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Zitiervorschau

Wolfgang Rug

77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch Übungen, Spiele, Tipps und Tricks zum phonetischen Training Deutsch als Fremdsprache

Sprachniveau B1 bis C2

Dr. Wolfgang Rug hat bis Herbst 2005 an der Universität Tübingen als Dozent für Deutsch als Fremdsprache und Organisator internationaler Programme gearbeitet. Er ist Initiator und (Mit-)Autor des Lehrwerks Grammatik mit Sinn und Verstand, des Fehlerbuchs für anglophone Deutschlerner Meine 199 liebsten Fehler, des in zehn Sprachen übersetzten Büchleins 50 praktische Tipps zum Deutschlernen und des Lehrbuchs Arbeit mit Texten (alle im Klett-Verlag) und hat zahlreiche Aufsätze zu einem breiten Spektrum von Themen im Bereich Deutsch als Fremdsprache veröffentlicht. Wolfgang Rug war Mitinitiator des Arbeitskreises Deutsch als Fremdsprache beim DAAD, aus dem sich der FaDaF e. V. entwickelte. Er hat die Reihe Materialen Deutsch als Fremdsprache mit auf den Weg gebracht, hat Fachtagungen angeregt und als Dozent zahlreiche DaF-Fortbildungsseminare im In- und Ausland mitgestaltet.

77 Klangbilder beinhaltet eine CD mit dem Buchinhalt als PDF-Datei. Darin sind alle Hörbeispiele (blau gedruckt) als Audiodateien verlinkt.

Zeichnungen: Layout und Satz:

Simon Peter, Jena Diana Becker

Die Hörmaterialien auf der CD wurden gesprochen von: Johannes Fast, Wolfgang Rug, Friederike Ursprung © SCHUBERT-Verlag, Leipzig 1. Auflage 2012 Alle Rechte vorbehalten Printed in Germany ISBN: 978-3-941323-12-4

Inhaltsübersicht 

Vorbemerkungen

1

Gesprochenes Hochdeutsch

Vokale und Diphthonge 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Langvokale spielen Langvokale sehen, sprechen, deklamieren Kurzvokale üben und spielen Lang- und Kurzvokale Kurze Silben zu lang, lange Silben zu kurz Lange Vokale, kurz ausgesprochen Die Flötentöne des göttlichen Goethe: ö-Klänge Kühne Küsse: ü-Klänge „Französische“ Nasalierungen im Deutschen Die drei „klassischen“ Diphthonge Das Bleistiftspiel: [´], [å], [a], [aÜ] Das Schweinchen-Spiel: Stamm + Endung Endungen minimalisieren Endungen mit Schnupfen ich hap – wir haaabm

Das vokalische -r 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Das Oberammergau-Lied: Übungen mit [å] Ganz viele Diphthonge: -r hinter fast allen Vokalen werden – aber ohne r-Klang Die Endungen -en und -ern Die Klanggruppe -ern betont und minimalisiert Komm mal her, Berliner Bär: [-eÜ°å], [-EÜ°å], [-E°å] Was aus mir mal wird: [-iÜ°å] und [-I°å] Oh, ein Mord im Chor: [-oÜ°å] und [-O°å] Vom Mörder nichts gehört: [-PÜ°å] und [-{°å] Der Geburtstag des Urgroßvaters: [-uÜ°å] und [-U°å] Du bist zu stürmisch für mich: [-yÜ°å] und [-Y°å] Das Jahr war hart, aber wunderbar: [-aÜ°å] und [-ar] Unbetonte Vorsilben: Der „phonetische Käfer“ er- und ver- ganz klein

Die konsonantischen -r 31 32 33 34 35 36

Das r-Phänomen: Ganz verschiedene Klänge r3: „Kratz-r“ und r2: „Reibe-r“ r3: Harte und weichere Kratz-r-Bedingungen r2-Übungen und Hilfen -r hinter Vokal: Vokalisch oder konsonantisch? Gerolltes -r: regional, individuell, theatralisch

40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Tübingen – nicht: Tübinggen Silben mit Vokalanlaut – keine Silbenbindungen Bindungen sind verboten, aber manchmal geboten Weich aus den offenen Vokalsilben heraus Die „Härteskala“: b, d, g bis p, t, k In Baden-Baden baden gehen: b, d und g „Auslautverhärtung“ von -b, -d und -g Harter, stimmloser Silbenauslaut Keine angehängten Vokale bitte! p – t – k: Nicht zu viel und nicht zu wenig Luft! Siebenmal [k] Das ch-Schema ch-Spiele: Ich liebe dich nicht! Ach, mach nicht so’n Krach: -ch [x] Hahahahahah … – Lach mal wieder! Was die Zunge kann: säuseln, pfeifen, zischen Fünfmal z [ts] sch-Spiele [S] f – ph – v – w; qu: [f], [v] und [kv] Junge Journalisten in Jeans: [j], [Z] und [dZ] Komplexe Konsonantenverbindungen

Abschleifungen in der gesprochenen Umgangssprache 61 62 63 64 65

Nachgestellte Artikel Nachgestellte Personalpronomen Verschwundene Silben was, mal, hin/her (r-) Umgangssprachliche Schludrigkeiten

Wort- und Satzakzente, Sprechmelodie 66 67 68 69 70 71 72 73 74

Wortakzente [1] Wortakzente [2] Akzentverschiebungen Satzakzente sind starke Botschaften an den Hörer Ganz deutliche Kommunikationssignale „Auweia!“: Ausdrücke mit viel Musik Satz- und Wortakzente sichtbar machen Die Grundmelodien im deutschen Satz „Phrasierung“: Pausen und Sprechbögen

Was Sie noch wissen sollten 75 Praktische Tipps zum mündlichen Vortrag 76 Praktische Tipps zum phonetischen Training 77 Phonetisches Inventar der deutschen Sprache

Die übrigen Konsonanten 37 Die Zungenspitze vorn an den Zähnen 38 Spiele mit der Zungenspitze, mit l 39 Alles kann man, wenn man will: [n] und [N]

Anhang 

Welche Blätter sind für Sie besonders wichtig? Kontrastiv für 11 + 1 Sprachen

W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag 

Vorbemerkungen 1

77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch ist ein praktisches Lehr- und Lernmaterial für die Mittel- und Oberstufe (Sprachniveau B1–C2) mit Erklärungen, Bildern, Übungen, Aufgaben, Spielen, Tipps und Tricks – zum Training einer guten deutschen Aussprache und Intonation.

2

Gegenstand von 77 Klangbilder ist das heute gesprochene Hochdeutsch, also der Klang der gesprochenen Sprache, der mündlichen hochdeutschen Alltagskommunikation.

3

77 Klangbilder will nicht in erster Linie eine systematische Darstellung der deutschen Phonetik und Intonation sein. Es werden aber alle wichtigen Strukturen und Klänge der gesprochenen hochdeutschen Standardsprache vorgeführt und erklärt. Das geschieht mit einfachen Worten, ohne überflüssige Fachterminologie.

4

77 Klangbilder ist an vielen Stellen neu, z. B. beim vokalischen r, bei den Diphthongen, beim konsonantischen r, bei den Abschleifungen des gesprochenen Hochdeutsch. Vieles ist aktueller, übersichtlicher, sprechorientierter und vor allem lernorientierter als in bisherigen Phonetik-Lehrwerken.

5

Jedes Blatt von 77 Klangbilder stellt ein spezifisches Problem oder Thema in den Vordergrund und enthält viele Hörbeispiele, die dazu nötigen Erklärungen, Bilder, Übungen, Tipps und Tricks.

6

Jedes Blatt enthält Querverweise auf verwandte Seiten und – wichtig für Lehrerinnen und Lehrer – Türen zur Grammatik: Das sind Tipps, wo man im normalen Unterricht immer wieder einige Minuten Training der Aussprache einschalten kann. Besonders nützlich sind auch bei vielen Seiten die Kästen „Wichtige Wörter“. Dort findet man die Wörter, die in der Alltagskommunikation besonders oft gebraucht werden.

7

Die einzelnen Blätter von 77 Klangbilder sind so gestaltet, dass sie bei der ersten Bearbeitung – im Unterricht oder im Selbststudium – nicht länger als 15 Minuten Zeit beanspruchen, bei Wiederholungen nicht länger als 10 Minuten. Jedes einzelne Blatt soll also leichte Arbeit sein, die mehr Vergnügen als Mühe bereitet. Jedes einzelne Blatt soll aber – wenn nötig – oft wiederholt werden. Dabei ist Sprechen wichtig, nicht Lesen. Die Audio-Datein helfen dabei.

8

77 Klangbilder ist ein leicht verwendbares praktisches Phonetik-Lehr- und Lernmaterial, das sich am wirklichen Nutzen für die Deutschlernenden und an deren tatsächlichen Schwierigkeiten orientiert. 77 Klangbilder ist deshalb an vielen Stellen kontrastiv ausgerichtet. Es greift Fehler und Hauptschwierigkeiten auf, die von den Lernenden wichtiger internationaler Muttersprachen (Englisch, romanische Sprachen, slawische Sprachen, ostasiatische Sprachen u. a.) zu bewältigen sind. Der Anhang auf Seite 82 bietet nützliche Hilfen.

9

77 Klangbilder ist besonders nützlich für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, die ihren Deutschlernenden ein praktikables Lehrmaterial für das selbstständige Üben und Weiterlernen außerhalb des Unterrichts an die Hand geben wollen; die ihren täglichen Deutschunterricht durch kurze, aber intensive phonetische Übungen anreichern und attraktiver und effektiver gestalten wollen; die für ihren Unterricht Folien oder durch Beamer oder Vergrößerung visuelle „Schaubilder“ herstellen wollen; die nach einer praktischen und lebendigen Grundlage für einen systematischen Ausspracheunterricht suchen.

10

77 Klangbilder ist nützlich für Deutschlernende der Mittelstufe und Oberstufe (Sprachniveau B1–C2), die mit ihrer deutschen Aussprache noch nicht zufrieden sind; die ihren Deutschunterricht als zu trocken, zu wenig „mündlich“, zu wenig auf sprachliche Kommunikation ausgerichtet empfinden; die Spaß daran haben, jeden Tag ein paar Minuten selbstständig richtiges Sprechen zu trainieren.

11

77 Klangbilder enthält eine CD mit dem Inhalt des Buches im Adobe PDF-Format für die Verwendung am Computer. Darin sind die im Buch enthaltenen Hörbeispiele als Audiodateien verlinkt. Durch Anklicken dieser Stellen können die entsprechenden Beispiele angehört werden.



W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

1

Gesprochenes Hochdeutsch: Wo spricht man so, wer spricht so?

3

Hamburg Bremen

Rostock

Elb

e

4

Hannover

O

de

r

BERLIN

We ser

5 6

Dortmund Düsseldorf Kassel Köln 7 Frankfurt

8

Dresden

11

10

Main

13

12

Leipzig

Erfurt

9

in

Wo spricht man Hochdeutsch? Eigentlich nirgendwo im deutschsprachigen Raum. Aber in der norddeutschen Region kommt die dort gesprochene Sprache im Alltag dem Hochdeutschen ziemlich nah, am nächsten in der Region 100–200 km rund um Hannover. Zu dieser Region gehören der größte Teil von Niedersachsen (aber nicht mehr Hamburg), je ein Stück von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

2

e Rh

3

Dialektale Färbungen Auch wenn die Menschen in der alltäglichen und beruflichen Kommunikation in den deutschen Regionen Hochdeutsch sprechen, klingt diese gesprochene Sprache oft mehr oder weniger stark dialektal gefärbt. Grammatik und Morphologie, Wortschatz und Idiomatik entsprechen dann weitestgehend den hochdeutschen Normen, aber die Aussprache verrät die regionale Herkunft.

1

14

Saarbrücken

Mannheim

Nürnberg

in

2

Deutsch ist eine plurizentrische Sprache: In den deutschsprachigen Regionen (Deutschland, Österreich, Schweiz) sprechen viele Menschen in der alltäglichen Kommunikation Dialekte (Mundarten). Die Dialekte sind Varietäten der Sprache Deutsch. Dialekte weichen nicht nur in der Aussprache, sondern auch in der Grammatik und Morphologie, in Wortschatz und Idiomatik zum Teil sehr stark vom Standarddeutsch oder Hochdeutsch ab. Deutsch ist also eine sehr plurizentrische Sprache.

Rhe

1

kar

Nec

Stuttgart 15

au

Don

17

16

München

Freiburg 19

Zürich

18

Innsbruck

Bern

1 = Schleswig-Holsteinisch/Hamburgisch 2 = Ostfriesisch 3 = Mecklenburgisch/ Vorpommersch 4 = Berlinerisch/ Märkisch 5 = Westfälisch

6 = Niederrheinisch 7 = Kölnisch/Kölsch 8 = Moselfränkisch 9 = Hessisch 10 = Thüringisch 11 = Sächsisch 12 = Saarländisch 13 = Pfälzisch

14 = Fränkisch 15 = Schwäbisch 16 = Alemannisch/ Badisch 17 = Bairisch 18 = Österreichisch 19 = Schweizerdeutsch Schwyzerdütsch

4

Wer spricht Hochdeutsch? Menschen, die im PR-Bereich von Firmen und Institutionen arbeiten; von ihnen erwartet man gutes Englisch und dialektfreies Hochdeutsch. Sprecher und Moderatoren im Bereich von Rundfunk und Fernsehen. Auch die Lehrerinnen und Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, deutsche und nichtdeutsche, sollten korrekt Hochdeutsch sprechen. Aber: Alle anderen Berufe kann man auch gut mit dialektaler Färbung ausüben, alle Berufe in Politik, Schule und Hochschule, Gesellschaft und Wirtschaft, selbst in höchsten Positionen. Das beweisen z. B. alle deutschen Bundespräsidenten und Bundeskanzler, auch die Politiker der früheren DDR, und ganz besonders gilt das für Österreich und für die Schweiz.

5

Ergebnisse: Gesprochenes Hochdeutsch, deutsche Umgangssprache oder Standardsprache ist eine Sprache, die eigentlich nirgendwo in den deutschen Sprachregionen ganz normgerecht und „korrekt“ ausgesprochen wird. In bestimmten Medien- und Öffentlichkeitsbereichen wird aber korrekte hochdeutsche Aussprache erwartet. – Vor allem aber: Gesprochenes Hochdeutsch ist die deutsche Sprachform, die den größten überregionalen und internationalen Verkehrswert besitzt. Deshalb ist gesprochenes Hochdeutsch auch die Sprachform, an der sich Deutsch als Fremdsprache orientieren soll. – In Österreich und in der Schweiz wird man jedoch bestimmte Aussprachevarianten bevorzugen.

6

Die 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch stellen die wichtigsten Regeln, Tipps und Tricks zum gesprochenen Hochdeutsch zusammen. Regionale oder individuelle Aussprachevarianten werden nicht besonders berücksichtigt: die Sonderformen der gesprochenen Sprache in Österreich und in der Schweiz, die vielfachen regionalen Färbungen der hochdeutschen Aussprache in den verschiedenen Regionen, die Bühnensprache, also die überartikulierten, besonders markierten Ausspracheformen im Theater, beim Rezitieren, beim Diktieren eines Textes, beim Singen im Chor oder als Solist, bei Anlässen, wo mit besonderem Pathos gesprochen wird. Alle diese Klangformen werden hier nicht vorgestellt. Vorgestellt und geübt werden die Klangformen der nicht regional gefärbten gesprochenen Sprache Hochdeutsch.

  Verwandte Seiten: 36 und alle anderen r-Seiten: 17–28, 31–35, 38, 51, 52 u. a. W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag 

Wien

2

Langvokale spielen

1

Schauen Sie eine Minute auf die Beispiele und „hören“ Sie im Kopf die jeweiligen Klänge: Eeeeeeesel im Schneeeeeee  Teeeeeee am Seeeeeee weeeeweeeeweeee.espeeeedeeee.deeee  eeee Was ich sehe, ist kein Meer; was ich sehe, ist ein See. sooooooo weit oooooooben die Kooooooohlen hooooooolen Das Gefüüüüüüühl ist oft sooooooo schwüüüüüüül. die schööööööönen Söööööööhne des Kööööööönigs siiiiiiiiiiiieben Zwiiiiiiiiiiiiebeln aus Siziiiiiiiiiiiilien

www.spd.de

Oh je, oh je, oh jemineh, wie heißen die Webseiten von CDU, FDP und DGB?

Vielleicht, dass manche mich im Land der Dääääääänen wääääääähnen, oder in dem Land, woooo die Hyääääääänen gääääääähnen. (Songtext von Max Raabe) 2

3

Setzen Sie sich ganz aufrecht hin, legen Sie den Kopf zurück, zeigen Sie mit dem weit ausgestreckten Arm auf einen imaginären Punkt vor Ihnen, schräg oberhalb Ihrer Augenhöhe. Sprechen Sie – extrem theatralisch und gedehnt – die Wörter auf diesen Punkt hin, ganz langsam, gedehnt und laut.

Setzen Sie sich ganz aufrecht hin. Kreuzen Sie die Arme auf Ihrem Oberkörper. Führen Sie die Arme dann langsam und ganz weit nach außen, dabei leicht nach schräg oben und öffnen Sie dabei die Hände. Sprechen Sie bei dieser langsamen Bewegung (wie in Übung 2) die Wörter bis zur äußersten Spannung der Arme und Hände aus. Teilen Sie Ihren Atem so ein, dass Sie genug Luft haben für ein langsames und lautes Aussprechen der Wörter, ganz parallel zu Ihren Armbewegungen nach weit außen.

4

Woran man lange Vokale (d. h. auch: lange Silben) erkennen kann: a) am Dehnungs-h hinter dem Vokal: Bahn gähnen Sehnsucht wohnen Söhne Huhn kühn b) an Doppelvokalen: Saal Boot See Tee c) am -ie: vier sieben Biene Dienst d) am nachfolgenden -ß: Straße groß Spaß Und: Manchmal kann man auch erkennen, dass Vokale (und Silben) kurz sind:    5 Manchmal kann man leider nichts erkennen. Bei diesen Wörtern muss man es wissen: Maschine Gras Gas Schule lösen Hose

Strecken Sie die Arme seitlich so weit wie möglich nach außen, ganz in Höhe Ihrer Schultern. Drehen Sie die Innenflächen Ihrer Hände nach oben. Sprechen Sie abwechselnd langsam und gedehnt:

Teeeeeee am Seeeeeee – hoooooooch oooooooben Drücken Sie während des Sprechens mit Ihren ausgestreckten Handflächen nach oben, so als ob Sie ein Absinken der Hände verhindern müssten. Machen Sie sich deutlich, dass die langen Vokale [eÜ] und [oÜ] „hoch“ klingen müssen, nicht absinken dürfen. 5

Kennen Sie den Schneeseekleerehfeedrehzehwehtee? Das ist ein Zaubertrank aus einem Kinderbuch von Franz Fühmann. Genauer gesagt ist das ein Tee, mit dem man das Weh (Krankheit) des Drehzehs (ein Zeh, der sich drehen lässt) der Fee (eine gute Zauberin) der Kleerehe (das sind Rehe, die nur Klee fressen), also der Kleerehfee, die am Schneesee wohnt, heilen kann. Alles klar? Wenn Sie wollen, können Sie das alles statt mit (hohem) eeee mal mit dem deutlich tieferen ääää sprechen. Aber nur zum Spaß, denn das klingt schrecklich und ziemlich „schwäbisch“, und dann wieder mit richtig hohem eeee.

  Verwandte Seiten: 3, 5–9, 66–72 

  Türen zur Grammatik: Verben der Vokalklasse (sehen, stehen, nehmen); Konjunktiv II;  betonte Gesprächspartikel (ja, bloß, eh) W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

3

Langvokale sehen, sprechen, deklamieren 1

Langvokale im Text sichtbar machen Im Text von Franz Kafka werden die Langvokale betont und zusätzlich durch Fettdruck markiert. Der Text ist außerdem so abgedruckt, wie man ihn beim Sprechen „phrasiert“.    74, 72

2

Längen-Hervorhebung im Text

ooooo (5) eee (3) aa (2) ie

sehr lang, Satzakzent lang, Wortakzent, aber nicht mehr stark betont im System lang, aber durch fehlende Betonung ziemlich kurz im System lang, aber unbetont und ziemlich kurz

Franz Kafkaa – Kleine Faaaaabel Ach, saaagte die Maus, die Welt wird enger mit jeeeeedem Taaaaag. Zuerst waar sie sooooo breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und waar glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern saaah, aber diiiiiese langen Mauern laufen sooooo schnell aufeinander zuuuu, dass ich schoon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steeeht die Falle, in die ich laufe. – Du musst nur die Laufrichtung ändern, saaagte die Katze, und fraaaaaß sie.

  Verwandte Seiten: 3, 5–9, 66–74

  Türen zur Grammatik: Verbformen der Vokalklasse; Wortbildung

W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag 

4

Kurzvokale üben und spielen

1

2

3

Die Höhenunterschiede zwischen LANG und KURZ: eine große Stufe tiefer

[eÜ] [oÜ] [iÜ]



[E] [O] [I]

beten oben Liebe

besser offen Lippe

eine mittlere Stufe tiefer

[PÜ]



[{]

König

können

nur eine kleine Stufe tiefer

[yÜ] [uÜ]



[Y] [U]

Schüler Schule

müssen muss

gleiche Höhe

[EÜ]



[E]

Mädchen

messen

eine kleine Stufe nach oben

[aÜ]



[a]

malen

Ball

Ab jetzt lerne ich die Wörter mit den Ohren!

Üben Sie singend die Unterschiede zwischen LANG und KURZ. Singen Sie zuerst mit lang anhaltender Stimme den Langvokal; fallen Sie dann mit einem scharfen Akzent auf den Kurzvokal ab, nach folgendem Muster:

eeeeeeee é

ooooooo

ó

iiiiiiiiiiiiiiiiiii í

ööööööö

üüüüüüü

ü

uuuuuuu

ö

Schauen Sie sich eine halbe Minute lang den folgenden Satz an und „sprechen“ Sie ihn im Kopf mehrfach nach:

Netttte Netttte Männnner Männnna müssssen müssssn    alllle    alllle  flotttten  flottttn  Motttten  Mottttn   küssssen   küssssn 4

Sprechen Sie den Satz, und zwar mit extrem „hackender“ Aussprache. Verstärken Sie die einzelnen Vokalsilben mit einem knappen, harten Schlag mit der „Handkante“ und außerdem mit einem ruckartigen Nicken mit dem Kopf.

5

Machen Sie sich den orthografisch-phonetischen Zusammenhang klar: Doppelkonsonanten werden im Deutschen nicht gesprochen, sie klingen wie ein einfacher Konsonant, sie zeigen nur, dass der vorangehende Vokal kurz ist. Anmerkung für Lehrer: Man kann im Unterricht solche Sätze und Wörter an der Tafel so schreiben, um den richtigen Klang, die richtige Aussprache zu verdeutlichen:

ú

Kurze Vokale (also auch kurze Silben) erkennt man: a) am Doppelkonsonanten hinter dem Vokal: Alle kessen Affen können zusammen klettern, zappeln und plärren. Mit anderen Doppelkonsonanten gibt es nur wenige Wörter: Krabbe paddeln Waggon  Pizza b) am -ck (das eigentlich für -kk steht): picken c) am -tz: Kritzekratze kratzt die Katze. d) wenn eine Konsonantenkombination mit n- folgt: -nd (und Kind), -nt (Kant  bunt), -ng (lang singen), -nk (krank Gedanke), -nch (manch), -nsch (Wunsch  Mensch), -nf (Senf sanft) e) meist vor -ch: doch Michael rechts – aber: hoch Buch f ) bei den meisten Konsonantenkombinationen mit r-: Fürst Kern Bernd Stirn … – aber: Wert Herd g) bei Konsonantenkombinationen mit l-: Geld Milch Welt Hals … – aber: du holst Und: Oft kann man auch erkennen, dass Vokale (und Silben) lang sind:   2

Nettttttte Männnnnna müssssssn alllllle flottttttn Mottttttn küssssssn.

  Verwandte Seiten: 5, 6, 43 

  Türen zur Grammatik: Deklination; Konjugation; Modalverben;  Adjektive; Orthografie (Doppelkonsonanten, Trennung) W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

Lang- und Kurzvokale:

Stellen Sie sich in der Klasse oder Gruppe in einem kleinen Kreis auf. Sprechen Sie die Wörter auf der linken Seite mit dem Kopf extrem nach oben, legen Sie den Hals ganz zurück bis zum Anschlag im Nacken; unterstützen Sie die Haltung mit einem ausgestreckten Arm/Finger.

Sprechen Sie die Wörter auf der rechten Seite mit dem Kopf nach unten, mit hängenden Armen, Kinn auf die Brust, den Körper ohne jede Spannung.

Stimme wird gespannt, Töne gehen nach oben, Töne kommen weiter nach vorn.

Stimme wird locker, Töne liegen deutlich tiefer (   4), Töne bleiben weiter hinten.

Liebe bieten

Lippe bitten

oben holen

offen wollen

König mögen

können möchte

üben müde

müssen küssen

Schule Mut

runter Mutter

reden heben Mädchen käme 2

Nur bei [a:] ist die Stimme tiefer, weiter hinten:

raten fahren

  Verwandte Seiten: 4, 6

retten hätte Bei [a] ist die Stimme höher, weiter vorn:

hatte fallen

ottos mops ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos mops hopst fort otto: soso otto holt koks otto holt obst otto horcht otto: mops mops otto hofft ottos mops klopft otto: komm mops komm ottos mops kommt ottos mops kotzt otto: ogottogott Ernst Jandl

Ernst Jandl, poetische Werke, hrsg. von Klaus Siblewski, © 1997 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

1

5

Kopf rauf – Kopf runter

  Türen zur Grammatik: Konjugation der Verben; Modalverben; Wortbildung; Orthografie

W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag 

6

Kurze Silben zu lang, lange Silben zu kurz

1

Machen Sie sich die Beziehungen zwischen der LANG/KURZ-Aussprache und der Orthografie klar: Lange Silben kann man erkennen am -ie-: am Doppelvokal [eÜ], [aÜ], [oÜ]: am Dehnungs-h:

Kurze Vokale kann man erkennen am folgenden Doppelkonsonanten: können wollen am -ck: wecken an Konsonantenkombinationen: kratzen wachsen 2

Lang, wenn: -ie [i:] ee/aa/oo [e:], [a:], [o:] -h (bei allen acht Langvokalen)

lieben viel geschrieben geblieben vier sieben See Meer Tee Schnee Saal  Saar Boot sehen sich sehnen sich gewöhnen  Gefühl

Kurz vor: ff, ck, ll, mm, nn, pp, rr, ss, tt (sehr frequent) bb, dd, gg (selten) tz, pf, chs, x

müssen wissen backen glücklich Katze Apfel Gipfel wechseln Axt extra

Oft wird nur der einfache Vokal geschrieben; dann sieht man nicht, ob die Silbe lang oder kurz ausgesprochen wird. Man muss also „wissen“ (= lernen), wie die Wörter richtig ausgesprochen werden. Sprechen Sie erst ganz langsam, dann ganz schnell (aber richtig): was Spaß das Glas lang müde haben hat Rat Rad wen holen macht Macht schon schön schräg schwarz streng scharf Schaf haben ich hab hart Bart Sarg stark Star Stern

3

Zwei Regeln: Silben mit -ng werden immer kurz gesprochen. Hat eine Silbe sehr viele Konsonanten, wird sie – meistens – kurz gesprochen. lang fangen Schlange springen schwingen gelingen schwarz schwitzen schnarchen Pfropfen Klotz scharf kratzen … Aber (lang): tratschen du schläfst

4

In Anlehnung an die Muttersprache (z. B. Amerikanisch) werden kurze Silben oft zu lang ausgesprochen. Sprechen Sie die folgenden Wörter zuerst in gedehnter, also falscher Aussprache; machen Sie dabei den Mund recht weit auf: laaang kraaank Schraaank Klaaang gebraaacht gemaaacht gedaaacht gelaaacht aaalle gaaanz  gehaaabt er haaat Staaaadt Prograaamm Grammaaatik Klaaaasse interessaaant die Baaank Ich bin gaaanz saaatt, ich bin gaaanz kraaank. Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber richtig, d. h.: extrem kurz, ganz knapp. Öffnen Sie den Mund nur ganz knapp, sprechen Sie die Wörter mit einem festen Beat-Rhythmus, klopfen Sie den Takt dazu: lang krank Schrank Klang gebracht gemacht gedacht gelacht alle ganz  gehabt er hat Stadt Programm Grammatik Klasse interessant die Bank Ich bin ganz satt, ich bin ganz krank. Auch oft falsch ausgesprochen werden: Gott Mutter Uni können kann

5

Umgekehrt werden – in Verbindung mit der Muttersprache (z. B. Japanisch, Spanisch, Griechisch) – lange Vokale oft zu kurz ausgesprochen. Sprechen Sie die Wörter mit übertrieben langen Vokalen (z. B. Raaaathaus) und dann richtig: Hochschule Rathaus Glashaus jeder Mensch sehr schön jeden Tag der Staat Tübingen mit dem Zug gewohnt rote Rosen getötet

  Verwandte Seiten: 2–5, 7–10, 14–16, 19, 22–28, 60 10

  Türen zur Grammatik: Artikelwörter; zusammengesetzte  Nomen; Konjugation von haben; Verbformen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

7

Lange Vokale, kurz ausgesprochen 1

Die Zahlen 4 und 7 werden mit -ie- geschrieben und lang ausgesprochen.

lang: 4 7

Aber: Die Zahlen 14 und 40, 17 und 70 werden mit -ie- geschrieben, man spricht sie aber kurz aus, der Langvokal wird gekürzt. (Nur die Leute im Ruhrgebiet und in Westfalen – z. B. in Dortmund oder Bielefeld – sprechen 14, 17, 40 und 70 lang aus.)

kurz: 14 40 -ie17 70

Sprechen Sie jetzt schnell hintereinander die folgenden Zahlen: 14 77 87 74 24 17 47 44 744 477 714 417

2

-ie-

Die „internationalen“ Vorsilben (aus dem Lateinischen) de-, e- (aus ex-), ko- (aus con-), pro-, re- sind theoretisch lang; meist sind sie aber unbetont, sie werden deshalb ziemlich kurz gesprochen. Aber nicht als „deutsche“ Kurzvokale (   4), sondern als „gekürzte Langvokale“. Insofern gibt es also doch – bei internationalen Wörtern – die Phoneme [e] statt [E] und [o] statt [O]. Man merkt den Unterschied, wenn man die Wörter „kontra“ [O] und „Koalition“ [o] vergleicht. Sprechen Sie jetzt die folgenden Wörter, achten Sie auf die „kurzen Langvokale“:

[i:] [I]

deekoprore-

Demokratie defekt demaskieren Detektiv eklatant emotional Koexistenz Korrelation  korrekt Programm Problem protestieren Profit Produkt rekapitulieren Reaktion Reform Regierung resolut Reporter

3

So geht es auch mit anderen unbetonten Langsilben in internationalen Wörtern. Sprechen Sie aufmerksam die Wörter – die ersten Silben deutlich kurz, die Akzentsilbe stark betont: Beton Botanik cholerisch feminin Genie Genozid grotesk Helikopter Honorar Kerosin Legende legitim legal Lokomotive Melodie Memoiren Monogramm modern Modul negieren Notar notorisch pedantisch penetrant Phonetik  Fotograf Pogrom Potenz Roman Semester Sequenz solide  Tenor total Tomate vehement Vehikel Vokal Vokabeln  votieren

„international“ – und unbetont: [e] und [o]

(statt [E]) (statt [O])

In bestimmten Positionen gibt es also „kurze Langvokale“ (   77): [a] a Waggon Akkord [o] o korrekt Produkt [e] e defekt Respekt emotional [u] u Mutation kulant [i] i pikant Likör [y] y Psychologie pyroman

4

Genauso verkürzt man auch die (langen) Formen des bestimmten Artikels (den/dem), wenn sie ganz unbetont sind. Sprechen Sie aufmerksam die Ausdrücke und Sätze – die betonten Silben sind fett gedruckt:

mit den Leuten mit dem Löffel den Kerl da Ich kenne den Mann nicht. Ich hab mit dem ganzen Unsinn nichts zu tun.  Ach, sagte die Maus, die Welt wird enger und dort ist die Falle.

