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German Pages 208 Year 2004
Wolfgang J. Mehlhausen / Hans-Ludwig Grabowski
Handbuch Geldscheinsammeln
Wolfgang J. Mehlhausen / Hans-Ludwig Grabowski
Handbuch Geldscheinsammeln Ein Leitfaden für Geldscheinsammler und solche, die es werden wollen Tips, Tricks und Infos vom Fachmann
1. Auflage 2004 H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-924861-90-0
1. Auflage 2004 © 2004 by H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH www.gietl-verlag.de Alle Rechte vorbehalten. Layout/Satz: Fee Meisberger ISBN 3-924861-90-0
GELDSCHEINSAMMELN Inhaltsverzeichnis
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– Faszination „Geldschein“
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Zur Geschichte des Geldes
11
– Tauschhandel und Geld
11
– Geld, Gold und Münzen
Papiergeld in Deutschland
22
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– Die Moral von der Geschichte
22
Frühes Papiergeld
13
– Papiergeld in den altdeutschen Staaten
22
– Bargeldlose Zahlung – keine Erfindung der Neuzeit
– „Blockadescheine“
25
13
– Die „Lutze-Thaler“
25
– „Fliegendes Geld“ der Chinesen
14
– Not macht erfinderisch – Frühes europäisches Papiergeld
– Papiergeld im deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918
26
15
– Die große Inflation
31
– Die ersten Banknoten Europas kamen aus Skandinavien
– „Goldene Zwanziger Jahre“
34
16
– Die ersten Banknoten Englands – John Laws katastrophale Idee – Frankreichs zweiter Anlauf
18
– Deutschland unter dem Hakenkreuz
35
18
– Deutschland nach dem Krieg
36
21
– Der Euro – unser Geld
38
5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Banknoten – damals und heute – Papiergeld als Zahlungsversprechen
39 40
– DM (Ost), MDN und Mark – das „Ostgeld“ bis 1990
78
– Selbstbetrug Forumschecks
85
– Militärgeld der Nationalen Volksarme
86
Deutsche Nebengebiete
89
– Militär- und Besatzungsausgaben des Ersten Weltkriegs
89
· Militärausgaben in Frankreich 1914/1915
89
– Eine „klassische Banknote“ wird vorgestellt
40
Die Geldscheinsammlung
43
– Spezialisierung tut not
43
– Weltbanknoten
45
– Übersichtssammlung
48
· Besatzungsausgaben für Belgien 1914 – 1918 91
– Motivsammlung
49
– Thematische Sammlung
51
· Deutsche Ausgaben für das Generalgouvernement Warschau
92
– Ländersammlung
52
– Spezialsammlung
53
· Deutsche Besatzungsausgaben in Rußland 1916 bis 1918
93
– Heimatsammlung
54
· Deutsche Besetzung Rumäniens von 1916 – 1918
94
56
· Deutsche Militärausgaben der Georgischen Legion Samsun
94
56
· Deutsche Militärausgaben für besetzte Gebiete Persiens
95
· Ausgaben der Freiwilligen Westarmee 1919
95
Die Deutschland-Sammlung – Geldscheine der Altdeutschen Staaten – Deutsche Banknoten von 1871 bis 1914
57
– Geldscheine aus der Zeit des Ersten Weltkriegs 1914 – 1918
59
– Inflationsausgaben 1919 – 1923
60
– Besonderheiten von 1918/1919 und 1923/1924
– Militär- und Besatzungsausgaben des Zweiten Weltkriegs
62
– Ausgaben der Deutschen Rentenbank 1923 –1937
63
– Reichsbanknoten 1924 – 1945
64
– Abstempelungen und Notausgaben am Ende des Zweiten Weltkriegs
96
· Ausgaben der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg 1939 – 1945
96
· Noten der Reichskreditkassen
99
· Geldscheine für das Protektorat Böhmen und Mähren
100
– Generalgouvernement Polen
102
· Besatzungsausgaben für die Sowjetunion
103
· Deutsche Besetzung Jugoslawiens 1941 – 1944
104
65
– Papiergeld unter Alliierter Besetzung 1945 – 1948
· Deutsche Besetzung der britischen Kanalinseln
106
68
– Bundesrepublik Deutschland – die DM kommt
· Sonstige deutsche Besatzungsausgaben des Zweiten Weltkriegs
107
70
– Bundeskassenscheine – ein heißes Eisen
73
– Euro als Sammelgebiet? – Sowjetische Besatzungszone – Provisorische Ausgaben zur Währungsreform 1948
– Geldscheine selbständiger oder besetzter deutscher Gebiete
74
76
6
108
· Freie Stadt Danzig
108
· Memelgebiet
110
· Rheinland
111
· Saarland
112
– Der Staat als Falschmünzer
162
– Geldscheine der Deutschen Kolonien · Deutsch-Ostafrika · Deutsch-Südwestafrika · Kamerun · Deutsch-Neuguinea
113 113 115 116 116
– Fälschungen zum Schaden der Sammler
163
– Unterbringung der Sammlung
166
– Reinigung und Pflege von Geldscheinen
170
– Deutsche Auslandsbanken · Deutsch-Asiatische-Bank · Sonstige deutsche Auslandsbanken
117 117 119
– Technische Geräte für Geldscheinsammler
175
– Papiergeldähnliche deutsche Wertpapiere und Gutscheine
Notgeld aus Papier
119
122
– Geldscheine im Handel
176
– Banken als Bezugsquelle
177
– Papiergeld – Fachhandel
178
– Kurswert von Geldscheinen
181
– Ungültige Scheine – wertlos?
182
122
– Sammlerwert und Katalogpreis
183
– Notgeld von 1914
124
– Tausch- und Händlerpreise
186
– Kleingeldscheine 1916 – 1922
126
– Großnotgeld 1918 – 1921
129
– Geldscheinbörsen und Sammlertreffen
188
– Inflationsgeld 1922 – 1923
131
– Geldscheine als Wertanlage?
189
– Wertbeständiges Notgeld
132
– Sammlervereine
192
– Notgeld von Bahn und Post
133
– Briefmarkennotgeld
135
– Geldscheinausstellungen und Museen
193
– Sammlerfreuden und Computer
194
– Informationsbeschaffung im Internet
194
– Kauf per „Mausklick“
195
– Deutsches Notgeld 1914 – 1924
Rund ums Papiergeld
139
– Geldscheine besonderer Art – Randgebiete der Notaphilie – Was es sonst noch gibt – Wer die Wahl hat, hat die Qual
139 141 142 146
Praktische Sammlertips
147
– Banknoten bestimmen
147
– Ohne Literatur geht nichts
147
– Erhaltungsgrade von Geldscheinen
151
– Muster, Druckproben, Essays und mehr
155
– Fehldrucke, Fehlschnitte und Kuriositäten
159
– Falschgeld
160
– Internetauktion
195
– Geldscheine im Computer
197
– Tandem „Opa – Enkel“
199
Nachwort
201
– Literaturverzeichnis
202
– Internetadressen
205
Inhaltsverzeichnis
– Notausgaben und Lagergeld des Zweiten Weltkriegs 135 – Das Papiergeld der deutschen Länder 1871 – 1948 137
7
GELDSCHEINSAMMELN Vorwort Schwierig war die Entscheidung, ob ein „Buch zum Durchlesen“ oder ein „Handbuch mit Faktensammlung“ entstehen sollte. Ob es gelungen ist, beide Ansprüche sinnvoll zu vereinen, soll der Nutzer selbst beurteilen. Zugleich mußten Grenzen gezogen werden, zu einigen Themen wurde vielleicht zu wenig geschrieben. Wiederholungen waren gelegentlich unvermeidlich, ebenso wie thematische Überschneidungen. Es hat sich bewährt, im Text Hinweise auf Themen in späteren Kapiteln zu geben. Auch bei einem Tip finden Sie dann einen „Fingerzeig“.
Im Büchlein „HANDBUCH MÜNZENSAMMELN“, das erstmals 2002 erschien, wurde an vielen Stellen auf Geldscheine eingegangen, denn sie sind nicht nur in Deutschland spätestens seit Anfang des Ersten Weltkriegs zum Hauptzahlungsmittel geworden. Dieses Handbuch liegt nun schon in 2. Auflage vor, was Verlag und Autoren ermutigt hat, etwas ähnliches auch für Geldscheinsammler und solche, die es werden wollen, anzubieten. Bei der Gestaltung wurden Erfahrungen aus dem Münzbuch übernommen, beispielsweise was das Herausstellen von Tips und Querverweisen innerhalb des Buchs sowie zu Literaturquellen angeht. Ein Literaturverzeichnis zum Thema Papiergeld gibt es zusätzlich im Anhang, dort sind auch die im Text vorgeschlagenen Bücher noch einmal aufgeführt. Sie werden also immer wieder zu einigen Gebieten einen solchen „Literaturtip“ mit einem Logo finden. Empfohlen werden hier nur Titel, die aktuell im Fach- und Buchhandel angeboten werden.
HINWEIS Weitere Ausführungen zu diesem Thema finden Sie in Kapitel …
In keinem Fall war beabsichtigt, ein „Papiergeldlexikon“ zu schaffen. Ähnlich wie bei den Handbüchern „Münzensammeln“ und „Münzenpflege“ wurden praktische Sammlerfragen in den Vordergrund gestellt. Viele interessante theoretische Probleme wurden folglich nur knapp behandelt. Das Papiergeldsammeln hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und weltweit einen enormen Aufschwung genommen und immer mehr Anhänger
LITERATUR Verfasser Thema + Verlagsangaben inklusive Preis und ISBN
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gefunden. Die „alten Hasen“ werden bestätigen, daß Geldscheinsammler in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf Börsen und in den Vereinen nur in geringer Zahl vertreten waren. Nicht selten wurden sie sogar von passionierten Münzsammlern belächelt, weil sie keine Münzen aus Edelmetallen sondern nur „wertloses Papier“ sammelten. Bis heute steigt die Zahl der Geldscheinsammler stetig an. Auch immer mehr Münzhandlungen führen nun „gedrucktes“ und nicht nur „geprägtes“ Geld. Zugleich gibt es heute zu vielen Sammelgebieten hervorragende Kataloge, ebenso wie die Fachzeitschrift „DER GELDSCHEINSAMMLER“, die mit „MÜNZEN & PAPIERGELD“ vereinigt ist. Eigene Sammlervereine und Börsen für Papiergeld existieren bereits seit vielen Jahren. Viele Geldscheinsammler sammeln historisches Papiergeld. Man kann aber auch modernes Papiergeld der letzten Jahrzehnte sammeln. Die sog. Weltbanknoten – also Banknoten aus aller Welt – erfreuen sich großer Beliebtheit und sind oftmals recht günstig zu bekommen. In vielen Ländern gab und gibt es bis heute drastische Geldentwertungen. Dank des starken Euro kosten selbst höhere Werte von vielen Ländern nicht viel und man kann so auch mit
einem kleinen Budget eine interessante Geldscheinsammlung aufbauen. Erfreulich wäre, wenn dieses kleine Büchlein mit dazu beitragen kann, beim Leser das Interesse an Papiergeld zu wecken. Es soll ein Buch von Sammlern für Sammler sein.
Vorwort
Die Autoren, Berlin und Regenstauf im Sept. 2004
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Faszination „Geldschein“ Alte Geldscheine sind papierne Zeugen unserer Kultur – einstmals begehrt, hart verdient, geschätzt, gespart, gestohlen und gefälscht. Kaum ein anderes Stück Papier war jemals dem Menschen so wertvoll wie ein Geldschein. Kaum ein anderes Stück Papier atmet so viel Geschichte und Geschichten. Kaum ein anderes Stück Papier ging so oft von Hand zu Hand und trägt die Spuren seiner Nutzung so selbstlos. Als Wertpapier mit höchsten Druckqualitäten unerreicht, ist der Geldschein immer auch Spiegel seiner Zeit – künstlerisch zur Vollendung geführt, aber auch politisch mißbraucht. Der Wert alter Geldscheine liegt im Wert ihres Wesens und ihrer Geschichte als Kunstwerk und Wertpapier zugleich. Wer alte Geldscheine bewahrt und sie der Nachwelt erhält, bewahrt ein wichtiges Stück unserer eigenen Kultur vor dem Untergang. Hans L. Grabowski
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GELDSCHEINSAMMELN Zur Geschichte des Geldes Die Bücher, die zum Thema Geld geschrieben wurden, füllen ganze Bibliotheken. Die theoretische Betrachtung des Phänomens Geld wollen wir den Volkswirten überlassen, Numismatiker interessieren sich für das gegenständliche Geld in Münz- und Papiergeldform. Dies wiederum kann man unter vielen Aspekten, so geschichtlich, kulturhistorisch oder stofflich betrachten. Münzen sind heute nur noch „Kleingeld", doch das sah vor 100 Jahren noch ganz anders aus. Um das Phänomen Papiergeld besser zu verstehen, wollen wir uns ganz kurz mit der Entstehung des Geldes selbst beschäftigen. Geld ist keine Erfindung, sondern das Produkt einer gesellschaftlichen Entwicklung, die mit dem Tauschhandel mittels Muscheln, Mühlsteinen, Waffen, Werkzeugen und ähnlichem begann und über genormte Edelmetallmengen und Buchgeld zum Geldschein und schließlich bis zum „elektronischen Geld" unsere Tage führt.
Tauschhandel und Geld In grauer Vorzeit begann die Arbeitsteilung bei den Menschen, man jagte oder sammelte mehr als man brauchte und tauschte Ware gegen Ware oder Leistung. Lange kamen die Menschen ohne Geld, einem allgemeinen Tauschäquivalent aus. Das Geld wurde nicht „erfunden“ wie die Dampfmaschine, die Briefmarke oder das Fahrrad, es entstand in einem gesellschaftlichen Entwicklungsprozeß in verschiedenen Teilen der Erde.
Es wird angenommen, daß die ersten Münzen im 7. Jahrhundert v. Chr. in Lydien (Kleinansien) aus Klümpchen von Elektron, einer natürlich vorkommenden Silber-Gold-Legierung, mit einer Prägung des Königs Kroisos entstanden. Die alten Griechen hatten schon ein hervorragendes Geldwesen.
Kauri-Schnecken zählen zu den bekanntesten vormünzlichen Zahlungsmitteln.
11
Zur Geschichte des Geldes
Halber ElektronStater um 625 v. Chr. aus Lydien mit einem Löwenkopf als Symbol der LyderKönige
aufwendiges Wiegen des Metalls war nicht mehr notwendig, wenn man an die Redlichkeit des Münzherren glaubte. Eine Münze verkörperte einen bestimmten Wert, bedingt durch ihren Materialwert. Schließlich wurden Gold und Silber zum Geld an sich und das blieb über viele Jahrhunderte so. Das Herstellen von Geld, das Prägen von Münzen wurde bald Staatsangelegenheit. Die Münzhoheit, also das Recht, Münzen zu prägen, war ein Ausdruck souveräner Machtvollkommenheit eines Herrschers oder eines Staates. Der „Münzherr" legte fest, welche Metallart, welchen Metallgehalt und welches Gewicht die Münzen haben mußten. Die Ausprägung der Münzen hatte nach einem bestimmten „Münzfuß“ zu erfolgen. Dieser schreibt vor, wie viele Münzen aus einer festgelegten Menge Edelmetall gefertigt werden dürfen. Die Einhaltung der erlassenen Münzgesetze wurde streng kontrolliert und Falschmünzer, die es wahrscheinlich schon so lange gibt wie das Geld selbst, erwarteten drastische Strafen. Schon bald wurden Gold und Silber Wertmaßstab für das Geld selbst. Belassen wir es bei diesem kleinen Ausflug in die „Frühgeschichte des Geldwesens“, viel gäbe es noch zu berichten über vormünzliche Geldformen, über Münzfuß, Schrot und Korn, über das Gold als „Weltgeld“ aber auch über private und staatliche Falschmünzer. An dieser Stelle gleich ein Literaturtip, in dem Sie mehr über die Geschichte der Münze erfahren können.
Die Ausdehnung des Handels brachte auch die Verbreitung des Münzgeldes als Tauschobjekt, und so schufen die Römer nicht nur ein Weltreich, sondern verfügten auch über ein ausgezeichnetes Währungssystem.
Geld, Gold und Münzen Als man gelernt hatte, Metalle zu gewinnen und zu schmelzen, entstanden bald Barren und Stäbchen, von denen man zum Bezahlen gewisse Stücken abschneiden oder besser „abhacken" konnte. So ist der Währungsname Rubel auf das russische Wort „rubic" (schlagen, hacken) zurückzuführen. Im alten Griechenland wurden Bratenspieße als Geld verwendet, sie nannte man Obole. Eine Handvoll dieser Spieße wurden als Drachmai bezeichnet. Die „Drachme“ blieb als Währungsname bis in die heutige Zeit erhalten. Ziel der Münzprägung war es, genormte Metallmengen in den Verkehr zu geben. Es sollte nicht mehr dem Zufall überlassen bleiben, wieviel Metall man von einer Stange „abhackte", auch ein
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ber waren. Mit solchen Dingen konnte ein Räuber nichts anfangen. Das „echte Geld“ lag unterdessen wohl verwahrt in den Kellergewölben eines Kaufmanns oder einer Bank. Aus ersten unscheinbaren Zetteln, die hingekritzelte Informationen aufwiesen, wurden bald stattliche Dokumente, die mit Siegeln und Unterschriften versehen waren und auf bestimmte Geldsummen lauteten. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Banken. Schon 1587 entstanden in Venedig sogenannte „Girobanken“, weitere folgten 1609 in Amsterdam und 1619 in Hamburg. Binnen kurzer Zeit gab es überall derartige Institutionen, von Nürnberg über Rotterdam bis nach Stockholm, Leipzig und Wien. Die von diesen Banken ausgegebenen Überweisungszettel liefen schon bald wie Geld um. Giro ist ein lateinisches Wort und bedeutet wörtlich „Kreislauf“. Das Geld wanderte im Kreis von einem Kaufmann zum anderen, nur durch die Bücher, ohne z. B. selbst von Amsterdam nach Leipzig und dann nach Wien gebracht zu werden. Sogenannte „Handelswechsel“ kursierten wie Geld selbst. Derartige Zahlungsversprechen konnten bei Bedarf „vor Ort“, also fast in ganz Europa in Bargeld umgetauscht werden. Dies ist zugleich die Geburtsstunde des Vorläufers der Banknote, wie wir sie bis heute benutzen.
LITERATUR Mehlhausen, Wolfgang: „Handbuch Münzensammeln – Ein Leitfaden für Münzsammler und solche, die es werden wollen“ H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2004, Format 14,8 x 21 cm, 176 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 10,– Euro , ISBN 3-924861-83-8
Bargeldlose Zahlung – keine Erfindung der Neuzeit Mit dem Geld als anerkanntes Tauschobjekt in Form von Münzen wuchs auch der weltweite Handel. Als im Laufe der Jahrhunderte der Transport der schweren Münzen, welche die Händler auf ihren teils sehr weiten und nicht ungefährlichen Wegen durch verschiedene Länder mit sich führten, immer schwieriger wurde, entstanden die ersten Frühformen des Papiergelds. Reiche Kaufleute, denen ihr Geld auf Reisen zu schwer wurde und die es nicht an Räuberbanden und Wegelagerer abgeben wollten, ersannen schon früh eine Art bargeldlosen Zahlungsverkehr. Man führte statt barer Münze Wachs- und Tontafeln, aber auch Pergament- oder Papierdokumente bei sich, die Zahlungsversprechen auf den Inha-
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Frühes Papiergeld
GELDSCHEINSAMMELN Frühes Papiergeld
China, Staatspapiergeld des Reichsschatzamts der großen Ming-Dynastie nach 1375 zu 1 Kuan (= 1000 Käsch in Kupfermünzen oder 1 Tael in Silber), Originalgröße 215 x 335 mm (ältester Geldschein aus der Sammlung der Deutschen Bundesbank)
„Fliegendes Geld“ der Chinesen Bevor wir uns der weiteren Papiergeldgeschichte Europas zuwenden, machen wir einen kleinen Ausflug in das Reich der Mitte, wo schon Anfang des 7. Jahrhunderts „Papiergeld“ kursierte. Zu diesen frühen Geldscheinen gehören die während der T’ang-Dynastie in China (618 – 906 n.Chr.) ausgestellten Depositenscheine. Im Tausch gegen diese Scheine konnten die Kaufleute an verschiedenen Orten ihr Metallgeld wieder abheben. Das erste echte Papiergeld entstand ebenfalls in China. Zu Beginn der SungDynastie (960 – 1279 n. Chr.) veranlaßte der Gouverneur der Provinz Szetchuan 16 angesehene Handelshäuser zum Zusammenschluß als eine Art Gilde und zur Ausgabe von sogenannten Kiao-tsu (Umlaufmitteln). Diese Scheine lösten das wegen seines hohen Gewichts sehr unpraktische Eisengeld der Provinz ab. Bereits um das 10. Jahrhundert hatten die Chinesen damit ein hervorragendes Geldsystem geschaffen, in dem das Papiergeld schon eine wichtige Rolle spielte. Die sogenannten „Ming-Scheine“ aus der Zeit der Ming-Dynastie (1368 bis 1398) sind interessant gestaltet, weil z. B. auf einem 1000-Käsch-Schein sogar der Wert in Form von Münzzeichnungen abgebildet ist. Auch wer nicht lesen
konnte, verstand damit, welchen Wert dieser Schein repräsentierte. Diese frühe Entwicklung blieb jedoch für den Rest der Welt ohne Einfluß. Als Marco Polo, der im 13. Jahrhundert über 20 Jahre am Hof des Kublai Khan in Peking weilte, nach Europa zurückgekehrt über seine Abenteuer und Reisen berichtete und dabei auch die Herstellung und den Gebrauch von Papiergeld in China erläuterte, schenkte man ihm keinen Glauben, da zu dieser Zeit die Nutzung von „wertlosem Papier“ als Geld in der westlichen Welt unvorstellbar war. Er erinnerte sich später: „All dieses Geld aus Papier wird mit großem Gepränge und Aufsehen gemacht, als wenn es lauter lötig Silber oder reines Gold wäre“. Über die Herstellung des frühen chinesischen Papiergelds schreibt Marco Polo: „Von Zweigen der Maulbeerbäume … läßt er (der große Khan) die Rinde ab-
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nannte Belagerungsmünzen sind ein eigenständiges Sammelgebiet bei den Numismatikern. 1483 gaben die Spanier in Alhama in Ermangelung von Metall das erste europäische Papiergeld aus, als die Stadt von den Mauren belagert wurde. Um den Sold der spanischen Truppen bezahlen zu können, wurden im Namen des Königs Scheine in Umlauf gebracht, zu deren Annahme er die Bürger der Stadt unter Garantie der späteren Einlösung in Gold und Silber nach Ende der Belagerung verpflichtete. Leider ist heute kein einziger dieser Scheine mehr erhalten und so können wir uns nur auf die Überlieferungen aus jener Zeit verlassen. Das älteste Papiergeld auf ehemals deutschem Reichsgebiet und zugleich das älteste erhaltene Papiergeld Europas sind die Pappmünzen der niederländischen Städte Leyden und Middelburg aus dem Jahre 1574. Auch sie waren Notgeld. Sie entstanden während der spanischen Belagerung der Städte, als kein Silber mehr für Münzprägungen zur Verfügung stand, aus Buchdeckeln katholischer Kirchenbücher. Der Dreißigjährige Krieg 1618 – 1648 brachte eine Vielfalt von handgeschrie-
streifen, das Innere, den Bast, aber einweichen und im Mörser zu Brei zerquetschen. Daraus wird dann Papier gemacht, das bis auf die kohlenschwarze Farbe dem aus Baumwolle hergestellten völlig gleicht. Es wird nun in rechteckige Stücke verschiedener Größen zerschnitten, je nach dem Wert, den es haben soll … Auf jedes Stück schreiben einige besonders dafür angestellte Beamte nicht nur ihren Namen, sondern drücken auch noch ihr Siegel drauf. Dann kommt das Geld zum obersten Münzmeister, und dieser taucht nun das ihm anvertraute Siegel in Zinnober und stempelt alle Scheine damit.“ Die Chinesen selbst nannten diese naturgemäß leichten Papierscheine „Fliegendes Geld“.
Not macht erfinderisch – Frühes europäisches Papiergeld In Europa gab es das erste Papiergeld im 15. Jahrhundert. Es entstand aus einer Notlage heraus. Immer wieder wurden Kriege geführt, Festungen belagert und oft wurden Kirchenglocken oder Meßgeschirr eingeschmolzen und dann vermünzt, weil es an Geld fehlte. Soge-
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Frühes Papiergeld
Europas ältestes erhaltenes Geld aus Papier: Pappmünze der Stadt Leyden über 20 Stuiver aus dem Jahre 1574
Schweden, Kupferplattenmünze zu 1 Daler aus dem Jahre 1743 im Wert eines Silbertalers. Die 10-Daler-Platte wog 19,7 Kilogramm.
Spanien und den Niederlanden waren aber Notgeld und keine Banknoten. Schweden war im Dreißigjährigen Krieg erschöpft und 1644 führte man Kupfer als Währungsmetall ein. Tischgroße Kupferplatten ersetzten Silbertaler, doch praktisch war diese Währung natürlich nicht. So war eine einzige 10Daler-Platte 30 x 70 cm groß, weil der Kupfergehalt der Platten dem angegebenen Wert (Nominal- oder Nennwert) des Geldes entsprechen mußte. Bereits 1652 schlug deshalb der aus Riga stammende Kaufmann Johann Palmstruch die Einführung von Papiergeld vor, nachdem das sog. Kupferplattengeld immer mehr entwertet wurde. 1656 erhielt die von ihm gegründete Königliche Wechselbank in Stockholm das Recht, Zettel auf bestimmte Talerbeträge auszustellen. 1661 gab „Stockholms banco“ dann ihre ersten sogenannten „Kreditivsedlar“ (Kreditivzet-
benen und gedruckten Notgeldscheinen, welche meist als Truppen- oder Heeresgutscheine bzw. als Belagerungsgeld genutzt wurden. Mit der Gründung von Giro-Banken in ganz Europa im 16. und 17. Jahrhundert kam es zur wesentlichen Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Für deponierte Edelmetalle gewährten die Banken Guthaben, über die mittels Anweisungen verfügt werden konnte.
Die ersten Banknoten Europas kamen aus Skandinavien Die ersten europäischen Banknoten gab es in Schweden. Wenn wir von Banknoten sprechen, so handelt es sich, wie der Name schon sagt, immer um Noten einer Bank. Die bereits erwähnten und noch älteren Papiergeldausgaben aus
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Unten: Norwegen (bis 1814 mit Dänemark vereinigt), 25 Rixdaler von 1695
tel oder auch Vertrauensscheine) auf Daler-Silbermünze oder Daler-Kupfermünze aus, von denen aber leider kein Schein erhalten blieb. In Ermangelung von „richtigem Geld“ sollten sie im ganzen Königreich gültig sein und kursierten bald als einziges Zahlungsmittel im Lande. Weitere Ausgaben folgten dann 1666 in verschiedenen Wertstufen auf Daler-Silbermünze lautend. Der anfängliche Erfolg des Papiergelds ließ jedoch schnell nach, da die Scheine ohne gesicherte Edelmetalldeckung in viel zu großen Mengen ausgegeben wurden. Palmstruch wurde haftbar gemacht und vor Gericht gestellt. Die für ihn beantragte Todesstrafe wurde jedoch in Gefängnishaft abgeändert. Im Jahre 1670 aus dem Gefängnis entlassen, starb er bereits ein Jahr später. 1695 wagte der Kaufmann und Reedereibesitzer Jürgen thor Mohlen aus Bergen den Versuch der Einführung von Papiergeld in der seinerzeit dänischen
Provinz Norwegen. Durch die Pacht der damals zu Dänemark gehörenden westindischen Insel St. Thomas und durch Schiffsverluste geriet er in große Zahlungsschwierigkeiten und erhielt deshalb 1695 vom dänischen König Christian V. die Erlaubnis zur Ausgabe von zinslosen Geldscheinen mit der Auflage, diese spätestens nach fünf Jahren wieder einzulösen. Die Bevölkerung mißtraute jedoch diesen Scheinen so sehr, daß sie gleich zur Einlösung präsentiert werden mußten und daher kaum in Umlauf waren. Bereits ein Jahr später verbot man Mohlen die Ausstellung seiner Scheine, so daß er auch seine alten nicht mehr einlösen konnte. Er starb 1709 völlig verarmt in Dänemark.
