Mnemische Empfindungen in ihren Beziehungen zu den Originalempfindungen [PDF]

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Zitiervorschau

!^'f^'

RICHARD SEMON Die mnemischen

m

Empfindungen

c;^m

Erste Fortsetzung der

Mneme

Leipzig

Verlag von Wilhelm Engelmann

1909

;;

YERLAG VON WILHELM ENGELMANX IN LEIPZIG

;;

Werke von Wilhelm Wundt GrnndzUge der physiologischen Psychologie. Erster Band: Sechste, umgearbeitete Auflage. Mit 161 Abbildungen im Text sowie Sach- und Namenregister,

in Halbfranz geb. J( 17. Text. gr. 8. .£ 14. JK 13.

gr. 8.

;

in

— — — — — völlig umgearbeiteten Auflage J^ 3.— in Halbfranz geb. J/ — ;

;

Gesamtregister zur fünften, von "Wilhelm Wirt h. gr. 8. Naturwissenschaft und Psychologie. Sonderausgabe

5.

;

der Schlussbetrachtungen Jt 3.—; zur fünften Auflage der physiologischen Psychologie, gr. 8. in Leinen geb. J( 3.50^^^ Grnndriss der Psychologie. Neunt^, verbesserte Auflage. Mit 23 Figureir 8. In Leinen geb. im Text. 8. Translated with the Cooperation of the author by Oatllnes of Psychology. Charles Hubbard Judd, Ph. D. (Leipzig), Professor of Psychology, Yale Third revised English Edition from the seventh revised University. In Leinen geb. J( 8.—. German Edition. 8. Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache; Mythus und Sitte. Erster Band: Die Sprache. Erster Teil. Zweite, umgearbeitete Auflage. Mit 40 Abbildungen im Text. gr. 8. J( 14.— in Halbfranz geb. Ji 17.— Zweiter Teil. (Neue Einteilung: Zweiter Band: Die Sprache, Zweiter Teil.) Zweite, umgearbeitete Auflage. Mit 4 Abbildungen in JSalbfranz geb. J^ 17. J( 14. im Text. gr. 8. Zweiter Band: Mythus und Keligion. Erster Teil. (Neue Einteilung:

^ —

.





;

Die Kunst.) Zweite, neubearbeitete Auflage. Mit Band: in Halbfranz geb. J( 15. Jl 12. 59 Abbildungen im Text. gr. 8. Mythus undReUgion. ZweiterTeil. Mit 8 Abbildungen im Text; 11. in Halbfranz geb. Jf 14. gr. 8. JT 18.— Mythus und Rejligion. Dritter Teil. gr. 8. in Halbfranz geb. J( 21. Dritter

— —

^

— — —

;

;

.

Psychologische Stndien, herausgegeben von Wilhelm Wundt. Neue Folge der Philosophischen Studien. Die Psychologischen Studien erscheinen in Bänden zu je 6 Heften (zu je 4—6 Bogen) zum Preise von etwa 20 Ji für den Band.

Psychologische Arbeiten herausgegeben von

Emil Kraepelin Die

in zwanglosen Bänden Bisher erbis 30 Mark. ausführliches Inhaltsverzeichnis darüber steht gern zu Diensten.

»Psychologischen Arbeiten«

zu. je 4 Heften.

erscheinen

Der Preis des Bandes beträgt etwa 20

schienen 4 Bände;

Die Entstehung der ersten Wortbedeutungen beim Kinde von

Ernst -.

Meumann

Zweite, vermehrte Auflage gr. 8.

J(

2.—

==

Die mnemischen Empfindungen

;

Von demselben Die

Mneme

Verfasser:

erhaltendes Prinzip im Wechsel des

als

organischen Geschehens. Leipzig 1908.

Im

8«.

Geh. Jl

australischen Buscli

rallenmeeres.

9.—

2. ;

In Leinen geb.

Molukken.

Auflage,

M 10.—.

und au den Küsten des Kound

Reiseerlebnisse

eines Naturforschers in Australien, 2.

verbesserte

Beobachtungen

Neu-Guinea und den

verbesserte Auflage, Leipzig 1903.

86 Abbildungen und 4 Karten, In Leinen geb. Ji 16.50.

gr.

8.

Geh. Ji 15.

Mit



Se ^^ 5w-' DIE

MNEMISCHEN EMPFINDUNGEN IX IHREN

BEZIEHUNGEN

ZU DEN ORIGIMLEMPFINDÜNGEN

VON

RICHARD SEMON

ERSTE FORTSETZUNG DER »MNEME^

LEIPZIG

VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 1909

Alle Hechte, insbesondere das der Übersetzung, sind vorbehalten.

Vorwort. den Schlußbetrachtimgeu der »Mneme« habe ich die in

In

jenem Buch durchgeführte Arbeit mit dem

Neubaus

Gertist

eines

Der eigentliche Ausbau der über weite

verglichen.

Gebiete der Biologie sich erstreckenden Anlage mußte den Fortsetzungen des Buchs überlassen bleiben.

Ursprünglich habe ich beabsichtigt, in der ersten dieser

Fortsetzungen die Pathologie der

im Eingangswerk nur

Mneme

flüchtig berührt

aber an diese Arbeit ging, erkannte

zu bearbeiten, die

worden war.

ich,

Als ich

daß zur Verwertung

des von der Psychiatrie gesammelten Erfahrungsschatzes und zur Verständigung mit den Vertretern

vorherige

die

Durcharbeitung

der

dieser

Wissenschaft

Psychophysiologie

des

höheren Gedächtnisses nach den in der »Mneme« vorgezeichneten Gesichtspunkten

notwendig

sei.

wies sich ein noch tieferes Eindringen

Überhaupt aber in

die

er-

Grundlagen

der Homophonie durch Untersuchung von der Empfindungsseite

aus als eine unumgängliche Vorbedingung für frucht-

bare Weiterarbeit.

Diesen Aufgaben sucht die vorliegende

erste Fortsetzung gerecht zu werden.

Die Darstellung habe ich dabei so eingerichtet, daß dieses

Buch auch ohne vorherige Bekanntschaft mit der »Mneme« vollständig verstanden

werden kann, obwohl natürlich eine

'> < JL

I

«•

a R Ä R V "^1

Vorwort.

VI

solche Bekanntschaft die Lektüre erleichtern würde.

wenige

längere

alter

werden

Zitate

solchen, die letzteres

wohl

und Einführungen

in

Lesern,

allen

Werk genau kennen,

als

Einige

auch

Auffrischungen

neue Gedankengänge willkommen

sein.

Ehe

ich in

den Gegenstand

möchte ich versuchen,

eintrete,

einen mir hier und da gemachten Vorwurf zurückzuweisen.

Manche meiner

Kritiker

haben

ausdrücklich

und manche

meiner sonstigen Leser haben wahrscheinlich stillschweigend die Einführung einer besonderen Terminologie, die ich in der

Mneme

beanstandet oder doch für nicht

durchgeführt habe,

unumgänglich notwendig gehalten. daß dieser Vorwurf gerechtfertigt

Ich glaube aber nicht,

man den ganzen jenem Werk behan-

Will

ist.

weiten Kreis der Phänomene, die ich in delt habe, unter

einem allgemeinen Gesichtspunkt umfassen,

so bedarf es dazu einer besonderen Terminologie.

Dieselbe

darf nichts präjudizieren, sie darf keine anthropomorphischen

Züge von den Phänomenen des höheren Gedächtnisses

Regulation,

tion,

hineintragen,

der periodischen Vorgänge,

kurz

Terminologie der die

Bewegungen

sie

Aber

selbst

des Instinkts

muß, wie Francis Darwin

Mneme

sagt,

sich

einer Pflanze wie

Menschen anwenden

in

gleicher

i

von der

Weise auf

auf die Gedanken eines

lassen.

im Bereich des höheren Gedächtnisses

Ausbildung einer Benennungsweise, die so

in

mnemischen Abläufe der Keimesentwicklung, Regenera-

die

ist

die

zur scharfen Prägung

unumgänglich notwendiger zusammenfassender Begriffe

dient,

1

mnemische Empfindung,

mnemische Erregung,

Francis Darwin, Lectures on the Physiology of

Plants. 1906.

wie

I,

Associated Stimuli.

The new

Phytologist.

Movement Vol.

ö,

No.

in 9^

Vorwort.

Engramm, Ekphorie, Homophonie

VII

dringendes Bedürfnis.

ein

Dafür wird, wie ich glaube, die folgende Darstellung Zeugablegen,

nis

in

rung des bereits

der übrigens keine nennenswerte Erweitein

der

Mneme

geschaifenen Wortschatzes

stattgefunden hat.

Ich bin sicher, daß sich für die meisten

Leser aus dieser

Benenn imgsweise eine Erleichterung des

Verständnisses ergeben wird, nachdem

man

sich einmal mit

der kleinen Anstrengung, sich mit ihr bekannt zu machen,

abgefunden

hat.

Überhaupt wird der Leser, der mich durch dieses Buch begleitet, finden,

daß die Schwierigkeiten, nachdem die

etwas beschwerliche Wegstrecke überwunden

mehr

zurücktreten,

Standpunkt

die

und

sehr große

in

und

einer unerwartet

kennen

der

schließlich

erste,

mehr und gewonnene

Menge der überblickten Tat-

einem vorher nicht

sachen in

daß

ist,

sichtbaren

einfachen

Zusammenhang

Zusammenordnung

läßt.

München, Januar

1909.

Richard Semou.

er-

Inhalt.

Eiuleituug. Erstes Kdpitel. Abgrenzung des Themas. Empfindung Erregung. Terminologisches

und

Stellung der Aufgabe S. 4. Körper und Empfindung S. 5. Erregung etwas Erschlossenes S. 6. Verhältnis einer Erregung zu ihrer Empfinduugsmanifestation S. 8. Parallelismus S. 9, Anm.. Darlegung unserer Auffassung S. 9. Analyse von Bewußtseinsinhalten S. 15. Grundformen psychischer Elemente Gefühle S. 17. Empfindungen und Vorstellungen S. 18. S. 16. Unsere Bezeichnung als originale und muemische Empfindungen S. 20.

Erster Teil.

Die Originalempflndnngeii.

Zweites Kapitel. Die synchrone Phase. Einzelempfindung und Nebeneinander der Empfindungen

25

Synchrone Reizwirknng S. 26. Einzelempfinduug und Empfindungskomplex S. 27. Teilungsprinzip bei der Analyse S. 29. Einteilung nach Empfindungsgebieten S. 31. Einheitlichkeit des simultanen Empfindungskomplexes S. 32. Das Nebeneinander S. 33. Beziehung zwischen Reizpforte und Nebeneinander S. 34. Beim Hautsinu S. 35. Bei den Lage- und Bewegaugsempfinduugen S. 36. Bei den Geschmacksempfindungen Bei den Gesichtsempfindungen S. 37. Bei den GehörsS. 36. empfindungen S. 39. Resonanztheorie S. 39. Beim Geruchssinn Der Geruchssinn der Insekten S. 46. S. 42. Drittes Kapitel.

Die Darstellung des Nebeneinanders und

der Begrifi' der Empfindungsfelder

Das Nebeneinander der Tastempfindungen empfindungen

S. 48,

47

Geschmacksder Gesichtsempfindungen S. 49. Kombi-

v^O^Ol

S.47, der

ni.liRARY|::c|

X

Inhalt. Seite

nation des Tastraums mit dem Sehraum zum Gemeinraum S. 50. Nebeneinander der Tonempfindungen in linearer Anordnung S.

51.

Sprachlicher

losigkeit

Ausdruck;

Tonskala

S. 52.

der Skala inbezug auf den Gemeinraum

RichtuugsS. 53.

Das

Nebeneinander der Tonempfindungen in einem abgesperrten Bezirk S. 56. Empfindungsfelder S. 58. Ihre Beschaffenheit auf den verschiedenen Sinnesgebieten S. 69. Beziehung zur Topographie der Reizpforten S. 60.

Viertes Kapitel.

Die Empfindungsfeider (Fortsetzung^

.

.

63

Übersichtliche Darstellung der bisher über das Nebeneinander

gewonnenen Resultate

S. 63.

Kritik

der Bezeichnung >Lokal-

Möglichkeit der Einreihung der gesamten BeAuftreten wußtseinsinhalte in die Empfindungsfelder S. 68. zeichen«

S. 66,

Empfindungen verschiedener Qualität in demselben Empfindungsfeld S. 69. Verschiedene Möglichkeit der Auslösung S. 70. Reizung korrespondierender Stellen S. 71. Auge S. 71. Geruch S. 72. Geschmack S. 74. Empfindungen in aneinanderstoßenden Feldern S. 76. Kontinuität S. 76. Kontinuität Simultane Induktion (simultaner bei Tonempfindungeu S. 77. Kontrast) S. 78. Angaben von Urbantschitsch S. 80.

zweier

Fünftes Kapitel. Gleiche Empfindungen in denselben Empfindungsfeldern. Homophonie und Empfindungsdifferentiale bei Originalempfindungen Korrespondierende Reizpforten S. 83. Briefmarkenversuch S. 83. Akustischer Versuch S. 84. Riechversuch S. 85. Sherringtons Flimmer experimente beweisen Nicht Verschmelzung der korrespondierenden Erregungen S. 87. Helligkeitsunterschiede zwischen Herings uniokularen und binokularen Gesichtsempfindungen. Ansicht

S. 88.

Modifikation derselben

S. 89.

Gegenseitige Beein-

flussung der von korrespondierenden Stellen ausgelösten Empfin-

dungen S. 89. Bei Dunkeladaptation der Augen S. 90. Übereinstimmende Ergebnisse der Flimmerexperimente S. 91. Korrespondierende Gehörsempfindungen S. 92. Unterscheidung zwischen Intensität im engeren Sinne und Vividität S. 94. Erfahrungen auf dem akutischeu Gebiet S. 95. Zunahme der Vividität beim Zusammentreten von korrespondierenden Geruchsempfindungen S. 96. Empfindungsdeckung oder Homophonie EmpfindungsS. 98. Differenzierende Homophonie S. 100. differentiale S. 101. S. 101.

Schallrichtung als Empfindungsdifferential

Tiefenwahrnehmung

als Empfindungsdifferential S. 103.

82

XI

Inhalt.

Seite

Tiefensehsohärfe

S. 108.

Unterscheidung der durch das rechte

und durch das linke Auge ausgelösten Empfindungen S. 109. Abblendungsempfindung als Empfindungsdifferential S. 110.

Sechstes Kapitel.

Die akoluthe Phase der Originalempfin-

dungen

114

Ansteigen der Erregungen S. 115. Akoluthe Phase; Teilung in zwei Unterphasen S. 117. Akoluthe Wirkungen sehr kurz dauernder Lichtreize S. 118. Oszillationen S. 119. Dauer der Niveauhaltung akustischer Empfindungen. Schwankungen je Angaben von Urbantschitsch über nach Tonhöhe S. 123. die Dauer des völligen Abklingens S. 126. Andersartige Versuchsanordnung S. 128. Akoluthe Tastempfindungen S. 130. Akoluthe Geschmacks- und Gerachsempfindungen S. 131. Bedeutung der akoluthen Phase für unser Empfindungsleben S. 132.

Zweiter

Teil.

Die mnemisclien Empfludnngeii.

Siebentes Kapitel. Das versehwinden der Originalerregungen und das Zurückbleiben der Engramme ....

137

Das Engramm als materielle Veränderung S. 138. Auch nicht oberbewußt manifestierte Erregungen können Engramme hinterlassen S. 139. Experimenteller Nachweis S. 140. Mnemische Abläufe, die sich nicht oberbewußt manifestieren S. 141. Unterbewußte Empfindungen S. 142.

Das einzelne Engramm und der simultane Engrammkomplex

Achtes Kapitel.

Der zusammenhängende simultane Empfindungskomplex muß einen zusammenhängenden Engrammkomplex hinterlassen S. 145. Satz der Engraphie (erster mnemischer Hauptsatz)

Ausnahmen

S. 146.

Schein-

Fragmentierung des Simultankomplexes bei der mnemischen Reproduktion S. 148. Gründe dafür; AbAssoziation blassung und ihre Folgeerscheinungen S. 148. Dissoziierende Wirkung der Aufmerksamkeit S. 153, S. 152. Einfluß der Homophonie S. 154. Engraphische Wirkung mneInnige Gesellung solcher Ermischer Erregungen S. 155. regungen zu den originalen S. 156. >Assimilation« und »Kombare

plikation« S. 157

S. 147.

Anm.

144

Inhalt.

XII

Seite

Der individuell erworbene Engramm-

Neuntes Kapitel.

159

schatz Einteilung in Simultankomplexe

und

Engrammkomplexe

S. 162.

Assoziation von

schichten

S.

161.

Simultane ErregungsChronologische Schichtung

S. 160.

Komponenten verschiedener Engramm-

Einordnung der Neukombinationen

S. 164.

S. 167.

Beispiel der Kakifrucht S. 168.

Zehntes Kapitel. Die Ekphorle und die verschiedenen Erscheinungsformen der Assoziation

172

Satz der Ekphorie (zweiter mnemischer Hauptsatz) S. 173. Asso-

Sukzessive Assoziation

ziation S. 176.

S. 177.

Anschauungen Münsterbergs betreffend S. 183.

Unterscheidung

Assoziation

S. 186.

Kontrastassoziation

S. 190.

der Ekphorie

S. 195.

Elftes Kapitel.

S. 187.

Chronogene

Herbarts »freisteigende Vorstellungen«

Pliasogene Ekphorie

S. 194.

die

Ȁhnlichkeits-

zwischen Ekphorie und

assoziation«

Ekphorie

Anmerkung

S. 181.

S. 193.

Übersicht der Erscheinungsfonuen

Zusammenfassung

S. 196.

Die ekphorische Wertigkeit der Kompo-

nenten. Nichtumkehrbarkeit mnemischer Abläufe. Zusammenfassendes über den individuellen Engrammschatz Ekphorische Wertigkeit

bei

198

simultaner Verknüpfung S. 199.

Verschiedenheit der Manifestationschancen

S. 201.

Ekphorische

Wertigkeit bei sukzessiver Verknüpfung S. 203. Erklärung der Ebbinghausschen Resultate 8. 204. Gründe für die Nichtumkehrbarkeit S. 205. Zeitempfindung S. 206. Orientierungsmarke

Verschiebung der des präsenten Simultankomplexes S. 207. Marke S. 208. Zyklische Organempfindungen S. 210. GnindS. 212. Homophonie verhindert Zusammensetzung des Engrammschatzes

muster des Engrammschatzes

Umkehrnng

S. 213.

S. 216.

Zwölftes Kapitel. Die mnemlsche Empfindung und ihre Unterscheidung von der Original empfindung Beispiel

leichter Unterscheidbarkeit

Vividität S. 220.

auf Grund verschiedener

Beispiele schwieriger Unterscheidung bei eben-

merklichen Empfindungen

Verstärkung der Vividität S. 221. mnemischer Empfindung S. 221. Johannes Müller, Cardanus, Goethe S. 224. Zustand des Halbwachens S. 226. Zustand de»

218

:

Inhalt.

XIII Seite

Traums

S. 227.

S. 229.

xVbnorme Bewußtseinszustände

Das wesentliche Charakteristikum des Traums

die Vividität der Originalempfindungen

S.

und

231.

Wovon

hängt

mnemischen

die der

Empfindungen ab? S. 232. Beteiligung der Sinnesorgane als Unterscheidungsmerkmal S. 234. Durchaus nicht immer brauchbar S. 235. Illusionswirkung; Herings »ergänzende Reproduktion« S. 236. Verhältnis der Intensität im engeren Sinne zur Vividität S. 237. Zusammenfassung S. 241.

Dreizehntes Kapitel. Das Verhältnis des mnemischen zum originalen Empfindungsablauf. Proportionale Veränderbarkeit

242

Übereinstimmung der mnemischen Empfindung mit nalen Vorgängerin

misehe Zutaten

S. 242.

S. 243.

Abschwächung der

ihrer origi-

Vividität;

Übereinstimmung der Abläufe

mne-

S. 244.

Relative Werte S. 245. S. 246.

Veränderbarkeit der absoluten Werte Engraphische Merkzeichen für die absoluten Werte

S. 248.

Intensitätsskala S. 249.

Schwierigkeit der proportio-

nalen Veränderung über ein gewisses

Maß

hinaus

S. 251.

Drei

zusammenfassende Sätze S. 252. Angebliche Flüchtigkeit mnemischer Empfindungen S. 253. Richtiger: Vorbestimmtheit der Dauer der mnemischen Empfindungen S. 254. Schweifen der Gedanken S. 255. Ideenflucht S. 256. Tempo der Abläufe S. 256.

Allgemeines über die Homophonie Vierzehntes Kapitel. der mnemischen Empfindungen

258

Bedingungen des Zustandekommens von ranemischer Homophonie S. 259. Beispiel des Rembraudtschen Gemäldes S. 261. Nicht differenzierende

phonie

S. 266.

Homophonie

S. 265.

Akustisches Beispiel

Differenzierende S. 266.

Homo-

Höffdings Schreib-

weise und Auffassung S. 267. Meine entgegengesetzte Ansicht Beweise für die Nichtverschmelzuug S. 270.

Fünfzehntes Kapitel. Die Wiederholung der Erregungen als Schöpferin der Vorbedingung für mnemische Ho-

mophonie .Jede

Wiederholung

272 schaftY

ein

neues selbständiges

Engramm

Experimenteller Beweis ^Karton-Glasröhre) S. 274. Zurückweisung der Auffassung des Engramms als bloßer >Umlagerungserleichterung« S. 280. Chronogene Lokalisation S. 282. Retrograde Amnesie S. 284. S. 273.

Inhalt.

XIV

Seite

Sechzehntes Kapitel. Manifestation der nicht differenzierenden Homophonie. Abstraktion durch Homophonie

086

Steigerung der Vividität durch Homophonie, also bedingt durch die Häufigkeit der Wiederholungen S. 286. Korrelate der Empfindungsvividität und -Intensität auf der Erregungsseite S. 290.

Beziehung der »Assoziationsfestigkeitc zu den Wiederholungen Methoden der experimentellen Gedächtnisforschung S. 292. S. 293. Verteilung der Wiederholungen S. 295. Schluß auf die engraphische Empfänglichkeit )S. 296. Ehythmus S. 297. LiteUnbewußtwevden häufig wiederholter Abläufe ratur S. 297. Verwischung des Ungleichartigen bei Homophonie S. S. 299. 301. Briefmarkenexperimente S. 302. Konturen S. 303. Binokulare Farbenmischung S. 303. Abstraktion durch Homophonie Priorität Huxleys S. 308. S. 304.

Siebzehntes Kapitel. Das Empfindungsdiflferential als Manifestation der differenzierenden Homophonie. Die beiden Modalitäten des Vergleichens. Engraphische Wir-

kung homophoner Komponenten

310

Empfindungsdifferential als Resultat des Antagonismus zwischen

zwei Komponentengruppen S. 311.

Klassifizierung

S. 311.

Beispiel des Böcklinbildes

der Empfindungsdifferentiale

S. 312.

Bekanntheitsempfindung S. 313. Zeitliche Beziehung S. 314. Wiedererkennen einer mnemischen Empfindung S. 315. Auffassungen Höffdings S. 316 und Lehmanns S. 317. Entspannung Unterschiedsempfinden S. 320. beim Wiedererkennen S. 319. Unterscheidung im Nebeneinander S. 321. Homophone Vergleichung S. 322. Simultanvergleich S. 324. Drei Modalitäten der Vergleichung S. 325. Überlegenheit der homophonen Vergleichung S. 327. Vergleichung im Kontrast S. 329. Vergleichung von Intensitäten S. 331. Verstellbarkeit der Empfindungen in der Metaphase S. 332. Deckung der kongruenten Komponenten S. 333. Wiedererkennen und Unterschiedsempfinden bei Tieren S. 334. Erregungsdifferential S. 335. Engraphische Wirkung von homophonen Erregungen und Erregungsdifferentialen S. 336. Engraphisch wirkt die energetische Resultante S. 337.

Wettstreit originaler und mnemlscher Empfindungen innerhalb der gemeinsamen Empfin-

Achtzehntes Kapitel dungsfelder.

.

Alternativen

Unbedingte Alternativen S. 339. Fakultative Exklusion S. 340. Wirkung der Aufmerksamkeit S. 341. Mitbewerb um die Vi vi-

339

XV

Inhalt.

Seite

Bedingungsloser Wettstreit S. 343. BinokuWettstreit zwischen originalen und innemischen Empfindungen und zwischen mnemischen unter sich S. 346. Experimentelle Prüfung S. 347. Foreis Beobachtungen über diesen Wettstreit bei Halluzinationen S. 349. Original-mnemischer Wettstreit auf verschiedenen Erapfindungsgebieten S. 350. Thesen über Mitbewerb und Wettstreit S. 352. Alternativ ditätsstufe S. 343.

larer Wettstreit S. 344.

Engrammdichotomien

ekphorierbare

Wettstreit von Sukzessionen

Gedichts

S. 354.

8.

Mitbewerb und

353.

Beispiel des Goetheschen

Nebeneinander von Worten

S. 355.

S. 356.

Neben-

einander von Tonreihen S. 359. Mischreaktionen oder Entscheidung der Alternativen S. 362. Mischbewegungen S. 364. Wichtige

Konsequenzen auf dem Gebiet der ererbten Mneme

S. 365.

Schluß.

Ergebnisse im Sinne und Vereinheitlichung

NeUDZehnteS Kapitel. fachiing

369

S.

Formulierung in Gestalt der 371. Stellung der Assoziation zu Engraphie

S. 372..

Unhaltbarkeit des Begriffs: Ähnlichkeitsas-

Mnemisches Grundprinzip beiden Hauptsätze

und Ekphorie

einer Verein-

soziation S. 372.

Der

S. 370.

individuell erworbene Engrammschatz S.374.

Grundmuster desselben S. 375. Lokalisation S. 375. Engramm Veränderung S. 376. Vitalismus S. 376. Unvorstellbarkeit S. 377. Topogene Lokalisation S. 378. Chronogene Lokalisation 378. Homophonie S. 379. Zwischen Originalempfindungen S. 380. Begriff der Empfindungsfelder S. 380. Kaumbegriffe S. 381. Nicht differenzierende Homophonie und Abstraktion; differenzierende Homophonie und EmpfindungsHomophone Vergleichung S. 383. Wettdifferentiale S. 382. streit und Alternativen S. 383. Unterscheidung der Vividität einer Empfindung von ihrer Intensität im engeren Sinne S. 385. als materielle

Steigerung und Abschwächung der Vividität S. 386. Unterscheidung der Originalempfindungen von den mnemischen S.387.

Angebliche Flüchtigkeit der letzteren

Sachregister

S. 387.

Schlußwort

S. 388.

389

Einleitung

Semon,

Mnerae.

II.

Erstes Kapitel. Abgrenzuiig des Themas.

Unter dem

Titel

Empfluduiig und Erregung.

»Mneme« habe

ich ein besonderes Kapitel

der Reizphysiologie behandelt, über das schrift

auch setzen könnte:

In jenem als

Werk habe

ich die

aller

derjenigen Reaktionen

Seite

heißt die

die

man

in

gewissem Sinne

Erzeuger bezeichnen könnte, auf Grund

sogenannten

unmittelbar

durch die

untersucht,

unserer Kenntnis gelangen können. einen

Über-

als

mnemischen Erregungen sowohl

auch die Originalerregungen, die

als ihre mittelbaren

man

>Die mnemischen Erregungen«.

Es sind

subjektiven

als solche

z.

B. bestimmte

oder Farben- oder Schmerzempfindungen,

auf einen Erregungszustand in

zu

auf der

Reaktionen,

hingenommenen und

spektiv untersuchten Empfindungen,

reizbaren Substanz schließen;

dies

sie

das

intro-

Ton-

aus welchen wir

bestimmten Teilen

unserer

auf der anderen Seite die so-

genannten objektiven Reaktionen, aus denen wir auf Grund

von mittelbaren Wahrnehmungen, die natürlich in Linie in

auch

auf

Empfindungen

beruhen,

letzter

auf Erregungen

bestimmten Teilen der reizbaren Substanz unseres eigenen

oder fremder organischer Körper ebenfalls schließen.

Diese

objektiven Reaktionen können in motorischen oder in plastischen Lebensäußerungen, sowie in

Phänomenen des

wechsels zum Ausdruck kommen. 1*

Stoff-

Einleitung.

4

Auch

in

dem

vorliegenden

Werk

wollen wir uns mit mne-

mischen Erregungen, mit den Bedingungen ihres Zustande-

kommens und

ihres Ablaufs beschäftigen;

dabei wollen wir

uns aber tunlichst auf das Studium derjenigen Erregungen beschränken, welche sich uns unmittelbar durch Empfindungen manifestieren,

Da

und soweit

sie sich

durch solche manifestieren.

wir aber auch die Resultate der experimentellen psycho-

logischen Forschung mit berücksichtigen wollen, wird letztere

Beschränkung keine absolute

Und noch

sein.

eine zweite Einschränkung wollen wir machen.

Wir wollen uns

bei unseren jetzigen Untersuchungen nur mit

solchen mnemischen Erregungen bzw. Empfindungen beschäftigen,

deren »Aszendenten« in Gestalt von Originalerregungen

im individuellen Leben des betreffenden Organismus aufgetreten sind,

die,

um

meiner Sprache zu reden, aus

in

individuell erworbenen,

nicht

des Organismus stammen.

dem

ererbten

dem

Engrammschatz

Die Erörterung der interessanten

und schwierigen Frage, ob überhaupt oberbewußte mnemische

Empfindungen aus dem ererbten Engrammschatz ekphoriert werden können, behalte ich mir

für eine spätere Gelegenheit

und einen anderen Ort

Im vorliegenden Werk

vor.

be-

schränken wir uns auf das Studium des individuell erwor-

benen Engrammschatzes. die Diskussion

in der Folgezeit zeigen,

dieser

Dadurch schalten wir

von Vererbungsfragen aus.

gleichzeitig

Es wird

sich aber

daß unsere jetzige Arbeit der Lösung

Fragen vorgearbeitet

hat.

Auf das Vorhandensein von bestimmten Erregungen, sagte ich oben

der

»Mneme«

und

so

so

habe ich an verschiedenen Stellen

ausgeführt, können wir einerseits unmittelbar aus

dem Vorhandensein von bestimmten Empfindungen, andrerseits auch mittelbar, aber doch immer aus auf dem Empfin-

Abgrenzung des Themas. Empfindung und Erregung.

dung8wege wahrgenommenen objektiven Reaktionen Die Empfindung

ist

uns

Ehe

schließen.

also unmittelbar oder mittelbar die

Manifestation einer Erregung.

übrigen zu ihr?

5

v^ir in

Wie

verhält sie sich aber

unser eigentliches

Thema

im

ein-

müssen wir unsere Stellung zu dieser Frage präzi-

treten,

Die folgenden Auseinandersetzungen,

sieren.

geschehen

soll,

bitte ich

in

denen dies

aber nicht im Sinne einer erschöp-

fenden Beweisführung aufzufassen, für die es mir hier an

Raum

fehlt,

sondern im Sinne der Verständigung mit

dem

Leser.

