Innovative Kooperationsnetzwerke [1. Aufl]
 9783835004634, 3835004638 [PDF]

  • 0 0 0
  • Gefällt Ihnen dieses papier und der download? Sie können Ihre eigene PDF-Datei in wenigen Minuten kostenlos online veröffentlichen! Anmelden
Datei wird geladen, bitte warten...
Zitiervorschau

Franz Wojda, Alfred Berth (Hrsg.) Innovative Kooperationsnetzwerke

GABLER EDITION WISSENSCHAFT Schriftenreihe der Hochschulgruppe fiir Arbeits- und Betriebsorganisation e.V. (HAB)

HAB-Forschungsbericht 16 Die Reihe erscheint seit 2003 im Deutschen Universitats-Verlag. Band 1-5 sind im gfmt-Verlag erschienen. Band 6-13 sind im Schaffer-Poeschel Verlag erschienen.

Franz Wojda, Alfred Barth (Hrsg.)

Innovative Kooperationsnetzwerke

Deutscher Universitats-Verlag

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber abrufbar.

I.Auflage Juli2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ute Wrasmann /Ingrid Walther Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlielSlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschijtzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Reglne Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheSlitz Gedrucktauf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-0463-8 ISBN-13 978-3-8350-0463-4

Vorwort der Herausgeber Kooperationen und Kooperationsnetzwerke stellen fiir Untemehmen eine wichtige strategische Option dar, ihre Position im globalen Wettbewerb zu behaupten und zu verbessem. Das vorliegende Buch beschaftigt sich mit diesem hochaktuellen Thema, das gerade im Zeitalter der Globalisierung und dem daraus resultierenden Wettbewerbsdruck von besonderer Bedeutung ist. Der Schwerpunkt des 13. Forschungsseminars der HAB war daher dem Thema „Innovative Kooperationsnetzwerke" gewidmet. Dieses Seminar, das jedes Jahr einen speziellen Themenschwerpunkt behandelt, fand am 14. und 15. Oktober 2005 am Institut fur Managementwissenschaflen der TU Wien statt. Die Hochschulgruppe Arbeits- und Betriebsorganisation e.V. (HAB) besteht zum gegenwartigen Zeitpunkt aus folgenden Mitgliedem: Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier (Paderbom), Prof. Dr. Egon Franck (Zurich), Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Norbert Gronau (Potsdam), Prof. Dr. rer. pol. Wolfgang Kersten (Hamburg), Prof. Dr. Hans KoUer (Hamburg), Univ.-Prof. Dr. Hermann Krallmann (Berlin), Univ.-Prof. Dr. Helmut Krcmar (Miinchen), Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn (Dortmund), Prof. Dr.-Ing. Horst Meier (Bochum), Prof. Dr.-Ing. Christian Nedefi (Hamburg), Prof. Dr. Peter Nyhuis (Hannover), Prof. Dr. Dr. h.c. Ralf Reichwald (Miinchen), Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Schenk (Magdeburg), Univ.-Prof. Dr.-Ing. Christopher Schlick (Aachen), Prof. Dr. Paul Schonsleben (Ziirich), Prof. Dr. Bemd Scholz-Reiter (Bremen), Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath (Stuttgart), Univ.-Prof. Dr. Horst Wildemann (Miinchen), o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Franz Wojda (Wien), Prof. Dr. Erich Zahn (Stuttgart), o. Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Gert Ziilch (Karlsruhe), Die Ergebnisse des Forschungsseminars 2005, das die Thematik „Innovative Kooperationsnetzwerke" aus verschiedenen Blickrichtungen und Einzelgebieten betrachtet, sind in 14 Beitragen wiedergegeben. Franz Wojda, Inge Herfort und Alfred Barth beschaftigen sich in einem einflihrenden Beitrag mit der Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken sowie mit der Bedeutung personeller und sozialer Faktoren. Basierend auf einem Modell zur Kooperationsbereitschaft und -fahigkeit prasentieren sie konkrete Handlungsanleitungen zur Entwicklung und Forderung von Kooperationen. Hans Koller, Christian Langmann und Heike M. Untiedt analysieren unterschiedliche Konzepte zum Thema Kooperationsmanagement und stellen ausgewahlte Phasen von Kooperationen in den Mittelpunkt ihrer Ausflihrungen.

