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JacquesLacan
SCHRIFTENII Ausgewählt und herausgegeben von Norbert Haas übersetzt von Chantal Creusor, Volfgang Fietkau, Norbert Haas, Hans-Jörg Rheinberger und Samuel M. \fleber.
Quadriga
DAS\rERK VONJACqUESLACAN AIN MILLER HERAUSGEBER: JACQUES-AL
ln deutscherSprache von Norbert Haas herausgegeben Metzger und Hans-Joachim l,cktorat:ClausKoch
JacquesLacan
SCHRIFTENII Ausgewähltund herausgegeben von Norbert Haas übe.setzt ,rort ChantalCreusot,Volfgang Fietkau, Norbert Haas,Hans-JörgRheinberger und SamuelM. \[eber.
Quadriga
V o n i c h t a n d e r sa n g e g e b e n , s r n d d i e i n d i e s e mB u c h e n t h a l t e n e n A r b c i r c n v o n J a c q u e sL a c a n e r s c h i e n e ni n : l;rctiucs L,acan,€crits, Paris 1966
UnlvsreitätsBibliolhr:l< N 4 ü n c hic.
L,{V30SJl'rt.,r
ClP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Lacan, Jacques: Das Verk / von JacquesLacan.Hrsg.: Jacques-AlainMiller' In dt. Sprachehrsg. von Norbert Haas und Hans-Joachim Metiger. - Vleinheim ; Berlin : Quadriga. NE: Lacan,Jacques:fsammlung(dt.)] Schriften. 2. Ausgew. und hrsg.von Norbert Haas.Übers. von Chantal Creusot... - 3., korr. Aufl. - 1991 ISBN 3-88679-902-6
dasRechtder Vervielfältigung Allc Rechte,insbesondere vorbehalten. und Verbreitungsowieder Übersetzung, Kcin Teil des\Werkesdarf in irgendeinerForm (durchlrotokopie,Mikrofilm oder ein anderesVerfahren) desVerlagesreproduziertoder ohnc schriftlicheGenehmigung Systemeverarbeitet, untcr Verwendungelektronischer vcrviclfältigtoder verbreitetwerden. tc) Iiclitionsdu Seuil,Paris 1966 (o I9U6 QuadrigaVerlag,\feinheim, Berlin ,o 1991,3. korr. Auflage V/ icdcrveröffentlichungder im lValter-VerlagOlten Ausgabe. | 975 crschienenen ( icsrrrntlrerstellung: DruckhausBeltz, 6944Hemsbach Manfred Manke Urrrschl:rggcstaltung: lsltN 1,fil1679-902-6
Inhdt Vorwort
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D Ä S D R A N G E N D E S B U C H S T A B E N SI M U N B E \ v U S S T E N ODER DIE VERNUNFT SEIT FREUD I' I. Der Sinn des Buchstabens rg II. Der Buchstabe im Unbewußten t4 III. Der Buchstabe, das Sein und der andere (La lettre, l'€tre et I'autre) Die Metapher des Subjekts
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ÜBER EINE FRAGE, DIE JEDER MÖGLICHEN B E H A N D L U N G D E R P S Y C H O S EV O R A U S G E H T I. II. III. IV. V.
Freud entgegen 63 Nach Freud 7t Mit Freud 8o Von Schtebers Seite Postskriptum ro8
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DIE BEDEUTUNG DES PHALLUS KANT MIT SADE
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S U B V E R S I O ND E S S U B J E K T S U N D D I A L E K T I K DES BEGEHRENS IM FREUDScHEN UNBE\üUSSTEN T6t DIE STELLUNG DES UNBE\üflUSSTEN aufdem Kongreß von Bonneval 196o, wiederaufgenommen 1964 2ot D I E \ T I S S E N S C H Ä F TU N D D I E I ü T A H R H E I T 2 r r Personenregister
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Vorwort zur deutschenAusgabe meiner ausgewähltenSchdften (notwendig bezogenund gestützt auf den überse4er). Der Sinn des Sinns ( theneaningofncanirg), man hat sich geftagt,was das ist. Und zwar weil man, wie ich für gewöhnlich betone, die Antwort schonhat, handelteessichdabeinicht einfachum akademischenHokuspokus. Der Sinn des Sinns in meiserPraxis begreift, sich daraus,daß er flieht, rinnt: gleichsamaus einem Faß und nicht, indem er Reißausnimmt. Dadurch, daß er rinnt (im Sinn: Faß),gewinnt ein Diskurs seinenSinn, will sagen dadurch, daß seine Wirkungen unmöglich zu berechnen wären. Die Spitze an Sinn, man spürt es, ist das Rätsel. Ich selbstnehmemich nicht ausvon meiner ebengenanntenRegelund stelle aus der aus meiner Praxis gefundenenAntwort die Frage nach dem Zeichen desZeichens: \üfie zeigt es sich, daß ein Zeichen Zeichen ist. Das Zeichen des Zeichens,das besagtdie Antwort, die der Frage zum Vorwand (pri-nxte) dient, ist darin zu sehen,daß ein beliebigesZeichen ebensogutdie Funktion eines ieden anderenübernehmenkann, und zwar genaugenommendeshalb,weil es ihm substituiert werden kann. Denn Tragweite hat das Zeichen nur, weil es entqifert werden muß. Ohne Zweifel soll die Abfolge der Zeichen Sinn annehmenaus der Entzifferung. Nicht aber gibt dieseAbfolge ihre Struktur preis, weil eine Di(t)mension2 der andern ihren Term gibt. was die Elle Sinns werr ist, habenwir ausgesprochen.Daß es darauf hinausgeht mit dem Sinn, hindert nicht, daß dieser ein Loch macht. Eine entzifferte Mitteilung kann ihr Rätselbewahren. In ihrem Relief bleibt jedeoperation - die eineaktiv, die andereerlitten - unterschieden.
I Ä.d,Ü.: Im Manuskript scsairit (Bcgrif). Der Text ist inzwischen,Januar 1975, gedruckt in: Sciliccty, allerdings in einer Fassung, die von unserer Vorlage geringftigig abweicht. r A. d. Ü. : Durch die Einftigung des Perfektpartizips von dire : stgen erhält das Vort die Bedeutung < Sprechmaß> oder < Dimcnsion des Gesagtenn.
Aus dieserErfahrung herausbestimmt sichdcr Analytikcr. Die von mir so gcnennten Bildungen desUnbewußten (fornatiors del'itconscient)zei' gcn ihre Struktur dadurch, daß sie estzifrerbatsind. Freud unterscheidet dic spezifischeEigentümlichkeit der unter Träumen, Vetsprechern Erscheinungenvon derArt, dergleicben,in und Witz zusammcngefaßten dcr er mit ihnen atbeitet. Allcrdings machtFreud halt bei der Entdeckung dessexuellenSinnsder Struktur. Was in seinemWerk nur als Vermutung vertreten ist, man allein von der muß esso formulieren, ist, daß der Geschlechtsnachweis keinem Zeichen, unter nirgendwo, denn abhängt, Sinns des Tatsache her. einer Beziehung von Geschlechts crfolgt die Niederschrift des Gleichwohl wäte mit gutem Recht eine Niederschrift diesersexuellen Beziehungzu fordern, da dem Unbewußten ia die Arbeit der Verzifferung - nämlich dessen,was die Entzifferung auseinandernimmt- zuerkannt wird. Zuverziffern kann in der Struktur höher gelten als zu zählen.Die Verwirrung, drum ist dieseja da, beginnt bei der Ambiguität des\fortes Zitret Die Zitrer begründet die Zeichenordnung. Indessenhabenauf der anderenSeitebis 4, vielleicht bis ;, gehenwir bis 6 im Mximum die Zahlen, die dem, wenn auch verzifferten (verschlüsselten)Realen angehören,einen Sinn, einen Sinn, der auf ihre Funktion des sexuellenGenießenshinweist. Dieser Sinn hat nichts zu schaffenmit ihrer Funktion als Reales,er gibt aber den Blick frei auf das, was Rechenschaftablegenkann vom Eintritt von Realem in die > (das wohlgemerkt sein !7esen aus Welt des sprechenden, vgl. besondersdas von Lacan häu6g verwendete assrjrttite,ncnt * Untcrwcrfung. (4. d. ü.)
neinen) (dire: naniedel'üile re niepasI'atih). Zwar ist mit diesemRekurs der Schritt nicht getan, aber er erinnert uns daran, daß es außer dem Dienlichen noch dasGenießengibt. Daß der, zweifelsohnescxuelle, Genuß in der Verzifferung ist, wird in der Rede Freuds offenbar, und zwar deutlich genug, um darausschließenzu können, was deren Inhalt ist: Hier nämlich ist das,was der bestehendenSexualbeziehung im Wegesteht,daßdieseBeziehungalsonie sichniederschreibenkann: will sagen,daß die Sprachevon ihr immer nur Zeugnis gibt als von einer unendlichen Schikane. Sicher gibt es Begegnungenzwischen W'esen,die recht deutlich Geschlechtswesen sind (obwohl Geschlechtnur von der Nicht-Beziehung her sich einschreibt). Es gibt den Glücksfzll (bon bear). Es gibt sogar nur das t Sprechende sind glücklich, von Natur ausglücklich, und es ist dies sogar alles,was ihnen von der Natur bleibt. Könnte es mit Hilfe desanalytischenDiskursesnicht erwasmehr werden?Das ist die alte Frage, von der ich nicht sprechenwürde, wäre die Antwort nicht schon. In genauerenBegriffen gesagtliefert die Erfahrung der Analyse dem Analysanten,wie ich ihn nenne - oh! welchen Erfolg hatte ich nicht bei den vermeintlich Orthodoxen mit diesemWort, und wie habensie bei der Gelegenheitnicht beteuert,wie sehr ihr Begehrenin der Analyse darauf hinausläuft,in ihr für nichts dazusein- liefert also die Erfahrung einer Analysedem Analysanten,sageich, den Sinn seinerSymptome. Nun, ich behaupte,daßsolcheErfahrungen sich nicht addieren lassen.Freud hat es vor mir gesagt:Alles ist in einer Analyseeinzubringen - woran man sieht, daß der Analytiker sich hier nicht drücken kann - alles ist einzubringen, als hätte sich überhaupt nichts festgesetzt.Das bedeutetnichtsanderes,alsdaßdasFaßimmer neu zum Rinnen gebracht werden muß. Dies ist aber auch der Fall bei der'Wissenschaft(und Freud hat sie, kurzsichtig, nicht andersverstanden). Die Frage beginnt nämlich damit, daß es Typen von Symptomengibt und daß eseineKlinik gibt. Nun aber: Die Klinik ist ausder Zeit vor dem analytischenDiskurs, und daßder analytischeDiskurs in ihr einiges erhellt, ist sicher, jedoch nicht gewiß. \ü7itbrauchen aber die Gewißheit, weil allein diesesich übermitteln, weil demonstrierenläßt. Diese Forderung hat eineGeschichte,die zu unsererüberraschungzeigt, daß sieformuliert wurde lange bevor die lüTissenschafr eineAntwort wußte I I
und daß, selbst wenn die Äntwort völlig außerhalb der Richtung lag, die die Forderung eingeschlagenhatte, die Bedingung, von der sie ausging: daßnämlich jeneGewißheit vermittelbar seinsoll, eingelöstworden ist. Zu Unrecht würden wir uns darauf vedassen,daß wir das nut zu wicdcrholen brauchen- und sei'sauch mit dem . Denn schon vor etlicher Zeit hat eine solche Auffassung die Wahrheitsprobebestanden,ohne daß darausbereitsWissenschaftgeworden wäre (vgl. den Menon, der sich eben darum dreht). Daß die klinischen Tlpen der Struktur zugehöten, daskann man' wenn auchnicht ohne ein gewissesSchwanken,bereitsschreiben.Gewiß und vermittelbar ist dies nur vom hysterischenDiskurs. Es wird in diesem sogar ein Realesmanifest, das dem wissenschaftlichenDiskurs verwandt ist. Man achtedarauf, daßich vom Realensprecheund nicht von der Natur. Ich will damit zeigen,daß das,was derselbenStruktur zugehört, nicht unbedingt denselbenSinn hat. Darum auchgibt esnur eineAnalysedes Besonderen:einegleicheStruktur geht keineswegsauseinemeinheitlichen Sinn hervor, insbesonderedann nicht, wenn sie an den Diskurs rührt. Es gibt keinenallgemeinenSinn desHysterischen,und das,worauf sich die Identifikation in diesemoder jenemFall richtet, ist die Struktur und nicht der Sinn. Erkennbar wird dasan dem Umstand,daßdie Identifikation sich auf das Begehrenrichtet, das h'eißtauf das als Obiekt aufgefaßte Fehlen, nicht auf die Ursachedes Fehlens(vgl. den Traum det schönenFleischersfrauin der.Traumdeutung',4,dem ich zu exemplarischer Bedeutung verholfen habe. Ich verschwendedie Beispiele nicht, aber wenn ich Beispieleverwende,wird darausdann schonein Paradigma). Dic SubjekteeinesTypus sind also ohne Nutzen für die anderendesselbcn Typus. Und es ist begreifich, daß ein Zwangsneurotiker dem Diskurs eines anderenZwangsneurotikers nicht den geringsten Sinn zu gebenvermag. Daraus entstehenwohl Religionskriege, da bei der Rcligion Zwangsvorstellungenim Spiel sind (dieswäre dann ihr einziger, im übrigen ungenügenderklassenbezeichnend-klassifikatorischer Zug). Daraus rcsulticrt, daß in der AnalyseKommunikation nul statthat auf a U , Im Manuskript dant la Traaadeatng. :r^
einem Weg, der den Sinn transzendiert, auf dem Weg nämlich, dcr hervorgeht ausder Annahme einesdem unbewußtenWissen,dashcißt der Verzifferung unterstelltenSubiekts.Genaudies habeich gesagt,als ich vom Subiekt gesprochenhabe, dem V7issenuntersrellt ist (ujet supposö tnoir). Darum auch ist Übertragung Liebe, ein Gefühl, das hier eine so neue Form annimmt, daß sie die Subversioneinführt, nicht daß sie dadurch weniger illusorisch ist, aber sie gibt sich einen Partner, der mit großer Vahrscheinlichkeit antworten wird, was bei anderenFormen nicht der Fall ist. Ich bringe wieder den Glücksfall (bonber) ins Spiel, nur daß die Chancediesmalvon mir kommt und ich es bin, der sie bringt. Ich bleibe dabci: Es ist Liebe, die sich ans Wissen richtet. Nicht Begehren: denn wasden IVif tricbsangeht,man kann da zweimal hinsehen, träte er auch auf versehenmit dem Gütezeichcn Freuds, es gibt ihn überhaupt nicht. Und zwar gibt es ihn so wenig, daß hier der Grund ist für die Hauptleidenschaftdes sprechenden\üüesens, die nicht Liebe ist und auch nicht Haß, sondern lgnoranz. Ich rühre da ieden Tag daran. Daß die Analytiker oder sagenwir dieienigen,die, indem sie sich für solche halten, iene Rolle spielen, und ich leite es aus dem einfachen Umstand ab, daß sie sie real spielen,daß die Analytiker also,ich sagees im vollen Sinne,ob sie mir nun folgen oder nicht, noch nicht begrifren haben,daß das,was eingeht in die Matrix desDiskurses,nicht Sinn ist, sondern Zeichen,gibt eine genaueVorstellung davon, was die kidenschaft der Ignoranz bedeutet. Bevor das Wesen des Schwachsinnsdie Oberhand gewinnt, hatten andereNicht-Unkluge vom Orakel die Kundschaft verbreitet, daß es weder enthüllt noch verbirgt: orlpatve6es gibt Zeichen. Das war so zuZeiten derVorsokratiker, und Sokratesist für den langen aristotelischenUmweg, der folgte, nicht verantwortlich zu machen, obschon er hysterischwar. Von hier aus kam Freud, der sein Ohr den Sokratischenlieh, wie ich sie genannt habe,auf die Vorsokratiker zurück, die in seinenAugen als einzige die Befihigung hatten, Zeugnis zu gebenvon dem, was er noch einmal fand. Nicht weil der Sinn ihrer Deutung \Tirkungen gezeitigt hätte, sind die Analytiker im \ü7ahren,denn so richtig die Deutung sein mag, ihre lWirkungen sind unberechenbar.Sie zeugt von keinedei Wissen,denn s A, d, U. : Im Manuekrip, d"rr,..h.