  Verwandte Seiten: 6, 67–72, 75–77 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

den [den] statt [deÜn] dem [dem] statt [de:m] die [di] statt [di:]

  Türen zur Grammatik: Zahlen; „internationaler“ Wortschatz; bestimmter Artikel 11

8

Die Flötentöne des göttlichen Goethe

1

Sprechen Sie die langen ö-Klänge weit hinaus nach schräg oben (   5): die Flötentöne des göttlichen Goethe Goethe hatte zehn schöne Söhne. Goethes schöne Flötentöne hoch höher noch höher am höchsten schön schöner noch schöner am schönsten Ich habe Flöhe, so viele schöne Flöhe! Oh, wie gewöhnlich!

2

3

Ö Ö

Ö

ÖÖ

ÖÖ

Wichtige Wörter mit [PÜ]: schön böse nötig gewöhnlich hören  mögen benötigen Töne Lösung größer  größt- höher höchst-

Noch mal wie   5: Unterscheiden Sie die langen und kurzen Vokale: holen

hoffen

Tropen

Tropfen

König

können

Goethe

göttlich

oben

offen

wohl

wollen

mögen

möchte

Chöre

Köln

Die Unterscheidung von [o:], [P:], [O] und [{] ist sehr wichtig: a) b) c) d)

4

Ö

für einzelne Wörter: für Singular–Plural: für Adjektiv-Steigerung: für Verbformen:

schon schön; Lose Lösung; Hose böse Sohn Söhne; Bock Böcke; Rock Röcke groß größer am größten können konnte könnte gekonnt

Wichtige Wörter mit [{]: können könnte Köln möchte

Schauen Sie im Spiegel zu, wie Ihre Lippen bei [oÜ] und [PÜ] aussehen: Ihr Zeigefinger passt gerade einen Zentimeter weit zwischen die rund-gespitzten Lippen. Beim [o:] ist aber Ihre Zunge im Mund zurückgezogen, beim [P:] pressen sich die hinteren Zungenränder seitlich an die hinteren oberen Zähne. (Sie könnten sich hinten fast auf die Zungenränder beißen.) Der Mundraum wird enger. – Bei [O] und [{] geschieht alles ebenso, nur mit viel weniger Spannung. Sprechen Sie Wörter und Sätze mit [o:] und [P:] bewusst falsch, indem Sie sie kurz und entspannt sprechen, also [O] und [{]: Rotte Rossen sind schönn – totte Sönne sind nicht so schönn. Verbessern Sie es sofort, ziehen Sie die Vokale schöööön lang: Roooote Roooosen sind schöööön – toooote Sööööhne sind nicht so schöööön. Üben Sie hin und her. Drehen Sie das Spiel um: Sprechen Sie Wörter und Sätze mit [O] und [{] bewusst falsch, indem Sie sie lang und gespannt sprechen, also [o:] und [P:]: Köhnen Sie mal herkohmen, hier gibts tohle Rööke und tohle Sooken. Verbessern Sie es sofort wieder, üben Sie hin und her: Können Sie mal herkommen, hier gibt es tolle Röcke und tolle Socken.

5

Noch ein paar schöne Beispiele zum Üben: können konnte gekonnt groß größer am größten An deine Schönheit könnte ich mich gewöhnen. Ohgottogott, schon wieder die „Toten Hosen“. (= populäre deutsche Rockgruppe) Rote Rosen sind schön, so schön. Große Köter (= Hunde) können sich an den Donner nicht gewöhnen. Oh schöner Mond, wie oft möchte ich dich da oben loben können. Die Bonner können in Bonn viel besser wohnen, nachdem die Bonner Bonzen nach Berlin gezogen sind. Und hier noch ein paar Städte: Köln Bonn Göttingen Völklingen Köthen Mönchengladbach Königstein Köpenick

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  Türen zur Grammatik: Plural; Adjektiv-Steigerung; Modalverben sollen, wollen, mögen, müssen;  Verbformen (Konjunktiv II) W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

9

Kühne Küsse machen müde Mütter munter 1

Üben Sie das [uÜ] – bilden Sie mit den übereinandergelegten Daumen und aufgestellten Zeigefingern unter dem Kinn eine U-Form; drücken Sie mit den Zeigefingern die Lippen zusammen. Sprechen Sie die Beispiele langsam und mit langem [uÜ]:

2

3

4

5

6

Ich muss Uwe besuchen. Ruhe zum Schmusen Schuhe für die Schule Nur du, Gudrun! – Nur zu, Udo! Das Huhn hat nichts zu tun. Suchst du den Kuchen? Du kannst ihn gern versuchen.

8

Ü Ü

ÜÜ

Ü

ÜÜ

Schauen Sie im Spiegel zu, wie Ihre Lippen bei [uÜ] und [yÜ] aussehen: Der kleiner Finger passt nur einen halben Zentimeter weit zwischen die extrem rund-gespitzten Lippen. Beim [uÜ] ist aber die Zunge im Mund zurückgezogen, beim [y:] pressen sich die Zungenränder seitlich an die oberen Zähne. – Bei [U] und [Y] ist es ebenso, nur mit viel weniger Spannung. Sie können den Effekt noch verstärken, wenn Sie die rund-gespitzten Lippen stark nach vorn drücken. – Sie werden ein perfektes [yÜ] sprechen. Wichtige Wörter mit [yÜ]: Sprechen Sie die langen ü-Klänge weit hinaus nach schräg oben: üben lügen grüßen Schüler  Süden  kühne Küsse nach mühevollen Übungen Stühle Kühe Türen Brüder Füße Müde Mütter muss man küssen. Grüße  müde süß früh für über  dümmer als dumm, krummer als krumm drüben Rügen Thüringen Lübeck ein junger und glücklicher Jüngling Du, Ute, unser Junge ist immer unpünktlich. Wichtige Wörter mit [Y]: ein schlimmes Getümmel in Tübingen Übermut tut nicht immer gut. müssen küssen bücken dünn Ein glücklicher Lümmel kommt in den Himmel. künstlich  stündlich jünger dümmer  Lügen, nichts als Lügen und dumme Küchengeschichten! gesünder Küche Brücke Mütter Flüsse Düsseldorf

Wie   5 – Unterscheiden Sie die langen und kurzen Vokale: mutig

Schule

müde

üben

Mutter

Schussel

küssen

müssen

Uhu

Gudrun

Süden

Schüler

bunt

drucken

künstlich

drücken

Wie heißen die Pluralformen? Bus



Huhn –

Buch



Lüge



Fluss



Stuhl –

Kuh



Kuss



Bilden Sie von den Nomen Adjektive mit -lich: Süden –

7

Ü

Kunst –

Stunde –

Mund –

u oder ü? Beispiel: kurz – kürzer – am kürzesten bunt



dünn



dumm



gesund



rund



jung



Zum Schluss noch ein paar schöne Städte: München Fürth bei Nürnberg Würzburg Lüneburg und die Lüneburger Heide Lübeck Schöne Grüße aus dem schönen Lüdenscheid! Münster Düsseldorf Zürich Raus aus Tübingen! Ab nach Thüringen!  Auf nach Rügen! Wärst du doch in Düsseldorf geblieben! Nein, Dürer wohnte nicht in Düren, sondern in Nürnberg.

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  Türen zur Grammatik: Plural; Modalverb müssen; Verbformen (Konjunktiv II: würde);  Adjektiv-Steigerung; Wortbildung bei Adjektiven

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13

10

Dem Engagement eine Chance „Französische“ Nasalierungen im Deutschen

1

Hier sind ein paar schöne deutsche Wörter aus dem „internationalen“ Wortschatz, die man ziemlich „französisch“ ausspricht. Versuchen Sie es bitte, aber nicht zu sehr französisch:

Eine Chance pour la France!

Engagement Chance Nuance Balance Bonbon Orangen

sich engagieren chancenreich nuancieren balancieren Champagner orange

Appartement

(auch: engl. Apartment)

Revirement

(Leute im Team auswechseln)

nuancenreich Raison Camembert (ein Käse) lancieren

(etwas auf den Weg bringen, fördern)

2

Sie können die etwas französisch klingenden Nasalierungen üben, indem Sie zuerst die Laute [aÜ], [a·Ü] und [oÜ] lang und deutlich aussprechen und dann noch einmal, aber mit zugehaltener Nase.

3

Die Deutschen sind sich aber nicht ganz einig. Man kann die Wörter

Bonbon

[bo‡bo‡]

oder

[bONbON]

[Sa‡panjå]

oder

[Sampanjå]

und

Champagner sprechen, also auch ohne Nasalierung.

Und Appartement sprechen heute viele auch englisch (Apartment) aus (nicht aber Engagement, Chance und Balance). Manche Deutsche können es nicht so gut mit dem Französischen, es klingt dann gar nicht schön: Schangse (Chance) und Angaschemang (Engagement). 4 4

Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber richtig deutsch, also mit französisch-ähnlichem Klang. Wenn Sie gut Französisch können, können Sie genauer feststellen, warum diese Wörter im Deutschen doch nicht so ganz richtig „französisch“ klingen.

  Verwandte Seiten: 39, 67 14

  Türen zur Grammatik: „internationale“ Wortbildung W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

11

Die drei „klassischen“ Diphthonge (Doppelvokale) 1

Rappen Sie mit den drei „klassischen“ deutschen Diphthongen – mit je 2 x 4 Doppeltakten: eieieieieieieiei auauauauauauauau eueueueueueueueu

eieiaiaieyeyayay auauauauauauauau äuäuäuäuäuoioioy

[a°I] [a°U] [O°I]

Eurrrro

Man merkt: Deutsche Diphthonge sind ziemlich kurze Klänge – sie sind die Kombination von zwei Kurzvokalen.

Iuro

Evro

Eiro

Wichtige Wörter: [a°I]

eins zwei drei bei weil frei klein sein heißen leicht schreiben [a°U] auf Frau Haus Auto Baum draußen bauen schauen [O°I] Euro Europa deutsch Deutschland heute Häuser Leute neu treu

2

Oiro

Öro

Besuchen Sie alle fünf Damen, und schauen Sie zu, was die Deutschen in ihren Häusern machen: Frau Maier, Frau Meier, Frau Meyer, Frau Mayer, Frau Majer In Deutschland haben die bescheuerten Leute neulich in ihren Häusern 90 Säue und 99 Mäuse mitsamt ihren Häuten und Läusen verfeuert. Sprechen Sie, mit dem Kopf nach unten, weil Sie dann den Klang des [O°I] richtig treffen: Der Frosch freut sich.

3

Sprechen Sie alle fünf Frauen mit dem Namen „Meier“ noch einmal, nun aber extrem „amerikanisch“ oder „italienisch“ (mit lang gezogenem [aÜ]). Und dann wieder richtig auf Deutsch.

4

Schaubild: [a°I] und [a°U] RAI/Laura país/Raúl

Tonhöhe [i] [u]

heiß/Haus my wife/ mouse

[aÜ]

sE he c s ni ika

Man fängt höher an, man hört tiefer auf, man ist schneller fertig.

[aÜi] [aÜu]

ng lisc h:

U° ] ] [a : [a°I h c s ut   De

[a°I] und [a°U] klingen so:

c r me ni s   A   Italienisch/S pa

h:

[a]

[aÜ °i] [ aÜu° ]

[I] [U]

Ergebnis

Tondauer

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  Türen zur Grammatik: Verben der Vokalklasse; Plural; Wörter 15

12

Das Bleistiftspiel – [´], [å], [a] und [a:]

1

Legen Sie sich einen Holzbleistift oder dünnen Filzstift zurecht, sechseckig und mit dem normalen Durchmesser von acht Millimetern. Schritt 1:

[-´] Schritt 2:

Sprechen Sie Wörter wie hatte, Kette, Mitte, Sonne … und lassen Sie, wie bei einem „Filmriss“, bei dem auslautenden unbetonten, reduzierten, minimalisierten [-´] Ihr Gesicht einfach starr stehen. – Versuchen Sie dann, mit der flachen Seite des Stifts zwischen den Zähnen, ohne anzustoßen, hindurchzukommen: Es wird nicht gelingen, der Bleistift wird gegen die Zähne stoßen. Nun das Gleiche mit Wörtern wie aber, lieber, wieder … Es geht um das „vokalische r“, also um den ebenfalls unbetonten, reduzierten, minimalisierten Kurzvokal [å]. Jetzt werden Sie mit dem Bleistift knapp hindurchkommen. Sie können sogar ein wenig „klappern“, weil Sie nach oben und unten etwa einen Millimeter Platz haben.

[å] Schritt 3:

Nun das Gleiche mit Wörtern wie hatte, satt, machen … Dabei lassen Sie beim kurzen [a] das Gesicht stehen; jetzt kommen Sie mit dem Stift sehr gut zwischen den Zähnen hindurch, sie können relativ laut klappern, Sie haben nach oben und unten einige Millimeter Platz.

[a] Schritt 4:

[aÜ]

Zum Schluss kommen Wörter wie Abend, sagen, haben … Lassen Sie beim langen [aÜ] das Gesicht stehen; jetzt haben Sie nach oben und unten gut einen Zentimeter oder mehr Platz.

Ergebnis: Die vier Vokale [-´], [å] (unbetonbar), [a] und [aÜ] (betonbar) unterscheiden sich in der Artikulation vor allem darin, dass „die Klappe“, also Ihr Mund, unterschiedlich weit geöffnet ist, Zahnabstand: null Millimeter beim [-´]; acht bis zehn Millimeter beim [å]; ca. 15 Millimeter beim [a]; ca. 20 Millimeter oder mehr beim [aÜ]. Tipps für Lehrer: 1. Die Schüler haben immer einen Blei- oder Filzstift dabei. Die Übung kann also ohne weitere Vorbereitung ausgeführt werden. 2. Sprechen Sie bei Silben mit [-´], [å] nicht von unbetonten Silben, sondern von reduzierten, minimalisierten Silben. 2

Sprechen Sie dreimal die Wörter in der ersten Zeile mit -e [-´], in der zweiten Zeile mit -er [å]: 1. zuerst richtig, also mit extrem reduzierter, ganz unbetonter Aussprache, 2. dann mit – falsch – betonter Endung, -e- und -er-artig, 3. und dann wieder richtig. [-´] [å]

Liebe diese nette fette kleine Ratte aber lieber keiner besser Wetter September

Noch einige Wortpaare zum Üben; achten Sie darauf, die Endung richtig auszusprechen: Schärfe

schärfer

Bässe

besser

lieber

Liebe

Güter

Güte

guter

gute

Städte

Städter

höher

Höhe

Wette

Wetter

schöner

Schöne

Bitte

bitter

Enge

enger

Messer

Messe

Fette

Vetter

heller

Helle

Gebiete

Gebieter

lieber

Liebe

  Verwandte Seiten: 5, 13–16, 17–30, 31, 61–63, 77 16

  Türen zur Grammatik: Genus (m/f); Deklination der Artikel und Adjektive;  Wortbildung der Nomen und Adjektive; Komparativ W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

13

Das Schweinchen-Spiel (Stamm + Endung) – Muster: 1

Das „phonetische Schweinchen“ Schritt 1:

Zeichnen Sie in den Rahmen weiter unten ein dickes, fettes Schweinchen – im Profil, also von der Seite: mit Rüssel, Ohr, Auge, Beinchen und einem dicken Bauch … aber noch ohne Ringelschwänzchen. Das Bild symbolisiert die betonte Stammsilbe eines zweisilbigen deutschen Worts nach dem Muster: Stamm + Endung.

Schritt 2:

Zeichnen Sie dann, mit kleiner Minigeste, noch das Schwänzchen: die Zweitsilbe, die Endung (siehe Muster).

Ergebnis: Das Wortmuster Stamm + Endung zeigt eine voluminöse, fette Erstsilbe und ein kleines Mini-Anhängsel als „Rest einer Zweitsilbe“.

Ganz wichtig!

Muster

1

0,05

Im Englischen (endungsarm) werden unzählige Wörter nur noch einsilbig gesprochen bzw. auch geschrieben; im Deutschen (endungsreich, aber nicht endungsbetont) sind die Wörter keineswegs „zweisilbig“, sondern nur „1,05-silbig“. Sie bestehen nur aus einer Akzentsilbe und einem angehängten kleinen Rest: -´ oder -å (Liebe, weiter) oder -´ in verschiedenen Konsonanten-Kombinationen (hattet, machtest) oder nur Konsonanten (Gabl, machn, diesm). 2

Es entsteht das Rhythmus-Muster  , das wichtigste Rhythmus-Muster der deutschen Grundgrammatik, der deutschen Sprache: eine betonte Stammsilbe, eine kurze, unbetonte, „minimalisierte“, „reduzierte“ Endung, aber unter Beibehaltung der Silbigkeit.

3

Der „kleine Rest“ in vier Varianten: a) deutlich ausgesprochen: -´, -´ + K(onsonant): b) -´ + K

-K, d. h., das -´ wird rausgeworfen:

Liebe, hattet hattn, gutn    14

c) wie b), aber mit Änderung des Konsonanten:

habm, gegng    15–16

d) -´ñ, das Schwänzchen ist abgeschnitten: 1. Person Präsens und Konjunktiv II: Imperativ (heute auch in der Schreibung üblich): (oft veraltete) Dativformen: bestimmte Wörter:

ich hab (hap), ich würd    63 Komm her! meinem Kinde meinem Kind heute heut gerne gern nach Hause nach Haus

  Verwandte Seiten: 14–19, 20, 21, 61–63, 66–72

  Türen zur Grammatik: Verbformen; Tempus, Konjunktiv; Deklination der Nomen und Adjektive;  Steigerung; Singular/Plural; Artikelwörter, Pronomen; Wortbildung u. v. a.

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17

14

Damit das Rhythmus-Muster  entsteht: Endungen minimalisieren Raus mit dem -e/-e- aus den Endungen – und schon werden die richtig klein!

1

Das [´] bleibt: -e bleibt:

2

-´ -´

Liebe eine, ’ne

-ñ -ñ

ich hätt ich komm

Das [´] bleibt!

Weg mit dem [´] (wenn man locker spricht): -e geht weg:

3

Liebe eine

ich/er hätte ich komme

Weg mit dem [´]!

Raus mit dem [´] aus der -en-Endung: -en [x] [ç] [s] [z]

Vokal geht raus – ganz leicht auszusprechen, sehr bequem: f schaffen -n ch machen -n ch sprechen -n t hatten -n ss/ß müssen -n s diesen -n sch zwischen -n

schaffn machen sprechn hattn müssn diesn zwischn

Raus mit dem [´]!

Diese hier sind etwas schwieriger auszusprechen – eine kleine Schwingung bleibt: ng fangen -n -ng fangn/fangng n denen -n den’n m Bremen -n -m’m Bremn/Brem’m 4

Raus mit dem [´] aus der -en-Endung, aber der Konsonant ändert sich:

5

b p g k

h l r

habm Lippm gegng Kranknghaus

hohen fallen fahren

-´n -´n -´n

ho´n fall´n oder falln fahr´n oder fahrn

-m -m -m -m -l -l

jedm Atm diesm manchm Regl Zettl

-´t -´s -´s -´s

hattet gutes dieses liebes

Oh, hier hat sich was verändert!

Ein mini­ kleines [´] bleibt drin!

jedem Atem diesem manchem Regel Zettel

Raus mit dem [´]!

[´] bleibt drin, aber ganz klein, „minimalisiert“: -et -es

t t s b

hattet gutes dieses liebes

  Verwandte Seiten: 12–19, 61–63, 66 18

-m -m -N -N

Raus mit dem [´] aus anderen Endungen: -em -el

7

haben Lippen gegen Krankenhaus

Ein kleines Rest-[´] bleibt erhalten – oder es entsteht Einsilbigkeit:

6

Raus mit dem [´]!



Nur hier bleibt [´] drin, aber ganz klein!

  Türen zur Grammatik: Artikelwörter; Konjugation der Verben;  Deklination von Nomen und Adjektiven; Plural; Wortbildung W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

15

Hier habm Sie was zum Übm: Endungen mit Schnupfen 1

Schritt 1:

Sprechen Sie die folgenden Wörter mit reduzierten Endungen aus. Es wird ohne Schwierigkeiten gehen, das -e vor dem -n rauszulassen. Sprechen Sie das -n deutlich aus: liebn schaffn machn sprechn kochn hattn lassn mischn Wiesn blickn

2

3

Schritt 2:

Halten Sie sich jetzt fest die Nase zu (das ist wie bei starkem Schnupfen). Sprechen Sie alle Wörter noch einmal: Es geht nicht gut, Sie bekommen von innen einen Luftstoß in die Ohren. Sie selbst „hören“ noch etwas von dem -n, aber „außen“ wird man die Endung kaum hören.

Schritt 1:

Sprechen Sie nun die folgenden Wörter mit reduzierten Endun­ gen aus, aber mit veränderten Konsonanten: -m und -N:





Das müssn Sie üüüüüüübm!

b: (haben Leben) habm Lebm

[bm]

p: (Lippen schleppen) Lippm schleppm

[pm]

g: (gegen wegen) gegng wegng

[gN]

k: (danken Krankenhaus) dangkng Krangknghaus

[kN]

Schritt 2:

Und jetzt die gleichen Wörter „mit Schnupfen“, also mit fest zugehaltener Nase: Es geht nicht, Sie bekommen von innen wieder den Luftstoß in die Ohren.

Ergebnis:

Man kann so nur sprechen, wenn die Nase frei ist.

Schauen wir uns die Wörter gegen und danken genauer an:

4

Nicht vergessen:

Schreibweise und Silbenstruktur: phonetisch sehr exakt, überexakt: phonetisch, aber gesprochen: rhythmisiert:

ge-gen ge:g´n ge:gN ge:gN

dan-ken daNk´n daNkN daNkN

Noch ein paar Wörter und Sätze zum Üben. Sprechen Sie die Wörter 1. zuerst phonetisch-reduziert, 2. dann überkorrekt (mit -en), 3. dann wieder ganz reduziert. Achten Sie auf den richtigen Rhythmus: bm: pm: gng [gN]: kng [kN]:

das Lieben üben Leben geben sieben Raben Schwaben haben sieben Leben. Waschlappen Attrappen die Klappen zuklappen sich über die Treppen schleppen gegen legen überlegen Augen Regen bringt Segen liegen bleiben biegen Krankenhaus danken blinken sinken stinken in Gedanken versunken

  Verwandte Seiten: 12–14, 16, 40, 43

  Türen zur Grammatik: Verbformen; Perfekt der Verben der Vokalklasse; Modalverben; Plural; Zahl sieben; Wortbildung; Präposition gegen; Konjunktionen und noch mehr …

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19

16

ich hap – wir haaabm



Das Verb haben ist (nach sein) das zweitwichtigste Verb der deutschen Sprache. Es lohnt sich also, haben richtig auszusprechen.

1

Betrachten Sie die Schreibweise und sprechen Sie die Wörter überbetont zweisilbig aus:

(ich) ha-be 2

Reduzieren Sie nun die Endsilben und sprechen Sie die Wörter so, wie Sie sie jetzt sehen:

3

haaab

haaap

haaabm

Wer so spricht, hat viel gelernt!

Hier ist das Ergebnis – so spricht man auf Deutsch:

wir/sie haaabm

Und jetzt die ganze Konjugation: orthografisch ich habe du hast er/sie hat

gesprochen: in Buchstaben ich hap du hast er/sie hat

und phonetisch [Iç hap] [duÜ hast] ['Eå/ziÜ hat]

wir ihr sie



[wiÜå ['iÜå [ziÜ

  Verwandte Seiten: 14, 15, 43–46 20

Haabm Sie’s ge­ merkt? Absolut wichtig!

hap

ich hap 7

haaabn

Reduzieren Sie nun beim Singular den Langvokal zum Kurzvokal:

6

haaaben

„Verhärten“ Sie im Singular das -b zu -p („Auslautverhärtung“     46), assimilieren Sie im Plural -bn zu -bm:

5

haaabe

Werfen Sie jetzt den e-Vokal aus den Endungen raus:

4

(wir/sie) ha-ben

haben habt haben

wir ihr sie

haaabm hapt haaabm

haÜbm] hapt] haÜbm]

  Türen zur Grammatik: haben als Grundverb, Modalverb, in Ausdrücken; Perfekt W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

Das Oberammergau-Lied: -er 1

Schritt 1:

Lernen und singen Sie gemeinsam das Oberammergau-Lied: Heut kommt der Hans zu mir, freut sich die Lies. Ob er aber über Oberammergau, oder aber über Unterammergau, oder aber überhaupt nit1 kommt, das is’2 nit1 g’wiss3.

1

hochdeutsch: 1nicht; 2ist; 3gewiss

Schritt 2:

17

[å] – und alles nach dem Muster 

2

Nun wird das Lied umgeschrieben, und zwar so: r/er a: Heut kommt der Hans zu mia, freut sich die Lies. Oba aba üba Oba’ammagau, oda aba üba Unta’ammagau, oda aba übahaupt nit kommt, das is’ nit g’wiss.

Schritt 3:

Jetzt wird laut und fröhlich dreistimmig Kanon gesungen.

Schritt 4:

Es gibt auch noch diese Strophe:

3

Hans isst den Schweizerkäs’ ohne Gebiss. Ob er’n aber über’n Oberkiefer kaut, oder aber über’n Unterkiefer kaut, oder aber überhaupt nit kaut, das is’ nit g’wiss. 2

Geburtstagskalender Im September hat meine Mutter Geburtstag, im Oktober hat mein Vater Geburtstag, im November hat meine Schwester Geburtstag, im Dezember hat mein Bruder Geburtstag. … in der gleichen Weise wie beim Oberammergau-Lied. Sie sprechen im Chor: Im Septemba hat meine Mutta Gebuatstag, im Oktoba hat mein Vata Gebuatstag, im Novemba hat meine Schwesta Gebuatstag, im Dezemba hat mein Bruda Gebuatstag. Anmerkung für Lehrer: Man kann das Schriftbild mit dem Computer noch besser gestalten, indem man das reduzierte [å] „herunterhängen“ lässt, also tief stellt: Oba’ammagau – im Dezemba.

3

Und jetzt richtig schön falsch. Je nachdem, woher die Schüler kommen: Lesen, sprechen oder singen Sie alles noch einmal, aber richtig schön breit „amerikanisch“, gefühlvoll gerieben „französisch“, sinnlich mit der Zunge gerollt „russisch“, l-artig „chinesisch“ … Der Spaß für alle ist garantiert. – Und dann wieder richtig schön auf Deutsch.

4

Noch ein paar Wörter und Sätze zum Üben: immer wieder auf und nieder schnell, schneller, noch schneller, noch viel schneller hoch, höher, noch höher, noch viel höher weit, weiter, noch weiter, noch viel weiter … und so weiter Wörter, Wörter, nichts als Wörter

  Verwandte Seiten: 12–14, 29–31, 61, 62 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Deklination der Artikel, Pronomen, Adjektive;  Steigerung; Wortbildung; Präpositionen; Konjunktionen 21

18

Ganz viele Diphthonge – -r hinter fast allen Vokalen

1

Der Konsonant -r hinter allen acht langen Vokalen Sprechen Sie die Wörter und achten Sie auf deutliche Diphthonge mit [-å]: [EÜ] [eÜ] [iÜ] [oÜ] [PÜ] [uÜ] [yÜ] [aÜ]

2

Märchen jährlich gefährlich Bär der sehr Gewehr Meer wir Bier Tier vier vor Ohr Tor Chor Chlor Öhrchen Törchen Gehör Uhr Ururgroßvater zur Geburt Kur für Tür Gebühr war wahr wunderbar Fahrbahn Saar Bargeld

Der Konsonant -r hinter sechs (von neun) kurzen Vokalen Sprechen Sie die Wörter und achten Sie auf deutliche Diphthonge mit [-å]: [E] [I] [O] [{] [U] [Y]

Herz gern er- (   30) zer- Berg Bert wird Wirt Stirn Gehirn dort fort Dortmund Form Wort örtlich nördlich kurz Kurt Kurs kürzlich kürzer

Höa mal: Es gibt 17 Diphthonge, nicht nua 3!

Nur das kurze [a] kann mit -r keinen Diphthong bilden (   28): [a] Garten Karte

3

Erkenntnis: Deutsch hat also nicht nur die drei „klassischen“ Diphthonge [a°I] [a°u] [O°I] (   11), sondern noch 14 weitere Diphthonge, Vokale + -r. Das sind zusammen also 17 Diphthonge. Alles darüber    19–30 und 35.

4

Man spricht auch vokalisches -r, wenn noch weitere Konsonanten folgen. Sprechen Sie die Wörter vokalisch: kurz Ort dort fort Kurs Kurt Nürnberg Fürth (Stadt bei Nürnberg) kürzlich du fährst er stirbt Geburt Geburtstag Sturz er stürzt Form du formst

5

Weiter gehts    35 und 36, wo man lernt, wann und warum man solche Wörter auch konsonantisch (als „r2“ oder auch „gerollt“) sprechen kann.

  Verwandte Seiten: 11, 17, 19–21, 22–30, 31, 35, 61, 62, 77 22

  Türen zur Grammatik: Verbformen (3. und 2. Person Präsens); Partizip II der Verben der t-Klasse;  Personalpronomen; untrennbare Vorsilben; Präpositionen u. a. W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

19

werden – aber ohne r-Klang 1

Zwei wichtige Erkenntnisse vorweg: 1 Das Verb werden ist (mit sein und haben) eines der drei wichtigsten Verben der deutschen Sprache. 2. Im Verb werden spricht man in der gesprochenen Sprache kein -r-. Das -r- steht nur auf dem Papier geschrieben.

2

Betrachten Sie die Schreibweise und sprechen Sie zweisilbige Formen überbetont zweisilbig aus:

ich werde/werd wir werden er/sie/es/man wird ich wurde wir wurden ich würde/würd wir würden (Perfekt/Passiv) worden, geworden 3

Ich wüad saagng: „Weardn” wiad imma wichtiga!

Nun wird die Aussprache der Formen in der gesprochenen Sprache deutlich gemacht: a) b) c) d)

lange Vokale durch Dreifachvokale: weeeadn -r- durch -aVerkürzung der Endung so weit wie möglich -d am Ende verhärtet als -t (Auslautverhärtung)

Die phonetische Schreibweise steht in [Klammern].

weeeade wiat wuade wüade

[veÜ°åd´\veÜ°åt] weeeadn [vI°åt] [v°Uåd´] wuadn [vY°åd´\vY°åt'] wüadn (Perfekt/Passiv) woadn  [vO°ådn]  gewoadn  [g´vO°ådn] 4

Sprechen Sie nun die Formen richtig, schnell, mit guter Aussprache.