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Frühes Papiergeld
Oben: Schweden, Kreditivzettel der Stockholms Banco über 10 Daler, Silbermünze vom 17.4.1666
Note der Bank of Scotland über 12 Pfund vom 25.6.1723
Die ersten Banknoten Englands 1694 brauchte England im Krieg gegen Frankreich viel Geld. Eine Reihe kapitalkräftiger Kaufleute fand sich zusammen. Sie waren bereit, dem Staat die damals astronomische Summe von 1 200 000 Pfund Sterling im Tausch gegen verzinsliche Staatsscheine zu borgen. So kam es zur Gründung der ersten unabhängigen Notenbank, der „Bank of England“, durch William Peterson. Von der Regierung erhielt sie das Recht, Banknoten auszugeben, die zunächst nur in London Gültigkeit besaßen, aber von allen staatlichen Stellen in England angenommen wurden. 1797 wurden sie dann gesetzliches Zahlungsmittel im ganzen Land. Die ersten ausgegebenen Noten waren noch mit der Hand geschrieben und ähnelten den sog. Depotscheinen der englischen Goldschmiede, welche bereits vorher als Wechsel oder Schuldscheine in Form von Zahlungsversprechungen fungierten. Diese sog. „Goldsmith-Notes“ sind damit als Vorläufer des englischen Papiergelds anzusehen. Schon kurze Zeit nach England beschloß auch das Parlament Schottlands die Einrichtung einer eigenen Bank, welche 1695 als „Bank of Scotland“ gegründet wurde und eigene Banknoten ausgab. Weil es die Bank versäumte, ihr alleiniges Notenausgaberecht in Schottland verlängern zu lassen, endete ihr Noten-
monopol bereits 1716. Schon 1727 wurde die „Royal Bank of Scotland“ gegründet, die ebenfalls das Recht zur Notenausgabe erhielt. Übrigens gibt die „Bank of Scotland“ noch heute eigene Noten aus, für die allerdings kein Annahmezwang mehr besteht. Man kann sie also als Geld annehmen oder auch deren Annahme einfach verweigern und z. B. stattdessen Noten der „Bank of England“ fordern.
John Laws katastrophale Idee Zwei bedeutende Ereignisse der Papiergeldgeschichte sind eng mit Frankreich verbunden und trugen wesentlich dazu bei, daß die meisten europäischen Länder bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dem Papiergeld ablehnend gegenüber standen. Zum einen waren dies die nach den Theorien des Schotten John Law durchgeführten Experimente mit Aktien und Banknoten zu Beginn des 18. Jahrhunderts und zum anderen die Ausgabe von staatlichen Papiergeldscheinen während der Französichen Re-
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Frühes Papiergeld
neuen Regenten volution. Mit den Philipp von Ordamals ausgegebeléans, der um Renen „Assignaten“, duzierung der ihm die durch enteignehinterlassenenen tes Kirchenland geSchulden bemüht deckt sein sollten, war, von seinen wurde ein große InPlänen zu überzeuflation ausgelöst. gen und erhielt Schon 1705 hatte schon 1716 die der Schotte John Genehmigung zur Law die abenteuerGründung einer liche Idee, die Armut seines Landes John Law (1671 – 1729) gründete 1716 die Bank, mit deren erste Notenbank Frankreichs Banknoten, für die durch Vergrößerung des Geldvolumens zu beheben. eine Deckung in nur 50 % durch MetallHierzu sollte eine Notenbank gegrün- geld genügen sollte, er den Geldumlauf det werden, deren Banknoten nicht in Frankreich erhöhen und Kredite mehr durch Metallgeld sondern aus- schöpfen wollte. Obwohl Law die Einschließlich durch Grund und Boden ge- richtung einer Staatsbank gefordert deckt sein sollten. In seiner schottischen hatte, erhielt er anfänglich nur die GeHeimat lehnte man diese haarsträuben- nehmigung zur Gründung einer Privatden Pläne ab, die er dann später in bank, der„Banque Générale“, welche dann aber 1718 vom Staat übernomFrankreich verwirklichen sollte. Die Tragödie begann damit, daß der men wurde. Als Finanzminister Frankverschwenderische König Ludwig XIV., reichs verkaufte er die Aktien der Bank der „Sonnenkönig“, wieder mal in ar- mit hohem Aufgeld und stürzte das gen Geldnöten war. Er machte das, was ganze Land in ein Spekulationsfieber. schon viele Herrscher vor ihm taten: er Doch die Experimente des Schotten ennannte es „Reformation“ und zog gutes deten in einem Desaster. Banknoten Geld ein, überprägte es und gab es zu und Aktien wurden völlig wertlos. erhöhtem Kurs wieder aus. Für die ein- Doch waren Laws Ideen wirklich so abgezogenen Münzen gab es „Münzzet- wegig? John Law ging davon aus, daß tel“, die zu Zahlungsmitteln erklärt Frankreich ein riesiges Kolonialreich besaß, in Übersee gab es unerschöpfliche wurden. Nach dem Tod des Sonnenkönigs im Quellen des Reichtums. Gab man auf Jahre 1715 versuchte John Law, den diese Reichtümer Schuldverschreibun-
gen aus, so müßten diese doch so gut wie geprägtes Gold sein. Unmengen von Noten verließen die Bank, zugleich setzte ein fieberhaftes Börsenspiel mit Aktien der neu gegründeten „Gesellschaft beider Indien“ ein. Der Kurs stieg in traumhafte Höhen und rund ein Jahr lang dauerte das Fieber und der Zahlenrausch an. Aktien, die auf 500 Livres lauteten, wurden bis auf 10.000 Livres hinaufgesteigert. Der Geldumlauf erreichte die unglaubliche Summe von 3 Milliarden Livres, ohne daß eine echte Deckung vorhanden gewesen wäre. Die ganze Aktien- und Banknotenspekulation zielte nur auf noch zu erarbeitende Werte ab, eine reale wirtschaftliche Leistung stand nicht dahinter.
Es drängt sich an dieser Stelle ein Vergleich mit dem Börsengeschehen vor wenigen Jahren auf. Der Wert der Aktien mancher gerade erst gegründeter Internetfirmen erreichte traumhafte Summen. Als dann im Jahre 2000 die Börse auf dem Gebiet der sog. Neuen Ökonomie zusammenbrach und die Kurse ins Bodenlose fielen, sprach man erst von Marktbereinigung und dann im Klartext von Geldvernichtung. Die Seifenblase des 18. Jahrhunderts platzte im Jahre 1721. Die Königliche Bank stellte die Zahlungen ein, viele Menschen verloren ihr ganzes Vermögen. Für sie wird es kaum ein Trost gewesen sein, daß John Law Hals über Kopf nach Italien fliehen mußte. Acht Jahre Später starb er dort völlig verarmt.
Frankreich, Note der Erstausgabe der ersten französischen Staatsbank über 100 Livres aus dem Jahre 1719
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konnte die rasante Inflation nicht stoppen. Schließlich lag am Ende der Wert des Papiers der Assignaten höher als der darauf angegebene Geldwert, und die Scheine waren so wertlos geworden, daß man ganze Bögen davon zum Tapezieren der Wände benutzte. Was in dieser Zeit geschah, erinnert peinlich an heutige Versuche zur Sanierung staatlicher oder kommunaler Finanzen: Die Verkaufserlöse entsprachen keinesfalls den Erwartungen, die ganze Sache wurde ein riesiger Flop. Die Kosten überstiegen die Einnahmen, und trotzdem arbeiteten die Notenpressen weiter. Im Februar 1796 wurden schließlich die Druckplatten zerstört und die völlig wertlosen Scheine gingen in Flammen auf. Nicht wenige dieser „Assignaten“ hingegen überstanden, zur Freude der Geldscheinsammler, bis heute. Man kann sie oft schon für recht wenig Geld bekommen. Zugleich nehmen diese Scheine in ihrer Ausführung schon die Form von Banknoten an, mit Zierleisten, allegorischen Darstellungen und Siegeln.
Frankreichs zweiter Anlauf Ende des 18. Jahrhunderts brauchten die Franzosen eine zweite Lektion in Sachen Papiergeld, als ob man nichts aus dem Desaster von Jahn Law gelernt hatte. Wieder einmal waren die öffentlichen Kassen leer und die revolutionäre Nationalversammlung beschloß den Verkauf staatlicher Domänen und des Kirchenbesitzes. Auf Vorschuß für zu erwartende Erträge wurden von 1789 – 1796 die berüchtigten „Assignate“ ausgegeben, dies waren Anweisungen auf die französischen Nationalgüter. Anfänglich wurden noch die sog. „Königsassignaten“ in Umlauf gebracht (1789 – 1792), die auch nach Absetzung und Hinrichtung des Königs im Jahre 1793 gültig blieben. Die neu gegründete Republik brachte jedoch verstärkt eigene Assignate heraus und auch die Einführung der Franc-Währung im Jahre 1795
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Frühes Papiergeld
Frankreich, sog. „Königsassignat“ über 1000 Livres vom 19.12.1789 der ersten Ausgabe, welche noch unter dem König ausgegeben wurde und heute als Papiergeldrarität gilt.
GELDSCHEINSAMMELN Papiergeld in Deutschland ditschöpfung mit Augenmaß ist für jede Wirtschaft notwendig. Es gibt bis heute nur sehr wenige Staaten, die nicht „auf Pump“ leben und mehr oder minder hoch verschuldet sind. Man gibt Geld in Erwartung zukünftiger Steuereinnahmen aus. Kommen diese dann nicht, erhöht sich die Staatsverschuldung. Darf der Staat selbst Geld nach Belieben drucken, kommt es zwangsläufig zur Geldentwertung in mehr oder minder großem Umfang. Selbst Staatsbankrotte kennt die Geschichte zur Genüge.
Die Moral von der Geschichte Es gibt noch verschiedene andere, interessante Beispiele zu Papiergeldexperimenten in der Geschichte. Es sollte keineswegs bei diesen Rückschlägen in Schweden, Norwegen und Frankreich bleiben. Über noch viel gigantischere Geldvernichtung und Inflation wird noch zu berichten sein, ebenso über positive Erfahrungen mit Papiergeld, die es zweifellos auch schon im 18. und 19. Jahrhundert gab. Doch es war ein langer Weg, bis sich das Papiergeld schrittweise durchsetzte und schließlich zum eigentlichen Geld wurde. Bei den aufgeführten Beispielen zur frühen europäischen Papiergeldgeschichte wurden grundlegende ökonomische Gesetze verletzt. Geld als Zahlungsmittel und allgemein anerkanntes Äquivalent darf nicht in unbegrenzter Menge ausgegeben werden. Beim Metallgeld, so bei Gold, ist die Geldsumme stets durch die verfügbare Menge an Metall begrenzt. Die Bindung des gesamten Wirtschaftskreislaufs an die Metallmenge ist allerdings nicht unproblematisch. Beispielsweise hätte um 1900 eine gesamte Ernte im Deutschen Reich, die nun einmal naturgemäß im Herbst anfällt, gar nicht mit den verfügbaren Goldmünzen bezahlt werden können. Große Investitionen verlangten zunehmend Geldsummen, die in Gold gar nicht mehr zu beschaffen waren. Kre-
Papiergeld in den altdeutschen Staaten Wenn heute in Sammlerkreisen vom Papiergeld der altdeutschen Staaten gesprochen wird, so meint man in aller Regel die Geldscheine der Staaten auf dem Gebiete des Norddeutschen Bunds, welche sich 1871 zum Deutschen Reich zusammenschlossen. Das ist jedoch historisch nicht korrekt, denn bis zum Einmarsch französischer Truppen unter Napoleon I. im Jahre 1806 hatte das Heilige Römische Reich deutscher Nation bestanden, das bis nach Italien reichte. Nach dem Sieg über Napoleon und dem Wiener Kongreß von 1815 wurde die Landkarte Europas neu gezeichnet und der Deutsche Bund gegründet, zu dessen Teilstaaten u. a. auch Österreich,
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Böhmen und Mähren sowie das heutige Slowenien und Luxemburg zählten. Erst der sich verschärfende Konflikt zwischen den Österreichern und Preußen führte nach dem Deutschen Krieg von 1866 zur Abspaltung Österreichs und zur Gründung des Norddeutschen Bunds. Nach dem Sieg Deutschlands im Kriege gegen Frankreich von 1870/71 kam es dann bekanntlich zur Gründung des Deutschen Reichs unter Führung Preußens und zur Krönung des preußischen Königs Wilhelm I. zum deutschen Kaiser. Die ersten deutschen Geldscheine waren die ab 1705 durch den pfälzischen Kurfürsten ausgegebenen Bancozettel. In der Folge kam es auch in anderen altdeutschen Staaten zu den verschiedensten Papiergeldausgaben. So wurden die sog. Wiener Stadt-Banco-Zettel schon ab 1759 ausgegeben und die „Cassen-Billets“ des Kurfürstentums Sachsen ab 1772 waren die ersten deutschen Geldscheine, die wirklich auch als Zahlungsmittel zirkulierten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch immer mehr Privatbanken mit dem Recht zur Ausgabe von eigenen Noten privilegiert. Ausgehend von der deutschen Kleinstaaterei und den ver-
schiedenen Privatnotenbanken kursierten auf dem Gebiet des Deutschen Bundes bald eine Vielzahl von verschiedenen Papiergeldausgaben, auf die man in diesem Rahmen nicht umfassend eingehen kann. Am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren Banknoten überall in Europa noch recht einfach gestaltet. Sicherheitsmerkmale, wie wir sie heute kennen, waren damals noch nicht entwickelt. Oftmals wurde Geld sogar noch auf einfachem Büttenpapier ohne Wasserzeichen gedruckt und lediglich mit einer handschriftlichen Kontrollnummer und mit Handunterschriften versehen, wie im Falle der bereits vorgestellten kursächsischen Cassen-Billets. Das erleichterte natürlich den schon damals fleißigen Geldfälschern das Spiel und so wurden die Anforderungen an die grafische Gestaltung und die Verbesserung der Fälschungssicherheit immer höher. Preußen spielte als größtes deutsches Land papiergeldgeschichtlich bis zur Errichtung einer deutschen Zentralnotenbank die wichtigste Rolle. Selbst die nach der Reichsgründung von 1871 neu geschaffene Deutsche Reichsbank ging aus der ehemaligen Preußischen Bank hervor.
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Papiergeld in Deutschland
Sachsen, kurfürstliches Cassen-Billet über 2 Thaler vom 1.10.1772
zusätzlich sog. Tresorscheine Die Papiergeldgeschichte in Umlauf und später kamen Preußens begann mit der dann auch noch Kassen-AnGründung der Königlichen weisungen der HauptverwalGiro- und Lehnbank zu Berlin tung der Staatsschulden, Darim Jahre 1765 auf Anordnung lehns-Kassenscheine und ab von Friedrich II., dem Großen. 1846 Noten der Preußischen Gegen Hinterlegung von BarHaupt-Bank hinzu. Daneben exigeld (Gold- und Silbermünzen) stierten auch noch Geldscheinauswurden vom Staat zertifizierte gaben von Privatbanken in verschieQuittungen gedruckt, die der Erleichterung des umständlichen Verkehrs mit denen Regionen Preußens. Von einem den schweren Münzen dienen sollten. einheitlichen Papiergeld war man also Zumindest dieses Motiv war nicht neu, noch weit entfernt und bedenkt man, wußten wir doch schon von den alten daß ähnliche Verhältnisse auch in den Chinesen tausend Jahre früher ähnli- anderen deutschen Regionen vorherrschten, so können wir uns ein weches zu berichten. Tatsächlich wollte man in Preußen aber nig in die kaum noch zu überschauenmittels der ausgegebenen „Banco-Zet- de Vielfalt verschiedener deutscher tel“ die Edelmatalle in den königlichen Münz- und Geldscheinausgaben in Kassen horten. Immerhin wußte man noch dazu unterschiedlichen Währunnie genau, wann der nächste Krieg gen hineindenken, die vor der Reichskommen würde und der „Alte Fritz“ gründung von 1871 vorherrschte, die hatte ja schon so manche Schlacht ge- Menschen verwirrte und die Entwicklung von Handel und Wirtschaft in schlagen. Die sehr einfach gestalteten ersten Deutschland hemmte. preußischen Noten aus dem Jahre An dieser Stelle können natürlich nicht 1766 über verschiedene Werte in alle sog. altdeutschen Geldscheinausgaben aufgeführt „Pfund Banco“ waund behandelt werren beim Volk nicht werden, das bleibt sehr beliebt und so einem Spezialkataging man schon ab log für Sammler 1798 mit Bankkasvorbehalten. Es soll senscheinen (überjedoch noch einmal tragbare Quittunauf dieses Thema gen auf deponierzurückgekommen tes Silbergeld) auf werden, wenn wir die vertraute Wähetwas später über rungsangabe in Preußen, Banco-Zettel der Königlichen Giro„Thaler“ über. Seit und Lehnbank über 1000 Pfund Banco vom die verschiedenen Sammelgebiete 1806 waren dann 29.10.1766
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Erfurt, „Blockadeschein“ über 1 Thaler vom 1.11.1813 während der Belagerung der von Franzosen besetzten Stadt durch preußische Truppen nach der Völkerschlacht bei Leipzig
deutschen und ausländischen Papiergelds sprechen werden. Einige interessante Besonderheiten unter den altdeutschen Geldscheinen sollen hier aber dennoch vorgestellt werden. Es handelt sich dabei um sog. „Blockadescheine“, die während Belagerungen als Notgeld ausgegeben wurden sowie um das Privatgeld eines Unternehmers aus Anhalt, den sog. „LutzeThalern“.
Preußen eingenommen und nur die Festung Petersberg war noch in französischer Hand. Belagerungsausgaben während französischer Besatzung gab es aber auch von Mainz im Jahre 1793 auf den Rückseiten von französischen Assignaten wie auch in Form von eigens hergestellten Scheinen sowie von der Stadt und Festung Kolberg in Pommern von 1807.
„Blockadescheine“ Unmittelbar nach seinem Sieg über die Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt von 1806 hatte Napoleon in der nahen Festungsstadt Erfurt Truppen stationiert, die nach der Völkerschlacht von 1813 durch die Preußen eingeschlossen wurden. Als das Geld in der Stadt knapp wurde, druckte man auf Befehl des „Kaiserlichen Französischen Militär-Gouvernements“ Geldscheine, die als sog. „Blockadescheine“ in die deutsche Papiergeldgeschichte eingegangen sind. Insgesamt wurden 15 200 Scheine in verschiedenen Wertstufen angefertigt, die jedoch bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt waren. Sie waren nur kurze Zeit in Umlauf, denn bereits Anfang Januar 1814 wurde die Stadt durch die
Private Geldscheinausgaben sind in Zeiten der Inflation nichts besonderes, aber ein „Privatgeld“ unter „normalen“ Währungsverhältnissen ist heute undenkbar. Man stelle sich nur vor, jeder könne seine eigenen Münzen und Geldscheine herstellen lassen und dafür dann mit seinem Häuschen, Grundstück, Auto, der Briefmarkensammlung oder einer noch zu erwartenden Erbschaft bürgen. Es würde bald das blanke Chaos ausbrechen. Doch im 19. Jahrhundert, als das Geldwesen noch lange nicht zentralisiert war wie heute, war auch solches möglich.
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Papiergeld in Deutschland
Die „Lutze-Thaler“
Der ehemalige Postsekretär Arthur Lutze aus Köthen in Anhalt war als Heilpraktiker tätig und promovierte später zum Dr. med. an der Universität Jena. Seine Heilmethoden waren so erfolgreich, daß er bald die Eröffnung eines Sanatoriums plante. Um seine Pläne in die Tat umsetzen zu können, ließ er sich private Papiergeldausgaben in mehreren Auflagen genehmigen. Das Geld setzte er dann für den Bau des Sanatoriums ein und konnte nach dessen Fertigstellung alle vorgelegten Scheine zu den aufgedruckten Verfallsdaten gegen „richtiges“ Geld einlösen. Das Privatgeld des Dr. Arthur Lutze war also nichts als ein Zahlungsversprechen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt eingelöst wurde. In der Zwischenzeit diente es als Geld und ging von Hand zu Hand. Soviel Unterschied zum staatlichen Papiergeld bestand denn also doch nicht, außer daß hier ein Privatmann und dort der Staat für die Einlösung haftete. Lutze selbst erinnerte sich zum Bau des Sanatoriums und seinen Geldscheinausgaben: „Man hatte Anfangs der Sache
wohl nur eine geringe Bedeutung beigelegt, indem man glaubte, diese Anweisungen würden unbeachtet bleiben; doch fanden sie solches Interesse, daß sie von Reisenden in die fernsten Gegenden mitgenommen wurden … Als ich später die Einlösung derselben bekanntmachte, bekam ich meine Thaler aus Preußen, Sachsen, Baiern und Oesterreich zurückgesandt.“ Daß private Geldscheinausgaben also auch erfolgreich sein können, bewies Dr. Lutze eindrucksvoll, und noch heute sind die „Lutze-Thaler“ gern gesehen in den Alben der Geldscheinsammler.
Papiergeld im deutschen Kaiserreich 1871 bis 1918 Die Geldgeschichte des Kaiserreichs ausführlich zu behandeln, ist im Rahmen eines solchen Büchleins unmöglich. Die technische Revolution des 19. Jahrhunderts erforderte große Geldmengen für Investitionen, die von einzelnen Kaufleuten oder Banken allein nicht
Köthen, Privatgeld des Dr. Arthur Lutze über 1 Thaler vom 23.9.1856
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Papiergeld in Deutschland
stand einiger süddeutscher Staaten für das ganze Reich einführen. Da weder die nördlichen Länder ihre Taler-, noch die südlichen ihre Guldenwährungen aufgeben wollten, wurde mit den Gesetzen von 1871 und 1873 eine einheitliche Reichswährung, die Mark geschaffen. Mit der Mark erfolgte auch die Umstellung der Währung auf Gold, zuvor hatte nur das kleine Bremen eine Goldwährung gehabt. Da zunächst noch keine Zentralnotenbank bestand, gab die Preußische Bank im Auftrag der Reichsschuldenverwaltung Reichskassenscheine als Staatspapiergeld mit Zwangskurs aus. Preußen war der mächtigste Bundesstaat des Reichs und spielte auch bei der Neuordnung des Geldwesens eine dominierende Rolle. Wie bereits erwähnt, ging die Deutsche Reichsbank (am 1. Januar 1876) aus der schon 1765 gegründeten Königlichen Giro- und Lehnbank hervor, deren Name ab 1847 Preußische Bank lautete. Die Reichsbank unterstand bis 1924 direkt der Reichsregierung und begleitete die Papiergeldgeschichte Deutschlands bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bei Einführung des auf Mark lautenden Papiergelds gab es noch eine Vielzahl von Staatspapiergeldscheinen der verschiedenen Bundesländer, die nach und nach eingezogen und durch die Reichskassenscheine ersetzt wurden. Hinzu kamen verschiedene Noten von Privatbanken, deren Rechte man in der Folgezeit stark einschränkte. Die bisherigen Taler- und Guldenscheine wurden eingezogen und die Banken durften
mehr aufgebracht werden konnten. Zuvor unvorstellbare Summen wurden überall auf der Welt als Kredite aufgenommen und vergeben, Jahrhundertbauwerke wurden begonnen und vollendet und neue Weltwunder geschaffen. Denken wir in diesem Zusammenhang nur an Projekte wie den Suez-Kanal oder an den Ausbau des Eisenbahnnetzes in Europa und der ganzen Welt. Während England schon seit 1816 eine einheitliche Landeswährung auf Goldbasis eingeführt hatte, herrschten in Deutschland vor der Reichsgründung kaum überschaubare Währungsverhältnisse, die auch in der Kleinstaaterei begründet waren. Die Reichseinigung und Einführung einer einheitlichen Währung wurde nach dem Krieg von 1870/71 gegen Frankreich endlich Realität. Dem unterlegenen Kriegsgegner Frankreich wurden 5 Milliarden Goldfrancs als Kontribution auferlegt. Dieses Geld führte im jungen Kaiserreich nicht nur zu einem enormen Wirtschaftsaufschwung, sondern war zugleich ein gutes Fundament für die Schaffung einer deutschen Goldwährung. Zur Vereinheitlichung des Bankwesens als Grundlage für die Schaffung eines nationalen Marktes hatte der Norddeutsche Bund bereits im März 1870 ein Banknotensperrgesetz vorgesehen, nachdem die Ausweitung regionalstaatlicher Notenbanken von einem Bundesgesetz abhängig gemacht werden sollte. Aber erst nach der Reichsgründung konnte man Anfang 1872 das Gesetz nach anfänglichem Wider-
Länderbanknote der Bayerischen Notenbank über 100 Mark vom 3. November 1875
Reichskassenschein über 20 Mark vom 11. Juli 1874 mit Reichsherold
Was die Deckung der Reichsbanknoten anging, so erfolgte diese nicht zu 100 % in Gold. Die Reichsbank war verpflichtet, ihre ausgegebenen Noten nur zu einem Drittel des Betrags in kursfähigem deutschen Geld, Reichskassenscheinen, in Goldbarren oder ausländischen Münzen zu decken. Die verbleibenden beiden Drittel waren durch diskontierte Wechsel gedeckt. Reichsbanknoten mußten, das ist auch der ursprüngliche Sinn der Banknote als Zahlungsversprechen, falls gewünscht ohne Legitimationsprüfung bei der Reichsbank in Berlin in Goldmünzen ausgezahlt werden. Erst zum 1.1.1910 erhielten ja die Reichsbanknoten den Status von vollwertigen Zahlungsmitteln, die von jedermann anzunehmen waren. Vor 1906 durfte auch die Reichsbank lediglich Banknoten in Wertstufen ab 100 Mark ausgeben. Deshalb kursierten zusätzlich zu den Reichsbanknoten die schon erwähnten Reichskassenscheine in kleineren Nennwerten, die der Reichskanzler nach Gesetz von 1874 in Höhe von 120 Millionen Mark (aufgeteilt nach Einwohnerzahlen der 22
nur noch Noten in Mark-Währung ab 100 Mark Nennwert ausgeben, die durch Gold oder Reichsbanknoten gedeckt sein mußten. Die gesetzliche Begünstigung der Reichsbank gegenüber den Länderbanken führte schließlich dazu, daß deren Anzahl ständig abnahm. Bis 1906 verfügten von den vormals 32 privaten Notenbanken nur noch die vier großen Ländernotenbanken von Baden, Bayern, Sachsen und Württemberg über ihr Notenprivileg, das schließlich erst mit Kündigung durch das Reichswirtschaftsministerium zum 1.1.1935 erlosch. Lange Zeit gab es in verschiedenen deutschen Ländern Kritik an der Währungspolitik der Reichsbank. In Preußen und Bayern war die Ausgabe von Papiergeld seit Jahrzehnten konservativ und maßvoll. Doch die Zurückhaltung der dortigen Notenbanken eröffnete den kleineren Ländern ein immenses Geschäftspotential, was letztlich der Währungsstabilität abträglich war. Verständlich ist, daß die Reichsbank dieser Entwicklung mit allen Mitteln entgegentrat.