Wie

verhält

sich

Empfindungen sind

Empfindung zur Erregung?

die

das

sich

dungen

in

seinem weitesten Sinne ver-

daß es auch die sogenannten Gefühle mit umfaßt

stehen, so

und

Wenn

uns unmittelbar Gegebene.

wir das Wort Empfindung

Die

sowohl auf originale wie auf mnemische Empfin-

bezieht, so laßt sich unsere

ganze äußere und innere

Welt aus Empfindungselementeu aufbauen.

Diese bilden die

gegebenen Grundlagen, das »Bekannte«, das man nicht durch noch Einfacheres, Bekannteres näher definieren kann.

EiTCgung

ist

Wir verstehen

dagegen etwas Abgeleitetes, Erschlossenes.

darunter einen bestimmten Zustand eines Kör-

pers und zwar eines organischen Körpers, einen bestimmten

Zustand

der reizbaren Substanz

dieses Körpers.

Ehe wir

uns demnach au die Frage machen, wie verhalten sich Er-

regungen zu Empfindungen, müssen wir uns über die allgemeinere Frage klar werden: wie verhalten sich Körper zu

findungen?

Ich möchte hierauf mit einem Zitat aus

EmpMach ^

antworten: »Der Physiker sagt: Ich finde überall nur Körper

und Bewegungen von Körpern, keine Empfindungen; Empfindungen müssen also etwas von den physikalischen Objekten, 1

E. Mach, Die Analyse der Empfindungen.

4.

Aufl. 1903, S. 36.

;

Einleitung.

6 mit welchen ich verkehre,

Psychologe

Ihm

Grundverschiedenes

den zweiten Teil

akzeptiert

sind, das ist richtig, zunächst die

der

sein.

Der

Behauptung.

Empfindungen gegeben

denselben entspricht aber ein mysteriöses physikalisches Et-

was, welches nach der vorgefaßten Meinung von Empfin-

dungen gänzlich verschieden Wirklichkeit das Mysteriöse? die

Psyche? oder sind

sein

muß.

Was

ist

Ist es die Physis,

es vielleicht gar

beide?

aber in

oder

ist

es

Fast scheint

es so, da bald die eine, bald die andere in undurchdringliches

Dunkel

gehüllt, unerreichbar scheint.

Oder werden wir hier

vom bösen Geist im Kreis herumgeführt? Ich glaube das letztere. « Mach selbst erkennt den in solcher Weise hervorgekehrten schroffen Gegensatz zwischen Körper und Empfindungen in keiner Weise an, sondern sagt an einer an-

deren

»Ich sehe daher keinen Gegensatz zwischen

Stelle:

Psychischem und Physischem, sondern einfache Identität

bezug auf diese Elemente. Bewußtseins chisch.

ist

jedes

in

In der sinnlichen Sphäre meines

Objekt zugleich physisch und psy-

«

Was wir

einen Körper nennen, das

ist

uns zunächst und un-

mittelbar als ein Empfindungskomplex, und zwar als ein relativ

aber nicht absolut beständiger Komplex von Farben, Tönen,

Drucken usw. gegeben. Dieser Empfindungskomplex zwar nicht

setzt sich

für

den neugeborenen Menschen, für den es den

Begriff Körper

überhaupt noch nicht gibt^, aber für jeden

etwas entwickelteren Menschen sowohl aus originalen als auch aus mnemischen Empfindungen (unter Umständen nur aus letz1

Wieweit

bereits durch

die

für

diese Begriffsbildung wesentlichen Synthesen

die Beschaffenheit des

eine Frage

ererbten Engrammschatzes vor-

die ebenso interessant wie Eine gewisse erbliche Vorbereitung halte ich für sehr wahrscheinlich, gehe aber auf diese Frage hier nicht ein.

bereitet

sind,

ist

schwierig zu beantworten

ist.

für

sich,

Abgrenzung des Themas. teren)

zusammen.

Empfindung und Erregung.

Der Körperbegriff

einer sehr verwickelten,

wiewohl

ist

7

somit das Produkt

schließlich auf einen Schlag

vorgenommenen Synthese von Empfindungen.

Der Begriff

»organischer Körper«

und »reizbare Substanz«

nischen Körpers

nur besondere Unterfälle der eben an-

stellt

orga-

eines

gedeuteten Empfindungssynthese dar.

Wenn

wir nun von Erregung innerhalb eines solchen

Kom-

plexes sprechen, so denken wir dabei an irgend einen energetischen Vorgang in der reizbaren Substanz eines organischen

Körpers. Ein energetischer Vorgang

— wir brauchen auf seine

nähere Beschaffenheit gar nicht einzugehen, sondern können

ganz im allgemeinen sprechen



ist

wiederum

nichts unmittel-

bar Empfundenes, sondern etwas aus einer größeren Anzahl

von Wahrnehmungen mittelbar Erschlossenes.

Zur Annahme

einer Erregung in der reizbaren Substanz eines organischen

Körpers gelangen wir also durch eine außerordentlich lange Kette von Empfindungssynthesen. komplizierten

Wege

Empfindungen, nichts

mnemischer

als

Auf diesem langen und

wir bei genauerer Analyse nur

finden

Empfindungen

teils originaler,

Natur; keinerlei andere Elemente.

Von

teils

einer un-

überbrückbaren Kluft zwischen Empfindung und Erregung kann also keine

Rede

sein.

Was

bestehen bleibt,

ist

der allerdings

außerordentlich weittragende Unterschied zwischen unmittel-

bar Empfundenem und mittelbar Erschlossenem, ein Unterschied, dessen Tragweite für die konkreten Fälle uns gleich

noch deutlicher werden wird. Bisher haben wir nur von

dem

Verhältnis von Empfindung

zu Erregung im allgemeinen gesprochen.

Nun

sind wir be-

kanntlich durch zwingende Gründe genötigt anzunehmen, daß

jeder konkreten Empfindung ein besonderer Erregungsvorgang in

der reizbaren Substanz

des empfindenden Subjekts ent-

;

Einleitung.

8 spricht

1,

z.

B. jeder originalen Gesichtsempfindung:

Erregungs-

vorgänge in Netzhaut, Sehnerven und gewissen Gehirnab-

und

schnitten,

so



mutatis mutandis

— bei

allen originalen

Sinnesempfindungen. Aber nicht nur für Originalempfindungen

sondern ganz ebenso für mnemische Empfindungen.

gilt dies,

Beobachtungen pathologischer Fälle und experimenteller Ein-

haben zwingende Beweise dafür

griffe

mnemischen Empfindungsvorgang auch im Gehirn

entspricht.

daß jedem

geliefert,

ein

Umgekehrt wissen

Erregungsvorgang wir,

daß wir Er-

regungsvorgänge in unserer reizbaren Substanz unter

Um-

ständen auch dann anzunehmen haben, wenn eine Manifesta-

durch oberbewußte Empfindungen nicht vorhanden

tion

sondern

nur

Manifestationen

durch

objektive

ist,

Reaktionen

irgendwelcher Art vorliegen.

Ich will die hier in Betracht

kommenden Form zum Ausdruck

der folgenden tibersichtlichen

Möglichkeiten in bringen.

Erregung, erschlossen 1)

auf Grund einer unmittelbaren Empfindung;

2)

auf Grund mittelbarer Wahrnehmungen aus »objektiven«

Reaktionen (Feststellung von motorischen, plastischen oder Stoflfwechselsphänomenen) 3)

sowohl auf Grund einer unmittelbaren Empfindung

als

auch auf Grund mittelbarer Wahrnehmungen. Die physiologische Forschung

ist

nun auf zahlreiche ob-

jektive Befunde hin zu dem Resultat gelangt, daß zwischen einer

unmittelbar

durch

sie

wahrgenommenen Empfindung und der

manifestierten und als

solche

schlossenen Erregung, abgesehen von

stets

indirekt

er-

dem verschiedenen Be-

1 In welchem Sinne dies »entspricht« hier aufzufassen ist, wird im weiteren Verlauf unserer Erörterung (vgl. schon die folgende Seite) noch klarer hervortreten.

;

Abgrenzung des Themas. Empfindung und Erregung. griffsiuhalt der beiden,

9

auf den wir noch zu sprechen kom-

men, eine weitgehende Übereinstimmung anderen Beziehungen zu konstatieren

ist,

möglichen

in allen

vor allem in ihrem

das heißt der Art ihres Auftretens, ihrer

zeitlichen Ablauf,

Dauer und der Art

ihres Verschwindens,

sitätsverhältuissen.

Manche haben

und

in dieser

in ihren Inten-

Übereinstimmung

etwas höchst Wunderbares erblicken wollen, was besonderer

Vom

Hervorhebung und Benennung bedarf. derer, die in

Standpunkte

Empfindung und Erregung überhaupt und des-

halb also auch in einer konkreten Empfindung und der durch sie

repräsentierten Erregung etwas

blicken,

aber

ist

Verwunderung wohl

diese

erscheint

Wir! erblicken

Grundverschiedenes er-

diese

Übereinstimmung

in einer

Für uns

erklärlich.

selbstverständlich.

Erregung und ihrer Empfin-

dungsmanifestation nicht zwei getrennte Objekte, die sich unserer Beobachtung darstellen, sondern Stand-

dasselbe Objekt^ von zwei verschiedenen

punkten aus betrachtet:

als

Empfindung vom Stand-

punkt des unmittelbar hingenommenen Bewußtseinsvorgangs als

Erregung dagegen höchst mittelbar durch die verwickelten

Empfindungssynthesen hindurch, die uns dazu führen, daß wir Komplexe von Farben, Tönen, Drucken usw. als Körper war wohl der erste, der diese Auffassung verund durch einen bekannten, viel zitierten Vergleich illustriert hat. - Ich halte es deshalb auch nicht für zweckmäßig, dieser Beziehung zwischen Empfindung und Erregung den Namen »psychophysischer 1

G. Th. Fechncr

treten

Parallelismus«

zu gebeu.

Was

mir dabei bedenklich scheint,

ist

die

Benutzung des Ausdrucks Parallelismus, der den Gedanken SDggeriert, CS handle sich um zwei verschiedene, nebeneinander herlaufende Vorgänge. Einer solchen falschen Auffassung wird durch Anwendung dieses Worts Vorscliub geleistet. In einer derartigen Fundamentalfrage kann ein zu Mißverständnissen verleitendes Wort unermeßlichen Scha-

den

stiften.

Vgl. darüber auch A. Forel: in Festschrift für

Leipzig 1906.

J.

Kosenthai,

.^-

;".r7-*^^.

Einleitung.

10

zusammenfassen, und, indem wir die Eulie oder Bewegung solcher

Körper

geleistete

daraus

zur Bildung

gewinnen,

Arbeit

Energieerscheinung

wie

und

unterscheiden

ein

solcher

Maß

für

Begriffe,

energetischer Vorgang

oder

fort-

schreiten.

Wenn

wir Erregung als besonderen energetischen Vorgang

der reizbaren Substanz eines Organismus definieren, so legen wir,

wie erwähnt, dem Begriff eine Bedeutung oder einen Inhalt der das Produkt einer langen Kette von Abstraktionen und

bei,

Kom-

binationen aus zahlreichen auf dieses Schlußverfahren hinzielenden Empfinduugsinhalten berechtigt sind,

Daß

ist.

wir dazu durchaus

braucht hier nicht näher auseinandergesetzt

Andrerseits aber dürfen wir nie vergessen, daß

zu werden.

dieser Begriffsinhalt unser eigenstes

Werk

ist,

das Resultat

zahlloser Empfindungssvnthesen. Bleiben wir uns dieser unserer

eigenen Tätigkeit bewußt, so kann

daß eine Empfindung,

z.

B.

ihr entsprechende Erregung, in

Netzhaut,

sonstigen

Sehnerven,

es

uns nicht wundern,

eine Lichtempfindung und also

Sehsphäre des Gehirns, bei

Übereinstimmung

in

die

der energetische Vorgang

unserem

Bewußtsein

aller

einen

ganz verschiedenen Inhalt haben: hier eben Lichtempfindung, energetischer Vorgang

dort

Substanz.

Denn unsere

in

einer

bestimmten reizbaren

Tätigkeit hat ja lediglich in der

Schaffang des neuen Begriffsinhalts bestanden, und so versteht

und

sich

die

diesbezügliche Verschiedenheit von Erregung

ihr entsprechender

Empfindung von

selbst.

Soviel zur Erläuterung der Anschauung, die wir in

Satz zusammengefaßt

dung und der

um

ein

ihr

haben,

bei

dem

einer bestimmten Empfin-

entsprechenden Erregung handle es sich

und denselben Vorgang, der nur von verschiedenen

Standpunkten aus betrachtet wird.

Die Verschiedenheit dieser

H

Abgrenzung des Themas. Empfindung und Erregung.

Betrachtung besteht ganz einfach darin, daß bei unmittelbarer Betrachtung (Introspektion) auf den direkt

Empfinduugsinhalt

vom

tung

gegebenen

eingestellt wird, bei der Betrach-

selbst

energetischen Standpunkt

dagegen auf ein

aus

Produkt der Abstraktion und Kombination sehr vieler mittelbar verknüpfter Empfindungen.

meinsame Objekt

nach der Betrachtungsweise ganz

sich je

verschieden im Bewußtsein

Im

übrigen,

was

Kein Wunder, daß das ge-

spiegelt.

Bedingungen

die

und

die

Weise des Auftretens einer Empfindung und der

Art

und

ihr

ent-

sprechenden Erregung sowie ihre Intensitätsverhältnisse, anbesteht eine weitgehende Übereinstimmung zwischen

langt,

Diese

ihnen.

ist

notwendigerweise eine vollständige

den Fällen, in denen die Erregung einzig und

Grund wird

in allen

allein

auf

einer besonderen Empfinduugsmanifestation erschlossen

(Fall 1, S. 8.)

Etwas anders liegen aber

die

Dinge

in

anderen Fällen, in denen man eine bestimmte Erregung nicht auf ein

so

einseitig

von einem

aufgenommenes Material hin

einzigen

erschließt,

Standpunkt aus

sondern die Ergeb-

nisse anderer, teils mittelbarer, teils unmittelbarer, aber von

anderem Standpunkt aus gewonnener Wahrnehmungen mitverwertet.

So kann

es

zum

Beispiel

vorkommen,



und wir werden

im Laufe unserer weiteren Erörterungen nicht wenige derartige Fälle

kennen lernen

einer Reihe von

zweier



daß zuweilen da, wo wir aus

Gründen unbedingt auf das Vorhandensein

verhältnismäßig

getrennter

Erregungen

schließen

müssen, beide zusammen sich doch nur durch eine einzige unmittelbare

Empfindung manifestieren.

Aus

einer solchen

Sachlage hat man früher schließen zu müssen geglaubt, daß die

»physischen«

Erregungen un verschmolzen bleiben, daß

Einleitung.

12

»psychischen Sphäre« eine Verschmelzung der

aber in der

durch

Erregungen

jene

Empfindungen

»hervorgerufenen«

stattfindet.

Wir dagegen sehen

diese Dinge von einem ganz anderen

Erregung und Empfindung können für

Standpunkt aus an. uns unmöglich im

Verhältnis

und Wirkung

von Ursache

Wahrnehmung

stehen, sondern entsprechen der

jekts von verschiedenen Standpunkten aus.

desselben Ob-

Daß

diese Ver-

schiedenheit des Standpunkts, auch abgesehen von der in der

Natur der Sache liegenden Verschiedenheit der Auffassung der betrachteten

Objekte,

und da auch noch

hie

Verschiedenheiten bedingen kann,

Zwei Sehobjekte können

zu erklären.

durch einen Vergleich erläutern.

Ich will dies zunächst

punkt aus

ist leicht

andere

sich

von einem gewissen Stand-

den Beschauer rein physikalisch so decken,

für

daß unter diesen Umständen nur ein einziges wahrgenommen

werden kann.

nimmt

er

Verläßt der Beschauer diesen Standpunkt, so

von vielen anderen Standpunkten aus zwei Objekte

wahr; seine erste Beobachtung steht aber nicht im Widerspruch mit den späteren, sondern ren nur ergänzt

Nun nicht

ist

so

wenn

Seiten

sie

als

ich

ein

her betrachte,

wenn

ich

mene Empfindung mit der schlossenen

letzte-

die Verschiedenheit des Standpunkts

Sehobjekt weil

ich

von zwei hier in

zwei unmittelbare Empfindungskomplexe

vergleiche,

eine

unmittelbar

ihr entsprechenden,

Erregung, vergleiche.

Aber

Augenblick für uns das Wesentliche gleich.

wird durch die

erweitert.

allerdings

groß,

schiedenen Fällen

und

Die Erregung

ins

Auge

ist,

fassen,

in

als

ver-

beiden solche

wahrgenomindirekt er-

dem, was im

liegen

beide Fälle

also den

Vorgang

von der energetischen Seite betrachten, heißt eben nichts an-

Abgrenzung des Themas. Empfindung und Erregung. deres, als die Ergebnisse

13

der Betrachtung von allen mög-

lichen Standpunkten zusammenfassen.

Mit dieser Zusammen-

kann niemals das Ergebnis der Betrachtung von

fassung

einem einzelnen Standpunkt aus

Denn jener Einzelstandpunkt mittelbaren Empfindung)

(in

in

Widerspruch

stehen.

unserem Falle der der un-

muB eben

mitberücksichtigt und das

Gesamtresultat dementsprechend korrigiert werden.

Ein Zwie-

Wohl aber vom allgemeinen Standpunkt aus ein umund wird oft dem vom Einzelstandpunkt

spalt ist hier also schlechthin unmöglich. wird das Ergebnis fassenderes sein,

Mehr

enthalten.

demnach

für unsere

gegenüber ein

So

liegt

Anschauungen durchaus kein

Widerspruch darin, daß wir unter Umständen aus bestimmten

zwingenden Gründen das Vorhandensein von zwei (oder mehr) getrennten Erregungen annehmen müssen, zweifellos

nur

eine

einzige

während ebenso

Empfindungsmanifestation

diese beiden Erregungen in Erscheinung

tritt.

für

Wir werden

im Laufe der folgenden Untersuchungen bei verschiedenen Gelegenheiten auf derartige Fälle stoßen und werden,

wohl

es

sich

dabei

um Empfindungen

ob-

aus allen möglichen

Sinnesgebieten handeln kann, in Anlehnung

an den oben

herangezogenen Vergleich, in solchen Fällen von Deckung der einen Empfindung durch die andere sprechen.

Niemals kann dagegen der umgekehrte Fall vorkommen,

daß wir genötigt sein könnten,

für

zwei getrennte Empfin-

dungsmanifestationen das Vorhandensein nur einer entspre-

chenden Erregung anzunehmen. Denn es lagen, auf die wir an der

Hand

ist

eine der Grund-

unserer reizphysiologischen und

pathologischen Erfahrungen den Begriff der Erregung aufgebaut

haben, daß durch eine gesonderte Empfindung mindestens ein gesonderter energetischer Vorgang in der reizbaren Substanz

Einleitung.

14

Jene

gelangt.

zur Manifestation

Annahme würde

also

in

Widerspruch zu einer der Voraussetzungen stehen, die bei der Schaffung des Erregungsbegriifs Pathe gestanden haben, einen Widerspruch gegen eine Grundvoraussetzung enthalten,

von der wir bei

gangen

Schaffung

des

Begriffs Erregung

ausge-

sind.

Ich verlasse diesen Gegenstand, bei dessen Erörterung der Leser vielleicht den Eindruck gehabt hat,

dabei

um

nahezu selbstverständliche über

klare Überblick

diese

daß es sich

Dinge handelt.

selbstverständlichen Dinge

Der ist

aber eine Hauptbedingung für das Verständnis verschiedener

von uns später zu behandelnder Grundprobleme, besonders für

die richtige Auffassung

der Homophonie,

und

die

Ge-

und der Psychologie der Empkaum etwas verwirrender gewirkt und

schichte der Reizphysiologie

findungen lehrt, daß

den Fortschritt der Einsicht in die allgemeinen Zusammen-

hänge mehr gehemmt

hat, als die

Verkennung dieser

Selbst-

verständlichkeiten.

Wir haben

in unseren

obigen Darlegungen an

denen Stellen hervorgehoben, die Empfindung

verschie-

sei

die im-

mittelbar gegebene Bewußtseinstatsache, die durch sie manifestierte

Erregung dagegen das auf Grund

Wahrnehmungen

vieler mittelbarer

Erschlossene. Der erste Teil dieser Aussage,

der die Empfindung

betrifft,

bedarf aber jetzt noch einer ge-

wissen Einschränkung und Erläuterung.

Tatsächlich sind uns

nämlich nicht Einzelempfindungen das unmittelbar Gegebene, sondern zusammenhängende Empfindungskomplexe, der ganze Bewußtseinsinhalt eines

solchen

des

jeweiligen

Bewußtseinsinhalts

Augenblicks. unterscheiden

Verschiedenheiten; er bildet nichts Homogenes,

Innerhalb

wir zwar aber seine

verschiedenen Komponenten gehen mehr oder weniger kon-

Abgrenzung des Themas.

Empfindung und Erregung.

15

gut durch einen Vergleich

Man kann dieses Verhältnis mit dem menschlichen oder

rischen Körper

Unser Körper

tinuierlich ineinander über.

nuierliche,

die der

erläutern.

Anatom

künstlich auflöst,

Gefäße »herauspräpariert«.

deren

eine konti-

wenn

Schaffung

er Muskeln, Nerven,

Diese Organe, als selbständige

allerdings

ihre

da man sich nur auf diesem

sind

Kunstprodukte, Berechtigung

vollständige

Wege

verwirrenden

in der

Mannigfaltigkeit des Gesamtkörpers zurechtfinden kann.

muß man

sich

des willkürlichen Eingriffs, den

analysierende

diese

bleiben

tie-

zusammenhängende, aber nicht homogene Einheit,

Gebilde dargestellt und betrachtet,

hat,

bildet

sehr

und darf

Behandlung

vornimmt,

man

stets

Doch durch

bewußt

die selbstgeschaffenen Kunstprodukte

nie

als natürliche Einheiten ansehen.

Genau lyse

in derselben

Lage befinden wir uns bei der Ana-

eines Bewußtseinsinhalts.

Auch ihn können wir nur

genau studieren, indem wir ihn analysieren, und auch bei dieser Analyse

müssen wir vorhandene Verbindungen lösen

und durch willkürliche Schnitte Grenzen schaffen, die Wirklichkeit nicht vorhanden sind.

auf diese

Frage im nächsten Kapitel wird dies noch deut-

licher hervortreten lassen;

daß

es

unmöglich

gestattet, die

Elemente,

in

Ein näheres Eingehen

ist,

auch wird sich daraus ergeben,

ein Kriterium aufzustellen, welches es

Auflösung eines Bewußtseinsinhalts

in

Elementarempfindungen

in natürliche

durchzuführen.

Wir

werden sehen, daß eine solche Durchführung nur unter An-

wendung derselben bewußten Willkür möglich tom

bei seiner

ist,

die der

Ana-

Analyse des menschlichen Körpers anwendet.

Ebenso aber wie jede Analyse eines Bewußtseinsinhalts stets

nur Kunstprodukte schaffen kann, und die Einzelemp-

findung deshalb nichts unmittelbar Gegebenes

ist,

sondern sich


Assimilation« bezeichnet und folgendermaßen definiert: »Sie findet dann statt, wenn durch ein neu in das Bewußtsein eintretendes Gebilde frühere Elemente erneuert werden, so daß diese sich mit jenem zu einem einzigen simultanen Ganzen verbinden.« Als »Komplikation< bezeichnet Wundt (a. a. 0., S. 541) im Anschluß an Herbart derartige »Verbindungen der Vorstellungen und Gefühle disparater Sinnesgebiete*. Ob es notwendig oder aus praktischen Gründen geraten ist, diese engeren Verbindungen innerhalb der simultanen Empfindungskomplexe besonders zu unterscheiden und mit speziellen Bezeichnungen zu versehen, will ich hier nicht zu entscheiden versuchen. Bei unserer Untersuchung der mnemischen Grundphänomene bedürfen wir dieser Bezeichnungen jedenfalls nicht.

Die mnemischen Empfindungen.

158

Originalempfindungen

hat

aber

eine

für

Wirksamkeit

die

der Engraphie im Sinne unseres ersten mnemischen Haupt-

Dies lehrt uns die Erfahrung

satzes sehr große Bedeutung.

jedes Augenblicks.

Wer

beispielsweise auf S. 156 des vor-

liegenden Buchs einen Würfel gesehen hat und nicht eine planimetrische Figur, eines Würfels

der

erhalten,

hat

auch

damit

das

Engramm

nicht nur die originalen, son-

d. h.

dern auch die mnemischen Komponenten dieses Komplexes

haben engraphisch gewirkt und gelangen bei der Ekphorie mit zur Reproduktion; der Beschauer reproduziert auch in

der Erinnerung an jene Seite stets sofort wieder einen Würfel

und

nicht eine planimetrische Figur.

Weitere Beispiele von

noch zwingenderer Beweiskraft werden unten an verschiedenen Stellen beigebracht werden; ich verweise besonders auf den

S.

166 besprochenen

Fall.

Faktisch gruppieren sich bei jedem menschlichen Indivi-

duum

jenseits

um

der ersten Kinderjahre

fast

jeden Teil-

komplex von Originalempfindungen zahlreiche durch diese ekphorierte mnemische Empfindungen und wirken in dieser

Gruppierung engraphisch. Auf weitere wichtige Konsequenzen dieses Tatbestandes

haben.

An

werden wir unten noch näher einzugehen

der vorliegenden Stelle

handelt es sich für uns nur

um

unserer Untersuchung

die Feststellung, daß jeder

simultane Empfindungskomplex sowohl aus Originalempfindun-

gen

1

wie mnemischen Empfindungen besteht, die sich in einem

engen Zusammenhang untereinander befinden und auf diese

Weise

ein

Ganzes

bilden,

und daß dieses Ganze

von der energetischen Seite her betrachtet

als solches



— engraphisch wirkt.

Im Schlafe, bei tiefer Versunkenheit und in ähnlichen Zuständen können die Originalempfindungen sehr zurücktreten. Ganz bedeutungslos werden sie wahrseheinlich nie. 1

Neuntes Kapitel. Der individuell erworbene Engrammschatz.

Vom

individuell envorbeneu

Engrammschatz spreche

im Gegensatz zum ererbten Engrammschatz. teren

gehe ich

gramme

nicht

ein,

interessieren, aus

weil uns hier

Auf den

nur

solche

ich

letz-

En-

oberbewußte mnemische

denen

Empfindungen ekphoriert werden können, und weil es zum mindesten zweifelhaft

ist,

ob ererbte

Engramme

dungen mit der nötigen Klarheit zu

solche Empfin-

liefern imstande

sind.

Jedenfalls schalte ich diese Frage für die vorliegende Unter-

suchung aus und gedenke

Zusammenhang gründlich zu über

den

Mneme,

2. Aufl.,

Vom

S. 152, 276,

Zur

erörtern.

Engrammschatz

ererbten

einmal in anderem

später

sie

verweise

Beginn des individuellen Lebens

Ablauf von

auf die

281 usw.

schluß geht in der reizbaren Substanz unaufhörlicher

Orientierung ich

bis

zu seinem Ab-

des Individuums ein

verschiedenartigen

Erregungen

vor sich, von denen nur ein gewisser Bruchteil durch ober-

bewußte

Empfindungen

schwierige Frage,

Entwicklung

zur

Manifestation

auf welchem Stadium

des Menschen

Empfindungen reden

mau

Die

der individuellen

zuerst von

darf, braucht

gelangt.

oberbewußten

uns hier nicht zu beschäf-

tigen.

Die Erregungen spinnen sich im Leben des Indivi-

duums

in

der Art ab, wie auf

dem Spinnrocken

ein

Garn

Die mnemischen Empfindimgen.

160

gesponnen wird.

und

Komponente an

die eine Stelle,

Zwar hat jede Komponente

ihren Anfang

Ende, aber Auftreten und Verschwinden

ihr

an jener

andere

die

für

daß das Ganze zusammen eine vollkommene Kon-

so

Beim Hanf- oder Wollenfaden handelt

tinuität darstellt.

sich dabei

um

um

eine zeitliche.

die Möglichkeit einer Elementaranalyse des Ablaufs

Mneme

der Erregungen habe ich mich bereits in der

(2. Aufl.,

folgendermaßen ausgesprochen: »Wir haben die Zu-

S. 130)

sammenordnung der simultanen Erregungs- und, an schließend, der

Engrammkomplexe

und einsinnige bezeichnet. die

bereits

dem Ausdruck

In

daß

es

dem Phänomen

um

ist

eine

in

unserem

selbst liegen, voll-

Dies wird sofort klar, wenn wir der Teilungs-

zogen haben.

größe gegenüber Stellung zu nehmen suchen. simultanen Erregungen sprechen, gleicher Zeit vorhanden sind,

Wie lange

Frage:

stetig'

wahrnehmen

deren Teilung wir also nur aus Gründen, die in

,

sich

die in sich keine Teilung

Denkvermögen, nicht

an-

sie

als eine stetige, einreihige

Erkenntnis ausgedrückt,

Kontinuität handelt, läßt,

es

eine räumliche Kontinuität, bei der Folge der

Erregungskomplexe

Über

dieser,

erfolgt für

dauert

so

solch

also

kann eine

Wenn

wir von

Erregungen, die zu die

Antwort auf die

Gleichzeitigkeit? bei

der ungeheuren Anzahl der in jedem Augenblick auf den

Organismus wirkenden Einflüsse, deren jeder zu eigner Zeit beginnt und endet, nur lauten: unendlich kurz.

Da nun jeder

Erregungs Vorgang der organischen Substanz, auch der kürzeste,

eine

meßbare Zeitdauer

lich klein ist, in

so

ist

bei der

besitzt,

also niemals

unserem Falle unendlich kurzer Zeiträume

gisches,

von außen

prinzip

angewendet«.

unend-

Aneinanderreihung simultaner, ein

rein

lo-

Dinge hineingetragenes Teilungs-

in die

Um

Mißverständnisse zu vermeiden.

Der

individuell erworbene Engrammschatz.

161

möchte ich dem noch hinzufügen, daß der Begriff des Simultankomplexes zwar hinsichtlich

und

seine Vorgänger

willkürlichen

seine Nachfolger

Trennung

Simultaukomplex,

in

Abgrenzung gegen

seiner

ist,

das

Produkt einer

daß aber der so herausgetrennte

seinem Zeitinfinitesimal selbst betrachtet,

eine natürliche Einheit darstellt.

Die Reihe der simultanen Erregungs- bzw. Empfindungs-

komplexe heißt,

sich uns

stellt

als ein zeitlicher

wenn Simultankomplex

o

da

ist,

ist

Ablauf dar, das

Simultankomplex n

und p noch nicht eingetreten. Die simultanen Erregungskomplexe lassen nun, wie wir gesehen haben, bereits vorüber

Engrammkomplexe komplexen

zurück, aus denen den früheren Erregungs-

mnemische

entsprechende

jederzeit ekphoriert werden können.

