100 Fehler bei der Einstufung von Pflegebedürftigen und was Sie dagegen tun können 3899934261 [PDF]


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100 Fehler bei der Einstufung von Pflegebedürftigen und was Sie dagegen tun können
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Zitiervorschau

I

11

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p.~ I F G E--~

11

Es klingt so einfach und ist doch so schwierig: Bei einer Einstufung wird der Hilfebedarf und damit auch die entsprechende Pflegestufe festgestellt. In der Praxis sieht das oft anders aus: Da werden Pflegebedürftige besonders fein zurechtgemacht präsentiert. Da verlangt ein Gutachter als Erstes Leistungsnachweise, obwohl aus denen der echte Hilfebedarf gar nicht hervorgeht. Da werden Begriffe verwechselt oder falsch benutzt, Pflegepersonen nicht befragt, Minutenwerte schlicht falsch berechnet und auf Einsicht in die Pflegedokumentation gleich ganz verzichtet.

11

LEICHT

Jutta König

II~

lEU Die hier aufgeführten 100 Fehler bei der Einstufung sind eine wichtige Lektüre, die nicht nur Fehler vermeiden hilft, sondern auch bares Geld bringen kann. Wer glaubt, Gutachter wüssten immer alles, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Begutachtungsrichtlinie ist besser, als viele glauben - aber man muss sie genau kennen!

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Dieses Buch kann zwar keine korrekte Einstufung garantieren, aber es zeigt Ihnen, welche Gesamtzusammenhänge es gibt, welche Notwendigkeiten und Erfordernisse und welche Rechte und Pflichten die Pflegebedürftigen haben.

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100 Fehlerbei der Einstufung von Pflegebedürftigen und was Sie dagegen tun können

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Lesen Sie, wie Sie die Einstufung besser vorbereiten (denn das ist bereits die halbe Miete), die häufigsten Fehler bei der Begutachtung und Dokumentation vermeiden und beim Einstufungsmanagement und dem Verfahren zur Einstufung sicherer werden.

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Die Autorin Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet und dem Landessozialgericht in Mainz, Mitglied im Bundesverband der unabhängigen Pflegesachverständigen und Pflegeberater, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen 5GBXI,SGBV, BSHG,Heimgesetz und Betreuungsrecht.

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ISBN 3-89993-426-1

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BRIGITTE KUNZ VERLAG

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-89993-426-1

Inhalt Vorwort.

.. .. ... .. ... ...... .... .... .. .. .. .... ...... .... ... .. .. .. .

Das Verfahren. Die Autorin:

1. Fehler: Annahme, 2. Fehler: Annahme,

Jutta König Pflege-Prozess-Beratung Birkenstraße 85 65187 Wiesbaden Jutta König ist Altenpflegerin, Pflegedienst- und Heimleitung, Wirtschaftsdiplombetriebswirtin Gesundheit (VWA), Sachverständige bei verschiedenen Sozialgerichten im Bundesgebiet und dem Landesozialgericht in Mainz, Mitglied im Bundesverband der unabhängigen Pflegesachverständigen und Pflegeberater, Unternehmensberaterin, Dozentin in den Bereichen 5GB XI, SGB V, BSHG, Heimgesetz und Betreuungsrecht.

... ... ....... .... .. ... .. .. .... ...... ..... .. .. .. .. der Antrag müsse einer Form entsprechen. .... .. .. .. .. die Vordrucke der Kasse seien korrekt. . . . . . . . . . . . . . . . .

3. Fehler: Unrechtmäßiger

Antragsteller.

4. Fehler: Es wird hingenommen, dass ein Bewohner keinen Antrag stellt. . . . . . 5. Fehler: Annahme, nach Antragsteilung komme ein Gutachter. . . . . . . . . . . . . 6. Fehler: Ein Unberechtigter schreibt den Widerspruch. ...... .... ... .. .. .. 7. Fehler: Der Widerspruch wird begründet. .. .. .... ...... ..... .. .. .. .. . 8. Fehler: Beim Widerspruch kommt derselbe Gutachter. .... .... ... .. .. .. . 9. Fehler: Das Gutachten

wird nicht eingefordert.

10. Fehler: Es wird hingenommen, 11. Fehler: Annahme, 2

14 14 14 15 15

das Gutachten . .. .. .. .

. .... ...... .... .. ... .. .. ..... ...... ... .. .. .. ..

17

.. ..... ... ... .. .. ... ..... ...... ... .. .. .. . sei immer in der Leistungspflicht

17 18

14. Fehler: Die Pflegeplanung

. ...... ..... .. .. .. .. .

19

.... ....... .... .. .. .. ... ... ....... .... .. .. .. ..

20

Die Minutenwerte

15. Fehler: Annahme,

Satz: PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig Druck: Druck Thiebes GmbH, Hagen

13

. ... ..... ..... .... .. .. .. .

3

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden. Die im Folgenden verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen stehen immer gleichwertig für beide Geschlechter, auch wenn sie nur in einer Form benannt sind. Ein Markenzeichen kann warenrechtlich geschützt sein, ohne dass dieses besonders gekennzeichnet wurde.

10 10

13. Fehler: Man lässt sich hinsichtlich des Begutachtungszeitpunktes unter Druck setzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12. Fehler: Der Gutachter

@ 2005 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7. 30173 Hannover

dass die Pflegekasse

die Pflegekasse

Die Vorbereitung.

. ... ...... ..... .. .. .. .. .

10 10

16 17

nicht herausgibt.

Besuchen Sie unser Pflegeportal im Internet.

. .. .. ... ... ....... .... .. ... .. ..

9

kommt unangemeldet.

wurde nicht angepasst.

die Minutenwerte

seien frei erfunden.

.. .... ... .. .. .. .

16. Fehler: Minutenwerte

aus der Richtlinie werden

17. Fehler: Abweichungen 18. Fehler: Minutenwerte

von den Minutenwerten werden nicht begründet. .. . werden falsch interpretiert. . ...... .... ... .. .. .. .

19. Fehler: Minutenwerte 20. Fehler: Verrichtungen

fürs Baden werden als Tageswerte angesehen. ... .. . werden nicht einzeln berechnet. .... ..... .. .. .. ..

21. Fehler: Es wird zwischen

Besetzung,

Pflegebedarf

als verbindlich

angesehen.

und Pflegestufe

. .

verglichen

20 20 21 22 22 23 23

22. Fehler: Individuelle Besonderheiten werden nicht in die Pflegeplanung aufgenommen. ...... .... ... .. ... . .... ...... .... ... .. .. .. .

24

23. Fehler: Es wird immer der untere Wert der Pflegeminuten

25

genommen.

. .. ..

4 Die Berechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24. Fehler: Überversorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25. Fehler: Annahme, alle Wünsche müssen respektiert werden. . . . . . . . . . . . . . 26. Fehler: Häufigkeit der Toilettengänge wird angezweifelt. . . . . . . . . . . . . . . . 27. Fehler: Es werden Obergrenzen für Verrichtungen angegeben. . . . . . . . . . . . 28. Fehler: Toilettengang und Training werden gleichgesetzt. . . . . . . . . . . . . . . . 29. Fehler: Für die Anleitung werden keine Minuten berechnet. . . . . . . . . . . . . . 30. Fehler: Eine teilweise Übernahme erfordert immer weniger Zeit als eine vollständige Übernahme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31. Fehler: Für eine Beaufsichtigung werden keine Minuten berechnet. . . . . . . . . 5 Die Begutachtung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32. Fehler: Pflegekräfte halten sich bei der Begutachtung im Hintergrund. . . . . . 33. Fehler: Ein Pflegebedarf wird vorgetäuscht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34. Fehler: Der Pflegebedürftige wird »präpariert« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35. Fehler: Der Zeitpunkt der Begutachtung wird beliebig gewählt. . . . . . . . . . . . 36. Fehler: Der Begutachtungsort wird falsch gewählt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37. Fehler: Die Rolle der Kleidung wird unterschätzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38. Fehler: Der Kleiderschrank wird abgeschlossen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39. Fehler: Essen und Trinken werden weggestellt, damit sich

25

55. Fehler: Annahme,

25 26

sie bereits inbegriffen. .... .... .. ... .. ... ....... .... .. ... .. . 56. Fehler: Die Aktivierung wird nicht berechnet. . .. .... ....... .... .. .. .. .

26 27 27

57. Fehler: Prophylaxen werden berechnet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58. Fehler: Annahme, es gäbe keine Hilfe beim Verlassen der Wohnung in einem Heim. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

28

59. Fehler: Sonden kost und Nahrungsaufnahme

29

60. Fehler: Zur Rasur zählt auch die Körperbehaarung . .... ...... .... .. ... .. 61. Fehler: Rasur eines Damenbartes wird nicht angerechnet. ..... .... .. .. ..

29 30 30

die Unterkörperwäsche

beim Windelwechsel

zusammen

49 49 50 51 52 53

geht nicht. . . . . . . . .

53 54

62. Fehler: Beruhigende Gespräche bleiben unberücksichtigt. ... ..... .. .. .. .. 63. Fehler: Gehen wird als Grundbedürfnis gesehen und damit als anrechenbar. .

55

64. Fehler: Annahme, eine nächtliche Verrichtungen zählt nur, wenn sie immer anfällt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

55

31 56

31 32

7 Begrifflichkeiten................................................ 65. Fehler: Der Hilfebedarf wird mit der Leistung verwechselt.

.... .... .. .. .. .

33

66. Fehler: Der Begriff »selbstständig«

..... ... ... .. ..

33 34

67. Fehler: Der Begriff »Unterstützung« wird falsch verwendet. ..... ... .. .. .. 68. Fehler: Der Begriff »Anleitung« wird falsch angewendet. ..... .... .. .. .. .

34

69. Fehler: Der Begriff »teilweise Übernahme« wird falsch verwendet. . . . . . . . . . 70. Fehler: Der Begriff »Transfer« wird falsch verwendet. . ....... .... .. .. .. .

wird falsch verwendet.

56

der Pflegebedürftige nicht beschmutzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40. Fehler: Der Gutachter geht allein zum Pflegebedürftigen. . . . . . . . . . . . . . . . 41. Fehler: Es findet keine Eilbegutachtung statt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42. Fehler: Es wird hingenommen, dass der Gutachter die Aussage anzweifelt. . . 43. Fehler: Krankheitsbedingte Pflegemaßnahmen werden nicht berücksichtigt. . 44. Fehler: Der Kompressionsverband wird nicht berechnet. . . . . . . . . . . . . . . . . . 45. Fehler: Erschwernisfaktoren werden nicht berücksichtigt. . . . . . . . . . . . . . . . . 46. Fehler: Besonderheiten der psychisch Kranken werden nicht berechnet. . . . . .

40

76. Fehler: Der Begriff »Gehen« wird falsch verwendet.

42

77. Fehler: Der Begriff »Teilkörperwäsche«

6

Anrechenbarer Hilfebedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44

47. Fehler: Maßnahmen erfolgen gegen den Willen des Pflegebedürftigen. .... 48. Fehler: Individuelle Bedürfnisse bleiben unberücksichtigt. ... .. .. .... .....

