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German Pages 687 Year 2005
LOGISCHE UNTERSUCHUNGEN
HUSSERLIANA EDMUND HUSSERL GESAMMELTE WERKE
BAND XX/2
LOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ERGÄNZUNGSBAND ZWEITER TEIL Texte für die Neufassung der VI. Untersuchung. Zur Phänomenologie des Ausdrucks und der Erkenntnis (1893/94–1921)
AUFGRUND DES NACHLASSES VERÖFFENTLICHT VOM HUSSERL-ARCHIV (LEUVEN) UNTER LEITUNG VON
RUDOLF BERNET UND ULLRICH MELLE
EDMUND HUSSERL LOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ERGÄNZUNGSBAND ZWEITER TEIL Texte für die Neufassung der VI. Untersuchung. Zur Phänomenologie des Ausdrucks und der Erkenntnis (1893/94–1921)
HERAUSGEGEBEN VON
ULLRICH MELLE
A C.I.P. Catalogue record for this book is available from the Library of Congress.
ISBN 1-4020-3573-X (HB) ISBN 978-1-4020-3573-9 (HB) ISBN 1-4020-3574-8 (e-book) ISBN 978-1-4020-3574-6 (e-book)
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INHALT Einleitung des Herausgebers
. . . . . . . . . . . . . . . . .
xix
i ausdruck und zeichen Nr. 1. Überlegungen und Entwürfe zur Disposition . . . . . . a) Überlegungen zur Anordnung . . . . . . . . . . . . . b) Rückblick auf den alten Gedankengang . . . . . . . . . c) Das Thema vom Ausdrücken. Übersicht über die Themata d) Die Erörterung im Ausgang von Ausdruck und Bedeuten . e) Disposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Disposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) g) Die Methode der Erfüllung zum Zweck der Ursprungsausweisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Überlegungen zur Einleitung . . . . . . . . . . . . . . Plan. Neue Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . i) Nr. 2. Die Konstitution des Ausdrucks im Sprechen und Verstehen. Ausdrücke als kategoriale gegenüber Anzeichen als nichtkategoriale Zeichen. Die Frage nach der Konstitution der Bedeutung in doxischen und nichtdoxischen Akten . . . Einleitung. Die „Klärung“ des logischen Bewusstseins und ihre Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 1. Der Ausdruck vom Sprechenden her betrachtet. Seine Wesenskomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 2. Der Ausdruck als Erzeugnis eines Tuns. Das Problem des „Ich tue“ im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . § 3. Übergang zur Betrachtung des Ausdrucks vonseiten des Verstehenden. Das Bewusstsein vom fremden Ich im Allgemeinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 4. Verstehen als Akt der Vergegenwärtigung. Das Mitglauben im Vergegenwärtigungsbewusstsein . . . . . . . . . . . § 5. Bedeutung als das Identische in gesprochenem und verstandenem Ausdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 1 4 5 6 7 8 9 10 13
16 16 24 28
33 37 41
vi
inhalt § 6.
§ 7. § 8.
Möglichkeit der Abstraktion von der kommunikativen Funktion des Ausdrucks. Einteilung der Reden in mitteilende und nichtmitteilende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anzeichen und echte (ausdrückende) Zeichen. Kategoriale und nichtkategoriale Zeichen . . . . . . . . . . . . . . Bedeutung in doxischen Akten konstituiert. Inwiefern nichtdoxische Akte als bedeutungsgebende fungieren können .
44 51 55
Beilage I. Die Gegebenheit der Aussage im Aussagen . . . . . . § 1. Die Frage nach dem originär gebenden Bewusstsein für die Aussage. Die Aussage als Erzeugnis. Die Apparenz als Unterlage für die Anknüpfung des Bedeutung gebenden Gedankens an das Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . § 2. Das Aussagen als „Erscheinung“ des Vorganges der Aussage
59 62
Beilage II. Ausdrücke fremden Seelenlebens und eigentliche Ausdrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
Beilage III. Das Zeichen und seine kommunikative Funktion . . .
74
Beilage IV. Das Problem eines unendlichen Regresses im Anreden und im Verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
75
Beilage V. Nachdenken als Intention auf artikulierte Aussagen. In der einsamen Rede spreche ich nicht zu mir . . . . . . . . . .
76
Beilage VI. Signale und kategoriale Zeichen . . . . . . . . . . .
78
Nr. 3. Die Zeichenkonstitution in den unterschiedlichen Formen des Zeichenbewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 1. Die Konstitution von Anzeichen und Merkzeichen. Das habituelle Zeichen als Träger einer praktischen Zumutung . . § 2. Aktiv-sagendes und passiv-verstehendes Zeichenbewusstsein. Die Priorität des Letzteren . . . . . . . . . . . . § 3. Das Zeichen als funktionaler Charakter. Auf die Wirklichkeit kommt es für die Zeichenkonstitution nicht an . . . .
59
79 79 87 94
Beilage VII. Anzeichen als Anzeige und echte Zeichen. Das Sollen bei echten Zeichen. Künstliche Anzeigen . . . . . . . . . . .
96
Beilage VIII. Mimische Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . .
99
inhalt
vii
Beilage IX. Der Ton als Anzeige für die Satzart. Die Einheit von Ton und Wortsubstrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
102
Beilage X. Die Entstehung des Ausdrucks aus der Erzeugung von Lauten, die mit einer sich an den Hörenden richtenden Zumutung verbunden sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
103
Beilage XI. Das Verhältnis von Wort und Sache bei aktiver Signifikation und beim Verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . .
105
Beilage XII. Wieweit reicht die Analogie zwischen der Übernahme einer Mitteilung und der Erinnerung? Kann bei einer Erinnerung von der Zustimmung zu einem zugemuteten Glauben gesprochen werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
107
Beilage XIII. Die Irrealität des Wortlauts und des Wortes als Sinneseinheit. Die Verkehrtheit der psychologistischen Realisierung des Wortes. Entwürfe zu einem Anfang . . . . . . . . . . . . .
111
Beilage XIV. Die nichtreale Identität des Wortes als Einheit des Typus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
116
Nr. 4. Das Ausdrücken des Satzes ist keine die Satzmomente zum Gegenstand machende Bezeichnung derselben. Der Wesensunterschied zwischen signum und verbum im Vergleich mit dem Bildbewusstsein und dem Ausdruck des Seelischen in der Leiblichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
118
ii zur frage, ob das bedeuten des ausdrucks in einer vom wortlaut auslaufenden tendenz oder in einer im wortlautbewusstsein fundierten bedeutungsintention besteht und wie sich dementsprechend das verhältnis von leere und fülle gestaltet Nr. 5. Der Unterschied zwischen Wortlaut und Wort, den zum Wortlaut gehörenden Tendenzen und den zum Wort gehörenden Intentionen. Der phänomenologisch eigenartige Charakter des Hinweisens des Zeichens . . . . . . . . . . . .
131
viii
inhalt
Beilage XV. Die Bedeutung des intendierenden Aktes und die eingelöste Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
137
Nr. 6. Erfüllung ist noch nicht Erkenntnis. Das Erkennen als Begreifen. Näherbringende und einlösende Erfüllung. Der Vergleich zwischen Zeichen- und Bildvorstellung im Hinblick auf den Übergang zur Anschauung der Sache . . . .
139
Beilage XVI. Tendenz und Begehren . . . . . . . . . . . . . .
146
Nr. 7. Bestimmung des Ausdrucks durch die Bedeutungsintention oder durch die vom Wortlaut ausgehende Tendenz. Auswirkung und Hemmung von Tendenzen. Tendenz und Assoziation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
150
Nr. 8. Bedarf es für das Ausdrücken eines zwischen Wortlaut und ausgedrücktem Satz vermittelnden Erkennens in Form eines bedeutungsgebenden Aktes, oder genügt eine vom Wortlaut auslaufende Hinweisintention? . . . . . . . . . . . .
158
Nr. 9. Der Anzeigescharakter des Wortes im aktuellen Redezusammenhang. Die assoziativen Intentionen der Sprachüblichkeit gegenüber dem nichtassoziativen Verhältnis von Wortlaut und Bedeutung. Neue Darstellung der Beziehung zwischen Leere und Fülle beim Aussagen . . . . . . . . . . .
167
Beilage XVII. Gründe für die Bevorzugung der Auffassung der Logischen Untersuchungen, wonach zum Wort bedeutungsgebende Akte als wortkonstituierende gehören. Neue Auffassung . . . .
176
iii zum unterschied und verhältnis von signitiver tendenz, thematischer tendenz und tendenz auf erfüllung Nr. 10. Die Aufmerksamkeit und ihre Überleitung. Zuwendung, Meinen und Tendenz. Die am Zeichen haftende Sollenstendenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
179
inhalt
ix
Beilage XVIII. Das nur dienende Interesse am Wort. Es kommt nur auf den Typus an. Das Wort als Träger von Tendenzen . . . . .
182
Beilage XIX. Der gewohnheitsmäßige Übergang vom Zeichen zum Bedeuteten. Die Erklärung aller Apperzeptionen aus Wesensgesetzen der Genesis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
184
Beilage XX. Bekanntheit des Wortes – Unbestimmtheit der Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
186
Nr. 11. Anzeichen, Bildbewusstsein, das Erfassen des Seelenlebens im Mienenspiel und Darstellung in der Wahrnehmung im Hinblick auf eine doppelte Möglichkeit des Bewusstseins . .
188
Nr. 12. Hinweisintention auf das Bezeichnete und Tendenz auf Anschaulichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
192
Beilage XXI. Das signifikative Bewusstsein als komplexes intentionales Erlebnis. Die vom Zeichen auslaufende Hinweistendenz und der vom Gegenstand herkommende Reiz als Tendenz auf Erfüllung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
199
Nr. 13. Die eigentümliche Einheit von Wortlaut- und Bedeutungsbewusstsein durch die Hinweisintention. Die Fortsetzung der signitiven Tendenz in der thematischen. Entspannung von Tendenzen und Sättigung ä der Vorstellung . . . .
201
Beilage XXII. Über das Sich-Anschaulichmachen von widersinnigen Sachverhalten im Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
207
Beilage XXIII. Die vom Wortlaut auslaufenden Tendenzen. Die Sättigung der Auslaufstendenz durch das Bedeutungsbewusstsein. Zu jedem thematischen Bewusstsein gehört eine Tendenz in Richtung auf Sättigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
208
Beilage XXIV. Tendenz zur Zuwendung zum Gegenstand um seiner selbst oder um eines anderen willen. Verkettung von Tendenzen
210
Nr. 14. Entspannung, Hemmung und Hintansetzung von thematischen Tendenzen. Latente und patente Meinung. Tendenz auf Vollzug und Tendenz auf Erfüllung . . . . . . . . . . .
214
x
inhalt
Beilage XXV. Inwieweit in jedem Vollzug eines Aktes ein Tendieren auf Sättigung liegt. Das willentliche Streben nach Wahrheit . . .
222
Beilage XXVI. Thematisches Bewusstsein und Tendenz
223
. . . . .
iv zur frage, ob das ausdrücken ein begreifen oder erkennen des auszudrückenden voraussetzt Nr. 15. Das begreifende Ausdrücken als fundierter Akt. Verschiedene Arten der Fundierung. Synthesis und Begrifflichkeit gehören zu allen Gegenständen. Der Eigenausdruck des Urteils und des Wunsches . . . . . . . . . . . . . . . . .
225
Beilage XXVII. Synthesis und Konzeption als schöpferische Funktionen der „Meinung“. Funktionen der Rezeptivität und der Spontaneität in Intellekt und Gemüt. Das Problem des Ausdrucks . .
233
Beilage XXVIII. Bedeuten, Begreifen und Erkennen. Wie verhält sich das Bedeuten zu seinen Unterlagen? Der Doppelsinn des Urteils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
238
Nr. 16. Das sprachliche Ausdrücken, seine Funktionen und das in ihm liegende „geistige“ Ausdrücken als eigenartiges Begreifen oder Erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 1. Die Frage nach den unterschiedlichen Funktionen der sprachlichen Ausdrücke. Bühlers Unterscheidung zwischen Darstellungs- und Beeinflussungsfunktion. Seine Verwechslung von Sinngeben und Beschreiben . . . . . . . . . . § 2. Das Reden als Willenshandlung: Inwiefern gehört zu jedem Ausdrücken eine Absicht und inwiefern kommt diese selbst zum Ausdruck? Die Möglichkeit von nichtkommunikativen Reden mit reiner Ausdrucksfunktion . . . . . . . . . . § 3. Die Frage nach den Inhalten der Gemütsakte und ob diese Inhalte in ähnlicher Weise zum Ausdruck kommen wie der Urteilsinhalt in der Aussage. Kritik von Martys und Bühlers Auffassungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
241
241
245
249
inhalt Der Unterschied zwischen Akt und Inhalt bei Urteilen und Gemütsakten. Die Frage der Begründung. Das Begründungsbewusstsein als von den schlichten Urteils- und Gemütsakten unterschiedenes Rechtsbewusstsein . . . . . . § 5. Neuer Anfang und neues Thema: Verschiedene Begriffe von Erkennen. Erkennen und Ausdrücken . . . . . . . . . . § 6. Probleme des Verhältnisses zwischen sinnvollem Ausdruck und Anwendung des Ausdrucks bzw. zwischen Ausdruck und Bedeutung. Was ist das, Bedeutung, und worin liegt sie? . . § 7. Die Eigenbedeutung als Eigenbegriff . . . . . . . . . . § 8. Die Allgemeinheit des Ausdrucks. Das Ausdrücken als begriffliches Erkennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 9. Das ausdrückende Begreifen ist kein Ideieren. Das Problem der okkasionellen Bedeutungen . . . . . . . . . . . . . § 10. Der Unterschied zwischen Gegenstandsbegriffen und Formbegriffen. Formen und Sachverhalte werden zu Gegenständen in einer Art „Reflexion“. Das Ausdrücken ist kein neuer Akt und keine neue Stellungnahme . . . . . . . . . . .
xi
§ 4.
254 263
266 269 272 276
280
Beilage XXIX. Die Wahrnehmung und ihre Synthesen gegenüber dem Erkennen in Form des ausdrücklichen Begreifens und Urteilens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
286
Beilage XXX. Das Zeichen und seine Bedeutung. Apprehensive Hindeutung und signitive Bedeutung. Die begriffliche Fassung des Gegenstands durch die Bedeutung und deren Erfüllung durch Anschauung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
287
Beilage XXXI. Die Möglichkeit der objektivierenden Hinwendung auf den geformten idealen Inhalt eines Aktes . . . . . . . . .
294
Nr. 17. Die angebliche Doppelschicht beim Ausdrücken. Inwieweit im Ausdrücken selbst ein Erkennen liegt. Nichterkennende Nennungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
296
Beilage XXXII. Das Erkennen vor dem Prädizieren und das Erkennen im kategorialen Akt, aber vor dem Ausdruck. Inwiefern ist das Ausdrücken selbst ein Begreifen und Erkennen? . . . . . .
304
Beilage XXXIII. Die Fundierung der kategorialen Gegenständlichkeit gegenüber der Fundierung der apophantischen Bedeutung .
307
xii
inhalt
Beilage XXXIV. Die Schicht des Ausdrucks als eine objektivierende Verdoppelung des Erkenntnisgehalts . . . . . . . . . . . . .
309
Beilage XXXV. Die Allgemeinheit des Wortes, die Allgemeinheit des Ausdrucks. Das Ausdrücken des Gedankens setzt nicht seine Erkennung voraus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
310
Nr. 18. Der Ausdruck des Erkennens. Die besondere Art der Idealität des Satzes. Die Idealität des Zeichens . . . . . .
313
v zum verhältnis von anschauung und denken als begriff, urteil und aussage Nr. 19. Anschauliche Synthesis und begriffliches Denken . . .
319
Nr. 20. Anschauung und Begriff. Wahrnehmung (anschauliche Seinserfassung überhaupt) und Urteil (als Aussage) . . . .
325
Beilage XXXVI. Einfache und beziehende Setzung. Die Prädikation als konzeptives Gegenbild der beziehenden Wahrnehmung . . .
329
Beilage XXXVII. Was leistet die erkennende (konzeptive) Auffassung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
331
Beilage XXXVIII. Urteil und Aussage als eine konkrete Einheit. Aussage, Urteil und Sachverhalt . . . . . . . . . . . . . . .
333
Beilage XXXIX. Wahrnehmung, Urteil, Aussage. Die Erfüllung apprehensiver und konzeptiver Vorstellungen . . . . . . . . . .
335
Beilage XL. Anschauung, klassifizierendes Erkennen und Ideation. Begriff als Bedeutung und als Allgemeines . . . . . . . . . .
337
Nr. 21. Die Konstitution fester Begriffe durch Idealisierung . .
339
inhalt
xiii
vi eigennamen und okkasionelle ausdrücke Nr. 22. Eigenbedeutung. Mittelbarkeit der Bedeutung und Mittelbarkeit der Vorstellung. Der Unterschied zwischen aus Erfahrung und aus Urteilen entsprungenen Vorstellungen hat keinen Einfluss auf die Bedeutung . . . . . . . . . . .
343
Nr. 23. Eigenerkennung, Eigennennung und Eigenbedeutung
.
354
Beilage XLI. Das individuelle Erkennen durch den Eigenbegriff
.
358
Beilage XLII. Eigennamen als direkte Ausdrücke. Die Bedeutungsintention des Eigennamens ist gerichtet auf den Gegenstand selbst und nicht auf seine inhaltliche Bestimmung . . . . . . . . . .
359
Beilage XLIII. Eigennamen sind keine anzeigenden Zeichen. Gibt es anzeigende Zeichen nur für Sachverhalte? . . . . . . . . .
362
Nr. 24. Erkennen als Identifikation. Das Eigenerkennen und Eigennennen des Allgemeinen. Bedarf es des Erkennens im Sinne des Identifizierens bei der Anwendung der Formworte?
364
Nr. 25. Eigenerkennen, Erkennen überhaupt als Erkennen durch ein Prädikat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
367
Nr. 26. Okkasionelle Aussagen und ihre Objektivität
. . . . .
369
. . . . . .
373
Beilage XLV. Die absolute Geltung der okkasionellen Wahrheiten .
374
Nr. 27. Feste und gelegenheitliche Ausdrücke. Begriffliche, anschauliche und gemischte Meinungen . . . . . . . . . . .
376
Beilage XLIV. Das Verständnis empirischer Aussagen
xiv
inhalt
vii kategoriale anschauung und ihr ausdruck. zur erkenntnis- und begriffslehre Nr. 28. Isolierte Erkenntnisakte. Die angeblich eingliedrigen Urteile. Setzt die Explikation ein „statisches“ Erkennen voraus? Das explizite, artikulierte Denken und Aussagen gegenüber dem inartikulierten . . . . . . . . . . . . . . . . . .
381
Beilage XLVI. Die einfache Erkennung und ihr Ausdruck
. . . .
388
Beilage XLVII. Erkennen als originärer und motivierter Vollzug der Urteilssynthesis. Einsichtige Aussagen. Die Begründung der Urteilsthesen durch originäre Motivation . . . . . . . . . . . .
390
Beilage XLVIII. Vielstrahligkeit, Setzung und Aktualität . . . . .
391
Nr. 29. Die Bekanntheitsintention und ihre Erfüllung
. . . .
393
Beilage XLIX. Das „bekannt“ als leere Intention auf Erkennen . .
396
Nr. 30. Zur Lehre von den Begriffen . . . . . . . . . . . . . a) Empirische gegenüber reinen Begriffen. Die Anwendung eines bekannten Begriffs gegenüber der Neubildung eines Begriffs. Individuelles gegenüber prädikativem Erkennen. Intuitives Erkennen als Erkennen im prägnanten Sinn . . b) Konkrete und abstrakte Gegenstände, substantivische und adjektivische Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Eigenbegriffe, substantivisch-konkrete und adjektivischnichtkonkrete Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . .
397
397 399 402
Nr. 31. Zur Lehre von den Kategorialien bzw. zu dem durch Ausdrücke zu Bedeutenden . . . . . . . . . . . . . . . . . .
405
Nr. 32. Nicht die Wahrnehmung, sondern die auf ihrem Grund vollzogene kategoriale Anschauung kommt zum Ausdruck .
409
Beilage L. Die synthetische Erzeugung des kategorialen Gegenstands, die einstrahlige Nominalisierung und die Bedeutungsreflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
411
inhalt
xv
Beilage LI. Die Erkennung des Wahrgenommenen mittels der Wortbedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
412
Nr. 33. Das Urteilen als nichtobjektivierende Ideation. Wie werden Wahrnehmungen zu Unterlagen von Urteilen und wie wird das Wahrgenommene bedeutungsmäßig gefasst? Der Unterschied zwischen Gegenstands- und Sachverhaltsapperzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
414
viii der ausdruck des wunsches. zur lehre von der doxischen umwendung Nr. 34. Der Sinn der Wunschaussage
. . . . . . . . . . . . .
417
Beilage LII. Wunschsätze als Analoga der Prädikationen . . . . .
420
Beilage LIII. Die Frage nach dem Sinn der Wunschaussage: Ich lebe im Aussagebewusstsein und teile die Tatsache meines Wunsches mit, oder ich lebe im Wunschbewusstsein und gebe meinem Wünschen Ausdruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
422
Beilage LIV. Das Ausdrücken in theoretischer und in kundgebender Absicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
426
Beilage LV. Das ausdrückliche Wünschen in der Redeform mit „möge“ und der Ausdruck des Wunsches . . . . . . . . . . .
428
Beilage LVI. Die Doppeldeutigkeit des Ausdrucks einer Vermutung. Modifizierende und nichtmodifizierende Prädikate. Die Möglichkeit der objektiven Einstellung. Im Ausdrücken kommt ein Kategoriales in der Glaubenssphäre zum Ausdruck . . . . . . . . .
431
Nr. 35. Modalisierungen und ihr Ausdruck . . . . . . . . . . § 1. Das Erkennen und Ausdrücken von Sätzen. Der Begriff des kategorialen Aktes und seine stufenweise Erweiterung . .
437 437
xvi
inhalt § 2.
Inwieweit handelt es sich bei Aussagen mit unmodalisierten und mit modalisierten Prädikaten um gleichstehende Aussagen? Der direkte und indirekte Ausdruck modalisierter Prädikate. Der Urteilsbegriff. Die Umwandlung in Attributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Behauptung ist keine Aussage schlechthin, sondern eine Aussage mit dem bewussten Anspruch der Richtigkeit und Begründbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die doxische Setzung von modalisierten Prädikaten ergibt neue Satzformen. Urteil im engeren und weiteren Sinn. Das Ausdrücken ist wesentlich auf die Glaubenssphäre bezogen
449
Beilage LVII. Zur Lehre von den Impersonalien . . . . . . . . .
452
§ 3.
§ 4.
441
446
Nr. 36. Gehören Glauben, Urteilen und Erkennen zum Wesen des Ausdrückens? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . § 1. Das eigentliche Ausdrücken gegenüber dem kundgebenden Anzeigen. Vollzugsformen des Urteilens und Ausdrückens. Die Bedeutungsintention als Modifikation kategorialer Akte § 2. Die Modalisierungen der kategorialen Glaubensakte und ihr Ausdruck. Ist Ausdrücken immer ein Glauben? . . . . . . § 3. Ausdrücken als Urteilen. Die Universalität des Ausdrucks. Der Ausdruck als kategoriales Zeichen. Setzt das Ausdrücken ein Erkennen des Satzes und seiner Formen voraus? .
460
Beilage LVIII. Das schlichte ausdrückliche Fragen ist keine nennende Setzung der Frage und zu ihm gehört keine doxische Einstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
465
Nr. 37. Das Problem der Bedeutung der Rede. Gehört zum Wesen der Aussage die doxische Einstellung? Doxische Setzung des Wunsches und Zuwendung im Wünschen schließen sich nicht aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
467
Beilage LIX. Modalisierung konstituiert neue Gegenständlicheiten. Ausdruck erfordert die doxisch-kategoriale Fassung des Auszudrückenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
473
453
453 457
inhalt
xvii
TEXTKRITISCHER ANHANG Zur Textgestaltung . . . . . Textkritische Anmerkungen . Nachweis der Originalseiten Namenregister . . . . . . .
. . . .
. . . .
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479 483 631 633
EINLEITUNG DES HERAUSGEBERS Nachdem im ersten Teilband des Ergänzungsbandes zu den Logischen Untersuchungen Husserls unvollendet gebliebene Entwürfe zur Umarbeitung der VI. Untersuchung aus dem Sommer 1913 zur Veröffentlichung kamen,1 werden im vorliegenden zweiten Teilband seine Manuskripte für die Neufassung der VI. Logischen Untersuchung, an der er vom Dezember 1913 bis zum April 1914 arbeitete, herausgegeben. Hierbei handelt es sich zum einen um Manuskripte, die in dem genannten Zeitraum entstanden sind, zum anderen um – bis auf eine Ausnahme – ältere Texte, die zum Teil bis vor die erste Veröffentlichung der Logischen Untersuchungen im Jahre 1900/1901 zurückreichen. Diese älteren, von Husserl selbst ausgewählten Texte dienten ihm vermutlich als Anregung und als Forschungsmaterial für die Neufassung. Nach dem Erscheinen der zweiten Auflage der Prolegomena und der I. – V. Logischen Untersuchung im Oktober 1913 setzt Husserl seine Überarbeitung des ursprünglichen Textes der VI. Untersuchung nicht weiter fort. Ende des Jahres beginnt er stattdessen mit einem zweiten, radikaleren Versuch der Umarbeitung in Form einer völligen Neufassung des Textes. Der Brief an Gustav von Spet2 und einige Manuskriptblätter auf Drucksachen vom Dezember 1913 lassen vermuten, dass erste Manuskripte hierfür im Dezember entstehen.3 Bei diesen und den vor allem in den folgenden Monaten, von Januar bis März, entstehenden Texten handelt es sich zunächst noch um vorbereitende Forschungsmanuskripte. Ende März, Anfang April 1914 verfasst Husserl dann jedoch eine Ausarbeitung des Anfangsstücks
1 Siehe hierzu, aber auch zum vorliegenden Band, die „Einleitung des Herausgebers“ im ersten Teilband (Husserliana XX/1). 2 Siehe Husserliana XX/1, „Einleitung des Herausgebers“, S. XVI. 3 Der Herausgeber vermutet, dass es sich bei den in Teil VII des vorliegenden Bandes veröffentlichten Manuskripte um die frühesten für die Neufassung geschriebenen Texte handelt, dass Ende Dezember und im Januar die in Teil II und daran anschließend die in Teil III wiedergegebenen Manuskripte entstanden sind. Am Ende stehen die Texte Nr. 2–4 in Teil I. Zur Textgestaltung siehe auch Textkritischer Anhang, S. 479–482.
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einleitung des herausgebers
der neuen VI. Untersuchung. Wohl bis Mitte April entstehen noch zwei weitere Manuskripte, die erkennen lassen, dass er mit dieser Ausarbeitung nicht zufrieden war. Danach dürfte Husserl durch andere Aufgaben in Anspruch genommen sein. Nach Ostern, vom 15. – 18. April, nimmt er am Kongress für experimentelle Psychologie in Göttingen teil,1 und Ende April beginnen die Lehrveranstaltungen des Sommersemesters. Husserl liest u. a. über „Grundfragen zur Ethik und Wertlehre“.2 Im Sommer 1914 entsteht als letzter und spätester Text für das Projekt einer Neufassung noch ein „Plan“ für eine „neue Darstellung“. Der Herausgeber hat sich dafür entschieden, das gesamte Textmaterial nicht primär chronologisch, sondern nach inhaltlichen Gesichtspunkten in acht thematische Gruppen zu gliedern. Der chronologische Gesichtspunkt musste deswegen zurücktreten, da eine genaue Datierung der meisten Texte nicht möglich ist. Nur wenige Manuskripte sind von Husserl selbst datiert; die meisten Datierungen sind aus Indizien – Inhalt, Schriftbild, Terminologie, Husserl’sche Signaturen, Hinweise auf zeitgeschichtliche Ereignisse, Rückseiten mit datierten Drucksachen – erschlossen. Es ist so leider auch nicht möglich, eine genaue und gesicherte Chronologie von Husserls Arbeiten an der Neufassung der VI. Untersuchung von Dezember 1913 bis April 1914 zu erstellen. Von den acht Textgruppen, in die der vorliegende Band gegliedert ist, enthalten die Gruppen I – III und VII bis auf eine Ausnahme nur Texte aus 1913/14, die Gruppe V nur ältere Manuskripte. In den Textgruppen IV, VI und VIII stehen ältere Texte neben Texten aus 1914 und einem Text aus 1921. Hier wird besonders augenfällig, dass in Bezug auf die älteren Texte ein anderes Editionsprinzip zur Anwendung kommt als in bezug auf die Manuskripte, die Husserl eigens für die Neufassung der VI. Untersuchung schrieb. Während
1 Siehe Karl Schuhmann, Husserl-Chronik. Denk- und Lebensweg Edmund Husserls, Husserliana Dokumente I, Den Haag 1977, S. 186. 2 Bei dieser Vorlesung handelt es sich um eine Wiederholung in überarbeiteter und erweiterter Form eines Teiles seiner Vorlesungen über Ethik und Wertlehre von 1908/09 und 1911. Die drei Vorlesungen sind veröffentlicht in Edmund Husserl, Vorlesungen über Ethik und Wertlehre 1908–1914, hrsg. von Ullrich Melle, Husserliana XXVIII, Dordrecht/Boston/London, 1988.
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die älteren Forschungsmanuskripte, die Husserl als vorbereitendes Material für die Neufassung dienten, in Erstfassung herausgegeben werden, werden die Texte aus 1913/14 in Letztfassung ediert. Für diese Entscheidung waren die folgenden Gründe maßgebend: Die älteren Forschungstexte sind von Husserl später teilweise sehr intensiv und kritisch überarbeitet und annotiert worden. Wann diese Überarbeitungen und Annotationen enstanden sind, lässt sich im Einzelnen nicht nachweisen. Es ist jedoch möglich, dass zumindest einige dieser Textbearbeitungen im Zusammenhang mit der Arbeit an der Neufassung der VI. Untersuchung stehen. Es schien jedenfalls geboten, die späteren Bearbeitungen deutlich vom ursprünglichen Text zu trennen und sie in Form von Anmerkungen des Herausgebers wiederzugeben. Was die nachträglichen Veränderungen und Kommentierungen in den in Letztfassung edierten Manuskripten von 1913/14 betrifft, so werden diese nur im textkritischen Anhang, nicht aber im Text selbst als solche gekennzeichnet, da sie wahrscheinlich in zeitlicher Nähe zur ursprünglichen Niederschrift, also während Husserls Arbeiten für die Neufassung vom Dezember 1913 bis Sommer 1914, entstanden sind. Eine Ausnahme bilden nur die Veränderungen und Anmerkungen Husserls im Typoskript, das Landgrebe wohl im Sommer 1924 von der Ausarbeitung des Anfangsstücks und der als Beilagen II und III wiedergegebenen Texte anfertigte.1 Diese sind unter dem Text in Anmerkungen des Herausgebers wiedergegeben. In den drei Konvoluten, aus denen der größte Teil der hier veröffentlichten Manuskripte stammt, finden sich eine Reihe von Umschlägen, deren Titelblätter mit Aufschriften Husserls versehen sind, die eine thematische Ordnung des Textmaterials durch Husserl selbst andeuten.2 Besonders auffällig ist hierbei eine auf einigen solcher Titelblättern befindliche Nummerierung mit grossen römischen Ziffern, die sich von I – XI erstreckt.3 Da sich auf der Rückseite eines 1 Zu Landgrebes Typoskripten von Husserls Umarbeitungstexten siehe Husserliana XX/1, „Einleitung des Herausgebers“, S. XX f. 2 Die Aufschriften sind in den Textkritischen Anmerkungen, S. 485–488 wiedergegeben. 3 Das Blatt mit der Nummerierung IV fehlt und konnte nicht aufgefunden werden; die ebenfalls fehlenden Blätter mit den Nummerierungen V und X befinden sich in zwei anderen Konvoluten, siehe hierzu Textkritische Anmerkungen, S. 486 und 488.
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solchen Titelblatts der Teil einer Druckprobe mit dem Datumsstempel der Druckerei vom 29. April 1916 befindet, sind die Umschläge mit den dazugehörigen Titelblättern nachweislich nicht 1914, sondern viel später angelegt und beschriftet worden. Leider konnten keinerlei Hinweise darauf gefunden werden, in welchem Zusammenhang diese Ordnung der für die Neufassung bestimmten Manuskripte entstanden ist. Diese Titelblätter sind einer der wenigen Hinweise darauf, dass Husserl sich in späteren Jahren noch mit den Manuskripten für die Neufassung befasst hat. Ein weiteres Indiz hierfür ist das wohl im Sommer 1921 verfasste und hier als Text Nr. 18 veröffentlichte Manuskript. Es befindet sich unter den 1913/14 entstandenen Manuskripten und schließt thematisch sowie in seinen inhaltlichen Aussagen bei Ausführungen in Texten von 1914 (z. B. denen von Text Nr. 17) an. Es gibt nun jedoch keinerlei Hinweise darauf, in welchem Umfang und mit welcher Zielsetzung sich Husserl in späteren Jahren noch mit den für die Neufassung entworfenen Manuskripten beschäftigt hat.1 Aus den von Husserl für die Neufassung zusammengestellten älteren Manuskripten sind einige Blätter von Husserls Assistenten Edith Stein und Ludwig Landgrebe bei ihren im Auftrag Husserls durchgeführten Arbeiten an seinen Manuskripten berücksichtigt worden. Zunächst sind eine Anzahl von Blättern von Edith Stein in ihre 1917 angelegte Sammlung von Manuskripten zur Urteilstheorie, den sogenannten U-Blättern, aufgenommen worden.2 Des Weiteren sind eine Reihe von Blättern von Landgrebe mit einem kurzen Schrägstrich mit Rotstift versehen. Dieser Schrägstrich bedeutet, wie Landgrebe selbst in einer Notiz erklärt, dass die betreffenden Blätter ausgeschaltet werden können. Diese Ausschaltung muss sich auf eine Ausarbeitung oder Manuskriptzusammenstellung beziehen, die Landgrebe im Auftrag Husserls durchführte. Vom Inhalt der Blätter her gesehen,
1 Eine spätere Veröffentlichungsabsicht bestand, wenn überhaupt, nur bezüglich der als Text Nr. 2 veröffentlichten Ausarbeitung des Anfangsstücks der Neufassung der VI. Untersuchung sowie der als Text Nr. 1 i) und als Beilagen II und III veröffentlichten Manuskripte, von denen Landgrebe, wie bereits erwähnt, zusammen mit Teilen der Umarbeitungsentwürfe vom Sommer 1913 ein Typoskript anfertigte. Siehe hierzu Husserliana XX/1, „Einleitung des Herausgebers“, S. XX. 2 Eine Edition dieser und anderer Texte zur Urteilstheorie ist in Vorbereitung.
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kommen hierfür zwei von Landgrebe 1927/28 in Angriff genommenen Projekte in Frage: die „Studien zur Struktur des Bewusstseins“1 und die „Logischen Studien“2. * Die über einhundert kürzeren und längeren Texte des vorliegenden Bandes aus der Zeit von 1893/94 bis 1921 bilden in ihrer Gesamtheit ein komplexes Geflecht von Analysen, in denen die Ausdrucks-, Denk- und Erkenntnisakte hinsichtlich ihrer Strukturen, Zusammenhänge und Vollzugsmodalitäten analysiert werden. Dabei sind folgende Fragen leitend: Worin besteht das Bedeutungsbewusstsein beim sprachlichen Ausdruck? Welche Rolle spielt das Ausdrücken im Erkennen? Ist das Ausdrücken selbst ein Erkennen oder setzt es ein Erkennen voraus? Worin besteht die über seine kommunikative Funktion hinausgehende Leistung des Ausdrückens? In seinen von Dezember 1913 bis April 1914 entstandenen Manuskripten entwickelt Husserl bei dem Versuch, diese Fragen zu beantworten, eine neue Zeichenlehre, eine neue Bestimmung des Bedeutungsbewusstseins und eine daraus folgende neue Lehre des Erfüllungsgeschehens, d. h. eine neue Erkenntnislehre. Husserl gelangt zu dieser weitreichenden Veränderung seiner bisherigen Ausdrucks- und Erkenntnislehre durch die Beachtung und Auswertung einer fundamentalen Differenzierung im Intentionalitätsbegriff: Es gilt zwischen Intention als Tendenz, als Hinweisintention und Intention als Meinung zu unterscheiden. In seiner neuen Ausdrucks- und Erkenntnislehre verbindet die Hinweisintention den Wortlaut mit einer sei es leeren, sei es anschaulichen Meinung, die durch diese Verbindung zum Bedeutungsbewusstsein wird, die aber ebensogut auch ohne diese Verbindung bestehen kann. Es ist die Hinweisintention und nicht der bedeutungsgebende Akt, der Laute zu Wortlauten, d. h. bedeutsamen 1 Siehe hierzu Husserliana XX/1, „Einleitung des Herausgebers“, S. XXI. Eine Edition eines Teiles der den „Studien zur Struktur des Bewusstseins“ zugrundeliegenden Manuskripte mit Husserls Analysen der Gefühls- und Willensakte ist in Vorbereitung. 2 Die „Logischen Studien“ wurden von Landgrebe nach Husserls Tod unter dem Titel Erfahrung und Urteil veröffentlicht. Siehe hierzu Dieter Lohmar, „Zu der Entstehungsgeschichte und den Ausgangsmaterialien von Edmund Husserls Werk Erfahrung und Urteil“, in: Husserl Studies, vol. 13, 1996, S. 31–71.
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Zeichen, werden lässt. Die Hinweisintention erfüllt sich in der für diese Art der Intention kennzeichnenden Art der Erfüllung im bedeutungsgebenden Akt, der selbst eine unanschauliche, d. h. unerfüllte Meinung sein kann, die im Fall der Erfüllung in eine anschauliche Meinung übergeht. Im Fall des erfüllten bedeutungsgebenden Aktes ist somit nicht der leere Akt noch vorhanden und in Deckung mit dem vollen Akt, sondern der volle Akt hat den leeren Akt abgelöst, die Hinweisintention terminiert nun in einem anschaulichen Akt. Im Hinblick auf den ursprünglichen Text der Logischen Untersuchungen lässt sich feststellen, dass sich die Manuskripte für die Neufassung der VI. Untersuchung thematisch weitgehend auf einen kleinen Teil dieser Untersuchung, nämlich nur auf das erste und letzte Kapitel beziehen, darüberhinaus allerdings auch auf das erste Kapitel der I. Untersuchung. Wie Husserl selbstkritisch in der „Einleitung“ der Ausarbeitung des Anfangsstücks feststellt, erweist sich das, was in der I. Untersuchung „zu Tage gefördert wurde, … bei näherer Betrachtung keinesweges als genügend“.1 Wie vor allem die Texte Nr. 2 und 3, aber auch andere Texte zeigen, sollte die Neufassung der VI. Untersuchung zugleich auch eine solche des Anfangs der I. Untersuchung einschließen. Nur an zwei Stellen verweist Husserl in seinen Manuskripten von 1913/14 auf seine, z. T. bereits als Druckfahnen vorliegenden Umarbeitungsentwürfe vom Sommer 1913.2 Auch in Bezug auf diese nur den ersten Abschnitt der VI. Untersuchung umfassenden Umarbeitungsentwürfe gilt, dass Husserls Arbeiten für die Neufassung sich thematisch vornehmlich an die im ersten Teilband als Text Nr. 2 veröffentlichte neue Ausarbeitung des ersten Kapitels anschließen.3 In diesem Text finden sich eine Reihe von Einsichten, offenen Fragen und Problemstellungen, die eine zentrale Rolle in Husserls Untersuchungen für die Neufassung spielen. Die Ausgangsfrage ist: Wie kommt ein Akt zum sprachlichen Ausdruck und worin besteht das Ausdrücken, im bloßen Wortlautbewusstsein oder in einem damit einigen Bedeutungsbewusstsein? An diese Ausgangsfrage knüpfen sich weitere Fragen. Was ist der Charakter dieses Bedeutungsbewusstseins? Ist es ein 1 2 3
Unten, S. 16. Unten, S. 7 und S. 125. Siehe Husserliana XX/1, S. 58–84.
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Erkennen des auszudrückendes Aktes? Wenn es kein Erkennen ist, wie passt es sich dem auszudrückenden Akt an? Im Zusammenhang mit diesen Fragen zweifelt Husserl in dem genannten Text, ob das Schema in der I. Untersuchung von einer Deckung von Bedeutungsintention und anschaulicher Bedeutungserfüllung richtig ist, „ob also nicht wesentlich dasselbe Wortlautbewusstsein einmal verbunden sei mit anschaulichen, das andere Mal mit unanschaulichen Urteilen (Subjektakten, Prädikatakten usw.) von demselben intentionalen Wesen“.1 Er stellt des Weiteren die Frage nach der Funktion des Wortlaut konstituierenden Bewusstseins im aussagenden Erkennen und fragt, ob es auch wortloses Denken und Erkennen gebe. Husserl weist dann in diesem Text daraufhin, dass nur kategoriale Akte zu einer Bedeutungsfunktion, sei es in Form der Bedeutungsintention oder der der Bedeutungserfüllung, befähigt sind und dass dies auch gilt für die Dies-Nennung und die Eigennamen. In Bezug auf das mit der Eigennennung verbundene Eigenerkennen – „Was man mit dem Eigennamen nennt, erkennt man: Ich erkenne Hans als Hans, Berlin als Berlin.“2 – stellt Husserl die wichtige Frage zurück, ob das Erkennen hier in der Deckungseinheit der Bedeutungsintention mit dem diese Intention erfüllenden Anschauungsakt bestehe, oder ob das Erkennen nicht in diesen realisierenden Akt selbst hineingehöre und seinerseits durch den bedeutungsintendierenden Akt seinen Ausdruck finde. Und er bezeichnet es schließlich als „Aufgabe näherer Untersuchung“, „wie das Wortbewusstsein sich vom Wortlautbewusstsein, wie andererseits das intuitive Denkbewusstsein sich vom schlicht anschauenden, hier wahrnehmenden Bewusstsein unterscheidet, wie in der Einheit des Wahrnehmungsurteils eines im anderen fundiert und mit ihm verschmolzen ist“.3 Die hier veröffentlichten Manuskripte sind einer solch näheren Untersuchung dieser und anderer damit in Zusammenhang stehender Fragen gewidmet. Im Folgenden soll der vorliegende Band in seiner thematischen Gliederung, seinen inhaltlichen Schwerpunkten und der vermutlichen Chronologie der Texte näher vorgestellt werden.
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Ebd., S. 67. Ebd., S. 82. Ebd., S. 74 f.
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Der erste Teil des vorliegenden Bandes fügt sich nicht ganz der Anordnung der Texte in thematische Gruppen und nimmt in zwei Hinsichten eine gewisse Sonderstellung ein. Zum einen werden als Text Nr. 1 Husserls Überlegungen und Entwürfe zur Konzeption der Neufassung der VI. Untersuchung wiedergegeben. Zum anderen befasst dieser Teil als Text Nr. 2 den einzigen Text des vorliegenden Bandes, der den Charakter einer Ausarbeitung, sei es auch nur des Anfangsstückes – möglicherweise des ersten Kapitels – der Neufassung hat.1 Während alle anderen Teile des vorliegenden Bandes nur vorbereitende Forschungsmanuskripte für die Neufassung enthalten, finden sich im ersten Teil somit die Texte, die, sei es in Form von konzeptionellen Überlegungen, sei es in Form einer fragmentarischen Ausarbeitung, erkennen lassen, welche Gestalt die neue VI. Untersuchung hätte annehmen können. Gerade die als Text Nr. 1 veröffentlichten Überlegungen und Entwürfe zeigen allerdings, dass Husserl offensichtlich zu keiner schlüssigen Konzeption für die Neufassung gelangte. Auch die als Text Nr. 2 wiedergegebene Ausarbeitung hatte, wie die den Texten Nr. 3 und 4 zugrundeliegenden und im Anschluss an diese Ausarbeitung entstandenen Manuskripte zeigen, keinen endgültigen Charakter. In diesen Manuskripten scheint Husserl nämlich sowohl die Konzeption wie auch bestimmte Ausführungen in der Ausarbeitung in Frage zu stellen, wobei er vor allem versucht seine dort gegebenen Analysen des Zeichenbewusstseins zu vertiefen. Eine genaue Datierung der in Text Nr. 1 wiedergegebenen Überlegungen und Entwürfe zur Konzeption der Neufassung ist, bis auf die als Nr. 1 e) und i) veröffentlichten und von Husserl selbst datierten Texte nicht möglich. Da die als Text Nr. 1 a) wiedergegebenen „Überlegungen zur Anordnung“ in ihrem Inhalt noch deutlich Bezug nehmen auf die Umarbeitungsentwürfe vom Sommer 1913, kann man vermuten, dass dieser Text ganz am Anfang von Husserls Arbeiten an der Neufassung steht. Ähnlich könnte man im Hinblick auf Text Nr. 1 b) argumentieren, nur dass Husserls Überlegungen hier von einem Rückblick auf den Gedankengang des ursprünglichen Textes der VI. 1 Die als Beilage XIII wiedergegebenen Textstücke können vielleicht auch noch als höchst fragmentarische Ausarbeitungsversuche gelten.
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Untersuchung ausgehen. In den Texten Nr. 1 b) und c) fasst Husserl eine besonders radikale Veränderung in der ursprünglichen Konzeption der VI. Untersuchung ins Auge, nämlich statt von den Fragen des Ausdrückens und Bedeutens vielmehr von den allgemeinen Eigenschaften der intentionalen Erlebnisse überhaupt auszugehen.1 In den folgenden Texten Nr. 1 d), e) und f) macht er jedoch deutlich, dass er am Ausgang von Ausdruck und Bedeutung festhalten will, um zunächst das allgemeine Wesen des Zeichenbewusstseins zu erörtern. Das entspricht dann auch dem Inhalt der als Text Nr. 2 veröffentlichten Ausarbeitung der Einleitung und der ersten Paragraphen der neuen VI. Untersuchung.2 Dieser Text kann somit als reifstes Ergebnis von Husserls Arbeiten an der Neufassung der VI. Untersuchung gelten. Er wurde von Husserl selbst auf März – April 1914 datiert. In einer Anmerkung des als Beilage XII wiedergegebenen Textes, der sich auf Text Nr. 2 bezieht, spricht er in Bezug auf diesen Text von einer neuen, in den Osterferien3 entstandenen Ausarbeitung.4 Da des Weiteren der Inhalt der als Text Nr. 1 e) wiedergegebenen und, ebenfalls von Husserl selbst, auf 28.3.1914 datierten „Disposition“ vermuten lässt, dass Text Nr. 2 zu diesem Zeitpunkt noch nicht verfasst war, dürfte die Niederschrift dieses Textes in den Tagen danach, also Ende März, Anfang April erfolgt sein. Die als Text Nr. 3 und 4 wiedergegebenen Manuskripte dürften – mit Ausnahme des „Plans“ vom Sommer – die spätesten im Zusammenhang mit der Neufassung entstandenen Texte sein. Da Husserl in ihnen auf die Ausarbeitung verweist bzw. sich auf Ausführungen in dieser bezieht, sind diese Texte nach dieser, wahrscheinlich in zeitlicher Nähe zu ihr, also im April 1914, entstanden. Auffällig ist, dass Husserl in Text Nr. 3 die gleichen Themen, nur in einer anderen Reihenfolge, behandelt wie in den §§ 1–7 der als Text Nr. 2 wiederge1 Dies würde eine Annäherung an die Konzeption der Ideen I bedeuten. Möglicherweise spielt hierbei die ursprüngliche Absicht Husserls für die Neuausgabe der Logischen Untersuchungen, wonach diese in ihrer überarbeiteten Fassung schrittweise zum Niveau der Ideen I emporsteigen sollten, noch eine Rolle. Siehe hierzu Husserliana XX/1, „Einleitung des Herausgebers“, S. XXII f. 2 Nur von diesem Text hat Husserl dann auch von Landgrebe ein Typoskript anfertigen lassen, möglicherweise mit der Absicht einer späten Veröffentlichung. Siehe hierzu ebd., „Einleitung des Herausgebers“, S. XX f. 3 Ostern fiel 1914 auf den 12. April. 4 Siehe unten, S. 107, Anm. 2.
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gebenen Ausarbeitung. Möglicherweise handelt es sich bei Text Nr. 3 demnach um einen neuen Ansatz für den Anfang der Neufassung. Der Ausgangspunkt von der Zeichenlehre in diesem Text entspricht dabei der als Text Nr. 1 e) wiedergegebenen „Disposition“ vom 28. März 1914. Was die in den beiden Texten Nr. 2 und 3 behandelten gemeinsamen Themen betrifft, so ist festzustellen, dass diese im ursprünglichen Text der Logischen Untersuchungen nicht in der VI., sondern in den ersten acht Paragraphen der I. Untersuchung zur Sprache kommen, und zwar genau genommen vor allem in den beiden ersten Paragraphen und den §§ 7 und 8. Husserl behandelt in §§ 1–5 von Text Nr. 2 zunächst ausführlich den Ausdruck in kommunikativer Funktion (entspricht § 7 in der I. Untersuchung), stellt dann in § 6 fest, dass es möglich ist, von der kommunikativen Funktion zu abstrahieren (entspricht ungefähr § 8 in der I. Untersuchung) und analysiert schließlich in § 7 den Unterschied zwischen bloßen Anzeichen und echten Zeichen sowie zwischen sprachlichen, d. h. kategorialen, und nichtkategorialen Zeichen (entspricht vor allem §§ 1 und 2 der I. Untersuchung). Erst der letzte Paragraph von Text Nr. 2, § 8, wendet sich der Ausgangsfrage der VI. Untersuchung zu, welche Akte als bedeutungsgebende fungieren können. In Text Nr. 3 steht eine genaue Analyse des Unterschieds von Anzeichen und Merkzeichen als echten bedeutsamen Zeichen voran, gefolgt durch die Behandlung des Ausdrucks in kommunikativer Funktion und im stillen wörtlichen Denken.1 Was nun im Vergleich der beiden Texte als merkwürdig auffällt, ist, dass in Text Nr. 2 im Gegensatz zu Text Nr. 3 wenig von den Untersuchungen in seinen Forschungsmanuskripten aus den vorangehenden Monaten eingeflossen ist. Das gilt vor allem für das in diesen Untersuchungen zentrale Thema der Tendenz, der Hinweis- und Übergangsintention als eine eigene Form der Intentionalität, mittels derer das Zeichen- und Ausdrucksbewusstsein zu bestimmen ist. Stattdessen wird der Handlungscharakter des Redens betont. Die im Zusammenhang damit stehende Analyse der Vollzugsformen des Wollens und der Formen der Ichbezüglichkeit in § 2 weisen voraus auf die
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§ 8 von Text Nr. 2 hat keine Entsprechung in Text Nr. 3.
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Ausführungen zur „Phänomenologie des Willens“ in der Vorlesung „Grundfragen zur Ethik und Wertlehre“ vom folgenden Sommersemester.1 Des Weiteren behandelt Husserl in §§ 3 und 4 das Phänomen des Verstehens im Sinne der einverstehenden Vergegenwärtigung und das Problem der dabei auftretenden Setzungsmodalitäten, was in § 5 zu einer Differenzierung im Bedeutungsbegriff führt. Auch hierfür gibt es kaum Anknüpfungspunkte in den Forschungsmanuskripten. Besonders prägnant ist der Unterschied zwischen Text Nr. 2 und 3, was die Analyse des Zeichenbewusstseins und die gegenüber der I. Untersuchung genauere Unterscheidung zwischen bloßen Anzeichen und bedeutsamen Zeichen betrifft. In Text Nr. 2 geht es Husserl vor allem darum, die Signalzeichen von den sprachlichen Ausdrücken durch die Kategorialität bzw. Grammatikalität der letzteren zu unterscheiden. Während die Signale in der I. Untersuchung zu den bloßen Anzeichen gerechnet werden, werden sie jetzt wie die sprachlichen Ausdrücke als echte Zeichen aufgefasst. Auf die Frage wodurch sich die Signale dann von den sprachlichen Zeichen unterscheiden, lautet Husserls Antwort: „Im Reich der Signale gibt es keine Grammatik.“2 In Text Nr. 3 dagegen ist Husserls Interesse auf den allgemeinen Charakter des bedeutsamen Zeichens gerichtet. Die echten, bedeutsamen Zeichen werden hier zunächst wie in Text Nr. 2 von den bloßen Anzeigen unterschieden; erstere werden dann aber in die Signale einerseits und die Erinnerungs- und Merkzeichen andrerseits eingeteilt. Die Erinnerungs- und Merkzeichen werden im ersten Textabschnitt ausführlich analysiert, ohne dass Husserl auf die Eigenheit der sprachlichen Zeichen eingeht. Auch im folgenden Abschnitt, in dem er das mitteilende Sprechen und das Verstehen analysiert, steht nicht die Eigenart des sprachlichen Zeichens gegenüber den anderen Zeichenarten im Mittelpunkt. Husserl scheint vielmehr davon auszugehen, dass die für Merkzeichen wie den Knopf im Taschentuch durchgeführte Analyse des Zeichenbewusstseins auch für die sprachlichen Zeichen Geltung hat. Dies würde bedeuten, dass die Texte Nr. 2 und Nr. 3 unterschiedliche Klassifikationen der Zeichen enthalten. In beiden Texten werden die echten Zeichen den bloßen Anzeigen gegenübergestellt. Während in Text Nr. 2 die echten Zei1 2
Husserliana XXVIII, S. 102–125. Unten, S. 53.
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chen dann in die Signale und die sprachlichen Ausdrücke unterteilt werden, werden sie in Text Nr. 3 in die Signale und die Erinnerungsund Merkzeichen eingeteilt. Die sprachlichen Ausdrücke wären dann bloß eine Unterart der Erinnerungs- und Merkzeichen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob diese Unterordnung der sprachlichen Zeichen unter die Erinnerungs- und Merkzeichen Husserls wirklichen Intentionen entspricht. Zwar unterscheidet er nicht explizit wie in Text Nr. 2 die sprachlichen Zeichen von den anderen echten Zeichen durch die Kategorialität der ersteren, implizit setzt er diese Unterscheidung jedoch voraus, wenn er in der Analyse des Sprechens und Verstehens vom schrittweisen Ausdruck des Gedankens sowie von Aussage und Aussagegliedern spricht. Darüberhinaus weist er auf eine andere unterscheidende Eigenheit des sprachlichen Zeichens hin: Dieses ist „eine eigentümliche doppelschichtige Einheit“ des Sinnlich-Wortlautlichen mit der Bedeutung. Die Analyse des Zeichenbewusstseins im ersten Abschnitt von Text Nr. 3 zeigt nun große Übereinstimmungen mit den entsprechenden Analysen der in den Teilen II und III wiedergegebenen Forschungsmanuskripte. Charakteristisch für das Zeichenbewusstsein ist diesen Analysen zufolge eine Übergangs- und Hinweisintention, die den spezifischen Charakter einer Sollenstendenz hat und die den thematisierenden Blick vom Zeichen weg und zum Bezeichneten hin leitet. Wird auch der sprachliche Ausdruck als Zeichen in diesem Sinne aufgefasst, dann führt dies zu einer nominalistischen Reduktion des Wortes auf den Wortlaut, des Bedeutens auf das Hinweisen vom Wortlaut auf einen im Wesen nichtsprachlichen Akt, der zu einem sprachlichen, d. h. bedeutungsgebenden, erst wird, wenn er mit einem Wortlautbewusstsein durch die von diesem auslaufende Hinweisintention verbunden wird. Das Problem, um dass es bei diesen unterschiedlichen Konzeptionen des sprachlichen Ausdrucks geht, hat Husserl in der Einleitung von Text Nr. 2 deutlich benannt. Die Frage ist, ob „der sprachliche Ausdruck ein zufälliges Kleid ist für den zugehörigen Gedanken“.1 Worauf Husserl dort mit Bestimmtheit antwortet: „Es ist, wie sich sofort herausstellt, keineswegs so, dass man den sprachlichen Ausdruck wie ein Kleid abziehen und
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Unten, S. 20.
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den Gedanken dann als nackten Gedanken für sich und daneben haben könnte.“1 In Frage steht letztlich die Leistung und Funktion des sprachlichen Ausdrucks für das Denken selbst, abgesehen von seiner kommunikativen Funktion. Man kann sich nun fragen, ob die Betonung der Kategorialität des sprachlichen Zeichens in Text Nr. 2 nicht eine Distanzierung von seinen Forschungsmanuskripten beinhaltet, wohingegen er in Text Nr. 3 nochmals die in diesen gemachten Befunde zur Geltung bringt. Text Nr. 4 könnte dann Husserls letzter Versuch im Frühjahr 1914 gewesen sein, um sich Klarheit über den Charakter des sprachlichen Zeichens zu verschaffen. Husserl verweist in diesem Manuskript nicht explizit auf die Ausarbeitung oder das Text Nr. 3 zugrundeliegende Manuskript, aber das Thema von Text Nr. 4 ist die in diesen beiden anderen und vermutlich vorangehenden Texten behandelte Unterscheidung zwischen nichtsprachlichen und sprachlichen Zeichen. Der Satz „Nun machte ich den Unterschied zwischen kategorialen Zeichen und Symbolen (Erinnerungszeichen ebenso)“2 dürfte sich auf die Ausarbeitung beziehen. Bemerkenswert an Text Nr. 4 ist, dass Husserl hier die Eigenart des sprachlichen Zeichens nicht nur im Unterschied zum Signalzeichen, sondern auch zum Bildbewusstsein und zum mimischen Ausdruck herausarbeitet und dass er sich dabei, in Übereinstimmung mit den Ausführungen in der Ausarbeitung, entschieden von den Beschreibungen seiner Forschungsmanuskripte abwendet um, wie in den folgenden Worten zum Ausdruck kommt, die alte Auffassung der Logischen Unterschungen erneut zu bekräftigen: „Die Sprachzeichen weisen aber nicht hin; sie sind gegliederte Ausdrücke eines Erkenntnisbewusstseins und beziehen sich durch Ausdrücke, durch bestimmte, ihnen zugehörige und mit ihnen innigst einige Bedeutungsintentionen auf ‚besagte‘ Gegenstände.“3 Kennzeichnend für den sprachlichen Ausdruck ist die „logische Bedeutungsintention“. Husserl versucht in Text Nr. 4 zudem die schon in Text Nr. 3 angeführte innige Verschmelzungseinheit von Wortlaut- und Bedeutungsbewusstsein durch den Vergleich mit dem Bildbewusstsein nä1 2 3
Unten, S. 22. Unten, S. 118. Unten, S. 128.
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her zu fassen. Wenn sich das sprachliche Zeichen sowohl durch eine solche Einheit wie durch die Gebundenheit der Bedeutungsintention an eine kategoriale Form auszeichnet, dann stellt sich Husserl zufolge die Frage, ob es die in der Ausarbeitung behauptete Wesensverwandtschaft zwischen Signalen und sprachlichen Zeichen gibt, d. h. ob Signale wirklich echte, bedeutungsvolle Zeichen sind. * Die im zweiten Teil zusammengestellten Texte zeigen, wie Husserl Ende 1913, Anfang 1914 zu einer grundlegenden Revision seines komplexen Erfüllungsschemas in den Logischen Untersuchungen gelangt. Der am Ende stehende Text Nr. 9, der die neue Lehre enthält, ist von Husserl selbst auf den 20. Januar 1914 datiert. In Text Nr. 5 und der zugeordneten Beilage XV vertritt Husserl noch die Position der Logischen Untersuchungen, wobei er am Ende von Text Nr. 5 nachträglich durch eine Durchstreichung und Annotationen zu verstehen gibt, dass er die Ausführungen des Textes nicht mehr billigt. In Text Nr. 6 wird die alte Auffassung aus den Logischen Untersuchungen vom anschaulichen Ausdrücken und Erkennen als Erfüllung im Sinne einer identifizierenden Deckung einer leeren Bedeutungsintention mit einer entsprechenden Anschauung in Frage und zur Diskussion gestellt. Auch hier hält Husserl am Ende noch daran fest, dass das Wort seine ihm eigene Bedeutung hat und dass diese Bedeutung sich deckt mit der Anschauung der dieser Bedeutung entsprechenden Sache. Text Nr. 7 erwägt die neue Auffassung, bekennt sich aber vorläufig noch, sei es auch mit merklichem Zweifel, zu der alten, um auf die Notwendigkeit eines „tieferen Studiums der Sachen“ für eine endgültige Entscheidung zu verweisen. In diesem Text weist Husserl auch auf den entscheidenden Gegensatz der beiden Auffassungen im Hinblick auf die Bestimmung des sprachlichen Ausdrucks hin: Der Begriff des Ausdrückens hat in beiden Aufassungen einen ganz anderen Sinn. Der Auffassung der Logischen Untersuchungen zufolge, die Husserl hier noch als „unsere“, d. h. seine Auffassung bezeichnet, drückt das volle Wort mit und durch seine Bedeutungsintention aus. Für die Gegenauffassung gibt es kein „geistiges“ Ausdrücken durch eine Bedeutungsintention, sondern hier drückt nur der Wortlaut aus,
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der sich einmal mit einem leeren, das andere Mal mit einem vollen Akt durch eine Hinweisintention vom Charakter der Tendenz einigt. Text Nr. 8 zeigt z. T. wörtliche Anklänge an § 1 des ursprünglichen Textes der VI. Untersuchung, wobei Husserl hier in die Frage nach den ausdrückenden und den ausgedrückten Akten die noematischen Korrelate einbezieht. Husserls Ausführungen in diesem Manuskript sind gekennzeichnet durch „Bedenken“ und „Zweifel“ und dem „Schwanken“ zwischen alter und neuer Lehre: Ist die Bedeutungsintention die vom Wortlaut ausgehende Hinweisintention oder ein davon unterschiedener bedeutungsgebender Akt? Da Husserl in diesem Text auch die Frage aufwirft, inwiefern das Ausdrücken selbst ein Erkennen der auszudrückenden Akte bzw. ihrer Korrelate voraussetzt, hätte der Text auch dem sich mit dieser Frage befassenden Teil III zugeordnet werden können. Bemerkenswert ist, dass sich die Texte Nr. 5, 7 und 9 wie bereits die Texte Nr. 2 und 3 inhaltlich vor allem auf den Text des 1. Kapitels der I. Untersuchung, und zwar diesmal auf die §§ 8 und 9 beziehen. In diesen beiden Paragraphen unterscheidet Husserl die am sprachlichen Ausdruck und der Realisierung seiner gegenständlichen Beziehung beteiligten Akte: die anschauliche Wortvorstellung, den bedeutungsverleihenden Akt und den bedeutungserfüllenden Akt. Der Wortlaut ist mehr als ein physisches Phänomen durch den bedeutungsverleihenden Akt. Letzterer verschmilzt in der Erkenntnisoder Erfüllungseinheit mit dem bedeutungserfüllenden, anschaulichen Akt. „Wo dies statthat, ist die Beziehung auf die Gegenständlichkeit, realisiert.“1 „Der Wortlaut ist zunächst eins mit der Bedeutungsintention, und diese wieder eint sich (in derselben Weise, wie überhaupt Intentionen mit ihren Erfüllungen es tun) mit der betreffenden Bedeutungserfüllung.“2 Was die Funktion des Wortlautbewusstseins betrifft, so spricht Husserl im § 9 der I. Untersuchung davon, dass sie darin besteht, „in uns den sinnverleihenden Akt zu erregen und auf das, was ‚in‘ ihm intendiert und vielleicht durch erfüllende Anschauung gegeben ist, hinzuzeigen, unser Interesse ausschließlich in diese Richtung zu drän1 Edmund Husserl, Logische Untersuchungen. Zweiter Band. Erster Teil, Husserliana XIX/1, hrsg. von Ursula Panzer, The Hague/Boston/Lancaster 1984, S. 44. 2 Ebd., S. 45.
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gen.“1 Diese „Erregung“ und dieses Hinzeigen bestimmt Husserl in seinen Forschungsmanuskripten für die Neufassung als Hinweis-, Übergangs- oder Durchgangsintention und als Sollenstendenz. Die Beschreibung des Zusammenhangs von Wortlaut- und Bedeutungsbewusstsein als eine Hinweistendenz und als eine vom Wortlaut ausgehende Aufforderung, ein Sollen, um zur Bedeutung überzugehen, findet sich bereits in Husserls früheren Göttinger Vorlesungen.2 So heißt es schon in der Vorlesung über Urteilstheorie von 1905: „Dem Worte haftet sozusagen die Tendenz an, unser Interesse auf den bedeuteten Gegenstand hinzulenken; es stößt das Interesse von sich ab und drängt es auf das Bedeutete hin. Wir finden diese Tendenz vor, sowie wir die Aufmerksamkeit auf das Wort selbst zu lenken suchen, wir empfinden den Widerstand, das wegdeutende Sollen. Das von sich weg und auf das Bedeutete Hinweisen, das ist nicht ein verborgenes psychologisches Faktum, sondern ein phänomenologisch aufweisbares Moment im Erleben.“3 Auch in der ausführlichen Erörterung des Zusammenhangs zwischen Wortlaut- und Bedeutungsbewusstsein in der Vorlesung über Bedeutungslehre von 1908 spricht Husserl von einer zum phänomenologischen Wesen des Bedeutungsbewusstseins gehörigen Hinweistendenz, von einem Sollen, „das auf das Bedeutete hinweist und in ihm terminiert“.4 Husserls großes Interesse an dieser vom Wortlaut auslaufenden Hinweistendenz in seinen Forschungsmanuskripten von Ende 1913, Anfang 1914 steht wohl noch in einem größerem Zusammenhang als dem Projekt der Neufassung der VI. Untersuchung. Zur selben 1
Ebd., S. 46. In der als Beilage XXX wiedergegebenen frühen, aus den Anfangsjahren von Husserls Lehrtätigkeit in Halle, nämlich 1893/94, stammenden Analyse des Zeichenbewusstseins spricht Husserl davon, dass das Zeichen das Begehren nach der Bedeutung weckt oder die Bedeutung fordert. Siehe unten, S. 289. 3 Edmund Husserl, Urteilstheorie. Vorlesung 1905, Husserliana Materialien V, hrsg. von Elisabeth Schuhmann, Dordrecht/Boston/London 2002, S. 69. In den Ideen I geht Husserl weder auf die sinnliche Seite des Ausdrucks noch auf die Weise seiner Einigung mit der geistigen Seite näher ein, wobei er jedoch bemerkt: „Selbstverständlich sind auch damit Titel für nicht unwichtige phänomenologische Probleme bezeichnet.“ (Edmund Husserl, Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch. Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie, Husserliana III/1, neu hrsg. von Karl Schuhmann, Den Haag 1976, S. 285) 4 Edmund Husserl, Vorlesungen über Bedeutungslehre. Sommersemester 1908, Husserliana XXVI, hrsg. von Ursula Panzer, Dordrecht/Boston/Lancaster 1987, S. 23. 2
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Zeit wie die Manuskripte für die Neufassung sind eine Reihe von Forschungsmanuskripten über Tendenz als allgemeine Bewusstseinsform in allen Bewusstseinssphären entstanden.1 Diese Manuskripte zeigen, dass Husserl zu dieser Zeit offensichtlich an einer grundlegenden Differenzierung des Intentionalitätsbegriffs arbeitete: Statt auf die Aktstrukturen, die Formen und Arten des Meinens und Setzens richtet sich sein Blick jetzt auf den Vollzugscharakter des Bewusstseins, die Vollzugsmodalitäten. Was nun die Revision des alten Erfüllungsschemas betrifft, so besteht sie darin, dass die vom Wortlaut ausgehende Hinweistendenz die Funktion des Bedeutens übernimmt und dass dieses Bedeuten sich entweder mit einem leeren oder mit einem anschaulichen Akt, mit einer leeren oder einer anschaulichen Bedeutung verbindet. Die Erfüllung besteht nicht mehr in der identifizierenden Deckung eines leeren mit einem anschaulichen Akt, sondern im Übergang von einem leeren zu einem entsprechenden anschaulichen Akt: An die Stelle des leeren tritt der anschauliche Akt. Das Bedeuten der Hinweistendenz kann sich dann auch direkt mit einer Anschauung verbinden. In den Texten Nr. 5–7 lassen sich zwei Argumente für die Revision des Erfüllungsschemas der Logischen Untersuchungen unterscheiden. Dem ersten Argument zufolge, ist das alte Schema unnötig kompliziert, vor allem wenn man der Hinweistendenz vom Wortlaut zum bedeutungsgebenden Akt Rechnung trägt. Diese Tendenz hat nämlich als Tendenz ihre eigene Art der Erfüllung. Vor allem da, wo eine Anschauung unmittelbar zum Ausdruck gebracht wird, scheint die Annahme einer doppelten Intention und Erfüllung – zum einen Hinweisintention als Tendenz und Erfüllung als Befriedigung dieser Tendenz durch einen leeren bedeutungsgebenden Akt, zum anderen Intention als bedeutungsgebender Akt und Erfüllung als identifizierende Deckung dieses Aktes mit einem anschaulichen Akt
1 Diese Manuskripte wurden von Husserl unter der Signatur „Td“ zusammengestellt und später von Landgrebe für die „Studien zur Struktur des Bewusstseins“, und zwar die dritte Studie mit dem Titel „Modalität und Tendenz“ (Ms. M III 3 III 1 I und II) berücksichtigt. Der sachliche Zusammenhang mit den Manuskripten für die Neufassung kommt in der Aufschrift auf der Rückseite des Umschlags, in dem die TdBlätter liegen zum Ausdruck; diese Aufschrift lautet: „Tendenz, Intention, Zeichen“. (Ms. A VI 12 I, 235b) Die Veröffentlichung der Td-Blätter ist im Rahmen einer Edition von Husserls Analysen der Gefühls- und Willensakte in Vorbereitung.
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– deskriptiv nicht nachweisbar. Das zweite Argument geht davon aus, dass ein Ausdruck entweder einen leeren oder einen vollen anschaulichen Akt ausdrückt. Wenn ein bedeutungsgebender Akt konstitutiv für das Ausdrücken ist, hieße dies, dass sich da, wo ein leerer Akt zum Ausdruck gebracht wird, der bedeutungsgebende Akt, der selbst ein leerer Akt ist, mit dem zum Ausdruck gebrachten leeren Akt decken würde, genauso wie er sich da, wo ein anschaulicher Akt zum Ausdruck gebracht wird, mit diesem deckt. Auch dies scheint Husserl deskriptiv nicht einlösbar zu sein. Dieses Argument setzt allerdings bereits die Äußerlichkeit des sprachlichen Ausdrucks, d. h. seine Reduktion auf den Wortlaut, voraus: Das Bewusstsein ist, auch was die kategorialen Denkakte betrifft, für seine Aktvollzüge und Erkennntisleistungen nicht notwendig auf den sprachlichen Ausdruck angewiesen, wie hilfreich immer dieser für den Vollzug vor allem der höherstufigen, kategorialen Bewusstseinsleistungen sein mag. * Die in Teil III wiedergegebenen Forschungsmanuskripte sind wahrscheinlich im Anschluss an die in Teil II veröffentlichten Texte von Januar bis März 1914 entstanden.1 Husserl versucht in diesen Manuskripten den spezifischen Charakter der für das Zeichenbewusstsein konstitutiven Hinweis- und Übergangsintention im Vergleich mit anderen Vollzugsmodi des Bewusstseins herauszuarbeiten. Grundlegend ist hierfür zunächst die Unterscheidung zwischen Intention als Tendenz und Intention als Meinung; was das Zeichenbewusstsein betrifft, ist dies die Unterscheidung zwischen signitiver und signifika-
1 Leider ist keines der Manuskripte von Husserl selbst genauer datiert. Die neue Erfüllungslehre kommt nur noch in Text Nr. 13 zur Sprache. Während in Text Nr. 7 in Teil II die neue Lehre noch als „Versuchung“ bezeichnet wird, die nur durch nähere Analysen radikal behoben werden kann (siehe unten, S. 152), wird in Text Nr. 13 festgestellt, dass ein dort genannter Sachverhalt uns „leicht geneigt“ macht, die alte Lehre der Logischen Untersuchungen anzunehmen, dass aber die neue Lehre richtiger ist (siehe unten, S. 205). Als Husserl die in Teil III veröffentlichten Texte verfasste, war er, so scheint es, von der Richtigkeit der neuen Lehre überzeugt. Dies stützt die Annahme, dass die Texte von Teil III nach denen von Teil II entstanden sind.
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tiver Intention: zwischen der Hinweistendenz im Vollzug des Wortlautbewusstseins und der eigentlichen Bedeutungsintention. Husserl bemüht sich dann um eine genauere Bestimmung der Eigenart dieser signitiven Hinweisintention. Es handelt sich dabei nicht um eine bloße Tendenz des Übergangs und des Überfließens der Aufmerksamkeit von einem Gegenstand auf einen anderen Gegenstand, sondern um eine Art Sollen, eine Forderung, die vom Zeichen bzw. von seiner Erfassung ausgeht, um nicht bei dieser Erfassung des Zeichens stehen zu bleiben und sie thematisch zu vollziehen, sondern durch sie hindurch zu gehen und sie zugunsten des thematischen Vollzugs der eigentlichen Bedeutungsintention fahren zu lassen. Des Weiteren zeigt sich, dass im Meinen des Bedeutungsbewusstsein selbst Tendenzen auf den thematischen Vollzug und auf Erfüllung leben. Husserl wird so zu umfassenden Untersuchungen der Tendenzarten, ihrer Verkettungen und Vollzugsmodi (wie Abfließen, Ausleben, Entspannung und Hemmung von Tendenzen) geführt. Die in Teil III veröffentlichten Texte sind über ihren unmittelbaren Entstehungszusammenhang hinaus von großer Bedeutung für die Entwicklungsgeschichte von Husserls Denken. Sie zeigen nämlich, dass sich Husserl zu dieser Zeit bereits detailliert mit Fragestellungen der genetischen Phänomenologie befasste. Ein besonders markanter Text in dieser Hinsicht ist die Beilage XIX, in der er die Frage nach Wesensgesetzen der Genesis in der rein phänomenologischen Sphäre stellt.1 * Im vierten Teil stehen als Texte Nr. 15 und 16 zwei ältere Manuskripte aus dem Herbst 1909 und dem Frühjahr 1910 neben den beiden als Texte Nr. 17 und 18 wiedergegebenen Forschungsmanuskripten, von denen das erste zwischen Januar bis März 1914, das zweite wohl im Sommer 1921 entstanden ist. Das gemeinsame Thema in diesen Texten ist das Ausdrucksproblem: Worin besteht die spezifische Leistung des Ausdrucks hinsichtlich der auszudrückenden Akte bzw. ihrer noematischen Korrelate, und setzt der Ausdruck nicht ein irgendwie
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Siehe unten, S. 185.
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geartetes Erkennen des Auszudrückenden voraus? Wie kann sich der Ausdruck anders dem Auszudrückenden anpassen? Die beiden älteren Texte sind z. T. intensiv und kritisch annotiert; sie dienten Husserl wohl als Diskussionsgrundlage bei seinen Forschungsarbeiten für die Neufassung der VI. Untersuchung. Diese Texte sind jedoch auch unabhängig vom Kontext, in dem sie hier veröffentlicht werden, von sachlicher Bedeutung, da sie eine Denkfunktion behandeln, der Husserl in seiner Phänomenologie der Erkenntnis und des Denkens ansonsten weniger Beachtung schenkt: der Funktion des Begreifens. Im Vordergrund von Husserls deskriptiven Analysen der Denk- und Erkenntnisvollzüge steht zumeist die prädikative Bestimmung in Urteilsakten, die kategoriale Synthesis mit ihren Setzungsqualitäten. In Text Nr. 15 und in der zweiten Hälfte von Text Nr. 16 wirft Husserl die Frage nach der begrifflichen Form dieser kategorialen Urteilssynthesen auf und bestimmt das Ausdrücken als Begreifen. Text Nr. 15 und die dazugehörigen Beilagen stammen aus Oktober/November 1909.1 Das Manuskript wurde von Husserl später gründlich überarbeitet und mit kritischen Annotationen versehen. Man könnte vermuten, dass die Überarbeitung und die Annotationen während der Arbeit an der Neufassung entstanden sind. Der Inhalt der Textveränderungen und der Anmerkungen weist jedoch für ihre Entstehungszeit eher auf einen früheren, leider nicht näher zu bestimmenden Zeitpunkt. Die in Text Nr. 15 verwendeten Ausdrücke „Kategorialien“ und „Konzeptualien“ erinnern bereits terminologisch an Husserls Vorlesung über Bedeutungslehre vom Sommersemester 1908. Darüberhinaus schließt das Manuskript inhaltlich an drei spätere Randbemerkungen im Manuskript dieser Vorlesung an.2 In diesen Bemerkungen wird jeweils die synthetisch-diskursive Funktion des Denkens von der 1 Sie sind zusammen mit anderen zu dieser Zeit entstandenen Aufzeichnungen von Husserl selbst einem Konvolut mit der Signatur „K“ eingeordnet worden. Dieses Konvolut trägt den Titel: „Objektivierende Akte und Gemütsakte und ihre Beziehungsweise auf Objekte“ (Ms. A VI 8 II, 61). Die „K“-Blätter wurden später von Landgrebe für die „Studien zur Struktur des Bewusstseins“, und zwar für die zweite Studie mit dem Titel „Wertkonstitution, Gemüt, Wille“ (Ms. M III 3 II 1 und 2) berücksichtigt. Text Nr. 34 und die dazu gehörige Beilage LII sind ebenfalls dem Konvolut „K“ entnommen. 2 Siehe Husserliana XXVI, S. 78, Anm. 1 und 2 sowie S. 83, Anm. 1.
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begrifflichen Funktion unterschieden. Im Vorlesungstext selbst hat Husserl diesem Unterschied keine Rechnung getragen. In der Vorlesung von 1908 geht Husserl vom Vorrang der prädikativen Aussage aus. „Bedeutungsverleihende Akte sind prädikative Akte, d. h. Akte, die entweder volle Prädikationen sind oder sich als unmittelbare und eigentliche Bestandstücke in Prädikationen einreihen lassen.“1 Diese erfüllen sich in nichtprädikativen kategorialen Anschauungen.2 Entsprechend wird das verbale Ausdrücken zur Widerspiegelung der vorsprachlichen kategorialen Gebilde.3 Im Hinblick auf diese Darstellung in der Vorlesung kann sich nun die Ausgangsfrage in Text Nr. 15 aufdrängen: Wie steht es mit dem Begreifen und der Begriffsform des Gedachten und Ausgedrückten? Diese Frage führt auf die weiteren Fragen nach dem Verhältnis von kategorialer Synthesis und Begriff, von vorbegrifflichem und begriffenem Gegenstand, von begrifflichem Bewusstsein und Allgemeinheitsbewusstsein, von Denken und Ausdruck. Im Mittelpunkt steht die Frage des Ausdrucks der kategorialen Formen wie dem „ist“ und dem „ein“. Die Synthesis als Ganzes ist begrifflich gefasst, und so hat auch jede Form ihr „begriffliches Gepräge“. Heißt das aber nicht, dass die Formen selbst und die ganze Synthesis erkannt werden müssen, um ausgedrückt werden zu können bzw. dass das Ausdrücken selbst ein Erkennen der Urteilssynthesis ist? In Text Nr. 15 ist die Aussage für Husserl ein geistiger Ausdruck und nicht bloß ein äußerlicher Abdruck der synthetischen Meinung, das heißt, die Aussage ist begreifender, erkennender Ausdruck des prädikativen Urteils, so wie der Eigenname begreifender Ausdruck, Eigenbegreifen des genannten Gegenstands ist: „Also gleichsam ist die Aussage ‚Eigenname‘, Eigenausdruck des prädikativen Urteils“.4 Das Bedeuten ist durch und durch begreifendes Denken. Husserl bestimmt die Aussage als einen Eigenausdruck des Urteils, weil das Begreifen, das wesentlich ist für den Ausdruck des Urteils, und zwar 1
Ebd., S. 64. „Alle prädikativen Akte sind kategorial. Aber kategoriale Akte können auch nicht-prädikativ sein. Beziehendes Auffassen und Erkennen z. B. auf Grund bloßer Wahrnehmung, ohne Worte und Wortbedeuten, fasst in sich gewisse kategoriale Aktformen, die aber nicht prädikativ sind.“ Ebd., S. 59 3 Siehe ebd., S. 78. 4 Unten, S. 231. 2
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vor allem der Formen, kein normales Unter-Begriffe-Bringen ist. Das „ist“ wird beim Ausdruck des „ist“ nicht unter den Begriff des „ist“ subsumiert. Durch den Ausdruck wird es und das ganze Urteil, wie Husserl im Text der Beilage XXVIII ausführt, gleichwohl „in eine Sphäre der Allgemeinheit erhoben“.1 Im zweiten Teil von Text Nr. 16 wird Husserl die Frage nach dem Ausdrücken als Begreifen und Erkennen erneut aufnehmen. Das diesem Text zugrundeliegende umfangreiche Manuskript zerfällt in zwei thematisch verschiedene Teile. Der erste Teil setzt ein mit einem kritischen Kommentar zu Karl Bühlers Rezension von Anton Martys 1908 erschienenem Werk Untersuchungen zur Grundlegung der allgemeinen Grammatik und Sprachphilosophie. Die Auseinandersetzung mit Bühler und Marty führt Husserl auf die Frage nach dem Ausdruck der Gemüts- und Willensakte und ihrer Inhalte. Der mit § 5 beginnende zweite Teil ist dann der Frage nach dem Ausdrücken und dem Bedeuten als Begreifen und Erkennen gewidmet. Husserl hat sich für seine Arbeit an der Neufassung von beiden Teilen dieses Manuskripts anregen lassen. Was den ersten Teil betrifft, so dürfte vor allem die Behandlung der Rede als Willenshandlung in § 2 Husserl bei der als Text Nr. 2 wiedergegebenen Ausarbeitung als Vorlage gedient haben.2 Von größerer Bedeutung für seine die Neufassung vorbereitenden Forschungsarbeiten vom Dezember 1913 bis April 1914 war wohl der zweite Teil des Manuskripts, insofern die dort vertretene Auffassung, wie die auf die Texte Nr. 15 und 16 folgenden, von Januar bis März 1914 sowie 1921 entstandenen Texte Nr. 17 und 18 zeigen, von Husserl in diesen Texten abgelehnt und durch eine neue Ausdruckslehre ersetzt wird.3
1
Unten, S. 240. Der Aufbau des Textes dieses ersten Teiles erinnert sowohl an den Gedankengang des ersten Kapitels der I. Untersuchung wie an den der Ausarbeitung: Von der Frage nach dem Ausdruck in kommunikativer Funktion wird fortgeschritten zur Frage nach der Ausdrucksfunktion bei Ausschaltung alles Kommunikativen. 3 Wie schon Text Nr. 15 so ist auch Text Nr. 16, und zwar ab § 4 – von hier ab bezieht sich Husserl nicht mehr auf Bühler und Marty – intensiv überarbeitet und annotiert. Eine naheliegende Datierung dieser Überarbeitung und Annotationen auf die Zeit der Arbeit an der Neufassung ist auch hier nicht gesichert. 2
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Der zweite Teil des Textes Nr. 16 geht der Frage nach, ob zu jedem Ausdrücken ein Erkennen des Auszudrückenden gehört. Bemerkenswert ist, dass Husserl in § 6 bereits seine neue Ausdrucksund Erfüllungslehre als Möglichkeit ins Auge fasst: Der Ausdruck schmiegt sich einer, sei es leeren, sei es anschaulichen kategorialen Synthesis an.1 Dieses Anschmiegen, das Gehören des Ausdrucks zum Ausgedrückten, geschieht durch die Hinweistendenzen, die man nicht mit dem leeren Bewusstsein des Ausgedrückten verwechseln darf. Husserl geht aber in diesem Text auf diese mögliche Auffassung nicht näher ein, und er vertritt im weiteren Verlauf des Textes die ganz entgegengesetzte Lehre vom Ausdrücken als einem expliziten Erkennen. Der Akt der Urteilssynthesis ist noch nicht ohne weiteres die Bedeutung der Aussage. Um in einer Aussage ausgedrückt zu werden, bedarf es der Erkennung der Synthesis ihrer kategorialen Form nach. Dasselbe gilt für die Frage- und Wunschinhalte. Sie kommen dadurch in Frage- und Wunschsätzen zum Ausdruck, dass sie nach Inhalt und Form in Begriffe gefasst und erkannt werden.2 Es gilt dann allerdings, zwischen der Erkenntnis von Gegenständen und der Erkenntnis von funktionalen Formen zu unterscheiden. „Die Form wird nicht als Gegenstand durch Gegenstandsbegriffe gefasst, sondern eben durch funktionale Begriffe, Formbegriffe.“3 Text Nr. 17 mit den dazugehörigen Beilagen und Text Nr. 18, setzen sich, ohne explizit auf die vorangehenden, früheren Texte zu verweisen, mit der in diesen Texten behandelten Frage auseinander, ob das Ausdrücken selbst ein Erkennen ist bzw. voraussetzt, nun allerdings auf dem Standpunkt der neuen Ausdrucks- und Erfüllungslehre. Das Ausdrücken ist, so lautet der dieser neuen Lehre entsprechende deskriptive Befund in Text Nr. 17, eine gegenüber den auch ohne Ausdruck möglichen Erkenntnisakten neue Schicht, in der sich alles, was im Vermeinten der Erkenntnisakte liegt, in seinen Gliedern und Formen widerspiegelt. Die Wortintentionen selbst sind nichts anderes als „Übergangsintentionen“, die entweder in leere oder volle Denkakte überleiten. Was jedoch Bedenken weckt an dieser Auffassung, ist das Problem des Ausdrucks der Formen. Setzt 1 2 3
Siehe unten, S. 267. Siehe unten, S. 280. Unten, S. 281.
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dieser Ausdruck nicht doch ein zumindest implizites Erkennen eben dieser Formen voraus, insofern die Formen ja im Ausdruck begrifflich gefasst zu sein scheinen? Im Ausdrücken wären zwei Erkenntnisse verwoben, diejenige, die ausgedrückt wird, und eine zweite, die im Ausdrücken selbst läge. Aber die Anpassung des Ausdrucks an den ausgedrückten Erkenntnisgehalt wird normalerweise nicht als ein Akt der Anpassung vollzogen, in dem die Worte und das Vermeinte thematisch gemacht werden, um die ersteren dem zweiten anzupassen. Im normalen Ausdrücken gehen wir durch die Ausdrucksschicht hindurch, diese bleibt außer Spiel. Der Ausdruck, heißt es im Text der Beilage XXXV, schmiegt sich dem formalen Ganzen des kategorischen Urteils an, ist verschmolzen mit dem Erkenntnisakt. Die Allgemeinheit des Ausdrucks selbst ist nicht die einer begrifflichen Erkenntnis. Das Ausdrücken ist ein Begreifen und Erkennen, sofern es ausdrückliches Begreifen und Erkennen ist, aber es ist kein Begreifen und Erkennen des Ausgedrückten: „Ausdrücken ist nicht ein Hantieren am Ausgedrückten als ein Urteilen über dasselbe, sondern Ausdrücken ist noch einmal Urteilen, aber Urteilen in einer Doppelschicht. Einen Gedanken ausdrücken, das ist den Gedanken noch einmal mit der Ausdrucksschicht vollziehen.“1 Hingewiesen sei noch auf Beilage XXXIV. In diesem Text geht Husserl auf die Funktion und Leistung des Ausdrucks unter Voraussetzung seiner neuen Lehre vom Ausdruck A als einer gegenüber der Erkenntnisschicht neuen Schicht ein. Die Ausdrucksschicht leistet demnach eine „Verstärkung“, „eine Art objektiver Herausstellung“ und „eine Art Unterstreichung des ganzen artikulierten Erkenntnisgehalts“.2 Wir verdoppeln gewissermaßen den Gedanken, indem wir ihm eine Ausdrucksschicht geben, die weniger flüchtig, freier verfügbar und leichter identifizierbar ist und innerhalb derer wir im rein symbolischen Denken frei operieren können. In Text Nr. 18 betont Husserl einen Aspekt des Ausdrucksproblems, der in den Forschungsmanuskripten für die Neufassung ansonsten wenig zur Sprache kommt: die Idealität sowohl der ausgedrückten Bedeutung wie die des Ausdrucks selbst.
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Siehe unten, S. 312. Unten, S. 309 f.
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An dieser Stelle sei noch kurz auf die Ausführungen zur Ausdruckslehre in den §§ 124–127 der Ideen I hingewiesen. In Übereinstimmung mit seinen Darlegungen in Text Nr. 15 betont Husserl in den Ideen I den Begriffscharakter des Bedeutens. „‚Ausdruck‘ ist eine merkwürdige Form, die sich allem ‚Sinn‘ (dem noematischen ‚Kern‘) anpassen läßt und ihn in das Reich des ‚Logos‘, des Begrifflichen und damit des ‚Allgemeinen‘ erhebt.“1 Das Ausdrücken ist eine besondere Aktschicht, „der alle übrigen Akte eigenartig anzupassen und mit der sie merkwürdig zu verschmelzen sind“.2 Der Ausdruck ist „ein eigentümliches intentionales Medium“3 – Husserl spricht auch vom „‚logischen‘ Medium“4 –, „dass seinem Wesen nach die Auszeichnung hat, jede andere Intentionalität nach Form und Inhalt sozusagen widerzuspiegeln, in eigener Farbengebung abzubilden und ihr dabei seine eigene Form der ‚Begrifflichkeit‘ einzubilden.“5 Husserl erklärt dann im Folgenden, dass die Schicht des Ausdrucks nicht eigentlich produktiv sei – was wohl heißen soll, dass das Ausdrücken keine neue Gegenständlichkeiten konstituiert –, bzw. dass sich ihre Produktivität darin erschöpft, das Ausgedrückte in die Form der Begrifflichkeit zu erheben, um aber kurz darauf ein mögliches Missverständnis des Bildes von einer Schichtung abzuwehren: Der Ausdruck „ist nicht so etwas wie ein übergelagerter Lack oder wie ein darübergezogenes Kleid; er ist eine geistige Formung, die an der intentionalen Unterschicht neue intentionale Funktionen übt und von ihr korrelativ intentionale Funktionen erfährt.“6 Diese geistige Formung besteht, wie Husserl in § 28 deutlich macht, zudem nicht nur in der Form der Begrifflichkeit, sondern auch in der Artikulation des Ausgedrückten, dass ein „verworren Einheitliches“ sein kann.7 Die deskriptiven Analysen in den Manuskripten für die Neufassung der VI. Untersuchung bestätigen, was Husserl in Bezug auf diese noch unscharfen und bildhaften Ausführungen zum Ausdruckspro1 2 3 4 5 6 7
Husserliana III/1, S. 286. Ebd. Ebd. Ebd., S. 287 Ebd., S. 286. Ebd., S. 288. Siehe ebd., S. 289.
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blem in den Ideen I dort selbst feststellt: „Die volle Aufklärung der hierhergehörigen Strukturen macht erhebliche Schwierigkeiten.“1 * Die in Teil V veröffentlichten Forschungsmanuskripte dürften alle vor, aber in zeitlicher Nähe zu der Veröffentlichung der Logischen Untersuchungen verfasst worden sein. Es ist bemerkenswert, dass Husserl für die Neufassung scheinbar auch auf Manuskripte zurückgriff, die zur unmittelbaren Vorbereitungs- und Entstehungsphase der Logischen Untersuchungen gehören. Thematisch schließen diese Texte z. T. bei den in den Texten von Teil IV behandelten Fragestellungen nach dem Verhältnis von Begreifen, Erkennen und Ausdrücken an. Im Mittelpunkt steht jedoch das Verhältnis von Anschauung und Denken. Da Husserl zufolge die Synthesis der Wahrnehmung bereits gegenständliche Einheiten sowie deren Gliederung und Verknüpfung konstituiert, stellt sich die Frage, was die zusätzliche und davon unterschiedene Leistung des Denkens ist: „Warum nennen wir nun die Verhältnisse der Anschauung nicht Denkverhältnisse? Warum setzen wir gegenüber Anschauung und Denken?“2 In seiner Antwort auf diese Frage betont Husserl den Begriffscharakter des Denkens: „… alles Denken vollzieht sich im Begriff“.3 Das Denken fasst „die Anschauung in Begriff, sie ist ein konzeptiver Akt“.4 Hinzu tritt allerdings noch die prädikative Formung, in der die konzeptiven Vorstellungen in Beziehung gesetzt werden. Husserl differenziert in diesen Texten meist nicht zwischen Ausdrücken einerseits und Denken als Begreifen und Erkennen andrerseits. Im Text von Beilage XXXVII unterscheidet er jedoch zunächst zwischen dem wahrnehmenden und dem erkennenden Auffassen und dann, was das letztere betrifft, zwischen ausdrücklichem und nichtausdrücklichem.5 In der folgenden Beilage XXXVIII spricht Husserl von der konkreten Einheit von Aussage und Urteil, Wort
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Ebd., S. 288. Unten, S. 322. Unten, S. 326. Unten, S. 329. Siehe unten, S. 331.
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und Gedanke, wobei man aber die innige, nicht weiter definierbare Einheit auch nicht übertreiben darf: „Satzgedanke und Satzausdruck bleiben doch unterscheidbar.“1 Text Nr. 21, der von der idealisierenden Bildung fester Begriffe angesichts fließender Übergänge in der Anschauung handelt, weist auf eine Form der „logischen Bearbeitung“ der Anschauungen, die in Husserls späterer Wissenschaftslehre eine wichtige Rolle spielen wird. * Teil VI befasst Texte, die zwei wichtigen, einander berührenden Problemen in der Ausdrucks-, Bedeutungs- und Urteilslehre gewidmet sind: Der Frage nach der Bedeutung der Eigennamen einerseits und der Frage nach der Bedeutung und Geltung der okkasionellen Ausdrücke andererseits. Eigennamen wie „Hans“ und Demonstrativa wie „dies“ ist scheinbar gemeinsam, dass sie sich direkt, ohne begriffliche Vermittlung auf einen individuellen Gegenstand richten; ihre Bedeutungsfunktion scheint völlig aufzugehen im Hinweisen auf einen Gegenstand. In den Logischen Untersuchungen hat Husserl in § 26 der I. Untersuchung und in § 5 der VI. Untersuchung die Frage nach der Bedeutung der Eigennamen und der Demonstrativa behandelt. In der neuen Ausarbeitung des ersten Kapitels im Rahmen des Versuchs der Umarbeitung der VI. Untersuchung vom Sommer 1913 wurde nicht nur der § 5 überarbeitet, sondern es wurde als § 6 ein neuer Paragraph über Unterschiede in der Ausweisung der Eigennamen hinzufügt.2 Die entscheidende Veränderung in der Umarbeitung gegenüber dem ursprünglichen Text der Logischen Untersuchungen besteht darin, dass auch die Eigennennung wie die Dies-Nennung ein kategorialer Akt ist, der die Wahrnehmung denkmäßig gestaltet und ihr eine Formbestimmtheit gibt. In den hier veröffentlichten Forschungsmanuskripten stehen nun jedoch nicht diese Formmomente des Eigennamens, sondern sein Begriffscharakter zur Diskussion: Es geht um die Frage des Eigenbegriffs und damit des Eigenerkennens.
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Siehe unten, S. 333 f. Siehe Husserliana XX/1, S. 74–84.
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Schwierigkeiten ergeben sich, was diese Forschungsmanuskripte betrifft, hinsichtlich ihrer Datierung. Das dem Text Nr. 22 zugrundeliegende Manuskript hat Husserl selbst auf den Juli 1909 datiert. Es liegt zunächst nahe anzunehmen, dass die den Texten Nr. 23– 25 und den ihnen zugeordneten Beilagen zugrundeliegenden Manuskripte aus derselben Zeit stammen. Vom äußeren Erscheinungsbild her, aber auch wegen ihrer thematischen Orientierung auf das Eigenerkennen ist es wahrscheinlicher, dass diese Manuskripte in der Anfangsphase der Arbeit an der Neufassung, also im Dezember 1913 gemeinsam mit den in Teil VII veröffentlichten Texten entstanden sind. In dieser Anfangsphase hätten demnach erkenntnistheoretische Problemstellungen im Vordergrund gestanden. In Text Nr. 22 geht Husserl aus von der Bestimmung der Eigenvorstellung als direkter Vorstellung im Gegensatz zur attributiven Vorstellung als indirekter: Der Gegenstand kann als er selbst, als das Identische durch die Eigennamenvorstellung „Sokrates“ genannt werden, oder er kann in einer attributiven Vorstellung in einer seiner möglichen Bestimmungen, z. B. als der Lehrer Platos, gemeint und genannt sein. Die Direktheit der Eigenvorstellung bedeutet jedoch nicht, dass diese sich in direkter Weise durch die Wahrnehmung erfüllen muss. Sie kann sich auch durch eine durch ein System von Urteilen vermittelte und zustandegekommene Denksetzung erfüllen. Wir können einen Gegenstand, z. B. einen direkter Wahrnehmung unzugänglichen historischen Gegenstand, durch ein solches System von mitgeteilten Urteilen kennenlernen. Auf die Bedeutung des Eigennamens hat dies Husserl zufolge keinen Einfluss: „Ein Eigenname kann seine Bedeutung schöpfen aus einer Erfahrungsvorstellung oder aus einer historischen Vorstellung.“1 Die Eigenbedeutung liegt nicht in den wechselnden Prädikaten, sondern im identischen Subjekt dieser Prädikate. Im folgenden Text Nr. 23 führt Husserl aus, dass das mit dem Eigennamen Gemeinte einen immer neuen, sich durch Erfahrungen bereichernden Sinn hat. In der diesem Text zugeordneten Beilage XLI spricht er davon, dass der Gegenstand einen „historischen Horizont“ hat in Form der ihm im Laufe der Erfahrungen und mitgeteilten
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Unten, S. 350.
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Urteile zugewachsenen Bestimmungen. Der Eigenbegriff fasst den Gegenstand jeweils in und mit seinem historischen Horizont, er ist somit ein in infinitum Offenes und Fließendes. In Beilage XLII erklärt Husserl, dass er zur alten Ansicht, d. h. wohl der Ansicht der Logischen Untersuchungen zurückkehrt, wonach es keinen zwischen Eigennamen und wahrgenommener Sache noch vermittelnden Eigenbegriff gibt. Der Eigenname meint das x und drückt nicht die wechselnden inhaltlichen Bestimmungen dieses x aus. Was die Texte über die okkasionellen Ausdrücke betrifft, so gehören die Texte Nr. 26 und 27 zu den Manuskripten aus der Enstehungszeit der Logischen Untersuchungen; die dem Text Nr. 26 zugeordneten Beilagen XLIV und XLV sind später entstanden, vielleicht 1908/09. Die Ausführungen in Text Nr. 27 bezüglich des Unterschieds zwischen festen und gelegenheitlichen Ausdrücken, die Feststellung, dass die gelegenheitlichen im Gegensatz zu äquivoken Ausdrücken unvollständige Ausdrücke sind, die einer Ergänzung bedürfen und die Lehre von der apriorischen Möglichkeit, „jede subjektive Bedeutung zu objektivieren“1 decken sich mit Husserls Auffassungen in den §§ 26–28 des ersten Kapitels der I. Untersuchung. In Text Nr. 26 heißt es allerdings im Unterschied zu Text Nr. 27 und zu den Bestimmungen in der I. Untersuchung, dass der okkasionelle Ausdruck in Form einer empirischen Aussage notwendig äquivok ist, auch wenn die Bedeutung immer eine bestimmte ist. Im Ausdruck fehle nämlich eine eindeutige, auf Umstände und andere Zeitpunkte irrelative Bestimmung des Zeitpunkts. Husserl scheint in diesem Text auch die „Schrankenlosigkeit der objektiven Vernunft“2 zu leugnen. So stellt er bezüglich der begrifflichen Bestimmung des Zeitpunktes fest, dass zwar indirekte begriffliche Beziehung auf ihn stattfinden
1
Unten, S. 379. Husserliana XIX/1, S. 95. Im ursprünglichen Text der Logischen Untersuchungen steht in § 28, in dem Husserl von der „Schrankenlosigkeit der objektiven Vernunft“ spricht, ein in der zweiten Auflage von 1913 weggelassenes Textstück, in dem er nicht die Möglichkeit einer vollbegrifflichen Bestimmung jedes Orts- und Zeitpunkts, sondern die apriorische Möglichkeit einer Eigenbedeutung für jeden Orts- und Zeitpunkt erwägt: „Gleichwohl will es mir scheinen, dass z. B. auch jede Orts- und Zeitbestimmung, der idealen Möglichkeit nach, das Substrat einer ihr zugehörigen Eigenbedeutung werden kann.“ Ebd., S. 96. 2
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kann, dass ich ihn aber begrifflich nicht weiter bestimmen kann, „so wie ich eine niederste Differenz von Farbe, ein ‚bestimmtes‘ Rot, nicht weiter ‚beschreiben‘ kann.“1 * Die in Teil VII zusammengestellten Texte behandeln verschiedene Aspekte des Erkenntnis- und Ausdruckproblems wie Einstrahligkeit und Vielstrahligkeit, Vollzugsmodi, Bekanntheitscharakter, Nominalisierung und Bedeutungsreflexion, substantivische gegenüber adjektivischen Begriffen und die Frage nach dem Ausdruck der Erkenntnis. Mit Ausnahme des der Beilage LI zugrundeliegenden Manuskripts, das zu den zwischen 1898 und 1900 entstandenen Manuskripten gehört, dürften die Texte von Teil VII in der Anfangsphase von Husserls Arbeiten für die Neufassung entstanden sein. Dafür sprechen zum einen zwei indirekte Datierungen: Das Beilage XLVI zugrundeliegende Manuskript befindet sich auf der Rückseite einer Drucksache vom 12. Januar 1914; der Text von Beilage XVLVIII steht auf der Rückseite einer Drucksache vom 3. Dezember 1913. Des Weiteren fällt auf, dass es noch keine Hinweise auf die neue Ausdrucks- und Erfüllungslehre gibt. Da die in Teil II veröffentlichten Texte, in denen Husserl zur neuen Erfüllungslehre gelangt, wohl Ende Dezember 1913 und im Januar 1914 entstanden sind, könnten die in Teil VII veröffentlichten Texte die frühesten, z. t. noch vor Weihnachten 1913 entstandenen Manuskripte sein, die Husserl für die Neufassung geschrieben hat. Dieser Annahme würde es auch entsprechen, dass die Texte systematisch noch ungeordnet auf verschiedene Einzelthemen phänomenologischer Erkenntnistheorie eingehen. * Die Texte des achten und letzten Teiles befassen sich mit dem Problem des Ausdrucks der nichtdoxischen Akte, den Gemüts- und Willensakten, sowie der Akte doxischer Modalisierung, wie Vermutungen, Fragen, Zweifeln etc. Bei der Frage, „wie sich das Aussa-
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Unten, S. 371.
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gen als Ausdruck des Urteilens zu den Ausdrücken sonstiger Akte verhalte“, handelt es sich, so stellt Husserl in den Ideen I fest, um „eines der ältesten und schwierigsten Probleme der Bedeutungssphäre“.1 Die in der VI. Logischen Untersuchung durchgeführte phänomenologische Erkenntnistheorie entfaltet sich im Ausgang von diesem Problem: Können alle Akte gleichermaßen in Bedeutungsfunktion stehen, oder liegt das Bedeuten ausschließlich im Urteilen, und kommen alle anderen Akte nur indirekt dadurch zum Ausdruck, dass sie vorgestellt und in einem Urteil prädikativ erkannt werden? Erst im neunten und letzten Kapitel der VI. Untersuchung wird dieses einleitende Problem in kritischer Auseinandersetzung mit der aristotelischen Auffassung erwogen und zur Entscheidung gebracht. Dieser Auffassung zufolge schmiegt sich der Ausdruck auf dieselbe schlichte und unmittelbare Weise den objektivierenden wie den nichtobjektivierenden Akten an. Sie kommen beide auf dieselbe Weise zu ihrem Ausdruck und fungieren als bedeutungsgebende Akte für ihren jeweiligen Ausdruck. Aussagen, Wunsch-, Vermutungs- und Fragesätze sowie Befehle sind demnach alles gleichgeordnete Ausdrucksformen. Husserl selbst hielt diese Lehre, wie er in § 68 erklärt, früher für unvermeidlich; eine kritische Erwägung der Argumente, durch die er sich gebunden fühlte, führt ihn jedoch im Schlusskapitel der VI. Untersuchung zu einer entgegengesetzten Auffassung: Während die in Namen und Aussagen ausgedrückten Akte des Vorstellens und Urteilens bedeutungsgebend, aber nicht bedeutet, im Nennen und Prädizieren nicht gegenständlich vorgestellt sind, sind uns alle anderen Akte, wenn sie zum Ausdruck kommen, gegenständlich, und zwar einerseits vermöge innerer Anschauungen und darin fundierter beziehender Akte und andererseits „vermöge gewisser Signifikationen, welche sich den inneren Anschauungen und Beziehungen in der Weise des Erkennens anschmiegen, so dass deren Gegenstände, also die Akte des Fragens, Wünschens, Befehlens usw. zu genannten und sonstwie besagten Gegenständen, eventuell zu Bestandstücken prädizierter Sachverhalte werden. In diesen objektivierenden Akten
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Husserliana III/1, S. 291 f.
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liegen nun die wahren Bedeutungen der strittigen Ausdrücke.“1 Was zu direktem Ausdruck kommt sind somit nicht die Wunsch-, Frageund Vermutungsakte selbst, sondern die inneren Anschauungen von diesen Akten. Die Lehre der VI. Untersuchung, dass nichtobjektivierende Akte nur vermittels sie vergegenständlichender objektivierender Akte zum Ausdruck kommen, verwandelt sich in den Ideen I in die Lehre von der doxischen Umwendung oder vielleicht genauer doxischen Aktualisierung. Was zu direktem Ausdruck kommt, ist der doxische Gehalt, der in jedem Akt steckt. „Die dem Gemütserlebnis nach Komponenten innewohnende doxische Form würde es also sein, welche die Anpassbarkeit des Ausdrucks, als eines ausschließlich doxothetischen Erlebnisses, an das Gemütserlebnis ermöglicht, das als solches und nach allen seinen Gliedern mehrfach thetisch, darunter aber notwendig auch doxothetisch ist.“2 Was zu direktem Ausdruck kommt, ist immer eine Glaubensgewissheit.3 Mit der Frage nach dem Ausdruck der nichtobjektivierenden Akte, der doxischen Modalitäten und nichtdoxischen Setzungscharaktere in Teil VIII kommt ein dritter fundamentaler Charakter des Logischen und Kategorialen, des Denkmäßigen, in seinem Verhältnis zum und in seiner konstitutiven Bedeutung für den Ausdruck zur Sprache: Während in den vorangehenden Teilen die Kategorialiät des Ausdrucks in bezug auf seine Formbestimmtheit und seinen Begriffscharakter im Blick war, richtet sich das Interesse jetzt auf den mit dem Ausdruck verbundenen Setzungscharakter. Nimmt man alle drei Aspekte in eins, so lautet die Frage, mit der Husserl sich in den verschiedenen Teilen des vorliegenden Bandes auseinandersetzt, ob 1 Edmund Husserl, Logische Untersuchungen. Zweiter Band. Zweiter Teil, Husserliana XIX/2, hrsg. von Ursula Panzer, The Hague/Boston/Lancaster 1984, S. 748. 2 Husserliana III/1, S. 293. 3 Zur oben bemerkten Unschärfe und zum schillernden Charakter der Husserlschen Ausdruckslehre in den Ideen I gehört auch, dass eine Äußerung in § 124 scheinbar in deutlichem Widerspruch zur Lehre von der doxischen Umwendung steht: „Dabei ist die ausdrückende Schicht mit der Ausdruck erfahrenden dem thetischen Charakter nach vollkommen wesenseinig, und sie nimmt in der Deckung so sehr deren Wesen in sich auf, dass wir das ausdrückliche Vorstellen eben selbst Vorstellen, das ausdrückliche Glauben, Vermuten, Zweifeln selbst und als Ganzes Glauben, Vermuten, Zweifeln nennen; desgleichen das ausdrückliche Wünschen oder Wollen, eben Wünschen, Wollen.“ (Husserliana III/1, S. 287)
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der sprachliche Ausdruck notwendig mit einem den ausgedrückten Akt bzw. sein gegenständliches Korrelat formenden, begreifenden und seinssetzenden Urteilen verbunden ist. Text Nr. 34 mit der dazu gehörigen Beilage LII ist zur selben Zeit entstanden wie Text Nr. 15. Die Leistung des Ausdrückens besteht für Husserl in diesen Texten in der begrifflichen Fassung des ausgedrückten Aktes bzw. des in ihm Gemeinten, wobei dieses Begreifen unterschieden werden muss vom normalen Unter-Begriffe-Bringen. Im „S möge p sein“ wird der Wunsch genauso begrifflich gefasst und ausgedrückt wie im „S ist p“ das Urteil.1 Die Frage ist jedoch, ob ich urteile oder wünsche, wenn ich sage „S möge p sein“. In Beilage LII bezeichnet Husserl den Wunschsatz als ein Analogon der Prädikation, welches sich in eine Prädikation überführen lässt. Der Ausdruck ist allerdings zweideutig: Ich kann das Faktum ausdrücken, dass S p sein möge, also urteilen, auch ohne einen Wunschakt zu vollziehen, oder ich kann einfach meinen lebendigen Wunsch ausdrücken, ohne eine Prädikation zu vollziehen. Wenn ich im Wunschbewusstsein lebe und nicht im Urteilsbewusstsein, so führt Husserl in den folgenden, z. T. wörtlich übereinstimmenden Texten der Beilagen LIII und LIV aus, dann dient mein Wunschausdruck der praktischen Absicht, dem anderen meinen Wunschakt kundzugeben und ihn dadurch zu bestimmten Handlungen zu motivieren. Im Text von Beilage LVI spricht Husserl diesbezüglich von einer doppelten Einstellung, die ich beim Wunschausdruck oder beim Ausdruck doxisch modalisierter Akte haben kann: auf den Akt, den ich dem anderen mitteilen will oder auf das Aktkorrelat, das in Seinsweise dasteht. Husserl kommt in diesem Text auch auf die Geltungsfrage bezüglich der Modalisierungen zu sprechen. Die Setzung als erwünscht sein, vermutlich sein kann sich als berechtigt und begründet oder als unberechtigt und unbegründet erweisen. In den beiden folgenden Texten Nr. 35 und 36 wird die Lehre von der doxischen Umwendung dargestellt und erwogen. Vom Inhalt her
1 In ähnlichem Sinn äußert Husserl sich im aus dem Dezember 1911 stammenden Text der Beilage LV: „Was ist da die ‚Bedeutung‘? Nun, eine unmittelbare ‚Erkenntnisfassung‘ findet statt, das ist eben kein Monopol für Urteile. Die Bedeutungssphäre (und damit die sprachliche) reicht über das Urteilsgebiet hinaus.“ (Unten, S. 430)
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betrachtet, dürften diese Texte, vor allem Text Nr. 35, in zeitlicher Nähe zu den Ideen I entstanden sein. Ob sie aber, wie der Herausgeber vermutet, kurz vor der Veröffentlichung der Ideen I 1912/13 entstanden sind, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Möglicherweise stammen die umfangreichen, z. T. kritischen Textbearbeitungen aus der Zeit der Arbeit an der Neufassung. Der Ausdruck eines Wunsches, so argumentiert Husserl in Text Nr. 35, bedarf einer Einstellungsänderung vom wünschenden Setzen zum doxischen Setzen. Das im Wünschen enthaltene implizite doxische Niveau muss zu einem expliziten gemacht werden: „wir vollziehen die den Wunsch sozusagen in das Blickfeld bringende Doxa.“1 Es sind die expliziten doxischen Korrelate die zum Ausdruck kommen. „Das Erkennen ist ein eigentümlicher Akt der Glaubenssphäre und somit auch das Ausdrücken.“2 Im folgenden Text Nr. 36 stellt Husserl die Lehre von der doxischen Umwendung zur Diskussion, um am Ende doch daran festzuhalten. Dieser Text ist in seiner zweiten Hälfte von Husserl „als unklar und kaum brauchbar“ bezeichnet worden.3 Die Lehre von der doxischen Umwendung und Einstellung lässt sich nicht durchführen in Bezug auf die Frage. Darauf weist Husserl im Text von Beilage LVIII hin. Wenn aber die schlichte ausdrückliche Frage keine doxische Umwendung und Einstellung voraussetzt, gilt dies dann nicht auch vom schlichten ausdrücklichen Wunsch? „Liegt hier mehr vor als das mit dem Wortlautbewusstsein einig ist ein wünschendes, fragendes Intendieren, das sich sättigt, wenn der Aufbau ein entsprechender ist, intuitiv etc.?“4 Der letzte Text Nr. 37 und die zugeordnete Beilage LIX sind, so vermutet der Herausgeber, während der Arbeiten für die Neufassung Anfang 1914 entstanden. Sie bestätigen die Lehre von der doxischen Umwendung in den vorangehenden Texten und in den Ideen I. Text Nr. 37 geht jedoch in folgendem Punkt über die vorigen Texte und die Ausführungen in den Ideen I hinaus: Die doxische Umwendung ist keine Einstellungsänderung in dem Sinn, dass das Wünschen einem
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Unten, S. 450. Unten, S. 439. Siehe unten, S. 459, Anm. 1. Unten, S. 466.
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Urteilen Platz machen würde. Ich kann einerseits Zuwendung im Wünschen vollziehen, ohne Seinssetzung des Wunsches; ich kann andererseits Seinssetzung des Wunsches vollziehen, ohne aktuell zu wünschen. Ich kann aber auch den Wunsch doxisch setzen und in eins aktuell wünschen: „Die doxische Wendung ist nicht eine Beseitigung des Wünschens, es ist selbst ein Modus des Wünschens, sofern das Wünschen ja immerfort ein aktuelles, voll entwickeltes ist, ein wirkliches Begehren.“1 * In späteren Werken und Manuskripten Husserls findet man keine ausdrückliche Bezugnahme auf die Ende 1913 bis Frühjahr 1914 als Vorbereitung für die Neufassung der VI. Logischen Untersuchung entstandenden Forschungsmanuskripte. Inhaltlich und terminologisch verwandte Analysen zur Phänomenologie des Ausdrucks und des Denken finden sich jedoch in den „Vorbereitenden Betrachtungen“ seiner Freiburger Vorlesung über „Transzendentale Logik“, die er erstmals 1920/21 gehalten und dann 1923 sowie 1925/26 wiederholt hat.2 Husserl hat diese „Vorbereitenden Betrachtungen“ z.T wörtlich, aber in gekürzter und leicht veränderter Form in sein Werk Formale und Transzendentale Logik3 übernommen. Husserl geht in diesen „Vorbereitenden Betrachtungen“ für eine Bestimmung der Logik vom sprachlichen Vollzug des Denkens aus, wobei der Logiker aber absieht von den kommunikativen Funktionen des sprachlichen Ausdrucks. Er weist nachdrücklich auf die Idealität
1 Unten, S. 469. Auch in den Ideen I heißt es allerdings an einer Stelle bereits: „Jeder ‚Satz‘, z. B. jeder Wunschsatz, kann daher in einen doxischen Satz umgewandelt werden, und er ist dann in gewisser Weise doch beides in eins: zugleich doxischer Satz und Wunschsatz.“ (Husserliana III/1, S. 270 f.) 2 Die „Vorbereitenden Betrachtungen“ sind als Ergänzender Text IV veröffentlicht in Edmund Husserl, Formale und Transzendentale Logik. Versuch einer Kritik der logischen Vernunft, Husserliana XVII, hrsg. von Paul Janssen, Den Haag 1974, S. 351– 378, die Hauptteile der Vorlesung sind veröffentlicht in Edmund Husserl, Analysen zur passiven Synthesis (1918–1926), Husserliana XI, hrsg. von Margot Fleischer, Den Haag 1987 und Edmund Husserl, Aktive Synthesen. Aus der Vorlesung „Transzendentale Logik“ 1920/21. Ergänzungsband zu „Analysen zur passiven Synthesis“, Husserliana XXXI, hrsg. von Roland Breeur, Dordrecht/Boston/London 2000. 3 Siehe Husserliana XVII, S. 5–21.
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des Sprachlichen, und zwar nicht nur des Bedeutungsgehalts, sondern auch des sprachlichen Leibes, des Wortes, hin. Worte, so führt Husserl weiter aus, sind verschmolzen mit einem sie beseelenden Meinen. Ein weitester Begriff von Denken umfasst die Erlebnisse, die als ein solch beseelendes Meinen einen ausdrückbaren Sinn konstituieren. In beiden Texten sind diese bedeutungsgebenden Erlebnisse nicht eingeschränkt auf die Klasse der objektivierenden und doxischen Akte: „Sprechen wir einen Wunsch aus wie ‚Gott steh mir bei‘, so haben wir mit dem gegliederten Erzeugen der Worte in eins ein gewisses, in eben der Wortgliederung sich ausdrückendes Wünschen, das seinerseits einen parallel gegliederten Gehalt hat, ebenso wenn wir einen Befehl, eine Frage aussprechen usw.“1 Der weiteste Begriff des Denkens umfasst demnach neben dem Urteilen auch das Wünschen, Fragen, Vermuten etc. Jeder ausgesagte Wunsch ist „in eins Wunschrede und aktueller Wunsch selbst, aktuelle Wunschmeinung usw.“2 Husserl vertritt zu dieser Zeit offensichtlich nicht mehr die Lehre von der doxischen Umwendung. In der Fassung der „Vorbereitenden Betrachtungen“ in Formale und Transzendentale Logik spricht er allerdings noch von der Möglichkeit einer Einstellungsänderung: Statt Fragen, Wünsche, Vermutungen unmittelbar zum Ausdruck zu bringen, können wir sie auch vermittelt durch eine Urteilssetzung ausdrücken. Diese Modifikation macht die Rede vom Wunschausdruck oft zweideutig. Durch diese Einstellungsänderung ergeben sich Aussagen, „die nicht mehr im ersten und eigentlichen Sinn die Wünsche, die Fragen, die Vermutungen usw. zum Ausdruck bringen, sondern immer nur Urteile.“3 Im Vorlesungstext behandelt Husserl im Folgenden die verschiedenen und beständig wechselnden Vollzugsmodi der Erlebnisse. Dabei ergibt sich, dass sinngebende Erlebnisse den Modus des Ichaktes haben. Auf die Ausgangsfrage der VI. Untersuchung, „ob sich das Bedeuten nur in Akten gewisser eingeschränkter Gattungen vollziehe“, lautet Husserls Antwort jetzt, dass nur Akte „im Modus der thematischen Akte, Akte des Interesses in einem bestimmten Sinn“4
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Ebd., S. 361 und 27. Ebd., S. 361. Ebd., S. 28. Ebd., S. 367.
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so fungieren können, dass aber, so heißt es in der späteren Textfassung in Formale und Transzendentale Logik „Erlebnisse ursprünglicher Passivität“ dazu unfähig sind.1 Auch die vom Wort ausstrahlenden Hinweistendenzen, die Wort und Sinn, Worterleben und Denken einigen, haben den Charakter des Ichvollzugs: „das reine Ich ist dabei. Es blickt erfassend auf das Wort hin, erfasst seine Hinweistendenz, läßt sich von ihr willig leiten und in den Vollzug des Denkens hineinleiten, sich auf das Gedachte, als das mit den Worten Gemeinte, hin richten. Aber die Worte selbst meinen wir dabei nicht!“2 Vom aktuell Redenden wird somit jeweils in eins eine Vielfalt von Akten vollzogen, die alle den Charakter von Ichakten haben. Husserl geht dann näher auf die unterschiedlichen Weisen, wie das Wort und wie der Sinn dem Ich bewusst sind, ein. In den „Vorbereitenden Betrachtungen“ hat Husserl sich noch einmal einigen der ihn vom Dezember 1913 bis April 1914 im Zusammenhang mit der beabsichtigten Neufassung der VI. Untersuchung bewegenden Fragen zugewendet. Seine diesbezüglichen Beschreibungen sind jedoch in ihrem Umfang und ihrer Problemvertiefung nur ein schwaches Echo der früheren analytischen Anstrengungen um eine phänomenologische Ausdrucks- und Erkenntnislehre. * In der Danksagung zum ersten Teilband wurde bereits die frühe Freiburger Phase des Editionsprojekts in Erinnerung gebracht und den daran Beteiligten gedankt. Was W den hier vorliegenden zweiten Teilband betrifft, so will ich erneut Prof. Dr. Samuel IJsseling, dem vormaligen Direktor des Husserl-Archivs und seinem Nachfolger, dem heutigen Direktor, Freund und Kollegen Prof. Dr. Rudolf Bernet für Ihre Unterstützung bei der oft stockenden und langwierigen Arbeit an diesem Editionsprojekt danken. Die kritischen Bemerkungen von Prof. Dr. Rudolf Bernet zur Erstfassung der Einleitung waren sehr hilfreich. Auch dafür ein herzliches Dankeschön. Danken möchte ich auch dem viel zu früh verstorbenen Freund und Kollegen
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Ebd., S. 29. Ebd., S. 366 f.
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Prof. Dr. Karl Schuhmann, mit dem ich manches editorische Problem besprochen habe und der die Edition mit seinem Rat vielfältig gefördert hat. Am Anfang der Edition dieses zweiten Teilbandes stand die Transkription des umfangreichen Konvoluts A I 17 I. Die Rohfassung dieser Transkription wurde von dem damaligen Mitarbeiter des Archivs Stephen Spileers angefertigt. Dafür sie ihm hier gedankt. Welche Mitarbeiter im Laufe der Jahre im Einzelnen an der Kollationierung der Texte beteiligt waren, ist meinem Gedächtnis entschwunden. Ihrem Beitrag zur Entstehung des Bandes sei deswegen nichtnamentlich gedankt. In der Endphase der Editionstätigkeit konnte ich jederzeit Rat und Meinung der heutigen Mitarbeiter Rochus Sowa, Dr. Thomas Vongehr und Dr. Robin Rollinger zu den editorischen Fragen und Transkriptionsproblemen einholen. Sie haben zudem die Arbeit an der Einleitung durch ihre Bemerkungen und Korrekturvorschläge gefördert. Für dies alles und den guten Teamgeist herzlichen Dank. Frau Marianne Ryckeboer-Gieffers hat diese Edition auch nach ihrer Pensionierung nicht im Stich gelassen und den gesamten Text mit der sie auszeichnenden Sorgfalt und Genauigkeit Korrektur gelesen. Für dies und die vielen Jahre treuer und stets verlässlicher Mitarbeit möchte ich ihr herzlichst Dank sagen. Mein abschließender Dank gilt dem ehemaligen Mitarbeiter Dr. Bernd Goossens, der die textkritischen Anmerkungen zu den ersten vier Teilen des Textes erstellt hat. Er trug damit maßgeblich dazu bei, dass sich die Fertigstellung des Bandes nicht um ein weiteres Jahr verzögerte. Leuven, Juni 2004
Ullrich Melle
I. AUSDRUCK UND ZEICHEN
Nr. 1 Übe rle g ung e n und Ent würf e zur Disposit ion1
a) Überlegungen zur Anordnung Intention und Erfüllung
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Intentionen als Erfüllungsbedürftigkeiten, und zwar als erfüllungsbedürftige Meinungen im speziellen Sinn. Me inung e n a ls v ollzog e ne A kt e , in de ne n t he ma t ische Te nde nze n le be n. Intentionen in der Sphäre schlicht e r Wa hrne hmung e n und A nscha uung e n. Mittelbare Intentionen. Da nehme ich aber als Beispiele kategoriale, nämlich definitorische. Wo habe ich das K a t e g oria le zuerst zu erwähnen? Natürlich beim Ausdruck. Unmittelbare kategoriale Akte und mittelbare. Anschauungen, originär gebende Anschauungen. Aber in der Sphäre der äußeren Wahrnehmung sind die originär gebenden Anschauungen selbst wieder erfüllungsbedürftig. Gut, ich behandle dann immanente und transzendente Anschauungen, aber warum dann nicht weiter: den Unterschied zwischen schlichten und fundierten Anschauungen und dann die kategorialen Anschauungen? Dann hat das entsprechende Kapitel also zu kommen, aber vor dem Kapitel über Möglichkeit, Notwendigkeit, über Annahmen, über hypothetische Notwendigkeit etc. Aber das sind ja alles kategoriale Gegenstände; also natürlich vorher. Ich müsste dann aber auch im Kapitel erwähnen diese Art von Gegenständen und sie für später aufbewahren zu näherer Erforschung.
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Wohl Dezember 1913 bis Sommer 1914. – Anm. des Hrsg.
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ausdruck und zeichen
Dazwischen sind aber einige andere Sachen: Unterschiede zwischen a ng e me sse ne r und una ng e me sse ne r A nscha uung etc. Das kann als Übergang zur Lehre von der Evidenz dienen. Das Kapitel über Evidenz natürlich nach den kategorialen Anschauun5 gen? Dann wohl das Schlusskapitel über die Aufklärung des Sinnes der logischen Gesetze. Wenn ich soweit bin, kann ich mir freilich gratulieren. * Erscheinung und Erscheinendes Aber die Anordnung macht doch Schwierigkeit? Die mittelbaren definitorischen Vorstellungen, die ich behandle, sind doch kategoriale. Aber kann ich es vermeiden, von ihnen zu sprechen, ehe ich ausführlich über kategoriale gesprochen habe? Andererseits kann ich gleich am Anfang bei der Lehre von den sprachlichen Ausdrücken vom Kategorialen handeln, etwa in der 15 Form: Ich spreche vom Ausdruck eines beschreibenden Urteils, und zwar eines Wahrnehmungsurteils, und zeige, dass eben nicht nur die Wahrnehmung, sondern jede Form im Urteil „Ausdruck“ findet. Das Korrelative der Satz mit allen seinen Formen. Der Satz ist hier ein anschaulicher Satz, der Sachverhalt ist angeschaut. Man wird überhaupt 20 nicht scheiden Satz und Sachverhalt und sagen, ich drücke aus, was ich sehe; ich drücke aus den gesehenen Baum, wenn ich sage „Baum“; ich drücke aus den gesehenen Sachverhalt, wenn ich sage „Der Baum ist grün“. Der Satz kann aber auch rein symbolisch gebraucht sein, leer. Dann ist das Urteil eben unanschaulich, der Satz (das Urteil) ein 25 unanschaulicher und nicht ein der Anschauung entnommener. Das Übrige erörtere ich erst im späteren Kapitel. 10
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Die Synthesis der Erfüllung als Synthesis der Identifikation. Die Synthesis der Enttäuschung als Synthesis der „Unterscheidung“
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Kontinuierliche Deckung, polythetische Deckung (synthetisch in einem engeren Sinn), das geht in meiner alten Darstellung durcheinander. Nun brauche ich aber ein e ig e ne s K a pit e l über die Synthesis des „ist“ und „ist nicht“, über Explikation und Apophansis. Wohin muss dieses Kapitel kommen? Ich muss doch schließlich eigene Kapitel über alle logischen Grundformen haben. Der § 12 muss natürlich von seiner Stelle weg. Aber später handle ich doch vom hypothetischen Urteil, von der Negation, vom Widerstreit und der Einstimmigkeit; also dort muss es hinein. Ebenso von den Modalitäten. Aber das alles muss doch eine rechte Ordnung erhalten. Sowie es jetzt dargestellt ist, entbehrt es des nach der Formenlehre abgestimmten Ganges. Also das ist ein Ordnungsproblem. Welches ist der Gang der Formenlehre von „S ist p“ an? Welches ist andererseits der natürliche Gang der noetisch-noematischen Formenlehre für die Ursprungsklärung dieser Formen? Überall haben wir von den originären Anschauungen auszugehen und zu zeigen, wie die Formbegriffe ihre originäre Stelle haben. Selbstverständlich dürfte es nicht sein, dass die formale Erzeugung der Satzgestalten die Ordnung vorschreiben müsse der ursprünglichen Erzeugung. Meine Lehre von der Erf üllung, angeschlossen an meine falsche Theorie der statischen Deckung zwischen Bedeutungsintention und erfüllender Anschauung. Erfüllung ist demnach gefasst als eine Synthesis der Erfüllung, der Identifizierung. Jetzt aber brauche ich anderes: Ich brauche: Das Phänomen der Klärung, Verdeutlichung, wobei z. B. eine Leerintention übergeht in eine entsprechende Anschauung, die sich ihr unterschiebt, wie wenn ich etwas zunächst unklar vorstelle, ganz leer mit bloßen Worten, und dann blitzt eine Anschauung auf; oder ich habe schon eine Anschauung, und sie wird besser, das Objekt kommt mir näher, es gliedert sich, ich durchlaufe es etc. All das, ohne dass ich eigentliche Synthesen vollziehe.
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ausdruck und zeichen b) Rückblick auf den alten Gedankengang
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Mein Ausgang war gewesen, ob jeder Akt ausdrückbar sei. Die möglichen Verhältnisse von A kt und A usdruck. Ob das „Bedeuten“ nur in Akten gewisser eingeschränkter Gattungen sich vollziehe oder nur in objektivierenden Akten – doxischen. Aussagen über Akte, A ussa g e n a uf g rund v on A kt e n. Jedes vollzogene Ausdrücken ist ein doxischer Akt, Vollzug einer Doxa. Wa hrne hmung surt e ile: 1) Bloße Wa hrne hmung nicht be de ut ung sg e be nd- ka t e g oria l; 2) Wahrnehmung nicht allein bedeutungsgebend, als ob kein anderer Akt dafür eintreten könnte. Statt der Wahrnehmung kann auch Erinnerung eintreten, jedenfalls auch ein leerer Akt. Die Betrachtung hätte darauf hinauslaufen müssen, dass auf die Wahrnehmung gebaute synthetische und be g re if e nde Akte bedeutungsgebende seien. Damit kämen wir auf zwei Unterschiede: auf den Unterschied der Leer- und Vollakte; auf den Unterschied der kategorialen und nichtkategorialen Akte. Ferner wird das schwierige Problem, wie der Ausdruck aufzuklären sei, dahin beantwortet, dass nicht Leerakte auf Vollakte bezogen sind, sondern beide füreinander eintreten können. So bleibt immerhin wesentlich das Verhältnis der Erfüllung. Und wesentlich die Eigenheit der „Intention“, die nach Erfüllung langt, erfüllungsbedürftig ist. Also ausgehend von der Besonderheit der Erfüllung ausdrücklicher Intentionen gehe ich über zur Eigenheit der Intentionen überhaupt und betrachte die allgemeinen Verhältnisse und verfolge überhaupt die Einordnung der ausdrücklichen intentionalen Erlebnisse, der signitiven, in die intentionalen Erlebnisse überhaupt: Alle intentionalen Erlebnisse haben Modi, die „Intention“ des Vollzugs verschiedener Art. Und wir beobachten, dass intentionale Erlebnisse aufgebaut sind aus „Elementarintentionen“. Ich lasse also das Thema „kategorialer Akt“ fallen und folge nur dem Thema „Intention“. Dann habe ich doch gar nicht von dem „dies“, Eigennamen, vom Erkennen, Begreifen zu handeln. Nichts von der Allgemeinheit des Wortes, von der Klassifikation usw. Dann ist doch der eingeschlagene Weg unbrauchbar. Nach meiner geänderten Auffassung ist das Ausdrücken, das anschauliche,
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kein „Erkennen“ in dem Sinn der statischen Deckung einer Intention.
c) Das Thema vom Ausdrücken. Übersicht über die Themata 5
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Bloße Wahrnehmung ist ke in be de ut ung sg e be nde r A kt. Bedeutungsgebende Akte: das Eig e ne rke nne n, das prä dika t iv e Erkennen. Die Formen werden nicht „ e rka nnt “, d. i. begriffen. Verwechslung zwischen Ausdrücken und Begreifen. Das Erkennen wird ausgedrückt und die Formen des Erkennens, d. i. des Begreifens. Aber das Begreifen wird nicht selbst wieder begriffen. Das wird erörtert werden können am Wahrnehmungsurteil. Einer Wahrnehmung Ausdruck geben. Zunächst vom Sy mbolische n g a r nicht spre che n. Kategoriale Akte – kategoriale Gegenständlichkeiten. Synthetische Gegenständlichkeiten und kategoriale Gegenständlichkeiten. Kategoriale Sätze und kategoriale Gegenständlichkeiten. Von Anschauung ist da noch gar keine Rede. Ausgedrückt ist, was in der Wahrnehmung gegeben ist. Aber nicht das Wahrgenommene, sondern das Wahrgenommene in seiner kategorialen Formung. Aber was heißt ausgedrückt? A usdruck und Ze iche n. Sig na l. Das Zeichen überhaupt. Zeichen und Assoziation. Fundierte Akte. Fundierte Akte sehr verschiedener Art. Fundierte Meinung. Sy nt he t ische Me inung . N icht sy nt he t ische Me inung e n und doch f undie rt e . Dahin gehören die bezeichnenden Akte und das Ideieren. Das Be g re if e n als Eigene rke nne n fundiert, aber anders als die synthetischen Akte, mit relativ gesonderten Gliedern, aber in eins befasst. Me inung a ls Int e nt ion. Intentionales Erlebnis. Vollzug. Ich vollziehe, cogito. Meinen und Anschauen. Wir wollen allgemeine Eigenschaften der intentionalen Erlebnisse studieren. Aber wir bevorzugen die objektivierenden, die Erlebnisse des Glaubens, der Doxa. Kann ich von hier aus den Anfang machen? Etwa die Lehre von den Kategorialien einführen und die von Noesis und Noema? Also nicht von den Fragen des Bedeutens ausgehen, sondern von Akten überhaupt und ihren Gegenständen, Sinn.
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ausdruck und zeichen d) Die Erörterung im Ausgang von Ausdruck und Bedeuten
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1) Wenn ich beim Ausgang von Ausdruck und Bedeuten und von der Fra g e , w a s f ür A kt e be de ut ung sg e be nde sein können, verbleibe, was hätte ich zu erörtern? a) Ze iche n übe rha upt und Scheidung der Rede von Anzeichen in die Fälle eigentlicher Zeichen und uneigentlicher Zeichen. b) Das Spezifische des sprachlichen oder a ussagende n Be wusst se ins. Bei a) hätten wir die allgemeinen Verhältnisse zu erörtern: das Mit-dem-Zeichen-Meinen, Tendenz, Tendenz ins Leere, das Bedeutungsbewusstsein als Leerbewusstsein, das Bedeutungsbewusstsein als Vollbewusstsein. Die Thesis auf Bedeutungsseite. Das Gemeinte. Gegenstand-worüber, Sachlage. Allgemeinheit des Zeichens. Mitteilende Zeichen. Da s Solle n. Die A ssozia t ion, usw. Für b) die kategorialen Akte, das Erkennen, Begreifen. K a te g o ria le A kt e und nic ht ka t e g oria le . 2) Die Frage des thematischen Bewusstseins. Die „Lust am Bemerken“, das anschauende Interesse, sich entfaltend und erfüllend im Explizieren und kausalen und sonstigen beziehentlichen Erfassen. Die Lust in der Erkenntnis, das fortschreitende urteilende Erkennen, Näherbestimmen etc. Die Frage, ob in jedem objektivierenden Bewusstsein eine Tendenz auf Bestimmen und Erkennen liegt, und wenn nicht in jedem anschauenden eine solche auf Explizieren, auf Fortgang im Zusammenhang der Anschauung, ob nicht schon im kausalen Bewusstsein Erkenntnismomente auftreten etc. Die Frage der kategorialen Anschauung. Originär gebende Akte, Erfüllung und Bestätigung. Bei der näheren Erörterung der kategorialen Akte handle ich von Ex plika t ion und P rä dika t ion.
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1) Ich beginne von neuem mit den Fragen von Zeichen und Ausdruck und erörtere zunächst das allgemeine Wesen des Zeichens bzw. des Zeichen konstituierenden Bewusstseins. Es ist also zu sondern zwischen dem Anzeigen und Bezeichnen, es ist der echte Begriff des Zeichens zu klären. Dies führt bald auf verschiedene Vollzugsmodi von Akten, auf die Weise, wie Akte als fundierende Vermittlung auftreten, wodurch ihre Gegenstandskonstitution geändert wird, beziehungsweise wie das Gegenständliche im Wie ein anderes Wie erhält und aufhört, „Gegenstand“ zu sein. Wir kommen da auf die Titel „Tendenz“, „Intention als Meinen“, auf Meinung und Erfüllung der Meinung. Aufmerksamkeit als thematische Intention oder Modus eines objektivierenden Aktes, in dem eine Tendenz auf „Erkenntnis“ lebt. Theorie der Aufmerksamkeit. Dann Untersuchungen über Intention und Erfüllung bei allen Akten, so wie zugleich oder vorher der Analoga der Aufmerksamkeit. Also Behandlung der Vollzugsform aller Akte und Wesensmöglichkeiten für ihre Erfüllungszusammenhänge. Vorzugsstellung der doxischen Akte. 2) Wodurch unterscheiden sich echte Zeichen von den sprachlichen Ausdrücken (kategorialen Ausdrücken), angeknüpft an die Frage, ob alle Akte ausdrückbar sind. Die Lehre von den kategorialen Akten in Bezug auf thematische Aufmerksamkeit. Lehre von der Explikation (in der sinnlichen Sphäre) und von der Prädikation als Erkennung.2 Vielleicht nur berühren die Lehre von der kategorialen Anschauung. Das Nähere später. – Ausdruck als Bezeichnung, die sich nicht auf Sachen oder Sachlagen überhaupt bezieht, sondern auf sie bezieht durch das Medium kategorialer Akte; wobei Ausdrucksintentionen und kategoriale Hand in Hand gehen. Zum Ausdruck kommt noematisch gesprochen die Bedeutung. Ob alle Akte Ausdruck erfahren können. Übergang zu den Fahnen?
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Fraglich ist, wohin das Kapitel über Noesis und Noema, speziell über die Kategorialien der Urteilssphäre kommen muss. Ob im Zusammenhang mit dem Kapitel über Evidenz und Wahrheit?
f) Zur Disposition 5
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1) Wir sprechen von A usdrücke n hinsicht lich a lle r Erle bnisse . Sind a lso a lle Erle bnisse „ be de ut ung skonst it uie re nde “ , sind sie be de ut ung sv e rle ihe nde f ür mög liche A usdrücke ? 2) Nun gleich § 2.1 A usdrüc kba r be sa g t nic ht imme r be de ut ung sv e rle ihe nd. Ausdruck bezogen auf bedeutungsverleihende: Das Letztere sind Akte, in denen wir, mindestens bei passender Blickwendung, die Bedeutung finden können: die Bedeutung als das „mit den Worten Gemeinte“. Ebenso bei Zeichen überhaupt das mit den Zeichen Bezeichnete. Was ist das nun? K önne n hie r wirklich je de rle i A kt e f ung ie re n, z. B. eine „sinnliche Anschauung“, eine Wahrnehmung, eine Imagination, sei es eine Erinnerungsanschauung, die sozusagen das Gegenstück einer schlichten Wahrnehmung ist, oder eine Phantasieanschauung oder eine Bildanschauung oder auch eine reproduktiv modifizierte Bildanschauung etc.? Ebenso gut können wir das fragen für jederlei sonstige Akte, z. B. ein Lustgefühl, ein Freudig-Erregtsein, ein Zustand des Sichfreuens oder Betrübtseins oder auch ein Wollen etc. Hier könnte sich also anschließen der Unterschied zwischen Ex plika t ion und Prä dika t ion. Ich komme also auf die Ist-Synthesis, auf die Konstitution des „Merkmals“ und Teiles, des Subjekts einer Beziehung. Das Beziehen des Urteils als beziehendes Bewusstsein und das Beziehen im Sinne des eigentlichen Relationsbewusstseins. Freilich von da aus kann man weitergehen. Die Konstitution des „Weil Sp ist, so ist Qr“. Abhängigkeiten. Aber zunächst begnügen wir uns mit dem einfachsten kategorischen Urteil. Wir kommen also auf eine Gruppe zusammengehöriger kategorialer Akte; ich kann allenfalls noch hereinbringen das plurale Bewusstsein, die Kollektion 1
Siehe Husserliana XIX/2, S. 546–548. – Anm. des Hrsg.
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an Subjekt- und Prädikatstelle.1 Das Allgemeinheitsbewusstsein. Was habe ich damit gewonnen? Eine Gruppe von Akten höherer Stufe. Diese können auch leer sein.2 Nun habe ich damit aber noch keine Aussage. Was tritt dazu? Die „bloßen Worte“? Aber was heißt das 5 „Hinzutreten“? Es ist eine Einheit. Was für eine Einheit? Und liegt nicht etwas dazwischen? Vielleicht noch vermittelnde Akte. Wa s g ibt sinnlich e rsche ine nde n Obje kt e n de n Cha ra kter v on Wort en? Was gibt ihnen allgemeiner den Charakter von Zeichen? 10 Zur Phä nome nolog ie der Ze iche n. Allgemeine Rede von Anzeichen. Was scheidet A usdruck und Ze iche n? Es wird nichts helfen. Ich werde damit anfangen müssen.
g) Die Methode der Erfüllung zum Zweck der Ursprungsausweisung Der Erfüllung nachgehen ist gar nichts anderes als die Ursprungskette aufweisen, und der Ursprung selbst ist die originäre Gegebenheit; zur originären Gegebenheit bringen und zur Erfüllung bringen ist einerlei. Doch das ist zuviel gesagt. Eine V orst e llung sa rt e ine r Ursprung sunt e rsuch un g un20 t e rzie he n, das ist sich Hineinphantasieren in die Prozesse der Gegebenheit und diese nun (die Erfüllungsprozesse und ihre Korrelate) einer systematischen Beschreibung zu unterziehen: nämlich im Eidos. Wenn wir die Probleme der signitiven Vorstellung, von Ausdruck und Zeichen, zur Lösung zu bringen suchten, so waren diese Probleme 25 selbst Ursprungsprobleme. Wir nehmen sie als Ausgang, lösen sie und zeigen an ihnen allgemein das Wesen von Intention und Erfüllung auf, gehen dann in größere Allgemeinheit und zeigen die parallelen Probleme in allen Sphären. Eine solche Reflexion wie die hier angestellte muss also an passender Stelle vollzogen werden. Es muss am besonde30 ren Problem gezeigt werden, was die Phänomenologie überhaupt will. 15
1 Kollektion vor allem anderen. Sie hat noch nichts mit Erkennen zu tun. Aber sie erhält eine neue Funktion als kollektives Erkennen, als plurales Urteilen. 2 Was ist es mit dem Erkennen? Eigenerkennen? Prädikatives Erkennen? An den Stellen der Termini aber eventuell nur das „der“, „das“. Das Erkennen macht erst das Urteilen.
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Ich habe ein Kapitel geschrieben „Charakteristik der objektivierenden Intentionen durch die Art ihrer Erfüllung“. Ist e s nicht ric ht ig e r z u z e ig e n, wie da s Eing e he n in die Erf üllung uns da s We se n de r be t re f f e nde n A kt e e rst e nt hüllt ? Wie der 5 Übergang in die Erfüllung, die Frage nach Veranschaulichung, Ausweisung etc. uns wesensmäßig zusammengehörige Gruppen von Akten herausstellt, durch die sich uns die f unkt iona le St rukt ur des Erke nnt nisbe wusst se ins he ra usst e llt?
h) Überlegungen zur Einleitung 10
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Ausdruck findet der Satz. Die Worte und Wortformen (darunter auch die Formworte) gehen auf die Bestandstücke und Formen des Satzes. Das Subjekt des Satzes (der Subjektgegenstand) wird durch die Prädikate bestimmt oder ist durch attributive Ausdrücke schon als vorweg bestimmter gesetzt. Verstehen wir unter Begriff Bestimmung, unter Begreifen das Bestimmen, so betrifft also diese Rede ausschließlich die Gegenstände-worüber „innerhalb“ des Ausgesagten, „innerhalb“ des Satzes (des im Satz gesetzten Sachverhalts). Andererseits, der Satz selbst und all seine Formen, wenn wir getreuen und vollkommenen Ausdruck voraussetzen, ist in diesem Sinn nicht begriffen, aber ausgedrückt. Der ausgesprochene oder durch Mitteilung übernommene (mitgeteilte) Satz (das geurteilte Urteil) „meint“ den Sachverhalt, meint den Gegenstand, setzt ihn aber in dem bestimmten Wie, setzt ihn als Subjekt, als so und so attributiv bestimmtes, und spricht ihm zu die und die Prädikate usw. Bewusst ist der Satz, mit seinem so und so geurteilten Satzsubjekt etc. In gewisser Weise ist er gesetzt, er ist das Thema der Thesis. Andererseits ist aber Thema in diesem Sinn nicht „Gegenstand-worüber“, nicht Gegenstand einer Thesis. Nun kann man sagen: Wie bei jedem Zeichen und Zeichengebilde geht der Blick zunächst zum Zeichen, fasst seine Form und seinen Zusammenhang (nämlich das Bedeutsame daran) auf, also durch die einzelnen Worte und Wortformen, und geht dann in Richtung auf die Bedeutung, d. i. auf den Satz, auf die Satzglieder, Satzmomente, Satzformen.