Erregungskomplexe

Die von den Erregungs-

komplexen zurückgelassenen Engrammkomplexe also

im Gegensatz zu der

Erzeuger

etwas

als

sich zeitlich ablösenden Eeihe ihrer

Dauerndes dar; während die

zeitlich

simultanen Erregungskomplexe n, o,

p

zeitlich

lösen, sind die entsprechenden simultanen j',

o, TT

gleichzeitig simultane

einander ab-

Engrammkomplexe

gleichzeitig vorhanden, das heißt, ich

Engrammschatz

stellen sich

kann aus meinem

Engrammkomplexe ek-

phorieren, die zu ganz verschiedenen Zeiten entstanden sind.

mache

Ich

tanen

also darauf aufmerksam,

Erregungskomplex

unter einem simultanen

Entstandenes lich,

etwas

da

zu verstehen

schweigend

sie



von jedem

mnemisch

Von Anbeginn des

simultan

Bestehendes,

Engrammkomplex aber etwas simultan ist.

diese Unterscheidung in

nehmen,

daß unter einem simul-



die

Es wäre aber zu umständTerminologie mit aufzu-

verständnisvollen

Leser

still-

gemacht werden wird.

individuellen Lebens läßt jeder simul-

tane Erregungskomplex eine dauernde Veränderung zurück, Semo n, Mneme.

II.

11

Die innemischen Empfindungen.

162

eine

Auf

derung

in

latente

die Frage,

ob und inwieweit sich diese Verän-

gewissen Abschnitten der reizbaren Substanz des

Individuums

Mneme

zeigt,

lokalisiert

bin

näher eingegangen und zu

für die individuell

im

ich

dem

5.

Kapitel

der

Eesultat gelangt, daß

erworbenen Engramme eine gewisse zwar

graduelle

aber

nicht exklusive, ist.

ist

Veränderung der organischen Sub-

dauernde

stanz.

Das Engramm

Engrammkomplex.

den entsprechenden

Lokalisation anzunehmen

Hierauf gehe ich hier nicht weiter

In einer spä-

ein.

teren Fortsetzung unserer Untersuchungen werde ich ausführ-

zurückkommen.

licher darauf

Jeder

Augenblick

des

individuellen

fügt dem Engrammkom-

Daseins

schon vorhandenen Bestand von simultanen plexen einen neuen Bestandteil hinzu.

Unser individuell erworbener Engrammschatz

steht

uns

seiner Entstehung entsprechend funktionell jederzeit in chro-

nologischer

Schichtung zur Verfügung.

Dies

ist

eine not-

wendige Folge des Umstandes, daß jeder simultane Engramm-

komplex dauernd am innigsten mit seinem unmittelbaren Vorgänger und Nachfolger verbunden zu erklären

ist,

suchen haben.

Wie

dieses Verhalten

werden wir unten noch genauer zu unterHier fassen wir nur das fertige Eesultat ins

Auge, das sich uns

in einer chronologischen

individuell erworbenen

diese Art der

ist.

Engrammschatzes

Anordnung

tritt

bei

Schichtung des

darstellt.

Das

der Manifestation

heißt,

dieses

Engrammschatzes durch mnemische Erregungen bzw. Empfin-

dungen zutage.

Es

ist

damit nicht etwa gesagt,

daß die

Veränderungen der organischen Substanz, die wir notgedrungen in irgend einer uns freilich

ganz unbekannten Form

morphologischen Substrate der Engramme und plexe ansehen

müssen,

nun

ihrerseits

in

als die

Engrammkom-

einer

morpho-

Der

individuell

erworbene Engrammschatz.

logischen Schichtung deponiert noch völlig unwissend über

zeit

gische Beschaffenheit der in

sind.

die

Denn

163

wir sind zur-

speziellere

morpholo-

der organischen Substanz zu-

rückgebliebenen Veränderung, die wir »Engramm« nennen.

Ebensowenig aber sind wir natürlich über

zweier

gegenseitigen

die

sukzessiver

bis jetzt imstande,

etwas

morphologischen Beziehungen

Engrammkomplexe auszusagen, obwohl

wir sehr wohl in der Lage sind, eine solche Aussage in betreff ihrer

rische

funktionellen Beziehungen, das

Wirkung

Engramms auf Kurz und

gut,

tung der

heißt die ekpho-

zur mnemischen Erregung aktivierten

eines

zu machen.

seine verschiedenen Nachfolger

wenn wir von

Schichsimultanen Engrammkomplexe des in-

einzelnen

einer chronologischen

dividuellen Engrammschatzes sprechen,

so

dieses

ist

Wort

bildlich zu verstehen und darf nicht etwa wörtlich auf die

Anordnung

räumliche

wiederhole

der innerhalb

des

Organismus auf-

Engramme bezogen werden, über

gespeicherten

noch durchaus unwissend

es,

die wir, ich

sind.

Innerhalb jedes einzelnen simultanen Engrammkomplexes

ergeben sich die einzelnen Komponenten

Anordnung, die komplexes,

gewesen

ist.

für ihre

Wir haben

findungen ausführlich

genau derselben

Erzeuger innerhalb des Empfindungs-

engraphisch

der

in

gewirkt hat, charakteristisch

bei Gelegenheit der Originalemp-

über diese Anordnung der Original-

empfindungen zu einem Nebeneinander gesprochen

Im Kapitel über

die ekphorische Wertigkeit der

(S.

34

— 46).

Komponenten

werden wir andrerseits noch genauer auf gewisse Beziehungen der

Komponenten

in

einzelnen Komplexes

den Simultankomplexen innerhalb jedes

und



der Schichtenfolge einzugehen

haben.

Es

bleibt

uns jetzt noch übrig, auf eine höchst wichtige 11*

164

l^ie

mnemischen Empfindungen.

und charakteristische Eigentümlichkeit des individuellen Engrammschatzes und der ihn aufbauenden Simultankomplexe

zurückzukommen.

Der Einfachheit wegen haben wir

in

den vorangegangenen

Erörterungen gewöhnlich die Sache so dargestellt, daß der simultane Erreguugs- bzw. Empfindungskomplex, den wir als

Erzeuger des entsprechenden simultanen Engrammkomplexes zu betrachten haben, in erster Linie aus Originalerregungen

Dies war

bzw. -Empfindungen besteht.

aber eine willkür-

Jeder simultane Erregungskomplex ent-

liche Vereinfachung.

hält außer zahlreichen Originalerregungen aller Art auch noch

zahlreiche

sehr

mnemische Erregungen, und diese bilden

genau ebenso einen an sich aufs neue engraphisch wirkenden Bestandteil des betreffenden simultanen Erregungskomplexes, wie die durch Originalreiz neu ausgelösten Erregungen.

Zu jedem präsenten simultanen Erregungskomplex gehören also,

abgesehen von den zurzeit gerade vorhandenen, durch die

energetische Situation auf

Grund der

Originalerregungen auch noch

mischen Erregungen

als

Originalreize bedingten

alle zurzeit ekphorierten

mne-

engraphisch wirkende Faktoren. Wie

bereits oben hervorgehoben,

ist

schon innerhalb des simultanen

Erregungs- bzw. Empfindungskomplexes eine saubere Tren-

nung von originalen und mnemischen Komponenten ebensowenig möglich wie der originalen Komponenten unter

Der Simultankomplex

Komponenten dieser

ein

bildet

demnach

in

sich.

bezug auf alle seine

zusammenhängendes Ganzes und wirkt

Weise auch engraphisch.

aus den uns schon bekannten

Wenn dann

Gründen nur

Gipfel wieder auftauchen, erscheinen

Einzelkomponenten

»assoziiert«.

bei der die

in

Ekphorie höchsten

mnemische und originale

Natürlich beruht auch diese

Assoziation im Grunde nur auf der einheitlichen Beschaffen-

Der

jedes

heit

individuell erworbene Engrammschatz.

simultanen

Erregungs-

165

Empfindungskom-

bzw.

plexes.

Da

aber die mnemisclien Komponenten eines simultanen

Erregungs- bzw. Empfindungskomplexes aus allen bis dahin

vorhandenen Schichten

des

entnommen und unter

sich

Engrammschatzes

individuellen

sowie mit den gerade vorhan-

denen Originalempfindungen kombiniert werden können, habe ich als

diese Erscheinung in der

Mneme

(2.

Aufl.,

S.

148, 357)

kombinatorische Assoziation bezeichnet. Diese Bezeichnung

illustriert

zwar die uns hier beschäf-

tigende Erscheinung ganz gut, hat aber den Übelstand im Gefolge, gewisse Einteilungsschwierigkeiten zu schaffen.

Aus

diesem Grunde verzichte ich lieber ganz auf eine prägnante

Bezeichnung der Erscheinung und werde von ihr von jetzt an unter dem etwas schwerfälligeren Titel:

Assoziation

von Komponenten verschiedener Engrammschichten reden.

an einigen Beispielen erläutern, wie Kom-

Ich will nun

ponenten älterer Engrammschichten

werden können

oder,

in

was dasselbe

jüngere hinein verwoben

ist,

wie durch simultane

Ekphorie Engramme, deren bedingende Originalerregungen zu ganz verschiedenen Zeiten wirksam gewesen sind, nachträglich assoziiert

werden können. und

Ich trete in das Lesezimmer eines Hotels

schon in

aller

Frühe ebenso wie gestern die neueste

derjenigen Zeitung verschwunden stück lese.

Wahrscheinlich hat

Phlegmatiker

mit Beschlag

ist,

sie

die ich gern

der

stundenlang nicht aus den Händen

ließ.

plötzlich das Bild eines anderen,

auf,

daß

Nummer

beim Früh-

wieder jener gemütliche

belegt,

tigers

finde,

sie

gestern

Dabei

steigt

früh

mir

ebenso kaltblütigen Zeitungs-

der mich vor zehn Jahren bei

meinem

letzten

Die mnemischen Empfindungen.

X66

Aufenthalt in der Schweiz geärgert hat. dieser groß, jener ein

Ich wünsche,

Baier.

pfiffiger

sie

Jener war klein,

Sachse, dieser ein biederer

wären einmal zusammen

in

einem

Gasthaus, dann könnten sie sich mit gleichen Waffen gegenseitig

In wenigen

zerfleischen.

Sekunden geht das Ganze

durch meinen Kopf, und gleich darauf wird mein Empfindungs-

Aber von

lehen durch ganz andere Eindrücke beeinflußt.

Engramme

Stund' an sind die

von

dieser beiden Personen,

denen das eine einer heutigen, das andere einer vor zehn Jahren niedergelegten Engrammschicht angehört, genau ebenso vollständig assoziiert, als hätte ich beide Personen leibhaftig

beisammen gesehen, in

als hätten

demselben Simultankomplex

Engramme sowohl Komponenten Element in

den

Da

unseres

Mit einem Worte

:

Die

der originalen als auch der mnemischen

dieses simultanen

sich assoziiert.

ihre Bilder als Originalreize

figuriert.

Empfindungskomplexes zeigen

durch simultane Ekphorie jedes beliebige

gesamten

jeweiligen

individuellen

Engrammschatzes

Empfindungskomplex

hineingenommen

werden kacn, kann jedes beliebige Element unseres

indivi-

duellen Engrammschatzes nachträglich jederzeit mit

jedem

Im Grunde beruht

anderen assoziiert werden. ziation auf nichts

anderem

als

auf simultaner

diese Asso-

Ekphorie

von Engrammen, die zu neuen Engrammkombinationen In dieser Eigentümlichkeit aber wurzeln stungen, deren die Organismen auf findungslebens, sind.

Freilich

dem sogenannten haben außer

den

führt.

die höchsten Lei-

dem Gebiete »geistigen«

Menschen

ihres

Emp-

Gebiet, fähig

von

anderen

Organismen nur wenige besonders hochentwickelte Tiere an diesem Vermögen merklichen Anteil, und auch diese nur in sehr beschränktem Maße.

daß

es

schon

einer

Dies beruht auf

dem Umstände,

hochentwickelten Organisation bedarf.

Der individuell erworbene Engrammschatz.

um Engramme

verschiedener

Schichten

des

167

individuellen

Engrammschatzes simultan zu ekphorieren und dadurch zu neuen Kombinationen zu vereinigen.

Es

ist

heit zu finden,

zuführen.

dies in

Woran

der

hier nicht

darauf ausfuhrlicher einzugehen. Doch hoffe

Ort,

ich,

Gelegen-

anderem Zusammenhange näher ausnur festhalten wollen, das

v^ir hier

die

ist

daß der hochentwickelte Mensch imstande ist, durch simultane Ekphorie von Engrammen verschiedener Engrammschichten jedes Element seines individuellen Engrammschatzes mit jedem anderen neu zu assoziieren, somit unzählige neue Engrammkombinationen zu bilden. An dieser Stelle haben wir noch etwas zu verweilen und wollen uns die Frage vorlegen: Wie ordnen sich NeukombiTatsache,

um

nationen in den individuellen Engrammschatz ein, oder,

nur auf diesem verwickelten Gebiet den allereinfachsten Fall

Auge zu

ins

den Schlüssel

der aber auch für viel kompliziertere

fassen,

Was

liefert:

wenn

geschieht,

mne-

dieselbe

mische Empfindung durch wiederholte Ekphorie zur Komponente verschiedener Simultankomplexe gemacht wird?

Wir nehmen an,

die Originalempfindung

Komponente des Komplexes als

Engramm

c (engr)

,

d (engr)

mit

b

(or)

ihren

drei

Komponente nun andere spätere

als

d

sei

eine

/"(or)

und

(or)

e (or)

Mitkomponenten h

f (engr) natürlich simultan

e (engr)

Engramms

dreimalige spätere Ekphorie des diese

c (or)

assoziert.

:

zweitens:

mnemische Empfindung noch

simultane

Empfindungskomplexe

drittens

:

i (or)

k

(or)

cl

(or)

r

(or)

d (mn)

iv (or)

x

(or)

d (mn) y

q

Durch

d (engr) gelangt

zwar: erstens

(engr),

(mn)

l

(or)

s (or) (or)

m

(or),

t

(or),

x

(or).

,

in

und

Die mnemischen Empfindungen.

168

Engramm d

Als Resultat ergibt sich, daß alsdann das in

Engrammschatz

unserem individuellen

verschiedenen Simultankomplexen als Komponente

Komplex

F

b (engr)

K

^

(engr)

k (engr)

P

q (engr)

r (engr)

x

d

w

(engr)

c (engr)

(engr)

d

(engr)

in folgenden vier

ganz

figuriert:

(engr)

e

(engr)

f

d

(engr)

l

(engr)

w (engr),

d

(engr)

s (engr)

(engr)

?y

(engr)

t

(engr),

(engr),

x (engr).

In Worten ausgedrückt und an einem Beispiel erläutert: Die

Originalempfindung

die an sich ja

sei

Komponenten bestehende Empfindung mir einmal gesehenen Frucht.

vember

in

vielen

einer auffallenden, von

Bei Torbole sah ich im No-

einem Garten einige entblätterte Bäume, die schein-

mit großen, rötlichgelben Blüten

bar

wiederum aus

näherem Hinsehen erwiesen

sich

diese

bedeckt waren. Blüten als

Bei

Früchte,

und der Gärtner, der mir eine zu näherer Betrachtung pflückte

und mitgab, bezeichnete den Baum sischen

als

den japanisch-chine-

Kakibaum (DiospyrosKaki). Der damalige simultane

Empfindungskomplex

liefert

unseren

Engrammkomplex F.

Nach Jahren unter ganz anderen Verhältnissen kehrt das Bild jener Frucht mir wieder lebhaft ins Bewußtsein zurück, als

einer Gesellschaft

in

die

Rede auf

die

zweckmäßigste

Farbe der Uniformen kommt und »Khaki-Farbe«

Farbe

muß

für tropische

viel

Uniformen bezeichnet wird.

weniger leuchtend sein

als

die

als beste

»Diese Farbe

der Früchte von

Diospyros Kaki« denke ich und sehe für einen Augenblick Garten,

Bäume und Früchte von Torbole

Wieder

viel später

vor mir.

auf einem Bahnhof höre

ich,

daß

Schalter ein Reisender einBillet nach Nago-Torbole verlangt. ist

am Es

gerade wieder November, und ich denke, ob den Reisenden

wohl auch

ein Zufall in

jenen Garten und zu jenen sonder-

Der

baren

Bäumen

Engramm schätz.

169

mit ihren falschen Blüten führen wird?

muß

endlich

individuell erworbene

Zuletzt

wieder an jene Frucht denken,

ich

als

mir

der Kellner in einem Gasthof eine Schüssel mit PhantasiefrUchten aus Eis präsentiert, von denen eine ihr nach Farbe,

Oröße und Form täuschend

gleicht.

Engramme von

Ich besitze jetzt vier gesonderte

dieser

Frucht, jedes vollständig dadurch determiniert, daß es einem

ganz anderen Komplex meines individuellen Engrammschatzes angehört und mit diesem selbstverständlich auf das engste verflochten

Was

ist.

und abgehend

Arbeitszimmer auf-

wenn

geschieht nun,

wiederum ekphoriere?

ich

das Bild

meinem

in

Frucht

jener

Ich erhalte ein in meinem Bewußt-

sein einheitliches Bild, aber

daneben habe

ich,

allerdings in

meist viel schwächerer und sehr wechselnder Lebhaftigkeit

mnemische Empfindungen bald jenes Gartens, bald der Abendgesellschaft, des Bahnhofs, endlich der Gasthof-Table d'hote.

Diese letzteren Empfindungen können äußerst schattenhaft sein, bald kann diese,

bald jene vorherrschen, zuweilen können

Nur dann wird

auch teilweise kombinieren.

sie sich

es mir

aber gelingen, das Bild der Frucht ganz von ihnen zu befreien,

wenn

stelle.

ich

Jeder

meine Aufmerksamkeit

Engrammkomplex,

Frucht angehört,

ist

dem

allein

das

auf diese ein-

Engramm

eben eine unlösbare Einheit,

der

in der bei

der Ekphorie zur mnemischen Empfindung wohl ein besonderer Teil stark betont,

können,

die

alle

aber

übrigen stark abgeschwächt werden

doch immer

ein

Ganzes

bleibt

wie

ein

Gemälde, an dem ich eine Stelle scharf beleuchte, während das übrige im Dunkel mehr oder weniger verschwimmt.

Um

zu unserer ersten Buchstabenfassung des Problems

zurückzukehren,

d

(engr) in

ergibt

die

Ekphorie

des Fruchtengramms

den Engrammkomplexeu F, K, P,

ü

das gleich-

170

I^Je

zeitige

folgender

Auftreten

komplexe

mnemischen Empfindungen.

mnemischer Empfindungs-

vier

:

d

(mn)

d d

(mn)

l

(mn)

w

(mn)

(mn)

(mn)

s

(mn)

^

(mn)

x (mn)

d

(mn)

2/

(oin)

::t

(mn)

F:

b (mn)

c (mn)

K:

i

(mn)

k (mn)

P: 5 (mn) TJ:

IV

[mn)

r

fmn)

e

f (mn)

Hierbei treten bei entsprechender Richtung der Aufmerk-

samkeit in jedem der mnemischen Empfindungskomplexe übrigen Komponenten

Absolut

stark zurück.

plex

F

tigen,

gegen

am

die

alle

Komponente d (mn) sehr

kräftigsten

tritt

sie in

dem Kom-

weil sie dort die Manifestation eines sehr kräf-

auf,

durch

Originalreiz

Schema

obenstehendem

geschaffenen

ist

dies

alles

Engramms durch

ist.

In

Verwendung

verschieden starker Typen augedeutet worden.

Wenn nun

Wirklichkeit nicht das

in

ekphoriert wird, sondern jeder der vier

F^ K, P,

U als in

Engramm d

allein

Engrammkomplexe

sich allerdings verschieden betontes Ganzes,

so ergibt sich daraus,

daß

in

diesem neuen Empfindungskom-

plex die mnemische Empfindung d [mn] nicht einmal, sondern

viermal vorhanden

dungen

in

ist.

Allerdings

kommen

diese 4 Empfin-

unserem Bewußtsein nicht getrennt, sondern

eine einheitliche

als

Empfindung zur Geltung, und aus diesem

Grunde könnte man zunächst

die Behaiiptung des 4 maligen

Vorhandenseins der mnemischen Empfindung d (mn) als sinnlose

Spitzfindigkeit von der

Hand

weisen.

Im

Kapitel, das

über die Homophonie der Originalempfindungeu handelt, haben

wir aber bereits etwas Analoges kennen gelernt und unten folgenden

Kapitel über die

werden wir Gelegenheit haben,

in

dem

mnemische Homophonie

die Richtigkeit unserer

De-

duktion durch zahlreiche Tatsachen auf einem noch umfassen-

Der

individuell

erworbene Engrammschatz.

Dann werden wir auch erkennen,

deren Gebiet zu erweisen.

daß es sich hier

171

um Phänomene von

grundlegender Bedeu-

tung handelt, deren richtige Auffassung eine Fülle von Licht auf viele Seiten unseres Empfindungslebens wirft.

Das eine rungen nur

fest,

eine

steht aber schon durch die bisherigen Ausfüh-

daß

Ekphorie

jede

eben durch diese auch wiederum ein neues das

Engramm

neuen Engrammschicht angehört.

der

erzeugt dadurch

mit

Engramms

eines

mnemische Empfindung bzw. Erregung,

bei

der

neuen

erzeugt,

Jede Ekphorie

mittelbar neue Kombinationen

den Engrammen

Komplexes,

mindestens

Originalkomponenten

simultaner Ekphorie

nicht

sondern

des

von Engrammen ver-

schiedener Engrammschichten aber auch neue Kombinationen

von mnemischen Komponenten verschiedener Provenienz untereinander.

Wir haben aus dem vorhergehenden über die Beschaffenheit

der

eine Orientierung

simultanen Engrammkomplexe

und ihre Zusammenfügung zum individuell erworbenen En-

grammschatz gewonnen. wir im

10.,

11.,

17.

und

Wichtige Ergänzungen dazu werden 18. Kapitel

hinzuzufügen haben.

Zehntes Kapitel. Die

Ekphorie und die verschiedenen Erscheinungsformen der Assoziation.

In

*Miieme« habe ich der Ekphorie ein besonderes

der

Kapitel

gewidmet,

dem

in

ich

die

Aktivierung

gramme jeder Art aus dem Latenzzustand der

mnemischen Erregung

ins

in

der

En-

den Zustand

Auge gefaßt habe, ganz

gleich ob diese Erregung durch motorische, plastische, Stoff-

wechselreaktionen oder Bewußtseinsreaktionen (Empfindungen) zur Manifestation gelangt.

daß

viele

ersten

Obwohl

ich

mir nun vorstelle, mit jenem

Leser des vorliegenden Buches sich

Teile des

Werks, wenigstens

in

seinen Grundztigen

bekannt gemacht haben, und ich mir längere Wiederholungen deshalb ersparen möchte, will ich doch einige in der »Mnemc;

über die Ekphorie gebrachte allgemeine Sätze hier wiederholen,

das

indem ich

wesentlich

sie allerdings

nur

die

auf unser spezielleres

Thema

Emptindungsmanifestation der

Er-

regungen berücksichtigt, zuspitze. Unter Ekphorie eines Engramms verstehen wir die Versetzung des festen

Engramms aus seinem

Zustand

oder,

anders

latenten in seinen mani-

ausgedrückt,

die

einer Erregungs- bzw. Empfindungsdisposition,

Aktivierung die

als blei-

bende, aber für gewöhnlich latente Veränderung in der reiz-

baren

Substanz des

Organismus zurückgeblieben

ist.

Das

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen aktivierte

Engramm

oder die Erregung,

d.

die sich

Boden jener Disposition entwickelt, bezeichne ich mische Erregung; ihre Empfindungsmanifestation

mische Empfindung.

Wie

soll,

daß

mnemische Empfindung

die

dem mnemne-

auf als als

später noch ausführlicher dar-

gelegt werden sich

173

Assoziation.

haben wir keinerlei Grund, anzunehmen, solche

als

für

das

Bewußtsein von ihrer Vorläuferin, der Originalempfindung,

Außer dem Umstand, daß

unterscheidet.

die

mnemische

Empfindung zu ihrem Zustandekommen überhaupt des Vorausgehens

der

Originalempfiudung

Originalerregung,

nahmefällen

wenigstens

(oder

einer

deren Empfindungsmanifestation in

unterbleiben

kann),

zwischen

bedarf,

Aus-

beiden

also das Verhältnis einer einseitigen, nicht reziproken Deter-

minierung besteht, unterscheiden sich beide durch das, was zu ihrer Auslösung erforderlich

ist.

Der originale Empfindungskomplex wird ausgelöst und aufrecht erhalten durch

die

mit der Empfindung syn-

chrone Einwirkung eines Reizkomplexes, ginalen Reizkomplex bezeichnen. Der

die wir

als

ori-

entsprechende mne-

mische Empfindungskomplex bedarf zu

seiner Auslösung

und Aufrechterhaltung nicht der vollständigen Wiederkehr dieses Reizkomplexes, sondern nur eines meist viel kleinereu

Anstoßes, den ich als den

ekphorischen

bezeichne.

Eine

Definition der Ekphorie läßt sich in folgender, bereits in der

:>Mneme«

gegebenen These zusammenfassen,

die

für

das

ganze weite Gebiet der Mneme, nicht nur für das engere des

höheren

Gedächtnisses

gilt,

der

sich

schlechterdings

jeder konkrete Fall unterordnen läßt, und die ich als den

zweiten mnemischen Hauptsatz oder den Satz der Ekphorie

Ekphorisch auf einen simultanen Engrammkomplex wirkt die partielle Wiederkehr der-

bezeichnen will:

Die mnemischen Empfindungen.

174

jenigen energetischen Situation,

die

vormals

en-

graphisch gewirkt hat.

Wie schon

in der

Mneme

(2.

haben

Aufl. S. 122) ausgeführt,

wir unter energetischer Situation nicht nur die von außen auf

den Organismus vrirkeuden Einflüsse, sondern auch seinen inneren energetischen Zustand im stehen.

Wir können unserer obigen

weitesten Sinne

zu ver-

Definition erläuternd hin-

zufügen, daß sowohl die teilweise Wiederkehr der äußeren energetischen Situation als auch die teilweise Wiederkehr der

inneren ekphorisch wirken kann.

Fragen zugespitzt, können

wir

Auf unsere

dies

auch

so

spezielleren

ausdrücken:

Nicht bloß die teilweise Wiederkehr der Reize, die ehemals einen originalen Erregungskomplex auslösten und durch diesen einen

Engrammkomplex geschaffen haben, kann

grammkomplex ekphorieren,

sondern

die

diesen En-

kann

Ekphorie

auch erfolgen ohne jede Wiederkehr von Originalreizen durch bloße partielle Wiederkehr der inneren energetischen Situation,

der zur Zeit der Schaffung jenes

Engrammkomplexes

vorhanden war. In noch konkreterer Ausdrucksweise und engerer Speziali-

sierung auf das für das behandelte Erscheinungsgebiet Wesentliche

können wir setzen

statt

äußere energetische Situation

oder Originalreize das durch diese in der reizbaren Substanz Bedingte, ihr Auslösungsprodukt, mit anderen Worten

ginalerregungen.

Und

statt

:

Ori-

innere energetische Situation,

soweit sie als für unser Erscheinungsgebiet wesentlich einen

ohne Originalreize bedingten Erregungszustand der reizbaren Substanz

gungen.

darstellt,

können wir setzen: mnemische Erre-

In dieser Zuspitzung lautet unser zweiter mne-

mischer Hauptsatz dann folgendermaßen:

einen simultanen

Ekphorisch auf

Engrammkomplex wirkt

die par-

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen

Wiederkehr

tielle

des

Assoziation.

175

Erregungskomplexes,

der

Engrammkomplex

seinerzeit den

d.

hinterlassen hat,

und zwar eine Wiederkehr entweder: in Gestalt von Originalerregungen (deren Auslösung durch Originalreize erfolgt), oder: in Gestalt von mnemischen Erregungen (deren Auslösung auf dem sukzessiven Wege des mnemischen Ablaufs

erfolgt).

Wir haben gesehen, daß jeder simultane Erregungs- bzw. Empfindungskomplex eine zusammenhängende Einheit bildet und

engraphisch wirkt,

solche

als

grammkomplex

Um

hinterläßt.

einen

simultanen

En-

Engrammkomplex

diesen

zum entsprechenden mnemischen Empfindungskomplex zu ekphorieren,

bedarf es

der Bedingungen,

die

der totalen Wiederkehr

nicht

also

den simultanen Empfindungskomplex

auslösten, sondern nur der partiellen.

um

Sind,

wieder

Beispiel

»Mneme«

ein schon in der

heranzuziehen,

verwendetes

öfters

einem Simultankomplex

in

die folgenden Originalempfindungen: der Anblick

von Capri,

eine Leierkastenmelodie, ein bestimmter Olgeruch, der heiße

Sonnenbrand,

Druck

Schuhe

der

wandern zusammen

als

dungen

und ebenso

aufgetreten

genügt die

den,

so

sehr

ähnlichen

Herum-

langem

nach

Komponenten von Originalempfinengraphisch

fixiert

Wiederkehr der gleichen oder

Geruchsempfindung

um

ganzen

den

grammkomplex wieder zu ekphorieren, aus seinem

woreiner

En-

latenten

Zustand in einen mnemischen Erregungs- bzw. Empfindungs-

komplex zu verwandeln.

Im Grunde geht

alles

nach der

Richtschnur unseres zweiten Hauptsatzes vor sich Die Wieder:

kehr

der

einen Komponente

Empfindungskomplexes, also dieses

letzteren,

des

die

ehemaligen

partielle

läßt alle übrigen

simultanen

Wiederkehr

Komponenten, also den

Die mnemischen Empfindungen.

176

ganzen originalen Simultankomplex,

in Gestalt

von mnemi-

schen Empfindungen Wiederaufleben.

Aus Gründen,

die wir bereits S. 148

— 155 ausführlich be-

sprochen haben, kommt uns nun bei einer solchen Ekphorie selten die

Tatsache des Wiederauflebens des ganzen ehemaligen

Simultankomplexes zum Bewußtsein.

Nur

die höchsten Erhe-

bungen des Empfinduugskomplexes treten deutlich ins Oberbewußtsein, während alles minder kräftig Empfundene und

demzufolge schwächer engraphisch Festgehaltene und ferner alles,

keit

seins

worauf im Augenblick der Ekphorie die Aufmerksam-

weniger scharf eingestellt

im Grau des Unterbewußt-

ist,

verschwimmt und nur durch besondere Bedingungen,

vor allem durch eine besondere Einstellung der Aufmerk-

und auch dann nur

samkeit,

teilweise

bewußtsein gehoben werden kann. schein erweckt, plexes, die

bei

als

deutlich ins Ober-

Dadurch wird der An-

ob jene Höhepunkte des Simultankom-

der Ekphorie

allein

deutlich

hervortreten,

sagen wir einmal in unserem Beispiel der Anblick von Capri

und der Ölgeruch, ganz speziell assoziert seien.

die Tatsache vorliegt,

für

sich

Und wenn

miteinander in

verbunden,

einem konkreten Falle

daß von einem ehemaligen Simultan-

komplex nur zwei kräftigere Engramme zurückgeblieben und sein

als

mnemische Empfindungen

zurückgerufen

deutlich

werden können, und

ins

sind,

Oberbewußt-

ferner,

daß

die

Wiederkehr des einen auch das Hervortreten des anderen nach sich den,

zieht, so ist in

diese beiden,

um

der Tat nichts dagegen einzuwen-

ihrem gegenseitigen Verhältnis Aus-

druck zu geben, als simultan assoziiert zu bezeichnen, und zu sagen, die Ekphorie erfolge hier auf der Grundlage dieser Simultanassoziation. salis

Immerhin

ist

dieser

Ausdruck cum grano

zu gebrauchen und im Auge zu behalten, daß hier wie

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen stets nicht

zwei

isolierte unmittelbar

d.