5

Spielen Sie je nach Muttersprache oder Sprachkenntnissen fremde Aussprachen: mit deutlich „amerikanischem“ Akzent mit deutlich „russischem“ Akzent mit deutlich „französischem“ Akzent mit deutlich „chinesischem“ Akzent

6

[veÜ°ådn] [vU°ådn] [vY°ådn]

Und die Zweisilbigen immer so: 

oder oder oder (oder Spanisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch …)

Und jetzt alles richtig auf Deutsch: ich werde/ich werd sie wurden wir wurden er wird er ist krank geworden ich würde/ich würd sie würden er wurde  ich würd das auch so machen

  Verwandte Seiten: 17, 18, 22–24, 26, 27, 31, 35 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Grundverben; Passiv; Konjunktiv II; Futur 23

20

Die Endungen -en und -ern

1

Schreiben Sie in großer Schrift die folgenden Wörter:

enden ändern

… und alles nach dem Muster:

Enten entern, Hintern





2

Malen Sie nun in großer Schrift Wörter in phonetischer Schrift ab und machen Sie sich klar, wie die Endungen reduziert werden:

'Endn

'Entn enden

Wichtige Wörter mit -ern: ändern verändern sich ärgern verbessern  verschlechtern wandern  stolpern klettern  erweitern erwidern  stottern  meckern lästern entern kentern Eltern Hintern

Enten

Worauf es ankommt: In den Endungen ist der Vokal [-´-] raus.

'Endån

'Entån ändern



Dativ-Pluralformen:

entern

'Eltån

Kindern Messern Rädern Häusern Bürgern  Schwestern Brüdern Adern Leitern Bauern  Mauern Hühnern Wäldern …

Wunderbar, wie gut man die Wörter mit -en und mit -ern unterscheiden kann!

Eltern Worauf es ankommt: In den -ern-Endungen ist kein -er-, sondern der Vokal [-å-] drin.

3

Noch drei Sätze zum Nachplappern: Die Eltern wandern mit den Kindern zu ihren Bekannten in den Wäldern von Graubünden. Beim Klettern an den Wänden hat er sich mit den Händen nicht gut festgehalten und ist unten auf den Hintern gefallen. Nicht meckern, nicht labern, nicht stottern, sondern reden!

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  Türen zur Grammatik: Verben; Dativ Plural von Nomen, Pronomen, Artikeln, Adjektiven; Steigerung W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

21

Die Klanggruppe -ern betont … und ganz unbetont, reduziert, minimalisiert 1

Die folgenden Wörter enthalten die Klanggruppe -ern in betonter Form: gern Kern Werner Bern Ferne lernen Konzern Sterne Kerner (= ein guter Weißwein)

[-E°ån]

2

Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber bewusst falsch, mit „amerikanischem“ oder „französischem“ oder „russischem“ oder „chinesischem“ r.

3

Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber -a-artig: gean Kean Weana Bean Feane leanen Konzean Steane Keana Was lernen wir: Die betonte -ern-Gruppe wird deutlich als Diphthong gesprochen. Sprechen Sie nun die Sätze langsam mit betont konsonantischem r (   34): gern Kern Werna Bern Ferne lernen Konzern Sterne Kerna und dann wieder locker und vokalisch: gean Kean Weana Bean Feane leanen Konzean Steane Keana

4

Die folgenden Wörter enthalten die Klanggruppe -ern in unbetonter Form: ändern Bauern Mauern meckern labern lästern stottern Eltern Schwestern verbessern wandern

[-ån]

5

Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber bewusst falsch, mit „amerikani­ schem“ oder „französischem“ oder „russischem“ oder „chinesischem“ r.

6

Sprechen Sie die Wörter noch einmal, jetzt aber -a-artig, im Rhythmus  , aber nicht als Diphthong, sondern nur als -an:

Und nicht vergessen: 

ändan Bauan Mauan meckan laban lästan stottan Eltan Schwestan fabessan (verbessern    30) wandan Was lernen wir daraus: Die unbetonte -ern-Gruppe wird als ganz kleines -ån, also monophthongisch gesprochen.

7

Sprechen Sie die folgenden Sätze ganz richtig, dann wieder bewusst falsch und am Ende wieder ganz richtig: Werner sieht so gern die Sterne in der Ferne. Ich sehe so gerne die Sterne über Herne. (Industriestadt im Ruhrgebiet) Die Bauern meckern wegen der hohen Steuern. Früher musste ich immer mit den Eltern und meinen Brüdern und Schwestern in den Wäldern herumwandern. Meckern und lästern ist gut, verbessern und verändern ist besser.

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  Türen zur Grammatik: Verben; Plural; Dativ Plural u. a. 25

22

Komm mal her, Berliner Bär!

1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache die betonten langen e-/ä-Laute und der kurze e-Laut als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Wichtige Wörter mit -er, -ehr, -eer: Ich liebe dich mehr und mehr, ich liebe dich sehr, so sehr. Das Meer ist sehr, sehr schön. mehr sehr her her- leer schwer  Wehrt euch gegen das Meer. Ich fahr nie mehr ans Meer. Wert Erde Meer Teer  Verkehr Die Kneipe am Meer heißt „Kehr wieder!“. Mancher ist aber nie mehr wiedergekehrt. Der Geldbeutel ist leer, sehr leer. – Bei wem soll ich mich beschweren? Wegen des Mehrwerts ist die Arbeit sehr viel mehr wert. Wörtersammlung: Kehrtwendung zurückgekehrt begehrt entbehrt Gewehr wehrt sich Bundeswehr Teer beschwert sich Heer verzehrt Verzehr Speer Wert Schwert Pferd Herd Erde Erdbeere Verkehr verkehrt

3

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Jedes Jährchen ein paar weniger Härchen. Hier steppt der Bär, hier ist was los! Ohne Gewähr, wirklich ganz ohne Gewähr! Oma erzählt euch das Märchen von dem kleinen Bärchen. Wer ist gefährlich? – Der da? Der ist ganz ungefährlich.

Wichtige Wörter: der wer fährt gefährlich jährlich  Bär Märchen

[-EÜ°å]

Wörtersammlung: Bär gefährlich Gewähr gewährleisten Märchen jährlich Flair Gärprozess fährt  Gefährte Au-pair-Mädchen Nährlösung 4

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Ein typischer Herz-Schmerz-Film! Hermann, du blöder Kerl, du hast kein Herz! Herr Merz, heute ist schon der 13. März. Auf dem Berg da sitzt ein ganz erbärmlicher Zwerg. Herbert, bring mal ’ne Kerze! – Hier ist die Kerze, meine Perle!

[-eÜ°å]

Wichtige Wörter: gern Herz Herr Berg Werk Kern  Kerze Stern Kerl März Vers

Wörtersammlung: herzlich herrlich Herrschaft herrschaftlich Bergwerk Schmerz schmerzlich Scherz scherzen Vers Ferse Therme Wärme ärmlich erbärmlich 5

Wiederholen Sie    21, 1–3, die hierher gehören.

6

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Sätze:

[-E°å]

Ich begrüße Sie sehr, Herr Bär, sagte der Fuchs. Komm mal her, Berliner Bär! Die Feuerwehr fährt gefährlich schnell. Das ist eine schwere Verkehrsgefährdung. Hierher, du dummer Kerl, hier ist es ungefährlich. Hermann, ich begehre dich so sehr, ich verzehre mich nach dir so sehr. Wer ist denn der Kerl da, der dich so sehr begehrt? – Nur der Herbert. Käpt’n Blaubär und die Gummibärchen sind nicht sehr gefährlich. 7

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    31, 34, 35)? a) Sprechen Sie die Sätze und Wörter in 3 und 4 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Meer Bär Speer Gewehr Heer Verbformen: Verkehr Gewähr Verzehr leer Wehr Teer Nomen: leer schwer © marika/PIXELIO

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  Türen zur Grammatik: best. Artikel; Fragewörter; Richtungsverben und Richtungsadverbien;  Steigerung; Formen der Verben mit -r; Nomen auf -r; Pluralformen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

23

Was aus mir mal wird? 1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache das lange [iÜ] und der kurze I-Laut als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Bier gibts hier bei mir erst nach vier! Herr Ober, mir bitte noch ein Bier. Ich bin wie ein Tier und das will zu dir. Ich lieb dich wie ein Stier, und wie der’s macht, das zeig ich dir. Her zu mir, du Ungetier.

Wichtige Wörter: wir ihr mir dir hier vier Bier Tier Gier passiert telefoniert

Wörtersammlung: verliert verziert Zier Tierkreis Tierarzt Stier Stierkampf Gier schmiert verschmiert 3

[-iÜ°å]

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Wichtige Wörter: Was wirst du jetzt machen? wird wirst Wirtschaft Geschirr Was wird aus uns nur werden? Firma Schirm Birne 14 40 Wer nichts wird, wird Wirt. Schwirr ab, hier wird vom Wirt nichts mehr ausgeschenkt. Wir sind Wirtschaftswissenschaftler, er ist Diplom-Betriebswirt und ich promovierter Volkswirt. Mir schwirrt der Kopf, wer soll denn das ganze Geschirr spülen? Ich bin ganz verwirrt, unsere Firma wird ins Ausland verlagert, das ist doch vollkommen hirnrissig.

[-I°å]

Wörtersammlung: Wirtschaft wirtschaftlich Volkswirtschaft Betriebswirtschaft Wirtschaftswissenschaft  Geschirr schwirrt wirr verwirrt Schirm beschirmen Firma firmieren Birne Gehirn hirnrissig 4

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Sätze: Wir und ihr – was wird aus mir? Wir sind Vegetarier, hier bei mir wird kein totes Tier gegessen. Er ist Wirtschaftswissenschaftler: Er ist schon ab vier in der Wirtschaft und trinkt Bier, bis ihm die Birne schwirrt. Zwischen mir und dir ist zu viel passiert, jetzt wirds nichts mehr. Was ist denn mit dir passiert? Wirst du krank? Hier wird Blatt 7 wiederholt: 4, 14, 24, 40, 44, 104, 114, 144 Sie starteten mit ihrer Firma am 14.4.2004.

5

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? a) Sprechen Sie jetzt alles in Übung 2 und 3 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Bier Tier Stier Verbformen: Zier Gier Infinitive: verziert verschmiert telefoniert frisiert probiert passiert

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  Türen zur Grammatik: Personal- und Possessivpronomen; Richtungsadverbien; Zahlen; werden;  Verben auf -ieren (2. und 3. Person Singular Präsens); Pluralformen der Nomen auf -ier

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27

24

Oh, ein Mord! – Wo? – Dort, im Chor!

1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache das lange [oÜ] und das kurze [O] als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter: Bayern vor, noch ein Tor! vor(-) bevor(-) davor(-) hervor(-) Aber Bayern verlor durch ein Gegentor. Ohr Tor Chor Doktor  Professor Ich sing Tenor im Kirchenchor. u. a. Wörter mit -or Bevor ich gehe, leih mir dein Ohr! Mama, der Onkel Doktor hat gar nicht gebohrt. Herr Professor, Herr Professor, mein Ohr tut mir weh. Der Doktor war ein armer Tor, bevor er den Verstand verlor. Mehr Mohrrüben, mehr Mohrrüben, sangen die Hasen im Chor. Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. (Goethe) Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehn. (Shakespeare)

[-oÜ°å]

Wörtersammlung: verbohrt gebohrt Bohrinsel das Tor der Tor verlor geschmort Mohr Mohrrübe  Moor  Chor empor hervorragend bevorstehend sich vorstellen vorher zuvor hervor bevor davor Rohr Chlor Labor Doktor Professor Direktor 3

Sprechen/Spielen Sie den aufgeregten Dialog: A: Ein Mord, ein Mord! B: Wo denn? A: Dort, dort hinten. B: Ich seh dort aber gar nichts! A: Oh, jetzt ist er fort, er ist gar nicht mehr dort. B: Also doch kein Mord in unserm Ort. A: Ich sag kein Wort mehr. B: Ok, kein Wort von einem Mord in unserm Ort.

Wichtige Wörter: dort fort geworden worden fordern Wort  Form Norm Ort Sorte Sport in Ordnung ordnen normal formal

[-O°å]

Wörtersammlung: an Bord dort Dortmund Dorf Dorn enorm fordern Form formal formell fort Forst Gehorsam gehorcht Hort Horst Korn Korb Lord Mord Nord Norm normal Ort Ordnung ordentlich anordnen Portemonnaie Pforte Proportion Portion proportional Reporter Reportage Sorte sortieren Sport sportlich Sportler stornieren Tortur Torte Wort 4

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Sätze: Nichts wie fort von Dortmund, Herr Doktor. Oh, ein Mord! – Wo? – Dort, im Chor! Ein Mord mit Chloroform, das ist enorm in unserm Ort. Mein Chorleiter meint, ich sollte im Chor Tenor singen. Der ist doch total verbohrt, der ist doch nicht mehr normal. Der Tor brachte kein Wort mehr hervor. Sehr in Ordnung, dass du Sportler geworden bist! Sport ist Mord, Herr Lord. Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort. (Song von Heinz Ehrhardt)

5

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? a) Sprechen Sie jetzt alles in Übung 2 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Chor das Tor der Tor Ohr Rohr Doktor Labor Infinitive: gebohrt er verlor er schwor er fror/ist erfroren

  Verwandte Seiten: 4, 5, 8, 18, 19, 22, 23, 25–28, 31, 33–36 28

  Türen zur Grammatik: Präpositionen, Konjunktionen, Adverbien; Verben mit festen Vorsilben; Wortbildung; werden; Formen bestimmter Verben der Vokalklasse; Pluralformen der Nomen auf -or W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

25

Vom Mörder hat man nichts mehr gehört 1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache das lange [öÜ] und das kurze [{] als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter:

Hörst du, wie ich singe? Hast du das gehört?

gehört Gehör stört gestört zerstört empört Behörde

Mich stört, dass du mir nicht zuhörst. Wem gehört das ganze Computer-Zubehör? Oh Gott, mein ganzes Gehör ist zerstört.

[-PÜ°å]

Der Hase hat sein Häschen mit Möhrchen betört. Zu Möhren habe ich ein gestörtes Verhältnis. Was die Behörden da machen, das verstört die Leute.

Wörtersammlung: gehört (2) unerhört Gehör zerstört verstört stört Behörde behördlich betört Möhrchen Öhrchen Törchen Zubehör Stör (ein Fisch) 3

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter:

Der Mörder kam aus dem nördlichen Bezirk.

örtlich förmlich Wörter wörtlich Körper körperlich fördern Förderung

Vom Mörder hat man nichts mehr gehört. Schön, dass Dörte befördert wurde. Wörter, nichts als Wörter, und alle so förmlich.

[-{°å]

Du mit deinem unförmigen Körper, richtig kartoffelförmig. Der Mörder ist öfters der örtliche Oberförster. Hiermit werden Sie zum Oberförster befördert.

Wörtersammlung: fördern befördern förderlich förmlich Körper körperlich verkörpern Mörder nördlich örtlich Wörter wörtlich Körner Förster 4

5

Wie heißen die Pluralformen – mit richtiger Aussprache? Dorf



Korb –

Korn



Wort –

Ohr



Chor –

das Tor –

Ort

Mord –

Doktor –

Sport –

Tenor –

Labor –

Moor –

Pastor –

Dorn –



Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? a) Sprechen Sie die kurzen ö-Silben in Übung 1 bis 3 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Infinitive:

gestört gehört betört empört schwört

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  Türen zur Grammatik: Verben (2. und 3. Person Singular Präsens; Partizip II)  Wortbildung von Verben und Adjektiven; Plural 29

26

Der Geburtstag des Urururgroßvaters

1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache das lange [uÜ] und das kurze [U] als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter:

Mein Urgroßvater fuhr nur einmal zur Kur.

Urlaub zur nur fuhr stur pur Uhr Kur Geburt Natur Zensur Tour Schnur Flur

Die Geburt auf dem Flur war für mich eine Tortur. Und deshalb brauch ich Whisky pur. Bad Urach ist eine Miniatur-Kurstadt. Eine Nassrasur, das ist die reinste Fünf-Minuten-Kur.

[-uÜ°å]

Sie sang zehn Stunden nur in Moll und in Dur, das war für meine Natur die reinste Tortur, und seitdem bin ich für Zensur. Erst fuhr er zur Tour de France, und dann wieder retour.

Unsere Kurstadt hat ein Kurhaus, einen Kursaal und ein Kurorchester und rundherum ist Natur pur. Wenn Adam mein Urururururururgroßvater ist, dann muss Eva meine Urururururururgroßmutter sein. Wörtersammlung: ur(alt) Ursprung Uhr Geburt Dur fuhr/fuhrst Kur Kurhaus Kurstadt nur Flur  pur Spur Zensur Rasur Tortur Miniatur Natur retour stur Tour zur 3

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter:

Der Kater Murr hat ganz kurz geschnurrt. Kurt hatte Geburtstag, und deswegen war er sturzbesoffen. Frankfurt wurde von Kurt im Sturm erobert.

wurde durch kurz Geburtstag Sturz Furcht Sturm Wurm Frankfurt

Er ist ein Mann wie ein Turm im Sturm. Kurz war der Sturz vom Frankfurter Messeturm. Zum Geburtstag, liebes Kurtchen, zum Geburtstag viel Glück.

[-U°å]

Beim Sturz sind alle durcheinander gepurzelt. Wörtersammlung: durch wurde kurz Geburtstag Frankfurt (ge)schnurrt (ge)murrt Kurt Sturm Burg Turm Sturz purzeln Wurm Furz 4

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Beispiele: der Geburtstag des Urururgroßvaters Mein lieber Kurt, du bist von Natur aus ziemlich stur. Zurzeit bin ich ziemlich durcheinander. nur kurz, nur ganz kurz durch die Natur Auch wer nur ein Wurm ist, findet seine Spur durch die Natur.

5

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? a) Sprechen Sie jetzt die kurzen u-Laute in Übung 3 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Uhr Miniatur Spur Flur Zensur Infinitive: Tour Spur

  Verwandte Seiten: 6, 18, 19, 22–25, 27,   28, 31, 33–36 30

  Türen zur Grammatik: nur; werden; Präposition zu; fahren (Präteritum);  Wortbildung auf -ur und mit urW. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

27

Du bist zu stürmisch für mich 1

Am Silbenende werden in der lockeren, unmarkierten Umgangssprache das lange [yÜ] und das kurze [Y] als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter:

Moment, ich führ dich zur Tür. Die Gebühr ist ganz ungebührlich hoch. Ich habe leider überhaupt nichts gespürt. Warum hast du uns in Versuchung geführt? Für dich tu ich alles, für dich tu ich natürlich alles. Die Eistanz-Kür wurde sehr natürlich ausgeführt. Die Gebühr ist für uns zu hoch, das führt doch zu nichts.

für natürlich (ge)spürt (ge)führt du führst Tür Gebühr

[-yÜ°å]

Wörtersammlung: für führt/führst/geführt Kür Gebühr ungebührlich gespürt Spürhund Spürnase schürt natürlich Tür Geschwür 3

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter: Mehr Gewürz, die Suppe ist zu wenig gewürzt. würde würd Kürze kürzer kürzIch würde sie viel mehr würzen. lich  würzen Gewürz stürzen stürIn der Kürze liegt die Würze. men gestürzt Würzburg Nürnberg Es wird stürmisch, die Stürme kommen. Der Nürnberger Club muss mehr stürmen. Kürzlich fuhr ich von Nürnberg über Fürth nach Würzburg. Muss man dir denn die Würmer aus der Nase ziehen? Es brausen die Stürme, es stürzen die Türme. Kürzlich wurde die Stadt gestürmt, in Kürze wird der Diktator gestürzt.

[-Y°å]

Wörtersammlung: Nürnberg Fürth Fürst fürstlich kürzlich Kürze/kürzen kürzer/kürzest würde/würd stürmt/gestürmt Stürme stürmisch Türme Würmer würzen/würzt/gewürzt Gewürz Würze  Fürze Stürze stürzen/stürzt/gestürzt Schürze 4

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Sätze: Du bist zu stürmisch für mich. Für mich kann es nie stürmisch genug sein. Die Nürnberger haben zu wenig gestürmt, und deshalb führt Fürth.* Für mich wär das viel zu unnatürlich, ich würd das niemals machen. Tür auf, Tür zu, Tür auf, Tür zu …, das würd ich nicht ertragen, das wär für mich zu viel! Hier ist der kürzeste Weg zur Tür! *

5

Es geht um das fränkische Fußballderby 1. FC Nürnberg gegen den Nachbarclub Greuther Fürth.

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? a) Sprechen Sie jetzt alle Wörter mit den kurzen ü-Lauten in Übung 3 emphatisch, rezitierend, überexakt. b) Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Tür Gebühr Infinitive: geführt verführt gespürt geschürt c) Sprechen oder singen Sie mit stark rollendem -r-: „Ich brech die Herzen der stolzesten Frau’n, weil ich so stürmisch und so leidenschaftlich bin.“ (ein Song von Heinz Rühmann    36)

  Verwandte Seiten: 5, 10, 18, 19, 22–26, 28, 31,  33–36 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: werden; Konjunktiv II; Präposition für;  Verben (Präsens/Präteritum/Partizip II); Steigerung 31

28

Ja, das Jahr war hart, aber wunderbar

1

Am Silbenende wird in lockerer, unmarkierter Umgangssprache auch das lange [aÜ] als Diphthong ausgesprochen, wenn noch ein -r folgt. Folgt nach langem -ar noch ein Konsonant, spricht man auch konsonantisch. Aber: Die kurze Lautgruppe -ar muss konsonantisch ausgesprochen werden, weil [a] und [å] zu ähnlich sind.

2

Sprechen Sie die Wörter und Sätze:

Wichtige Wörter: Sag Ja zum neuen Jahr, nicht nur im Januar! war -bar (wunderbar) dar- (darstellen) ich Und so fahr ich Jahr um Jahr, die Gefahr ist wunderbar. fahr Fahrt gespart gar klar ein paar An der Bar wird bar bezahlt, und zwar jetzt! Jahr Gefahr -ar (Kommentar) (und) zwar Herr Kommissar, bitte einen Kommentar! Sorry, aber Ihr Kommentar ist völlig unbrauchbar. Solidarität ist machbar, Herr Nachbar. Am Neckar, am Neckar, da ists so wunderbar. Da war ein Paar in der Bar und hat ein paar Kognaks getrunken. Das Inventar ist noch brauchbar, ich bin ganz und gar zufrieden. Ich stell einen Saarbrücker Kommissar dar und fahr immer mit dem Fahrrad, und an der Saar bin ich ein Star.* * Gemeint ist der Fahrrad fahrende dicke „Tatort“-Kommissar Max Palu aus Saarbrücken.

[-aÜ°å]

Wörtersammlung: Ar bar Bar -bar (wunderbar, denkbar, brauchbar …) dar- (darlegen, Darbietung) fahr gar (2) Haar Jahr Karfreitag klar Klarheit Nachbar nachbarschaftlich Neckar paar Paar Gefahr Saar Star (2) Kommentar Inventar Kommissar Cäsar Zar Singular Sparkasse zwar Auch mit Konsonant: Art Bart Fahrt spart/gespart zart 3

Sprechen Sie die Wörter und Sätze: Ich bin halt arg arm, ich Armer. Red nicht so barsch mit mir, Martin. Der Hund scharrt im Garten. Martin, du bist ein Armleuchter, du kannst mich mal am A… lecken, du A… Martha, ich warte auf dich im Garten, sei nicht so hart. Die Arbeiter warten auf dem Arbeitsmarkt auf Arbeit. Veronika, der Spargel wächst. (ein berühmter Song der Comedian Harmonists) Wörtersammlung: arbeiten Arbeit arg arm Armin Armut Arm Arsch  Artikel  barsch Farbe  farbig harmlos hart Garten karg Karte Karzinom DM  Margarine Markt Martha Martin parken  Park  Parkplatz  Part Partitur Quark  Sarg scharf Spargel stark starr/starrt warm warnen  warten Warze

4

Wichtige Wörter: arm Arm Artikel hart  stark scharf warm warten parken warnen Karte Garten Start

[-ar]

+ Konsonant

Alles bunt durcheinander. Sprechen Sie die Sätze: Ja, das Jahr war hart, aber wunderbar. Ja, ja, ganz klar, das Jahr mit Tina in Java war wunderbar. Martin war der Star in der Bar, der Armleuchter. Wunderbar, deine Postkarte, so farbig, und der Himmel ist ganz klar. Ja, die Armut war karg und hart, damals bei uns am Neckar. Martha mit Martin am Arm in einer Nachtbar, obwohl es gar nicht Nacht war.

5

Oder doch mit konsonantischem r („r2“    35)? Bilden Sie (mit konsonantischem -r-) von den folgenden Wörtern Pluralformen: Haar Gefahr Paar Verbformen: Paar Fahrt Infinitive: gepaart gespart Start

  Verwandte Seiten: 3–6, 18, 22–27, 31, 33–36 32

  Türen zur Grammatik: sein; Adjektive; Wortbildung; Singular-Plural W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Die unbetonten Vorsilben: Der „phonetische Käfer“– Muster:  Nicht nur die unbetonten Endungen werden reduziert und minimalisiert (   12–17), sondern auch bestimmte Vorsilben mit dem Rhythmus-Muster  Um das bildlich darzustellen, taugt das phonetische 1 Sprechen Sie die Wörter mit Vorsilben. Schweinchen (   13) nicht. Hier hilft der phonetische Ganz kurze unbetonte, minimalisierte Vorsilben: Käfer, der das Rhythmusgegesehen geküsst geliebt geheiratet geschieden Muster symbolisiert. beberühren befühlen betasten begreifen Die Stammsilbe ist der ererblicken erkennen erfahren dicke Körper hinten, die verVorsilbe ist das winzig verliebt verlobt verheiratet vernachlässigt vergessen kleine Köpfchen vorn. Etwas längere unbetonte Vorsilben: zerzerschlagen zerstört zerbrochen ententstehen entstanden entschlossen entsetzt missmissachten misslingen misstrauen überüberfallen überfahren überstehen übersetzen 2

Verändern Sie mit dem Computer das Schriftbild der Wörter, indem Sie die unbetonten und reduzierten Vorsilben klein und tief schreiben. Das sieht dann so aus: gesehen geküsst geliebt geheiratet geschieden berühren befühlen betasten begreifen erblicken erkennen erfahren

verliebt verlobt verheiratet vernachlässigt vergessen zerschlagen zerstört zerbrochen

Ich hab’s begriffen, ich hab’s erfasst, ich hab’s gecheckt; ich werd’s bestimmt nicht mehr vergessen!

entstehen entstanden entschlossen entsetzt missachten misslingen misstrauen

überfallen überfahren überstehen übersetzen 3

Malen Sie sich selbst auf Karten phonetische Bildchen, die zeigen, wie man die unbetonten, reduzierten Vorsilben ausspricht:

g´-

b´-

tsE°å-

'Ent-

å-

få-

mIs-

'yÜbå-

'E°

Und dann noch mal alles von vorn: ganz kurz, ganz unbetont, ganz reduziert, ganz minimalisiert, und richtig deutsch ausgesprochen. Besonders kurz ist der Diphthong 'E°å- (er-    30). Tipp für Lehrer: Sprechen Sie bei ge-, be-, er- und ver- nicht von unbetonten Vorsilben, sondern von reduzierten bzw. minimalisierten Vorsilben.

  Verwandte Seiten: 12–15, 22, 30, 66

  Türen zur Grammatik: Verben (und abgeleitete Adjektive, Nomen) mit „unbetonten“ = reduzierten, minimalisierten Vorsilben; Perfekt; Partizip II

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33

30

er- und ver-: Aber ganz klein – und richtig deutsch!

1

Sprechen Sie noch einmal die folgenden Wörter: erblicken erkennen Erkenntnis erfahren Erfahrung erbauen erhalten erhaltenswert ertragen Ertrag erleben Erlebnis

['E°å-]

2

Sprechen Sie die Wörter nun bewusst falsch, indem Sie das -r falsch aussprechen – entweder „englisch/amerikanisch“, „französisch“, „russisch“, „spanisch“, „italienisch“ oder „chinesisch“.

3

Sprechen Sie jetzt die Wörter noch einmal, aber mit einem bewusst langsamen und überdeutlichen a-Klang an der -r-Stelle: eablicken eakennen Eakenntnis eafahren Eafahrung eabauen eahalten eahaltenswert eatragen  Eatrag ealeben Ealebnis

4

Eafasst? Fadammt wichtig!

Sprechen Sie nun die Wörter noch einmal, aber mit extrem kurzem, minimalisiertem ['E°å-]. So klingt es richtig auf Deutsch. – Sie können die Übung noch verstärken, indem Sie die Stammsilbe sehr stark betonen und mit Kopfnicken oder Klatschen begleiten: erblicken erkennen Erkenntnis erfahren Erfahrung erbauen erhalten erhaltenswert ertragen Ertrag erleben Erlebnis

Was lernen wir? Der Diphthong ['E°å-] ist der kürzeste Diphthong der deutschen Sprache. 5

Sprechen Sie die folgenden Wörter: verliebt verlobt verheiratet vernachlässigt vergessen verstehen Verstand Veranlassung Verfassung Verführung

[få-]

6

Sprechen Sie das -r in der Vorsilbe ver- bewusst falsch aus, auf „englische“, „französische“, „russische“, „spanische“ oder „chinesische“ Weise.

7

Machen Sie sich Folgendes klar: Wenn man das ver- als Diphthong aussprechen würde [fE°å-], würde das, auch wegen des f-, relativ lange dauern. Um die Vorsilbe zu minimalisieren, wird der Diphthong deshalb auf [-å] reduziert. Sprechen Sie jetzt die Wörter noch einmal, aber mit einem bewusst langsamen und überdeutlichen -a an der -er-Stelle: faliebt falobt faheiratet fanachlässigt fagessen fastehen Fastand Fafassung Faanlassung

8

Sprechen Sie nun die Wörter noch einmal, aber mit extrem kurzem, minimalisiertem [få-]. So klingt es richtig auf Deutsch. – Sie können die Übung noch verstärken, indem Sie die Stammsilbe sehr stark betonen und mit Kopfnicken oder Klatschen begleiten: verliebt verlobt verheiratet vernachlässigt vergessen

verstehen Verstand Veranlassung Verfassung Verführung 9

Und jetzt bitte in gutem Deutsch – beim ersten Mal langsam, dann schnell: erinnern verringern erringen Erinnerung verrückt erraten erröten erahnen verraten verachten verrückt verantworten Verein vorn Vorrat verursachen Vereinigung Verrat Verachtung verreisen

  Verwandte Seiten: 12–15, 22, 29, 66 34

  Türen zur Grammatik: Verben (und abgeleitete Nomen) mit „unbetonten“ = reduzierten,  minimalisierten Vorsilben; Perfekt; Partizip II; nominale Wortbildung W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

31

Das r-Phänomen: Ganz verschiedene Klänge 1

r1 (vokalisches r) [å]

ca. 60–65 %

aber wieder ver- der wir Uhr    17–30 vokalisch

zwischen r1/r2 variabel

Form/Formen gern dort Herr Müller/Herrrrr Müller!!!!    18–28, 35, 36 konsonantisch, etwas Stimme

Buchstabe r (r, r-, -r-, -rr-, rh-, rrh-)

r2 (Reibe-r) [r]

+/– 20 %

rote Rosen raus und rein Türen fahren stark warten    28.3–5, 32, 34–36 weicher, wenig stimmhaft

zwischen r2/r3 variabel

bringen draußen groß    44, 45 hart, stimmlos

r3 (Kratz-r) [r]

10–15 %

(fast wie -ch [x]    53)

2

kratzen tragen Preis Fritz schreiben Straße Sprache    33, 35, 36, 53

Drucken Sie einen (literarischen) Text mit großer Schrift (16 pt) und 1,5 Zeilenabstand aus. Markieren Sie mit einem gelben Markerstift alle r1, mit einem orangen Stift alle r2 und mit einem roten Stift alle r3. Entscheiden Sie, wie Sie die Wörter, die zwischen r1/r2 (z. B.: Form, Formen) bzw. zwischen r2/r3 (z. B.: bringen) stehen, aussprechen wollen.