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rüüissen in seinerklassischenDefinition versichert sich von einer möglichenVorausschauher. Was siewissen müssen,ist, daß es ein Wissengibt, das nicht rechnet, dasaber nichtsdestowenigetfür das Genießenarbeitet. Was an der Arbeit des Unbewußten läßt sich nicht schreiben?Hier eben enthüllt sich eine Struktur, die wohl zur Sprachegehört, wenn anderses deren Funktion ist, Verzifferung möglich zu machen.Dies ist der Sinn, auf den die Linguistik ihr Obfekt, indem sie es isolierte, begründet hat: mit dem Namen Signifikant. Hier allein hat sich der analytischeDiskurs auf die Wissenschaftzu stützen. Aber wenn das Unbewußte von einem ihm eigenen Realen Kundschaft gebensoll, ist umgekehrt hier unsereChance,aufzuklären, wie die Sprachein der Zahl dasRealetransportiert, aus welchem \7issenschaftsich bildet. rü7asunaufhödich geschriebenwkd (Ce qai ttecesse pas des'icrire),ist getragenvomWortspiel, dasmeine Sprache(kknge nienne)von einer anderenbewahrt hat, und nicht ohne Grund die Gewißheit, von der der Modus der Notwendigkeit (nhesiti) im Denken ze\gt. \üie könnte man übersehen,daß das Zufällige odet das, was aufhört, nicht geschriebenzu werden, das ist, wodurch die Unmöglichkeit sich zeigt oder das,was unaufhödich nicht niedergeschriebenwird. Und daß sich von daher ein Realesbestätigt, das, wenn es auch dadurch nicht besserbegründet ist, übermittelt werden kann durch dasEntrinnen,auf dasjederDiskurs antwortet. Den 7.rc.r97)
ÜberrcfutaonNorbert Haas uld Cbantal Cressot
493DAS DRANGEN DES BUCHSTABENS IM UNBE$TUSSTENODER DIE VERNUNFT SEIT FREUD'
t Ä.d.U.: Im Original lautet der Titel L'in$atcc de la lettre dansI'inconrcienloa la rainn dcpdt Fread. Unsere auf den ersten Blick vielleicht befremdende Entscheidung, inslancemit wiederzugeben, fand die Zustimmung Lacans.
Kinder in lYindelngewickelt O StädtedesMeers,icb sebeir eacbeureBewobner, Männerand Frauenran Armen and Beinen$renggeferelt nit festenBändernuonLeaten,qu denereureSpracbe nicbt dringenkann, undeucbbleibt mr, in tränenaollen Klagen,in Jamnergeschrei urd Seufqentelrer Scbnerq eucbtelberkandqutm urdqa bedaaern, velcbeFreiheit eacbuerlorengitg.Denn die,die euch fesnln, aermöchten ere Spracbenicbt qu aersteben sowenigwieiltr die ibre. (Leorardo da Vinci. CodexAtlanticas r4S r.a.)
Wenn das Thema diesesdritten Bandesvon La Psltchana[tn2 von mir diesenBeitrag forderte, so rrerdankeich dieseRücksicht dem, was sich dabeihetausstellenwird, wenn ich ihn einführe, indem ich ihn zwischen Geschriebenem ( titi t ) und Sprechen (paroh ) ansiedle: Er wird auf halbem Wege sein. Geschriebeneszeichnet sich in der Tat durch eine Vorherrschaft des Textesin dem Sinneaus,den man hier einschlagensehenwird bei einem solchen Diskursträger (factear)3 - was hier jene Verengung möglich macht, die dem Leser keinen andern Ausweg lassensoll als seinenEintritt, den ich mit schwierig wünsche.Es wird dasalso nicht eine Schrift in meinem Sinne sein. Die Eigenheit, daßich meine Seminarstundenmit einemjeweiligen Ineditum anreichere,hat mich bis heute davon abgehalten,einen solchen Text zu liefern, mit Ausnahmevon einer dieserStunden,einer im übrigen beliebigenin der Reihenfolge,auf die zu beziehenes sich lohnt allein wegen des Standsihrer Topik. Denn die Dtinglichkeit, die ich jetzt vorgebe, um es bei dieser Sicht bewendenzu lassen,verdeckt nur die Schwierigkeit, daß sie,wenn ich sie auf dem Standhalte, auf dem ich hier meine Lehre vorstellen muß, nicht zu weit am Sprechenvorbeigehe,dessenverschiedeneMaße dem von mir angestrebten Ausbildungseffektwesentlichsind.
2 Psycboanalyseet sciencesde l'hornme. I A.d.Ü.r Facteurim FranzösischenauchBriefträger. t7
Darum habe ich diesenQuerweg einer Unterredung gewählt, zu der ich zu ebender Zeitvon der philosophischenFachschaftder Fdddration detitudiantsfu lettres+eingeladenv/orden bin, um eine günstige Einstellung für mein Exposi zu 6nden, wobei die notwendige Allgemeinheit desselbensich dem außergewöhnlichenCharakter des Publikums anpassensollte, seineinmaligerGegenstandaber sich mit der Komplizenschaftihrer gemeinsamen,literarischen,Qualifikation trifft, auf die mein Titel anspielt. \[ie könnte man in der Tat vergessen,daßFreud unaufhödich und bis zu seinemEnde an dieserQualifikation für die Ausbildung der Analytiker als der wichtigsten Forderung festgehaltenund daß er die uniaersitat litteraram aller Zeiten als den idealen Ort für seineInstitution bezeichnethat!s So bezeichneteder Rekuts auf die wiederbelebte Bewegung dieses Diskurses durch die, denenich ihn bestimme,übetdies jene, an die et sich nicht wendet. Ich will sagen:niemandvon denen,die mit welchemZiel auchimmer in der Psychoanalysetolerieren, daß ihre Disziplin auf irgendwelche falscheIdentität poche. Eine lasterhafteGewohnheit, derengeistigeAuswirkungen so weit gehen, daß sogar die wahre hier als ein Alibi unter den andern erscheinen kann, dessenraffinierte Verdoppelung den feinfühligsten hoffentlich nicht entgeht. Soverfolgt man mit Neugier die Wendung, die sichbezüglich Symbolisation und Spracheim Int. J. Pslcltoanal.ankündigt, wenn mit großem Aufwand und mit angefeuchtetenFingern die Folios von Sapir und Jespersenumgeblättertwerden. DieseÜbungen sind noch novizenhaft, aber es fehlt in ihnen vor allem der Ton. Ein gewisserErnst bei der Einkehr ins \üahrhaftigeentlockt einem ein Lächeln. Und wie sollteselbstein Psychoanalytiker von heute6nicht glauben,er wäre soweit gekommen,wenn er ans Sprechenrührt, da ia seineErfahrung aus diesemihr Instrument, ihren Rahmen, ihr Material nimmt, und zwar bis hin zum HintergrundsgeräuschseinerUngewißheiten. r l)as 'Ireffen fand am 9. Mai r 957 im Hörsaal Descartes an det Sorbonne statt, und tlic Diskussion wurde dann in feuchtererÄtmosphäre fortgesetzt. t l)ic lrrage der Laienanalyse,G.IV., XIV, S. z8r f. 0 A. d. U.: Anspielung wie noch mehrmalsim Folgendenauf dasBuch Za pgtcbanalyn d'aujoard'ltai, das 1956 bei den Preret aniuertitairet de France zum erstenmal rufgclcgt wurde, Vgl. auch < Schriften I >, S, r73, Anm. 3. rll
4et I. Der Sinn desBuchstabens' !üie unsereÜberschdft hören läßt, entdeckt die Psychoanalyseim Unbewußten über ein solches Sprechenhinaus die ganze Struktur der Sprache.Von Anfang an ist siealso dem Aufmerksameneine\7arnung, die ihm zeigt, warum er dem Gedanken abschwörenmuß, daß dasUnbewußtenur der Sitz der Instinkte sei. rü7ieaberist dieserBuchstabehier zu verstehen?Einzig und allein buchstäblich! S[ir bezeichnenmit Buchstabenjenesmaterielle Substrat,das der kon[rete Diskurs aus der Sprachebezieht. Diese einfache Definition verlangt, daß man Sprachenicht mit den verschiedenensomatischenund psychisch.r Funktionen verwechselt, von denensiebeim sprechendenSubjekteherschlechtalsrecht begleitet wird. In ersterLinie deswegen,weil die Sprachesamtihrer Struktur existiert, bevor ein beliebigesSubjekt in einem bestimmten Moment seinergeistigenEntwicklung in sie eintritt. Halten wir fest: Bei allen Aphasien, die verursacht werden durch rein anatomische VedetzungendesZetebrums,dasdengenanntenFunktionen dasmentaleZentrum gibt, verteilen sich die Ausfälle, soweit esum die Produktion von Bedeutung geht, offensichtlich auf die zwei Abhänge (uersants)des signifikanten Effekts dessen,was wir hier Buchstabenennen8.Das wird im folgendendeutlicherwerden. Auch das Subjekt,dasals ein Sklaveder Spracheerscheinenkann, ist mehr noch einem Diskurs hörig in der universalenBewegung, in der z A.d.Ü.: Le nnt de la lettre. Zu den Bedeutungen und kommt noch die Bedeutung , auf die Jean-Luc Nancy und Philippe Lacoue-Labarthe in La titre deIa lettre, Paris r971, S.27, aufmerksam machen. a Dieser Aspekt, der die in diesem Zusammenhang alles verdunkelnde Bettachtungsweiseder sehr eindringlich widerlegt, erscheint im vollen Licht in jener rein linguistischen Änalyse der zwei großen Formen der Aphasie, die eine der führenden Gestalten der modernen Linguistik, Roman Jakobson, herausgearbeitet hat. Vgl. das zugänglichste seiner Verke (zusammen mit l\Iorris Halle), Mouton and Co., S'-Gravenhage, die Kap. I bis IV im zweiten Teil, sowie die Sammlung von übersetzungen, die wir Nicolas Ruwet verdanken: Esais lingai$iquet,Editions de Minuit. t9
sein Platz niedergeschriebenist bereits bei seiner Geburt - und sei es bloß in der Form desEigennamens. Der Bezugauf die Erfahrung der Gemeinschaftals der Substanzdieses 496 Diskursesbringt keine Lösung. Denn dieseErfahrung gewinnt ihre wesentlicheDimension aus der Überlieferung,die dieserDiskurs etst einsetzt. Diese Überlieferung begründet, lange bevor das Drama der Geschichtesich in sie einschreibt,die elementarenStrukturen der Kultur. Und diese Strukturen ihrerseits offenbaten eine Ordnung der Tauschakte,die, wäre sie auch unbewußt, nicht denkbar ist außerhalb der Permutationen,die die Spracheermöglicht. Daraus folgt, daß an die Stelle der ethnographischenZweiheit von Natur und Kultur wohl eine dreiglieddge Konzeption der conditio humana:Natur, Gesellschaftund Kultur, tfeten muß' wobei sehrwahrscheinlich der dritte Begriff sich auf die Sptachereduzieren läßt, das heißt auf das,was die menschlicheGesellschaftihrem Wesennach von den natürlichen Gesellschaftenunterscheidet. Wir wollen indessenan diesem Punkt weder Partei ergreifen noch anfangen;wir lassendie ursprünglichen BeziehungendesSignifikanten und der Arbeit im Dunkeln. \7ir begnügen uns, um wenigstens ein Problemlos zu sein,mit der allgemeinenFunktion, dieder Praxisindet Genesisvon Geschichtezukommt, und betonen, daß selbstdie Gesellschaft,die mit demVoffang derProduzentendie ursächlicheHierarchie von Produktionsverhältnissen und ideologischen Superstrukturen (tlberbauten) in ihr politischesRechtwieder eingesetzthabensoll,trotzdem kein Esperantohervotzubringen vermochte, dessenBeziehungen zum sozialistischenRealenradikal fede Möglichkeit einesliteratischen Formalismusausdet Diskussion hätte verschwindenlassenkönneno. Wir selbstvertrauen allein auf die Voraussetzungen,die dadurch Geltung bekommen haben, daß die Sprachein der Forschung sich den StatuseineswissenschaftlichenObiekts erobert hat. Hier übernimmt die Linguistik'o eine Vorläuferrolle, in dem Bereich, in der Regel eine um den herum eine Neuordnung der'$Tissenschaften o Man wird sich entsinnen, daß es tatsächlich eine Diskussion übet das notwendige Auftauchen einef neuen Sprache in der kommunistischen Gesellschaft gegebenhat, uncl daß Stalin zur großen Erleichterung seinerphilosophischen Anhänger dieseDiskuerion abgeschnittenhat mit den \iüorten: Die Spracheist keine Superstruktur ([)bcrbau). tu Vcnn wir l-inguistik sagen,meinen wir das Studium der existierenden Sprachen Struktur und in den sich dabei offenbarenden Gesetzen- draußen bleibt die ::,,t*r
49l Revolution der Erkenntnis signalisiert:wobei allein die Notwendigkciten der Kommunikation uns zwingen, auf den Rücken diesesBandcs den Titel > zu schreiben,ungeachtet der Verwirrung, die sich hier verbergen kann. Damit wir das Auftreten der Disziplin der Linguistik an einem Punkt festmachenkönnen, sagen wir, daß diese wie jede $Tissenschaftim modernen Sinnebestehtin dem konstituierendenMoment einesAlgoDieser Algorithmus ist : _r_ithmus. 5
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zu lesenals: Signifikant über Signifikat, wobei das dem Balken entspricht, der beide Teile ttennt. Das so geschriebeneZeichen verdanken wir Ferdinand de Saussure, obwohl es in dieser streng reduziertenForm sich in keinem der Schemata findet, unter denenes in der gedruckten Fassungder verschiedenen Vodesungen aus den Kursen der Jahre t9o6fo7, r9o8/o9 und tgroln auftaucht, die eine Gruppe seinerSchülervoll Ehrfurcht unter dem Titel Coart delinguistiqreginäralezusammenherausgegebenhat eine Publikation von höchstem Rang, die eine Lehre weitergibt, die diesesNamens würdig ist, das heißt, die man nu! über die ihr eigene Bewegung festhaltenkann. Deshalberweist man ihr zu Recht die Ehre der Formalisierung!, ir, d", sich über die Vielfalt der Schulenhinweg der Einschn ittzeigt,*n U"die moderne Linguistik beginnt. Die Thematik dieser'$Tissenschaft hängt von nun an tatsächlichan der erstrangigen Position, die dem Signifikanten und dem Signifikat zukommt als unterschiedenenOrdnungen, die von vornherein getrennt sind durch eine Schranke,die sich der Bedeutung widersetzt. Dadurch wird es möglich, die dem Signifikanten eigenenVerbindungen und die Funktionsbreite derselbenin der Genesedes Signifizierten genauzu studieren. Denn dieseUnterscheidungerstenRangesgeht entschiedenüber jene Diskussion der Arbitraität des Zeichens hinaus, wie sie sich seit der Theorie der abstrakten Kodes, die man ungerechtfertigterweise der Kommunikationstheorie zuschlägt, die Theorie der physikalischen Konstituierung, genannt Informationstheotie, also iede mehr oder'weniger hypothetisch generalisierte semiologie. 2l