177

Assoziation.

verbundene mnemische

Emptindungen, sondern ein simultaner Empfindungskomplex der nur wenige

vorliegt,

bewußtsein ragen Nachhilfe (Mneme,

läßt.

Empfindungsgipfel bis ins

Ober-

Bei näherem Zusehen und einiger

2. Aufl. S.

124) finden wir vielleicht, daß

außer Ölgeruch und optischem Bild unter Umständen auch

noch die Leierkastenmelodie, der Sonnenbrand, der Druck

jenem Komplex mnemisch oberbewußt empfunden werden können, und ihrerseits ekphorisch wirken, der Schuhe aus

wenn

sich

es

darum

handelt, den Simultankomplex zu ek-

phorieren.

Auf

die Frage,

ob,

wenn

es gilt,

den Simultankomplex

zu ekphorieren, jede der genannten Komponenten die gleiche

ekphorische Wirkung besitzt, wollen wir erst unten eingehen,

Grundlagen

nachdem wir

die

erörtert haben,

und auf das Problem der Nichtumkehrbarkeit

der sukzessiven Assoziation

mnemischer iVbläufe gekommen

sind.

Wir werden

Gegenstand im folgenden Kapitel unter dem Titel rische Wertigkeit der

diesen

»Die ekpho-

:

Komponenten« behandeln.

Wir wenden uns nun zunächst zu der Frage, ob denn unsere Definition der Ekphorie auch den Fall der Ekphorie

auf der Grundlage der sukzessiven Assoziation mit umfaßt.

Daß

richtige

sich dies so verhält, darüber unterrichtet uns die

Nutzanwendung der aus unserem Kapitel über

die

akoluthen Empfindungen sich ergebenden Lehren.

Wir dürfen die

genauere

es

wohl

als feststehend

experimentelle

annehmen

Feststellung

— obwohl

bisher

erst

auf

optischem und akustischem Gebiet und nur ganz andeutungsweise auf

dem Gebiet

des Hautsinnes stattgefunden hat



daß jede Empfindung (oder von der energetischen Seite her betrachtet jede Erregung) den auslösenden Reiz

Semon, Mneme.

II.

um

12

ein Be-

mnemischen Empfindungen.

1^16

178

dem

aber doch mit ihrer ako-

ragt

Abfall ihrer Intensität ^

nachweisbar

luthen Phase noch

zwar unter bedeuten-

dies

Sie tut

trächtliches überdauert.

in eine

ganze Reihe von

nachfolgenden Simultankomplexen hinein und muß notwendigerweise in dieser Form, derten

d.

entsprechend der vermin-

h.

minder kräftig,

Intensität

doch

aber

immer noch

erkennbar eine engraphische Spur hinterlassen.

Im Grunde

dies

gilt

für jede

Originalempfindung bzw.

Die sich daraus für den Bau der simul-

Originalerregung.

tanen Engrammkomplexe ergebende Konsequenz werden wir später ziehen und wollen uns zunächst an dem vereinfachten Beispiel einer Sukzession einzelner, möglichst unkomplizierter

Empfindungen die engraphische Bedeutung des Umstandes klar machen, daß jede Originalempfiudung (bzw. Erregung) nicht nur eine synchrone, sondern auch eine akoluthe Phase

Wir nehmen

an,

Reize auf uns

von Lichtreizen wirkte

eine Reihe

ein.

der

aufeinanderfolgenden löst die diskontinuier-

liche Folge der synchronen, optischen

D

(syn),

E

F

(syn),

chrone Empfindung c (ak) oder,

blick



um

(syn)

C

aus.

(syn)

in



Nun der

Empfindungen C(8yn), klingt

ab 2.

in

aber die

syn-

akoluthen Empfindung

die Intensitätsabnahme

zum andern anzudeuten,

C3 (ak)

in

Diese Reizfolge

Diskontinuität

ausgesprochener

besitzt.

^

von einem Augen-

der Reihe

c^ (ak)



C2 (ak)

Entsprechend verhalten sich die syn-

Intensität brauche ich hier in dem weiteren Sinne, in welchem von der Reizgröße abhängige engere Intensität als auch die mit letzterer vielfach Hand in Hand gehende, prinzipiell aber von 1

es sowohl die

ihr

zu unterscheidende Vividität umfaßt. 2 Einwandsfreier aber unpraktischer wäre es zu schreiben:

Phase

ji

1

C(8yn)

c(ak)

Die mnemischen Empfindungeu.

\QQ

mm

Tritt

nach Entstehung dieser Eugrammfolge die Ori-

ginalempfindung und die

durch sie manifestierte Original-

erregung

E (syn)

wird

wie aus unserer Definition hervorgeht, den Engramm-

sie,

komplex No.

3:

infolge eines neuen Originalreizes neu auf, so

JE'

(engr)



(engr)

6^1



als »partielle

C2 (engr)

Wiederkehr des simultanen originalen Erregungskomplexes, der engraphisch gewirkt hat« ekphorieren.

wird ei

sie

(engr)

aber auch den



c?2

(engr)



In zweiter Linie

F (engr) — ekphorieren, denn E (syn) stellt

Engrammkomplex No. 4

c^ (engr)

bezug auf diesen Engrammkomplex die

auch in

partielle

Wiederkehr des simultanen originalen Erregungskomplexes dar, der engraphisch gewirkt hat.

nämlich die akoluthe Erregung

zeit

gramm e^

Engraphisch wirkte seiner-

e,

(engr) zurück.

e^

E (syn)

Von

(ak)

das En-

ließ

nur durch die verringerte Intensität, und abgesehen

(ak)

davon, daß dies ohne besonderen Belang

Originalerregung

E (syn),

Wirksamkeit prüfen, liche

und

unterscheidet sich aber

ihrerseits

wir

wird die neue

ohnehin durch das unvermeid-

Absinken der Intensität zu

Da

ist,

die wir eben auf ihre ekphorische

e (ak).

nun annehmen müssen,

daß

alle Erregungen

ohne Ausnahme nicht nur eine synchrone, sondern auch eine akoluthe Phase haben, und daß

Engramme

liefern,

ringeren Intensität

schwächere klar,

die

der

sie

allerdings sie

entsprechend

erzeugenden

der

ge-

Erregungen auch

mnemische Erregungen produzieren,

so

ist

es

daß jede Ekphorie eines simultanen Engrammkomplexes

durch plexes,

partielle

Wiederkehr des simultanen Erregungskom-

der engraphisch gewirkt hat,

Ekphorie seines Nachfolgers so

auch in letzterer Phase

notwendigerweise die

nach

sich

ziehen

muß,

daß also auch die Ekphorie auf der Grundlage der

sukzessiven Assoziation

in

unserer

allgemeinen

Definition

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen

vollkommen mit eingescblosseu eine Unterart der Ekphorie

tanen Assoziation

Man kann

ist^

und

d.

Assoziation.

in letzter Linie

181

nur

auf der Grundlage der simul-

darstellt.

übrigens auch

rein

ninemisch

Sukzessionen

von (dann natürlich muemischen) Erregungen bzw. Empfin-

dungen bilden,

die

genau ebenso engraphisch wirken wie

Originalerreguugeu und infolgedessen assoziierte

Engramme

bilden,

welche bei Ekphorie einen sukzessiven mnemischen

Ablauf

liefern.

'

Als Beispiel kann irgend ein kleines Ge-

Ich möchte hier mit einigen

Worten auf

die

Auffassungen Münster-

bergs (Die Assoziation sukzessiver Vorstellungen, Zeitschr. 1890, vgl. ferner seine Beiträge

z.

f.

Psych.

I.

exper. Psych. 1889—92) eingehen, die

Beziehung mit den meinigen berühren, in anderen von ihnen Münsterberg nimmt zwar nicht als einzigen doch als einen der Wege, durch den sukzessive Assoziation zustande kommt an, »daß '/ im Bewußtsein noch nicht erloschen ist, sobald b eintritt, h noch nicht verschwunden, sobald e kommt«. In diesen Ausführungen ist mir Münsterberg in der Verwendung des von mir bei dieser Zurückführung angewandten Grundprinzips vorangegangen. Doch ist er nicht tiefer in den Gegenstand eingedrungen und hat vor allem die von der Physiologie festgestellten Tatsachen von der gesetzmäßig normierten Nachdauer der Empfindungen bzw. Erregungen nicht mit verwertet, was seine sicher irrige Anschauung ermöglicht hat, daß sich durch eine besondere Versuchsanordnung jede Simultaneität sukzedierender Komplexe aufheben ließe. Dies ist meiner Ansicht nach aus physiologischen Gründen ausgeschlossen, und Münsterbergs indirekter Beweis (1890, S. 105) der auf lauter anfechtbaren Voraussetzungen beruht, hat dagegen keine Bedeutung. Was das zweite Prinzip anlangt, auf das nach Münsterberg unter Umständen das Zustandekommen von sukzessiver Assoziation zurückzuführen sein soll, so erkenne ich durchaus an, daß Engramme von Bewegungen und Bewegungsantrieben die ein Wortbild begleitenden Sprechbewegungen) sich zu den (z. B. sich in einer

abweichen.

,

akustischen,

optischen und sonstigen

Eugrammen

hinzugesellen

und

Ekphorie einen günstigeren Boden schaffen können. Die Verbindung dieser motorischen Engramme erfolgt aber genau nach denselben Grundsätzen wie die der übrigen Engramme, also nach denen, die wir oben S. 179 entwickelt haben, und für Münsterbergs gegenteilige für die

Behauptung 1890.

S. 100) läßt sich,

sofort zu widerlegendes

wie ich glaube, kein einziges nicht

Argument anführen.

Die mnemischen Empfindungen.

182 dicht dienen,

dann laut für

die

das

man stumm nachdenkend Die Erklärung

vorträgt.

die

verfertigt

und

genau dieselbe wie

ist

sukzessive Assoziation von Originalerregungen.

Jede mnemische Erregung (bzw. Empfindung) reproduziert die Originalerregung, durch die sie engraphisch vorbereitet worden in

ist,

allen

ihren Eigentümlichkeiten,

zeitlichen Ablaufs, zeigt also

auch in denen ihres

auch dieselben Phänomene des

Neu

Abklingens, dieselbe akoluthe Phase.

kombinierte Suk-

zessionen von mnemischen Erregungen müssen also dieselben

engraphischeu Strukturen

hinterlassen,

genau

wie

sprechende Sukzessionen von Originalerregungen bzw.

ent-

Emp-

findungen.

Nach unserer serer beiden

Definition

und bei genauerer Prüfung un-

Schemata wäre aber auch eine Ekphorie auf

der Grundlage antezessiver Assoziation,

d. h.

durch Fort-

schreiten von einem Simultankomplex auf seinen Vorgänger

zu erwarten.

Eine solche Ekphorie fehlt allerdings, wie die

experimentelle Prüfung zeigt, nicht vollkommen.

Sie wird

aber durch besondere Eigentümlichkeiten des Engrammschatzes

und

infolge

davon der mnemischen Abläufe praktisch un-

wirksam gemacht,

so

daß

ein

Ablauf

in

umgekehrter Rich-

tung zur Richtung des Originalablaufs, der ihn engraphisch bedingt hat, ausgeschlossen

den Kapitel näher

ist.

Wir gehen hierauf im

folgen-

ein.

Hier zunächst noch einige Worte über einige andere von

manchen Psychologen unterschiedene Assoziationsformen, sämtlich auf Simultanassoziation zurückzuführen sind.

unterschied früher und bis in unsere Zeit hinein nach Vorbild von Aristoteles vier besondere, paarweise

nende Formen der Assoziation. die

Assoziation

die

Man dem

zu ord-

Als erstes Paar figurierte

nach Ähnlichkeit und nach Unähnlichkeit

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen

d.

Assoziation.

183

oder Kontrast; als zweites die Assoziation nach Gleichzeitig-

und UDgleichzeitigkeit (Aufeinanderfolge,

keit (Koexistenz)

Sukzession).

Es

ohne weiteres

ist

klar,

daß das zweite dieser Paare

unserer simultanen Assoziation (Koexistenz) und der, wie wir

gesehen haben, aus ihr abzuleitenden sukzessiven Assoziation entspricht.

Was

die sogenannte

Ähnlichkeitsassoziation

so beruht die Aufstellung dieses Begriffs auf

anlangt,

einem eigen-

tümlichen aber weit verbreiteten Irrtum, der auf nicht hinreichend bestimmt gefaßte Definitionen und im Gefolge davon eintretende Fehlschlüsse zurückzuführen dies durch möglichst

ist.

Wir wollen uns

scharfe Gegenüberstellung

der betref-

fenden Definitionen klarmachen und werden dabei sehen, an

welcher

der Fehler gemacht

die Richtung verloren,

Stelle

wird.

Wir haben lichen

und

die Assoziation als ein Ergebnis

des einheit-

Zusammenhanges jedes simultanen Erregungskomplexes des

nach

seinem Ausklingen

grammkomplexes

Ganzen und durch ihn

zurückbleibenden En-

Aus diesem Zusammenhange des

definiert.

ergibt

sich

notwendige Konse-

als

quenz auch der Zusammenhang der Einzelkomponenten dieses

Ganzen, ob nun deren viele oder ob nur wenige,

vielleicht

nur zwei besonders hochragende Gipfel bis ins Oberbewußtsein emportauchen.

die

Verbindung,

nenten dann,

die

wenn

Manifest wird der »Assoziation« die

Zusammenhang oder

zweier solcher

entsprechenden

Kompo-

Engramme immer

gemeinsam aus ihrem latenten Zustand ekphoriert werden,

wenn

sie

Empfindungen der

Weg

zusammen

stets

in

oder

als

Erscheinung das Mittel,

mnemische Erregungen bzw. treten.

um

das

Die Ekphorie

ist

also

Vorhandensein bereits

Die mnemisclien Empfindungeu.

134

vorliegender Assoziationen von zwei oder

mehr Engrammen

Wir können sagen: Die Assoziation zweier En-

zu zeigen.

gramme erkennen wir

daran,

daß die Ekphorie des einen

die Ekphorie des anderen nach sich zieht.

Damit

ist

erkenne

aber natürlich nicht gesagt, daß Ekphorie und

identische Begriffe

Assoziation

die

ich

Engramm

des einen Engramms,

zu ekphorieren, etwa wie

der von zwei zusammengekoppelten

um

genügt,

auch

Durch

den

anderen

Ekphorie

die

Auf Grund der

Assoziation.

genügt die Ekphorie andere

sind.

Assoziation

um

auch das

ein Steinwurf,

Hunden den einen

aufzujagen.

trifft,

Deshalb sind

aber doch noch nicht das Aufjagen und die Tatsache der

Zusammenkoppelung gleichbedeutend.

Auf

dieser falschen Identifizierung aber beruht der logische

Fehler,

der bei Aufstellung des Begriffs

ziation«

gemacht wird. Ich

kreten Beispiel demonstrieren.

jemand nach dem Aussehen fragt.

Wir

fällt

an einem kon-

setzen den Fall, daß uns

einer bestimmten Persönlichkeit

Wir sinnen nach, wie wir

und dabei

»Ahulichkeitsasso-

will dies zunächst

X

es charakterisieren sollen,

uns auf einmal, ohne daß wir vorher jemals

diesen Vergleich gezogen hätten, Kaiser Friedrich

ein,

der

einen ähnlichen Wuchs, einen ähnlichen Bart, einen ähnlichen

Gesichtsausdruck hatte.

Viele werden dies als eine typische

Ähnlichkeitsassoziation bezeichnen. ziation?

die partielle

Bild des Kaisers und

nicht

um

hier Asso-

dem

Bild von X.

Durch

Wiederkehr gewisser Elemente im Bilde des

Bart, Gesichtsausdruck)

X

ekphorierte dieses Erinne-

Engramm des Kaisers. Es handelt sich demum Ekphorie auf Grund partieller Wiederkehr,

rungsbild das

nach nur

ist

Zunächst bestand doch bei uns keine Assoziation

zwischen dem

(Gestalt,

Aber was

Assoziation.

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen

Nun wird man

einwerfen,

es

d.

doch durch den Vor-

sei

X

gang eine Assoziation zwischen dem Bilde des des Kaisers Friedrich geschaffen worden.

nach Ablauf

erst

des Vorgangs,

185

Assoziation.

Spur

als

und dem

Allerdings, aber

des

durch ihn

bedingten simultanen Zusammenseins der beiden Komponenten in

demselben Erreguogskomplex, also

Simultanasaoziation. ist

nur die

lich eine

Ursache

Ekphorie auf Grund

Komponenten

gewöhnliche

Der Vorgang

Mit einem Wort: einer Assoziation

als

an sich

;

partieller

selbst

ist er ledig-

Wiederkehr gewisser

eines Erregungskomplexes.

Er hinterläßt aber

nach seinem Ablauf einen neuen Engrammkomplex, und in

diesem sind die beiden Bilder assoziert; aber natürlich diese

konsekutive Assoziation

eine

ist

typische Simultan-

assoziation. Zudem wird diese konsekutive Assoziation nur

dann beobachtet, wenn die Ähnlichkeit der betreifenden

bei-

deu Komponenten keine sehr große, oder besser gesagt, ihre Unähnlichkeit noch so groß scheiden lassen.

Ist

ist,

daß

das aber nicht

sie

sich leicht unter-

der Fall,

ist

das Bild

des ekphorierten Komplexes demjenigen des ekphorierenden so ähnlich, daß es nicht unterschieden

werden kann, so kommt

auch keine konsekutive Assoziation zur Beobachtung.

Für eine derartige konsekutive Simultanassoziation nach voraufgegangener Ahnlichkeitsekphorie kann auch der oben auf

S.

165 geschilderte Fall von den beiden Hotelgästen

Beispiel dienen,

die

in jeder

als

anderen Beziehung unähnlich

und ganz verschiedenen Schichten meines Engrammschatzes angehörig, deshalb weil sie eine gemeinsame Unart besaßen,

simultan ekphoriert und dadurch in der Folge simultan assoziiert

wurden.

Nachdem wir uns über

diese Simultanassoziation als Folge-

erscheinung einer »Ekphorie durch partielle Wiederkehr« klar

Die mnemischen Empfindungen.

186

sind, bleibt als wesentliches Resultat unserer

geworden

Nach-

forschung die Tatsache, daß die Aufstellung des Begriffs der

auf eine Vermengung

Ähnlichkeitsassoziation

Assoziation und Ekphorie zurückzuführen keitsassoziation gibt

es

nicht,

nicht gerade empfehlenswerter

bezeichnen könnte, tiellen

der

Begriffe

Eine Ähnlich-

ist.

wohl aber etwas, was mau

Weise

was aber ganz

als Ahnlichkeitsekphorie

unter den Begriff der par-

Wiederkehr der energetischen Situation bzw. des Er-

regungskomplexes, der engraphisch gewirkt unseren zweiten mnemischen Hauptsatz

Ausdruck

Wiederkehr«

»partielle

kommenden

Betracht

ist

hat,

fällt.

unter

also

Denn

in

dem

der Begriff der hier in

Ähnlichkeit enthalten.

Ein eigentlicher Terminus technicus für den Begriff der Ekphorie,

den ich

der

in

wickelt und definiert habe,

Mneme

(1904)

ausführlich

ent-

^

Psy-

chologie meines Wissens nicht zur Ausprägung gelangt.

Mau

ist

vorher in der deutschen

bediente sich entweder beliebiger Aushilfsworte wie Hervorrufung,

Erweckung

usw., oder aber benutzte unter

den das Wort Assoziation im Sinne von Ekphorie.

Ekphorie und Assoziation bestehen ja ziehungen. eines

Tat enge Be-

Die Ekphorie eines Engramms zieht die Ekphorie

anderen

Außerdem

in der

UmstänZwischen

ist,

simultan

mit

ihm

assoziierten

nach

sich.

wie wir eben gesehen haben, in einer Anzahl

von Fällen die Simultauassoziation eine Folgeerscheinung von Ekphorie. Assoziation

Liegt es da nicht nahe,

zu

bezeichnen?

nächst geneigt sein, scharfe

1

die

Vielleicht

diese Frage

Ekphorie selbst wird

mancher

als

zu-

zu bejahen und eine so

Umgrenzung und Unterscheidung der

Begriffe,

wie

Die Franzosen bedienen sich dafür mit Vorliebe, wenn auch des Ausdrucks »övocation«, doch brauchen auch

nicht ausschließlich, sie häufig dieses

Wort

als

synonym mit

>as80ciation«.

Die Ekphorie und die Erscheinungsformen

wir

vorgenommen haben,

sie

für

zu

187

Assoziation.

d.

weit

getrieben

er-

klären.

Wer

denkt, kann in diesem Falle und gerade durch

so

die Geschichte des Begriffs, »Ahnlichkeitsassoziation«

widerlegt werden.

zweier

so

Er nehme

sich nur die

Streit

verfolgen^ und sehe, wie viel Verwirrung durch

die beiderseits geübte tion gestiftet

leicht

wie Höffding und

ausgezeichneter Psychologen

Lehmann zu

Mühe, den

worden

Vermengnng von Ekphorie und Assoziaist.

Auch

in

dem

vortrefflichen Aufsatz

von Wundt, Bemerkungen zur Assoziationslehre^,

ist

die trü-

gerische Natur des Begriffs Ahnlichkeitsassoziation noch nicht

klar erkannt und sind demzufolge

die

sich aus jener Auf-

stellung ergebenden Scheinprobleme nicht völlig

Aus dem gänzlichen Verschwinden

solcher

überwunden.

Probleme

bei

scharfer begrifflicher und sprachlicher Unterscheidung zwischen

Ekphorie und Assoziation ergibt sich meiner Ansicht nach ein voller

Beweis für die Berechtigung einer scharfen Durch-

führung dieser Unterscheidung.

Zum

Schluß noch einige Worte über die sogenannte Kon-

trastassoziation. z.

B.

Tag

Man

spricht

von einer solchen, wenn einem

beim Gedanken an einen Riesen

Zwerg, an den

ein

die Nacht, an die Hitze die Kälte einfällt.

mengt

also

auch

Korrekterweise sprechen,

hier

müßte

wenn man

wieder Assoziation

man

von

einer

mit

Mau

ver-

Ekphorie.

Kontrastekphorie

überhaupt dieser Ekphorie, die wieder

bloß eine solche auf der Grundlage gewöhnlicher Simultan1 Vgl. in bezug auf diesen Punkt besonders H. Höffding, Über "Wiedererkennen, Assoziation und psychische Aktivität, II. Teil. Vierteljahrsschrift f. wissensch. Psychologie Bd. 14, 1890, und A. Lehmann,

Über Wiedererkennen, Wundts Phil. Studien 5. Bd. 1889. Wundts 2 W. Wundt, Bemerkungen zur Assoziationslehre. Studien.

7.

Bd. 1892.

Phil.

188

I^iß

assoziation

ist,

mnemischen Empfindungen.

Namen geben

einen besonderen

etwa im Wider-

die Ekphorie erfolgt in solchen Fällen nicht

spruch

Denn

will.

unserem zweiten Hauptsatz auf der Grundlage

zu

einer Unähnlichkeit oder eines Kontrastes, sondern ganz im

Der

Sinne unseres Satzes, also durch partielle Wiederkehr.

paradoxe Erfolg aber erklärt sich aus dem bereits gegebenen

Vorhandensein der assoziierten Engramme im Engrammschatz.

Wenn Zwerg

in

meinem Engrammschatz

als eine

die Assoziation Riese-

besonders feste bereits gegeben

es selbstverständlich,

ist,

dann

ist

daß die Ekphorie des Worts oder des

Bildes Riese auch in sehr vielen Fällen prompt die Ekphorie

von Zwerg nach sich

zieht.

Nun

ist

der individuelle En-

grammschatz eines jeden von uns förmlich gespickt mit

sol-

chen simultan assoziierten kontrastierenden Engrammpaaren. Kontraste wirken schon in

Form von Originalemptindungeu

besonders lebhaft und werden leicht mit Lust- und Unlust-

betonungen versehen.

Sie gehören infolgedessen zu unseren

eindrucksvollsten Erlebnissen und

Jugend an

als

gramme im

individuellen

werden schon von früher

und eng

besonders kräftige

Engrammschatz

assoziierte

En-

eines jeden erzeugt

und durch unablässige Wiederholung verstärkt und weiter entwickelt.

Begünstigt wird dieser Vorgang noch durch die

Art und Weise, wie besonders der Kulturmensch die Sprache, diesen großen ziationen,

mitteln

Sammel- und Verdichtungsapparat der Asso-

zu handhaben und seinem Nachwuchs zu über-

pflegt.

Ein

wenig systematisieren

meisten Mütter und Wärterinnen,

wenn

sie

da

schon

das Kind

die

in der

Bereicherung seines Wortschatzes bewußt unterstützen und ihm,

wenn

er

ein Eigenschaftswort

>Paar« dazu lehren; zu klein schnell



langsam usw. usw.



aufgeschnappt



hat,

das

kalt,

zu

Noch mehr kommt dem

die

groß, zu heiß

Die Ekphorie und die Erscheinuagsformeu

und

Schule, bei

sei es

d.

189

Assoziation.

auch bloß eine Volksschule, zu

Hilfe, die

orthographischen und grammatikalischen Übungen sich

gern im Geleise der Kontrastpaarung bewegt: Zwerg

weiß





schwarz, weinen

lachen.

So

— Riese,

schafft uns Erfah-

rung und Sprachgebrauch ungezählte Engramme von gepaar-

Engramme,

ten Kontrasten,

bei denen natürlich das Manifest-

werden des einen Paarlings den anderen prompt zu ekphorieren

Aber

vermag.

alle

diese Paarungen

sind genetisch

doch immer nur simultane (bzw. sukzessive) Assoziationen,

und somit

ist

Grunde nichts assoziierter

was man Kontrastassoziation

das,

als eine

nennt,

im

Ekphorie auf der Grundlage simultan

Engramme.

Unsere Untersuchung hat ergeben, daß eine Verknüpfung

von Engrammen

nur

auf

einem einzigen

Wege

zustande

kommt, durch das Zusammensein der diese Engramme zeugenden originalen wie mnemischen Erregungen selben Simultankomplex oder, drückt,

daß

sie

zustande

vielleicht

aller

er-

dem-

noch besser ausge-

kommt durch den von

gegebenen Zusammenhang

in

vornherein

Erregungen, originaler wie

mnemischer, innerhalb ihres gemeinsamen Simultankomplexes.

Die hierdurch bedingte simultane Assoziation der einzelnen

Engrammkomponenten

hat sich, da bei näherer Prüfung auch

die sukzessive Assoziation auf einen simultanen

hang zurückzuführen haupt vorkommt. lichkeits- als

ist,

Zusammen-

als die einzige ergeben,

die über-

Die Assoziationsformen sowohl der Ahn-

auch der Kontrastassoziation haben

als

Produkte

nicht hinreichend scharfer Begriffsbestimmung keine Daseins-

berechtigung.

Ebenso wie es nur eine einzige Grundform der Assoziation

gibt,

die

simultane Assoziation, deren bloße Unter-

gattung die sukzessive

ist,

ebenso gibt es nur eine einzige

Die mnemischen Empfindungen.

190

Grundform der Ekphorie, diejenige durch mehr oder weniger Wiederkehr der energetischen

partielle

des Erregungskomplexes der en-

bzw.

phisch gewirkt hat,

Situation, die engra-

mag nun

Wiederkehr

in Gestalt

von originalen oder von mnemischen Erregungen

erfolgen.

graphisch gewirkt hat,

diese

Eine andere Art der Ekphorie gibt es nicht, weder im

Wohl aber kann

der Mneme.

Allgemeingebiet

dem

noch auf

höheren Gedächtnisses,

des

Bereich

weiten diese

sich

Ekphorie in recht verschiedene Erscheinungsformen kleiden,

daß man aus Zweckmäßigkeitsgründen wohl berechtigt

so ist,

Gruppen

einige dieser Erscheinungsformen in besondere

zu vereinigen und durch besondere Bezeichnungen zu unterscheiden.

So bin

ich in der

194,

S. 60, 66, 68, 99,

Untergruppe

Ekphorie gendem 8 Uhr 1

Mneme

an verschiedenen Stellen

auf eine

272)

weiter eingegangen,

Beispiel

»Angenommen,

aus:

meine

Uhr meine

erste Mahlzeit

zweite,

die ich als

Ich ging dort

bezeichnet habe.

früh

um

8

derartige

zu

ich

(2.

Aufl.

besondere

chronogene

(S.

60)

von

bin gewohnt

mir zu nehmen,

Uhr abends meine

dritte,

fol-

um um

so er-

zeugen die komplexen Reize, die mit jeder Nahrungsaufnahme

verbunden

sind,

und auf die

hier nicht weiter eiugegangen

zu werden braucht, außer andern Reaktionen auch

die,

daß

Anblick und Geschmack der Speisen von einer eigentümlichen

Reaktion unserer Empfindungssphäre begleitet sind, die wir als

Hunger oder Appetit bezeichnen, und

lich ernährten

zeiten

fehlt.

Menschen

in

Angenommen

die bei

einem reich-

den Pausen zwischen den Mahlnun,

ich

beginne

aus

irgend-

welchen Gründen zwischen die erwähnten drei Mahlzeiten noch

um

11 Uhr und

zeit einzuschieben,

um

5 Uhr eine weitere kleine Mahl-

was mir anfangs gar

nicht leicht fallen

Die Ekphorie und die Erscheinungsformeu

Aber

wird.

zwinge mich dazu,

ich

es verordnet hat,

und führe

zu

so

lassen,

die Zeit oder der

191

vielleicht weil der Arzt

sich

stellt

großer Stärke und Deutlichkeit jetzt

Assoziation.

es ein halbes Jahr lang

Versuche ich dann wieder die Mahlzeiten ausfallen

d.

um

jetzt

durch.

11 und 5 Uhr

der Hunger

mit

Scheinbar wirkt also

ein.

Ablauf eines bestimmten Zeit-

abschnitts ekphorisch auf

die

Keaktiou meiner Empfin-

dungssphäre.
Ich nie

sich

dem

noch bei geschlossenen Augen mitbewegen.

wird durch die Angabe

J.

Müllers

(a.

a.