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deutschen Bundesstaaten) herstellen lassen konnte. Diese Summe entsprach dem Betrag, der im Reichskriegsschatz zinslos aufbewahrt wurde. Zugleich durfte das Reichspapiergeld in dem Maße ausgegeben werden, wie das alte Staatspapiergeld der deutschen Länder eingezogen wurde. Nachdem die Reichsbank ab 1906 auch Reichsbanknoten zu 20 und 50 Mark in Umlauf gab, wurde die Ausgabe von Reichskassenscheinen auf Nennwerte zu 5 und 10 Mark beschränkt. Die Bevölkerung hatte sich schon vor 1900 längst an die Geldscheine der Reichsbank gewöhnt und vertraute diesem „stoffwertlosen“ Geld wie den Goldstücken selbst. Auch in vielen anderen Staaten hatte zu dieser Zeit die Banknote längst ihren Siegeszug im Geldverkehr angetreten. Ab 1900 versuchte die Reichsbank zunehmend, die umlaufenden Goldmünzen einzubehalten. Die Konzentration des Goldschatzes in Reichsbanktresoren hatte nicht nur wirtschaftliche, sondern auch
politische Gründe. Im Falle eines Krieges mußte man, um Waren und Rohstoffe im Ausland kaufen zu können, unbedingt „Bares“ in Form von Barrenoder Münzgold zur Verfügung haben. Um die Jahrhundertwende hatte sich das Volumen des umlaufenden Geldes bereits beachtlich vergrößert, Einkommen und Preise waren mit dem Wirtschaftswachstum im Kaiserreich erheblich gestiegen und Reichsbanknoten und Reichskassenscheine bestimmten längst den Zahlungsverkehr. Zugleich nahm auch das Giral- oder Buchgeld zu. Man führte auch im Kaiserreich und lange davor bereits Konten, gab Schecks und Wechsel aus, und sogar telegrafische Geldanweisungen wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts üblich. Ab dem 31. Juli 1914, dem Tag der Erklärung des „Zustandes der drohenden Kriegsgefahr“, wurde durch die Reichsbank die Einlösung der Reichsbanknoten in Gold eingestellt. Nur wenige Tage später bildete man die Darlehnskasse, die die Reichsbank entlasten und die erhöhten privaten sowie kommuna-
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Papiergeld in Deutschland
Die erste Reichsbanknote überhaupt war ein Hunderter vom 1. Januar 1876 und ähnelt in der Gestaltung noch sehr den Noten der Preußischen Bank.
lungsmittel, sie kursierten aber dennoch in großen Mengen in der Bevölkerung, da ihre kleinen Nennwerte ab 1 Mark eine wichtige Rolle im Einzelhandel spielten. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war nicht nur in Deutschland die Zeit der Goldwährungen vorbei. Die meisten National- und Zentralbanken gaben keine Goldmünzen mehr aus und hoben die Einlösungspflicht für Banknoten in Gold auf. Es begann nun endgültig das Zeitalter des Papiergelds, allerdings unter schlechten Vorzeichen. Die Goldmünzen verschwanden sehr schnell aus dem Geldverkehr, wurden von der Reichsbank eingezogen aber auch privat gehortet. Schließlich wurden auch Silbermünzen und sogar Münzen aus unedlen Metallen knapp. Wer konnte, hortete nun auch das Silbergeld, denn Silber hatte im Gegensatz zu Papier ja immerhin noch einen Materialwert. Die Ausprägung von Goldmünzen im Reich wurde 1915 endgültig eingestellt, während Silbermünzen noch bis 1919 weiter geprägt wurden, zum Teil gleich von der Münzstätte geschwärzt, in der trügerischen Hoffnung,
len und staatlichen Kreditanfragen befriedigen sollte. Die Filialen der Darlehnskasse, die den Reichsbankstellen angeschlossen waren, gaben Darlehnskassenscheine an die Reichsbank und erhielten dafür Banknoten, mit denen Kredite gewährt werden konnten. Die Darlehnskassenscheine wurden von der Reichsbank mit zur Deckung der in Umlauf befindlichen Noten genutzt, aber auch in den Zahlungsverkehr gegeben. Der Nachteil dieser Form der Geldschöpfung zeigte sich jedoch bald in einer steigenden Überfüllung des Zahlungsverkehrs mit Zahlungsmitteln, was ursächlich auch die beginnende Entwertung der Mark während des Ersten Weltkriegs mit verursachte. Hinzu kam, daß ab Mitte des Krieges Kriegsanleihen und andere Staatspapiere den Hauptteil der Deckung ausmachten und damit die Darlehnskassenscheine immer mehr zu reinen staatlichen Zahlungsversprechen wurden, die als uneinlösliches Papiergeld staatlichem Zwangskurs unterlagen und deshalb von allen staatlichen Kassen in Zahlung genommen wurden. Zwar waren die Darlehnskassenscheine kein gesetzliches Zah-
Darlehnskassenschein der Erstausgabe 1914 über 5 Mark
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sammenbrechen. Aus dem Zahlungsverkehr verschwanden die Reichsmünzen und bald gab es nur noch Papiergeld, das immer weniger Wert war. Die Preise waren schon während des Krieges kräftig gestiegen, doch durch die Rationierung von fast allen Waren und Lebensmitteln war der Wertverlust der Mark nicht sofort für jeden offenkundig geworden. Am Ende des Ersten Die große Inflation Weltkriegs hatte aber die Mark schon Ende 1918 waren die Völker Euro- die Hälfte an Kaufkraft verloren. pas kriegsmüde. Der jahrelange Stel- Schließlich kam es zu einer gigantischen lungskrieg hatte Millionen Menschen- Inflation, die Ende 1923 ihren Höheleben gekostet, halb Europa war ver- punkt fand und Deutschland eine derwüstet und in Deutschland verhunger- art große Zahl an regionalen, kommuten die Menschen. Ein Waffenstillstand nalen und privaten Notgeldausgaben beendete schließlich die Urkatastrophe bescherte, daß selbst das Wort „Notgeld“ bei Sammdes 20. Jahrhunlern in aller Welt zu derts, in Deutscheinem festen Beland kam es zur Regriff wurde. Die zur volution, die MonKaiserzeit in Goldarchie brach zusammark ersparten Vermen. Der jungen mögen auf Konten Weimarer Republik, oder als Papiergeld die mit dem Versailwurden völlig wertler Vertrag politisch los, genauso wie ohnmächtig die Überdruckprovisorium zu 1 Milliarde Mark die während des Willkür der ehema- auf einem nicht ausgegebenen Kriegs massenhaft ligen Gegner über 1000-Mark-Schein vom 15. Februar 1922 in der Bevölkerung sich ergehen lassen mußte, wurden nicht nur Verluste an angekauften Kriegsanleihen. Nur die Gebieten und Bevölkerung abverlangt, alten Goldstücke und Sachwerte, Grund sondern auch unzumutbare Forderun- und Boden oder „harte Devisen“ hatgen wirtschaftlicher und finanzieller ten Bestand. Der Staat selbst entledigArt. Deutschland sollte von einer einsti- te sich seiner Schulden mit der Druckgen Weltmacht in ein unterentwickeltes presse. Agrarland zurückkatapultiert werden. Mit der wachsenden Inflation war die Die gigantischen Kriegsreparationen Reichsbank bald nicht mehr in der Lage, ließen die deutsche Währung bald zu- ausreichende Mengen an Geldscheinen
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Papiergeld in Deutschland
die Bevölkerung würde diese dann nicht zurückbehalten. Der allgemeine Kleingeldmangel wurde so schlimm, daß es während des Ersten Weltkriegs zu einer Vielzahl von lokalen Notgeldausgaben kam, auf die noch später eingegangen werden soll.
Kinder spielen mit Bündeln wertlos gewordenen Papiergelds.
den immer mehr und Löhne und Gehälter wurden täglich gezahlt, da das Geld bereits am nächsten Tag nicht mehr viel wert war. Menschen rannten mit Wäschekörben voller Geldscheine zum Einkauf. Jedermann war plötzlich Millionär und bald schon Milliardär. Im Jahre 1923 soll allein an Reichsbanknoten die unvorstellbare Summe von 456 507 424 771 974 000 000 Mark im Verkehr gewesen sein, dazu kam das Doppelte an Notgeldscheinen. Mit den „kleinen Scheinen“ unter 10 Milliarden Mark Nennwert konnte man bald nur noch den Ofen heizen, zu kaufen gab es dafür nichts mehr. Zugleich stiegen die Preise für alle Waren und für ausländische Währungen immer rasanter. Ein US-Dollar stand im Januar 1919 noch bei 7,95 Mark, im Januar 1921 waren es schon 74,50 Mark und im November 1923 kostete er dann schließlich 4,2 Billionen Mark. Die finanzielle Katastrophe hatte aber bereits mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs begonnen. Jeder Kriegsmonat kostete anfangs 1,2 Milliarden Goldmark. Schnell war der Reichskriegsschatz aufgebraucht und die Ausgabe an Darlehnskassenscheinen wurde mehrfach erhöht. Gegen Ende des Kriegs kostete jeder Monat schon 5 Milliarden Goldmark! Bereits in den ersten zwei Kriegswochen des Jahres 1914 stieg der Notenumlauf um rund 2 Milliarden Mark, also um ein Drittel des gesamten Friedensgeldumlaufs. Bis Kriegsende
zu drucken. Hatte man Anfangs die lokalen Notgeldausgaben bekämpft oder toleriert, so wurde dieses Notgeld bald zur Regel und im Einvernehmen mit der Regierung und Reichsbank ausgegeben. Unterdessen liefen die Notenpressen auf Hochdruck. Ende 1923 arbeiteten schließlich 133 Druckereien und 30 Papierfabriken an der Herstellung von Reichsbanknoten. 29 galvanoplastische Anstalten stellten 400 000 Druckplatten her und mit dem produzierten Banknotenpapier hätte man 1700 Eisenbahnwaggons beladen können. Aus diesem Papier fertigten die Druckereien 10,1 Milliarden Reichsbanknoten mit einem Gesamtwert von 3877 Trillionen Mark. Die Reichsbank konnte trotz gewaltiger Anstrengungen den immer größeren Bedarf an Banknoten nicht abdecken. Schließlich waren Ende 1923 mehr als 30 000 Menschen in allen Großdruckereien im gesamten Reich nur mit der Herstellung von immer wertloser werdenden Reichsbanknoten beschäftigt. Die Nullen auf den Geldscheinen wur-
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Der höchste Nennwert einer Reichsbanknote über 100 Billionen Mark vom 15.2.1924
schwoll er nochmals um 20 Milliarden Mark an. Vom November 1918 bis November 1922 versiebenfachte er sich und kletterte dann 1923 um mehr als das Hundertmillionenfache! Diese nüchternen Zahlen geben keinen Aufschluß darüber, wieviel Leid diese Inflation den Menschen gebracht hat. Wer keine Waren oder Werte besaß, war dieser Entwicklung schutzlos ausgeliefert. Die Menschen hungerten und froren und die Selbstmordrate stieg rapide an. Das Land wurde von Streiks, Unruhen und Aufständen überzogen. Politisch radikale Parteien von Links wie von Rechts nutzten diesen Nährboden, aus dem später mit dem Nationalsozialismus eine neue Menschheitskatastrophe seinen Anfang nehmen sollte. Zum Ende der Hochinflation lautet der höchste je ausgegebene Wert einer Reichsbanknote auf 100 Billionen Mark. Der höchste Nennwert der Inflation überhaupt war ein Notgeldschein der Stadt Duderstadt über 1 Billiarde Mark. Um derartige Zahlen, mit denen wir im täglichen Leben kaum zu tun haben, besser verstehen zu können, nur noch eine kleine Anmerkung zum Them Inflation. 100 Billionen Mark ist eine Sum-
me, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann. In Ziffern sieht das so aus: 100 000 000 000 000. Doch in Ungarn sollte es nach dem Zweiten Weltkrieg und während sowjetischer Besetzung noch viel „dicker“ kommen. Im Mai 1946 wurde ein Schein über 100 Millionen Adópengö (Steuerpengö) ausgegeben Ein Adópengö waren 2 Trillionen Pengö. In Pengö ausgedrückt waren dies also 200 Quadrillionen Pengö – eine „2“ mit 26 Nullen: 200 000 000 000 000 000 000 000 000. Damit brachte die ungarische Inflation die höchsten Nennwerte hervor, die es jemals in einer Inflation gegeben hat. Doch kehren wir wieder in das Deutschland der 1920er Jahre zurück. Wenn die ungarische Inflation nach dem Zweiten Weltkrieg die Zahlen mit den meisten Nullen bringen sollte, so bescherte die deutsche Inflation nach dem Ersten Weltkrieg die meisten Notgeldausgaben der Welt. Die Geldscheine der Inflationszeit, also von 1919 bis Anfang 1924, sind ein sehr interessantes Sammelgebiet, vermitteln sie doch noch heute einen Eindruck von einer Zeit, die auch als Tollhaus der Proportionen bezeichnet wird.
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Papiergeld in Deutschland
Note der ungarischen Inflation von 1946 über 100 Millionen Billionen Pengö
„Goldene Zwanziger Jahre“ Die wirtschaftliche Lage Deutschlands war in Anbetracht der zerrütteten Währungsverhältnisse 1923 fast aussichtslos. Im November 1923 wurde die Inflation zum Stehen gebracht und eine neue Währung eingeführt. Man setzte alles auf eine Karte und wiederholte das, was in Frankreich im 18. Jahrhundert zweimal in die finanzielle Katastrophe geführt hatte: Die Schaffung einer Währung auf Grundlage von Sachwerten, nämlich Grund und Boden sowie Industrieanlagen. Dies war die Geburtsstunde der Rentenmark, wie sie nach Vorschlag von Finanzminister Luther heißen sollte. Ihr Wertverhältnis war 1 Rentenmark = 1 Billion Papiermark. Gedeckt war diese Währung nicht durch Gold, sondern durch den gesamten deutschen landund forstwirtschaftlichen Besitz. Zugleich wurde ein Außenkurs zum Dollar im Vorkriegsstandard 1 : 4,20 fixiert. Im August 1924 wurde die Reichsbank wieder als Währungs- und Emissionsbank eingesetzt, die nun erneut Reichsbanknoten ausgab. Die Rentenbankscheine kursierten aber lange Zeit noch nebenher als gleichwertiges Geld. Diesmal gelang das, was Frankreich zweifach zum Verhängnis wurde. Man hatte die gigantische Inflation gestoppt und wertbeständiges Geld ohne Golddeckung und Devisen-
Rentenbankschein der Erstausgabe vom 1. November 1923 über 10 Rentenmark
reserven eingeführt. Die neben der Rentenmark eingeführte neue Reichsmark wurde wieder zur Goldwährung. Doch Goldmünzen gab es nicht mehr für den Zahlungsverkehr. Die neue Währung war eine „Goldkernwährung“, was bedeutete, daß Privatpersonen keinen Anspruch auf Einlösung von Papiergeld in Gold hatten. Eine Einlösepflicht in Gold oder Devisen bestand nur gegenüber anderen Zentral- und Notenbanken. Es folgten die viel gepriesenen und oft besungenen „Goldenen Zwanziger Jahre“, die so golden nicht waren, obwohl es bald zu einer konjunkturellen Belebung der Wirtschaft kam. Die Wohnverhältnisse für die meisten Menschen waren mit heute verglichen unvorstellbar schlecht, die Löhne niedrig und der Arbeitstag lang. Die „Deflation“ am Ende
Reichsbanknote über 20 Reichsmark der Ausgabe vom 11. Oktober 1924
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Deutschland unter dem Hakenkreuz Mit der Machtübernahme Hitlers in Deutschland war der Höhepunkt der Krise bereits überschritten. Die Arbeitslosenzahlen stiegen nicht weiter, nicht zuletzt durch das gigantische Rüstungsprogramm fanden viele Menschen wieder Beschäftigung. Mit Ausbau der Wehrmacht und Einführung der Wehrpflicht verschwanden junge Leute von den Straßen und aus den Statistiken, Mädchen gingen ins Pflichtjahr und
Mit der Gestaltung der Serie von 1929 hatte der sog. „Tirolerschein“ über 20 Reichsmark vom 16. Juni 1939 nichts mehr zu tun. Er sollte an den Anschluß Österreichs erinnern.
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Papiergeld in Deutschland
Jungen arbeiteten für 25 Pfennig in der Stunde beim Reichsarbeitsdienst. Mit Ausbau des Autobahnnetzes und anderer Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung entspannte sich der Beschäftigungsmarkt zunehmend. In einigen Bereichen wurden bald sogar qualifizierte Arbeiter gesucht. Die Aufrüstung wurde durch „Pump“ finanziert, der Außenhandel und die Devisenwirtschaft streng kontrolliert. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, noch vorhandene Goldmarkstücke der Kaiserzeit gegen Papiergeld abzuliefern. Die Reichsmark war im Ausland bald nach 1933 nicht mehr viel Wert, doch davon spürte der Normalverbraucher im Reich zunächst nichts. Noch waren die Geschäfte voll und vieles, was man sich wünschte, konnte man nicht kaufen. Nach Kriegsausbruch wurden fast alle Waren und Lebensmittel rationiert. Die gesamte Wirtschafts- und Währungspolitik war auf den neuen großen Krieg ausgerichtet. Die Lebensmittelrationen waren so bemessen, daß bis Kriegsende niemand Hunger leiden mußte. Luxuswaren hingegen verschwanden zunehmend aus den Geschäften, vor allem Importwaren. Aber der Wertverlust der Reichsmark war auch in den späteren Kriegsjahren kaum fühlbar.
des Jahrzehnts war so schlimm wie die Inflation an dessen Beginn. Die Preise fielen, aber ebenso die Löhne und die Nachfrage. Die Wirtschaftskrise, die in den USA begonnen hatte, war zur Weltwirtschaftskrise geworden und traf in Europa Verlierer und Sieger des Weltkriegs gleich hart. Massenarbeitslosigkeit und heute kaum vorstellbare Not bei breiten Bevölkerungsschichten begünstigten schließlich den Aufstieg der Nazis. Langsam erholte sich die Welt von der Krise und steuerte auf einen zweiten, den schrecklichsten Krieg der Weltgeschichte, zu.
Dringend benötigte Waren, vor allem „Eßbares“, kostete bei gleichen Löhnen wie im Krieg auf dem Schwarzmarkt ein Vermögen. Wer konnte schon ein Brot für 80 RM kaufen, wenn er nur 50 RM in der Woche verdiente. Wohl dem, der noch etwas von Wert besaß. Wer nichts hatte, mußte „organisieren“, notfalls stehlen. Nicht nur Hunger, sondern schlimme Wohnverhältnisse in den zerstörten und mit Flüchtlingen aus dem deutschen Osten überfüllten Städten, sowie fehlende Brennstoffe machten das Leben schwer. Nicht wenige Menschen erfroren und verhungerten in dieser Zeit. Galgenhumor machte die Runde: „Niemand soll hungern ohne zu frieren“. Zwischen den Alliierten, den Westmächten und den Sowjets, kam es bald zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen. Spätestens zum Jahreswechsel 1947/1948 war klar, daß eine Währungsreform in Deutschland erfolgen müßte, um den Geldüberhang abzubauen. Die Westmächte wollten und konnten sich mit den Sowjets nicht über gemeinsame Schritte zur Wiederherstellung geordneter Währungsverhältnisse einigen. Die Würfel für separate Schritte in der Bi- bzw. Trizone waren bereits gefallen. Im Sommer 1948 war es dann soweit: Die Deutsche Mark kam im Westen. Im Gegenzug führte die UdSSR in ihrer Besatzungszone ebenfalls neues Geld ein, die Deutsche Mark (Ost). Die Währungen der BRD und der DDR gab es also schon, bevor diese Staaten 1949 gegründet wurden. Und schließlich verschwand die Ostmark, noch bevor
Durch eine „preisgestoppte Inflation“ und strenge Maßnahmen gegen den Schwarzhandel, und natürlich auch durch Ausbeutung der besetzten Länder gelang es, die wahren Währungsverhältnisse lange zu verschleiern. Der Geldumlauf hatte sich während des Kriegs verzehnfacht, die Produktion hingegen sank von 1939 zu 1945 auf ein Drittel. Erst nach dem Kriege stellte sich heraus, daß das deutsche Geld praktisch keinen Wert mehr hatte, weil kein entsprechendes Warenangebot mehr vorhanden war.
Deutschland nach dem Krieg Mit der Besetzung Deutschlands und der Teilung in drei bzw. vier Besatzungszonen begann das, was viele alte Menschen als „die schwere Zeit nach dem Zusammenbruch“ bezeichneten. Schwarzmarkt und Tauschhandel blühten. Wer für Geld etwas kaufen wollte, mußte sehr viel davon haben. Bei Kriegsende brachten die Alliierten außerdem noch eigenes Geld mit, was den Geldumlauf zusätzlich aufblähte. Für Geld gab es nur Hungerrationen zu „Stoppreisen“ von 1944 zu kaufen.
Note der Alliierten Militärbehörde von 1944 über 20 Mark (sowjetischer Druck)
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Links: Note der Bank Deutscher Länder über 10 DM zur Währungsreform 1948 in den Westzonen
Rechts: 100 Mark der Deutschen Notenbank der DDR von 1964 mit dem Bildnis von Karl Marx
LITERATUR Kahnt / Pontzen / Schöne / Walz: „Die Geschichte der Deutschen Mark in Ost und West“ H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2003, Format 21 x 28 cm, 308 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 19,95 Euro, ISBN 3-924861-68-4
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Papiergeld in Deutschland
weiterhin zu sehr günstigen Preisen zu bekommen waren. Erst in Vorbereitung der Währungsunion 1990 stieg ihr Wert beachtlich, als abzusehen war, daß gewisse Mindestbeträge 1 : 1, die Sparguthaben von DDR-Bürgern aber grundsätzlich 2 :1, in DM umgestellt werden sollten. Insgesamt waren 440 Milliarden DDRMark auf Konten von 16 Millionen Bürgern (für jeden Bürger, auch für Kinder, war ein Umtauschkonto einzurichten) sowie von 230.000 Betrieben in DM zu tauschen. An dieser Stelle ein Hinweis auf ein wirklich spannendes Buch, das die Währungsverhältnisse in Deutschland nach dem Kriege hervorragend darstellt und die Geschichte der DM in Ost und West bis zur Einführung des Euro zum Thema hat:
die DDR als Staat am 3.10.1990 verschwand. Übrigens war weder die DM (West), noch die DM (Ost) anfangs in irgendeiner Weise „gedeckt“. Die auf Deutsche Mark lautenden Zahlungsmittel lebten vom Vertrauen der Bürger in das neue Geld. Im Westen wurde die DM erst nach und nach konvertibel, d. h. in ausländisches Geld eintauschbar, erhielt auch erst später eine Goldparität und blieb bis zu ihrem Ende 2001 eine der härtesten und begehrtesten Währungen der Welt. Die Mark der DDR, erst ebenfalls „Deutsche Mark“, dann MDN (Mark der Deutschen Notenbank) und schließlich nur „Mark“ genannt, blieb bis zu ihrem Ende ohne Deckung. Sie galt als „sozialistische Binnenwährung“, die nur im Lande selbst gültig war und in sehr bescheidenem Maße im Reiseverkehr in den östlichen Staaten umgetauscht wurde. Gegenüber der DM-West wurde sie im Kurs von 4 : 1 und oft viel schlechter auf dem Schwarzmarkt oder in westlichen Wechselstuben getauscht. Nach der Maueröffnung 1989 fiel ihr Kurs auf 1:10, später sogar bis auf 1 : 20, obwohl in der DDR viele Waren und Dienstleistungen
Der Euro – unser Geld
tung verändern konnte. Der Euro ist heute eine starke, in der Welt geachtete Währung, die zunehmend in anderen Staaten als Reservewährung, zusammen oder anstelle des Dollars, geschätzt wird. Stabiles Geld ist ein hohes Gut für die Gesellschaft und den einzelnen Menschen. Das hört sich vielleicht etwas pathetisch an, doch denken wir nur an die schlimmen Folgen, die instabiles Geld und Inflation allein in Deutschland in den letzten 100 Jahren verursachte: Zwei Inflationen nach den beiden großen Kriegen. In beiden Fällen hatten die einfachen Menschen die Zeche zu zahlen. Der Wirtschaftsaufschwung in der Bundesrepublik ist nicht zuletzt der stabilen DM zu verdanken. Es ist schon heute abzusehen, daß in Zukunft weitere Länder die Gemeinschaftswährung Euro einführen werden. Die meisten der neuen zehn Mitgliedsländer streben den Euro an. Auch wenn sich einige Länder, wie Schweden, Dänemark und Großbritannien, noch nicht für die Währungsunion entschlossen haben, so ist auch hier das letzte Wort nicht gesprochen. Man darf wohl davon ausgehen, daß in ferner Zukunft die Zahl der nationalen Währungen weiter abnehmen wird.
Die Erfolgsgeschichte der Deutschen Mark liegt u. a. darin begründet, daß die Deutsche Bundesbank als von der Regierung unabhängige Emissionsbank eine Geldpolitik betrieb, die vorrangig immer auf Währungsstabilität gerichtet war. Mit Einführung des Euro 1999 gaben die an der Währungsunion beteiligten Länder ihre Währungshoheit an die Europäische Zentralbank (EZB) ab. Dieses Finanzinstitut ist ähnlichen Grundsätzen verpflichtet, wie es die Bundesbank war. Anders kann es natürlich auch bei einer solchen internationalen Emissionsbank nicht sein. Zusammen mit den Zentralbanken der Mitglieder der Währungsunion bildet sie das Europäische System der Zentralbanken (EUZB). Die Unabhängigkeit der EUZB wurde im Vertrag von Maastricht verankert. Gegner des Euro bemängeln, daß die nationalen Regierungen dadurch keine Möglichkeit mehr haben, eine aktive Finanzpolitik zu betreiben, so wie dies vor Jahren noch möglich war, indem man je nach Konjunkturund Beschäftigungslage die Leitzinsen senken oder anheben bzw. die Parität der Währung durch Auf- oder Abwer-
100 Euro der Europäischen Zentralbank, Ausgabe 2002
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GELDSCHEINSAMMELN Banknoten – damals und heute
Seit dem 1.1.2002 haben wir die neuen Euro-Banknoten. Sie wurden in gigantischer Zahl gedruckt und unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Banknoten früherer oder anderer Währungen. Auffällig ist, daß sie praktisch keinen Text mehr tragen, weshalb man sie auch „stumme Banknoten“ nennt. Die Euro-Motive sind abstrakt und fiktiv, abgebildete Bauten und Brücken sind den Stilepochen des alten Europa nachempfunden. Wer ein gutes Gedächtnis hat, kann sich gewiß noch an die Bundesbanknoten erinnern, auf denen man neben einer aufwendigen grafischen Gestaltung auch viele Angaben zum Emittenten, zur Geldscheinart, zum Nennwert und zur Gültigkeit fand. Auch ein sog. Straftext fehlte nicht. Bei einigen frühen Bundesbanknoten erinnert die Wortkombination „Banknote über …“ sogar noch an die Stellvertreterfunktion des Papiergelds in vergangenen Zeiten. Im Gegensatz zu unseren stummen Banknoten von heute finden wir auf
alten Geldscheine noch eine Fülle von Text. Um den Charakter von Banknoten zu verstehen, sollte man sich den Text einer alten Reichsbanknote genauer ansehen. Dort finden wir nämlich nach der Wertangabe ein Zahlungsversprechen. Wie wir aber bereits wissen, waren Reichsbanknoten nur zum Teil durch Gold gedeckt. Beeindruckend ist auch die Fülle von bildlichen Darstellungen, hier gab es schon früher oft nur Abstraktes, Allegorien, stattliche Frauengestalten, Füllhörner und vieles mehr, das dem Zeitgeist entsprach. Erst im 20. Jahrhundert kommen konkrete Bauwerke oder Persönlichkeiten zum Zuge, während bei den ganz frühen Noten die Texte, teilweise in kunstvoller Schrift verfaßt, bestimmend sind. Während früher viel Text erforderlich war, um die Stellvertreterfunktion von Geldscheinen zu erklären und deren Geldcharakter durch Einlösungsversprechen zu untermauern, ist dessen Geldfunktion heute selbstverständlich.
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Banknoten – damals und heute
100 DM der Deutschen Bundesbank von 1980
Papiergeld als Zahlungsversprechen
damals gab es durchaus noch „Kurantes“ für Papiergeld, anders als dann nach 1914 oder bei Notgeld, über das noch zu berichten ist. In einer Mußestunde macht es einem geschichtlich interessierten Geldscheinsammler gewiß viel Freude, mal den einen oder anderen Text durchzulesen.
Nicht nur in Deutschland gab es Banknoten mit Zahlungsversprechen, die je nach Zeitpunkt und politischer Lage eingelöst wurden oder nicht. Die Bank von England gab lange Zeit Noten mit dem Text „Wir versprechen dem Überbringer die Summe von … Pfund auszuzahlen“ in Umlauf. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind solche Scheine sogar mit dem Porträt von Königin Elisabeth II. und ihrem persönlichen Zahlungsversprechen „I promise to pay“ (Ich verspreche zu zahlen …) ausgegeben worden. Doch bei der „Bank of England“ wurde niemandem ein Sovereign (Goldstück zu 1 Pfund) ausgezahlt, wenn er eine 1-Pfund-Note präsentierte. Papier ist eben geduldig. Nicht immer muß ein Zahlungsversprechen auf die eigene Währung lauten. So gab es bis zur Einführung der Reichsund Rentenmark sogenanntes Wertbeständiges Notgeld auf US-Dollar und zur Stabilisierung der Währung waren bei einem möglichen Scheitern der Rentenmark sogar Noten der Deutschen Golddiskontbank vorbereitet, die auf britische „Pfund“ lauteten. Auf den schon erwähnten Assignaten der „Banque Royale“ von John Law finden wir ebenso ein Zahlungsversprechen wie bei preußischen Tresorscheinen von 1806, hier wird kurz und knapp beschrieben: „Tresor- Schein von Fünf Thaler in Courant – nach dem Münzfuß von 1764“, dann noch knapper „Geltend in allen Zahlungen für voll“. Doch
Eine „klassische Banknote“ wird vorgestellt Grau ist bekanntlich alle Theorie, daher wollen wir eine „klassische Banknote“ im Bild vorstellen. Es handelt sich um eine Reichsbanknote über 1000 Mark aus dem Jahr 1924, die im „Rosenberg“, dem Standardwerk zum deutschen Papiergeld, katalogisiert ist. An dieser Stelle gleich ein Literaturtip. Wer sich dem Gebiet „Deutsche Banknoten ab 1871“ widmen möchte, wird ohne die „Bibel des Sammlers deutscher Banknoten“ nicht auskommen.
LITERATUR Holger Rosenberg (Bearbeiter: Hans L. Grabowski): „Die deutschen Banknoten ab 1871“ H. Gietl Verlag, 14. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, 432 Seiten, viele Farbabbildungen, Preis: 19,90 Euro , ISBN 3-924861-73-0
Wir finden auf dieser typischen Banknote des frühen 20. Jahrhunderts vieles, was auch andere Banknoten – nicht nur
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Nicht nur aus Prestigegründen, sondern vor allem zum Schutz gegen Fälscher, wurden die Banknoten mit schwer nachzuahmenden Schmuckelementen und bildlichen Darstellungen auf Vorder- und Rückseite versehen. Hier finden wir das Porträt des Patriziers Wedigh nach einem Gemälde von Hans Holbein. Die Note weist ein gedrucktes wie auch ein geprägtes Siegel auf. Besonders bei den Scheinen mit höheren Nennwerten wurde ein sogenanntes Trockensiegel (auch Trocken- oder Prägestempel) aufgebracht.
aus Deutschland – aufweisen, so die Wertbezeichnung (auch Nominal- oder Nennwert genannt), die Geldscheinart (hier „Reichsbanknote“), eine bildliche Darstellung und den Schaurand (in der Regel unbedruckt zur Durchsicht für die Plazierung von Wasserzeichen), dazu Siegel, einen Unterdruckbuchstaben, die Unterschriften (hier des Reichsbankdirektoriums) sowie den Ausgabeort, das Ausgabedatum und den Emittenten (die Ausgabestelle, hier die Reichsbank). Außerdem ist eine Kontrollnummer mit Serienbuchstaben aufgedruckt.
Bildliche Darstellung
Wertbezeichnung Geldscheinart
Siegel
Ausgabeort, Ausgabedatum und Emittent
Unterschriften
Trockensiegel
Serienbuchstabe und Kontrollnummer
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Banknoten – damals und heute
Unterdruckbuchstabe
Schaurand
den Druck eine schnelle und deutliche Erkennbarkeit ermöglicht. Oftmals hat man bei ausländischen Banknoten auch nur ein rundes oder ovales Durchsichtsfenster zur besseren Erkennbarkeit eines partiellen Wasserzeichens unbedruckt gelassen und auf einen Schaurand verzichtet, der für deutsche Banknoten typisch war. Wasserzeichen sind schwer nachzumachen, weil sie bereits bei der Papierherstellung eingearbeitet und nicht nachträglich aufgebracht werden können. Gerade während der Inflation von 1923 wurde an Papier bedruckt, was verfügbar war. Es gibt hier also viele Banknoten mit verschiedenen Wasserzeichen. Diese sog. Wasserzeichen-Varianten werden heute gern gesammelt, ebenso wie Varianten einer Note mit verschiedenartigen Kontrollnummern und unterschiedlichen Serienbuchstaben zusammengetragen werden.