VI

Des Weiteren geben Sie einen Uberblick iiber praktische Empfehlungen zum Managen von Kooperationsnetzwerken. Tilo Bohmann und Helmut Krcmar beschaftigten sich in ihrem Beitrag mit der Bedeutung so genannter hybrider Wertschopfung. Darunter versteht man „Leistungsbiindel aus Sachgutem und Dienstleistungen, deren Wert fiir den Kunden den Wert der Teilleistungen iibersteigt". Sie zeigen, dass hybride Wertschopfung oftmals mit solch komplexen Problemstellungen verkntipft ist, dass ein Arbeiten in Kooperationsnetzwerken unerlasslich ist. Norbert Gronau und Claudia Muller entwickeln eine Methode zur Verbesserung des Wissensmanagements in Untemehmen. Diese Methode ermoglicht es, in Wertschopfungsnetzwerken faire Schnittstellen zu erzeugen bzw. den Wissensfluss zu kontroUieren. Erich Zahn, Florian Kapmeier und Meike Tilebein gehen in ihrem Beitrag von der Frage aus, warum AUianzen und Netzwerke so oft scheitem. Auf der Grundlage von Erklarungsansatzen zur Netzwerkbildung und Netzwerkevolution sowie dem Modell „komplexer adaptiver Systeme" entwickeln sie Gestaltungswissen fur erfolgreiches Netzwerkmanagement. Christopher Schlick und Stephan Killich untersuchen die Potenziale von bereits bestehenden Kooperationsnetzwerken. Sie stellen eine Methode vor, mit deren Hilfe solche Potenziale identifiziert werden konnen und demonstrieren dies anhand eines Netzwerkes aus der Automobilindustrie. Dieter Spath untersucht gemeinsam mit Josephine Hofmann und Norbert Froschle Online Business Communities. Neben der Darstellung der Besonderheiten solcher Communities werden Handlungsanleitungen fur den erfolgreichen Betrieb und fiir eine kontinuierliche Weiterentwicklung gegeben. Daruber hinaus zeigen die Autoren die neuesten Trends in diesem Innovationsfeld auf. Ein weiterer Beitrag beschaftigte sich mit dem Management von Kooperationsrisiken am Beispiel des deutschen Schiffbaus. Christian Nedeji, Axel Friedewald und Lutz Neumann stellen ein Konzept vor, das Werften in die Lage versetzt, von der Anfrage bis hin zur Auslieferung eines Schiffs die Kooperationsrisiken zu evaluieren und zu minimieren, Horst Wildemann zeigt in seinem Beitrag den Nutzen von so genannten Entwicklungspartnerschaften fur Hersteller und Zulieferuntemehmen in der Automobilindustrie. Gerade in dieser Branche, die einem verstarkten Innovationsund Kostendruck ausgesetzt ist, bieten solche Partnerschaften die Chance, neue Wettbewerbsvorteile zu erschlieBen. Einen weiten geographischen Sprung in ihrem ebenfalls branchenbezogenen Beitrag machen Wolfgang Kersten, Birgit Koeppen, Eva-Maria Kern und Martin Lutz, Auch sie beschaftigen sich mit der Automobilindustrie und untersu-