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Dieser Blick ist aber nicht „objektivierend“, er „macht nicht zum Gegenstand“; das Zeichen wird gehört, wird in gewissem Sinn erfasst, ist aber nicht „gemeinter Gegenstand“. Ebenso nicht der Satz mit seinen Satzkomponenten. Spreche ich beim Zeichen vom Durchgangsbewusstsein, so müsste ich auch hinsichtlich des die Bedeutung treffenden Blickes und der Art, wie dieser darin terminiert, von einem Durchgangsbewusstsein sprechen. Beim Sig na l lenkt das Zeichen auf die „vergegenwärtigte“ Sachlage (die dann, wenn es z. B. Signal für ein Kommendes ist, in der Weise der erwarteten bewusst ist und bei Erfüllung der Erwartung eintritt und als die gemeinte dasteht). Die Sachlage ist im Voraus vorgestellt, aber bezeichnet, mit dem Zeichen gemeint nur hinsichtlich eines allgemeinen Typus. De nn je des Ze iche n ha t se ine A llg e me inhe it . Beim sprachlichen Ausdruck haben wir nicht nur überhaupt eine Sachlage, sondern eine bestimmte kategoriale Fassung, und der in dieser Fassung vorstellige Sachverhalt ist gemeint und genau in dieser Fassung, derart, dass Form für Form mit dem Zeichen, mit den entsprechenden Zeichenstücken und Momenten Bezeichnetes ist. Muss man also nicht sagen: Die von den Worten auslaufende Vorstellungstendenz und die zugehörigen Bedeutungsvorstellungen, das komplexe verbale Meinen, sind so einig, dass das Folgeleisten der Tendenz uns hineinführt in das so und so geformte Bedeutungsbewusstsein bzw. uns richtet auf die Momente des noematischen Korrelats, die hierbei zum Ausdruck kommen, zur Bezeichnung: Während genannt der Gegenstand-worüber wird; wir haben da übrigens Hauptgegenstände und Nebengegenstände, Hauptprädikate und Nebenprädikate. Grundtatsache: Ein Gegenstand in wechselnder Weise erscheinend und demgemäß inhaltlich bestimmt kann zunächst schlechthin als einer dastehen und schlechthin gesetzt sein. Er kann aber auch gesetzt sein als Subjekt der expliziten und ihm in der Ist-Synthesis zugeschriebenen Bestimmungen; schlichte Setzung kann übergehen in explikative und prädikative. Dadurch konstituiert sich ein neuer Gegenstand, der kategoriale, der wieder setzbar ist als Subjekt usw. Intention, die zum Ausdruck gehört, zu jedem echten Zeichen gehört. Natürlich beim Sehen oder Hören des Zeichens (des in der Funktion der Mitteilung stehenden) wird mit den Zeichen die Ten-
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denz auf das Bedeuten erweckt, und das Bedeuten selbst ist zunächst etwa als dunkles oder vergegenwärtigendes (nichtperzeptives) bewusst und eventuell zunächst in modifizierter Weise, um nachher erst in aktuelle Setzung überzugehen. Nachher können weitere Erfüllungen eintreten. Oder zunächst leer und dann in reproduktiver Klarheit. Dass notwendig zunächst leere Akte auftreten sollen und dann überhaupt erst intuitive, das ist nicht nachgewiesen und wohl überhaupt Konstruktion. Aber was gehört wesentlich zur Aktualität des Zeichens, des Vollzugs, des bezeichnenden Aktes? Der Sprechende hat ursprünglich diese Aktualität, er meint „mit“ dem Zeichen das Bezeichnete, das ist, er vollzieht aktuell das Bedeutungsbewusstsein, das für ihn eine Priorität vor dem Zeichen insofern hat, als er das und das meint, und nun, was er meint, sagen will? Zum Beispiel, er sieht. Er sieht aber nicht bloß, er vollzieht eine „Einheit der Erkenntnis“, ein kategoriales Bewusstsein, ein Urteil, und das drückt er aus. Mit den einzelnen Schritten des Urteilens stellen sich die Worte ein, deren Wortintentionen überführen in die entsprechenden Urteilsglieder und Urteilsmomente. Sie bilden mit diesen eine Einheit, die Einheit des „Mit-den-Worten-Meinens“. Das ist keine Einheit des Erkennens, sondern die eigene Einheit des „Bezeichnens-mit“. Was für Akte es sind, die hier Urteile heißen, die bedeutungsgebende sein können, das ist ein Studium für sich (Theorie der kategorialen Akte). Beim Hörer ist das Zeichen das Erste (beim Mitteilungsempfänger); es zieht den Blick auf sich; vom Zeichen geht die Tendenz auf Vollzug des ganzen bezeichnenden Bewusstseins, also des fundierten Bedeutungsbewusstseins. Es baut sich aber dieses erst auf, es wird mehr oder minder bestimmt sein, was gemeint ist. Für den Sprecher ist das Urteil das Primäre; er hat, was er sagen will; zum mindesten, er sieht etwa den Gegenstand als so bestimmten und geht dann zum Urteils- und Aussagebewusstsein über. Der Hörer hat noch kein Urteil und weiß noch nicht, wo hinaus das will. Er hat ein partial bestimmtes und sich Schritt für Schritt begrenzendes und bestimmendes Bedeutungsbewusstsein, bis er schließlich das Ganze hat; wobei das abgelaufene Ganze als eine Einheit bewusst ist, als eine Einheit des Satzes, zu dem die vordem gesprochenen Worte Glied für Glied gehören. Das Gehören ist wieder ein eigentümliches Verhältnis, die eigentümliche Einheit von Zeichen und Bezeichnung (Bedeutung).
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Das mit dem „Erkennen“ war ein großer Fehler. Das Zeichenbewusstsein trägt nicht in sich ein Leerbewusstsein, das sich als Leerintention in der eventuellen Anschauung erfüllt, sondern es kann ein leeres (kategoriales, erkennendes) Bewusstsein zuerst da sein und 5 dann eben Erfüllung eintreten; die Ist-Synthesis ist nicht selbst eine Erfüllungssynthesis. Umgekehrt ist jede Erfüllung aufzulösen in eine Identifikation und kann prädikativ werden.
i) Plan. Neue Darstellung1
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Das kommunikative Bewusstsein, aktiv und passiv. Ansprechend und verstehend. Das einsame Sprachbewusstsein: keine Aussprache, aber aktives Bewusstsein. Alles Genetische ausschließen. Direkt den Intentionen nachgehen. Unterordnung unter das bezeichnende Bewusstsein. Zeichen überhaupt. Bloße Assoziation. Das An-etwas-anderes-Erinnern. Das An-etwas-Erinnern verbunden mit einem Daran-erinnernSollen. Die Erinne rung sze ic he n a ls zwe c kv oll g e st if t e t e Ze iche n. Hier tritt schon das „Mit-etwas-ein-anderes-Meinen“ auf. Sa chliche Be zie hung slosig ke it : da s e chte Ze iche n nicht mit dem Bezeichneten zur Einheit einer Sachlichkeit gehörig, scil. im Sinne des bezeichnenden Bewusstseins. Ze iche n f ür e t w a s und sa chliche s A nzeiche n f ür e t wa s. Das normale und anomale Zeichenbewusstsein: die doppelte Einstellung. Die Tendenz. Apperzeptive Tendenzen: in allen Apprehensionen, in allen Apperzeptionen. – Die Änderung der Einstellung vom Charakter einer Reflexion: Reflexion auf das „bloße Zeichen“, Reflexion auf die Empfindungsdaten. Intention als apperzeptive Intention: ein Aktbewusstsein, das nicht nur überhaupt „fundiert“ ist, sondern tendenziös ist. Die konstituierte Gegenständlichkeit wird im spezifischen Sinn nur dadurch gegenständlich, dass das Konstituierte anderer Stufen nicht gegenständlich ist und die höherstufigen Aktcharaktere beseelt sind von Tendenzen, entspannten Tendenzen. Phänomenologie der Dingintentionen (im prägnanten Sinn) etc., Phänomenologie der
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Sommer 1914.
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Aufmerksamkeit, der Erwartungstendenzen, der Gemütstendenzen, der Gemütsapperzeptionen etc.1 Übergang zum allgemeinen Zeichenbewusstsein, zurück zum Ausdrucksbewusstsein. Der definitorische Unterschied: die „Ausdrücke“ als kategoriale Zeichen, prädikative Zeichen. Ich führe die Hauptlinie der Untersuchung am besten so fort, dass ich die g roße n Proble me de r Te nde nz und Int e nt ion a usscha lt e und gleich an das We se n de s ka t e g oria le n Be wusst se ins herantrete. Ich denke auch, die Frage der „Intention und Erfüllung“ zunächst beiseite lassen zu können. Ich frage nach dem Was des Bedeutens bzw. nach Bedeutung, Meinung im noematischen Sinn bei Zeichen überhaupt und bei kategorialen Zeichen, ohne nach Anschaulichkeit oder Unanschaulichkeit zu fragen. Zunächst die Struktur des An-etwasErinnerns und Erinnern-Sollens oder modifiziert: Die apperzeptive Tendenz ist auch bei kategorialen Zeichen da. Wie geht sie auf die Bedeutung und wie auf die bedeutete Gegenständlichkeit? Also, da bei den kategorialen Zeichen gilt es, die Strukturen, kategorialen Strukturen aufzuklären und zugleich die Leistung des Zeichens: ob es mittelbares Zeichen ist oder unmittelbares. Hier müsste also die Abhandlung hinkommen über Satz – Sachverhalt, über Urteilen und Urteil. Vielleicht nur die allgemeinsten Unterschiede ohne Rücksicht auf Wahrheit und Evidenz: Beziehung zwischen „Materie“ eines Aktes überhaupt, und speziell eines Urteilsaktes, und kategorialer Gegenständlichkeit. Sinn überhaupt und kategorialer Sinn. In der alten Darstellung der Logischen Untersuchungen ist die Frage behandelt, ob jeder Akt ausdrückbar ist: Ein Teil der Ausführung dient eigentlich dem Zweck zu zeigen, dass die Ausdrücke nicht beliebige Zeichen, sondern kategoriale Zeichen sind. Damit verflicht sich die weitere Frage: Wie stehen die „Qualitäten“ zum Ausdruck? Gehört zu jedem Ausdruck (und Zeichen überhaupt) nur die doxische Qualität? Und wie steht es mit dem Begriff des „Kategorialen“? Gehört er bloß zum Urteilsgebiet oder zum Gebiet aller Stellungnahmen? Ich habe in der alten Darstellung der Logischen Untersuchungen die Frage der Erfüllung ausdrücklicher Meinungen nicht geschieden 1 Zum vorangehenden Absatz die Randbemerkung: „Das ist also ein großes Thema und daher zu n ä ch s t a u s zu s ch a lt e n.“ – Anm. des Hrsg.
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von der Frage nach dem, was in einem Ausdruck das Ausgedrückte ist (der Sinn) im Unterschied zum Gegenstand. Die Frage der Gegebenheit der Gegenstände der Kategorialien. Zwe ide ut ig ke it de r R e de v on ka t e g oria le n Ge g e nst ä nde n. 5 1) Mengen, Disjunktiva, Eigenschaften, Sachverhalte etc., formale Kategorien von Gegenständen überhaupt. 2) Sätze, Bedeutungen, durch welche Gegenstände überhaupt vorstellbar sind, also nicht bloß Vorstellungen, etwa sinnliche Vorstellungen, sondern „logische Bedeutungen“. In dieser Sphäre tritt auf Wahrheit und Falschheit, 10 Äquivalenz von Sätzen und Nominalien, Identität der Sachen, die gemeint sind durch verschieden geformte Bedeutungen. Die intuitive Gegebenheit der kategorialen (durch Bedeutungen bedeuteten) Gegenstände. Die intuitive Gegebenheit der wahren Sätze, der Sätze, die zu den Gegenständen gehören.
Nr. 2 Die K onstitution de s A usdrucks im Spre che n und V e rst e he n. A usdrücke a ls kategoriale gegenübe r A n zeichen als nic ht ka t e g oria le Ze ic he n. Die F ra g e na ch de r K onst it ut ion der Be de ut ung in dox ische n und nicht dox ische n A kt e n 1
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Einleitung: Die „Klärung“ des logischen Bewusstseins und ihre Methode In unserer Untersuchung über Ausdruck und Bedeutung machten wir einen ersten Versuch, den im signifikativen, speziell im sprachlichen Bewusstsein beschlossenen phänomenologischen Gehalt, den „reellen“ und „intentionalen“, zu beschreiben. Was dort zu Tage gefördert wurde, erweist sich bei näherer Betrachtung keineswegs als 15 genügend. Wir müssen sehr viel tiefer eindringen, um dem uns vorschwebenden Ziel einer phänomenologischen Aufklärung der reinen Logik näherzukommen, und mit dem tieferen Eindringen zugleich wird es sich herausstellen, dass wir so manches von dem dort Aufgestellten wesentlich anders fassen müssen. Die2 ununterbrochenen 20 Bemühungen des Verfassers während der vierzehn Jahre seit dem Druck jener Untersuchung um eine Reinigung der phänomenologischen Problematik, um ein radikaleres Verständnis ihrer wesentlichen Ziele und Methoden gestatten es ihm, Versuchungen zu vermeiden, die beim ersten unsicheren Eindringen in das neue Forschungsfeld 25 kaum vermeidlich waren. In mancher Beziehung gilt dies auch für die übrigen Untersuchungen, deren wesentlichen Bestand wir in der Neuausgabe nur in verbesserter Form wiederholt haben. 10
Ende März – Anfang April 1914. Ausarbeitung. Von „Die“ bis „wiederholt haben.“ in Landgrebes Typoskript (dort „wiederholt wurde“ statt „wir … wiederholt haben“) gestrichen. (Zu Landgrebes Typoskript – im Folgenden abgekürzt mit LT – siehe Textkritische Anmerkungen, S. 495 f.) Alle im Folgenden in Fußnoten wiedergegebenen Veränderungen und Annotationen in LT stammen von Husserl. – Anm. des Hrsg. 1 2
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In der jetzigen Untersuchung geben wir statt einer Besserung der ursprünglich abschließenden VI. Untersuchung eine völlig neue, mit ihr die wesentlichen Ziele teilende, aber sie in anderer Form mittels reiferer Einsicht anstrebende Arbeit. Sie versucht es, Grundstücke für eine phänomenologische Aufklärung der Erkenntnis zu bieten, und zwar in Absicht auf eine Klärung der rein logischen, also in einem prägnanten, aber sehr erweiterten Sinn „analytischen“ Erkenntnis oder, wie wir auch sagen können, der formal-ontologischen Erkenntnis. Die phänomenologischen Urquellen der Grundbegriffe und Grundsätze der Formenlehre der Bedeutungen, von der die IV. Untersuchung sprach, und der darauf gebauten formalen Geltungslehre der Bedeutungen, endlich der damit durch Wesenskorrelationen untrennbar verbundenen, statt auf Bedeutungskategorien, wie es schon in der alten VI. Untersuchung geschah, auf Gegenstandskategorien bezogenen formalen Disziplinen von Gegenständen überhaupt herauszustellen, ist das Ziel, auf das wir hinblicken. Sowie wir von der in diesen Disziplinen waltenden ontologischen und bedeutungstheoretischen Blickrichtung übergehen in die phänomenologische, sowie wir also die phänomenalen Erlebnisse zu Forschungsobjekten machen, in denen ihre Grundbegriffe und Grundsätze den „Ursprung“ haben, verlieren diese sozusagen ihre Weltfremdheit, ihre Abgewandtheit von aller Konkretion. Sie gewinnen das pulsierende Bewusstseinsleben und zugleich lebendige Beziehung auf exemplifizierende und erfüllende Anschauung; es wird sichtlich, dass Begriffe und diese Gesetzmäßigkeiten auf Wesenszusammenhänge des erkennenden Bewusstseins überhaupt Beziehung haben, und zwar des erkennenden in einer Allgemeinheit, die gegen die materialen Artungen der in ihm bewussten, sich in besonderen Grundarten des Bewusstseins konstituierenden Gegenständlichkeiten unempfindlich ist. Der Rückgang auf das erkennende Bewusstsein in dieser Allgemeinheit besagt aber nicht Rücksichtslosigkeit gegen das Bewusstsein in materialer Besonderheit. Es gibt nicht logisches Denken ohne materialen Untergrund, und Aufklärung der logischen Strukturen im Denken und denkenden Erkennen, die offenbar Voraussetzung ist für die Aufklärung der reinen Logik selbst, fordert mindestens einige, aber schon ziemlich schwierige Aufklärung der Untergründe der Anschauung, die durch ihre Hauptgestaltungen zugleich Materie
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der Erkenntnis vorzeichnen. Sehr umfassende Ausführungen werden nötig, die nicht minder zugleich grundlegend sein müssen für die Aufklärung des Wesenstypischen der Naturerkenntnis und Ideenerkenntnis, wie denn formale Erkenntnisklärung voll ausgeführt auch die Aufklärung der möglichen Grundformen materialer Erkenntnis einschließt. Es hängt das damit zusammen, dass untrennbar eins mit einer formalen Logik auch eine formale Lehre von den möglichen materialen Seinsregionen ist, also eine formale Kategorienlehre, die nur unempfindlich ist gegen die Besonderheiten des Wesenstypus von Natur und von Geist, den wir uns am Faktum der Natur und der in Einheit mit ihr gegebenen Geister exemplifizieren. Man vergleiche dazu das erste Kapitel der Ideen, wodurch die vielleicht in dieser Kürze dunkle Andeutung verständlich werden kann. Gehen wir auf die K lä rung de s log ische n Be wusst se ins überhaupt aus, so handelt es sich unter diesem Titel um die Akte und die in ihnen beschlossenen Aktkorrelate, in denen „ a n sich “ be st e he nde Wa hrhe it und korrelativ obje kt iv e („ a n sich “ se ie nde ) Gegenständlichkeit zu Bewusstsein kommen. Das geschieht in mannigfaltiger Art, bald in vager, bald in klarer, bald in unvollständiger, bald in vollständiger Weise, bald in der Weise bloßer unberechtigter Prätention, bald in der Weise der Begründung usw. Versteht man das „ a n sich “ bei Wahrheit und Gegenständlichkeit in dem Sinn der Wissenschaft, dann drückt es Intersubjektivität aus. Wahrheit an sich, Wahrheit im Sinne der Wissenschaft besagt dann: Erkenntnis und Evidenz in allen ihren Graden und Stufen ist (soweit eben das „an sich“ reicht) ein intersubjektiv gleichsam Austauschbares. Im Verhältnis des Wechselverkehrs stehende verschiedene Subjekte können individuell verschiedene Erkenntnisakte so vollziehen, dass sie sich über deren Erkenntnissinn und Erkenntnisgegenstand eben „verständigen“ können; und nicht nur das, sie können sich davon überzeugen, können eventuell Evidenz gewinnen, dass die in den intersubjektiv austauschbaren Beschreibungen, Erklärungen usw. fixierten Gegenstände sind und wirklich so sind, beziehungsweise dass die austauschbaren Sätze wirklich gelten und mit ihren bestimmten Begründungen gelten, unabhängig von den sich dabei verständigenden Subjekten, möge dabei also welches Subjekt immer in die Einheit der Wechselverständigung treten oder aus ihr wieder austreten. In dieser Objektivität, die, schärfer bezeichnet, also Intersubjektivität
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der Seinssetzung und Seinsausweisung heißt, ist uns in natürlicher Einstellung alles Logische gegeben. Wir fassen uns als Subjekte eines unbestimmt offenen, zu erweiternden und zu verengernden kommunikativen Verbandes; wir fassen die Welt, die uns jeweils erscheint, als intersubjektiv „gemeinsame“ Welt, wir fassen jedes „Es ist“ als intersubjektive Geltung prätendierendes und im intersubjektiven Erkennen zu bestätigendes „Es ist“. „Erkenntnisstreben“ besagt dann also Streben nach Erkenntnisfeststellungen, die intersubjektiv bewährbar sind. Stellen wir uns auf den rein phänomenologischen Boden: Wir klammern alle Seinsthesen ein, in denen die an sich seiende Wirklichkeit als Natur mit uns Menschen zu jener selbstverständlichen und durchgehenden Setzung kommt, die das natürliche Vorstellen und Denken charakterisiert; wir machen diese Thesen also nicht mit – kurzum, wir ändern die Einstellung so, dass nun nicht die Welt, sondern das Bewusstsein von der Welt, nicht Ich, der Mensch, sondern das Phänomen „Ich, der Mensch“ übrig bleibt, also wir verwandeln alle Realitäten in Phänomene. Wir halten den puren Fluss der jeweiligen Erkenntniserlebnisse fest und das darin Erscheinende, Vermeinte, Erkannte nur eben als das darin Vermeinte, Erkannte usw., und so wie es dabei Erscheinendes, so wie es dabei Erkanntes ist. „Wir“ diesen Fluss Betrachtende sind dann also nicht die Menschen, sondern die „reinen“ Subjekte der Reflexion, die Ich, die wie andere Menschen, so auch den singulären Menschen betrachten, der sich im gewöhnlichen Sinn als Ich, als den real Redenden, Hörenden, diesen Leib und diese persönlichen Eigenschaften, Schicksale Habenden erfasst. In dieser reinen Einstellung sei aber die Betrachtung eine „wesensmäßige“ (eidetische). Wir setzen nicht die singulären Daten des Erlebnisstromes, denken nicht daran, sie in ihrem singulären Sein zu bestimmen; wir suchen generelle Einsichten, die sich im Fließenden exemplifizieren, aber so, wie sich im Gegebenen eine eidetisch-arithmetische Einsicht exemplifiziert, ohne ihre Seinssetzung zu implizieren, so dass unmittelbar einsichtig gesagt werden kann: Das einsichtig erschaute Allgemeine gelte unabhängig vom Sein des Einzelnen. Verfahren wir so in Hinsicht auf das Logische, so finden wir in ihm als „Phänomene“ eben die Gegebenheitsweisen, die ihm aus dem natürlichen Bewusstsein zuwachsen, das ja nicht beseitigt, sondern
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nur phänomenologisch umgewertet ist. Es hat also den phänomenologischen Charakter der Intersubjektivität, und alles Bewusstsein von ihm charakterisiert sich als solches; es hat in sich von vornherein einen solchen „Sinn“ (eine solche „Meinung“), dass die Ausweisung auf intersubjektive Zusammenhänge führt. Da s Log ische g ibt sich da we se nt lich in spra chliche r Form. Denn an dieser hängt die Möglichkeit einer weitreichenden intersubjektiven Fixierung des logisch Gemeinten als solchen, die ihrerseits die Voraussetzung ist für eine intersubjektive Wissenschaft mit ihren Methoden, intersubjektiv zu vollziehender (intersubjektiv zu berichtigender, zu ergänzender, zu widerlegender) Behauptungen – prätendierter „Wahrheiten“. Der Ausgang der phänomenologischen Analyse des Logischen von der behauptenden Aussage in ihrer intersubjektiven Funktion ist also in der Tat kein zufälliger, sondern notwendiger, wenn wir eben von der wissenschaftlichen Erkenntnis ausgehen und auf sie die Idee des logischen Bewusstseins beziehen. Nun mag man hier zweifeln, ob diese Beziehung in wahrem Sinn eine notwendige ist. Wissenschaft ist zunächst ein Faktum; es steht uns als Faktum da, dass es Systeme intersubjektiv bewährbarer Erkenntnis, intersubjektiv erfassbarer Wahrheiten gibt. Aber vielleicht können wir das forschende und erkennende Ich abgelöst denken von dem Faktum des kommunikativen Zusammenhangs erkennender Geister; vielleicht behält dann Wahrheit, Wissenschaft an sich in passenden Schranken noch einen guten Sinn, vielleicht sogar einen radikaleren, weil von dem intersubjektiven Sinn wesentlich vorausgesetzten. Und von der anderen Seite: Scheint es nicht das Allerselbstverständlichste, dass der sprachliche Ausdruck ein zufälliges Kleid ist für den zugehörigen Gedanken und dass Wahrheit eine Bedeutung haben muss als eine rein auf diesen Gedanken bezogene Geltung, auch wenn wir dieses „Kleid“ abtun? Vollzieht sich Denken nicht in großen Strecken als sprachloses, in sprachlosen Erfahrungen, sprachlosen Denkformungen? Nehmen wir den pythagoreischen Lehrsatz als Satz der Wissenschaft Geometrie, so haben wir ihn damit freilich intersubjektiv aufgefasst. Aber nichts ist doch leichter, als diese Auffassung abzutun. Nichts ist leichter hierbei, als die Wahrheit selbst abzutun von dem zufälligen Ausdruck und sie vielleicht einzusehen, ohne irgendein Wort dabei überhaupt zu gebrauchen.
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Das alles mag richtig sein, aber wir haben hier nicht dazu Stellung zu nehmen. Fakta gehen uns nichts an, uns die wir alle Faktizität und in Sonderheit die hier die wesentliche Rolle spielenden realen Faktizitäten (die auf die natürliche räumlich-zeitliche, physische und animalische Welt bezügliche) ausgeschaltet haben. Fakta gehen uns nur an so wie den Geometer die Fakta seiner Modelle. Ihre Anschauung (die freie Phantasieanschauung sein kann) bietet uns den Untergrund für die Ideationen der ideativen Erkenntnis, wobei, ganz wie in der Geometrie und wie in jeder rein ideativen Erkenntnis, auch wenn eine Wahrnehmung zugrunde liegt, die dieser zugehörige Daseinssetzung keine Rolle spielt. Und da ist es eine selbstverständliche methodische Regel: dass wir von solchen exemplarischen Fakten oder exemplarischen Phantasien ausgehen, die uns die nächstzugänglichen und relativ am besten standhaltenden sind, und dass wir dabei alle Interpretationen streng ausschließen, die bei Beginn der Analyse doch nur den Charakter von Vorurteilen haben können. Dass nicht alles Denken sprachliches ist, ist zweifellos. Aber es fragt sich, was dabei „Denken“ und was „sprachlich“ heißen soll. Ist Wahrnehmen, Phantasieren, Erinnern schon „Denken“ genannt, so konstatieren wir phänomenologisch und ohne alle Präsumption, dass es „sprachloses Denken“ gibt (wobei das „Es gibt“ hier wie überall die Bedeutung einer Wesensmöglichkeit hat, die wir intuitiv ausweisen). Aber es fragt sich, ob das, was bei den Aussagen „Denken“ heißt und so überhaupt bei den Reden, wie wenn wir Urteilen, Fragen, Vermutungen etc. Ausdruck geben, ob das in einem bloßen Wahrnehmen, Erinnern, Phantasieren besteht, in Akten der Art der „sinnlichen Anschauungen“, die wir uns exemplarisch etwa an Dinganschaungen in bestimmter Weise begrifflich fixieren. Und wieder, wenn wir eigene Denkakte in der Aussagesphäre finden und dann sprachlose Denkakte annehmen, so fragt es sich, ob zur Sprachlosigkeit genügt, dass das ausdrückende Wort uns „entfallen“ ist. Vielleicht, dass ein sprachliches Phänomen noch sprachlich bleibt, auch wenn sein sinnlicher Wortlaut „fehlt“. Vielleicht, dass die Wortlautkomponente noch da, wenn auch in „leerer“, in eigentümlich modifizierter Weise da ist; vielleicht, dass also das Phänomen gar nicht ein eingliedriges ist, ein von aller sprachlichen Beziehung freies. Es ist also naturgemäß, ja es ist methodisch unerlässlich, von den relativ klarsten, relativ am leichtesten erzeugbaren und mit wesentlich
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gleichem Gehalt wieder erzeugbaren Phänomenen auszugehen. Das aber sind einerseits die sinnlichen Anschauungen und andererseits die sprachlichen Phänomene. Nicht das sprachlose Denken, sondern das ausdrückliche Denken wird für uns das Erste sein müssen. Vorurteile aber, wie sie sich schon in der Rede von dem „sprachlichen Kleid“ der Gedanken ausprägen oder durch den Gebrauch solcher Bilder mindest nahegelegt werden, müssen wir streng abwehren. Es ist, wie sich sofort herausstellt, keineswegs so, dass man den sprachlichen Ausdruck wie ein Kleid abziehen und den Gedanken dann als nackten Gedanken für sich und daneben haben könnte. Es ist nicht so, als ob beide phänomenologisch eine bloße Summe, etwas wie ein bloßes physisches Ganzes ausmachten. Welche phänomenologischen funktionalen Charaktere die Komponenten dieser Einheit haben und welche Mannigfaltigkeit nach beiden Seiten und in der Weise der Verbindung besteht, das ist ein Thema schwieriger und wichtiger phänomenologischer Analysen. Erst im Ausgang von diesem komplexen, aber für die Analyse bevorzugten Fall können wir das Thema des sprachlosen und alle Intersubjektivität ausschließenden Denkens behandeln und können dann überhaupt die Bewusstseinsarten heranziehen, die mit den sprachlichen Komponenten, sei es auch in wesentlicher Einheit mit deren Bedeutungen, in wechselnder Weise verflochten sind, andererseits aber wieder ohne solche Zusammenhänge auftreten können. So werden wir also verfahren. Von den Reden ausgehend, um Sinn und Leistung logischen Erkennens zum Verständnis zu bringen, werden wir zunächst Sprachanalyse treiben, von da aus aber weiter getrieben werden zur Denkanalyse, von da weiter, die Wesensbeziehungen zwischen Denken und Anschauen zu klären, zur Analyse der Funktionen der Erfüllung und Evidenz. Dazu sind nötig Anfänge der Anschauungsanalyse mit ihren verschiedenen Stufen, mit ihren verschiedenen, vor allem Sprachlichen liegenden Höhenschichten. Wir steigen vom Logisch-Sprachlichen ausgehend gewissermaßen herunter in immer tiefer liegende Unterschichten, und wir betrachten dabei alle Formen des logischen Bewusstseins, die Formen des klaren und unklaren, des vollen und leeren, positionalen und neutralen, des statischen oder des in Fluss befindlichen, insbesonders des in Erfüllung tretenden Bewusstseins. Die Betrachtung und Ordnung unter funktionalen Gesichtspunkten und der Sinn dieser Funktionalität, die
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zur wesentlich teleologischen Struktur des Bewusstseins überhaupt gehört, muss dabei allmählich hervortreten. So sind wir schon im ersten Entwurf dieser Untersuchungen (VI) verfahren. Man1 kann auch umgekehrt verfahren, von der sinnlichen Anschauung emporsteigend, statt vom Denken zum Anschauen herabsteigend. Ein Weg, der wiederum seine Vorteile haben wird und vielleicht der vorzüglichere ist, wenn die Phänomenologie vielseitiger ausgebaut sein wird. Die2 Absicht auf eine Neubearbeitung der alten Untersuchung, die freilich zu etwas völlig Neuem geworden ist und der Geist des alten Werkes überhaupt, dessen Lebenskraft zugleich erhalten und gestärkt werden sollte, haben dem Verfasser den ersten Weg eo ipso vorgezeichnet. Wie schon in der ursprünglichen Arbeit stellt sich, und in viel höherem Maß in der neuen, die Unausgereiftheit der I. Untersuchung heraus. Besser als bei der ersten Ausgabe ist der Verfasser aber jetzt in der Lage, die Probleme zu reinigen, Halbheiten und Irrtümer auszumerzen und somit auch bessere Hilfen den phänomenologisch und logisch-erkenntnistheoretisch Interessierten zu bieten. Vorweg ist für unser Vorgehen3 Folgendes zu sagen nützlich. Der natürliche Ausgang der Erkenntnisanalyse von dem kommunikativen Verhältnis, in dem uns Denken und Erkennen im intersubjektiven, also gesellschaftlichen Verkehr gegeben ist, scheint uns, wie gleich die ersten Schritte der Analyse zeigen, in höchst umfassende und schwierige phänomenologische Unterschungen zu verwickeln; alsbald eröffnet sich der gewaltige Horizont einer Phänomenologie der Leiblichkeit, der individuellen und sozialen Geistigkeit. Es zeigt sich aber, dass die wirkliche Ausführung dieser Untersuchungen keinen notwendigen Anfang bildet. Es genügt, zu Anfang die eröffneten Horizonte zu sehen. Wir vollziehen bei unserem Ausgang von den nächstgegebenen, aber phänomenologisch außerordentlich komplexen und beziehungsreichen Phänomenen sozusagen einen A bba u höhe re r Schicht e n, deren jede uns in eigene Untersuchungen hineinweist, und dringen 1 Zu von „Man“ bis „ausgebaut sein wird.“ Randbemerkung in LT „Als Anmerkung unter dem Text“; in LT „ist“ statt „sein wird“. – Anm. des Hrsg. 2 Von „Die“ bis „zu bieten.“ in LT in eckigen Klammern und mit Deleaturzeichen am Rand. – Anm. des Hrsg. 3 In LT folgt: „noch“. – Anm. des Hrsg.
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zu K e rnschicht e n vor, die sich als die für das Verständnis des Denkens radikalen ausweisen und einer selbständigen Untersuchung fähig sind, ohne eingehende Rücksichtnahme auf jene Außenschichten. Alles, was dem Ausdrücken und Ausdruck insofern phänomeno5 logisch zugehört, als sie int e rsubje kt iv e r V e rst ä ndig ung, intersubjektiver Erkenntnis und Wissenschaft dienen, und alles, was somit Sätzen, Wahrheiten, Einsichten, Begründungen usw. den Charakter von intersubjektiv konstituierten Gegenständlichkeiten verleiht, kann ausgeschieden werden. Es bleiben dann Wesensbestände übrig, 10 die einerseits den ideal möglichen Fällen zugehören, wo Ausdrücke und ausdrückliches Denken phänomenologisch ohne jede auf intersubjektive Funktion verweisende Charakteristik auftreten, und die andererseits in alle Fälle intersubjektiver Funktion als notwendiger Kern gehören, an denen eben das kernhafte, das primäre Wesen von 15 ausdrücklichem Denken und ausdrücklichem Gedanken, und von da aus von Denken überhaupt und Gedanke überhaupt (nebst allen weiter fraglichen Akten und Einheiten) aufgewiesen werden kann und muss.1
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§ 1. Der Ausdruck vom Sprechenden her betrachtet. Seine Wesenskomponenten Innerhalb der Welt der „Phänomene“ im Sinne der Phänomenologie, an deren methodische Ausschaltungen wir uns streng binden, treten uns als Exempel für unsere Analyse sprachliche Ausdrücke
1 Es ist scharf zu betonen, dass wir bei der Erforschung des kommunikativen Sprechens und Verstehens rein phänomenologisch vorgehen. Ob dergleichen Kommunikation wirklich vorkommt, ja inwiefern sie objektive (ontologische) Möglichkeit ist, davon sprechen wir nicht. Aber wir sprechen vom Bewusstsein des Sprechenden und Bewusstsein des Hörenden, und zwar insofern wir dieses Bewusstsein anschaulich selbst vollziehen und sein Wesen analysieren können. Wir sprechen also nur von dem, was sich darin bekundet; also wenn der Sprechende zum Hörenden spricht, ist vom Hörenden, so wie er im Bewusstsein des Sprechenden gesetzt ist, die Rede usw. All das, was sich im Bewusstsein findet an Vermeintem, Gegenständen, Personen, Weisen ihres Bewusstseinsgegebenseins etc., das ist die Frage. In LT Notiz oben am Rand des Fußnotentextes „Persönliche Nota“. – Anm. des Hrsg.
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entgegen, in lebendiger Funktion irgendetwas „mit ihnen Gemeintes“ aussagend oder – um uns nicht an den engeren Sinn des Wortes Aussagen zu binden – aussprechend. Bis auf weiteres setzen wir das Sprechen als ein Vorkommnis im geselligen Verband voraus, in dem Personen (psychische Subjekte überhaupt) einander wechselseitig zugewendet sind, die einen zu den anderen sprechend, diese das Gesagte als an sie Gerichtetes verstehend. Jeder Ausdruck hat, wie ohne weiteres ersichtlich ist, seine Doppelseitigkeit.1 Es scheiden sich und sind doch wieder einig das Wortzeichen, der Wortlaut bzw. der ganze Verband von sprachlichen Zeichen, die zur Einheit eines Ausdrucks gehören, andererseits die dem Zeichen zugehörige, mit ihm eigentümlich verbundene Meinung, das, was der Sprechende in eins mit den Wortlauten zur Mitteilung bringen will, die Wortbedeutung, die Satzbedeutung, die Bedeutung der zusammenhängenden Rede. Der volle Ausdruck hat gleichsam einen sprachlichen Leib und eine sprachliche Beseelung, ein Gleichnis, das freilich, wie wir noch hören werden, nicht allzu ernst genommen werden darf. Spricht man von dem bloßen Wort, von dem bloßen grammatischen Satz, so pflegt man nicht eben deutlich die bloße sinnliche Gegenständlichkeit darunter zu verstehen, die im Zusammenhang der kommunikativen Bewusstseinsfunktionen als Substrat der beseelenden Bedeutung fungiert und hierbei ihre wechselnde Rolle spielt. Machen wir uns die Situation vom Standpunkt der Sprechenden
1 Jedes Zeichen hat, wie ohne weiteres ersichtlich, eine gewisse Doppelseitigkeit. Wir unterscheiden phänomenologisch (das ist, wenn wir uns einen Ausdruck zu intuitiver Gegebenheit bringen und beschreiben, was wir an ihm wesensmäßig finden): 1) den bloßen Wortlaut, die erscheinende äußere Gegenständlichkeit, die als Zeichen fungiert; 2) das, was eben das Wort „Funktion“ phänomenologisch besagt: der phänomenologische Überschuss, der darin besteht, dass „mit“ dieser erscheinenden Gegenständlichkeit „etwas gemeint“ ist, dass sie Träger ist einer „Bedeutung“. Achten wir auf das den Ausdruck konstituierende Bewusstsein, dasjenige, in dem er originär gegeben ist, so haben wir über das bloße Erlebnis der äußeren Wahrnehmung bzw. der äußeren Anschauung, in dem der Wortlaut erscheint, hinaus das Bedeutungsbewusstsein, das Bewusstsein von einer neuen Gegenständlichkeit ist. Aber an der Weise der Fundierung durch das Wortlautbewusstsein liegt es, dass diese Gegenständlichkeit den phänomenologischen Charakter der mit dem Wort gemeinten oder bedeuteten hat. Der Terminus Bedeutung zeigt die eigentümliche Fundierung an, mit der sich eine gewisse Einheitsform des erscheinenden Wortlautes und des im Bedeutungsbewusstsein Bewussten fundiert, die in passender Explikation in eine Relation zwischen Zeichen und Bezeichnetem überzuführen ist.
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aus klar, obschon bloß nach den allgemeinsten Zügen! Wir versetzen uns also in das Erleben des Sprechenden hinein und versuchen den Anfang einer Deskription des in diesem Erleben reell und intentional Vorfindlichen. Es handelt sich dann zunächst um das phänomenologische Residuum des „Ich spreche“ bzw. des „Ich schreibe“ in mitteilender Absicht, „Ich sage dies oder jenes mündlich oder schriftlich aus“. Ich spreche, darin liegt vor allem, ich erzeuge den Namen, den Satz, den ich jeweils zur Mitteilung bringen will; ich e rz e ug e die konkre t e Einhe it de r R e de , g e ba ut a us de n Wort ze iche n und de nse lbe n ihne n zug e hörig e n Be de ut ung e n. Richten wir unser Augenmerk auf das kommunikative Bewusstsein des Sprechens (worin wir hier immer das Schreiben mitverstehen) und das phänomenologisch Gegebene, also auf das hierbei Bewusste genau so, wie es jeweils Bewusstseinskorrelat ist, so haben wir in Hinsicht auf den zur Mitteilung bestimmten Ausdruck und vorerst in Hinsicht auf den Verlauf der Wortzeichen zu sagen: Sie erscheinen perzeptiv (wahrnehmungsmäßig), wie sonst äußerlich wahrgenommene Vorgänge erscheinen, nämlich als räumlich-zeitliche Vorgänge, und in dieser Hinsicht also nicht anders als ein Geräusch, das zufällig erschallt, oder im visuellen Feld als das Rollen einer Kugel, die im Sand eine Spur zurücklässt. Die erscheinenden Zeichen ordnen sich dabei in die dem Sprechenden erscheinende Welt ein, in welche er selbst sich kontinuierlich einordnet. Während wir sprechen, erscheinen wir uns als hier und jetzt in dem bestimmten realen Zusammenhang Sprechende. Wahrnehmungsmäßig erscheint uns unser Leib gegenüber allen anderen Dingen in ausschließlich ihm eigenen Erscheinungsweisen sich darstellend. Um den Leib gruppiert sich eine räumliche Umwelt, die mit allen ihr erscheinungsmäßig zugehörigen Dingen notwendig in einer bestimmten Orientierung zum Leib bzw. zu dem in ihm befindlichen „Hier“ erscheint. Zu dieser räumlichen Umwelt, die als dinglich reale „materielle“ Welt ist, gehören auch die als „Leiber“ aufgefassten Dinge, uns gegeben als Leiber von Animalien, von Tieren und Menschen. Speziell und wesentlich gehören zum kommunikativen Bewusstsein, in dem sich das Sprechen vollzieht, wie selbstverständlich die im einverstehenden („einfühlenden“) Erfahren gegebenen Mitunterredner bzw. die dem Erinnerungshorizont unserer Umwelt zugehörigen Adressaten unserer Briefe.
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All das ist also für uns, wenn wir Sprechende sind, bewusstseinsmäßige Wirklichkeit. Das heißt, wir finden es, wenn wir uns lebendig in ein Sprechen hineinschauen, als zum Wesensbestand eines so gearteten Bewusstseins gehörig, eines Bewusstseins, in dem sich irgendein aktuelles Sprechen zu anderen konstituiert. Und wir finden es als Bewusstseinskorrelat, bzw. wir finden es als in wechselnden „Gegebenheitsweisen“ bewusst, in den mannigfach wechselnden intentionalen Erlebnissen, die wesensmäßig gefordert sind und gerade mit solchen Korrelaten gefordert sind, wenn sich für ein Ich „Wirklichkeit“ und Wirklichkeit der betreffenden Gegenstandsarten soll bewusstseinsmäßig konstituieren können. Die wissenschaftliche Wesensanalyse und Deskription dieser Bewusstseinsarten und ihrer immanenten Bewusstseinskorrelate können wir uns hier nicht zum Ziel stellen. Sie ordnet sich einer großen Disziplin ein, die in genereller Allgemeinheit alle im phänomenologischen Sinn so genannten Konstitutionsprobleme der sich im Bewusstsein als bewusstseinstranszendent ausgebenden Realitäten zu erforschen hat. Was speziell die Bewusstseinskonstitution der als sprachliche Zeichen fungierenden Wortlaute, Schriftgebilde u. dgl. anbelangt, also die systematische Wesensdeskription der Bewusstseinsarten und ihnen unabtrennbar zugehörigen „Erscheinungen“ und sonstigen Bewusstseinskorrelate, deren notwendige Funktion es ist, uns Gegebenheit von solchen Zeichen zu ermöglichen, so ist es klar, dass alles, was hier herauszustellen wäre, sich als Spezialität unterordnen muss der allgemeinen Lehre von der Bewusstseinskonstitution räumlicher Gegenständlichkeiten überhaupt. Einige Anfänge in dieser Richtung werden wir in den weiteren Untersuchungen zu geben versuchen. Jetzt ist es nicht nötig, auf solche Probleme einzugehen; für unsere nächsten Zwecke sind sie, wie bald sichtlich werden wird, entbehrlich. Nützlicher ist es weiterzugehen und in anderer Richtung Erfordernisse für eine phänomenologische Theorie der Zeichen zu erörtern.
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ausdruck und zeichen § 2. Der Ausdruck als Erzeugnis eines Tuns. Das Problem des „Ich tue“ im Allgemeinen
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Wir sagten schon, der Sprechende „ e rze ug t “ die Mitteilung, d. i. den Ausdruck als Einheit von sprachlichem Zeichen und Bedeutung. Wir sind jetzt nicht in empirischer Einstellung, wir reden nicht in natürlicher Weise, auf dem Boden der natürlichen Weltsetzung, von dem Faktum einer Kausalität, die wir als Sprechende üben. Wir reden als Phänomenologen und in der Einstellung, in der wir alle Realität und darunter uns selbst als zur wirklichen Welt gehörige Personen „eingeklammert“ haben. Also wir reden von dem allein in seiner Wirklichkeit übrigen „Bewusstsein“, von den intentionalen Erlebnissen, die das Sprechen ausmachen bzw. konstituieren, und selbst diese setzen wir nicht als singuläre Einzelheiten, sondern die in ihnen zu exemplifizierenden Wesen (bzw. Wesensmöglichkeiten, Wesensallgemeinheiten, Wesensnotwendigkeiten). Und nun sagen wir noch einmal: Der Sprechende erzeugt den Ausdruck und zunächst daran das sprachliche Zeichen. Wir verstehen dies nun mit seinen phänomenologischen Klammern und fragen nun, was an dem „Phänomen“ Zeichen, sofern es Erzeugnis des Sprechenden ist, phänomenologisch vorfindlich ist. Ganz offenbar ist im Bewusstsein des Sprechens das Zeichen als „erzeugt“ immanent in bestimmter Weise charakterisiert, mag es nun „mit vorbedachter Absicht“, „willkürlich“ erzeugt sein oder eine Rede sein, die „dem Mund entfahren ist“, also „unwillkürlich“ gesprochen. Auch diese Unterschiede sind rein phänomenologisch. Aber zunächst heben wir das Allgemeinere hervor. Das erklingende Wort, die im Sprechen werdende Rede, das im Schreiben entstehende Schriftgebilde sind phänomenologisch charakterisiert nicht nur überhaupt als werdende und nach ihrem Ablauf gewordene Geschehnisse, sondern als praktische Geschehnisse, als in Form eines Tuns geschehende bzw. geschehene. Also das physische Geschehen gibt sich hier sozusagen als Materie einer eigentümlichen Form, der Form de s Tuns. Offenbar handelt es sich hier um Sonderfälle sehr viel allgemeinerer phänomenologischer Sachlagen. Wir werden zunächst aufmerksam auf die eigentümlichen Charaktere, die jedem „Ich bewege“, das wir unter dem Titel „Ich bewege mich“ allgemein befassen, anhaften:
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also anhaften jedem „Ich bewege meine Hand, meinen Kopf, meine Augen, meine Zunge“, „Ich gehe, springe“ usw. Diese Bewegungen des Typus „Ich bewege mich“, genauer ausgedrückt „Ich bewege dieses oder jenes Leibesorgan“, sind scharf unterschieden von allen sonstigen Bewegungen des Leibes und seiner Organe, als solche eben, die nicht im Modus des „Ich bewege mich“ bewusst sind, sondern bewusst als „Ich werde bewegt“, „Meine Hand, mein Fuß wird gehoben“ u. dgl., und zwar bald in der Weise des Geschehens „trotz meines Gegenstrebens“ – sozusagen des Negativums zum positiven Tun –, bald in der Weise eines bloßen Bewegtseins, an dem eben keine positive oder negative Tätigkeitsform auftritt. Auch weitere phänomenologische Unterschiede fallen uns im Zusammenhang mit dem eben Beschriebenen auf. In der erscheinenden materiellen Welt scheiden sich phänomenologisch: 1) die leiblichen und außerleiblichen Bewegungen und sonstigen Geschehnisse, die „durch“ unmittelbare Leibesbetätigung der soeben charakterisierten Art erfolgen und in diesem Zusammenhang den unmittelbaren Charakter des tuenden Geschehens haben, während ihre relativ bleibenden Ergebnisse den Charakter von „Erzeugnissen“ gewinnen. Natürlich können auch die Gegencharaktere des der tuenden Intention „zuwider“ auftreten; 2) Geschehnisse, die keinerlei derartige Charakterisierungen haben und eben bloß geschehen bzw. geschehen sind, mögen wir sie eventuell auch bildlich als Tätigkeiten und ihre bleibenden Folgen als Erzeugnisse bezeichnen. So bewege ich „durch“ unmittelbare Bewegung meiner Füße (im tätigen „Ich bewege“) wie andere Dinge so meinen übrigen Leib. Ich sage dann für den ganzen Leib und so auch für mein gesamtes leiblich-seelisches Subjekt (das empirische Ich): „Ich bewege mich gehend.“ Die Füße fungieren hierbei als „Organe“ meiner Fortbewegung und ebenso als „Organe“ für andere mittelbare Leistungen. Ebenso ist das Werden der lautlichen Rede charakterisiert als mein „durch“ mein tätiges Bewegen, Anspannen usw. meiner Sprachorgane erfolgendes Erzeugen und in diesem mittelbaren Sinn auch als mein Tun, und natürlich ebenso das Werden des Schriftzuges auf dem Papier als ein Erzeugen „durch“ mein Bewegen der Hand, „durch“ mein schon mittelbares Niederdrücken der Feder. Beiderseits resultiert das Erzeugnis, der fertige Wortlaut, das fertige und hierbleibende Schriftzeichen. Das alles ist
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rein phänomenologisch zu verstehen und muss also seinen Sinn rein aus dem jeweiligen Bewusstsein mit seinen immanenten Korrelaten schöpfen. „Leib“, „Hände“, „Füße“ usw. sind also genau als das im jeweiligen Bewusstsein Erscheinende und in den jeweilig wechselnden Erscheinungen als identisch Bewusste zu nehmen, ebenso wie alle hinterher herbeigeholten Vorstellungen von Kausalität, von psychophysischen Substruktionen, mögen sie welches Recht immer haben, streng ausgeschieden bleiben müssen. Mag hier im natürlichen und auch naturwissenschaftlichen Sinn, also physikalisch-chemisch, physiologisch, psychologisch „objektive“ Wahrheit sein was immer, ja mag es selbst offen bleiben, ob solche Wahrheit überhaupt besteht, mag beispielsweise Sprechen und Schreiben objektiv betrachtet bloße Illusion sein: Das ändert nichts daran, dass zum Wesensbestand des Erlebnisses „Ich spreche“, „Ich schreibe“ der phänomenologische Charakter des Erzeugens und was sonst wir hierbei, wenn auch nur oberflächlich, unterscheidend aufgewiesen haben, gehört. Wir konstatieren im gleichen Sinn noch mancherlei. Vor allem, dass das Tätigsein und tätige Erzeugen keineswegs zusammenfällt mit dem spezifischen Charakter des „Ich tue mit Willkür, mit Absicht“, „Ich handle“. Das bloße Tun stellt ein allgemeineres Wesen dar; nur ein „Ich tue“ kann die näher zu beschreibende Form der Willkürlichkeit, der Absichtlichkeit annehmen und damit das allgemeinere „Ich erzeuge“ oder besser „Ich erwirke“ den Charakter des gewollten Erzeugens, dessen objektiviertes Ergebnis im gewöhnlichen prägnanten Wortsinn Tat heißt. Jede meiner „freien“ Bewegungen, jede Leibesbewegung etwa bei unbequemer Lage meines Körpers, die ich vollziehe, während ich mit meinen Gedanken, meinen Urteilen, meinen absichtlichen Wollungen bei ganz anderen Sachen bin, hat, wie die rückblickende Reflexion lehrt, den Charakter des Tuns, obschon ihr kein eigentliches „Ich will“ vorangeht und sich in ihr erfüllt. Jedem solchen Tun im allgemeinsten Wesenssinn entspricht ein mögliches Widerstreben im entsprechend allgemeinen Sinn, das seinerseits wieder das Allgemeinere des willkürlichen Widerstrebens ist (des Willensnegativums: „Ich will nicht“). Es ist auch nicht zu übersehen, dass, wenn wir den allgemeinen Wesenscharakter des tuenden Geschehens oben und im Interesse leichterer Erfassung durch ichbezügliche Ausdrücke bezeichneten
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(„Ich tue“, „Ich bewege“ etc.) und es so gegenüber den bloßen Geschehensphänomenen kennzeichneten, die Meinung keineswegs die sein könnte, als ob überall das Ich so bewusst sei, wie wenn wir aussagen „Ich tue“, „Ich bewege meine Hände“, „Ich spreche“. Es gibt, wie schon in den obigen Ausführungen über die Möglichkeiten eines unwillkürlichen Tuns gesagt war, völlig selbstvergessenes Tun, wobei das Ich, und zwar weder das empirische Ich noch das reine, „seiner selbst bewusst“ ist. Das heißt hier aber: Es ist kein Akt vollzogen, der das Ich zum Objekt machte und das Tun auf dasselbe objektivierend bezöge. A priori kann sich aber eine Reflexion (eine reflektive Erfassung) auf das bei aller Selbstvergessenheit doch als Aktsubjekt fungierende Ich richten und in weiterer Folge den zu jedem Tun wie zu jedem Akt wesensmöglichen Ausdruck beistellen: „Ich tue“, allgemeiner, cogito. Wesensmäßig gehört, wenn auch nicht das empirische, so das reine Ich zu jedem schlichten (und als solchem selbstvergessenen) „Ich tue“ bzw. „Ich denke“, cogito, wie denn auch aufgrund solcher Reflexionen und zugehöriger Ideationen die Einsicht zu gewinnen ist, dass nicht nur jeder vollzogene Akt Akt eines Ich, sondern jeder innerhalb der Einheit eines Bewusstseinsstroms vollzogene Akt Akt desselben reinen Ich ist. Von den ohne objektivierendes Selbstbewusstsein, gleichsam in „Selbstvergessenheit“ vollzogenen Akten sind dabei wohl zu scheiden die Akte, in welchen das reine Ich nicht als vollziehendes (aktuelles) Subjekt auftritt. Die Akte der spezifischen Form des cogito (wozu wir keinerlei Reflexion auf das Ich hinzurechnen) sind dadurch ausgezeichnet, dass in ihnen das Ich im ausgezeichneten Sinn „lebt“, sich betätigt, allgemeiner, den Akt vollzieht. Akte können aber auch im „Hintergrund“ auftreten, ohne dass das Ich „aktuell“ dabei ist als vollziehendes. Zum Beispiel, ich stelle vor, ich bin aber nicht „aktuell dabei“, ich lebe nicht im Vorstellen, ich bin (in einem bestimmten Sinn dieses vieldeutigen Wortes) nicht aufmerksam. Eben dasselbe ist möglich bei einem Lieben, einem Trauern usw. Ich beschäftige mich etwa ausschließlich mit einem theoretischen Thema, das Lieben, das Trauern bleibt im Hintergrund. Oder ich lebe in einem ästhetischen Gefallen, während sonstige Vorstellungen, Gefühle usw. im Hintergrund verbleiben, um erst vielleicht nachher, wenn überhaupt, in den Vordergrund zu treten, und das heißt hier: Das Ich zieht
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sich aus den ersteren Akten zurück und ist aktuell vollziehendes Ich nur in den anderen Akten. Den Hintergrundakten fehlt darum nicht Ichbezüglichkeit in jedem Sinn. Auch sie sind ichzugehörig, zu ihrem Wesen als Hintergrundakte gehört es, in lebensvolle, vom aktuellen Ich vollzogene Akte verwandelt werden zu können. Die Ichferne ist auch ein subjektiver Charakter; in der Potentialität liegt die Wesensbeziehung zur Aktualität, dergemäß zu allen Akten eines Bewusstseinsstroms, mögen sie ich-aktuell sein oder nicht, doch ein und nur ein reines Ich gehört, als mindestens potentiell in ihnen liegend, dessen Aktualisierung prinzipiell nie identisch sein kann mit dem zu einem anderen Bewusstseinsstrom gehörigen Ich. Es ist hier nicht der Ort, in eine nähere Untersuchung der Formen der Ichbezüglichkeit einzutreten. Vorläufig genügt es für uns, in einer ganz allgemeinen Weise das phänomenologische Wesen des Ausdrückens als eines vom Sprechenden vollzogenen Tuns (und vollzogen im Modus eines cogito) charakterisiert zu haben. Korrelativ ist das in diesem Tun bewusstseinsmäßig konstituierte „Endergebnis“ eben als solches, als erzeugtes charakterisiert. Indessen, das Ausdrücken betrachten wir bisher nur nach seiner sinnlich erscheinenden Seite. Lenken wir den Blick auf das konkret volle Ausdrücken, also auf die Einheit von Wortlautbewusstsein und Bedeutungsbewusstsein! Das Bedeuten ist nicht ein zweites Bewusstsein neben dem ersten, es ist, wie wir uns alsbald überzeugen, ein mit dem Bewusstsein der Wortlautung innig einiges Bewusstsein. Mit den Worten als Lauten ist von dem Sprechenden etwas gesagt: dass heute trübes Wetter ist, dass Franz den Brief besorgen soll usw. Worin diese Einheit auch immer bestehen und welcher Art das angeknüpfte Bewusstsein als Bedeutungsbewusstsein auch sein mag, eins fällt von vornherein auf: Am Erzeugtsein nimmt auch das Bedeuten teil. Der Redende erzeugt nicht nur den Wortlaut, sondern die volle Rede, und indem sie in und mit ihrem Bedeuten wird, realisiert sich die ihr vorangehende redende Intention als eine praktische, wenn auch nicht gerade im prägnanten Sinn handelnde (durch einen eigenen „Willensimpuls“ eingeleitete) Intention.
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§ 3. Übergang zur Betrachtung des Ausdrucks vonseiten des Verstehenden. Das Bewusstsein vom fremden Ich im Allgemeinen
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Ehe wir das Phänomen des Bedeutens näher studieren, ändern wir die Einstellung und betrachten das Bewusstsein des Hörenden, Lesenden, kurzum des Verstehenden, und hierbei die Art, wie der Ausdruck bei ihm phänomenologisch konstituiert ist. Um volle intuitive Klarheit zu gewinnen, die für unsere ideativen Analysen erforderlich ist, versetzen wir uns in ein verstehendes Bewusstsein voll lebendig hinein, es aktuell und ganz explizit vollziehend, sei es wirklich (als „Impression“) hörend oder lesend, oder uns in klarer phantasiemäßiger Modifikation in ein solches verstehendes Verhalten hineinlebend. Wir verfahren also ganz so wie bisher für das Studium der Situation vom Standpunkt des Sprechenden, wobei wir ja auch alle Mittelbarkeit und Unklarheit dadurch ausschließen, dass wir in lebendigster impressionaler Urerzeugung oder reproduktiver Nacherzeugung ein Sprechen vollziehen und nun die nötigen Akte der Reflexion und Ideation folgen lassen. Die Phänomene sind nun offenbar geändert. Die gehörte Rede erscheint nun nicht originär als unser Erzeugnis, sondern wird dem Redenden gegenüber „einverstanden“ als das seine. Dieses Gegenüber sagt und meint mit seinen Worten etwas und erzeugt die einheitliche bedeutsame Rede mit der „Intention“, sie und durch sie ihre Meinung – als die seine – mitzuteilen. Das verstehen wir eben damit, dass wir den anderen als sprechendes, als solche Meinung in eins mit der Rede mitteilendes Subjekt „auffassen“. Dieses Auffassen hat so nahe Verwandtschaft mit dem Wahrnehmen, dass wir in gewöhnlicher Redeweise geradezu diesen Ausdruck zu verwenden uns nicht scheuen. Und das für jede ähnliche Auffassung, die den Charakter einer anschaulichen und dabei, alles in allem genommen, originären Erfassung von „anderen“ hat, als von Menschen, die leibhaft uns gegenüberstehen, die, wie wir ohne weiteres sehen (es ihnen „ansehen“), gewisse Leibesbetätigungen und Geistesbetätigungen vollziehen, darunter z. B. zu uns reden und uns damit etwas mitteilen. Wir „sehen“ und „hören“ sie, wir hören auch, dass und was sie aussagen. Zweifellos ist die „Wahrnehmung“ hier eine phänomenologisch ganz anders beschaffene als die Wahrnehmung räumlicher, näher
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materieller Objekte. Wird aber der Begriff der Wahrnehmung so weit gefasst, dass er jedes „originär gebende“ Bewusstsein unmittelbar anschaulicher Art bezeichnet, jedes, in dem die betreffende Gegenständlichkeit im Charakter des „unmittelbar“, im Original selbst da („leibhaft da“ in einem erweiterten Sinn) bewusst ist, dann wird man hier in der Tat von Wahrnehmen sprechen müssen. Jedenfalls überzeugt man sich, dass es ebenso verkehrt ist, das Gegebenheitsbewusstsein, in dem ein Nebenmensch uns als leibhaftig, uns gegenüber und von uns „gesehen“ erscheint, als ein mittelbares im Sinne eines Schlusses aufzufassen, als das Gegebenheitsbewusstsein der äußeren Wahrnehmung des Tisches, den wir gerade sehen, als einen Schluss hinsichtlich der in diesem Sehen unsichtigen Rückseite, der unsichtigen Tischfüße usw. Gewiss sind die verdeckten Tischseiten (das Tischinnere natürlich mitbegriffen) und erst recht sind die substanzial-kausalen Eigenschaften desselben, die ihm in höherer Stufe eigenen, nicht in dem engeren Sinn „gesehen“ wie die eigentlich erscheinende „Vorderseite“. Aber sie haben, unvollkommen wie sie gerade vorstellig sind (nach dem Hauptbestand unbestimmt und unanschaulich und nur ausnahmsweise durch eine reproduktive Vorstellung vergegenwärtigt), doch den Charakter des im Original Daseins, obschon eben nur des in dunkler Weise Mitgegebenseins; das originär gebende Bewusstsein ist, wie wir später noch ausführlich untersuchen werden, notwendig so geartet, dass es Leibhaftigkeit nur konstituieren kann in zweierlei Komponenten, in Komponenten der eigentlichen Ursprünglichkeit des Gebens und in Komponenten der uneigentlichen Gegebenheit, der Mitgegebenheit als Anhang, durch hinausweisende Intentionen verflochten mit den eigentlich gebenden. Ähnlich ist es auch für die „Wahrnehmung“ von Nebenmenschen, obschon die für sie konstitutive „Apperzeption“ bzw. Apprehension eine grundwesentlich andere ist als diejenige für bloß physische Dinglichkeit. Das fremde Seelenleben ist gleichsam verdeckt, aber eben nur gleichsam: Denn es lässt sich prinzipiell nicht aufdecken, ich kann den Menschen gegenüber nicht so aufklappen, „umdrehen“ wie ein Ding, dass das eigentlich Ungesehene zu eigentlich Gesehenem wird. Aber das ändert nichts daran, dass dieses Seelenleben nicht ein zweites und nur erschlossenes Ding ist, sondern ein im selben Sinn unmittelbar „apprehendiertes“ ist und als das den Charakter des „selbst Mit-da“ hat, wie die mit der Vorderseite apprehendierte
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Rückseite eines Dinges. Wir haben also beiderseits unter dem Titel originärer Gegebenheit (im Original „da“) ein Doppeltes, das originäre Da im ersten und eigentlichen Sinn, und das im zweiten, bloß apprehendierten Sinn, der nur im Zusammenhang mit der eigentlichen Selbstfassung auftreten kann. Während aber das erkennende Subjekt jedes physische Ding zu gebendem Bewusstsein bringen und, was von ihm apprehendiert gegeben ist, in eigentlich gebendes Bewusstsein rücken kann, ist es außerstande, sich das apprehendiert gegebene Nicht-Ich jemals in eigentlich gegebenes zu verwandeln, und das a priori, also nicht aus zufälligen, sondern notwendigen Gründen: Nur sich selbst kann es nach seinem eigenen Seelischen zur eigentlichen Gegebenheit bringen, und nur dadurch kann es (immer prinzipiell) einen fremden Leib als solchen, somit als Träger eines „anderen“ Subjekts und seiner seelischen Erlebnisse auffassen. Wie diese Beziehung des Näheren zu beschreiben ist, ohne in die von Lipps dargelegten Verkehrtheiten der Schlusstheorie zu verfallen, das ist Sache einer eigenen Untersuchung, die sich in eine Phänomenologie der Animalität einordnen würde. Ihrem Gebiet gehören selbstverständlich alle allgemeinen Probleme der Wechselverständigung zu, während uns in der vorliegenden Untersuchung spezieller die Probleme der Wechselverständigung durch Zeichen und näher die der sprachlichen Wechselverständigung interessieren. Kehren wir nun zu unserem eigentlichen Thema zurück. Es handelte sich um das Verstehen einer Rede im kommunikativen Verhältnis. Wir stießen auf das Phänomen des Einverstehens. Der die aktuell gesprochene Rede Verstehende (analog: der die schriftliche Mitteilung Lesende) vollzieht das entsprechende Einverstehen der Akte der Rede und das natürlich aufgrund der allgemein einverstehenden Apperzeption, dergemäß er den Sprecher nicht als bloßes körperliches Ding, sondern als Menschen „wahrnimmt“ bzw. den Schreibenden sich als Menschen vergegenwärtigt. Selbstverständlich spielt das einverstehende Auffassen ebenfalls eine Rolle und eine korrelative aufseiten des Sprechenden, der sich mitteilend an seinen Adressaten wendet und ihn als solchen in entsprechenden intentionalen Erlebnissen bewusst hat. Es ist hier aber notwendig, noch eine Verschiedenheit möglicher Fälle zu beachten. Neben dem Adressaten, dem Angeredeten oder
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einer Vielheit von Angeredeten können noch andere Personen zugegen sein, an die sich der Redner also nicht wendet, die ihn aber doch hören und verstehen. Sie können sich in der aktuellen personalen Umgebung, der bewusstseinsmäßig konstituierten, befinden, der Redner sieht sie etwa vor sich oder weiß sie, ohne sie gerade zu sehen, in seiner personalen Umgebung. Sie können aber auch als Verstehende da sein, ohne für ihn bewusstseinsmäßig da zu sein. Ebenso natürlich in Fällen schriftlicher Mitteilung. Der Brief kann von dem Adressaten gelesen sein, aber auch von jemandem sonst, für den er nicht bestimmt war. Das ergibt entsprechende Abwandlungen der konstitutiven Bewusstseinsverhältnisse aufseiten der Adressanten, Adressaten und der Mitverstehenden. So gehört zum Beispiel der Sprechende sowohl zum intentionalen Bereich seines Adressaten als auch zu dem seines bloßen Mitzuhörers; aber nur im Verständnisbewusstsein des Adressaten ist der Sprechende als sich an ihn wendend bewusst. Dass die phänomenologische Klärung der korrelativen Bewusstseinslagen hier überall nicht ohne Schwierigkeit ist, das wird am Ersten empfindlich bei der Betrachtung der direkten Wechselverständigung, in der sich Adressant und Adressat wahrnehmungsmäßig gegenüberstehen. Dass bloße Reden von Auffassungen oder Vorstellungen, mit denen sich wechselseitig Anredende und Angeredete als solche vorstellen, nicht genügen, zeigt der Hinweis auf den hier drohenden unendlichen Regress. Zum Beispiel, der Adressant A stellt seinen Adressaten B vor als sein Gegenüber und als sein Sprechen verstehend. Dieses vorgestellte Verstehen ist aber nichts anderes, wird man sagen, als ein vorgestelltes Vorstellen des B des Verhältnisses, dass A das und das spricht und zu ihm, dem B, spricht; also hat A einmal die perzeptive Vorstellung von B, fürs Zweite eine vorgestellte Vorstellung von B, wie er andererseits von sich einmal die direkte innere Erfahrung hat und fürs Zweite eine Vorstellung hat, nämlich die er dem B als Angeredeten und ihn Verstehenden einlegt. Nun ist aber B in der Vorstellungs-Vorstellung des A vorgestellt als Angeredeter, also auch als die Anrede Verstehender, also den A als zu ihm sprechend Auffassender, also kommen wir auf eine dritte A-Vorstellung und eine dritte B-Vorstellung usw. in infinitum. Es scheinen also A und B sich nicht nur wechselseitig vorzustellen, sondern unendlich vielfältig vorstellen zu müssen.
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Für die Lösung dieser und aller ähnlichen Probleme sind wir nicht vorbereitet genug. Erst die später folgenden Untersuchungen der mittelbaren und leeren Intentionen bzw. Erfüllungen geben alle nötigen Mittel an die Hand, um die für die Lösung derartiger Schwierigkeiten 5 entscheidenden Unterschiede zwischen eigentlichen und intentionalen Implikationen verstehen zu können. Zum Glück ist die von uns vermisste Einsicht keine conditio sine qua non für die Analyse aller weiteren phänomenologischen Bestandstücke des kommunikativen Verhältnisses und insbesondere nicht für die Klärung der eigentümli10 chen Objektivitäten, die unter dem Titel „Rede“ von dem Redenden ausgesprochen, von dem Hörenden verstanden werden.
§ 4. Verstehen als Akt der Vergegenwärtigung. Das Mitglauben im Vergegenwärtigungsbewusstsein
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Äußert der Sprechende eine Aussage (jetzt im üblichen prägnanten Sinn verstanden, aristotelisch gesprochen eine Apophansis), so vollzieht er in eins mit dem sinnlichen Vorstellen von den Worten ein prädikatives Urteilen, beziehungsweise er vollzieht die zu dessen Einheit gehörigen und mit den grammatischen Satzgliedern zum „Ausdruck“ kommenden Subjektakte, Prädikatakte usw. Der Verstehende braucht dieses Urteil nicht wirklich zu vollziehen, und er tut es nicht, wenn er nicht „ mit “ - urt e ilt, das ist, wenn er nicht die Überzeugung des Redenden übernimmt. Es mag sein, dass er ungläubig zuhört, dass er sich bedenklich und zweifelhaft verhält, dass er, wo der Sprechende seiner Sache sicher ist (sein Urteil eben als Urteil im „ursprünglichen“ Sinn, als Urteilsgewissheit vollzieht), bloß vermutet, oder dass er jedwede Stellungnahme unterlässt, während er doch immer versteht. In solchen Fällen vollzieht er also nicht einen „qualitativ“ gleichgestimmten Akt, einen Akt vom selben Setzungsmodus (Modus der Stellungnahme), während er doch die Aussage mit ihrem Sinn erfasst. Darin liegt offenbar, dass er dem Sprechenden das aktuelle Aussagen bzw. aktuelle Urteilen mit dem darin aktuell Ausgesagten, geurteilten Was einversteht, zugleich aber zu diesem Was eine andere oder gar keine Stellung nimmt. Der Gegenfall besteht darin, dass er nicht nur das tut, sondern dieselbe Stellungnahme wie der Sprechende vollzieht, dass er ihm das
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Urteil einverstehend zugleich selbst und gleichstimmig und aufgrund derselben, dem einverstandenen Urteil zugehörigen Materie urteilt. Er hört nicht nur, versteht nicht nur, versteht nicht nur ein, er urteilt mit, er glaubt, was der Aussagende glaubt. Einverstehen ist offenbar ein Akt von der Klasse der vergegenwärtigenden: Der zur Mitteilung gebrachte Akt wandert nicht in den Hörenden hinüber, er wird in ihm zunächst vertreten durch einen vergegenwärtigenden Akt. Dieses ist hier nicht ein originär vollzogenes Urteil, sondern eine Art Vergegenwärtigung eines Urteils, zu jenem also in einem ähnlichen Verhältnis stehend wie z. B. die Vergegenwärtigung des Berliner Schlosses zu einer Wahrnehmung desselben, auch analog wie jede Erinnerung an ein vergangenes Ereignis zur originären Wahrnehmung desselben. In jedem Einverstehen liegt also ein Vergegenwärtigen von Erlebnissen mit dem zugehörigen Erlebnissubjekt, obschon einem solchen von eigener Struktur, sofern darin, ungleich den zum Vergleich herangezogenen Beispielen, ein analogisierendes Hineinversetzen des einverstehenden Subjekts mit seiner Leiblichkeit und seinen leiblich gebundenen Erlebnissen in den fremden, erst dadurch als Leib auffassbaren Leib statthat. Die genauere Deskription dieser Verhältnisse, die für das Verständnis der phänomenologischen Konstitution der Objektivitäten Leib und empirisches Ichsubjekt, animalisches Wesen (Mensch, Tier) grundlegend ist, sei für eine andere Gelegenheit aufgespart. Hier gehen wir gleich weiter zu der Bemerkung, dass jenes Miturteilen, Mitglauben, von dem wir oben im Fall der „Übernahme“ einer uns gemachten Mitteilung sprachen, nicht etwa zusammenfällt mit dem Setzungsmodus der Gewissheit, der zur einverstehenden Vergegenwärtigung als setzender eo ipso gehört. Eine Einheit der Setzung umspannt ja im Bewusstsein des Hörenden den Gesamtbestand der „Wahrnehmung“, die er vom Sprechenden hat, und somit auch das diesem eingelegte Aussagen. Die Vorstellung, die er also von dem Aussagen als Aussagen des Redenden hat, ist eine seinssetzende, sie hat den Modus der Gewissheit. Diese Qualifizierung ist, wie bei Vergegenwärtigungen sonst, eine modal wandelbare. Wir können z. B. zweifelhaft werden, ob uns nicht statt eines Menschen eine mechanische Puppe gegenüberstehe, ob das Sprechen nicht ein Scheinsprechen war, ja ob am Ende „gar nichts da sei“ und wir einer puren Halluzination unterlegen seien u. dgl. Unsere Bewusstseinslage kann
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dabei eine verschiedene werden; wir können in bloßer Seinsanmutung leben, zur Anmutung, dann wieder zur Ablehnung übergehen; wir können auch, ohne eine wirkliche Stellungnahme zu vollziehen, uns die Erscheinung gefallen lassen und eine neutrale Modifikation der Gewissheit vollziehen. Es ist ganz ähnlich, wie wenn wir von der Einstellung einer gewissen Erinnerung übergehen zum entsprechenden Erinnerungszweifel, zur Erinnerungsanmutung oder gar zum Erinnerungsunglauben übergehen (zum „Das war ja gar nicht so, wie ich mich zu erinnern vermeinte“) usw. Wie steht es nun mit der zweiten Glaubensqualität bzw. mit dem zweiten Charakter des „Gewiss“-seins, den das „Miturteilen“, das Mitglauben hereinbringt? Der Erstere gehört zur Vergegenwärtigung als solcher: Das Aussagen des Redenden, das im einverstehenden Bewusstsein erscheinende, ist charakterisiert als seiend und eben damit ist so charakterisiert die Aussage, das Urteil des Sprechenden, aber nur als das von ihm Ausgesprochene, als zu seinem Aussagen als Ausgesagtes gehörend. Der andere Glaube gehört zum Urteil selbst als Glaube an den mitgeteilten und in die und die Erkenntnisform gefassten Sachverhalt. Der Hörende ist sich also nicht nur der Wirklichkeit des Mitteilenden und seines mitteilenden Aktes bewusst, sondern er übernimmt auch die Mitteilung, das ist: Das ihm als Inhalt der Mitteilung vermöge des einverstehenden Aktes Bewusste hat für ihn zugleich einen aktuellen Glaubensmodus, es ist von ihm nicht nur geglaubt (ihm nicht nur gewiss) als vom Gegenüber Geglaubtes, sondern auch schlechthin geglaubt. Der eine Glaube betrifft wie das Sein der sprechenden Person so ihr reales aussagendes Sprechen, dem ein Ausgesagtes als solches zugehört; der andere Glaube betrifft den mitgeteilten Sachverhalt, der in eins dem Hörenden bewusst ist als Inhalt der Mitteilung und als wahrhaft seiender, und zwar als seiender genau in dem Sinn, in dem er als mitgeteilter erscheint.1 Ganz ähnliche schwierige Verhältnisse finden wir bei jeder Erinnerung an eine frühere Wahrnehmung, an ein früheres prädikatives 1 Miturteilen, Mitglauben. Der Sprechende hat öfters, aber nicht notwendig, die Absicht, im Hörenden (Adressaten) die gleichen Stellungnahmen zu erzeugen, als er sie in sich selbst vollzieht. Er urteilt, er ist vielleicht im Voraus überzeugt, dass der Adressat nicht miturteilen wird. Er drückt einen Wunsch aus, aber er setzt nicht voraus, dass der Hörende den Wunsch teilen wird etc. Was dieses „Teilen“ phänomenologisch sagt, bedarf nur einer ganz kurzen Erörterung.
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Urteilen, kurzum an qualitativ unmodifizierte Akte. Normalerweise vollzieht sich die Erinnerung so, dass nicht nur das vergangene Erlebnis sich im Modus der Vergegenwärtigung „wieder“ einstellt und als solches seinen Charakter „Es war“ trägt, vielmehr erneuert sich dabei auch die in der früheren Wahrnehmung, im früheren Urteil gelegene Gewissheit als wirkliche Gewissheit. Normalerweise liegt in dem „Ich habe das gesehen“ mehr als die Worte besagen, nämlich „Es war das Gesehene wirklich“, in dem „Ich habe das bewiesen“, „Ich habe mich davon überzeugt“ auch das „Es besteht dieser bewiesene Sachverhalt wirklich“, „Ich bin (noch) davon überzeugt“. Es bedarf für diesen letzteren Glaubensbestand nicht eines eigenen, etwa gar durch Erwägung hindurchgehenden Zustimmens, einer eigenen „Anerkennung“; vielmehr ist die im Modus des Glaubens (oder, wie ich zu sagen pflege, „doxisch“) auftretende Vergegenwärtigung eines vergangenen Glaubensaktes bei Einstellung auf dessen Gegenständlichkeit von vornherein und ganz ohne weiteres auch aktueller Glaube an das als früher geglaubt Bewusste. Es bedarf erst neu eintretender Gegenmotive, um diesen Glauben zu hemmen, um ihn so oder so modal abzuwandeln. Widerstreite im weiteren Zusammenhang der Erinnerungen oder dieser mit den Beständen der aktuellen Wahrnehmung verdächtigen den Glauben, veranlassen mich, das Sein in Nichtsein umzuwerten oder es auf ein „zweifelhaft“, höchstens „möglich“ u. dgl. herabzustimmen. Dabei braucht aber der Vergegenwärtigungsglaube selbst gar nicht betroffen zu sein. Die Erinnerung als solche gebe ich nicht preis. Ich bin dessen gewiss, dass ich wahrnahm, dass ich das Bewusstsein leibhaft gegenwärtiger Wirklichkeit hatte. Aber jetzt mache ich den vergegenwärtigten Wahrnehmungsglauben nicht mit, jene war bloße Täuschung, es war von mir geglaubte, aber nicht wirkliche Wirklichkeit. Ebenso verhält es sich bei anderen Glaubensmodis. Eine frühere Frage taucht wieder auf: Das Fragliche ist „noch immer“ fraglich und ist mir als das aktuell bewusst, wenn im Fortgang meines Lebens nicht inzwischen die Antwort gekommen ist, oder wenn nicht für deren Entscheidung Motive mir jetzt entgegenkommen, die mich veranlassen, jetzt den Zweifel nicht mehr mitzumachen. Man wird dergleichen für alle Aktsphären, also hinsichtlich aller Arten von Qualitäten wohl einsehen können, nämlich dass schlichte Vergegenwärtigung die Bedeutung einer solchen Modifika-
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tion originären Bewusstseins hat, dass alle im Original auftretenden Qualitäten in Form der vergegenwärtigenden Modifikation gleichwohl als aktuelle Qualitäten auftreten, also speziell vergegenwärtigter Glaube als Glaube und betont als jetzt aktueller Glaube und nicht „bloß“ vergegenwärtigter. Da jedes im Zusammenhang der phänomenologischen Zeitlichkeit auftretende intentionale Erlebnis (jede Wahrnehmung, jedes Urteil, jedes Gefühl, kurz, alles, was wir in psychologisch-empirischer Einstellung als „innerlich“ wahrgenommen oder „innerlich“ bewusst bezeichnen) einerseits selbst als gewiss seiend charakterisiert ist (wie die phänomenologische Reflexion lehrt) und andererseits in seiner Intentionalität mancherlei Qualifizierungen vollzieht, so haben wir überall ein merkwürdiges Ineinander von verschiedenen Qualitäten: die eine zum phänomenologischen Zeitbewusstsein (zum „inneren“ Bewusstsein) gehörig, die ihre Vergegenwärtigungsmodifikationen als Erinnerung, Erwartung, Einverständnis hat, die andere zu den Akten gehörig, die als Einheiten der phänomenologischen Zeit selbst auftreten. Alle diese Qualitäten treten „wieder“ auf, wenn das jeweilige konkrete Bewusstsein sich schlicht erneuert, das heißt, wenn nicht dasselbe, sondern ein entsprechendes schlichtes Vergegenwärtigungsbewusstsein auftritt: eine Modifikation des inneren Bewusstseins mit dem jeweiligen Inhalt desselben und allen zu diesem Inhalt gehörigen Thesen; als diese Modifikation eine Einheit des Glaubens (z. B. Erinnerungsglaube) mit sich führend. Zugleich aber treten die erinnerten Thesen selbst als neue Thesen auf, die Aufhebung aber der erinnerten Thesen durch von außen kommende neue thetische Motive hebt nicht die allgemeine Thesis der Vergegenwärtigung auf, die vielmehr, wie wir sehen, sehr wohl bestehen bleiben kann.
§ 5. Bedeutung als das Identische in gesprochenem und verstandenem Ausdruck
Nach diesem Exkurs in sehr allgemeine Probleme kehren wir zu dem unseren zurück. Dürften wir die einverständigende Vergegenwärtigung wirklich als schlichte Vergegenwärtigung fassen, wie es jede schlichte Wiedererinnerung ist, so würde sich alles Ausgeführte auf 35 das kommunikative Mitglauben, Glauben, Übernehmen der Mittei-
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lung übertragen. Es würde sich also diese Übernahme in einfachster Weise durch unmittelbaren Vollzug einer Vergegenwärtigung vollziehen, die in einem Schlag, nur in reproduktiver Modifikation, das, was der Sprechende originär meinte, ebenfalls meinte in derselben Materie und Qualität. Es würde also nicht eine eigene Zustimmung nötig sein. Es bedürfte also auch hier eigener Gegenmotive, um den sich schlicht erneuernden Glauben zu arretieren. Er kann „misstrauisch“ werden, er kann seine Gegengründe haben u. dgl., vermöge deren er in einem komplizierteren Bewusstsein der Tendenz auf eine volle Vergegenwärtigung, auf eine Mitteilungsaufnahme nicht nachgibt, nämlich nicht nach den mitgeteilten Thesen, in Hinsicht auf den ausgesprochenen Glauben, den er vielmehr hemmt, dahingestellt lässt, bezweifelt, negiert, gegen den er seine Vorbehalte macht usw. Das alles wären Modifikationen der einfachen Vergegenwärtigung, sich selbst als solche Modifikationen ankündigende, eventuell in vielgliedrigen Akten sich vollziehende oder aus ihnen motiviert resultierende. Indessen, so sehr die Reflexion auf den Akt eines Verstehens dies zu bestätigen scheint und in den gewöhnlichen Fällen nur eine fertige Einheit von Materie und Qualität vorfinden lässt, werden wir doch ernste Gegenbedenken geltend machen müssen, damit zusammenhängend, dass die Vergegenwärtigung hier nachweisbar keine schlichte ist. In dem einfacheren Fall der sozusagen naiven, nicht umgewerteten Vergegenwärtigung haben wir trotz der sehr verschiedenen Phänomene beiderseits eine Gemeinsamkeit des Wesens, die sich mit den Worten ausdrückt: Die im Einverständnis stehenden Mitunterredner vollziehen (ansprechend und verstehend) denselben Aussagebestand; sie haben beiderseits bewusst dieselben Wortlaute und in Einheit mit diesen dasselbe aktuelle Urteil „S ist p!“. „Dasselbe Urteil“ besagt hier aber, beiderseits sind vollzogen Akte derselben Qualität und derselben Materie, korrelativ, es ist beiderseits bewusst dasselbe Geurteilte, dasselbe „S ist p“, in derselben Weise qualifiziert, nämlich als gewiss seiend, wenn wir eben als Substrat der Mitteilung den Fall einer Urteilsgewissheit bevorzugen. Aber selbstverständlich überträgt sich das Ausgeführte auf alle parallelen Fälle, auf Mitteilungen jeder Art. Wo das Verstehen nicht zugleich volle Übernahme der Mitteilung ist, da entspricht dem aktuellen Urteilen auf der einen Seite das
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Verstehen der Urteilsmitteilung ohne aktuelles Miturteilen auf der anderen Seite, ein Fall, der sich nicht als der, wie es zunächst scheinen möchte, einfachere, sondern als der kompliziertere herausgestellt hat, als eine umwertende Modifikation einer im ursprünglicheren Fall mitbeschlossenen, in eins mit der Erneuerung aktuellen Thesis (Qualität). Verstehen wir unter Bedeutung das, was der Sprechende mit seinen Worten sagen, was er mitteilen wollte, so ist sie das Urteil (wofür wir auch gleichsinnig, nämlich schon vom Wortlaut absehend, zu sagen pflegen: der Satz); sein Urteilen, der Akt, aber konstituiert – im Zusammenhang mit den Wortlaut konstituierenden und den sonstigen zur aktuellen Rede gehörigen Akten – die Bedeutung; es ist nämlich das „Meinen“, dem das Urteil als „Meinung“, als gemeintes Was einwohnt. Der Hörende versteht die Worte in ihrer Bedeutung, in der ihnen im Aussagen verliehenen, dadurch, dass er im Einverstehen den Redenden als dieses Urteil, diesen Satz Aussagenden erfasst. Gemeinsam ist beiderseits eine Idee: die Idee des betreffenden Urteils, die Idee „Satz“, das Identisch-Herauszuschauende aus aussagenden und verstehenden Akten. Aber auf der einen Seite ist „dasselbe“ Urteil (die Idee) konstituiert als „wirkliches“ Urteil, auf der anderen als bloß vergegenwärtigtes, im einverstehenden Akt als wirklich einverstandenes. Es ist beiderseits als wirkliches konstituiert, wenn der Einverstehende miturteilt. In diesem Fall fehlt aufseiten des Hörenden nur das volle Mitaussagen, wie es ihm erwächst, wenn er die gehörten Worte „wiederholt“, also noch einmal mit ihrer aktuellen Bedeutung erzeugt. Es folgt dann dem einverstehenden und miturteilenden Akt der gleichsinnig aussagende und offenbar bewusstseinsmäßig im Charakter der wiederholenden „Deckung“, in einem Einheitsbewusstsein, das sich explizieren lässt in einer Identifizierung: Dasselbe, was jener aussagte, sage ich nun auch aus. Ist das Urteil die Bedeutung der Aussage, so hat demnach der Verstehende die Bedeutung im originären Sinn nur dann, wenn er selbst urteilt. Dann ist das Urteil als lebendiges Korrelat seines Urteilens wirklich, originär in seinem Bewusstsein gegeben. Versteht er bloß, ohne mitzuurteilen, so fehlt dieses originäre Haben, aber darum erfasst er eben dieses Urteil doch einverstehend, es dem Sprechenden als sein originäres Haben einlegend. Sein Erfassen ist freilich ein Erfassen in einem modifizierten Sinn, in dem eben je-
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derlei vergegenwärtigende Erfassung das Vergegenwärtigte, z. B. das Wiedererinnerte, erfasst. Die Erfassung kann darum volle, obschon reproduktive Anschaulichkeit haben, die es gestattet, wenn nicht das Urteil, so die Idee des Urteils (die Satz-Idee) originär und ebenso 5 vollkommen zu erfassen, als sie der wirklich Urteilende aufgrund seines originären Erlebens des Urteils erfassen kann.
§ 6. Möglichkeit der Abstraktion von der kommunikativen Funktion des Ausdrucks. Einteilung der Reden in mitteilende und nichtmitteilende 10
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Die Bewusstseinsvorkommnisse der Partner einer Wechselverständigung lassen vielerlei Modifikationen zu, deren Studium sicher in verschiedener Hinsicht, in ethischer, ästhetischer, sprachwissenschaftlicher, psychologischer Hinsicht wichtig ist, aber darum nicht schon für die Zwecke einer phänomenologischen Klärung des logischen Bewusstseins. Zum Beispiel, die Bewusstseinslagen des Lügners und Belogenen, des sich als Lügner Stellenden, des Schauspielernden, des in scherzhaften Paradoxien sich Gefallenden und was dergleichen mehr können wir außer Betracht lassen. Dagegen werden wir folgende Fälle mit Nutzen heranziehen. Der Sprechende kann schon, bevor er aktuell und im normalen Sinn spricht, d. i. sich mitteilend an seinen Adressaten wendet, die Wortzeichen und die ihnen zugehörigen Bedeutungen, also den ganzen Bestand der Aussage bewusstseinsmäßig vollzogen haben, nur dass er die Wortlaute in phantasiemäßiger Form vorschweben hat. Er kann ferner laut oder phantasiemäßig sprechen, und statt „wirklich“ zu einem anderen zu sprechen (gemäß seinem eigenen Erlebnisbestand), sich den Angesprochenen nur fingieren; und endlich kann auch diese Fiktion fortfallen, er urteilt quasi sprechend, und es fehlt sowohl ein wirkliches wie ein fingierendes Bewusstsein einer Mitteilung. Ich denke z. B. nach und spreche still ohne jeden Adressaten. Dabei braucht aber auch nicht einmal das eigene Ich innerhalb der thematischen Setzung meines Aktes zu bleiben. Ich schreibe vielleicht, indem ich einsam nachdenke, zunächst zu dem Zweck, um meine Ergebnisse später literarisch zu verwerten, um sie meinen mitstrebenden Fachgenossen zu übermitteln. In ähnlicher Weise mag es sein, dass ich eine Rede im
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Voraus mündlich oder schriftlich formuliere, um sie nachher erst zu halten. Der Gedanke einer künftigen Mitteilung ist also da. Im Beispiel der Rede phantasiere ich mich im Voraus in die Versammlung hinein als sie Anredenden. Und ebenso mag ich mir im anderen Fall im Voraus Fachgenossen, an die ich mich wenden will, vorstellen. Ich kann aber auch forschen, im reinen Streben zu wissen, wie die Sachen sind. Mag ich auch ursprünglich von einem mitteilenden Interesse bewegt gewesen sein, nun ist das fortgefallen, ich bin rein gerichtet auf Erkenntnisergebnisse, und dabei nicht etwa auf wortfreie Gedanken, sondern auf Aussagen. Dabei brauche ich weder an andere noch auch an mich zu denken. Das Letzere tue ich, wenn ich eben bewusst meine Erkenntnis suche, wenn „ich“ das wissen will und mir dessen bewusst bin. Oder wenn mir der Gedanke kommt: Das will ich mir merken, davon will ich Gebrauch machen, wenn ich den und den Beweis führe etc. Aber das ist nicht nötig. Nicht alle praktischen Intentionen sind von der Art, dass sie das Ich als zugehörig zum Thema in ihrem Thema beschlossen haben. Speziell sind nicht alle sprachlichen und bezeichnenden Intentionen (und das sind doch praktische, es sind in Tätigkeiten sich auslebende Intentionen) von der Art, dass sie das Ich des Sprechenden oder das ihm gegenüberstehende Ich zum Thema haben. Ähnliche Vorkommnisse finden wir beim Hörer. Und insbesonders beim Leser. Beim Lesen kann es sein, dass jedes Bewusstsein von einem wirklich Mitteilenden, ja von einem auch nur fingierten Mitteilenden, fehlt. Nun ist dieses Fehlen nicht immer gerade wörtlich zu nehmen, sofern „dunkle“, leere Intentionen, die auf einen kommunikativen Zusammenhang gehen, und sei es auch phantasiemäßige, qualitativ neutralisierte Intentionen vorhanden und dann auch bei einiger Aufmerksamkeit nachweisbar sein können. Wort als Wort einer Sprache hat an sich eine apperzeptive Schicht, die auf mögliche kommunikative Zusammenhänge zurückweist. Aber wir sehen, dass Worte auch außerkommunikativ fungieren können, dass nicht nur die Thesis von Mitunterrednern, ihr Im-Bewusstsein-durchentsprechende-Glaubenscharaktere-Mitgesetztsein, fehlen kann, sondern auch, dass, wo setzungslose (neutrale) Mitvorstellung von Mitunterrednern besteht, diese doch außer Funktion bleiben kann: Wenn ich im Nachdenken streckenweise meine Gedanken mit Worten begleite, wenn mein Nachdenken die Form des Aussagens hat,
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das sich an niemanden wendet und auch nicht im wirklichen Selbstgespräch an mich selbst als Adressaten, dann mag den Worten immerhin die Beziehung auf eine deutsche Sprachgemeinschaft apperzeptiv anhängen, oder es mögen, wenn die Worte in meiner Stimme phantasiemäßig ertönen, Adressaten „anklingen“, an die ich mit solchen Sprachlauten mich zu wenden pflege – aber all das ist außer Funktion; nichts davon tritt in den Kreis dessen ein, was ich jetzt „meine“, was jetzt bewusstseinsmäßig in einem besonderen Sinn fungiert, was primär gemeint und gesetzt oder auch nur sekundär als zum Thema mitgehörig auch zur Mitsetzung kommt. Nichts weiter tritt hier ein, als dass ich urteile, und zwar „aussage“, das heißt, dass ich mit den und den Worten urteilend in den zugehörigen Urteilsschritten das und das meine. Aber selbst das enthält ein Zuviel. Denn offenbar ist es nicht nötig, dass ich, der Urteilende bzw. selbst Aussagende, selbst mitgehöre zum thematischen Bestand des Bewusstseins, in dem das Aussagen sich vollzieht, wo nicht gar zum geurteilten Sachverhalt selbst. Wenn ich zu anderen spreche, bin ich unter allen Umständen, auch wo ich nicht über mich dabei eine Aussage mache, mitzugehörig zum „Thema“ des sprachlichen Bewusstseins; ich „weiß“ sozusagen, obschon nicht in prädikativer Weise, dass ich mich an einen anderen wende; wie den anderen stelle ich mich selbst vor und setze mich dabei sogar als reales Menschensubjekt. Wie die aktuelle Beziehung zu anderen kann auch die auf mich selbst als sprechende Person fortfallen oder mindestens „außer Funktion“ treten, dem thematischen Bestand des Bewusstseins und vor allem seinem Setzungsbestand fern bleiben: wie wenn ich im theoretischen Nachdenken den Sachen ganz hingegeben urteile bzw. aussage „in völliger Selbstvergessenheit“. Wenn wir uns nun in die wechselnden Bestände des sprachlichen Bewusstseins vertiefen und jener Bewusstseinsimplikationen gedenken, deren (meist in völlig dunkler Weise bewusste) Korrelate nicht in den thematischen Bestand des Bewusstseins eintreten, so liegt es nahe, diese als etwas Außerwesentliches einzuschätzen, also zu sagen, sie seien zufällig mitverflochtene und wieder ablösbare Komponenten. Es sei ein Bewusstsein des Sprechens denkbar, das nichts von ihnen enthielte und speziell völlig freizuhalten sei von aller, auch außerthematischen Beziehung auf Adressate, seien diese nun andere Personen oder das sprechende Ich für sich selbst. Dieses Bewusstsein
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gehe dann als Wesenskern in alle Verflechtungen ein, wodurch sich die verschiedenen Abwandlungen des sprachlichen Bewusstseins (des Sprechens selbst und korrelativ des Verstehens) ergeben müssten. Doch es gilt hier vorsichtig zu sein. Nur ein genaueres Studium der in der konkreten Einheit eines sprachlichen Bewusstseins bald offen, bald versteckt, bald unmittelbar, bald mittelbar eingewobenen Intentionalitäten kann uns darüber belehren, was wirklich zum Wesensbestand eines solchen Bewusstseins als abtrennbares oder unabtrennbares Moment gehört, und wie die durch alle exemplarisch zu belegenden, ja überhaupt möglichen Formen des sprachlichen (und weiterhin des bezeichnenden) Bewusstseins hindurchgehenden Wesensgemeinsamkeiten zu bewerten sind. Die schwierigsten phänomenologischen Probleme bieten die intentionalen Implikationen und in Sonderheit die intentionalen Rückweisungen, die man genau beachten und verstehen muss, wenn man das Wesen der Grundformen gegenständlicher Konstitution aufklären will. Beispielsweise, dass eine Attribution auf eine Prädikation zurückweist, was gewöhnlich „erklärt“ wird dadurch, dass jene aus dieser entsteht, das besagt eine Art intentionalen Beschlossenseins, das rein phänomenologisch vorfindlich ist und doch keineswegs vorfindlich ist als ein reelles Beschlossensein. Aber um auch eine Parallele zu unserem Problem der Bewusstseinskonstitution sprachlicher Bezeichnung zu erwähnen, sei auf das Dingbewusstsein verwiesen. Bringen wir uns ein materielles Ding zur Gegebenheit, so geschieht es in einem thematischen (aufmerksamen) Wahrnehmen, worin gar nichts anderes als das Ding selbst das Thema ist. Man wird also zunächst geneigt sein anzunehmen, ja es für selbstverständlich zu halten, dass die Beziehung eines materiellen wirklichen Dinges überhaupt nach dem Sinn genommen, den die Wahrnehmung vorschreibt, auf irgendein wirkliches Ichsubjekt etwas Zufälliges sei. Denn wir sind, wird man sich sagen, zwar objektiv gesprochen bei jedem Dingwahrnehmen selbstverständlich mit dabei, aber im „selbstvergessenen“ Wahrnehmen bleiben wir doch außerhalb des Themas, welches hier eben das bloße materielle Ding ist. Und doch sprechen ernste Gründe gegen diese Ansicht, und es ist zu zeigen, dass materielle und geistige Realität sich in einer eigentümlichen Korrelativität im konstituierenden Bewusstsein wechselseitig bedingen, und dass demgemäß in jedem Dingwahrnehmen herausholbare
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Komponenten enthalten sind und a priori enthalten sein müssen, die auf ein Mehr zurückweisen als das jeweilig sich gebende Ding selbst. Wir dürfen das kommunikative Gebiet also noch nicht verlassen, und wir dürfen es nicht, ohne vor allem eine wichtige, das deskriptiv psychologische und das phänomenologische Verständnis der Reden sehr beirrende Gruppe von kommunikativen Akten zu erwähnen, deren nähere Behandlung später erst erfolgen kann, nämlich Reden, welche die Eigentümlichkeit haben, dass die Rede in dem, was sie sagt bzw. zur Mitteilung bringt, auf Kommunikatives geht, also über Anredende oder Angeredete oder sie Betreffendes Aussagen macht. Wenn wir die Reden einteilen wollen in mitteilende oder nichtmitteilende, oder in sich adressierende und nichtadressierende, so kann dies also die bloße Funktion betreffen, andererseits aber auch die Sachlagen, über welche ausgesagt wird. Reden zerfallen in solche, die in ihrer eigenen Bedeutung Beziehung haben auf Angeredete, sie sind ihrer eigenen Bedeutung nach sich an andere adressierende; andererseits aber in solche, für die das nicht der Fall ist. Und noch besser teilen wir die Reden in subjektive, über das redende Subjekt besagende, und in nichtsubjektive; die ersteren dann wieder in kommunikativ besagende und nichtkommunikativ besagende. Ob nicht jedes „Ich“ in seiner Bedeutung Beziehungen auf andere Ich, auf einen offenen geselligen Verband einschließt, können wir hier dahingestellt sein lassen. Aber sicher sind exemplarisch vielerlei Ichaussagen aufweisbar, die in ihrer Bedeutung keine Adressierung an andere implizieren. Es ist ein offenbarer Unterschied zwischen Aussagen wie „Ich denke, es wird heute schön werden“, die wir bald zu anderen sagen und bald vor uns selbst hinsagen, und Aussagen des Sinnes: „Ich sage dir…“, Aussagen, die ein Du, ein Ihr, ein Anrufwort u. dgl. enthalten. Dahin gehören natürlich alle Befehlsaussagen, Bitteaussagen usw. Andererseits stehen offenbar alle Ichaussagen, wohin selbstverständlich alle Aussagen gehören, die beliebige andere Personalpronomina enthalten, den unpersönlichen Aussagen gegenüber, wie z. B. „Die Erde ist rund“, „Menschen sind sterblich“, „Es regnet“, wie jede Aussage der „objektiven“, der mathematischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Es ist ferner klar, dass alle, auch die in ihrer eigenen Bedeutung kommunikativ nicht prädizierenden, kommunikativ fungieren können, wie wenn ich in aktueller Anrede die Mitteilung mache: „Es sind warme Frühlingstage, die Primel blüht.“
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Es ist hier aber noch F Folgendes heranzuziehen. Aussagen in kommunikativer Funktion, das besagt Aussagen, in denen oder mit denen sich der Aussagende an andere wendet. Dieses Sich-Wenden (Adressieren) vollzieht sich vor allem in der praktischen Intention der Rede als solcher, im Redenwollen, wenn es ein willkürlicher Akt ist. Es gehört zum kommunikativen Verstehen, dass vor allem auch diese Intention bzw. dieser Wille dem Redenden einverstanden wird. Das Sich-Adressieren kann dann weiter auch in die Akte hineinreichen, die den gesprochenen Worten ihre Bedeutung verleihen. Nicht nur, dass zur mitteilenden Intention selbst und als solcher Gehöriges zu bedeutungsmäßigem Ausdruck seinen Beitrag leisten kann (etwa in der Form „Ich sage dir …“); es können auch sonstige Akte des Sprechenden, etwa Gefühle, Wünsche, Wollungen, und zwar als sich an den Hörer adressierende, in die Bedeutung hineinreichen, wie das bei den Befehlsaussagen, den Frage-, den Wunschaussagen der Fall ist. Wir haben also zu unterscheiden zwischen demjenigen SichAdressieren, das sich in der Bedeutung der gesprochenen Aussage bekundet, oder, was dasselbe, das zum Aussagethema selbst gehört, und demjenigen, das nicht dazugehört, aber dann jedenfalls zur aussagenden Intention gehört, die, ohne sprachlich ausgedrückt zu sein, vom Hörer dem Sprecher eingelegt werden muss, wenn er diesen überhaupt verstehen soll. Man könnte versuchen, den Begriff des sich adressierenden Aktes, und auch des sprachlich sich an jemand wendenden zu erweitern: Es sei doch nicht nötig, diesen Begriff so zu fassen, dass der Jemand eine gegenüberstehende Person (oder Personenmehrheit) ist. Das sprechende Subjekt kann sich auch an sich selbst wenden, es gibt auch ein Sich-an-sich-selbst-Adressieren in allerlei Akten; dies aber so, dass der Sprechende sich nicht im Bild eines Gegenüber vorstellen, also sich selbst anreden müsste. Diesen Fall schließen wir jetzt vielmehr aus. Es gibt noch ein anderes Sich-an-sich-Adressieren. In jedem Wahrnehmen, Gefallen oder Missfallen, Wünschen, Wollen, kurz in jedem Akt, der sich auf mich selbst als Menschen, als empirisches Individuum, als Person richtet, adressiert sich eben der Akt an mich, so wie er sich in anderen Fällen an andere adressiert. Also z. B. in Fällen, die in den monologischen Sätzen zum Ausdruck kommen: „Da habe ich einen schönen Fehler gemacht!“, „Ich gehe nun an die Bahn, reise nach Berlin“ usw. Indessen, das hieße wesentliche Unterschiede
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verwischen wollen. Gewiss kann ich, das empirische Subjekt, genauso gut Objekt von Akten und Aussagen sein wie andere. Aber unter den Akten, die Ichsubjekte (personale Subjekte in einem weitesten Sinn) zu Gegenständen haben, auf die sie sich thematisch beziehen, sind gewisse Akte in besonderer Weise ausgezeichnet dadurch, dass sich das eigentümliche Gegenüber konstituiert zwischen zumutendem und Zumutung verstehendem und beantwortendem Subjekt, zwischen mitteilendem und Mitteilung verstehendem und eventuell übernehmendem Subjekt, wobei dann durch das Medium der „Mitteilung“ der Bedeutung des mitteilenden Aktes auch weitere Zumutungen, Wünsche, Wollungen usw. übermittelt sein können. Es fehlt auch nicht an echten Selbstzumutungen mit einem entsprechenden echten Gegenüber von zumutendem und zugemutetem Ich. Beispiele finden sich leicht, die deren Möglichkeit illustrieren: Jedes Merkblatt, das wir uns auf den Schreibtisch hinlegen mit einer Inschrift, die uns an den nicht zu vergessenden Geburtstag, an die Examensstunde etc. erinnern soll, gehört hierher. Das heutige Ich macht dem künftigen, dem Ich des betreffenden Datums, eine „Mitteilung“, erinnert es an dies und jenes, und in diesem Sinn wird das Merkblatt gelesen und verstanden. Die Nachweisungen, die bisher gegeben worden sind, sind wichtig. Insbesondere ist es wichtig zu beachten: Der Gesamtbestand der zum kommunikativen Verhältnis gehörigen Akte (der Kundgebung und Kundnehmung) und speziell all der Akte, die vom Verstehenden dem Sprechenden einverstanden werden, umfasst nur als einen Teil die den gesprochenen Worten bedeutungsverleihenden Akte, und diese wieder können, aber müssen nicht etwas besagen, was auf Verhältnisse der Kommunikation Beziehung hat. Diejenigen, die nichts Kommunikatives besagen, sind evidenterweise auch als Aussagen möglich, die nichtkommunikativ fungieren. Kommunikativ besagende Reden können freilich außerhalb aktueller kommunikativer Funktion stehen, aber dann fungieren sie in einer entsprechend modifizierten, nämlich Phantasie-Kommunikation. Sie ändern ihre normalen Bedeutungen, die nun statt der wirklichen Setzung der kommunikativen Sachlage, die sie im normalen Sinn besagen, ihre bloße Phantasiesetzung implizieren. Ihr kommunikatives Besagen ist dann also ein Scheinbesagen. Also statt wirklich zu einem anderen zu sprechen, fingieren wir uns in ein solches Sprechen hinein, gebrauchen
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aber die normalen Ausdrücke, als ob wir wirklich zu ihm sprächen. Höre ich von einem schlimmen Streich, den mir jemand gespielt hat, so mag ich erregt im monologischen Sprechen sagen: „Du niedriger Mensch, das wird dir keinen Segen bringen!“ Es tut mir wohl, es ihm 5 gleichsam ins Gesicht zu sagen; aber eben gleichsam. Die Anrede ist Phantasie einer Anrede, und was hierbei wirklich (unmodifiziert) meine Überzeugung ist, hätte in anderen, nichtkommunikativ besagenden Reden zum Ausdruck zu kommen, wie „X ist ein niedriger Mensch“ usw.
§ 7. Anzeichen und echte (ausdrückende) Zeichen. Kategoriale und nichtkategoriale Zeichen
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Alles, was wir bisher erörtert haben, bewegt sich in so großer Allgemeinheit, dass, trotzdem immer von Wortzeichen die Rede war, dem Unterschied zwischen Wortzeichen und anderen echten Zeichen keine besondere Rechnung getragen ist. In der I. Untersuchung des 2. Bandes wurde versucht zu unterscheiden zwischen Anzeichen und Ausdrücken.1 Wir tun jetzt besser, noch genauere Scheidungen vorzunehmen, und zwar zunächst zwischen bloßen Anzeichen und eigentlichen Zeichen. Die gewöhnliche Rede gestattet es, den Ausdruck „Zeichen“ oder „Anzeichen“ für etwas überall da zu gebrauchen, wo eine „Tatsache“ „für eine andere Tatsache spricht“, wo die Gewissheit oder Wahrscheinlichkeit, dass A sei (mag es sich um ein Ding oder einen Vorgang oder irgendwelche reale oder ideale Sachlage handeln), darauf hinleitet, dass nun wohl auch B sei. Korrelativ gesprochen, die vollzogene Seinssetzung des A motiviert auch diejenige des B. Bloße Anzeichen in diesem Sinn sind, sage ich, nicht eigentliche Zeichen, d. i. Zeichen, die etwas bezeichnen, etwas „ausdrückend“ bedeuten, mit denen etwas gemeint ist. Wildspuren zeigen Wild an, genauer: Die erfasste Existenz von Wildspuren zeigt die Existenz eines Wildes an. Aber die Wildspuren bezeichnen dabei nichts, drücken nichts aus, mit ihnen ist nichts gemeint. Das schließt nicht aus, dass die Funktion der Anzeige (ein Wort, das in üblicher Rede mit dem Wort Anzeichen gleichsinnig verwendet zu werden 1
Siehe Husserliana XIX/1, S. 37 f. – Anm. des Hrsg.
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pflegt) auch in der Sphäre der Bezeichnungen ihre Rolle spielen kann, wie das ja sprachliche Zeichen, aber auch andere Zeichen in der kommunikativen Funktion tun, was schon in der I. Untersuchung ausgeführt worden ist.1 Umgekehrt können natürlich bloße Anzeichen die Funktion von eigentlichen Zeichen übernehmen, was natürlich besagt, da ja die einen wie die anderen sich vermöge gewisser Bewusstseinsfunktionen in ihrer Eigenart konstituieren, dass zu den für das Anzeichen konstitutiven Bewusstseinscharakteren eben noch gewisse neue hinzutreten.2 Die gemachte Unterscheidung stimmt im Wesentlichen mit der eben dort gemachten Unterscheidung zwischen bloßen Anzeichen und Ausdrücken überein, und zwar insofern, als man in der Tat bei allen echten Zeichen im weitesten Sinn von Ausdrücken sprechen kann – ein Wort, das dann eben gleichwertig mit Bezeichnen gebraucht wird. Indessen denken wir bei Ausdrücken vorwiegend an das sprachliche Bezeichnen, und so war denn auch unter diesem Titel in der I. Untersuchung nur von sprachlichen Bezeichnungen gehandelt worden. Hier bedarf es einer näheren Differenzierung. Die Flagge als Zeichen der Nation, das Stigma als Zeichen des Sklaven waren ganz richtig als Beispiele für Anzeichen verwendet.3 Aber es sind zugleich echte Zeichen, obschon andererseits wesentlich unterschieden von sprachlichen Zeichen und allen ähnlich fungierenden künstlichen Zeichen außerhalb des Rahmens der natürlichen Sprache. Aus phänomenologischen Gesichtspunkten machen wir die Scheidung zwischen nichtkategorialen und kategorialen Zeichen, eine Scheidung, die freilich tiefergehende Untersuchungen fordert. Jedes Signal gehört hierher. Es hat eine ausdrückende Bedeutung, es bringt eine Meinung zum Ausdruck, es bezeichnet etwas, wobei es auch in seiner normalen Funktion Anzeichen für etwas ist; andererseits drückt es nicht in der Art aus, wie eine mathematische Formel oder ein wörtlicher Satz die Aussage irgendeiner Sprache ausdrückt. Wir können den Unterschied vor aller näheren und sehr notwendigen Klärung einfach aufweisend so bezeichnen: Es kann eine Tatsache ausgesagt, es kann „dieselbe“ Tatsache signalisiert sein. 1 2 3
Siehe Husserliana XIX/1, S. 39–41. – Anm. des Hrsg. Von „dass zu den“ bis „hinzutreten.“ gestrichen. – Anm. des Hrsg. Husserliana XIX/1, S. 31 f. – Anm. des Hrsg.
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Zum Beispiel: „Ein Sturm aus NO ist im Anzug“. Wir scheuen uns nicht zu sagen: Das Zeichen drücke dasselbe, nur nicht in Worten aus, oder das Zeichen bedeute, es sage, dass …, wobei die Rede wie eine gleichbedeutende danebengestellt wird. Indessen ist es klar, dass das Signal, obschon es sich aus Teilsignalen aufbauen mag (das eine etwa „Es kommt Sturm“, das andere die Sturmrichtung bezeichnend), doch nicht aus Worten gebaut ist. Wort besagt hier aber nicht ein akustisches Zeichen (denn das Signal kann ja auch akustisch sein, das Wort aber ein visuelles oder taktuelles), sondern ein eigentümlich bedeutsames Zeichen. Im R e ich de r Sig na le g ibt e s ke ine Gra mma t ik; wir wissen aber schon, dass Grammatik nicht Sache der sinnlichen Wortzeichen, sondern Sache der Bedeutungen und ihrer Formen ist. Eine Sachlage kann in bestimmter logischer Fassung, die im angemessenen grammatischen Ausdruck sich nach Inhalt und Formen ausprägt, bezeichnet sein. Sie kann aber auch einfach indiziert sein, sei es als Ganzes, sei es nach Bestandstücken, wobei die Signale für die Teilsachlagen auch für sich, wo nur diese Teile von Interesse sind oder sie das Ganze ausmachen, fungieren können. Und sie sind einfach indiziert, das besagt, dass es uns überlassen ist, in welcher sinnlichen oder kategorialen Form wir uns die Sachlage vorstellig machen, und demgemäß, in welchen sprachlichen Formen wir sie, wenn uns dergleichen überhaupt beliebt, zum kategorialen Ausdruck bringen. Verstehen wir z. B. das Sturmsignal, so mögen wir seine Meinung ausdrücken mit den Sätzen „Es gibt Sturm, der Sturm kommt von Nordosten“, oder wir mögen in einem Satz sagen: „Es gibt NO-Sturm“ oder „Ein NOSturm ist zu erwarten“ u. dgl. Das sind bedeutungsmäßig verschieden gebaute Sätze. Die Signalisierung ist aber gegen solche Unterschiede unempfindlich: Das indizierende Zeichen besteht nicht in einem Zeichensystem, das Formen und Inhalte, in die jeweils die Sachlage fassbar oder gefasst ist, ausdrückt und damit festlegt. Daran wird natürlich nichts geändert, wenn den Signalen Bedeutung gegeben wird durch Aussagesätze (wie etwa die den Marinesignalen beigegebenen Erklärungssätze in den Signalbüchern). Für den die Bedeutung der Signale Lernenden oder durch Rekurs auf die bedeutungsgebende Konvention damit Hantierenden wird eine mittelbare Beziehung auf die zu signalisierende oder signalisierte Sachlage hergestellt. Auf sprachlichem
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Weg erfährt er, was die Zeichen „bedeuten“. Aber die Bedeutung dieser Zeichen liegt nicht in dieser Vermittlung. Direkt bezeichnet das Signal die entsprechende Sachlage und ist unempfindlich gegen die logische Form der erklärenden Sätze, die es nicht mitbezeichnet. Die bloße Änderung dieser Form ändert offenbar nicht die Bedeutung. Sowie sich eine Signalisierung derart differenzieren würde, dass eine Denkfassung vorgeschrieben, und die Subjekte, Prädikate, Relate, die logischen Formen zu unterschiedener Signalisierung kämen und in einer Weise, dass aus der Ordnung der Signale die Einheit der Denkgestaltung erfassbar wäre, dann wäre es eben keine Signalisierung mehr, sondern eine kategoriale Bezeichnung, eine sprachliche oder durch Worte und Wortkomplexe erfolgende, wie wir auch sagen können (da die Sprachen der Hauptsache nach aus echten Worten bestehen, d. i. aus kategorialen Zeichen). Es wäre dann eine „Aussage“ nur allenfalls in einer eigenen „Sprache“. Liegt in der Art des Bedeutens der Unterschied zwischen kategorialen und nichtkategorialen Zeichen (die wir uns immer durch Signale verdeutlichen können), so bleibt andererseits gemeinsam auf beiden Seiten, dass jederlei Zeichen eben etwas bedeuten, dass sie in wesentlich gleicher Art kommunikativ fungieren können, und dass diese Funktion dadurch in Kraft tritt, dass sich Adressanten und Adressaten, Zeichengeber und Zeichenempfänger in einem intersubjektiven Bewusstsein konstituieren, sich selbst in einverstehenden Bewusstseinsakten einander gegenüber wissen, der eine das Zeichen mit seiner Bedeutung übermittelnd, der andere es in eben dieser Bedeutung verstehend. Von der Beziehung auf den Adressanten kann sich ein ursprünglich kommunikatives Zeichen eben dadurch befreien, dass die Vorstellung desselben völlig unklar wird und schließlich fortfällt: Das Eigentümliche des Zeichens selbst als Trägers einer Bedeutung leidet darunter nicht. Es besteht, auch bei den Signalen, schließlich keine Wesensnotwendigkeit, dass sie mit der Absicht auf Mitteilung etabliert sein müssen.1
1 Entweder früher oder hier muss ich den Unterschied des neutralen Aussagens und Phantasieaussagens gegenüber dem wirklichen Aussagen besprechen. Das wird besonders wichtig, schon S. 55 f..
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§ 8. Bedeutung in doxischen Akten konstituiert. Inwiefern nichtdoxische Akte als bedeutungsgebende fungieren können1
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Da dieselben Sachlagen signalisiert und kategorial ausgedrückt sein können, so finden wir bei Signalen hinsichtlich ihrer Bedeutung dieselben Unterschiede wie bei den Ausdrücken. Und wie bei diesen kann das kommunikative Bewusstsein die gleichen Umbildungen erfahren, vermöge deren das aktuelle Sich-Adressieren sich in ein Schein-Adressieren verwandelt oder aus dem intentionalen Bestand des bezeichnenden bzw. die Bezeichnung verstehenden Bewusstseins ganz herausfällt. In der Empirie spielt allerdings ein signalisierendes Bezeichnen ohne Adressierung keine erhebliche Rolle, aber denkbar ist es hier so gut wie in der verbalen Sphäre das monologische und sich nicht adressierende Aussagen. Beispielsweise läge ein solcher Fall etwa vor, wenn jemand im fremden Land, etwa gar in einer Einöde, ohne Gedanken an jemand, der es sehen und verstehen könnte, an einem nationalen Gedenktag als bloßen Ausdruck seiner Festesfreude die gewohnte Fahne hissen würde. Empirisch gesprochen haben aber nur kategoriale Zeichen im weiten Umfang eine nützliche Funktion außerhalb der Kommunikation, also in der Funktion bloßer Ausdrücke, andere Zeichen aber nicht. Im einen und anderen Fall konstituiert sich die Bedeutung aktuell als aktuell vollzogene Beziehung auf eine Sachlage in einem mit dem Zeichen konstituierenden Bewusstsein einigen, setzenden (doxischen) Bewusstsein, im sprachlichen Gebiet in einer Aussage. Die gesetzte, im Modus des Glaubens bewusste Sachlage (das bezeichnete Gegenständliche, das Ausgesagte) kommt in unserer phänomenologischen Betrachtung bloß als Korrelat des bezeichnenden Bewusstseins in Frage. Natürlich kann das Glauben selbst, das bedeutungsgebend fungiert, nie zur Sachlage gehören, die jeweils die bedeutete ist, und wenn es in der Aussage heißt „Ich glaube, dass…“, so ist der ausgesagte Glaube und der aussagende offenbar nicht der gleiche,
1 Vgl. Beilage II: „Ausdrücke fremden Seelenlebens und eigentliche Ausdrücke“, S. 68–74 und Beilage III: „Das Zeichen und seine kommunikative Funktion“, S. 74 f. – Anm. des Hrsg.
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jeder hat ein verschiedenes Thema.1 Überall ist also, wiederhole ich, ein doxischer Akt der die Bedeutung eines Zeichens konstituierende; überall ist das, was ein Zeichen als solches „bedeutet“, ein „Es ist!“ oder „Das und das besteht!“; überall bezieht sich ein Zeichen auf seiende Gegenstände, auf seiende gegenständliche Vorkommnisse, eben als seiend hingestellte, „durch“ das Zeichen bezeichnete. Darin liegt also auch, dass keine anderen Akte als doxische (denen sich die prädikativen Urteile, jede Art kategorialer Akte, Aussagen im weitesten Sinn einordnen) bedeutungsgebend sein können und dass nur durch das Medium eines doxischen Aktes (mit dem Zeichen konstituierenden Bewusstsein in der Weise einig, die ihn eben zum bedeutungsgebenden macht) andersartige Akte in Bedeutungsfunktion treten können. Das aber kann nur meinen, dass sie Unterlagen für doxische Akte werden, und in einer Weise, die sie selbst oder aus ihnen stammende Gehalte zu thematischen Objekten des bedeutungsgebenden Glaubens macht bzw. in die bedeutete Sachlage einbezieht. Wir rühren damit an einen Problemkomplex, der schon durch die aristotelische Unterscheidung der „Aussage“ von anderen grammatischen Satzarten zutage tritt und der uns noch ausführlicher beschäftigen soll. Von besonderer Wichtigkeit wird in der notwendigen Verallgemeinerung, die wir vollzogen haben, die Unterscheidung von kommunikativ besagenden und nichtkommunikativ besagenden Zeichen, und bei den ersteren, die besonders leicht zu missdeuten sind, die Unterscheidung der Akte, die das Besagen, Bedeuten des Zeichens ursprünglich konstituieren, und derjenigen, die das spezifische „Adressieren“ der Mitteilung besorgen; wiederum der Akte, die als Unterlagen doxischer Akte Beiträge zur bedeuteten Sachlage liefern, und dieser doxischen Akte selbst, und andererseits auch der außerhalb aller Bedeutungsfunktion stehenden Akte. Nehmen wir als Beispiel Aufforderungssignale und die ihnen parallelen Aussagen, also Befehlsaussagen, Bitteaussagen u. dgl. Die Klingel an der Haustür ertönt. Was meint er damit? Natürlich das „Ich bitte aufzumachen“, was er mindestens ungefähr in Worten so ausdrücken würde. Das „Ich bitte“ adressiert sich an die Hausbewoh-
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Wiederholung cf. S. 59.
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ner, die hörend die Situation verstehen, einen mit dem Klingelzeichen da s Meinenden vorstellen, und zwar im Glauben. Es ist also genauso, wie wenn jemand aus dem Nebenzimmer, ohne selbst sichtbar mir vor Augen zu stehen, mir einen Wunsch ausspricht oder einen Befehl zuruft. Beiderseits vermittelt zunächst eine Anzeige vom Erfassen des sinnlichen Zeichens auf einen Zeichengeber hin und dann weiter auf ihn als mitteilenden und sich dabei an mich adressierenden. Was nun die bezeichnete Sachlage anbelangt, so ist sie sprachlich ausgedrückt im „Ich bitte…“. Der bedeutungsgebende Akt ist das doxische Bewusstsein, im Fall der apophantischen Aussage das „Urteilen“, das Mit-den-Worten-prädikativ-Glauben; das im Glauben Erfasste ist hier eine innere Sachlage des Zeichengebenden, die Tatsache, dass er bittet und sich in der Weise der Bitte und mit dem und dem Bittinhalt an den Hörenden wendet. Also so, wie beim Sturmsignal eine äußere Tatsache im Glauben gesetzt und mitgeteilt ist, so hier eine innere, und so, wie in der Aussage „Ich wünsche spazieren zu gehen“, oder „Ich sehe Leute kommen“ eine sich nicht adressierende innere Tatsache gegeben und mitgeteilt ist, so hier eine sich adressierende: Offenbar ist es die Eigentümlichkeit der Bitten gegenüber sonstigen Wünschen, dass jene sich adressierende, die Letzteren nicht sich adressierende Wünsche sind, ebenso wie ein bloßes „Ich will“ zum „Ich befehle“ wird, wenn der Wille sich adressierender, also durch das Medium einer Mitteilung auffordernder Wille wird. Man hat hier überall zu unterscheiden das doppelte Sich-Adressieren, dasjenige, das in jeder Mitteilung als solcher liegt, und dasjenige, was zudem bei den Mitteilungen von sich adressierenden Akten bzw. Aktkorrelaten, wie Wollungen, zum Bestand der mitgeteilten Sachlage gehört. Dem entspricht eine Doppelheit auf der Seite des (intentional in den Bewusstseinszusammenhang des Adressanten hineingezogenen) Adressaten. Die adressierenden Akte, sich an das „Gegenüber“ wendende Zumutungen, sind praktische Intentionen auf entsprechende „antwortende“ Akte aufseiten des Adressaten, und wir haben hier ein Ineinander zweier praktischer Intentionen und demgemäß zweier Beantwortungen: 1) Dem Adressaten ist zugemutet, die Mitteilung zu verstehen und zu übernehmen. Also darin beschlossen: Ihm ist zugemutet, die mitgeteilte Sachlage seinerseits im Glauben zu setzen. So in jedem Fall: ob nun eine äußere oder innere Tatsache zur Mitteilung gekommen
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ist. Wie schon ausgeführt, kann der Adressat sich in dieser Hinsicht, obschon immerfort verstehend, mitglaubend oder nichtmitglaubend betätigen. Ist eine innere Tatsache, genauer das Faktum eines „Ich denke“, eines „Ich nehme wahr“, „Ich phantasiere“, „Ich fühle“, „Ich will“ usw. das Mitgeteilte (wozu also niemals der die Bedeutung der Mitteilung konstituierende Glaube gehört), so besagt das Nichtmitmachen des Glaubens so viel, als dass der Adressat den Zeichengeber nicht ernst nimmt, dass er ihn für einen Lügner hält, oder sonstwie glaubt, dass der Zeichengeber nicht das wirklich meint und daher wirklich mitteilt, was er mitzuteilen vorgibt. Wird aber die Mitteilung ernst genommen, so bedingt die Übernahme des mitteilenden Glaubens auch die Übernahme der mitgeteilten Tatsachen, also hörend steht der andere wirklich für mich da als urteilend, wünschend, wollend, wenn eben, dass er das tut, ausgesagter Inhalt ist. Spricht er ein „Es möge sein“ oder „Es soll sein“ nicht sich adressierend aus (nicht als Korrelat eines „Ich wünsche von dir“, „Ich will von dir, dass du das und das tun sollst“), so setzt der Glaube voraus, dass ihm der Wunschinhalt oder Sollensinhalt als „Tatsache“ vor Augen steht, und je nach der Ausdrucksweise liegt darin bald, dass er die Seinssetzung aufgrund lebendigen Fühlens bzw. Wünschens usw. vollzieht, bald, dass er es nur objektiv behauptend hinstellt. 2) Liegt aber in dem Aussageinhalt ein Sich-Adressieren, so gehört zu dem bittenden und befehlenden, überredenden und so in jedem ähnlichen Akt, der da zum Bedeutungsgehalt der Aussage seinen Beitrag leistet, eine eigene praktische Intention, abgestimmt auf das praktische Verhalten des Adressaten, also eigene „Beantwortungen“ intendierend. Nur sind diese neuen praktischen Intentionen nicht unabhängige, sie setzen die mitteilende Intention voraus; nur durch Mitteilung einer Tatsache kann ich einen anderen bestimmen, sich in von mir intendierter Weise von dieser Tatsache bestimmen zu lassen, und speziell kann ich nur durch Mitteilung meines sich an ihn wendenden Wunsches oder Willens (oder des Wunsch- und Willensinhaltes als in meinem Bewusstsein gegebenen, als meines Wunschund Willensinhaltes) ihn bestimmen, sich durch diese Tatsache in der Weise entsprechenden Verhaltens bestimmen zu lassen. Hier handelt es sich nicht nur um Übernahme meines Wunsches und Wollens,
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sondern um ein entsprechendes Tun des Adressaten, um ein MeinenWunsch-und-Willen-Erfüllen. In keiner Weise stehen sich also der bedeutungsgebende Akt, der notwendig ein Glaubensakt (in speziellen Fällen ein kategorialer Glaube, etwa ein prädikatives Urteil) ist, und die zur bedeuteten Sachlage gehörigen Akte gleich, wie sich korrelativ Bedeutung und bedeutete Sachlage nicht decken mit dem Bedeutungsanalogon und dem Gegenständlichen der fraglichen Akte. Und in Zusammenhang damit haben wir immer auch scharf zu beachten die verschiedenen Stufen der praktischen Zumutungen, die mitteilende Zumutung und die erst durch die Mitteilung möglichen weiteren Zumutungen, und endlich hat man nie zu übersehen, dass der mitteilende Glaube, der in Hinsicht auf den Adressaten zugemuteter ist, nicht mitgeteilter ist, dass es also zweierlei ist mitzuteilen „Das Wetter ist schön“ und dass ich glaube, dass das Wetter schön ist, dessen mitteilender Glaube wieder zurückliegt, also zur Mitteilung käme in einem „Ich glaube, dass ich glaube“ usw. Der mitteilende Glaube muss zugemutet werden ohne Bezeichnung, und er kann es natürlich: Ich kann ja den anderen mir gegenüber vorstellen und eventuell „wahrnehmen“ als mich Verstehenden, nämlich mich verstehend in der Intention, um, „dass schönes Wetter ist“, diese mir im Glauben bewusste Tatsache, mitzuteilen. Dazu habe ich nicht über meinen Glauben dieser Tatsache zu sprechen.1
Beilage I: Die Gegebenheit der Aussage im Aussagen2
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§ 1. Die Frage nach dem originär gebenden Bewusstsein für die Aussage. Die Aussage als Erzeugnis. Die Apparenz als Unterlage für die Anknüpfung des bedeutungsgebenden Gedankens an das Zeichen 30
Jed erlei Gegen stän d e h ab en ih re Weise d er Gegeb en h eit. Auch Zeichen, auch Ausdrücke, ganze Reden sind Gegenstände und 1 2
Wiederholung. Cf. S. 55 f.. Wohl März/April 1914. – Anm. des Hrsg.
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haben also ihre Weise der Gegebenheit. Zeichen sind fundierte f Gegenstände. Es sind sinnliche Gegenstände, mit denen etwas gemeint ist. Also „Zeichen sind gegeben“ würde besagen: Diese sinnlichen Gegenstände sind gegeben, und es ist gegeben dies, dass mit ihnen etwas gemeint ist. Was aber sagt das „gegeben“? Sagt das, die sinnlichen Zeichen sind Gegenstände im prägnanten Sinn: sind „an und für sich“ gesetzt, sind thematische Objekte, Zielpunkt originär gebender Intention, also der Wahrnehmung? Und ebenso wieder das mit ihnen Gemeinte sei als solches „gegeben“, gesetzt als Thema? Wir können sicherlich auf das Zeichen (als physisches Objekt) achten, wir können achten darauf, dass mit ihnen das und das gemeint sei. Aber dann ist das gebende Bewusstsein eben gebend für diese sinnlichen Objekte oder gebend für ihre Bedeutungen oder auch im Ganzen gebend für d ie Au ssage als so lch e. Im n o rmalen Au ssagen, im sp rach lich en Verstehen, im sprachlichen nicht sich adressierenden Denken sind uns aber die Reden bewusst, die Reden aber nicht „ Gegenstand “ worüber, nicht Themata, nicht „vergegenständlicht“, nicht in diesem Sinn objektiviert. Andererseits ist dieses Bewusstsein doch das originäre; das thematische Bewusstsein, das hinsichtlich der Reden thematisch gebende, setzt hier evidenterweise ein hinsichtlich derselben Objekte nichtth ematische s Bewusstsein voraus. Das Sätze, Aussagen, Aussageteile, auch logische Sätze und Satzteile zum Thema machende Bewusstsein setzt den Vollzug der Akte des Aussagens, des Urteilens etc. voraus, die ihrerseits thematisches Bewusstsein sind, aber von etwas anderem sind, von den Sachen, worüber ausgesagt wird etc. So auch für Dingerscheinungen. Thematisch gegeben, „wahrgenommen“, ebenso angeschaut überhaupt können sie nur sein, wenn vorher Dinge wahrgenommen sind. Das Aussagen ist ein objektivierendes Bewusstsein nicht hinsichtlich der Aussage, sondern hinsichtlich der Subjekte, Prädikate und in gewisser Weise hinsichtlich der ganzen Sachverhalte. Wobei wir aber für das objektivierende thematische Bewusstsein noch unterscheiden müssen die engste „Objektivation“, die nominale, und die nichtnominale, wie leicht auszuführen wäre. Wir müssen also scheiden 1) d as o rigin är geb en d e Bewu sstsein als „wahrnehmendes“, als erfassendes, als thematisch setzendes, 2) das originär gebende Bewusstsein als das dem Thematisieren originär darbieten de, darreichende, und offenbar verdient das Letztere in besonderem Maß den Namen des „geb en d en“.1 Dabei ist aber weiter auszuführen: Wir haben das behauptende Bewusstsein als ein thematisches für Sachen und Sach1 Nicht jede Darbietung ist originär oder auch nur anschaulich. Wenn ich eine dunkle, ganz leere Vorstellung habe, so kann ich daraufhin eine Aussage machen über das Vorgestellte. Die Aussage ist dann selbst aufgrund der Darbietung eine unanschauliche.
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verhalte. Wir haben das erfassende, setzende Bewusstsein als thematisches im Erinnern, Wahrnehmen etc. Aber das thematische Bewusstsein ist dabei oder kann dabei sein ein Zum-Thema-Machen, Zur-Erfassung-, Setzung(eventuell dann beziehenden Setzung) Bringen von etwas, das vordem nicht thematisch Bewusstes war, das dargereicht wird und schon seine doxische Charakterisierung hatte. Diese Darreichung ist jetzt weiter zu verstehen als das Geben. Wenn man gegenwärtig von Gegebenheit spricht (zur Gegebenheit bringen etc.), so meint man in der Regel ein anschauendes und speziell in der Regel sogar ein originär anschauendes Bewusstsein (ja sogar meist meint man ein thematisches). Auf solche Unterschiede kommt es zunächst aber nicht an. Nun ist aber freilich das eine Wesenstatsache, dass, wenn ich aufgrund einer Darreichung eine Aussage vollziehe, diese selbst wieder den Charakter einer möglichen Darreichung hat (als darreichender Akt fungieren kann) für einen reflektiven Akt, der dem Aussagen den „Satz“, das Satzsubjekt etc. entnimmt; in dieser Hinsicht ist aber das Aussagen originär gebend und die Erfassung eine „Wahrnehmung“. Originär gebend ist das innere Zeitbewusstsein für alle Erlebnisse überhaupt etc. Nennen wir „gebendes“ Bewusstein (und originär gebendes) also jedes o riginär d arreichende Bewusstsein, so fragt es sich, wo ist das „ gebende “ Bewusstsein für d ie Au ssage? Für die Red e? 1) Da kann man hinweisen auf das Verständnisbewuss tsei n: Im Verstehen des Zeichens, der Rede, ist sie gegeben. 2) Man kann andererseits hinweisen auf das Bewusstsein des aktuellen Redens. Im Reden erzeuge ich die Worte, die Reden. Ich erzeuge die Wortzeichen und gebe mit ihnen meinen Urteilen (den Redebedeutungen und darin den Wortbedeutungen) Ausdruck. Damit konstituiert sich doch, wird man sagen, die Rede, die Aussage als das mit den deutschen etc. Worten Ausgesagte als solches, und ebenso die Einheit der deutschen Aussage etc. Die Aussage ist da konstituiert im Modus des Erzeugten, kommunikativ im Modus, in der Funktion der aktiven Mitteilung; im verstehenden Bewusstsein im Modus der passiven, der empfangenen Mitteilung. Die Aussage als Erzeugnis ist konstituiert und ist Thema eines praktischen Aktes, das heißt, im aktiven Aussagen vollziehe ich eine aktive (handelnde) Tendenz gerichtet auf die Aussage. Im Verstehen vollziehe ich die Gegentendenz, nicht eine erzeugende, sondern das Erzeugnis verstehende. Im Verstehen bin ich eventuell willkürlich, jedenfalls tendierend auf Verständnis gerichtet. Auch ein Aussageverständnis ist ein Erzeugtes. Verstehen wir unter Aussage das individuelle Faktum, die Aussage als das, was z. B. ich jetzt in der aussagenden Intention erzeuge, eben das Erzeugnis, die von mir erzeugten und mit einem „Sinn“ verbundenen Wortlaute, so ist
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die Aussage mir gegeben und ihrem Wesen nach im Prozess meines Aussagens gegeben (dargeboten und in einer Reflexion als gegenständlich zu erfassen), und ebenso ist sie gegeben dem Hörenden. Besteht kein Verhältnis der Adressierung, so ändert das nichts daran, dass die Aussage als Erzeugnis des Sprechenden bewusst ist (des Schreibenden). Spreche ich nicht laut, so verliert die Aussage freilich für mich einen äußerlich erscheinenden, einen sozusagen physischen Körper. Aber ein Erzeugnis ist sie doch, sie hat dann einen Phantasiekörper. Es ist eben das Merkwürdige solcher Gegenständlichkeiten, wie es die Aussagen sind, dass sie bald einen körperlichen Leib haben und bald wieder nicht haben. Und die nähere Analyse zeigt, dass dieser körperliche Leib nicht in der Aussagefunktion f ein materieller Leib sein muss. Die eventuelle Materialität, z. B. die Tintenstrichzeichen, „spielt keine Rolle“, bleibt außer Funktion im normalen Aussagen. Dergleichen kommt für die Mitteilung eventuell in Betracht, nicht aber für das einsame schreibende Denken. Der Gedanke, die materielle Tinte zu verwenden, um meinem Gedanken einen „dauernden“ Ausdruck zu geben, gehört einer anderen Schicht an als die Aussageeinheit selbst. Die Frage ist freilich, was dieses Außer-Funktion-Bleiben eigentlich besagt. Eine Schicht Materialität mag dabei mitkonstituiert sein, aber diese Schicht des Erscheinenden – die intentionalen Komplexe, die zurückweisen auf kausale Zusammenhänge – ist nicht fundierend für die Anknüpfung der bedeutungsgebenden Gedanken. Für die Anknüpfung dient als wesentliche Unterlage ausschließlich die Apparenz (die „sinnliche Erscheinung“), und dabei ist die Sachlage die, dass es bloß auf die typische Form ankommt: für das Schriftzeichen auf die visuelle, für das Zeichen der Blindenschrift auf die taktuelle, für das Lautzeichen auf die lautliche Form. Wie wird aber eine bloße Form, also ein bloß Allgemeines, funktionell wirksam? Bedarf es einer Abstraktion, einer Ideation? Man wird vielleicht sagen: Ich muss das Zeichen erkennen, und das sagt, es als Zeichen dieser Form erkennen.
§ 2. Das Aussagen als „Erscheinung“ des Vorganges der Aussage Aber besagt Aussagen hier nicht die im Charakter der Handlung ablaufende Aussage? Oder besagt es so viel wie das Bewusstsein, das einheitliche 35 intentionale Erleben, in dem sich der ausgesagte Satz konstituiert bzw. in dem sich die Handlung der Aussage konstituiert? Eine äußere Handlung ist ein äußerer Vorgang: Sie läuft vor meinem Blick, wenn ich handle, ab, und sie ist charakterisiert als Handlung. Ich kann reflektieren auf das Ich und die
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tuende Ichintention, die doch nicht ein leerer Ichstrahl, sondern bestimmt ist in seiner Richtung-auf, in seinen Stadien der Realisierung mit ihren Horizonten; und bestimmt, sofern es seine Korrelate hat: Ich kann hinblicken auf die Erscheinungsweise des als Handlung charakterisierten Vorgangs, auf die Unterschiede der Klarheit und Unklarheit, auf die Unterschiede des Vordergrunds und Hintergrunds usw. Und andererseits finde ich z. B. in der Ich-Beziehung, in der Intention, im Bewusstsein-von die Unterschiede der bevorzugenden Zuwendung gerade zu dem und der Hintansetzung, vermöge deren das, wovon ich absehe, eben als Abgesehenes korrelativ charakterisiert ist usw. Halten wir unseren Blick gerichtet auf das Noematische, blicken wir also nicht zurück auf das reine Ich und die von ihm ausgehenden noetischen Momente, so bleibt uns die erscheinende Handlung, bei der wir eingestellt sein können auf sie selbst in ihrer objektiven Vorgangseinheit oder eingestellt auf ihre Erscheinungsweise, auf die Klarheitsstufen und auf die Momente, die als charakterisierende ihr anhaften als Reflexe gewisser Noesen, wie die Art der Zuwendung (Bevorzugtes, Hintangesetztes usw.). Wie scheidet sich hier Aussagen und Aussage? Wir werden hier sagen können: Das Au ssagen kann gefasst werden als „ Erscheinung “ des Vorganges der Aussage. Die Wortlaute mit ihren bedeutungsgebenden Charakteren laufen ab und vollenden sich, wenn der ausgesprochene Satz zu Ende ist, eben im Phänomen des fertig gewordenen Satzes. Aber auf die Gegeb en h eitswe is e d ieses Vo rgan gs in sein em Verlauf hinsehend merken wir eben den Unterschied zwischen Vorgang selbst und seiner Gegebenheitswe is e, die für die gleiche Aussage doch eine verschiedene sein kann. Also z. B. die Wortlaute oder Schriftzeichen sind phänomenologisch gegeben als diese lautlichen oder visuell erscheinenden Gegenständlichkeiten, und dass wir bei derartigen naturhaft erscheinenden einen Unterschied haben zwischen demselben Gegenständlichen und wechselnden Erscheinungsweisen, braucht kaum gesagt zu werden. Aber auch abgesehen vom Lautlichen, vom sinnlichen Untergrund, die Aussage selbst nach der Urteilsseite, überhaupt nach dem Bedeuteten, ist während der Erzeugung notwendig in einer Weise konstituiert, dass wir zwischen Erscheinungsweise und Bedeutung selbst unterscheiden müssen. Schon der in jedem Schritt des Aussagens zu konstatierende und für seine Ermöglichung a priori notwendige Ho rizo n t gehört nicht zum Vorgang der Aussage, sondern zum Vorgang des Bewusstseinserlebens, in dem das Aussagen sich konstituiert und den als Vorgang wir in der Reflexion erfassen. Das muss aber genauer überlegt werden. Wenn mir in Erwägung einer naturwissenschaftlichen Sachlage der Gedanke kommt, der sich nachher ausspricht mit den Worten „Die Beschleu-
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nigung der Schwere ist nicht wahrhaft konstant“, „Die Erde ist nicht eine Kugel, vielmehr ein Geoid“, so bin ich zunächst gerichtet auf die Aussage, die mir in der Weise einer dunklen und öfters nicht ganz bestimmten Intention vorschwebt. Dann spreche ich „sie“ Schritt für Schritt aus, und bei jedem Schritt habe ich ein Stück mehr, tritt mehr von der Aussage in die Erscheinung. So wie nun, wenn ein physisches Ereignis eintritt, nicht der „Horizont“ meiner Erwartung zu ihm selbst gehört, sondern zu seiner Gegebenheitsweise, so auch hier der Horizont des kommenden, sich künftig erst realisierenden Aussageteils. Oder auch: Es ist ähnlich, wie das Gegenständliche, das wir Melodie nennen, aus Tönen und Tonzusammenhängen besteht. Aber nicht gehört zur Melodie, die wir hören, der bei jedem Schritt eröffnete Auffassungshorizont, die Weise des unbestimmten Vorahnens etc. Wir haben auch die Unterschiede der Lokalität des Erklingens, die zur Sache gehören, desgleichen Unterschiede der Gedämpftheit oder Ungedämpftheit, je nachdem der Schall aus dem geschlossenen Raum zu uns dringt oder wir ihn im Raum selbst vernehmen. Ähnliche Unterschiede für die Aussage und selbst für ihre Bedeutungsseite, die ihre verschiedenen Vollzugsmodi bzw. Gegebenheitsmodi haben kann. Nun ist aber Folgendes in Erwägung zu ziehen: Im Aussagen ist doch nicht der Aussagesatz mein Objekt. In der Nennung ist nicht der Name, sondern das Genannte mein Gegenstand. Den Sachverhalt erzeuge ich nicht im Aussprechen, sondern die Aussprache, Aussage des Sachverhalts. Im Lesen erzeuge ich das Verständnis, die verstandene Aussage als solche, im hörenden Verstehen bin ich eventuell bewusst willkürlich dem Aufnehmen der Worte und ihren Bedeutungen entgegengerichtet, und eben dadurch erfasse ich die Sachlage in der Weise ihrer logischen Fassung. „Entgegengerichtet“ – da heißt es vorsichtig sein. Sind denn da die Worte, Sätze meine Gegenstände und nicht die Sachverhalte? Und wie ist es beim willkürlichen Sprechen?1 Sollen wir annehmen, dass die praktische Tendenz, die dem Aussagen vorhergeht, auf das Aussagen im Sinne des aussagenden Bewusstseins (im Sinne der aussagenden intentionalen Akte, in denen sich der ausgesagte Satz konstituiert) gerichtet ist? Indessen ist doch einzusehen, dass der Blick des Redenden kein aktreflektiver ist, sondern gerichtet ist auf die Satzsubjekte, Prädikate, Attribute etc., genau so, wie sie im ausgesprochenen Satz auftreten. Der Blick auf den Satz ist nicht der Blick auf das Den-Satz-Setzen, der Blick auf die Aussagemeinung ist nicht der Blick auf das Meinen, auf 1 Vergleichung mit sonstigen willkürlichen Handlungen, Erzeugungen. Erzeugt kann nur werden, was schon vordem vorstellungsmäßig konstituiert war. Es muss also ein Bewusstsein geben, in dem die Aussage gegeben ist, sich als Einheit von Wortlaut etc. konstituiert vor dem Erzeugen.