44

8 Pflegedokumentation .. ....... .... .. ... .. .. .... ...... .... .. .. .. .. 78. Fehler: Diagnosen werden nicht sortiert und gewichtet. ...... .... .. .. .. . 79. Fehler: Der Leistungsnachweis wird zur Ermittlung des Hilfebedarfs

49. Fehler: Nicht täglich wiederkehrender Hilfebedarf wird nicht berücksichtigt. . 50. Fehler: Auch der Hilfebedarf außerhalb der Grundpflege wird berechnet. ... 51. Fehler: Was nicht bezahlt wird, wird auch nicht durchgeführt. ... ... ...... 52. Fehler: Für den Bedarf zweier Pflegekräfte wird die Zeit nicht verdoppelt. . . 53. Fehler: Entweder Wasserlassen oder Windelwechsel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54. Fehler: Annahme, mehr als fünf Toilettengänge und Windelwechsel pro Tag würden

nicht angerechnet.

... ..... ... .. .. .. ... ..... ..

35 35 37 37 39

44 45 46 47 47 48 48

71. Fehler: Der Begriff »mundgerechte Zubereitung« wird falsch verwendet. . . . 72. Fehler: Der Begriff »Hilfe bei der Nahrungsaufnahme« wird falsch verwendet 73. Fehler: Der Begriff »Windelwechsel« wird falsch verwendet. .. .... .. .. .. . 74. Fehler: Der Begriff »Intimpflege« wird falsch verwendet. 75. Fehler: Der Begriff »Wohnung« wird falsch verwendet.

. ..... ... .. .. .. . ...... .... .. .. .. .

.... ...... ... .. .. .. .

wird falsch verwendet.

.... ... .. .. .

herangezogen 80. Fehler: Die Pflegedokumentation

. wird nicht angeschaut.

...... ... .. .. .. .

81. Fehler: Die Pflegeplanung wird nicht gewürdigt. . ... ....... ... ... .. .. . 82. Fehler: Der Pflegedokumentation wird nicht geglaubt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83. Fehler: Die Pflegedokumentation

wird nicht ordnungsgemäß

geführt.

.. .. ..

57 57 58 59 60 61 61 62 63 64 65 65 66 66 67 68 69 69 70

Vorwort

9

Das Gutachten.

.... .. .. .. .. .... ....... .... ... .. .. .. ... ....... ..

84. Fehler: Annahme,

jeder habe ein Recht auf das Gutachten.

85. Fehler: Annahme,

man könne sich einfach als Pflegeperson

eintragen

71 72

lassen. .

72

86. Fehler: Pflegebegründende Diagnosen werden vom Gutachter festgelegt. . . . 87. Fehler: Hilfsmittel sind bei der Einstufung kein Thema. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88. Fehler: Heilmittel sind bei der Einstufung kein Thema. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

10 Sonstiges

74

89. Fehler: Annahme,

.... ... .. .. .. ... ....... .... ... ... .. .. ... ...... ... die Begutachtungsrichtlinie

90. Fehler: Der Gutachter

äußert

sei nicht erhältlich.

sich zur Pflegestufe

. ...... ..

. ... .. .. .. ... ....... ..

91. Fehler: Nur wenige Minuten entscheiden über eine Stufe. . . . . . . . . . . . . . . . 92. Fehler: Annahme, Sondenernährung verhindere die Stufe 111. . . . . . . . . . . . . . 93. Fehler: Annahme, 94. Fehler: Annahme,

ein Katheter verhindere die Stufe 111. . . . . . . . . . . . . . . . . . ein Rollstuhlfahrer müsse mindestens in Stufe I

eingestuft 95. Fehler: Annahme,

werden. . .. .. .... ....... .... .. .. .. ... ... ....... eine Härtefallregelung gäbe es nur für Menschen

73

74 75 75 76 77 77

im Wach koma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

78

96. Fehler: Annahme, es gäbe unterschiedliche Regelungen beim MDK . . . . . . . . 97. Fehler: Jeder der pflegt, nennt sich Pflegeperson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98. Fehler: Pflegebedürftige erwarten umfassende Serviceleistungen .. ...... ..

79 80 80 82

Vorwort Ich freue mich, Ihnen heute dieses Buch zu präsentieren, denn all die strittigen Punkte und Diskussionen rund um das Thema Einstufung und Begutachtung von Pflegebedürftigen sind mir schon lange ein Anliegen. Dieses Büchlein kann zwar keine korrekte Einstufung garantieren, aber es soll Ihnen zeigen, welche Gesamtzusammenhänge es gibt, welche Notwendigkeiten und Erfordernisse und welche Rechte und Pflichten die Pflegebedürftigen haben. Ziel dieses Buches ist es, die Einstufung besser vorzubereiten (denn das ist bereits die halbe Miete), die häufigsten Fehler bei der Begutachtung und Dokumentation aufzuzeigen sowie zu verdeutlichen, welche weiteren Fehler im Einstufungsmanagement und dem Verfahren zur Einstufung unterlaufen. Wenn man die Entwicklung der Pflegestufen in den vergangenen vier Jahren betrachtet, so ist die Anzahl der Menschen mit Pflegestufe 11und I1Ideutlich rückläufig. Es mag sein, dass die Pflegebedürftigen fitter werden; es ist auch durchaus möglich, dass die Aktivierungserfolge in der Pflege fruchten. Aber ist es das allein? Vielleicht stellen auch Sie beim Lesen fest, dass Ihnen der ein oder andere Fehler bekannt vorkommt und schon unterlaufen ist.

Gebrechen führen zur Einstufung. . . . . . . . wüssten Bescheid. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

83

Dieses Buch soll helfen, die Einstufungen möglichst fehlerfrei und damit objektiv und korrekt zu ermöglichen. Denn es gibt keine guten und schlechten Pflegestufen, sondern nur korrekte und nicht korrekte.

literatur.

.. ....... .... ... .. .. .. ... ....... ..... .. .. .. .. .... ...... .

85

Wiesbaden, im August 2005

Register.

. ....... .... ... .. .. .. ... ...... ..... ... ... .. .. ... ..... ...

86

99. Fehler: Annahme, nur körperliche 100. Fehler: Annahme, die Gutachter

8

71

. .... ...... ...

Jutta König

Das Verfahren 3. Fehler: Unrechtmäßiger Antragsteller

1 Das Verfahren

b Versicherter benötigt

bedarf irgendeiner

. htungen

Hilfe bei:

Minuten

bestimmten

Form. Man kann also schreiben, wie man will. Hauptsache, es wird klar, was man

Vollständige Übernahme

möchte. So kann der Antrag lauten: »Ich bitte um Einstufung« oder: »Ich bitte um Feststellung meiner Pflegestufe« oder: »Bitte, schicken Sie mir einen Gutachter ...«

Ganzkörperwäsche

20 bis 25

Evtl. kommt auf dieses Schreiben hin ein Formvordruck der Pflegekasse, der vor der Begutachtung ausgefüllt werden soll.

Oberkörperwäsche

8 bis 10

Unterkörperwäsche

12 bis 15

Gesichtund Hände

1 bis 2

Duschen

15 bis 20

Baden

20 bis 25

Zahnpflege

5

Kämmen

1 bis 3

Rasur

5 bis 10

Haarewaschen (außerhalbvon Bad/Dusche)

individuell

2. Fehler:Annahme,die Vordruckeder Kasseseien korrekt Die Vordrucke der Pflegekasse sind auszufüllen, denn der Versicherte hat eine Mitwirkungspflicht.

Dennoch muss man bei diesen Vordrucken genau hinsehen. Einige For-

mulare sind bei der Auflistung

der pflegerischen Verrichtungen

unvollständig.

Das

muss nicht böser Wille sein, aber evtl. wird das, was auf dem Vordruck fehlt, später auch nicht berechnet werden. Schließlich hat man diese Hilfe zum Zeitpunkt der AntragsteIlung nicht angegeben. Oder es werden irreführende Fragen gestellt, die einen Hilfebedarf nicht korrekt abbilden lassen.Wenn beispielsweise die Frage lautet: »Wird dem Patient das Essengereicht?«, dann zielt das nur auf die Hilfeart der vollständigen Übernahme der Verrichtung ab. Die anderen Hilfearten wie Anleitung und Beaufsichtigung, die mitunter einen höheren Hilfebedarf als ein Essenreichen darstellen, bleiben hier außer Betracht. Diese Fragestellung lässt also die anderen Hilfearten außen vor und das ist grundsätzlich nicht korrekt. Tabelle 1 stellt alle anrechenbaren

Verrichtungen

dar, inklusive der Hilfearten

und

Pflegeminuten als Richtwerte aus der Begutachtungsrichtlinie. Alle Verrichtungen in dieser Liste sind einzeln anrechenbar. Was hingegen als Verrichtung nicht aufgeführt ist, wird entsprechend auch nicht berücksichtigt.

3. Fehler:UnrechtmäßigerAntragsteller

Ausscheiden Wasserlassen

2 bis 3

Stuhlgang

3 bis 6

Richtender Kleidung

2

Wechselder Windel nach Urin

4 bis 6

Wechselder Windel nach Stuhl

7 bis 10

WechselkleinerVorlagen

1 bis 2

Wechsel/Entleerendes Urinbeutels

2 bis 3

Wechsel/Entleerendes Stomabeutels

3 bis 4

Ernährung Immer wieder gehen Anträge bei den Pflegekassen ein, die nicht rechtmäßig unterzeichnet sind. So unterschreibt die Tochter für den Vater, die Nichte für die Tante, die Freundin für eine Bekannte, die Pflegeeinrichtung für den Pflegebedürftigen. Das alles ist nicht korrekt und könnte angefochten werden.

Hilfeart

MundgerechteZubereitung (auchGetränkeeingießen)

2 bis 3

Nahrungsaufnahmeoral (auchTrinken)

15 bis 20

Nahrungsaufnahmeper Sonde

20

Zwischenmahlzeitjeweils anteilig

Häufigkeit

Hilfebedarf Anleitung Beaufsichtigung pro Tagund pro Woche Unterstützung Teilübernahme

Körperpflege

1. Fehler:Annahme,der Antrag müsse einer Formentsprechen Kein Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung

V,

--

4. Fehler: Eswird hingenommen, dass ein Bewohner keinen Antrag stellt

Das Verfahren

Versicherter benötigt Hilfe bei:

Minuten

Hilfeart

Wer bei der Antragsteilung Häufigkeit

Mobilität Aufstehen/Zubettgehen

1 bis 2

Umlagern

2 bis 3

Ankleiden Gesamtkörper

8 bis 10

Ankleiden Oberkörper

5 bis 6

Ankleiden Unterkörper

5 bis 6

Entkleiden Gesamtkörper

4 bis 6

Entkleiden Oberkörper

2 bis 3

Entkleiden Unterkörper

2 bis 3

Gehen/Treppensteigen

individuell

Stehen (Transfer)

1

Verlassen/Wiederaufsuchen der Wohnung/Pflegeeinrichtung Hauswirtschaft

individuell

Beheizen der Wohnung

individuell

Einkaufen

individuell

Reinigen der Wohnung

individuell

Wäsche waschen

individuell

Bügeln

individuell

Zubereitung von Mahlzeiten

individuell

. .. .

Unterschriftsberechtigt sind nur folgende Personen:

1 I 1I

11 I 1

Der Versicherte

Der Bevollmächtige des Versicherten (schriftlich) Der gesetzlich bestellte Betreuer des Versicherten Die Pflegeperson im häuslichen Bereich

Sollte jetzt jemand aus dem pflegerischen Bereich einer stationären Einrichtung denken: »Na prima, dann lassen wir uns eben von jedem Bewohner eine Vollmacht geben«, 50 muss er sich evtl. die Frage gefallen lassen, ob man bei einem Interessenskonflikt denn überhaupt eine Vollmacht einholen kann. Schließlich hat der Bewohner das Interesse, das Heimentgelt gering zu halten, also in einer niedrigen Stufe zu bleiben. Das Heim hingegen handelt evtl. aus entgegengesetztem Interesse und möchte eine höhere Pflegestufe erreichen. Eine höhere Pflegestufe bedeutet auch ein höheres Heimentgelt. 12

-

keine Fehler machen möchte, sollte immer den oben

genannten berechtigten Personenkreis beachten. Das heißt natürlich nicht, dass eine stationäre Einrichtung bei einer veränderten Pflegesituation untätig bleiben muss (siehe auch Fehler Nummer 4).