Refexion der Antike entwickelt hat, das heißt, der bereits von iener Epoche erfahrenenAusweglosigkeit, die einer bi-univoken Entsprechung von Wott und Sache- und seiesauchnur im Akt der Benennung - entgegensteht.Soviel gegenden Augenschein,der entsteht durch die Rolle, die man demZeigefingerzuweist, der auf ein Objekt zeigt, wenn ein kindliches Subjekt (wjet infans)Ir seine Muttersprache letnt oder wenn es um jene sogenanntkonkreten Lehrmethoden zur Eder- 498 nung von Fremdsprachengeht' Auf diesem Vege läßt sich allenfalls demonstrierenlz, daß es keine Bedeutung gibt, die nicht notwendig auf eine andete Bedeutung verwiese: womit man letzten Endes zu det Bemerkung kommt, daß keine wirkliche Spracheexistiert, von der fraglich wäre, ob sie das Feld des Signifizierten abzudeckenvermag, denn eine Wirkung ihrer Existenz als Spracheist es, Antwort zu wissen auf alle Bedürfnisse.Versuchen wir der Objektkonstitution in der Sprachenäher zu kommen, so können wir nur feststellen,daß sie damit auf die Ebene des Begriffs rückt und sich von ieglichem Nominativ abhebt, und daß dasDing (chorc)' während es sich ganz augenscheinlichauf den Namen reduziert, sich bricht in dem doppelten Strahl, der ausgehtvon der Ursache (caun)' in welcher es sich in unserer Spracheverbirgt, und dem Nichts (rien), dem es sein lateinischesKleid überlassenhat (ren). So aufregend's diese Betrachtungen für den Philosophen auch sein mögen, sie bringen uns ab von dem Ort, von dem aus die Spracheuns über ihre Natur befragt. Und man wird an der Frage scheiternin dem Maße als man sich nicht von der Illusion befreit, daß das Signifikante dasSignifiziertevorzustellen,besser:daßdas der Funktion entspreche, Signifikante seineExistenz im Namen irgendeinet Bedeutung 2u Yer' antwortenhabe. Selbstin dieser letzten Formel bleibt die Häresie bestehen.Sie allein treibt den logischenPositivismus zur Suchenach dem Sinn des Sinns, wie man dasObiektive nennt in jener Sprache, demmeaningofmeaning, die ihre glühendenBewunderereher schnaubenals sprechen.Das führt
" A, d, U.: Infansim Otiginal gesperrt. ', Y Bl. De nagiüra des heiligen Äugustinus, wofaus ich das Kapitel De signifcatione hrationit am zS.Juni r954 in meinem Seminarkommentiert habe' ,r A.d.Ü.: ln den Ecrits steht existanter.rVir folgen hier dem Erstdruck in la ( cxcitantct! ). Auf die Unterschiede macht michVreniHaas aufmerksam. Irrychanal.ltn 22
uns zu der Feststellung,daß auch der sinnerfülltesteText für jeneAnalyse sich auföst in unbedeutendeBagatellen,wogegen nur die mathematischenAlgorithmen sich sträuben,die ihrerseitszu Recht ohne allen Sinn sind.'+ 499
Am Endewärealsoder Algorith-or.!,*..rn
wirvonihm nurnoch den
Parallelismusvon Ober- und Unterglied, beidenur ganzglobalverstanden, übriglassenkönnen, nur noch dasrätselhafteZeicheneinestotalen Mysteriums. Das aber ist wohlgemerkt nicht der Fall. Um seineFunktion zu erfassen,beginneich mit jener fehlethaftenIllustration, mit der man klassischerweiseseine Verwendung einführt. Hier ist sie: ARBRE (BAUM)
Man sieht,wie sehrsiejeneRichtung favorisiert,die wir ebenalsirrig bezeichnethaben. Ich habesiefür meine Zuhörer durch eineandereersetzt,die man nur deswegenfür zutreffenderhaltenkonnte, weil siein jenerungehörigen
t+ So zeigt uns Richards, Autor eines \7erks über die Verfahren, die diesem Obiektiven angemessensind, in einem weiteren Buch die Anwendung seiner Lehre. Er wahlt dafür eine Seite aus Mong Tse, Menciat, wie er von den Jesuiten genannt witd: Mencitaton tbenindheißt dann der revidierte Gegenstand des stücks. Die Garantien für die Reinheit der untersuchung stehen in nichts dem Luxus in seinem Vorgehen nach. Der Gebildete,det sich im traditionellen Kanon auskennt,zu dem der Text gehört, begibt sich sogar in die Gegend von Peking, wohin die Zenuifuge der Beweisführung ohne Rücksicht auf die Kosten transportiert wurde. !7ir werden aber ebenfalls,und dazu weit billiger, dorthin versetzt, wenn wir sehen, wie eine Bronze, die bei der geringsten Berührung mit Gedanken einen Glockenton von sich gibt, sich in eine Art Scheuerlappen verwandelt, mit dem die Tafel des konsternierendsten englischen Psychologismus gesäubert wird. Nicht ohne diese - hdlas| - sogleich mit der Hirnhaut des Autors zu identifizieren, die allein von einem Objekt und von ihm selber tibrig bleibt nach vollendeter Äusschöpfung des Sinns des einen und desbonrcnsdes andern. 2'
Dimension ihr lüesen treibt, auf die der Psychoanalytikernoch nicht ganzverzichtethat in dem richtigen Geftihl, daß sein Konformismus nur von ihr her etwaswert ist. Hier ist sie,die andereIllustration: HOMMES
DAMES
an der man sieht - ohne daß man den Geltungsbereichdes Signifikanten, um das es bei diesemVersuch geht, groß auszudehnenbraucht, das heißt, indem man lediglich auf der Seiteder Namen eine Verdoppelung vornimmt durch die einfache Aneinanderfügung zweier sich t o o dadurch in ihrer Komplementärbedeutunganscheinendbefestigender Begriffe -, wie der Überraschungseffektaus dem plötzlichen unerwarteten Niederschlagdes Sinns entsteht: im Bild nämlich von zwei identischen Türen, welche mit dem einem abendländischenMenschenfür die Befriedigung seiner natüdichen Bedürfnisseaußer Haus zut Verfügung stehendengeheimenÖrtchen den Imperativ symbolisieren,den dieser Mensch mit der gtoßen Mehrheit der primitiven Gesellschaften zu teilen scheintund der sein öffentlichesLeben den Gesetzender urinalen Segregationunterwitft. Das haut nicht nur mit einem Tiefschlagdie Nominalismusdebatteum' sondern zeigt atch, wie das Signifikante tatsächlich ins Signifizierte eingeht, in einer Form nämlich, die, da sie keine immaterielle ist, die Frage nach seinemPlatz in det Realität aufwirft. Denn das blinzelnde Auge eines Kurzsichtigen würde, wenn es an die Emailleschildchen, die esauf sich ziehen,näherheranrückenmuß, sich vielleicht mit Recht fragen, ob es gerade darin das Signifik^nte zt sehenhabe, dessenSignifikat in diesemFallevon der feierlichenDoppelprozessionim oberen 'feil des Schiffsdie letzten Ehren erwiesenwütden' Aber kein konstruiertesBeispielvermöchte anPrägnanzdem gleichzukommen, was man im Erlebnis der Wahrheit findet. Gleichwohl bin ich nicht unzufrieden,geradediesesBeispielangeführt zu haben: denn cs rief bei jemandem,det meines g^nzen Vertrauens würdig ist, eine Kindheitserinnerungwach, die ich, glücklich, daß sie auf dieseWeise zu mir gelangtist, am bestenhier einfüge. li,in'/,ug läuft in einenBahnhofein. Ein kleiner Junge und ein kleines 24
Mädchen,Bruder und Schwester,sitzenin einemAbteil an der Fensterseite, und zurat einander gegenüber. Nun sehen sie eine Kette von Gebäudenvorübergleitenan einem Bahnsteig,an dem der Zug hält; < Schau,wir sind in Frauen! >,sagtderBruder. ,erwidert darauf seine Schwester Abgesehendavon,daßin dieserGeschichtedie Bahngleiseden Balken in einerForm, die wohl Algorithmus materialisieren desSaussureschen angetanscheint,glaubenzu machen,daß sein \Tiderstandandersals dialektischseinkann, müßteman, dasist wohl dastreffendeBild, nicht die Augen vor Löchern haben,um hier nicht die Plätzedurcheinanderzubringen, die jeweils dem Signifikanten und dem Signifikat zukommen, und um nicht zu merken,von welch strahlendemZentflrmaus der erstesein Licht in die Finsternis det unvollendetenBedeutungenwirft. Denn er wird den Dissens,'sder nut ein animalischerund ein dem Vergessender Naturnebel geweihterist, zur maßlosenGewalt des ist für die Familien Kriegsmachen,die unausweichlich ror ideologischen und einePlagefür die Götter. Von nun an werdenMänner und Frauen für dieseKinder zweiYaterländersein,denenihre Seelenmit jeweils und über die ein Bündnis einemabweichendenFlügel entgegenziehen, zu schließenihnen um so mehr unmöglich sein wird, als keiner von beiden, da sie wahrlich ein und dasselbesind, auf den Vorrang des einen ausweichenkann, ohne an die Ehre desanderenzu rühren. Halten wit hier ein. Es ist wie in der GeschichteFrankreichs.Zu Recht menschlicher,wie man sich ihrer hier entsinnt, als diejenigeEnglands, die bestimmtist, vom runden aufs spitzeEnde desEiesvon Altmeister Swift zu kullern. Zu beachtenbleibt, über welchesTrittbrett und welchen Gang das S desSignifikanten,dashier sichtbarwird in den PluralenI5&,mit denen es seine Aufnahme jenseits des Fensters zentriert, hinweg muß, um seineSchleifenin die Röhren zu leiten, durch die diesseitsgleich warmer und kalter Luft Empörung und Verachtung pfeifen. Einesist sicher: DieserZugangdarfauf keinenFallirgendwelcheBedeutung mit sich fühten, soll ihm der Algorith-o. ] mit seinemBalken J entsprechen.Denn es kann dieserAlgorithmus, sofern er selbstnur 's A.d.Ü.: Dissendon,Großschreibung im Original. rsod.d.{J. ' HommetI Damsr im Französischen, 2\
reine Funktion des Signifikanten ist, an dieser Übertragung nur eine Signifikantenstruktur aufzeigen. Die Struktur desSignifikantenaberist darin zu sehen,daßer artikuliert ist, was ja ganzallgemeinvon der Sprachegilt. Das besagt,daß seineEinheiten, von welchem Gesichtspunktausman deren reziproke Übedagerungen und zunehmendeEinschließungen auch verzeichnenmag, einer doppelten Bedingung unterworfen sind: Sie sind zurückführbar auf letzte differenzielle Elemente, und diese wiederum setzensichzusammennachden Gesetzeneiner geschlossenen Ordnung. Diese Elementesind nach der entscheidendenEntdeckung der Linguistik die Phoneme, wobei mit dem Terminus freilich nicht einephonetische Konstanz in der Modulationsvielfalt gemeint ist, sondern das synchrone System differenzieller Kopplungen, das zur lJnterscheidung einzelner\7örte r in einer gegebenenSprachenotwendig ist. Daran sieht man, daßein wesentlichesElement im Sprechenselbstvorherbestimmt 'war, in die beweglichenCharaktetezu schlüpfen,die, wo Didots und Garamondsganzunten im Setzerkastenzusammenfücken,das,was wir Buchstabe,Letter, nennen,gültig vorstellen, dasheißt die essentielllokalisierteStruktur des Signifikanten. In der zweiten Eigenschaft des Signifikanten: sich zusammenzusetzen nach den Gesetzeneiner geschlossenen Ordnung, zeigt sich die Not- 5 0 2 wendigkeit einestopologischenSubstrats,wasder von mir für gewöhnlich verwendeteTerminus approximativerfaßt: Ringe, die in einer Kette sich in den Ring einer andern I(ette einfügen, die wiedet aus Ringen besteht. Dies sind die Strukturbedingungen,die - alsGrammatik - die Ordnung der konstitutiven ÜbedagerungendesSignifikantenbis zu derdem Satz unmittelbar übergeordnetenEinheit, und die - als Lexikon - die Ordnung der konstitutivenEinschließungendesSignifikantenbis zvr verbalenRedebestimmen. Mit Leichtigkeit läßt sich daran, wie diesezwei Versuche,den Sprachgebrauchzu vetstehen,an Grenzenstoßen,ersehen,daßallein die Korrelationen von Signifikant zt Signifikant einen Maßstab abgeben für icde SuchenachBedeutung,was sich zeigt in dem Begriffder Veraendm.qeinesTaxiems oder Semantems,ein Begriff, der auf Kontexte verweist, die graduell geradeüber den betreffendenEinheiten liegen. Man darf jedochnicht schondeshalb,weil dieVersucheder Grammatik und dcsLexikonssichan einerbestimmtenGfenzeerschöpfen,annehz6
men, die Bedeutung regierejenseitsdavon ungeteilt. Das wäre ein Irrtum. Das Signifikante antizipiert seinet Natur nach nämlich immer den Sinn, indem es in gewisset S7eisein seinemVorfeld seineDimension auftut. Das kann man an der Att Sätzesehen,die vor der signifikativen Iüüendungabbrechen:Niemals werde ich . . ., Immer ist es. . ., Vielleicht auch... Diese habendatum nicht weniger Sinn, und sie habendiesen Sinn um so zwingender als dieser sich dadn begnügt, auf sich warten zu lassen!6. Ebensoverhält essichmit jenemPhänomen,dasdieseSätzeallein durch die Rückwirkung einesAber aufscheinenläßt, schön wie Sulamit, sittsam wie ein Blumenmädchen,die Negerin für die Hochzeit auf- und vorbereitendund die Arme zur Versteigerung. Man kann also sagen,daß der Sinn in der Signifikantenketteintistiert, daß aber nicht ein Element der Kette seineKolsistenThatin der Bedeutung, deren esim Augenblick geradefähig ist. Es drängt sich also der Gedankeauf, daß dasSignifiziette unaufhödich unter dem Signifikanten gleitet - was F. de Saussurean einem Bild illustriert, dasden zwei Windungen des Oberen und desUnteren W'asdargetol sersgleicht, wie sieauf den Miniaturen der Genesishandschriften stellt sind. Ein doppelter Fluß, der markiert ist von feinen Regenstreifen, wodurch sich punktierte vertikale Linien bilden, die die korrespondierendenSegmenteeingrenzen. Dagegenwäre die Erfahrunganzuführen,die mich zu einembestimmten Zeitpunkt in meinemSeminarüber die Psychosenvon uSteppunkten" sprechenließ, die in diesemSchemabenötigt werden, soll der Vorherrschaft des BuchstabensRechnung getragenwerden in der 'Werk dramatischenTransformation, die der Dialog im Subjekt ins setztenkann17, Aber die Linearität. die F. de Saussureals konstitutiv ansiehtfür die t6 Damit eröffnet uns die in dieser Form auftretende verbale Halluzination manchmal einen bisher verfehlten, weil unbemerkten Kommunikationsweg zur Freudschen Struktur der Psychose(Seminardes Jahtes ryjtlJ6), rz rVir taten dies am 6.Juni r9y6 anhand der ersten Szeneder Atlsalie,wobei wir zugeben, daß eine Änspielung auf die < Edelhurerei > RacinescherHeldinnen, die ein ltiglt bron-Kritiker in Nent Statesmanand Nation gemacht hatte, dabei nicht ohne Einfluß war, hat sie uns doch veranlaßt, uns einmal nicht auf die wilden Dramen Shakespeares zu beziehen,wie esim analytischenMilieu Zwang gewordenist, wo diese Bezugnahmedie Rolle der Sdaonnetteä aikin des Philistertums spielt.