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  Türen zur Grammatik: „r1“ in der gesamten deutschen Grundgrammatik  (Morphologie der Verben, werden, Pronomen, Artikelwörter, Nomen, Adjektive, Komparativ);  Präpositionen, Wortbildung mit Vorsilben ver-, vor-, her- u. v. a.

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r3 – „Kratz-r“ und r2 – „Reibe-r“

1

r3: Kratz-r und Hustenbonbons Sprechen Sie extrem kratzend [x]: und jetzt – extrem kratzend, ach-artig [x]: und jetzt – etwas weniger stark:

achchch dochch Bauchch kchchch tchchch pchchch krrrrrrrr trrrrrrrr prrrrrrrr

Jetzt kratzt es bei Ihnen hinten im Gaumen so sehr, dass Sie ein Hustenbonbon brauchen. Man versteht, warum die Schweizer die Hustenbonbons „mit 13 Kräutern“ erfunden haben. Schweizer lieben es, so zu sprechen. 2

Folter mit Bleistift: die r3-Kratz-Stelle im „Sagittalschnitt“ – und von dort das r2, das Reibe-r. r3 (das „Kratz-r“): Nehmen Sie einen spitzen Bleistift und stechen Sie sich damit (bitte nur in Gedanken), genau im Winkel des Kinns, schräg nach oben durch das Kinn und die hintere Zunge – so wie es im Schaubild gezeigt wird. Verlängern Sie in Ihrer Vorstellung die Drucklinie der Bleistiftspitze nach oben – sie zeigt genau an die Stelle, wo es beim Kratz-r kratzt: hinten oben – kkkchchch.

5

4 2

1 1

3

r2

Vokal

6

7

r3

8

9 2

r2 („Reibe-r“): Setzen Sie noch einmal zum Kratzen an; halten Sie etwas an und machen Sie sich die Artikulationsstelle ganz bewusst – aber Vorsicht: Nicht kratzen, nur etwas reiben und dann sofort in einen Vokal übergehen: roooo raaaa rüüüü rääää rote Rüben für Robert rote Rosen für die rote Rita rauf und runter runter und rauf raus und rein rein und raus 3

Der Trick „Die gefesselte Zunge“: Klemmen Sie Ihre Zunge in das Halbrund der unteren Zähne fest ein, mit ein wenig Druck. Sprechen Sie dann: Kra Kra Kra Kre Kre Kre Krä Krä Krä etc. und dann: Ra Ra Ra Rä Rä Rä Re Re Re etc.

1 – Lippen 2 – Zähne 3 – Zahndamm 4, 5, 6 – harter Gaumen 4 – vorderer harter Gaumen 6 – hinterer harter Gaumen 7 – weicher Gaumen 8 – Zäpfchen 9 – Zunge

– labial – dental – alveolar – palatal – präpalatal – postpalatal – velar – uvular – lingua

Das r2 mit „gefesselter Zunge“ üben: Das klingt absolut deutsch. Sie können das deutsche r3 und r2 wunderbar sprechen. – Sie können Ihre Zunge auch fesseln, wenn Sie den Korken einer Weinflasche fest zwischen die Zähne nehmen (   34). 4

Schauen Sie sich die r3-Kratz-Position und die r2-Reibe-Position im Schema    31 genau an.

5

Sprechen Sie so, als ob Sie eine starke Sprechbarriere hätten und den Vokal nur mit großer Mühe, nach viel Kraftanstrengung endlich herausbekommen. Sie können laut oder flüsternd üben:

6

kkkch (kr)

pppch (pr)

tttch (tr)

schschch (schr)

fffch (fr)

krachen

Protest

Tragödie

schreien

Freiheit

rrrrraaa

rrrrreee

rrrrrüüü

rrrrrööö

rrrrriii

ran

reden

Rübe

rötlich

Rhinozeros

Erkenntnis: Die Zunge tut beim r3 und beim r2 vorn an der Zungenspitze und an den seitlichen Zungenrändern überhaupt nichts, sie ist völlig passiv, sie schläft, sie hat Urlaub. Der Zungenmuskel bildet hinten eine Barriere: Beim r3 kommt Luft zum härteren oder weicheren Kratzen; beim r2 kratzt es nicht, die Stimme reibt ein bisschen, dann kommt sofort der Vokal.

  Verwandte Seiten: 31, 33–36, 42, 53, 60, 64 36

  Türen zur Grammatik: Komparativ; Relativpronomen; Vorsilben mit -r; Verben mit Präpositionen (darin, woran); Formen von Verben und Nomen mit auslautendem -r (Türen, Schülerin) und inlautendem -r- (fahren) W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Das r3: Harte und etwas weichere Kratz-r-Bedingungen 1

Sprechen Sie extrem kratzend den Laut [x]: ach doch Bauch    53. Artikulieren Sie nun die drei harten und stimmlosen Laute [k], [p], [t] in der Art, dass eine extreme Sprechhemmung (die erreichen Sie mit viel Energie) verhindert, den Klang auszusprechen, bis am Ende doch die Luft herausplatzt (* = Luftexplosion): kkkkk* ppppp* ttttt* Wiederholen Sie die Übung, nun aber ohne Luftexplosion, mit einem [x]-artigen Kratz-r: kkkkkchchch pppppchchch tttttchchch Sprechen Sie nun übertrieben kratzend die folgenden Wörter und dann korrekt: kratzen Kreis prima Preis Trauer tragen Krach Creme Prolet Prädikat treu Tradition

2

Helfen Sie sich mit einem Bleistift-Piks. Unterstützen Sie die Artikulationsstelle des Kratz-r (hinten/oben) durch einen leichten Bleistift-Piks oder mit Ihrer Fingerspitze in der Beuge von Kinn und Hals (wie auf dem Schaubild    32). Üben Sie, wie in Übung 1, das Kratz-r in den Klang­kombinationen: schschschchchch [Sx] oder [Sr]

Fritz Franz Friede Freude Freiheit

Sprechen Sie jetzt in „normaler“, flüssiger Sprechweise: schreiben Schrift schreien schräg

3

kratzen

p+r Preis

t+r

tragen

S+r

schreiben

f+r

fffffffffchchch [fx] oder [fr]

fressen

Sprechen Sie nun – übertrieben kratzend und mit Unterstützung des Bleistifts oder Fingers – die Wörter: schreiben Schrift schreien schräg

k+r

Übrigens: Ob Sie als phonetisches Zeichen für „r3“ [r] oder [x] schreiben, können Sie selbst entscheiden.

Fritz Franz Friede Freude Freiheit

Die drei weichen Kratz-r-Positionen sind br-, gr-, dr-. Weicher als [k], [p], und [t] sind die Laute [g], [b] und [d], aber im Anlaut und in Kombination mit -r sind sie deutlich härter als z. B. in den romanischen Sprachen, im Englischen und in den slawischen Sprachen (   44–45). Sprechen Sie – überdeutlich und ggf. mit Bleistift- oder Finger-Piks – die Wörter: braun groß draußen

b+r braun

g+r groß

Brühe grün drüben

d+r

Gras braten dran

draußen 4

Falsch und richtig: Spielen Sie jetzt bei den Kratz-r-Wörtern die verschiedenen „Fehler“ der „amerikanischen“, „französischen“, „italienischen“, „russischen“ und „chinesischen“ Aussprache … Lachen Sie herzlich darüber – und dann wieder richtig auf Deutsch.

5

Wie stark soll man denn „kratzen“? Wenn Sie das „Kratzen“ richtig gut geübt haben, sodass es immer problemlos gelingt, können Sie die Intensität des Kratzens reduzieren. Je mehr Betonung, desto stärker wird gekratzt; je weniger Betonung, desto weniger kratzen.

Was macht die Zunge bei r3?   32 Hinten bildet der Zungenmuskel eine Barriere, dann kommt Luft und kratzt, härter oder weicher. Vorn bleibt die Zungenspitze völlig passiv, nicht die kleinste Spannung oder Bewegung.

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r2-Übungen, r2-Hilfen

1

Eine Hilfe für das r2: das „Oberkörperpaket“: Greifen Sie „überkreuz“ mit Ihren Händen nach beiden Schultern; drücken Sie die Ellbogen fest gegen die Brust; ziehen Sie dann Ihre Schultern ganz hoch bis an die Ohren: Bilden Sie eine ganz enge und ganz feste, kompakte Verbindung zwischen den Schultern, dem Hals und dem Kopf. Schaukeln Sie sich hin und her, haben Sie sich so richtig lieb. Sprechen Sie in dieser festen, angespannten Position ganz leicht und locker: raus rein raus rein

2

Was macht die Zunge bei r2?   32 Hinten bildet der Zungenmuskel eine Barriere, dann kommt keine Luft, sondern sofort der Vokal. Vorn bleibt die Zungenspitze völlig passiv, nicht die kleinste Reaktion.

rauf runter rauf runter

rote Rosen rote Rüben

Noch mal als Übungshilfe für das r2: die „gefesselte Zunge“. Stecken Sie Ihre Zunge ins Gefängnis; fesseln Sie die Zunge, indem Sie sie gegen die unteren Zähne drücken, vorn und seitlich, schön fest. Machen Sie dann mehrfach den Mund auf und zu, die Zunge geht brav mit dem Unterkiefer nach unten. Sprechen Sie dann: rararara rärärärä rererere rorororo Es geht mit diesen Vokalen besser als mit rururu oder ririri. Eine zweite Methode, Ihre Zunge zu fesseln: Nehmen Sie den Korken einer Weinflasche fest zwischen Ihre Zähne: rararara rärärärä rererere rorororo

3

Schauen Sie sich die r2-Artikulation auf dem Schaubild    32 an. Kratzen Sie nicht, höchstens ein bisschen mit der Stimme reiben; gehen Sie sofort in einen Vokal über: roooo raaaa rüüüü röööö rääää riiiiii ruuuuu reeeee rote Rosen für die rote Rita rote Rüben für Robert rauf und runter, raus und rein Ro-Ro-Ro-Ro-Robinson

4

Sprechen Sie

5

auf gut Englisch:

auf gut Deutsch:

the Royal Family rules Rock’n Roll rare rhythm rich red rats a Rolls Royce for Roy

Royalismus Regeln Rockmusik, Rollschuhe Rarität Rhythmus reich rot Ratten Rollmöpse für Rainer

Singen Sie, so schön Sie können, das „Röslein-Lied“ (aus einem Gedicht von Goethe): Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heide(n).

6

Schwierige Wörter für anglophone und slawische Sprecher, für Japaner, Chinesen, Italiener, Spanier … und für alle anderen auch: relativ Lehrerin Religion Religionslehrerin verringern Erinnerung Euroregion Aurora irreparabel  Rarität Terrorist Reiseleiterin Beraterin reinreiten allein reiten Reiterin Retterin Richterin rasieren Rehrücken polarisieren Polaroid Lichtreflex Larifari falleri – fallera Belehrung Loreley gering  gelingen verringern Lore, geh ran, es geht voran! Logarithmus Relativitätslehre

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  Türen zur Grammatik: Komparativ; Relativpronomen; Vorsilben mit -r; Verben mit Präpositionen (darin, woran);  Formen von Verben und Nomen mit auslautendem -r (Türen, Schülerin) und inlautendem -r- (fahren) W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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-r hinter Vokal Wann spricht man vokalisches [å] = „r1“, wann konsonantisches [r] = „r2“? 1

Schauen Sie noch einmal das r-System   31 an. Es geht um die Aussprache-Varianten zwischen dem vokalischen r1 und dem konsonantischen r2.

2

Wiederholen Sie    12, 17, 18–28. Dort wurde die vokalische Aussprache (r1) eingeübt (außer beim kurzen [-ar]    28). Das vokalische r1 zu sprechen ist zwar ganz einfach: Alle Menschen auf der Welt können so einen a-Laut sprechen. Trotzdem macht es vielen Deutschlernern aus aller Welt große Schwierigkeiten: Weil die Schrift auf dem Papier ein „r“ zeigt; weil es von vielen Lehrern auf der ganzen Welt leider falsch gelehrt wird; weil es auf der ganzen Welt leider falsch geübt wird.

3

Bei unbetonten Silben mit -er (Endungen) ist der Vokal [å] absolut dominant:

Das ist ein Skandal !!!

V/K

V

Oberammergau aber wieder Dezember ändern (   17, 20–21) 4

Endet die Silbe mit langem Vokal + r, dann ist die vokalische Aussprache (r1) absolut dominant: Tür Tor war für Tier mir dir ihr …

5

Verwandte Seiten:  12, 17–21, 22–28, 31–34

Wird die Silbe aber erweitert, folgt also noch eine weitere Silbe (z. B. bei Infinitiv, Plural, bei vielen Flexionsformen etc.), dann wird die konsonantische Aussprache (r2) dominant. Der Grund ist, dass bei den zweisilbigen Wörtern das -r- nicht mehr der letzte Laut der ersten Silbe ist, sondern der erste Laut der zweiten Silbe: Tür [tyÜ°å] Türen [tyÜr´n]:

V V K

Tü-ren To-re wa-ren de-ren füh-ren Tie-re telefonie-ren 6

Folgt dem Vokal in einem einsilbigen Wort noch ein Konsonant (oder zwei), ist auch hier in der unmarkierten, alltäglichen Sprechweise die vokalische Aussprache dominant:

V

kurz Norm Schirm Herz Scherz fährt führt hört 7

Werden diese Wörter aber erweitert, folgt ihnen also eine zweite Silbe, dann ist auch die konsonantische Aussprache gut möglich: Kürze Normen firmieren Herzen Scherze

8

V/K

Schauen Sie sich die Übersicht an, die die Verhältnisse klärt: vokalisch: r1 Sprechen Sie [å]. aber, ändern vor

Professor wer, werden Märchen

Spur war, wahr

V

V

„r1“ und „r2“ sind möglich.

K vokalisch: [å] konsonantisch: [r] Mord Mord vorn vorn hört durch durch Wörter Wörter Sorte Sorte Kirche Kirche wird wird geworden geworden spürt

konsonantisch: r2 Sprechen Sie [r]. voran, vorüber hören Professoren

Spuren, spüren waren, wahre, Ware

K

Genaueres auf Blatt 17, 20, 21 24 24, 41 24 25 26 26 24 24 21 21 23 23 24 26/27 28

Was lernen wir daraus: Sprechen Sie dort, wo es möglich und sinnvoll ist, vokalisch (r1): im Alltag, in Gesprächen, in lockerer Kommunikation. Es ist einfacher, vermeidet Aussprachefehler, klingt ungezwungen. Ein konsonantisches r2 würde „markiert“ klingen, angestrengt, scharf, überkorrekt, gestelzt, gezwungen.

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Gerolltes -r – regional, individuell, theatralisch

1

Schauen Sie noch einmal die folgenden Blätter an:  31  35  33  32

2

– – – –

Dort wird das ganze r-System im Deutschen erklärt. Dort wird gezeigt, wo man auch konsonantisch statt vokalisch sprechen kann (hart, Orte). Dort werden die harten und weichen Kratz-r-Laute geübt (kratzen, groß). Dort wird der Reibe-r-Laut geübt (raus, rein, rot).

In allen konsonantischen Positionen kann natürlich auch im Deutschen kräftig „gerollt“ werden. Und zwar a) vorn, mit der Zungenspitze: RRRRRRRRaus („Zungen-r“) (Ähnlich klingt das r, das in Spanien, in Italien, in den Ländern mit slawischen Sprachen gesprochen wird.) b) ganz hinten, mit dem Zäpfchen: rrrrrrrrraus („Zäpfchen-r“)

r

R

rrRRRR

rrr

rrr

Nicht jeder Deutsche kann das, manche können es überhaupt nicht, aber manche können es mit großer Perfektion. – Nehmen Sie sich viel Zeit, solche komischen Geräusche zu machen; es klingt oft sehr lustig. 3

Wer in Deutschland rrrrrollt das [r], in welchen deutschsprachigen Regionen wird gerrrrrollt?    1, „Deutschkarte“ regional:

in der Schweiz, in Österreich, in Bayern, in Franken, im Osten Sachsens, in den Orten auf der Schwäbischen Alb, im Sauerland in Nordrhein-Westfalen. So sprechen auch Menschen, die früher in den deutschsprachigen Gebieten östlich von Oder und Neiße gelebt haben (Schlesien, West- und Ostpreußen), und deutschsprachige Menschen, die in Osteuropa gelebt haben oder leben.

individuell: Manche Menschen sprechen auch so, ganz individuell, weil es ihnen so gefällt. Es klingt ja auch so schön maRRRkant. 4

Wenn – z. B. im Chor – gesungen wird oder wenn auf der Theaterbühne deklamiert wird, kann das Zungen-rrrrrrr zum klanglichen Ereignis werden. So singt z. B. in Mendelssohns Oratorium „Elias“ der Chor: Herrrrrr, unser Herrrrrrscher, wie herrrrrrlich ist dein Name! Oder singen Sie mit dem wunderbaren Schauspieler Heinz Rühmann: Ich brrrrech die Herrrrzen der stolzesten Frrrrau’n, weil ich so stürrrrmisch und so leidenschaftlich bin. In Goethes Drama „Faust I“ ruft der Teufel Mephistopheles ganz am Schluss: Heeerrrrrrr zu miiiiiirrrrrrr!

5

Soll man also mit der Zunge oder hinten mit dem Zäpfchen rrrrrrrollen? Antwort 1: Wenn man es kann, ist es sicher schön und macht Spaß. Antwort 2: Das Roll-r ist aber nur für künstlerische oder theatralische Zwecke sinnvoll, nicht für die gesprochene Sprache des Alltags. Antwort 3: Wenn Ihr Sprechalltag in einer deutschsprachigen Roll-r-Region liegt, können Sie natürlich gern versuchen, sich anzupassen. Antwort 4: Wenn in Ihrer Muttersprache das r stark gerollt wird (z. B. Italienisch, Spanisch, Russisch), dann sollten Sie die deutschen Roll-r-Varianten nicht imitieren, sondern das „richtige“ Kratz-r (r3) und das Reibe-r (r2) und besonders natürlich das vokalische r (r1) üben. Wenn Sie das nicht tun, wird Ihre Aussprache immer italienisch, spanisch oder russisch oder … klingen.

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Die Zungenspitze vorn an den Zähnen 1

Schöne Fühl-Erlebnisse mit der Zungenspitze: Berühren Sie mit der Zungenspitze die oberen Schneidezähne. [n]

Mit breiter Zunge, im oberen Zahnkranz: Summen Sie: nnnnnnnnnnnn.

[d]

Nur mit der Zungenspitze: Flüstern Sie wiederholt: d-d-d-d.

[t]

Jetzt mit mehr Druck: Flüstern Sie, jetzt aber härter: t-t-t-t.

[l]

Nur mit der Zungenspitze an den vorderen oberen zwei Zähnen: Summen Sie: lllllllll.

[-]

Tippen Sie nur mit der Zungenspitze an die vorderen oberen Zähne, ohne jedes Geräusch und ohne jeden Ton.

Sie merken: Bei allen vier Konsonanten ist die Grundposition gleich – die Zunge ist dicht hinter den oberen Schneidezähnen oder hat leichten Kontakt mit ihnen: Bei [n] legt sich der seitliche Zungenrand oder die ganze Zunge in den oberen Zahnkranz hinein, bei [d], [t] und vor allem bei [l] ist nur die Zungenspitze mit den vorderen zwei bis vier Zähnen in Kontakt.

2

Benutzen Sie diese Konsonanten-Nachbarschaft im Mund. Sprechen Sie mit großer Sensibilität, leise, flüsternd, mit ein bisschen „Erotik“. Gehen Sie vom [n] oder [l] mit Verzögerung, ganz sensibel, in das [d] oder [t] hinein, bei [t] mit einer kleinen Luftexplosion (*) am Schluss, also so: Welll…t*: alt kalt Welt anders Antwort ändern alternativ intern unten älter Eltern Aldi Andi Undine  endlich Ende intim Indien in die endlos entlehnen anti- Antike unten

3

Wenn Sie Niederländisch als Muttersprache sprechen: Wiederholen Sie in der Übung 2 noch einmal alle Wörter mit -l- (-lt, -ld, -tl, -dl); achten Sie genau darauf, dass Sie keine kleinen Minivokale dazwischensetzen (Welet, endelich). – Zur Abwechslung sprechen Sie diese Wörter mal so richtig „niederländisch“ aus und dann wieder – sehr sorgfältig – richtig deutsch.

4

Sprechen Sie die folgenden Wörter mit -l- „slawisch“ oder „kölnisch“ aus, weit hinten im hohlen Mundraum, hinten im Hals, und dann auf Deutsch und richtig: Slowenien Slowakei Polen polnisch slawische Linguistik Kolonie Kalorie Ljubljana katholisch Galina Galizien Moldawien Labor Wald bald Wladimir Köln Lust Land Landlust lustvoll

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I love you – Ich liebe dich Spiele mit der Zungenspitze, mit l

1

Amerikanisch, Niederländisch und Kölnisch (Zunge nach hinten rollen): Sprechen Sie extrem amerikanisch: „I love you, my lovely lady.“ Sprechen Sie richtig kölnisch: „Mir läwen all in Kölle.“ „Kölle Alaaf!“ (der Kölner Karnevalsruf ) Was ist das für ein [l]? Wie artikulieren Sie diese Klänge?

2

Lassen Sie die Zunge wandern.    32, Abbildung Singen Sie – ganz deutsch – mit der Zungenspitze an den Zähnen ein l-Lied. Wandern Sie dann langsam – mit Kontakt zum Gaumen – mit der Zungenspitze so weit wie möglich nach hinten – immer weitersingen! – und dann wieder weiter bis ganz nach vorn. Beobachten Sie, wie sich jeweils der Klang verändert.

3

Das Apfelschalenspiel Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Apfel gegessen und ein Stück der Apfelschale ist zwischen Ihren oberen Schneidezähnen stecken geblieben, genau in der mittleren Zahnritze. Einen Zahnstocher haben Sie nicht; Sie versuchen nun „von innen“, mit der Zungenspitze, durch Hin- und Herwischen das Schalenstück herauszukriegen. – Das kitzelt ein bisschen, genau an der Stelle, die das [l] artikuliert, indem die Zungenspitze hinter die oberen Zähne drückt.

4

[l] mit „Cheese-Gesicht“ Artikulieren Sie nun die Beispiele – die Vokale sind e-Klänge oder i-Klänge: Welt Eltern Weltgeltung Weltbild Geld kälter Bild Iltis Geld regiert die Welt. Machen Sie dabei ein richtig übertriebenes, breites, grinsendes „CheeseGesicht“.

5

Stemmen Sie Ihren Ellbogen fest auf den Tisch und Ihr Kinn fest in die Hand; der Mund kann nicht mehr aufgehen, im Mund kann sich kein Hohlraum bilden, der Mund bleibt innen flach. Machen Sie dann wieder Ihr breites „Cheese-Gesicht“ und drücken Sie die Zungenspitze gegen die vorderen oberen Zähne. Beginnen Sie dann zu singen: hhllllllllllll lllllllll lelelelele lilililili. Und noch einmal die Wörter von Übung 4. Lassen Sie sich Zeit mit dem -llllll- und genießen Sie – mit einer zele­ brierten kleinen Luftexplosion – das abschließende -t* (   37.2).

6

Daraus lernt man: Das breite Gesicht bewirkt, dass Ihr Mundraum flach bleibt, die Zunge kann nach oben/hinten keinen Raum bilden und kann sich nicht „amerikanisch“ oder „kölnisch“ nach hinten beugen. Wörter mit e oder i vor dem l und mit -d oder -t hinter dem l- sind also gut, um das deutsche [l] zu üben. Der l-Klang entsteht ganz vorn, im vorderen Mundraum, auf der vorderen Zungenfläche und nicht hinten (wie z. B. bei Englisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Niederländisch oder eben „Kölnisch“). Das deutsche l klingt hell, nicht dunkel.

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  Türen zur Grammatik: wollen, lassen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

39

Alles kann man, wenn man will [n] Die Zunge macht vorne zu. – [N] Die Zunge macht hinten zu. 1

Die Übung mit dem Bonbon (und ohne Bonbon) Nehmen Sie ein kleines, rundes, hartes Bonbon in den Mund (z. B. ein Pulmoll-Hustenbonbon). Schieben Sie das Bonbon mit der Zungenspitze überall an die oberen Zähne, seitlich links, vorn, seitlich rechts und wieder zurück. Sie können es (innen) klickern hören. Drücken Sie das Bonbon auch gegen den vorderen Gaumen, also nach oben, und schieben Sie es hin und her, bis es alle ist. Machen Sie – jetzt ohne Bonbon – das Gleiche noch einmal, so, als ob Sie Ihren trockenen Mund mit der Zunge etwas feucht machen wollen – so wie an einem heißen Sommertag, wenn Sie gerade nichts zum Trinken haben.

2

Jetzt noch einmal, aber mit Musik! Alles aus Übung 1 sind richtige n-Positionen. Sie brauchen nur – mit Bonbon oder ohne – dabei zu „singen“, und zwar durch die Nase.

3

Wer müde ist, soll gääääähhhnen!    10 Gähnen Sie – mit offenem Mund. Bilden Sie mit der Zunge ganz hinten eine Barriere, atmen Sie tief ein und aus, aber nur durch die Nase. – Beginnen Sie, beim Ausatmen zu singen – es entsteht ein nasaler, -ang-artiger Ton. Jetzt können Sie „Französisch“: Bonbon Chance Engagement Appartement Nuance

4

Die Enge wird eng und immer enger. Wenn Sie die Barriere aus Übung 3 weiter nach vorn legen, entsteht das deutsche -ng [N]    40: singen eng Tübingen Bonbon (deutsch).

5

[n] mit „Cheese-Gesicht“: Artikulieren Sie noch einmal die Wörter – alle mit e und i als Vokal: Wind Ventil Kind sind Kenntnis es brennt er rennt Machen Sie beim -n- ein breites, grinsendes „Cheese-Gesicht“.    38

6

Setzen Sie das Kinn fest auf den Arm, der Mund wird flach (   38.5/52.1/37.2). Machen Sie ein „Cheese-Gesicht“, drücken Sie vorn und seitlich die Zungenspitze gegen die oberen Zähne. Singen Sie hhnnnnnn nnnnnnn nenenene ninininini. Und noch einmal die Wörter von Übung 5. Lassen Sie sich Zeit mit dem -nnnnnnt; genießen Sie – mit einer kleinen Luftexplosion – das abschließende -t*/-d*.

7

Daraus lernt man: Das breite Gesicht bewirkt, dass Ihr Mundraum flach bleibt, die Zunge drückt sich von den vorderen Zähnen an breit nach oben gegen den Gaumen und bildet eine totale Barriere. Der Ton geht durch die Nase (und klingt im Kopf ). Der Ton kann nicht durch den Mund hinaus. Wörter mit -ent, -end, -int und -ind sind gute Übungswörter: brennt brennend Endspiel spinnt Kind

8

n-Spiele für Japaner, Vietnamesen (und andere): Singen Sie lang und deutlich auf dem -nnn: Ich kannte eine alte Tante aus Bad Cannstatt. Die Tante rannte, als die Kantine brannte und ich ihr meinen Namen nannte. Ich komme aus Japan und suche den Bahnhof. Wann kommst du auf dem Bahnhof an? Japan heißt auf Japanisch Nippon. Nanni, wir fahren mit den Verwandten auf dem Rhein von Bonn nach Xanten. Marzipan aus Japan

  Verwandte Seiten: 37, 40, 10 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

Wichtige Wörter: an-/An- in-/In- kann dann kein von Wein sein

kunft fahrt lauf schrift kommen teil kompetent human toleranz

man Mann wann wenn mein dein sein Rhein Bein klein fein

  Türen zur Grammatik: Wörter mit Vorsilben an-, ein-, hin-, in-, un-; Partizip I 43

40

Tübingen – nicht: Tübinggen (wie Englisch: „singer“, nicht wie „single“)

1

Ein kleiner, aber hartnäckiger Fehler ist, statt [N] ein [Ng] zu sprechen. [N] in Wörtern mit -ng- wird von Sprechern vieler Muttersprachen (Englisch, romanische und slawische Sprachen) mit einem zusätzlichen -g gesprochen: Fingger engger Tübinggen Bedingunggen Lieder gesunggen Im Deutschen muss man sofort zum Vokal oder zum -n kommen, ohne die kleinste g-Explosion. Der Fehler ist ziemlich hartnäckig. Er steht in Verbindung mit falscher Betonung der Endungen: gesúng-gèn Tü-bing-gèn. (   13–15, 61–62). Das falsche -g ist geradezu eine Voraussetzung dafür, dass die Endsilbe einen mehr oder weniger starken und falschen Nebenakzent bekommt. Der Trick ist also: Man kommt dem Fehler am besten durch energische Betonungsübungen bei (   66–72).

2

Tübing

n

Rhythmische Eisenbahnreise nach Stuttgart Fahren Sie jetzt – mit dieser extremen Rhythmisierung: mit Handklatschen und dynamischem Kopfnicken – von Tübingen nach Stuttgart und wieder zurück. Die Schwabenstädte müssen fast einsilbig klingen: Tübingen Reutlingen Metzingen Nürtingen Wendlingen Plochingen Esslingen Stuttgart

3

Zweisilber als Einsilber Noch deutlicher klappt das bei zweisilbigen Wörtern, wenn man sie fast einsilbig spricht: lange Zunge länger singen (länga singn)

4

länga

Wenns noch nicht richtig klappt, hilft folgende sportliche Übung: Stützen Sie Ihre Ellbogen fest auf der Tischplatte auf, drücken Sie Ihr Kinn, den ganzen Kopf fest auf Ihre geballten Fäuste herunter, sodass der Unterkiefer nicht nach unten kann. Machen Sie ein „Cheese-Gesicht“ und sagen Sie – ohne Vokal in der Endung: singn gelingn hängn Tübingn – ganz ohne das falsche -g.

5

Noch mal: Falsch und richtig Sprechen Sie noch mal die Wörter aus Übung 2 und 3, aber extrem falsch und – nun nicht mehr so übertrieben rhythmisiert – auf Deutsch – ohne jedes kleine -g-.

6

Englische und deutsche Ausdrücke mit ähnlichem Klang nebeneinander: Spüren Sie sorgfältig, wie bei englischen Wörtern: single, England (alle mit [Ng]) die g-Explosion im Gaumen passiert, im Deutschen aber nicht: the jungle

Mogli, der Junge aus dem Dschungel

anglosaxon

angelsächsisch

the finger

der Finger, der Ringfinger

England

England

The Bangels

der Bengel (frecher Junge)

single

singen

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Wichtige Wörter: bringen hängen singen  springen fangen  gelingen klingen  dringend jung Junge lang Länge eng Enge -ung: Zeitung Zeitungen  Richtungen Ding Ring Anfang Finger Menge England Hongkong Pingpong

  Türen zur Grammatik: Wortbildung: Wörter auf -ung; Formen der Wörter auf -ng W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

41

’Oooh und ’aaah – Silben mit Vokalanlaut Schön knackig und fest – und keine Silbenbindungen! 1

Der harte Vokalanlaut ist ein deutsches Ausspracheprinzip. Sprechen Sie die Wörter mit Vorsilben. Achten Sie auch darauf, die Vorsilben ganz klein auszusprechen – und bitte keine Bindungen! Man muss neu (und hart) mit dem Vokal beginnen: geantwortet beantworten gearbeitet verarbeiten geohrfeigt geirrt beenden geendet geändert  verändern beurteilen geurteilt missachten Verein geeint sich erinnern Wiedervereinigung überall sehr geehrtes Publikum

2

ei

ei

ein

Ei

Üben Sie noch einmal die Wörter aus Übung 1, indem Sie vor den Vokalanlaut eine „Sprechbarriere“ einbauen, so, als ob Sie den Vokal nur mit großer Mühe herausbekommen. – Sprechen Sie die Wörter so (und achten Sie auf den Rhythmus     29): ge****arbeitet ge****ohrfeigt

3

Wie heißen die Partizip-II-Formen? Sprechen Sie aufmerksam: antworten arbeiten einigen urteilen ahnen sich eignen ändern enden sich ärgern ehren ohrfeigen achten sich irren

4

Auch über die Wortgrenzen hinweg: Keine Bindungen! Sprechen Sie aufmerksam die Wörter und Sätze: Guten Abend. innen und außen in einer einsamen Hütte in Amerika in einer anderen Art Das ist alles, was er ist. schöne Aussichten an einem anderen Wochenende Das ist eine andere Erfahrung.  in der Uni  Der Aufsatz ist in Arbeit.