Eine „Wissenschaft für sich“ sind die Serienbuchstaben und Kontrollnummern. Auf die Idee, Geldscheine nicht nur fortlaufend, sondern mittels einem geheimen Code zu numerieren, kam man schon frühzeitig. Gefälschte Geldscheine, die mit nicht existenten Serienbuchstaben und Kontrollnummern produziert wurden, konnten so schnell von der Emissionsbank entdeckt werden. Die abgebildete Reichsbanknote gibt es, ausgehend von ihrem hohen Nominal, allerdings nur mit dem Serienbuchstaben „A“. Zusätzlich hatte man schon während des Kaiserreichs auch Unterdruckbuchstaben verwendet (in unserem Falle ein „R“). Nicht sofort sichtbar ist ein weiteres Sicherheitsmerkmal, das bei Banknoten bis heute verwendet wird: das Wasserzeichen. Darunter versteht man eine Darstellung in Wort oder Bild, die in das Papier eingearbeitet ist. Das Wasserzeichen wird sichtbar, wenn man den Schein gegen das Licht hält. Bereits die ersten europäischen Banknoten aus Schweden hatten ein Schriftwasserzeichen. In Deutschland wurden Wasserzeichen erstmals bei den sächsischen Kassenbillets von 1772 verwendet. Wasserzeichen können partiell oder über den gesamten Geldschein verteilt sein. Besonders geeignet für partielle Wasserzeichen (oft die Wiederholung des Kopfbildnisses der Note) ist der weiße Schaurand, der durch den fehlen-
HINWEIS Weitere Ausführungen zu diesem Thema finden Sie im Kapitel „Spezialsammlung“
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Bei den Geldscheinen sieht es nicht anders aus. Man kann nicht alles haben, was es gibt. Ein von Albert Pick herausgegebener Katalog „World Paper Money“ des Jahres 1975 enthielt die Weltbanknoten aus 249 Ländern von ca. 1900 bis zum Jahre 1974 und war schon, salopp ausgedrückt, ein „dicker Wälzer“. Heute gibt es vergleichbare Katalogwerke in mehreren Bänden, jeder für sich im Umfang mit dem Telefonbuch einer Großstadt vergleichbar. Ständig ergänzt werden müssen diese zu den modernen Weltbanknoten ab 1961. Allein die Wende in Osteuropa brachte revolutionäre Veränderungen im Geldwesen mit sich, es entstanden viele neue Staaten mit eigenem Geld. Länder die, wie die baltischen Republiken, unfreiwillig zu Sowjetrepubliken geworden waren, gaben nach Erlangung ihrer Freiheit wieder eigene Münzen und Scheine aus. In den letzten 50 Jahren hat sich aber auch bezüglich der Sicherheitsanforderungen bei Geldscheinen viel getan. Viele Staaten rüsten ihre Banknoten ständig neu auf, was ebenfalls zur „Neuheitenflut“ beiträgt. Mit den Geldscheinen, von denen wir hier sprechen, sind übrigens „nur“ die staatlichen Ausgaben gemeint. Doch es gibt auch eine Vielzahl von halbstaatlichen, regionalen und privaten Ausgaben sowie Notgeld aller Art. Und das natürlich nicht nur von Deutschland, sondern von
Bei der „Grundsteinlegung“ für eine Papiergeldsammlung spielt oft der Zufall eine Rolle. Bei einer Wohnungsauflösung findet man unter alten Fotos, Postkarten und Dokumenten einige alte Reichsbanknoten oder vielleicht sogar einen Schuhkarton mit Papiergeld aus der Inflation. Oder aber man erbt ein dickes Album, prall gefüllt mit hübschen Notgeldscheinen. Restbestände von Urlaubsreisen können den Grundstock für eine Sammlung moderner Weltbanknoten bilden. Aber auch nicht wenige Briefmarken- und Münzsammler entschließen sich zum Papiergeldsammeln und widmen sich der „Notaphilie“, wie man dieses Hobby seit geraumer Zeit bezeichnet.
Spezialisierung tut not Ein alter Münzhändler in Berlin sagte seinen Kunden stets „Sammeln kann man alles...“, doch dann erläuterte er überzeugend, daß eine gewisse Spezialisierung unumgänglich ist, wenn man sich nicht „verzetteln“ will. Das ist leichter gesagt als getan. Auch mit praktisch unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten würde z. B. ein Menschenleben nicht ausreichen, um eine Münzen-Generalsammlung zusammenzutragen. Selbst eine Münzsammlung für das 20. Jahrhundert ist nicht komplett zu bekommen.
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Die Geldscheinsammlung
GELDSCHEINSAMMELN Die Geldscheinsammlung
„mühsamer Kleinarbeit“ die Papiergeldausgaben verschiedener Länder und Notgeldepochen. Zugleich arbeiteten diese Spezialisten eng mit der „Sammlerschar“ zusammen und freuten sich mit ihr über jede neu entdeckte Ausgabe und Variante. Heute gibt es immer noch den einen oder anderen Notgeldschein, der in Katalogen fehlt. Wer in einen alten „Rosenberg“ sieht, wird feststellen, daß es bis zur aktuellen Auflage immer wieder Ergänzungen gab. Vorteilhaft für heutige Sammler ist, daß sie anhand der guten Dokumentation in den Katalogen wissen, wonach sie suchen müssen. Was hier zu deutschen Banknoten gesagt wurde, trifft natürlich auch für andere Länder zu. Es gibt sogar für sehr abgelegene und rare Sammelgebiete wie Spitzbergen oder das Kriegsgefangenenlagergeld des Ersten Weltkriegs ebenso Kataloge wie für britisches Militärgeld oder jüdisches Papiergeld in Rußland. Noch ein guter Rat: Wer schon einen kleinen Grundstock an Geldscheinen zusammengetragen hat, sollte sich mit einer Spezialisierung Zeit lassen. Gut Ding braucht Weile, auch dieses Sprichwort hat seine Berechtigung bei der Wahl eines eigenen, speziellen Sammelgebiets. Sammler sind Individualisten und jede Sammlung sieht anders aus. Persönliche Neigungen, Interessen, Heimatverbundenheit, Sprachkenntnisse, all dies kann bei der Wahl eines Sammelgebiets helfen. Vielleicht gelingt es, in den nachfolgenden Ausführungen einige Anregungen zu geben.
vielen Ländern der Welt. Das soll einen Sammler, der sich für Papiergeld entschieden hat, natürlich nicht abhalten, den Aufbau seiner eigenen Sammlung in Angriff zu nehmen. Vorteilhaft ist es, daß viele Sammelgebiete zum Papiergeld heute fast lückenlos erforscht sind. Es gibt hervorragende Kataloge, auch hier natürlich: nicht nur in Deutschland. Viele Kataloge enthalten auch Preise und es gibt einen entsprechenden Sammlermarkt für diese Ware, sowohl national aus auch international. So werden z. B. deutsche Geldscheine auch sehr gern in den USA gesammelt und in Deutschland sammelt man praktisch Banknoten aus allen Teilen der Welt. Die Erfahrung zeigt, daß besonders die Sammelgebiete bevorzugt werden, für die aktuelle und übersichtliche Kataloge mit Bewertungen vorliegen. So hat z. B. das Sammeln der sog. Serienscheine deutscher Städte und Gemeinden einen enormen Aufschwung erfahren, nachdem ein komplett farbig bebilderter Katalog auf den Markt kam, der mit seiner Einfachheit und Übersichtlichkeit viele zum Sammeln anregte. Hinzu kommt, daß sich in den letzten Jahren das Angebot an Katalogliteratur ständig erweitert hat. Noch vor einigen Jahrzehnten sah das ganz anders aus. Viele Sammler „bastelten“ sich selbst einen Katalog anhand der Scheine, die sie zusammentrugen. Andere Sammler bedienten sich zur Orientierung Händlerpreislisten, die mehr oder minder vollständig waren. Bedeutende Fachleute wie Dr. Arnold Keller und Albert Pick katalogisierten in
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Note der Nationalbank von Kambodscha über 500 Riels von 1975
Der Aufbau einer Weltbanknotensammlung, die alle ausgegebenen staatlichen Scheine bis heute enthält, ist schlicht unmöglich. Das Zusammentragen möglichst vieler Scheine aus verschiedenen Ländern kann aber ein erster, entscheidender Schritt sein. Man kann beispielsweise von jedem Land einen Geldschein sammeln. Doch damit hat man auch schon eine ganze Menge zu tun, denn es gibt Länder, die existieren heute nicht mehr, andere entstehen neu und selbst hier muß man eine Spezialisierung überdenken. Wenn man bei den Weltbanknoten „alles nimmt, was kommt“, dann ist das nicht unbedingt verkehrt, vorausgesetzt man hat die finanziellen Möglichkeiten dazu. Denn Geldscheine werden heute überall in der Welt gesammelt und gute und rare Stücke haben ihren Preis. Aber keine Angst, es gibt genügend preiswerte Ware aus allen Teilen der Welt. Aus einer solchen Welt-Übersichtssammlung heraus kann man sich dann für einzelne Länder entscheiden und für diese mehr Investitionen tätigen als für andere, später vielleicht sogar die Scheine des einen oder anderen Landes eintauschen gegen solche eines bevorzugten Landes.
Der Aufbau einer Geldscheinsammlung ohne finanzielle Aufwendungen ist nicht möglich. Briefmarkensammler, die wenig Geld investieren, aber viel Freude am Sammeln haben, sind hier im Vorteil: Sie bitten Freunde und Verwandte, die abgestempelten Marken von Briefen aufzubewahren. „Geldgeschenke“ in Form ungültiger oder kursfähiger Scheine dürften hingegen die große Ausnahme sein. Die Farbenpracht und kulturelle Vielfalt der Welt, die sich in der Gestaltung der Geldscheine zeigt, fasziniert immer mehr Sammler. Für den Interessierten bieten sich viele Einstiegsmöglichkeiten. Gern gesammelt werden die modernen Weltbanknoten (ab 1961) einzelner Länder, ganzer Kontinente oder gar nach Motiven (z. B. Banknoten aus aller Welt mit Tieren, mit Schiffen usw.). Da viele Währungen inflationär sind, kann man oft sehr preiswert (bereits unter 1 Euro) Weltbanknoten kaufen. Besonders günstig und reichhaltig sind die Angebote aus der sog. Dritten Welt sowie aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Da die eigenständige Papiergeldgeschichte von solchen Staaten wie Kasachstan oder Armenien meist erst mit der Unabhängig-
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Die Geldscheinsammlung
Weltbanknoten
Brasilien, 1 Cruzeiro der Serie 1954 – 1958
Kambodscha, 100 Riels der Serie 1957 – 1975
Sri Lanka, 20 Rupien vom 26.3.1979
China, 50 Yuan von 1990
Eritrea, 1 Nakfa vom 24.5.1997
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Griechenland, 1000 Drachmen vom 1.11.1970
Israel, 1 Lira von 1958
Libanon, 100 Livres von 1988
Weltbanknoten
Ägypten, 10 Pfund vom 24.6.1978
Indonesien, 1000 Rupiah von 1992
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Note der Nationalbank Jugoslawiens über 5 Milliarden Dinar aus dem Jahre 1993
keit Anfang der 1990er Jahre begann, kann man hier auch sehr schnell und mit geringem finanziellen Aufwand ganze Länder nach dem Vollständigkeitsprinzip sammeln. Viele Sammler versuchen aber im Laufe der Zeit neben den modernen Geldscheinen auch die historischen Ausgaben für ihre bevorzugten Ländersammlungen zusammenzutragen. Das Angebot an historischen Weltbanknoten auf Börsen und Auktionen ist recht umfangreich, und internationale Tauschkontakte und Angebote werden Dank Internet immer häufiger. Wer sich für Weltbanknoten entscheidet, sollte sich aber dennoch möglichst frühzeitig auf ein begrenztes Sammelgebiet festlegen, da sicher wirklich niemand alle Banknoten der ganzen Welt sammeln kann. Oftmals kann ein Urlaubsaufenthalt in einem exotischen Land den Anstoß für die eigene Weltbanknotensammlung geben. Dank der Standardkataloge „World Paper Money“ nach Albert Pick, die weltweit von Sammlern genutzt werden, sind beste Voraussetzungen für den eigenen Sammelstart gegeben.
Übersichtssammlung Nicht unbedingt viel Geld und teueres Material braucht man, um eine Sammlung aufzubauen, die unter dem Aspekt der Währungs- und Geldgeschichte zusammengetragen wird. Sie kann sich auf ein Land oder Gebiet beschränken, aber auch die gesamte Papiergeldgeschichte umfassen. Entscheidend sind bestimmte Geldscheintypen und das Leitmotiv, unter dem die Sammlung angelegt wird. Bei der deutschen Inflationszeit muß es nicht ein seltener 100Billionen-Schein der Reichsbank sein, der diese Zeit repräsentiert, eine Millionen- oder Milliarden-Note tut es auch. Die schon erwähnten französischen Assignate sind nicht alle verbrannt worden, verschiedene davon kann man durchaus auch noch heute zu moderaten Preisen als Beleg für das 18. Jahrhundert und den Anfang des Papiergelds in Europa erwerben. Währungsgeschichtlich ist interessant, Belegstücke aus verschiedenen Epochen zu sammeln. Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder. So könnte man von jedem Land,
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sich der Sammler nicht strikt an das Abhaken von Katalognummern halten muß, sondern selbst bestimmen kann, welche Geldscheine für ihn wichtig sind und auf welche er für seine Sammlung verzichten kann. So kann man auch mit wenig finanziellem Aufwand, indem man auf die Beschaffung von seltenen Stücken verzichtet, eine schöne und repräsentative Übersichtssammlung aufbauen. Der große Nachteil besteht aber darin, daß man mit einer Übersichtssammlung niemals die Währungsgeschichte eines Landes oder einer Region vollständig dokumentieren kann. Dem Sammler liegt es aber praktisch „im Blut“, nach Vollständigkeit zu streben, weshalb die allermeisten sich letztendlich eher für eine Regional- oder Ländersammlung entscheiden.
das entweder „Pfund“ oder „Rupie“, aber auch „Dollar“ oder „Taler“ als Währungseinheit hatte oder hat, Scheine zusammentragen. Eine Übersichtssammlung kann auch verschiedenste Notentypen beinhalten, so also Banknoten, Staatsnoten, aber auch Not- und Ersatzgeldscheine, Lagergeld und mehr. Es gibt übrigens auch Sammler, die möchten immer nur eine Nominalstufe von jedem Land haben, also z. B. eine Mark, ein Pfund oder einen Rubel. Bei einigen Ländern stößt man hier jedoch an Grenzen, denn einen 1-Euro-Schein gibt es (noch) nicht. Zum Thema Geldentwertung kann man verschiedene Belege zusammentragen. Hier bieten sich nicht nur die Scheine der deutschen Inflation an. In der Türkei ist man unterdessen beim 20-Millionen-Lira-Schein angelangt, viele frühere Lira-Nominale kann man heute für wenig Geld bekommen. Gleiches gilt auch für andere Länder, denken wir nur an die bereits erwähnte Hyperinflation in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg, an die vielen Nullen auf Geldscheinen von Polen bis 1994 und von Belorußland bis heute oder auch an die Inflation während des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien. Sinn einer Übersichtssammlung ist es, wie der Name schon sagt, letztendlich einen Überblick über ein bestimmtes, selbst gewähltes Thema zu bieten und mit beispielhaft ausgewählten notaphilen Belegen Teile nationaler oder internationaler Währungsgeschichte zu dokumentieren. Der große Vorteil einer Übersichtssammlung besteht darin, daß
Frühe Geldscheine sind oft einfach ausgeführt und enthalten vorrangig Text und nur wenige Schmuckelemente. Die meisten Scheine sind jedoch – schon aus Sicherheits- und Prestigegründen – sehr aufwendig gestaltet. Nicht selten stammen die Entwürfe von bedeutenden Künstlern. Es gibt fast kein Motiv, das man nicht auf Banknoten finden kann. Nachteilig ist hier, daß bei vielen Katalogen immer nur die Vorderseite, nicht aber die oft noch interessanter gestaltete Rückseite abgebildet ist. Bei der Auswahl von Motiven kann man der Fantasie wirklich freien Lauf lassen. Viele beliebte Gebiete sind so weit ge-
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Die Geldscheinsammlung
Motivsammlung
Geldscheinen abgebildet wurden und werden, kann man aus der Fülle des Angebots eine oder mehrere Untergruppen auswählen, so bei den Künstlern z. B. Musiker, Maler oder Schriftsteller. Oft sind ganz anonyme Menschen, wie Arbeiter, Schmiede oder auch schöne Frauen auf Banknoten zu finden. Besonders bei den sozialistischen Staaten stand oft der „arbeitende Mensch“ Pate bei der Wahl des Notenmotivs. Seit jeher sind auch bedeutende Bauwerke und Stadtansichten beliebte Geldscheinmotive. Auch Landschaften, Schiffe, Früchte, Tiere, Pflanzen und vieles mehr sind immer wieder auf Banknoten anzutreffen. Ein Blick in einen Weltbanknotenkatalog gibt vielseitige Anregungen. Belassen wir es bei dieser kleinen Aufzählung möglicher Themen. Bei Briefmarkenfreunden sind Motivsammlungen schon lange bekannt und beliebt. Motivsammler von Banknoten sind aber eher die Ausnahme. Dennoch bietet sich hier, gerade für Anfänger, ein reizvolles Feld der Betätigung. Auch wenn mittels einer Motivsammlung
fächert, daß auch hier wieder eine Spezialisierung Not tut. Auf vielen Banknoten, früher wie heute, finden wir Persönlichkeiten, meist als Porträt. Das hat seinen guten Grund, denn diese zu fälschen war stets schwieriger als selbst komplizierte Ornamente nachzuzeichnen. Zugleich möchten viele Länder ihren bedeutendsten Männern und Frauen auf den Geldscheinen ein Denkmal setzen, manchmal aber auch Diktatoren sich selbst. Neben gekrönten Häuptern, bedeutenden wie unbedeutenden, finden wir Künstler, Wissenschaftler, Architekten, Militärs und Politiker abgebildet. Bedenkt man z. B., daß die britische Königin Elisabeth II. die meistabgebildete Person auf Geldscheinen überhaupt ist, so hat man schon einige Mühe, alle Banknoten mit einem Bildnis der „Queen“ zusammenzutragen, die es weltweit gab und gibt. Auch Bildausschnitte aus alten Gemälden sind ein beliebtes Banknotenmotiv, denken wir nur an verschiedene DMScheine und Reichsbanknoten. Bei allen Gruppen von Persönlichkeiten, die auf
Unten: Banknote von 1997 über 2 Dollars von den Bermudas mit dem Porträt von Königin Elisabeth II.
Oben: Sehr schön sind z. B. die Noten Surinams mit verschiedenen tropischen Vögeln, hier ein Ara auf einer Note über 5000 Gulden aus dem Jahr 2000
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Die Geldscheinsammlung
den“ kann man sicher nicht die Padurch die verschiepiergeldgeschichte eines Landes lückendensten Geldscheinlos dokumentiert ausgaben eines werden kann, so Landes oder vieler kann doch bezogen Staaten, wie z. B. Griechenland, 100 000 Drachmen von 1944 auf die Weltbank- mit Darstellung von Vorder- und Rückseite Militär- und Benoten Vollständig- einer antiken Münze satzungsausgaben keit angestrebt weroder Geld von den. Die meisten Motivsammler behel- Kriegsgefangenenlagern, von denen es fen sich mit eigenen Sammellisten, in auch auf deutscher Seite eine Vielzahl denen sie alle Banknoten mit dem ge- gab, dokumentieren. Auch das Thema suchten Motiv aufnehmen und die sie Inflation bietet sich hier wieder an. Wir auf Börsen und Tauschveranstaltungen sehen: die Übergänge sind fließend und begleiten. Dogmen gibt es beim Sammeln glückMit der Ausgabe der ersten Polymer- licherweise nicht. Natürlich kann man Banknoten – man kann hier eigentlich Geldscheine auch nach künstlerischen also schon nicht mehr von Papiergeld Aspekten sammeln. Verschiedene Kunstsprechen – haben sich natürlich auch für epochen, wie z. B. der Jugend- oder dieses moderne und ständig wachsen- Bauhausstil, lassen sich auch in der Gede Sammelgebiet viele Liebhaber ge- staltung von Banknoten dokumentiefunden. Mittlerweile werden Bank- ren. Es gibt auch Sammler, die systemanoten aus Polymerkunststoff in vielen tisch Scheine zum Thema Sprachen samLändern genutzt. Rumänien ist das er- meln. Bei vielen Geldscheine sind, aus ste Land der Welt, dessen komplette ganz unterschiedlichen Gründen, die Banknotenserie aus Polymer und nicht Texte nicht nur einsprachig verfaßt. Aus mehr aus Papier besteht. Man sieht al- Ländern aller Kontinente Ausgaben mit so, daß sogar das Material einer Bank- den unterschiedlichsten Sprachen zunote zum Motiv für das Sammeln wer- sammenzutragen kann eine echte Leden kann. bensaufgabe sein. Reizvoll ist auch das Thema „Geld und Münzen“ auf Geldscheinen. Antike Münzen finden wir z. B. auf vielen Thematische Sammlung griechischen Banknoten, aber auch bei Während bei einer Motivsammlung al- anderen Ländern werden oft Münzen lein das Motiv an sich entscheidend ist, zum bildbestimmenden Motiv geliegt der Schwerpunkt bei einer thema- wählt. Bei den griechischen Banknoten tischen Sammlung auf einem enger um- wird so auch gleichzeitig auf die alten rissenen Gebiet. Nehmen wir hier nur kulturellen Wurzeln des Landes hingeein Beispiel: Das Thema „Krieg und Frie- wiesen.
Ländersammlung auch hier unumgänglich, was jedem klar wird, wenn wir uns im Anschluß dem bei uns beliebtesten Sammelgebiet, nämlich Deutsche Banknoten von 1871 bis heute, zuwenden. Aber auch bei anderen Ländern sollte man den Rahmen von vornherein etwas einschränken. Nehmen wir das Beispiel Großbritannien. Hier kann man versuchen, alle Ausgaben der „Bank of England“ zu bekommen. Besonders bei den frühen Scheinen und hohen Nominalen ist das kein einfaches Unterfangen. Es gibt aber noch eine große Zahl von Privatbanken, die das Notenrecht bis in das 20. Jahrhundert hatten. Sehr viele Geldscheine gibt es aus Schottland, wo nicht nur die „Bank of Scotland“, sondern auch andere Banken Papiergeld ausgaben. Nicht wenige eigene Noten existieren für Nordirland und die Inseln Guernsey, Man und Jersey. Schließlich ist zu entscheiden, ob auch die für die britischen Streitkräfte ausgegebenen Scheine mitgesammelt werden. Noch umfangreicher wird es, wenn man sich für chinesische Banknoten interes-
Wie es der Name schon sagt, beinhaltet eine solche Kollektion die Scheine eines bestimmten Landes. Dies kann ein Staat wie Deutschland, Österreich, Ungarn oder Griechenland sein oder auch ein Staatenbund wie das Britische Weltreich, The „Commonwealth of Nations“. Der Begriff „Land“ ist natürlich fließend und man kann darunter auch „nur“ ein Bundesland oder einen geographisch definierten Raum verstehen wie das Rheinland, Bayern oder Schlesien. Viele Münzsammler, die sich einem Land besonders verbunden fühlen, pflegen auch dessen Geldscheine mit zu sammeln. Denn wie wir wissen: Spätestens seit 1914 ist die Geldgeschichte Europas und der Welt die des Papiergelds, in der Münzen nur noch „Kleingeld“ darstellen. Wie weit man eine Ländersammlung ausbaut und evtl. auch Nebengebiete sammelt, ist eine wichtige Frage, die von vielen Faktoren abhängt, nicht zuletzt vom Geldbeutel und dem Zeitfonds, dem man seinem Hobby widmen kann. Bestimmte Begrenzungen sind
China, Note der Bank of Communications Shanghai über 1 Yuan aus dem Jahre 1914
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Spezialsammlung Eine typische Banknote des 20. Jahrhunderts, der Tausender der Reichsbank von 1924, wurde vorgestellt. Dieser Geldschein verkörpert zugleich einen Typ, in der Regel haben diese eine eigene Katalognummer in den einschlägigen Werken. Es gibt diese Note z. B. mit verschiedenen Unterdruckbuchstaben. Nicht alle Banknoten haben solche Unterdruckbuchstaben, aber es gibt verschiedenste Serienbuchstaben und Kontrollnummern bei Geldscheinen. Bei Banknoten der ehemaligen Tschechoslowakei, und nicht nur bei diesen, kann man anhand von Buchstaben und Größe der Zahlen sogar feststellen, ob sie in Prag oder in der UdSSR gedruckt wurden. Es gibt Geldscheine, die ähnlich aussehen, aber z. B. an verschiedenen Orten ausgegeben wurden. Viel komplizierter verhält es sich mit den Ausgabedaten.
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Die Geldscheinsammlung
Diese müssen nämlich keinesfalls mit dem echten Erstausgabetag der Noten übereinstimmen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die DDR-Banknotenserie mit Jahreszahl 1955 wurde tatsächlich erst im Oktober 1957 in den Verkehr gegeben. Bei Großbritannien fehlen die Jahreszahlen meist völlig, hier ist eine zeitliche Zuordnung der Note nur anhand der Unterschriften möglich. Einige Länder nehmen und nahmen es dagegen mit den Daten ganz genau. So gibt es z. B. französische Scheine, bei denen sogar Tagesdaten aufgedruckt sind. Sammlungen, die alle möglichen Varianten zum Gegenstand haben, bezeichnet man als Spezialsammlung. Wie tief man in diese Varianten einsteigen will, muß gut überlegt sein. Beispielsweise die erwähnten französischen Noten nach Tagen zu sammeln, ist ein müßiges Unterfangen. Man sollte auch gut überlegen, ob man wirklich alle Serienbuchstaben und Kontrollnummernvarianten zusammentragen will. Gern werden z. B. „niedrige Nummern“ und niedrige Serienbuchstaben gesammelt. Zu bedenken ist, ob sich evtl. hinter Serienbuchstaben eine währungspolitisch wichtige Information verbirgt. Wenn es sowohl Serie A – Z als auch AA – ZZ gibt, so läßt dies auf eine Neuauflage schließen. Besonders in Inflationszeiten ist dann die einstellige Seriennummer seltener. Gleiches gilt auch für die Nummern, so kann es z. B. Fünfsteller oder Sechssteller geben. Manchmal findet man auch Aufdrucke, wie „2. Auflage“, „4th issue“ und ähnliches.
siert. Es gibt hier nicht nur Ausgaben verschiedenster Notenbanken wie der „Bank of China“, der „Bank of Communications“oder der „Central Bank of China“, sondern auch Geldscheinausgaben vieler Bankfilialen und chinesischer Provinzen. Es ist also gut zu überlegen, wo man die Grenzen zieht. Diese Fragen tangieren das Problem, in welcher Breite man die Sammlung auszubauen wünscht. Zugleich gibt es aber auch die Möglichkeit, eine Sammlung in die Tiefe auszubauen. Diese Richtung führt uns zur „Spezialsammlung“.