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das urteilende Ich-Erleben, dessen „Inhalt“ der Satz, das Urteil ist. Ich will sagen „Der dunkel bewölkte Himmel zeigt das Kommen eines Gewitters an“, und es wirklich aussagend baut sich mir dieser Satz auf als das in meinem Urteilen Geurteilte. Während des Aussagens bin ich zugewendet dem, was da ausgesagt ist: der dunkel bewölkte Himmel etc. Dieses Was ist der „Bewusstseinsinhalt“, nicht das Bewusstsein selbst. Im Voraus bin ich schon diesem Inhalt zugewendet, mag er mir auch noch „leer“, in völlig unklarer Weise (falls eins und das andere dasselbe ist oder auch zu scheiden ist) vorschweben. Und wenn nun auch das realisierende Bewusstsein eintritt, so erscheint dieser Inhalt in gewisser Weise, die bei wesentlich demselben Inhalt eine sehr verschiedene sein kann. Und im Realisieren selbst ist der Inhalt als sich realisierend immerfort bewusst, und schon die verschiedene Stufe der Realisierung ist ein wechselnder Modus. Das realisierende Bewusstsein ist ein fortgesetzt fließendes: Der Inhalt aber fließt nicht. Er gibt sich mir nur gleichsam in immer wieder anderer Perspektive, und zwar gilt das schon von den realisierten Stücken des Satzgedankens, ebenso wie von den nichtrealisierten, die zwar immerfort als unrealisierte nur vorschweben, aber je näher ich ihnen gleichsam komme, doch einen immer wieder geänderten Unklarheitsmodus haben. Ein „leerer“ Horizont bzw. ein ganz oder relativ dunkler ist je nachdem etwas sehr Verschiedenes. Das gilt für jede Rede, so für alle Redeteile, in die sie sich als echte Teile der Rede (die selbst unter den Begriff von sinnvollen Reden fallen) gliedern mag. Immerfort ist zu unterscheiden zwischen Bewusstseinsakten des Redens und Rede. Was ist nun erzeugt? Doch nicht das Bewusstsein, sondern die Rede. Sie ist phänomenologisch etwas schrittweise „in die Erscheinung“ Tretendes, und nicht nur überhaupt als etwas Werdendes, sondern als Erzeugtes charakterisiert. Also wenn wir eventuell sagen: Wir sind darauf gerichtet, etwas auszusagen, wir sind auf ein Aussagen gerichtet, so ist dabei selbst schon das Aussagen als die im Bewusstsein sich konstituierende Handlung, also als das Was verstanden, als die Aussage. Nun wird man einwenden: Der Satz ist doch kein Erzeugnis, so wenig wie das Ding, das ich wahrnehme und das mir in verschiedenen Gegebenheitsweisen in eventuell verschiedenen Wahrnehmungen als seiend bewusst ist, ein Erzeugnis ist. Dass S P ist, das mache ich nicht, das kann ich nicht willkürlich machen. Nur mein Wahrnehmen bzw. mein Aussagen kann ich erzeugen. Und was soll da Wahrnehmung anderes sein als mein subjektives Erleben, und ebenso: Was soll Aussagen anderes sein als mein subjektives Erleben bzw. mein aussagendes Tun? Dilemma: Wenn ich meine Augen auf einen Gegenstand lenke, so erzeuge ich die Wahrnehmung. Das ist zweifellos. Wenn ich aber Wahrnehmungen
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frei erzeugen könnte, so hieße das, ich könnte machen, dass Gegenstände da sind. Wie helfen wir uns aus diesem Dilemma heraus? Ich kann willkürlich meine Augen dahin und dorthin lenken. Ohne weiteres kann ich nicht machen, dass ich bei irgendeiner Augenstellung A eine Wahrnehmung und gerade die Wahrnehmungserscheinung E habe. Weiß ich schon, dass in meiner Umgebung „dort“ ein Gegenstand ist, so kann ich machen, dass ich ihn wahrnehme, das ist, dass ich die Wahrnehmungserscheinung E, die zum Gegenstand in seiner relativen Orientierung zu mir zugehört, habe. Phänomenologisch sagt das: Ich kann die E (mit Wahrscheinlichkeit) erzeugen unter den Umständen dieses Wissens. Ebenso: Wenn ich schon indirekt das G sehe, kann ich durch die Änderung der Augenstellung andere Erscheinungen von ihm erzeugen. Aber ich bin nicht frei, ich kann nicht beliebige Erscheinungen erzeugen, und wenn ich welche schon habe, nicht frei sie umwandeln, sondern sie nur so umwandeln, wie es die Erscheinung unter dem Titel existierendes Ding (das im Sinne der ersten Erscheinung Gesetztes ist) vorschreibt. Ein Ding erzeugen ist diese bedingten idealen Möglichkeiten der Erzeugung erzeugen. Es ist irgendeine Erscheinung des Dinges Erzeugen, die das Ding in einer Orientierung zu mir setzt (und das Sein des Dinges ist notwendig Sein in irgendeiner Lage zu mir), und damit ist schon vorgeschrieben, welche möglichen Erscheinungen in geregelter Weise erzeugbar sind. Wie ist es nun bei Erinnerungen? Hier kann ich schon die einzelnen Erinnerungen machen, erzeugen, aber nur dadurch, dass ich im Voraus schon eine Leerintention auf das Erinnerte als solches habe, die sich in diesem realisiert. Diese Leerintention ist eine setzende Intention, die kann ich willkürlich erfüllen und die lässt sich nicht beliebig erfüllen, sondern wenn überhaupt, so nur in gewissen Erinnerungserscheinungen: Habe ich eine, so sind die anderen wieder nicht frei, sondern gebunden. Ich kann auch in unbestimmter Weise Erinnerungen erzeugen. Das heißt, ich blicke zurück in meine Vergangenheitshorizonte und sehe zu, was ich da treffe. Da haben wir schon allgemein umspannende Leerintentionen, die Horizontsetzung etc. Es ist also da nicht wesentlich anders. Phantasien kann ich erzeugen, frei erfinden. Wie das? Zunächst kann ich Erinnertes umgestalten, im Sinn von Änderungsweisen, wie ich sie analog erfahren habe; ich kann Ansätze machen und den Ansatzintentionen gemäß Quasi-Veränderungen erzeugen (Veränderungen in der Phantasie). Wie weit Erzeugung da geht und was sie bei aller Freiheit a priori voraussetzt, das ist Sache näherer Erforschung. Passivität der „Assoziation in der Phantasie“. Das Auftauchen von Phantasien und Passivität der Betrachtung ohne alle Erzeugung. Erzeugung setzt aber leitende praktische Intentionen voraus. Also gegenüber dem passiv als Quasi-Objektivität Erscheinenden und Seien-
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den Intentionen des Andersseins, die zunächst daneben liegen mögen ohne Erfüllung, in der Erfüllung aber die alten Erscheinungen modifizieren in ihrem Sinn. Für alle setzenden Akte, also z. B. Urteile: Ich habe schon die Intention als setzende theoretische Intention, aber dunkel, leer etc. Dazu die praktische Erzeugungsintention: Ich erzeuge nicht frei, sondern ich erzeuge das Erfüllende, dieselbe Qualität und die wirkliche Herstellung des Satzes. Was ist also erzeugt? Gewiss der Satz, das vermeinte „S ist p“, das Urteil als geurteiltes Was in seinem bestimmten Erscheinungsmodus ist erzeugt, aber nicht frei erzeugt, sondern als Erfüllung. Die Überzeugung, dass das sei, ist schon da in einem Modus, ich erzeuge nur den anderen Modus. Also Satz in dem betreffenden Modus ist das Erzeugte. Genau so wie nicht der Gegenstand, der da wahrgenommen ist, erzeugt ist, sondern der Erscheinungsmodus des Gegenstands aufgrund einer schon vorausgegangenen Gegenstandssetzung, die schon einen Bewusstseinsmodus desselben als setzenden voraussetzt. Wenn ich einen Beweis führe und dabei ihn erfinde, erzeuge, so erzeuge ich z. B. den Schlusssatz? Ich erzeuge das Schlussurteil in dem Modus der apodiktisch evidenten Gegebenheitsweise. Ich erzeuge nicht die Wahrheit. Ich erzeuge die Deutlichkeit, eventuell Klarheit des Gegebenheitsmodus der Prämissen und die Folge von Schlüssen im Modus der Einsichtigkeit, bis ich den Schlusssatz gewinne: Ich gewinne nun das Urteil, das als Korrelat meines urteilenden Bewusstseins und näher des evidenten Folge-Seins (ErwiesenSeins) erzeugtes ist. Wir haben also das Urteilserleben als das Bewusstsein. Wir haben sein Was im Sinne des Urteils als des identischen Was, das in sehr verschiedenen Gegebenheitsmodis gegeben sein könnte (des logischen Urteils, des Satzes), und wir haben das Was im Sinne des logischen Urteils in seinem jeweiligen Gegebenheitsmodus (Erscheinungsweise des Satzes). Die Frage ist dabei, was ist das Psychologische? Doch das Erleben mitsamt seinen Korrelaten. Der Satz selbst ist eine Idee (das logische Urteil), aber dieser Idee entspricht doch im Akt bzw. im Korrelat ein Moment. Wir müssen doch sagen: So oft ein Satz ausgesprochen wird, so oft ist „er“ sich im Aussprechen konstituierende intentionale Einheit, durch alle Phasen des Meinens hindurch schon bewusst als „Vermeintes“. Immer ist dabei doch eine Wesensbestimmung des Erlebnisses, das Korrelat zu haben und „Vermeintes“ als Bestimmung eben enthaltend. Aber was Wesenseigenschaft des Erlebnisses ist nach Noesis und Noema, ist doch etwas mit dem Erlebnis Entstehendes und Vergehendes. Durch Ideation erfassen wir aber Ideen. Wir können natürlich in verschiedener Hinsicht Ideation üben. Idee des so und so gerichteten Erlebens, Idee des im intentionalen Leben bewussten, erlebten Korrelats als des Identischen jedes möglichen solchen Erlebens etc. So auch Idee des
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Gegenstands der Wahrnehmung, Idee der Erscheinung usw. Ebenso Idee des „Gegenstands“ in Abstraktion von der Seinscharakterisierung, Idee des „Gegenstands“ in eins mit der Charakterisierung. Idee des Satzes, des Urteils, und Idee des Urteils in seiner Erscheinungsweise, in dem Fluss der Gegebenheitsweisen, als Idee eines Gliedes, einer Phase in einem Gegebenheitsfluss, und Idee des Flusses selbst. Idee des Satzes als propositionalen Inhalts, das wäre Satz in Anführungszeichen. Der Satz selbst (als qualifizierter Satzinhalt) hat die Eigenschaften der Wahrheit und Falschheit (der Sinn von Wahrheit hier bezogen auf Gewissheit). Gegebenheit der Wahrheit: Erfüllung von Sätzen. Der Erfüllungsprozess: Synthesis der Erfüllung, Ursprung der Richtigkeit, Berechtigtheit, des Wahrhaftseins in Bezug auf ein geurteiltes Sein. Aber Endprodukt: das volle Selbst. Der evidente Satz. Das Bewusstsein der Evidenz. Das Korrelat dieses Bewusstseins, der eingesehene Satz als solcher, die Einsichtsqualität (die Qualität in diesem Gegebenheitsmodus: das Wahre). Aber Satz und Sachverhalt? Man könnte sagen: „Das Objektive des urteilenden Für-wahr-Haltens“, das ist der Satz, das Urteil im logischen Sinn. Aber so war es nicht gemeint. Der Sachverhalt sollte doch nur „wirklich bestehen“, wenn das Urteil wahr ist. Ist Sachverhalt das wahre Urteil selbst? Oder kann man noch zwischen wahrem Urteil und Sachverhalt scheiden? Das Urteil ist „dasselbe“, als logische Idee, ob es klar oder unklar gefällt ist, ob es einsichtig zu machen ist oder nicht. Das Urteil ist wahr: nicht gegeben, nicht soviel wie einsichtig gegeben. Die Wahrheit an sich.
Beilage II: Ausdrücke fremden Seelenlebens und eigentliche Ausdrücke1
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Die Einfühlung. Die einheitliche Apperzeption, in der sinnliche Datenkomplexe und Veränderungen von solchen Komplexen aufgefasst werden als „ Zeichen “ für das fremde psychische Leben. Die vielgestaltigen 30 Zeichen sind organisierte Komplexe: Jedes Bestandstück „bedeutet“ etwas, jedes aber in diesem Zusammenhang der Koexistenz und in diesem Sukzedieren, sich zeitlich Vereinheitlichen der Koexistenzen. Der auffassende Blick muss den gesamten einheitlichen Typus dieser komplexen Veränderungen erfassen, muss dabei die Daten in ihrem Zusammenhang erfassen, ihnen 35 darin bald einzeln, bald in ihren Komplexen, bald in ihren Veränderungen 1
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folgen, sich also hineinschauen und durch diese organisierten Bildungen hindurch oder durch Hineinschauen in diese Organisation das Psychische hindurchfassen als das „Bezeichnete“ (Mienenspiel, Geste, Rede mit ihren Gliederungen, Betonungen usw.). Das Mienenspiel zum Beispiel, es ist eine freie leibliche Betätigung und wird als solche erfasst, und daran knüpft sich erst die Miterfassung von Gemütsbewegungen, von Vorstellungen etc., die sich mit solchen Bewegungen „exprimieren“ („Ausdruck“ von Gemütsbewegungen) etc. Das „Interesse“ kann vorwiegend dem sinnlich Erscheinenden, es kann vorwiegend dem Leiblichen (den „Empfindungen“ des anderen, seinen „Bewegungen“, seinem leiblichen Tun – er „verzieht“ das Gesicht, er bewegt den Kopf, dabei zugleich die Hände etc.) zugewendet sein, oder es kann das alles nur als Durchgang des Interesses dienen, dieses gehört seinem „Seelenleben“. So auch beim Sprechen. Es ist ein freies, eventuell absichtliches leibliches Tun, ein Bewegen der Zunge, ein Artikulieren etc., ein „Ich spreche“ („Er spricht“). Und hierbei handelt es sich, im Gegensatz zu den unwillkürlichen, obschon „verständlichen“ Expressionen, um absichtliche Zeichen, der andere soll verstehen, mit den Worten soll er verstehen: Zunächst versteht er in dem Sinn, dass der andere die Zunge frei tätig bewegt, Muskelgruppen in Bewegung setzt etc. Die Leiblichkeit überhaupt ist in gewisser Weise „Ausdruck“, Expression. Sofern das Ding da1 und die dinglichen Vorgänge an ihm, die aus ihm hervorgehenden Laute und sonstigen physischen Wirkungen, apperzipiert werden als leibliche2 und dabei als empfindungsmäßige vom Zuschauer nicht selbst empfundene (sensationelle in einem bestimmten Sinn, Sinnesfelder)3 und weiter als Unterlagen für spezifisch seelische Akte4 und Zustände. Das alles in einer gegliederten Einheit der Apperzeption. Das Äußere wird erfasst, und es wird das Sensationelle5 und Psychische mit apperzipiert, und der Zug des Interesses geht normalerweise von außen nach innen, derart dass durch die Mannigfaltigkeit des Äußeren hindurch die Auffassung in das Innere geht. Im Spiel des Äußeren erfasse ich das Innere, jedes Moment des Spiels hat seine „Bedeutung“, seine Intentionen, die mich leiten, seine Mitvorstellungen, die zu ihm „gehören“.6 1
„das Ding da“ in LT verändert in „der Leibkörper“. – Anm. des Hrsg. „leibliche“ in LT verändert in „spezifisch-leiblich“. – Anm. des Hrsg. 3 Von „und dabei“ bis „Sinnesfelder)“ in LT gestrichen; über „Sinnesfelder“ eingefügt „sinnliche Gefühle, sinnlich triebmäßiges Geschehen“; Ergänzung am Rand des gestrichenen Textes: „Ich bewege“. – Anm. des Hrsg. 4 „Akte“ in LT verändert in „Ich-Akte“. – Anm. des Hrsg. 5 „Sensationelle“ in LT gestrichen. – Anm. des Hrsg. 6 Zu beachten: Das Einfühlen durch Verstehen der Rede eines anderen ist mittel2
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Das gilt also allgemein. Geistigkeit ist nur „durch“ Leiblichkeit „gegeben“, „in“ ihr apperzipiert, mit ihr eins in der Menschauffassung. Und nur so ist sie gegeben, immer nur als „mitgegeben“, die Geistigkeit ist „Innerlichkeit“. Und sie ist zum größten Teil „verborgene“ Innerlichkeit, nicht bestimmt angedeutet, nicht durch die Leiblichkeitsintentionen darin mitgegeben. Es ist immer ein unbestimmter Horizont von nicht „ausgedrückter“ Innerlichkeit da. Ich und jedermann kann „sich“ aber auch „ willkürlich äußern “, ebenso wie er Äußerungen in seine Gewalt bringen und auch unterdrücken kann, so dass man ihm nicht ansieht, was „in ihm vorgeht“. Er kann sich auch verstellen, er kann Freude „ausdrücken“, wo er keine empfindet, und kann auch absichtlich ausdrücken in einer Weise, dass der andere auch diese Absichtlichkeit versteht. Der „Ausdruck“ erhält dann einen Zweck, er soll aufgefasst werden als Ausdruck für die und die Innerlichkeit. Das Interesse soll dabei auch der Innerlichkeit zugewendet sein, dann kommt eine Zumutung herein, das Sollen und Übernahme des Sollens. Ich äußere Zeichen, damit sie so und so apperzipiert werden und der andere davon Kenntnis nehme. Und ebenso ich verstehe den anderen, der so tut. Wie aber, wenn ich selbstdenkend und nichtkommunikativ „ innerlich spreche “ oder sonstige Zeichen für mein Innenleben äußere? Die Absicht der Mitteilung fällt fort. Aber tätig erzeuge ich die Zeichen ganz so wie im Fall der Mitteilung. Wie ich beim Verstehen der Rede des anderen ihn apperzipiere als Menschen, als in einer Leiblichkeit sich bekundende Geistigkeit von teils bestimmt Bekundetem, teils unbestimmtem Geistigem, und speziell als zu mir Redenden, und wie ich in dieser Einheit der Apperzeption mein Interesse auf die Worte richte und durch sie hindurch auf das, was sie bedeuten und was einen Charakter des vom Redenden Gemeinten und zum Ausdruck kommen Sollenden hat, so apperzipiere ich mich selbst, wenn ich rede, und zwar wirklich zum anderen rede, als Redenden. Im eingeübten Wechselverkehr apperzipiere ich mich dabei als Menschen wie den anderen, als Redenden wie den anderen, ich fasse den anderen als mich, mich den redenden Menschen wahrnehmend.1 Ich weise Wort für Wort auf das, was ich meine, hin, ich gebrauche die Worte als Mittel, ich erzeuge sie und gehe durch ihre Erzeugung hindurch, während ich es doch auf das, was ich meine, abgesehen habe, um das dem anderen mitzuteilen. Und wenn nun kein an-
bar, zunächst Verstehen „Verstehen“ in LT verändert in „Auffassen“ der Rede als Tätigkeit der Leibesorgane (wie beim Papagei), dann das als Vermittlung für die „inneren“ Gedanken etc. 1 1) Sprechen, 2) mit dem Gesprochenen etwas meinen, also ein Meinen damit verbunden haben, ein Urteilen, Wünschen etc., 3) zu jemandem sprechen, 4) all das verstanden.
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derer da ist? Dann haftet den Worten k ein S o llen an der Aufforderung,1 der Zumutung, die sich an andere richtet. Aber wenn ich nachdenke und dabei laut rede oder innerlich leise rede, so mute ich auch mir selbst nichts zu. Ich mache mir nicht Mitteilungen. Etwas anderes ist es, wenn ich vorhin von mir Geschriebenes lese. Das lese ich, wie ich von anderen Geschriebenes oder Gedrucktes lese. Ich empfange Mitteilung. Beim aktuellen Sprechen, und ebenso beim aktuellen Schreiben (das zugleich ein Sprechen ist) tue ich so, aber ich stelle mich dabei als Menschen, der da spricht und schreibt, nicht vor, die Menschapperzeption meiner selbst ist jedenfalls im Hintergrund. Der Blick ruht nur auf dem Zeichen, dem Wort, und das aber so, dass ich dadurch „ausdrücke“. Ich erzeuge es, aber meine dabei dies und das; ebenso höre ich den anderen sprechen. Ich fasse ihn als Erzeugenden und das und jenes Meinenden, mit den Worten Meinenden. Ich gehe also, sei es auch auf dem Untergrund der Gesamtapperzeption der Situation, von Wort zu Meinung über, und das nicht nur zufällig. Ich verstehe das „mit“ dem Wort Gemeinte, eventuell meine ich mit. Und wenn nicht, so steht der Gedanke als der vom anderen gemeinte da. Nämlich selbst redend meine ich selbst; ich fasse mich selbst aber nur in der Reflexion, beziehungsweise wenn2 ich mich als Subjekt in dem menschlichen und räumlichgegenständlichen Zusammenhang apperzipiere,3 als Menschen, der da das und das redet, auf.4 Oder besser,5 ich vollziehe diese6 Apperzeption7 als wirklichen Akt nur ausnahmsweise. Normalerweis e lebe ich im Vollzug meiner Meinung und des Ausdrückens mit Worten. Verstehe ich aber hörend, so habe ich zunächst8 das modifizierte9 Phänomen der „Einfühlung“, und je nachdem tue ich noch mit (oder nicht).10 Wenn ich aber still für mich spreche oder schreibe, so vollziehe ich eben meine Meinungen und erzeuge die Wortlaute als solche, mit denen ich eben meine, ganz so wie bei der aktuellen Rede. Nur dass ich eben niemandem etwas zumute.
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„der Aufforderung“ in LT gestrichen. – Anm. des Hrsg. „beziehungsweise wenn“ im LT verändert in „in der“. – Anm. des Hrsg. 3 „apperzipiere“ in LT verändert in „thematisch erfasse“. – Anm. des Hrsg. 4 „fasse … auf“ in LT verändert in „erfasse“. – Anm. des Hrsg. 5 „Oder besser“ in LT gestrichen. – Anm. des Hrsg. 6 Einfügung in LT: „vorgebildete“. – Anm. des Hrsg. 7 Einfügung in LT: „Ich-Mensch“. – Anm. des Hrsg. 8 „zunächst“ in LT gestrichen. – Anm. des Hrsg. 9 „modifizierte“ in LT gestrichen. – Anm. des Hrsg. 10 „je nachdem tue ich noch mit (oder nicht)“ in LT verändert in „je nachdem in der Weise des ‚Ich meine mit oder nicht mit‘“. – Anm. des Hrsg. 2
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Nun ist es aber klar, dass ich zu scheiden habe: 1) beim Sprechen die Fo rm des Mit-den-Worten-Meinens als eine gelöste1 Tendenz vom Wort zu den Meinungen. Beim Schreiben ebenso. Beim Lesen die Aufnahme der von den Worten ausgehenden Tendenzen auf die Meinungen und dabei die Zumutung, die Meinungen mitzuvollziehen.2 2) Andererseits aber3 die Eigenheit, dass Worte ihre Zumutungen von einem Zumutenden und sich Mitteilenden empfangen, dass der Mitteilende die Worte erzeugt (sprechend oder schreibend), damit er, der Verstehende, die den Worten anhaftenden Zumutungen realisierend die „Gedanken“ erfasse und so den Mitteilenden als solchen verstehe, als jemanden, der selbst mit den Worten das und das meint und das Gemeinte eben dem anderen übermitteln will. Es wird klar, dass die Worte und Gedanken für den Redende n schon in sich eine Einheit haben und dass diese Einheit gewissermaßen sich ablöst vom Redenden und übergeht auf den Hörenden. Der Hörende und Verstehende hat nun die ausdrückliche Meinung; er vollzieht sie in sich, wenn auch modifiziert, und apperzipiert dabei freilich auch den Redenden als den, der sie auch hat und der sie mitteilt. Ein gesch rieb ener Satz ist eine eigene Objektität. Wiederholt kann ich „ihn“ lesen und immerfort sagt er dasselbe: Er sagt „So ist es!“. Abgesehen von einer Person, die das von sich aus meint und es aussagt, und abgesehen von Personen, die es lesen und die es verstehen und eventuell ihm zustimmen im Mitaussagen, „sagt er selbst es aus“; es ist ein und derselbe Satz, den idealiter unendlich4 viele Perso n en ak tu ell au ssagen u n d versteh en , mit Zustimmung aufnehmen oder ablehnen können. Zunächst der hier auf dem Papier geschriebene Satz. Dann kann „derselbe“ Satz wiederholt geschriebener Satz sein oder gesprochener Satz, von wem immer geschriebener und wiederholt geschriebener und gesprochener. Es konstituiert sich die intersubjektive Ein h eit „Satz von der Winkelsumme“ etc., „Satz der deutschen Sprache“. Freilich hat der Satz Beziehung zu möglichen Redenden, zu einer Sprachgemeinschaft, damit zur Welt etc. Aber gleichwohl wird der Satz zu einer Einheit, die bestehen bleibt, wenn die einzelnen Menschen, die „ihn“ reden oder verstehen, wechseln. Es verhält sich ja ebenso für alle Einheiten der Kultur. Wenn ich meine psychischen Erlebnisse mit leiblichen „Äußerungen“
1 „eine gelöste“ in LT wiedergegeben als „eingelöste“; dies dann verändert in „ausgewirkte“. – Anm. des Hrsg. 2 Von „Beim Lesen“ bis „mitzuvollziehen.“ in LT in eckige Klammern gesetzt; dazu die Rb.: „Gehört doch zum zweiten Punkte“. – Anm. des Hrsg. 3 „aber“ in LT verändert in „bei dem Hörer“. – Anm. des Hrsg. 4 „idealiter unendlich“ in LT verändert in „beliebig“. – Anm. des Hrsg.
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begleite, so lebe ich in meinen Akten, und zudem erlebe ich, sei es auch in Einheit damit, gewisse Empfindungsgruppen, die zu den leiblichen Äußerungen gehören, eventuell fasse ich sie dunkel als Gesichtsbewegungen, Handbewegungen etc. auf. Aber damit haben wir nicht das „Mit“-den-Äußerungen-dieinneren-Erlebnisse-„Meinen“. Wir haben kein Zeichenverhältnis. Wenn wir den anderen sehen und „in“ seinen leiblichen Erscheinungen sein Seelisches miterfassen, so haben wir schon ein Zweierlei, aber eine Zweiheit in der Einheit. Wir sehen die leiblichen Äußerungen und durch sie hindurch sehen wir „mit“, als sich in ihnen bekundend, das Geistige. Aber so wenig der andere mit dem einen das andere meint, so wenig meinen wir, den anderen sehend, mit den leiblichen Äußerungen sein Psychisches. Wir sehen ihn, wir verstehen ihn, wir sehen seinem Blick, seinem Mienenspiel etc. den Zorn, Hass an. Wir haben aber kein signitives Bewusstsein. Ebenso ist es, wenn wir im unbekannten Land eine Straße sehen und sogleich dazu übergehen, uns Menschen dazu zu denken, sie in diesem Land, diese Gegenstände als Straßen bauend und befahrend zu denken (thetisch). Und in diesem Zusammenhang hat das eine den Charakter des Motivierenden (weil), das andere des Motivierten, was wir auch in kausalen Aussagen aussprechen können. Auch beim Mienenspiel können wir sagen: Aus dem Blick etc. sei zu erschließen, dass er zornig sei, oder es sei „Anzeichen dafür“. Aber in dem einheitlichen Apperzipieren liegt bloß dies, dass in eigentümlicher Weise im „Wahrnehmen“ des einen das andere mit wahrgenommen sei. Korrelativ freilich: Beides in eins ist da, aber nur das eine ist wirklich gesehen, das andere durch das Gesehene „motiviert“ (schon das Mienenspiel als leiblicher Vorgang, wie er innerlich bewusst ist, und weiter, wie er bewusst ist als etwas, worin sich ein Gemütserlebnis „entlädt“ etc.). Hier haben wir also das Mit-dem-einen-ist-das-andere-motiviert-Mitgegeben, aber nicht das Mit-dem-einen-ist-das-andere-Gemeint im Sinne der Mitmeinung des Zeichens. Sollen wir sagen: Zeichen ist etwas, das sich als eigentümliche apperzeptive Einheit im Wechselspiel des Bezeichnens und Zeichenverstehens konstituiert? Zeichen ist ein Erzeugnis, das ein Mitzuapperzipierendes in der Weise des Gemeinten bewusst machen soll. Wo ich in einem A (α, β …) ein anderes, B (α’, β’ …) erfasse, in einer Einheit einer Apperzeption, da kann das A und das B als Ganzes gemeint sein, wie wenn ich einen Menschen sehe oder ein Ding (Rückseite), oder es kann das A nur als Brücke fungieren; A gehört nicht in das Gemeinte hinein. Nun aber das bloße Interesse macht es nicht. Die Gegenständlichkeiten sind einander fremd. A hat mit B nichts zu tun. Das Ausgesagte: der Wortlaut; das Bezeichnete: etwa 2 × 2 = 4 oder Hans. Apperzeptive Einheit der Akte. Ich sage und denke dabei an die Person. Aber das Wort weist auf die Person, mit der es gegenständlich nichts zu tun hat.
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Das Wort weist hin. Mit dem Sprechen des Wortes vollzieht man ein Hin weisen, ein Meinen. Ich kann dem anderen „zeigen“ wollen, dass ich zornig bin. Nämlich, indem ich die Äußerungen des Zornes sehr deutlich mache, statt sie eventuell sonst zu unterdrücken. Aber ist dieses Zeigen ein 5 Bezeichnen?
Beilage III: Das Zeichen und seine kommunikative Funktion1
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Gebrauche ich nun für mich selbst ein kommunikatives Zeichen, so hat es von vornherein natürlich, so wie es gelegentlich meines Gedankens, der dadurch Bezeichnung erfährt, assoziativ auftaucht, eben den Charakter eines kommunikativen Zeichens. Spreche ich „wirklich“ das Zeichen aus, erzeuge ich es in sinnfälliger Wirklichkeit, so ist es nun doch nicht Glied eines solchen einheitlichen Vorganges. Es fehlt ja der andere, an den ich mich wende. Ich habe also in Wahrheit nicht die Absicht, durch Äußerung des Wortlauts einen Hörenden dahin zu bringen, dass er dabei an den zugehörigen „Gedanken“ denkt und hörend die Zumutung versteht, also mich in die beschriebene Situation, die uns beide umfasst, einordnet. Und ebenso, wenn ich nicht laut spreche oder aktuell schreibe, sondern „innerlich“ „gleichsam“ spreche, das Wortlautphänomen als reproduktiv erzeugend. Was jetzt den Wortlauten an kommunikativen Färbungen anhängt, verliert jetzt den Charakter einer wirklichen Zugehörigkeit; es hat bloß den Charakter eines „assoziierten“, reproduktiv anhängenden, phantasiemäßigen (obschon nicht anschaulich klaren) Daran-Erinnerns. Es tritt jetzt auch nicht in Funktion, es tritt vielmehr ein Funktionswechsel ein. Das zumutende Sollen, das in normaler Kommunikation von mir übernommen wird und „gewohnheitsmäßig“ dem Wort, das ich höre, als eine Tendenz anhaftet, die mich hinüberzieht zur Bedeutung, verliert den Charakter wirklicher adressierender Zumutung. Also hier ist ein Hauptpunkt, der vorhin schon hervorgehoben werden musste. Es ist nicht nur so, dass die Zumutung an mich herankommt und ich sie übernehme, sie beantworte mit dem ihr Folgeleisten. Vielmehr das Wort selbst mutet mir zu, es selbst erhält die Behaftung mit einer Sollenstendenz, die verbleiben kann, auch wenn das Zumuten des Zumutenden wegfällt. Es2 ist unmöglich, das Verhältnis von Ausdruck und Ausgedrücktem, von Zeichen überhaupt und Bezeichnetem auf kommunikative Funktionen 1
Wohl März/April 1914. – Anm. des Hrsg. Zum folgenden Text bis zum Ende der Beilage die Randbemerkung: „Das dürfte richtig sein“; siehe hierzu Textkritische Anmerkungen, S. 521. – Anm. des Hrsg. 2
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zu reduzieren und aus ihnen intentional entspringen zu lassen. Vielmehr scheidet sich das innere Verhältnis von Zeichen und Bezeichnetem, das eventuell der Kommunikation dient, von dieser selbst. Und das Sollen der sich adressierenden Zumutung – wo immer Zeichen als Zumutungen fungieren – hat nichts zu tun mit der Sollens-„tendenz“ des Übergangs von Zeichen zu Bezeichnetem und mit der Einheitsform, die Zeichen und Bedeutung wie „Leib“ und „Seele“ verbindet. Wir haben zu scheiden: 1) die Apperzep tion unterer Stufe, in der sich das Zeichen als solches ursprünglich-„subjektiv“ konstituiert, außerhalb der Gemeinschaft oder in Abstraktion von ihr. Analog wie sich das Ding in unterer Stufe als „subjektives“ konstituiert, das heißt, eine Unterstufe hat, die noch nicht die intersubjektive Konstitution leistet. 2) Das Zeichen, das Wort als intersubjektiv konstituierte Objektität, als Wort der deutschen Sprache, als Kulturobjekt, als Objekt der gemeingeistlichen Welt. Als solche gehört zum (eindeutigen) Wort die Identität intersubjektiver Funktion, der Funktion, das und das mitzuteilen, in der und der allgemein vorgezeichneten Art. Aber das setzt immer voraus die Zeichenobjektivation unterer Stufe, die schon im Verband einer außerkommunikativ konstituierten „subjektiven“ Wirklichkeit ihre Stelle hat. Es ist schwer, das den philosophischen Kindern klar zu machen.
Beilage IV: Das Problem eines unendlichen Regresses im Anreden und Verstehen1 Damit tritt also ein Unterschied zwischen unbeteiligtem Zuhörer und 25 Mitunterredner in den phänomenologischen Gesichtskreis. Der Angeredete
versteht den Redner nicht bloß, sondern versteht ihn als zu ihm Redenden. Hier liegen freilich außerordentliche Schwierigkeiten. Zum Beispiel, A spricht etwas und hat sich gegenüber, und zwar bewusstseinsmäßig, den B, den er auffasst als ihn und sein Sprechen Verstehenden. Dieses Verstehen 30 aber ist doch ein Vorstellen des Inhalts, dass A das und das sagt und zu B sagt, wobei der B doch wieder als derjenige gemeint ist, der den A verstehen soll, den A, der zu B das und das sagt – und so kommen wir auf einen unendlichen Regress, der sich offenbar nicht minder von der anderen Seite her, von der des Verstehenden aus, ergeben würde.
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Die Lösung liegt darin, dass A natürlich den B nicht so vorstellt, dass er ihm das zu Sagende im Voraus anschaulich einlegt, sondern er fasst ihn mit einer Leerintention auf Verstehen auf, die er sich zur Einlösung bringen kann dadurch, dass er ihn als sein Gesprochenes wirklich verstehend (durch Hineinversetzen in seine Situation) sich wirklich vorstellt. Der Verstehende aber hört das Wortzeichen und versteht es mit der zugehörigen Meinung, fasst aber zugleich den Redenden als zu ihm redend in einer Leerintention auf, die ihre Erfüllung gewinnt, wenn der Hörer sich hineinversetzt in den Redner, dessen Bewusstseinssituation dabei eventuell klar nacherzeugend (obschon in der Weise der analogisierenden Vergegenwärtigung). Die ideale Möglichkeit eines unendlichen Regresses der zu erzeugenden Anschauungen ist nicht ein aktueller Regressus. A kann, nachdem er gesprochen, dazu übergehen,, sich klar vorzustellen, wie B’s Bewusstsein des Verstehens aussehen würde und wie B dabei auch A als Redenden auffassen würde und wie, wenn er sich ihn klarmacht und speziell seine Rede wieder sich klarmachen würde, mit dem Inhalt der Rede auch den Angeredeten usw. Es ist das Eigentümliche der Dinganschauung, dass sie wesentlich Leerintentionen in sich schließt. Es ist das Eigentümliche der Anschauung von einem Animal, dass seine Leiblichkeit und speziell einzelne leibliche Äußerungen als Expressionen Leerintentionen auf gewisse Hineinversetzungen, von analogisierenden Vergegenwärtigungen von gegenwärtigem Seelischem, das also nicht aktuell erlebtes, also „fremdes“ ist, in sich schließen, Leerintentionen, die in wirkliche Analogisierungen verwandelt werden können und in gewisser Ordnung verwandelt werden müssen, wenn ihre Einlösung, Erfüllung statthaben soll. Auch die dinglichen Leerintentionen schließen unendliche Regresse ein: wenn man das Leere für ein Volles halten wollte.
Beilage V: Nachdenken als Intention auf artikulierte Aussagen. In der einsamen Rede spreche ich nicht zu mir1 Wie, wenn ich für mich allein sp rech e, nachdenkend und dabei aussagend? Sicher ist, ich verhalte mich in gewisser Weise ganz so, wie wenn ich zu einem anderen spräche, ich erzeuge genau so die Worte und mit den Worten die Meinungen. Ich folge der nachdenkenden Intention, die auf Erzeugung gewisser Gedanken, auf Heranholung von alten Denkmotiven, 35 um neue damit zu stützen, u. dgl. gerichtet ist. Und wie ich von anderen 30
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angeregt oder von einer Situation angeregt, in der ich mich mit dem anderen finde, den „erregten“ Gedanken zu ihm sprechend Ausdruck gebe, so für mich selbst.1 Ich muss doch sagen: Die Intention geht nicht auf wortlose Gedanken, sondern auf Aussagen, ganz so, als wenn ich, mir im Voraus vorstellend, was ich jemandem künftig, wenn ich bei ihm sein werde, sagen werde, ein „inneres Sprechen in der Phantasie“ vollziehe. Wenn ich aber zu mir selbst wirklich sprechen würde, müsste ich mich dabei doch auch als Hörender, Verstehender betätigen. Wenn ich schreibend nachdenke, so betätige ich mich als „Hörender“ – nicht zum ersten Mal im Schreiben hörend –, wenn ich das Geschriebene noch einmal überlese. Tue ich es aber auch, wenn ich die Aussagen originär hervorbringe, höre ich dabei zugleich gegen sie hin? Man kann schon sich selbst zuhören, wie wenn jemand in schriftlicher Weise sprechend dabei zugleich reflektiert und sich dabei sagt, was spreche ich da für schöne Sachen. Im Sprechen (das nicht ein Beschreiben von anschaulich Gegebenem ist) ist es zumeist doch nicht so, dass ich einen klaren und artikulierten Urteilsgedanken habe und dann erst Glied für Glied ausdrücke.2 Der Gedanke geht freilich vor. Aber er ist für mich eigentlich vor der Aussage ein dunkles Etwas; erst wenn die Worte heraus sind, weiß ich eigentlich, was ich sagen wollte. Was also herauskommt, sind Worte auf Worte, von vornherein von ihrem Sinn begleitet, in diesem Gang die redende Intention erfüllend. Und eben diese Aussage wird gehört und verstanden. Das Nachdenken ist Intention auf artikulierte Aussagen, ist ein tätiges Erzeugen von Aussagen, denen vorangehen Intentionen, die nach Erfüllung durch Aussagen tendieren. In der Anrede wende ich mich damit zugleich an andere; in der einsamen Rede an niemanden. Ich wende mich nicht einmal an mich, ich höre mir nicht zu als ob ich Verstehender wäre; ich bin dem kommenden Wort und Ausdruck zugewendet, natürlich da er eintretende Erfüllung meiner aktuellen Intentionen ist. Aber wie in aller Welt ist all das zu verstehen?
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Die „erregten Gedanken“ sind also schon prädikative Gedanken! Natürlich kommt es vor und ist es das „Ursprüngliche“, dass ich erst expliziere und dann ausdrücklich prädiziere. Wie ist es, wenn ich nicht auf ein Wort kommen kann? Ich sehe ein Werkzeug und weiß nicht, wie ich es nennen soll? Aber das Wort schwebt mir auf der Lippe. 2
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Anzeigende Zeichen haben auch eine „ Bedeutung “. Sie weisen hin auf Angezeigtes, das also in einer mit dem Zeichen im Hinweis verbundenen Vorstellung vorstellig ist: und diese Vorstellung kann wechseln und behält dabei dieselbe „Bedeutung“. Aber hier ist von Denken, Prädizieren, von „Begriff“ keine Rede. (Das ist aber nicht ganz klar, denn Explikation und Erkenntnis sind auch hier von Nöten.) Man könnte sagen: Anzeigende Zeichen sind verbunden mit einem nur nicht ausgesprochenen Urteil. Was sie anzeigen, ist ein Sachverhalt. Zum Beispiel ein Signal, es sagt: Hier ist eine Lotsenstation. Oder ein zweites Signal: Das Lotsenboot ist auf dem Weg, ist ausgefahren. (Erkennungen, gliedernde Erkenntnisakte sind auch da vollzogen!) Gewiss, man kann, was das Signal „bedeutet“ (nämlich anzeigt), in einem Aussagesatz aussprechen. Aber wir merken leicht, dass dieselbe „Bedeutung“ hier in verschiedenen Aussagesätzen zum Ausdruck kommen kann, die im logischen Sinn keineswegs gleichbedeutend sind (nicht tautologisch). Und das liegt daran, dass dem anzeigenden Zeichen zugehört als seine „Bedeutung“ eine Tatsache (ein Sachverhalt) derart, dass diese selbe Tatsache in verschiedenen Aussagen ihren Ausdruck finden kann. Zu der anzeigenden Anschauung gehört im Hinweis verbunden eine zweit e „ Vorstellung “, die eine Tatsache „ vorstellt “ und als seiend setzt. Und diese Setzung ist eine bloße Vorstellungsset zun g. Wird sie zur Grundlage eines Urteils, so bestehen hier verschiedene Möglichkeiten, derselben Tatsache Ausdruck zu geben oder das Vorgestellte begrifflich zu fassen und in prädikativer Weise zu setzen. Was heißt „Vorstellungssetzung“? Es sind doch schon Erkenntnisakte (klare oder dunkle), und doch sind es nicht Prädikationen, sind Zeichen- und Erkenntnisbewusstsein nicht so einig wie eben in Prädikationen.
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Nr. 3 Die Ze iche nkonst it ut ion in de n unt e rschie dliche n Forme n de s Ze iche nbe wusst se ins1
§ 1. Die Konstitution von Anzeichen und Merkzeichen. Das habituelle Zeichen als Träger einer praktischen Zumutung
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Das Bewusstsein, in dem sich 1) A nze ic he n und 2) Me rkze iche n konstituieren. 1) Es ist noetisch betrachtet eine Einheit des Bewusstseins, in dem die Seinssetzung des A die des B motiviert. In noematischer Hinsicht, in der Hinwendung auf die Gegenstände (und wir leben ja in den Akten und reflektieren nicht auf sie, wenn wir Anzeige vollziehen) steht da: A ist, also ist B. Das aber vor aller Aussage und ganz unmittelbar. Im Bewusstsein der Anzeige ist ein sukzessiver Übergang vorgezeichnet: Das Sein von A steht anschaulich da oder ist sonst wie erfasst. Und von da aus geht ein „Hingewiesen“-Sein, ein Zug, eine Tendenz auf das „also ist B“ oder auf das B-Sein als angezeigtes. Es ist nicht einfach ein Bewusstsein „Weil A ist, ist B“, und nichts davon ist gemeint, dass gerade A-Sein Ursache oder Grund ist für B-Sein. Selbst darin möchte ich einen Unterschied sehen, ob wir in zwei gleichberechtigten Schritten vollziehen: A ist, also ist B; A ist, daraus ist zu entnehmen, dass B ist (alles ohne diese kategoriale und ausdrückliche Erkenntniserfassung), sondern: Im eigentlichen Bewusstsein der Anzeige, in dem A in seinem Dasein als Anzeichen fungiert, haben wir ein Erfassen des A, aber in einer eigentümlich modifizierten Weise, es erfassend schießt eine intentionale Tendenz alsbald auf das B-Sein, und zwar in der eigentümlichen Weise, dass „an“ dem A-Sein das B-Sein „gemerkt“ wird, aus dem A-Sein „ersehen“ wir, dass B sei. Der Abergläubische merkt am Flug der Raben oder „erschaut aus“ demselben das kommende Unheil. Im
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„zeigt an“ liegt allerdings ein „Hinweis“, ein durch das seiende A – und gewisse Seinsmomente daran – Hingewiesensein auf das B-Sein. Andererseits ist dieses Daran-Merken, Daraus-Ersehen und DaranErsehen, Erkennen, Dadurch-Hingewiesensein-Auf kein „ Da mit Me ine n “ oder Erfassen, Verstehen als „damit Gemeintsein“. Das Sturmsignal dient freilich auch als Anzeichen, das Stigma als Anzeichen des Sklaven, die Fahne als Anzeichen der Nation: Es sind Anzeichen, Gegenstände, an denen man das Angezeigte merken, ersehen, erkennen kann. Aber mit dem Stigma ist gemeint: Das ist ein Sklave.1 Mit der Fahne ist gemeint: Das ist ein deutsches Schiff. Mit dem Sturmsignal: Sturm ist im Anzug. Die Anzeichen gehören hier mit zum sachlichen Zusammenhang des Bezeichneten, und obschon eine echte Zeichenbeziehung auch gestiftet ist, haben wir einen auch sachlichen Motivationszusammenhang: Jeder Sklave hat das Stigma, also daran ist er zu erkennen; jedes Schiff hat die Nationalfahne, wenn es auf der Fahrt ist etc. In allen diesen Fällen wird das echte Zeichen verstanden in dem Sinn, dass seine Meinung als Mitteilung (mitgeteilte Meinung von Mitteilenden) verstanden wird. Diese echten Zeichen werden als solche verstanden, wenn man sie als „Bezeichnung für“ versteht, wenn man das Mit-ihnen-Gemeintsein (oder in der Aktion das Mit-ihnen-Meinen) bewusstseinsmäßig realisiert; sie werden als Anzeichen aufgefasst, wenn man bloß das „An-ihnen-Merken“, „An-ihnen-Ersehen“ vollzieht. Man wird also sagen müssen: Trotzdem dieselben Objekte und Objektlagen beiderseits aufgrund ihrer Daseinserfassung, also im Glaubensbewusstsein, als Anzeichen und als Ausdrücke fungieren können und wir in Hinsicht auf die Möglichkeit, sie so und so zu erfassen, sie objektiv zugleich als beides anerkennen (rechtmäßig aussagen, dass es sowohl Anzeichen als auch Ausdrücke, eigentliche Zeichen, sind), so ist doch da s Be wusst se in, in de m sie sich a ls da s e ine und a nde re g e be n, e in v e rschie de ne s. Jedes normal fungierende Signal (ein durch Mitteilung Signalisierendes) ist als Zeichen verstanden, es kann aber auch als Anzeichen fungieren, in der Einstellung des „Daran-Merkens, dass …“, des „Daraus-Ersehens“, wobei an
1 Der sprachliche Ausdruck dafür, dass eine Tatsache ist, ist überhaupt kein Anzeichen dafür, dass diese Tatsache ist.
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die Mitteilung gar nicht lebendig gedacht werden muss. (Hier beruht die Anzeige auf Bezeichnung, mindestens empirisch.) Dagegen gilt das nur für solche Mitteilungszeichen (von der Art der Signale, nicht mehr bei sprachlich-kategorialen Ausdrücken). Nicht ist umgekehrt jedes Anzeichen in ein eigentliches Zeichen umzuwenden, als ob eine Einstellungsänderung uns das Zeichenbewusstsein ergäbe. Das „Hinweisen“ ist nicht überall in ein Bezeichnen umzuwenden. 2) Erinnerungszeichen. Merkzeichen. Produkt ion von Gegenständen oder willkürliche Verwendung von schon daseienden, etwa natürlich gewordenen Gegenständen mit der ihnen beigegebenen Tendenz, an etwas zu erinnern. Es kann willkürlich zwischen einem beliebigen Gegenstand und einer beliebigen Tatsache eine Verbindung des „Daran-Erinnern-Sollens“ erzeugt werden. Ich will beim Wahrnehmen oder Erinnern an den Gegenstand A, beim Glaubensbewusstsein (setzenden Glauben), in dem mir A gegeben ist, an B denken. Ich will und kann es machen, dass das Auftreten des A-Bewusstseins, des Bewusstseins, in dem A als seiend erfasst ist, eine Tendenz mit sich führt in Richtung auf Erzeugung des Bewusstseins „Es ist B“. Korrelativ erhält das A, so wie es bewusstseinsmäßig gegeben ist, in eins mit dem Seinscharakter auch den Charakter des „Hinweises“ darauf, dass B ist. Ich kann es machen, dass mir irgendein Gegenstand, etwa ein Baum in diesem Garten, als Erinnerungsmal fungiert an irgendeine Tatsache, daran, dass ich mich entschlossen habe, von nun ab ein anderer Mensch zu werden etc. Ich kann den Knopf ins Taschentuch machen in der Absicht, damit ein Erinnerungsmal zu stiften, mit einer bestimmten „Bedeutung“. Das „Mal“ tritt nun im Bewusstsein mit seinem Hinweischarakter auf. Das Vorgestellte, in Seinsweise Gesetzte, trägt einen Charakter, eine noematische Tendenz, die sich erfüllt in dem Seinsbewusstsein B, und das B steht nicht nur überhaupt im Bewusstsein „Es ist“ da, sondern als mit A Gemeintes. Und es hat dabei auch den Charakter des zweckvoll gestifteten Zeichens (Erinnerungsmals). Die Tendenz tritt auf als gestiftet, oder, was dasselbe, der Hinweis und das Übergehen in das Hingewiesene und darin meinende Terminieren steht da als „gemäß“ dem früheren und erinnerungsmäßig wieder bewussten Entschluss, als Willenserfüllung. Hier ist kein Verhältnis unmittelbaren Hinweises, fundiert in sachlicher Motivation,
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kein Verhältnis „sachlich“ begründeter Anzeige (Anzeichen für) das die beiden Glieder des Zeichenverhältnisses verbindende und ihren Wesenscharakter ausmachende. Wie charakterisiert sich diese „sachliche Begründung“? Für das vorstellende (eventuell denkende) Bewusstsein besagt sachliche Einheit und Zusammengehörigkeit eines „infolge“ etwas Besonderes. Es besagt hinsichtlich der Erfüllung: Einheit des intuitiv erfassbaren (bzw. einsehbaren) gegenständlichen Zusammenhangs, in dem das sich Einordnende sich als „kausal“ zusammengehörig im „Wirklichsein“, also glaubensmäßig, motiviert.1 Und diese Zusammengehörigkeit gehört zur Erfüllung der Vorstellung selbst. Zwei Gegenstände gehören also nicht zusammen, sie motivieren sich im Dasein nicht, wenn das Erfassen des einen in seinem Daseinszusammenhang keine Motivation impliziert, die auf die Erfassung des Daseins des anderen hindeutet und umgekehrt; wenn wir im Daseinszusammenhang fortschreitend (was immer ein Fortschreiten gemäß den Seinsmotivationen ist) nicht auf das andere Objekt oder Objektverhältnis (als ein „infolge“) stoßen und umgekehrt. Also zum Beispiel, das Dasein des Baumes hat im bezeichnenden Bewusstsein an sich, im physischen Naturzusammenhang, nichts zu tun mit dem Dasein dessen, wofür es Zeichen sein soll. Und wenn es damit doch zu tun hat, so ist dieser Zusammenhang nicht gemeint, nicht gründend für das Zeichenverhältnis: Ich will bei diesem Baum an die Luthereiche in Wittenberg denken. Da ist zwar sachlicher Zusammenhang, aber der fungiert nicht als Grundlage einer Anzeige, ich habe ihn jetzt nicht im Auge. Nun zeigt aber der gesehene Baum (oder erinnerte) an, im Zusammenhang seines zeitlichen Seins, dass ich ihm gegenüberstand und den Entschluss fasste, ihn als Zeichen zu verwenden, ihm den Charakter eines Erinnerungsmals, gleichsam wie einen Stempel, einzuprägen. Aber diese sachliche Motivation und die zugehörige Anzeige ist offenbar nicht das gestiftete Zeichenverhältnis selbst, das eine eigene Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem herstellt. Der Knopf ist kein Anzeichen dafür, dass ich ein guter Mensch wer-
1 Bei der Anzeige haben wir als Charakteristisches ein unmittelbares von A (ASein) auf B (B-Sein) Hingewiesensein aufgrund eines sachlichen Zusammenhangs, der sachlich ein „infolge“ (mag es auch sich als mittelbar herausstellen) motiviert.
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den will, dass ich den Geburtstagsbrief schreiben soll, an ihm ist das nicht zu ersehen, aus ihm nicht zu entnehmen. Im Erinnerungszeichen, das ich mir für meine Zwecke bereite, steckt also die Ich-Beziehung, die Beziehung auf „Ich habe es früher statuiert, ich habe es gewollt, dass ich jetzt, das Z wiedersehend, in die Daseinssetzung des B übergehe und in ihr terminiere, sie thematisch vollziehe“. Da liegt also eine von mir ausgehende und zu mir, dem jetzigen Ich (gegenüber dem früheren), hingehende Zumutung vor. Und während ich früher das Zeichenverhältnis statuierte, verhalte ich mich jetzt als „Verstehender“, die Zumutung Übernehmender und damit der statuierten Tendenz Nachgebender. Da ist zunächst zu sagen: Ich kann willkürlich ein Zeichenverhältnis stiften, weil ich etwas dergleichen schon vorher kannte. Die Möglichkeit, dass ein A an ein B „erinnert“ und dass dabei eine Hinweistendenz gegen B waltet, ist mir schon bekannt. Ich schaffe jetzt ein Mittel-Verhältnis; die Daseinsgegebenheit des A sei ein bloßes Mittel, um das Bewusstsein des Hingewiesen thematisch zu vollziehen, mit dem A das B zu meinen. „Mit dem A“ sagt also hier mittels des A, und das setzt voraus einen Bewusstseinszusammenhang, in dem das Vorstellen bzw. Daseinserfassen des A eben Mittel sein kann, um Erfassung des B-Seins zu vollziehen. Der Knopf im Taschentuch ist ein wohlgeeignetes Mittel, denn naturgemäß werde ich mehrfach im weiteren Zeitverlauf dazu kommen, diesen Gegenstand zur Hand zu nehmen, also den Knopf wahrzunehmen, und ist eine Erinnerungsbeziehung (ein assoziatives „Sich-Daran-Erinnern“) gestiftet, so ist darauf zu rechnen, dass das B-Bewusstsein eintritt. Und es kommt mir nicht nur darauf an, dass es irgendwie dunkel auftritt, im Hintergrund u. dgl., sondern dass ich es thematisch vollziehe. Das „Ich will mich daran erinnern“ schließt die Willensintention auf die Erzeugung einer thematischen Tendenz also in sich, der folgend ich statt am Zeichen haften zu bleiben und es wie ein thematisches zu behandeln, vielmehr ins B als Thema übergehe. Innerhalb dieser Ausführung unterscheiden wir also schon mehrerlei: 1) Das Hinweisen. A weist auf B (hier immer „im Dasein“) hin; eine Tendenz des Übergangs in ein thematisches B-Bewusstsein liegt da vor. Dieses Hinweisen kann ein faktisches unter gegebenen Umständen sein oder ein habituelles.
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2) Das Mit-A-B-Meinen. Das hieß hier aber „mittels“ im wörtlichen Sinn. Und dieses wieder beruhte hier auf einer Zumutung, die ich an mich selbst stellte, oder auf einem „Ich will“, das auf Künftiges, auf mein Ich und Tun in dem expliziten „Ich tue“ gerichtet ist. 3) Schalten wir die Zumutung als meine, jemandes Zumutung aus, so liegt im Zeichenverhältnis, eben abgesehen von dem „früheren“ Willen, der personalen1 Zumutung, der geschaffenen Tendenz etc., ein Verhältnis vor, in dem das Zeichen „als bloßer Durchgang“, als „Mittel“, als thematisch Ungemeintes mit einer Sollenstendenz ausgestattet ist, in ein thematisches Meinen des B überzuführen, und das „ohne jede sachliche Unterlage“, ohne durch bewusstseinsmäßige Hingehörigkeit in denselben sachlichen Zusammenhang ein, wenn auch sekundäres, thematisches Meinen zu übernehmen. Also ein Sachfremdes ist im Blick, kommt zur Daseinserfassung; aber es ist nicht thematisches Objekt, gehört gar nicht in das Gemeinte, in die mich gerade beherrschende thematische Intention; oder es wird zunächst wie ein Thema erfasst, aber alsbald wird ein thematisches Bewusstsein, eine Intention geweckt, die das Zeichen thematisch ausschließt und mich hinüberführt gemäß einer Tendenz in das thematische Bewusstsein B. Dabei geht A nicht verloren; eine eigene Bewusstseinsverbindung ist hergestellt, vermöge deren das B als das zu A als von ihm aus signitiv gemeintes „gehörige“ und dadurch mit ihm einiges bewusst ist. Wir haben bisher Fälle genommen, wo ich mir durch ein willkürliches Stiften eines „Erinnerns an“ und einer Tendenz, zu dem „Erinnerten“ überzugehen und darin ausschließlich mein Thema zu finden, zumute, künftig das Z als Mittel für das B-Bewusstsein als thematisches zu verwenden, und mir damit künftig zumute, das B zu meinen (bei gegebenem Anlass). Ist das nicht einmal und ad hoc geschehen, verwende ich habituell das gestiftete Zeichen im Sinne dieser Zumutung, so kann der Gedanke an die Zumutung fortfallen oder wenigstens ganz zurücktreten, und es bleibt übrig: Sowie ich das „Zeichen“ Z erfasse, erlebe ich zugleich die Tendenz, in das thematische Bewusstsein B überzugehen und darin zu terminieren. Und zwar so, dass Z selbst
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Ein Sollen bleibt immer dabei, nur ein modifiziertes; vgl. das nächste Blatt S. 85 f..
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außerhalb des thematischen Bewusstseins bleibt, als in sich gleichgültig bewusst ist, als „nicht zur Sache“ gehörig und „nur da in de r Funkt ion“ eines Anhalts und Ausstrahlungspunkts dieser Tendenz, die als „meinende Intention“ sich sättigt und das B als mit Z gemeintes, bezeichnetes charakterisiert. Ich kann auch Zeichen in dieser Absicht, nicht nur einmal, sondern habituell zu fungieren, mit einem Sollen ausgestattet zu sein (dessen ganzer Charakter eben in der Bewusstseins-„Tendenz“ besteht, die sich auszuleben hat im thematischen B-Bewusstsein), erzeugen.1 Ich erzeuge dann ein Bezeichnen und ein habituelles Zeichen, das künftig, nachdem es eingeübt ist im Sinne dieses Willens, seine F unkt ion übt ohne Rekurs auf die wiederauflebende Willensintention, Zumutung. Natürlich ist dann Folgendes möglich. Weiß ich, dass Z für jemanden die bezeichnende Funktion für B hat, so kann ich eventuell das Z in der Absicht erzeugen, den anderen mit Z zur Überzeugung B und zum thematischen Bewusstsein B zu bringen. Es ist noch zu erwähnen, dass wenn ich Anzeichen oder Erinnerungszusammenhänge finde derart, dass ein A an B erinnert (oder es anzeigt) und gewohnheitsmäßig erinnert, und so, dass das Interesse am B prävaliert und A relativ dazu gleichgültig ist, dann ist das besonders günstig für die Stiftung einer Bezeichnung. Ich will von nun ab A als Z mit der spezifisch thematischen Tendenz ausstatten, mit dem Bewusstsein, dass Z = A nur als Mittel fungieren soll, nur dazu da sei, um das thematische B-Bewusstsein zu erwecken und zu realisieren. Die „Funktion“, von der oben die Rede war und die dem Z anhaftet, ist der Charakter des Meinensollens bzw. des thematischen Meinens im Sinne eines Sollens, aber so, dass es keinen Gedanken eines Wollens mehr mit sich führt, der das Sollen gestiftet hat, oder gar Korrelat des Wollens ist. Aus dem „Z soll mich an B erinnern und dazu dienen, dass ich B thematisch vollziehe“ ist etwas Neues geworden. Im Sinne des Wollens ist das Sollen eben der Charakter, der dem Gewolltsein entspricht, und im Tun ist der Charakter der
1 Gewohnheitsmäßig wird, wenn das Z nur als Mittel gedient hat, also nicht thematisch geworden ist, es schließlich habituell nicht thematisch erfasst, es wird eine gewohnheitsmäßige Tendenz erwachsen, die thematische Einstellung aufzuheben oder gar nicht zu vollziehen, sondern nur es als Mittel zu verwenden.
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Handlung sein Gegenstück, das Geschehende ist Geschehendes im Sinne des Sollens. Es ist realisiertes bzw. sich realisierendes Sollen. Dahin gehört hier das Erinnern und der Übergang ins thematische Bewusstsein. Jetzt aber (als habitueller Erfolg) liegt vor keine Realisierung eines Willens, kein Handeln, sondern eine blinde Tendenz, die aber doch von jeder anderen Tendenz sich unterscheidet. Nicht ein bloßes Fortgezogensein, sondern der Charakter des Sollens ist da, ein Vollziehen des Z-Bewusstseins als „Mittel“, als „bloße Brücke“, um zu B als dem, worauf das Z „hinauswill“, zu kommen, und dabei ist Mittel nicht Willensmittel im Sinne der Realisierung eines vorgängigen Entschlusses, eines eigentlichen Willens. Vom Standpunkt des Aktes ist es eine bestimmt gerichtete willensartige Tendenz, ein Streben, das mit dem Willen verwandt ist. Wir können auch sagen: Das habituelle Zeichen ist von sich aus Träger einer praktischen Zumutung, und zwar einer unpersonalen, bewusstseinsmäßig nicht mehr einen vorgängigen Willen realisierenden. St a t t da ss ich mir zumut e oder jemand sonst mir zumutet, mut e t v on sich a us das Ze iche n mir zu, und es mutet mir rein von sich aus zu und nicht nur als Korrelat einer personalen Zumutung. Ferner das Mir-Zumuten besagt nicht ein Sich-an-mich-Adressieren, sondern dass ich dieses Zeichen sehend zugleich die „Zumutung“, die Sollenstendenz, empfinde, der ich nachzugehen habe und die sich befriedigt im B-Bewusstsein. Endlich kann ich auch sagen: Jetzt fordert niemand (keine Person, kein Subjekt) von mir (wieder als Person!); aber das Zeichen von sich aus steht als Träger einer Forderung da, die es von sich aus stellt. Es ist aber zu beachten, dass ein Zeichen eine doppelte Forderung (eine auf die andere freilich gebaut) erhebt: es zu fassen, aber auch, es nur als Mittel zu fassen, zu dem Ende, das B zu fassen. Aber was ist das für eine „Forderung“, die eine „Sache von sich aus“ erhebt? Es liegt noetisch vor eine „Intention“, eine „Akttendenz“, und zwar analog wie jede einzelne Wahrnehmung oder Vorstellung des Hintergrunds eine solche in sich birgt und jede vollzogene sie erfüllt (sie im Erfüllungsstadium zeigt). Bei den Zeichen ist aber das eigen, dass sie nicht eine „Tendenz um seiner selbst willen“, sondern eine mittelbare Tendenz tragen. Die Tendenzen (und darum ist hier die Rede von einem Sollen) sind eben „Zumutungen“, und da gibt es ein Um-seiner-selbst-Willen und Um-eines-anderen-Willen
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und wieder die Eigentümlichkeit des vermittelnden „Durchgangs“ zu einem Ziel. Das Zeichen zieht mich an, nicht darin zu terminieren, sondern in das B-Bewusstsein terminierend einzugehen.
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§ 2. Aktiv-sagendes und passiv-verstehendes Zeichenbewusstsein. Die Priorität des Letzteren Mitteilung erwächst, wenn ich nicht nur überhaupt ein Zeichen erzeuge oder hinstelle, um den anderen zum Vollzug einer Bezeichnung zu bestimmen, sondern wenn ich es kommunikativ tue, also so, dass er meine Absicht verstehen und ich ihn als mich Verstehenden apperzipieren kann. (Hier treten also wieder Zumutungen auf, wenn auch nicht wirkliche Wollungen. Aber es sind Zumutungen und nicht jene bloßen Sollungen, von denen wir gesprochen haben.) Im mitteilenden Sprechen ist die Rede, die Aussage, mein praktisches Thema. Aber dazu ist hier erfordert, dass ich nicht die Wortlaute, sondern das Bedeutete zum Urteilsthema habe. Jedes sinnliche Zeichen, ob es Mitteilungszeichen und überhaupt zumutendes, von personaler Zumutung getragenes Zeichen ist oder nicht, kann in doppeltem Bewusstsein vollzogen sein: I) im aktiv bezeichnenden und passiv bezeichnenden oder II) im sprechenden, sagenden und im verstehenden Modus – oder besser, jedes seinem sinnlichen Leib nach erzeugbare Zeichen. (Muss jedes Zeichen gerade einen sinnlichen Leib haben?) ad I) Ein aktives Bewusstsein Vollziehen ist ein Bezeichnen, in gewisser Weise Erzeugen, es heißt aber nicht soviel, wie ein Zeichenverhältnis „stiften“. Das sagende Bezeichnen oder das ausdrückende ist dasjenige, wobei das Zeichenbewusstsein eben erzeugendes und das Zeichen in seiner Bedeutung als Erzeugnis bewusst ist. Also erzeugt ist der sinnliche Wortlaut (lebendig erzeugt) und erzeugt im Modus des bloßen Mittels, der Brücke für die Bedeutung. Hierbei haben wir Unterschiede: a) Voran geht für den Sprechenden die Intention auf das Ganze, auf die ganze Einheit von Zeichen und Bedeutung. Das Erzeugen vollzieht sich in der Erfüllung dieser praktischen Intention. Das Erzeugnis ist da als der „Ausdruck“, besser die Aus-Sage. Die praktische Intention ist doppelschichtig, sie geht primär auf das Erzeugen des Wortlauts, sofern die Wortlautschicht als
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Mittelschicht Priorität hat und das Terminieren in der Bedeutung das Endziel ist. Andererseits aber kommt vom Standpunkt der sprechenden Intention dem „Gedanken“ Priorität zu. Die Bedeutung ist an sich das erste, und zwar in doppelter Weise: Erstens, entweder ich habe, wenn auch dunkel, schon einen Gedanken, aber einen wortlosen, und ich will nun die Aussage und nicht bloß einen verdeutlichten Gedanken vollziehen, oder zweitens, es schwebt mir schon im Voraus die Aussage, aber dunkel und ungegliedert, vor; und natürlich schwebt sie so vor, dass sozusagen der Schwerpunkt in der Bedeutung schon liegt. Nun ist dieses dunkle Vorschweben nicht als ein wirkliches Vorstellen zu denken, aber es besagt doch in der Intentionalität des Bewusstseins eine gewisse vorgezeichnete Ordnung bzw. eine phänomenologisch eigene Art, wie das Aussagebewusstsein eintritt. b) Voran geht etwa eine Anschauung, die Gliederung findet und Erkenntnisfassung mit schrittweisem Ausdruck oder mit nachkommenden, noch einmal das schon konstituierte Thema durchlaufenden und ausdrückenden Zeichen (Worten). Hier ist wieder und explizit die Priorität der Bedeutungsseite gegeben, trotzdem im Vollzug des Ausdrucks das Zeichen voranstehen und voran erzeugt sein muss. ad II) Das v e rst e he nde Be wusst se in, das „ le se nde “ (wirklich oder im Gleichnis). Hier liegt die Priorität aufseiten des Zeichens. Hier geht man der natürlichen Folge der Tendenzen einfach nach und in das nachkommende Bedeutungsbewusstsein hinein. Dieses Bedeutungsbewusstsein ist hier das Nachkommende. Im sukzessiven Verständnis des Aussagesatzes erwächst das Urteil, überhaupt das im Modus des Glaubens vollzogene Bedeutungsphänomen, es erwächst eben Verständnis. Ein Verständnisurteil ist aber zunächst kein Urteil; es verwandelt sich erst in ein solches in der Weise einer nachkommenden Zustimmung. Doch hier ist zu überlegen. Führt nicht der sinnliche Wortlaut zuerst eine reproduktive Vorstellung herbei, durch welche eine Tendenz hindurchgeht zum Vollzug des entsprechenden Glaubens in der Weise einer Zustimmung? Es ist hier auch Rücksicht zu nehmen auf den allmählichen Aufbau des Urteilsthemas. Man könnte sagen: Lesend muss ich erst den „Urteilsgedanken“ beisammen haben, um das Urteil selbst fällen zu können. Indessen vollziehe ich nicht schon beim Lesen des Urteilssubjekts mit der Subjektvorstellung und Subjektauffassung die Subjektsetzung? Ich habe dann einen unbestimmten Horizont eines
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daraufhin zu Setzenden, irgendeines Prädikats, das noch kommen muss. Aber warum sollte ich nicht von vornherein in der Unbestimmtheit Setzung vollziehen können, und das in der Weise sonstiger Erwartungssetzung, die sich erst mit dem Auftreten weiterer Worte näher bestimmt, als Erfüllung des zu bestimmenden Auftritts? Aber andererseits ist das nicht immer der Fall. Eventuell tritt erst, wenn der Gedanke beisammen ist, die Zustimmung ein, und schließlich ist ja das Urteilsganze nicht eine Summe von einzelnen Setzungen. Jedenfalls aber ist es nicht klar, dass erst eine reproduktive Modifikation, eine Vergegenwärtigung, auftritt. Ich nehme in einer Vergegenwärtigung schrittweise das Zugemutete als solches auf und vollziehe entweder Schritt für Schritt oder nach Vollzug des Ganzen meine Zustimmung. Erst muss ich die Zumutung auffangen, das und das zu setzen, und dann kann ich, sei es auch ohne weiteres, in stetigem Anschluss meine Zustimmung geben. Ich folge der Zumutung. Spricht jemand aktuell zu mir, und höre ich, vollziehe ich das Verstehen, so apperzipiere ich ihn zunächst als das und das Aussagenden, als das und das Glaubenden. Er steht für mich da als das und das glaubend und als Subjekt der Intention, das und das auszusagen, die ausdrückliche Überzeugung mir mitzuteilen. Und diese Intention, als sich an mich adressierende, hat für mich den Charakter einer Glaubenszumutung: Ich kann ihr eventuell ganz unmittelbar folgen, ich reagiere mit einem auf denselben Glaubensinhalt bezogenen eigenen Glauben. So auch, wenn die Beziehung auf die redende Person, und beim Lesen auf eine schreibende, auf ein personales Subjekt der Zumutung, „fortfällt“.1 Die von dem Zeichen selbst, das da erfasst wird, ausgehende Zumutung ist eine Tendenz,2 auf das bedeutungsmäßig 1 Zu beachten: Zumutungen, die von jemandem ausgehen (adressierende Zumutungen), personale Zumutungen gehen von Person zu Person. Fällt das weg, und stellt das Zeichen von sich aus Zumutungen, so stellt es Zumutungen nicht an mich als Person (sonst müssten sie von Personen ausgehen), sondern an mich als reines Aktsubjekt. Dann ist aber jede Sachtendenz eine „Zumutung“. Ist es aber die besondere Natur der signifikativen Zumutung, dass sie „Modifikation“ einer personalen Zumutung ist? Das ist immer wieder die Frage. Und wie wäre diese Modifikation von sich aus, also ungenetisch, zu beschreiben? Siehe folgende Seite. 2 Näher zu erörtern: Inwiefern ist eine sich an mich adressierende Zumutung, Aufforderung immer oder in der Regel als Tendenz zu charakterisieren, Folge zu leisten?
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vergegenwärtigte Urteil einen eigenen Glauben zu richten; das Zeichen, der allmählich gelesene Satz, führt mit sich eine Folge von reproduktiv vergegenwärtigten Gemeintheiten (gesetzt als zugehörigen) und schrittweisen Sollens- (Aufforderungs-) Tendenzen, die dahin gehen, diese Gemeintheiten in aktuelle zu verwandeln, das als gemeint, geglaubt Reproduzierte selbst zu meinen, zu glauben. Doch: Irgendeine Beziehung zu Mitteilenden, Schreibenden etc. ist mit zur Apperzeption gehörig, eventuell ganz unbestimmt, wer es ist, außerhalb meines Interesses. Ich habe also (wie wenn ich ein abgerissenes Papierstück einer Zeitung lese) in der Aufnahme des Gelesenen zwar das Bewusstsein einer Mitteilung, eventuell verstehe ich es als bildliche Modifikation einer Mitteilung, als Stück eines Romans etc. Jedenfalls eine unbestimmte Setzung des Gedankens oder einer bildlichen Modifikation desselben gehört zum gelesenen Ausdruck, und nun, je nach der Einstellung, in der ich bin, je nach meiner ganzen Situation, stimme ich zu oder nicht. Es kann aber sein, dass ich sofort den Ausdruck im Glauben vollziehe. Aber dann gehört doch eine Abstufung zum intentionalen Erlebnis. Es ist dann doch ein Zustimmendes. Nun kann man noch fragen, we lche m Be wusst se in, de m a kt iv e n ode r pa ssiv e n, de m spre c he nde n (sa g e nde n) ode r le se nde n (v e rst e he nde n) ma n die P riorit ä t zuspre che n muss; und zwar wohlgemerkt ist nicht die Rede vom kommunikativen Bewusstsein und der Priorität, die natürlich das Sprechen vor dem Lesen hat. Es ist auch nicht überhaupt die Rede von der Priorität der Erzeugung vor der Verständnisnahme, denn alles bezeichnende Bewusstsein weist phänomenologisch zurück auf ein erzeugendes, und zwar auf ein die Bezeichnung st if t e nde s Bewusstsein. Dem sig nif ika t i v e n Solle n sie ht ma n de n „ Ursprung “ a us de m st if t e nde n Wolle n a n.1 In diese Richtung gehen intentionale Komponenten, die nur sozusagen außer Vollzug bleiben, nicht mehr in das rein bezeichnende, ausdrückende Bewusstsein hineinreichen. Dieses ausdrückende Bewusstsein, das fertige Bewusstsein von Bezeichnung, ist schon vorausgesetzt, wenn ein kommunikatives Sprechen und Hören möglich sein soll. Es wird also, wenn wir von Priorität
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und Posteriorität sprechen, was wir hinsichtlich des bezeichnenden aktiven und passiven Bewusstseins zu sagen haben, auch die kommunikative Sphäre mitbetreffen. Also diese Priorität soll etwas anderes besagen, als dass das kommunikative Verstehen kommunikatives Ansprechen, Mitteilen voraussetzt. Was sie nun wirklich besagt, ist Folgendes: Es liegt im „Ursprung“ des echten Bezeichnens, dass es zwar aus der Zeichenstiftung erwächst, also auf sie zurückweist (etwa analog wie eine Attribution ihrem Sinn nach auf eine Prädikation zurückweist), dass sie aber a ls Be ze ichnung konst it uie rt nur v orlie g t im v e rst e he nde n Be wusst se in, das heißt in dem Bewusstsein, das passiv das Zeichen erfasst, der vom Zeichen erregten Tendenz auf Erfassung nachgeht und weiter der Sollenstendenz auf das B-Bewusstsein folgt. Die se s Be wusst se in se ine rse it s ist wie de r V ora usse t zung f ür e in a kt iv „ sa g e nde s “ Be wusst se in, wie ja aus unserer Analyse schon hervorgeht. Denn die Intention auf ein Sprechen setzt voraus ein re produkt iv e s Be wusst se in v on e ine r Be ze ichnung, und dieses weist als solches zurück auf ein originäres Bewusstsein, dessen „Modifikation“ es ist: Das ist aber ein verstehendes Zeichenbewusstsein und nicht etwa wieder ein aktiv sagendes. Aber ich spreche von einer Tendenz, die ihren terminus a quo im Zeichen hat. Zeigt das Ausgeführte nicht, dass schon ein Zug zum Zeichen geht? Das heißt, wie ein erscheinendes Objekt von sich aus „Interesse“ erregt, und zwar Selbst-Interesse, thematisches, das sich im thematischen Betrachten des Objekts erfüllt, so erregt auch das Zeichen ein „Interesse“, aber nicht ein Selbst-Interesse, ein thematisches, sondern ein „Mittel“-Interesse. Es geht also vom Ich aus eine Erfassungstendenz zum Zeichen, aber es ist eine Durchgangserfassung, das Interesse ist ein Durchgangsinteresse, die Tendenz geht durch oder über das Zeichen hin zum Bezeichneten. Aber das Erfassen des Zeichens ist nicht zufälliges Durchgangsglied, sondern „Mittel“. Das Zeichen hat die „zu ihm gehörige Funktion“, Mittelglied zu sein. Es ist als Zeichen so geartet, so konstituiert, dass es die Aufmerksamkeit anregt, aber auch fortleitet. Es zieht an und zieht fort, hinleitend, in bestimmte Richtung weisend. Eine Tendenz geht zu ihm hin, aber soll nicht in ihm terminieren, die Tendenz, die im Hingehen sich entspannt, hat einen Abschnitt, eine mit dem Erfassen des Zeichens sich verlebendigende Tendenz, die
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noch nicht entspannt, sondern im Maximum der Spannung ist, und die sich ihrerseits entspannt im Einleben in das Bedeutungsbewusstsein. So zunächst beim Zeichen-Verstehen (Zeichen-Lesen). Beim Sprechen erzeuge ich das sinnliche Zeichen (perzeptiv oder als „Phantasiebild“). Aber erzeuge ich bloß die sinnlichen Zeichen und erzeuge ich nicht die Aussageglieder und die ganzen Aussagen? Tritt da nicht jeweils eben das Satzglied als solches auf, das Wort, der verbale Ausdruck, mit dem ich das und jenes meine, aber so, dass ich nicht erst das Sinnliche habe und dann erst zur Bedeutung übergehe? Es ist da von vornherein eine eigentümliche doppelschichtige Einheit, ich „meine“ dabei (da liegt das Thema) das Bedeutete, das aber einig ist mit dem Gesagten, dem Wortlautlichen als mit diesem gemeint, durch es bezeichnet. Ich sehe auf das Zeichen selbst hin, ich betrachte es, z. B. das geschriebene Wort. Dieses Sehen, Betrachten vollzieht sich als willkürliches, wie jetzt: Ich will auf das Wort als solches hinsehen und nicht der Bedeutung nachgehen, oder das Wort „interessiert“ mich selbst, das Zeichen als Gegenstand, abgesehen von seiner Bedeutung, so wie bei einem anderen Gegenstand. Es g e ht v om Inha lt die se s v orst e llig e n Ge g e nst a nds e ine Te nde nz a us a uf e ine be t ra cht e nde Hing a be a n ihn, der ich im Betrachten, im fortschreitenden Explizieren des Gegebenen, eventuell im allseitigen Betrachten, im Ansehen des Gegenstands von verschiedenen Seiten usw. Genüge tue. Im Gegenstandsbewusstsein liegen jetzt selbst Tendenzen zu seiner Explikation, zu dem Sich-Hineinvertiefen, analysierend Teile, Momente, Relationen beachtend. Diese Tendenz ist also die des Be t ra c ht e ns de s Ge g e nst a nds „ um se ine r se lbst wille n “, er, als was er bewusst ist, zieht mich Betrachtenden an. Ich folge diesem Zug, ich vollziehe das Betrachten. Ich kann aber auch, ohne mich für den Gegenstand zu interessieren, ihn willkürlich betrachten. Ein Willensentschluss richtet sich auf die Realisierung des Betrachtens, und nun ist es dieser Wille, die Willenstendenz, die sich entspannt, der ich „nachgehe“. Die Tendenz geht aus vom Ich als Subjekt des Willens und entspannt sich im betrachtenden „Ich denke“. Diese Tendenzen erfahren aber eine Hemmung, nämlich ein „Dagegen“ vonseiten der Tendenz, die zum Bezeichnen gehört. Im angegebenen Fall prävaliert die sachliche, von der Sache als Interesse ausgehende Tendenz über die Bedeutungstendenz; im
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anderen Fall überwindet der Wille den Zug zur Bedeutung. Schließen wir den Willen aus, so gehört es z um We se n des Ze iche ns, da ss e s a ls Ze ic he n ke in e ig e ne s Int e re sse e rre g e n soll, sondern nur als Mittel Interesse erregen soll, nämlich a ls Brücke de s Übe rg a ng s in da s Be de ut e n. Es soll nicht von sich aus interessieren, von sich aus „Aufmerksamkeit“ an sich ziehen und festhalten, sondern die Aufmerksamkeit von sich weg auf die Bedeutung hin dirigieren. Im gewohnheitsmäßigen Gebrauch eines A a ls Mit t e l, um sich das B zu vergegenwärtigen, und es im „Glauben“ zu vergegenwärtigen (es in der Weise einer Erinnerung, eines Erinnertwerdens daran, dass es ist, zu vollziehen), e rwä chst die e ig e ntümliche Ze iche na ppe rz e pt ion, wenn schließlich das A „jede Selbstgeltung“ verliert und eben „nur Mittel“ wird. Natürlich ein allgemeinster Fall, dem sich die Bezeichnung unterordnet, ist der, dass eine Einheit einer Apperzeption ein A mit einem B verbindet derart, dass A behaftet ist mit einer „ Hinwe isinte ntion “, einer Übergangsintention gegen B hin, darin zu ruhen. Bei der Bezeichnung aber haben wir das Eigentümliche, dass dieses Allgemeine, das da Hinweis heißt, zu einem Hinwe is im prä g na nt e n be z e ic h ne nde n Sinn geworden ist, und das besagt nicht etwa bloß, dass ich mich für das A gar nicht mehr interessiere, dass es kein Gemeintes ist im Sinne eines „Interesses“ als „Interesses um seiner selbst willen“ und eine Tendenz des Interesse-Übergangs vorhanden ist, die mich hinleitet in das Bewusstsein B, und darin nun das Interesse sein Ziel erreicht. Als Jäger auf der Jagd „erweckt“ die Wildspur mein Interesse, aber gar nicht um ihrer selbst willen, das Interesse schießt gleich über in das „Wild ist da“, auf das mich die Wildspur „hinweist“. Und Gewohnheitsmäßigkeit ist auch hier vorhanden. Ohne Gewohnheitsmäßigkeit habe ich dieselbe Sachlage, wenn ich jemanden suche und auf ein Anzeichen für sein Dasein stoße, das mich an sich gar nicht interessiert. Vielmehr: Die Sollenstendenz ist da, und kein Verhältnis einer in einer Anzeige begründeten Tendenz, sondern zugrunde liegt ein „assoziatives“ Daran-Erinnern von solchem Gehalt, dass je de sa chliche Be zie hung zu de m Erinne rnde n und da durch Erinne rt e n a uße r A kt ion ble ibt und ein zumutendes Sollen an dem Erinnernden haftet, es als bloßes Mittel zu vollziehen, um zum Erinnerten als „damit Gemeinten“, als
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dem Angezeigten, worauf es „abgesehen“ ist, zu kommen und es dem Sinn der Zumutung gemäß als gleichstimmige Meinung zu vollziehen.
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§ 3. Das Zeichen als funktionaler Charakter. Auf die Wirklichkeit kommt es für die Zeichenkonstitution nicht an Ma le, Erinne rung sma le , Sig na le . Auch gesprochene Worte. Hier ist das Zeichen etwas, das uns im Dasein entgegenkommen soll, als Daseiendes unsere Aufmerksamkeit erregen soll, als Mittel der Bezeichnung. Aber im st ille n wört liche n De nke n (im aussagenden Denken) sind die Zeichen bloß phantasiemäßig, ohne Se insse t zung bewusst; sie sind darum doch erzeugte Zeichen. Doch da müssen wir scheiden: Erzeugt sind die Phantasie-Wortlaute und gesetzt sind wiederum (als Voraussetzung der Erzeugtheit) die Phantasie-Wortlaute. Es erscheinen Wortlaute wie andere Laute, sie erscheinen im einsamen Sprechen als von mir gesprochene. (Da werde ich plötzlich zweifelhaft!) Haben sie nicht räumlich erscheinendes Sein? Bei Schriftzeichen ist da jedenfalls keine Frage. Ebenso, wenn ich mir mathematische Zeichen als Schriftzeichen in der Phantasie vorstelle und in der Phantasie schreibend (kürzend etc.) nachdenke und mich mathematisierend betätige. Das alles steht und wird geschrieben auf ein phantasiertes Papier, mit einer phantasierten Hand und Feder, wenn auch Letzteres recht oder ganz dunkel bleiben mag. Aber dieses Papier usw. ist nichts Wirkliches und folglich nichts Erzeugtes. Aber die Phantasie davon ist erzeugt, und die Phantasie davon ist also im Voraus intendiert und kommt dann zur Wirklichkeit. Der Erzeugende bin ich ja, der ich nicht mich hineinphantasiere und quasi erzeuge, sondern ich, das wirkliche Ich, mit seiner wirklichen (nicht neutral modifizierten) Intention bin in der erzeugenden Intention und erzeuge also Wirkliches. Die Aussage ist etwas Wirkliches mitsamt ihrem sprachlichen Leib, obschon der sinnliche Laut ein Phantasielaut, das sinnliche Schriftzeichen ein Phantasie-Schriftzeichen ist und keineswegs als erinnerungsmäßiges gesetzt ist. Ist das Wortzeichen ein aktuell Gesehenes, Gehörtes, so spielt sein Dasein als dinglich-reale Wirklichkeit
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in der Bezeichnung auch keine Rolle. An der Wirklichkeit hängt im kommunikativen Verkehr die Aktualität der sich adressierenden Rede, die Aktualität der einverstehenden Setzung u. dgl. Aber das B e z e ichne n, da s Mit - e t w a s- Me ine n hä ng t nic ht we se nt lich a n de r Wirklichke it: Es hängt nicht an der Wirklichkeit als solcher das Zeichensein wie eine kausale Beschaffenheit (reale Eigenschaft), die nichts ist, wenn es mit der Wirklichkeit nichts ist. Wo Wirkliches vorliegt, wo ich an Wirkliches die bezeichnende Funktion knüpfe, Wirkliches als Zeichen verwende und äußere, um dadurch mitzuteilen, da kann ich natürlich nicht die Wirklichkeit abtun. Aber auch da konstituiert sich das Zeichen nicht als Beschaffenheit des Wirklichen, sondern als funktionaler Charakter, und er konstituiert sich aufgrund der Erscheinung von Wirklichem, aufgrund der Wahrnehmung und durch darin fundierte Akte; in Wahrnehmungen gründenden Sollenstendenzen, gesättigt (entspannt) in thematisch vollzogenem Bedeutungsbewusstsein. Das sind neuartige Akte, die mit der Konstitution von Erfahrungsgegenständen gar nichts zu tun haben. Nun, so gut Wahrnehmungen als Grundlagen fungieren können, so gut auch parallele Phantasien. Und zwar müssen wir scharf unterscheiden 1) die Akte, in denen sich Zeichen „gleichsam“ konstituieren, also jenes zusammenhängende Erleben, in welches ich mich etwa hineinphantasiere, dass ich etwas aussage oder zu anderen spreche, und 2) die Akte, in denen ich auf dem Grund von sinnlichen Phantasien aktuell Bezeichnung konstituiere, wie wenn ich „innerlich“ spreche. In diesem Fall erhält das phantasiemäßig Erscheinende und ohne aktuellen Seinscharakter Bewusste den aktuellen Charakter des Zeichens-für; es ist bewusst als das, was mich auf das Bedeutete verweist usw. Es ist übrigens nicht so, wie wenn ich von einem Theatergespenst sage, es zeige auf mich hin, es zeige ins Publikum. Denn dieser Akt des Hinzeigens, Drohens etc., der dem Gespenst zugeschrieben wird, ist ein Scheinakt, und das Ganze ist Fiktion, soweit es über die Wahrnehmungswirklichkeit hinausgeht. Beim inneren Aussagen haben wir es aber mit keinen Fiktionen zu tun, genauer mit keinen Scheinsetzungen. Hier kann man als Parallele hinweisen auf Erzeugnisse wie „Bilder“. Es sind erzeugte Fikta. Fiktionen im gewöhnlichen Sinn sind als Falschheiten bewusst, als Nichtseiendes. Was ich willkürlich erzeuge, hat ein gewisses Sein, und jedes „Bild“ und jedes Phantasierte ist als
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solches, als Korrelat eines Phantasierens, seiend und kann eventuell in freier Willkür erzeugt sein. So auch die „Wortbilder“, die WortPhantasmen im inneren Sprechen, und diese dienen dann eben, als solche Korrelate, zu bezeichnenden Phantasieaktionen. Wenn ich für mich aber schreibend nachdenke, verhält es sich mit den geschriebenen Worten auch so; sie kommen für mich nicht in Betracht als Existenzen, und die Bezeichnung tut ihrer Realität und Wirklichkeit nichts an und ist nicht in ihrer realen Wirklichkeit begründet; sondern sie kommen für mich nur in Betracht als so und so identisch erscheinende. Würde ich mir alles halluzinieren, so wäre das Schreiben doch weiter Schreiben: nur dass es nichts helfen könnte zur Mitteilung und zur dauernden Fixierung für mich, sozusagen zur Mitteilung an mich als späteres, reales Ich. Das betrifft die Wirklichkeit, und es betrifft die Realität. Schriftzeichen und akustische Zeichen sind Realitäten, die ihre physikalischen Beschaffenheiten haben. Darauf kommt es nicht an. Hätte ich bloße Phantome, so könnten sie wieder außerhalb der realen Kommunikation dasselbe leisten. Hätte ich die Fähigkeit, in anderen Halluzinationen zu wecken, denen keine physikalische Realität entspricht, so könnte ich mich mit ihnen verständigen so wie mit physikalischen Zeichen. Darum ist die Bezeichnung Leib (Sprachleib) und Seele (beseelende Bedeutung) nur eine gewisse, nicht geklärte Analogie, aber nicht im eigentlichen Sinn zu nehmen. Leib und Seele bilden Einheit einer Realität, und beide müssen real sein.
Beilage VII: Anzeichen als Anzeige und echte Zeichen. Das Sollen bei echten Zeichen. Künstliche Anzeigen1
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Scheidungen: 1) Ich erzeuge ein ZA als Anzeichen zu dem Zweck, dass ich oder dass 30 jedermann daran ersehen kann, dass B ist. Das ist kein Zeichen. 2) Wenn ich das Anzeichnende, das Merkzeichen sehe, mag ich wissen, dass es dazu da ist, in dieser Absicht aufgestellt worden ist. Das ist kein kommunikatives Verstehen und kein Verstehen eines eigentlichen Zeichens.
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3) Ein Zeichen liegt auch nicht vor, wenn ein Objekt A mich an ein Objekt B erinnert oder wenn ein A in mir die Vorstellung, dass B ist, durch Daran-Erinnern „assoziativ erweckt“. 4) Auch nicht dann, wenn ein gewohnheitsmäßiges Verhältnis hier vor5 liegt. Und wieder nicht, wenn gewohnheitsmäßig A als das Uninteressantere zurücktritt und B als das Interessante mich anzieht, also in gewissem Sinn eine gewohnheitsmäßige Tendenz des Übergangs erwächst. 5) Notwendig ist zwar das äußerliche „Bloß-Daran-Erinnern“, wobei kein sachliches Anzeichenverhältnis statthat, und wieder die Tendenz des 10 gewohnheitsmäßigen Übergangs. Aber notwendig ist auch, dass Z dazu da und nur dazu da ist, auf B hinzuweisen (Hinweis das Gemeinsame mit dem Anzeichen-Verhältnis), oder dass Z ein bloßes „Mittel“ ist. Aber wieder nicht Mittel im Sinne einer Zwecksetzung (mag sie auch ursprünglich vorangegangen sein), sondern Mittel im Sinne einer von Z ausgehenden Forderung des 15 Übergangs und zugleich einer auf Z zugehenden Aufforderung, es zu erfassen und nur als Brücke zu verwenden. * Sturmsignale und sonstige mitteilende Signale: Zeichen, denen ein Sollen anhaftet. Das Signal wird gehisst, die Signalkörbe werden aufgezogen: Die Militärbehörde will die Schifffahrer etc. etwas wissen lassen. Sie 20 sollen wissen, und sie verstehen in diesem Sinn. Aber dieses Sollen hat jede mitteilende Rede, jedes öffentliche Schriftstück z. B., aber auch jede Rede, in der ich mich an andere mit der Absicht einer Mitteilung wende. Alle echten Zeichen h ab en den Ursprung au s solchem zumutenden, von Subjekten ausgehenden Sollen. Und nachdem die Zumutung 25 (selbst wo sie mitgedacht ist) außer Aktion getreten, bleibt das reine Sollen des Zeichens. Dieses Sollen fehlt natürlich (bzw. jedes Wollen) bei Anzeichen, etwa Vorzeichen, wie z. B. das Aufflammen des Kronleuchters Vorzeichen für den Beginn der Aufführung ist. Eine Tendenz ist bloß da, eine Erwar30 tungs tendenz, der ich folge. (Ich bin ohnehin „in Erwartung“, aber zuständlich. Das Anzeichen macht wieder lebendig-aktuelle Erwartung daraus.) * Wegweiser: zeigt unmittelbar die Wegrichtung an. Ich muss mich erst besinnen und komme darauf, dass er aufgestellt ist zu dem Zweck, dem 35 Wanderer Mitteilung davon zu machen, dass der Weg zur Stadt da gehe.
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Windfahne: aufgestellt zu dem Zweck, dass man daran die Windrichtung „ersehen“ kann. Also das sind zur Anzeige bestimmte Zeichen – Signale. Was liegt vor bei der Anzeige: Ein Gegenstand A wird im Dasein erfasst, und nun wird der geistige Blick fortgerissen, fortgelenkt zu dem damit „durch Motivation“ verbundenen „Es ist B!“, „Es wird B kommen!“. Lichtschein am Himmel – es brennt irgendwo! Dunkle Wolken, schwüle Luft – ein Gewitter im Anzug. Und in dieser Einheit des Übergangs ist A charakterisiert als anzeigend (als Anzeichen, Vorzeichen), B als angezeigt. Nun kann ich künstlich eine Anzeige herstellen. Zum Beispiel, eine bewegliche Fahne folgt dem Wind und zeigt die Windrichtung an. Ich mache eine Wetterfahne, um für mich oder andere diese nützliche Anzeige jederzeit bereit zu haben. Eine Wetterfahne ist kein Mitteilungszeichen. Es ist bloß eine zweckvoll hergestellte Anzeige, und eventuell fasse ich es als Zweckding und als zu diesem Zweck hergestellt auch auf. Anders bei den Lotsenzeichen, Sturmsignalen, bei allen echten Signalen. An sich zeigen sie nichts an, sie stehen als das, was sie sind, und an und für sich betrachtet, danach, dass sie sind, nicht in einem Verhältnis der Seinsmotivation zu dem, was sie bezeichnen. Es ist n ich t erst ein An zeigeverh äl tn is da und dann eine Zweck setzung, die das Anzeigebewusstsein erleichtern will. Es können innerhalb Klassen von anzeigenden Gegenständen nicht nur Zweckgegenstände konstruiert werden, um Anzeige jederzeit oder in passenden Lagen zu erwecken; es können auch schon konstituierte Anzeigen dazu dienen, wirkliche Zeichen zu konstituieren. Ich mache willkürlich eine Miene, um dem Anderen eine Mitteilung zu machen, eine Handbewegung, mit der ich ihm verständlich etwas ausdrücke. Mit dem Mienenspiel ist etwas gemeint, und es wird in dieser Meinung aufgefasst. 1) Ich mache eine Geste, um den anderen daran etwas merken zu lassen. Zum Beispiel, mein Diener hat etwas angestellt, ich will ihn es fühlen lassen. Ich mache absichtlich eine böse Miene, in der Erwartung natürlich, dass er es merkt, dass er an ihr meine Gesinnung merkt. Ich erzeuge also eine Anzeige. Aber das ist kein Zeichen. Das ist nicht das echte „Mit-dem-Zeichen-istetwas-Gemeint“. 2) Es kann sein, dass der Diener meine Absicht merkt, also (an anderen Anzeichen) er merkt, dass ich die böse Miene „aufgesetzt“ habe, zu dem angegebenen Zweck. Er weiß also, dass ich es mit der bösen Miene auf das und das abgesehen habe und sie zu dem Zweck erzeugte. Aber wieder haben wir nicht einen Fall der Bezeichnung; die böse Miene bezeichnet nichts, sie drückt nicht im signifikativen Sinn aus. *
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Sachliche Motivation. Wildspuren sind da. Sie „erinnern“ in motivierter Setzung (Erinnerungsergänzung) an einen intuitiven Zusammenhang, in dem als zugehörig Wild als Dasein auftritt. Das interessiert mich speziell, und so geht ein Vorstellungsgang von den Spuren zu „Wild ist da“, darin endend mit 5 Interesse. Ist das öfter geschehen, so erwächst eine gewohnheitsmäßige Tendenz. Ich brauche nicht den ganzen Zusammenhang mir anschaulich zu machen. Eine Tendenz führt von „A ist“ auf „B ist“, darin terminierend, ein Interessenziel erreichend. Schließlich kann das ganze begründende Motivationsbewusstsein außer Aktion bleiben (oder in völliger Dunkelheit). Eine 10 d irek te Ten denz bleibt übrig. Das Dasein von Spuren „weist hin“ auf Wild. Das Sachliche spielt aber insofern seine Rolle, als eben das A-Sein mit seinem bestimmten Inhalt direkt auf das B-Sein, das B-Werden, hinweist, vorweist, dass wir hier sogleich umwandeln können in: „A ist da, also muss B kommen, muss B auch sein“ etc. 15 Künstliche Anzeigen: zweckvoll hergestellte. Gegenstände gewisser Beschaffenheit, in gewissen natürlichen Umständen auftretend, zeigen durch Gestaltänderungen u. dgl. irgendetwas an. Erzeugung sogearteter Gegenstände mit dem Zweck, diese anzeigende Funktion zu üben. Beispiel: Wetterfahne.
Beilage VIII: Mimische Zeichen1
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1) Ich verstehe die leiblichen „Äußerungen“ meiner Nebenmenschen, ich verstehe ihnen entsprechendes seelisches Sein. Ich sehe ihnen das Vergnügen, den Zorn, die Trauer, die Müdigkeit etc. an.2 Ich sehe ihnen an, dass sie essen, 25 dass sie gehen, dass sie schnitzen und sonst wie handeln (psychophysische Betätigungen). 2) Ich habe mein eigenes leibliches Sich-Äußern, Tun, meine Gesten etc. und erzeuge solche Gesten absichtlich, um in dem anderen die Anschauung des Einverstehens zu erwecken, etwa ihn zum Glauben zu bestimmen, dass 30 ich ihm freundlich gesinnt bin, dass ich mich fürchte. Ich erreiche meine Absicht: Er fasst mich entsprechend auf, und in gewisser Weise teile ich ihm so mancherlei mit, aber immer durch das Medium der Mitteilung dessen, was ich erlebe. Eventuell auch äußere Tatsachen indirekt; ich ahme (abbildend) das Äußere nach durch Handbewegungen, durch nachahmende lautliche
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Äußerungen etc. So kann ich auch eine Zeichnung als Bild entwerfen. Und Nachahmungen als solche verstehe ich bei anderen und erzeuge sie eventuell absichtlich, um vom anderen als nachahmend verstanden zu werden und mittelbar: um verstanden zu werden als jemand, der etwas sieht oder leibhaft erinnert und das Gesehene oder Vorgestellte (unwillkürlich) nachahmt. Ich ahme aber eigentlich nicht einfach nach, sondern ich erzeuge das Bild einer unwillkürlichen Nachahmung. 3) Diese „Mitteilung“ ist noch nicht die volle sprachliche und bezeichnende Mitteilung. Ein Schritt weiter ist der: Ich verstehe nun den anderen als jemanden, der mir Mitteilung macht, der also absichtlich Äußerungen etc. erzeugt.1 4) Wieder ein weiterer Schritt: Auch er versteht mich als seine absichtliche Äußerung (an mich) Verstehenden. Er äußert Hunger, den Wunsch sich zu sättigen. Ich erfülle und verstehe seinen Wunsch. Er äußert wiederum und absichtlich, noch zu essen, ich erfülle den Wunsch etc.; er wendet sich an mich in der Erwartung des Verstandenseins und sieht mir dann das Verstandensein an, und ich meinerseits verstehe, dass er das erwartet, dass er mir das ansehen muss etc. Also volles Wechselverständnis. Wir haben damit die mimische Mitteilung mit mimischen Zeichen behandelt. Erzeugt sind Bilder; entweder Bilder von Gesten innerer Erlebnisse wie Zorn etc. und damit angezeigt und mitgeteilt wirklicher Zorn etc. als vom Mitteilenden erlebter, oder es sind erzeugt Bilder äußerer Vorgänge, und zwar Nachahmungen derselben durch Leibesbetätigungen, aber primäre Nachahmungen von unwillkürlichen Nachahmungen derselben Vorgänge, die dahin verstanden werden können, dass der Mitteilende sich „so stellt“, als ob er unwillkürlich die Erinnerung oder Wahrnehmung dieser Vorgänge begleitet mit Nachahmungen, zu dem Zweck, um diese Erinnerung selbst kund zu tun und dadurch das Gewesen-Sein mitzuteilen. Die Nachahmungen der mitzuteilenden inneren oder äußeren Vorgänge (die letzteren haben also eine Mittelbarkeit in der Mitteilung) haben unter diesen Umständen, wenn sie gewohnheitsmäßig verstanden werden, den Charakter von mimischen Zeichen: Eine Tendenz geht von dem Bild auf die gemeinte Sache als gemeinte, also das Bild des zornigen Aussehens dient nicht nur als das, als ob in ihm einfach ein solches Aussehen vorstellig werden sollte, sondern es weist auf den durch den bildlich vorstelligen Zorn bezeichneten wirklichen Zorn hin, und darin liegt das nun „durch“ die ganze Bildlichkeit
1 Habe ich mit all dem Zeichen und echte Zeichenapperzeption? Wenn das alles Schritt für Schritt statthat, so fehlt doch die apperzeptive Einheit von Zeichen und Bezeichnetem. Es muss erst zusammenwachsen.
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Gemeinte. Sie ist Zeichen, und zuletzt ist eine Andeutung einer Zorngeste, ohne dass ein besonderes Bildlichkeitsbewusstsein zur Entwicklung käme, Zeichen für den „damit gemeinten“ Zorn, das Thema der Mitteilung. Das Mimetische verbleibt dem Zeichen, obschon es rudimentär werden kann. Wir leben in keinem Fall im Bildbewusstsein, sondern wir gehen aus dem Bild hinaus und haben ein außerhalb dessen mit dem Bild Gemeintes. So auch bei hieroglyphischen Zeichen. Es ist etwas von Bildlichkeit noch da und verständnismäßig da, aber das Bild in sich bildet ab, es kann aber auch außer sich etwas bezeichnen, zum Zeichen dienen, und das geschieht beim hieroglyphischen Zeichen. Was das Eigentümliche des Zeichens ausmacht, ist (im mitteilenden Verhältnis) ein Erzeugnis, das nicht für sich gilt, sondern mit dem etwas gemeint ist, mit dem etwas bezeichnet ist, und das verstanden werden kann als etwas meinend, es bezeichnend. Ein Bild wird zum Zeichen, wenn es auf das in ihm Abgebildete zugleich hinweist als Zeichen, und das tut es als Reklamebild, als Hieroglyphe etc. Kann nicht ein Bild auch Zeichen sein in der Art einer Hinweisung – das im Bild Angeschaute zugleich Bezeichnetes – ohne Hinausweisung? Ich singe eine Melodie und bezeichne damit die Melodie. Aber lebe ich im Bildbewusstsein, so habe ich keine Bezeichnung, ein Mit-etwas-bezeichnend-Meinenund-nicht-in-etwas-Ähnlichem-Ähnliches-anschauend-Vergegenwärtigen. Unähnlichkeitszeichen, nichthieroglyphische, keine Abbildung erweckende etc.: bloße Symbole (nicht im alten Sinn), nota. Diese entstehen entweder so, dass Ähnlichkeitszeichen entarten (die Ähnlichkeit wird immer geringer und ist schließlich so gering, dass sie als solche nicht mehr fühlbar ist) oder dass äußerliche Anzeichen willkürlich als Zeichen der Erinnerung gestiftet werden und nun daraus eine echte Zeichenapperzeption entspringt. Zeichen entspringen entweder aus der Mimik und dem Bedürfnis, andere an etwas zu „erinnern“, mitzuteilen, in ihnen Glauben zu erwecken etc. oder uns selbst an etwas zu erinnern. Und das Sollen? Das Sollen der mitteilenden oder erinnernden Absicht ist ein Hilfsmittel für die Bildung der Zeichenapperzeption, aber zu dieser selbst gehört kein Sollen, sondern eine apperzeptive Tendenz.
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ausdruck und zeichen Beilage IX: Der Ton als Anzeige für die Satzart. Die Einheit von Ton und Wortsubstrat1
Abbildende Zeichen, malende Zeichen, mimische (mimetische) Zeichen. 5 Notierende Noten, signierende, nichtabbildende, symbolisierende. Abbil-
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dende Mitteilung, mimetische Mitteilung. Symbolische Mitteilung. Erzeugen von Gesichtsausdrücken etc., von mimischen Anzeichen. Diese sind nicht „Symbole“, nicht sachfremde, denn sie gehören zur Einheit eines gegenständlichen Vorgangs: innere Seelenerlebnisse sich auslebend in Vorgängen der anderen sinnlichen Sphäre und diese wieder einig mit Leibesbetätigungen, äußerlich sinnlich sichtbar. Der befehlende und bittende etc. Ton als Anzeigerausdruck einer Bitte, eines Befehls, einer Frage, eventuell aber auch beides. Ein besonderer sprachlicher Ausdruck in den Wortzeichen (den spezifischen Wortzeichen) und doch der Ton, der bei der Frage nie fehlt, wenn sie nicht die Ausdrucksform „Ich frage“ hat. Der Ton sagt, ich (das redende Ich) frage, wünsche, befehle, oder mindestens, er drückt die Form Frage etc. aus, und dass ich es frage, ergibt sich von selbst aus dem Einverstehen. Aber das heißt doch wieder, das Ich gehört zu jeder Aussprache, die immer ihren „Ton“ hat. Im schriftlichen Ausdruck wird entsprechend vollständiger in Worten ausgedrückt, eventuell Schriftzeichen der Frage etc. (?,!) beigefügt, und der Ton wird erzeugt. Der Ton ist Bestandstück des Wortes, genauer nicht des einzelnen Wortes (es sei denn, dass es als geschlossener Satz fungiert, wenn auch als unvollständig ausgedrückter), sondern des Satzes, des Aussagesatzes, des Fragesatzes, des Wunschsatzes etc. Der Ton drückt nicht den „Glauben“ aus, der überall in gewisser Weise mit dabei ist, sondern die „Art des Satzes“. Die Frage, was unterscheidet die Satzarten (prädikatives Urteil, Ablehnung, Bejahung, Vermutung, Frage etc.). „In irgendeinem Ton“ muss gesprochen werden, die Worte sind ja Laute. Aber wenn wir von Ton sprechen, meinen wir spezifische tonale Charaktere, die in ihrer Eigenart erfasst werden und das Verstehen leiten. Da wird man sagen können, dass so, wie die Satzmodalitäten Modalitäten des Ursatzes sind, so sind die Satztöne aufgefasst durch Abweichung von einem normalen Satzton? Das wäre zu überlegen. Es gibt doch keine „Normalität“; die erzählenden Aussagen u. dgl. sind doch in der aktuellen Rede nicht das „Normale“, sondern: In eins werden Form und Inhalt, Ton und Wortsubstrat erfasst, so wie in eins ein Gegenstand und der Modus seiner Bewegung erfasst werden.
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Es ist eine Einheit der sprachlichen Apperzeption, wie wir eine Einheit der dinglichen haben, ohne begriffliches Erkennen. Ist es mit den Gemütsfärbungen anders? Ich spreche in verächtlichem Ton, in lebendigem Ton, in eisigem Ton etc. Und die Wahl der Worte selbst: 5 Färbungen wie Lump, Lügner etc. Ich drücke nicht nur das UnwahrheitSprechen aus, sondern es steht auch als Gemeines, Verächtliches vor mir, und als das drücke ich es aus, die Einheit des Wortes enthält zwei Schichten, die einheitlich zum Ausdruck kommen. Der Begriff des Lügners enthält beides, ohne Attribution. So wie im Inhalt eines mit dem Wort Bezeichneten 10 (Genannten) öfters vielerlei enthalten ist, das erst in der Explikation seine prädikative Fassung erhält.
Beilage X: Die Entstehung des Ausdrucks aus der Erzeugung von Lauten, die mit einer sich an den Hörenden richtenden Zumutung verbunden sind1
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Fragen wir einmal, wie „entsteht“ der Ausdruck, und heben wir unter dem Bild des Entstehens das phänomenologisch Wesentliche heraus. Bei gewissen Lauten komme ich dazu, sie als „Anzeichen“ für Gemüts20 phänomene, für Vorstellungen, Wahrnehmungen etc. des die Laute Ausstoßenden aufzufassen. „Anzeichen“ besagt da bloß, sie aufgrund der Tatsache des Lautes dem anderen einzulegen, oder gewisse Laute „fasse“ ich als solche auf, die in eins mit gewissen Erlebnissen des anderen auftreten, als solche, in denen sich die Erlebnisse „entladen“. Ich selbst als die betreffenden Gemüts25 erlebnisse erleidend, stoße solche Laute aus. Das sagt mir die Erinnerung. „Assoziativ verflochten“ finde ich die betreffenden Erlebnisse und die Laute ebenso, wie ich verbunden finde Hass gegen den anderen und die „feindliche“ Bewegung der Hand etc.2 Ich finde nicht bloß ein Aneinander-Erinnern vor, sondern eine Einheit 30 eines Gesamtphänomens. Der Zorn entlädt sich so und so. Aus dem Zorn „fließt“ diese Äußerung; sie liegt nicht daneben bloß assoziiert, sondern sie „geht hervor“. Zornig sein ist nicht bloß ein innerer Zustand, sondern aus ihm entquillt die Tendenz zu schreien. Ich kann das zurückhalten, aber dann ist es gegen die Tendenz. Sehe ich den anderen, so „sehe ich ihm“, wenn er so
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schreit, „an“, dass er zornig ist. Dieses Schreien ergänzt sich nicht nur assoziativ zu dem Gesamtvorstellen des ganzen Vorgangs, d. i. des Zornes, der sich in dem Schreien entlädt, aus ihm hervorgeht, sondern zudem: Das Schreien wird „wahrnehmungsmäßig“ aufgefasst als Stück dieses Gesamtvorgangs von dem nur der eine Teil sozusagen verdeckt ist. Wahrnehmungsmäßig aufgefasst, das heißt, das eigentlich Wahrgenommene ist aufgefasst als Stück eines Ganzen, das mit der Seinssetzung des Teiles selbst mit zur Seinssetzung kommt. Und das besagt eigentlich das Wort „ apperzipiert “. Es hat sich eine Einheit der Gegenständlichkeit konstituiert, ein Vorgang nämlich als Hervorgang. Das Schreien ist nicht ein zweiter Vorgang, ein bloß objektiver, sondern ein „psychophysischer“, ein physisches Geschehen, das charakterisiert ist als ein „Ich schreie“, als ein Tun, und zwar als ein aus dem Zorn hervorgehendes Tun, als ein damit aus dem Ich Hervorgehen. Ich bin zornig, und in eins damit, „infolge“ davon schreie ich, als Ausfluss des „Ich bin zornig“. Demgemäß fasse ich also auf, nehme ich „wahr“ mit dem Schreien des anderen seinen Zorn und so in jedem Fall. Zum Beispiel auch: Ich ahme Laute äußerer Vorgänge nach, wenn ich lebhaft an sie denke, und auch hier ist das Nachahmen ein aus dem lebhaften Vorstellen hervorgehendes Tun, und so fasse ich den anderen unter Umständen, die die normale Auffassung ausschließen, wenn er solche Laute äußert, als nachahmend und vorstellend auf.1 Und wieder, wenn ich den anderen als zornig mir wiedervergegenwärtige, geht leicht eine Nachahmung des Zornlautes hervor, die doch nicht aus der Situation heraus wirklicher Zorn, wirkliche Abwehr ist. So kann ich den anderen innerhalb einer Situation, die wirklichen Zorn ausschließt, als Zorn nachahmend und vorstellend erfassen. Im Verkehr merke ich, dass, wenn ich so tue, der andere mich als so tuend „versteht“, und ich kann nun willkürlich den Laut mit der Absicht erzeugen, dass der andere mich so versteht; und schließlich versteht der andere auch meine Absicht, da er selbst eine ähnliche Absicht in gleichen Fällen übt, und so fasst er den Laut als eine Aufforderung auf, als behaftet mit einem Sollen, „mit“ dem Laut nicht nur an die Sache zu denken, sondern den Laut auch als von mir willkürlich mit der Zumutung verknüpften aufzufassen, dass er damit an seine „Bedeutung“ denken soll und dass ich selbst mit demselben meinen Gedanken „verknüpfe“, den ich ihm mitteilen wollte. So ist das Zeichen
1 Konkreter: Die lebhaften Vorstellungen „brechen“ in wirkliche Lautäußerungen und Bewegungen aus, die apperzipiert werden in Einheit mit den betreffenden Akten, und da diese phantasiert sind, nehmen sie den Charakter der verbildlichenden Nachahmungen an.
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für den Hörenden behaftet mit dem Soll der Zumutung, bezogen auf die „Bedeutung“, und das Soll richtet sich an den Hörenden, und das „Sichder-Bedeutung-Zuwenden-Sollen“ als Zumutung des Sprechenden ist ein Bestandstück des geschilderten ganzen Zusammenhangs, der apperzeptiv 5 aufgefasst ist, als Einheit einer psychophysischen Tatsache für den Hörenden gegeben ist („wahrnehmungsmäßig“).
Beilage XI: Das Verhältnis von Wort und Sache bei aktiver Signifikation und beim Verstehen1 10
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Zeichen, die „gegeben“ werden (Zeichengebung): eine Mitteilung machen. Zeichen, die „verstanden“ werden: eine Mitteilung aufnehmen, verstehen. Nichtmitteilende Zeichen: innerlich, im außerkommunikativen Denken „gebrauchte“ Zeichen. Es bleibt wesentliche Gemeinsamkeit mit dem Fall des Sich-Mitteilens, des Zeichen-Gebens. Im Übrigen spielt Reproduktion des Wortlauts und Perzeption des Wortlauts die gleiche Rolle. Die Art der Einheit des Wortlautbewusstseins und des Bedeutungsbewusstseins ist wesentlich dieselbe. a) Aktive Signifikation α) Ein Bewusstsein, das geeignet ist als Bedeutungsbewusstsein, liegt schon vor; ich urteile etwa, ich vollziehe aufgrund einer Anschauung Erkenntnisakte, und dann erst suche und finde ich die Worte, die die etwa das Anschauliche beschreibende Aussage ergeben. Aber muss ich dann nicht wiederholen? Und dann hätte ich Koexistenz. Suche ich ein Wort, so bin ich darauf gerichtet; finde ich es, so legt es sich gleich darauf, und ich gehe in die normale Einstellung ein, bei der in der Koexistenz von Wort und Bedeutung die Letztere „vollzogen“ wird. β) Ich sehe hin, vollziehe die Erkennungen, die Urteile, aber sie sind von vornherein Aussagen. Es ist kein merklicher Abstan d zwischen „ Wo rt “ u n d „ S ach e “. Und doch hat das Urteilsbewusstsein, haben die einzelnen Erkenntnisschritte eine offenbare Priorität, die erscheinenden Wortlaute haben den Charakter des Sekundären und Hinzugekommenen. Es findet hier kein Durchgang von Wort zu Sache statt. Ist das zu viel gesagt, so ist jedenfalls das sicher, dass wir eben aussagende Worte haben und Aussagen, in denen in ein em S ch lag Wort un d 1
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Bedeuten eins sind, ohne Abstand, sodass von einem Übergehen keine Rede ist, also auch nicht von einer frei sich entspannenden Tendenz. b) „Passives“ Verhalten, das Verstehen. Priorität des Wortlautbewusstseins. α) Ich höre erst die Worte und verstehe sie nicht gleich oder nicht gleich vollkommen. Dann tritt das Bedeuten hinzu. Ich verstehe zunächst vielleicht, dass das ein Satz ist, und dann kommt das eigentliche und bestimmte Verständnis. β) Ich höre oder lese und verstehe sofort. Dann habe ich nicht ein auseinandergezogenes Nacheinander; ich habe für Wort und Bedeutung Glied für Glied ein Zugleich, und selbst wenn das Verständnis sich näher bestimmt und ergänzt, so sind die gesehenen Worte noch im Gesichtsfeld und noch festgehalten und abgegrenzt, so dass ich noch von einer Koexistenz sprechen kann. Es ist hier aber doch zu erkennen, dass immerfort der Blick auf das „Wort“ das Erste ist, und dass, wenn auch gleich die Bedeutung mit dabei ist, ganz oder stückweise, ein Übergang in die Einstellung der eigentlichen Signifikation erfolgt. Durchgang durch das Wort ins Wortmeinen hinein. Durchgang vom visuellen Wortlaut in das Akustische, wo gleich die Bedeutung mit dabei ist.1 Noch ad α): Beim Lesen hafte ich, solange ich nicht verstehe, am visuellen Wortbild oder vielmehr am akustischen Wortbild, das im Allgemeinen primär Bedeutungsträger ist. Eventuell wiederhole ich lesend das Wort, den Satz. Das Resultat ist eine Einheit des Bewusstseins, in der das Wortlautbewusstsein mit dem Bedeutungsbewusstsein eine koexistierende Einheit ist (wobei Koexistenz nicht durchaus soviel besagen muss wie völlige zeitliche Koexistenz). Wort als Zeichen und Bezeichnetes ist in eins da, eins in Hinweisungsbeziehung auf das andere. Beim Hören halte ich den Wortlaut fest, er bleibt im Griff, obschon ich das Wort nicht „meinen“ will. Eventuell wiederhole ich innerlich den Wortlaut.
1 Mittelbare Zeichen. Das stenographische Zeichen meint den akustischen Wortlaut, und zwar hat das stenographische Zeichen seiner Erzeugungsweise entsprechend eine Weise des Durchlaufens und in ihr wieder eine Anordnung in seiner Gliederung und Formung, und dieser entsprechen die phonetischen Bestandstücke des Wortlauts und seiner Silben in der bestimmten Ordnung des sukzessiv sich abwickelnden akustischen Phänomens. Durch den Wortlaut hindurch geht dann das Meinen weiter, und das Meinen des Wortlauts ist nur „Mittel“ zum Zielmeinen, dem Meinen, das die letzte und wirkliche Bedeutung des Zeichens ausmacht (konstituiert).
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Beilage XII: Wieweit reicht die Analogie zwischen der Übernahme einer Mitteilung und der Erinnerung? Kann bei einer Erinnerung von der Zustimmung zu einem zugemuteten Glauben gesprochen werden?1, 2
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Das Urteil bzw. das Urteilsglied hat hier eine wesentlich andere Gestalt als wenn ich sprechend das Urteil ursprünglicher vollziehe, etwa aussagend, was ich in der Wahrnehmung vor mir sehe: also ohne Zustimmung. Wie steht es nun im Vergleich mit der schlichten Erinnerungsvergegenwärtigung, und 10 zwar von Vergangenem? Wir haben da Erinnerung „ohne Mitglauben“. (So könnte man es zu fassen versuchen!) Ein vergangener äußerer Vorgang: Ich glaube jetzt nicht mehr, dass er war; ich war einer Halluzination erlegen. Andererseits „Mitglaube“: „Ich mache den früheren Glauben mit“.3 Wo kein Gegenmotiv, da auch Mitglaube. Normalerweise also, und das ist der 15 schlichteste Fall, erneuert sich die frühere Wahrnehmung in Form einer normalen Erinnerung, in der ein aktueller Glaube das Vergangene setzt. Nun hätten wir hier eine Zweischichtigkeit. Gehen wir nun wieder zu dem Fall des Verstehens einer Mitteilung über. Ist hier die Struktur der Zustimmung dieselbe? So habe ich es in meiner 20 Ausarbeitung darzustellen gesucht. Indessen ist so viel klar, dass wir bei der Mitteilung das Mit-den-Worten-Meinen haben und beim Lesen das den Worten Anhängende, die Zumutung, die Mitteilung zu übernehmen und somit den Glauben, der zum Mitteilungsgehalt gehört, aktuell zu vollziehen. Wir haben also 1) einen zugemuteten Glauben, der im Verstehen eben als 1
Wohl März/April 1914. – Anm. des Hrsg. Die folgenden Blätter sind veranlasst durch die Blätter meines Versuchs einer neuen Ausarbeitung (aus den Osterferien), in denen ich die Zustimmung im Phänomen des Verstehens glaubte ersparen zu können durch den Gedanken, dass beim Verstehen doch ein vergegenwärtigendes Erfassen statthat und dass Vergegenwärtigung überhaupt, wo nicht Gegenmotive vorliegen, Setzung des Vergegenwärtigten sei. Aber das lässt sich nicht halten. Vollständige Analyse der verschiedenen doxischen Charaktere in den vergegenwärtigenden Akten (wobei ja auch Rücksicht zu nehmen wäre auf Vergegenwärtigung von Gegenwärtigem, V Vergegenwärtigung von Vergangenem usw.) ist eine überaus schwierige Sache, und erledigt ist sie nicht durch die folgenden Blätter. Es ist klar, dass es nicht angeht, solche Schwierigkeiten in die Fragen des sprachlichen Bewusstseins hineinzuziehen. Man braucht aber auch nicht dieser Analogie nachzugehen und, soviel ich sehe, hat das Nachdenken über das Sprachbewusstsein mich weit genug geführt, um aufgrund der vorgegebenen Blätter eine direkte Deskription zu geben, die der Analyse der zeitlichen Vergegenwärtigungen entraten kann. 3 Das alles ist eine Weise der Zurechtlegung! Und keine sehr klare. Vgl. das nächste Blatt S. 108. 2
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solcher gesetzt ist. Ein gelesener Aussagesatz, eine gelesene Behauptung ist zunächst nicht eine Behauptung, sondern eine gelesene Behauptung, und darin liegt eine Setzung, nämlich das (sei es auch in unbestimmter Beziehung auf einen Schreibenden) Behauptetsein. 2) Dazu die Zumutung mitzubehaupten, der nachgebend, wie eben einer Tendenz nachgegeben wird, ich eben selbst urteile und so wirklich die Mitteilung übernehme. Natürlich, diese Struktur fehlt bei der Erinnerung. Da ist keine Zumutung, keine zugrunde liegende Setzung, dass jemand etwas behauptet, und keine Zumutung, dass ich Mitsetzung vollziehen soll. Wie weit reicht aber die Analogie? Können wir auch bei der Erinnerung von einer solchen Zweischichtigkeit sprechen, dass erst ein Glaube zum Vollzug kommt und dann vermöge einer sich entspannenden Tendenz auf einen zweiten Glauben eben dieser zweite? Das ist die präzise Frage. Und kann wirklich bei der Erinnerung von einer Zustimmung gesprochen werden und so die Analogie hergestellt werden mit der Übernahme einer Mitteilung, worin ja wirklich eine Zustimmung vorliegt? Wenn ich in die Vergangenheit zurückgehe, so ist es ähnlich, wie wenn ich mich in der umgebenden Gegenwart umtue, in der aktuell wahrgenommenen, aber auch in der als Mitgegenwart zu ihr bewusstseinsmäßig gehörigen Umgebung. Ich lenke meine Aufmerksamkeit von diesem Tisch hier auf das übrige, nicht gesehene Zimmer. Ich gehe gleichsam durchs Zimmer, dann auf den Vorraum, die Treppe etc. Das sind auch Erinnerungsvergegenwärtigungen, obschon von jetzt Seiendem, jetzt noch dauernd, aber hinter sich einen Horizont der Gewesenheit habend. Ich kann einer Wahrnehmung den Glauben versagen, d. i. eben ihren Glauben durchstreichen oder sonst wie modalisieren. Ich kann das auch für jede Vergegenwärtigung tun, sagen wir für eine Erinnerung an ein Vorhin, und in verschiedener Hinsicht, so dass ich den Glauben durchstreiche, in dem ich das Geglaubthaben setzte, oder den, in dem ich das Vergangene selbst setzte. Aber habe ich hier fürs Erste den Glauben, dass mir z. B. der heranfahrende Wagen mit M. erschien, und von da eine Zustimmung, einen zweiten Glauben, dass wirklich der Wagen etc. heranfuhr? Natürlich nicht. Solche zwei Schichten habe ich nicht. Ich habe ein ebenso einfaches Phänomen wie bei der Wahrnehmung. Im Wesen der Erinnerung liegt aber, dass sie „Modifikation“ einer Wahrnehmung ist. Die Erinnerung ist gleichsam Wahrnehmung. Das Erinnerte ist gleichsam Wahrgenommenes. Was für Setzungen enthält die Erinnerung? Die Setzungen, die in der Modifikation liegen, die doch als Modifikation selbst wieder Setzungsqualität hat. Die Wahrnehmung ist setzbar in der „inneren Wahrnehmung“ (im inneren Bewusstsein), doxisch qualifiziert. Sie enthält die verborgene Qualität als Erlebnis. Auch die Erinnerung hat ihre latente Setzung als Erlebnis,
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aber auch eine Setzung als setzende Modifikation eines Erlebnisses: also der früheren Wahrnehmung mit ihrem Glauben. Die Wahrnehmung selbst ist Setzung, sagen wir eines äußeren Dinges. Die Erinnerung ist Modifikation davon, sie ist Modifikation einer Setzung eines Äußeren, und zwar einer Wahrnehmungssetzung. Die Erinnerung ist aber, obschon Modifikation einer Setzung, selbst Setzung. Die Modifikation ihres Korrelats besteht darin, dass aus dem Korrelat der Wahrnehmung, dem Jetzt, das „Vergangene“ wird. Die Erinnerung als aktuelle Setzung setzt ihr Korrelat, das vergangene Jetzt mit seinem Inhalt, das vergangene Äußere, das gewesene Ding. Also liegt in jeder Erinnerung einmal die latente Setzung des vergangenen Wahrnehmungserlebnisses, des vergangenen Glaubens (und Glaubensgehalts als solchen) – und diese Setzung ist durch Reflexion zu aktualisieren, sie bedarf eines eigenen nachkommenden Vollzugs der „Reflexion in der Erinnerung“ – und andererseits eine patente Setzung eines gewesenen Dinges oder Vorgangs. Bei der Wahrnehmung haben wir auch eine doppelte Setzung: die latente des inneren Bewusstseins, wonach ich soeben wahrnehme, glaube, dass das und das leibhaft dastehe, und andererseits die der Wahrnehmung selbst als Wahrnehmung des Dinges. Der Wahrnehmungsglaube selbst ist dabei nur möglich als im inneren Bewusstsein setzbarer Glaube. Bei der Erinnerung habe ich mehr: Ich habe den patenten Glauben an das Vergangene, ich habe den latenten Glauben an das Wahrgenommengewesen-Sein, und ich habe den latenten Glauben der möglichen inneren Wahrnehmung an das Jetzt der Erinnerung. Ferner haben wir das Eigene, dass der Erinnerungsglaube an das Vergangene durchstreichbar ist, während der Erinnerungsglaube an das Wahrgenommen-gewesen-Sein bestehen bleibt.1 Zu beachten ist dabei aber, dass der Aufbau des Phänomens nicht ein solcher ist, dass eine Verbindung von einem ablösbaren Erinnerungsglauben an das Vergangene und einem Glauben an das Wahrgenommen-gewesen-Sein statthätte und statthaben könnte. Vielmehr muss beides entweder da sein, oder es tritt an die Stelle des Vergangenheitsglaubens eine Hemmung, ein Zweifel etc., so wie bei der Wahrnehmung durch Gegenmotive ein Zweifel, eine Durchstreichung etc. eintritt. Also die normale Erinnerung hat neben sich Abwandlungen, die aber einen entsprechenden Wesensbau haben. Es ist also unrichtig, von einem „Mitglauben“ an Vergangenes zu sprechen in den Fällen der Erinnerung, was den Gedanken nahelegt, als ob dieser Mitglaube eine Zustimmung sein, also einfach fortfallen könnte. Davon ist keine Rede. Wir können so sagen: Nach dem schon Gesagten gilt, jede Erinnerung ist einmal eine „Reproduktion“ eines früheren Aktes mit seinem gesamten 1 Also zwei latente Akte: einer die Reflexion im inneren Bewusstsein, ein anderer die Reflexion in der Erinnerung.
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Korrelatbestand. Fürs Zweite ist sie ein aktueller Akt, das heißt, sie hat ihre Qualität, und diese Qualität ist entweder Urqualität, nämlich Glaube – dann ist dieser Glaube Glaube an das, was in sich als Modifikation des Gegenständlichen der früheren Wahrnehmung charakterisiert ist; genauer, Glaube an ein Vergangenes, wobei „vergangen“ die Modifikation des Jetzt ist –, oder die Qualität der Erinnerung ist modifizierte Qualität – dann zweifle ich eben, ob das Vergangene ist, oder ich halte es für möglich etc., ohne dass ich doch aufhörte, eine Erinnerung zu haben. Zur Erinnerung als Erinnerung gehört, immerfort die Modifikation einer Wahrnehmung zu sein, und somit bleibt übrig die Modifikation eines „Ich glaube“, d. h. die Setzung des vergangenen Glaubens, der vergangenen Wahrnehmung. Also ist die Parallelisierung der Erinnerung mit dem verstehenden Mitsetzen oder Nichtmitsetzen falsch. Aber nun bleibt doch noch ein Problem. Der spezifische Erinnerungsglaube ist danach der Glaube, der latent in jeder Erinnerung liegt, unvollzogen, wenn ich eben nicht reflektiere: Das, was es macht, dass Erinnern eben Bewusstsein des wahrgenommenen Glaubens ist. Aber wie verflicht sich mit dem der andere Glaube (oder seine Modalisierung)? Nun, da ist doch alles im früher Dargestellten schon mitenthalten. Erinnerung als ein Akt (die Neutralisierung schließen wir aus) hat seine Qualität. Nun haben wir aber hier mehrere Qualitäten. Aber das sind nicht alle Qualitäten der Erinnerung selbst. So ist Erinnerung ein Erlebnis, es hat seine Seinssetzung im inneren Bewusstsein. Aber das ist eine Qualität des inneren Bewusstseins; die Erinnerung selbst hat den Charakter des „seiend“, den Korrelatcharakter. Ebenso hat eine Wahrnehmung im inneren Bewusstsein den Charakter des „seiend“, aber die „Setzung“ des inneren Bewusstseins (latent) ist nicht Setzung der Wahrnehmung. Wie ist nun die Erinnerung Modifikation der Wahrnehmung, so dass sie ein Erlebnis ist, d. i. ein im inneren Bewusstsein Konstituiertes, welches seinerseits vergegenwärtigende Modifikation eines anderen inneren Bewusstseins ist, und zwar eine solche, in dem ein Erlebnis, hier ein Wahrnehmungserlebnis, konstituiert war? Erinnerungsbewusstsein, diese Modifikation kann ich von jedem Erlebnis haben. Aber hier handelt es sich uns um Erinnerungen an „Tatsachen“, an „Ereignisse“, an Objektivitäten, die nicht immanente sind. Das muss von vornherein ausdrücklich hervorgehoben werden. Es handelt sich bei jeder Erinnerung um eine Modifikation eines inneren Bewusstseins, wodurch sich zunächst ein immanent Vergangenes konstituiert, ein vergangenes Erlebnis. Und dieses selbst ist nun von der Art transzendent setzender Erlebnisse, und des Näheren von Erlebnissen, die als Wahrnehmungen eine Gegenwart konstituieren, ein jetzt seiendes Ding, einen gegenwärtig ablaufenden Vorgang. Die Vergegenwärtigungsmodifikation des inneren Bewusstseins konstituiert also das jetzige Erlebnis Erinnerung, d. i.
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Vergegenwärtigung der vergangenen Wahrnehmung, und da jeder aktuelle Akt qualifiziert ist und zunächst eine Urqualität Glaube in Frage kommt, so haben wir einen Glauben an die vergangene Wahrnehmung. Erinnerungsglaube an eine Wahrnehmung ist Glaube an „vergangene“ Wahrnehmung. 5 Ist nun der Akt der Erinnerung (das im inneren Bewusstsein konstituierte Erlebnis, in einem inneren Bewusstsein, das selbst eine Modifikation eines anderen inneren Bewusstseins ist) Modifikation der Wahrnehmung, und ist die Wahrnehmung nicht nur charakterisiert als seiend, sondern selbst qualifizierend ihre Gegenständlichkeit als seiend, so ist die Erinnerungsqualität 10 Modifikation dieser Wahrnehmungsqualität (wobei auch die Vergangenheitsverschiebung der Wahrnehmung fordert eine solche des Wahrgenommenen). Ist es nun nicht ein Wesensgesetz, dass die Erinnerungsmodifikation einer Wahrnehmung Intentionalität hat auf das (modifizierte) Wahrgenommene, in dieser Hinsicht seine Qualität, die also zugleich Modifikation einer Qualität 15 und selbst Qualität ist, Glaube an das Gewesen und zugleich Glaube, der Reproduktion eines Glaubens an ein Jetzt ist? Aber ich kann doch nach beiden Richtungen modalisieren. Aber habe ich doch zwei Glaubensmomente? Glaube an die frühere Wahrnehmung, Glaube an das früher wahrgenommene Ereignis.1
Beilage XIII: Die Irrealität des Wortlauts und des Wortes als Sinneseinheit. Die Verkehrtheit der psychologistischen Realisierung des Wortes. Entwürfe zu einem Anfang2
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Das Wort, die Rede „konstituiert sich ursprünglich“ (oder ist, als was sie 25 selbst ist, originär gegeben) in einem fundierten f Akt, einem mehrschichtigen,
und der Sinn, den ihm dieser vorschreibt, ist evidenterweise ein solcher, dass wir die Rede nicht als eine reale Gegenständlichkeit in dem Sinn, in dem ein physisches oder psychisches Reales ein Wirkliches ist, ansprechen können. In der Natur, in der wirklichen Welt, gibt es unter den realen Dingen 30 und realen Eigenschaften etc. keine Worte und Reden, keinen Aussagesatz, keinen Wunsch-, Befehlssatz etc., obschon diese Reden reale Beziehungen in verschiedener Weise haben können. Ein Aussagesatz ist von jemandem ausgesagter Satz, und er kann sich in seinem Bedeutungsgehalt auf die Welt, auf angeredete Menschen usw. beziehen. Bei Sätzen wie Befehlssätzen, sich
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in ihrem Sinn adressierenden Sätzen, ist diese Beziehung ganz wesentlich und so geartet, dass der Satz in seiner Art nur sein kann, wenn ein Befehlender ist, der ihn ausspricht. Trotzdem ist der Befehlssatz selbst kein reales Vorkommnis in der Welt wie das Befehlen und sein momentanes Korrelat, das eine 5 „Vereinzelung“ „des“ Befehls ist, ein Korrelat, das wir zwar herausheben können, auf das wir aber in der normalen Einstellung des gewöhnlichen Lebens gar nicht eingestellt sind. Allgemein achte man darauf, dass wenn wir reden und dann auf die Rede etwa zu praktischen Zwecken reflektieren, also von unseren Reden reden, 10 zwar die Beziehung auf uns und unsere Erlebnisse vollzogen, aber die Rede selbst nicht als ein reales Vorkommnis der psychophysischen „Natur“ (im gewöhnlichen Wortsinn) gesetzt ist. Ich weise darauf hin, wie die sinnliche „Lautung“ (der Wortlaut, das Schriftzeichen etc.), genommen in ihrer jeweiligen individuellen Realität 15 als der im aktuellen Sprechen ertönende, artikulierte Laut etc., mannigfach wechseln und sich vervielfältigen kann, während für unsere Auffassung, für unsere Meinung, „dasselbe“ Wort, dieselbe Rede da ist. Und ebenso natürlich, wenn wir in die Phantasie und Erinnerung gehen, der Wortlaut kein real gesprochener, sondern erinnerter oder fingierter ist. * Wollen1 wir wissen, was das, eine Aussage, eine Rede ist und was im Sinn dieses Seins, dieser Sorte Gegenständlichkeiten liegt, so müssen wir ein Aussagen aktuell vollziehen. In der verschmolzenen Einheit dieses mehrschichtigen Aktes konstituiert sich die Einheitsbeziehung zwischen Wort und Sache originär, und so können wir aus ihm direkt schauend entnehmen, es 25 gleichsam sehen, was im Sinn solcher Einheit liegt. Es bedarf dazu einer passenden Blickrichtung, denn im Aussagen ist uns nicht die Aussage gegenständlich, vielmehr die Sachen, über die wir aussagen, die Eigenschaften, die wir ihnen aussagend zusprechen usw. Aber so geartet ist die Gegenständlichkeit „Aussage“, dass sie nur durch eine „Reflexion“ aufgrund eines 30 anderweitig gerichteten Aktes, eben des über die und die Sache aussagenden, zum Gegenstand-worüber werden kann. Es fragt sich also, was uns da die Reflexion lehrt, und finden wir da nicht, dass die Aussage kein Reales ist, so ist nichts dawider zu sagen. 20
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Im1 wortkonstituierenden Bewusstsein ist nicht der bloße Wortlaut bewusst, als eine schlichte sinnliche Gegenständlichkeit, sondern das Wort, das „etwas bedeutet“; nicht in einem schlicht anschauenden, sondern in einem in Anschauung fundierten Bewusstsein konstituiert sich phänomenologisch das Wort, und das Wesen, das ihm dieses Bewusstsein vorschreibt, ist offenbar ein solches, dass wir das Wo rt n ich t als ein e Realität an sp rech en können: als eine Realität in dem Sinn, in welchem wir ein Physisches oder Psychisches real nennen. In der Welt, in der „Natur“ im weitesten Sinn, gibt es nicht so etwas wie Worte.2 Selbst das als Unterlage fungierende sinnliche Phänomen des „ Wortlauts “ ist genau besehen im verbalen Bewusstsein nicht als Reales gesetzt. Man achte darauf, dass diese sinnliche Unterlage mannigfach wechseln kann, während immerfort das Bewusstsein desselben, evident desselben Wortes, da ist. Es wird „das“ Wort einmal aktuell ausgesprochen, das andere Mal ist es aktuell geschriebenes oder gedrucktes. Aber das erschallende Wort, das Tinten- und Papierwort ist nicht das Wort. Wäre der Schall, Tinte, Papier, diese ganze reale Sphäre, worin diese Wort-Dinge sind, Illusion, Schein, n ichtige Realität, so litte das b etreffende Wort selbst mitsamt seinem Wort-Leib nichts. Die im weltabgewendeten Nachdenken fungierenden Wortlaute sind sicherlich nicht in die Welt hineingesetzte Realitäten. Selbst wenn mir die Wortlaute als mit meiner Stimme gesprochen vorschweben oder als Drucke einer bekannten Offizin, oder auch als beides zugleich (wie ja die sinnlichen Schichten in der Regel mehrfältig sind), so sind im normalen sprachlichen Bewusstsein, so wie es für das freie Denken fungiert, keine Existenzialsetzungen in dieser Hinsicht vollzogen. Und selbst wo reale Mitsetzungen, wie in der kommunikativen Rede, b eständig mitspielen, sind sie doch etwas für das Wort als solches Außerwesentliches . Das von mir und anderen gesprochene, das gedruckte, geschriebene Wort ist dasselbe Wort, dasselbe, das in der Realität zum gesprochenen, geschriebenen wird, hinsichtlich seines Sinnes verstanden wird, und andererseits doch nichts in ihr selbst Reales ist. Schon die Wortlauteinheit, die des deutschen Wortlauts „Tinte“, (als univoke oder äquivoke) ist etwas Irreales; erst recht aber das Wort selbst, das in seiner merkwürdigen Identität die Sinneseinheit an einen wechselnd sich darbietenden verbalen Leib gleichsam beseelend anknüpft. Dieser Leib ist nicht eine der sinnlichen Formen, sondern eine bei allem vielfältigen Wechsel solcher Formen sich durchhaltende Einheit der Zusammen-
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Anderer Anfang. Vgl. S. 114 f..
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gehörigkeit, deren phänomenologische Konstitution einer eigenen Untersuchung bedürfte.1 Die Frage nach der Art dieser Zugehörigkeit kann …2 Gedrucktes und Geschriebenes „übersetze“ ich mir im Allgemeinen (die Ausnahmen werde ich gleich besprechen) in Gesprochenes. Die akustischen 5 Worte lagern sich über die geschriebenen und tragen primär das Verständnis. Dabei kann ich aber nicht sagen, nur sie tragen es, aber die geschriebenen, die visuellen Wortlaute nur mittelbar. Anders ist es bei mathematischen Zei√ chen: , ∫ und mancherlei mathematische Zeichen mögen ihre akustischen Wortlaute mit sich führen, aber diese sind nicht die eigentlichen, primären 10 Bedeutungsträger. Das zeigt sich darin, dass ich mir hier das Akustische ins Optische „übersetzen“ muss und keineswegs immer das Optische im Verständnisfall ins Akustische übersetzt habe. Es konstituiert sich also nicht durch die verschiedenen sinnlichen „Wortlaute“ eine eigene Gegenständlichkeit, sondern entweder sie sind eins da15 durch, dass wechselseitig eins auf das andere hinweist und durch das hindurch auf den Sinn, oder das Optische auf das Akustische hinweist und dadurch auf den Sinn etc. * Was3 oben allgemein gegen die Realisierung der Worte und der nennenden Beziehung gesagt wurde, gilt auch für die psychologistische Reali20 sie rung, und gerade um ihrer willen war es notwendig, sie so scharf herauszuheben. Es ist grundverkehrt, das Wort als ein psychologisches Gebild e abzutun und statt der Wesensdeskription irrealer Gegenständlichkeiten und ihrer Zusammenhänge, sei es untereinander, sei es mit realen Gegenständlichkeiten, psychologische Erklärungen zu geben. Man sieht 25 nicht, dass sie selbst so wenig psychologisch als physikalisch zu erklären sind, oder auch: so wenig wie mathematische Sätze durch Dampfmaschinen zu erzeugen sind. Psychologisch erklären kann man natürlich nur Psychologisches. Psychologisches aber ist Reales: Auftreten oder Sich-Wandeln von Erlebnissen, Erlebnisdispositionen, geistigen Fähigkeiten, Charaktereigen30 schaften usw. animalischer Realitäten. Das Bewusstsein von Irrealem, z. B. das Wortbewusstsein, das nennende Bewusstsein als realer Zustand in der Welt, in den Zusammenhängen, wo dergleichen eben nur auftreten kann, 1 Auch das: Lesend sind die Wortzeichen auf dem Papier, ich nehme sie aber nicht als reale Zeichen auf dem Papier. 2 Der Text bricht hier ab. – Anm. des Hrsg. 3 Das als Anfang.
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in animalischen Komplexen, das gehört in die Forschungsdomäne der Psychologie; ebenso gut wie das mathematische Bewusstsein, das wissenschaftliche Bewusstsein überhaupt, worauf immer es sich „richten“ mag. Natürlich wird das, wovon der betreffende Bewusstseinszustand des betreffenden Animale Bewusstsein ist, das ihm selbst zugehörige intentionale „von“, zur Beschreibung dieser animalischen Vorkommnisse unerlässlich sein. Aber was rechts vom „von“ steht, das Wort, die Beziehung von Wort zu genannter Sache, ebenso wie in anderen Fällen das im Urteilen Geurteilte, das im Fingieren Fingierte, das im Ideieren Ideierte, das alles sind keine realen Momente des Erlebnisses. Sie gehören zu seinem intentionalen Sinn. Schalten wir als Phänomenologen die ganze Welt der Realitäten als seiende Welt aus, halten wir uns an das „reine“, von aller realisierenden Apperzeption und Seinssetzung gereinigte intentionale Erlebnis, an das „reine Bewusstsein“, an die „cogitatio“, die nichts von einer Beziehung zu einem realen Erlebenden in sich zurückbehält, und vollziehen wir hier in Wesenseinstellung die nötigen „Sinnes“-Analysen, so finden wir die Grundarten von möglichen Gegenständlichkeiten überhaupt als Korrelate entsprechenden möglichen Bewusstseins überhaupt und finden da als einen radikalen Wesensunterschied den zwischen realen und irrealen Gegenständlichkeiten und unter den letzteren die uns hier interessierenden Worte und Nennungseinheiten. Und wir finden dann den Widersinn, das Irreale als Psychologisches misszuverstehen, welch Letzteres vielmehr eine Unterabteilung des Realen darstellt. Was das hier besagt, „irreal“, was diesem Begriff seinen ursprünglichen Sinn gibt, ebenso wohl wie dem Begriff „real“, welches die Grundarten beiderseits sind, darüber kann nur eine Wesensanalyse der in den betreffenden Bewusstseinsartungen zur Gegebenheit kommenden Gegenstandsarten selbst Auskunft geben: In solches originär gebende Bewusstsein (wirkliches oder – qualitativ – modifiziertes) haben wir uns hineinzuversetzen und in voll einlösender Intuition das Wesenskorrelat desselben zu betrachten. Vielleicht erweist sich dann auch der Grund, warum wir nicht „ ideal “ stat t „ irreal “ sagten . Denn es ist keineswegs ohne weiteres gesagt, dass jede irreale Gegenständlichkeit ideal sei in dem besonderen von uns in der II. Untersuchung bevorzugten Sinn einer allgemeinen, in ideativer „Abstraktion“ zu erfassenden Gegenständlichkeit. Im Weiteren wird sich uns oft genug dieser Unterschied aufdrängen, und insbesonders die uns so sehr interessierenden „Bedeutungen“ im Sinn von Bedeutetem als solchem (im noematischen Sinn) werden wir kaum als „allgemeine Ideen“ ansehen können. Ebenso alle nicht zu Worten in Beziehung stehenden Vermeintheiten, wie sie zu jedem Bewusstsein in seiner Art gehören, der „Wahrnehmungssinn“ als das „Wahrgenommene als solches“, das Urteil nicht als das Urteilen, sondern das Geurteilte als solches usw.
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Ob das Wort eine Realität ist. a) Ob das sinnliche Objekt, das als Zeichen fungiert, Realität ist. b) Ob das Zeichensein, die Eigenschaft zu bezeichnen, eine reale Eigenschaft ist, z. B. wenn nicht eine physische Eigenschaft, so eine psychologisch vermittelte, eine psychophysische Eigenschaft in „auffassenden“ Wesen, in Menschen, die das Wort hören oder gebrauchen, um gewisse psychologische Folgen zu erregen. ad a) Es erscheint ein gesprochener, artikulierter Laut, der Wortlaut als Sinnesträger. Es steht mir im Lesen gegenüber eine Inschrift oder die Druckzeichen des Buches. Ich habe es da zweifellos mit erscheinenden Realitäten zu tun. Es handelt sich um Bestimmungen der Natur, das Papier mitsamt den mit Druckerschwärze belegten Papierstellen ist natürlich physisch real. Die Laute, die ausgesprochen worden sind, waren reale Vorkommnisse, näher bestimmt als gewisse Luftschwingungen, die sich zu dem Ohr fortpflanzen usw. Ebenso die physikalischen Eigenschaften der Lichtstrahlen, die sich zum optischen Sinn fortpflanzen usw. Man kann aber sagen: Au f d ie Realität k o mmt es n ich t an.2 Das spielt hier keine Rolle. Die Identität des Wortes leidet darunter nicht, wie immer das etwa wirklich Erscheinende, physisch Reale, sich modifizieren möge, es mag statt Papier Holz sein, statt Druckerschwärze eine andere Schwärze, chemisch ganz anders konstituiert usw. Ferner, könnte ich willkürlich halluzinieren, so hätte ich das Wort so gut, wie wenn es wirklich durch reale Mittel Erscheinendes wäre. Und ein Fiktum, ein jeder Substanz und Kausalität Entbehrendes, würde dasselbe leisten: wenn nur die „Erscheinung“ dieselbe ist. Aber auch eine bloße Phantasieerscheinung, wie im inneren Sprechen, fungiert wie eine Wahrnehmungserscheinung. Im inneren Sprechen erzeuge ich Worte, aber nichts Physisches, nichts in der realen Wirklichkeit, und zunächst der äußeren, Seiendes. Und doch ist es „dasselbe“ Wort. Es kommt fü r d ie Id en tität d es Wortes nur auf d as „ Ersch ein en d e als solches “ an, und zwar auf die „sinnliche Erscheinung“, nicht auf die etwa mitvorstellige „Substanz“, „Materie“, physikalische Bestimmungen jeder Art, rein nur auf das, was als „Gehörsphänomen“ oder „visuelles Phänomen“ gegeben ist. Hierbei aber ist wieder irrelevant der Unterschied zwischen Wahrnehmung und Phantasie. Und endlich kann das Phänomen inhaltlich wechseln, nur muss es seinem Typus nach wiedererkennbar sein. Es ist aber n ich t ein Klassifizieren, ein Unter-einen-allgemeinen1 2
Wohl März/April 1914. – Anm. des Hrsg. Und auch nicht auf die Wirklichkeit.
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Begriff-Bringen vollzogen. Das Wort „Löwe“ ist nicht wie das Dreieck eine Allgemeinheit, das sich in viele einzelne Löwen-Worte vereinzelt, wie sich das Dreieck vereinzelt in den einzelnen Dreiecken. Sehen wir ab von der eigens zu besprechenden Einheit des schriftlichen Wortzeichens und des Wortlauts, und halten wir uns nur an den Letzteren! Derselbe Wortlaut wird wiedererkannt, ob er mit heller oder heiserer Stimme etc. erscheint. Der Typus ist derselbe: Wir können die Erscheinungen unterscheiden, und sie mögen sehr unterschieden sein, aber wir sagen dasselbe Wort, wir erkennen es, das Wort, wieder. Und das nicht bloß aufgrund der Bedeutung, die ja im Fall von Äquivokationen (oder demselben „Wort“ in verschiedenen Sprachen) verschieden sind. Mitunter bestimmen wir die Identität des Wortes durch die Bedeutung (wie in verschiedenen Sprachen), aber normalerweise sagen wir: Verschiedene Sprachen haben für dieselbe Bedeutung verschiedene Worte. Also auf die Ähnlichkeit, den allgemeinen Typus, kommt es an. Ähnliches, das zu demselben Zweck dient und für denselben Zweck „gleich gut“ ist, heißt oft dasselbe oder einerlei. Ein Brötchen und ein anderes Brötchen: Es ist einerlei. Ein Sessel und ein anderer Sessel usw. Da es nun hier nicht auf das Individuelle ankommt, sondern auf dieselbe Funktion, und da andererseits, wo die typische Ähnlichkeit fehlt, vielmehr dem Gesamttypus nach Verschiedenheit statthat, es uns „nicht gleich“ ist (aus anderen Gründen), so schränkt sich die Identität des Wortes auf die Einheit des individuellen Typus ein. Es ist also eine eigene Identifikation, die zwar auf das Bedeuten mitbezogen ist, aber andererseits doch nicht auf die bestimmte Bedeutung. Das Wort „Hahn“ ist als Wort dasselbe, wie immer es ausgesprochen werden mag (ähnlich wie eine Melodie „dieselbe“ ist, ob sie höher oder tiefer gespielt wird, oder ob sie eingebildet ist oder wirklich gespielt), aber die Unterscheidung der äquivoken Bedeutungen spielt dabei keine Rolle. So wie nun die Melodie keine Realität ist, so ist auch das Wort keine Realität. In die Einheitssetzung wird nichts von Realität aufgenommen. Sie ist das Identische im Erscheinenden als solches, aber nur seinem Typus nach genommen und bestimmt. Vergleiche nun über den nichtpsychologischen Charakter des Wortes. ad b) Dieses Irreale ist Träger einer Bedeutung (eventuell mehrerer).
Nr. 4 Da s A usdrücke n de s Sa t z e s ist ke ine die Sa t z mome nt e zum Ge g e nst a nd ma c he nde Be ze ichnung de rse lbe n. De r We se nsunt e rschie d zwischen sig num und v erbum im V e rg le ich mit de m Bildbe wusst se in und de m A usdruck de s Se e lische n in de r Le iblichke it 1, 2
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Wortlaut der Aussage – der ausgedrückte Sa t z (propositionales Thema) – die besagte, im Satz gesetzte Gegenständlichkeit, die Sachlage. Ebenso bei Aussagegliedern, z. B. bei Namen: der nominale Wort la ut, das nominale The ma, der genannte Ge g e nst a nd. Die sprachlichen Zeichen („kategorialen Zeichen“) sind Ausdrücke für Themata (Sinne mit thetischen Charakteren, Sätze, wobei freilich die Streitfrage besteht, ob alle Sätze auf Glaubenssätze hier zurückgehen). Es ist wohl so, dass das, was die Logischen Untersuchungen als „kategoriale“ Gegenstände bezeichnen, nichts anderes ist als die jeweiligen noematischen Bedeutungen. Nun machte ich den Unte rsc hie d z wisc he n ka t e g oria le n Ze iche n und Sig na le n (Erinnerungszeichen ebenso). Das Signal ist gegen die Unterschiede der „kategorialen Formungen“ unempfindlich. Wie ist diese Unempfindlichkeit zu verstehen? Die Form des Mit-dem-Zeichen-eine-Sachlage-Meinens haben wir auch hier. Bedeutungsbewusstsein ist also Bewusstsein der Sachlage. Dessen Gliederung entspricht aber nicht eine Gliederung der Zeichen in Teile, die selbst wieder Zeichen sind für die entsprechenden Momente der Sachlage. Und ebenso fehlt dann auch eine Bezeichnung für die Formen, denen gemäß die Teile Einheit finden. Signalisiert (durch ein Erinnerungszeichen, Seinszeichen), bezeichnet kann eine Sachlage sein, die überhaupt nicht begrifflich gefasst ist. Doch ebenso auch das Gegenteil: Die Kaiserstandarte drückt aus, dass der Kaiser da ist. Die Admiralsflagge: Ein Admiral ist an Bord. Also das Wesentliche ist, dass wir im Bewusstsein eine verschiedene Gliede-
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Wohl April 1914. – Anm. des Hrsg. Bis S. 129, Z. 2 sehr förderlich.