Kette desDiskurses,konform zuihrer Aussendungdurch eineeinzige Stimme und in der Horizontale, wie sie sich in unserer Schrift niederschreibt,ist, wenn auch notwendig, so doch durchaus nicht zureichend.Denn siebestimmtdie Diskurskettenur in der Richtung, die diesein der Zeit orientiert,wobei siesogaralssignifikanterFaktor in allenSprachenaufzufassen wäre,in denen:[PeterschlägtPaul] ihre Zeit umkehrt, indem sie ihre Terme umdreht. ohne ZweiEs genügtaber,der Poesiezu lauschen,wasF. de Saussure fel tat'8, damit eineVielstimmigkeit sichvernehmenläßt,und ein jeder Diskurs sich ausrichtet nach den verschiedenenDimensionen einer Partitur. Tatsächlich gibt es keine signifikante Kette, die, gleichsam an der Interpunktion jeder ihrer Einheiten eingehängt, nicht alles stützen würde, was sich an bezeugtenKontexten artikuliert, sozusagenin det Vertikalen diesesPunktes. So sehenwir, wenn wir unser nflort: arbre(Baum) wieder aufgreifen, und zwar nicht mehr in seiner nominalen Vereinzelung, sofldern an einer dieserInterpunktionen, daß wir es nicht allein der Tatsache,daß dasWort barre(Balken) sein Anagramm ist, zu vetdanken haben, daß Algorithmus durchbricht. es den Balken des Saussureschen Denn aufgeteilt auf dasdoppelte Spektrum der Vokale und Konsonan- to4 ten, nennt es mit dem Robber und der Platanedie Bedeutungen,mit welchenesin unsererFlora beladenist: Kraft und Herrlichkeit.Indem es alle symbolischenKontexte anzieht,in denen es im Hebräisch der Bibel erscheint,errichtet es auf einem baumlosenHügel den Schatten desKreuzes.Es reduziert sich dann auf dasgroße Y als Zeichenfür die Dichotomie, das ohne dasBild, dasals Ausschmückungin den Vappenbüchernvorkommt, dem Baum nichts zu verdanken hätte - so genealogischesauch daher käme. Baum des Kteislaufs, Lebensbaumdes Kleinhirns, Baum des Saturn oder der Diana, kristalliner Niederschlag auf einem blitzleitenden Baum, ist's eure Gestalt, die unser Schicksal zeichnet in der Schildkröten-Schale, die dem Feuer übergeben wird, oder euerBlitz, der auseinerunermeßlichenNacht jenelangsame Veränderung des Seinsim Ey ndwa der Sprachehervotgehen läßt: '8 l)ie Veröflentlichung Jean Starobinskis im Mercarede France yom Februar r964, rlic die Notizen von Ferdinand de Saussureüber die Anagramme und ihre hypogrammatische Verwendung von den saturnischen Versen bis zu den Texten Cicetos zugringlich gemacht hat, gibt uns die Gewißheit, die uns seinerzeit gefehlt hat (re66). IN
Non! dit I'Arbre, il dit: Non! dansI'itincellement De satite superbe Q{ein! sagtder Baum, sagt: Nein! im Glitzern seinesherdichen Haupts) Ein Vers, den man, glauben wir, mit Recht in den mitklingenden Tönen des !7orts arbrehörcn kann, wie auch den folgenden: pue la tenpdtetraite trtiaerrcllement Comneellefait uneherbe. (Mit dem der Sturm so universell umgeht wie mit einem Gras)'o Denn diesemoderne Strophe richtet sich nach demselbenGesetz des Parallelismusdes Signifikanten, dessenZusammenklang den primitiven sla'rischen Heldengesang so gut wie das höchste Raffinement chinesischer Poesieregiert. 7ie man sieht in der gemeinsamenSeinsweise,derenthalbenmanarbre und herbegewählt hat, damit die Zeichen des\Tidetspruchs erscheinen können im dire und im traiter clnme (behandelnwie) und damit dutch den kategorischenKontrast des Partikularismus der Hetrlichkeit zum Allgemeinen seinerReduktion hindurch in der Verdichtung von t6te :undt€np|te das ununterscheidbareGlitzern des ewigen Augenblicks sich vollende. Aber all diesesSignifikante, wird man sagen,kann doch nur wirken, indem es im Subjekt gegenwärtig ist. Genau dies meine ich, wenn ich annehme,daß es auf die Ebene des Signifiziertenübergegangenist. Wichtig ist nämlich nicht, daß das Subiekt mehr oder weniger davon v/eiß'zo.-(nfäreHommesund Dames in einer dem Jungen oder dem Mädchen unbekanntenSprachegeschrieben,ihr Streit wäre nur um so ausschließlicherein Wortstreit, der aber nicht weniger die Bereitschaft zeigte,sich mit Bedeutung aufzuladen.) dieseStruktur der signifikantenKette aufdeckt,ist meineMöglichITas loy keit, genauin dem Maße, wie ihre Sprachemir und anderenSubjekten gemeinsamist, dasheißt, wie dieseSpracheexistiert, mich ihrer bedienen zu können um allesanderealsdasdamit zu bezeichnen,was sie sagt. Diese Funktion des Sprechensverdient viel eher hervorgehoben zu werden als die Funktion der Verkleidung von (meistenfallsundefinierbaren)GedankendesSubjekts:Denn sieweistden Platzauf, den dieses Subjekt einnimmt in der Suchenach dem W'ahren. to A, d. Ü, : Paul Valörys Aa piatane ats Les Charmes,' 'o A. d. Ü.: laut Erstdruck sache,nicht catbe! 29
Tatsachlichgenügt esmir, meinen Baum zupflanzenim Äusdruck: Es ist zum Auf die Bäumeklettern,dasheißt, auf ihn dasspöttischeLicht zu werfen, dasein beschreibendetKontext dem Wort arborer(atfpflanzen)gibt, damit ich mich nicht zum GefangenenirgendwelcherCommuniquösiJberTatsachenmachenlasse,so offiziell dieseauch sein mögen, und, vrennich die Wahrheit weiß, sietrotzalletZensarqwitcbendenZeilenhörenzulassenallein durch den Signifikanten,den durch die Zweige desBaums hindurch meine akrobatischenAnstrengungen konstitutieren können, welche provozierend sein können bis zur Budeske oder nur für ein geübtesAuge etkennbar,je nachdemob ich von det Menge verstandenwerden will odet von einzelnen. Die sich dergestaltin der Spracheabzeichnendeeigentlichesignifikante Funktion hat einen Namen. Diesen Namen lernten wir in unseref Schulgrammatikauf jener letzten Seite,wo der SchattenQuintilians, letzteBetrachtungenüber denStil dazuverdammt,alsKapitelgespenst anzustellen,seineStimmeerschallenzu lassenschienund drohte, uns zu angeln. Unter den Stilfiguren oder Tropen, v/oraus dasVerb troilaer() abgeleitetwurde, findet sichtatsächlichdieserName. DieserName ist: .ttetonlmie. Wir wollen davon nur das Beispiel festhalten, das dort gegebenist: dreißig Segel.Die Unruhe nämlich, die es in uns hervordef durch den Umstand, daß das darin verborgene$7ort Schiff" seineGegenw^tt zu verdoppeln schien,indem esseinenfigurativen Sinn der rüTiederholung selbst diesesabgedroschenenBeispielshätte entnehmen können, verhüllte weniger jene illustten Segelals die Definition, die dieseillustrieren sollten. W'ennwir die Sachereal verstehenwollen, so läßt, sagtenwir uns, det fürs GanzegenommeneTeil kaum eineVotstellung davon, wie wichtig man eine Flotte nehmen muß, die diesedreißig Segelgleichwohl vorstellensollen: daßein Schiffnur ein Segelhabensoll, ist in der Tat der ungewöhnlichsteFall. Man erkennt daraus, daß die Verknüpfung von Schiff und Segelim , o 6 Signifikantenstatthatund nirgendwo sonst,und daß die Metonymie getragenwird von dem lVortfür lVort dieserf,Ierknüpfung22. .' A.d.Ü.: französ.bateaubedeutet und >. ,. Vir wollen hier Roman Jakobson ehren,dem wir in dieserFormulierung einiges vcrdnnkcn, wit meinen seineArbeiten, die ftir den Analytiker jederzeit eine Hilfe zur 1o
Wir bezeichnendamit den erstenAbhang (aersant)des\X/irkungsfeldes, das der Signifikant konstituiert, damit der Sinn darinPlatz nehme. Nennen wir den anderen.Es ist die Metapber.Wir wollen sie sogleich illustrieren: Das Wörterbuch von Quillet schienmir geeignet,ein Muster zu liefern, dasman nicht verdächtigen konnte ausgewähltzu sein, und ich suchte denn auch nicht lange nach der Farce und nahm den wohlbekanntenVers von Victor Hugo: Sagerber'itait pas aaareni baineuse.,.23 (SeineGarbe war nicht geizig,noch von Haß erfüllt.) mit dessenHilfe ich seinerzeitin meinem Seminarüber die Psychosen die Metapher vorgestellt hatte. Sagenwir, daß die modernePoesieund die surrealistische Schuleuns hier einengroßenSchritt vorwärrs gebrachthaben,indem sie zeigten, daß eine jede Konjunktion zweier Signifikanteneine Metapher konstituieren könnte, wäre nicht die Bedingung der größten Disparität der to7 bezeichnetenBilder gefordert zur Produktion despoetischenFunkens, andersgesagt: damit die metaphorischeSchöpfung stattfinden kann. Sicher, diese radikale Position gründet sich auf die Erfahrung der sogenanntenautomatischenNiederschrift, auf die man sichnicht eingeStruktutierung seiner Erfahrung darstellen und die jene (I.J.P. Nov./Dez. ry56, XXXVII, 6,p.+6il zu Dank verpflichtet, weil er hervorgehoben hat, daß dieseaufeiner Atbeit von r 95z . Man kann es sich auf die \iüeisetatsächlich erklären, warum von den seither erschienenen Ärbeiten nichts aufgenommen wurde. Gleichwohl kennt sie der Autor, da er mich als ihren Editor zitiert (Sic. Ich weiß, was das heißt, Editor). (a) Man müßte die ganze Stelle bei Goethe destillieren: 2: A. d. Ü. : Äus dem Gedicht S(-)r 4o
also die Struktur der Metonymie, die anzeigt,daß die Verbindung des Signifikanten mit dem Signifikanten die Auslassung möglich macht, durch die das Signifikante den Seinsmangel(manqaede l'/tre) in die Objektbeziehungeinführt, wobei es sich des Verweisungswertsder Bedeutungbedient, um ihn mit dem Begehrenzu besetzen,das auf diesenMangel zielt, den es unterhält.Das Zeichen(-) zwischen( ) manifestiertdabeidie Aufrechterhaltung desBalkens((- >,der im ersten .Algorithmus die Irreduzibilitätbezeichnet,in der sichin den Beziehungen des Signifikanten zum Signifikat der'Widerstand der Bedeutung konstituiert3z.Nun die Formel:
/(:)'=s(*)' für die Metaphemstruktur, die anzeigt, daß in der Substitution des Signifikanten durch einen Signifikanten ein Bedeutungseffekterzeugt wird, der poetischist oder schöpferisch,andersgesagt:Heraufkunft der in Frage stehendenBedeutung3s.Das Zeichen< * > zwischen( ) manifestierthier das Überschreitendes Balkens und den konstituierenden V7ert, den diesesÜberschreitenfür das Zutagetteten der Bedeutunghat. DiesesÜberschreitendrückt die Bedingung für denübergang desSigni1r6 fikantenins Signifizierteaus,dessenMoment ich obenbezeichnethabe, indem ich esprovisorisch mit dem Platz desSubjektsvertauschte. Bei der in dieserWeiseeingeführtenFunktion des Subjektsmüßen wir nun einhalten;sie stellt den I(reuzpunkt unseresProblemsdar. Ich denke,alsobinich (cogitoergosum),dasist nicht nur die Formel, in der sich, auf dem historischenGipfel einer Refexion auf die Bedingungen von tüTissenschaft, die Bindung an die Transparenzdes transzendentalenSubjektsvon seinerexistentiellenBejahungher konstituiert. Vielleicht bin ich nur Objekt und Mechanismus(und alsonichts weiter als Erscheinung),sicher aber insofern ich das denke, bin ich absolut. Ohne Zweifel habendie Philosophenhier wichtige I(orrekturen angebracht,namentlich daß in dem, was denkt (cogitans),ich mich immer nur als Obfekt (cogitatum)konstituiere. Bleibt, daß durch diese extreme Läuterung des transzendentalenSubjekts meine existentielle rz Das Zeichen t bezeichnet die Kongruenz. :E S'bezeichnet in dem Kontext den produktiven Term der signifikanten rVirkung (oder Signi6kanz), man sieht, daß dieser Term latent in der Mtitonymie, offen in der Metapher vorhanden ist. 4r
Bindung an seinen Entwurf unumstößlich scheint, zumindest in der Form seinerAktualität, und daß abi cogito,ibi sun > über jeden Einwand erhabenist. Das schränkt mich wohlgemerkt insoweit ein, als ich in meinem Sein nur da bin in dem Maße,wie ich denke,daßich in meinemDenken bin; in welchem Maße ich daswirklich denke, geht nur mich etwasan und interessiert,wenn ich es sage,niemandenre. Dem nun aus dem Wege gehen, indem man behauptet,es handle sich nur um philosophischenSchein,heißt einfachZeugnis gebenvon Hemmung. Denn der BegriffdesSubjektsist unverzichtbarfür die Handhabung einer'sfissenschaftwie der Spieltheorieim modernenSinne,deren Kalküle allen < Subjektivismus> ausschließen. Es bedeutetdiesauch,daß man sich den Zugang verbietet zu dem, was man dasUniversum Freudsnennenkönnte in dem Sinne,wie man vom Universum desKopernikus spricht. Tatsächlichhat Freud selbstseine Entdeckung mit der sogenanntenkopernikanischenRevolution verglichen und hervorgehoben,daßesdabeieinmal mehr um den Platz ging, den der Mensch sich im Z,enttlJmeinesUniversums zumißt. Ist der Platz, den ich als Subjekt des Signifikanten einnehmein bezug auf den,denich alsSubjektdesSignifikatseinnehme,konzentrischoder t 1 7 exzentrisch?Das ist die Ftage. spreche, Es geht nicht darum zu wissen,ob ich von mir in einer'S7eise die dem, was ich bin, konform ist, sondern datum, ob ich, wenn ich darüberspreche,derselbebin wie der, von dem ich spreche.Und esist nichts Mißliches dabei,wenn mari hier den Begtiff desGedankenseinführt. Freud nämlich bezeichnetmit diesemBegriff die Elemente,die im Unbewußten,dasheißt in den signifikanten Mechanismen,die ich in ienenaufgewiesenhabe,im Spielsind. ist dasphilosophischecogitoim Brennpunkt iener Nichtsdestoweniger Täuschung,die den modernenMenschenso sichermacht,er selberzu seinin seinenUngewißheitenüber sich selbst,sogardurch ienesMißtrauenhindurch, daset seitlangemden Fallen der Eigenliebegegenüber zu hegengelernthat. ro ( innz anders verhält es sich damit, wenn ich zum Beispiel eine Frage stelle wie und mich einfältiger gebe als ich bin, denn ich stelledamit nicht nur dic Frage, die sich die Philosophen immet schon gestellt haben, sondern rlic, fiir rlic sie sich vielleicht am meisteninteressieren.A.d.Ü.: Vgl. Jean-Frangois llc vcl : It oarrluoidu plti losophc s?, Pa.tis t 9 57. ,t2