Serienscheine der Stadt Suhl über 50 Pfennig aus dem Jahre 1922
Nicht zu vergessen ist, daß gleiche Grundtypen, insbesondere in Inflationszeiten, auch auf unterschiedlichem Wasserzeichenpapier gedruckt wurden und es auch bei der Ausführung der Kontrollnummern deutliche Unterschiede in Farbe und Form geben kann. Sammeln kann man, wie schon gesagt, alles – und was man will. Wer Freude am Zusammentragen von Buchstabenund Zahlenvarianten hat, sollte es tun. Ein anderer Sammler entscheidet sich, nur die Grundtypen zu sammeln und wird damit glücklich. Wer sich hingegen eine Spezialsammlung für deutsches Papiergeld aufbauen möchte, dem kann ein entsprechender „Spezialkatalog“ empfohlen werden, der eine Vielzahl von Varianten und auch die altdeutschen Geldscheine aufführt.
man als engere oder weitere Heimat ansieht, ist durchaus sinnvoll, doch je kleiner das Gebiet ist, um so schneller wird man an Grenzen stoßen. Was man auch immer als Heimat bezeichnen mag: dies kann eine Stadt, ein Landkreis, ein Regierungsbezirk, eine ehemalige preußische Provinz oder ein Bundesland sein, die Grenzen sind auch hier fließend, und man hat zu entscheiden, ob man „nur“ örtliche Notgeldausgaben zusammenträgt oder auch überregional gültige Ausgaben mit aufnimmt. Überall bei uns und im Ausland gibt es Heimatmuseen, die mit viel Liebe auch die Geldgeschichte ihrer Region zusammengetragen haben. Dies hübsch kombiniert mit anderen Zeitdokumenten wie Sparbüchern, Lebensmittelkarten, alten Dokumenten und anderen Dingen ist heimatverbundenen Menschen immer eine Freude. Oft werden auch Ansichtskarten vom Ort, Plakate, Aufrufe oder Personaldokumente, aber auch Abzeichen und lokale Briefmarkenausgaben mit gesammelt. In Deutschland haben besonders die sog. Serienscheine, auf die noch später näher eingegangen werden soll, einen wesentlichen Anteil an den Heimatsammlungen eingenommen, da sie meist sehr dekorativ sind und zugleich oftmals interessante Geschichte und
LITERATUR Albert Pick / Jens-Uwe Rixen: „Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland“ H. Gietl Verlag, 3. Auflage 1998, Format 21 x 28 cm, 540 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 39,– Euro , ISBN 3-924861-27-7
Heimatsammlung Die Begrenzung einer Geldscheinsammlung auf ein bestimmtes Gebiet, das
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gesamten DeutGeschichten aus schen Reich aufallen Regionen führen, unentbehrDeutschlands wilich für jeden Notderspiegeln. Dargeldsammler, auch über hinaus darf wenn er sich „nur“ in einer Heimat500 Mark der Stadt Königsberg i. Pr., 1922 für die Ausgaben sammlung aber auch das regionale Notgeld nicht feh- einer bestimmten Region interessiert. len, welches während der Inflation von Da es speziell bei Notgeld immer noch vielen Städten und Gemeinden, aber viel zu entdecken gibt, sind Heimatauch von Privatfirmen, ausgegeben sammler oft auch Spezialsammler, die alle Varianten von Notgeldscheinen aus wurde. Viele Notgeldsammler legen sich von ihrer Stadt oder Region zusammentravornherein auf die Geldscheine eines gen. Zur Sammellust gesellt sich dann Landes oder einer ehemaligen Provinz mitunter auch Forscherdrang, und nicht fest. Hierbei spielt sowohl der Heimat- selten werden Sammler so auch zu Aubezug eine wichtige Rolle als auch der toren neuer Kataloge über das Notgeld Umfang und das Erscheinungsbild von eines Landes oder ihrer Stadt. Notgeldscheinen sowie das Vorhanden- Bei uns wird, und das ist wohl überall in sein entsprechender Katalogliteratur. der Welt so, das eigene Land am meiSo kommt es, daß manche deutsche Re- sten gesammelt. Dies trifft auf Münzen gionen wie Sachsen, Thüringen und und Briefmarken ebenso zu wie auf Bayern besonders viel gesammelt wer- Geldscheine. den, während andere Gebiete teilweise Die meisten Sammler beschäftigen sich mit den deutschen Banknoten ab 1871. noch ein wenig vernachlässigt sind. Die Scheine der deutschen Ostgebiete, Dieses Sammelgebiet umfaßt nicht nur von Schlesien über Pommern bis Ost- mit dem deutschen Staatspapiergeld preußen, werden heute sogar sehr stark von der Reichsgründung bis zur Einvon polnischen Sammlern gesucht, die führung des Euro den wichtigsten Teil damit ihre „Heimatsammlungen“ auf- der deutschen Papiergeldgeschichte, bauen, auch wenn ihre jetzige Heimat sondern ist auch hervorragend dokuzum Zeitpunkt der Geldscheinausgaben mentiert. Wie umfangreich dieses Sammelgebiet mit seinen Nebengebieten, die Heimat von Deutschen war. Leider gibt es noch nicht zu allen Regio- wie Kolonien und Besatzungsausgaben, nen Deutschlands aktuelle Katalogwer- dabei ist, wird in den folgenden Erläuke, was dem Heimatsammler das Leben terungen zu den verschiedenen Teilgenicht leichter macht. So sind die Katalo- bieten klar. ge zum deutschen Notgeld, die sich Doch die deutsche Papiergeldgeschichganzen Notgeldepochen widmen und te beginnt, wie wir bereits wissen, nicht jeweils hierzu die Ausgaben aus dem erst mit der Reichsgründung von 1871.
GELDSCHEINSAMMELN Die Deutschland-Sammlung Geldscheine der altdeutschen Staaten
herrschte. Neben den staatlichen Papiergeldausgaben der Länder, durfte auch eine ganze Reihe privater Notenbanken eigene Geldscheine ausgeben. Einheitliches deutsches Staatspapiergeld gab es zu dieser Zeit noch nicht. Mit der Reichsgründung von 1871 machte sich die Schaffung einer einheitlichen deutschen Währung, der „Mark“, notwendig. Auch nach 1871 kursierten aber immer noch die Geldscheine der einzelnen Staaten. Die ehemalige Preußische Bank wurde zur Reichsbank und bald schon wurden die ersten Reichsbanknoten in Umlauf gesetzt. Die altdeutschen Geldscheine sind ein faszinierendes und historisch interessantes Sammelgebiet. Da diese Scheine heute jedoch fast durchweg äußerst selten sind, ist es nicht ganz leicht, eine gute Sammlung aufzubauen. Auf einschlägigen Auktionen werden zwar immer wieder vereinzelt Stücke angeboten, diese sind jedoch nicht billig. Auf der anderen Seite ist es selbst mit
Die meisten Geldscheine vor 1871 sind heute so selten, daß man als Sammler nur mal das eine oder andere Stück bekommen kann. Albert Pick schreibt hierzu lapidar: „Die Seltenheit der meisten Geldscheine der altdeutschen Staaten läßt den systematischen Aufbau einer Sammlung solcher Scheine nicht zu.“ Das ist völlig richtig, dennoch kein Grund, gleich aufzugeben. Als „altdeutsche Geldscheine“ werden allgemein alle Banknoten der sog. altdeutschen Staaten von den Anfängen des deutschen Papiergelds bis nach der Reichsgründung von 1871 (bis etwa 1880) bezeichnet. So gaben nicht nur die großen Länder wie Preußen oder Bayern eigenes Papiergeld aus, sondern fast jeder eigenständige deutsche Kleinstaat. Im Norden lauteten die Banknoten auf Taler, während im Süden Deutschlands die Gulden-Währung vor-
Königlich Sächsisches Cassen-Billet über 10 Thaler aus dem Jahre 1855
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Muster zu einer Banknote der Rostocker Bank über 100 Mark von 1874
Ein Blick in das erste Kapitel des Rosenberg-Katalogs sollte einen Anfänger nicht gleich entmutigen. Er findet dort auf den ersten Seiten Geldscheine abgebildet, die er wahrscheinlich in seinem Leben nie zu Gesicht, geschweige denn in die Hand bekommen wird. Einige dieser Scheine sind selbst in schlechtester Erhaltung mit vier- und fünfstelligen Euro-Preisen bewertet, bei anderen steht gar „LP“, was „Liebhaberpreis“ bedeutet. An dieser Stelle gleich einige Bemerkungen zu Preisen bei diesem Sammelgebiet. Es gibt viele Münzausgaben aus der Kaiserzeit, die heute sehr teuer sind, die aber dennoch immer wieder mal auf Auktionen angeboten werden. Verschiedene Reichsbanknoten sind hingegen seltener als die seltensten Reichsmünzen, einige werden gar nie angeboten. Der Grund dafür ist einfach: Papier ist nicht nur geduldig, sondern
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Die Deutschland-Sammlung
Deutsche Banknoten von 1871 bis 1914
großem Geldbeutel kaum möglich, alle gesuchten Stücke zu erhalten, da diese heute meist in festen Händen sind und gar nicht mehr angeboten werden. Der Altmeister der deutschen Notaphilie Dr. Arnold Keller, dem die Bewahrung dieser wichtigen Zeugen der deutschen Geldgeschichte sehr am Herzen lag, konnte in seinem 60jährigen Sammlerleben ganze 262 dieser seltenen Scheine zusammentragen. Das klingt wenig, ist aber in heutiger Zeit kaum noch zu erreichen. Der Wert der meisten altdeutschen Geldscheine beginnt heute mindestens bei einigen hundert Euro, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Nach den deutlichen Worten von Albert Pick dürfte jedem Anfänger klar sein, daß man eine „komplette Papiergeldsammlung“ Deutschlands schon allein ausgehend von der Seltenheit vieler altdeutscher Geldscheine nicht aufbauen kann, selbst wenn Geld und Zeit im Überfluß vorhanden wären.
Unten: Seltener Reichskassenschein über 50 Mark vom 11. Juli 1874
Oben: Sog. „Brauner Tausender“, Reichsbanknote vom 21. April 1910 mit roten Siegeln
Diesen gibt es noch bis heute in großen Mengen. Nach Kriegsende präsentierten die Siegermächte der Entente diese Tausender mit roten Siegeln, aber auch andere Reichsbanknoten, der Reichsbank zur Einlösung. Die Nachkriegsausgaben wurden dann, um den Forderungen der Siegermächte des Ersten Weltkriegs nach Einlösung zu entgehen, mit grünen Siegeln und altem Ausgabedatum von 1910 weiter gedruckt. Was das Sammeln dieser Scheine angeht, so macht es durchaus Sinn, beide „Varianten“ zu sammeln, doch eigentlich sind dies sogar eigene Notentypen. Sie werden deshalb auch mit unterschiedlichen Katalognummern aufgeführt. Bleiben wir gleich bei diesen Scheinen und den Untertypen oder Varianten. Die Unmenge von Ausgaben dieser Scheine erforderten verschiedene Unterdruckbuchstaben. Zugleich gibt es diese Noten mit 6- oder 7stelligen Kontrollnummern. Die drastisch angestiegene Notenmenge machte die Erweiterung der Nummernkreise erforderlich. Die „Braunen Tausender“ wurden übrigens lange
auch empfindlich. Zugleich repräsentierten die ersten Reichsbanknoten teilweise ein heute unvorstellbares Vermögen. Um 1874 verdienten selbst beste Arbeiter kaum 50, geschweige denn 100 Mark im Monat. Die Reichsbanknoten, die es ja anfangs nur über 100 und 1000 Mark Nennwert gab, liefen deshalb meist nur zwischen Banken, reichen Kaufleuten und Firmen um. Viele Noten dieser Zeit, egal ob Reichsbanknoten oder Reichskassenscheine, waren zu wertvoll, um einfach „vergessen“ zu werden. Sie wurden nahezu 100%ig eingelöst. Preiswert und sogar billig sind nur die Reichsbanknoten und Reichskassenscheine ab 1904 in schlechterer Erhaltung, auch das hat einen einfachen Grund. Viele dieser Scheine liefen bis in die Inflationszeit hinein um und wurden erst wertlos, als die Mark immer mehr an Wert verlor. Verschiedene Reichsbanknoten wurden mit gleichem Datum über Jahre weiter gedruckt. So beispielsweise der „Braune Tausender“ vom 21. April 1910.
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Geldscheine aus der Zeit des Ersten Weltkriegs 1914 – 1918 Während des Kriegs gab die Reichsschuldenverwaltung sog. Darlehnskassenscheine aus, darunter auch kleine Werte zu 1 und 2 Mark, die das fehlende Metallgeld ersetzen sollten. Über die
Reichsbanknote über 50 Mark vom 20. Oktober 1918, sog. „Trauerschein“
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Die Deutschland-Sammlung
Darlehnskassenscheine wurde schon ausführlich berichtet. Daneben kam es auch zu einigen Ausgaben von Reichsbanknoten. Einige der Scheine kamen erst nach Kriegsende und Zusammenbruch des Kaiserreichs in den Umlauf. Aber schon zu Beginn der Hochinflation waren sie praktisch wertlos. Bemerkenswert sind zwei Reichsbanknoten zu 50 Mark aus dieser Zeit. Die Note vom 20. Oktober 1918 zeigte keine Abbildungen, sondern nur Text und war auf der Vorderseite dick schwarz umrahmt, was ihr bald die Spottnamen „Trauerschein“ und „Todesanzeige“ einbrachte. Sie wurde oft gefälscht, deshalb recht schnell wieder aus dem Verkehr gezogen und ist in guter Erhaltung selten. Mit Spott bedacht wurde auch der kurze Zeit später ausgegebene „Bilderrahmen“, so nannte man den 50-Mark-Schein vom 30. November 1918, der vorderseitig ein bilderrahmenähnliches Fenster für die Schrift aufweist. Innen ist ein helles Oval zu
Zeit mit ähnlicher Darstellung gedruckt, erstmals schon 1884. Ähnlich sieht es bei den sog. „Blauen Hundertern“ aus. Während man die ersten Ausgaben kaum bekommt, kann man die letzten schon für ein paar Euro kaufen. Zusammenfassend muß man sagen, daß es sehr schwer ist, auch nur einen Teil, der vor 1900 ausgegebenen Reichsbanknoten und Reichskassenscheine zu bekommen. So beginnen denn auch die meisten Deutschlandsammlungen erst mit dem „Blauen Hunderter“ von 1898, der in gebrauchter Erhaltung noch öfters angeboten wird.
Reichsbanknote über 50 Mark vom 30. November 1918, sog. „Bilderrahmen“ oder „Eierschein“
Die ab 1919 ausgegebenen Geldscheine, gleich ob Darlehnskassenscheine oder Reichsbanknoten werden allesamt zum Inflationsgeld gerechnet, zählen aber nicht zum Notgeld. Von diesem Geld sind bis heute beachtliche Mengen erhalten geblieben. Die fortschreitende Geldentwertung machte die Scheine anfangs langsam, später rasant wertlos. Interessant ist die Frage, warum bis heute noch immer viele, besonders niedrigere Werte in guter Erhaltung anzutreffen sind. Möglich ist, daß viele Menschen kein Geld wegwerfen wollten, auch wenn sie kaum damit rechnen konnten, daß es jemals wieder etwas wert sein könnte. Viele der „Blauen Hunderter“ und „Braunen Tausender“ der Kaiserzeit wurden bewußt aufgehoben, weil es immer wieder juristische Versuche und sogar Parteigründungen gab, dieses wertlos gewordene Geld durch den Staat aufwerten zu lassen, der ja der Gewinner der Inflation war, weil er sich aller Schulden schlagartig entledigt hatte. Es gibt Hortungsposten, die hin und wieder sogar bis heute in alten Lederkoffern oder großen Kartons gefunden
finden, das ebenfalls rückseitig dargestellt ist und an ein Ei erinnert. Schnell hatte dieser Schein denn auch den zweiten Spottnamen „Eierschein“ bekommen. Für Spezialsammler gibt es bei den Scheinen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs einiges zu sammeln. Es existieren Varianten bei den Seriennummern, bei Farben der Siegel und bei Unterdruckbuchstaben. Auch verschiedene Wasserzeichen kommen vor, allein beim „Trauerschein“ gibt es sechs verschiedene Varianten, die in guter Erhaltung schon nicht mehr ganz billig sind. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, gab es bei Ausbruch des Weltkriegs eine Fülle von Notgeldausgaben deutscher Städte und Gemeinden. Doch dieses Thema wird noch ausführlich besprochen, ebenso wie das Notgeld der Inflationszeit.
Inflationsausgaben 1919 – 1923 Zum Thema Inflation wurde einleitend schon einiges ausgeführt.
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heute jedoch noch nicht alle entschlüsselt sind. Dr. Arnold Keller, einer der bedeutendsten Papiergeldexperten, verschickte seinerzeit Fragebögen an Druckereien, doch viele haben nicht geantwortet und einige hatten selbst keine ausreichenden Unterlagen mehr verfügbar. Im Rosenberg-Katalog finden wir ein Verzeichnis der Firmenbuchstaben auf Reichsbanknoten, ebenso wie eine Aufstellung von Einzel- und Doppelbuchstaben, die Druckfirmen von der Reichsdruckerei bzw. der Reichsbank zugeordnet wurden. Dies dürfte gerade für heimatgeschichtlich orientierte Sammler von großem Interesse sein, denn die Druckereien waren über das ganze Reich verstreut und es ist durchaus interessant, die Reichsbanknoten in die Heimatsammlung aufzunehmen, die in der betreffenden Region hergestellt wurden. Wer etwas Geld, Zeit und Geduld hat, wird eine Inflationssammlung nach Typen zusammenbekommen. Alle Schei-
Reichsbanknote über 10 Millionen Mark vom 22. August 1923, typischer Privatdruck mit Firmenzeichen WH (Buchdruckerei des Waisenhauses, Halle a. Saale) und anderem Kontrollnummern-Typ
Reichsbanknote über 1 Million Mark vom 9. August 1923, Druck der Reichsdruckerei mit Serie und typischer Kontrollnummer
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Die Deutschland-Sammlung
werden, zur Freude von Sammlern und Händlern. Denn besonders bei nicht durchsuchten Funden können ja interessante und auch seltene Scheine und Varianten zu finden sein. An Geldscheinvarianten ist die Inflationszeit mehr als reich. Es gibt kaum einen Schein, von dem es nicht viele Varianten aller Art gibt. Wie schon erwähnt, konnte die Reichsdruckerei mit zunehmender Inflation die Geldproduktion nicht mehr allein sicherstellen. In der Hochinflation waren immerhin 133 Privatdruckereien an der Geldproduktion beteiligt gewesen. Zur Koordinierung der Banknotenherstellung wurde von der Reichsbank ein spezielles Sekretariat eingerichtet, das der Druckfirma W. Büxenstein in Berlin unterstand und von dort aus disponierte. Viele der Banknoten sind anhand der Kontrollnummern als Privatausgaben zu erkennen, die sich von denen der Reichsbank deutlich unterschieden. Meist wurden auch Firmenbuchstaben verwendet, von denen bis
Zinskupon der Kriegsanleihe 1918 über 125 Mark mit Buchstaben „q“
ne nach Varianten und noch dazu von allen Druckfirmen zu sammeln, ist sicher heute schon kaum noch möglich. Man bräuchte dafür nicht nur recht viel Geld, sondern auch Glück. Und niemand kann garantieren, daß diese Sammlung dann vollständig wäre. Immer wieder tauchen neue Varianten auf, die nach gründlicher Prüfung dann auch im „Rosenberg“ katalogisiert werden. Gerade zu diesem Problem ein wichtiger Sammlertip:
Großteil des für das Deutsche Reich bis 1945 ausgegebenen Papiergelds in die Inflationszeit einzuordnen.
Besonderheiten von 1918/1919 und 1923/1924 Der Rosenberg-Katalog führt „Vorübergehende Notausgaben 1918/1919“ auf. Darunter sind Zinskupons zu verstehen, die jemand, der sich ein wenig mit Aktien und Staatsanleihen auskennt, sofort als solche identifizieren wird. Kriegsanleihen des Deutschen Reichs wurden in großen Mengen ausgegeben und verloren infolge des verlorenen Krieges und durch die Inflation schnell ihren Wert. Sie bekommt man heute sehr preiswert zu kaufen. Jedoch sind jene Kupons der Ausgabejahre 1915 bis 1918, die am 2. Januar 1919 fällig wurden, seinerzeit zu vorübergehenden Zahlungsmitteln erhoben worden. Sie von anderen, praktisch wertlosen, Kupons zu unterscheiden ist einfach, sie alle weisen den Buchstaben „q“ im Unterdruck auf. Sie sind heute recht selten und teuer. Noch seltener ist das sog. „Wertbeständige Notgeld 1923“. Hierzu zählen Zwischenscheine der Reichsbank auf Schatzanweisungen des Deutschen Reiches. Sie gibt es als Scheine in verschiedenen Dollarstufen, z. B. 2,10 Mark Gold = 1⁄2 US-Dollar.
HINWEIS
Kataloge sind das Grundwerkzeug eines Sammlers. Ohne sie ist der Sammler „blind“ wie ein Wanderer ohne Karte.
Viele Inflationsscheine sind heute noch preiswert zu bekommen, einige sind selten und manche sogar richtig wertvoll. Dies gilt insbesondere für die höheren Werte. Wie wir schon wissen, wurde zum Ende der Inflation das Geld in Relation 1 Billion Mark = 1 Rentenbzw. Reichsmark umgestellt. Der höchste ausgegebene Schein im Wert von 100 Billionen Mark repräsentierte mit 100 Renten- oder Reichsmark einen sehr großen Wert. Diesen Schein ließ niemand so einfach verfallen. Der damals rasant voranschreitenden Inflation geschuldet, ist denn auch der
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Links: Teilstück einer Schatzanweisung von 1923 über 0,42 Mark Gold = 1⁄10 Dollar
Rechts: Note der Deutschen Golddiskontbank über 5 Pfund Sterling vom 20. April 1924
Links: Rentenbankschein über 50 Rentenmark vom 20.03.1925, sog. „Sensenmann“
Weiterhin wurden Teilstücke von Schatzanweisungen und auch ganze Schatzanweisungen ausgegeben. Besonders ganze Schatzanweisungen, die es über 1, 2 und 5 Dollar gab, sind sehr schwer zu bekommen. Wer hier einen „kleinen Schein“ als Beleg in die Sammlung einfügen kann, sollte sich freuen. Von extremer Seltenheit sind die Noten der Deutschen Golddiskontbank 1924, die auf 5 und 10 Pfund Sterling lauten. Sie waren zur Ausgabe vorgesehen, falls mit den Scheinen der Rentenbank keine Währungsstabilisierung erreicht worden wäre. Hierzu kam es jedoch nicht, und die Bestände wurden bis auf wenige Exemplare vernichtet.
Schmucklos und unscheinbar sah das erste stabile Geld aus, das die Deutschen nach Ende der Inflation wieder in den Händen hielten. Doch man hatte endlich wieder wertbeständiges Geld, es gab wieder Münzen, bald sogar aus klingendem Silber, wie in der Vorkriegszeit. Die erste Rentenbankserie umfaßte Scheine von einer bis 1000 Rentenmark. Etwas Farbe und Bilder kamen erst bei späteren Rentenbankscheinen, so beim „Sensenmann“ vom 20. März 1925 ins Spiel.
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Die Deutschland-Sammlung
Ausgaben der Deutschen Rentenbank 1923 – 1937
Reichsbanknote über 5 RM vom 1. August 1942, sog. „Hitlerjunge“
Reichsbanknoten 1924 – 1945 Nach der Inflation kehrten auch die Reichsbanknoten wieder zurück in den Zahlungsverkehr. Die erste komplette Serie wurde Ende 1924 ausgegeben. In den Jahren bis 1945 wurden dann alle Werte schrittweise erneuert. Es gab 10, 20, 50, 100 und 1000-RM-Noten, die recht ähnlich gestaltet sind. Erst 1939 wurde ein neuer 20-Mark-Schein, der eine Österreicherin zeigt und deshalb „Tirolerschein“ genannt wird, emittiert. Diese und die einzige 5-Reichsmark-Note mit einem Jünglingskopf (auch „Hitlerjunge“ genannt) unterscheiden sich auffällig von der bis zur Währungsreform kursierenden Banknotenserie. Es gibt auch keinen großen „Umbruch“ bei der Banknotengestaltung nach 1933. Während die Nazis beispielsweise die Briefmarke schnell als Werbeträger für politische Propaganda verwendeten, ließ man sich viel Zeit bei der Veränderung der Münzen und Geldschei-
In „rauhen Mengen“ gibt es bei diesen Scheinen nur die 1- und 2-Rentenmarkscheine von 1937, die man allerdings erst zu Kriegsbeginn 1939 ausgab, um möglichem Kleingeldmangel durch Einziehen der 50-Pfennig-Stücke aus Reinnickel vorzubeugen. Die Rentenmark-Scheine blieben ebenso wie die Reichsmark-Scheine und die entsprechenden Münzen zum größten Teil bis Kriegsende im Umlauf. Einige Rentenbankscheintypen überlebten das „Tausendjährige Reich“ und liefen mit Kupons beklebt sogar noch in der sowjetischen Besatzungszone nach der Währungsreform von 1948 um. Im praktischen Zahlungsverkehr der Weimarer Republik und im Dritten Reich spielte es keine Rolle, mit welcher „Sorte“ von Geld man bezahlte. Mark war Mark und Pfennig war Pfennig, gleich ob mit Zusatz „Renten-“ oder „Reichs-“.
Essay einer nicht ausgegebenen Reichsbanknote über 1000 RM vom 17. März 1942 mit dem Kopfbildnis von Hindenburg
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Zum Ende des Zweiten Weltkriegs herrschten chaotische Verhältnisse, auch auf dem Gebiet der Geldversorgung. Mit dem Vorrücken der Alliierten in einst von den Deutschen besetzte Länder und ins Reichsgebiet wurden teilweise die dort umlaufenden Zahlungsmittel für ungültig erklärt, umgetauscht oder gekennzeichnet. Allein die Geldscheinausgaben und Improvisationen des Zweiten Weltkriegs sind ein lohnendes und hochinteressantes Sammelgebiet. Zu einer Flut von offiziellem und nicht genehmigten Notgeld in Münzen- und Papiergeldform wie im Ersten Weltkrieg kam es jedoch nicht. Im Rosenberg-Katalog finden wir Hinweise, welche Besonderheiten es damals gab, so Abstempelungen von Reichsbanknoten und Rentenmarkscheinen nach der Besetzung Belgiens und Luxemburgs durch die Alliierten. Zwischen den Abstempelungen in Belgien und Luxemburg besteht jedoch ein grundlegender Unterschied. In Ostbelgien – dem ehemals deutschen Gebiet Eupen-Malmedy, das nach dem Ersten
Reichsbanknote über 10 RM vom 22. Januar 1929 mit Abstempelung der ostbelgischen Gemeinde Membach
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Die Deutschland-Sammlung
Abstempelungen und Notausgaben am Ende des Zweiten Weltkriegs
ne. Die Markstücke beispielsweise trugen bis 1939 kein Hakenkreuz, auch beim Reichsbanksiegel fehlt dies auf den Noten. Ein Hakenkreuz im dezenten Unterdruck finden wir erst beim „Blauen Hunderter“ vom 23. Juni 1935 mit dem Kopfbildnis des Chemikers Justus von Liebig, ebenso beim 1000er von 1936, der aber erst im September 1944 ausgegeben wurde. Es gab jedoch im Dritten Reich eine ganze Reihe von nicht umgesetzten Entwürfen für neue Reichsbanknoten, die ebenfalls im Rosenberg-Katalog aufgeführt sind. So hatte man für den März 1942 die Ausgabe eines neuen Tausenders mit dem Bildnis Hindenburgs vorgesehen und weitere Entwürfe zu anderen Wertstufen zeigen z. B. die Wartburg, das Tannenbergdenkmal in Ostpreußen, die Marienburg an der Nogat, eine Stadtansicht von Danzig, den Straßburger Münster oder den Hamburger Hafen. Die meisten Reichsbanknoten liefen noch bis zur Währungsreform von 1948 um, obwohl einige von ihnen das Hakenkreuz trugen.
Derart abgestempelte Banknoten, sowohl mit belgischen als auch luxemburgischen Stempeln, sind heute selten. Eine Kuriosität sind auch die im Frühjahr 1945 in Graz, Linz und Salzburg ausgegebenen, fotomechanisch hergestellten, Noten zu 10, 50 und 100 Reichsmark. Sie werden auch „Schörner-Scheine“ oder „Eygruber-Geld“ genannt. Teile Österreichs waren am Ende des Krieges von der Banknotenversorgung durch das Reich abgeschnitten, so griff man zu einer Improvisation. Ausgehend von einer jeweils einheitlichen Fotovorlage, tragen alle Scheine einer Wertstufe die gleiche Kontrollnummer, was in der Papiergeldgeschichte ziemlich einmalig ist. Der Reichsgau Kärnten gab hingegen noch am 15. April 1945 einen eigenen 50-RM-Schein aus. Sehr gesucht sind auch die wenigen staatlich sanktionierten Notausgaben
Weltkrieg von Deutschland abgetrennt wurde und im Zweiten Weltkrieg wieder an Deutschland zurückfiel – hatten in der Folge die deutschen Zahlungsmittel gegolten. Nach der Besetzung durch alliierte Truppen Ende 1944 ordneten diese die Abstempelung der vorhandenen deutschen Reichsbanknoten und Rentenbankscheine durch die Gemeinden an, um sie in diesem Gebiet vorerst weiter als gültige Zahlungsmittel kursieren zu lassen. Alle ungestempelten deutschen Noten waren ab diesem Zeitpunkt in Ostbelgien ungültig. In dem ebenfalls während des Zweiten Weltkriegs dem Reich angeschlossenen Luxemburg wurde dagegen nach der Besetzung durch die Alliierten 1944 eine Umtauschaktion der deutschen Zahlungsmittel gegen Belgische Francs durchgeführt, bei der alle eingelieferten deutschen Geldscheine durch Stempel entwertet wurden.