VII

chen in diesem Zusammenhang die Erfolgsfaktoren von Wertschopfungsnetzwerken in Indien. Gert Ziilch und Mikko Borkircher untersuchen Kooperationen in der Bauwirtschaft, die durch einen hohen Komplexitatsgrad charakterisiert ist. Im Speziellen geht es den Autoren um die Verbesserung der Koordination zwischen den einzelnen Gewerken bei der Realisierung eines Bauprojektes. Axel Kuhn und Bernd Hellingrath beschaftigen sich in ihrem Beitrag mit Instrumenten und Methoden fur das Kooperationsmanagement in Logistiknetzwerken. Sie zeigen, dass dabei die Standardisierung der Prozesse unter Verwendung eines ausdrucksmachtigen Modellierungsansatzes wie des Prozessketteninstrumentariums von besonderer Bedeutung ist. Wilhelm Dangelmaier, Ulrich Pape und Michael Riither thematisieren die Zusammenarbeit zwischen Kunde, Lieferant und Logistikdienstleister. Sie entwickeln ein Konzept zur Prozessintegration fur die Auftragsabwicklung zwischen diesen drei Partnem. Horst Meier untersucht gemeinsam mit Christoph S. Zoller die Verhandlungsstrategien in KMU-Netzwerken unter Beriicksichtigung von Schwankungen der Liefertermine. Es wird daher eine Modellierungsmethode von Geschaftsprozessen, die so genannte „Lieferwahrscheinlichkeiten" berticksichtigt, vorgestellt. Als Herausgeber dieses Bandes mochten wir alien Autoren sehr herzlich fur ihre engagierte Mitarbeit danken. Ein besonderer Dank gilt auch unserer Mitarbeiterin Frau Ing. Forster fiir die Layoutgestaltung. Wir sind der Uberzeugung, dass die hier versammelten Beitrage sowohl der Bedeutung als auch der Vielfalt dieses komplexen Themenbereichs gerecht werden. Wir hoffen, dass dieses Buch fiir Wissenschaftler, fur Praktiker und fur Studierende Anregung und Hilfe bietet.

Wien, im April 2006 Franz Wojda und Alfred Earth

VIII

Inhaltsverzeichnis Ansatz zur ganzheitlichen Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken und die Bedeutung sozialer und personeller Einfliisse Franz Wojda, Inge Herfort und Alfred Barth

1

Das Management von Innovationsnetzwerken in verschiedenen Phasen - Erkenntnisse und offene Forschungsfelder Hans Koller, Christian Langmann, Heike M. Untiedt

27

Komplexitatsmanagement als Herausforderung hybrider Wertschopfung im Netzwerk Tilo Bohmann, Helmut Krcmar

81

Wissensmanagement in Wertschopfungsnetzwerken Norbert Gronau, Claudia MuUer

107

Formierung und Evolution von Netzwerken - ausgewahlte Erklarungsansatze Erich Zahn, Florian Kapmeier, Meike Tilebein

129

Identifikation von Kooperationspotenzialen in bestehenden Netzwerken Christopher Schlick, Stephan Killich

151

Next Generation Online Communities - Von Webportalen liber Business Communities zu Mobile Services im Web 2.0 Dieter Spath, Josephine Hofmann, Norbert Froschle

185

Management von Kooperationsrisiken in der Investitionsgiiterindustrie - Analyse und Konzept am Beispiel des deutschen Schiffbaus Christian Nedefi, Axel Friedewald, Lutz Neumann

205

In- und Outsourcingstrategien in der Automobilund -zuliefererindustrie Horst Wildemann

233

IX

Wertschopfungsnetzwerkeinternationaler Automobilhersteller in Indien Wolfgang Kersten, Birgit Koeppen, Eva-Maria Kern, Martin Lutz

247

Simulationsbasierte Untersuchung zur Kooperation im Baubetrieb GertZulch, Mikko Borkircher

273

Instrumente und Methoden fur das Kooperationsmanagement in Logistiknetzwerken Axel Kuhn, Bemd Hellingrath

295

Effektive Gestaltung unternehmensiibergreifender Prozesse: Ein dezentrales Planungs- und Steuerungssystem fur die Supply Chain Wilhelm Dangelmaier, UlrichPape, Michael Riither

313

Verhandlungsstrategien in KMU-Netzwerken unter Beriicksichtigung von Lieferterminschwankungen Horst Meier, Christoph S. Zoller

327

Ansatz zur ganzheitlichen Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken und die Bedeutung sozialer und personeller Einfliisse Franz Wojda, Inge Herfort und Alfred Barth

