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German Pages 227 Year 2007
Matthias Kramer, Matthias Valentin (Hrsg.) Netzwerke und Nachhaltigkeit im Transformationsprozess
GABLER EDITION WISSENSCHAFT Studien zum internationalen Innovationsmanagement Herausgegeben von Univ.-Professor Dr. Matthias Kramer Internationales Hochschulinstitut Zittau
Die zunehmende Globalisierung stellt neue Herausforderungen an die strategische Unternehmensführung. Zukünftig werden die europäischen Integrationsprozesse die Innovations- und damit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wesentlich prägen. Vor diesem Hintergrund werden in der Reihe sowohl Beiträge zur Innovationsforschung als auch zu Innovationsprozessen im internationalen Kontext präsentiert. Die konsequente Ausrichtung auf innovative und dynamische Marktentwicklungen, wie beispielsweise den Umweltmanagement- und -technikmarkt, liefert die Basis für eine Diskussion zwischen Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft in einem interdisziplinären Umfeld.
Matthias Kramer, Matthias Valentin (Hrsg.)
Netzwerke und Nachhaltigkeit im Transformationsprozess Kooperationsprojekte mit Mittel- und Osteuropa
Mit einem Geleitwort von Bernd-Dietmar Kammerschen und Prof. Dr. Matthias Kramer
Deutscher Universitäts-Verlag
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1. Auflage April 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Brigitte Siegel / Stefanie Loyal Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0791-8
Geleitwort Am 01.01.2007 wurde mit dem Beitritt Bulgariens und Rum¨ aniens zur Europ¨ aischen Union die 5. Beitrittsrunde abgeschlossen. In der EU leben nun in 27 Mitgliedsl¨ andern rund 490 Millionen B¨ urger. Den gr¨ oßten zeitgleichen Zuwachs erhielt die EU am 01.05.2004. An diesem Tag traten 10 Staaten, darunter Polen und die Tschechische Republik, der EU bei. Beitrittsverhandlungen laufen derzeit mit Kroatien und der T¨ urkei. Weitere Staaten streben mittel- und langfristig einen Beitritt an, darunter zum Beispiel auch die Ukraine. Von der Erweiterung werden erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen erwartet. Von dem nun gr¨ oßeren und st¨ arker integrierten Markt sollen neue Impulse f¨ ur das Wirtschaftswachstum ausgehen. Zwei Jahre nach dem Beitritt wachsen die Volkswirtschaf” ten der neuen Mitgliedsstaaten st¨ arker als die der alten. Dies schafft mehr Wohlstand in den neuen L¨ andern und tr¨ agt dazu bei, die Unterschiede beim Lebensstandard innerhalb der Union auszugleichen. Da das schnelle Wachstum in den osteurop¨ aischen L¨ andern eine steigende Kaufkraft bedeutet, erh¨ ohen sich auch die Export- und Investitionsm¨ oglichkeiten der u ander.“1 ¨brigen EU-L¨ Gleichwohl existieren bei den B¨ urgern und politisch Verantwortlichen aber auch Bef¨ urchtungen u ¨ber die konkreten jeweiligen nationalen Effekte des Erweiterungsprozesses. Als Indikator daf¨ ur mag das negative Votum Frankreichs und der Niederlande zu dem Entwurf einer EU-Verfassung gelten. Speziell die B¨ urger der 15 alten EUMitgliedsstaaten haben nach wie vor noch viele Fragen hinsichtlich der konkreten Auswirkungen der EU-Erweiterung auf ihre Lebensbedingungen. H¨ aufig geht es in diesem Kontext um Arbeitspl¨ atze, Sicherheitsfragen und Umweltwirkungen. Die Bundesrepublik Deutschland verf¨ ugte vor dem EU-Beitritt u angste EU¨ber die l¨ Ostaußengrenze. Der Freistaat Sachsen nahm und nimmt somit nicht nur geographisch nach dem Beitritt seiner unmittelbaren Nachbarn Polen und der Tschechischen Republik eine besondere Rolle ein, sondern auch politisch. Viele Herausforderungen zur Gestaltung des weiteren EU-Integrationsprozesses lassen sich nur gemeinsam l¨ osen durch Kooperation, Dialog und Kommunikation zwischen den beteiligten L¨ andern. Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LANU) hat sich bereits sehr fr¨ uhzeitig f¨ ur einen offenen umweltorientierten Erfahrungsaustausch zwischen Ministerien, nachgeordneten Beh¨ orden und Einrichtungen sowie Nichtregierungsorganisationen Sachsens, Polens und Tschechiens eingesetzt und positioniert. Vielf¨ altige Veranstaltungen und Ver¨ offentlichungen dokumentieren dieses erfolgreiche Engagement der letzten Jahre. Als eine wesentliche Aktivit¨ at ist in diesem Zusammenhang die gemeinsam mit dem Studiengang Betriebswirtschaftslehre des Internationalen Hochschulinstituts Zit1
http://www.europa.eu/pol/enlarg/overview de.htm
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tau initiierte Tagungs- und Publikationsreihe Internationales Umweltrecht“ zu nennen. ” Die Ergebnisse dieses Engagements haben mittlerweile in Fachkreisen eine hohe Beachtung gefunden und k¨ onnen durchaus als wesentliche vorbereitende Informations-, Diskussions- und Kommunikationsplattform f¨ ur den Beitrittsprozess bei der Angleichung des EU-Umweltrechts betrachtet werden. Nach dem 01.05.2004 geht es nun nicht mehr um Fragen des Beitrittsprozesses, sondern um die Integration und Identifikation gemeinsamer internationaler Zielstellungen f¨ ur nationales Handeln. Die LANU erbringt in diesem Zusammenhang durch die Finanzierung spezieller innovativer Umweltbildungs- und -beratungsprojekte sowohl aus theoretischer als auch praktischer Sicht wesentliche Beitr¨ age. Als beispielgebend ist in diesem Zusammenhang das Projekt Grenz¨ uberschreitende Vernetzung der Umweltbil” dung“ zu nennen, das aktuell mit Partnern aus Sachsen, Polen und der Tschechischen Republik bearbeitet wird. Aber auch durch das Tagungsengagement der LANU werden regelm¨ aßig zukunftsund richtungsweisende umweltorientierte Themenstellungen behandelt. Da auch das Internationale Hochschulinstitut Zittau nicht nur durch die Gr¨ undungsmotive als internationale universit¨ are Einrichtung u ¨ber einen speziellen Mittel- und Osteuropabezug verf¨ ugt, sondern auch durch umweltbezogene Forschungs- und Lehrschwerpunkte speziell im Studiengang Betriebswirtschaftslehre eine fachliche Basis bietet, war und ist ein kooperatives Vorgehen zwischen diesen beiden Einrichtungen zu speziellen Themenstellungen synergetisch wertvoll. Im Rahmen einer j¨ ahrlich stattfindenden Tagungsreihe werden nun regelm¨ aßig aktuelle umweltorientierte Themenstellungen behandelt. Den Auftakt bildete 2005 die Veranstaltung Ein Jahr nach dem EU-Beitritt - Status quo und Herausforderungen an ” das Umweltmanagement in Theorie und Praxis - Eine internationale Perspektive f¨ ur ¨ Kooperationen zwischen Deutschland, Polen und Tschechien“. Uber 70 Teilnehmer aus den genannten L¨ andern diskutierten u atze f¨ ur die Qualifizierung ¨ber best practice Ans¨ k¨ unftiger F¨ uhrungskr¨ afte, die Integration entsprechender Ans¨ atze in die europ¨ aische Hochschulbildung sowie den k¨ unftigen F¨ uhrungskr¨ aftebedarf zur Etablierung umweltorientierten Wissens in den europ¨ aischen Integrationsprozess. Die Folgeveranstaltung vom 22. bis 24. Mai 2006 widmete sich den umweltorientierten Transformationsprozessen und internationalen Kooperationsprojekten mit Mittelund Osteuropa. Unter Ber¨ ucksichtigung der bereits erw¨ ahnten EU-Beitrittsperspektive f¨ ur weitere L¨ ander Osteuropas entschieden sich die Veranstalter, das Themenspektrum inhaltlich und personell untersetzt zu erweitern. An der Veranstaltung nahmen nun erstmals auch G¨ aste aus der Ukraine und Kasachstan teil. Die Tagung stand somit auch unter der Zielstellung eines umweltbezogenen Informations- und Wissenstransfers verf¨ ugbarer EU-Erfahrungen in L¨ ander, die vor vergleichbaren Herausforderungen ¨ stehen, sei es, durch den angestrebten EU-Beitritt motiviert oder durch die Offnung der M¨ arkte und Demokratisierungstendenzen in L¨ andern, die zu UDSSR Zeiten kein eigenst¨ andiges Umweltprofil entwickeln konnten. Von Kasachstan als neuntgr¨ oßtes und rohstoffreiches Land der Erde k¨ onnen somit wesentliche Impulse f¨ ur die gesamte Ent-
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wicklung in Zentralasien ausgehen. Der Bezug zu Deutschland besteht nicht zuletzt auch auf Grund der Tatsache, dass immer noch u ammige Men¨ber 200.000 deutschst¨ ¨ schen in diesem Land leben. Uber die Gr¨ undung der Deutsch-Kasachischen Universit¨ at in Almaty sollen k¨ unftig auch Umweltthemen f¨ ur die Ausbildung k¨ unftiger F¨ uhrungskr¨ afte angeboten werden, z. B. durch die Implementierung eines Studienangebotes f¨ ur Umweltmanagement und Umwelttechnik. Dieser Tagungsband enth¨ alt nun die Vortr¨ age der Veranstaltung, der durch Referenten aus f¨ unf L¨ andern eine fachliche und internationale Vielfalt aufweist. Die Publikation ist nicht nur wissenschaftlich orientiert, sondern auch praxis- und politikbezogen motiviert, um zu einigen Themengebieten zun¨ achst einen internationalen Erfahrungsaustausch zu erm¨ oglichen, den es in dieser Form bislang noch nicht gegeben hat. Den Anfang machen Dr. Schollendorf und Dr. Meyer-Steinbrenner, die zun¨ achst aus ¨ Bundes- und l¨ anderbezogener Sicht einen Uberblick u ¨ber deutsche Nachhaltigkeitsstrategien geben. Dr. D¨ orrenb¨ acher und Quoden besch¨ aftigen sich danach mit der Frage, welche Rolle institutionelle Netzwerke in diesem Kontext f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer einnehmen k¨ onnen. Diese Herausforderung stellt sich aber auch f¨ ur Hochschulen, so dass ein weiterer Themenblock diesbez¨ ugliche deutsche Lehr-, Forschungsund Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa umfasst. Prof. Dr. Gerstberger und Dr. h.c. Gieraths vermitteln ihre diesbez¨ uglichen Erfahrungen, Erwartungen und Forderungen. Neben den ¨ offentlichen und zum Teil vom Staat finanzierten Programmen zur F¨ orderung innovativer Umweltprojekte nehmen aber auch Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen eine zunehmend aktive Rolle ein. Inwieweit auf dieser Grundlage Multiplikatorwirkungen und Impulse f¨ ur Innovationen im Umweltschutz initiiert werden k¨ onnen, stellen Frank, Kammerschen, Kulke und Forndran aus Sicht unterschiedlicher ¨ offentlicher und privater F¨ ordereinrichtungen vor. Der zweite Veranstaltungstag stand ganz im Fokus der Kommunikation und des intensiven Erfahrungsaustausches mit den ausl¨ andischen G¨ asten. Die Referenten Prof. Dr. Borys und Doc. Dr. Ritschelova stellten ihre Vorstellungen zur Verantwortung der Hochschulen zur aktiven Gestaltung eines umweltorientierten Transformationsprozesses aus der Sicht Polens und der Tschechischen Republik dar. Dr. Brauweiler erg¨ anzte diese allgemeine Themenstellung um spezielle Ans¨ atze aus deutscher Sicht. Welche Rolle in diesem Zusammenhang interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation einnehmen, er¨ orterten PD Dr. Braun und Dr. Grabowski am Beispiel der Ukraine und Polens. Den Abschluss der Veranstaltung gestalteten zun¨ achst die ukrainischen Referenten Prof. Dr. Babiak, Dr. Taranow und Dr. Popova, die aus der Sicht von drei Universit¨ aten Qualifizierungsangebote, -potenziale und defizite zur Gestaltung von Umweltmanagementorientierung und Nachhaltigkeit im Transformationsprozess ableiteten. Diese anspruchsvolle Themenstellung wurde abschließend um Erfahrungen aus kasachischer Sicht erg¨ anzt, die durch die Referenten Prof. Dr. Lochmann und Prof. Dr. Kanaew verantwortet wurden. Die Ergebnisse dieser anspruchsvollen Tagung liegen nun in Buchform vor. Die Verantwortlichen der LANU und des Studienganges Betriebswirtschaftslehre des IHI Zittau
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sind sich sicher, dass mit dieser Publikation ein wesentlicher Beitrag f¨ ur die weitere gemeinsame Gestaltung von internationalen Hochschul- und Praxisnetzwerken unter Ber¨ ucksichtigung von Nachhaltigkeitszielstellungen entwickelt wurde. Dass die Themenstellung aktueller denn je ist, zeigen leider vielf¨ altige negative natur- und umweltbezogene Effekte der j¨ ungsten Vergangenheit. Es wird daher sinnvoller Weise eine Fortsetzung dieser Veranstaltungsreihe in 2007 geben. Zu der Themenstellung Inter” nationale Hochschulnetzwerke und ihre Rolle zur aktiven Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung - Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa“ werden sich wiederum Teilnehmer aus mindestens f¨ unf L¨ andern vom 14. bis 17. Mai 2007 in Zittau versammeln, um zu diesem wichtigen Thema nicht nur Informationen auszutauschen, sondern auch Forderungen und Konzepte abzuleiten bzw. zu entwickeln. Abschließend m¨ ochten sich die Veranstalter der Tagungsreihe ausdr¨ ucklich bei den Verantwortlichen der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, speziell bei Herrn Michael Br¨ auer als Vorsitzenden des Vorstandes, f¨ ur die M¨ oglichkeit bedanken, die Veranstaltung in den R¨ aumlichkeiten der Sparkasse ausgerichtet haben zu k¨ onnen. Durch das angenehme Tagungsambiente in den R¨ aumen der Sparkasse wurde der logistische Rahmen f¨ ur den Erfolg dieser Tagung gelegt, der inhaltlich nun in Buchform f¨ ur weitere Interessenten an dieser Thematik zur Verf¨ ugung gestellt wird.
Bernd-Dietmar Kammerschen Stiftungsdirektor S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Univ.-Prof. Dr. Matthias Kramer Studiengangsleiter Betriebswirtschaftslehre Inhaber des Lehrstuhls f¨ ur Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling und Umweltmanagement Internationales Hochschulinstitut Zittau
Inhaltsverzeichnis Geleitwort Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abk¨ urzungsverzeichnis 1 Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien 1.1 Internationale Aspekte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung – Kooperationen mit Mittel- und Osteuropa Kai Schollendorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung . . 1.1.2 Die internationalen Bez¨ uge der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie als Leitbild der Umweltaußenpolitik . . . . . . . . . . . . 1.1.3 Das Engagement des Bundesumweltministeriums in den neuen und k¨ unftigen EU-Mitgliedsstaaten . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.4 Das Engagement des Bundesumweltministeriums in Russland und der Ukraine sowie im Kaukasus und in Zentralasien . . . . 1.1.5 Die Mitarbeit in internationalen Gremien im Einsatz f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung der Region . . . . . . . . . . . . . . 1.1.6 Das Engagement des Bundesumweltministeriums im Ostseeraum und auf dem Westbalkan . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.7 Zusammenfassung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Nachhaltigkeitsstrategien des Freistaates Sachsen Harry Meyer-Steinbrenner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Position und Ziele der Staatsregierung Sachsen bez¨ uglich einer Nachhaltigkeitsstrategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2 Der Begriff Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Das Leitbild Nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . 1.2.4 Warum eine Nachhaltigkeitsstrategie? . . . . . . . . . . . . . 1.2.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2 Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer 2.1 Dialog und Integration - Logistiknetzwerke und Kreislaufwirtschaft am Beispiel von Pro Europe in der Ukraine Joachim Quoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Geschichte der Verpackungsgesetzgebung . . . . . . . . . . . 2.1.2 PRO EUROPE – Verwertungssysteme in der EU, EEA und Beitrittskandidaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Abfallmanagement in der Ukraine . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Das Spektrum der Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der Deutschen Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde Heike D¨ orrenb¨ acher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde . . . . . . . . . . . 2.2.2 Situation der Osteuropaforschung in Deutschland . . . . . . . 2.2.3 Spektrum der Osteuropaforschung . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.4 Internationale Kooperation der Osteuropaforschung . . . . . . 2.2.5 ICCEES Member Organisations and Associated Members . . . 2.2.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa 3.1 Grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland Wolfgang Gerstlberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Warum Innovations- und Forschungsnetzwerke immer wichtiger werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Informationsstand und Datenlage: Mehr Fragen als Antworten 3.1.3 Wovon wir sprechen: Versuch einer Definition in grenz¨ uberschreitender Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.4 Eine vorl¨ aufige Typologie grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.5 Ausgew¨ ahlte empirische Mosaiksteine . . . . . . . . . . . . . 3.1.6 Ausgew¨ ahlte Beispiele aus dem Dreil¨ andereck . . . . . . . . . 3.1.7 Fazit: Grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke als großes Potential trotz hohem Aufwand und Risiko . 3.1.8 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Nachhaltige Projektarbeit an mittel- und osteurop¨ aischen Hochschulen Jochem Gieraths . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Die Universit¨ at Hohenheim und ihr Osteuropazentrum . . . . 3.2.2 TEMPUS-TACIS-Projekte in der Russischen F¨ oderation . . . . 3.2.3 TEMPUS-CARDS-Projekte in der Balkan-Region . . . . . . . 3.2.4 Die Frage nach der Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhaltsverzeichnis 3.2.5 3.2.6
Public-Private-Partnerships im Agrar- und Ern¨ ahrungssektor der MOEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung . . . . . .
4 Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte 4.1 Forschungs- und Wissenschaftsdialog mit der Wirtschaft – Herausforderungen unter dem Blickwinkel von Internationalisierung und Globalisierung Andrea Frank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Der Stifterverband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Die Geschichte des Stifterverbandes . . . . . . . . . . . . . . 4.1.3 Bereiche des Stifterverbandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.4 Initiativen - ausgew¨ ahlte Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Modellprojekte der LANU mit mittel- und osteurop¨ aischen Partnern Bernd-Dietmar Kammerschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt . . . . . . . 4.2.2 Modellprojekte im Bereich Akademie . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Modellprojekte im Bereich des Nationalparkhauses S¨ achsische Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.4 Modellprojekte im Bereich Naturschutzfonds . . . . . . . . . . 4.2.5 Sonstige Modellprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Innovative Projekte der Umweltstiftung in Partnerschaft mit Mittel- und Osteuropa Wilhelm Kulke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Das internationale Stipendienprogramm . . . . . . . . . . . . 4.3.3 DBU-Projekte im Gebiet Kaliningrad . . . . . . . . . . . . . . 4.3.4 DBU-Projekte Donauregion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4 Die regionale Verantwortung von Sparkassen und nachhaltige Entwicklung Hartmut Forndran . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2 Die deutsche Sparkassen-Finanzgruppe . . . . . . . . . . . . . 4.4.3 Gesch¨ aftspolitik und -philosophie im Kontext nachhaltiger Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5 Umweltorientierte Transformationsprozesse – Die Verantwortung der Hochschulen 73 5.1 Die umweltorientierte Hochschulausbildung in Polen Tadeusz Borys . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 5.1.1 Die Notwendigkeit f¨ ur neue Bildungsinitiativen . . . . . . . . . 73 5.1.2 Realisierungsprobleme innerhalb der polnische Bildungsangebot bez¨ uglich der Grunds¨ atze der Nationalen Strategie umweltorientierter Bildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5.1.3 Strategien f¨ ur ein attraktives umweltorientiertes Bildungsangebot 76 5.1.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 5.1.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 5.2 Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik Iva Ritschelov´ a, Egor Sidorov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 5.2.2 Umweltschutzorientierte Studienprogramme an den tschechischen Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 5.2.3 Ausrichtung der umweltorientierten Studienf¨ acher . . . . . . . 93 ´ ı nad Labem . . . . . 5.2.4 Jan-Evangelista-Purkynˇe-Universit¨ at, Ust´ 93 5.2.5 Potenzial f¨ ur die Zusammenarbeit mit den Universit¨ aten in Nachbarl¨ andern: Vorschl¨ age der m¨ oglichen Kooperationsbereiche, Projektaktivit¨ aten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.2.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 5.3 Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen Jana Brauweiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.3.1 Einordnung und Definition der Umweltbildung . . . . . . . . . 100 5.3.2 Entwicklung und Ist-Situation zur Umweltbildung an deutschen Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.3.3 Potenziale f¨ ur den internationalen Transfer von Umweltbildung 109 5.3.4 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 6 Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation 119 6.1 Transformationsprobleme der ukrainischen Volkswirtschaft und Gesellschaft Helmut Braun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.1.1 Problemstellung: Kann Polen als Beispiel f¨ ur die Ukraine herangezogen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.1.2 Die Transformationssequenz der Ukraine . . . . . . . . . . . . 120 ¨ 6.1.3 Okonomische Ausgangslage und wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6.1.4 Der Weg in die Orange Revolution und ihre Umsetzung . . . . 123
Inhaltsverzeichnis 6.1.5
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Geograpisch-politische Kontinuit¨ aten und Br¨ uche in der ukrainischen Geschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.6 Kulturell-religi¨ ose Kontinuit¨ aten und Br¨ uche . . . . . . . . . . 6.1.7 Zur Wirkm¨ achtigkeit historischer Bruchlinien in aktuellen politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozessen . . . . 6.1.8 Bewertung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1.9 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990 – ein voller oder partieller Erfolg Andrzej Kry´ nski, Piotr Grabowski . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Einf¨ uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.2 Geschichtliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.3 Aktuelle Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.4 Die Ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.5 Die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.7 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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7 Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten 7.1 Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt M. M. Babjak, W. H. Skotnyj, M. W. Tschernec, B. J. Kyschakewytsch 7.1.1 Einf¨ uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.2 Forschungsschwerpunkte in der Ukraine . . . . . . . . . . . . 7.1.3 Das Modellprojekt Umweltmanagement an der Staatlichen P¨ adagogischen Iwan-Franko-Universit¨ at Drohobytsch . . . . . . . 7.1.4 Studienpl¨ ane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.1.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Die Entwicklung des Umweltmanagements in der ukrainischen Industrie Alla Voronkova . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2.2 Die ¨ okologische Situation in der Ukraine . . . . . . . . . . . . 7.2.3 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil Ihor Taranow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.1 Rechtsnormen der Hochschulausbildung in der Ukraine . . . . 7.3.2 Fakten u atigkeiten einzelner ¨ber die Funktionsweise und die T¨ Wirtschaftshochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.3 Modernisierung der Wirtschaftsausbildung an ukrainischen Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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7.5
7.6
Inhaltsverzeichnis 7.3.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umweltorientierte Ausbildung an ukrainischen Universit¨ aten Vyacheslav V. Dementiev, Olga Popova . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.1 Einf¨ uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.2 Die ¨ okologische Situation in der Ukraine . . . . . . . . . . . . 7.4.3 Verbesserungsans¨ atze zur o ¨kologische Situation in der Ukraine 7.4.4 Schwerpunkte umweltorientierter Ausbildung in der Ukraine . . 7.4.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.4.6 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Umweltmanagementbezogene Kooperationen der Deutsch-Kasachischen Universit¨ at Bodo Lochmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.1 Basisinformationen zu Kasachstan . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.2 Aktueller Zustand der Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . 7.5.3 Allgemeine Umweltsituation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5.4 Umweltbildung an kasachischen Schulen und Hochschulen . . 7.5.5 Umweltrelevante Disziplinen und Kooperationsm¨ oglichkeiten mit deutschen Partnerhochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . Umweltmanagement an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at A. T. Kanaew . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6.1 Die Staatliche Kasachische Agraruniversit¨ at . . . . . . . . . . 7.6.2 Umweltmanagement an der kasachischen Agraruniversit¨ at . . .
Verzeichnis der Autoren
181 181 183 183 184 185 187 191 191
192 192 192 193 195 196 199 199 200 205
Abbildungsverzeichnis 2.1
Verwertungssysteme weltweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
3.1 3.2 3.3
Euro-Textilregion Neiße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Forschungsrahmenprogramm der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . Akademisches Koordinierungszentrum . . . . . . . . . . . . . . . . .
39 40 41
4.1
Verteilung grenz¨ uberschreitender Projekte auf L¨ ander(-kombinationen)
64
5.1
Kooperationspartner bei der Etablierung der Spezialisierung Interna” tionales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement“ am IHI Zittau . . ¨ Ubersicht u ¨ber das Gesamtkonzept der Spezialisierung Internationales ” und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement“ . . . . . . . . . . . . . . .
5.2
7.1 7.2 7.3 7.4
Forschungsrichtungen zur Optimierung ¨ okologischen Managements . . Die Entwicklung einzelner ukrainischer Branchen, ein Vergleich zwischen 1998 und 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entwicklung der Umweltverschmutzung in Lugansk . . . . . . . . Wichtige Probleme des ukrainischen Hochschulsystems . . . . . . . .
110 111 156 165 167 176
Tabellenverzeichnis
2.1
Revision der Verpackungsrichtlinie 94/62/EG 2004 . . . . . . . . . .
3.1
Vorl¨ aufige Typologie grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktuell durch die EU gef¨ orderte Projekte in ausgew¨ ahlten Bundesl¨ andern Anzahl nieders¨ achsischer Beteiligungen an EU-Forschungsprojekten . . Mittel aus EU-Forschungsprojekten f¨ ur nieders¨ achsische Teilnehmer . Eingeworbene Mittel nieders¨ achsische Teilnehmer nach Rahmenprogrammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Netzwerkpartner und -ziele nieders¨ achsische Teilnehmer bei EU-Forschungsprojekten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen der EU-Projekte, 4. FRP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nutzen der Projekte mit nationaler FuE-F¨ orderung im Vergleichszeitraum 4. FRP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kriterien f¨ ur die Partnersuche und -wahl bei EU-Forschungsprojekten .
3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 5.11 5.12 5.13 5.14
14
31 32 33 33 34 35 36 36 38
Anzahl der Fachrichtungen mit umweltorientierten Schwerpunkten nach der Art der Hochschulen im Jahre 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . 78 Entwicklung der Zahl der Hochschulen und der Hochschulstudenten in der Tschechischen Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Umweltorientierte Studienprogramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Umweltorientierte Studienf¨ acher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 Fachliche Orientierung der umweltorientierten Studienf¨ acher . . . . . 93 Akkreditierte Studienprogramme und -F¨ acher an der Fakult¨ at f¨ ur Umwelt 95 Studentenzahlen im akademischen Jahr 2005/2006 . . . . . . . . . . 96 Vorbereitete Studienf¨ acher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 SWOT-Analyse der umweltorientierten Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Entwicklung der Umweltbildung an deutschen Hochschulen . . . . . . 104 Integration in die Fachrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Art der Studienangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Inhalte der Umweltbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 St¨ arken und Entwicklungspotenziale der Umweltbildung bzw. Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung an deutschen Hochschulen . . . . . . . . 109
XVIII 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5
Tabellenverzeichnis Etappen der Menschheitsentwicklung: vom agraren Zeitalter bis zur Informationsgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgaben der ¨ offentlichen Hand in ausgew¨ ahlten Jahren . . . . . . . Ausgew¨ ahlte Wirtschaftsindizes f¨ ur Polen zwischen 1990 und 2002 . . Vergleich des realen BIP zwischen Polen und dem Durschnitt der 2004 zur EU beigetretenen L¨ andern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gewinn per capita in den neuen EU-L¨ andern im Vergleich zum Durchschnitt der 15 alten EU-Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
¨ Begriffsunterschiede zwischen Okologischer Steuerung und Umweltmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Studienplan der Masterausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Studienplan der Ausbildung zum Bachelor . . . . . . . . . . . . . . . 7.4 Wahlpf¨ acher der Lehranstalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.5 Vergleichsanalyse der Industrieentwicklung und der Verschmutzung der heutigen Umwelt in der Ukraine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.6 Hauptursachen f¨ ur die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.7 Qualifizierungs¨ ubersicht: Fachrichtung Wirtschaft und Unternehmer” tum“ an ukrainischen Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.8 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.9 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.10 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
137 138 140 140 141
7.1
153 158 159 160 166 175 177 202 203 204
Abk¨ urzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
ACC
Akademisches Koordinierungszentrum
ALI
Frauenhofer-Anwendungszentrum f¨ ur Logistikplanung und Informationssysteme, Cottbus
ARA
Altstoff Recycling Austria AG
AvH
Alexander von Humboldt-Stiftung
BASIC
Balkan Agri-Sector Initiative for Capacity Building
Bc.
Bachelor
Bd.
Band
BEF
Baltic Environmental Forum
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BLK
Bund-L¨ ander-Kommission
BMBF
Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung
BRIE
Bulgarisch-Rum¨ anisches Interuniversit¨ ares Europazentrum
bsp.
beispielsweise
BWL
Betriebswirtschaftslehre
bzw.
beziehungsweise
CPC
Cleaner Production Center (Austria)
CRI
Internationales Zentrum f¨ ur Nachhaltigkeit und Informationsgesellschaft
ca.
circa
d. h.
das heißt
DAAD
Deutscher Akademischer Austausch Dienst (German Academic Exchange Service)
DBU
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
DFG
Deutsche Forschungsgemeinschaft
DGO
Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde
XX
Abk¨ urzungsverzeichnis
DKU
Deutsch-Kasachische Universit¨ at
DSD
Duales System Deutschland
DSZ
Deutsches Stiftungszentrum
e. V.
eingetragener Verein
EAP
European Action Programm
ECTS
European Credit Transfer System
EEA
European Environment Agency
ehem.
ehemals
EMAS
Environmental Management and Audit Scheme
etc.
et cetera
EU
Europ¨ aische Union
EWG
Einwohnergleichwert
f.
folgende [Seite, Spalte]
ff.
folgende [Seiten, Spalten]
FFH ˇ FZP
Fauna-Flora-Habitat Fakult¨ at f¨ ur Umweltstudien (UJEP)
FRP
Forschungsrahmenprogramm
FuE
Forschung und Entwicklung
GIS
Geographisches Informationssystem
GUS
Gemeinschaft unabh¨ angiger Staaten
Hrsg.
Herausgeber
HSI
Hochschulinstitution
i. d. R.
in der Regel
ICCEES
International Council for Central and East European Studies
ifo
ifo Institut f¨ ur Wirtschaftsforschung e.V.
IHI
Internationales Hochschulinstitut Zittau
Ing.
Ingenieur
insb.
insbesondere
Jg.
Jahrgang
Jhs.
Jahrhunderts
KMU
kleine und mittelst¨ andische Unternehmen
landwirt.
landwirtschaftlich
LANU
S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt
Abk¨ urzungsverzeichnis LB
Landesbank
Mgr.
Magisterstudium
Mio.
Millionen
MOEL
Mittel- und Osteurop¨ aische L¨ ander
MPG
Max-Planck-Gesellschaft
Mrd.
Milliarden
NDEP
Northern Dimension Environmental Partnership
NDPF
Northern Dimension Environmental Partnership Fund
NEMO
Netzwerkmanagement-Ost
NGO
Non-Governmental Organization
NMgr.
anschließendes Magisterstudium
Nr.
Nummer
NRW
Nordrhein-Westfalen
XXI
o. g.
oben genannt
PPP
Public-Private-Partnership
PRO EUROPE
Packaging Recovery Organisation Europe
RICARDA
Regional Intellectual Capital Reporting Development and Application of a Methodology for European Regions
RIS
Regional Innovation Strategy
RITTS
Regional Innovation and Technology Transfer Strategy
RM
Reichsmark
S.
Seite
SGH
Wirtschaftsuniversit¨ at Warschau
SISTEMaPARC
R¨ aumliche Informationssysteme zum grenz¨ uberschreitenden Umweltmanagement von Schutzgebieten und -regionen
SMUL
Staatsministerium f¨ ur Umwelt und Landwirtschaft, Sachsen
sog.
sogenannt
SWS
Semesterwochenstunden
TACIS
Technical Aid to the Commonwealth of Independent States
Tsd.
Tausend
TU
Technische Universait¨ at
u.
und
u. a.
unter anderem, unter anderen
XXII
Abk¨ urzungsverzeichnis
u. ¨ a.
und ¨ ahnliche
u. a. m.
und andere mehr
UAH
Griwna oder Hrywnja (Ukrainische W¨ ahrung)
UBA
Umweltbundesamt
UJEP
´ ı nad Labem Jan-Evangelista-Purkynˇe-Universit¨ at in Ust´
UkrPEC
Ukrainische Koalition f¨ ur Verpackung und Umwelt
UMS
Umweltmanagementsystem
UNDP
United Nations Development Program
UNO
United Nations Organization
UNEP
United Nations Environment Programme
UNESCO
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
usw.
und so weiter
vgl.
vergleiche
wiss.
wissenschaftlich
WRRL
Wasserrahmenrichtlinie
WWF
World Wildlife Fund
z. B.
zum Beispiel
1 Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien 1.1 Internationale Aspekte der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung – Kooperationen mit Mittel- und Osteuropa Dr. Kai Schollendorf, Referent, Bundesministerium f¨ ur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin
1.1.1 Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung Vor nunmehr fast 15 Jahren, im Jahr 1992, hat sich die internationale Staatengemeinschaft auf der Konferenz der Vereinten Nationen f¨ ur Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ( sustainable development“) ” bekannt. In der Rio-Deklaration und der Agenda 21 haben die an dieser Konferenz beteiligten Staaten, internationalen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen den gemeinsamen Willen und die gemeinsame Verantwortung zum Ausdruck gebracht, die Ressourcen der Erde zuk¨ unftig so behutsam zu nutzen, dass alle L¨ ander der Erde gerechte Entwicklungschancen erhalten, die Entfaltungschancen zuk¨ unftiger Generationen aber nicht geschm¨ alert werden. Mit der Erkl¨ arung von Rio hat das Konzept der nachhaltigen Entwicklung endg¨ ultig seinen Durchbruch in der internationalen Politik erzielt. Dabei sind sowohl der Begriff als auch das dahinter stehende Konzept deutlich ¨ alter; trotz allen Stolzes f¨ ur den Ursprung des Begriffs in der deutschen Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts muss man aber sicherlich konstatieren, dass sich das Begriffsverst¨ andnis wesentlich gewandelt hat und der Begriff heute weit umfassender ist als vor 250 oder 300 Jahren. Wichtigster Meilenstein dieser Begriffsentwicklung, neben vielen anderen, war sicherlich der Abschlussbereicht der UN-Kommission f¨ ur Umwelt und Entwicklung, nach der Kommissionsvorsitzenden auch Brundtland-Kommission genannt. Dieser Bericht definierte nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, die die Bed¨ urfnisse der Gegen” wart befriedigt, ohne zu riskieren, dass k¨ unftige Generationen ihre eigenen Bed¨ urfnisse nicht befriedigen k¨ onnen“. Mit dieser Formulierung signalisiert die Kommission den angestrebten Interessenausgleich von Nord und S¨ ud sowie von Industriegesellschaft und Entwicklungsl¨ andern. Gleichzeitig machte sie auf die neuen Herausforderungen einer globalen Umwelterhaltung und gerechten Ressourcenbewirtschaftung aufmerksam. Kapitel 38 der Agenda 21 enth¨ alt die klare Aufforderung an alle Staaten, auf Grundlage der Agenda 21 nationale Strategien zu entwickeln, die eine wirtschaftliche leis-
2
Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien
tungsf¨ ahige, sozial gerechte und ¨ okologisch vertr¨ agliche Entwicklung zum Ziel haben einfacher ausgedr¨ uckt: nationale Nachhaltigkeitsstrategien - zu entwickeln. Entsprechend dieser Verpflichtung hat die Bundesregierung 2002 die Perspektiven ” f¨ ur Deutschland“ u ¨berschriebene nationale Nachhaltigkeitsstrategie vorgelegt. In ihr hat die Bundesregierung f¨ ur die n¨ achsten Jahre und Jahrzehnte Priorit¨ aten f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung gesetzt sowie Ziele und Maßnahmen festgelegt. Auf die Strategie folgte 2004 ein erster Fortschrittsbericht, der eine erste Bilanz zog und die Nachhaltigkeitsstrategie in einzelnen Teilen weiter entwickelte. Im Jahr 2005 hat die damalige Bundesregierung dann wegen der bevorstehenden Neuwahlen den eigentlich erst f¨ ur 2006 geplanten zweiten Fortschrittsbericht vorgezogen und in einem Wegweiser Nach” haltigkeit 2005“ neuere Entwicklungen beschrieben und erneut Bilanz gezogen. Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD bekennt sich zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, zu den relevanten Gremien und verspricht, die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie weiter zu entwickeln. Die Grundregel des Nachhaltigkeitskonzeptes der Bundesregierung lautet: Jede Generation muss ihre Aufgaben selbst l¨ osen und darf sie nicht den kommenden Generationen aufb¨ urden. Die heute lebenden Menschen m¨ ussen außerdem Vorsorge f¨ ur absehbare zuk¨ unftige Belastungen treffen. Das gilt f¨ ur die Erhaltung nat¨ urlicher Lebensgrundlagen, f¨ ur die wirtschaftliche Entwicklung sowie den sozialen Zusammenhalt und den demographischen Wandel. Diese Grundregel zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine ¨ okologische, sondern auch eine ¨ okonomische und soziale Komponente hat. Wegen der nur ¨ begrenzt zur Verf¨ ugung stehenden Ressourcen ist die Okologie jedoch der limitierende Faktor. In der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie sowie in den beiden Folgedokumenten hat die Bundesregierung anhand aktueller Themen aufgezeigt, wie Nachhaltigkeitspolitik gemeinsam mit weiteren Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft entsprechend der Grundregel der Nachhaltigkeit gestaltet werden kann. Eine Reihe dieser Themen haben einen klaren ¨ okologischen Bezug. An den Themen Klimaschutz und Energiepolitik, biologische Vielfalt, umweltvertr¨ agliche Mobilit¨ at und alternative Kraftstoffe, Umwelt, Gesundheit und Ern¨ ahrung oder auch Verminderung des Fl¨ achenverbrauchs l¨ asst sich ablesen, dass die Umweltseite der Nachhaltigkeit stark ausgepr¨ agt ist. Um m¨ oglichst konkret ablesen zu k¨ onnen, wie weit die nachhaltige Entwicklung vorankommt, bestimmt die nationale Nachhaltigkeitsstrategie 21 Indikatoren, die anzeigen sollen, welche Fortschritte erreicht wurden und wo weiterer Handlungsbedarf besteht. Zugleich definiert die Nachhaltigkeitsstrategie f¨ ur zahlreiche Indikatoren quantifizierbare Zielgr¨ oßen, die auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung in den kommenden Jahren erreicht werden sollen. Beispielhaft sei hier das Ziel genannt, die t¨ agliche Fl¨ acheninanspruchnahme von derzeit etwa 130 ha auf 30 ha im Jahr 2020 zu reduzieren oder das Ziel, bis zum Jahr 2015 den Anteil des Schienenverkehrs an der G¨ uterverkehrsleitung auf knapp 25 Prozent zu steigern.
Internationale Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung
3
1.1.2 Die internationalen Bez¨ uge der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie als Leitbild der Umweltaußenpolitik Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ist es in erster Linie, die Verh¨ altnisse in Deutschland zu beeinflussen. Dieser auf die nationalen Verh¨ altnisse fokussierende Ansatz beruht nicht zuletzt auf dem Ausgangspunkt der Strategie: die Teilnehmerstaaten der Rio-Konferenz waren aufgerufen, die Agenda 21 auf die staatliche Ebene herunter zu brechen. Trotz dieses prim¨ aren Fokus auf Entwicklungen in Deutschland, hat die nationale Nachhaltigkeitsstrategie zahlreiche internationale Bez¨ uge und fordert zum Handeln im internationalen Bereich auf. Zwei der 21 Indikatoren messen explizit das internationale Engagement der Bundesrepublik, indem sie Ziele f¨ ur die ¨ offentliche Entwicklungszusammenarbeit und die Wareneinfuhr aus Entwicklungsl¨ andern formulieren. Gerade auch im ¨ okologischen Teil der Strategie ist der internationale Bezug besonders deutlich ausgepr¨ agt, denn stets wird deutlich, dass die Probleme, vor allem nat¨ urlich die Umweltprobleme, zu deren L¨ osung die Nachhaltigkeitsstrategie beitragen will, nur im Verbund mit anderen Staaten gel¨ ost werden k¨ onnen. Insofern beeinflusst die Nachhaltigkeitsstrategie auch die ausw¨ artige Politik der Bundesrepublik und vor allem nat¨ urlich auch die Umweltaußenpolitik. Es ist folglich auch wenig u ¨berraschend, dass das Engagement des Bundesumweltministeriums in den Staaten Mittel- und Europas sowie in den Neuen Unabh¨ angigen ” Staaten“ vom Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wie es in der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ausformuliert ist, gepr¨ agt wird, wenngleich die Zusammenarbeit mit diesen Staaten im Umweltbereich kein unmittelbarer Ausfluss der Strategie ist, sondern ihren Ausgang bereits zu Beginn der 1990er Jahre im Zuge des Falls des eisernen Vorhangs genommen hat. Gerade unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit kommt aber einem umweltpolitischen Engagement und der umweltpolitischen Zusammenarbeit mit den Staaten Mittel- und Osteuropas eine besondere Bedeutung zu. Vor dem Fall des eisernen Vorhangs herrschte in den Staaten des ¨ ostlichen Europas weitgehender umweltpolitischer Stillstand, der der heutigen und k¨ unftigen Generationen erhebliche Lasten aufb¨ urdet. Heutzutage beobachten wir, dass der immense Nachholbedarf im Konsum in vielen dieser L¨ ander den Trend, auf Kosten k¨ unftiger Generationen zu leben, noch verst¨ arkt. Die daraus resultierenden negativen Auswirkungen wollen wir mit unserem Engagement bremsen, indem wir den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung voranbringen und die Erfahrungen, die wir in Deutschland nach der Wiedervereinigung im Transformationsprozess gesammelt haben, weitergeben. Das Engagement des Bundesumweltministeriums in den Staaten Mittel- und Osteuropas hat zahlreiche Facetten. Es ist gekennzeichnet von dem Bem¨ uhen, in jedem Land, in jeder Region einen m¨ oglichst bedarfsorientierten Ansatz zu verfolgen. Dies klingt zun¨ achst recht abstrakt, deshalb soll dies im Folgenden verdeutlicht werden.
4
Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien
1.1.3 Das Engagement des Bundesumweltministeriums in den neuen und k¨ unftigen EU-Mitgliedsstaaten Zentraler Gesichtspunkt unseres Engagements in den zehn Staaten Mittel- und Osteuropas, die seit Mai 2004 bzw. ab voraussichtlich Januar 2007 Mitglied der Europ¨ aischen Union sind, war und ist die Vorbereitung auf den EU-Beitritt und die Bew¨ altigung der damit verbundenen umweltpolitischen Herausforderungen, die zu großen Teilen auch noch nach dem Beitritt fortbestehen. Eine der wesentlichen Aufgaben in den Beitritts- und Kandidatenstaaten war und ist der Aufbau effektiver Verwaltungsstrukturen, die in der Lage sind, die Rechtsvorschriften der EU tagt¨ aglich anzuwenden und gegen¨ uber B¨ urgern und Unternehmen durchzusetzen. Dies gilt auch im Umweltbereich, der mit seinen etwa 300 Rechtsvorschriften zu den umfangreichsten und kompliziertesten Bereichen des Gemeinschaftsrechts ( ac” ¨ quis communautaire“) z¨ ahlt. Dabei sind die vollst¨ andige Ubernahme und Anwendung des Gemeinschaftsrechts nicht nur ein Gebot der Vertragstreue gegen¨ uber den anderen Mitgliedstaaten, sondern auch und insbesondere ein Gebot eines m¨ oglichen optimalen Umwelt- und Ressourcenschutzes, wie vom Nachhaltigkeitsprinzip gefordert. Um den hier eingeschlagenen Weg erfolgreich weiter zu verfolgen, wird es k¨ unftig vor allem auf eine weitere St¨ arkung der Implementierungsstrukturen sowie des Vollzugs auf regionaler und lokaler Ebene ankommen. Auch Investitionen sind noch in erheblichem Umfang ¨ n¨ otig, um die Anforderungen der EU innerhalb der vereinbarten Ubergangsfristen zu erf¨ ullen. Deutschland war von Anfang an ein starker Advokat der Osterweiterung der EU und unterst¨ utzt den Anpassungsprozess sowohl in der bilateralen Zusammenarbeit mit den Beitrittsstaaten als auch im Rahmen der EU-Gemeinschaftsprogramme. Mit fast allen Beitrittsstaaten bestehen Anfang bzw. Mitte der 1990er Jahre abgeschlossene bilaterale Umweltabkommen, die Grundlage f¨ ur eine fruchtbare und vielf¨ altige Kooperation im Umweltschutz sind. Zur Durchf¨ uhrung der Abkommen sind hochrangig besetzte Leitgruppen eingesetzt, die in der Regel einmal im Jahr tagen. Sie dienen dem umweltpolitischen Meinungsaustausch auf Regierungsebene und der Festlegung konkreter gemeinsamer Vorhaben. Im Rahmen dieser Sitzungen haben die Vertreter des Bundesumweltministeriums in der Vergangenheit auch stets u ¨ber die Entwicklung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie berichtet, um die Bedeutung dieses Prozesses zu verdeutlichen und Anregungen f¨ ur die Politikgestaltung in diesen L¨ andern zu liefern. Die Umsetzung des europ¨ aischen Umweltrechts in den Beitrittsstaaten unterst¨ utzt Deutschland insbesondere durch sein Engagement im Twinning-Programm der Europ¨ aischen Union. Die hier aufgebauten Partnerschaften zwischen den Umweltverwaltungen des Bundes und der L¨ ander auf der einen und den ¨ ostlichen Nachbarn auf der anderen Seite erm¨ oglichen einen direkten Know-how-Transfer. Gemeinsam erarbeitete Handlungsempfehlungen k¨ onnen z¨ ugig umgesetzt werden. Das Bundesumweltministerium hat sich in der Vergangenheit an mehr als 50 Twinning-Projekten in allen neuen Mit-
Internationale Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung
5
gliedstaaten sowie in den Kandidatenstaaten erfolgreich beteiligt. Seit Abschluss der ersten Beitrittsrunde vor zwei Jahren hat sich der Schwerpunkt dieses Engagements nach Bulgarien und Rum¨ anien sowie in die T¨ urkei verlagert. Ab dem kommenden Jahr wird das Twinning zu einem regul¨ aren Instrument der europ¨ aischen Außenpolitik und wird dann nicht mehr nur im Erweiterungsprozess zum Einsatz kommen. Dies bietet die Chance, auch in den Nachbarn der erweiterten EU leistungsf¨ ahige Verwaltungsbeh¨ orden aufzubauen - diese sind unabl¨ assig f¨ ur einen effektiven Umweltschutz als Grundlage einer nachhaltigen Entwicklung. Erg¨ anzend zu seinem Twinning-Engagement f¨ ordert das Bundesumweltministerium aus seinem Beratungshilfeprogramm zahlreiche Initiativen, die zur Einf¨ uhrung europ¨ aischer Umweltstandards in den Beitrittsstaaten beitragen. Die EU-Erweiterung bietet die M¨ oglichkeit, das in der EU seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erreichte hohe Umweltschutzniveau auf die neuen Mitgliedstaaten auszudehnen und eine europ¨ aische Umweltunion zu schaffen und damit auch die nachhaltige Entwicklung in ganz Europa voranzubringen. Gleichzeitig besteht die Chance, das Gewicht Europas in der Welt bei der Schaffung und Durchsetzung anspruchsvoller internationaler Umweltstandards sowie zum Schutz des Klimas und der Biodiversit¨ at weiter zu erh¨ ohen. Die intensive Zusammenarbeit bildet eine gute Grundlage, auf internationaler Ebene gemeinsam entsprechende Aktivit¨ aten zu entwickeln. 1.1.4 Das Engagement des Bundesumweltministeriums in Russland und der Ukraine sowie im Kaukasus und in Zentralasien W¨ ahrend also im Zentrum unseres Engagements in den Beitritts- und Kandidatenl¨ andern in erster Linie der Verwaltungsaufbau im Hinblick auf den EU-Beitritt steht, verfolgen wir in den weiter ¨ ostlich und s¨ ud¨ ostlich gelegenen Staaten andere Ziele. In der Russischen F¨ oderation, in der Ukraine sowie im Kaukasus (Armenien, Aserbaidschan, Georgien) und in Zentralasien (Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan) beobachten wir nach wie vor einen rasanten Transformationsprozess. Eine der dr¨ angendsten Aufgabe dieser Staaten ist es, ihre zum Teil rasante wirtschaftliche Entwicklung umweltvertr¨ aglich zu gestalten. Der wirtschaftliche Strukturwandel, der sich in fast allen Lebensbereichen auswirkt, ein Mangel an finanziellen Ressourcen sowie eine h¨ aufig lediglich bedingt funktionst¨ uchtige Infrastruktur, kennzeichnen das umweltpolitische Umfeld. Diese Staaten unterscheiden sich von den neuen EU-Mitgliedern und den Beitrittskandidaten insbesondere auch dadurch, dass es f¨ ur sie kein Zieldatum gibt, bis zu dem sie den EU-Anspr¨ uchen gen¨ ugende Standards erf¨ ullen m¨ ussen. In der Folge sind das Reformtempo und der Anteil der volkswirtschaftlichen Ressourcen, die f¨ ur den Umweltschutz aufgebracht werden, geringer. Gleichwohl ist der Handlungsdruck groß, da die extreme Umweltinanspruchnahme in der Vergangenheit vielerorts zu erheblichen Gesundheitsrisiken f¨ uhrt und ein weiterer Verfall der Infrastruktur ein Hindernis f¨ ur die wirtschaftliche Entwicklung darstellt. Sowohl aus umwelt- als auch aus wirtschaftspoli-
6
Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien
tischen Gr¨ unden liegt es im gemeinsamen Interesse, die L¨ ucke zwischen erweiterter EU und den osteurop¨ aischen Staaten nicht weiter wachsen zu lassen. Deutschland unterst¨ utzt die Staaten dieser Region daher seit u ¨ber einem Jahrzehnt bei ihren Anstrengungen zur Verbesserung der Umweltsituation. Eine wichtige Grundlage der Zusammenarbeit sind die bilateralen Regierungsabkommen, die die Bundesregierung Anfang der 90er Jahre mit der Russischen F¨ oderation und der Ukraine zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umweltschutzes abgeschlossen hat. Dar¨ uber hinaus existieren weitere bilaterale und projektbezogene Vereinbarungen. Im Vordergrund der Zusammenarbeit steht ein regelm¨ aßiger Meinungsaustausch zu aktuellen Schwerpunkten der nationalen und internationalen Umweltpolitik auf Regierungsebene. Ziel ist insbesondere die Abstimmung der gemeinsamen Strategien bei der internationalen und regionalen Umweltpolitik. Deutschland hat ein großes Interesse daran, den Ann¨ aherungsprozess zwischen einer erweiterten Europ¨ aischen Union und ihren ¨ ostlichen Nachbarn im Umweltschutz voranzubringen. Die Unterst¨ utzung des Aufbaus leistungsf¨ ahiger Institutionen ist auch hier von besonderer Bedeutung. Denn auch hier gilt, dass eine anspruchsvolle Umweltpolitik, die sich am Nachhaltigkeitsgedanken orientiert, nur von funktionierenden Beh¨ orden durchgesetzt werden kann. Thematische Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind z. B. die Untersuchung und Aufkl¨ arung sch¨ adlicher Einwirkungen auf die Umwelt, die gemeinsame Ausarbeitung von Konzepten zur Verbesserung der Umweltsituation sowie der Schutz und die rationelle Nutzung der nat¨ urlichen Ressourcen. Dar¨ uber hinaus forcieren wir eine bessere Integration des Umweltschutzes in andere Politikbereiche. In den Staaten des Kaukasus und Zentralasiens f¨ ordert das Bundesumweltministerium vor allem grenz¨ uberschreitende, regionale Ans¨ atze. Da die Umweltpolitik im Hinblick auf die zahlreichen ungel¨ osten Konflikte weitgehend ideologiefrei und daher unbelastet ist, kann sie gleichzeitig einen Beitrag zur Entwickelung von Sicherheit und Stabilit¨ at in dieser Region leisten und ein Maß an Zusammenarbeit zwischen den Staaten herbeif¨ uhren, das in anderen Politikbereichen kaum denkbar ist. Dass dieser Ansatz durchaus Erfolg versprechend ist, zeigt beispielsweise ein Projekt im grenz¨ uberschreitenden Flussgebiet der Kura. Hier wird gegenw¨ artig ein Konzept zur St¨ orfallvorsorge erarbeitet, das die drei Anrainerstaaten des S¨ udkaukasus in die Lage versetzt, st¨ orfallrelevante Industrieanlagen mit einem speziellen Kataster zu erfassen. Dadurch kann die Anlagensicherheit wesentlich verbessert werden. Bei einem St¨ orfall wird es m¨ oglich, aufeinander abgestimmte und wirksame Maßnahmen zu ergreifen. 1.1.5 Die Mitarbeit in internationalen Gremien im Einsatz f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung der Region Von besonderer Bedeutung in der Zusammenarbeit des Bundesumweltministeriums mit den Staaten Mittel- und Osteuropas, des Kaukasus und Zentralasiens ist auch die Mitarbeit in internationalen Organisationen, Gremien und Initiativen, die die Geber- und Nehmerl¨ ander zusammenbringen und die Bem¨ uhungen der Geber f¨ ur eine nachhaltige
Internationale Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung
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Entwicklung der Region effektiv b¨ undeln. Eine besondere Rolle spielt hier der paneurop¨ aische, von 55 Staaten einschließlich der USA, Kanada und Japan getragene, Prozess Umwelt f¨ ur Europa“. Ziel des Umwelt f¨ ur Europa“-Prozesses, der auch internationale ” ” Finanzierungsinstitutionen wie die Europ¨ aische Bank f¨ ur Wiederaufbau und Entwicklung und die Weltbankgruppe sowie Nichtregierungsorganisationen einbezieht, ist es, die Umweltsituation in den Transformationsl¨ andern zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde auf der Luzern-Konferenz 1993 ein langfristiges Umweltaktionsprogramm“ (Eu” ropean Action Programm, EAP) f¨ ur die Region entwickelt. Die Schwerpunkte dieses Umweltaktionsprogramms liegen in den Bereichen Unterst¨ utzung des Vollzugs von Umweltvorschriften, Finanzierung von Umweltvorhaben, Einf¨ uhrung umweltorientierter Unternehmensf¨ uhrung und Entwicklung der Infrastruktur im Wasserbereich. Daneben wird - ganz im Sinne der Nachhaltigkeit - das Ziel verfolgt, Umwelt als Thema in einen breiteren Prozess wirtschaftlicher und demokratischer Reformen zu integrieren. 1.1.6 Das Engagement des Bundesumweltministeriums im Ostseeraum und auf dem Westbalkan Weitere Schwerpunkte der l¨ ander¨ ubergreifenden Zusammenarbeit liegen in den L¨ andern des Westbalkans sowie im Ostseeraum. Insbesondere der Ostseeraum hat im vergangenen Jahrzehnt eine beachtliche Dynamik entwickelt. Wirtschaftsleistung und Verkehr k¨ onnen zu neuen Belastungen der Umwelt f¨ uhren, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. In der N¨ ordlichen Dimension“, der Politik der Europ¨ aischen Gemeinschaft f¨ ur den ” Ostseeraum und die gesamte n¨ ordliche Region, und im Ostseerat, dem alle Anrainerstaaten der Ostsee angeh¨ oren, spielt der Umweltschutz eine priorit¨ are Rolle. Anl¨ asslich des EU-Gipfels in G¨ oteborg im Juni 2001 wurde beschlossen, eine Umweltpartnerschaft in der N¨ ordlichen Dimension einzurichten, die Northern Dimension Environmental Partnership (NDEP). Als deren finanzieller Arm wurde der Northern Dimension Environmental Partnership Fund (NDPF) eingerichtet. Ziel ist, durch Zusch¨ usse interessierter Geberstaaten zus¨ atzliche Kreditmittel der internationalen Finanzinstitutionen wie Weltbank und Europ¨ aische Bank f¨ ur Wideraufbau und Entwicklung zu mobilisieren, um dadurch Umweltinvestitionen in Nordwest-Russland zu erm¨ oglichen. Diese sollen zum einen Projekten zum Schutz der Ostsee (z. B. Kl¨ aranlagen in Sankt Petersburg und im Kaliningrader Gebiet - sog. Konventionelles Fenster“) sowie zum anderen zur ” Reduzierung der von nuklearen Altlasten ausgehenden Gefahren dienen ( Nukleares ” Fenster“). Baltic 21 ist eine Regionalinitiative mit der Aufgabe, den Globale Agenda 21“” Prozess f¨ ur den Ostseeraum zu steuern. Die 1998 ins Leben gerufene Initiative bezieht neben den nordischen Staaten sowie Ostseeanrainerstaaten auch eine Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen ein. Die Aktivit¨ aten erstrecken sich im Wesentlichen auf drei Bereiche, n¨ amlich Joint Actions“, die mehrere Sektoren betreffen, sowie ” Sector Actions“, die sich auf die sieben Sektoren Landwirtschaft, Energie, Fischerei, ”
8
Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien
Forstwirtschaft, Industrie, Tourismus, Transport beziehen sowie den Bereich Raumplanung. Geographische Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit Ostseeanrainern sind das Baltikum und das Kaliningrader Gebiet Russlands. Abwasserprojekte im Einzugsgebiet des Kurischen Haffs sowohl auf der russischen als auch auf der litauischen Seite haben die Reduzierung des Schadstoffeintrages aus kommunalen und Industrieeinleitungen zum Ziel. Mit gutem Erfolg hat ein Beratungshilfeprojekt des Bundesumweltministeriums ein Konzept zur ¨ okologischen Modernisierung der Kaliningrader Zellstoffindustrie erarbeitet und so einen der Hot Spots der Ostseeregion behandelt. Dar¨ uber hinaus unterst¨ utzt das Bundesumweltministerium die drei baltischen Staaten im Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit in ihrem Bem¨ uhen, die Umweltsituation zu verbessern und die EG-Umweltstandards zu erreichen. Dazu z¨ ahlt besonders die Unterst¨ utzung der regionalen Zusammenarbeit. So wird seit 1995 das Baltic Environmental Forum (BEF) von deutscher Seite unterst¨ utzt. Das BEF verfolgt als gemeinsame Einrichtung Estlands, Lettlands und Litauens das Ziel, den Informationsund Erfahrungsaustausch zwischen den drei baltischen Staaten im Umweltbereich zu koordinieren. Es veranstaltet Schulungen, Workshops und organisiert den Expertenaustausch. Deutschland unterst¨ utzt speziell die regionalen Projekte zur Erstellung eines Umweltberichts der baltischen Staaten, zur Vorbereitung des Natura-2000-Netzwerks und zur Anpassung an das EU-Chemikalienrecht. 1.1.7 Zusammenfassung und Ausblick Die nationale Nachhaltigkeitsstrategie ist eine wichtige Determinante der f¨ ur das Engagement des Bundesumweltministeriums in Mittel- und Osteuropa, im Kaukasus und in Zentralasien. Auch k¨ unftig wird diese Region mit ihrer rasanten wirtschaftlichen und politischen Entwicklung und den damit verbundenen Chancen und Risiken eine wichtige Rolle im Bem¨ uhen des Bundesumweltministeriums um eine nachhaltige Entwicklung spielen.
Nachhaltigkeitsstrategien des Freistaates Sachsen
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1.2 Nachhaltigkeitsstrategien des Freistaates Sachsen Dr. Harry Meyer-Steinbrenner, Referent im Referat Grundsatzfragen, Internationale Zusammenarbeit, EU, Staatsministerium f¨ ur Umwelt und Landwirtschaft, Dresden
1.2.1 Position und Ziele der Staatsregierung Sachsen bez¨ uglich einer Nachhaltigkeitsstrategie Verantwortung f¨ ur die Zukunft der Heranwachsenden und noch Ungeborenen ist das zentrale Kernthema der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet, dass unser ¨ okologisches Kapital zulasten zuk¨ unftiger Generationen nicht aufgezehrt werden darf und verlangt ebenso den Erhalt des wirtschaftlichen und sozialen Kapitals. Diese Aufgabe ist eine der gr¨ oßten Herausforderungen der Zukunft. Die Staatsregierung ist sich bewusst, dass dies nur durch das partnerschaftliche Zusammenspiel von gesellschaftlichen und staatlichen Kr¨ aften bew¨ altigt werden kann. Die großen Herausforderungen der Zukunft, auch in Sachsen, sind vor allem Bev¨ ol¨ kerungsr¨ uckgang, Uberalterung, Klimawandel, Energiekrisen, Bildungsmisere, Globalisierung und knapper werdende Finanzmittel. Die vorliegende Nachhaltigkeitsstrategie schl¨ agt Wege vor, bei denen praktisches Vorgehen und Visionen zu diesen und anderen Themen miteinander verkn¨ upft werden. Die Laufzeit der Strategie ist unbegrenzt, da Nachhaltigkeit als Zukunftsgestaltung auch in 30 oder 60 Jahren Grundlage der Politikgestaltung sein muss. 1.2.2 Der Begriff Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit hat in Sachsen eine lange Tradition. Schon im Jahre 1713 wurde der Begriff Nachhaltigkeit“ vom kurs¨ achsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Car” lowitz in seinem Werk Sylvicultura oeconomica“ als Leitbild f¨ ur eine vorausschauende ” und wirtschaftliche Forstwirtschaft eingef¨ uhrt. Jedoch erst im Jahre 1987 wurde Nachhaltigkeit als alle Politikbereiche umfassendes Leitbild von der UN- Weltkommission ” f¨ ur Umwelt und Entwicklung“ f¨ ur eine globale Zukunftsstrategie eingef¨ uhrt. Sie definierte hierbei erstmalig das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung“ (Sustainable ” Development) f¨ ur ein Zukunfts- und Generationenprogramm. Auf europ¨ aischer Ebene nahm die EU -Kommission mit ihrer Strategie f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung (2001) und dem 6. Umweltrahmenprogramm den Gedanken einer nachhaltigen Umweltpolitik auf1 . 1
Vgl. zur EU-Nachhaltigkeitsstrategie von G¨ oteborg 2001 http://www.bmu.de/6733. Diese Nachhaltigkeitsstrategie wurde 2005 durch die Europ¨ aische Kommission u uft. Auf dieser Basis wurde im Juni ¨berpr¨ 2006 die u aischen Rat beschlossen. ¨berarbeitete EU-Nachhaltigkeitsstrategie durch den Europ¨
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Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien
Der Bund machte im Jahre 2002 den ersten Schritt in Richtung einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Bericht Perspektiven f¨ ur Deutschland - Unsere Stra” tegie f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“2 .
1.2.3 Das Leitbild Nachhaltige Entwicklung Weil die Zukunft“ aber in keinem Gremium vertreten ist, kann sie in der Gegenwart ” keine Kraft entfalten und ihr Gewicht in die Waagschale werfen. Der oder das Nichtexistente hat keine Lobby und somit sind die Ungeborenen machtlos. Somit hat die ihnen geschuldete Rechenschaft vorerst noch keine politische Realit¨ at im gegenw¨ artigen Entscheidungsprozess hinter sich, und wenn sie sie einfordern k¨ onnen, sind wir, die Schuldigen, nicht mehr da.3 Mit diesen Erkenntnissen greift Hans Jonas in seinem Werk Das Prinzip Verantwortung“ die Problematik der Machtlosigkeit zuk¨ unftiger Ge” nerationen hinsichtlich der Verteidigung ihrer Interessen und Bed¨ urfnisse auf. Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bed¨ urfnissen der heutigen ” Generation entspricht, ohne die M¨ oglichkeiten k¨ unftiger Generationen zu gef¨ ahrden, ihre eigenen Bed¨ urfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu w¨ ahlen.“4 Dieses klare Leitbild wurde in der nachfolgenden Weltumweltkonferenz von Rio de Janeiro (1992) als Kernelement der Agenda 21 aufgenommen, welche damit erstmalig die Politiks¨ aulen Umwelt, Wirtschaft und Soziales f¨ ur ein gemeinsames Zukunftsziel miteinander verkn¨ upft. Die Agenda 21 wurde auch von Deutschland mitgezeichnet und auf der Nachfolgekonferenz in Johannesburg 2002 best¨ atigt. Nachhaltige Entwicklung ist ein Leitbild f¨ ur die best¨ andige Suche nach dem Ausgleich zwischen ¨ okonomischen, ¨ okologischen und gesellschaftlichen Interessen und Bed¨ urfnissen. Die Verwirklichung dieses Leitbildes erfordert daher verantwortungsbewusstes und auf die Zukunft gerichtetes Handeln. Zielkonflikte m¨ ussen erkannt und tragbare Kompromisse m¨ ussen gefunden werden. Allgemeing¨ ultige L¨ osungen wird es daf¨ ur nicht geben - nachhaltige Entwicklung braucht eigenst¨ andige L¨ osungswege und Innovationen. Der Freistaat Sachsen orientierte sich allerdings schon fr¨ uhzeitig an diesem Leitbild. Im Landesentwicklungsplan 1993 wurde dieses Leitbild ebenso integriert wie in dessen Fortschreibung 2003. Zuletzt wurde Nachhaltigkeit als wichtiges Element der Landespolitik in der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und SPD u ¨ber die Bildung der Staatsregierung f¨ ur die 4. Legislaturperiode aufgenommen. Alle Ressorts sind damit verpflichtet, ihre Fachpolitiken nachhaltig zu gestalten und damit das Prinzip von verantwortungsvoller, nachhaltiger Ressourcennutzung, Lebensraumgestaltung und -erhaltung zu verfolgen. 2
Vgl. f¨ ur weitere Informationen zu diesem Bericht http://www.nachhaltigkeitsrat.de/service/download/pdf/ Nachhaltigkeitsstrategie komplett.pdf. Vgl. Jonas, H. (1979). 4 Weltkommission f¨ ur Umwelt und Entwicklung (1987), S. 46. 3
Nachhaltigkeitsstrategien des Freistaates Sachsen
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1.2.4 Warum eine Nachhaltigkeitsstrategie? Obwohl Nachhaltigkeit in vielen Handlungsfeldern der s¨ achsischen Politik bereits Eingang gefunden hat, stehen die verschiedenen Nachhaltigkeitsans¨ atze der einzelnen Fachpolitiken h¨ aufig noch unvernetzt nebeneinander. Um dieses Problem zu bew¨ altigen wird die Nachhaltigkeitsstrategie als ein gemeinsames, alle Fachpolitiken verkn¨ upfendes Zukunftsprogramm konzipiert. Sie sollte dar¨ uber hinaus folgende Ziele erf¨ ullen: • die Zusammenfassung und Weiterentwicklung von Leitvorstellungen f¨ ur die zukunftsf¨ ahige Entwicklung Sachsens, • die Steuerung der beteiligten Akteure und Information der B¨ urger, • neben Zielen und Aktivit¨ aten der Staatsregierung auch die grunds¨ atzliche Einbeziehung kommunaler und regionaler Aktivit¨ aten, • die sachsenspezifische Umsetzung von Kerngedanken der globalen, europ¨ aischen und nationalen Nachhaltigkeitskonzepte, • den Einsatz des Nachhaltigkeitsgedankens als Pr¨ ufmaßstab in allen Fachpolitiken und • die Entwicklung einer Plattform zur Publikation und Kommunikation von Nachhaltigkeitsaktivit¨ aten im Freistaat Sachsen. Aufgrund seiner geopolitischen Lage ist f¨ ur Sachsen auch die Intensivierung der grenz¨ uberschreitenden und transnationalen Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, anderen EU-Staaten aber auch L¨ andern wie z.B. Russland, USA und Kanada, ein Aktivit¨ atsschwerpunkt f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung auf vielen Politikfeldern. Die Ziele der gemeinsam vereinbarten Nachhaltigkeitsstrategie werden u ¨berwiegend in ressort¨ ubergreifenden Projekten realisiert. Diese Projekte m¨ ussen gegen¨ uber den ¨ politisch Verantwortlichen und der Offentlichkeit abrechnungsf¨ ahig sein und sollen in Nachhaltigkeitsberichten dokumentiert werden. Zur Erreichung einer m¨ oglichst breiten gesellschaftlichen Akzeptanz und Bewusstseinsbildung f¨ ur den Nachhaltigkeitsprozess ist die Einbindung der kommunalen Ebene u ¨ber die Initiative Lokale Agenda 21“ ge” plant. Die Wirtschaft wird z. B. auch u ur ¨ber die freiwillige Initiative Umweltallianz f¨ ” Sachsen“, eingebunden. Als wichtiger Baustein im Nachhaltigkeitsprozess ist eine breite ¨ Offentlichkeitsarbeit vorgesehen, unter Einbindung weiterer Akteure wie z. B. NGO’s, kirchliche und private Institutionen sowie engagierter B¨ urger. Es ist geplant eine konsenzf¨ ahige Nachhaltigkeitsstrategie Ende 2006/Anfang 2007 dem Kabinett vorzulegen. Diese sollte sich an folgenden Grunds¨ atzen orientieren:
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Bundes- und l¨ anderbezogene Nachhaltigkeitsstrategien 1. Verantwortung u ¨bernehmen – Zukunft gestalten Der Schutz heutiger und k¨ unftiger Generationen sowie die Wahrnehmung einer globalen Verantwortung“ ist ein fundamentaler Grundgedanke der nachhaltigen ” Entwicklung im Freistaat Sachsen. 2. Vernetzt denken und handeln Zunehmende Globalisierung und Vernetzung von Wirtschaft und Politik und nicht zuletzt die Anforderungen durch die EU-Erweiterung erfordern auch f¨ ur die staatlichen Aufgaben vernetztes Denken und Handeln. 3. Verantwortungsvoller Umgang mit nat¨ urlichen Grundlagen und Ressourcen Wirtschaftswachstum, steigende gesellschaftliche Anspr¨ uche, zunehmende Umweltbelastungen (zum Teil mit globalen Wirkungen wie dem Klimawandel) verpflichten gegen¨ uber nachfolgenden Generationen sowie anderen L¨ ander und Regionen zu einem intelligenten und verantwortungsvollen Umgang mit nat¨ urlichen Grundlagen. 4. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen ber¨ ucksichtigen und verbessern Gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie die demografische, soziale, wirtschaftliche oder r¨ aumliche Entwicklung in Sachsen, das Rechtswesen oder individuelle und gesamtgesellschaftliche Verhaltensweisen und Lebensstile sind wichtige Einflussgr¨ oßen f¨ ur den Umfang und die Auspr¨ agung von Umweltwirkungen. Umweltwirkungen und daraus resultierende Handlungsfelder sind daher immer in Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu betrachten.
1.2.5 Literatur Jonas, H. (1979): Das Prinzip Verantwortung: Versuch einer Ethik f¨ ur die technologische Zivilisation. Frankfurt/M., 1979. Weltkommission f¨ ur Umwelt und Entwicklung (1987): Unsere gemeinsame Zukunft (Brundtland-Bericht), Greven, S. 46. http://www.bmu.de/6733, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.nachhaltigkeitsrat.de/service/download/pdf/Nachhaltigkeitsstrategie komplett.pdf, aufgerufen am 15.12.2006.