4. Fehler: Es wird hingenommen, dass ein Bewohner keinen Antrag stellt Jede Leitung einer stationären Pflegeeinrichtung kennt sicher diese Situation: Die Pflegesituation des Bewohners hat sich deutlich verändert, man bittet den Bewohner (oder seinen Bevollmächtigten oder Betreuer) einen Höherstufungsantrag zu stellen und dieser weigert sich. Bis 2002 konnte die Einrichtungsleitung hier nur um d.ie Einsicht und die Mitwirkung des Bewohners bitten, hatte aber sonst keinerlei Handhabe. Seit dem 1. Januar 2002 schaffte die Änderung im 5GB XI, hier im Rahmen des PQsG (Pflegequalitätssicherungsgesetz) eine Änderung: Gemäß § 87a Abs. 2 hat das Heim jetzt eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Ist der Pflegebedarf 50 hoch, dass der Pflegebedürftige einer höheren Pflegestufe zuzuordnen ist, so ist der Pflegebedürftige verpflichtet, einen Antrag zur Begutachtung zu stellen. Der Heimträger hat den Heimbewohner schriftlich aufzufordern. Die Aufforderung muss begründet werden und ist an den zuständigen Sozialhilfeträger und die zuständige Pflegekasse weiterzuleiten. Weigert sich der Bewohner dennoch, einen Antrag zu stellen, 50 ist das Heim berechtigt, »ab dem ersten Tag des zweiten Monats nach der Aufforderung vorläufig den Pflegesatz nach der nächsthöheren Ptlegestufe« (§ 87 Abs. 2 SGBXI) zu berechnen. Ein Beispiel: Wird der Heimbewohner, bisher in Stufe I, am 20. Juni aufgefordert, einen Antrag zu stellen, so wäre das Heim bei Verweigerung berechtigt, ab dem 1. August das Heimentgelt nach Pflegestufe 11zu berechnen. Der Sozialhilfeträger wird aber auch dann kein höheres Heimentgelt bezahlen. Denn die Höhe des zu zahlenden Betrages richtet sich beim Sozialhilfeträger immer nur nach dem Bescheid der Pflegekasse. Wenn der MDK nach einer höheren Berechnung die Voraussetzungen für eine höhere Pflegestufe nicht bestätigt, muss die Einrichtung das zu Unrecht berechnete Heimentgeit mit 5 % Verzinsung zurückzahlen. Mit diesem Paragrafen hat jede Einrichtung jetzt ein probates Mittel gegen die permanente Weigerung mancher Bewohner (oder deren Vertreter). Aber gleichzeitig ist darauf zu achten, dass jede Aufforderung und jede Zuordnung zu einer höheren Pflegestufe auch tatsächlich gerechtfertigt muss.

und die Begutachtung gut vorbereitet

sein

""

I

11

Das Verfahren

9. Fehler: Das Gutachten wird nicht eingefordert /1111

5. Fehler: Annahme, nach AntragsteIJung komme ein Gutachter Jeder, der einen Antrag stellt, erwartet, dass binnen einer gewissen Frist ein Gutachter auftaucht. alsAber das ist weder gesetzlich vorgeschrieben noch in der Begutachtungsrichtlinie erforderlich beschrieben. Gemäß § 18 SGBXI gilt: »Der MDK hat den Pflegebedürftigen in seinem Wohnbereich zu untersuchen. Diese Untersuchung kann ausnahmsweise unterbleiben, wenn die Aktenlage eindeutig ist«. Und in der Wortlaut: Begutachtungsrichtlinie, Seite 10, Punkt 2.3 »Der Besuch«, steht der nahezu identische »Bei Antragstellern auf Leistungen in vollstationären Pflegeeinrichtungen, die nicht mehr über eine eigene Wohnung verfügen, gelten die Besonderheiten der Ziffer 6 der Pflegebedürftigkeits-Richtl inien.

Es kann sinnvoll sein, vorher das persönliche Gespräch mit dem Sachbearbeiter der Kasse zu suchen. Die Pflegekassen sind verpflichtet, dem Versicherten alle notwendigen Auskünfte zu erteilen und bei Problemen beratend zur Seite zu stehen. Es sollte auf keinen Fall bereits eine Begründung mitgeliefert werden, denn die Begründung ist nicht immer sofort offensichtlich. Zunächst sollte das Gutachten eingefordert werden. Das Recht auf Einsicht in sein Gutachten hat jeder Versicherte nach § 25 Abs.1 SGBX (Verwaltungsvorschrift). Das bedeutet: Noch vor dem Widerspruch, am besten bereits am Tag der Begutachtung oder der Bescheidung, sollte das Gutachten eingefordert werden. Es genügt, einen Widerspruch am 25. Tag nach Erhalt des Bescheides zu formulieren. Erst wenn man das Gutachten in Händen hält, weiß man als Versicherter letztendlich auch, wie der Widerspruch vernünftig zu begründen ist.

Wenn ausnahmsweise bereits aufgrund einer eindeutigen Aktenlage feststeht,

. ..

ob und in welchem

Umfang

men in Betracht kommen,

ob die Voraussetzungen

geeignete

therapeutische

der Pflegebedürftigkeit

bzw. rehabilitative

Maßnah-

erfüllt sind und

In der Praxis höre ich immer wieder davon, dass bei einem Widerspruch derselbe Gut-

welche Stufe vorliegt,

kann die Untersuchung des Antragstellers bzw. Pflegebedürftigen

I

I

unterbleiben.«

6. Fehler: Ein Unberechtiger

I

I I

1'11

Wie auch bei der AntragsteIlung

schreibt den Widerspruch (siehe Fehler Nummer 3), gilt auch beim Widerspruch,

dass die Interessen des Versicherten zu schützen sind. Auch hier sollte keine Pflegeeinrichtung den Widerspruch formulieren. Berechtigt sind nur folgende Personen: Der Versicherte

. . .

Der Bevollmächtige des Versicherten (schriftlich) Der gesetzlich bestellte Betreuer des Versicherten

.

Die Pflegeperson

im häuslichen

I:

I

nicht

anderes mehr? Das wäre äußerst unlogisch und auch für die anderen Beteiligten nicht nachvollziehbar. Neben diesem logischen Grund gibt es allerdings einen viel triftigeren

Grund dafür,

dass der gleiche Gutachter nicht auch die zweite Begutachtung durchführt:

Die Begut-

achtungsrichtlinie hat es anders geregelt. Wer dem Bescheid widersprochen hat, muss sich bei erneuter Begutachtung nicht vom gleichen Gutachter begutachten lassen. Das ist in der Begutachtungsrichtlinie eindeutig geregelt (Seite 13 Punkt 2.8.3). Dort

Bereich

steht im Originalwortlaut:

!II /

war, wird auch beim zweiten Begutachten

anders agieren. Warum sollte er plötzlich zu einem anderen Ergebnis kommen, warum sollte er mehr berechnen als vorher, mehr Minuten oder einen höheren Bedarf oder

I

I

achter wiedergekommen sei. Er habe sogar auf den Widerspruch angespielt. Das aber ist eine fehlerhafte Annahme, die keinen Sinn macht: Ein Gutachter, mit dessen Gutachten man nicht einverstanden

I I

8. Fehler: Beim Widerspruch kommt derselbe Gutachter

das Zweitgutachten

7. Fehler: Der Widerspruch wird begründet

»Revidieren die Erstgutachter ihre Entscheidung nicht, ist

nach den unter 2.2. 1 beschriebenen

Kriterien von einem anderen

Arzt und/oder einer anderen Pflegefachkraft zu erstellen.« Die Betonung sollte hier auf das Wort »anderen« gelegt werden.

11II

Wenn der Bescheid der Pflegekasse eingeht und man mit diesem nicht einverstanden ist, so ist der Versicherte (sein Betreuer oder Bevollmächtigter)

berechtigt, binnen der

im Bescheid genannten Frist (ein Monat) zu widersprechen. Dieser Widerspruch sollte jedoch nicht begründet werden.

9. Fehler: Das Gutachten wird nicht eingefordert

Dieser Widerspruch kann formlos Bescheid vom 15. Juli 2005«.

Wer das Gutachten nicht einfordert,

geschehen, z. B.: »Hiermit

widerspreche

ich dem

ist mit allem einverstanden. Auch wenn der Versi-

cherte mit dem Bescheid einverstanden ist, sollte das Gutachten angefordert werden. Ist man mit dem Bescheid allein zufrieden, kann es zu einem späteren Zeitpunkt dennoch relevant sein, das Gutachten in Händen zu halten.

Das Verfahren Die Vorbereitung

11II1

Ein Beispiel:

11. Fehler: Annahme, die Pflegekasse sei immer in der Leistungspflicht Ein Pflegebedürftiger erhält den Bescheid für Pflegestufe 11und alle Beteiligten sind damit zufrieden. Man weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, wie diese Stufe II begründet ist bzw. welche Minutenwerte sich dahinter verbergen. Möglicherweise verbergen sich hinter dieser Pflegestufe 11140 Minuten Pflege als Begründung. So wird nun der Pflegebedürftige bestens versorgt, bis man eines Tages feststellt, dass die Pflegebedürftigkeit zunimmt, der Pflegebedürftige erhält durchschnittlich eine Stunde mehr Pflege als vorher. Es wird folgerichtig ein Verschlechterungsantrag gestellt (dies kann ebenfalls formlos geschehen). Der Antrag geht nun bei der Pflegekasse ein. Diese prüft das Erstgutachten und sieht die zu Grunde liegenden 140 Minuten. Formal müsste der Pflegebedürftige 100 Minuten mehr an Pflege benötigen als bisher, um in eine höhere Pflegestufe zu kommen das ist ein sehr weiter Weg. So kann es geschehen, dass die Kasse einen Verschlechterungsantrag genau mit dieser Begründung bereits nach Aktenlage ablehnt. Das heißt, das Gutachten sollte immer eingefordert werden, auch wenn man grundsätzlich mit der Bescheidung einverstanden ist. Im Gutachten befinden sich Hinweise darauf. wann eine erneute Begutachtung oder ein Verschlechterungsantrag fällig ist.