'Wenn
ich nun gegen die Nostalgie, der diesesdient, die s7affedcr Mctonymie kehre und mich weigere,irgendwelchenSinn jenseitsder Tautologie zu suchen,und wenn ich im Namen des und hietmitLäot) f'nt ja, il mefaal adrenir,was wir in Klammern wiedergeben. .0 A.d. U.: deutsch in Klammern, t()
t24
dersheit,der es selbstin eineVermittlungsposition bringt in bezug auf meine eigeneVerdoppelung mit mir selbst als mit einem Meinesgleichen. 'Wenn ich gesagthabe, dasUnbewußte sei der Diskurs desAndern mit großem A, so wollte ich damit auf das Jenseitshinweisen, in dem die Anerkennung des Begehrenssich mit dem Begehren nach Anetkennung verbindet. Anders gesagt,diesandereist der Andere, den noch meine Lüge anruft als Garant der'VTahrheit,in der sie Bestandhat. Woran man sehen kann, daß die Dimension der Wahrheit mit dem Auftreten von Spracheauftaucht. Noch vor diesemPunkt ist freilich in der psychologischenBeziehung, die in der BeobachtungtierischenVerhaltensvollkommen isoliert wer525 den kann, bereits die Existenz von Subiekten anzunehmen,und zwar nicht durch eine projektive Täuschung, dasLieblingskind der Psychologen, die ja Experten in der Gespenstetjagdsind, sondern weil hier Intersubiektivität gegenwärtig und manifest wird. In der lauernden Haltung, hinter der eines sich versteckt, im Aufstellen einer Falle, im Sich-Totstellen,mit dessenHilfe ein von seinerHorde entferntesflüchtiges Tier seinenVerfolger auf eine falsche Fähre bringen will, entspdngt etvas, das über die faszinierendeErektion der Paradeund des Kampfes noch hinausgeht.Trotzdem ist daran nichts, was mehr wäre als Täuschung im Dienst eines Bedürfnissesoder was ein Dasein behaupten würde in jenem Jenseits-des-Schleiers, wo die ganze Natur über ihre Absicht befragt werden könnte. Daß überhaupt die Fnge danachan den Tag tritt (und Freud ist, wie man weiß, in so weit gekommen), muß Sprachesein. Ich kann nämlich meinen Gegner mit einet Bewegung täuschen,die kontdr zu meinem Schlachtplanläuft, dieseBewegung übt dann ihre täuschende'Wirkung eben nur in dem Maße, wie ich sie in Virklichkeit produziere, und zwat fijrr meinen Gegner. In den Sätzenaber, mit welchenich mit ihm in Friedensverhandlungen trete, ist das, was in diesenihm vorgeschlagenwird, an einem dritten Ort anzusiedeln,der weder mein Sprechennoch mein Gesprächspartner ist. Dieser Ort ist nichts anderesals der Ort der signifikanten Konvention, wie offenbarwird in jener bitteren Klage einesJuden an seinenBruder: +z Wohlgemerkt, meine Truppenbewegung, von der ich eben sprach,ist verstehbaraus einer konventionellen Spielstrategie,aus deren Regeln folgt, daß ich meinen Gegner täusche; abet mein Erfolg wird dann verstandenim Zusammenhangvon Tücke, dasheißt innerhalb der Beziehung zum Andern als Garanten des Guten Glaubens. Diese Probleme hiet gehören in eine Ordnung, dereh Heteronomie einfachverkannt wird, reduziert man sie auf irgendein , was immer man damit sagenwill. Denn nachdem die unlängst bis zu den Ohren des psychoanalytischen Midas vorgedrungen ist durch die Scheidewandhindurch, die ihn von der Versammlungder Phänomenologentrennt, läuft, wie man weiß, die folgende Nachricht durch das Schilf: < Midas, König Midas, ist das t26 andereseinesPatienten.Er selbsthat's gesagt.)) Was für eine Tür hat er hier tatsächlich eingeschlagen?Das andere, welchesandere? Wie der junge Andrd Gide seine Zimmerwirtin, der er von seiner Mutter anvertraut worden wat, pdfen will, ob sieihn wie ein mündiges \fesen behandeltund offen vor ihren Augen mit einem Schlüssel,der nur falsch ist, weil er alle Schlösserder Art öffnet, das eine Schloß aufsperrt, das sie selbstfür den Signifikanten hält, der ihrer erzieheÄschenAbsichten würdig ist - welchen andern hat er da im Blick? Die, die dann eingreift und zu welcher das Kind lachend sagt: < Mit einem lächerlichenSchloßwollen Sie meinen Gehorsamerzwingen?> ? Aber nur weil siesichversteckthatte und einenAbend lang auf der Lauer lag, um dem Schelmnach einem gehörig spitzen Empfang eine Predigt zu halten, ist nicht nur sie eine andere,deren Gesicht sie ihm voller Zorn weist, sondernauchAndrd Gide ist ein anderer,der damalswie ietzt, als er datauf zrtrückkommt, sich nicht mehr sicherist, was er denn eigentlich gewollt hatte: der bis in seines7ahrheithinein verändert ist dutch den Zweifel, der gegen seinenguten Glauben vorgebracht wird. Vielleicht sollte man in diesemReich der Verwirrung, das einfach das ist, in dem die menschlicheoperabffi spielt,verweilen, um zu begreifen, auf welchen lü7egendie Analyse voranschreitet,nicht nur, um da eine ()rdnung wiederherzustellen,sondetn die Bedingung der Möglichkeit zu deren rüTiederherstellung. rr A. d. Ü. : G. V., VI, S. r 27. J2
, d' h' gegendie Bedeutung hin, während man ihn in Richtung auf hin betont (Kompromiß s. t 6 7 oben, S. 97,mit dem das Subiektdie Annahme seinesSchicksalsbegründet). Aier geht Fteud weit über die Rationalisierung, in die das Subjekt seinerseitsflüchtet, hinaus,und nimmt paradoxerweisean, daßdie vom subiekt angestfebte ihre Triebfeder im Kuhhandel mit dem Partner hat, den sie mit sich fühtt, d.h. in der Erwägung, daß das Weib Gottes auf ieden Fall einen Bund schließt, geeignet, die anspruchvollsteEigenliebe zu beftiedigen. \Vir glaubensagenzu dürfen, daßFreud hier gegendie eigenenNormen verstoßen hat, und zwar auf die widerspruchsvollste Weise, weil er nämlich für den Wendepunkt des !(ahns nimmt, was ef in seiner allgemeinenKonzeption abgelehnthat: dashomosexuelleThema in Abhängigkeit vom Größenwahn zu sehen (wir nehmen an, daß unsere LeserseinenText kennen). Diese Schwächehat ihren Grund in der Notwendigkeit, d. h. in der Tatsache,daß Freud seineEinfültrungdet NarTifmas noch nicht geschrieben hatte. 8. Gewiß wäre ihm drei Jahre später(r9u-r9t4) der wahte Beweggrund für die Umkehrung der ursptünglichen Entrüstung' die die Vorstellung der auf seiner I{örperoberfläche,und zwar ausdrücklich in den Zonen, in denensiebei Frauenerogenseinsollen. Die Bemerkung, daß die göttliche v?ollust, könnte sie sich unablässig und wärenihre mit der Betrachtung beschäftigen, \üfeiblichem, irgend etwas von Gedanken nie ohne die unterstützung auf den anderen nuf um so mehr Befriedigung finden könnte, bringt uns Aspekt der libidinösen Phantasmen. Dieser bringt die Verweiblichung des Subiektsmit der Koordinate des göttlichen Beischlafsin Verbindung. Freud hatsehr deutlich dessenMortifizierungssinn gesehen,wenn et all mit der das hervorhebt, was die ihm innewohnende > 'sfesen > be< Seligkeit> verknüpft, die den Z:ostand zusammenzubringen, noch die Seligkeit, die die Liebenden hebt sofern sie die ist, die Freud mit der aus dem Don Giovanni zitierten !o Vgt. Freud, PsychoanalytischeBemerkungen über einen autobiographisch beS.264,Anmetkung r. rchricbcncn Fall von Ptznoia, G.\f.VlI,
Arie evoziert und die von der Art ist, die den sogenanntenseligen Seelenim Himmelreich versprochenwird. Im Deutschensind die vcrstorbenen nur rclig durch eine Änleihe beim Lateinischen,und deswet7o gen, weil in dieser Spracheihr Gedächtnis selig gesprochen wurde (beataememoriae, seligenAngedenkens).Ihre Seelsnhabeneher mit den Seenzu tun, in denensie sich einmal aufhielten, alsirgend mit ihrer Seligkeit. Das unbewußte kümmert sich also mehr ums Signifikante als ums Signifikat, und darum, daßfeu m0ßpäre3tim Signifikanten heißen kann, daß dieserdasFeuer Gottes war, ja sogar,daß gegenihn der Befehl: Feuer! gegebenwird. Nach diesem Exkun wollen wir nur feststellen,daß wir uns hier in einemJenseitsder'welt aufhalten,dassichwohl mit einer unbeErenzren Vertagung der Verwirklichung seinesZiels ab6ndet. Iü7ennSchreberseineUmwandlung in eine Frau beendigt habenwird, wird gewiß der Akt der göttlichen Befruchtung stattfinden, bei dem Gott sich wohlgemerkt (S. I - Einleitung) nicht darauf einlassenwird, nur auf obskure Weise durch die Organe zu wandern. (Vergessenwit dabei nicht die Abneigung Gotres gegen alles Lebendige.) Schreber wird also durch einen spirituellen Eingriff spüren,wie der Fruchtkeim in ihm erwacht, dessenRegungen er in den ersten Zeiten seiner Erkrankung gespürt hat. Zweifelsohnewird die neuespirituelleMenschheitschreberscherKreatuten g nz aus seinemEingeweide geboren werden, damit die verdorbene und der Verdammung anheimgefalleneMenschheit der heutigen Zeit neu geboren werde. Es handelt sich tatsächlichum eine Art Edösung - so wurde ja der lü7ahnkatalogisiert-, die jedoch nur die kommende Kreatur anbelangt, denn die gegenwärtigeist geschlagenmit einemVerfall, der der Erschleichungder göttlichen Strahlendurch die Wollust entspricht,die dieseStrahlenan Schreberfestmacht(S. 5I f.-V). Darin zeichnet sich die Täuschungsdimensionab, die noch durch die unbestimmte Zeit, um die sich seineVerheißung vetzögett, unterstrichen wird, und die zutiefst von der Vermittlungslosigkeit bedingt ist, von der dasPhantasm^zevgt. Denn esparodiet, wie man sehenkann, die Stellung des letzten Paaresvon übedebenden, das infolge einer Katastrophe der Menschheit sich mit der Macht, die Erde wieder zu bevölkern, konfrontiert sähe mit dem, was der Akt tierischer Fortpflanzung an Totalem an sich hat. st A. d. Ü. : , worin das Vort Feuer ( fea) anklingl IO'
Hier noch kann man untef dem zeichen der Kreatur den wendepunkt ansetzen,von dem eine doppelteLinie ausgeht,die der narzißtischen wollust und die der idealen Identifizierung. Dies iedoch in dem Sinn, daßihr Bild zum Lockmittel der imaginärenVerhaftung wird, in der die eine wie die andere Vfurzeln schlägt. Hier auch geht die Linie um ein > den Tod Loch herumrgenaugesagtum das,in dem der < Seelenmord installierte. lwirkung, die der t 7 r Öffnetesich dieserandereAbgrund durch die einfache im Symbolischenvergeblich an die väterliche Metapher gerichteteAppell aufsImaginärehat? oder müssenwir ihn begreifenals ein in einem zweitenGrad durch die Elision desPhallusProduziertes,die dassubjekt zu ihrer Lösung auf dastodbringendeAufklaffen des SpiegelstaVerbingenetische diumszurückführte?Gewiß solltehier die diesesmal urals,der Mutter der dung diesesStadiumsmit der Symbolisierung läßt' begründen sprünglichenevoziertwerden,damit sichdieseLösung R auf ein PunktedesSchemas Irt et nnt nun möglich,die geometrischen Prozesses psychotischen Ende des am des Subjekts der Struktur Schema zu übertragen?wir versuchenes durch das Schemar, das wit unten wiedetgeben (wendet sich an uns) a
a'(liebt seine Frau)
Zweifelsohne hat ein solchesSchemateil an derÜbertreibung, ohne die keine Formalisierung auskommt, die im Intuitiven ankommen will. Damit ist gesagt, daß die in diesem Schema manifestierte Diskrepanz zwischen den Funktionen, die hier durch die Buchstaben identifiziert sincl,die aus dem SchemaR stammen, nur in ihrer Verwendung zu einer clialektischen\Tiederaufnahme gewürdigt werden kann' wir hier nur in der doppelten Bogenlinie von der in diesem :::t*..