2 Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer 2.1 Dialog und Integration - Logistiknetzwerke und Kreislaufwirtschaft am Beispiel von Pro Europe in der Ukraine Joachim Quoden, Rechtsanwalt und Gesch¨ aftsf¨ uhrer von PRO EUROPE
2.1.1 Geschichte der Verpackungsgesetzgebung Ein wesentliches Ergebnis der Abfallpolitik auf Grundlage des Abfallgesetzes1 von 1986 ist die deutsche Verpackungsverordnung2 von 1991, die unter Bundesumweltminister T¨ opfer entwickelt wurde. Sie sollte einen drohenden M¨ ull-Infarkt verhindern. Als Fortf¨ uhrung der Idee des Abfallgesetzes, welches die Reduzierung von Abfallmengen in den Mittelpunkt stellte, sollten entsprechende Entsorgungs- und Verwertungsstrukturen geschaffen werden, die auch die Kommunen entlasten. Der Kernpunkt betrifft Regelungen bzgl. Verkaufsverpackungen und deren Entsorgung durch die Produzenten, auf deren Grundlage dann das Duale System Deutschland aufgebaut wurde.3 In anderen L¨ andern Europas wurden ¨ ahnliche Bem¨ uhungen unternommen. So verabschiedete im April 1992 Frankreich das Lalonde-Dekret, das die Verantwortung zur Entsorgung und Verwertung von Verkaufsverpackungen auf die abf¨ ullende Industrie ¨ ¨ u f¨ uhrte im Oktober 1993 die Ostereichische Verpackungsverord¨bertrug. Ostereich nung ein, Schweden und Belgien verfassten ensprechende Regelungen 1994. Auf EUEbene wurde dann im Dezember 1994 die Europ¨ aische Verordnung 94/62/EG zu Verpackungen und Verpackungsabfall erlassen. Die Umsetzung in Deutschland erfolgte 1998 durch die Verordnung u ¨ber die Vermeidung und Verwertung von Verpackungsabf¨ allen, kurz Verpackungsverordnung. Tabelle 2.1 gibt einige vertiefende Informationen zur EU-Verpackungsrichtlinie und deren letzte Revision im Februar 2004. Insbesondere die stofflichen Minimalquoten und eine Konkretisierung des Verpackungsbegriffes ¨ waren Hauptpunkte der Anderungen. 1 2 3
Abfallgesetz BGBl. I (1986), S. 1410. Verpackungs-Verordnung BGBl. I (1991), S. 1434. Vgl. Schnurer, H. L. (2002).
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Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer
Tabelle 2.1 Revision der Verpackungsrichtlinie 94/62/EG 2004 Alte Richtlinie
Neue Richtlinie
Zielerreichung f¨ ur alle
30.06.2001
31.12.2008
Zielerreichung f¨ ur Polen, Griechenland und Irland
30.06.2005
31.12.2011
Zielerreichung f¨ ur neue Mitglieder
2005 - 2009
2012 - 2015
Min.: 50%
Min.: 50%
Max.: 65%
–
Min.: 25%
Min.: 55%
Max.: 45%
Max.: 80%
Glas
Min.: 15%
Min.: 60%
PPK
Min.: 15%
Min.: 60%
Metalle
Min.:15%
Min.: 50%
Kunsstoffe
Min.:15%
Min.: 22,5%
–
Min.: 15%
Verwertung
Recycling
Recycling spezifischer Materialien
Holz
Quelle: Vgl. Revision der Verpackungsrichtlinie 94/62/EG
2.1.2 PRO EUROPE – Verwertungssysteme in der EU, EEA und Beitrittskandidaten Derzeit gestaltet sich die Situation hinsichtlich der Verwertungssyteme in der EU, EEA und den Beitrittskandidaten nicht sehr homogen. D¨ anemark verf¨ ugt u ¨ber kein eigenes System und agiert statt dessen mit Steuern, in Island gibt es eine Fonds-L¨ osung. Finnland und Italien verwenden ebenfalls nicht den Gr¨ unen Punkt. In den verbleibenden 26 L¨ andern kommen Verwertungssysteme zum Einsatz, von denen 24 L¨ ander den Gr¨ unen Punkt als Finanzierungskennzeichen nutzen. Das Prinzip der Verpackungsverwertungssysteme in Europa beruht auf der Verantwortlichkeit der wirtschaftlich Betroffenen innerhalb der Verpackungskette4 f¨ ur das Verpackungsabfallmanagement. Sie gr¨ undeten Betreiberorganisationen, deren Aufgaben in der Organisation der Verwertungs- und 4
Hersteller, Abf¨ uller, H¨ andler, Importeure
Logistiknetzwerke und Kreislaufwirtschaft – Pro Europe in der Ukraine
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Recyclingaktivit¨ aten, der Sicherstellung der Finanzierung und der Koordination der betroffenen Kreise (Industrie, Regierung, Kommunen, Entsorger und Recycler, B¨ urger, etc.) liegen. Um die Situation etwas konkreter zu beschreiben, hier einige Informationen zum Gr¨ unen Punkt: • 2004 wurden 460 Mrd. Verpackungen mit ihm gekennzeichnet. ¨ • Uber 120.000 Lizenznehmer nutzen den Gr¨ unen Punkt auf ihren Verpackungen. ¨ • Uber 410 Mio. Einwohner leben in den Gr¨ une-Punkt“ L¨ andern. ” ¨ • Uber 260 Mio. Einwohner haben bereits Zugang zur getrennten Erfassung von Verpackungen der Gr¨ une Punkt Systeme“. ” • Mehr als 13,7 Mio. Tonnen gebrauchter Verpackungen wurden im letzten Jahr einer Wiederverwertung zugef¨ uhrt. • Mehr als 1,2 Mio. Tonnen gebrauchter Kunststoffverpackungen wurden im letzten Jahr recycelt. Aufgrund der landesspezifischen Besonderheiten gibt es neben einigen pr¨ agenden Gemeinsamkeiten auch einige Unterschiede bzgl. der Verwertungssysteme unter dem gr¨ unen Punkt. Allen Systemen gemeinsam sind: • Finanzierung der getrennten Sammlung, der Sortierung und der Verwertung von Verpackungsabf¨ allen durch die Industrie; • Kommunikation mit dem B¨ urger, um neue Gewohnheiten zu schaffen; • Gr¨ undung durch Abf¨ uller und H¨ andler; • Unabh¨ angigkeit von Beh¨ orden und Entsorgern; • Internalisierung externer Kosten; • Umsetzung des Prinzips der Produzentenverantwortung. Unterschiede finden sich in folgenden Punkten: • Gesch¨ aftsfeldern; • Anteil der Verantwortlichkeit und an der Finanzierung; • Ausgestaltung der Sammel- und Recycling-Systeme; • H¨ ohe der Recycling-Quoten; • Zeitraum f¨ ur die Einf¨ uhrung der nationalen Sammlung.
Logistiknetzwerke und Kreislaufwirtschaft – Pro Europe in der Ukraine
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• Schaffung und Erhaltung eines Netzwerkes zum Erfahrungsaustausch; • Unterst¨ utzung des Markts f¨ ur Sekund¨ arrohstoffe; • F¨ orderung der Harmonisierung der gesetzlichen Regeln und administrativen Vorgaben; • Angebot von Zusatzservice f¨ ur die Mitglieder und ihre Kunden. 2.1.3 Abfallmanagement in der Ukraine Gegenw¨ artig liegt das Abfallaufkommen in der Ukraine bei ca. 320 Mio. Tonnen. Derzeit wird mit einem j¨ ahrlichen Wachstum von etwa 9 Mio. Tonnen gerechnet. Den bei weitem gr¨ oßten Anteil davon bilden Industrieabf¨ alle. Bei lediglich 11 Mio. Tonnen handelt es sich um Haushaltsabf¨ alle. Davon widerum sind ca. 3 Mio. Tonnen Verpackungsabf¨ alle, was nur etwa 0,1 Prozent der gesamten Abf¨ alle entspricht. Nahezu der gesamte Abfall wird deponiert, zum Teil sogar unkontrolliert. F¨ ur den Bereich der Verpackungsabf¨ alle wurde als L¨ osungsversuch die staatliche, gewinnorientierte Gesellschaft Ukrecocomresursy“ gegr¨ undet, die praktisch ein 100 pro” zentiges Monopol im gesamten Bereich der Sammlung, Sortierung und Verwertung aus¨ ubt. Alle Importeure und Produzenten von verpackten G¨ utern m¨ ussen f¨ ur alle ihre Verpackungen die Kosten f¨ ur Sammlung und Verwertung u ¨bernehmen. Ein Vergleich der Kosten f¨ ur Abf¨ uller mit Geb¨ uhren von Gr¨ une Punkt Systemen und den Tarifen der Ukrecocomresursy“ zeigt, dass sich die Kosten auf h¨ ochstem Niveau befinden. Nur bei ” wenigen Verpackungsarten liegen sie nicht an der Spitze im europ¨ aischen Vergleich. Die betroffene Industrie regierte mit der Gr¨ undung der UkrPec darauf, um mit einer Stimme zu sprechen. Beteiligt hatten sich u. a. die Vereinigung der Lebensmittel Hersteller, die ukrainischen Unternehmenszusammenschl¨ usse Sovat“, Ukrpyvo“, Ukroli” ” ” ya“, Ukrtyutyun“, Ukrcondyter“, die European Business Association, die Vereinigung ” ” der Abf¨ uller, die Amerikanische Handelskammer und die Vereinigung der Hersteller & Umwelt Ukrvtorma“. ” Dadurch folgende Aktivit¨ aten bewirkten einen Dialog zwischen Industrie und Regierung, der bisher in der Bildung einer Arbeitsgruppe zwischen dem Rat der Unterneh¨ mer und dem Ministerrat m¨ undete. Außerdem wurden Aussch¨ usse zur Uberpr¨ ufung von Gesetzen gebildet die die Erarbeitung von neuen Vorschl¨ agen beschleunigen sollen. Im Zuge dieses Dialogs wurde dem Parlament dar¨ uber hinaus eine neue Version des Verpa¨ ckungsgesetzes vorgelegt. Außerdem wird derzeit die Anderung diverser alter Dekrete im ukrainischen Ministerrat diskutiert.
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Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer
2.1.4 Literatur Abfallgesetz BGBl. I (1986): S. 1410 vom 27.08.1986. Revision der Verpackungsrichtlinie 94/62/EG: http://www.bmu.de/files/pdfs/ allgemein/application/pdf/rl verpackungen94 62 eg.pdf, aufgerufen am 15.12.2006. Schnurer, H. L. (2002): Entwicklung des Abfallrechts in Deutschland zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, Bundesministerium f¨ ur Umwelt, Bonn: http://www.iias.or.jp/old/ research/res houmodel/20021129/511Schnurer G.pdf, aufgerufen am 15.12.2006. Verpackungs-Verordnung BGBl. I (1991): S. 1434 vom 12.06.1991.
Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der DGO
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2.2 Das Spektrum der Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der Deutschen Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde Dr. Heike D¨ orrenb¨ acher, Gesch¨ aftsf¨ uhrerin, DGO, Berlin
2.2.1 Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde ur die Die Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde5 (DGO) bildet den Dachverband f¨ Osteuropaforscher und -experten in Deutschland. Sie hat 850 Mitglieder, bei denen es sich vor allem um Hochschullehrer, Journalisten, Diplomaten und Osteuropainterssierte handelt. Die Gesellschaft besitzt die Rechtsform eines eingetragenen Vereins und erh¨ alt als Nichtstaatliche Orgaisation staatliche F¨ orderung. Ferner ist sie u ¨berparteilich und u ¨berkonfessionell. Besondere Schwerpunkte der Arbeit sind: • die Jahrestagung der DGO, auf der sich namhafte Wissenschaftler, Politiker und Publizisten aus dem In- und Ausland treffen, um u ¨ber zukunftsweisende Themen der Osteuropaforschung sowie die aktuelle Situation in Osteuropa zu diskutieren; • wissenschaftliche Fachtagungen, Konferenzen und internationale Kongresse, die sich an das Fachpublikum sowie alle an Osteuropa Interessierte wenden; • ad-hoc Symposien, Gespr¨ ache und Vort¨ age, mit denen auf aktuelle Entwicklungen in Osteuropa reagiert wird; • ein bundesweites Netz von 24 Zweigstellen, die mit Vortr¨ agen und anderen Veranstaltungen zur Diskussion internationaler und f¨ ur Osteuropa relevanter Fragen beitragen; • F¨ orderung des wissenschaftlichen Nachwuchs (Nachwuchstagung und F¨ orderpreis); • Kontakt-, Experten- und Netzwerkvermittlung. Zweigstellen befinden sich in Bochum, Bonn-K¨ oln, Bremen, Dresden-Freiberg, D¨ usseldorf, Erlangen-N¨ urnberg, Frankfurt a. M., Freiburg, G¨ ottingen-Kassel, Hamburg, Hannover, Jena, Kiel, Konstanz, Leipzig, Mainz, Marburg, M¨ unchen, M¨ unster, Regensburg, Salzburg, T¨ ubingen und W¨ urzburg.
5
Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.dgo-online.org.
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Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer Die DGO publiziert insbesondere zu folgenden Themen: • Osteuropa • Osteuropa Recht • Osteuropa Wirtschaft • Russland Analysen • Ukraine Analysen
2.2.2 Situation der Osteuropaforschung in Deutschland Die Osteuropaforschung in Deutschland war immer politischen Konjunkturen unterworfen. Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Osteuropaforschung unter den Bedingungen des Kalten Krieges. Zahlreiche Forschungseinrichtungen und -institute wurden nach 1945 gegr¨ undet. Die Hauptaufgabe bis 1989 l¨ asst sich am Besten unter dem Stichwort watch the enemy“ subsummieren. Nach 1989 wurde die gesamte ” vom Bund gef¨ orderte Osteuropaforschung auf dem Pr¨ ufstand gestellt. Ergebnis waren erhebliche K¨ urzungen seitens der ¨ offentlichen Hand, die zu Institutsschließungen und einem generellen Abbau der osteuropabezogenen Lehrst¨ uhle an den deutschen Universit¨ aten f¨ uhrten. Mit der Integration der ost- und mitteleurop¨ aischen Staaten in die EU schien sich seitens der Politik immer mehr die Auffassung durchzusetzen, dass eine regionalspezifische Besch¨ aftigung mit Osteuropa nicht mehr notwendig sei. Diese Tendenz verdeutlicht auch die Entwicklung der Lehrst¨ uhle in den letzten 26 Jahren, die nachfolgend am Beispiel einiger Wissenschaften nachgezeichnet werden soll. • Politikwissenschaften 1980 existierten in der Bundesrepublik sechs Lehrst¨ uhle mit einer ausgewiesenen Osteuropaorientierung.6 1995 wurde die Zahl mit neun Professuren angegeben.7 F¨ ur 2006 lassen sich jedoch nur noch drei Lehrst¨ uhle mit einem expliziten Osteuropaschwerpunkt angeben.8
6
W¨ urzburg, Darmstadt, Landau, N¨ urnberg, Bonn, Mannheim. Vgl. Brunner, G. (1980), S. 754-775, S. 773 ff. Es werden außerdem aufgef¨ uhrt: Lehrst¨ uhle f¨ ur Zeitgeschichte: Berlin (OEI), Main, Erlangen-N¨ urnberg, Saarbr¨ ucken, Hamburg, Frankfurt a. M. (6) und Asienkunde: Hamburg, Saarbr¨ ucken. 7 Berlin, Frankfurt a. M., Greifswald, Hamburg, Heidelberg, Landau, M¨ unchen, Regensburg, Trier. Vgl. Jahn, E. (1995), S. 349-356. 8 Berlin, Frankfurt a. M., Leipzig. Nicht erfaßt wurden Juniorprofessuren. Heike D¨ orrenb¨ acher nennt f¨ ur das Jahr 2000 eine Zahl von 13 Lehrst¨ uhlen. Allerdings werden in dieser Z¨ ahlung einige Lehrst¨ uhle ber¨ ucksichtigt, deren Inhaber sich zwar am Rande mit Osteuropa besch¨ aftigt, die Region aber zum Fokus ihrer wissenschaftlichen Arbeit gemacht haben.
Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der DGO
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• Rechtswissenschaften 1980 wurden neun Lehrst¨ uhle mit Ostrechtsschwerpunkt gez¨ ahlt.9 1995 belief 10 sich die Zahl auf zehn. Bis ins Jahr 2006 wurde die Zahl der Lehrst¨ uhle auf vier reduziert.11 • Wirtschaftswissenschaften F¨ ur das Jahr 1980 lagen uns leider keine Angaben vor. 1995 existierten neun wirtschaftswissenschaftliche Lehrst¨ uhle mit einem ausgewiesenen Osteuropaschwerpunkt12 . Im Jahr 2003 sind davon nur noch vier u ¨brig geblieben13 . • Theologie Auch in der Theologie ist ein letztendlich abw¨ artsgerichteter Trend zu verzeichnen. Zwischen 1980 und 1995 blieb die Anzahl der Lehrst¨ uhle mit f¨ unf bzw. sechs mehr oder weniger konstant.14 2006 existieren dagegen nur noch drei theologische Lehrst¨ uhle mit Osteuropaschwerpunkt.15 • Osteurop¨ aische Geschichte Die Anzahl der Lehrst¨ uhle f¨ ur Osteurop¨ aische Geschichte liegt u ¨ber den gesamten Zeitraum zwischen 35 und 40. Hier l¨ asst sich kein Abw¨ artstrend verzeichnen. • Slawistik Am schlimmsten betroffen ist die Slawistik. Von den 1995 bestehenden 139 Lehrst¨ uhlen bzw. Professuren wurden 36, das sind 27 Prozent des Gesamtbestandes, abgebaut. Hinzu kommen die Streichungen beim akademischen Mittelbau und ¨ bei den Lektoren slawischer Sprachen. In der Offentlichkeit wird u ¨ber das Ster” ben der Slawistik“ gesprochen. Diese dramatische Situation hat sogar unsere mittelost- und osteurop¨ aischen Partner auf den Plan gerufen, die zur Unterst¨ utzung der Slawistik in Deutschland Lektoren finanzieren, damit die Sprachausbildung an deutschen Universit¨ aten aufrechterhalten werden kann! 9
Berlin (FU 2), Hamburg, Kiel, K¨ oln, M¨ unchen, Passau, Regensburg, W¨ urzburg. Vgl. Frenzke, D. (1980), S. 776-789, S. 784. Berlin (FU 2), Hamburg, Frankfurt/Oder, Kiel, K¨ oln, M¨ unchen, Passau, W¨ urzburg. Vgl. Jahn, E. (1995), S. 349-356 und Jahn, E. (1996), S. 617-618. 11 Berlin, Hamburg, Kiel, K¨ oln,. Daten von Alexander Trunk. Der Lehrstuhl in Passau ist derzeit nicht besetzt, die Lehrst¨ uhle in Berlin, Bremen und Regensburg wurden entweder nicht wieder besetzt oder gestrichen. 12 Berlin (2), Frankfurt a. M., Frankfurt a. O., Gießen, M¨ unchen (3), M¨ unster. 13 Berlin (1), Frankfurt a. M., Frankfurt a. O., Freiberg/Sachsen. 14 1980: Bonn, W¨ urzbug, Erlangen-N¨ urnberg, Heidelberg, M¨ unster, (Ettal, K¨ onigstein, K¨ onigswinter). Vgl. Stricker, G./Maser, P. (1980), S. 904-910. und 1995: Bonn, Erlangen, Gießen, Heidelberg, M¨ unster, W¨ urzburg. Vgl. Jahn (1995), S. 354. 15 1980: Bonn, W¨ urzbug, Erlangen-N¨ urnberg, Heidelberg, M¨ unster, (Ettal, K¨ onigstein, K¨ onigswinter). Stricker, G./Maser, P. (1980), S. 904-910. und 1995: Bonn, Erlangen, Gießen, Heidelberg, M¨ unster, W¨ urzburg. Vgl. Jahn 1995: S. 354. 10
22
Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer
2.2.3 Spektrum der Osteuropaforschung Als Dachverband der Osteuropaforschung ist es unser Ziel, das Potenzial der Osteuro¨ paforschung in Deutschland in der Offentlichkeit deutlich zu machen. Dabei geht es vor allem darum, der Politik und der Wirtschaft die Ergebnisse der Forschung zug¨ anglich zu machen. Recht Die auf MOEL spezialisierten Rechtswissenschaftler erfassen und dokumentieren das geltende Recht in Mittelosteuropa und der GUS. Sie bereiten Gesetze f¨ ur spezielle Wirtschaftsbereiche systematisch auf. Dazu geh¨ oren Mediengesetzgebung, Investitionsgesetzgebung, Patentrecht, die Analyse der Rechtsprechung in den jeweiligen Staaten, um nur einige zu nennen. An dieser Arbeit besteht erhebliches praktisches Interesse, insbesondere aufgrund von Wirtschaftsinteressen, die sich auf die MOEL richten. Wirtschaft Die osteuropabezogene Wirtschaftsforschung besch¨ aftigt sich vor allem mit dem Transformationsprozess und Transformationsproblemen, der Wirtschaft Osteuropas, der europ¨ aischen Integration und neuen Nachbarschaften und der Entwicklung von Grenzregionen. Aus der Sicht der Wirtschaft spielen Absolventen mit Osteuropa-Kompetenz beim Mitarbeiter-Recruiting eine wichtige Rolle. Mitarbeiter mit philologischem Hintergrund werden teilweise denjenigen mit fachlichen Hintergrund vorgezogen, weil die fachlichen Kenntnisse zum Teil leichter anzueignen sind, als die Kenntnisse der Sprache und die Vertrautheit mit den Landesspezifika. Osteurop¨ aische Geschichte Das Fach Osteurop¨ aische Geschichte tr¨ agt maßgeblich zur besseren Verst¨ andigung Deutschlands mit seinen osteurop¨ aischen Nachbarn bei und f¨ ordert das Verst¨ andnis in Deutschland f¨ ur aktuelle Prozesse in den Nachbarl¨ andern. Slawistik Auf diesem Gebiet geht es besonders um die Sprach- und Kulturvermittlung, den interkulturellen Austausch und insbesondere auch der Sprachvermittlung von 12 slawischen Sprachen, deren Literaturen und Kulturen. Es gibt mit ca. 294 Mio. Menschen, die die slawischen Sprachen sprechen, deutlich mehr, als Menschen des germanischen (200 Mio.) oder romanischen (197 Mio.) Sprachraums. Mit dem Beitritt von Polen, Slowenien, der Tschechischen und der Slowakischen Republik sind an die 60 Mio. slawischer Muttersprachler zu EU- B¨ urgern geworden. Die Slawistik ist die einzige Philologie, die Ost- und S¨ udosteuropa im Blick hat und dabei die H¨ alfte des Kontinents erfasst. Osteuropabezogene Theologie Sp¨ atestens seit dem 11. September 2001 ist unumstritten, dass Religion kein Ph¨ anomen ist, das an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung verliert, sondern dass sie einen immer wichtigeren Faktor f¨ ur das politische Leben bildet. Das gilt auch und
Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der DGO
23
in besonderem Maße f¨ ur Ost- und Mitteleuropa. Seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft haben Religionsgemeinschaften dort erheblich an Signifikanz gewonnen. Sie sind gesellschaftliche Akteure, ohne die die Entwicklungen in den L¨ andern nicht zu verstehen sind. Osteuropabezogene Geographie Dieses Fachgebiet besch¨ aftigt sich mit einer Vielzahl von Themen, und erforscht und analysiert diesbez¨ uglich z. B.: • Wirtschaftsstandorte und Stadtentwicklung unter Transformationsbedingungen, • r¨ aumliche Bev¨ olkerungsverteilung und -entwicklung, • Tendenzen der Siedlungsentwicklung, • Migrationstr¨ ome, • Verkehrsinfrastrukturen, • grenz¨ uberschreitende ¨ okologische Risiken, • Tourismuspotenziale, • Wirkungen von durchl¨ assigen und undurchl¨ assigen Grenzen, • Effekte von Grenzverschiebungen, • r¨ aumliche Disparit¨ aten (Ungleichverteilung von Lebensgestaltungschancen) sowie • Raumkonstruktionen in politischen Diskursen, Inklusions- und Exklusionsabsichten politischer Raumrhetoriken (Politische Geographie). Politikwissenschaft Die osteuropabezogene Politikwissenschaft analysiert politische Prozesse auf staatlicher, substaatlicher und internationaler Ebene und erstellt Handlungsempfehlungen f¨ ur die Politik. Wichtige Themen sind: • Friedens- und Konfliktforschung, • Wandel politischer Systeme, • Beziehungen EU-Europas zu den neuen“ Nachbarn, ” • Energiesicherheit und -politik, • Wirtschaftliche und politische Eliten in Osteuropa und ihr Einfluss auf die Transformation.
24
Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer
Was umweltorientierte Transformationsprozesse, Umweltmanagement und ¨ okologische Fragestellungen betrifft, so wurden diese Themen bisher in der Osteuropaforschung scheinbar noch nicht gen¨ ugend ber¨ ucksichtigt. Außer in Zittau gibt es vermutlich keinen Lehrstuhl mit Spezialisierung auf Umwelt¨ okonomie, -recht, etc. unter diesem speziellen Gesichtspunkt. 2.2.4 Internationale Kooperation der Osteuropaforschung Die DGO agiert national, da ihre Aufgabe insbesondere auf der Information Deutschlands u ander Mittel- und Osteuropas liegt. ¨ber die L¨ Es gibt aber in 20 L¨ andern ¨ ahnliche Gesellschaften wie die DGO, die sich in ihren L¨ andern mit der Osteuropaforschung besch¨ aftigen. Sie kooperieren im Weltverband der Osteuropagesellschaften, dem International Council for Central and East European Studies16 (ICCEES). Beim Weltverband der Osteuropagesellschaften handelt es sich aber um einen losen Verbund nationaler Gesellschaften mit sehr unterschiedlicher Gr¨ oße und Organisationsform. Es erfolgen regelm¨ aßig Treffen in festen Gremien. Die Kommunikation erfolgt u ¨ber einen zweimal im Jahr erscheinenden Newsletter. Das wichtigste Instrument der internationalen Zusammenarbeit ist der alle f¨ unf Jahre von einer der Mitgliedsgesellschaften ausgerichtete Weltkongress der Osteuropaforschung“, den die DGO im ” vergangenen Jahr in Berlin durchgef¨ uhrt hat. Wie schon erw¨ ahnt, Umwelt und umweltorientierte Transformationsprozesse scheinen in Deutschland eine geringe Rolle zu spielen. Aus der Erfahrung, dass das Interesse der deutschen Politik an Osturopa eher abnimmt und dem Erfolg des Weltkongresses im vergangenen Jahr haben wir die Schlussfolgerung gezogen, dass sich die Osteuropaforschung st¨ arker europ¨ aisieren muss. Das ist vermutlich f¨ ur das Dreil¨ andereck Deutschland Polen Tschechien keine besonders neue Erkenntnis. In Forschungsprojekten, die von der DFG gef¨ ordert werden, besteht schon seit langem der Zwang, interdisziplin¨ ar zu arbeiten. Wenn EU-Projekte erfolgreich beantragt werden sollen, m¨ ussen mindestens zwei L¨ ander, die noch nicht mit einer großen Zahl von EU-Projekten als Antragssteller aufgetreten sind, als Projektpartner gefunden werden. Besonders erfolgsversprechend waren in den vergangene Jahren Irland und Griechenland, die mit Osteuropa wahrlich nicht viel zu tun haben. Im osteurop¨ aischen Raum k¨ onnen die Kiewer Gespr¨ ache“ als beispielhaftes Pro” jekt genannt werden. Die Kiewer Gespr¨ ache sind eine Initiative des Europ¨ aischen Austauschs, der Robert-Bosch-Stiftung, des Ausw¨ artigen Amtes und der DGO. Das Ziel ist, nach der orangenen Revolution ein deutsch-ukrainisches Dialogforum zu schaffen. Darin sollen b¨ urgerschaftliche und staatliche Kr¨ afte aus Deutschland und der Ukraine zusammengebracht werden. Außerdem soll es der Unterst¨ utzung der Ukraine auf ihrem Weg zu Demokratie und Zivilgesellschaft dienen. Das Thema der ersten Kiewer 16
Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.rusin.fi.
Mittel- und Osteuropaforschung aus Sicht der DGO
25
Gespr¨ ache im November vergangenen Jahres war: B¨ urgergesellschaft und politischer ” Umbruch“. Es kammen mehr als 100 Teilnehmer, bei denen es sich um deutsche und ukrainische Intellektuelle, Journalisten, Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft handelte. Die Europ¨ aisierung in Forschungsprojekten ist also bereits Alltag geworden. Wir wollen uns um eine st¨ arkere Zusammenarbeit der internationalen Osteuropagesellschaften bem¨ uhen, in dem wir die Zeitabst¨ ande zwischen den Weltkongressen verk¨ urzen und bereits 2007 den n¨ achsten Europ¨ aischen Kongress“ in Berlin durchf¨ uhren. ” 2.2.5 ICCEES Member Organisations and Associated Members Member Organisations • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 17
Vgl. Vgl. 19 Vgl. 20 Vgl. 21 Vgl. 22 Vgl. 18
American Association for the Advancement of Slavic Studies (AAASS), USA17 Association Hellenique d’Etudes Slaves (AHES), Greece Associazione Italiana degli Slavisti (AIS), Italy18 Australasian Association for Communist and Post-Communist Studies (AACPCS), Australia Australian and New Zealand Slavists’ Association (ANZSA), Australia Centre Belge d’ Etudes Slaves (SBES), Belgium British Association for, Slavonic, and East European Studies (BASEES), England19 Canadian Association of Slavists (CAS), Canada20 Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde (DGO), Germany21 Dutch Slavists’ Association (DSA), Holland Finnish Association for Russian and East European Studies (FAREES), Finland22 Institut d’Etudes Slaves (INES), France Irish Association of Russian and East European Studies (IAREES), Ireland Israeli Association of Slavic and East European Studies (IASEES), Israel Japanese Association for Soviet and East European Studies (JASEES), Japan Korean Association of Slavic Studies (KASS), Korea Korean Institute of International Studies (KIIS), Korea ¨ Osterreichisches Ost- und S¨ udosteuropa-Institut, Austria S¨ udosteuropa-Gesellschaft (SOG), Germany f¨ ur f¨ ur f¨ ur f¨ ur f¨ ur f¨ ur
weitere weitere weitere weitere weitere weitere
Informationen http://www.fas.harvard.edu/˜aaass/. Informationen http://www.humnet.unipi.it/˜presais/. Informationen http://www.gla.ac.uk/External/basees/study.htm. Informationen http://www.utoronto.ca/slavic/cas/. Informationenhttp://dgo-online.org/. Informationen http://www.rusin.fi.
26
Netzwerke f¨ ur einen internationalen Wissenstransfer • Swedish Society for the Study of Russia, Central and Eastern Europe and Central Asia, Sweden23
Associated Members • Asociacion Espanola de Eslavistas, Spain • Institute of Political Studies of the Polish Academy of Sciences, Poland • Association of East and Central European Studies of the Czech Republic, Czech Republic24 • Institute of Philosophy and Sociology of the Polish Academy of Sciences, Poland25 2.2.6 Literatur Brunner, G. (1980): Politikwissenschaft, in: Osteuropa 8/9, August/September 1980 (Osteuropaforschung in der Bundesrepublik Deutschland), S. 754-775, S. 773 ff. Frenzke, D. (1980): Die Ostrechtsforschung, in: Osteuropa 8/9, August/September 1980 (Osteuropaforschung in der Bundesrepublik Deutschland), S. 776-789, S. 784. Jahn, E. (1995): Professoren-Verzeichnis der Osteuropaforschung, in: Osteuropa 4, April 1995, S. 349-356. Jahn, E. (1996): Professuren-Verzeichnis zur Osteuropaforschung: Eine Erg¨ anzung, in: Osteuropa 6, Juni 1996, S. 617-618. Stricker, G./Maser, P. (1980): Theologische und kirchliche Osteuropaforschung, in: Osteuropa 8/9, August/September 1980 (Osteuropaforschung in der Bundesrepublik Deutschland), S. 904-910. http://www.dgo-online.org, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.gla.ac.uk/External/basees/study.htm, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.humnet.unipi.it/˜presais/, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.ifispan.waw.pl, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.nkp.cz/slov knih/spolecnost/titul.htm, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.rusin.fi, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.sallskapet.org/, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.utoronto.ca/slavic/cas/, aufgerufen am 15.12.2006.
23 24 25
Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.sallskapet.org/. Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.nkp.cz/slov knih/spolecnost/titul.htm. Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.ifispan.waw.pl.
3 Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittelund Osteuropa 3.1 Grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Gerstlberger, Stiftungsprofessor, IHI Zittau
3.1.1 Warum Innovations- und Forschungsnetzwerke immer wichtiger werden Innovationsnetzwerke jeder Art erfreuen sich seit einigen Jahren in der Innovationspraxis wie -forschung wachsender Beliebtheit. In den letzten Jahren durchgef¨ uhrte F¨ orderprogramme der EU, des Bundes und der L¨ ander wie EurActiv“1 , Ricarda“2 , RIS/ ” ” ” RITTS“3 , Exist“4 , InnoRegio“5 , BioRegio“6 , Lernende Regionen“7 oder Netzwerkma” ” ” ” ” nagement Ost - NEMO“8 sind explizit f¨ ur die finanzielle und organisatorische (Anschub-) F¨ orderung von Innovations- und Forschungsnetzwerken zwischen Wirtschaft, Wissenschaft sowie Gebietsk¨ orperschaften konzipiert worden9 . Dieser Trend ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich vor Augen h¨ alt, dass • kleinen und mittelst¨ andischen Unternehmen (KMU) gerade in Regionen mit wirtschaftlichen Entwicklungsproblemen h¨ aufig die Ressourcen f¨ ur eigenst¨ andige Forschungs- und Innovationst¨ atigkeit fehlen; • erfolgreiche Innovationen immer h¨ aufiger das Zusammenspiel von Produzenten, wissenschaftlichen Einrichtungen, Zulieferern, Vertriebspartnern, Kunden, Dienstleistern und ¨ offentlichen Einrichtungen voraussetzen; • die Anforderungen an die Governance (Steuerung, Koordination, Regulierung) und das Wissensmanagement bei Innovationsprozessen zunehmend komplexer und kostenaufw¨ andiger werden; 1
Vgl. Vgl. Vgl. 4 Vgl. 5 Vgl. 6 Vgl. 7 Vgl. 8 Vgl. 9 Vgl. 2 3
f¨ ur weitere Informationen http://www.euractiv.com/de. f¨ ur weitere Informationen http://www.ricarda-project.org/. f¨ ur weitere Informationen http://www.ti-consult.de/projekte eu.php. f¨ ur weitere Informationen http://www.exist.de/. f¨ ur weitere Informationen http://www.bmbf.de/de/1277.php. f¨ ur weitere Informationen http://www.bmbf.de/de/962.php. f¨ ur weitere Informationen http://www.lernende-regionen.info/dlr/index.php. f¨ ur weitere Informationen http://www.forschungskoop.de/. z. B. Koschatzky (2003), Gerstlberger (2004).
28
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa • beispielsweise ein europ¨ aischer Forschungsraum“, den das Europ¨ aische Parla” ment und die EU-Kommission anstreben, ohne (grenz¨ uberschreitende) Innovations- und Forschungsnetzwerke undenkbar ist10 .
Derartige Entwicklungen sind in der einschl¨ agigen praxisorientierten und wissenschaftlichen Literatur mittlerweile vielf¨ altig dokumentiert und ausf¨ uhrlich beschrieben. Belastbare empirische Befunde hinsichtlich des Nutzens oder der genauen Wirkungen von (Forschungs- und noch mehr) Innovationsnetzwerken liegen demgegen¨ uber jedoch bisher erst ansatzweise vor. Vergleichsweise banale Fragen wie die folgenden sind noch nicht oder erst unzureichend beantwortet worden sind: • Was genau bewirken Innovationsnetzwerke? • Was kosten Innovationsnetzwerke? Welche Aktivit¨ aten bed¨ urfen ¨ offentlicher F¨ orderung? • In welchen F¨ allen gibt es bessere - im Sinne von n¨ utzlicheren - Alternativen f¨ ur die Teilnehmer? • Wer sollte mit wem in welchen Feldern kooperieren? • Wie lange sollte zusammengearbeitet werden? • Wann sollten Innovationsnetzwerke aufgel¨ ost werden? • Ab welcher Gr¨ oße ist ein hauptamtliches Netzwerkmanagement notwendig? . . . und warum dies vor allem in Grenzregionen (speziell der EU) gilt? Besonderheiten bei grenz¨ uberschreitender (Forschungs- und) Innovationsnetzwerken sind neben rechtlichen, politischen und ¨ okonomischen auch sozial und kulturelle Grenzen bzw. Hemmschwellen. Unterschiedliche Wissenschafts- und Wirtschaftssysteme und, vielleicht noch wichtiger, -kulturen treffen aufeinander. Dadurch entstehen im Regelfall h¨ ohere Vorbereitungs- und Transaktionskosten als bei rein nationalen Netzwerken, besonders was die Kooperationsanbahnung und das Netzwerkmanagement angeht. Demgegen¨ uber bieten - zumindest langfristig betrachtet - gerade grenz¨ uberschreitende Netzwerke die Chance der Anbindung an internationale (in unserem Kontext vor allem europ¨ aische) Wissensstandards und -gemeinschaften. In diesem Zusammenhang mag es im Rahmen unserer Tagung interessant sein, dass deutsche Netzwerkpartner den wissenschaftlichen, theoretischen und methodischen Standard ihrer MOE-Partner mittlerweile u uber dem eigenen einsch¨ at¨berwiegend als (nahezu) gleichwertig gegen¨ zen (Tabelle 3.7). Es geht also aktuell weniger um Wissenstransfer“, wie noch in den ” 1990er Jahren, als um gemeinsamen Erkenntnisgewinn. 10
Vgl. z. B. BMBF (2006a).
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
29
3.1.2 Informationsstand und Datenlage: Mehr Fragen als Antworten Belastbare quantitative Daten hinsichtlich grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke sind bisher Mangelware. Eine nationale oder gar EU-weite systematische, regelm¨ aßige Evaluierung steht bisher aus. Die nachfolgend dargestellten, explo¨ rativen Uberlegungen st¨ utzen sich daher auf Quellen wie vor allem • einige wenige, mehr oder weniger aktuelle Studien im Auftrag des bmbf oder der EU-Kommision zu einzelnen Aspekten der Beteiligung deutscher bzw. europ¨ aischer Einrichtungen an den Forschungsrahmenprogrammen und weiteren F¨ orderprogrammen der EU, • vergleichbar angelegte Analysen bzw. Beteiligungsbilanzen f¨ ur einzelne Bundesl¨ ander, Hochschulen oder Gebietsk¨ orperschaften. Diese Quellen sind allerdings in ihrer Aussagekraft ¨ außerst begrenzt. Die Daten werden i. d. R. nur f¨ ur einzelne Zeitpunkte sowie Regionen und nicht fl¨ achendeckend, l¨ ander¨ ubergreifend als Zeitreihen erhoben. Die einzelnen Untersuchungen lassen sich aufgrund unterschiedlicher Frageformulierungen und Erhebungsmethoden nicht (direkt) miteinander vergleichen. Vielleicht noch wichtiger als diese handwerklichen“ Probleme ” ist zum einen, dass konsistente Untersuchungsmodelle als Bezugsrahmen f¨ ur die jeweils erhobenen Daten - zumindest in den vorliegenden Dokumentationen - keine Rolle zu spielen scheinen. Es wird stattdessen mit ad-hoc-Annahmen und -Fragestellungen operiert, die sich soweit erkennbar an den (kurzfristigen) Interessen der einzelnen Auftraggeber orientieren. Neben dem fehlenden konzeptionellen Bezugsrahmen besteht ein weiteres grunds¨ atzliches Problem f¨ ur eine sinnvolle Interpretation zum anderen darin, dass i. d. R. nur erfolgreiche Netzwerke bei der Datenerhebung ber¨ ucksichtigt werden. Kommt kein formalisiertes - Forschungsprojekt zustande, schlagen sich Netzwerkaktivit¨ aten in den vorhandenen Statistiken nicht nieder. 3.1.3 Wovon wir sprechen: Versuch einer Definition in grenz¨ uberschreitender Perspektive Kombiniert man zwei derart schillernde und unscharfe Begriffe wie Innovation“ und ” Netzwerk“ sind Definitionsprobleme vorprogrammiert. Der nachfolge Definitionsver” 11 such von Martin Heidenreich versucht vor diesem Hintergrund einige wichtige Definitionsstr¨ ange zu kombinieren: Innovationsnetzwerke beruhen auf vertrauensbasierten, durch gemeinsame Leitbil” der stabilisierten Kooperationsbeziehungen zwischen Unternehmen, Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen, politisch-administrativen Instanzen und den (prospektiven) Anwendern.“ 11
Heidenreich (1997), S. 234.
30
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
Die eher sozialwissenschaftlich ausgerichtete Definition von Heidenreich betont eher den Kooperationsaspekt: Vertrauen und gemeinsame normative Leitbilder werden als Kitt“ langfristiger Zusammenarbeit gesehen. In st¨ arker betriebswirtschaftlich beein” flussten Definitionsversuchen spielt ein gemeinsamer technologischer und/oder wirtschaftlicher Nutzen auf Basis der Netzwerkarbeit eine wichtigere Rolle. Innovationsnetzwerke gehen in dieser Perspektive insofern u ¨ber Forschungsnetzwerke hinaus, als die praktische Anwendung und Vermarktung des Kooperationsergebnisses wesentliches Element der Netzwerkarbeit ist. Dies mag auf den ersten Blick banal klingen, ist jedoch beispielsweise in f¨ orderpolitischer Hinsicht ein grundlegender Unterschied. 3.1.4 Eine vorl¨ aufige Typologie grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke Tabelle 3.1, die nur eine Auswahl der wichtigsten Typen grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke zusammenfasst, vermittelt einen Eindruck der mit diesem Sammelbegriff zusammengefassten Vielfalt m¨ oglicher Kooperationsnetzwerke im Kontext der Tagung. Diese Vielfalt zwingt zur Beschr¨ ankung: Die im Folgenden pr¨ asentierten empirischen Mosaiksteine k¨ onnen nur einzelne wichtige Aspekte abdecken. Dabei verdeutlicht Tabelle 3.1 auch, dass grenz¨ uberschreitende Forschung - und noch mehr Innovation - auf unterschiedlichsten Ebenen sowie in verschiedensten zeitlichen und r¨ aumlichen Perspektiven stattfindet. Dies f¨ uhrt nat¨ urlich immer unmittelbar zu der Frage, auf welcher Ebene und in welcher Perspektive Netzwerke untersucht bzw. gef¨ ordert werden sollen. Sind beispielsweise kleinr¨ aumliche Netzwerke mit relativ kurzfristig m¨ oglichen positiven Effekten st¨ arker erw¨ unscht als großr¨ aumlichere Netzwerke, deren etwaige positive Folgen und Wirkungen l¨ anger auf sich warten lassen? Sollen Hochschulen und/ oder Unternehmen eher indirekt u orper¨ber regionale Gebietsk¨ schaften oder ganz direkt gef¨ ordert werden? Sind einzelne Betriebe oder eher gesamte Wertsch¨ opfungsketten oder gar regionale Wirtschafts-/ Wissenschaftscluster von vorrangigem Interesse? Derartige Fragen k¨ onnen seri¨ oser Weiser nat¨ urlich immer nur auf den Einzelfall bezogen beantwortet werden. Die nachfolgend dargestellten empirischen ” Mosaiksteine“ werden allerdings zeigen, dass die Erfahrungs- und Entscheidungsbasis daf¨ ur – zumindest in grenz¨ uberschreitender Perspektive – derzeit noch sehr schmal ist. 3.1.5 Ausgew¨ ahlte empirische Mosaiksteine Im Rahmen der Vorbereitung dieses Beitrags war es nicht m¨ oglich, Prim¨ arerhebungen einschl¨ agiger Netzwerkdaten f¨ ur Sachsen oder die neuen Bundesl¨ ander insgesamt durchzuf¨ uhren. Die im Folgenden dargestellten empirischen Mosaiksteine“ beziehen ” sich daher entweder auf das alte“ Bundesland Niedersachsen oder die Bundesrepublik ” Deutschland insgesamt. Niedersachsen wurde als Beispiel ausgew¨ ahlt, da hier das An-
Anwendungsorientierte Forschung Grundlagenforschung Anwendungsorientierte Forschung Verwertung von Innovationen
Unternehmen Zulieferer, Kunden
alle Bereiche
alle Bereiche
alle Bereiche
unternehmensintern
offentlich ¨ gef¨ ordertes Forschungsprojekt (EU)
offentlich ¨ gef¨ ordertes Innovations-/ Forschungsnetzwerk
Sonstiges: (z.B.: Hochschul-/ St¨ adtepartnerschaften, St¨ adtenetzwerke, Public Private Partnerships)
mittel- bis langfristig
mittel- bis langfristig
kurz- bis mittelfristig
mittel- bis langfristig
kurz- bis mittelfristig
zeitliche Perspektive
Quelle: Eigene Darstellung, vgl. auch Gerstlberger (2004).
Aufbau/ F¨ orderung von Netzwerken
konkrete F&E-Projekte Wissensmanagement
Erfahrungsaustausch Projektanbahnung
alle Bereiche
niederschwellige, informelle Netzwerke
Ziele, Inhalte
Partner
Fokus
sehr unterschiedlich
kleinr¨ aumliche Region
mindestens drei bis vier EU-Staaten
sehr unterschiedlich
sehr unterschiedlich
r¨ aumliches Einzugsgebiet
Tabelle 3.1 Vorl¨ aufige Typologie grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke
Tacis City Twinning, Urban (EU) Stadt 2030 (BMBF)
InnoRegio BioRegio
Forschungsrahmenprojekte Regionalfonds
große Software-/ AutomobilUnternehmen
Doktoranden-/ StipendiatenNetzwerke
Beispiele
mittelm¨ aßig bis gut (Begleitforschung)
mittelm¨ aßig bis gut (Begleitforschung)
gering bis mittelm¨ aßig
gering bis mittelm¨ aßig
gering
Datenverf¨ ugbarkeit
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland 31
32
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
Tabelle 3.2 Aktuell durch die EU gef¨ orderte Projekte in ausgew¨ ahlten Bundesl¨ andern Bundesland
durch EU-Programme gef¨ orderte Projekte
Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes
durch EU-Programme gef¨ orderte Projekte/ Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes
BadenW¨ urttemberg
5.981
7.934
0,75
Hamburg
1.432
531
2,7
NRW
6.643
10.596
0,63
Niedersachsen
2.742
4.074
0,67
Saarland
425
507
0,84
Sachsen
952
2.805
0,34
Quelle: Cordis-Database, Statistisches Bundesamt, Stand 2005 gebot an verf¨ ugbaren Sekund¨ ardaten noch vergleichsweise gut ist12 . Tabelle 3.2 deutet in diesem Zusammenhang an, dass zumindest f¨ ur Unternehmen die Beteiligung an formalisierten grenz¨ uberschreitenden Netzwerken im Rahmen von EU-Projekten beispielsweise im hiesigen Bundesland Sachsen noch erheblich schwieriger sein d¨ urfte. Dies gilt zumindest insoweit, als der in Tabelle 3.2 verwendete Indikator durch EU-Programme ” gef¨ orderte Projekte pro Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes“ - unabh¨ angig von Einflussgr¨ oßen wie Branche oder Mitarbeiterzahl - aussagekr¨ aftig ist. Stellt man etwa den Hamburger Wert (Agglomerationsraum) f¨ ur diesen Indikator von 2,7 dem s¨ achsischen (0,34) bzw. nieders¨ achsischen (0,67) gegen¨ uber, sind gewisse Parallelen zwischen den beiden Fl¨ achenstaaten wahrscheinlich. Wachsende Bedeutung grenz¨ uberschreitender Netzwerke Die verf¨ ugbaren nieders¨ achsischen Kooperations- und Netzwerkdaten sprechen (1) erstens f¨ ur eine wachsende Bedeutung grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke mit EU-Partnern. Betrachtet man die verf¨ ugbaren Daten f¨ ur den Indikator Beteiligung an EU-Forschungsprojekten“, f¨ allt f¨ ur die Teilnehmergruppen Hochschu” len (22 auf 105), Forschungseinrichtungen (13 auf 101), Unternehmen (8 auf 84) und sonstige (0 auf 18) gleichermaßen eine deutliche Zunahme der Beteiligungen zwischen den Jahren 1987 und 2000 auf (Tabelle 3.3). Bei den Unternehmen ist diese Zunahme seit 1994 sogar besonders deutlich. 12
Vgl. Munsel/Bartsch (2005).
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
33
Tabelle 3.3 Anzahl nieders¨ achsischer Beteiligungen an EU-Forschungsprojekten 1987
1994
2000
Gesamt
Hochschulen
22
87
105
810
Forschungseinrichtungen
13
66
101
691
Unternehmen
8
44
84
618
Sonstige
0
1
18
60
Gesamt
43
198
308
2179
Quelle: Cordis-Database, Statistisches Bundesamt, Stand 2002
Tabelle 3.4 Mittel aus EU-Forschungsprojekten f¨ ur nieders¨ achsische Teilnehmer (in Mio. Euro) Empf¨ angergruppen
1994 – 1998
1999 – 2002
Hochschulen
10,5
13,5
Forschungseinrichtungen
11,1
16,1
Unternehmen
10,4
10,6
Sonstige
0,3
0,5
Gesamt
32,2
40,6
Quelle: Cordis-Database, Statistisches Bundesamt, Stand 2003 Dass die starke Zunahme der quantitativen Beteiligungen zwischen 1987 und 2000 sich zumindest auch in einem leichten finanziellen Bedeutungszuwachs niedergeschlagen hat, veranschaulicht Tabelle 3.5. Vor allem die Hochschulen und Forschungseinrichtungen konnten w¨ ahrend der Laufzeit des 5. Forschungsrahmenprogramms (FRP; 1999 - 2002) mit 13,5 bzw. 16.1 Mio. Euro einen betr¨ achtlichen Zuwachs gegen¨ uber der Laufzeit des 4. FRP (1994 - 1998) verbuchen (10,5 bzw. 11,1 Mio. Euro). Ver¨ anderte thematische Schwerpunkte Tabelle 3.6 zeigt, dass neben der allgemeinen Bedeutungszunahme von EU-Forschungsprojekten f¨ ur nieders¨ achsische Teilnehmer seit Ende der 1980er Jahre auch einige deutliche Ver¨ anderungen bei den thematischen Schwerpunkten grenz¨ uberschreitender Netz-
34
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
Tabelle 3.5 Eingeworbene Mittel nieders¨ achsische Teilnehmer nach Rahmenprogrammen (in Mio. Euro) Forschungsschwerpunkt:
3. FRP
4. FRP
5. FRP
Lebenswissenschaften
14,3
24,1
16
Informations- und Kommunikationstechnologien
16,9
32,9
13,9
Industrieelle und Produktionstechnologien
21,9
41,5
22
Energie und Umwelt
16,6
24,1
7,6
Internationale Kooperation
1,9
3,3
0,7
Quelle: Cordis-Database, Statistisches Bundesamt, Stand 2003 werke zu verzeichnen sind. Abgesehen von dem insgesamt u ¨berdurchschnittlichen Volumen des 4. FRP haben gerade die beiden Bereiche, die uns im Rahmen dieser Tagung besonders interessieren - Energie und Umwelt“ sowie Internationale Kooperation“ ganz ” ” allgemein im Laufe der 1990er Jahre verglichen mit den weiteren Forschungsschwerpunkten der EU-FRP als eigenst¨ andige Themenbereiche deutlich an Bedeutung verloren. Dies wird zum Teil sicherlich dadurch relativiert, dass Umweltfragen generell in allen EU-Forschungsschwerpunkten an Bedeutung gewonnen haben. Vergleichbare Einsch¨ atzungen hinsichtlich eines gewissen Bedeutungsverlustes dezidiert umweltorientierter Forschung k¨ onnen - auch hinsichtlich des 6. FRP - allerdings gegen Ende der 1990er Jahre vielerorts nachgelesen werden13 . Netzwerkstruktur, -partner und -ziele Die in Tabelle 3.7 zusammengefassten Daten bez¨ uglich einiger wichtiger Netzwerkindikatoren sprechen daf¨ ur, dass - zumindest in Niedersachsen - in EU-Projekten langfristige Netzwerk-Partnerschaften auf gleicher Augenh¨ ohe“ angestrebt und praktiziert werden. ” Ca. 39,5 Prozent (h¨ aufigste Nennung) der befragten Projektteilnehmer best¨ atigen Ihren Partnern in MOE ein ¨ ahnliches Niveau im Vergleich zu den nieders¨ achsischen ” Einrichtungen“). Ca. 67,1 Prozent bzw. 60,5 Prozent der Befragten geben f¨ ur die Wahl der MOE-Partner exzellentes methodisches“ bzw. theoretisches“ Know-how an. Das ” ” wichtigste Kooperationsziel bildet dabei - anders als noch in den 1980er Jahren - immer weniger der Wissenstransfer, sondern zunehmend der Kompetenzerhalt“ (durch Wis” sensaustausch) im Rahmen langfristiger Kooperationsm¨ oglichkeiten“. Derartige Ein” sch¨ atzungen beziehen sich dabei vor allem auf anwendungsorientierte Forschung (ca. 13
Vgl. z.B. BMBF (2006b).
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
35
Tabelle 3.6 Netzwerkpartner und -ziele nieders¨ achsische Teilnehmer bei EU-Forschungsprojekten Wichtigster Partner in MOEL:
Hochschulen
42,50%
Niveau der MOE-Partnereinrichtungen (wissenschaftliche Expertise)
¨ Ahnliches Niveau der MOEPartnereinrichtungen im Vergleich zu den nieders¨ achsischen Einrichtungen
39,50%
Wichtigste Kooperationsziele (Bedeutsamkeit):
Kompetenzerhalt/ langfristige Kooperationsm¨ oglichkeiten
88,5% / 86,9%
Wichtigste Gr¨ unde f¨ ur die Wahl des MOE-Partners:
Methodisches Know-how/ Theoretisches Know-how
67,1% / 60,5%
T¨ atigkeitsschwerpunkt Nieders¨ achsische Einrichtungen:
Anwendungsorientierte schung
For-
59.4%
T¨ atigkeitsschwerpunkt tungen in MOE:
Anwendungsorientierte schung
For-
40,50%
Partnereinrich-
Wichtigster MOE-Partner:
Polen
Nieders¨ achsische mit Polen:
FuE-Einrichtungen Hochschulen
Projektbeteiligungen
208 Vertr¨ age insgesamt/
35 / 12
Quelle: Cordis-Database, Statistisches Bundesamt, Stand 2003 59,4 Prozent bzw. 40,5 Prozent auf nieders¨ achsischer bzw. MOE-Seite) in und zwischen Hochschulen. Polen kommt dabei aufgrund der Gr¨ oße des Landes eine herausgehobene Bedeutung als Partnerland zu. Nutzen von Innovations- und Forschungsnetzwerken Anspruchsvolle langfristige Zielsetzung, kurzfristiger hoher Aufwand“ k¨ onnte die Be” deutung von EU-Forschungsprojekten - als exemplarisches Beispiel f¨ ur formalisierte grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke - aus Sicht aktueller und potentieller Teilnehmer sowie Antragsteller in Deutschland knapp zusammengefasst werden14 . Dieses Dilemma, das f¨ ur den Netzwerktyp EU-Forschungsprojekte noch vergleichsweise gut (auch quantitativ) empirisch dokumentiert ist, scheint nach allem was wir bisher wissen, f¨ ur st¨ arker formalisierte Innovations- und Forschungsnetzwerke grunds¨ atzlich zu gelten. Der Widerspruch zwischen langfristigem Nutzen, der i. d. R. mit hoher Unsicherheit behaftet ist, und kurzfristigem hohen Aufwand wirkt vor allem f¨ ur kleinere Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen h¨ aufig abschreckend. Erschwerend kommt hinzu, dass erfolglose Antragstellungen von den Beteiligten 14
Vgl. BMBF (2001).
36
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
h¨ aufig als v¨ ollig nutzlos“ eingesch¨ atzt werden. N¨ utzliche Kontakte zu Instituten bei ” ” Antrags-Ablehnung“ haben sich beispielsweise nur f¨ ur 24 Prozent der Unternehmen und 26 Prozent der Hochschulen bzw. Forschungsinstitute aufgrund erfolgloser EU-Antragstellungen ergeben.
Tabelle 3.7 Nutzen der EU-Projekte, 4. FRP Zielgruppe
Hoch
Mittel
Gering
KMU
37%
25%
38%
Großunternehmen
32%
32%
36%
Hochschulen
64%
24%
12%
Außeruniversit¨ are Institute
63%
25%
12%
Quelle: BMBF (2001), S. 26 ff. Die Tabellen 3.7 und 3.8 fassen entsprechende Hinweise dadurch zusammen, dass der Nutzen von EU-Projekten des 4. FRP mit vergleichbaren nationalen FuE-F¨ orderprojekten w¨ ahrend des selben Zeitraums gegen¨ ubergestellt werden. W¨ ahrend beispielsweise 59 Prozent der befragten KMU ihren nationalen FuE-Projekten einen hohen Nutzen“ ” zuschreiben, betr¨ agt der entsprechende Wert f¨ ur EU-Projekte im 4. FRP lediglich 37 Prozent. Entsprechende Werte f¨ ur beteiligte Hochschulen betragen 84 und 64 Prozent. Die Lage f¨ ur Großunternehmen und außeruniversit¨ are Institute stellt sich vergleichbar dar. Tabelle 3.8 Nutzen der Projekte mit nationaler FuE-F¨ orderung im Vergleichszeitraum 4. FRP Zielgruppe
Hoch
Mittel
Gering
KMU
59%
24%
17%
Großunternehmen
43%
35%
22%
Hochschulen
84%
14%
2%
Außeruniversit¨ are Institute
87%
13%
0%
Quelle: BMBF (2001), S. 26 ff. Wie erheblich der Aufwand f¨ ur formalisierte grenz¨ uberschreitende Netzwerkarbeit ist, verdeutlichen folgende Sch¨ atzungen: Durchschnittliche Gesamtkosten von ca. 10.500
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
37
Euro pro Konsortialpartner f¨ ur die Erstellung eines EU-Antrags; ca. 28.000 Euro f¨ ur die Projektadministration je Konsortialpartner (bei einer durchschnittlichen Laufzeit von ca. drei Jahren); f¨ ur das 4. Rahmenprogramm ergeben sich daraus f¨ ur Deutschland insgesamt grobe Kosten von ca. 550 Mio. Euro f¨ ur die Vorbereitung und Administration von EU-Forschungsprojekten. Tabelle 3.9 zeigt einige wichtige Kriterien f¨ ur die Wahl von Netzwerkpartnern bei EU-Forschungsprojekten mit Einrichtungen in MOE-Staaten. Das Kriterium der m¨ oglichst langfristigen und stabilen Zusammenarbeit zeigt der mehrheitlich (59 Prozent) von den (potentiellen) Beteiligten ge¨ außerte Wunsch, die praktizierte Zusammenarbeit nach dem aktuellen Projektende fortzusetzen. Dies gilt auch und gerade f¨ ur die grenz¨ uberschreitende Kooperation mit ausl¨ andischen Partnern (61 Prozent). In diesem Zusammenhang sind f¨ ur 46 Prozent der Befragten explizit netzwerkorientierte ” Ziele“ bei EU-Projekten wichtig. Den Austausch von Wissen und Technologien“- auf ” Augenh¨ ohe - halten sogar 73 Prozent der (m¨ oglichen) Partner f¨ ur (sehr) wichtig bei der Partnerfindung. Dem entspricht auch die Zustimmung von 59 Prozent zu dem Statement, dass gemeinsame Entwicklung“ die Art der Zusammenarbeit am besten ” charakterisiert. F¨ ur getrennte arbeitsteilige Entwicklung“ betr¨ agt der Vergleichswert ” lediglich 28 Prozent. ¨ Ahnlich bedeutsam sind gemeinsame Vor-Erfahrungen und gegenseitiges Kennenlernen im Vorfeld vor einer Antragstellung. 49 Prozent der Projektpartner geben dies als wichtiges Kriterium f¨ ur die Partnerwahl allgemein an, 56 Prozent f¨ ur die ausl¨ andischen Partner. Ein zentrales Problem bei der Zusammenstellung von Konsortien f¨ ur EU-Forschungsprojekte bildet die relativ geringe Vertrautheit der (potentiellen) Antragsteller mit den F¨ orderbedingungen und -m¨ oglichkeiten der EU-Rahmenprogramme. Nur 31 Prozent der Unternehmen und 35 Prozent der Hochschulen geben hier eine hohe oder sehr hohe Vertrautheit an. Als h¨ aufige Barrieren bei der Antragsentwicklung und -stellung sowie Projektdurchf¨ uhrung werden von Antragstellern und Projektbeteiligten immer wieder genannt15 : • Unzureichende Information und Beratung u orderm¨ oglichkeiten und -beding¨ber F¨ ungen, • mangelnde B¨ undelung und Selektion von Informationen im Vorfeld und w¨ ahrend der Netzwerkanbahnung, ¨ • geringe Unterst¨ utzung bei der Offentlichkeitsarbeit und Projektvermarktung durch die jeweiligen Institutionen der Antragsteller. 15
Vgl. BMBF (2001), S. 20 ff.
38
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
Tabelle 3.9 Kriterien f¨ ur die Partnersuche und -wahl bei EU-Forschungsprojekten Durchschnitt Zusammenarbeit mit Projektpartnern vor Antragstellung Insgesamt
49 %
Ausl¨ andische Partner
56 %
Auch nach Projektende Zusammenarbeit angestrebt Insgesamt
59 %
Ausl¨ andische Partner (Sehr) hohe Vertrautheit mit F¨ orderbedingungen m¨ oglichkeiten des EU-Rahmenprogramms
61 % und
-
Unternehmen
31 %
Hochschulen
35 %
Netzwerkorientierte Ziele sind (sehr) wichtig bei EU-Projekten
46 %
Austausch von Wissen und Technologien
73 %
N¨ utzliche Kontakte zu Instituten bei Antragsablehnung Unternehmen
24 %
Hochschulen
26 %
Gemeinsame Entwicklung als Art der Zusammenarbeit
59 %
Getrennte arbeitsteilige Entwicklung als Art der Zusammenarbeit
28 %
Quelle: BMBF (2001), S. 26 ff.
3.1.6 Ausgew¨ ahlte Beispiele aus dem Dreil¨ andereck Um abschließend noch etwas Fleisch“ an die kurz zusammengefassten Knochen“ der ” ” statistischen Daten zu bringen, werden im Anschluss drei ausgew¨ ahlte Beispiele grenzu ¨berschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke knapp vorgestellt. Diese lokalen bzw. regionalen Beispiele aus dem Dreil¨ andereck zeigen in ¨ ahnlicher Form jeweils sowohl Chancen und St¨ arken als auch Risiken und Schw¨ achen dieser Kooperationsform in konkreten Handlungsfeldern. Das erste Beispiel Euro-Textilregion Nei” ße“ zeigt anschaulich die h¨ aufige Kluft zwischen Netzwerkanspruch und Wirklichkeit in der grenz¨ uberschreitenden Innovations- und Forschungszusammenarbeit. W¨ ahrend eine weitgehend informell organisierte Dreil¨ ander-Plattform entlang traditioneller europ¨ aischer Wertsch¨ opfungsketten relativ rasch ins Leben gerufen werden konnte, erweist sich die gemeinsame Einwerbung von (EU-) Forschungsmitteln und Projektdurchf¨ uh-
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
39
Abbildung 3.1 Euro-Textilregion Neiße Euro-Textilregion Neiße Idee: Innovations- & Forschungsnetzwerke entlang grenzüberschreitender Wertschöpfungsketten Organisation • Arbeitsgruppen zu Querschnitts- & Spezialthemen • Versuch der Bündelung von F&E-Kapazitäten • Kooperations- & Fördermitteldatenbanken Zwischenbilanz • Anlaufschwierigkeiten aufgrund geringer Ressourcen • Erste Pilotprojekte • „Intelligente Textilien“ als ökonomisches & ökologisches Potential
Quelle: Eigene Darstellung rung als bedeutend schwieriger. Mit dem gemeinsamen Schwerpunkt-Thema intelli” gente Textilien“ existiert allerdings - sowohl in ¨ okonomischer als auch in ¨ okologischer Perspektive - ein bedeutendes, bisher noch kaum ausgesch¨ opftes Zukunftspotential f¨ ur die gemeinsame Netzwerkarbeit.16 ¨ Ahnlich stellt sich die Situation im Dreil¨ andereck f¨ ur das zweite Beispiel 6. FRP ” der EU“ dar17 . Die grenz¨ uberschreitende Antragstellung konnte zwar im Vergleich zu den fr¨ uheren FRP in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung gleichermaßen st¨ arker geb¨ undelt und professionalisiert werden. Die parallele Existenz relativ vieler TransferEinrichtungen ( Innovationszentren“) in ¨ offentlicher, privater oder ¨ offentlich-privater ” Tr¨ agerschaft - angesichts einer vergleichsweise geringen Anzahl von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen als Teilnehmern - birgt jedoch die Gefahr, dass • die knappen Ressourcen zersplittert und • Technologie-Schwerpunkte - als regionale Alleinstellungsmerkmale - zu breit angelegt werden. 16 17
Vgl. Eurotextilregion (2006). Vgl. ifo (2005).
40
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
Originell und zuk¨ unftig sicherlich noch ausbaubar ist die vom Internationalen Hochschulinstitut Zittau koordinierte Idee eines grenz¨ uberschreitend angelegten Interreg3a-Projektes als verbindliche Plattform f¨ ur die Entwicklung und Abstimmung von Forschungsantr¨ agen im Dreil¨ andereck.
Abbildung 3.2 6. Forschungsrahmenprogramm der EU 6. Forschungsrahmenprogramm der EU Idee: Räumliche Nähe im Dreiländereck erleichtert die Bildung multinationaler Konsortien Organisation • Interreg-3a-Projekt als Plattform für Antragstellung • Innovationszentren (Kreis, Städte, Hochschulen, Unternehmerverband) als Transfer-Institutionen Zwischenbilanz • Gefahr der Zersplitterung regionaler Ressourcen • Technologie-Schwerpunkte sehr breit angelegt • Relativ viele Initiativen, verhältnismäßig wenig Ergebnisse
Quelle: Eigene Darstellung
Das Akademisches Koordinierungszentrum (ACC) in der Euroregion Neiße, als drittes Beispiel, zeigt neben den bereits genannten Gefahren und Risiken grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke als weitere wichtige Problematik das Fortbestehen starker nationaler Eigeninteressen18 . Die tradierten Wissenschaftssysteme mit ihren jeweiligen Regularien und - vielleicht noch wichtiger - Kulturen wirken sich h¨ aufig st¨ arker aus als der Wille, gemeinsame Innovations- und Forschungsnetzwerke aufsowie auszubauen. Nichtsdestotrotz ist die Netzwerkidee ACC insofern von hoher Aktualit¨ at, als vergleichbare Gremien der grenz¨ uberschreitenden Forschungskoordination bisher EU-weit h¨ ochstens in allerersten Ans¨ atzen geschaffen worden sind.
18
Vgl. ifo (2005).
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland
41
Abbildung 3.3 Akademisches Koordinierungszentrum Akademisches Koordinierungszentrum Idee: Grenzüberschreitende Koordinierungs-Plattform für EUForschungsprojekte aller Hochschulen im Dreiländereck Organisation • Thematische Arbeitsgruppen und Steuerungskreis • Mehrebenen-Organisation (Projekte, Strategie, Programm, ..) Zwischenbilanz • Langwierige, wenig transparente Entscheidungsprozesse und Entscheidungsstrukturen • Vielfältige Ideen, wenig konkrete Projekte • Starke nationale Eigeninteressen
Quelle: Eigene Darstellung 3.1.7 Fazit: Grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke als großes Potential trotz hohem Aufwand und Risiko Die dargestellten empirischen Mosaiksteine und Beispiele aus dem Dreil¨ andereck k¨ onnen in diesem Rahmen nur einige wenige ausgew¨ ahlte Schlaglichter auf m¨ ogliche Chancen und St¨ arken sowie Risiken und Schw¨ achen bei der Gestaltung grenz¨ uberschreitender Innovations- und Forschungsnetzwerke liefern. Obwohl das belastbare Wissen u ¨ber den gesamten Lebenszyklus“- zwischen Anbahnung und Aufl¨ osung - von Innovations” und Forschungsnetzwerken und die jeweiligen Besonderheiten einzelner Lebenszyklus” Phasen“ bisher noch relativ gering ist, erscheint das folgende Zwischenfazit als plausibel: • Niederschwellige, informelle Netzwerke - als Basis f¨ ur grenz¨ uberschreitendes Kennenlernen und Vertrauensaufbau - werden in der Begleitforschung und ¨ offentlichen (Forschungs-)F¨ orderung zu wenig ber¨ ucksichtigt, obwohl sie f¨ ur die Anbahnung ¨ offentlich gef¨ orderter (EU-)Forschungsprojekte von großer Bedeutung sind. • Bei den seit Mitte der 1980er Jahren stetig immer h¨ aufiger praktizierten grenzu ¨berschreitenden Innovations- und Forschungsnetzwerken mit MOE-Staaten geht es nicht mehr nur um Wissenstransfer, sondern zunehmend um Austausch von ”
42
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa Wissen und Technologien“- auf Augenh¨ ohe - in langfristig orientierten, m¨ oglichst stabilen Partnerschaftsbeziehungen. • Vor dem Aufbau derartiger grenz¨ uberschreitender Netzwerke schrecken allerdings immer noch sehr viele deutsche Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zur¨ uck. Wichtige Gr¨ unde daf¨ ur sind der hohe Aufwand (bei gleichzeitigem betr¨ achtlichem Risiko des Scheiterns) sowie unzureichende Information und Beratung u orderm¨ og¨ber - aus Sicht der Nachfrager - wenig transparente F¨ lichkeiten und -bedingungen. • Umweltfragen haben im Verlauf der 1990er Jahre als Gegenstand der Aktivit¨ aten von grenz¨ uberschreitenden Innovations- und Forschungsnetzwerken leicht an Bedeutung verloren
Vor diesem Hintegrund mag es so Manchem, der u arker als ¨berlegte, ob er sich (st¨ zuvor) in grenz¨ uberschreitende Innovations- und Forschungsnetzwerke begeben sollte, gehen wie einstmals dem großen Volksdichter Karl Valentin, dessen Mutter immerhin aus Zittau stammte: M¨ ogen h¨ att’ ich schon wollen, aber d¨ urfen hab ich mich nicht getraut!“ ” 3.1.8 Literatur BMBF (Hrsg.) (2001): Europ¨ aische Forschungsrahmenprogramme in Deutschland, Studie zu deutschen Beteiligung und deren Effekte im 4. Rahmenprogramm (1994 1998), K¨ oln. BMBF (2006a): Der Europ¨ aische Forschungsraum (EFR) in http://www.bmbf.de/ de/956.php aufgerufen am 18.05.2006. BMBF (2006b): http://www.forschungsrahmenprogramm.de aufgerufen am 15.12. 2006. Gerstlberger, W. (2004): Regionale Innovationssysteme aus betriebswirtschaftlicher Perspektive - Gestaltungskonzepte zur F¨ orderung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung, Wiesbaden. Heidenreich, M. (1997): Innovationen in Baden-W¨ urttemberg, Baden-Baden. Koschatzky, K. (2003): Innovationsnetzwerke als Grundlage regionaler Entwicklungsprozesse. In: Koschatzky, K. (Hrsg.): Innovative Impulse f¨ ur die Region - Aktuelle Tendenzen und Entwicklungsstrategien. Stuttgart: Fraunhofer IRB, S. 3-22. Munsel, K./Bartsch, R. (2005): Wirtschaft - Wissenschaft - Technologie, Strategien und M¨ oglichkeiten zur Verbesserung des Wissenstransfers. Studie im Rahmen der Erarbeitung eines Regionalkonzeptes f¨ ur die ImPuls-Region Erfurt-Weimar-Jena, Jena. http://www.cesifo-group.de/pls/portal/docs/PAGE/IFOCONTENT/NEUESEITEN/ PUBL/ZEITSCHRIFTEN/ZS-IFODR/ZS-IFODR-CONTAINER/IFO DRESDEN BERICHTET 2005/IFODB 2005 2 33-37.PDF aufgerufen am 18.05.2006.