5

Noch ein bisschen Geografie mit Behinderungen: Schauen Sie die Zeilen aufmerksam an, trennen Sie die Wörter und Silben und sprechen Sie langsam und deutlich – die Nomen sind hier alle kleingeschrieben: Erkommtaussüditalien, sieausnorditalien. miteinemargentinierinamerika Warumfahreicheigentlichimaugustnachathen? vonirlandnachisland Eristausantwerpen, nichtausaachen. Aachenoderessenoderaugsburgoderinnsbruck, dasistdocheinerlei.

6

Darf man manchmal doch binden?    42, 61, 62.

7

Wenn Sie Französisch, Spanisch, Italienisch als Muttersprache sprechen: Nehmen Sie gleich     Blatt 54 dazu und üben Sie den Wechsel von hartem Vokalanlaut und h-Anlaut.

  Verwandte Seiten: 29, 42, 43, 61, 62, 66

  Türen zur Grammatik: Formen, Partizip II von vokalanlautenden Verben mit Vorsilben;  Relativsätze; Personalpronomen

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45

42

Bindungen sind verboten, aber … … manchmal bindet man trotzdem – ganz weich

1

Es gibt eine Reihe von Wörtern, bei denen man die Silben weich verbindet. Der Grund: Die Deutschen haben wohl die Herkunft dieser Wörter vergessen, verstehen sie nicht mehr als Zusammensetzung, sondern als eine neue lexi­kalische Einheit. hin°-ein, hin°-aus, hin°-über, hin°-auf, hin°-unter

in-

auf-

hinter-

mitan-

vor'ein°-ander

bei-

fürüber-

unter-

Richtige Betonung beachten!!!

wo-r ° auf in an vor ° an

her°-ein, her°-aus, her°-über, her°-auf, her°-unter

gegen-

da-r ° auf an in

aus

nacheinander wieder haben wir miteinander gegessen wieder sind wir beieinander gesessen wieder sind wir auseinander gegangen wieder haben wir nacheinander kein verlangen Ernst Jandl Ernst Jandl, poetische Werke, hrsg. von Klaus Siblewski, © 1997 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

2

Sprechen Sie die Wörter aus Übung 1 versuchsweise hart getrennt aus (hin-ein) – das klingt sehr „deutsch“, aber etwas komisch, nicht wahr? Die Aussprache ist nämlich falsch.

3

Und jetzt alles wieder richtig auf Deutsch, mit schönen, weichen Bindungen (   64): hinein hineingehen herunter herunterladen

hinaus hinausfahren hinüber hinüberschauen

herauf heraufkommen herüber herüberkommen

miteinander reden ineinander verliebt sein daran denken darüber nachdenken daraufkommen vorankommen  vorübergehen vorausgehen Worin liegt der Grund? 4

In der gesprochenen Umgangssprache kann man noch weiter verkürzen – durch Weglassung von Vokalen und der Vorsilben her-/hin- zu r- (   64): reinkommen rüberkommen drauf rausfahren mit’nander raufkommen runterladen dran denken rüberschauen drüber nachdenken

5

In der gesprochenen Umgangssprache darf man nachgestellte, unbetonte ich, er, es, uns, ihr, euch weich anbinden.    60 Bitte umgangssprachlich lesen und sprechen: Hat er es nicht gewusst? Ach, das hab ich vergessen. Ach, er hat es bestimmt vergessen. Wenn ich das gewusst hätte. Ich sag es ihm, wenn er nach Hause kommt. Er hat uns gar nicht gesehen. Habt ihr das gesehen? Er hat euch doch gesagt, dass er kein Geld mehr hat.

  Verwandte Seiten: 34, 39, 41, 60, 64 46

  Türen zur Grammatik: hin/her; Präpositionen; Verben mit Präpositionen; Verben mit betonten/  untrennbaren Vorsilben; Personalpronomen; Relativsätze W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

43

Ganz weich gehts aus den offenen Vokalsilben heraus … und keine Doppelkonsonanten sprechen! 1

Die Übung ist besonders gut für Leute aus skandinavischen und baltischen Ländern. Sprechen Sie die Wörter; versuchen Sie, aus dem Vokal der ersten Silbe ganz weich in den stimmhaften Konsonanten in der zweiten Silbe überzugehen (Die Schreibweise imitiert die Aussprache.): -b -g -d

2

habm lebm gebm liebm reibm siebm legng Segng fügng tragng fragng bügln redn leidn radln Südn badn Bodn

Sprechen Sie jetzt die gleichen Wörter noch einmal, aber stoppen Sie den Vokal ab, so, als ob die Vokalsilbe von der Folgesilbe abgetrennt wird. Es klingt dann nicht deutsch, sondern ziemlich „skandinavisch“: -b -g -d

ha’bm le’bm ge’bm lie’bm rei’bm sie’bm le’gng se’gng fü’gng tra’gng fra’gng bü’gln re’dn lei’dn ra’dln Sü’dn ba’dn Bo’dn

3

Und jetzt noch einmal, aber richtig schön fließend.

4

(besonders gut für Menschen aus Italien und Skandinavien)

Ganz offen, schön fließend und weich in die En­ dung hineinspre­ chen, so: haaabm

Im Deutschen spricht man keine Doppel-Konsonanten. Doppel-Konsonanten zeigen nur, dass die vorangehenden Vokale kurz gesprochen werden(   5, 7). Sprechen Sie die Wörter, aber zuerst auf falsche, gedoppelte Weise: fal-len kön-nen hat-ten Pup-pe bel-len kom-men fül-len ken-nen Sin-ne

5

Und jetzt bitte noch einmal, aber richtig auf Deutsch bitte, kurz und scharf akzentuiert: fallen können hatten Puppe bellen kommen füllen kennen Sinne fal´n kön´n hatn Pupe bel´n komn fül´n ken´n Sine

  Verwandte Seiten: 41, 42, 15, 16, 66; 4, 6

  Türen zur Grammatik: Modalverben, Verformen, Infinitiv; Plural; Formen von Wörtern, die auf Vokal enden

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47

44

Die „Härteskala“ b, d, g

1

p, t, k

Übersicht [b], [d], [g] und [p], [t], [k] Wie weich, wie stimmhaft? … Wie hart, wie stimmlos? b

g

k

d

t

Carol cat cup

Tom tea

deutsch im Anlaut

Paul Post prost

Kolumbien kochen kratzen

Tango Tasse Tee tragen

+ 80

deutsch am Ende einer Silbe

ab halb Grab

weg Weg schräg

Kind und bald

+ 70

spanisch im Anlaut Paolo

Columbia

tango

deutsch + r, fast keine Stimme

bringen braun brechen

grün Gras groß

draußen Drogen dran

deutsch + l/n

blau Blume blond

Glas gnädig

––

deutsch im Anlaut der Silbe, wenig Stimme

Boris Baden-Baden bei

Gorbatschow der da Gogo-Girl du Dummer Gustav Dortmund

hart, ganz stimmlos



+ 100

immer härter, stärker aspiriert

Paul poster

+ 120

britisches Englisch im Anlaut [thhh]

p

+ 20

+ 15

weich, kaum noch Stimme

zunehmend härter





+ 10

0

etwas Stimme

- 10 - 20

ganz weich, sehr stimmhaft

- 30

2

deutsch innen, in haben vokal.-stimmhafter geben Umgebung leben

wegen legen Regel

oder reden Süden dimanche darling

französisch englisch

Baden-Baden (frz.) bye-bye

(frz.) Gounaud

russisch

Boris

Gorbatschow da

südamerikanisch spanisch

Belo Horizonte Guatemala bailar (sp. tanzen)

San Diego

[p], [t], [k] oder „Zettels Flug“ Schneiden Sie einen etwa 15 cm langen und 4 bis 5 cm breiten Zettel aus dünnem Papier und halten Sie ihn 3 cm vor den Mund. Sprechen Sie dann ab der Position „+10“ nach oben die einzelnen Wörter. Der Zettel wird sich anfangs gar nicht, ab der Position „+70“ ein wenig und dann immer stärker bewegen. Der Zettel wird bei der „britischen“ Position „+120“ (z. B.: Tom, a cup of tea, please.) weit ausschlagen.

  Verwandte Seiten: 43, 45–49, 58 48

  Türen zur Grammatik: Personal- und Possessivpronomen; Präpositionen; Verben und Nomen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

45

In Baden-Baden baden gehen 1

[b] und genauso auch [d] und [g] haben im Deutschen vier Aussprachevarianten (   44.1, Ebenen (von unten) 4, 5, 6, 7, 10): 1. zwischen Vokalen bzw. in stimmhafter Umgebung: weich und nicht sehr stimmhaft (viel weniger als in romanischen, slawischen Sprachen oder Englisch;    44.1, Ebene 4): sieben Leben haben geben den Hebel heben; ebenso: Regeln sagen die Waden baden 2. am Silbenanfang: noch relativ weich, aber fast nicht mehr stimmhaft (   44.1, Ebene 5): in Baden-Baden baden  Bis bald bei Boris, Baby; ebenso: Geh doch golfen, Gustav, du Dussel. 3. mit nachfolgenden „klingenden“ Konsonanten -l, -n und vor allem -r: schon ein bisschen härter und keine Stimme mehr (   44.1, Ebenen 6, 7): Blaue Blumen blühen. Ich bringe dir braune Brühe aus dem Brauhaus. Und ebenso: Heb dein Glas, Gladiator. Sei gnädig zu dem Gnom. im grünen Gras große Gräben graben Draußen drohen dreißig Dromedare. 4. am Silbenende, im Auslaut („Auslautverhärtung“): schon fast ganz hart und absolut stimmlos (   44.1, Ebene 11 und    46): Hau ab, geh weg, du Hund!

2

Sprechen Sie abwechselnd links englisch und rechts deutsch; die deutschen Wörter beginnen fast stimmlos, also deutlich härter. (Die Wörter in den Beispielpaaren bedeuten meist das Gleiche, manchmal aber auch nicht.): both bye-bye green go to die dean

beide bei, Beispiel grün gehen dein Dekan

blow bring glass god Dorothy deal

blasen bringen Glas Gott Dorothee Dienstag

brown blue glance grass dear door

braun blau Glanz Gras dir dort

beans blood gay gold Dover dragon

Bohnen Blut geil Gold doof Drache

3

Wenn Sie Spanisch, Französisch oder eine slawische Muttersprache sprechen, können Sie sich entsprechende Wortpaare gegenüberstellen.

4

Üben Sie kleine b-/d-/g-Explosiönchen, Konsonanten wie ein platzender Kaugummi (Marke „bubble-gum“), und rappen Sie dazu, im 3/4- oder im 4/4-Takt, mit allen möglichen Vokalen. Üben Sie das, bis Sie richtig im Rhythmus sind und es schön deutsch klingt:

3/4-Takt bababa bebebe bibibi bobobo bububu bäbäbä

5

dadada dedede dididi dododo dududu dädädä

4/4-Takt gagaga gegege gigigi gogogo gugugu gägägä

babababa bebebebe bibibibi bobobobo bubububu bäbäbäbä

dadadada dededede didididi dodododo dudududu dädädädä

gagagaga gegegege gigigigi gogogogo gugugugu gägägägä

Noch ein bisschen internationale Geografie – und sprechen Sie dabei deutsch. Vergleichen Sie die deutschen Namen mit Englisch oder mit Ihrer Muttersprache: Bulgarien Dänemark Belgien Grönland Griechenland Guatemala Ghana Bali Goa Buenos Aires  Boston Barcelona Bern Bordeaux Birmingham Bagdad Bari Genua Danzig Breslau Brüssel Berlin Bonn Bielefeld Düsseldorf Dortmund Bremen Dresden Bamberg Bayreuth

6

Für Spanier, Lateinamerikaner, aber auch für Japaner wichtig: Bei manchen Wörtern kann es ein b-w-Problem geben, also ein [b]-[v]-Problem (   58): bald Wald Bohnen wohnen Band Wand Beil weil Bass was bieder wieder Bein Wein Besen Wesen

  Verwandte Seiten: 43, 44, 46, 47, 58 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: best. Artikel; Relativpronomen; Konjunktionen;  Präpositionen bei, gegen, durch; trennbare Vorsilben; Wortbildung 49

46

Am Ende wirds richtig hart: „Auslautverhärtung“ von -b, -d, -g Ein wichtiges Ausspracheprinzip: Harter, stimmloser Silbenauslaut!

1

Auslautverhärtung

Wichtige Wörter:

Die weicheren/etwas stimmhaften Konsonanten b/d/g (   45) werden in der Position am Silben- oder Wortende ziemlich hart ausgesprochen (   44.1, Ebene 10: + 80 %); man nennt das „Auslautverhärtung“. Die p/t/k-Laute in dieser ab [ap*] „verhärteten“ Auslautpoweg [wek*] sition sind fast so hart wie bei Wörtern mit -p, -t, -k und [unt*] (wie: schlapp, hat, Glück). * = kleine Luftexplosion

sind und ab- weg- endlich  gründlich Kind Weg Hund rund gesund …

Fragen Sie eine/n deutsche/n Bekannte/n nach der Melodie des berühmten Film-Songs von und mit dem Kabarettisten Heinz Erhardt: Fährt der alte Lord fort, fährt er nur im Ford fort … … fährt er nur im Ford fort … 2

Sprechen Sie die Wörter am Ende mit deutlicher „Auslautverhärtung“: ich glaub ich hab ich schreib ich bleib ich trag ich sag ich red ich lüg trüb Leib Lob weg Weg Sieg Rad fad Geld Grund Bad Hand Band

3

Deutsch und nicht deutsch Sprechen Sie die folgenden Wörter erst deutsch, dann nicht deutsch (z. B. „russisch“, „französisch“, „englisch“). Das Problem liegt in der Mitte der Wörter, am Ende der ersten Silbe: endlich grundlos endlos Endnote Bad Nauheim Wegrand leblos

4

Der Trick, wenn hart und weich aneinanderstoßen: Folgt auf einen solchen verhärteten Auslaut eine weich anlautende Folgesilbe, gibt es im Deutschen den Trick mit der „Spannung – Entspannung, die man nicht hören kann“, die man aber richtig interpretiert. Sprechen Sie zuerst die drei Wörter mit hörbarer Luftexplosion (*) so: ab*bestellen weg*gehen und*die Und dann ohne Luftexplosion:

['apb´…]

und die



['UntdiÜ]

weggehen



[vEkgeÜ…]

ab und weg

Der Trick dabei liegt in der harten konsonantischen Artikulation von p/t/k, die im Mundraum mit starker Spannung angesetzt wird (die können Sie zur Probe sehr lange anhalten), um dann – durch Entspannung – wieder gelöst zu werden, sodass man ohne * und ganz fugenlos „weich“ weitersprechen kann. 5



p t k

Entspannung

hart, ganz stimmlos

abbestellen

b d g

bestellen die gehen

weich und etwas stimmhaft

Ausdrücke und Sätze zum Üben: eine rundliche Dame eine gründliche Arbeit Sie sind grundlos verärgert. Endlich kommst du. Und deswegen bist du weggegangen? Die Zeitung hab ich gründlich satt, die werd ich abbestellen. Mit dir möcht ich endlos weitertanzen.

  Verwandte Seiten: 44, 45, 47 50

  Türen zur Grammatik: sein (sind); und; erste Person Präsens/Konjunktiv II von Verben mit -b, -d, -g  am Ende der Stammsilbe; trennbare Vorsilben; Wortbildung: zusammengesetzte Wörter W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

47

Am Ende: Hart bleibt hart, stimmlos bleibt stimmlos Ein wichtiges Ausspracheprinzip: Harter, stimmloser Silbenauslaut! 1

Harter und stimmloser Auslaut am Silbenende Harte/stimmlose Konsonanten am Silbenende sind und bleiben immer hart/stimmlos bzw. stimmlos („Auslauthärte“). hart und stimmlos: stimmlos:

2

[-t]: satt [-f]: Wolf

[-p]: Krupp [-S]: Fisch

[-k]: Stück [-x]: wach

[-ç]: ich

[-s]: was Hass

Regel: Auch wenn ein weicher, stimmhafter Konsonant oder ein Vokal folgt: Hart und stimmlos bleibt hart und stimmlos. Harte/stimmlose Konsonanten am Silben- oder Wortende bleiben immer hart und stimmlos, auch wenn es mit einem stimmhaften Konsonanten weitergeht: nicht der glücklich Wolfgang Erasmus

atmen Nachbar Aufgabe Aasgeier

Die Deutschen lieben’s offenbar hinten hart!

Hypnose Fischgeruch Was sagst du? Hassgefühl

Viele Deutschlernende neigen hier zur Aufweichung der harten und stimmlosen Silbenauslaute.

Gute Beschreibung für Deutsch: „Hart bleibt hart, stimmlos bleibt stimmlos.” oder: „Hart wird nicht weich gemacht, stimmlos wird nicht stimmhaft gemacht.” Das ist klarer als „progressive” oder „regressive Assimilation”. 3

Beispiele: hart weich/leicht stimmhaft -d/t

-g Entgelt -b entbehren haltbar -d ist das ist die

-b/p -g -b -d

abgeben Abgang abbestellen Topgewinn abdecken Obduktion

-g/ck -g weggehen Stückgeld -b Glück bringen -ch [x] 4

-b -g -w -n -l

Nachbar machbar Dachgarten Bauchweh Nachname Nachlass

hart weich/leicht stimmhaft

hart weich/leicht stimmhaft

-ch [ç]

-g -w -l -n -m

ich gehe ich war ich liebe ich lasse ich nehme ich mache

-sch

-g Fischgeruch -b waschbar

-ß,-ss -s

-s -d -l -r -g -w -b -n -m

und fraß sie dass sie dass die das da maßlos ausreden es reicht es gibt es geht es war es wird es besteht dass nur das macht

-f

-g -w -m -n -l -d -r

Wolfgang Aufgabe aufwärts Aufwind aufmachen Aufnahme Auflage auf die aufregend

Noch ein paar Ausdrücke und Sätze zum Lesen und Sprechen (Die Problemzonen sind unterstrichen.): Die Aufgaben sind machbar, Herr Nachbar. Wolfgang, ist das nur Fischgeruch oder ist das Mundgeruch? Erst das Ende des Kommunismus, jetzt das Ende des Kapitalismus. Ich bin Waschbär, ich leide unter Naschgier. Wenn ich die Aufgabe nicht löse, bekomme ich Bauchweh. Es reicht, das sind alles Ausreden.

  Verwandte Seiten: 42, 43, 60–62

  Türen zur Grammatik: bestimmter Artikel; es; ich; ist/hat; Verbformen mit -t; Präpositionen;  dass-Sätze; was-Fragen; trennbare Vorsilben; Wortbildung: zusammengesetzte Wörter

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51

48

Keine angehängten Vokale bitte! „Sprossvokale“ – Dase klingte ganze schlechte!

1

Endungen auf -e [´] haben im Deutschen wichtige morphologische, grammatische Funktionen. Sie zeigen an: Nomen:

Ziege Riese Wiese Liebe

Plural:

Schränke Tische Stühle

Feminine Formen:

eine schöne Frau

1. Person Singular Präsens (   14.2, 63.1):

ich komme ich gehe

Ganz wichtig!

1./3. Person Singular Konjunktiv II (   14.2, 63.1): ich hätte er ginge 1./3. Person Singular Präteritum:

2

ich hatte er machte ich heiratete

Deshalb -e [´] nur dort, wo -e [´] hingehört. Und sonst nicht! Niemals! Ganz verboten! Besonders wichtig für Sprecher aus Italien, Spanien, China, Japan, der Türkei und manchmal auch aus anderen Ländern! Sprechen Sie die „italienisch“ aussehenden Sätze, aber richtig auf Deutsch: Die Stadte iste nichte so schmutzige. die juristische Fakultäte Meineautoisteganzekaputte. Sie iste ganze fertige mite derarbeite. Sprechen Sie noch einmal, indem Sie nach dem konsonantischen Auslaut ganz langsam eine kleine – stimmlose – Luft­explosion (*) produzieren: Die Stadt* ist* nicht* so schmutzig*. die juristische Fakultät* Mein* Auto ist* ganz* kaputt*. Sie ist* ganz* fertig* mit* der Arbeit*. Und dann noch mal flüssig, auf gut Deutsch: Die Stadt ist nicht so schmutzig. die juristische Fakultät Mein Auto ist ganz kaputt. Sie ist ganz fertig mit der Arbeit.

3

Es gibt auch keinen Platz für irgendwelche Laute auf -i oder -o- oder -e oder -u, wo sie nicht hingehören. Niemals! Absolut verboten! Auch für Menschen aus Japan, China, Vietnam, der Türkei! Sprechen Sie die „japanisch“ aussehenden Wörter und Sätze in gutem Deutsch: Ichi bin nicheto ini die Scheweize gereiseto. Dase schemecketo nichiti guto. 75: Fünufundusibizichi

Das klingt alles ganz schrecklich!

Er hata michi nichtu besucheto. Eso isti jetozuto Herobisto. Der Hausomeisetero isto heute nicheto ime Dienesto.

Üben Sie konsonantische Silbenauslaute und Konsonantengruppen ganz langsam, ganz sensibel, ganz exakt, so lange, bis es Ihnen gelingt.

4

Noch ein paar Sätze zum Üben für alle, die es brauchen: Das Glück kommt zuletzt. Die Stadt ist seit dem Krieg ganz kaputt. Der Hut ist jetzt ganz platt. Der Hut sitzt nicht ganz fest. Sport ist Mord. Er ist Professor am Sportinstitut. Er studiert Betriebswirtschaft. Sie ist nicht alt, sie ist noch jung. Der Angsthase heißt Angsthase, weil er immer Angst hat.

  Verwandte Seiten: 42–47, 60, 63 52

  Türen zur Grammatik: gesamte Morphologie; Personalpronomen; ist, hat, 3. Person Singular Präsens;  Konjunktiv II; Partizip II auf -t; und; nicht; das/dass; Wortzusammensetzungen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

49

p–t–k Mit nicht zu viel und nicht zu wenig Luft! 1

Wie viel Aspiration ist richtig? Geben Sie den Beispielen „Peter, Tom und Carol“ und „Karla bei einer Tasse Tee“ a) einen britischen „Oxford-Englisch-Klang“: sehr stark aspiriert    14.1, Ebene 12 b) einen „sächsischen“ oder „fränkischen“ Klang: ganz weich, fast b, d, g c) einen hochdeutschen Klang: mittelstarke Aspiration, nicht zu viel, nicht zu wenig.    14.1, Ebene 10

2

Wiederholen Sie die Übung „Zettels Flug“.    44.2

3

Wie hart – wie weich ist richtig? Geben Sie dem Satz: Peter arbeitet den ganzen Tag mit dem Computer und im Internet. a) einen „amerikanischen“ Klang: ziemlich weich b) einen „fränkischen, Nürnberger“ Klang: ganz weich, fast b, d, g c) einen hochdeutschen Klang: mittelstarke Aspiration, nicht zu viel, nicht zu wenig.

4

p – t – k auf Deutsch mittelstark aspirieren! Sprechen Sie abwechselnd englisch (britisch) und deutsch: a cup of tea

eine Tasse Tee

Kiss me, Kate.

Küss mich, Katja.

it can happen

es kann passieren

Peter is a killer.

Peter isst im Keller.

Sprechen Sie abwechselnd „spanisch“ und „deutsch“:

5

Pedro

Peter

colonia

Kolonie, Köln

comercio

Commerzbank

técnica

Technik

cacao, café

Kakao und Kaffee

colegio

Kolleg, Kollegen

Das hat auch was mit st-/sp- und mit z zu tun.    56, 57 Wenn z. B. die Schwaben richtig Hochdeutsch sprechen wollen, wird die Aspiration manchmal übertrieben stark (so wie britisch). Sprechen Sie zuerst übertrieben aspiriert, dann aber wieder hochdeutsch korrekt die Wörter und Sätze: Der Student studiert in Stuttgart, und zwar Straßenbau, nicht Sprachwissenschaft. Treiben Sie Sport? Ja, ich spiele Tennis im städtischen Sportzentrum. Stocksteif stand er da und stotterte, er war völlig sprachlos. spitze Steine stumme Sterne 22 Zähne In Köln tobt am Karneval der totale Terror.

6

Noch ein paar Sätze zum Üben: Liebe Mutter, bitte, bitte, auf den Toast bitte viel mehr Butter! Bei dieser Temperatur eine Tasse Tee trinken?  tausend Touristen auf der Titanic Tausend Küsse, Dein Thomas. Was für ein toller Traum: Mit Tina Turner einen tollen Tango tanzen.

  Verwandte Seiten: 42–48, 50 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

Tubist

Musik und Text: Pigor

Tubist, du bist Tubist Und du bist immer der Tubist der du bist Ob dein Bass die Pest und du der Bastard der Bassisten bist Oder du der beste Tubist auf der Piste bist Ob dich der Boy mit dem Busterbass im Studio disst* Ob sich der Pastor im Bus über deinen Bass bepisst Weil deine Tuba partout nicht in den Postbus passt Ob du der Boss oder ob du bloß der Bubi bist Du bist der Tubist der du bist * Jugendsprache: diskriminiert, mobbt CD „Pigor singt – Benedikt Eichhorn muss begleiten – Vol. 6“ (roofmusik), www. pigor.de/tubist

  Türen zur Grammatik: Zahlen mit 2, 10, 1000; Verben, 3. Person Präsens Singular;  Präteritum und Partizip II der t-Klasse 53

50

Siebenmal [k]

1

Übersicht: Sieben verschiedene Schreibweisen für [k]:

k

König Karl der Kleine hat kolossale Kopfschmerzen.



g

weg weglaufen Weg

ck

An der Ecke sitzt die Zecke und wartet auf den Zuckerbäcker.

c

Carlo trinkt mit Caroline in Cannes Coca-Cola.

chs

sechs wachsen wechseln Fuchs Lachs Luchs Dachs

x

Max extra exakt Xaver

qu

quer Qual Qualität Aquavit    58



[k] [ks]



2

[kv]

Ein verwirrendes Schriftbild: ch und ck Lesen Sie zuerst alle Sätze, ohne Stimme, aber sehr aufmerksam und mit Konzentration. Sprechen Sie dann die Sätze und achten Sie auch darauf, dass hinter [k] die Endung -en zu einem [kN] wird, statt [-k´n] oder [-kn] (   15): backen stecken stechen Stöcke Wochen Locken

Wichtige Wörter mit -chs: 6 wachsen wechseln verwechseln  zunächst nächst-  demnächst  höchst-  höchstens Wachs  Fuchs Lachs

lachen lächeln lecken rächen Röcke machen Becher Bäcker zunächst nächtlich nackt nachts nach hoch höchst- hocken Macken Ticks nächstens höchstens Machs noch mal, Max. Wachs wach Hecke Hexe Gewächs Gedächtnis verwechseln rechts Lernen Sie zwei Zeilen auswendig, üben Sie das fehlerfreie Nachsprechen. Und noch ein paar Sätze: Nachts bin ich manchmal nackt und manchmal nicht.

Kein Grund zur Verwirrung!

Wenn mein Wecker mich morgens wecken will, dann lächle ich und verstecke mich unter der Decke. Beim Bäcker kaufe ich sechs Wecken und sechs Brötchen, lecker, lecker! Der Bäcker backt Kuchen mit viel Zucker; darf ich mal versuchen, darf ich mal dran lecken? Tischlein deck dich, Esel streck dich, Knüppel aus dem Sack! (aus einem Märchen)

  Verwandte Seiten: 15, 44, 46–49, 51–53, 60 54

  Türen zur Grammatik: Zahlen mit 6; Steigerung (Superlativ); internationale Wörter; Orthografie W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

51

Das ch-Schema 1

Übersicht: Machen Sie sich die vier möglichen Klänge der Schreibweise -ch- klar: [ç]



[x] Buchstaben

ch

2

Manchmal liebe ich dich wirklich nicht richtig, mein Eichhörnchen. Ach, mein Bauch ist doch noch da. Ganz ähnlich ist das „r3“ in: kratzen, springen, tragen. (   31–33)

[k]

Fuchs Lachs Dachs sechs wechseln am höchsten höchstens (Das klingt wie die Aussprache von -x in: Max Praxis extrem)

[j]

in der gesprochenen Sprache nach ß/ss/s/z/sch ([-s] [-ts] [-S]): ein bisschen Küsschen Lieschen Kätzchen Fläschchen

Spielen Sie ein bisschen mit den Zahlen: 6 16 66 20 30 36 66 40 50 60 66 70 76 80 86 66 99 616 666 Jahreszahlen: 1616 1660 2006 2016 „Route 66“ heißt auf Deutsch „Fernstraße 66“. Sechzehn ist schöner als sechzig oder sechsundsechzig. Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran. (Songtext von Udo Jürgens)

3

Wichtige Wörter: hoch höher am höchsten höchstens nach nächst- nächstens alle Zahlen mit 6: 6, 16, 56, 6666 … wachsen verwechseln Dach Loch Bauch mich dich sich durch manch- solch- manchmal

Sprechen Sie den Anfang des Märchens, achten Sie auf die -chs- und -j-Laute, und wenn Ihnen was einfällt, fantasieren Sie noch ein bisschen weiter …

Ein 

Dachs und ein Luchs liefen durch den Wald. Sie wollten am Fluss Lachse fangen. Es war ein schöner Tag zu erwarten, und der Dachs hatte sogar ein Fläschchen Rotwein

mitgebracht. Da trafen sie an einer Wegkreuzung den Herrn Fuchs, der mit seiner Freundin, einer jungen Füchsin, auch unterwegs war. Die beiden sahen sich so ähnlich, dass man sie hätte verwechseln können, der Fuchs hatte lediglich einen © ems74/PIXELIO etwas buschigeren Schwanz, und die Nase der Füchsin war ein bisschen länger als die des Fuchses. „Guten Tag, Herr Dachs, guten Tag, Herr Luchs“, sagte der Fuchs mit ein bisschen zu viel Höflichkeit. „Wohin des Wegs?“ – „Wir wollen am Fluss Lachse fangen“, sagte der Luchs. Und der Dachs sagte: „Kommen Sie doch ein bisschen mit, Herr Fuchs, dann machts mehr Spaß!“ Da flüsterte der Fuchs seiner Füchsin etwas ins Ohr. Er gab ihr noch ein kleines Küsschen, und im nächsten Moment schon war sie verschwunden. „Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass wir zum Fluss kommen“, sagte der Luchs, und der Fuchs ging mit dem Dachs und dem Luchs zum Fluss. Als sie am Fluss ankamen, … © Anguane/PIXELIO © dieter haugk/PIXELIO

(Wer weiß, wie die Fuchs-Dachs-Luchs-Lachs-Geschichte am Ende ausgeht … Sie können sicher ein bisschen weitererzählen.)