SchemagezeichnetenHyperbel bis zum Gleiten beider Linien längs 572 einet derLeidinienihrerAsymptote die spürbareVerbindung herausin der doppelten Asymptote, die das delirierendeIch mit dem göttlichen anderenverbindet von ihrer imaginärenDivergenz im Raum und in der Zeitzvidealen Konvergenzihrer Koniunktion. Nicht ohne zu bemerken, daß Freud eine solche Fotm geahnt hat, da er selbst hier den rz verwendete. Terminus > Es stellt sich hingegen für das Subjekt die ganze Dichte der realen Kreatur zwischendie narzißtischeLust an seinemBild und die Entfremdung des Sprechens,in dem dasIchideal den Platz desÄnderen eingenommen hat. Das Schemazeigt, daß det Endzustand der Psychosenicht jenes erstarrte Chaoswie nach einem Erdbeben darstellt,sondern eherdasZutagebringenvon Wirklinien, die man in der Mathematik als elegante Lösung bezeichnenwürde. Es materialisiertauf signifikanteWeisedas,was dasPrinzip der wirklichenFruchtbarkeit der FreudschenForschung dantellt; denn Tatsache ist, daßFreud, ohne andereHilfe noch Stützezu habenalsein geschriebenesDokument, daskein einfachesZeugnis, sonderneineProduktion diesesEndzustandsder Psychoseist, in die Entwicklung desProzesses selber erstes Licht gebracht hat, wodurch es möglich wurde, seine eigentlicheBestimmung zu beleuchten,dasheißt die einzige Organtzität, um die esin diesemProzeßgeht: die, die der Struktur von Bedeutung zqgrunde liegt. Gesammeltin Form diesesSchemaszeichnensich die Beziehungenab, durch die die Induktionswirkungen des Signifikanten,die auf dasImaginäre gerichtet sind, iene Verwirrung des Subiekteszur Folge haben, die die Klinik als . Wenn wir das Subjekt überhaupt irgendwohin fühten, so zu einer Entzifferung, die im Unbewußten bereitsdie Ärt Logik voraussetzt:in welcher sich beispielsweiseeine fragende Stimme erkennen läßt oder das Sichanbahneneiner Ärgumentation. Die ganzepsychoanalytischeTradition ist aufgeboten,zu z€rgen,daß die unsere nur dann intervenieren darf, wenn es am rechten Ort geschieht, und daß sie, wenn sie auf jene Logik vorgriffe, nur deren Verschluß ereichte. 'Worten, Mit andem eine Psychoanalyse,die sich Freud verpflichtet r69
weiß, kann sich in keinem Fall als ein Ritual darstellen,das auf eine archetypischeoder auf eine irgendwie nicht aussprechbareErfahrung hinführt: An dem Tag, wo jemandan dieserOrdnung etwashörbar machenwird, das kein Minus wäre, werden alle Grenzen aufgehoben sein. Davon sind wir aber noch weit entfernt.r Sovielnur alsAnnäherungan unserSujetSubjekt.Es geht nun darum, näher an das heranzukommen,was Freud selber in seiner Lehre als \7ende bezeichnet. Reicht dafür, daß ein Vorrecht vedorengeht, in unseremFall dasVorrecht, die Erde als Zentntmanzusehen?Die darauffolgendeAbsetzung des Menschenvon einer analogenStelledurch den Triumph desEvolutionsgedankensweckt in uns das Geftihl, es könnte da um einen Gewinn gehen,der sich durch Beständigkeitauszeichnet. Ist man sich aber so sicher,daß da ein Gewinn ist oder ein wesentlicher Fortschritt? Gibt es da irgendeine Andeutung, daß die andere\Vahrheit, wenn wir die geoffenbartelüTahrheiteinmal so nennen dürfen, darunter ernsthaft gelitten habe? Meint man nicht, daß der Heliozentrismus, der das Zentrum in den Himmel hebt, keineswegsweniger trügerisch ist, als die Erde an dieser Stellezu sehen,und daß das Faktum der Ekliptik ein zweifellos recht anregendesModell für unsereBeziehung zum Wahren darstellte,bis sie dann ebenfallsan Interesseverlor, da sie doch nicht mehr darstellte als eine Erde, die nickend ihr Einverständnisgab? Jedenfallskann man esDarwin kaum als Verdienst antechnen,daß die Menschen sich nicht länger für die Creme der Kreatur halten, denn genaudavon hat er sie ja überzeugt. Daß der Name des Kopernikus fällt und in der Spracheseine suggestive Wirkung tut, hat verborgenere Quellen; sie rühren an das, was unsererFeder bereits entfloß als Bezug aufs STahre:jenesAuftauchen ' Nie wird es dem vulgärsten Marktschreier, der mit denPsi-PhänomenenAufmerksamkeit erregefl möchte für die Telepathie, d. h. für jene ganz gothische Psychologic, die ein Myers von den Toten wiedererweckt hat, nie wird der vulgärste Marktschreier über das Feld hinauskommen, in das ihn Freud von vornherein cingewiesen hat, als er mit Blick auf die genannten Phänomene ein für allemal bcstimmt hat, daß man sie im strengen Sinn eigentlich übersetzen müßte in die lVirkungen, die an den Schnittstellen zeitgenössischerDiskurse entstehen. l)ie psychoanalytischeTheorie bleibt selbst da noch prüde, wo sie sich prostituiert (was ia am Bordell ein bekannter Z:ugist). Sie ist eben ehrbar, wie man mit Sarre sagt : Ir)sist ihr durchaus nicht gleichgültig, auf welcher Seite der Straße sie auf den Strich geht (Anmerkung von r966). t70
der Ellipse, der jener Ort gebührt, von dem die sogenanntenhöheren 'WahrheitenihrenNamenhaben. Die Revolution, die sichnurauf >bezieht,ist darum nicht minderen W'erts. Sich damit aufzuhalten,hat von diesem Moment an nicht länger ausschließlichdie BedeutungeinesS7iderrufseiner Dummheit der religiösen Übedieferung, welcher es darüber offensichtlich nicht schlechter geht, sondern verfolgt dasZiel, die Herrschaft des Wissensenger mit der Herrschaft der Wahrheit zu verknüpfen. Denn wenn, wie andereschon zu bedenkengegebenhaben, das Werk des Kopernikus durchausnicht so kopernikanischist, wie man meint, dann eben deshalb,weil in ihm die Lehte von det doppelten Wahrheit immer noch einem S7issenZuflucht bietet, dasbis dahin, wie man sagen hatte. muß, sichmit einer solchenganzoffensichtlichzufriedengegeben jener Grenze, die spürbar'W'ahrheitund Wissen Damit wären wir an wie es scheidet,wobei man doch sagenmuß, daß unsere'STissenschaft, scheint, in einer ersten Annäherung auf die Lösung, sie zu schließen, zurückgegriffenhat. Wenn uns abet die Geschichte der Wissenschaft,bei ihrem Eintritt in die Welt, noch so lebendig gebliebenist, daß wir wissen,an dieser Grenzehat sich etwasbe'üregt,so kündigt sich die Psychoanalysevielleicht an als ein neuesErdbeben, das da hochkommt. Nehmen wir also von dieser Seiteabermalsdie Hilfe in Anspruch, die uns Hegels Phänomenologiebietet. Sieentwirft eineidealeLösung, die Lösung eines,wenn man so sagenkann, permanentenRevisionismus, wo die S7ahrheitkonstant aufgehtin der Funktion, zu verwirren, nichts anderesdarstellendan sich als das, w'aszur Verwitklichung des STis798 sensfehlt. Die von der Scholastikfür prinzipiell gehalteneAntinomie wird hier als gelöst betrachtet,weil sie imaginät ist. Die Wahrheit ist nichts anderesals das,wovon zu wissen das Wissen erst lernen kann, 'wennesseinUnwissenwirken läßt. Eine tealeKrise, in der, um unsefe Kategoden zu verwenden, das Imaginäre sich auflöst, indem es eine neue symbolischeForm hervorbringt. Diese Dialektik ist konvergent und läuft hinausauf eineVereinigung, die definiert ist alsabsolutes\7issen.In diesetDeduktion kann sienur die Verbindung desSymbolischen mit einem Realendarstellen,von dem nichts mehr zu erwartenist. Und was wäre dies,wenn nicht ein Sublekt, dasvollendet wäre in der Identität mit sichselbst.'Woraus sichentnehmenläßt, daßdiesesSubiektbereits vollkommen da ist und die GrundhypothesediesesganzenProzessesdarstellt. Es ist in der Tat bestimmt als dessenSubstratund I7I
nennt sich "Selbstbewußtsein',, dasseinerselbstbewußte,all-bewußte Sein. Der Himmel wolle, daßdem so sei!Doch die Geschichte der'Wissenschaft,wir meinenunserer\Tissenschaft,und zwar seitihrer Geburt ihr:eersteGeburt sehenwir in der griechischenMathematik- präsentiert sicheherin LJmwegen,die ganzund garnicht gleichzusetzen sind mit jenemImmanentismus,und die Theoden - man täuschesich da ja nicht durch die Übernahmerestringierter Theorie in eine allgemeinehalten sich durchausnicht an die Dialektik von These, Antithese und Synthese. Daß esda übrigens ab und zu knackt, was ziemlich konfus zu hören ist bei den großen Geistern, denenwir einige grundlegendeAnderungen in der Physik verdanken,erinnert uns ebenfallsdaran,daßfür diesewie für die anderen V7issenschaften die Stunde der Wahrheit anderswo schlägt. Und warum sollten wir nicht sehen,daß die erstaunlich vorsichtige Behandlung,die dem psychoanalytischenRummel in der Vfissenschaft zuteil wird, sich dem Umstand verdankt, daß dieseeine theoretische Hoffnung anzeigt,die nicht bloß Verwirrung ist? Wir sprechenwohlgemerkt nicht von jenem außerordentlichenSeitenstrom, über den die Kategorien einer Psychologiean der Psychoanalyse wieder zu Kräften kommen wollen, einer Psychologie,die die Psychoanalyseauf die Zwecke gesellschaftlicherAusbeutung herabdrücken möchte. Aus den genanntenGründen halten wir dasLos der Psychologie für unwiderruflich besiegelt \V'iedem auchsei,esverschafftuns unserdoppelterBezugauf Hegels absolutesSubjektwie auf das zerstörteSubjekt der'Wissenschaftdie notwendige Aufklärung, mit deren Hilfe wir Freuds Dramatik in ihrem wahren Ausmaß formulieren können als Rückkehr der'S7ahrheit auf dem Feld der rüfissenschaft mit ebendem Schritt, mit dem sie sich auf dem Feld ihrer Praxis behauptet:verdrängt, kehrt sie dort wieder. \(er sieht nicht, was dasunglückliche Bewußtsein,das man - so profiliert esbei Hegel aucherscheinenmag - ersteinmal nicht andersdenn als SuspendierungeinesWissensbeschreibenmuß, von dem Unbehagenin dcr Kultur bei Freud trennt, selbst wenn Freud nur im Hauch eines gleichsam desavouiertenSatzesuns zu verstehengibt, was sich, liest man es,nur so wie die Querbeziehungausdrückenläßt (im Englischen würde mantkey dafür sagen),die dasSubjekt vom Geschlechttrennt! r72
Nichts also auf unseremSchrägwegzu einer Situierung Freuds könnte iener richterhaften Astrologie gleichkommen, in welcher der Psychologe bis über den Kopf versinkt. Nichts was sich der Qualität, der Intensität verdankt oder irgendwelcher Phänomenologie könnte dem IdealismuseineBeruhigung sein.Auf dem FreudschenFelde sucht das Bewußtsein, trotz der Wörter, ebensovergeblich das Unbewußte auf seineNegation zu gründen (diesUnbewußtestammtvom heiligen Thomas),wie der Affekt unfähig ist, die Rolle desprotopathischenSubjekts zu übernehmen,handelt es sich doch um ein Amt, das keinen Träger hat. Das Unbewußte ist seit Freud eine Signifikantenkette, die irgendwo (auf einem andern Schauplatz,schreibt er) sich wiederholt, hartnäckig sich wiederholt und in jenen Einschnitten interferiert, die ihr der tatsächlicheDiskurs anbietetund auch die grübelndeReflexion,die dieser mit Information versieht. In dieser Formel, die allein unsere,weil sie sowohl dem Text von hat, konform ist, Freud wie auchder Erfahrung,die diesererschlossen ist zentral der Begriff des Signifikanten, der aus der antiken Rhetodk stammt und den die moderneLinguistik wieder zum Leben erweckt hat in einer Theorie, derenverschiedeneEtappen wir hier nicht nachzeichnen können, über die wir aberimmerhin sagenkönnen, daßdie Namen Ferdinand de Saussureund Roman Jakobson füt ihte Morgenröte beziehungsweisefür ihren gegenwärtigen Höhepunkt stehen, wobei wir daran erinnern wollen, daß die Führungswissenschaftdes Strukturalismusihre abendländischenWurzeln in Rußland hat, v/o der Formalismus aufgeblühtwar. Genf r9ro, Petersburgrgzo - dassagt genug, weshalbFreud diesesInstrument gefehlt hat. Es wird abet durch dieses Manko der Geschichtenur noch interessanter,daß die dasUnbewußte regierenden,von Freud als PrimärptozeßbeschriebenenMechanismen sich genau mit den Funktionen decken, die dieser Schule zufolge bestimmend sind für die radikalstenSprachwirkungen,namentlichfür die Metapher und füt die Metonymie, anders gesagt für die Effekte der Substitution und der Verbindung des Signifikanten in den Dimensionen, in welchensieim Diskuts auftauchen:in Synchronieund Diachronie. Ist die Struktur der Spracheim Unbewußten erkannt, stellt sich die Fragenach ihrem Subjekt. Methodisch hätten wir die Möglichkeit, auszugehenvon der strikt linguistischenDefinition desIch als Signifikanten:Nach dieserDefinit73
tion wäre das Ich nichts anderesals jener $if*r oder Indikativ, der im Subjektder AussagedasSubjektbezeichnetals aktual sprechendes. Das heißt, daß es das Subjekt des Aussagensbezeichnet,aber nicht bedeutet.Dies erhellt aus dem Umstand, daß in der Aussagejeder Signifikant des Subjekts des Aussagensfehlen kann, ganz abgesehen davon, daß esja noch welchegibt, die sich vom Ich unterscheiden,und zwar nicht bloß die, die man mit einemsehrungenauenAusdruck alsdie Fälle der erstenPersonSingularbezeichnet,selbstnoch mit Einschluß der Pluralanredenoder desSicbder Autosuggestion. 'V7ir glaubendasSubjektdesAussagens erkanntzu habenbeispielsweise in dem Signifikantenneim Französischen, dasvon den Grammatikern als expletivesne bezeichnetwird, ein Begriff, in dem bereits jene unglaublicheAuffassungzum Ausdruck kommt, der nicht die Dümmsten anhängen,daßnämlichdie Form diesesexpletivennealsvöllig willkürlich zu betrachtensei. Möge das Gewicht, das wir unsererseitsihm beimessen,bewirken, daß sie ihre Fassungwiederfinden, bevor sich womöglich herausstellt,daß sie keine Ahnung davon haben (auantqu'il ne soit audriqa'il n'1 conprennent rien - nehmen Sie hier dasne heraus, und mein Aussagenvediert den Wert einesAngdffs, weil ich mich dann im Unpersönlichenvedierc). Maisje craircqu'ilsn'enuiennent ä meltonnirich befürchteabet, daßsiedann über mich herfallenwürden (gleiten Sie über diesesn'hinweg, und seinNichtvorhandenseinnimmt, indem es die Befürchtung, die in der Mitteilung meiner Abneigung anklingt, auf eine ängstlicheVersicherungreduziert,meinem Aussagendie Spitze und siedeltmich in der Aussagean. Wenn ich aber sagetue,töte, weil siemir auf den W'eckergehn,wo siedle ich mich dann an wenn nicht im tu,Du, mit dem ich sie mustere (dontje hs toise) ? Nun habenSiesichnicht so! Ich versucheja hier nur um die Ecke herum an dasheranzukommen,was ich nicht länger mit der überreiztenKarte der Klinik ausspielenwill. 'Vfer Eine richtige Antwort zu finden nämlich auf die Frage: spricht? wenn es um das Subjektdes Unbewußtengeht. Von ihm selbstkann dieseAntwort ja nicht kommen, weiß es doch nicht, was es sagt, ja nicht einmal, daß es spricht, was die ganzeE{ahrung der Analyse uns zeigt, Daraus folgt, daß der Ort des Unter-sagten (inter-dit), den die Zwischen-rede( intra-dit) eines Zwischen-zwei-Subjektenbildet, eben der Ort ist, an dem sich die TransparenzdesklassischenSubjektsaufspaltet r74
und in jenefading-Effekteübergeht, die die Besonderheitdes FreudschenSubjektsdamit begründen,daßesdurch einenzunehmendreinc8or ren Signifikanten abgedecktwird: Führen uns diese Effekte dann an jeneGrcnzeheran,wo Versprecherund Witz sichmiteinandervermengen, oder gar, wo die Auslassungeines Worts so voll Anspielung ist, daß sie die Gegenwart auf ihr Lager zwirrgt, kann man sich nur wundern, daß die Jagd aufs Dasein*'hier nicht mehr Profit herauszuschlagen vefstandenhat. Damit für uns Analytiker die Jagd nicht umsonst ist, müssenwir alles auf die Funktion des Einschnitts im Diskurs zurückführen, wobei der stärkste der ist, der einen Strich zieht zwischen Signifikantem und Signifiziertem.Hier ist dasSubjekt zu überraschen,dasuns interessiert, denn indem es sich in die Bedeutung verwickelt, ist es im Stand des Vorbewußten. Das führt zu dem Paradox, daß der Diskurs in der analytischenSitzung nur Geltung hat, sofern er strauchelt oder sogar unterbrochen wird. Möglicherweiseist die Sitzung selbstals Bruch in einem falschenDiskurs zu verstehen,sagenwir: in dem, was der Diskuts realisieft, wenn er sich als Sprechenentleert und nichts anderes meht ist als iene abgegriffeneMünze, die, nach einem Bild von Mallarm6, von Hand zu Hand geht. Dieset Einschnitt der signifikanten Kette allein veißziert die Struktur des Subjektsals Diskontinuität im Realen.Wenn die Linguistik den Signifikanten darstellt als das, was das Signifikat mit Bestimmtheit vetsieht, so offenbart die Analyse erst die Wahrheit dieser Beziehung, wenn sieausden Löchern desSinnsdie DeterminantenihresDiskurses macht. Auf diesem$7egdann setztsichder Imperativ durch, den Freud in der ganzenlü(ürdevorsokratischerGnomik formuliert hat: "\7o Es war, soll Ich werden,',was wir bereitsmehr alseinmal kommentierthaben und sofort andersverstehenlassenwollen. Indem wir uns mit einem Schritt in seinerGrammatik begnügen: \7o 'War Es war... was heißt das? es nur das,was einmal gewesenist (im Aorist), wie sollte ich dann dorthin kommen, um mich werdefl zu lassen,indem ich es jetzt aussage? Das Französischesagtabet I) oi c'dtait.. . nutzenwir denVorteil, den es uns mit diesemdistinkten Imperfekt bietet. Da, wo Es im Augenblick noch waf, wo Es gerade noch war, zwischen diesem Edöschen, das . Ä. d. Ü.: Ausdrücke mit * deutsch i, Orie. 17J
noch nachleuchtet,und jenem Aufgehen, das noch zögett, kann Ich zum Seinkommen,indem ich ausmeinerAussageverschwinde. Ein Aussagen,das sich anzeigt, eine Aussage, ein Ausgesagtes,das sich vedeugnet, ein Nichtwissen, das sich zerstreut, eine Gelegenheit, die vodbergeht - was bleibt hier wenn nicht die Spur von etwas, das wohl sein muß, wenn es aus dem Seinfallen soll! Ein Traum, von dem Freud in seinemAufsatz berichtet, liefert uns, verbunden mit dem Pathos,dasdie Gestalt einesverstorbenen,hier als Geist auftretendenVaters auszeichnet,den Satz:Er wußte nicht, daßer tot wat3.