Innovations- und Forschungsnetzwerke zwischen Osteuropa und Deutschland http://www.eurotextilregion.de/, aufgerufen am 18.05.2006. http://www.euractiv.com/de, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.ricarda-project.org/, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.ti-consult.de/projekte eu.php, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.exist.de/, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.bmbf.de/de/1277.php, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.bmbf.de/de/962.php, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.lernende-regionen.info/dlr/index.php, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.forschungskoop.de, aufgerufen am 15.12.2006.
43
44
Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
3.2 Nachhaltige Projektarbeit an mittel- und osteurop¨ aischen Hochschulen Dr. h. c. Jochem Gieraths, Gesch¨ aftsf¨ uhrer, Osteuropazentrum der Universit¨ at Hohenheim
3.2.1 Die Universit¨ at Hohenheim und ihr Osteuropazentrum Die Universit¨ at Hohenheim ist die kleinste von insgesamt neun baden-w¨ urttembergischen Hochschulen. Ihre Wurzeln stehen in enger Verbindung zu K¨ onigin Katharina, einer russische Zarentochter namens Catharina Pawlowna und Schwester des Zaren Alexander I., die nach zwei Jahren extremer Hungersn¨ ote in W¨ urttemberg (1815/16) im November 1818 in Hohenheim die erste deutsche landwirtschaftliche Lehr- und Versuchseinrichtung gr¨ undete. Als ¨ alteste und gr¨ oßte deutsche Agrarfakult¨ at steht die Universit¨ at Hohenheim heute im Wettbewerb mit insgesamt noch neun deutschen Agrarfakult¨ aten, die miteinander um ein nicht mehr steigerungsf¨ ahiges Potenzial von 5.000-6.000 Agrarstudenten und - man glaubt es kaum - ca. 1.200 Studienanf¨ angern ringen. Im Blick auf das exorbitante Missverh¨ altnis zwischen den Gesamtkosten f¨ ur die und den von den Agrarfakult¨ aten zu betreuenden Studenten hat der Wissenschaftsrat im letzten Jahr diese an Universit¨ aten und Fachhochschulen evaluiert und man darf gespannt sein, wie seine Antwort auf die Frage lautet, wie viele Agrarfakult¨ aten der deutsche Staat maximal f¨ ur die Betreuung der genannten Zahl von 5.000-6.000 Studenten ben¨ otigt. Angesichts eines im nationalen und europ¨ aischen Kontext sich versch¨ arfenden Wettbewerbs wurde in Hohenheim schon sehr fr¨ uh begonnen, diesem Wettbewerb offensiv zu begegnen und z. B. die Studienangebote im Bereich der Agrar- und Ern¨ ahrungswissenschaften daraufhin entsprechend auszurichten. Nicht von ungef¨ ahr war die Hohenheimer Agrarfakult¨ at bundesweit f¨ uhrend mit der Einf¨ uhrung von Bachelor- und Masterstudieng¨ angen, die bereits 1999 an die Stelle des 5j¨ ahrigen Diplomstudiums getreten sind. Neben der Reform von Studienstrukturen und -inhalten ist auch das internationale Profil der Hochschule ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Neben einem bereits Mitte der 80er Jahre gegr¨ undeten Tropenzentrum hat die Universit¨ at Hohenheim 1995 auch ein wissenschaftliches Osteuropazentrum auf den Weg gebracht und dieses u. a. damit beauftragt, ein Netzwerk zu den großen Agrarhochschulen der mittel-, s¨ udost- und osteurop¨ aischen L¨ ander (MOEL) aufzubauen. Zur Bew¨ altigung dieser Aufgabe verf¨ ugt at finanzierte das Zentrum bis zum heutigen Tag nur u ¨ber die von Seiten der Universit¨ Stelle eines Gesch¨ aftsf¨ uhrers und die einer Halbtagssekret¨ arin, ohne dass dem Zentrum dar¨ uber hinaus noch zus¨ atzliche Mittel f¨ ur die Projektanbahnung bzw. Projektkoordination zur Verf¨ ugung standen und stehen. Aktuell arbeiten im Osteuropazentrum zehn Mitarbeiter, von denen also 8 1/2 aus Drittmitteln finanziert werden m¨ ussen.
Nachhaltige Projektarbeit an mittel- und osteurop¨ aischer Hochschulen
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Dem neu gegr¨ undeten Zentrum blieb also nur der Weg oder der Ausweg, u ¨ber nationale und europ¨ aische F¨ ordert¨ opfe Projektmittel zu beantragen und einzuwerben, um mit Partnern in den genannten L¨ andern u ¨berhaupt Kooperationsbeziehungen aufnehmen und diese in entsprechenden fachwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsprojekten konkretisieren zu k¨ onnen. Zusammen mit den Hohenheimer Agrarwissenschaftlern hat das Osteuropazentrum hier f¨ ur den Agrar- und Ern¨ ahrungssektor der MOEL sehr erfolgreich eine sog. Nischenstrategie entwickelt, durch die es heute - nach einer laufend aktualisierten DAAD-Statistik - die erfolgreichste deutsche Hochschule in der Einwerbung von EU-finanzierten Hochschulreformprojekten ist. 3.2.2 TEMPUS-TACIS-Projekte in der Russischen F¨ oderation ¨ Im Folgenden soll ein Uberblick u aten gegeben werden. Anl¨ ass¨ber die Projektaktivit¨ lich ihres 175j¨ ahrigen Jubil¨ aums hat die Universit¨ at Hohenheim im Jahre 1993 in einem wissenschaftlichen Russlandkongress wieder die Kontakte zur Landwirtschaftlichen Timirjasew-Akademie in Moskau herstellen k¨ onnen, mit der sie schon im 19. Jahrhundert verbunden war. Im Blick auf den innerrussischen Wettbewerb von heute noch 58 Agrarhochschulen hat sich diese gr¨ oßte Lehreinrichtung im Agrarsektor der Russischen F¨ oderation im letzten Jahr umbenannt in Russische Staatliche Agraruniversit¨ at, benannt nach Timirjasew, um ihren diesbez¨ uglichen F¨ uhrungsanspruch besser dokumentieren zu k¨ onnen. Aus den Diskussionen mit unseren russischen Partnern auf der regionalen und f¨ oderalen Ebene wissen wir, dass der russische Staat nicht nur die Zahl seiner Agraruniversit¨ aten auf 15-20 sog. regionale Kompetenzzentren“ reduzieren wird. ” Die Herstellung von nachhaltigen Kooperationsbeziehungen h¨ angt also auch im Blick auf die Russische F¨ oderation von der Beantwortung der Frage ab, welche Agrarhoch¨ schule nicht nur den Wettbewerb ums eigene Uberleben bestehen wird, sondern daru unftig auch als wissenschaftlicher Kooperationspartner mit einem ent¨ber hinaus zuk¨ sprechend u ugung stehen wird. Im Blick auf die ¨berdurchschnittlichen Niveau zur Verf¨ Beantwortung dieser Frage sind die vom Osteuropazentrum eingeworbenen TEMPUSTACIS-Projekte zu verstehen, f¨ ur deren Umsetzung wir in den zur¨ uckliegenden zehn Jahren ein Volumen von insgesamt 4,5 Mill. Euro eingeworben haben. Im einzelnen zielten diese Projekte auf die Reform der Studienstrukturen und der Lehrinhalte in den Bereichen Agrar¨ okonomie und Agrobusiness, Unternehmensf¨ uhrung und Management, Landwirtschaftliches Beratungswesen und Umweltwissenschaften ab. Unter der F¨ uhrung der Timirjasew-Akademie sind die Projektergebnisse in einem Netzwerk von elf f¨ uhrenden Agrarhochschulen der Russischen F¨ oderation in Omsk, St. Petersburg, Samara, Stavropol, Novosibirsk, Woronesch, Orel, Jaroslavl, Ulan Ude, und Ussurisk verbreitet worden. Bezogen auf diese Erfolgsgeschichte k¨ onnen wir von Hohenheim aus heute bilanzierend feststellen, dass uns die zu erwartende Konzentration der Lehrkapazit¨ aten im Agrar- und Ern¨ ahrungssektor der Russischen F¨ oderation nicht unvorbereitet trifft, sondern wir uns schon sehr fr¨ uh um nachhaltiges Networking mit wettbewerbsf¨ ahigen Partnern bem¨ uht haben.
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Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
3.2.3 TEMPUS-CARDS-Projekte in der Balkan-Region Ein aus Hohenheimer Perspektive weiteres Beispiel erfolgreicher Projektarbeit soll nun angesprochen werden. Nach dem Balkankrieg 1999 erhielten die deutschen Hochschulen (¨ uber den DAAD vermittelt) im Rahmen des Europ¨ aischen Stabilit¨ atspaktes f¨ ur S¨ udosteuropa die Chance, fachwissenschaftliche Kooperationen mit Partnern in der Balkanregion aufzubauen, um diese sukzessive wieder an die europ¨ aischen Standards im Bereich von Lehre und Forschung heranzuf¨ uhren. Auch das Osteuropazentrum der Universit¨ at Hohenheim hat sich an diesem akademischen Wiederaufbauprogramm beteiligt und f¨ ur die Jahre 2000-2003 insgesamt 150.000 Euro vom DAAD als F¨ ordermittel erhalten, um die Agraruniversit¨ aten in Zagreb, Osijek, Belgrad, Novi Sad, Sarajevo, Tirana, Pristina und Skopje u ¨ber die Ziele der Bologna Deklaration zu informieren und sie f¨ ur diese unter ihren je verschiedenen Bedingungen zu sensibilisieren. Auch hier haben wir es in den zur¨ uckliegenden Jahren geschafft, jede der genannten Hochschulen so in ein TEMPUS-CARDS-Projekt einzubinden, dass auch f¨ ur die Balkan-Agrarhochschulen auf ihrem Weg nach Europa die Einf¨ uhrung von gestuften Studienabschl¨ ussen (Bachelor/ Master), die Modularisierung der Lehrinhalte in Verbindung mit dem European ” Transfer Credit System“ (ECTS) als unverzichtbare Struktur- und Qualit¨ atsmerkmale des europ¨ aischen Bildungsraums anerkannt werden.
3.2.4 Die Frage nach der Nachhaltigkeit Wichtiger als der Verweis auf die Inhalte der einzelnen Projekte ist f¨ ur den hier zu diskutierenden Kontext die Frage, wie nachhaltig sind denn alle die von Hohenheim aus koordinierten Projekte - ob in der Russischen F¨ oderation, den kaukasischen und asiatischen GUS-Staaten oder auf dem Balkan. Aus der Perspektive der Universit¨ at Hohenheim ist diese Frage uneingeschr¨ ankt mit ja zu beantworten. Das mit den EUfinanzierten TEMPUS-PHARE, -TACIS und -CARDS-Projekten in den letzten zehn Jahren von Hohenheim aus aufgebaute Kooperationsnetzwerk, hat dieser kleinen aber feinen Profiluniversit¨ at ohne Zweifel bei der Auswahl und Identifikation von solchen Kooperationspartnern geholfen, mit denen sie auch zuk¨ unftig wissenschaftliche Forschung auf gleicher Augenh¨ ohe betreiben kann. Aus dem uneigenn¨ utzigen Engagement der Hohenheimer Agrar- und Ern¨ ahrungswissenschaftler f¨ ur die Reform der Lehrstrukturen und -inhalte an den MOE-Partnerhochschulen werden langfristige und damit nachhaltige Forschungskooperationen resultieren, die wiederum auf das internationale Profil der Universit¨ at Hohenheim und das seiner Partner zur¨ uckwirken werden. Aber nun existieren weder die Universit¨ at Hohenheim noch alle anderen deutschen Universit¨ aten in einem geschichtsfreien Raum. Sie sind vielmehr auf regionaler, nationaler und europ¨ aischer Ebene in ein Netzwerk von staatlichen, nicht- und u ¨berstaatlichen Organisationen, von Unternehmungen, Stiftungen und Vereinen etc. eingebunden, die sich wiederum sehr unterschiedlich in und f¨ ur die MOEL engagieren.
Nachhaltige Projektarbeit an mittel- und osteurop¨ aischer Hochschulen
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Um die Nachhaltigkeit der skizzierten Hohenheimer Projektarbeit im Rahmen solcher Netzwerke u atzen zu k¨ onnen, m¨ usste auf Bundesl¨ anderebene ein sog. ¨berhaupt einsch¨ Osteuropa-Kompetenzzentrum verf¨ ugbar sein, das z. B. das baden-w¨ urttembergische Mittel- und Osteuropaengagement in den Schwerpunktbereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur l¨ anderbezogen dokumentiert und analysiert. Weder BadenW¨ urttemberg - um bei diesem Beispiel zu bleiben - noch jedes andere Bundesland ist f¨ ur sich selbst in der Lage, sich den osteurop¨ aischen Markt oder auch nur den einzelner L¨ ander ganz zu erschließen. Schon die Russische F¨ oderation mit ihren 82 Oblasten u anderengagement. Wenn also ¨berfordert jedes wie immer geartete Bundesl¨ Baden-W¨ urttemberg vor dem Hintergrund seiner Geschichte sich prim¨ ar in Russland und den Donau-Anrainerstaaten engagiert, dann kann auch dieses Engagement nur auf ausgew¨ ahlte Oblaste bzw. Regionen der genannten L¨ ander konzentriert sein. Erst vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit einer Vernetzung von Politikbereichen erkennbar, da angesichts der Gr¨ oße der allein in Russland sich stellenden Herausforderungen nur gemeinsame, aufeinander abgestimmte Aktivit¨ aten von Netzwerkpartnern aus unterschiedlichen Politikbereichen langfristige und damit nachhaltige Erfolge zeitigen werden. Unseres Wissens sind in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern Ost-West-Kompetenzzentren auf den Weg gebracht worden, die f¨ ur einzelne Politikbereiche oder auch diese u ¨bergreifend das jeweilige Osteuropaengagement der Bundesl¨ ander strategisch so bilanzieren, dass daraus Synergien, neue Entwicklungsimpulse und vielleicht auch Politikempfehlungen resultieren. Auf Bundesebene ist noch von der alten Bundesregierung die Gr¨ undung eines MittelOsteuropakompetenzzentrums in Leipzig auf den Weg gebracht worden, das jedoch nach wie vor auf die Zuweisung der ersten Mittel wartet, um sich erste Gedanken u ¨ber seine zuk¨ unftige Ausrichtung machen zu k¨ onnen. All diesen Initiativen werden mittlerweile getragen von dem Bewusstsein, dass der auf regionaler, nationaler und europ¨ aischer Ebene unkoordiniert ausgetragene Wettbewerb von Staaten, ihren Hochschulen und ihren Unternehmen, um die neuen MOE-M¨ arkte und das wissenschaftliche und technologische Potenzial dieser L¨ ander auf Dauer keine nachhaltigen Wirkungen zeitigen wird. Eine die Politikbereiche u ¨bergreifende, gelingende und damit nachhaltige Netzwerkarbeit setzt dann die F¨ ahigkeit und das Wissen voraus, l¨ anderbezogen eine Pluralit¨ at von Einzelinitiativen so bilanzieren zu k¨ onnen, dass daraus f¨ ur die Netzwerkspartner ein Mehrwert bzw. zumindest eine Empfehlung f¨ ur die zuk¨ unftige Ausrichtung ihres Handelns resultiert. 3.2.5 Public-Private-Partnerships im Agrar- und Ern¨ ahrungssektor der MOEL Diesen Anspruch soll an zwei Projektbeispielen illustriert werden, die wir von Hohenheim aus koordinieren. Am Ende unseres ersten TEMPUS-Cards-Projektes auf dem Balkan standen wir mit unseren Projektpartnern aus Sarajevo, Skopje und Tirana vor der Frage, wie ein Anschlussprojekt zu definieren sei. Klar war, dass im Blick auf die von der EU in der Region verfolgte Reformpolitik nur noch geringe Chancen f¨ ur ein kleines,
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Lehr-, Forschungs- und Koordinierungsschwerpunkte f¨ ur Mittel- und Osteuropa
auf die Universit¨ aten selbst konzentriertes Curriculum-Projekt geben w¨ urde. Klar war auch, dass l¨ ander¨ ubergreifende Projekte mit einem berufsbegleitenden Schwerpunkt eine h¨ ohere Chance auf Erfolg haben w¨ urden. Vor diesem Hintergrund ist insbesondere mit unserem Partner in Sarajevo dann in einer mehrt¨ agigen Diskussion das Design f¨ ur das Projekt BASIC - Balkan Agri-Sector Initiative for Capacity Building - entwickelt worden, das die Agrarfakult¨ aten in Sarajevo, Novi Sad, Skopje und Tirana als Plattformen f¨ ur die l¨ ander¨ ubergreifende Koordination eines Konsortiums nutzt, in das aus dem Agrar- und Ern¨ ahrungssektor in Bosnien-Herzegowina, Serbien, Mazedonien und Albanien Ministerien, Beratungseinrichtungen, Fachschulen und NGOs so eingebunden sind, dass deren Entscheidungstr¨ ager eine an zentralen Bestandteilen der europ¨ aischen Agrarpolitik orientierte Weiterbildung erhalten. Dieses Projekt kann also als Beispiel eines von Hohenheim aus initiierten Public-Private-Partnership-Projektes gelten, das, bei allen Schwierigkeiten in der Einbindung von Bundes- und Landesbeh¨ orden auf deutscher Seite, ¨ offentliche und private Institutionen zum Zwecke gemeinsamer, nachhaltiger Projektziele miteinander verbindet. 3.2.6 Das Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung Als zweites Beispiel soll ein außerhalb des Agrar- und Ern¨ ahrungssektors liegendes Projekt angesprochen werden. Das Osteuropazentrum koordiniert seit 1999 das Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung, in dessen Rahmen junge deutsche Hochschulabsolventen seit 1993 als Sprachlektoren, seit 1997 als Fachlektoren an MOEUniversit¨ aten lehrend in deutscher Sprache unterrichten. Im laufenden Studienjahr umfasst das Programm noch knapp 80 Lektorate, die von 20 Tandems vor Ort in der Lehre und Projektarbeit begleitet werden. Die unverminderte Aktualit¨ at und Attraktivit¨ at des Programms spiegelt sich j¨ ahrlich in den Bewerberzahlen wieder. F¨ ur die im Studienjahr 2005/06 verf¨ ugbaren 40 freien Pl¨ atze haben sich im Fr¨ uhjahr letzten Jahres 560 deutsche Hochschulabsolventen beworben. Trotz oder gerade wegen der unverminderten Nachfrage haben wir das Programm zusammen mit der Robert Bosch Stiftung im letzten Jahr bilanziert, wobei wir uns von zwei Beobachtungen leiten ließen: • Im Laufe der Jahre verf¨ ugen die Bewerber zunehmend mehr u ¨ber Erfahrungen in der Lehre, der Projektarbeit und im Bereich der interkulturellen Kompetenz. • In den MOE-Hochschulen w¨ achst der Beratungsbedarf im Bereich der Lehrplanentwicklung und der internationalen Kooperation stetig . Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit der Stiftung auf eine grundlegende Reform des Lektorenprogramms verst¨ andigt, durch die einerseits die Zahl der Lektorate drastisch auf 50 bew¨ ahrte universit¨ are Kompetenz- und Fortbildungszentren reduziert wird, durch die andererseits die Profile Bildungsmanagement, Erwachsenenbildung, Organisationsentwicklung und ein Promotionskolleg geschaffen wurden. Bei der inhaltlichen
Nachhaltige Projektarbeit an mittel- und osteurop¨ aischer Hochschulen
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Ausgestaltung des Profilbereichs Bildungs- und Wissenschaftsmanagement werden wir z. B. ab dem Studienjahr 2006/07 mit der Universit¨ at Oldenburg zusammenarbeiten, die in diesem Bereich bereits einen berufsbegleitenden Masterstudiengang anbietet. In dem wir so den Lektoren w¨ ahrend der Zeit ihres u ahrigen Lekto¨blicherweise zweij¨ rats eine am Bedarf von ausgew¨ ahlten Hochschulen orientierte Weiterbildung anbieten, k¨ onnen wir indirekt auch die Beratungsleistungen f¨ ur die MOE-Hochschulen intensivieren, eine Unterst¨ utzung, die sich im Programm bisher nur auf die Mitarbeit der Lektoren in der Lehre und in der Projektarbeit beschr¨ ankte. Der sog. Bologna-Prozess, dieser am Wettbewerb von Universit¨ aten orientierte Gestaltungsprozess des europ¨ aischen Bildungsraums, bietet auch f¨ ur die anderen Profile ein faszinierendes Aufgabenspektrum. Sei es im Bereich der Methodik und Didaktik der Erwachsenen- und Lehrerfortbildung oder sei es beim Aufbau von Studentensekretariaten, Internationalen Abteilungen oder fakult¨ ats¨ ubergreifenden Sprachenzentren. Die Reform des Lektorenprogramms ist ein weiteres Beispiel f¨ ur eine gelungene Kooperation zwischen dem ¨ offentlichen und dem privaten Sektor, deren jeweilige Tr¨ ager – das Osteuropazentrum der Universit¨ at Hohenheim und die Robert Bosch Stiftung – in der Lage waren und sind, ihr jahrelanges gemeinsames Engagement in den MOEL so zu bilanzieren, dass dadurch auf deutscher Seite in ein und demselben Projekt die Netzwerkarbeit zwischen der Universit¨ at Oldenburg f¨ ur den Bereich Bildungsmanagement, der Technischen Universit¨ at Kaiserslautern f¨ ur den Bereich Erwachsenenbildung, der Universit¨ at Hildesheim f¨ ur den Bereich Organisationsentwicklung und f¨ ur das Promotionskolleg mit der Deutschen Gesellschaft f¨ ur ausw¨ artige Politik initiiert wurde. Indem wir so mit diesen Partnern die Zusatzqualifikationen der Lektoren auch im Blick auf deren R¨ uckkehr in den deutschen Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern k¨ onnen, schaffen wir zugleich die Voraussetzungen f¨ ur die an aktuellen Herausforderungen der europ¨ aischen Bildungslandschaft orientierte Zusammenarbeit mit ausgew¨ ahlten Hochschulen und Universit¨ aten in den MOEL, deren Profile und deren Wettbewerbsf¨ ahigkeit wir dadurch f¨ ordern. Nachhaltige Projektarbeit an Hochschulen in diesem Sinne heißt dann Handeln in dem Bewusstsein, dass Bildungsarbeit an, von und mit Hochschulen und Universit¨ aten in den MOEL immer auch eingebettet ist in ein geschichtlich-kulturell-politisch bedingtes Umfeld, dessen Verst¨ andnis eine geistige, an ganzheitlichen Zusammenh¨ angen ausgerichtete, die Politikbereiche u ¨bergreifende Orientierung voraussetzt.
4 Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte 4.1 Forschungs- und Wissenschaftsdialog mit der Wirtschaft – Herausforderungen unter dem Blickwinkel von Internationalisierung und Globalisierung Andrea Frank, Programmleiterin Forschung und Wissenschaftsdialog, Stifterverband f¨ ur die Deutsche Wissenschaft, Essen
4.1.1 Der Stifterverband Der Stifterverband1 ist eine seit 1920 existierende Organisation, deren Hauptaktionsfelder im Wissenschafts- und Hochschulbereich liegen. Dem Stifterverband f¨ ur die Deutsche Wissenschaft e. V. geh¨ oren zur Zeit ca. 3.000 Mitglieder an, bei denen es sich um Unternehmer, Unternehmensverb¨ ande und Privatpersonen handelt. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich u utzige Spenden von Mitgliedern und F¨ orderern ¨ber gemeinn¨ sowie Mitgliedsbeitr¨ agen unabh¨ angig von staatlichen Vorgaben. Derzeit ist Dr. Arend Oetker Pr¨ asident des Stifterverbandes. Die Position des Generalsekret¨ ars u ¨bernimmt seit Februar 2005 Dr. jur. habil. Andreas Schl¨ uter. Der Stifterberband steht unter Schirmherrschaft des Bundespr¨ asidenten Horst K¨ ohler. Offen ist der Stifterverband f¨ ur alle, die u age und Zuwendungen in diesem ¨ber Beitr¨ Netzwerk mitwirken wollen, oder ihre Stiftung in einem kompetenten Umfeld ansiedeln m¨ ochten. Die private Finanzierung erlaubt unb¨ urokratisches Handeln frei von staatlichen Vorgaben. Der Stifterverband sieht sich als Anwalt und Streiter f¨ ur optimale Rahmenbedingungen b¨ urgerschaftlicher und unternehmerischer Aktivit¨ aten. Dazu versucht er Programme und Projekte f¨ ur ein leistungsstarkes, innovatives und international wettbewerbsf¨ ahiges Deutschland zu realisieren. Daher sieht der Stifterverband im privaten wie unternehmerischen Engagement f¨ ur das Gemeinwohl eine wichtige Aufgabe.
1
Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.stifterverband.de.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte Als Ideenschmiede engagiert er sich als • Vordenker und Reformmotor im Wissenschaftssystem, • Motivator f¨ ur partnerschaftliche, f¨ acher¨ ubergreifende und internationale Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen, • Bef¨ urworter autonomer Hochschulen f¨ ur mehr Wettbewerb und Exzellenz in der Hochschullehre und als • Katalysator f¨ ur die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft.
Dar¨ uber hinaus ist der Stifterverband ein wichtiger Partner f¨ ur Stifter und Stiftungen, worauf im Folgenden noch detaillierter eingegangen wird. 4.1.2 Die Geschichte des Stifterverbandes Am 14. Dezember 1920 erfolgte die Gr¨ undung unter dem Namen Stifterverband ” der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“ aus der damaligen Zeit politischwirtschaftlicher Instabilit¨ at heraus. Kurze Zeit vorher hatten sich f¨ uhrende deutsche Wissenschaftler und Industrielle zusammengefunden, um eine Notgemeinschaft der ” deutschen Wissenschaft“ zu gr¨ unden, welche die Interessen der universit¨ aren und außeruniversit¨ aren Wissenschaft b¨ undeln sollte. Die Bestimmung des Stifterverbandes lag daher auf der Beschaffung finanzieller Mittel f¨ ur wissenschaftliche Zwecke.2 Richtungsweisend war die Kopplung von staatlichem und privaten Geld, die eine neue Organisationsform, das deutsche Modell der Selbstverwaltung der Wissenschaft, zur Entstehung verhalf. Nur durch die finanzielle F¨ orderung aus der Wirtschaft, konnte das damalige Reichsinnenministerium dazu bewogen werden, mehrere Millionen RM j¨ ahrlich einem privaten Verein zu u ¨berlassen, ohne dessen Selbstverwaltung bsp. durch Installation eines Staatskommissars anzutasten.3 Auch der Stifterverband konnte sich den Wirren des zweiten Weltkrieges nicht entziehen. Durch die 1942 gegr¨ undete finanzstarke F¨ ordergemeinschaft der deutschen In” dustrie“ stark an den Rand gedr¨ angt, erfolgte 7 Jahre sp¨ ater mit der Neugr¨ undung der Notgemeinschaft der deutschen Wirtschaft“ auch die Neugr¨ undung des Stifterverban” ¨ des unter heutigem Namen. Mit einer Anderung der Spendenpolitik konnte die Summe der freien Spenden von 1,3 Mio. DM 1949/ 1950 auf u ¨ber 26 Mio. DM 1965 gesteigert werden. Dies und das u ¨berzeugende Engagement, wahrnehmbar bsp. durch die Einrichtung des Gespr¨ achskreises Wissenschaft und Wirtschaft“ oder der Stellungnahme zur ” Notwendigkeit des Wissenschaftsrates, f¨ uhrten dazu, dass sich der Stifterverband zu 2 3
Vgl. Winfried Schulze, http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel1 abgerufen am 15.12.2006, vgl. auch Winfried Schulze (1995). Vgl.WinfriedSchulze,http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel2 abgerufen am 15.12.2006, vgl. auch Winfried Schulze (1995).
Der Stifterverband – Forschungs- und Wissenschaftsdialog mit der Wirtschaft
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einer im wissenschaftlichen und politischen Raum gesch¨ atzten und anerkannten Instanz entwickelte.4 Seit den 60er Jahren verlor die institutionelle F¨ orderung des Stifterverbandes an Bedeutung, da es zu einer starken Ausweitung der ¨ offentlichen Forschungsf¨ orderung kam. So sank der Anteil der Mittel, die der Stifterverband dem DFG zur Verf¨ ugung stellt, von ca. 10 Prozent zwischen 1950 und 1970 auf heute weniger als 0,3 Prozent. Stattdessen beteiligte sich der Stifterverband verst¨ arkt mit eigenen Programmarbeit an der wissenschaftspolitischen Diskussion, durch die er heute gepr¨ agt wird. 4.1.3 Bereiche des Stifterverbandes • Programmarbeit – Programme mit einem Volumen von 32 Mio. Euro j¨ ahrlich – Ziel: Verbesserung von Qualit¨ at und Leistungsf¨ ahigkeit des deutschen Wissenschaftssystems – Instrumente: Wettbewerbe, Finanzierung von Modellprojekten, Leistungsvergleiche, Expertenkreise, Handlungsempfehlungen • Deutsches Stiftungszentrum (DSZ) – Betreuung und Beratung von Stiftern und Stiftungen – Management von 370 Stiftungen mit einem Kapital von 1,7 Mrd. Euro (Unternehmen, Privatpersonen, Bund, L¨ ander, Kommunen) – 4,8 Millionen Euro flossen 2005 in die institutionelle F¨ orderung von Wissenschaftsorganisationen (DFG, DAAD, AvH, MPG, Wissenschaftszentrum Bonn) • Wissenschaftsstatistik • Wissenschaftszentrum Bonn5 – Kombination aus Konferenz- und Sitzungsr¨ aumen mit einem Ausstellungsbereich und dem im Hause ans¨ assigen Deutschen Museum Bonn; – Kommunikationsforum f¨ ur den Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, ¨ Politik und Offentlichkeit; – Durch Vielzahl vor Ort ans¨ assiger nationaler und internationaler wissenschaftlicher Organisationen Gew¨ ahrleistung einer engen Kommunikation untereinander bzw. Kontaktaufnahme zu Veranstaltern im Konferenz- und Sitzungsbereich. 4 5
Vgl. Winfried Schulze, http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel6 abgerufen am 15.12.2006, vgl. auch Winfried Schulze (1995). Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.wzbonn.de.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte Zu den Schwerpunkten der Programmarbeit z¨ ahlen: 1. Hochschulen im Wettbewerb6 , zusammen mit dem Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung, 2. Wertsch¨ opfung durch Forschung (Anschubfinanzierung Public Private Partner” ships“), 3. Wissenschaft im Dialog (Wettbewerb um die Stadt der Wissenschaft“, 2005 ” Bremen, 2006 Dresden, 2007 Braunschweig), 4. Exzellente Ausbildung und Nachwuchsf¨ orderung (Programm Doppelkarrierepaa” re“, Ars Legendi“, pr¨ amierte Bachelorprogramme)7 . ”
4.1.4 Initiativen - ausgew¨ ahlte Beispiele Den gr¨ oßten Einzelposten bildet die F¨ orderung von Stiftungsprofessuren mit 9 Mio. Euro j¨ ahrlich. Das Programm wurde 1985 initiiert und wird durch einzelne Stiftungen und Mitgliedsunternehmen getragen. Verbunden damit sind insbesondere Nachwuchsf¨ orderung, eine St¨ arkung der Forschung und die Etablierung neuer interdisziplin¨ arer Gebiete. Außerdem dient das Programm auch als Beitrag zur Profilbildung. Anreize setzt diese F¨ orderung insbesondere durch die Teilfinanzierung der Stifterlehrst¨ uhle durch den Stifterverband und durch Beratungs- und Verwaltungsdienstleistungen, gekoppelt an eine Qualit¨ atskontrolle. Seit Beginn des Programms wurden u ¨ber 400 Stiftungsprofessuren, davon gut ein Viertel durch den Stifterverband, ins Leben gerufen. Damit stellt diese Initiative mittlerweile ein etabliertes F¨ orderformat dar, welches zeitlich befristet Stiftungsprofessuren, Juniorprofessuren und Gastprofessuren einschließlich einer vorgezogenen Berufung f¨ ordert. Das Programm konzentriert sich schwerpunktm¨ aßig auf die Wirtschaftswissenschaften bzw. auf bestimmte Themen, wie bsp. die Existenzgr¨ undung. Als Beispiel kann der Lehrstuhls f¨ ur Innovationsmanagement und Mittelstandsforschung am IHI Zittau angef¨ uhrt werden. Zu den Initiativen in Mittel- und Osteuropa geh¨ oren u. a. die Stiftungsinitiative Johann Gottfried Herder und das Bulgarisch-Rum¨ anische Interuniversit¨ are Europazentrum (BRIE). Erstere f¨ ordert den Lehr- und Forschungsaufenthalt emeritierter Hochschullehrer zur Beteiligung an der Erneuerung des Wissenschafts- und Hochschulsystems in diesen L¨ andern. Der Vorteil dieser Initiative liegt darin, dass diesen L¨ andern dadurch Erfahrung und langj¨ ahrige Netzwerke verf¨ ugbar gemacht werden. Die Ziele des BRIE liegen vor allem in der St¨ arkung der grenz¨ uberschreitenden Zusammenarbeit. Außerdem soll eine F¨ orderung des Nachwuchses und der Hochschulen als Institutionen 6 7
Vgl. Studie Landeshochschulgesetze im Vergleich“ unter http://www.austauschprozesse.de/cms/front ” content.php?idart=11. Siehe auch Programmbrosch¨ ure Exzellenz in der Wissenschaft“ unter http://www.stifterverband.de/pdf/ ” exzellenzbroschuere 010306.pdf.
Der Stifterverband – Forschungs- und Wissenschaftsdialog mit der Wirtschaft
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erreicht werden. Die langfristige Einbindung deutscher Hochschulen in der Region, bsp. durch Realisierung gemeinsamer Studieng¨ ange, geh¨ ort ebenfalls zu den Zielen dieses Programms. Mit der Stadt der Wissenschaft wird seit 2005 ein j¨ ahrlicher Wettbewerb um den Titel als Deutschlands Stadt der Wissenschaft“ veranstaltet. Damit verbunden sind ” eine große mediale Aufmerksamkeit, die auch mit einer prominenten Jury verbunden ist. Als Preis wird neben dem Titel Stadt der Wissenschaften“ ein Preisgeld von 125.000 ” Euro plus 125.000 Euro matching funds vergeben. Seit 2005 wird jedes Jahr eine Stadt oder Region ausgezeichnet, die Wissenschaft und Forschung aktiv f¨ ordert, Kontakte zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Verwaltung vorbildlich handhabt und Ideen entwickelt, die die Wissenschaft den B¨ urgern nahe bringen kann. Als Effekt erhofft man sich nachhaltige strukturelle Ver¨ anderungen, Ausstrahlung u ¨ber die Siegerstadt hinaus und den Anstoß zu regionaler Entwicklung. 4.1.5 Literatur Winfried Schulze (1995): Der Stifterverband f¨ ur die deutsche Wissenschaft 19201995, Berlin 1995. http://www.austauschprozesse.de/cms/front content.php?idart=11, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.stifterverband.de/pdf/exzellenzbroschuere 010306.pdf, 15.12.2006.
aufgerufen am
http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel1, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel2, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.stifterverband.de/site/php/stiftung.php?SID=&seite=Kapitel6, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.stifterverband.de, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.wzbonn.de, aufgerufen am 15.12.2006.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
4.2 Modellprojekte der LANU in Kooperation mit mittel- und osteurop¨ aischen Partnern Bernd-Dietmar Kammerschen, Stiftungsdirektor der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, Dresden
4.2.1 Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt f¨ ordert als gemeinn¨ utzige Stiftung des ¨ offentlichen Rechts die Bestrebungen und Maßnahmen zum Schutz, zur Erhaltung und zur Pflege von Natur und Landschaft als den nat¨ urlichen Grundlagen allen Lebens sowie das allgemeine Verst¨ andnis f¨ ur die Belange des Natur- und Umweltschutzes in ¨ Wissenschaft, Bildung und Offentlichkeit. Die zentralen Arbeitsschwerpunkte der Stiftung sind Naturschutz (Naturschutzfonds) und Umweltbildung (Akademie und Nationalparkhaus). Der S¨ achsische Naturschutzfonds ist das zentrale F¨ orderinstrument der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Die Akademie der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt ist als landesweit agierende Umweltbildungseinrichtung verantwortlich f¨ ur die konzeptionelle Planung und Koordination der außerschulischen Umweltbildung im Freistaat Sachsen. Weitere Aufgaben umfassen die Information unterschiedlichster Zielgruppen zu aktuellen Erkenntnissen des Natur- und Umweltschutzes mit Hilfe von Lehrg¨ angen/ Fortbildungskursen sowie die Durchf¨ uhrung und fachliche Unterst¨ utzung von Umweltbildungsprojekten. Zwei Umweltmobile unterst¨ utzen die Schulen in ihrer praktischen Umweltbildungsarbeit im Rahmen des Unterrichts. Das Nationalparkhaus S¨ achsische Schweiz ist eines der modernsten NaturschutzBesucherzentren Deutschlands. Seine Besucher werden u ¨ber den Nationalpark informiert, und es werden ihnen die mit dem Nationalpark verbundenen Schutzziele nahe gebracht. Die grenz¨ uberschreitende Zusammenarbeit mit der benachbarten tschechischen Nationalparkregion wird als besonderes Anliegen des Hauses verstanden und als Querschnittsaufgabe umgesetzt. Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt ist seit Beginn ihrer T¨ atigkeit bestrebt, u ¨ber die Landesgrenzen hinaus zu agieren. Sie verfolgt den Grundsatz, nicht nur auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zu wirken, sondern auch auf internationaler Ebene kompetente Partner, insbesondere in Polen und der Tschechischen Republik, zu gewinnen und konstruktiv zusammenzuarbeiten. 4.2.2 Modellprojekte im Bereich Akademie Verschiedene internationale Kooperationsveranstaltungen mit dem Lehrstuhl f¨ ur Allgemeine Betriebswirtschaftslehre des Internationalen Hochschulinstituts Zittau sind seit
Modellprojekte der LANU mit mittel- und osteurop¨ aischen Partnern
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Jahren ein fester und erfolgreicher Bestandteil des Veranstaltungsprogramms der Akademie der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Bei ausgew¨ ahlten Veranstaltungen wurden die Ergebnisse begleitend in Tagungsb¨ anden ver¨ offentlicht. Hervorzuheben ist hierbei die Tagungs- und Publikationsreihe Internationales Umweltrecht“. ” Eine zum wiederholten Male durchgef¨ uhrte Veranstaltung der Akademie ist der Workshop Weiterf¨ uhrung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Umweltbil” dung“, der j¨ ahrlich im Naturbildungszentrum der Wojewodschaft Wielkopolskie in Chalin (Polen) mit unterschiedlichen Schwerpunkten durchgef¨ uhrt wird. Vordergr¨ undig verfolgt die Veranstaltungsreihe das Ziel, die deutsch-polnischen Kontakte auszubauen, die Umsetzung von Projekten zu unterst¨ utzen, das strategische Vorgehen der Projektverl¨ aufe zu beraten und gemeinsam L¨ osungsans¨ atze zu entwickeln. Im November 2005 nahm die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt als Projekttr¨ ager mit einem trinationalen Team aus s¨ achsischen, niederschlesischen und nordb¨ ohmischen Umweltbildnern die Arbeit am Projekt Grenz¨ uberschreitende Vernetzung ” der Umweltbildung“ - Rahmenprojekt des Netzwerkes Umweltbildung Sachsen auf. Ziel dieses Projektes ist es, aufbauend auf den entstandenen Strukturen im Netzwerk Umweltbildung Sachsen und auf den intensiven Kontakten der s¨ achsischen Umweltbildungseinrichtungen untereinander, die Umweltbildungseinrichtungen der drei L¨ ander in ihrer grenz¨ uberschreitenden Zusammenarbeit zu unterst¨ utzen, dauerhafte Partnerschaften zwischen Akteuren der Umweltbildung und den Umweltbeh¨ orden in den drei Regionen aufzubauen und gemeinsame Projekte zu initiieren. Regelm¨ aßige Treffen der Partner in den drei L¨ andern, Weiterbildungsveranstaltungen zur grenz¨ uberschreitenden Zusammenarbeit, Fachexkursionen in die Partnerl¨ ander zum Informations- und Erfahrungsaustausch, trinationale Konferenzen zu aktuellen ¨ Umweltthemen und die Entwicklung einer Plattform f¨ ur Offentlichkeitsarbeit dienen der Umsetzung der Projektziele. Das Projekt wurde mit großer Resonanz am 28.03.2006 im Kloster St. Marienthal, im Dreil¨ andereck Deutschland, Polen und Tschechien, offiziell gestartet. Mehr als 100 Fachleuten und Interessierten aus den drei L¨ andern - darunter mehr als zwei Drittel aus Polen und Tschechien - bot die Auftaktveranstaltung die M¨ oglichkeit, sich ausf¨ uhrlich u upfen, sich zu pr¨ asentieren und ¨ber das Projekt zu informieren, erste Kontakte zu kn¨ ihre grenz¨ uberschreitende Arbeit vorzustellen. Die Projektumsetzung erfolgt durch die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt in enger Kooperation mit dem Christlich-Sozialen Bildungswerk Sachsen e. V., dem Poludniowo-Zachodnie Forum Samorzadu Terytorialnego POGRANICZE“ in Luban ” und Venkovsk´y prostor“ o.p.s. in Liberec. Gef¨ ordert wird das Vorhaben durch die EU” Gemeinschaftsinitiative Interreg III A. Konkrete bereits erarbeitete oder zuk¨ unftig gemeinsam initiierte Kooperationsprojekte bzw. grenz¨ uberschreitende Umweltbildungsangebote unterst¨ utzen die Ziele des Rahmenprojektes und dienen als Modellprojekte und damit als Beispiele f¨ ur eine grenzu ¨berschreitende Zusammenarbeit. Durch das Rahmenprojekt werden diese Teilprojekte zusammengef¨ uhrt und koordiniert, die Rahmenbedingungen f¨ ur eine Beteiligung von
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
Partnern verbessert und die Ergebnisse der Projekte f¨ ur das Netzwerk ausgewertet und den Netzwerkpartnern zug¨ anglich gemacht. Ein solches, von der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt entwickeltes Teilprojekt ist das Projekt S¨ achsische Umweltmobile in der Euro- und Flussregion ” Neiße - Ein Umweltbildungsprojekt zur Europ¨ aischen Wasserrahmenrichtlinie“. Ziele des deutsch-polnischen Umweltbildungsprojektes sind die Einbeziehung der Europ¨ aischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) in den Schulunterricht, die F¨ orderung der Zusammenarbeit s¨ achsischer und niederschlesischer Schulen sowie die gemeinsame Entwicklung und Durchf¨ uhrung von deutsch-polnischen Wasserprojekten“. ” Dazu werden im Rahmen des Projektes Multiplikatorenschulungen zum Thema Wasser - Wasserrahmenrichtlinie, der schulischen Umweltbildung und der Arbeit der S¨ achsischen Umweltmobile entwickelt und durchgef¨ uhrt. Deutsch-polnische Projekttage zum Thema Wasser an s¨ achsischen und niederschlesischen Schulen sollen das Bewusstsein der Sch¨ uler f¨ ordern, gemeinsam Verantwortung f¨ ur ihre Umwelt zu u ¨bernehmen und ¨ sich gemeinsam f¨ ur ihre Region stark zu machen. Uber die Projekttage hinaus sollen nachhaltig deutsch-polnische Schulpartnerschaften entstehen bzw. vertieft werden. Mit Hilfe gewonnener Erfahrungen aus den Veranstaltungen (Lehrerfortbildungen, Projekttage etc.) und entstandener Arbeitsmaterialien wird ein Curriculum zum Thema Wasser - WRRL als Handreichung f¨ ur Lehrer zur Umsetzung des Themas Wasser WRRL im Schulunterricht erstellt. Ein weiteres Teilprojekt sind die Grenz¨ uberschreitenden Fr¨ uhlingsspazierg¨ ange“, die ” in den Jahren 2006 und 2007 durch die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt im Rahmen des Projektes Grenz¨ uberschreitende Vernetzung der Umweltbildung“ initiiert ” und organisiert werden. Im Jahr 2006 wurden 41 grenz¨ uberschreitende Fr¨ uhlingspazierg¨ ange angeboten, bei denen polnische, tschechische und s¨ achsische B¨ urger gemeinsam in o ander wanderten. ¨kologisch wertvollen oder interessanten Gebieten aller drei L¨ 4.2.3 Modellprojekte im Bereich des Nationalparkhauses S¨ achsische Schweiz Allein durch die territoriale N¨ ahe zur Tschechischen Republik konzentrieren sich grenzu achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt im Bereich ¨berschreitende Projekte der S¨ des Nationalparkhauses S¨ achsische Schweiz in Bad Schandau auf die Zusammenarbeit mit tschechischen Partnern. In den Jahren 2001 bis 2003 beteiligte sich die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt an dem deutsch-tschechisch-¨ osterreichischen Projekt Umweltkommuni” kation in deutschen und tschechischen Nationalparken und Naturschutzgebieten im grenznahen Raum“. Das Projekt diente der Unterst¨ utzung der Zusammenarbeit von Nationalparks und anderen Schutzgebieten beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze im Aufbau lokaler und grenz¨ uberschreitender Netzwerke in der Umweltbildung und Umweltkommunikation. Unter Mitwirkung des Nationalparkhauses entstand die 1. grenz¨ uberschreitende Zooschule Dec´ın-Dresden. Im Rahmen dieses Projektes wurde 2003 eine zweisprachige
Modellprojekte der LANU mit mittel- und osteurop¨ aischen Partnern
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Ausstellung zum Thema Natur grenzenlos, Aktivit¨ aten grenz¨ uberschreitend“ initiiert ” und durchgef¨ uhrt. Als Pr¨ asentationsm¨ oglichkeit f¨ ur Projekttr¨ ager grenz¨ uberschreitender Zusammenarbeit in den Nationalparkregionen der B¨ ohmischen und S¨ achsischen Schweiz gab die Ausstellung Raum zum Austausch von Information, zur B¨ undelung von Erfahrungen und zum gegenseitigen Kennenlernen der spezifischen Zusammenarbeit auf verschiedensten Ebenen und schaffte somit eine wichtige Grundlage f¨ ur zuk¨ unftige gemeinsame Aktivit¨ aten und Projekte. Seit 2004 beteiligt sich die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt am Projekt SISTEMaPARC - R¨ aumliche Informationssysteme zum grenz¨ uberschreitenden Um” weltmanagement von Schutzgebieten und -regionen“. Der Begriff SISTEMaPARC“ ” (Spatial Information Systems for Transnational Environmental Management of Protected Areas and Regions in CADSES) bedeutet Raumbezogene Informationssysteme f¨ ur ” transnationales Umweltmanagement von Schutzgebietsregionen im CADSES-Raum“. Ziel des Projektes ist die F¨ orderung des Aufbaus gemeinsamer grenz¨ uberschreitender und transnationaler Kommunikations- und Managementplattformen, um den Schutz des Naturerbes sowie die Entwicklung und Vernetzung von Schutzgebietsregionen zu unterst¨ utzen. Zu den Ergebnissen geh¨ ort unter anderem die Entwicklung von Tools zur Homogenisierung von grenz¨ uberschreitenden Geodaten, z. B. zur Besucherlenkung ¨ und/oder zur Nutzung f¨ ur die Offentlichkeitsarbeit. Das Nationalparkhaus S¨ achsische Schweiz wird, bez¨ uglich dessen Aufgaben, ausgew¨ ahlte Ergebnisse des Projektes nutzen. Teile der Daten aus der Informationsdatenbank werden in das interne Besucherinformationssystem des Hauses integriert. Das erm¨ oglicht den Besuchern relevante und vollwertige Informationen u uberschrei¨ber den grenz¨ tenden Naturraum sowie die zusammenh¨ angende touristische Infrastruktur, Angebote des ¨ offentlichen Nahverkehres, Sehensw¨ urdigkeiten und weiteres abzurufen. Dar¨ uber hinaus werden ausgew¨ ahlte GIS-Ebenen und -Informationen als methodische Instrumente f¨ ur die verschiedensten Veranstaltungen eingesetzt (Vortr¨ age, Seminare oder Workshops). Die Verf¨ ugbarkeit dieser soliden, kompletten und auch exklusiven Informationen wird die eigene Arbeit des Nationalparkhauses vor allem in dessen Rolle der Besucherlenkung und als Plattform f¨ ur Diskussion u ¨ber diverse, mit dem Schutzstatus verwandte Themen in der Region qualitativ verbessern. Ein weiteres erfolgreiches deutsch-tschechisches Projekt des Nationalparkhauses war die Bewertung und Honorierung besonders naturvertr¨ aglicher Bewirtschaftung von Wiesen im Rahmen des Wiesenwettbewerbs der S¨ achsisch-B¨ ohmischen Schweiz“ im Jahr ” 2005. Bewertet wurde der Zustand und die Entwicklung (Naturschutzwert, Artenreichtum, Buntheit) und die Art und Weise der Bewirtschaftung der entsprechenden Fl¨ ache unter Ber¨ ucksichtigung der Eigentumsformen im Haupt- oder Nebenerwerb. 4.2.4 Modellprojekte im Bereich Naturschutzfonds Auch der Naturschutzfonds der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt begleitete und unterst¨ utzte 2005 verschiedene grenz¨ uberschreitende Wiesen- und Bergwiesen-
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
wettbewerbe mit Wiesenfesten als Abschlussveranstaltung unter der Tr¨ agerschaft der Landschaftspflegeverb¨ ande Zittauer Gebirge und Vorland e. V.“, S¨ achsische Schweiz” ” Osterzgebirge e. V.“ und Zschopau-/ Fl¨ ohatal“ e. V. ” Der Naturschutzfonds engagiert sich mit verschiedenen Projekten im Bereich der grenz¨ uberschreitenden Kinder- und Jugendumweltbildung. Im vergangenen Jahr zum Beispiel wurde in Kooperation mit dem Zweckverband Naturpark Erzgebirge/ Vogt” land“ das Internationale Landschaftspflegecamp M¨ uhlleithen-Winselburg 2005“ mit Ju” gendlichen aus Polen, Tschechien und Deutschland vom zur Biotoppflege der Arnika” wiesen Winselburg“ und weiterer umliegender Bergwiesen durchgef¨ uhrt. Ein besonderes Projekt stellt die Entwicklung und Herausgabe des zweisprachigen Umweltlexikons f¨ ur Kinder Fr¨ ohliche Zoologie“ dar, welches im Rahmen des grenz” u ¨berschreitenden deutsch-tschechischen Projektes Neue Wege in der Umweltbildung“ ” in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft f¨ ur Freunde des Lausitzer Gebirges aus Liberec und dem Naturschutzzentrum Zittauer Gebirge“ gGmbH entstand. Die Publi” kation l¨ adt Kinder im Alter von 5 bis 10 Jahren zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die Welt der wildlebenden Tiere ein. Die Herausgabe mit einer Gesamtauflage von 3.000 St¨ uck (je zur H¨ alfte in deutscher und tschechischer Sprache) wurde vom Naturschutzfonds der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, der Sachsen LB und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gef¨ ordert. Das Umweltlexikon f¨ ur Kinder wurde im Februar 2006 im Beisein von Gisela Prinzessin von Sachsen, Vorsitzende des F¨ orderkomitees der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, an deutsche und tschechische Sch¨ uler der Schkola Hartau offiziell u ¨bergeben. Im Jahr 2005 initiierte der Naturschutzfonds der S¨ achsischen Landesstiftung Natur und Umwelt gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Westerzgebirge e. V. Grenz¨ uberschreitende NATURA 2000-Touren zur Landschaftspflege im Westerzgebir” ge“ am Beispiel der Biotoppflege im grenz¨ uberschreitenden FFH-Gebiet8 Halbmailer ” Wiesen“ (kravi hora). Die erfolgreichen Touren werden in diesem Jahr fortgesetzt und erweitert. Geplant sind der Druck einer zweisprachigen Brosch¨ ure, eines zweisprachigen Faltblattes, die Ausrichtung eines NATURA 2000-Tages“ die Erstellung einer zwei” sprachigen Ausstellung mit Infoveranstaltung zu den grenz¨ uberschreitenden NATURA 2000-Touren sowie die zweisprachige Erweiterung der Internetpr¨ asentation. Die Erarbeitung der Wanderausstellung Die Flussperlmuschel“ ist ein weiteres, im ” Jahr 2006 erfolgreich abgeschlossenes deutsch-tschechisches Gemeinschaftsprojekt des Naturschutzfonds. Die zum Teil in tschechischer Sprache verfasste Ausstellung informiert u ¨ber die historische Entstehung der Perlfischerei und der Muschelschleiferei in Sachsen und die gemeinsamen großen Anstrengungen s¨ achsischer, bayerischer und 8
Bez¨ uglich eines gemeinsamen Naturerbes haben die Umweltminister der EU-Staaten bereits 1992 eine Art europ¨ aisches Naturschutzgesetz verabschiedet, die so genannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, kurz FFH genannt. Dabei geht es besonders um den Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensr¨ aumen. Im Mittelpunkt steht dabei NATURA 2000“, eine Bezeichnung, die ein zusammenh¨ angendes ¨ okologisches Netz besonderer ” europ¨ aischer Schutzgebiete umschreibt.
Modellprojekte der LANU mit mittel- und osteurop¨ aischen Partnern
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tschechischer Muschelsch¨ utzer f¨ ur den erfolgreichen Fortbestand der Flussperlmuschel im Dreil¨ andereck Bayern-B¨ ohmen-Sachsen. 4.2.5 Sonstige Modellprojekte Beruhend auf einem Vorschlag des Marschallamtes Niederschlesien aus dem Jahre 2001, entwickelte die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt in enger Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland das Projekt Unterst¨ utzung der Vorbereitung der ” Wojewodschaften Niederschlesien und Podlasie auf den Einsatz von Mitteln der Europ¨ aischen Union f¨ ur Maßnahmen des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung durch den Transfer s¨ achsischer Erfahrungen“. Das zentrale Ziel des Projektes war die Unterst¨ utzung der Vorbereitung von zwei polnischen Modellregionen - den Wojewodschaften9 Niederschlesien und Podlasie - auf den Einsatz der EU-Fonds im Umweltbereich ab dem Jahr 2007. Im Projekt wurde das Grundanliegen verfolgt, unter Nutzung der positiven und negativen Erfahrungen, die der Freistaat Sachsen im Transformationsprozess seit 1990 gemacht hat, zu helfen, insbesondere auch die Umweltabteilungen der Marschall¨ amter der beiden Wojewodschaften rechtzeitig und qualifiziert auf den Einsatz der Strukturfonds vorzubereiten. Die Umsetzung des Projektes erfolgte in Kooperation mit den Marschall¨ amtern Niederschlesien und Podlasie und den beiden Nichtregierungsorganisationen Niederschlesi” sche Stiftung f¨ ur nachhaltige Entwicklung“ in Breslau und dem Verband f¨ ur nachhaltige ” Entwicklung Agrogroup Bialystok“ und mit Unterst¨ utzung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Am 19. Oktober 2005 fand in Warschau die internationale Abschlusskonferenz des Projektes im Rahmen des deutsch-polnischen Jahres 2005/2006 mit dem Thema EU” Strukturfonds f¨ ur die Umwelt im Zeitraum 2007-2013 – Stand der Vorbereitung der F¨ orderperiode in Deutschland und Polen“ statt. Die Konferenz diente dazu, die Ergebnisse des Modellprojektes anderen polnischen Regionen zug¨ angig zu machen, die Vorgehensweise darzustellen, den gegenw¨ artigen Vorbereitungsstand der F¨ orderperiode 2007-2013 in Deutschland und Polen zu erfahren und einen Ausblick auf die weitere Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und den polnischen Nachbarn zu geben. Nach Auffassung aller Beteiligten wurde das Projektziel erreicht, die beiden Modellregionen auf den Einsatz der Strukturfonds im Bereich Umwelt und nachhaltige Entwicklung zu sensibilisieren und vorzubereiten. Dar¨ uber hinaus leistete das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und seinen polnischen Nachbarn. In der Endphase der Ausarbeitung des Projektantrages an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt befindet sich zur Zeit das Projekt Drei-St¨ adtepartnerschaft zwi” schen Lwiw/Lemberg, Wroclaw/Breslau und Dresden f¨ ur einen Wissens- und Knowhow-Transfer im Umweltbereich“. Die S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt 9
Woiwodschaft oder Wojewodschaft ist die Bezeichnung f¨ ur einen Verwaltungsbezirk in Polen.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
agiert hierbei mit weiteren Partnern als Kooperationspartner des Umweltzentrums Dresden e. V. Im Rahmen dieses Projektes sollen die M¨ oglichkeiten, die sich durch die Erweiterung der EU ergeben, zur Verbesserung der Umweltsituation, vor allem in der Ukraine; genutzt werden. Durch die bestehenden St¨ adtepartnerschaften zwischen Lemberg und Breslau sowie Breslau und Dresden bestehen bereits intensive Kontakte, auf denen aufbauend im Rahmen des Projektes der Erfahrungsaustausch und Know-how-Transfer zu umweltrelevanten Fragestellungen initiiert werden soll. Dazu werden, unter Beteiligung von Experten und Fachinstitutionen der drei St¨ adte, sechs Fachkonferenzen in Lemberg zu analysierten Umweltproblemen durchgef¨ uhrt, deren Ziel die Vorstellung, Erarbeitung und Diskussion von L¨ osungsans¨ atzen darstellt. In Erg¨ anzung sind Fachexkursionen nach Breslau, Dresden und Br¨ ussel geplant. Das Projekt soll eine dauerhafte Zusammenarbeit im Umweltbereich initiieren und die Beziehungen des Freistaates Sachsen und der Projektpartner zu den neuen EU-Staaten und den angrenzenden Staaten ausbauen.
Projekte der Umweltstiftung in Partnerschaft mit Mittel- und Osteuropa
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4.3 Innovative Projekte der Umweltstiftung in Partnerschaft mit Mittelund Osteuropa Wilhelm Kulke, Gesch¨ aftsf¨ uhrer ITUT e. V. und DBU-Sonderbeauftragter f¨ ur Osteuropa, Leipzig
4.3.1 Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt Die deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurde am 18. Juli 1990 als Stiftung b¨ urgerlichen Rechts gegr¨ undet. Sie verf¨ ugte Anfang 2006 u ¨ber ca. 1,634 Mrd. Euro Stiftungskapital, welches zum u ¨berwiegenden Teil aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG stammt10 . J¨ ahrlich stellt sie etwa 45 Mio. Euro F¨ ordermittel zur Verf¨ ugung. J¨ ahrlich werden etwa 1.300 Antr¨ age und Skizzen eingereicht und durch die Gesch¨ aftsstelle der DBU bearbeitet. Außerdem erstellt die Gesch¨ aftsstelle Entscheidungsvorlagen f¨ ur das Kuratorium und den Generalsekret¨ ar und betreut laufende Projekte und Stipendien. Der Umfang der Bewilligungen in der Zeit von 1991 bis 2005 umfasste mehr als 6.100 Projekte bei einer F¨ ordersumme von u ¨ber 1,1 Mrd. Euro. Zu den F¨ orderbereichen z¨ ahlen insbesondere: • Umwelttechnik, – Umwelt- und gesundheitsfreundliche Verfahren und Produkte, – Klimaschutz und Energie, – Architektur und Bauwesen, • Umweltforschung und Naturschutz, – Angewandte Umweltforschung, – Umweltgerechte Landnutzung, – Naturschutz, • Umweltkommunikation und Kulturg¨ uterschutz, – Umweltinformationsvermittlung, – Umweltbildung, – Umwelt und Kulturg¨ uter. 10
Vgl. dazu http://www.dbu.de/123artikel25695 335.html, http://www.dbu.de/334.html oder allgemein der Internetauftritt der DBU: http://www.dbu.de.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
Auf internationaler Ebene f¨ ordert die DBU derzeit nur den geografischen Schwerpunkt Deutschland mit dem Fokus auf grenz¨ uberschreitende Projekte. Die F¨ orderaktivit¨ aten konzentrieren sich auf Mittel- und Osteuropa. Dabei muss es wenigstens einen deutschen Partner/Antragsteller geben. Im Rahmen der grenz¨ uberschreitenden F¨ orderung zwischen 1991 und heute wurden ca. 650 Antr¨ age bearbeitet und 230 Projekte bewilligt. F¨ ur diese Projekte konnten F¨ ordermittel in H¨ ohe von 30 Mio. Euro zur Verf¨ ugung gestellt werden. Dies entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent der Gesamtf¨ orderung der DBU. Abbildung 4.1 zeigt die Verteilung dieser F¨ ordermittel auf grenz¨ uberschreitende Projekte.
Abbildung 4.1 Verteilung grenz¨ uberschreitender Projekte auf L¨ ander(-kombinationen)
Polen 38%
Tschechien 20%
Sonstige 17%
Österreich 2% 3 baltische Staaten 3%
Lettland 4% Russland 7% Ungarn 3% Litauen 3% Polen und
Tschechien 3%
Quelle: Eigene Darstellung
4.3.2 Das internationale Stipendienprogramm Zu den F¨ orderaktivit¨ aten geh¨ ort auch das internationale Stipendienprogramm, welches sich an ausl¨ andische Hochschulabsolventen aus Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Oblast Kaliningrad, Polen, Rum¨ anien, der Slowakischen Republik, der Tschechischen Republik und Ungarn richtet. J¨ ahrlich profitieren aus dieser Kooperation mit Partnern aus 10 L¨ andern ca. 70 bis 90 Personen. Sie verbringen in diesem Rahmen 6 bis 12 Monate an deutschen Universit¨ aten, Forschungsinstituten, Unternehmen oder Verwaltungen. Die organisatorische Vorbereitung und fachliche Betreuung erfolgt durch die DBU in Zusammenarbeit mit der betreuenden Einrichtung. Die Teilnehmer erhalten ein Stipendium in H¨ ohe von 971 Euro pro Monat.
Projekte der Umweltstiftung in Partnerschaft mit Mittel- und Osteuropa
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Zu den Zielen dieser internationalen Stipendienprogramme z¨ ahlen die Vermittlung von Erfahrungen in wissenschaftlichen, administrativen und unternehmerischen Fragen sowie der Abbau von Barrieren und der Aufbau von Kontakten. Beispielhaft soll an dieser Stelle die 1996 ins Leben gerufene polnische Nowicki-Stiftung genannt werden. Ein weiteres interessantes Projekt heißt Umwelt baut Br¨ ucken“ und soll Sch¨ uler aus ” Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien und der Slowakei zusammenf¨ uhren. Durch bilaterale Schulpartnerschaften werden gegenseitige Besuche der Partnerklassen m¨ oglich. Inhaltlich besch¨ aftigen sich die Sch¨ uler mit der Recherche von Umweltthemen und verfassen und ver¨ offentlichen Artikel in Zeitungen. 4.3.3 DBU-Projekte im Gebiet Kaliningrad Im Gebiet Kaliningrad bilden Projekte f¨ ur einen nachhaltigen, naturvertr¨ aglichen Tourismus und eine nachhaltige Landnutzung wichtige Bereiche der F¨ orderaktivit¨ aten der DBU. Außerdem gibt es Projekte, die sich auf die Abwasserreinigung konzentrieren bzw. Kooperationen mit ortsans¨ assigen Hochschulen aufbauen wollen. Nachfolgend soll ein ¨ Uberblick u ahlte Projekte gegeben werden. ¨ber einige ausgew¨ In einem dieser Projekte wird eine Machbarkeitsstudie f¨ ur modellhafte Abwas¨ serkonzepte im Gebiet Kaliningrad durch das Ing. B¨ uro Okolog Geller & Partner in Augsburg erstellt. Zu den Zielen dieses Projektes geh¨ oren • die Auswahl potenzieller Standorte f¨ ur extensive Abwasser-Reinigungsverfahren, • die Entwicklung erster Konzepte zur Umsetzung, • der Aufbau von Partnerschaften und • der Bau von Modellanlagen. Ein weiteres Projekt befasst sich mit dem Bau von Pflanzenkl¨ aranlagen im Gebiet ¨ Kaliningrad durch die Baukompanie (Osnabr¨ uck), das IOEV (Augsburg) und die Gebietsverwaltung Kaliningrad. Neben dem Bau der Pflanzenkl¨ aranlage in Iljuschino (ca. 1.000 EWG11 ) soll insbesondere der Wissenstransfer durch Arbeitstreffen in Kaliningrad und durch Exkursionen nach Deutschland gef¨ ordert werden sowie eine Vernetzung mit ahnlichen Projekten im Baltikum (EU, DBU, etc.) erfolgen. ¨ ¨ Die Implementierung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung in der Okoregion der Kurischen Nehrungen ist das Ziel eines anderen Projektes in der Region, an der der WWF-Deutschland und das BTE Berlin beteiligt sind. Zu den Zielen geh¨ oren weiterhin
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EGW ist die Abk¨ urzung f¨ ur den Einwohnergleichwert, der als Referenzwert f¨ ur die Schmutzfracht in der Wasserwirtschaft dient.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte • die Finanzierung sog. Schl¨ usselprojekte in Polen, Litauen und Kaliningrad, • der Aufbau eines l¨ ander¨ ubergreifenden Netzwerks und • die Unterst¨ utzung von Kleinstprojekten.
In einem ¨ ahnlichen Bereich wurde ein Projekt zur Etablierung einer Vogelwarte als Umweltbildungszentrum auf der Kurischen Nehrung in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis der Vogelwarte Radolfzell initiiert. Es soll dazu beitragen, im Umfeld der Biologischen Station Rybatschy (ehem. Rossitten) naturvertr¨ aglichen Tourismus zu f¨ ordern. Flankiert durch eine Ausstellung und Besucherf¨ uhrungen sollen Touristen als Teil des Tourismuskonzeptes Vogelwarte-Dorf-Nationalpark“ informiert und f¨ ur Umweltthe” men sensibilisiert werden. Ferner erhofft man sich durch das Umweltbildungszentrum Impulse f¨ ur eine nachhaltige Regionalentwicklung. 4.3.4 DBU-Projekte Donauregion In dieser Region steht ebenfalls die nachhaltige Regionalentwicklung im Mittelpunkt der F¨ orderakivit¨ aten. Dies betrifft zum einen die Region Kirchenburgen Siebenb¨ urgens und zum anderen das Karpatendorf Sinca Noua. In letzterem sollen Infrastrukturmaߨ nahmen zu F¨ orderung von Okotourismus in Partnerschaft mit dem brandenburgischen Dorf Wulkow erfolgen. Ein weiteres Aktionsfeld ist die Renaturierung der Donauauen. In Zusammenarbeit mit dem WWF Deutschland und Partnerorganisationen aus Rum¨ anien und Bulgarien soll der Naturschutz an der unteren Donau dieser beiden L¨ ander durch verschiedene Maßnahmen gef¨ ordert werden. Dazu geh¨ ort in erster Linie die Renaturierung durch die Umsetzung des Aktionsplans f¨ ur die bulgarischen Donau-Inseln, die Ausweisung von Schutzgebieten Natura 2000 und die Suche nach Potenzial-Gebieten f¨ ur die Renaturierung der Auen. Außerdem soll der Wissenstransfer mit nationalen Naturschutzverb¨ anden und die Entwicklung von Managementpl¨ anen f¨ ur Schutzgebiete vorangetrieben werden. Weitere DBU-Projekte innerhalb der Donauregion haben den Geierschutz in Bulgarien und die Informationsvermittlung zum nachhaltigem Wasserwirtschaftsmanagement zum Gegenstand. 4.3.5 Literatur http://www.dbu.de/123artikel25695 335.html, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.dbu.de/334.html, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.dbu.de, aufgerufen am 15.12.2006.
Die regionale Verantwortung von Sparkassen und nachhaltige Entwicklung
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4.4 Die regionale Verantwortung von Sparkassen und nachhaltige Entwicklung Hartmut Forndran, Mitglied des Vorstandes, Wissenschaftsf¨ orderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V.