Unten: Notausgabe der Reichsbankstellen Graz, Linz und Salzburg über 50 RM vom Frühjahr 1945
Oben: Notausgabe der Sächsischen Staatsbank über 20 RM vom 26. April 1945
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Note der Reichskreditkassen über 5 RM, abgestempelt von der Reichsbankstelle in Rendsburg (Schleswig-Holstein)
für den Inlandsverkehr zugelassenen Scheine mit Stempeln verschiedener Reichsbankstellen versehen wurden. Bekanntlich hatte die letzte „Reichsregierung“ unter Dönitz von SchleswigHolstein aus operiert, das zu dieser Zeit noch nicht von alliierten Truppen besetzt war. Da hier die Versorgung mit Zahlungsmitteln zusammenzubrechen drohte, sollten die überstempelten Reichskreditkassenscheine als Notgeld ausgegeben werden. Ihre Umlaufzeit war vom 8. Mai 1945 bis zum 4. Mai 1946 begrenzt. Am 8. Mai 1945 unterschrieb Dönitz die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reichs. Diese Scheine sind heute sehr gesucht, und im „Rosenberg“ finden wir eine Aufstellung aller Reichsbankstellen, die damals
Reichsverteidigungsbezirke Sudetenland und Niederschlesien: 20 RM vom 28. April 1945
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Die Deutschland-Sammlung
zu Kriegsende, so die Scheine der Sächsischen Staatsbank, bei denen ausnahmsweise sogar die Auflagenhöhe bekannt ist. Es wurden nur einige hunderttausend Stück je Wertstufe gedruckt, doch viele werden davon nicht mehr erhalten sein. Es gab Nennwerte zu 5, 20 und 50 RM. Ein 20-Mark-Schein wurde Ende April 1945, nur 10 Tage vor der bedingungslosen Kapitulation, vom Reichsverteidigungskommissar Sudetenland und Niederschlesien ausgegeben, der heute noch in großen Mengen vorhanden ist. Er wird auch gern in Tschechien als „Besatzungsgeld“ gesammelt. Zu Abstempelungsaktionen von Reichskreditkassenscheinen kam es in Schleswig-Holstein, wo die eigentlich nicht
Überstempelungen vornahmen. Besonders selten sind die kleinen Werte über 50 RPf. und 1 und 2 Reichsmark. Ausdrücklich wird hier jedoch vor Stempelmanipulationen gewarnt.
gische Saalfeld einige Bürger ihre alten Reichsmarkscheine zerknüllt auf die Straße warfen weil sie glaubten, diese seien nun wertlos. Wohl dem, der sich danach bückte. Denn noch bis zur Währungsreform von 1948 liefen die Noten der Alliierten Militärbehörde (AMB) mit den alten Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen gemeinsam um. Besonders die größeren Scheine ab 20 Mark erinnern an Dollarnoten, zumal diese alle die gleiche Größe hatten, was für die Deutschen ebenfalls gewöhnungsbedürftig war. Gedruckt wurden sie in den USA, doch auch dem russischen Verbündeten überließ man Druckplatten zur eigenen Herstellung von Besatzungsgeld. Die Amerikaner hatten es jedoch nicht versäumt, ihre Noten mit einem kleinen Geheimzeichen, einem englischen „F“ zu kennzeichnen, das man mit guten Augen auch ohne Lupe leicht finden kann, wenn man weiß, wo man suchen muß. Dieses „F“ steht für die Firma Forbes, die den Druck in Amerika besorgte. So gibt es bei diesen Scheinen in jedem Fall zwei wichtige Varianten: US- und UdSSR-Druck, dazu noch diverse Ausführungen der Kontrollnummern.
Papiergeld unter Alliierter Besetzung 1945 – 1948 Schon lange bevor die Alliierten Truppen das deutsche Reichsgebiet betraten, hatte man vorsorglich Besatzungsgeld mit der Jahreszahl 1944 gedruckt, und zwar nicht nur für Deutschland, sondern z. B. auch für Frankreich, Italien und Japan. Die Bürger staunten nicht schlecht, als amerikanische Soldaten ebenso wie Rotarmisten zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen, wenn sie denn nicht illegal „requirierten“, neue Geldscheine vorlegten, die niemand vorher gesehen hatte. Diese Scheine sahen eigenwillig gleich und „kribbelbunt“ aus und mußten von jedermann in Zahlung genommen werden. Sie gab es von einem Halbmarkschein bis zum Tausender. Glaubhaft wurde berichtet, daß nach Einmarsch der US- Armee in das thürin-
Note der Alliierten Militärbehörde über 1000 RM 1944 (Russischer Druck)
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über diese Frage im Alliierten Kontrollrat mehrfach. Die Westmächte forderten, daß die Ausgabe des neuen Geldes kontrolliert erfolgen sollte, die Sowjets hingegen wünschten neue Banknoten, aber zugleich die Druckplatten dazu und wollten sich nicht vorschreiben lassen, wieviel sie vom neuen Geld produzieren durften. Dies wiederum war für die Amerikaner unannehmbar. Zweifellos führte die Einführung der DM in den Westzonen damals zur Spaltung Deutschlands, doch allein den westlichen Alliierten die Schuld dafür zu geben, ist gewiß zu einfach und schlechthin falsch. Doch wie wir wissen, die Dinge nahmen ihren Lauf und schon im Sommer 1948 gab es die Währungsreform im Westen, danach dann auch eine eigene in der Sowjetischen Besatzungszone. Zu erwähnen sind noch die Kleingeldscheinausgaben in der Französischen Besatzungszone von 1947. Mit Genehmigung der Militärbehörde gaben damals die Landesregierungen von Baden, Rheinland-Pflaz und Württemberg-Hohenzollern Geldscheine aus, um dem Mangel an Kleingeld zu begegenen. Auch nach der Währungsreform hatten diese Scheine noch begrenzte Zeit Gültigkeit. Sie gab es je in Wertstufen zu 5, 10 und 50 Pfennig. Besonders die 50Pfennig-Scheinchen sind heute selten und von Sammlern gesucht. Man kann sie sowohl in eine Deutschlandsamm-
Interessant ist, daß beim amerikanischen Druck die kleinen Nominale häufig und die hohen Werte wie der 1000Mark-Schein selten sind, während hingegen die Russen mit Vorliebe die großen Scheine druckten, so den Tausender, der als russischer Druck relativ preiswert zu bekommen ist. Die Ursachen waren sicher auch darin begründet, daß die Sowjets die Währungsstabilität im zerrütteten Deutschland wenig kümmerte. Wie wir wissen, stieg der Notenumlauf in Deutschland schon während des Krieges enorm an, das Geld war bei Kriegsende eigentlich schon fast wertlos und die zusätzlich ausgegebenen Noten der Alliierten vermehrten die Gesamtgeldsumme nochmals beachtlich. Schon bald bestand deshalb bei allen Siegermächten Einigkeit in der Frage, daß eine Währungsreform in Deutschland unumgänglich war, doch zugleich gab es keine Verständigung zu dem Wann und Wie. Klar war auch, daß es einen „Währungsschnitt“ geben mußte, um die Geldmenge wieder dem volkswirtschaftlichen Leistungsvermögen anzupassen. Ein Währungsschnitt bedeutet, daß nicht alles umlaufende Geld zu einem einheitlichen Kurs in neues umgetauscht wird. Die Verminderung der Geldmenge ist nur möglich durch einen solchen „Schnitt“, sprich: dem ersatzlosen Einzug von ausgegebenen Geldzeichen. Verhandelt wurde
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Die Deutschland-Sammlung
Kleingeldschein der Staatsschuldenverwaltung von Baden über 50 Pfennig von 1947
des neuen Geldes erfolgte in mehreren Schritten. Pro Person wurden zunächst nur 40 DM, dann nochmals 20 DM ausgegeben. Bald wurde es wegen dieses Procederes auch „Kopfgeld“ genannt. Bei der ersten Banknotenserie gab es noch Halbmark-, Mark- und Zweimarkscheine, wegen des Kleingeldmangels wurden sogar 5- und 10-Pfennigscheine gedruckt. Ein Blick in den Rosenberg-Katalog zeigt, daß die meisten dieser Scheine sehr teuer sind. Doch auch hier gibt es eine einfache Erklärung: Die seit 1948 ausgegebenen Scheine wurden nie schlagartig ungültig, sondern meist, sukzessive gegen neue Noten ausgetauscht. Die Deutsche Bundesbank tauscht unbegrenzt alle auf DM lautenden Zahlungsmittel bei den Landeszentralbanken in Euro um. Bei den frühen DM-Scheinen gibt es speziell gekennzeichnete Ausgaben für Westberlin. Bis zum 23. Dezember 1953 erfolgte eine Kennzeichnung der dort umlaufenden Geldscheine durch B-Lochung oder Überstempelung mit „B“
lung als Ausgaben unter Alliierter Besatzung einordnen, sie sind aber gleichzeitig deutsche Länderscheine wie auch Notgeld.
Bundesrepublik Deutschland – die DM kommt Die Währungsreform in den Westzonen lag „in der Luft“, trotz strenger Geheimhaltung warteten die Menschen schon im Frühjahr 1948 darauf, daß irgendwas passieren wird. Als die Bürger dann endlich das lang erwartete Geld, das schon 1947 aus Amerika in aller Heimlichkeit nach Deutschland kam, in der Hand hielten, fühlten sie sich zurecht an die Alliiertenscheine erinnert. Der amerikanische Stil war unverkennbar. Emissionsbank war zunächst die Bank deutscher Länder, doch der Bankname erschien auf der ersten Notenserie noch nicht. Wir finden ihn erst bei späteren Noten, so den ähnlich aussehenden 10- und 20-Mark-Scheinen, die 1949 ausgegeben wurden. Die Ausgabe
Unten: Note der Bank Deutscher Länder über 5 DM vom 9. Dezember 1948 mit B-Stempel
Oben: Ausgabe zur Währungsreform 1948 in den Westzonen über 2 DM
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für Berlin. Derart gekennzeichnete Scheine sind heute selten. Auch hier sei vor Manipulationen gewarnt.
gestellt und ausgesondert, so ist es bei vielen Emissionsbanken üblich, Noten „nachzuschieben“. Die sogenannten „replacement notes“ haben meist einen anderen Nummernkreis oder sind durch besondere Buchstaben oder Symbole gekennzeichnet. An diesem Punkt wollen wir nochmals daran erinnern, daß man nicht alles haben muß, was es gibt. Wer das Geld hat, um auch alle Ersatznoten zu kaufen, der soll es tun. Viele Sammler begnügen sich mit Grundtypen und kaufen dafür lieber mehr an anderem Material, statt auch noch zu jeder ausgegebenen Note eine Ersatznote besitzen zu müssen. Seit 1960 tragen die deutschen Banknoten die Bezeichnung Deutsche Bundesbank, die jedoch schon früher Emissionsbank wurde. Die 1960 ausgegebenen neuen Scheine liefen aber noch bis 1965 bzw. 1966 zusammen mit den alten Noten zu 5, 10 und 20 Mark um. Erst 1965 wurden auch die sogenannten Franzosenscheine, Noten zu 50 und 100 Mark von 1948, die auf französischem dünnen Banknotenpapier gedruckt waren, außer Kurs gesetzt. Auch wenn die „Franzosenscheine“ aufgrund ihres dünnen Papiers nicht sehr beliebt und kaum wiederstandsfähig waren, so zählen sie doch ganz si-
HINWEIS Zum Thema Fälschungen und Manipulationen siehe im Kapitel „Falschgeld“
Was Berlin angeht, so löste bekanntlich der Versuch der Einführung der DM in den Westsektoren der Stadt eine Krise aus, die die Welt an den Rand eines neuen Weltkrieges brachte. Welche chaotischen Währungsverhältnisse in der geteilten Stadt in den Jahren 1948/1949 und auch danach herrschten, wurde auch in dem bereits empfohlenden Buch „Die Geschichte der Deutschen Mark in Ost und West“ beschrieben. Bei vielen Geldscheinen der Bundesrepublik, aber auch bei denen der DDR stoßen wir auf den Begriff Ersatznote. Diese sind preislich oft um ein Vielfaches teuerer als die normalen Noten. Was aber sind Ersatznoten? Die Numerierung von Geldscheinen erfolgt in der Regel fortlaufend. Werden bei der Endkontrolle aber fehlerhafte Scheine fest-
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Die Deutschland-Sammlung
Note der Bank Deutscher Länder über 100 DM vom 9. Dezember 1948, wegen des sehr dünnen französischen Papiers auch „Franzosenschein“ genannt.
Bundesbanknote der sog. Gemäldeserie über 100 DM vom 2. Januar 1960
nix aus der Asche stieg – der Deutschen Mark. Es gibt von diesen Geldscheinen weitere Auflagen von 1970, 1977 und 1980, die sich nicht nur durch das Datum, sondern auch durch die Unterschriften unterscheiden. Jeweils die Unterschrift der amtierenden Bundesbankpräsidenten und der Stellvertreter sind auf den Scheinen zu finden. Bei einigen späteren Noten gibt es sogenannte Copyright-Vermerke, so „© Deutsche Bundesbank …“, auch wurde im Straftext nach Abschaffung der Zuchthausstrafe eine Änderung vorgenommen, es hieß dann fortan „Freiheitsstrafe“. Mit Datum vom 2. Januar 1989 erschien dann die letzte DM-Geldscheinserie, von der es ebenfalls eine ganze Anzahl von Unterschriftsvarianten mit verschiedenen Ausgabedaten gibt. Ein 5-DM-Schein erschien 1991, der zwar sehr hübsch gestaltet war – Bettina von Arnim auf der Vorderseite und das Brandenburger Tor auf der Rückseite –, doch diese Note wurde nie recht angenommen. Man fand sie höchst selten im Zahlungsverkehr, denn zusätzlich gab es ja auch 5-DM-Münzen. Die Zunahme bei Fälschungen von DMScheinen führten schließlich 1996 zu einer „Aufrüstung“ der Noten ab 50 DM. Sie alle weisen dann ein Hologramm auf, das nur schwer zu fälschen ist.
cher zu den schönsten deutschen Geldscheinen überhaupt. 1960 gab es dann auch die ersten Fünfhunderter und Tausender. Doch viele Menschen hatten damals nie einen solch hohen Wert in der Hand. Trotz des Wirtschaftswunders und niedriger Preise waren auch die Löhne und Gehälter vergleichsweise niedrig. Es gibt wohl kaum deutsche Geldscheinsammler, die die ab 1960 ausgegebene Banknotenserie – die sog. „Gemäldeserie“ – nicht fasziniert. Deren Scheine waren noch nach Einführung der letzten Bundesbanknoten 1989 im Umlauf und gehören zu den schönsten je in Deutschland ausgegebenen Banknoten. Sie verkörperten Tradition und Fortschritt gleichermaßen, waren modern und zeigten Gemäldeausschnitte von berühmten Malern wie Dürer und anderen alten Meistern. Gleichzeitig waren sie über Jahrzehnte im Umlauf und wurden wie keine anderen deutschen Geldscheine zuvor weltweit zum Symbol für die Stabilität einer Währung, die mit der Währungsreform 1948 wie Phö-
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Rechts: Bundesbanknote über 50 DM von 1996 mit zusätzlichem Hologramm
Unten: Bundesbanknote über 5 DM von 1991 mit dem Bildnis von Bettina von Arnim
HINWEIS
Viele Sammler beschränken sich auf die Nominale bis 100 DM, und wer etwas mehr „Kleingeld“ hat, kann ja wenigstens einen 500er und 1000er in die Sammlung legen.
Doch Vorsicht, auch bei diesen Noten gibt es manipulierte Scheine zum Schaden der Sammler. Sicherlich durch Zufall stellten findige Zeitgenossen fest, daß das aufgedruckte metallisch glänzende Hologramm mit einem geeigneten Lösungsmittel in Sekunden abzuwischen ist. Sie versuchten dann, diesen vermeintlichen „Fehldruck“ mit kräftigen Gewinnen an Sammler zu verkaufen. Schließlich gibt es noch eine Abschiedsnote der Deutschen Bundesbank vor Einführung des Euro, die 1999 mit neuen Unterschriften „Welteke – Stark“ erschien. Wer allein alle DM-Scheine ab 1948 zusammentragen will, gar mit allen Varianten, wie Normal- und Ersatznoten, der braucht viel Geld. Eine solche Investition muß wohl überlegt werden. Denken wir nur daran, daß alle 1000DM-Scheine weiterhin bares Geld sind. Dies gilt auch für andere kursfähige oder jederzeit einlösbare Geldscheine anderer Staaten.
Bundeskassenscheine – ein heißes Eisen
Banknote der Ersatzserie BBk II der Deutschen Bundesbank über 5 DM vom 1. Juli 1963 aus der Reserve für Westberlin
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Schon 1963 erfolgte vorsorglich der Druck einer Geldschein-Ersatzserie – der sog. „BBk II“ – mit Nennwerten von 5 bis 100 DM für Westdeutschland sowie einer gesonderten Serie für Westberlin.
Bundeskassenschein über 1 DM (1967)
Solche Reservewährungen haben viele Länder für Kriegs- und Krisenfälle vorrätig. Auch das schlagartige, nicht mehr beherrschbare Auftreten von Falschgeld macht es erforderlich, gegebenenfalls sehr schnell reagieren zu können, um größere Schäden für die Volkswirtschaft zu vermeiden. Neben dieser Reservewährung existierten aber auch Bundeskassenscheine, die 1967 im Auftrag des Bundesfinanzministers als Kleingeldersatz mit Nennwerten von 5 Pfennig bis 2 DM durch die Bundesdruckerei hergestellt wurden. Sie waren bei der Bundesbank eingelagert und sollten, ausgehend von den deutschen Erfahrungen mit Notgeldemissionen, in Krisen- oder schlimmer gar Kriegszeiten bei Kleingeldmangel zur Ausgabe gelangen. Nach 1990 wurden sie vernichtet, zumal die Weltlage sich nach dem Zerfall der Sowjetunion und ihres Imperiums spürbar entspannte und die deutsche Einheit vollzogen war. Doch nicht alle dieser Scheine sind tatsächlich vernichtet worden, einige „entgingen“ diesem Schicksal und werden heute gelegentlich angeboten. Unumwunden und klar ausgedrückt: einige dieser Scheine wurden entwendet. Sie sind Diebesgut, schlicht geklaut. An gestohlenen Dingen kann man, das ist ein alter Rechtsgrundsatz, jedoch kein Eigentum erwerben. Die Bundesbank könnte diese Scheine von jedem, egal wieviel er
dafür bezahlt hat, entschädigungslos zurückfordern. Sie sind deshalb zwar im „Rosenberg“ aufgeführt, aber aus gutem Grund nicht bewertet. Es bleibt jedem Sammler selbst überlassen, für sich zu entscheiden, ob die Entwendung dieser Scheine als verwerfliche Tat einzustufen ist, oder damit nicht auch wichtige Zeugnisse der deutschen Währungsgeschichte aus der Zeit des „Kalten Kriegs“ vor der endgültigen Vernichtung gerettet wurden, die sonst nie bekannt geworden wären.
Euro als Sammelgebiet? Seit der Silvesternacht 2001/2002 haben wir die Euro-Scheine, manche Geldautomaten „spuckten“ sie schon vor Mitternacht aus. Für Banknotensammler, die die Bundesrepublik Deutschland und DM-Scheine als Hauptsammelgebiet haben, stellt sich nun die Frage, ob man auch die neuen Euro-Scheine sammeln soll. Daß man es kann, ist unstrittig. Es ist nur eine Frage des Geldes. Ein junger Mann wurde von einem Mädchen gefragt, welche Hobbys er hat. Als er erklärte, er sammle Geldscheine, lachte sie und sagte: Das mache ich auch, bloß ich kriege viel zu wenige davon! Doch Spaß beiseite, wie viele Varianten gibt es eigentlich bei den neuen EuroGeldscheinen? In Deutschland gedruck-
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Belgien
Z
Griechenland
Y
Deutschland
X
Spanien
V
Frankreich
U
Irland
T
Italien
S
Niederlande
P
Österreich
N
Portugal
M
Finnland
L
Hergestellt werden die Scheine in mehreren Druckereien Europas. Anhand des Länderbuchstabens und der Kennung für die Druckerei kann man z. B. auch feststellen, daß nicht alle Länder eigene Noten drucken und manche Druckereien, wie die deutschen, nicht nur für das eigene Land Euro-Banknoten herstellen, sondern auch für andere Teilnehmerstaaten. Die in Luxemburg ausgegebenen Noten tragen derzeit die Länderkennungen des Landes, in dem die Banknoten gedruckt werden, da Luxemburg keine eigene Banknotendruckerei hat. In der Zukunft ist geplant, einzelne Nominale zentral in einer Druckerei für alle Euro-Staaten drucken zu lassen. Übrigens gibt es bei den Euro-Noten keine sogenannten „Ersatznoten“, die als solche erkennbar sind. Der Austausch fehlerhafter Noten erfolgt bei den Druckereien aus der normalen Serie und sie erfahren keine besondere Kennzeichnung, wie dies beispielsweise früher bei den Bundesbanknoten der Fall war. Nun bleibt die Frage offen, ob es sich lohnt, von allen Euro-Teilnehmerlän-
Rückseite einer 10-Euro-Note mit dem Länderkennzeichen „S“ für Italien
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te Euro-Noten erkennt man an dem Serienbuchstaben „X“ vor der Kontrollnummer. Außerdem befindet sich auf jeder Noten ein Code, der aus einem Anfangsbuchstaben und einer ZiffernBuchstaben-Kombination (Plattennummern) besteht. Anhand der Anfangsbuchstaben kann man die Druckerei ermitteln. Im Rosenberg-Katalog sind nur die „Deutschen Euro“ erfaßt, also die Scheine, die bei der Bundesdruckerei = R oder bei Giesecke & Devrient = P gefertigt wurden. Die Struktur der Kontrollnummern bei Euro-Noten ist ein streng gehütetes Geheimnis der EZB. Bei Falschgeld kann man so z. B. prüfen, ob die Nummernfolge rechnerisch korrekt und belegt ist. Vor der Kontrollnummer finden wir einen Länderschlüssel, anhand dessen die Herkunft der Note erkennbar ist. Für alle Euro-Teilnehmerländer wurden Länderkennnungen vergeben:
dern praktisch gleich aussehende Scheine von 5 – 500 Euro „wegzulegen“. Ohne dem späteren Kapitel „Geldscheine als Wertanlage“ eine Aussage vorwegzunehmen – lohnen dürfte es sich weder materiell noch ideell. Wer mehr über das Thema Euro-Banknoten erfahren will, dem sei der nachfolgende Standardkatalog empfohlen, der z. B. auch die Druckereikennungen aufführt und jede bekannte Euro-Variante nach Ländern und Druckereien einzeln bewertet.
bald noch mehr gegen Fälschungen aufgerüstet werden müssen. Auch ist noch immer die Ausgabe von 1- und 2Euro-Scheinen im Gespräch, was finanziell den Sammler am wenigsten belasten würde. Doch was, wenn die Nominalkette auf 1000-Euro-Scheine ausgedehnt wird. Lange Rede – kurzer Sinn. Zumal die neuen Euro-Scheine noch immer in ausreichender Zahl kassenfrisch von den Banken kommen, ist die Entscheidung, welche Noten man in eine Sammlung legt, einfach noch nicht aktuell. Das Sammeln von allen bisher ausgegebenen Euro-Scheinen nach Ländern und Druckereien wäre, um es salopp, aber treffend zu formulieren, ein Faß ohne Boden, zumindest für die meisten Sammler.
LITERATUR Fischer / Kahnt / Grabowski: „Die Euro-Münzen – Katalog der Umlauf- und Sondermünzen sowie der Kursmünzensätze und Banknoten aller Euro-Staaten“ H. Gietl Verlag, 4. Auflage 2004, Format 11,5 x 18,5 cm, ca. 400 Seiten, komplett farbig, Preis: 12 Euro, ISBN 3-924861-89-7
Sowjetische Besatzungszone – provisorische Ausgaben zur Währungsreform 1948
Denken wir einen Schritt weiter: nach der EU-Erweiterung kommen schon in wenigen Jahren ganz gewiß weitere Euro-Länder dazu. Die Zahl der Geldscheine wird sich dann entsprechend erhöhen. Werden zukünftig vielleicht Länder wie Bulgarien, in denen kyrillische Schrift üblich ist, dazukommen, muß man zusätzlich zu den lateinischen und griechischen Buchstaben auch kyrillische auf die Euro-Noten drucken, was zu neuen Geldscheinausgaben führen würde. In den Umlauf gegeben werden nun auch schon Banknoten mit der Unterschrift des neuen EZB-Präsidenten. Möglich ist auch, daß die Euros mit neuen Methoden und Techniken
Die Geldscheine der ehemaligen DDR sind ein interessantes und im Prinzip auch relativ preiswertes Sammelgebiet. Preiswert, weil nach dem Ende der DDR von der DDR-Staatsbank-Nachfolgerin eine große Zahl (6000 Serien) verschiedener älterer und der letzten Ausgabe für Sammler abgegeben wurden. Zugleich verloren die DDR-Geldscheine kurz nach der Währungsunion ihren Charakter als gesetzliche Zahlungsmittel. Bargeld wurde überhaupt nicht direkt, sondern nur über Konten umgestellt. Sogenannte „Starterkits“ gab es bei der DM-Einführung in der damaligen DDR nicht.
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Auszahlung von „Kuponmark“ zur Währungsreform in der SBZ 1948
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Deutschlands (SBZ) war ein Provisorium und resultierte daraus, daß man nach der bereits erfolgten Währungsreform in den Westzonen schnell reagieren mußte. Hastig wurden auf die noch vom Dritten Reich umlaufenden Reichsund Rentenmarkscheine Kupons in den entsprechenden Wertstufen aufgeklebt, weswegen man diese auch „Kuponscheine“ nennt. Da diese provisorischen Ausgaben die Gründung der DDR nicht mehr erlebten, kann man sie auch nicht als DDR-Geldscheine, sondern nur als Vorläufer bezeichnen. Je nach dem Grundschein, der beklebt wurde, gibt es Varianten, die man sammeln kann. Eine Besonderheit ist hier die abgebildete Note über 5 DM. Obwohl es eigentlich nicht sein sollte, wurde versehentlich auch immer wieder der 5-Rentenbank-Schein von 1926 mit Kupons versehen. Er ist im „Rosenberg“ in guter Erhaltung deutlich teuerer als der im Regelfall beklebte 5-Mark-Schein der Reichsbank mit dem Hitlerjungen. Das hat einen ganz einfachen Grund, der Schein ist an sich auch schon ohne Kupon in guter Erhaltung mehr wert. Eines kann wohl angenommen werden, die Masse der heute im Handel angebotenen Fünfer mit dem Bauernmädchen dürfte manipuliert sein. Einen schlecht erhaltenen „Hitlerjungen“ mit gut erhaltenem Aufkleber bekommt man bereits für wenig Geld. Diesen Kupon abzulösen und auf ein gut erhaltenes „Bauernmädchen“ zu kleben, bekommt auch derjenige hin, der nicht über großes handwerkliches Geschick und „kriminelle Energie“ verfügt.
Immer wieder tauchen beachtliche Summen des alten „Ostgelds“ in gebrauchten Scheinen auf, die man weder bei der Bundesbank noch bei anderen Behörden, gleich zu welchem Kurs, umtauschen kann. Sie sind Makulatur. Da es noch genügend gut erhaltene Scheine gibt, geben höchstens Gelegenheitssammler oder Nostalgiker ein paar Cent für sie aus. Die Geschichte der Deutschen Mark Ost – oft nur „Ostmark“ genannt – wurde in dem bereits empfohlenen Buch zur Geschichte der Deutschen Mark hervorragend dargestellt. Die Ostmark ist aber älter als die DDR, wie es ja auch die DM schon gab, bevor die Bundesrepublik gegründet wurde. Die erste Ausgabe zur Währungsreform 1948 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone
Kuponausgaben zur Währungsreform 1948 über 5 DM auf 5 Rentenmark von 1926
Notenbank von 1948 abgelöst. Diese Scheine tragen keine Unterschrift, wie wir es von Reichs- und Bundesbanknoten her kennen. Unterschriften sind auf DDR-Noten bis auf eine Ausnahme – die letzte Ausgabe der Staatsbank der DDR zur Maueröffnung 1989 – nicht zu finden. Es gibt eine Vielzahl von Varianten, was Kontrollnummern und Serienbuchstaben angeht. Hinzu kommen noch Ersatznoten verschiedener Serien. Bei der Serie 1948 sind alle Ersatznoten durch ein „X“ vor einem weiteren Serienbuchstaben gekennzeichnet. Interessant ist, daß alle Scheine dieser Serie mit 6stelliger Kontrollnummer in der UdSSR und nur solche mit 7stelliger Kontrollnummer in der Sowjetischen Besatzungszone gedruckt worden sind. Von den meisten DDR-Noten existieren auch heute noch Musterscheine. Die erste Serie von 1948 umfaßte die Wertstufen von 50 Pfennig, 1, 2 ,5, 10, 20, 50, 100 und 1000 Mark. Währungsbezeichnung war damals in Ost und West „Deutsche Mark“, umgangssprachlich nannte man die beiden Währungen Ost- bzw. Westmark. Die DDR bestand korrekterweise darauf, daß man von „DM der Deutschen Notenbank“ sprach.
Hinzu kommt, daß die DDR schon in den 1960er Jahren über einen Ostberliner Münzhändler die Original-Kuponserie verkaufte. Für 75 Mark waren sie dann über viele Jahre in den Geschäften des Staatlichen Kunsthandels der DDR erhältlich. Für Sammler viel interessanter sind aber echte Scheine mit gefälschten Kupons. Diese Klebemarken waren nicht sehr schwer nachzumachen. Grundgeldscheine hatte man seinerzeit in Mengen, weil sie im Westen nach DM-Einführung Makulatur waren. So findet man immer wieder in Hortungsposten mehr oder minder gut gefälschte Kuponscheine. Der Umtausch von Reichs- oder Rentenmark bzw. der Scheine der Alliierten Militärbehörde gegen „Kuponmark“ erfolgte im Verhältnis 10 : 1. Pro Person wurde jedoch ein Vorzugsumtausch in Höhe von 70 Mark im Verhältnis 1:1 gewährt.