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rung und Struktur haben und bei derselben Sachlage eine wechselnde, dass aber der verschiedenen noematischen Gliederung und Formung nicht eine Gliederung und Formung in den Zeichen entspricht. Das Zeichen ist nicht in Zeichen gegliedert, und die Zeichen sind nicht Zeichen für Glieder und Formen. Aber nun ist das Problematische, was diese Rede von Zeichen für Glieder und Formen besagt, da wir andererseits doch die Nennung des Gegenständlichen haben. Bei dem Signal, das seine Bedeutung im Signalbuch definiert hat, wo ein bestimmter Satz daneben steht, da kann man eventuell von einer mittelbaren Bezeichnung sprechen, ganz so wie bei den Abkürzungszeichen in der Mathematik. Es bezeichnet dann das Signal den betreffenden Aussagesatz. Aber dieser wird nach der Setzung als Bedeutung in geänderter Einstellung ins Bewusstsein aufgenommen. Man vollzieht ein entsprechendes Urteilen (Aussagen) und gemeint ist der entsprechende Sachverhalt. So ist es natürlich nicht in der normalen Rede, als ob auch sie eine ähnliche Mittelbarkeit einschlösse. Oder besteht nicht doch Mittelbarkeit? Also erwägen wir das Problem näher: Wie kommt da s „ A usdrücke n de r ka t e g oria le n Ge g e nst ä ndlichke it “ z ust a nde , wodurch das a ussagende Be wusst se in se ine besondere Weise der Beziehung auf die besagte (genannte) Gegenst ä ndlichke it g e winne n soll? Denn nicht immer ist die Bewusstseinsbeziehung auf die genannte Gegenständlichkeit eine nennende, besagende, prädikative: Ich kann ja den Gegenstand, die Vielheit, die Sachlage ohne „Denken“, ohne „begriffliches“ Fassen, also nichtprädikativ (nicht-kategorial) bewusst haben. Eins ist völlig klar: Das Ausdrücken des „Satzes“, der kategorialen Gegenständlichkeit (des Propositionale und Nominale), ist keine Nennung und sonst Bezeichnung nach Art der aussagenden Nennung. Das Nennen ist ja eben die eigenartige Bezeichnung, die mittels einer dabei Ausdruck erfahrenden kategorialen Gegenständlichkeit (kategoriale Bedeutung) zustande kommt. Sollen wir sagen: Es sei eben ein nichtkategoriales Bezeichnen? Bei jedem sprachlichen Nennen, Aussagen, Bezeichnen vermittelt ein nichtsprachliches? Wenn ich mir eine neue Sprache erfinde, so muss ich ja eigens auf die Formen und Materien des Aussagebestandes achten, also
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auf die Sätze, ihre Qualitäten etc.1 Gewiss. Achte aber auch darauf: Wenn ich schon eine Sprache habe, so kann ich Reflexion auf den Satz und auf die Aussage und den Aussagewortlaut vollziehen, kann darauf hinsehen, wie der Wortlaut auf die entsprechenden Bedeutungsmomente und Glieder „hinweist“. Brauche ich Namen für die Satzglieder und Formen, so kann ich einerseits zwar sagen, „Name“, „Subjektglied“, „Konjunktion“ etc. Ich kann aber auch sagen, das „wenn“, das „und“, das Glied „der vorübergehende Postbote“. Das sind offenbar Bedeutungsmodifikationen, wie ich das schon ausgeführt habe. Wenn ich erfinde, so habe ich schon eine Sprache im Auge, bekannt sind mir schon die Weisen, wie Wortlaute sprachlich fungieren, willkürlich setze ich nun fest: Die neuen Zeichen Z1, … sollen in Beziehung auf die Bedeutungen B1, B2 … genauso fungieren, wie die S1 – B1, S2 – B2 meiner Sprache fungieren. Da ist also kein Argument zu entnehmen, dass S1, S2 … als „Bezeichnung“ fungieren für die Bedeutungen. Halten wir uns an die Erlebnisse des Aussagens und analysieren wir rein phänomenologisch, was in ihnen selbst liegt! Ist es dann nicht klar, dass ich Wort für Wort aussprechend nicht die Wortlaute als Gegenstände setze, obschon sie erscheinen, dass ich weiter auch nicht die Satzglieder, Satzformen (das „und“, das „seiend“ etc.) als Gegenstände setze, derart wie ich es in einer Wahrnehmungssetzung meinend tue, z. B. „Das p-seiende S ist q und r“, „S und p sind r“ etc.? Ich vollziehe „mit“ den Wortlaut konstituierenden Akten die bedeutungsverleihenden, und in einer gewissen Apperzeptionsform; ich gehe, selbst wenn ich zunächst auf die Wortlaute geachtet habe, alsbald in die Einstellung des entsprechenden Bedeutens über, und es gehört eben zu jedem Wort sein Bedeuten. „Bewusst“ ist dabei jeder Satzteil, jede Satzform, sie stehen in gewisser Weise im Blick, und doch besagt dieses „bewusst“ nicht „zum Gegenstand habend“. Dazu bedarf es erst der Reflexion. Es ist keineswegs so, dass eine Bezeichnung stattfindet, die sich auf die Satzmomente richtet und auf die Satzglieder richtet, was sagen würde, dass diese gegenständlich würden; vielmehr gehört es nur zum Wesen des Mit-etwas-Meinens, 1 Dabei sage ich wohl: Mit dem „möge“ will ich die Wunschform bezeichnen, die hypothetische Form will ich durch „wenn-so“ bezeichnen etc.
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und zwar des sprachlichen (wobei auf der einen Seite Wortlaute, auf der anderen Bedeutungen stehen), dass eine Bedeutungsreflexion möglich ist, welche die Bedeutungen der Sätze und Satzmomente zu Gegenständen macht. Ich kann den Sinn, den reinen Satz zum Objekt machen. Habe ich Evidenz, so kann ich auch den intuitiv erfüllten Satz zum Gegenstand machen (die gegebene Wahrheit), aber das ist nicht im wahren Sinn bezeichnet. Wo liegt ein wahres Bezeichnen vor? Nun, bei jedem Erinnerungszeichen; ebenso bei jeder Benennung. Das Genannte ist bezeichnet. Ein Eigenname bezeichnet die Person usw.1 Aber, so wird man nun fragen, wie steht es mit all den syntaktischen Formen? Die Form des Nebensatzes, des hypothetischen Vorder- und Nachsatzes, die Form der Attribution, mit der einem „Subjekt“ ein Attribut beigefügt wird, die Form des Subjektes selbst etc. Ist nicht das Subjekt als Subjekt bezeichnet? Ist nicht der Nebensatz als Nebensatz bezeichnet? Etc. Das ist die heikle Frage. Wir kommen da wieder auf die kategorialen Gegenständlichkeiten. Ist es anders möglich zu sagen, wie vorhin: Sprechend haben wir ein Bewusstsein, ein kategoriales Bewusstsein, indem wir den Gegenständen-worüber, ihren Prädikaten, Beziehungen zugewendet sind? Aber wir sind ihnen zugewendet in höherstufigen Akten, in welchen die Gegenstände als so und so bestimmte bewusst sind (da wir sie eben schrittweise in diesen und jenen Formen bestimmen, als so bestimmte wieder zu Subjekten neuer Prädikate machen etc.), und diese höherstufigen Akte sind bedeutungsgebend für die schrittweisen Worte, die sich zu entsprechend geformten und gegliederten Worteinheiten zusammenschließen. Und nun ist das ganze Bewusstsein in verschiedener Weise Bewusstsein-von: Es sind Gegenstände gesetzt, es sind aber die Gegenstände auch in gewissen Weisen logisch bestimmt, und als so bestimmte haben sie einen Bewusstseinsmodus. Reflexionen sind möglich, vermöge deren wir auf dieses „Gegenstand im Wie“ hinsehen und es herauswahrnehmen können, es herauserfassen können. Dann finden wir natürlich diese Gegenstände einig mit entsprechenden Wortlauten, finden eigentümlich konstituierte
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Aber was ist „allgemeine“ Benennung im Verhältnis zur allgemeinen Bestimmung?
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Einheiten wie Aussagesatz, Satzsubjekt (Aussageglied), grammatische Satzform usw., und darin Verhältnisse des Typus „w bedeutet b“, und das ist eben ein eigenartiges Verhältnis, das nicht mit dem Bezeichnungsverhältnis vermengt werden darf. Es sind also genau die Schwierigkeiten hier gelöst, die mir früher so viel zu schaffen machten, wohl vermöge der Verwechslung, die hier so leicht begangen wird. Ich spreche gern vom „Hinblicken“ auf die Bedeutungen, gar vom Erkennen derselben etc. Man muss alles sein lassen und sich zurückziehen auf die irreduziblen Eigentümlichkeiten des logischen Bewusstseins und ebenso des grammatischen Bewusstseins. Ich pflegte mich öfters so auszudrücken: Das bezeichnende Bewusstsein ist eine eigentümliche Apperzeptionsform. Haben wir nun nicht zwei Formen hier zu unterscheiden: das Nichtkategoriale und das Kategoriale? Man wird hier erinnert an den Unterschied der Eig e nna me n und der be st imme nde n N a me n. Die Eigennamen gehen auf den Gegenstand in direkter Weise: in einer eigenvorstellenden Intention, deren Wesen es ist, sich in Eigenerkennung zu erfüllen. Nicht jede beliebige Individualvorstellung erfüllt. Handelt es sich z. B. um Freund Hans, um Kaiser Wilhelm u. dgl., so genügt nicht die anschauliche Vorstellung, die ich von der Person habe, wenn sie so fern ist, dass ich „jemanden“ herankommen sehe, aber ohne dass ich „ihn“ als diese bestimmte Person erkennen kann. Aber das ist auch noch nicht bestimmt genug. Der Name bezieht sich so auf die Person, dass er auf sie durch einen gewissen Kreis von Erscheinungsweisen geht, die sich identifizieren können, nicht nur überhaupt als Erscheinungen desselben, sondern die eben Beziehung zum selben Namen haben. Ich kann eine andere Erscheinung nur dann für die Nennung gebrauchen, wenn ich sie identifizierend in Bezug setzen kann zu jenen unmittelbar erfüllungsbereiten Anschauungen. Und bei der direkten Anwendung des Namens fasse ich das Erscheinende in gewisser Weise auf, derart, dass gewisse Explikationen als bestätigende fungieren und gewisse Einzelerkennungen, die in der ersten Auffassung mit in der Meinung lagen; aber andererseits doch so, dass nicht etwa der Eigenname ein kategorialer Name ist. Dieser bindet diejenige intuitive Auffassung und Denkweise, die fundierend ist für die Erfüllung des kategorialen Namens.
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Kann man nun nicht sagen: Sig na le sind sozusa g e n Eig e n z e iche n f ür da s Sig na lisie rt e ? Dies ist eine eventuell komplizierte Sachlage, die eben nur in irgendeiner Weise gegeben sein muss, dass sie erkennbar ist als diese, und die Beschaffenheit ist eine solche, die erfassbar ist in einem Kreis von intuitiven Konstitutionen dieser Sachlage. Die Ausdrücke aber, die sprachlichen Zeichen, sind nicht nur so einig mit einem Bedeutungsbewusstsein, dass eine direkte Intention auf die Sache oder Sachlage geht, eine solche, die in der Erfüllung erkennbar ist als dieselbe gemeinte (was verschiedene Gegebenheitsweisen oder Weisen der synthetischen und gedanklichen Konstitution offen lässt), sondern so, dass die Bedeutungsintention gebunden ist an eine gedankliche Form, an eine kategoriale Form. Aber nun ist die Schwierigkeit: Ein Signal ist doch kein Eigenname. Natürlich nicht. Ein Signal nennt nicht, es „drückt nicht aus“, ein Eigenname drückt immer aus. Man könnte vielleicht sagen: Eigennamen können doch auch wie Signale fungieren, wie wenn Hans die Straße herankommt und ich rufe aus „Hans“ in der Absicht, dem Zuhörer zu signalisieren, seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass Hans die Straße herankomme. Ebenso wie wenn jemand im traurigen Ton ruft „Oh! Oh!“, um mit dem Weheklagen anzuzeigen, dass ein großes Unglück über ihn hereingebrochen sei. Die Frage ist, ob das echte Signale sind. „Hans“ ist ein Name, auch wenn das Wort als Ausruf dient und dabei Funktionen auftreten, die über die bloße Nennung hinausreichen. Dagegen wird man schwerlich sagen können, dass eine Interjektion „Oh!“, „Au!“ etc. etwas nenne, dass sie Worte sind; sie nennen nichts, drücken im eigentlichen Sinn nichts aus. Ein Signal zeigt an, signalisiert, nennt aber nicht. Ein Signal dient zur Mitteilung. Es vertritt einen Satz, aber es ist nicht selbst ein Satz. Ein Name kann auch allein zur Mitteilung dienen, er vertritt dann auch den Satz, aber er ist dann selbst ein unvollständiger Satz. Er selbst nennt etwas zum Satz Gehöriges, nur ist das Übrige des Satzes nicht ausgedrückt – oder das Übrige der Sachlage, die als Satz ausgedrückt werden sollte. Ich sagte, Signale seien „echte Zeichen“. Auch sie hätten also Bedeutung.1 Ist das richtig? Mit dem Signal ist etwas mitgeteilt bzw. zu Zwecken einer Mitteilung etwas gemeint. Es ist aber die Frage, ob 1
Vgl. oben, Text Nr. 2, § 7, S. 51–54 und Beilage VI, S. 78. – Anm. des Hrsg.
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die se s Mit - de m- Z e ic he n- E t w a s- Meine n da sje nig e ist , da s be i spra chlichen Ze iche n in A kt ion tritt und inwie f e rn e s mit die se m We se nsv e rwa ndt scha f t ha t . Bei den sprachlichen Zeichen haben wir die v e rba le A pper ze pt ion, und die scheint eine wesentlich andere Weise der Einheit von Wortlautbewusstsein und Bedeutungsbewusstsein darzustellen als die Einheit von Signalzeichenbewusstsein (signitivem Bewusstsein) und Bewusstsein des Signalisierten (Signierten). Der Unterschied ist ein solcher, dass wir fragen müssen, ob wir im letzteren Fall überhaupt von der Einheit einer Apperzeption sprechen dürfen. Aber freilich: Da schwebt mir ein bestimmter, noch zu begrenzender Begriff von Apperzeption vor. Sehen wir zu, wie wir den Sachen näher kommen. Nehmen wir ein signum (Signal, Erinnerungszeichen). Wenn wir es verstehen, z. B. S. O.S. (das berüchtigte Notzeichen der Schiffe), so werden wir von der Erfassung der Zeichen hinausgeführt in ein zweites Bewusstsein, in das der bezeichneten Sachlage. Das eine und das andere Bewusstsein sind miteinander verbunden, und zwar in zeitlicher Kontinuität, eins folgt auf das andere; andererseits ist es keine bloß zeitliche Folge, Einheit eines Sukzessionsbewusstseins, sondern aus dem einen werden wir in das andere hineingewiesen, eine Tendenz weist vom Z gewissermaßen weg und zum Gz hin. Gz ist bewusst als das, worauf der von Z ausgehende Pfeil verweist: Dieses als das mit Z Gemeinte, an das wir mittels des Z erinnert werden sollen oder was mittels des Z mitgeteilt werden soll und nicht nur diese Sollensbeziehung. Sie setzt ihrerseits voraus, dass eben eine Einheit der „Erinnerung“ besteht, eine Assoziation, besser ein Daran-Erinnern. Das alles habe ich schon analysiert und wohl alles Wesentliche richtig hervorgehoben. Können nicht Zeichenbewusstsein und Bewusstsein eines damit Gemeinten in anderer Weise einig sein, in einer Weise, dass wir weniger von einer Verbindung oder Verknüpfung, sondern von einer Deckung, also einer innigeren Einheit sprechen werden können? Ziehen wir zum Vergleich das Bewusstsein der Abbildung heran: Hier haben wir das Bewusstsein des „Bildes“, des Fiktums, und dieses so umflossen vom Bewusstsein des Abgebildeten (durch das Bild Abgebildeten), dass wir „im“ Bild das Abgebildete „anschauen“. Wir versenken uns in das Bild, nach den dabei abbildend fungierenden Zügen. Aber diese Züge des Bildes und sein gesamter Habitus sind
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nicht das Gemeinte, sondern in ihnen stellt sich ein anderes Ähnliches dar. Das Bewusstsein des Bildes und das des Abgebildeten „decken“ sich. Andererseits haben wir hier eine zweite Weise, wie ein Bild fungieren kann: Das Bild kann als Symbol, als Zeichen, nämlich als Ähnlichkeitszeichen fungieren, wie das bei Reklamen der Fall ist oder wie wenn wir ein Porträt als Erinnerungszeichen benützen. Wir gehen dann aus dem Bildbewusstsein hinaus statt in dasselbe hinein (vgl. Fahnen1). Die Situation ist dann eine ähnliche wie oben bei den Signalzeichen und sonstigen Erinnerungszeichen. Nun können wir hier aber sagen: Jedes eigentliche Abbildungsbewusstsein, in dem bewusstseinsmäßige Deckung von Darstellendem und Dargestelltem statthat (Innenwendung), kann nach außen gewendet werden. Wie steht es nun mit den signitiven Symbolen? Kann jedes signitive Bewusstsein in ähnlicher doppelter Weise gewendet sein, beziehungsweise ha be n wir a uc h hie r zwe i we se nt lich unt e rschie de ne F orme n, in de ne n die Sy mbole de r A rt de r sig na f ung ie re n könne n? Ich bin zwar noch nicht ganz sicher, aber es will mir doch scheinen, wenn ich mir passende Beispiele vorlege (Postflagge des Schiffes, Sturmzeichen etc.), dass Signale Zeichen sind, die keine Innenwendung zulassen. Man fasst das Zeichen auf und wird von da aus zur Setzung eines damit Bezeichneten geführt, das in einem äußerlich angeknüpften Bewusstsein sich konstituiert; nur dass die Zusammengehörigkeit von Z und Gz sichtlich ist: Z → G. Ganz anders scheint die Sache bei den sprachlichen Zeichen zu liegen (den kategorialen). Wir konstatieren hier, dass auch bei anschaulichen Sachlagen die beschreibenden Ausdrücke gleichsam auf den beschriebenen Sachen liegen bzw. dass die Wortlaute sich mit den kategorialen Gegenständlichkeiten, den Satzgliedern und Satzformen (als den kategorialen „Erscheinungsweisen“ der Sachlagen) „decken“. Sehe ich das Sturmsignal, so denke ich an Sturm, und die Setzung des Signals motiviert die Setzung des „Es ist Sturm“, ob ich dazu anschaulich Anlass habe oder nicht; ob also, umgekehrt gesprochen, auch eine Leervorstellung dienen mag, ich sehe mich hinaus1
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gewiesen, eventuell ins Leere und doch nicht Unbestimmte. Wenn ich aber Worte lese, wenn ich den Zeilen des Buches nachgehe und keine Anschauung habe, so ist das Leerbewusstsein, das hier dient, offenbar ganz anders einig mit dem Bewusstsein der Wortlaute. Und worauf es hier ankommt: Ich mache freilich nicht die sinnlichen Zeichen zu Objekten, ich gehe also auch in gewisser Weise über das Sinnliche hinaus. Es ist aber ein ganz anderes „hinaus“, keine Hinausweisung in ein zweites Bewusstsein, das von außen her verbunden ist mit dem ersten. Ich erfasse die Worte und lebe in dem Bedeutungsbewusstsein; die Wort e a ls Wort la ut e ble ibe n a be r nicht so a uße rha lb de s Be wusst se ins de r Be de ut ung , we il Worte und Be de ut ung e n sich zu e ine r Einhe it, zur Einhe it de r A ussa g e zusa mme nschlie ße n, in de r sich Wort e und Wort f orme n mit Be de ut ung und Be de ut ung sf orme n „ de c ke n “ . Bei den Signalen haben wir ein Bedeutungsbewusstsein, das natürlich auch die betreffende Sachlage in einer „Erscheinungsweise“ darbietet; die vermeinte Sachlage ist vermeint in irgendeinem Modus der synthetischen Gliederung und erkenntnismäßigen Formung. Dabei mag die Sachlage auch schon in irgendeiner sprachlichen und Bedeutungsform bewusst sein. Aber vom Zeichen geht nur ein gerader Pfeil zur Sachlage (eventuell zur sprachlich geformten). Bei den sprachlichen Zeichen aber finden wir nicht diesen Pfeil; wir finden innig eins mit den Wortlauten ein Bedeutungsbewusstsein, analog innig eins, wie wir im Bild das Abgebildete finden oder im Bildbewusstsein in Deckungseinheit das Bewusstsein des Abgebildeten: und dabei Moment für Moment Deckung, abbildende Momente – abgebildete Momente. Wir sprechen von einer Bildapperzeption, –auffassung und ebenso von einer signifikativen, einer sprachlichen Auffassung (Apperzeption). Bei dieser finden wir das eigentliche Bedeuten, im Unterschied vom Bezeichnen. Das Wort „bezeichnet“ eigentlich nichts, sondern es bedeutet und nennt, be sa g t mit t e ls se ine r Be de ut ung.1 Wir sprechen von einer dinglichen A ppe rze pt ion. Hier sind die sinnlichen Daten „apperzipiert als“ gegenständliche Momente. Da finde ich eine Analogie (in der alten Ausgabe der Logischen Untersuchungen) mit dem Fall der Bildapperzeption. Bei dieser ist ein Gegen1
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stand als Fiktum konstituiert, und zwar das erscheinende Ding ist Bild für ein Ding etc. Bei der äußeren Wahrnehmung fungiert das sinnliche Datum konstitutiv für ein Dingliches, ist aber nicht selbst Dingliches. Es kann aber nicht von einem echten Gleichheitsverhältnis gesprochen werden oder einem Ähnlichkeitsverhältnis wie zwischen Dingfarbe und Dingfarbe; aber es ist auch kein äußerliches Zeichenverhältnis. Im Empfindungsdatum stellt sich die Farbe dar. Eine Apperzeption liegt vor, und zwar ist der Wesensbestand der empfundenen Farbenabschattungen mit all seinen Abschattungsmomenten, Unterschieden darstellend für die darin apperzipierte gegenständliche Farbenbeschaffenheit etc. Ferner: Apprehensive Komponenten, die zur Einheit der Apperzeption gehören (es fehlt mir noch immer an gut passenden Bezeichnungen für die beiderlei zusammengehörigen Auffassungsarten!), hinausweisende, nicht darstellende, sondern in Angrenzungen mitmeinende. Das alles gilt freilich nur für die Apparenz (das Phantom des Dinges), nicht für die real-kausalen Eigenschaften, und es ist Rücksicht zu nehmen auf die Orientierungsverhältnisse und die Beziehung der Erscheinungswandlungen auf „Umstände“ der Augenstellung etc., also auf Motivationen des „wenn – so“. Der Wechsel dieser Umstände motiviert, bedingt das Heraustreten der betreffenden erfüllenden Apparenzen. Aber die Mitauffassung und Mitsetzung ist jederzeit da und betrifft Mitdaseiendes und Seiendes als mitgehörig zur erscheinenden, vermeinten Gegenständlichkeit. Das Ganze, das Ding erscheint, und es erscheint so, dass es eigentlich erscheint durch Darstellung und mitperzipiert ist durch Angrenzung. Ein materielles Ding etwas relatives, in äußerlicher Mitsetzung dazu „gedacht“ andere Dinge als kausale Umstandsdinge. Was kann aber diese Heranziehung der Dingapperzeption lehren? Bei ihr haben wir es doch mit einer Anschauungsart zu tun. Bei den Bildvorstellungen und Sprachvorstellungen bzw. Zeichenvorstellungen nicht. Bei den Bildvorstellungen haben wir zwar Anschauungen, aber uneigentliche, insofern also nicht das Sujet selbst angeschaut wird, sondern das Sujet eben abgebildet wird, in einem stellvertretenden Analogon angeschaut wird, durch das es allerdings hindurchlugt. Soweit das Bild Bild ist, soweit deckt sich ja das Angeschaute und Vermeinte. Insofern haben wir gewissermaßen doch Anschauen. Aber freilich eine Apperzeption als Mitperzeption haben
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wir da nicht. Ebenso wie nicht bei der Zeichenvorstellung. Ist es nicht besser, das Wort „Apperzeption“ fallenzulassen? Dann muss ich eben „Auffassung“ sagen. Es fragt sich, ob die Parallelisierung des sprachlichen Bewusstseins und des Bildbewusstseins richtig interpretiert ist oder wie sie richtig zu interpretieren ist. Man kann sagen: Bei einem Signal haben wir den einfachen Pfeil in die Sachlage; bei den sprachlichen Zeichen habe ich die Sachlage in gewisser prädikativer Fassung, so und so gegliedert, so und so erkenntnismäßig gefasst. Und nun sind auf Seite der Wortzeichen Teile und Momente, die Träger sind für Teile und Momente der prädikativen Gegebenheitsweise der Sachlage, der noematischen Struktur, in der sie „erscheint“, in der sie eventuell ganz leer bewusst ist. Ich habe also, an dem Leitfaden der Wortzeichen entlang gehend, im Verständnisbewusstsein eine sukzessiv sich aufbauende und sich dabei ständig näher bestimmende Erregung der Bewusstseinsweisen, mit denen der Satz allmählich zur Gegebenheit kommt bzw. die Sachlage zum Vermeinen kommt. Genau in der zu den Worten gehörigen Weise des Logos, Weise der Aussage. Der Vergleich mit den Bildvorstellungen ist doch bedenklich. Ich habe doch für die Aussage kein Analogon der Außenwendung, ebenso wie bei Signalen das Analogon der Innenwendung fehlt. Die A na log ie be st e ht bloß da rin, da ss ich im Bildv orst e lle n e ine Ma nnig f a lt ig ke it v on Züg e n de s Bilde s ha be , die a lle a bbilde nde Funkt ion übe n, und im spra chliche n V or st e lle n e ine Ma nnig f a lt ig ke it v on spra chliche n Inha lt e n und For me n, die a lle Be de ut ung sf unkt ion übe n.1 Im Übrigen bleibt als wesentlich für den Unterschied der Signale und Sprachzeichen dies bestehen, dass Zeichen im Sinne der notae, der Signale etc., eben direkt hinweisend auf den Gegenstand gehen. Die Sprachzeichen weisen aber nicht hin; sie sind gegliederte Ausdrücke eines Erkenntnisbewusstseins und beziehen sich durch Ausdrücke, durch bestimmte, ihnen zugehörige und mit ihnen innigst einige Bedeutungsintentionen auf „besagte“ Gegenstände. Das Eigentümliche des notativen Zeichens besteht darin, dass es bloß hinweist, dass es keine wesentliche Einheit hat mit dem Gege1 Es gibt übrigens auch gegliederte Signale – aber die Gliederung drückt keine kategoriale Gliederung aus.
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benheitsmodus der bezeichneten Gegenständlichkeit, insbesonders mit dem bestimmten Erkenntnismodus (kategorialen Modus). Das kommt dadurch, dass die Einheit zwischen Zeichen und Bezeichnetem phänomenologisch nur hergestellt ist durch eine Verbindung des An-etwas-Erinnerns, dazu die Einheit der Tendenz des Sollens. Aber beim signum handelt es sich um Signierung einer Sache, eines Vorganges, einer Sachlage. Beim verbum, dem sprachlichen Zeichen, wird nicht eine Sachlichkeit bezeichnet, sondern ein Satz „über“ eine Sachlichkeit, ein auf sie bezügliches kategorial so und so gestaltetes „Thema“. Das aber kann bestimmt nur so geschehen, dass das Thema „die Sachlichkeit in ihrem ka t e g oria le n Wie “ Schrit t f ür Schrit t und mit be sonde re n B e z e ichnung e n f ür a lle ka t e g oria le n F ormung e n be z e ichne t ist . Sprachliche Zeichen sind also vielfältig gegliederte Zeichen oder Zeichen als Glieder von Zeichen. Schon signa können zusammengesetzte signa sein, und sie sind dann als solche einheitlich apperzipiert. Schon für diese ergibt die Zusammensetzung eine gewisse Intimität oder Verschmelzung zwischen Zeichen und Bezeichnetem. Beim sprachlichen Zeichen haben wir eine eigentümliche Verschmelzung. Mit den Wortlautapparenzen haben wir verbunden Wortintentionen, und die sind von wesentlich anderer Art als die Zeichenintentionen der signa. Der We se nsunt e rschie d zeigt sich wie bei verschiedenartigen Intentionen überhaupt in der Weise der Erfüllung. Ein signum oder Signal erfüllt sich durch Übergang in die Anschauung der Sache oder Sachlage; in gewisser Weise gilt das auch für das Wort und die Aussage. Aber die We ise de r Erf üllung ist eine ganz andere. Einmal fordert die Erfüllung die ganz bestimmte kategoriale Fassung, das andere Mal nicht, oder das eine Mal ist die Erf üllung e ine log ische, das andere Mal nicht. Auf den logischen Modus kommt es an. Die leiblichen „Zeichen“, die der „Einfühlung“ dienen, haben darin Analogie mit sprachlichen Zeichen, dass Systeme von „Zeichen“, einheitliche Mannigfaltigkeiten, auf seelische Einheiten in der Mannigfaltigkeit hindeuten, aber die „Ausdrücke“ des Seelenlebens (Expressionen) sind den bloßen signa analog.1 Sie haben natürlich 1 Zeichen im eigentlichen Sinn = Bezeichnung. Für uneigentliche wie Einfühlungszeichen fehlt mir der Name.
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keine Bedeutung im logischen Sinn; freilich sind sie aber insofern nicht signa, als sie mit dem, was sie andeuten, einig sind in der Einheit einer Apperzeption. Sie konstituieren Einheiten der sachlichen Zusammengehörigkeit, sie konstituieren ja die reale Einheit Leib-Seele. Sie sind nicht e ig e nt liche Ze iche n, sofern ihnen die praktische Bestimmung der Bezeichnung (intentional) fehlt; sie sind keine Bezeichnung. Es bedarf also jetzt des Studiums der logischen Funktionen, und zwar einerseits der Bedeutungsintentionen, die den Worten zugehören, und der intuitiven logischen Funktionen, mögen sie ohne Wortfundamente möglich sein oder nicht. Ein Gedanke bewegt mich jetzt: Wenn ich ein Gewittersignal „lese“ oder die Postflagge am Schiff als Zeichen verstehe dafür, dass das Schiff Post enthält, so habe ich eine Sa chla g e in irgendeiner kategorialen Fassung. Ich habe Erkenntnisfunktionen. Wenn ich aber aussage „Das Schiff ist ein Postschiff! Es führt die deutsche Reichspost“, wie steht es da? Wir haben nun einen A usdruck geschaffen, wir haben jetzt Einheit der kategorialen Fassung und des Ausdrucks für sie. Damit hat die kategoriale Weise der Anschauung ihre feste und differenzierte Ausprägung erhalten, und eine Doppe lschicht tritt auf: die entsprechende Weise der logischen Bedeutungsintention. Eine neue Gegenst ä ndlichkeit ist konstituiert, wenn auch nicht selbst als Gegenständlichkeit gesetzt: die Aussage, das „logische“ Gebilde. (Das heißt hier aber das sprachliche, literarische Gebilde. So ist eine deutsche Abhandlung, ein deutscher, englischer etc. Roman ein Geistesgebilde, zu dem die sprachlichen Zeichen mitgehören.)1
1 Wie stimmt aber damit, was auf der vorigen Seite S. 129, Z .6–18 am Rande steht? Da fühlen wir noch eine Diskontinuität.
II. ZUR FRAGE, OB DAS BEDEUTEN DES AUSDRUCKS IN EINER VOM WORTLAUT AUSLAUFENDEN TENDENZ ODER IN EINER IM WORTLAUTBEWUSSTSEIN FUNDIERTEN BEDEUTUNGSINTENTION BESTEHT UND WIE SICH DEMENTSPRECHEND DAS VERHÄLTNIS VON LEERE UND FÜLLE GESTALTET
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Nr. 5 De r Unt e rschie d zwische n Wort la ut und Wort , de n zum Wortla ut g e höre nde n Te nde nze n und de n v om Wort a usg e he nde n Int e nt ione n. De r phä nome nolog isch e ig e na rt ig e Cha ra kt e r de s Hinwe ise ns de s Ze ic he ns1
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„Äquivokation.“2 Ein Wortlaut – mehrere Bedeutungen: Er kann 15 in mehrfachem Sinn verstanden werden. Am Wortlaut haften mehrere Bedeutungsintentionen, aber solche, die sich nicht zur Einheit einer Intention zusammenschließen. Das sagt: Wenn ich das Wort im Verständnis als solches vollziehe, so ordnet sich das Wort verstanden im Sinn a und verstanden im Sinn b nicht in eine Einheit der verbalen 20 Identifikation ein; das Vermeinte, das als a, und das Vermeinte, das als b vermeint ist, ist nicht dasselbe (dasselbe Wortvermeinte). Und ebenso ist das als a Genannte und das als b Genannte nicht eins. Der Name a (der Ausdruck a), die Aussage a ist eine andere Aussage, sie hat nur denselben Wortlaut. 25 Ein Haus an der Ecke: Tendenzen, Auffassungsintentionen, die der einen Straße entsprechend laufen, Tendenzen, die der anderen Straße entsprechend laufen. Beide gehören zusammen im „selben Haus“, als Ecke dieser zwei bekannten Straßen. Das Wort ist nicht so 1 2
Wohl Dezember 1913/Januar 1914. – Anm. des Hrsg. Später: die eigentümliche Apperzeption, die den Ausdruck charakterisiert.
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„Ecke“ der beiden Bedeutungszusammenhänge. Es sind zwei Worte vom selben Wortlaut. Schwanke ich hinsichtlich der Bedeutung, so heißt das: Im gegebenen Zusammenhang ist eine Bedeutung gefordert. Aber die auf die Bedeutung, also auf das Wort gehende Intention ist noch unbestimmt. Ich muss erst näher zusehen, d. i. die Motivationen (die dem Zusammenhang zugehörigen Tendenzen) lebendiger machen, damit klar hervortritt, welches Wort hier gefordert bzw. welche Bedeutung hier gefordert ist. Von den in Wahl stehenden erhält nun die eine eine Durchstreichung. Die Wortauffassungen wechseln, und nicht die betreffende Aussage wird durchgestrichen, sondern die Wortauffassung als sich in diesen Zusammenhang der Rede einordnendes Faktum, genauer gesprochen: a ls Te los de r durch die se n Zusa mmme nha ng hindurchg e he nde n Te nde nz. Nicht die Existenz der Auffassung, sondern ihre „Zugehörigkeit“ zu diesem faktischen Redezusammenhang. Die Frage der Wahrheit oder Falschheit und die Unterschiede der Zustimmung, des Zweifels, der Negation etc. gehen andererseits den schon in einem Sinn verstandenen Zusammenhang der Aussagebedeutung an, das so und so einheitlich Verstandene als solches, und nicht den Umstand, ob das und das hier gemeint ist und sinnvoll gemeint sein kann. Wir haben eben verschiedene doxische Qualifizierungen. Das gesprochene Wort hat seine Thesis als Faktum der Gesprochenheit, ebenso sein Bedeuten; es gibt sich in dieser Hinsicht als hier und jetzt seiend oder vermutlich seiend, zweifelhaft seiend. Davon ist zu unterscheiden die Thesis, die in der Aussage vollzogen und auf das Bedeutete bezogen ist. A lso e in Wort , e in A usdruck ka nn nicht me hre re s be de ut e n, nämlich das volle Wort als Ausdruck; nur der Wort la ut kann mehreres bedeuten, kann mehrere Worte, obschon gleichlautende, fundieren. Wir haben also zu unterscheiden: 1) die int e nt iona le n Te nde nze n, durch die sich Wortlaute und als bedeutsam charakterisierte Wortlaute, genommen als Korrelate des wortkonstituierenden Bewusstseins, im Zusammenhang des Bewusstseins mit e ina nde r verflechten, denen gemäß sie sich im zeitlichen Bewusstseinslauf fordern, ebenso die Tendenzen, durch die sich eventuell die sinnlichen Wortlaute erscheinungsmäßig mit anderen sinnlichen Gegebenheiten
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verflechten, mit denen auch die akustischen und optischen u. dgl. Wortlaute aufeinander hinweisen und was dergleichen mehr; 2) und andererseits die Intention vom Wort auf die „gemeinte Sache“. Natürlich besagt das in der Nennung nicht eine Assoziation zwischen dem nominalen Wortlaut und der Vorstellung der genannten Sache: Aber nur darum, weil nicht diese schlichte Vorstellung, sondern eine kategoriale Erkenntnis das „Assoziierte“ ist? Und weiter ist eben die Frage, wie wir Assoziation definieren, und dieselbe Erkenntnisvorstellung kann ja auch an ein Nicht-Wort assoziiert sein: etwa im Erinnerungszusammenhang. Also jedenfalls fehlt noch ein Weiteres; nicht jedes Assoziierende, obschon es an das andere erinnert, ist ein „Zeichen“ dafür, ein Ausdruck, ein etwas, „durch“ welches ich mir das Assoziierte vorstelle, es ist nicht in der signitiven Form apperzipiert. Zum Beispiel, ich trete ins Theater, es ist noch halbdunkel. Das Aufflammen des Kronleuchters „sagt mir“, dass nun die Vorstellung sogleich beginnen wird. Aber eigentlich sagt es nichts, es ist kein Ausdruck, es nennt nichts, es ist überhaupt kein Zeichen (signum, nota): Es liegt eine Assoziation vor. Ein Erwartungserreger: Die Erwartung wird erregt, dass nun die Vorstellung beginnen wird. Eine Anzeige für das künftig Erfolgende. Anders ist es schon, wenn der Kapellmeister mit dem Taktstock sein „Signal“ gibt. Das ist Zeichen für die Musiker, wenn auch nicht ein sprachlicher Ausdruck. Ein konventionelles Zeichen für den Willen des Kapellmeisters, dass bei dem nächsten entsprechenden Zeichen, der Hebung des Taktstockes, jeder Musiker anfangen soll.1 Der A usdruck, abgesehen von seiner Anzeige in der kommunikativen Funktion für das betreffende Meinen (Vorstellen, Urteilen, eventuell auch Wünschen usw.) des Sprechenden und für sein SichRichten an den Hörenden, ist eben Ausdruck. Das Wort ist nicht bloß „zufällig“ Erreger von Erwartungen oder Erreger eines zweiten Bewusstseins, des Bedeutungsbewusstseins. Vielleicht ist es deutlicher zu sagen, der Aussage-Wortlaut ist nicht bloß assoziativ Erreger eines zweiten Bewusstseins, sondern eine aktuelle Aussage kommt zum Ausdruck, oder es wird eine ausdrückliche Aussage vollzogen. In de r 1 Hier haben wir ein praktisches Zeichen. Der Wille der Aufhebung des Taktstockes ist Durchgang für den Willen „Die Musik soll anfangen“, und entsprechend wird es verstanden.
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A ussa g e ha be n wir e ine Einhe it v on spra chliche m Le ib und spra c hliche r Se e le , und die Seele ist hier ein a kt ue ll g e f ä llt e s Urt e il. Ist das Urteil nicht „wirklich“ gefällt, so haben wir eine Modifikation, die aber doch eine Einheit darstellt von „Leib“ und „Seele“. Das sagt hier, dass eine Einheit der „Apperzeption“ vollzogen ist, dass der Wortlaut nicht bloß erscheint, sondern Unt e rst uf e e ine r f undie rt e n Einhe it ist, eben die Einhe it de r A ussa g e, und dass in dieser Einheit zwe i Schicht e n zu unterscheiden sind, deren eine bevorzugt ist durch eine hindurchgehende Tendenz. Im „ norma le n V ollzug “ de s Einhe it sbe wusst se ins le be n wir g e mä ß die se r Te nde nz,1 ihr folgend, im „Sinn“, im Vollzug der Bedeutungsintention, die aber nichts neben dem Wortlautbewusstsein ist, sondern Oberschicht eines eigentümlich fundierten Bewusstseins, einer Meinung, die nicht direkte, sondern eben fundierte und mittelbare, den Durchgang durch das Wortbewusstsein fordernde ist. Eine beliebige Verbindung, z. B. eine assoziative, mag es machen, dass ein Bewusstes auf ein anderes Bewusstes hindrängt, eins an das andere erinnert, eins das andere erwarten macht: Es mag dabei auch sein, dass dieses andere unanschaulich bleibt und somit mit dem erregenden Bewusstsein das Erregte als eine leere Anzeige verknüpft ist. Aber damit konstituiert sich nicht das „ Mit dem Ze iche n ist da s B e z e ichne t e , mit dem Ausdruck ein Ausgedrücktes oder Auszudrückendes ‚gemeint‘“.2 Das Hinweisen des Zeichens ist nicht das allgemeine Hinweisen, beziehungsweise das bloße Hindrängen überhaupt, wie es bei jeder Tendenz vorliegt, erschöpft nicht die Sachlage; vielmehr ist das Ze iche n als solches in phä nome nolog isch e ig e nt ümliche r We ise cha ra kt e risie rt oder, wenn man will, apperzipiert. Es ist eine eigentümliche Einheit des Bewusstseinserlebnisses, in dem das Zeichen eben Zeichen für etwas ist, und, im Fall des Ausdrucks, Le ib für e in „ Ge me int e s “ ist, ein etwas, mit dem ein anderes bezeichnet und zugleich dadurch ausgedrückt, verkörpert ist; und in der sprachlichen Sphäre, durch das es sprachlich in der Weise eines eigentlichen oder uneigentlichen Ausdrucks ausgedrückt ist: In der Wortauffassung und im Vollzug des Wortes liegt also ein wesentliches Plus. Und wir verdeutlichen uns dieses Plus, wenn wir an 1 2
Das ist korrelativ gesprochen. Aber nicht jedes Zeichen ist Ausdruck.
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einen parallelen Fall erinnern, an den Fall des Bildbe wusst se ins.1 Nicht liegt hier also bloß vor, dass ein Erscheinendes überhaupt und irgendwie auf ein anderes, sei es ebenfalls Erscheinendes, sei es leer Bewusstes hinweist, sondern „im“ Bild sind wir der Sache bewusst, der Blick geht „durch“ das Bild hindurch auf das im abbildenden Bewusstsein (der fundierten Bewusstseinsschicht) Bewusste. Das Ganze aber ist eine Einheit des Bewusstseins, und zwar e ine e ig e na rt ig e V orst e llung swe ise , und nicht e ine Einhe it de r bloße n A ne ina nde rbindung zwe ie r Be wusst se insa kt e , etwa assoziativer Art, als ob wir nur überhaupt von einem in das andere übergeleitet würden, einer Tendenz folgend. So ist auch das Wort be wusst se in eine neue, durch Fundierung erwachsende Vorstellungsweise, und dabei besteht (hier wie analog im Abbildungsbewusstsein) nicht nur eine Tendenz, die vom Wortlaut auf die im Wort bedeutete Sachlichkeit übergeht, vielmehr ist da Wortlautbewusstsein charakterisiert als außerhalb der „Meinung“, aber als Zeichen für sie, als das, „wodurch“ die Meinung zur Besonderung kommt etc. Aufseiten der Tendenz liegt ausschließlich das „gemeint“. Und es erfüllt sich also die Wortmeinung, das eigentümliche verbale Bewusstsein in der Anschauung der Sache. Damit2 harmoniert es, dass in der Synthesis der Erfüllung das erfüllende Glied wieder leer werden, sich in eine Leervorstellung verwandeln kann. Dann haben wir nicht etwa ein bloßes Wortbewusstsein, sondern immer noch eine Synthesis zwischen dem Wortbewusstsein und einem auf der anderen Seite stehenden, sich mit jenem identifizierenden, es sozusagen belegenden Bewusstsein. Zum Beispiel, ich urteile „2 · 2 = 4“, ich urteile in bloß symbolischer 1
Die Analogie gilt speziell für Ausdrücke, nicht für andere Zeichen. Das Folgende bis zum Ende des Textes gestrichen; zu Beginn des gestrichenen Textes die Randbemerkung: „Geradezu falsch. Das ist sehr fraglich! Und beweist die ganze Ausführung etwas?“; nach dem gestrichenen Text die Bemerkung: „Das alles billige ich nicht mehr. So wie es da gemeint ist, mit Ausnahme des letzten Blattes, ist alles wesentlich festzuhalten in wenig geändertem Sinn. Ein Hinausweisen findet statt vom Wort aus, aber das Hinausweisen ist nichts für sich, es ist eine gewisse fundierte Aktweise. Hinausweisen ist auf etwas anderes Weisen, und das ist leer vorstellig oder voll vorstellig. Das Hinausweisen ist also kein vorstellender Akt, sondern eine von dem Wortlaut ausgehende Tendenz, die notwendig ‚rechts‘ den vorstellenden Akt hat. Das Hinausweisen ist nicht selbst ein Vorstellen, sich erfüllend wie ein Vorstellen, sondern sich erfüllend wie eine Tendenz.“ – Anm. des Hrsg. 2
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Weise. Ich mache mir das Urteil einsichtig, ich sehe nun, 2 · 2 = 4. Ich habe nun die Aussage in erfüllter Weise als evidente vollzogen. Die Intuition geht vorüber, und nun wiederhole ich etwa wieder „Ja, 2 · 2 ist = 4“, und beziehe sie dabei identifizierend auf die dunkel gewordene Intuition des Sachverhalts. Dann habe ich noch immer eine zweigliedrige Synthesis im Leeren,1 das hier charakterisiert ist als aus intuitiv Gegebenem entsprungen, habe ich einen Beleg für meine Rede, die aber als Rede ihre eigenen Apperzeptionen hat und ohne jeden, auch solchen leeren Beleg verstanden und gebraucht sein kann. Im Status der Erfüllung oder Belegung überhaupt deckt sich das Wort- und Aussagebewusstsein, und zwar hinsichtlich der ihm zugehörigen Oberschicht „Bedeutungsintention“ mit der Anschauung, mit dem belegenden und seinerseits so und so geformten, so und so fundierten Akt. Offenbar kann dabei diese Belegung eine vollständige und unvollständige sein, anschaulich nach den Gliedern, unanschaulich nach jenen usw. Auf der einen Seite aber ist immerfort Einheit des Ausdrucks als Rede und Aussageeinheit da, immerfort Intention auf eine „eigentliche Bedeutung“, immerfort erfüllungsbedürftig, solange eben nicht voll einlösende Intuition identifizierend angeknüpft ist. W Was gegenüber dem Fall des Bildbewusstseins die Versuchung so groß werden lässt, dem Wortbewusstsein eine Zweigliedrigkeit zuzumuten, das ist der Umstand, dass der Wortlaut der Sache fremd ist, während das Bild die Sache „darstellt“ – doch darüber später mehr. Nun ist es freilich sicher, dass wenn auch in der Erfüllungseinheit das Wort und nicht bloß der Wortlaut auf der „linken Seite“ steht, darum doch nicht die leere Bedeutungsintention genauso, wie sie bei dem eingliedrig verstandenen Wort fungiert, auf dieser Seite auftritt, nur mit etwas anderem verbunden. In der Deckung erfährt die leere und freie Bedeutungsintention eine gewisse Wesensmodifikation. Die Intention ist wie eine Intention überhaupt in der Erfüllung zur „Indifferenz“ gebracht. Die freie Intention ist sozusagen ins Unendliche gehend, sie trifft auf nichts, eben nicht auf das, was sie erfüllen könnte. In der Erfüllung trifft sie das Intendierte und „befriedigt“ sich, „sättigt“ sich. Sie ist „dieselbe“ Intention, aber in dem Modus der Sättigung. 1
Nein.
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Beilage XV: Die Bedeutung des intendierenden Aktes und die eingelöste Bedeutung1 1) In der Realisierung der Ausdrucksintentionen haben wir aufseiten 5 des Ausdruck Erfahrenden die beiden Möglichkeiten eines voll angepassten
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Ausgedrückten, einer wirklichen intuitiven Erfüllung – es kann aber auch unvollkommenes und dabei auch leeres Bewusstsein auf dieser Seite stehen. Neben der Erfüllung haben wir eine unklare oder leere Belegung.2 2 a) Bedeuten kann besagen und besagt ursprünglich das vom Wort ausgehende, am Wort als solchem hängende Be-deuten. Also die Bedeutungsintention und korrelativ das Bedeutete als solches. Das Hinweisen, Hindeuten, das Von-sich-weg-auf-das-Gemeinte-Weisen des Zeichens. b) Bedeutung heißt aber auch aufseiten des belegenden Aktes das „Vermeinte“ als solches, der Sinn des belegenden, eventuell erfüllenden Aktes. Die Meinung dieses Aktes heißt die Bedeutung, die eigentliche Bedeutung des intendierenden Aktes. Dieser intendiert etwas: Das ist doppelsinnig. Das „intendiert was“, das kann sagen die Eigenheit des Aktes, in sich selbst Meinung von einem Was zu sein – wobei also das Was in der Weise des Gemeinten ihm einwohnt –, und es kann sagen das, was das Gemeinte ist und sich in der Erfüllung als Gemeintes herausstellt: der Sinn aufseiten des Erfüllenden, aber der Sinn als Ziel. Als Ziel heißt er Bedeutung. Wenn der hier in Erfüllungsfunktion stehende Akt für sich fungiert, dann ist der Sinn nicht Bedeutung, nur dass wir wieder Unterschiede zwischen Intention und Erfüllung haben können, die außerhalb der verbalen Funktion auch in der Anschauung und sonstigen objektivierenden Sphäre vorkommen. Also allgemeinere Verhältnisse. Zunächst für die signitive Sphäre überhaupt. Dann für die Aktsphäre überhaupt. Zum Zeichen gehört der bezeichnende, signitive Akt, zum Wort der bedeutungsintendierende Akt. Dieser bedeutungsintendierende Akt hat einen Sinn, der „derselbe“ ist für den erfüllenden Akt und derselbe für den letzteren Akt, auch wo er nicht in der Funktion der Erfüllung steht. Der Sinn des bedeutungsintendierenden, des Wort machenden (verbal aussagenden) Aktes – der „identische“ Sinn des belegenden Aktes. Der letztere ist zugleich die „Bedeutung“ des verbalen Aktes, d ie ein gelö ste Bed eu tu n g. Bedeutung drückt hier also eine gewisse Funktion eines wirklich konstituierten Sinnes (eines „eigentlichen“) in einem bezeichnenden Zusammenhang aus.
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Wohl Dezember 1913/Januar 1914. – Anm. des Hrsg. Nach „Belegung.“ Fragezeichen in eckigen Klammern. – Anm. des Hrsg.
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Der spezifisch verbale Akt, der im Wortlautbewusstsein fundiert ist als eine eigentümlich höhere Apperzeption1 (besser Auffassung) des Wortlauts, ist „sinngebend“ für den Wortlaut. Sie gibt ihm einen inten d ieren d en Sinn; Bedeutungsintention, das ist Intention auf einen Sinn (den er5 füllenden), ihrem Wesen nach auf Erfüllung hinzielend, ihrer bedürftig: erfüllender Sinn. Das wird auf anderen Blättern allerdings bestritten. Aber ich sehe nicht ein, warum. Ein Bewusstsein ist intendierend, ein entsprechendes Bewusstsein ist erfüllend. Das eine „meint etwas“, das andere meint dasselbe, aber hat 10 es in sich anschaulich, und im vollkommenen Fall ist es gar nicht mehr bloße Intention, sondern bloße Habe und Erfüllendes in der Erfüllungseinheit. Ein Was meinen – ein und dasselbe Was haben. Hier liegt eine eigentümliche Wesensgemeinschaft verschiedener Akte vor. Dasselbe ist im Leeren bewusst in intendierender Weise, im anderen Fall in eigentlicher Weise. Wir 15 sagen, sie haben dasselbe intentionale Wesen, aber in einem doppelten Modus: einmal als vermein ter S atz, das andere Mal als Vo llsatz. Der eine Intention des anderen, das sagt natürlich Intention im noematischen Sinn. Eigentlich intendieren tut nur ein Akt.
1 Apperzeption ist hier kein brauchbarer Ausdruck, es sei denn, dass er besagt, dass auf eine Apperzeption eine zweite gebaut wird. Aber es ist nicht eine Apperzeption, in der ein Gegenstand gegeben wird?
Nr. 6 Erf üllung ist noch nicht Erke nnt nis. Da s Erke nne n a ls Be g re if e n. N ä he rbring e nde und e inlöse nde Erf üllung . De r V e rg le ich zwische n Ze iche n- und Bildv orst e llung im Hinblick a uf de n Übe rg a ng zur A nscha uung de r Sa che 1
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1) In meinen alten Untersuchungen finde ich eine Schwierigkeit darin, ob zum Ausdruck eine Bedeutungsintention in solcher Weise gehöre, dass im Fall anschaulichen Ausdrückens eine Erfüllung vorliege im Sinn einer Deckung zwischen le e re r Be de ut ung sint e nt ion und e nt spre che nde r A nscha uung (Bedeutungserfüllung), ein statisches Erfülltsein. Das hatte ich in der ersten Ausgabe wirklich angenommen. 2) Ich ide ntifizie rte die De ckung einer „leeren“ und einer vollen Intention oder einer unvollkommen anschaulichen und einer vollkommen anschaulichen mit Erke nnung. Ich nannte das Synthesis der Erkenntnis (der erkennenden Identifikation). Ich sprach von „Annäherung an das Erkenntnisziel“. Demgegenüber ist zu sagen: I. Erfüllung oder deutlicher das Sich-Erfüllen ist nichts anderes als die in jeder objektivierenden Intention (um uns zunächst auf objektivierende zu beschränken) liegende Tendenz sich „auszuwirken“, nämlich sich zu sättigen. „Intention“ ist nichts anderes als der Vollzugsmodus des Aktes, durch die er die Form des cogito, des „Ich meine“ hat, und das ist sozusagen ein Langen (wenn auch nicht ein begehrendes cogito!), das mehr oder minder gesättigt sein kann und gegen Sättigung hin tendiert. Ein Akt vor dem Vollzug kann in sich „Reize“ für das vollziehende Ich, das gerade in anderen Akten lebt, bergen; der im Akt bewusste Gegenstand, heißt es, reizt zur Beachtung.2 Insofern ist die Rede von
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Wohl Dezember 1913/Januar 1914. – Anm. des Hrsg. Vgl. Beilage XVI: Tendenz und Begehren Ich zweifle, dass die Tendenz überhaupt gattungsmäßige Gemeinschaft hat mit dem Langen im Sinne des Begehrens. Also ist auch das Wort „Vollzug“ ein gefährliches Bild. 2
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Tendenz also bedenklich. Auch der unvollzogene Akt „tendiert“ oder ist mit Tendenzen begabt in Form jener Reize. Wir müssen also zwei Abschnitte beschreiben, wozu Erfüllung in zweierlei Sinn gehört: den Abschnitt vor dem cogito und die Erfüllung in diesem cogito. Das Intendieren als Me ine n ist in sich ein Tendieren gegen steigende Klarheit und Fülle, also gegen Sättigung.1 Andererseits ist das Vollsein, das Füllehaben nicht notwendig ein im Erfüllen, im Sättigen notwendig erst Erwachsendes. Die Anschauung ist ja Anschauung schon vor der Zuwendung, und findet sie statt, so hebt sie mit einer Fülle, mit einem Sattheitsgrad schon an.2 „ Int e nt iona le s Erle bnis “ : ursprünglich nicht definiert durch Intention, sondern dadurch, Bewusstsein von etwas zu sein. Aber jedes Bewusstsein von etwas ist auch im jetzigen Sinn intentionales Erlebnis. Es birgt in sich eine Te nde nz und kann prinzipiell den „ V ollzug s “ modus de s „ Me ine ns “, des cogito annehmen. Darin steckt dann ein Stellungnehmen, das seinen Motivationsgrund hat und sich weiterhin bekräftigen kann etc. II. Eine in irgendeinem Grad gesättigte Intention, z. B. irgendeine Anschauung, ist noch nicht Erkenntnis, und auch der in einem einheitlichen Bewusstsein statthabende Zuwachs an intuitiver Fülle ist nicht Erkenntnis, und endlich auch irgendwelche diskrete Synthesis einer unvollkommenen mit einer vollkommeneren Intention ist nicht Erkenntnis. Wir müssen scheiden „objektivierende“ Akte überhaupt, d. h. doxische, in der Sphäre der expliziten cogitationes, die Glaubensakte (vollzogenes Glauben), und andererseits die kategorialen Akte, die „Urteile“ und möglichen Urteilsglieder. Dazu: Wir müssen scheiden ka t e g oria le A kt e und sy nt he t ische, polythetisch fundierte A kt e ,3 wie Kollektionen, Explikationen. Kategoriale sind z. B. die pluralen Prädikationen, nicht Explikationen überhaupt, sondern wieder Prädikationen und Attributionen usw. Also ist da s C ha ra kt e rist isc he de r nic ht ka t e g oria le n
1 Für das Letztere kann man von einem Streben sprechen, obschon es fraglich ist, ob das zu jedem Akt wesentlich gehört. 2 Mit all dem hängt die Lehre von den Substraten zusammen. 3 Besser wohl: 1) die begreifenden, spezifisch erkennenden Akte und 2) die synthetischen, aber noch nicht begreifenden Akt.
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A kt e nicht die „ Schlicht he it “. Das Spezifische der kategorialen Akte liegt darin, dass es begreifende oder, was in gewissem Sinn dasselbe ist, „erkennende“ Akte sind. III. Erke nne n im allgemeinsten (logischen) Sinn: be g re if e nde s Gla ube n = Urt e ile n. Erkennen im prägnanten Sinn das e v ide nt e Urt e ile n (Urteilen im definierten Sinn!). Dazu die Frage: ob und warum Urteil auf Prädikation zurückgeführt werden muss, wie es mit den „eingliedrigen Erkenntnisakten“, z. B. einem eingliedrigen Eigenerkennen steht, einem eingliedrigen (wenn auch in sich gegliederten) attributiven Erkennen (ein rotes Haus!) usw. Wird Erkennung auf die kategoriale Sphäre, Sphäre des Begreifens bezogen, so fallen also auseinander Erke nnung und Erf üllung. Das Erkennen als Begreifen kann in verschiedenen Modis vollzogen sein, leer, unklar, von dem Hintergrund einheitlich auftauchend, in einem Strahl, dann expliziert und vollzogen im eigentlicheren Sinn, schließlich „anschaulich“ vollzogen, erfüllt: evident. Und dann haben wir wieder den Unterschied zwischen anschaulichem Vollzug schlechthin und dem Sich-Erfüllen eines Unanschaulichen, Unerfüllten durch Neuvollzug und Identifikation mit einem Erfüllten. Ev ide nt ma che n, Zur-Evidenz-Bringen als Prozess des Sich-Erfüllens, der synthetischen Erfüllung: gegenüber dem Ev ide nt se in.1 Statisch und dynamisch kann besagen: Das statisch satte, erfüllte Begreifen und das dynamische sich immer mehr Sättigen, das hier wohl immer einen synthetisch-identifizierenden Deckungsprozess voraussetzt, ungleich der schlichten Anschauung. Hier haben wir ein Dynamisches in der Kontinuität ohne Polythesis und ein Dynamisches der Polythesis. Int uit ion und Ev ide nz. In jeder Intuition ist Evidenz mitbeschlossen, nämlich Evidenz besagt den Vernunftcharakater der Thesis vermöge ihrer Sättigung durch eine Vollmaterie.2 Ist aber jede Evidenz Evidenz in der Intuition? 1 Ich mache mir evident „3 + 1 = 1 + 3“, dass Farbe ausgebreitet ist etc., ich v o llzieh e d a b e i d o ch a u ch e in e g e w is s e R e f le x io n . I ch ü b e r ze u g e m ich , d a s s je d e r S ch r it t d e r M e in u n g s ich b e s t ä t ig t , d a s s d ie T h e s is d e r M e in u n g ih r Z ie l e r r e ich t . 2 Davon überzeuge ich mich durch Reflexion, durch „Vergleichung“ von Meinung und Füllung, das ist wieder eine „Evidenz“, und die entfaltete. D a s is t a ls o e in eigenes fundamentales Thema.
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Hier haben wir die Frage des mit t e lba re n Obje kt iv ie re ns, des mittelbaren Vorstellens (schlichten und fundierten, eventuell synthetischen) und mittelbaren Begreifens. In einem mittelbaren kategorialen Akt, wie etwa in einem definitorischen (cf. Logische Untersuchungen), haben wir als Bedeutung des definitorischen Ausdrucks eine Leerintention, deren Erfüllung uns einen besonderen Gang vorschreibt. Muss das nicht als Anschauung bezeichnet werden? Die Anschauung wäre hier prinzipiell ein Prozess mit Stadien und einem Terminus am Ende. Nun versuche ich zu scheiden zwischen e ig e nt liche r und une ig e nt liche r V e ra nscha ulichung. Aber ist die Summe von Einern wirklich das in dem definitorischen Ausdruck Gemeinte? Da s K orre la t v on Ev ide nz ist Ge g e be nhe it de s Ge g e nst a nds. Des Gegenstands schlechthin? Ge g e nst a nd sc hle c ht hin, de r g e me int ist , ist nicht Ge g e nst a nd g e mä ß de m Sinn. Die Summe von Einern ist nicht Gegenstand im Wie. Die Evidenz erfordert also den ganzen Prozess, in dem wir fortschreiten von 53 zu 5 dreimal als Produkt gesetzt, das ist 5 · 5 · 5, das ist 5 fünfmal als Summand gesetzt und das Resultat ebenso etc. Die Evidenz ist notwendig also ein dynamischer, ein in dieser Ordnung verlaufender Prozess, und sie erreicht ihr Ziel am Schluss mit der Summe von Einern: aber nicht so, dass etwa eine schlichte Anschauung oder eine schlichte so und so gruppierte Bildung einer Summe von Einern, wie sie auch außerhalb dieses Prozesses erzeugbar wäre, das Gemeinte und Gegebene wäre, sondern diese Bildungsweise als in solcher Kette gemeinte, als durch die vermittelnden Begriffe begriffene. Als so gemeinte ist sie am Ende des Prozesses, wenn dieser in wirklichem und eigentlichem Vollzug durchlaufen ist, gegeben. Ich spüre hier nun eine Zweideutigkeit. 1) In einer schlichten Wahrnehmung, überhaupt Anschauung kann ich sagen: „Das Gemeinte ist auch gegeben.“ Das sagt aber nur, dass das Wahrnehmen ein Meinen eines gewissen Sinnes ist und dass dieses Meinen gemäß diesem Sinn hier nicht nur überhaupt Meinen dieses Sinnes ist (es ist ja Anschauung), sondern Meinen eines gesättigten Sinnes. Das weist also hin auf einen V e rg le ich mit Le e rme inung e n e nt spre che nde n Sinne s. Bei diesem Vergleich vollziehen wir synthetische Deckungen, aber inne rha lb de r Wa hrne hmung se lbst ha be n wir nicht zwe ie rle i: le e res
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Me ine n des betreffenden Sinnes und A nscha uung dieses Sinnes (Gegebenheit des Gegenstands) und Synthesis beider, sondern eben nur die Anschauung. 2) Dasselbe gilt natürlich für anschaulich vollzogene sy nt he t ische Akte, wie es Kollektionen sind, Explikationen. Zum Beispiel, einen Gegenstand wahrnehmungsmäßig erfassend, in eins mit anderen Gegenständen, gehe ich weiter dazu über, einzelne Teile und Momente des Gegenstands zu betrachten, und ihn festhaltend gehe ich dann zu den kollektiv mitgefassten Gegenständen über. Die Einheit der anschaulichen Meinung ist von vornherein in sich erfüllte und im kontinuierlichen Prozess sich weiter und mehr erfüllende. Doch noch mehr. Die Intention als objektivierende Meinung sättigt sich nicht bloß, sie „erfüllt“ sich in gewissem Sinn auch durch Explikation. Jeder Schritt der Explikation ist in sich erfüllt, voll, „erfüllt“ aber auch die „Intention“. Nun tritt aber hier und ebenso bei den kontinuierlich gebenden Wahrnehmungen ein Neues auf: im Prozess des kontinuierlichen Anschauens, aber auch im Prozess des Einzelerfassens, Explizierens, Moment-und-Teil-Erfassens ein Sich-Erfüllen der Anfangsmeinungen und Zwischenmeinungen auf teils kontinuierliche, teils diskret synthetische Art. Da haben wir schon Systeme von „Meinungen“, und zwar haben wir mit t e lba re Meinungen, die sich in Kontinuen der Meinung bzw. in Kontinuen mit diskreten Setzungseingriffen mittelbar erfüllen, mag dabei auch Andersbestimmmung, Umbestimmung, Näherbestimmung des vordem unvollkommen Bestimmten statthaben. In ganz anderer Linie liegen dann die sig nit iv v e rmit t e l t e n Me inung e n und dabei wieder unmittelbar bezeichnende Akte (unmittelbare Zeichen) und de f init orische Mit t e lba rke it e n. Wir haben also zwei Fälle: 1) Ein Schon-Anschaulichse in (Insich-Vollsein) fordert immer wieder ein Anschaulichwe rde n. Und das führt auf das System der Synthesen, nur ausgeschlossen noch das Begreifen – nä he rbring e nde Erf üllung. 2) An ein Ze iche n ist angeknüpft ein Leerbewusstsein, das ein Anschaulichwerden fordert – e inlöse nde Erf üllung . Und dann haben wir wieder zwei Möglichkeiten: α) Es ist ein unmittelbares Bezeichnen, das heißt, das Anschauen des signitiv Gemeinten vollzieht sich in einem Schritt, und alles Weitere ist das „Näherbringen“, die steigenden und explizie-
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renden Prozesse des schon Angeschauten. β) Es ist ein mit t e lba re s Beze ichne n, in einem stufenweisen Prozess kommen wir zu einem letzten Zeichen und dann durch wirkliche Realisierung zu einem letzten Bezeichneten. Zu beachten ist, dass auf jeder Stufe die „Einlösung“ eine uneigentliche sein kann, in einem Strahl statt in vielen etc. Je de Einlö sung führt also mindestens im letzten Schritt (vielleicht schon in vermittelnden) auf Anschauung, und diese fordert dann ihrerseits nicht Einlösung, sondern Steigerung der Fülle und Explikation. Wir können nun fragen: K a nn a uch schon Einlösung a ls V e ra nscha ulichung bezeichnet werden? Sofern das gemeinte Sein derart mittelbar Gemeintes ist, gehört jeder Schritt mit zur Einlösung. Nun gibt zwar dieser Schritt nicht den Gegenstand, aber der Gegenstand als der gemeinte kann prinzipiell seinen Endcharakter nicht gewinnen, wenn nicht die Vermittlung gegeben wäre. In den definitorischen Akten ist jeder Schritt ein begrifflich vermittelter. N a türlich ha be n die Urt e ile , die die se Be g rif f e e nt ha lt e n, se lbst die e nt spre che nde n Mit t e lba rke it e n, und zur Be g ründung solche r Urt e ile g e hört da nn we se nt lich die „ Subst it ut ion “ , da s Fort g e he n in de r V e rke t t ung die se r Mit t e lba rke it . Wie ist es mit den Ze iche nv orst e llung e n? Sie sind natürlich fundierte, ebenso wie die Bildv orst e llung e n. Aber sind sie darum mittelbare Vorstellungen? (In den Ideen sprach ich von „Modifikationen von“.) Das Bild stellt vor. Im Bild schaue ich an die von ihm verschiedene Sache. Bringe ich diese mir zur direkten Anschauung – und bringe ich die bildliche Repräsentation synthetisch zur Erfüllung –, so habe ich eine neue, und das im Bild Gegebene als solches ist eine „Modifikation“ in dem Sinn, als es durch sich hindurchweist auf die Sache. Ich habe eine „Repräsentation“ im Bild. Phänomenologisch ist auch das Zeichen nicht etwas neben dem Bezeichneten, das Wort „deckt“ sich ja mit dem Bezeichneten. Be i de n mit t e lba re n Ze iche n „ de ckt “ sich durch Erfüllung da s Wort mit de r De f init ion, da s in de r De f init ion se lbst wie de r De f inie rt e mit se ine r De f init ion usw. Aber diese Mittelbarkeit der Deckung ist natürlich nicht im Zeichen nach seinem ersten Schritt zu finden. Bei den symbolischen (bildlichen und signitiven) Vorstellungen haben wir fundierte Intentionen eigener Art. Bei den bildlichen kann
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ich eine direkte Anschauung daneben haben und beide zur Synthesis bringen; das Bild entspricht der Sache, die ich selbstgegeben habe. Bei der signitiven habe ich eine andere Synthesis. Meine frühere Ansicht: Das Wort, das Zeichen hat seine ihm eigene Bedeutung; dazu tritt dann die Anschauung, und da habe ich das anschauliche Gegenstück, so wie beim Bild und dem Gegenüber des Abgebildeten, in direkter Anschauung. Immer wieder bin ich geneigt, das anzuerkennen. Schema der Hinausweisungen und Hineinweisungen in den Elementarintentionen, ähnlich wie Bildvorstellung und signitive Vorstellung. Damit verflochten das Problem der Leerintentionen. Zu den Symbolen, den einen und anderen, gehören symbolische, d. i. in den Symbolen fundierte Intentionen, und diese erfüllen sich in den entsprechenden „Anschauungen“ (eventuell kategorialen, begrifflichen). Wenn ich eine Zeit lang nicht die Sachen studiert und an ihnen herumgebohrt habe, erscheint mir diese alte Auffassung als die richtige. (Und doch hat sie ihre Bedenken.) Leerintentionen! Das sagt hier, fundierte Akte und Akttendenzen, die ihre Erfüllung finden in einer identifizierenden Synthesis mit intuitiven Akten. In dieser Deckung, habe ich da eine Doppelheit? Beim Bild: Ich gehe zur Sache über, die ich selbst anschaue. Natürlich habe ich da ein Nacheinander und am Ende keine Doppelheit. Wenn ich aber vom leer verstandenen Ausdruck zur Anschauung übergehe, so muss ich den Ausdruck an der Anschauung wiederholen und habe dann nicht ein Nacheinander, sondern ein Mit e ina nde r. Habe ich aber im Miteinander das Wort so wie außerhalb und dazu die Anschauung? Genügt es nicht, fundierte Akte anzunehmen, wobei auf der fundierten Seite bald Anschauungen, bald Leerintentionen stehen?1 Im Fall des Zeichens ist es aber gut, einmal auch Schriftzeichen zu nehmen und überhaupt zu beachten die verschiedenen Arten Zeichen und die verschiedenen Sorten von Bezeichnetem. Wenn ich schreibe „Mein Schreibtisch ist schwarz“, so kann ich das Schriftzeichen auch nicht so im verbundenen Miteinander der Koexistenz haben wie bei Lautzeichen, die sich nicht im Raum objektivieren. Übrigens Phantasie-Schriftzeichen, die in einem fingierten Raum sind, die kann ich wieder zur Synthesis bringen mit dem gesehenen Tisch. Übrigens 1
Da liegen eben die alten Schwierigkeiten.
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kann ich beiderseits von dem Bild zur Sache übergehen, die ich sehe; aber auch erst sehen und dann zum Bild übergehen, und es können dabei Bild und Sache in einer Anschauung zusammensein. Ebenso Zeichen. 5 Aber ist hier das Wesentliche? Und liegt das Wesentliche nicht in dem, was schon die Logischen Untersuchungen betonten, dass bei der Anwendung des Wortes, der Rede, auf ein anschaulich Gegebenes eben das Wort schon Sinnvolles ist und nicht bloß Lautzeichen? Das bloße Lautzeichen und irgendeine gewohnheitsmäßige Tendenz ist 10 doch nicht die Sachlage, sondern das Wort in seinem Sinn deckt sich mit der Sache als Sinn entsprechende.
Beilage XVI: Tendenz und Begehren1 Jedes Bewusstsein von etwas ist zugleich ein tendierendes. Darin läge, dass 15 jedes Bewusstsein-von ein Komplex von Intentionen ist. Den allgemeinen
Begriff von Intention können wir ja nicht mit dem der Tendenz identifizieren: Die Glaubensintention, das Glaubensbewusstsein-von ist als solches nicht langendes Bewusstsein-nach, ist als solches nicht Tendenz. Bestenfalls gehört zu jedem Bewusstsein-von, das in sich nicht als Tendenz charakterisiert ist, 20 sondern als Glaube, eine Tendenz, also z. B. zu einem Hintergrundglauben einer Hintergrundwahrnehmung, Erinnerung etc. eine Tendenz, in die Form des „vollzogenen“ Aktes überzugehen, und geht sie über, so gehört zum Glaube, der nun egozentrischer ist, wie wir es auch nennen können, eine mitverwobene entspannte Tendenz. 25 Es knüpfen sich dann weitere Fragen an. Wir sprechen von GefallendAngezogen-, von einem im Missfallen Abgestoßensein. Ist das Gefallen in sich selbst ein Angezogensein, das Begehren wiederum in sich selbst ein anders charakterisiertes Angezogensein und schließlich auch das Wollen ein neuartiges Angezogensein? Oder ist das Gefallen wesentlich verbunden mit 30 einem Tendieren gegen das Gefallende hin, mit der Tendenz, es als Gefallen zu sättigen, also das Gefallensobjekt hinsichtlich der das Gefallen fundierenden Momente aufmerksam zu betrachten, die dunklen Komponenten des Vorgestellten, die hierbei als Gefallensmomente fungieren, zur Gegebenheit zu bringen usw.? Das Begehren in sich selbst ist sicher ein Tendieren, obschon
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ein gehemmtes, wenn es bloß Begehren ist. Und es ist ja überhaupt fraglich, ob Tendieren und Begehren etwas wesentlich Verschiedenes ist. Allerdings, das Sich-Entspannen eines Tendierens bei Eintreten dessen, worauf die Tendenz geht, ist insofern ein verschiedenes, als das Eintretende „zufällig“ eintreten kann oder eintreten kann als „durch“ das Tendieren erfolgendes und dann als tuend geschehendes. Das „durch“ besagt: dem Begehren, der Tendenz Folge leisten und nicht bloß überhaupt geschehen, ihr gemäß sein und doch nicht ihr Folge leisten. (Wobei wieder die Frage ist, ob das Folge leisten nicht Sache des Ich ist, auch wenn das zentrale Ich nicht mit dabei ist. Wir hätten dann auch für jedes Hintergrunderlebnis einen Ichmodus, und das Hintergrundich wäre Subjekt des Tuns.) Nun haben wir aber beim Begehren noch ein Zweites. Ist hier nicht auch noch eine zweite Tendenz da (neben der, die das Begehren selbst ist)? Das Begehren ist eine Tendenz auf Realisierung. Ist es aber noch verflochten mit einer Tendenz, auch in der Hemmung sich auszuleben: sich also das Begehrte aufmerksam zu vergegenwärtigen und daran die es (und somit das eventuelle Gefallen) bestimmenden Momente zur Lebendigkeit zu bringen, also zu jener Sättigung des Begehrens, die das Analogon ist der Sättigung einer Anschauung oder der intuitiven Erfüllung eines Glaubens, eines Urteils? Zum Begehren gehört, selbst Tendenz auf Realisierung zu sein: auf Sein zunächst in der Weise, wie eben Begehren auf Sein geht. Tendenz auf Sein soll Tendenz auf Realisierung sein. Das sagt, könnte man ergänzen, auf ein Werden, das das Sein realisiert. Es kann das Begehren auch die Form annehmen einer Tendenz auf ein entsprechendes Tun. Damit wird es schon etwas Willensartiges, schon ein Modus des Willens, obschon noch nicht das kategorische „Ich will“. Zunächst weiß ich ja noch nicht, „ob es geht“. Bloß Begehren ist in sich noch nicht das Gerichtetsein auf Tun. Ist aber Begehren mit der Tendenz auf Sättigung als Begehren (Einlösung, Entfaltung, Explikation) gerichtet, so treten alle Begehrungsmomente des Gegenstands hervor; wird der Gegenstand selbst in den Brennpunkt gerückt, so treten auch die gegenständlichen Seinszusammenhänge hervor und damit auch die mittelbaren Wertmomente und Begehrungsmomente: Es eröffnen sich Möglichkeiten des Realisierens des als nichtseiend gesetzten Gegenstands. Ebenso wenn ich nur vermute, er sei nicht, oder unsicher bin, so werden Begehrungen motiviert, die auf Bestätigung dieser Vermutung, auf Feststellung der Sachlage gehen. Und dann von da aus die Erwägungen der Möglichkeit einer Realisierung. Aber diese Tendenzen sind doch nicht selbst Tendenzen auf Herausstellung der gegenständlichen Momente, die wertfundierende f und somit auch Begehrungswert fundierende f sind. Nur meine ich, dass diese Herausstellung vorausgesetzt ist. Freilich wohl verstanden. Das Begehren ist gerichtet auf
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Z als Ziel und auf das Ziel „vermöge“ wertfundierender Momente. Diese sind aber nicht Mittel. Geld wird begehrt: Das Geld muss wirklich die Geldeigenschaften haben. Der Papierschein muss echt sein etc. Das Geld ist selbst Mittel für anderes: Aber im Streben nach Geld kommt dies andere nicht mehr in Frage. Es ist faktisch Endzweck, Selbstzweck. Das kann auch relativ der Fall sein, sofern ein für allemal innerhalb gewisser Lebenssphären Endzwecke anderer Art ausgeschaltet werden, für die Geld Mittel ist und Geld sozusagen als Endzweck substituiert wird. Die Tendenz des Begehrens, sich in gewissen Formen zu entfalten, auszuwirken, sich des Gegenstands zu bemächtigen, zunächst in Form der näheren Betrachtung des Gegenstands etc., ist doch nicht ein zweites Begehren, wird man sagen. Es fragt sich, was man Begehren nennen soll. Verstehen wir unter Begehren ein langendes Zugewendetsein des Ich zu dem vermissten Gegenstand, so ist das zum Begehren gehörige Tendieren auf Sich-als-Akt-Auswirken (auf den „Vollzug“) kein Begehren. Vielleicht kann man das zur Differenzierung geltend machen. Wenn ein egozentrischer Akt in den Hintergrund tritt und aus dem thematischen Zusammenhang schlüpft, so ist nun zwar das Ego nicht mehr aktuell dabei; aber in einer Modifikation verbleibt ihm doch die ganze Struktur mitsamt dem Egozentrischen. Das Ich richtet sich noch immer, es wendet sich noch immer zu – und doch wieder nicht, nicht aktuell. Es ist die Form als leere Hülle da – das „aktuelle Ich“ „lebt“ aber nicht darin. Ebenso ist es, wenn ein Akt sich „regt“, eine Wahrnehmung sich aufdrängt, die Wahrnehmungserscheinung schon da ist, aber nicht Vollzug der Wahrnehmung statthat. Die Tendenz geht dabei darauf, dass das aktuelle Ich in den modifizierten egozentrischen Akt eintritt, ihn aktualisiert. Oder im Hintergrund regt sich ein Begehren nach einer Speise. Diese Regung ist schon ein egozentrisches Begehren, Streben, schon ein Gerichtetsein. Aber es fehlt der Modus des Darinlebens vonseiten des „aktuellen“ Ich. Hat nun jedes im weitesten Sinn intentionale Erlebnis diese egozentrische Struktur? Da haben nun doch die Akttendenzen, diejenigen, die von vornherein und wesensmäßig (wie es scheint) mit jederlei Akten verflochten sind, eine eigene Stellung. Wie hat ein intentionales Erlebnis seine Ichbezüglichkeit? Man sagt: Es ist das intentionale Erlebnis vollzogen, oder es ist unvollzogen, und das Letztere besagt (wenn meine Interpretation richtig ist), es hat zwar die Form der Richtung auf [Ich]-denke, aber die eckige Klammer hat dabei die Bedeutung einer Tendenz, eines Reizes für das Ich zum aktuellen Ich hin. Man kann nicht sagen, zum aktuellen Ich zu werden, denn das wird nicht. Es ist aktuelles, das ist, es vollzieht, es ist als aktuelles im Modus Tuendes zu sein; da jedes Hintergrunderlebnis an das aktuelle Ich appelliert, so ist dieses durch jedes
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in gewisser Weise bestimmt, jedes gehört zu seinem Aktualitätshorizont. Diese Tendenz gegen das aktuelle Ich hin (vonseiten des Letzteren das Einen-Anreiz-Erfahren, dann speziell einen sich abhebenden Reiz, einen Sonderreiz erfahren) ist aber nicht selbst ein Akt wie sonstige Akte. Eher könnte man sagen, dass wenn schon der Ichvollzug da ist, wenn ich schon einen Akt vollziehe, dass dann diejenige Tendenz auf Weitervollzug, auf Sättigung, Klärung etc. Aktcharakter hat, Akt eines Langens, Strebens. Auch da fehlt es nicht an Bedenken. Das Tendieren hat seine „Intentionalität“. Es richtet sich auf die im Voraus „intendierten“ Phasen des Phänomens. Dabei treten sukzessiv neue Phasen des Gegenständlichen in den Gesichtskreis des Ich, das sich auf das Gegenständliche richtet. Kann ich nun die Tendenz selbst ins Egozentrische wenden, das hieße, die Tendenz „vollziehen“? Aber wir sehen sogleich, dass da etwas nicht in Ordnung ist. Einerseits könnte man darauf hinweisen, dass wir in die Einstellung der Reflexion kommen. Doch vor allem und am ersten müssen wir Folgendes sagen: Nehmen wir die Tendenz, die auf mich als Reiz eines Hintergrundphänomens „wirkt“. Kann ich überhaupt in dieser Tendenz leben? In der Weise, wie ich in einem Begehren lebe? In einem Langen? Sowie ich in der Tendenz lebe (falls sie ein Akt ist, in dem ich leben kann), habe ich schon Zuwendung und habe nicht mehr bloßes Langen. Es ist klar: Das Zuwenden kann nicht als Realisierung eines Strebens aufgefasst werden, wenn wir Streben = Begehren setzen. Es kann nicht als ein Akt gelten. Anders scheint es zu liegen mit den Tendenzen auf Erfüllung eines Aktes. Das Ich kann sich jederzeit in sie einleben und eventuell Akte der Formen der Begehrung und Wollung vollziehen bzw. sie als solche Akte vollziehen. Wie ist es nun, wenn wir von Apperzeptionen sagen, dass ihnen Tendenzen einwohnen mit Rücksicht auf den Unterschied normalen und anormalen Vollzugs derselben? Hier können wir doch auch nicht sagen, dass Akte des Begehrens, Strebungsakte, den Apperzeptionen einwohnten. Danach sehe ich jedenfalls, dass ich bei der Behandlung der Verhältnisse zwischen Akt, Intention, Tendenz sehr vorsichtig sein muss. Die Rede von Vollzug und Vollzugsmodalitäten der Akte ist selbst nur mit Vorsicht zu gebrauchen, das Vollziehen ist kein Streben, Wollen, Handeln, obwohl sich ein solches natürlich richten kann auf Erzeugung von Akten im Modus des „Vollzugs“.
Nr. 7 Be st immung de s A usdrucks durch die Be de ut ung sint e nt ion ode r durch die v om Wort la ut a usg e he nde Te nde nz. A uswirkung und He mmung v on Te nde nze n. Te nde nz und A ssozia t ion1
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In der bisherigen Betrachtung fassten wir das intuitiv realisierte Ausdrücken (gesättigte Aussagen), etwa ein intuitiv realisiertes Aussagen mit seinen intuitiven Nennungen usw., als eine zweigliedrige Einheit; eine statische Einheit der „Deckung“, die hervorgehen kann aus einem Übergang des Wortbewusstseins in das intuitive Denkund Erkenntnisbewusstsein, dessen Ende die Deckungseinheit ist.2 Unsere Auffassung war dabei, dass im einen wie im anderen Fall das Wortbewusstsein ein komplexes Bewusstsein ist, ein intendierendes Bedeuten, fundiert in einem Wortlautbewusstsein, dass also auch im Status der erfüllten Sättigung dieses intendierende Bedeuten noch reell vorhanden ist, nur in der Deckung durch den entsprechenden intuitiven Akt eigentümlich modifiziert, nämlich „gesättigt“, wie anders der intuitive Akt eben dadurch den Gegencharakter des „eigentlichen“ Bedeutens, des die bloße Meinung Realisierenden, also des das eigentlich Gemeinte Konstituierens annimmt. Die dynamische Sonderung wiese dabei hin auf eine mögliche volle Sonderung. Das „leere“ Wortbewusstsein (das ungesättigte, anschaulich unerfüllte) kann für sich allein sein. Ebenso könnte auch andererseits das intuitive Bewusstsein für sich allein sein, und das mit allen seinen Gliederungen und Formen. Beidem wachsen in der Erfüllungssynthese neue Formen zu, sofern diese eben ein intentionales Erlebnis eigener Art ist, das als fundiertes eine neue Einheit konstituiert, die als in den unterliegenden Einheiten fundierte eine Verbindungsform und an den Gliedern die Anpassungsformen konstituieren muss.
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An diesen Komplikationen kann man Anstoß nehmen und diese ganze Auffassung bestreiten.1 Ma n könnte sa gen, das sprachliche Bewusstsein sei in allen Fällen, ob es anschaulich sei oder nicht, zweigliedrig. Objektiv gesprochen: Wort und Sache sind intentional zur Einheit gebracht, das heißt hier, ein Wortlaut, ein eventuell aus sehr viel abgegliederten Wortlauten komponiertes Wortlautgebilde fungiert als Zeichen, als Hinweis auf eine gewisse entsprechend gegliederte, denkmäßig so und so geformte Sachlichkeit. Wie nun überhaupt anschauliche Akte sich „verdunkeln“ und schließlich in leer vorstellende übergehen können, in denen alle Anschaulichkeit schwindet, obschon der Akt immerfort lebendiger Akt ist und als solcher seine Intentionalität hat, so kann dies auch für die sozusagen rechtsseitigen Glieder der Verknüpfung von Wortlaut und Bedeutungsbewusstsein sein. Demgemäß sei auch der erfüllende Übergang von einem unanschaulichen in ein anschauliches Sprachbewusstsein anders zu interpretieren, als wir es getan haben. Die „Sättigung“ findet so statt, dass das leere Bedeutungsbewusstsein in das entsprechende anschauliche übergeht. Aber im „Deckungs“stadium finde keine eigentliche „Deckung“ statt. Vielmehr sei hier das Wort la ut be wusst se in dire kt a uf da s a nscha uliche Be wusst se in be zog e n, das Leerbewusstsein sei durch das anschauliche a bg e löst, das nun selbst, ohne Vermittlung durch das fortdauernd vorhandene leere, als Bedeutung fungiere. Ebenso also auch, wo wir ohne Übergang ein Aussagen intuitiv vollziehen. Die schlichte Anschauung wird passend geformt, und es gesellen sich die Wortlauterlebnisse dazu mit ihren Hinwe ist e nde nze n, die in dem Angeschauten bzw. in seinen Formungen terminieren. Fällt die Anschauung wieder fort, so bleiben darum nicht bloß Wortlaute bewusst, weil das anschauliche Bewusstsein eben nicht einfach „fortfällt“, sondern sich in ein leer vorstellendes Bewusstsein wandelt, das nun die Funktion des Bedeutens übernimmt. Man könnte sich demgegenüber auf die Evidenz aus direkter Vergleichung berufen, nämlich sagen, es zeige doch die Vergleichung des in der aktuellen Ausdrucks- oder Erkenntnisfunktion und des außerhalb und leer fungierenden Ausdrucks, dass das volle Wort, als solches charakterisiert durch das ihm anhaftende Bedeuten, beider1
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seits dasselbe ist, nur eben im ersten Fall außerdem intuitiv gesättigt durch entsprechende Akte. Es ist nun evident, dass im dynamischen Prozess der Erfüllung usw. Logische Untersuchungen, S. 550.1 So richtig das alles ist, so macht es doch die näheren Analysen nicht entbehrlich, welche die hier bestehenden Versuchungen zu der entgegengesetzten Auffassung radikal beheben können. Die der unseren gegenübergestellte Auffassung fasst den unanschaulichen Ausdruck als eine zweigliedrige Verbindung, phänomenologisch gleich gebaut wie der anschauliche Ausdruck. Der Begriff des Ausdrückens bzw. Ausdrucks erhält dabei einen ganz anderen Sinn als bei uns. Denn uns drückt das volle Wort, und des Näheren seine Bedeutungsintention aus; es drückt wirklich und eigentlich aus, wo eine belegende Anschauung (und eventuell, wie noch zu besprechen sein wird, ein sonst wie belegender Akt derselben Materie) sich anschmiegt, während im Fall eines unbelegten Wortes, einer unerfüllten Aussage im Grunde nicht wirklich ein Ausdrücken statthat, vielmehr der „Ausdruck“ nur den Charakter einer Intention auf Ausdruck hat; er ist potenzieller Ausdruck, befähigt, in eine Erfüllungseinheit einzutreten. Nach der Gegenauffassung gibt es also kein „geistiges“ Ausdrücken, ein durch Bedeutungsintentionen statthabendes, nur der Wortlaut kann hier als das Ausdrückende gelten, vermöge seiner Einheitsbeziehung zu dem einmal leeren und das andere Mal anschaulichen Akt, der in eben dieser Beziehung bedeutungsgebender heißt. Fragen wir nach dieser Einheitsbeziehung, so rekurriert die gegnerische Auffassung auf das „ Hinwe ise n “, das zu jedem Zeichen als solchen gehört, und so erhebt sie implizit gegen uns auch den Vorwurf, dass wir auf ein offenbares Wesensmoment der bezeichnenden und somit auch der sprachlich ausdrückenden Phänomene keine Rücksicht genommen haben, obschon es doch in der I. Untersuchung zur Hervorhebung kam. Der ergänzende Vollzug dieser Rücksichtnahme verspricht aber, unsere Auffassung noch weiter zu komplizieren. Das scheint nicht dazu angetan, sie gegenüber der einfacheren zu begünstigen. Hier kann uns nur das tiefere Studium der Sachen weiterbringen. Versetzen wir uns in den Vollzug eines sprachlichen Bewusstseins, so finden wir im erscheinenden Wort eine gewisse Hinweistendenz, 1
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einen gewissen intentionalen Zug zur gemeinten „Sache“.1 Es gilt, sich über da s We se n die se s „ Hinwe ise s “ klar zu werden. Ist es zu verstehen als ein vom Wortlaut ausgehender und in einem zweiten und sozusagen danebenliegenden Bewusstsein terminierender Hinweis, in einem Bewusstsein, das erst durch den Hinweis Verbindung erhält mit dem Wortlautbewusstsein? Es ist sicher, dass im normalen Aussagen, im normalen sprachlichen Denken jeder Art, der jeweilige Wortlaut zwar erscheint, aber nicht das „Ziel“ des „Ich denke“ ist, das ich eben als Aussagendes, als Urteilendes, nennend Vorstellendes, als Wunsch Aussprechendes usw. vollziehe. Die jeweilige intentio meines cogito geht gleichsam über den Wortlaut hinweg, ihn berührend, aber nicht in ihm terminierend, zur „gemeinten Sache“.2 Das betrifft alle Schritte, in denen sich diese vermeinte und ausgedrückte „Sache“ bewusstseinsmäßig konstituiert. Heißt es „S ist p!“, so betrifft das das nennende Meinen des „S“, es betrifft die sich darauf bauende Prädikatsetzung, das „p“, aber auch in seiner Weise das „ist“: kurzum, alle wirklich fungierenden Worte. Die „Sache“ ist, wenn auch vielstrahlig sich konstituierend und somit nicht in einem Blickstrahl „gemeinte“, der terminus ad quem, und im Durchgang durch die Worte ist sie die „mit“ den Worten vermeinte. Das Vermeinen geht vom „Ich“ aus als dem reinen Subjekt des cogito. Was uns hier interessiert, ist, was sich zwischen „Wort“ und „Sache“ abspielt bzw. an verbindender Einheitsform bewusstseinsmäßig vorliegt. Das „Ich denke“ (cogito) ist eine nicht nur in dem besonderen Gebiet des sprachlichen Bewusstseins auftretende, vielmehr eine ganz allgemeine Vollzugsform intentionaler Erlebnisse. So bin ich z. B. auf die mein Wahrnehmungsfeld ausfüllenden Gegenstände nicht im besonderen Sinn „gerichtet“; sie erscheinen, sie sind aber nicht im vorzüglichen, in der Regel mit dem Wort „Wahrnehmung“ bezeichneten Sinn Objekt der Ich-Zuwendung, im speziellen Sinn gemeinte Objekte. Ebenso, wenn ein Gedanke „auftaucht“, brauche ich dem Gedachten noch nicht zugewendet zu sein; das betreffende Denken ist nicht ein „Ich denke“, ein cogito im besonderen Sinn. Zum Wesen jedes solchen cogito gehört, dass es in einen anderen Modus überge-
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Erwähnen: Ausschluss der Kundgabe. Vgl. unten, S. 246–249. Beim rezeptiven Verstehen.
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hen kann, in dem bei entsprechenden phänomenologischen Wandlungen die betreffende Gegenständlichkeit zwar noch bewusste ist, aber nicht diejenige, in welcher der „Ichstrahl“ terminiert, das Ich hat sich sozusagen zurückgezogen und ist aktuell anderem zugewendet. Der Ichstrahl „terminiert“ dann in diesem anderen, er „intendiert“ es. Dieser Modus des aktuellen cogito bezeichnet offenbar gegenüber dem allgemeinen Begriff des Aktes als Bewusstseins oder intentionalen Erlebnisses überhaupt einen engeren Begriff von Akt. In unserem besonderen Feld der sprachlichen, in dieser aktuellen Lebendigkeit vollzogenen Akte, geht der Ichstrahl, wie wir sagten, gleichsam über und durch das Wort zur Sache, in ihr terminierend. Wir werden dabei sagen müssen, eine gewisse Te nde nz strahle vom Wort zur Sache hin und terminiere in der Sache. Und vielleicht werden wir auch sagen, dem Wort hafte eine intentio an gegen die Sache hin, in ihr terminierend. Bei genauerem Überlegen werden wir finden, dass hier von einem doppelten Terminieren und einer doppe lt e n Intention die Rede ist. Die eine, vom reinen Subjekt des cogito ausgehende, und die andere, vom erscheinenden Wortlaut ausgehende, sind keineswegs gleichartig. Es ist offenbar nicht so, dass hier nichts weiter vorläge und nur das den Fall des sprachlichen Bewusstseins gegenüber anderem Bewusstsein auszeichnet, dass nämlich hier der Ichstrahl einen Gegenstand berührte und statt in ihm zu enden, zu einem anderen überginge, um ihm diesen Vorzug des (im allgemeinen Sinn des cogito) Gemeinten zu erteilen. Da s „ Durch- da s- Wort - a uf - die - Sa che “ - Ge he n ha t e ine n be sonde re n Cha ra kt e r; eine „Tendenz“ haftet ihm an, die in sich nichts mit dem Charakter des cogito und mit seinem Subjekt zu tun hat, die als solche in der Sache „terminiert“ – ein Terminieren, das wieder nichts zu tun hat mit dem Terminieren des cogito. Anders ausgedrückt: Unt e r de m Tit e l „ Te nde nz “ ist e t wa s da im Wort la ut a ls solche m (im Wortlaut, der hier der terminus a quo ist), ob das sprachliche Bewusstsein den Modus des cogito annimmt oder nicht. Und nimmt es ihn an, so lässt sich, genauer gesprochen, in der Einstellung des „normalen“ sprachlichen cogito der Blick der Ichzuwendung von dieser Tendenz „leiten“, er folgt ihr vom Wort zur Sache, die nun in doppeltem Sinn terminus ad quem ist. Die hier auftretende Te nde nz ist ein spe zie lle r Fa ll einer weit umfassenderen Klasse von Tendenzen überhaupt, deren
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phänomenologischer Charakter sich darin bekundet, dass sie objektiv gesprochen von einem Auslaufsglied ausstrahlen und auf der anderen Seite ihre Termini haben. Gehen wir auf das konstituierende Bewusstsein zurück, so haben wir hier mehrere Akte in entsprechend verschiedenen Funktionen stehend und aufeinander bezogen. Dabei kann dasselbe Auslaufsglied als terminus a quo für verschiedene Tendenzen fungieren, also das entsprechende Bewusstsein von diesem Glied mehrere, der allgemeinen Funktionsform nach gleichartige „intentionale“ Charaktere haben. Weiter gehört aber als phä nome nolog ische s We se nscha ra kt e rist ikum dazu das eigentümliche Verhalten des Tendenzbewusstseins in der Überleitung in die Vollzugsform des cogito. Der reine Ichblick kann zwar im Auslaufsglied terminieren, aber die Tendenz t re ibt ihn, ihren terminus zu dem seinen zu machen, also durch ihn hindurchzugehen. Tut er das nicht, so hat der Blick einen gehemmten Charakter. Doch dasselbe besagt, da ja der „Blick“ nichts für sich ist, sondern zugleich einen Vollzugsmodus des Aktes besagt, der seine ganze phänomenologische Eigenart bestimmt, dass diese Aktualisierung des Vollzugs einer Tendenz den Charakter eines bloßen „Durchgangs“ durch ein modifiziertes cogito zu einem wirklichen cogito hat: Der Durchgang durch den Auslaufspunkt besagt, dass eben das Bewusstsein von ihm einerseits ke in bloße s Hint e rg rundbe wusst se in ist, andererseits doch nicht e in a bg e schlosse ne s cog ito, von dem es ja heißt, dass der Blick in dem Gegenständlichen „terminiert“. Im Durchgang läuft die sich aktualisierende Tendenz weiter zum terminus ad quem als das, in dem der Blick ruht und das zugleich charakterisiert ist (gegenüber dem Fall eines geradehin vom reinen Ich aus Gemeinten) eben als Endpunkt des von dem Gegenpunkt auslaufenden Zuges. Hierzu gehört dann die a nde re V ollzug smög lichke it, darin bestehend, dass dem Zug nicht nachgegeben, sondern ihm zum Trotz das Auslaufsglied zum Objekt der Zuwendung gemacht wird. Das „zum Trotz“ besagt eine eigentümliche phänomenologische Modifikation der Tendenz (des tendierenden Bewusstseins und zugleich seines Korrelats, des von Objekt zu Objekt laufenden „Zuges“). Der Vollzug eines Tendenzbewusstseins ist normaler, ungehemmt abfließender im ersteren, ein anormaler, gehemmter im letzteren Fall.
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Bisher war allgemein von Tendenzen die Rede, die in der Tat von sehr verschiedener Art, verschiedenem Bau sein können, und zwar abgesehen von weiteren, hier übergangenen und sozusagen zur Form möglicher Tendenzen als solcher gehörigen und deskribierbaren Unterschieden – wie die in einer linearen und in mehreren linearen Richtungen von einem Punkt und eventuell von jedem neuen Punkt auslaufenden Tendenzen (bzw. Reihen von Tendenzen) – sowie den zugehörigen wesensmöglichen Hemmungserscheinungen. Jede sukzessive Assoziationsfolge (rein phänomenologisch verstanden) stellt sich als eine Kette von Tendenzen dar, jedes Glied weist auf das folgende hin und ergibt aktualisiert eine Zeitreihe, wie denn überhaupt die normale Aktualisierung von Tendenzen ein phänomenologischzeitlicher Ablauf ist. Andererseits werden wir nicht daran denken können, jede Tendenz als bloß sukzessiv-assoziative aufzufassen, abgesehen von dem Unterschied, der sich darin ergibt, dass die Vollzugsform des cogito bald zur Assoziation selbst gehören kann und bald auch nicht, obschon zu untersuchen wäre, ob nicht bei jeder Tendenz auch Assoziation eine wesentliche Rolle spiele. Aber jedenfalls ist jede Assoziation sukzessiver Art, deren Klarheit in einem zeitlichen Verlauf klarer Anschaulichkeiten besteht, eine Überleitung von Tendenzen in Tendenzen. Es ist geradezu ein phänomenologischer Wesenscharakter der sukzessiven Assoziation, dass sie eine Kette von Assoziaten ist, welche nur in einer Sukzession von gebenden Akten realisiert sein kann und dabei eine Kette von Tendenzen darstellt derart, dass der Übergang von Bewusstsein zu Bewusstsein jedes folgende als im Sinn einer Tendenz auftretend charakterisiert. Im Gegensatz dazu gehört es zur reinen Assoziation der Gleichzeitigkeit, sich in einer Einheit des Bewusstseins zu konstituieren, in welcher das Assoziierte zwar wechselseitig aneinander erinnert, jedoch so, dass keine Tendenzen des Vorstellungsübergangs zwischen den Assoziaten hin und her gingen. Ausgezeichnet ist zwar das, wovon die Assoziationsergänzung ausgeht, aber darum ist doch kein bestimmter Übergang zu dem oder jenem Assoziierten vorgezeichnet. Nicht jede Tendenz ist Tendenz von einem Gegenwärtigen zu einem Folgenden oder von einem in der Erinnerung oder Phantasie Früheren zu einem Späteren. Überhaupt haben wir hier verschiedene mögliche Vorkommnisse. Der Ausgangsterminus der Tendenz kann allein erscheinen, ohne dass der andere
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Endpunkt zu anschaulicher Gegebenheit käme, wie wenn uns der Anfang der Melodie gegenwärtig ist, aber nicht das Weitere. Die Tendenz geht darum doch auf das Weitere, und zwar im phänomenologischen Sinn: nicht im Sinn von realen Dispositionen, von denen hier keine Rede ist. Der Anfang ist dann behaftet mit einem leeren Tendieren (leere „Intention auf“). Und dies ist schon da, auch wenn später, und in der gehörigen zeitlichen Spanne, das Geforderte auftritt. Auftretend tritt es in eigenem Charakter auf, in dem der „erfüllten Intention“. Es kann aber auch das Ende vorher gegeben sein und eine Assoziation das Vorhergehende bewusst machen, das sofort seine Tendenz entfaltet, die ihrerseits zum schon Gegebenen hinstrahlt und sich darin erfüllt. Es kann das Assoziierte leer bewusst bleiben und in modifizierter Weise die Tendenz auf das Gegebene. Es kann aber auch das Assoziierte klar anschaulich werden und nun im aktuellen Übergang die Tendenz sich realisieren (ein anderer Modus derselben Tendenz). Ist das geschehen, so finden wir wieder die statische Deckung; die Tendenz ist noch da, aber in einem wesentlich geänderten Modus, in dem der Sättigung. Es fragt sich aber, ob wir nicht besser sagen: Jede Assoziation ist eine Verbundenheit durch Tendenz. Bei jeder haben wir das leere Tendieren und das Sich-Erfüllen: Einheit der Deckung, Einheit der „Zusammengehörigkeit“ in sehr weit gefasstem Sinn. Nur haben wir eben verschiedene Fälle zu unterscheiden: gerichtete Tendenzen von bestimmten Ablaufsformen, nicht umkehrbare und umkehrbare. Für sukzessive Assoziationen: Erwartungstendenzen (modifizierte). Das ist doch etwas anderes als Meinungen von Worten, „Bedeutungen“.1
1 In der Sukzession: Die Assoziation bietet hier notwendig ein Kontinuum von Tendenzen. Ich kann irgendeine Sukzession, einen Ablauf nur in einem Ablauf reproduzieren. Ich kann aber an einen Vorgang zurückdenken in einem Blick, der Anfang etwa klar, das Übrige leer, aber dieser Leerhorizont, der nie klar werden kann auf einmal, ist eine Tendenz, die auf Klarheit im Ablauf geht. Der Blick kann aber auch zurückgehen, aber hier sind keine Tendenzen, hier kann ich nur zurückspringen und dann nach dem Jetzt kontinuierlich hineinlaufen in die Zukunft. Einseitiger Ablauf der Zeit im phänomenologischen Sinn.
Nr. 8 Beda rf e s f ür da s A usdrüc ke n e ine s z wisc hen Wort la ut und a usg e drüc kt e m Sa t z v e rmit t e lnde n Erke nne ns in Form e ine s be de ut ung sg e be nde n A kt e s, ode r g e nüg t e ine v om Wort la ut a usla uf e nde Hinwe isint e ntion? 1
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a) Zum Beispiel, wenn wir eine Aussage vollziehen, eine Apophansis im aristotelischen Sinn, so erzeugen wir nicht nur Wortlaute, sondern in eins damit urteilen wir und g e be n de m da rin g e f ä llt e n Urt e il A usdruck. Wir scheiden das Urteilen, in dem wir vollziehend leben, und das, was uns in dem Urteilen, dem jeweils so und so gegliederten Akt, als Vermeintes bewusst ist. Es ist der „Urteilsinhalt“ in einem bestimmten Sinn. Denn das Wort ist, wie leicht zu sehen, vieldeutig. Im Urteilen meinen wir etwa, ein „S ist p!“ oder ein „Wenn M ist, so ist N!“ u. dgl. Dieses im Urteilen Bewusste, in Subjektsetzung, Prädikatsetzung usw. sich konstituierende einheitliche Was ist das g e f ä llt e Urt e il, das Urteil im Sinne der aristotelischen Logik. Es ist also nicht der Urteilsakt, in dem es gefällt wird und der erst in einem darauf gerichteten Reflektieren (in der Aktreflexion), also in einem neuen Bewusstsein, zur Erfassung bzw. Setzung kommt. Die Rede vom Ausdruck eines Urteils bezieht sich normalerweise auf den Ausdruck des gefällten Urteils und weist auf eine gewisse Einheit des den Wortlaut konstituierenden Bewusstseins (nämlich desjenigen, in dem die Wortlauteinheit zur Erscheinung kommt) mit dem Urteilen zurück. Das Letztere kann nur in parallelem und äquivokem Sinn ausgedrückt heißen. Die parallelen Scheidungen sind nun auch bei allen anderen zum Ausdruck kommenden Phänomenen, den Vermutungen, Fragen, Zweifeln, Wünschen, Wollungen, zu machen. Wir müssen also auch unterscheiden zwischen dem Vermuten und dem Was des Vermutens (S ist vermutlich p!), dem Wünschen und dem Wunsch usw. Und normalerweise meinen die zweideutigen Reden von Vermutung, Frage, Wunsch, Entschluss usw. nicht die betreffenden Akte, sondern ihre „Inhalte“, die Vermutungen, Wünsche, Entschlüsse usw. im Sinne 1
Wohl Dezember 1913/Januar 1914. – Anm. des Hrsg.
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der „noematischen Korrelate“ der betreffenden Akte – nach der Redeweise der Ideen.1 Ähnlichen Doppelsinn haben ja auch die Worte „Erscheinung“, „Wahrnehmung“, „Erinnerung“, „Einbildung“ usw. Dies vorausgesetzt, liegt es also nahe zu sagen: Ausdrücke erfahren in den Aussage-, Frage-, Wunschsätzen usw. eben diese noematischen Korrelate und alle in gleicher Weise, das heißt, in g le iche r We ise e ine n sich mit de n Wort l a ut konst it uie re nde n A kt e n a ls „ be de ut ung sv e rle ihe nde n “ die A kt e de s A ussa g e ns, F ra g e ns, W ünsc he ns usw. b) Aber auch für die gegenteilige A Auffassung möchte man Selbstverständlichkeit in Anspruch nehmen. Gewiss können Akte jeder Art in der konkreten Einheit eines aktuellen Ausdrückens, einer lebendigen Rede ihre Rolle spielen und ihre noematischen Inhalte in gewissem Sinn „Ausdruck erfahren“. Aber das kann nicht ohne weiteres dadurch statthaben, dass sich mit den Wortlaut konstituierenden Akten diese „Ausdruck erfahrenden“ unmittelbar verbinden. Die Redeform, könnte man argumentieren, ist doch, eine hinreichend ausdrucksfähige Sprache vorausgesetzt, nach Artung der Akte bzw. ihrer noematischen Korrelate eine unterschiedene, also diesen jeweils angepasst. Grammatisch scheiden sich z. B. in unserer Sprache Aussagesätze, Frage-, Wunsch, Befehlssätze. Die Aussagesätze selbst sind grammatisch differenziert als kategorisch, hypothetisch, disjunktiv usw. Die grammatischen Unterschiede entsprechen doch wohl Unterschieden in den Akten, die neben den Wortlaut konstituierenden zur Einheit des ausdrücklichen Bewusstseins gehören. Selbstverständlich, möchte man sagen, muss das Urteil, der Wunsch (muss das jeweilige noematische Korrelat des vollzogenen Urteilens, Wünschens usw.), um die seiner Artung und Formung gemäße Ausdrucksform zu finden, in se ine r A rt be st immt he it e rka nnt se in: das Urteil als Urteil, der Wunsch als Wunsch und jedes nach seinem materialen und formalen Bau, so wie es sich in den sukzessiven Aktschritten konstituiert. Also schieben sich, wie es scheint, zwischen den Wortlaut konstituierenden Akten und denjenigen, von denen es hieß, dass sie Ausdruck erführen, notwendig Erke nnt nisa kt e ein. Diese wären also als die für das Ausdrücken wesentlich charakteristischen in Anspruch zu nehmen, als die bedeutungsverleihenden. Alle anderen 1
Siehe Husserliana III/1, S. 206–209. – Anm. des Hrsg.
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Akte bzw. noematischen Inhalte kämen nur dadurch in Frage, dass sich Erkenntnisakte schrittweise nach ihnen richten und sie erkennend zum Ausdruck bringen. Indessen, diese Auffassung hat Schwierigkeiten, die wohl geeignet sind, bedenklich zu stimmen. Ist nicht Erkennen ein Akt, der auf das Erkannte in besonderem Sinn gegenständlich gerichtet ist? Wir erkennen so einen Gegenstand, den wir wahrnehmend erfassen, als ein Haus, einen herankommenden Mann als unseren Freund Hans usw. Wir erkennen, wenn wir etwas als identisch mit einem anderen oder etwas als so beschaffen als in die und die Klasse sich einordnend usw. finden, und dieses Finden ist also ein Identifizieren, ein Attribuieren, ein Klassifizieren usw., kurz es sind Akte der Denksphäre, die wir doch in unseren Aussagen zum Ausdruck bringen. Soll sich also das ausdrückende Fassen der Urteilsakte selbst, die doch selbst Erkenntnisakte sind bzw. solche einschließen, Akte solcher Identifikation etc., wieder durch Vermittlung von Erkenntnisakten vollziehen, wäre dann nicht wieder zu fragen, wie die Wortlautakte zu diesen Erkenntnisakten kommen, sich gerade ihnen anpassen sollen, wenn nicht durch Erkennen? Kommen wir also nicht zu einem sinnlosen unendlichen Regress? c) Dieser Schwierigkeit zu entgehen, könnte man sagen: Um ein Erkennen im Sinne eines Urteilens, eines Erkennens eines Subjekts durch ein Prädikat, wie solches doch auch schon vor dem Ausdrücken möglich ist, handle es sich nicht, auch nicht um so etwas wie ein klassifizierendes Erkennen, wie es in nominalen Ausdrücken innerhalb der Aussagen sich andeutet, etwa als dieser Mensch, Baum u. dgl. Aber in gewissem Sinn liege doch ein Erkennen vor. Eine vermittelnde Aktschicht zwischen Wortlautbewusstsein und dem Ausdruck Erfahrenden müssten wir mindestens in einer großen Klasse von Fällen annehmen, die mit den Ausdruck erfahrenden sich in der Weise einer Identifizierung, wenn auch einer impliziten, „decke“. Man wird sich hier beziehen auf den Unterschied zwischen irgendeiner intuitiven, etwa einen „unmittelbar anschaulich gegebenen“ Sachverhalt beschreibenden Aussage und „derselben“ urteilsmäßig vollzogenen, aber nicht mit entsprechender Anschauung belegten Aussage. Allgemein zu reden sind die auf die uns gemeinsam und wohlvertraute Umgebung bezogenen deskriptiven Aussagen uns wohl verständlich, wenn wir auf die Sachlage nicht wahrnehmend hinsehen
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und es auch nicht in Erinnerungsanschauungen wirklich vergegenwärtigt haben. Man wird mit Beziehung auf solche Fälle sagen: Die Worte bedeuten etwas, auch wenn die belegende Anschauung fehlt; sie sind verknüpft mit bedeutungsgebenden Leerintentionen, die sich bei Hinzutritt der entsprechenden Anschauungen eben „belegen“, erfüllen. Was die bloßen Worte bzw. die leeren Aussagen mit ihren leeren Intentionen (in Einheit zusammengefasst ein bloß symbolisch vollzogenes Urteilen ausmachend) nur meinen, das ist zudem noch im Fall anschaulichen Urteilens gegeben. Im Übergang einen sich die leeren Akte mit den Anschauungen, und im intuitiven Aussagen sind sie in ungeschiedener Deckung, die jederzeit in eine explizite Ineinssetzung, Identifizierung übergeführt werden kann. In gewissem Sinn sei diese Deckung so wie die explizite Identifizierung doch als Erkenntnis zu bezeichnen: worunter wir ja mit Vorliebe Akte zu bezeichnen pflegen, wo etwas nicht nur gemeint ist, sondern die Meinung sich auch in der Intuition erfüllt. Danach hätten wir überall, wo eine intuitive Aussage vollzogen wird, unangesehen der Erkenntnis, die sie insofern ist, als sie das Subjekt als durch das oder jenes Prädikat bestimmt erkennt, noch eine Erkenntnis in dem Sinn, dass sie eine dreifache Schicht enthält, neben der Wortlaut konstituierenden Schicht die Schicht der Bedeutungsintention und darunter die Schicht der Erfüllung. Die letztere Schicht kann fortfallen, dann bleibt aber die Bedeutungsintention übrig, nur in einem anderen Modus. Denn im Modus der Erfüllung ist sie ja nicht Leerintention und äußerlich daran gebunden die Anschauung, sondern die Leerintention erfährt dabei eine gewisse Sättigung, eben eine Erfüllung. Diese Aufffassung hat vieles für sich. Achten wir auf die Art, wie die Worte sich den „Sachen“ auflegen, sich auf ihr Entsprechendes in der Anschauung beziehen, so beobachten wir doch ein gewisses zu den Sachen Hingerichtet-, auf sie Hingewiesensein. Es gehen also von den Wortlauten Intentionen auf die Sachen hin, von den Worten weg werden wir in Richtung zu den Sachen gezogen. Nun möchte man sagen, diese Intentionen, die doch phänomenologisch unzweifelhaft sind, sind eben die Bedeutungsintentionen, die sich in den entsprechenden Anschauungen erfüllen, und wo diese fehlen, da werden wir auch fortgezogen, aber „ins Leere“. Die Leere ist aber nicht eine unbestimmte, da sie ihrem Wesen nach nicht durch beliebige, sondern nur durch bestimmte Anschauungen erfüllbar ist. Also gehen
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von den Wortlauten (im Wortlaut konstituierenden Bewusstsein also wurzelnde) gewissermaßen bestimmt gerichtete intentionale Strahlen aus, als Leerintentionen aber bestimmt gerichtet, und diese terminieren nun eventuell in hinzutretenden Anschauungen, durch Erfüllung selbst sich sättigend.1 Hat man sich dieser Ansicht im Gebiet der Aussage hingegeben (die in der ersten Auflage durchgeführt war und in Untersuchung I der neuen Auflage noch durchgeführt ist), so wird man dann weitergehend sagen müssen: In allen Fällen, ob Urteile oder Vermutungen, Fragen, Wünsche etc. zum Ausdruck kommen, haben doch die den Wortlauten anhaftenden Fortweisungen, Bedeutungen, denselben Charakter. Also überall sind sie Akte derselben Klasse, und da für sie identifizierende Deckung besteht oder bestehen kann, so sind es Akte der „Erkenntnissphäre“, es sind objektivierende Akte. Und auch das scheint sich direkt zu bestätigen, man kann sich doch überzeugen, dass, wo immer ausgedrückt wird, eine objektivierende Setzung, ja ein gewisser Glaube vollzogen ist: Spreche ich den Wunschsatz aus, so steht doch der Wunsch als ein Seiendes und mir als seiend Bewusstes vor meinem geistigen Auge; verstehe ich den vom Anderen ausgesprochenen Wunsch, so steht der Wunsch als der des wünschenden Subjekts vor mir; ebenso in der Frage usw. Wie sehr auch nähere Ausführung dieser eben vorgetragenen Ansicht günstig zu sein scheint, so fehlt es doch nicht an Bedenken. Gewiss gibt es so etwas wie Deckung von Leerintentionen mit entsprechend vollen, wie wenn z. B. eine unanschauliche Erwartung sich erfüllt, wobei doch das Eintretende als eben das bewusst ist, was erwartet war, und man sehr wohl von einer Deckung der sich dabei entspannenden Erwartungsintention (und in dieser Entspannung einer Modifikation der vordem leeren) mit dem Erfüllenden sprechen kann. Und so verhält es sich auch, wenn eine leer vollzogene Aussage sich bestätigt. Dagegen, es erscheint als fraglich, ob die Interpretation der Hinweisintentionen, von denen oben die Rede war und die als wesentliche Momente in allem Ausdrücken außer Zweifel sind, als der bedeutungsgebenden Akte zugelassen werden darf, und wenn nicht, so wird es sogleich auch fraglich, ob die Deckung von Be1
Vgl. S. 166, Anm. 1.
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deutungsintention und entsprechender Intuition, die in jedem Fall intuitiven Aussagens angenommen worden war, haltbar ist. Wir müssen doch Folgendes bedenken. Es gibt, spätere nähere Ausführung wird all das noch genauer erweisen, Urteilen ohne Ausdruck und solches mit Ausdruck. Und das nichtausdrückliche Urteilen kann bald auf Anschauungsgrund erbaut und in seiner Weise selbst intuitiv sein, und es kann auch in leerer Weise vollzogen sein. Wir müssen also fragen, wie eint sich Wortlautbewusstsein mit Urteilsbewusstsein im einen und anderen Fall? Die Einigung ist eine artikulierte; sie betrifft bei getreu angepasstem Ausdruck Wort für Wort und Wortform für Wortform entsprechende Urteilsglieder und Urteilsformen. Es gibt nun eine über die prädikative Sphäre hinausreichende Weise der Einigung von sinnlichem Bewusstsein mit anderem, eventuell selbst sinnlichen Bewusstsein. Es ist die Verbindungsform des Hinweises von Zeichen und Bezeichnetem als solchem und korrelativ von den aktualisierenden Akten. Dabei geht phänomenal vom Zeichen aus (das eben als Träger einer solchen Hinweistendenz seinem allgemeinsten Sinn nach charakterisiert ist) ein Hinweis auf das Bezeichnete; im Zeichenbewusstsein wurzelt eine Hinweistendenz, die im Bewusstsein des Bezeichneten, mag es nun in klarer Intuition oder völlig dunkel bewusst sein, terminiert. So auch bei Wortzeichen. Sollen wir nun nicht sagen, dass im Fall des Aussagens der Wortlaut mit einer Hinweistendenz behaftet sei, die je nachdem in intuitiven Urteilen oder in leeren terminiere? Ist dies richtig, dann wäre im Fall des intuitiven Aussagens vielleicht nicht notwendig eine Deckung zwischen leer intendierenden Urteilsschritten und entsprechenden intuitiven anzunehmen, vielmehr ist die Möglichkeit dann zu erwägen, dass im Allgemeinen die Akte leeren Aussagens und die intuitiven Aussagens gleichgebaut seien. Beiderseits wäre die Wortlautintention in jedem Schritt verbunden mit dem entsprechenden, nur einmal leeren, das andere Mal vollen Urteilsschritt; die Hinweisintention wäre aber nicht selbst die Bedeutungsintention in dem Sinn des Aktes, der dem Wortlaut den mit ihm vermeinten Sinn verleiht, in dem also bei der Aussage das mit ihr Vermeinte bewusst wird (also das „Urteil“ bewusst wird), sondern eine intentionale Verknüpfungsform, dasjenige, was den vermeinten Sinn an den Wortlaut anknüpft und ihm als den „mit“ ihm vermeinten zuordnet. Das Bedeuten im Sinne des Hindeu-
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tens ist nicht das Bedeuten im Sinne des Meinens, das sich „mit“ dem Wort vollzieht und in dem wir leben, wenn wir dem Zug des ersteren Deutens folgend nicht das Wort, sondern das Geurteilte thematisch setzen. Das Hindeuten ist ein zweiseitiger, unselbständiger Akt: Es ist zwar ein Akt, aber eine unselbständige Aktform, in der sich jene unselbständige Form der Einheit von Zeichen und Bezeichnetem konstituiert. Das Bedeuten als das Bewusstsein, worin der Sinn liegt, der mit dem Wort gemeinter ist, ist an sich ein selbständiger Akt (mindest wenn wir die volle Aussage nehmen), nur dass er in die Verknüpfung mit dem Wortlautbewusstsein eintretend eine Form angenommen hat, mit der er einseitig unselbständig ist, die Form des Aktes, in dem das Ziel einer Hindeutung liegt. Es ist eine ähnliche Modifikation, wie sie das an sich selbständige Wortlautbewusstsein angenommen hat als Wort, als terminus a quo. Diese bei genauer phänomenologischer Erwägung bevorzugte Auffassung schließt es nicht aus, dass im erheblichen Umkreis auch die vorige Auffassung ein gut Teil recht hat, nämlich nach Ergänzung durch die unter allen Umständen unentbehrliche Unterscheidung zwischen Hindeutung und Bedeutung. Nämlich zumeist gilt jedenfalls die Doppelschichtigkeit aufseiten der Bedeutung in der Tat. Sie gilt, wo immer ein zunächst leeres Aussagen und Aussagen-Verstehen in das entsprechende intuitive übergeht, und das nicht nur in Hinsicht auf ganze, zunächst leer vollzogene und dann im Ganzen sich bestätigende Aussagen, Bestätigungen, die übrigens phänomenologisch in verschiedener Form statthaben können. Mehr Nachdruck zu legen ist aber darauf, dass uns in der gewöhnlichen kommunikativen Rede die vom anderen geäußerten Worte, selbst wenn wir uns auf ein gemeinsam Anschauliches beziehen, uns doch allererst dirigieren auf die bestimmten Objekte, Sachverhalte, im Rahmen der Anschauung, die der Redende mit den Worten meint, so dass die Worte zunächst mit Leerintentionen verstanden sind und sich in der Weise der Erfüllung die entsprechenden Anschauungen zueignen: oder vielmehr in die entsprechenden intuitiven Urteilsglieder übergehen, ein Übergang, der offenbar zugleich eine „Deckung“ der nicht fahrengelassenen leeren Intentionen mit den neu vollzogenen Vollakten mit sich führt.1 So vom Standpunkt des Verstehenden 1
Warum gerade mit Leerintentionen? Es können doch auch intuitive Vorstellungen
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und mit dem Verständnis in eins bald Miturteilenden, bald den bloß neutral modifizierten Akt Vollziehenden. Wie ist es in den anderen Fällen? Wer selbst aussagt und nicht fremde Mitteilung durch fremdes Aussagen übernimmt, und wer eventuell einsam aussagt, sich an niemanden wendend, der beginnt doch nicht mit einem leeren Verstehen, dazu eventuell erst das bestimmt Gemeinte suchend und findend, wofern es eben nicht bei dem leeren Verstehen sein Bewenden hat. Drücke ich aus, was ich anschaulich vor mir habe, so kommen die Worte mit den Sachen bzw. wortkonstituierende Akte und Anschauungsakte direkt zur Einheit, von den Worten werde ich auf die Sachlagen hingewiesen. Dabei ist aber die Hinweistendenz eine entspannte, in der Weise der Tendenz erfüllte. Aber nun kommt doch wieder der Zweifel. Wie drücken wir, könnte man sagen, aus? Das anschaulich Gegebene, das zum Ausdruck kommt, die anschauliche Explikation einer Sachlage, die wir „in Worte fassen“, erregt assoziativ das Wortlautbewusstsein. Das sich zum anschaulichen Akt gesellende Wortbewusstsein ist phänomenologisch charakterisiert wie eine Assoziation, aber assoziiert ist nicht der bloße Wortlaut, sondern das Wort in seiner Hinweis- und Bedeutungsfunktion; das Wort als Wort mit einer leeren Bedeutungsintention behaftet deckt sich mit dem Angeschauten, in das nun mit dem Wort hingewiesen ist. Aber ist das zwingend? Durch das Gegebene der Anschauung wird das Wort reproduziert, aber nicht nur der Wortlaut, sondern eben die Ergänzung, das Wort mit seiner Tendenz, die hier unmittelbare Tendenz in die Anschauuung hinein ist. Müssen wir nicht sagen: Wo immer ein Zeichen mit anschaulicher Gegebenheit des Bezeichneten zur Einheit kommt, da ist die Einheit zwischen gegebenem Zeichen und gegebenem Bezeichneten Resultat eines Prozesses; die Erfassung sein. Wenn der Redende aber von Dinglichkeiten spricht, die er vor sich in der Wahrnehmung hat und die zu unserem verfügbaren Wahrnehmungsfeld gehören, dann geht vielleicht seine Absicht darauf, uns zu veranlassen, dass wir selbst hinsehen, oder wir selbst haben ein Interesse daran. Und so werden wir dirigiert durch sei es leere oder schon anschauliche Vorstellung, die vielleicht auch der näheren Bestimmung bedarf. Wenn nun hier Erkenntnis vermittelt, so ist es Erkenntnis dessen, was der Redende meint mit seinem Wort: Das Ergebnis ist aber das Wort in seiner Meinung, die in der erfassten Anschauung selbst liegt. Die vermittelnde Erkenntnis gehört aber nicht wesentlich zur Bedeutung.
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eines Zeichens ist Durchgang zur Erfassung des anschaulich Bezeichneten. Die Erfassung des Zeichens besagt aber nicht bloß die Erfassung des sinnlichen Datums, die ihrerseits Durchgang ist, um überhaupt zum Sinn zu kommen. Vielmehr ist die Erfassung des Zei5 chens mit seinem Sinn Durchgang für die Erfassung des anschaulich Gegebenen als dessen, was das Zeichen meinte. Ist das Anschauliche erst gegeben, so kann es assoziativ das Zeichen wecken, aber dann entfaltet sich das Zeichen zunächst als Zeichen, um dann seine Meinung im Gegebenen zu erfüllen. Der Vollzug des Zeichens und 10 seine Beziehung auf das „Selbst“ des Bezeichneten (das Selbst der Anschauung) erfordert einen Übergang, und im ruhenden Zustand hat es den Charakter des Endes solchen Überganges, also den einer Deckung. (Das gilt auch für die intentionalen Komponenten der Anschauung. Sie weisen zurück auf Übergänge, auf durchlaufene 15 Mannigfaltigkeit und sind ruhende Erfüllungen.)1
1 Es ist Folgendes zu verwenden: Wenn ich bei dem Studium solcher Fragen nach dem Wesen von Wortlaut, Wort, Sinn, Anschauung etwa „experimentell“ ein Stück eines Buches, Satzes lese und dann auf das Phänomen zurückblickend achte, das eben abgeflossen ist, so finde ich Anschauungen belegt mit Worten, günstigenfalls; wir wollen das voraussetzen. Wir nehmen ja Fälle, in denen wir das Verhältnis von Wort und Anschauung klarmachen wollen. Wenn wir nun auf die Wortlaut-, Wortzeichenseite achten, so finden wir, dass der Sinn nicht ganz weg ist, nur dass wir nicht im Sinn leben. Im Allgemeinen sind dann die Anschauungen aber weg. Das ist uns gerade recht. Es wird dann leicht so interpretiert: Ich habe dieselben Worte, die Anschauung ist weg, die Worte haben schon ihren Sinn, und wenn die Anschauung wiederkehrt, so finden wir die „Erfüllung“, also was die Worte leer meinen, das kommt zur Deckung mit der Anschauung. Andererseits kann man aber sagen: Es handelt sich hier um reproduktive Anschauungen. Aber reproduktive Anschauungen „intermittieren“ sehr leicht, und im „Wiederkehren“ identifiziert sich das leere Bewusstsein mit dem vollen. Beim Intermittieren haben wir eine kontinuierliche, gegenständliche Intention; ein Wesensmoment, das des Sinnes, bleibt erhalten; der Modus der Fülle ändert sich zunächst kontinuierlich, wird schwächer und wird dann wirklich Null.
Nr. 9 De r A nze ig e cha ra kt e r de s Wort e s im a kt ue lle n R e de zusa mme nha ng . Die a ssozia t iv e n Intentionen der Sprachüblichkeit gegenüber dem nic ht a ssoz ia t iv e n V e rhä lt nis v on Wort la ut und Be de ut ung . N e ue Da rst e llung de r Be zie hung z wisc he n Le e re und F ülle be im A ussa g e n 1
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Wort e im Zusa mme nha ng de r A ussa g e a ls a kt ue lle r R e de und ihre Zusa mme nha ng stendenzen. Das Wort will nicht bloß etwas für sich gelten, es will im Zusammenhang gelten. Es ordnet sich mit seiner Intention in einen organisierten Zusammenhang von Intentionen, in eine Einheit der Intention, die sich zusammenbildet aus den gegliederten und geformten Partialintentionen. IV. Untersuchung nachlesen. Das erste Wort wird als Subjektname erkannt, weist hin auf ein Prädikat, und die Hinweisung ist im Gang der zeitlichen Rede eine Erwartungstendenz, die ihre Erfüllung findet im Prädikatwort. Die Erwartungstendenzen betreffen dabei die Wortlaute, aber auch ihre grammatischen Bedeutungsfunktionen nach einem allgemeinen Bestand, beziehungsweise sie gehen auf die ganzen Worte, nur dass die Erwartungstendenz nicht voll bestimmt ist: Ich erwarte nicht das bestimmte Wort, das in seiner Bestimmtheit in der Erwartungsintention „vorstellig“ wäre, sondern ich erwarte ein Wort oder eine Wortreihe, deren Typus nur vorgezeichnet ist, während die Erfüllung näher bestimmt (Anzeige). Hier gehört die Tendenz bzw. die Erwartung zum Fa kt um de r R e de. Das Auftreten des gesprochenen oder gedachten Wortes weist hin auf das Kommen neuer gesprochener Worte: ze ig t a n. Also in der phänomenologischen Zeitlichkeit, in der die Rede verläuft, weist jedes Glied anzeigend in mehr oder minder bestimmter Weise auf die folgenden hin, und die auftretenden Formen fordern die grammatisch dazu harmonierenden Formen. Hierbei gehen auch Rückforderungen vom Späteren auf das Frühere in dem Sinn: Erhasche ich ein Stück des Satzes, so fasse ich es etwa als ein Ende, als ein beziehendes Prädikat,
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es „fehlt“ mir das Subjekt, der Blick wendet sich zurück, und es ist da Gewisses, der Form nach Vorgezeichnetes gefordert. Aber freilich, da verflicht sich mehreres. 1) A ssoz i a t i v e Te nde n z e n: die Wortlaute in ihrer Folge, die Wortformen im Zusammenhang geformter Rede, eventuell auch ihre Bedeutungscharaktere mitwirkend, aber assoziativ. 2) Dazu aber die „Forderungen“, die die Unselbständigkeit der „Bedeutungen“ mit sich führt, die Bedeutungsintentionen in der Einheit einer möglichen Bedeutungsintention. Höre ich „Der Kaiser…“, so werden Erwartungsintentionen rege, unbestimmte, auf kommende Worte und damit auf eine Ergänzung der Mitteilung. So gehören zu jedem Ablauf grammatischer Ausdrücke, die schon eine Verständniseinheit, aber eine „unvollständige“ besitzen, wie weit der Ablauf immer gediehen ist, immerfort leere Intentionen, und zwar Erwartungsintentionen auf das „Kommende“, also auch auf die kommenden Gedanken, aber als zeitlich erscheinende. Auch im eigenen stillen Sprechen sind diese Intentionen da und erfüllen sich (in der Weise des passenden Kommens). Sie sind da nicht unbestimmte hinsichtlich des Ziels, das ja schon im Voraus während des Ausdrückens gegenwärtig ist. Aber das ändert nichts daran, dass „Hinweise“ und Rückweise auf das Folgende bzw. das Vorhergehende im Modus der Sättigung da sind. Beim Hören aber sind sie normalerweise leere und unvollkommen bestimmte Intentionen, die sich erst zu bestimmen haben. Wird die Rede unterbrochen oder lese ich etwa ein abgerissenes Briefstück, wo der Brief in der Mitte, eventuell in der Mitte des einzelnen Satzes „abbricht“, so „fehlt“ etwas, wir vermissen das Erwartete, beziehungsweise das im Brief Mitgeteilte hat seine Einheit, und das Stück der Einheit weist auf weitere durch seine Form hin. Es ist eine Modif ika t ion e ine r Erwa rt ung sint e nt ion. Es ist eine vom Gegebenen auf Nichtgegebenes gehende Seinssetzung, die unbestimmt und erfüllungsbedürftig ist. Da es unbestimmt ist, „fehlt“ ihm die Bestimmung. Die „Erfüllung“ fordert hier Eintreten der bestimmten Gedanken, mögen sie übrigens anschaulich oder unanschaulich kommen. Die Intentionen, um die es sich handelt, sind A nze ig e n. Ihre Unbestimmtheit ist die Unbestimmtheit von Anzeigen: So kann ich ja z. B. ein Eisenbahnsignal als Signal verstehen, aber nicht seine genauere „Bedeutung“ (Meinung) verstehen. Ich verstehe ein Sturm-
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signal, aber unbestimmt bleibt mir ein Teil der Zeichengebung, der sich auf die Sturmrichtung bezieht. Natürlich kann die Anzeige „qualitativ modifiziert“ sein, wie wenn ich eine Wortgruppe als QuasiAnzeige für andere nehme, nämlich es handelt sich da nicht (gemäß meines Vollzugs des Verständnisbewusstseins) um einen wirklichen Brief, um ein Buch, in dem der Autor ernstlich seine Überzeugung ausgesprochen hat bzw. um ein Stück einer Wahrheit (ich nehme eben den Ausdruck als den einer Wahrheit) usw. Es handelt sich vielmehr um ein Satzstück, das durch seine Form auf Ergänzung hinweist, aber es ist nicht ein Satz, den ich ernstlich als Urteil, als Ausdruck einer Wahrheit oder einer Meinung irgendjemandes nehme usw. Auch das einzelne Wort und die Wortreihe und die vollständige Wortreihe sind im aktuellen Hören Anzeige in Richtung auf ihre eigene Bedeutung. Also Anzeige auf das Kommende, auf den Fortgang des Sprechens und Denkens ist eins, und Anzeige vom Wort auf das Meinen, Bedeuten ist ein anderes. Beides sind Anzeigen, und bald bestimmte, bald unbestimmte. Unbestimmt, wenn ich wie bei einer fremden Sprache das Gesagte nicht vollkommen verstehe. Schalten wir nun die Kommunikation und Kundgabe aus, so verbleiben allen „ungeschlossenen“ Ausdrücken oder allen Ausdrücken im Zusammenhang eines geschlossenen Ausdrucks, sagen wir K ont i g uit ä t st e nde nz e n, de m Sa t z e nt la ng. Hinsichtlich der Bedeutung haben wir aber auch die zweiten Tendenzen, hier reduziert (nicht Tendenzen, die auf Einfühlung rekurrieren). Gewiss, wenn ich mich als Sprechenden reflektiv erfasse, so finde ich das Sprechen auch im Verhältnis der Anzeige zum ausgesprochenen Denken, Meinen. Ich übertrage dann auf mich selbst das Schema der kommunikativen Anzeige. Und zudem: Das Wort weist auf die Meinung (das Gemeinte als solches) hin. Da haben wir wieder die Intentionen der Sprachüblichkeit, die wir abermals ausschalten. Nehmen wir das Wort, so wie es im Vollziehen des Sinnes bewusst ist, so sind die in den Sinn hineingehenden Tendenzen nicht assoziative und nicht vom Typus der Anzeige. Was daran assoziiert ist, ist die Sprachüblichkeit (wie wenn ich zweifelhaft werde, was ein Fremdwort, das ich anwenden will, oder auch ein deutsches Wort, wirklich besagt, und ob ich es hier anwenden kann). Inwie f e rn ka nn ma n a lso sa g e n, Wort la ut und B e de ut ung sind a ssozia t iv v e rknüpf t ? Insofern in der Regel und bei al-
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len Worten einer „Sprache“ die Worte Intentionen der Sprachüblichkeit haben, die Worte und „ihre“ Bedeutungen, die ihnen sprachüblich zugehörigen, verknüpfen. Diese Intentionen sind assoziative1 und zudem praktische. Es gehört ein Sollen zur Form. Ebenso wenn ich willkürlich einen terminus technicus einführe, wenn ich frei gestaltend ein Wort erzeuge, einem Wortlaut einen Sinn spontan zuerteile mit dem Willen, es von nun ab in diesem Sinn zu gebrauchen, so hat hinfort das Wort eine analoge Struktur wie ein sprachübliches. Es ist für mich sozusagen sprachüblich, Wortlaut und Bedeutung sind assoziiert. Ich habe auch die Assoziation „gestiftet“ und habe ihm die Sollenstendenz angezüchtet. Aber das damit bezeichnete Verhältnis von Wortlaut und Bedeutung ist nicht eine spezifische Eigentümlichkeit, die das Wesen eben des Verhältnisses von Wortlaut und Bedeutung erschöpft, ihr Wesentlichstes ausmacht. Und das ist eben die eigentümliche Einheit, die wir bezeichnen: „Mit dem Wort sei das und jenes gemeint“.2 Das, was wir Bedeuten nennen, ist ein ganz eigentümliches auf das Wortlautbewusstsein (das für uns in der Regel ein vielschichtiges ist, optisches, akustisches, motorisches, wobei der Wortlaut niemals als ein objektiv Dingliches in Aktion tritt, sondern als bloßes Phantom) aufgepfropftes Bewusstsein, eine fundierte Apperzeption. Eine höhere apperzeptive Schicht ist da, die, als was sie ist, eben ein Wortlautbewusstsein voraussetzt. Was ist das aber für eine Apperzeption, die des durch das Wort Bezeichnens? Wenn man diesen Gedankengang durchmacht, so wird es klar, 1 Ist das so ohne weiteres richtig? Die Worte haben ihre sprachübliche Bedeutung, das heißt, sie werden als intersubjektiv verstehbare Einheiten apperzipiert, und wir werden auf das Faktum des Gebrauchs solcher Worte in solchen Bedeutungen geführt. Da spielt natürlich Assoziation ihre Rolle. Ein Wort gebrauchend werde ich an andere analoge Fälle des Wortgebrauchs erinnert, an verschiedene Fälle, wo es in gleichem Sinn gebraucht war. 2 Nachdem ich schon Worte und Zeichen kenne, kann ich nach Analogie gegebener Zeichen neue Zeichen willkürlich bilden. Ich kann sie mir als Zeichen vorstellen und kann sie mir als Zeichen für A vorstellen und kann ihnen dann diese Funktion geben. Willkürlich kann ich das Zeichen erzeugen und willkürlich ihm die „Funktion“ auferlegen, das praktische Sollen als meinen auf Zukunft gerichteten Entschluss, bei diesem Zeichen das willkürlich zugeordnete B meinen und umgekehrt bei ihm das B verstehend aufnehmen etc. Ich kann ja bei einem gegebenen Zeichen die sinnliche Seite frei variieren, willkürlich ein anderes sinnliches Datum als Ersatz phantasieren, ebenso für die Bedeutung und dann willkürlich das als Zeichen machen.
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dass was da als fundierter Akt auftritt, nicht noch einmal allein ohne Fundierung auftreten kann. Aber es ist nun zu erwägen, was damit gesagt ist. Wenn sich das verbale Bewusstsein mit einem entsprechenden intuitiven, nichtverbalen „deckt“ oder auch sich deckt mit einem entsprechenden nichtintuitiven leeren und nichtverbalen, so betrifft das natürlich nur die höhere, fundierte Schicht (Bedeutungsschicht) des verbalen Bewusstseins. Sind die sich deckenden nicht Akte gleicher Art, da sie sich ihrem intentionalen Wesen nach decken? Und insbesonders, wenn es sich rechts um einen nichtintuitiven Akt handelt, ist er nicht ganz identisch mit der „Bedeutungsintention“, sie nur noch einmal wiederholend, sich also deckend mit ihr, so wie sich bloße Wiederholungen decken? Da liegt also der entscheidende Punkt. I) Auf der einen Seite möchte man sagen: Leere Erkenntnisakte und intuitive können einmal für sich sein. Das andere Mal gehen sie eine e ig e nt ümliche int e nt iona le Einhe it e in mit Wort la ut a kt e n. Es besteht jeweils die prinzipielle Möglichkeit, dass den Gliederungen und Formen des Bewusstseins „rechts“ irgendwelche Wort la ut e und Wortlautmomente koordiniert und beide Phänomene durch eine g e wisse f undie rt e A kt f orm zur Einheit gebracht werden. Die Einheitsform ist die des „Mit“-den-Wortlauten-das-rechts-Stehende-„Meinen“. Sofern wir nun rechts die beiden Modi anschaulich und unanschaulich haben, derart, dass die betreffenden Akte dasselbe intentionale Wesen haben, sich nach dem vermeinten Was vollkommen decken, so ist darin mit demselben Wortlaut immerfort dasselbe gemeint, ob das rechts Stehende Anschauliches oder Unanschauliches ist. Die verbale Intention-auf ist eine eigentümliche Form, die in sich ein gewisses Dirigiertsein auf die intentionale Materie besorgt, und ein Dirigiertsein, das ja freilich eine Art Spiegelung des rechts Stehenden ist, sofern jeder Komponente und Form desselben ein Moment im Dirigieren entspricht. II) Bei der Ge g e na nsic ht würde man das Wort mit seiner apperzeptiven Schicht als eins nehmen und sagen, dazu tritt dann in Deckung damit ein „belegendes“ intuitives oder leeres Bewusstsein, so wie im Übergang von einer Wahrnehmung mit ihren unanschaulichen Intentionen (die zu ihrer Apperzeption gehören) zu neuen belegenden Anschauungen diese sich eben mit der ursprünglichen Wahrnehmung, wenn auch nur sukzessiv, decken.
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Ich habe lange der letzteren Ansicht zugeneigt, aber nun scheint es mir, dass die erstere den Vorzug verdient. Ist sie nicht einfacher? Sicher ist im intuitiven Aussagen nichts von Bedeutungsintentionen zu finden, die über den vollständig genommenen kategorialen Anschauungen noch liegen. Was sich findet, ist das Wortlautbewusstsein mit seiner Hinweis-, Bedeutungseinheit, mit dem intuitiv-kategorialen Akt. Das Bedeuten ist hierbei die eigentümliche Fundierungsform. Andererseits findet sich im Fall leeren Aussagens keine Doppelheit. Es ist zwar möglich, dass ich zunächst ein kategoriales Leerbewusstsein habe ohne Ausdruck. Ich drücke es dann aus, aber indem ich es Schritt für Schritt verbal nochmals vollziehe. Natürlich habe ich dann Worte, deren „Bedeuten“ (Be-deuten) hineinreicht ins Leere. Aber ich habe dann eben leer ausgesagte Worte und nicht noch daneben das alte Leerbewusstsein, das durch die sinnbegabten Worte seinen Ausdruck findet. Ich spreche von Belegung durch Leervorstellungen. Gewiss können auch Leervorstellungen sich identifizierend decken, aber sie können nicht ein verbundenes Zusammen bilden. An einer signifikativen Leervorstellung kann nicht eine zweite hängen. Hat es also nicht sein Recht, im Fall intuitiven und leeren Aussagens den gleichen Bau anzunehmen und immerfort das mit dem Wortlaut durch die Hindeutungseinheit verbundene Vermeinte als die Bedeutung zu bezeichnen? Und die Bedeutung ist dabei immerfort nur eine, und sie ist einmal leere Bedeutung, das andere Mal volle. Oder: Wenn eben intuitive Aussage möglich ist, so besteht die Möglichkeit der Deckung hinsichtlich des Sinnes, den wir die Bedeutung nennen, und dieser Sinn ist in doppeltem Modus möglich, in dem des leeren und des vollen. Das Ausdrücken aber ist charakterisiert durch den Wortlaut und die intentionale Form des Be-deutens. Es ist ein intentionales Medium, das „zwischen“ Wortlaut und Sinn liegt und in der Weise einer Form unselbständig ist. Der Wortsinn im allgemeinen Gebrauch, bestimmt durch intentionale Materie. Und zu jedem Akt gehört ein Sinn (ein purer Sinn), und der Sinn hat einen verschiedenen Modus, den der Leere und den der Fülle. Purer Sinn ist das Sinnesidentische unter Abstraktion vom Modus. Das Be-deuten nennen wir Be ze ichne n. Da s Wort be ze ichne t , und seine „Bedeutung“ ist der Sinn des Aktes, der durch das Wörtliche bezeichnet ist. Per aequivocationem heißt auch der Akt selbst bezeichnet.
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Man kann auch sagen (cf. folgendes Blatt unten Z. 13 – S. 175. Z. 5), dass der leere Sinn in gewissem Sinn „Intention auf“ den eigentlichen Sinn ist. „Leerer Sinn“ und „voller Sinn“ haben nicht eigentlich ein Identisches gemein, sondern der leere ist „Intention auf“ den vollen, und zwar noematisch verstanden. Sie stehen im Verhältnis eben der Erfüllung, was der eine meint, hat der andere eben selbst. Das ist das „selbst“! Dann entfällt ja auch die Vexierfrage, ob im schlichten intuitiven Aussagen (nicht im Ausdrücken eines vorher unausdrücklich Geurteilten) ein Erkennen vorliege. Natürlich liegt da ke in Erke nne n, ke in Ide nt if izie re n vor, sondern ein Terminieren der vom Wortlaut ausgehenden Hinweistendenz, Sollenstendenz.1 Dagegen, die Ansicht II sagt: Der Wortlaut hat eine apperzeptive Schicht. Sie braucht aber nicht zu sagen, dass bei jedem Leergebrauch des Wortes, bei jeder leer vollzogenen Aussage, ein Belegen statthat. Das findet nicht immer statt, die Apperzeption ist da, aber hinsichtlich der Leerintention, die ihre höhere Schicht ausmacht, findet dann eben keine Belegung, weder eine volle noch eine leere, statt. Nur im Fall des intuitiven Aussagens wird angenommen, dass es immer den Charakter des „Belegens“ hat bzw. den Cha ra kt e r de r E rf üllung, die, wenn sie eine unvollkommene ist, also wenn die apperzeptive Meinung nicht vollständig und vollkommen, nach allem, was sie meint, sich erfüllt, ihrerseits noch einmal Durchgang ist, d. h. mit der jetztigen neuen Schicht wieder eine „Intention auf“. Sagte ich, im Phänomen des anschaulichen Aussagens finde ich nichts von einer Doppelheit, so ist zu antworten: Deckung sagt schon, dass eine Zweiheit so in Einheit übergegangen ist, dass die Zweiheit in der Einheit nicht abgehoben ist. Wenn ich zwei Gegenstände v e rg le iche, von dem einen im Bewusstsein zum anderen übergehe, so findet Deckung statt. Aber ich finde nicht das Phänomen des einen auf dem zweiten in Sonderung, zwei Schichten, die ich getrennt und nur, analog wie im räumlichen Übereinander, aufeinander ruhend sehe. Und doch weiß ich etwas von Deckung. Am Ende des Übergangs, während dessen ich die Vorstellung des einen übergehen lasse (freilich bleibt sie im Übergang nicht Wahr-
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Cf. dagegen das nächste Blatt Z. 13 – S. 175, Z. 5.