  Verwandte Seiten: 44–47, 49, 50, 52, 53, 60, 65

  Türen zur Grammatik: Superlativ; Zahlen; möchte; Singular/Plural von Wörtern mit -ch;  Steigerung von Wörtern wie hoch

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55

52

ch-Spiele: Ichchch liebe dichchch nichchchchcht! ch [ç] mit „Cheese-Gesicht“ Machen Sie ein breites, grinsendes „Cheese-Gesicht“, so breit wie möglich; Sie spannen damit Ihre Backen nach beiden Seiten; dadurch werden die Lippen ganz breit und gespannt, auch die Zunge kann schön flach und breit werden, der Mundraum wird flach. Blasen Sie jetzt ruckartig, in kleinen heftigen Stößen, Luft durch den Mund. So klingt ch [ç] (manche sagen dazu „ich-Laut/ich-Klang“). Sprechen Sie jetzt die Wörter, indem Sie den ch-Laut mit viel Luft scharf herausstoßen – es soll wirklich pfeifen und zischen: echt schlecht feucht gerecht nicht richtig reich

2

Wo das ch so richtig pfeift: auf der flachen Zunge ganz vorn. Lassen Sie das [ç] ganz vorn so richtig über die flache Zunge pfeifen. Holen Sie tief Luft und werden Sie mit dem pfeifenden Luftstrom immer stärker, so wie im Schaubild:

ch

chchch

Das ist echch

ch

chchch

t  schlechch

t.

3

Rezitieren Sie doch mal laut das Jandl-Gedicht: Ich mein’, das Jandl-Gedicht, das ist doch echt nicht schlecht, das Gedicht, mein’ ich!

4

Vom [j] zum [ç] – Sprechen Sie die Wörter: ja Jakob jeder Jerusalem Johannes Sprechen Sie jetzt nur das [j] aus; Sie machen dabei ein breites „Cheese-Gesicht“. Sprechen Sie das [j] mit einem e- oder i-artigen Ton. Blasen Sie dann stoßweise ruckartig Luft aus dem breiten, flach geöffneten Mund. Spielen Sie mit diesem hellen Luftstrom oder Luftton auf rhythmische Weise: Sie produzieren den perfekten [ç]-Laut.

5

Ernst Jandl dich dich dich dich dich dichtung richtung ich ich ich ich ich

Ernst Jandl, poetische Werke, hrsg. von Klaus Siblewski, © 1997 Luchterhand Literaturverlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

1

Kinn fest auf den Arm stützen, Mund wird flach. – Stemmen Sie Ihren Ellbogen auf den Tisch und Ihr Kinn fest in die Hand; Ihr Mund wird zusammengepresst, er kann nicht aufgehen und keinen Hohlraum bilden. Dann wieder das „Cheese-Gesicht“ und fest Luft zischen: chchchch ichchchch michchchch dichchchch sichchchch echchchcht Die Luft muss vorn und seitlich laut und hell zischen – pardon: „zichchchchen“.

6

„Amerikanisch“, „Französisch“, Deutsch: Sprechen Sie die Wörter aus Übung 2 noch einmal, aber ganz „amerikanisch“, wie ein helles aspiriertes [kh], und machen Sie auch noch eine schöne Liebeserklärung: Ich liebe dich wirklich! oder das Gegenteil: Ich liebe dich wirklich nicht! – Und dann auf „Französisch“ mit einem ganz weichen sch [Z].

7

Und noch ein bisschen „Chinesisch“ oder „Dänisch“ oder „Isländisch“: Sprechen Sie abwechselnd Wörter und Sätze mit [ç] und mit [s] – achten Sie darauf, was Ihre Zunge dabei tut: ich ist mich Miss fressen frech lächeln lässig Kissen küssen Küche Löcher Schlösser Düsseldorf dicht Michel Michael vermissen  wissen wichtig bisschen richten Riss Richard möchte müssen  besser Becher Ich sehe dich, aber du siehst mich nicht. Schön, dass ich dich lächeln sehe. Siehst du, Lächeln ist wichtig. Sie lächelte mir ins Gesicht.

8

Nun bitte wieder deutlich und richtig auf Deutsch: Richtig, gehen Sie nach rechts, das ist wichtig. Nichts da, ich liebe dich nicht, wirklich nicht. Ich habe mich mir nichts dir nichts in dich richtig verliebt. Mir reichts, du bist ein Wicht, ein Leichtgewicht, ein unwichtiges Nichts! Ein Bleichgesicht kommt leicht aus dem Gleichgewicht.

9

Wichtige Wörter: ich mich dich  nicht  nichts (   65.1c)  durch  solch- manch-  möchte sprechen  richtig  wichtig wirklich  20  30 40  60  66 rechts  echt  schlecht  leicht  reich  weich

Und das auch noch: Wörter auf -ig: Alle Wörter auf -ig (Adjektive, Nomen und die Zehnerzahlen von 20 bis 90) spricht man – wenn keine Endung dazukommt – mit einem hellen „ich-Klang“ [ç]: wenig lustig fleißig mäßig heftig König Käfig Honig 30 60 70 90 Und wie klingts, wenn eine Endung folgt (Plural, -en, -er)? wenige lustiger fleißiger sich mäßigen heftige Könige Käfige

  Verwandte Seiten: 50, 51, 53–56, 62 56

  Türen zur Grammatik: Personalpronomen ich, mich, dich, sich; Negation; Adverbien;  Zahlen 16, 20, 30 … 90, 60–69; Adjektive auf -ig, -lich W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

53

Ach, mach nicht so’n Krach! 1

Am besten können die Schweizer das -ch [x] im Rachen kratzen. Kratzen Sie die Laute übertrieben fest und hart: Ach, mein Bauch ist doch noch da. Der Koch hat ein Loch im Kochtopf, jetzt kann er schon seit Wochen nichts mehr kochen. Ich muss immer lachen, wenn wir solche Sachen machen.

2

Franzosen, andere auch, tendieren dazu, den [x]-Laut (manche sagen auch „ach-Laut/ach-Klang“) zu weich und etwas stimmhaft, reibend auszusprechen. Sprechen Sie die Sätze in Übung 1 noch mal auf „französische“ Weise – dann aber wieder richtig auf Deutsch: kratzend, ziemlich hart und völlig stimmlos.

3

Im Hochdeutschen spricht man den [x]-Laut nur nach a- (machen), o- (doch, hoch), u- (Buch) und au- (auch):

Haben Sie auch an das „r3” gedacht, das „Kratz-r”?    31–33

ach Krach machen doch noch hoch Stocherkahn Buch Flucht  auch Bauch Kuchen versuchen brauchen kochen fluchen

4

Im südlichen Sprachraum, in der Schweiz, Österreich, Oberbayern sprechen viele Leute den [x]-Laut auch in anderen Positionen. – Sprechen Sie die Wörter erst regional; z. B. „schweizerisch“, dann aber wieder hochdeutsch: ich mich durch manche solche durch mich lächeln echt schlecht Ich liebe dich. Ich liebe dich nicht. Ich liebe dich nicht wirklich. Ich liebe dich nicht richtig. Ich liebe dich nicht wirklich richtig.

5

Bilden Sie die Pluralformen, Partizipien, Wörter mit -lich und -lein. Pluralformen:

Dach Bach Bauch Loch Buch Schlauch Nacht Fach

Partizipien:

sprechen brechen kriechen  möchte  bringen denken

Adjektive auf -lich: Nacht Woche schwach Wörter mit -lein:

6

Bach Bauch Buch Dach Loch

Wichtige Wörter: ach auch doch noch machen lachen kochen besuchen versuchen  rauchen brauchen dachte brachte  sprach brach  hoch schwach  Sachen Sprache Buch Nacht Woche  Kuchen Dach Fach Krach Zahlen mit 8: 18, 28, 88 …

Sprechen Sie die Sätze: Ich muss manchmal lächeln und manchmal lachen, wenn wir solche Sachen machen. Der Koch kocht in der Küche und macht dumme Sprüche. Als ich 18 war, habe ich viele Nächte mit Nachtwachen durchgebracht. Ich ärgere mich noch und nöcher (umgangssprachlicher Spaßausdruck) über meine Studienfächer. Ach, ich brauch einen Wacholderschnaps, weil ich doch noch acht Wochen alleine kochen muss. Komm mich doch mal besuchen, um den Kuchen zu versuchen.

  Verwandte Seiten: 49–52, 54, 31–33 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Zahlen mit 8; mögen, bringen, denken, riechen, sprechen;  Plural/Adjektive von Wörtern mit -ch; Wortbildung 57

54

Hahahahahah … – Lach mal wieder! 100 Heinzelmännchen helfen 81 Einzelmenschen

1

Das Phänomen [h] im Deutschen: ein minikleines Lachen, ganz wenig Luft, ohne jede Anstrengung, ohne Reibung oder Kratzen im Gaumen Die Fehler: 1. zu viel Reibung, zu hart, ähnlich wie [x] (slawische Sprachen) 2. ein weicher Vokalanlaut statt h- und daher von Vokalen nicht zu unterscheiden (Franzosen, Italiener)    41; Das kann zu Missverständnissen und Wörterchaos führen.

3. zu viel Luftverlust, Stress bei der Aussprache

2

Wiederholen Sie     Blatt 41.

3

Üben Sie das Lachen – für Ihre Gesundheit und für Ihre Aussprache, als tägliche Praxis, morgens vor dem Spiegel: in ganz kleinen Portiönchen, quer durch alle Vokalklänge; rhythmisch oder einfach so zum Vergnügen. Lachen Sie sich so richtig aus (Sie leben dann vielleicht auch länger.). Zählen Sie, wie viele kleine Luftstöße Sie mit einem Atemzug schaffen: 20, 30 oder 50 und noch mehr?

4

„Rappen“ Sie im 4/4-Takt, im 2/4-Takt (Beat) oder im 3/4-Takt (Wiener Walzer); abwechselnd mit und ohne h-, durch alle Vokalklänge:

5

4/4:

ha-ha-ha-ha 

3/4:

hi-hi-hi 

  a-’a-’a-’a 

  i-’i-’i 

  ho-ho-ho-ho 

  ha-ha-ha 

  a-’a-’a 

  o-’o-’o-’o 

  hi-hi-hi-hi etc.

  ho-ho-ho

etc.

Sprechen Sie bewusst falsch, reiben und kratzen Sie dort (ein bisschen auf „Russisch“, „Polnisch“ oder „Tschechisch“), wo ein lockeres, kleines h- hingehört. – Oder verausgaben Sie sich völlig (so, wie es Franzosen passiert, die beim -h schnell zu viel Luft verlieren). Und dann bitte wieder richtig auf Deutsch: Hannelore, heute habe ich Holz gehackt. – und nicht „russisch“: Channelore … Heute hackt Hans hinterm Haus Holz. – und nicht „französisch“: Eute … oder Hhheute …

6

Und zum Abschluss noch ein paar hübsche Sätze, mit und ohne h-: Heidi kommt aus Hamburg, Ankunft am Flughafen um halb acht Uhr abends. Hallo Hannelore, mir ist heut ganz heiß. Heut Abend geht Heinz Huber in ein Hamburger Hochhaus, um hier sein hübsches Häschen abzuholen. Hans und Anita haben heute den ganzen Himmel im Herzen. Heinz-Hubert hat heute seinen hundertsten Hip-Hop-Hit gehabt. Mit der Lufthansa von Hamburg bis Athen. Wo ich meinen Hut hinhäng, da ist mein Zuhause. (Udo Lindenberg) Heut gibts keine Heinzelmännchen mehr, die bei der Arbeit helfen, heut gibts fast nur noch gehetzte Einzelmenschen.

Wichtige Wörter: Hallo! Hey! hier herhin- hinter- heim heut(e) zu Haus(e) haben heißen helfen holen halten heben hoch heiß halb hart  Haus Hand Hund Haut Hitze Himmel Huhn Herr Herz Halt  Hut Zahlen mit 100: 101 111  800 1989 …

Noch ein bisschen Geografie, mit oder ohne H-: Hamburg Heidelberg Aachen Augsburg Hohenschönhausen Hannover Österreich Ungarn Elmshorn Ansbach Albstadt Herne Halberstadt Hechingen Echterdingen Hildesheim Horb Bad Orb von Eisenach nach Heidenheim von Aalen nach Halle

  Verwandte Seiten: 41, 16, 51–53 58

  Türen zur Grammatik: haben; Partizip II (   44.1–3), Verben mit Vorsilben und vokalischem Anlaut;  Vorsilben/Adverbien mit her- und hin-; Zahlen mit 100, Jahreszahlen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

55

Was die Zunge sonst noch alles kann: säuseln, pfeifen und zischen 1

Mit dem s ist es wie mit dem Senf: Das s gibt es in drei Arten – es klingt a) besonders mild (zwischen Vokalen):

grasende Hasen

[z] (viel Stimme)

b) mittel (Silbenanfang):

Seite 6 und Seite 7

[s] (etwas Stimme)

c) scharf (Silbenende, bestimmte Wörter): was nass heiß Straße du hast Sex (engl.) 2

(a) besonders mild [z]: Säuseln Sie das Nonsens-Gedicht, so süß Sie können, mit ganz viel Stimme. Es soll fast „französisch“ oder „russisch“ klingen: Schau, ein Riese auf der Wiese, Sieh, die Hasen auf dem Rasen, Rote Rose auf der Hose, Gute Speisen auf den Reisen,

3

Keine Drüsen, sondern Düsen, Viel Getöse um das Böse, Beste Pause ist zu Hause, Schön gelesen, gut gewesen!

(b) mittel [s]: Am Anfang gehts noch ein bisschen stimmhaft zu, aber längst nicht mehr „französisch“ oder „russisch“. Sprechen Sie die Beispiele zuerst ganz „säuselnd“ (wie bei Übung 2), dann trockener, nur noch mit ganz wenig Stimme, denn so klingt es auf Deutsch: Susis siebter Saisonsieg auf Seite sechs und Seite sieben Susanne und ihre sieben Sachen sind so süß. der sechste Seitensprung von Siegfried Sauersaft Ich sah sie, seit sie so süße Sachen säuselte, sieben Mal. Aber sonntags sah ich sie ganz selten.

4

(c) scharf und ohne Stimme [s]: So spricht man a) b) c) d)

bei -ss- und -ß: dass nass heiß draußen Straße bei -s im Auslaut: was das Glas bei Kontakten mit stimmlosen Konsonanten: du hast hat sie Gast riskant Aspirin englische oder andere internationale Wörter: Sex Safe Samba 6 mal 6 = 36 sechsmal Softeis Sex von sechs bis sieben Geld im Safe  dass sie hat sie ist sie ist so muss sie und fraß sie lässt sich  ach, sagt sie was Glas das dass muss musste heißen „Aus, die Maus!“

5

[s] (ganz stimmlos)

Wichtige Wörter a): lesen gelesen gewesen  rasen  blasen  reisen Reise lösen, Lösung  leise weise Gemüse  Rose Hose Weise Phase Phrase Pause zu Hause Wichtige Wörter b): sie Sie sein sind so  sein/e  selbst selber  Zahlen mit 6, 7, 16, 17, 26, 27 seit seitdem sollen sehen  sagen Samstag  Sonntag  Seite  Sand Süden  sauber süß sauer selten satt sicher Wichtige Wörter c): das dass was es als bis aus muss lassen  lässt wissen  weiß heiß  nass heißen süß Haus Maus  Hals  Maß Masse Kasse Straße draußen

Für manche (z. B. Menschen aus China, aus Dänemark und Island) ist der Wechsel von [z], [s] und [ts] ein Problem, aber auch Englischsprechende müssen üben. Sprechen Sie die Zahlen ganz schnell: 20 2 32 27 26 36 37 22 72 77 13 30 232 272 227 10 210 12 1222 32 272 Sprechen Sie die Zahlen noch einmal flüsternd, ohne Stimme.

6

Auch der Wechsel von [z], [s], [ç] und [S] ist ein Problem: Ich sehe diese sieben schönen Mädchen und staune. Mädchen, ich liebe dich nicht, auch nicht ein bisschen. Das hat er so schnell gesagt, dass ich staunen musste. Ich habe in Lausanne und in Zürich Französisch studiert. Und dann zeigte er ihr seine sensiblen Reflexzonen. Was Susi sagt, ist sicher richtig, aber ganz schön abstrakt. Die Sozialdemokratische Partei Schwedens ist gar nicht sehr sozialistisch. Die Studenten in Deutschland und in der Schweiz sind selten sehr sozial engagiert.

  Verwandte Seiten: 47, 52, 56, 57, 60, 62

  Türen zur Grammatik: Pers.- und Poss.-Pronomen; sein; es; das; Zahlen mit 6 und 7; Präpositionen;  Konjunktion dass; Kasus bei Artikel, Adjektiv, Nomen; Fugen-s; Relativsätze; Plural u. a.

W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

59

56

Das „z“: Fünfmal [ts]

1

Übersicht: Das z-Phänomen: Fünf Schreibweisen für [ts]. Dieser deutsche Buchstabe ist ein Zusammenklang aus zwei stimmlosen Konsonanten:

(z) = [t] + [s], aber nicht: [d] + [z] Also: Sprechen Sie „mit Schmackes“, also schön scharf, energisch und völlig ohne Stimme. Vor allem das -t- im Doppellaut muss hart genug artikuliert werden; man muss es gut hören können, dann wird das -s-Element von selbst scharf.

Wichtige Wörter: zu zwischen zu- zusammen  zu viel zu sehr zugeben Zufall  Zustand zustimmen zer- zerstören zerfallen ziehen  zeigen (be)zahlen setzen sitzen  kratzen  putzen Zahlen mit 2 und 10, also: 14, 22, 32 jetzt  zuletzt  Zeichen Zeit Zimmer  Ziel  Satz  Zug Holz Salz stolz spitz Wörter mit -tion: Nation rational

Schreibweisen und Beispiele:

z

Zum Verzweifeln: zweiundzwanzig Zähne zu wenig!



tz

Kritzekratze kratzt die Katze.

zz

Pizza Pazza in der Pizzeria, aber bitte pizzicato!

[ts]



2

c

Cicero und Cäsar kamen aus dem Erotikcenter und hatten keinen Cent mehr in der Tasche.



Sei kein Nationalist, sei lieber ein Rationalist.

-ti-

Zweiundzwanzig Zahlen – immer mit z-Energie! Üben Sie mit schnellen Zahlenwechseln: 20 2 33 27 26 36 37 22 72 77 13 30 232 272 227 10 210 12 1222 32 272 2222 … Flüstern Sie die Zahlen noch einmal, leise, ganz ohne Stimme.

3

4

„Cent“ oder „Zent“ – Englisch und Deutsch im Wechsel? Klären Sie im Englischen und im Deutschen Sprechweise und Schreibweise: Elizabeth



Elisabeth

New Zealand



Neuseeland

zoo



Zoo

zebra



Zebra

celebrate



zelebrieren

center



Zentrum

circus



Zirkus

Celsius



Celsius

certificate



Zertifikat

to realize



realisieren

organization



Organisation

cent [sEnt]



Cent

Noch ein paar schöne Beispiele: Zeit für siebenunddreißig Zigaretten aus Neuseeland Ich putze meine 22 schmutzigen Zähne jetzt mal mit Soda, Sand und Seife. Bezahlst du den Sekt, dann bezahle ich die Sahne und die Zwiebeln. Wir sind zusammen 17 Sänger, und jetzt singen wir zusammen zwei Serenaden. Cicero und Cäsar gingen zusammen in den Zirkus, Cicero hatte eine Zigarette im Mund und Cäsar trug einen Zylinderhut, aber keiner hatte einen Cent. „Wann fährt der Zug nach Leipzig?“ – „Um 22 Uhr 02.“ – „Oh Mann, dann wirds aber Zeit!“

  Verwandte Seiten: 29, 47, 55, 57, 60, 62 60

  Türen zur Grammatik: Zahlen mit 2 und 10; zu in allen grammatischen Funktionen (Präposition,  Konjunktionen; Steigerung, Wortbildung); zusammen; Vorsilbe zer-; Infinitivsätze W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

57

sch-Spiele [S] 1

Meditationsübung: zen-buddhistisches Wasserrauschen Stellen Sie sich vor, Sie sitzen unter einem Wasserfall oder einer Dusche, und das Wasser rauscht ganz tief und ruhig über Sie hinweg. Sie sind ganz ruhig und entspannt. Sie hören das Rauschen des Wassers. Sie beginnen ganz leise und langsam, so tief wie möglich, das Rauschen des Wassers mit Ihrer Stimme zu imitieren. Üben Sie das ruhige, tiefe -sch- so lange, bis es richtig ruhig und tief klingt.

2

„Sprache” ist eins der schwierigsten Wörter in der deutschen Sprache!

Nicht auf die Zunge beißen! Stellen Sie beide Kiefer, also alle Zähne aufeinander und sprechen Sie in dieser Position ein schschsch und dann Wörter wie: Schaf Schande schauen schlafen. In Wirklichkeit brauchen Sie die Zähne nicht ganz aufeinanderzustellen, man lässt ein bisschen Platz. Machen Sie sich klar, dass Sie beim [S] zwei Bewegungen machen müssen: a) Die Lippen stülpen sich weit nach vorn. b) Die Zungenspitze hat vorn bei den Zähnen nichts zu suchen, sie muss weiter hinten im Mund „versteckt“ werden, sie muss sich im Mund zurückziehen.

3

4

Trick: Bilden Sie mit Daumen und Zeigefinger einen möglichst großen Kreis, wie ein O. „Stülpen“ Sie die Lippen o-förmig in den Kreis hinein, ziehen Sie die Zunge ganz nach hinten; machen Sie ganz tief: schschschsch …  Gehen Sie mit der Zunge nach vorn zu den Zähnen: ßßßßß – Der Ton wird ganz hoch und scharf. Spielen Sie die Geräusche mehrfach vor und zurück. Genießen Sie die schschschschöööönen Wörter. Übertreiben Sie das [S], indem Sie bestimmte Wörter mit viel Liebe sprechen, ganz leise, ganz lang, ganz intensiv: schschschschöööön schschschschaaaade Schschschschokolade So eine Schschschschande! Schschschschuuuule So eine Schschschschei … (pardon!)

5

Wichtige Wörter: zwischen schon schön stark sprechen Sprache Stimme Stein stellen bestimmt  stehen studieren scheinen  Schein schade Schokolade Schule Student schreiben klatschen deutsch

Die Musik der altmodischen WC-Spülung Stellen Sie sich die folgende Szene vor: Ein Arbeitermietshaus, Baujahr 1900, mehrere Stockwerke. Es gibt schon WC, aber diese Räume befinden sich zwischen den Etagen im Treppenhaus, es sind schmale, hohe, kleine Räume. Ganz oben hängt eine Wasserschüssel aus Eisen für die Wasserspülung, daran eine Metallkette mit Griff. Wenn man zieht, rauscht das Wasser zum Spülen herunter. Danach füllt sich oben die Schüssel wieder: Erst rauscht es ganz tief, sch-artig, aber der Klang wird immer heller, je voller die Schüssel wird, bis er ganz hell, ch-artig, endet. Spielen Sie die­se Klangveränderung phonetisch nach: mit ganz viel Luft, vom schschsch … bis zum hohen, hellen chchchch … (Ihr Gesicht wird sich dabei bis zu einem breiten „Cheese-Grinsen“ verändern!).

6

[S] [s]

[S] [ç]

Hamburg grüßt Stuttgart Machen Sie sich über die Dialektfärbungen der Hamburger und der Schwaben lustig: Wenn der Hamburger sich an einen spitzen Stein stößt (jeweils mit scharfem, stimmlosen [s]), dann ischd dr Schduddgardr högschd fruschdrierd.

  Verwandte Seiten: 51, 52, 55, 60 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Verben: ist, hast; 2. Person Singular Präsens/Präteritum:  bist, hast, hattest; stehen/stellen/sprechen …; Superlativ; schon 61

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f – ph – v – w; qu: Die oberen Zähne auf der Unterlippe, mit Luft oder mit Stimme

1

Die oberen Zähne auf die untere Lippe: [f] fest Luft durchblasen [v] locker Ton durchsingen Dabei geht es im Deutschen ein bisschen unsystematisch zu: zwei Klänge [f] und [v]; drei Buchstaben f, v, w; noch mehr Schreibweisen: für [f]: f, ff, ph, v für [v]: v, w und mit [k]: qu Sprechen Sie die Wörter: f:

[f]

ff:

schaffen Affe Giraffe Kaffee schlaff straff hoffen offen

ph:

Philosophie Physik Paragraph Phonetik Phrase Phase von vor vergessen verlieren verlegen verheiratet Vater Hannover verstehen vorüber voran vier Vers

v:

Vase Karneval Verb verbal versiert Hannoveraner Havarie verifizieren Varieté Varietät  variieren

Schreibproblem

v:

[v]

v = [f] v = [v]

w:

wer wo was wenn wann wie warum wohnen wählen Wahnsinn womit  woran wofür weil wollen  weiß  weit wichtig

qu:

quer Qualität Quantität Quark  quasseln Quatsch Quantum Querulant Querelen  sich quälen

[kv]

2

laufen fahren fatal fallen schlafen Schaf Strafe Foto Frau Friseur

[v] (= deutsch: w) muss mit den oberen Zähnen auf der unteren Lippe gesprochen werden („labiodental“), nicht zwischen Ober- und Unterlippe („bilabial“). Sprechen Sie die Wörter im Vergleich englisch und deutsch: Wow! why when where

wauwau weil wenn wo, wer

white quality to quit

weiß Qualität Wir sind quitt!

quantity quick quarrels

Quantität Quecksilber Querelen

Ähnlich sind die Unterschiede der spanischen/lateinamerikanischen Sprechweise und der deutschen bei Namen wie: Havana/Havanna Venezuela. 3

Trick: Wer Schwierigkeiten mit dem deutschen [v] = w hat: Halten Sie sich mit dem Daumen die Oberlippe nach oben – dann klingt Ihr [v] sofort richtig deutsch.

4

Um [b] = b und [v] = w deutlich zu unterscheiden, wiederholen Sie    45.6.

5

Ein paar schöne Sätze zum Sprechen mit lauter Stimme: Der, die, das – wer, wie, was – wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt, bleibt dumm! (Titelsong der Kindersendung „Sesamstraße“) Wer würde nicht gern hin und wieder in Venedig verweilen? Wer die Wahl hat, hat die Qual, das ist eine wahre Lebensweisheit. Was quasselst du da, du Quatschkopf? Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär, wär mein Vater Millionär. (Kindervers)

  Verwandte Seiten: 19, 29, 30, 44, 45 62

  Türen zur Grammatik: Fragepronomen, w-Fragen; indirekte Fragesätze; Vorsilben ver-, vor-;  Präpositionen von, vor; Vergleiche mit wie; Relativsätze; wollen, werden, wissen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Junge Journalisten in Jeans auf der Jagd nach Reportagen 1

Hier gibt es ein bisschen französisch-englisch-lateinisch-deutsche Konfusion, die aber gleich geklärt wird: 1. Der [j]-Laut kann mit j- und mit -i- geschrieben werden (und sogar mit ch    51):

[j]

jung ja je jeder Jura Jod Jahr Januar Juni Juli jagen Nation rational Portion Station ionisieren idiotisch und (gesprochen): ein bisschen ein Kätzchen    51.1

2. Den [Z]-Laut schreibt man mit j-; mit g- nur bei Wörtern, die aus dem Französischen stammen und bei denen das Französische (auf Deutsch) imitiert wird:

[Z]

Journalist Etage Blamage Reportage Genie couragiert Jalousie Jury Engagement Orangen Ingenieur

3. Der Doppellaut [dZ] wird bei Wörtern gesprochen, die aus dem Englischen stammen, bei denen das Englische (auf Deutsch) imitiert wird:

[dZ]

joggen Jeans Gentleman Jazz Job Joint Jetset jetten

2

Was lernen wir daraus? Die „deutsche“ Aussprache bewegt sich im europäischen Kontext. Die Wörter stammen zum Teil aus lateinischer Quelle (Jura Januar Juni Juli rational), teils aus deutscher Quelle (ja jeder je), teils aus französischer Quelle (Engagement Reportage Journalist Ingenieur Orange), teils aus englischer Quelle (Job Gentleman Jet). Das hat sich im Lauf der Sprachgeschichte so ergeben (und es kommen weitere Wörter hinzu – heute vor allem englisch-artige). Aber die deutsche Aussprache ist immer festgelegt – genial (mit [g]), aber Genie (mit [Z]). Warum? Wer weiß das schon. Das muss man einfach akzeptieren. Man wird gelegentlich (beim Lesen) stolpern, aber es zeigt die Einbindung des heutigen Deutsch in den europäischen Rahmen, und es ist ja auch sehr amüsant. Am besten: Zuhören und nachsprechen! Sie werden auch – nicht ganz gut Hochdeutsch sprechende – Deutsche finden, die die Wörter sehr komisch aussprechen: Job wie jung; Jeans wie Tschienz; orange wie orangsch; Journalisten wie Dschurnalisten. Aber das klingt nicht so gut.

3

Sprechen Sie die Sätze: Die jungen Journalisten haben einen stressigen Job und jetten von Termin zu Termin, um ihre Reportagen zu machen. Sein Juraexamen war eine einzige Blamage, einen Job wird er so schnell nicht bekommen, nicht im Januar und nicht im Juli. Das war wirklich genial, du bist ein richtiges Genie. Die Aufdeckung des Skandals ist der Reportage eines couragierten und engagierten Journalisten zu verdanken, die ganze Nation kann stolz auf ihn sein. Mancher tut wie ein Gentleman, aber früher hat er auch seine Joints geraucht. Ingenieur ist ein ganz schön stressiger Job, mein Junge.

4

Noch ein paar schöne Beispiele zum Sprechen und Üben: Schade für sein ganzes Engagement, den schönen Job ist er los. Chancen für gute Reportagen für junge Journalisten In der Jury sitzen nur Juristen, kein einziger Journalist. Eine ganze Portion Hausaufgaben, ganz schön idiotisch! Jede Orange ist schön, je oranger, desto schöner. Ja, ja, ganz jammerschade, die schönen Orangen nur noch Matsch!

  Verwandte Seiten: 10, 51, 52, 57

  Türen zur Grammatik: Ja-Nein-Fragen; jeder; je, je … desto, internationale Wortbildung

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63

60

Komplexe Konsonantenverbindungen

1

2

3

Welche Konsonanten miteinander können und gern miteinander wollen: k+r

kratzen Kreis Krach Krebs

[S] + r

Schrei schräg Schrift schreien

f+r

fressen Freiheit Franz  Frankreich

k+l

klein Klaus Klavier Klecks

[S] + l

schlagen schlafen Schlange Schluss

f+l

Fleck fleißig fliegen Fläche

t+r

tragen Tragödie   traurig Trübsinn

[S] + n

Schnupfen schnell Schnee Schnabel

g+r

groß grau grün   gratulieren

p+r

prima Programm Produkt Preis

[S] + m

schmeißen Schmutz schmecken schmal

g+l

glauben glitschig Glas  Glück

p+l

Pleite platt komplex  Platin

[S] + w

schwitzen schweigen Schwein schwierig

b+r

braun brennen   bringen Brief

d+r

draußen Drama   drohen dringend

b+l

blau Blume blasen blass

[S] + p+r

sprechen Sprache springen spröde Sprit

[s] + t+r

abstrakt Konstruktion Instrument

p + f + l Pflicht Pflaume Pflege

[s] + p+r

Esprit

Und was noch alles dazukommen kann: [S] + t+r

Straße Strecke   streng  streiten

p+f

Pferd Pfund Pfand Karpfen stopfen Kopf

Die Übung mit dem mit x = [ks] (Der Buchstabe x ist eigentlich überflüssig.) Sprechen Sie aufmerksam die vielen „Ixe“ (ikse, ickse, ichse): Verflixt, wo ist denn Maiks Keksdose, die ich extra hier hingelegt habe? Das Schicksal hat Felix und Trixi aus Cuxhaven mit üblen Tricks ganz ausgetrickst. Über den Fuchs, den Dachs und den Luchs gibts eine Extra-Geschichte.    50 Axel geht Alexa nur bis zur Achsel, aber demnächst wächst er ihr über den Kopf.