4.4.1 Nachhaltige Entwicklung Nachhaltige Entwicklung“ ist ein schwieriger Begriff, der gerade in der Welt der Finanz” institute oft missverstanden wird als gr¨ une Ideologie“. Bestenfalls wird er verbunden ” mit der M¨ oglichkeit, u ¨ber corporate social responsibility in der politischen Diskussion Punkte machen“ zu k¨ onnen. Tats¨ achlich ist die Unterst¨ utzung der Nachhaltigen ” ” Entwicklung“ eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. In Wirtschaft und Gesellschaft stellt sich zunehmend die Aufgabe sicherzustellen, dass die nat¨ urlichen Lebensgrundlagen f¨ ur Mensch und Tier bewahrt bleiben und die Lebenschancen der Menschen weltweit fairer und gerechter verteilt werden. Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag“, in dem daf¨ ur Sorge getragen wird, dass k¨ unftige ” Generationen gleiche Chancen auf ein erf¨ ulltes Leben haben. Nachhaltige Entwicklung ist also ein umfassender gesellschaftlicher Prozess mit ¨ okonomischer, ¨ okologischer und sozialer Dimension. Dabei muss Nachhaltigkeit verstanden werden als eine Art Viabili” ty“12 -Prozess, in dem die Gestaltung einer zukunftsf¨ ahigen Wirtschaft und Gesellschaft angestrebt wird, die nicht nur – im Sinne der forstwirtschaftlichen Urspr¨ unge des Nachhaltigkeitsprozesses – ersetzt“. Welche Rolle spielen Kreditinstitute f¨ ur die Nachhaltige ” Entwicklung bzw. umgekehrt: Welche Rolle spielt die Nachhaltige Entwicklung f¨ ur Kreditinstitute, und insbesondere f¨ ur Sparkassen? Auf beide Fragen soll nachfolgend eine m¨ ogliche Antwort skizziert werden. Sparkassen sind wie alle Kreditinstitute Kapitalsammelstellen und Kreditgeber f¨ ur Investitionen. Sie haben also Einfluss darauf, in welche Anlageformen Kunden ihr Geld anlegen und darauf, in welche Vorhaben Kapital investiert wird. Alle Kreditinstitute – egal ob sie einen ¨ offentlichen Auftrag haben oder nicht – m¨ ussen wirtschaftlichen Erfolg, Effizienz und eine ausreichende Eigenkapitalverzinsung sicherstellen. Die entscheidende Frage im Hinblick auf die umfassend verstandene Nachhaltigkeit lautet also nicht erfolg- bzw. ertragreich“ einerseits oder gutmenschenartig“ andererseits. Es ” ” reicht auch nicht, dass ein hoch rentables Unternehmen mit seinem Gewinn bei der Aussch¨ uttung gesellschaftlich Gutes tut“. Das ist sch¨ on, das ist erfreulich, und die ” Sparkassen tun mit rund 350 Mio. Euro, die sie f¨ ur gemeinwohlorientierte Zwecke pro Jahr ausgeben, unglaublich viel. Und dennoch ist das aus meiner Sicht f¨ ur Sparkassen nicht hinreichend. 12
¨ zu dt. Lebensf¨ ahigkeit oder Uberlebensf¨ ahigkeit
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet darauf zu fokussieren, wie die Gesch¨ aftst¨ atigkeit durchgef¨ uhrt wird, wie die Gesch¨ aftsphilosophie aussieht. Da macht dann der ¨ offentliche Auftrag der Sparkassen – und vor allem seine Umsetzung in die Tat, also die Feststellung, dass er auch gelebt“ wird – den Unterschied zu vielen anderen Banken ” aus. Bei den an der ¨ offentlichen Aufgaben-Erf¨ ullung orientierten Sparkassen ist die positive langfristige Wertentwicklung der Institute und nicht der kurzfristige t¨ agliche Beauty ” contest“ an der B¨ orse entscheidend. Und entscheidend f¨ ur die langfristige Wertentwicklung von Sparkassen ist damit angesichts des Regionalprinzips die langfristige Wert” entwicklung der Region“. Und nun sind wir mitten im Thema. Soziales und umweltpolitisches Engagement als eine Art Ablass“ ist noch nicht ” nachhaltig. Deshalb hat die Sparkassen-Finanzgruppe sich auch 1998 in ihrer Leipzi” ger Erkl¨ arung zur Umweltorientierung“ zu einem ganzheitlichen Konzept der Umweltphilosophie und einem Umweltleitbild zur nachhaltigen Entwicklung bekannt. In die Unternehmens-, Produkt- und Prozesspolitik sollen die ¨ okonomischen, ¨ okologischen und sozialen Zukunftsinteressen des Unternehmens und der Gesellschaft integriert werden. 4.4.2 Die deutsche Sparkassen-Finanzgruppe Was die o onnen sich die Sparkassen sehen ¨konomische und soziale Dimension angeht, k¨ lassen. Auch f¨ ur unsere Freunde aus den Nachbarl¨ andern hier ein paar Anmerkungen zur deutschen Sparkassen-Finanzgruppe: Es gibt nicht Die Sparkasse“ (z. B. die Sberbank in Russland). Sparkassen sind keine ” Staatsbanken, haben keinerlei Privilegien. Sie unterliegen voll dem kreditwirtschaftlichen Wettbewerb, sind in ¨ offentlich-rechtlicher Tr¨ agerschaft, aber nicht im Eigentum von Kommunen. Sie sind von den jeweiligen Kommunen treuh¨ anderisch gehaltene Sonderverm¨ ogen. Zum Verh¨ altnis Sparkasse/Kommune ist der Beschluss zur Verselbst¨ andigung der Sparkassen von 1931 ganz interessant. Es ging damals darum zu verhindern, dass die Kommunen in ihrer Finanznot kommunal gebundene Unternehmen, wie die Sparkassen, auspl¨ undern. Ein fast schon wieder aktueller Aspekt, betrachtet man die Situation in Berlin. Es gibt also keinen Sparkassen-Konzern. Die Gruppe besteht aus 463 selbst¨ andigen Sparkassen mit Unternehmertum vor Ort, kommunaler Bindung, Regionalprinzip und Arbeitsteilung im Verbund mit Landesbanken und anderen Dienstleistern. Es ist mit Abstand die gr¨ oßte kreditwirtschaftliche Gruppe in Deutschland. Jeder zweite Haushalt steht in kontenm¨ aßiger Verbindung mit einer Sparkasse, 75 Prozent aller Handwerksbetriebe haben eine Finanz-Partnerschaft mit einer Sparkasse und 80 Prozent aller Unternehmensgr¨ undungen werden von Sparkassen finanziert. Und das alles freiwillig, weil die B¨ urger und die mittelst¨ andische Wirtschaft die Sparkassen als beste Partner am Markt akzeptieren. Insbesondere die Mittelstandsfinanzierung - das wichtige zweite Standbein der Sparkassen neben dem Privatkundengesch¨ aft - machen die Sparkassen
Die regionale Verantwortung von Sparkassen und nachhaltige Entwicklung
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vielfach im Verbund mit den Landesbanken und anderen Mitgliedern der SparkassenFinanzgruppe, einem arbeitsteiligen und haftungsm¨ aßigen Verbund, wie er auch bei der genossenschaftlich organisierten Bankengruppe besteht. Die Kreditwirtschaft insgesamt steht in einem scharfen globalen Wettbewerb - da sind ¨ laufende strukturelle Anderungen gang und gebe. Selbstverst¨ andlich haben auch wir uns ver¨ andert - auch und gerade im Gefolge des Wegfalls von Gew¨ ahrtr¨ agerhaftung und Anstaltslast. Vielleicht haben wir uns sogar mehr ge¨ andert als andere Bankengruppen in Deutschland. Die Sparkassen-Familie von 2006 ist gesch¨ aftlich und organisatorisch nicht mehr mit der Gruppe von vor zehn Jahren vergleichbar, auch wenn wir nicht bei jeder bankwirtschaftlichen Strategie¨ anderung an der Spitze waren (man denke an die Bank 24, oder jetzt daran, dass die Hypo-Vereinsbank inzwischen u ¨ber den Berg“ ist). ” 4.4.3 Gesch¨ aftspolitik und -philosophie im Kontext nachhaltiger Entwicklung Wir ¨ andern unsere Gesch¨ aftspolitik, aber wir haben keine Veranlassung, unsere Grundprinzipien zu ¨ andern: Wir suchen die N¨ ahe zu unseren Kunden in den Regionen, wir k¨ ummern uns um unsere Kunden in der Region. Verantwortung zu tragen in Wirtschaft und Gesellschaft in der Region, das ist f¨ ur uns ¨ offentlicher Auftrag, den wir gern erf¨ ullen - und es ist f¨ ur uns auch ein Teil nachhaltiger Politik“ in und f¨ ur die ” Regionen. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist bei 380.000 Angestellten einer der gr¨ oßten Arbeitgeber und mit rund acht Prozent Auszubildenden-Quote ein wichtiger Ausbilder in Deutschland. Der geringe Stellenabbau des letzten Jahrzehnts konnte durch nat¨ urliche Fluktuation erreicht werden. Sparkassen unterst¨ utzen die privaten Haushalte bei der Altersvorsorge und k¨ ummern sich um die finanzielle Bildung. Indem Sparkassen daf¨ ur sorgen, dass in der Region Erspartes wieder in der Region als Investitionskapital zur Verf¨ ugung steht, st¨ arken sie in Metropolen und auf dem flachen Land die Wirtschaftskreisl¨ aufe vor Ort und erm¨ oglichen es u ¨berall, zugunsten von Wachstum und Besch¨ aftigung zu investieren. Sie sind die wichtigsten Partner f¨ ur Existenzgr¨ undungen und schaffen damit die Voraussetzung f¨ ur zus¨ atzliche Besch¨ aftigung und Innovationen. ¨ Dies sind Leistungen f¨ ur das nachhaltige Uberleben der Regionen. Die einseitige angels¨ achsische Ausrichtung auf kurzfristige Renditen treibt inzwischen teilweise absurde Bl¨ uten: Wer seine Unternehmensphilosophie nur noch auf kurzfristige Renditeerzielung durch Cost-Cutting reduziert, findet irgendwann am Markt nicht mehr statt. Tats¨ achlich muss das Ziel jeder Unternehmenspolitik im Sinne des Shareholder value - richtig verstanden - der dauerhafte Werterhalt von Wirtschaft und Gesellschaft sein, Werterhalt und - wenn m¨ oglich - seine Steigerung. Das ist nachhaltige Gesch¨ aftsphilosophie, und genau das ist Sparkassenphilosophie. Ich sage es mit Stolz: Bei den Kategorien ¨ okonomische und soziale Nachhaltigkeit“ der Gesch¨ aftspolitik lassen wir ” uns von niemandem in Deutschland u aftsori¨bertreffen! Wir lassen uns diese Gesch¨ entierung nicht abkaufen und wir lassen nicht zu, dass sie den B¨ urgern genommen wird.
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Deutsche Stiftungen als Multiplikatoren f¨ ur innovative Projekte
Nicht so deutlich werden bisher die Aktivit¨ aten der Sparkassen-Finanzgruppe im Sinne der ¨ okologischen Dimension der Nachhaltigkeit. Dabei zeigen die vielf¨ altigen Beispiele in den Regionen, dass auch mit nachhaltigen Produkten erfolgreich Gesch¨ aft zu machen ist. Wenn man sich beispielhaft vor Augen h¨ alt, • welch ein Gesch¨ aftspotenzial z. B. in der Finanzierung von Wind-, Solar- und Erdw¨ armenutzung liegt, • welches zus¨ atzliche Ansprechpotenzial es bei Anlegern im Bereich ¨ okologischer und nachhaltiger Geldanlagen gibt, • dass der europaweite Handel f¨ ur Kohlendioxidzertifikate Chancen auch f¨ ur Kreditinstitute bietet, • wie stark in manchen Branchen Umweltrisiken auf die Gesamt-Risiken von Investitionen durchschlagen, • wie hoch der R¨ uckversicherungsbedarf f¨ ur weltweite Klimakatastrophen ist, • welche Kosteneinsparungen durch den nachhaltigen (Um-)Bau von Filialen, die effizientere Nutzung von Energie, Wasser und sonstigen nat¨ urlichen Ressourcen m¨ oglich sind, dann wird schnell klar, dass sich hier gesellschaftliches Engagement paart mit neuen gesch¨ aftspolitischen M¨ oglichkeiten, einer Win-win-Situation also. Eine besondere Win-win-Situation ergibt sich z. B. im Bereich der nachhaltig orientierten Geldanlagen. Werden Otto-Normalverbraucher“ gefragt, dann wird er zu nach” haltigen Anlageformen - sofern er u ¨berhaupt damit etwas anfangen kann - darauf hinweisen, dass er sich in erster Linie an der Rendite orientiert. Viele werden allerdings hinzuf¨ ugen, dass Rendite ohne (¨ okologische) Reue“ ihnen noch lieber ist. Und genauso ” stellt sich das Bild in den letzten zehn Jahren dar. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Fondsanlagen, die Nachhaltigkeitskriterien ber¨ ucksichtigen, keineswegs schlechter, in vielen F¨ allen renditem¨ aßig sogar besser abgeschnitten haben als andere Fonds. Und das ist eigentlich kein Wunder. Denn nachhaltige Unternehmen“ sind in ” ihrer Gesch¨ aftspolitik zukunftsorientiert und streben einen dreifachen Gewinn an: • Wirtschaftlichen Erfolg, • soziale Verantwortung und • vorbildlichen Umweltschutz. Im Kundengespr¨ ach nicht zu vernachl¨ assigen ist auch der Gesichtspunkt, dass ¨ okologische Aspekte - bei ¨ ahnlicher Rendite - zus¨ atzliche Marketing-Ankn¨ upfungspunkte
Die regionale Verantwortung von Sparkassen und nachhaltige Entwicklung
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sind. Schließlich halten nicht nur 92 Prozent der Bev¨ olkerung Umweltschutz f¨ ur wichtig, sondern auch 54 Prozent der Befragten einer Umfrage der Bundesregierung zum Umweltbewusstsein zufolge halten es f¨ ur wichtig“ oder sehr wichtig“, was mit ihren ” ” Anlagegeldern geschieht. Dieses Bewusstsein weiter zu aktivieren und in den Vertrieb erfolgreich zu integrieren, muss ein Schl¨ usselfaktor f¨ ur die Ausweitung des Marktanteils in diesem Segment sein. 4.4.4 Fazit Verantwortung in Gesellschaft und Region zu u offentlichen ¨bernehmen, entspricht dem ¨ Auftrag der Sparkassen-Finanzgruppe. Diesem Auftrag wird sie voll gerecht, wenn sie in Zukunft Nachhaltigkeit nicht nur in der ¨ okonomischen und sozialen Dimension realisiert, sondern verst¨ arkt auch der ¨ okologischen Dimension den notwendigen Stellenwert zuweist. Mit einer solch klaren Gesch¨ aftsphilosophie setzen sich Sparkassen von anderen Kreditinstituten ab. Und es kann von Verbraucherschutz gesprochen werden, wenn sich eben nicht jedes Kreditinstitut Sparkasse“ nennen darf, sondern nur dort Sparkasse“ ” ” drauf stehen darf, wo auch Sparkasse“ drin steckt. ”
5 Umweltorientierte Transformationsprozesse – Die Verantwortung der Hochschulen 5.1 Die umweltorientierte Hochschulausbildung in Polen Prof. Dr. habil. Tadeusz Borys, Leiter des Lehrstuhls f¨ ur Umwelt- und Qualit¨ atsmanagement, Wirtschaftsuniversit¨ at in Jelenia Gora, Polen
5.1.1 Die Notwendigkeit f¨ ur neue Bildungsinitiativen Weshalb ist die Zeit gekommen, neue Bildungsinitiativen zu ergreifen? Ist die bisherige Strategie der kleinen Schritte“ ausreichend? ” Die Antwort auf diese Frage scheint selbstverst¨ andlich zu sein. Die bisherige Strategie der kleinen Schritte“ ist nicht mehr ausreichend, um neue umweltorientierte Qualifika” tionsprofile zu entwickeln. Des Weiteren erf¨ ullt sie nicht die neuen Bildungsherausforderungen, die aus dem neuen Paradigma der nachhaltigen Entwicklung resultieren. Die Erkenntnis wurde auch kr¨ aftig in den Berliner Thesen - einer gemeinsamen im Oktober 2005 in Berlin unterzeichneten Erkl¨ arung von deutschen und polnischen Professoren betont. Es ist dort u. a. zu lesen: Der Millenniumsreport des UNO-Generalsekret¨ ars zeigt richtig auf, dass heutzuta” ge die politischen und bildungsorientierten Auffassungen den Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung nicht gerecht werden. Der Grund daf¨ ur ist eine oft versp¨ atete und unangemessene Reaktion der Politik und somit des Bildungssystems auf die neuen Gegebenheiten. Deswegen ist die Zeit gekommen, neue und mutige Initiativen zu ergreifen.“ 1 Hierbei ist besonders beunruhigend, dass die bisherige Strategie der kleinen Schrit” te“ unmittelbar dazu f¨ uhrte, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Studenten (zwischen 10 Prozent und 15 Prozent) in ihrem Studium umweltorientierte Veranstaltungen zu belegen hat und das noch weniger Studenten u ¨berhaupt umweltorientierte Schwerpunkte im Kontext der nachhaltigen Entwicklung im Rahmen des allgemeinen Bildungsangebots auf den polnischen Hochschulen vermittelt werden. Wie sich aus den Berliner Thesen ableiten l¨ asst, ist das kein typisches Merkmal der polnischen Bildung, sondern eine Herausforderung von gr¨ oßerem Umfang. 1
Tezy (2005).
74 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen 5.1.2 Realisierungsprobleme innerhalb der polnische Bildungsangebot bez¨ uglich der Grunds¨ atze der Nationalen Strategie umweltorientierter Bildung Diese Frage ist sehr wichtig, da diese Grunds¨ atze in polnischen Staatsdokumenten prinzipiell hinterlegt wurden und nicht in Frage zu stellen sind. Die Forderung nach einer Neugestaltung der Bildungsangebote ist in der polnischen Verfassung verankert,2 die ohnehin die Schl¨ usselposition der nachhaltigen Entwicklung hervorhebt. Die Bedeutung der Bildung im Kontext zur nachhaltigen Entwicklung l¨ asst sich auch aus dem Grundpapier der langfristigen Entwicklungsstrategie f¨ ur Polen bis zum Jahre 2025 ableiten. In diesem Dokument sind Feststellungen zu finden wie: Die Investition in den Menschen ist zu definieren als ein Bildungssystem zur F¨ orde” rung des Wissens und Bewusstseins sowie der Werte und Einstellungen auf den Gebie¨ ten Okonomie, Kultur und Soziales. Sie ist auch als ein st¨ andiger Bildungsprozess der Menschen und des Wissens zu verstehen. Die Bildung muss auf eine st¨ andige Weise, beginnend mit der richtigen Erziehung in der Familie, u ¨ber das formale Bildungssystem, bis hin zur informalen Weiterentwicklung der Pers¨ onlichkeiten (Weiterbildungsangebote und F¨ orderung des Wertesystems durch das Hervorheben vorbildlichen Verhaltens) durchgef¨ uhrt werden. Die Bildung, unabh¨ angig von dem Niveau und den Unterschieden der Programme zwischen einzelnen Bildungseinheiten, muss sich auf die Korrelation, die Integration und die Nachhaltigkeit zwischen den ¨ okonomischen, sozialen und ¨ okologischen Aspekten jeder T¨ atigkeit konzentrieren.“ 3 Weiterhin wird die Bedeutung des umweltorientierten Bildungsangebots im Kontext der nachhaltigen Entwicklung in der Nationalen Strategie der Umweltorientierten Bil” dung“ betont. Diese Strategie wurde im Jahre 2001 verabschiedet. Sie schreibt der Hochschulbildung folgende Hauptziele vor:4 1. Verbreitung des Konzeptes der nachhaltigen Entwicklung in allen Lebensbereichen, d. h. insbesondere Ber¨ ucksichtigung der beruflichen T¨ atigkeit und der Freizeit; Jeder B¨ urger der Republik Polen muss die Chance haben, eine umweltorientierte Bildung zu bekommen. Hierbei ist keine echte Identifikation der Umweltbildung mit der Bildung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung festzustellen. 2. Einf¨ uhrung der Umweltbildung im Sinne einer interdisziplin¨ aren Bildung auf allen formalen und informalen Bildungsstufen. 3. Schaffung der Woiwodschafts-, Kreis- und Gemeindebildungsprogramme, die sich mit der Problematik der Umwelt befassen und die Vorschl¨ age der lokalen Akteure 2
Der Artikel 5 der polnischen Verfassung spezifiziert insbesondere auch den Schutz der Umwelt: Die Re” publik Polen sch¨ utzt die Unabh¨ angigkeit und Integrit¨ at ihres Territoriums, gew¨ ahrleistet Freiheiten und Rechte der Menschen und der B¨ urger sowie die Sicherheit der Staatsb¨ urger, sch¨ utzt das nationale Erbe und gew¨ ahrleistet den Umweltschutz, wobei sie sich von dem Prinzip der gleichm¨ aßigen Entwicklung leiten l¨ aßt.“ 3 Polska (2000), S. 49. 4 Vgl. Narodowa Strategia Edukacji Ekologicznej (2001).
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in Polen
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ber¨ ucksichtigen; Das Ziel dieser regionalen Umweltbildungsprogramme ist die Umsetzung der nationalen Strategie. 4. Vertiefung der Kenntnisse auf dem Gebiet der Bildungsmethodik. In Bezug auf die Bildung an den Hochschulen wird folgendes gefordert: • Sensibilisierung zuk¨ unftiger Hochschulabsolventen f¨ ur Umweltprobleme, • Vorbereitung der Fachkr¨ afte auf die praktische Arbeit im Umweltschutz, • Schaffung von Aufbaustudienrichtungen, die das umweltorientierte Fachwissen vertiefen sollen, • Realisierung von Bildung auf h¨ ochstem Niveau durch Europastudien, • Einf¨ uhrung eines informalen umweltorientierten Bildungsangebots, z. B. innerhalb eines Tages der offenen T¨ ur an Hochschulen. Zur Realisierung dieser Ziele, m¨ ussen folgende Maßnahmen umgesetzt werden: • Die Umweltbildung an den Hochschulen soll Grundlagen in den Fachgebieten Geographie, Umwelttechnik, Umweltschutz und Umwelt¨ okonomie vermitteln sowie umweltorientierte Verhaltensvorbilder entwickeln. • Die Forschungsprogramme an den Hochschulen sollen sich mit den Problemen der Didaktik und Wissensvermittlung bez¨ uglich des Umweltschutzes besch¨ aftigen. • Die Hochschulen sollen Aufbaustudien und Weiterbildungsm¨ oglichkeiten f¨ ur Lehrer, Dozenten, Beamte, Journalisten und andere Akteure anbieten, die sich mit der Umweltproblematik besch¨ aftigen oder daf¨ ur interessieren. • Die Hochschulen sollen umweltorientierte Lehrb¨ ucher und Skripte herausgeben, ¨ die sich mit der strukturellen Entwicklung in den Bereichen Soziales, Okonomie und Kultur befassen. • In der F¨ orderung des Umweltwissens soll eine der Hauptaufgaben der Hochschulen und anderen Bildungstr¨ ager liegen. • Die Hochschulen sollen in umweltorientierten Bereichen zusammenarbeiten und umweltorientierte Verb¨ ande und Vereine f¨ ordern. Die Grunds¨ atze der Nationalen Strategie in Polen wurden in Anlehnung an internationale Standards festgelegt. Diese wurden w¨ ahrend zahlreicher Tagungen verabschiedet, die in den letzten 30 Jahren stattfanden. Dazu geh¨ oren unter anderem: • die zwischenstaatliche UNESCO-Konferenz in Belgrad im Jahre 1975, innerhalb derer das internationale Programm f¨ ur Umwelterziehung ausgearbeitet und die Belgrad-Charta als weltweites Rahmenwerk f¨ ur die Umweltbildung verabschiedet wurde,
76 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen • die UNESCO-Konferenz im Juni 1995 in Athen zum Thema Umweltbildung f¨ ur ” nachhaltige Entwicklung“, • die zwischenstaatliche Konferenz der UNESCO und der Kommission f¨ ur nachhaltige Entwicklung der UNO zum Thema Umwelterziehung und Umweltbewusst” sein f¨ ur nachhaltige Entwicklung“, die im Jahre 1995 in Pruhonice (Tschechien) stattfand und • die zwischenstaatliche UNESCO- und UNEP-Konferenz zur Umwelterziehung in Tiflis im Jahre 1997. Trotz dieser strategischen Grunds¨ atze hat sich die Umweltbildung in Polen in den letzten Jahren fast nicht ver¨ andert. Die Verfassungsforderung zur Umsetzung der Paradigma der nachhaltigen Entwicklung in der Bildung bleibt im polnischen Bildungssystem kaum ber¨ ucksichtigt. Diese Aussage ist damit zu begr¨ unden, dass nur 10 Prozent aller Studenten in Polen die M¨ oglichkeit haben, sich in ihren Studium mit dem Thema Nachhaltige Entwicklung“ und deren Instrumenten zu befassen. Im Grunde beschr¨ ankt ” sich die Bildung in diesem Bereich nur auf den Umweltschutz. Eine herrschende Stellung dieses Bildungskonzeptes, d. h. eine engere Betrachtung der nachhaltigen Entwicklung, geht mit der allgemeinen Einstellung der Bev¨ olkerung zur Umwelt einher, die den Umweltschutz nach wie vor als eine Barriere der wirtschaftlichen Entwicklung sieht.
5.1.3 Strategien f¨ ur ein attraktives umweltorientiertes Bildungsangebot Um eine Strategie der großen Schritte“ zu entwickeln, m¨ ussen folgende Hauptforde” rungen erf¨ ullt werden: ¨ • Ubergang von der nachhaltigen Entwicklung im engeren Sinne zur nachhaltigen Entwicklung im weiteren Sinne; • Wirksame und effiziente Zusammenarbeit der Hochschulen bez¨ uglich einer Bildung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung, und dies auch grenz¨ ubergreifend; • Erarbeitung eines einheitlichen Bildungsprogramms zur Erweiterung des umweltorientierten Bildungsangebotes; (Dieses Programm soll sich inhaltlich auf alle Umwelt-, Sozial- und Politikaspekte beziehen, die im Paradigma der Nachhaltigkeit verankert sind. Des Weiteren soll es auch die wirtschaftlichen Strukturen ber¨ ucksichtigen.); • Einf¨ uhrung einer zus¨ atzlichen Veranstaltung im Rahmen des allgemeinbildenden Unterrichts an den Hochschulen, die Ideen und Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung vermittelt.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in Polen
77
Notwendigkeit zur F¨ orderung der nachhaltigen Entwicklung im weiteren Sinne Heutzutage kann sich das Paradigma der nachhaltigen Entwicklung nicht nur auf die Umweltaspekte beschr¨ anken. Die Umweltbildung ist nicht mit der Bildung im Sinne der nachhaltigen Entwicklung gleichzusetzen. Die Umweltbildung ist nur ein wichtiger Teil davon. In Polen gibt es keine einheitliche Meinung zum Bildungskonzept. Das Bildungsangebot ist un¨ ubersichtlich, was eine gewisse Auswirkung auf die Zukunft der Bildung in Polen hat. Diese Un¨ ubersichtlichkeit ist vor allem auf den Mangel an klarer Abgrenzung der umweltorientierten Begriffe zur¨ uckzuf¨ uhren. Es wird bsp. diskutiert, ob ¨ mit der Einf¨ uhrung einer Ausbildung zum Umweltschutz, zur Okologie oder zur nachhaltigen Entwicklung nicht dasselbe gemeint ist. An einigen polnischen Hochschulen werden ¨ ahnliche Inhalte vermittelt, die im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungen ¨ angeboten werden (diesbez¨ uglich sind Ahnlichkeiten innerhalb wissenschaftlicher Arbeiten, Gesetzgebung und Umgangssprache zu erkennen, wo auch nicht alles einheitlich definiert wird). Demzufolge ist die Schaffung von Transparenz eine zwingende Notwen¨ digkeit. Die umweltorientierte Bildung (in den Bereichen Umweltschutz und Okologie) wird grunds¨ atzlich an den Hochschulen angeboten als: • Vollzeitstudium, • Wochenend- und Abendstudien (auch Berufs- und Hochschulstudium), • Aufbaustudium. Der Umfang umweltorientierter Inhalte in Studienprogrammen (im Rahmen von Vollzeit- und Wochenendstudien) ist sehr unterschiedlich und von der Art/Ausrichtung der Hochschulen (wirtschaftliche, universit¨ are, polytechnische oder landwirtschaftliche) und dem Lehrpotenzial der Lehrkr¨ afte (Anzahl und Niveau) abh¨ angig. Bei Polytechnischen Hochschulen liegt der Schwerpunkt im Grunde auf Umweltingenieurwesen“ ” (ausgenommen die Managementfakult¨ aten). Hochschulen mit einer landwirtschaftlichen Ausrichtung konzentrieren sich auf das Gebiet des ingenieurorientierten und naturwissenschaftlichen Umweltschutzes. Laut dem polnischen Bildungsministerium liegt die Anzahl der umweltorientierten Fachrichtungen an den Hochschulen bei u ¨ber 60.5 Die Vielfalt der Hochschulen, die die beiden Fachrichtungen anbieten, bringt viele Unterschiede in den Studienprogrammen mit sich. Mit dem Ziel, einen Vergleich zwischen den Bildungsangeboten aufzustellen, wurden im Jahre 2000 Mindestanforderungen an die Studieninhalte f¨ ur die Fachrichtung Umweltschutz im Rahmen der einheitlichen Magisterstudien vom Hauptgremium der Hochschulbildung festgelegt. Diese Mindestanforderungen setzen voraus, dass 1.485 von insgesamt 3.600 SWS f¨ ur die Vermittlung von Inhalten auf dem Gebiet Umweltschutz genutzt werden sollen. Des 5
Vgl. Tabelle 5.1.
78 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen
Tabelle 5.1 Anzahl der Fachrichtungen mit umweltorientierten Schwerpunkten nach der Art der Hochschulen im Jahre 2002 Hochschulart/Hochschulausrichtung
Fachrichtung Umweltschutz
Umwelttechnik
Universit¨ aten
15
4
polytechnische Hochschulen
10
16
Hochschulen mit landwirtschaftlicher Ausrichtung
5
5
p¨ adagogische Hochschulen
2
-
sonstige
4
-
Gesamt:
36
25
Quelle: Vgl. www.men.waw.pl.
Weiteren wurden auch die Eckpunkte f¨ ur die Studieninhalte verabschiedet. Außerdem ist der Trend zu verst¨ arkter Kooperation und zunehmendem Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Fakult¨ aten der Hochschulen sehr positiv zu bewerten. Bsp. geht das Bildungsprofil einer zwischenfakultativen Fachrichtung an der Universit¨ at zu Warschau u at hinaus. Der Unterricht wird von Dozenten aus 10 ¨ber den Rahmen einer Fakult¨ ¨ Fakult¨ aten der Universit¨ at zu Warschau durchgef¨ uhrt. Ahnliche Innovationen werden auch an der Universit¨ at zu Posen und zu Breslau realisiert.6 Eine andere Situation ist an den Wirtschaftsuniversit¨ aten zu beobachten, wo die Umweltbildung nur als ein Schwerpunkt innerhalb einer Fachrichtung auszuw¨ ahlen ist. Die Schwerpunkte bzw. die Spezialisierungen werden erst ab dem 6. Fachsemester angeboten und haben das Ziel, das im Grundstudium vermittelte Fachwissen zu vertiefen. Wenn die vorhandenen umweltorientierten Spezialisierungen/Schwerpunkte betrachtet werden, l¨ asst sich im Großen und Ganzen ein Trend zur Ber¨ ucksichtigung von Umweltschutzgesichtspunkten in allen Studienprogrammen feststellen. Eine integrierte ¨ Betrachtung verbindet nicht nur das Wissen u ¨ber die Funktionsweise der Okosysteme, den rationalen Ressourcenverbrauch und die Umwelttechnik an sich, sondern auch mit Themen, wie Umweltrecht, Umweltmanagement, Finanzierung des Umweltschutzes, Gesundheitsschutz, Qualit¨ at von Produkten, Konsumentenentscheidungen sowie Strukturplanung und Umweltethik. Dar¨ uber hinaus ist ein zunehmender Anteil von Ge6
Vgl. Borys (2003), S. 23-24.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in Polen
79
sichtspunkten des Umweltmanagements in den neuen Spezialisierungsrichtungen ein gemeinsames Merkmal aller umweltorientierten Fachrichtungen. Ein Beispiel daf¨ ur ist die Spezialisierung hinsichtlich Qualit¨ ats- und Umweltmanagement an der Fakult¨ at in Jelenia G´ ora (Hirschberg) der Wirtschaftsuniversit¨ at in Wroclaw. Dieses Bildungsangebot vereint auf sozusagen nachhaltige Art und Weise die Aspekte des Qualit¨ ats- und Umweltmanagements. Diese Spezialisierung bereitet Absolventen darauf vor, Modernisierungsprobleme der polnischen Wirtschaft kreativ zu beheben, die bsp. mit dem EU-Beitritt der Republik Polen einhergehen. Das Studienprogramm wurde so konzipiert, dass Absolventen sofort nach dem Studium eine attraktive Arbeit annehmen k¨ onnen. Eine allgemeine betriebswirtschaftliche Vorbereitung (Rechnungs-, Finanz- und Versicherungswesen, Informationsmanagement) wird durch komplexes Fachwissen auf dem Gebiet des Qualit¨ ats- und Umweltmanagements erg¨ anzt. Dadurch k¨ onnen Absolventen jede Arbeit annehmen, die betriebswirtschaftliches Fachwissen verlangt. Des Weiteren werden durch die umweltorientierte Spezialisierung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt gr¨ oßer, da Fachkr¨ afte auf dem Gebiet Qualit¨ ats- und Umweltmanagement von Unternehmen, Finanzinstitutionen und o ¨ffentlichen Beh¨ orden gefragt sind.7 ¨ Ahnliche Fachspezialisierungen bieten auch die Wirtschaftsuniversit¨ at (SGH) in Warschau (z. B. Umweltschutzmanagement), die Wirtschaftsuniversit¨ at Kattowitz (z. B. Umweltmanagement) und die Wirtschaftuniversit¨ at Krakau (z. B. Finanzierung des Umweltschutzes) an. Des Weiteren gibt es noch umweltorientierte Spezialisierungen an einigen Mana¨ gementfakult¨ aten der polytechnischen Universit¨ aten (z. B. Okobusiness an der Polytechnischen Universit¨ at Bialystok), an Universit¨ aten (z. B. Umweltmanagement an der Universit¨ at Posen) und an Hochschulen mit landwirtschaftlicher Ausrichtung (z. B. Umweltschutz an der Landfakult¨ at der landwirtschaftlichen Hochschule namens H. Kollataja in Krakau). Spezialisierungen solcher Art werden an diesen Hochschulen seltener angeboten als an den Wirtschaftsuniversit¨ aten, da dort andere Fachrichtungen vorhanden sind, wie z. B. Umweltingenieurwesen oder Umweltschutz. Eine ¨ ahnliche Rolle bei der Umweltbildung ist f¨ ur Aufbaustudien zu erwarten, die grunds¨ atzlich 2-4 Semester dauern. Diese Art des Studiums erg¨ anzt die Ausbildung um das Umweltfachwissen. Das Aufbaustudienangebot wird oft f¨ ur konkrete Berufsgrup¨ pen konzipiert, wie z. B. Lehrer. Ein Beispiel daf¨ ur ist das Aufbaustudium Okoaudit, das seit 1994 an der Managementfakult¨ at der Universit¨ at Danzig angeboten wird.8 Außerdem werden an allen Hochschulen einzelne Lehrveranstaltungen angeboten, die sich mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen. Hierf¨ ur ist die obligatorische
7 8
Vgl. Plany (2005). Vgl. Borys (2003).
80 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen Lehrveranstaltung Wirtschaft und Umwelt an allen Wirtschaftshochschulen im ersten Studienjahr zu erw¨ ahnen. Koordination der Maßnahmen f¨ ur die umweltorientierte Bildung im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung zwischen den Hochschulen Ende der 90er Jahre begann eine neue Periode in der Koordination der Bildungsmaßnahmen auf Hochschulniveau. Im Jahre 1999 wurde in Zakopane im Rahmen des Programms Qualit¨ at-Angebot-Zusammenarbeit“ der Stiftung Partnerschaft f¨ ur die ” ” Umwelt“ die erste Konferenz zum Thema Informations- und Erfahrungsaustausch ” im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung“ organisiert. Die Ergebnisse dieser Konfe¨ renz wurden im Buch Bildung f¨ ur Okoentwicklung “ ver¨ offentlicht.9 Diese Konferenz ” - charakteristisch f¨ ur diese Periode - hat sich grunds¨ atzlich auf die Umweltbildung beschr¨ ankt, was nat¨ urlich ein wesentlicher Schritt im Sinne der Koordination der Bildungsmaßnahmen war. Außerdem wurden erste didaktische Anregungen hinsichtlich ¨ Lehrveranstaltungen, wie Okonomie, Management, Philosophie und Ethik, angesprochen. ¨ Eine weitere polenweite Konferenz zum Thema Bildung f¨ ur Okoentwicklung “ wurde ” vom akademischen Zentrum in Jelenia G´ ora und der polnischen Abteilung der European Association of Environmental and Resource Economists im Oktober 2002 in Szklarska Poreba (Schreiberhau) veranstaltet. Sie wurde im Rahmen einer Serie von Konferenzen organisiert, die die Umweltleistungen Polens 10 Jahre nach dem unter der Schirmherrschaft der UNDP organisierten Weltgipfel in Rio de Janeiro zusammenfassten. An der Konferenz nahmen viele Vertreter polnischer Hochschulen teil, die die Umweltbildung in Form von Lehrveranstaltungen oder Spezialisierungen auf dem Gebiet Umweltschutz bzw. Umweltentwicklung anbieten. Zu diesen Vertretern z¨ ahlen Dozenten aus BielskoBiala, Bialystok, Czestochowa, Gdanska (Danzig), Jelenia G´ ora (Hirschberg), Lodz, Kattowitz, Krakau, Olsztyn, Posen, Rzesz´ ow, Stettin und Breslau. Dar¨ uber hinaus nahmen auch Vertreter des Internationalen Hochschulinstituts Zittau (IHI) daran teil. Die im Jahre 2003 in Form des Buches Die Rolle der Hochschulen in der Umweltbil” dung“ herausgegebenen Konferenzmaterialen waren die ersten Wissenssammlungen bez¨ uglich Bildungsmaßnahmen f¨ ur nachhaltige Entwicklung an verschiedenen polnischen Hochschulen.10 Dieses Buch war an alle Bildungsinteressierten, wie Hochschuldozenten, Kommunalverwaltungen und NGO’s, adressiert. Es beinhaltet konkrete Vorschl¨ age zu Bildungsprogrammen und Lehrveranstaltungen im Bereich Umwelt, Volks- und ¨ Betriebswirtschaft, Management, Okologie, Ethik und Umweltingenieurwesen. Diese Vorschl¨ age stellten auch eine konkrete Orientierungshilfe f¨ ur verschiedene Bildungsmaßnahmen der informalen Bildung dar. Soll der Wert dieser Publikation heutzutage 9
Vgl. Borys/Jamka (1999). Vgl. Borys (2003).
10
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bewertet werden, so ist festzuhalten, dass sie den Stand der Hochschulbildung hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung h¨ aufig nur relativ oberfl¨ achlich beurteilt. Dies ist darauf zur¨ uckzuf¨ uhren, dass sie noch viele Informationsl¨ ucken enth¨ alt und keineswegs ein vollst¨ andiges Bildungsangebot f¨ ur Hochschulen im Sinne der nachhaltigen Entwicklung darstellt. Beispielsweise wurden im Hinblick auf das Konferenzziel einige Studienprogramme nicht betrachtet. Dabei handelt es sich vor allem um Studienprogramme, die an Fakult¨ aten f¨ ur Umweltingenieurwesen und Naturwissenschaften realisiert werden. Trotzdem ist das Buch ein guter Ausgangspunkt f¨ ur weitere Beurteilungsversuche der Umweltbildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung. Ein solcher wurde auch w¨ ahrend der ¨ Konferenz im Rahmen des Zyklus Bildung f¨ ur Okoentwicklung “ im Oktober 2005 in ” Piechowice (in der N¨ ahe von Schreiberhau) unternommen. Mehr als 100 Vertreter aus Forschungszentren und fast 20 aus wissenschaftlichen Instituten in ganz Polen (Wirtschaftsuniversit¨ aten, Hochschulen mit landwirtschaftlicher Ausrichtung, polytechnische Hochschulen und Universit¨ aten) nahmen daran teil. Dar¨ uber hinaus waren auch zentrale und regionale Institutionen (u. a. Umweltministerium und Umweltschutzfonds), Verlage (PWN, ”Wirtschaft und Umwelt”) und deutsche Hochschulen (haupts¨ achlich vom IHI Zittau) vertreten. Der Ablauf der Konferenz bestand aus einem Diskussionsteil und Workshoparbeit innerhalb bestimmter Problemgruppen.11 Die Diskussion konzentrierte sich auf die Hauptprobleme der Hochschulbildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung und den grenz¨ ubergreifenden Transfer der didaktischen Erfahrungen am Beispiel von Deutschland und Polen. Am Ende der Konferenz wurden Hauptrichtlinien f¨ ur die Verbesserung der Bildungsangebote im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung festgelegt. Hiermit sind Mindestanforderungen an Hochschulprogramme, Spezialisierungen und einzelne Gruppen von Lehrveranstaltungen gemeint. Des Weiteren wurden konkrete Vorschl¨ age zur Verbesserung der Umweltbildung auf Hochschulniveau gemacht. Im Grunde wurden hierbei nicht nur die Hauptherausforderungen f¨ ur die Hochschulbildung bestimmt. Vielmehr hat hierzu auch ein Erfahrungsaustausch u ¨ber die didaktische Praxis an unterschiedlichen Hochschulen stattgefunden. Dar¨ uber hinaus wurden viele Schlussfolgerungen abgeleitet. Eine dieser Schlussfolgerungen12 besteht in der Notwendigkeit zur Erarbeitung von Lehrb¨ uchern mit den Schwerpunkten Umwelt¨ okonomie und nachhaltige Entwicklung und der Einf¨ uhrung einer Lehrveranstaltung Grundlagen der Lebensqualit¨ at und der ” nachhaltigen Entwicklung“. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen betrifft die Verst¨ arkung der grenz¨ ubergreifenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet nachhaltige Entwicklung, insbesondere mit deutschen Hochschulen. Eine gute Voraussetzung f¨ ur die Organisation einer deutsch11 12
Hierzu wurden drei Problemgruppen gebildet: Umwelt- und Strukturgleichgewicht, ¨ okonomisches Gleichgewicht und soziales Gleichgewicht. Mehr zu den Ergebnissen der Konferenz in den Konferenzmaterialien, die im zweiten Halbjahr 2006 erscheinen.
82 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen polnischen Tagung zum Thema Umweltbildung wird durch folgende Faktoren geschaffen:13 • langj¨ ahrige Kontakte und Erfahrungsaustausch zwischen den polnischen Hochschulen und dem IHI Zittau; • Verst¨ andigung zwischen deutschen und polnischen Hochschulen im Hinblick auf die Umsetzung der Berliner Thesen f¨ ur nachhaltige Entwicklung“ ; ” • Existenz des Internationalen Zentrums f¨ ur Nachhaltigkeit und Informationsgesellschaft (CRI) in Kattowitz und seine Zusammenarbeit mit deutschen Partnern, wie z. B. dem Frauenhofer-Anwendungszentrum f¨ ur Logistikplanung und Informationssysteme (ALI) in Cottbus .
Festlegung der einheitlichen Studieninhalte f¨ ur Hochschulveranstaltungen im Rahmen eines Moduls nachhaltige Entwicklung“ ” Viele Tagungen zum Thema nachhaltige Entwicklung“ an den polnischen Hochschulen ” in den letzen Jahren und bisherige didaktische Erfahrungen weisen darauf hin, dass im Rahmen der Umweltbildung schon viel erreicht wurde. Dies geht mit zunehmenden Forschungserfolgen einher, die das Bildungsniveau weiterhin verbessern. Trotz dieser Fortschritte lassen sich immer wieder Beispiele finden, bei denen die Umweltbildung bzw. das Bildungsniveau im Sinne der Studieninhalte mit dem Forschungsstand nicht Schritt halten k¨ onnen. An den polnischen Hochschulen gibt es schon Veranstaltungen mit umweltorientierten Schwerpunkten, bei denen Unterrichtsinhalte klar festgelegt sind. Dies betrifft vor allem folgende Veranstaltungen: • Umwelt- und Ressourcen¨ okonomie, • Volkswirtschaft und Umwelt, • Umweltmanagement, • Integriertes Qualit¨ ats- und Umweltmanagement, • Umweltethik, • Nachhaltigkeitsstrategien, • Globale Probleme des Umweltschutzes, • Grundlagen der Umweltpolitik, • Grundlagen des Umweltrechts. 13
Vgl. Banse/Kieras (2005).
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Dar¨ uber hinaus gibt es noch Bildungsbereiche, bei denen Handlungsbedarf zur Abstimmung vorhanden ist. Dies betrifft den Konsensus zwischen folgenden Lehrveranstaltungen: ¨ ¨ • Okologische Okonomie, • Umweltorientiertes Wirtschaften und • Umwelt¨ okonomie. Des Weiteren muss noch viel erreicht werden in den Bereichen: • Nachhaltige Entwicklung (als Leitunterricht), • Umweltrisikomanagement, • Umweltmarketing, • Rechnungswesen und Umweltcontrolling. Trotz vieler Fortschritte in der Umweltbildung auf Hochschulniveau gibt es keine einheitliche Strategie, die die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung im Rahmen der allgemeinbildenden F¨ acher f¨ ordern w¨ urde. Dies ist bedauerlich, da das Paradigma der nachhaltigen Entwicklung und seine Instrumente nur auf diese Art und Weise allen Studenten vermittelt werden kann. Die Wissensvermittlung hinsichtlich der Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung und ihrer Implementierung wird an den Hochschulen kaum ber¨ ucksichtigt (die Beschr¨ ankung des Konzeptes der nachhaltigen Entwicklung nur auf Umweltaspekte und eine fehlende Fachrichtung nachhaltige Entwicklung“). Die ” Grunds¨ atze der nachhaltigen Entwicklung werden an den polnischen Hochschulen zu oberfl¨ achlich und nur im Rahmen der Spezialisierungen (hierzu vor allem Wirtschaftsuniversit¨ aten) vermittelt. Ein entscheidendes Defizit des Bildungsangebots in Polen spiegelt sich in einer fehlenden Festlegung von Studienprogrammen wider, die ein Bildungsmodul f¨ ur die nachhaltige Entwicklung darstellen w¨ urden. Des Weiteren sollte das Bildungsangebot umweltorientierte, wirtschaftliche, soziale, politische und strukturelle Aspekte betreffen. Derzeit gibt es im Bildungsangebot viele Unstimmigkeiten zwischen diesen Aspekten.
Lehrveranstaltung nachhaltige Entwicklung“ ” Das Einf¨ uhren einer einheitlichen Lehrveranstaltung an allen Hochschulen, das die Grundlagen der nachhaltigen Entwicklung beinhalten soll, ist eine der gr¨ oßten Herausforderungen f¨ ur die kommenden Jahre.
84 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen Die Grundlagen des Lehrprogramms f¨ ur so eine Lehrveranstaltung sind soweit abgestimmt. Dar¨ uber hinaus wird gerade ein einheitliches Lehrbuch f¨ ur ganz Polen erarbeitet. Des Weiteren besteht eine große Chance, eine Lehrveranstaltung Lebens” grundlagen und nachhaltige Entwicklung“ f¨ ur alle Studenten des ersten Semesters an der Fakult¨ at in Jelenia G´ ora der Wirtschaftsuniversit¨ at in Breslau einzuf¨ uhren. Das Lehrprogramm dieser Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren im Rahmen der Spezialisierung Umwelt- und Qualit¨ atsmanagement“ bew¨ ahrt. ” 5.1.4 Fazit Der Stand der Bildung in Polen l¨ asst sich nicht allgemein beurteilen, da hierzu nicht alle Bildungsstufen betrachtet wurden. Die meisten Informationen wurden bez¨ uglich der Hochschulstufe gesammelt. Die Schlussfolgerung hinsichtlich Erfahrungen auf dem Gebiet Bildung und nachhaltige Entwicklung kann wie folgt zusammengefasst werden: 1. Die Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung hat in Polen keinen systematischen Charakter. Trotz der Verankerung in der polnischen Verfassung st¨ oßt das Paradigma der nachhaltigen Entwicklung auf gewisse Widerst¨ ande, die grunds¨ atzlich aus der Mentalit¨ at und dem daf¨ ur fehlenden Verst¨ andnis resultieren. Durch die mangelnden Kenntnisse u ¨ber die Idee der nachhaltigen Entwicklung wird dieses Paradigma mit Umweltschutz gleichgesetzt. Hierzu ist zu erw¨ ahnen, dass die umweltschutzbezogene Bildung in polnischen Hochschulen eine große Tradition und viele Erfolge zu verzeichnen hat. Dies betrifft vor allem Polytechnische Hochschulen und Universit¨ aten, wo seit vielen Jahren naturwissenschaftliche Fachrichtungen/Studienschwerpunkte, wie z. B. Umweltschutz angeboten werden. An den Wirtschaftshochschulen dominieren Spezialisierungen (betrifft 10 Prozent Studenten) und einzelne Lehrveranstaltungen wie Wirtschaft und Umwelt (betrifft alle Studenten). Im Rahmen der Spezialisierungen gibt es grunds¨ atzlich eine Lehrveranstaltung, die sich mit dem Thematik der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzt. 2. Die nachhaltige Entwicklung ist die Forschungsdom¨ ane f¨ ur einen kleinen Teil von ¨ Okonomen, Philosophen oder Managementspezialisten. Die Forschungsgremien, die sich mit der Problematik der nachhaltigen Entwicklung befassen, nicht nur in Polen, machen nur einen kleinen Teil des akademischen Umfelds aus, das oft kein Ansehen anderer Wissenschaftler genießt. Dies wirkt sich nat¨ urlich auf die Praxis dadurch aus, dass das Thema nachhaltige Entwicklung“ nur behandelt ” wird als:
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• ein Thema von Konferenzen, die von diesen Gremien organisiert werden, um diese Problematik den anderen Wissenschaftlern n¨ aher zu bringen; in Polen sind das v. a. die Vertreter der European Association of Environmental and Resource Economists; • ein Forschungsgebiet, das durch das polnische Bildungsministerium und Umweltministerium (hierzu sind Mittel des Nationalfonds f¨ ur Umweltschutz und Wasserwirtschaft gemeint) finanziert wird; ein Beispiel daf¨ ur ist eine ganze Reihe von Forschungen u ¨ber die Umweltindikatoren der nachhaltigen Entwicklung; • ein Lehrgebiet, das nur im Rahmen von Spezialisierungen vollzogen wird und sich auf Umweltschutz beschr¨ ankt; es fehlt hierbei die Verankerung der nachhaltigen Entwicklung in die Programminhalte der allgemeinen Lehrveranstaltungen (fakult¨ ats- bzw. hochschulbezogen). 3. Die Bildung in Polen und ihr Niveau im Sinne der Lehrprogramme kommt dem Forschungsstand im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung nicht genug entgegen. Es sind zwar Fortschritte auf dem Gebiet zu verzeichnen, aber ihr Umfang und Tempo entsprechen nicht den Voraussetzungen, die sich beispielsweise aus den Bed¨ urfnissen des axiologischen Einstellungswandels ergeben und auf einer ausgeglichenen Anthropozentrik beruhen. Bisher basiert u. a. auch das Bildungssystem auf der Egozentrik und der technokratischen Einstellung.
5.1.5 Literatur Banse, G./Kieras, A. (red.) (2005): Zr´ ownowazony rozw´ oj: od naukowego badania do politycznej strategii, ed. Sigma, Berlin 2005. Borys, T./Jamka, R. (1999): Edukacja dla ekorozwoju, wyd. Fundacji Partnerstwo ” dla srodowiska“, Krak´ ow - Jelenia G´ ora 1999. Borys, T. (red.) (2003): Rola wyzszych uczelni w edukacji dla ekorozwoju, Wyd. Ekonomia i Srodowisko“ Bialystok. ” Narodowa Strategia Edukacji Ekologicznej (2001): Ministerstwo Srodowiska, Warszawa 2003. Plany i programy studi´ ow na Wydziale Gospodarki Regionalnej i Turystyki w Jeleniej G´ orze na rok akademicki 2005/2006 (2005): Wyd. AE we Wroclawiu, 2005. Polska 2025. Dlugookresowa strategia trwalego i zr´ ownowazonego rozwoju (2000): Rada Ministr´ ow, Warszawa 2000.
86 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen Tezy Berlinskie na rzecz zr´ ownowazonego rozwoju (2005): Deklaracja uczestnik´ ow warsztat´ ow badawczych Perspektywy polsko-niemieckiego partnerstwa na rzecz ” rozwoju zr´ ownowazonego w Domu Europejskim“, Berlin 8 pazdziernik 2005. http://www.men.waw.pl aufgerufen am 15.12.2006.
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5.2 Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik Doc. Ing. Iva Ritschelov´ a, CSc., Vizerektorin f¨ ur Forschung und internationale Zusammenarbeit, Egor Sidorov, University of Jan ´ ı Evangelista Purkynˇ e in Ust´ nad Labem, Tschechien
5.2.1 Einleitung uheUmwelterziehung, -Aufkl¨ arung und -Bildung14 sollten ohne Zweifel schon in der fr¨ sten Kindheit unter dem Einfluss der Familie beginnen, fortgesetzt dann im Rahmen der Schulpflicht und anderen Formen der (beruflichen) Ausbildung, bis sie schließlich im eigenverantwortlichen lebenslangen Lernprozess stetig fortgesetzt werden. Der Verlauf und die Ergebnisse der Umwelterziehung sind im großen Maße davon abh¨ angig, welche Bildungs- und Erziehungsmittel, -Methoden, -Formen und -Vorg¨ ange eingesetzt werden. Von entscheidender Bedeutung sind die direkten Kontakte mit der Umgebung, der Erwerb eigener Erfahrungen, die durchdachte Verbindung von Bildung und ihre Wirkung auf die eigene Gef¨ uhlswelt und dem eigenem Willen sowie mit der Entwicklung von Aktivit¨ aten und Interessen. Der konkrete Inhalt und die eingesetzten Methoden und Formen h¨ angen immer von der Zielgruppe ab. Die Um¨ welterziehung kleiner Kinder, Jugendlicher, der erwachsenen Offentlichkeit oder einer spezifischen Gruppe von Fachleuten, muss sich nach deren Anforderungen und Besonderheiten richten und sollte daher sehr unterschiedlich aussehen. Die entscheidende Rolle in der Umwelterziehung von Kindern und Jugendlichen spielt ohne Zweifel das Schulwesen, denn die Schule wirkt direkt, langfristig und zielgerichtet auf die gesamte junge Generation. Indirekt kann sie auch durch die Zusammenarbeit mit Eltern und vielen anderen Personen und Organisationen beeinflussen. Jedem Altersniveau widmen sich eine Reihe von außerschulischen Bildungs- und Erziehungseinrichtungen. 14
Die Rolle des Fachgarants f¨ ur die Umwelterziehung, Bildung und Aufkl¨ arung in der Tschechischen Republik erf¨ ullt auf Grund des Regierungsbeschlusses Nr. 232/1992 das Ministerium f¨ ur Umwelt, das auch f¨ ur die Koordinierung und Kontrolle dar¨ uber verantwortlich ist. Eine nicht weniger bedeutende Rolle spielt auch das Ministerium f¨ ur Schulwesen, Jugend und K¨ orpererziehung, weil es die Verantwortung f¨ ur die Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen w¨ ahrend des Bildungsprozesses hat. Auf staatlicher Ebene sind f¨ ur die einzelnen Entscheidungen die zust¨ andigen Ministerien verantwortlich, auf den niedrigeren Ebenen gew¨ ahrleisten diese Rolle die zust¨ andigen Organisationen der ¨ offentlichen Verwaltung.
88 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen In diesem Zusammenhang soll die Grundschule nicht nur einen Ausgangspunkt der Erkenntnisse u are und zwischen dem Menschen ¨ber die Beziehungen in der Biosph¨ und seiner Umwelt bieten, sondern auch Einfluss auf die Gestaltung der LebenswerteHierarchie der Sch¨ uler nehmen, ihr Verantwortungsgef¨ uhl im Bezug auf die Gegenwart und die Zukunft pflegen und ihre Aktivit¨ aten in die aus der Sicht der nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung gew¨ unschten Richtungen lenken. In der Mittelschule geht es dann um ein tieferes Begreifen der Zusammenh¨ ange im Rahmen der Biosph¨ are, der Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt und auch um ein tieferes Verst¨ andnis und die Entwicklung von Prinzipien zur nachhaltigen Entwicklung. Im Zusammenhang mit der psychischen Entwicklung des jungen Menschen sollte sich in diesem Zeitraum auch die F¨ ahigkeit zum integrierten Herangehen an die Realit¨ at und das Begreifen von Zusammenh¨ angen entwickeln. Außerdem bilden sich ethische Einstellungen zur Natur, zur k¨ unstlichen Welt und zu anderen Menschen heraus. Ferner werden junge Menschen zunehmend selbst¨ andiger und sollten ein Bewusstsein u ¨ber die Bedeutung der b¨ urgerlichen Initiative, Verantwortlichkeit und Aktivit¨ at entwickeln. In den Fachschulen erfolgt die Berufsausbildung innerhalb verschiedener Fachgebiete, innerhalb derer die Jugendlichen lernen sollten, ¨ okologische Prinzipien zu respektieren und sch¨ opferisch zu nutzen sowie innerhalb ihrer Ausbildung eventuell eine Spezialisierung hinsichtlich Umweltgestaltung und Umweltschutz anzustreben. Die Umwelterziehung an den Hochschulen betrifft die verschiedensten F¨ acher und Bereiche, wobei insbesondere die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung Gegenstand der Wissensvermittlung sein sollten. Außerdem beinhaltet sie eine spezielle fachliche Vorbereitung der Studenten zur L¨ osung und Gew¨ ahrleistung nachhaltiger Gesellschaftsentwicklung. Diese spezialisierte Vorbereitung an den Hochschulen soll den Gegenstand dieses Artikels bilden.
5.2.2 Umweltschutzorientierte Studienprogramme an den tschechischen Hochschulen Die Hochschulen in der Tschechischen Republik widmen sich derzeit speziell der Erf¨ ullung der Vorgaben aus der Bologna-Deklaration durch eine intensive Umformulierung und Umstrukturierung ihrer Studienprogramme. Absicht ist es, ein flexibles, konkurrenz¨ f¨ ahiges, offenes und der breiten Offentlichkeit zug¨ angliches Bildungssystem zu gestalten und zur Verf¨ ugung zu stellen. Unter einem flexiblen und konkurrenzf¨ ahigen System verstehen wir ein vielf¨ altiges Studienangebot und vielf¨ altige Studienprogramme, deren Ausrichtung (allgemeine oder berufsorientierte) und deren Form (Pr¨ asenzstudium oder kombiniertes Studium) unter Ausnutzung neuer Technologien im Bildungsprozess u. ¨ a. erfolgt. Das Ziel ist, ein reich diversifiziertes Angebot an Studienprogrammen mit ¨ einem maximal m¨ oglichen Maß an Durchg¨ angigkeit zu realisieren. Es soll eine Anderung
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
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oder Fortsetzung des Studiums in jedem Alter und mit einer solchen Profilierung der Absolventen angeboten werden, das ihnen eine Verwertung auf dem Arbeitsmarkt erm¨ oglichen wird. Einer der Wege zu Erreichung dieses Zieles liegt in einer engeren Verbindung der Hochschulen mit der Praxis und einer intensiveren Zusammenarbeit der Hochschulen und der betrieblichen Sph¨ are sowohl im Bereich der Bildung, als auch im Bereich der Forschung und Entwicklung. Ein gemeinsames Interesse bei dieser Zusammenarbeit besteht in der Modernisierung der existierenden und Gestaltung neuer Studienprogramme, um qualitative Fortschritte im Unterricht und in der Vorbereitung der Absolventen zu erzielen, die am Arbeitsmarkt und in der Praxis von Bedeutung sind. Die Hochschulen m¨ ussen sich der Tatsache bewusst sein, dass ihre Studienprogramme den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechen m¨ ussen, wenn ihre Absolventen in der Praxis bestehen sollen. Es ist weder eine neue noch u ¨berraschende Tatsache, dass in den letzten Jahren eine Reihe von Studienprogrammen in vielen Bereichen akkreditiert worden sind. Neu und positiv dagegen ist, dass immer h¨ aufiger Programme als Ergebnis aus der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und betrieblicher Sph¨ are entstehen. Leider entwickelt sich diese Zusammenarbeit aber wesentlich langsamer, als es die Praxis ben¨ otigt. Das umweltorientierte Studium ist eine der Richtungen, die sich seit Anfang der 90er Jahre ziemlich intensiv entwickelt haben. Etwas u aufig von ¨bertrieben spricht man h¨ einer Expansion der umweltorientierten Studienprogramme“ an den tschechischen ” Hochschulen. Die Entwicklung der umweltorientierten Studienprogramme l¨ asst sich in bestimmtem Maße als Reaktion auf den Stand der Umwelt in der Tschechischen Republik Anfang ¨ der 90er Jahre und durch die Anderung in der Philosophie des Herantretens an die umweltorientierte Bildung erkl¨ aren. Andererseits ist aber auch die Tatsache zu erw¨ ahnen, dass trotz der ziemlich hohen Zahl der umweltorientierten Studienbereiche, diese nur 0,5 Prozent aller insgesamt akkreditierten Studienbereiche bilden. Im Folgenden wollen wir uns nun insbesondere folgenden Fragen widmen: • Wer bietet diese Studienprogramme an? • Wie viele und welche Studienprogramme werden angeboten? • In welchen Regionen befinden sich die Hochschulen, die solche Programme anbieten? Tabelle 5.2 charakterisiert die Entwicklung der Zahl der Hochschulen in der Tschechischen Republik in den letzten 15 Jahren. Es wird deutlich, dass die Zahl der o ¨ffentlichen und staatlichen Hochschulen im Vergleich mit dem Jahr 1990 um 4 gestiegen ist, die Zahl der privaten Hochschulen dagegen um 40. Eine extensive Entwicklung ist auch
90 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen bei der Zahl der Hochschulstudenten zu beobachten. Ihre Zahl ist insbesondere bei den offentlichen Hochschulen gestiegen, und zwar auf mehr als das Doppelte. ¨
Tabelle 5.2 Entwicklung der Zahl der Hochschulen und der Hochschulstudenten in der Tschechischen Republik Zahl der Hochschulinstitutionen
¨ Offentliche und Hochschulen Private Hochschulen
staatliche
Zahl der Studenten zum 31.10.
1989/1990
2004/2005
1989/1990
2004/2005
23
27
113417
279106
0
40
0
19120
Quelle: www.uiv.cz, www.msmt.cz Tabelle 5.3 pr¨ asentiert, in wie vielen der angef¨ uhrten Hochschulen es umweltorientierte Studienprogramme und Studienf¨ acher gibt, und wie sie sich regional verteilen. Was die o ¨ffentlichen und staatlichen Hochschulen betrifft, so gibt es umweltorientierte Programme nicht an k¨ unstlerisch orientierten ¨ offentlichen Hochschulen sowie in staatlichen Hochschulen f¨ ur Verteidigung und in Polizeiakademien. Die meisten anderen Hochschulen haben mindestens ein akkreditiertes umweltorientiertes Studienprogramm. Ein ganz anderes Bild zeigt die Situation an den privaten Hochschulen. Lediglich 2 von 40 privaten Hochschulen akkreditieren und realisieren umweltorientierte Programme. Es handelt sich um das Prager Technologische Institut15 , das 3 Studienprogramme akkreditiert hat (Verkehr und Umwelt, Umweltschutz, Bauwesen und Umwelt) und um die Wirtschaftshochschule in Ostrava16 , die das Programm Unternehmen und ” Management“ in der Umwelt akkreditierte. In diesem Zusammenhang m¨ ussen wir zu der weiter oben angef¨ uhrten Behauptung zur¨ uckkehren, die besagt, dass immer mehr neue Studienprogramme, also auch umweltorientierte Programme, auf Grund der Erfordernisse des Arbeitsmarkts und in der Zusammenarbeit mit der Praxis entstehen und bereits entstanden sind. Das stimmt sicherlich in gewissem Maße. Aber wie kann die Tatsache erkl¨ art werden, dass die privaten Hochschulen kein so großes Interesse an diesen Programmen zeigen? Die Privathochschulen sind darauf angewiesen, dass das Studium von den Studenten bezahlt wird, also eine entsprechende Nachfrage besteht. Daher werden insbesondere solche Studienprogramme akkreditiert, die wirklich von den Kunden“ (Studenten) nachge” fragt werden. Damit stellt sich die Frage, ob auf Grund der angef¨ uhrten Informationen 15 16
Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.pti.cz/. Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://portal.vsp.cz/.
0 1 1 0 1 1 1 1 1 6 1 1 3 27
Mittelb¨ ohmen
S¨ udb¨ ohmen
Pilsen
Karlsbad
Aussig
Reichenberg
K¨ onigsgr¨ atz
Pardubitz
Hochland
S¨ udm¨ ahren
Olm¨ utz
Zlin
M¨ ahrisch-Schlesien
Insgesamt
Quelle: www.msmt.cz, Berechnung der Autoren
9
Zahl der ¨ offentlichen und staatlichen Hochschulen
Hauptstadt Prag
Region
4 21
40
1
1
4
0
1
1
0
1
0
1
1
0
6
Zahl der Hochschulen mit solchen Programmen
1
1
2
6
1
1
0
0
1
1
1
2
3
20
Zahl der privaten Hochschulen
Tabelle 5.3 Umweltorientierte Studienprogramme (Stand Januar 2006)
83
16
1
4
20
0
3
1
0
2
0
1
6
0
29
Zahl der Studienprogramme
208
31
2
16
51
0
5
1
0
6
0
4
10
0
82
Zahl der Studienf¨ acher
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik 91
92 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen die Schlussfolgerung zu ziehen sei, dass der Privatsektor umweltorientierte Programme nicht als wichtige Perspektive betrachtet. Zum 25. 1. 2006 gab es an einzelnen Universit¨ aten in 83 umweltorientierten Programmen 208 akkreditierte Studienf¨ acher. Dazu noch 90 Studienf¨ acher, die mit der Umweltproblematik mittelbar zusammenh¨ angen. Von den angef¨ uhrten 208 Studienf¨ achern sind 30 Prozent Bachelor-F¨ acher, 33 Prozent anschließende Magister-F¨ acher (Dauer zwei- bis drei Jahre), 15 Prozent lange (vier- bis f¨ unfj¨ ahrige) Magisterf¨ acher und 22 Prozent Doktor-F¨ acher. Ein Viertel dieser F¨ acher wird auf Englisch studiert. Siehe dazu auch Tabelle 5.4.
Tabelle 5.4 Umweltorientierte Studienf¨ acher Region
Zahl der
davon
Studienf¨ acher
Bc.
NMgr. (2-3 Jahre)
Mgr. (4-5 Jahre)
PhD.
Hauptstadt Prag
82
23
31
11
17
S¨ udb¨ ohmen
10
3
2
0
5
Pilsen
4
2
1
1
0
Aussig
6
3
1
2
0
K¨ onigsgr¨ atz
1
1
0
0
0
Pardubitz
5
0
2
2
1
S¨ udm¨ ahren
51
11
14
8
18
Olm¨ utz
16
5
8
2
1
Zlin
2
0
1
1
0
M¨ achrisch-Schlesien
31
14
8
5
4
Quelle: www.msmt.cz, Berechnung der Autoren Angesichts dessen, dass die langen“ Magisterprogramme in den n¨ achsten Jahren ” nicht mehr angeboten werden, kann mit einem Anstieg der Bachelor- und der anschließenden Magister-Programme gerechnet werden.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
93
5.2.3 Ausrichtung der umweltorientierten Studienf¨ acher Im vorangegangenen Abschnitt wurden die umweltorientierten Studienprogramme und -F¨ acher aus der quantitativen Sicht und aus der Sicht ihrer regionalen Verteilung charakterisiert. Im Folgenden soll nun die Ausrichtung dieser Studienf¨ acher betrachtet ¨ werden. Die gr¨ oßte Zahl der Studienf¨ acher geh¨ ort in den Bereich der allgemeinen Oko¨ ¨ logie, und in solche Bereiche, wie Oko-Chemie sowie Agro-Okologie. Details k¨ onnen der Tabelle 5.5 entnommen werden. Tabelle 5.5 Fachliche Orientierung der umweltorientierten Studienf¨ acher Allgemeine Orientierung der Studienf¨ acher
Zahl
¨ Allgemeine Okologie
55
¨ Oko-Chemie
24
¨ Agro-Okologie
23
Umwelt-Engineering
17
Abfallwirtschaft
17
¨ Angewandte Okologie
15
Technik, Bauwesen und Umwelt
11
Wald- und Forstwirtschaft
11
Technologie und Umwelt
10
Wasserwirtschaft
5
Nachhaltige Entwicklung
5
Lehramt mit Spezialisierung auf Umwelterziehung
5
Sonstige
10
Quelle: www.msmt.cz, Berechnung der Autoren
´ ı nad Labem 5.2.4 Jan-Evangelista-Purkynˇ e-Universit¨ at, Ust´ ´ ı nad Labem (Aussig) ist die Die Jan-Evangelista-Purkynˇe-Universit¨ at (UJEP) in Ust´ ´ ı nad Labem. Sie geh¨ alteste und gr¨ oßte Hochschulinstitution in der Region Ust´ ort zu ¨ den Regionen mit der h¨ ochsten Arbeitslosigkeit und dem niedrigsten Anteil hochschul-
94 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen ausgebildeter Bev¨ olkerung. Mit fast 700 Angestellten stellt die Universit¨ at einen der gr¨ oßten Arbeitgebern der Region dar. Die Kaufkraft dieser Institution mit ihren 700 Angestellten, den mehr als 8.000 Studenten sowie ihrem Jahresbudget von fast 500 Mio. Kronen tr¨ agt ohne Zweifel dazu bei, das sie einen bedeutenden Einfluss auf die okonomische Situation der Stadt und der Region aus¨ ubt. ¨ Dieser Tatsache sind sich alle Seiten bewusst - sowohl die Universit¨ at, als auch die Stadt- und Regionsregierung. Deshalb wurde in den letzten Jahren die Zusammenarbeit zwischen der Universit¨ at und der Stadtregierung stark intensiviert. Als Beispiele lassen sich gemeinsame Vortr¨ age u ¨ber von akademischen Mitarbeitern und Studenten bearbeitete Projekte mit der Schwerpunkt der Stadt und der Region, Stipendien des ´ ı nad Labem u. ¨ Oberb¨ urgermeisters der Stadt Ust´ a. anf¨ uhren. Das gr¨ oßte und bedeutendste Projekt stellt aus unserer Sicht der Ausbau des Universit¨ atscampus im Raum ´ ı nad Labem dar. Ahnlich ¨ des ehemaligen Masaryk-Krankenhauses im Zentrum von Ust´ sieht die Situation hinsichtlich der gemeinsamen Zusammenarbeit der Universit¨ at, der Stadt und der Region neben einer Reihe anderer Aktivit¨ aten auch bei der Realisierung des Campus-Projekts aus. In den letzten Jahren begann sich auch die Zusammenarbeit der Universit¨ at mit der Unternehmenssph¨ are intensiv zu entwickeln. Welche Gr¨ unde f¨ ur die Entwicklung und F¨ orderung dieser Zusammenarbeit gibt es? Es ist evident, dass alle sich dessen bewusst sind, dass die Existenz einer starken Universit¨ at eine Motivation f¨ ur Unternehmer sein kann, ihre Unternehmen in dieser Region anzusiedeln. Sie erhalten und sichern sich dadurch den Zugriff auf eine Quelle hochschulausgebildeter Arbeitskr¨ afte. Damit ist selbstverst¨ andlich auch die Tatsache verbunden, dass neue Unternehmen Arbeitspl¨ atze f¨ ur Absolventen bieten und junge Leute dazu motivieren, in dieser Region zu bleiben. F¨ ur die Unternehmen wird so auch die Unterst¨ utzung ihrer Entwicklung und Forschung besser gesichert. Die UJEP besteht zur Zeit aus f¨ unf Fakult¨ aten: • • • • •
P¨ at, adagogische Fakult¨ Sozial-¨ okonomische Fakult¨ at, Fakult¨ at f¨ ur Umwelt, Fakult¨ at f¨ ur angewandte Kunst und Design, Naturwissenschaftliche Fakult¨ at.
und vier Instituten: • Institut f¨ ur Technik und Produktionsmanagement, • Institut f¨ ur Gesundheitswissenschaften, • Institut f¨ ur humanistische Studien und
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
95
• Institut f¨ ur slawisch-germanische Forschung. Die Studienbewerber k¨ onnen zwischen 27 Studienprogrammen und insgesamt 71 Studienf¨ achern w¨ ahlen. Einer der bedeutendsten Bestandteile der Universit¨ at ist die Fakult¨ at f¨ ur Umwelt. Es handelt sich um die ¨ alteste und u angeren Zeitraum auch einzige Fakult¨ at f¨ ur ¨ber einen l¨ Umwelt in der Tschechischen Republik. Sie entstand im Jahre 1991. An der Fakult¨ at studieren 800 Studenten in 4 Studienprogrammen und 6 Studienf¨ achern.17 Die Bet¨ atigungsm¨ oglichkeiten der Absolventen sind breit: in Institutionen der Staatsverwaltung, der Selbstverwaltung, in Institutionen f¨ ur Kontrolle und Inspektion, in der Unternehmenssph¨ are, in Forschungsinstituten, in Institutionen f¨ ur Umweltschutz, im Hygienedienst, in Beratungs-, Informations- und Konsultationszentren und in den Erziehungsund Bildungseinrichtungen.