10. Fehler: Es wird hingenommen, dass die Pflegekasse das Gutachten nicht herausgibt Da nicht jeder weiß, wie er an das Gutachten herankommt, bleiben die meisten Gutachten von Versicherten bei ihrer Pflegekasse im Archiv.Auch erlebe ich Schilderungen, dass das Gutachten nach Anfrage bei der Pflegekasse nicht geschickt wurde oder es wurde vertröstet, weil dies ein äußerst kompliziertes Unterfangen sei und seine Zeit brauche. Dass einige Pflegekassen derart agieren, ist nicht nachvollziehbar, dem kann aber begegnet werden. Jeder Pflegebedürftige, sein Bevollmächtigter und/oder Betreuer sowie die Pflegeperson darf das Gutachten einfordern. Dieses Recht ergibt sich aus dem § 25 Abs. 15GB X. Der Versicherte hat gemäß § 276 Abs. 35GB V ein Akteneinsichtsrecht, der § 255GB X ist insofern entsprechend anwendbar. Man darf sich einfach nicht abwimmeln lassen, das Recht ist hier eindeutig auf der Seite des Versicherten. Der Versicherte hat auch ein umfassendes Einsichtsrecht in seine ärztlichen Unterlagen. Natürlich bedeutet dieses Einsichtsrecht nicht, dass die Kasse oder der Arzt diese Unterlagen kopieren müssen. Der Versicherte muss bereit sein, wenn ihm die Einsicht nicht genügt oder nicht nützt, auch die Auslagen für die Kopien zu zahlen. Ein weiteres Recht auf Einsichtnahme ergibt sich aus dem § 11 a Abs. 4 VersVG(Versicherungsgesetz). Hier gibt es bereits eine Rechtsprechung: Der Versicherer ist zur Übersendung von Gutachtenkopien (eines ärztlichen Gutachtens) an den Versicherungsnehmer auf dessen Kosten verpflichtet (OGH-Urteil vom 13.6.2001, AZ 7 Ob 133/0).

Wer von einem MDK-Gutachter begutachtet wurde, ist zwar möglicherweise pflegebedürftig im Sinne des Gesetzes, aber er erhält nicht automatisch Leistungen aus der Pflegekasse. Die Pflegeversicherung funktioniert nach dem Nachrangigkeitsprinzip. Das bedeutet, dass es möglicherweise andere Kostenträger für die Übernahme der pflegerelevanten Kosten gibt. So kommen vorrangig die Unfallversicherung, die Berufsgenossenschaft und das Versorgungsamt in Betracht. Ist ein Mensch pflegebedürftig aufgrund eines so genannten Versorgungsleidens, so ist die Pflegekasse nicht leistungspflichtig. Zu einem Menschen mit Versorgungsleiden kann z.B. der Kriegsversehrte zählen oder der Zivildienstleistende, der während seiner Zivildienstzeit pflegebedürftig wird. Ebenfalls nicht leistungspflichtig ist die Pflegekasse, wenn der Versicherte aufgrund einer Berufskrankheit pflegebedürftig wird. Zwar werden immer weniger Menschen aufgrund greifender Arbeitschutzbestimmungen in der Ausübung ihres Berufes krank, aber die Chance, dass Menschen, die einen gefährlichen Beruf ausüben, pflegebedürftig werden, ist nach wie vor gegeben. Zum Beispiel: Ein Förster wird von einer Zecke gebissen und leidet fortan unter Zeckenborreliose oder Zeckenenzephalitis. Und zu guter Letzt ist die Pflegeversicherung nicht in der Leistungspflicht, wenn die Pflegebedürftigkeit die Folge eines Unfalls ist. Dann ist entweder der Unfallverursacher in der Leistungspflicht oder aber der Versicherte und Pflegebedürftige hat eine Unfallversicherung, die greift. Wer also einen Antrag bei der Pflegekasse stellt und auch eine Begutachtung erhält, ist noch lange kein Fall für die Pflegeversicherung. Die Kasse und/oder der MDKfragt die Ursache der Pflegebedürftigkeit ab und sollte einer der oben genannten Gründe wesentliche Ursache für eine Pflegebedürftigkeit sein, so wird die Pflegekasse keine Leistungen erbringen.

2 Die Vorbereitung 12. Fehler: Der Gutachter kommt unangemeldet Immer wieder höre ich von Pflegekräften, dass die Gutachter des MDKohne Ankündigung vor der Tür stehen. Oder der Gutachter ist im Pflegeheim für drei Begutachtungen angemeldet und hat eine vierte in der Tasche. Das sollte man auf keinen Fall hinnehmen, denn keine Begutachtung sollte unangemeldet begangen werden. Nicht nur, dass man die Pflegedokumentation auf Aktualität hin überprüfen muss. Nein, es muss auch beachtet werden, wie der Pflegebedürftige mit seinem Hilfebedarf dargestellt wird.

:11

Die Vorbereitung

14. Fehler: Die Pflegeplanung

wurde nicht angepasst

111

111

1III1

Gemäß aktueller Begutachtungsrichtlinie Punkt 2.2.2, muss der Besuch rechtzeitig angekündigt oder vereinbart werden. Eine rechtzeitige Ankündigung umfasst alles, was auf dem Postweg noch zugestellt werden kann. Eine Vereinbarung bedeutet, dass der MDK oder der Gutachter den Pflegebedürftigen (oder den Leistungserbringer) telefonisch kontaktiert. Eine Vereinbarung ist jedoch eine zweiseitige Willenserklärung. Das bedeutet, dass ein Gutachter nicht ohne Rücksprache einfach vor der Tür stehen kann. Und es bedeutet auch nicht, dass man sich unter Druck setzen lassen sollte, mit den Worten: »Dann müssen Sie aber warten, bis ich wiederkomme«. Dass man noch warten muss, bis der Gutachter erneut und angemeldet wiederkommt, ist kein Nachteil. Denn wird die Pflegestufe von der Pflegekasse bestätigt, so geschieht dies rückwirkend zum Zeitpunkt der Antragsteilung.

Wichtig ist es, sich klar zu positionieren. Wenn der MDK-Mitarbeiter keine Bereitschaft zeigt, die Uhrzeit einzugrenzen, Zugeständnisse bezüglich des Zeitraums zu machen oder per Anruf den Besuch vorher anzukündigen, dann muss man verdeutlichen, dass der Gutachter beim Eintreffen keine Garantie hat, gleich bedient zu werden. Dann muss er eben bei einer Tasse Kaffee warten, bis die Pflegekraft ihn zum Pflegebedürftigen begleitet, wenn sie Zeit hat oder der Bewohner bereit ist. Man darf sich nicht unter Druck setzten oder einschüchtern lassen. Die Begutachtung muss angekündigt oder vereinbart werden (siehe Fehler Nummer 12) und der Pflegebedürftige hat das Recht, eine Person seines Vertrauens bei der Begutachtung dabei zu haben (siehe Fehler Nummer 40).

14. Fehler: Die Pflegeplanung wurde nicht angepasst 13. Fehler: Man lässt sich hinsichtlich des Begutachtungszeitpunktes unter Druck setzen

I

I

Das Schreiben des MDKkommt ins Haus und lautet in der Regel wie folgt: »Die Begutachtung erfolgt zwischen 8.00 und 16.00 Uhr«. Die meisten Pflegepersonen bleiben also an diesem Tag zu Hause und warten ab, bis der Gutachter kommt. Schließlich sind sie froh, dass es jetzt endlich soweit ist, nach all der Zeit. Die Pflegekräfte auf dem Wohnbereich eines Pflegeheimes nehmen das Schreiben ebenfalls zur Kenntnis und denken evtl. noch, dass es egal ist, wann die kommen, es ist schließlich immer jemand da. Und man ist auch froh, dass nach all der langen Wartezeit nun endlich jemand kommt. Aber ist der Zeitpunkt einer Begutachtung immer günstig? Sicher nicht. Denn sowohl zu Hause als auch im Pflegeheim gibt es ungünstige Zeiten oder so genannte Stoßzeiten in der Pflege. Dass eine Begutachtung früh am Morgen stören kann, ist das eine Problem. Dass sie aber auch zum völlig ungünstigen Zeitpunkt für den Pflegebedürftigen erfolgen kann, ist das andere. Denn der dementieil Erkrankte ist möglicherweise gerade morgens noch sehr fit oder der Parkinson-Erkrankte ist gerade um die Mittagszeit erst fit geworden, bevor er gegen 16.00 Uhr schon wieder schlechter dran ist. Niemand muss eine Begutachtung zu einem beliebigen Zeitpunkt hinnehmen. Wenn der Begutachtungszeitpunkt nicht passt, entweder organisatorisch oder gesundheitlich, dann muss er verschoben werden. Man sollte beim MDKanrufen (Telefonnummer auf dem Ankündigungsschreiben) und klarmachen, dass der Zeitpunkt weiter eingegrenzt werden muss. Eine Weigerung muss man nicht hinnehmen. Denn zum einen weiß ein Gutachter, wo er um 8.00 Uhr anfängt und wie er in der Folge weitermacht. Zum anderen leben wir im Zeitalter von Mobiltelefonen und der Gutachter kann einfach anrufen, sobald er den Zeitpunkt seines Eintreffens genauer einschätzen kann.

Alle Aussagen einer an der Begutachtung beteiligten Person sollten sich auch genau so in der Pflegeplanung wieder finden. Wie sonst soll ein Gutachter das, was er gerade zu hören bekommt, glauben, wenn sich davon nichts in der Pflegeplanung wiederfindet? Zwei Beispiele: Die Pflegeperson/Pflegekraft berichtet, der Pflegebedürftige würde mit seiner Ausscheidung hantieren. Wenn in der Pflegeplanung lediglich steht: »Ist harn- und stuhlinkontinent«, so ist das für den Gutacher wenig glaubwürdig. Oder es wird erzählt, der Pflegebedürftige würde morgens im Badezimmer alles tun, nur nicht das, was er dort sollte, nämlich sich waschen. Steht nun in der Pflegeplanung lapidar: »Benötigt Hilfe beim Waschen« so ist das keinesfalls ausreichend und für den Gutachter nicht nachvollziehbar. Wie auch in der Begutachtungsrichtlinie auf Seite 70 zu lesen ist, kann nur durch eine klare Darstellung der Situation - und das ist z.B. die Pflegedokumentation - der Hilfebedarf transparent und für Gutachter sowie Pflegekasse nachvollziehbar gemacht werden. Auf der Seite 40 der Begutachtungsrichtlinie wird dies im Zusammenhang mit der Hilfe bei geistig behinderten und gerontopsychiatrisch veränderten Menschen besonders deutlich. Hier steht: »In der Regel wird der Hilfebedarf von dem Pflegebedürftigen selbst nicht richtig wiedergegeben, wenn die Krankheitseinsicht fehlt, die tatsächlichen Hilfeleistungen nicht erinnert oder aus Scham verschwiegen werden. Nur die Pflegeperson selbst wird in der Regel hierzu in der Lage sein. Pflegedokumentationen oder längerfristige Aufzeichnungen des Hilfebedarfs (Pflegetagebuch) sind besonders geeignet, um objektive Feststellungen treffen zu können.« Pflegedokumentation und -planung sind also wesentliche Schlüssel zur Darlegung des Hilfebedarfs, der Häufigkeit und der Besonderheiten in der individuellen Versichertensituation. 19

18

Die Minutenwerte

17. Fehler: Abweichungen von den Minutenwerten werden nicht begründet

3 Die Minutenwerte I 1

I

15. Fehler: Annahme, die Minutenwerte seien frei erfunden Bei Fortbildungen wird gern über die Minuten aus der Begutachtungsrichtlinie diskutiert und einige Teilnehmer kommen zu dem Schluss, dass diese Zeitkorridore wohl frei erfunden wurden. Ich weiß nicht, wie sich das mit den ersten Zeitkorridoren verhielt, die bereits 1997 nachzulesen waren. Aber gemäß der heute gültigen Begutachtungsrichtlinie (Fassung vom 22.08.2001) sind die Zeitkorridore aufgrund jahrelanger Erfahrung niedergeschrieben worden. So heißt es in der Begutachtungsrichtlinie auf Seite 47: »Diese Zeitkorridore beruhen auf der mehrjährigen Gutachtertätigkeit erfahrener Pflegefachkräfte und Sozialmediziner. In die Festlegung der Zeitkorridore sind Erkenntnisse aus ca. 3. Mio. Begutachtungen nach dem 5GB XI eingeflossen.«