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nehmung, ja nicht einmal klare Reproduktion) in die des anderen, erhält die Anschauung vom zweiten einen Endcha ra kt e r, der auf den Prozess zurückweist, und der Charakter ist der Cha ra kt e r de s Ine ina nde r- Übe rg e he ns, Sich-„Deckens“ nach dem Gleichen und des Kontrastierens nach dem Ungleichen. Es f ra g t sich a lso, ob die Einhe it v on Wort la ut und A nscha uung v on e ine r A rt ist , da ss wir de n Cha ra kt e r e ine s solche n Ende s e ine r De ckung da rin f inde n könne n. Es ist dabei noch ergänzend Folgendes zu bemerken: Bei einer Vergleichung bringen wir synthetisch eine Anschauungsthese mit einer anderen zur Deckung; wir sind auf jedes Vergleichungsobjekt gerichtet und vollziehen eine thematische These in Bezug darauf. Anders ist es hinsichtlich des Wortes. Die These des Wortlauts ist eine Durchgangsthese, und was sie setzt, gehört nicht zum Thema. Während sich daher im einen Fall das „A ist identisch mit A’“ oder „A ist gleich oder verschieden A’“ thematisch konstituiert als Sachverhalt, ist das nicht so im anderen Fall. Deckungen können vonstatten gehen, ohne dass sie bzw. ihre Korrelate die thematische Auszeichnung haben. Sind sie aber vollzogen in unthematischer Weise, so können wir sie wesensmäßig in thematischen Vollzug bringen und sehen, dass vordem die Deckung vorlag, obschon sie nicht im Kreis des Themas konstituiert war. Nun achten wir einmal auf die Fälle des Übernehmens einer Aussage. Die Worte werden von einem anderen geäußert oder wir lesen die Druckzeichen: Wir verstehen sie ohne Anschauung, wir urteilen sie mit. Reden wir gemeinsam und beziehen wir uns auf Gegenstände der anschaulichen Umgebung, und zwar „deskriptiv“, Gegebenes angemessen ausdrückend, so weisen uns die Worte, die schon verstandenen Worte, allererst auf das hin, was da vom Gegebenen mit ihnen Ausdruck findet. Hier ist zweifellos die Anpassung der Worte an die Anschauung ein Sich-Anpassen, und sowie Deckung eintritt, hat das gesamte Phänomen den Charakter dieses Durchgangs durch das Sich-Decken. Natürlich haben wir kein verbundenes Zusammen von Leerintention, d. h. der Apperzeptionsoberschicht (in die eine Tendenz hineingeht), mit dem intuitiv vollzogenen Subjekt, Attribut usw. Wir haben eben das Ende einer Deckung. Und die apperzipierende Intention (die nicht nur Leervorstellung war, sondern Leerintention im Sinne einer tendierten Vorstellung gegen ein Ziel) hat in der De-
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ckung und Entspannung als Intention nicht ein eigenes Dasein und nicht dasselbe Dasein wie vorher, sie ist zur „Indifferenz“ gebracht, sie ist übergegangen in die Anschauung, die nun als Ziel, als Erfüllung charakterisiert ist. Wenn wir nicht übernehmen, sondern sprechen, so finden wir leicht Exempel, wo wir erst die Anschauung haben. Also das Fazit: Wir haben verschiedene Apperzeptionen, Einheiten des Bewusstseins, in denen sich e inhe it liche Ge g e nst ä ndlich ke it e n, nichtfundierte und fundierte, konstituieren. Dahin gehören die Fälle, wo sich aufgrund bewusstseinsmäßig gegebener Tatsachen in der Weise der Ergänzung durch einen apperzipierten gegenständlichen Horizont Mitgegebenheiten oder Mitgemeintheiten konstituieren, ferner sich Bildvergegenwärtigungen konstituieren, und so auch Vergegenwärtigungen durch Zeichen. Bei jeder apperzeptiven Ergänzung bzw. bei jeder transienten Apperzeption überhaupt haben wir Vorweisungen, Hineinweisungen und Hinausweisungen: Akttendenzen, die in Zusammenhänge vorweisend führen, korrelative Vorweisungen in das intentional Bewusste. Bei sukzessiven Tendenzen (Intentionen), die sich in der Sukzession erfüllen, haftet an dem die Intention Tragenden zuerst eine leere Intention, die sich dann eben erfüllt. So die Randintentionen der Wahrnehmung, die Vorweisungen auf Wahrnehmungszusammenhänge in ihren möglichen Folgen: Die Erfüllung kann nur in der Folge statthaben (anders bei Verdeckungen). So auch bei mittelbaren Zeichen. Aber auch bei unmittelbaren, insofern erst das Zeichen erfasst und dann in das Bedeutungsbewusstsein eingetreten wird. Das ist eine sukzessive Tendenz, und es ist erst leere Intention da, die sich dann aber erfüllt. Freilich, wenn ich wiederholt sage „dieses Papier“, so „deckt“ sich schließlich Wort und Anschauung in der Koexistenz. Darin1 ist nicht mehr eine leere und die entsprechende volle „Intention“ einig, ebenso wenn ich erst den Gedanken habe und dann das Wort, da tritt das Wort in Deckung mit dem Gedanken auf, in der Einheit einer Apperzeption und mit Koexistenz der Glieder.
1 Zu diesem Satz am Rand Fragezeichen und die folgende Bemerkung: „Es ist doch nicht eine einfache Einheit, sondern ich habe das volle Wort und die kategorial gefasste Sache, die identisch ist mit der wörtlich gedachten Sache (leer).“ – Anm. des Hrsg.
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Ein Hauptgrund, warum ich auch bei näheren Studien so lange geneigt war, im Fall intuitiven Aussagens eine Deckung von Wortakt und intuitiv erkennendem Akt anzunehmen (dem in intuitiver Sättigung vollzogenen kategorialen Akt), wobei der Wortakt gefasst war als Wortlautbewusstsein behaftet mit Bedeutungsintention, läge in der Betrachtung erstens von den Fällen, wo ein leeres kategoriales Bewusstsein nachträglich einen Ausdruck findet. Wie wenn ein Gedanke auftaucht, zunächst wortlos, und wir ihm nun „Ausdruck geben“. Indessen ist dabei der Gedanke zunächst doch ein inartikulierter, in Verworrenheit vorschwebender, und indem er „Ausdruck findet“, tritt nicht bloß eine Schicht von symbolisch verstandenen Worten dazu; vielmehr wird der Gedanke Schritt für Schritt neu vollzogen und dann von vornherein ausdrücklich vollzogen: nur dass wir zurückblickend sagen können (in einer Einheit des Identitätsbewusstseins), das soeben ausdrücklich und explizit Vollzogene „meine dasselbe“, was vordem uns verworren vorschwebte. Zweitens auch an solche Fälle dachte ich, wo ein verbales Bewusstsein vollzogen ist (die Worte werden verstanden) und wir das Bedürfnis haben, uns, was gemeint sei, deutlich zu machen, uns in das „Verständnis zu vertiefen“. Wir vollziehen dann Schritt für Schritt neue Vorstellungen und im Bewusstsein, dass wir dasselbe meinen, was wir vordem gemeint hatten. Aber da ist wieder zu sagen, dass ein verworrenes Bewusstsein, ein vages, nicht deutlich vollzogenes, der Anfang ist. Die Worte werden verstanden, aber sie werden nicht „wirklich“ nach den kategorialen Akten, die ihnen zugehören, vollzogen. Es fehlt die Spontaneität der einzelnen Setzungen mit den einzelnen zugehörigen bedeutungsgebenden Akten. Es wird also nicht der gegliederte Aktbau wirklich vollzogen. Jedes artikulierte Aktgebilde konstituiert eine gegliederte Gegenständlichkeit; dieselbe Gegenständlichkeit kann aber auch in einem nicht artikulierten, sozusagen nicht produktiv Sich-Erzeugen, sich nicht spontan in vielstrahligen Synthesen aufbauenden Bewusstsein bewusst sein: Wie ja jede solche synthetische Aktivität „von selbst“ eine Modifikation erfährt im Zurücksinken ins Unklare, oder vielmehr eben, sowie sie fertig ist, ist der Ge-
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samtakt nicht verschwunden, vielmehr hat er nun einen Modus, dass wir auf den Gegenstand in einem Blick zurücksehen können. Wir verhalten uns nun rezeptiv; jeder synthetischen Spontaneität entspricht eine gewissermaßen sekundäre, auf Produktivität zurückweisende rezeptive. Und so kann auch eine solche rezeptive auftauchen oder sie kann von vornherein, erregt durch die Reihe von Wortlauten, Erlebnis sein. Und nun kann dazu übergegangen werden, die entsprechende Spontaneität zu konstruieren, wir haben dann Schritt für Schritt Deckungen, verworren Impliziertes deckt sich mit dem entsprechenden spontan Produzierten. Wenn man dieses Verhältnis des uneigentlichen und eigentlichen Vollzugs nicht richtig interpretiert, liegt es nahe, sich die verschiedenen Möglichkeiten des symbolisch leeren und intuitiven Ausdrückens so zu interpretieren: Zum Wort als solchen gehören wortkonstituierende (bedeutungsgebende) Akte. Mit diesen verflechten sich zudem noch intuitive Akte (sich mit den bedeutungsverleihenden deckend) oder auch leere Akte, gewissermaßen als leere Belege, Bestätigungen. Was hier noch besonders verführerisch wirkt (und was ich vorher hätte ausführen müssen) ist, dass vo n „ Wort “ zu „ Sache “ Tendenzen des Vorstellungsübergangs bestehen und diese Ten denzen leicht mit den Bedeutungsintentionen vermengt werden. In Wahrheit: Wir haben Wortlautbewusstsein in Verknüpfung mit leerem oder vollem Bedeutungsbewusstsein, und die Verknüpfung besteht in der eigentümlichen Übergangstende nz, die vom Wort aus in das Bedeutungsbewusstsein (ob volle oder leere) hineingeht. Etc.
III. ZUM UNTERSCHIED UND VERHÄLTNIS VON SIGNITIVER TENDENZ, THEMATISCHER TENDENZ UND TENDENZ AUF ERFÜLLUNG
Nr. 10 Die A uf me rksa mke it und ihre Übe rle itung . Zuwe ndung , Me ine n und Te nde nz. Die a m Ze iche n ha f t e nde Solle nst e nde nz 1
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Aufmerksamkeitsübertragung, Übermittlung, Überleitung: Es sei ein Z mit einem B assoziiert. Z sei lebendig anschaulich bewusst, es erinnert an B, aber so, dass B noch nicht Objekt einer Zuwendung ist. Von Z geht ein Reiz aus zur Zuwendung, von B (mag es anschaulich oder leer vorstellig sein) ein starker Reiz. Der Reiz des Z ist schlaff, der von B aus stärkere Zug und Aufmerksamkeit „spannende“. Es erfolgt nun Zuwendung zu Z und durch das Z hindurch zu B. Aber da ist zu fragen, warum folgt überhaupt Zuwendung zu Z, warum nicht bloß zu B? Es fehlen mir Beispiele. Ich denke jetzt an Thiessow, Lotsenstation, und nun laufen kettenweise Assoziationen ab, und die Bilder erregen mein Interesse, ziehen mich an. Bilder sind kräftige Erreger für Bilder. Assoziate haben um so größere Aufdringlichkeit, je klarer sie sind. Die Zuwendung wird bestimmt durch die größere Klarheit. Das prävalierende sachliche Interesse folgt dann dem durch das Klare Erinnerten, das mit der Festhaltung des Assozianten einen starken Trieb zum Anschaulichwerden entfaltet. Das Assoziierte kann vage, unbestimmt sein und schon Interesse erregen. Das klare Erfassen eines Anschaulichen, „wodurch“ es erinnert ist, gibt auch dem Erinnerten größere Klarheit und Bestimmtheit. Die Zuwendung auf das Vage, Unklare ist da, aber es ist ein Flüchtiges, Unfassbares, und das Streben, die Begehrungstendenz es zu fassen, zu analysieren, in es einzudringen, ist unerfüllt. Dem die Assoziation 1
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Erregenden kommt das Erlahmen der Aufmerksamkeit zugute; es hat in der Verbindung eine gewisse Hebung, drängt sich leicht durch, die Zuwendung zu ihm stärkt die Bestimmtheit und Klarheit der Assoziation. Sowie das eingetreten ist, findet Abfluss statt. Die vom Assoziierten ausgehende Tendenz ist wieder die stärkere. Nicht ein thematisches Vertiefen in Z ist das Wirksame, sondern ein Klarmachen und immer wieder Übergehen in die Linien der Assoziation, also das Klarmachen, was als Fundament der Assoziation dient, und dann Übergehen in die Assoziation. Das Betrachten des Z und der anschaulichen Zusammenhänge, in denen dieses steht, ist das „Mittel“, um das B anschaulich zu machen und in das thematische Bewusstsein von B hineinzukommen. Das thematische Interesse ausschließlich dem B zugehörig, das Z nur als Mittel fungierend, und wir nehmen den Fall, dass es, sich abhebend und Zuwendung gewinnend, alsbald das Interesse in das B hineindirigiert. Oder so: Es sei nicht im Voraus eine Assoziation da, sondern das Z, das an sich Abhebung und eine gewisse Aufdringlichkeit hat, erregt erst die Assoziation und vermöge des Interesses des Assoziierten Abfluss der Aufmerksamkeit auf B. Wir nehmen dazu gewohnheitsmäßige Tendenzen: Z sei allgemein von einer Art (z. B. artikulierte Wortlaute bekannter Typen), dass assoziativ mit ihm „vorwiegend interessante“, die Aufmerksamkeit aufnehmende Vorstellungen assoziiert sind. Dann wird, ehe noch Z seine bestimmte Assoziation erregt und durch deren eigenen Inhalt Aufmerksamkeit abgelenkt hat, die Erwartung eines Assoziierten und einer Ablenkung erregt. Ferner, mit dem Eintreten wird die Tendenz überzugehen stärker werden. Aber was ist daran phänomenologisch? Bekanntheitscharakter des Wortes, „lebhafte“ Tendenz, zu B überzugehen. Aber wir haben dann zu unterscheiden die Anziehung, die das B in sich hat, und die gewohnheitsmäßige Tendenz, einer Anziehung zu folgen und in das thematische Bewusstsein überzugehen. Dazu das Solle n de s Hinwe ise s. Mitteilende, zumutende Zeichen. Ein Hinweis ist Hinweis auf Seiendes. Bei Wahrnehmungen, Erinnerungen von Gegenständen und Vorgängen: das gesehene Objekt, seine Merkmale, die zur Herausstellung kommen, der ablaufende Vorgang Thema der Aufmerksamkeit. Im Urteilen: der Sachverhalt, in gewissem Sinn bin ich nicht darauf auf-
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merksam, es ist nicht mein einstrahliges Objekt. Aufmerksamkeit ein einstrahliges Meinen, zunächst ein sinnlich schlichtes, dann auch ein nominalisiertes aus vielstrahligen Thesen. Das Meinen ein Glauben. Also meinendes Glauben ein Vollzugsmodus. Analoge Vollzugsmodi beim Vermuten, Wünschen etc. (gegenüber sich regenden Wünschen etc.). Bemerken eines Z. Mittel, Durchgang für das Aufmerken auf B, für den Vollzug des verknüpften Aktes im thematischen Bewusstsein.1 Das Z ist kein Thema, keine Tendenz auf Analyse desselben etc. Ist aber thematisch und Tendenz auf Analyse einerlei? Thematisch besagt hier doch nur ein Sich-Einleben in das B-Bewusstsein und Vollzug desselben (z. B. des Glaubens „Der Admiral ist an Bord“). Und wenn das Zeichen Ausdruck ist, so entsprechen Wort und Wortformen Glieder und Formen auf Seite des B: als das Gemeinte. Dieser Unterschied des Ge me int se ins und N icht - Ge me int se ins, des In-den-konstituierten-Sachen-Terminierens und Nicht-Terminierens, darauf kommt es an und darauf, dass ein Nicht-Terminieren beim Zeichen die Form hat des „Mit“-dem-Zeichen-Meinens. Zug e w e nde t se in he ißt nicht Me ine n. Man könnte nun sagen: Andererseits, Meinen heißt nicht im „theoretischen Interesse“ der Sache nachgehen, sie explizieren, sich, was in ihr liegt, zur Deutlichkeit und Klarheit bringen und auf Bewährung ausgehen. Hier wohnt dem Akt ein Wisse nsst re be n, ein bemerkendes Tendieren auf Wahrheit ein und Bewährung. Erfüllung dieses Strebens nach Evidenz, Begründung und zugehörige Sättigung der „unvollkommenen“ Akte. Int e nt ione n a ls Me inung e n, die sich eventuell bekräftigen, und Int e nt ione n a ls St re bung st e nde nze n, die durch Meinungen hindurchgehen und sich mit ihrer Bekräftigung erfüllen. Fundierte Meinungen. Ich bedauere, dass das und das eingetreten ist (S ist p). Dann ist „S ist p“ gemeint eben nicht für sich als unabhängige Meinung, sondern als Unterlage für das „Ich bedauere“. Z ist mit B assoziiert. Von B geht ein Zug des sachlichen Interesses aus derart, dass die Zuwendung zu Z übergeleitet wird zu B. „Warum“ aber Zuwendung zu Z? Es hat selbst einen Reiz des Interesses, demgegenüber aber der Reiz des B weit überwiegend ist. Zum Beispiel, Menschen interessieren mich, also auch von Menschen ausgehende 1
Thematisch? Siehe unten.
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Laute; mit denen sind assoziiert irgendwelche mit solchen Lauten verbundene und dem anderen eingelegte Vorkommnisse des Zornes, der Freude etc. Diese interessieren in höherem Maß; das Aufmerken fließt sofort auf diese über. Dazu aber das am Z haftende Solle n. (Wenn die Z mitteilende Zeichen sind oder überhaupt personal-zumutende Zeichen, hat dieses Sollen den Charakter des vom Ich ausgehenden Absehens, Wollens.) Das gesprochene Wort kann als Wortlaut, als Laut in sich ein geringes Interesse haben, es geht von ihm wie von allem abgehobenen Sinnlichen ein Reiz aus, aber ein „unbedeutender“. Ein Hundebellen assoziiert mit der Erinnerungsvorstellung des Hundes: Verband einer kräftigen sinnlich reizenden Wahrnehmungsvorstellung und einer Phantasievorstellung. Nun werde ich aufmerksam auf den bellenden Hund. Der Laut für sich würde nicht genug Reiz haben, aber in der Verbindung wird er mit dem Ganzen abgehoben und inbesonders mit den zu ihm gehörigen psychischen Akten des Bellenden. Wortzeichen, „für sich beansprucht es kein Interesse“, es leitet das Interesse über. Es steht der andere da und spricht, aber im Verstehen wird das Interesse speziell auf das, was der andere meint, gelenkt. Und das soll so sein. Also 1) Sollenstendenzen unterschieden von 2) Te nde nze n g e wohnhe it smä ßig e n Übe rf lie ße ns de r A uf me rksa mke it auf ein mit dem Wort Verbundenes. 3) Prä v a lie re nde sa chliche Te nde nze n von dem Bedeuteten aus.
Beilage XVIII: Das nur dienende Interesse am Wort. Es kommt nur auf den Typus an. Das Wort als Träger von Tendenzen1
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Das Interesse am Wort, dem Signal, dem Zeichen jeder Art ist dienend. Das Erfassen des Wortes dient nur dazu, in das Interesse für die Sachen einzumünden und dieses zur Entspannung zu bringen. Es ist „kein eigenes 30 Interesse“ für den Gegenstand, der als Zeichen dient, vorhanden. Der Inhalt des Zeichens (über das hinaus, was es als Zeichen seines Typus charakterisiert!) dieses Gegenstands ist bis auf das Typische völlig gleichgültig – und selbst das Typische ist nicht um seiner selbst willen anziehend –; es kommt nur darauf an, dass es Brücke ist, dass es das Interesse, die Zuwendung leitet. 1
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Also erfasse ich nicht das Zeichen in der Art, wie ich sonst einen Gegenstand erfasse (und betrachte). Ich erfasse das Eingangstor in das Bedeuten, ich erfasse die Tendenz: freilich1 nicht ganz gleich beim Wortzeichen und beim Signal. Das Letztere ist mir auch inhaltlich gleich, aber das Dasein motiviert das Dasein des Bezeichneten. Ich muss also sein Dasein fassen. Es kann sein, dass mir die Betrach tu n g eines Gegenstands selbst Mittel ist, z. B. um den Gegenstand zu bearbeiten, sehe ich mir ihn erst an, die richtige Weise und Stelle zu finden etc. Hier betrachte ich eben den Gegenstand; es genügt nicht, überhaupt zu erfassen, ihn als den und den, eventuell als den typisch so gearteten zu erkennen. Aber ist das nicht ein außerwesentlicher Unterschied? Für das Anzeichen und sonstige Zeichen genügt es, den Gegenstand seinem Typus nach zu erkennen, eventuell dient aber ein bestimmter Vorgang, ein Sachverhalt (dreimal wird die Fahne geschwenkt etc.) als Zeichen, dann muss ich das, also eine bestimmte Explikation, vollzogen haben. Eventuell kann ein sehr komplexer Akt vollzogen, in bestimmter Weise vollendet, „Anzeichen“ sein, nämlich etwas motivieren, einen „Schluss“ gestatten, aber auch ein Anzeichen im semasiologischen Sinn sein. Wenn mir eine Betrachtung sonst als Mittel dient, so ist ebenfalls eine Grenze gesetzt: Das und das habe ich mir anzusehen, um mich zu entscheiden. Das sind also doch keine wesentlichen Differenzen. Beim Wortzeichen ist darum von „Betrachtung“ keine Rede, weil wir außerordentlich eingeübt sind in der Erkennung des variablen Typus. Und es kommt ja nur auf den an, um das Ziel zu erreichen, das heißt, es erfüllt schon seinen Zweck, die bestimmt gerichtete Intention auf das Bedeuten zu erregen oder um alsbald, wenn wir in verstehender Einstellung sind und „willig“ zu verstehen, überzufließen in die Bedeutungsintention. Das „Überfließen“ sagt eine charakteristische Übergangsart, die einer abfließenden, sich lösenden Tendenz. Bleibe ich beim Lesen stecken, bleibe ich am Wortlaut haften durch irgendeine Ungewöhnlichkeit, so ist die „gehemmte Tendenz“ da etc. Sehe ich mir die Fahne selbst näher an, näher als es nötig ist, sie zu erkennen bzw. ihre Farben, ihre Teilzeichen zu erkennen, so hemmt sich die Tendenz; vorher aber bin ich durchaus auf dem Weg der Erfüllung: Ich sehe etwas und erkenne es als Zeichen, ich habe schon eine Erfüllung, aber unvollkommen; dann fragt es sich, was für ein Zeichen, ich muss es näher ansehen; dann verstehe ich es genauer, neue Erfüllung, bis ich am Ende bin. Also Verhältnisse von M ittel u n d En d e (Telos), Zweck. 1 Der Text von „freilich“ bis „mich zu entscheiden.“ später in doppelte eckige Klammern gesetzt; am Rand des Textes von „Freilich“ bis „fassen.“ später eingefügtes Deleaturzeichen. – Anm. des Hrsg.
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Wenn ich im eigenen Denken Worte gebrauche? Ich will dabei voraussetzen, dass ich mich nicht hineinphantasiere in ein kommunikatives Sprechen zu anderen. Die Worte sind Träger von Tendenzen; es ist ja überhaupt ein Unterschied, ob Gedanken, auch Anschauungen und anschauliche Explika5 tionen, Erkennungen etc., wortlos vollzogen sind, in direkter Zuwendung, oder ob sie zugleich bezeichnet sind. Vom Zeichen geht ein Hinweis aus in die Anschauung hinein. Deutlicher ausgeführt. Ich sehe eine Sache selbst, ich betrachte sie und finde an ihr verschiedene Momente. Zugleich wird die Sache beschrieben. 10 Dann gehen zugleich Hinweise auf die betreffenden Gegenstände und Momente, und nun verstärken sich die direkten Intentionen und die Hinweisintentionen. Oder ich beschäftige mich mit Gedanken und drücke sie zugleich aus. Dann habe ich einmal die bloß unmittelbare Tendenz, das andere Mal die verstärkte. Zudem erleichtert die feste Anknüpfung an die Wortzeichen 15 die Identifizierung und Unterscheidung; sie erhalten größere Abhebung vom Hintergrund.
Beilage XIX: Der gewohnheitsmäßige Übergang vom Zeichen zum Bedeuteten. Die Erklärung aller Apperzeptionen aus Wesensgesetzen der Genesis1
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Signitive Tendenz: Sie ist eine gewohnheitsmäßige Tendenz. „Gewohnheitsmäßig“ gehe ich vom Zeichen zu dem Bedeuteten, oder korrelativ: Ich vollziehe nicht das Zeichenbewusstsein als sinnliches Bewusstsein thematisch, sondern das Bedeutungsbewusstsein, von dem einen als „Mittel“ 25 zum anderen übergehend (in das andere hineingehend). Dieser Übergang hat einen eigentümlichen Charakter „gewohnheitsmäßig“. Sagt man, es sei ein Übergang der Aufmerksamkeit, so hat eben der Aufmerksamkeitsübergang den Charakter „gewohnheitsmäßig“. So auch, wenn ich spazieren gehe und meinen Gedanken nachhängend unwillkürlich den gewohnten Schulweg 30 einschlage. Ich folge da einer phänomenologisch eigentümlichen Tendenz, eben charakterisiert als gewohnheitsmäßig, und werde ich plötzlich darauf aufmerksam und weiche willkürlich von der eingeschlagenen Richtung ab (ich will nicht immer denselben Weg gehen etc.), so ist das Abweichen eben charakterisiert als ein Wollen gegen die Gewohnheit. Gehört nicht zum phä35 nomenologischen Wesen des Gewohnheitsmäßigen ein Rückweis auf frühere 1
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ähnliche Fälle? Also eine intentionale Erinnerungs- bzw. assoziative Schicht? Natürlich. Es ist auch die Frage, ob nicht jede Apperzeption ihren gewohnheitsmäßigen Charakter hat, also Rückweise darauf, dass ähnliche Auffassungszusammenhänge, Auffassungsübergänge schon früher vorgekommen waren. Wir erklären alle Apperzeptionen genetisch, wir erklären z. B. das Entstehen des Zeichenbewusstseins aus der Erfahrung: Sind da nicht Wesenszusammenhänge zwischen dem, was die Apperzeption an gewohnheitsmäßigen Charakteren und entsprechenden Intentionen in sich birgt und Erinnerungsverweisungen, derart, dass a priori einzusehen ist, dass entweder so etwas wie solch eine Apperzeption in dem Zusammenhang eines Bewusstseins nicht auftreten kann, ohne dass wirklich, wenn nicht gleich Apperzeptionen, so doch gewisse rückverwiesene Erinnerungsreihen dem Typus nach ihr Recht haben, oder dass, wenn überhaupt solch eine Apperzeption soll entstehen können, der Wesenstypus der Genesis von vornherein vorgeschrieben ist? Gib t es n ich t Wesen sgesetz e d er Gen esis, die uns aber nicht auf die psychophysische Natur verweisen, sondern auf Zusammenhänge des Bewusstseins in sich selbst, also sich in der rein phänomenologischen Sphäre halten? Weist nicht jedes Assoziationsgebilde, jedes phänomenologisch als „an etwas Erinnern“ Charakterisierte, zurück auf gewisse Weisen der faktischen Zusammengegebenheit in einem Bewusstsein, in denen Ähnliches ohne diesen Charakter eben einig war in bloßem Bewusstseins-Zusammen, abgesehen von den durch Inhalte geforderten Zusammenhangscharakteren? Und ist die Konstruktion von Assoziationsgesetzen überhaupt oder der Hauptsache nach eine Rekonstruktion einer Wesensgenesis, die gefordert ist durch die Assoziationsformen selbst? Ich kann mich täuschen in Betreff der bestimmten Erinnerungszusammenhänge, die da geweckt werden. Aber kann ich mich täuschen darüber, dass der jetzige Erinnerungszusammenhang rechtmäßig auf einen früheren zurückweist, also dass das jetzige Erlebnis eine „Nachwirkung“ ist? Und so kann man für jede Apperzeption fragen: Schließt nicht jede Assoziation in sich und weist sich nicht jede, und zwar a priori, als ein „Gebilde“ aus, das auf frühere Zusammenbildung zurückweist? Freilich nicht in individuo, derart, dass diese individuelle Assoziation nicht bloß Reproduktion ist oder nicht etwa auf eine früher schon gebildete Analogie zurückweist, da wir ja sonst in einen unendlichen Regressus kämen? Und jede einfache Erinnerung, jede einfache bloße Phantasie? Das sind Fragen, auf die ich so oft gestoßen bin. Aber richtig zugreifen konnte ich da noch nicht.
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signitive tendenz Beilage XX: Bekanntheit des Wortes – Unbestimmtheit der Bedeutung1
Der Wortlaut steht als Bekanntes da, und ebenso das volle Wort. Ein 5 französisches Wort verstehe ich vielleicht nicht. Es ist mir aber bekannt,
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und ich erkenne es auch als Wort: nur weiß ich nicht, „ was es bedeutet “. Was liegt hier vor? Ich kann es auch als Wort erkennen, obschon es mir „nicht bekannt ist“: Es steht in meinem französischen Roman, ich stoße darauf lesend, es wird nach Analogie der anderen verstandenen Worte als Wort apperzipiert. Das sagt nicht gerade, dass ich es als Wort erkenne in dem Sinn eines klassifizierenden Erkennens, wie ich es auch tue, wo immer ich sage, das Wort da verstehe ich nicht; sondern was hier das Erkennen, das ein intuitives Klassifizieren ist, ein volleigentliches, zu seiner vollen Eigentlichkeit voraussetzt. Also, es steht als Wort da in meinem Bewusstsein. Ich fasse das gedruckte Wortzeichen auf, übersetze es ins Akustische, es haftet ihm eine Tendenz auf Verständnis an, aber diese Tendenz geht in eine leere Unbestimmtheit. Vielleicht erkenne ich, dass es ein Adjektiv ist oder ein Substantiv, vielleicht ein Appellativum, aber ich weiß doch nicht, was da eigentlich gemeint ist, oder ich habe etwas Näheres von der Bedeutung, aber nicht die genaue Bedeutung. Der äußerste Fall ist der, wo ich bloß das Wort als solches auffasse, aber gar nichts weiß, nicht wohin es gehört, nichts von seiner grammatischen Funktion usw. Also die Tendenz, die Hinweistendenz, ist hier verbunden mit einer unbestimmt allgemeinen Vorstellung von einem gewissen, mit dem Wort Gemeinten überhaupt, das sich bestimmt, wenn nun eine bestimmte Vorstellung in passender Weise sich dem Zusammenhang einfügt und eventuell motiviert, insbesonders, wenn die Bedeutung bekannt war und mir nur nicht einfiel, und nun kommt sie als die bekannte und offenbare Bedeutung des Wortes. Es ist also ähnlich, wie wenn ich im Dunklen „etwas“ sehe, ein Ding, aber unbestimmt nach Form, Farbe und allem sonst. Und nun bestimmt sich die Unbestimmtheit näher. Aber hier habe ich schon einen Auffassungssinn als Ding, während ich, könnte man sagen, bei dem völlig unbekannten Wort keinen habe. Aber wesentlicher ist, dass mein Wort nicht etwa die Bedeutung hat „etwas“, während in der Wahrnehmung im Nebel, Dunklen etc. eben eine Wahrnehmung vorliegt, die einen, wenn auch unbestimmten Gegenstand wahrnimmt, wobei die Unbestimmtheit mit zu ihrem Wahrnehmungssinn gehört. Vielmehr ist ein Wort, dessen Bedeutung darin liegt, etwas völlig
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Unbestimmtes oder in gewissem Rahmen Unbestimmtes zu meinen, seiner Bedeutung nach völlig bestimmt, ich verstehe es, wenn ich das erfasst habe. Aber ein unbekanntes Wort hat nicht die Bedeutung in der hier fraglichen Unbestimmtheit, sondern seine Bedeutung ist unbestimmt; ich weiß nicht, was es bedeutet, und doch fasse ich es als bedeutend auf. Es schiebt sich hier also eine Vorstellung ein. Ich werde über das Wortlautmäßige hinausgewiesen, aber die Leervorstellung, in der die Tendenz terminiert, ist nicht ihrem Korrelat nach (der Leere) eigentlicher terminus der Tendenz (die Leervorstellung nicht die die Tendenz erfüllende), sondern es ist eine mittelbare Vorstellung, die in unbestimmt allgemeiner Weise auf irgendein Vorstelliges hindeutet, das seinerseits, wenn es bestimmt entgegentritt, das Bedeutete wäre und die Hinweistendenz erfüllen würde. Ich habe anstelle der Bedeutungsvorstellung eine Vorstellung irgendeines Bedeuteten, also eine mittelbare Vorstellung. Eventuell weiß ich schon, dass das Wort da eine gewisse geistige Fähigkeit bedeutet, aber nicht welche, dass das Adjektiv ein Lob ausdrückt, aber nicht welches u. dgl. Ich habe also eine allgemeine Vorstellung, in deren Umfang von besonderen Vorstellungen die Bedeutung liegt. Die Hinweistendenz des Wortes terminiert nicht in dem Vorstellungsvermeinten, im Sinn, so wie er da ist, sondern geht durch ihn hindurch in den Umfang. Bei einem völlig unbekannten Wort würde sich die Hinweistendenz erfüllen, wenn ich das Lexikon oder einen Sprachkundigen befragte. Das Ende ist, dass ich nun das Wo rt selbst habe, während ich vorher, kann man sagen, nicht das Wort selbst hatte, sondern eine indirekte Vorstellung, die auf das Wort gerichtet ist, in ihm terminiert, sofern sie auf es gerichtet ist, es vorstellt, aber es nicht selbst hat.
Nr. 11 A nze iche n, Bildbe wusst se in, da s Erf a sse n de s Se e le nle be ns im Mie ne nspie l und Da rst e llung in de r Wa hrne hmung im Hinblick a uf e ine doppe lt e Mög lichke it de s Be wusstse ins1
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Anzeichen und echte Zeichen. A nze ig e und A ppre he nsion. Die Erfassung eines A und „Miterfassung“ eines B. Mienenspiel. Ein Kunstprodukt im Urwald. Apprehensive Miterfassung von Kunstprodukten als Erzeugnissen von Menschen, als Besitz von Menschen, die dergleichen als Werkzeug gekannt und benützt haben usw. Anzeige innerhalb einer Apprehension. Motivationsverhältnis: Erfassen des Werkzeugs – da sind oder waren Menschen! Inne rha lb e ine r g e g e nst ä ndliche n A ppe rz e pt ion: Ich sehe einen Menschen; ich „verstehe“ sein Mienenspiel in bestimmter Weise, als „Ausdruck“ von Zorn etc. An seinem Mienenspiel „sehe ich an“ den Zorn. An der „Holzmaserung“ ersehe ich, dass das Ding aus Eichenholz ist. In dem gegebenen Erlebniszusammenhang ersehe ich an den erscheinenden Daten nichterscheinende (nicht eigentlich erscheinende) usw. In der Einheit einer Apperzeption „weist eins auf das andere hin“ und motiviert die Seinssetzung des einen die des anderen. So kann auch das Dasein eines Dinges unter gegebenen Umständen oder das Auftreten eines Ereignisses (eines konkret geschlossenen) vermöge der oder jener Züge das Dasein von anderen Dingen oder das Kommen oder Gewesensein von anderen Ereignissen entsprechender Arten „anzeigen“. Hierbei ka nn Gleichheit, Ähnlichkeit zwischen Anzeigendem und Angezeigtem eine Rolle spielen oder auch nicht eine Rolle spielen. Spiegelbild, Schatten etc. im gegebenen empirischen Zusammenhang zeigen an das Dasein von Originalen, von schattengebenden Objekten. Das Spiegelbild als solches erfassen, das ist die empirische Apprehension vollziehen, die zum Original führt. Ebenso Schatten etc. 1) Das Bewusstsein der Apprehension. Das Betrachten des Spiegelbildes als Bild, das Übergehen in die Vorstellung des Originals (nach außen hin). 1
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2) Das davon verschiedene Bewusstsein der Anzeige, der gliedernden Motivation (Kausation). Das A ist, also ist mit da das B u. dgl. Eine eigentümliche Wendung des Bewusstseins. 3) Das „das A zwar erfassen, aber nur als Durchgang für das Erfassen des B benützen“. Das A interessiert nur um des daran zu erfassenden oder erfassten B willen. Ich erfasse das Mienenspiel, aber lese „darin“ die Enttäuschung etc. Das „‚im‘ Anzeigenden das Angezeigte lesen“ analog, wie wenn ich „im Bild“ das Original gleichsam sehe. So in der Regel bei „Ausdrücken“ des Seelenlebens. Dazu die qualitativen Modifikationen der Anzeige. Ein Mensch im Bild, das im Bild erscheinende Mienenspiel als Quasi-Anzeige etc. Die Frage, die zu erörtern ist: Wie steht es mit dem Bewusstsein sub 3) Da s „ Im “ - Mie ne nspie l- da s- Se e le nle be n- Erf a ss e n, die Erlebnisse des Sich-darin-Ausdrückenden „ablesen“: Kann man dabei schon von Zeichen sprechen, oder ist es ein Grundst ück de s e chte n Zeiche nbe wusst se ins? Wir kommen damit auf die Fra g e höhe rst uf ig e r „ A ppe rze pt ion “ zurück. Schließlich ist es doch ähnlich, wie wenn ich in der „Erfassung“ der Darstellung unter den Umständen der Darstellung ein Dargestelltes sehe („deute“, „verstehe“), und zwar schon bei der äußeren Anschauung. Ich habe ein fundiertes Bewusstsein, und „mit“ dem einen kommt das andere zum Bewusstsein. Freilich ist das „andere“ bei der Wahrnehmung eines Dinges, etwa einer Dingfarbe, etwas, das nur „in der“ Darstellung gegeben sein kann und nicht von derselben Gegebenheitsweise also ist wie das Darstellende. Hinsichtlich des Psychischen habe ich aber noch eine andere Gegebenheitsweise als die durch Darstellung, d. i. im Mienenspiel lesen. Ich kann ja selbst Zorn, Kummer etc. erleben, und das Können gehört prinzipiell zu solchen Gegenständlichkeiten. Ferner, beim äußeren Ding gehört die Darstellung nicht zum Ding selbst. Was aber einen Menschen, ein animalisches Wesen anbelangt, so gehört das Mienenspiel mit zum Menschen und ebenso, wenn auch in einer anderen Seinsschicht, das dadurch Angezeigte und im Mienenspiel miterfasste Seelenleben. Also steht die Sachlage beiderseits doch nicht gleich. Das Mienenspiel gehört einerseits zur Köperlichkeit des Leibes. Andererseits gehört es, wenn wir seinen Empfindungsbestand mit dazu nehmen und darauf gestuft seine „geistige“ Bedeutung, zur Leiblichkeit als Leiblichkeit eines Geistes. Zur Erfassung der seelischen Natur muss ich durch die Leiblichkeit und die
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Äußerungsweisen hindurchgehen und in dem, was sie „bedeuten“, terminieren. Dabei vollziehe ich kein Also, keine Seinsmotivation im Sinne einer kategorialen Gliederung, sondern ich durchlaufe die leiblichen Äußerungen; ich bin auf das Mienenspiel in gewissem Sinn (nach seinen typischen Zügen) aufmerksam, aber doch wieder nicht so, dass ich darin mein Thema habe, und ich gehe auch nicht bloß aus demselben heraus, sondern „in“ ihm und seinen Zügen erfasse ich das Seelische. In der Mannigfaltigkeit der Äußerungen, der ich zugewendet bleibe, die ich durchlaufe, deren Änderungen ich verfolge, erfasse ich das mannigfaltige sich damit „deckende“ Seelische. Es ist nicht so, wie wenn eine Assoziation wirksam ist und mich in fremde Welten sozusagen entführt, f ohne dass das Assoziierende festgehalten werden würde.1 Bei der Bildbetrachtung habe ich die doppelte Möglichkeit, nämlich im Bild das Original zu fassen und das andere Mal herauszugehen und das Bild selbst außer Augen zu verlieren. Habe ich auch in unserem Fall die doppelte Möglichkeit? a) Ich erfasse „in“ der Darstellung die Farbe – ich gehe dann über in die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen derselben Farbe und gehe über bis zur bevorzugt sich darstellenden Farbe, verliere dabei gleichsam meine gegebene Darstellung außer Augen. Entweder ich lebe in meiner Darstellung und sehe „in“ ihr die „gegebene“ Farbe, oder ich gehe aus ihr heraus in jene Mannigfaltigkeit, habe dann aber die Farbe nicht mehr gegeben „in“ meiner Darstellungsfarbe, aber gegeben in immer neuen Darstellungen bzw. vergegenwärtigt in solchen. b) Ich nehme die eigentliche Erscheinung, die Apparenz, zum Ausgang und gehe ein in das nicht eigentlich Apparierende. Ich durchlaufe die Apparenz des Tintenfasses hier, und beim „rund“ gehe ich über in das verständnisvolle Erfassen der Rückseite. „An“ dem Apparierenden erfasse ich das Nicht-Apparierende. Solange ich an den „Anzeichen“ für die Form der nichtgesehenen Wölbung diese und anderes verstehend erfasse, bin ich „drin“. Mache ich mir aber die Rückseite kla r, durchlaufe ich anschaulich die Erscheinungsreihen, so komme ich „heraus“. Hier komme ich in Mannigfaltigkeiten von Apparenzen, die das Nicht-Apparierende vom Ding anschaulich vergegenwärtigen.. 1
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Ja, weil fremdes Seelenleben eben n u r durch „Lesen“ von Äußerungen erfassbar
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Bei der Betrachtung des Animale: Ich „sehe“ im Mienenspiel das Seelenleben. Wir müssen also sagen: Zum Bildbe wusst se in g e hört siche r die Doppe lhe it – sie liegt im intentionalen Wesen des Bildbewusstseins eben beschlossen – zum Wesen einer Da rst e llung wiederum, und da liegt ja die Analogie zwischen Darstellung und Bildlichkeit (die ich früher überspannt habe); auch überhaupt beim Dingbewusstsein hinsichtlich des sich in der Darstellung Anzeigenden für Nicht-Dargestelltes. Aber nicht überall gehört dergleichen zum intentionalen Wesensbestand. Anzeige ist eben ein sehr weiter Begriff. Innerhalb der Einheit einer Apperzeption kann ich allerlei zur Anzeige benützen, weil die Zusammenhänge sozusagen verborgene Motivationszusammenhänge sind. Wie steht es aber mit der Form des „ In e t wa s e rf a sse ich e in a nde re s “, analogisch oder nichtanalogisch, darstellend oder nichtdarstellend? Nicht jedes Anzeigen ist von dieser Art? Oder doch? Soll ich nicht selbst bei den Wildspuren sagen: „An“ ihnen erfasse ich … Es sei nur zu unterscheiden, ob ich sage „A ist, also ist B“ oder ob ich eine Einheit der Apperzeption habe: A erfassend, aber nicht daran haftend als terminus, sondern es als terminus a quo nehmend; ich laufe sogleich über zum B als Ziel, während ich noch das A im Griff und vor Augen habe? Also nur eine Modifikation meiner ursprünglichen Beschreibung der Anzeige. Das wäre der weiteste Begriff auch von Lesen: Anzeichen lesen. Aber muss dann die Doppelheit des Bewusstseins statthaben? Ja, kann sie statthaben? Fremdes Seelenleben kann ich als solches nur durch leibliche Äußerungen erfassen. Dagegen einen Menschen kann ich einmal im Bild erfassen, das andere Mal auch für sich vergegenwärtigen ohne Abbildung und dann vom Bild auswärts im Übergang zur Vergegenwärtigung erfassen. Und diese Möglichkeit erfordert das Bildbewusstsein, weil Abbildung eben auch voraussetzt den „Vergleich“ zwischen Original und Bild (Deckung). Die Deckung kann auseinandergelegt werden. Das ist aber bei der Einfühlung nicht der Fall.
Nr. 12 Hinwe isint e ntion a uf da s Be ze ichne t e und Te nde nz a uf A nscha ulichke it 1
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Das Mit-Etwas-Meinen. Das Mit-einem-Zeichen-das-Bezeichnete-Meinen, das Im-Bild-ein-Abgebildetes-Meinen. Beim Ze iche nbe wusst se in, z. B. Flagge, haben wir: 1) nicht ein Bewusstsein des Signals, des Wortlauts und bloße s Ze iche n, zusammen damit ein zwe ite s Be wusstse in (Bedeutung). Wir haben zweierlei Bewusstsein und beide zur Einheit eines Bewusstseins verschmolzen. 2) Nicht haben wir aber irgendeine Verbindung oder Verschmelzung überhaupt, wie z. B. eine a ssozia t iv e, wie: Ich sehe eine Person und erinnere mich an einen Vorgang, an dem sie beteiligt war – hier haben wir eine Verbindung und eine intentionale, insofern sich konstituiert das An-etwas-Erinnern – oder wie Gegenstände in der Einheit einer Anschauung, etwa gar kollektive. 3) Nicht bloß überhaupt eine Tendenz zum Übergehen aus dem einen Bewusstsein in das andere, wie wenn ein Interesse an dem in eins mit A bewussten Gegenstand B mich von A zu B fortzieht, obschon eine Tendenz da ist. Wir haben also zwar int e nt iona le Einhe it de s Be wusstse ins, wir haben auch in gewissem Sinn eine Te nde nz ; a be r e s be da rf nä he re r Be stimmung . In dem Beispiel werde ich zwar von A zu B hingezogen, und doch geht die Tendenz nicht von A aus, sondern sie geht von B aus, das mich von A fortzieht. Im Fall des Ze iche ns aber geht die Tendenz von A aus, es ist eine „Hinweis“tendenz, es ist nicht nur so, dass zuerst A wahrgenommen ist, und zwar im Modus des dem A speziell Zugewendetseins (es als Thema Betrachtens) und dann ein bloßes Fahrenlassen, um B zum Thema zu machen, das „besonders interessiert“, oder sich an A erinnern und dann dadurch an B erinnert werden und darin ein Thema zu finden. 4) Es ist auch nicht so, dass überhaupt das Bewusstsein B in der Form des Thematisch-darin-Lebens mot iv ie rt ist im Bewusstsein des A, etwa so wie das Erfahren des A und die Erfassung des Da1
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seins des A (des Bestehens des Sachverhalts, des mehr oder minder komplexen Soseins) mir das Dasein oder künftige Kommen des B motiviert. Hier haben wir ein Ausgehen der Motivation von A bzw. vom erfassten Dasein des A. Aber das kommt hier nicht in Betracht. Also nicht Fälle derart, wie wenn die gegenwärtige Situation eine Erwartung rege macht auf ein Kommendes oder eine Vermutung rege macht, dass in dem weiteren Zusammenhang das und jenes jetzt zu finden wäre (womit wesensmäßig zusammenhängt, dass wenn ich in den Erfahrungszusammenhang aktuell eintreten würde, ich dann „zu erwarten hätte“, dass die und die Erfahrungen zu machen wären). Hier haben wir von A auslaufend Motivationen, und es sind Tendenzen, ein Fortgewiesenwerden von A und Hingewiesenwerden zu B, und im Erwartungsbewusstsein haben wir selbst eine Tendenz (Spannung), die auf das Kommende geht. A motiviert die Erwartung, erregt die Tendenz, die sich im Eintreten entspannt, stetig als Tendenz erfüllt. Aber dieses Hinweisen ist nicht das eines Zeichens auf das Bezeichnete. Die Erwartung ist nicht die Bedeutung dessen, wovon sie „erregt“ wird, wodurch sie motiviert wird im „kausalen“ Sinn. Auch in der Gegenwart: Ich treffe den Mann in der Gesellschaft, ich erwarte, dass seine Frau da ist. (Man sagt hier allerdings: Dass der Mann da ist, ist ein Zeichen dafür, dass die Frau da ist.) 5) Sig na le.1 Hier haben wir auch das Weil und So. Hier haben wir eventuell auch das Erregen einer Erwartung, die „durch“ das Dasein des Signals erregt ist und das Eintreten eines Ereignisses „motiviert“ bzw. zum Motivat hat. Ebenso in der Koexistenz: Das Signal lässt „erschließen“, dass der Admiral an Bord ist etc. Aber das Signal ist Zeichen dafür. Konventionell: Das Zeichen ist na ch Übe re inkunf t „ da zu da “, die Erwartung zu erregen oder das Wissen zu erregen, den Glauben zu erwecken etc., dass B ist. Das Zeichen A soll so aufgefasst werden, dass es das Wissen erregt und soll überführen in den Vollzug dieses Wissens, Glaubens. 6) So auch die Wort e in kommunikativer Rede. Wo aber keine Kommunikation ist und ich überhaupt nur für mich Zeichen bilde oder gebrauche, sei es auch Zeichen wie die Worte, die sonst kommu-
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Cf. die Blätter über Signale Text Nr. 4, S. 118–130.
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nikative Funktion haben, da haftet den Zeichen doch ein Solle n, eine „ Funkt ion “ an. Aber ein unpersönliches, nicht von einem zumutenden Subjekt ausgehend. Es kann sein, dass es sich um Erinnerungszeichen, um Anzeichen handelt; ich mache mir ein Zeichen, um mich darauf in Erinnerung hinzuweisen, dass an der und der Stelle des Waldes sich das und das Ding befindet (etwa Zeichen für einen Weg im ungebahnten Wald, Zeichen für Übergänge im weglosen Hochgebirge). Hier kommt es auf Erfassung des Zeichens als eines daseienden an. Andererseits in der einsamen Rede sind die Worte nicht Anzeichen. Auch wenn ich sie als Wirklichkeiten erzeuge, was aber im Allgemeinen nicht geschieht, motivieren sie nicht das Sein dessen, was sie bezeichnen bzw. bedeuten. Im stillen lautlosen Sprechen erzeuge ich nicht Worte, sondern „Wortbilder“, und die phantasierten Wortlaute weisen hin auf die Bedeutungen: Sie ha be n e ine „ Funkt ion “ , a be r sie sind nicht A nze ig e n. Anzeigen haben im Allgemeinen keine Funktion, können aber eine erhalten: willkürliche Anzeigen. Dabei gilt auch, da s Ze iche n, ob a uch kommmunika t iv e Funkt ione n übe nd oder Erinne rung sf unkt ione n f ür mich, „ int e re ssie rt “ mich nicht a n sich. Es ist ke in The ma f ür mich. Es ist „Mittel“, es ist bloß Träger se iner Funktion. Ich habe das Zeichen vor Augen, ich erfasse es oder erzeuge es, aber ich „meine“ es nicht. Ich erzeuge das Zeichen und meine damit das Bezeichnete. Ich erfasse das Zeichen, um dadurch auf das Bezeichnete zu kommen, ich folge vorstellend einer Tendenz, und zwar einer Sollenstendenz, die im thematischen Vollzug des rechtsseitigen Bewusstseins terminiert. Eventuell erzeuge ich den Ausdruck; in einem Schlag ist er fertig; ich lebe in der erfüllten Tendenz. Im Vorstellen des A liegt ein wirksames Sollen für das „thematische“ Vorstellen B.1 Dadurch sind A und B einig. In der Vorstellung A wurzelt die „Tendenz“, es wurzelt eine Übe rg a ng sint e nt ion zum t he ma t ische n Me ine n B, aber nicht eine beliebige Tendenz des Übergangs, sondern eine Art Sollen für das erregte rechtsseitige Bewusstsein, nicht eine beliebige Motivation. Das Vorstellen kann ein Glauben sein. Aber der Glaube motiviert nicht den Glauben, das
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Das braucht aber nicht thematisch im spezifischen Sinn zu sein.
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Sein ist nicht ein „weil“ für das andere Sein als „so“, sondern das Vorstellen, sei es auch Glauben, motiviert1 nur überhaupt das Übergehen in das Meinen B, in die Vollzugsform des Sich-zum-Thema-Machens.2 Durch das Vorstellen A werde ich motiviert, B thematisch zu vollziehen, also das darin Bewusste in der Weise des Themas zu haben und darin mein Ziel zu sehen; ich werde von dem Wortlaut (um es noematisch auszudrücken) hingewiesen auf das Thema, auf den bedeuteten Sachverhalt als das zugehörige Thema. Zum Wortlaut in dieser Einheit des Bewusstseins gehört das Thema; zum Zeichen gehört das Bezeichnete als solches, und es gehört dazu als Bedeutetes: Es selbst ist die Bedeutung in diesem Gehören.3 Also das ist die eigentümliche intentionale Form, die Zeichen und Bezeichnetes verbindet, oder die eigentümliche Form des Bewusstseins, die sinnliches Zeichenbewusstsein verbindet mit dem Bedeutungsbewusstsein. Es gehört dazu wesentlich ein Übergang und eine „Erregung“, also am Anfang ist schon Voraus-Intention-auf, die aber einen anderen Modus erhält, wenn das thematische Bewusstsein vollzogen ist. Dieses aber kann anschaulich oder unanschaulich sein. Wenn die Rede nicht schon fertig vollzogen ist, sondern wie im Verstehen erst der Wortlaut nacherzeugt und dann der Übergang vollzogen wird, so haben wir etwa: das Erfassen des Schriftzeichens. Dieses ist phänomenologischer Erreger für den Wortlaut, etwa zunächst, wenn ich nicht leicht das Geschriebene erfasse, eine unbestimmte Vorstellung von einem gewissen Wortlaut. Ich e rke nne nun da s Ze iche n in se ine m Ty pus; es tritt der bestimmte Wortlaut als assoziativ erregt auf. Dazu aber die Tendenz, der folgend ich alsbald übergehe zum Erfassen des Wortlauts, womit diese Intention sich erfüllt, aber dazu die neue Tendenz, die nun dem Wortlaut anhaftet und mit der ersten zur Einheit einer mittelbaren Tendenz gehört, auf den Sinn: Der Wortlaut erregt die Bedeutungsvorstellung. In die geht die Tendenz hinein, und zwar in den Vollzug derselben als Thema. Die Hinweisintentionen sind also Tendenzen, praktische, Übergangstendenzen, mit einem Ziel.
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Ein Sollensantrieb, eine Sollenstendenz. Ja, A und B haben verschiedene Vollzugsformen, aber in der Einheit eines Gesamtvollzugs, und B allein ist Thema. 3 Beide aber eine Einheit der Apperzeption. 2
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Es knüpft sich hier an die Frage der „ Int e nt ion “. Ich habe also bei Zeichen zu unterscheiden das thematische Bewusstsein im Bedeuten und die Hinweistendenz auf das Thema als solches. Man kann sagen, die Hinweise sind differenziert, sie haben ihre Richtung je nach der Materie des thematischen Bewusstseins. Insofern haben wir also eine Zwischenschicht. Aber diese ist gebunden nicht nur an das Wort, sondern auch an das Bewusstsein, das die Bedeutung trägt. Bedeutungsbewusstsein heißt dies hier als thematisches Endbewusstsein, in dem der Hinweis terminiert. Die verbale Intention (die Hinweisintention) ist „erfüllt“, wenn wir im Bedeutungsbewusstsein thematisch leben, ob es leer oder voll ist. Man kann aber nicht sagen, dass diese eigentlich signierende Intention eine Tendenz auf Anschaulichkeit ist. Wenn ich innerlich die Frage ausspreche, liegt darin nicht die Tendenz auf Klärung? Liegt sie in jedem verstehenden Auffassen? Man könnte hier sagen: Ja, aber das liegt nicht in der Hinweistendenz als solcher, sondern im Wesen des thematischen Bewusstseins, und darum liegt es in jedem Aussagen, in jedem Auffassen eines Signals, eines echten Zeichens überhaupt. Und somit ist die Tendenz des Hinweises als Tendenz der Thematisierung eo ipso Tendenz auf Anschaulichkeit, auf Habe des Gesättigten „selbst“. Wir kämen also dazu, dem Bewusstsein, das als Bedeutungsbewusstsein fungiert, den Charakter einer „Intention“ beizumessen, und zwar ein nicht nur Bewussthaben, sondern Auf-die-Sache-selbstin-der-Weise-einer-Tendenz-Gerichtetsein, einer Tendenz, die sich erfüllt, wenn die Sache eben selbst gegeben ist, also vonseiten des Aktes Tendenz auf „Anschauung“. Es fragt sich freilich, wie weit das reicht. Wenn ich jetzt in diesem Gedanken beschäftigt bin und mir das grelle Rot jenes Papiers auffällt, so geht von dem Phänomen ein „Reiz“ aus zur Zuwendung; eine Zuwendung findet schließlich statt, und in der Zuwendung wird es momentan mein Thema, obschon charakterisiert als mein eigentliches Thema durchkreuzend, als mich ablenkend. Da haben wir also (analog wie bei einem Zeichen, wo die Tendenz auf ein Zweites geht) eine Tendenz zum Eingehen in das Bewusstsein und dadurch weiter zum Fortschreiten in der Hebung. Von da aus wird es fraglich, ob nicht jedem Hintergrundobjekt eine Tendenz zur Zuwendung anhaftet, aber gewisse ausgezeichnet
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sind, derart dass jede Zuwendung „Vorzüge“ voraussetzt, also, wie es scheint, Bevorzugung in der Sphäre des „dunklen“, inexpliziten Bewusstseins. Weiter, der Vorzug ist nicht Korrelat eines abwägenden expliziten Bevorzugens, aber doch ein Intentionales, eine Form der inexpliziten, der verschmolzenen Momente. Sowie aber Zuwendung statthat, das Darin-Leben, nimmt die V orst e llung die ne ue F orm de s cog ito a n, und nun liegt im Darin-Leben die Tendenz sich darin auszuleben, und das Ausleben (das Mit-Interesse-am-Thema-Leben) ist das thematische Bewusstsein; ein thematisches Bewusstsein vollziehen, das hieße dann ein cogito zur Erfüllung bringen und von Erfüllung zu Erfüllung fortschreiten. Heißt es da nicht besser: Das cogito gibt das Thema? Aber nicht schon ein herrschendes Thema, ein Thema des Interesses. Einen flüchtigen Blick auf etwas werfen und dann gleich weitergehen ist nicht sich ausleben. Es kann sein, dass eine Tendenz etwa auf Durchlaufen des gesamten Gegebenen der Umgebung geht, darauf, mich darin umzutun. Mich interessiert der ganze Zusammenhang und das Einzelne nur als Glied, und vorläufig genügt es, der Tendenz seiner Einzelerfassung nachgegeben zu haben soweit, dass es bis zu einem gewissen Grad klar ist, um erst nachher die Einzelheiten, die schon erfasst waren, noch einmal „gründlich“ anzusehen. So treiben mich Tendenzen in der Lektüre der Zeitung immer weiter. Ich nehme mir nicht die Mühe, einzeln Klarheit zu gewinnen. Die Tendenzen entlang der Lektüre von Einzelerfassung zu Einzelerfassung (von Verständnis zu Verständnis) fortlaufend erfüllen sich, aber nicht die Tendenzen in das Erfasste hinein. (Es findet also in dieser Hinsicht kein thematisches Sich-Erfüllen statt.) Wenn nun eine thematische Tendenz sich erfüllt, so können Unterbrechungen statthaben, „störend“ durchbrechen, wir haben also das Sich-„Auswirken“ einer thematischen Intention; dagegen das Unterbrechende ist, sofern das Thema als herrschendes festgehalten ist, charakterisiert als außerhalb des herrschenden Themas, als nicht „mein“ Thema (Sache des Interesses). Es ist also doch ein Unterschied, von einem Thema erfüllt sein, in einem thematischen Bewusstsein „leben“, mit dem Interesse dabei sein und ein cogito vollziehen und es zum Durchbruchsthema machen oder auch dadurch gestört sein, es aufnehmen und fahrenlassen, abtun. Das cogito vollziehe ich, aber bald lebe ich mich darin aus, es
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ist mein spezifisches Thema, und eine Kette von Intentionen nehme ich auf als thematisch; ich folge nicht nur dem Zug, sondern folge ihnen frei. Ich lebe im Auswirken der cogitos, der Intentionen, deren Erfüllung das jeweilige cogitatum ist. Also eigentlich lebe ich im Auswirken von Tendenzen, die gerichtet sind auf Erfassen und Wiedererfassen, eventuell auf Sättigung in der Anschauung. Oder: Ich folge nicht frei, ich lasse mich fortreißen gegen die Vorstellungsrichtung, in der ich soeben lebte und die als der Strom, dem ich mich frei hingab, eine Störung erfährt „durch“ das Störende. Was kommt von all dem für uns in Betracht? Nun, für das Zeichen können wir sagen: Die Tendenz geht dahin, uns auf das Bezeichnete zu lenken, und im Verstehen oder im Bewusstsein des Bezeichneten liegt, als einem Bewusstsein der Form cogito, wenn es nicht gesättigt ist, eine Tendenz auf Sättigung, die sich mehr oder minder vollkommen auswirkt.1 Das ist aber eine allgemeine Erscheinung, dass im cogito Auswirkungstendenzen liegen. Erfüllung besagt erstens das Sichauswirken in der Form des Übergehens in Anschauung; die Tendenz entspannt sich. Zweitens besagt es das Deckungsverhältnis, das Verhältnis der Sättigung, das „Ziel“. Hinstreben auf ein Ziel, das gehört zur thematischen Tendenz. Jedenfalls darf nicht verwechselt werden das Hinweisen bzw. Hingewiesensein, das das Bedeuten als signitives macht, und der Umstand, dass das Bedeuten selbst (nämlich das bedeutungsverleihende Bewusstsein) Intention-auf ist, Sättigung zulässt und in der Sättigung auch Tendenzen erfüllt. Aber zunächst ist das auszuschalten. Wenn wir im Aussagen thematisch leben mit der Innenrichtung auf das Ausgesagte (und nicht mit der Außenrichtung, etwa dem anderen Mitteilungen zu machen über das, was wir glauben, fragen etc.), also sorgfältig unterscheiden die thematische Richtung als Innenrichtung, so leben wir aussagend in der Form der „Erkenntnisintention“, wir sind gerichtet auf das Gewinnen der „Sachen selbst“, die Wahrheit, die als Ziel Erkenntnis heißt. Wir haben das Erkenntnisziel. Bedeutungsintention ist im Allgemeinen etwas Relatives. Im Allgemeinen ist die Erfüllung wieder Intention. Grenzfall allerdings die vollkommene Einsicht, die „vollkommene Anschauung“. Doch haben wir 1 Im cogito liegt die Richtung auf den Gegenstand, der darin nicht Durchgang, sondern Ziel ist.
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wieder den Unterschied, dass die leeren Bedeutungsintentionen unvollkommen sich vollständig erfüllen und dass die Erfüllung trotz der Vollständigkeit eine unvollkommene ist insofern, als eine Dimension von Erfüllung durch die Einseitigkeit der Anschauungen offen bleibt. 5 Eine notwendige Doppelseitigkeit bei den kategorialen Akten, die in schlichten Anschauungen wurzeln.
Beilage XXI: Das signifikative Bewusstsein als komplexes intentionales Erlebnis. Die vom Zeichen auslaufende Hinweistendenz und der vom Gegenstand herkommende Reiz als Tendenz auf Erfüllung1
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Das Bewusstsein einer Bezeichnung, eines bezeichnend Bewussthabens, eines Mit-einem-Zeichen-Meinens.2 Ein fundiertes Bewusstsein, es erscheint darin z. B. ein „Sachverhalt“, ein kategorialer Gegenstand in Form eines Aussagesatzes.3 Der Aussagesatz enthält eine verbale Schicht, aber gemeint ist nichts von den Wortlauten, gemeint ist das Geurteilt e in der Weise, wie das Urteil es urteilt, nicht in der Weise, wie es mit Wortlauten ausgedrückt ist.4 Nennen wir Intention ein „ Meinen “, ein intentionales Erlebnis in diesem Modus, in dem das Ich in ihm auf den Gegenstand „gerichtet“ ist, im Gegenstand „ termin iert “, so sehen wir, wie hier in einem komplexen intentionalen Erlebnis eine Unterstufe vorhanden ist mit einem Gegenstand, der nicht „ intendierter “ ist, und eine höhere Stufe, die allein das Meinen auf den zu ihr gehörigen Gegenstand, den bedeuteten, enthält. Das Meinen ist hier ein eigentümlich begründetes. Die Richtung der Intention ist hier vorgezeichnet durch eine Tendenz, eine Zeichentendenz. Der Gegenstand ist nicht schlechthin der gemeinte, sondern der mit dem Zeichen gemeinte, der bezeichnete, der, auf den hingewiesen ist. Die Frage, die mich beschäftigte, war nun die, ob die Meinung hier nicht nur der Boden einer auf den Gegenstand gerichteten Tendenz als Hinweistendenz ist, sondern ob jedes Meinen in sich selbst nicht auch eine Tendenz
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Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Redend oder verstehend? Das muss doch unterschieden werden. 3 Er erscheint, nachdem er ausgesprochen ist, dem Hörenden, dem Sprechenden als sein Erzeugnis! 4 Praktisch gemeint im Erzeugen ist die Aussage, theoretisch gemeint ist das Urteil. 2
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enthält und dadurch den Charakter des auf den Gegenstand gerichteten enthält. Neben den von außen her, von Zeichen auslaufenden Tendenzen gäbe es sozusagen innere, vom „intentionalen Gegenstand“ herkommende, und während die Hinweistendenz den Blick auf den Gegenstand dirigiert, hinweisend, kommt von dem Gegenstand her der Reiz, der Zug zu ihm hin. Diese letztere Tendenz aber dachte ich mir als Tendenz zur Erfüllung. Also Intention als objek tive Meinung: Jedes objektivierende cogito, jedes Erlebnis des Glaubens, in dem das Glauben so vollzogen ist, dass die Blickrichtung auf den als seiend gesetzten Gegenstand geht und dieser als En d e, als thematischer bewusst ist, ist eine aktuelle Intention, und zwar objektive Intention. Dann haben wir aber bei den Bedeutungsintentionen nur einen besonderen Modus von objektivierenden Intentionen (wenn wir Bedeutungsintentionen vielleicht nur beschränken; wir wissen noch nicht, ob es nicht auch nichtobjektivierende Akte als bedeutungsverleihende geben kann). Jede Intention hat die Eigentümlichkeit, dass sie nach Erfüllung strebt. Die Richtung auf den Gegenstand ist zwar Terminieren im Gegenstand, so dass dieser der Gemeinte ist, aber dieses Meinen impliziert eine Tendenz, vermöge deren so etwas wie Erfüllung der Intention möglich ist. Wo immer ein sattes und weniger sattes Phänomen zusammentreffen, geht dieses in jenes über in der Weise der Erfüllung einer Tendenz: Also können wir sagen, die Tendenz ist immerfort da, solange noch Steigerung möglich ist. Das gehört also zu jeder Intention (jedem cogito). Die Bedeutungsintention hat aber noch die Eigenheit, dass sie schon Erfüllung einer anderen Tendenz ist, der bezeichnenden, und sofern diese sich entspannt dadurch, dass der Blick vom Zeichen in das Bezeichnete hineingeht, leitet die bezeichnende Intention in die thematische über, in die Tendenz auf immer neue Erfüllungen.
Nr. 13 Die e ig e nt ümliche Einhe it v on Wort la ut und Be de ut ung sbe wusst se in durch die Hinwe isint e nt ion. Die Fort se t zung de r sig nit iv e n Te nde nz in de r t he ma t ische n. Ent spa nnung v on Te nde nze n und Sä t t ig ung de r V orst e llung 1
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Wir haben Wortlautbewusstsein und angeknüpftes, damit einiges Bewusstsein, ob wir im Bedeuten leben oder ob wir dem Wort zugewendet sind.2 Wa s ist da s f ür e ine Einhe it ? Darauf antworte ich: Eine Hinweistendenz ist da, das ist eine Tendenz, die vom Vollzug des Wortlautbewusstseins in den Vollzug des zweiten Bewusstseins, und zwar in den thematischen Vollzug desselben, geht.3 Wir können vielleicht sogar sagen: Wenn ich Worte höre und dahin gar nicht gerichtet bin, so gehört zu ihnen schon eine Tendenz: nämlich das Wortlautbewusstsein als Unterlage zu vollziehen und durch das hindurch weiter (ich übernehme die Tendenz, die zu diesem gehört) in das Sachbewusstsein überzugehen. Nun sagt vielleicht jemand: Jede Vorstellung hat ihre verschiedenen Modi, und wenn sie nicht „vollzogen“ ist im Modus des cogito, so geht von ihr eine Tendenz aus oder liegt in ihr eine Tendenz, in die Vollzugsmodalität überzugehen. Das mag sein. Aber die Tendenz, die vom Vollzug des Wortlautbewusstseins in das Bedeutungsbewusstsein übergeht, ist nicht die allgemeine, das heißt, die auch da wäre, wenn Wortlautbewusstsein und ein gleichzeitiges anderes Bewusstsein (das als Bedeutungsbewusstsein fungieren soll) da wäre, sei es auch, dass schon eine Verbindung in Form von Assoziationen wirksam wäre. Das Wortlautbewusstsein ist „Träger“ einer sozusagen gegen4 seinen Vollzug als Telos gerichteten Tendenz auf den Vollzug des zweiten
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Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Wieder nicht unterschieden der doppelte Modus des Sprechens und Gesprochenes Verstehens. 3 Offenbar ist das gedacht in der Einstellung des V e r s t e h e n s. 4 Na, na. 2
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Bewusstseins.1 Aber nun kann man wieder sagen: Tendenzen sind als Tendenzen auf verschiedene Bewusstseinsvollzüge immer „gegen“ andere. Also auch das reicht nicht aus. Es sei hier eine eigentümliche Einheit und eine eigentümliche Tendenz, die zu dieser Einheit gehöre. Der Hinweis, das sei eine Tendenz von dem Wort weg auf das Bedeutete hin.2 Man kann auch sagen: Es ist nicht so, dass überhaupt das zweite Bewusstsein von sich aus tendiert, vollzogen zu werden. Das tut es auch und wie jeder unvollzogene Akt. Aber es ist zudem vom Wortlautbewusstsein aus ein Motiv da, in den Vollzug des zweiten Bewusstseins überzugehen, und geschieht Letzteres, so entspannt sich diese Tendenz. Es ist also durch diese „Tendenz“ eine Einheit eigener Art hergestellt.3 Und das Ganze hat zwei mögliche Modi: Entweder der Hinweis hat den Modus, dass ihm „nicht Folge geleistet“, dass ihm zu Trotz das Wortlautbewusstsein thematisch vollzogen wird oder dass ihm nachgegeben und er „wirksam“ wird. Dabei ist aber die Einheit auch eine assoziative. Bei sukzessivem Auftreten: Das Wort erinnert an die Bedeutung, und eventuell kann die Assoziation auch umgekehrt sein: Die Bedeutung erinnert an das Wort. Hier ist offenbar von sukzessiven Assoziationen die Rede. Aber diese Einheit ist nicht die Hinweiseinheit, die unter allen Umständen eine einseitige, vom Wort zur Bedeutung gehende ist. Natürlich darf man nicht psychologisch supponierte, erregte Dispositionen verwechseln mit den phänomenologischen Daten. Das Zeichenbewusstsein „motiviert“ in gewisser Weise den Vollzug des Bedeutungsbewusstseins.4 Wir unterscheiden dabei das Allgemeine der Form dieser Einheit und das Allgemeine des Hinweisens bei schon gegebenen „Zeichen“ vom bestimmten Hinweisen. Dasselbe Zeichen kann verschiedene Hinweise tragen, verschiedene Bezeichnungen wie die Ä quiv oka t ion. Die Univokation schließt noch eine Vielfältigkeit aufseiten der Bedeutungsakte ein, sofern diese ihrem phänomenologischen Gehalt nach wechseln können. Das allgemeine Hinweisen differenziert sich also zwar durch das verknüpfte Bewusst1 Das ist doch nicht korrekt. Ich überwinde mich nicht, wenn ich aussage. Es ist ja auch nicht ein Zweierlei. Das Wortlautbewusstsein ist eben modifiziert, nicht Endbewusstsein, sondern Unterschicht als Zeichen. 2 Das sagt etwas zu viel. 3 Ist das alles nicht zu sehr vom Standpunkt des Hörers dargestellt? 4 Einstellung des Verstehens!
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sein, aber nicht nach den Unterschieden zwischen mehr oder minder klarem und zwischen klarem und leerem Bewusstsein. Näher ausgeführt: Der Hinweis hat im Fall der Univokation (Eindeutigkeit) eine, im Fall der Äquivokation mehrere „Richtungen“. Ein äquivoker Wechsel des angeknüpften Bewusstseins, d. h. ein Übergang vom Vollzug des angeknüpften A in das angeknüpfte B, hat den Charakter des Sprunges, des Richtungswechsels (denn die Richtungen sind hier nicht kontinuierlich ineinander übergehende). Wenn aber das A-Bewusstsein stetig von größerer in geringere Klarheit übergeht oder in die Klarheit Null übergeht, so dass das Bewusstsein ein Leerbewusstsein ist, so ändert sich die Richtung nicht; und ebenso, wenn ich zwei Fälle vergleiche, wo „dasselbe“ Zeichen „dasselbe“ bedeutet, so decken sich die beiden Bezeichnungen (der komplexe Akt da und dort) nach den Zeichen, nach der Richtung des Hinweises, und die angeknüpften Bedeutungsakte kommen zur Deckung, sie haben denselben Sinn: Ihre Materie und Qualität auf Bedeutungsseite ist dieselbe. Also der Sinn bestimmt die Bedeutung des Zeichens. Dieselbe Bedeutung gibt dieselbe Richtung der Bezeichnung, und das Zeichen ist beiderseits in demselben Sinn, in derselben Bedeutung gebraucht. So haben Zeichen und „Bedeutung“, bedeutungsmäßiges Wesen, eine besondere Beziehung aufeinander, im eindeutigen Zeichen eine eindeutige, im mehrdeutigen eine auseinandergehende, in mehrere Bedeutungsrichtungen sich teilende. Durch die Einheit der Bedeutung befasst dasselbe Zeichen eine Mannigfaltigkeit von Akten als bedeutungsverleihenden. Der Ausdruck kommt aber zustande, das Auflegen des Wortes auf das Bedeutete bzw. das anschaulich Bedeutete, durch die Schicht der intentionalen Form des nicht nur übe rha upt g e richt e t e n Hinwe ise s, sonde rn de s g e richt e t e n „ Be z e ic hne ns mit t e ls “ de s Ze ic he ns. Das bestimmte „Sich-Richten-mittels“ ist das intentionale Medium, durch welches das Ausdrücken zustande kommt. Es wiederholt in neuer Weise die Differenzen der Bedeutungen, aber nur die Differenzen der Bedeutungen. Es hat aber seine Modi der entspannten und unentspannten Tendenz und ist völlig unempfindlich gegen Unterschiede der Klarheit, der Fülle und Leere. Somit ist diese eigentliche signitive Tendenz nicht etwa eine Vorstellung, die sich in der rechtsseitigen Anschauung erfüllt, wie eben
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eine leere oder unvollkommen anschauliche Vorstellung sich erfüllt, und es war der Fehler der ersten Ausarbeitung dieser Untersuchung,1 der noch in der I. Untersuchung merklich ist, dass signitive und signifikative Intention verwechselt worden sind. Nun möchte ich aber sagen: Zum We se n e ine s t he ma t ische n Be wusst se ins g e hört e s, da ss e s na ch „ K la rhe it “ , na ch „ Erf üllung “ st re bt , das heißt, es waltet darin eine „Tendenz“, eine Intention, die sich erfüllt in den Übergängen entsprechender Art.2 Ist nun dies das Wesen des signitiven Bewusstseins, dass es auf das Bewusstsein des signum3 ein zweites Bewusstsein durch die gerichtete Sollenstendenz fundiert, die den Vollzug dieses zweiten „fordert“, so „setzt sich diese Tendenz fort“ in der thematischen Tendenz. Es gehört nicht zur Hinweistendenz, sich in der Anschauung zu erfüllen, es gehört aber zum signitiven Bewusstsein, dass es ein Ineinander-sich-Fortsetzen von Tendenzen verschiedener Art hat, also in Hinsicht auf das Tendieren eine Mittelbarkeit der Intentionalität, vermöge deren eine Einheit der Erfüllung gefordert ist bzw. vermöge deren das signitive Bewusstsein, wenn es nicht schon in der normalen und in der intuitiven Weise vollzogen ist, nicht nur Entspannung der spezifisch signitiven, sondern auch der thematischen Tendenz fordert. Haben wir also ein unvollkommen erfülltes oder gar leeres, bezeichnendes Bewusstsein (ja eventuell gar ein solches, wo wir in der anomalen Einstellung sind), so liegt in ihm eine komplexe Erfüllungstendenz, und es erfüllt sich im Vollzug des bezeichnenden Bewusstseins mit anschaulich gesättigter Bedeutung.4 Im Bezeichnen als solchem liegt eben als Tendenz zum Übergang in ein thematisches Bewusstsein ein Tendieren auf Erfüllung.5 Während ein nicht an Zeichen gebundenes thematisches Bewusstsein „in sich“ Tendenz zur Erfüllung hat, hat ein gebundenes eine vom Zeichen ausgehende,
1 Siehe Husserliana XIX/2, S. 567, Anm. 1 sowie die überarbeitete Fassung dieser Anmerkung in Husserliana XX/1, S. 39. – Anm. des Hrsg. 2 Ja, wenn eine spezifische thematische Intention noch da ist, was nicht bei jedem Ausdrücken der Fall ist in Hinsicht auf die ausgedrückten Sachen. Das Weitere ist also wohl nicht völlig korrekt. 3 Das ist modifizierter Aktvollzug, da das signum als „Mittel“ bewusst ist. 4 Ja, in „thematischer“ Einstellung. 5 Na, na.
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eine mit Bezeichnung verflochtene Tendenz auf die Erfüllung. Durch diese Verflechtung wird die Erfüllung selbst zum Auslaufenden von dem Zeichen und seiner Zeichenintention. Diese Sachlage ist es wieder, die so leicht geneigt macht, im Bezeichnen als solchen eine vorstellende Intention auf Erfüllung zu sehen, also zu sagen, zum Zeichen gehört eine Bedeutungsintention, die sich in der Anschauung erfüllt. Wir haben aber richtiger zu sagen: Wenn wir eine intuitive Bezeichnung haben, so ist mit der bezeichnenden auch die thematische Intention „entspannt“, gesättigt, aber es ist nicht eine doppelte Objektivation da, eine leere und eine sich mit ihr deckende anschauliche. Bei einer nicht mit t e lba re n und in de r Mit t e lba rke it f undie rte n V orste llung (Obje kt iv a t ion) haben wir danach unter dem Titel Erfüllung 1) die „Erfüllung“, „Entspannung“ der Tendenz, die allem thematischen Bewusstsein einwohnt – und in Erfüllung treten kann nur ein thematischer Akt –, 2) das Deckungsverhältnis, das identifizierende Ineinander-Übergehen der unvollkommen anschaulichen oder leeren Objektivation und der entsprechenden anschaulichen. Also das Identifikationsverhältnis, das ein Verhältnis ist, welches rein in der „Materie“ bzw. im „intentionalen Wesen“ gründet, andererseits aber ein eigenartiges Deckungsverhältnis ist, sofern im Wesen des Verhältnisses von unvollkommener (leerer) und vollkommener Fülle eine „Steigerung“ liegt bzw. eine Aufnahme von Fülle: ein nicht umkehrbares Verhältnis.1 Wir sagen Sättigung? Die objektivierende Vorstellung im Modus des Vollzugs, und zwar des thematischen. Beides ist nicht dasselbe: Das Zeichenbewusstsein wird vollzogen, aber es ist nur Durchgangsbewusstsein, es wird nicht thematisch vollzogen. Wir scheiden also auch objektivierende Vorstellung und thematisch vollzogene. Die letztere nennen wir V orst e llung sint e nt ion, und zwa r in Hinsicht a uf die t he ma t ische Te nde nz. Die Intention, sagen wir, erfüllt sich. Genauer, die Vorstellungsintention impliziert die Tendenz, die sich e nt spa nnt, das, was in ihr Vorstellung ist (und Vorstellung bleibt, wenn der Modus der Tendenz, „des Vollzugs“ wie immer geändert wird), das erfährt Sättigung. Beides zusammen gehört zur Erfüllung. 1
1) und 2) gehen a priori parallel.
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Noch genauer: Eine Objektivation, die vollzogen und thematisch vollzogen ist, ist entweder vollkommen erfüllt oder sie ist unvollkommen oder gar nicht erfüllt. Die vollkommen erfüllte ist satte Intention und als das völlig entspannte, anderenfalls nicht satte und nicht entspannte. Das thematische Gespanntsein geht notwendig parallel mit dem Unsattsein. Nicht jede Intention ist erfüllungsbedürftig = gespannt, entspannungsfähig, unsatte, der Sättigung Zugängliches. Aber Sättigung etc. ist eine Idee. Betrachten wir jetzt Vorstellungen der Art, wie es signitive sind. Signitive Vorstellungen: komplexe Vorstellungen, eine signierende und eine signierte, eine bezeichnende und eine sinngebende. Die Art des Vollzugs – wie beschrieben – eine verschiedene. Die Einheit des Ganzen, so wie es von verschiedenen intentionalen Tendenzen durchherrscht wird, „erfüllt“ sich. Und auch hier gehen wesentlich Hand in Hand Entspannung der Tendenzen (die, wie sie ineinander gegründet sind, sich notwendig Hand in Hand entspannen) und Sättigung der Vorstellung. Nun ist aber zu bemerken, dass wir hier zwei Vorstellungen haben, die sich sättigen können: die Zeichenvorstellung (Wortlaut) und die Bedeutungsvorstellung. Die Sättigung der Zeichenvorstellung1 liegt gegen den Sinn der bezeichnenden Tendenzen. Dürfen wir jeder Vorstellung eine Tendenz zur Sättigung zuschreiben, so steht hier Tendenz gegen Tendenz, und es ist nicht ein bloßes „Streiten“ von Tendenzen, wie es vorkommen kann und auch in unserer Sphäre vorkommt, wo z. B. eine thematische Tendenz gegen den Wortlaut hin (der etwa „interessiert“) statthat und eventuell „siegt“. Achte ich auf den Wortlaut, so entscheide ich mich für die Wortlauttendenz, und die signifikativen Tendenzen sind „durchgestrichen“, wie eben Tendenzen durchgestrichen sind: Ich entscheide gegen sie. Lebe ich aber im bezeichnenden Bewusstsein, so vollziehe ich das Zeichenbewusstsein nur als Durchgang, ich folge den bezeichnenden Intentionen. Ich folge keiner Tendenz zum Wort, die etwa da wäre, außer eben der Durchgangstendenz. Darin liegt, dass das Wort, sowie erfasst, auch 1 Das ist schief. Die „Zeichenvorstellung“ ist gar keine „Vorstellung“, d. i. eine terminierende Intention, eine Intention auf das Zeichen „selbst“; sie ist Intention als Mittel, und die sättigt sich. Würde aber zugleich ein „Interesse“ am Zeichen selbst da sein, so hätten wir einen Antagonismus und hinsichtlich der Erfüllung in einem Bewusstsein eine Unverträglichkeit.
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schon fahren gelassen wird in der Weise des Übergangs in die aus ihm auslaufenden Tendenzen. Nur sofern es mit diesen Zusammenhang und -haltung hat, verbleibt es bewusst, aber nicht als „zum Thema gehörig“. Da s „ V ollzie he n “ de s be z e ichne nde n Be wusst se ins 5 he bt da s t he ma t ische V ollzie he n de s Wort be wusst se ins a uf , st re icht die se s, sowie e s a nf ä ng t , durch.1 Ich muss eben unterscheiden die Intention um ihrer selbst willen, das Interesse an dem Zeichen selbst, und die Intention als bloßes Mittel: Beide sind miteinander unverträglich in der Erfüllung.
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Beilage XXII: Über das Sich-Anschaulichmachen von widersinnigen Sachverhalten im Bild2
Ich habe immer verglichen das signitive (signifikative) Bewusstsein und das Bildbewusstsein. Man könnte nun auf folgenden Unterschied Wert legen: 15 Im Bild schaue ich das Abgebildete an, da gibt es hinsichtlich des Abgebildeten keine Unverträglichkeit; das Veranschaulichen durch Bild erweist ebenso Verträglichkeit wie das direkte Anschaulichhaben. Indessen, man kann sich auch widersinnige Sachverhalte anschaulich machen im Bild; man kann sie sich im „Gleichnis“ klarmachen. Natürlich in uneigentlicher Weise. Zum 20 Beispiel der Sachverhalt: Das Verhältnis zwischen konkaver und konvexer Seite eines Kreises „symbolisiert“ im Gleichnis das Verhältnis von Leib und Seele. Das hindert nicht auch den (und es gibt ja Philosophen, die hierher gehören), der dieses Verhältnis der Zweiseitigkeit für widersinnig hält, das Gleichnis zu verstehen. Vermittelt hier der Gedanke: „etwas diesem Verhält25 nis Ähnliches“? Muss man nicht mindestens sagen: Es verbindet sich mit dem Abgebildeten (dem wirklich Abgebildeten, im Bild Geschauten) ein verflochtenes Leerbewusstsein da und dort und dessen Realisierung würde die Widersprüche hereinbringen? Jedenfalls ist das genau zu studieren.
1 Aber das ist doch nur der Fall, wenn eine besondere, auf das Zeichen als solches gerichtete Tendenz da ist. Das muss also nicht sein. 2 Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg.
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Beilage XXIII: Die vom Wortlaut auslaufenden Tendenzen. Die Sättigung der Auslaufstendenz durch das Bedeutungsbewusstsein. Zu jedem thematischen Bewusstsein gehört eine Tendenz in Richtung auf Sättigung1
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Die signifikativen Intentionen sind fundierte Intentionen, und zwar so, dass sie im signum, im Wortlaut, ihren Auslaufspunkt haben. Sie sind auslaufende und im Bedeuteten endende, in der erfüllten, gesättigten Bedeutung, in der Gegebenheit des so und so Gemeinten endende Intentionen. Anderenfalls enden sie im Leeren. Wir können wohl auch sagen: Diese auslaufenden Intentionen gehen eventuell durch das Leere zum Vollen, nämlich sie sind als leere unerfüllt und sind Tendenzen zur Erfüllung. Das Wort „Tendenz“ deutet hier aber wohl zweierlei an: Zum Wort werde ich als „Mittel“ hin- und weiter „fortgezogen“, nämlich mich einzuleben in die Leervorstellung bzw. das bedeutungsgebende Bewusstsein. Und lebe ich darin, so ist diese Auslaufstendenz (besser die Mittel-Tendenz) gesättigt. Nicht gesättigt ist aber das Bedeutungsbewusstsein, wenn es leer ist. Ist das Leerbewusstsein selbst eine Tendenz, etwa vom Auslaufspunkt Ich? Aber es ist offenbar, dass man das Ich nicht als Auslaufspunkt in demselben Sinn wie ein Zeichen ansehen kann. Müssen wir nicht sagen: In der Erkenntnissphäre, angesehen als Sphäre des Strebens nach Erkenntnis im „eigentlichen“ Sinn, also in der Sphäre, in der wir mit leeren Akten der Quasi-Erkenntnis nicht „zufrieden“ sind und Einsicht erstreben, in der wir nur solche Akte gelten lassen wollen, die sich durch Überführung in gesättigte Akte ausweisen lassen können, fassen wir die ungesättigten Intentionen als Tendenzen auf Sättigung oder als mit solchen Tendenzen behaftet.2 Sehen wir aber von Vorsätzen, Absichten auf Begründung, von praktisch-logischen bzw. noetischen Intentionen ab, so haben wir nur den Unterschied zwischen noch ungesättigten und gesättigten Intentionen zu machen, und das Wort „Intention“ selbst drückt eine gewisse, im Wesen des Aktes bezügliche Hinordnung aus auf entsprechende gesättigte Akte hin (als erfüllende oder auch enttäuschende) und auf die zugehörigen Einheitsformen der Erfüllung und Enttäuschung selbst. Wenn wir aber von Intentionen sprechen, die ihren Auslaufs- und „Mittel“-Punkt 1
Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Erkenntnisstreben, Tendenz auf Erkenntnis ist ein Spezialfall der Tendenz auf Gegebenheit und damit auf Ausweisung. Wir haben also überhaupt, wenn nicht von Vorstellungstendenzen, so von Vorstellungstendenzen auf Gegebenheit, Erfüllungstendenzen im objektivierenden Gebiet zu sprechen. 2
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haben, da haben wir nicht bloß Akte überhaupt, die wie Akte im Allgemeinen sonst ihre mögliche Sättigung noch erfahren können, sondern wir haben Akte, die an andere Akte in der eigenen Weise angeknüpft sind, dass der eine „vermittelnder“ Träger einer Tendenz ist, die durch den anderen hindurchgeht auf das in diesem Vermeinte. Damit verflechten sich aber gegebenenfalls andere Tendenzen. So Tendenzen auf Klärung oder Tendenzen auf Herausstellung begründeter Erkenntnis. Ich nehme mir dann also vor, nicht nur überhaupt die Aussage zu vollziehen, sondern sie in Evidenz zu vollziehen; durch das Aussagen als Unterstufe geht dann eine Erkenntnistendenz hindurch, sie geht durch die Leerschritte hindurch und tendiert dahin, sie in intuitiv gesättigte zu verwandeln. Wie steht nun diese Tendenz, die Strebung nach Einsicht, zu den Auslaufstendenzen, wie sie bei den Zeichen sind? Auch praktische Tendenzen können Auslaufstendenzen sein. Wie das Signal für das Losschießen etc. Ich kann auch ohne solche Signale schießen. Hier sind es Tendenzen auf ein Wollen, nicht sind sie selbst Wollungen. Wir müssen also doch wohl unterscheiden die Akte des Vorstellens (Urteilens), Wollens, die einfach vollzogen werden und die auf Zeichen hin vollzogen werden, die Tendenzen, die Zeichen und Angezeigtes verknüpfen (Willensanzeigen). Demgegenüber: Ich suche anderwärts1 zu zeigen, dass die signitive Tendenz Tendenz auf Vollzug eines thematischen Bewusstseins ist. Ferner, dass es im Wesen jedes thematischen Bewusstseins liegt, „Vorstellungstendenz“ zu sein (Akttendenz) in Richtung auf Sättigung. Wir müssen scheiden: die willentliche Zielsetzung auf Ausweisung unserer Urteile, unserer Meinungen, unserer theoretischen Akte, das Streben nach Wahrheit, und das thematische Zugewendetsein zu Gegenständen, das thematische Vollziehen auf sie bezogener logischer Akte, Urteilsakte. Ich finde, dass zu jedem thematischen Bewusstsein eine Intention in Richtung auf Sättigung gehört.
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Siehe Text Nr. 13, oben S. 201 und 204. – Anm. des Hrsg.
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Vorstellungstendenzen. 1) Sachliche Tendenzen, thematische. Ihrem Wesen nach sich als Tendenzen, als Vorstellungsmeinungen sättigend (erfüllend) in der Gegebenheit der Sachen. (Da spielen Qualitäten ihre Rolle. Also Erinnerungssättigung und eventuell fortlaufende Sättigung, Erfüllung im Erinnerungszusammenhang bis zur Gegenwart. Und Wahrnehmungssättigung, je nachdem eben die Intention, die „Vorstellung“ ist, ihre Weise der Erfüllung fordert.) Zuwendung zur Sache „ u m ihrer selbst willen “. Aber hat sie einen Willen? Nun, gewissermaßen, sie hat ihren „Willen“, vo n ih r geh t ein Zug aus, der meine Beschäftigung mit ihr anzieht bzw. der hinzieht zur Sache selbst, zu der im Vollkommenen gegebenen, womöglich in ihrem Selbstsein sich darstellenden Sache. Oder das Bewusstsein von der Sache, etwa ein „aufdringlich“ lauter Pfiff, ist Ausgang einer Tendenz zu dem neuartigen Bewusstsein, in dem „ich auf den Pfiff merke“ und seinem Inhalt nachgehe. Ein auffälliges Haus: hinsehen auf, es betrachten, und speziell nach dem, was an ihm auffällig ist. Genau besehen zieht mich nicht der Gegenstand, sondern das Erscheinende in dem Bewusstseinsmodus, in dem es erscheint, an, und das „Anziehen“ kann bezogen sein auf das Ich und sein Sichbeschäftigen, und es kann bezogen sein auf das im Beschäftigen Gegebene; das ist wieder der Gegenstand im veränderlichen Bewusstseinsmodus. Im Modus der Aufmerksamkeit, aber zugleich im Modus der Explikation, des thematischen Auseinanderlegens.2 Das ist die „ Forderung der Sache “. Der Gegenstand ist charakterisiert als Betrachtung fordernd, als anziehend. Er zieht mich an. Aber eigentlich zieht der Gegenstand in seinem jeweiligen Bewusstseinsmodus, der „erscheinende als solcher“, der so und so erscheinende und im Fortgang der Erscheinungen als der identische bewusste zu immer neuen Erscheinungen hin, zur Fortsetzung des ihn Festhaltens, ihn immer neu Bestimmens, zu immer neuen Erscheinungen von ihm Übergehens, und in der Identität ihn Anschauens, Explizierens. Daran kann ich Freude haben; diesem Zug folgen bringt vielleicht ein Gefühl der Lust: Aber das ist etwas Sekundäres. Vielleicht könnte man sagen, jede Entspannung einer
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Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Räumlichen Gegenständen nähere ich mich, wenn ich aufmerke und sie kennenlernen will, es ist, als ob sie mich hinzögen. 2
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Tendenz bringt Lust. Es ist aber zwischen Tendenz bzw. ihrer Entspannung, dem Bewusstsein im freien Folgen einer Tendenz, im Frei-sie-auswirkenLassen, und dem Gefühl ein Unterschied. 2) Ein Erscheinendes, erscheinend im Vollzugsmodus des Vorstellens, den wir „Vorstellen ohne Zuwendung“, „unbemerksames Vorstellen“ nennen, kann1 eine Tendenz mit sich führen zur Zuwendung: Der Modus des cogito, des Bemerkens tritt ein. In der Zuwendung entspannt sich diese Tendenz. Aber „ich wende mich nicht dem Gegenstand ‚um seiner selbst willen‘ zu“. Er hat nicht von sich aus einen Willen. Ich wende mich ihm zu „ u m ein es anderen willen “. Zunächst: Der Gegenstand ist etwa Auslaufsglied einer (sukzessiven) Assoziation, zu deren späterem Bestand etwas gehört, was mich „interessiert“. Ich wende mich dem Gegenstand zu, aber sofort geht die Zuwendung weiter: Das heißt, ich lasse den Gegenstand wieder fahren, ich gehe in die sukzessive Assoziation hinein und erreiche dort mein Thema der Betrachtung.2 Die Tendenz auf A ist bloß Du rch gan gsten d e n z, bloß vermittelnde im äußerlichen Sinn, aber noch nicht Tendenz, die „Mittel“ ist für die Tendenz, die auf B geht: In ihr liegt das Ende, nicht nur im äußeren Sinn, sondern das Ende als Telos. Hierbei ist zu bemerken: Was für ästhetische, ethische, praktische Interessen, welcher Art immer, meine Zuwendung motivieren , und es motivieren, warum ich auf etwas thematisch gerichtet bin, ist hier gleichgültig. Ich kann meine Freude haben an der Beschäftigung mit einem Thema, in der Auswirkung der thematischen Intentionen, aber die Freudenintention ist n icht die thematische Intention. Aber ist das richtig? Ich habe in der fortgehenden Betrachtung fortgehende Freude und eine Tendenz zur fortgehenden Freude durch die Betrachtung. Die Sache zieht mich „durch“ ihre Schönheit an, oder die Sachanschauung und Sacherkenntnis befriedigt mein forschendes Interesse, mein Erkenntnisinteresse (Erkenntnisfreude), meine Neugier etc. Diese Freude motiviert mein Betrachten und regelt seine Richtung. Also sie begründet Tendenzen zum Betrachten. Aber die Freude ist das Motiv des Festhaltens des Betrachteten und des Tendierens von Betrachten zu Betrachten, aber nicht die Betrachtungstendenz selbst. Ebenso etwas zu meinen praktischen Abzweckungen und Abzweckungsdispositionen Gehöriges zieht mich an. Es erregt die Erinnerung an meine Zwecke, und dergleichen zieht mich eben an. Eine Tendenz 1
Oder muss? Besser: Ich benütze eine Assoziation, erzeuge sie vorher, um auf mein Thema zu kommen. Bloßes Fahren-Lassen macht es nicht. Das Fahren-Gelassene ist darum nicht Mittel. 2
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geht dahin. Es ist ein Mittel, ein erster Anfang, um meine Zwecke zu fördern, also auch praktische Intentionen zu erfüllen. Aber ist nicht die Tendenz zur Zuwendung zu unterscheiden von solchen praktischen Tendenzen? Gewiss, sie ist, könnte man fortsetzen, eben selbst praktische Tendenz, so etwas wie Willenstendenz. Aber hier: Ich werde gezogen und folge „ willenlos “; anderenfalls, etwa gerade wenn ich der Tendenz widerstehe: Da bin ich aktiv und lasse mich nicht treiben. Wir besprachen den Unterschied: Eine Zuwendungstendenz terminiert in einem A, oder sie geht bloß durch das A hindurch zu einem B, aber nicht so, dass A vorübergehend terminus ad quem ist und nun sich daranschließt ein zweites Vorstellen, ein Übergehen in eine zweite Tendenz, in der der terminus liegt. Es können sich Tendenzen verketten. Eine Vielheit von Objekten, etwa eine Reihe von konstanten Objekten, vielleicht eine Reihe von sukzessiven Vorgängen, von sukzessiv auftretenden Objekten, wie Töne, können eine „Einheit des Interesses“ tragen, d ie ganze Reihe ist ein Th ema, die Tendenz geht auf die Erfassung der Reihe und dann auf die thematische Vertiefung in sie. Das fordert Einzelerfassungen und Explikationen in den Einzelheiten und somit unter allen Umständen Sukzessionen. Bei sukzessiven Einheiten haben wir von vornherein einen festen Gang der Folge vorgezeichnet durch Tendenzen, sofern eine solche Einheit nur in ihrer festen Sukzession zur Gegebenheit kommt: Die Tendenz geht von A zu B, C … Auch räumliche Reihen: Sie fordern sukzessive Übergänge der Reihe entlang, hin und her. Wir haben hier Freiheit in der Wahl des Durchlaufungssinnes, während das bei sukzessiven Reihen, die auf einseitigen sukzessiven Assoziationen und organisierten sukzessiven Tendenzen beruhen, nicht der Fall ist. Das Wesentliche ist, dass wir hier Fälle organisierter Tendenzen haben, entweder fest geordnet oder nicht. Jedenfalls fordert die Erfüllung Eingehen in die Einzelheiten, und solange die einen thematisch behandelt sind, sind andere Tendenzen in Spannung. Zum Wesen gehört hier, dass die Erfüllung der thematischen Gesamtintention Einzelerfüllung fordert, die verflochten ist mit noch unerfüllten Tendenzen. Da haben wir also gegliederte Einheiten, Tendenzen, die eine Vielheit untergeordneter Tendenzen in sich fassen und viele Einzelakte voraussetzen für die Entfaltung, für die „Realisierung“. Die schon durchlaufenen Glieder haben ihre Schuldigkeit getan, nämlich für die thematische Erfassung des sukzessiven Ganzen. Hier sind also die auf die Glieder gerichteten Einzeltendenzen dienende, sind „Mittel“. Was charakterisiert nun aber das Eigentümliche der Zeichenintention? Hier haben wir auch das Mittelverhältnis, aber das Verhältnis des „ nur Mittel “. Während vorhin die durchlaufenen Glieder thematische Glieder,
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Glieder des thematischen Gesamtgegenstands sind, gilt das nicht von den Zeichen. Mögen auch hier verschiedene Zeichen aufeinander gebaut sein und z. B. Wortzeichen auf Schriftzeichen gebaut. Aber hier ist das Schriftzeichen bloß Mittel für das Wortzeichen und dieses wieder bloß Mittel für das Thema.
Nr. 14 Ent spa nnung , He mmung und Hint a nse t zung v on t he ma t ische n Te nde nze n. La t e nt e und pa t e nt e Me inung . Te nde nz a uf V ollzug und Te nde nz a uf E rf üllung 1
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Einhe it e ine s A kt e s, e ine s obje kt iv ie re nde n, einer „gegenständlichen A ppe rz e pt ion“. Intention der Aufmerksamkeit, der Richtung auf einen Gegenstand. Vorzeichnung der Übergänge und Aktmodifikationen, die zur Einheit des Gegenstands gehören und in denen sich die Einheit der „Intention auf ihn“ befriedigt. Einheit einer Apperzeption, Einheit eines Dinges, eines Vorgangs, Bewussthaben als „Darstellung für“, Bewussthaben von leer Vorstelligem, bei all dem eine Einheit bewusst, ein Gegenstand, der im Aufmerken der eine aufgemerkte, im thematischen Bewusstsein das Thema ist. Zuwendung zu den darstellenden Daten: gegen die Tendenz. Das gegenständliche Bewusstsein ist eine „ Int e nt ion “; darin liegt: e ine Te ndenz, die a bf lie ßt , während jede andere Blickrichtung die Tendenz „hemmt“. Ze iche na ppe rze pt ion, signitiver Akt, Einheit des bezeichneten Gegenstands als solchen. Zwei Gegenständlichkeiten bewusst. Aber es ist die Frage, ob das Zeichen als reales in Frage kommt. Doch sei es eine Flagge. Es erscheint als reales. Aber im Vollzug des Zeichenbewusstseins, das wieder ein „intentionales“ ist, sofern eine „Intention auf“ den Gegenstand geht, geht keine Intention auf das Zeichen. Es ist nicht etwa so, dass ich im Bezeichneten lebend gegen irgendeine „Hemmung“ mir einen Weg erzwinge, dass ich gegen eine Hemmung gehe, sondern das Zeichenerlebnis ist ein intentionales in dem Sinn, dass es ein e inhe it liche s ist mit e ine r Intention, und die geht vom Zeichen weg zu den „Sachen“. Nun kann es doch sein, dass mich der schöne Druck interessiert, also eine Tendenz besteht, ihn mir gegen die Bedeutungstendenz anzusehen. Ebenso kann ich als Phänomenologe für die Empfindungsabschattungen interessiert sein und sie mir ansehen gegen die Tendenz der Dingauffassung. Dann haben wir zwei miteinander strei1
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tende intentionale Tendenzen. Wir haben nicht eine Zeichenapperzeption, eine einfache und in sich einstimmige, und ebenso eine schlichte Dingapperzeption, sondern einen Streit zwischen zweien. „ Einhe it de r A ppe rze pt ion “ he ißt hie r Einhe it e ine s co gito , da ss a lso e ine Einhe it de s V ollzug s, de r ung e he mmt e n Zuwe n dung , e ine n e inhe it liche n We g ung e he mmt e n Fort schre ite ns v on Zuwe ndung zu Zuwe ndung e t c. öf f ne t ; andererseits kann sich eine apperzeptive Intention einer anderen in den Weg stellen, als Hemmung, Ablenkung der ursprünglichen. Apperzeption besagt hier nicht Apprehension, das ist hier nicht in Frage, ob der Blick auf Immanentes oder Transzendentes gerichtet ist, auf sich in Mannigfaltigkeiten von Darstellungen Konstituierendes usw. Einheit des cogito, Einheit einer Zuwendung, einer „Intention“, die sich auslebt. Einheit eines Aufmerkens oder Bemerkens. Es ist fundamental, darüber Klarheit zu gewinnen, was da Intention heißt und was hier Einheit macht. Auch ein Urteil, wie gegliedert es sein mag, ist e in „ A kt “, es ist eine Einheit der Intention, die sich in den verschiedenen Teilakten auslebt. Und wenn innerhalb des Auslebens selbst Tendenzen auftreten, „Intentionen“, die sich erst befriedigen müssen, wenn der erste Schritt mich auf einen zweiten verweist usw., so gehört eben dieses Spiel selbst mit zur Einheit der Intention, die dem Akt seine Einheit gibt: Dies fordert gerade dieses Spiel mit diesen erregten Tendenzen usw. Die partialen Akte gelten nicht für sich, sie sind keine selbstgenügsamen Einheiten, eben um der gesamten Intention willen, die sie organisiert und ihren Funktionen im Zusammenhang konstitutive Funktionen für die Einheit der Gegenständlichkeit anweist. Einhe it de s „ Gegenst andsbe wusst se ins “ , und zwar des Vollzugs eines objektivierenden Aktes, ist Einheit einer sich auslebenden Tendenz, die ihre Regel für die Folge von kontinuierlichen oder diskreten Aktentfaltungen in sich birgt (sofern hier keine freie Willkür besteht, es sei denn innerhalb der Freiheit der Regel), und dass es eine Tendenz ist, zeigt sich darin besonders klar, dass jede Änderung der Blickrichtung auf Momente, die im Akt bewusst sind, aber nicht zum „Gegenstand“ gehören, d. i. zu dem sich konstituierenden, als eine Hemmung, Störung, als Preisgabe der Richtung auf den Gegenstand charakterisiert ist. Der vollzogene Akt hat „Richtung“ auf den Gegenstand.
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Hemmung von apperzeptiven Intentionen. Die Hemmung kann eine sehr verschiedene sein. 1) Ich vollziehe etwa eine Dingapperzeption und der Vollzug, das Vollziehen der Tendenz und das ihr Nachgehen wird dadurch gehemmt, dass ich mich reflektiv den Akten zuwende oder den repräsentierenden Inhalten. Ebenso bei der Zeichenapperzeption: Statt sie zu vollziehen und, der Hinweistendenz folgend, im Durchgang durch das Vollziehen des Zeichenbewusstseins zum Vollzug des Bedeutens überzugehen, wende ich mich dem Zeichen mit eigenem Interesse zu. 2) Ich vollziehe eine Dingapperzeption zunächst, aber dieselben repräsentierenden Data sind Träger anderer Auffassungen, es durchsetzen sich Menschenauffassung und Puppenauffassung, es streiten hier zwei Apperzeptionen mit ihren Tendenzen; die eine vollziehend hemme ich die andere und umgekehrt. Vollzug irgendeines Aktes, mag er ein einfacher oder komplexer sein. Vollzug, das sagt, dem Gegenstand zugewendet sein, eine „Richtung“ auf ihn, eine Intention auf ihn vollziehen. In diesem Vollzug liegt also eine „Intention“, eine Tendenz. Vorgezeichnet sind dabei mannigfaltige Übergänge vom Akt in dem Modus oder in der Phase, in der er sich anfangs befindet, in gewisse kontinuierliche Modifikationen, in denen aber „derselbe“ Gegenstand stetig als derselbe, als das gegenständlich Eine bewusst ist, obschon in immer neuer „Weise“ bewusst ist. Ich durchlaufe den Gegenstand, eventuell stellt er sich von immer neuen Seiten dar, zeigt sich in verschiedenen seiner Eigenschaften, Veränderungen etc. In diesem Durchlaufen lebt sich die „aufmerkende“ Intention, das Sich-aufden-Gegenstand-, diesen-einen-und-selben-„Richten“ des Ich aus; dieses „Intendieren“ befriedigt sich in der Weise einer Tendenz, der Übergänge vorgezeichnet sind, in denen sie sich zu befriedigen hat. Es mag das eindeutig oder vieldeutig sein, ich kann im Durchlaufen des Dinges verschiedene Linien einschlagen. Solange ich beim Gegenstand bleibe (bei der „Sache“), erfüllt sich die Intention (befriedigt sich, lebt sich aus die aufmerkende Intention). Sowie ich aber eine „Reflexion“ auf die Akte, auf die Empfindungsdaten u. dgl. vollziehe, was hier Wesensmöglichkeit ist, bleibe ich nicht bei der Sache. Die Intention ist gehemmte Intention. Sie ist noch da, auf Empfindungsdaten achten ist hier zugleich den Gegenstand erscheinend haben,
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und das kann ich nicht ohne die Tendenzen in Spannung zu erleben. Gegen ihren Zug reflektiere ich. Jede Reflexion hat dieses Zuwider. Die auf die Daten gerichtete Intention befriedigt sich; die Intention auf den Gegenstand, der sich immerfort mit den Daten darstellt, ist gehemmt. Ebenso vollziehe ich ein Bildbewusstsein, wenn ich das erscheinende Bildobjekt nicht selbst „ansehe“, sondern im normalen Bildbewusstsein lebe, also dem Sujet zugewendet bin. Sonst „reflektiere“ ich, ich nehme einen Weg der Hemmung. Es kreuzt sich mit der Tendenz auf den Vollzug des Bildbewusstseins eine aufmerkende Tendenz, gerichtet auf das Bildobjektbewusstsein. Ebenso beim Zeichenbewusstsein. Das Zeichen sehend verstehe ich es normalerweise als Zeichen für das Bezeichnete, das dann eben als solches charakterisiert ist, oder vielmehr: Das Zeichen ist nicht nur als sinnliches Objekt konstituiert und lässt nicht nur eine Aufmerksamkeit darauf zu, sondern es ist (ähnlich wie das Bild) als Zeichen bewusst, das heißt, das zeichenkonstituierende Bewusstsein ist Unterstufe eines fundierten Aktcharakters, der die Beziehung auf ein Bezeichnetes darstellt, und wie bei allen solchen fundierten Akten (mittelbar objektivierenden) geht eine intentionale Tendenz zur höheren Stufe derart, dass die Zuwendung zum Gegenstand der Unterstufe den Charakter einer Aufmerksamkeit gegen eine Tendenz hat, die gehemmt ist. Einen Akt vollziehen, ein Gegenstandsbewusstsein, das sagt, Intentionen, die sich auf den Gegenstand richten, aktualisieren und befriedigen, und das geschieht immer vollkommener im Sich-Hineinvertiefen in den Gegenstand und im Fortgang von Moment zu Moment, auch von Veranschaulichung zu Veranschaulichung. Ich eigne mir den Gegenstand zu. Ein Gegenstandsbewusstsein braucht nicht vollzogen zu sein: Der Gegenstand erscheint, ist aber nicht Thema einer Zuwendung. Das Wort ist gehört, aber ich bin nicht lebendig dabei, ich lebe nicht im Verstehen, oder ich bin dem Wortlaut zugewendet etc. Eine eigene vollziehende Intention richtet sich auf den Gegenstand; ein aktualisierender Ichstrahl geht auf ihn, das ist, das Gegenstandsbewusstsein erhält eine Modifikation (cogito), ich folge gleichsam einem vom Gegenstand ausgehenden Zug. Man kann vielleicht sagen, eine unerfüllte Tendenz liegt im unaufmerksamen Gegenstandsbewusstsein; im Aufmerken erfüllt sich diese Tendenz, und die Erfül-
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lung führt in ein System von Einzelerfassungen, von kontinuierlich zusammenhängenden cogitos, in deren jeder einzelnen Tendenzen sich befriedigen, andere unbefriedigt bleiben. Aber all die schließen sich zu der Einheit einer gegenständlichen Tendenz zusammen, die als einheitliche befriedigt ist in der Form: Ich bin zugewendet, ich bin auf den Gegenstand gerichtet, andererseits aber unvollkommen befriedigt, sofern immer neue cogitos immer neue Befriedigung nach immer neuen besonderen Seiten schaffen. Ich tendiere gegen das Objekt – vom Objekt geht ein Zug aus – eine Tendenz als Spannung, der ich im Tendieren gegen das Objekt folge. Wende ich mich aber reflektiv auf Aktkomponenten, so gehe ich wider die Tendenz, ich folge nicht. Nun kann man sagen: Was da erscheint, übt seine Tendenz, seinen Zug, sich dem zuzuwenden und in dem Zusammenhang sich explizierender Intentionen zu leben. Es gibt aber mittelbare Objektivationen derart, dass es ihr Wesen ist, von uns Hintansetzung, Hemmung gewisser Tendenzen zu fordern. Das Missachten der im Zeichenobjekt liegenden Tendenzen, das gehört zum Vollzug des bezeichnenden Bewusstseins. Ich soll nur durchgehen oder soll zwar das Zeichen ansehen, aber dadurch, mittels dessen das Bedeutungsbewusstsein zum Vollzug bringen. Ich soll durch das Bildobjekt das Abgebildete vorstellen, in ihm mir dieses analogisieren, verbildlichen. Das eine Objekt „sehend“ soll ich damit oder darin das andere meinen, und nur wenn ich es tue, in signitiver oder analogisierender Art, vollziehe ich die Intention des signitiven bzw. analogisierenden, d. i. abbildenden Bewusstseins. Das bloß „Gesehene“ ist nicht g e me int e s Obje kt, die Intention darauf gilt nicht für sich, sie ist rein die ne nd. Es ist a be r e in modif izie rt e s Zug e we nde t se in, ein zwar Zugewendetsein, aber nicht ein meinendes, es ist nicht „intendieren“. Es wird also eigentlich das unterliegende Gegenstandsbewusstsein nicht „vollzogen“, und wird es das im Vorübergehen, so gehört das dabei Erfasste nicht in das „Gemeinte“ hinein. Also mag auch ein Zug vom Objekt herkommen, ihm folgen wir nicht, ihn beantworten wir nicht in der Weise des Das-„ObjektMeinens“, Ihm-„aufmerkend“-Zugewendetseins. Es gehört nicht zu unserem Thema, sondern hat eine dienende Funktion für die Konstitution des Themas, die Funktion des Zeichens oder Bildrepräsen-
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tanten, des Mittels der Bezeichnung oder Verbildlichung. In unterer Stufe, kann man wohl sagen, verhält es sich ebenso für die sinnlichen Repräsentanten in den Wahrnehmungen, die Empfindungsdaten. Sie haben ihre Hebung in der Funktion der Repräsentation, von sich aus aber sind sie nicht Zielpunkt von „Meinungen“. A kt e v ollzie he n heißt hier a lso die in ihnen konstituierten Gegenstände me ine n. Übt aber eine Gegenständlichkeit vor dem Meinen einen Reiz auf das Meinen, so gehört es zu solchen mittelbaren Gegenständlichkeiten, dass die eventuellen Reize der vermittelnden nicht zu einem sie Meinen führen, sondern das Meinen der bezeichneten fundierten Gegenständlichkeiten fordert jene modifizierte Bewusstseinsweise der fundierenden, vermöge deren sie als „Mittel“ des Meinens der fundierten fungieren, die ihrerseits in dieser Fundierung sich mit ihrem bestimmten Charakter konstituieren, als sich bildlich darstellende, als durch ein Zeichen bezeichnet. Das Meinen, dieses eigentümliche Vollziehen des Aktes, der das Objekt zum Thema der im Modus des Meinens vollzogenen Aktthesis macht, ist entweder – je nach Art des Aktes, je nach Art, wie der gemeinte Gegenstand sich konstituiert – immanentes oder transientes Meinen, und transientes Meinen ist überall nur möglich durch „Hinausmeinen“, durch Darstellen und in eins mit dem Darstellen leer Vorweisen, wobei das Darstellen Verwandtschaft zu haben scheint mit dem Verbildlichen und das Vorweisen mit dem Bezeichnen. Jedenfalls ist transientes Meinen nicht möglich ohne die Eigenheit der eigentümlich transienten Apperzeption.1 Das sind Akte bzw. Aktmomente, durch die ein Meinen hindurchgehen kann, ohne das Gemeinte selbst zu „treffen“, so dass der treffende Blick ein Endziel erreicht. Wir müssen scheiden: 1) das Meinen als das Vollziehen, also Intention im Sinne des Aufmerkens, des Zum-Thema-Machens; und 2) den bestimmten noetischen Aktgehalt, in dem das Meinen vollziehend lebt und ihm seinen Modus aufprägt. Die Komponenten dieses Gehalts, die intentionalen Komponenten, heißen auch Intentionen (bei mir), so, wenn ich bei der Wahrnehmung von Partialintentionen spreche, oder bei den Zeichenvorstellungen die signitiven 1 Durch die Abschattung geht der Blick hindurch, der Strahl der Aufmerksamkeit trifft sie nicht als Ende, sondern als Vermittlung.
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Intentionen. We nn e in Me ine n de n A kt v ollzie ht , so g e ht de r V ollzug durch de n g a nz e n K omple x , die ganze homogene Einheit des Aktes, und dann haben wir Unterschiede der besonderen Vollzogenheit, die einzelnen Komponenten einen Vorzug gibt, von der relativen Unvollzogenheit, die doch ein Modus der Vollzogenheit ist. Das Ganze ist Thema, darin ist ein Teil besonderes Thema. Wir haben also einen bösen Doppelsinn. Der Akt heißt intentionales Erlebnis, heißt Bewusstsein vom Objekt, a uf se in Obje kt be z og e n, ja wohl g a r g e richt e t , ob e in Me ine n da rin le b t ode r nicht . Das Meinen aber ist ein spontan Sich-Richten-auf, ein spontan Bezogensein des Ich auf das Objekt. Das intentionale Erlebnis ist spontan vollzogenes, von einer Intention als einer Meinung durchherrscht und so wesentlich anders Bewusstsein-von. Das unvollzogene intentionale Erlebnis „meint“ das Objekt; das ist verborgenes Meinen, la t e nt e s, ide a le Mög lichke it e ine s Me ine ns. Das eigentliche Meinen ist das pa t e nt e, das vollziehende, in dem eine Tendenz sich auslebt, im Übergang zu all den Akten der Form der Meinung, die sich zur Einheit einer sich beständig erfüllenden Meinung zusammenschließen. Wir müssen scheiden die patente Meinung, die aktuell vollziehende, von der latenten, von der unvollzogenen, aber eben vollziehbaren, andererseits die explizierende Sondermeinung, die innerhalb der Einheit einer Meinung einem implizit schon Lebendigen ein Eigenleben in Form einer abgehobenen, eigenen Meinung verleiht, die dann aber sich unterordnet bzw. einordnet der Einheit der umfassenden Meinung mit all dem, was in ihr gemeint, aber nicht sondergemeint ist. Zum Wesen jedes transienten Meinens, das sich als solches in komplexen Akten vollzieht, d. h. in Akten, die vielfältig explizierbar sind, gehört die ideale Möglichkeit des Durchlaufens, des sich in stetigen Reihen von Meinungen, von Sondermeinungen auf dem Grunde von Gesamtmeinungen und von vielseitigen Gegebenheiten Vollziehens, Auslebens der Meinung, ein Ausleben, das ein tendenziöses ist, Tendenz folgend. Meinung und Tendenz gehören zusammen. Wie steht es dann aber mit Int e nt ion und Erf üllung? Darauf ist zu antworten: Zu allen transienten Meinungen bzw. zu allen darstellenden und leer hinausweisenden Meinungen gehört das Phänomen der Steigerung (Minderung) bzw. der Sättigung des Leeren, in größerer oder geringerer Fülle.
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Die Befriedigung der Meinung in dem Sinn ihrer ungehemmten Entspannung ist an sich zu trennen von der Sättigung eines Aktes bzw. der Aktmeinung hinsichtlich ihres Was. Geht eine Wahrnehmung in neue Wahrnehmung vom selben Gegenstand über und in voller Einstimmigkeit, so tritt vom Gegenstand Neues in die Erscheinung, derart dass das leer voraus Mitbewusste zum Angeschauten und dabei Sich-Bestimmenden wird. Da finden wir im Was des Aktes das „Sich-Sättigen“, das Sich-Erfüllen. Andererseits aber lebt sich in solchen Übergängen das thematische Meinen aus. Seine Tendenzen sind Tendenzen des Vollzugs, und diese Tendenzen sättigen sich, der Vollzug wird immer vollkommener, die Meinung bekräftigt sich, sie sättigt sich ebenfalls in ihrer Weise. Die He mmung de r t he ma t ische n Te nde nz kann darin bestehen, dass ich vom Thema abschweife, etwa dass ich Reflexionen übe, in denen ich zum Gegenstand mache, was dazu bestimmt ist Mittel für ein anderes Thema zu sein und eine entsprechende Tendenz in sich trägt. Sie kann aber auch darin bestehen, was freilich ganz andersartig ist, dass ich meinem Thema nicht weiter nachgehe, den Gegenstand mir nicht weiter zur Anschauung bringe, allenfalls in gewissen Linien den systematischen Tendenzen auf Erfüllung nachgehe, aber nicht weitergehe, teilweise ins Leerbewusstsein hineingehe, aber nicht durch es hindurchgehe zu entsprechenden Anschauungen. Im einen Fall wende ich mich ab, und während ich es tue, ist das Gegenständliche bewusst und übt seinen Zug zu ihm hin, so dass ich eine vollzogene Meinung habe mit ihrer Tendenz und dagegen eine andere Tendenz, die Meinung werden will. Im anderen Fall wird das Meinen nicht abgelenkt, es wird nichts dawider getan, es wird dem Zug des Meinens Folge gegeben. Aber es ist ein Stillstand da, wo Tendenzen auf Fortgang waren. Es ist nicht ein Gegenstandsbewusstsein übrig als unvollzogenes, nicht in die Meinung einbezogenes: Vielmehr alles ist jetzt in die Meinung einbezogen. Aber die Meinung hat auch ihre Tendenz auf Erfüllung mit bestimmten Richtlinien. Ihnen folgend wird nicht eine Ablenkung gutgemacht und ihnen nicht folgend wird keine Ablenkung vollzogen. Es ist eine Schranke des Meinens da, die ein weiteres Ausleben des Meinens in der gegebenen Richtung hindert, aber dabei doch daran nichts ändert, dass das Meinen lebendiges Meinen und nicht abgelenktes, aufgehobenes Meinen ist.
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Lebendiger Vollzug ist Entspannung einer Tendenz. Aber neben dieser Entspannung haben wir eine Dimension von Modalitäten des Vollzugs, die der Titel Erfüllung (und Enttäuschung) bezeichnet, Bekräftigung, und auch dahin gehen Tendenzen. Es sind aber zweierlei 5 Tendenzen; nur sich vereinend: Wir werden in das Gegenstandsbewusstsein hineingezogen, dann aber zum Gegenstand selbst immer fortgezogen, ihn immer vollkommener zu erfassen, die Intention auf Vollzug ist weiter Intention auf immer vollkommeneren Vollzug. Wie nun bei den immanenten Meinungen?
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Wir müssen unterscheiden: 1) Ein verbaler, ein aussagender Akt ist „Intention“ auf Gegebenheit des Ausgesagten. Das sagt eben, er ist verworren, unartikuliert, er ist nicht Glied für Glied vollzogen, und er ist unklar. In der Erfüllung kommt er zu artikuliertem und klarem Vollzug. Nun liegt aber in jedem „ unvollkommenen “ Akt, einem unklaren unerfüllten, noch keine Tendenz des Übergangs zu dem erfüllten, kein Hinstreben, Hinlan gen etc.2 2) Es kann aber sein, dass ich nach „ Wahrheit strebe “, dass durch das unvollkommene Bewusstsein, das verworrene, unklare, ein Hinten dieren ins artikulierte, klare hindurchgeht. In der Erfüllung (= Bewährung) sättigt sich Schritt für Schritt die Leerintention, das heißt, das zunächst unvollkommene Bewusstsein geht über in das klare, artikulierte. Zum Beispiel: „Der Himmel ist blau.“ Ich vollziehe das bloß unklar Geurteilte, bloß blind Aufgenommene und Verstandene, in dem ich Schritt für Schritt vollziehe „Der Himmel ist blau“. Hier identifiziert sich die festgehaltene Leersetzung oder das leer Gesetzte (eventuell wiederhole ich „der Himmel“ und habe noch keine Klarheit, und dann tritt sie ein etc.) mit der intuitiven. Zudem entspannt und sättigt sich die auf das Artikulierte, Klare gerichtete Willenstendenz.
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Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Das ist die eine Ansicht. Die andere sagt im Gegenteil: In jedem Vollzug eines Aktes liegt ein Tendieren auf Sättigung, die Spontaneität ist eo ipso Tendenz, aber natürlich kein Wille. 2
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3) Endlich kann ich noch das Denkbewusstsein vollziehen: „Das Ausgesagte ist wahr, es ist wirklich so“. Ich kann ein Für-wahr-Halten, „Wirklichso-sein-Meinen“ vollziehen (in eigentlichem Sinn), und dies kann sich bestätigen, und auch willentlich. Ich vollziehe dann den Erfüllungsübergang, und 5 er als Ganzes ist hier der Hauptsache nach das Erfüllende. Jeder erfüllende Akt, sofern er als das betrachtet wird, heißt Intention. Davon unterschieden Tendenz. Natürlich ist eine Thesis, Subjektthesis etc. eine Vollzugsform einer Intention, aber nicht selbst Intention.1
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Beilage XXVI: Thematisches Bewusstsein und Tendenz2 Vollziehen wir thematisch ein Urteilsbewusstsein, so ist es ein synthetisches Bewusstsein, so ist das Prädikatthema ein vorzügliches; wir bleiben nicht beim Subjekt stecken, wir gehen nicht ihm nach, sondern dem Prädikat. Aber dem Subjekt nachgehen, das ist ja es explizieren Schritt für Schritt. Wobei das in jedem Schritt Exhibierte wieder Explikation, Bestimmung erfahren kann. Das Hauptsubjekt bleibt dabei immerfort das Leitsubjekt, das leitende Thema: der zu bestimmende Gegenstand. Müssen wir da nicht unterscheiden das Mit-dem-Ausdrücken-Meinen und das thematische Bewusstsein? Ich teile jemandem etwas mit, habe aber kein thematisches Interesse, sondern die Sache interessiert mich nur wegen gewisser praktischer Bestimmungen, die ich auf den anderen üben will. Ein „theoretisches, sachliches Interesse“, das Interesse „an der Sache“ (sei es auch, weil ich praktischen Konsequenzen nachgehe): Tendenz in die Sachen hinein, von Erfüllung zu Erfüllung, aber auch von Bestimmung zu Bestimmung. Können wir also sagen, dass das Sich-Einleben, das die Worte von uns „fordern“, die Tendenzen in das Bedeutungsbewusstsein hinein, schon thematische Tendenzen sind (im prägnanten Sinn)? Die Würfel sind gefallen! Ich drücke den Sachverhalt aus, aber das Urteil ist Unterlage für ein Bedauern, in dem ich lebe und mich auslebe. Mein Thema ist eigentlich ein Gemütsthema, und nur soweit dies es bestimmt, lebe ich im Urteil.3
1 Wir haben da aber zwei Ansichten: Vollzug eo ipso Tendenz in Richtung auf Sättigung oder nicht. 2 Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. 3 1) Etwas meinen, auf es als Gegenstand gerichtet sein; 2) herrschendes oder dienendes Thema sein, primäres, sekundäres, dienendes für ein Gemütsthema etc.
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Soll ich sagen, die in das Gemüt hineingehende Tendenz „prävaliert“ über die ins Urteil hineingehende? Soll ich sagen: Tendenz zur Erfüllung (Sättigung) lebt in jedem Vollzug eines Objektivierens? Aber thematische Tendenz eigentlich ist das nicht, sondern ein eigenes Darin-posto -Fassen gegenüber 5 allen anderen Tendenzen. Jede Zuwendung folgt einer Tendenz, und anderen Tendenzen wird dabei nicht Folge geleistet. Sie werden überwogen. Aber ein Eigenes ist es, den gefassten Gegenstand spontan zum Thema zu machen, nicht bloß der passiven Tendenz nachgeben, sondern eine Spontaneität der Gegenstandserfassung und des Eindringens in den Gegenstand vollziehen.
IV. ZUR FRAGE, OB DAS AUSDRÜCKEN EIN BEGREIFEN ODER ERKENNEN DES AUSZUDRÜCKENDEN VORAUSSETZT
Nr. 15 Da s be g re if e nde A usdrücke n a ls f undie rt e r A kt . V e rschie de ne A rt e n de r F undie rung . Sy nt he sis und Be g rif f lichke it g e höre n z u a lle n Ge g e nst ä ndlichke it e n. De r Eig e na usdruck de s Urt e ils und de s Wunsche s1
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Und wie ist es nun mit dieser „Form der Begrifflichkeit“ bzw. mit dem begreifenden Ausdrücken? Ist es nicht ein fundierter Akt,2 der sich auf das fundierte Objekt bezieht und eine neue Objektivität schafft, die des begrifflich gefassten Objekts? Was gewinnt das fundierende Objekt? Etwas ihm wesentlich Zugehöriges, ein ihm 15 wesentliches Prädikat? Oder ein außerwesentliches? Man kommt in Verlegenheit. „Wesentlich“ sollte doch ein Prädikat sein, das dem Gegenstand als unter seiner kategorialen Idee stehend zukommt. Fasse ich also das Moment am Gegenstand als „gelb“, so habe ich das Prädikat „gelb“ als wesentliches Prädikat, nämlich eines solchen 20 des Dinggegenstands. Und das einheitliche Gelb selbst, das einheitliche am Gegenstand, was gewinnt es? Nun, die Auffassung als ein unter der Idee Gelb Stehendes: freilich in nichtprädikativer Weise. (Ich mache nicht das Moment zum Subjekt einer Prädikation mit dem Prädikat „Idee Gelb“.) Das Moment steht als „gelb“ da. Der 25 Gegenstand steht als gelbseiend, als gelb (adjektivisch) da: Doch da mischen sich schon Synthesis und Begriff. Wir müssten also vielmehr 10
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Oktober/November 1909. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Das ausdrückende Erkennen oder Begreifen ist, wie sich herausstellt, keine neue Form von Akt im spezifischen Sinn, keine neue Sorte von Stellungnahme, sondern eben ‚Ausdruck‘, den jeder Akt erfahren kann in gleicher Weise.“ – Anm. des Hrsg. 2
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die ganze Synthesis nehmen und dann ihre Begriffenheit: Dies ist gelb, diese Schachtel ist gelb u. dgl. Natürlich ebenso gut könnten wir einen Wunschinhalt nehmen und dazu dann die korrespondierende Begriffenheit: S möge P sein.1 Wir haben also einmal das Unbe g rif f e ne und das andere Mal das Be g rif f e ne. Was kommt im begreifenden Bewusstsein, im Fassen unter Begriffe hinzu? Und was ist das neue Objekt? Nun, das neue Objekt ist das begriffene, es ist das alte in seiner begrifflichen Form. Diese Begriffenheit (ontisch verstanden) kommt dazu. Das Begriffene hat sein Korrelat im Begriff, aber nicht Begriff als allgemeiner Gegenstand, sondern Begriff als dieser Charakter am begriffenen singulären Objekt. „Diese Schachtel ist gelb“: Jedem Wort und dem Ganzen entspricht am „Gegenstand“ des begrifflichen Bewusstseins (an seiner „Gemeintheit“, an seinem Gemeinten2 als solchen) ein begriffliches Moment, und diese Objektität des begrifflich Gemeinten als solchen (das Denkobjekt3 im spezifischen Sinn) baut sich auf das bloße „Vorstellungsobjekt“,4 d. h. aber auf das Objekt, das ihm vor dem Begreifen gegeben ist, sei es auch gegeben als unbegriffener Wunsch. Jeder beliebige Akt, der kein Denkakt ist, „stellt“ in diesem Sinn vor und liefert dem Denkobjekt die Unterlage und konstituiert ihm das fundierende Objekt, während durch den Denkakt in und mit seiner Fundierung sich konstituiert das Denkobjekt, das seine Denkcharaktere hat, die Begrifflichkeiten.5 Von diesem konze pt iv e n Be wusst se in, Begrifflichkeitbewusstsein, ist zu unterscheiden das A llg e me inhe it sbe wusst se in.6 Und davon wieder das Bewusstsein der Ideation, die den allgemeinen Gegenstand im Sinne der Idee, das Rot, die Zahl 4, erfasst. Das Allge1 Spätere Randbemerkung: „Begreifen heißt hier sehr unpassend das Ausdrücken.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Ergänzung: „Gedachten, Ausgedrückten, Begriffenen“. – Anm. des Hrsg. 3 Hinter „Denkobjekt“ später eingefügt Fragezeichen, dazu Randbemerkung: „‚Denkakt‘ als konzeptiver Akt? Das geht nicht.“ – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Ergänzung: „deutlicher: das Unbegriffene“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „Beliebige Akte als Unterlage der Konzeption. – Ein ausdrücklicher Wunsch ist doch kein ‚Denkakt‘. Denkakte = Urteilsakte oder seinssetzende und synthetische Akte höherer Stufe, die selbst wieder seinssetzend sind, und zwar im Ausdrücken, die also logische Urteile zum Inhalt haben und die Sachverhalte in Bedeutungsfassung setzen.“ – Anm. des Hrsg. 6 Späterer Randverweis: „Beilage XXVIII“. – Anm. des Hrsg.
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meinheitsbewusstsein sagt „eine 4 überhaupt“, „ein Rot überhaupt“, „irgendein Rot, beliebig welches“. Das führt in die Prä dika t ion hinein. Wo hat diese ihre Stelle? Begrifflich Fassen von Synthesen der Identifizierung und Unterscheidung. Begrifflich fassen von „Gegenständen“,1 die in solche Synthesen eintreten. Unbestimmte Einzelheitfassung (ich sehe etwas, ich meine aber „irgendetwas“, irgendetwas, das A ist, irgendein A). Begriffliche Form, Begrifflichkeit ist nicht zu verwechseln mit der besonderen Begrifflichkeit, die da „ein A“ denkt. (Denke ich „S ist P“, so ist das „ist“ ein begrifflich Gefasstes, aber nicht als „ein ist“. Und das „ein“ selbst ebenso.) Also da haben wir vielfache Fundierungen. Ich habe in der „Vorstellung“ etwa ein A und an ihm α und vollziehe die Synthesis A ? α. Das ist schon ein fundierter Akt. Ich begreife2 und bilde begrifflich3 „Die Schachtel ist gelb“. Das gibt eine neue Fundation. Ganz anders, wenn ich bilde „Eine Schachtel ist gelb“. Vorhin war diese Schachtel gesetzt, die Setzung des unterliegenden Objekts war mit Fundament. Jetzt aber nicht oder in ganz anderer Weise, und gemeint ist nicht diese Schachtel, vielmehr „eine Schachtel“. Was4 ich nun näher studieren muss, ist dies: Einerseits haben wir bei allen fundierten Objekten als solchen Analogie in der Beziehung auf den fundierenden Gegenstand. Andererseits finden wir einen wesentlichen Unterschied der Art, wie synthetische5 Objekte (Objekte synthetischer Intuition) fundiert sind, und die Art, wie Gemütsobjekte fundiert sind. Dann die „begrifflichen“ Objekte, die „Denk“objekte (das Ausdrückliche). Die Denkobjekte sind wieder ganz anders fundiert: Das Begriffliche ist kein „Wertprädikat“. Muss man nun nicht sagen: Andererseits das begriffliche Objekt als volles Denkobjekt6 ist wieder „Objekt“ – Objektivität so gut wie das schlichte Objekt oder das Wertobjekt.7
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Spätere Randbemerkung: „Gegenstände in Anführungsstriche“. – Anm. des Hrsg. Spätere Ergänzung: „ich drücke aus“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Ergänzung: „und verbal“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Umarbeiten“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Ergänzung: „intellektive“. – Anm. des Hrsg. 6 „Denkobjekt“ später verändert in „Ausdrucksobjekt“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Ergänzung: „Das, was im Bewusstsein bewusst ist, ist in begrifflicher Fassung.“ – Anm. des Hrsg. 2
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Aber hier stocke ich. Was sind die „begrifflichen Objekte“? Doch gar nichts anderes als was ich sonst Kategorialien nannte1 (mit all ihren Bestandstücken). Freilich hatte ich dabei solche Bildung wie „S möge P sein!“ etc. (begrifflich gefasste Wünsche als solche u. dgl.) nicht im Auge. Aber gehören sie nicht mit herein? Doch gewiss. Ich müsste also Urteilskategorialien,2 Wunschkategorialien3 etc. unterscheiden. Und a lle n R e g ione n v on Ge g e nst ä nde n e nt spre c he n K a t e g oria lie n.4 Dabei aber ist zu beachten, dass wir überall wirkliche Akte (Impressionen) im Auge hatten: In jeder ist eine „Gegenständlichkeit“ vermeint.5 Demgemäß haben wir es auch nur mit wirklichen kategorialen6 Akten (begrifflichen, konzeptiven) zu tun, und ihre „Gegenstände“ (ihre gemeinten Gegenstände) sind die Kategorialien.7 Dass jeder Gegenständlichkeit Kategorialien8 entsprechen, das besagt, dass jede Gegenständlichkeit durch „theoretisches Denken“ oder schlechthin durch Denken fassbar und9 theoretisierbar ist. Und das gibt den Kategorialien10 eine universelle und wieder eigentümliche Stellung gegenüber allen anderen Gegenständlichkeiten, so wie den Denkakten eine eigene Stellung gegenüber allen anderen Akten.11 Und somit gehört zu allen Gegenständlichkeiten12 Synthesis (bzw. 1 Von „Doch“ bis „nannte“ später gestrichen, dazu Randbemerkung: „Nein. Es bestehen ja zwei Möglichkeiten: a) Wir verstehen unter Kategoriale den ‚Urteilsinhalt‘ vor der begrifflichen Fassung oder ohne sie. b) Wir verstehen die begriffliche Fassung mit. Diese Unterscheidung habe ich aber in den urteilstheoretischen Vorlesungen nicht gemacht.“ – Anm. des Hrsg. 2 „Urteilskategorialien“ später verändert in „Urteilskonzeptualien“. – Anm. des Hrsg. 3 „Wunschkategorialien“ später verändert in „Wunschkonzeptualien“. – Anm. des Hrsg. 4 „Kategorialien“ später verändert in „Konzeptualien“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Ergänzung: „bewusst“. – Anm. des Hrsg. 6 „kategorialen“ später verändert in „erkennenden“. – Anm. des Hrsg. 7 „Kategorialien“ später verändert in „Konzeptualien“. – Anm. des Hrsg. 8 „Kategorialien“ später verändert in „Konzeptualien“; dahinter Einfügung in eckigen Klammern: „gültig“. – Anm. des Hrsg. 9 Spätere Ergänzung: „kategorial explizierbar und bestimmbar, dann ausdrückbar“. – Anm. des Hrsg. 10 „Kategorialien“ später verändert in „Konzeptualien“. – Anm. des Hrsg. 11 Gestrichene spätere Einfügung: „Geht das nicht zu weit?“; dazu folgende Bemerkung: „Jedes Ausgedrückte ist nominalisierbar und dadurch in theoretisches ‚Denken‘ einzuordnen.“ – Anm. des Hrsg. 12 Spätere Einfügung: „‚kategoriale‘“. – Anm. des Hrsg.
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phanseologisch verstanden zu allen Akten) und wieder zu allen „Begrifflichkeit“, d. i. bedeutungsmäßige Fassung, und beides zusammengenommen: die Fülle der einfachen und zusammengesetzten Kategorialien. 1, 2 Ich sagte alle Gegenständlichkeiten: Auch die Kategorialien in ihren mannigfachen Synthesen. Denn auch sie können in höherer Stufe3 begriffen (erkannt: theoretisiert4) werden: Es erwachsen Begrifflichkeiten zweiter Stufe. Ich sage „dies“, „dieser Satz“ etc., ich nenne den Satz und sage etwa „Dieser Satz ‚S ist P‘“, wo „S ist P“ unter Anführungszeichen steht: ein „Eigenname“ des Satzes, und das ist selbst ein Kategoriale, aber zweiter Stufe. Scheiden wir nun die synthetischen5 Kategorialien (ich könnte auch sagen K onze pt ua lie n und den Titel „Kategorialien“ belassen für Urteilskonzeptualien) aus, so haben wir Gegenstände als die Gemeintheiten bzw. Gegebenheiten der niederen Akte. Wir6 schließen zunächst auch die synthetischen Verbindungen von Akten aus. Aber nicht eine Synthesis der Meinung. Die Verbindung zwischen Wort und Gedanke oder phanseologisch zwischen Wortapperzeption (ausdrückender Apperzeption) und ausgedrückter Apperzeption ist nicht durch Meinen gegliedert. Das Meinen lebt im Ausgedrückten, in der Synthesis des Urteils: Das Gemeinte ist der Urteilsinhalt. Dass dieser ausgedrückt ist (das Gegenständliche – gleichsam mit Worten bekleidet sein – Ausgesagtes als solches), das ist ja da, aber es ist nicht Gemeintes.7 (Es ist auch die Frage, ob die Wortapperzeption 1
Spätere Einfügung: „(Konzeptualien)“. – Anm. des Hrsg. Wir haben zu unterscheiden: 1) Synthesis, die Funktionen, die möglicher Prädikation zugrunde liegen und in die sich alle vorgegebene Gegenständlichkeit einflechten lässt, von den schlichten bis hinauf zu den synthetischen beliebig hoher Stufe (auch unter Begriff bringen). „(auch unter Begriff bringen)“ spätere Einfügung 2) Das „Erkennen“, das zum „Bedeuten“ wird. Jede Gegenständlichkeit lässt sich „erkennen“, lässt sich angemessen „ausdrücken“. Was im Text Denken heißt, ist erkennende Synthesis. Nach „Stufe“ später eingefügt „auch unter Begriff bringen)“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „expliziert und“. – Anm. des Hrsg. 4 „erkannt: theoretisiert“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 5 „synthetischen“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 6 Von „Wir“ bis „aus.“ später gestrichen, dazu Bemerkung: „Das verstehe ich nicht.“ – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Bemerkung: „Nein, cf. Rand.“ Diese Einfügung verweist auf die folgende Randbemerkung: „Da muss ich ‚Halt‘ rufen. Auf A das Verbal-Lautliche des Ausdrucks 2
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etwas prinzipiell Neues mit sich bringt oder ob sie sich einordnet der allgemeinen Zeichenapperzeption, die ja besonders aufgeführt wird und werden muss.) Wenn Ausdrücke völlig „leer“ gebraucht werden, da hatte ich immer die Überzeugung, dass über die Wortlauterscheinung hinaus (sinnliche Apperzeption wie irgendwelche) noch Denkapperzeptionen leerer Art verbunden seien, und in diesen lebt nun selbstverständlich das Meinen, da1 ja Denkapperzeption selbst nur meinende Funktion ist, nach dem, was oben gesagt worden ist. Da müssten aber dieselben Stufen bestehen. Die Erfüllung fordert ja Herstellung des Stufenbaus: etwa Einheit sinnlicher Anschauung, dann die und die Ordnung bestimmter oder unbestimmter Einzelauffassung2 etc., „Ein A ist b“, und dann diejenige Konzeption, die speziell zum Ausdruck gehört, die er als solcher voraussetzt. Das „ein“ als „ein“, das „ist“ als „ist“ etc. „ausgedrückt“. Das stimmt ja auch gut zu meiner alten Überzeugung, dass das ganze Urteil etwa (die3 Synthesis, nicht das Aussagebewusstsein) in all seinem Gehalt zu der entsprechenden Aussage sich ähnlich verhält wie eine schlichte Wahrnehmung oder Anschauung eines Gegenstands zur Eigennamenvorstellung (eigenbegriffliche Meinung). Die Vorstellung „Heinrich“ ist nicht ganz dasselbe wie die Anschauung, die ich eben von Heinrich habe (ein intuitiver Akt, setzend). Die Anschauung kann sich verschieben, wechseln im beständigen Einheitsbewusstsein, die Eigennamenvorstellung drückt immerfort in gleichem Sinn aus. Hierher gehörige Anschauung (die ihren Ausdruck finden kann im nominalen Eigenbegriff) ist Meinung, und
kommt es nicht an. Aber haben wir nicht selbst gesagt, dass die Synthesis ausdrückliche, also begrifflich gefasste ist und dass dabei jede Form ihr begriffliches Gepräge hat? Der Urteilsinhalt ist nicht der Inhalt des vor dem konzeptiven Fassen des Ausdrucks liegenden synthetischen Aktes, wofür wir keinen rechten Namen haben, vielmehr das ‚Ein S ist P‘, ‚Ein Sp ist Q‘ etc., und da hat alles seinen begrifflichen oder bedeutungsmäßigen Charakter. Das Gemeinte ist allerdings ‚Ausgesagtes als solches‘, nämlich in dem Sinn Bedeutetes, wobei das Wort ‚Bedeutung‘ eben orientiert ist nach dem Was der ausdrücklichen Akte, also so wie in den Logischen Untersuchungen. Vgl. die Blätter bei 71 Beilage XXVIII Übrigens das Folgende sagt das alles selbst.“ – Anm. des Hrsg. 1 Von „da“ bis „worden ist.“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Einfügung: „und synthetischer Formung“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „kategoriale“. – Anm. des Hrsg.
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alle diese Meinungen decken sich, sie meinen eben1 dasselbe, denselben Gegenstand.2 Das tut auch die eigenbegriffliche Vorstellung. Aber sie begreift: Sie gehört der Stufe des Begreifens an, die über der Stufe des Meinens liegt, die aber selbst Meinen ist, Meinen höherer Stufe.3 Und dies Eigenbegreifen4 ist vorausgesetzt, damit ein nominaler Ausdruck, ein Eigenname möglich ist. Sein Bedeuten liegt in dem Eigenbegreifen,5 und als leer geurteilter Name, im leeren Denken gehört zum „bloßen Wortlaut“ Vorstellen das leere Eigenbegreifen.6 Nun bauen sich aber auf dem Wahrnehmen, dem meinenden Anschauen überhaupt verschiedene Meinungsformen, Meinungssynthesen, und nicht nur das unterliegende meinende Anschauen findet ein Eigenbegreifen, vielmehr gilt dasselbe von all den Formen, dem „ein“, dem „ist“, dem „und“ usw. Nur sprechen wir hier nicht von Eigenbegreifen. Vielmehr bezeichnet das Wort „Eigenname“ (wie das Wort „Name“) schon eine7 Funktion in den prädikativen Synthesen.8 Aber unsere Betrachtung zeigt deutlich, dass für alle intuitiven synthetischen Meinungen, über alle ihre Formungen etc. hinaus liegt ein geistiger Ausdruck, der aber mehr ist als eine Wiederholung, ein Abdruck u. dgl.,9 sondern es ist ein begreifender Ausdruck, ein „erkennender“, genauso wie beim Eigennamen. Also gleichsam ist die Aussage „Eigenname“, Eigenausdruck des prädikativen Urteils, deutlicher, die prädikativ noch nicht begreifende Synthesis hat durch und durch den Charakter der begriffenen, und diese macht die Bedeutung des Ausdrucks, phanseologisch sein Bedeuten, das eben durch und durch begreifendes Denken ist.