0. S. 37):

habe vor dem Einschlafen die phantastischen Bilder durch Bewegungen der geschlossenen Augen bewegen

können«, diese irrtümliche Beobachtung mit Recht zurückgewiesen,

aber daß über diesen Punkt eine Meinungsver-

schiedenheit überhaupt möglich war, beweist,

daß mit der

Die mnemischen Empfindangen.

236

sonstigen Orientierung über die Natur einer Empfindung als einer originalen oder

mnemischen auch das Kriterium dafür

verloren geht, ob die peripheren Abschnitte der Sehsubstanz

au der Auslösung dieser Emp-

(das eigentliche Sinnesorgan)

findung beteiligt sind oder nicht.

möchte

Ich

hier

Tatsachen anführen,

zum Schluß

noch

ebenfalls

die

Gruppe von

eine

sehr

gegen

stark

Verwendbarkeit dieses Unterscheidungsmerkmals durchgreifenden

Es sind dies

spricht.

Illusions Wirkung, die

die

eines

als

Tatsachen der

die

von Werken der bildenden Kunst, be-

sonders der Flächenkunst auf uns ausgeübt wird. bezeichnet das betrefi'ende

Phaenomen

produktion« und bemerkt dazu:

als

Hering

»ergänzende Re-

»So genügen einige wenige

Punkte und unzusammenhängende

Striche,

um

uns das Ab-

bild eines menschlichen Gesichts erscheinen zu lassen,

und

bemerken ohne besonders darauf gerichtete Aufmerk-

wir

samkeit

daß wir dabei manches sehen, was gar nicht

nicht,

auf dem Papiere verzeichnet die

^

ist.

Durchmustern wir

freilich

Zeichnung aufmerksam, so finden wir, daß stellenweise Umrisse

die

fehlen,

nichts

entspricht,

entstandene

Zutat

anfangs

wir

die

Dieses wirkliche Sehen

von etwas, vielmehr

das

unseres

als

ist,

sahen.

wenn

Reproduktion

durch

eine

Nervenapparates

wesentlichen dasselbe, was man, sehr stark entwickelt

tatsächlich

dem im Netzhautbilde bildet,

es krankhafter

Sinnesillusion

ist

im

Weise

bezeichnet.

Die

durch ergänzende Reproduktion hinzukömmenden Teile des

Empfindungskomplexes übrigen Teile auf einer

beruhen

aber

wenn auch mehr

ebenso

wie

dessen

indirekten Reaktion

des Nervenapparates gegen das Netzhautbild, und so lange 1

E.

Hering,

Physiologie

buch der Physiologie IH,

1,

des

S. 569,

Gesichtssinnes, 1879.

Hermanns Hand-

Unterscheidung der ranemischen von der Oiiginalempfindung.

da sind, können wir

sie

sie

eben aucli

als

237

Empfindungen

bezeichnen, denn sie unterscheiden sich während ihres Bestehens in nichts von den Empfiuduugen, welchen im Netz-

hautbilde ein wirklicher Reiz entspricht.«

In allen den unzähligen Fällen, in denen es sich

gänzende Reproduktion handelt,

in

um

deueu,

um

er-

unserer

in

Sprache zu reden, mnemische Empfindungen sich ergänzend zu originalen hinzugesellen führlich

erörterte

Empfindungen nur

unter

fast

stets

immer

besonderer

z.

unter

dem Eindruck, daß

die letzteren

nehmen. auch

also

die

Körper gesehen wird und

Anstrengung

werden kann), befinden wir uns

Figur,

mnemischen

hinzutretenden

als ein

156 aus-

B. das oben S.

planimetrischen

der

Beispiel

Zwang von

den

durch

(vgl.

in

gesehen

planimetrisch

ausgesprochener Weise

die ersteren durchaus ebenso wie

durch die Sinnesorgane in uns ihren Eingang

Das betreffende Unterscheidungsmerkmal versagt in allen diesen äußerst zahlreichen Fällen, in

wir beide Empfindungsarten

zum Vergleich

beieinander habeu, vollständig, und wir

Grund unserer ganzen

denen

eigentlich direkt

kommen

nur in einem Sinne

somit auf

zu deutenden

Beweisaufnahme mit Hume, Hering, Mach und anderen zu

dem

Resultat,

daß es ein durchgreifendes Unterscheidungs-

merkmal zwischen originalen und mnemischen Empfindungen für

unser Bewußtsein

ein durchgreifendes

Empfindungsarten.

nicht gibt.

Nur objektiv

gibt es

Unterscheiduagsmerkmal zwischen beiden

Es

ist

die verschiedene Art

ihrer

Aus-

lösung.

Wir haben zum Schluß noch auf zugeheu,

die wir

eine Frage näher ein-

bisher nur hier und da gestreift,

aber mit der nötigen Sorgfalt untersucht haben.

nicht

Die Emp-

findungsintensität im engeren Sinne, das heißt die Seite der

Die mnemischen Empfindungen,

238

Empfindungen, die bei Origiaalempfindiiugen mit der Größe des auslösenden Eeizes in einem unmittelbaren Abhängigkeitsverhältnis steht, (Vividität der

ist,

so sagten wir oben, mit der Lebhaftigkeit

wurden wir

Erkenntnis

bereits

bei

dieser

Erörterung der Homo-

phonie von Originalempfindungen geführt sie

Zu

Empfindungen) keineswegs identisch.

(vgl.

und

S. 94),

wird eine wichtige Stelle in den späteren Kapiteln über

mnemische Homophonie einnehmen.

die

Dieser

Satz

gilt

sowohl beim Vergleich von Originalempfindungen unter sich

und von mnemischen Empfindungen unter

sich,

auch

als

beim wechselseitigen Vergleich beider Empfindungsklassen.

Was

die Originalempfindungen anlangt, so hört

aufmerksam etwa

die

Lauschende

Tritte

eines

sehr

ein

vorsichtig

schwaches

immer

als

etwas

durchaus

B. der

Geräusch,

Heranschleichenden mit

äußerster Lebhaftigkeit und Deutlichkeit,

dabei

z.

er hört

Leises,

hat

sie

eine

aber

Emp-

findung von großer Vividität aber sehr geringer »Intensität«.

Das Pianissimo sten

eines Gesanges,

Nuancen vernehmen,

das wir bis in seine fein-

bleibt trotz

der

vollkommenen,

gar nicht zu übertreflTenden Klarheit, in der atemlosen

Stille

des Konzertsaales, in der absorbierenden Stimmung, die Originallaute der berühmten Sängerin

doch immer ein Pianissimo.

zum

ersten Male zu hören,

Umgekehrt

ist

das Fortissimo

einer lärmenden Gartenmusik, das wir ohne Aufmerksamkeit, zerstreut,

einer

»mit

zwar sehr

halbem Ohre«

hören,

das

intensiven, aber dabei doch

Gegenbeispiel

wenig vividen

Empfindung.

Zu ganz ähnlichen Resultaten

führt uns eine Untersuchung

der mnemischen Empfindungen. volle

Pianissimo

jener Sängerin

so daß es mir leibhaftig,

Ich kann mir das wunder-

auf das

allerlebhafteste,

aber immer nur als Pianissimo

in

Unterscheidung der mnemischen von der Originalempfindung. die

Ohren

klingt,

239

wieder vorzaubern, und ich kann mich des

langweiligen Lärms jener Gartenmusik nur ganz fern und nebelhaft, aber

Am

Lärm

als

deutlichsten aber

tritt

erinnern.

die Eigentümlichkeit, daß In-

im engeren Sinne und Vividität von Empfindungen

tensität

zwar

immer

oft parallel

gehen, aber durchaus nicht identisch sind,

wenn man das

zutage,

gegenseitige Verhältnis dieser beiden

Eigenschaften beim Vergleich von mnemischen und Original-

empfindungen ins Auge

faßt.

Zunächst lehrt eine einfache Betrachtung, daß sich Originalempfindungen von mnemischen im allgemeinen durch ihre

keineswegs aber durch ihre eigentliche Intensität

Vividität,

Wir haben

unterscheiden.

allerdiogs gesehen, daß

wenig intensive Originalempfindungen von

mnemischen spielt

zuweilen

in der

nicht

äußerst

entsprechenden

zu unterscheiden

sind.

Hier

Tat die Intensität der Empfindungen bei ihrer

Unterscheidung oder richtiger Nichtunterscheidung eine Kolle.

Die Sache

liegt aber nicht

etwa

intensive Originalempfinduug,

z.

so,

daß eine ungemein wenig

B. ein

kaum wahrnehmbares

Geräusch, von einer in seiner Art besonders intensiven mne-

mischen nicht zu unterscheiden originales Pianissimo

ist,

nicht so,

daß etwa ein

an ein mnemisches Fortissimo angrenzt.

Sondern die wenig intensive Originalempfindung gleicht der

wenig intensiven mnemischen, das kaum hörbare wirkliche Rollen des stellten,

Wagens dem

mnemischen, die leisen

ebenfalls als

kaum hörbar vorgedem schwachen

der schwache originale Lichtschimmer leise originale

BerUhrungsempfindung einer

mnemischen und nicht etwa der Vorstellung eines

heftigen Stoßes.

Die Möglichkeit der Verwechslung beruht

hier lediglich auf der Eigentümlichkeit,

starken

Sinken

der

eigentlichen

daß mit dem äußerst

Intensität

von Original-

Die mnemischen Empfindungen.

240

empfindungen auch ihre Vividität auf ein sehr kleines Maß zurückgeht.

Kann man

somit zwar durch Abschwächung der Intensität

einer Originalempfindung auch ihre Vividität auf das Niveau

man doch umgekehrt Intensität einer mnemischen Empeiner originalen verleihen. Wenn

der mnemischen herabdrücken, so kann nicht durch Steigerung der

findung dieser die Vividität ich mir das Pflaster vor

der Mittagssonne

des

meinem Hause im blendenden Glänze

Juli

vorstelle,

so

hat

dies

Bild

keinem irgendwie nennenswerten Grade mehr Vividität

in als

das mnemische Bild desselben Pflasters bei der schwachen

Laternenbeleuchtung

und

regnerischen Winternacht,

einer

unter gewöhnlichen Umständen außerordentlich viel weniger als

Originalempfindung,

die

Pflasters

bei

die

durch den Anblick jenes

der schwächsten Beleuchtung ausgelöst wird.

Will ich die Vividität einer mnemischen Empfindung erhöhen, so steigere ich nicht die

etwa ihre

Intensität, stelle mir also nicht

möglichst hell vor,

nächtliche Straße

ebensowenig die

Stimme meines Freundes möglichst schreiend, noch auch das Gefühl

einer

leisen

Berührung wie

einen

heftigen

Stoß.

Sondern ich lasse die Intensität unverändert, konzentriere aber meine Aufmerksamkeit auf die betreffende mnemische Empfindung,

schalte

alle

anderen mnemischen und vor allem

Originalempfindungen möglichst aus.

Dann nimmt

die Vividität

regelmäßig zu und zuweilen — bei den meisten Personen normalen Wachzustande allerdings nur selten — gelingt sie bis

zu oder nahe zu

alle

im es,

dem Grade von Originalempfindungen

zu bringen. Nicht zu leugnen

ist

dabei,

daß diese Prozedur der

Steigerung der Vividität leichter bei intensiven als bei wenig intensiven Empfindungen gelingt.

der beiden Eigenschaften

ist

Aber der Zusammenhang

doch nur ein verhältnismäßig

loser,

Unterscheidung der mnemischen von der Originalempfindung.

241

Steigerung der Intensität bewirkt nur innerhalb recht

die

enger Grenzen eine Steigerung der Vividität, und ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis

wenn wir

auch keineswegs leugnen

sondern vielmehr zu seiner weiteren Untersuchung anregen wollen, so

ist

damit sehr wohl vereinbar die Erkenntnis, daß

die Vividität einer

Empfindung eine Eigenschaft

ist,

die

von

der durch die Eeizgröße bedingten »Intensität« in bestimmtester

Weise zu trennen

ist.

Die Hauptresultate der nicht ganz leicht übersichtlichen Auseinandersetzungen des vorliegenden Kapitels fasse ich in folgenden drei Sätzen zusammen: 1.

In unserem Bewußtsein unterscheiden wir im normalen

Wachzustand originale von mnemischen Empfindungen

in

der Eegel unmittelbar an ihrer verschiedenen Vividität. 2.

Sowohl

mnemischen Emp-

die originalen als auch die

findungen besitzen sehr verschiedene Grade

Ein

durchgreifendes

Vividität der

Denn

nicht. dität

ersteren es

Untersuchungsmerkmal

und derjenigen der

kommt

vor,

Vividität.

zwischen

letzteren

der

gibt es

daß unter Umständen die Vivi-

von Originalempfindungen bis auf die Stufe der mne-

mischen heruntergeht und umgekehrt,

mnemischen Empfindungen 3.

von

diejenige

der

bis zur Stufe der originalen steigt.

Die Vividität einer Empfindung

tensität

daß

ist

eine von ihrer In-

im engeren Sinne zwar nicht vollkommen unabhängige,

aber von ihr durchaus zu unterscheidende Eigenschaft.

Semon,

Mneuie.

II.

16

Dreizehntes Kapitel. Das Verhältnis des mnemisclien zum originalen EmpflndungsProportionale Veränderbarkeit.

ablanf.

Wir haben im vorigen Kapitel

untersucht,

wodurch

sich

mnemische Empfindungen von Originalempfindungen unter-

und sind zu dem Kesultat gelangt, daß, abgesehen

scheiden,

von der verschiedenen Art der Auslösung, für die beiden Klassen von Empfindungen als gegebene Empfindungen betrachtet

kein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal auf-

zufinden

sei.

Denn

im allgemeinen Unterschied

als ein in sehr vielen Fällen charakteristischer

zu bezeichnen;

Fälle geltender,

Kamen

die Verschiedenheit der Vividität ist wohl

ist

ein

wir somit

dem

zu

Eesultat,

ungleichheit zwischen originalen

dungen in

für das

für

alle

daß

eine

Wesens-

und mnemischen Empfin-

Bewußtsein nicht besteht, und eine solche nur der Auslösung zu finden

der verschiedenen Art

bleibt die

durchgreifender,

er nicht.

ist,

so

Frage zu untersuchen, inwieweit die mnemische

Empfindung

im

gleicht, die die

einzelnen

derjenigen

engraphische Basis für

Die Antwort darauf Erörterungen eine

Originalempfindung

sie geschaffen hat.

ist

nach allen unseren vorangegangenen

leichte.

Die mnemische Empfindung gleicht

der entsprechenden originalen Empfindung auf das vollkom-

"Verhältnis des

mnemischen zum originalen Empfindungsablauf.

243

menste in allen an ihr erkennbaren Einzelheiten, wobei nur zwei Momente im

Auge zu behalten

man keinen

sichtigung

haben würde.

vollen Überblick über den Tatbestand

Erstens hat

Abschwächung der

ohne deren Berück-

sind,

man

die gewöhnlich so bedeutende

Vividität der

mnemischen Empfindungen

im Vergleich zu der der originalen zu berücksichtigen, deren

Werk

es

ist,

wie eine sehr

daß der mnemische Empfindungskomplex meist schwächere und detailärmere Kopie des

viel

originalen erscheint. S.

148 gesprochen.

Hierüber haben wir schon ausführlich

Zweitens gesellen

sich

regelmäßig zu

allen möglichen Teilen des originalen Empfindungskomplexes

mnemische Empfindungen hinzu,

die das

ginale Bild ergänzen, ausschmücken,

und gut häufig stark verändern.

oft

ursprüngliche ori-

auch trüben, kurz

Im Engramm werden dann

auch diese Zutaten mit zurückbehalten und bei Ekphorie bei der nächsten Reproduktion mit

Diese

zum Vorschein

neue mnemische Empfindung

ist

gebracht.

infolgedessen kein

getreues und ausschließliches Abbild der ehemaligen Original-

empfindung

allein,

sondern der Originalempfindung mit allen

ihren jedesmal hinzugekommenen mnemischen Zutaten.

Natürlich bedingen aber die angeführten beiden

keine eigentlichen

Ausnahmen der Regel, sondern

Momente

sie

führen

nur in gewissem Sinne zu Verschleierungen, durch die eine geschärfte Beobachtung ohne weiteres hindurchsieht.

Wenn

wir nun aber sagen, daß der mnemische Empfin-

dungskomplex die getreue, meist

wenn auch

abgeschwächte Wiederholung des

in

seiner Vividität

originalen

ist,

so

haben wir dabei bisher immer nur den Vergleich eines mnemischen

Simultankomplexes

ginalen im

Auge

gehabt.

mit einem ebensolchen ori-

Wir haben uns aber

jetzt zu der

Frage zu wenden, wie es sich bei dieser Reproduktion mit 16*

Die mnemischen Empfindungen.

244

der Dauer der mnemischen

zeitlichen Werten,

den

Empfindungen im Vergleich zu den originalen

Der empirische Nachweis, daß auch

in ihrer

zeitlichen

deren

Dauer

die

oder, korrekter

verhält.

mnemische Empfindung ausgedrückt,

Werten, ein getreues Abbild der originalen

Engramm

sie ekphoriert

wurde,

ist

ihren

in

ist,

aus

ohne Mühe zu führen.

Eine Melodie, die ich gehört habe, und die dann später

im mnemischen Ablauf Zeugnis dafür;

mir wiederklingt^

in

denn es

ein sicheres

ist

Wiederholung

findet nicht nur eine

der einzelnen Tonempfindungen nach Höhe, Klangfarbe und

ihrem gegenseitigen Intensitätsverhältnis

statt,

sondern auch

die verhältnismäßige

Dauer der einzelnen mnemischen Ton-

empfindungen

getreues Abbild der originalen.

ist ein

Ebenso

verhält es sich bei einer Folge von optischen Empfindungen.

Das Bild einer Bewegung

z.

B.

ist

eine

solche Folge von

Auch

optischen Empfindungen von verschiedener Dauer. zeigt das

mnemisch reproduzierte Bild genau

zeitlichen Wertverhältnisse der verschiedenen originale.

Ganz ähnlich

verhält es

mus der mnemischen Empfindungsfolgen

die gleichen

Phasen wie das

sich mit

und kinästhetischen Empfindungen. Auch

hier

den taktischen

hier ist der Khyth-

derselbe wie der-

jenige ihrer originalen Vorbildner.

Nehmen wir ein

ein

uns genau bekanntes Musikstück enthält.

schrift

können wir dann einmal

trachten,

nach

Hand, das

beliebiges Notenheft in die

der wir

als eine

das Stück

zu

Die Noten-

Zeichengebung bespielen,

das heißt

bestimmte akustische Reize hervorzubringen vermögen.

kann aber auch

als

Sie

eine graphische Darstellung der durch

diese Reize hervorgerufenen akustischen Originalempfindungen gelten.

die

Wir können

Richtigkeit

beispielsweise mittels dieser Darstellung

einer

originalen Wiedergabe

kontrollieren.

Verhältnis des inuemischen

Aber ebensogut wie

zum

245

originaleu Empfindungsablauf.

die originalen sj^mbolisieren diese

Zeichen

auch die entsprechenden mnemischen Empfindungen, und

sie

tun es ganz ebenso iubezug auf die relative Empfindungsdauer

wie inbezug auf gewisse Qualitäten der Empfindung, unter

denen die Tonhöhe die wichtigste

ist.

Als Ergänzung einer solchen Niederschrift, die auf

Emp-

findungen bezogen bei Originalempfindungen nur die synchrone

mnemischen Empfindungen nur deren mnemisches

Phase, bei

Äquivalent dienen,

duugen (S.

berücksichtigt,

auch die akoluthe

die (S.

können dann unsere Schemata Phase der Originalempfin-

179) beziehungsweise der

mnemischen Äquivalente

204) mit darstellen.

Dabei

ist

immer im Auge zu

tive, nicht die absolute

behalten, daß nur die rela-

Dauer der mnemischen Empfindung

derjenigen der zugehörigen originalen genau entspricht. ist

ein

sehr

gewöhnliches Vorkommnis,

mnemisch rascher oder langsamer

ab.

werden die der

einen

eine

Es

Melodie

mir abläuft, als ich

sie

Dies hängt von verschiedenen Begleit-

original gehört habe.

momenten

in

daß

Wenn

relativen

die

Engraphie aber

eine gute war,

Zeitwerte, das Verhältnis der

Dauer

Empfindung zur Dauer ihrer Vorgängerin und

Nachfolgerin mit ziemlicher Genauigkeit innegehalten.

Wir können

die sich hieraus ergebende Regel folgender-

maßen formulieren; Sowohl

extensiv, das heißt inbezug auf

räumliche Ausdehnung und zeitliche Dauer, als auch inbezug

auf ihre Intensität im engeren Sinne

ist die

mnemische Emp-

findung nur insofern das Abbild der originalen, als sie deren relative,

Das heißt

nicht deren absolute die betreffenden

Werte getreulich wiedergibt.

Werte der mnemischen Empfindung

brauchen nicht absolut dieselben zu sein wie die der nalen Vorbildnerin

:

sie

stehen aber in

origi-

demselben Verhältnis

246

mnemischen Empfindungen.

I^ic

entsprechenden Werten der übrigen dazugehörigen

zu den

Empfindungskomponenten

in

demselben Simultankomplex und

zu denjenigen ihrer Vorgänger und Nachfolger in der Sukzessionsreihe der Komplexe.

Werte

Die absoluten

Dauer sowie der

der räumlichen Ausdehnung, der

Intensität

können

im engeren Sinne

bei

der mnemischen Keproduktion innerhalb ziemlich weiter Gren-

Proportional damit ändern sich dann aber die

zen schwanken.

entsprechenden Werte der übrigen dazugehörigen Empfindungs-

komponenten des Simultankomplexes beziehentlich der sprechenden Glieder

So kann

z.

B. ein

Baum, einmal größer

kleiner gestaltet werden.

Mit diesem

Teil vergrößert oder

lichen Gebildes«, so sagte ich in der ein Vielfaches

phoriert werden, je nach flusses oder einer

Mneme,

S.

361,

vergrößert oder verkleinert

ek-

2.

Aufl.

der Natur des ekphorischen Ein-

eventuellen

oder endlich je nach

Ganze des

»Das Engramm jedes räum-

mnemischen Landschaftsbildes:

um

Mal

ein anderes

verkleinert sich dann aber auch entsprechend das

»kann

Komplexe.

mnemischen Reproduktion einer Landschaft

bei der

ein Bestandteil,

in der Sukzessionsreihe der

ent-

homophonen Originalerregung

dem Mitwirken begleitender Assoziationen.

Ein künstlerisch Veranlagter kann dies auch in jedem beliebigen

durch

Falle

indem

manifestieren,

rungsbild wie

objektive

Reaktionen

einem Dritten

er das proportional veränderte Erinne-

einen originalen Anblick in den veränderten

Dimensionen, aber mit vollkommener Treue der Proportionen zeichnerisch

oder plastisch

Nichtkünstlern

engeren Linien

bewußt kleiner sie es für

gelingt

der

schreiben als

gewöhnlich

reproduziert.

objektive die meisten

Aber auch

Nachweis.

Zwischen

Menschen ganz un-

zwischen weiten, überhaupt kleiner, tun,

bei

als

wobei jeder Buchstabe das korrekt

Verhältnis des

mnemischen zum originalen Empfindungsablauf.

in allen seinen

betreffenden

247

Proportionen verkleinerte Abbild des für den

Menschen normalen Schriftzeichens

ist.

Pro-

portionale Verkleinerung oder Vergrößerung der Handschrift

kann auch

als

vorwiegend motorische Reaktion beim Schreiben

Augen

mit geschlossenen

erfolgen.

Ebenso vermag man eine Sukzession von mnemischen Erregungen

langsamerem oder

in viel

in viel

rascherem Tempo

ablaufen zu lassen, als bei früheren Gelegenheiten die Folge

der Originalerregungen ablief, wobei aber die ursprüngliche

Proportion in der Aufeinanderfolge der Erregungen gewahrt bleibt.

Man denke an

Einfluß

eines den

ein Musikstück,

das

man

unter

dem

Takt Schlagenden oder eines Mitsängers

oder der Klavierbegleitung oder der durch Alkoholgenuß gesteigerten

Stimmung

ziehen



Tempo

singt, als



noch vieles andere ließe sich heran-

bewußt oder unbewußt

man

in

einem

viel lebhafteren

es je zuvor getan hat.
God save the King« es für mich

in dieser

Wenn

wurden.

gespielt

Weise

wieviel

dieselben schneller

gespielt wurde,

war

Es fand

sich

schwer zu lösendes Rätsel.

ein

noch ein anderer junger Mann, welcher

unter den Leuten

Ohr wie

ein ebenso schlechtes

ich

genug, spielte er ein wenig Flöte.

Triumph, ihn

ermittelten,

und, merkwürdig

hatte,

Einmal

feierte

den

ich

einer unserer musikalischen Prüfungen zu

in

besiegen.

Besonders

unmusikalische

würden

Menschen

auch Schwierigkeiten haben, eine Melodie, sind pianissimo

zuerkennen,

die sie

übrigens

gewohnt

mnemisch zu reproduzieren, dann wieder-

wenn

ihnen auf einmal fortissimo vorgespielt

sie

würde oder umgekehrt.

Auf der anderen

Übung dazu

kann Begabung und vor allem

Seite

führen,

ganz zu überwinden.

die

hier

bestehenden Schwierigkeiten

Ein großer Maler

ist

imstande, seine

räumlichen Erinnerungsbilder ohne weiteres in jeder beliebigen

Proportion

vor

ein tüchtiger Musiker

bilder in

sich

zu

sehen

und

wiederzugeben,

vermag seine akustischen Erinnerungs-

jedem beliebigen Tempo und beliebig

in zartester

oder grellster Intensitätsstufe in sich ablaufen zu lassen. Als Niederschlag unserer Erörterung des ganzen in dieser

Frage vorliegenden Tatsachenmaterials ergeben sich uns

fol-

gende Resultate. 1.

Engraphisch

fixiert

werden an und

für

sich nur die

Verhältnisse der Originalempfindungen sowohl

in

ihren

I

zum

Verhältnis des mnemischen

extensiven Werten

253

originalen Empfindungsablauf.

(räumliche

Ausdehnung,

Zeitdauer)

als

auch in bezug auf ihre Intensität im engeren Sinne; nicht aber die absoluten Werte. Infolgedessen

2.

eine

ist

proportionale

Verkleinerung

oder Vergrößerung der Raumwerte, der Zeitwerte und der

in

ihrer

der

innerhalb

»Intensitäten«

und

Simultankomplexe

einzelnen

Sukzession bei der mnemischen Reproduktion

möglich. 3.

Indessen erfolgt infolge der engraphischen Mitfixierung

von gewissen Merkzeichen die Reproduktion unter gewöhnlichen

Umständen

annähernd denselben absoluten Raum-,

in

und Intensitätswerten, wie

Zeit-

sie die

betreffenden Origi-

nalempfindungen besessen haben, und die proportionale Ver-

größerung gewissen,

oder

Verkleinerung

wenn auch

zu überwinden.

Häufige

tionalen Vergrößerns

dieser

Werte

hat

einen

meist nicht gerade starken Widerstand

Übung der Fähigkeit

des propor-

und Verkleinerns bei der mnemischen

Reproduktion läßt diesen Widerstand dann schließlich

fast

zu nichts zusammenschrumpfen.

Aus diesen Sätzen

ergibt sich,

worauf

anhangsweise

ich

noch kurz eingehen möchte, das Irreführende einer Angabe, die außerordentlich häufig die

gemacht wird.

mnemische Empfindung

(Vorstellung)

Man

gibt an,

daß

im Vergleich zur

Originalempfindung (Empfindung schlechthin) etwas Unbeständiges,

Flüchtiges habe.

Dadurch wird aber

Grundlage des gegenseitigen Verhältnisses Beleuchtung

dargestellt.

in

die eigentliche

ganz falscher

Die mnemische Empfindung

hat,

wie wir sahen, im wesentlichen dieselbe Dauer und in der Regel sogar absolut dieselbe Dauer, wie ihre originale Vorbildnerin, eine Tatsache,

von der uns jederzeit die mnemische

Reproduktion irgend einer allbekannten Melodie oder einer

Die mnemischen Empfindungen.

254

Gerade aus diesem Grunde

Bewegungsfolge überzeugen kann. erklärt

sich

in

große Mehrzahl

die

Denn auch

Linie ihre Flüchtigkeit.

erster

unserer

Originalempfindungen

von

ist

kurzer Dauer und wird gewöhnlich von Sekundenbruchteil

zu Sekundenbruchteil durch andere abgelöst, wenigstens in

ihrem

im

Auftreten

Oberbewußtsein,

Vividität eine gesteigerte

Engrammen vornehmlich

ist,

in

währenddessen

sie also als

ihre

Erzeugerinnen von

Frage kommen.

Nicht in bezug auf die Flüchtigkeit besteht zwischen mne-

mischer und Originalempfindung ein Gegensatz,

sondern in

bezug auf ganz etwas anderes, was allerdings einen oberflächlichen Untersucher zu der Ansicht führen kann, der Original-

empfindung wohne größere Beständigkeit empfindung kann man nämlich

inne.

Die Original-

in vielen Fällen bis zu einer

gewissen Grenze beliebig verlängern, nämlich immer dann,

wenn

die

Dauer des auslösenden Reizes beliebig verlängert

werden kann. Ich kann eine Figur

viele

Sekunden lang mit

Aufmerksamkeit betrachten, auf das Rauschen des Baches längere Zeit achten,

an einer Rose lange riechen und

dies so lange ausdehnen,

und dung

es mir nicht einzustellen,

Zeit erfolgt. gilt dies

ein,

was

Grenze

auf

mehr

tritt

in verhältnismäßig kurzer

manchen Reizen gegenüber, besonders

Gebiete des Geruchssinns, bald Adaptation

ebenfalls

setzt.

alles

Aufmerksamkeit erlahmt,

gelingt, sie auf diese Originalempfin-

was bekanntlich

Auch

dem

bis die

Aber

der Dauer der Originalempfindung eine trotz dieser

Einschränkungen

für die Originalempfindungen die Hauptregel,

daß

doch

gilt

sie

durch

Andauer der Wirkung der auslösenden Reize beliebig längert werden

können, von

determiniert sind.

ver-j

vorn herein also zeitlich nicht

Die mnemischen Empfindungen sind da-

gegen von vorn herein

zeitlich

determiniert.