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1I1I

16. Fehler: Minutenwerte aus der Richtlinie werden als verbindlich angesehen Wer hat eine ähnliche Aussage wie die folgende gehört:

von einem Gutachter noch nicht

»Da kann ich nichts machen, mehr als diese Minuten

kann ich Ihnen nicht

.

schlüsse hierauf zu. Sie haben Bedeutung nur für die Feststellung der Leistungsvoraussetzungen der Pflegeversicherung. Die personelle Besetzung von Einrichtungen betrifft demgegenüber die Leistungserbringung.«(sieheSeite69) »So weit sich im Rahmen der Begutachtungen Abweichungen von den Zeitkorridoren ergeben, sind die Abweichungen im Einzelnen zu begründen« (siehe Seite 69)

. »Die maßgebliche

Bedeutung

der individuellen

Pflegesituation

bleibt auch bei der

Einführung von Zeitkorridoren uneingeschränkt erhalten.« (siehe Seite 70) Solange man innerhalb der Minuten aus der Richtlinie bleibt, gibt es keine Probleme. Man sollte diese Minuten immer als Richtwert heranziehen. Allerdings ist auch klar geregelt, dass jede Abweichung begründen ist.

von den Minutenwerten

17. Fehler: Abweichungen von den Minutenwerten begründet Wer das Gutachten anfordert

möglich, aber einzeln zu

werden nicht

(siehe Fehler Nummer 9) wird darin unter anderem alle

Funktionseinschränkungen und die dazugehörigen Ausfälle in den Aktivitäten des täglichen Lebens finden. Dahinter stehen dann, in Punkt 5 des Gutachtens, die Feststellungen zur Pflegebedürftigkeit. Also die Verrichtungen, der dazugehörige Hilfebedarf, die Häufigkeit der Verrichtungen und die dazugehörigen Pflegeminuten.

berechnen«. Diese und andere ähnliche Äußerungen sind grundlegend falsch. Denn die Minutenwerte aus der Begutachtungsrichtlinie haben keinen verbindlichen Cha-

Bei den Pflegeminuten wird man dann im Vergleich zur Begutachtungsrichtlinie möglicherweise Abweichungen finden. Zum Beispiel statt 20 bis 25 Minuten für die Ganz-

rakter, sondern lediglich Leitfunktion. betont und verdeutlicht:

körperwäsche vielleicht

.

. . .

In der Richtlinie wird dies an einigen Stellen

»Die Zeitkorridore stehen nicht in einem Gegensatz zu dem Individualitätsprinzip des 5GB XI. Weil für die Feststellung der Pflegebedürftigkeit und die Zuordnung zu einer Pflegestufe allein der im Einzelfall bestehende individuelle Hilfebedarf des Versicherten maßgeblich ist, können und sollen die Zeitkorridore für die Begutachtung nach dem 5GBXI nur Anhaltsgrößen im Sinne eines Orientierungsrahmens liefern.« (sieheSeite47) »Die Zeitkorridore enthalten keine verbindlichen Vorgaben. Sie haben nur Leitfunktion.« (siehe Seite 69) »Die Zeitkorridore entbinden den Gutachter nicht davon in jedem Einzelfall den

Zeitaufwand für den Hilfebedarf bei der Grundpflege des Versicherten entsprechend der individuellen Situation des Einzelfalles festzustellen. Unzulässig wäre beispielsweise eine schematische und von den Besonderheiten des Einzelfalles losgelöste Festsetzung stets des unteren oder des oberen oder eines arithmetisch gemittelten Zeitwertes« (siehe Seite 69) »Die Zeitkorridore enthalten keine Vorgaben für die personelle Besetzung von ambulanten, teil- oder vollstationären Pflegeeinrichtungen und lassen keine Rück-

nur 15 Minuten. Diese Reduzierung der Pflegeminuten

stellt

eine Abweichung zu den aus der Begutachtungsrichtlinie bereitgestellten Minuten dar. Wenn diese Abweichung nicht begründet ist, sollte man direkt damit argumentieren. Also sollte bei einem Widerspruch genau darauf Bezug genommen werden. Zum Beispiel: Im Gutachten Punkt 5.1 wurde bei der Ganzkörperwäsche ohne Begründung ein geringerer Zeitkorridor

angewendet,

als in der Begutachtungsrichtlinie

angegeben. Diese

Abweichung ist nicht nachvollziehbar, denn der Pflegebedürftige hat tatsächlich einen höheren Zeitbedarf in der Grundpflege, als der Gutachter hier angenommen hat. Allerdings gilt der Satz aus der Begutachtungsrichtlinie (Seite 69) für beide Parteien: »So weit sich im Rahmen der Begutachtung Abweichungen von den Zeitkorridoren ergeben, sind die Abweichungen im Einzelnen zu begründen.« Wer also einen höheren als in der Begutachtungsrichtlinie benannten Zeitraum ansetzen möchte, muss dies ebenfalls einzeln begründen. Hierzu ein Beispiel: »Der Zeitkorridor von 20 bis 25 Minuten für die Ganzkörperwäsche reicht nicht aus, da der Pflegebedürftige: . bei der Wäsche immer wieder versucht das Badezimmer zu verlassen; . mit dem Waschlappen den Spiegel wischt;

-I

Die Minutenwerte

--_J 21. Fehler: Es wird zwischen Besetzung, Pflegebedarf

und Pflegestufe

verglichen

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I 111 I I I I

. .

immer wieder über die gleiche Stelle wäscht; sehr korpulent ist und man schlecht an die Bauchfalten, Gesäßfalte, Achselhöhlen herankommt;

Wie unter Fehler Nummer 49 beschrieben, ist ein nicht täglich anfallender Hilfebedarf

I I I I

.

durch Kontrakturen in den Händen so genannte Krallenhände waschen und zu trocknen sind;

I

.

sich während der Wäsche abweisend verhält, immer wieder beruhigt werden muss und überzeugt werden muss, das Waschen fortzusetzen.«

stehen, so ergibt sich das aus der Berechnung, dass ein einmal wöchentliches Baden mit 20 bis 25 Minuten veranschlagt, die dann durch sieben Tage geteilt werden. Heraus kommt ein täglicher Hilfebedarf von drei Minuten.

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I I I

hat, die schlecht zu

anrechenbar. Der wöchentlich anfallende Hilfebedarf muss jedoch auf den Tagesbedarf umgerechnet werden. Wenn in einem Gutachten drei Minuten für das Vollbad

20. Fehler: Verrichtungen werden nicht einzeln berechnet

18. Fehler:Minutenwerte werden falsch interpretiert Immer wieder ist von Pflegepersonen und Pflegekräften

zu hören, dass diese Minuten

aus der Richtlinie einfach unmöglich einzuhalten ~eien. Dass diese Minuten nur Richt-

II I II

werte sind, ist bereits in Fehler Nummer 15 und 17 geklärt.

tungen auf. Ein Wasserlassen in zwei bis drei Minuten sei undenkbar und gerade bei einem älteren Menschen einfach nicht zu schaffen. Allein bis dieser Pflegebedürftige

Dass einige der Minuten als zu niedrig angesetzt und eingeschätzt werden, ist eben-

zur Toilette gelaufen sei, seien bereits zwei bis drei Minuten vorbei.

falls häufig zu vernehmen. So wird beispielsweise bemerkt, dass das Waschen mit 20 bis 25 Minuten zu niedrig angesetzt sei, denn bis man den Pflegebedürftigen im Bad

Diese Herangehensweise an die Pflegeminuten ist grundsätzlich falsch. Denn jede Ver-

hat, ihn ausgezogen und nach dem Waschen wieder angezogen,

sind mehr als 25

Minuten vergangen. Hier ist, wie in Fehler Nummer 20 aufgeführt, eben nur das Waschen gemeint, nicht aber der Gang dahin sowie das An- und Auskleiden. Insbesondere auch die Minutenwerte

für die Nahrungsaufnahme

oder den Stuhlgang

richtung muss einzeln berechnet und gewertet werden. Insofern sieht ein Toilettengang möglicherweise wie folgt aus: Gehen zur Toilette mit Unterstützung 1 Minute Richten der Bekleidung mit Anleitung Wasser lassen mit Beaufsichtigung

2 Minuten 2-3 Minuten 1-2 Minuten

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werden als zu niedrig angesehen. Aber auch hier wird vergessen, dass es sich lediglich

Hände waschen mit Anleitung

i

um Pflegeminuten als Richtwert handelt, die zudem nur für eine einzelne Verrichtung und nicht für einen gesamten Komplex angesetzt werden. Das bedeutet: Beim Stuhlgang ist mit drei bis sechs Minuten nur die Zeit gemeint, die

Wie zu sehen ist, geht es beim Wasserlassen nicht um den kompletten Toilettengang,

,

für das Absetzen des Stuhlgangs, das anschließende Abwischen mit Toilettenpapier sowie das Spülen der Toilette benötigt werden. Der Weg zur Toilette, der Windel- oder Vorlagenwechsel, das Aus-fund Anziehen der Hose und das Händewaschen kommen

diese in der Regel relativ großzügig gestaltet und einzuhalten

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noch zu diesen drei bis sechs Minuten

21. Fehler: Es wird zwischen Besetzung, Pflegebedarf

I

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Gemäß Begutachtungsrichtlinie beträgt der Hilfebedarf beim Wasser lassen zwei bis drei Minuten. Darüber regen sich einige Pflegepersonen und Pflegekräfte in Einrich-

hinzu. Wenn man sich also die Berechnung der

einzelnen Verrichtungen vor Augen führt, sind die Minuten richtlinie nicht zu knapp bemessen.

aus der Begutachtungs-

sondern einzig und allein um die einzelne Verrichtung des Urinierens. Sieht man sich die Minuten als Richtwert für jede einzelne Verrichtung an, so stellt man fest, dass sind.

und Pflegestufe

verglichen Die Gutachter kommen ins Haus und stellen fest, dass bei der derzeitigen Personalsitu-

I

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19. Fehler: Minutenwerte I 1 I

fürs Baden werden als Tageswerte angesehen

Immer wieder erklären mir Pflegepersonen und Pflegekräfte, dass sie nicht nachvollziehen könnten, wie in einem Gutachten für das Baden nur drei Minuten berechnet werden. Oder für das Duschen sogar nur zwei Minuten waschen.

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22

und das inklusive Haare

ation eine Ganzkörperwäsche mit 20 bis 25 Minuten nicht möglich ist oder dass ein Essenreichen keine 15 bis 20 Minuten dauern kann, wenn eine Pflegekraft bei sechs Bewohnern das Essen reichen soll. Dieser Vergleich zwischen der Besetzung im Dienst, dem Pflegebedarf und der nachfolgenden Berechnung der Pflegestufe ist nicht statthaft. Wie es auch in der Begutachtungsrichtlinie, Seite 69 Punkt 3, zu lesen ist: »Die Zeitkorridore enthalten keine Vorgaben für die personelle Besetzung von ambulanten, teilstationären ren Einrichtungen und lassen keine Rückschlüsse hierauf zu.«

und stationä-

!

Die Minutenwerte

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Diese Rückschlüsse anhand der Minuten aus der Richtlinie verbieten sich aus mehreren Gründen:

.. . . .