DM (Ost), MDN und Mark – das „Ostgeld“ bis 1990 Die Kuponserie wurde bald durch die erste Banknotenserie der Deutschen
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Links: Originaldruckplatte für 50 DM 1954 der Deutschen Notenbank mit Staatswappen
Rechts: 20 DM der Deutschen Notenbank von 1948, mit Plattennummer
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Tabu-Thema, die Münzen wurden von 1948 – 1953 sogar mit der Inschrift „Deutschland“ geprägt und in der späteren Nationalhymne der DDR sang man zumindest bis zum Ende der Ulbricht-Ära „… Deutschland, einig Vaterland“. Nach dem Volksaufstand in der DDR von 1953 bereitete man eine neue Banknotenserie vor, die jedoch nie ausgegeben wurde. Es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis nach der Wiedervereinigung Deutschlands mehrere Druckplatten dieser „Serie 1954“ aus dem Besitz der ehemaligen Staatsbank der DDR bekannt wurden. Im „Rosenberg“ finden wir denn auch eine „Musternote“, die eine interessante Geschichte hat. Bei der mit der Jahreszahl 1954 vorbereiteten Serie hatte man damals die Wertzahl auf der rechten Hälfte des Scheins durch das Staatswappen der DDR ersetzt und dafür im linken Schaurand zusätzlich eine sog. Gouilloche mit Wertzahl vorgesehen.
Bei dieser ersten Ostmarkscheinserie gibt es sogenannte Plattennummern. Dieses Thema ist jedoch recht wenig erforscht, und was noch interessanter ist, kaum ein Sammler schert sich um diese Nummern. Selbst die Geldscheinliebhaber, die bei den Reichsbanknoten keine Wasserzeichen- oder Kontrollnummernvariante auslassen, interessieren sich meist nicht dafür. Fest steht, daß die Plattennummern der Vorder- und Rückseiten bei den Werten zu 5, 10, 20 und 50 DM auf einem Schein gleich oder unterschiedlich sein können. Niedrigere oder höhere Werte dagegen haben keine Plattennummern. Die erste Notenserie von 1948 ist ebenso wie die zweite von 1955 recht schlicht gestaltet, es fehlt sogar das sonst später überall präsente DDRStaatswappen mit Hammer und Zirkel, das es bei der ersten Serie allerdings auch noch nicht in dieser Form gab. Nicht einmal die Staatsbezeichnung DDR ist zu finden. Noch war auch die Wiedervereinigung Deutschlands kein
Einseitiger Privatdruck eines 10-DM-Scheins von 1954 als „Musternote“, hergestellt mit Originaldruckplatte
1948 begnügte, bleibt ungeklärt. Vielleicht wollte man in der politisch unruhigen Zeit, in der viele Menschen aus dem Osten noch über die offene Grenze in den Westen gelangen konnten und das Land langsam ausblutete, die Stimmung durch politische Symbolik auf den gegenüber der Westmark immer mehr an Wert verlierenden Ostmark-Scheinen nicht noch anheizen. Im Oktober 1957 wollte die DDR dann schlagartig ihre Währung stabilisieren, weil zuviel DDR-Geld im Westen lag. Die Ostmark bewegte sich wieder einmal weit unter 1:4 und man wollten den „Imperialisten“ und Wechselstubenbesitzern im Westen „eines auswischen“. So wurden am 13. Oktober 1957 schlagartig alle Geldscheine von 5 bis 1000 DM ungültig und mußten noch am gleichen Tag gegen neue, fast gleich aussehende Scheine mit der Jahreszahl 1955 umgetauscht werden. Ohne Prüfung ging das nur bis 300 DM. Wer mehr hatte, kam unter Umständen in Erklärungsnöte. Denn „Schwarzgeld“ war auch im Osten bei Kaufleuten und Handwerkern an der Tagesordnung, obwohl dagegen schwer gekämpft wurde. Gewerbetreibende hatten alle Geldsummen, bis auf Wechselgeld täglich bei der Bank einzuzahlen. Dies
Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, „fand“ ein Mann die vorbereiteten Druckplatten nach der Deutschen Einheit und verkaufte sie an einen Händler, der diese wiederum als interessantes Objekt einem anderen überließ. Dieser war geschäftstüchtig und ließ auf einfachem Papier in interessanter Farbkombination (niemand kannte die Farbgestaltungspläne der DDR-Bank, doch orientierte er sich wohl an der späteren Ausgabe von 1955) dann 1000 einseitig bedruckte Exemplare einer nie ausgegebenen 10-DM-Note mit dem Überdruck „MUSTER“ herstellen. Erst Jahre später tauchte dann auch die abgebildete Druckplatte zu 50 DM von 1954 auf. Jeder Sammler mag für sich selbst entscheiden, ob er ein solches Stück mit in seine Sammlung aufnehmen möchte oder nicht. Fest steht, Privatdruck hin oder her, daß der Nachdruck zumindest mit Originaldruckplatte einer wahrscheinlich vorbereiteten kompletten Notenserie der Deutschen Notenbank erfolgte. Warum diese Scheine mit DDR-Staatswappen damals nicht ausgegeben wurden und man sich nur ein Jahr später für die Vorbereitung einer, lediglich in der farblichen Gestaltung, abgeänderten Version der Serie von
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10 DM der Deutschen Notenbank von 1955
10 Mark der Deutschen Notenbank (MDN) von 1964 mit dem Bildnis Schillers
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man 1957 verzichtet. Die Tausender von von 1948 waren aber durchaus im Verkehr gewesen, allerdings nur, wenn jemand eine große Anschaffung vornahm und dazu von der Sparkasse Geld abholte. Die Wochenlöhne in der frühen DDR lagen oft bei nur 50 DM und selbst einen Hunderter hatten viele Menschen selten oder nie in der Hand gehabt. Die Banknotenserie der Deutschen Notenbank von 1955 wurde also nur noch in den Werten zu 5, 10, 20, 50 und 100 DM ausgegeben. Auch hier kommen wieder viele verschiedene Serienbuchstaben vor. Die Ersatznoten der DDR sind ab dieser Banknotenserie immer leicht daran zu erkennen, daß die Serie immer mit „X“, „Y“ oder „Z“ vor einem weiteren Serienbuchstaben beginnt. Plattennummern, wie von der Serie 1948 bekannt, wurden nun nicht mehr verwendet.
schon, um Leuten, die „abhauen“ wollten, kein Startkapital in Ostmark mitzugeben. Um Ärger und peinliche Fragen zu vermeiden, haben viele dann Geld verfallen lassen, was wiederum erklärt, warum gerade diese erste Serie, und hier auffällig die 10-, 20- und 50-DMScheine bis heute in großen Mengen vorhanden sind. Die Währungsumstellung von 1957 wurde mit höchster Geheimhaltung durchgeführt, nicht einmal die Finanzministerin selbst wußte davon. Während man in der DDR noch bis in die späten Abendstunden des 13. Oktober 1957 Banknoten umtauschte, nahmen Restaurants in Westberlin schon am späten Nachmittag wieder Ostmark in Zahlung. Bald war der Kurs der Ostmark wieder da, wo er vorher lag. Ein durchschlagender Erfolg war diese Aktion nicht, denn die Ursachen für den geringen Kurs gegenüber der Westmark wurden nicht beseitigt. Noch ein Kuriosum: Die kleinen Geldscheine zu 50 Pfennig, 1 und 2 DM wurden mit der Umtauschaktion nicht wertlos, doch manche Bürger warfen auch diese weg, was die Schlaueren natürlich freute, wenn sie diese in der Bahn oder anderswo aufsammelten. Auf die Neuausgabe eines 1000-DM-Scheins hatte
Die Ausgabe der vorletzten DDR-Serie von 1964 ist dann mit Staatswappen und der Bezeichnung „DDR“ versehen. Auch der Name der Währung wurde geändert und lautete nun „Mark der Deutschen Notenbank“ (MDN). Erstmals waren nun auch bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte, von Humboldt bis Marx im Porträt abgebildet. Auch bei diesen Noten gibt es die verschiedensten Serien und auch Ersatznoten, die man sammeln kann. Die Ausgabe von 1964 war sicher die schönste Banknotenserie der ehemaligen DDR. Noch bunter und moderner sind schließlich die Geldscheine der letzten Serie mit den Jahreszahlen 1971 und 1975. Hier gibt es bei den Kontrollnummern zwei verschiedene Typen: Computer- oder Buchdruck-Typensatz. Die Scheine tragen alle nur Jahreszahlen, zeitlich lassen sich die Noten aber kaum nach Ausgabezeitpunkt einordnen. Die Währungsbezeichnung lautete nun „Mark der Deutschen Demokratischen Republik“, und der Emittent war nicht mehr die Deutsche Notenbank, sondern die Staatsbank der DDR. Doch nicht nur die Änderung von Banknamen und Währungsbezeichnung ist an den neuen Banknoten auffällig, sondern auch der in stärkerem Maße politische Charakter,
wie er Geldscheinen als Propagandamittel in „sozialistischen“ Ländern und selbsternannten „Volksdemokratien“ eigen war. Es wurden, bis auf Goethe, nicht nur ausschließlich Persönlichkeiten dargestellt, die in die „revolutionären Traditionen“ des deutschen Volkes paßten, auch die Darstellungen auf den Rückseiten waren politisch motiviert. Schließlich wurden mit der Jahreszahl 1985 auch noch Scheine zu 200 und 500 Mark der DDR hergestellt, die aber nie ausgegeben und deren Existenz erst zur „Wende“ bekannt wurde. Zum Jahreswechsel 1989/1990 war die DDR schon in Auflösung begriffen. Seinerzeit präsentierte ein Händler einen solchen Schein, den er für eine 5stellige DMSumme von einem anderen Kollegen erworben hatte. Die DDR-Staatsbank, noch für die Währungshoheit zuständig, bestätigte auf Anfrage, daß solche Scheine gedruckt, aber auf Parteibeschluß doch nicht ausgegeben wurden. Warum? Diese Frage läßt sich leicht beantworten. Einerseits forderte der Handel solche hohen Geldscheine wegen hoher Preise und Umsätzen bei bestimmten Waren, andererseits hätte man damit eine zweifellos vorhandene Inflation dokumentiert, auch wenn die
10 Mark der Staatsbank der DDR von 1971
200 Mark der Staatsbank der DDR 1985
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Preise vieler Artikel seit Kriegsende händler übernahmen sie und verhüttekaum verändert wurden. Doch es gab ten das Aluminium. Daraus sollen unter einen weiteren, wichtigen Grund: Die anderem sogar Mercedes-Sterne geferOstmark, oft als „Alu-Chip“ verspottet, tigt worden sein. Wohin aber mit dem hatte nicht nur in der DDR für viele Ar- Papiergeld? Dies wurde in großen Mentikel eine hohe Kaufkraft, sie war auch gen in einen stillgelegten Stollen bei in den östlichen Ländern geschätzt, so Halberstadt (Sachsen-Anhalt) verbracht, in Polen und der UdSSR. Dahin sollte wo es verrotten sollte. Man sprach auch davon, die Scheine mittels Säure zu beaber das Geld nicht abfließen. Diese Geldscheine werden immer wie- handeln und so unbrauchbar zu mader im Handel angeboten, sowohl als chen. Doch dem schien nicht so zu sein, Normalschein wie auch als Ersatznote. denn bald gab es ein erfolgreiches Schatzsucherteam von Wie kommt aber nun ein jungen Leuten, die ernie ausgegebener Schein kannt hatten, daß die alin den Handel? Auf legaten Ostmarkscheine sehr len Wegen gewiß nicht. gut an Sammler zu verDie 200- und 500-Markkaufen sind. Die DeutNoten waren auch nicht sche Bundesbank fühlte in den Restbeständen sich bei der Verfolgung von DDR-Geld enthalten, der „Grabräuber“ nicht die im Auftrag der zuständig, anders als bei Rechtsnachfolgerin der ihren eigenen BundesStaatsbank in Frankfurt kassenscheinen. Doch iram Main auf Auktionen gendwann griff der verkauft wurden. Staatsanwalt ein. Einige Um es kurz zu sagen: junge Leute wurden erwas nicht legal erworben tappt, vor Gericht gewurde, ist „geklaut“. stellt und bestraft. Doch Nach der Einführung der bis zu diesem Zeitpunkt DM mußten große Menwaren sie sehr fleißig gen des alten DDR-Gelds und hatten so viele „entsorgt“ werden. Bei Bündel mit tausend der 200- und 500-Markden „Alu-Chips“ war dies Fünfhundertern der DDR aus dem Stollen bei Halberstadt Scheine „gefördert“, kein Problem, Altstoff-
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Die Deutschland-Sammlung
500 Mark der Staatsbank der DDR 1985
Die einzige deutsche Gedenkbanknote: 20 Mark der Staatsbank der DDR zur Öffnung des Brandenburger Tors vom 22.12.1989
mit Todesfolge. Bei diesen Feiern wurde die Quadriga schwer beschädigt. Die DDR war ohnehin praktisch pleite und die Idee der damaligen Staatsbank, zu diesem Zweck eine 20-Mark-Münze in Kupfernickel und Silber auszugeben, war löblich. Aus den Verkaufserlösen sollte zur Reparatur des Tors beigetragen werden. Da die Münze gut ankam, wurde beschlossen, eine „Gedenkbanknote“ zu drucken, die in einem ansprechenden Couvert zum Verkauf gelangen sollte. Erstmals hatte sogar Kaminsky, der damalige Staatsbankpräsident, die Note mit Datum vom 22.12.1989 unterschrieben. Warum diese dann doch nicht offiziell zum Verkauf gelangt ist, bleibt im Dunkeln. Auf Befragen erklärte ein Mitarbeiter der zuständigen Abteilung seinerzeit, man hätte die gesamte Auflage durch einen Büro-Schredder gejagt. Fast die ganze Auflage, möchte man meinen, denn nach und nach kam auch dieser Schein in den Handel. Ob man wirklich 400 Euro dafür ausgeben muß, wie bewertet, das kann jeder Sammler selbst entscheiden.
daß die Preise fast ins Bodenlose fielen. Sicherlich gab es aber auch noch andere Quellen. Der letzte „Kampfauftrag“ der DDR-Volksarmee bestand darin, die Geldbestände der DDR zu entsorgen. Sie wurden nach Halberstadt und in andere Orte durch Militärtransporte gebracht. Bei einigen Begleitkommandos hatte der diensthabende Unteroffizier nichts dagegen, daß sich die Genossen einige alte Scheine und Münzen zur Erinnerung mitnahmen, wie sich später ehemalige Soldaten der NVA erinnerten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau als Eigentümerin der noch im Stollen eingelagerten 600 Millionen DDR-Geldscheine ließ diese dann schließlich bis zum Sommer 2002 in einer nahegelegenen Müllverbrennungsanlage vernichten. Die Öffnung des Brandenburger Tors zu Weihnachten 1989 wurde in Ost und West gefeiert. Endlich war der Wunsch „Macht das Tor auf“ in Erfüllung gegangen. Doch zum Jahreswechsel hatten Jungendliche das Tor nicht nur durchschritten, sondern bestiegen. Es kam sogar zu einem tragischen Absturz
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mußten nicht alles aus Hamburg, München oder Berlin (West) nach Leipzig schleppen, sondern konnten vieles vor Ort kaufen, so Geschenke. Eine Jeans konnte probiert und vom glücklichen Empfänger selbst ausgesucht werden, auch wenn sie teuerer als im Westen war. Dafür waren Alkohol und Zigaretten so billig, daß man gleich einiges für die Rückreise einpackte und bangen mußte, daß der Westzoll nicht in den Kofferraum schaut. Die Kehrseite der Medaille war, daß es nun auch Westgeldbesitzer im Osten gab. Viele Menschen, die schon von Berufs wegen (Parteifunktionäre, Armeeangehörige, Volkspolizisten usw.) keine Westkontakte haben durften, hätten also theoretisch auch kein Westgeld haben dürfen. Das war aber nicht immer so. Und so wurden mitunter sogar die „überzeugtesten Genossen“ beim Einkauf im Intershop „erwischt“. Honecker wollte nicht, daß die DM eine Parallelwährung in der DDR wird, wie es beispielsweise der Dollar in Polen schon lange war. Das Problem schien unlösbar. Einerseits sollte das Angebot in den sog. „Delikat-Läden“ erhöht werden. Dort kostete dann eine Schachtel Westzigaretten 7 Ostmark, die im „Shop“ für 2 DM und weniger erhältlich war. Auch andere „Luxusgüter“ waren nun zu happigen Preisen gegen
Was im Rosenberg-Katalog unter „Schecks der Forum Außenhandelsgesellschaft m.B.H. 1979“ registriert ist, wurde im Volksmund „Forum-Schecks“ oder „Intershop-Geld“ genannt. Auch diese Scheine haben eine interessante Geschichte, die bisher kaum in der Literatur beschrieben ist. In den Anfangsjahren der DDR war der Devisenbesitz, so auch der Besitz von Westgeld, nur wenigen Leuten mit staatlicher Genehmigung erlaubt, wie z. B. Grenzgängern. Eine Große Zahl von Ostlern arbeitete im Westen, legal oder als „Schwarzarbeiter“, aber auch einige Westberliner hatten im Ostteil der Stadt eine Anstellung. Nach dem Mauerbau wurden die strengen Devisengesetze nach und nach gelockert und liberalisiert, ähnlich wie in den Nachbarländern Polen und der Tschechoslowakei. Bald entstanden überall in der DDR sogenannte „Intershops“, in denen man interessante Westwaren, aber auch gesuchte Produkte der DDR, die es sonst schwer oder nicht gab, für Westgeld kaufen konnte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich die Intershop-Kette zu einem geschätzten Devisenbringer für den Staat, aber auch den Leuten war geholfen. Westdeutsche auf Besuch im Osten
Scheck der Forum Außenhandelsgesellschaft über 50 Mark von 1979
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Die Deutschland-Sammlung
Selbstbetrug Forumschecks
rum-Serie nachzujagen. Noch eine abschließende Bemerkung zu diesem „Ersatzgeld“. Das kleinste Nominal lautete ja auf 50 Pfennig – West natürlich. Doch aus gutem Grund gab es im Westen bis zum Schluß auch Münzen von 1 bis 10 Pfennig. Der Intershop kalkulierte kühl: Bei den Waren mit hoher Steuer war man konkurrenzlos billig, bei anderen Waren wurde „zugeschlagen“. Wer eine Tafel Schokolade, die beim Discounter in Westberlin 0,89 DM kostete, erwerben wollte, mußte 1,30 DM hinlegen. Wehe dem, der dann brav 1,50 Mark in Forumscheinen auf den Kassentisch legte. Er bekam die Tafel und als „Wechselgeld“ zwei Kaugummis – Kleingeldersatz des Realsozialismus.
Ostmark in den „Deli’s“ zu bekommen. Zugleich hatte der Staat aber auch großes Interesse daran, die Devisen, die sich im Besitz von DDR-Bürgern befanden, abzuschöpfen. Die Lösung bestand in einer „Zwischen-Währung“ – der Forum-Mark. Mit deren Einführung war es den DDR-Bürgern nun wieder verboten, direkt mit Westgeld in den Intershops zu bezahlen. Nur Bundesbürger und Ausländer durften gegen Bares in den Shops einkaufen und mußten an der Kasse ihren Reisepaß vorzeigen. DDRBürger hingegen, die z. B. einen Geldschein von Verwandten geschenkt bekamen, mußten diesen gegen die Forum-Schecks umtauschen und konnten in den Intershops nur mit diesen bezahlen. Immerhin war nun nicht mehr die DM, sondern die „Forum-Mark“ Parallelwährung im zweiten deutschen Staat, bis letztlich alle die DM hatten. Die Forum-Schecks gab es mit Jahreszahl 1979 in den Wertstufen von 0,50, 1, 5, 10, 50, 100 und 500 Mark. Das Umtauschverhältnis lag 1 : 1 zur DM. Es kommen auch hier wieder sog. Standard- und Ersatznoten vor. Es gibt aber auch Muster und Probedrucke aus dem Jahr 1978. Schon kurze Zeit nach der Deutschen Wiedervereinigung konnte man die komplette Serie Forum-Geld erwerben und hielt damit, oft zum ersten Mal überhaupt, auch einmal die höheren Werte in der Hand. Wer als Sammler diese Scheine in sein Album legt, sollte, gleich ob im Osten oder im Westen, an diesen Selbstbetrug der DDR denken. Das ist vielleicht interessanter, als den Ersatznoten der Fo-
Militärgeld der Nationalen Volksarmee Entsprechend der Militärdoktrin des Warschauer Vertrages sollte der Gegner, also die Nato-Länder und die Bundesrepublik, in einer Gefahrensituation angegriffen und auf eigenem Territorium geschlagen werden. Die DDR-Währung sollte auch im Kriegsfall eine Binnenwährung bleiben und nicht für Zahlungen außerhalb ihrer Grenzen verwendet werden, weil man um die Währungsstabilität fürchtete. Dem Politbüro der SED und dem Nationalen Verteidigungsrat wurde vorgeschlagen, die alten DDR-Banknoten von 1955, die noch auf „Deutsche Mark“ lauteten, mit Kennzeichnung „Militärgeld“ für den Verteidigungsfall vorzu-
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Vorläufertyp des NVA-Militärgelds über 5 DM
bereiten, was dann auch geschah. Daraus allerdings ableiten zu wollen, daß das DDR-Politbüro einen Überfall auf die Bundesrepublik plante, die vorliegenden Militärbanknoten gar als Beweis dafür anzuführen, ist schlicht Unfug. Wollen wir über diese politische Frage nicht weiter philosophieren. Interessante Belege zur Geschichte des Kalten Krieges sind sie in jedem Fall und auch die Bundeskassenscheine waren ja als Reserve für den möglichen Kriegsfall anzusehen. Das Militärgeld war ausschließlich für die Verwendung innerhalb der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR bei Kampfhandlungen auf gegnerischen Territorien zur finanziellen Sicherstellung von Versorgungsaufgaben und
NVA-Militärgeld über 100 DM
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Die Deutschland-Sammlung
Wehrsoldzahlungen vorgesehen. Seine Herstellung und Vorhaltung in 7 Militärgelddepots wurde auf geheime Weisung des Nationalen Verteidigungsrats der DDR im Jahre 1980 vorbereitet. Der praktische Einsatz wurde bei Truppenübungen der NVA getestet. Bei überstempelten Noten der Serie 1955 der Deutschen Notenbank handelt es sich um sog. Vorläufertypen, welche mit Ausnahme des 5-Mark-Scheins, der mehrfach für die verschiedenen Divisionen hergestellt wurde, wahrscheinlich alles Unikate sind. Scheine der Serie 1955 mit Überdruck „Musternote“ und zusätzlichem Staatswappen der DDR im Schaurand sind Musterscheine für das geplante Militärgeld der NVA. Die endgültigen Militärgeld-Noten tragen neben dem Stempel auch einen
teils vernichtet. Sie kommen gelegentlich zu sehr hohen Preisen in den Handel. Aus praktischer Sammlersicht sollte man, wenn es denn nicht zu teuer wird, den einen oder anderen Schein in die Sammlung aufnehmen, doch komplett dürfte man auch dieses kleine Teilgebiet schwer oder überhaupt nicht bekommen.
Überdruck „Militärgeld“ und wurden in nur sehr geringer Stückzahl hergestellt. Als die ersten Vorläufer-Typen (nur mit Handstempel) nach der Wende in der DDR auftauchten, gab es viele Zweifler. Unterdessen gibt es aussagefähige Politbüro-Unterlagen, die die Existenz des Militärgelds belegen, das sicher überhaupt nicht bekannt geworden wäre, wenn nicht auch hier eine Anzahl von Scheinen „verlorengegangen“ wären. Die Militärgeld-Noten wurden in recht geringer Zahl hergestellt und größten-
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GELDSCHEINSAMMELN Deutsche Nebengebiete mer umfassenderen Überblick über alle in deutschem Namen ausgegebenen Geldscheine. Doch niemand zwingt einen Sammler dazu, alles, was dort enthalten ist, auch in die eigene Sammlung aufzunehmen.
Was wir als „Nebengebiete“ zum deutschen Papiergeld bezeichnen, ist zum Teil für Sammler anderer Länder ein Stück ihrer eigenen Geldgeschichte. Der Ausdruck „Nebengebiete“ hat sich sowohl für Briefmarken und Münzen wie auch für Geldscheine durchgesetzt, auch wenn er sprachlich nicht gerade elegant ist. Mit „Gebieten“ ist jedoch nicht ein Land oder eine Region gemeint, sondern vielmehr ein Sammelgebiet. Wenn man sich also dem Hauptsammelgebiet der deutschen Banknoten ab 1871 verschrieben hat, so kann man als Nebengebiet z. B. die Geldscheine der ehemaligen deutschen Kolonien sammeln oder die deutschen Besatzungsausgaben für verschiedene Länder, aber auch das Papiergeld der ehemaligen Freien Stadt Danzig oder papiergeldähnliche Wertpapiere, wie Steuergutscheine oder die Noten der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden. Die Frage ist, ob man z. B. alle während beider Weltkriege in von deutschen Truppen besetzten Gebieten ausgegebenen Scheine dazuzählen soll. Der Rosenberg-Katalog führt auch diese auf, was viele Sammler freut, andere aber in Zweifel und Nöte bringt. Erinnern Sie sich an die Mahnung, nie Sklave eines Katalogs zu werden? Der RosenbergKatalog wurde in den letzten Jahren ständig verbessert und ergänzt und bietet einen von Auflage zu Auflage im-
Militär- und Besatzungsausgaben des Ersten Weltkriegs Natürlich kann an dieser Stelle nicht auf all diese Ausgaben umfassend eingegangen werden. Wir wollen uns aber dennoch nacheinander kurz allen Ausgaben widmen, da diese oftmals auch historisch sehr interessant sind. Bei uns werden diese Scheine als Nebengebiete gesammelt, während sie z. B. in Belgien, Polen oder Rumänien zum Hauptsammelgebiet zählen.
Selten und bemerkenswert sind die deutschen Militärausgaben in Frankreich von 1914/1915. Verschiedene Teile des deutschen Heeres, genauer der 1., 2. und 3. Armee, gaben zur Bezahlung von Arbeitslohn, Dienstleistungen und Warenlieferungen an die Kommunen und die Bevölkerung im besetzten Teil Frankreichs eigene Geldscheine aus. Genutzt wurden diese etwa in einem
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Deutsche Nebengebiete
Militärausgaben in Frankreich 1914/1915
gab diese in Nennwerten zwischen 50 Centimes und 100 Francs. Es gibt zahlreiche Varianten, da Ortsangaben, Truppenteile, Kontrollnummern usw. handschriftlich oder mit Stempeln vermerkt wurden. Auch gibt es zahlreiche zusätzliche Abstempelungen von Einheiten und Arbeitskommandos. Die Scheine der 2. Armee werden auch als „Deichmann-Bons“ bezeichnet, da viele dieser Scheine die Unterschrift eines Rittmeisters Deichmann tragen. Doch kennen wir auch Unterschriften von anderen Personen. Umstritten waren lange Zeit die Ausgaben der 3. Armee, da deren Scheine immer nur als Muster ohne Kontrollnummer bekannt wurden und sie auf der
Bon des Thüringischen Infanterieregiments No. 96 über 2,50 Francs vom 30.8.1915
Frontverlauf von 300 km Länge und 50 km Tiefe. In Deutschland werden diese Scheine leider noch nicht in dem Maße gesammelt, welches ihrer historischen Bedeutung zukommt. Das mag wohl auch an der recht einfachen Gestaltung und der Seltenheit der Stücke liegen. Es
Links: Sog. Deichmann-Bon der Etappen-Kommandantur der 2. Armee über 5 Francs von 1915
Oben: umgelaufener Bon der Etappen-Inspektion der 3. Armee über 2 Francs ohne Datum (1915) mit Kontrollnummer
Links: Bon über 5 Francs der Etappen-Inspektion I der 1. Armee von 1915
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des Ersten Weltkriegs in Frankreich kurz vorgestellt zu haben. Diese Bons wurden zur Bezahlung für eine Tagesarbeit genutzt und sind heute ebenfalls äußerst selten.
deutschsprachigen Seite die Währungsbezeichnung „Franks“ statt „Francs“ oder „Franken“ tragen. Es wurde deshalb vermutet, daß es sich um US-amerikanische Drucke handeln könnte, die erst viel später zum Schaden der Sammler hergestellt wurden. Tatsächlich müssen wir aber davon ausgehen, daß auch diese Scheine in Umlauf waren. Nicht jeder Militär mit Befehlsgewalt muß es früher so ernst mit der Währungsbezeichnung genommen haben. Da kann man es schon verzeihen, wenn bei dem Versuch, das französische „Francs“ einzudeutschen, ein verunglücktes „Franks“ herauskommt. Wie der abgebildete Schein über 2 Francs belegt, findet man immer noch auch gebrauchte Stücke mit Kontrollnummer, die damals an der Front genutzt wurden. Derartige Stücke sind heute allerdings höchst selten und nur mit Liebhaberpreis zu bewerten. Schließlich sollen auch noch kurz die ursprünglich handgeschriebenen und dann hektographisch vervielfältigten Bons des Thüringischen Infanterieregiments No. 96 erwähnt werden, um dann alle bekannten deutschen Militärausgaben
Besatzungsausgaben für Belgien 1914 – 1918
Note der Société Générale de Belgique über 5 Francs vom 3. Juli 1917
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Deutsche Nebengebiete
Bei der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen floh die belgische Regierung nach England und hatte dabei u. a. auch die Druckplatten der Belgische Nationalbank mitgenommen. Von den Deutschen wurde deshalb zur Sicherstellung der Versorgung des Landes mit Zahlungsmitteln die „Société Générale de Belgique“ zur Notenausgabe autorisiert, welche vom 24.12.1914 bis zum 11.11.1918 erfolgte. Mit dem Umtausch der Noten sollte spätestens drei Monate nach Friedensschluß begonnen werden. Da jede Note das Datum des Tages trägt, an dem sie gedruckt wurde, gibt es natürlich viele Noten mit verschiedenen Datum. Die meisten dieser Scheine, die es in Werten von 1 bis 1000 Francs gibt, sind
13. Dezember 1916 die Polnische Landesdarlehnskasse in Warschau gegründet, die für die Versorgung des Landes mit Zahlungsmittel zuständig war. Die bis dahin in Polen umgelaufene russische Rubel-Währung wurde am 26. April 1917 auf polnische Marka umgestellt, die der deutschen Mark gleichgestellt war. Für die Einlösung der Gutscheine des Generalgouvernements in Mark zum Nominalwert haftete das Deutsche Reich. Es gab insgesamt drei Ausgaben dieser Scheine. Während sich auf der Erstausgabe mit „Zarzad jeneral-gubernatorstwa“ ein Rechtschreibfehler in der polnischen Übersetzung von „Generalgouvernement“ eingeschlichen hatte, wurde dieser mit den späteren Ausgaben, dann mit „Zarzad General-Gubernatorstwa“, korrigiert. Für polnische Sammler sind die Ausgaben für das Generalgouvernement praktisch der Beginn der Papiergeldgeschichte des modernen Polen. Alle Ausgaben tragen ja auch den polnischen Adler und ein großer Teil der 1917 gedruckten Scheine lief auch nach Kriegs-
recht selten. Nur die 1-Franc-Note kommt in vielen Sammlungen vor, während die Werte zu 1, 2, 5 und 100 Francs das Bildnis der Königin MarieLouise zeigen, ist auf dem 20- und 1000Francs-Schein der Maler Peter Paul Rubens dargestellt.