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Franz Wojda Dipl.-Ing. Mag. Inge Herfort DDr. Alfred Barth Institut fiir Managementwissenschaften Bereich Arbeitswissenschaft und Organisation A-1040 Wien, Theresianumgasse 27 Technische Universitat Wien

F. Wojda, I. Herfort, A. Barth

1 1.1 1.2

Einleitung Ausgangssituation Forschungsaktivitaten des Instituts fur Managementwissenschaften der TU Wien

3 3

2 2.1 2.1.1 2.1.2 2.2

Kooperationen und Kooperationsnetzwerke: Gmndlagen Begriffsbestimmungen Kooperation Kooperationsnetzwerk Merkmale von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

5 5 5 5 7

3

Gestaltungsmodell zum Aufbau und Betreiben von Kooperationsnetzwerken imw-Modell zur Untemehmensgestaltung Management von Kooperationsnetzwerken Public-Private-Partnership (PPP)

3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.2

3

9 9 12 14

Modell zur Kooperationsfahigkeit und -bereitschaft Das Modell im Detail Kooperationsfahigkeit Kooperationsbereitschaft MaBnahmen zur Forderung von Kooperationsfahigkeit und -bereitschaft

15 16 18 19 23

5

Zusammenfassung und Ausblick

25

6

Literatur

26

Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

1 1.1

Einleitung A usgangssituation

In einer von rasanten Veranderungen gepragten Zeit stehen Untemehmen und offentliche Institutionen unter verstarktem Druck, sich den wechselnden Markterfordemissen anzupassen. Kooperationen sind eine wichtige strategische Option, den wachsenden Anforderungen des globalen Wettbewerbes gerecht zu werden. Traditionell werden sie von multinationalen Untemehmen genutzt. In den letzten Jahren werden Kooperationen jedoch auch auf der Ebene von KMU, Landem, Gemeinden und Universitaten eingegangen. Insbesondere fur KMU, die durch ihre liberwiegend regionale Verankerung oftmals nicht die Fahigkeiten und Ressourcen besitzen, um alleine in einem globalisierten Umfeld bestehen zu konnen, werden neue strategische Ausrichtungen erforderUch. Durch Einzelkooperationen und Kooperationsnetzwerke wie z.B. Wirtschaftscluster haben gerade auch diese die Moglichkeit, ihre Effizienz zu steigem und von Synergien zu profitieren, ohne dabei ihre Autonomic aufgeben zu miissen. Neben dem iibergeordneten Ziel der Steigerung der Wettbewerbsfahigkeit von Untemehmen und Regionen sind z.B. in Wirtschaftsclustem, als spezielle Auspragung von Kooperationsnetzwerken, folgende Einzelziele vorzufmden: D D •

Erhohung der Effektivitat und Effizienz eingesetzter Mittel, Verteilung des untemehmerischen Risikos auf mehrere Partner, Erhohung der Flexibilitat hinsichtUch Kundenwiinschen und Markterfordemissen, n Verbessemng des Wissenstransfers und des Setzens neuer Impulse, D Optimiemng der Geschaftsprozesse zwischen den Partnem, D Lemen im „Verbund", D Standortsichemng und -ausbau. 1.2

Forschungsaktivitdten des Institutsfur Managementwissenschaften der TU Wien

In Osterreich wurden wahrend der letzten 10 Jahre Kooperationen und Netzwerke aus wirtschaftspolitischen Griinden in hohem MaUe gefordert. Derzeit gibt es in Osterreich 34 Wirtschaftscluster fhttp://www.clusterland.at, Oktober 2005) in den unterschiedlichsten Branchen: Automobil/Eisenbahn/Verkehr/Luft- und Raumfahrt (6 Cluster), Werkstoffe/ Materialien (4), Mechatronik, Elektronik, Informatik, Sensorik (4), Design,