Tabelle 5.6 Akkreditierte Studienprogramme und -F¨ acher an der Fakult¨ at f¨ ur Umwelt Studienprogramm
Studienfach
Standardstudiendauer Bc.
¨ Okologie und Umweltschutz Umwelt-Engineering
¨ Okologie und Umweltschutz
Mgr., NMgr.
Form
Umweltschutz
3
kombinierte und Pr¨ asenzform
Umweltschutz in der Industrie
3
kombinierte und Pr¨ asenzform
Wasserwirtschaft
3
kombinierte und Pr¨ asenzform
Abfallwirtschaft
2
Pr¨ asenzform
Revitalisierung der Landschaft
5
Pr¨ asenzform
Abfallwirtschaft
5
Pr¨ asenzform
Quelle: UJEP, Jahresbericht 2005 Ihrer Konzeption nach orientiert sich die Fakult¨ at auf die Forschung der sozialokonomischen Aspekte der Umweltgestaltung und des Umweltschutzes, die Erforschung ¨ der Braunkohlevorkommen und von Gebieten mit hoher Umweltbelastung. Es besteht das Bed¨ urfnis nach einer engeren Verbindung der Hochschulen mit der Praxis und einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und der Un17
Vgl. Tabelle 5.6.
96 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen
Tabelle 5.7 Studentenzahlen im akademischen Jahr 2005/2006 Insgesamt
Nach dem Programmtyp
Nach der Form des Studiums
Bc.
Mgr.
NMgr.
PhD.
Pr¨ asenzstudium
Kombiniertes Studium
Studenten ˇ FZP
801
697
47
57
-
554
247
UJEP
8260
4328
3564
332
36
6158
2102
ˇ FZP
152
106
46
-
-
97
55
UJEP
1249
627
537
80
5
938
311
Absolventen
Quelle: UJEP, Jahresbericht 2005 ternehmenssph¨ are sowohl auf dem Gebiet der Ausbildung, als auch auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung. Die Fakult¨ at f¨ ur Umwelt ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. In diesem Zusammenhang sollen daher zwei Beispiele angef¨ uhrt werden. Eine der letzten Aktivit¨ aten in dieser Richtung war die Akkreditierung des Studienprogramms Umwelt-Engineering“ und in diesem Rahmen der zwei neuen Studienf¨ acher ” Umweltschutz in der Industrie“ sowie Wasserwirtschaft“. Die beiden erw¨ ahnten Stu” ” dienf¨ acher wurden auf Grund der Praxiserfordernisse ausgearbeitet. Sie entstanden in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Praxis. Das Grundziel dieser neu konzipierten Studienf¨ acher ist die Ausbildung eines mit ¨ okonomischen Grundkenntnissen ausger¨ usteten Fachmanns mit einer technischen Ausrichtung. Die Absolventen des Fachs Umweltschutz in der Industrie“ sollten sich vor allem ” als Fachleute in Industrieunternehmen im Bereich der Umwelttechnik und des Umweltmanagements durchsetzen. Es ist daher unerl¨ asslich, dass die Absolventen einen ¨ Uberblick u ur den Umweltschutz nutzbaren ¨ber die von den Industrieunternehmen f¨ Technologien haben und zugleich u uglich Organisation und ¨ber Grundkenntnisse bez¨ Management eines Unternehmens verf¨ ugen. Außerdem ist es wichtig, dass sie sich hin¨ sichtlich umweltrechtlicher Gesichtspunkte auskennen und u ¨ber erwartete Anderungen bez¨ uglich rechtlicher Vorschriften seitens der EU und auf nationaler Ebene Bescheid wissen. Absolventen im Fach Wasserwirtschaft“ sind vor allem f¨ ur die Arbeit in den ver” schiedenen Wasserwirtschaftsorganisationen bestimmt. Dazu geh¨ oren u. a. T¨ atigkeiten
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
97
im Zusammenhang mit der Verwaltung von Flussl¨ aufen und Flussgebieten, aber auch anderen Wasserwerke betreibenden Organisationen. Eine weitere M¨ oglichkeit f¨ ur die Absolventen sind die Facharbeitsstellen in der Staats- und Selbstverwaltung, in den Divisionen der Tschechischen Umweltinspektion u. ¨ a. Aus der angef¨ uhrten Charakteristik der Ausrichtung des Studiums und des Absolventenprofils ergibt sich, dass es nicht m¨ oglich ist, ein so praktisch ausgerichtetes Studienfach ohne eine aktive Zusammenarbeit mit der Unternehmenssph¨ are sowie der Staats- und Selbstverwaltung zu realisieren. Daher sind Partner aus der Praxis f¨ ur die Durchf¨ uhrung des Fachunterrichtes wichtig. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle, um ein geeignetes Fachpraktikum f¨ ur die Studenten garantieren zu k¨ onnen. F¨ ur den n¨ achsten Zeitraum werden weitere neue Studienf¨ acher vorbereitet. Einen ¨ Uberblick u ¨ber die Zeitplanung gibt Tabelle 5.8.
Tabelle 5.8 Vorbereitete Studienf¨ acher Studien-
Studienfach
programm ¨ Okologie und Umweltschutz
Standardstudiendauer Bc.
UmweltManagement
Mgr., NMgr.
PhD.
3
Jahr der Akkreditierung 2006
UmweltManagement
2
2008
Revitalisierung der Landschaft
2
2007
¨ Okologie und Umweltschutz
¨ Okologie und Umweltschutz
Ingenieurokologie ¨
UmweltGeoinformatik
¨ Okologie und Umweltschutz
Revitalisierung der Landschaft
3
3
2009
2006
2
2007
Quelle: Langfristiges Forschungsvorhaben der Fakult¨ at f¨ ur Umwelt an der UJEP.
98 Umweltorientierte Transformationsprozesse - Die Verantwortung der Hochschulen 5.2.5 Potenzial f¨ ur die Zusammenarbeit mit den Universit¨ aten in Nachbarl¨ andern: Vorschl¨ age der m¨ oglichen Kooperationsbereiche, Projektaktivit¨ aten Auf Grund der Ergebnisse der in Tabelle 5.9 angef¨ uhrten SWOT-Analyse m¨ ochten wir folgende Themen f¨ ur die potenzielle gegenseitige Zusammenarbeit und gemeinsame Projektaktivit¨ aten vorschlagen: • Zusammenarbeit im Bereich der Vorbereitung der umweltorientierten Studienprogramme ” • Vorbereitung eines gemeinsamen umweltorientierten Studienprogramms, • Zusammenarbeit bei der Lehrerausbildung f¨ ur den Umweltunterricht, • Zusammenarbeit im Bereich der Besserung des Fort- und Weiterbildungssystems auf dem Gebiet der Umwelterziehung, • Bildung gemeinsamer umweltorientierter E-learning-Programme, • Organisation einer gemeinsamen Sommerumweltschule (z. B. Revitalisierung und Rekultivierung von Brownfields). 5.2.6 Literatur Dlouhodob´e z´ amery Fakulty ˇzivotn´ıho prostred´ı, Univerzita Jana Evangelisty Purkynˇe ´ ı nad Labem. v Ust´ ´ ı nad Labem. V´yrocn´ı zpr´ ava (2005): Univerzita Jana Evangelisty Purkynˇe v Ust´ http://www.msmt.cz, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.uiv.cz, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.pti.cz/, aufgerufen am 15.12.2006. http://portal.vsp.cz/, aufgerufen am 15.12.2006. Z´ akon c. 17/1992, o ˇzivotn´ım prostred´ı.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
99
Tabelle 5.9 SWOT-Analyse der umweltorientierten Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik Schw¨ achen
St¨ arken
Disproportion zwischen dem Bildungssystem und den Erfordernissen des Arbeitsmarkts
Steigende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskr¨ aften
Mangelnde Teilnahme der Arbeitgeber an Vorbereitung und Realisierung der Studienprogramme
Ausreichende Hochschulinfrastruktur
Niedrige Anzahl von Fachleuten aus der Praxis im Bildungssystem
Große Erfahrung mit der Umweltproblematik (Nordb¨ ohmen, M¨ ahren, das Schwarze Dreieck)
Niedrige Konkurrenzf¨ ahigkeit gegen¨ uber den Hochschulen aus dem westlichen Teil der EU
Hochqualifizierte und erfahrene Fachleute in der Praxis
Extensive Entwicklung neuer Studienf¨ acher, sehr wenig differenziert Ungen¨ ugende Koordinierung und Kommunikation der Hochschuleinrichtungen Chancen
Risiken
Import von Environmentalismus“ in die Tschechi” sche Republik durch den Europ¨ aischen Integrationsprozess
Große Disparit¨ at
Kooperationspotenzial mit Regionen der Nachbarl¨ ander im Bereich Umweltschutzes
Demographische Entwicklung und Alterung, Sinken der Studentenzahlen
M¨ oglichkeit der Nutzung von FuE-Mitteln und Mitteln aus den Bildungsfonds der EU
Niedrige Bildungsausgaben (5,5 % vom BIP 1995; 4,4 % vom BIP 2004; OECD 6,1 %)
Bildung gemeinsamer Studienprogramme zusammen mit den Nachbarregionen
Untersch¨ atzte Auslandszusammenarbeit
Relativ große Mobilit¨ at der akademischen Mitarbeiter und Studenten
Steigende Quote der langfristig arbeitslosen Absolventen
Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Systeme zur Fort- und Weiterbildung
Quelle: Eigene Darstellung
100
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
5.3 Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen - von der Umweltbildung zur Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung Dr. rer. pol. Jana Brauweiler, wissenschaftliche Mitarbeiterin, IHI Zittau
5.3.1 Einordnung und Definition der Umweltbildung Die Umweltbildung ist ein in Deutschland in den 70er Jahren aufgekommener Bildungsansatz. Er umfasst die Vermittlung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Umwelt und den nat¨ urlichen Ressourcen auf verschiedenen Stufen der Bildung.18 Das Aufgaben- bzw. Themenfeld der Umweltbildung ist damit nicht auf eine spezielle wissenschaftliche Disziplin beschr¨ ankt, sondern ber¨ uhrt naturwissenschaftliche Ans¨ atze gleichermaßen wie wirtschaftswissenschaftliche, politisch-rechtliche oder technische. Entsprechend der Zunahme globaler und lokaler Umweltprobleme, der vorhandenen Diskrepanz von Umweltbewusstsein und Umweltverhalten sowie der erforderlichen Integration von Umweltzielen in das Zielsystem von Unternehmen und Organisationen ist ihr - auch und v. a. im Hochschulbereich - eine steigende Bedeutung beizumessen.19 Hierbei ist zu beobachten, dass ausgehend vom Begriff der Umweltbildung seit Ende der 80er Jahre auf politischer Ebene zunehmend von Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung gesprochen wird. Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung fokussiert, ausgehend von der Nachhaltigkeitsdefinition der Brundlandt-Kommission, auf die Vermittlung der Kompetenz (. . . ) die Zukunft aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten. (. . . ) Dazu geh¨ o” ren: vorausschauendes, zukunftsorientiertes Denken; lebendiges, komplexes, interdisziplin¨ ares Wissen; autonomes Handeln; Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.“20 Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung unterscheidet sich somit in der Form von Umweltbildung, dass es hier nicht nur um die Sensibilisierung gegen¨ uber der Umwelt und den nat¨ urlichen Ressourcen, sondern auch um die Vermittlung von Gestaltungskompetenzen im Sinne der Umsetzung der Anforderungen des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung geht.21 18
in Anlehnung an Giesel/de Haan/Rode (2002), S. 1-5. Vgl. Urbaniec/Brauweiler (2003). 20 Leicht (2006), S. 13. 21 Vgl. Leicht (2006), S. 13. 19
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
101
Die Integration umwelt- bzw. nachhaltigkeitsorientierter Fragestellungen in die Hochschulbildung beruht auf folgenden - als Schlaglichter“ und nicht vollst¨ andig darstell” baren - internationalen bzw. nationalen politischen Rahmenbedingungen:22 1972: UN-Weltkonferenz Stockholm: Erstmalige Lenkung der Aufmerksamkeit auf Fragen der Umweltbildung durch Erarbeitung einer Konzeption f¨ ur environmental ” education“. 1987: UNESCO/UNEP-Konferenz: Verabschiedung eines Internationalen Aktionsplans ” f¨ ur Umwelterziehung in den 90er Jahren“, in dem erstmals in einem internationalen Bildungsdokument das Leitbild sustainable development“ auftaucht. ” 1992: UNCED: Auseinandersetzung mit bildungsrelevanten Fragen, vor allem in Kap. 36 der Agenda 21, wonach eine Umorientierung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung einen Werte- und Bewusstseinswandel erfordert. 1994: Association of European Universities: Verabschiedung der Copernicus-Charta, einer von u aischen Universit¨ aten unterzeichneten Absichtserkl¨ arung ¨ber 250 europ¨ zu ¨ okologischem und ethischem Handeln; sie umfasst ein 10-Punkte Aktionsprogramm zur Umsetzung von sustainable development“ an Hochschulen. ” SVRU: Einbringen eines Vorschlages von Maßnahmen und Steuerungsinstrumenten f¨ ur eine systematische Umweltbildungspolitik. 1998: Verabschiedung eines Orientierungsrahmens der Bund-L¨ ander-Kommission (BLK) Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“ . ” 1999: BLK-Modellprogramm 21: Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung (1999-2004, Fokus Schulen). 2000: Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages: Zuk¨ unftige Bildungspolitik ” 2000“ , Unterst¨ utzung der Entwicklung umweltorientierter bzw. nachhaltigkeitsorientierter Curricula durch verschiedene Projektf¨ orderungen, z. B. durch das BMBF oder die DBU. 22
In Anlehnung an de Haan/Donnig/Schulte (1999), S. 16-18; Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung (2002) und (2005) sowie Leicht (2006).
102
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
2003: Verabschiedung der Hamburger Erkl¨ arung der Deutschen UNESCO-Kommission zur Dekade der UN Bildung f¨ ur eine Nachhaltige Entwicklung“ . ” 2004: Beschluss des Deutschen Bundestages Aktionsplan zur UN-Weltdekade - Bil” dung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“ als Grundlage f¨ ur die Durchf¨ uhrung der UN-Dekade in Deutschland. 2005: Auftakt der UN-Dekade Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014), ” Ziel: die Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung soll durch Regierungen, Bildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen, Privatwirtschaft und Einzelpersonen weiter in die Breite getragen werden; Konkretisierung der Handlungsm¨ oglichkeiten und -erfordernisse f¨ ur Deutschland im Nationalen Aktionsplan f¨ ur Deutschland der UN-Dekade, Bildung f¨ ur nach” haltige Entwicklung“ in folgenden vier Punkten: 1. Weiterentwicklung und B¨ undelung der Aktivit¨ aten sowie Transfer guter Praxis in die Breite; 2. Vernetzung der Akteure der Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung; 3. Verbesserung der ¨ offentlichen Wahrnehmung von Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung; 4. Verst¨ arkung internationaler Kooperationen. Die sich im Kontext dieser Rahmenbedingungen vollzogene Entwicklung der Umweltbildung an deutschen Hochschulen wird im Folgenden charakterisiert. Dabei wird zun¨ achst bewusst auf den Terminus Umweltbildung“ zur¨ uckgegriffen und erst dann ” von Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“ gesprochen, wenn im Curriculum im ” Schwerpunkt nicht nur umweltorientierte, sondern auch soziale und ¨ okonomische Fragestellungen im Sinne der Vermittlung von Gestaltungskompetenz stehen.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
103
5.3.2 Entwicklung und Ist-Situation zur Umweltbildung an deutschen Hochschulen Zusammengefasst l¨ asst sich die Entwicklung der Umweltbildung an deutschen Hochschulen wie folgt charakterisieren:23 • Die 70er Jahre waren, u. a. durch die Etablierung der Partei der Gr¨ unen“, durch ” den Eingang des Umweltschutzgedankens in die Politik und andere Lebensbereiche, wie dem Bildungssektor gekennzeichnet. 1980 erschien im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich das erste Buch, welches sich mit Fragestellungen der umweltorientierten Unternehmensf¨ uhrung besch¨ aftigte.24 • Aufgrund der Zunahme der Umweltprobleme wurde in den 80er Jahren der Umweltschutz zu einer der wichtigsten Aufgaben des Staates. Dies ¨ außerte sich durch zunehmende Regulierungen in der deutschen Umweltpolitik und im Umweltrecht in Form von ordnungsrechtlichen Instrumenten (Gebote, Verbote, Grenz- und Richtwerte, Technikregeln u. a. m.). Die Umweltbildung fokussierte in dieser Zeit auf die ingenieurwissenschaftlich-technische Ausbildung von Experten zur Vermeidung, Verringerung von Umweltsch¨ aden. • Die 90er Jahre waren einerseits durch die Herausbildung ¨ okonomischer und kooperativer Instrumente in der Umweltpolitik und dem Umweltrecht sowie andererseits durch die zunehmende Bedeutung weiterer umweltorientierter Anspruchsgruppen wie Verbraucher, Kunden, Mitarbeiter gekennzeichnet. Es erfolgte eine Integration der Umweltbildung verst¨ arkt auch in geisteswissenschaftliche Fachrichtungen sowie eine breitere inhaltliche Ausgestaltung (Erg¨ anzung von umweltpolitisch-rechtlichen sowie naturwissenschaftlich-technischen Inhalten um betriebswirtschaftliche, sozialwissenschaftliche Konzepte). • Beginnend in den 90ern sowie fortf¨ uhrend in den 2000er Jahren fokussiert(e) die Umweltbildung vermehrt auf Anforderungen einer Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung, wo ¨ okologische, ¨ okonomische und soziale Fragestellungen im Zusammenhang betrachtet werden. Der Stand der Umweltbildung an deutschen Hochschulen wurde erstmals umfassend im Jahr 1977 durch das UBA und letztmalig im Jahre 1999 durch de Haan/Donning/Schulte ermittelt und m¨ undete jeweils in einen Umweltstudienf¨ uhrer“25 . Eine Neuauf” lage, aus der Entwicklungstendenzen bis zum heutigen Zeitpunkt erkennbar sind, oder 23 24 25
Vgl. de Haan/Donnig/Schulte (1999), S. 16-18 sowie J¨ orgensen (1998), S. 1 f. und Tabelle 5.10. Vgl. Strebel (1980). Vgl. f¨ ur weitere Informationen de Haan/Donning/Schulte (1999).
104
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
Tabelle 5.10 Entwicklung der Umweltbildung an deutschen Hochschulen Zeitraum
Tendenz
1970er Jahre
Umweltbildung findet Eingang in die Bildungspolitik
1980er Jahre
ing.-wiss.-technische Orientierung der Umweltbildung
1990er Jahre
Integration der Umweltbildung in andere, v. a. geisteswissenschaftliche Fachrichtungen
2000er Jahre
Umweltbildung mit Fokus auf nachhaltige Entwicklung
Quelle: In Anlehnung an de Haan/ Donnig/ Schulte (1999), S. 16 sowie G¨ unther (1999) ein andere Publikationsform, die das Angebot umwelt- bzw. nachhaltigkeitsorientierter Studienangebote im Hochschulbereich systematisiert, ist bislang nicht erschienen. Aus diesem Grunde erstellt das Institut Futur des Fachbereichs Erziehungswissenschaft an der Freien Universit¨ at Berlin gegenw¨ artig im Auftrag des BMBF in Kooperation ¨ mit dem Verein zur F¨ orderung der Okologie im Bildungsbereich e.V. einen Leitfaden Studium und Forschung zur Nachhaltigkeit“.26 In diesem Leitfaden sollen:27 ” • an deutschen Hochschulen angebotene Studienm¨ oglichkeiten zur Nachhaltigkeitswissenschaft erfasst, systematisch dargestellt und gegliedert sowie • Profile einschl¨ agiger Forschungseinrichtungen erfasst und beschrieben werden. Allerdings existieren einzelne Studien, die f¨ ur bestimmte Forschungszwecke erhoben wurden, aber nicht die Umweltbildungsangebote an deutschen Hochschulen in der ahlt auch eine Erhebung des Breite wie der Umweltstudienf¨ uhrer“ abdecken.28 Dazu z¨ ” Studiengangs BWL des IHI Zittau aus dem Jahre 2000 zur Integration der Umweltbildung in das Lehrprofil von 121 Hochschuleinrichtungen, davon 65 in Deutschland, 38 in Polen und 18 in Tschechien.29 Im Weiteren wird basierend auf den Ergebnissen des Umweltstudienf¨ uhrers“ sowie ” der letztgenannten Erhebung der Stand der Umweltbildung an deutschen Hochschulen dargestellt. Auch wenn diese Informationen schon einige Jahre alt sind, werden zumindest folgende Tendenzen der Umweltbildung deutlich:30 26
Dieser stellt auch die Aktualisierung des Umweltstudienf¨ uhrers“ dar. ” Vgl. f¨ ur weiterf¨ uhrende Informationen http://www.institutfutur.de. 28 Vgl. z. B. die Analyse der Umweltbildung im außerschulischen Bereich von Giesel/de Haan/Rode (2002). 29 Vgl. Brauweiler/Urbaniec (2002). 30 Siehe dazu die Hervorhebungen in den Tabellen 5.11 bis 5.13 - Vgl. dazu auch Urbaniec/Krivanek/Brauweiler/Kramer (2003). 27
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
105
Tabelle 5.11 Integration in die Fachrichtungen (Stand 1999) Fachrichtung
Anteil in Prozent (absolut)
Ingenieurwissenschaften
55,0 (275)
Naturwissenschaften
16,5 (83)
Sozial-/Wirtschaftswissenschaften
11,8 (59)
Interdisziplin¨ ar
1,6 (8)
Lehrveranstaltungen
15 (19)
Quelle: de Haan/ Donnig/ Schulte (1999), S. 15 • Umweltbildung wird im Schwerpunkt im Rahmen der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung vermittelt. • Umweltbildung wird vor allem in Form von Spezialisierungen angeboten. • Inhalte der Umweltbildung fokussieren auf breites, nicht spezialisiertes Wissen mit ¨ Schwerpunkten auf folgende Themenbereiche: Zusammenhang von Okonomie¨ Okologie, operatives Umweltmanagement (umweltorientierte Beschaffung, Produktion, Absatz etc.), Umweltpolitik, Umweltmanagementinstrumente (Input¨ Output-Analysen, Oko-Audit, Umweltbilanzierung etc.), strategisches Umweltmanagement, Umweltrecht und Umweltmanagementsysteme31 . Diese Schwerpunktsetzungen entsprechen dem Bedarf der Praxis hinsichtlich der umweltorientierten Qualifikation von Hochschulabsolventen.32 Die Entwicklung der Umweltbildung bzw. der Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung wird nicht nur durch entsprechende politische Rahmenbedingungen, sondern auch durch eine Vielzahl nationaler und internationaler Organisationen/Gremien/Institutionen/F¨ ordereinrichtungen unterst¨ utzt.
31 32
¨ Vgl. DIN EN ISO 14001, EG-Oko-Audit-Verordnung. Vgl. J¨ orgensen (1998), S. 8.
106
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
Tabelle 5.12 Art der Studienangebote (Stand 1999) Art
Anteil in Prozent
eigenst¨ andiger Studiengang
19,7
Spezialisierung
52,9
Aufbaustudiengang
10,6
einzelne Lehrveranstaltung
15,2
interdisziplin¨ ares Studienangebot
1,6
Quelle: de Haan/ Donnig/ Schulte (1999), S. 14
Tabelle 5.13 Inhalte der Umweltbildung (einfache Z¨ ahlung, Mehrfachnennungen m¨ oglich, Stand 2000) Studieninhalt
Anteil (relativ)
¨ ¨ Okonomie/ Okologie
70 (78,7%)
Operatives Umweltmanagement
68 (76,4%)
Umweltpolitik
59 (66,3%)
Umweltmanagementinstrumente
57 (64,0%)
Strategisches Umweltmanagement
48 (53,9%)
Umweltrecht
46 (51,7%)
Umweltmanagementsysteme
44 (49,4%)
Umwelttechnik
34 (38,2%)
Internationale Ausrichtung
25 (28,1%)
Umweltinformatik
22 (24,7%)
Quelle: Brauweiler/ Urbaniec (2002)
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
107
Um die inhaltlichen Schwerpunkte zu zeigen, werden im Folgenden beispielhaft und ¨ nur im Uberblick Vorhaben des BMBF dargestellt:33 Projekt Uni 21“ (durchgef¨ uhrt durch COPERNICUS Campus): ” Untersuchung von Maßnahmen, M¨ oglichkeiten, Hemmnissen der Umsetzung von Nachhaltigkeit an deutschen Hochschulen, Beauftragung einer Expertise zur Untersuchung, wie Angebote zur Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung noch besser organisatorisch (¨ uber Studien- und Pr¨ ufungsordnungen), didaktisch (¨ uber neue Lehr- und Lernformen) sowie inhaltlich (¨ uber Module) integriert werden k¨ onnen, Einrichtung einer Hochschulplattform Uni21 f¨ ur nachhaltige Entwicklung“34 zur ” F¨ orderung des Zusammenschlusses der Hochschulen zur Gew¨ ahrleistung einer besseren Transparenz u ¨ber Akteure und Inhalte. Demonstrationsprogramm zur F¨ orderung International ausgerichteter Studien” g¨ ange“ Etablierung von Studieng¨ angen, die sich mit Aspekten nachhaltigen Wirtschaftens und Handelns besch¨ aftigen (z. B. Universit¨ at Hohenheim: Environmental Protection and Food Production; TU M¨ unchen: Sustainable Resource Management). Aktionskonzept Nachhaltige und wettbewerbsf¨ ahige Wasserwirtschaft“ ” Etablierung internationaler Aufbaustudien im Wasserfach in Kooperation des BMBF mit der deutschen Wasserwirtschaft. F¨ orderprogramm Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse“ ” F¨ orderung des Wissenstransfers in Praxis und Bildung (Geoforschungszentrum Potsdam), Entwicklung eines Masterstudiengangs zum Thema Hochwassermanagement“ ” (TU Dresden). Wenn nun ber¨ ucksichtigt wird, dass neben dem BMBF auch andere nationale und internationale Organisationen/Gremien/Institutionen/F¨ ordereinrichtungen Aktivit¨ aten zur Weiterentwicklung der Umwelt- bzw. Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung unterst¨ utzen, wird schnell ein Problemkreis deutlich: Nicht nur im Bereich der universit¨ aren Umwelt- bzw. Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung haben sich eine Vielzahl von Akteuren etabliert, deren Anzahl und thematische Arbeit nur bedingt transparent 33 34
Vgl. ausf¨ uhrlicher hierzu sowie zu anderen Organisationen/Gremien/Institutionen/F¨ ordereinrichtungen: Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung (2005), zu u. g. Projekten v. a. S. 18-20. Vgl. f¨ ur weitere Informationen http://www.hochschulplattform-uni21.de.
108
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
sind. Daher bestehen hinsichtlich Quantit¨ at und Qualit¨ at der vorhandenen Bildungsangebote immer noch Informations- und Kommunikationsdefizite. Um dem entgegen zu wirken, haben sich verschiedene Netzwerke – u. a. auch in Form von Internetforen – herausgebildet. Das BMBF f¨ ordert in diesem Rahmen ein Projekt zur Etablierung eines Portals Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung: Internetportal zur Vernetzung ” bestehender Angebote“.35 Foren im Hochschulbereich sind z. B.: • http://www.copernicus-campus.org (Zusammenschluss europ¨ aischer Hochschulen zum Thema Bildung f¨ ur Nachhaltigkeit), • http://www.hochschulplattform-uni21.de (Zusammenschluss deutscher Hochschulen zum Thema Bildung f¨ ur Nachhaltigkeit). Ein Jahr nach Beginn der UN-Dekade Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung“ ” wird das bisherige Engagement der Hochschulen in diesem Prozess aus folgenden Gr¨ unden kritisiert:36 • unter 288 bis Ende 2009 ausgezeichneten Projekten der Dekade befinden sich nur 12 mit Beteiligung von Hochschulen, wobei nicht die spezifischen Potenziale von Hochschulen aufgegriffen werden, • außer in Nordrhein-Westfalen und der zur Unterst¨ utzung der UN-Dekade durch Hamburg gemeinsam mit den L¨ andern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gegr¨ undeten Norddeutschen Partnerschaft zur Bil” dung f¨ ur nachhaltige Entwicklung 2005-2014“ haben bisher noch keine anderen Bundesl¨ ander Impulse in der Bildungspolitik gesetzt, • Impulse gehen bisher ebenfalls zu wenig von der Hochschulplattform UNI21“ ” und dem neu eingerichteten UNESCO Chair in Higher Education for Sustainable Develompent an der Universit¨ at in L¨ uneburg aus - generell fehlt eine bundesweit wirkende Instanz, die die hochschulbezogenen Einzelinitiativen, -maßnahmen, akteure vernetzt und sich in die Gestaltung der erforderlichen politischen Rahmenbedingungen einbringen kann, • Bessere Nutzung der Umstellung der Lehrinhalte und -strukturen in Folge des Bolognia-Prozesses f¨ ur die Integration der Anforderungen einer Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung in die Curricula. Die bisher erzielten Ergebnisse und noch bestehenden Entwicklungspotenziale im Bereich der Umweltbildung bzw. Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung an deutschen Hochschulen k¨ onnen, wie in Tabelle 5.14 dargestellt, zusammengefasst werden. 35 36
Vgl. Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung (2005), S. 12. Vgl. Schowe von der Brelie (2006), S. 9.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
109
Tabelle 5.14 St¨ arken und Entwicklungspotenziale der Umweltbildung bzw. Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung an deutschen Hochschulen St¨ arken
Entwicklungspotenziale
langj¨ ahrige Erfahrungen im Bereich der Umweltbildung;
Verbesserung der Transparenz von Quantit¨ at und Qualit¨ at bestehender Angebote;
inhaltlich breites Angebot an umweltorientierten Curricula mit interdisziplin¨ arem Fokus;
Verbesserung des Informations- und Kommunikationsflusses von und zwischen den Akteuren;
auf die Anforderungen der Praxis ausgerichtete Curricula (Etablierung als Spezialisierung, breites, nicht spezialisiertes Wissen);
Verbesserung der Integration der Anforderungen einer Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung;
als Zusatzqualifikation Chancen.
Potenziale f¨ ur einen internationalen Know-howTransfer bestehender Curricula zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Angebote;
gute
Arbeitsmarkt-
Nutzung neuer Lehr- und Lernformen, wie z. B. E-learning.
Quelle: Eigene Darstellung
Unter Ber¨ ucksichtigung dieser Feststellungen wurden/werden am Studiengang Betriebswirtschaftslehre (BWL) des Internationalen Hochschulinstituts Zittau (IHI Zittau) im Zeitraum 1998-2002 ein Pilotprojekt zur Etablierung umweltorientierter Curricula und im Zeitraum 2005-2008 ein Folgeprojekt zur Weiterentwicklung dieser Curricula zur Ber¨ ucksichtigung der Anforderungen einer Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung durchgef¨ uhrt. Im Folgenden werden Ergebnisse bzw. geplante Schritte dieser Projekte beschrieben.
5.3.3 Potenziale f¨ ur den internationalen Transfer von Umweltbildung Pilotprojekt 1998-2002 Entsprechend der sich aus Tabelle 5.11 bis Tabelle 5.13 ergebenden Tendenzen wurde im Studiengang BWL des IHI Zittau im Zeitraum 1998-2002 eine Spezialisierung Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement“ etabliert, die heute fester ” Bestandteil des Curriculums ist.
110
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
Die Lehrinhalte wurden in Kooperation mit u ¨ber 70 Vertretern aus deutschen, polnischen, tschechischen und ¨ osterreichischen Hochschulen bzw. Vertretern aus der Praxis erarbeitet37 und sind daher durch: • Internationalit¨ at (Bezug auf Deutschland, Polen und Tschechien sowie EU); • Interdisziplinarit¨ at (Ber¨ ucksichtigung wirtschaftlicher, ¨ okologischer, technischer, politischer-rechtlicher und sozialer Aspekte) sowie • Praxisorientierung (Fallstudien und -beispiele) gekennzeichnet.38
Abbildung 5.1 Kooperationspartner bei der Etablierung der Spezialisierung Internationales und inter” disziplin¨ ares Umweltmanagement“ am IHI Zittau Deutschland • Alfred-Weber-Institut für Sozial- u. Staatswissenschaften der Universität Heidelberg • Brandenburgische Technische Universität Cottbus • Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umwelt-bewusstes Management e.V., Hamburg • Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück • EconTrade GmbH, Dresden • Europäisches Institut für postgraduale Bildung an der Technischen Universität Dresden e.V. • Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Mannheim • FBM & Partner, Ahrensburg • Haus der Umwelt e.V., Leipzig • Hochschule Zittau/Görlitz (FH) • Institut für Weiterbildung und Beratung im Umweltschutz e.V., Magdeburg • International Network for Environmental Management e.V., Hamburg • Internationales Hochschulinstitut Zittau • Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg • Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Dresden • Universität-Gesamthochschule Siegen • Verein zur Förderung des internationalen Transfers von Umwelttechnologie-ITUT e.V., Leipzig • Karl-Franzens-Universität Graz (Stand 15.03.2000)
Quelle: Eigene Darstellung 37 38
Siehe dazu auch Abbildung 5.1. Vgl. zu den Lehrinhalten Abbildung 5.2.
Polen • Cleaner Production Center, Wroclaw • Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer, Warschau • EIPOS Kielce • Hochschule für Fremdsprachen und Ökonomie, Czestochowa • Institut für Rechtswissenschaften der polnischen Akademie der Wissenschaften, Wroclaw • Schlesische Technische Universität, Gliwitze • Universität Warschau • Universität Wroslaw • Wirtschaftsuniversität »Oskar Lange« Wroclaw, Außenstelle Jelenia Gora Tschechien • Czech Cleaner Production Center, Prag • Czech Environmental Management Center, Prag • Deutsch-Tschechische Industrie- und Handelskammer, Prag • Euroregion Nisa, Liberec • Hochschule für Chemie und Verfahrenstechnik Prag • Jan Evangelista Purkyne Universität Usti n/L • Mendel Universität Brno • Militäthochschule Vyskov • Techische Universität Liberec • Universität Pardubice • Wirtschaftsuniversität Prag
Ökologische, ökonomische u. soziale Dimension der umweltorientierten Unternehmensführung - Umweltsystemwissenschaftliche Grundlagen (Unternehmensumfeld/Modelleinsatz/Umweltmedien: Atmosphäre, Boden, Wasser, Biosphäre/Eingriffe in Geoökosysteme) - Komplexität des ökologischen und ökonomischen Handelns - Unternehmensziel und ökologische Herausforderung (Umwelt als Engpassfaktor/Herausforderung einer nachhaltigen Entwicklung) - Rolle strategischer Anspruchsgruppen für eine Unternehmensführung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Integration der ökologischen Ansprüche innerbetriebliche Entscheidungsprozesse im internationalen und europäischen Vergleich, insbesondere im Vergleich zwischen Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik - Umweltbewusstsein und -verhalten - Umweltbildung und -information - Einfluss von Nichtregierungsorganisationen auf unternehmerische Entscheidungen - Staatliche Organisationsstrukturen des Umweltschutzes - Relevanz der Umweltpolitik für die Wirtschaft (umweltpolitische Zielstellungen, Prinzipien und Instrumente) - Relevanz des Umweltrechts für die Wirtschaft - Umweltvölkerrecht, allgemeines Umweltrecht, spezielles Umweltrecht (Immissionsschutzrecht, Gewässerschutzrecht, Kreislaufwirtschafts- und Abfallrecht, Naturschutzrecht, Bodenschutzrecht, Gefahrstoffrecht, Umweltinformationsrecht, UVP, Öko-Audit-VO)
Internationales Umweltmanagement - Band I Interdisziplinäre Rahmenbedingungen einer umweltorientierten Unternehmensführung im deutsch-polnisch-tschechischen Vergleich
Internationales Umweltmanagement - Band III Operatives Umweltmanagement im internationalen und interdisziplinären Kontext Umweltfreundliche Produktgestaltung - Produktgestalt als (Umwelt-)Instrument - Umweltwirkungen der Produktgestalt - Erzeugnis- und Fertigungsprogramm Umweltorientierte Beschaffung und Logistik - Auswahl und Bewertung von Lieferanten und Produkten - Standortwahl, Lagerung, Transport, Verpackung, Entsorgungslogistik Umweltorientierte Produktions- und Kreislaufwirt-schaft - Produktionsintegrierter Umweltschutz - Investitions- und Ersatzentscheidungen - Basistechnologien im Umweltbereich und ihre Bewertung - Reduktionswirtschaft Stand der Technik und Innovationspotenziale im internationalen Vergleich - BAT (Best Available Techniques), Rechtsakte und Prozessinnovation Betriebliches Energiemanagement - Energieversorgungsmanagement - Energieanwendungsmanagement Luftreinhaltung im Unternehmen - Bildung und Wirkung von Luftschadstoffen (Verbrennungsprozesse) - Emissionsminderung/Abluftreinigung Betriebliches Wassermanagement -Integrierte vs. End-of-Pipe-Technologien -Wasseraufbereitung/Abwasserreinigung
Internationales Umweltmanagement - Band II Umweltmanagementinstrumente und -systeme mit besonderer Relevanz für Deutschland, Polen und die Tschechische Republik Instrumente zur Analyse der Umweltwirkungen von Unternehmen - Checklisten und Input-Output-Analyse - Umsetzung betrieblicher Umwelt-Audits - Umweltverträglichkeitsprüfung - Umweltinformationssysteme im internationalen Maßstab - Betriebliche Umweltinformationssysteme - Umweltanalytik Konzepte eines ganzheitlichen Umweltmanagements - Kennzeichen von Umweltmanagementsystemen - Anforderungen von EMAS-VO und ISO 14001 - Effizienzwirkungen von Umweltmanagementsystemen Umweltmanagement in Polen und der Tschechischen Republik - Global Environmental Survey (GEMS) - Anwendungsstand von EMAS und ISO 14001 - Cleaner-Production-Concept Weitere Aspekte von Managementsystemen - Integration von Managementsystemen (Qualitäts- und Arbeitssicherheitsmanagement) - Risikomanagement Integration von umweltorientierten Anforderungen auf normativer Ebene - Eigenschaften und Funktionen von Zielsetzungen - Herkunft und Elemente von Zielen - Zielformulierung - Operationalisierung von Umweltzielen in Unternehmen
Abbildung 5.2 ¨ Ubersicht u ares Umweltmanagement“ ¨ber das Gesamtkonzept der Spezialisierung Internationales und interdisziplin¨ ”
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik 111
Internationales Umweltmanagement - Band III Operatives Umweltmanagement im internationalen und interdisziplinären Kontext Betriebliches Stoffstrom- und Abfallmanagement - Integrierte vs. End-of-Pipe-Technologien - Abfallmengen und –zusammensetzung - Abfallvermeidung, -verwertung und Abfallbeseitigung Boden- und Flächeninanspruchnahme - Umweltgutachten - Altlasten und verdächtige Standorte - Sicherungs- und Vorsorgemaßnahmen - Altlastensanierungsmaßnahmen Umweltbilanzierung - Umweltbilanzen in Theorie und Praxis - Stoff- und Energiebilanzierung Umweltkostenrechnung - Umweltkostenkonzept - Materialkostenreduktion - Plankostenrechnung Umweltcontrolling/Umweltkennzahlensysteme - Funktionen/Organisation/Systeme Organisation des betrieblichen Umweltschutzes - Ziele, Aufgaben, Strategien - Fremdorganisation/Selbstorganisation Ökologisch orientierte Personalarbeit - Personalplanung, -beschaffung, -entwicklung und -führung Ökologieorientiertes Marketing - Schlüsselfaktoren und Planungsaspekte - Öko-Marketing-Mix
Internationales Umweltmanagement - Band II Umweltmanagementinstrumente und -systeme mit besonderer Relevanz für Deutschland, Polen und die Tschechische Republik Integration von umweltorientierten Anforderungen auf strategischer Ebene - Voraussetzungen für umweltorientierte Strategien - Unternehmerische Strategiekonzeptionen - Ansatzpunkte der Strategieumsetzung auf operativer Ebene
Quelle: Kramer/Urbaniec/M¨ oller (Hrsg.) (2003) oder Kramer/Brauweiler/Helling (Hrsg.) (2003) oder Kramer/ Strebel/Kayser (Hrsg.) (2003), jeweils S. VIII und XI.
Anforderungen an eine umweltorientierte Unternehmensführung - Umweltschutz als unternehmerische Herausforderung - Kooperativer Umweltschutz - Offensiver umweltorientierter Wirtschaftsstil - Normative, strategische und operative Dimension
Internationales Umweltmanagement - Band I Interdisziplinäre Rahmenbedingungen einer umweltorientierten Unternehmensführung im deutsch-polnisch-tschechischen Vergleich
Abb 5.2 (Fortsetzung)
112 Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
113
Die Curricula wurden im Jahr 2003 im Gabler-Verlag als dreib¨ andige Lehrbuchreihe mit jeweils einer lehrbuchbegleitenden CD ver¨ offentlicht, auf der: • aufbereitete Fallbeispiele; • Multiple-Choice-Fragen zur Wissensvertiefung; • Interviews mit Unternehmensvertretern, Mitarbeitern der Umweltverwaltung sowie Pers¨ onlichkeiten ausgew¨ ahlter Umweltverb¨ ande und -stiftungen; • Filmbeitr¨ age in Form von Betriebs- und Anlagenbesichtigungen; • weiterf¨ uhrende Informationen bzw. Links; • ein Glossar in Form der Definition wesentlicher Begriffe sowie • Informationen zum Kooperationsnetzwerk des Projektes enthalten sind (vgl. Abbildung 5.1). Die Ver¨ offentlichung der Curricula in Form von Lehrb¨ uchern war die Basis f¨ ur einen praktizierten Know-how-Transfer der Lehrinhalte zu interessierten Projektpartnern. Voraussetzung daf¨ ur war die individuelle Anpassung der Curricula entsprechend dem jeweils schon bestehenden Ausbildungsangebot. Zur Umsetzung des Know-how-Transfers waren daher folgende Arbeitsschritte erforderlich:39 1. Curricula-Vergleich: • Analyse der den Partnern bestehenden Curricula hinsichtlich umweltorientierter Komponenten; • Erarbeitung von Defiziten in der umweltorientierten Ausbildung bei den Partnern; • Erarbeitung von Soll-Anforderungen f¨ ur eine umfassende umweltorientierte Ausbildung bei den Partnern in Abh¨ angigkeit der erarbeiteten Defizite und der am IHI Zittau bestehenden Curricula. 2. Curricula-Entwicklung: • Auswahl von transferierbaren Modulen des Lehrkonzeptes des IHI Zittau zur Erf¨ ullung der Soll-Anforderungen und Abbau der Defizite in der umweltorientierten Ausbildung bei den Partnern; • Anpassung dieser Module an die Erfordernisse der umweltorientierten Ausbildung bei den Partnern; • Erarbeitung eines Ausbildungsplanes zur Umsetzung einer umfassenden umweltorientierten Ausbildung bei den Partnern; • Bestimmung von Verantwortlichkeiten, Terminen u. ¨ a. 39
Vgl. hierzu Kramer/Brauweiler/Urbaniec (2002), S. 54-58.
114
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen
3. Curricula-Umsetzung: • Implementierung der angepassten Curricula bei den Partnern; • Regelm¨ aßige Evaluation der Zweckm¨ aßigkeit der angepassten Curricula und ggf. Anpassung an neue Erfordernisse; • Evaluation der am IHI Zittau bestehenden Curricula auf Basis der Erfahrungen bei der Umsetzung der angepassten Curricula bei den Partnern. Als Pilothochschulen f¨ ur den Know-how-Transfer wurden eine deutsche, zwei polnische, eine tschechische und eine ¨ osterreichische Hochschule ausgew¨ ahlt. Folgende Ergebnisse wurden erzielt: Fachhochschule des Bundes, Mannheim (Deutschland): Es wurden der Curricula-Vergleich und die Entwicklung realisiert. Im Rahmen der ¨ 7. Hochschultage Okologie am Fachbereich Bundeswehrverwaltung“, 1997, wurde der ” Beschluss gefasst, ein umweltorientiertes Curriculum zu entwickeln, da das bisherige Gesamtcurriculum der Fachhochschule diesen Aspekt bisher vernachl¨ assigt hatte. ¨ Im Rahmen der 8. Hochschultage Okologie 1999 wurden die methodischen und didaktischen Aspekte eines umweltorientierten Curriculums f¨ ur eine verwaltungswissenschaftliche Ausbildung diskutiert und ein Entwurf f¨ ur ein interdisziplin¨ ares Curriculum Umweltschutz in der verwaltungswissenschaftlichen Ausbildung“ erarbeitet. Dieser um” fasst die drei Module: Umweltrecht, Umwelt¨ okonomie, Umweltsozialwissenschaften. Die Curricula-Umsetzung lag in Verantwortung der Fachhochschule des Bundes. Akademia Polonijna in Czestochowa (Polen): An der Akademia Polonijna wurden bisher noch keine umweltorientierten Curricula angeboten. Aus diesem Grund wurde dort am 4.6.2002 ein Polnisch-Deutsches-Institut f¨ ur Umweltmanagement mit dem Ziel gegr¨ undet, die Integration der kompletten Spezialisierung in das Lehrprogramm der Hochschule organisatorisch, personell und inhaltlich zu koordinieren. Des Weiteren wurde verantwortlich von der Akademia Polonijna die drei B¨ ande umfassende Lehrbuchreihe in die polnische Sprache u ¨bersetzt und u ¨ber eine Projektf¨ orderung des IHI Zittau im Beck-Verlag Warschau ver¨ offentlicht. Wirtschaftsuniversit¨ at in Wroclaw, Fakult¨ at f¨ ur Regionalwirtschaft und Tourismus Jelenia G´ ora (Polen) Da schon umweltorientierte Lehrinhalte angeboten wurden, bestand kein Bedarf ¨ an der kompletten Ubernahme der Spezialisierung, sondern an folgenden, ausgew¨ ahlten Modulen: Globale, betriebliche Umweltinformationssysteme, Effizienzwirkungen des UMS und EMAS, CPC mit Beispielen, Umweltorientierte Beschaffung und Logistik, Organisation des betrieblichen Umweltschutzes, Nachhaltigkeitsindikatoren in Unternehmen.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
115
Universit¨ at Pardubice, Fakult¨ at f¨ ur Wirtschaft und Verwaltung (Tschechien): Da auch hier schon umweltorientierte Lehrinhalte angeboten wurden, bestand kein ¨ Bedarf an der kompletten Ubernahme der Spezialisierung, sondern insbesondere an der Erh¨ ohung der Praxisorientierung der Ausbildung durch Integration von Fallbeispielen, Fallstudien, Planspielen, z. B. zum Thema umweltorientierte Anspruchsgruppen oder Umweltmarketing. Des Weiteren wurde verantwortlich von der Universit¨ at Pardubice die dreib¨ andige Lehrbuchreihe in die tschechische Sprache u ¨bersetzt und u ¨ber eine Projektf¨ orderung des IHI Zittau im Beck-Verlag Prag ver¨ offentlicht. Karl-Franzens-Universit¨ at Graz An der Karl-Franzens-Universit¨ at ist die umweltorientierte Ausbildung in den Studiengang Umweltsystemwissenschaften integriert. Die Hochschule hat sich bereit erkl¨ art, die Curricula zur Grundlage bei dieser Ausbildung zu machen. Folgeprojekt 2005-2008 Die Kooperationen werden gegenw¨ artig auf ukrainische (z. B. Staatliche P¨ adagogische Universit¨ at Drohobycz, Nationale Technische Universit¨ at Donezk) und kasachische (z. B. Deutsch-Kasachische Universit¨ at Almaty) Hochschulen ausgedehnt. Ziel ist auch hier ein internationaler Know-how-Transfer der umweltorientierten Curricula. Zu diesem Zweck wurde im Mai 2006 in Zittau die Tagung Umweltorientierte Transfor” mationsprozesse und internationale Kooperationsprojekte mit Mittel- und Osteuropa“ durchgef¨ uhrt. Ziel dieser Tagung war es, u. a. mit den o. g. sowie weiteren interessierten Hochschulen, wie z. B. der Wirtschaftsuniversit¨ at Tarnopol (Ukraine) oder der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at Almaty (Kasachstan), die Phase CurriculaVergleich durchzuf¨ uhren und Projektideen f¨ ur die Umsetzung der Phasen CurriculaEntwicklung und Umsetzung zu generieren. Folgende Vereinbarungen wurden f¨ ur den Know-how-Transfer getroffen: • Entsprechend der sich bisher vollzogenen inhaltlichen Entwicklungen von der Umweltbildung zur Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung erfolgt durch den Stu¨ diengang BWL des IHI Zittau eine Uberarbeitung und Anpassung der Curricula an die inhaltlichen Anforderungen der Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung. Dazu werden die bisher dreib¨ andigen Lehrb¨ ucher in einem Band und einem erg¨ anzendem Fallstudienbuch zusammengefasst. • Die u adagogische Univer¨berarbeiteten Curricula werden durch die Staatliche P¨ sit¨ at Drohobycz auf russisch und/oder ukrainisch u ¨bersetzt. Auf dieser Basis erfolgt eine Publikation der Curricula als Lehrb¨ ucher. • Die bisher beteiligten ukrainischen und kasachischen Hochschulen haben das Interesse ge¨ außert, die in o. g. Form entstehenden Curricula komplett in das Stu-
116
Umweltorientierte Qualifizierungsprofile an deutschen Hochschulen dienprogramm zu u ¨bernehmen. Parallel zu den beiden erstgenannten Punkten erfolgen daher durch den Studiengang BWL des IHI Zittau Gastvorlesungen an den ukrainischen und kasachischen Hochschulen zur Implementierung der Lehrinhalte in den regul¨ aren Studienbetrieb.
Der Abschluss dieses Projektes ist f¨ ur das Jahr 2008 geplant. Durch dieses Projekt sollen einige der in Tabelle 5.14 genannten Entwicklungspotenziale umgesetzt werden. ¨ In einem ersten Schritt erfolgt durch die Uberarbeitung der Curricula eine verbesserte Integration der Anforderungen einer Bildung f¨ ur nachhaltige Entwicklung in das Curriculum. In einem zweiten Schritt wird dieses, auch unter Nutzung der M¨ oglichkeiten neuer Lehr- und Lernformen auf e-learning-Basis, in Form eines internationalen Knowhow-Transfers zu den Projektpartnern transferiert. Parallel zu Schritt eins und zwei wird zumindest innerhalb des Projektnetzwerkes die Transparenz von Quantit¨ at und Qualit¨ at der bestehenden Angebote sowie des Informations- und Kommunikationsflusses verbessert.
5.3.4 Literatur Brauweiler, Jana/Urbaniec, Maria (2002): Environmental education and international know-how-transfer between universities - results from a pilot project in cooperation with German, Polish and Czech universities, in: TU Delft (ed.): Proceedings on CD-ROM: Conference Engineering Education in Sustainable Development, Delft, pp. 381-384 . Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung (2002): Bericht der Bundesregierung zur Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung, Bonn. Bundesministerium f¨ ur Bildung und Forschung (2005): Bericht der Bundesregierung zur Bildung f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung f¨ ur den Zeitraum 2002-2005, Bonn. De Haan, Gerhard/Donning, Irene/Schulte, Bernhard (1999): Der Umweltstudienf¨ uhrer, UTB-Verlag, Stuttgart. Giesel, Katharina D./de Haan, Gerhard/Rode, Horst (2002): Umweltbildung in Deutschland, Springer-Verlag, Heidelberg. G¨ unther, Edeltraut (1999): Umweltbildung an universit¨ aren Einrichtungen, Vortrag im Rahmen des 1. S¨ achsischen Umweltbildungstages“ , 8.9.1999, Dresden. ” J¨ orgensen, Kirsten (1998): Umweltmanagement, Interdisziplin¨ ares Studienangebot der Freien Universit¨ at Berlin, Forschungsstelle f¨ ur Umweltpolitik (FFU), FFU-Report 98-7, Berlin.
Die umweltorientierte Hochschulausbildung in der Tschechischen Republik
117
Kramer, Matthias/Brauweiler, Jana/Helling, Klaus (Hrsg.) (2003): Internationales Umweltmanagement, Band II, Umweltmanagementinstrumente und -systeme, Gabler Verlag, Wiesbaden. Kramer, Matthias/Brauweiler, Jana/Urbaniec, Maria (2002): Abschlussbericht zum F¨ orderprojekt Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement in Zukunfts” m¨ arkten“ , unver¨ offentlichter Bericht an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Kramer, Matthias/Strebel, Heinz/Kaiser, Gernot (Hrsg.) (2003): Internationales Umweltmamagement, Band III, Operatives Umweltmanagement im internationalen und interdisziplin¨ aren Kontext, Gabler Verlag, Wiesbaden. Kramer, Matthias/Urbaniec, Maria/M¨ oller, Liane (Hrsg.) (2003): Internationales Umweltmanagement, Band I, Interdisziplin¨ are Rahmenbedingungen einer umweltorientierten Unternehmensf¨ uhrung, Gabler Verlag, Wiesbaden. Schowe von der Brelie, Bernhard (2006): Ein Jahr UN-Bildungsdekade, Ein Zwi¨ schenfazit zur Hochschullehre, in Okologisches Wirtschaften 1/2006, S. 9. Strebel, Heinz (1980): Umwelt und Betriebswirtschaft, Erich Schmidt Verlag, Berlin. Urbaniec, Maria/Brauweiler, Jana (2003): Koncepcyjne zalozenia I techniczne mozliwosci miedzynarodowego transferu know-how w zakresie proekologicznego ksztalcenia, in: Borys, Tadeusz (red.): Rola wyzczych uczelni w edukacji dla ekorozwoju, Fundacja Ekonomistow Srodowiska i Zasobow Naturalnych, Bialystok, S. 433-449. Urbaniec, Maria/Krivanek, Tomas/ Brauweiler, Jana; Kramer, Matthias (2003): State of environmental education in Polish and Czech universities, in: International Journal of Environment and Sustainable Development, Vol. 2, No.1, S. 100-119. http://www.institutfutur.de aufgerufen am 15.12.2006.
6 Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
6.1 Transformationsprobleme der ukrainischen Volkswirtschaft und Gesellschaft - Eine wirtschaftshistorische Analyse Dr. rer. pol. Helmut Braun, Universit¨ at Regensburg, Lehrstuhl f¨ ur Wirtschaftsgeschichte
6.1.1 Problemstellung: Kann Polen als Beispiel f¨ ur die Ukraine herangezogen werden? ¨ Als bei der Transformation der polnischen Wirtschaft der US-amerikanische Okonom Jeffrey Sachs als Berater hinzugezogen wurde, entstand ein gleichsam paradigmatisches Konzept, welches auch bei sp¨ ateren Transformationsprozessen wenn schon nicht angewendet, so doch zumindest diskutiert wurde. Dieses Konzept wird, aufgrund der Radikalit¨ at der notwendigen Umgestaltung einer Zentralplanwirtschaft sowie der bewusst sehr schnellen Implementierung der Umgestaltung, als Big-Bang“ bezeichnet. ” Big-Bang“ bedeutet dabei eine schockartige, die Bev¨ olkerung m¨ oglichst u ¨berrumpeln” de Einf¨ uhrung der Marktwirtschaft durch eine umfassende und m¨ oglichst u ¨ber Nacht erfolgende Freigabe der Preise, die sogenannte Liberalisierung in Verbindung mit einer ¨ Offnung der Wirtschaft f¨ ur Importe. Hinzu kommt das Ziel einer schnellen Privatisierung von vormaligen Staatsbetrieben in gewinnorientierte Unternehmen. Eine makro¨ okonomische Stabilisierung zur Bek¨ ampfung von Inflation und Arbeitslosigkeit im Gefolge der Umstrukturierung der Wirtschaft durch die Liberalisierung und Privatisierung in Verbindung mit der Einf¨ uhrung einer stabilen und konvertierbaren W¨ ahrung soll die sozialen Kosten dieses Durchschreitens eines Tales der Tr¨ anen mildern. Eine rudiment¨ are soziale Sicherung f¨ ur Arme und Alte soll den f¨ ur diese Gesellschaftsschich¨ ten schmerzhaften Ubergang zur Marktwirtschaft abfedern. Dazukommen muss dann noch eine Neudefinition des Staates durch eine Verfassungsgesetzgebung in Verbindung mit der Setzung eines neuen Rechtsrahmens f¨ ur marktwirtschaftlichen Wettbewerb in ¨ Form der Ubernahme von Wirtschaftsgesetzen, Wirtschaftsgebaren und Institutionen westlicher Staaten. Das Ziel ist eine schnelle Umwandlung einer sozialistischen Zen-
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¨ tralplanwirtschaft in eine Marktwirtschaft durch ein Uberspringen einer institutionellen Kluft bei der Etablierung der Marktkr¨ afte.1 Diese auch Schocktherapie“ genannte Transformationspolitik war offensichtlich ein ” erfolgreiches Konzept, wie der Beitritt Polens zur EU am 1. Mai 2004 zeigt. War oder ist die Schocktherapie aber deshalb generell ein Erfolg versprechendes Konzept f¨ ur alle anderen, sp¨ ateren Transformationsstaaten? Welche impliziten Annahmen waren im Fall der Transformation Polens gegeben? Hier ist festzustellen, dass Polen aus der Zeit vor dem Sozialismus die Funktionsweise der Marktwirtschaft kennen gelernt hatte, auch weil das Land zur Peripherie, aber aufgrund der geographischen Lage noch zum kontinental-europ¨ aischen Wirtschaftsraum geh¨ ort und mit der vorhandenen Infrastruktur leicht wieder an die westeurop¨ aischen Handelszentren angebunden werden kann. Zwar war Polen heruntergewirtschaftet, aber letztlich kein armes Land und verglichen mit anderen Transformationsstaaten weitgehend st¨ adtisch gepr¨ agt, mit einem vergleichsweise hohen Bildungsniveau. Aufgrund ihres langj¨ ahrigen Kampfes durch die Gewerkschaft Solidarnosc hatten die Polen eine klare Vorstellung davon, wohin der politische und wirtschaftliche Weg f¨ uhren sollte. Dar¨ uber herrschte in der Bev¨ olkerung auch ein breiter Konsens. Hinzu kommt die durch eine lange Geschichte gepr¨ agte kulturelle und mentale Orientierung an den Werten des christlich-lateinischen Westens in einer homogenen und stark religi¨ osen Bev¨ olkerung.2 Diese Darstellung der Abfolge der erfolgreichen Transformation Polens wirft nun die Frage auf, inwiefern die eben genannten Bedingungen so nicht u ullt waren ¨berall erf¨ beziehungsweise nicht erf¨ ullt werden konnten, so zum Beispiel in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund sind nun die Transformationsprobleme der Ukraine darzustellen und im R¨ uckgriff auf die Geschichte der Ukraine zu untersuchen. 6.1.2 Die Transformationssequenz der Ukraine Nach Beyer startete der Reformprozess mit der Erkl¨ arung der Unabh¨ angigkeit im August 1991. Im M¨ arz 1992 wurden die ersten Privatisierungsgrunds¨ atze verabschiedet, im Oktober 1994 erfolgte die Liberalisierung der Preise, im November 1994 wurden wenig wirksame makro¨ okonomische Stabilisierungsmaßnahmen ergriffen. Im Juni 1996 schließlich erfolgte die Verfassungsgesetzgebung, die auch die f¨ ur eine Marktwirtschaft wichtige Gesetzgebung umfasste. Letztlich zog sich die Transformation in der Ukraine also u ¨ber etwa 50 Monate hin, in Polen dagegen etwa 12 Monate.3 Optimistisch und kurzsichtig gedacht, gab es also in der Ukraine viel mehr Zeit, um sich mit der Funktionsweise der Marktwirtschaft vertraut zu machen. Doch diese 1 2 3
Vgl. Sachs (2005), S. 145 f. Vgl. Sachs (2005), S. 145 f.; Imhof, 2000, S. 529 ff. Vgl. Beyer 2001, S. 174.
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Zeit wurde dazu genutzt, dass sich die noch aus sozialistischen Zeiten stammenden Eliten mit Maßnahmen zur Blockade von fairem Wettbewerb in einer Marktwirtschaft besch¨ aftigen konnten, um sich dabei auf Dauer individuell exklusive Claims an wert” haltigen“ Betrieben zu sichern. Das Ergebnis der ukrainischen Transformation l¨ asst sich somit in zwei S¨ atzen pointiert zusammenfassen: Zwei Schritte vorw¨ arts, einen Schritt zur¨ uck“ beziehungsweise ” weder Fisch noch Fleisch“.4 Warum konnte es zu dieser lange w¨ ahrenden und in der ” Reihenfolge ihrer Reformschritte nicht nur am Beispiel Polens ungew¨ ohnlichen Transformationssequenz kommen? ¨ 6.1.3 Okonomische Ausgangslage und wirtschaftspolitische Fehlentscheidungen Die Ukraine hatte ohne Zweifel einige sehr spezifische, objektiv ung¨ unstige ¨ okonomische Voraussetzungen, wodurch der Transformationsprozess erschwert wurde: Sie war als fr¨ uhere Sowjetrepublik im Außenhandel von Russland abh¨ angig. Dies f¨ uhrte einerseits dazu, dass die Ukraine aufgrund der innersowjetischen Arbeitsteilung von energieintensiven Grundstoffindustrien mit veraltetem Kapitalstock russischer Herkunft gepr¨ agt und damit auf russische Importe angewiesen war, bei speziellen Rohstoffen ebenso wie bei Ersatzteilen. Andererseits hatte die Ukraine u ¨berdimensionierte und teilweise hochspezialisierte R¨ ustungs- und Maschinenbaubetriebe, deren Absatz mit dem Zerfall der UdSSR bzw. GUS zusammenbrach. Die somit von außenhandelspolitischen Entscheidungen Rußlands abh¨ angige Grundstoff- und Schwerindustrie der Ukraine ist zudem regional prim¨ ar im Osten beziehungsweise im Nordosten konzentriert, was neben der bis vor wenigen Jahren noch geringen Wettbewerbsf¨ ahigkeit der Produkte den Transport auf westliche Exportm¨ arkte erschwerte.5 Nicht nur der Beginn der Transformation mit der Privatisierung widersprach den Vorschl¨ agen der Transformationstheorie und dem Vorgehen in anderen Staaten, sondern auch die von 1993 bis 1995 praktizierte Umsetzung der ersten Stufe der Privatisierung. In einer Mischform der Privatisierung wurde neben einer Geldbeteiligung eine Beteiligung durch Zertifikate am neuen Unternehmenseigentum zugelassen. Trotz niedriger Bewertung bei der Versteigerung der Staatsbetriebe, fehlte der breiten Bev¨ olkerung, erstens, das Geld f¨ ur eine direkte Unternehmensbeteiligung. Zweitens, war wegen der ung¨ unstigen Industriestruktur und der Abh¨ angigkeit von Rußland das Engagement westlicher Investoren gering. Drittens erlaubte der Vergabemodus von Privatisierungszertifikaten nur sehr viele und sehr kleine Beteiligungen an einem Unternehmen. Dieser sogenannte Streubesitz erlaubte keine effektive Kontrolle der Manager, die meist noch als fr¨ uhere Betriebsleiter aus der Sowjetzeit stammten und dann schnell aufgrund der 4 5
Braun (2005), S. 7; Jud (2000), S. 263. Vgl. Bischof (1994), S. 8 f.; Weise et al. (1997), S. 139 ff.; Kr¨ amer (1996), S. 116 ff.; Rudenko et al. (2005), S. 229 ff.
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mangelhaften Kontrolle durch die Kleinaktion¨ are eine beherrschende Stellung im Unternehmen einnehmen konnten, beziehungsweise es dann als Eigentum erwarben. Durch diese Verfahrensm¨ angel bei der Privatisierung war es f¨ ur ehemalige Betriebsleiter der fr¨ uheren Nomenklatura leicht, vom Manager zum Eigent¨ umer und dann, wegen der Gr¨ oße und Bedeutung der ehemaligen sozialistischen Betriebe als Arbeitgeber, selbst oder in Verbindung mit seinen Beziehungen zum zusammenf¨ uhrenden Familienclan als neue Business Elite“ zu regionalen Oligarchen aufzusteigen.6 W¨ ahrend dieser Zeit ” der oligarchischen Sicherung von Claims an privatisierten Staatsbetrieben geriet die makro¨ okonomische Lage in der Ukraine außer Kontrolle, da die Regierung nicht mit einer stabilisierenden Steuer- und Fiskalpolitik gegensteuerte: Die Emission der kar” ¨ bovanetz“ genannten Coupons zur inl¨ andischen Uberwindung der Knappheit russischer Rubel im Jahr 1992 f¨ uhrte, da mit der alten“ planwirtschaftlichen Wirtschafts- und ” Budgetpolitik, zum Beispiel durch die Vergabe von Staatsauftr¨ agen, nicht radikal gebrochen wurde, mit der breiten Freigabe von Preisen im Jahr 1994 schnell zu einer Hyperinflation bei strenger Devisenbewirtschaftung. Diese vernichtete die bescheiden vorhandenen Sparverm¨ ogen der kleinen Leute und half den Sachg¨ utern besitzenden Oligarchen, insbesondere wenn sie ihre Unternehmen mit Krediten finanzieren oder weitere Unternehmen damit aufkaufen konnten. Die im November 1994 beschlossenen makro¨ okonomischen Stabilisierungsmaßnahmen konnten die mit der Preisliberalisierung noch forcierte Hyperinflation erst langsam bremsen und erst 1996 unter Kontrolle bringen; dadurch fand auch die f¨ ur fr¨ uher vorgesehene Einf¨ uhrung des Hryvnia als neue und m¨ oglichst stabile ukrainische W¨ ahrung erst 1996 statt.7 Eine zweite Stufe der Privatisierung fand von 1996 bis 1999 statt und nun sollte mit Hilfe einer Auktion von Zertifikaten, also Anteilsscheinen, jeder B¨ urger direkt oder u ¨ber intermedi¨ are Institutionen an der Privatisierung beteiligt werden. Doch viele der technisch veralteten und bankrotten Betriebe konnten mangels Nachfrage nicht privatisiert werden und blieben im Staatseigentum. Bei privatisierbaren Betrieben kam es zu Anteilsballungen bei den Arbeiterkollektiven der Betriebe, was die oft im Amt gebliebenen alten Betriebsleitungen st¨ utzte und einerseits in ihrer Feindlichkeit gegen¨ uber radikalen Umgestaltungen best¨ arkte sowie andererseits auch betriebswirtschaftlich notwendige Entlassungen von nun Eigent¨ umer darstellenden Arbeitern verhinderte. Auch bei dieser zweiten Privatisierungswelle war damit eine St¨ arkung der alten sowjetischen Nomenklatura, also der neuen, oligarchischen business elite“ verbunden.8 Große Hoffnungen ” wurden daher in eine im Januar 2003 politisch verabschiedete, nun dritte Privatisierungsstufe gesetzt, auch weil wegen der nun stabilisierten W¨ ahrung mit einem gr¨ oßeren Interesse westlicher Investoren gerechnet wurde.9 Doch die bisherigen Mißerfolge bei der Transformation, eine zunehmende Schattenwirtschaft insbesondere im Bergbau, 6
Vgl. Vgl. 8 Vgl. 9 Vgl. 7
Banaian (1999), S. 121 ff.; Kowall/Zimmer (2002); Savelyev (2003), S. 441 ff. Wittkowsky (1994), S. 3 ff.; Banaian 1999, S. 28 ff. und S. 75 ff.; Krasnikowa 2005. Banaian (1999), S. 121 ff.; Kowall/Zimmer (2002); Savelyev (2003), S. 441 ff. Savelyev (2003), S. 441 ff.
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ein allgemein sehr hoher Grad an Korruption auf allen Ebenen und die deklamatorisch nach außen demokratische, im inneren aber gelenkte und r¨ uckw¨ arts gewandte Politik der bisherigen politischen F¨ uhrung, zun¨ achst unter Pr¨ asident Krawtschuk und dann unter Pr¨ asident Kutschma, aber auch die Ermordung kritischer Journalisten, trugen nicht zum Aufbau von Vertrauen bei westlichen Investoren in die Wandlung der Ukraine hin zu einem freiheitlich-demokratischen und marktwirtschaftlichen Staat bei.10
6.1.4 Der Weg in die Orange Revolution und ihre Umsetzung Daher wurde nicht nur bei der ukrainischen Bev¨ olkerung, sondern auch im Westen der Wahlkampf des Jahres 2004 intensiv verfolgt: Es standen sich der Premierminister unter Pr¨ asidenten Kutschma und neuer Pr¨ asidentschaftskandidat des bisherigen, postkommunistischen Regimes, Yanukowitch, und der nach dem Westen und nach der Europ¨ aischen Union orientierte Herausforderer Yushchenko, der noch unter den Folgen eines Giftattentats litt, als Kontrahenten gegen¨ uber. Denn hier ging es, sofern es von der ¨ okonomischen Theorie her u oglich erscheint, um die Chance einer ¨berhaupt noch m¨ Reparatur der bisher mißgl¨ uckten Transformation beziehungsweise um einen Neustart“ ” der Transformation mit starker Ausrichtung nach dem Westen und nach der Marktwirtschaft als Alternative zu einer oligarchisch vermachteten Herrschaft von biologisch oder zumindest gedanklich alten Vertretern der sozialistischen Nomenklatura und ihren Clans, was in gewissem Sinne den Status der Ukraine als Satellitenstaat Rußlands vertieft h¨ atte.11 Der Wahlkampf um diese politische und wirtschaftliche Richtungsentscheidung legte offen, daß die ukrainische Gesellschaft wenn schon nicht gespalten war, so doch aber mindestens zwei etwa gleichstarke politische Lager mit unterschiedlichem Staatsverst¨ andnis und unterschiedlicher Pr¨ agung im Wirtschaftsverst¨ andis aufwies. Als nach der Pr¨ asidentschaftswahl im November offensichtlich wurde, daß das bisherige Regime zum Zwecke des eigenen Machterhalts die Wahlen gef¨ alscht hatte, kam es insbesondere in der Hauptstadt Kiev schnell zu friedlichen Demonstrationen und Protesten, denen sich bald auch die Sicherheitsorgane sowie die Armee anschlossen und damit dem bisherigen Regime die Gefolgschaft verweigerten. Dies war, der Farbe der Partei von Yushchenko folgend, die friedliche, sogenannte Orange Revolution, die nach juristischen Scharm¨ utzeln das Ergebnis hatte, das Yushchenko am 28. Dezember 2004 als Wahlsieger bekannt gegeben und am 23. Januar 2005 in das Amt des Pr¨ asidenten eingef¨ uhrt wurde.12 Es stellt sich also die Frage, wie es einerseits zu einem derartig undemokratischen Gebaren des herrschenden Regimes kommen konnte und andererseits zur spontanen 10
Vgl. Nikolaus (2001), S. 1 ff.; Rjabcuk (2005), S. 4 ff.; Bertelsmann L¨ andergutachten (2003); Bertelsmann Transformation Index (2006), S.11 ff.; Transparency International (2004); Wilson (2005), S. 38 ff. Vgl. Kuzio (2003), S. 4; Schemjatnikow (2003); Braun (2005), S. 20 ff. 12 Vgl. Karatnycky (2005), S. 1 ff.; Dubasevych (2005), S. 2 ff. 11
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Manifestation einer Zivilgesellschaft. Letztere entfaltete sich aber nicht in der gesamten Ukraine, sondern weitgehend in den westlichen und zentralen Landesteilen, wo Yushchenko mit seiner Partei Unsere Ukraine“, zusammen mit der ebenfalls stark ” an Reformen orientierten Partei Block Timoschenko“, auch mit Abstand die meis” ten W¨ ahlerstimmen erhielt. Entscheidend war und ist, daß Yushchenko, obwohl oder weil er aus dem engen Machtzirkel um Pr¨ asident Kutschma stammte und daf¨ ur popul¨ ar wurde, eben die verkrusteten Machtstrukturen aufbrechen wollte, f¨ ur Pressefreiheit und Korruptionsbek¨ ampfung eintrat und, mit dem Willen zur Einf¨ uhrung einer am Wettbewerbsprinzip orientierten Marktwirtschaft, als wichtigstes langfristiges Ziel einen Beitritt der Ukraine zur Europ¨ aischen Union verfolgt, ohne Rußland unter Putin zu sehr zu br¨ uskieren. Im Kern zielen alle diese Ziele auf eine Schw¨ achung, eventuell sogar eine Zerschlagung der politisch etablierten und insbesondere die Grundstoffund Schwerindustrie beherrschenden Oligarchen, die entweder selbst Bestandteil des untergegangenen Regimes waren oder sich zumindest mit ihm arrangierten. Das untergegangene Regime k¨ undigte zwar gegen die Programmatik von Yushchenko eigene Massenproteste und Großstreiks im Osten und S¨ uden der Ukraine an, doch diese kamen nicht in dem Maße zustande, wie die vorherige Orange Revolution.13 Wie konnte es nun zu dieser widerspr¨ uchlichen Entwicklung kommen und worin lagen die letztendlichen Hintergr¨ unde und Ursachen daf¨ ur? Warum kam es erst zu diesem Anlaß der Wahl 2004 zu Manifestationen einer Zivilgesellschaft? Immerhin war, nach ersten Streiks im ostukrainischen Bergbau, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wie ein Katalysator Anlaß f¨ ur das erste Auftreten einer Zivilgesellschaft, aber die damaligen Manifestationen richteten sich prim¨ ar abstrakt gegen die bevormundende und menschenverachtende Informationspolitik der von Moskau ausge¨ ubten Sowjetherrschaft u ¨ber die Ukraine als Bestandteil der Sowjetunion.14 Warum war die Reaktion auf das (gef¨ alschte) Wahlergebnis gerade in der West- und Zentralukraine so ablehnend, und warum herrschte im Osten und S¨ uden der gegenteilige Fall vor? Zur Untersuchung dieser Fragen muß zur¨ uckgegangen werden in die Geschichte der Ukraine. Es geht um die Suche nach Elementen eines nationalen Selbstverst¨ andnisses der Bev¨ olkerung in der Ukraine als Vorbedingung f¨ ur die Herausbildung einer Zivilgesellschaft. Hierf¨ ur m¨ ussen die historischen Entwicklungen in Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft nach Entwicklungslinien, nach deren Kontinuit¨ aten und nach deren Bruchstellen, dargestellt und dann mit ihrem Erkl¨ arungsgehalt f¨ ur die aktuelle Situation eingewertet werden.15
13 14 15
Vgl. Simon (2005), S. 28 ff.; Karatnycky (2005), S. 7 ff.; Rjabcuk (2005). Vgl. Braun (2005), S. 18 f.; Jud (2000), S. 267 f. Vgl. Mack´ ow (2004).