Sie

sind

es

Verhältnis des mnemischen

durch

die

zum

abgeschlossene

Dauer

Es nützt nichts,

nerinnen. einzustellen,

wenn man

Aufmerksamkeit auf

wenn

Sie gleiten vorüber,

ihre vorbestimmte Zeit abgelaufen sie

sie

behufs genauerer Untersuchung

sie

wenn man

originalen Vorbild-

ihrer

die

zum Verweilen bringen möchte. anderes übrig,

255

originalen Empfindungsablanf.

und

es bleibt

nichts

wieder da haben möchte,

als sie

ist,

Nicht in der der Vorbestimmtheit

immer wieder von neuem zu ekphorieren.

größeren Kürze, sondern in seiner Dauer liegt das Charakteristische des mnemischen Ablaufs. Ganz etwas anderes

als

dieses

ist

das Unstete, kalei-

doskopisch Wechselnde, das für das Schweifen unserer Phantasie also

mnemischen Empfindungslebens

unseres rein

bezeichnend

Wenn

ist.

merksamkeit richten, so werden wir Folge

von Tönen und

verfolgen unsere

Wagen, darauf leisen

so

wir auf die Außenwelt unsere Aufoft

lange durch eine

Geräuschen gefesselt, dann wieder

Augen minutenlang einen vorüberrollenden

folgt eine Minute, in der

Wind empfinden,

uns Kühlung zuträgt. einen Schmetterling,

wir mit Genuß den

der durchs Fenster hereinstreichend

Endlich bewundern wir längere Zeit der die

Blumen vor unserem Fenster

umgaukelt.

um

Anders verhält

es

uns vorgeht,

das

wenn wir von

sich aber,

allem,

was

heißt unseren Originalempfindungen,

abstrahieren und unsere Aufmerksamkeit nur unseren mne-

mischen Empfindungen zuwenden. lustvoller oder sehr unlustvoller

wenn wir

Nur beim Verfolgen sehr

mnemischer Abläufe, ferner

eine engraphisch vorgezeichnete Melodie oder ein

Gedicht in uns ablaufen lassen, und endlich beim intensiven

Nachsinnen pflegen wir dann einigermaßen bei der Sache zu bleiben.

In der Regel aber

irrt

unsere Aufmerksamkeit,

256

I^ie

wenn

ausschließlich

sie

richtet

mnemischen Empfindungen.

unstet

ist,

in

auf mnemische Empfindungen ge-

den

verschiedensten

Schichten

un-

Engrammschatzes umher, sehr begreiflicherweise, weil

seres

keine äußere Konstellation ihr Gewicht in die Wagschale

wie

wirft,

der Fesselung der Aufmerksamkeit für

sie es bei

Originalempfindungen

die

tut.

Bei diesem Schweifen

der Gedanken handelt es sich aber nur um einen besonderen Zustand der Aufmerksamkeit, nicht um eine

Änderung des Tempos der mnemischen Ab-

läufe.

Die »Ideenflucht« des Fiebernden und des Geisteskranken beruht

viel

mehr auf den

merksamkeit

einer hochgradigen Unstetheit der Auf-

Empfindungen,

eigenen

mnemischen Empfindungen gegenüber,

als

besonders

den

auf einer beson-

ders aufi'allendeu Beschleunigung des Ablaufstempos dieser

Empfindungen

wenn

die

selbst.

Dasselbe

Aufmerksamkeit

Feld begibt, wenn

sie

sich nur

»klebt«,

umgekehrt

ist

mühsam auf

giftung)

Daß

bei

und in

Ermüdung, Vergiftung

ein neues

ist,

wie wir dies

(besonders

Alkoholver-

in vielen pathologischen Fällen beobachten.

solchen

Fällen

außerdem auch

der Abläufe selbst verändert gestellt

Fall,

und dadurch die Fähigkeit

zu prompter Ekphorie stark beeinträchtigt häufig

der

werden.

ist,

soll

das

Tempo

keineswegs in Abrede

Es wird aber dadurch

tungen kein neuer Gesichtspunkt

oft

für unsere Betrach-

geliefert,

zweite Satz unserer Zusammenfassung

S.

da ja

bereits der

253 besagt,

daß

schon in normalen Zuständen eine proportionale Verkleine-

rung oder Vergrößerung der Zeitwerte des Ablaufs mnemischer Empfindungen möglich

ist.

Die von uns aufgestellten

Grundsätze stehen somit mit den Tatsachen der Pathologie des Empfindungslebens in keinerlei Weise im Widerspruch,

Verhältnis des mnemischen

zum

und wir können mithin auf terer

originalen Empfindungsablauf.

257

die ausführliche Erörterung letz-

Tatsachen und der interessanten Exi)erimente von Dietl

und Vintschgau, sowie besonders von Kraepelin und seinen Schülern bei unseren jetzigen Untersuchungen verzichten und sie

auf die spätere Behandlung der Pathologie der

aufsparen.

Semon, Mueme.

II.

17

Mneme

Vierzehntes Kapitel. Allgemeines über die Homophonie der mnemischen Empfindungen.

Im

fünften Kapitel haben

ginalen Empfindungen

gebnis unserer dortigen

naturgemäß

stützen,

wir die Homophonie von

Untersuchungen

wenn wir uns

mnemischen Empfindungen unter

werden wir

jetzt zur

sich,

ori-

Auf das Er-

ausführlich behandelt.

uns

Homophonie von

beziehungsweise von

mnemischen und originalen Empfindungen wenden.

Ich stelle

deshalb unsere früheren Ergebnisse hier noch einmal

zu-

sammen: Unter Homophonie verstehen wir das eigentümliche Wech-

und auf dieselben Em-

selverhältnis, in das qualitativ ähnliche

Wege

pfindungsfelder angewiesene, aber auf verschiedenem

simultan ausgelöste Empfindungen zueinander ihrer gleichzeitigen

Anwesenheit

in

treten.

Bei

denselben Empfindungs-

feldern verschmelzen sie nicht etwa zu etwas Drittem, Mitt-

lerem, sondern: 1.

Ihre gleichartigen Bestandteile

kommen

Deckung, wobei ihre »Intensität« sich

in

sozusagen zur

der Regel nicht

merklich ändert, wohl aber eine nicht unbeträchtliche Steige-

rung ihrer Vividität nachzuweisen 2.

ist.

Ihre ungleichartigen Bestandteile treten bei der

Homo-

phonie mehr oder weniger deutlich in Opposition und er-

Allgemeines über mnemische Homophonie.

259

geben dabei häufig Empfindungen besonderer Art, die wir als Empfindung8difi"erentiale bezeichnen.

In

3.

manchen Fällen

läßt sich experimentell nachweisen,

daß die durch die homophonen Empfindungen zur Manifegebrachten Erregungen auch in ihren gleichartigen

station

Bestandteilen unverschmolzen nebeneinander ablaufen (Flim-

merexperimente Sherringtons, Schallrichtungsempfindung). Diese Sätze ergaben sich zunächst nur aus dem Studium der Homophonie von Origiualempfinduugen unter sich, einem

Vorgang, den wir beim binokularen Sehakt, beim diotischen

Hören,

beim Riechen mit

sowie

Es

können.

untersuchen

fragt

Riechzellen

zahlreichen

Kann

nun zunächst:

sich

auch ein mnemischer Empfindungskomplex mit einem

mnemische unter

nalen, oder zwei

sich zu

origi-

homophoner Dek-

kung gebracht werden?

zum Zustandekommen

Die Bedingungen

phonie zwischen einem

Empfindungskomplex

und einem mnemischen

originalen

dem Ganzen

sind, das geht aus

bisherigen Ausführungen ohne weiteres hervor,

gegeben,

wenn

Wiederkehr

ein

ekphoriert

hatten,

wird.

Originalempfindungen plex die

A

(engr),

Engrammkomplex durch

Komponenten,

der

Ä

die

partielle

erzeugt

Komplex von

ekphoriere den

Engrammkom-

B (eugr) C (engr), ,

B.

z.

so

es

ist

Bedingungen der Homophonie von

geben

immer dann

ehemals

ihn

die

unserer

der

Gesetzt (or)

Homo-

einer

A

(or)

daß dann

klar,

mit

A

(mn) ge-

Ich werde eine solche Homophonie durch die

sind.

(A A .

(oy) \

\

\\ ausdrücken und werde unten

(S.

267)

(mn)/

über diese Schreibweise noch einige Worte sagen.

Oder

um

einen zweiten Fall zu setzen.

Empfindungskomplex C^ (mn)

sei

auf

der

Ein mnemischer

Grundlage 17*

der

Die lunemischen Empfindungen.

260

sukzessiven Assoziation zur Ekphorie gelangt und ekphoriere

nun

einen

seinerseits

sehr

aber

ähnlichen,

anderen

einer

Engrammschicht angehörigen ranemischen Enipfindnngskomplex

C2 (mn),

Homophonie

so

H

[

offenbar,

ist

J:

{]

,

daß

gegeben

Bedingungen der

die

Es

sind.

bleibt aber

zu

yCsfmn)/

untersuchen, ob nun auch die charakteristischen Eigentümlichkeiten der in

Homophonie beim

Erscheinung

Eintritt dieser

die wir

Eigentümlichkeiten,

treten,

Bedingungen in

dem

Ausdruck zusammenzufassen suchten, daß keine Verschmelzung der beiden Empfindungen zu etwas Drittem Mittlerem, sondern teile

eine Art Opposition

ungleichartigen Bestand-

der

der beiden Komplexe stattfände, während

artigen Bestandteile bei der

Homophonie

die gleich-

nicht an Intensität,

Wir werden

sondern nur au Yividität zunähmen. der Tat bei Eintritt der oben

finden,

daß

in

tion

auch die für die Homophonie von Originalempfindungen

charakteristischen

außerdem

bei der

Erscheinungen

vom Wesen

treten,

bemerkbar wird,

dieses

daß

aber

die

unsere Auf-

Vorganges nur bestätigen.

Ich will nun zunächst an stellation bei der

zutage

mnemischen Homophonie noch eine Anzahl

weiterer Erscheinungen

fassung

skizzierten Konstella-

ein paar Beispielen die

Kon-

Homophonie von Originalempfindungen mit

mnemischen Empfindungen, sowie

mnemischen Empfindungen unter

bei der sich

Homophonie von

erläutern,

und dann

zur Prüfung des Tatbestandes nach den verschiedenen, oben

vorgezeichneten Gesichtspunkten übergehen.

Zur

Illustration der

Homophonie

einer Originalempfindung

mit einer mnemischen Empfindung schildere ich einen Fall aus meiner Erfahrung, der sich nur dadurch auszeichnet, daß er verhältnismäßig unkompliziert

ist.

Homophonien von

Ori-

Allgemeines über mneiiiische Homophonie.

giual- mit

uns

muemischeu EDipfiuduugen werden von jedem von

beinah

erlebt;

261

jedem Augenblick unseres Wachzustandes

in

jeder kann sich deshalb diesen Fall in ein Analogon

aus seiner eigenen Erfahrung übersetzen.

Vor etwa 7 Jahren sah ich bei einem Besuch ein verschollen

gewesenes und

erst

fundenes Bild Kembrandts ausgestellt Dieses Bild,

die Harfe. für

in Berlin

kürzlich wieder aufge-

David

:

spielt

vor Saul

als

optischer

Emptiudungskomplex

mich ein durchaus neuer,

originaler,

machte einen starken

Eindruck

auf mich.

merksamkeit und

betrachtete

Da

kurz

Augen kamen, imd

es

ich das Bild

sah,

mir

ausgeprägten

nur einmal zwar auf-

Reproduktionen

vor

nicht

auch meines Wissens nicht weiter an

ich

das Bild gedacht oder darüber gelesen habe

annehmen, daß damit ein

können wir

so

,

einziger, gut eingeprägter optischer

Engrammkomplex desselben Im September 1907

großer Auf-

mit

dadurch einen gut

erhielt

Engrammkomplex.

merksam aber

Ich

bei mir

vorhanden gewesen

ist.

und besichtigten

bereisten wir Holland

im Haag die uns schon von früher her bekannte Gemäldegalerie des Mauritshuis.

Ganz unvermutet

trafen dabei meine

Augen auf

ein dort

früher nicht vorhanden gewesenes Bild Kembrandts, in ich auf

den ersten Blick das

Saul die Harfe spielend es wirklich dasselbe?

erschien mir weniger in

den

in

gewissen

»das Wiedererkennen wirklieh aus einem Vergleich

Fällen«

resultiert«.

Aber durch

die

der Berührungsassoziation

ist

Einmischung der Frage nach die ganze Diskussion zu einer

äußerst verwickelten geworden und häufig ganz auf

Abwege, die

geraten,

sofort

Abwege

vermieden werden, wenn man

den Begriff der Ekphorie von dem der Assoziation gebührend trennt,

mit einem Wort auf der Grundlage unserer beiden

mnemischen Hauptsätze richtigen

fußt.

Gedanken, daß

es

Auch

ist

Lehmann durch den

beim Wiedererkennen

sich

um

einen Vergleich handelt, nicht zu einer klaren oder überhaupt greifbaren Fassung des Homophoniebegriffs gelangt. So es,

kommt

daß eine Orientierung über das Richtige und das Unrich-

tige in

den Anschauungen bei ihm

als bei

seinem Gegner Höffding, und daß

fassung kritisch referiert wird, wie

von Mc.

C.

z.

fast

B.

noch schwieriger da,

wo

seine Auf-

von Claparede

Gamble und Calkins^ regelmäßig nur

ist

*

sowie

ein Teil

und

gewöhnlich nicht der beste Teil zum Ausdruck gelangt. Den letztgenannten

Untersuchern

verdanken wir

wertvollen experimentellen Nachweis,

übrigens

den

daß das Wesentliche

beim Vorgang des Wiedererkennens nicht die begleitenden Assoziationen sind,

denen Lehmann eine große Bedeutung

beimißt.

Die Frage, ob es richtiger

1

ist,

die Bekanntheitsempfindung

E. Claparede, L'association des idees.

Paris 1903. S. 336.

A. Mc. C. Gamble und M. W. Calkins, Die reproduzierte Vorstellung beim Wiedererkennen und beim Vergleichen. Zeitschr. f. Psychologie d. Sinnesorgane, Bd. 32, 1903. 2

Das Empfindungsdiflferential. als

Empfindung oder

diskutiert

worden

als

ist,

Homophone

319

Gefühl zu bezeichnen, die ebenfalls

hat für uns

kaum

beim Wiedererkennen nicht bloß

sich

Vergleicliang.

Interesse.

um

Daß

es

einen mit Lust-

betonung versehenen Komplex von Organempfiudungen handelt,

man

die

Stimmung der 'Beruhigung oder Entspannung

als

kann, was auch behauptet worden

bezeichnen

mir sicher zu

Wie

oft

kommt

uns,

scheint

ist,

wenn unser Auge

und ohne jede Spannung über eine fremde Um-

gleichgültig

gebung

sein.

etwas bekannt vor.

hingleitet, urplötzlich irgend

hätten Avir dann,

wenn jene Anschauung

Hier

richtig wäre,

das

Gefühl der Entspannung ohne jede vorherige SpaonuDg.

So

verhält es sich offenbar nicht.

erkennen

ein,

erst

Spannung

wenn wir versuchen, das

Empfundene im Engrammschatz genauer, gegeben folgt,

als es

als

bekannt

uns zunächst

zu lokalisieren, und lustbetonte Entspannung er-

ist,

wenn

beim Wieder-

tritt

dies

lustbetonter

nach einiger Anstrengung

Entspannung

ist

gelingt. Dies

Gefühl

aber mit jeder unter Anspannung

Aufmerksamkeit erfolgenden Ekphorie verbunden und

der

eben

für

den

Eintritt einer solchen

Ekphorie charakteristisch.

Die genauere Lokalisation des Wiedererkannten

ist

aber nichts

anderes als ein besonderer Fall einer solchen Ekphorie.

Für unsere Zwecke

ist

weder

eine genauere Analyse des

der Bekanntheitsempfindung noch auch eine Klassi-

Inhalts fikation

dieses Bewußtseinsvorgangs

nur

Manifestation

als

einer

notwendig,

differenzierenden

da er uns

Homophonie,

nur in seiner Eigenschaft als Empfindungsdifferential interessiert.

Auf

heißt

wenn

kommen

sein Auftreten unter anormalen die

Bedingungen

für

sein

Umständen, das

normales Zustande-

nicht voll oder gar nicht gegeben sind (Illusion

und

Erinnerungstäuschung), werden wir erst in der Pathologie der

Mneme näher

eingehen.

^'6 mnemisehen Empfiudimgen.

320

Bisher haben wir das bloße Wiedererkennen, den Fall,

daß eine Originalerapfindung bei ihrem Auftauchen mit Bekanntheitsempfindung verbunden

haben

ist,

ins

Auge

ein

findungsdiffereutial,

Wir Emp-

gefaßt.

Bekanntheitsempfindung bereits

dieser

in

ein

Produkt der Unterscheidung zweier

homophon zusammenwirkender Empfindungsgruppen erkannt, entweder einer originalen und einer mnemisehen oder aber zweier mnemischer.

Wir wenden uns differentiale, die

jetzt zu

dem zweiten

der Emptiudungs-

aus der differenzierenden Homophonie zweier

Empfindungsgruppen

Empfindungen

bzw.

denen die eine

originaler,

die andere

von

resultieren,

mnemischer Natur

oder aber die beide mnemischer Natur sind:

ist,

der mit Un-

gleichheitsempfindungen einhergehenden Bekanntheitsempfindung. Wie ich schon oben hervorgehoben habe,

ist

diese Ausdrucksform eines Empfindungsdifferentials

ihrem Inhalt nach die einfachste und sozusagen direkteste

von

allen,

wird.

eben weil der Unterschied

Diese

Unterschiedsempfindung

des Antagonismus

der

als solcher ist

die

empfunden

Manifestation

ungleichen Komponenten,

bezug

in

auf die in diesem Falle eine ausgesprochene Inkongruenz der Homophonie, also strenggenommen gar keine Homophonie

sondern Wettstreit herrscht.

In der

»Mneme« habe

eigentümliche Manifestation, die dieses Gegenspiel gruenter, teils inkongruenter

Komponenten

liefert,

ich die

teils

kon-

an folgenden

Beispielen erläutert: »Erblicken wir eine uns bekannte Landschaft wieder,

so

reagieren wir auf kleine Veränderungen,

die

Abwesenheit eines mittlerweile abgeholzten Wäldchens,

die

Anwesenheit eines neuen Bauwerks, mit großer Bestimmt-

heit.

Ein guter Kapellmeister,

Orchesterwerk

dirigiert,

der

auswendig

ein

großes

nimmt das Ausbleiben der einen

Homophone

Das Empfindungsdifferential.

321

Vergleicliung.

Stimme, den zu frühen Einsatz einer anderen, jede

leichte

Variante des Sängers, kurz jede Inkongruenz des mnemischen

dem

Prozesses mit

gleichzeitig ablaufenden originalen,

mit

erstaunlicher Schärfe wahr.«

Ebendort

(II.

habe ich dann an die weitere

Aufl. S. 202)

Besprechung dieser Erscheinung die Bemerkung geknüpft: >

Unser ganzes Unterscheidungsvermögen beruht lediglich auf

diesem Vorgang.«

Von diesem

spruch möchte ich ausgehen,

Form des

dieser

bei größerer

sprechender

zweifellos nicht richtigen Aus-

um

so

noch

tiefer in

Wesen

das

das

Empfindungsdififerentials einzudringen,

Inkongruenz originaler

einzelner

mnemischer und

Komponenten

bei

ent-

Homophonie

der

auftritt.

Unser »Unterscheidungsvermögen«

ist

nämlich durchaus

nicht lediglich auf das Eintreten einer Konstellation der

mophonie angewiesen, es

um

in

äußert sich als solches

Wirksamkeit zu

auch schon

in

treten,

Ho-

sondern

der Tatsache des

Nebeneinanders der Empfindungen. Jede Mehrheitsempfindung bedingt ja schon ich höre eine als: ich

die

eine Unterscheidung.

Wenn

ich

Terz oder eine Quart, so heißt das nichts anderes

»unterscheide« 3 oder 4 Töne.

Mitwirkung der Homophonie

Im Nebeneinander ohne

bietet

mir allerdings

sich

nur die Möglichkeit der Ungleichheitsempfindung, völligen Gleichheitsempfindung. zeitige

angebe,

Zwar kann

nicht der

ich die gleich-

Anwesenheit des gleichen Rot an verschiedenen Stellen

des Sehfeldes

konstatieren,

dungen unterscheiden

sich

aber diese gleichen Kotempfin-

doch durch ihre Lokalisation

verschiedenen Empfindungsfeldern, und dasselbe simultane Hautempfindungen usw.

Empfindungen kann

sich nie

gilt für

in

gleiche

Eine völlige Gleichheit

von

im Nebeneinander ergeben, son-

dern nur dergestalt, daß eine Originalempfindung mit einer Semon, Mneme.

II.

21

I^iö

322

mnemischen Empfindungen.

ehemaligen originalen jetzt aber mnemischen (bzw. akoluth

+ mnemischen) bracht wird,

gleich

Empfindung

nur dergestalt,

in

homophone Opposition ge-

daß ein

homophoner Ver-

stattfindet.

Hieraus ergibt sich bereits, daß die Gleichheits- Ungleichheitsreaktion bei der

Homophonie

einer synchron originalen

mit einer mnemischen (bzw. akoluth

dung

+ mnemischen)

vollkommenste Art der Vergleichung

die

EmpfinFreilich

ist.

können wir auch zwei synchron-originale Empfindungskomim Nebeneinander

plexe

vergleichen.

So

kann

ich

ohne

weiteres sagen: Diese beiden Bücher, die nebeneinander in

der Mitte meines Sehfeldes liegen, sind ungefähr gleich groß,

oder das eine

bald

ist

wenn man

aber,

zweifellos größer als das andere. sich selbst beobachtet, finden,

man ganz genau

rückt dann, wenn

Man wird

daß man,

vergleichen will, anders verfährt.

um

es sich

nachdem man

hat, rasch so

Felder des

Man

optische Vergleiche handelt,

die Objekte möglichst dicht aneinander, fixiert das eine

springt,

so-

sich einen guten

und

Eindruck verschafft

auf das andere hinüber, daß die entsprechenden

akoluth-mnemischen Bildes auf die entsprechen-

den des originalen fallen. Einer der Hauptgründe, züglich darin,

ist

warum

dies Verfahren so vor-

und mit solcher Vorliebe augewendet wird,

liegt

wohl

daß in diesem Fall mit genau denselben Instrumenten

gemessen wird, das

heißt,

daß synchrone Empfindungen mit

akoluth-mnemischen verglichen werden, die genau denselben Netzhautstellen ihre Auslösung verdanken.

aber noch einen anderen Vorzug vor

Außerdem

dem Verfahren

hat es

der Ver-

gleichung synchroner Originalempfindungen im Nebeneinander eines Gesichtsfeldes.

manifestiert

sich

Bei der differenzierenden Homophonie

jede Erregungskomponente

des

Original-

Das Empfindangsdiffereutial.

Homophone Vergleichung.

323

komplexes a zusammen mit der entsprechenden des mit ihm verglicheneu mnemischen (bzw. akoluth

Homophonie Kongruenz

plexes a, falls die eine

mnemischeu) Kom-

-f-

durch je

ergibt,

einzige beständige Empfindungskomponente, eben das

Produkt einer Homophonie. nenten der Komplexe

ist

Bei den inkongruenten

Kompo-

das nicht der Fall, zwischen ihnen

herrscht im Gegenteil Wettstreit, und aus diesem

Grunde hebt

sich das Gleichartige bei dieser Art der Vergleichung von

dem

Ungleichartigen in ganz anderer, viel ausgeprägterer Art ab, als

beim Vergleich im Nebeneinander, wo auch das verhält-

nismäßig Gleichartige

in

den beiden verglichenen Komplexen

durch je eigene selbständige, feldern befindliche

in

Komponenten

verschiedenen Empfindungsvertreten

ist.

Von der Über-

legenheit der ersteren Methode über die letztere

können wir

uns durch folgende Analogie eine noch deutlichere Vorstellung

Wir wollen zwei einander

macheu. gleiche

ähnliche, aber nicht ganz

Kurven möglichst genau miteinander

können dabei

so verfahren,

wie möglich, ohne daß

vergleichen.

Wir

daß wir beide Kurven, so nahe

sie sich

schneiden, und in ihren ent-

sprechenden Abschnitten so parallel wie möglich, nebenein-

ander zeichnen.

Eine

viel

vollkommenere Vorstellung von

ihrer Gleichheit bzw. Ungleichheit

wenn wir

die

eine

werden wir aber

Kurve auf Pauspapier zeichnen und

entsprechender Weise auf die andere legen. wirklich gleichen Abschnitte

sammen

;

erhalten,

tiberall

Dann

fallen die

zu je einer Linie zu-

davon hebt sich das Ungleiche

tiberall

ohne weiteres

durch die Verschiedenheit der doppelten Linie ab.

haben also eine Methode angewendet, die ein

der

differenzierenden

in

Homophonie

in dieser

Wir

Beziehung

analoges

Resultat

liefert.

Die Überlegenheit der letzteren Art der Vergleichung über 21*

324

I^ic

mnemischen Empfindungen.

den Vergleich zweier Originalempfindungen im Nebeneinander ihrer synchronen

Phase

ist

aus

dem Gesagten ohne

Sie beruht vor allem auf der

verständlicli.

weiteres

homophonen Ver-

einheitlichung des Gleichwertigen im Gegensatz

zum Ungleich-

wertigen.

Aber darüber hinaus riorität

ganz allgemein eine Infe-

läßt sich

der Vergleichung bei simultaner Reizung gegenüber

Die

der Vergleichung bei sukzessiver Reizung nachweisen.

Autoren

meisten

übrigens

sprechen

im ersteren

von

Fall

Simultanvergleich, im zweiten von Sukzessivvergleich.

Diese

Bezeichnungen, auf die ich zunächst eingehen möchte, können zu Mißverständnissen Anlaß geben.

zung im zessive,

Allerdings

ersteren Falle eine simultane,

und

ist

Rei-

die

im zweiten eine suk-

allerdings verlaufen im ersten Falle die beiden

verglichenen Originalempfindungen simultan, im zweiten aber verlaufen sie simultan.

Im

empfindungen,

sukzessiv.

Der Vergleich aber

erfolgt

stets

ersten Falle erfolgt er zwischen zwei Originaldie

sich

beide

in

ihrer

synchronen Phase

im zweiten dagegen zwischen einer synchron-ori-

befinden;

ginalen Empfindung und einer mnemischen (bzw. akoluth

+

mnemischen) Empfindung, also einer Empfindung, deren synchrone Phase bereits vorüber sei

ist.

Der Vollständigkeit wegen

auch auf die seltneren Fälle hingewiesen,

denen

in

solcher Vergleich zwischen Empfindungen erfolgt,

beiden tan

ist

die synchrone

Phase bereits vorüber

also ein Vergleich im

der sukzessiven Reizung

ist

ist.

ein

denen

bei

Simul-

Grunde immer.

Bei

aber wenigstens für die eine der

verglichenen Empfindungen die synchrone Phase, die Phase, in der die

Erregung und damit auch die Empfindung

mittelbarster Abhängigkeit von steht, bereits vorüber.

dem synchronen

in un-

Originalreiz

Das Empfiadaugsdifterential.

Um

Homophone

nicht mit allzu schwerfiilligeu

zu müssen,

will

icli

synchron

ist,

als

Ausdrücken arbeiten

synchrone Phase einer Empfindung

die

bzw. Erregung, diejenige Phase in der reiz

sie

mit ihrem Original-

Symphase

ihre

bezeichnen.

Aufhören des Reizes gelaugt die Empfindung dann akoluthe Phase,

325

Vergleichung.

Nach iu ihre

und während oder nach dem Abklingen

kann aus dem zurückgebliebenen Engramm eine mne-

dieser

mische Phase derselben Empfindung neu hervorgerufen oder,

wie wir es nennen, ekphoriert werden. Akoluthe und nmemische

Phase künueu gemeinschaftlich der synchronen Phase insofern gegenübergestellt und ihrerseits trotz ihrer sonstigen Verschie-

denheit zusammengestellt werden, als sie beide zeitlich auf

den Originalreiz folgen, Nachphaseu als solche

zusammen

Vergleichungeu fizieren 1.

als

sind.

Metaphase.

von Empfinduagen

Ich bezeichne sie

Wir können nun

die

folgendermaßen klassi-

:

Vergleichung zweier Empfindungen,

der Symphase befinden, kurz:

die sich beide in

Vergleichung zweier Sym-

phasen. 2.

Vergleichung der Symphase einer Empfindung mit der

Metaphase einer anderen, kurz: Vergleichung von

Sym-

Die Metaphase kann dabei eine

phase mit Metaphase.

akoluthe oder eine mnemische Phase, unter Umständen auch eine Mischung beider sein. 3.

Vergleichung zweier Empfindungen,

der Metaphase befinden, kurz:

phaaen.

Auf

die sich beide in

Vergleichung zweier Meta-

diese Vergleichung

werden wir im folgenden

nicht näher eingehen, weil sie uns für unsere

wesentlich neuen Gesichtspunkte

höhere Geistesleben aber

ist

liefern

Zwecke keine

würde.

Für das

auch diese Art der Vergleichung

von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

326

mnemischen Empfindungen.

I^ic

Wolfe

fand bei seineu Versuchen über die Beurteilung

1

von 2 Sekunden an

intervall

unter

bis zu

einem Intervall von

Abnahme

chung einhergeht.

Ich möchte dies

Engramme

nach von

möchte

viel

in der

sächlich die erblicken.

in

ist

Vergessen«

nicht als

Funktiousfähigkeit

Verbindung bringen, die meiner Ansicht

größeren Zeiteinflüssen abhängig

sondern

ist,

von Wolfe beobachteten Erscheinung haupt-

Wirkung des Ausklingens der akoluthen Phase

um

Dies

so

vyisse Periodizität (An-

worden

der Genauigkeit der Verglei-

dem Nachlassen der

bezeichnen und mit

Wolfe

(vgl.

empfindungen

mehr

als

von Wolfe selbst eine ge-

und Abschwellen)

beobachtet

dabei

S. 20, 23, 24), die

einigermaßen an

Schwankungen beim Abklingen von

die periodischen

diese

einer,

Umständen auch mehreren Minuten mit der Verlängerung

der Intervalle eine

der

daß von einem Zeit-

einfacher Töne,

aufeinanderfolgender

(vgl.

oben

Schwankungen zu

S. 119) erinnert.

Wolfe

Gesichts-

erörtert,

um

erklären, die Frage, ob sie vielleicht

auf das Hineinspielen akustischer »Nachbilder« zurückzuführen seien.

Lehmann 2, der

Sinnesgebieten

ähnliche Versuche auf verschiedenen

ausgeführt hat,

ist

zu

einer noch klareren

Auffassung der Sachlage gelangt als Wolfe,

und führt

die

verhältnismäßige Deutlichkeit der Empfindung in der Meta-

phase dann, wenn die Vergleichung nicht später als ungefähr innerhalb der ersten Minute nach Aufhören des ersten Originalreizes stattfindet, offenbar auf ein

Zusammenwirken von

>zentralem« Nachbild und Erinnerungsbild zurück.

Weise erklärt

1

er mit

2

3.

Wundts

Bd.. 1886.

A. Lehmann, Über Wiedererkennen.

Bd., 1889.

diese

Kecht das rapide Verblassen der Emp-

H. K. Wolfe, Untersuchungen über das Tongedächtnis.

Philosoph. Studien,

5.

Auf

Vgl. bes. S. 127, 128.

Wundts

Philosoph. Studien.

Das

Homophone Vergleichung.

Empfindungsdiflferential.

327

iinduDg in der Metaphase innerhalb der ersten Minute nach

Auch

Aufhören des ersten Originalreizes.

die Oszillationen,

Wolfe in der Deutlichkeit der Empfindung der Metaphase,

die

besonders während der ersten 30 Sekunden beobachtet hat,

sprechen meiner Ansicht nach durchaus für diese Auffassung.