F. Wojda, I. Herfort, A. Barth

Multimedia (2), Prozesse/Logistik (1), Holz, Mobel, Wohnen, Hausbau (7), Okoenergie, Umwelt (5), Gesundheit, Life Sciences und Wellness (7). Des Weiteren gibt es 32 Kompetenzzentren (davon 18 Kplus Zentren und 14 K i n d Zentren) sowie acht Kompetenznetzwerke. Dartiber hinaus existiert eine Fiille von Kooperationen bzw. Kooperationsnetzwerken, die unter anderem durch INTERREG-Programme der EU gefordert werden: INTERREG IIIA untersttitzt grenziiberschreitende Kooperationen zwischen Osterreich und seinen Nachbarlandem, ESfTERREG IIIC iiberregionale Kooperationen iiber mehrere europaische Lander hinweg. Mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf hat der Bereich Arbeitswissenschaft und Organisation des Instituts fur Managementwissenschaften (imw) der TU Wien zu obiger Thematik Forschungsprojekte durchgefuhrt. Ausgehend von der Analyse bilateraler Kooperationen osterreichischer Firmen wurde das Forschungsfeld auf Kooperationen innerhalb von Wirtschaftsclustem ausgeweitet. Geografisch wurde der Untersuchungsrahmen auf Zentraleuropa und auf die neuen EULander ausgedehnt. Seit dem Jahr 2000 wurden Kooperationsnetzwerke unterschiedlichster Auspragungen untersucht und Ansatze zur ganzheitlichen Gestaltung von Kooperationen bzw. Kooperationsnetzwerken entwickelt. Des Weiteren wurden Arbeitssituation, Organisation, Kommunikation sowie soziale, personelle und kulturelle Aspekte erforscht und darauf basierend MaBnahmen bzw. Handlungsanleitungen flir erfolgreiches Kooperieren entwickelt. Im personellen und kulturellen Bereich waren auch Kooperationen mit Institutionen anderer Kulturen wie mit Japan und China Gegenstand der Studie. Publikationen des imw (http://www.imw.tuwien.ac.at/aw) konnen auf der Homepage eingesehen werden. Der vorliegende Beitrag soil dem Leser einen Uberblick uber zentrale Ergebnisse dieser Forschungsarbeit vermitteln. In Abschnitt 2 werden zunachst Grundiiberlegungen zu Kooperationen und Kooperationsnetzwerken angestellt. Abschnitt 3 vermittelt die Grundziige eines Modells zum Aufbau und Betreiben von Kooperationsnetzwerken. Im Mittelpunkt des vierten Abschnitts stehen Kooperationsfahigkeit und -bereitschaft als personelle und soziale Voraussetzungen ftir erfolgreiche Kooperationen. Daruber hinaus werden Handlungsempfehlungen zur Entwicklung und Forderung der Kooperationsfahigkeit und -bereitschaft involvierter Personen vorgestellt. Abschnitt 5 liefert schlieBlich eine Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen dieses Beitrags.

Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

2

Kooperationen und Kooperationsnetzwerke: Grundlagen

2.1

Begriffsbestimmungen

2.1.1

Kooperation

Der Begriff „Kooperation", welcher im umgangssprachlichen Gebrauch meist mit sehr positiven Attributen belegt ist, stammt vom lateinischen „cooperatio" und lasst sich mit „Mitwirkung", „Mitarbeit" oder „gemeinsames Erfiillen von Aufgaben" (Langenscheidts Taschenworterbuch Latein 1988) iibersetzen. Im tibertragenen Sinne bedeutet Kooperation die Zusammenarbeit bzw. das Zusammenwirken (WAHRIG 1983) und kann mit koordiniertem Handeln beschrieben werden. In den Wirtschaftswissenschaften wird unter Kooperation eine auf Dauer angelegte aktive Zusammenarbeit zwischen zwei (oder mehreren) Partnem bzw. Akteuren verstanden, wobei gemeinsame Ziele und Regeln fur die Beziehungen zwischen den Beteiligten festgelegt sein sollten. Im Weiteren soil unter „Kooperation" die Zusammenarbeit von wirtschaftlich selbststandigen Akteuren (Untemehmen und offentliche Institutionen), bei welchen durch Ausgliederung und kollektive Ausiibung bestimmter Funktionen und/oder Geschaftsprozesse die Wirtschaftssituation verbessert wird, verstanden werden (WOJDA 1998; WOJDA 2002). Kooperationen konnen entsprechend der Anzahl der beteiligten Akteure unterteilt werden. Die Randpunkte bilden einerseits bilaterale Kooperationen zwischen zwei Akteuren und andererseits multilaterale Kooperationen zwischen einer groBeren Anzahl von Akteuren, so genannte Kooperationsnetzwerke. Auf diese Kooperationsnetzwerke wird im Folgenden speziell eingegangen. 2.1.2