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6.1.5 Geograpisch-politische Kontinuit¨ aten und Br¨ uche in der ukrainischen Geschichte Das Gebiet, auf das sich die heutige Ukraine als Staat erstreckt, ist in weiten Teilen ein historisch relativ junges Gebilde. Erst 1954 wurde die vorher russische Halbinsel Krim sozusagen als ein Geschenk Stalins unter ukrainische Verwaltung gestellt. Damit kam im S¨ uden der Ukraine ein seit l¨ angerer Zeit russisch, aber in Grenzen auch muslimisch-tatarisch gepr¨ agtes Gebiet hinzu. Damit verbunden war ein bis dahin ohnehin seit mehreren Jahrzehnten andauernder, starker Einwanderungsstrom von Russen in die ostukrainischen und s¨ udukrainischen Gebiete, in denen aufgrund der dort vorhandenen Rohstoffe eine starke Konzentration von Grundstoff- und Schwerindustrie stattfand und diese Gegenden daher f¨ ur sowjetische Verh¨ altnisse ein vergleichsweise hohes Wohlstandsniveau aufwiesen. Aufgrund der Herkunft und der Sprache der zuwandernden Industriearbeiter dominieren noch heute russische Denk- und Wirtschaftsweisen, noch gepaart mit einer gewissen Persistenz sowjetisch-sozialistischer Verhaltensmuster. 16 Bereits 1945, also vor der Angliederung der Krim, fand im Gefolge des Vormarsches der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland die Gr¨ undung der Ukrainischen Sozialistischen Volksrepublik als eine Teilrepublik der UdSSR statt; unter kommunistischer Herrschaft wurden die Ostukraine, die Westukraine, Transkarpatien und die Nordbukowina in eine geographisch-politische Einheit gefaßt. Dabei erfolgte auch eine R¨ uckgliederung der westukrainischen Gebiete, die vom nationalsozialistischen Deutschland dem Generalgouvernement zugeschlagen wurden, nachdem die im Juni 1941 in Lemberg erkl¨ arte Unabh¨ angigkeit der Ukraine bald von Hitler-Deutschland gewaltsam beendet wurde. Diese nur kurz w¨ ahrende Unabh¨ angigkeit wiederum war ein Reflex der wechselhaften Entwicklungen zwischen 1917 und 1941, in denen das Gebiet der heutigen Ukraine als ein Spielball der Interessen mehrerer anderer Staaten mehrfachen Teilungen unterworfen war: Denn im Gefolge des Ersten Weltkrieges kam es bereits 1917 zur Ausrufung zweier ukrainischer Republiken: In den Gebieten, die wie Galizien und Teile der Bukowina zur nun politisch rasch niedergehenden Habsburgermonarchie geh¨ orten, wurde einerseits eine Westukrainische Volksrepublik ausgerufen. Dieser Staat, dessen ¨ Gebiete f¨ ur seinen damaligen Olreichtum bekannt waren, war jedoch nicht nur intern weitgehend desorganisiert, sondern insbesondere die Herrschaft u ¨ber große Teile (Ost-) Galiziens weckte Begehrlichkeiten einer Eingliederung zu Polen, was unterst¨ utzt wurde ¨ von im galizischen Olgesch¨ aft investierten Unternehmen aus Frankreich und England. Trotz des Endes des Ersten Weltkrieges gingen daher die kriegerischen Handlungen in Galizien weiter und ein großer Teil des westlichen Galiziens, welcher bis nach Krakau reichte, ging 1919 als sogenanntes Kleinpolen“ an Polen. Andererseits wurde gegen ” Ende des Ersten Weltkriegs in der Ostukraine, die Bestandteil des russisches Reiches war, eine Ukrainische Volksrepublik ausgerufen. F¨ ur kurze Zeit waren 1919 beide Republiken vereint, bis eben Polen Teile Westgaliziens in seinen Staat eingliederte und, nach 16
Vgl. Janmaat (2000), S. 17 f.
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heftigen K¨ ampfen zwischen Menschewiken und Bolschewiken, 1921 die Bolschewiken in den ¨ ostlichen, vorher zaristischen Gebieten der Ukraine, aber auch in den ostgalizischen Gebieten um Lviv (Lemberg), erneut eine Ukrainische Volksrepublik ausriefen und 1922 in die UdSSR eingliederten.17 Damit waren die Gebiete der Ukraine erneut geteilt worden, nachdem bereits im 18. Jahrhundert eine Teilung des erst im 17. Jahrhundert gegr¨ undeten, gegen die damalige Vorherrschaft der polnischen Adelsrepublik (Schljachta) gerichteten und dann ebenfalls zerfallenen ukrainischen Kosakenstaates stattgefunden hatte: Im Gefolge der kriegerischen Zerschlagung der Schljachta und der Aufteilung Polens zwischen Ruߨ land, Preussen und Ostereich, gingen mit dem sogenannten rechten Ufer“ des Dnjeprs ” etwa drei Viertel der Gebiete der Ukraine, insbesondere auch die im Westen von Kiev gelegenen Landesteile, im russischen Zarenreich auf und wurden dort abwertend als Kleinrußland”behandelt. Das verbliebene Viertel, insbesondere Galizien mit der Stadt ” Lviv (Lemberg) und die Bukowina gingen an das habsburgische Reich. Dies hat noch heute wirkende Folgen dahingehend, daß seither der Osten der Ukraine, der seit etwa Ende des 16. Jahrhunderts von den aus der Westukraine stammenden Ritterkriegern der Kosaken kolonisiert worden war, starken russisch-orthodoxen Einfl¨ ussen in Kultur und Religion ausgeliefert war und ist. Die Westukraine hingegen diente dem Habsburgerreich als regionale Abrundung; die in der Westukraine ans¨ assigen V¨ olker, zum Beispiel die Ruthenen sowie dort siedelnde Polen, aber auch viele Angeh¨ orige des j¨ udischen Glaubens, gelangten so trotz einer gewissen Vernachl¨ assigung durch Wien in den lateinisch-westlich gepr¨ agten Kulturkreis. Aber sowohl f¨ ur die russischen Gebiete der Ostukraine, als auch f¨ ur die habsburgischen Gebiete im Westen, insbesondere in Galizien, galt, daß sowohl Moskau durch eine Politik der Russifizierung, als auch Wien durch eine F¨ orderung des Deutschen an den jeweiligen R¨ andern ihrer Imperien eine Herausbildung einer eigenen ukrainischen Identit¨ at zu verhindern wußten.18 Diese geografisch-politischen Trennungen f¨ uhren nun zu einer weiteren Wurzel einer heute noch nachwirkenden Zerrissenheit.
6.1.6 Kulturell-religi¨ ose Kontinuit¨ aten und Br¨ uche Die zeitweilig verwirrenden geographisch-politischen Entwicklungen auf den Gebieten der heutigen Ukraine f¨ uhrten also zu mehrmaligen Staatsgr¨ undungen, obgleich letztlich keine (Titular-) Nation auf der Basis eines einheitlichen Staatsvolkes zustande kam. Zudem kam es zu mehrfachen Teilungen in eine Ost und Westukraine, wobei letztere in ein (in großen Teilen polnisch besiedeltes) West- und ein ukrainisch“ besiedeltes Ost” galizien unterschieden werden muß. Die Teilungen der Ukraine insgesamt ging nicht nur einher mit der jeweiligen Vereinnahmung“ der angegliederten Gebiete zum einen durch ” 17 18
Vgl. Kosyk o.J.; Bischof (1994), S. 6; Frank (2005). Vgl. Kruknyc’kyj (1963); Janmaat (2000), S. 14 f.; Mack´ ow (2004), S. 146ff.; Gryzak (2000).
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Rußland beziehungsweise dann die Sowjetunion, zum anderen durch das Habsburgerreich, beziehungsweise deren Nachfolgestaaten Tschechoslowakei und Ungarn. An diese gingen ebenfalls kleine Gebiete mit ukrainischer Besiedelung, ebenso wie Westgalizien von Polen vereinnahmt wurde. Verkompliziert werden diese geographisch-politischen Entwicklungen auch noch dadurch, daß damit auch unterschiedliche kulturelle, religi¨ ose und sprachliche Einfl¨ usse geographisch wirkm¨ achtig wurden, beziehungsweise insbesondere im Rahmen einer Russifizierung wirkm¨ achtig installiert wurden, etwa im zeitweiligen Verbot oder der Herabw¨ urdigung der ukrainischen Sprache. Die innere Zerrissenheit der ukrainischen Gesellschaft in eine nun westlich“ orien” tierte Westukraine, insbesondere Galizien und die Zentralukraine, und eine russisch orientierte Ostukraine, hat eine tiefgehende, weit in die Geschichte zur¨ uck reichende Wurzel in religi¨ osen Bruchlinien: Durch die u ¨brigens maßgeblich von Regensburg ausgegangene Christianisierung der zuvor heidnisch-slavischen Kiev’er Rus seit dem 10. Jahrhundert19 , gelangte das Kiever Großreich, kurze Zeit vereinigt mit dem galizischwolhynischen F¨ urstentum, in den lateinisch-westlichen Religionskreis. Nach dem Niedergang w¨ ahrend der Mongolenherrschaft gerieten auf verwickelten Wegen, die unter anderem zur Errichtung eines von Polen, Litauen, Ungarn und der Goldenen Horde unabh¨ angigen, etwa 150 Jahre w¨ ahrenden ukrainischen, galizisch-wolhynischen F¨ urstentums f¨ uhrten, die ukrainischen Gebiete in den damals noch ¨ ostlich-orthodoxen Religionskreis des litauischen und dann des litauisch-polnischen Reiches auf. Nachdem der polnische K¨ onig Jagiello jedoch zum Katholizismus u ¨bergetreten war, wurde ab 1413 der orthodoxe Glaube in Polen und damit auch in der Westukraine massiv behindert und es erfolgte eine R¨ uckkehr dieser Gebiete in den lateinisch-westlichen Kulturkreis, in welchem sie nat¨ urlich sp¨ ater w¨ ahrend der gesamten Zeit der Habsburgerherrschaft und der sp¨ ateren polnischen Herrschaft verblieben. Jedoch war seit der Union von Brest im Jahr 1596 neben der r¨ omisch-katholischen Kirche auch die griechisch-katholische unierte Kirche stark in der Westukraine vertreten. Mit dem Zerfall des Kosakenstaates und der Eingliederung großer Gebiete der Ukraine in das russisch-orthodoxe Zarenreich w¨ ahrend des 18. Jahrhunderts, erfuhren insbesondere die nun sogenannten kleinrussi” schen“ Gebiete der Ostukraine eine Ausbreitung der russisch-orthodoxen Kirche bis hin zu einer allgemeinen Russifizierung, wobei die Bewohner der zaristisch beherrschten Gebiete der Westukraine, genauer also die Ostgalizier, immer mehr der griechischkatholischen, unierten Kirche angeh¨ orten. Unter der Sowjetherrschaft wurde dies aber bald nicht mehr toleriert, und ab den 1920er Jahren trieben die dortigen Sowjets die Ausbreitung der ukrainisch-autokephalen orthodoxen Kirche voran. Damit schafften es die Sowjets, verschiedene christliche Kirchen politisch gegeneinander auszuspielen, aber auch als Gegenpart zu nutzen gegen muslimisch-tatarische Bev¨ olkerungsgruppen auf der Krim. Dieses intervenierende Vorgehen auf der Ebene der Religion in der agrarisch gepr¨ agten Westukraine ging nat¨ urlich einher mit einer verst¨ arkten Russifizierung und Sowjetisierung der Ost- und S¨ udukraine durch russische Zuwanderung im Gefol19
Vgl. Osterrieder (2000), S. 60 f.
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ge der intensiven Industrialisierung dieser Gebiete.20 Ohne hier die letzten Feinheiten der ukrainischen Geschichte bez¨ uglich politischer und religi¨ os begr¨ undeter Teilungen und Spaltungen nachzeichnen zu k¨ onnen, wird deutlich, daß eine auch geographisch verortbare Bruchlinie zwischen dem galizisch-bukowinischen Westen der Ukraine und der politisch, kulturell und religi¨ os russisch-orthodox gepr¨ agten Ost- und S¨ udukraine verl¨ auft. Inwiefern sich diese lateinisch-westliche Orientierung im Gegensatz zu einer orthodox-russisch, o ¨stlichen Orientierung nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in der dann anstehenden Demokratisierungs- und ¨ okonomischen Transformationspolitik manifestieren konnte und welche Transformationshindernisse daraus abgeleitet werden k¨ onnen, ist nun zu diskutieren. 6.1.7 Zur Wirkm¨ achtigkeit historischer Bruchlinien in aktuellen politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozessen Aufgrund der h¨ aufigen historischen Teilungen und staatlichen Zuordnungen der Gebiete zu anderen Reichen, ist die Zusammensetzung der ukrainischen Bev¨ olkerung nicht erst seit der Gr¨ undung der modernen unabh¨ angigen Ukraine heterogen: Neben sehr vielen Russen und russisch st¨ ammigen Menschen im Osten der Ukraine, finden sich oft immer noch muslimische Tataren im S¨ uden, polnisch st¨ ammige Menschen in Galizien, aber auch Ruthenen, Ungarn usw. Gepaart mit meist langj¨ ahrigen Verboten der Herausbildung und der Nutzung der ukrainischen Sprache zu Gunsten der russischen Sprache im Osten und einer im offiziellen Verkehr bis 1917 vorherrschenden Dominanz der deutschen Sprache im habsburgischen Galizien, war die Bildung einer die ganzen ukrainischen Gebiete umfassenden nationalen Identit¨ at erschwert. Hinzu kamen die einerseits im Verlauf der Geschichte verwirrenden, letztlich aber als aktuelles Faktum zu bewertenden religi¨ osen Bruchlinien in den dennoch als europ¨ aisch anzusehenden Geschichtslandschaften.21 Doch bei eben diesen religi¨ osen Bruchlinien kann argumentiert werden, daß die lateinisch-westliche Orientierung andere Schlußfolgerungen u andnis des ¨ber das Verst¨ Einzelnen gegen¨ uber dem Staat als Obrigkeit und in der Form des Wirtschaftsstils zul¨ aßt als die russisch-orthodoxe Orientierung. Es geht also im Kern um das grunds¨ atzliche jeweilige Selbstverst¨ andnis von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft und ihrem Verh¨ altnis zueinander. Der Mensch im lateinisch gepr¨ agten Europa gilt als religi¨ os aufgekl¨ art, modernen Entwicklungen gegen¨ uber aufgeschlossen und selbst¨ andig-rational denkend. Als Individuum strebt er nicht nur nach der materiellen Verwirklichung seiner Vorstellungen von Lebensgl¨ uck, sondern hat sich auch vom Staat, aber auch von Kirchen, als Obrigkeit ebenso emanzipiert wie durch verschiedene Revolutionen von selbstherrlichen 20 21
Vgl. Kruknyc’kyj (1963); Janmaat (2000), S. 14 ff.; Mack´ ow (2004), S. 146 ff.; Jud (2000), S. 268 ff. Vgl. Goehrke (2000), S. 653 ff.; Gilly (2000), S. 13 ff.
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Eliten. Die allt¨ aglichen Auspr¨ agungen dieses Verhaltens sind ein hohes, eigenverantwortliches Arbeitsethos in Verbindung mit einer hohen, auch zu kritischen Urteilen f¨ ahigen Allgemeinbildung. Im politischen Raum ist das Denken rechtsstaatlich, pluralistisch und tolerant gegen¨ uber anderen Meinungen. Die Individuen, insbesondere die Exponenten einer von der staatlichen Obrigkeit unabh¨ angigen und ungeg¨ angelten intellektuellen Elite, sind bereit als Zivilgesellschaft oppositionell gegen jede Art von Unfreiheit aufzustehen und sich aktiv zu engagieren. Die historisch pr¨ agenden Wurzeln daf¨ ur liegen im antiken r¨ omischen Rechtsverst¨ andnis ebenso wie in der Epoche der Aufkl¨ arung, der Epoche b¨ urgerlicher Revolutionen und der demokratischen Idee der Moderne. Im Bereich der Wirtschaft wird individualistisch die Maximierung des eigenen Nutzen verfolgt. Der Markt sowie (fairer) Wettbewerb wird daf¨ ur als letztlich auch f¨ ur alle vorteilhafter Allokationsmechanismus f¨ ur G¨ uter und Dienste angesehen. Durch einen hohen Bildungsgrad und durch die Umsetzung technischer, aber auch organisatorischer und sozialer Fortschritte kann das Individuum seine Tauschposition am Markt verbessern, was Modernisierung durch Fortschritt wirtschaftlich attraktiv macht. Der Staat hat hier m¨ oglichst nur die elementaren Spielregeln“ vorzugeben und ” offensichtliche Ungerechtigkeiten und Zugangsschranken zu korrigieren. Anders wird der Mensch aus der Geschichtslandschaft des orthodoxen Europas eingesch¨ atzt: Hier wird eine u ¨ber Jahrhunderte der Zaren-, aber auch der sowjetischen Nomenklatura-herrschaft durchgesetzte Tradition angenommen, die mental ein menschliches Verhalten gepr¨ agt hat, welches kritiklos an der Obrigkeit der weltlichen sowie geistlichen Eliten orientiert ist. Bis auf Ausnahmen einzelner revolution¨ arer Umbr¨ uche, an deren Ende wieder selbstherrliche Eliten standen, ist die breite Masse der Bev¨ olkerung wenig interessiert an individueller Entfaltung in Politik und Wirtschaft. Im Bereich der Wirtschaft findet sich statt spontanem Eigenengagement und Eigeninteresse eine mit geringem Arbeitsethos verbundene, passiv ausf¨ uhrende Orientierung an Vorgaben von Feudalherren oder Direktoren, also der Eliten. Aufgrund archaischer, patriarchialischer Werthaltungen und Verhaltensweisen herrscht eine allgemeine Resistenz gegen Modernisierungen und Ver¨ anderungen vor, seien sie technischer, sozialer, wirtschaftlicher oder politischer Art. Diese beiden, h¨ ochst unterschiedlichen Formen von Herrschafts- und Wirtschaftsstilen haben nat¨ urlich auch unterschiedliche Dimensionen auf die Art und Weise, wie und welche G¨ uter produziert werden, und damit auch, was konsumiert wird. Dies schl¨ agt sich auch nieder in unterschiedlichen Vorstellungen u ¨ber die Organisationsstruktur einer Wirtschaft, welche einerseits der dezentralen und individuellen Entscheidung am freien Markt folgen kann, andererseits einer absolut zentralen, von oben erfolgenden und dann strikt autorit¨ ar kontrollierten Planung. Wird die heutige, westlich-lateinische Pr¨ agung nun gleichgesetzt mit der dezentral organisierten Marktordnung, die ¨ ostlichorthodoxe Pr¨ agung mit der ehemaligen kommunistischen Zentralplanung, dann wird evident, daß diese beiden extremen Organisationsformen generell sowohl einen unter-
130
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
schiedlichen Umgang mit Hierarchien und Entscheidungstr¨ agern erfordern, als auch ein unterschiedliches Verst¨ andnis von Eigentum. Bei einem unmittelbaren Zusammenprall dieser beiden Politik- und Wirtschaftsstile in einem sich ohnehin im ¨ okonomisch schwierigen Transformationsprozess befindlichen Land f¨ uhrt dies, wenn hier eben wie in Polen kein nationaler Konsens u ¨ber den gemeinsamen Weg in die Zukunft herrscht, zu einer wechselseitigen Blockade der eigentlich objektiv zu ergreifenden, notwendigen Maßnahmen. 6.1.8 Bewertung und Ausblick Die wechselseitige Blockade aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen u ¨ber den richti” gen Weg“, beziehungsweise das de-facto Beibehalten alter Hierarchiestrukturen bis zur Pr¨ asidentschaft von Yushchenko ab der Jahreswende 2004/05, ist ein Charakteristikum der Ukraine; den gleichen Weg einer nur kosmetischen, nicht aber fundamentalen politischen und wirtschaftlichen Ver¨ anderung praktiziert derzeit noch Bel´ a Rus. Mit dem Willen des de-facto-Beibehaltens der alten Hierarchiestrukturen in Verbindung mit einem Willen der individuellen Bereicherung bei der alten Nomenklatura, zum Beispiel der Betriebsdirektoren, ist auch erkl¨ arbar, warum der Transformationsprozeß“ entge” gen der Transformationstheorie in der Ukraine mit der Privatisierung eingeleitet wurde, und warum die ersten beiden Phasen der Privatisierung so wie gezeigt ausgestaltet wurden: Die Vertreter des alten Regimes und des alten Denkens konnten sich damit die bisherigen politischen Hierarchiestrukturen und Machtpositionen sichern, nun gepaart mit pers¨ onlicher Eigentums- und Verf¨ ugungsgewalt u ¨ber wertvolle Ressourcen und Produktionsbetriebe. Ab dem Zeitpunkt der Sicherung dieser individuellen Claims“ konnte ” im weiteren Vorgehen nur noch das reformfeindliche Ziel der Bewahrung der althergebrachten Strukturen Vorrang haben. Erst mit Yushchenko hat nun offenbar das wirklich und umfassend reformfreudige Lager das Ruder u ¨bernommen und will den Weg in den Westen, in die EU, bereiten. Dies war und ist das Ziel der Ukrainer in Galizien und in der Zentralukraine, die immer schon geographisch, kulturell und religi¨ os in der westlich-lateinischen Geschichtslandschaft verankert waren. Schon w¨ ahrend des Wahlkampfes 2004, aber auch noch verst¨ arkt 2005, wiesen wichtige gesamtwirtschaftliche Indikatoren auf einen wirtschaftlichen Aufschwung hin.22 Auf den ersten Blick scheint die Ukraine damit auf einem guten Weg zu sein. Als die mit ¨ einem Ubereifer an Reformaktivit¨ aten gestartete, bei der Macht¨ ubernahme von Yushchenko zur Premierministerin ernannte Timoschenko jedoch im Rahmen der Privatisierung eines Großbetriebes zugunsten befreundeter Gesch¨ aftsleute interveniert hatte und gegen andere enge Mitarbeiter von Yushchenko Korruptionsvorw¨ urfe laut wurden, 22
Vgl. Bundesagentur f¨ ur Außenwirtschaft (2005), S. 5 ff.
Transformationsprobleme der ukrainischen Volkswirtschaft und Gesellschaft
131
entließ Yushchenko die Regierung. Damit zeigte Yushchenko, daß nicht nur die Medienberichterstattung nun unabh¨ angig war, sondern daß es ihm auch ernst war mit der Bek¨ ampfung der Korruption.23 Jedoch weist die Ukraine ein eigenartiges, polit-¨ okonomisches Charakteristikum auf: Der wirtschaftlich potenteste Landesteil ist die russisch-orthodox gepr¨ agte Ostukraine, die sich in der Hand der reformfeindlichen Oligarchen befindet. Der weltweite Stahlboom und damit auch die Nachfrage nach Stahl bringt damit der Ukraine einen Aufschwung, dessen wirtschaftliche Basis aber eben im industrialisierten Osten ist. Der umfassende Demokratisierung, Wettbewerb und Marktwirtschaft fordernde, geographisch und kulturell westliche Teil der Ukraine ist jedoch wirtschaftlich, verglichen mit dem Osten, unterentwickelt und arm. Neben den kulturellen Unterschieden hat sich insbesondere in der kurzen Zeit seit Eintreten des Stahlbooms auch noch die wirtschaftliche Kluft zwischen dem reformfeindlichen, aber reicheren Osten und dem reformfreundlichen, aber armen Westen vertieft. Daher entbehrt es durchaus keiner gewissen hegemonialen Logik, wenn Rußland der nun nach der EU strebenden aktuellen Regierung der Ukraine hohe Kosten f¨ ur eine weitere wirtschaftliche Entwicklung aufb¨ urdet. Die Erh¨ ohung der Preise f¨ ur russische Gaslieferungen an die auf Energieimporte angewiesene Ukraine auf Weltmarktniveau, aber nach wie vor die Gaslieferungen zu deutlich niedrigeren Vorzugspreisen an das Moskau treu ergebene Bel´ a Rus, weist damit durchaus disziplinarischen Charakter und ein orthodoxes Herrschaftsverst¨ andnis auf: Wer westlich sein will, soll auch zahlen wie der Westen.“24 Eine derartige ex” terne Intervention kann nun zweierlei bewirken: Entweder eine erneute St¨ arkung des russischen Elements“ in der Ukraine, was sicher von Moskau beabsichtigt ist und den ” ost-ukrainischen Oligarchen politisch in die H¨ ande spielen kann, oder ein gemeinsames Zusammenstehen aller Ukrainer in der Form eines Konsenses u arkte ¨ber eine nun verst¨ Orientierung an die Europ¨ aischen Union.
6.1.9 Literatur Banaian, K. (1999): The Ukrainian Economy since Independence, Northhampton: Edward Elgar, S. 121 ff. Bertelsmann L¨ andergutachten (2003): Bertelsmann L¨ andergutachten Ukraine 2003, G¨ utersloh unter http://www.bertelsmann-transformation-index.de/28.0.html. Bertelsmann Transformation Index (2006): Politische Gestaltung im internationalen Vergleich, G¨ utersloh: Bertelsmann (www.bertelsmann-transformation-index.de), S.1 ff. 23 24
Vgl. McMinn (2005); Wachsmuth (2005), S. 1 ff. Br¨ ossler (2006), S. 4.
132
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
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Transformationsprobleme der ukrainischen Volkswirtschaft und Gesellschaft
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Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
135
6.2 Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990 - ein voller oder partieller Erfolg Ks. Prof. Dr. Andrzej Kry´ nski, Rektor; Dr. Piotr Grabowski, Akademia Polonijna, Czestochowa, Polen
6.2.1 Einf¨ uhrung Die Gr¨ undung der Gewerkschaft Solidarnosc“, der ersten unabh¨ angigen großen gesell” schaftspolitischen Organisation im sowjetisch dominierten Ostblock, war eine Grundlage f¨ ur den rapiden Verfall des Kommunismus in den mittel- und osteurop¨ aischen L¨ andern. Zehn Jahre sp¨ ater brach das B¨ ose Imperium“ zusammen. Polen gewann ” die volle Unabh¨ angigkeit und die Berliner Mauer fiel, worauf die Wiedervereinigung Deutschlands folgte. Diese Welle der Unabh¨ angigkeit erreichte auch andere L¨ ander, wie z. B. Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rum¨ anien. Der kommunistischen Besatzung entflohen Litauen, Lettland, Estland, die Ukraine und andere Republiken des damaligen sowjetischen Imperiums. Die geopolitische Lage in Europa und auf der Welt anderte sich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus radikal. ¨ Die Erlangung der Unabh¨ angigkeit l¨ oste in den nun freien Staaten einen komplexen gesellschaftlichen Transformationsprozess aus, der drei grundlegende Bereiche umfasst:25 Politik, Wirtschaft und Kultur. Im Bereich der Politik beruht die Transformation auf der Entwicklung von Mechanismen und Institutionen eines demokratischen Staates, die eine notwendige Bedingung f¨ ur die Abkehr vom Gebotsystem“ sind. Nur die ” Entwicklung einer freien Marktwirtschaft, in der M¨ arkte, Marktmechanismen und eine freie Interaktion unabh¨ angiger Wirtschaftssubjekte (Unternehmer und Haushalte) exis¨ tieren, k¨ onnen die grundlegenden Probleme der Okonomie, also die optimale Allokation der begrenzen Vorr¨ ate, l¨ osen. Gegenstand, Adressaten sowie Art und Weise der Produktion26 liegen nicht mehr im Entscheidungsbereich der Politik, sondern resultieren aus den freien Entscheidungen der souver¨ anen Marktteilnehmer.
25
Daniel Bell unterscheidet drei grundlegende und zusammenh¨ angende Bereiche, die das gesellschaftliche System bilden. Es sind: die Politik, in der die Beteiligung das Hauptprinzip ist, die Wirtschaft, in der Sparsamkeit im Bewirtschaften der Ressourcen im Mittelpunkt steht, und die Kultur, die zur Selbstverwirklichung und Entwicklung f¨ uhrt. Vgl. Bell, D. (1976), S. 19 f. 26 Vgl. Begg, D./Fischer, S./Dornbusch, R. (1993).
136
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
6.2.2 Geschichtliche Entwicklung Am Anfang der Ordnungstransformation in den 90er Jahren musste Polen - ¨ ahnlich wie die anderen L¨ ander des Ostblocks - Erfahrungen aus u ¨ber 50 Jahren Koexistenz in einem totalit¨ aren System hinter dem Eisernen Vorhang aufarbeiten. Dieser Zeitraum war f¨ ur diese L¨ ander gepr¨ agt durch eine Unterentwicklung im Vergleich zu den westlichen L¨ andern der freien Welt. W¨ ahrend Letztere nach dem Wahnsinn des 2. Weltkriegs prompt auf den zivilisatorischen Entwicklungsweg zur¨ uck fanden, gepr¨ agt durch hohes Wirtschaftswachstum, wurden die L¨ ander hinter dem Eisernen Vorhang gezwungen, in die Gegenrichtung zu marschieren. Die Nachwirkungen dieser gesellschaftswirtschaftlichen Struktur hinterließen eine Reihe von Barrieren, die die Ordnungstransformation nach dem Erlangen der politischen Freiheit komplizieren und erschweren. Die negativen Faktoren der postkommunistischen Belastung lassen sich relativ genau identifizieren. Insbesondere zwei Faktoren zeigen sich als besonders weitreichend in ihren hemmenden Auswirkungen f¨ ur den Transformationsprozess der Wirtschaftssysteme. Zum einen fehlte und fehlt es in vielen Bereichen an dem n¨ otigen Know how (Wissensbarriere) und zum anderen bestanden und bestehen hinsichtlich der wirtschaftlichen Infrastruktur starke Einschr¨ ankungen (Wirtschaftsstrukturbarriere). Wissensbarriere - Gesellschaftskapital Wirtschaftssysteme sind dynamisch, flexibel, und je nach geschichtlichem Zeitraum spielen diese oder jene Faktoren eine dominierende Rolle in ihrer effektiven Konstruktion. Im Rahmen einer unentbehrlichen geschichtlichen Analyse lassen sich die wirtschaftlichen Aktivit¨ aten des Menschen in vier unterschiedliche Gesellschaftsformen einordnen: 1. Preagrare Gesellschaft, 2. Agrare Gesellschaft, 3. Industrielle Gesellschaft, 4. Wissens- oder Informationsgesellschaft. Die Wesentlichen Elemente der jeweiligen Etappe bildet Tabelle 6.1 noch etwas genauer ab. Die uns interessierende, gegenw¨ artige vierte Etappe (knowledge-based economy)27 ist ein Ergebnis der Entstehung und rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien in den letzten 40 Jahren. Der u ¨beraus erfolgreiche Einzug 27
Dabei handelt es sich um eine wirtschaftliche Ordnung, in der das Wissen und nicht Arbeit, Rohstoffe ” oder das Kapital zur Schl¨ usselressource geworden sind. In dieser soziale Ordnung, innerhalb derer die Hauptherausforderung in der durch soziale Unterschiede im Wissensniveau verursachten Ungleichheit liegt, ist es die Regierung, die soziale und wirtschaftliche Probleme nicht l¨ osen kann.“ Drucker, P.F. (1994).
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
137
Tabelle 6.1 Etappen der Menschheitsentwicklung: vom agraren Zeitalter bis zur Informationsgesellschaft Etappe
Entdeckungen
T¨ atigkeit
Gesellschaftliches System
Grundvorr¨ ate
zeitliche Einordnung
preagrar
keine
J¨ agerei, Sammeln
Nomaden
Physische Kraft
Menschenanfang
agrar
Metallbearbeitung
Ackerbau
Bauernsiedlungen
Boden
seit 7000-8000 v. Ch.
industriell
Dampfmaschine
Waren erzeugen
Industriest¨ adte
Kapital
mit Wende des 17. und 18. Jhs.
Informationsgesellschaft
Computer, Internet
Dienstleistungen
Vorstadtgesellschaft
Wissen
seit 2. H¨ alfte des 20. Jhs.
Quelle: In Anlehnung Bell, D. (1973), Toffler, A./ Fala, T. (1995) und Sadler, P. (1997).
in fast allen Bereichen des Alltagsleben mit umfangreichen Auswirkungen auf Wirtschaftsstrukturen sowohl mikro¨ okonomischer als auch makro¨ okonomischer Ebene, wird als Informatische Revolution bezeichnet. Die mit dieser Revolution einhergehenden Ver¨ anderungen, ihre Dynamik und das heute noch nicht absehbare Ende dieser Gesellschaftstransformation, werden tiefere und breitere Folgen in ihrem Ausmaß haben, als die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Ein weiterer wichtiger Faktor hat seine Genese viel fr¨ uher als die Informatische Revolution in der 2. H¨ alfte des 20. Jahrhunderts. Er ist eng mit dem Namen John Keyns und seinen Ideen u ¨ber die Funktionsweise und den Aufbau von Wirtschaftssystemen beginnend in den 30er Jahren bis in die Gegenwart hinein verbunden. Alle gegenw¨ artig funktionierenden freien Marktwirtschaften wurden mehr oder weniger stark durch den Keynsianismus beeinflusst. Diese Erscheinung der dauernden Institutionalisierung der M¨ arkte“ und damit als Einschr¨ ankung der ” von Adam Smith als unsichtbare regelnde Hand des Marktes“ durch wirtschaftliche In” terventionen des Staates wird deutlich am Beispiel des st¨ andig steigenden Anteils des offentlichen Sektors in der Wirtschaftsstruktur. ¨ F¨ ur Polen und die anderen postkommunistischen Staaten bildet das Informationsund Kommunikationstechnologiezeitalter mit seinen Elementen Keynsianischer Theorien eine zus¨ atzliche Herausforderung. Zur Verdeutlichung soll an dieser Stelle ein Beispiel herangezogen werden. Stellen wir uns ein modernes Wirtschaftssystem als einen immer schneller fahrenden Zug vor. Alle wollen nat¨ urlich mit dem Zug mitfahren. Ein Teil
138
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
Tabelle 6.2 Ausgaben der ¨ offentlichen Hand (in Prozent vom BIP) in ausgew¨ ahlten Jahren Land
1880
1913
1938
1960
1980
1993
2000
2004
EU-15
ca. 8
ca. 13
ca. 30
ca. 35
45
54
46
48
USA
ca. 6
8
17
24
30
36
32
34
Quelle: In Anlehnung an Polarczyk, K. (ohne Jahr).
sitzt in dem Zug seit der ersten Station - USA, Deutschland, Großbritannien usw., ein weiterer Teil der Fahrg¨ aste ist zugestiegen, als der Zug noch langsam fuhr - Spanien, Portugal, Griechenland. Polen und andere postkommunistische L¨ ander ¨ ahneln eher Passagieren, die in zu kleinen Schuhen m¨ ude nach mehreren Marschstunden den Bahnhof fast erreicht haben und in diesem Moment sehen, wie der Zug abf¨ ahrt und immer schneller wird. Es bleibt ihnen also nichts anderes u ¨brig, als sich zu fassen und mit aller Verzweiflung dem Zug zu folgen, um noch auf den letzten Waggon aufzuspringen. Die Wissensbarriere des Gessellschaftskapitals im Transformationsprozess darf nun aber nicht so verstanden werden, als ob in den postkommunistischen Gesellschaften ein v¨ olliger Zivilationsstillstand erfolgt, der sogar zu einer R¨ uckkehr in die Barbarei, in die H¨ ohlen dieser Welt oder auf die B¨ aume der Urw¨ alder f¨ uhrte. Es handelt sich hier eher um einen Bruch auf gesellschaftlichem Niveau (Beziehung zwischen Staat und B¨ urger) und nicht auf individueller Stufe. Ein totalit¨ ares System beruht auf Drohungen und nicht auf allgemeiner Akzeptanz. Die Gesellschaft funktioniert in solch einem System, weil sie keine andere Alternative sieht oder wahrnehmen kann. In dem Moment, wo ein ¨ bestimmter Teil der Gesellschaft zur Uberzeugung kommt, dass das totalit¨ are System hinf¨ allig ist oder zusammenbrechen wird, wird es auch zusammen brechen. Auf individueller Ebene wird das Systems jedoch negiert. Die b¨ urgerliche Einstellung innerhalb eines solchen Systems beruht auf dem Brechen der aufoktroyierten staatlichen Rechtsordnung und nicht in seiner Akzeptanz. Der Diebstahl von Getreide, Futter, D¨ ungemitteln, Treibstoff aus staatlichen Betrieben und aus dem Kolchos war r¨ uckblickend betrachtet einerseits als Kampf gegen den Totalitarismus zu interpretieren, andererseits aber auch ¨ eine Art von Uberleben. Als Res¨ umee bleibt festzuhalten, dass die aus dem Kommunismus hervorgegangene Gesellschaft eine kollektiv verwirrte Moralit¨ at besitzt und sich nicht mit dem Staat identifiziert und seine Autorit¨ at anerkennt. Solche Einstellungen lassen sich durchaus begr¨ unden, auch im ethischen Ausmaß - f¨ ur ein totalit¨ ares System. Sie sind aber zugleich t¨ odlich f¨ ur die Demokratie und eine freie Marktwirtschaft, die umgekehrt andere Einstellungen, die Achtung der Rechtsordnung und die Akzeptanz des Staates und seiner Institutionen verlangen.
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
139
Wirtschaftsstrukturbarriere Das kommunistische System beruht vor allem auf der Ideologie der Politik. Sie hatte die Oberhand u ¨ber die anderen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebensaktivit¨ aten. Die Wirtschaftsstruktur in kommunistischen Systemen basierte demnach nicht auf dem ¨ okonomischen Prinzip“, also dem Paradigma der optimalen und ef” fektiven Allokation begrenzter G¨ uter, sondern in prim¨ ar ideologischen Kriterien. Sie beziehen sich auf alle Aspekte der G¨ uterallokation. Beginnend bei der Einschr¨ ankung von Eigentum (nur staatlich) u ¨ber Betriebsorganisationen (nur Staatsbetriebe) bis hin zur Platzierung von Investitionen (Nowa Huta bei Krakau). Das Ergebnis eines solchen Vorgehens verdeutlicht die Aussage von Prof. R. Krawczyk: Die Polnische Wirtschaft ” ist wesentlich anders als eine Marktwirtschaft konstruiert und darauf beruht ihre Eigenschaft in der Krise. (. . . ) Die Folge des Sozialismus f¨ uhrte in unserm Land zu einer Struktur von staatlichem Produktionsverm¨ ogen, entsprechend zentralistisch gesteuerter Produktionsstruktur, Besch¨ aftigung und Konsum, die aber nicht zu einer Marktwirtschaft passt. Die Wirtschaftsstruktur an sich bildet eine Barriere in der Transformation. Das Wesen des Sozialismus ist Konzentration und Monopol der Produktion und des Vertriebs in staatlichen H¨ anden“28 . Zusammenfassend bestand in den 80er Jahren das polnische Wirtschaftsmodell aus einer Befehlswirtschaft“ mit dominierendem Anteil ” des staatlichen Sektors von u ¨ber 90% der Industrieproduktion.
6.2.3 Aktuelle Situation 15 Jahre in der Geschichte eines Volkes sind nicht viel, aber f¨ ur die Beurteilung der gegenw¨ artigen Situation ist es ein ausreichend großer Zeitraum, um eine Einsch¨ atzung vornehmen zu k¨ onnen. Es kann nach Erfolgen und Misserfolgen der Systemtransformation gefragt werden. Methodologisch kann auf zweierlei Weise vorgegangen werden. Es kann zum einen isoliert die Lage Polens in den 80er Jahren mit der Gegenwart verglichen werden. Zum anderen kann ein offenes Bezugsystem herangezogen werden, in dem der Erfolg und Misserfolg Polens mit den anderen postkommunistischen L¨ andern verglichen wird. Isolierte Betrachtung Polens Wie Tabelle 6.3 veranschaulicht, l¨ asst sich ein deutlicher Erfolg feststellen. Alle Wirtschaftsindizes zeigen eindeutig positive Tendenzen. Vergleichende Betrachtung postkommunistischer L¨ ander Das Bild der polnischen Wirtschaft gestaltet sich nicht so optimistisch, wenn man ein offenes Bezugssystem anwendet. Der Vergleich mit anderen L¨ andern Mittel- und Osteuropas zeigt es. Polen, als Initiator und anf¨ anglichem Leader der Umwandlung im ehemals kommunistischen Europa, verliert deutlich am Anfang des 21. Jhs. Es verliert 28
Rafal Krawczyk (1990), S. 111.
140
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
Tabelle 6.3 Ausgew¨ ahlte Wirtschaftsindizes f¨ ur Polen zwischen 1990 und 2002 Jahr
Besch¨ aftigung in %
Inflation in %
Dynamik des
privat
staatlich
BIP in %
1990
56
44
61 (1991)
-10
2002
23
77
0,5
2
Quelle: Eigene Bearbeitung
nicht nur im Vergleich mit Ungarn, Tschechien und der Slowakei, sondern auch im Hinblick auf die ehemaligen sowjetischen Republiken Litauen, Lettland und Estland. Letztere begannen bereits am Anfang der 90er Jahre noch unter sowjetischer Besatzung scharfe Reformen einzuf¨ uhren. Sie haben die verlorene Zeit eingeholt und u ¨berholten sogar Polen. Solch ein Tatbestand kann in der polnischer Gesellschaft Unruhe und Frustration wecken. Besonders ung¨ unstige Tendenzen lassen sich insbesondere zu Beginn des 21. Jhs. beobachten, als Polen die Position des Leaders verlor. Das Bruttoinlandsprodukt in Polen war in den 90er Jahren h¨ oher als bei den 2004 zur EU beigetretenen L¨ andern. Aber seit einigen Jahren hat sich diese Tendenz umgekehrt.
Tabelle 6.4 Vergleich des realen BIP zwischen Polen und dem Durschnitt der 2004 zur EU beigetretenen L¨ andern (Litauen, Lettland, Estland, Tschechen, Slowakei, Ungarn, Polen) 1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
Polen
5,2
7
6
6,8
4,8
4,1
4
1
1,4
3,8
5,3
8 neu beigetretene L¨ ander
1,5
4
4,2
5,4
4
2
4,4
4,3
4,3
4,4
5,4
Quelle: Eigene Bearbeitung auf der Grundlage von Eurostat-Statistiken Der Vergleich des Bruttoinlandsprodukt-Index per capita zwischen Polen und den anderen L¨ andern ist eher negativ. 2003 betrug der Gewinn per capita 10,8 Tausend USD und nur Lettland hatte einen niedrigeren Index. Dagegen lag der Index in Slowenien bei 19,6 Tausend USD, in Tschechen bei 15,6 Tausend USD, in Estland bei 12,2 Tausend USD und in Litauen bei 11 Tausend USD.
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
141
Tabelle 6.5 Gewinn per capita in den neuen EU-L¨ andern im Vergleich zum Durchschnitt der 15 alten EU-Mitglieder 2000
2001
2002
2003
2004
Slowenien
66%
67%
68%
70%
72%
Tschechien
58%
60%
61%
62%
64%
Ungarn
48%
51%
54%
55%
56%
Slowakei
43%
44%
46%
47%
48%
Estland
39%
40%
42%
44%
46%
Litauen
34%
37%
38%
41%
44%
Polen
42%
41%
41%
42%
43%
Lettland
32%
34%
35%
37%
40%
Quelle: Eigene Bearbeitung auf der Grundlage von Eurostat-Statistiken, (Durchschnitt der 15 EU L¨ ander entspricht 100%) Die an den Indizes ablesbare Lage spiegelt sich auch bei den Haushalten wider. Ein durchschnittlicher Staatsb¨ urger Polens hatte f¨ ur seinen Unterhalt ca. 1950 Euro j¨ ahrlich, ein Tscheche etwa 2600 Euro zur Verf¨ ugung. Ein Slowenier, der reichste von allen Mittel- und Osteurop¨ aer, verf¨ ugte u ahrlich. Die Disproportionen ¨ber 4500 Euro j¨ sind also wesentlich. Besonders beunruhigend ist die Polarisation der Einkommen in Polen. Auf der einen Seite eine kleine Finanzoligarchie, auf der anderen Seite Not bei der Mehrheit der Gesellschaft. Nach dem Hauptstatistikamt war die Zahl derer, deren Einkommen 1996 unter dem sozialen Minimum lag, bei unter 8 Millionen, dagegen u alfte der polnischen ¨berschritt sie 2003 die 22 Millionen. Das bedeutet, dass die H¨ Gesellschaft an der Grenze des sozialen Minimums lebt. Wesentlich stieg auch die Zahl der Personen an, die in bitterem Elend leben. Sie wuchs von weniger als zwei Millionen 1996 auf vier Millionen im Jahre 2003. Die Lage verbessert sich nicht. Laut der neusten Angaben von Prof. Mieczyslaw Kabaj aus dem Instytut Pracy i Polityki Socjalnej“ in ” Warschau lagen u ¨ber 7 Millionen Polen mit ihrem Unterhalt unter der Elendsgrenze. Das bedeutet, dass in dieser Gruppe ein durchschnittlicher Pole weniger als 10 Zloty (2,5 Euro) pro Tag hat. Das ist nicht nur fatal, sondern tragisch“ gibt Prof. M. Kabaj zu ” bedenken29 . Die Folgen dieser Entwicklung f¨ ur die Zukunft des sozial-wirtschaftlichen Systems k¨ onnen f¨ ur Polen tragisch sein. Wenn sich die Tendenz nicht ¨ andert, geht Polen in Richtung des Musters aus der Dritten Welt. Eine verschwindende Mittelklasse 29
Vgl. Rosnie bogactwo i przybywa biedy“ (2005). ”
142
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
hat keine Bedeutung mehr und die Mehrheit der Gesellschaft bilden B¨ urger, die an der Grenze des sozialen oder biologischen Minimums leben. 6.2.4 Die Ursachen Aber was sind die Ursachen f¨ ur diese negative Tendenz der letzten Jahre? Welche Faktoren trugen dazu bei, dass Polen von einem Vorreiter der Transformation in MittelOsteuropa zu einem Außenseiter wurde? Die Antwort auf diese Frage ist entgegen allen Anscheins nicht allzu schwer. Die Schuld daran tr¨ agt die sozial-wirtschaftliche Politik, die in der letzten Zeit betrieben wurde. Der Grundfehler der gesamten Transformation liegt in der institutionellen Umgestaltung des Systems. Es besteht kein Zweifel, dass nach dem Kommunismus das institutionelle Umfeld des Systems umgebaut werden musste, denn die Kr¨ afte und das Handeln eines totalit¨ aren Staates, was der Kommunismus durchaus war, sind anders als die eines demokratischen Staates. Das Problem ist demnach folgender Natur. Als sich der Staat aus manchen Breichen des Systems zur¨ uckgezogen hatte, h¨ atte er gleichzeitig andere Bereiche st¨ arken sollen. Das gegenw¨ artige Model der entwickelten Demokratien ist trotz der auftretenden Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten ein System, das als ein institutioneller Liberalismus bezeichnet werden kann. Wie es scheint, wurde dieses Modell von zwei grundlegenden Faktoren mitbestimmt: von den Erfahrungen aus der Krise in den ¨ 30-er Jahren und von keynsianischen Uberlegungen, die die Antwort auf diese Krise darstellten. Von diesem Zeitpunkt an war der Staat ein festes Element eines sozialwirtschaftlichen Systems und es besteht wahrscheinlich keine M¨ oglichkeit mehr, zum liberalen Wirtschaftsmodell aus dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts zur¨ uckzukehren. Diese Zeiten, so scheint es, sind vorbei und kommen nicht mehr zur¨ uck. Selbstverst¨ andlich ist das im 20. Jahrhundert gestaltete Modell keinesfalls statisch und es gibt Ver¨ anderungen. Aber die Pendelbewegungen dieser Ver¨ anderungen sind ziemlich eingeschr¨ ankt. Der Staat greift manchmal zu tief in die Wirtschaft ein und dann tauchen Spitzenreiter auf, die relativ schnell eine entgegengesetzte Bewegung verursachen, wie es der Fall Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war. Als Beispiel daf¨ ur k¨ onnen hier die Regierungen Thatcher in Großbritannien und Reagan in den USA angef¨ uhrt werden. Nichtsdestotrotz sind weder die erw¨ ahnten Regierungschefs noch einer der k¨ unftigen Machttr¨ ager im Stande, die Rolle eines Staates auf das Niveau des ¨ offentlichen Finanzsektors kleiner als 30% des Bruttoinlandsproduktes zu reduzieren.
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
143
Die Leistungsf¨ ahigkeit der heutigen sozial-wirtschaftlichen Systeme scheint das Ergebnis der drei Grundbedingungen zu sein: 1. der individuellen Kreativit¨ at der B¨ urger, 2. der institutionellen Leistungsf¨ ahigkeit des Staates, 3. entsprechend gestalteten Funktion des Staates. Georg Gilder schreibt: (. . . )Der Glaube und das Vorstellungsverm¨ ogen sind die wichtigsten Kapitalg¨ uter ” der Wirtschaft. Der Reichtum liegt in einem gr¨ oßeren Maße im Zustand des Geistes als in dem des Geldes. (. . . ) Die einzige stabile Plattform unter den Ersch¨ utterungen und Trugbildern ist das disziplinierte Hirn. Die Dinge schmelzen, aber der Geist und der Wille k¨ onnen vor einer Menschenmenge augenblicklich aufleuchten, den Himmel mit ihren Visionen entfachen. (. . . ) Es ist nichts m¨ orderischer f¨ ur die menschlichen ¨ Errungenschaften als die Uberzeugung, dass die Anstrengung nicht belohnt wird und die Welt ein d¨ usterer Ort ist, in dem ausschließlich Gauner und Bevorzugte vorankommen k¨ onnen.(. . . )“ 30 . Mit anderen Worten, der Geist der individuellen Unternehmermotivation innerhalb solch einer institutionellen Ordnung, die einerseits seine Kreativit¨ at nicht lahm legt und andererseits kein Individuum bevorzugt, ist das Fundament der Leistungsf¨ ahigkeit eines sozial-wirtschaftlichen Systems. Diese Bedingungen sind nicht brauchbar, sondern unentbehrlich. Um erfolgreich zu sein, m¨ ussen sie alle erf¨ ullt werden. In Polen ist eine solche Situation leider nicht eingetreten, denn nur die erste Bedingung wurde erf¨ ullt. Nach der Befreiung ging der Prozess der Anpassung an die neuen Verh¨ altnisse, den neuen Markt und den Unternehmungsgeist sehr schnell vonstatten, obwohl man viele Generationen lang in einem System der Planwirtschaft gelebt hatte. Die Polen waren aufnahme- und anpassungsf¨ ahig. Leider ging dieser Prozess auf der Ebene der individuellen Kreativit¨ at vonstatten, ohne von einem gleichzeitigen Aufbau der institutionellen Leistungsf¨ ahigkeit des Staates begleitet zu werden. Hier dr¨ angt sich nat¨ urlich die Frage nach den Ursachen des Misserfolgs beim Aufbau des institutionellen Umfelds der Wirtschaft auf. Die Antwort liegt auf der Hand. Die Schuld daran tr¨ agt die falsche Politik bei der Umgestaltung der Gesellschaftsordnung, die von einer schwachen Machtelite betrieben wurde. Es war falsch, die Menschen der ehemaligen Gesellschaftsordnung an dem Prozess der Umgestaltung zu beteiligen31 . Infolge dessen erf¨ ullte sich der Alptraum der polnischen Bev¨ olkerung: der Kommunismus ” 30 31
Gilder, G (1989). Vgl. Staniszkis, J. (1995).
144
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
hat verloren, die Kommunisten haben gewonnen“. Dass dieses Szenario m¨ oglich war, wusste man schon einige Jahre zuvor. Im Jahre 1995 schrieb Prof. Jadwiga Staniszkis: Es u ¨berlebten diejenigen, die sich dank der besonderen Lage im alten Regime eine ” gute Finanzierung, Importdevisen und Zugang zu Lizenzen gesichert hatten.“ 32 Wenn wir das oben erw¨ ahnte Beispiel mit dem rasenden Zug wieder aufgreifen wollen, h¨ atte man f¨ ur alle die gleichen Voraussetzungen, in ihn einzusteigen, schaffen sollen. Dies geschah aber nicht. Daher entstand in Polen ein eigenartiges Hybrid, also eine Zwitterbildung - ein Marktsystem ohne Staat. Die Folge davon ist der wenig ruhmreiche und schlechteste Platz Polens in Europa bei der Korruption mit der Punktanzahl von 3,6 auf einer Skala von 1 bis 10 im Jahre 2004, wie es der Corruption Perceptions Index zeigt. Von Jahr zu Jahr belegt Polen einen immer schlechteren Platz mit einer immer kleineren Punktanzahl. Im Jahre 1996 waren es 5,5 Punkte, 2001 vier Punkte. Polen u ander wie Uruguay oder Botswana. Dass in solch einem ¨berholen bereits solche L¨ System eine Oligarchie entsteht, die das privatisierte Staatsverm¨ ogen an sich reißt, und gleichzeitig die Mehrheit der Bev¨ olkerung auf das Niveau des Existenzminimums herabgesetzt wird, ist eine Selbstverst¨ andlichkeit. Das Verh¨ altnis zwischen Ursache und Wirkung bedarf hier keiner weiteren Erkl¨ arungen.
6.2.5 Die Zukunft Der Mensch verf¨ ugt leider u ahigkeiten. Die Un¨ber keine angeborenen prophetischen F¨ sicherheit u oglicherweise u ¨ber die m¨ ¨berraschenden Entwicklungen des morgigen Tages sind die immanente Eigenschaft der menschlichen Existenz. Daher m¨ usste das Wort Zukunft immer mit einem Fragezeichen versehen werden. Die Zukunft ist eine Frage, auf die die Antwort immer das Risiko, einen Fehler zu begehen, beinhaltet. Aber der ¨ Erkenntnistrieb der menschlichen Natur (oder vielleicht ihre Uberheblichkeit?) provoziert immer eine Antwort. Der Mensch ist ein Wahrsager. Und die Antwort auf die Frage nach der Fortsetzung der Umgestaltung Polens ist einerseits von einer Prophezeiung und andererseits von einem Wunschdenken gekennzeichnet. Es liegt nat¨ urlich im Interesse der polnischen Bev¨ olkerung, dass die k¨ unftige Entwicklung des gesellschaftswirtschaftlichen Systems in die richtige Richtung ginge. So, wie wir unseren Kindern viel Gl¨ uck und viel Erfolg w¨ unschen, so wollen wir als B¨ urger dieses Landes nur sein Gutes. Indem wir versuchen, das Wunschdenken beiseite zu lassen und uns, soweit es m¨ oglich ist, auf die Ebene einer n¨ uchternen und rationalen Weissagung begeben, dann 32
Die Antwort auf die Frage, in welchem Maß die Beteiligung der Vertreter des alten Regimes an den Regierungsstrukturen nach 1990 aus der politischen Naivit¨ at der ehemals oppositionellen Eliten resultiert und in welchem Maß ein an der Gesellschaft ge¨ ubter Verrat war, ist nicht das Ziel dieses Beitrages. Es ist immer noch keine einfache Aufgabe, diese Frage zu beantworten. Die Meinung, dass die Transformation teilweise im Rahmen eines spezifischen, zwischen der demokratischen Opposition und den Kommunisten getroffenen Abkommens durchgesetzt wurde, scheint nach heutigem Wissensstand erlaubt zu sein. Dieses Abkommen funktionierte nach dem Prinzip Macht f¨ urs Eigentum“. ”
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
145
k¨ onnen wir folgende These aufstellen. Die Zukunftsperspektiven sind trotz des nicht allzu rosig gezeichneten Bildes der aktuellen Situation von einer Hoffnung gekennzeichnet. Es scheint, dass die Umgestaltung des gesellschafts-wirtschaftlichen Systems Polens auf einen guten Wege gebracht wird, um mit den anderen, besser entwickelten Systemen gleichzuziehen. Dazu m¨ ussen aber bestimmte Bedingungen erf¨ ullt werden. Diese Prognose kann eintreten, muss aber nicht. Dies h¨ angt von vielen Faktoren ab, die man zu zwei Hauptfaktoren zusammenfassen kann: 1. Die inneren Faktoren - sie stellen eine notwendige Bedingung dar. 2. Die ¨ außeren Faktoren - bei ihnen handelt es sich um die hinreichende Bedingung. Hinsichtlich der inneren Faktoren gilt es insbesondere m¨ oglichst ab dem heutigen Tag die Autorit¨ at des Staates und die Effizienz seiner Institutionen aufzubauen. Davon h¨ angt die Entwicklung Polens ab. Dies beschreibt Francis Fukuyama sehr treffend: Zu den wichtigsten Faktoren, die die Wirtschaftsentwicklung beeinflussen, geh¨ oren ” nicht unbedingt die wirtschaftlichen, sondern die institutionellen und politischen. (. . . ) Heute ist es allgemein bekannt, dass die Institutionen die wichtigste Variable bei der Wirtschaftsentwicklung eines Staates sind.“ 33 Andernfalls wird der Corruption Perceptions Index weiterhin sinken. Das weitere Verbleiben Polens auf dem 3-Punkte-Niveau setzt jeglichen Tr¨ aumen ein Ende und schiebt Polen f¨ ur eine sehr lange Zeit in die Ecke der oligarchischen L¨ ander der dritten Welt. Wenn der Index aber schnell auf ein Niveau des europ¨ aischen Durchschnitts (daf¨ ur muss die erw¨ ahnte Verbesserung der institutionellen Effizienz des Staates eintreten) angehoben werden k¨ onnte, w¨ urde dies v¨ ollig neue Horizonte ¨ offnen. Das w¨ urde vor allem zu einer unentbehrlichen Offenheit der gesellschaftlichen Positionen f¨ uhren. Wie ist das zu verstehen? Zun¨ achst nehmen wir an, dass Ungleichheit eine immanente Eigenschaft jeder Gemeinschaft, jeder Gesellschaft ist. Man kann sogar noch weiter gehen und sagen, dass die Ungleichheit der Hauptfaktor ist, der die Gemeinschaft, die Gesellschaft konstituiert. Wie Aristoteles behauptete, kann weder eine Gesellschaft noch eine politische Gemeinschaft entstehen, wenn alle gleich sind. Es existieren aber zwei Quellen der Ungleichheit: • die nat¨ urliche, die auf den individuellen Talenten jedes Individuums beruht und • die oligarchische, die auf die privilegierte Position in der Machtstruktur zur¨ uckzuf¨ uhren ist. 33
Fukuyama, F. (2005).
146
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
Das polnische System basiert auf dem zweiten Punkt, und es geht darum, die Ursachen f¨ ur Ungleichheit hin zu individualistisch begr¨ undete Ungleichheiten zu verschieben. Das Wesen dieses dargestellten Problems beschreibt Ralf Dahrendorf sehr gut: Man muss darauf achten, ob es in einer Gesellschaft f¨ ur jeden gewisse M¨ oglich” keiten gibt. (. . . ) Die Tatsache, dass eine Ungleichheit herrscht, reicht nicht aus, um einen politischen Aufstand auszul¨ osen. Jener Aufstand erscheint erst dann, wenn diejenigen, denen es in der Gesellschaft nicht so gut geht wie es gehen k¨ onnte oder wie sie es erwarten w¨ urden, ein Potenzial haben, das nicht eingesetzt werden kann, weil die existierenden Institutionen ihnen Schranken auferlegen. Ich bin also der Meinung, dass eine grundlegende Ver¨ anderung durch eine Befreiung der in den niedrigeren Gesellschaftsklassen steckenden Dynamik hervorgerufen werden kann und nicht allein durch die Tatsache, dass eine Ungleichheit herrscht.“ 34 Es liegt also an der Offenheit der gesellschaftlichen Schichten. Kann man es anders nennen? Die vom Staat nicht begrenzten M¨ oglichkeiten eines gesellschaftlichen Aufstiegs sind nicht nur die Voraussetzung f¨ ur den gesellschaftlichen Frieden, sondern auch das Fundament eines effektiven gesellschafts-wirtschaftlichen Systems. Zusammenfassend l¨ asst sich Folgendes res¨ umieren: der Wiederaufbau der Staatsautorit¨ at, die Errichtung eines effektiven Systems der staatlichen Institutionen, in dem die okonomische Ungleichheit keine Ungleichheit vor dem Gesetz nach sich zieht, stellen ¨ unentbehrliche Voraussetzungen dar. Erst auf dieser Basis ist es m¨ oglich, die anderen Entwicklungsfaktoren freizusetzen. Die gilt vor allem im Hinblick auf den Generationenwechsel. Es geht um die Generation nach den verseuchten Kommunisten“. Immer ” k¨ uhner meldet sie sich zu Wort, die Generation der jungen und gebildeten Leute im freien Polen. Diese Tendenz muss von der institutionellen Seite unterst¨ utzt werden. Aber wie steht es um die ¨ außeren Faktoren? Der Untergang des Kommunismus be¨ deutete die Offnung der fr¨ uher isolierten Staaten. Die Umgestaltungsprozesse in diesen L¨ andern finden auf der Basis der offenen Abkommen, der globalen Marktwirtschaft und des integrierten Europas statt. Besonders das naheliegende internationale Umfeld, also die Europ¨ aische Union, kann der Schl¨ usselfaktor im Prozess der Umgestaltung Polens sein, ihn auf die richtige Bahn lenken und ihm die entsprechende Dynamik verleihen. Eine Chance sind zweifelsohne die finanziellen Mittel, mit denen Polen als EUMitglied rechnen kann. Ihre H¨ ohe, die in den n¨ achsten Jahren auf ca. 60 Milliarden Euro gesch¨ atzt wird, kann der Schl¨ usselfaktor f¨ ur die wirtschaftliche Beschleunigung sein. Dennoch muss in Polen ein institutionelles System vorhanden sein, das eine effektive Verteilung dieser Finanzmittel erm¨ oglicht, d.h. die weiter oben erw¨ ahnte hinreichende Bedingung des institutionellen Umbaus des Staates muss erf¨ ullt werden. Beim heutigen Stand wird Polen erstens nicht imstande sein, solche Mittel sinnvoll zu verteilen und zweitens k¨ onnte die Effizienz ihrer Verwendung an die zweifelhafte Wirksamkeit 34
Dahrendorf, R. (2005).
Transformationseffekte in der polnischen Wirtschaft nach 1990
147
der Hilfe f¨ ur die armen L¨ ander erinnern. In diesen L¨ andern erreicht die Hilfe nicht die wirklich Bed¨ urftigen, sondern die an der Macht stehenden Oligarchen. Außer der Finanzspritzen der EU, die f¨ ur die Wirtschaft von gr¨ oßter Bedeutung sind, kann der positive Einfluss der EU f¨ ur Polen auf der institutionellen Ebene gesehen werden. Die oben erw¨ ahnte Notwendigkeit des institutionellen Umbaus ist eine innere Angelegenheit Polens. Nichtsdestoweniger kann die Europ¨ aische Union gewissermaßen auf die Richtung und das Tempo dieses institutionellen Umbaus Druck aus¨ uben. Dieser Druck kann hilfreich und wirksam sein und er geht aus der geltenden Rechtsordnung hervor, die als der Dualismus der Rechtsregimes bezeichnet wird. Das heißt, dass das Recht der Europ¨ aischen Union und die Regelung in den einzelnen L¨ andern parallel nebeneinander existieren. Letztere unterliegt einer Pr¨ ufung von seiten der EU, weil sie den Normen des europ¨ aischen Rechts entsprechen sollte.
6.2.6 Fazit Aus dem gekr¨ ummten Baum des menschlichen Schicksals kann man nichts Gerades machen - schrieb Immanuel Kant35 . Vielleicht, weil der große Philosoph Recht hatte, ging der Prozess der Umgestaltung Polens bislang nicht reibungslos vonstatten. Der Erfolg begeistert nicht gerade. Wenn man aber eine, soweit es m¨ oglich ist, objektive und nicht emotionale Prognose f¨ ur die Zukunft stellt, so kann man auf einen gr¨ oßeren Erfolg der polnischen Umwandlung hoffen.
6.2.7 Literatur Begg, D./Fischer, S./Dornbusch,R. (1993): Ekonomia; Panstwowe Wydawnictwo Ekonomiczne, Warszawa 1993. Bell, D. (1973): The Coming of Post-Industrial Society, Basic Books, New York 1973. Bell, D. (1976): Die Zukunft der westlichen Welt. Kultur und Technologie im Widerstreit. Stuttgart 1976. Dahrendorf, R. (2005): Cztery refleksje o spoleczenstwie. Granice nier´ ownosci.“; ” Rzeczpospolita, 4. April 2005. 35
Sorman, G. (1993).
148
Interdisziplin¨ are Aspekte der Transformation
Fukuyama, F. (2005): Budowanie panstwa. Wladza i lad miedzynarodowy XXI wie” ku“ ( Originaltitel: State Building. Governance and Word Order in the Twenty-First ” Century“); Dom Wydawniczy REBIS, Poznan 2005. Gilder, G. (1989): ”Bogactwo i ub´ ostwo”(Originaltitel: ”Wealth & Poverty”); Oficyna Liberal´ ow, Warszawa 1989. Krawczyk, R. (1990): Wielka przemiana. Upadek i odrodzenie polskiej gospodarki“; ” Oficyna Wydawnicza, Warszawa 1990, S. 111. Polarczyk, K. (ohne Jahr): Budzet panstwa w finansach publicznych. Polska na tle kraj´ ow; Informacja nr 1172, in http://www.bsejm.pl. Rosnie bogactwo i przybywa biedy“(2005): Gazeta prawna, 21. Januar 2005. ” Sadler, P. (1997): Zarzadzanie w spoleczenstwie postindustrialnym, Wydawnictwo Profesjonalnej Szkoly Biznesu, Krak´ ow 1997. Sorman, G. (1993): Prawdziwi mysliciele naszych czas´ ow“; Czytelnik, Warszawa 1993. ” Staniszkis, J. (1995): Peryferyjny kapitalizm“; Cash Nr. 11, 17. M¨ arz 1995. ” Toffler, A./Fala, T. (1995): Panstwowy Instytut Wydawniczy, Warszawa 1995.
7 Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten 7.1 Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt Prof. Doc. Dr. M. M. Babjak, Prof. Dr. W. H. Skotnyj, Dr. M. W. Tschernec, Doc. Dr. B. J. Kyschakewytsch, Staatliche P¨ adagogische Iwan-Franko-Universit¨ at, Drohobytsch, Ukraine
7.1.1 Einf¨ uhrung Die gegenw¨ artige globale Umweltkrise ist eine reale Bedrohung f¨ ur die Existenz der Menschheit. Die Entwicklung dieser ¨ okologischen Krise ist in erster Linie auf die Steigerung der betrieblichen Produktion und die Ausbeutung nat¨ urlicher Ressourcen zur¨ uckzuf¨ uhren. Aber gleichzeitig erm¨ oglicht gerade die Steigerung der betriebliche Produktion ganz neue Alternativen der menschlichen Entwicklung. Damit aber werden Versuche zur Abwendung dieser negativen Tendenzen hinsichtlich der Umweltsituation nur durch harte staatliche Eingriffe in Form ¨ okologischer Steuerung und der Erschließung von ressourcenschonenden, ¨ okologischen, sauberen Technologien, notwendig. Der Ausweg aus dieser Situation ist mit der Suche von prinzipiell neuen Herangehensweisen zur L¨ osung der betrieblichen und territorialen Umweltprobleme verbunden, die die M¨ oglichkeiten der Marktwirtschaft und das sch¨ opferische Potenzial des Unternehmertums aufgreifen. Fast kann man hier schon von der Entstehung und Entwicklung neuer Formen der Umweltkultur und des umweltbezogenen Denkens in der betrieblichen Produktion und in der Unternehmenspraxis sprechen. Die Analyse der ¨ okologischen Probleme in allen Aspekten hat eine besondere Aktualit¨ at in der Ukraine, deren Bev¨ olkerung am st¨ arksten unter der Katastrophe von Tschornobyl gelitten hat. Die Erforschung des Ph¨ anomens von Tschornobyl“ auf dem ” Weg der sozial- und geisteswissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung konzentrierte sich bisher auf die Entdeckung von Ver¨ anderungen des traditionellen Umweltbewußtseins in
150
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
der Zeit nach der Katastrophe. Untersucht wurde, inwieweit dieser Einschnitt auch zu einem Wandel und damit zu neuen Konturen im Umweltbewußtsein gef¨ uhrt hat. Die Menschheit sucht intensiv nach einem Ausweg aus der sich immer st¨ arker beschleunigenden Umweltkrise. Das verdeutlichte die UNO-Konferenz in Rio de Janeiro im Jahre 1992, auf der das Programm zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung verabschiedet wurde. Die nachhaltige Entwicklung als ausgewogenes Zusammenwirken des Menschen und der Gesellschaft mit der Natur muss sozial an der Befriedigung der vern¨ unftigen Bed¨ urfnisse des Menschen orientiert sein. Bis heute werden die Grundlagen f¨ ur eine nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft in den wirtschaftlich weiter entwickelten L¨ andern gebildet. In den Schwellenl¨ andern, zu denen auch die Ukraine geh¨ ort, beginnt dieser Prozess erst und hat daher seine Besonderheiten. Offensichtlich ist die Notwendigkeit zur Suche nach neuen Wegen und Herangehensweisen zur L¨ osung von Umweltproblemen verursacht durch die betriebliche Produktion. Als ein Ansatzpunkt ist das Umweltmanagement zu sehen. Auf der in Rio de Janeiro im Jahre 1992 verabschiedeten Tagesordnung f¨ ur das XXI. Jahrhundert wurde insbesondere betont, dass dem Umweltmanagement die h¨ ochste Priorit¨ at der industriellen T¨ atigkeit und des Unternehmertums zukommt. Praktische Erfahrungen hinsichtlich der Umweltmanagementumsetzung haben vor allem Unternehmen der entwickelten L¨ ander. Die Ukraine braucht f¨ ur diese Prozesse in den Betrieben theoretische Konzepte und Praxiserfahrungen.