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in die Pflegeplanung

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werden nicht

aufgenommen

Wer einem Pflegebedürftigen bei der Nahrungsaufnahme hilft, weiß, dass die in der Begutachtungsrichtlinie vorgesehenen Minutenwerte relativ knapp sind. Da kauen Pflegebedürftige relativ langsam; sie werden abgelenkt; sie haben keine Lust zu essen und müssen überzeugt werden; sie vergessen zwischendurch, was sie tun wollten/sollten; sie verstecken das Essen etc. Wer solch einen Pflegebedürftigen betreut und versorgt, wird feststellen, dass 15 bis 20 Minuten pro Hauptmahlzeit hier knapp werden können.

I

II

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Die Minuten entbinden nicht von der Feststellung der individuellen Versorgungssituation des Versicherten (S. 69/70 Begutachtungsrichtlinie). Die Minuten sind abgestellt auf die vollständige Übernahme (Seite 69 Begutachtungsrichtlinie).

22. Fehler: Individuelle Besonderheiten

11

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Die Begutachtungsrichtlinie stellt dies wie o. g. klar. Die Minuten sind auf Laienpflegekräfte abgestellt (Seite 69 Begutachtungsrichtlinie). Die Minuten sind nur auf die Grundpflege abgestellt, alle anderen Bereiche bleiben außen vor.

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Die Berechnung

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11

Die Begutachtungsrichtlinie lässt ein Verlassen der Minuten-/Zeitkorridore zu, allerdings muss dies begründet werden. Im Prinzip muss man nur das, was der Pflegebedürftige macht und wie er sich verhält, in die Pflegeplanung (Pflegetagebuch) übernehmen und zwar mit allen individuellen Besonderheiten (siehe auch Fehler Nummer 14). Wenn der individuelle Hilfebedarf des Versicherten transparent und nachvollziehbar dargelegt wird, gibt es für die Zeitkorridore keine gesetzgeberische Grenze. Wenn ein Mensch 60 Minuten für das Mittagessen benötigt, so sind dafür auch 60 Minuten anzurechnen: Die Individualität der Pflegesituation ist der alleinige Berechnungsfaktor für die Pflegezeitbemessung und die Zuordnung zu einer Pflegestufe (Seite 69 Begutachtungsrichtlinie).

23. Fehler: Es wird immer der untere Wert der Pflegeminuten genommen Es gibt Gutachter, die innerhalb der zur Verfügung stehenden bzw. in der Begutachtungsrichtlinie als Zeitkorridor angegebenen Minuten immer den unteren Wert nehmen. Stehen etwa bei einem Zeitkorridor für die Ganzkörperwäsche 20 bis 25 Minuten zur Verfügung, berechnet der Gutachter lediglich 20. Für die Rasur lautet der Korridor 5 bis 10 Minuten, der Gutachter nimmt 5 Minuten an usw. Dieses Vorgehen ist laut Aussage vieler Pflegekräfte durchaus üblich und das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Die Begutachtungsrichtlinie Seite 69 widerspricht diesem Vorgehen jedoch ganz klar: »Die Zeitkorridore entbinden den Gutachter nicht davon, in jedem Einzelfall den Zeitaufwand für den Hilfebedarf bei der Grundpflege des Versicherten entsprechend der individuellen Situation des Einzelfalles festzustellen. Unzulässig wären beispielsweise eine schematische und von den Besonderheiten des Einzelfalles losgelöste Festsetzung stets des unteren oder des oberen oder eines arithmetisch gemittelten Zeitwertes.« Das bedeutet: Man hat eine sehr gute Handhabe gegen die pauschale Vorgehensweise einiger Gutachter. Entweder hat man bei der Begutachtung direkt Gelegenheit, darauf Einfluss zu nehmen oder aber später, wenn man das Gutachten in den Händen hält (siehe auch FehlerNummer 9).

4 Die Berechnung 24. Fehler: Überversorgung Überversorgende Pflege klingt auf den ersten Blick möglicherweise eher positiv. Bei näherer Betrachtung jedoch zeigt sich, dass diese Überversorgung eine so genannte passivierende Pflege darstellen kann. Dazu gehört unter anderem zu viel oder zu großes Inkontinenzmaterial oder eine mundgerechte Vorbereitung der Nahrung, obwohl der Pflegebedürftige noch Teile selbst übernehmen könnte; aber auch eine nicht aktivierende Pflege bei einem Menschen, der Ressourcen hat, die man fördern könnte. In einem weiteren Bereich muss man auch an Überversorgung denken: Da erhält ein Pflegebedürftiger über Nacht Inkontinenzmaterial, obwohl er auf die Toilette könnte, weil ihm niemand beim Aufstehen und dem Gang zur Toilette helfen möchte. All diese Beispiele wirken sich auf die Einstufung aus. Denn eine Überversorgung wird nicht berechnet. Die Definition auf Seite 36 in der Begutachtungsrichtlinie lautet: »Unrealistische, weil nach allgemeiner Lebenserfahrung nicht mehr nachvollziehbare und nicht krankheitsbedingte Lebensgewohnheiten sind nicht zu berücksichtigen.«

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Berechnung

28. Fehler: Toilettengang

jetzt einen vermehrten Harndrang verspürt, so muss jede Hilfe bei jedem einzelnen Aus-

25. Fehler: Annahme, alle Wünsche müssen respektiert werden

27. Fehler: Es werden Obergrenzen für Verrichtungen angegeben

Einige Pflegebedürftige und auch die beteiligten Pflegepersonen und Pflegekräfte sind häufig der Meinung, dass das, was der Pflegebedürftige wünscht, auch berechnet werden muss.

Wie in den vorangegangenen Fehlern dargestellt, gibt es für die Häufigkeit einer Verrichtung keine Obergrenze, sofern eine logische und nachvollziehbare Begründung dargelegt wird. Wenn nun ein Pflegebedürftiger mit häufigem Harndrang 30 Mal am Tag zur Toilette muss, könnte ein Gutachter sagen, der Pflegebedürftige solle in die Windel machen oder er solle einen Katheter bekommen; dann würde man sich den Großteil der Toilettengänge sparen können. Vielleicht begründet der Gutachter seine Aussage auch noch damit, dass er sagt, in der Pflegeversicherung wird nur das Notwendige berechnet. Letzteres ist zwar richtig, aber die Argumentation genügt nicht, um einem Pflegebedürftigen den Toilettengang und die normale Ausscheidung auf der Toilette zu verweigern. Gemäß Begutachtungsrichtlinie, Seite 35, gibt es gewisse Dinge, die nicht zumutbar sind. Unter anderem sind gemäß Begutachtungsrichtlinie für den Pflegebedürftigen unzumutbar: Pflegerische Maßnahmen, die gegen den erklärten Willen des Pflegebedürftigen sind. 4.

Der Pflegebedürftige möchte jeden Abend ein Fußbad. Dies ist auf keinen Fall eine allgemeine Lebenserfahrung und wenn es keine Krankheit gibt, die diesen Bedarf begründet, so wird dieses Fußbad bei der Ermittlung der Pflegebedürftigkeit auch nicht angerechnet. Das bedeutet, dass jeder Wunsch, der von der normalen und üblichen Grundpflege abweicht, mit oben genannter Begründung abgelehnt werden kann. Es sei denn, es gäbe eine medizinische Begründung dafür (siehe auch Fehler Nummer 43).

26. Fehler: Häufigkeit der Toilettengänge

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Wenn also z. B. ein Pflegebedürftiger aufgrund eines vorangegangenen scheidungsvorgang

auch einzeln berechnet

werden

Schlaganfalls

und wenn das 30 Mal am Tag ist.

.

. Pflegerische Maßnahmen, die die Gesundheit schädigen könnten. Als Beispiele werden an dieser Stelle in der Begutachtungsrichtlinie auch genau diese beiden Themen der Ausscheidung (Windelversorgung oder Dauerkatheter) genannt.

wird angezweifelt

Einige Pflegekräfte schilderten mir in Fortbildungen, dass die Häufigkeit der Toilettengänge angezweifelt wird. Da behaupten Gutachter, dass die Häufigkeit der Toilettengänge reglementiert sei. Auch wenn ein Pflegebedürftiger zehn Mal am Tag Hilfe benötigen würde, könnten dennoch nur maximal sechs Toilettengänge berechnet werden. Diese Aussage ist nicht nachvollziehbar. Die Begutachtungsrichtlinie enthält nur an wenigen Stellen eine Aussage zur Häufigkeit einer Verrichtung. So ist zum Beispiel auf Seite 73 zu lesen, ein- bis zweimaliges Haarewaschen pro Woche entspräche dem heutigen Hygienestandard und sei somit offensichtlich auch

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und Training werden gleichgesetzt

Mit anderen Worten: Es wird nur berechnet, was entweder eine allgemeine Lebenserfahrung darstellt (der Gang zur Toilette) oder krankheitsbedingt erforderlich ist, zum Beispiel ein Inkontinenzprodukt bei vorliegender Inkontinenz.

Wie in Fehler Nummer 24 dargestellt, können unrealistische und nach allgemeiner Lebenserfahrung nicht nachvollziehbare und nicht krankheitsbedingte Pflegemaßnahmen nicht berücksichtigt werden. Auf Seite 31 der Begutachtungsrichtlinie steht auch, dass weder die vom Antragsteller geltend gemachten Wünsche noch die über das Maß des Notwendigen hinaus erbrachten Hilfen angerechnet werden können. Ein Beispiel:

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die allgemeine Lebenserfahrung. Diese Aussage zur allgemeinen Lebenserfahrung besagt keinesfalls, dass ein Überschreiten dieser Anzahl unmöglich ist. Im Gegenteil, auf Seite 36 wird diese allgemeine Lebenserfahrung ausgehebelt mit den Worten: »krankheitsbedingt erforderlich«,

28. Fehler: Toilettengang

und Training werden gleichgesetzt

Was nun der Unterschied ist, wird in der Begutachtungsrichtlinie, Seite 38, benannt: »Unter Toilettentraining versteht man das Aufsuchen der Toilette nach einem festen Zeitplan. Mit Hilfe eines Erfassungsbogens wird der individuelle Entleerungsrhythmus ermittelt So kann man erkennen, ob der Patient regelmäßig zu bestimmten Zeiten einnässt (einkotet) oder spontan zur Toilette geht Wenn der Trainingsplan feststeht, wird der Patient zu festgelegten Zeiten zum Aufsuchen der Toilette aufgefordert oder begleitet und zwar so lange, bis die Kontinenz wiederhergestellt ist Hiermit soll ein Einnässen (Einkoten) verhindert werden, indem der Betroffene etwa 10 Minuten vor dem erwarteten Drang die Toilette benutzt In stationären Pflegeeinrichtungen wird dies häufig durch ein Routine-Toilettentraining alle zwei Stunden sichergestellt« EinTraining dient also der Förderung der Kontinenz bzw. der Vorbeugung von Einnässen und Einkoten.

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Ein Toilettengang hingegen findet dann statt, wenn der Pflegebedürftige sich meldet, wenn er den Drang verspürt oder wenn es bereits zu spät ist. Denn wenn der Pflegebedürftige bereits eingenässt hat, ist jedes Training zu spät. Der Unterschied liegt also im Zeitpunkt des Gehens und damit auch im Hilfebedarf. Während jemand, der ein regelmäßiges Toilettentraining bekommt, vermutlich keine nasse Wäsche hat, kann jemand, der einen Toilettengang erhält, durchaus einen Wäschewechsel nötig haben. Somit ist klar, dass der Windelwechsel bei einem Toilettentraining weniger aufwändig ist, als ein Windelwechsel bei einem Toilettengang. Beim Toilettengang kommen möglicherweise zur Windel dann noch eine Unterkörperteilwäsche und ein Wäschewechsel hinzu. Falls Sie sich übrigens über den Begriff »Windel« wundern sollten, lesen Sie bitte Fehler Nummer 73 nach.