Die Abnahme der Funktionstüchtigkeit der Engramme durch die zeitlichen Einflüsse folgt

dagegen ganz anderen Gesetzen.

Die Anwesenheit einer akoluthen Empfindung in der ersten

Minute

Aufhören von

nach

Empfindung

chroner ständlich

ist

ist vielleicht

sprechenden

verständlich;

gewöhnlichen Umständen

zum Zweck

syn-

weniger ver-

die gleichzeitige Anwesenheit der ent-

mnemischen Empfindung ist

eine

der Vergleichung

Unter

in dieser Zeit.

solche

Wohl aber bewirkt

nicht vorhanden. die

leicht

und

Originalreiz

auch in der Tat

die zweite

vorgenommen

Eeizung,

wird,

eine

Ekphorie des durch die abgelaufene synchrone Phase der

Erregung erzeugten Engramms, und unter diesen Verhältnissen

besteht

die

Empfindung der Metaphase aus

Kombination von akoluther

Nachdem wir uns

einer

und mnemischer Empfindung.

hierüber klar geworden sind, brauche ich

wohl keine Mißverständnisse zu befürchten, wenn ich für gewöhnlich

die

Empfindung

in

mnemische bezeichne und

als

der

Metaphase schlechthin

den

schwerfälligen Zusatz:

»bzw. akoluthe« oder »bzw. akoluthe Eventualität

+ mnemische«

einer Beobachtung in der

für die

ersten Minute

nach

Aufhören des Originalreizes weglasse. Die Tatsache, daß die Vergleichung von Symphase mit

Metaphase der Vergleichung zweier Symphasen tiberlegen ist,

ist

seit

lange

bekannt.

E. H.

Weber

^

sagt

darüber:

E. H. Weber, Tastsinn und Gemeingefühl. Wagners Handwörterbuch der Physiologie III 2, S. 544. Braunschweig 1846. 1

^i^'

328 »Zwei

gleichzeitige

mnemiachen Empfinduugeu.

Tastempfindungeu lassen sich nicht so

gut untereinander vergleichen, als zwei aufeinanderfolgende.

Gewichte sie

daß

von Versuchen hat bewiesen,

Reihe

Eine

am

vergleichen kann,

allergenauesten

sukzessive auf dieselben Teile von derselben

Etwas Aveniger

vorteilhaft ist

Hand

zuerst auf die eine

man

Avenn

es,

Gewicht

das

hinwegnimmt und

es wieder

legt,

man zwei wenn mau Hand legt.

hierauf das andere zu vergleichende Gewicht auf die andere

Am

Hand

legt.

beide

Gewichte gleichzeitig auf beide Hände

wenigsten

Emptindung

vorteilhaft

ist

wenn man

es,

Denn

legt.

indem

sich

beide

Empfindungen vermischen, auf ähnliche Weise wie

zwei

eine

die

gleichzeitige Töne, deren

so gut aufgefaßt zeitigen,

denen

von

Abstand

werden kann

noch der

als

als

eine

in

das

rechte,

kaum

linke Nasenloch geleitet wird,

sondern sich gewöhnlich mischen wir oben

der von zwei ungleich-

heran,

Beispiel

(S.

42) sahen,

auch nicht

in der Tonleiter

von denen der eine auf den anderen

dann

zieht

andere,

die

stört

,

Weber

folgi;. «

daß

zwei

der

andere

Gerüche, das

in

zu unterscheiden sind,

eine Tatsache

,

die

,

wie

von Zwaardemaker unter verbesserter

Versuchsauordnung bestätigt und durch die interessante Beobachtung ergänzt worden

ist,

Originalgerüche nicht selten bis

daß sieh solche synchronen

zum Ausbleiben jeder Emp-

findungsmanifestation neutralisieren.

gleichung anlangt,

so

kam

Fechner'

Was

die Gewichtsver-

bei

seinen Gewichts-

versuchen zu ganz ähnlichen Ergebnissen wie Weber. leicht

am

Viel-

markantesten aber zeigt sich die Überlegenheit der

Vergleichung von Symphase

mit Metaphase

über die Ver-

gleichung zweier Symphasen in bezug auf die Lokalisation 1

1907,

G. Th. Fechner, 1. Teil,

S. 88, 94.

Elemente der Psychologie.

3.

Aufl..

Leipzij;

Homophone Vergleichung.

Das Empfiudimgsdifferential. der Hautempfinduugeu.

Während wir

329

bei sukzessiver Reizung

zweier benachbarter Hautstellen noch wahrnehmen, daß bei der zweiten Reizung eine andere Hautstelle berührt wurde als bei der ersten,

wenn

die Entfernung der Reizstellen der

muß

Distanz zweier Druckpunkte entspricht,

bei simultaner

Reizung, damit empfunden werde, daß zwei und nicht bloß eine Stelle berührt wird, die Distanz sehr viel (bis hundert-

mal

genommen werden und

größer

i

Körperstellen bis 50

mm

kann

an

und darüber betragen

gewissen

Wie eben-

i.

schon E. H. Weber gewußt hat, und wie dann später

falls

von Anderen,

worden

besonders

Stumpft genauer

von

festgestellt

unterscheiden wir kleine Verschiedenheiten in

ist,

um

der Tonhöhe

wenn

sehr viel besser,

die

Töne nachein-

ander, nicht aber gleichzeitig angeschlagen werden. geschieht auch dann,

wenn

es

sich

um

gleichstarke

Dies

Töne

ohne Schwebungeu handelt.

Daß

bei optischen Vergleichen

die

wurde schon oben auseinandergesetzt.

Dinge ebenso

liegen,

Nur wenn man Far-

ben oder Helligkeiten durch unmittelbares Aneiuanderlegen

im Kontrast vergleichen kann, Dies

ist

Grund

aber

sich

ganz

ein

leicht

nicht

bracht werden können, so die

eine,



Vgl.

183-1: ,1829;,

bald E.

die

läßt.

Ausnahmefall, Ist

die

ist

in

z.

B. weil

unmittelbare Berührung ge-

es ebenfalls vorteilhafter, bald

andere Farbe zu

H. Weber,

dessen

Herstellung

Kontrastwirkung unmöglich,

Farbflecke

die beiden

besonderer

durchschauen

einer unmittelbaren

verhält es sich hier anders.

fixieren,

als

sie beide

Auuotationes auatomicae et physioiogicae Das Sinnesgebiet der Haut. Vorlesungen

ferner M. v. Frey,

über Phj^siologie, 1904. 2

C. Stumpf,

Tonpsychologie.

über die

Vgl.

den Abschnitt über die Be-

Töne im 1. Bd. 1883 und besonders Beurteilung gleichzeitiger Töne im 2. Bd. 1890.

urteilung aufeinanderfolgender

330

mnemischen Empfindnngen.

I^iö

gleichzeitig aber durch eine dritte getrennt

im Nebeneinander

des Gesichtsfeldes zu vergleichen.

Aus

dieser

Zusammenstellung dürfte

Überlegenheit

die

Symphase mit Metaphase über

von

der Vergleichung

Wenn

Vergleichung zweier Symphasen deutlich hervorgehen. wir

uns

es

dieser

nun auch nicht zutrauen wollen,

schauen,

so

wird

die

Erscheinung vollständig

eigentümlichen

doch

uns

eine

die

Gründe

zu

durch-

Hervorhebung gewisser

Eigentümlichkeiten und Bedingtheiten der beiden verschie-

denen Phasen einen

Weg zum

Verständnis eröffnen.

Es würde uns befremdlich erscheinen, die

Intensitäten

(im

richtiger bei der Vergleichung

abschätzen,

als

bei

daß

wir

selbst

engeren Sinne) zweier Empfindungen

der

von Symphase mit Metaphase

Vergleichung

zweier

Symphasen,

wenn wir auf dem gevföhnlich eingenommenen Standpunkt stünden, daß die synchrone Origiualempfindung die mnemische

Empfindung an

haben aber schon oben der Fall

ist.

außerordentlich

Intensität (S.

überträfe.

Wir

239) gesehen, daß dies keineswegs

Ein mnemisches Fortissimo

ist,

so schattenhaft

wir vielleicht auch nur die damalige Klangwirkung zu ekphorieren vermögen, ein Fortissimo

und hat mit einem originalen

Wie wir schon

Pianissimo nicht die geringste Ähnlichkeit.

oben ausführlich dargelegt haben,

ist

nicht

die

Intensität,

sondern die Vividität in der mnemischen Metaphase eine ganz ungleich geringere als in der Symphase.

unsere jetzigen

gewiß bei

gemacht.

der

Betrachtungen noch

Wie wäre

Vergleichung

Dies wird durch

weiter

bestätigt

und

es möglich, Intensitäten

von synchronen

Original-

empfindungen mit mnemischen Empfindungen auf das schärfste abzuschätzen, wenn nicht die Intensität der

Empfindungen

in der

Metaphase, ich will

Das Empfindungsdifferential.

Homophone

sagen konstant wäre, stantes Element enthielte?

nicht

Daß dagegen

aber

die Vividität einer

doch

Empfindung

lich in der

Metaphase ganz außerordentlich

als in der

Symphase, haben wir oben

i,S.

331

Vergleicliung.

ein

kon-

gewöhn-

für

viel geringer ist

220

— 234)

bereits

ausfuhrlieh erörtert.

Wenn

wir zwei Empfinduugskomplexe in der Symphase

vergleichen,

so verhalten sie sich also ceteris paribus aller-

dings in bezug auf ihre Vividität ungefähr gleich; dabei sind sie

aber in jeder Beziehung durch die sie auslösenden Reize

bestimmt und müssen beide als etwas Starres, nicht Ak-

fest

komodierbares hingenommen werden. Höchstens dadurch, daß

man

die

Aufmerksamkeit je auf gewisse Teile der Komplexe

und andere Teile vernachlässigt,

einstellt

freilich sehr

ist

eine gewisse,

geringe Akkomodation möglich.

Bei der Vergleichung der Symphase mit der Metaphase liegen kehrt. die

die Dinge in

diesen Beziehungen nun gerade umge-

Die Empfindung in der Metaphase, ganz besonders

mnemische Empfindung

jenseits der akoluthen

ganz ungleich weniger vivide empfiudung und hält

in

»Vergleich«

ihren

aus.

In

als

dieser

die

Phase

ist

synchrone Original-

Beziehung mit ihr

keinen

übrigen Werten dürfen wir

sie

aber als eine treue Wiederholung der synchronen Original-

empfindung bezeichnen, was

allein

schon durch die Grund-

tatsache, mit der wir uns eben beschäftigen, die vorzüglichen

Resultate

der Vergleichung von

Symphase mit Metaphase,

bewiesen wird.

Ob der große Unterschied

in der Vividität

zwischen syn-

chroner Originalempfindung und mnemischer Empfindung bei

der Vergleichung ein Nachteil

Schluß untersuchen.

ist

oder nicht, wollen wir

Zunächst wollen wir aber einige

am

oflfeu-

332

mnemischen Empfindungen.

I*iG

bare Vorteile der homophonen Vergleichimg von Symphase mit Metaphase im Gegensatze

homophonen Ver-

zur nicht

gleichung zweier Symphaseu aufzählen.

Wenn

ich zwei

Emptindungskomplexe auf ihre Überein-

stimmungen und Verschiedenheiten prüfen sie

will, so

suche ich

im übrigen unter möglichst gleiche Bedingungen zu bringen.

Räumliche Gebilde

z.

Wenn

Verlauf haben.

daß ihre Achsen parallelen

B. stelle ich so, es möglich

reduziere ich auch ihre

ist,

Größenverhältnisse auf ein gleiches Maß.

So wird ein Zoo-

der Bilder eines Krokodil- und eines Eidechsenschädels

log,

zum Vergleich nebeneinander Größenmaß,

also

dieselben gern in gleichem

setzt,

den ersteren stark verkleinert, den zweiten

stark vergrößert, wiedergeben.

Zwei Vergleichsobjekte tung bringt

man

ferner

für gleichzeitige optische Betrach-

möglichst

in

gleiche

Beleuchtung.

Zu vergleichende Tonempfindungen sucht man in Wenn man gleicher Stärke zu erzeugen usw.

möglichst

synchrone

Originalempfindungen vergleichen will, sind dies unumgäng-

Es

notwendige Vorbedingungen.

lich

die etwas

lich,

ist z.

verschiedenen Wappenadler

etwa der Einmarkstücke von 1875 und 1899 feld

zu. vergleichen,

daß

ihre

bildend

B. ganz

Mittellinien

Ebenso

ist

wenn man einen

in

zweier Münzen,

einem Gesichts-

so nebeneinander legt,

sie

stumpfen Winkel

es äußerst schwierig,

geschlagene, in der Tonhöhe nur

unmög-

miteinander

gleichzeitig

an-

um wenige Schwingungen

voneinander abweichende Töne zu unterscheiden, oder gar,

wenn

die

Unterscheidung

höhere, welches der tiefere

gelingt, sei,

zu

wenn der

sagen, welches

der

eine ganz laut, der

andere ganz leise angeschlagen wird. Über die Bedingiiugeu für das Vergleichen und Wiedererkennen von Gestalten vgl. auch Mach, Analyse d. Eiupf. 4. Aufl., 1903, S.87— 89. 1

Homophone

Dae Empfiuduugsdiffereutial.

Ungleich besser

gelingt dies bei

333

Vergleichuug-.

der Vergleichuug der

Syrapbase mit der Metaphase, weil es keine Schwierigkeit

macht, die mnemische optische Empfindung der Metaphase

im Gesichtsfeld beliebig zu verschieben und zu drehen, oder

mnemische akustische Empfindung der Metaphase unter

die

Belassung in ihrer Tonhöhe, in ihrer »Intensität« entsprechend so zu verstärken,

daß ein Vergleich mit einer

viel

mehr oder

weniger intensiven Originalempfindung möglich wird.

viel

Aus dem Umstände, daß

bei der

homophonen Vergleichuug

von Symphasc mit Metaphase das eine Vergleichsobjekt, die

hohem Grade beweglich und

mnemische Empfindung,

in

zusagen verstellbar

ergibt

ist,

sich

eine

legenheit dieser Vergleichungsart über diejenige zweier

phasen, bei der es

sich

so-

Über-

sehr große

Sym-

in Gestalt der beiden durch

die

sozusagen in Fixation gehalteneu synchronen

Originalreize

Empfindungen

um

zwei nicht gegeneinander verschiebbare,

unverstellbare Vergleichsobjekte handelt.

Dazu kommt der

bereits oben (S. 323) dargelegte

Vorzug

der homophonen Vergleichuug über die nicht homophone, der darin besteht, daß bei ersterer die kongruenten infolge der

Deckung

einheitlich

Komponenten

empfunden werden, wodurch

das Inkongruente umso deutlicher hervortritt. Damit sind wohl übrigens die Gründe für

-die

augenscheinliche Überlegenheit

der mit Homophonie verbundenen Vergleichuug von

Symphase

mit Metaphase über die im Nebeneinander erfolgende ^ Ver-

gleichuug zweier Symphaseu noch nicht erschöpft. Die differenziereude Homophonie zweier synchroner Empfindungen beim binokularen Sehakt ;Tiefenwahruehmung) und beim diotischen Hören Empfindung der Schallrichtung) sind Fälle ganz besonderer 1

Art, die

man

man

nicht schlechthin als Vergleicliung auffassen wird.

Will

doch tun, wogegen sich nichts einwenden ließe, so sind dies eben homophone Vergleichungen zweier Symphasen, und es zeigt es

334

mnemischen Empfindungen.

I^Je

Nachdem wir uunmebr

in

dem

vorliegenden Kapitel die

Grundphänomene der differenzierenden Homophonie, soweit sie

uns Selbstbeobachtung und experimentelle Untersuchung

des Menschen lehren, entwickelt haben, möchte ich noch kurz

daraufhinweisen, daß der Wirkungskreis der differenzierenden

Homophonie

ein sehr viel weiterer

ist.

Ebenso nämlich, wie

wir in der nicht differenzierenden Homophonie die eigent-

Wurzel der Abstraktion zu erblicken haben, deren Vor-

liche

handensein, wie oben

(S.

308) gezeigt, nicht erst beim

Men-

schen, sondern viel tiefer unten in der Stufenleiter der Or-

ganismen nachgewiesen werden kann, ebenso verhält es

sich

dem Empfindungsausdruck der differenzierenden Homodem Wiedererkennen und homophonen Unterschieds-

mit

phonie,

empfinden. In der gezeigt,

Mneme

(2.

Aufl.,

S.

205—209) habe

ich

bereits

daß ein Wiedererkennen sowie ein Unterschiedsemp-

finden bei

Homophonie

eines

synchron- originalen und eines

mnemischen Empfindungskomplexes

sich

bei vielen

höheren

Tieren nicht etwa bloß auf Analogieschlüsse hin annehmen,

sondern experimentell aus gewissen Reaktionen nachweisen

um

ein

besonderes Vorrecht des menschlichen Geistes, sondern

um

läßt,

einen

woraus hervorgeht, daß es

weitverbreiteten,

in

sich hierbei

gewissem Sinne

nicht

fundamentalen

sich dabei auch, wie sich

beim binolcularen Sehakt nachweisen laßt, die uns hier beschäftigende Überlegenheit der homophonen Vergleichung über die nicht homophone. Denn wie bereits früher erwähnt, wird beim uniokularen Sehakt eine Unterscheidung von 10 Winkelsekun-

den nur unter ganz besonders günstigen Umständen erreicht. Bei der Homophonie des binokularen Sehakts werden dagegen Tiefenunterschiede von 10 Sekunden unter fast allen Bedingungen erkannt und unter den günstigsten Bedingungen geht die Unterscheidungsmöglichkeit auf Grund dieses Empfindungsdifferentials bis auf 5 Sekunden herunter.

Das

Homophone Vergleichnng.

Empfindungsdiffei-ential.

335

Die dort angeführten Beispiele möchte ich

Vorgang handelt.

hier nicht wiederholen, sondern bitte

gegebenen Ort nachzulesen.

den Leser,

am

sie

an-

den höheren Tieren sind

Bei

die dort verzeichneten motorischen Reaktionen unzweifelhaft

von den entsprechenden, uns von uns selbst bekannten Empfindungen begleitet, in diesen Fällen

tinden

und

es

wird niemand Bedenken haben,

von Wiedererkennen und Unterschiedsemp-

ähnlich dem, wie wir es bei uns selbst introspektiv

beobachten können, zu sprechen.

An

der betreffenden Stelle im siebenten Kapitel der

war mein Bestreben

in

Linie

erster

Mneme

darauf gerichtet, das

Vorhandensein und die Wirksamkeit einer differenzierenden

Homophonie aus objektiv wahrnehmbaren Reaktionen nachzuweisen, ja auch Fälle beizubringen, in denen eine Manifestation (a. a.

ein

durch

oberbewußte Empfindungen Es

0. S. 212;.

liegt in letzteren Fällen

Erregungsdifferential

vor,

offenbar fehlt

dann jedenfalls

das sich nicht durch ein

oberbewußtes Empfindungsdifferential manifestiert,

sondern

durch Reaktionen anderer Art, objektive Reaktionen, die aber ihrerseits

beweisend sind für eine Inkongruenz bei der Ho-

Ob

mophonie. differentiale

in solchen Fällen

vorhanden

unterbewußte Empfindungs-

sind, ist eine

Frage für

sich,

auf die

wir hier nicht weiter einzugehen brauchen, auf die ich aber vielleicht

einmal bei anderer Gelegenheit zurückkommen werde.

Wie dem auch

sei,

Erregungsdifferentiale als Resultat der

Inkongruenz bei der Homophonie von Erregungen nicht nur im Instinktleben der Tiere,

wo

sie

sich

spielen

uns vor-

wiegend durch Bewegungsreaktionen manifestieren, sondern auch da,

wo

sie

durch plastische Reaktionen zum Ausdruck

gelangen, bei der Regulation, Regeneration und verwandten Prozessen eine Rolle von grundlegender Bedeutung.

336

muemischen Empfinduiigen.

l^ie

Am

Schluß dieses Kapitels

und

die differenzierende

Avill

noch kurz auf eine

ich

die nicht differenzierende

gemeinsam betreffende Frage eingehen

:

Homophonie

auf die engraphische

Wirkung homophoner Erregungen und der Erregungsdifferentiale.

Wir haben oben

(S.

282) die eigenartige Fähigkeit der

»von jedem

hervorgehoben,

reizbaren Substanz

simultanen

P>regungskomplex, sowohl soweit er aus originalen

als

auch

soweit er aus muemischen Erregungen besteht, eine entspre-

chende

Veränderung,

Dem

zurückzubehalten«.

gegebenen

Stelle

einen

die

simultanen

Eugramnikomplex

habe ich dann gleich au der an-

Anmerkung

hinzugefügt:

»Natürlich

wirken dabei die einzelnen Erregungen nicht dergestalt enwie

graphisch,

sich

sie

bei isolierter Auslösung

würden, sondern dergestalt, wie

aus

sie

darstellen

dem gemeinsamen

Zusammenfluß im Simultankomplex hervorgehen, modifiziert, wie

kung durch

die gegenseitige

es

Kontrast,

also

so

Beeinflussung: Verstär-

Abschwächung

bis zur Neutralisation,

Vermischung, Homophonie, Differentialbildung bedingt.«

Wenn

ich

mich

also

in

einem

bestimmten Augenblick

eines früher bei zehn verschiedenen Gelegenheiten gesehenen

Bildes erinnere, und

demgemäß

die

Ekphorie der zehn En-

gramme, welche zehn verschiedeneu Schichten meines Engrammschatzes angehören, eine Homophonie von zehn entsprechenden muemischen Erregungen

dingungen gegeben

sind, so lassen jene

ergibt,

wenn

diese Be-

zehn homophonen, als

solche nicht verschmolzenen Erregungen in der Schicht, in

der sie ekphoriert worden sind,

gramme

nicht etwa zehn neue

En-

zurück, sondern nur ein einziges von allerdings eigen-

artiger Beschaffenheit, das

sultante,

Produkt ihrer energetischen Re-

die in der entsprechenden einheitlichen,

in

der

Vividität verstärkten Empfindung ihre Manifestation gefunden

Das Empfindungsdifferential.

Homophone

337

Vergleichung.

Die Homophonie der Erregungen bedingt also nach der

hat.

Seite der Empfindungsmanifestation eine Steigerung der Vividität;

nach der engraphisehen Seite wirkt

Engramm

daß ein

so,

sie

besser definiertes, nicht so leicht ^erwischbares

kräftigeres,

zurückbleibt,

dem

aus

sich

eine

nicht

vividere,

aber eine intensivere muemische Erregung ekphorieren

Das

heißt, die aus

rierte

läßt.

einem so entstandenen Engramm ekpho-

mnemische Empfindung

erscheint,

wenn

um

es sich

ein

Gewicht handelt, nicht schwerer, ein Grau erscheint nicht weißer, ein Piano erscheint nicht als Forte; die Empfindungen

werden uns nur

in allen ihren

Eigentümlichkeiten deutlicher,

verglichen mit solchen, die einem weniger kräftigen

Engramm

entstammen.

Ebenso verhält

es

sich

mit der engraphisehen Wirkung

eines Erregungsdifferentials.

Die differenzierten Komponenten

müssen nicht etwa bei jeder Ekphorie aufs neue sition

gebracht werden,

um

in

Oppo-

das neue Erregungsdifferential

zu liefern, das sich im neuen Empfindungsdifferential manifestiert.

Sondern engraphisch wirkt bereits die ener-

getische Resultante der beiden nenten, das Erregungsdifferential, gehalten wird.

Daß

differenzierten

Kompo-

das also als solches fest-

dies sich so verhält,

läßt sich

dadurch beweisen, daß dieses Differential bei der Ekphorie stets sofort und unabhängig von der neuen Konstellation wieder auftritt. Übrigens verhält

dukten stets

der

es

sich

nicht allein so

mit den Pro-

Homophonie, sondern notwendigerweise wirkt

die energetische Resultante zweier einander beeinflus-

sender Erregungskomponenten engraphisch, auch

wenn

diese

Resultante sich als Kontrastverstärkung, Abschwächung, Neutralisation

oder Mischung zu erkennen

Semon, Mneme.

II.

gibt.

Dies 22

ist

vom

338

1*16

Standpunkt

energetischen

Dennoch

ist

mnemischeu Empfindungen.

es

aus

eine

Selbstverständlichkeit.

notwendig, nachdem wir uns so

tief in die

Analyse versenkt haben, daraufhinzuweisen, daß hier wiederum eine synthetische Betrachtung

am

Platze

ist,

und daß durch

sie der ganze, scheinbar ungeheuer komplizierte Prozeß wieder

in

viel

einfacherem Licht

reichen und verwickelten

erscheint.

Wir haben

Momente kennen

die

gelernt,

zahl-

die die

simultane Auslösung sehr zahlreicher Erregungen, originaler

sowohl wie mnemischer, bedingen. Sich gegenseitig in mannigfacher Weise

sammen

beeinflussend

liefern

alle

eine neue allerdings keineswegs

Ohne daß

es dabei

diese Faktoren

homogene

zu-

Einheit.

zu einer Gleichwerdung der zusammen-

getretenen Komponenten kommt,

tritt

bei diesem Prozeß aber

doch eine bedeutende Vereinfachung des sehr komplizierten energetischen Wechselspiels auf

Achtzehntes Kapitel. Wettstreit originaler und mnemischer Empfindnngeu innerhalb der gemeinsamen Empfindungsfelder.

Alternativen,

Bei unseren bisherigen Betrachtungen haben wir gesehen, wie originale Empfindungen bzw. Erregungen die mnemischen

Engramme

auslösen, wie originale sowie

ranemische Empfindungen sich

innerhalb der Simultankom-

durch Ekphorie der

plexe gegenseitig beeinflussen, sich stärken, in

ein

anlaugt,

so

Originalerregungen

vermischen, ver-

bilden,

haben

sich

wir

Was

abschwächen.

gesehen,

daß

sich

zwei

so

ab-

Umständen

bis

zum

sie

sich unter

oberbewußten

jeder

treten,

(Geruchserregungen) gegenseitig

schwächen können, daß Ausbleiben

B.

homophones Verhältnis zueinander

Empfindungsdiflferentiale letzteres

z.

Empfindungsmanifestation

neutralisieren.

Wir wollen jetzt in

hier

zum Schluß

Auge

fassen,

denen das Vorhandensein einer bestimmten Empfindung

die Manifestation einer anderen ein

die Fälle ins

gleichzeitiges

dungen

nicht

derart,

daß

Zurgeltungkommen

möglich

an

ausschließt, das

und

ist.

für

Sind sich

der

dann

jede

beiden die

der

heißt,

wo

Empfin-

Bedingungen

beiden Empfin-

dungen bzw. Erregungen ausgelöst werden würde, wenn die Bedingungen zum Zustandekommen der anderen nicht da wären, so herrscht das, was ich

als eine

Empfindungs- bzw. 22*

Die mnemisc'hen Empfindungen.

340

Erregimgs-Alteruative Alternative fuhrt

Die Entsclieidimg-

bezeicline.

zum Ausschluß der

der

einen oder der anderen

Empfindung; die beiden Empfindungen stehen zueinander im Verhältnis der gegenseitigen Exklusion.

Die so gelagerten Fälle bilden zwar eine Gruppe für

sich,

gesonderte Betrachtung erfordert, und die, worauf wir

die

noch

am

Schluß

hinweisen werden,

kurz

ziehung von ganz

besonderer

in

mancher Be-

biologischer Wichtigkeit

ist.

Andererseits steht diese Gruppe der sich gegenseitig ausschlie-

ßenden Empfindungen der

viel

schließenden

isoliert

nicht

völlig

Übergänge verschiedener

Art,

größeren der sich nicht ausgegenüber.

und

so

tun

Es gibt da wir

gut,

bei

unserer Untersuchung von der größeren Gruppe der sich nicht gegenseitig ausschließenden Empfindungen auszugehen, heißt von denjenigen, die simultan im Nebeneinander

funden werden können.

Dagegen können wir von

das

emp-

einer Be-

rücksichtigung solcher Empfindungs Verhältnisse absehen, bei

denen zwei Empfindungen zu einer dritten verschmelzen oder

zusammen

eine einheitliche, in der Vividität gegen die Einzel-

komponenten gesteigerte Manifestation besitzen (Homophonie) oder aber sich gegenseitig mehr oder weniger neutralisieren.

Wir wollen

hier also nur die Klasse von Empfindungsverhält-

nissen berücksichtigen, in der die Zweinatur der betreffenden

beiden Empfindungen unter allen Umständen gewahrt Mit der Tatsache,

bleibt.

daß wir zwei Empfindungen simultan

als eine Zweiheit unterscheiden oder

nebeneinander empfinden,

ist

nicht gegenseitig ausschließen.

bereits

anders ausgedrückt,

gegeben,

daß

sie

sie sich

Andrerseits aber lehren Ver-

suche, die wir mit verschiedener Einstellung der Aufmerk-

samkeit auf bald die eine bald die andere machen, daß alle

fast

Empfindungen eines Nebeneinanders im Verhältnis fakulta-

Wettstreit.

tiver

Exklusion

Je mehr es

stehen.

341

Alternativen.

uns nämlich gelingt,

Aufmerksamkeit auf die eine Empfindung zu konzen-

die

um

trieren,

so

mehr

tritt

andere Empfindung zurück,

die

wird schwächer und schwächer bewußt, schließlich unter-

bewußt

in

unter

sie

einem Maße, daß wir nicht mehr das Recht haben, Empfindungsmanifestationen des betreffenden

die

simultanen Erregungskomplexes zu rechnen.

Wir können im

Bewußtsein

Wirkung

hat,

sagen, daß der Vorgang, dessen Manifestation

wir

daß

als

Aufmerksamkeit

die Yividität gewisser

bezeichnen,

Komponenten

die eines

Simultänkomplexes gesteigert, die der übrigen Komponenten entsprechend herabgesetzt wird. ceteris

paribus

um

so

größer,

setzung der Mitkomponenten klusion herausläuft, und je

Dabei

Steigerung

die

ist

je vollständiger

ist,

mehr

je

mehr dadurch

die

Herab-

auf eine Ex-

sie

die

Zahl dieser

Mitbewerber verringert wird'.

Für einen Menschen, der

sich

z.

B. angestrengt bemüht,

einen möglichst genauen Schuß auf eine entfernte Scheibe

abzugeben, besteht für Augenblicke sein oberbewußter präsenter Empfindungskomplex aus

fast

nichts

als

aus einer

kleinen Gesichtsempfindung in der Mitte seines Gesichtsfeldes.