\flir habendamit schoneinmal die Beziehungdes Subjektszum Signifikantenillustriert: anhandeinesAussagens,dasin seinemSflesenerzittert durch das,wasvon seineteigenenAussage,demAusgesagten auf es zurückwirkt. 'S7enn die Figur nur dadurchfortbesteht, daßman ihr die Wahrheit, die sienicht weiß, nicht sagt,wie verhält essich dann mit demlch, von dem diesesFortbestehenabhängt? Es wußte nicht... Schon eher wußte es, ah!, daß dies nie eintreten möge. Eher als eswüßte, daß Ich sterbe. Ja, genauso komme Ich hin, dorthin, wo Es war: Wer wußte denn, daß Ich tot war! Sein von Nicht-Seiendem,so kommt Ich als Subiekt herauf, das sich vereinigt mit der doppeltenAporie eineswahrhaftenFortbestehens,das sich durch seinWissenliquidiert, und einesDiskurses,in dem der Tod die Existenz aufrechterhält. Sollen wir nun diesesSein ausbalancierenmit dem, das Hegel als Subjekt konzipiert,wobei diesesSubjektebendasist, was den Diskurs des absolutenN7issensüber die Geschichtehält? Man entsinnt sich der Bemerkung Hegels,er habe hier die Versuchungdes Wahnsinnsgespürt. Führt denn unser Weg nicht darüber hinaus, wenn er bis zu der Wahrheit vorstößt, daß jenerDiskurs ganzund gar eitel ist? Es geht uns hiet nicht um unsere Lehre über den Wahnsinn. Die eschatologischeAbschweifung hat nur den Zweck, die Kluft deutlich werden zu lassen,die zwischender Freudschenund der Hegelschen Auffassungdet Beziehungdes Subjektszum $Tissenbesteht. Auch zu zeigen,daß es dafür keine besserenFundamentegibt als die Weisen,nach denensichhier die Dialektik desBegehrensabhebt. I Vgl. Freud, G.V. VIII, S.238. tt6
Denn eben der Begierde* ist bei Hegel die Last ienes Minimums an Bindung überantwortet, die das Subjekt bezüglich der antiken \üTisscnschaftbewahrenmuß, damit die Wahrheit der Verwirklichung desWissenseinwohne. Nichts anderesbedeutetdie List det Vernunft, als daß das Subjekt von Anfang bis Ende weiß, was es will. An diesemPunkt erschließtFreud der Beweglichkeit,ausder die Revolutionen hervorgehen,neu die Verbindung von Wahrheit und Vfissen. Darin, daß dasBegehrensich hier an dasBegehrendesAndern knüpft, und zwar so, daß in dieserVerknüpfung die Vißbegierde liegt. 8o3 Dabei hat der Biologismus Freudsnichts zu tun mit jener predigthaften Niederträchtigkeit, die Ihnen wie Dampfwolken aus der psychoanalytischen Oftzin entgegenschlägt. Den Todestrieb, den man an diesen Orten für verabscheuenswürdig hält, mußten wir in Ihnen lebendig werden lassen,damit Sie den Tenor der Biologie von Freud mitkriegen. Wer nämlich den Todestrieb aus seinerLehre wegläßt, verkennt diesetotal. Sie können ietzt von dem Zugang aus, den wir für Sie erschlossen haben,in dem Bild von der Rückkehrin den Zustandder Leblosigkeit, mit welcher Freud iedenlebendenKörper affiziert,iene Spannejenseits des Lebens erkennen, die die Sprache dem Sein galo:ntiertaus der Tatsacheheraus, daß es spricht. Es ist die Spanne,in der diesesSein nicht allein dasin Signifikantenpositionbringt, rvasan seinemKörper, weil esaustauschbarist, sich dazuanbietet,sonderngeradeden Körper selbst.Damit ist klar, daß die BeziehungdesObjekts zum Körper sich dutchausnicht als solcheeiner partiellen Identifikation definierenläßt, die darin totalisiert werden soll, sondern vielmehr ist diesesObiekt geradeder Prototyp der SignifikanzdesKörpers alsEinsatzdesSeins. '$7ir greifen hier den Fehdehandschuhauf, den man uns hingeworfen hat, als man Freuds mit dem Wo ft instittctübersetzte: englisch driue wäre als Übersetzvng ganzgut, ist aber nicht gebräuchlich,und so bleibt uns als letzte Ausfucht im Französischendas \Xlort diriue+, falls es uns nicht gelingt, demWortbastardpalsiondoch noch eine Stelle \Tirkung ausüben zuzuweisen,von der aus er eine durchschlagende könnte. Von daher behauptenwir mit Nachdruck, daß, ob nun auf biologische Beobachtunggegründetoder nicht, der Instinkt unter allen Erkenntnisweisen,die die Natur dem Lebewesenzu Zweckender Bedürfnisber Ä.d.Ü.: Etwa .
friedigung abvedangt, als die Kenntnis zu definierenist, die man dafür bewundert, daß sie kein Wissen zu sein vermag. Ganz anders aber verhält essich bei Freud, bei dem der Trieb sehrwohl ein Wissenist, ein Wissen aber, das nicht die geringste Kenntnis mit sich fühtt, weil es nämlich eingeschrieben ist in einenDiskurs, dessenSubjekt- wie der Nachrichtensklaveim antiken Brauch - unter seinemHaar dasKodizill mit seinemTodesurteil tdgt und weder Sinn noch Text kennt, noch in welcher Sprachees geschriebenist, noch schließlich, daß man es auf seineblankgeschabteHaut tätowierte, als es schlief. DiesesLehrbeispiel dürfte das\Tenige an Physiologie, für das dasUnbewußte von Interesseist, kaum übertreiben. Man könnte da die Gegenprobe machen mit der Frage, was die Psychoanalyseihrerseitsin der Zeit ihres Bestehenszur Physiologie beigetragen hat: nichts, und nichts auch was die Physiologie der Sexualorgane anbetrifft. An dieserBilanz ändeft kein Fabulierenetwas. Zwar umfaßt die PsychoanalysedasRealedesKörpers und desImaginären seinesDenkschemas.Um jedoch ihre Reichweitein der Perspektive der Entwicklung abschätzenzu können, muß man sich als erstes vor Augen halten, daß die mehr oder weniger stückhaften Integrationen, die derenAufbau anscheinendausmachen,vor allem als Elemente einer Heraldik funktionieren, als ElementeeinesKörperwappens. Man braucht sich in diesemZusammenhangnuf datanzu erinnern, in welcher Weise manZeichnungen von Kindern liest. In diesenZusammenhanggehört dasPrinzip der paradoxenAusnahmestellung (wir kommen noch danuf zurück), die der Phallus in der unbewußtenDialektik einnimmt, wobei die Theorie desPartialobjekts nicht ausreicht,sie zu erklären. Müssenwk ietzt noch hervorheben, daß es, hält man sich vor Augen, wie wir uns auf Hegel gestützt haben, um eine Depravation der Psychoanalysezu kritisieren, die so läppischist, daßsieeinzig und allein den Anspruch erhebenkann, von heutezu sein,müssenwir noch hervorheben, daß man uns zu Unrecht unterstellt, wir ließen uns von einer rein dialektischenAusschöpfung des Seinsan der Nase herumführen und wir dürften einen gewissenPhilosophens nicht für unverantwortlich halten, u/enn er einem derartigen Mißverständnis Vorschub leistet? s Gemeint ist der Freund, der uns zu diesem Kolloquium einlud, nachdem er ein paat Monate vorher aus seiner persönlichen Ontologie heraus seineBedenken gegen die veröffentlicht hatte, die seiner Meinung nach zu sehr an rr8
8o4
Denn weit davon entfernt, einer logizistischenReduktion das Feld zu räumen,wo esums Begehrengeht, finden wir in dem Umstand, daßdas Begehrennicht auf den Anspruch zu reduzierenist, den Grund auchfür die Unmöglichkeit, in ihm lediglich das Bedürfnis zu erkennen.Elliptisch ausgedrückt:Artikuliert ist das Begehren,geradeweil es nicht artikulierbar ist. Gemeint ist: in dem ihm gemäßenethischenDiskurs, nicht in einem psychologischen. Dataus folgt nun, daß wir hier vor Ihnen die Topologie, die wir in diesemletztenLustrum für unsereLehre ausgearbeitethaben,ein gutes Stück weiter vorantreiben müssen,d. h. wir wollen einen bestimmten Graphen einführen, über den wir zum vornherein sagenmüssen,daß die folgende Anwendung nur eine unter andern darstellt, da wir ihn vor aller Augen entworfen und hergerichtet haben mit dem Ziel, in 8o5 seinemAufbau die im weitestenSinnepraktische Struktur unsererEtfahrungsdatenzu definieren.Er wird uns hier eine Vorstellung davon verschaffen,wo das Begehrensich situieren läßt in bezug auf ein Subjekt, dasdefiniert ist durch seineArtikulation durch dasSignifikante. Dies alsodie ElementarzelledesVorgangs, wie man sagenkönnte (vgl. Graph r). Hier artikuliert sich der von uns so genannteSteppunkt,
Graph r
Hegel orientiert sind - als ob einer außer uns dazu die geringste Veranlassung geboten hätte in dieset Gesellschaft. Dies in einem Impromptu auf Seiten seinesJoutnals, die in den Wind (des Zufalls sicher) geworfen waren, der sie ihm entrissen hatte. Vir haben ihm in dieser Angelegenheit vorgehalten, daß wir, wenn er seineOntologie mit ienen unterhaltenden tVorten, mit welchen er sie in vertraulichen l\{itteilungen ausstafFert, hier hereinzieht, daß, wenn er das macht, wit also sein Vorgehen , als einesansehen,das die Geister verwitren kann. r79
durch den der Signifikant das Gleiten der Bedeutung, das sonst unbegtenzt wdre, anhält. Die signifikante Kette ist ausgedrücktdurch den Vektor S.S'.Ohne auf die Feinheiteinzugehen,daßsiein rückläufigem Sinnezweimaldutch denVektor A.S durchschnittenwird, sehemanin diesemletztefen nur den Fisch, den der efste an den Haken nimmt. Er eignet sich weniget dazu, darzustellen, was er in seinem lebhaften Dahinschwimmen demZugriff entzieht, als vielmehr die Intention, die ihn im Strom desvorgegebenenTextes6ertränkenmöchte,dasheißt die Realität,die im ethologischenSchemader Wiederkehr desBedürfnisses darstellbarist. Was nun den genanntenSteppunkt angeht, interessiertseinediachronischeFunktion im Satz,insofern nämlich der SatzseineBedeutungerst mit seinemletzten Term fixiert, wobei ein leder Term in der Konstruktion der übrigen antizipiert wird und umgekehrt deren Sinn dadurch, daß er auf sie zurückwirkt, besiegelt. Versteckterist die synchronischeStruktur, sie bringt uns an den Ursprung.Mit der Metapher,insofernsichin ihr jeneersteAttribuierung konstituiert, die aussagt:"Der Hund machtmiau, die Katzewauwau>, erhöht das Kind mit einemStreich,dasDing von seinemSchreitrennend, dasZeichenzur Funktion desSignifikantenund die Realitätzur Sophistereider Signifikationund erschließt,sichüber die \üahrscheinlichkeit hinwegsetzend,den ganzenReichtum aller verifizierbaren Objektivationen ein und derselbenSache. Erfordert nun dieseMöglichkeit die Topologie desKinderspiels 7? Das ist so eineFrage,die nach nichts aussieht,die cinem aber ganz schön zu schaffen machen kann, soll von ihr die folgende Konstruktion abhängen. Wir ersparen Ihnen die einzelnen Etappen und geben Ihnen gleich schon die Funktion der zwei Kreuzungspunkte in diesemersten Graphen. Der eine mit der BezeichnungA bildet den Hot des Signifikanten, was nicht heißt: den Ort desKodes, denn esgeht hier nicht um die univoke EntsprechungvonZeichen und Sache,sonderndarum, daß sich das Signifikante allein konstituiert in einer synchronischenund abzählbarenAnsammlung von einzelnen Gliedern, deren jedes nur durch seineprinzipielle Opposition zu allenandernvon Bestandist. Der 6 A.d.U.: PrC-tcxte,was zunächst bedeutet. z A,d,Ü,t jet ä qaatrecoiw, steckt das auch im deutschenNamen diesesSpiels,der an die urbs quadrataerinnert? r8o
zweitemit der Bezeichnungs(A) stehtfür das,wasman die Interpunktion nennenkönnte, in der sich die Bedeutungals endlichesProdukt konstituiert. Halten wir die Dissymmetde der beiden Punkte fest: Der erste stellt einen Ort dar (ehereine Stelleals einen Raum), der zweite ein Moment (ehet eine Skandierungals eine Dauer). Beidepartizipierenan demAngebot für den Signifikanten,dasdasLoch im Realenbildet, der einealsHehlerversteck,der andrealsBohdoch für den Äusgang. Die auf der Bahn von r(A) zu A und von Ä zurück zu r(A) stattfindende Unterwerfung des Subjekts unter den Signifikanten bildet eigentlich einenKreis, weil nämlich die Assertion,die so entsteht,die aufnichts als aufihre eigeneSkandierunghinausläuft- andersgesagt:bei der ein Akt fehlt, in dem sie sich ihrer selbstvergewissernkönnte -, allein auf ihte eigeneAntizipation in der Komposition desSignifikantenverweist, die in sich insignifikant ist. Soll die Quadratut diesesKreisesmöglich werden, ist nut die Vollständigkeit der in A installierten signifikantenBatterieerfordetlich, die von da an den Ort des Anderen symbolisiert. Daran sieht man, daß dieser Andere nichts anderesist als dasreine Subjekt der modernen Spieltheorie und als solchesvoll und g nz vom Konjekturkalkül erfaßbar,vorausgesetztdaß dasteale Subjekt, um seineAngelegenheitenzu regeln, keiner wie man gewöhnlich sagt: subfektiven, d.h. psychologischen Abirrung Rechnung tragen muß und dafür allein einer Kombinatorik folgt, deren Äusschöpfung möglich ist. Gleichwohl ist diese Quadratur unmöglich, jedoch allein aus dem Grund, daß das Subjekt, um sich konstituieten zu können, sich ihr 8o7 entziehenund an ihre Vollständigkeit entscheidendrühren muß, muß es doch gleichzeitig sich einerseitsdazurechnenund andererseitsals Mangel fungieren. Das Andere alsvorgegebenerSitz desreinen SubjektsdesSignifikanten hält dabei die Position des Herrn, auch schon bevor es, um mit und gegenHegel zu teden, als absoluterHett zut Existenz kommt. Denn und das fehlt in den Plattitüden der modernen Informationstheorie von Kode kann man eigentlicherst sprechen,wenn essichum den Kode desAndern handelt. Um etwasdurchausanderesgeht esbei der Mitteilung, denn von ihr her konstituiert sich das Subjekt, wonach also das Subfekt noch vom Andern her die Mitteilung empfängt, die esaussendet. Also sind die BezeichnungenA und r(A) gerechtfertigt. r8r