Kooperationsnetzwerk

Im Zusammenhang mit Kooperationsnetzwerken sind weitere Grundbegriffe zu erklaren: D

Unternehmensnetzwerk Ein Unternehmensnetzwerk ist ein Netzwerk, in welchem eine groBere Anzahl von Untemehmen zielgerichtet und kooperativ zusammenarbeitet.

D

Strategisches Unternehmensnetzwerk Strategische Untemehmensnetzwerke sind Kooperationen, die auf das Erreichen strategischer Vorteile gegentiber Mitbewerbem auBerhalb des Netzwerks abzielen. „Ein strategisches Netzwerk stellt eine auf die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen zielende, polyzentrische, gleichwohl von einer oder mehreren Unternehmungen strategisch gefUhrte Organisationsform okonomischer

F. Wojda, I. Herfort, A. Barth

Aktivitdten zwischen Markt und Hierarchie dar. ... Strategische Netzwerke unterscheiden sich von anderen Unternehmensnetzwerken vor allem dadurch, dass sie von einer oder mehreren Unternehmung(en) strategisch gefuhrt werden.'' (SYDOW1992) Zur Koordination und Steuerung kann eine strategische Leitungseinheit institutionalisiert werden. D Regionales Unternehmensnetzwerk In Bezug auf die geographische Ausbreitung eines Untemehmensnetzwerks werden oftmals regionale Einschrankungen getroffen, wobei raumliche Nahe zur Entstehung von Untemehmenskooperationen und Unternehmensnetzwerken zu einer gemeinsamen Identitat beitragen und den Wissenstransfer bzw. ^knowledge-spillover" zwischen den beteiligten Untemehmen fbrdem kann. Das regionale Netzwerk weist haufig lose Beziehungen auf, welche nur im Anlassfall aktiviert werden. D

Wirtschaftscluster Kooperationsnetzwerke, die eine geographische Konzentration aufweisen und in einem Wirtschaftsbereich eng kooperieren, werden als (Wirtschafts-) Cluster bezeichnet. „Ein (Wirtschafts-)Cluster ist eine geographische Konzentration von eng kooperierenden, aher rechtlich unabhdngigen Unternehmen und/oder Institutionen zur Stdrkung der Wettbewerbsfdhigkeit in einem bestimmten Wirtschaftsbereich. '' (WOJDA, WALDNER, MAYRHOFER 2002)

Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

2.2

Merkmale von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

Abbildung 1 zeigt modellhaft die bestimmenden Merkmale von Kooperationen bzw. Kooperationsnetzwerken, wobei die Auspragung der jeweiligen Merkmale unterschiedlich ist und das Wesen der Partnerschaft bestimmt. Die einzelnen Merkmale werden nachfolgend kurz erortert.

Abbildung 1: Bestimmende Merkmale von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken (WOJDA 2002)

Der Inhalt der Leistungserbringung beschreibt den Gegenstand der Zusammenarbeit, wobei sich die Leistungserbringung wie folgt vollziehen kann: D

funktionsorientiert (bezogen auf bestimmte Verrichtungen, wie z.B. Einkauf, Schulung), D prozessorientiert (bezogen auf bestimmte Geschaftsprozesse, wie z.B. Auftrags-, Serviceabwicklung), D komponentenorientiert (bezogen auf bestimmte Komponenten, wie z.B. Produkte/Dienstleistungen, Infrastruktur).