29. Fehler: Für die Anleitung werden keine Minuten berechnet Die meisten Pflegepersonen und immer noch viele Pflegekräfte denken, dass der Hilfebedarf der Anleitung nichts bringt. Schließlich sei die Aktivierung eine gesetzlich definierte Verpflichtung (siehe Fehler Nummer 56). Außerdem hören Pflegepersonen/kräfte dies immer wieder aus Darstellungen aus den Medien oder von Gutachtern des MDK selbst.

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31. Fehler: Für eine Beaufsichtigung

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Diese Fehlinformation bringt erfahrungsgemäß sehr viel Unzufriedenheit in die Pflegelandschaft. Es ist kaum nachvollziehbar, wie man einen Pflegebedürftigen noch mit Euphorie aktivierend pflegen soll, wenn dies keinen Niederschlag in der Begutachtung findet. Dann wäre es eine Art Bestrafungssystem: Eswäre derjenige höher eingestuft, dem man alle Verrichtungen abnimmt und bei dem somit immer eine »vollständige Übernahme« der Verrichtung besteht. Dies ist weder gesetzlich gewollt noch so in der Begutachtungsrichtlinie formuliert. Im Gegenteil, in der Begutachtungsrichtlinie steht unter anderem auf der Seite 71 folgender Satz: »Für den Personen kreis der psychisch Kranken und der geistig Behinderten kommen vorrangig die Hilfeleistungen Beaufsichtigung und Anleitung zur Anwendung, die bei der Festlegung der Zeitkorridore nicht zugrunde gelegt worden sind. Abweichungen von den Zeitkorridoren hin zu einem höheren Zeitaufwand für die Beaufsichtigung und Anleitung sind zu erwarten und müssen entsprechend begründet werden.« Es ist also anzunehmen, dass bei einem dementieil Erkrankten, der immer wieder beim Waschen abgelenkt wird, der immer wieder bei jeder kleinsten Handlung die Hilfe einer Pflegeperson/-kraft benötigt, die ihm sagt und ggf. sogar zeigt, wie das Waschen und Abtrocknen weitergeht, die in der Begutachtungsrichtlinie angesetzten 20 bis 25 Minuten für die Ganzkörperwäsche nicht genügen.

30. Fehler: Eine teilweise Übernahme erfordert als eine vollständige Übernahme

immer weniger Zeit

Zunächst einmal muss man annehmen, dass die Pflegeminuten in der Begutachtungsrichtlinie immer auf die vollständige Übernahme abgestellt sind. Spricht man also von 15 bis 20 Minuten für eine Nahrungsaufnahme, so ist damit gemeint, dass dem Pflegebedürftigen von einer Pflegeperson das Essen komplett gereicht wird. Die anderen Hilfearten sind bei der Ermittlung der Minutenwerte nicht gemeint gewesen. Das bedeutet: Die Minutenwerte können sich ändern, wenn statt der v01lständigen Übernahme nur noch eine teilweise Übernahme nötig ist. Wenn man für die vollständige Übernahme einer Nahrungsaufnahme nun 15 bis 20 Minuten zugrunde legt, ist zu erwarten, dass der Hilfebedarf und damit der Minutenwert sinkt, sobald nur noch eine teilweise Übernahme der Verrichtung Nahrungsaufnahme erforderlich wird. Dem ist jedoch nicht immer so. Die Begutachtungsrichtlinie weist an einer Ste.lle explizit darauf hin, dass eine teilweise Übernahme sogar einen höheren Hilfebedarf auslöst als die volle Übernahme (Seite 33): »Bei dem gutachterlich festzustellenden Zeitaufwand für die einzelnen Hilfeleistungen sind immer die im Einzelfall gegebenen Verhältnisse zu überprüfen. Eine teilweise Übernahme kann besonders im Rahmen der aktivierenden Pflege zeitaufwendiger sein als die vollständige Übernahme der Verrichtung.« Fazit ist, dass wiederum nur eine aufschlussreiche Begründung, gepaart mit der entsprechender Darstellung in der Begutachtung (siehe auch Fehler Nummer 34 und 35) den individuellen Hilfebedarf nachvollziehbar und transparent macht.

31. Fehler: Für eine Beaufsichtigung werden keine Minuten berechnet Sehrviele Pflegebedürftige, insbesondere Menschenmit eingeschränkter Alltagskompetenz, benötigen bei den Verrichtungen des täglichen Lebens Beaufsichtigung. Sei es, weil sie die Verrichtungen sonst gar nicht durchführen würden; weil sie die Verrichtung beginnen, aber nicht zu Ende führen; weil sie durch andere Dinge abgelenkt werden oder schlicht vergessen, was sie gerade eben noch tun wollten. Es kann aber auch sein, dass der Pflegebedürftige sich während einer Verrichtung selbst gefährdet: Er dreht beim Händewaschen nur den Heißwasserhahn auf; er hantiert ungeschickt mit dem Rasierapparat; er steckt sein Abendessen in die Handtasche statt in den Mund. All dies sind für Pflegepersonen/-kräfte nicht ungewöhnliche Situationen und sie denken hierbei oft, dass dieser Aufwand nicht berücksichtigt werden kann. Sie haben als Pflegepersonen/-kräfte schließlich im eigentlichen Sinne nichts getan, sondern nur darauf geachtet, dass alles so läuft, wie es sich gehört und ein wenig steuernd eingegriffen.

Die Begutachtung

legen, die Wahrnehmungsstörungen und die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten des Pflegebedürftigen gerade rücken. Wenn also der Pflegebedürftige dem Gutachter gegenüber äußert, er würde alles noch selbst machen und er sei selbstständig, so darf die beteiligte Person nicht still daneben sitzen, wenn dies nicht den Tatsachen entspricht.

Wenn diese permanente Aufsicht gegeben und erforderlich ist, so ist diese Beaufsichtigung im Sinne der Begutachtungsrichtlinie wie eine vollständige Übernahme zu werten. Das bedeutet in dem oben genannten Beispiel, dass die Anleitung und Beaufsichtigung während der Nahrungsaufnahme mit 15 bis 20 Minuten (wie die vollständige Übernahme) zu werten ist. Es geht nicht darum, was die Pflegekraft tut, sondern einzig und allein um den Hilfebedarf des Pflegebedürftigen.

33. Fehler: Ein Pflegebedarf wird vorgetäuscht

5 Die Begutachtung 32. Fehler: Pflegekräfte halten sich bei der Begutachtung im Hintergrund

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wird ))präpariert«

Aber genau dies ist eine Beaufsichtigung im Sinne der Begutachtungsrichtlinie. Dort steht auf Seite 33, dass die Beaufsichtigung vorwiegend bei geistig behinderten und psychisch kranken sowie gerontopsychiatrisch veränderten Menschen vorkommt. Und weiter unten ist zu lesen, dass die Beaufsichtigung überwachen soll, ob die Verrichtung des täglichen Lebens überhaupt durchgeführt wird. Wobei dies nicht nur ein vereinzeltes Kontrollieren und Hinschauen, sondern konkret eine permanente Überwachung und Erledigungskontrolle sein muss.

»Wenn der Pflegende während des gesamten Vorganges einer Verrichtung zur Anleitung unmittelbar beim Pflegebedürftigen verbleiben muss, ist der gesamte Zeitraum dieser >Beaufsichtigungdurchschnittliche häusliche Wohnsituation< beinhaltet:

57. Fehler: Prophylaxen werden berechnet Prophylaxen sind eine der wesentlichen Tätigkeiten, um den Pflegebedürftigen vor Sekundärschäden zu bewahren. Deshalb wird den Prophylaxen eine sehr hohe Bedeutung in der professionellen Pflege beigemessen und den Pflegekräften häufig der lückenlose Nachweis über die Erbringung der erforderlichen Prophylaxen abverlangt. Weil die Prophylaxen so wichtig sind, werden sie in der Begutachtung von Pflegebedürftigen auch immer wieder als Hilfebedarf angegeben. Viele Pflegekräfte sind auch der Meinung, diese Prophylaxen seien anrechenbar.

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Lage der Wohnung: 1. Etage/Kein Aufzug/nicht ebenerdig erreichbar Anzahl der Räume je Wohnung: vier (zwei Zimmer, Küche, Diele, Bad) Personen je Haushalt: Zweipersonenhaushalt Ausstattung der Wohnung: zung/Standardküche/Kochnische Waschmaschine.«

Keine >behindertengerechte mit Elektroherd bzw.

AusstattungGehendurchschnittlichen häuslichen Wohnsituation< (vgl. Punkt 2.4) ist eine einfache Gehstrecke von 8 Metern anzunehmen.« Außerdem ist das Gehen nur in Verbindung mit anrechenbaren gesetzlich definierten Verrichtungen zu berechnen. So ist das Gehen in den Aufenthaltsraum nicht anrechenbar, das Gehen in den Speiseraum schon. Das Gehen auf die Terrasse, um eine Zigarette zu rauchen, ist nicht anrechenbar, der Gang zur Toilette schon.

64. Fehler: Annahme, eine nächtliche Verrichtungen zählt nur, wenn sie immer anfällt Pflegebedürftige haben nicht nur tagsüber einen Hilfebedarf. Die Betreuung und Pflege macht vor der Nacht nicht halt. So müssen Pflegebedürftige in der Nacht gelagert werden, sie haben Hunger oder Durst, sie müssen zur Toilette oder benötigen einen Inkontinenzmaterialwechsel. Daneben gibt es natürlich auch mobile Pflegebedürftige, die in der Nacht das Bett verlassen, Dinge oder die Nähe von Menschen suchen und dann das Bett oder ihr Zimmer nicht mehr finden. Diese Pflegebedürftigen müssen zunächst beruhigt (siehe auch Fehler Nummer 62) werden, dann erhalten sie die erforderliche Hilfe bei der Pflege. Einige Verhaltensmuster kommen natürlich nicht täglich vor, mal schläft der Pflegebedürftige durch, mal nicht. Aber immer, wenn er nicht schläft, benötigt er die Hilfe einer Pflegeperson/-kraft. In einer Pflegeeinrichtung wird man sich noch sagen, nachts ist immer eine Pflegekraft im Haus, somit ist es nicht so schlimm, wenn der Pflegebedürftige in der Nacht Hilfe benötigt. Aber wie ist das im häuslichen Bereich? Wenn der Pflegebedürftige von einem Angehörigen im gleichen Haus oder der gleichen Wohnung versorgt wird? Die

Begrifflichkeiten

Pflegeperson muss jedes Mal aufstehen, wenn der Pflegebedürftige hilflos im Zimmer steht, weil er sein Zimmer nicht findet oder wenn er ruft, weil er ein Bedürfnis hat. Diese Pflegepersonen bekommen dann womöglich von einem Gutachter zu hören, dass der nächtliche Hilfebedarf nicht zähle, wenn er nicht jede Nacht anfällt. Das versteht zum einen kaum eine Pflegeperson und zum anderen widerspricht dies der Begutachtungsrichtlinie, Punkt 1.4, Umfang der pflegerischen Versorgung: Ein nächtlicher Grundpflegebedarf liegt vor, wenn der Hilfebedarf }}rund um die Uhr« zu verschiedenen Tageszeiten und zusätzlich regelmäßig mindestens einmal zur Nachtzeit anfällt/anfallen würde (bei defizitärer Pflege). Der nächtliche Hilfebedarf muss also prinzipiell jeden Tag auftreten; so weit an wenigen einzelnen Tagen im Laufe eines Monats eine solche Hilfe nicht geleistet werden muss, ist dies allerdings unschädlich. Wie bereits unter Fehler Nummer 49 dargestellt, muss der Hilfebedarf angerechnet werden, der als gesetzlich definierte Verrichtung wenigstens einmal pro Woche anfällt. Voraussetzung ist auch, dass dieser Hilfebedarf keine vorübergehende Erscheinung ist, sondern auf Dauer voraussichtlich mindestens sechs Monate anfällt. Wenn ein Pflegebedürftiger durchschnittlich jede Nacht erwacht, umherwandert, Durst oder Hunger hat, sich ankleidet und wieder ausgekleidet werden muss, sein Zimmer oder Bett nicht findet oder anderes mehr, nur eben ein oder zwei mal pro Monat nicht, so ist dieser Hilfebedarf durchaus anrechenbar.