7.1.2 Forschungsschwerpunkte in der Ukraine Die Analyse einheimischer Fachliteratur hat gezeigt, dass auf zwei Ebenen die Steuerung des Zustandes der nat¨ urlichen Umwelt angegangen werden kann: auf der Makround auf der Mikroebene. Die Mehrheit der Wissenschaftler besch¨ aftigt sich mit der Erforschung von Steuerungsm¨ oglichkeiten auf der Makroebene. Die Forschungen auf der Mikroebene werden dagegen vernachl¨ assigt. Derzeit gibt es keine einzige allgemein gebr¨ auchliche Definition zum Umweltmanagement in der Ukraine. In der Literatur finden sich beispielsweise folgende Formulierung: Management der Umweltschutzt¨ atigkeit“, Umweltmanagement“ und Umweltpolitik ” ” ” des Unternehmens“. Außerdem werden in der ukrainischen und russischen Fachliteratur u ¨ber umweltbezogene Managementverfahren auf Unternehmensebene verschiedene Termini genutzt: Management der Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen“, Management des Umweltschut” ”
Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt
151
¨ zes“, Management der Umweltschutzt¨ atigkeit“ usw. Mit dem Ubergang zu einer markt” wirtschaftlichen Ordnung und einer gewissen Reformierung werden aktiv in der Ebene des Umweltschutzes Termini, wie umweltwirtschaftliche F¨ uhrung“, ¨ okologische Steue” ¨” rung“ und Umweltmanagement“ benutzt. Durch die unkorrekte Ubersetzung der eng” lischen Begriffe environmental management“ und ecological management“ erfolgte ” ” eine Vermischung der Begriffe administrative/staatliche Umweltsteuerung“, umwelt” ” wirtschaftliche Steuerung“ und Umweltmanagement“. Das ist sicherlich auch als Folge ” von Denk- und Herangehensweisen zu verstehen, die aus der durch intensive administrative/staatliche Steuerung gepr¨ agten Vorreformzeit resultiert. Die staatliche Umweltsteuerung“ geh¨ ort der Makroebene an, auf der die Nutzung ” nat¨ urlicher Ressourcen und Umweltschutzmaßnahmen realisiert werden kann. Die Rolle, das Niveau und der Stellenwert der staatlichen Umweltsteuerung, dessen Institutionen und deren Zusammenwirken werden durch den Charakter der zu l¨ osenden Aufgaben bedingt. A. A. Sadekow1 schl¨ agt den Begriff umweltwirtschaftliche Steuerung“ vor und ” bestimmt ihn als Bestandteil der Gesamtheit von Steuerungsmaßnahmen, welche die Ziele des Umweltschutzes und der rationalen Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen bei der Planung, Durchf¨ uhrung und Kontrolle von wirtschaftlichen Maßnahmen der Unterneh¨ men f¨ ur die Sicherung der nachhaltigen Nutzung von Okosystemen ber¨ ucksichtigt und damit Bestandteil der langfristigen Pl¨ ane der Unternehmen ist. Die ¨ okologische Steuerung beeinflusst die Organisation von Aufgaben und schließt auch f¨ ur deren Erf¨ ullung relevante Beschr¨ ankungen und Rahmenbedingungen mit ein. Eine umweltwirtschaftliche Steuerung erm¨ oglicht die Wahl der effektivsten Alternativen in der jeweiligen Situation. Zugleich benutzen aber auch einige Autoren den Terminus Umweltmanagement“ f¨ ur ” die Bezeichnung der Steuerung des umweltwirtschaftlichen Systems. S. K. Charytschkow und T. P. Halyschkina2 geben folgende Definition f¨ ur den Begriff Umweltmana” gement“: Es ist eine interdisziplin¨ are Wissenschaft, die optimale Varianten konkurrenzf¨ ahiger ” Managemententscheidungen in Hinsicht auf Umweltschutzt¨ atigkeit auf allen Ebenen des Managements von wirtschaftlichen Prozessen erarbeitet.“ In weiteren Forschungen betont T.P. Halyschkina die marktwirtschaftliche Orientierung des Umweltmanagements der Unternehmen und bestimmt dessen Rolle im System des ¨ okologischen Unternehmertums. Wissenschaftler, wie M.W. Bytorin, P.W. Worobjow und N.I. Iwanow, sehen im Umweltmanagement einen spezieller Teil der Leitung, der die bewusste Einwirkung des Menschen auf die Naturprozesse und Objekte der Umwelt unter der Voraussetzung einer nachhaltigen Entwicklung und Bewahrung der Natur reguliert. In den Werken dieser 1 2
Vgl. Sadekov, A.A. (2002), S. 311. Vgl. Halyuschkina, T.P./Charytschkov, S.K. (1998), S. 108.
152
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Autoren wird die Regulierung des Umweltmanagements allerdings auf dem Makroniveau betrachtet.3 In der staatlichen Richtlinie HSTU ISO 14001-04-97 wurde der Begriff Umweltbe” zogenes Management“ definiert.4 Besagte Richtlinie beschreibt den Prozess des Managements der Umwelt und enth¨ alt auch die Forderung nach der Durchf¨ uhrung eines okologischen Audits. In der Richtlinie zum Umweltmanagement werden auch Pflich¨ ten, Verantwortung, Erfahrung, Methoden, Methodik, Prozesse und Ressourcen f¨ ur die Entwicklung, Realisierung der Analyse und Aktualisierung der ¨ okologischen Politik, als Teil des allgemeinen Steuerungssystems, bestimmt. Anzumerken ist jedoch, dass diese Richtlinie keine konkreten Forderungen bz¨ uglich ¨ okologischer Maßnahmen des Unternehmens aufstellt. Sie beinhaltet nur die Verpflichtung seitens der Unternehmen, die Gesetze einzuhalten und kontinuierlich die eigenen T¨ atigkeiten zur Verbesserung des Umweltschutzes zu optimieren. ¨ In einigen F¨ allen wird zwischen den Begriffen Okologische Steuerung“ und Umwelt” ” management“ folgendermaßen unterschieden: ¨ • Die Okologische Steuerung“ wird als T¨ atigkeit des Staates und seiner Institutio” nen verstanden. Sie stellt Forderungen an die Unternehmen, die von diesen zu erf¨ ullen sind und deren Realisierung der Erf¨ ullung bestimmter Ziele, Projekte und Programme dient. • Umweltmanagement“ wird definiert als selbst¨ andige Initiative der Unternehmen, ” ” die sich an der Erreichung von ¨ okologischen Ziele der Gesellschaft orientiert“5 . Einige Schwierigkeiten in der Bestimmung des Begriffs ¨ okologisches Management“ ” sind damit verbunden, dass die Mehrheit der Autoren die englischen Termini envi” ronmental management“ und ecological management“ als Synonyme f¨ ur den Begriff ” okologisches Management“ u ¨ ¨bersetzen. Aber es gibt Unterschiede, die darin bestehen, ” dass: • das Management der Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen oder Umweltmanagement“ ” (environmental management), f¨ ur welches traditionellerweise der Schutzgedan” ¨ ke“ charakteristisch ist, keine Anderung der existierenden technisch-wirtschaftlichen Paradigmen ben¨ otigt, ¨ • Okologisches Management (ecological management) dagegen sehr wohl die Veranderung einiger Grundlagen der gegenw¨ artigen sozialwirtschaftlichen Systeme, ¨ 3
Vgl. Butorina, M.B./Vorobjov, P.V./Dmitrieva, P.V. (2003), S. 528. Vgl. Staatliche Richtlinien der Ukraine (1997a), S. 37 und Staatliche Richtlinien der Ukraine (1997b), S. 210. 5 Karagadov, I.A./Martovizkaja, V.D., u.a. (2002)2, Nr. 5-6, S. 8 ff. 4
Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt
153
der Rolle von Unternehmen und auch eine Abkehr von der anthropozentrischen Konzeption verlangt.
Tabelle 7.1 ¨ Begriffsunterschiede zwischen Okologischer Steuerung und Umweltmanagement ¨ OKOLOGISCHE STEUERUNG
UMWELTMANAGEMENT
durch die Organe der Staatsgewalt und Wirtschaftssubjekte
ausschließlich durch Wirtschaftssubjekte
außenmotivierte T¨ atigkeit, die durch die Forderungen der Umweltgesetzgebung bestimmt ist
innenmotivierte T¨ atigkeit, die in erster Linie ¨ durch die Prinzipien der Okoeffektivit¨ at und ¨ Okogerechtigkeit bestimmt ist
obligatorische T¨ atigkeit
initiative T¨ atigkeit auf freiwilliger Basis
T¨ atigkeit, die im Rahmen der Dienstpflichten und durch Instruktionen verwirklicht wird
T¨ atigkeit, die vom pers¨ onlichen Interesse des Managers an den Endresultaten abh¨ angig ist
Vorherrschaft des Leitungsprozesses gegen¨ uber dem Ergebnis. Ignorierung negativer Ergebnisse
Vorherrschaft der Ergebnisse des Managements u ¨ber dem Prozess ihrer Erreichung. Aktive Verwendung der negativen Ergebnisse
Elementarformalisierung, Normativit¨ at und Beschr¨ anktheit
Anfangsaktivit¨ at, Notwendigkeit zur Suche nach neuen M¨ oglichkeiten und Wegen, sch¨ opferische Aspekte
relative Leichtigkeit der Imitation und Falsifikation
praktische Unm¨ oglichkeit von Imitation und Falsifikation der effektiven T¨ atigkeit
Quelle: Vgl. Karagadov, I.A./ Martovizkaja, V.D., u.a. (2002), Nr. 5-6, S. 8 ff.
Ausl¨ andische Unternehmen und Wissenschaftler benutzen den Begriff Umweltma” nagement“ in erster Linie bez¨ uglich der Mikroebene. Sie unterscheiden zwischen der okologischen T¨ atigkeit der Unternehmen und den Makroproblemen der Gesellschaft. ¨ Die Ebenen umweltwirtschaftlicher T¨ atigkeit unterscheiden sich in ihren Zielen, ihrer Orientierung und der Ausgestaltung von Verpflichtungen. Auf der Makroebene erfolgt tendenziell auf gesamtwirtschaftlicher Ebene die Steuerung von ¨ okologischen Prozessen, die vor allem durch regulatorische Maßnahmen der Staatsorgane bez¨ uglich der Industrie als Ganzem Gestalt annimmt. Auf der Mikroebene erfolgt die Regulierung auf Unternehmensebene. Zur Makroebene geh¨ ort der Begriff umweltwirtschaftliche Steuerung“ w¨ ahrend auf ” der Mikroebene vom Umweltmanagement“ die Rede ist. Die umweltwirtschaftliche ” Steuerung umfasst die Aktivit¨ aten von Staatsorganen und wirtschaftlichen Subjekten,
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die sich auf die Beachtung der Vorgaben und Bestimmungen aus der Naturschutzgesetzgebung ergeben, und die sich auch an der Erarbeitung und Realisierung bestimmter Ziele, Projekte und Programme orientiert. Umweltanagement konzentriert sich auf die Verminderung von Ausgaben und die Verbesserung der Marktstellung von Unternehmen. Wie ausl¨ andische Erfahrungen zeigen, besteht die Besonderheit des Monitorings betrieblichen Umweltmanagements in der Konzeptionierung eigener Systeme zur Auditierung, welche Informationen zur Bewertung der Funktionsf¨ ahigkeit des unternehmenseigenen Umweltmanagements erm¨ oglichen. Vorteilhaft ist auch der Umstand, dass dadurch jedes Unternehmen ein entsprechend auf das Unternehmen angepasstes Umweltmanagement entwickeln und umsetzen kann, welches die jeweiligen Besonderheiten bestm¨ oglich ber¨ ucksichtigt. Charakteristisch f¨ ur den gegenw¨ artigen Zustand des Umweltmanagements in den ukrainischen Betrieben ist die Trennung von Elementen, Zielen und Funktionen des Umweltmanagements, was zum Fehlen einer organisatorischen Verankerung des Umweltmanagements in den Industriebetrieben f¨ uhrt. In der Praxis einheimischer Unternehmen existieren zwar Stellen und Abteilungen, die sich mit Umweltschutz besch¨ aftigen. Dies ist aber problematisch, da der Begriff Umweltschutz“ als ein Synonym f¨ ur den Begriff ” Umweltmanagement“ verwendet wird. Eine solche identische Verwendung der Begriffe ” ist unkorrekt, denn es gibt erhebliche Unterschiede ziwschen beiden Begriffen. Betrieblicher Umweltschutz ber¨ ucksichtigt viele Ebenen der T¨ atigkeit von Unternehmen nicht, die f¨ ur eine erfolgreiche Realisierung von Zielen und Politik hinsichtlich einer rationalen nachhaltigen Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen sehr wichtig sind. Umweltmanagement ist ein breiter Begriff, der eine große Anzahl von Bereichen unternehmerischer T¨ atigkeiten und auch Umweltschutzgesichtspunkte umfasst. Umweltmanagement sollte als ein Teilbereich der allgemeinen Unternehmensleitung verstanden werden, zusammen mit Personal-, Produktions- und Finanzmanagement, welches auf den Prinzipien der rationalen Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen und des Umweltschutzes basiert. Aktuell l¨ asst sich in den Werken ausl¨ andischer und einheimischer Wissenschaftler nicht nur die Differenzierung zwischen der Makro- und der Mikroebene beobachten, sondern auch innerhalb dieser Unterschiede in den Bereichen und Schwerpunkten der Forschungen. Diese Unterschiede lassen sich durch wirtschaftliche, soziale und rechtliche Unterschiede zwischen der Ukraine und den westlichen L¨ andern begr¨ unden. Wirtschaftliche und soziale Unterschiede zeigen sich in einer geringeren wirtschaftlichen Leistungsf¨ ahigkeit und einem niedrigeren Entwicklungsstand der Unternehmen. Dadurch fehlt es an M¨ oglichkeiten neue Ausstattungen und moderne Technologien zu erlangen. Ferner z¨ ahlen daher die soziale Bedingungen zu den vorrangigen Interessen ¨ der Gesellschaft, wodurch sich auch erkl¨ aren l¨ asst, warum das Interesse der Offentlichkeit und von Unternehmen an Umweltproblemen und Umweltmanagement niedrig ist.
Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt
155
Nur Ressourcenmangel bei den Unternehmen und die Konfrontation der Unternehmen mit dem Weltmarkt stimulieren L¨ osungsans¨ atze f¨ ur ¨ okologische Probleme. Auch die Unterschiede zu den anderen L¨ andern verdeutlichen die Unvollkommenheit der ukrainischen Gesetzgebung in diesem Bereich. Die angef¨ uhrten Ursachen bedingen unterschiedliche Richtungen und verschiedene Ebenen der Forschungen von ukrainischen Forschern in Fragen des Umweltmanage¨ ments. Einen Uberblick u ¨ber Forschungsrichtungen und Forschungsbereiche gibt Abbildung 7.1. F¨ ur die einheimischen Gruppen der Wissenschafts- und Forschungskreise ist Desinteresse auf dem Bereich des Umweltmanagements charakteristisch. Industriebetriebe realisieren in diesem Bereich kaum Konzepte, das Interesse f¨ ur Umweltmanagement ist schwach. Ein anderer charakteristische Punkt liegt in der einseitigen Zusammenarbeit mit ausl¨ andischen Kollegen und Wirtschaftswissenschaftlern, Praktikern und Gesellschaften in diesem Bereich. Ursachen daf¨ ur lassen sich in der niedrigen Wirtschaftsentwicklung der Unternehmen, der schwachen Gesetzgebung; einem geringen Interesse seitens der ukrainischen Unternehmen f¨ ur die Einf¨ uhrung eines wirtschaftlichen Managements und dem Niveau der Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen und den Industriebetrieben in der Ukraine finden. Westliche Wissenschaftler haben meist viele Erfahrungen in der praktischen Einf¨ uhrung und Umsetzung von theoretischen Konzepten auf der Ebene des Umweltmanagements. Dies erkl¨ art sich durch das sehr enge Zusammenwirken von forschungswissenschaftlichen Instituten und Universit¨ aten mit Produktionsbetrieben. Die Konzeptionierung und Umsetzung von Umweltmanagementkonzepten wird dar¨ uber hinaus vielfach durch die Unternehmen selbst realisiert, so dass sich individuelle L¨ osungen f¨ ur unterschiedlichste Unternehmenstypen entwickelt haben und innerhalb der Unternehmen eigene Unterabteilungen existieren, die sich nur mit der Erarbeitung von Vorschl¨ agen, deren Umsetzung und Kontrolle besch¨ aftigen.6
6
Vgl. Voronkova, A.E./Ramazanov, S.K./Rodinov, O.V. (2005), S. 368.
156
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Forschungsrichtungen im ökologischen Management
Ausländische Wissenschaftler
Wissenschaftler und Forscher
Strukturen des ökologischen Managements Alternative Rohstoff- und Energiequellen Modellierung der Naturbalance Zertifizierung von Unternehmen, Außenkontrolle des ökologischen Managements Bildungsprogramme im Bereich des ökologischen Managements
Wirtschaftler und Praktiker
Produktionstechnologien und technologische Prozesse Entwicklung von Kooperationen Rohstoff- und Abfallverteilung Innenmonitoring und Kontrolle des ökologischen Managements
Einheimische Wissenschaftler
Wissenschaftler und Forscher
Ziele, Aufgaben, Funktionen Organisation ökologischen Managements Rechtsgrundlagen des Umweltschutz Kontrolle und Monitoring des ökologischen Managements
Wirtschaftler und Praktiker
Erarbeitung von Plänen Entwicklung technischer Verfahren mit dem Ziel der Verminderung von umweltschädlichen Emissionen in der Produktion Planung von Verbringung von Abfällen
Ökologie und Qualität der Produktion, Optimierung der Produktion
Abbildung 7.1 Forschungsrichtungen zur Optimierung ¨ okologischen Managements Quelle: Voronkova, A.E./Ramazanov, S.K./Rodinov, O.V. (2005), S. 368.
Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt
157
Dadurch gibt es heute im großen Umfang Informationen und umfangreiche Erfahrungen aus der Anwendung in westlichen Unternehmen. Aber wirtschaftliche, soziale und rechtliche Unterschiede zwischen den westlichen, entwickelten L¨ andern und der Ukraine erfordern entsprechende Anpassungen, ohne die eine Anwendung der Konzepte westlicher L¨ ander zu weniger oder keinem Erfolg f¨ uhren w¨ urde. Notwendig sind die Adaption und Vervollkommnung dieser und die Schaffung eines Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft und der produzierenden Industrie f¨ ur die Notwendigkeit von Investitionen in Maßnahmen zum Schutze der Natur.
7.1.3 Das Modellprojekt Umweltmanagement an der Staatlichen P¨ adagogischen Iwan-Franko-Universit¨ at Drohobytsch Ein Modellprojekt diesbez¨ uglich stellt die Einrichtung des Faches Umweltmanagement an der Staatlichen P¨ adagogischen Iwan-Franko-Universit¨ at Drohobytsch durch ¨ die Ubersetzung und Adaption der drei B¨ ande des Lehrbuches Umweltmanagement“ ” von Prof. Dr. Matthias Kramer dar7 . Zurzeit ist an der Fakult¨ at f¨ ur Management und Marketing die Fachrichtung Mana” gement des Umweltschutzes“ lizenziert und akkreditiert. Die Ausbildung wird auf zwei Ebenen durchgef¨ uhrt: 1. Bakalavr8 (4 Jahre) Die gesamte Anzahl der Stunden f¨ ur die Ausbildung des Bakalavrs liegt bei 7182 Std. oder 199,5 Credits. Der Anteil, der f¨ ur F¨ acher, die der fachlichen Spezialisierung und Vorbereitung des Bakalavrs dient, betr¨ agt 3591 Std. oder 99,75 Credits, was genau 50 Prozent des gesamten Stundenpensums entspricht. 2. Spezialist (1 Jahr) Die gesamte Anzahl der Stunden f¨ ur die Ausbildung zum Spezialisten liegt bei 1350 Std. oder 37,5 Credits. Der Anteil, der f¨ ur F¨ acher, die der fachlichen Spezialisierung und Vorbereitung des Spezialisten dient, betr¨ agt 918 Std. oder 25,5 Credits. 7 8
Kramer, M./Brauweiler, J./Helling, K. (2003), Kramer, M./Strebel, H./Kayser, G. (2003), Kramer, M./Urbaniec, M./M¨ oller, L. (2003). Der einzige elementare Grad in sowjetischen Hochschulen war der Spezialisten-Grad (Spezialist = Fachmann), der dem Magister gleichgestellt ist und heute noch in Kasachstan, Russland, Tadschikistan, der ¨ Ukraine und Weißrussland vergeben wird. Der Spezialist besitzt große Ahnlichkeit mit dem deutschen Diplom. Der Kandidat nauk [deutsch: Kandidat der Wissenschaft] entspricht dem deutschem Doktor; der Doktor nauk [deutsch: Doktor der Wissenschaft] entspricht einer deutschen Habilitation, der Bakalavr entspricht dem Bachelor mit Hochschulzugangsberechtigung (3 oder 4 Jahre) und der Magistr entspricht dem ¨ Master(Bakalavr und einem oder zwei Jahren zus¨ atzlich. (Anmerkung des Ubersetzers)
158
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Die allgemeinen Schwierigkeiten bei der Organisation der Vorbereitung des Masters im Bereich des ¨ okologischen Managements sind: • Erlernen und Adaptation von ausl¨ andischen Erfahrungen bei Ber¨ ucksichtigung der ukrainischen Rahmenbedingungen; • ungen¨ ugende rechtliche Unterst¨ utzung des o ¨kologischen Managements; • Notwendigkeit zur Anschaffung einer modernen Ausstattung f¨ ur die Studienlaboratorien; • Notwendigkeit zur Schaffung von Praxisgrundlagen; • Ordnen der lehrmethodischen Dokumentation entsprechend den Forderungen des Bologner Prozesses. ¨ Die Ubersetzung der drei B¨ ande erfordert die Adaption der Hauptthesen auf die ukrainische Situation. Nachfolgend werden die Studienpl¨ ane der bieherigen Ausbildung dargestellt. 7.1.4 Studienpl¨ ane
Tabelle 7.2 Studienplan der Masterausbildung Disziplin
Semester 9
Public Relations
81 Std., 2,25 Credits, 2 SWS
Qualit¨ atsmanagement
81 Std., 2,25 Credits, 2 SWS
10
Operative F¨ uhrung
81 Std., 2,25 Credits, 4 SWS
Projektmanagement
54 Std., 1,5 Credits, 4 SWS
Risiko und Fassung von F¨ uhrungsentscheidungen
54 Std., 1,5 Credits, 4 SWS
Krisenmanagement
54 Std., 1,5 Credits, 4 SWS
Arbeitsschutz
27 Std., 0,75 Credits, 2 SWS
Quelle: Eigene Darstellung
2 SWS
4
2 SWS
5
2 SWS
6
81 Std., 2,25 Credits, 2 SWS
7
Quelle: Eigene Darstellung
Ressourcen¨ okonomie
Unternehmensplanung
Fremdsprache
81 Std., 2,25 Credits, 3 SWS
81 Std., 2,25 Credits, 2 SWS
2 SWS
54 Std., 1,5 Credits 2 SWS
3
Kontrolle der Umweltschutzmaßnahmen 2 SWS
108 Std., 3 Credits, 2 SWS
2
108 Std., 3 Credits, 3 SWS
1
Semester
UmweltschutzManagement
Organisation des Umweltschutzes
Informationssysteme und Technologien f¨ ur den Umweltschutz
Biogeographie
Disziplin
Tabelle 7.3 Studienplan der Ausbildung zum Bachelor
432 Std., 12 Credits, 2 SWS
54 Std., 1,5 Credits, 3 SWS
8
Internationales und interdisziplin¨ ares Umweltmanagement - ein Modellprojekt 159
2 SWS
8
Quelle: Eigene Darstellung
297 Std., 8,25 Credits, 2 SWS
2 SWS
7
Zweite Fremdsprache, Interkulturelle Ausbildung
2 SWS
6
81 Std., 2,25 Credits, 2 SWS
2 SWS
5
Modelle der Entscheidungstheorie, Ressourcenmanagement
¨ Okologische Untersuchung, Umweltprobleme von Industrie und Landwirtschaft 108 Std., 3 Credits, 2 SWS
4
54 Std., 1,5 Credits, 3 SWS
3
Monitoring der Umwelt, ¨ Okologisches Audit
2
54 Std., 1,5 Credits, 3 SWS
1
Semester
Umweltrecht, umweltorientierte staatliche Steuerung
Disziplin
Tabelle 7.4 Wahlpf¨ acher der Lehranstalt
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161
7.1.5 Literatur Butorina, M.B./Vorobjov, P.V./Dmitrieva, P.V. (2003): Umwelttechnologie und Umweltmanagement, Lehrbuch, herausgegeben von Ivanova, I. I./ Fadina, I.M., Moskau - Logos 2003, S. 528. ¨ Halyuschkina, T.P./Charytschkov, S.K. (1998): Okologisches Management in der Ukraine: Realit¨ at und Perspektiven, Odessa 1998, S. 108. Karagadov, I.A./Martovizkaja, V.D.,/ Iwanow, N.I. u.a. (2002): Organisatorisch ¨ Okonomische Managementverfahren f¨ ur die Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen in industriellen Regionen, Umweltministerium, 2002, Nr. 5-6, S. 8 ff. Kramer, Matthias/Brauweiler, Jana/ Helling, Klaus (2003): Internationales Umweltmanagement. Band II: Umweltmanagementinstrumente und - systeme, Wiesbaden, Gabler Verlag, Mai 2003. Kramer, M./Strebel, H./Kayser, G. (2003): Internationales Umweltmanagement. Band III: Operatives Umweltmanagement im internationalen und interdisziplin¨ aren Kontext, Wiesbaden, Gabler Verlag, Mai 2003. Kramer, Matthias/Urbaniec, Maria/M¨ oller, Liane (2003): Internationales Umweltmanagement. Band I: Interdisziplin¨ are Rahmenbedingungen einer umweltorientierten Unternehmensf¨ uhrung, Wiesbaden, Gabler Verlag, Mai 2003. Nedin, I.V./Suhin, E.I. (2003): Aktuelle Probleme nachhaltiger Entwicklung - eine allgemeine Redaktion, Verlag Znahija“, Kiev 2003, S. 18. ” ¨ ¨ Sadekov, A.A. (2002): Mechanismen des Managements von Okonomieund Okologie ¨ namens Tugan-Baranovskij, M., in Unternehmen, Monographie, Donetzk; Don. GUOT S. 311. ¨ Semenova, V.F./Mehajljuk, O.L. (2004): Okologiemanagement: Lehrbuch, Kiev 2004, S. 407. Staatliche Richtlinien der Ukraine (1997a): Allgemeine Hinweise u ¨ber Managementprinzipien, -systeme und Beschaffungsg¨ uter, in: Staatstandards der Ukraine, Kiev 1997, S. 37. Staatliche Richtlinien der Ukraine (1997b): Umweltmanagementsysteme, in: Staatstandards der Ukraine, Kiev 1997, S. 210.
162
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Voronkova, A.E./Ramazanov, S.K./Rodinov, O.V. (2005): Managementmodelle zur Wettbewerbsf¨ ahigkeit von Unternehmen unter Umweltmanagementaspekten, Monografie, Lugansk Verlag, Volyn 2005, S. 368.
Die Entwicklung des Umweltmanagements in der ukrainischen Industrie
163
7.2 Die Entwicklung des Umweltmanagements in der ukrainischen Industrie Prof. Dr. oec. habil. Alla Voronkova, Leiterin des Lehrstuhls f¨ ur Management, Staatliche Ostukrainische Universit¨ at, Lugansk, Ukraine
7.2.1 Einleitung Die Geschichte der Gesellschaft ist die Geschichte der Entwicklung der Produktion und der Nutzung der Natur, der F¨ orderung von Naturressourcen zur Schaffung g¨ unstiger Lebensbedingungen f¨ ur die Menschen. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass sich die heutige Welt am Rande einer Umweltkatastrophe befindet. Setzt die Menschheit diesen Weg fort, wird ihre Zerst¨ orung sp¨ atestens in zwanzig bis dreißig Jahrzehnten unumg¨ anglich sein. Der Umgang des Menschen mit der Natur und dessen wechselseitige Beziehung sind eine Art Verbindung verschiedener Aspekte des ¨ okonomischen, kulturellen und allt¨ aglichen Lebens der Menschen. Der heutige Prozess der ¨ okologischen Entwicklung ist als revolution¨ ar zu bezeichnen und die heutigen globalen Probleme sind im Grunde genommen ¨ okologische Probleme. Darunter fallen weltweite Hungersnot, Energieprobleme und die Ausbeutung und Zerst¨ orung der Natur. Eine umweltfeindliche Produktion ist sozial und ¨ okonomisch unrentabel und f¨ ur die Bev¨ olkerung einfach sch¨ adigend. Die Menschheit begriff die Bedeutung ¨ okologischer Probleme, weil das Ausmaß und die Intensit¨ at der materiellen menschlichen T¨ atigkeit bereits solche Formen angenommen hatten, dass die Natur nicht mehr als Aufnahmemedium f¨ ur Produktions-, Transport- und Alltagsabf¨ alle und als unersch¨ opfliche Rohstoff- und Energiequelle dienen konnte, und weil die Zeichen unumkehrbarer Degradationsprozesse auf der Erde, in der Biosph¨ are, nicht zu verkennen waren.
7.2.2 Die ¨ okologische Situation in der Ukraine ¨ Okosysteme, in Jahrmillionen entstanden, erfahren tiefgreifende Ver¨ anderungen und werden weltweit durch den menschlichen Einfluss geschw¨ acht. Die Industrielle Revolution brachte ungeahnte, unglaubliche Kr¨ afte hervor: Flug- und Automobiltransport, Atomenergie etc. Die Entwicklung neuer Technologien hatte sowohl eine Bedrohung der ¨ Umwelt durch Produktionsprozesse, als auch die Ubernutzung von Naturreserven zur Konsequenz: Technische Innovationen waren der Grund f¨ ur den ungeheuren Rohstoff-
164
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und Energieverbrauch im 20. Jh., in erster Linie verst¨ arkt durch das rasante Bev¨ olkerungswachstum. So wuchs beispielsweise der Energieverbrauch um das Zehnfache und der Rohstoffverbrauch um das Neunfache. Zu Beginn des 20 Jh. erarbeitete die Wirtschaft ein Bruttosozialptodukt in H¨ ohe von 60 Mrd. US Dollar. Ende des 20 Jh. wird die gleiche Summe an nur einem Tag erwirtschaftet. Die Quelle dieses Wachstums sind anorganische und biologische Ressourcen der Erde. Diese Situation ist auch f¨ ur ukrainische Betriebe mit ihrem kontinuierlich steigenden Produktionsvolumen charakteristisch. Im Jahre 2003 konnte ein starkes Produktionswachstum in der chemischen und petrochemischen Branche, in der Holzverarbeitungssowie der Leicht- und Maschinenbauindustrie verzeichnet werden, wie Abbildung 7.2 verdeutlicht. Verglichen mit dem Jahr 1998 wurde 2003 ein betr¨ achtlicher Zuwachs in der chemischen und petrochemischen Industrie (49 Prozent), der holzverarbeitenden Industrie (47 Prozent) sowie in der Leichtindustrie (38 Prozent) und im Maschinenbau (36 Prozent) erreicht. Dieses positive Tendenz ist jedoch nicht durch neue Technologien, sondern durch intensiveren Ressourcenabbau bedingt, woraus die st¨ arkere Zerst¨ orung der heutigen Umwelt resultiert. Gleichzeitig resultiert aus diesem Produktionswachstum die ¨ Verschmutzung der heutigen Umwelt und die Ubernutzung von Naturressourcen (siehe Tabelle 7.5).9 Das Haupterbe der menschlichen T¨ atigkeit ist die Beintr¨ achtigung und zum Teil ¨ ¨ Zerst¨ orung nat¨ urlicher Okosysteme. Die Okosysteme der betroffenen Territorien sind auch weiterhin der Zerst¨ orung des Menschen ausgesetzt, ohne dass ausreichend Zeit und M¨ oglichkeiten zur Regeneration geschaffen werden. Somit gehen kontinuierlich organische Stoffe verloren, die f¨ ur die nat¨ urliche Balance biogenetischer Stoffe erforderlich sind. Dies alles f¨ uhrt zu zus¨ atzlichem Energieaufwand bei der Unterst¨ utzung und Reinigung der heutigen Umwelt. Beispielsweise ist in den Gebieten mit dem h¨ ochsten Energieaufwand pro Quadratmeter, wie in den Niederlanden, der Boden derart stark ¨ versiegelt, dass er keinen Platz mehr f¨ ur nat¨ urliche Okosysteme bietet. Auf der Erde gibt es nur noch ca. 50 Mio. Quadratmeter unzerst¨ orten Boden. ¨ Die meisten beintr¨ achtigten bzw. zerst¨ orten Okosysteme befinden sich in Europa, Nordamerika und in Teilen Asiens. Die Welt¨ offentlichkeit wurde durch diese negativen Umweltver¨ anderungen aufgeschreckt. In diesem Zusammenhang fand im Sommer 1997 eine Sondertagung der UNO-Vollversammlung statt, auf der u uh¨ber Fragen der Durchf¨ rung des UNO-Programms zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung diskutiert wurde.
9
Vgl. Gaidutski, P. W. (1998), S. 63 und 106, vgl. auch http://www.ukrstst.gov.ua/richna/prm/pm u/ obnovl2003.html oder http://www.menr.gov.ua/img15 1083079145 ecostat/nov2003.html.
Die Entwicklung des Umweltmanagements in der ukrainischen Industrie
165
Abbildung 7.2 Die Entwicklung einzelner ukrainischer Branchen, ein Vergleich zwischen 1998 und 2003 Wachstum in Prozent 60
40
20
0
-20 Metallurgie
Chemische- und Holzverarbei- Textilbranche petrochemische tende Industrie Industrie
Leicht- und Maschinen bau
Quelle: Vgl. Gaidutski (1998), S. 63 und 106, vgl. auch http://www.ukrstst. gov.ua/richna/prm/pm u/obnovl2003.html oder http://www.menr.gov.ua/img15 1083079145 ecostat/nov2003.html.
Das Hauptthema der Konferenz war die Festlegung fundamentaler Grundlagen, die die antropogene T¨ atigkeit der Menschen hinsichtlich der Erhaltung der Harmonie zwischen der Natur und dem Menschen beinhalten. Diese Probleme betreffen in besonderem Maße auch die Ukraine mit vielen Regionen belasteter Umwelt. Das Wachstum des Produktionsvolumens in der Ukraine wurde durch eine starke Beeintr¨ achtigung der Umwelt und mit wachsendem Ressourceverbrauch erkauft. Davon betroffen sind alle Regionen der Ukraine, besonders der Osten, bsp. mit der Region Lugansk10 . 10
Vgl. Regionale Verwaltung f¨ ur Umweltschutz (1992), S. 54, vgl. Statistisches Amt der Region Lugansk (2001), S.50, vgl. Statistisches Amt der Region Lugansk (2003), S. 57, vgl. Statistisches Sammelwerk (1986), S. 74.
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Tabelle 7.5 Vergleichsanalyse der Industrieentwicklung und der Verschmutzung der heutigen Umwelt in der Ukraine Charakteristik der Industrieentwicklung
Jahre
1991
1993
1995
1997
1999
2001
2003
Produktion Mrd. Rubel
Mio. Hrywnja
Produktionsvolumen in reelen Großhandelspreisen
334
177336
5882432
75061
107537
184276
245183
Produktionstempo Prozent
95,2
92
88
99,7
104
114,2
115,8
in
Einfluss der Produktion auf den Umweltzustand atmosph¨ arische Emmissionen in Tsd. t
14315
10015
7484
5966
5853
4055
7194
Gew¨ asserverschmutzung in Mio. m3
4291
4652
3652
3508
3820
3972
4233
Holzbeschaffung in Tsd. m3
10833
9649
9741
11239
10309
12022
12827
toxische Produktionsabf¨ alle in Mio. t
–
2753
2849
2922
4158
4366
4706
Quelle: Vgl. Gaidutski, P. W., (1998), S. 63 u. 106 sowie http://www.ukrstst. gov.ua/richna/prm/pm u/obnovl2003.html und http://www.menr.gov.ua/img15 1083079145 ecostat/nov2003.html
Besonders akut sind ¨ okologische Probleme in der rohstofff¨ ordernden Industrie, die ummittelbar den Zustand der heutigen Umwelt dieses Gebietes beeinflusst. Dazu geh¨ ort ¨ auch die holzverarbeitende Industrie. Einen Uberblick dar¨ uber gibt Abbildung 7.3. Infolge dieser ¨ okologisch-wirtschaftlichen Situation in unserer Region erkl¨ arte das ukrainische Parlament dieses Territorium zum Umweltschutzgebiet. Trotzdem wird das 1992 auf der UNO-Konferenz in Rio de Janeiro verabschiedete Programm der nachhaltigen Entwicklung infolge der rasanten Produktionsentwicklung mit einem prozentual hohen Anteil rohstoffgewinnender Industrie, Verh¨ uttung, Energie-, Chemie- und anderer Wirtschaftsbranchen nur schleppend realisiert. Der Kernpunkt der nachhaltigen Entwicklung liegt in der Erschließung nat¨ urlicher Quellen mittels spezieller Verfahren,
Die Entwicklung des Umweltmanagements in der ukrainischen Industrie
167
Abbildung 7.3 Die Entwicklung der Umweltverschmutzung in Lugansk
Tausend t 1500
1000
500
0
Jahr 1985
1998
2000
Wasserverschmutzung
2003 Luftverschmutzung
Abfallproduktion
Quelle: Eigene Darstellung
die die Erhaltung von Naturressourcen f¨ ur k¨ unftige Generationen sichern. Eine nachhaltige Entwicklung erfordert Maßnahmen zum Schutz der nat¨ urlichen Balance und der Biozyklen vor der industriellen und materiellen Zerst¨ orung und zur Erhaltung von Naturressourcen u angeren Zeitraum hinaus. ¨ber einen l¨ ¨ Umweltprobleme kennen keine nationalen Grenzen. Uber Grenzen hinweg werden Tausende von Tonnen Schadstoffe - einschließlich Schwefeldioxid (die Quelle des sau” ren Regens“) - mit dem Wind transportiert. F¨ ur die Verbreitung von Schadstoffen sind u. a. auch Grenzfl¨ usse verantwortlich. Industrielle und andere T¨ atigkeiten in Grenzgebieten beeinflussten in vielf¨ altiger Art und Weise den Naturzustand. Waldrodung, Meereswasser- und Luftverschmutzung sind nur einige Beispiele. Die weitgehende Verwendung von FCKWs in der Industrie und im Alltag ruiniert die Ozonschicht des ganzen Planeten. Waldrodung, Verunreinigung des Erdreichs durch Erd¨ ol sowie eine massive Kraftstoffverbrennung sind Ursachen f¨ ur die Zerst¨ orung der atmosph¨ arischen Balance.
168
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Somit sind ¨ okologische Probleme internationale Probleme und erfordern eine internationale Zusammenarbeit. 7.2.3 Literatur Gaidutski, P. W. (1998): Monitoring der makro¨ okonomischen und regionalen Entwicklung der Ukraine. Pr¨ asidiale Verwaltung der o ¨kologischen und sozialen Politik der Ukraine, Unter der Leitung von Gaidutski, P. W., 1998 S. 63, 106. Regionale Verwaltung f¨ ur Umweltschutz (1992): Statistischer Bericht. Schutz der atmosph¨ arischen Luft im Jahre 1991 der Region Lugansk, Lugansk 1992, S. 54. ¨ Statistisches Amt der Region Lugansk (2001): Statistischer Bericht: Uber den Zustand der atmosph¨ arischen Luft im Lugansker Gebiet im Jahre 2000, Lugansk 2001, S. 50. ¨ Statistisches Amt der Region Lugansk (2003): Statistischer Bericht: Uber den Zustand der atmosph¨ arischen Luft in der Region Lugansk im Jahre 2002, Lugansk 2003, S. 57 . Statistisches Sammelwerk (1986): Umweltschutz und rationale Nutzung der nat¨ urlichen Ressourcen im Woroschilowgrader Gebiet in den Jahren des elften F¨ unfjahresplans: 1980-1985, Woroschilowgrad 1986, S. 74. http://www.ukrstat.gov.ua/richna/prm/pm u/obnovl2003.html, aufgerufen am 15.12.2006. http://www.menr.gov.ua/img15 1083079145 ecostat/nov2003.html, aufgerufen am 15.12.2006.
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
169
7.3 Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil Doc. Dr. Ihor Taranow, Direktor des PolnischUkrainischen Programms f¨ ur Finanzierung und Versicherung, Wirtschaftsuniversit¨ at Tarnopol, Ukraine
7.3.1 Rechtsnormen der Hochschulausbildung in der Ukraine Mit der Erkl¨ arung der Ukraine zum selbstst¨ andigen Staat wurde die Bildung zur eigenen Sache des ukrainischen Volkes. Die Modernisierung des Bildungssystems, dessen gr¨ undliche Reformierung, erfordert den Wiederaufbau eines intellektuellen, geistigen Potenzials des Volkes, die Anpassung der ukrainischen Wissenschaft, Technik und Kultur an den Weltstandard und den nationalen Wiederaufbau, die Etablierung des Staates und die Demokratisierung in der Ukraine. Die f¨ ur die moderne Zivilisationen typische Dynamik, die Zunahme der Individualisierung, Humanisierung und Demokratisierung der Gesellschaft, die Intellektualisierung der Arbeit und der schnelle Wandel von Technik und Technologien in der ganzen Welt verlangen nach Bedingungen, die gew¨ ahrleisten, dass sich die Ukraine zu einer permanent lernenden Nation entwickelt.11 Gleichzeitig entspricht die Situation im Bildungswesen, also das Tempo und die Tiefe der Ver¨ anderungen nicht im vollen Umfang den Bed¨ urfnissen der einzelnen Individuen, der ganzen Gesellschaft und des Staates. Die Globalisierung, die stetige Entwicklung ¨ von Technologien, der Ubergang zur postindustriellen Informationsgesellschaft und die Etablierung von Schwerpunkten nachhaltiger Entwicklung sowie andere f¨ ur die moderne Zivilisation typische Merkmale bestimmen die Entwicklung eines Menschen. Sie sind Schl¨ usselindikatoren und Stellschrauben des modernen Fortschritts. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit zu einer radikalen Modernisierung des Bildungsbereiches. Dieser Aufgabe m¨ ussen sich Staat und Gesellschaft stellen, indem sie Priorit¨ aten f¨ ur die Bildungsund Wissenschaftsentwicklung sowie auf die L¨ osung dringender Probleme setzen. Bildung ist die Basis f¨ ur die Entwicklung eines Individuums, der Gesellschaft, der Nation und des Staates, und damit auch f¨ ur die Absicherung der Zukunft der Ukraine. Sie ist der bestimmende Faktor politischer, sozial-¨ okonomischer, kultureller und wissenschaftlicher Funktionen der Gesellschaft. Bildung spiegelt das intellektuelle, geistige und ¨ okonomische Potenzial der Gesellschaft wider und vermehrt es.12 11 12
Vgl. Staatliches Nationalprogramm Bildung“ Nr. 896 (2005). ” Vgl. Nationaldoktrin f¨ ur die Bildungsentwicklung Nr. 347/2002 (2005).
170
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Im den Jahren 1995 bis 2000 f¨ uhrte das Ministerium f¨ ur Bildung und Wissenschaft der Ukraine auf der Basis internationaler Bestimmungen bez¨ uglich der Demokratisierung und Humanisierung im Bildungswesen sowie in Fragen der Menschenrechte eine Reihe gewaltiger Reformen durch, die der Bildung einer neuen nationalen Rechtsbasis in der Hochschulbildung dienten. U. a. wurden mehr als zwanzig Ver¨ anderungen und ¨ Zusatzbestimmungen in die ukrainische Verfassung Uber die Bildung“ Nr. 1060 - XII ” ¨ vom 23. Mai 1991 aufgenommen und in dem ukrainischen Gesetz Uber die Hochschul” bildung“ Nr. 2984 - III vom 17. Januar 2002 verankert. Der oben genannte Komplex rechtlicher Vorschriften definiert die Grundanschauung des ganzen Bildungsbereiches, der die demokratischen Rechte der Pers¨ onlichkeit sch¨ utzt. Als wichtiges Instrument f¨ ur das Erreichen einer hohen Bildungsqualit¨ at gilt das staatliche System der Lizenz- und Akkreditionsvergabe. Gem¨ aß geltender Gesetzgebung k¨ onnen Hochschulen, unabh¨ angig von ihrer beh¨ ordlichen Zust¨ andigkeit und Eigentumsform, ihre Bildungsfunktionen erst nach einer Genehmigung aufnehmen. Die Lizenzierung erfolgt durch Experten, die u ufen, inwieweit ¨berpr¨ die Hochschule in der Lage ist, entsprechende Bildungst¨ atigkeiten durchzuf¨ uhren. Die¨ ses Vorgehen erm¨ oglicht einen objektiven Uberblick u ¨ber den Zustand des Hochschulnetzes, u oglichkeiten, den Ausbildungsstand und ¨ber dessen potentielle Ausbildungsm¨ die Qualit¨ at der Ausbildung sowie u ur die verschiedenen ¨ber den Bedarf an Fachleuten f¨ Fachrichtungen und Berufe. Die Akkreditierung ist von der Hochschule selbst zu beantragen und im Falle einer positiven Entscheidung erh¨ alt diese das Recht auf die Ausgabe staatlich anerkannter Bildungszertifikate. Vorl¨ aufige Gutachten u ¨ber die Sachlage an der Hochschule werden durch einen Expertenrat und das endg¨ ultige Gutachten durch die Staatliche Akkreditionskommission vollzogen. Entsprechend den Bildungsrichtlinien der Ukraine sind Hochschulen folgender Typen13 zu unterscheiden: 1. Universit¨ at Hochschule der 4. Akkreditierungsstufe, welche Bildungst¨ atigkeit voraussetzt, die sich auf eine bestimmte Hochschulausbildung und die Qualifizierung eines breiten Spektrums in naturwissenschaftlichen, humanit¨ aren, technischen, wirtschaftlichen und anderen Wissenschaftsrichtungen sowie in Technik, Kultur und Kunst richtet. Sie f¨ uhrt Grundlagenforschung und angewandte Forschung durch, gilt als f¨ uhrendes wissenschaftlich-methodistisches Zentrum, verf¨ ugt u ¨ber entwickelte Infrastruktur in Lehr-, Wissenschafts- und Produktionsbereichen, u ¨ber gut ausgebildetes Personal und moderne technische Ausr¨ ustung. Ihre T¨ atigkeit bezieht sich 13
¨ Vgl. Gesetz der Ukraine Uber die Hochschulbildung“ Nr. 2984-III (2005), Artikel 25. ”
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
171
sowohl auf die Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse als auch auf die Allgemeinbildung. Die Gr¨ undung von klassischen Universit¨ aten und Fachuniversit¨ aten (technischen, technologischen, wirtschaftlichen, p¨ adagogischen, medizinischen, kulturologischen, Agrar- und Kunstuniversit¨ aten, u. a.) ist m¨ oglich. 2. Akademie Hochschule der 4. Akkreditierungsstufe mit einer Bildungsfunktion, die sich auf eine bestimmte Hochschulausbildung und die Qualifizierung in einem bestimmten Wissenschafts- und Produktionszweig, in der Bildungs-, Kultur- und Kunstbranche richtet. Grundlagenforschung und angewandte Forschung werden hier vorausgesetzt. Diese Hochschule ist auch wie die Universit¨ at ein wissenschaftlichmethodistisches Zentrum und verf¨ ugt u ¨ber gut ausgebildetes Personal und moderne Technik. 3. Institut Hochschule der 3. bzw. 4. Akkreditierungsstufe oder Filiale der Universit¨ at oder Akademie, die sich auf eine bestimmte Hochschulausbildung und die Qualifizierung in einem bestimmten Wissenschafts- und Produktionszweig, in der Bildungs-, Kultur- und Kunstbranche richtet und Funktionen in wissenschaftlichen, wissenschaftlich-methodistischen und Produktionsbereichen erf¨ ullt sowie u ¨ber ein gut ausgebildetes Personal und moderne Technik verf¨ ugt. 4. College Hochschule der 2. Akkreditierungsstufe oder Filiale einer Hochschule der 3. oder 4. Akkreditierung, die eine bestimmte Hochschulausbildung und Qualifizierung in kombinierten Fachrichtungen (betrifft Filialen einer Hochschule der 3. oder 4. Akkreditierung mit Lehrfunktion) oder in einigen kombinierten Berufen bietet und u ugt. ¨ber gut ausgebildetes Personal und moderne Technik verf¨ 5. Technikum (technische Fachschule) Hochschule der 1. Akkreditierungsstufe oder Filiale einer Hochschule der 3. oder 4. Akkreditierung, die eine bestimmte Hochschulausbildung und Qualifizierung in einigen kombinierten Berufen bietet und u ¨ber gut ausgebildetes Personal und moderne Technik verf¨ ugt. Nach einer erfolgreichen Lizenzierung und Akkreditierung sind f¨ ur Hochschulen folgende Akkreditierungsstufen14 festzulegen15 : 14 15
akademische Grade ¨ Der Spezialist besitzt große Ahnlichkeit mit dem deutschen Diplom. Der Kandidat nauk [deutsch: Kandidat der Wissenschaft] entspricht dem deutschem Doktor; der Doktor nauk [deutsch: Doktor der Wissenschaft] entspricht einer deutschen Habilitation, der Bakalavr entspricht dem Bachelor mit Hochschulzugangsberechtigung (3 oder 4 Jahre) und der Magistr entspricht dem Master(Bakalavr und einem oder zwei Jahren ¨ zus¨ atzlich. (Anmerkung des Ubersetzers)
172
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten • Ausbildung mit dem Berufsabschluss Spezialist, • Ausbildung mit den Berufsabschl¨ ussen Spezialist und bakalavr, • Ausbildung mit den Berufsabschl¨ ussen Bakalavr, Spezialist sowie in einigen Berufen mit Abschluss Magistr, • Ausbildung in Berufen mit Abschluss Bakalavr, Spezialist und Magistr.
Hauptprinzipien der Lizenzierungs- und Akkreditierungst¨ atigkeit sind: - Zusammenarbeit mit den besten Fachkr¨ aften f¨ uhrender ukrainischer Hochschulen in Expertenr¨ aten in bestimmten Fachrichtungen und Berufen, - Unabh¨ angigkeit der Ausbildungsanforderungen von der Eigentumsform der Hochschule, - Sicherstellung eines hohen Ausbildungsstandards seitens des Staates an jeder Hochschule durch ein staatlich anerkanntes Zertifikatsvergaberecht16 . Die Genehmigung der Bildungst¨ atigkeit von Hochschulen erfolgt vor Beginn der Ausbildung durch die bevollm¨ achtigten Staatsorgane in den Bereichen Bildung und Wissenschaft durch Expertisen. Diese sind von Hochschulen selbst zu beantragen. Der Bescheid wird innerhalb von zwei Monaten erteilt. In den Bildungslizenzen sind Bezeichnung, Fachrichtung, Berufe, akademische Titel und Ausbildungsfristen, Lizenzg¨ ultigkeit sowie amtlich eingetragene Adressen der Hochschule und ihrer Filialen einzutragen. Voraussetzungen f¨ ur die Lizenzvergabe an Hochschulen sind eine moderne technische Ausr¨ ustung, eine wissenschaftlich-methodistische Informationsbasis, eine Bibliothek und p¨ adagogisches Personal, die durch die bevollm¨ achtigten Organe in den Bereichen Bildung und Wissenschaft festzulegen sind. Nach erfolgreich abgeschlosse¨ ner Uberpr¨ ufung des Lizenzantrags erh¨ alt die Hochschule eine Bildungslizenz f¨ ur den Zeitraum der Ausbildung, wenigstens aber f¨ ur 3 Jahre. Die Lizenzverl¨ angerung ist nach gleichen Bedingungen wie die Lizenzvergabe zu beantragen. Bei Liquidation verliert die Lizenz ihre G¨ ultigkeit17 . Nach erfolgreicher Lizenzierung werden die Hochschulen vom Ministerium f¨ ur Bildung und Wissenschaft der Ukraine in das Staatliche Hochschulregister eingetragen. Außer Lizenzen werden Zertifikate mit gleichem Inhalt vergeben, deren G¨ ultigkeit auf maximal 10 Jahre festgelegt ist. Bei Liquidation werden diese aberkannt. Die Ausbildung an Hochschulen erfolgt nach einem Rahmengesetz18 . Zu diesem geh¨ ort das staatliche sowie das Branchen und das Hochschulrahmengesetz. Letzteres 16
¨ Vgl. Gesetz der Ukraine Uber die Hochschulbildung“ Nr. 2984-III, 2005, Art. 25. ”¨ Vgl. Gesetz der Ukraine Uber die Hochschulbildung“ Nr. 2984-III (2005), Art. 25. ”¨ 18 Vgl. Gesetz der Ukraine Uber die Hochschulbildung“ Nr. 2984-III (2005), Art. 11 sowie Gesetz der Ukraine ” ¨ Uber die Bildung“ Nr. 1060-XII (2005), Art. 15. ” 17
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
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ist die Basis f¨ ur die Beurteilung der Qualit¨ at der Hochschulausbildung im Allgemeinen und der Fachausbildung im Speziellen, aber auch der Qualit¨ at der Bildungst¨ atigkeit der Hochschulen, unabh¨ angig von ihrem Typ, ihrer Akkreditierung und Unterrichtsform. Das Staatliche Rahmengesetz beinhaltet: • ein Qualifikationsverzeichnis (mit Angabe entsprechender akademischer Grade), • ein Verzeichnis von Fachrichtungen und Berufen an Hochschulen mit Angabe entsprechender akademischer Grade und die • Anforderungen an die Vergabe akademischer Grade. Im Gegensatz zum staatlichen Rahmengesetz umfasst das Branchenrahmengesetz Qualifikationsanforderungen, Fachausbildungsprogramme und Kriterien zur Qualifikationspr¨ ufung. Das Hochschulrahmengesetz umfasst Spezialisierungsverzeichnisse nach Berufen, Varianten von Qualifikationsanforderungen, Varianten von Fachausbildungsprogrammen, Kriterien f¨ ur Qualifikationspr¨ ufung sowie Lehrpl¨ ane und Studienpl¨ ane (Curricula). Auf diese Weise stellen die Rechtsnormen in Fragen von Bildungsangebot und -nachfrage kein Hindernis sowohl f¨ ur Anbieter (Staat, Hochschulen) als auch f¨ ur Studieninteressierte (k¨ unftige Studenten) dar. Dies erm¨ oglicht die Realisierung von Bildungsgrundprinzipien: - Zugang f¨ ur jeden B¨ urger zu allen Formen und Typen staatlicher Bildung, - Gleichberechtigung f¨ ur jeden Menschen zur vollst¨ andigen Verwirklichung seiner Begabungen, Talente und einer vielseitigen Entwicklung, - Humanismus, Demokratie, Priorit¨ aten in Bezug auf gesamtmenschliche, geistige Werte, - enge Bindung an Welt- und Nationalgeschichte, Kultur und Traditionen, - Unabh¨ angigkeit der Bildung von politischen Parteien, gesellschaftlichen und religi¨ osen Organisationen, - wissenschaftlicher, weltlicher Charakter der Ausbildung, - Intergration der Ausbildung in Wissenschaft und Produktion, - wechselseitige Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen anderer L¨ ander, - Variabilit¨ at und Prognostizierbarkeit des Bildungssystems, - Einheitlichkeit und konsequente Umsetzung der Bildungsziele, - lebenslange und vielseitige Bildung, - Verbindung von staatlicher Verwaltung und gesamtgesellschaftlicher Selbstverwaltung in der Bildung.
174
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
7.3.2 Fakten u atigkeiten einzelner ¨ber die Funktionsweise und die T¨ Wirtschaftshochschulen Der Katalysator globaler Ver¨ anderungen in der Weltwirtschaft ist seit dem Ende des 20 Jh. gr¨ oßtenteils die so genannte neue politische Informations¨ okonomie oder Wissensokonomie. Die Bedeutung dieses Begriffs ist durch die Erscheinungsform der Vielzahl ¨ seiner Merkmale - Informationszentrierung, Innovationsvorrang, Strukturver¨ anderungen19 zu erkl¨ aren. Die sogenannte New Economy ist die Basis der postindustriellen Epoche. Sie macht das Wissen zum Hauptmotor des Wirtschaftswachstums. Aus diesem Grund gewinnen die Sektoren Wissenschaft und Bildung an Bedeutung in der Gesellschaft. Das Erreichen von Zielen des Wirtschaftswachstums ist nicht m¨ oglich ohne die Aktivierung des menschlichen Potenzials, weil gerade durch sein Innovationspotenzial schlussendlich die Verbreitung der Sektoren der New Economy und damit konstantes Wirtschaftswachstum des Staates erm¨ oglicht wird. Entscheidende Voraussetzung f¨ ur die Aktivierung des menschlichen Potenzials - Rezeption von Wissen, Kenntnissen und Fertigkeiten - ist die Entwicklung von Bildungssystemen im Ganzen und die von Wirtschaftswissen im Einzelnen. Hochschulen der Ukraine, in denen Wirtschaftswissenschaftler ausgebildet werden, resultieren aus den nationalen Priorit¨ aten im Bildungswesen. Diese liegen auf der - Umorientierung des Marktes der Bildungsdienstleistungen auf die Bed¨ urfnisse der Arbeitgeber mittels Ausarbeitung und Einf¨ uhrung eines effektiven Mechanismus der Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen und der - Erh¨ ohung der Arbeitskr¨ aftequalifizierung durch Realisierung des Konzeptes einer lebenslangen Weiterbildung und Spezialisierungsm¨ oglichkeiten f¨ ur Mitarbeiter. Die Untersuchung des aktuellen Zustands der Wirtschaftsausbildung ist unter Ber¨ ucksichtigung derer Probleme durchzuf¨ uhren. Eine Umfrage bei 78 Personen in den Großst¨ adten Donetsk und Lwow (je 38)20 ergab die in Abbildung 7.4 angef¨ uhrten H¨ aufigkeiten f¨ ur die wichtigsten Probleme des ukrainischen Hochschulsystems. Die ungen¨ ugende Zusammenarbeit mit Wirtschaftsstrukturen der Praxis (schwache Verbindung von Theorie und Praxis) wurde als Schl¨ usselproblem der aktuellen Wirtschaftsausbildung in der Ukraine identifiziert. Darauf aufbauend wurden die Standpunkte der befragten Personen zur Kl¨ arung des Kernproblems untersucht, um der Sache auf den Grund zu gehen. D. h. es wurde der Frage nachgegangen, warum Unternehmer und andere Wirtschaftssubjekte nicht aktiv mit Hochschulen zusammenarbeiten. Die Ergebnisse verdeutlicht Tabelle 7.6. 19 20
Vgl. A New Economy? (2000), S. 367. Wirtschaftsausbildung in der Ukraine des XXI. Jh. (2005), S. 113.
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
175
Tabelle 7.6 Hauptursachen f¨ ur die mangelhafte Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen Nr.
festgestellte Ursachen
Antworten befragter Personen in Prozent Lwow
Donetsk
1
niedriges Qualifikationsniveau in f¨ uhrenden Unternehmen
48,6
44,7
2
Desinteresse der Hochschule
35,3
23,7
3
mangelhafte Rechtsnormen
16,1
31,6
Quelle: A New Economy? (2000), S. 367
Probleml¨ osungen m¨ ussen demnach von den Hochschulen selbst ausgehen, weil die rechtliche Absicherung der Praktikums- und Weiterbildungspl¨ atze zwar befriedigend, die Bereitschaft der Wirtschaft zur Unterst¨ utzung bei der praktischen Umsetzung von erworbenen Kenntnissen durch Studenten aber eher magelhaft ist. Allerdings darf die Tatsache nicht vernachl¨ assigt werden, dass private Hochschulen weniger Schwierigkeiten haben, einen Vertrag u ¨ber Praktika und Weiterbildungsmaßnahmen mit Unternehmen abzuschließen. Die meisten f¨ ur staatliche Hochschulen Praktika anbietenden Unternehmen stehen vor dem Dilemma, einerseits Praktikumspl¨ atze anzubieten und andererseits Studenten nach einem erfolgreichen Praktikum u ussen. ¨bernehmen zu m¨ ¨ Tats¨ achlich ist diese Ubernahme aber kein Zwang, sondern eher eine M¨ oglichkeit zur Bildung qualifizierter potentieller Arbeitnehmer. Die Interessen der Wirtschaftsobjekte, die aktiv mit Wirtschaftshochschulen zusammenarbeiten, sind hier auch zu ber¨ ucksichtigen. Hierf¨ ur wird durch den Staat das F¨ acherangebot f¨ ur Wirtschaftswissenschaftler st¨ andig erweitert und aktualisiert. Beispielsweise bietet die Ukraine heute in der Fachrichtung Wirtschaft und Unternehmen“ 28 ” F¨ acher (Siehe Tabelle 7.7). Unter Ber¨ ucksichtigung der Tatsache, dass vor 5 Jahren lediglich die H¨ alfte der heute angebotenen F¨ acher zur Verf¨ ugung standen, kann man eine stabile Entwicklungstendenz bei Wirtschaftsspezialisierungen an den Hochschulen erkennen. Diese breit gef¨ acherte Qualifizierung verlangt nach Modernisierung und Vereinheitlichung von Lehrpl¨ anen und Curricula. An der Ternopiler Staatlichen Wirtschaftsuniversi¨ at werden beispielsweise obligatorische Studienf¨ acher und Wahlf¨ acher unterrichtet, die vom Ministerium f¨ ur Bildung und Wissenschaft anerkannt wurden. Ihrerseits teilen sich Wahlf¨ acher in die von der Hochschule ausgew¨ ahlten und vom wissenschaftlichen Rat best¨ atigten F¨ acher und in die von Studenten ausgew¨ ahlten F¨ a-
176
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Abbildung 7.4 Wichtige Probleme des ukrainischen Hochschulsystems Anzahl der Antworten
40
Donezk Lviv
30 20
10 0
Grund 1 bis 6
1
2
3
4
5
6
1. Probleme bei der Aufnahme und Betreuung der Studenten 2. ungenügende Kooperation mit der Praxis und eine schwache Verbindung zwischen Theorie und Praxis 3. Fehlende Informationen über Möglichkeiten zur Durchführung wissenschaftlicher Arbeiten und Praktika 4. Niedriges Niveau bei der Nutzung neuer Lerntechnologien, wie E-Learning 5. Mangel an Finanzierungsmöglichkeiten 6. Wirtschaftliche Ausbildung erfüllt nicht die Anforderungen der Praxis und der Bevölkerung
Quelle: Wirtschaftsausbildung in der Ukraine des XXI. Jh. (2005), S. 113 cher. F¨ ur die Erteilung des akademischen Grades bakalavr“ (Bachelor) m¨ ussen die ” k¨ unftigen Wirtschaftswissenschaftler (Studentenaufnahme Semesterbeginn 2006) Zwischenpr¨ ufungen und Examina: 1. in 42 obligatorischen F¨ achern (12 geisteswissenschaftliche F¨ acher, 21 naturwissenschaftliche und allgemeinwirtschaftliche F¨ acher, 9 berufsbezogene F¨ acher) und 2. 21 Wahlf¨ achern (11 F¨ acher nach der Wahl der Hochschule, davon 3 geisteswissenschaftliche F¨ acher, 4 naturwissenschaftliche und allgemeinwirtschaftliche F¨ acher, 4 berufsbezogene F¨ acher) ablegen.
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
177
Tabelle 7.7 Qualifizierungs¨ ubersicht: Fachrichtung Wirtschaft und Unternehmertum“ an ukraini” schen Hochschulen Beruf
akademischer Grad Bachelor
Spezialist
Master
Wirtschaftstheorie
6.050.100
7.050.101
8.050.101
Wirtschaftkybernetik
6.050.100
7.050.102
8.050.102
Internationale Wirtschaft
6.050.100
7.050.103
8.050.103
Finanzen
6.050.100
7.050.104
8.050.104
Bankbetriebslehre
6.050.100
7.050.105
8.050.105
Bilanzierung und Audit
6.050.100
7.050.106
8.050.106
Betriebswirtschaftslehre
6.050.100
7.050.107
8.050.107
Marketing
6.050.100
7.050.108
8.050.108
Personalmanagement
6.050.100
7.050.109
8.050.109
Wirtschaftsstatistik
6.050.100
7.050.110
8.050.110
Buchf¨ uhrung
-
-
-
B¨ orsenbetrieb
-
-
-
Kaufm¨ annische Aubildung
6.050.100
7.050.113
-
Besteuerung
6.050.100
7.050.114
8.050.114
Betriebsmanagement
6.050.200
7.050.201
8.050.201
Produktionsmanagement
-
-
-
Bev¨ olkerungsmanagement
-
-
-
Transportmanagement
-
-
-
Außenwirtschaftsmanagement
6.050.200
7.050.206
8.050.206
Antimonopolregulierung
6.050.200
7.050.207
8.050.207
Logistik
6.050.200
7.050.208
8.050.208
Warenverkaufskunde
6.050.300
7.050.301
8.050.301
178
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Beruf
akademischer Grad Bachelor
Spezialist
Master
Warenkunde und Zollexpertise
6.050.300
7.050.302
8.050.302
Waren- und Dienstleistungsexpertise
6.050.300
7.050.303
8.050.303
-
-
-
Tourismus
6.050.400
7.050.401
8.050.401
Hotelwirtschaft
6.050.400
7.050.402
8.050.402
-
-
-
Erfassung und Warenkunde landwirtschaflicher Erzeugnisse
Hotel- und Tourismusmanagement
Quelle: Eigene Darstellung.
Zu den obligatorischen F¨ achern der Geisteswissenschaften geh¨ oren traditionell z. B. ¨ Philosophie, Logik, Ethik und Asthetik, Psychologie, Sport, Ukrainisch und Fremdsprachen (bei berufsbezogener Ausbildung), Rechtswissenschaften, Soziologie u. a. Die naturwissenschaftliche und allgemeinwirtschaftliche Ausbildung beinhaltet F¨ acher wie Polit¨ okonomie, Mikro- und Makro¨ okonomie, Wirtschaftsgeschichte, Wirt¨ schaftsmathematik, mathematische Programmierung, Okonometrie, Statistik, Management, Marketing, Finanzen, Versicherungswesen, Investment, Wirtschaftsanalyse, Buchf¨ uhrung, Audit, Internationale Wirtschaft, staatliche Wirtschaftsregulierung u. a. Zu berufsbezogenen F¨ achern geh¨ oren Steuersystem, Versicherungen, Finanzanalyse, Haushaltsf¨ uhrung, Finanzmarkt, Finanzrecht u. a., abh¨ angig vom ausgew¨ ahlten Beruf. Das heißt, heutige Bildungsprozesse an ukrainischen Hochschulen bed¨ urfen einer Modernisierung, denn sowohl die Ber¨ ucksichtigung der k¨ unftigen Arbeitsmarktsituation als auch die Unifizierung der F¨ acheranzahl sind erstrebenswert.
7.3.3 Modernisierung der Wirtschaftsausbildung an ukrainischen Hochschulen Was wir wissen ist nur ein kleiner Tropfen im Vergleich zu dem, was wir nicht wissen.“21 ” Die Praxis zeigt, dass die Modernisierung der Hochschulbildung im Staat eine objektive Notwendigkeit darstellt. Denn an der Schwelle des 21 Jahrhunderts sind wir Zeugen eines heranwachsenden beispiellosen Interesses an Hochschulausbildung, der Erweiterung ihrer Funktionen und ihrer Rolle in der Gesellschaft geworden. Heute wird sie in einer zivilisierten Gesellschaft nicht nur als eine Institution zur Befriedigung be21
Ralf Waldo Emerson, amerikanischer Philosoph, Prosaist und Dichter, aus: Emerson (2005), S. 26.
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
179
ruflicher Bed¨ urfnisse einer Person angesehen, sondern auch als geistige Notwendigkeit. Das Hauptziel der weiteren Entwicklung der wirtschaftlichen Hochschulbildung heißt Qualit¨ at statt Quantit¨ at. Dies ¨ außert sich in folgenden Prinzipien: • Zum Ersten muss die Hochschulentwicklung den Gesetzen der Marktwirtschaft untergeordnet werden. Die Hochschule darf sich nicht nur auf marktbezogene Berufe konzentrieren, sondern muss der Bildung auch neue Inhalte geben, moderne Technologien, hohe Standards in die Lernprozesse einbeziehen und produktive Gesch¨ aftskontakte zu den Auftraggebern kn¨ upfen. • Zum Zweiten ist die Hochschulentwicklung im Kontext der Entwicklungstendenzen der internationalen Bildungssysteme zu sehen, u. a. auch der europ¨ aischen. Insbesondere die Gesetzgebung und die Rechtsnormen der Hochschulausbildung in der Ukraine m¨ ussen an die internationalen Anforderungen angepasst werden. Das Hochschulsystem und ihre Komponenten m¨ ussen strukturiert, das Berufsverzeichnis reguliert und die Bildungsinhalte revidiert werden. Strategische Aufgaben der Reformierung der Wirtschaftsausbildung an Hochschulen im ukrainischen Staat kann man folgendermaßen bestimmen: • Formierung eines Hochschulnetzes, das den Bed¨ urfnissen und Interessen einzelner Individuen, jeder Region und des ganzen Staates entspricht. Hierf¨ ur sind solche Kriterien entscheidend: – Bildungs- und Qualifizierungsniveau, – Hochschultypen, – Studienformen und -fristen, – Finanzierungsquellen. • Optimierung des Hochschulnetzes und seiner Struktur sowie Durchf¨ uhrung folgender organisatorisch-struktureller Ver¨ anderungen im Hochschulsystem: – Implementierung verschiedener Hochschultypen, – Erh¨ ohung der Rolle und der Bedeutung universit¨ arer Ausbildung bei der Realisierung strategischer Bildungsziele. • Erweiterung des nationalen Bildungssystems als wichtigsten Bestandteil der Erziehung verantwortungsbewusster B¨ urger des ukrainischen Staates; Formierung gebildeter, produktiver Pers¨ onlichkeiten, Entwicklung physischer und moralischer Standards, Priorit¨ atensetzung auf die menschliche Entwicklung sowie den Aufbau der Kultur und des Wissens in ihrer ganzen Vielfalt im nationalen und internationalen Kontext.