Kodemitteilungen und Mitteilungskodes unterscheidensich in terner dem Subjekt,dasalleinauf jenesvorgeForm im Subjektder Psychose, gebeneAndere angewiesenist. Wir wollen in Klammern die Bemerkung hinzufügen, daß diesesAndere,dasals Ort desSprechensunterschiedenist, sich ebensoals Zeuge der Nfahrheit bemerkbar macht. Würde durch es nicht eine besondere Dimension aufgetan,würden sich die Täuschungender Sprachenicht von der Finte unterscheiden,die im Kampf oder beim geschlechtlichen Imponierverhalten ihretseits etwaseigenesdarstellt. Sichinnerhalb der imaginärenVerhaftung entfaltend,gehört die Finte g nzzlrjenem Spiel aus Annäherung und Entfernen, das den Uftanz bildet, in welchem diesezwei vitalen Situationen sich ausformenund wo die Partner, die hier eineOrdnung eingehen,finden, waswir, etwasgewagt,ihte Das beweist, wie vergeblich sie beide zusammenwaren, meine Lehrfabel und ihre Personifikation. 'Wotten:
Diesen unerträglichen meine Stimmezu leihen,geht über die Allegorie hinaus.Besagtschlicht alles,was es vorl der'Wahrheit, der einzigen,zu sagengibt, will sagen, daß es keine Metasprachegibt (eine Behauptung, die den ganzenlogischenPositivismuszu situierenedaubt), daßkeine Spracheie das\7ahre über daslü7ahresagenkann; denn die Wahrheit begründet sich daher, daßsiespricht, und daßihr kein anderesMittel zur Verfügung steht' um dieszu tun. Geradedeshalbist dasUnbewußte,dases- dasWahre über dasWahresagt,wie eine Sprachestrukturiert, und deshalbsageich, wenn ich dies lehre, das\fahre über Freud, der esverstandenhat, die Wahrheit unter dem Namen des Unbewußten sprechenzu lassen. o A. d. Ü. : Vgl. Schriften I, S' zz8. 246
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Dieser Mangel desWahren über das S7ahre,der alle Stürzenotwendig macht, für die die Metasprachemit ihrer Verstellung und ihrer Logik konstitutiv ist, ist eigentlich der Platz der Urverdrängurg*,die alle weiteren an sich zieht, ohne jene anderen rhetorischen Wirkungen mitzuzählen, die zu erkennen uns nur das Subjekt der Wissenschaft ermöglicht. Deshalb verwenden wit, um damit zurechtzukommen,andere Mittel. Entscheidendist dabeijedoch,daßdieseMittel jenesSubjektnicht auszuweiten vermögen. Zweifellos stößt ihr Ertrag an das, was ihm verborgen ist. Aber um diesenspringendenPunkt zu decken,gibt es kein anderesWahresüber dasWahre, als Eigennamen,den von Freud, oder auch den meinen - oder dann Ammenmärchen, mit denen man ein nunmehr unauslöschlichesZeugnis entwürdigt: eine Wahrheit nämlich, die etwasSchrecklicheshat, daszurückzuweisen- wo nicht, sofern es nicht zurückgewiesenwerden kann, das heißt, wenn man Psychoanalytikerist, es unter dem Mühlstein zu zermalmen- Schicksalaller ist. Mit dieserMetapherhabeich bei Gelegenheitdurch einenanderen Mund daranerinnert,daß die Steine,wenn es seinmuß, auchschreien können. Vielleicht witd man es einesTagesfür gerechtfertigtansehen,daßich die mich betreffendeFrage: Ein Philosoph, der jüngst mit allen akademischenEhren gesegnet wurde, gibt mir da an die Hand, wovon ich in meinerAntwort ausgeist der Schmerz hen kann. Er schreibt: Ich werde auf diesenSatz,den ich für heute in der Domäne belasse, in der er sichbewegt,noch zurückkommen,um zu zeigen,wie die Phänomenologieals Votwand für die Gegen-\Tahrheit und ihren Statusgeraderecht kommt. Ich greifeihn nur auf,um Ihnen,alsAnalytikern,die Fragezu stellen:Ja oder nein, hat, was Sietun, den Sinn, zu bestätigen,daß die \üTahtheit des neurotischenLeidens darin besteht, die \Tahrheit zur Ursachezu haben? z49
Mein Vorschlag: Die Anschauung,von der ich, was die Magie anbelangt,zunächstausgehe, läßt keinen Zwelfel, wem ich wissenschaftlichverpflichtet bin, doch begnügt sie sich mit einer strukturalistischenDefinition. Sie un- 8 7 t terstellt,daß der Signifikantals solchetdem Signifikantenantwortet. Der Signifikant in der Natur wird durch den Signifikantendes Zauberspruchesangerufen.Er wird metaphorischmobilisiert. Die Chose,insoweit sie spricht, gibt Antwort auf unserenAnruf. Darum läßt jene Ordnung natürlicherKlassifikation,die ich aus den habe,in ihrer strukturaStudienvon ClaudeLdvi-Straussherangezogen len Definition die Brücke der Entsprechungenerahnen,mit derenHilfe die wirkende Operationnach dem gleichenModus denkbarwird, wonachsie konzipiert worden ist. Und doch habenwir es hier.mit einer Reduktion zu tun, die dabeidas Subjekt vernachlässigt. Jederweiß, daßdie Versetzungin den StanddesSubjekts,desschamanisierendenSubjektshier wesentlichist. Beachtenwir, daß der Schamit Fleischund Blut, Teil derNatur ist und daßdaszur mane,sozusagen Operation korrelative Subjekt sich in dieset körpedichen Untedage muß. Aber geradedieserModus der Überschneidungist überschneiden Erschließenkann esnur vetschlossen. der'S7issenschaft dem Subjekt aberdann exakt derenstrukturaleKorrelative in der Operation. Nun erscheint,was in der Natur zu mobilisierenist - Donner und Regen, Meteore und Vfunder - tatsächlich nach dem SignifikantenModus. Alles ist hier zu ordnen nach den antinomischenRelationen,wodurch sich die Sprachestrukturiert. die Wirkung desAnspruchsdaraufhin prüWir müsseninfolgedessen fen, ob die durch unsereGraphik definierteRelationmit demBegehren hier wiederzufindenisr. - Weg einerAnnäheAllein auf diesem-noch weiterzu beschreibenden rung, die nicht einfach von der Art eines groben Rekursesauf die Analogie ist, kann sich der Psychoanalytikerdie nötige Sachkenntnis erwerben,um seinWort über die Magie zu sprechen. Der Hinweis, Magie sei immer sexuelleMagie, hat hiet seinen'W'ert, reicht aber nicht aus,ihn dazuzu autorisieren. Ich möchteIhre Aufmerksamkeitschließlichauf zvreiPunkte lenken: die Magie ist die Wahrheit als Ursacheunter dem Aspekt der \Tirkur'to^o ffiiens) ' "r^r'on'
Hier ist das Sfissennicht allein dadutch charakterisiert,daß esfür das Subjekt'der Wissenschaftverschleiertbleibt, sondern dadurch, daß es sich als solchesverbirgt, in der operatorischenÜberlieferung ebenso wie in ihrem Vollzug. Das ist eine Bedingung der Magie. Bei dem, was ich über die Religion sagenwill, handelt es sich lediglich darum, die gleiche strukturale Annäherung anzudeuten; und ebenso 822 summarischseidarauf hingewiesen,daßdieseSkizzein der Gegenüberstellung von struktunlen Zidrgenbesteht. Ist die Hoffnung berechtigt, daßdie Religion in der Wissenschafteinmal einen etwas offenerenStatuseinnehme?Seit einiger Zeit gibt es nämlich Philosophen, die seltsamerweisedie Beziehungenzwischenihnen äußerstverschwommendefinierenund im Grund die Auffassungvertreten, beide entfalteten sich in der gleichen V7elt,in der die Religion dann die umfassendeStellungeinnimmt. An diesem heiklen Punkt, wo gewisse Leute erwarten würden, wir verschanztenuns hinter der analytischenNeutralität, machenwir das Prinzipgeltend:Aller rü7eltFreundzu sein,reichtnicht aus,den Platzzu schützen,von dem ausman zu operierenhat. In der Religion erfolgt jenesvorherigeIns-Spiel-Bringender tüTahrheit als Utsachedurch das Subjekt- dasreligiöse,verstehtsich -, in einer vollständig anderenOperation. Die Analysevom Standpunkt des Subiekts der \Tissenschaftbdngt notwendig dieienigen Mechanismendadn her kennen.Freud hat zum Vorschein,die wir von der Zwangsneuros€ diese Mechanismenin einem Lichte gesehen,das ihnen eine über jede traditionelle Kritik hinausgehendeTragweite gibt. Zu behaupten,die Religion sei von keinem andeten Kaliber, dürfte nicht unangemessen sein. von Bemerkungenwie der folgenden:daßdie Rolle, Ohne auszugehen die die Offenbarung in der Religion spielt, aufzufassenist als eineVerneinung der'Wahrheit als Ursache,daß sie nämlich verneint, was dem Subjekt Grund gibt, sich als an ihr teilhabendzu verstehen- besteht wenig Aussicht darauf, der sogenanntenGeschichteder Religionen irgendwelcheGrenzenzu ziehen,und dasheißt, ihr eine gewisseStrenge zu vedeihen. Anders gesagt:der religiöseMenschbürdet Gott die Last der Ursache auf - und versperrt sichdamit den eigenenZugangzurWahrheit. In der Folge sieht er sich veranlaßt, auch die Ursache seinesBegehrensin GottesHand zu legen:Das machtia geradeden Kern seinesOpfersaus. 25r
Von nun an ist sein Anspruch vom angenommenenBegehten eines Gottes abhängig, den es also zu verführen gilt. Und hier beginnt das Spiel der Liebe. So versetztder religiöse Menschdie rüTahrheitin den Standder Schuldhaftigkeit. Daraus resultiert jenesMißtrauen in bezug auf dasWissen, dassich bei den Kirchenvätern um so bemerkbarermacht, je übedegener sie in SachenVernunft auftreten. Hier wird die Wahrheit auf Endzweckeverwiesen,die man eschatologisch nennt, dasheißt sieerscheintnur als Zweckursache(caasa fnalis) , insofem sie auf ein JüngstesGericht bezogenwird. Daher jenet Hauch von Obskurantismus,der sich über jeden wissenschaftlichenGebrauch der Finalität legt. Ich habeen passantbemerkt, wieviel wir ausden Schriftender Kirchen- 873 väter und nicht zuletzt auch aus den ersten Konzilsentscheidungen über die Struktur der Relation des Subjektszur Wahrheit als Ursache zu lernen haben.Der dastheologischeDenken organisierendeRationalismus ist keineswegs, wie platterweise angenommen wird, bloße Phantasterei. 'Wenn hier ein Phantasmavodiegt, dann in dem strengsten Sinn der Institution einesRealen,das die \Tahrheit deckt. Es scheint uns auf keinen Fall wissenschaftlicherBehandlung unzugänglich, daß die christliche'STahrheitdas Unhaltbare der Formulierung einesDreieinigen Gottes durchmachenmußte. Hier nimmt sich die Kirchengewalt dann einer gewissenEntmutigung desDenkens aufs bestean. Die Notwendigkeit der Artikulierung eines solchen Mysteriums vor der Betonung seiner Sackgassen ist ftir das Denken heilsam.Daran kann es sich messen. Anzusetzensind die Fragen auf der Ebene,wo dasDogma in Häresien umschlägt- und esscheintmir möglich, geradedie Frage desFilioqaein topologischen Termini zu behandeln. Zuerstmuß die Sachestruktural angegangenwerden: dasallein edaubt eineexakteBeurteilung der Funktion der Bilder. De Trinitatebesitztalle Merkmale eines theoretischenWerkes: wir können es als ein Modell heranziehen. Wäre dasnicht so, dann würde ich meinen Schülernraten, sichmit einer Tapisserieaus dem r6. Jahrhundert zu beschäftigen,die ihre Blicke im Eingang des Mobilier National auf sich ziehen wird. Sie hängt dort noch für einen oder zwei Monate und wartet auf ihren Besuch. 2t2
Die Drei Personen,dargestelltin absoluterFormgleichheit, wie siesich mit vollendeter Anmut an den frischen Ufern der Schöpfungunterhalten, sind ganz einfachbeängstigend. Und was ein ebensogut gemachterApparat verbirgt, wenn er dasPaar Adam und Eva in der Blüte ihrer Sündeaffrontiert, ist gut und gerne so beschaffen,daß es der gewöhnlich nicht über die Dualität hinauskommendenVorstellung von der menschlichenBeziehungzu denkengeben könnte. Doch meine Hörer mögen sich zunächstmit Augustinus vertraut machen... Es scheint,als habe ich damit nur Charakteristikavon Religionen der jüdischenTradition definiert. Allerdings sind sie geeignet,uns zu zeigen, von welchem Interessesie ist, und ich bedauerees sehr, daß ich 874 darauf habeverzichten müssen,die Funktion desNamen-des-Vatersro in der Bibel zu untersuchen. Nach wie vor liegt der Schlüsselin einer Definition der Relation des Subjektszur \Tahrheit. Ich glaube sagenzu können, daß Cl. Lövi-Straussin dem Maße, wie er den Buddhismusals eineReligion desgeneralisiertenSubjektsbegreift, das heißt als eine Religion, die eine unendlich variable Diaphragmatisierung der \flahrheit als Ursacheumfaßt, mit der Utopie liebäugelt, sie harmonisierenzu sehenmit der universellenHerrschaft desMan