7 Begrifflichkeiten 65. Fehler: Der Hilfebedarf wird mit der Leistung verwechselt Immer wieder kommt es vor, dass Pflegekräfte und Pflegepersonen ihren Aufwand mit dem Hilfebedarf gleichstellen. Bei der Begutachtung und bei der Berechnung und Ermittlung einer Pflegestufe geht es einzig und allein um den Hilfebedarf des Pflegebedürftigen und nicht um die Mühen und Leistungen von Pflegepersonen und Pflegekräften. Ein Beispiel: Eine einarmige Person benötigt Hilfe bei der Grundpflege. Beim Waschen selbst benötigt diese Person keine Hilfe, lediglich beim Überziehen des Waschlappens über die Hand. Die Person weiß, wie sie sich waschen soll, sie kennt die Waschreihenfolge, beherrscht den Waschvorgang von oben nach unten, hat aber nur einen Arm zur Verfügung. Deshalb kann sich die Person den Waschlappen nicht selbst über die Hand ziehen. Nur dafür benötigt sie eine Pflegeperson und somit ist nur das Überziehen des Waschlappens der eigentliche Hilfebedarf beim Waschen. Soweit ist das auch kein Problem.

67. Fehler: Der Begriff "Unterstützung«

wird falsch verwendet

Ein Problem aber haben die Pflegepersonen/-kräfte, wenn sie bei dem einarmigen Menschen im Badezimmer bleiben müssen, weil es sich nicht lohnt, zwischendrin aus dem Zimmer zu gehen und weil man sich schließlich mit dem Menschen unterhalten kann, während dieser sich wäscht. Wenn nun die Pflegeperson/-kraft 20 Minuten daneben steht, während der einarmige Mensch sich wäscht, werden nicht automatisch 20 Minuten berechnet. Nicht der Aufwand bei der Pflege zählt, sondern einzig und allein der Hilfebedarf des Versicherten. In dem Beispiel beträgt der Hilfebedarf sicher nur wenige Minuten, denn das Überziehen des Waschlappens über die Hand dauert nicht lange. Da dies die einzige Hilfe ist, die die einarmige Person benötigt, kann auch nicht mehr angerechnet werden.

66. Fehler: Der Begriff »selbstständig« wird falsch verwendet Wie oft lese ich in Pflegeplanungen: »Wäscht sich selbstständig den Oberkörper« oder: »Der Pflegebedürftige isst selbstständig«. Wenn man dann die Pflegekräfte dazu befragt, stellt man fest, dass hier etwas verwechselt wurde. Die Pflegekräfte erzählen, dass der Pflegebedürftige beim Essen immer wieder aufgefordert werden muss, die Gabel zum Mund zu führen, zu kauen und zu schlucken. Die Pflegekräfte schildern einen Hilfebedarf mit eindringlichen Worten und schreiben gleichzeitig nieder, dass der Pflegebedürftige selbstständig sei. Das passt nicht. Selbstständig sind Menschen, die keinerlei Hilfebedarf haben, die weder beaufsichtigt noch angeleitet werden müssen. Sobald ein Mensch in irgendeiner Weise der Hilfe bedarf, ist er im Sinne der Begutachtungsrichtlinie nicht mehr selbstständig. So lautet der letzter Satz auf Seite 24: }}selbständig: Fähigkeit zur selbständigen Versorgung/ Durchführung von Verrichtungen in diesem ATL-Bereich; keine Hilfsperson und keine Hilfsmittel erforderlich.«

67. Fehler: Der Begriff »Unterstützung« wird falsch verwendet Pflegepersonen/-kräfte schildern bei der Begutachtung, dass der Pflegebedürftige Unterstützung benötige. Auch in vielen Pflegeplanungen und Pflegedokumentationen steht, der Versicherte brauche Unterstützung beim Waschen. Fragt man dann aber weiter nach, so hört man, dass mit dieser Unterstützung eigentlich gemeint ist, dass man den Pflegebedürftigen anleitet und motiviert, sich das Gesicht und den Oberköper zu waschen und dann den Rücken und den Unterkörper selbst übernimmt. Gemäß Begutachtungsrichtlinie ist eine Unterstützung eine so genannte }}kleine Hilfestellung« für den Pflegebedürftigen. Diese kleine Handreichung wird entsprechend

Begrifflichkeiten

gewertet. Auf keinen Fall darf man erwarten, dass für eine kleine Handreichung die vollen Minuten aus der Begutachtungsrichtlinie angerechnet werden. Die Pflegeminuten aus der Begutachtungsrichtlinie sind abgestellt auf eine vollständige Übernahme einer Verrichtung durch eine Pflegeperson. Die anderen Hilfearten neben der vollständigen Übernahme - haben auf die Pflegeminuten natürlich Einfluss. Die Minuten sinken bei einer Unterstützung, also einer kleinen Handreichung, natürlich deutlich nach unten. Eine Unterstützung beim Waschen wäre beispielsweise, den Waschlappen oder das Handtuch zu reichen, die Waschschüssel bereitzustellen, oder, nachdem der Pflegebedürftige sich gewaschen hat, die Waschutensilien wieder wegzuräumen und die Waschschüssel zu beseitigen (Richtlinie, Seite 32). Wer also angibt, der Pflegebedürftige brauche Unterstützung beim Waschen, der darf nicht damit rechnen, dass er die vollen 20 bis 25 Minuten für eine Ganzkärperwäsche erhält. Denn die 20 bis 25 Minuten sind auf die volle Übernahme abgestellt. Wird der Pflegebedürftige lediglich angeleitet und motiviert, sich Gesicht und Oberkäper zu waschen und wird dann der Unterkäper von der Pflegeperson/-kraft übernommen, darf also nicht die Unterstützung genannt werden! Dies hier ist eine Anleitung bei der Oberkärperwäsche und eine volle Übernahme bei der Unterkörperwäsche.

68. Fehler: Der Begriff »Anleitung« wird falsch angewendet Pflegebedürftige mit kognitiver Einschränkung sind oftmals körperlich in der Lage, eine Verrichtung durchzuführen. Ihnen fehlen jedoch die Motivation und die Einsicht in die Notwendigkeit der Maßnahme. Das mag beim Waschen zunächst kein Problem sein, denn niemand muss jeden Tag von Kopf bis Fuß gewaschen werden. Aber wie sieht das mit dem Trinken aus? Hier kann man nicht ganz entspannt bleiben, wenn der Pflegebedürftige nicht trinken möchte. Man wird beharrlich bleiben, überreden und motivieren wollen. Nur all diese permanenten Gespräche, die Motivierung und Bestärkung des Pflegebedürftigen in seinem Handeln, führen zu einer sinnvollen Verrichtung. Aber kaum eine Pflegeperson/-kraft stellt genau diese Überzeugungsarbeit in den Mittelpunkt des Handeins. Die meisten sehen in einer Überredung, Motivation und Bestärkung keinen anrechenbaren Hilfebedarf bei der Einstufung. Das ist falsch. Die Begutachtungsrichtlinie gibt viele Hinweise auf diese Motivation und bringt sie immer wieder in Zusammenhang mit der Anleitung (siehe auch Fehler Nummer 29). Hier einige Beispiele aus der Begutachtungsrichtlinie, was unter einer Anleitung zu verstehen ist: Seite 40: »Die Anleitung hat zum Ziel, die Erledigung der täglich wiederkehrenden Verrichtungen durch den Pflegebedürftigen selbst sicherzustellen. Aufgabe der Ptlegeperson ist es, im individuell notwendigen Umfang zur Erledigung der Verrichtungen anzuhalten. Wie bei anderen Hilfeleistungen auch, kann der mit der Anleitung ver-

69. Fehler: Der Begriff ))teilweise Übernahme(( wird falsch verwendet

bundene Aufwand sehr unterschiedlich sein und von der einmaligen Aufforderung zur Vornahme einer Verrichtung bis hin zu mehrmaligen und ständigen Aufforderungen im Sinne einer Motivierung zur Vornahme auch kleinster Einzelhandlungen reichen. Bei leichteren Erkrankungen genügt z. B. die einmalige Aufforderung zur Einnahme einer Mahlzeit, bei schweren Erkrankungen hingegen muss bei jedem einzelnen Bissen dazu aufgefordert werden, Nahrung vom Teller aufzunehmen, die Gabel zum Mund zu nehmen und zu kauen. Bei unruhigen Menschen ist es Aufgabe der Pflegeperson, eine oder mehrere Unterbrechungen der alltäglichen Verrichtungen so kurz wie möglich zu halten und zur zielgerichteten Beendigung anzuleiten (Beispiel: Eine Mahlzeit wird wiederholt durch andere, nachrangige Tätigkeiten unterbrochen).« Seite 40: »Aufgabe des Gutachters ist es, Art und Umfang der Hilfeleistungen >Beaufsichtigung< und >Anleitungmundgerechten< Zubereitung der Nahrung gehört allein die letzte Maßnahme vor der Nahrungsaufnahme,z. B. dasZerkleinern in mundgerechte Bissen(Portionieren), dasHeraustrennenvon Knochen und Gräten, das Einweichenharter Nahrung bei Kau- und Schluckbeschwerden... .« Soweit ist der Begriff der mundgerechten Zubereitung in Bezug auf die feste Nahrung schon einmal geklärt. Oft wird aber vergessen, dass das Eingießen von Getränken auch als mundgerechte Zubereitung angerechnet werden muss. Denn wenn ein Pflegebedürftiger seine Getränke nicht allein eingießen kann, ist dies auch ein anrechenbarer Hilfebedarf. Das oben aufgeführte Zitat zur mundgerechten Zubereitung wird fortgesetzt mit den Worten: »und dasEinfüllen von Getränken in Trinkgefäße.« Dasbedeutet: Wenn man einem Pflegebedürftigen ein Getränk eingießen muss, ist das bereits eine mundgerechte Vorbereitung. Wenn man zwölf Mal am Tag ein Getränk eingießt und bereitstellt und das jeweils ein halbe Minute dauert, so sind das 12 x 0,5 Minuten, also sechs Minuten pro Tag. Die Minuten werden immer in vollen Minuten angeben, siehe Seite 70 in der Begutach-

tungsrichtlinie:»DerHilfebedarf ist für jede Verrichtung der Grundpflege stets in vollen Minutenwerten anzugeben.«

Folglich ist der Transfer (das Umsetzen) als einzelne Verrichtung anrechenbar und zwar im Gutachten unter dem Hilfebedarf >Stehen/Transfer