180
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten • Angleichung der Ausbildung in der Ukraine an den Bildungsstand entwickelter L¨ ander durch grundlegende Reformierung ihrer konzeptionellen, strukturellen, ¨ organisatorischen Prinzipien; Uberwindung des Staatsmonopols in der Bildungsbranche durch Gr¨ undung nichtstaatlicher Hochschulen auf gleichtberechtigter Basis; grundlegende Demokratisierung traditioneller Hochschulen; Formierung vielseitiger Investitionspolitik in der Bildungsbranche.
Hauptwege der Hochschulreform im ukrainischen Staat sind jedoch folgende: • Genauere Prognostizierung des Bedarfs des Staates, der Regionen, der Wirtschafts- und Kulturbranche an Fachleuten unterschiedlicher Qualifikationsgrade. • Gesamtgesellschaftliche, allgemeine Mitwirkung an der Hochschulentwicklung, st¨ andige Sorge um die Vermehrung des intellektuellen geistigen Potenzials der Nation, Aktivierung gesamtgesellschaftlicher Kr¨ afte zur Erreichung eines hohen dem Weltstandard entsprechenden Bildungsstandes, Einbeziehung aller staatlichen, gesellschaftlichen, privaten Institutionen, der Familie jeden B¨ urgers in die Hochschulentwicklung. • Sicherung der Hochschulentwicklung auf der Basis neuer progressiver Konzepte, Einf¨ uhrung moderner p¨ adagogischer Technologien und wissenschaftlich-methodistischer Erkenntnisse. • Abkehr von Prinzipien autorit¨ arer P¨ adagogik, die sich im totalit¨ aren Staat einb¨ urgerten und die Nivellierung nat¨ urlicher F¨ ahigkeiten und Talente sowie Interessen aller am Bildungsprozess Beteiligten zur Folge hatten. • Ausbildung einer neuen Generationen von P¨ adagogen, Erh¨ ohung ihres fachlichen und allgemeinbildenden Niveaus. • Radikale Transformierung der Bildungsverwaltung mittels Demokratisierung und Dezentralisierung. • Enge Integration von Bildung und Wissenschaft, aktive Nutzung des wissenschaftlichen Potenzials von Hochschulen und Forschungsinstitutionen, neuerster p¨ adagogischer Ausarbeitungen und Erkenntnisse, produktiver gesellschaftlicher Vereinigungen im Bildungsprozess. • Modernisierung der Rechtsnormen der Hochschulausbildung. • Aufbau von gemeinsamen Hochschulen mit anderen Staaten, Erweiterung des Austauschs von p¨ adagogischen Mitarbeitern zwischen f¨ uhrenden ukrainischen und ausl¨ andischen Hochschulen, Nutzung von Hochschulen anderer L¨ ander zur Ausbildung ukrainischer B¨ urger.
Nachhaltigkeit - eine Herausforderung f¨ ur das ukrainische Hochschulprofil
181
7.3.4 Fazit Das in der Ukraine geltende Bildungssystem befindet sich in einem Zustand, der den vor diesem System stehenden Anforderungen in Zeiten der Transformation des ukrainischen Staates, kulturellen und geistigen Wiederaufbaus des ukrainischen Volkes keine Rechnung tr¨ agt. Dies zeigt sich vor allem im Missverh¨ altnis zwischen Bildung und den Bed¨ urfnissen der einzelnen Pers¨ onlichkeiten, den gesellschaftlichen Bed¨ urfnissen und Errungenschaften der Menschheit, in der Abwertung des sozialen Prestige der Bildung und Intellektualit¨ at, in der Verzerrung von Zielen und Funktionen der Ausbildung und in der B¨ urokratisierung aller Komponenten des Bildungssystems. Universit¨ aten haben die Aufgabe, den k¨ unftigen Generationen Bildung und Erziehung im Einklang mit der Natur und dem Leben selbst zu garantieren. Um diesen Anforderungen zu gen¨ ugen, m¨ ussen Universit¨ aten in Forschungs- bzw. Bildungsprozessen sowohl moralisch als auch wissenschaftlich unabh¨ angig bleiben. Weder politische noch wirtschaftliche Macht darf sich dem entgegensetzen. Hochschulausbildung richtet sich auf die Sicherstellung fundamentaler wissenschaftlicher, allgemeinbildender, praktischer Ausbildung von Fachleuten, die das Tempo und das Qualit¨ atsniveau des wissenschaftlich-technischen, wirtschaftlichen und sozial-kulturellen Fortschritts zu bestimmen haben, auf die Formierung eines intellektuellen Potenzials der Nation und die vielseitige Entwicklung der Pers¨ onlichkeit als h¨ ochstes gesellschaftliches Gut. Hochschulausbildung muss zu einem m¨ achtigen Faktor der Entwicklung geistiger Kultur des ukrainischen Volkes und des Wiederaufbaus der Produktionskr¨ afte der Ukraine werden.
7.3.5 Literatur A New Economy? (2000): The Changing Role of Innovation and Information Technilogy in Growth Paris:OECD 2000, S. 367. Emerson,R. W. (2005): Natura. Krak´ ow: Zielona Sowa, 2005, S. 26. ¨ Gesetz der Ukraine Uber die Bildung“ Nr. 1060-XII (2005): vom 23. Mai 1991, ” Nr. 1060-XII, Art. 11; Kiev: CD Nau Expert“, Stand: 05.09.05. ” ¨ Gesetz der Ukraine Uber die Hochschulbildung“ Nr. 2984-III (2005): vom 17. ” Januar 2002, Nr. 2984-III, Art. 25; Kiev: CD Nau Expert“, Stand: 05.09.05. ” Nationaldoktrin f¨ ur die Bildungsentwicklung Nr. 347/2002 (2005): best¨ atigt durch den Erlass des Pr¨ asidenten der Ukraine vom 17. April 2002, Nr. 347 / 2002; Kiev: CD Nau Expert“, Stand: 05.09.05. ”
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Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Staatliches Nationalprogramm Bildung“ Nr. 896 (2005): Ukraine XXI. Jh., best¨ a” tigt durch Beschluss des Ministerkabinetts der Ukraine am 3. November 1993, Nr. 896; Kiev: CD Nau Expert“, Stand: 05.09.05). ” Wirtschaftsausbildung in der Ukraine XXI. Jh. (2005): Entwicklungsstand und perspektiven. Forschungsergebnisse des Konsortiums zur Modernisierung der Managmentausbildung in der Ukraine; Kiev: wissenschaftlich-methodistisches Zentrum Kon” sortium zur Modernisierung der Managmentausbildung in der Ukraine“, 2005, S. 113.
Umweltorientierte Ausbildung an ukrainischen Universit¨ aten
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7.4 Umweltorientierte Ausbildung an ukrainischen Universit¨ aten Prof. Dr. Vyacheslav V. Dementiev, Dekan, Dr. Olga Y. Popova, ¨ Fakult¨ at f¨ ur Okonomie und Management, Nationale Technische Universit¨ at, Donezk, Ukraine
7.4.1 Einf¨ uhrung Die Entwicklung sozio-¨ okonomischer Prozesse innerhalb moderner Wirtschaftsf¨ uhrung erfordert einen produktiven wirtschaftlich-organisatorischen Mechanismus der staatlichen Wirtschaftsregulierung. Mit dem k¨ unftigen Produktionswachstum, bedingt durch die Zunahme gesellschaftlicher Bed¨ urfnisse, geht eine zunehmende Belastung der Umwelt einher. Durch diesen Trend werden eine Reihe von Problemen generiert, die eine wesentliche ¨ okologischer Bedrohung bedeuten. Aufgrund dessen muss die Ausbildung an den Hochschulen neuen Anforderungen gerecht werden. In erster Linie betrifft dies die Schaffung eines Bewußtseins f¨ ur ¨ okologische Themengebiete in allen Bildungsbereichen. In Anbetracht dessen, dass die ukrainischen Universit¨ aten Fachleute f¨ ur Unternehmen ausbilden, muss dieser Prozess vor allem gesellschaftliche Bed¨ urfnisse und Interessen ber¨ ucksichtigen. Heute werden umweltbezogene Fragestellungen durch Forschungen viele Wirtschaftswissenschaftler untersucht. Zu den Forschungsschwerpunkten geh¨ oren die umweltorientierte Produktion und L¨ osungsstrategien u ¨ber den Einsatz moderner marktwirtschaftlich orientierte Ans¨ atze, die umfangreich in ukrainischen und europ¨ aischen Forschungsarbeiten diskutiert wurden. Die Forschung hat vor allem L¨ osungsans¨ atze entwickelt, die die angesprochene Problematik mittels Modernisierung und Neuentwicklungen von Technologien, durch Abfallreduktion und durch die Schaffung geschlossener Kreisl¨ aufe angehen, und die sich auch auf eine Klassifizierung von Umweltsch¨ aden und die Bewertung des Einflusses wirtschaftliche Aktivit¨ aten hinsichtlich des nat¨ urlichen Gleichgewichts konzentrieren. Zugleich wird dem Menschen und seiner Rolle in diesem Regulierungsprozess zu wenig ¨ Beachtung geschenkt. Daraus folgt, dass die Grundlage f¨ ur eine weitreichende Okologisierung der Wirtschaft vor allem durch die Integration ¨ okologischer und wirtschaftlicher Kenntnisse w¨ ahrend der Ausbildung an den Hochschulen gelegt werden muss. Deshalb ist das Ziel dieses Artikels die Identifizierung der theoretische Grundlagen zur Modernisierung der wirtschaftlich-organisatorischen Mechanismen umweltorientierter Lernprozesses durch Bestimmung seiner grundlegenden Formen.
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Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Von besonderer Aktualit¨ at und Brisanz sind Volkswirtschaften, deren Produktionsprozesse außerordentlich negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Daher stellt die ¨ Uberwindung okologisch-¨ okonomischer Gegens¨ atze ein dringendes Problem innerhalb ¨ ¨ der Okologisierung aller Wirtschaftsbereiche dar. Es ist daher außerordentlich wichtig, die Wechselbeziehung zwischen Gesellschaft und Natur in angemessener Weise zu ber¨ ucksichtigen. Umweltschutz, die Senkung der technologischen Beeinflussung der Natur und die okologische Sicherheit der menschlichen T¨ atigkeit sind unabdingbare Voraussetzungen ¨ f¨ ur die sozio-¨ okonomische Entwicklung der Ukraine. Zu diesem Zweck wurden vom Staat eine Reihe von Maßnahmen in Gang gebracht. Dazu geh¨ oren die Schaffung von Rahmenbedingungen f¨ ur die Gesellschaft und die Natur, zum Schutz des Lebens und der Gesundheit der Bev¨ olkerung vor negativen Einfl¨ ussen, bedingt durch die Zerst¨ orung des nat¨ urlichen Gleichgewichtes zum Beispiel durch Umweltverschmutzung, damit die maximale Befriedigung gesellschaftlicher Bed¨ urfnisse bei rationaler Nutzung und Reproduktion nat¨ urlicher Ressourcen realisiert wird.
7.4.2 Die ¨ okologische Situation in der Ukraine Zu Zeiten zentralistischer Wirtschaftsf¨ uhrung gab der ukrainische Staat circa 0,5 Prozent des erwirtschafteten BIP f¨ ur den Umweltschutz aus, w¨ ahrend die wirtschaftlich weiter entwickelten L¨ ander Ausgaben in H¨ ohe von 0,5 - 2 Prozent des BIP f¨ ur Umweltschutzbelange verwendeten22 . Laut Statistik f¨ ur das Jahr 2004 gab die Ukraine 773,1 Mio. Hrywnja23 aus staatlichen Mitteln f¨ ur den Umweltschutz aus. Dies entspricht nur 0,38 Prozent des BIP. Verst¨ andlich, dass diese Ausgaben nicht die durch die wirtschaftliche T¨ atigkeit zugef¨ ugten Sch¨ aden kompensieren k¨ onnen. ¨ Von mangelnder Beteiligung der Unternehmen an der Okologisierung, z. B. in der Region Donetsk, wo bis zu 50 Prozent des ukrainischen Wirtschaftspotentials konzentriert sind, zeugt auch das Tempo des j¨ ahrlichen Wachstums der Investitionen f¨ ur umweltschutzrelevante Maßnahmen und Technologien und die rationale Nutzung der Naturressourcen in H¨ ohe von 40 Prozent j¨ ahrlich. Zur Zeit werden in der Ukraine Hauptakzente auf die Notwendigkeit der Modernisierung staatlicher Instrumente und die Ausarbeitung regionaler Politiken hin zu einer rationalen Nutzung der Natur gesetzt. Die Vielfalt negativer Einfl¨ usse auf die Umwelt wird haupts¨ achlich durch die Klassifizierung von Sch¨ aden registriert. Mangelnde Beachtung findet die Klassifikation der Schadensarten und das komplexe Problem der Bewertung ¨ okologischer Sch¨ aden durch wirtschaftliche Aktivit¨ aten. Aber gerade dies bildet die Grundlage zur Bestim22 23
Managing change Discussion Paper for the Executive Director‘s Advisory Group on Commercial and the Environment (1992), S. 61. Die ukrainische W¨ ahrung besteht aus Hrywnja und Kopeken (1:100). Dabei entsprich derzeit ein Euro etwas weniger als 7 Hrywnia.
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mung der Kosten, die zum Ausgleich der Verschmutzung notwendig sind. Erst durch die Festsetzung der notwendigen Kapitalbetr¨ age zur Sanierung der gesch¨ adigten Umwelt wird die Bedeutung von Investitionen in Umweltschutzprojekte wahrgenommen, so dass solche Investitionen auch vermehrt get¨ atigt werden k¨ onnen. Das wichtigste o ¨kologische Problem der ukrainischen Region Donetsk ist die ungen¨ ugende Wasserversorgung der Bev¨ olkerung vor Ort. Aus diesem Grund werden j¨ ahrlich bis zu 50 Prozent aller Umweltinvestitionen f¨ ur die Wiederherstellung der Wasserqualit¨ at verwendet. Die Region Donetsk ist das gr¨ oßte Industriezentrum der Ukraine. Zum 1. Mai 2006 konzentrierten sich dort u. a. 30 Martin¨ ofen, 105 Gruben, 12 H¨ uttenwerke, 7 buntmetallverarbeitende Betriebe, 27 chemische Betriebe und 157 Unternehmen auf dem Gebiet des Maschinenbaus. Deshalb stellt das zweite herausragende okologische Problem die Luftverschmutzung dar. Dabei werden bis zu 30 Prozent aller ¨ Umweltinvestitionen f¨ ur die Wiederherstellung der Luftqualit¨ at verausgabt. Die große Anzahl der Industriebetriebe in der Region Donetsk ist außerdem auch die Ursache f¨ ur große Abfallmengen. So fielen im Jahr 2005 in Donetsk insgesamt 500t Abf¨ alle pro Kopf an. Investitionen in Programme zum Bau von Abfallverarbeitungsanlagen und zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit der B¨ oden sind aber nicht ausreichend.
7.4.3 Verbesserungsans¨ atze zur ¨ okologische Situation in der Ukraine Gem¨ aß der geltenden Gesetzgebung kann die Finanzierung o ¨kologischer Projekte durch: 1. staatliche und regionale Geldmittel, 2. betriebseigene Mittel, 3. Kredite und Darlehen bei Finanzinstituten, 4. Spenden (auch von großen internationalen Organisationen)und 5. Zusch¨ usse aus den Gemeindemitteln durchgef¨ uhrt werden. Potentielle Investoren werden aber nur im Falle hoher Effektivit¨ at investieren. Viele dieser Projekte sind daher zum Scheitern verurteilt. Heute ist der Staat die u ¨berwiegende Finanzierungsquelle. Eine der M¨ oglichkeiten zur Verbesserung der ¨ okologischen Situation in der Ukraine und speziell in der Region Donetsk liegt in der Verwendung verschiedener zum Teil marktwirtschaftlicher Verfahren zur Handhabung der Umweltverschmutzung. Diese kann man wie folgt aufteilen:
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1. Zahlungen als: - Kompensation f¨ ur die Umweltverschmutzung, z. B. f¨ ur Schadstoffemissionen (die H¨ ohe der Zahlungen ist von Menge und Zusammensetzung abh¨ angig), - stimulierende Maßnahmen“ (erhaltene Mittel kehren in Form von Subven” tionen zum Einbau neuer Pr¨ ufeinrichtungen in den Betrieb zur¨ uck), - Verbraucherzahlungen (Ausgleichszahlungen zwecks gesellschaftlicher Kontrolle), - Warenzahlungen (Preiszuschl¨ age f¨ ur ¨ okologisch sch¨ adliche Produkte), - Verwaltungszahlungen (Erstattungskosten). 2. Subventionen als: - nichtr¨ uckzahlbare Subventionen f¨ ur o ¨kologische Sondermaßnahmen, - Vorzugskredite (verringerte Zinsen) oder - Steuervorteile (beschleunigte Abschreibung, Befreiung von Steuern oder Steuervorteilen im Falle konkreter Umweltschutzmaßnahmen gestattet). 3. marktwirtschaftliche Ans¨ atze: - k¨ unstliche M¨ arkte (Kaufs- und Verkaufsvereinbarung u ¨ber die Rechte“ zu ” realer oder potentieller Umweltverschmutzung), - Verkauf von Verschmutzungrechten (zwischen den Unternehmen), - Marktinterventionen (Preisintervention zur Marktstabilisierung), - Umwelthaftpflichtversicherung (Aufbau eines Versicherungsmarktes f¨ ur Be” triebe mit h¨ oherer Umweltbelastung“), - o ¨kologische Ausbildung (lebenslange Ausbildung, Trainings, Weiterbildungskurse). Die beschriebenen Instrumente haben vor allem finanziellen Charakter. Dies ist dadurch bedingt, dass der durch die Produktion verursachte Umweltschaden in Geld ausgedr¨ uckt werden soll. In vielen F¨ allen lohnt es sich f¨ ur die Betriebe aber mehr, die hohen Strafen zu zahlen als in bsp. eigene Kl¨ aranlagen zu investieren. Das Management trifft bewusst Entscheidungen u uh¨ber die Realisierung des zur Umweltverschmutzung f¨ renden Produktiosprozesses. Deshalb ist die pr¨ aventive ¨ okologisch-¨ okonomische Ausbildung an ukrainischen Hochschulen von großer Bedeutung.
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7.4.4 Schwerpunkte umweltorientierter Ausbildung in der Ukraine Die Ukraine besitzt Erfahrungen im Aufbau eines, auf die Entwicklung eines verantwortungsbewussten Umgangs mit der Umwelt und die aktive Beteiligung der Bev¨ olkerung an gesellschaftlichen Prozessen gerichtetes Bildungssystem. In der Ukraine wurde ein strategische Projekt zur nachhaltigen Entwicklung ausgearbeitet, in dem die Aufgaben zur Entwicklung der Ausbildung f¨ ur k¨ unftige Wirtschaftswissenschaftler verankert sind. Gleichzeitig wurde ein nationales Konzept f¨ ur die okologische Ausbildung entwickelt und verabschiedet. Dieses Konzept beinhaltet die ¨ Integration ¨ okologischer und ¨ okonomischer Kenntnisse an Schulen und Hochschulen und wird momentan realisiert. Per Erlass des Pr¨ asidenten wurde 2002 das Nationalprogramm der Bildungsentwicklung bis zum Jahr 2015 ausgearbeitet. Dessen Hauptziel ist der Aufbau eines Qualit¨ atsbildungssystems auf gleichberechtigter Basis. Die qualitativ hochwertige Ausbildung stellt einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung o afte dar. Heute beinhaltet das Programm innerhalb ¨kologisch gebildeter Fachkr¨ ¨ der Masterausbildung in der Studienrichtung Okologie den Kurs Grundlagen der Theo¨ rie nachhaltiger Entwicklung als obligatorisches Fach. Der Ausschuss Okologie “ des ” Ministeriums f¨ ur Bildung und Wissenschaft erarbeitete Vorschl¨ age zur Aufnahme des ¨ Moduls Grundlagen der stabilen Entwicklung in das Programm Grundlagen der Okologie, die f¨ ur alle Ausbildungsberufe an ukrainischen Hochschulen obligatorisch sind. Vorschl¨ age zur Aufnahme des gleichen Moduls in das Studienprogramm Grundlagen der ¨ okologischen Kenntnisse an der Oberschule sind in Vorbereitung. Die Ukraine verf¨ ugt auch u ¨ber große Erfahrungen im Bereich formeller, informeller und nichtoffizieller ¨ okologischer Ausbildung: • Aufbau eines Systems lebenslanger ¨ okologischer Ausbildung in allen Bildungsstufen (Vorschule- Hochschule, allm¨ ahliche Realisierung ¨ okologischer Erziehung und Ausbildung), • Realisierung der oben genannten Ziele mithilfe spezieller Seminare und durch Erziehung und Entwicklung der Einstellungen des einzelnen B¨ urgers, • Entwicklung eines staatlichen Systems der p¨ adagogischen Ausbildung zur Realisierung der genannten Ziele auf allen Stufen der formellen Ausbildungsberufe, • erfolgreiche Entwicklung des staatlichen Systems der fachm¨ annischen Ausbildung im Umweltschutzbereich, • Existenz eines verzweigten funktionierenden Netzes informeller und nichtoffizieller okologischer Ausbildung durch nicht staatliche Umweltorganisationen ( Ukraini¨ ” sche ¨ okologische Liga“, Mama-86“ u. a.), ”
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Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten • Aufbau des staatlichen Verwaltungs- und Koordinationssystems der ¨ okologischen Ausbildung auf regionaler oder staatlicher Ebene.
Die Hochschulausbildung und die Verbesserung der Berichterstattung bilden einen Prozess, mit dessen Hilfe das menschliche und gesellschaftliche Potenzial im vollen Maße zur Geltung kommen kann. Die Ausbildung spielt eine entscheidende Rolle bei der F¨ orderung der nachhaltigen Entwicklung und der Erweiterung der F¨ ahigkeiten zur L¨ osung von Umwelt- und Entwicklungsfragen. Die formelle und informelle Ausbildung ist von unersetzlicher Bedeutung f¨ ur die Ver¨ anderung des Bewusstseins und der Kultur der Menschen. Durch sie kann sich ein Bewußtsein f¨ ur nachhaltige Entwicklung bilden, indem sie Wissen zu ¨ okologischen und ethischen Fragen verbreitet und damit die ¨ Uberwindung des informativen und funktionellen Analphabetentums erreicht. Eine nachhaltige umweltorientierte Ausbildung sollte als lebenslanger Lern-, Erziehungs- und Pers¨ onlichkeitsentwicklungsprozess zur Entwicklung eines Systems wissenschaftlicher und praktischer Kenntnisse verstanden werden, welcher zur Entfaltung eines umweltbewussten Verhaltens des Menschen f¨ uhrt. Die ¨ okologische Ausbildung beruht auf einer professionellen ¨ okologischen Ausbildung, methodologischen und fundamenta¨ len ¨ okologischen Kenntnissen, ¨ okologische Aufkl¨ arung und die Okologisierung spezieller F¨ acher. Sie umfasst auch Kennnisse, F¨ ahigkeiten und Fertigkeiten, die f¨ ur den Umweltschutz notwendig sind und einen Teil des gesamten ukrainischen Bildungssystems und eine der aktuellen Entwicklungsrichtungen des ganzen Bildungssystems bilden. In der Ukraine entwickeln sich rasant folgende Typen ¨ okologischer Ausrichtung: 1. aktive und passive Formen: - Notwendigkeit des Konsums von ausschließlich ¨ okologisch sauberer Produktion (aktive Form). - Traditionsgem¨ aß die Zurschaustellung der sozialen und wirtschaftlichen Position des Konsumenten (passive Form). ¨ 2. zeitabh¨ angige operative, taktische und strategische Okologisierung: - Der operativer Prozess umfasst einen Zeitraum von einer Stunde bis zu einem Jahr und schließt variable und adaptive Instrumente ein. - Taktische Maßnahmen dienen der Realisierung des ¨ okologischen Verhaltens der Konsumenten innerhalb von einem bis zu drei Jahren und bei relativer Stabilit¨ at der Umwelt bis zu f¨ unf Jahren. ¨ - Die strategische Okologisierung ist langfristig ausgerichtet (f¨ unf Jahre und mehr).
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¨ 3. partielle oder absolute Okologisierung: - Teil¨ okologisierung bedeutet Befriedigung der Bed¨ urfnisse des Konsumenten in der begrenzten Vertikale, z. B. Ressourcenverbrauch, Filternutzung im Produktionsprozess. ¨ - Absolute Okologisierung betrifft alle Lebensbereiche (z. B. die Einf¨ uhrung von Konzepten, wie dem intelligenten Haus“) und der Produktion (Ein” f¨ uhrung abfallfreier Technologien oder von Technologien mit geschlossenen Kreisl¨ aufen). Die H¨ aufigkeit der Nutzung ¨ okologischer Instrumente entscheidet, ob dieser Prozess diskret oder lebenslang ist. Die o ¨kologische Ausbildung ist ein lebenslanger Prozess, bei dem das umweltorientierte Verhalten des Konsumenten dauerhaft ist und durch den die Verbesserung des Umweltzustands und der Lebensbedingungen eintritt. Bedauerlicherweise wird dieser Prozess in der modernen Wirtschaftsf¨ uhrung diskret durchgef¨ uhrt, was keine Aussagen u okologischen Ziele erlaubt. Es werden folgende ¨ber die Erfolge der ¨ ¨ Typen der Okologisierung unterschieden: • • • •
Produktions¨ okologisierung; Verteilungs- oder Austauschs¨ okologisierung; Konsum¨ okologisierung; Produktions¨ okologisierung;
Beinhaltet die Rekonstruktion und technische Umr¨ ustung der Produktionsanlagen von Unternehmen und die daraus Entstehenden wirtschaftlichen Vorteile (verringerte Zahlungen f¨ ur die Verschmutzung, Abfallverringerung, etc.). • Verteilungs- oder Austauschs¨ okologisierung; Zielt auf den Aufbau einer ¨ okologischen Infrastruktur (Kauf- und Verkaufsoperationen der Produktion mit minimalen Produktionsverlusten, z. B. Er¨ oltanker, Schienenverkehr zum Transportieren chemischer Erzeugnisse als Hauptverschmutzungsquellen des Wassers, des Bodens und der Luft). • Konsum¨ okologisierung; ¨ Beschreibt den sukzessiven, bewussten Ubergang der Gesellschaft zur Konsumierung ¨ okologisch sauberer Produkte und beinhaltet die Realisierung administrativer ¨ okologischer Maßnahmen, z.B. j¨ ahrliche ¨ artztliche Mitarbeiteruntersuchung und Impfungen. In der Staatlichen Technischen Universit¨ at Donetsk werden Studenten in vielen Studienrichtungen ausgebildet. Diese umfassen o ¨kologische und o ¨konomische Fachrichtungen. Die Struktur der Studienrichtung Betriebswirtschaft umfasst die folgenden zw¨ olf Module:
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1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gegenstand und Methoden der Wirtschaft, Marktsysteme und Besonderheiten ihrer Funktionsweise, Grundfonds, Bevorratung, Arbeitskr¨ afte und Arbeitsproduktivit¨ at, Arbeitsentlohnung, Produktionsselbstkosten, Preisbildung, wirtschaftliche Effektivit¨ at der Produktion, neue Technologien und des Kapitals, wirtschaftliche Probleme des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Industrie, 11. Produktionsqualit¨ at und 12. Betriebsfinanzen. Die Struktur des Studienfachs Nutzung von Naturressourcen f¨ ur Studenten der Stu¨ dienrichtung Okologie und chemische Technologien an der Staatlichen Technischen Universit¨ at Donetsk beinhaltet folgende Themen: 1. Wirtschaftliche Aspekte der Nutzung nat¨ urlicher Ressourcen und Probleme der Umweltverschmutzung als Wissenschaft (Wechselbeziehungen zwischen Wirt¨ schaft und Okologie; Klassifizierung von Verst¨ oßen und ¨ okologisch-¨ okonomischen Sch¨ aden in der nat¨ urlichen Umwelt; Methoden zur ¨ okologisch-¨ okonomischen Schadensermittlung). 2. Wirtschaftliche Effektivit¨ at von Umweltschutzt¨ atigkeiten; Umweltschutzmaßnahmen und ihre Typen; ¨ okonomische, soziale, wirtschaftliche Resultate der umweltorientierten T¨ atigkeit; Kriterien o at. ¨kologischer und o ¨konomischer Effektivit¨ 3. Finanzwirtschaftliche Mechanismen des Umweltschutzes und der rationalen Nutzung von nat¨ urlichen Ressourcen; internationale Vorgehensweisen bei der L¨ o¨ sung ¨ okologischer Probleme (Begriff Okologisierung der Wirtschaft“; ¨ okologisch” okonomische Verfahren zur Bewertung der Naturresourcen; Konzepte geb¨ uhren¨ pflichtiger Nutzung der Natur; Systeme zur Stimulierung umweltorientierter Verfahren; internationale Zusammenarbeit der Ukraine in Umweltschutz und in der rationalen Nutzung der Umwelt). Diese Vergleichsanalyse zeigt, dass die Ber¨ ucksichtigung der Wechselbeziehungen zwischen der wirtschaftlichen und ¨ okologischen Ausbildung mangelhaft sind. Diese Situation verringert essentiell die Qualit¨ at k¨ unftiger Spezialisten. Die fehlende Integration interdisziplin¨ arer Kenntnisse wird durch den Vorbereitungsstand von Doktorarbeiten deutlich. Heute existieren Aspiranturen an 200 ukrainischen Hochschulen und
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PhD-Programme an 120 Hochschulen der Ukraine. Eines der Hauptindikatoren einer effektiven Ausbildung wissenschaftlich-p¨ adagogischer Spitzenlehrkr¨ afte ist die Anzahl von Habilitationen. Die Analyse zeigt, dass der Effektivit¨ atskoeffizient der Aspiranturen an allen ukrainischen Hochschulen stabil ist und in den letzten 4 Jahren (Stand 01.12.2005) 18 Prozent betrug. Der Effektivit¨ atskoeffizient der PhD.-Programme betrug in den letzten 2 Jahren (Stand 01.12.2005) 9 bis 10 Prozent. Dies bedeutet, dass lediglich jeder f¨ unfte Aspirant und jeder zehnte PhD.-Teilnehmer in der Ukraine w¨ ahrend der Ausbildung in der Aspirantur und der Teilnahme am PhD.-Programm fristgem¨ aß habilitierte. Ca. 30 Prozent der Absolventen von Aspiranturen und PhDProgrammen habilitieren ein bis drei Jahre nach der Beendigung der Ausbildung in der Aspirantur und des PhD-Programms. Die Staatliche Technische Universit¨ at Donetsk ist eine der 20 Hochschulen der Ukraine, die Effizienz in der Aspirantur und PhD-T¨ atigkeit zeigen und belegt in dieser Gruppe den 8. Rang. 7.4.5 Fazit Bei der Erweiterung der Grenzen der Bildungsprozesses muss die Integration der wirtschaftlichen und ¨ okologischen Ausbildung Vorrang haben. Die in dieser Arbeit untersuchten Integrationskomponenten helfen, eine Reihe von Fragen bez¨ uglich der Rationalit¨ at der Nutzung von Naturresourcen bez¨ uglich des Wiederaufbaus der Umweltqualit¨ at zu kl¨ aren. Außerdem erm¨ oglichen sie die Erh¨ ohung der betrieblichen Effektivit¨ at und Effizienz. 7.4.6 Literatur Managing change (1992): Discussion Paper for the Executive Director‘s Advisory Group on Commercial and the Environment, Geneva, UNEP, 1992, S. 61.
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7.5 Umweltmanagementbezogene Kooperationen der Deutsch-Kasachischen Universit¨ at Prof. Dr. oec. habil. Bodo Lochmann, Rektor, Deutsch-Kasachische Universit¨ at, Almaty, Kasachstan
7.5.1 Basisinformationen zu Kasachstan Die Republik Kasachstan ist ein Fl¨ achenstaat, dessen Fl¨ ache mit 2,7 Mio. Quadratkilometern fast achtmal so groß ist wie Deutschland. Die Bev¨ olkerungszahl betr¨ agt 15 Millionen und folglich liegt die Bev¨ olkerungsdichte nur bei etwa 5 Einwohnern pro Quadratkilometer. Ein Großteil des Landes ist von Steppen und teilweise auch W¨ usten bedeckt. Im Osten und S¨ uden dominieren Hochgebirgslandschaften. Es herrscht Kontinentalklima. Die Hauptstadt des Landes ist seit 1998 Astana. Die Entfernung (Frankfurt–Almaty) betr¨ agt etwa 6000 km, die Flugzeit ca. 6,5 Stunden. Der Zeitunterschied (Kasachstan hat keine Sommerzeit) betr¨ agt vier Stunden. Im Land leben Vertreter von etwa 100 Nationalit¨ aten, es dominieren Kasachen und Russen. Nationalit¨ atenkonflikte sind unbekannt. Das Land ist außerordentlich reich an Rohstoffen und lebt im Moment auch im wesentlichen von diesen.
7.5.2 Aktueller Zustand der Volkswirtschaft Mit dem Ansteigen der Weltmarktpreise f¨ ur Rohstoffe allgemein, vor allem aber der ¨ Olpreise erlebt die kasachische Volkswirtschaft einen st¨ urmischen Aufschwung. In den letzten f¨ unf Jahren betrug die j¨ ahrliche Zuwachsrate des BIP real etwa 9 Prozent. Dadurch und durch eine Reihe von Wirtschaftsreformen ist es gelungen, die wichtigsten makro¨ okonomischen Kennziffern zu stabilisieren und das Land auf die L¨ osung bestehender Probleme auszurichten. Nach dem starken Abfall des Produktionsniveaus Anfang und Mitte der 1990er Jahre, wurde in 2004 das Produktionsniveau von 1989 wieder erreicht und seither deutlich u ¨berschritten. Das Außenhandelssaldo (auch mit Deutschland) ist stark positiv, die Devisenreserven der Nationalbank wachsen ungewollt stark an, die nationale W¨ ahrung (Tenge) erlebt eine sehr starke Aufwertung zum US-Dollar. Der hohe Zustrom ausl¨ andischer Direktinvestitionen (in 2005 etwa 3 Mrd. US-Dollar) fließt vor allem in ¨ den Olsektor. Deutsche Investoren sind traditionell im boomenden Rohstoffsektor nur schwach vertreten, so dass deutsche Investitionen dem Umfang nach nur den 12. Platz einnehmen. Das monatliche Arbeitseinkommen liegt bei etwa 300 US-Dollar, es diffe-
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renziert sehr stark nach Regionen. Insbesondere in den Großst¨ adten (Almaty, Astana u.a.) ist der wachsende Wohlstand sichtbar, w¨ ahrend vor allem in den s¨ udlichen l¨ andlichen Regionen (Shimkent, Taras) die etwa 20 Prozent Bev¨ olkerung zu finden sind, die nach offiziellen Angaben unterhalb der Armutsgrenze leben. In den letzten Jahren ist ein enormer Bauboom zu verzeichnen, der sowohl den Neubau großer Wohngebiete, Businesszentren, Freizeitkomplexe u. ¨ a., aber zunehmend auch die Renovierung und Modernisierung von Bestandsbauten erfasst. Bei letzteren ist jedoch nach wie vor ein enormer Modernisierungsbedarf vorhanden. Die bevorstehende Ausrichtung der asiatischen Winterspiele (2009), die Bewerbung Almatys um die Ausrichtung der olympischen Winterspiele 2016, sowie der weitere forcierte Ausbau der Hauptstadt werden den Bauboom in den n¨ achsten Jahren weiter anheizen. Im Vergleich mit den anderen mittelasiatischen Staaten (außer Kirgistan) zeichnet sich Kasachstan durch ein relativ liberales politisches System aus, das sich schrittweise in Richtung moderne Demokratie bewegen will. An generellen Entwicklungsproblemen sind vor allem zu nennen: • die sehr einseitige Ausrichtung der Volkswirtschaft auf die F¨ orderung von Rohstoffen, ¨ • die Gefahr der Uberhitzung der wirtschaftlichen Entwicklung, • die unzureichende internationale Konkurrenzf¨ ahigkeit der meisten heimischen Unternehmen der verarbeitenden Industrie, • der nach wie vor gegebene hohe Grad an staatlicher Einflussnahme auf die Wirtschaft, • die weit verbreitete Korruption und Schattenwirtschaft, • der v¨ ollig ungen¨ ugende Schutz der Umwelt. Mit Hilfe staatlich organisierter und u ¨berwiegend auch finanzierter Programme sollen diese Probleme schrittweise gel¨ ost werden. Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, in die Liga der 50 konkurrenzf¨ ahigsten Staaten der Welt aufzur¨ ucken. Dem dient insbesondere ein strategisches Innovationsprogramm (2003 bis 2015), in das auch einige Aspekte aus dem Umweltbereich aufgenommen wurden. 7.5.3 Allgemeine Umweltsituation In der Sowjetzeit war Kasachstan vor allem Rohstofflieferant f¨ ur den industriellen Milit¨ arkomplex. Umweltschutzfragen spielten damals bekannterweise nur eine untergeordnete Rolle. Dieses Erbe ist sowohl hinsichtlich von physischen Hinterlassenschaften, als auch psychologischen Einstellungen nach wie dominant. Besonders drastische Beispiele des Erbes aus der Vergangenheit sind:
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Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten • das Gebiet um Semipalatinsk, das zu Sowjetzeiten Atomtestgel¨ ande war und entsprechend kontaminiert ist und • der Aralsee, der durch unvern¨ unftig gigantische Bew¨ asserungsprojekte trotz internationaler Hilfe am Sterben ist.
Mittlerweile hat sich zwar der Stellenwert des Umweltschutzes deutlich erh¨ oht, von einer effektiven Wirkung kann jedoch nicht ansatzweise gesprochen werden. Zwar ist z. B. eine gesetzliche Basis in diesem Bereich gelegt worden, die gegen¨ uber fr¨ uher auch durchaus besser geeignet ist. Problematisch ist jedoch die v¨ ollig ungen¨ ugende praktische Umsetzung. Infolge einseitiger Orientierung auf die Wirtschaft und den Rohstoffsektor, der M¨ oglichkeit zur Umgehung gesetzlicher Vorschriften durch die Nutzung pers¨ onlicher Beziehungen, direkter Korruption und v.a. mehr, ist der aktuelle Zustand der Umwelt in vielen Bereichen beklagenswert. Beispielhaft k¨ onnen folgende, erst in den letzten ein, zwei Jahrzehnten entstandenen Problembereiche genannt werden: • hohe Luftverschmutzung an Standorten der klassischen Industrien Kohle und Stahl, da u ¨berwiegend noch nicht modernisierte Altanlagen zur Produktion genutzt werden; • Energieerzeugungsanlagen auf Kohlenwasserstoffbasis, deren Mehrzahl nach wie vor ohne Filteranlagen betrieben wird; • Problem der Austrocknung und Versalzung des Balchasch-Sees, der das Schicksal des Aralsees zu wiederholen scheint; • Kontaminierung der Gegend um den Raketenstartplatz Baikonur“, der mit h¨ o” herer Intensit¨ at als fr¨ uher genutzt wird; • fehlende Wiederverwendung der in den letzten Jahren enorm angewachsenen M¨ ullmengen; • enorm zugenommene Luftverschmutzung in allen gr¨ oßeren St¨ adten des Landes infolge des drastisch zugenommenen individuellen Autoverkehrs. Insbesondere der Zustand der Umweltsituation in Almaty, der mit fast 1,5 Mio. Einwohnern gr¨ oßten Stadt Kasachstans, gibt Anlass zur Sorge. Der Ausstoß aller Arten von Schadstoffen u assigen ¨bersteigt seit Jahren die sowieso nicht allzu strengen zul¨ H¨ ochstgrenzen deutlich. Bei Blei z. B. um mittlerweile das Siebenfache. Im Moment werden hier etwa 200 kg Schadstoffe (auf Feststoffe umgerechnet) pro Einwohner und Jahr in die Luft geschleudert, in Moskau sind das nur 100 und in New York 51 kg. Ein u ¨berdurchschnittliches Niveau daraus resultierender Erkrankungen, vor allem bei Kleinkindern, sind die Folge. Nach Aussagen von Experten ist Almaty im Moment auf dem besten Weg, die schmutzigste Stadt der Welt im Luftbereich zu werden. Wenn sich nichts ¨ andert, wird
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das sp¨ atestens in zehn Jahren der Fall sein. Zwar tr¨ agt die geografische Lage der Stadt, die etwa zur H¨ alfte unmittelbar am Stadtrand von Hochgebirgsz¨ ugen umschlossen ist, zur genannten Problematik bei. Insbesondere jedoch der unvern¨ unftige Umgang mit der knappen Ressource Frischluft macht das letztlich von Menschen gemachte Problem aus. Zu 90 Prozent ist der u ¨berbordende und mittlerweile die Grenzen menschlicher Vernunft l¨ angst u ur den hohen ¨berschreitende individuelle Autoverkehr die Ursache f¨ Luftverschmutzungsgrad. Besondere S¨ under sind die meist in Europa ausgesonderten, in Kasachstan genutzten alten verbrauchsintensiven Jeeps. Im Moment wird insbesondere versucht, die Situation mit baulichen und administrativen Maßnahmen zu entspannen. Das allein wird jedoch nicht ausreichen, zumal in Kasachstan besonders schnell Wege zur Umgehung von Verboten und Vorschriften gefunden werden. Eine zielgerichtete Informations- und Erziehungsarbeit in der Bev¨ olkerung erfolgt nicht. Aus diesem Grunde ist das allgemeine Umweltbewusstsein insgesamt auch sehr schwach entwickelt. Niedrige Energie- und Wasserpreise f¨ ordern eher ein nicht¨ okologisches Verhalten, das sich zwar nicht unbedingt als Antiumweltkultur“, ” so doch schon als eine Art Nichtumweltkultur“ bezeichnen l¨ asst. Man beklagt zwar z. ” B. den schlechte Zustand der Luft in Almaty, die Einwohner sind aber gr¨ oßtenteils nicht bereit auf den Einsatz ihres alten, schlecht gewarteten Pkw in der mit Fahrzeugen total u ullten Stadt zu verzichten. Dabei k¨ onnte der ¨ offentliche Nahverkehr durchaus eine ¨berf¨ brauchbare Alternative sein.
7.5.4 Umweltbildung an kasachischen Schulen und Hochschulen Auf allen Ebenen des kasachischen Bildungssystems ist das Fach Umwelt und Umwelt” schutz“ Pflichtbestandteil der Ausbildung. An den Hochschulen wird unabh¨ angig von der Fachrichtung ein Basiskurs Umwelt“ im Umfang von etwa 50 Unterrichtseinheiten ” realisiert. Als Ergebnis ist durchaus formelles Wissen bei den Absolventen vorhanden. Dieses schl¨ agt jedoch nur sehr selten in ein aktives pers¨ onliches Umweltschutzverhalten um. Die daf¨ ur notwendigen gesellschaftlichen Strukturen (z. B. Vorhandensein ¨ einer Umweltpartei oder wirksamer Umweltschutzorganisationen, breit angelegte Offentlichkeitsarbeit, Vorbildwirkung Erwachsener u.¨ a.) sind durchweg nur rudiment¨ ar entwickelt. An einigen Hochschulen wird die Ausbildungsrichtung Umweltschutz“ angeboten ” und auch nachgefragt. Die Ausbildungsinhalte sind durchaus brauchbar, allerdings sind die Einsatzm¨ oglichkeiten der Absolventen in ihrer Disziplin sehr begrenzt und meist auf staatliche Einsatzbereiche beschr¨ ankt. Infolge der sehr schlechten Entlohnung im o atigkeit jedoch wenig attraktiv, so ¨ffentlichen Dienst Kasachstans ist eine solche T¨ dass der Anteil entsprechend Ausgebildeter, die nicht in ihrer Fachrichtung arbeiten, sehr hoch ist.
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7.5.5 Umweltrelevante Disziplinen und Kooperationsm¨ oglichkeiten mit deutschen Partnerhochschulen
Die Deutsch-Kasachische Universit¨ at (DKU) ist eine 1999 gegr¨ undete private Hochschule. Das Motiv ihrer Gr¨ undung durch drei physische Personen war die Schaffung einer qualitativ hochwertigen Ausbildungsalternative in Abhebung von den typischen ortlichen Hochschulen. Das Hochschulwesen war seinerzeit und ist auch heute noch in ¨ starkem Maße von Korruption (K¨ auflichkeit von Noten und Diplomen), nicht international ausgerichteten, veralteten Lehrinhalten, geringem Praxisbezug, unzureichender Nutzung internativer Lehrmethoden u.a. Merkmalen gekennzeichnet. Die DKU wird politisch vom Ausw¨ artigen Amt und u ¨ber Projekte, Dozentenaustausch u. ¨ a. vom DAAD und einigen Stiftungen unterst¨ utzt. Die laufende Finanzierung der Arbeit der DKU erfolgt ausschließlich aus den Geb¨ uhren der Studenten. Aus diesem Grunde m¨ ussen marktorientierte Studieninhalte angeboten werden, damit auch eine ausreichende Anzahl zahlender Kunden gefunden werden kann. Unterrichtssprachen sind Russisch (erstes und zweites Studienjahr) sowie zus¨ atzlich Deutsch und Englisch (ab dem 3. Studienjahr). An der DKU existieren gegenw¨ artig zwei Fakult¨ aten, eine f¨ ur Wirtschaftswissenschaften, die zweite f¨ ur Politikwissenschaften. Da die DKU weitgehend nach zentral vorgegebenen Curricula ausbilden muss ( Gos” standard“), ist in allen Fachrichtungen das Fach Umwelt“ Pflichtbestandteil in der ” Grundausbildung. Eine entsprechende Spezialisierungsrichtung gibt es gegenw¨ artig nicht. In der strategischen Planung der DKU ist f¨ ur das Studienjahr 2008/2009 der Beginn eines Masterprogramms Umweltmanagement“ vorgesehen. Nach dem jetzigen Stand ” der Planungen sollen sowohl inhaltliche als auch technische Grundlagen daf¨ ur - dort, wo es m¨ oglich erscheint - in enger Koordinierung mit den einzuf¨ uhrenden BachelorStudieng¨ angen Facilitymanagement“ und Informationstechnologien“ geschaffen wer” ” den. Da es bei den auch in absehbarer Zeit eher gering bleibenden Gesamtstudentenzahlen (gegenw¨ artig etwa 250; perspektivisch m¨ oglicherweise 800) unwirtschaftlich ist, die gesamte technische Infrastruktur f¨ ur eine technische oder auch halbtechnische“ ” Fachrichtung an der DKU zu installieren, werden Kooperationen mit geeigneten Hochschulen oder auch Industriepartnern notwendig und unumg¨ anglich sein. Insbesondere in der Grundausbildung, werden dies Partner vor Ort sein m¨ ussen. In der Phase der Spezialisierung, insbesondere im Bereich moderner Technologien, ist die Zusammenarbeit mit ausl¨ andischen Partnerhochschulen, idealerweise nat¨ urlich deutschen, unumg¨ anglich. Gegenw¨ artig ist eine materielle Infrastruktur f¨ ur die Aufnahme eines umweltorientierten Studienganges nicht vorhanden. Aus eigener Kraft ist diese auf absehbare Zeit auch keinesfalls finanzierbar. ¨ Uber das Programm des DAAD Export deutscher Studieninhalte“ besteht generell ” die M¨ oglichkeit der Sicherung der Finanzierung einer solchen internationalen Koopera-
Umweltmanagementbezogene Kooperationen der DKU
197
tion. Allerdings ist das entsprechende Projekt von einer deutschen Hochschule auszuarbeiten und beim DAAD einzureichen. Die Projekterarbeitung ist dabei ein ziemlich arbeitsaufw¨ andiger Prozess, f¨ ur den seitens potentieller deutscher Partner zuerst einmal Interesse, dann aber auch entsprechende Bearbeitungskapazit¨ at vorhanden sein muss. In Kasachstan sind gegenw¨ artig mehr als 200 deutsche Unternehmen t¨ atig, von denen sich etwa 70 im Deutschen Wirtschaftsklub Almaty“ zusammengeschlossen haben ” und vor allem gemeinsam interessierende Fragen er¨ ortern, Informationen austauschen, Unternehmerreisen und j¨ ahrlich die Tage der deutschen Wirtschaft“ organisieren. Die ” DKU ist Mitglied im Deutschen Wirtschaftsklub und unterh¨ alt eine Reihe produktiver Kontakte zu den deutschen Unternehmen. Allerdings ist ein Großteil dieser Unternehmen lediglich als Vertretung der Mutterfirma in Deutschland t¨ atig und hat folglich nur begrenzte M¨ oglichkeiten der selbst¨ andigen Entscheidungsfindung hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit der DKU. Weiterhin ist die Struktur der vorhandenen deutschen Unternehmen durch die fast vollst¨ andige Dominanz von Absatzaktivit¨ aten gekennzeichnet. Eine Produktion vor Ort findet nur in sehr wenigen Ausnahmef¨ allen statt. Damit ist die M¨ oglichkeit des Findens geeigneter Praxisprojekte in deutschen Unternehmen stark eingeschr¨ ankt. Da in der Ausbildung an der DKU auch k¨ unftig die deutsche Sprache eine unverzichtbare, wenn auch keinesfalls zentrale Komponente sein soll, erschwert das naturgem¨ aß die Zusammenarbeit mit den deutschen Unternehmen vor Ort. Insgesamt jedoch mangelt es in Kasachstan und speziell in Almaty keinesfalls an geeigneten Projektm¨ oglichkeiten und potentiellen Partnern f¨ ur eine praxisorientierte Ausbildung im Umweltschutzbereich. Neben staatlichen Stellen sollten daf¨ ur allm¨ ahlich auch Unternehmen ansprechbar sein. Die auch in Kasachstan mittlerweile gegebene S¨ attigung einer Reihe von Teilm¨ arkten, wird die Unternehmen zunehmend zwingen, der Umweltfreundlichkeit ihrer Produkte wachsende Aufmerksamkeit als Alleinstellungsmerkmal im Marketing zu widmen. Gegenw¨ artig ist jedoch die Bereitschaft kasachstanischer Unternehmen zur Aufnahme von Studenten f¨ ur die Durchf¨ uhrung von Praktika nur sehr gering. Weder die Schaffung der inhaltlichen, noch der notwendigen materiellen Rahmenbedingungen f¨ ur die Installierung eines auf die Umweltproblematik orientierten Studienganges kann die DKU alleine bew¨ altigen. Deutschland, das in Kasachstan insgesamt einen sehr guten Ruf genießt, k¨ onnte durch entsprechendes Engagement diesen guten Ruf nicht nur erhalten und ausbauen, sondern sich u ¨ber die Ausbildung modern orientierter Umweltspezialisten auch einen Großteil des noch weitgehend schlafenden Umweltmarktes sichern. Von besonderer Bedeutung sind dabei gegenw¨ artig solche Themen, wie M¨ ullverarbeitung, Energieeinsparungen, Nutzung regenerativer Energiequellen, Bodenschutz u.a.
198
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
Da in den mittelasiatischen Nachbarstaaten Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan die f¨ ur Kasachstan dargestellte Situation eher noch kritischer ist, ergibt sich hier ein langfristig sehr ergiebiges Feld der Positionierung deutscher Hochschulen und Unternehmen in einer wirtschaftlich aufstrebenden und politisch weiter an Bedeutung gewinnenden Region. Die von der DKU angestrebte mittelfristige Ausrichtung der T¨ atigkeit auf den gesamten mittelasiatischen Raum erschließt somit prinzipiell neuartige M¨ oglichkeiten des Wirkens als ein Multiplikator deutscher wirtschaftlicher, kultureller u. a. Interessen in dieser hochinteressanten Region.
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten
199
7.6 Umweltmanagement an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at Prof. Dr. biol. habil. Ashimhan T. Kanaew, Dean der biologischen Fakult¨ at, Al-Farabi Kazakh National University, Almaty, Kasachstan
7.6.1 Die Staatliche Kasachische Agraruniversit¨ at Die Staatliche Kasachische Agraruniversit¨ at in Almaty wurde zwischen 1929 und 1930 er¨ offnet. Sie bildet hochqualifizierte Absolventen f¨ ur die Landwirtschaftsbranche und wissenschaftlich-p¨ adagogische Fachkr¨ afte f¨ ur die landwirtschaftlichen Hochschulen aus. Außerdem werden Weiterbildungslehrg¨ ange f¨ ur Lehrer und Umschschulungslehrg¨ ange f¨ ur Facharbeiter aus der Landwirtschaft angeboten. Zu den weiteren Aufgaben geh¨ ort die Entwicklung staatlicher Richtlinien f¨ ur die Landwirtschaft und die Gestaltung von Lehrpl¨ anen f¨ ur die Hochschulausbildung in landwirtschaftlichen F¨ achern. Außerdem werden regelm¨ aßig Lehrb¨ ucher und wissenschaftliche Ver¨ offentlichungen vorbereitet und verlegt. Die Staatliche Kasachische Agraruniversit¨ at koordiniert ebenfalls die acht h¨ ochsten Bildungseinrichtungen aus dem landwirtschaftlichen Bereich. Zu den wissenschaftlichen Errungenschaften dieser Universit¨ at geh¨ oren insbesondere die Z¨ uchtung neuer Pflanzenkulturen in der Landwirtschaft, die Entdeckung neuer Tierarten, die Entwicklung neuer Impfstoffe und Heilpr¨ aperate sowie die Entwicklung und Konstruktion neuer Maschinen. Bisher wurden u ¨ber 500 Dissertationen an der Landwirtschaftlichen Universit¨ at erfolgreich abgeschlossen und ca. 200 Erfindungen patentiert. Zu den Ver¨ offentlichungen z¨ ahlen bisher 70 Wissenschaftsb¨ ande, 600 B¨ ucher und Monografien sowie u ¨ber 10000 anderer wissenschaftlicher Publikationen. Rektor der Universit¨ at ist Prof. Tlektes Isabaevich Espolof, Doktor der Wirtschaftswissenschaften und Akademiemitglied der Landwirtschaftlichen Akademie der Republik Kasachstan. Er wurde am 21. Juli 2001 durch den Minister f¨ ur Bildung und Wissenschaft zum Rektor ernannt. Zu seinen wissenschaftlichen Forschungsgebieten geh¨ oren praktische Aspekte umweltbezogener Probleme, die Entwicklung der landwirtschaftlichen Industrieproduktion und die Steuerung und Organisation einer professionellen mehrstufigen Ausbildung in der Republik Kasachstan. Zur Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at geh¨ oren insgesamt 10 Fakult¨ aten. Die Infrastruktur besteht aus 11 Wohnheimen, 3 Bibliotheken mit einem Bestand von insgesamt ca. 1 Mio. B¨ uchern, 3 Sporthallen und 2 Stadien sowie B¨ uro- und Seminarr¨ aumen auf einem Campusgel¨ ande von etwa 151 ha.
200
Umweltmanagement an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at
¨ Die Tabellen 7.9 bis 7.10 am Ende dieses Kapitels geben einen Uberblick u ¨ber die Studieng¨ ange und das Studienprogramm der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at, geordnet nach Studienaspekten. 7.6.2 Umweltmanagement an der kasachischen Agraruniversit¨ at Leiter des Department ist Prof A.T. Kanaev, Doktor der Biologie. Das Hauptziel des Department f¨ ur Umweltmanagement ist die Ausbildung von Experten im Bereich Umweltund Naturschutz. Dabei stehen die Beherrschung moderner Methoden und Technologien aus der Biotechnologie und der Umwelterforschung im Mittelpunkt. Das Studium umfasst weiterhin regionale Umweltprobleme und die Auseinandersetzung mit weltwei¨ ten Erkenntnissen auf dem Gebiet des Umweltschutzes und der Okologie. Ferner bilden Fremdsprachen und die Beherrschung neuer Informationstechnologien einen wichtigen Teil der Ausbildung. Zu den Abschl¨ ussen, die in diesem Bereich vergeben werden, geh¨ oren das Diplom in ¨ ¨ Agroecology, der Bachelor in Okologie, der Master of Science in angewandter Okologie sowie die M¨ oglchkeit zur Promotion und zur Habilitation. Das Bachelorprogramm dauert 4 Jahre, nach dessen Ende in 2 Jahren der Master absoviert werden kann. Studenten technischer Fachhochschulen und Interessenten f¨ ur eine zweite Ausbildung k¨ onnen den Master in vereinfachter Form innerhalb von 3 bzw. 2 Jahren erwerben. Ausbildungssprachen sind Russisch und Kasachisch. Die Ausbildung wird durch 6 Professoren, 9 Doktoranten, 2 externe Lehrkr¨ afte und 6 weiteren Assistenten sichergestellt. Neben grundlegenden Lehrinhalten erfolgt in den folgenden F¨ acher die Spezialisierung: • • • • • • • • • • • • • •
Ecology, Factoral ecology, Population ecology Ecology of communities, Nature use, Ecology of plants, Radiating ecology, Ecology of microorganisms, Ecology of plants, Bases of nature use, Erosion study, Bases of landscape and geoecology, Bases of bioindication of environment pollution, Monitoring of of natural environment condition,
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten • • • • • • •
201
Protection of nature and economy of nature protection, Ecological evaluation and passportization of agricultural manufacture, Ecotoxicology, Forecasting and modeling of ecological processes, Ecological cartography of ecosystem, Sanitary - hygienic monitoring, Etc.
Einsatzm¨ oglichkeiten ergeben sich f¨ ur die Absolventen/Fachspezialisten in folgenden Bereichen: • staatliche oder regionale Beh¨ orden des Umweltschutzes, • Forschungsinstitute, • Epidemiologie-Stationen, • Unternehmen der Bergbau-, Chemie- oder Schwer- und Leichtmetallbranche, • Landwirtschaftliche Unternehmen, • zahlreiche nichtstaatliche Organisationen. Zu dem Department geh¨ ort auch das Forschungsinstitut Umwelttechnologien und ” Umweltbeobachtung“, welches die wesentlichen Forschungsarbeiten ausf¨ uhrt. Schwerpunkte liegen dabei u.a. auf ¨ okologisch-geochemischen Forschungen von B¨ oden in Raketenstartzonen und in Landegebieten der Tr¨ agerraketen, Untersuchungen von Bakterienst¨ ammen f¨ ur die F¨ orderung von Gold und Uran, Untersuchungen zur Rolle der Microbocenosis bei der Biokorrosion von Metallen und der Wiederherstellung von be¨ lasteten B¨ oden und ihrem Okosystem.
Agrobiotechnologie in der Pflanzenzucht
Landwirtschaft (LWS)
Standardisierung und Zertifizierung in der LWS
Tiermedizin
Standardisierung u. Zertifizierung in der Viehzucht
Industrielle beitung
Agrobiotechnologie in der Viehzucht
Ichthyologie und Fischbestandsschutz
4603
4507
1602
501/502
1602
4607
4603
4801
Quelle: Eigene Darstellung
Fleischverar-
Agronomie (Agrarwissenschaft)
Faches
Name des
4501
Nr. insgesamt
1. Rate (25%)
650
650
650
650
2925
2925
2925
2925
162,5
162,5
162,5
162,5
Studienkomplex Agrobiologie
pro Studienjahr
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Dauer
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
58 Monate
650
650
650
650
650
2925
2925
2925
2925
3142
162,5
162,5
162,5
162,5
162,5
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
58 Monate
Studienkomplex Veterin¨ armedizin und Biotechnologie
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Dauer
Geb¨ uhren Direktstudium (US $)
Tabelle 7.8 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 1)
425
425
425
425
425
425
425
425
425
pro Studienjahr
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
2054,2
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
insgesamt
Geb¨ uhren Fernstudium (US $)
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
1. Rate (25%)
202 Umweltmanagement an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at
Agrotechnischer Service
Forst- und Gartenwirtschaft
Immobilienwirtschaft
Geologie und Flurbereinigung
Obst-, Gem¨ use Weinanbau
Agro¨ okologie
Jagd und Pelztierzucht
4406
4702
4401
4402
4503
4504
4601
Quelle: Eigene Darstellung
Automatisierung der landwirt. Produktion
2105
und
Maschinenbau und Automatisierung
Faches
Name des
4402
Nr.
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Dauer
insgesamt
1. Rate (25%)
2925
2925
2925
162,5
162,5
162,5
650
650
650
650
650
650
2925
2925
2925
2925
2925
2925
162,5
162,5
162,5
162,5
162,5
162,5
Studienkomplex Land- und Forstwirtschaft
650
650
650
Studienkomplex Ingenieurswissenschaften
pro Studienjahr
Geb¨ uhren Direktstudium (US $)
Tabelle 7.9 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 2)
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Dauer
425
425
425
425
425
425
425
425
425
pro Studienjahr
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
1912,5
insgesamt
Geb¨ uhren Fernstudium (US $)
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
106,3
1. Rate (25%)
Qualifizierungsangebote ukrainischer und kasachischer Universit¨ aten 203
Außenwirtschaft
Jura (Spezialisierung Landwirtschaft)
Ressourcenmanagement
staatliche und kommunale Verwaltung
Wirtschaft und Management in der Landwirtschaft
Informationssysteme der Landwirtschaft
714
216
709
902
713
1501
Quelle: Eigene Darstellung
Buchf¨ uhrung und Bilanzierung
707
in
Finanzierung
Faches
Name des
706
Nr.
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Dauer
insgesamt
1. Rate (25%)
Dauer
700
700
800
800
800
800
800
800
3150
3150
3600
3600
3600
3600
3600
3600
175
175
200
200
200
200
200
200
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
54 Monate
Studienkomplex Wirtschaft und Management
pro Studienjahr
Geb¨ uhren Direktstudium (US $)
Tabelle 7.10 Studieng¨ ange an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at 2002 (Teil 3)
450
450
500
500
500
500
500
500
pro Studienjahr
2025
2025
2250
2250
2250
2250
2250
2250
insgesamt
Geb¨ uhren Fernstudium (US $)
112,5
112,5
125
125
125
125
125
125
1. Rate (25%)
204 Umweltmanagement an der Staatlichen Kasachischen Agraruniversit¨ at
Verzeichnis der Autoren Prof. Doc. Dr. Miron. M. Babjak, Prof. Dr. W. H. Skotnyj, Dr. M. W. Tschernec, Doc. Dr. B. J. Kyschakewytsch Fakult¨ at f¨ ur Management und Marketing Staatliche P¨ adagogische Iwan-Franko-Universit¨ at Drohobycz, Ukraine ul. Lesi Ukrainki 46, 82100 Drohobycz Tel.: +38 3244 31276 Fax: +38 3244 31276 E-Mail: [email protected] Web: www.drohobych.net/ddpu/fmm Prof. Dr. habil. Tadeusz Borys Leiter des Lehrstuhls f¨ ur Umwelt und Qualit¨ atsmanagement Wirtschaftsuniversit¨ at in Jelenia G´ ora, Polen ul. Nowowiejska 3, 58-500 Jelenia G´ ora Tel.: +48 75 7538269 E-Mail: [email protected] Web: www.ae.jgora.pl/zj Dr. rer. pol. Helmut Braun Oberassistent am Lehrstuhl f¨ ur Wirtschaftsgeschichte Universit¨ at Regensburg Universit¨ atsstr. 31, 93053 Regensburg Tel.: +49 943 2718 E-Mail: [email protected] Web: www-zope.uni-regensburg.de:8080/Fakultaeten/WiWi/Goemmel/index.html Dr. rer. pol. Jana Brauweiler Wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehrstuhls f¨ ur Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling und Umweltmanagement Internationales Hochschulinstitut Zittau Markt 23, 02763 Zittau Tel.: +49 (0)3583 61-2758 Fax: +49 (0)3583 61-2735 E-Mail: [email protected] Web: www.ihi-zittau.de/bwl
206
Verzeichnis der Autoren
Prof. Dr. Viacheslav V. Dementiev ¨ Dekan der Fakult¨ at f¨ ur Okonomie und Management Nationale Technische Universit¨ at Donezk, Ukraine ul. Artyoma 58, 83000 Donetsk Tel.: +38 062 3375768 Fax: +38 062 3375768 E-Mail: [email protected] Web: www.uran.donetsk.ua/˜masters/donntu/faculty/fem Dr. Heike D¨ orrenb¨ acher Gesch¨ aftsf¨ uhrerin Deutsche Gesellschaft f¨ ur Osteuropakunde Schaperstrasse 30, 10719 Berlin Tel.: +49 (0)30 21478412 Fax: +49 (0)30 21478414 E-Mail: [email protected] Web: www.dgo-online.org Hartmut Forndran Mitglied des Vorstandes Wissenschaftsf¨ orderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. Simrockstraße 4, 53113 Bonn Tel.: +49 (0)228/204-5730 Fax: +49 (0)228/204-5735 E-Mail: [email protected] Web: www.s-wissenschaft.de Andrea Frank Programmleitung Forschung und Wissenschaftsdialog, Bereich Programm und F¨ orderung Stifterverband f¨ ur die Deutsche Wissenschaft Barkhovenallee 1, 45239 Essen Tel.: +49 (0)201 8401188 Fax +49 (0)201 8401215 E-Mail: [email protected] Web: www.stifterverband.de Univ.-Prof. Dr. habil. Wolfgang Gerstlberger Leiter des Lehrstuhls f¨ ur Innovationsmanagement und Mittelstandsforschung Internationales Hochschulinstitut Zittau Markt 23, 02763 Zittau Tel.: +49 (0)3583 612731 Fax: +49 (0)3583 612735 E-Mail: [email protected] Web: www.ihi-zittau.de/bwl
Verzeichnis der Autoren Dr. h. c. Jochem Gieraths Gesch¨ aftsf¨ uhrer Universit¨ at Hohenheim Osteuropazentrum Fruwirthstr. 12, Verf¨ ugungsgeb¨ aude 037, 70593 Stuttgart Tel.: +49 (0)711 459 3972 Fax: +49 (0)711 459 3868 E-Mail: [email protected] Web: www.uni-hohenheim.de/oez Dr. rer. oec. Piotr Grabowski Akademia Polonijna Czestochowa, Polen ul. Pulaskiego 4/6, 42-200 Czestochowa E-Mail: [email protected] Web: www.ap.edu.pl Bernd-Dietmar Kammerschen Stiftungsdirektor S¨ achsische Landesstiftung Natur und Umwelt Neust¨ adter Markt 19 (Blockhaus), 01097 Dresden Tel.: +49 (0)351 81416-774 Fax: +49 (0)351 81416-775 E-Mail: [email protected] Web: www.saechsische-landesstiftung.de Prof. Dr. biol. habil. Ashimhan T. Kanaew Dean der biologischen Fakult¨ at Al-Farabi Kazakh National University, Almaty, Kasachstan 71, Al-Farabi Ave., Almaty Tel.: +7 3272 472569 Fax: +7 3272 472569 E-Mail: [email protected] Web: www.kazsu.kz Univ.-Prof. Dr. Matthias Kramer Leiter des Studienganges Betriebswirtschaftslehre Leiter des Lehrstuhls f¨ ur Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling und Umweltmanagement Markt 23, 02763 Zittau Tel.: +49 (0)3583 612729 Fax: +49 (0)3583 612735 E-Mail: [email protected] Web: www.ihi-zittau.de/bwl
207
208
Verzeichnis der Autoren
Prof. Dr. Andrzej Kry´ nski Rektor der Akademia Polonijna Czestochowa, Polen ul. Pulaskiego 4/6, 42-200 Czestochowa Tel.: +48 34 368021 Fax: +48 34 3249662 E-Mail: [email protected] Web: www.ap.edu.pl Wilhelm Kulke Gesch¨ aftsf¨ uhrer ITUT e. V. und DBU-Sonderbeauftragter f¨ ur Osteuropa Torgauer Straße 116, 04347 Leipzig Tel.: +49 (0)341 6087-222 Fax: +49 (0)341 6087-210 E-Mail: [email protected] Web: www.itut.ev.org oder www.dbu.de Prof. Dr. oec. habil. Lochman Rektor der Deutsch-Kasachischen Universit¨ at Almaty, Kasachstan Puschkin-Straße 111/113, 050010 Almaty Tel.: +7 3272 938717 Fax: +7 3272 938980 E-Mail: [email protected] Web: www.dku.kz/de Dr. Olga Y. Popova ¨ Fakult¨ at f¨ ur Okonomie und Management Nationale Technische Universit¨ at Donezk, Ukraine ul. Artyoma 58, 83000 Donetsk E-Mail: ooo [email protected] Web: www.uran.donetsk.ua/˜masters/donntu/faculty/fem Joachim Quoden Rechtsanwalt und Gesch¨ aftsf¨ uhrer von PRO EUROPE Igelweg 12, 53125 Bonn E-Mail: [email protected] Web: www.pro-e.org Doc. Ing. Iva Ritschelov´ a, CSc. Vizerektorin f¨ ur Forschung und internationale Zusammenarbeit Lehrstuhl f¨ ur Gesellschaftswissenschaften, Fakult¨ at f¨ ur Umweltstudien ´ ı nad Labem, Tschechien University of Jan Evangelista Purkynˇe in Ust´ ´ ı nad Labem, 400 96 Kr´ alova V´yˇsina 3132/7, Ust´ Tel.: +420 475 282 210 Fax: +420 472 772 781 E-Mail: [email protected] Web: fzp.ujep.cz
Verzeichnis der Autoren Dr. Kai Schollendorf Bundesministerium f¨ ur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Referat KI II 5 - Zusammenarbeit mit Staaten Mittel- und Osteuropas sowie den Unabh¨ angigen Staaten Alexanderplatz 6, 10178 Berlin Tel.: +49 (0)1888 305-2371 Fax: +49 (0)1888 305-3331 E-Mail: [email protected] Web: www.bmu.bund.de Egor Sidorov Lehrstuhl f¨ ur Gesellschaftswissenschaften, Fakult¨ at f¨ ur Umweltstudien ´ ı nad Labem, Tschechien University of Jan Evangelista Purkynˇe in Ust´ ´ ı nad Labem, 400 96 Kr´ alova V´yˇsina 3132/7, Ust´ E-Mail: [email protected] Web: fzp.ujep.cz Dr. Harry Meyer-Steinbrenner Referent im Referat Grundsatzfragen, Internationale Zusammenarbeit, EU, S¨ achsisches Staatsministerium f¨ ur Umwelt und Landwirtschaft Archivstraße 1, 01097 Dresden Tel.: +49 (0)351 564 23 75 E-Mail: [email protected] Web: www.smul.sachsen.de/de Dr. oec. Igor Taranov Direktor des ukrainisch-polnischen Programms Finanzen und Versicherungen“ ” Ternopiler Staatliche Wirtschaftsuniversit¨ at, Ukraine Fachbereich Steuern und Fiskalpolitik 11 Lvivska st., 46004 Ternopil Tel.: +38 0503 395009 Fax: +38 0352 432324 E-Mail: [email protected] Web: www.tane.edu.ua Prof. Dr. oec. habil. Alla E. Voronkova Leiterin des Lehrstuhls f¨ ur Management Staatliche Ostukrainische Universit¨ at Lugansk, Ukraine Molodyshnykvartal 20A, 91034 Lugansk Tel.: +38 642 413227 E-Mail: [email protected] Web: www.snu.edu.ua
209