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Spätere Einfügung: „in derselben Weise“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „‚direkt‘“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „Sie ist unselbständig und Meinen nur, sofern die Unterstufe mit aufgenommen und in der höheren ‚aufgehoben‘ ist.“ – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Ergänzung: „Eigenerkennen?“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Ergänzung: „Eigenerkennen“. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Ergänzung: „Eigenerkennen (das nicht etwa eine Komponente ist im anschaulichen Begreifen)“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „nominale“. – Anm. des Hrsg. 8 Spätere Einfügung: „und die Beziehung auf einen gewissen Typus von Gliedern in synthetischen Gemeintheiten bzw. einen gewissen Typus von Nominalien“. – Anm. des Hrsg. 9 Spätere Randbemerkung: „Der alte Bedeutungsbegriff der Logischen Untersuchungen“. – Anm. des Hrsg. 2
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In dieser Weise findet nun wie ein Urteilen als Gewisssein, so ein Fragen, Vermuten etc. eigenen Ausdruck, und dem Ausdruck entspricht ein Begreifen, in dem die begriffene Frage, die begriffene Vermutung (ontisch) gegenübersteht als das begrifflich Gemeinte. Und wieder ebenso ist es für Gefallen, Wünschen etc. Drücke ich aus „S möge P sein“, so ist das zwar ein „Denkakt“,1 ein begreifender, „bedeutender“ Akt, aber darum nicht ein Urteil im Sinne einer Prädikation.2, 3 Ich kann aber daraufhin ein prädizierendes Urteilen etablieren, z. B. das Erwünschtsein als Prädikat etablieren. Der Wunsch hat seinen Eigenausdruck, ihm seiner eigenen Konstitution nach getreu angepasst. Und der Wunsch ist nicht bloß Wunsch, sondern begriffener Wunsch (ausdrücklicher: Wunschbedeuten): Ich habe einen begreifenden Akt, und was er begreift, ist ein Wunsch. Die begreifenden, ausdrücklichen, bedeutenden Akte als Aktkomplexionen, als wirkliche Akte „setzen“ ihren Gegenstand so wie andere Akte. Sie sind meinende Akte. Der Wunsch ist Gemeintes und ist „Begriffenes“, und in dieser Weise „Gesetztes“. Das4 kann nur sein, wenn ich eben wünsche. Nur ist das „bloße“ Wünschen5 als ein Erleben noch nicht ein „vor Augen haben“,6 also Meinen des Wunsches,7 in dem der Wunsch (nicht das Wünschen), das „S möge P sein“, Objekt8 und „dastehendes“9 gesetztes Objekt ist, und zwar begriffenes. Darum fungiert auch der Wunschsatz innerhalb des Urteilens genau wie ein Eigenname. Sowie ich sage „dieser Mensch Sokrates“ kann ich sagen
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Spätere Einfügung: „nämlich“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „(Identifikation etc.)“. – Anm. des Hrsg. 3 Späterer Randverweis: Vgl. Text Nr. 34, unten S. 417–419. – Anm. des Hrsg. 4 Von „Das“ bis „begriffenes.“ später gestrichen; dazu die Randbemerkung: „Das ist alles zu überlegen. Sind die begreifenden Akte objektivierende? Das geht doch nicht an. Doch nicht Akte derart, wie sie in Synthesen des Urteils zum Gegenstandworüber machen, identifizieren etc. Sie setzen nicht wie ‚Urteile‘ setzen; aussagende Urteile sind Urteilssynthesen, die zudem ausdrückliche sind. Ausdrücklich Urteilen – ausdrücklich Wünschen – ausdrücklich Wollen ist Urteilen bzw. Wünschen, Wollen.“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „ohne Ausdruck“. – Anm. des Hrsg. 6 Über „‚vor Augen haben‘“ später zwei Fragezeichen notiert. – Anm. des Hrsg. 7 Über „Meinen des Wunsches“ später zwei Fragezeichen notiert. – Anm. des Hrsg. 8 Über „Objekt“ später ein Fragezeichen und zwei Ausrufezeichen notiert. – Anm. des Hrsg. 9 Über „‚dastehendes‘“ später ein Fragezeichen und zwei Ausrufezeichen notiert. – Anm. des Hrsg. 2
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„dieser Wunsch ‚Es möge mir mein jetziges Vorhaben gelingen‘“. Das Neue ist hier nur die nominale Formung, die den Wunsch (den begriffenen) zum Urteilsgegenstand-worüber macht. Und1 das fordert hier wie überall, dass der Gegenstand begriffener sei.
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Beilage XXVII: Synthesis und Konzeption als schöpferische Funktionen der „Meinung“. Funktionen der Rezeptivität und der Spontaneität in Intellekt und Gemüt. Das Problem des Ausdrucks2, 3
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Die Funktion der Meinung ist das „Darauf-gerichtet-Sein“,4 „Es-zumGegenstand-Machen“. Synthesis der Meinung: das Zusammenmeinen, das An-einem-anderen-Meinen, das Aus-mehrerem-Gemeinten-Herausmeinen, das Herausmeinen eines Teiles aus einem Ganzen, das Herausmeinen eines Moments (Merkmals) an einem Gegenstand. Die Identitätseinheit als Einheit der verknüpften Meinung: A meinen (in einer Meinung M) und wieder in einer Meinung M’ A meinend – das und das ist dasselbe – Bewusstsein desselben A. Meinung der Identität.5 Die Meinungen sind Meinungen, die in Apperzeptionen leben. Die Apperzeptionen treten in Einheit, wenn die Meinungen in Einheit treten. Das sind Einheiten, aber die nur durch Meinung „bewirkt“ werden. Und zwar sind es Einheiten nicht nur zwischen Apperzeptionen, sondern selbst neue Apperzeptionen, die als synthetische Grundlagen sind für Meinungen, die sie zugleich „schaffen“. Wir haben nicht nur eine Einigung von Meinungen, wenn wir haben: AM ist dasselbe wie AM’, sondern wir haben eine Meinung, die die Identität meint, die Identität zwischen …, und das ist gegenständlich. Wir haben eine intentionale objektive Synthesis und ihr entspricht eine Apperzeption. Ebenso, wenn wir meinen A und B (kollektive Meinung), so meine ich A und meine ich B, ich meine beides, ein neuer Gegenstand: kollektive Apperzeption. Wenn ich meine A in B, A ist in B, „partielle Identifizierung“, so habe ich wieder einen synthetischen Gegenstand, eine synthetische Apperzeption, in der die synthetische Meinung lebt. Die synthetische
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Von „Und“ bis „begriffener sei.“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. Oktober/November 1909. – Anm. des Hrsg. Späterer Randverweis: „(Cf. Beilage XXVIII)“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „und Seinssetzung-Vollziehen“. – Anm. der Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Alles objektivierende Meinungen“. – Anm. des Hrsg.
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Meinung ist nicht nur Meinung, die in eine sinnliche Einheit sich einlebt,1 sondern eine Meinung, die zwischen Sinnlichkeiten synthetische Einheit schafft. Sie ist das Schöpferische im Denken, eine schöpferische Funktion: eine Funktion schöpferischer Apperzeption. Wie ist es nun mit dem Begreifen? Ich erkenne einen Gegenstand (also ich meine ihn) als rot. Ich sehe ihn, meine ihn, und meine, er ist rot. Zunächst ist in dieser synthetischen Meinung auch gemeint das „Moment“ rot. Auf das sehe ich hin. Ich meine es aber nicht als das individuelle Moment. Ich erkenne es ja als „rot“. Es ist in jedem neuen Fall ein Verschiedenes. Ich sehe aber, dies ist rot und jenes ist dasselbe: auch rot. Ich muss sagen: Auf dem Grund der sinnlichen Auffassung vollziehe ich eine „Allgemeinheits“auffassung, die keine sinnliche Auffassung ist, die nicht vor dem Meinen liegt, sondern wieder „spontan“ ist, wieder schöpferisches Meinen ist. Allgemeinheitsapperzeption ist, was sie ist, nur als Weise des „Meinens“, eine Art der Spontaneität, der schöpferischen Funktion. Wir haben also bisher doppelte schöpferische Funktionen: die Synthesis und die Konzeption. Gehören die nicht notwendig zusammen? Das in gewissem Sinn sicherlich. Aber kann man sagen, dass Allgemeinheitsmeinung in synthetischer Meinung notwendig mitgegeben ist? Jede synthetische Meinung schon Konzeption ist? Ja, ob nicht schon jede2 Meinung etwas von Konzeption3 in sich schließt? Ist nicht im spezifischen4 Meinen gelegen das Fassen des Dies, das jetzt das ist und dann das, das die und jene Bestimmtheit hat etc.? Wahrnehmendes Meinen, was ist das? Ich blicke über den Gegenstand hin und sehe an ihm bald das und bald jenes und halte ihn im Einheitsbewusstsein fest als denselben, ich meine ihn als denselben – ist das nicht schon Denken?5 So habe ich erst den Gegenstand, und ich habe ihn durch das schöpferische Meinen, das aufgrund der Sinnlichkeit vor dem Meinen, die ein unendlich vielfältiges Gewebe von Ungemeintheiten ist, eine Einheit der Apperzeption heraussondert und darin so lebt, dass es immerfort identifiziert und nicht bloß eint. Das würde nicht ausschließen, dass es ein Neues ist, was mit dem attributiven und prädikativen Auffassen der Art wie: dieser Marmorstein, Briefbeschwerer, grau etc. eintritt. Wir müssten von verschiedenen Stufen der schöpferischen Funktion des Meinens 1
Spätere Einfügung: „ihr rezeptiv V Vorgegebenes setzt“. – Anm. der Hrsg. Spätere Einfügung: „objektivierende“. – Anm. der Hrsg. 3 „Konzeption“ später gestrichen; dazu die Randbemerkung: „Warum Konzeption?“ – Anm. der Hrsg. 4 „spezifischen“ später gestrichen. – Anm. der Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „(Dann ist eben Denken Objektivieren. Aber oben war die Rede vom Konzipieren: Allgemeinheitserfassung.)“ – Anm. des Hrsg. 2
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sprechen.1 Die Frage ist aber sehr schwierig, weil da immer die Frage ist, was nun wirklich vor dem Meinen liegt. Ein gewisses Apperzipieren, das über die zeitlich immanenten Einheiten hinausreicht, muss als „Hintergrundmeinen“ (das aber kein spezifisches2 Meinen mehr ist?) angenommen werden. Andererseits, wenn ich den „Gegenstand“ betrachte, zeigt er sich nicht durch das Meinen als Einheit, ohne wirkliche Synthesis? Besteht das Schöpferische der Herausmeinung hier nicht in dem bloßen „Herauslösen des Gegenstands aus dem Zusammenhang“? Das sind Fragen also, die ausführlich erörtert werden müssen, ein eigenes Studium. Auch das wird in Frage kommen, ob es nicht schon im verworren Sinnlichen eine verworrene Synthesis gibt, wie wenn ich leer vorstellend oder phantasierend3 auf denselben Gegenstand in der Wahrnehmung zurückkomme und ihn als denselben erkenne, aber ohne in deutlicher Abhebung und synthetischer Meinung. Meine Ansicht war immer, dass allerlei Synthesis schon zur Sinnlichkeit selbst gehören mochte ohne die begriffliche Funktion und dass dies erst Hinzutretende das spontane „Urteilen“ macht, oder sagen wir lieber Begreifen.4 Dann hätten wir also spontane Funktionen der Synthesis und des Begreifens, wobei das Begreifen in seiner Art auch Synthesis in sich schließt und andererseits jede Synthesis selbst wieder zur Höhe der begriffenen erhoben werden kann.5 Somit hätten wir Funktionen der Sinnlichkeit und des Gemüts, zunächst auf der Stufe der „Rezeptivität“, und dann die Funktionen des Meinens, die Funktionen der Spontaneität: Erst sie schaffen Gegenstände, gegenständliche Beziehungen etc.6
1 Spätere Randbemerkung: „Ist nicht bloß die Synthesis schöpferisch, während das Ausdrücken und das zu diesem gehörige Konzipieren mehr ‚rezeptiv‘ ist? Doch wohl nicht. Das Ausdrücken kann in die Passivität übergehen wie jede Funktion. Aber das originäre Ausdrücken ist spontan.“ – Anm. des Hrsg. 2 „spezifisches“ später verändert in „(im spezifischen Sinn)“. – Anm. der Hrsg. 3 „leer vorstellend oder phantasierend“ später gestrichen. – Anm. der Hrsg. 4 „Begreifen“ später verändert in: „begreifend Urteilen“. – Anm. der Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „Hier fehlt nun die Erörterung der parallelen Funktionen der Gemütsspontaneität, des Gemütsmeinens, die Parallelen der objektivierenden Spontaneität sind und vorausgesetzt sind, damit Objektivierung sich in Gemütsfunktionen etablieren kann (Gemütsfunktionen leisten nicht direkt Objektivation).“ – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Randbemerkung: „Aber da ist gar nicht gesehen, dass Funktionen der Spontaneität bei allen Arten von Akten Paralleles besagt, nämlich nicht dasselbe ist wie Objektivierung, die nur eine Art Spontaneität ist, sondern: Wie es ein Objektivieren gibt (als schöpferische Funktion), so ein Werten, Wünschen, Wollen etc., und all das schöpferisch (gegenüber der Passivität der bloßen Gefühlszuständlichkeit, der sinnlich erregten, und überhaupt der ‚erregten‘ Gefühle).“ – Anm. des Hrsg.
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So wie sinnliche Empfindungen dem gewöhnlichen Sinn nach keine Meinungen sind, so wie sinnliche Apperzeptionen in ihrer Dunkelheit, Verworrenheit noch keine Meinungen sind als Wahrnehmungen etc., so sind auch Gefühle, Gemütserlebnisse noch keine Meinungen: Es gibt auch hier eine Stufe der Verworrenheit des Gemüts: niederes Gefühls- und Begehrungsvermögen. Sowie Meinung aber auftritt, das Licht des spontanen Intellekts (der Verstandesspontaneität, d. i. der schöpferischen Meinung), und sich in die verworrenen Apperzeptionen einlebt1 und sie gliedert, synthetisch fasst, begreift,2 haben wir wie Naturgegenstände so Wertauffassungen aufgrund von Naturerscheinungen.3 Ich kann meinend auf die Natur gerichtet sein, wahrnehmen, erfahren, erfahrungsmäßig bestimmen, und Gefühle sind da, regen sich verworren, Regungen der Liebe etc. Ich erlebe sie, aber ich lebe in ihnen nicht meinend, ich vollziehe nicht in der Weise spontaner Intention die Gemütsapperzeption. Der Leibniz’sche Ausdruck Apperzeption besagte gerade diese Funktion der Meinung, die bloße Perzeption wäre dann das dunkle verworrene Bewusstsein, sei es auch Gemütsbewusstsein.4 Und so, wie ich mich in diese fundierten Akte meinend „einleben“ kann (Apperzeption im Leibniz’schen Sinn üben kann), so kann ich Synthesis, Begreifen, schöpferische Verstandesfunktion üben. Es bleibt nur die Frage dann übrig, ob sich d er Wille all d em fügt, ob nicht die Willensfunktion eine Funktion d es Meinen s5 ist und nur als solche gefasst werden kann,6 ob also der Wille aus der Reihe der Gemütsfunktionen nicht heraustritt (mag er solche auch voraussetzen) und
1 Spätere Randbemerkung: „Ja, aber man darf nicht verwechseln das Sich-in-Wertungen-etc.-einlebende-Objektivieren und das Sich-Einleben einer Gemütsspontaneität in die niederen rezeptiven Funktionen.“ – Anm. des Hrsg. 2 „begreift“ später gestrichen. – Anm. der Hrsg. 3 Spätere Ergänzung: „und damit Werte etc. konstituiert, aber noch nicht als Gegenstände. Das erst durch Objektivation“. – Anm. der Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Nur, das bedarf der ergänzenden Unterscheidung: Die Meinung ist einerseits 1) spontane Hinwendung und Setzung (Konstitution, und zwar originäre Konstitution von Gegenständlichkeiten immer neuer Stufe) als objektivierende, wertende etc. Setzung; 2) und andererseits ist Meinung Doxa; es ist eben Objektivierung – genauer, es sind ‚Verstandesfunktionen‘ –, doppelt zu verstehen: 1) Spontaneität der Setzung, 2) objektivierender Verstand. V Es besteht das Gesetz, dass jede Spontaneität in eine objektivierende Spontaneität umgewandelt werden kann. Aufgrund jeder Setzung im weiteren Sinn kann objektivierende Setzung und damit logische Funktion etabliert werden.“ – Anm. des Hrsg. 5 „Funktion des Meinens“ später verändert in „wesentlich neue Funktion des spontanen Meinens“. – Anm. der Hrsg. 6 „und nur als solche gefasst werden kann“ später gestrichen. – Anm. der Hrsg.
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ob er nicht irgendwie gleichberechtigt an die Seite tritt der Funktion des Meinens, die sich als spontaner Verstand bietet. Dann hätten wir Funktionen der Rezeptivität empirischer Sinnlichkeit und Gefühle (ineinander fundiert) und Funktionen der Spontaneität: Verstand und W ille. Lassen wir aber jetzt den Willen in dieser Parallelisierung beiseite.1 Nach dem Ausgeführten können wir nun sagen, wir haben auf dem Grund der niederen, rezeptiven Funktion verschiedene Stufen von Meinungen,2 und zwar Denkmeinungen, Funktionen der intellektiven Spontaneität,3 zunächst als unterste Stufe „Wahrnehmung“ als schlichte Meinung der Sinnlichkeit, schlichte Wertung als schlichte Erwertung (schlichte Gemütsmeinung), dann Synthesen und denkmäßige Fassungen. Ein Problem ist dabei aber nicht erörtert worden: Ich vollziehe ein „Herausmeinen“, z. B. ein Objektivieren, das dieses Ding da (Papier) zum Gegenstand macht, ich erkenne es als „ein Papier“, an ihm hebe ich meinend ab das Weiß, das ich als Weiß erkenne, und dabei die synthetische Meinung „Dies ist Papier“, „Dieses Papier ist weiß“ und dgl. Diese synthetischen Akte, wie stehen sie nun zum Ausdrücken? Das ist nicht so eine einfache Sache. Wenn ich die hinweisende Funktion übe oder für mich die pointierende, so sage ich ausdrückend „dies“ oder „das“. Ich erkenne es als Papier und sage „dieses Papier“, wobei auch die attributive Form zum Ausdruck kommt. Ich sage „Dies ist weiß“, hier kommt die prädikative Ist-Synthesis zum Ausdruck. Natürlich ist das „ist“ nicht in dem Sinn unter Begriff gebracht wie das schon pointierte Ding Papier als attributiv bestimmtes Papier. Es steckt in dem Ausdruck des „ist“ nicht wieder der Ausdruck einer Synthesis (der Ausdruck einer Synthesis würde ja wieder unterschieden sein von der ausgedrückten Synthesis etc.). Das Papier ist bläulich weiß: Ich erkenne es als das; sein Farbmoment, kann ich auch in anderer Weise sagen, ist als „bläulich weiß“ erkannt. Aber genau besehen habe ich hier nicht das Moment als Objekt, und dieses subsumiert. Immerhin habe ich ein Begreifen vollzogen, und das drücke ich aus. Aber schließlich, ist es nicht ebenso beim „ist“? Ausdruck ohne gewisse „Allgemeinheit“, Begrifflichkeit gibt es nicht. Hier wüßte ich
1 Der vorangehende Absatz später in eckige Klammern gesetzt; dazu die folgenden drei Randbemerkungen „Ob Wille nicht eine Funktion der Spontaneität ist parallel mit Verstand“, „Nota bene“ und „Das ist schief, weil ich die Doppelheit von Spontaneität und Meinen nicht klar gemacht habe. Es kann sich nur darum handeln, ob Wille eine neue Funktionsart ist, also 1) objektivierender Verstand, 2) wertender Verstand, 3) wollender.“ – Anm. der Hrsg. 2 „Stufen von Meinungen“ später verändert in: „Stufen und Arten von spontanen Meinungen“. – Anm. der Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „aber auch Gefühls- und Willensmeinung“. – Anm. der Hrsg.
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nur zu sagen (und ist hier mehr zu sagen?), dass sich die ausdrückenden Intentionen mit den synthetischen Intentionen decken. Das ist nun in einem gewissen Sinn wieder eine Synthesis.
Beilage XXVIII: Bedeuten, Begreifen und Erkennen. Wie verhält sich das Bedeuten zu seinen Unterlagen? Der Doppelsinn des Urteils1/2
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Muss man nicht sagen: Diese „begreifenden“ Akte sind gar nichts anderes als die bedeutungsverleihenden Akte von möglichen Ausdrücken jeder Art? Es sind also Akte des Bedeutens im ursprünglichsten und echtesten Sinn. Jedes Wort bedeutet etwas im Zusammenhang sprachlicher Ausdrücke. (Seine Bedeutung im phansischen3 Sinn ist dieses Begreifen, spezifisch genommen, und ihm entspricht Bedeutung im ontischen Sinn als verbale Bedeutung.) So wie nun anderes, so kommt auch generelle und universelle Allgemeinheit zum Ausdruck, und so wird sie in diesem Sinn „begriffen“, nämlich bedeutet. Kann man hier aber unterscheiden? Kann man eine Allgemeinheit vor dem Bedeuten gegeben haben? Wenn ich aber die Farbe Weiß als ideal Identisches aufgrund irgendwelcher individueller Erscheinungen herausschaue, ist das nicht eins und der Ausdruck bzw. die Bedeutung „weiß“ ein anderes? Ebenso wenn ich mir ein einzelnes von der Art „Weiß“ oder ein etwas, das weiß ist, intuitiv „denke“, ist das nicht eins und der Ausdruck „ein Weiß“ bzw. „ein Weißes“ ein zweites? Das Wort „Begreifen“ und ebenso „Denken“ ist also zweideutig. Einerseits das Bedeuten im spezifischen (verbalen) Sinn und andererseits das Begreifen in dem gewöhnlichen und eigentlicheren Sinn, wonach, wenn ich mir denke etwas4 Weißes,5 ein etwas als weiß seiend (prädikativ) begriffen ist, wonach es sich überhaupt um prädikative Funktionen handelt. Sage ich „S ist p“, so wird S als p begriffen. Aber das „ist“ ist ausgedrückt, ist bedeutet, aber nicht „begriffen“. Wird sich das halten lassen? Überlegen wir noch einmal. Vollziehe ich die Unbestimmtheitsfunktion „ein Mensch“, was tut da das Wort „ein“ dazu?
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Oktober/November 1909. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „fundamental“. – Anm. des Hrsg. Über „phansischen“ spätere Ergänzung: „noetischen“. – Anm. des Hrsg. Spätere Ergänzung: „ein“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „nota bene dann“. – Anm. des Hrsg.
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Nun, ich vollziehe nicht bloß die Unbestimmtheitsfunktion, ich „erkenne“ auch die Unbestimmtheit als Unbestimmtheit, und dies „Erkennen“ fungiert als Bedeuten beim Ausdruck. Wenn ich die Ist-Funktion vollziehe, das prädikative Ineinssetzen, so „erkenne“ ich es und drücke es bedeutend aus. Wenn ich Rot als Idee erfasse: Rot ist eine Farbe, so erkenne ich es und drücke es damit aus. Es ist also klar: Das „Bedeuten“, das zu den Worten gehört, ist von einem ganz allgemeinen Charakter, nämlich es ist „Erkennen“ in dem hier hervortretenden Sinn, und das Unterscheidende dieses allgemeinen „Erkennens“, das das allgemeine Charakteristikum des Wortbedeutens ausmacht (obschon das Wort „Erkennen“ nur in besonderen Fällen passen mag), liegt in den Unterschieden des Was bzw. dessen, was Erkenntnisfassung (begriffliche Fassung oder besser Bedeutungsfassung) erfährt: Ist es dieses Was oder sein ontisches Korrelat, was ich überall als „Bedeutung“, als Kategoriale etc. beschrieben habe, während ich dem ursprünglichen Bedeutungsbegriff der Logischen Untersuchungen nicht gerecht geworden bin? Dem Ausdruck im lautlichen Sinn entspricht der „geistige Ausdruck“, das Bedeuten, und in diesem Geistigen des Bedeutens ist jedes Urteil und ist jeder Akt überhaupt ausdrückbar (und ebenso korrelativ). Damit kommen wieder meine alten Probleme der Logischen Untersuchungen empor. Wie verhält sich das echte Bedeuten, das ausdrückende Bedeuten, zu seinen Unterlagen? Wie steht es vor allem mit den „Leer“ausdrücken, den „Leerurteilen“, die keine unterliegende „Anschauung“ haben? Haben wir auch bei ihnen zu unterscheiden das „Erkennen“, das „Ausdrücken“ und einen unterliegenden Leerakt, der Ausdruck, „Erkennen“ erfährt? Oder haben wir statt des Erkennens im eigentlichen Sinn eine erkennende (ausdrückende) „Intention“, eine Leerintention, die auf Erkennen, auf Ausdrücken gerichtet ist?1 Ich wiederhole die obige Frage: Was ist das, was ich in den bedeutungstheoretischen Vorlesungen als Kategoriale, Nominale etc. definiert habe? Der „Urteilsinhalt“, der allererst ausgedrückt wird, in jenes geistige Bedeuten („Erkennen“) gefasst wird, oder der Urteilsinhalt in dieser seiner Bedeutungsfassung: eben die Bedeutung voll und ganz? Wenn, wie mir doch scheint, das Letztere, so hätte ich bloß nicht deutlich geschieden. Das Urteil kann heißen 1) der Komplex synthetischer Akte mit all den ihn aufbauenden Funktionen: Identifizierung, unbestimmte Einordnung, Ideation, Diesset-
1 Später eingefügt und gestrichen: „Würde ich aber im letzteren Fall im Leerurteilen ‚S ist p!‘ wirklich urteilen ‚S ist p!‘?“; dazu Randbemerkung: „Ja, da ist zu bedenken, dass zum leeren Aussagen die ganze Struktur des eigentlich ausdrückenden Aussagens gehört in der Modifikation der Leere, und alles Modifizierte gehört zur leeren ‚Intention‘.“ – Anm. des Hrsg.
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zung etc. Darunter tritt dann auch der „Begriff“ als Idee-Setzung auf, als Subordination und Subsumption. 2) Das Urteilsbedeuten. Und ebenso ontisch: Das Geurteilte als solches abgesehen vom „Ausdruck“ und andererseits das Ausgedrückte als solches, die Bedeutung.1 Aber wie ist das Letztere zu verstehen? Wir haben Fälle, wo der Ausdruck mangelt und wieder wo das Synthetische, das Gewebe der identifizierenden etc. Funktionen da ist und zugleich ausgedrückt ist. Und wieder Fälle, wo leeres verbales Denken statthat. Macht das Bedeuten eine eigene Schicht aus? Entspricht ihm im Kategoriale eine besondere ontische Schicht? Aber was soll die sein?2 Der Satz als das „Objekt“3 des Ausdrucks „S ist P“, „Dies Papier ist weiß“. Was leistet da das „bedeutende“ „Erkennen“? In dem Ausdruck steckt nun eine Allgemeinheit. Das „dies“ drückt allgemein die hinweisende Funktion aus, die Form „dies Papier“ allgemein die attributive Verknüpfungsform. „Papier“: Das Wort drückt allgemein aus. Intuitiv habe ich einen Inhalt auffassungsmäßig bevorzugt. Ich fasse ihn allgemein. „Weiß“: Ich achte auf den Inhalt „weiß“ am Gegenstand. Nun erkenne ich es allgemein als solches Moment am Gegenstand. Der ganze Zusammenhang ist ein Erkanntes und erhält allgemeine Bezeichnung. Er ist in eine Sphäre der Allgemeinheit erhoben, die eine höhere intellektive Stufe ausmacht. Ich habe jetzt einheitliche „Erkenntnisse“. Ich bewege mich ausschließlich in der „Erkenntnissphäre“. Sie ist4 die „Denksphäre“, die prädikative Sphäre.5 In sie treten6 Wünsche, Fragen etc. ein. Eben durch den Ausdruck. Das „möge“ wird als „möge“ nach seiner bestimmten Funktion und Form erkannt, und nun haben wir das „S möge P sein“. Die Frage wird als Frage dieses Inhalts erkannt: „Ist S P?“ etc.7
1 Spätere Einfügung: „(also den geistigen Ausdruck mitgenommen)“. – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Randbemerkung: „Ja, es ist nun so, und die Schicht ist eben eine eigene.“ Nachträglicher Zusatz: „Alles ‚Ausdrücken‘, alles begrifflich Fassen im Sinne des ausdrückenden Fassens ist von einer Gattung. Alles drückt sich in einem Stoff sozusagen aus. Wie kann es das, wenn demgegenüber als Auszudrückendes jederlei gattungsverschiedenes Bewusstsein steht?“ – Anm. des Hrsg. 3 „Objekt“ später verändert in „Korrelat“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „nicht“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „aber die ausdrückliche Fassung erleichtert das Einbeziehen aller durch Spontaneität des Wünschens etc. konstituierten Korrelate in die Denksphäre“. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Einfügung: „dadurch“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „und nun knüpfe ich an ‚Dieser Wunsch ist berechtigt‘, ‚Diese Frage findet so ihre Antwort‘ etc.“ – Anm. des Hrsg.
Nr. 16 Da s spra chliche A usdrücke n, se ine Funkt ione n und da s in ihm lie g e nde „ g e ist ig e “ A usdrüc ke n a ls e ig e na rt ig e s Be g re if e n oder Erke nne n1
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§ 1. Die Frage nach den unterschiedlichen Funktionen der sprachlichen Ausdrücke. Bühle rs Unterscheidung zwischen Darstellungs- und Beeinflussungsfunktion. Seine Verwechslung von Sinngeben und Beschreiben Ma rt y hatte gesagt, dass man von „Emotiven nicht immer sagen könne, sie stellten etwas dar, sondern dass dies nur soweit gelte, als ‚sie von der Absicht getragen sind, anderen etwas als gut an- oder schlecht abzubefehlen‘“ (S. 375).2 Bühle r spricht dabei von „Darstellung“ – es ist genau das, was ich in meinen Logischen Untersuchungen 15 gegenüber der Kundgabe herauszustellen suchte – und andererseits Kundnahme. Intention auf Beeinflussung des Seelenlebens des Hörers, Ausdrücken der eigenen psychischen Erlebnisse etc. Aber „wer etwa eine soeben gemachte Beobachtung sprachlich ‚fixiert‘, der braucht nicht die leiseste Spur einer Beeinflussungsabsicht fremden 20 Seelenlebens dabei zu haben. Er will das Objektive, um das es sich dabei handelt, den Tatbestand, darstellen, und dazu bedient er sich des Sprechens, wie er sich vielleicht auch des Zeichenstifts oder des photographischen Apparats bedienen könnte. Mag es immerhin sein, dass ihm bei dieser Darstellung der Tatbestand selbst klarer wird, oder 25 dass er sich später leichter und treuer an ihn zu erinnern vermag, jene Darstellungsabsicht kann ganz sicher die primäre Absicht des Spre10
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12. – 15. März 1910. Karl Bühler, „Rezension von Anton Marty, Untersuchungen zur Grundlegung der allgemeinen Grammatik und Sprachphilosophie. 1. Band (Niemeyer: Halle 1908)“, in: Göttingische gelehrte Anzeigen 1909, Nr. 12, S. 971. Zu diesem Zitat findet sich in Husserls Handexemplar der Rezension von Bühler noch die folgende Randbemerkung Husserls: „Marty sagt: Sie hätten den Inhalt des psychischen Phänomens, das sie kundgeben, zur Bedeutung, oder sie hätten die Funktion, diesen Inhalt kundzugeben.“ – Anm. des Hrsg. 2
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chers sein. Den Funktionen der bewussten Kundgabe (‚Ausdrücken‘) und der Beeinflussung fremden Seelenlebens (‚Bedeuten‘) müsste also vom Standpunkt Ma rt ys aus als dritte Funktion die des Darstellens an die Seite gesetzt werden.“1 („Darstellen“ analog wie bei „darstellender Geometrie“, sagt Bühle r.) Ma rt y erkennt diese Funktion nicht als eine selbständige Funktion an. Er handle zwar von der Beziehung unserer Sprachmittel zu etwas Objektivem, unseren Gegenständen und Tatbeständen, so z. B. bei den Namen von dem, was sie nennen, im Unterschied von ihrer Wirkung als Beeinflussungsmittel, und ebenso bei den Aussagen, aber er übersehe die Selbständigkeit der Funktion des Darstellens. Er würde sagen, es handle sich dabei um eine absichtliche Kundgabe, nur seien es nicht die eigenen Akte des Sprechers, die er redend im Auge hat, aber doch um die Inhalte dieser Akte. Das Objektive, worauf er gerichtet sei, sei ihm eben nur als Korrelat seiner Erlebnisse und nur in diesen gegeben. Darum nennt Ma rt y gelegentlich das Objektive „im engeren Sinn kundgegeben“. In anderen Fällen begreift Ma rt y die Darstellung in die „Bedeutungsfunktion“ (Beeinflussungsfunktion) ein und nennt die Inhalte der erzählten Erlebnisse des Sprechers die Bedeutung des Sprachmittels im engeren Sinn. Bedeutung des Satzes „A ist B“: im weiteren Sinn das Urteilserlebnis des Hörers, im engeren der objektive Tatbestand. Bühle r meint: „Hier handle es sich aber um zwei Funktionen. Die Darstellung des Tatbestandes trete in den Dienst der Beeinflussung, wenn es dem Sprecher wirklich in erster Linie um die Erlebnisse des Hörers zu tun ist.“2 Und ähnlich bei dem anderen Beispiel: Die absichtliche Kundgabe, soweit überhaupt eine solche vorhanden ist, tritt in den Dienst der Darstellung. Bühle r weist zur Begründung der Berechtigung der Scheidung der beiden Funktionen darauf hin, dass hier eine wesentliche Verschiedenheit in der Richtung der Aufmerksamkeit vorliegt, wenn ein Sprecher bei denselben Worten einmal an Objektives denkt und das andere Mal nur bei sich selbst bleibt; und mit den Verschiedenheiten der Aufmerksamkeitsrichtung sind bedingt Verschiedenheiten
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im Verlauf seines psychischen Geschehens. „Man denke sich zwei Sprecher demselben Objektiven, etwa einem gesehenen Kunstwerk, gegenüber; dem einen sei es um eine möglichst treue Darstellung,1 dem anderen um eine Kundgabe seiner Auffassung des Gesehenen zu tun: Würden ihre Reden nicht recht verschieden ausfallen? Die Vollständigkeit der Darstellung fällt keineswegs zusammen mit der Vollständigkeit der Kundgabe; eine erschöpfende Darstellung des Tatbestandes enthält an Kundgegebenem vielleicht nur Bruchstücke der Erlebnisse des Auffassenden; eine vollständige Kundgabe an Dargestelltem nur eine Reihe von Fetzen, die kein Ganzes zu geben brauchen. Und ebenso wird der Aufbau ihrer Reden ein recht verschiedener sein.“2 Ebenso (analog): Zwei Hörer demselben Sprecher gegenüber, von denen der eine nur auf das dargestellte Objektive, der andere dagegen vorwiegend auf kundgegebene Erlebnisse des Sprechers gerichtet ist. Dem Ersteren braucht der Aufbau des Objektiven keineswegs über den Umweg der Erlebnisse des Sprechers zu gehen, das heißt, er braucht sich dieses Objektive nicht erst als das vom Sprecher Vorgestellte und Geurteilte denken, wie es die Konsequenz der Ma rt y’schen Auffassung verlangt. (Gelegentlich scheint M. von der strengen Konsequenz abzuweichen, so S. 362, wo er erklärt, „es gehöre zum Verständnis einer Aussage nur das Bewusstsein, dass sie im Allgemeinen bestimmt ist, ein gewisses Urteil zu erwecken.“3) „Aufgabe einer Funktionenlehre müsste es sein, all die nur berührten Fragen systematisch zu erledigen. Es wären alle Funktionen aufzusuchen, in ihrer Eigenart zu erfassen, ihre Kombinationen, die Über- und Unterordnung und ihr Durcheinanderlaufen in einer gegebenen Rede zu beschreiben u. s. f.“4 Bühle r meint, dass „viele Meinungsverschiedenheiten der Sprachpsychologie, zum Beispiel auf dem Gebiet der Satzdefinition und der Einteilung der Sätze, sich aus Verschiedenheiten der Funktion, die man im Auge hatte, begreifen und damit verhältnismäßig einfach erledigen lassen. Auch sonst
1 Randbemerkung Husserls in seinem Handexemplar: „Aber hier ist Darstellung = Beschreibung eines Gegenstands!“ – Anm. des Hrsg. 2 Ebd., S. 966. – Anm. des Hrsg. 3 Ebd. – Anm. des Hrsg. 4 Ebd., S. 966 f. – Anm. des Hrsg.
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wird die Auseinanderhaltung der verschiedenen Funktionen Nutzen stiften. Es wird Ma rt ys Verdienst bleiben, sie zuerst angeregt zu haben.“1 Soweit Bühle r. Die Bemerkungen über die Notwendigkeit einer Funktionenlehre sind allgemein gesprochen richtig, aber das Nähere ist keineswegs ohne weiteres zu billigen. Dass Ma rt y hier der Anreger war, ist wohl zweifelhaft. Denn in sehr wenig guter Darstellung ist doch in meinen Logischen Untersuchungen hier die Bahn gebrochen. Die spezifischen „Akte des Bedeutens“, die „sinngebenden“ Akte, die im engeren Sinn kundgegebenen, treffen doch das Berechtigte der Bühle r’schen Forderung, obschon freilich das ganze Buch nicht völlig mit den Problemen fertig zu werden vermag, die auf diese Abgrenzung sich beziehen. Andererseits verwechselt Bühle r das Sinngeben und das Beschreiben. Das zeigt sich nicht nur im Vergleich des Sprechens als Darstellungsmittel mit dem Zeichnen und Photographieren, ja einem Gleichstellen dieser Darstellungen, sondern auch am Beispiel des Kunstwerks und in der ganzen Ausführung sonst. Und es zeigt sich auch im Folgenden, wenn er sagt, dass Ma rt y bei der Einteilung der Sprachmittel in selbständige und unselbständige ausgegangen sei von der „Bedeutungsfunktion“ (Beeinflussung fremden Seelenlebens); er hätte ebenso gut von der Darstellung ausgehen können. Und dabei heißt es: „Es könnte ja sehr wohl sein und ist wahrscheinlich auch der Fall, dass nicht allen Sprachmitteln alle Funktionen zukommen. Wenn man etwa gefragt würde: ‚Was stellt ‚obgleich‘ dar?‘, würde man um eine Antwort recht verlegen sein, dagegen wäre es verhältnismäßig leicht zu sagen, was es kundgibt und auch was es im Hörer bewirken soll.2 Und so ginge es einem auch bei manchen anderen Konjunktionen, Partikeln und anderen Wörtern; vielleicht haben sie gar keine darstellende Funktion. Und so könnte es sein, dass wohl alle Sprachmittel kundgeben und eine bestimmte Beeinflussung üben, aber nicht alle etwas darstellen oder darzustellen mithelfen.“3
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Ebd., S. 967. – Anm. des Hrsg. Husserl hat diese Stelle in seinem Handexemplar am Rand mit einem Fragezeichen versehen. – Anm. des Hrsg. 3 Ebd. – Anm. des Hrsg. 2
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§ 2. Das Reden als Willenshandlung: Inwiefern gehört zu jedem Ausdrücken eine Absicht und inwiefern kommt diese selbst zum Ausdruck? Die Möglichkeit von nichtkommunikativen Reden mit reiner Ausdrucksfunktion Ausdrücken von Befehlen. Nach Ma rt y ist es die Absicht des Befehlenden, im Hörenden einen entsprechenden Willensakt zu erwirken. Ma rt y spricht davon, dass der Willensakt suggeriert würde. Besteht dann, meint Bühle r S. 968, ein Unterschied gegenüber Vorstellungen und Urteilen? Auch diese werden „suggeriert“ (wie ja Ma rt y selbst sonst sich ausdrückt). Andererseits will aber Ma rt y durchaus einen Unterschied zwischen dem einen und anderen Fall machen. Die psychologische bzw. phänomenologische Analyse dieses Suggerierens ist, meine ich, (Husse rl), eine wichtige und nicht ganz leichte Sache. Das Reden ist eine Willenshandlung des Redenden (und zwar von der besonderen Art derjenigen, die im Allgemeinen ohne vorgängigen Entschluss, ohne einen Willensakt in dem sich absetzenden Sinn, statthat). Ein Be fe hl ist e in e inhe itliche r Wille nsa kt , de r a uf da s Tun de s a nde re n g e ht . Und in die Einheit dieses Willensaktes gehört auch das Reden, das zum „Weg“ gehört, das „infolge“ des Redens statthabende Verstehen der Befehlsworte und das „infolge davon“ Tun (davon Motiviertsein). Was dabei nun vorstellig ist, vonseiten des Befehlenden, das ist damit bezeichnet. Was aber genauer in diesem Vorstellen alles liegt, das setzt die Analyse all dessen voraus: Reden, Verstehen, Tun, infolge des von mir gesprochenen Befehls tun etc. Schon im Fall des a ussa g e nde n R e de ns: das Reden als Willenshandlung. Ich rede zum anderen, und er soll das verstehen, was ich sage und mit mir gleichstimmig urteilen, eventuell nur, er soll verstehen, und ich warte ab und will abwarten, ob er sich gleichstimmig urteilend verhält, „wie er es aufnimmt“. a) Mitteilen: Ohne weiteres habe ich die Absicht auszusagen, verstanden zu werden, und nicht nur das, dem anderen mitzuteilen, das ist, Aufnahme des „Urteils“, der „Tatsache“ zu erwirken. b) Meine Ansicht, mein Urteil äußern, es vertreten, eventuell trachten, den anderen zu überzeugen, aber zunächst ohne „Voraus-
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setzung“, dass der andere ohne weiteres gleichstimmig urteilt. Ich weiß, dass er ganz anderer Ansicht ist, und doch sage ich aus, spreche zu ihm: So ist es. Überhaupt: Aussprechen und Mitteilen zu den oder jenen Zwecken. Das Aussprechen eines Befehls zu dem Zweck, dass der andere „danach handle“, das Aussprechen eines Wunsches zu dem Zweck, dass der andere meine gute Gesinnung für ihn oder andere erkenne, sich daran freue etc. Das Aussprechen einer Frage, damit der andere mir antworte. Das Aussprechen eines Urteils, damit der andere weiß, es sei so, und sich danach richte, oder damit er seine Gegengründe vorbringe; eventuell A Aussprechen eines Urteils als Anfang einer längeren Rede, die meine Begründung enthält, die den anderen überzeugen soll etc. In all dem haben wir zu unterscheiden das e ig e nt liche A usdrücke n und die nicht a usg e drückt e n A bsicht e n. Und es ist die Frage, inwiefern notwendig oder „ursprünglich“ zu jedem SichÄußern und Ausdrücken irgendeine Absicht gehört, und inwiefern sie selbst zu „Äußerung“ und „Ausdruck“ kommt. So bei der Aussage, ob ich nicht jedwede Absicht (obschon jede Aussage in der kommunikativen Rede als Handlung auftritt) ausschalten und dann den „Ausdruck“ eines Gedankens, eines Urteils etc. übrig behalten kann. Ob ferner jede Aussage innerhalb des „einsamen Denkens“ als Handlung auftritt (auch wenn mir „etwas einfällt“) etc. Ebenso wenn wir die Frage überlegen, es fällt mir plötzlich ein: „Ist das Licht ausgelöscht? Ist das Gas abgedreht?“ oder „Ich werde mir jetzt mein Frühstück bringen lassen“ oder wenn wir einen Befehl etc. ausdrücken wollen, wo doch manchmal mit der Willensintention der Wortlaut der Befehlsäußerung „vorschwebt“: Es ist nicht wirklich sprechen, sondern gleichsam sprechen und doch Ausdruck meines wirklichen „Willens“. Beim Befehl im Vergleich mit der Aussage: Wie steht es da mit dem „Ausdruck“ der Absicht?1 K a nn ich nicht in me ine r A ussa g e scha rf unt e rsche ide n de n A usdruck de s Sa t zes se lbst , z. B. des mathematischen Satzes, der physikalischen Tatsache etc., und a nde re rse it s die Funkt ione n de r Mit t e ilung und de s V e rst ä ndnisse s? Unter dem Titel Verständnis: 1) das Verständnis des Satzes im Lesen oder Hören und sogar Selbstreden; 2) 1
Bei der Frage: Ist das so? Sage mir: Ist das so?
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das „Verständnis“ der redenden Intentionen des anderen, dass er mir das sagen will, dass er so redend „zum Ausdruck bringt“, dass er das glaubt etc. Und kann man auch beim Befehl so unterscheiden? Der Befehlssatz als Ausdruck „des Befehls“, nämlich des Befehlswillens und noch näher des „Das sollst du tun, du sollst mir ein Glas bringen!“, „Hole mir das Tintenfass!“ etc. Da ka nn ma n da s K ommunika t iv e nicht he ra usbring e n. Ich spreche ja von „Ich“ und „Du“, und das gehört notwendig zum Befehl. Auch wo ich eine Aussage mache mit Ich und Du, da gehört das Kommunikative mit zum Satzinhalt. Befehle gehören zu der Klasse von Äußerungen, in deren Inha lt das Du, das Kommunikative überhaupt auftritt. Im „einsamen“ Denken werde ich daher nicht sagen „Du bist ein Esel“, es sei denn, dass ich mich in ein Zwiegespräch mit ihm hineinphantasiere, und während ich im Phantasiegespräch mit ihm freundlichst sage „Du bist ein Esel“ zugleich wirklich urteile, er sei ein Esel. Das gibt übrigens eigentümliche und näher zu erforschende Mischungen. Mitunter stehe ich auch in einer wirklichen Gesellschaft einem anderen gegenüber und „denke mir“ „Du bist ein Esel“ (was wirklich zu sagen ich mich hüten werde), während ich zugleich „dieser Ansicht bin“. Ebenso kann ich mich in ein Befehlen hineinphantasieren und diesen Phantasiebefehl zugleich in eins haben mit einem künftig auszusprechenden und schon jetzt vorhandenen Befehlswillen. Nehmen wir den einfachen Fall, so werden wir im einsamen Denken, im nichtkommunikativen Sprechen, keine Anrede haben; wir werden etwa sagen „X kann und soll mir das holen“, „X ist ein Esel“. Ich werde ihn schicken (während ich zugleich schon den Willen dazu habe: oder auch, ich will ihn schicken). Franz soll anspannen. So sage ich auch im Befehl. Hier wird aus den Umständen der Rede entnommen, dass es ein Befehl ist, aber an einen Dritten gerichtet, mittelbar, Mitteilung. Sonst: „Du sollst anspannen! Spanne an!“ De r e ig e nt liche Be f e hl ist kommunika t iv . Es liegt darin: Ich will, dass der Angeredete oder eine dritte Person, der mein Wille mitzuteilen ist, das und das tue. Was kommt aber zu „eigentlichem Ausdruck“? Und was ist Sache des kommunikativen Verständnisses? „Spanne an!“ Von meiner Seite liegt vor: Ich will, und zwar das Anspannen des Angeredeten (der Angeredete solle anspannen). Ich kann sagen: „Ich will, dass Du anspannst.“ „Ich will: Du sollst an-
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spannen!“ Eventuell „Ich bitte, du mögest anspannen“. Das sage ich nicht. Ich sage: „(Du) spanne an!“ Was ist da „direkt“ ausgedrückt: Die Handlung des Anspannens vonseiten des Du und diese Handlung als Gegenstand meines Willens. Andererseits das Kommunikative, das im Ausdruck liegt, wie bei jeder auf ein Du bezüglichen Aussage. „Du hörst jetzt eine Melodie von Schubert.“ Die Analyse erfordert also: 1) Die Unt e rsuchung de r okka sione lle n A ussa g e n und Ä uße rung e n übe rha upt, insoweit solche sich in ihre m Inha lt a uf da s kommunika t iv e V e rhä lt nis be zie he n. Das „Du“, „Wir“ etc., das in dem Ausgesagten auftritt. 2) Gegenüber dem Kommunikativen, das im Inhalt der Äußerung liegt, dasjenige Kommunikative, das zur Äußerung, sofern sie in der Wechselrede auftritt, gehört, aber nicht zum Inhalt, und wiefern es eine notwendige oder zufällige Rolle spielt. Ferner, inwiefern die Äußerungen verkürzt sind und demnach Kommunikation zu ihrem Inhalt doch gehört. 3) A bsche idung e ine s v on a lle r K ommunika t ion a bzusche ide nde n Inha lt s oder eines Inhalts, gleichgültig ob er Kommunikatives enthält oder nicht. Bei der Frage können wir offenbar das Kommunikative aus dem Inhalt fortdenken. Deutlicher: Es gibt Fragen, wo es im Inhalt nicht auftritt und die als „rein theoretische“ Fragen, oder wie wir es nennen wollen, im Zusammenhang des „Denkens“ fungieren können. „Wie steht es mit der Rationalität dieser Funktion?“ „Ist die Zahl x eine Primzahl?“ Mag jede Rede „ursprünglich“ kommunikativ gewesen sein, sicher ist, dass es Reden gibt, die alles Kommunikative abstoßen und reine Ausdrucksfunktion annehmen. So bei Aussagen und bei Fragen. Ebenso Vermutungen, bei Reden des Inhalts „S dürfte p sein“ usw., bei Wünschen „S möge P sein“. Kommunikative Fragen sind Anfragen, kommunikative Aussagen sind Mitteilungen, Ansprachen etc. und ebenso sonstige Äußerungen an und für andere. Beileidsäußerungen, Glückwünsche etc. Dahin gehören a lle Bitten und Befehle.
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§ 3. Die Frage nach den Inhalten der Gemütsakte und ob diese Inhalte in ähnlicher Weise zum Ausdruck kommen wie der Urteilsinhalt in der Aussage. Kritik von Ma rt ys und Bühle rs Auffassungen 5
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Scha lt e t ma n a lle s K ommunika t iv e a us, so ist die Frage, was denn „Ausdruck“ und Ausgedrücktes ist, was denn Sinn oder Bedeutung bedeuten soll, und zwar, ob wir da wesentliche Unterschiede haben zwischen „Aussagen“ (Urteilsausdrücken), Fragen (Frageausdrücken), auch Wünschen etc.; ferner, ob es überhaupt so etwas wie Ausdrücke von Freuden, Hoffnungen etc. und wieder von Wollungen bzw. Handlungen geben kann bzw. von Freudeinhalten usw., ob die Ausdrücke eigentlich verkappte Urteilsausdrücke sind usw. Das führt dann weiter auf die Frage, ob e s de n „ Urt e ilsinha lt e n “ e nt spre c he nde F ra g e inha lte , Wunsc hinha lt e , Wille nsinha lt e e t c . g ibt , ob wir da haben „Erscheinungen“ von Sachverhalten und parallele Erscheinungen von Wunschverhalten, Willensverhalten, und zwar in jedem Fall eines aktuellen Fragens, Wünschens etc. Zunächst: Inwiefern ist das Urteilen Bewusstsein von einem „Sachverhalt“, inwiefern ist die „Vorstellung“ Vorstellung von einem Gegenstand? Inwiefern kann man dann weiter sagen: Es gibt noch anderes Bewusstsein, und dieses ist Bewusstsein von einem „Inhalt“. Inwiefern ist Werten Bewusstsein von einem Wert, inwiefern ist es eine andere Einstellung, durch welche 1) einmal etwa im Wunschsatz ein subjektiver Wunsch (ein Wünschen des und des Inhalts) kundgegeben wird in dem Sinn, da ss e s sich um die Mit t e ilung ha nde l t , da ss i c h da s w ünsc he , oder um die Sug g e st i on handelt, vermöge deren ich dem anderen die Einfühlung beibringen will, vermöge deren er mich als den das und das Wünschenden auffasst und nichts weiter; 2) und wie de r e ine a nde re Einst e llung , vermöge deren es sich um nichts dergleichen handelt, wie z. B. im einsamen Wünschen, wobei aber das Wünschen und der Ausdruck eins ist, ein a usdrückliche s Wünsche n und nichts we ite r; und wieder 3) eine neue Einstellung, vermöge welcher dem Wünschen des und des Inhalts (sei es durch einen1 objektivierenden Akt) ein Objektives 1
Spätere Einfügung: „neuen“. – Anm. des Hrsg.
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entnommen oder hingestellt wird: der obje kt iv e Wunschinha lt als ein objektives Sein-Möge, nach dessen Sein und Nicht-Sein (berechtigtes oder unberechtigtes Wünschen des und des Inhalts, als Korrelat davon) gefragt werden kann? Inwiefern „liegt“ in jedem Wünschen dies Bewusstsein von einem Möge im objektiven Sinn schon „impliziert“, und was be sa g t die se s „ implizie rt“? Ma rt y nimmt an, dass jeder, der einen Gemütsakt erlebt, in ihm auf einen Wert bezogen ist. Aber meint er: Jeder, der urteilt, ist in der Regel überzeugt, dass er richtig urteilt, sonst würde er so nicht urteilen? Er hält das, was er urteilt, für seiend (wahr), und als Aussagender hat er „im Allgemeinen“ die Absicht, dem Hörer den Inhalt seines Urteils kundzugeben, und darum kann man sagen, die Aussage bedeute in der Regel den Inhalt des ausgedrückten Urteils etc. Wie steht es damit? Haben wir zweierlei? Urteilen und Überzeugung von der Richtigkeit des Urteilens. Und ist Überzeugung von der Richtigkeit das Motiv des Urteilens („sonst würden wir nicht so urteilen“)? Mitunter haben wir diese Doppelheit. Wenn ich urteile und mein Urteil einem anderen gegenüber zu vertreten gewillt und im Begriff bin, dann urteile ich nicht nur schlechthin, sondern ich denke auch an die Richtigkeit. Ich urteile dann neben dem Urteil auch das neue Urteil, es sei jenes richtig. In der etwa darauf folgenden Begründung will ich das Urteil eben begründen, d. i. seine Richtigkeit ausweisen, und das bringt also ein Urteil über das Urteil mit sich. (In welcher Weise, das ist näher zu erforschen.) Wenn ich weiß, dass der andere anderer Ansicht ist und doch spreche, so urteile ich nicht nur „S ist p“, sondern „S ist p“, das heißt: „Es ist so, dass S p ist, es ist richtig, begründet, wahr: berechtigt“. Wenn ich aber einfach urteile wie „Es ist schönes Wetter“, so denke ich an dergleichen nicht. Dann habe ich ein schlichtes Urteil und nichts von einem Urteil über das Urteil. Also ist die ganze Auffassung Ma rt ys falsch. Was soll das auch heißen, den Inhalt des Urteils kundgeben? Ich gebe mein Urteilen kund, wenn ich aussage, aber ich denke dabei nicht an das Kundgeben, nur nebenbei. Die Aussage selbst drückt aus: So ist es. Was nun die Emotive anlangt, so merkt Ma rt y hier an, man muss nicht als Regel aussprechen, dass, wer etwas liebt oder hasst, überzeugt sei, darin ethisch richtig zu handeln, und dass er beim Fehlen
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der Überzeugung nicht so handeln würde. Das video meliora. Gewohnheitsmäßige Gleichgültigkeit gegen die ffundamentale Prüfung der Richtigkeit etc. des Verhaltens. Ebenso Gleichgültigkeit, ob das, was man anderen empfiehlt oder befiehlt, gut oder schlecht sei. Nur soweit die Emotive von der Absicht getragen sind, anderen etwas als gut an- oder schlecht abzubefehlen könne man in einem analogen Sinn wie bei der Aussage den Inhalt des psychischen Phänomens als Bedeutung des Emotivs bezeichnen. In gewissen Schranken bleibt es aber immerhin möglich, dass jemand „den Inhalt eines Interesses kundgebe“. Natürlich kann ich hier Ma rt y wieder nicht zustimmen. Wir hätten wieder: Das Gemütsphänomen haben und andererseits die Überzeugung, dass es richtig sei oder dass sein Inhalt Bestand habe. Vorhin hatten wir das Urteil und dann das Urteil über die Richtigkeit. Hier haben wir das Gemütsphänomen und dann das Urteil über ihre Richtigkeit. Natürlich können wir das haben und haben es oft. Wenn wir aber aussagen oder deutlicher, wenn wir unsere Emotionen äußern, wie äußern wir mit ihre Richtigkeit? Oder wie tun wir sie kund? Ich hege einen Wunsch und spreche ihn aus. Wenn ich weiß, dass der andere den Wunsch für unberechtigt halten könnte, so werde ich nicht bloß den Wunsch aussprechen, sondern auch für meine Wunschrichtigkeit eintreten. Dann werde ich aber nicht bloß den Wunschsatz „S möge p sein“, aussprechen, sondern sagen „Ich wünsche das und1 halte es für wünschenswert“. Nur so kann ich dafür eintreten und kann eventuell die Richtigkeit meines Wunsches begründen. Die Sachlage ist einerseits beiderseits gleich, als wir einmal schlicht äußern und das andere Mal auch die Richtigkeit unseres Aktes setzen, äußern und vertreten können. Andererseits ist die Sachlage ungleich, als die Begründung der Richtigkeit einmal im selben objektivierenden2 Gebiet verbleibt: Ich begründe, indem ich einen Zusammenhang des Urteilens vollziehe, der im zu begründenden Urteil terminiert. Im anderen Fall aber erfordert die Begründung der Richtigkeit zugleich einen Übergang in das objektivierende Gebiet. Ich muss aussagen und das Aussagen über Wert begründen, und nun erst ist Wert mein Objekt: Das Objekt ist Urteilsobjekt. 1 2
„wünsche das und“ später eingeklammert. – Anm. des Hrsg. „objektivierenden“ später eingeklammert. – Anm. des Hrsg.
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Zu dieser Frage sagt Bühle r in seiner Rezension, S. 972: „Wenn man Umschau hält unter unseren Wunsch-, Befehls-, Fragesätzen etc., so wird man wohl finden, dass es höchstens in einer verschwindenden Minderheit von Fällen überhaupt in Frage kommen kann, ob wir es in ihnen auf einen Wert a bg e se he n haben oder nicht. Meist wird wie in den Sätzen ‚Mache das Fenster zu!‘ oder ‚Wo treffen wir uns?‘ keine Spur einer Berufung auf einen Wert zu entdecken sein, an dem die (sittliche) Berechtigung des kundgegebenen oder beabsichtigten Aktes erhärtet werden könnte. Mag es daneben immerhin für ein paar Fälle, in denen wir sittliche Gebote formulieren, dahingestellt bleiben, ob sie die Werte, auf die sie sich in letzter Instanz berufen, in analogem Sinn darstellen wie die Aussagen ihre Sachverhalte; im Allgemeinen wird sicher der Satz gelten, dass die Emotive keine Werte darstellen.“1 Bühle r2 sagt „auf einen Wert abgesehen“. Da ist der Haken. Was ist das für ein Abgesehen-Haben? Im Falle des Urteilens ist eo ipso der Sachverhalt das Abgesehene, genauer, „abgesehen“ ist es auf das S und darauf: Das S ist p! In einer gewissen Analogie mit dem schlichten Sehen, wenn wir ein Objekt wahrnehmen. Sehen, ist das nicht Objektivieren, ist es nicht eine Erscheinung haben oder eine Urteilsmeinung haben? Wenn wir nun es auf einen Wert abgesehen haben – aber voraussetzen müssen wir dabei, dass wir nicht über ihn urteilen, dass wir ihn nicht zum theoretischen Objekt machen –, wie ist das Abgesehen-Haben zu denken? Bühle r sagte oben: Daneben kommen die „paar Fälle, in denen wir sittliche Gebote formulieren“. Aber da ist doch zu beachten, dass im Vorstellungsinhalt dieser Gebote Werte auftreten. So gut eine Handlung sich darauf beziehen kann, dass wir uns äußerlich betätigen, so gut Wasser holen, eine Zigarre anzünden etc. eine Handlung ist, so gut ist es eine Handlung, als gut Erkanntes und Erreichbares zu realisieren, Nächstenliebe zu üben, dem anderen in der Not zu helfen etc., und zwar speziell auch in der Überzeugung, das sei ethisch gut, oder in der Absicht, das zu wählen als ethisch Gefordertes.
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Ebd., S. 972. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „(Ich) dagegen“. – Anm. des Hrsg.
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Nehmen wir ethische Regeln an: „Tue Gutes!“, „Überlege Dir, wo verschiedene Güter in Frage sind, welches das Beste ist, und realisiere das Beste!“ etc., so ist es klar, hier tritt der Begriff des Wertes im Vorstellungsgehalt des zu Wünschenden, des zu Wollenden auf. Überhaupt natürlich: Indem ich mir einen We rt v orst e lle und ihn als Wert begreife, kann ich mich über sein Dasein freuen, ich kann wünschen, dass er sein möge, ich kann wollen, ihn zu realisieren etc. Aber bei der Frage, ob die Emotive als angeblich unmittelbare „Ausdrücke“ von Wunschakten etc., wie Bühle r sich ausdrückt, Werte „darstellen“, oder, wie ich sage, eine We rt be de ut ung haben, kommt dergleichen natürlich nicht in Frage. Wir müssen hier ja sagen: Die Werte, die zum Vorgestellten gehören, sind doch die Werte nicht, auf die bei den betreffenden Emotiven, z. B. „Tue Gutes!“, „Handle so, dass die Maximen etc.!“, sich die Frage richtet nach dem „Inhalt“. Das Gute, das mir anbefohlen ist, ist dabei ein gedachter Wert, ein begrifflich vorgestellter, ein mir durch Urteilssetzung gesetzter und hingewiesener. Es handelt sich aber um den Wert der ethischen Forderung selbst, des Imperativs, Gutes zu tun, und die Frage ist die, ob der Wert dieses Tuns vorgestellt ist bzw. ob der objektive Wunschinhalt (der hier auf ein vorgestelltes Gutes gerichtet ist), ob der objektive Frageinhalt, der objektive Willensinhalt (dessen Objektivität das Korrelat der Richtigkeit des betreffenden Fragens, Wünschens, Wollens sein soll) in ä hnliche r We ise zum A usdruck kommt wie in de r A ussa g e de r „ Urt e ilsinha lt “. Sowohl Bühle r a ls Ma rt y ha be n hie r die spring e nde n Punkt e nicht g e se he n. Es ist allerdings verdienstvoll von Ma rt y, dass er die Frage nach den „Inhalten“ der Gemütsakte aufgeworfen hat und gesehen hat, dass sich die Gemütsakte zu der Idee des Wertes analog verhalten müssen wie die Urteilsakte zu der Idee des Seins. Aber die großen Schwierigkeiten, die hier liegen, hat er nicht erkannt. Muss man nun sagen, dass in den Emotiven überhaupt keine Objektivität zum Ausdruck kommt? Oder haben wir dabei Unterschiede der Fälle zu machen? Zum Beispiel wenn ich für mich allein einen Wunsch ausspreche „S möge p sein!“, was ist da ausgedrückt und was bedeutet da das Ausdrücken? Ist da s „ mög e “ da nicht g e na uso a usg e drüc kt wie da s „ ist “ im A ussa g e sa t z ? W ie ka nn ma n da s be zwe if e ln? Und steht nicht der ganze „Wunsch“ genauso vor Augen wie das „S ist p!“ im Falle der Aussage? Und im letzteren Fall
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ist das, was „vor Augen“1 steht, doch nicht das Urteilen in irgendeinem subjektiven Sinn, sondern eben „S ist p“, „Das Papier ist weiß“ etc. Und verhält es sich nicht ebenso beim Wunsch „Gott möge mir beistehen!“ „Möge das große Werk gelingen!“? Natürlich braucht 5 hier kein Gedanke an das „Ich wünsche“ zu bestehen, sowenig wie beim Aussagen an das „Ich urteile“. Man denkt einmal das „ist“, das andere Mal das „möge“. Und das „möge“ bezieht sich auf den unterliegenden so und so begrifflich gefassten Vorgang etc.
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§ 4. Der Unterschied zwischen Akt und Inhalt bei Urteilen und Gemütsakten. Die Frage der Begründung. Das Begründungsbewusstsein als von den schlichten Urteilsund Gemütsakten unterschiedenes Rechtsbewusstsein
Es ist nun aber die Frage, wie sich jetzt die Parallele weiter durchführt. Das „S ist p“ unterliegt der Frage der Wahrheit, der Begrün15 dung. Dabei habe ich auch an kein Ich zu denken. Ich be g ründe nicht da s psy chische Phä nome n. Ich bewege mich in der Sphäre der „Urteile“, ich gehe im Beweis von Satz zu Satz, ich „reflektiere“ nicht und denke nicht an meine Urteile, d. h. bewege mich genau in der Schicht, der das „S ist p!“ angehört.2 20 Wenn ich andererseits das „S möge p sein“ nehme, so kann ich das auch begründen? In welchem Sinn? Und wo vollzieht sich, in welcher Sphäre das „Begründen“? Frage der Richtigkeit des Wunsches. Da liegt nun die Schwierigkeit. Einerseits urteile ich doch, ich begreife, betrachte, drücke aus und mache Aussagen über Richtigkeit, ande25 rerseits aber bewege ich mich „betrachtend“3 in der Wunschsphäre und Gemütssphäre überhaupt und gehe den Gemütsmotivationen im
1 Spätere Randbemerkung: „Vor Augen? Das ist ein schlechter Ausdruck und doch schwer vermeidlich. Es ist zu unterscheiden: das Bewusstsein als Zuwendung zu dem in der und der Bedeutungsform bewussten Sachverhalt und das Bewusstsein vom Urteil als der Bedeutung selbst.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Einfügung: „(Das Urteil: gegenüber dem Urteilen)“. – Anm. des Hrsg. 3 „betrachtend“ später verändert in „mit Bewusstsein“; dazu spätere Randbemerkung: „Bewusstsein als Zuwendung“; dazu wiederum die folgende spätere Beilage: „Dieses Bewusstsein, diese ‚Zuwendung‘, was besagt sie? Da bedarf es größerer Deutlichkeit der Rede und näherer Beschreibung. Zuwendung ist Zugewendetsein und
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Gemüt nach. Zunächst das „Betrachten“.1 Nun das ist überall dasselbe. Es ist2 das Zugewendetsein;3 wünschend bin ich dem Wunsch, zweifelnd dem Zweifel, fragend der Frage, wollend der Handlung, dem Entschluss „zugewendet“. Das ist Be wusst se in in e ine m 5 spe zif ische n Sinn und ist be i a lle n „ Grundkla sse n “ da s g le iche. Was aber bewusst ist, das ist einmal das „S ist p“,4 das andere Mal das „möge sein“,5 das dritte Mal das „vielleicht“, das vierte Mal das „soll sein“, und dieses Bewusstsein ist vorausgesetzt für das Ausdrücken, und6 das Ausdrücken schmiegt sich diesem an. Ich kann 10 nichts7 ausdrücken, das ich nicht „vorstelle“, dessen ich nicht bewusst bin: bewusst in diesem Sinn. Es steckt in jedem Wahrnehmen,8 in jedem Phantasievorstellen,9 Erinnern, Erwarten, in jedem Voraus-
besagt ein ruhiges ‚Haben‘ der betreffenden ‚Inhalte‘. Um zum Ausdruck zu bringen, bedarf es dieses Habens: Nämlich um zum Ausdruck zu bringen, aktuell, was noch nicht ausgedrückt ist. Das weist darauf hin, dass dem ‚Haben‘ ein ‚Nicht-Haben‘ und doch in einem wiederum weiteren Sinn Bewusstsein entspricht. So kann ich urteilend ‚haben‘ das ‚S ist p!‘, dann weitergehen; das ‚S ist p‘ ist dann noch bewusst, aber nicht mehr in derselben Art ‚gehabt‘, als wenn ich, das ‚S ist p‘ vollziehend, es im Blick habe, und wieder, ich kann auf das ‚noch bewusste‘ ‚S ist P‘ zurückkommen, den Blick darauf wieder zurückwenden. Dieses Zuwenden ist dann ein Hinlenken eines Strahls (vom Ich aus) auf das ‚noch Bewusste‘, aber nicht in ruhiger Zuwendung Gehabte. Ebenso kann ich auf einen Wunsch zurückkommen, ihn ‚noch haben‘, aber nicht ihm primär zugewendet sein. Es kann sich auch ein Urteil regen oder ein Wunsch sich regen, im Hintergrund auftauchen und ich mich ihm zuwenden. Alle solche ‚Modi der Aufmerksamkeit‘ in einem weitesten Sinn, nicht nur das primäre Sich-Zuwenden und Ruhend-Bewussthaben als im Blickpunkt Stehendes, gehören zu jederlei Bewusstsein und sind allgemein zu beschreiben. Es kommt dann darauf an, dieses zu unterscheiden von dem Wahrnehmen, von setzendem Meinen usw. Nun, darüber vgl. die späteren ausführlichen Ausarbeitungen. Doppelsinn: Das Zugewendetsein als Haben eines Urteils. Das Haben des Sachverhalts. Zugewendet bin ich eigentlich dem Sachverhalt, ich kann aber auch ‚Reflexion üben‘ auf das Urteil.“ – Anm. des Hrsg. 1 „das ‚Betrachten‘“ später verändert in „Bewusstsein“. – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Einfügung: „in gewissem Sinn“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „Darinleben“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „der geurteilte Sachverhalt“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „der Wunsch“. – Anm. des Hrsg. 6 Von „und“ bis „an.“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „aktuell“; zu „aktuell ausdrücken“ spätere Randbemerkung: „= aussagen“. – Anm. des Hrsg. 8 Spätere Einfügung: „(zuwendenden Wahrnehmen)“. – Anm. des Hrsg. 9 Spätere Einfügung: „zuwendenden“. – Anm. des Hrsg.
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setzen, Folgen, in jedem Urteilen und in jedem Teil eines Urteilens und so überall; es ist der allgemeine Charakter Bewusstsein.1 Und dabei ist es ein eigener Sinn insofern, als wir ja2 Unterschiede der Aufmerksamkeit haben.3 Hat nicht N a t orp gesagt: Aller Unterschied des Bewusstseins liege nur am Inhalt. Dann hat er eben dieses Bewusstsein im Auge. Und die inne rha lb die se s Be wusst se ins lie g e nde n „ Inha lt s “ unt e rschie de sind e be n: S ist p!, S mög e p se in, S ist v e rmut lich p, S soll p se in e t c . Eben nun in der Erwägung dieser „Inhalte“ liegen die großen Probleme, die der Objektivität und Richtigkeit. Die Frage nach Wahrheit, nach Begründung der Wahrheit, nach Adäquation für Urteile, die Frage nach Recht, nach Wert und Unwert, nach Begründung des Wertes und Rechtes in den parallelen Fällen. Zunächst für Urt e ile. Ich urteile „S ist p“. Ich urteile „Das Wetter ist heute trüb geworden“; ich sage das, ohne hinauszusehen. Jetzt sehe ich hinaus, betrachte den wolkigen Himmel und sage wieder „Das Wetter ist trüb geworden“, während zugleich eine klare Erinnerung an das vorangegangene heitere Wetter in mir lebendig ist. Es gibt Unt e rschie de „ de sse lbe n Urt e ils “ (als Inhalts im obigen Sinn)4. Ich habe im einen wie im anderen Fall das Bewusstsein5 „Das Wetter ist trüb geworden“. Solche Unterschiede sind nun zu studieren. Die Urteile6 ruhen in verschiedener Weise auf Vorstellungen7 und sind einmal in eigentlicher Weise, Schritt für Schritt, explizit vollzogen, das andere Mal nur ganz vage. Und es gibt dann so etwas wie Einheit des Bewusstseins, einen Übergang von dem „unvollkommenen“ zum „vollkommenen“ Urteil,8 und dabei das Eigentümliche: Es ist wirklich so, das Bewusstsein der Bestätigung. Es bestätigt sich „das Urteil“. Und was ist das? 1
Spätere Einfügung: „ (Zugewendetsein)“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „noch“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Bemerkung: „(Aber doch nicht das gegenständlich Gerichtetsein!)“ und spätere Randbemerkung: „Ausgeschlossen aber ist das Hintergrundbewusstsein ‚ohne Zuwendung‘. Das ist dann das Unbewusste.“ – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „d. h. der Weise, wie dieser selbe ‚Inhalt‘, dieses selbe Urteil bewusst ist.“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „von“. – Anm. des Hrsg. 6 „Urteile“ später verändert in „Urteilsakte“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „(Akten)“. – Anm. des Hrsg. 8 „Urteil“ später verändert in „Urteilen“. – Anm. des Hrsg. 2
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Die1 Meinung bestätigt sich: Was ist das, die Meinung? Nun, ich habe in verschiedener Weise das Bewusstsein von diesem „Inhalt“ „S ist p“, „Das Wetter ist trübe“. Die Weise des vagen Urteilens, des vagen Habens nicht des Urteils im Sinne jenes Inhalts, sondern 5 des Sachverhalts, die Weise des anschaulich klaren und explizierten Urteilens. Das erstere Urteilen ist die Meinung als Doxa in Relation zu der anderen Weise, welche Gegebenheit mit sich bringt. 1 Von „Die“ bis „zum Gegenstand-worüber wird.“ (S. 259, Z. 18) später gestrichen und durch folgenden Text ersetzt: „Die ‚Meinung bestätigt sich‘, und was ist das die ‚Meinung‘? Nun, die Doxa. Ich habe immerfort Bewusstsein von demselben ‚Inhalt‘, immerfort das Bewusstsein ‚S ist p‘. Ich habe, fälle immerfort dasselbe Urteil, ich habe aber von ihm, von diesem Inhalt, eine verschiedene Weise des Bewusstseins: einmal die Weise des vagen Urteilens, das andere Mal die des deutlichen, einmal die des verworrenen, das andere Mal die des klaren und ‚evidenten‘. Im letzteren Fall hat das Urteilen den Charakter des Gegebenheitsbewusstseins; ich meine nicht nur (ich glaube, urteile nicht nur), es sei S p, sondern es ist mir, dass es so ist, auch gegeben. Aber was ist dann da gegeben? Doch nicht das Urteil. Immerfort ist das Bewusstsein, mag ich eine bloße Doxa haben oder Einsicht, mag ich verworren oder deutlich urteilen, dunkel oder klar, Bewusstsein davon: S ist p! Und dieses Was, das Urteil (im gewöhnlichen, nicht psychologischen Sinn), wie es das Bewusste ist, kann ich jederzeit zum Gegenstand-worüber machen und insofern mir seine Identität zur Gegebenheit bringen, als ich sage ‚S ist p!‘. Das ist es, was ich immerfort meine, das ist mein Urteil, das ist meine Meinung (Meinung jetzt nicht als Meinen, Glauben, Urteilen). Also wenn ich vom einsichtigen Urteilen sage, es sei mir, dass S p sei, nun gegeben, im uneinsichtigen nicht gegeben, s o is t d a s G e g e b e n e o d e r N i c h t g e g e b e n e n i c h t d a s U r t e il. Vielmehr heißt da „gegeben“ der Sachverhalt. Das Urteilen ist Meinen, Glauben oder Setzen, es sei S p; das Urteil ist das Gesetzte als solches, eben S ist p! Der Sachverhalt ist das in der einsichtigen Setzung ‚Gegebene‘ Randbemerkung „in der einsichtigen Setzung gegeben“: im vollen Phänomen der einsehenden Setzung, der Setzung mit Einsicht, in der anschaulichen Setzung ‚Angeschaute‘, in der verworrenen Setzung verworren Gemeinte etc. Sprechen wir von demselben Urteil, so ist dieses Selbe in verschiedener Weise bewusst, und jedes solche Bewusstsein ist mit jedem einig darin, dass es Bewusstsein von demselben Urteil ist. Das Urteilen hat aber nicht nur als Inhalt dieses Was: das Urteil. Es ‚hat‘ auch, wenn es wahr ist, seinen ‚Sachverhalt‘, und von diesem kann gesagt werden, dass ihn das Urteil vermeint (und korrelativ das Urteilen für wahr hält), dass ihn die Anschauung anschaut etc. und allgemein hypothetisch, dass er, wenn er ist, das ist, was in verschiedenen Urteilsakten in verschiedener Weise, aber bei gleichem Urteilsinhalt (Sinn, Urteil) zum Bewusstsein kommt, einmal wirklich, das andere Mal sei es nur auf ihn abgezielt. Aber das Zum-Bewusstsein-Kommen und in verschiedener Weise Zum-Bewusstsein-Kommen desselben Urteils und desselben Sachverhalts ist genau besehen eine doppelsinnige Rede. (Im einen Fall können wir wirklich dasselbe vorfinden in verschiedener Weise, nämlich dasselbe Urteil und doch verschiedene Urteilsweisen.) Nicht das Urteil, sondern der Sachverhalt kommt eventuell zu besserer, das andere Mal zu schlechterer Gegebenheit und das dritte Mal zu gar keiner.
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Das Urteilen oder Urteil im phansischen Sinn ist also hier dasjenige, was solche Unterschiede zeigt. Dasjenige, das vage und klare Urteilen, ist eins dadurch, dass es „dasselbe“ urteilt. Das Urteilen selbst und sein Was haben wir zu unterscheiden; wir haben den 5 Doppelsinn: „dasselbe Urteil“ im Sinne irgendeines Bewusstseins desselben Was etc. (auch „Urteilen“) und Urteil als das Was des Urteilens.1 Und dieses Was kommt einmal zur besseren Gegebenheit, das andere Mal zu schlechterer, das eine Mal überhaupt gar nicht zur Gegebenheit, das andere Mal in mehr oder minder unvollkommener 10 Weise. Nun ist wieder die Frage: Wie stelle ich da dieses Was zum Urteil als gebenden Bewusstsein2 in Beziehung und andererseits zum nichtgebenden? Ist das gebende Urteil eins und das in ihm Gegebene ein anderes? Nebeneinander liegen habe ich hier nicht zwei Sachen. Aber 15 das Gegebenheitsbewusstsein, das gebende Urteil ist ein verschiedenes, eventuell habe ich ein Wahrnehmungsurteil oder eine Kontinuität des Wahrnehmens, während immer wieder dasselbe Urteil darauf Um all das zu sehen, müssen wir verschiedene Einstellungen annehmen. Es ist etwas anderes, einfach zu urteilen, einfach das Bewusstsein zu haben ‚S ist p!‘, ‚Das Wetter ist trüb geworden‘ und ein anderes Mal den Blick zu richten auf die Weise der Vagheit oder Deutlichkeit des Urteils und auf die Weise, wie der Sachverhalt gegeben oder nicht gegeben ist etc., und vielleicht sind hier noch andere Unterscheidungen zu machen. Wie kommt es, dass wir, sehr verschiedene Urteilserlebnisse vollziehend, doch sagen, sie seien alle ein Urteilen, in dem dasselbe Urteil bewusst sei? Immerfort urteilen wir dasselbe, immerfort sei uns dasselbe bewusst: S ist p! Darauf kann nur gesagt werden, alle diese Urteilserlebnisse fügen sich in eine Einheit des Bewusstseins, im Übergang von dem einen zu dem anderen würden wir Einheitsbewusstsein haben. So sagen wir auch: 10 Personen machen dieselbe Wahrnehmung, oder ich mache wiederholt dieselbe Wahrnehmung, nämlich die Wahrnehmung von demselben Vorgang, wenn sie sehr verschiedene Wahrnehmungsakte und Erscheinungen haben, aber mit denselben dasselbe gewahren. Natürlich urteilend haben wir in einem anderen Sinn immer wieder ein anderes Bewusstsein und „Bewusstsein von einem anderen“, auch wenn wir immerfort urteilen ‚S ist p!‘. Aber dieses Bewusstsein ist Erlebnis. Jetzt handelt es sich aber um das Bewusstsein, in dem derselbe „Sachverhalt“ zur Setzung kommt, dieselbe Sachverhaltsgemeintheit.“ – Anm. des Hrsg. 1 Nota bene, es ist wohl Inhalt im vorigen Sinn: S ist p, S möge p sein, also in der Tat der Sachverhalt. Jetzt tritt aber hervor, dass dieser Inhalt Inhalt eines ‚Urteils‘, eines „Wunsches“ ist, der selbst zum Gegenstand gemacht werden kann. Es ist also im Text der vorhin angeführte Begriff von Bewusstsein nicht richtig gefasst. 2 „Bewusstsein“ später verändert in „Akt“. – Anm. des Hrsg.
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gebaut wird und werden kann, und so ist das gebende Urteil in der Tat eins und das Gegebene ein anderes. Und doch ist das Gegebene eben wesentlich im Urteil als gebendem gegeben. Und dabei haben wir ein neues Betrachten und Urteilen, das anders eingestellt ist als das ursprüngliche Urteilen. Ich urteile schlechthin „Das Wetter ist wieder trübe geworden“. Das ist „bewusst“. Es stellt sich heraus, dass es etwas anderes ist, auf dieses Urteil in seiner Vagheit oder relativen Klarheit „hinzusehen“, nämlich es zum Objekt zu machen, und das Urteil einfach zu haben („vollziehen“1)2. Und wieder ist es etwas anderes, von Urteil zu Urteil überzugehen und „dasselbe“, denselben Urteilsinhalt in höherer Gegebenheitsform zu haben, in besser gebendem Urteil, also die größere Klarheit zu erleben und den Urteilsinhalt zum Objekt eines Betrachtens in neuem Sinn zu machen, nämlich zum Gegenstandworüber, und zwar zu solchem in einem neuen Urteil, das es in Beziehung setzt zu dem Urteil, in dem es gedacht und gegeben ist, wobei das Urteil selbst als Akt (oder die sich unterscheidenden Urteilsakte, die denselben Urteilsinhalt haben) zum Gegenstand-worüber wird. Wie3 ist es nun bei Gemütsinhalten und – akten? Zunächst: So wie „S ist p“ bewusst ist als „Inhalt“, so ist „S möge p sein“ bewusst. Also „Inhalt“ ist das eine wie das andere. Das, was da Inhalt ist, ist nicht das Urteil, der Wunsch (im Sinn phansischer Einheiten).4 Im Grunde liegt schon hier eine Schwierigkeit. Überlegen wir: Ich sage aus „Dieses Papier ist weiß“. Dann gehört zu dem, was ich da „ be wusst “ habe, doch auch die Wahrnehmungserscheinung, so wie sie jetzt ist und daraufhin das „Dieses Papier ist weiß“. Und sage ich aus „Mein Lodenanzug ist braun“ (aufgrund einer Vergegenwärtigung), so steht mir der braune Lodenanzug in der bestimmten Erscheinungsweise, und zwar in Vergegenwärtigung vor Augen und daraufhin das „Mein Lodenanzug ist braun“. Sage ich „Mein Zeissfernrohr hat eine starke Plastik, so schwebt mir vielleicht nur das schwarze Futteral vor und im Augenblick daran irgendwie ‚gebunden‘ dieses Ganze, „mein Zeissfernrohr etc.“ Also wird man sagen, alle Unterschiedenheiten 1
Spätere Ergänzung: „noch festhalten etc.“ – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „(einfach im Zeitbewusstsein, im absoluten Bewusstsein)“. – Anm. des Hrsg. 3 Von „Wie“ bis „zunächst“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 4 Nicht das Urteilen, das spezifisch Identische etc. 2
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der Anschaulichkeit, ob Anschauung zugrunde liegt und wie das Urteil darauf bezogen, daran gebunden oder erkennend und gliedernd darüber gegründet ist, a ll da s g e hört zum Inha lt. Und dann sind diese Inhalte offenbar wie die Anschauung, die eventuell zugrunde liegt, etwas ze it lich Ge de hnt e s. Ich sage langsam „2 · 2 = 4“ und dann wieder schnell. Dann habe ich ein länger Gedehntes, ein kurz Gedehntes, eventuell etwas flüchtig Hinhuschendes. Das ist der Inhalt in dem einen Sinn. Nun müssen wir aber bedenken, dass Inhalt in diesem Sinn nicht Gemeintes ist. Wenn wir eine Wahrnehmung „vollziehen“, ein Haus, dieses Papier etc. wahrnehmen, so ist dabei der Inhalt im vorigen Sinn das „Phänomen“, das Papier stellt sich gerade von der Seite, in der Lage und in der ihr entsprechenden Abschattung dar, bestimmt durch meinen Standpunkt in Bezug auf sie etc. Aber es ist etwas anderes, der „Erscheinung“ und der Wahrnehmung überhaupt zugewendet zu sein und andererseits wahrnehmend eben dem Haus zugewendet zu sein. Wa hrne hme n, das Wort im normalen Sinn, heißt dem Haus zugewendet zu sein. Ebenso urt e ile n „Das Haus ist ein Ziegelbau“ heißt eben dem zugewendet zu sein: dem Haus und seinem AusZiegeln-Sein, genauso wie es im Urteil eben gemeint ist.1 Ist das Urteil ein anschauliches, so bin ich dabei dem wahrgenommenen oder erinnerten Haus zugewendet, das heißt, ich habe die betreffenden Erscheinungen, aber „ me ine “ sie nicht = „ se he nicht a uf sie hin “, sondern auf den Gegenstand. Und derselbe Unterschied für das Urteil selbst, für das auf die Anschauung bezogene Urteil. Und wieder eben dieser Unterschied beim Wünschen bzw. Wunsch, bei der Frage etc. Ich ha be a lso e in F ra g e n, e in Wünsche n a ls „ A kt “ , a ls e inhe it liche s, „ ze it lich “ e x t e ndie rt e s Phä nome n. Und andererseits bin ich im Fragen, im Wünschen etc. nicht „ gerichtet “ a uf das zeitlich extendierte Phänomen, also eben auf das, was hier Fragen, Wünschen etc. heißt. A be r wora uf bin ich da „ g e richte t “?
1 Spätere Randbemerkung: „Dieses Zugewendetsein (‚Meinen‘) ist nicht etwa Meinen im Sinn von setzend Glauben. Auch in der Phantasiebetrachtung bin ich zugewendet, aber ich setze nicht glaubend. Es ist eben Aufmerksamkeit.“ – Anm. des Hrsg.
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„Möge das Wetter doch wieder schön werden!“ „Möge mein Werk gelingen!“ Also gerichtet bin ich auf Wetter, schönes Wetter, auf Gelingen des Werkes etc.; falls Anschauungen lebendig sind auf das „Angeschaute“ und ebenso bezüglich der prädikativ-begrifflichen Vorstellungen, die darauf gegründet sind; und in höherer Schicht das „möge“, das übrigens nichts Selbstständiges ist. Das Wünsche n, und zwar konkret genommen das Phänomen „Möge das Wetter bald wieder schön werden“, ha t se ine Ze it g e st a lt , nicht a be r da s Wa s de s Wünsche ns, de r Wunsch. Zwar kann ich sagen, ich habe jetzt den Wunsch. Und nachher kann ich sagen, der Wunsch hatte seine Zeit, ich habe ihn aufgegeben etc. Aber das heißt: Ich habe jetzt ein Bewusstsein des Inhalts „Möge S p sein“, und damit ist für die Reflexion gesagt, ich habe ein Wünschen, ebenso wie „Ich urteile“ heißt, ich habe ein Bewusstsein des Inhalts „S ist p“. Und wie das Urteil als Phänomen Zeitgestalt hat, aber nicht das Urteil im Sinne des Geurteilten, so hat das Wünschen als Phänomen Zeitgestalt, nicht aber der Wunsch als Inhalt des Wünschens. Ebenso einerseits das Fragen und andererseits die Frage: „Wie wird sich das Rätsel lösen?“ Und das ist der Inhalt im zweiten Sinn. Dieser ist das Ausgedrückte, das Bedeutete oder ontisch die Bedeutung der Frageaussage, der Wunschaussage (des grammatischen Wunschsatzes etc.). Nun kommen aber weitere Unterschiede und Schwierigkeiten. 1) Also zunächst a kt ue lle s Urteil, aktueller Wunsch etc. und sein ausdrücklicher Inhalt: das aktuelle Urteil (als Inhalt), der aktuelle Wunsch als Inhalt etc. und andererseits das ina kt ue lle. Die Aktualität des ausdrücklichen Urteils, Wunsches, der ausdrücklichen Frage etc. habe ich mit dem Charakter des belief in eins1 zu setzen versucht.2 2) Ferner, je de m a usdrückliche n „ Emot iv “ e nt spricht e ine „ g le ichwe rt ig e “ A ussa g e: „Dass S p ist, ist erwünscht, ist fraglich, ist vermutlich (zu vermuten)“ etc.; und subjektiviert: „Ich wünsche das“ etc. Die Rede von „Äquivalenz“ weist auf eine Rechtsprechung hin. Und von der war noch nicht die Rede. Wenn das Urteil (das nicht1
Spätere Einfügung: „und in Beziehung“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „Nämlich in der objektivierenden Sphäre bezeichnet belief neben Anmutung etc. einen Aktualitätsmodus und parallele Modi gibt es in der Gemütssphäre. Die Inaktualität bezeichnet das bloß ‚Gedankenhafte‘.“ – Anm. des Hrsg. 2
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subjektivierte) richtig ist, so ist das Emotiv als solches „richtig“ (in seiner Weise) und umgekehrt.1 Wenn das subjektivierte Urteil richtig ist, so „habe“ ich den Wunsch, und wenn ich den Wunsch habe (das Wunscherlebnis erlebe), so ist das Urteil richtig. Wichtiger ist die erstere Rechtsprechung. Ein2 Urt e il e rle be n, da s Be wusst se in „ S ist p “ ha be n, ist nicht a n e in R e cht de nke n, a uf Wa hrhe it g e richt e t se in.3 A uf Wa hrhe it g e richt e t , da s heißt nicht bloß einfach urt eilen, sondern eine Frage, Wunsch, Wille nsint e nt ion a uf Be g ründung ha be n, eben dieses Urteils. In dieser Hinsicht kommt Ma rt ys Ausführung zu ihrem Recht, obschon sie nicht korrekt genug ist. In der Urteilssphäre sind wir in viel größerem Umfang auf Recht, d. i. hier auf Wahrheit gerichtet.4 Wir urteilen nicht bloß, wir halten auch für wahr, oder wir sind für Wahrheit interessiert. Urteilen ist nicht im eigentlichen Sinn für wahr, für seiend halten: wenn seiend eben ontisch wahr heißt. Das Bewusstsein „S ist p“ haben, ist nicht das Bewusstsein des Seins im Sinne der Wahrheit haben, des Bestandes des Sachverhalts. Ebenso wie das so genannte Wahrnehmungsbewusstsein haben, das Bewusstsein des Gegenstands, nicht so viel ist wie das Bewusstsein vom Sein des Gegenstands haben im eigentlichen Sinn, nämlich überzeugt sein oder dessen gewiss sein, dass der Gegenstand „in Wahrheit ist“. Ebe nso im Ge müt sg e bie t . Es ist zweierlei: fragen und auf das Recht der Frage gerichtet sein, es erwägen, das Interesse irgendwie darauf gelenkt haben. Im schlichten Fragen liegt gar nichts davon vor. „Wo treffen wir uns heute?“ (Bühle rs Beispiel) Genauer: „Treffen wir uns heute?“ Und wenn wir uns treffen, an welchem Ort soll es sein, das heißt, für welchen sollen wir eine Wahl treffen? Hier wird man an ein Recht ebenso wenig denken wie im Fall des gemeinen Wahrnehmungsurteils: Die Suppe ist brühheiß. Mich juckt’s, ich fühle Kopfschmerz etc. Aber die Rechtsfrage kann gestellt werden: und beantwortet in der Ausweisung. Auch im „evidenten“ Urteil (wenn wir darunter das rein intuitive Sehen verstehen) ist kein Rechts1
Spätere Einfügung: „Andererseits“. – Anm. des Hrsg. Zum Text von „Ein Urteil“ bis „interessiert.“ spätere Randbemerkung: „Nota bene“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „(Fürwahrhalten)“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „(‚theoretisches‘ Denken)“. – Anm. des Hrsg. 2
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bewusstsein vorhanden.1 Erst wo Begründung statthat, ist davon die Rede: Also das Begründungsbewusstsein ist das Rechtsbewusstsein.2
§ 5. Neuer Anfang und neues Thema: Verschiedene Begriffe von Erkennen. Erkennen und Ausdrücken3 I. 1) Ich sehe einen Gegenstand, es ist „Malvine“, sie tritt ins Zimmer. Oder ich erkenne sie, ohne dass ein Wort dabei, der Eigenname, eine Rolle spielt. Das ist das „wortlose Erkennen“ eines individuellen Gegenstands. 2) Ich sehe einen „fremden“ Gegenstand, aber ich fasse es als Ding 10 auf. Erkenne ich es da nicht auch? Nach Raumgestalt, Farbe etc. Die bestimmte Farbe mag mir fremd sein; ich erkenne aber Farbe, die bestimmte Gestalt ist Gestalt, die bestimmte Gestalt in dieser Färbung; es ist gefärbte Gestalt, und das ist etwas „Bekanntes“ usw. Ich erfasse eine Melodie: Diese ist mir neu. Aber es ist eine Melodie. 15 St e ckt nicht in a lle m A uf f a sse n e in Erke nne n? A nde re rse it s, wie ka nn ich e t wa s e rke nne n, ohne e s schon g e g e nst ä ndlich zu e rf a sse n?4 Erkennen ist Erkennen des Gegenstands als Hans, als rot, als ein Mensch, als ein Ton oder eine Melodie etc. 20 ad 1) Ich erkenne den Gegenstand: den individuellen; es ist Malvine (wortlos). Der Gegenstand ist erfasst und ist zugleich wiedererinnert in mehr oder minder unbestimmter Weise. Das ist, die Wahrnehmung hat5 einen Hof der Erinnerung6, und das Wahrgenommene ist Einheit der Wahrnehmung und der Erinnerung7. 5
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Spätere Einfügung: „als gerichtet sein auf das Recht“. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „(Nicht weiter ausgeführt)“. – Anm. des Hrsg. 3 Der Titel spätere Hinzufügung. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Vgl. S. 271 den unendlichen Regress, in den wir kämen, wenn wir alles Auffassen als Erkennen ansehen wollten.“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „ hier“. – Anm. des Hrsg. 6 „Erinnerung“ später verändert in „Wiedererinnerung“; dazu die Randbemerkung: „(Nicht frische Erinnerung, die hat auch das fremde Objekt)“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „und einer offenen Mehrheit von Erinnerungen. (Aber im Erkennen habe ich ein ‚Es ist Malvine‘.)“ – Anm. des Hrsg. 2
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ad 2) Ich erfasse den Gegenstand als Raumding, als das bestimmte. Ohne Wiedererinnerung. Er ist nicht „derselbe, von früher her bekannte“ Gegenstand. Habe ich da „Begriffe“ Raumding, Farbe etc.? Natürlich nicht. Nennt man das Erkennen, nun dann ist das Auffassen Erkennen, das Wahrnehmen Erkennen etc. Was das ist, das wird durch die Wahrnehmungsanalyse herausgestellt. In diesem Sinn ist jedes Wahrnehmen, auch das Herausheben eines nichtdinglichen Empfindungsinhalts, z. B. eines Tones, auch ein Erkennen. Nichts ist in diesem Sinn wahrgenommen, was nicht erkannt ist, weil Wahrnehmen eben nur ein anderer Ausdruck ist für1 „Erkennen“, und zwar wahrnehmendes Auffassen und Meinen. Et wa s a nde re s ist a be r da s Erke nne n a ls Ide nt if izie re n de s Wa hrg e nomme ne n mit e ine m Erinne rt e n.2 Fe rne r da s Ide nt if izie re n de s Wa hrg e nomme ne n a ls de s da s Me rkma l R ot Ha be nde n, d. h. die Auffassung des Gegenstands als „rot seiend“. Hier ist wieder von „Auffassen“ die Rede, aber es ist ein kategorialer Akt, der eben G als α seiend erfasst. Ich kann auch auf das Rot achten, nicht als das Rot dieses Gegenstands, als das Rot dieses Flächenstückes der Oberfläche des Gegenstands, und dann wieder auf jenes Rotstück als ein anderes, sondern so, dass ich auf den Inhalt achte, der im Übergang von Stück zu Stück einer ist und ohne Identifizierung einer ist.3 Dann „nehme ich“ das allgemeine Rot „wahr“, das heißt, nicht „ein überhaupt“, sondern eben Rot. Das Einheitsbewusstsein ist ein Erfassen eines Gegenstands, und sagt man, er ist immerfort als derselbe erkannt, so ist wieder das Wort Erkennen gebraucht für das Einheitsbewusstein selbst, das den Gegenstand gibt. Und es ist etwas total anderes, wenn man die Rotmomente erst erfasst hat und sie dann als rot, als Einzelfall davon „erkennt“. Hier ist das Erkennen wieder ein kategorialer Akt.
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Spätere Einfügung: „dieses“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „als ein Identifizieren des Wahrgenommenen als des Identischen der offenen Sphäre der Wiedererinnerung, W sein Erkennen als das Bekannte, als Malvine. Es ist Malvine. Der Eigenname nennt die identisch Bekannte. Malvine! Beim Erkennen ‚Es ist Malvine‘ haben wir keinen Subjektb e g r if f.“ – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Gehe ich rein auf das Rot inhaltlich gerichtet von Rot zu Rot über, so erkenne ich es als dasselbe und dann jedes gesondert als ein Rot und dann ein G: das Subjekt, das rot ist als rot seiend.“ – Anm. des Hrsg. 2
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De r spe zif ische Be g rif f v on Erke nne n ist de rje nig e , de r a n da s Urt e il sich a nschlie ßt und ein Urteilssubjekt als durch einen Prädikatbegriff als erkannt bezeichnet.1 Am Ende wäre es am besten, das Wort „Erkennen“ vorläufig auszuschalten. II. Erke nne n ha t nicht s zu t un - zunä chst - mit A usdrücke n. Ge hört a be r a nde re rse it s nicht zu je de m A usdrücke n e in Erke nne n? Ich sage aus: „Dieses Papier ist weiß.“ Erkenne ich nicht das Papier als Papier, weiß als weiß? Erkenne ich nicht das Sein als Sein? Und wenn ich aussage, es sei nicht grün, erkenne ich das „nicht“ nicht als „nicht“? Aber was soll das heißen? Man muss hier sorgsam unterscheiden: Wir haben 1) das pure Wortlautphänomen, das offenbar bei gleichem „Wort“, bei gleichem „Ausdruck“ ein verschiedenes sein kann und offenbar auch ohne „bedeutungsgebenden“ Akt, ohne sinngebendes Meinen möglich wäre, sowohl was die einzelnen Phänomene anlangt als auch die Einheit (bald akustisch, bald motorisch und visuell, bald all das zusammen). 2) Wir haben das Be de ut e n, da s Me ine n, da s de n A usdruck zum A usdruck ma cht, und dieses in seiner eigentümlichen Einheit mit dem Wortlautphänomen. Das sinngebende Meinen kann wieder sehr verschieden aussehen, während wir von demselben Ausdruck im selben Sinn sprechen, und es ist wieder denkbar, dass es als freies Meinen, frei von dem Wortlautphänomen bestände. Es ist ferner klar, dass nicht jedes beliebige Wortlautphänomen sich mit jedem beliebigen Meinen vereint und vereinen kann. Zwar: Das Wort, das für mich das bedeutet, kann für einen anderen etwas anderes bedeuten, und Worten kann man willkürliche Bedeutung geben usw. Das Wortbedeuten ist etwas Zufälliges, eventuell sogar Konventionelles. Indessen, das ist psychologisch und nicht phänomenologisch gesprochen. Phänomenologisch hat das Wortlautphänomen „Löwe“ Beseelung durch ein gewisses Bedeuten, es bedeutet Löwe und nicht das Bedeuten „Tisch“, und ich kann nicht beliebig das Tisch-Bedeuten zum Löwen-Bedeuten machen, nämlich den betreffenden Wortlautphänomenen beliebig anhängen. Die Worte sind nicht Kleiderhaken, an die man beliebige Kleider hängen kann. Es sind nicht getrennte und dann bloß zusammengebundene Phäno1
Spätere Einfügung: „Auch der Eigenname ist Prädikatsname.“ – Anm. des Hrsg.
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mene. Indem der Wortlaut die und die Bedeutung hat, „gehört sie zu ihm“, pa sst sie . Da s wird ma n wohl nicht a ls Erke nne n be z e ichne n. In jedem Ausdrücken natürlich finden wir das vor, in jedem passen Wortlautphänomen und se in Bedeuten zusammen.
§ 6. Probleme des Verhältnisses zwischen sinnvollem Ausdruck und Anwendung des Ausdrucks bzw. zwischen Ausdruck und Bedeutung. Was ist das, Bedeutung, und worin liegt sie?1
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Nun liegen aber die Schwierigkeiten aufseiten des Bedeutens, wobei wieder die Frage ist, ob in de n ma nnig f a che n Ge bra uchswe ise n de s A usdrucks, in de ne n e r imme r a ls g le ichsinnig f ung ie rt , e in sinng e be nde r A kt a ls Be de ut ung st rä g e r durchg e he nd f ung ie rt , und die se r nun mit a nde re n A kt e n in V e rbindung t re t e n und da durch A nwe ndung de s A usdrucks e rmög liche n muss.2 Deutlicher gesprochen: Das Wortlautphänomen fungiert „sinnvoll“, und der Ausdruck bezieht sich auf eine Sachlichkeit dadurch natürlich, dass in passender Weise Wortlautphänomene mit den betreffenden Sachlichkeitsphänomenen verbunden sind. Diese Phänomene sind aber sehr verschieden und verschieden bei gleichem Ausdruck. Wir sagen zum Beispiel, einmal sei der ausgedrückte (bedeutete) Sachverhalt anschaulich vorgestellt, das andere Mal unanschaulich (partiell anschaulich, voll anschaulich, ganz unanschaulich). a)3 Gehört nun in allen Fällen zum Ausdruck als solchen (also dem Wortlautphänomen) ein und dasselbe „Bedeuten“, etwa so, dass dieses Bedeuten im Fall des leeren Gebrauchs des Wortes allein da ist, während im Fall der „Anwendung des Ausdrucks auf anschaulich Vorgestelltes“ sich mit diesem selben Bedeuten (das den leeren Ausdruck ausmacht) noch ein sich mit ihm zusammenpassendes Anschauen verbindet? Und liegt hier das Erkennen, nämlich findet ein
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Der Titel ist spätere Hinzufügung. – Anm. des Hrsg. Spätere Bemerkung: „Hier ist von Anwendung auf anschaulich Vorgestelltes die Rede.“ – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „erste Möglichkeit“. – Anm. des Hrsg. 2
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Ausdruck auf gegebene Gegenständlichkeit (konstituiert in einem „anschaulichen Vorstellen“) dadurch „Anwendung“, dass diese mittels des zum Ausdruck gehörenden Bedeutens „erkannt“ und so „unter“ die Bedeutung gebracht wird?1 b)2 Oder liegt nichts dergleichen vor? Das heißt, die andere Möglichkeit ist die, dass die bedeutungsgebenden Akte verschiedene Modi haben (Modi der Anschaulichkeit und Unanschaulichkeit), aber ein gemeinsames Wesen, ein gemeinsames Was. Sie meinen dasselbe, sie haben „denselben Sinn“, und dieses Gemeinsame, das nichts Konkretes ist, genügt, um Einheit mit dem Ausdruck selbst (dem Wortlautphänomen) herzustellen. Ich habe eine schlichte Anschauung und vollziehe aufgrund dieser schlichten die und die synthetischen Funktionen, ich fasse auf „dies“ als ein „Haus“ und so dieses Haus, an dem so aufgefassten das Rot als Rot, und überhaupt „Dieses Haus ist rot“.3 Dem schmiegt sich der Ausdruck an. In gleicher Weise kann ich ein mehr oder minder leeres „Vorstellen“ haben, das dem Sinn nach dasselbe vorstellt, denselben Sachverhalt in derselben Weise der Meinung. Und dann auch ein leeres Ausdrücken. Und geht das leere Ausdrücken, leere Reden ins volle über, so decken sie sich; aber es ist nicht4 im Fall der vollen Anschaulichkeit und Eigentlichkeit5 eine Deckung da, ein leeres über dem vollen etc. Es ist immer ein schlichtes Passen des Ausdrucks zum Ausgedrückten; der Ausdruck gehört zum Ausgedrückten, mag es nun leer gedacht sein oder in eigentlicher und mehr oder minder expliziter Weise angeschaut, gegeben, quasi-gegeben sein. (Die „Hinweistendenzen“ dieses Gehörens darf man nicht verwechseln mit dem leeren Bewusstsein von dem Ausgedrückten.)6 1
Spätere Bemerkung: „(Das sind aber sehr bedenkliche Reden.)“ – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „zweite Möglichkeit“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „Das alles eventuell schon vor dem Ausdruck“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „von vornherein“. – Anm. des Hrsg. 5 „im Fall der vollen Anschaulichkeit und Eigentlichkeit“ später verändert in „wo der Audruck in der vollen Anschaulichkeit und Eigentlichkeit fungiert“. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Randbemerkung: „Bisher war von Ausdruck in Beziehung auf Anschauung die Rede. Aber kann direkt nur anschaulich Gegebenes oder unanschaulich Vorgestelltes ausdrücklich gefasst sein? Wünsche z. B. müssen erst vorgestellt sein etc.?“ – Anm. des Hrsg. 2
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Aber nun1 ist die F ra g e , ob sic h e in A usdrücke n mit je de m Be wusst se in so e ine n ka nn, da ss die se s a ls Be de ut e n f ung ie rt, also die Frage meiner Logischen Untersuchungen. Ich sagte dort: Fordert das Ausdrücken „objektivierende“ Akte, können nur objektivierende als bedeutungsgebende fungieren oder alle Akte überhaupt? Aber noch weitergehend: Ich dachte dort objektivierende Akte als einheitliche Klasse, welche Anschauungen im schlichten Sinn (Wahrnehmungen, Erinnerungen etc.), aber zugleich kategoriale Akte zusammenfasst. Ist a be r da s A usdrücke n nicht g e bunde n a n „ De nka kt e “ , die sich a uf A nscha uung e n g ründe n könne n, a be r v on A nscha uung e n unt e rschie de n sind?2 Ist nic ht sc hon de r Eig e nna me Trä g e r e ine r De nkv orst e llung , e ine s be g re if e nde n A kt e s und so je de r be de ut ung sg e be nde A kt e in „ De nke n “ , e in „ Be g re if e n “ ? Der Einheit des Ausdrucks im Aussagesatz entspricht eine Einheit des Begreifens, und jedem Wort, soweit es wirklich mitbedeutend ist, entspricht ein Stück oder Moment an diesem Begreifen. Daher die Möglichkeit und Notwendigkeit des Bolzano’schen Begriffs „Vorstellung an sich“. Ein anschauliches Vorstellen, derart wie es das Wortlautphänomen ist, kann ein anderes Vorstellen anregen, ein Vorgestelltes, ein Gesehenes oder Phantasiertes kann mich an anderes „erinnern“; soll aber das Vorgestellte als Wort fungieren, dann ist mit ihm nicht nur etwas Individuelles angeschaut, woran erinnert ist, sondern es ist mit ihm etwas gedacht, begriffen in einem weitesten Sinn. Danach müsste man sagen (die Richtigkeit dieser Auffassung vorausgesetzt), dass schlichte Anschauungen, schlichte Vorstellungen überhaupt als bedeutungsgebende Akte nicht fungieren können. Oder: Bedeuten ist nicht bloß schlichtes Anschauen3 es ist eine höhere Aktschicht insofern, als Bedeuten (sei es immer oder oft, was schwierig zu entscheiden ist) in schlichtem Vorstellen fundiert ist.
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„nun“ später verändert in „dann“. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Das führt wieder auf a) zurück.“ – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „oder Vorstellen“. – Anm. des Hrsg.
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§ 7. Die Eigenbedeutung als Eigenbegriff
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De r Ha upt st re it punkt lie g t da be i de n Eig e nna me n. Sind die Bedeutungsvorstellungen der Eigennamen schlichte Vorstellungen, oder haben wir eigene „begriffliche Vorstellungen“ hier anzunehmen? Warum soll nicht das Einheitsbewusstsein einer schlichten Anschauung als Bedeutungsbewusstsein für einen Eigennamen fungieren können? Und fungiert der Eigenname leer, nun, dann tritt an Stelle der Anschauung eine schlichte Leervorstellung. Natürlich macht eine schlichte Vorstellung noch keinen Urteilsgedanken, sowenig wie ein Eigenname einen Satz. Aber die schlichte Vorstellung kann verwoben werden in die Einheit eines Urteils, und dem kann der Ausdruck folgen. Ist es nicht gekünstelt und phänomenologisch gar nicht zu belegen, dass es als bedeutungsgebende Akte eine eigene Sorte von Denkakten geben soll? Was kann hierauf aber geantwortet werden?1 Ich meine Folgendes: Auf die Bekanntheit, was am Nächsten liegt, darf man nicht rekurrieren, als ob das Bekanntsein hier die begriffliche Fassung sei. Das Genannte ist freilich, wo der Name in eigentlicher Weise fungiert, ein Bekanntes. Hans ist die wohlbekannte Person, mein lieber Freund, ebenso wie Rot die bekannte Farbe ist. Aber im Zimmer herumblickend und schlicht sehend finde ich lauter Bekanntheiten vor, aber das Herumsehen in bekannter Umgebung ist noch kein Denken. Andererseits fungiert der Name doch in Zusammenhängen, in Zusammenhängen der Äußerung, der vollständigen Rede oder in ähnlichen Zusammenhängen, nämlich unvollständiger Rede. Dabei ist mit dem Namen nicht nur eine Vorstellung des genannten Gegenstands vereint, sondern das Objekt ist als das oder jenes gesetzt, es ist gesetzt als Gegenstand, worüber dies oder jenes gesagt wird oder das in der Rede und Meinung auf einen anderen Gegenstand der Meinung bezogen wird.2 Das Vorstellen des Objekts ist eingewoben in einen Zusammenhang und hat darin eine neue Form. Das Objekt ist hineingezogen in die Verflechtung eines gedachten Sachverhalts, 1 Später eingefügter Titel am Rand: „Eigenbedeutung, ‚Bedeutungsvorstellungen‘ bei Eigennamen“; späterer Randverweis: „Vgl. auch S. 279 f..“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Randbemerkung: „Das Objekt ist aber nicht nur gesetzt, sondern es ist als ‚Hans‘ gesetzt; darin liegt eine ‚Attribution‘: ‚Dies ist Hans‘, ‚Der Hans ist mein Freund‘ etc.“ – Anm. des Hrsg.
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eines Geurteilten, eines Erwünschten, Erfragten etc. Es ist ein „Diesworüber“, ein „Das, das bezogen ist auf jenes“ usw., und da s g e hört zur Be de ut ung de s Eig e nna me ns a ls Form, nicht nur innerhalb der urteilenden Aussage. Zum Beispiel im Anruf. Ich rufe jemanden auf der Straße an: Damit ist er für mich Gegenstand-worüber, Träger eines Sollens, das da, der Mensch, der sich umdrehen soll etc.; ebenso für den Angerufenen: Er versteht den Namen und den Sinn des Anrufs, wenn er sich als Subjekt des betreffenden Sollens auffasst, und als Subjekt oder Objekt zu fungieren, das ist Sache des Namens. Nun wird man aber sagen: Es muss der Name selbst und seine R e de f unkt ion1, sy nt a kt ische Funkt ion, in der vollen Rede unterschieden werden. Die Funktionen sind ja mehrere. Da s Ge me insa me in a lle n F unkt ione n ist , da ss e s sich eben um einen Gegenstand handelt, der das Substrat, das Worübe r, ode r e ine s de r Subst ra t e in e ine m Sa chv e rha lt ist . Das ist etwas Gemeinsames, in welcher Stellung der Gegenstand sich nun finden, wie immer er sich als Subjekt oder Objekt, im Haupt- oder Attributgedanken usw. finden mag. Dass er vorstellig ist, das macht es nicht, und auch nicht, dass seine Vorstellung erweckt werden soll. Das Erwecken und alle kommunikativen Funktionen gehen uns hier gar nichts an. Sehen wir von diesen ab, so nennt eben der Name, und er nennt, das ist, er macht zum Worüber, zum Substrat eines „Gedankens“. Und dieses Worüber hat nun seine Modi; Gedanken haben ihre Formen, und innerhalb dieser hat der Gegenstand verschiedene Stellen, er hat verschiedene Stellungscharaktere, oder wie man immer das ausdrücken mag.2 Damit ist, so möchte es scheinen, der Streit entschieden zugunsten des „Eigenbegriffs“, das heißt: Eine bloße schlicht e V orst e llung ist kein bedeutungsgebender Akt, vielmehr wird diese zur Eigenbedeutungs-Vorstellung3 (zum bedeutungsgebenden Akt eines Eigen-
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„Rede“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Wenn jemand in meinen Gesichtskreis tritt und es ruft in mir ‚Hans von A!‘, so ist das ein unvollständiger Ausdruck für ‚(Dies ist) Hans von A‘. Der Eigenname hat also auch hier synthetische Funktion und die Person, das Worüber ist e r k a n n t. Also auch Individuelles ‚erkennen‘, das ist Identifizieren, Prädizieren.“ – Anm. des Hrsg. 3 „zur Eigenbedeutungs-Vorstellung“ später verändert in „zum Fundament einer Eigenbedeutungs-Vorstellung“. – Anm. des Hrsg. 2
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namens) erst dadurch geeignet, da ss die schlicht e V orst e llung zur Subst ra t v orst e llung innerhalb eines „aussagenden1 Aktes“, eines Urteilens oder eines gleichstehenden Aktes wird.2 Aber3 kann man nun doch nicht von der Gegenseite Folgendes antworten: Was ist denn das schlichte Anschauen, schlichte Vorstellen? Indem ich herumblicke, habe ich da nicht immer Gegenständeworüber, an denen ich bald das, bald das beachte? Aber immer? Wenn ich so herumsehe, gehen mir mannigfaltige Gegenstände durch den Sinn, ohne dass sie eigentlich zu Subjekten, zu Substraten-worüber würden. Und selbst wenn ich einen ansehe, nicht immer. Also zum Schluss ist nur dieser Punkt genau zu überlegen.4 Es bedarf nun aber der He ra usste llung e ine s f unda me nt a le n St üc ke s der Be de ut ung sle hre. In der Betrachtung eines Gegenstands bin ich jetzt auf ihn schlechthin gerichtet, dann auf diese oder jene Seiten; betrachtend gehe ich der Form nach oder der Färbung oder der Weichheit, Härte, Rauhigkeit usw. Da s a lle s unt e rlie g t e rke nne nde r A uf f a ssung . Ich erkenne ihn als Hans, als die bekannte Person, als den, identifiziere ihn mit dieser bekannten; ich erkenne ihn als einen Menschen, als blond etc., ich erkenne ihn als so beschaffen, als unter Begriffen als Ideen stehend, als an Ideen Anteil habend. Offenbar kann man nicht schon jedes schlichte Anschauen als individuelles und begriffliches (ideelles) Erkennen auffassen, da wir sonst in einen une ndliche n R e g re ss kämen.5 Aber immer wieder verbindet sich mit dem schlichten Anschauen ein Erkennen, in immer weiteren Komplikationen. Ich erkenne das als a Erkannte, erkenne ihn als b. Ich vollziehe auch weiter mit dem Erkennen verflochtene und verwandte Funktionen. Ich setze das als
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Spätere Ergänzung: „kategorialen“. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Die schlichte Vorstellung wird nicht selbst bedeutungsgebender Akt, sondern es baut sich darauf das kategoriale Bewusstsein, das eine Identifizierung ist.“ – Anm. des Hrsg. 3 Von „Aber“ bis „zu überlegen.“ später gestrichen; dazu Randbemerkung am Anfang des Absatzes „vgl. aber S. 273 f.“ und Randbemerkung am Ende des Absatzes „(wohl schon entschieden S. 273 f.)“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Und das führt auf eine neue Schichtung.“ – Anm. des Hrsg. 5 Späterer Randverweis auf Blatt „12“, S. 263. – Anm. des Hrsg. 2
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a Erkannte als b an (ohne es1 als b zu erkennen), ich nehme an, es sei das a-Seiende ein b, und „dann müsste es c sein“, usw.2 A be r a ll die se Funkt ione n mög e n v ollzog e n se in ohne A usdruck und ohne da sje nig e , wa s die Be de ut sa mke it de s 5 A usdrucks we se ntlich mit sich f ührt .3 Über das Letztere und was das Eigenartiges besagt, soll jetzt gesprochen werden.
§ 8. Die Allgemeinheit des Ausdrucks. Das Ausdrücken als begriffliches Erkennen Wir4 stellen gegenüber 1) die vorstellenden und mit den vor10 stellenden verflochtenen synthetischen Funktionen, die keine Bedeutungsfunktionen sind, und 2) die Bedeutungsfunktionen, welche als höhere Schicht sich über jene unteren lagern und das geistige Ausdrücken des mehr oder minder vollkommenen sprachlichen Ausdrucks machen.5 Sehen wir also vom Wortlaut ab, so gehört zur geis15 tigen Seite des Ausdrucks, welcher ein Vorgestelltes oder Geurteiltes zum Ausdruck bringt, eine gewisse höhere Schicht, die spe zif ische Be de ut ung sschicht. Doch das alles ist vielleicht undeutlich und vielleicht auch konkreteren Ausdrucks bedürftig. Gehen wir von der Aussage aus. Wir finden bei jeder Aussage 20 Formen, geistige wie leibliche, wenn auch der sprachliche Leib unvollkommenes Gegenbild sein mag. Sage ich „Dieses Haus ist ein Ziegelbau“, so liegt in der Ausdrucksform „dieses Haus“ allgemein „ausgedrückt“ oder „angedeutet“, dass es sich um eine Subjektsetzung handelt bzw. dass der Gegenstand Subjekt, Gegenstand1
Spätere Einfügung: „wirklich“. – Anm. des Hrsg. Das Erkennen kann eigentlich sein, die „Idee“ vereinzelt sich in der eigentlichen Anschauung oder einer uneigentlichen. 3 Spätere Randbemerkung: „Aber sage ich nicht besser: ‚ohne dass vollständig dasei, was Bedeutsamkeit des Ausdrucks macht‘? Denn ist nicht das Erkennen des a als a schon hinreichend zum Ausdruck a und das Wesentliche seiner Bedeutung? Nur die Formen fehlen noch. Und dem scheint die Darstellung zu entsprechen. In der Tat, cf. S. 280. Z. 22–282, Z. 26.“ – Anm. des Hrsg. 4 Späterer Randtitel: „Gegenübersetzung der zu allem Ausdrücken wesentlich zugehörigen kategorialen Funktionen und anders der geistigen Ausdrücke für das kategorial Geformte“. – Anm. des Hrsg. 5 „machen“ später verändert in „ermöglichen“. – Anm. des Hrsg. 2
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worüber ist, Substrat anzuknüpfender Prädikate; und dieser Gegenstand ist gedacht als die se r, erkannt a ls Ha us, oder das Substrat ist zunächst dies, und das Dies ist „bestimmt“ als Haus, und das gibt eine allgemeine geistige Form der Attribution, die auch äußerlich angedeutet ist. Weiter, das „ist“ drückt die im Zukommen liegende Identifikation aus, das „ist ein Ziegelbau“, das Prädikat in seiner Gliederung oder Formung. Im spra chliche n A usdruck f inde n wir A llg e me inhe it e n, die de r g e ist ig e n F orm e nt spre c he n. Sage ich „Der Bau ist nicht proportioniert“, so drückt das „nicht“ allgemeine Negation aus.1 Vollziehe ich ein Ansetzen oder Annehmen und daraufhin ein Folgesetzen, so drückt das „gesetzt, dass“, das „wenn“, dann das „so“ und die ganze Syntax allgemein die Form der Voraussetzung und Folgesetzung aus. Ge na u be se he n st e ckt in je de m A usdruck A llg e me inhe it , se lbst im Eig e nna me n.2 Wir erkennen ihn jederzeit als solchen, auch wenn wir die Person selbst nicht kennen. Auch in seiner Bedeutung steckt eine gewisse „Form“: Es ist eine direkte Vorstellung3 eines Gegenstands, der als Substrat fungiert.4 Natürlich nicht bloß bei Aussagen. S dürfte p sein. Das „dürfte“ drückt allgemein das Vermutete als solches aus, das „vermutlich“. Das „möge“ ist ebenso ein allgemeiner Ausdruck für die Form des Wunschinhalts.5 A lso A usdrücke sind a llg e me in, ja durch und durch allgemein.6 Was heißt das? Ist es ein psychologisches Faktum, dass wir überall, wo wir eine Substratsetzung vollziehen, einen Namen, einen Ausdruck von einer gewissen Form gebrauchen? Dass wir faktisch überall, wo wir wünschen, das „möge“ oder andere zugehörige Formen gebrauchen? Oder ist es nicht klar,7 dass wenn wir etwa das „Möge…“ sagen, wir den Wunsch als Wunsch erkennen, wenn wir 1
Spätere Einfügung: „(oder das Negat)“. – Anm. des Hrsg. Späterer Verweis: „Logische Untersuchungen VI“. – Anm. des Hrsg. 3 „eine direkte Vorstellung“ später verändert in „ein Eigenbegriff“; „ein Eigenbegriff“ wiederum verändert in „eine Bedeutung“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere, ausradierte Einfügung: „(Ausgedrückt ist nicht das Vorstellen, sondern die Vorstellung, genauso wie im Aussagesatz ausgedrückt nicht das Urteilen, sondern das Urteil.)“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „(ontisch)“. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Randbemerkung: „(Vgl. aber Eigennamen S. 279 f..)“ – Anm. des Hrsg. 7 „klar“ später verändert in „so“. – Anm. des Hrsg. 2
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sagen „Ist S p?“ wir die Frage als Frage auffassen und erkennen usw.? Ist es nicht ebenso, wie wir das Papier als Papier erkennen, indem wir das Wort „Papier“ in Beziehung auf das angeschaute Papier verwenden? Nun darf die Sache nicht so missverstanden werden, als ob wir ausdrückend auf die „psychischen Funktionen“, auf das Urteilen, und näher auf das allgemeine oder besondere, kategorische, hypothetische etc. reflektierten und diese Akte erkennten. Ganz und gar nicht. Wir e rke nne n1 nic ht da s Urt e ile n, a be r da s Urt e il, wir e rke nne n nicht da s Wünsche n, sonde rn de n Wunsch, wir e rke nne n nicht da s Wille nse rle bnis, sonde rn die Ha ndlung , de n E nt schluss. Wir erkennen nicht das Erlebnis des Fragens, sondern die Frage.2 Wenn wir urteilen, wünschen, vermuten, fragen, zweifeln etc., so ist freilich von vornherein zu unterscheiden: 1) das voll anschauliche,3 e x plizit e , e ig e nt liche, und 2) das v a g e , implizit e , une ig e nt liche. Und demgemäß ist die Rede vom „Erkennen“ zu beanstanden oder wieder zwischen eigentlich und uneigentlich dabei zu unterscheiden. Nämlich: Das explizite Vollziehen der Urteilssynthesis wird Schritt für Schritt „ausgedrückt“, begrifflich gefasst, also „explizit“ erkannt, das uneigentliche aber nur in Bausch und Bogen. I) Nehmen wir den Fall voller Eigentlichkeit. Es handle sich um den einfachen Fall eines Wahrnehmungsurteils. a) Wir haben da die Wahrnehmung, der Gegenstand selbst erscheinend,4 erkannt als Haus, das als Haus5 Erkannte erkannt als Ziegelbau. Das sind nicht irgendwelche Akte bloß, sondern eine Einheit des Sachverhalts6 steht da oder baut sich schrittweise auf als ein synthetisches kategoriales Ganzes.7 b) Die se s Ga nze bra ucht a be r nicht a ls Sa chv e rha lt und a ls Sa c hv e rha lt die se r F orm a llg e me in e rka nnt z u se in.8
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Spätere Randbemerkung: „Erkennen? Nein.“ – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „Es bedarf hier aber noch einer Ergänzung.“ – Anm. des Hrsg. 3 „voll anschauliche“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „aufgefasst, eventuell auch begrifflich“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Einfügung: „aufgefasste, eventuell auch begrifflich“. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Einfügung: „Urteilsinhalts“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Randbemerkung: „Vgl. S. 280 ff. die nähere Ausführung dazu“. – Anm. des Hrsg. 8 Spätere Randbemerkung: „Vgl. S. 280 ff.“. – Anm. des Hrsg. 2
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Nun wird er aber als das erkannt,1 das Subjekt als Subjekt, Attribut als Attribut, Prädikat als Prädikat und so die ganze Sachverhaltsform, derart, dass uns also der Sachverhalt in seiner Gliederung und Form nicht nur einfach dasteht, sondern „allgemein begrifflich“2 erkannt ist, als so geformt (geartet) aufgefasst ist. Sprechen wir von logischer (kategorialer) Form, so haben wir schon ein Allgemeines im Auge, aber die Ist-Form, die Wenn-so-Form etc. muss nicht nur vorhanden, sie muss auch allgemein ihrer Idee nach erkannt sein: Dann haben wir da s prä dizie re nde Urt e il im ont ische n Sinn a ls Be de ut ung de r A ussa g e. Es hängt davon ab, wa s wir Urt e il ne nne n. Naturgemäß den A kt de r Sy nt he sis. Die se r ist a be r nicht ohne weiteres die Bedeutung der A ussage, vielmehr g e hört zu die se r me hr: Die Erke nnung de r Sy nt he sis ihre r re in g ra mma t ische n, ka t e g oria le n F orm na c h.3 So im Fall des4 eigentlichen Urteilens und etwa des Wahrnehmungsurteilens. Die Aussage drückt das Wahrgenommene und die Synthesis an der Wahrnehmung aus, indem sie das synthetische Ganze nach Form und Materie begreift.5 N e be n de n Erke nnung e n in de r Sy nt he sis ha be n wir Erke nnung e n de r Sy nt he sis se lbst6 (des „Urteils“ selbst als Synthesis) in seiner formalen Gliederung und nach seiner Form. II) Eben „dasselbe“, was hier in allen diesen Funktionen vollzogen bzw. eigentlich „gegeben“ ist, kann auch in uneigentlicher, „vager“ Weise Meinung bzw. Gemeintheit sein. Und diese Meinung (die aktuelle, nichtmodifizierte) ist das vage7 Aussagen. Nun sagt man, es hat dieselbe Bedeutung wie das klare und eigentliche Aussagen (das eigentliche „Ausdrücken“ Schritt für Schritt) seine Gemeintheit; das Gemeinte als solches ist dasselbe wie das dort Gegebene als solches nach seinem Bedeutungswesen.
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Spätere Randbemerkung: „erkannt?!“ – Anm. des Hrsg. „allgemein begrifflich“ später in eckige Klammern gesetzt, darüber eingefügt: „ausdrückend“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Doppelter Begriff von Urteil“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „intuitiv-“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „Hier ist das Ausdrücken im eigentlicheren Sinn verstanden.“ – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Randbemerkung: „Nein“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Einfügung: „unanschauliche ‚Denken‘ und“. – Anm. des Hrsg. 2
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Danach ist klar, da ss zur Be de ut ung e ine r A ussa g e nur „ Be g rif f liche s “ g e hört , durch und durch, und da ss da s be g rif f liche Ge me int he it ist , die im F a ll de r Ge g e be nhe it „ Erka nnt e s “ , Be g rif f e ne s im e ig e nt liche n Sinn, unt e r 5 Ide e Ge f a sst e s1 he ißt .2 Doch besteht hier noch eine Zweideutigkeit. 1) Wir haben e x plizit e s A usdrüc ke n v on e x plizit v ollzog e ne n Urt e ilssy nt he se n und andererseits ine x plizit e s, vages. Beides „meint dasselbe“, sie begründen eine mögliche „Deckung“. 10 2) Die ausgedrückte Urteilssynthesis kann evident sein oder nicht. Verstehen wir unter Bedeutung (im ontischen Sinn) das Gemeinte als Korrelat des begreifenden (ausdrückenden) Aktes, der seinerseits notwendig die Urteilssynthesis als Unterlage voraussetzt und einschließt (und eventuell anderes Entsprechendes), so ist die Bedeu15 tung in diesem Sinn auch im Akt des evidenten Urteils gelegen,3 aber hier als immanent dem „selbstgegebenen Sachverhalt“.4 Erkenntnis als Akt der Aussage, und zwar des ausdrückenden Urteilens aufgrund eines rein gebenden Aktes der Urteilssynthesis ist ein ganz neuer und andersartiger Begriff von Erkenntnis.5
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§ 9. Das ausdrückende Begreifen ist kein Ideieren. Das Problem der okkasionellen Bedeutungen Wir haben von Aussagen als A usdrücke n v on Urt e ilssy nt he se n gesprochen. Urt e ilssy nt he se n we rde n „ be g rif f e n “ . We r-
1 „unter Idee Gefasstes“ später gestrichen; darüber zwei Fragezeichen eingefügt. – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Randbemerkung: „Bedeutung ist dann nicht das zum Wort als solches Gehörige, sondern aufseiten der Bedeutungsbelegung oder –erfüllung Liegende. Begriffliches, das ist eben das eigentümlich Bedeutungsmäßige, aber nichts von ‚Erkenntnis‘ im normalen Sinn der prädikativen Erkenntnis.“ – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Dann wäre aber ‚Bedeuten‘ nicht ‚Ausdrücken‘, sondern der Akt, in dem sich eben die ontische Bedeutung konstituiert.“ – Anm. des Hrsg. 4 „Sachverhalt“ später verändert in „Erkenntnisverhalt (mit den ‚Ausdrücken‘)“. – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „Ganz anderer Begriff von Erkenntnis = einsichtige Aussage“. – Anm. des Hrsg.
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de n sie e t w a so be g rif f e n,1 wie e in Ge g e nst a nd be g rif f e n wird a ls e in rot e r? Natürlich nicht. Wir prädizieren nicht von dem Urteil (der Synthesis), dass es Urteil der und der Form sei, wir machen es nicht zum Gegenstand-worüber und attribuieren ihm nicht irgendetwas; also nicht, wie wenn wir etwa sagen „dieses Rote“, „dieses Papier“. Also man darf ja nicht verwechseln das „Erkennen“, „Begreifen“, das hier in Frage ist, mit dem Erkennen durch Unt e rordne n e ine s Einze lne n unt e r se in a llg e me ine s2 P rä dika t.3 Sollen wir sagen, das ausdrückende Begreifen sei ein ideierend Fassen? Wenn ich aussage „Rot ist eine Farbe“, so subsumiere ich nicht das Rotmoment der Anschauung unter die Idee Rot, sondern aufgrund der Anschauung ideiere ich und erfasse so die Idee. Diese Idee Rot ist es, welche nun Ausdruck findet (in ihrer syntaktischen Funktion). Was heißt hier aber „Ausdruck findet“? Das bloße Zugesellen des Wortlauts? Man kann demgegenüber sagen: Ich könnte zum ersten Mal die Idee Rot erfassen, indem ich mich dem „reinen Inhalt“ Rot zuwende, der im „Hinblick“ auf die und jene Rotmomente sich mir als Identisches in einem reinen Identitätsbewusstsein heraushebt. Aber damit habe ich nicht dieses Identische als rot erkannt in dem Sinn, in dem ich es habe, wenn ich das Wort „rot“ hierbei gebrauche. Der Wortlaut ist dabei nicht das Wesentliche, er kann fortfallen, und doch kann ich das Rot (die Idee) „als Rot erkennen“.4 Also wird man wohl sagen müssen,5 dass die Bedeutung „Rot“ nicht die Idee „Rot“, das Bedeuten des Ausdrucks „Rot“ nicht das Ideieren ist, sondern etwas, da s hie r da s Ide ie re n v ora usse t z t (bzw. das Idee-Meinen im Fall unanschaulichen Urteilens).6 1
Spätere Randbemerkung: „(begrifflich bestimmt)“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „klassifizierendes“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Also schon drei Begriffe von Erkenntnis. Dieses ist ein zweiter Begriff, der speziell nur für Urteile Sinn hat.“ – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Wenn ich eine Person als sie selbst erkenne, so kann dies vor der Nennung geschehen, ich kenne vielleicht ihren Eigennamen nicht. Ist also das Eigenerkennen von dem in Rede stehenden Erkennen beim Nennen unterschieden? Ebenso natürlich das Erkennen der Idee ‚Rot‘ als sie selbst von dem sie nennenden ‚Erkennen‘?“ – Anm. des Hrsg. 5 Spätere Randbemerkung: „Denn das Bedeuten schließt ja das zum Ausdrücken gehörige Erkennen ein.“ – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Randbemerkung: „Das ‚Rot‘ ist hier wie ein Eigenname. Das Rot ist eine Farbe: ‚Das‘ ist schon Subjekt einer Attribution eines Eigennamens: ‚Dies ist Rot‘, ‚Rot ist eine Farbe‘.“ – Anm. des Hrsg. 2
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Wie steht es nun mit der ganzen Urteilssynthesis, in die sich in unserem Beispiel das Rot als Subjektglied einordnet? Ist alles Übrige, sind die Funktionsformen auch erst ideierend erfasst und dann erkannt wie das Rot?1 Man wird doch sogleich sich sagen, dass wir über Rot urteilend dieser Idee zugewendet sind als de m Ge g e nst a nd-worübe r, und wenn das Urteil evident werden soll, muss die Idee in einer Ideation zur Gegebenheit kommen. Sind aber die Formen und die ganze Urteilssynthesis unsere Gegenstände-worüber und in der Evidenz ideierend erfasste Idee? N a t ürlich la ut e t die A nt wort v e rne ine nd. Andererseits: Wenn wir auf die Aussagebedeutung „ re f le kt ie re n “ und dabei Fälle zugrunde legen, wo sie sich explizit und eigentlich „realisiert“, finden wir da nicht eine komplexe Idee? Nämlich die Idee der Urteilssynthesis? Sollen wir sagen, diese Idee wird vollzogen derart, dass das ide ie re nde Be wusst se in de r Durchg a ng spunkt ist für das Aussagebewusstsein, in dem die Einstellung eine geänderte ist, gerichtet auf den Gegenstand-worüber2 usw.? Aber Ideation und nicht Gegenstand-worüber? Erst Ideation und dann Gegenstandworüber? Nennen wir nicht Ideation einen Akt, in dem eine Idee erfasst, in dem sie Gegenstand-worüber ist? Um nicht verwirrt zu werden, muss man 1) beachten, dass Ideation nicht an sich ein Bewusstsein der Bildung von Ideen ist als von a llg e me ine n Gegenständen. Die Urt e ilssy nt he sis ist ke in a llg e me ine r Ge g e nst a nd, a be r e in ide a le r. Aber 2) Gegenstand ist sie, ein Worüber, nur in der Ideation,3 d. i. hier in der Reflexion, und solange keine Reflexion da ist, solange ist keine Idee gegeben, sondern nur vorgegeben, implizite da. Ist eine Idee da, so kann sie ausgedrückt werden, wie die des Rot (nominal), aber der Ausdruck erfordert nicht eine Reflexion.4 Und dazu kommt folgende Schwierigkeit: Es genügt nicht die sogenannte Idee des „nicht“, die Idee des „wenn und so“, aller Formen bzw. der ganzen Synthesis mit ihren Formen. Sie sollen ja, indem sie ausgedrückt werden, erkannt sein. Wie oben beim Rot müssen wir
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Spätere Randbemerkung: „Nein!“ – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „das Rot“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „im gewöhnlichen Sinn“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „ein Zum-Gegenstand-worüber-Machen“. – Anm. des Hrsg.
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sagen, die Idee tut es nicht. Das „nicht“ wird als „nicht“ erkannt, das „wenn“ als „wenn“ usw. Danach muss man die versuchte Auffassung wohl1 aufgeben. Warum soll man nicht einfach sagen: Das mit den Wortlauten einige „Bedeuten“2 ist keineswegs ein Ideieren, sondern ein e ig e na rt ig e s „ Erke nne n “ , da s in übe ra ll g le iche r We ise a lle Te ile und Formen der im e igentlichen Bedeuten zugrunde liegenden Urt e ils sy n t he se n e rke nnt und sich na ch de r A rt ung die se r Te ile und Forme n dif f e re nzie rt? Wendet sich die Reflexion auf das so erkannte Urteil, so steht dieses in derselben Weise3 als begriffen da wie dieses Weiß begriffen als Weiß dasteht.4 Aber ist nicht das „wenn“ ein Allgemeines, das „nicht“ ein Allgemeines, das sehr wohl allgemeine Ideation erfahren kann etc.?5 Und wie steht es, wenn wir über indiv idue lle Gegenstände aussagen? Da tritt uns das Problem der okkasionellen Bedeutungen entgegen. Beim Eigennamen kann man sagen, es ist nicht nur die funktionale Form „erkannt“, sondern auch der individuelle Gegenstand, er ist durch den Eigenbegriff begriffener. Aber da wird schon deutlich, dass etwas darin steckt, was nicht Idee ist, nämlich das Dies, das Einmalige. Wenn es nun gar heißt „dies!“, so ist daran nur die funktionale Form begriffen, aber gar nicht der zugehörige Inhalt dieser Form. Es ist hie r e in unbe g rif f e ne r6 R e st .7 Demnach haben wir zu unterscheiden: 1) die begriffliche Einheit des Ausdrucks, das wirklich Allgemeine der verbalen Bedeutung; 2) das, was an den okkasionellen Stellen, überhaupt individuellen Stellen die individuelle Vorstellung hereinbringt. Beides durchdringt sich, sofern das Begriffliche an den okkasionellen Stellen etwas Unselbständiges ist. Die Be de ut ung a ls da s Ge me int e ist be i de n okkasionellen Aussagen (überhaupt den e mpirischen) se lbst e t wa s Okka sione lle s. Es hat seine Aktualität als Geurteil1
„wohl“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „als ‚Ausdrücken‘“. – Anm. des Hrsg. 3 Zu „dieses in derselben Weise“ spätere Bemerkung: „Nein“. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Bemerkung: „Nein“. – Anm. des Hrsg. 5 Von „Aber ist nicht“ bis „etc.“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 6 Spätere Einfügung: „und doch gemeinter“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Randbemerkung: „‚Unbegriffen‘, das ist, die geistige Ausdrucksschicht kann nur Ideales ausdrücken, nicht das Individuelle in seiner Individualität.“ – Anm. des Hrsg. 2
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tes, sowohl in dem, was alles Begriffliche durchdringt und lebendig macht (es ist aktuell Vermeintes) als auch in den setzenden Vorstellungen von Individuellem an den okkasionellen Stellen. Also bei allem Ausdrücken haben wir eine „Bedeutungsschicht“.1 5 Wir betrachteten bisher bloße Aussagen. Aber alles überträgt sich auf jederlei Bewusstsein, beziehungsweise. was von Sachverhalten ausgesagt worden ist, gilt auch für Frageinhalte, Wunschinhalte etc. Sie kommen zum Ausdruck in angemessenen Wunschsätzen, Fragesätzen etc. einzig und allein dadurch, dass sie nach Inhalt und 10 Form „in Begriffe gefasst“, „erkannt“ werden. So, wie wir aussagend dem Subjekt zugewendet sind und von da ausgehend in der Prädikation weiter zugewendet sind dem „ist p“ etc., so sind wir wünschend dem Wunschsubjekt zugewendet und dem „Sein-Möge“. Und diese Wunschsynthesis wird „erkannt“, in Begriffe gefasst. Vor 15 dem Ausdrücken liegen die Wunschsynthesen, Fragesynthesen etc. Sie alle müssen „in Denkformen“, in2 Bedeutungen gefasst werden, um Sätze zu ergeben (Sätze an sich).
§ 10. Der Unterschied zwischen Gegenstandsbegriffen und Formbegriffen. Formen und Sachverhalte werden zu Gegenständen in einer Art „Reflexion“. Das Ausdrücken ist kein neuer Akt und keine neue Stellungnahme
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Die Untersuchung, die ich soeben angestellt habe, gibt nun erst recht Ausgangspunkte für neue Überlegungen.3 In der schlichte n V orste llung (Wahrnehmung, Erinnerung etc.) stehen uns Gegen25 stände da, und es spinnt sich an diese Vorstellungen an das Spiel mannigfacher synthetischer,4 „kategorialer“ Akte. Weiter allerlei Gemütsakte, Wertungen, Wollungen etc. In gewisser Weise werden damit neue „Gegenständlichkeiten“ bewusst: Der Glanz „an“ dem gesehenen Aschenbehälter, dieser „vor“ dem Tintenfass, hinter ihm die 30 Kante des Tisches etc. Oder dergleichen ist vorstellig in der Phantasie: 1
Spätere Einfügung: „besser eine ausdrückende Schicht“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „ausdrückende“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Das Folgende ist nähere Ausführung für S. 274 f..“ – Anm. des Hrsg. 4 „synthetischer“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg. 2
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Essen eines Apfels und darauf bezogen ein Wunsch, ein Möge. Das alles ohne jeden Ausdruck, und das besagt nicht bloß Wortlaut. Vereinzelt kann sich ein „Erkennen“,1 begriffliches Fassen anschließen. Ich achte auf den Glanz, und das Wort „Glanz“ ist da, mit ihm das „Erkennen“ als Glanz, das Wort „Aschenschale“: Erkennen als Aschenschale, wobe i da sse lbe Erke nne n a uch be i Fe hle n de s Wort la ut phä nome ns a uf t re t e n ka nn. Ich sehe und sage „Kupferschale“. „Schale“ schließt sich an die Form besonders an, Kupfer an die Farbe und den allgemeinen metallischen Charakter überhaupt. Die Worte „legen“ sich auf die „Sache“ nach den oder jenen Momenten auf, aber hier ist das Ganze, der Gegenstand,2 durch den Gegenstandsbegriff erkannt. An ihm dann das Moment „rot“ usw. Nun drücke ich aus: „Die Kupferschale ist glänzend.“ Ich habe vorher vielleicht im Blick den Gegenstand in der3 Fassung „Kupferschale“ und im synthetischen Einheitsbewusstsein gehabt zugleich das „glänzend“. Die se e inze lne n Erke nnung e n ordne n sich je t zt in die e rka nnt e Urt e ilsf orm e in, in e in durcha us na ch Form und Inha lt e rka nnt e s Ga nze s. Da s Erke nne n4 ist übe ra ll da sse lbe , e s ist übe ra ll da sse l be be g rif f liche F a sse n. Aber natürlich ist einmal ein Subjektgegenstand erkannt als Kupferschale durch den Dingbegriff und zugleich nach Subjektfunktion, die eine Form am Ganzen ist, dann das, was zur Prädikatseite funktionell gehört, und erkannt, begriffen ist der Glanz, der aber nicht als Glanz durch einen Gegenstandsbegriff gefasst wird, da der Glanz nicht als ein Worüber fungiert usw. Wir haben hier Unt e rschie de zwische n Erke nnt nis v on Gegenständen und „ Erkennt nis “ von funktionalen Forme n. Die Form wird nicht als Gegenstand durch Gegenstandsbegriffe gefasst, sondern eben durch funktionale Begriffe, Formbegriffe.5 Wa s ma cht a lso de n we se ntliche n Unte rschie d zwische n Be greifen als Gegenstand und Begreifen als funktionale Form inne r ha lb de r Sa chv e rha lt ssy nt he sis a us? Eben dies, 1 2 3 4 5
Spätere Einfügung: „d. h.“ – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „worüber“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „begrifflichen“. – Anm. des Hrsg. Spätere Ergänzung: „Begreifen“. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Vgl. S. 284 f.“. – Anm. des Hrsg.
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dass der Gegenstand eben als Gegenstand im Sachverhalt fungiert und in dieser Funktion ausgedrückt ist, und das Prädikat wieder anders fungiert, und wieder, dass etwa der vermeinte Gegenstand als unter den Gegenstandsbegriff erkannter attributiv eine Bestimmung trägt (die rote Kupferschale) und die attributive Form, die Weise der Verbindung und Formung, ausgedrückt ist.1 Es sind also lauter funktionelle Unterschiede, die maßgebend sind, und diese gehören nicht zum Erkennen selbst, sondern zum Sachverhalt, dem vermeinten Sachverhalt als solchen, als Konstitutionsform. Freilich, der Gegenstand kann in verschiedenen Zusammenhängen stehen: und er wird zunächst als Gegenstand erkannt2. Die Gegenstandsauffassung begründet das Gegenstandserkennen durch einen Gegenstandsbegriff, und dazu kommt dann der Ausdruck der funktionalen Form, die ihm seine Stelle anweist. Das ist eben eine neue, fundierte Auffassung, die als Formauffassung ihre Weise des Erkennens hat, ihre Weise des „Begreifens“. Jedes funktional gebildete Ganze kann wieder aufgefasst werden als Gegenstand-worüber, kann wieder unter Gegenstandsbegriffe gebracht und in neue Sachverhaltseinheiten eintreten, neue funktionale Formen dann annehmen usw. Der schlichte Gegenstand ist ein Urgegenstand. Sachverhalte werden zu Gegenständen im prägnanten Sinn des Worüber in anderen Sachverhalten etc. Wir müssen danach wohl sagen: Da sje nig e „ Be g re if e n “ , da s „ g e da nkliche Fa sse n “ , da s in je de m A usd rüc ke n a ls Be de ut e n3 v ora usg e se t z t ist , ist übe ra ll da sse lbe , die Unt e rschie de lie g e n in de m, w as zug runde lie g t . Schlicht Angeschautes ist eo ipso als einheitliches im Sinne eines und desselben einen Gegenstands aufgefasst, und das fordert Begreifen durch Gegenstandsbegriffe. Dagegen die Formen, die unselbständige sind und Gegenstandseinheiten zu Substraten von Sachverhalten machen und Sa chv e rha lt e zusammenschließen, sind ke ine „ Ge g e nst ä nde “ , und e be nso sind e s nic ht die Sa c hv e rha lt e se lbst , die vielmehr erst einer Einheitsmeinung bedürfen, um als 1 Spätere Randbemerkung: „Im kategorialen Ganzen selbst ist nicht der Gegenstand, sondern schon ein Gegenstands-Kategoriale begriffen.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Ergänzung: „begriffen“. – Anm. des Hrsg. 3 „als Bedeuten“ später gestrichen. – Anm. des Hrsg.