Der Umfang der Zusammenarbeit erstreckt sich von Teilaufgaben bis hin zu alien Aufgabenbereichen eines Untemehmens oder eines Vorhabens (z.B. Erfahrungsaustausch, Durchfiihrung gemeinsamer Arbeitskreise, gemeinsame Beschaffung, Forschung und Entwicklung bis hin zur gemeinsamen Erstellung eines Produktes).

F. Wojda, I. Herfort, A. Barth

Die Art der Partner kann nach Public und Private untergliedert werden, wobei diese beiden Kategorien aus zwei Blickrichtungen zu betrachten sind: n

funktionell, d.h. nach den Funktionen (Aufgaben), die Public und Private zugeordnet werden; D institutionell, d.h. nach Zuordnungskriterien wie z.B. der Art der Rechtsform der jeweiligen Akteure, der Art der Eigentiimer, der Besetzung der obersten Organe und hierbei deren Form der Willensbildung bzw. Entscheidungsfindung. In der Praxis stellt sich die Frage, welche Kemaufgaben (-funktionen, -kompetenzen) in einer Partnerschaft jeweils Public-Akteure bzw. Private-Partner ubernehmen wollen. Die Anzahl der Partner umfasst das Spektrum von zwei Partnem uber einige wenige bis hin zu einer grofien Anzahl von Partnem, die in Netzwerken kooperieren. Die ortliche Situierung der Partner kann von einer engen regionalen Zusammenarbeit bis hin zu einer weltweiten Situierung reichen. Die Art der vertraglichen Regelung reicht von lockeren, informellen Abklarungen zwischen den Partnem bis hin zu differenzierten, vertraglich festgelegten Formen der Zusammenarbeit, wie sie z.B. im intemationalen Projektgeschaft iiblich sind. Hinsichtlich der Rechtsform kann dies letztlich zu einer ARGE (Konsortium) oder einem Joint Venture in Form einer Kapitalgesellschaft fuhren. Die Organisations-ZInformationsstruktur und -kultur umfasst: D D D D D

D

die Art der gegenseitigen Beziehungen (d.h. eine horizontale, vertikale oder komplementare Leistungserbringung zwischen den Partnem), die Intensitat der Beziehungen (d.h. das AusmaB der Kontakte zwischen den Partnem), den Grad der formalen Beziehungen (d.h. das AusmaB der organisatorisch geregelten gegeniiber den nicht geregelten [informellen] Beziehungen), den Grad der Partizipation (d.h. die Art der Mitwirkung sowie Entscheidungsmoglichkeit der beteiligten Interessensgmppen), die Art der Informations- und Kommunikationsstmktur (d.h. die technische und organisatorische Regelung sowie Abwicklung der Informationsfliisse und Kommunikationsbeziehungen), die Organisationskultur (d.h. der Umgang mit Softfacts wie Kommunikationsstil, Art der Vertrauensbildung und Konfliktlosung, Fuhmngsstil etc.).

Die Art der Finanzierung umfasst die unterschiedlichen Finanziemngsmoglichkeiten, z.B. alle Formen der bei Investitionen iiblichen Eigenkapital- und

Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

Fremdkapitalfinanzierung, der Innen- und AuBenfinanzierung oder der nationalen und intemationalen Finanzierung. Dies geschieht unter Beachtung einer klaren Risikobeurteilung und -absichemng. Gestaltungsmodell zum Aufbau und Betreiben von Kooperationsnetzwerken 3.1

imw-Modell zur Unternehmensgestaltung

Anlasslich der 9. HAB-Tagung in St. Gallen 1996 wurde ein Ansatz zur ganzheitlichen Untemehmensgestaltung vorgestellt. (WOJDA, BURESCH 1997). Seitdem wurde dieser Ansatz am Institut fiir Managementwissenschaften der TU Wien weiterentwickelt und in unterschiedlichen Bereichen wie Wissensmanagement, Qualitatsmanagement, Stressmanagement, I&K-Gestaltung sowie im Management von Kooperationen zur Anwendung gebracht. Der situative Gestaltungsansatz geht davon aus, dass bei jeder Gestaltung die individuellen Gegebenheiten und Erfordemisse zu berlicksichtigen sind. Mit anderen Worten: Die jeweils definierten Ziele und Randbedingungen sowie Inhalt und Vorgehen sind situativ festzulegen. Management wird dabei aus institutioneller, funktioneller und aus roUenbezogener Sicht betrachtet (siehe Abbildung 2). Situativer Gestaltungsansatz