4

Wortbildungs-Stress 1: Zusammengesetzte Wörter: Herzkranzgefäße Herz-Kreislauf-Krise Herzschlag Laufschritt Angstschweiß Aufschnitt Aufschrift Kunstgriff Kunstschrift Dienstpflicht Durststrecke Klatschspalte Kopfsprung selbstständig Hetzschreiben Herzschmerz Heftpflaster Haftpflicht Schmerzpflaster Schmutzfleck

5

Wortbildungs-Stress 2: Das „Fugen-s“ machts noch etwas komplizierter, besonders bei Wörtern mit -ung, -heit, -keit, -schaft, -tät: Bleiben Sie übermäßig lang und deutlich auf dem Fugen-s: Gesellschaftssssskritik: Ankunftszeit Empfangsschreiben Empfehlungsschreiben

6

Gehaltsklasse Geschäftsbrief Geschäftsschreiben

Geschwindigkeitsstress Sicherheitsstreifen Wirtschaftskraft

Universitätsstraße Volkstrauertag Volkszeitung

Übung mit -st und -t: Frau zum Mann: Was denkst du, was du machst, was du bist? Du rauchst, trinkst, schreist, du schläfst, stinkst, schnarchst, du machst keinen Sport, du kriegst einen Bauch, du lachst mich aus, du treibst es zu weit, mir reichts jetzt. Frau zur Freundin: Was denkst du, was er macht? Er raucht, er trinkt, er schreit, er schläft, er stinkt, er schnarcht, er macht keinen Sport, er kriegt einen Bauch, er lacht mich aus, er treibt es zu weit, mir reichts.

7

Im letzten [lEtstn] Moment höchstens [hPÜkstns] noch eine Übung – und bitte ohne -e- in der Endung (   14) und ohne „Sprossvokale“ (   48): höchstens längstens letztens mindestens wenigstens meistens erstens 6./7./8. am höchsten  am längsten im letzten Zug den schwersten Streit höchst spannend höchst strittig höchst schwierig zum 66. Geburtstag

  Verwandte Seiten: 32, 33, 38, 44–51, 55–57, 67 64

  Türen zur Grammatik: Konjugation; Superlativ; Wortbildung, Fugen-s, Wortzusammensetzungen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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„Abschleifungen“: Nachgestellte Artikel … miniklein, reduziert, verkürzt – aber immer erkennbar 1

„Das Ei ist weg.“ – So reden die Deutschen: Unbetonte Artikelwörter können mit vorangehenden Wörtern – vor allem Präpositionen – zusammengezogen werden. Beim unbestimmten Artikel ist das „ei“ weg – nur die Endung ist noch da – weil sie das wichtige Signal ist: mit ’ner tollen Frau ’ne ideale Karriere ’n Studienwechsel so’n blöder Typ An ’nem schönen Abend mit so ’nem Typ in ’ner kleinen Kneipe …

2

Im Keller beim Wein – ’ne Erfahrung fürs Leben … Bei einigen Präpositionen darf man den nachgestellten bestimmten Artikel auch beim Schreiben „zusammenziehen“: im ins am ans beim Manchmal sieht man auch die Schreibweise: fürs. Wichtig ist, dass die Artikelform genau verstanden wird. Sprechen Sie umgangssprachlich: bei dem Arbeiten für das Leben in dem Kino an dem Abend an das Finanzamt in das Bett bei dem Teufel

3

So spricht man, aber so schreibt man nicht (außer bei *). Aber auch die anderen Präpositionen ermöglichen Verkürzungen der folgenden unbetonten Artikel. Sprechen Sie umgangssprachlich die (unkorrekt geschriebenen) Ausdrücke und die (korrekt geschriebenen) Sätze: mita (mit der) Bahn mitna (mit einer) Freundin fürn/fürdn (für den) Chef fürnen (für einen) Euro im* (in dem) Wohnzimmer innem (in einem) Taxi ins* (in das) Kino beina (bei einer) Freundin son (so ein) Unsinn annen (an einen) Freund annem (an einem) Abend

mitm (mit dem) Auto mitnem (mit einem) Freund fürne (für eine) Arbeit fürs* (für das) Leben inda (in der) Küche innen (in einen) Film beim* (bei dem) Essen beinem (bei einem) Prof sone (so eine) blöde Idee anna (an einer) Kreuzung

Mita Zeit schafft iias, sone schöne Aussprache hinzukriegng.

In irgend so einem Keller haben wir gesessen und uns mit dem besten Wein betrunken. Ich nehme Sie auf der Stelle bei dem Wort. So eine dumme Sache – und das wegen so einem Mann. (In Norddeutschland – aber nur dort – ist sogar der Plural gebräuchlich: so’ne dummen Geschichten.)

  Verwandte Seiten: 13–16, 62–65, 72

  Türen zur Grammatik: bestimmter und unbestimmter Artikel; Artikelwörter so ein, solch-;  Präpositionen; Dativ bei Position, Akkusativ bei Richtung

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„Abschleifungen“: Nachgestellte Personalpronomen … miniklein, reduziert, verkürzt – bleiben aber immer erkennbar

1

Hitze hätt’se, sagt’se. (Hitze hätte sie, sagte sie.) Personalpronomen (du er sie/Sie es wir ihr), die hinter dem Verb stehen und unbetont sind, verändern in der gesprochenen Umgangssprache ihre Klangqualität, sie werden verkürzt und stark reduziert. Auch ihn/ihm können abgeschliffen werden. Man kann aber immer genau erkennen, was gemeint ist.

2

Sprechen Sie die (falsch geschriebenen) Kurzsätze, wie man sie spricht. Pardon: Lesense die Kurzsätze, wie manse spricht. Dabei kann die er- und die ihr-Form ähnlich klingen: Hatse (hat sie) nicht recht? Hatm (hat ihm) das keiner gesagt? Machta (macht er/ihr) auch mit? Machnwa (machen wir) da auch mit? Habmwa (haben wir) noch Zeit? Hatta (hat er) schon gegessen? Habta (habt ihr) schon was gegessen?

3

Gehnse (gehen sie) weg! Kommta (kommt er/ihr) noch? Wills (will es) nicht klappen? Biste (bist du) verrückt? Gehnwa (gehen wir) rein? Kommta (kommt er/ihr) auch? Gehta (geht er/ihr) auch mit?

Isse (ist sie) krank? Machts (macht es) viel Ärger? Haste (hast du) noch Geld? Machste (machst du) mit? Habta (habt ihr) noch Geld? Hats (hat es) weh getan?

Sprechen Sie die Sätze, wie man sie spricht. Pardon: Lesense die Sätze, wie manse spricht: Und dann hat er uns gesagt, dass er später kommt. Dann hat sie ihm einen Kuss gegeben. Was hast du denn geantwortet? Du hast ihm doch hoffentlich kein Geld gegeben? Hast du was, bist du was. Da habt ihr uns aber angeschwindelt. Hätte er Teilzeit, könnte er länger …

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des DGB

  Verwandte Seiten: 42, 61, 63–65 66

  Türen zur Grammatik: Personalpronomen; Fragen; Wortstellung, wenn das Pronomen nicht auf Platz 1 steht;  Verben des Sagens und Fragens; Konjunktionalsätze; Dialoge; reale und irreale Bedingungssätze W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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„Abschleifungen“: Verschwundene Silben mit vielen Freiheiten beim Sprechen, Rappen und Dichten 1

So schreibt man nicht, so spricht man nur: -e [´] am Ende der Verbformen    14, 16, 19: a) 1. Person Singular Präsens: Ich mach das nicht.

Nööö, mach ich nicht!!!

b) 1. und 3. Person Konjunktiv II: Ich würd das nicht machen. c) Bei musste, wusste, dachte und aus rhythmischen Gründen (Gedichte, Songs) kann man auch das -e [´] in der 1. Person Präteritum weglassen: Ich hatt einen Kameraden … Lesen Sie still – und sprechen Sie dann laut die schriftsprachlich geschriebenen Sätze so, wie man sie spricht; suchen Sie für jeden Satz den besten Sprechrhythmus: Ich habe nichts als Ärger, nichts als Ärger habe ich. Oh, wäre ich nie geboren! (aus Goethes Faust) Wenn er nicht gekommen wäre und hätte mir geholfen, ich wäre verloren gewesen. Habe ich’s dir nicht gesagt? Ich gewinne. Ich werde dir mal was sagen: … Ich hatte einen Kameraden, einen besseren findest du nicht. (Ludwig Uhland)    unten bei 3 Das konnte ich nicht wissen, ich werde dich vermissen … Das wusste ich nicht; so musste es ja kommen. Ich dachte, ich wäre allein. 2

Einige Adverbien gibt es in zwei Varianten: gern/e zu Haus/e nach Haus/e heut/e Abend Manchmal klingen die Formen ohne -e etwas moderner, manchmal geschieht es nur, um den Rhythmus zu verbessern. Modernisieren oder rhythmisieren Sie die folgenden Sätze: Heute Nacht wird es passieren, heute Nacht soll es gerne passieren. Und wenn ich abends ausgehe und gar nicht mehr nach Hause gehe … Ich wäre so gerne bei dir. Zu Hause war heute Abend alles ruhig.

3

Vokale in unbetonter Zwischensilbe können ausgelassen werden. Das wird auch manchmal so geschrieben. Bei -r- kann das Auswirkung auf die r-Aussprache haben. Verkürzen Sie die Einzelformen und die Formen in den Sätzen. Die betreffenden Laute sind hervorgehoben: unsere Leute – bessere Lebensbedingungen Das ist heute teuerer als gestern. Ich klettere auf jeden Baum. Ich schüttele jedem die Hand. Ich bettele niemanden an. Zum besseren Kennenlernen unserer Weine nehmen Sie bitte unseren Prospekt mit. Ich hatte einen Kameraden, einen besseren findest du nicht. (Ludwig Uhland) Interessant, sehr interessant, und so originell, wirklich originell, nicht wahr?

4

Dativformen von einsilbigen Nomen und den Imperativ Singular spricht (und schreibt) man heute ohne -e. Sprechen Sie die Sätze „modern“ und umgangssprachlich: Über die Liebe bin ich im Bilde, aber wie sage ich es meinem Kinde. Es ändert sich die Lage bei Nacht wie auch am Tage. Komme unter meine Decke und mache es dir bei mir bequem. (Songtext)

  Verwandte Seiten: 13, 14, 16, 19, 61, 62, 64, 65, 69–72

  Türen zur Grammatik: Verbformen im Präsens, Futur; Präteritum; Konjunktiv II und I, Imperativ,  indirekte Rede; haben, werden; Adverbien; Possessivpronomen; Komparativ; Nomen im Dativ

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Komm mal rauf, wir machen was zusammen etwas 1

was   einmal

mal   hin/her

r-

et- bei „etwas“ und ein- bei „einmal“ werden abgeschliffen, wenn etwas (engl.) „something“ bedeutet (und nicht „ein wenig“), wenn einmal (engl.) „once, one day“ bedeutet (und nicht „ein einziges Mal“). Sprechen Sie die Sätze: Und nun mal was ganz Spannendes! Ich hab mal was ganz Tolles erlebt. Hast du was gesehen? Das ist ja was ganz Neues! Sprechen Sie die Sätze mit Abschleifungen (wo es möglich ist): So etwas Schönes habe ich noch nie erlebt. Kommen Sie mich doch bitte einmal besuchen, wenigstens ein Mal! Ich habe einmal etwas gesehen, was die ganze Sache etwas positiver erscheinen lässt.

2

Der Unterschied von her-/hin- entfällt in der gesprochenen Sprache, es wird einfach r- vor die Wörter gesetzt. Sprechen Sie die Sätze: Wer rausgeht, muss auch wieder reinkommen.

Hurra, Deutsch ja mal ganz einfach – ich glaub, ich hab’s jetzt raus!

Was ist denn rausgekommen? Was haben Sie denn rausgefunden? Wie komm ich hier wieder raus? Ich bin ein Star, holt mich hier raus! Sprechen Sie die Wörter und die Sätze in vereinfachter Form: herunter hinunter herüber hinüber hinaus heraus hinausgehen herumlaufen hereinfallen hinüberkommen herausholen herauskriegen Komme bitte einmal herunter und gehe einmal hin­ über zum Milchgeschäft. Gehen Sie bitte mutig hinein, aber kommen Sie bitte auch gesund wieder heraus! Jetzt habe ich herausgefunden, wie man hinüber, hinauf und herunter richtig ausspricht. Ich habe gewusst, wie man in den Schlamassel hineinkommt, aber ich weiß nicht, wie man wieder herausfindet.

  Verwandte Seiten: 31, 32, 34, 36, 42, 61–63, 65, 69–72 68

  Türen zur Grammatik: Richtungsadverbien; Richtungsverben; etwas, was; Relativsätze; Gesprächspartikel mal W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Noch mehr „Abschleifungen“: Allerlei Schludrigkeiten in der Umgangssprache Alles kamma, wemma will, und’n bissjen is mehr als nix. 1

Hier folgt ein bunter Rest von Abschleifungen in einzelnen Wörtern. So spricht man, wenn man im Gespräch locker und vor allem sehr schnell spricht. So schreibt ma (pardon: man) natürlich nich (pardon: nicht), das is (pardon: ist) doch klar! a) Bei bestimmten Wörtern in unbetonter, schnell gesprochener Position können -d/t, -n und -l am Ende ein Stück weit oder ganz abgeschliffen werden:



ma(l)

nich(t)

ma(n) oder ma(l)

is(t)

sin(d)

ka(nn)

un(d)

we(nn)

und vor allem die Gesprächspartikel (den)n.

du denn!

Duden? Wo bist du´n gewesen? Wo hast dudn gesteckt?

… wenn

… wenn Mama

man mal nicht

nicht da ist?

da ist!

Un da ka ma ma sehn, was passiert, we ma ma nich da is. b) Im Kontakt mit s-, z- und sch- wird die Verkleinerungssilbe -chen am Anfang mit j (statt ch) gesprochen – aber nicht geschrieben.    51 bisschen Küsschen Herzchen Fläschchen Aber nicht bei: Kindchen Kettchen Herzjen, gib mir mal ein Küssjen, meinetwegen nur ein bissjen. (Aber bitte so nicht schreiben!) c) Besonders populär ist die Abschleifungsform nichts aber so auch nicht schreibt:

nix, die man

Tut mir leid, aber ich hab überhaupt nix verstanden. Das war nix, das war wirklich nix, und das wird auch nix mehr. 2

Sprechen Sie die Beispielsätze in umgangssprachlicher Form: Bisher ist es ganz gut gegangen, es ist glücklicherweise nichts Schlimmes passiert. Da kann man mal sehen, dass gar nichts funktioniert, wenn man mal nicht da ist. Wo bist du denn gewesen? Bist du denn überhaupt zu Hause gewesen? Was ist denn los mit euch? Habt ihr denn den Termin vergessen? Kann man sich denn kein bisschen auf euch verlassen? Muss man denn alles selbst machen? Katastrophe im Kinderzimmer: Das Kindchen hat aus seinem Fläschchen mit dem Herzchen ein bisschen auf sein Bettchen gekleckert.

  Verwandte Seiten: 39, 46, 51, 52, 61–64, 69–72 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: sein; man; können; Passiv; Konjunktionen: und, wenn;  Diminutiv; Negation; Gesprächspartikel denn 69

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Wortakzen [1] te

1

Betonte Stammsilbe, extrem reduzierte Endung   

2

Betonte Stammsilbe, unbetonte Zweitsilbe 

3

Reduzierte Vorsilbe,

  12–17 Das ist das Grundmuster der Betonung bei den einfachen deutschen Wörtern: Verben (hatten machen laufen); Nomen (Stelle Messer Gabel); Adjektive (sauber clever besser); Artikelwörter (diese keiner manche); Präpositionen (über hinter zwischen) und andere Wörter. Das Grundmuster hat grammatische Wirkungen: Plural: Haus Häuser Praktische Hilfsmittel für die Blätter 66–72: Genus/Kasus: ein eine/einen a) Schriftgröße und Hervorhebung: Komparativ: hoch höher „Computer“ Flexion/Tempus/Modus: hat haben/hatte/hätte b) mehrstufige Betonungspunkte: Die extremste Reduzierung entsteht dort, wo das -e- elidiert  –  –  usw. werden kann: machn laufn habm etc., wie Sie auf den Blätc) Klatschen, Klopfen, Trommeln, Kopfnicken tern    14–16 sehen und wiederholen können.

Hier trägt die Zweitsilbe keinen Akzent, wird aber auch nicht reduziert; sie ist einfach unbetont, ohne Akzent. Frankreich Frankfurt Reinhard nützlich essbar leistungsschwach Deutschland Kapstadt Friedrich freundlich zahlbar farbstark

betonte Stammsilbe, reduzierte Endung  

()

Haben Sie bereits vergessen, was Sie auf den Blättern 29 und 30 gelernt haben? Dort erfahren Sie, was Sie wiederholen müssen. Das ist besonders wichtig. Die unbetonten Vorsilben sind besonders reduziert, die Stammsilben tragen deutlich den Wortakzent – auch quer durch die ganzen „Wortfamilien“ hindurch: arbeiten: gearbeitet erarbeiten verarbeiten bearbeiten Bearbeitung überarbeitet 4

Betonte trennbare Vorsilben (beim Verb, Nomen, Adjektiv)

Deutsch ist reich an betonten Verbvorsilben, die bei der Verbflexion abgetrennt werden. Füllen Sie die Tabelle mit den wichtigsten trennbaren Vorsilben aus, schriftlich und vor allem sprechend. Vorsilbe ab an auf aus ein mit nach um vor zu

Verbform abfahren ankommen aufwachen ausdrücken einschlafen mitnehmen nachfragen umsteigen (sich) vorstellen zumuten

flektierte Form fährt … ab

Partizip II abgefahren

Infinitiv + zu abzufahren

Nomen die Abfahrt

So gehen auch viele andere betonte Vorsilben, zu denen Sie sich jeweils ein paar Wörter (Verben, Nomen, Adjektive) zusammensuchen können: da(r) + Präp.-: daneben dahinter- dran- her/hin + Präp.-: heran- herein- hineinr + Präp.-: rein- raus- runter-    64 fort- los- weg- weiter- zurück- zusammen 5

Betont oder reduziert: Ein paar Vorsilben kommen sowohl in reduzierter (Übung 2) als auch in betonter

(Übung 3) Form vor. Die Vorsilben können dann auch verschiedene Wortbedeutungen bewirken. hinter: hinterlassen | hinterlistig Hinterhalt voll: vollbringen | sich volllaufen lassen über: übersetzen | Überleitung Übergang wider: widersprechen | Widerspruch um: umsorgen | umleiten Umstand wieder: wiederholen | Wiederbelebung unter: Unterhaltung | Unterschrift Unterhalt

  Verwandte Seiten: 12–19, 34, 42, 64, 67–72 70

  Türen zur Grammatik: gesamte Grundgrammatik (Formen, Verben, Nomen); Präpositionen;  Verben mit unbetonten und betonten Vorsilben; Wortbildung W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Wortakzen [2] te

1

Zusammengesetzte Wörter (1): Wenn die erste Komponente eine bestimmte (attributive) Funktion hat, dann wird sie stark betont; die zweite bleibt unbetont oder trägt nur einen schwachen Nebenakzent:

Blumenvase Küchentisch Bürostuhl Wirtschaftskraft Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Abschlussfest Politikverdrossenheit Globalisierungsverlierer Machen Sie aus den Beispielen kleine Sätze nach dem Muster: Eine Blumenvase ist eine Vase für Blumen. 2

Bei Doppelnamen wird immer die letzte Komponente betont – das ist die gleiche Betonung wie bei Adjektiv + Nomen, z. B. schönes Württemberg: Baden-Württemberg Sachsen-Anhalt Mecklenburg-Vorpommern Rheinland-Pfalz VW-Kombi Hamburg-Münchner Hans-Egon Müller-Lüdenscheid (berühmte Comic-Figur)

3

Zum Beispiel (Drei-)Buchstaben-Wörter: Die letzte Komponente wird betont:

Was bedeuten die eigentlich?

SPD CDU FDP DGB VWL BWL USA DDR UdSSR ARD ZDF HIV AKW ICE VW BMW HSV VfB EU UN OECD DAAD DFG GG StGB BGB …

ABC

Hören Sie dazu den deutschen Rap-Klassiker „MfG“ der Gruppe „Die Fantastischen Vier“. Wenn Sie die Buchstabenwörter in ausgesprochene Wörter auflösen, kann sich die Betonung verändern: gleich: ZDF 4

Zweites Deutsches Fernsehen

Ossi, Wessi, Tussi, Promis: „Kurzwörter“ werden meist vorn betont. z. B. Schülerwörter: Studi-Wörter: Politikwörter: Lifestyle-Wörter: Alltagswörter:

5

verschieden: BWL

Mathe Bio Abi Reli … Uni Hiwi Zula … Sozi Nazi Stasi Demo Fascho … Müsli Knacki Macho Fuzzi Profi … Taxi Info Kita Spezi …

Betriebswirtschaftslehre

… und nach dem Abi und der ZiviZeit dann die Uni mit Mathe und Bio, das bisschen BAföG, morgens Müsli, abends Taxi, und immer mit ’ner anderen Tussi in die Disco.

Wo werden die internationalen Wörter betont? Oft dort, wo sie in der Herkunftssprache betont werden, wo sie im Französischen betont werden (auf der letzten Silbe), und oft nicht dort, wo sie im Englischen betont werden. Oft ist die Betonung überraschend und muss gelernt werden: Nation national Nationalität Büro bürokratisch Bürokratie Musik musikalisch Musiker Politik politisch Politiker Foto Fotograf fotografisch Fotografie Demokrat demokratisch Demokratie

Diktator diktatorisch Diktatur Philosophie philosophisch Philosoph Chaos chaotisch Chaot Literatur literarisch Interesse interessant Charakter charakteristisch

Übersetzen Sie die Wörter ins Englische und Französische und vergleichen Sie die Wortakzente. Im Englischen ist fast alles verschieden, im Französischen (Spanischen, Italienischen) ist vieles (aber nicht alles) gleich. Suchen Sie andere internationale Wörter mit gleichen Endungen und klären Sie die Wortakzente. 6

Verben auf -ieren werden auf dem -ie betont. Aber wie heißen die Nomen?

Telefoniiiiiiiiieren!

probieren studieren telefonieren regieren reagieren garantieren (sich) interessieren philosophieren charakterisieren tendieren schikanieren transferieren tapezieren  diskutieren differieren negieren pausieren kassieren (sich) rasieren frisieren 7

Wörter, die für Sie wichtig sind a) Sammeln Sie die wichtigsten Fächer an der Schule und Wissenschaften an der Universität. b) Sammeln Sie die wichtigsten Fachausdrücke in Ihrem Fachgebiet oder Beruf. c) Sammeln Sie wichtige Ausdrücke aus Politik, Medien und Öffentlichkeit.

  Verwandte Seiten: 66, 68 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Wortbildung; Attribution 71

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Wo sind die Wortakzen ? [3] – Akzentverschiebungen te

1

Zusammengesetzte Wörter (2): Ist die erste Komponente eine Reihung, dann wird ihr hinterer Teil stark betont: Mann-Frau-Verhältnis Max-Planck-Gesellschaft Hanns-Martin-Schleyer-Halle Kohlenwasserstoff-Verbindung Paris-Dakar-Ralley Schwarz-Weiß-Film Nomen-Verb-Verbindung Creutzfeld-Jakob-Krankheit

2

Wörter mit un- bilden oft einen negativen Kontrast zu entsprechenden Wörtern ohne un-; dann wird un- stark betont. – Bilden Sie Kontrastwörter mit un-/Un-; achten Sie auf die Verschiebung des Akzents. Und genauso ist es bei Wörtern mit der lateinischen Vorsilbe in-/ir-/il-. angenehm pünktlich Pünktlichkeit genau Genauigkeit diskutabel Toleranz

interessant verheiratet geeignet vernünftig seriös liberal reversibel

Wie heißen die Gegenteile (ohne un-) – und wie werden sie betont? unschön untypisch Unklarheit unsymptomatisch irreal illegitim unsympathisch 3

Mancher Professor benimmt sich wie ein Diktator, aber Professoren sollen keine Diktatoren sein. Wie heißen die Pluralformen, wie werden sie betont? Doktor Lektor Mentor Direktor Sektor Transistor Faktor Ventilator Reaktor

4

Noch mal die internationalen Wörter: Suchen Sie passende Wörter für die leeren Felder und achten Sie auf die richtigen Wortakzente: Adjektiv

Beruf/Akteur Biologe

diktatorisch

Verb – – – studieren

Abstraktion Chemie

Philosophie

andere Abteilung – – – –

traditionell real/realistisch Mathematiker



– System

politisch 5



Englische und deutsche Geografie: Wie heißen – richtig betont – die Wörter auf Deutsch? Achten Sie auf die Betonungsunterschiede: Englisch

Land/Kontinent

Deutsch Sprache/Nationalität

Menschen

America Brazil Portugal France Great Britain Italy Mexico Africa Asia Europe

  Verwandte Seiten: 24, 66, 67, 69–72 72

  Türen zur Grammatik: Plural; Adjektive; zusammengesetzte Wörter, internationale Wörter;  Länderbezeichnungen; Negation von Wörtern W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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Satzakzente sind starke Botschaften an den Hörer 1

Satzakzente sind starke phonetische Botschaften: Dem Zuhörer wird die Grammatik, die Satzstruktur deutlich gemacht, mit Nachdruck gesagt, was das Thema ist, Neues, bisher noch nicht Bekanntes gezeigt, etwas demonstrativ bezeichnet; ein Kontrast wird stark hervorgehoben, die Emotionalität, die Gestimmtheit, die Absicht klargemacht, gezeigt, wie ein Text gegliedert ist.

2

Die Satzstruktur (genauer: die Verbstruktur) wird geklärt: trennbare Vorsilben: Du sollst aufhören! Hör endlich auf! Warum hörst du denn nicht endlich auf? andere Satzteile, die eng zum Verb gehören: Und jetzt gehen wir Kaffee trinken. Wir trinken bald mal zusammen einen Kaffee. Kaffee trink ich mit dem nie mehr.

3

Negation eines Satzteils und Korrektur werden deutlich gemacht: Eine Lösung finden wir nicht heute und nicht morgen, aber vielleicht übermorgen. Nicht ich bin daran schuld, sondern du.

4

Das Themenwort, Schlüsselwort wird stark akzentuiert: Das gehört mir nicht. (Ist das klar? Das gehört mir nicht. (Aber vielleicht gehört mir was anderes. Das gehört mir nicht. (Aber vielleicht dir? Das gehört mir nicht. (Basta!

starke Betonung lautere Stimme

höhere Stimme

Thema: die ganze Aussage) Thema: der Gegenstand) Thema: der Besitzer) Thema: Schluss mit der Diskussion)

5

Es wird demonstrativ mit dem Finger auf etwas gezeigt: Wo kommt der denn her? Mit dem da rede ich nicht mehr.

6

Neues wird durch starke Akzentuierung bekannt gemacht: Es war einmal ein reicher König. Der lebte in einem großen Schloss. In diesem Schloss feierte er einmal ein großes Fest. Zu diesem Fest lud er alle Prinzen und Prinzessinnen der Nachbarländer ein …

7

Im Dialog, im Streit haut man sich „Schlagwörter“ um die Ohren: „Hast du das gemacht???“ – „Nein, das hab ich nicht gemacht.“ – „Doch, du hast das gemacht!“ – „Stimmt ja gar nicht!“ – „Du bist blöd!“ – „Du auch!“

sehr deutlich langsamere Stimme bei Langvokalen: gedeeeehnte Stimme

8

Kontraste werden deutlich klargemacht: Es geht hier nicht um das, was du denkst, sondern es geht um mich, allein um mich!

9

Emotionalität, Gestimmtheit, Absicht werden dem Hörer verdeutlicht: Das ist alles ganz falsch. (Man möchte extrem übertreiben.) Du hast super gekocht, es hat toll geschmeckt. (Man möchte stark loben.) Das ist totaler Mist, was du da geschrieben hast. (starke Kritik) Hör ja auf damit! (Drohung) Komm endlich her! (Ungeduld) Hört das denn nie auf? (Man möchte hören: Doch, doch, es hört bald auf.) Jetzt komm endlich her! (sehr ungeduldig; „Komm“ ist emotionales Schlüsselwort.)

10

Und sie bewegt sich

doch!

Der Körper spielt mit: Finger, Hän­ de, Faust, Kopf.

Die Erzählstruktur wird verdeutlicht, die Textgliederung wird gezeigt: Und dann ist der Weihnachtsmann gekommen. Zuerst hat er eine kleine Rede gehalten, dann wurden die Geschenke verteilt. Als letzte habe ich auch was bekommen. Und am Ende haben wir Weihnachtslieder gesungen. Worauf es im Leben ankommt? Erstens: auf die Liebe, zweitens: auf die Liebe, und drittens: ganz besonders auf die Liebe.

1., 2., 3. …

  Verwandte Seiten: 66–68, 70–72

  Türen zur Grammatik: Satzbau; Fragen; Demonstrativpronomen; Negation; Dialoge; Konjunktionen; Redepartikel; versichernde, textgliedernde Adverbien; Ordnungszahlen

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Noch mal Satzakzente: Ganz deutliche Kommunikationssignale Negationen, Gesprächspartikel, Verstärkungswörter

1

Hier wird deutlich gesagt, dass es nicht so ist: Nein, ich hab ihn nicht gesehen. Nee, Geld hab ich keins mehr. Nein, das hab ich nicht gesagt. Nein, so was hab ich noch nie erlebt. Nein, so ist es nicht gewesen. Dumm, dass ich nicht dabei gewesen bin. Ich habe keine Lust mehr. Nein, ich hab von ihr nichts mehr gehört.

2

Sagen Sie’s noch deutlicher, mit Verstärkungswörtern: Nein, ich hab ihn überhaupt nicht gesehen. Nee, Geld hab ich gar keins mehr. Nein, das hab ich gar nicht gesagt. Nein, so was hab ich überhaupt noch nie erlebt.  Nein, so ist es nie und nimmer gewesen. Dumm, dass ich gar nicht dabei gewesen bin. Ich habe absolut keine Lust mehr. Nein, ich hab von ihr überhaupt nichts mehr gehört.

3

Falsch oder unpassend, jedenfalls starke Kontraste: Es war nicht die Nachtigall, sondern die Lerche. Ich hab keine Kraft mehr und keine Lust mehr. Von mir kriegst du keinen Euro und keinen Cent.  Ich esse kein Fleisch mehr, nur noch Gemüse. Keinen Wein mehr, nur noch Kamillentee, bitte. Du bist kein Mensch, du bist ein Monster.



4

Überhaupt nicht! Es war die Nachtigall, du Dummerchen!

Hören Sie ja gut zu! Die stark betonten Gesprächspartikel kann man kaum überhören: Hör ja auf mit diesem Blödsinn, sonst knallts! Mach ruhig so weiter, dann wirst du schon sehen! Hör doch endlich mit dem Rauchen auf! Wenn ich doch bloß aufgepasst hätte! Komm du mir bloß nicht mehr unter die Augen! Du hast ja sowieso keine Ahnung!