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Gegenstände erfasst zu sein. Sie sind erkannt, indem sie ausgedrückt sind, sie sind in gewisser Weise auch Einheiten, Bedeutungseinheiten. Sage ich „Diese rote Aschenschale ist auf dem Tisch“, so hat das seine Einheit: a be r nicht im e ig e nt liche n Sinn g e g e nst ä ndliche Einhe it , w a s e ine ne ue Einst e llung , e ine ne ue Funkt ion v ora usse t zt. Das Täuschende liegt darin, dass wir von Sachverhalten sprechend eben diese Einstellung vollziehen müssen, während wir im natürlichen Urteilen diese Einstellung nicht haben und nicht haben können. Es ist e ine A rt „ R e f le x ion “, ein Wort, das freilich gefährlich ist. Zu dem Ausgeführten gehört, dass jeder Satz auch als Begriff, und zwar Gegenstandsbegriff fungieren kann, durch eine Bedeutungsmodifikation nominalen Sinn annehmen kann. Das „Begreifen und Erkennen“, das zum Be de ut e n wesentlich gehört, ist nicht zu verwechseln mit dem Bestimmen der „bestimmenden Urteilskraft“, wobei ein Gegenstand als ein A, als a-seiend bestimmt und erkannt wird: Das ist, es wird geurteilt, er sei ein A, er sei a. Die se r B e g rif f v on Erke nne n se t z t „ Geg e nst ä nde “ , g e da c ht e1 Ge g e nst ä nde v ora us, die e rka nnt we rde n, und zwa r be st immt . In diesem Sinn ist natürlich bei der Rede von „dies“ nichts erkannt, denn es wird der vorgestellte Gegenstand nicht bestimmt. Fraglich ist es, ob wir beim Eigennamen von Erkennen sprechen dürfen in diesem Sinn, also ob, wenn ich „Hans“ sage, dies heißt: der Hans, der HansSeiende (wie ich urteile: „Das ist Hans“). Ferner wäre, wenn ich, den Gegenstand sehend, das Bewusstsein habe „Kupferschale“, die Frage, ob das ein unvollkommen begreifendes Erkennen ist (das, Kupferschale-Seiende). Liegt jedem bestimmenden Erkennen ein nichtbestimmendes zugrunde? Doch wohl nicht. Selbstverständlich, wenn wir zu Fragen, Wünschen, Vermutungen etc. übergehen, so treten hier neue Formen auf, das Dürfte, Möge etc., die zum Ausdruck kommen genauso wie die Sachverhaltsformen („Urteils“formen) und auch hier natürlich nichts von einem Vergegenständlichen.2 Wird vergegenständlicht, machen wir das Ur1
Spätere Ergänzung: „nicht immer wirklich begriffene“. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Was heißt demgegenüber aber ‚Urteilen‘? Nicht ‚Glauben‘, sondern ‚Identifizieren‘: die Funktionen des ‚ist‘! Wie es unten allein richtig steht. Aber Glauben: Wie steht das zu Wünschen etc.? Und setzt nicht ‚Erkennen‘ ein Hinsehen auf das Erkannte voraus, und was ist das für ein Hinsehen, das dann als 2
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teil, den Wunsch etc. zum Gegenstand, dann können Momente der Form zu Eigenschaften umgewandelt werden: Ich sage, das Urteil sei hypothetisch oder kategorisch, es sei bejahend oder verneinend, ich sage, der Wunsch habe diesen Gegenstand, es sei ein kategorischer oder hypothetischer Wunsch oder ein Wunsch unter Hypothesis usw. Somit haben wir volle Klarheit darüber, dass Bedeuten1 nicht in einem bloßen Vorstellen, in einem bloßen Identifizieren oder Nichtidentifizieren, in einem bloßen Wünschen, Wollen etc. besteht. Vielmehr ist Be de ut e n übe ra ll da sse lbe: „ Erke nne n “, in dem einen obigen Sinn, „ Be g re if e n “; am besten heißt es eben A usdrücke n. Es g ibt 1 ) pure s V orst e lle n, Urt e ile n, Fühle n e t c. und 2 ) a usdrückliche s, de nkmä ßig g e f a sst e s, e rke nnt nismä ßig g e f a sst e s. Das ausdrückliche Vorstellen ist Vorstellen. Das ausdrückliche Urteilen ist Urteilen. Das ausdrückliche Wünschen ist Wünschen. Auf Urteilsbedeutungen (Aussagesätze) beziehen sich reine Grammatik und reine Logik. Zur reinen Grammatik gehören nicht minder die übrigen Sätze. Auf reine Wunschsätze etc. bezieht sich der bloßen Form nach die formale Axiologie (die formale Disziplin von der Geltung der axiologischen Sätze). Urteilssätze sind wahr und falsch, Wunschsätze sind berechtigt oder nicht. Ein Wichtiges ist noch zu betonen. Ausdrückliches Vorstellen ist Vorstellen, ausdrückliches Urteilen ist Urteilen, ausdrückliches Wünschen und Wollen ist Wünschen und Wollen. Das Ausdrücken ist keine neue Stellungnahme, bringt keine neue „Aktqualität“ herein, es ist kein2 Akt3 in dem Sinn, in dem Wahrnehmen, Prädizieren, Wünschen, Wollen ein Akt ist. Man kann aber sagen, es ändert in einer eigentümlichen Dimension die „Materie“, es verändert in korrelativer Hinsicht die Apperzeption, die Auffassung. Auf Begriffe bringen durch Ausdruck. Man kann nicht vorsichtig und genau genug sein! Die Worte (mit ihren „Begriffen“) legen sich auf die „Sachen“ nach den oder jenen Momenten auf. Ich sehe die Durchgangspunkt dient? Liegt darin ein Glauben? Und nicht doch ein Ideieren, aber ein solches, das nicht für sich gelten will und nicht zum nominalen macht?“ – Anm. des Hrsg. 1 Spätere Einfügung: „als verbales Ausdrücken“. – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Einfügung: „neuer“. – Anm. des Hrsg. 3 Nach „Akt“ später ein Fragezeichen eingefügt; dazu die Randbemerkung: „scil. der neu Stellung nimmt zum Geurteilten etc.“ – Anm. des Hrsg.
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Kupferschale, und das Wort „Schale“ (der „Begriff“ Schale) schließt sich an die Gegenstandsform besonders an, Kupfer an den allgemeinen metallischen Charakter und die Farbe usw. Dabei werden Dinge durch Dingbegriffe erkannt und erhalten die Subjektform, Eigenschaften werden, wo sie prädikativ fungieren, in der adjektivischen Form erkannt etc. So sagte ich. Aber dabei ist Folgendes auch nicht zu übersehen: Was heißt das, der Gegenstand wird erkannt? De r Ge g e nst a nd wird ausgedrückt? Aber es wird doch nicht de r Geg e nst a nd a usg e drüc kt in irg e nde ine m Ma t e ria l. a) Der Gegenstand als Seiendes, der wahrhaft seiende Gegenstand geht uns hier nichts an. b) Was uns hier angeht, ist 1) der „ v e rme int e Ge g e nst a nd a ls solche r “ (die Gegenstandsgemeintheit), und wieder geht uns an 2) die Ge g e nst a ndsbe de ut ung als der Gegenstand mit de m „ Inha lt “, mit dem er da vermeint ist.1 Das Erstere ist das Identische, das bei Wechsel der „Gegenstandsbedeutung“, „des Sinnes, in dem der Gegenstand gerade vorstellig ist“, durchgehalten ist. Ausdruck findet der g e g e nst ä ndliche Sinn.2 Erkannt wird dabei der Ge g e nst a nd (nicht schlechthin, sondern der v e rme int e Ge g e nst a nd) durc h „ Be g rif f e “, das sind „Ausdrücke“ der Momente des gegenständlichen Sinnes oder „Inhalts“.3
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Spätere Randbemerkung zum vorangehenden Satz: „Nota bene“. – Anm. des Hrsg. Spätere Einfügung: „(2)“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Ergänzung: „Aber kommen wir nicht darauf zurück: Der Gegenstand wird erkannt als Sokrates. Entweder ich prädiziere ‚Dies ist Sokrates‘, oder ich ‚erkenne‘ ohne vollständiges Prädizieren: ‚(Dies ist) Sokrates!‘ (dies als Sokrates erkennend). Oder ich habe es in eine Attribution verwandelt, wie im Subjekt eines neuen Urteils, das anfängt ‚Sokrates – ist krank‘ etc. Da steht auf Subjektseite d e r Sokrates (Seiende), eine Attribution! Oder ich habe andere Prädikationen und Attributionen. ‚Dies ist weiß‘, ‚Es ist Weißes‘, ‚das weiße Papier‘ etc. ‚Dies ist Papier, ist weißes Papier‘ etc. Erkenne ich aber nicht die Farbe als weiß? In diesem Sinn nicht. Ich kann aber aussagen ‚Diese Farbe ist weiß‘, ‚Dies ist Farbe‘, ‚Dies ist eine Nuance Weiß‘ etc. In diesem Sinn findet Erkennen also überall da statt, wo ein Prädikat oder Attribut auftritt, und das ‚ursprüngliche‘ Erkennen ist das Prädizieren (schon das Attribuieren ist mittelbar). Natürlich das ‚dies‘, das ‚ist‘, etc. wird in diesem Sinn nicht erkannt, es wird ausgedrückt.“ – Anm. des Hrsg. 2
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ob das ausdrücken ein begreifen voraussetzt Beilage XXIX: Die Wahrnehmung und ihre Synthesen gegenüber dem Erkennen in Form des ausdrücklichen Begreifens und Urteilens1
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Indessen ist es zu bedenken, dass hier alles Erkennen ausgeschlossen sein soll, und es fragt sich, ob wir dann wirklich einen Unterschied konstatieren können. Den Gegenstand in der Wahrnehmung durchlaufend vollziehen wir doch eine kontinuierliche Gegenstandserfassung, Gegenstandszuwendung, und innerhalb ihres Rahmens partiale Erfassungen der Teile und Momente (wobei ja freilich Erkennungen mitlaufen werden). Ist das etwas anderes als ein beständiger und immer neuer Vollzug von Synthesen? Natürlich sagen wir nicht aus und denken wir nicht, das Ding ist das und das usw. Wir halten kontinuierlich die Einheit der Gesamtauffassung fest, identifizieren die Einheit mit dem Schritt für Schritt Sondergefassten, sie dadurch inhaltlich bereichernd und vertiefend. Aber freilich, Denken, Urteilen ist das nicht. Es bleibt gewiss dabei, dass den Gegenstand wahrnehmen und in der Wahrnehmung, im Vollzug dieser Synthesen (in denen unbestimmte Synthesen sich bestimmen bzw. klare Intentionen an Klarheit, an Erfüllung zunehmen usw.) sich den Gegenstand näherbringen, zu vollkommener, reicherer Wahrnehmung, ihn so wahrnehmend durchlaufen, dass, sage ich, das kein eigentliches „Urteilen“ ist, zunächst kein Erkennen und Begreifen. Hier ist zunächst zu scheiden: Betrachte ich dieses mein Papiermesser, so kann beim Betrachten das Wort und der „Begriff“ „Messer“ auftauchen, im betrachtenden Durchlaufen das Wort „fleckig“, „Glanz“ u. dgl. Dabei findet begriffliche Fassung als Ausdruck statt. Es braucht darum aber kein „Erkennen“ stattzuhaben, kein Wahrnehmungsurteil wie „Dies ist ein Messer“, „sein Griff glänzt metallisch“ usw. Man kann zunächst etwa so versuchen zu sagen: Ich lebe im wahrnehmenden Betrachten. Daneben finden einzelne Erkenntnisakte, Akte des Ausdrückens (dabei Auf-Begriffe-Bringens) statt, aber ich „vollziehe“ nicht die entsprechenden Urteile. Noch ein anderes Beispiel. Da liegt ein Stück rotes Löschpapier. Es ansehend taucht das Wort „rot“ auf? Und nicht bloß im Hintergrund der Wortlaut, sondern das Rot ist eben als rot gefasst. Das Wort „legt sich auf“. Der Blick ruht momentan auf einem Strich auf dem Papier, und das Wort „Strich“ taucht auf; eventuell tritt der Wortlaut nicht hervor, und doch ist das begriffliche Fassen da. Es ist aber, wird man sagen, etwas anderes, wenn ich urteile „Dies (Löschpapier) ist rot“, wenn ich es nicht nur ansehe und an ihm momentan das Rot 1
Wohl März 1910. – Anm. des Hrsg.
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besonders im Auge habe, und sogar das Rot in diesem Moment, wo es primär hervortritt, als Rot fasse, sondern wenn ich nun auch den Gegenstand (das Löschpapier, ohne begriffliche Fassung) unter dem Begriff „Rot“ als rot seiend erkenne. Nun erst hätte ich ein Prädikat. 5 Aber reicht das schon aus für ein Urteil? In gewisser Weise habe ich schon bei der bloßen Betrachtung ein Subjekt. Der Gegenstand der Betrachtung ist immerfort ihr Subjekt, aber nicht Urteilssubjekt. Ich habe das Papier immerfort gesehen, es ist Wahrnehmungsgegenstand, aber es ist für mich kein Worüber prädikativer Setzung, kein das oder dies u. dgl., und natürlich 10 auch kein „das Löschpapier“, kein „Das ist rot, rotes Löschpapier“ etc. Es legt sich da über das, was Sache bloßer Betrachtung ist und ihre mannigfaltigen Synthesen, eine Schicht der Ausdrücke, eine Schicht des begreifenden Erkennens.1 Und es scheint freilich, als ob alles, was da ausdrücklich ist, vor dem 15 Ausdruck schon seine Parallele hat als das, was Ausdruck findet in anschaulichen „betrachtenden“ Synthesen. Schließlich auch das Nebeneinander, Ineinander, das Ein-Merkmal-Haben etc. wird gesehen, aber es ist damit nicht begriffen.
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Beilage XXX: Das Zeichen und seine Bedeutung. Apprehensive Hindeutung und signitive Bedeutung. Die begriffliche Fassung des Gegenstands durch die Bedeutung und deren Erfüllung durch Anschauung2, 3 Wenn ich an das neue Rathaus zu Wien denke, fällt mir der Rathauspark
25 und das neue Burgtheater ein. Ich fühle die Zusammengehörigkeit; meine
Vorstellungen verlaufen innerhalb einer fühlbaren Einheit. Das „Rathaus“ ist aber nicht Zeichen; es weist nicht auf das Burgtheater hin, und dieses ist nicht seine Bedeutung. (Aber eins „erinnert“ an das andere: (ρ).) Wenn ich ein Märchen erinnere, etwa das vom Rotkäppchen, da geht die Vor30 stellung Schritt für Schritt in einem sachlichen Zusammenhang fort. Die Vorstellungen reihen sich aneinander, aber nicht in einer wahllosen Folge; sie gehören zusammen, und zwar in dieser Folge zusammen; ich kann sogar 1 Über „begreifenden Erkennens“ spätere Ergänzung: „einstimmig oder nicht einstimmig!“ – Anm. des Hrsg. 2 1893/94 und 1898. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Zu den Logischen Untersuchungen I und VI“. – Anm. des Hrsg.
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von einem Hinweis sprechen in diesem wie im obigen Beispiel. Oben war keine bestimmte zeitliche Ordnung vorgeschrieben, es war kein fester Verlauf von Begebenheiten, sondern ein räumlicher und dinglicher Zusammenhang, aber doch ein fester. Es steht in meiner Wahl, in dieser oder jener räumlichen Richtung fortzuschreiten; habe ich eine gewählt, so ist das Gefühl der Zusammengehörigkeit auch da.1 In dieser Richtung weist dieses auf jenes hin. In dieser Richtung liegt das Rathaus, in jener jenes Bürgerhaus, in einer dritten das Parlamentsgebäude usw. Im anderen Beispiel weist jeder Schritt der Zeitfolge auf den nächstfolgenden hin. Jetzt geht das Rotkäppchen zur Großmama, also muss jetzt die Ansprache des Wolfes kommen usw. Immerhin ist aber eins nicht Zeichen für das andere, dieses nicht die Bedeutung von jenem. Was macht deskriptiv den Unterschied aus? Hinweis besteht, sagte ich, im einen und anderen Fall. Im ersten Beispiel (Wiener Rathaus) ist die Ordnung der Hinweisung in gewisser Weise bestimmt. Es hängt von der zufälligen Richtung des „Interesses“ ab, von welchem Gegenstand ich ausgehe, in welcher Richtung ich fortschreite, was also das Hinweisende und was das Erfüllende ist. Im zweiten Beispiel (Märchen vom Rotkäppchen) ist alles bestimmt, wir haben eben eine Zeitfolge, die mit zum intendierten Inhalt gehört. In beiden Fällen besteht ein Hinweis, besteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, des in der Anschauung Daseins und Daseinsollens. Indem A in die Anschauung tritt, apprehendiert wird, fühlen wir uns schon in die Richtung gegen B hingezogen; ehe B noch in der Phantasie ist, fühlen wir schon eine Ahnung des B, und dies wird dann bestätigt. Mindestens ist das oft zu konstatieren; oft nicht, oft ist der Übergang ein scheinbarer und mittelbarer; aber das B mutet uns doch vertraut an in diesem Zusammenhang, es ist so, als wäre eine vordeutende Ahnung dagewesen und hätte ihre Erfüllung gefunden. Wenn ich mich meiner Phantasie überlasse, dann mag in fortgesetzter Folge eine Reihe von zusammengehörigen Bildern auftauchen. Mitunter aber taucht eins auf, dann schließt sich an ein Ansatz des Übrigen, des Nächstzugehörigen, wie durch einen Nebel hindurch schwimmend und darauf bezogen ein Gefühl der Vertrautheit und des Verständnisses, der inneren Freiheit, des „Ich könnte, wenn ich wollte“.2 1 Spätere Randbemerkung: „Zu Band II, S. 25 Husserliana XIX/1, S. 31 f.“. – Anm. des Hrsg. 2 Hier besteht in der Folge von Apprehensionen Einheit des gegenständlichen Zusammenhangs. Jede Apprehension hat ihren Gegenstand, aber alle Gegenstände ordnen sich einem gegenständlichen Zusammenhang ein, mit anderen Worten, die Apprehension hat eine gewisse umfassende Einheit der Apprehension. a) Einheit in der Folge von Apprehensionen haben wir schon in Bezug auf einen Gegenstand, Einheit der gegenständlichen Auffassung in einer Mehrheit von Apprehensionen desselben Gegenstands. b) Aber wir haben auch andere Weisen der Einheit von Apprehensionen,
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Die gegebenen Inhalte sind hier Anhalt für das Verständnis, aber sie sind nicht Zeichen im eigentlichen Sinn des Wortes. Sie deuten hin, bedeuten aber nicht. Im Fall des Zeichens haben wir einen Inhalt, der nicht für sich selbst Interesse erregt, sondern nur als Anhalt für die Hindeutung. Er mag Interesse erregen, das lebhafte Interesse, aber es ist immer ein Interesse, das nicht ihm selbst gilt, sondern dem, auf was er hinweist. Das Zeichen erregt, sagte ich, Interesse. Wenn aber die Bedeutung nicht da ist, wie ist es anders möglich, als dass das Interesse auf das Zeichen selbst sich bezöge? Die Antwort lautet: Im Inhalt liegt freilich nicht mehr vor als das Zeichen, aber das Zeichen bietet den Anhalt für das Verständnis, dieses eigentümliche vorahnende Bewusstsein, und in ihm ruht das Interesse, auf dieses ist es bezogen, und zwar nicht etwa so, dass dieses Bewusstsein Inhalt wäre für das Interesse, sondern dieses ist mit dem Bewusstsein des Verständnisses eins; und sowie dieses mit Eintritt der Bedeutungsvorstellung seine Erfüllung findet, sowie dieses mit anderen Worten als das Bedeutete dasteht, identifiziert wird, so erscheint damit zugleich auch das Bedeutete als das intendierte Objekt des Interesses, als das, worauf es abgesehen ist, was im weiteren Sinn des Wortes begehrt ist.1 Nun wird es ja oft genug sein, dass wir im Bewusstsein des verstandenen Zeichens beruhigt sind, dass also kein Begehren nach der Bedeutung als wirklicher Inhalt oder wirklicher Apprehension statthat. Indessen wenn dies eintritt, haben wir doch das Gefühl der Erfüllung, als ob wir nach dem Bedeutungsgehalt gelangt hätten. Dieser erscheint eben als das durch das Zeichen Geforderte, als das Erwünschte, als das, woran es uns eigentlich gelegen ist.2 *
nämlich Einheit des objektiven Zusammenhangs, der mehrere Gegenstände verknüpft, und demgemäß Einheit in der Mehrheit gegenstandsverschiedener Apprehensionen. Es ist das Analogon der Einheit der mannigfaltigen Apprehensionen, die sich auf verschiedene Stücke eines Gegenstands (nicht Seiten, Momente) beziehen. Im Fall eigentlicher Zeichen haben wir keine Einheit der Apprehension, der ein einheitlicher Gegenstandszusammenhang entspräche. Das Zeichen ist ein Gegenstand, das Bezeichnete ist ein anderer, nicht zur „selben gegenständlichen Ordnung“ gehöriger Gegenstand. 1 Spätere Randbemerkung: „Hier also bezeichnende Intention mit dem Begehren in eine Klasse befasst.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Randbemerkung: „bis hier altes Blatt, wohl aus dem Jahr 1893/94“. – Anm. des Hrsg.
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Im1 Falle des Zeichens: Das Zeichen wird zwar gegenständlich aufgefasst, aber das Zeichen meint nicht sich selbst, sondern ein anderes. Das Zeichen wird verstanden, das heißt, es wird aufgefasst (das Wort wird gehört, das gedruckte Wort wird gelesen) und „lenkt das Interesse“ auf einen gemeinten Gedanken und mittels desselben auf diese oder jene bestimmte oder unbestimmte etc. Gegenständlichkeit. Haben wir eine rein symbolische Vorstellung, so ist das Zeichen allein da, es wird apprehendiert, aber gemeint ist nicht, was hier apprehendiert ist. Gemeint ist etwas ganz anderes. Ist das Zeichen von einer Anschauung oder einer Veranschaulichung begleitet, so haben wir zwei Apprehensionen, die des Zeichens für sich und die des Bildes oder Gegenstands. Diese zwei Apprehensionen stehen nicht nebeneinander, sie sind auch nicht eins in der Weise, wie die verschiedenen Apprehensionen eins sind, die zu einem gegenständlichen Zusammenhang gehören, die also innerhalb einer umfassenden Apprehension verlaufen. Die beiden Apprehensionen gehören zwar auch innig zusammen, aber sie teilen nicht die Einheit einer Apprehension, als welcher eine gegenständliche Einheit entspricht, sondern die Apprehension des Zeichens ist in gewisser Weise Grundlage der Apprehension des Gegenstands, derart, dass eben durch die erstere Apprehension der Gegenstand in dieser oder jener gedanklichen Auffassungsweise gemeint ist, intendiert ist. Wir sagen, das Zeichen weise auf den Gegenstand hin, nennt ihn mittels eines Gedankens, der seine Bedeutung ausmacht. Es lenkt das Interesse auf den Gegenstand usw., aber fasst ihn gedanklich auf. Damit ist etwas gesagt, aber nicht mehr als eine gewisse Intention, als ein gewisses Verständnis, ein gewisses Meinen ist ausgedrückt. Denken wir uns, wir hätten in einem gegenständlichen Zusammenhang einen Gegenstand, den wir nicht sehen könnten, ohne dass sofort unser Interesse auf die übrigen Gegenstände sich richte und in ihnen ausschließlich haftet, so wäre dieser mechanische Erfolg keineswegs das, was die Eigenschaft des Zeichens ausmacht. Jener Gegenstand wäre nicht als Zeichen verstanden. Er wirkte insofern ähnlich wie Zeichen, die auf Anschauung bezogen sind und das Interesse auf sie lenken; aber er wäre nicht verstanden, und die Weise der Lenkung des Interesses wäre nicht bloß psychologisch ganz anders vermittelt, sondern auch deskriptiv von ganz verschiedener Art. Das Zeichen weist nicht bloß auf die Sache hin, sondern indem das Zeichen verstanden wird, wird die Sache auch in gewisser Weise „aufgefasst“ und konzipiert. Sage ich „dieses rote Haus“, so ist nicht bloß das Interesse auf das rote Haus gelenkt, sondern es ist das rote Haus in gewisser Weise „vorgestellt“ und konzipiert. Und diese Weise ist eine ganz andere als diejenige, in welcher bloß Anschauung statthat, mag auch das Interesse dabei auf dem Moment der Röte haften bleiben. Die 1
Spätere Randbemerkung: „1898, VI“. – Anm. des Hrsg.
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Intention des Zeichens hat eine gewisse Form und findet an gewissen Seiten oder Momenten oder Teilen des Objekts seine Erfüllung, und eben dadurch wird der Gegenstand in dieser oder jener Weise aufgefasst. Die konzeptive Auffassung ist also eine andere als die anschauende. Also: Jedes Zeichen hat eine Bedeutung, und die Bedeutung besteht in einem Gedanken, wodurch das Zeichen als solches verstanden wird. 1) Betrachten wir also den Fall, dass das Zeichen aufgrund einer Wahrnehmung oder sonstigen anschaulichen Vorstellung verstanden wird. Heinrich steht mir gegenüber, und zugleich habe ich die Wortvorstellung „Heinrich“. Oder ich sehe weißes Papier und gebrauche dabei die Worte „weißes Papier“. 2) Ein entgegengesetzter Fall ist der, dass ich die Worte verstehe und gar keine anschaulichen Vorstellungen gegenwärtig habe. Im letzteren Fall ist nicht bloß das Wort gegenwärtig als wahrgenommenes oder phantasiertes, ein sinnlicher Gegenstand so gut wie ein anderer, sondern das Wort wird verstanden, und somit ist mit dem Wort auch eine Vorstellung gegeben, in welcher das, was das Wort bezeichnet, vorgestellt ist. Höre ich das Wort „Integral“, so stelle ich ein Integral vor, höre ich das Wort „Bismarck“, so stelle ich Bismarck vor, obschon ich gar keine anschauliche Vorstellung zu haben brauche neben der Vorstellung, in welcher sich das Wort als sinnliches Objekt konstituiert. Andererseits: Im Fall, wo ich die anschauliche Vorstellung habe und das Wort, ist nicht bloß beides da, sondern in dieser Verwendung bedeutet das Wort etwas, und die Bedeutung kann nicht in der anschaulichen Vorstellung liegen, weil sonst das Wort nichts bedeutet, wenn die anschauliche Vorstellung fehlte. Die Bedeutung muss also auch jetzt in einer Vorstellung liegen, welche dem Wort anhaftet; dies aber wieder kann nicht etwas neben der anschaulichen Vorstellung sein, sondern muss mit ihr und dem Wort eins sein: Denn in der Ausdrucksbeziehung haben wir es ja mit einer erlebbaren Einheit zu tun. Das alles ist klar. Jetzt fragt es sich aber: Wie ist die Einheit zwischen der durch das Wort angeregten Vorstellung, der Bedeutungsvorstellung, und der anschaulichen Vorstellung zu beschreiben, in welch letzterer die bezeichnete Sache erscheint? (In manchen Fällen wird die Wortvorstellung geeint sein mit einer anschaulichen Vorstellung, die nicht die vorgestellte Sache, sondern etwas zu ihr in Beziehung Stehendes vergegenwärtigt. Zum Beispiel, es ist die Rede von China, und ich stelle mir einen bezopften Chinesen vor oder einen chinesischen Tempel, nach einer Reisebeschreibung u. dgl., oder es ist die Rede von Bodenanalysen, und mir fällt das landwirtschaftliche Institut ein. Solche anschaulichen Vorstellungen beleben das Bedeutungsbewusstsein, aber sie enthalten nicht den vorgestellten Gegenstand. Auch hier ist Wort und Bedeutung mit dieser Vorstellung geeint. Aber der hier vorgestellte Gegenstand ist bloß Repräsentant für den intendierten. Repräsentierende Vor-
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stellungen sind nicht bloß bildliche, sondern auch Repräsentationen durch Beziehung, müssen wir annehmen.) Ich1 denke so: Durch die Bedeutungsvorstellung wird der Gegenstand, der anschauliche, als dieses Individuum, als dieses Papier, als weiß usw. erkannt bzw. in erkennender Weise vorgestellt. Das ist nicht weiter zu beschreiben. Und wir finden zugleich, dass der Ausdruck schrittweise innig eins ist mit der erkennenden Bedeutung, die eben dadurch seine Bedeutung ist. Und sofern die Bedeutung den Gegenstand in begrifflicher Weise fasst, nennt das Wort den Gegenstand der anschaulichen Vorstellung. Und zwar nennt es den Gegenstand eben so, wie es der Bedeutung entspricht, sie nennt den Gegenstand als so und so aufgefassten. Ist andererseits der Ausdruck nicht begleitet von einer anschaulichen Vorstellung, die den Gegenstand anschaulich vorstellt (oder ist sie auch nur begleitet von einer anschaulichen Vorstellung, die einen anderen Gegenstand als Beziehungsrepräsentanten vorstellt), so ist doch die Bedeutungsvorstellung mit dem Ausdruck eins, die als Vorstellung schon Beziehung zum Gegenstand hat. Begriffe ohne Anschauung sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind, das heißt, Begriffe (bloß als das Verständnis von Ausdrücken gegenwärtig) sind leer, sofern sie der Erfüllung durch Anschauung ermangeln. Die Erfüllung der begrifflichen Intention liegt in der anschaulichen Vorstellung, welche den Gegenstand selbst gibt oder bildlich gibt (präsentiert oder repräsentiert), und ist der Gegenstand eben Gegenstand der begrifflichen Vorstellung, das durch sie Gemeinte, so liegt darin, dass er so erscheint, wie sie ihn begrifflich vorstellt, und das heißt eben: Die anschauliche Vorstellung ist eben so geartet, dass sie sich mit der begrifflichen Vorstellung in der Weise verknüpft, die dem Begrifflichen nach Materie und Form Erfüllung in der Anschauung gewährt. Die Zugehörigkeit der Begriffe zu dem erscheinenden Gegenstand impliziert nicht das Sein dieses Gegenstands. Das Urteil ist selbst repräsentativ, wenn der erscheinende Gegenstand nicht als seiender dasteht; das Urteil gehört zur Konstitution der gesamten Vorstellung, die Sein oder Nichtsein des so und so konzipierten und ausgedrückten Gegenstands offen lässt. Stelle ich einen schwarzen Löwen vor, so erlebe ich die Zugehörigkeit der Ausdrücke mit jenen Bedeutungen zu dem anschaulich in der Phantasie vorgestellten Löwen; ich will damit natürlich nicht behaupten, dass ich aussage „Dieses Phantasierte ist ein schwarzer Löwe“ oder „Dieser Löwe ist schwarz“ u. dgl. Aber in der konzeptiven Fassung der Anschauung liegt doch in ähnlicher Weise ein Urteil, wie in jedem Schritt eines konzeptiven Wahrnehmungsurteils ein „Benennungs“urteil liegt. Nehme ich wahr und sage ich aus „Über 1
Späterer Randverweis: „VI. Logische Untersuchung“. – Anm. des Hrsg.
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den Rasen läuft eine Maus“, so sage ich natürlich nicht aus, dass dies Rasen heißt, dass diese Beziehung durch „über“ bezeichnet wird, dass dies eine Maus heißt usw. Nicht Urteile über die Sprachrichtigkeit, über das, was man in unserer Sprache so zu nennen pflegt, und darüber, dass dieses Objekt unter 5 den bezüglichen Benennungsfall gehört, sind gemeint, sondern die schlichten Einzelakte der Benennung des in der Wahrnehmung Erscheinenden durch diesen oder jenen Begriff. Das Zugehörigkeitsbewusstsein von Wort und Gedanke zur Sache erleben wir Schritt für Schritt, nur sind natürlich nicht die Sache und der Gedanke aussagemäßig gegenübergestellt, wozu ja eine 10 Konzeption der Sache schon gehören würde, während sie hier nur die eine Konzeption hat, die wir jetzt reflektiv der Sache selbst gegenübergestellt hatten. Es besteht nur der Unterschied, dass in der Wahrnehmung der Gegenstand besteht, wodurch die konzeptiven Vorstellungen den Wert absoluter Setzung erhalten, während dies in unserem Fall der Phantasie nicht statthat. 15 Nebenurteile, bedingte Nebenurteile. *
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Sind symbolische Vorstellungen, d. h. Zeichenvorstellungen mittelbar insofern, als sie direkt auf Bildvorstellung und erst mittels dieser auf Sachen bezogen sind? Ich glaube nicht. Ich sehe nicht ein, warum das Repräsentationsbewusstsein, das sich an Bildvorstellung knüpft, sich nicht auch unmittelbar an Zeichen knüpfen könnte, möge auch psychologisch ein Zeichen zunächst immer von einem Bild begleitet sein und mittels dessen erst Beziehung zur Sache haben. Das Ende der psychologischen Entwicklung sind doch allzeit bildlose Zeichen, die doch ihre Intention haben. Ich hielte es auch nicht für richtig, dass die Erfüllung von Zeichenvorstellungen an der Wahrnehmung vermittelt ist durch Phantasiebilder. Man beachte doch, dass in der Regel, die sogenannten Bilder nicht bloß Inhalte sind, umflossen von einem Verständnisbewusstsein, sondern dass sie erst durch mehrfache psychische Funktionen ihre Formen erhalten, ihre Gliederungen, Beziehungen usw. Und sollten nun alle diese Funktionen doppelt ins Spiel gesetzt sein, nämlich an den Phantasieinhalten und das anderemal an der vorliegenden Anschauung? Nein. Wie die Erfahrung davon nichts zeigt, so ist es auch eine Annahme von größter Unwahrscheinlichkeit. Die Intention des Ausdrucks findet unmittelbar ihre Erfüllung in der Anschauung, d. h. die Worte beziehen sich auf Anschauung, wobei diese oder jene psychische Funktionen in Aktion treten, welche die Anschauung in der Weise auffassen, gliedern, in ihr Beziehungen stiften etc., wie sie die Intention des Ausdrucks eben fordert.1 1
Nach „fordert.“ spätere Einfügung: „In dieser Weise besteht aber Mittelbarkeit:
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ob das ausdrücken ein begreifen voraussetzt Beilage XXXI: Die Möglichkeit der objektivierenden Hinwendung auf den geformten idealen Inhalt eines Aktes1
Es ist gar kein Zweifel, dass wenn Urteilen, Wünschen etc. Bewusstsein 5 heißt, jedes Bewusstsein zunächst Bewusstsein und zwar Bewusstsein-von
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ist und dass darin ein überall Gemeinsames des Hineinmeinens, des Setzens liegt. Und dieses Allgemeine gilt: Gattungsmäßig ein Akt sein, intentional sein, hat Grundartungen, sofern es zu seinem Wesen gehört, entweder Bewusstsein von Urteil oder von Wunsch etc. zu sein. Dieses Allgemeine liegt zugrunde dem Ausdrücken, dem denkend Fassen im Sinne des Ausdrückens, des bedeutungsmäßigen Fassens.2 Und das Ausdrücken ist kein neuer Akt, sofern es nicht eine neue Weise dieser Intentionalität besagt. 3 Zunächst aber ist zu sagen, dass in verschiedener Weise jedes Bewusstsein (das nicht Urteilsbewusstsein ist oder zu sein braucht) in Urteilsbewusstsein wesensmäßig übergeführt werden kann, und nun wird z. B. der Wunsch zum Gegenstand-worüber in einem Urteilsbewusstsein. Der Wunsch ist nicht einfach bewusst, in dieser Weise intentional, sondern es ist ein Urteil bewusst und ein Zum-Gegenstand-Worüber-Haben, dessen Gegenstand der Wunsch ist. Weiter: Der Wunsch ist „bewusst“, er steht da, der „Blick des Bewusstseins“ ruht darauf. Und dieser selbe Blick ist darin nicht nur dem Möge zugewendet, sondern es ist das Möge auch als Möge „erkannt“ und „ausgedrückt“. In gewisser Weise ruht der Blick auf dem „Inhalt“, der Idee „Möge“, auf dieser Wunschform, aber es ist keine objektivierende Ideation vollzogen: Also eine Idee kann im Blick des Bewusstseins sein und erkannt sein (das Erkennen, das nur solchen Blick voraussetzt) und doch nicht „Gegenstand“ sein.4
Eine anschauliche Vorstellung findet ihre Erfüllung unmittelbar in der Sache; eine Zeichenvorstellung setzt aber voraus, das ein Gegenstand in dieser oder jener Weise erkennbar gefasst sei, und die Erkennung (Konzeption) setzt wieder voraus eine anschauliche Vorstellung.“ – Anm. des Hrsg. 1 Wohl 1910/11. – Anm. des Hrsg. 2 Der Unterschied zwischen ausdrücklich und nichtausdrücklich liegt nicht in derselben Reihe wie der Unterschied zwischen Urteil, Wunsch etc., sondern in einer anderen Dimension. 3 Spätere Randbemerkung: „Aber ist zum Ausdrücken nicht erst eine Einstellungsänderung erforderlich, eine Aktualisierung der Doxa, die in jedem Akt liegt?“ – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Randbemerkung: „Aber es ist doch nicht ausgeschlossen, dass ein ‚Glaube‘, ein doxischer Blick sich auf das im Wunsch Konstituierte richtet und dem Ausdrücken zugrunde liegt.“ – Anm. des Hrsg.
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Wenn ich intuitiv eine Synthesis vollziehe, unvollständig oder gar nicht erkennend, dann habe ich sie nicht nur im Bewusstseinsblick, sondern es ist auch Seinssetzung. Aber eine Seinssetzung, die für jedes Glied, für jede Form der Synthesis einen verschiedenen Sinn hat. Die Seinssetzung ist ja das, was dem gesamten Urteil entspricht und nicht etwa Setzung nur als Worüber. Drücke ich aus, so ruht der Blick auf dem idealen Inhalt und nicht nur das: Der Inhalt erhält die bedeutungsmäßige Denkform, und der Blick ruht auf dem Geformten, auf der ausdrücklichen und begrifflicheinheitlichen Aussage.1 Wie ist es hinsichtlich der Wahrnehmung (und dann ebenso bei den parallelen Akten)? Natürlich habe ich in ihr, wenn ich den Akt vollziehe, ein Bewusstsein-von. Ist das ein Worüber-Setzen? Ich blicke umher, der Blick fällt auf immer Neues. Es scheint da, dass ich keine Synthesen zu vollziehen brauche. Es ist nicht nötig, dass ich die Setzung als Untersetzung für Darauf-Setzungen vollziehe, sondern es sind einfache Setzungen. Aber Seinssetzungen sind es doch. Wie steht es mit dem Erscheinungsgehalt der Wahrnehmung, den Abschattungen etc.? Sind sie nicht auch bewusst? Aber doch nicht in der Weise der Hinwendung? Wenigstens nicht im Allgemeinen. Das sind alles überaus schwierige Verhältnisse. Eins bleibt fest: 1) Der Unterschied zwischen derjenigen „Hinwendung“ des Bewusstseins zu etwas, die so scharf ausgeprägt vorliegt als Wahrnehmung-von, Erinnerung-von, aber auch Urteilen-von (nämlich im Urteil), Wünschen, in dem der Wunsch das ist, worauf ich gewendet bin,2 und 2) der objektivierenden Hinwendung, die ein besonderer Fall ist und zugleich wesensmäßig überall dieses Was in einer neuen und eben objektivierenden Hinwendung zum Gegenstand machen kann.3
1 Spätere Einfügung: „So liegt aber in jedem Wunsch etc. eine Doxa, eine Seinssetzung, die ich aktualisieren kann.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Randbemerkung: „(Da gibt es eine doppelte Hinwendung, eine wünschende und eine auf den Wunsch hinsehende.)“ – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Randbemerkung: „Was ist Aufmerksamkeit-auf: Die erste oder zweite Hinwendung?“ – Anm. des Hrsg.
Nr. 17 Die a ng e bliche Doppe lschicht be im A usdrücke n. Inwie we it im A usdrücke n se lbst e in Erke nne n lie g t . N icht e rke nne nde N e nnung e n1 5
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1) Ich erkenne ohne Ausdruck. Erkennen soll sagen: Vollzug prädikativer Funktionen, das Aufgrund-von-Gesetztem-Setzen, das Von-einem-Gesetzten-daraufhin-etwas-Setzen usw., kurz, die Ist Se t zung e n: Das ist p, S ist p, ein S ist ein q etc. 2) Ausdrückendes Erkennen, ausdrückliches Aussagen. a) Intuitives Aussagen. Wörtliche Aussage, Wortlautschicht mit ihren Bedeutungsintentionen und darunter das Setzen, Daraufhinetwas-Setzen. b) Sy mbolisc h le e re s A ussa g e n. Wortlautschicht mit Bedeuten. Aber Setzen, Daraufhin-etwas-Setzen zwa r v ollzog e n, aber ohne „wirkliches“ Erkennen „S ist p“ etc., das in Anschauung fundiert wäre. Das „leere Bedeuten“, das ist das leere Vollziehen der Wortintentionen, das leere Aussagen. Das volle Bedeuten: Das leere ist darin nicht enthalten. Aber es ist nicht bloß vorhanden jenes Erkennen ohne Ausdruck (das ich als intuitiv-eigentliches dachte) und daneben bloß Wortlaut-Erscheinungen, sondern Worte mit ihren „Intentionen“ „entspannt“, befriedigt, gedeckt mit entsprechenden aktuellen Erkennungen, Schritt für Schritt. Wir sehen das, wenn wir vergleichen das symbolisch leere Aussagen (z. B. das leere Nennen) und daneben das volle Aussagen „desselben Inhalts“. Das symbolische Aussagen ist nach seiner Bedeutung leer, unerfüllt. Es kann aber auch eine Leerintention „auf Aussagen“ gehen; ein Aussagen im Ganzen kann in einem Leerbewusstsein bewusst sein, kann ein leeres Aussagebewusstsein sein, auch nachseiten des Wortlauts. Ich erkenne dieses Haus als Seminargebäude, als zu den und den Funktionen dienend – prädikative (aus Prädikationen stammende) Charaktere. Ich erkenne einen Tisch als Schreibtisch mit Schubladen. Dann sage ich „Das ist ein Schreibtisch mit Schubladen“ oder „Dieser Schreibtisch …“. Was tritt mit den Worten dazu? Wortlaute und Wort1
Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg.
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intentionen. Erke nne ich da s Ding a ls Schre ibt isch, so habe ich das Angeschaute in gewisser Weise aufgefasst und darauf liegend die Schicht, die sich als Erkenntnisbegriff mit dem Angeschauten deckt, und zwar in gewisser Weise. De r Be g rif f (das, was in anderer Funktion Prädikat ist) ist nicht e ine zwe it e Int e nt ion de rse lbe n Ma t e rie .Und ein adjektivischer oder Relationsbegriff ist etwas anderes als ein Klassenbegriff des Subjekts. Die se Be g rif f e be zie he n sich in v e rschie de ne r We ise a uf de n Ge g e nst a nd, die De ckung e n sind v e rschie de n = die „ Erke nnung e n “ sind v e rschie de n. Dagegen da s A usdrücke n ist übe ra ll e ine s. Was ist das nun für ein Sich-Decken bei den Ausdrücken, bei der Bedeutungsintention?1 a) In der kategoria, im Urteilen bzw. in der kategorialen Gegenständlichkeit haben wir Subjekt, Prädikat, eventuell Hauptprädikate und Nebenprädikate (in den Nebensätzen), Subjekt in akquirierten Bestimmungen usw. Im Vollzug der betreffenden Akte konstituiert sich die Gegenständlichkeit, sei es voll anschaulich oder unvollkommen anschaulich. Jedenfalls, wie wir annehmen, ohne Worte. b) Im Vollzug der Aussage ist, wenn sie leer vollzogen ist, dieselbe Gegenständlichkeit artikuliert gemeint, wir haben „dieselben“ Akte, aber leere, und von den Wortlauten auslaufende fundierte Akte. Die „Bedeutung“ ist dieselbe, sie ist nur leer. Ist die Aussage anschaulich vollzogen, so sind die Wortintentionen noch immer da, aber in einem anderen Modus. Das sagt, von den Worten aus läuft das Gemeinte. Die Erkennungen sind nicht freie Erkennungen, sondern von den Worten auslaufende. Also eine Form ist da, eine intentionale Form ist beiderseits gemeinsam. Wir haben wortfreie, signifikativ ungebundene, volle und leere Erkenntnisakte. Wir haben wortgebundene, von Wortlauten auslaufende, volle und leere Erkenntnisakte. Also wozu annehmen, dass Wortintentionen als eigene Akte vermitteln? Es sind da Formen, fundierte Akte, Akte insofern, als eben eine intentionale Einheitsform da ist, unselbständige Akte, eben Aktformen, sich verbindend zu verselbständigenden Akten (Wortlaut- und Bedeutungsakte, leer oder voll). 1 1) Bedeutungsintention als Hinweis-Tendenz des Wortes; 2) Akt der Sinngebung, leer oder voll.
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Das Ausdrücken bringt eine neue intentionale Schicht hinein, in der sich freilich in gewisser Weise alles spiegelt, was im Vermeinten, im Sinn des Ausgesagten an Gliedern und Formen liegt. Aber können wir sagen, zu den Worten gehörten Bedeutungsintentionen, die sich in den wirklich vollzogenen kategorialen Akten erfüllen, derart, dass im intuitiven Aussagen zwe i a blösba re Schicht e n vorliegen: eine Reihe von Akten, die wortkonstituierenden, die auch für sich sein können; die andere Reihe, die der die intuitive Erkenntnis konstituierenden? Nein, wir haben eine eigentümliche Einheit. Wir ha be n e ine e ig e nt ümliche int e nt iona le V e rschme lzung , die Wort la ut be wusst se in und Erke nnt nisbe wusst s e in, die jedes für sich möglich sind, eingehen können. Gewiss haben wir Wortintentionen, die auf das auf der anderen Seite Konstituierte hinübergehen; aber diese sind nichts für sich, sie sind nur als Übe rg a ng sint e nt ione n, und je nachdem ins Leere oder Volle, das heißt, je nachdem die rechte Seite eine leer vollzogene oder voll vollzogene oder auch gemischte ist. „Fällt die Anschauung fort“, so pflegte ich zu sagen, so bleibt der bloße Ausdruck mit seinen Bedeutungsintentionen. Nein, die gesamte Anschauung kann übrigens gar nicht fortfallen, als ob nun das Alte da wäre. Es kann wohl die Aussage von vornherein leer vollzogen werden, aber dann haben wir Wortlautbewusstsein und Leerintentionen, und wir leben in den Leerintentionen. Ist diese Ansicht richtig, so liegt das Eigentümliche des Ausdrückens außer dem Wortlautbewusstsein in dem intentionalen „Hinweis“, in dem „Bedeuten“, das aber eine Verbindungsform ist. Allerdings eine intentionale Schicht, aber nicht ein möglicher selbständiger Akt. Warum habe ich diese Darstellung aber bestritten? Darum, weil die Wortintention, die sich auf das „weiß“ richtet (das Weiß-Erkannte als solches), sich genauso auf das „ist“ richtet, auf das „dies“, auf die adjektivische Form usw. Nun könnte man sagen, gerade darum ist überall Erkennen die Grundlage. Aber es ist zu überlegen: Ich setze das Papier, das Ding, und erkenne es als Papier. Steht sich da gleich der Ausdruck des „das“, der Ausdruck der Bestimmung und der Ausdruck des bestimmenden Begriffs? Oder am Prädikat der Ausdruck des Prädikats und der Ausdruck des „weiß“? Die Erkennung als weiß hat eine Materie und eine Form, die kommt zum Ausdruck, aber das in
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der Form Erkannte wird doch nicht wieder erkannt. Würden aber die Formen erkannt sein, so müssten bei dem Gleichstehen von Formen und Materien am Ausdruck auch die Materien erkannt sein. Wir haben doch offenbar zu unterscheiden Erka nnt he it , die z um ka t e g oria le n Ge g e nst a nd se lbst g e hört , mit a ll de n F orme n, die z u ihr we se nt lich g e höre n, und de n „ A usdruck “ se lbst. Das Merkwürdige ist, dass wir vor dem Ausdruck schon zwei Schichten haben: 1) die Schicht, wo noch gar kein Erkennen vorhanden ist, obschon bereits Explikation und seine Formen; 2) das an den Terminis auftretende und dann das Ganze charakterisierende Erkennen (das Erkennen durch Begriffe), wodurch der apophantische Gegenstand als begriffliche Erkenntniseinheit (Urteilseinheit) erwächst. 3) Und nun kommt erst der Ausdruck. Was macht mir da aber immer doch Schwierigkeit? Warum bin ich doch nicht zufrieden? Nun, weil ich in Worten wie „dieses“, „nicht“, „ist“, „könnte“ etc. doch so etwas wie Erkennen zu sehen meine, wodurch das Negat, das „dies“ etc. auch begrifflich gefasst zu sein scheint, so wie das Weiß am Gegenstand. Woher dieser Schein, wenn es eben Schein sein soll? Ist es darum, we il die A npa ssung de s A usdrucks mit de r Erke nnung v e rwe chse lt wird? Ich bilde substantivisch „das Grün“, aber auch „das Grünsein“. Ich bilde „das Nichtsein“, „das Nicht-b-Sein“ etc. Ich substantiviere (nominalisiere) ganze Sätze: „Dass S p ist“. Nun habe ich doch „Begriffe“. Auch allgemein: „das Nicht-Sein überhaupt“, „das Nichtb-Sein überhaupt“ etc. „Das Weiß-Sein dieses Papiers hat zur Folge etc.“ Was ist das für ein Name? Was ist das für ein „Erkennen“? Es ist doch nicht so e in Erke nne n wie da s, we nn ich sa g e „ die se r Tisch “ , „ die se s Pa pie r “ . Ich habe zunächst: „Dieses Papier ist weiß!“ Und nun sage ich „Dies!“ und sehe auf den hier gesetzten Sachverhalt hin und sage „Dieser Sachverhalt, dass dieses Papier weiß ist“ oder sage „Dieses Prädikat, dieses Weiß-Sein seines Subjekts, nämlich dieses Papier“. Nun sagte ich: De r Sa t z f ung ie rt a ls Eig e nna me f ür de n Sa chv e rha lt . Aber wie kann er das, wenn es hier an der Eigenerkennung fehlt? Und das Prädikatglied (das als Prädikat Gesetzte) des Sachverhalts fixierend und nennend als das Weiß-Sein, erkenne ich es nicht? N e in. Sollen wir hier sagen: Ich bestimme den Sachverhalt nicht durch einen Begriff von ihm (einen Erkenntnisbegriff), auch
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nicht durch einen Eigenbegriff, sondern dadurch, dass ich e inf a ch he rst e lle, einfach behaupte. Ich nenne ihn eigentlich nicht, ich sage aus, ich habe ihn nun selbst und zeige auf ihn selbst hin. Und ebenso, das Rot-Sein ist nicht genannt in dem Sinn wie der Tisch genannt ist, sondern „hergestellt“. A be r w a s he ißt da s, de n Sa chv e rha lt , da s P rä dika t „ he rst e lle n “ ? Ich mache ein Dreieck auf die Tafel und sage „das“. Ich bezeichne es durch Herstellen und Hinweisen. Ich erzeuge ein Urteil (intuitiv oder nichtintuitiv), ich spreche es aus, ich behaupte es, der Sachverhalt steht mir jetzt als Denkgegenstand vor Augen, und ich sage „das“, eventuell „dieser Sachverhalt“, mit der Aussage. Der modifizierte Ausdruck „Dass S p ist“ drückt aus diese Denkwendung, die ich vollziehe, a be r „ e rka nnt “ wird hie r nicht s. Es ist nicht so, wie wenn ich einen Tisch sehe oder in noch so Tisch erkenne, oder vager Weise reproduktiv vorstellig habe und als T meinen Bruder und ihn als Heinrich erkenne. Es wäre mit dem Eigennennen nur dann gleich, wenn ich auch beim Eigennennen das Eigenerkennen als etwas Überflüssiges streichen könnte. Aber das geht nicht, wie mir scheint. Es ist doch nicht so, wie wenn ich etwa eine Erinnerungserscheinung oder Wahrnehmungserscheinung eines Hauses habe und sage „das“. Sage ich „Heinrich“, so erkenne ich. Darum kann ich sagen „Das ist Heinrich“. Wobei „das“ eben Heinrich selbst ist. Andererseits sage ich zwar „Dies, dass 2 · 2 = 4 ist“; ich kann aber nicht sagen „Dies ist, dass 2 · 2 = 4 ist“. Aber kann ich nicht sagen „Dies, dieser Sachverhalt ist 2 · 2 = 4“? Ja, gewiss kann ich z. B. sagen „Der Sachverhalt, der ein Lieblingsbeispiel der Logiker ist, ist 2 · 2 = 4“, wie ich sage „Der Mensch, der mein ältester Bruder ist, ist Heinrich“. Aber doch ist die Meinung beiderseits nicht dieselbe. Da s A usspre che n de s Sa tze s we ist hie r a uf .1 Es ist ke in be st imme nde r Be g rif f da . Einfacher gesprochen: Sage ich „2 · 2 = 4 ist eine Wahrheit“, so ist der Ausspruch unvollständig: „Dies, dass …“ – oder „Dieser Satz …“. Der Satz wird nicht unter „Begriff“ gebracht: „2 · 2 = 4: Dieser Satz ist eine Wahrheit“. Aber nun wird man sagen: Eine Ergänzung ist hier nötig. Es tritt doch die a uf we ise nde V orst e llung in den Zusammenhang der Aussage. Das „dies“, das „dieser Satz“, schöpft
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Statt aufweisen kann ich sagen: aus der Aussage entnehmen.
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aus dieser Vorstellung den Sinn, so wie, wenn ich sage „dies“ (in Hinblick auf den Tisch), die Tischwahrnehmung als Quelle fungiert. Aber im ersteren Fall t rit t durch e ine Be de ut ung smodif ika t ion die A ussa g e mit in de n Zusa mme nha ng de r ne ue n A ussa g e. Soll man nicht sagen: Eig e nne nnung e n sind entweder e rke nne nde Eigennennungen durch Eig e nbe g rif f e oder sie sind aufgrund von Modifikationen von Nennungen und Aussagen vollzogen, nämlich aufgrund von nichterkennenden Aufweisungen von Genanntem bzw. von Ausgesagtem als solchem? Ich sage doch auch „Der Satz, von dem wir sprechen, ist ‚S ist p‘“. Wovon war die Rede? Von welchem Sachverhalt? Davon, dass S p ist. „Der Sachverhalt, von dem die Rede ist, ist 2 · 2 = 4“. Da s ist doch a uch e ine prä dika t iv e Be st immung , eine Bestimmung durch Nennung des Sachverhalts, eine Nennung, die ihn ohne Eigenerkennung (wie das bei Eigennamen der Fall wäre) direkt aufweisend nennt, durch Entne hmung ne nnt. Der Sachverhalt „heißt“ nicht so, der Mensch „heißt“ aber Sokrates: Es ist also ähnlich wie wenn ich sage „Der Mann, von dem die Rede ist, ist der dort“. So Brauchbares hier gesagt ist, so bin ich doch noch nicht zufrieden. Ist der Satz überhaupt Prädikat? Ich frage etwa „Welches der Häuser ist grün gestrichen?“ Antwort: „Grün gestrichen ist das Eckhaus.“ „Welches Haus hat grüne Farbe?“ „Grüne Farbe hat …“, da steht das Prädikat voran. „Welches ist der größte französische Regent?“ „Der größte Regent ist Napoleon.“ Da steht das Prädikat voran. Ist nicht auch in dem Satz „Der Sieger von Jena ist Napoleon“ der voranstehende Name Prädikat? Aber kann es nicht auch verstanden sein als Subjekt? Die Wortstellung entscheidet ja nicht für die Sinnesstellung. „Dieser Satz ist 2 · 2 = 4“, das heißt, an Prädikatseite steht eine direkte Vorstellung vom Satz, eine direkt aufweisende. Ich ka nn a lso nomina l ne nne n, ohne zu e rke nne n. Ein Erkennen liegt vor im Sinne des prä dika t iv e n Ide nt if iz ie re ns, aber nic ht ein Erke nne n im Sinne de s Be g re if e ns, Unt e r- Be g rif f e F a sse ns be i de r Sa t z- N e nnung. Wenn ich den Gegenstand als Menschen erkenne, das Ding als Papier usw., so stecken dahinter wohl begriffliche Intentionen, aber gleichsam mit einem Schlag steht der erscheinende Gegenstand da mit einer intentionalen, sich in ihm erfüllenden Schicht, die freilich einer Auseinanderlegung bedarf und auf eine solche zurückweist.
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Worauf es mir hier ankommt, ist, dass, wie es scheint, eine Wesensgleichheit besteht mit den Fällen der Ausdrücklichkeit. Die Worte in ihrem einheitlichen Zusammenhang, oder vielmehr dieser Zusammenhang selbst, tragen eine intentionale Schicht, die sich erfüllt mit der eigentlichen Erkenntniseinheit, soweit diese ihrerseits voll ist.1 In der Aussage, in dem von ihr Gemeinten und eventuell Gegebenen haben wir also eine explizite Synthesis der „Identifikation“ (oder Modifikationen derselben), der Erkennung, und in den Gliedern haben wir eventuell schon Implikationen von Erkennungen, die Erkenntnismodifikationen sind, sofern sie auf explizite Erkenntnis zurückweisen. Die Worte haben Anpassung an diesen Erkenntnisinhalt, an eine Einheit der Erkenntnis, an ein Urteil oder eine Einsicht. Diese Anpassung ist aber selbst eine implizite Erkenntnis und somit wesensmäßig von derselben Gattung wie das explizite Erkennen, dem sich die Worte anschmiegen. Wir haben also in je de r A ussa g e (und in jedem erkennenden Aussageglied) eine V e rwe bung zwe ie r Erke nnt nisse , e ine r, die a usg e drückt ist , und e ine r, die im A usdrücke n se lbst lie g t .2 Die Anpassung wird normalerweise nicht als ein Akt des Anpassens (in dem wir leben) vollzogen. „Vollzogen“ sagt: Wir sehen die Wortlaute, und sie sind nicht unsere Themata. Wir haben mit den Wortlauten ihre Wortintentionen, aber wir machen nicht die Worte für sich oder das verbal Vermeinte für sich zum Thema. Wir gehen durch. Im verbalen Denken, im normalen Aussagen meinen wir den Erkenntnisinhalt, den „Urteilsinhalt“ und so, dass die Ausdrucksschicht dabei „außer Spiel“ bleibt. Das Subjekt, so und so bestimmt, das Prädikat etc. ist gemeint, aber nicht die Oberschicht. Wo immer wir eine objektivierende Intention haben, da besteht die Möglichkeit der Erfüllung, und wo immer eine Einheit des Erfüllungsübergangs oder einer Deckung von leerer und belegender und bestätigender Intention statthat, da haben wir die Möglichkeit der Auseinanderlegung, die Möglichkeit einer Identifikation und einer Erkenntnis mit dem Prädikat des bestätigenden „wirklich“; und so haben wir hier einen Typus von möglichen Erkenntnissen, Erkenntnissen von bestimmter Form, die zu allen Objektivationen, und darunter zu den 1 2
Das ist freilich falsch. Zweite Theorie. Aufgegeben und, wie ich einsehe, falsch.
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Erkenntnissen selbst gehören. (Universalität des Existenzialsatzes bzw. des Satzes über ein Bestehen.) Also jedes Zeichenbewusstsein und insbesondere das Aussagebewusstsein konstituiert, wo es in der Erfüllung steht, in diesem Deckungsbewusstsein eine neue Gegenständlichkeit: nicht bloß die zwischen Wortlaut und Sache, sondern die zwischen Wort und Sache, d. h. die zwischen Ausgesagtem und entsprechendem Wirklichen.1 Die Aussageintention erfüllt sich dadurch, dass die verbal vermeinte Erkenntnis (das ist der Aussagesatz) zur wirklich vollzogenen und einsichtigen Erkenntnis wird.2 Diese Erkenntnis ist natürlich etwas, was ohne jede Aussage möglich ist. Und diese Erkenntnis ist natürlich nicht diejenige, die wir aus der Erfüllung der Aussage durch sie herausholen können in einem reflektiven Erkennen. Wir nennen nun eine einsichtig erfüllte Aussage eine Erkenntnis. Genauer, sie ist A usdruck e ine r Erke nnt nis oder eine a usdrückliche Erke nnt nis, eine Einheit des Vollzugs eines aussagenden Meinens in und mit seiner sättigenden Erkenntnis.3 Eine Aussage begründen, das ist eine leer oder „unvollkommen“ mit Erkenntnis erfüllte Aussage in diese einsichtige überführen.4 Doch wäre hier noch Folgendes zu sagen. Wenn ich einen individuellen Gegenstand individuell (als „aha, der“) erkenne, so haben wir eine übergreifende Intention, die übergreifende Gegenstandsauffassung, die als leere Erinnerungsintention auf der Wahrnehmung liegt, ihren Gehalt in sich aufgenommen hat und sich partiell in ihr erfüllt. Ich brauche dazu einen Gegenstand gar nicht als Subjekt zu setzen. Nennen wir korrekterweise nur das Subjekt, das unter den Begriff gefasst wird, „erkannt“, so ist das originäre Konstituieren des Begriffs kein Erkennen, aber zu jedem Erkennen als Bestandstück gehörig. Sage ich „Dies ist Hans“ oder „Der Hans ist gut“, so ist „dies“, die betreffende Person, als Hans erkannt (und allgemein begriffen im zweiten Fall und in einem neuen Schritt als gut). Dagegen ist im ersten Erkennen nicht das Erkenntnisprädikat erkannt; so wenig als das prädikative Sein im „ist“ oder das „dies“ als „dies“ erkannt
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Nein, keine Erfüllung, sondern eine Sättigung. Ja, wenn ich vom leeren Aussagen zum einsichtigen Aussagen übergehe. Nein. Ja.
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ist. Es wird im weiteren Fortgang hervorgehen, wie wichtig diese Unterscheidung ist, die dem Anfänger leicht als eine überflüssige Subtilität erscheinen könnte. Solche Differenzen übersehen heißt, sich jede phänomenologische Klarheit über das Wesen des Urteils 5 versperren.
Beilage XXXII: Das Erkennen vor dem Prädizieren und das Erkennen im kategorialen Akt, aber vor dem Ausdruck. Inwiefern ist das Ausdrücken selbst ein Begreifen und Erkennen?1 10
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Das Erkennen, das im Aussagen liegt, bezieht sich im Grunde nicht auf die Beziehung der Bedeutungsintentionen auf die Sachen, sondern auf das Urteilen selbst als begreifendes Prädizieren. Wie steht Erkennen zu Erfüllung der Intention? Wie Erkennen zu Deckung von Intentionen, von Sättigung (katastematische Sättigung)? Wir haben jedenfalls ein Erkennen im kategorialen Akt, vor dem Ausdruck. Dieses vollzieht sich in Schritten. (Die stofflichen Partien und die Formen fungieren dabei sehr verschieden; erkannt ist dabei der Gegenstand.) Sokrates ist krank. Das Papier ist weiß. Das ist ein rotes Haus. Dies ist größer als jenes. (Begreifen, begrifflich Fassen in den Terminis) Würden wir auf den „Satz“ (ohne Ausdruck) reflektieren und ihn, das Geurteilte als solches, erkennen, so wäre das ein Erkennen in ganz anderer Richtung; wir könnten es erkennen als „Urteil“, als kategorisches Urteil etc. Es würde dann erkennbar sein die Form des „ist“, des „nicht“ usw. Aber dann wäre das Urteilsgebilde Gegenstand, und gegenständlich wären seine Teile und Momente bewusst; und in der Erkennung würden auftreten Prädikate, Beziehungsbegriffe etc. wie sonst, aber für die Form des Urteils der Begriff des „kategorisch“ u. dgl. Ein Erkennen anderer Art hat, wenn wir den Begriff festhalten, keinen Sinn. Die außerordentliche Schwierigkeit ist nun aber zu verstehen, was d as für ein „ Begreifen “ und „ Erk ennen “ ist, das im Ausdrücken selbst liegt und sich erst mit ihm vollzieht.2 Ich erkenne Hans als Hans und Hans als groß, vor allem Ausdrücken. Ich sage dann aus: „Hans ist groß.“ Was bringt zunächst hinsichtlich dieser Termini das Ausdrücken herein? 1 2
Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Ja, das ist Fiktion, es ist nicht Erkennen, sondern Erfüllung einer Tendenz.
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Man wird zunächst sagen: Die symbolische Intention auf Erkennen deckt sich mit dem Erkennen. Ein Erkennen, das leere Intention von Erkennen ist, deckt sich mit einem vollen Erkennen. Aber nun haben wir auch Formen, Subjektform, Prädikatform, und so bei komplexen Fällen vielerlei Formen. Weil A B ist, ist C D etc. Ferner die Modalitätsformen. Die Form der Negation: „Hans ist nicht klein, ist nicht rothaarig“ etc. Das Erkennen vor dem Prädizieren ist ein kontinuierliches Erfassen einer Einheit oder ein diskretes zwar, aber ohne dass gerade Formung statthätte in der Art eines Identitätsurteils. Ich sehe Hans und geweckt sind mancherlei Situationen, in denen ich ihn sehe; ein Einheitsbewusstsein ist da, aber kein Identitätsurteil. Ich sehe ein Tier, und geweckt sind Vorstellungen mancherlei ähnlicher Tiere, ich sehe einen Truthahn, einen Pfau, und klar oder dunkel schweben mir andere Truthähne etc. vor, und Gleiches deckt sich mit Gleichem. Erkannt ist das Gegebene als eines seiner Art; die Einheit ist schon herausgehoben, aber eigentlich kein Prädizieren, nicht ein Beimessen des begrifflichen Prädikats, auch nicht ohne Worte. Freilich ist das nicht schon zu viel, wenn ich sage: erkannt als eines seiner Art? Eigentlich klassifiziere ich es, wenn ich eben nun prädiziere. Wenn ich nun aber geurteilt, etwas als Hans erkannt, den als Hans Erkannten als lang adjektivisch erkannt habe usw., kann das konstituierte Sachverhaltsgebilde selbst wieder erkannt werden. Ein Ding betrachtend, oder einen Dingzusammenhang, kann ich das Ganze kennen, dann die Teile, Momente durchlaufend eines ums andere erkennen. Ich kann es Stück für Stück auch nachzeichnen. Ich kann es Stück für Stück bezeichnen. Das Zeichen, setzt es ein Erkennen voraus? Die Deckung mit dem Bezeichneten ist als Erkennen zu bezeichnen? Nein. Es scheint also keinen Sinn zu haben, da noch von einem Erkennen zu sprechen. Die Allgemeinheit der Wortbezeichnung beruht auf keinem noch vermittelnden Erkennen. Wir haben zu scheiden das Erkennen, das in der Prädikation (Explikation) statthat, und das Ausdrücken, das nicht ein neues explizites Erkennen ist, nämlich hinsichtlich des ausgedrückten Erkennens bzw. Erkannten. Aber wie ist es mit den Modalitäten, mit dem „Es dürfte“, dem „vielleicht“, „möglich“ etc.? Ist da nicht wieder ein Haken? Nein. Sofern das Ausdrücken ein Sich-Decken (objektivierendes Sich-Decken) ist, ist es natürlich Erkennen. Das „Es dürfte“, „Es möge“ etc. findet also Ausdruck. Das sagt aber nicht, dass es ein Erkennen ist im Sinne des vorwortlichen, des kategorialen Erkennens, des Erkennens in der kategorialen Gegenständlichkeit, somit nicht ein Begreifen als „unter“ Begriffe bringen. Im Eigenerkennen erkenne ich Hans als Hans durch den Eigenbegriff. Ich kann fragen: Ist das wirklich Hans? Das trifft nicht den Namen, sondern ich erkannte das Objekt als die Person (die ich auch Hans nenne), und ich
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kann mich darin täuschen. Fungiert der Name überhaupt, so kann ich mich eigentlich nicht darin täuschen, es findet ja Deckung, und zwar vollkommene Deckung hinsichtlich der nominalen Meinung und Erkennung statt. Aber es kann sein, dass ich nicht den sprachüblichen Namen verwendet habe, der Gegenstand „heißt“ faktisch nicht so wie ich ihn nenne. Der Name ist behaftet mit Intentionen der Sprachüblichkeit, und in dieser Hinsicht kann trotz der Deckung eine Täuschung statthaben. Die Täuschung betrifft nicht diese Deckung und die in ihr gegebene Zugehörigkeit des Namens zum genannten, sondern die andere Zugehörigkeit, die darin besteht, dass die deutsche Sprache nicht diesen Wortlaut, sondern einen anderen für solche Bezeichnungszwecke verwendet. Dafür kann ich aber nicht im gegebenen Fall die Evidenz haben, sondern durch Hinausgehen in die deutsche Spracherfahrung, in die Erinnerung, wie andere Leute das Wort gebrauchen, wie es üblich ist, wie die guten Schriftsteller es gebrauchen etc. Eine auf das Wort in dieser nennenden Beziehung gegründete Außenintention ist da und ein Erkennen eventuell, dass das Wort sprachüblich ist oder nicht, ein in diesem Sinn deutsches Wort der guten Sprache, der Vulgärsprache etc. So bei den Eigennamen und so bei jedem Wort. Unter Begriffe bringen ist also prädizieren oder kategoriales Erkennen als Subjekt-Erkennen, Prädikat-Erkennen, und zwar adjektivisches Erkennen, einordnendes Erkennen, (ein A), Relation-Erkennen. Heißt es „a ist ähnlich dem b“, so ist das „ähnlich“ erkannt, aber auch das b als b, so wie das a als a, falls ich Volltermini habe, die eben ein Erkennen ausdrücken. Sage ich „Das ist ja blau“, so findet auf Subjektseite kein Erkennen statt. Ich habe ein eingliedriges Erkennen, auf Subjektseite leer. Sage ich „Das ist das“, so kann ein Erkennen vollzogen sein, aber es ist dann nicht ausgedrückt. Sage ich „Der ist der“, so habe ich etwa diese Person da identifiziert mit der bekannten; da habe ich aber Erkenntnis als Person. Schwierig sind freilich Prädikationen derart wie „Irgendetwas ist a, und a ist irgendetwas (irgendwie beschaffen)“, „Irgendetwas ist irgendetwas“. Natürlich findet da kein Erkennen an Subjektstelle statt bzw. nicht an Prädikatstelle. Andererseits, wenn ich das einsehe, erkenne ich: eben in dem Sinn des Einsehens der Angemessenheit der Deckung zwischen verbalen Intentionen und entsprechender „intuitiver“ Unterlage. Nun gut. Ich vollziehe ein kategoriales Erkennen als unter Begriffe b rin gen nur innerhalb der kategorialen Gegenständlichkeit, und zwar an den Stellen, die substantivische, adjektivische, relationelle Elemente enthalten mit bestimmter Materie. Heißt es nun „Es dürfte Regenwetter geben“, so liegt bei „dürfte“ ein „Begriff“ eben dann, wenn ich etwa verstehe: Dass es Regenwetter gibt, ist
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zu vermuten oder ist vermutlich. Es möge schönes Wetter kommen, dass schönes Wetter komme, möge sein, ist zu wünschen, wünsche ich.
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Zunächst muss man zugestehen, dass Eigenschaft, Relation, Teil u. dgl. „unauflösliche“ Begriffe sind, Grundbegriffe, ausdrückende Grundformen von Gegenständen im weitesten Sinn, die zu allen Gegenständen ihrerseits als Formen von ihnen abgeleiteter Gegenstände gehören. Darin ist gesagt, dass ihnen Grundformen der Gegenstandskonstitution entsprechen und dass diese zu jeder Gegenstandskonstitution gehören als solche, die zu ihr in ableitender Weise gehören. Es kommt dabei natürlich nicht auf mich oder irgendjemandes Bewusstsein an, sondern zum eigenen Wesen eines Gegenstandsbewusstseins (eines originär gebenden, wie wir annehmen) gehört es, dass durch dasselbe vorgezeichnet sind neue konstitutive objektivierende Akte, in denen sich neue, von diesen abgeleitete Gegenständlichkeiten konstituieren. Darunter auch die „Eigenschaft“. Das Eigenschaft konstituierende Bewusstsein ist bezogen auf das Bewusstsein, in dem sich das Subjekt der Eigenschaft konstituiert derart, dass dieses in bestimmter Weise fundierend ist für jenes. Eine Eigenschaft kann ich nicht wahrnehmen, ohne vordem den Gegenstand wahrzunehmen und von dieser Wahrnehmung in „Explikation“ fortzuschreiten zur „Wahrnehmung“ der Eigenschaft. Eine Eigenschaft kann wieder Eigenschaften haben, aber schließlich muss apriori ein Gegenstand da sein, der nicht Eigenschaft ist, sondern Eigenschaften hat, welche dann wieder Eigenschaften haben usw. (Ideen I). Ferner: Jede kategoriale Grundgegenständlichkeit, jede Weise abgeleiteter kategorialer Gegenständlichkeiten hat ihre Weise der Konstitution, ihre irreduzible Weise. Jede ist aber fundiert. Was sind das für Fundierungen? Nicht alle fundierten Gegenstände sind doch in diesem Sinn kategorial? Es ist ja auch zu scheiden zwischen den formalen gegenständlichen Kategorien und den ihnen angepassten „Begriffen“, den kategorialen Begriffen. Das Apophantische ist doch nicht die kategoriale
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Gegenständlichke it selbst. Die Denk gegenständli chkeit und das Erkenntnisgebilde sind zweierlei, der Eigenschaftsbegriff erkennt die Eigenschaft etc. Was da Begriff, Erkenntnis heißt, ist freilich noch vieldeutig. Aber wie immer, die nackte kategoriale Gegenständlichkeit ist die apophantische insofern, als sich die Apophansis auf sie bezieht, und das nackte intuitive Bewusstsein von der kategorialen Gegenständlichkeit, das für den Subjektterminus die nackte Wahrnehmung einschließt, ist das Bewusstsein, auf das sich in der Weise der Fundierung das einsichtige „Aussagen“ bezieht (noetisch gründet): Aber das intuitive Aussagen ist nicht das intuitive Haben der kategorialen Gegenständlichkeit allein, sondern darüber ist die Schicht des „geistigen Ausdrucks“.1 Also wir haben 1) diejenigen Fundierungen, die sich in der Explikation der Eigenschaft, der Partition (Übergang zu Teilen), der Relation (der Beziehungserfassung) u. dgl. vollziehen, denen korrelativ zugehören die Fundierungen der Gegenstände, selbst zu unterscheiden 2) von den Fundierungen, durch die die apophantischen Gegenständlichkeiten in einem anderen Sinn, die eigentlichen „Bedeutungen“, die Aussagemeinungen selbst (aber ohne Worte) sich konstituieren: Sie sind fundiert in 1) und haben andererseits Fundierungen in sich selbst, als Zusammenhänge von Bedeutungen. Die Wortlaute fallen hier ganz aus und selbst die eventuellen „Bedeutungsintentionen.“2 Was zeichnet nun aber das System der formalen logischen Gegenständlichkeiten, der kategorialen Ableitungen dieser Sphäre aus? Zu allen Gegenständlichkeiten gehören doch auch die noetischen und noematischen Begriffe, und von noetischen und noematischen Kategorien könnte man doch auch sprechen und eine formale Ontologie so verstehen, dass sie auch diese Kategorien in Rücksicht zieht.3
1 Genauer: Wir haben die kategoriale Gegenständlichkeit unterster Stufe, die sich vor allem Erkennen, Unter-Begriffe-Bringen konstituieren lässt. Dann können die Explikationen in Erkenntnis verwandelt werden, wir haben Erkenntnisgegenständlichkeiten. Und endlich haben wir die Aussagen. 2 Da fehlen aber die Erkanntheiten, die unterschieden werden müssen von den Aussagegegenständlichkeiten, den mit den Ausdrücken in eins genommenen. 3 Fundierte Gegenstände sich konstituierend in fundierten Akten. Aber nicht alle in fundierten Akte sich konstituierenden Gegenstände sind fundiert, z. B. Reflexionsgegenstände.
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Beilage XXXIV: Die Schicht des Ausdrucks als eine objektivierende Verdoppelung des Erkenntnisgehalts1 1) Das Hinstellen der ausdrücklichen Akte. Ich stelle etwas behauptend 5 hin, ich proponiere (Proposition), ich lege dar, indem ich, was ich in mir
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denke, äußere, und indem ich den unentwickelten Gedanken entwickle und ausspreche. Dieses Hinstellen ist ein in tersu bjek tives Objektivieren. Das Ausgesprochene ist im Einfühlungszusammenhang ein gemeinsames Objekt. Im schriftlich fixierten Ausdruck haben wir ein bleibendes Objekt, das auch ohne aktuelle Wechselverständigung potentiell Verstehbares ist, ein Satz der Literatur etc. Die Beziehung besteht hier auf die offene Sprachgemeinschaft: Indem das Geschriebene oder Gesprochene hingestellt ist, heißt es, wer Ohren hat, der höre oder kann hören, wer sprachlich verstehen kann, der verstehe. Das objektiv Hingestellte ist von mir Behauptetes, von mir hingestellt, und zugleich etwas, wofür ich einzutreten habe oder eintreten will. Von diesem Behaupten, Eintreten, Hinstellen als ein sprachlich Objektives innerhalb einer Sprachgemeinschaft können wir absehen, obwohl es offenbar eine normale intentionale Schicht alles Sprachlichen ausmacht. Im „inneren Sprechen“ hat diese Schicht vielleicht eine neutrale Modifikation oder eine sonstige Modifikation, sofern ich denkend und sprechend vielleicht zugleich die Intention habe, es nachher noch zu aktualisieren, es „wirklich“ zur Aussprache, zur objektiven Hinstellung für andere zu bringen, es dem anderen zu sagen oder der offenen Sprachgemeinschaft literarisch anheim zu geben. 2) Sehen wir also davon ab, so bringt das Ausdrücken gegenüber dem Explizieren der Anschauung und gegenüber der Erkenntniseinheit, die sie darstellt, mit der durchgehenden Erkenntnisschicht noch die Schicht des Ausdrucks, die eben als die das intersubjektive Verständnis vermittelnde jene intersubjektive Objektivierung herstellt. Aber bei allem Absehen von ihr verbleibt doch noch eine gewisse Objektivierung. Mit den Worten meine ich nun die Sachen, ich habe nicht nur das Erkannte, sondern habe es in einer äußerlich sinnlichen und durch die Bedeutungsintentionen beseelten Ausprägung. Es ist eine Verstärkung und eine Art objektiver Herausstellung,2 eben durch Anknüpfung und Verschmelzung mit der sinnlichen Objektivität. Es ist nun in stärkerem Maß ein Gegenüber für mich da, und das betrifft speziell nicht nur den Gegenstand worüber, sondern die Erkenntniseinheit. Die Artikulation und die Erkenntnisartiku1 2
Wohl Januar – März 1914. – Anm. des Hrsg. Das Den-Finger-Darauflegen, es „betonen“ für die Aufmerksamkeit.
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lation haben nun stärkere Abhebung, haben im Sinnlichen ihren Anhalt und eine Art Bild, eine Art Unterstreichung des ganzen artikulierten Erkenntnisgehalts, oder wie man es nennen mag. Dabei hat die Doppelheit den Vorzug, dass die flüchtigere Erkenntnisseite, der „ausgedrückte“ Gedanke (der intuitive), der im Allgemeinen flüchtigere, verschwinden kann, und das standhaltende Wort und der Satz übrig bleiben. Es ist das Wiederholen der Worte, dieser bekannten und immer wieder in Identität wiedererkannten Objektivitäten, etwas zu freier und leichter Verfügung Stehendes, dabei immerfort behaftet mit seinen Verständnischarakteren, die ihrerseits eine gewisse Freiheit der Erzeugung ihnen zugehöriger Reproduktion der eigentlichen Gedanken mit sich führen. Wir operieren mit den Doppeleinheiten und operieren mit den „bloßen Ausdrücken“, als ob sie Doppeleinheiten wären, sie „vertreten“ uns diese, wir können auf die entsprechenden Anschauungen rekurrieren. Würden wir nicht mit Worten denken, so würden unsere „Gedanken“ immer wieder ins Leere zurücksinken, aber es fehlte die Sicherheit der Wiedererkennung in ihrer alten Form, insbesonders in ihrer alten Erkenntnisform. Wir geben den Gedanken sozusagen mehrere Körper dadurch, dass wir sie in dieser Weise verdoppeln, indem wir ihnen eine standhaltendere, widerspiegelnde und dabei freier verfügbare, leichter identifizierbare Schicht beigeben, eine Objektivität, die in ihrer Art besonders klar, fest, bekannt, wiedererkennbar ist. Mit dieser operieren wir einschichtig im rein symbolischen Denken, im ausweisenden Denken aber geben wir ihr die zweite Schicht, und wir nehmen das Symbolische als „Intention“ für das Volle. Die Intention besagt hier: Die vollen Worte, die verstandenen, haben den Charakter der Intentionen, nämlich auf ihre Erfüllungen, auf die eigentliche Erkenntnis, sich mit diesen zu decken.
Beilage XXXV: Die Allgemeinheit des Wortes, die Allgemeinheit des Ausdrucks. Das Ausdrücken des Gedankens setzt nicht seine Erkennung voraus1, 2
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Überall wo ein Sachverhaltsbewusstsein vollzogen ist, kann ein angemessener Ausdruck vollzogen werden. Also wo immer ich ein kategorisches Urteil vollziehe (als ein Sachverhaltsmeinen), kann ich die kategorische Aus-
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sage, die es ausdrückt und im Ausdrücken zugleich es enthält, vollziehen. Das Urteil (das Geurteilte als solches) bzw. die Aussage (das Ausgesagte als solches) ist nun ein Allgemeines (und zwar das bestimmte Urteil, etwa „2 > 1“!) gegenüber d en mö glichen Urteilsak ten und au ssagenden Akten dieses „ Inhalts “. Ein Ideal-Identisches , aber diese Allgemeinheit ist nicht die Allgemeinheit einer Gattung, Art, Differenz im eigentlichen Sinn. Jedes Ideale hat einen „Umfang“, aber diese Vereinzelung ist nicht die Vereinzelung einer Gattung in den Arten. Ist nun das bestimmte Urteil eine niederste Differenz? Also besondert sich in derselben Weise das allgemeine „kategorische Urteil“ in den bestimmten kategorischen Urteilen, wie sich „Farbe“ nicht in der individuell vorkommenden, sondern in der niedersten Differenz (Nuance) besondert? Und kann man nicht ebenso fragen: Besondert sich der kategorische Sachverhalt als allgemeine Gattung in den bestimmten kategorischen Sachverhalten? Wir haben die Form des kategorischen Ausdrucks, deren Korrelat ja das Allgemeine ist: die „Idee“ des in diesem Wie ausgedrückten Sachverhalts bzw. des Sachverhaltsvermeinten in seiner doxischen Qualität. Ich kann auf ein kategorisches Urteil hinsehen (auf die Synthesis der Erkennung), ich kann auf die kategorische Aussage hinsehen und sie ihrerseits erkennen als das. Ich verfahre da so, wie wenn ich bei einem so und so geformten und typisch beschaffenen Raumding auf die Form und den Typus achte und es als Ding dieser Form erkenne. Ich klassifiziere durch Erkennen. Sehen wir vom Ausdruck ab, so kann ich auf die Form der kategorischen Erkenntnis achten. Offenbar besteht der Ausdruck nicht darin, dass ich diese Form erst erkannt haben muss, um sie eben ausdrücken zu können. Das geschieht, wenn ich das Geschaute unter den allgemeinen Begriff bzw. das allgemein nennende Wort „kategorische Erkenntnis“ bringe. Der Ausdruck, der die kategorische Aussage macht, schmiegt sich aber dem formalen Ganzen an, ist eben ein Ausdruck schlechthin und nicht Ausdruck einer Erkennung wie bei jenem nennenden Ausdrücken. Ausdrückend, die Aussage vollziehend nenne ich nicht das kategorische Urteil bzw. den kategorischen Sachverhalt. Und ich nenne nicht seine Teile, Formen, Glieder. Etwas nennen, das ist etwas setzen, als Subjekt setzen, es durch Prädikate erkennnen usw. Nun, ausdrückend nenne ich gewiss, ich nenne das Subjekt, das Objekt, ich erkenne sie als begrifflich so bestimmt, als die Teile habend etc. Aber das sagt, ich vollziehe die Explikation und Erkennung in ihrer synthetischen Stufenfolge und Schritt für Schritt, in Verschmelzung damit das Ausdrücken. Aber es sagt nicht, was hier prätendiert ist, dass ich die sich hiermit konstituierenden kategorischen Gebilde und Moment für Moment ihrer Formen nenne und erkenne. Sage ich „Dieser Tisch ist weiß“, so setze
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ich den Tisch, erkenne ihn als das usw. Aber damit konstituiert sich der kategorische Gegenstand, den ich nicht wiederum erkenne. Die Allgemeinheit des Ausdrucks ist also nicht Allgemeinheit einer Erkenntnisfassung, einer begreifenden im eigentlichen Sinn. Man beachte die Zweideutigkeit: Ausdrücken ist Erkennen, ist Begreifen, sofern eben Aussagen ein Erkennen ist, das in eins seine ausdrückende Schicht hat, ausdrückliches Erkennen; und dass wenn das Erkennen uneigentlich, unklar ist, wir eben ein unklares Erkennen, eine Modifikation des Erkennens haben, aber darum doch Erkennen. Ab er d as Au sd rü ck en ist n ich t ein Begreifen d es Au sged rü ck ten; Ausdrücken ist nicht ein Hantieren am Ausgedrückten als ein Urteilen über dasselbe, sondern Ausdrücken ist noch einmal Urteilen, aber Urteilen in einer Doppelschicht. Einen Gedanken ausdrücken, das ist den Gedanken noch einmal mit der Ausdrucksschicht vollziehen. Das Resultat ist die Aussage, die eben ein „Urteil“ ist.1 Nun hängt mit dem ersten Begriff von Erkennen (oder Begreifen) ein zweiter zusammen: Erkennen im Modus des vollkommen klaren, einsehenden, intuitiven Erkennens und Aussagens. Also für die Lehre von den Vollkommenheitsstufen der Erkenntnis habe ich auch das Fortschreiten im Umfang der Erkennungen zu beachten. Was ich Vollkommenheitsstufen der Erkenntnis nannte, waren Stufen in der Klärung und Erfüllung. Das wird also wohl vielfache Revisionen erfordern. Begreifen: als notwendig einsehen, als apodiktische Folge einsehen, als Folge eines Gesetzes einsehen etc. Das alles setzt Begreifen im Sinne von Erkennen durch Begriffe voraus. Ich habe keinen Begriff davon, ich weiß davon nichts, ich habe davon keine Erkenntnis und insbesondere keine Erkenntnis höherer Stufe. Keine Einsichten in Notwendigkeiten. Begriff (vgl. Schluss der Untersuchung II): 1) Wesen, eine Gattung, Art, Spezies; 2) Prädikat, Attribut, Wesensbestimmung in der Erkenntnis.
1 V o llk o m m e n h e it d e r E r k e n n t n is is t a b e r a u ch F o r t s ch r e it e n in d e r B e g r e if u n g ; je mehr ich begreife, um so mehr erkenne ich; aber natürlich kommt es für den Wert auf Einsichtigkeit an. Vollzieht sich das Aussagen durchaus intuitiv, so ist es ein erkennendes im prägnanten Sinn. Aber nicht ist das Ausdrücken die höhere Schicht als angepasst an Erkennen. Nicht ist überhaupt Erfüllung der Intention = Erkennen.
Nr. 18 De r A usdruck de s Erke nne ns. Die be sonde re A rt de r Ide a lit ä t de s Sa t z e s. Die Ide a lit ä t des Ze ic he ns1 5
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Das solipsistische Erkennen und die Tradition, Erkennen aufgrund der Tradition: intersubjektives, durch Tradition vermitteltes Erkennen. 1) Das Erkennen, wie inneres Leben überhaupt, bekundet sich vielfältig leiblich, zunächst unwillkürlich, und diese Bekundung, d. i. diese empirische Begleitung von Innerlichkeiten durch leibliche Äußerlichkeiten, ist dem (erkennenden) Subjekt selbst an seiner eigenen Leiblichkeit gelegentlich merklich und bekannt. Unwillkürlich nachahmende Bewegungen, Naturlaute, Ausrufe etc. Willkürliche Veräußerlichungen von Innerlichkeiten durch Zeichen als Merkzeichen, Erinnerungszeichen. 2) Einfühlung, Auffassung, „Wahrnehmung“ fremder Subjektivität und fremden Seelenlebens, auch Erkenntnislebens, durch Verständnis leiblicher Äußerungen; sie werden zu regelmäßigen und systematisch verknüpften Anzeigen von Folgen innerer Vorgänge des Anderen. Willkürliche A nzeiche n des Anderen für sich selbst werden verstanden, und das wird auch selbst erkannt. Schaffung von willkürlichen Zeichen zu dem Zweck, dass andere sie verstehen, und insbesonders dass andere erkennen sollen, dass ich, der sie Schaffende, das und das erlebe und speziell die und die Erkenntnis habe, dass ich den oder jenen, die oder jene Tiere etc. gesehen habe, dass sie von der Art sind, die und die Ordnungen, Verbindungen, Eigenschaften etc. haben. Schaffung von objektiven Bezeichnungen, be ha fte t mit e ine m sozia le n Solle n. Damit Erkenntnisse ausgedrückt werden, muss mehr als erkannt werden, es muss die „Erkenntnis“ selbst (der „Inhalt“) nach allen Gliedern und Formen „ausgedrückt“ werden, die Erkenntnis, der Erkenntnisinhalt, selbst reflektiv ins Auge gefasst
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werden. Muss er auch erkannt werden? Natürlich, er muss zergliedert oder den gesondert bewussten Gliedern gemäß bezeichnet werden, und die Zeichen müssen passen. (Da es sich um Ideelles handelt, so ist beliebige Wiederholung möglich, und die Bezeichnung wird eo ipso sich neu anbinden.) Gleiche Mittel für gleiche Zwecke werden eo ipso gewählt. Es braucht kein allgemeines Erkennen in dem Sinn des allgemein begrifflichen Bestimmens der Form etc. stattzuhaben. Aber das Zeichen wird von selbst allgemein angewandt. Die Formen werden nicht unter allgemeine Begriffe gebracht, und das Erkannte der Materie, das unter allgemeinen Begriffen erkannt ist, wird nicht noch einmal erkannt, wenn das allgemein Begriffene selbst ausgedrückt wird als solches. Die Bezeichnung ist etwas all diese Bestandstücke und Momente des Erkenntnisinhalts in gleicher Weise Angehendes. Wenn ich eine absichtliche Nachgestaltung eines „Gedankens“ (Erkenntnisinhalts) durch Zeichen vollziehe, so geht es ähnlich wie bei der Nachgestaltung eines Gegenstands und seiner Gestalt durch Nachzeichnung, hier eine Zuordnung durch Ähnlichkeit, dort durch Unähnlichkeit und Indikation. Ist der Urteilsinhalt eine Idee, so muss eo ipso das Zeichen Allgemeinheit haben: Das heißt, passt es zum Urteilsinhalt eines Urteils, so auf den jedes gleichen, und passt ein Formzeichen und ist Form etwas in vielen Urteilen Allgemeines, so passt es für jedes Formmoment in jedem Urteilen, das diese Form hat. (Das „ist“ differenziert sich nicht.) Aber soviel bleibt bestehen, dass jede Bezeichnung zurückweist auf eine Erfassung des zu Bezeichnenden, also auch jeder Ausdruck, da er ein Zweckzeichen ist, ein wirkliches Zeichen und nicht ein Ausdruck wie der des Seelenlebens in der unabsichtlichen Geste, in unabsichtlichen körperlichen Reflexen. Eine Erkennung in dem Sinn, wie ein Urteil eine Erkennung ist, kann für einen Erkenntnisinhalt statthaben, und das tut der Logiker selbst, aber sie ist nicht Voraussetzung der Bezeichnung. Die bezeichnende Intention, das zum Zeichen selbst gehörige symbolische Bewusstsein (im spezifischen Sinn symbolisch) ist das hineindeutende, das praktische Sollen, das in das Symbolisierte hineindeutet und fordert, sich darin einzuleben. Es ist leer symbolisierend, wenn eben rechts das leere Urteilen steht, sonst das volle Erkennen, das vollzogen werden soll von dem das Zeichen Verstehenden (von ir-
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gendeinem anderen). Der das Zeichen Erzeugende oder mitteilend Gebrauchende, wenn er eingeübt ist, wird auch selbst urteilen, aber zugleich praktisch gerichtet sein auf die Erzeugung und Anpassung der Zeichen. Schritt für Schritt denkt, erkennt er und sagt er, indem er im Bezeichnen lebt, in der Erfüllung der Wortintention (der Anpassungsintention), im Gedachten oder Erkannten. Oft ist diese Erfüllung eine unvollkommene: erfüllt, aber nicht vollkommen passend. Zur Ergänzung noch folgende Ausführung: Wir scheiden Sokrates als Reales in der Welt und „Sokrates“ als Teil des Satzes (als „Vorstellung an sich“ im Sinne Bolza nos) und wieder Sokrates als Substrat des „wahren“, seienden Sachverhalts. Das Substrat im wahrhaft bestehenden Sachverhalt ist das Reale der Welt, im Sachverhalt hat es eine gewisse Form. Der reale Gegenstand, der wahrhaft seiende, ist die Idee des Identischen des Universums einstimmiger, sich durchgehend bestätigender Erfahrungen bzw. das Identitätssubstrat des einstimmig und sich durchgängig bewährenden Denkens. So ist der wahrhaft bestehende Sachverhalt eine Idee. Der Satz aber ist das Vermeinte als solches, in jedem Urteilen aufweisbar. So für Realitäten. Bei mathematischen (rein eidetischen) Wahrheiten ist die Wahrheit das Korrelat der Einsicht, der Satz aber ist gegeben, einsichtig oder uneinsichtig. Und Sätze können auch falsch sein etc. Ein Satz enthält Formen; er enthält aufweisbare Formmomente wie das „ist“, das „nicht“, das „und“ etc. Ein Satz ist im Urteilen (Denken) der Gedanke, aber er ist darin nicht „gegenständlich“, nicht Thema, Identifiziertes etc. Er kann es in einem neuen Denken werden, mit einem neuen Gedanken, dessen Substrat, Thema er ist. Wird er es, so werden in ihm als unselbständige Teile jene Formmomente unterschieden. Der Satz ist ein idealer Gegenstand. Wie st e ht e s mit de m „ ist “ in z w e i ode r me hre re n Sä t zen? Jeder kategorische Satz hat „eine Kopula“; ebenso haben wir den Begriff der Konjunktion „und“ etc. Die Formen der Sätze beschreiben wir durch die Formen, aus denen sie sich aufbauen, und jede Satzform ist doch ein Allgemeinbegriff von Sätzen. Es sind keine Allgemeinbegriffe wie die von Individuen, die sich individuell vereinzeln als Momente an Realem. Ein Satz ist kein Reales, kein Individuum, er ist durch und durch „ideal“, und so ist das Allgemeine Allgemeines von Idealem. In der individuellen Sphäre kann sich jeder
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Gehalt, jede Form, unbeschränkt wie oft, individuell „wiederholen“ und ebenso jeder konkrete (also selbständige) Komplex von Momenten, jedes individuelle, selbständig abgeschlossene Ganze. Ein Satz, der seine abgeschlossene Selbständigkeit hat, kann sich nicht wiederholen, nicht kann es viele völlig gleiche Sätze geben. Muss man nicht sagen, mutatis mutandis gilt das auch von allen unselbständigen Komponenten von Sätzen? Viele komplexe Sätze können denselben, identischen Satz als Teil enthalten. Sie sind darum nicht „zusammengewachsen“, sie sind doch nebeneinander zu stellen, weil jeder Satz beliebig oft gedacht und, ohne sich zu individuieren, beliebig oft versprachlicht werden kann. So seien auch das „ist“, „wenn“, „und“ identische Formelemente, und die Allgemeinheit der Deckung dieses unselbständigen Identischen wurde verbunden mit beliebig unbestimmten, ergänzenden, identischen Momenten und Stücken. Das, was sich da deckt und absolut eins ist, ist verbunden mit Verschiedenem und Streitendem, und nur durch diese Verbindung gehört es zu Verschiedenem. Wenn sich aber in der Vergleichung von Individuellem ein Farbenmoment mit anderen deckt, so ist in der Deckung das Eine nicht das Farbenmoment, sondern die Farbenspezies, und was die Farbenmomente scheidet, ist nicht bloß die Verbindung mit anderen, denn volle Konkreta können sich auch noch unterscheiden und decken. Hier ist also das Allgemeine ein Ideales, das sich noch individuiert und dadurch noch vervielfältigt vereinzelt. Haben wir diese Erkenntnis gewonnen und dann gleich für alle allgemeinen Begriffe von Idealitäten bzw. für alle Bestandstücke, Momente von idealen Gegenständen, dann bekommt auch das Problem des Ausdrucks ein anderes Gesicht. Ausdrücke als willkürliche Ausdrücke der Sprache (und alle ähnlichen Ausdrücke) drücken „Gedanken“ aus, Urteils-„Gedanken“, Wunsch-„Gedanken“, Willens-„Gedanken“. Natürlich sagen wir besser Glaubens- (Urteils-) Sätze, Wunschsätze, Willenssätze. Alles ideale Gegenstände. Auch die in Eigennamen genannten Personen sind als gesetzte ausgedrückt, es sind eigene Sätze (Individualsätze, aber darum doch Ideales), und als das sind sie Bestandteile von kategorischen Sätzen usw. Die Bezeichnung der Formen setzt den Hinblick auf sie voraus, und jeder Form, die dabei gegenständlich wird, wird ein besonderes Zeichen als Ausdruck, der sie bezeichnen soll, zugeordnet. Das Zeichen für das
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Ideale ist selbst ein Ideales oder kann es sein. Der gleiche Ausdruck, der typisch ähnliche, bezeichnet dasselbe. Zu einer „Abstraktion“ liegt kein Anlass vor. Das Ideale tritt von selbst hervor.
V. ZUM VERHÄLTNIS VON ANSCHAUUNG UND DENKEN ALS BEGRIFF, URTEIL UND AUSSAGE
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Indem die Worte geäußert werden, werden sie verstanden; sie erregen eine Meinung (übertragen sagen wir von ihnen selbst, dass sie etwas meinten), und in der Anschauung liegt eben das, was sie meinen. Die Meinung, die den Worten anhaftet, ist gleichsam eine Intention, die in dem Angeschauten seine Erfüllung findet. Und diese Einheit zwischen dem dem Wort anhaftenden Meinen und seiner Erfüllung in dem Gegenstand, in dem nun das Interesse befriedigt ruht, diese ist es, die zwischen Ausdruck und Anschauung hier besteht. So ist es im Verhältnis von Ausdruck (verstandenem Ausdruck, gedanklicher Vorstellung) und Anschauung, wo die Anschauung eben ausgedrückt ist, denkend bearbeitet ist. In der einheitlichen Anschauung hatten wir einen Verlauf von Einzelanschauungen, die auf die Einheit des Gegenstands bezogen waren, und nicht bloß das, die auch die Einheit des Gegenstands repräsentierten, sofern nämlich die Mannigfaltigkeit der Einzelanschauungen ihre Synthesis hatte in der Einheit der Gesamtanschauung mit dem Korrelat der Einheit des Gegenstands. Während ich von der ersten Apprehension des Gegenstands als eines Ganzen zur Apprehension des Teiles übergehe, halte ich doch den Gegenstand fest; der Teil wird als Teil des Ganzen aufgefasst, auch ohne dass hier konzeptiv geurteilt würde. Ich urteile nicht über Identität, ich sage nicht „Dies, was ich so auffasse, ist dasselbe, was ich anders auffasse, und dieses, was ich jetzt auffasse, gehört als Teil zu dem, was ich vorher auffasste“, sondern: Ich fasse auf (Tintenfass als Ganzes), mein Blick 1
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haftet nun am Hals, aber ich halte doch den ganzen Gegenstand fest, ich erfasse den Hals des Tintenfasses; ich erfasse also mit dem Hals zugleich das ganze Tintenfass vom Standpunkt, der mir hier gegeben ist (scil. indem ich den Hals primär betrachte), und dabei ist es dasselbe Tintenfass, das ich vorher vom anderen Standpunkt, von der anderen Seite anschaute usw. Es ist eine Mannigfaltigkeit von Anschauungen, die eine innere Einheit ausmacht, eine Einheit komplexer Anschauung, und eine fühlbare Kontinuität der Verknüpfung geht durch das Ganze, eben die, welche ich denkend bezeichne durch die Worte „Es wird Schritt für Schritt dasselbe aufgefasst, nur von verschiedener Seite, nach verschiedenen Teilen usw.“ „Identisch“, „Teil“ u. dgl., das sind Ausdrücke, die ihr Fundament haben in diesen Eigenheiten der Synthesis von Anschauungen, die sich zusammenschließen zu einer Kontinuität der Anschauung (oder des Anschauungsverlaufs, Einheit der Anschauung im weiteren Sinn). Dieser anschaulichen Synthesis, welche aus dem Anschauungsverlauf die eine kontinuierliche Anschauung des Gegenstands macht, korrespondiert die gedankliche Synthesis, welche sich im Denkverlauf dem Anschauungsverlauf anpasst und ihn intendiert, meint (bzw. ausdrückt). Die Begriffe „Identität“, „Zukommen“ (dass dem Gegenstand einer Vorstellung dieses oder jenes, was Inhalt einer anderen ist, zukommt u. dgl.) haben ihr Fundament in der Synthesis der Anschauungen, sind aber nicht sie selbst. Sie meinen die Formen der Synthesis und haben in der Synthesis selbst (im Vollzug der lebendigen Identifizierung etc.) ihre Erfüllung. Sind die Ausdrücke verstanden ohne korrespondierende Anschauung (es kann auch anderweitige Anschauung, nämlich von solchem, was in entfernter Beziehung zur korrespondierenden und eigentlich intendierten steht, zur Bildung des Verständnisses beitragen – das ist eine psychologische Fungierung der Bilder), so ist die gedankliche Einheit oder der Einzelgedanke da, der Ausdruck und seine Meinung, aber es fehlt die Erfüllung an der Anschauung, es fehlt das Einmünden der Intention in die intendierte Anschauung. Die identische Bedeutung ist die identische Meinung oder der identische Gedanke, welcher zum Ausdruck gehört. Ihr entspricht der bedeutete Inhalt usw. So scheint zunächst alles klar. Nun kommt aber der Zweifel. Ist nicht auch das Verhältnis von Inhalt und Gegenstand in der Repräsentation, in der anschaulichen Vorstellung,
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ein Verhältnis zwischen einem Meinen und seiner Erfüllung? Der Inhalt ist mit einem Meinen behaftet, und so stellt er den Gegenstand vor.1 Ich „sehe“ die eine Seite der Lampe, das heißt, ich habe eigentlich nur von einer Seite Anschauung, meine aber die Lampe selbst wahrzunehmen. Und haben nicht auch die verschiedenen Momente eines Anschauungsverlaufs, der eine kontinuierliche Synthesis der Anschauung eines und desselben Gegenstands ist, eine intentionale Beziehung zueinander? Können wir nicht auch hier schon von Bedeutung sprechen, sofern dieselbe „Seite“, nämlich der entsprechend erlebte Inhalt, gleichsam ein Zeichen ist, das den Gegenstand meint und in ihm die Erfüllung findet? Ich verstehe den Inhalt, ich meine den Gegenstand. Und wie findet die Intention ihre Erfüllung? In dem fortgesetzten Verlauf der synthetischen Anschauungseinheit findet, was die eine Anschauung meint, zunächst partiell seine Erfüllung in dem Inhalt der anderen Anschauung; was diese intendiert, wieder in dem einer dritten usw. Jede hat überdies einen Gehalt selbsteigener Erfüllung bzw. einen Gehalt von selbst Gemeintem und nicht wieder intendiertem Inhalt, und so setzt sich durch den vollen Verlauf eine Einheit der Anschauung fort, eben dadurch, dass in ihm all das zu letzter Erfüllung kommt, was eben zum Gegenstand selbst gehört und ihn ausmacht. Der Gegenstand ist hier ein fortgesetzt Gemeintes und nur durch fortgesetzte Identifizierung und Synthesis der erfüllten Momente zu Konstituierendes; er ist selbst nicht in einer Momentananschauung gegeben als die im Moment erlebte Erfüllung einer Repräsentation. Die in der Synthesis konstituierte Einheit ist eine Art Denkeinheit, könnte man sagen. Nicht eine Einheit des unmittelbar gegebenen Seins als ein unmittelbar Einheitliches, als ein einer zusammensetzenden Synthesis nicht benötigendes Ganzes. Oder: Der Gegenstand als in der Synthesis bloß konstituierter ist immer nur eine repräsentative Einheit: das Identische, das all die erfüllten Meinungen in sich sammelt und doch in keinem Augenblick sie insgesamt in einem Erlebnis in sich enthält; nur da haben wir als direktes Erlebnis den Gegenstand, wo er mit dem Inhalt zusammenfällt, der in einem Moment gegeben ist. Also keine Synthesis der Anschauungen, sondern eine einzige Anschauung, wo der repräsentative Inhalt in sich selbst seine Erfüllung findet. Aber gibt es 1
Spätere Randbemerkung: „gewiss“. – Anm. des Hrsg.
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dergleichen? Ist nicht schon die „Seite“ nur in einer Mannigfaltigkeit von Einzelauffassungen konstitutiv erfasst? Müssen wir nicht in dieser konstitutiven Einheit das Ding selbst sehen? Ein synthetischer Verlauf von Anschauungen mit einem fortgesetzten Bewusstsein der Entfaltung des identischen Gegenstands.1 Warum nennen wir nun die Verhältnisse der Anschauung nicht Denkverhältnisse? Warum setzen wir gegenüber Anschauung und Denken? Sind es vielleicht nur Funktionen in höherer Stufe bzw. Komplexion? In der Anschauung: ein Meinen, das einseitig, partiell, im Inhalt selbst Erfüllung findet und andererseits darüberhinausgeht und einen Gegenstand meint, der jenen Teil enthält, aber nicht mit ihm zusammenfällt. Und in der Synthesis von Anschauungen, im allseitigen und kontinuierlichen Anschauen eines Gegenstands: ein Meinen, das schrittweise neue Teile oder Seiten des Gegenstands erfasst und mit ihnen zugleich in jedem Teil den ganzen Gegenstand meint. Im Denken: neue2 Akte des Meinens, die auf korrespondierende Anschauungen bezogen in ihnen Erfüllung finden, Akte höherer Stufe, die aber letztlich durch niedere Stufen ihre Intention fortsetzen und die Gegenstände mit ihnen teilen.3 „Das Papier ist weiß.“ Das Papier: Die Meinung geht nicht auf das Erlebnis des Anschauens, sondern auf den Gegenstand, und zwar mittels der Anschauung; „ist“ drückt das Verhältnis des Zukommens aus, „weiß“ drückt die Beschaffenheit aus. Dieselbe Form der Auffassung könnte auch bei geänderten Inhalten bestehen. Zum Beispiel, wenn ich das Papier in der Lage wende, vielleicht ist da auch die Abschattung von weiß im Erlebnis geändert. Die gedankliche Auffassung bezieht sich auf … Allgemeinheit4 steckt schon in der repräsentativen Auffassung. Zum selben repräsentierenden Inhalt gehört (für den, der diesel-
1 Spätere Ergänzung: „Bis hier ist kein Einwand, alles ist richtig, aber beweist nicht, dass die Weise des Gegebenseins eine andere sein könnte. Apprehension und Konzeption sind ja zugestandenerweise zwei Arten des Meinens.“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Einfügung: „andersartige“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Ergänzung: „(Hier ist Denken aktuell auf Anschauung bezogen gedacht.)“ – Anm. des Hrsg. 4 Vor „Allgemeinheit“ spätere Einfügung: „Zwar:“ – Anm. des Hrsg.
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ben Erfahrungen gemacht hat) derselbe Gegenstand.1 Im Denken gehört zum selben Gedanken derselbe Umfang von Allgemeinheit, und derselbe Umfang umfasst hier eine Mannigfaltigkeit möglicher Anschauungen. Der Gedanke passt sich nicht an das Einzelne der Anschauung an, sondern an das Einzelne der Gegenständlichkeit, zu dem unzählige Einzelheiten möglicher Anschauung gehören, an den individuellen Gegenstand Sokrates, an die einzelne Spezies Röte (ein Allgemeines ist das eine wie das andere). Die Idealität und Objektivität, die Wahrheit und Falschheit, die Bestimmtheit und Unbestimmtheit, Einzelheit im Gegensatz zur Mehrheit usw., all das kommt erst durch das Denken zustande? Wenn ich dieses Radiergummi betrachte, also in einer synthetischen Anschauung Stück für Stück betrachte, zuerst haftet mein Blick an der perspektivisch verkürzt erscheinenden Seitenfläche, dann an den abgelegenen Eckflächen mit ihren Umrandungen, dann an dem Fabriksstempel an der oberen Seite, an den schmutzigen Streifen derselben Fläche usw. In dieser intuitiven Betrachtung beschreibe ich nicht mittels Begriffen. Oder Betrachtung eines Tapetenmusters. Jedenfalls können wir abstrahieren von den konzeptiven Akten, von den ausdrücklichen Vergleichungen und Unterscheidungen, von den Klassifikationen etc. Wenn ich nun wirklich beschreibe, so beziehe ich die allgemeinen Wortbedeutungen auf die einzelnen Schritte der Anschauung oder die Art ihrer Synthesis. Das hier Vorliegende der Anschauung lässt sich in allgemeinen Wortbedeutungen nicht wiedergeben. Die Erfassung könnte allerdings schon in der Anschauung nicht statthaben, wenn nicht Ähnlichkeiten beständen mit dem, was wir früher erlebt hatten. Ohne Ähnlichkeit keine Assoziation, ohne Assoziation keine Apprehension. Aber diese Ähnlichkeiten sind Tatsachen, sie gehen nicht in den angeschauten Inhalt ein. In der Anschauung ist einfach der repräsentative Inhalt da und wird verstanden. In der Konzeption, und zwar in der Beschreibung, ist die allgemeine Wortbedeutung auf die Anschauung bezogen. Sie beschreibt das Gegenständliche der Anschauung, aber sie ist nicht selbst eine zweite Anschauung. Erkenne ich beschreibend dieses eine Radiergummi, so erkenne ich es 1 Spätere Einfügung: „Aber die Allgemeinheit im begrifflichen Denken ist eine andere:“ – Anm. des Hrsg.
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eben als ein Radiergummi. Unzählige andere Gegenstände könnten diesem „Begriff“ untergeordnet werden. Die Beziehung gerade auf diese Anschauung ist vermittelt durch „dies“. Das Angeschaute ist ein Einzelnes, der angeschaute Gegenstand und seine angeschauten Inhaltsteile, seien sie Stücke oder abstrakte Momente, ebenso das Einheitsbewusstsein, das die Anschauungsbewegung im Rahmen der einen Gegenständlichkeit hält, das alles ist ein Dieses, das unter dem Zeichen der Allgemeinheit betrachtet, das begrifflich aufgefasst wird als Einzelnes einer Allgemeinheit. Zwei Anmerkungen: A) In den mannigfaltigen einzelnen Akten der Wahrnehmung innerhalb einer Synthesis herrscht die identische Einheit der gegenständlichen Beziehung in der Weise, wie sie eben zur konstitutiven Einheit der Synthesis gehört. Und auf diese identische intentionale Einheit gründet sich die Bezeichnung, deren Bedeutung sie bildet.1 B) Das Radiergummi könnte in unzähligen verschiedenen Erscheinungen mir gegeben sein, aber diese Erscheinungen sind nicht das, was ich meine, sondern ich meine „ein Radiergummi“. Ich kann wohl dies meinen aufgrund irgendeiner einzelnen dieser Erscheinungen ohne Worte; dann habe ich schon ein Begriffliches. Andererseits ist zu sagen, dass die identische Bedeutung des wörtlichen Ausdrucks in diesem identisch Allgemeinen liegt oder in der identischen Intention, welche die mannigfaltigen Erscheinungen durchzieht. Natürlich, denn die Intention geht ja auf den Gegenstand.
1 Spätere Ergänzung: „Nicht die Synthesis ist die Bedeutung. Die identisch allgemeine Form, in der jedes Glied der Synthesis den einen und selben Gegenstand vorstellt, ist das anschauliche ‚anschauliche‘ in der Abschrift der Ergänzung verändert in ‚phansische‘; zu dieser Abschrift siehe Textkritische Anmerkungen, S. 596. – Anm. des Hrsg. Mittelglied zwischen Intention und Gegenstand. Spätere Randbemerkung in der Abschrift der Ergänzung: ‚Alles auch ins Ontische zu wenden.‘. – Anm. des Hrsg. Die Intention aber geht direkt auf den Gegenstand, und soll sie Erfüllung finden, so muss der Gegenstand eben gegeben sein; gegeben ist er aber nur in einer Anschauung, d. i. einer Wahrnehmung, also in einem möglichen Glied der Synthesis, voll und ganz aber in der ganzen Synthesis.“ – Anm. des Hrsg.
Nr. 20 A nscha uung und Be g rif f . Wa hrne hmung (a nscha uliche Se inse rf a ssung übe rha upt ) und Urt e il (a ls A ussa g e )1 5
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Eine Wahrnehmung haben, z. B. ich sehe ein Haus, das heißt noch nicht „urteilen“, dass ein Haus oder dieses Haus existiert. Das ist nicht Aussagen, und Aussagen ist nicht etwa bloß „ausdrücken“, was ich wahrnehme, als ob es sich um eine Abbildung (Abdruck) der Wahrnehmung handelte. Vorstellungen nennt man öfters schon wahr und falsch. Besser nennt man sie gegenständlich und gegenstandslos, und zur Wahrheit hat sie die Beziehung, dass eine Aussage wahr ist, welche solch einer Vorstellung Gegenständlichkeit beimisst, oder dass die Existenzialsetzung gültig ist: V existiert. Wahrnehmungen im weiteren Sinn als Vorstellungen, die vom Seinsbewusstsein getragen sind, können wieder als wahr und falsch bezeichnet werden. Sehe ich ein Haus (ohne Konkurrenz irgendwelcher Worte und Begriffe), so habe ich eine richtige Wahrnehmung, wenn das gesehene Haus wirklich existiert. Wieder haben wir die Beziehung zur Aussage: Ist die Aussage „Dieses Haus existiert“ richtig oder ist die Aussage „Dieser Hauserscheinung entspricht in Wirklichkeit ein Haus“ richtig, so ist die Wahrnehmung selbst eine „wahre“. Die Wahrnehmung ist adäquat, wenn der präsentierende Inhalt sich deckt mit dem präsentierten. In diesem Fall ist der Begriff von adäquater Anschauung erfüllt, und das auf Anschauung gegründete Aussageurteil ist adäquat, ist evident. Was zur Wahrnehmung (zur anschaulichen Vorstellung der Empfindung und Phantasie mit dem Seinsbewusstsein) hinzutritt, damit ein „Urteil“ erwächst, das ist die Frage. Urteil liegt in der Aussage, also in der Prädikation. A) Was macht sie aus? Die Gliederung des Vorgestellten. Einheit also in einer Mannigfaltigkeit von Vorstellungen? Nein. Schlichte Wahrnehmung und Vorstellung können Auffassung einer gegliederten Einheit sein, z. B. dieses Gartengitter, das einheitliche Zusammensein der Bäume und Sträucher dieses Gartens etc. Nicht nur sind 1
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die Gegenstände selbst gesondert und einheitlich verbunden, sondern sie sind es in meiner Anschauung, und zwar rein anschaulich vor aller konzeptiven Erkenntnis. Ist es, wenn nicht Gliederung, so Beziehung? Gliederung ist nicht Beziehung. Fasse ich in einem Blick einen Haufen von Dingen, etwa eine Anzahl von schwarzen Punkten auf einem weißen Papier auf, so tritt jeder für sich hervor und alle zusammen bilden eine Konfiguration. (Ich meine nicht, dass jeder in einem Akt für sich singularisiert ist und dann eine Aufreihung der einzelnen Akte wie die Perlen auf einer Schnur statthabe. Dergleichen verlangt die wirklich vollzogene „Kollektion“.) Dies ist eine gegliederte Einheit, aber keine Beziehung. Wenn ich dagegen einen Punkt ins Auge fasse, während die anderen noch in den Kreis der Beachtung fallen, so erscheint etwa der Punkt als Ecke der Konfiguration oder als „außerhalb“ der Konfiguration der übrigen u. dgl. Auch hier haben wir eine Auffassungsweise, die vor aller Konzeption möglich ist. Eine gegliederte Einheit „vom Standpunkt“ eines Gliedes auffassen, das ist ein eigenes Erlebnis, es ist eine psychische Bearbeitung besonderer Art. Aber obschon damit der Unterscheidung von Subjekt und Prädikation vorgearbeitet ist, so ist das noch nicht diese Unterscheidung selbst. Hier kommt nichts dem anderen zu, hier ist nicht etwas an einem anderen und in Beziehung zum anderen, nämlich für unser Denken, hier ist überhaupt noch nichts gedacht. Zwar ist eins z. B. außerhalb des anderen, aber es ist nicht als außerhalb gedacht, es ist nicht das Außerhalbsein als dem einen zukommend gedacht. Es ist überhaupt nichts gedacht, denn alles Denken vollzieht sich im Begriff. B) Betrachten wir die begrifflichen Akte, welche die Prädikation konstituieren! a) Auffassung des einen Objekts, z. B. A, des ganzen Gliedes in der einseitig aufgefassten Gliederung (das, von dessen Standpunkt aus wir das Ganze betrachtet haben) eben als eines A, z. B. des Hauses unter der Form „ein Haus“; also klassifikatorisches Erkennen. Ebenso wird die Bestimmtheit, etwa rot, als rot aufgefasst. Die Beziehung als die zwischen Gegenstand und Beschaffenheit. Aber das alles reicht nicht aus. Klassifikatorische Auffassungen von Dingen, abstrakten Momenten, von Formen als disjecta membra geben keine begriffliche Einheit. Es kommt zwischen den Begriffen nicht die Einheit der Aussage, zunächst des Aussagegedankens, zustande.
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Vielmehr wird einheitlich aufgefasst A als Subjekt, die Bestimmtheit nicht als etwas für sich, das Rot nicht als Fall der Spezies Röte überhaupt, sondern die Bestimmtheit in ihrer begrifflichen Fassung als dem A zukommende, und zwar gerade in der Form „A hat Röte“ oder „A ist rot“. Ebenso in anderen Fällen: A ist Teil von B, A ist rechts von B usw. Die Stücke sind nicht bloß Ausprägungen von Stücken der Anschauung, als ob also das Ganze ein Ausdruck oder Abdruck der Anschauung wäre, sondern es betätigen sich hier psychische Funktionen, bei denen das Bild vom Ausdruck und Abdruck ganz unpassend wird. Selbst wenn wir Ausdrücke wie „dieses Haus“ als Abbild des Gegenstands fassen wollten und „rot“ als Ausdruck der Röte des Hauses, so fehlt doch die prädikative Formung „Dieses Haus ist rot“, und darin liegt, dass das als rot Erkannte eben etwas dem Haus Zukommendes ist, dieses Haus Röte hat, und wie immer wir dies umschreibend sagen wollten. Dieses Zukommen (so drücken wir es vom Standpunkt der Prädikatbestimmtheit, lieber des Prädikatbegriffs aus) ist nicht etwas, was sich von der Anschauung ablesen ließe. Näher besehen zeigen sich noch andere Funktionen, die sich nicht als abbildende fassen lassen. Wir sagen „dieses Pferd“, „dieses Papier“ oder wir sagen „diese Häuser“, „dieses und jenes“ usw. Plural, Konjunktion und nun denke man gar an Unbestimmtheitszeichen wie „ein“. Ich sehe dieses Papier und sage „ein Papier“ („Ein Papier ist mir herabgefallen“), „einige Menschen“, „alle Menschen“ usw. Ebenso die Assoziation. Das alles lässt sich sozusagen nicht mit Händen greifen. Und so ist die Uneigentlichkeit ganz unverkennbar, mit der wir sagen: „Ich sehe, dass alle da sind“, „Ich sehe, dass nicht einer fehlt“, „Ich höre alle Stimmen“, „Ich bemerke einige Bummler“ usw.; als ob dergleichen sich sehen, wahrnehmen ließe. Es handelt sich offenbar um Wahrnehmungsurteile, um Aussagen aufgrund der Wahrnehmung.1
1 Nota (wichtig). Der Sinn der Aussage liegt in dem Erlebnis des Aussagens, nicht etwa im Erlebnis eines nichtausdrücklichen Aktes, in dem eventuell „dasselbe“ geglaubt wird. Das Begriffliche, Gedankliche ist nicht unwesentliche Nebengabe; das, was das Ausdrücken macht, ist nicht etwas Gleichgültiges. So bei allen Ausdrücken, und nur bei Ausdrücken ist von Bedeutungen die Rede. Der Sinn oder die Bedeutung des Wunschsatzes ist etwas, was am Satz, d. i. nicht an den Worten als Schällen, sondern
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Also: 1) Anschauliche Vorstellungen und Wahrnehmungen. Akte der Einzelerfassung, des Einzelnen (Individuums!) für sich, einer gegliederten Einheit. Aber auch bevorzugende Erfassung eines Einzelnen, das mit anderem verbunden ist, unter Erfassung der Einheit mit dem anderen. 2) Begriffliche, erkennende Auffassung des anschaulich Erscheinenden oder rein begrifflicher Gedanke, aufgrund bloßer Symbole. Erkennung des Einzelnen und der Form der Verknüpfung und zugleich Erkennung der Zusammengehörigkeit der begrifflichen Bestimmung: Dem als A Erkannten kommt B (die Bestimmtheit) zu oder dem A, sofern es als A erkannt ist, kommt die begriffliche Bestimmung B zu. Die Aussage vollzieht sich in diesem Bewusstsein der Zusammengehörigkeit des begrifflich Erkannten, im Bewusstsein der Zusammenstimmung oder des Zukommens des B in Bezug auf das A. Anschaulich ist die Einheit da zwischen Subjektanschauung und Anschauung des prädikativen Moments oder anschaulich ist „gegeben“ (es erscheint eben als anschaulich) die Einheit zwischen Subjektgegenstand und dem Moment der Farbe oder zwischen Subjektgegenstand und Objektgegenstand in der oder jener Einheitsform. Die Aussage wird aber vollzogen durch die Erkenntnis des Subjektgegenstands als eines A und durch Erkenntnis des Zukommens des B zum A, eben aufgrund der anschaulichen Einheit des dem B entsprechenden Anschaulichen am A oder mit A. So beim singulären Individualurteil. Nur scheinbar haben wir also eine bloße Widerspiegelung der Anschauung durch „Begriff“ und „Wort“. Vielmehr ist die Anschauung Grundlage für neue positive Betätigungen, in welchen sich Erkenntniseinheit, Aussage vollzieht; und das Urteil ist evident, wenn nicht bloß überhaupt anschauliche Vorstellung zugrunde liegt, sondern wenn das Begriffliche in der Anschauung reine Erfüllung findet (ohne Rest von unerfüllter Intention). Bei anderen Urteilsformen werden wir auch auf Anschauung zurückgeführt. Aber die Funktionen sind hier zum Teil andere. Immer haben wir zwar die Grundform: Einem als A begrifflich Erkannten kommt B zu oder nicht zu. Aber das Als-A-Erkennen ist oft, wie im an den Schällen als Worten hängt, nämlich an den ausdrückenden Funktionen, in denen sich das Begriffliche, der Sachverhaltsgedanke konstituiert, der, ob nun von Anschauung erfüllt oder nicht oder größer oder weniger erfüllt, Grundlage des Wunsches ist.
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obigen Fall, Erkennen eines Individuums als Individuum A oder als Individuum der Art A (also Klassifikation), z. B. alle S sind P, diese S sind (alle) P.
Beilage XXXVI: Einfache und beziehende Setzung. Die Prädikation als konzeptives Gegenbild der beziehenden Wahrnehmung1
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Sind alle Seinserscheinungen mögliche Aussagebedeutungen?2 Wahrnehmung: Der Gegenstand steht mir selbst gegenüber, er ist gegenwärtig. Erinnerung: Der Gegenstand erscheint als gewesener. Erwartung: Er erscheint als künftig seiender. Indem ich diese Akte erlebe, sage ich nicht aus: „Dies ist, ist gewesen, wird sein.“ Ich lese „General White“.3 Ich habe keine anschauliche Vorstellung und doch auch keinen bloßen Laut. Ich habe eine Vorstellung und „weiß“, dass es eine wirkliche Person ist, aber ich sage nicht aus. Andererseits ist doch überall von wahr und falsch nicht unberechtigt die Rede. Fasst man den Begriff des Urteils so weit als den Sinn dieser Rede, so wären alle diese Akte doch auch als Urteile zu bezeichnen. Oder soll man etwa sagen, sie geben zur Rede von wahr und falsch nur indirekt Grund durch die möglichen Urteile, zu denen sie Grund geben? Das tun auch bloße Vorstellungen. Aber man erkennt doch den Unterschied. In der Aussage erscheint mir auch etwas als seiend, eine Gemeinsamkeit ist gewiss vorhanden. Was unterscheidet also die behauptenden Urteile, die Aussagen, von den übrigen Urteilen? Vor allem doch: a) Jede Aussage drückt beziehende Akte aus, während4 unbezügliche Setzungen nur als Teile von Aussagen auftreten können. b) Jede Aussage drückt eben aus, sie fasst, wenn sie sich auf „Anschauung“ bezieht, die Anschauung in Begriff, sie ist ein konzeptiver Akt. ad a) Ein beziehender Akt ist nicht schlechthin ein Akt der Setzung einer Beziehung: Vielmehr kann Setzung einer Beziehung erfolgen ohne Prädikation. Das heißt, eine Beziehung kann mir in der Seinsweise gegenüberstehen, 1
Wohl 1898/1900. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „sehr wichtig“. – Anm. des Hrsg. 3 Der englische General Sir George White erlangte im Burenkrieg Berühmtheit durch seine Verteidigung der Stadt Ladysmith während der elfmonatigen Belagerung durch die Buren 1899/1900. – Anm. des Hrsg. 4 Spätere Einfügung: „Ausdrücke von“. – Anm. des Hrsg. 2
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ohne dass ich in diesem Akt prädiziere, nämlich in der Richtung, dass ich überhaupt nicht ausdrücke, z. B. in einem beziehenden Wahrnehmen. Ich sehe dieses Renaissance Tintenfass, mein Blick fällt darauf, ich erfasse es als dieses ganze Individuum, es fällt mir dann sein Glanz auf, dann gleitet mein Blick an den Verschlingungen der Verzierungen entlang etc., und dabei behalte ich das Ganze in Einheit, im Ganzen erfasse ich die Teile und Formen. Hierbei brauche ich gar nicht irgendeine Konzeption vollzogen zu haben. Das Individuum, so wie ich es da finde, erfasse ich. Es mag sein, in psychologisch-genetischer Beziehung, dass dies nicht möglich wäre, ohne dass ich gleichartige Bestimmungen schon in der Wahrnehmung gegeben gehabt hätte. Aber jetzt verhalte ich mich immer nur schauend; ich begreife nicht, ich habe keine Klassenbegriffe u. dgl., weder für die Teile noch für das Haben des Ganzen und für das Sein der Teile im Ganzen usw. Also in dieser Weise ist beziehendes Wahrnehmen nicht Aussagen, obschon es sich vollzieht in Grundsetzungen und gegründeter Setzung. Fürs Zweite: Wenn schon „Denken“ vorliegt, ein Vollziehen von „gedanklichen“ Akten, so braucht die Setzung einer Beziehung nicht aussagende Setzung zu sein. Sie ist es nicht, wenn eine solche Setzung als Subjektsetzung oder Objektsetzung fungiert. Sie ist es vielmehr nur dann, wenn die Beziehungssetzung sich in einer beziehenden Setzung vollzieht, aber nicht in einer bloß wahrnehmenden Setzung, sondern in einer solchen Weise, dass einfache Grundsetzungen, in denen konzeptive Vorstellungen die Materien bilden, die Gründe abgeben für die sich darauf bauende Gesamtsetzung. Dann ist die beziehende Setzung, die Prädikation eben, das konzeptive Gegenbild der beziehenden Wahrnehmung. Wie in dieser nicht bloß das einzeln Erfasste, sondern auch die Beziehung zur Erscheinung kommt, so wird nun die Beziehung zu konzeptiver Erscheinung kommen. „Die Gleichheit zwischen a und b“ ist keine Aussage, ebenso wenig „das Gerechtsein Gottes“. In der nominalen Vorstellung ist der Sachverhalt sozusagen fertiger Gegenstand, er wird als einheitlicher Gegenstand vorgestellt, und nun ist diese ganze Vorstellung Grundlage einer einfachen Setzung. In der Prädikation konstituiert sich die Vorstellung und Setzung schrittweise. Statt Vorstellung mit gleichmäßig einfacher Setzung haben wir Schritte der Setzung sich deckend mit Schritten der Vorstellung. Natürlich kann es kommen, dass wir auch in der nominalen Setzung noch solche Gliederungen vollziehen. Aber dann haben wir nur ein gemischtes Erlebnis. Zugleich ein Aussagen und zugleich ein nominalisierendes Grundsetzen für eine neue Prädikation.
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Beilage XXXVII: Was leistet die erkennende (konzeptive) Auffassung?1
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Inwiefern kann davon gesprochen werden, dass die konzeptive Auffassung ihre Erfüllung in der Anschauung findet? Ich spreche hier von der Beziehung der konzeptiven Auffassung zur Wahrnehmung. Ich nehme dieses weiße Papier wahr. Ich nehme dieses hier stehende Schriftzeichen wahr. Da ist zu unterscheiden: A 1) Natürlich die präsentierenden Inhalte und ihre gegenständliche Auffassung.2 Schon hier bestehen die mehrfach von uns herausgehobenen Unterschiede: Ich erfasse den Gegenstand in einer Reihe von einzelnen Akten. Wie achte ich auf diesen, wie auf jenen Teil in der umfassenden Einheit des Ganzen? Dabei ist das Ganze immer dasjenige, was aufgefasst ist und zugleich, sogar primär, der Teil im Ganzen, das Ganze vom Standpunkt dieses oder jenes Teiles. Aber auch der Auffassungsunterschied ist erwähnt worden, wonach ich die Seite als Seite des Gegenstands auffasse und ein andermal zwar die zugewandte Seite gegeben habe, aber nicht auf ihre Einheit achte. Doch spielt schon das Zweite mit. 2) Mit der gegenständlichen Auffassung verbindet sich die meinende Zuwendung. Die Betrachtung und Fürwahrnehmung. B) Was bringt nun die konzeptive Auffassung dazu? Ich fasse das Papier als Papier auf oder als mein Manuskript. Ich bezeichne es als weiß. Da ist zu beachten: Das Merkmal der Weiße, dieses gegenständliche Moment, habe ich vielleicht schon vor aller Konzeption „an der Anschauung“ herausgehoben. Ein spezielles Auffassen und Meinen – und aufgrund der gesamten Auffassung – geht gerade darauf. Aber es ist doch ein Unterschied, ob dieses Einzelne im Einzelnen beachtet, ob darauf gemerkt wird oder ob ein klassifizierendes Erkennen statthat. Und wieder, ob ein klassifizierendes Erkennen statthat und ob es verbal, ausdrücklich statthat. Ich unterscheide also vom wahrnehmenden Auffassen als einem individuellen Auffassen (Auffassen der Einzelheit ohne Erkennung) das erkennende Auffassen, und dann wiederum das erkennende Auffassen als ausdrückliches und nichtausdrückliches. Das sind offenbar meinende Akte.3
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Wohl 1898–1900. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „Konstitution der Erscheinung“. – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Ergänzung: „Das ‚erkennende‘ Auffassen ist nur ein spezieller Fall des konzeptiven, denn von Erkennen sprechen wir nur im Sinne des Klassifizierens. Aber wenn ich ein generelles Objekt anschaulich habe, habe ich ein Denken, aber keine Klassifikation. (Das gesehene Dreieck ist nicht klassifiziert als Dreieck im Allgemeinen.)“ – Anm. des Hrsg. 2
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Der erkennende Akt ist ein für wahr haltender (er fällt unter den Gegensatz von wahr und falsch). Der erkennende Akt hat als Grundlage einen wahrnehmenden.1 Ich erkenne das Papier als weiß. Hier ist aber zu unterscheiden: Ich erfasse das Merkmal in seiner Einzelheit, aber diese Einzelheit als das Merkmal weiß. Doch aber nicht so, wie der Ausdruck besagt „das Merkmal weiß“, sondern „weißes (Papier)“. Das Moment der Weiße wird als das Merkmal des Gegenstands, der selbst als Papier erkannt wird, erkannt. Das Moment am Gegenstand wird nicht bloß in der einzelnen Auffassung „herausgehoben“ und ebenso das „am“, sondern es wird klassifiziert in dieser seiner Beziehung zum Gegenstand. In gewisser Weise ist nicht bloß das „Weiß“ und das „Papier“ und der Überschuss, der im Ausdruck „weißes Papier“ liegt, klassifiziert, als ob das drei Dinge nebeneinander wären, eine Summe, sondern in einem Puls findet eine gemeinsame Erkennung statt, die drei Seiten unterscheiden lässt, ebenso wie auch das Einzelne in einer komplexen Auffassung gegeben ist. Die Weise der erkennenden (konzeptiven Auffassung) ist eine andere, wenn wir den entsprechenden einzelnen Begriff bilden: Das Weiß, das Papier, das Verhältnis der Bestimmtheit zum Gegenstand u. dgl. Fasse ich das Papier als Papier auf, erkennend, so liegt der Erkennung zugrunde die individuelle Auffassung des Gegenstands. Ebenso wenn ich eine Person als meinen Bruder, als die von früher her aus mannigfachen Wahrnehmungen wohlbekannte, auffasse usw. Das erkennende, nichtausdrückliche Verhalten richtet sich auf den Gegenstand. Den Gegenstand erkenne ich als dies oder das. Aber es vermittelt die wahrnehmende Auffassung. Und diese Vermittlung kann den Charakter der Erfüllung haben, nämlich wenn die Konzeption Beziehung hat zu einem einzelnen Moment aus der Sphäre seiner Allgemeinheit, das in der „Anschauung“ gegeben ist, das heißt also wohl, zur primären Präsentation gehört. Aber die Erfüllung ist notwendig eine vollkommene oder unvollkommene, je nachdem die Wahrnehmung des bezüglichen Moments eine adäquate oder inadäquate ist. Betrachten wir nun die Erkennung in ausdrücklicher Form. Der Ausdruck bezeichnet den Gegenstand. Zur Bedeutung hat er aber das Allgemeine der Erkennung.
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Spätere Randbemerkung: „Also doppelte Fürwahrhaltung?“ – Anm. des Hrsg.
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Beilage XXXVIII: Urteil und Aussage als eine konkrete Einheit. Aussage, Urteil und Sachverhalt1 Sage ich aus „Ein edler und vernünftiger Wille erreicht auch sein Ziel“, so 5 drücke ich damit ein bestimmtes Erlebnis, ein Phänomen aus. Vergegenwär-
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tige dir nur das, was vorliegt, wenn du diesen Satz aussagst! Indem ich aussage, verläuft dieses Phänomen, es ist ein konkret Bestimmtes, hat seinen zeitlichen Anfang und sein zeitliches Ende. Die Worte sind von den Gedanke n n icht getrennt. Aussagende Worte und ihre geistige Seele sind eins. Diese Einheit ist eben die lebendig fungierende Aussage des Aussagenden. Diese lebensvolle konkrete Einheit ist das, was man die Aussage oder auch das Urteil nennt. Mitunter scheidet man Urteil von Aussage, indem man den Unterschied im Auge hat zwischen der Aussage als bloßem Lautgebilde, wie sie ein Automat auch hervorbringen mag oder jemand, der die Sprache nicht versteht, und dem, der die Aussage als solche ausspricht, mit Verständnis. Es ist aber zu beachten, dass der Letztere zwar mehr erlebt, aber dass dieses Plus nicht ein äußerlich Hinzukommendes ist, das in der Weise einer Summe mit dem Ausdruck zusammengegeben oder zusammengebunden wäre, sondern es ist eine innere Einheit. Aussagesatz und Urteil sind nicht in der Aussage zwei konkrete Phänomene, die bloß zugleich da wären oder durch irgendein Band zusammengebunden wären, sondern sie bilden eine konkrete Einheit. Die einzelnen Worte sind belebt durch ihre Bedeutungen, und diese Bedeutungen können ohne Worte gar nicht sein. Oft geht die Gesamtintention der Äußerung voraus und durchdringt sie dann in der allmählichen Bildung als die eine beseelende Einheit und erfüllt sich mit der Nennung eines jeden neuen Wortes. Aus den Wortbedeutungen setzt sich die ganze gedankliche Einheit zusammen, und diese Einheit durchdringt wieder der Urteilscharakter, der ja auch fehlen kann, wo der Satz verstanden, aber nicht als Überzeugung lebendig ist. Obwohl nun die gedankliche Einheit mit den Worten verwoben ist, an denen sie ihre Stütze findet, unterscheiden wir doch Wort und Sinn, Satzausdruck und Satzgedanke bzw. Urteil. Denn wenn wir verschiedene Ausdrücke nehmen, etwa solche verschiedener Sprachen, so finden wir Identität der Gedanken, aber Verschiedenheit in Bezug auf den grammatischen und sprachlichen Leib. Man muss also die innige und aus innerer Erfahrung wohlbekannte, übrigens nicht weiter definierbare Einheit betonen, aber wieder nicht übertreiben. Satzgedanke und Satzausdruck bleiben doch unterscheid-
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bar. Beruht ihre Verknüpfung auch auf Assoziation, so ist es doch nicht eine Assoziation gesonderter „Ideen“, so wie wenn etwa ein Haus an einen nebenstehenden Baum erinnert. Man kann also unter Urteil die leb endige Au ssage verstehen, man kann darunter aber auch den psychischen Gehalt verstehen, was den grammatischen Körper erfüllt, was die grammatische Aussage zur lebendig fungierenden Aussage macht. Sagt man „Die Aussage drückt ein Urteil aus“, so meint man natürlich nur das Letztere. Spricht man von der Aussage „2 · 2 ist 4“, so meint man oft das „Urteil“ in diesem Sinn.1 Wenn man davon spricht, dass eine Aussage (oder ein Satz) sich vertreten oder nicht vertreten, mit Begründen belegen oder widerlegen lässt, so meint man nicht die bloßen Worte, man meint das in diese Worte gefasste Urteil. Ebenso wenn man von der Aussage des Angeklagten oder Zeugen spricht, so meint man das, was er aussagt in dem Sinn des Urteils, das seine Aussage zur Aussage macht und das kundzugeben die Funktion der Aussage im Verkehr ist. Untersucht man die Wahrhaftigkeit oder Unwahrhaftigkeit solcher Aussagen, so untersucht man, ob das Urteil, das die Aussage kundzutun scheint, das sie normalerweise voraussetzt, auch wirklich vorhanden ist oder nicht. Die Aussage „2 · 2 ist 4“ ist eine begriffliche Einheit. Wenn verschiedene Personen sich in gleicher Weise äußern, so sagen wir die Äußerung, die Aussage, sei dieselbe. Und derselben Aussage liegt in normaler Funktion dasselbe Urteil zugrunde: Es ist wieder eine begriffliche Einheit.2 Das, was die Aussage ausdrückt, ist als das Urteil verstanden, das sie belebt, das ihr den Charakter der Aussage gibt. Das, was meine Aussage ausdrückt, ist dann mein Urteil. Sage ich aber „2 · 2 ist 4“, so ist aber nicht mein Urteil ausgesagt, sondern dass es sich so verhält, dass etwas ist oder nicht ist. Sage ich „Draußen steht ein Bettler“, so ist das, was ausgesagt ist, ein objektiver Sachverhalt, der doch nicht mit meinem Urteil eins ist, sondern nur in ihm als seiender, geltender geurteilt ist. Jede Aussage sagt in doppeltem Sinn aus: 1) in uneigentlichem Sinn das Urteil. Hier sagen wir gewöhnlich nicht „Sie sagt das Urteil aus“, sondern „Sie drückt es aus“, „Sie gibt es kund“. 2) Im eigentlichen Sinn einen gewissen Sachverhalt. „Das Urteil“ ist ein Abstraktum und wohnt als ein abstrakter Zug meinem Urteil ein. Alle Urteile desselben Gehalts bilden eine begriffliche Einheit. Der S ach verh alt aber, der in dem Urteil als geltender hingestellt ist, ist n ich t ein Ab strak tum, das durch Ver1 Spätere Randbemerkung: „‚Aussage‘ oft als Urteil verstanden. Beispiele.“ – Anm. des Hrsg. 2 Der folgende Absatz später gestrichen. – Anm. des Hrsg.
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gleichung der Urteile gewonnen werden könnte, als ihnen einwohnend, so wie das Begriffliche den Begriffsgegenständen einwohnt. Der Sachverhalt selbst „Der Bettler ist draußen“ ist nicht Bestandstück oder abstraktes Moment in meinem Urteil. So wenig die Vorstellung „Bettler“ den Bettler 5 selbst in sich fasst, so wenig braucht das Urteil seinen Sachverhalt in sich zu fassen.
Beilage XXXIX: Wahrnehmung, Urteil, Aussage. Die Erfüllung apprehensiver und konzeptiver Vorstellungen1 2 10
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I. Man kann das Urteil in engster Beziehung zur Aussage bilden in folgenden Identifikationen: 1) Urteil = Aussage im Sinn von Behauptung, sprachlicher Ausdruck mitgerechnet. 2) Urteil = Behauptung, aber unter Abstraktion vom sprachlichen Ausdruck. 3) Urteil = objektiver Gehalt der Aussage = prätendierte Wahrheit. 4) Urteil = Vorstellungsgehalt der Aussage (doch ist das schwerlich zulässig). II. Urteil = belief = Überzeugung. Überzeugung, Glaube, da ergänzen wir: dass etwas ist oder nicht ist. Danach scheinen wir auf die Aussage zurückzukommen. Aber da wäre hinzuweisen a) auf den Geltungswert von Aussageteilen, die nicht die Form von Sätzen haben: Der Kaiser rüstet sich zur Reise nach Jerusalem;3 b) auf Wahrnehmungen, welche gar nicht sprachlich ausgedrückt sind. Betrachten wir die Wahrnnehmung. Hier liegt eine Rose. Indem ich sie betrachte, finde ich Schritt für Schritt eine verstehende Auffassung vor. Ich fasse die einzelnen Inhalte als so und so gewundene Blätter, Blumenblätter, Staubgefäße etc. auf. Aber ohne dass irgendein begleitender Ausdruck zu konstatieren wäre. Die aufgefassten Einzelheiten weisen vielfach hin auf Nichtwahrgenommenes; dort hinten ragt ein Spitzchen hervor; ich „sehe vor mir“, wie sich dasselbe zu einem Blumenblatt ergänzt, und von da werde ich auf die nichtgesehenen innersten Teile der Rose, auf Staubgefäße etc. hingeführt. Und diese gehören auch der Rose an. 1
Wohl 1898–1900. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „unreif“. – Anm. des Hrsg. 3 Kaiser Wilhelm II besuchte Jerusalem Anfang November 1898 im Rahmen einer Reise nach Palästina. – Anm. des Hrsg. 2
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In der Wahrnehmung ist mir der Gegenstand gegeben; er steht mir als daseiend gegenüber, in dem ergänzenden Verständnis der Hindeutungen findet auch ein Fürwahrnehmen, ein Als-seiend-Erfassen statt. Wahrnehmen ist also auch ein Glauben, das Erfassen einer Geltung. Wir unterscheiden nun zwei Arten von Vorstellungen, apprehensive und konzeptive. Dem entsprechen auch verschiedenartige Erfüllungserlebnisse, die schon den Charakter von Urteilen im weitesten Sinn haben: 1) Eine apprehensive Vorstellung findet ihre Erfüllung. Die aufgefassten Inhalte sind gedeutet, und die Deutung „bestätigt“ sich in der Anschauung. Sind die gegebenen Inhalte selbst mitgehörig zur Erfüllung, und sind die weiter hinzutretenden bestätigenden mit den gegebenen die ganze Erfüllung, so findet adäquate Erfüllung statt. Doch muss unterschieden werden: a) der Fall, wo der repräsentierende Inhalt nicht selbst, sondern ein gleicher oder ähnlicher zur Sache gehört. Repräsentation durch Analogie, Bild. Ebenso kann der repräsentierte und nun erfüllende Inhalt selbst wieder ein repräsentierter sein als Bild. Das ist die vorläufige Erfüllung. Es kann aber auch das eine Bild repräsentiert sein, das andere nicht, so dass wir hier wieder zwei Fälle haben. b) Der repräsentierende Inhalt gehört selbst mit zur Sache. Er ist repräsentiert für sich selbst, nicht für ein Bild von sich selbst. Das ist der Fall der eigentlichen Wahrnehmung oder Anschauung. Hier gibt es adäquate Wahrnehmung, das ist der ideale Grenzfall. 2) Die konzeptive Vorstellung findet ihre Erfüllung a) im Bild, b) in der Anschauung, die aber unvollständig sein kann oder auch vollständig. Dabei kommen aber auch gewisse konzeptive Funktionen in Betracht, auf welche sich die Erfüllung nicht minder beziehen kann und bezieht wie auf den Wahrnehmungsinhalt. Die Verhältnisse sind hier schwierig zu fassen. Die konzeptive Vorstellung kann Ausdruck sein eines Tatsächlichen der Wahrnehmung. Die Konzeption findet ihre Erfüllung im Fluss der Wahrnehmung, und ist die Wahrnehmung adäquat, so hat das Urteil volle Evidenz. Die Konzeption kann aber ihre primäre Erfüllung finden in gewissen Formen (Notwendigkeit etc.). Das Geltende ist nicht ein einzelner Gegenstand der Wahrnehmung, sondern ein gegenständlicher Zusammenhang, der nicht Sache der Wahrnehmung ist, sondern des „Denkens“, derart, dass hier nichts „Wahrnehmbares“ zugrunde liegt. Das ist genauer zu studieren. Jedenfalls haben wir hier zweierlei Anschauungs„urteile“: 1) solche, welche die Anpassung nominaler Vorstellungen an das Einzelne der Wahrnehmung enthalten, 2) solche, welche Zusammenhänge ausdrücken. Zufällige oder notwendige Aussagen.
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Beilage XL: Anschauung, klassifizierendes Erkennen und Ideation. Begriff als Bedeutung und als Allgemeines1 1) Anschauliche Vorstellungen und Setzungen. In der Vorstellung er5 scheint ein Gegenstand selbst oder im Bild vergegenwärtigt. Und der Gegen-
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stand ist gegenwärtig, oder er ist wirklich, aber nicht gegenwärtig; er ist jetzt oder ist gewesen.2 2) Klassifikationen aufgrund von anschaulichen Vorstellungen, von Erscheinungen. Das erscheinende Objekt erscheint als eins der Art A. Der erscheinende Sachverhalt wird erkannt.3, 4 3) Damit verknüpft sich oft der Ausdruck.5 Ein anschaulicher Gegenstand benannt, ein anschaulicher Sachverhalt in einem Satz ausgedrückt. Ausdruck im physischen Sinn – anschauliche Gegenständlichkeit; diese aber schrittweise nach ihren Teilen und Beziehungsformen erkannt und in6 dieser Erkenntnis zum Ausdruck kommend. 4) Ausdruck verstanden, aber nicht ein anschaulich Vorliegendes in „Begriffe“ fassend. Rein symbolische, reine Ausdrucks-Vorstellungen, eventuell verbunden mit anschaulichen Vorstellungen, die seine Bedeutungsintention stützen, aber nur psychologisch, nicht das „enthalten“, was der Ausdruck ausdrückt.7 Diese Unterscheidungen erschöpfen aber nicht alles, was das Denken angeht. Es ist bei 2) zu ergänzen: Nicht nur kann eine anschauliche Vorstellung Grundlage einer klassifizierenden Erkennung sein, sondern 2’) auch Grundlage einer Ideation, in welcher ein allgemeiner Gegenstand erwächst. Gemeint ist nicht das Individuum, sondern in der Abstraktion ist gemeint das Spezifische, und eventuell ist dann gemeint das Individuum als eins dieser Spezies A. Im Erkennen tritt dies nicht klar auseinander, aber es liegt wohl darin. Ebenso Ideation eines Sachverhalts; es erwächst ein ge-
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Wohl 1898–1900. – Anm. des Hrsg. Spätere Randbemerkung: „In der Vorstellung erscheint eventuell auch ein Sachverhalt: Der Gegenstand hat an sich ein a oder ein Vorgang usw.“ – Anm. des Hrsg. 3 Spätere Einfügung: „als ein A“. – Anm. des Hrsg. 4 Vgl. unten 2‘. 5 Spätere Einfügung: „‚Dies ist ein A‘, ‚Sokrates ist ein Philosoph‘“. – Anm. des Hrsg. 6 „in“ später verändert in „mit“. – Anm. des Hrsg. 7 Spätere Ergänzung: „4°) Wenn ein Gegenstand A selbst in der Wahrnehmung vorliegt und ich bilde den Gedanken ‚ein A‘, aber nicht ‚dieses A‘ oder ‚Dies ist ein A etc.‘, drücke ich auch nicht aus, klassifiziere nicht, ‚erkenne‘ nicht dieses und habe doch nicht eine bloß symbolische Bedeutung.“ – Anm. des Hrsg. 2
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nereller Sachverhalt – noch nicht ausdrücklich. Demgemäß kann auch in einer ausdrücklichen Vorstellung ein Allgemeines gemeint sein, ein in der Anschauung erfasstes Allgemeines oder ein im „reinen Denken“ erfasstes Allgemeines, ein bloß Gedachtes. Begriffene Anschauungen. Das Anschauliche, Erscheinende ist in Begriffe gefasst: a) Begriff im Herbart’schen Sinn, Bedeutung eines Ausdrucks. Da ist der Eigenname auch Begriff; es kommt zum Ausdruck, was erscheint. Der Gegenstand etwa wird als dieses Individuum X (Eigenname) begriffen und zugleich als Träger dieser oder jener „Bestimmtheiten“ (Prädikate).1 b) Begriff im engeren Sinn als Allgemeines. Ein Gegenstand ist in dem Maß begriffen, als er in Arten eingeordnet ist oder auch als er als Träger der oder jener Merkmale (Beschaffenheiten, auch Arten) erscheint. Er wird also durch Prädikate erkannt. Ebenso „Begriff ohne Anschauung“.2 a) Bedeutungen ohne fundierende Anschauung; b) Bedeutungen jener engeren Klasse, die α) Allgemeines zu Gegenständen haben oder β) in unbestimmter Weise ein Einzelnes überhaupt als Fall eines Allgemeinen vorstellen. Veranschaulichte Begriffe: a) Bedeutungen auf Anschauung bezogen, b) allgemeine Bedeutungen auf Anschauung bezogen.