Management (Betrachtungsaspekte)

institutioneli

1

ni^^mmmmmmmmm^^a^t^mmmmm^mmm^^mmmm

funktioneli

1

^•^•••••••li^H^HBBBBi^H^iMaHHBHIi^^HnBlilH

roilenbezogen

Abbildung 2: Ansatz fiir das imw-Kooperationsmodell

1

F. Wojda, I. Herfort, A. Barth

10

Hinsichtlich des Inhaltes wurde das Modell der sechs Gestaltungsfelder (WOJDA, WALDNER 2000) fiir Kooperationsnetzwerke ausgebaut, wobei je Gestaltungsfeld die maBgeblichen, zu untersuchenden und zu gestaltenden Merkmale erarbeitet wurden. Abbildung 3 gibt die fiir Wirtschaftscluster relevanten Merkmale jedes der sechs Gestaltungsfelder wieder. Diese Merkmale hat die Untersuchung der Moglichkeiten zur Bildung von Kooperationsnetzwerken und deren nachfolgende Gestaltung einzeln sowie in ihrer gegenseitigen Abhangigkeit zu beriicksichtigen. Produkt/ Markt • Produktspektrum und Marktsegment • Wirtschaftsstruktur (regional global) • Bestehende Kooperationen und Lieferverflechtungen • Wettbewerb • Starkefelder

Management und Organisation

(Geschafts-) Prozesse

• Organisationsstruktur

• Visions- und Zielentwicklung

• Rechtsform der Mitgliedschaft • Institutionales Netzwerkmanagement • Kommunikation

• Partnerfindung • Netzwerkentwicklung • Projektprogramm bzw. Auftragsmanagement

Mitarbeiter

• Qualifizierung • Personelle Aspekte institutionalisierten Netzwerkmanagements • Netzwerkkultur

Technisclie Infrastruktur • Informations- und Kommunikationsinfrastruktur • (aniagen-) technische Infrastruktur • Verkehrsinfrastruktur

Finanzen

• Offentliche Fordergelder • Sponsoring • MitgliedsbeitrSge • Nutzungsentgelte

• Gebaudeinfrastruktur

• Durchfuhrung von Kooperationsprojekten • Zurverfijgungstellung von Netzwerkdienstleistungen

Abbildung 3: Fiir Wirtschaftscluster relevante Merkmale je Gestaltungsfeld (nach MAYRHOFER 2003) Das Vorgehen hat phasenorientiert nach Initiierung, Konzeption (Planung) und Umsetzung (Implementierung und laufender Betrieb) zu erfolgen. In Abbildung 4 ist eine diesbeziigliche Vorgehensheuristik wiedergegeben.

Gestaltung von Kooperationen und Kooperationsnetzwerken

Visionen - Ziele/ Nutzen - Inhalt der Zusammenarbeit

Partnersuche

fur Cluster (-regionen)

Ziele/ Nutzen Partner 1 Inhalt

Masterplan: Markt-/ Bedarfsanalyse

Vorhabens-/ Arbeitsprogramm

1

Phase I: Initiierung

jj-

Vorgehenl— "'•

Umsetzung

Einzelkonzepte

^

- Vorhaben - Implementierung - Projekte



Makro| organ isatioiT" -

Finanzierung

>

nai^^^BB

- Bewusstseinsbildung und Akzeptanz

T - Organisationsform

Leitbild fijr Cluster (-regionen)

11

- laufender Betrieb

1

Finanzierung

>

Phase II: Konzeptlon

Phase III: Umsetzung

-M