Er hat keine oberbewußten Empfindungen von seinem mittleren

und peripheren

Gesichtsfeld,

hört

nicht

die

Laute

Ein näheres Eingehen auf die Gesetze, nach denen sich diese abspielen, ist für unsere Zwecke nicht notwendig. Glücklicherweise nicht, da es uns z. T. weit von unserem Thema wegführen und einen unverhältnisuiäßigeu Raum in Anspruch nehmen würde. Nur das möchte ich liervorheben. daß dem. was wir als Aufmerksamkeit bezeichnen, zwar besondere, zum Teil erst noch näher zu ergründende Gesetze im Wechselspiel der simultanen und sukzessiven Erregimgen bzw. Empfindungen entsprechen. Daß diese Gesetze aber nur ein besonderes Kapitel desselben Gesetzbuchs bilden, das wir im übrigen Text der vorliegenden Arbeit zu studieren unternommen haben. 1

Vorgänge

Die mnemisclien EuipfinduDgen.

342

Umgebung,

in seiner

ihm

fallen;

brennt,

fühlt

nicht die Sonne, die

nicht

riecht

nicht einmal die Schüsse,

Dafür sieht er aber das Korn

wenn

als es der Fall vräre,

Landschaft,

befindet, der ihn

er

auch Emp-

der übrigen Scheibe und umgeben-

findungsmanifestationen

wirkenden

ihm auf den Rücken

und die zentralen Partien der fernen Scheibe

viel deutlicher,

den

neben

den Geruch des Pulvers, der von den

Nachbarständen herüberzieht. seines Visiers

die

soweit

sie

sich

in

seinem

Gesichtsfeld

umschwirrenden Gespräche, der auf ihn

Temperatureinflüsse,

Gerüche

usw.

hätte.

ein-

In

gleichem Verhältnis, wie sich die Aufmerksamkeit über mehr

Komponenten des simultanen Empfindungskomplexes wie sich ihr Umkreis vergrößert, wie

sie sich

ausbreitet,

»teilt-,

nimmt

die Vividität der innerhalb

des vergrößerten Umkreises ge-

legenen Komponenten

Entsprechend

Zahl der Anteilhaber

ab.

fällt

Anteil an Vividität zu,

Maß

grenztes

besitzt.

die

in ihrer

vergrößerten

der

jedem einzelnen nur

ein geringerer

Gesamtwirkung

Wir können uns

also

ein be-

bildlich

so

ausdrücken, daß die verschiedenen Komponenten eines simultanen Empfindungskomplexes sozusagen in einer Mitbewerbung

um

die Verteilung der

Das charakteristische

Vividität stehen. ist

nur,

eines

ten

um im

in dieser

Mitbewerbung

Bilde zu bleiben, die weitgehende Möglichkeit

Kompromisses

können

im gegebenen Augenblick verfügbaren

Die betreffenden Empfindungskomponen-

die eine die andere verdrängen, sie

können aber

auch, allerdings jede dann mit verhältnismäßig schwächerer Vividität,

nebeneinander da sein, gleichzeitig empfunden werden.

Ich möchte das Ilesultat der vorangegangenen Betrachtungen

durch folgenden Proportionalsatz ausdrücken:

Je mehr die

Vividität eines Empfindungs-Teilkomplexes gestei-

gert wird,

um

so

mehr verdrängt dieser Teilkom-

343

Alternativen.

Wettstreit.

plex die übrigen, neben ihm in demselben Simultan-

komplex befindlichen Empfindungskomponenten aus dem Bewußtsein, das heißt schwächt sie in ihrer Vividität. Man kann auch sagen, der ganze Vorgang beruht auf einem Mitbewerb der Komponenten des Nebeneinanders um die Vividitätsstufe. Wir haben nun aber

bereits

im Laufe der vorangegangeneu

Untersuchungen Fälle kennengelernt, ist,

denen es unmöglich

in

gewisse an sich verschiedene Empfindungen nebeneinander

zu empfinden

es sind dies die Fälle, in

;

Empfindungen

zu

findungsfeldern

gezwungen sind

denen

es sich

einem

Auftreten

losen Wettstreit

(vgl.

4.

Kap.

um den

um

einen

in

S. 72, 74),

in eine

bedingungs-

Platz im Empfindungsfelde

Bisher haben wir die Fälle aber nur in bezug auf das

gleichzeitige erörtert.

denselben Emp-

in

im Gegensatz zu dem eben besprochenen

Abstufung auslaufenden Wettbewerb

handelt.

denen die betreffenden

Auftreten von

zwei

Originalempfindungen

Wie wir gefunden haben, ergeben

sich

die

Be-

dingungen für das Auftreten von qualitativ verschiedenen Originalempfindungen in denselben Emptindungsfeldern dann,

wenn

die betreffenden

Empfindungen von korrespondierenden

Reizpforten aus ausgelöst werden.

Das bekannteste

Beispiel

dafür liegt uns auf optischem Gebiet im sogenannten »Wettstreit

der Sehfelder« vor,

Was

beschäftigt hat. richtiger, statt

der

(rechts

der uns ja schon oben mehrfach

die Bezeichnung anlangt,

so

wäre

es

vom Wettstreit der Sehfelder vom Wettstreit

und

links

gemeinsamen Sehfeld

ausgelösten)

zu sprechen.

diesen Wettstreit beobachten,

Empfindungen im

Am

besten

kann man

wenn man den beiden Augeu

ganz verschiedene Bilder darbietet und durch geeignete Ver-

suchsanordnung verhindert, daß das Bild des einen Auges

Die mnemischen Empfindungen.

344

unbeachtet bleibt,

einfach

Mikroskopieren

Am

schieht).

wird

ignoriert

man

bedient

einfachsten

(was

dem man den beiden Augen

Objekte darbietet.

Man

an

kularen) Gesichtsfeld

beim

B.

dazu

sich

Stereoskops, unter

erblickt

z.

unbeschäftigtem Auge

mit geöffnetem,

eines

verschiedene

dann im gemeinsamen

einigen

ge-

(bino-

Komponenten

Stellen

die

durch das rechte, an anderen solche, die durch das linke

Auge ausgelöst

Gesichtsfelds

mehr vom

mehr vom Inhalt des anderen Bildes

Inhalt des einen, bald erfüllt.

ganz durcheiuandergewürfelt, bald

Hälfte des gemeinsamen

eine

die

sind, bald

Zuweilen dominiert auch der Anteil des einen Auges

zeitweilig fast ganz über den Anteil des anderen.

sprechender Anordnung des Versuchs

mäßiger aber andauernder Wechsel zu beobachten

(vgl.

auch

ist

Bei ent-

meist ein unregel-

in diesen

Erscheinungen

S. 302).

Der Fall des binokularen Wettstreits

ist

einer der aus-

Aus dem Umstand,

gesprochensten Empfindungsalternativen.

daß zuweilen im Nebeneinander des gemeinsamen Gesichtsfeldes verschiedenartige rechts und links ausgelöste Empfindungen

durcheinandergewürfelt sind, darf man natürlich nicht schließen,

daß hier die wettstreitenden Komponenten nebeneinander

empfunden werden. Bezeichnen wir f/,.

.

.

.

und

zuweilen «;,

«,.,

links Z>/,

nie by neben

aj,

C/,

Z>/,

c,.,

di

6;,

nie

.

.

.

c,.

dj

.

.

.,

sie als rechts:

so

«;.,

i»,,

c,?

empfinden wir Avohl

nebeneinander, aber nie «^ neben

neben

c^,

Wohl aber können

usw.

wir es durch besondere Versuchsanordnuug erzwingen,

z.

B.

dadurch, daß wir eine Vereinigung der streitenden Parteien

durch Identität der

Konturen

herbeiführen und den Wett-

streit

auf die Verschiedenheit der

es in

dem oben

(S.

Farben

beschränken, wie

304) zitierten Schenkschen Briefmarken-

versuch geschieht, daß eine

Mischung

der wettstreitendeu

Wettstreit.

Emptindungeu

stattfindet.

345

Alternativen.

Wir haben

hier

dann

also

einen

der schon oben erwähnten besonderen Fälle, in denen die Alternative

nicht

sondern durch ein Kompro-

entschieden,

miß ausgeglichen wird.

Es

interessant,

ist

daß beim bino-

kularen Sehakt die Möglichkeit eines solchen Kompromisses

nur unter ganz bestimmten Bedingungen, nämlich unter

Zwange Für

die

nicht.

identischer Konturen für farbige Flächen

dem

existiert.

Konturen besteht die Möglichkeit eines Kompromisses

Für

bedingungslos

sie ist die Alternative

Wir haben

gestellt.

unserem vierten Kapitel gesehen, daß es

in

noch auf zwei anderen Sinnesgebieten möglich

ist,

durch Aus-

lösung von korrespondierenden Eeizpforten aus das Auftreten

von zwei Originalempfindungen zu bewirken, auf sinns. löste

dem Gebiet

in

des Gehörs- und des Geruchs-

Zwei von korrespondierenden Eeizpforten aus ausgeGehörsempfinduugen sind aber, wie wir

gesehen haben,

stets

kommen

(S.

71 Anm.)

qualitativ gleich; zwischen ihnen kann

Homophonie herrschen, und

also nicht Wettstreit sondern nur sie

demselben Empfindungsfeld

deshalb für uns hier nicht in Betracht.

Dagegen

befinden sich, wie ich gezeigt habe, alle simultanen inspiratorisch ausgelösten

findungsfeld,

Geruchsempfindungen

und hier

ist

schen Wettstreits gegeben.

in

demselben Emp-

vollauf die Möglichkeit eines typi-

Löst

man

z.

B. zwei verschiedene

Geruchsempfindungen getrennt durch Zuführung durch das rechte und das linke Nasenloch aus, so herrscht, wie schon Valentin, Aronsohn

und Zwaardemaker hervorgehoben haben,

bei entsprechender

Abtönung der

ein ganz ähnlicher Wettstreit wie

Intensität der beiden Reize

beim Auge.

Nun findet aber ein solcher Wettstreit nicht nur zwischen den vom rechten und vom linken Auge oder von der rechten und der linken Hälfte unseres Geruchsorgaus ausgelösten

Die mnemischen Empfindungen.

346

Originalempfinclungen

statt,

sondern auch zwischen einer ori-

ginalen und einer mnemischen Empfindung oder auch zwischen

zwei (oder mehr) mnemischen Empfindungen, seits

falls sie einer-

auf dieselben Empfindungsfelder angewiesen, andrerseits

unter sich qualitativ verschieden sind. Fall, so erfolgt,

Ich möchte,

Ist letzteres nicht

der

wie wir gesehen haben, Homophonie. ehe ich auf diesen Wettstreit selbst näher

eingehe, hier noch einige ergänzende Betrachtungen zu un-

seren bisherigen Ausführungen

im

dritten, vierten

über die Empfindungsfelder

und dreizehnten Kapitel hinzufügen.

vom

Wettstreit zwischen den

rechten und

vom

linken

Beim

Auge

ausgelösten Empfindungen lehrt die unmittelbare Beobachtung

ohne weiteres die grundlegende Tatsache, daß beide Augen

zusammen nur aller optischen

ein

gemeinsames Gesichtsfeld

(als

Inbegriff

Empfinduugsfelder) besitzen, in denen die von

ihnen ausgelösten Originalempfindungen zusammen hausen,

Wie

sich vertragen oder sich gegenseitig verdrängen müssen.

verhält sich

der

sichtsfeld

Auge

ein

feld

nun aber dieses gemeinsame binokulare Ge-

Originalempfiudungen

schließe, das

Originalempfindungen)

der

(bzw.,

wenn

ich

dann vorhandene uniokulare Gesichts-

Empfindungsfelder, in denen unsere

zu

dem

Inbegriff der

mnemischen

optischen

Empfindungen auftreten, dem Gesichtsfeld unseres inneren

Auges?

Fügen

sich auch die

mnemischen Sehempfindungen

mit in die Empfindungsfelder der originalen Sehempfindungen, oder haben sie ihre eigenen Gebiete?

Unbedingt und ausschließlich

Haben wir doch dungen

in

wie

S.

das erstere zu.

die Einfügung der

die Empfindungsfelder der

Stellen des vorliegenden sich,

trifft

Die Antwort lautet:

mnemischen Empfinoriginalen

an vielen

Buchs zu verzeichnen gehabt.

Wenn

156 gezeigt, zu den durch die lineare Zeichnung

Wettstreit.

Alternativen.

347

nusgelösten Originalempfindnugen in eigenartiger Weise mne-

mische Empfindungen gesellen und aus der planimetrischen Figur

das körperliche Bild eines Würfels machen,

so

ge-

schieht dies notwendigerweise in einem beiden Empfiudungsarten

gemeinsamen

entsprechend für

Dasselbe

Gesichtsfeld.

alle

gilt

natürlich

Sinnesgebiete, nicht nur für den Ge-

sichtssinn.

Ich brauche ferner nur daran zn erinnern, daß die Deckung, die,

wie wir sahen, beim Vorgange der Homophonie zwischen

und muemischen Empfindungen

originalen findet,

als ein vollgültiger

sich die betreffenden originalen in denselben

tatsächlich statt-

Beweis dafür anzusehen

daß

ist,

und mnemischen Komponenten

Empfindungsfeldern befinden.

hier durch die Beobachtungstatsache der

Aber ebenso wie

Deckung

läßt sich

auch durch die unter anderen Umständen zu beobachtende Tatsache der Nichtdeckuug und Wettstreits die

originalen

des daraus resultierenden

Gemeinsamkeit der Empfindungsfelder für die

und muemischen Empfindungen nachweisen.

Wir wollen dabei zunächst wieder von den Gesichtsempfindungen ausgehen und den Versuch so anstellen, daß wir

uns bemühen, an einer Stelle unseres originalen Gesichtsfeldes,

an dem sich das Bild eines undurchsichtigen Körpers befindet, gleichzeitig

einen anderen,

Wenn

misch vorzustellen.

ebenfalls undurchsichtigen ich

mne-

den Versuch mit der nötigen

Konzentration bei mir anstelle, so beobachte ich deutlich die

Phänomene des

Wettstreits.

Wenn

das mnemische Bild die

Oberhand gewinnt, so verschwindet das originale und umgekehrt.

Eine Schwierigkeit bei diesen Versuchen

liegt darin,

daß das mnemische Bild häufig ein wenig durchsichtig, wie ein durchscheinender vorgestellt wird.

Körper oder

Durch

ein

auf Glas gemaltes Bild

ein solches sieht

man dann

die

von

348

mnemischen Empfindungen.

I^iß

ihm verdeckten Teile des originalen Bildes durchschimmern. So geht es mir

z.

wenn

B.,

gut bekanntes Ge-

ein mir

ich

mälde mnemisch vor den originalen Hintergrund den

in

meinem Zimmer

Titel der

die

Bücherwand

projiziere,

Die goldenen

hildet.

Bücher leuchten dann durch das mnemisch vorgeDies widerspricht aber keineswegs der

stellte Bild hindurch.

Auffassung, daß hier ein Wettstreit der originalen und mne-

mischen Empfindungen innerhalb ihres gemeinsamen Gesichtsfeldes vorliegt.

wie ich

sie

Dies sind Mischerscheinungen des Wettstreits,

auch beim binokularen Wettstreit der originalen

durch das rechte und das linke Auge ausgelösten Empfin-

dungen beobachte,

z.

B.

wenn

ich das Bild eines zarten pho-

tographischen Diapositivs mit einem

verschiedenen Buntdruck unter bringe.

Dann

siegt

dem

Inhalt nach ganz

dem Stereoskop

unter Umständen

in Wettstreit

an manchen Stellen

des Gesichtsfelds das Bild des Diapositivs im Wettstreit; an

denselben Stellen manifestieren sich aber doch auch gewisse Details des Buntdrucks ^

Gelingt es aber bei

dem

Wettstreitversuch zwischen

dem

mnemischem Komplex des Gemäldes und dem

originalen der

Bücherwand, dem mnemischen Komplex durch

intensive Hin-

lenkung der Aufmerksamkeit hinreichende Vividität zu verleihen,

so

siegt

es

definitiv

im Wettstreit und verdrängt

den entsprechenden Abschnitt des originalen Gesichtsfeldes völlig.

1

daß es mir 2 allerdings nur sehr selten

Ich gestehe,

Vgl. auch

das ähnliche

binokularen Wettstreit. Es wäre übrigens

S.

303 beschriebene Vorkommnis beim

interessant

und lohnend,

diese

Vorsuche

solchen Versuchspersonen fortzusetzen, die wie manche besonders beanlagte bildende Künstler ein über das gewöhnliche Maß hinausgehendes optisches Vorstellungsvermögeu

weiter auszubilden und

und

eine große

Übung

mit

in seiner

Anwendung

besitzen.

Wettstreit.

willkürlich

dem au

sich

man

originalen Komplex, gerade

den achtet, zu

lesen, so siegt er sofort

Nebenbuhler

indem man auf

man

den originalen Komplex zu

im

gar,

fixieren,

sein Verschwin-

während des Versuchs z.

auf

B. die Büchertitel zu

und

Wettstreit,

verschwindet

richtiger, bis er

günstiger gestellten

viel

Aufmerksamkeit und damit Vividität

viel

Versucht

zufließen läßt.

erzielen.

bei diesem willkürlichen Versuch,

diesem Wettstreit

in

349

völlige Verdrängung zu

gelingt, eine

Dies liegt daran, daß

Alternativen.

sein

mnemischer

Nimmerwiedersehen,

oder

von neuem ekphoriert und die Aufmerksam-

keit gleichzeitig umgeschaltet

ist.

markant und besonders gut nachzuweisen

Äußerst

dieser Wettstreit zwischen

dem

Komplex von Gesichtsempfindungen, und

ist

und mnemischen

originalen

bei

hinreichender

Vividität des letzteren sein Sieg über den Rivalen, bei Hallu-

zinationen von Geisteskranken oder auch von normalen aber in

hypnotischem bzw. posthypnotischem Zustand befindlichen

Menschen. als

Halluzinationen sind ja im Grunde nichts anderes

mnemische Empfindungskomplexe von

daß

sie für originale

schluß

»Mneme«

der

gehalten werden.

an meine Ausführungen

aufmerksam

»Wenn man

suggeriert,

gemacht

1

Journ.

in

hat,

berichtet

zum

wird die Lücke des Raumes, die dieser Gegendurch eine positiv hallu-

Farbe oder Form ausgefüllt.

Tatsache

Alternativen

das Verschwinden eines Gegenstandes

stand in Wirklichkeit einnimmt, zinierte

ForeH, der im Andie

zuerst auf die alternativen Erscheinungen bei

Halluzinationen Beispiel:

über

so starker Vividität,

ist,

Die Konsequenz dieser

daß umgekehrt auch jede positive Halluzination

A. Forel, Eine Konsequenz der Semonschen Lehre der Mneme. f. Psych, u. Neurol., 5. Bd., 1905, S. 201. Vgl. auch A. Forel,

Der Hypnotismus,

ö.

Aufl.

Stuttgart 1907, S. 82—86.

Die mnemischen Empfindungen.

350

das Verschwinden (oder Nebelhaftvverdeu, wenn sichtig

das

ist)

Bewußtsein

bewirkt.

sie

durch-

liegenden Gegenstände für

der hinter derselben

Eine

intelligente

periodische

Geisteskranke, die in einem Bett in einem Schlafsaal lag

und dabei

halluzinierte, sie sei in

und wohne

einem unterirdischen Gang

einer Hinrichtung bei, erklärte mir nachher ganz

deutlich auf meine

Frage

hin,

daß

sie,

während

sie dieses hal-

den ganzen Schlafsaal samt Betten nicht mehr sah und

luzinierte,

auch den Lärm der Kranken im Nebensaal nicht mehr

Auf meine Bitte hat Professor Forel

die

diese Frage noch weiter experimentell zu verfolgen, ist

ihm gelungen,

bei einer

geeigneten,

sigen Versuchsperson posthypnotisch Halluzination

daß eine

hinter dieser Halluzination

reale,

befindliche,

mit

so

(eines Papageis)

und

kräftige

es

und

zu erzeugen,

(dem imaginären

deutlichen Buchstaben

großen

^

durchaus zuverläs-

eine

undurchsichtige

Vogel)

hörte.

Güte gehabt,

auf

weißes Papier geschriebene Sentenz für die Versuchsperson nur soweit lesbar blieb, als

von der Halluzination nicht

sie

überdeckt wurde.

Es

ist

selbstverständlich,

daß ein derartiger Wettstreit

nicht nur auf optischem Gebiet, sondern ganz allgemein tiberall

da auftreten muß, wo mehrere

qualitativ verschiedene originale

und mnemische Empfindungen (oder auch mehrere verschiedene mnemische Empfindungen) bei

qualitativ

simultaner Ek-

phorie auf dasselbe Empfindungsfeld angewiesen sind.

Abwesenheit der qualitativen Verschiedenheit würde

(Bei

in diesen

Fällen Homophonie resultieren.)

So gelingt es mir wohl, eine mnemische Kälteempfindung an einer bestimmten Hautstelle,

z.

B. einer Fingerspitze, her-

vorzurufen, mir eine Kälteempfindung an jener Stelle »vorzustellen«.

Aber dieser Versuch

mißlino;t durchaus



oder

Wettstreit.

mnemische Empfindung verschwindet

die bereits vorliandene sofort



,

wenn

351

Alternativen.

eine andersgeartete Originalerapfinduug in jenes

Empfindungsfeld dadurch eindringt, daß ich die betreffende Stelle

durch Druck oder warme Bestrahlung

wenn jener Reiz äußerst schwach oder noch die

kann

man durch die

sich

wenn ist

Suggestion in der Hypnose erreichen kann),

gegen die Originalempfindung doch

letztere

Dann

behaupten.

besser,

mnemische Empfindung äußerst vivid

vorgestellte

(was

Freilich,

reize.

aber doch hinwieder unter

geschieht dies

Verdrängung der Originalempfindung aus dem gemeinsamen Empfindungsfelde, und auch dies

daß

diesen

unter

herrscht,

Bedingungen

eine Alternative

kann man auf

findungen liegen

dungen, ganz

streit

ein

gestellt

wirklicher

Wettstreit

Ahnliche Versuche

ist.

aus den

sie insofern anders, als es

S.

71 Anm.

innerhalb desselben

ist,

Gehörsempfin-

verschiedene

qualitativ

gleich,

dem-

Auf dem Gebiet der Gehörsemp-

Gründen nicht möglich

Empfindungsfeldes

zeugen.

bloß wieder ein Beweis,

allen anderen Empfindungsgebieten mit

selben Erfolg anstellen.

mitgeteilten

ist

ob originale oder mnemische,

zu er-

Bei ihnen kann also auch kein eigentlicher Wett-

zwischen mnemischen und

herrschen, und

man kann ganz

originalen Empfindungen

gut einen

Ton

original hören

und dazu einen anderen von ihm verschiedenen mnemisch mitklingen lassen.

Zwischen verschiedenen simultan ausge-

lüsten Gehörsempfindungen,

mischer

Herkunft,

herrscht

seien also

sie

nie

originaler ein

oder mne-

Wettstreit,

Kampf um den Platz im Empfindungsfeld, sondern Mitbewerb um die Vividitätsstufe. Wie wir oben

kein

nur ein

gesehen

haben, kann ja auch ein Unterliegen bei diesem Mitbewerb

zu

einer

führen.

faktischen

Es handelt

Ausschaltung sich

gewisser

aber dabei

um

Komponenten keine

absolute

:

352

I^J6

mnemischen Empfindungen.

sondern

Alternative,

um

eine fakultative,

nicht unbedingt

notwendige gegenseitige Exklusion.

Wir können nunmehr das

Be-

der bisherigen

Resultat

trachtungen dieses Kapitels in folgenden zwei Aufstellungen

zusammenfassen Sind die Bedingungen für die gleichzeitige Auslösung

1)

verschiedener Empfindungen gegeben,

Produkte dieser Auslösungen, soweit funden werden können,

sich

aber

der

in

dabei

die Vividitätsstufe.

nicht.

Sie

müssen

es

Wir sprechen

in

die Vividitätsstufe.

aber die Möglichkeit eines

Ist

unterein-

Mitbewerb der Komponenten

um

des Nebeneinanders

sich die

nebeneinander emp-

ausschließen,

der Fälle

diesen Fällen von einem

2)

um

gegenseitig

Mehrzahl

sie

mehr oder weniger

alle

ander in einer Art Mitbewerb

können

befinden

so

Nebeneinanders

betreffenden Empfindungen ausgeschlossen,

der

sind sie auf ein

und dasselbe Empfindungsfeld (oder auf einen und denselben

Komplex von Empfindungsfeldern) angewiesen, hinreichender qualitativer Verschiedenheit das als

Wettstreit

bezeichnen.

Um

um den

was wir

statt,

Platz im Empfindungsfelde

dasselbe Empfindungsfeld aber können kon-

einerseits

kurrieren:

so findet bei

zwei

Originalempfindungen,

korrespondierenden Reizpforten

aus ausgelöst

die

sind

von

(korre-

spondierende Gesichts- und Geruchsempfindungen, aber nicht

korrespondierende Gehörsempfindungen, gleich

qualitativ

mnemische

sind);

Es

ist

letztere

andrerseits eine Original-

Empfindung;

Empfindungen unter

weil

endlich

verschiedene

stets

und eine

mnemische

sich.

einleuchtend, daß,

um

jetzt speziell

von den mne-

mischen Empfindungen zu sprechen, je nach dem Zustande-

kommen

der oben

skizzierten Kombinationen

sehr mannig-

Wettstreit.

fache Bedingungeu

für

Alternativen.

353

und

die Elkphorie

mnemisclien Emptiudungeu gegeben sind.

Andauer der

die

Vorhandene mne-

mische Empfindungen werden in ihrer Vividität abgeschwächt

(Bedingungen sub

1)

Ekphorie von neuen

oder

verdrängt

(Bedingungen sub

wird erschwert

2),

(Bedingungen sub

oder unmöglich gemacht (Bedingungen sub

2),

1)

nachdem

je

andere originale oder mnemische Empfindungen bereits an-

wesend sind oder Es

den.

wäre

gleichzeitig ausgelöst bzw. ekphoriert wer-

eine

dankenswerte

und

nicht

besonders

schwierige Aufgabe, alle derartigen Möglichkeiten zusammen-

und systematisch durchzuarbeiten.

zustellen

dies aber zu weit fortführen

Es würde uns

von den allgemeinen Fragen,

deren Behandlung wir in diesem Buche unternommen haben,

um dem

weiteren,

kommen.

zu

*Mneme« gesteckten

in der

Ziele näher

So müssen wir in Hinblick auf die Ökonomie

Gesamtwerks auf die weitere Durcharbeitung

des

dieses

Teilgebiets verzichten.

Nur

einer besonderen

Gruppe von Fällen wollen wir

hier

noch zum Schluß unsere Aufmerksamkeit zuwenden, weil ihrem

aus

Studium Licht auf gewisse mnemische

Es handelt

um

probleme

fällt.

»Mneme«

als alternativ ekphorierbare

habe. native

Wegen

sich

das,

was

ich

Hauptin

der

Dichotomien bezeichnet

der fundamentalen Bedeutung, die die alter-

Ekphorie

solcher

Engrammsukzessionen

auf

dem

Gebiet der plastischen Manifestationen muemischer Erregun-

gen

besitzt,

in der

habe ich gerade dieser Seite des Gegenstandes

»Mneme« meine Hauptaufmerksamkeit zugewandt. Es

dürfte aber von Nutzen sein, meine dortigen Ausführungen hier in bezug auf die Empfiudungsmauifestationen alternativ

ekphorierbarer Engrammdichotomien zu ergänzen.

Wir knüpfen dabei zunächst an Sem on, Mneme.

II.

die Ergebnisse unserer 23

Die lunemischen Empfindutogeu.

354

bisherigen Betrachtungen in diesem Kapitel an, die wir auf S.

352

in

zwei kürzere Thesen zusammengefaßt haben.

haben bei diesen Thesen sowohl Fällen,

aus denen

Komponenten

abgeleitet sind,

sie

dungen vor Augen gehabt bzw. chen Empfindungskomplexes,

nicht

Es

daß die Regeln, die

zelnen Komplexes stalt

als

sol-

Sukzession

aber eine

ist

die

Empfin-

von

Bedingungen eines

die

von Empfindungskomplexeu. verständlich,

immer zunächst

Simultankomplexes

eines

Wir

auch bei den konkreten

als

nun eigentlich

selbst-

sich innerhalb jedes ein-

herrschend ergeben, keine andere Ge-

bekommen, wenn man

Synthese übergeht, daß

insofern von

man

nicht

der

Analyse zur

mehr bloß den einzelnen

Simultankomplex, sondern eine ganze Reihe aufeinanderfolgender zusammen ins Auge unsere

Wir könnten

faßt.

in der

Tat

Thesen von der Simultaneität zweier momentaner

Empfindungszustände auf die Simultaneität der Abläufe zweier längerer und in ihren Bestandteilen wechselnder Empfindungsketten ausdehnen.

Es

treten

sodann nicht zwei simultane

Empfindungszustände, sondern zwei

Empfindungsketten in Mitbewerb

zeitlich parallel laufende

um

die Vividitätsstufe,

bei der Auteil der einen so klein ausfallen kann, fast

ganz aus dem Oberbewußtsein verschwindet,

auch überhaupt nicht mehr manifest wird.

Umständen

aber,

wenn

daß

wosie

vielleicht

Unter anderen

ein eigentlicher Wettstreit zwischen

zwei Empfindungssukzessionen stattfindet, weil bei ihnen im Sinne unserer zweiten These möglich

ist,

zessionen

(S,

352i ein Nebeneinander un-

besteht natürlich auch in bezug

eine

auf die Suk-

scharf ausgesprochene Alternative,

die

für

gewöhnlich nur mit dem völligen Siege der einen über die andere Reihe endet, nur ganz ausnahmsweise zu einer Mi-

schung

(nie zu

einem Nebeneinander)

führt.

«

um

die

also

einer Reihe von

in

mit

Vividitätsstnfe

in

gerechte oder

Verdrängung der einen

anderen Reihe von Fällen

einer

in

Fällen Wettbewerb

dem Ausgang

ungerechte Teilung, eventuell völlige

Komponente,

355

Alternativen.

Wettstreit.

Wir haben


Uber allen Gipfeln

Es

ist

bleibt also eine

Ruh, in allen

,

..

,



Engrammdichotomie zurück, die von

der Teilungsstelle an nur alternativ ekphoriert werden kann.

Um

das Beispiel noch schärfer zu fassen, nehmen wir an,

das Gedicht

sei

uns sowohl in der ersten wie in der zweiten

Fassung je dreimal vorgetragen worden. dann

die einzelnen durch die gesprochenen

Bezeichnen

wir

Worte erzeugten 23*

:

356

I^ie

mnemischen Empfindungen.

Eugramme mit Buchstaben und geben den Buchstabenzeicheu den der Nummer ihrer Wiederholung entsprechenden Index, so erhalten wir, wenn wir nur die Sukzession der ersten neun Engramme ins Auge fassen, folgendes Schema homophon ekphorierbarer Engramme 1

Wettstreit.

einander Engramme

Am

in

Erscheinung

zwei Sukzessionen solcher

treten,

nebeneinander

gleichzeitig

kann man

leichtesten

357

Alternativen.

ablaufen

zu

lassen.

davon durch folgenden Ver-

sich

Man rezitiere ein daß man es »im Schlaf

man

such überzeugen:

Gedicht,

gut kennt,

hersagen könnte