5

Die Gesprächspartikel – ganz unbetont, aber in der Nähe eines stark betonten Worts – können für freundliche Musik im Satz sorgen: Das ist aber schön geworden! Die Idee ist einfach wunderbar! Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen? Mensch, das ist ja großartig! Du hilfst mir doch, oder? Lass mal, ich mach das schon. Wie heißen Sie eigentlich? Hätten Sie vielleicht etwas Zeit für mich?

6

Die Gesprächspartikel – ganz unbetont, aber in der Nähe eines stark betonten Worts – können für unfreundliche Musik im Satz sorgen:

Wo find ich denn was über Gesprächs­ partikel??? 7

Das hast du aber toll hingekriegt! Das kann ich ja nicht wissen! Wo kommst du denn her? Mit dem red ich jedenfalls nicht mehr! Jetzt hör doch auf! Du bist vielleicht ein Idiot! Bin ich denn dein Hilfsarbeiter? Sie sind wohl total übergeschnappt? Das hättest du eigentlich wissen müssen. Ich bin schließlich nicht Ihre Putzfrau.

Such doch mal in „Grammatik mit Sinn und Ver­ stand” (Klett) Kapitel 18 und Katalog 10!

Legen Sie Ihre ganze Emotionalität in die supertollen Verstärkungswörter: Dein Geschenk war ganz große Klasse. Das hab ich echt überhaupt nicht gewusst. Ich hab mich super darüber gefreut. Das war echt super von dir, wirklich ganz toll. So ein Riesenrindvieh hab ich noch nie gesehen.  Die irren Typen sind echt cool drauf. Sie müssen mich unbedingt mal besuchen.  Ist doch wirklich echt geil, die deutsche Sprache!

  Verwandte Seiten: 69, 71–72 74

Alles echt super!!!

  Türen zur Grammatik: Negation; Gesprächspartikel; Verstärkungswörter; Konjunktionen; Dialogstrukturen W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

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„Auweia, hier wird mit Musik und viel Emotion gesprochen!“ – „Und ob!“ 1

Ausrufe der Begeisterung, der Lust, der Überraschung, der Trauer etc. … Sie sind wie Sätze, ganz kurz, aber mit starker Betonung, viel besonderem Klang.

Auffahrunfall bei Glatteis

Jemand sieht seinen (verheirateten) Freund, wie er eine andere Frau küsst.

Ein Mann schnappt einer Frau einen Parkplatz weg.

Mutter sucht ihren achtjährigen Sohn und findet ihn am Schrank, wo die Süßigkeiten liegen.

Auweia, das wird teuer!

Oh, oh, wenn das mal keine Probleme gibt!

„He, Sie haben mir meinen Parkplatz weggenommen!“

du also!

Waaasss?

Ach was!!!

Ach so!?!

Hier sind noch ein paar von diesen schönen Ausrufen und Kommentaren. Denken Sie sich – am besten zusammen mit Deutschen – kleine Situationen oder Dialoge aus und lassen Sie sich den Klang der Ausrufe von Deutschen dramatisch vorsprechen, vorspielen: Oh, oh! Ach du je!!! Ach! Oooch! Hheee??? Hmm! (mit Kopfnicken) E, e! [’´’´] (mit Kopfschütteln) Igittigitt! Ätsch!! Auuu! (oder: Autsch!)

3

Mann hat sich beim Rasieren etwas verletzt, Frau will Pflaster holen.

Mann zu Frau: „Du, ich muss noch mal dringend ins Büro, es kann spät werden.“ Frau (gespielt, spitz):

Na und??!

2

Jemand stürmt ins Zimmer und ruft: „Leute, ich hab im Lotto gewonnen!“

Aha, hier steckst

Na ja! Na na! Na so was! Na gut! Na also! Na wenn schon! Also nein! Also neee! He? [h´] Komm schon! Komm, …

Was solls! Tja! Von wegen! O. k.! Was soll’n das! Und wie!!! Wie bitte???? Wow! Das wärs! Das wars!

Hier wird mit Kurz- und Kürzestsätzen geantwortet, und zwar sehr deutlich. Sprechen Sie’s nach, mit viel Emotionstheater: Würdest du dir so was kaufen? Kann ich mit dir rechnen? Hast du das gemacht? Bist du damit einverstanden? Was denkst du, soll ich so was machen? Das ist aber dumm gelaufen! Da hast du aber Glück gehabt. Wo ist denn unser Auto? Wie schmeckts euch denn? Wie isses (ist es) denn gewesen?

– – – – – – – – – –

Nie im Leben! Selbstverständlich! Na hör mal! Eigentlich nicht! Auf gar keinen Fall! (Auf gar keinen Fall!) Ja, leider! Ja, Gottseidank! (Gott sei Dank!) Sch…, das is (ist) geklaut! Prima! Geil! Wirklich echt geil!

  Verwandte Seiten: 69, 70, 72 W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

  Türen zur Grammatik: Dialoge; direkte Rede 75

72

Satz- und Wortakzente und die Reduzierungen sichtbar machen

1

Ein 5-stufiges Akzent-Modell für Deutsch: Die Akzente und Reduzierungen werden sichtbar, lesbar (laut oder leise), sprechbar gemacht.

18 pt groß und fett (Satzakzente)

6 pt

14 pt

(Wortakzente, Nebenakzente)

0 pt

12 pt

(unbetonte Silben, ohne Akzent)

   –   ,  ,    ,  ,  ,    ,       ,   ,   , 





































 –





 ,   ,  







(stark reduzierte Silben: Endungen, unbetonte Vorsilben, Mittelvokale, Zwischensilben) („elidierte“ Silben: Endungs-e, -e- als Mittelvokal) Beispiele: ich hab er hätt gerne gern interessant mündlich: intressant

Franz Kafka – Kleine Fabel Ach, sagte die Maus, die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern laufen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle,

in die ich laufe. – Du musst nur die Laufrichtung ändern, sagte die Katze, und fraß sie.

2

2-stufiges Textbild: Hier werden nur die Satzakzente hervorgehoben. Sprechen Sie den nebenstehenden Text von Peter Bichsel so flott Sie können. Sie werden merken: Auch dieses Druckbild hilft, eine gute deutsche Betonung zu erreichen.

3

Sprechen Sie die beiden Texte noch einmal und verstärken Sie die Silben mit Satzakzenten mit einer verstärkenden körperlichen Reaktion: a) nur den Rhythmus mit einem brummenden m- oder dm-Ton, b) den Text mit einem kleinen, aber scharfen Kopfnicken c) oder mit einem kleinen Klatschen mit den Händen d) oder mit kleinen Taktschlag mit der Hand auf den Tisch. Die Übung dient zur Sensibilisierung für den Rhythmus. In der Alltagskommunikation sind b) und d) stark übertrieben und eine Unart, die man z. B. bei manchen Politikern oder ungeübten Rednern beobachten kann.

Das kann man al­ les leicht mit dem PC nachmachen!

Als die Gazellen von den Löwen Mitbestimmung forderten, waren die Löwen dagegen. „Es kommt noch so weit, dass die Gazellen bestimmen, wen wir fressen“, sagten die Löwen. Sie beriefen sich auf eine unverdächtige Studie des WWF (World Wildlife Fund) und sprachen von Wildpartnerschaft bei klarer Kompetenzentrennung: Fressen auf der einen Seite, Gefressenwerden auf der anderen Seite. „Denn“, so sagten sie, „es liegt auf der Hand, dass einer nicht zugleich etwas vom Gefressenwerden und vom Fressen versteht. Und der Entscheid, jemanden zu fressen, muss schnell und unabhängig gefasst werden können.“ Das leuchtete denn auch den Gazellen ein. „Eigentlich haben sie recht“, sagte eine Gazelle, „denn schließlich fressen wir ja auch.“ „Aber nur Gras“, sagte eine andere Gazelle. „Ja, schon“, sagte die erste, „aber nur weil wir Gazellen sind. Wenn wir Löwen wären, würden wir auch Gazellen fressen.“ „Richtig“, sagten die Löwen. Peter Bichsel „Wege zum Fleiß“, aus: Peter Bichsel, Geschichten zur falschen Zeit. Kolumnen 1975–1978 © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1998

  Verwandte Seiten: 13–30, 61–65, 66–71, 73–75 76

  Türen zur Grammatik: gesamte Grundgrammatik (Morphologie); direkte Rede; Fragen, Appelle u. v. a. W. Rug: 77 Klangbilder gesprochenes Hochdeutsch SCHUBERT-Verlag

73

Die Grundmelodien im deutschen Satz Der Ton macht die Musik: abfallend

  ansteigend

  schwebend

1

Die Satzmelodie zeigt, wie der Satz verstanden werden soll, z. B. als Aussage, als Aufforderung, als Frage nach einer Information, als Frage nach einer Entscheidung, als Ausdruck eines starken Gefühls. Dabei ist vor allem das Ende der Melodie wichtig, die Endphase ab dem letzten Satzakzent.

2

Normale Aussagen: abfallende Melodie: So klingts in Deutsch  land. Ein Bauer hatte drei Söh  ne. So ist das Le  ben. Ich mache jetzt Schluss  . Ich hab keine Lust  mehr. Ich geh nach Hau  se.

3

Übrigens: Die Deutschen „singen” beim Sprechen nicht so viel wie die Amerikaner, die Russen oder die Franzosen.

Aufforderungen: abfallende Melodie: Mach die Tür  zu! Zieh die Schu  he aus! Räum die Klei  der weg! Mach mir’n Kaf  fee!

4

Pointierte, emphatische Aussagen oder Aufforderungen; Kontraste: Hauptakzent mit höherem Ton, danach stark abfallende Melodie: Das war al  les für die Katz! Du bist ein Rie  senrindvieh! Ich will  das aber nicht! Was hast  du denn bloß?!! Wer raus  geht, muss auch wieder rein  kommen!

5

Amerikanisch: „Oh, that’s fan tic!”

tas

Deutsch: „Das ist aber toll!”

Informationsfragen (w-Fragen): abfallende Melodie: Wo bist du denn so lange gewe  sen? Warum hat du mir denn nichts davon erzählt ? Wer hat dir denn so  was erzählt? Was hast du dir denn da  bei gedacht?

6

Entscheidungsfragen (Ja-Nein-Fragen): ansteigende Melodie: Hätten Sie etwas Zeit  für mich? Kommst  du heut Abend? ’n Kaf  fee?

7

Schwebende Melodie (d. h.: mittlere Tonhöhe, die Spannung wird gehalten), wenn eine Äußerung noch nicht fertig ist, weil a) der Satz noch weitergeht (Nebensatz, Infinitiv, Relativsatz, andere Gliedsätze) b) eine Aufzählung erfolgt Ich hab nicht gewusst  , dass es so lange dauert  . Ich freu mich  , wenn du kommst  . Vergiss nicht  , mich vorher anzurufen  . Frag mich , dann sag ich dir warum  . Erstens aber kommt das Fressen  , zweitens kommt die Liebe dran  , drittens das Boxen nicht vergessen  , viertens Saufen  , so lang man kann  , und fünftens, Brüder, achtet scharf  , dass man hier alles dürfen darf  . (Es geht also um Fressen, Liebe, Boxen, Saufen und alles Dürfen. Frei nach Bertolt Brecht: „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“)

8

Kommentar: In den vorstehenden Übungen und Beispielen handelt es sich um musikalische Grundmuster der deutschen Sprache. Es kann in der Wirklichkeit der sprachlichen Kommunikation vielfache Variationen geben: von einzelnen Sprechern, in bestimmten Sprechsituationen, mit bestimmten Absichten, als raffiniertes Spiel. Wenn es also heißt: „Der Ton macht die Musik!“ oder „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!“, so wird deutlich, dass hier das eigentliche Spiel mit der deutschen Sprache erst beginnt. Zum Glück gibt es aber viele interkulturelle Erfahrungen, die einem helfen, wenn man freundlich oder unfreundlich höflich oder unhöflich verbindlich oder abweisend herzlich oder kalt gefühlsbetont oder sachlich interessiert oder uninteressiert locker oder gestresst gründlich oder oberflächlich sicher oder unsicher ruhig oder aufgeregt sprechen oder verstanden werden möchte.

  Verwandte Seiten: 68–72, 74

  Türen zur Grammatik: Satzbau; Fragesätze; Aufforderungen; Konjunktionen; Nebensätze;  Relativsätze, direkte und indirekte Rede, Dialoge; Zeichensetzung

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77

74

„Phrasierung“: Pausen und Sprechbögen Kleine Pausen machen/, zusammengehörende Wortgruppen in einem Bogen sprechen/, das macht Sätze und Texte verständlich.

1

Kleine Pausen macht man, wo im geschriebenen Text ein Komma gesetzt wird oder gesetzt werden kann – man spricht also so, wie man schreibt (eigentlich ist es sogar umgekehrt: man schreibt so, wie man spricht): Das gilt für alle Neben- und Hauptsätze, die mit Komma getrennt werden, auch für Infinitivsätze, egal ob mit oder ohne Komma. Vor der kleinen Pause – man kann sie auch Zäsur nennen – ist die Melodie schwebend (   73.7): Man schreibt so/, wie man spricht. Ich sag dir/, dass es so ist. Ich sag dir/, es ist so. Ich bitte dich/, es zu versuchen. Ich möchte dich bitten/ zu kommen.

2

Nachgestellte Attributionen mit Satzcharakter (Relativsätze, „Appositionen“) trennt man beim Sprechen durch kleine Pausen – mit schwebender Melodie: Relativsätze/, die hinter einem Nomen stehen/, trennt man vorn und hinten durch kleine Pausen. Daniel Düsentrieb/, das geniale/, aber etwas lebensfremde Supergehirn von Entenhausen/, erfand für Onkel Dagobert/, dieses Ekel von Geiz und Habsucht/, einen absolut einbruchssicheren Geldsafe.

3

Texteinschübe – zwischen Klammern oder Gedankenstrichen – trennt man beim Sprechen (mit schwebender Melodie) durch kleine Pausen: Hans Bethe/ – für die Erklärung der Fusionsvorgänge im Inneren von Sternen erhielt er 1967 den Nobel­preis –/ war 1933 wegen seiner jüdischen Abstammung aus der Universität Tübingen verdrängt worden.

4

Was zusammengehört, z. B. komplexe Nominalphrasen, spricht man „in einem Bogen“. Die Sprechbögen kann man auch „Phrasen“ nennen und alles zusammen, mit den Pausen (Zäsuren) auch „Phrasierung“. Man soll also mit guter Phrasierung sprechen. Mit anderen Worten: Beim Sprechen soll man zeigen, was wie zusammengehört: Angesichts des Schreckens von Hiroshima und Nagasaki wurde Hans Bethe zum Anwalt einer nuklearen Abrüstung. Hiroshima wurde  für viele Menschen auf der ganzen Welt ein Symbol für die Hoffnung auf weltweiten Frieden.

5

Sätze, Gliedsätze, Infinitivsätze spricht man in Bögen, phrasiert: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. – Es gab noch keine Wesen, die die Erde bewohnten. – Am Ende schuf Gott Eva, um Adam eine Lebensgefährtin zu geben. – Nachdem sie wussten, was gut und was böse ist, mussten sie das Paradies verlassen.

6

Auch kleinere Sinngruppen (mehrteilige Adverbien, mehrteilige Verbgruppen) spricht man „in einem Bogen“, phrasiert, auch wenn das kaum richtige Pausen bewirkt und der Sprechfluss fließend bleibt. Gleichzeitig soll natürlich auch der ganze Satz „in einem Bogen“ gesprochen werden – das wird hier durch die größeren Bögen am Anfang und Ende verdeutlicht. (Das heißt auch: Beim Lesen, vor allem auch bei langen Sätzen, soll man immer schon schauen, wann der nächste Punkt kommt; bis dahin muss der Sprechbogen reichen.)

An diesem Tag stand er besonders früh auf. Das Geschirr auf dem Tisch/, das noch nicht weggeräumt worden war/, war ihm egal. Da kann man leicht in eine problematische Situation geraten.

  Verwandte Seiten: 69–73, 75 78

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Zehn (+1) praktische Tipps zum mündlichen Vortrag 1

Vor einem Publikum (Klasse, Seminargruppe, Auditorium) sprechen bedeutet: Nicht lesen, sondern sich möglichst frei sprechend dem Auditorium zuwenden, „mit Herzen, Augen, Mund und Händen“. Die Zuhörer hören nicht nur, sie sehen auch. „Sprechen“ heißt also auch: Die Zuhörer immer wieder anschauen, auf ihre Impulse und Reaktionen achten (Lächeln, Nicken, Minenspiel, Gestik) und lebendig agieren und reagieren. Also: Beim Vortrag die Augen hoch vom Manus­kript und ins Publikum gerichtet!

2

Die hinten sitzenden Zuhörer sind die Sprechpartner. Wenn sie das Gesprochene gut hören können, ist die Stimme laut und deutlich genug.

3

Ein Manuskript ist gut – und eines, das man mit dem Computer in großen Buchstaben (16–18 pt), größerem Zeilenabstand und farblich markierten Schlüsselwörtern vorbereitet hat, ist besonders gut. Aber wichtiger als die genaue Wortfolge des Manuskripts ist das klare gedankliche Konzept im Kopf.

4

Also frei sprechen, nicht lesen, d. h.: genügend laut, zum ganzen Zuhörerkreis, nicht aufgeregt und hektisch, aber auch nicht zu langsam, monoton und langweilig, mit deutlichen Pausen und guter Phrasierung (   74), mit deutlichen Satzmelodien (   73, 74), mit deutlichen Satzakzenten (   69–72), besonders bei den inhaltlichen „Schlüsselwörtern“, Kontrast wörtern, Argumentationswörtern (   69), und die Körpersprache effektiv einsetzen, nicht aufdringlich, aber sicher und sichtbar (   69).

5

6

Frei sprechen mit Fehlern ist besser als Ablesen mit weniger Fehlern, aber mit schlechterer Aussprache. Sie können zu Anfang Ihrer Rede ein freundliches Wort über die vielen kleinen Fehler sagen, die vermutlich kommen werden; Ihr Publikum wird positiv reagieren. Aber die Anstrengungen einer schlechten Aussprache beim Ablesen eines Manuskripts sind frustrierend und werden übel genommen, sie sind eine Zumutung für alle. Man kann seine Aussprache beim mündlichen Vortrag erheblich verbessern, indem man sich bei der Vorbereitung der Hilfe einer deutschen „Leihstimme“ bedient. Man bittet eine befreundete deutschsprachige Person (mit angenehmer, gut verständlicher und nicht dialektal gefärbter Stimme) darum, das fertige Redemanuskript auf einen Tonträger (Kassette, CD, I-Pod) zu sprechen: als lebendige Rede, nicht als Textlektüre. Diese Tonfassung hört man sich dann zur eigenen Vorbereitung mehrmals an, nicht nur passiv, sondern zunehmend aktiv mitsprechend, anfangs „im Kopf“, dann laut und immer sicherer.

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7

Noch mal die „Schlüsselwörter“ (   69): Schlüsselwörter gehören zur begrifflichen Struktur eines Vortrags. Es ist nützlich und hilfreich, wenn man im Vortrag sicherstellt, dass das Publikum Schlüsselwörter wirklich verstanden hat: durch besonders deutliche Betonung, durch verlangsamte Sprache, durch Rückfragen, durch Wiederholung, durch Tafelanschrift, Nutzung des Overhead-Projektors, Powerpoint etc.

8

Zu diesen Verständnisverstärkern gehören natürlich auch die Medien, die das gesprochene Wort des mündlichen Vortrags effektiv unterstützen können: gut gegliederte Vortragsskizze als Handout auf Papier, gut erkennbar gestaltetes Wandposter, groß genug und deutlich genug geschriebene Overhead-Folien, Powerpoint-Projektion, vorzeigbare Objekte, Original-Töne vom Tonträger etc. Für jedes Medium gilt: Gute Vorbereitung und funktionierende Technik sind der halbe Erfolg.

9

Was sonst noch wichtig ist: zu Beginn eine Ansage, wie lange ungefähr Ihr Vortrag dauern wird, und eine absolut klare Benennung des Themas, dazwischen eine immer wieder deutlich erkenn bare, transparente Gliederung, am Ende die Ankündigung des gleich zu erwartenden Schlusses und eine deutliche, positiv stimmende Schlussformulierung, „Schlusspointe“.

10

Noch ein Wort zum Vorlesen: Wer vorliest, soll gut vorbereitet sein. Ein schlecht vorgelesener Text ist für die Zuhörer eine Zumutung. An die Deutschlehrer: Einen Schüler unvorbereitet einen längeren Text in der Klasse, vor einem Publikum vorlesen zu lassen, ist auch eine Zumutung, nicht nur für die Zuhörer, sondern vor allem für den betreffenden Schüler selbst. Es gibt viel bessere Methoden, im Unterricht einen Text zu präsentieren, z. B. durch Tonträger. Wer vorliest, soll vorher die Chance gehabt haben, sich gut vorzubereiten und soll auch gut vorbereitet sein, damit es etwas Gutes wird, damit es schön klingt und für alle eine Freude ist.



11

Eine gute Aussprache und Intonation beim mündlichen Vortrag ist natürlich ein wichtiges Medium der Verständigung. Aber es ist auch eine Geste des persönlichen Respekts gegenüber den Zuhörern, eine Geste des interkulturellen Respekts gegen­ über der Fremdsprache Deutsch. 79

76 1

2

3

4

5

80

Zehn praktische Tipps zum phonetischen Training und zum Arbeiten mit diesem Lehr- und Lernmaterial „77 Klangbilder“ hat 77 Arbeitsblätter, 73 davon (außer 1, 75, 76 und 77) sind Seiten zum Lernen und Üben. Nicht alle werden für Sie in gleicher Weise wichtig und nützlich sein, vielleicht brauchen Sie einige Seiten überhaupt nicht. Was für Sie persönlich nützlich und wichtig ist, hängt davon ab, welche Muttersprache Sie sprechen    Anhang, S. 82, wie gut Ihre Deutschkenntnisse schon sind, ob und wie oft Sie schon im deutschen Sprachraum waren und mit deutschsprachigen Menschen Deutsch gesprochen haben, wie Ihre individuellen Hör- und Sprechveranlagungen sind. Suchen Sie sich Ihre wichtigen und nützlichen Seiten heraus, Ihr persönliches Lernprogramm. Finden Sie heraus, was im Einzelnen Ihre persönlichen Fehler und Schwierigkeiten mit der Aussprache sind. Stellen Sie einen Katalog zusammen. – Wie? a) Einiges wissen Sie selbst, aus Ihrer Erfahrung mit der Fremdsprache Deutsch. b) Fragen Sie Ihre Deutschlehrer. c) Fragen Sie Freunde und Bekannte, mit denen Sie Deutsch sprechen. Versuchen Sie, Ihren persönlichen Katalog gut zu organisieren. Wie? – In vier Stufen: Stufe 4: Das sind Fehler, die die Kommunikation stark behindern, die Ihre Aussprache für deutsche Zuhörer schwer verständlich machen. Stufe 3: Hauptfehler, fremde Klänge in Ihrem Deutsch, an denen man Ihre Herkunft sofort erkennt Stufe 2: geringere Fehler, die weniger stören Stufe 1: kleine, marginale Fehler und Abweichungen

6

Die Übungen, Sätze und Wörter einmal leise, dann mehrmals laut sprechen, mit den Augen und mit dem Mund und den Ohren; und dann: gar nicht mehr lesen, sondern nur noch sprechen und hören, also „auswendig“. Die beigefügte CD hilft Ihnen dabei.

7

Nutzen Sie die akustischen Freiräume, die Sie haben, zum lauten Üben: wenn Sie allein zu Hause sind, beim Spazierengehen, beim Auto- oder Fahrradfahren, beim Kochen oder bei der Hausarbeit, vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen, im Bad, beim Duschen, Rasieren, Make-up, warum nicht auch auf der Toilette … Das reicht immer für drei, fünf oder zehn Minuten zum Üben, Brummen, Singen, Sprechen, Deklamieren.

8

Für jedes wirkliche Problem „Ohrwürmer“ schaffen. Das sind Sätze, Reime, Liedchen, Wortfolgen oder Wörter, die man so gut auswendig kann, dass sie in einem drin sind und dort singen und klingen. Man hört sie, auch wenn man sie nicht laut spricht, und man eignet sich dabei „richtiges Deutsch“ an. Die CD hilft Ihnen dabei.

9

Beschaffen Sie sich eine Hörkassette (für den Rekorder, den traditionellen Walkman) oder eine Hörbuch-CD. Es können auch mehrere sein, aber eine ist wichtig. Oder programmieren Sie Ihr modernes I-Pod. Lassen Sie sich von deutschsprachigen Kennern beraten, was geeignet ist. Ein breites Angebot finden Sie in Musikgeschäften, Buchhandlungen und sogar in Supermärkten. Oder Sie besuchen einen Flohmarkt, wo oft Kinder ihre Kinderkassetten oder alten Hörbücher billig anbieten.

Stellen Sie sich für Ihren Fehlerkatalog ein Trainingsprogramm zusammen. 10 Übungseinheiten für Fehler der Stufe 1 25 Übungseinheiten für Fehler der Stufe 2 35 Übungseinheiten für Fehler der Stufe 3 50 Übungseinheiten für Fehler der Stufe 4 Eine Übungseinheit: fünf, maximal zehn Minuten, die Zeit, die Sie brauchen, um eine Seite dieses Buches zu bearbeiten oder zu wiederholen. Wie oft? – Jeden Tag ein bisschen, das ist viel besser als langes, aber nur seltenes Üben. Zum Beispiel drei (verschiedene) Übungseinheiten pro Tag – die „phonetische Viertelstunde“. Planen Sie eine Trainingszeit von ca. drei bis sechs Monaten.

Wichtig sind: a) möglichst einfache Texte; sehr gut sind: Märchen, Kinderliteratur, b) eine sympathische, gut verständliche Stimme. Und dann: Finden Sie Ihre Lieblingstexte heraus, hören Sie diese ganz oft, wie Kinder das tun (siehe oben bei „Ohrwürmer“), lernen Sie „Ihre Texte“ auswendig. 10

Üben Sie Phonetik auf musikalische Weise. Machen Sie Ihre Stimme und Ihre deutsche Aussprache zu Ihrem Soloinstrument, trainieren Sie Ihre Technik und Ihren künstlerischen Ausdruck, Ihnen und Ihren Partnern und Zuhörern zur Freude.

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77

Das phonetische Inventar der Standard- und Umgangssprache

In der linken Spalte sehen Sie die Phonem-Zeichen des international üblichen Zeichenkatalogs (IPA), die in den „77 Klangbildern“ verwendet werden. Die mittlere Spalte führt alle deutschen Schreibweisen dieser Klänge auf, die möglich sind. Die dritte Spalte bringt für alle Schreibweisen Wortbeispiele. Bei den drei „klassischen“ Diphthongen wird in Klammern auch die abweichende Notation aus Dieling/Hirschfeld, „Phonetik lernen und lehren“ zitiert (München 2000, S. 39). Beim „Knacklaut“, dem festen Vokalansatz im Deutschen, wird das IPA-Zeichen [/] aus Gründen der besseren Lesbarkeit in diesem Buch nicht verwendet, stattdessen ['] (   41). Für Diphthonge wird das Bogenzeichen  °  verwendet. Phonem

Lange Vokale

[aÜ] [EÜ] [eÜ] [iÜ] [oÜ] [PÜ] [uÜ] [yÜ]    8 „kurze Langvokale“

Kurze Vokale

[a] [å] (minimalisiert) [´] (minimalisiert) [E] [I] [O] [{] [U] [Y]

Schreibweisen

Beispiele

a, ah, aa ä, äh e, ee, eh i, ie, ieh, ih, y o, oh, oo ö, öh, eu u, uh ü, üh, y

Wagen er nahm Staat Mädchen wählen leben Schnee sich sehnen Maschine Biene du siehst ihr Handy oben wohnen Moor schön dröhnen Ingenieur zu Schuh müde kühl Zypern

a er („r1“    31, 12, 17–19, 20–28) e (   14, 29) e, ä i, ie o ö u ü, y

hatte Stadt aber vergessen hatte bekommen gefallen es wenn hätte Mitte vierzehn hoffen können und müssen Psychologie (durch Betonung kurz    8)

Diphthonge

[a°I] ([ae8]) ei, ey, ai, ay, aj ([ao8]) au [a°U] ([OP8]) eu, äu, oi, oy [O°I] Diphthonge mit -r bei „unmarkierter“ Sprech- [aÜ°å] [EÜ°å] weise: alle betonten [E°å] Vokale mit nachfolgendem [eÜ°å] [iÜ°å] -r („r1“) am Silbenende [I°å] [oÜ°å] (außer [a]), auch wenn [O°å] [PÜ°å] noch weitere Konsonanten [{°å] [uÜ°å] folgen (   18, 22–28) [U°å] [yÜ°å] [Y°å]

Konsonanten

['] ([/]) [b] [d] [g] [p] [t] [k] [m] [n] [N] [j] [f] [v] [h] [z] [s] [S] [Z] [ç] [x] [l] [r]

(-) „Knacklaut“ b, bb d, dd g, gg p, pp, -b t, tt, -d, th, dt k, ck, -g, ch-s m, mm, n n, nn ng, n j, i f, ff, v, ph w, v, qu h s s, ss, ß sch, s(p), s(t) j, g ch, g ch (ähnlich „r3“    31–33) l, ll „r2“ (   31, 32, 34: r rr, rh, rrh) „r3“ (   31–33)

Meier Meyer Maier Mayer Majer Bauer sauber heute Bäume Loipe Woyzeck mit kurzen Vokalen mit langen Vokalen wahr Saar war härter erfahren der Märchen sehr leer Gerhard wird Viertel vier mir dort vor Ohr Moor wörtlich hört Öhrchen durch Kur Uhr kürzen Kür Gebühr be'obachten, 'in 'Ordnung, ge'antwortet Bär haben Ebbe der Addition gegen Egge Paul sprechen Puppe abfahren hat hatte rund Theo Stadt Karl Ecke weglaufen Fuchs am Hammer haben ([haÜbm]    15, 16) den denn Tübingen hängen gegen ([geÜgN]    15) Johannes Ion (umgangssprachlich) ein bisschen Ofen offen vor Philosophie wer Vase (aber: Vater), quer ([kveÜ°å]    58) haben nahe Hase sieben was Wasser Straße schön waschen Straße spielen Journalismus Rage (Wörter aus dem Französischen    59) ich Milch zwanzig Krach machen; (kratzen, tragen, Produkt) leben wollen Karl rot Karren Rhythmus Katarrh kratzen tragen schreien

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77 Klangbilder – kontrastiv für 11 + 1 Sprachen Anhang: Welche Blätter sind für Sie wichtig? Die folgende Übersicht zeigt am Beispiel von 11 verschiedenen Herkunftssprachen, wie wichtig (oder weniger wichtig) die einzelnen Blätter von „77 Klangbilder“ sind. Sie kann allerdings nur eine grobe Orientierung geben; probieren Sie es selbst aus, ob die­ se Angaben auch für Sie zutreffen. (Die Rubriken Englisch, Portugiesisch/Brasilianisch und Spanisch differenzieren nicht zwischen den europäischen und amerikanischen Sprachvarianten.) Die leere Spalte ganz rechts lässt Platz für Markierungen für Lernende, deren Herkunftssprache in der Liste nicht enthalten ist. Blatt  1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77

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CHI x                                                                           x x

ENG x                                                                        x x

FRA x                                                                       x x

ITA x                                                                         x x

JAP x                                                                           x x

POR/BRA x                                                                           x x

RUS x                                                                          x x

SPA x                                                                           x x

Zeichenerklärung x    leer

SWE x                                                                         x x

Informationsseite (wichtig für alle Sprachen) von höchster Wichtigkeit sehr wichtig wichtig wenig oder gar nicht wichtig

TRK x                                                                           x x

UNG x                                                                          x x

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