1 Spätere Randbemerkung: „Hier ist Begriff verstanden als ‚Bedeutung eines Ausdrucks‘. Aber auch ohne Ausdruck kann eine Anschauung begriffen werden. Auffassung als Individuum oder als dieses oder jenes Seiende (diese oder jene Prädikate Habende).“ – Anm. des Hrsg. 2 Spätere Ergänzung: „Bedeutungen von A Ausdrücken können ohne Anschauung (in identischem Sinn) verstanden sein.“ – Anm. des Hrsg.
Nr. 21 Die K onst it ut ion f e st e r Be g rif f e durch Ide a lisie rung1
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Schwankend ist auch die begriffliche Vorstellung „Dreieck“. „Dreieck“ braucht ja nicht durch eine exakte mathematische Definition fest begrenzt zu sein, und wenn sie es ist, so brauche ich die Definition nicht ständig zu haben und zu nützen. Es dient mir vielleicht die in der Phantasie gezeichnete Figur, das Bild, an welches sich je nach Bedürfnis bald diese, bald jene Bestimmtheiten als Explikation anschließen. Der Bedeutungsgehalt mag dann wechseln, der ideale Inhalt bleibt derselbe. Wie kommen wir nun zu festen begrifflichen Vorstellungen? Es gibt feste Begriffe, es gibt Vorstellungen mit einem festen Bedeutungsgehalt, z. B. etwas, etwas und etwas, Identität und NichtIdentität usw. Wie ist es bei den Vorstellungen sinnlicher Momente, Farbe, rot, grün, gerade und krumm? Hier bestehen fließende Übergänge. Rot geht stetig über in Blau, dieses stetig über in Grün. Ich erfasse hier Steigerungen. Habe ich mehrere Farbennuancen nebeneinander, so erkenne ich unter Umständen, dass die eine ein Moment in sich fasst, das die andere in gesteigertem Maß in sich fasst, eine andere wieder in gemindertem. Eventuell erfasse ich mehrere Momente, die sich durchdringen, die ich nicht abtrennen kann, die aber doch als Fundamente der Steigerungsrelationen abstraktiv zu unterscheiden sind. Dürfen wir annehmen, dass die als gleich erscheinenden Nuancen auch gleich sind? Nein. Was heißt als gleich erscheinende? Wir beurteilen zwei Nuancen als gleich, das und jenes ist dasselbe Rot. Wir erfassen beide als rot, wir halten das Rot aber auch für dasselbe. Aber die Schwellenunterschiede! Wir täuschen uns. Es tritt nun eine Verschiedenheit hervor. Sie sind beide rot, aber es ist nicht dasselbe, ein Moment der Verschiedenheit ist da. Die Farben sind verschieden (also rein die Abstrakta betrachtet), auch die Röten sind verschieden. Aber beides ist Farbe, ist rot. Nun unterscheiden wir die Differenzen als größer und geringer. Wir finden zwischen zwei Farben wieder Farben, wir finden „Gleichheit und Ungleichheit“ der Richtung. Wir 1
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halten Differenzen und Richtungen für gleich. Auch hier sind die Schwellenunterschiede hinderlich. Sie täuschen uns. Wenn aber ein Punkt nicht wirklich in der Mitte zwischen zwei anderen ist, so können wir den Begriff einer Mitte doch bilden, und wenn wir zwei Abstände nicht wirklich als gleich mit Evidenz beurteilen können, so können wir doch den Begriff der Gleichheit bilden. Die Kontinuität, die wir anschauen, ist ja keine mathematische, aber sie verbürgt uns doch die Möglichkeit der echten Kontinuität, welche strenge Gleichheit der Abstände einschließt. Wir haben hier im Fließenden nun doch feste Begriffe, z. B. Farbe, Ton, Tastqualität, hier bestehen keine fließenden Übergänge. Ebenso Figur, räumliche Beschaffenheit, zeitliche Bestimmung, geschlossene und offene Figur.1 Relationen: Farbenabstände, Tonabstände, also Abstände überhaupt. Gradunterschiede. Gleichheit – Verschiedenheit. Dann ideale Begriffe. Reines Rot: Da die Steigerung der Röte nicht über jede Abstandsgröße hinausgeht oder hinauszugehen scheint, so nehmen wir eine Grenze an, eine Röte, welche keine vollere über sich hat, während es in jedem Abstand unter ihr, von einem gegebenen Rot an, noch Röten gibt. Ideal ist auch die Bestimmtheit der Röten, die von einer gegebenen einen gewissen gegegebenen Abstand haben. Ideal ist auch die Klasse: Gesamtheit der Einzelfälle von Rot, die in diesem Rot spezifisch gleich sind. Ideal ist die Klasse der Strecken einer gegebenen Länge. Negativ können wir nie absolut sicher sein dieser Gleichheit, das Ununterscheidbare ist nicht das Gleiche. Wir nehmen aber an, dass es nicht bloß subjektiv Ununterscheidbarkeit gebe, sondern auch objektiv Nichtunterschiedenheit. Wir sehen ein, dass wie mehrere Objekte identischer Bestimmtheit sein können, sofern sie beide Farbe haben, so auch die Bestimmungen identisch sein können, die Farbe spezifiziert zu dieser Farbe. Wir operieren dann in der Erkenntnis mit diesen idealen und scharfen Bestimmtheiten. Wir unterlegen dem Fluss der Erscheinungen, in dem wir nie sicher sein können, ob das gleich Erscheinende auch gleich sei, einen festen begrifflichen Schematismus, in dem es keinen Fluss gibt und in dem auch die Kontinuität sich auflöst in Mannig-
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Hinter dem Satz in Klammern ein Fragezeichen. – Anm. des Hrsg.
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faltigkeiten von fest bestimmten Begriffsreihen. Wir behaupten nicht etwa, dass wenn a = b = c auch a = c sei, im Fall „=“ bedeutet nicht unterscheidbar, gleichscheinend. Aber wir nehmen, um die gesetzlichen Zusammenhänge der Erscheinungen zu erforschen, zunächst die idealen Verhältnisse an und sind sicher, dass die faktischen Verhältnisse nur innerhalb gewisser Grenzen von den idealen abweichen werden. Inwieweit das im einzelnen Fall zutrifft, das kann wieder nur durch logische Erwägungen, durch Erwägungen, die an festen Begriffen ihren Halt haben, geprüft werden. Aber freilich, dass die objektive Realität, die Natur, sich derart herausarbeiten lasse aus dem Fluss unserer subjektiven Vorstellungen und Wahrnehmungen, das ist ja nicht selbstverständlich. Der Erfolg ist da; naturgemäß nehmen wir das Gleichscheinende als gleich an, solange wir nicht auf Irrtümer stoßen. Naturgemäß messen wir die Dinge räumlich durch Maßstäbe, so dass uns die Größenverhältnisse in festen Zahlen fixiert sind, während doch die Größen ebensowenig als die Maßstäbe wirklich feste Größen zeigen. Die hervortretenden Differenzen in den Ergebnissen machen da erst auf die Sachlage aufmerksam. Wir bringen Korrekturen an, welche die Übereinstimmung herausstellen, so angenähert als wir es für unsere praktischen Zwecke brauchen. Gerade, Figur etc., die ganze Geometrie: alles ideale Begriffe und ideale Systeme der Deduktion. Alle Idealisierung ist nichts weiter als Konstitution fester Begriffe, da wo fließende Übergänge in der Anschauung vorliegen; Anschauung dient uns da weiter nur als symbolischer Träger für die festen Bestimmungen. Ob wir mit den festen Begriffen etwas machen können zur logischen Bearbeitung der Erscheinungswelt, das ist eine Tatsachenfrage. Die geometrischen und arithmetischen Begriffe waren außerordentlich nützlich. Ebenso die mechanischen Begriffe. Aber die Begriffe, die wir von den sinnlichen Qualitäten und ihren Verhältnissen entnehmen, haben keinen Nutzen gebracht. Den Inhalt schwankender begrifflicher Vorstellungen logifizieren wir durch Beschränkung auf gewisse Seiten derselben, durch Beschränkung auf feste Begriffe. Im faktischen Denkgebrauch mögen wir vielfach mit den schwankenden weiter operieren, doch wir haben Dispositionen ausgebildet, um, wenn nötig, auf die festen Begriffe zu rekurrieren, welche sozusagen das Maß abgeben, nach dem wir unseren Begriff messen. „Dreieck“ muss sich überall ersetzen lassen
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durch die Definition. Und im geordneten geometrischen Denken darf ich für das Urteilen nichts maßgebend werden lassen als den Inhalt der Definition oder späterhin das, was aufgrund der Definition allein (natürlich mit Hilfe der Axiome) erwiesen ist.
VI. EIGENNAMEN UND OKKASIONELLE AUSDRÜCKE
Nr. 22 Eig e nbe de ut ung . Mit t e lba rke it de r Be de ut ung und Mit t e lba rke it de r V orst e llung . De r Unt e rschie d z wisc he n a us Erf a hrung und a us Urt e ile n e nt sprung e ne n V orst e llung e n ha t ke ine n Einf luss a uf die Be de ut ung 1, 2
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Wenn ich ein Wort wie „Sokrates“ nehme, wie sieht es mit der bedeutungsgebenden Vorstellung aus und wie mit der Bedeutung selbst? Ich habe Dr. Heinrich gegenüber bei der Ausbesserung seiner Dissertation3 Folgendes gesagt: Die Eigenvorstellung „Sokrates“ ist gerichtet auf das Objekt, und zwar auf diese Person, die da Sokrates zu nennen ist, direkt. Wa s be sa g t die se s Dire kt - Ge richt e t se in? 15 Stellen wir gegenüber die attributive Vorstellung, die in gewissem Sinn indirekte Vorstellung ist und auch von mir so genannt zu werden pflegt. „Der Lehrer des Platon“: Hier ist das Objekt, der Gegenstand, genannt als der Lehrer des Platon. Sage ich „der Sohn der Phaenarete“, so ist das derselbe Gegenstand, aber das ist nicht 20 der in der ersteren Vorstellung genannte als solcher. Dagegen wenn ich sage „Sokrates“, so kann ich bei allen solchen Vorstellungen sagen: „Ja der, das ist er“. Die Eig e nna me nv orst e llung ne nnt de n Ge g e nst a nd se lbst , ihn, da s Ide nt isc he , da s a uf v ie le 10
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30.VII.1909. Eigen-Vorstellungen, und zwar Bedeutungen von Eigennamen (und von deiktischen Worten). Vgl. zu diesem die Betrachtungen über mittelbare Vorstellungen in den Logischen Untersuchungen 541 ff. Husserliana XIX/2, 601 ff., die nicht völlig zu Ende geführt sind und dringend näherer Überlegung erfordern. Ferner Vorstellungen, die zu Definitionen gehören und zum definierten Wort. 3 Erich Heinrich, Untersuchungen zur Lehre vom Begriff. Inaugural-Dissertation, Göttingen, 1910. – Anm. des Hrsg. 2
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We ise n be st immba r ist . Das Identische als das Identische, der Gegenstand als dieser Gegenstand, er selbst ist das Gemeinte. Ein Gegenstand kann gemeint sein als er selbst und kann gemeint sein als so und so prädikativ bestimmter. Sage ich „dieser“ und im Wechsel der Bestimmungen immer wieder „dieser“, „dieser selbe“, so nenne ich ihn auch direkt. Die Deixis ist auch direkte Meinung. Direkte Meinung, direkte Bedeutung ist eine bestimmte Bedeutungsart und insofern gehört „dies“ und Eigenname zusammen; ebenso wie Eigennamenvorstellung bei individuellen Objekten, so auch bei allgemeinen Objekten, und das entsprechende „dies“. Das Objekt der Eigenvorstellung kommt natürlich zur Gegebenheit in der „Wahrnehmung“. Besagt aber die Direktheit der Eigenvorstellung, dass sie zur Erfüllung kommt in direkter Weise durch Wahrnehmung? Da s dire kt e Sich-Erfülle n, ist da s da s Cha ra kt e rist ikum de r Eig e nv orst e llung ? Ich weiß von Sokrates nur aus dem Geschichtsunterricht: Ich lerne, es gab einen gewissen Philosophen im Altertum, er lebte in der und der Zeit, er war der Lehrer des Platon usw. Dieser wird genannt „Sokrates“. Ich könnte auch ihn selbst benennen als X usw. Da ist Sokrates, der in der Geschichte „Sokrates“ Genannte, der, von dem das und jenes gilt etc. Ich reproduziere Aussagen über Sokrates, die ich für wahr halte, und „derselbe“, das identische Subjekt derselben ist Sokrates. Ja der! All diese Aussagen vergegenwärtigen, verständlichen, bestätigen mir den Sokrates. Hier ist keine Wahrnehmung, keine Erinnerung, keine direkte Anschauung da, welche den Gegenstand gibt und die Wortbedeutung erfüllt oder besser die Vorstellung, die bedeutungsverleihende ist. Aber erfüllend fungieren die Erinnerungen an die gelernten Urteile und an die Identifikation des Subjekts dieser Urteile, dass da überall derselbe Sokrates war, von dem die Prädikate gelten. Die Fra g e , w ie e ine V orste llung sic h be stä t ig t , ob dire k t oder indirekt, die Frage, ob schlichte Anschauung oder mit t e lba re Erke nnt nisproze sse a ls Be wä hrung ihre r Se insse t zung f ung ie re n, a ls Be g ründung de r Wirklichke it , ist eine ande re als die Frage unmittelbarer und mittelbarer Be de ut ung . Habe ich den Namen an der Wahrnehmung gebildet, so kommen nachher allerlei Urteile über das Wahrgenommene hinzu, und es mögen später die zugehörigen attributiven Vorstellun-
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gen als erfüllende1 fungieren können – der, welcher α ist, aha der –, nämlich zur Bestätigung des Eigennamens X, ohne dass Erinnerung auftauchte. Aber taucht sie auf, so mag sie als erfüllende fungieren. Auch bei Definitionen. Ich definiere einen Kreis, einen Kegelschnitt durch eine bestimmte begriffliche Bestimmung. Dann ist Kegelschnitt gleich das als α, β … Definierte. Die Vorstellung Kegelschnitt ist eine „Abbreviatur“ für die attributive Vorstellung. Dabei mag das α wieder definiert sein durch etwas, das α’, α” ist, …, β wieder definiert als etwas, das β’, β” … ist. Ist danach die Bedeutung von „Kegelschnitt“ und die Bedeutung der definitorischen Bestimmung identisch, und wieder diese identisch mit der Bedeutung, die resultiert, wenn ich alle definierenden Einsetzungen vollziehe? Dann wäre also jeder solche Übergang, den wir in der Regel als Be de ut ung sa na ly se zu bezeichnen pflegen, ein Übergang von Identischem zu Identischem. Die Bedeutung wäre zunächst in verworrener Weise gegeben, und dann würde „die“ verworrene Bedeutungsvorstellung immer weiter verdeutlicht, indem die implizierten Bedeutungen herausgeholt würden. Die bedeutungsverleihende Vorstellung wäre hier nicht durch die Bedeutung bestimmt. Denn hier können wir doch nicht sagen, die Vorstellung sei immerfort dieselbe. Nein, wir gehen von Vorstellung zu immer neuen Vorstellungen über, von verworrenen zu deutlichen Vorstellungen derart, dass wir dabei (bei immer erneuter Substitution) die Bedeutung identisch behalten. Oder sollen wir sagen: Die Vorstellung „Kegelschnitt“ ist eine mittelbare Vorstellung, und der Mittelbarkeit der Vorstellung entspricht Mittelbarkeit der Bedeutung? Lie g t in je de r V orst e llung a ls Mome nt da sje nig e , wa s ide ie rt die Be de ut ung (im pha nse olog ische n Sinn) a usma cht ? Ist das nur ausnahmsweise der Fall, und muss nicht alles noch einmal der Untersuchung unterworfen werden? Ich sehe überall, dass von Anfang an alles energisch noch einmal durchgearbeitet werden und dabei gleich auf die Komplikationen Rücksicht genommen werden muss, damit man nicht in unzulässige Voreiligkeiten der Verallgemeinerung verfällt.
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Über „erfüllende“ später eingefügt: „bestätigende“. – Anm. des Hrsg.
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Also das Problem wohl beachten: Mit t e lba rke it de r V orst e llung, verstanden als eine im Wesen der Vorstellung liegende Mittelbarkeit in der Klärung der Meinung, in der „wirklichen“ Vorstelligmachung dessen, was da gemeint ist. Hier ist im Wesen der Vorstellung vorgezeichnet ein gewisser modus procedendi. Andererseits Mit t e lba rke it de r B e de ut ung als Unterschied zwischen dire kt e n Be de ut ung e n und indire kt e n (= attributiven) Be de ut ung e n: das einen Gegenstand schlechthin und selbst bedeuten und ihn bedeuten als so und so prädikativ beschaffen. Es scheint, dass die Bedeutung im objektiv-logischen Sinn nicht eindeutig und nicht in jedem Sinn die Modi der Erfüllung1 vorschreibt. Verschieden gebaute Vorstellungen (auch in verschiedener Mittelbarkeit des Vorstellens), scheint es, können von identischer Bedeutung sein. Auch das gehört zur Revision meiner alten Bedeutungslehre. Im Geschichtsunterricht habe ich gelernt, dass Sokrates (ein „Sokrates“ Genannter) der Sohn der Phaenarete, der Lehrer des Platon, der Bekämpfer der Sophistik war etc. Ich habe durch ihn Kunde bekommen von der gewesenen griechischen Welt, von der Kultur, Wissenschaft, Philosophie des griechischen Volkes etc. Ich vollziehe Existenz-Setzungen, ich vollziehe Setzung einer vergangenen Welt, eines vergangenen Volkes etc. Ebenso wie im Unterricht über unbekannte gegenwärtige Länder und Völker Existenzsetzungen eben dieser. Die Urteile sind mittelbar. Der Lehrer sagt das und das, und er weiß davon aufgrund der und der Berichte, und diese Berichte haben die und die Gründe der Glaubwürdigkeit etc. Urteile ich als Schüler einfach aufgrund der „Autorität“ des Lehrers, so ist das für mich einfach so: Der Lehrer hat es gesagt. Und aufgrund dieser Urteile habe ich eine gedachte und als wirklich gesetzte Welt, die Welt der alten Griechen, und jedes neue bereichernde Urteil ordnet neue Existenzen (das heißt von mir noch nicht gesetzte, mir noch nicht bekannte) dieser Welt ein. In Zusammenhang mit schon Gesetztem wird Neues gesetzt: In Athen zu der und der Zeit tritt ein Mann auf genannt „Sokrates“, von dem das und das nun bestimmt wird, nämlich mitgeteilt wird. Er war der Lehrer des Platon
1 Spätere Einfügung: „die Modi der erkenntnismäßigen Bestätigung“. – Anm. des Hrsg.
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etc., und durch diese Prädikationen bestimmt sich der so Genannte und gewinnt er seine unterscheidende Individualität (das ist, seine „Vorstellung“ bestimmt sich, der „Begriff“ von ihm), der Gedachte und Genannte bestimmt sich als der und der, und unterscheidet sich dadurch von jeder anderen bestimmten und schon bekannten Person. Wir haben hier ein System von Urteilen. Ein „gewisser“ Mann zunächst bestimmt, aber in unzureichender Weise für eine individuelle Unterscheidung, durch Erzeugung von hinreichend Bestimmtem: Athen des Griechenlands im 5. Jahrhundert etc. Unzureichend bestimmt: Es könnte das, was von diesem „gewissen Mann“ gesagt ist, auf individuell verschiedene Menschen dieser Zeit passen. Und nun folgen weitere Urteile, die näher bestimmen, bis das identische Subjekt dieser Urteile (die durch Identifikation ihres Subjektes Einheit haben) durch sie Prädikate „zugewiesen“ erhalten hat, die nur einem einzigen Dingobjekt, näher nur einem Menschen, zukommen können. Es handelt sich hier also nicht um beschreibende Urteile, die ein gegebenes Objekt, das etwa in der Anschauung nach seinen Beschaffenheiten als gegeben vorliegt, eben beschreiben, sondern um bestimmende Urteile, die der Gegebenheit des Objekts vorhergehen (auch der darstellenden Anschauung des Objekts vorhergehen) und auf ein identisches Subjekt Prädikate so beziehen, dass das Subjekt dieser Urteile als Urteilssubjekt dieser Urteile (und somit als das α, β, γ habendes) aus „logischen“ Gründen, also aus allgemeinen Urteilsgründen nur ein einziges sein kann. (Eventuell nur vermeintlich: Es ist ein Urteilssubjekt als solches gesetzt, als Träger der und der Prädikate und als ein individuell einziges gedacht. Dann ist eben ohne weiteres nicht zu entscheiden, ob das so Gesetzte von einem anderen unterschieden ist, das seinerseits so und so gesetzt ist. Die individuelle Setzung reicht zur Identifizierung und Unterscheidung gegenüber anderen Urteilssubjekten eben nicht aus.) Durch diese Urteile „lernen wir Objekte kennen“, vor aller schlichten Vorstellung. Wir können auch sagen: Ge g e nst ä nde w e rden uns in doppelter Weise „ gegeben “: a) in „ursprünglicher“ Weise, schlicht und eigentlich (relativ eigentlich, eventuell unvollkommen, einseitig etc.) durch die Wahrnehmung und Erinnerung, durch die schlichte Erfahrung, (so wie durch die ihnen gleichstehenden Akte: wenn es sich nicht um individuelle Objekte handelt).
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b) In prädikativer Weise durch Urteile als identische Subjekte gedacht und deiktisch gesetzt als Subjekte der und der Prädikate. Aber das reicht noch nicht aus; wir haben einiges Wichtiges hinzuzufügen. 1) Eine schlichte Wahrnehmung gibt uns ein Objekt, und es ist das eine und selbe Objekt in neuen Wahrnehmungen. Es ist das eine und selbe im Zusammenhang der Erfahrung im ursprünglichen Sinn. Das ist, mannigfaltige Erinnerungen und Wahrnehmungen (eventuell Kontinuitäten der Wahrnehmung und Kontinuitäten der Erinnerung) begründen eine Einheit, die als dieselbe erkannt wird und erkannt werden kann. Wie das zustande kommt, ist Sache näherer Analyse. Man darf natürlich nicht die Wahrnehmungen oder Erinnerungen als Herausgemeintheiten nehmen, sondern mit ihrem ganzen Hintergrund, mit ihrem Schwanz an Mitgemeintheiten. Aber es handelt sich nicht um bloß singuläre Akte. A ls N ie de rsc hl a g ma nnig f a c he r E rf a hrung e n (wir schließen das denkende Gegeben-Haben der zweiten Art aus) steht in einer neuen Erfahrung das Objekt nicht nur als Objekt die se r Erfahrung da und allenfalls als Objekt der oder jener einzelnen Erinnerungen, sondern es wird im Sinn der bisherigen und „dispositionell erregten“ Erfahrungen „aufgefasst“. Aber geht das nicht die bloße Psychologie an? Es scheint, dass da noch etwas ist, was ich in meinen bisherigen Analysen nicht gehörig untersucht habe: Wir haben zu unterscheiden das Schema, das vorgezeichnet ist durch jede Wahrnehmung, insofern, als sie in die kontinuierliche Einheit eines Wahrnehmungszusammenhangs sich schickt, korrelativ das Schema des einen einheitlichen Erfahrungsgegenstands. Andererseits aber die Synthesen zwischen verschiedenen Wahrnehmungen (bzw. Erinnerungen mit Wahrnehmungen), wobei die eine Anschauung als bestimmende fungiert in Bezug auf das in der anderen Unbestimmte und Offengelassene. Es kommen ja nicht nur zwei Anschauungen so zur Synthesis, dass sie kontinuierlich in Einheit einer Erfahrung zusammenströmen, sondern so, dass zwar die Idee einer Erfahrungseinheit geweckt ist, aber nicht als ausgefüllte Einheit vollzogen ist. Dabei können natürlich auch Urteile mit auftreten, die aber nur ausdrücken, was schon in der Anschauung vollzogen ist. Die Synthesis ist anschaulich einigende, anschaulich bestimmende und verknüpfende Synthesis, schon vor der urteilenden (prädizierenden)
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Beschreibung und Ansetzung. Und bei einer neuen Wahrnehmung kann das Objekt „im Sinne“ dieser Synthesen aufgefasst sein und ist es in gewissem Umfang: Bei der Auseinanderlegung des „verworren“ Gesetzten (nämlich des uneigentlich Mitgemeinten) stoße ich auf die und die bestimmten Erinnerungen und Synthesen. Doch braucht dies gar nicht begrenzt zu sein. Wenn ich einfach an meinen Bruder denke, aber schlicht, so ist das nicht eine einfache Erinnerung an eine bestimmte Situation, und wenn ich Erinnerung habe, so braucht Heinrich nicht gerade als Objekt dieser Erinnerung mit der Bindung an diesen Zeitpunkt gemeint zu sein. Von dem Erinne rung sobje kt unterscheidet sich das Erf a hrung sobje kt, und jede Erinnerung vergegenwärtigt es nur nach irgendeiner zufälligen Situation, während die Meinung der Erfahrungsvorstellung, die keine begriffliche Vorstellung ist, offenbar ungleich weiter reicht. 2) Als ich lernte, gaben mir die auf Autorität des Lehrers hin vollzogenen Urteile in begrifflich setzender Weise das Objekt Sokrates als Subjekt der und der Prädikate. Ich höre jetzt das Wort „Sokrates“ und setze: Sokrates! Der, der bekannte. Was ist diese Bekanntheit? Es ist eine Denksetzung, deren Sinn in verworrener Weise umschrieben ist, und dieser verworrene Sinn klärt sich auf, verdeutlicht sich, das ist, die „eigenvorstellende“, eigenbegriffliche Meinung erfüllt sich durch Wiederherstellung von Urteilen, die da sagen: „Sokrates, der arme Bildhauer, der in Athen etc. gegen die Sophisten auftrat etc.“. So, wie ich das Erf a hrung sobje kt mir klar mache durch Rückgang auf die bestimmenden Erfahrungen, die das Schema des Erfahrungsobjekts überhaupt individuell näher bestimmen, so das De nkobje kt der begrifflichen Setzung durch Rückgang auf solche Urteile, und beiderseits tue ich das eventuell nur in Anfängen und ende mit dem „etc.“. Es sind aus der Einheit der Erfahrungsauffassung (die eine gewisse synthetische Vereinigung von schlichten Auffassungen ist) einzelne Glieder oder Momente, die „verworren“ impliziert waren, zur bestätigenden Klarheit und Deutlichkeit gebracht (wobei die Frage ist, ob da Leitfäden der geordneten Verknüpfung sind) und ebenso hinsichtlich der begrifflichen Auffassung und Setzung. Ferner: Die begriffliche Setzung fasst das Objekt, das da gemeint ist, auf und apperzipiert es also im prägnanten Sinn als Objekt der historischen, griechischen Wirklichkeit, die für mich durchaus eine
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be g rif f lich g e se t z t e (eine durch Urteilssetzung und fast nur durch solche gegebene) Wirklichke it ist. Es ist hier zu beachten: Die begriffliche Setzung ist keines der Urteile, auf denen sie „beruht“, in denen sie ihren „Ursprung“ hat und auf die sie zurückweist. Es handelt sich um eine neue Vorstellungsart, die nicht dem Urteil vorangeht, sondern aus dem Urteil entspringt, aber immerfort vom Urteil, aus dem sie entspringt, verschieden bleibt. Sub 1) entspringen Vorstellungen (als aufgrund der Wahrnehmung oder Erinnerung, die jetzt aktuell vollzogen ist, sich aufbauende synthetische Apperzeption) eben aus Synthesen und waren nicht diese Synthesen. Jetzt entspringen „V orst e llung e n “ a us Urt e ile n, und diese Vorstellungen bzw. begrifflich setzenden Akte sind von den schlichten Vorstellungen und den aus Erfahrung entspringenden Vorstellungen scharf zu unterscheiden. Natürlich kann solch ein historisches und prädikatives Objekt zugleich auch Erfahrungsobjekt im schlichten Sinn sein: Es kann mit der Erfahrungsapperzeption sich auch Denkapperzeption verbinden. Dasselbe Erfahrungsobjekt kann zugleich denkmäßig apperzipiert sein im Sinne gewisser begrifflicher Kenntnis, etwa aufgrund von Mitteilungen anderer. Beiderseits haben wir es mit „verworrenen Vorstellungen“ zu tun, und es ist sehr schwer zu sagen, ob, was wir durch Erinnerung herausholen, wirklich in der Erfahrungsvorstellung oder im verworrenen „Begriff“ schon darin lag. Aber wie steht es nun mit der Be de ut ung de r Eig e nna me n? Ein Eigenname kann seine Bedeutung schöpfen aus einer Erfahrungsvorstellung oder aus einer historischen Vorstellung. In jedem Fall liegt die Eigenbedeutung (die deiktische überhaupt, die in jedem „dies“ oder „das“ (das Theater, der Krieg etc.) steckt, nicht in den Prädikaten, die durch Auseinanderlegung der verworrenen Vorstellung gewonnen werden, also speziell im Fall der historischen Objekte nicht in den Prädikaten, die den für die Kenntnis konstituierenden Urteilen angehören; sondern in dem „identischen Subjekt“ dieser Prädikate, und zwar als dem individuellen durch sie bestimmten. Die se Be de ut ung ä nde rt sich mit a nde re n Wort e n nicht mit e ine r be lie big e n Erwe it e rung de r Erke nnt nis, obschon sich die historische Vorstellung oder Erfahrungsvorstellung ändert. Soweit aber durch all diese Vorstellungen Identität oder Einheit hindurchgeht, soweit kann sich auf ihnen ein „dies“, das auf die
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Einheit gerichtet ist, gründen.1 Die Richtung und direkte Richtung auf diese Einheit, das ist die Bedeutung. Der „vorgestellte Gegenstand als solcher“ schlechthin bzw. der gesetzte Gegenstand als solcher, das ist die Bedeutung, und zwar die Eig e nbe de ut ung, die de ikt ische Be de ut ung. Demgegenüber haben wir a t t ribut iv e Be de ut ung e n, nämlich wenn wir etwa das „dies“ zugleich als das durch „α“ bestimmte meinen, wenn also in der Meinung die Weise der Attribution mitgenommen ist. Bedeutung und unterliegende Vorstellung sind also überall zu trennen. Ähnliches ist auch von den idealen Gegenständen zu sagen, die bald direkter Intuition entnommen sind (eventuell auf kontinuierliche empirische Anschauung oder kontinuierliche Erfahrung sich gründen, nämlich eine empirische Idee da entnehmen), bald indirekt der urteilenden Kenntnis entstammen: Die s „ dire kt “ und „ indire kt “ ist e t wa s g a nz a nde re s a ls de r Unt e rschie d zwische n Eig e nbe de ut ung und a t t ribut iv e r Be de ut ung . Ob ein Urteil sich einer einheitlichen Erfahrung (oder sonst einem unterliegenden Vorstellen) ausdrückend anpasst oder ob es ein durch Mitteilung übernommenes Urteil ist, das seinerseits sich ein Objekt durch Urteilskenntnis erst konstituiert, also eine sozusagen historische Vorstellung (K e nnt nisv orst e llung) von ihm herstellt, die im Fortgang der auf dasselbe Objekt bezüglichen Urteile sich immer weiter ausgestaltet: Auf die Bedeutung der Urteile bzw. der Aussagen hat das keinen Einfluss. Dieser Aufbau der Vorstellung durch das Urteil ist ebenso wie der Aufbau der Erfahrungsvorstellung durch Synthesen von Erfahrungen nicht etwa bloß dispositionell zu verstehen, also psy cholog isch, sondern es ist phänome nolog isch klar, dass, wenn ich von einem Objekt immer Neues höre, das ich mir gläubig zu eigen mache, das Objekt für mich ein immer wieder inhaltsreicheres wird, das heißt, während es in der Identitätseinheit der betreffenden Urteile (verknüpft durch ein nominales „dasselbe“) immerfort Zentrum, Einheitspunkt der Beurteilung ist, ist es mir in immer reicherer Weise vorstellig, und diese Vorstellung ist da und in gewisser Weise Untergrund des Bedeutens. Aber sie ist nicht 1 Spätere Randbemerkung: „Das Okkasionelle liegt darin, dass das bestimmbare x eben das x ist, das durch die betreffenden Vorstellungen festgelegt ist.“ – Anm. des Hrsg.
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Bedeutung selbst. Sie ist ein durch das Urteilen Sich-Schaffendes oder Geschaffenes, aber immerfort Untergrund des Bedeutens, nicht Bedeuten selbst. Es tritt hier übrigens auch ein für die Urteilstheorie nicht unwesentlicher Unterschied der Urteile hervor: Urteile, welche g e f ä llt werden, Urteilsentscheidungen, die getroffen werden, Beschreibungen, die vollzogen werden, und Urteile, die übe rnomme n werden. Den einen sind die Gegenstände vorgegeben (die Urteile gründen sich auf vorgebende Vorstellungen, die eventuell durch Synthesen erwachsen, aber vor dem Urteil), die anderen gründen sich auf solche Vorstellungen nicht, sie selbst geben Vorstellungen, erzeugen Vorstellungen. Ja in gewisser Weise sind sie selbst eigentlich nicht „Urteilsakte“, sondern eine Art propositionaler Perzeptionen (gleichsam passiv). Sie haben nichts Spont a ne s. Sie scha f f e n a lso nicht so wie sy nt he t ische A kt e scha f f e n. Es ist schon ganz anders, wenn wir in dieser Art zunächst aus einem Buch herauslesen oder Zeitung lesen und alles Gelesene „übernehmen“, „hinnehmen“ (gläubig), und wenn wir das Gelesene wiederholend nun eigentlich erst „urteilen“, z. B. wenn wir es, sei es uns, sei es anderen mitteilen und dabei als eine Tatsache hinstellen.1 Sich aneignen in solcher Wiederholung (sich zum Bewusstsein bringen „So ist es!“), das ist eine spontane Tätigkeit. Hinnahme ist eine Rezeptivität. Die Bedeutung wird man beiderseits nicht als unterschieden ansehen können. Das Bedeuten ist nicht das Unterliegende, das dem Urteil voranliegende oder mit dem Urteil erst sich (zum Teil wenigstens) nachbildende Vorstellen, sondern e s lie g t in de r De nkg e st a lt ung, die einerseits der Vorstellungsunterbau erfährt oder die im fertigen Urteil (das in der Mitteilung allmählich sich aufgebaut hat) das mitgebildete Vorstellen zugleich hat.2 Freilich sind hier noch manche Schwierigkeiten. Man könnte eben sagen, die Mitteilungsurteile, die in der Mitteilung passiv übernommen werden, seien aufseiten des Hörenden gar keine Urteile; es wird auf dem Umweg der Apperzeption der Urteilsform die Vorstellung
1 Dann haben wir aber wieder eine ausgearbeitete vorgegebene Vorstellung. Der Gegenstand, der Sachverhalt steht da, und wir legen das „Vorgegebene“ auseinander, im urteilenden „So ist es!“. 2 Der folgende Absatz später in eckige Klammern gesetzt. – Anm. des Hrsg.
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gebildet. Aber doch nicht, ohne dass mit der fertigen Vorstellung auch die Urteilsform da ist. Das wird also wohl nicht ernst gemeint sein können. Eine besondere Untersuchung erfordern diese auf dem Wege der Mitteilungsurteile erwachsenden Vorstellungen. Was sind 5 sie eigentlich? Sind sie eine Art von Leervorstellungen? Aber jedenfalls mit den schlichten Vorstellungen können sie nicht ohne weiteres identifiziert werden.
Nr. 23 Eig e ne rke nnung , Eig e nne nnung und Eig e nbe de ut ung 1
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Was ist das Erkennen, das an den Stellen der termini statthat? I. a) Ich sehe jemanden von der Straße her kommen: „Das ist Heinrich!“ b) Der Eigenname kann auch an Subjektstelle stehen oder Objektstelle: „Heinrich ruft“ – „ich rufe Heinrich“. II. Ich sehe dort sich etwas bewegen. „Das ist ein Hund.“ Dann heißt es auch: „Der Hund läuft davon“, „Die Gans läuft vor dem Hund davon“ etc. Ich achte auf die Umrandung dieses Papiers. Dann erkenne ich sie als rechteckig. Farbe: Ich erkenne „weiß“. Im letzteren Fall haben wir „allgemeines Erkennen“, Erkennen durch Allgemeinbegriff, durch substantivischen Begriff (adjektivische Relation: Beschaffenheitsbegriff). Wir haben beiderseits Gemeinsames und Verschiedenes. Das Erkennen betrifft dort das Individuum selbst, hier seinen Klassentypus oder eine Eigenschaft (vielmehr Eigenschaftstypus) oder Relationstypus. Auf den letzteren Seiten eine gewisse Mittelbarkeit, da es sich um „Abstraktes“ handelt. Im Übrigen, so wie Heinrich erkannt wird, so wird das „abstrakte Moment“, das gesamttypische Moment oder Moment der Farbe, Form etc. erkannt. Je nachdem haben wir niedere oder höhere Stufen der Abstraktion und gehört die Erkennung der niederen oder höheren Stufe an. Das macht also Unterschiede in der Konstitution bzw. der intuitiven Erfassung dessen, was erkenntnismäßige Fassung erfährt. Ich habe hier die Möglichkeit von Eigenerkennungen: „Das (ich sehe schon auf das Moment der Weiße hin und setze es subjektivisch) ist ‚weiß‘“. Aber genauer: „eine individuelle Vereinzelung von ‚weiß‘“. Blicke ich ideativ, so habe ich rein identifizierend: „Das ist ‚weiß‘“. Bei Allgemeinheiten wie „Tier“ geht das schon schwerer: „Das ist die Idee Tier“. Man wird nicht sagen, dass diese Prädikationen vorausgesetzt sind.
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Aber sicher ist doch, dass auf das Moment Farbe der Blick gerichtet ist, aber so, dass nicht dieses Moment nur als Individuelles gesetzt ist, sondern dass eine Einstellung vollzogen wird, wonach das Allgemeine im Einzelnen, das Allgemeine, das Identisches ist mannigfaltiger solcher Vereinzelungen, als „Einheit“ der Mannigfaltigkeit gemeint ist. Die prädikative Bestimmung knüpft an das Subjekt das im explizierten Moment sich vereinzelnde Allgemeine, benennt das Subjekt durch den Eigenschaftsbegriff. Was bei diesen allgemeinbegrifflichen Benennungen gleichsteht den Eigennennungen, ist klar. Bei diesen ist erforderlich eine Anpassung des Wortes an das Individuum (das individuell-identisch Gesetzte als solches), bei jenen an das Allgemeine. Und was liegt unter dieser Benennung? Das Weiß (ist eine Farbe, also Subjekt die Spezies) ist ebenso genannt wie der Heinrich. Und wenn ich im Prädikat setze „Das ist Heinrich“, so ist das Parallele „Das ist Weiß“ (die Spezies). Sage ich aber von diesem Papier, es sei weiß, so liegt „verborgen“ darin, dass ich die Idee auch durch ihren Eigenbegriff erkenne. Aber freilich in dem adjektivischen Prädizieren selbst setze ich nicht die Idee als Worüber.1 Wa s lie g t nun in de r Eig e nne nnung unt e r de m Eig e nna me n? Abstrahieren wir von dem Namen, dem Wortlaut. Er sei überhaupt gar nicht da. 1) Was mich immer wieder beirrt hat: das indiv idue lle Erke nne n. Ich lerne einen Gegenstand kennen in der Einheit zunächst aktueller, jetzt sich neu vollziehender Erfahrungen. Er ist da gegeben und gegeben immerfort als derselbe, aber sich im Fortgang der Er1 Das allgemeine Wort hat also eine Allgemeinheit im Sinn und hat impliziert eine ausdrückende Beziehung zum allgemeinen Sinn nebst einer ausdrückenden Beziehung zur Form der Methexis, in der das individuelle Moment als Vereinzelung der Idee und als Bestimmung des betreffenden Subjekts bewusst ist. Die Bedeutungsintentionen haben also ausdrückende Beziehung bald zu dem x der unterliegenden Anschauung bzw. der Subjektanschauung, Objektanschauung (aber auch der Anschauung von Momenten des Subjekts oder Objekts, zu den Relationsmomenten usw., wenn diese selbst innerhalb der Prädikation und sekundär zu Subjekten weiterer Bestimmungen werden), bald zu den „Begriffen“ oder begrifflichen Allgemeinheiten, den Ideen, aber auch zu den umspannenden Formen, den Formen des „ist“, „nicht“, den Formen der Adjektive und Substantive etc. etc. Kurz, wir haben eine einheitliche kategoriale Gegenständlichkeit, und dieser schmiegt sich die Hinweisintention des Ausdrucks genau an nach allen Stoffen und Formen.
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fahrung identifizierende, bereichernde. Mit jedem neuen Schritt bereichert sich seine „Auffassung“, jedes neu an ihm Erfasste in neuen Erscheinungen als ihm zugehörig gegeben geht in seinen gemeinten Inhalt ein, ebenso wie von dem nicht mehr Erscheinenden nichts mehr fallen gelassen wird; so weit die Einstimmigkeit der Erfahrung reicht. Natürlich, wenn ich einen Gegenstand sehe und es tauchen, wenn auch unklare, Erinnerungen auf, Ketten „früherer Erfahrungen“, so erweitert sich der Inhalt, mit dem der Gegenstand aufgefasst, gesetzt ist, um den Gehalt der früheren Erfahrungen. Er wird als dasselbe, als welcher er gegeben gewesen war, „erkannt“, und im Erkennen findet die Zueignung statt. Wird der Gegenstand aufgefasst, so wird er von vornherein aufgefasst sein können mit dem Horizont der früheren Erfahrungen, wenn auch unexpliziert in der Weise bloßer Intention. Er ste ht da nn a ls be ka nnt e r da . Ist er ein neuer, so hat er keinen Horizont der Erinnerung. Wie ist es nun mit dem Eigenne nne n und seiner Eigenbe de ut ung? Die Intention des Eigennamens geht bei Personennamen auf die Person direkt. Verstehe ich zum ersten Mal einen Eigennamen, den ein anderer gebraucht, so beziehe ich ihn auf das Angeschaute, auf die dastehende Person, die ich vielleicht zum ersten Mal sehe. Gebrauche ich nun selbst den Eigennamen, so gehört zu ihm eine Intention, die durch diese Wahrnehmung bzw. durch die Erinnerung hindurchgeht, aber in jedem Fall einer neuen Erfahrung identifiziere ich das neu Erfahrene mit dem Erinnerten, ich bereichere damit fortgesetzt den Inhalt der Personenauffassung, und so ist immerfort die Anwendung des Eigennamens, der zum sprachlichen Besitz geworden ist, verbunden mit Erkennung. Das mit dem Eigennamen Vermeinte hat einen immer neuen „Sinn“, mit dem das x, das identisch vermeinte Etwas, gemeint ist, einen prinzipiell beweglichen, Horizonte in sich fassenden Sinn. Im gegebenen Fall wird er mit dem jeweiligen Sinn angewendet auf das Angeschaute, Identifizierte, und im Allgemeinen bereichert sich damit der Sinn des Eigennamens für künftige Anwendungen. Der Sinn ist dabei nicht explizit, geschweige denn durch allgemeine Prädikate bestimmt. Dabei ist natürlich nicht das Wort äquivok. Es bezeichnet immer denselben individuellen Gegenstand, direkt, als das schlicht Identifizierbare selbst. Der wechselnde Sinn der Vorstellungen, aus denen der Eigenname seine Bedeutung schöpft, das wechselnde Was, mit dem das x des
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Sinnes bestimmt ist, ist nicht die Bedeutung des Eigennamens. Die Bedeutung liegt im vermeinten Individuum schlechthin (in Anführungszeichen), dem Identischen als solchen, das eben nur ist, was es ist durch sein Was und das offene Kontinuum der Washeiten, die es zu diesem selben Identifizierbaren machen. Sage ich „Das ist Heinrich“, so identifiziere ich das Gesehene und Aufgewiesene, in der Form des Subjekts Gesetzte, mit dem eigennamentlich Gemeinten. Erkenne ich diesen da ohne Wortlaut als Heinrich, so heißt das, ich erkenne ihn als den Identischen des Bekanntheitshorizontes, des Horizontes der Erinnerung, aber ich habe da nicht ein eigennamentliches Erkennen. Bei diesem ist eben noch die Wortintention da. Das Wort hat seine Bedeutung in dem individuellen Begriff, d. h. in dem Identischen, das in allen Vorstellungen des Individuums mit wechselndem „Inhalt“ liegt und herausidentifizierbar ist und das sich bewusstseinsmäßig konstituiert in dem jeweiligen „Vorstellungsinhalt“, der dem Eigenbedeuten zugrunde liegt, in dem x, das jeweils als durch einen Inhalt Bestimmtes bewusst ist, in inexplizierter Weise.1 Somit als „Intention“. Dieses2 x ist die Bedeutung. Und jede einzelne bestimmte Wahrnehmung oder Erinnerung erfüllt, sie gibt mir ihrem Teil nach (nicht vollkommen, denn jede hat einen anderen Sinn und nur ein Stück des Eigenbegriffs, der zudem einen offenen Horizont hat) die Eigenbedeutung. Sage ich bloß „dies“, so tritt ja dasselbe x auf, aber nicht als Erfüllung der Wortintention habe ich es. Dem Wort gehört beim Eigennamen zu irgendeine Anschauung als das Ausdruck Erfahrende oder vielmehr eine auf das x des Angeschauten gehende Thesis, die sich mit jeder neuen Anschauung desselben x identifiziert: Der thetische Strahl geht einheitlich oder sich identifizierend durch die mannigfaltigen Anschauungen hindurch. Beim3 „dies“ gehört aber die Anschauung nicht in dieser Weise zum Wort. Eine durchgehende Thesis habe ich auch, aber zum identischen Wort gehört nicht die Thesis in diese Anschauung. Also, wir sprechen von der Bedeutung von Worten, welche als Einheiten schon 1 Das ist unklar. Das Wort hat seine Bedeutung in dem sich durch all diese Identifizierung Bestimmenden und von nun ab mit diesem Inhalt Bestimmten. 2 Von „Dieses“ bis „hindurch.“ mit großem Fragezeichen überschrieben. – Anm. des Hrsg. 3 Von „Beim“ bis „Bedeutete ist.“ am Rand mit Fragezeichen versehen. – Anm. des Hrsg.
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konstituiert sind. Das identische Wort „meint etwas“, bedeutet etwas. Die Bedeutung ist verschieden, je nachdem das Wort bloß hinweist oder je nachdem das Wort eine Vorstellung des Vermeinten mit sich führt, derart, dass das durch sie hindurch direkt Gemeinte als sol5 ches das Bedeutete ist.
Beilage XLI: Das individuelle Erkennen durch den Eigenbegriff1
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Ich erkenne ein jetzt Gesehenes als identisch mit einem früher einmal Gesehenen. Ich erkenne, mich jetzt erinnernd eines Früheren, dieses als identisch mit einem jetzt Gesehenen. Ich erkenne ein Erinnertes als identisch mit einem anderen Erinnerten. Eine offene Kette von Erinnerungen, eventuell eine Erinnerungsintention auf eine solche offene Kette, und durchgehende Identifizierung. Erkennen eines Gegenstands als das vielfältig Bekannte (aus vielfältigen Erfahrungen) und danach erfahrungsmäßig bestimmt: Diese Bestimmung wird dann im Allgemeinen „bloße Intention“ sein oder einen intentionalen Horizont, einen leeren haben; leer, insofern als er bloß Intention ist, und doch nicht leer im anderen Sinn: jene Offenheit z. B., die erst künftige Erfahrung oder Erinnerung anderer auszufüllen vermag, unbestimmte Offenheit. Ich sehe einen Gegenstan d ohne einen „ historisch en “ Horizont,2 und nun bekommt er ihn. Ich habe den Gegenstand vielfältig erfahren, „vielfältige“ Urteile habe ich über ihn gefällt, vielfältige Kenntnis von ihm in verschiedenen Zeiten gewonnen und habe sie verknüpft. Nun habe ich durch diese Verknüpfung einen „Begriff“ von dem Gegenstand, einen Eigenbegriff. Wenn ich einen Gegenstand identifiziere, so nimmt er dadurch die Bestimmungen, die ihm hinzugesetzt werden, eben auf, er saugt die „Kenntnis“ der Prädikate auf. Aber jeder Erfahrung entspricht eine Erinnerung, sie selbst mit ihrem Gehalt ändert sich nicht. Aber das in ihr mit einem gewissen Sinn Gesetzte erfährt eine erkenntnismäßige Sinnesbereicherung, das heißt, das x des Sinnes bestimmt sich näher erfahrungsmäßig. So ist das Resultat der erkenntnismäßigen Synthesis ein „Begriff“, der zur Gegebenheit kommt durch irgendeine der den Gegenstand gebenden Anschauungen (der Erinnerungen), die aber den Erkenntnishof haben und nicht nur das x als durch den Hof Bestimmtes. Dieses x in dieser Materie, die nicht die bloße Materie der 1 2
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gegebenen Erinnerung ist, ist der Begriff, der „Gegenstand“ im Sinne der synthetischen Einheit der Erinnerungen. Und im Fall einer neuen Erfahrung erkenne ich den Gegenstand durch diesen Begriff, das heißt, ich identifiziere ihn, den mit dem Wahrnehmungssinn gesetzten, mit dem Eigenbegriff von ihm, mit dem durch die synthetische Einheit der Erinnerung gesetzten: mit der da geerbten Intention; und eben damit erweitert sich der Eigenbegriff. Im künftigen Fall fungiert der erweiterte. Der Begriff eines individuellen Gegenstands (Individualbegriff, Eigenbegriff) ist etwas in infinitum Offenes und Fließendes. Ich erkenne also das Gegebene durch den Eigenbegriff: Ich beziehe es ein in die Einheit der Erkenntnis, die dieser darstellt; ich erkenne es, ich erweitere die Kenntnis von ihm durch die früheren Kenntnisse von „demselben“. Die neue Wahrnehmung, soweit sie wirklich Neues (noch nicht in dem Begriff Enthaltenes) bietet, bestätigt nicht. Jede Wahrnehmung aber und jede Erinnerung bestätigt die begriffliche Intention nach dem Alten: Sie erfüllt also in der Weise der Bestätigung; Deckung von Intention (bestimmter Intention) und Gegebenheit. Im Übrigen aber Ausfüllung von Leerem (offener Horizont). Eigennamen: die Intention auf den durch den Eigenbegriff Gedachten (ja in gewisser Weise durch frühere Eigenbegriffe und Eigennamen Genannten). Sage ich „Dies ist Heinrich“, so identifiziert sich die mit dem Wort verknüpfte eigenbegriffliche Intention mit dem Gegebenen. Ist dies wirklich Heinrich? Ich „vergleiche“ Erinnerungen, die schon den Namen Heinrich tragen, mit dem Gegebenen.
Beilage XLII: Eigennamen als direkte Ausdrücke. Die Bedeutungsintention des Eigennamens ist gerichtet auf den Gegenstand selbst und nicht auf seine inhaltliche Bestimmung1
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Also Eigennamen, ich kehre zur alten Ansicht zurück, sind direkte Ausdrücke. Es vermitteln n ich t Eigenbegriffe in dem Sinn, als ob wir zwischen dem Namen und seiner Bedeutungsintention und der Sache noch einen Eigenbegriff dazwischen zu setzen hätten. Die „feste Zugehörigkeit“ ist eben die zwischen Bedeutungsintention und Sache. Eine solche feste Zu35 gehörigkeit hat das „dies“ nicht zur Sache (bzw. zur Wahrnehmung, zu 30
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der Gruppe von Anschauungen von demselben Gegenstand), sondern zur Hinweisung. Wenn wir das bloße „das“ nicht als Hinweisung verstehen, so ist es doch, was zum Wort gehört, ein direktes Hinzielen auf das x der jeweiligen Wahrnehmung oder sonstigen Anschauung, aber so, dass die Bestimmung, die das x durch deren Inhalt gewinnt, nicht mit in Aktion tritt. Die Bedeutungsintention des Eigennamens, das war von mir richtig bemerkt, bereichert sich mit jeder neuen Nennung hinsichtlich der x-Bestimmung. Insofern ist sie etwas Fließendes. Andererseits aber setzt sie das x selbst, das bestimmt ist, und nicht die Bestimmung. Sie setzt wie eine durch eine Wahrnehmung hindurchgehende Thesis setzt: Der Gegenstand wird gesetzt, der in bestimmtem Sinn aufgefasst ist, aber es wird der Sinn nicht fixiert, die Einstellung ist die, dass der Übergang zu neuen Anschauungen vom selben Gegenstand eben die Thesis in ihrer Richtung auf das x nicht modifiziert, da sie gerade Richtung auf das x ist. Ist aber eine attributive Vorstellung vollzogen, dann haben wir eine Mehrheit von Thesen, eine Hauptthesis und dann Nebenthesen bzw. Modifikationen von prädikativen Thesen, und jede neue Attribution liefert uns neue Thesen, mag auch dazu die Richtung auf das x fortbestehen als Hauptthesis. Wenn wir ein Prädikat wie „grün“ nehmen, so haben wir wieder die Bedeutungsintention, die fest zugehörig ist zum gegenständlichen Grün (das selbst in wechselnden Abschattungen gegeben sein kann); und dazu haben wir die Form der prädikativen Beziehung, die dem Grün die Form der Adjektivität aufprägt. Schwierig ist hier die Frage der Allgemeinheit. Sage ich „ein Mensch“, so weist der Ausdruck hin auf eine offene Mehrheit von Menschen, deren jeder als dieselbe Menschenallgemeinheit Habender, als denselben Typus Habender bewusst ist. Die Idee tritt hervor, und das Singuläre erscheint als an der Idee „Anteil habend“, durch sie bestimmt. Ebenso wird es sich beim Grün verhalten, oder beim Rund u. dgl. Es ist zweierlei: auf ein Moment, wie die Kanten, die Ecke u. dgl., auf die pure Umrandung der Konturen zu achten, was doch ein Abstraktes ist, oder auf eine auffällige Färbung, auch auf einen Ton, der durch seine eigentümliche Tonfärbung auffällt; und ein anderes, allgemein zu nennen bzw. allgemein zu erkennen. Momente drücken wir nicht derart aus: Wir brauchten dazu ja Eigennamen. Aber solche sind völlig entbehrlich, es ist kein Anlass, sie zu bilden, da dergleichen Unselbständigkeiten uns in der „Angleichung“ (im bloßen Nebeneinander von Gleichem oder in der Ähnlichkeitsassoziation durch Wiedererweckung ähnlicher Gegenstände mit ähnlich sich abhebenden Momenten) das Allgemeine hervortreten lassen. Sowie wir auf diese eigentümliche Form achten, wird normalerweise irgendein dieser Form nach Ähnliches auftauchen, und das Achten auf die gegebene Form führt not-
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wendig zu einer Abhebung, wenn auch nicht Eigenbeachtung der Form des Ähnlichen, und so wird jedes Zeichen für die Form sofort allgemein, und umgekehrt, wir gebrauchen nur allgemeine Worte; die Beziehung auf das Individuelle vollzieht sich überall in der Prädikation durch Eigennamen und durch das „dies“. Das Wahrnehmen, das hier als Grundlage des realisierenden Eigennennens erforderlich ist, ist nicht bloß überhaupt das bewusstseinsmäßige Haben einer perzeptiven Gegenstandserscheinung, sondern ein solches Haben derselben, in solcher „Einstellung“, dass eine erfassende und setzende Richtung auf den wahrgenommenen Gegenstand geht. Darin aber liegt, dass im Übergang von Erscheinung zu neuen Erscheinungen von demselben Gegenstand die Erfassung und Setzung in einem stetigen Einheitsbewusstsein statthat, in dem, wenn die Erscheinungen kontinuierlich ineinander übergehen, das stetig eine und selbe dasteht, und dass, wenn getrennte Erscheinungen in Frage sind, ein explizit identifizierendes (ein polythetisches) Bewusstsein erwächst, das Bewusstsein, dass dies und jenes Erscheinende eben „dasselbe“ sei, während der reflektierende Blick der neuen Einstellung, die wir Reflexion nennen, zeigt, dass die Erscheinungsweise eine verschiedene ist, dass derselbe Gegenstand nicht nur zweimal erscheint (dass also die Erlebnisse verschieden seien), sondern auch mit einem anderen „Inhalt“, in einem anderen Wahrnehmungssinn erscheint. In der geraden Einstellung aber fordern solche Erscheinungen das Bewusstsein „dasselbe“, und „dasselbe“ ist eben der Gegenstand, das in der einen und anderen Wahrnehmung Wahrgenommene und Gesetzte als solches. Was macht nun die Bed eu tung des Eigennamens au s? Etwa der Wahrnehmungssinn,1 der in jeder neuen Wahrnehmung ein anderer ist? Sage ich aus „der Sieger von Waterloo und der Besiegte von Jena“, so ist das Ausgesagte auch dasselbe, und in der Identifizierung kann es als dasselbe erkannt sein. Aber die Bedeutungen sind verschieden. Geht nun ebenso der Sinn der Wahrnehmung in den Sinn des Eigennamens ein, so hätte der Eigenname von Fall zu Fall einen verschiedenen Sinn. Es ist klar, dass sich der Eigenname nicht dem wechselnden Sinn der Wahrnehmung anschließt und ihn ausdrückt, sondern ausdrückt das im Sinn, was bei dem Übergang von Wahrnehmung zu Wahrnehmung zu stetiger oder eventuell diskreter „Deckung“ in kontinuierlicher Vereinheitlichung oder in diskreter „Identifizierung“ kommt. Jedes Wahrgenommene als solches birgt solch ein x und hat dieses x, das eine Form ist, mit einem gewissen Inhalt. Die Form rein in abstracto gefasst wäre überall einerlei, es ist die Form der vermeinten
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Ich zweifle, ob meine Terminologie „Wahrnehmungssinn“ richtig ist.
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„Gegenständlichkeit“ überhaupt; aber der bestimmte Gegenstand ist bestimmt durch seinen Inhalt, das x ist in jeder Anschauung mit irgendeinem Inhalt gegeben, und dieser Inhalt schreibt eine Regel vor für das, was mit dem x weiterhin identifizierbar ist, für die möglichen Anschauungen, die mit 5 der gegebenen sollen in Hinsicht auf das x identifizierbar sein. Durch Anpassung an irgendeine Wahrnehmung, und zwar durch eine solche Anpassung, dass die eigennamentliche Intention genau das x meint, das in der Wahrnehmung wahrgenommen ist, aber nicht den Inhalt mit ausdrückt und mitmeint, indem es gerade gegeben ist, erhält der Eigenname zugleich 10 Beziehung auf jede andere Anschauung, die mit der gegebenen identifizierbar ist.
Beilage XLIII: Eigennamen sind keine anzeigenden Zeichen. Gibt es anzeigende Zeichen nur für Sachverhalte?1 Man könnte sagen: Wenn wir einen Eigennamen gebrauchen, so gibt es auch verschiedene schlichte Vorstellungen, Erfahrungsvorstellungen oder durch frühere Denktätigkeit vermittelte Vorstellungen, die als Unterlage des Eigennennens fungieren können. Und aufgrund dieser Vorstellungen könnte Verschiedenes ausgesagt werden. Der Eigenname sagt nicht aus, er 20 zeigt nur hin, und zwar direkt auf das Vorgestellte als solches. So zeigt auch das anzeigende Zeichen direkt auf die Tatsache hin. Sehen wir nun vom Unterscheid beiderseits ab: Die Existenz des Signals weist hin auf die und die seiende Tatsache, darauf, dass hier an diesem Ort das und das vorhanden ist, dass das oder jenes Ereignis unmittelbar bevorsteht 25 etc. Das gilt nicht vom Eigennamen. Andererseits ist so viel richtig, dass auch beim Gebrauch des Eigennamens das Genannte ein in eine Wirklichkeit (oder Quasi-Wirklichkeit) Gesetztes ist. Jedenfalls aber ist eine Anzeige kein Name und überhaupt kein Wort, nichts in die logisch-prädikative Sphäre Gehöriges. Sowie wir prädizieren, 30 sowie wir irgendwelche Worte gebrauchen, auch ein „dies“, einen Eigennamen, haben wir eine Denkfunktion2 geübt und nicht bloß ein Vorstellen bzw. ein Hinweisen auf ein Vorgestelltes. 15
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Was ist das oben, das als angezeigte „Tatsache“ bezeichnet ist? Ein „Sachverhalt“, sagte ich auch. Sachverhalt ist der „Gegenstand“, der das volle Korrelat des Satzes bildet und der in einer Deixis zu einem Dies gemacht werden kann. Dieser Gegenstand kann in mannigfaltigen Aussagen von verschiedener Bedeutung derselbe sein und auch derselbe in einem nichtaussagende n Vorstellen (in einem Nicht-Denken). Sachverhalte (kategoriale Gegenstände) als Gegenstände einer bestimmten Kategorie haben das Eigentümliche, dass sie nur in gewissen synthetischen Akten (Identifikation, Unterscheidung, Relation) sich konstituieren und demgemäß nur in prädikativen Akten zu einem direkten prädikativen Bewusstsein kommen können (zu Eigenbedeutung). Nicht-Sachverhalte, Gegenstände im engeren Sinne hingegen kommen zur Gegebenheit (vor dem Denken) in schlichten Akten (Wie steht es aber mit Kollektiven?) und haben parallel damit, wenn sie zum Denkbewusstsein gebracht werden, ihre Eigenbedeutungen in bloßen Namen (und zwar ungegliederten Eigennamen). Gibt es nur anzeigende Zeichen für Sachverhalte? Und warum nicht solche für daseiende Gegenstände? Indessen, ist nicht jede Photographie, jedes Erinnerungszeichen ein Anzeigendes: obschon etwas anders? Bei den Signalen wird aus dem Dasein des Zeichens auf ein Dasein hingewiesen, bei der Photographie werde ich einfach erinnert. Oder besser Symbol. Ein Kreuz.1
1 Das Objektive des urteilenden Vermeinens ist Sachverhalt. Das darf nicht so ohne weiteres Definition sein. Denn vor dem Denken haben wir schon Sachverhalte in anschaulich explikativen „Vorstellungen“, d. i. in synthetischen Akten, die noch keine Denkformung haben.
Nr. 24 Erke nne n a ls Ide nt if ika t ion. Da s Eig e ne rke nne n und Eig e nne nne n de s A llg e me ine n. Be da rf e s de s E rke nne ns im Sinne de s Ide nt if izie re ns be i de r A nwe ndung de r Formwort e ? 1
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In der Identifikation einer Leerintention und einer vollen und so überhaupt in der Identifikation einer unerfüllten und einer füllereicheren haben wir ein Erke nne n. Das, was auf der einen Seite bloß gemeint ist, ist auf der anderen als dasselbe, das Gemeintes war, erkannt. Ist eine solche Rede von Erkennen berechtigt? 1) Ich sehe einen Fremden, höre ihn sprechen, ich „lerne“ nach und nach ihn „kennen“. Also das orig inä re K e nne nle rne n ist das fortschreitende Sich-Erfüllen der zur originär gebenden Wahrnehmung gehörigen und der im Fortgang der Wahrnehmung auftretenden unerfüllten Intentionen, wodurch der Gegenstand zu fortschreitender Gegebenheit kommt. Ich lerne einen mathematischen Satz zum ersten Mal, ich lerne ihn kennen, ich mache mir ihn zum ersten Mal einsichtig, ich beweise ihn. Das originäre „Kennen“ und Kennenlernen ist wieder zu originärer Gegebenheit bringen. Ich habe so überhaupt ein originäres Kennenlernen, ein Sich-zur-Kenntnis-Bringen und das auch in erweiterter Sphäre; zur ersten Kenntnisnahme, etwa durch Mitteilung, dass eine gewisse sprachliche Form aus dem Altertum stammt u. dgl. 2) Dann das Wiedererkennen. Ich erkenne jemanden wieder, ich kenne ihn schon, ich habe ihn früher kennen gelernt und erkenne ihn wieder. Ich habe hier eine durch die jetzige Gegebenheit erweckte Erinnerung, wenn auch eine leer erregte, und eine Identifizierung des Gegebenen und Erinnerten. Eine explizite Identifizierung, wenn die Erinnerung klar wieder auftaucht, sonst den Cha ra kt e r de r Be ka nnt he it, der eine Intention ist, die mich in der Erfüllung in die Vergangenheit führt und das Vergangene identifiziert mit dem
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Gegenwärtigen, eventuell wieder zurück geführt auf eine Vielheit von Fällen, in denen der Gegenstand gegeben war und schon als bekannter bewusst war, eine offene Vielheit. 3) Eine Farbe ist mir bekannt als krapprot. Sie ist mir in ihrer „Differenz“, in ihrem Farbentypus und Rottypus bekannt. Haben wir nicht eine Intention auf eine einzige Erinnerung? Wir brauchen es nicht zu haben. Wir werden auf eine offene Vielheit wieder geführt. Aber wir unterscheiden hier: a) „Diese Farbe ist mir längst bekannt, ich habe sie schon oft gesehen“, ich erkenne sie wieder, sie ist mir eine bekannte. b) Ich erkenne diese Farbe als krapprot, d. i. als die identische Farbe (die das Wort „krapprot“ – sprachüblich – ausdrückt). Bei a) ist die Rede von gesehener Farbe; es ist etwas gesehen natürlich, das die Farbe hat, ein Moment der Färbung, das unter den Begriff Farbe und dieser Art Farbe zu bringen ist. Gesagt ist damit nicht gerade, dass eine begriffliche Auffassung vorhanden war, ich vollziehe sie vielleicht erst nachträglich in der Wiedererkennung und aufgrund der Erinnerung. Ich erkenne wieder das Gesehene als solches, eventuell das Begriffene als solches. Der Begriff selbst, die Färbung selbst hat mit dem Bekanntsein kein objektives, sondern ein auf den Akt und sein Korrelat bezogenes Prädikat. Wie ist es bei b)? Erkenne ich das Farbenmoment als rot, so prädiziere ich gewissermaßen „Dies ist rot, ist Einzelnes der Idee Rot“; ich habe hier überhaupt die Fälle α) „Dies ist ein Rotes“, „Es ist an dieser Stelle ein Rotes“, β) „Dies (das Farbenmoment hier) ist ein Fall von Röte“, γ) „Dieses Allgemeine ist Röte“ (Eigenbegriff), eventuell „Dieses Allgemeine ist eine Art Farbe“, und näher „die Art Röte“, noch genauer „die Unterart Krappröte“. Was sagt das: „Dieses Allgemeine ist Röte“? Also in der Ideation ist das Allgemeine erfasst und als Röte begriffen, erkannt. Besagt das: Dieses Allgemeine heißt Röte oder ist das, was das Wort (mag ich mir es auch selbst gebildet haben) „meint“, bezeichnet, ist damit identisch? Das „heißt“ kann sagen „Es heißt so sprachüblich“; dann gehört natürlich eine eigene Intention und eine eigene Erkenntnis eben der Sprachüblichkeit solcher Benennung hierher. Aber das können wir ausschließen, wenn wir frei gewählte und selbst „konstruierte“ Ausdrücke bevorzugen. Hier ist ein klarer Unterschied zwischen „Ich
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nenne das so, und dies Allgemeine heiße ich so“ und „Dies Allgemeine ist Röte, ist eine Farbe usw.“. Ich gebe diesem Allgemeinen einen Eigennamen und erkenne es durch einen Eig e nbe g rif f. Ich ordne es unter höhere Allgemeinheiten als Art unter Gattung etc. Nun könnte man sagen: 1) Intuitive Ideation üben ist selbst das „Eigenerkennen“, nämlich aus der Mannigfaltigkeit die Einheit heraus identifizieren. Intuitives Identifizieren, das ist selbst Erkennen. 2) Dagegen, es ist zu scheiden zwischen Identisches erfassen und das Identische eigenerkennen. Im weitesten Sinn ist jeder wirklich eigentliche Vollzug eines Identifizierens1 ein Erkennen, im engeren jedes intuitive Identifizieren, und dann jedes Sich-Erfüllen einer Meinung Erkennen eines Gegebenen als solchen, das Ziel der Meinung war. Im Eigenerkennen (wenn ich jedes Wiedererkennen etc. abziehe) liegt bloß das Selbsterfassen in der Identifikation, und im Eigennennen, das aktuelles ist, liegt das Eigenerkennen als Selbsterfassen und zugleich als Erfassen des Selbst als des mit dem aussagenden Wort Intendierten. Nun liegt aber die Schwierigkeit bei der Anwendung von Worten wie „dies“, „ist“ etc. Es handelt sich hier darum, was für Einheit mit diesen Formworten ausgedrückt ist. Nenne ich mit einem Eigennamen ein empirisches Objekt, so muss ich es erkennen: Ich erkenne Hans als Hans vor der Benennung, und das Erkennen ist „Dies ist Hans!“ In der kategorialen Form Diessetzung etc. liegt das Erkennen des Dies als Hans. So bei jeder Prädikation.
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Also auch eines Prädizierens!
Nr. 25 Eig e ne rke nne n, Erke nne n übe rha upt a ls Erke nne n durch e in Prä dika t1, 2
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Prädikate: a) Individualprädikat (Ausdruck: Eigenname, das Prädikat „Heinrich“); a’) ein kategoriales Prädikat: „Dies ist (dieser Sachverhalt) 2 · 2 = 4“; b) ideale Prädikate: eine Idee. α) eine „allgemeine“ Idee, eine „abstrakte“, die Idee Röte, die Idee Farbe, die Klassenidee Mensch. β) eine nichtabstrakte Idee: dies, dieser Satz, „2 · 2 = 4“. Prädikat gleich Begriff. Was ist der Unterschied, wenn ich sage „Sokrates ist ein Philosoph“ oder wenn ich sage „Dies ist Sokrates“, hinsichtlich des Eigennamens? Im ersten Satz fungiert Sokrates als substantivischer Name, als „Attribut“; der Gegenstand ist durch den Eigenbegriff (das Eigenprädikat) erkannter, schon begriffener, nicht erst Begreifung erfahrender. Im zweiten Fall wird das Prädikat im Satz dem Gegenstand erst zugemessen, er hat es noch nicht, er bekommt es erst. Er ist noch nicht bestimmter, sondern wird dadurch bestimmter. „Infolge“ der Prädikation wird er zu dem Sokrates, von dem jetzt weitere bestimmende Prädikate gesagt werden. Was geschieht nun im Prädizieren? Der Subjektgegenstand „untersteht“ dem Begriff. Er ist derselbe wie der durch „Sokrates“ gemeinte. Auf der rechten Seite habe ich nicht eine Setzung des Sokrates vollzogen, so wie wenn ich sage (an Subjekt- oder Objektstelle) „Sokrates“. Auf der linken Seite (Sokrates als Subjekt) ist die Thesis des Gegenstands vollzogen in seiner Bestimmung; steht aber „Sokrates“ als Prädikat, so ist nicht die Thesis „Sokrates“ vollzogen, sondern eine Prädikatthesis ist vollzogen, das heißt, der an Subjektstelle gesetzte Gegenstand (wie immer er sonst bestimmt sei) ist thetisches Subjekt für das ihm zukommende Prädikat, und die Darauf-Setzung, die abhängige Thesis ist nicht Thesis des Sokrates, sondern die Thesis „ist Sokrates“, worin nicht etwa eine eigene Thesis „Sokrates“ enthalten ist. Dagegen, wenn ich sage „S ist ähnlich P“, 1 2
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dann ist auf die S!-Setzung die Setzung „ist ähnlich P“ vollzogen, welche aber („ähnlich dem Sokrates“) eine Setzung des Objekts eingeordnet hat. Das Gesetzte beim Prädikat ist das Sokrates-Sein, das Ähnlich-P-Sein etc. Wir haben also im „Sachverhalt“, in der kategorialen Gegenständlichkeit, die in der Aussage vermeinte ist, gegenüber dem substantivischen Gegenstand (Substratgegenstand) Sokrates, der allerdings, wenn er so genannt ist, die Form des Begriffenen hat, des Eigenbegriffenen, auch den Gegenstand Prädikat oder Begriff „Sokrates“ (das ist der eine Begriff von Begriff), und die se r „ Be g rif f “ Sokra t e s t rit t in zwe i Forme n a uf a ls Prä dika t und a ls A t t ribut. Jedem eigennamentlichen Subjekt und Objekt entspricht ein eigennamentliches Prädikat, ein Eigenbegriff, der für sich Glied des Sachverhalts sein kann, andererseits aber auch in den Substratgliedern als eine „Schicht“ auftreten kann. Es verhält sich also genauso wie bei den A llg e me inbe g rif f e n, den „abstrakten“: Dies ist Gold, dieses Gold. „Gold“ als Prädikat gehört zum Sachverhalt als besonderes Glied; sage ich aber „dieses Gold“, so ist zum kategorialen Gegenstand gehörig dieses Ding, aber in der Bestimmung durch „Gold“. Der Beschaffenheitsgehalt, der durch den „Begriff“ gedeckt ist, gehört zum Ding, ihm entspricht aber das Prädikat als Begriff, das dem Gegenstand vermöge seiner Inhaltsbeschaffenheit „zugeschrieben“, „beigemessen“ wird, aber im beimessenden Sachverhalt eben Glied ist. Übrigens an Subjektstelle ist es ja auch da, es liegt als Attribut im Gegenstand und seinen dem Attribut eben entsprechenden Momenten.
Nr. 26 Okka sione lle A ussa g e n und ihre Obje kt iv it ä t1
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Objektivität der Wahrheit, der Aussage und des Satzes, und zwar mit Beziehung auf Tatsachen. Jede Tatsache ist etwas Zeitliches, sie hat ihre Dauer, als Ereignis ihren Verlauf in einer Mannigfaltigkeit von Veränderungen oder als dauerndes Sein eine Identität des Inhalts während der Dauer. Die Zeitgestalt sozusagen, diese Mannigfaltigkeit des Inhalts in dieser Verteilung auf eine Zeitstrecke können verschiedene Individuen identisch gemein haben (nämlich in verschiedenen Zeiten seiend). Zur Individualität reicht also der Inhalt und die Zeitgestalt (seine Verteilung auf Zeit) nicht aus. Jedes Individuum hat seine bestimmte Zeitstelle. Jeder Zeitpunkt seiner Dauer hat seinen Ort in der einen Zeit. Wenn ich nun sage „Sokrates war ein großer Philosoph“, so drückt das „war“ das Gewesensein aus. Dieses hat aber eine notwendige Relation zum Jetzt der Aussage oder zu irgendeinem nicht näher bezeichneten, aber notwendig mit zur Aussage gehörigen Zeitpunkt der nachsokratischen Zeit. „Jetzt“ ist Sokrates ein großer Philosoph gewesen, das heißt, relativ zum jetzigen Zeitpunkt, in dem ich aussage, gilt dies. Als Sokrates noch lebte, galt der Satz nicht, sondern der Satz „Sokrates ist ein großer Philosoph“, und wieder gilt das nicht vom Sokrates, der in den Windeln lag. Früher gilt dieser Satz auch nicht, sondern „Sokrates wird ein großer Philosoph sein“ oder „Ein gewisser Mensch, den die späte Nachwelt sehr verehren wird, der als Sohn eines Atheners S. etc. auf die Welt kommen wird etc., wird …“ Und auch diese Aussage hat eine notwendige Beziehung zum Jetzt der Aussage. Dies gilt nun von allen Aussagen über schlichte Tatsachen, z. B. „Der Montblanc ist der höchste Berg Europas“; „ist jetzt“ muss ich sagen. Ich kann auch sagen „ist seit unvordenklichen Zeiten (relativ wieder zum Jetzt) gewesen“. Derselbe Satz gilt nun freilich konstant, seitdem die Menschheit den Montblanc kennt. Aber das ändert nichts an der Relativität der Gültigkeit, das heißt, die Aussage ist eigentlich eine äquivoke; sie gilt nur, wenn sie in einem bestimmten Sinn verstanden wird, nachdem das „ist“ und überhaupt der Aus1
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druck der mit der Zeitbestimmtheit verbundenen Prädikation relativ zum Jetzt genommen wird, und dieses Jetzt ist als das erlebte Jetzt des jeweiligen Zeitpunkts der Aussage zu verstehen. Wird das „jetzt“ als Ausdruck eines und desselben überall da genommen, wo wir in einer Aussage „jetzt“ sagen, so treten lauter Unverträglichkeiten hervor, und wir sehen ein, dass zwischen jetzt und jetzt ein Unterschied ist, mit anderen Worten, dass es Gleichheiten und Unterschiede der Zeiten gibt. Sind also alle Urteile über Tatsachen subjektiv, da alle objektive Zeitbestimmung letztlich zurückführt auf den Beziehungspunkt des Jetzt der Aussage, der überdies ein fließender ist? Ich sage z. B. „Meine Lampe erleuchtet diese Blätter“. Das gilt jetzt, wo ich es ausspreche, wo meine Lampe als diese Blätter erleuchtende mir wirklich erscheint und von mir als daseiende erfasst wird (so bin ich ja überzeugt, und somit sage ich auch: Das ist wahr). Ich lösche die Lampe aus. Nun gilt es nicht mehr. Also ist die Wahrheit nur gültig für mich und für den bestimmten Zeitpunkt? Die Wahrheit, sagt man aber doch, ist etwas Überzeitliches. Und sagt nicht der Satz des Widerspruchs „Von zwei entgegengesetzten Sätzen ist einer wahr und einer falsch“? Die Lampe erleuchtet … – die Lampe erleuchtet nicht … Beide gelten nicht gleichzeitig. Aber beide können zu verschiedenen Zeiten gelten. Also muss der Satz vom Widerspruch modifiziert werden: Von zwei entgegengesetzten Sätzen gelten nicht beide gleichzeitig, und im selben Zeitpunkt gelten nicht beide. Aber dann wieder der Grenzpunkt, also in keiner noch so kleinen Zeitstrecke … Demgegenüber wenn ich sage „Die Lampe erleuchtet …“ und ein andermal wieder sage „Die Lampe erleuchtet …“, so ist das nicht dasselbe. Denn die Aussage prägt nicht aus, was zur gemeinten Tatsache gehört, und das ist der Zeitpunkt. Sage ich „Die Lampe in einer gewissen Zeit hell brennend“ und wieder „Die Lampe in einer gewissen anderen Zeit hell brennend“, so drücke ich wenigstens unbestimmt den Unterschied der Zeiten aus. Aber die Zeit lässt sich direkt nicht in ihrer Bestimmtheit ausdrücken. Es gibt keine möglichen Namen für bestimmte Zeiten und individuelle Zeitabschnitte. Sage ich „Jetzt brennt die Lampe hell“, so gilt dies Urteil mit Beziehung auf das erlebte Jetzt und das Erlebnis der brennenden Lampe. Die Aussage gilt objektiv, nicht in dem Sinn, dass jeder sie zu jeder beliebigen Zeit einsehen oder wahrhaft wiederholen könnte, sondern in dem
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Sinn, dass, was sie aussagt, absolut gültig ist – was sie aussagt, was ist dieses „was“? Die identische Wortbedeutung? Die besteht aber nicht bezüglich des Jetzt und die Ausdrücke für eine bestimmte Zeit und Zeitrelation überhaupt. Wie steht es also mit der „identischen“ Bedeutung des Wortes „jetzt“ und wie, könnte ich hinzufügen, mit der Bedeutung noch mancher anderer, ebenfalls notwendig vieldeutiger Wörter, z. B. „dies“? Wann immer ich „jetzt“ sage, ist ein Gemeinsames vorhanden. Ich bezeichne damit die bewusste Gegenwart des vorgestellten Sachverhalts bzw. die mögliche Gegenwart, die Gleichzeitigkeit mit dem Wahrgenommenen. Jetzt höre ich die Uhr ticken, jetzt freue ich mich über die wohltuende Stille der Nacht, aber auch: Jetzt sind draußen die Straßen menschenleer. Jetzt gehen die Menschen zu Bett. Zu anderen Zeiten sage ich abermals „jetzt“; es ist mir eben wieder etwas anschaulich gegenwärtig oder wird indirekt als gegenwärtig angenommen. Die Form der Beziehung auf ein Sein ist dieselbe. Gegensatz: die Vergangenheit in der Erinnerung oder in der indirekten Beziehung auf Gewesenes. Ebenso die Zukunft in der Erwartung. Ich meine, wenn ich „jetzt“ sage, die bezügliche Gegenwart. Die Gegenwart als solche ist das Gemeinsame. Heute ist freilich die Gegenwart eine andere als ein andermal. Aber es ist immer Gegenwart. Wahrnehmung ist ausgezeichnet gegenüber Erinnerung und Erwartung. Das Wahrgenommene ist das Erlebt-Gegenwärtige, das Erinnerte ist das Gegenwärtig-Gewesene, das Vergangene. Spreche ich vom Jetzt, so meine ich den Zeitpunkt in der Wahrnehmung, und dieser ist ein anderer als der in vergangener Erinnerung. Diesen selben Zeitpunkt können wir auch als Gegenstand von Vorstellung haben. So kann in einem späteren Zeitpunkt dieser als vergangener anschaulich vorgestellt sein. Auch indirekte begriffliche Beziehung auf ihn kann stattfinden. In der vergleichenden Betrachtung und Erinnerung erfasse ich die Unterschiede der Zeitpunkte. Jeder ist, was er ist, ich kann ihn begrifflich nicht weiter bestimmen, so wie ich eine niederste Differenz von Farbe, ein „bestimmtes“ Rot, nicht weiter „beschreiben“ kann. Und so, wie die Farben ein Kontinuum bilden, dem unsere subjektiven Begriffe in der Differenzierung nicht folgen können (wir können nicht so viele unterschiedene Wortbedeutungen haben, als es objektive Farben gibt), so bei den Zeiten.
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Also das „jetzt“ drückt insofern etwas Begriffliches aus, als es in Beziehung auf Vergangenes oder Künftiges gedacht ist. Dieses selbst aber hat den Beziehungspunkt in dem Jetzt, nämlich in dem anschaulichen Zeitpunkt. Dieser ist das mit „jetzt“ Gemeinte, ist das Gegenständliche des Jetzt. So bezeichnet, wenn ich „dies“ sage, das Wort etwas, worauf hingewiesen ist; ist das, worauf ich hinweise, ein Angeschautes, so ist dieses der Gegenstand, der als der gemeinte, als das, worauf hingewiesen ist, dasteht. Sage ich „Die Lampe verdunkelt sich (jetzt)“, so ist das eine Wahrheit. Ich habe nicht bloß das Satzverständnis, der Satz gilt auch. Aber er gilt eben in der Meinung, die er gerade ausdrückt. Die Lampe, das ist diese hier, und das Jetzt ist der aktuell erlebte Zeitpunkt. Die Lampe ist eben die gegenwärtige, wahrgenommene. Die Ausdrücke sind äquivok und notwendig äquivok. Aber die Bedeutung ist eine. Hätten wir unterscheidende Ausdrücke für jeden Zeitpunkt, müssten wir uns nicht mit den drei Tempora notdürftig behelfen und mit den Beziehungen zu den aktuell gegebenen oder erinnerten Zeitpunkten, von denen die letzteren anderen gegenüber meist nur indirekt durch Beziehung auf gemeinsam bekannte Gewesenheiten bezeichnet werden können, so könnten wir auch univoke Aussagen aussprechen. Ebenso wäre dazu nötig, dass wir für jedes Individuum einen besonderen Eigennamen besäßen. (Das Individuum) X in der Zeit t ist so und so beschaffen. Dieser Satz wäre zum Ausdruck der Wahrheit dann aber von allen und zu allen Zeiten brauchbar. Also: Die Ausdrücke der Tatsachen sind meistens äquivok, die Sätze über Tatsachen dann nur „zeitlich gültig“. Genau besehen hat aber die Rede von der zeitlichen Gültigkeit keinen Sinn. Der „Satz“ ist hier der grammatische Satz; der grammatische Satz ist nun Ausdruck einer Wahrheit nicht unter allen Umständen, nicht für jeden Aussagenden, nicht zu allen Zeiten. Der Satz ist zeitlich gültig = der grammatische Satz ist normalerweise nur zu gewissen Zeiten möglicher Ausdruck der Wahrheit. Aber der Satz im logischen Sinn, die Bedeutung, die Sachverhaltsvorstellung, drückt Zeitliches aus, ist aber nichts Zeitliches. Und so ist es unsinnig, ihr zeitliche Gültigkeit zuzusprechen. Es ist auch nicht ein Urteil, sondern viele Urteile. Also die Einheit der Bedeutung darf nicht gefasst werden als Gegensatz zur wiederholten Verwendung des Wortes. „Jetzt“ ist ein Wort, das
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mit jeder Wiederholung notwendig seine Bedeutung ändert. Mannigfaltige Akte können darum doch dasselbe Jetzt vorstellen, nämlich denselben objektiven Zeitpunkt. Und die Vorstellung kann eine direkte sein (Wahrnehmung, Erinnerung) oder eine indirekte, nämlich 5 durch Attribution und Relation.
Beilage XLIV: Das Verständnis empirischer Aussagen1
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Das Okkasionelle. Mehrere, viele Menschen können in ihren individuellen Anschauungen auf dasselbe individuell bezogen sein. Vom okkasionellen Bestand eines jeden können Linien laufen zu einem ihnen allen nichtgegebenen Individuellen, oder von dem Okkasionellen des einen aus ist bestimmbar das Okkasionelle des anderen. Jede Bestimmung eines individuellen Objekts dieser Welt setzt voraus eine Beziehung der Bestimmung auf den okkasionellen Bestan d, nämlich auf die Anschauungen und anschaulichen Gegebenheiten der Individuen, „ an “ die sich die Bestimmung richtet und für die sie allein verständlich und Bestimmung ist. Das Wort „Chicago“ wäre für mich ohne Sinn, wenn ich nicht die indirekte Bestimmung „eine Stadt in Amerika, unter dem und dem Längen- und Breitengrad“ realisieren könnte, und diese und jede ähnliche Bestimmung kann ich nur realisieren, wenn ich ausgehe von meiner gegebenen Umgebung, von da aus schrittweise die Idee der Erde, die Idee Amerika etc. bilde, wobei es nichts ausmacht, wenn ich meinen Platz wechsle, wofern ich im Wechsel des Platzes eben die Identität meines Leibes, meiner wechselnden Umgebung in der Erinnerung festzuhalten vermag. Würde diese okkasionelle Beziehung aber ganz durchschnitten, so wäre Amerika, die Erde, jeder relative Koordinatenanfang, jedes Koordinatensystem, auf das ich mich beziehe, nichts und damit fiele der Sinn jeder nur durch Koordinaten zu vollziehenden Bestimmung. Das Faktum, dass ich, der Sprechende, mich als Zentralglied einer Umgebung auffasse und vorfinde, und darin auch Nebenmenschen, das Faktum, dass sie ebenso mich in ihrer Umgebung finden und dass wir uns dabei wechselseitig beide in „derselben“ Welt und einer gemeinsamen Umgebung vorfinden, in der zum großen Teil die Sonderumgebungen der beiden sich decken. Phänomenologisch ist das Verständnis empirischer Ausdrücke von 1
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diesem Faktum abhängig, und seinem Wesen nach setzt solches Verständnis ein so geartetes Faktum voraus. Jedes Verständnis überhaupt, jeder Verkehr setzt aber dieses Faktum voraus. Rein begriffliche Ausd rü ck e finden ihre Bed eu tung in dem 5 Wesen der Bedeutungsintentionen so, dass eben nichts von Individuellem, nichts von der verstehenden oder sprechenden Subjektivität und dem, was auf sie zufällig bezogen ist, zur Setzung kommt. Empirische Ausdrücke setzen eben Individuelles, und Setzung von Individuellem vollzieht sich notwendig so, dass direkt oder indirekt auch Setzung 10 des empirischen Subjekts oder seiner Umgebung statthat. Was heißt hier indirekt? Setze ich und nenne ich Berlin, so setze ich nicht mich, aber so geartet ist diese Setzung, dass sie in ihrer Auswertung auf ein hic et nunc und auf die berechtigte Möglichkeit einer Ichsetzung zurückführt. Jede individuelle Vorstellung hat einen Hintergrund, und dieser Bewusstseinshintergrund, 15 dem die Möglichkeit der Setzung eines Sachhintergrunds entspricht, hat gewisse Wesenseigenschaften. Er führt, wenn wir seinem Sinn nachgehen, in die aktuelle Ichumgebung hinein, in die Sphäre der Wahrnehmung mit der Korrelation „Ich und Wahrgenommenes“.
Beilage XLV: Die absolute Geltung der okkasionellen Wahrheiten1
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Wahrheit und „ewige“ Wahrheit. Unzeitlichkeit, Überzeitlichkeit der Wahrheit. Die Wahrheit der okkasionellen Aussagen. Das Sein der okkasionellen Sachverhalte. a) Okkasionelle Sachverhalte, die Beziehung haben auf die Natur, die 25 „reale Wirklichkeit“, b) okkasionelle Sachverhalte, welche ein immanentes Sein betreffen: α) reell immanentes Sein, β) Vorgestelltes, Wahrgenommenes als solches. Jede Wahrheit, könnte man sagen, ist absolute Wahrheit. Sie gilt eben oder gilt nicht. Sie sagt aus, so ist es und es ist wirklich so. Und was da 30 gilt, das gilt in dem Sinn, in dem die Aussage ausgesagt ist und in keinem anderen. Nur was in diesem Sinn liegt und allenfalls, was da zu erschließen ist, das kommt in Frage. Liegt in dem Sinn nichts von einem Subjekt und seinen Erlebnissen, und ist es da nicht zu erschließen, so hat die Aussage eben keine Beziehung auf ein Subjekt und seine Erlebnisse. Erlebe ich ein 35 Rot als immanente Einheit und ebenso ein Blau, und sage ich „Dies ist von
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dem verschieden“, so ist das absolut wahr. Ob jemand außer mir ist, ob ich selbst dieses psychische Individuum bin etc., davon ist keine Rede. Enthält das „dies“ und „das“ etwas von meinem Ich? Doch nicht. Dies ist eben dies und jenes ist jenes. Und welches Gegenständliche gemeint ist, das kann nicht in Frage sein. Ich kann nun genau mit denselben Worten und in gewisser Weise auch Bedeutungen (nämlich was die Form der Meinung „dies“ anlangt) etwas ganz anderes meinen. Dieser Ton verschieden von jenem Ton. Und ich kann auch wieder sagen „Dies ist verschieden von jenem“. Die Aussage ist unendlich vieldeutig, aber nicht die Wahrheit. Jede solche Wahrheit ist von jeder evident verschieden trotz desselben Wortlauts. Nehmen wir nicht die Aussage, sondern die Aussage in dem okkasionell bestimmten Sinn, so gilt sie von diesem immanenten Ton da und jenem, die nur solange sind, als sie immanent sind, deren Sein in immanentem Sein aufgeht. Ist die Geltung der Wahrheit beschränkt auf einen Zeitpunkt? Auf das Subjekt, seinen Akt? Sind okkasionelle Wahrheiten, weil sie auf ein Dies gehen, auch nur okkasionell gültig? Wie, wenn ich mich erinnere? Ist der erinnerte Ton nicht derselbe wie der früher wahrgenommen gewesene? Solche Gegenstände sind zeitliche Gegenstände, und zu der Wahrheit (dem seienden Sachverhalt) gehört auch die Zeit, die selbst etwas Okkasionelles ist. Also die Geltung der Wahrheit, der Richtigkeit der Aussage fordert die Richtigkeit, das Sich-Richten derselben nach der Zeitgegenständlichkeit, dem zeitlichen Sachverhalt. Nehme ich das „ist“ passend, so kann ich sagen „Dieser Ton“ (genommen in seiner individuellen Identität, also in seiner Zeitlichkeit, seiner individuellen Dauer) „ist verschieden von jenem Ton“ (wahrgenommen mit seiner Dauer, die in keinem Punkt dieselbe ist wie die vorige). Ich kann diese Aussage wiederholen, ich kann mir die Subjekte mehr oder minder deutlich vorstellen, sofern ich sie nur als dieselben, individuell dieselben meine, ist die Aussage richtig. Wie ein wiederholtes und verschiedenes Aussagen dieses Selbe meinen kann, das ist gleichgültig. „Die“ Aussage kann einen Sinn haben, der eben dies und nichts anderes meint, also ein mit sich Identisches, und wo und wann immer mit diesem Sinn geurteilt ist, ist die Aussage wahr. Ob das verschiedene Individuen waren, ob es überhaupt Individuen gibt, davon ist da keine Rede.
Nr. 27 Feste und g e le g e nhe it liche A usdrüc ke. Be g rif f liche , a nsc ha uliche und g e mischt e Me inung e n1 5
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Kann man sagen, der Satz „Es regnet“ ist falsch? Oder wahr? Man wird doch sofort einwenden: Der Satz ist unvollständig. Meint er, es regnet überhaupt, und zwar in einem bestimmten Zeitpunkt, so ist er vielleicht wahr. Irgendwo wird es ja regnen. Aber normalerweise bezieht er sich auf die Umstände, unter denen er geäußert wird und empfängt daraus eine selbstverständliche Ergänzung seines Sinnes. Denken wir das begrifflich ergänzt, also etwa „In Amerika regnet es in dem Zeitpunkt t“, dann ist der Ausdruck wahr oder falsch. Ebenso kann man natürlich nicht sagen, das, was der Ausdruck „Feuer!“ besagt, ist falsch oder wahr, sondern nur das, was er im gegebenen Fall besagt, ist wahr oder falsch; oder vielmehr, was er da meint und was in einem vollständigen Aussagesatz seinen Ausdruck finden kann, obschon nicht wirklich findet. (In gewissem Sinn gilt auch von der bloßen Wahrnehmung und anschaulichen Setzung überhaupt, die überhaupt keinen Ausdruck findet, dass sie wahr oder falsch ist, je nachdem nämlich, was in ihr als gegenwärtig erscheint, wirklich ist oder nicht. Wahrheit und Falschheit sind Beschaffenheiten von „Sätzen“, d. h. dem allgemeinen Gehalt von Setzungen, und auch die Wahrnehmung ist eine Setzung. Die Sätze im gewöhnlichen Sinn sind gedankliche (begriffliche) Setzungen: Eine solche ist wahr, wenn ihr der Möglichkeit nach eine adäquate anschauliche Setzung entspricht. Die begriffliche Wahrheit ist die theoretische, und zwar sind komplette begriffliche Fassungen vorausgesetzt.) Es fragt sich nun, ob es in diesem Sinn geschieht, wenn man sagt: Wunschsätze, Fragesätze etc. können nicht als wahr oder falsch bezeichnet werden. Nein. Der Fragesatz „Ist π eine algebraische Zahl?“ ist ein kompletter begrifflicher Ausdruck für den „Frageinhalt“. Der Wunschsatz „Möge Deutschland blühen“ ist ein kompletter begrifflicher Ausdruck für den „Wunschinhalt“. Allerdings fehlt ein Aus1
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druck für den, der fragt, und für den, der angefragt, für den, der wünscht und den, demgegenüber der Wunsch ausgesprochen ist. Aber dasselbe gilt ja für die Aussage „π ist eine transzendente Zahl“; hier ist nichts zu finden über den Sprechenden und Angeredeten. Aber was dieser Satz (wirklich komplett) ausdrückt, ist fest bestimmt, nämlich ein Satz im logischen Sinn. Dieser „Urteilsinhalt“ ist wahr. Es ist das eine ideale Einheit, wie das Dreieck, von dem ich sage, dass es zur Eckensumme zwei Rechte hat. Auch „2 · 2 = 5“ ist solch ein Urteilsinhalt und besteht im selben Sinn wie das Dreieck, nämlich als Möglichkeit. Sage ich „Das ist nicht“, so meine ich den Sachverhalt, oder ich meine eben, dass diesem Urteilsinhalt keine Wahrheit „entspricht“, dass er Falschheit ist. Man muss also auseinander halten: 1) den Unterschied der f e st e n A usdrüc ke und der g e le g e nhe itliche n (komplette und inkomplette oder auch „geschlossene“ und „ungeschlossene“). Die letzteren sind in Hinblick auf die Gelegenheit, unter welcher sie geäußert sind, verständlich. Die Worte, überhaupt die Zeichen haben je nach der Gelegenheit einen wechselnden Sinn. Es können dabei die einzelnen Zeichen und ihre Komplexionen in gewisser Weise zwar überall einen identischen Sinn haben, aber die Vieldeutigkeit erwächst daraus, dass sie ja nach der geäußerten Gelegenheit noch mehr besagen wollen als sie an sich besagen (z. B. „Ich reise ab – aber…“, oder wenn jemand bloß sagt „Und?“ „Aber?“) – dass der Ausdruck dessen, was gemeint ist, also ein imkompletter ist. Feste Ausdrücke sind solche, die von den Umständen der Äußerung völlig unabhängig sind; die Festigkeit gibt ihnen die begriffliche Fassung des gemeinten Sinnes, die eben eine komplette ist. (Anschauung lässt sich nicht direkt übermitteln, sie kann nur indirekt erregt werden. Das vorzüglichste Mittel ist der Begriff. Er ersetzt die Anschauung vollständig und macht von ihr unabhängig, sofern für die theoretische Erkenntnis die lebendige Anschauung, zumal die Wahrnehmung, nicht durchaus erforderlich ist.) Wir können auch scheiden: Ausdrücke, deren Sinn einen kompletten begrifflichen Ausdruck gefunden hat und die daher von den Umständen der Äußerung unabhängig sind, und solche, wo das nicht der Fall ist. Nicht zu verwechseln ist diese Scheidung mit derjenigen zwischen ä quiv oke n und univ oke n A usdrücke n. Die gelegenheitlichen
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Ausdrücke sind in jedem einzelnen Fall eindeutig. Die äquivoken können auch im einzelnen Fall verschieden gedeutet werden, und da entspringen die Irrtümer der Äquivokation. Ein äquivoker Ausdruck fasst, was er meint, vollständig begrifflich, aber der gleiche Ausdruck meint nicht überall dasselbe. 1a) Wir können auch sagen: Beiden gemeinsam ist, dass der Ausdruck in verschiedenen Fällen Verschiedenes meint. Aber während die gelegenheitlichen Ausdrücke inkomplett sind und darum auf die komplettierenden Gelegenheiten hinweisen, sind die äquivoken Ausdrücke begrifflich komplett, die Gelegenheit bestimmt nicht ihren Sinn durch Ergänzung, sondern durch irgendwelche psychologischen Motive. 2) Der Unterschied der Ausdrücke, welche logische Sätze oder Urteilsinhalte, und solche, welche Wunschinhalte, Frageinhalte etc. ausdrücken. Die letzteren Ausdrücke dienen sehr häufig, ja gewöhnlich zum Ausdruck individueller Wünsche etc. und gehören dann zu den gelegenheitlichen Ausdrücken. Diese Unterscheidung zwischen gelegenheitlichen und festen Ausdrücken ist von Wichtigkeit, weil sie uns die theoretischen Ausdrücke von den theoretisch unbrauchbaren und damit zugleich die objektiven oder begrifflichen Bedeutungen von den subjektiven oder anschaulichen zu scheiden gestattet. Das Wesentliche der Unterscheidung liegt nämlich in Folgendem: Jeder Ausdruck hat eine Bedeutung, und sie ist das, was mit dem Ausdruck gemeint ist, oder dasjenige im sinnverleihenden Erlebnis, was die Beziehung auf einen Gegenstand ermöglicht und bestimmt. Aber ähnliche Erlebnisse, wie sie mit Audrücken verflochten Bedeutung geben, können auch für sich gegeben sein. Nicht bloß in ausdrücklicher Weise meint man etwas, man meint auch in der bloßen Wahrnehmung, in der Phantasiebewegung, in der anschaulichen Erinnerung und Erwartung usw. In allen diesen Fällen ist zwischen dem Inhalt des Aktes und dem Gegenstand, worauf er sich bezieht, zu unterscheiden. So ist der Inhalt einer Wahrnehmungsvorstellung die Wahrnehmungserscheinung, die nicht zusammenfällt mit dem Gegenstand, der erscheint; es kann doch sein, dass der Gegenstand überhaupt nicht existiert und ich ihn trotzdem wahrnehme, wofür jeder Fall einer Halluzination ein Beispiel ist. Ebenso ist die Phantasieerscheinung der Inhalt der Phantasievorstellung, und ihr Ge-
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genstand ist der phantasierte Gegenstand, der existiert oder nicht existiert. Das Wahrnehmen, das Phantasieren ist ein Vermeinen eines bestimmten Inhalts und bezieht sich in der Weise des Vermeinens auf einen Gegenstand (die intentionale Beziehung). Je de A rt v on v e rme ine nde n A kt e n könne n zur Be de utungsfunktion e ines Ausdrucks be i t ra g e n . Aber hier sind nun zwei Fälle möglich: 1) Der vermeinende Akt ist vom Charakter einer „begrifflichen“ Meinung. Der Inhalt dieser Meinung oder die Bedeutung des Ausdrucks ist ein Begriff. 2) Der vermeinende Akt ist vom Charakter einer anschaulichen Meinung, der Inhalt der Meinung, also die Bedeutung des Ausdrucks, wäre dann eine Erscheinung bzw. ein Teil, eine Seite einer Erscheinung. Indessen, die Sache liegt hier etwas komplizierter. Etwas Be g rif f liche s g e hört zu je de m A usdruc k a ls solc he m. Es hängt dies mit der psychologischen Entstehung der ausdrückenden Funktion und der damit gegebenen Allgemeinheit der Bedeutung zusammen. Aber es ist nicht die bloße Funktion des Ausdrucks, dem bezüglichen Begriff Ausdruck zu geben; das Begriffliche ist nicht das allein Gemeinte. Vielmehr bezieht sich der Begriff auf eine gewisse, unter gegebenen Umständen bereitstehende anschauliche Meinung, und die volle Bedeutung ist die bezügliche begrifflich gefasste Erscheinung. Natürlich ist sie von Fall zu Fall verschieden, und somit ist die Bedeutung nun keine objektive mehr. Sie ist nicht re ine r Be g rif f. Die gelegenheitlichen Bedeutungen sind nun die solcher Art gemischten Bedeutungen. Diese haben keinen möglichen theoretischen Wert und fallen somit aus der Sphäre der reinen Logik heraus. Doch umfasst ihre Gesetzlichkeit insofern das gesamte Bedeutungsgebiet, als apriori die Möglichkeit besteht, je de subje kt iv e Be de utung zu obje ktiv ie re n. Dasselbe sprechen wir nur mit anderen Worten aus, wenn wir sagen: Jeder Gegenstand ist objektiv benennbar und bestimmbar, jedes Verhältnis ist durch einen objektiven Satz fassbar. Begriffliche Meinungen: ihre Inhalte die Begriffe. Anschauliche Meinungen: ihre Inhalte Erscheinungen. Gemischte Meinungen: ihre Inhalte begrifflich gefasste Erscheinungen.
VII. KATEGORIALE ANSCHAUUNG UND IHR AUSDRUCK. ZUR ERKENNTNIS- UND BEGRIFFSLEHRE
Nr. 28 Isolie rt e E rke nnt nisa kt e . Die a ng e blich e ing lie drig e n Urt e ile . Setzt die Ex plika t ion e in „ st a t isc he s “ Erke nne n v ora us? Da s e x plizit e , a rt ikulie rt e De nke n und Aussagen gegenüber dem inartikulierten1
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Zur lebendigen Rede, dem aktuellen Akt des Sprechens, sofern er auf Anschauung in der Weise eines getreuen Ausdrucks bezogener ist, gehört nicht Anschauung, z. B. Wahrnehmung, gleichgültig, wie sie bewusstseinsmäßig da sei. Eine Hintergrundwahrnehmung, eine Wahrnehmung, in deren Vollzug wir nicht leben, reicht hier nicht 15 aus. Es muss eine Wahrnehmung sein, auf deren Gegenstände wir im besonderen Sinn gerichtet sind, in der wir aufmerkend dem wahrgenommenen Gegenstand zugewendet sind. Weiter, reicht aber bloße Wahrnehmung nicht aus, wenn in ihr ein Nominale der Art eines Eig e nna me ns eben Erfüllungsbeziehung 20 haben soll, die wir damit bezeichnen, es sei das Wahrgenommene genannt? Der Eigenname „meint“ nennend das Angeschaute, er hat einen Sinn und hat ihn auch, wo keine Anschauung da ist, also kein Gegenstand uns gegenwärtig ist in der Weise des „selbst“ vor Augen Stehenden (sei es leibhaft vor Augen Stehenden oder des Erinnerns) 25 oder auch nur in der Weise eines Bildes, das ihn abbildend vergegenwärtigt. Der Eigenname hat ein Eigenmeinen und das erfüllt sich, deckt sich mit dem Wahrnehmen. Ich habe auf die sy nt a kt ische n Forme n hingewiesen, in die der Eigenname verflochten ist. A be r sind die se not we ndig? Wenn 10
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ich ein Angeschautes bloß erkenne als „Göttingen!“, so habe ich da doch keine syntaktischen Formen. Dagegen wäre einzuwenden: Ist dann dieser Ausdruck „Göttingen!“ gleich zu stellen mit dem Ausdruck, wo der Name an Subjekt- oder Objektstelle steht? Zum Beispiel: „Göttingen ist“ (wir sagen aufgrund der Wahrnehmung aus) „in Nebel gehüllt“, oder „Das (dieses) Gelände fällt gegen Göttingen ab“. Sagen wir bloß „Göttingen!“, so ist vollzogen etwa ein Sehen eines Landschaftsobjekts, das zunächst nicht begrifflich gefasst oder zunächst vielleicht als ein Städtchen erkannt war. Ein Stück weitergehend erkennen wir es als Göttingen, dann haben wir ein unvollständiges Aussagen „Dies“ oder „Dies Städtchen ist Göttingen“. „Göttingen“ ist hier Prädikat. Ebenso wie wenn es im fragenden Ton hieße „Göttingen?“ Das ist natürlich ein unvollständiger Ausdruck für „Ist das Göttingen?“ Die Antwort „Göttingen“ (auf die Frage: Was ist das?) ist wieder unvollständig: „Das ist Göttingen!“ In anderen Fällen kann der Ausruf „Göttingen“ (im Ton der Erleichterung, der Enttäuschung usw.) besagen: „Endlich sehen wir Göttingen, leider ist das wieder Göttingen (wir sind im Kreis herumgegangen)“ etc. Was heißt unvollständiger Ausdruck? Wir haben einen zusammenhängenden, in der Anschauung fundierten Akt vollzogen und sind in diesem Vollzugsmodus des Aktes a uf se ine in ihm konst it uie rt e fundierte Gegenständlichkeit gerichtet. Zu dieser gehört das Prädikat, das Prädikat der Ist-Synthesis, das Prädikat der modifizierten Ist-Synthesis, die wir Frage-Synthesis nennen usw. Nur das Prädikat ist aber im wörtlichen Sinn Prädikat, ist „ausgedrückt“, alles Übrige nicht. Wenn wir aber das substantivische Glied haben, Subjekt- oder Objektglied, „Göttingen …“, so ist nicht ein „Erkennen“, eine IstSynthesis, das, was da auch nur partiell zum Ausdruck kommt und worauf wir als Thema gerichtet sind. Eine solche ist vorangegangen. Was zum Ausdruck kommt, ist das „Ergebnis“ einer solchen Synthesis; nämlich ist sie vollzogen, so steht das „unbestimmte“ Subjekt (das prädikativ, erkenntnismäßig unbestimmte) als bestimmt da; der Erkenntnisakt, der explizite, ist ein Ineinander zweier Thesen, eine zweigliedrige Synthesis, die in zwei „momentanen Setzungen“ abläuft und nichts Standhaltendes ist. Aber nun steht als ein „Dauerndes“ das Subjekt da als erkanntes Göttingen, und nun ist dieses wieder
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setzbar, setzbar in Form einer Untersetzung für eine darauf gebaute Prädikatsetzung. Nun haben wir wieder eine Thesis in einem prägnanten Sinn, in ihr ein „Thema“.1 Und die Thesis ist wieder etwas, das seinen Einsatzpunkt hat und nur in ihm lebendige Thesis ist, um alsbald seine Lebendigkeit zu verlieren, aus der Spontaneität in eine Inspontaneität überzugehen, die sie einer Rezeptivität annähert. Jedenfalls kann ja das aus der Spontaneität Hervorgegangene, das Nachbleibende wieder „aufgenommen“ werden, ein Blickstrahl kann sich darauf richten und eine einfache Thesis es wieder setzen: ganz in der Weise wie eine ursprüngliche Rezeptivität, wie die einer schlichten Anschauung. Wenn nun das Erkannte als schon Bestimmtes zum Subjekt einer Thesis wird, so kann auch in eins mit dieser Thesis eine ausdrückende Thesis statthaben: eine Thesis des Ausdrückens in eins mit einer Thesis in dem, was Ausdruck erfährt. Wir sagen dann aus: „Göttingen (liegt an der Leine etc.)“. Es gibt keine eingliedrigen Erkenntnisakte, aber es gibt eingliedrige Thesen, die ein Erkanntes als solches setzen. Aber in der Eingliedrigkeit steckt doch die Zweigliedrigkeit. Und erfordert es die Vollständigkeit des Ausdrucks nicht, dass die Zweigliedrigkeit zum Ausdruck kommt? Das wäre möglich in der Form: „Das Göttingen-Seiende ist an der Leine gelegen“, und „an der Leine“ hieße „ist an dem Leine-Seienden“ gelegen. Ebenso wie bei anderen Attributionen. „Diese Stadt liegt an der Leine“ gleich „dieses Stadt-Seiende“ oder „dieses, eine Stadt Seiende“. Aber bestehen dagegen nicht Bedenken? Ebenso wie wenn wir sagen wollten „Dies, welches eine Stadt ist“. Sprechen wir so, so lassen wir das attributive Erkennen aus dem prädikativen hervorgehen. Genauer gesprochen, es ist ein Unterschied: 1) das synthetische Erkennen in thematischer Weise vollziehen; 2) dieses Erkennen übergehen lassen in den Relativsatz, wodurch das freie, selbständige Erkennen sich verwandelt in ein dienendes Erkennen, ein Nebenbei,2 das die Funktion hat, das Subjekt als durch das Prädikat dieses Nebenerkennens bestimmtes hervorgehen zu lassen, aber in dieser Funktion selbst zum Ausdruck kommt, weil das bestimmende, relative Prädizieren ein 1 Wir können aber eine Setzung vollziehen, können Erkennen im Durchgehen vollziehen, ohne darin unser Thema im prägnanten Sinn zu finden. 2 Sekundäres Thema, untergeordnetes, aber als das zum Thema gehörig.
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thematisches zweiter Stufe ist; 3) das durch das Erkennen Bestimmte, der bestimmte Gegenstand in seiner Bestimmung, die er dauernd hat, ohne dass das Erkennen zum expliziten Vollzug noch käme und zu gegliedertem Ausdruck. Es kommt jetzt auf das Ineinander von Thesen, aus dem das Bestimmte konstitutiv hervorgegangen ist, nicht an. Sage ich „Göttingen“, so drücke ich nicht genau dasselbe aus wie wenn ich sage „Dies, welches Göttingen ist“, oder „dies GöttingenSeiende“. Sage ich „Dies, welches Göttingen ist“, sage ich „Dies, das ein Mensch ist“, so setze ich „dies“ und knüpfe daran die Modifikation der Prädikation „Dies ist ein Mensch“. Ich bezeichne damit die Prädikation als eine „Nebenprädikation“ (der Prädikatsetzung), als eine bestimmende; das Subjekt als Subjekt dieser Prädikatsetzung sei Subjekt einer zweiten Prädikatsetzung der Hauptprädikation (hier das Hauptthema). Sage ich aber „dieser Mensch“, so steht das DiesGesetzte einfach als Mensch da, die Menschbestimmug liegt darauf, sie kommt zum Ausdruck direkt als etwas darauf Liegendes und nicht als eine angeknüpfte Synthesis. Der Gegenstand steht als durch α, β, γ bestimmter da. Es hebt sich nicht der Gegenstand ab in einem Bewusstsein als Subjekt einer Erkennung, einer Erkenntnissynthesis, und das Erkenntnisprädikat und die Synthesis bzw. der Sachverhalt ist nicht Thema, auch nicht seine Modifikation als bestimmender angeknüpfter Relativsatz ist Thema, sondern „dies“ bezeichnet das Bestimmte, und an dem mit Bestimmung Bekleideten und den sich nun abhebenden Bestimmungsmomenten (in einem anderen Modus als in der Prädikation) legt sich der Ausdruck an in der Stufenfolge, die parallel geht der Stufenfolge der Erkennung „dieses Papier“, „dieses weiße Papier“ etc. Man kann nun auch sagen: Erkenne ich das da als Papier, so kann das so sein, dass ich es zuerst erfasse und dann identifizierend erkenne: „Dies ist Papier“. Ich kann aber auch im ersten Blick sagen „dieses Papier“. Ich brauche vorher nicht vollzogen zu haben die explizite Synthesis. Davon ist nichts zu merken. Ich habe von vornherein eine Erkenntnisschicht über dem erscheinenden Objekt, die explizierbar ist in „Dies ist Papier“. Man kann jetzt aber fragen, ob dann nicht jede erkennende Synthesis voraussetzt diese Deckungseinheit. Ist es so: Ich sehe den Gegenstand, und dann bekommt er die Schicht dadurch, dass eben
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synthetische Erkennung statthat? Ich sehe einen Gegenstand und erkenne ihn als Maus. Aber habe ich dann nicht Identifikation zwischen dem unbestimmten Gegenstand und „demselben“, die Schicht „Maus“ zeigenden? Aber was heißt das? Muss ich nicht, wenn ich den Gegenstand einordnen will der Klasse „Dies ist ein A, ein Haus, eine Maus etc.“, den Gegenstand schon in der Erkenntnisform dastehend haben? Müssen wir also nicht sagen, wir haben ein Erke nne n v or der Ex plika t ion und ein explizites Erkennen? Die Frage wäre, ob es der Explikation wesentlich ist, ein „statisches“ Erkennen vorauszusetzen. Da bedürfte es einer entscheidenden Argumentierung. Jedenfalls würde ich sagen, ich kann mit einem Blick erkennen „Dieses rote Papier ist schmutzig“. Die Ist-Synthesis vollziehe ich wirklich, aber die Erkennung, die im „dieses rote Papier“ liegt, nicht. Es bleibt aber dabei, dass „ursprünglich“ durch Erkenntnissynthesen dies Erkenntnisresultat erzeugt sein muss. Ich erzeuge es aber nicht ursprünglich. Es deckt sich das Erkenntniserzeugnis bzw. der Erkenntnischarakter, die erkenntnismäßige (denkmäßige) Auffassung des Erscheinenden mit diesem oder umkleidet es. Und der Ausdruck deckt sich mit dem Erkenntnismäßigen in seiner Abstufung und Gliederung. Das ist eben der Modus der Unexpliziertheit, der Verworrenheit in der Erkenntnisintention, die ihrerseits nur in der Auseinanderlegung sich in „eigentliche“ Erkenntnis verwandelt und erfüllt. Schließlich steht dieser Hut ohne weiteres als „Hut des Herrn Meier“ da. Wenn ich rasch dahin lese (oder entsprechend hinhöre), so kann ich und werde ich im Allgemeinen ein verbales Bewusstsein vollziehen insofern, als ich das einheitliche Wortbild oder Satzbild gewinne, einheitlich das Wortlautbewusstsein hinsichtlich einer gewissen Wortgruppe (Satzglied, komplexes Subjekt etwa) gewinne und das als einheitliches Wort. Aber so, da ss ich nicht in de utliche r We ise je de n pa rt ia le n R e de a kt v ollzie he , d. i. nicht die Identifikationen, die Hauptprädikationen, die Nebenprädikationen, die Attributionen usw. in artikulierter Weise vollziehe. Ich verstehe, habe aber ein „ v e rworre ne s “ V e rst ä ndnis, ich rede, aber das „Denken“ ist dabei ein una rt ikulie rt e s.1 1
Artikuliert und nichtartikuliert = anschaulich und nichtanschaulich.
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Also wir haben einen doppe lt e n Modus, in dem die Bedeutungsintentionen und der einheitliche Akt des aussagenden Meinens (des gewissen Glaubens, wie wir hier voraussetzen wollen) vollzogen sein können; z. B. ich denke expliziert: „Das Quadrat über der Hypothenuse etc.“, und dann auf die Frage „Was sagst Du?“ wiederhole ich „mechanisch“ den Satz. Es ist noch immer für mich kein leeres Wortspiel, ich glaube noch immer, und vielleicht trete ich für das Gesagte mit „lebhafter Überzeugung“ innerlich ein, ja äußerlich mag sie im Ton auch merklich sein, wie wenn ich annehme, dass der andere hier anderer Ansicht sein möchte. Bei dieser Wiederholung „vollziehe“ ich den allgemeinen Glauben, aber ich vollziehe nicht artikuliert einzelne Akte der Subjektsetzung, Prädikatsetzung usw. Eine noch tiefere Stufe ist sogar möglich, wonach ich lesend das Gelesene in „verworrener“ Weise rein rezeptiv aufnehme. Es steht das „Gemeinte“ als seiend da, wie Dinge in der Wahrnehmung dastehen, wenn ich ohne jede setzende Aktivität (Aktion) mit dem Blick über sie hinwegstreife.1 Das explizite Vollziehen jedes Aussagegliedes und jeder darin „beschlossenen“ Bedeutungsintention liefert einen komplexen fundierten Akt, dessen Teile im Allgemeinen unselbständig sind und der durchaus als Ganzes und nach den Teilen „dasselbe“ aussagt, was vordem in verworrener Weise hingeredet war. Der verworrene Akt ist relativ zum komplexen und artikulierten eine Intention, die in der Deckung mit diesem sich „erfüllt“ in einem weitesten Sinn, sich eben in ihm „expliziert“, auseinanderwickelt, was alles Gleichnisausdrücke sind, die nicht missverstanden werden dürfen. Man muss sich streng an die Intuition halten. 1 Die Bedeutung kann in doppelter Weise bewusst sein: 1) als verdeutlichte, artikulierte Bedeutung; 2) das andere Mal als verborgene Bedeutung, unvollzogene. Die Gegebenheit der Bedeutungen und somit auch die auf Bedeutungen selbst bezogenen Einsichten setzen eine artikulierte, oder besser, eine wirklich vollzogene Bedeutung voraus. Es bedarf da der näheren Ausführung, was das für ein spontanes Vollziehen ist, das die Bedeutung eigentlich gibt gegenüber den Fällen, wo sie sich in einer sekundären Rezeptivität darbietet, sich in gewisser Weise auch gibt, aber nicht originär gegeben ist als Bedeutung. Die Rede von eigentlicher Bedeutung ist also unbrauchbar. Sie ist doppelsinnig: einmal die intuitiv erfüllte Bedeutung, das andere Mal die spontan vollzogene. Die Intuition allein macht es nicht, denn auch eine intuitiv realisierte Bedeutung kann in die Unvollzogenheit, in die Passivität, können wir sagen, versinken.
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Jeder komplexe Akt kann in diesen eigentümlichen Modus der Verworrenheit, jeder artikulierte vielfältig fundierte in den Modus der Einfältigkeit, die aber „verborgene“ Vielfältigkeit ist, übergehen. Zum Wesen des Verworrenen gehört die ideale Möglichkeit von Verdeutlichungen, die zu ihm gehören und sich in der „Deckung“ als dasselbe meinend, aber explizit meinend erweisen. Ein anderer Unterschied ist dann aber der zwischen Klarheit und Unklarheit, und beide Unterschiede kreuzen sich. Eine Wahrnehmung auseinanderlegen, das Wahrgenommene analysierend kann ich artikulierte Synthesen gewinnen, nachher kann ich aber meinen Blick auf diese oder jene analytische Einheit der Synthesis zurückwenden oder in einem verworrenen Blick den Gang der Analyse „überschauen“ und durchlaufen. Wobei aber die einzelnen Schritte jetzt nicht wirklich neu vollzogen werden, nicht etwa in der Weise von Erinnerungen; oder ich überschaue in der Erinnerung ein komplexes Erlebnis, das sich als eine Kette von Vorgängen, die ich in einzelnen Erfassungen durchlaufen habe, aufbaut. Ich durchlaufe, überschaue von Neuem, aber die Ketten von Spontaneitäten sind nicht neu vollzogen, es ist ein Durchlaufen (was freilich selbst eine Spontaneität ist), das bloß überschaut, wo das Überschaute ein „Gegebenes“, ein Rezipiertes ist. Jede synthetische Spontaneität kann sich also in eine Rezeptivität verwandeln, jedes durch Spontaneitäten konstituierte Objekt ist ein rezipierbares, dann aber in der Weise seines Gegebenseins „zurückweisend“ auf Explikation. Wir müssen also jedenfalls scheiden: Das e x plizit e A ussa g e n, das aktive, Schritt für Schritt vollziehende, artikulierte, und das nichtartikulierte, in einem ungegliederten Zug hinstellende, die Synthesis nur uneigentlich vollziehende. Beides kann anschaulich oder unanschaulich (voll oder leer) sein. Im Fall der Anschaulichkeit ist ein intuitives Identifizieren (prädikatives Erkennen) vollzogen, aber artikuliert und eigentlich oder inartikuliert, uneigentlich, eventuell teils das eine, teils das andere. In naher Beziehung steht das inartikulierte Aussagen zur Nominalisierung; das Neue bei der Letzteren ist ein Strahl der Thesis, die auf den einheitlich konstituierten Gegenstand, den Sachverhalt, geht und ihn zum nominalen (substantivischen) Objekt macht. Nachdem ein Aussageakt, sagen wir ein artikulierter, verlaufen ist, blicke ich auf das Konstituierte „zurück“ in seiner Einheit. Oder nachdem inzwischen
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neue Urteile (wie im Schließen) verlaufen sind, tue ich das. Ich verhalte mich rezeptiv und thetisch nur, sofern ich einen einfachen Strahl der Setzung darauf richte. Das nachlebende oder wiederauflebende Urteil ist jetzt kein eigentlich polythetisch vollzogenes, es ist in der Modifikation der „Verworrenheit“, der Inartikulation. Ich sage dann „Also, daraus dass S p ist und Q r ist, folgt, dass A b ist“. Ein anderes ist es, wenn ich dabei noch einmal etwa einzelne der Urteile artikuliert vollziehe. Ein anderes ist das Verwandeln eines Hauptsatzes in einen Nebensatz („S ist p“, „S, welches p ist, ist q“) und das Verwandeln eines Nebensatzes in ein bestimmendes Attribut des Subjektes („Sp ist q“). Auch hier verwandeln sich die expliziteren Identifikationen in nichtartikulierte, zumindest bei den schlichten Attributionen. „Dies ist Papier“, „dieses Papier“. Eine gewisse Modifikation liegt hier vor. Die Bestimmung Papier „liegt“ auf dem Gegenstand; so wie sie da bewusst ist, „weist sie“ zwar auf den Nebensatz zurück („dies, welches Papier ist“), aber es fehlt die Artikulation, die Richtung auf das Identifizieren, das liegt hinter uns sozusagen (sofern nämlich bei vollster Explikation wir darauf zurückzugehen hätten und daraus müssten das Attribut hervorgehen lassen). Das Attribut, wie es da bewusst und eventuell ausgedrückt ist, liegt ohne Artikulation auf dem Gegenstand und kommt in der Weise, wie es darauf liegt, durch die Wortstellung, durch die Art des Ausdrucks, eben zum Ausdruck.
Beilage XLVI: Die einfache Erkennung und ihr Ausdruck1
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Da ist Göttingen! Jetzt geht es los. Jetzt, soeben klingelt es. Jetzt geht die Sonne auf. Es geht noch nicht los, es geht in einer Stunde los. In dieser Straße wohnt X. Das Subjekt ist hier offenbar Göttingen, X etc. Warum wird es nachgestellt? 30 „Göttingen ist da!“ Das braucht nicht dasselbe zu „besagen“ wie „Da ist Göttingen“, obschon es dasselbe besagen kann. Unerwartet erkenne ich das Gesehene: Es ist Göttingen. Da, ich weise auf den Ort hin: „Da ist, da liegt Göttingen!“.
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Ich sehe etwas, erkenne es als Göttingen, finde es in einem bestimmten Zusammenhang meiner Hier-Dort-Umgebung, wo ich es nicht erwartet hatte, oder ich finde es gemäß meiner Erwartung in dem gesamten Zusammenhang, aber die Stelle war noch unbestimmt. Ich wusste, dass es jetzt irgendwo „hier oder dort“ sicher sein würde, und nun kommt eine Stelle, wo ich es finde. Göttingen ist das Subjekt, zunächst erkenne ich das Gesehene als Göttingen, und zugleich bestimmt sich der Ort als der da. Der Ort ist das mir jetzt vorzugsweise Interessante. In der Aussage fange ich damit an: „Da ist Göttingen“. Man könnte sagen: Geurteilt wird „Göttingen ist da“ und zugleich „Da liegt es also“ u. dgl. Wie steht es nun mit dem bloßen „Göttingen!“, „ein Baum!“ Fürs Erste haben wir zu unterscheiden „Göttingen“ als Subjekt eines „normalen“ kategorischen Aussagesatzes und „Göttingen!“ für sich, als Ausdruck einer Erkennung. Die schlichte Erkennung hat „Göttingen“ als „Prädikat“; ist „Göttingen“ aber Subjekt einer Aussage, so ist das „Resultat“ des Erkennens, der als Göttingen erkannte Gegenstand, Subjektgegenstand für eine zweite Erkennung, die neu vollzogen ist. Fürs Zweite: In der „eingliedrigen“, einfachen Erkennung, die sich ausdrückt als „Göttingen!“, ist bloß das Prädikat ausgedrückt. Wir können das Subjekt und den ganzen Zusammenhang auch ausdrücken, aber dann haben wir eben neue ausdrückende Akte: „Das ist Göttingen“; das Ganze ist nun eine vollständige Aussage. Sie hat einen ausgedrückten Inhalt, der immerfort eine einfache Erkennung ist und auch nicht in Form einer Erkenntnismodifikation, die wir als „Resultat“ einer Erkennung bezeichneten und die auf den Vollzug eines Erkennens, das vorangeht, zurückweist, eine zweite Erkennung einschließt. Dazu haben wir aber den Ausdruck selbst, der bei „Göttingen!“ von der gesamten Synthesis des Erkennens bloß das Prädikat ausdrückt, während er bei vollständigem Ausdruck eben alles ausdrückt. Ein nichterkannter Gegenstand lässt sich aber nur ausdrücken durch ein „dies“. Denn ihn direkt ausdrücken, das hieße eben schon einen erkennenden Begriff heranziehen. Zum Ausdrücken als solchem gehört ein „Erkennen“, aber es ist zu erörtern, wie dieses zum ausgedrückten Erkennen steht.
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kategoriale anschauung und ihr ausdruck Beilage XLVII: Erkennen als originärer und motivierter Vollzug der Urteilssynthesis. Einsichtige Aussagen. Die Begründung der Urteilsthesen durch originäre Motivation1, 2
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1) Ich erkenne, dass A dasselbe ist wie B. Also jedes aktuelle Identifizieren fällt unter den Begriff des Erkennens. Ich erkenne, dass A α ist, indem ich eben urteile „A ist α“, „dass wenn A α ist, es auch β ist“. Also scheint überhaupt jedes Urteilen, jeder Vollzug eines Identifizierens, eines Ist-Bewusstseins im weitesten Sinn in all seinen Wandlungen, ein Erkennen zu sein. 2) Aber wenn ich bloß reproduktiv hersage, wenn auch im Glauben, „2 · 2 = 4“, so ist das kein Erkennen. Ich erkenne nur, wenn ich statt überhaupt und irgendwie zu glauben, 3) die Urteilssynthesis wirklich und in motivierter Weise vo llzieh e. Das „Erkennen“, „Identifizieren“ ist wirklich vollzogen und nicht bloß Erkenntnisintention. Insbesondere und im engeren Sinn erkenne ich, wenn ich eine Urteilssynthesis originär vollziehe, nämlich wenn ich sie aus originären Quellen schöpfe, wenn ich aufgrund der Anschauung oder in expliziter Einsicht jeden Schritt in originärer Weise vollziehe. Ich urteile nicht nur wirklich, sofern ich die Identifikation in Schritten durchführe (statt einen Identitätsglauben in verworrener Weise zu wiederholen, zu reproduzieren), sondern sofern ich, was der Schritt selbst an Voraussetzungen, Unterlagen sinngemäß fordert, nicht übernehme, sondern nach seinen aufbauenden Partialschritten wirklich vollziehe, zum Beispiel, die Attributionen, die hypothetischen Vordersetzungen und zuletzt die primitiven Schritte nicht symbolisch-leer, sondern in eigentlichstem Vollzug so tue, dass ich eben die spontane Formung der Anschauung, die er andeutet, aktualisiere. Ist das Urteil ein mittelbares, so habe ich natürlich den Beweis durchzumachen und von den in schlichter Anschauung liegenden Anfängen aus durch die ganze Beweiskette hindurch zu gehen, bis das Schlussurteil in seiner mittelbaren einsichtigen Motivation als deduktiv einsichtig charakterisiert dasteht bzw. der kategoriale Gegenstand als gegebene Wahrheit. Urteile ich aussagend, so rede ich nicht bloß und meine nicht bloß in symbolisch-leerer Weise, sondern ich sage einsichtig aus, das heißt, ich drücke Schritt für Schritt aus, was ich „sehe“; die symbolisch-leere Aussage wird zur Erkenntnis oder wird zur Erkenntnis gebracht, wenn sie in eine einsichtige verwandelt wird. Die Bedeutungsintentionen decken sich mit ihren Füllen,
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sie sind gesättigte Intentionen, den Bedeutungen „entsprechen“ gesättigte Bedeutungen, den vermeinten Gegenständen wirkliche Gegenstände. Reflektiere ich, so finde ich die bloße Bedeutung, das Bedeutete als solches, Vermeinte als solches, in Deckungseinheit, in „Identität“ mit dem gegebenen kategorialen Bestand, mit der „Wahrheit“. Identisch ist dabei das Gegenständliche hier und dort; das Urteil, der Satz ist Wahrheit, das Gesetzte und das Gegenständliche des erfüllten Satzes sind dasselbe. Die Urteilssetzung, der Urteilsglaube und die aufeinander gründenden Urteilsthesen sind originär motiviert, nämlich begründet in Hinblick auf das intuitiv vollzogene Glauben, mit den aus originären Quellen geschöpften Thesen. Und ist nicht die Thesis vor dem Ausdruck, die aus der Quelle der Anschauung „gespeist“ ist, „motiviert“, ja in vollendeter Weise? Betrifft die „Erfüllung“ vor allem sie, und ist ihre Unaufheblichkeit als evidente Thesis, ihre Unfähigkeit, in eine Gegenthesis verwandelt zu werden, nicht das unaufhebliche Recht der Motivation? Genauer, die Setzung dieser Materie bzw. der Satz ist begründet, ist rechtmäßig motiviert, schöpft sein Recht, er ist begründet durch die „Fülle“ der Wahrheit, er hat in sich das Wahrmachende, direkt, selbst. Können wir aber überall von Motivation sprechen, so ist im prägnanten Sinn jede motivierte Thesis eine Erkenntnis, und eine evidente Aussage ist Erkenntnis darum, weil die Thesis, die eine einfache ist in der Deckung, obschon sie verbale Thesis und anschauliche vereint, durch die Fülle der Anschauung, durch den „Ursprung“ motiviert, originär motiviert ist. Im Erfüllungsprozess, im Übergang von leerem Aussagen zu einem nochmaligen, aber erfüllten, eignet sich die leere Qualität in der Vereinheitlichung mit der vollen das Recht, die Ursprünglichkeit zu.
Beilage XLVIII: Vielstrahligkeit, Setzung und Aktualität1 Spontaneität. Ursprüngliche Aktivität der Erzeugung gehört zu aller Erkenntnis im prägnanten Sinn. Das aktuelle Ausdrücken. Setzung (und ihr 30 Gegenbild) in der Aktualität. Die Aktualität ihrem Wesen nach überzuführen in eine doxische Aktualität. Die Setzung (aktuelle Thesis) ist eingliedrig oder mehrgliedrig. Die Thesis „geht dabei auf den Gegenstand“ und vom Ich aus, wie die Reflexion lehrt. Eine andere Reflexion lehrt das Noema kennen und darin den gegenständlichen Sinn, d. i. den „Gegenstand im 35 Wie“. Das bezieht sich auf das gegenständliche Noema, das den Gegenstand
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im Wie des Bestimmungsgehalts betrifft oder das analytische Noema, das Noema eines vielstrahlig explizierenden (kategorialen) Aktes. Darin haben wir Hauptstrahlen und Nebenstrahlen, herrschende und dienende Strahlen, demgegenüber den Erscheinungsgehalt, der ein Vollgehalt ist. Das Wie die intuitive Weise betreffend. In der schlichten Anschauung haben wir aber auch einen Bestimmungsgehalt (einen analytischen Gehalt), einen explizierbaren, aber nicht explizierten. Dieser kann partiell sehr verschiedenen Erscheinungen gemein sein, die aber einen verschiedenen intuitiven Gehalt haben. Es ist also noch ein Doppeltes da, Fülle und purer Sinn. Wir haben also im vollen Noema zu unterscheiden a) den explizierten kategorialen (bedeutungsmäß igen) Sinn, b) den noch n icht explizierten Sinn, c) die in tu itive Weise. Das ist freilich noch sehr unvollkommen. In der Aktualität hat nun das Ganze den Aktualitätscharakter. Es ist unreflektiert vorhanden. In der Reflexion hat es den Charakter der Doxa. Hier haben wir Charakter der Setzung (das Noema des Setzens) als ein Moment am Noema, als ein Moment an einer neuen Gegenständlichkeit. Hinsichtlich des ganzen aktuellen Aktes haben wir eine Einheit der Aktualität, auch wenn der Akt vielstrahlig ist. Wir haben aber nicht eine eigene Gesamtthesis. Vielmehr nur potentiell: Nominalisierung. Thesis ist eigentlich gesprochen eine Setzung – das Wort Setzung passt freilich nicht immer –, ein Erfassen und Daraufhin-Erfassen, ein „Meinen“ und Daraufhin-Meinen. Und jeder „Schritt“ ist gleichsam ein Strahl, der auf einen Gegenstand geht. Aber jede vielstrahlige Einheit der Thesis ist potenziell wieder eine Thesis. Der ganze Sachverhalt ist „gesetzt“ usw. Die Scheidung der Akte in setzende und nichtsetzende. Das ist unreif. Sind es Akte im prägnanten Sinn, so haben wir den eigentümlichen Unterschied zwischen intentionalen Erlebnissen, die aktuell sind, so dass sie Thesen auf Thesen bauen. Der Bau ist verbundene Einheit von Thesen, aber als Ganzes intentional; das intentionale Ganze nicht wieder eine Thesis, die auf das gegenständliche Korrelat geht, aber potenziell. Also V. Logische Untersuchung revidieren. Setzend und nichtsetzend ist also vieldeutig. Ein intentionales Erlebnis kann nichtsetzend und doch aktuell sein, nicht neutral modifiziert. Auch das Wort „aktuell“ passt nicht. Setzende Akte = Akte, die wirklich setzen oder (hinsichtlich ihrer Gegenstände natürlich) potenziell setzende sind; nichtsetzende Akte: solche, aus denen keine aktuellen Setzungen herauszuholen sind. In den Ideen: Positionale und neutrale Akte. Die positionalen: cogitationale (Modus des cogito) oder nicht Modus des cogito. Im Modus des cogito: a) einstrahlig, b) mehrstrahlig. Jeder positionale Akt birgt aktuelle Thesen und dazu noch potenzielle.
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Es scheint mir eine allgemeine Eigenschaft des Bewusstseins zu sein: die „Assoziation“ der Gleichheit. Sich abhebende – besser, gesonderte – „gleiche“ Inhalte haben in der Koexistenz eine gewisse Einheit (Verknüpfungseinheit) eigener Art, und jeder dieser Inhalte hat als zu dieser „sinnlichen“ Gruppeneinheit gehörig einen besonderen, aber bei allen gemeinsamen Charakter. Die gesamte Gruppeneinheit hebt sich als Einheit heraus und im Durchlaufen stellt sich ein Bewusstsein der „Deckung“ ein, ein Bewusstsein, das übergeführt werden kann in explizites Gleichheits- und Identitätsbewusstsein. Letzteres hinsichtlich des Moments der Gleichheit. Ebenso sukzessiv im Bewusstseinsfluss. Das nachher Bewusste hat einen gewissen Verband, wenn auch nicht immer einen klar gegebenen. Und in diesem Verband hat jedes seinen Charakter (Verbandscharakter). Beiderseits kann man von Assoziation sprechen. Es gehen innerhalb des Verbandes Tendenzen herüber und hinüber, sozusagen ein Hinweisen, ein Daran-Erinnern. Doch passt der letztere Ausdruck besser auf die sukzessive Assoziation. Im sukzessiven Verhältnis hat jedes abgegliederte Erlebnis den Charakter bekannt. (Wie ist es bei der Kontiguitätsassoziation? Einen Verband haben auch, aber einen ganz andersartigen, die einander ungleichen, sich „voneinander abhebenden“ Inhalte. Sie begründen Ungleichheitsverbände (sinnliche Einheitsformen) in der Koexistenz. Aber da geht es doch nicht weiter. Einheitsformen überhaupt sind noch nicht Assoziationen, die Gleichheitsverbände sind aber Assoziationen.) An jedem Assoziierenden haften überhaupt Intentionen, die auf das Assoziierte gehen und, wenn dieses auftritt, sich darin erfüllen. Ich sehe Neapel oder lese das Wort, und es „erinnert mich“ an den Vesuv. Wenn mir ein Gegebenes als „bekannt“ entgegentritt, so haften daran assoziierte Tendenzen auf ein gleiches früheres Erlebnis. Wir unt e rsche ide n hie r die e inf a che Erinne rung (etwa eines
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ein einziges Mal gegebenen gewesenen Objekts) und das jetzige neue Gegebensein des Objekts mit de m Cha ra kt e r de s „ be ka nnt “. Die Be ka nnt he it sint e nt ion e rf üllt sich durch Erinne rung . Die erstmalige Erinnerung kann sich nicht mehr so erfüllen. Erfüllt sich nun die Bekanntheitsintention, so vollziehe ich ein e x plizit e s Wie de re rke nne n. Das „Bekannte“ erkenne ich wieder als das in den und den Fällen früher Wahrgenommene. Aha, das ist das! Ich habe dabei in dem einen Glied klare oder auch dunkle Erinnerungen. So erkenne ich einen Satz wieder als den früher im Urteilen gegeben gewesenen usw. Im Wiedererkennen habe ich, sagte ich, ein explizites Identifizieren. Aber es braucht nicht gerade eine Synthesis der Erkenntnis, eine Ist-Synthesis vollzogen zu sein. Es genügt die Deckung. Es taucht die Erinnerung auf und deckt sich, ohne dass ich auf das „ist“ eingestellt bin. Das Auftreten bloß als bekannt: Der allgemeine Bekanntheitscharakter ist nicht ein Auftreten einer zweiten Schicht, die in Deckung ist mit der Anschauung. Wie ich das „Bekanntsein“ ansehe, ist es eine bloße Verknüpfungscharakteristik, so wie eine solche auch das Glied eines Zusammen von koexistierenden gleichen Inhalten hat. Es haftet dem Angeschauten zwar eine Intention an, aber eine solche, die sich durch die Deckung erfüllt, belegt. Im bewussten Übergehen zu dem Erinnerungsbild tritt Deckung ein. Aber auch so, dass die Erinnerungssituation auftaucht und ohne Spont a ne it ä t de r De ckung sich „ v on se lbst “ mit der Anschauung deckt. Und nun erst expliziere ich und sage auf das „ist“ gerichtet, die Identifizierung vollziehend „Aha, das!“. Und dabei kann mehrfache Deckung statthaben, wenn eben eine Mehrheit, und im Allgemeinen eine offene Mehrheit von Wiedererinnerungen vermittelt. Ich durchlaufe hier analoge und erlebe analoge Kettendeckung wie im Durchlaufen einer Gruppe gleicher Gegenstände in der Koexistenz. Wir hatten hier im Auge das individuelle Bekanntsein, Wiedererkennen und als „das“ Aha das explizite Identifizieren. Aber auch ein Moment am Gegenstand, eine Form, eine Beschaffenheit kann als bekannt dastehen und wiedererkannt werden. Ich sehe auf das Weiß dieses Papiers hin, es steht als bekannt da. Ich erkenne es wieder, ich trete in den Erinnerungsraum offener Vielheiten von Erinnerungsfällen eines gleichen Moments. Doch bedarf es einer Ergänzung unserer Ausführungen.
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Im Fall eines individuellen konkreten Wiedererkennens werden wir im Allgemeinen es zu tun haben mit Erinnerungen von Objekten: Erinnerungsmodifikationen in Bezug auf frühere Wahrnehmungen des Objekts, das im Modus des „seiend“ vor Augen stand. Die Erinnerung wird also ihre Erinnerungsgewissheit haben, das Erinnerte wird als gewesen-seiend bewusst sein. Ich kann aber auch ein Bildbewusstsein originär vollziehen und brauche dabei das Objekt nicht als wirklich zu setzen. Später sehe ich einmal ein Objekt und erkenne es als dasselbe wie das früher Abgebildete. Oder ich sehe jetzt ein neues Bild und erkenne das Abgebildete als dasselbe des früheren Bildes wieder. Oder ich vollziehe jetzt eine Phantasie und erkenne das Phantasierte (ein frei Fingiertes) wieder als „dasselbe“ wie ein früher Fingiertes. Da ist freilich ein Unterschied. Das Wiedererkennnen, das das Individuum als Identisches nimmt, und das Wiedererkennen wie bei der freien Phantasie, wo das Individuum nur dadurch zu demselben wird, dass ich eben Dieselbigkeit durch sich individuell Durchhalten in die Fiktion hineinziehe. Wenn ich nun ein Moment, das Weiß da am Papier, als Identisches einer offenen Mehrheit der Erinnerung erkenne, so ist damit eine Beziehung auf frühere aktuelle Fälle gegeben. Es kann aber auch diese Aktualität gleichgültig sein. Und ich erkenne nicht nur wieder das Individuelle, wie wenn ich das Weiß dieses selben Papiers in verschiedenen Fällen wiedererkenne, sondern ich bin von vornherein nicht auf das Individuelle eingestellt, sondern auf das „Allgemeine“. Die Erinnerungsfälle dienen mir nur, um die allgemeine Einheit herauszuheben, und nun erkenne ich jedes Einzelne als Vereinzelung des Allgemeinen, als dem Allgemeinen nach dasselbe. Ebenso wie wenn ich in der Koexistenz den Blick auf das Identische im Vielen richte und auf das Einzelne dann hinblickend es als Einzelfall erkenne. Ich kann sagen, ich finde erkennend in jedem Einzelnen das Allgemeine wieder. Das Wiedererkannte ist dann das Allgemeine, das aber mit dem Einzelnen sich „deckt“. Diese Deckung ist nicht bloß Erfüllung einer Bekanntheitsintention, die das Einzelne betrifft. Das Allgemeine kann freilich selbst bekannt sein und ist es, sofern ich wiederholt die Allgemeinheit identifizierend herausgestellt habe. Ich kenne das Allgemeine und erkenne es wieder als früher schon gegeben gewesenes. Bei jeder allgemeinen Nennung mit Worten der
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kategoriale anschauung und ihr ausdruck
gewöhnlichen Sprache operiere ich mit Begriffen, die mir bekannt sind: Aber in der Klärung der Begriffe, in der realisierten Nennung, ist es nicht wesentlich, diese Bekanntheitsintentionen zu realisieren, sondern Fälle von Einzelheiten anschaulich zu machen, die das All5 gemeine hervortreten und das Einzelne in der Methexis als Vereinzelung erscheinen lassen. Bei Erfahrungsbegriffen haben wir natürlich immer eine Thesis der Erfahrung: Ich erkenne ein Fingiertes als Papagei, etwas der bekannten Art wirklicher Vögel. Aber es ist nicht notwendig, diese 10 Thesis mitaufzunehmen. Das ist eines der Klasse von Vögeln: der „existierenden“. Ich kann aber auch reine Begriffe hier bilden, die Existenzsetzung ausschalten oder von vornherein nicht aufnehmen und haben.
Beilage XLIX: Das „bekannt“ als leere Intention auf Erkennen1
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Wir müssen bei der Bekanntheit unterscheiden: 1. Das Erkennen eines Gegenstands seiner Individualität, seiner Art nach, nach seinen Beziehungen, in denen es zu anderen bekannten Gegenständen steht; 2. das Erkennen des Gegenstands eines Gegenstands in unbestimmter Mittelbarkeit. 20 Ich erkenne einen Gegenstand als Person, aber ich erkenne „ihn“ nicht, ihn individuell. Er ist mir bekannt, und doch erkenne ich ihn nicht wirklich: Erst wenn ich mich der Situation erinnere, seiner Umgebung etc., in die er hineingehört, in der ich ihn individuell als ihn erfassen kann, erkenne ich ihn. Ich erinnere mich also: der, den ich damals sah, der Legationsrat etc.; das 25 wird lebendig und bestimmt ihn für die Erkenntnis. Bekanntheit besagt entweder bestimmtes Erkanntsein oder das bloße Im-Modus-„bekannt“-sich-Geben, Sich-als-bekannt-Anmuten-ohne-eigentliche-Erkenntnis; ein mittelbares Bewusstsein ist vorhanden, das den Gegenstand als erkannten, aber eben mittelbar vorstellt. Das „bekannt“ weist sich 30 aus in einem wirklichen Erkennen. Es ist das „bekannt“ eine leere Intention auf Erkennen.
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Wohl Dezember 1913. – Anm. des Hrsg.
Nr. 30 Zur Le hre v on den Be g rif f e n1
a) Empirische gegenüber reinen Begriffen. Die Anwendung eines bekannten Begriffs gegenüber der Neubildung eines Begriffs. Individuelles gegenüber prädikativem Erkennen. Intuitives Erkennen als Erkennen im prägnanten Sinn
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Damit verflicht sich auch wieder Erke