Deutsche Ausgaben für das Generalgouvernement Warschau Polen hatte zu Beginn des Ersten Weltkriegs überhaupt nicht als selbständiger Staat existiert. Der vormals polnische Teil Rußlands (Kongreß- oder auch Russisch-Polen) wurde vollständig von deutschen und österreichischen Truppen besetzt. Der nördliche Teil davon, später als „Generalgouvernement Warschau“ bezeichnet, stand bis 1918 unter deutscher, der südliche Teil mit Ost-Galizien unter österreichischer Verwaltung. Nach der von Deutschland betriebenen Unabhängigkeit des Landes von Rußland und der Proklamation des Königreichs Polen vom 5. November 1916 wurde mit Gesetz vom
Gutschein der polnischen Landesdarlehnskasse über 20 Marek von 1917, 3. Ausgabe
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Unten: Darlehnskassenschein der Ostbank für Handel und Gewerbe, Darlehnskasse Ost in Posen über 100 Rubel vom 17. April 1916
Masurenschlacht verschob sich die Front immer weiter nach Osten. Die baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrußlands wurden dem Oberbefehlshaber Ost unterstellt. Für die Versorgung dieses großen Gebietes mit Zahlungsmitteln war die Ostbank für Handel und Gewerbe zuständig. Deren Darlehnskasse Ost mit Sitz im deutschen Posen gab seit 1916 Darlehnskassenscheine in Rubel-Währung aus. Ab 1918 folgten dann Ausgaben in Markwährung durch die Darlehnskasse Ost im litauischen Kowno (Kauen). Der Umrechnungskurs zwischen Rubel und Mark stand konstant im Verhältnis 2 : 1. Als mit dem Ende des Ersten Weltkriegs die baltischen Republiken gegründet wurden, schufen sich Estland und Lettland rasch eigene Währungen. Nur in Litauen liefen die Scheine der Darlehnskasse Ost noch bis 1922 als gesetzliche Zahlungsmittel um und
ende im neu erstandenen polnischen Staat um, weshalb viele davon heute nur stark gebraucht vorkommen. Zumindest in gebrauchter Erhaltung sind die meisten Werte jedoch nicht selten und damit bezahlbar.
Deutsche Besatzungsausgaben in Rußland 1916 bis 1918 Geht man von der historischen politischen Lage zu Beginn des Ersten Weltkriegs aus, so hätten natürlich auch die Scheine für das Generalgouvernement Warschau unter dieser Rubrik aufgeführt werden können. Da Polen nach dem Ersten Weltkrieg aber als Staat neu erstand, wurde dieser Teil gesondert behandelt. Nach dem Einfall russischer Truppen zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Ostpreußen und deren Zerschlagung in der
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Deutsche Nebengebiete
Oben: Darlehnskassenschein der Darlehnskasse Ost in Kowno über 1000 Mark vom 4.4.1918
„Banca Generala Romana“, welche mit der Deutschen Reichsbank in Berlin in Verbindung stand. Nach dem Ersten Weltkrieg mußte Ungarn Siebenbürgen an Rumänien abtreten. Alle Werte kommen auch mit den verschiedensten Behörden- oder Armeestempeln vor. Obwohl die meisten Sammler ungestempelte Stücke bevorzugen und für solche mit Stempeln Preisabschläge wünschen, sollte nicht vergessen werden, daß einige dieser Abstempelungen sehr selten sind.
gehören daher auch in jede BaltikumSammlung. Neben den Scheinen der Darlehnskasse Ost gab es im Baltikum aber auch eine ganze Reihe von Notausgaben verschiedener Städte wie z. B. von Mitau, Windau oder Seda. Leider werden diese Notausgaben unter deutscher Besatzung von deutschen Sammlern immer noch viel zu wenig beachtet.
Deutsche Besetzung Rumäniens von 1916 bis 1918 Das Königreich Rumänien (Walachei) trat am 27. August 1916 auf Seiten der Entente in den Ersten Weltkrieg ein, indem es das ungarische und meist von Deutschen besiedelte Siebenbürgen besetzte. Die Gegenwehr ließ jedoch nicht lange auf sich warten und verbündete deutsch-österreichisch-ungarische Truppen besiegten Rumänien in kurzer Zeit. In der Folge blieb das Land bis zum Kriegsende durch die deutsche Armee Mackensen besetzt. Seit 1916 erfolgte die Versorgung des Landes mit Zahlungsmitteln durch die
Deutsche Militärausgaben der Georgischen Legion Samsun Die Georgische Legion Samsun wurde 1916 im Norden des verbündeten Osmanischen Reichs (Türkei) vom Deutschen Oberkommando aus in Georgien beheimateten Kriegsgefangenen der russischen Streitkräfte als Hilfstruppe zusammengestellt. Sie kam jedoch nie zum Kriegseinsatz. Alle Stücke wurden durch Hans Külzer handschriftlich mit verschiedenen Dienst-
Note der Banca Generala Romana über 5 Lei ohne Datum (1917)
Gutschein über 5 Piaster mit Handunterschrift ohne Dienstgrad, ohne Datum (1916)
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sorische Zahlungsmittel nutzte man Reichskassenscheine und Reichsbanknoten, die mit arabischen Überdrucken versehen wurden. Alle Ausgaben sind sehr selten und die beiden höchsten Werte über 100 und 1000 Mark existieren heute jeweils nur als eine Druckprobe im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Da die Grundscheine sehr häufig und die echten Militärausgaben mit arabischen Überdrucken sehr selten und teuer sind, kamen auch immer wieder manipulierte Scheine mit gefälschten Überdrucken vor. Die Original-Überdrucke sind im Buchdruck ausgeführt (mit scharfen Rändern und ohne kleine Farbspritzer neben den arabischen Schriftzeichen), während Überdruck-Fälschungen meist in einfachem Offset-Druck aufgebracht wurden (leuchtend rote Farbe mit kleinen Farbspritzern neben den arabischen Schriftzeichen). Ist man sich nicht absolut sicher, sollte man lieber vor dem Erwerb eines solchen Scheins einen Fachmann zu Rate ziehen oder auf ein vermeintlich günstiges Angebot verzichten.
graden (Unteroffizier, Vize Feldwebel oder Feldwebel) unterzeichnet und dienten zur Bezahlung der Truppe. Während die ersten Scheine noch handgeschrieben waren, ging man bald dazu über, diese drucken zu lassen. Sicher haben diese, in nur geringer Zahl hergestellten, Scheine im Vergleich z. B. zu den Noten der Darlehnskasse Ost nur eine bescheidene Bedeutung. Dennoch sind sie ohne Zweifel faszinierende Zeitdokumente, die man als deutsche Ausgaben aus dieser Ecke der Welt wahrlich nicht vermuten würde.
Deutsche Militärausgaben für besetzte Gebiete Persiens Im Jahre 1916 besetzte ein kleiner deutscher Truppenverband gemeinsam mit osmanischen Truppenteilen kleine persische Gebiete. Die sog. „Dr.-Niedermayer-Expedition“ sollte die Vereinigung von russischen und englischen Truppen im neutralen Persien (Iran) verhindern. Die deutsche Besetzung in diesem Gebiet hielt sich bis 1918. Als provi-
Die Scheine der Freiwilligen Westarmee werden aufgrund ihrer zweisprachigen Gestaltung und der Währungsbezeichnung „Mark“ (eine Seite in Deutsch, die andere in Russisch) fälschlich oft für deutsche Besatzungsausgaben in Rußland gehalten, sind es aber nicht. Da sie jedoch zweifellos sehr interessante ZeitReichskassenschein über 5 Mark mit rotem persischem Überdruck zu 25 Qran
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Deutsche Nebengebiete
Ausgaben der Freiwilligen Westarmee 1919
Diese Kassenscheine, deren Wert durch den Staatsbesitz des von der Freiwilligen Westarmee besetzten Gebiets gedeckt sein sollte, sollten in diesen Gebieten als gesetzliche Zahlungsmittel dienen. Es war vorgesehen, daß sie ab 1.10.1920 bei den staatlichen Banken und Zahlstellen gegen deutsche Reichsmark oder gleichwertige russische Währung eingelöst werden sollten. Es wurden Werte zu 1, 5, 10 und 50 Mark ausgegeben, die man mit etwas Glück zu moderaten Preisen bekommen kann. In den Rosenberg-Katalog werden diese Scheine allerdings nicht aufgenommen, da sie nicht in deutschem Namen ausgegeben wurden.
Kassenschein der Freiwilligen Westarmee über 50 Mark aus dem Jahre 1919 (deutsche und russische Seite)
Militär- und Besatzungsausgaben des Zweiten Weltkriegs
dokumente sind, werden sie dennoch von vielen Sammler deutscher Nebengebiete gesucht. In den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg in Rußland, nach dem Sturz des Zaren und im Bürgerkrieg, versuchte Mitte 1919 der russische Oberst AvalowBermondt, der sich selbst Fürst Avalow nannte, eine konterrevolutionäre Freiwilligen-Armee aufzustellen. Diese sog. Freiwillige Westarmee bestand hauptsächlich aus Deutschen und Balten und sollte zum Kampf gegen die Rote Armee eingesetzt werden. Der Versuch scheiterte jedoch. Die Armee gab im lettischen Mitau Kassenscheine in deutscher und russischer Sprache mit Datum vom 10.10.1919 aus.
Auch im Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Vielzahl von Ausgaben der Deutschen Wehrmacht sowie für die von ihr besetzten Gebiete, die heute in vielen Deutschlandsammlungen zu finden sind und hier kurz vorgestellt werden sollen.
Ausgaben der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg 1939 – 1945 Nicht weniger interessant als die deutschen Militär- und Besatzungsausgaben des Ersten Weltkriegs sind die Scheine der Wehrmacht wie auch die Besatzungsausgaben des Zweiten Weltkriegs.
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Behelfszahlungsmittel der Deutschen Wehrmacht über 1 RPf. (Erstausgabe 1942)
diglich den Nennwert und die Bezeichnung „Behelfszahlungsmittel für die Deutsche Wehrmacht“. Sie waren kein öffentliches Zahlungsmittel, sondern nur für den Geldverkehr innerhalb der Wehrmacht bestimmt. Man konnte damit also nur sog. Marketenderware er-
Während im Ersten Weltkrieg nur einzelne Truppenteile in begrenzten Territorien eigene Geldscheine zur Bezahlung von Warenlieferungen oder Arbeitsleistungen (Frankreich) bzw. auch zur Auszahlung von Sold (Georgische Legion) nutzten, gab es während des Zweiten Weltkriegs allgemeingültige Zahlungsmittel für Wehrmachtsangehörige. Im Jahre 1942 führte man die sog. Behelfszahlungsmittel für die Deutsche Wehrmacht ein. Mit diesen Scheinen wurden Wehrmachtsangehörige und diesen gleichgestellte Personen in den Ländern bezahlt, in denen die Benutzung der nationalen Währungen eingeschränkt worden war. Um den Gebrauch der Scheine außerhalb der Wehrmacht zu unterbinden, legte man den Nennwert der Scheine auf nur ein Zehntel des tatsächlichen Wertes fest. Ein Schein über 1 Reichsmark entsprach also einem Warenwert von 10 RM. Die Scheine sind einseitig bedruckt und tragen kein Datum, keine Kontrollnummer und keine Unterschrift, sondern le-
Behelfszahlungsmittel der Deutschen Wehrmacht über 1 RM ohne Datum (1942)
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Deutsche Nebengebiete
Behelfszahlungsmittel der Deutschen Wehrmacht über 1 RPf. (Zweitausgabe) mit Stempel des Befehlshabers Saloniki-Ägäis
sprach nun dem tatsächlichen Kaufwert der Scheine, weshalb auf Pfennig-Beträge in dieser Ausgabe verzichtet wurde. Die Verrechnungsscheine gab es in Nennwerten zu 1, 5, 10 und 50 Reichsmark. Ausgehend vom Zeitpunkt der Ausgabe kurz vor Kriegsende, kommen diese Scheine heute noch in relativ großen Mengen in guter Erhaltung vor und sind deshalb preiswert im Fachhandel zu bekommen. Zu den Ausgaben der Deutschen Wehrmacht müssen wir auch das Kriegsgefangenen-Lagergeld rechnen, da es im Auftrage des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) ausgegeben wurde. Während es im Ersten Weltkrieg kein einheitliches Lagergeld für die vielen Kriegsgefangenenlager in Deutschland gab und jedes Lager eigene Geldzeichen nutzte, um die Arbeitsleistungen der Gefangenen zu entlohnen, führte man ab Herbst 1939 ein generell für alle Gefangenenlager gültiges Lagergeld ein. Oft wurden diese einseitig bedruckten Scheine mit zusätzlichen Lagerstempeln auf den Rückseiten versehen (z. B. „Stalag …“
werben oder in Kasinos und Soldatenheimen bezahlen. Am seltensten ist die erste Ausgabe eines 1-RPf.-Scheins. Häufig dagegen sind die anderen Pfennig-Beträge der dann folgenden kompletten Serie von 1 Reichspfennig bis 2 Reichsmark. Einige Scheine dieser Behelfszahlungsmittel kommen auch mit Abstempelungen des Befehlshabers Saloniki-Ägäis mit Sitz in Thessaloniki (Griechenland) auf der Rückseite vor. Diese Scheine tragen in der Regel einen roten Stempel in griechischer und einen violetten in deutscher Sprache. Die Abstempelungen in Griechenland werden auch im Rosenberg-Katalog aufgeführt. Dagegen sind andere Abstempelungen von Wehrmachtsscheinen, sowohl von Behelfszahlungsmitteln als auch von Verrechnungsscheinen, über die gleich im Anschluß berichtet wird, mit Vorsicht zu genießen. Ende 1944 wurden Verrechnungsscheine für die Deutsche Wehrmacht eingeführt. Diese ersetzten die Behelfszahlungsmittel, die aus dem Verkehr gezogen wurden. Der auf den Scheinen angegebene Nennwert ent-
Links: Verrechnungsschein der Deutschen Wehrmacht über 50 RM vom 15.9.1944
Rechts: Kriegsgefangenen-Lagergeld des Chefs des OKW über 5 RM, ohne Datum (1939 – 1945)
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besonders sowjetische Kriegsgefangene nicht in solche „zivilisierten“ Lager, sondern in Konzentrationslager verbracht, in denen viele von ihnen unbezahlte Zwangsarbeit leisten mußten und ums Leben kamen. Ähnlich erging es unzähligen deutschen Wehrmachtsangehörigen, die noch Jahre nach Kriegsende in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern unter unmenschlichen Bedingungen zu schwerster Sklavenarbeit gezwungen wurden und den Tod fanden. Lagergeld, egal ob es sich um solches aus Kriegsgefangenen- oder aus Konzentrationslagern handelt, über das später noch zu berichten sein wird, ist nicht nur historisch besonders interessant, sondern zugleich auch mit einer Vielzahl menschlicher Tragödien verbunden, an die es trotz allen Sammelvergnügens zu denken gilt.
für Stammlager oder „Oflag …“ für Offiziers-Gefangenenlager). Derartig abgestempelte Stücke sind heute aber sehr selten. Die Lagergeldscheine gab es in Nennwerten von 1, 10 und 50 Reichspfennig sowie zu 1, 2, 5, 10 und 20 Reichsmark. Wozu aber brauchte man überhaupt eigenes Lagergeld für die Kriegsgefangenenlager? Nach internationalem Recht mußten Arbeitsleistungen von Kriegsgefangenen entlohnt werden, während den von Arbeitsleistungen befreiten Offizieren Festbeträge zustanden. Da man die Auszahlung nicht in Reichswährung vornehmen wollte, da öffentlich gültige Zahlungsmittel eine Flucht begünstigt hätten, nutzte man also bereits während des Ersten Weltkriegs besonderes Lagergeld. Die Wehrmacht unterhielt eine Vielzahl von Kriegsgefangenenlagern, in denen Soldaten in Übereinstimmung mit dem geltenden Kriegsrecht interniert waren. Einige hatten sogar Sportstätten und Bibliotheken sowie Kantinen, in denen Zusatzverpflegung eingekauft werden konnte. Zugleich wurden aber
Noten der Reichskreditkassen
Deutsche Nebengebiete
Die sog. Reichskreditkassenscheine wurden aufgrund einer Verordnung
Reichskreditkassenschein über 50 RM ohne Datum, Rs mit Marienburg in Westpreußen, (1940 – 1945)
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Staatsnote für das Protektorat Böhmen und Mähren über 100 Kronen vom 20.8.1940
Behelfsausgabe für das Protektorat Böhmen und Mähren über 5 Kronen von 1939 mit Handstempel auf tschechischer Banknote
aus dem Jahre 1940 ausgegeben und waren für den Zahlungsverkehr unter der Zivilbevölkerung wie auch für das Militär in den besetzten Ländern vorgesehen, in denen die vorhandenen Landeszahlungsmittel nicht ausreichten. Sie wurden zunächst im deutsch besetzten Teil Polens eingeführt, später z. B. aber auch in Norwegen und in den Balkanstaaten. Die Scheine der Reichskreditkassen liefen in diesen Gebieten neben den einheimischen Banknoten unter der Bevölkerung um. Wenn wir heute Länderkataloge, z. B. von Norwegen, in die Hand bekommen, so ist es also nicht verwunderlich, wenn wir dort auch die Scheine der Reichskreditkassen finden. Sie wurden in Nennwerten zu 50 Reichspfennig sowie zu 1, 2, 5, 20 und 50 Reichsmark ausgegeben.
Geldscheine für das Protektorat Böhmen und Mähren Im sog. Protektorat, dem nach dem Anschluß des von Deutschen besiedelten Sudetanlands an das Reich und der Selbständigkeit der Slowakei verbliebenen Rest des nach dem Ersten Weltkrieg
aus vormaligen Gebieten ÖsterreichUngarns gebildeten Vielvölkerstaats Tschechoslowakei, blieb die Kronenwährung bestehen, wenngleich ein Zwangskurs von 1 : 10 zur Reichsmark eingeführt wurde. Nach der Besetzung des Protektorats wurde 1939 zunächst eine interessante provisorische Ausgabe von 1- und 5Kronen-Scheinen in den Umlauf gegeben. Hierzu überstempelte man einfach tschechoslowakische Banknoten mit zweisprachigen Hand- oder Maschinenstempeln „Protektorat Böhmen und Mähren – Chechy a Morava“. Erst ab August 1940 wurden dann Staatsnoten für das Protektorat Böhmen und Mähren ausgegeben. Unter diesen fällt besonders der 100-KronenSchein vom 20. August 1940 ins Auge. Zum einen aufgrund seiner fast ganzflächigen und für Geldscheine völlig untypischen Bildansicht, zum anderen durch die Wirkung der bildlichen Darstellung selbst, die einen Blick über die Moldau auf die Altstadt von Prag mit Karlsbrücke und dem Burgberg mit dem berühmten St. Veits-Dom zeigt. Die übrigen Staatsnoten sind klassisch gestaltet und zeigen auf den Vorderseiten Kopfbildnisse eines Mädchens, ei-
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Provisorische Ausgabe der Nationalbank für Böhmen und Mähren über 5000 Kronen vom 25. Oktober 1943
nes Jungens oder einer Frau in Tracht. Es gab Werte zu 1, 5, 10, 20, 50 und 100 Kronen mit verschiedenen Ausgabedaten zwischen 1940 bis 1944. Ab 1942 wurden zusätzlich höhere Nennwerte durch die Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag ausgegeben. 1942 waren dies zuerst ein 500und ein 1000-Kronen-Schein. Als auch der Bedarf an einer 5000-Kronen-Note wuchs, behalf man sich zuerst provisorisch mit einem maschinellen Aufdruck auf einer tschechoslowakischen 5000Kronen-Note aus dem Jahre 1920. Erst im September 1944 gab die Nationalbank eine neue 5000-Kronen-Note mit dem Bildnis von Herzog Wenzel aus. Bei den Scheinen des Protektorats Böhmen und Mähren kommt eine Vielzahl von Varianten vor. Viele Scheine wer-
den heute auch mit Perforationen angeboten. Während es sich bei den Scheinen der ersten Behelfsausgabe von 1939 (abgestempelte tschechoslowakische Noten) mit Perforation „SPECIMEN“ um echte Musterscheine handelt, wurde diese Perforation bei den anderen Ausgaben des Protektorats erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf den inzwischen ungültig gewordenen Scheinen aus Restbeständen der Nationalbank für Böhmen und Mähren ausgeführt, bevor diese an Sammler abgegeben wurden. Es kommen aber auch Scheine mit der Perforation „NEPLATNÉ“ vor. Diese sind, im Gegensatz zu den vorher beschriebenen nachträglich perforierten Scheinen, echte „amtliche Muster“. Auch bei späteren tschechischen Bank-
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Staatsnote für das Protektorat Böhmen und Mähren über 10 Kronen vom 8.7.1942 mit Perforation „NEPLATNÈ“
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noten wurde dies ähnlich gehandhabt. Viele Sammler möchten aber nur „echte“ tschechische Noten und keine „SPECIMEN“ erwerben. Diese sind aber in Tschechien immer seltener und teuerer geworden. Anders sieht es natürlich bei Musternoten anderen Länder aus. Hier sind die Muster mit Überdruck oder Perforation „SPECIMEN“ seltener als umgelaufene Scheine und deshalb auch von Sammlern gesucht.
Bemerkenswert ist auch, daß bei einigen Scheinen das böhmische Wappen abgebildet ist. Außerdem sind alle Noten in Deutsch und Tschechisch beschriftet. Selbst für die Tschechen nationale Identifikatiosfiguren wie der bereits erwähnte heilige Wenzel oder Peter Parler finden wir abgebildet. Bei uns werden die Ausgaben für das Protektorat Böhmen und Mähren als Nebengebiet gesammelt, während sie für Sammler in Tschechien natürlich zum Hauptsammelgebiet zählen.
HINWEIS
Generalgouvernement Polen
Weitere Ausführungen zu diesem Thema finden Sie im Kapitel „Muster, Druckproben, Essays und mehr“.
Sehr schön ist die Gestaltung der Scheine des Protektorats gelungen. Offensichtlich hatte man sich hier noch wesentlich mehr Mühe gegeben, als bei den nachfolgend vorgestellten Noten für das Generalgouvernement Polen.
Der nach der Besetzung Ostpolens durch die Sowjetunion und dem Anschluß vormals deutscher und nach dem Ersten Weltkrieg an Polen verlorener Gebiete an das Reich verbliebene Rest Polens wurde als Generalgouvernement bezeichnet. Ähnlich wie im Protektorat behalf man sich auch im Generalgouvernement an-
Links: Behelfsausgabe für das Generalgouvernement Polen über 100 Zloty mit Aufdruck
Note der ersten Serie der Emissionsbank in Polen über 50 Zloty vom 1.3.1940
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gab es auch hier, dieser lag bei 1 RM = 2 Zloty. Aufmerksame Betrachter stellen fest, daß bei den Geldscheinen der polnische Adler überall retuschiert und durch neutrale Elemente ersetzt wurde. Soviel Mühe hatte man sich mit den Münzen übrigens nicht gemacht. Das Zeigen des polnischen Adlers wurde ansonsten mit hohen Strafen bedroht. Die Noten für das Generalgouvernement sind anders als die für das Protektorat Böhmen und Mähren nur einsprachig in Polnisch gehalten und der Begriff „Generalgouvernement“ kommt auf ihnen überhaupt nicht vor. Wir erinnern uns, daß dies bei den Scheinen für das Generalgouvernement Warschau im Ersten Weltkrieg noch anders gehandhabt wurde. Interessant ist, daß gerade bei den Scheinen für das Generalgouvernement auch heute noch immer wieder unfertige Drucke und Entwürfe vorkommen.
Besatzungausgaben für die Sowjetunion Für die Besetzung der UdSSR im Zweiten Weltkrieg waren eigene Geldscheinausgaben vorgesehen. Eine Ausgabe der Emissionsbank in Kiew für die Ukraine wurde bereits 1941 durch das Reichsfinanzministerium vorbereitet und sollte wahrscheinlich für alle besetzten Gebiete der ehemaligen Sowjetunion gelten. Diese
Unfertiger Druck (nur Unterdruck) einer 10-Zloty-Note vom 1.3.1940
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fangs mit einer Behelfsausgabe. Hierzu nutzte man polnische 100-Zloty-Noten von 1932 und 1934 und versah sie mit einem Diagonalaufdruck „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“. Dieser einfache Aufdruck wurde aber bereits damals in Polen oft gefälscht. Nach der Gründung der Emissionsbank in Polen, die ihren Sitz in Krakau hatte und mit der Ausgabe von Banknoten beauftragt wurde – die polnische Regierung war geflüchtet und hatte neben dem Staatsschatz auch sämtliche Druckplatten für die polnischen Banknoten mitgenommen –, folgten zwei Geldscheinserien. Die erste Serie von 1940 mußte wegen zu vieler Fälschungen bald ersetzt werden. Die Banknoten für das Generalgouvernement sind den vor dem Kriege umlaufenden polnischen Geldscheinen nachempfunden worden. Wegen des Ausgabeorts der Noten in Krakau, das nach der Besetzung – nicht zuletzt aus historischen Gründen – zur Hauptstadt des „Generalgouvernements“ wurde, nannte man die Scheine in Polen auch „Krakauer Zloty“. Einen Zwangskurs
Unten: Note der Zentralnotenbank Ukraine über 2 Karbowanez vom 10.3.1942
Oben: Note der Emissionsbank in Kiew über 5 Tscherwonzen von 1941
Scheine, von denen nur einige wenige Einzelexemplare sowie ein Mustersatz der Reichsdruckerei bekannt sind, wurden aber nie ausgegeben und sind heute absolute Raritäten. Es waren Werte über 1, 3 und 5 Rubel sowie 1, 3, 5 und 10 Tscherwonzen vorgesehen. Ein Tscherwonez entsprach 10 Rubel. In größeren Mengen sind dagegen heute noch die für die Ukraine ausgegebenen Geldscheine des Reichskommissariats Ukraine – Zentralnotenbank in Rowno vorhanden. Sehr selten ist hier nur der 2-Karbowanez-Schein, der damals nicht mehr in den Umlauf kam. Während die Scheine der Emissionsbank Kiew keine bildlichen Darstellungen aufweisen, tragen die Scheine des Reichskommissariats Ukraine, außer dem niedrigsten Wert über 1 Karbowanez, alle Kopfbildnisse, so von Kindern, Bäuerinnen, Arbeitern oder eines Wissenschaftlers. Natürlich geht vom „Jungen mit der Pelzmütze“ auf dem 2-Karbowanez-Scheine ein besonderer Reiz aus, wenn man die Seltenheit des Scheins bedenkt. Manche Scheine der Ukraine weisen einheitliche Brandspuren auf. Wie berichtet wurde, lagen viele von ihnen
nach einem Bombenangriff auf Berlin auf der Straße und wurden dort aufgelesen. Das erklärt das Vorhandensein noch immer großer Mengen, besonders der kleinen Noten, für die es in der Ukraine, wie deutsche Soldaten berichteten, praktisch nichts zu kaufen gab. Viele Scheine wanderten deswegen damals in die Latrine.
Deutsche Besetzung Jugoslawiens 1941 – 1944 Es gibt viele Sammler und Händler, die die Ausgaben der Serbischen Nationalbank und von Kroatien im Zweiten
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Behelfsausgabe der Serbischen Nationalbank über 1000 Dinar vom 1.5.1941
Weltkrieg schon seit vielen Jahren zu den deutschen Besatzungsausgaben zählen. Dies ist zumindest im Falle der serbischen Banknoten richtig, und deshalb sind diese nun auch im RosenbergKatalog zu finden. Nur zwei Tage nach dem Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt Deutschlands, Italiens und Japans Ende März 1941 wurde die damalige jugoslawische Regierung durch General Simovic gestürzt. Schon Mitte April 1941 rückten daraufhin die Achsenmächte in Jugoslawien ein und besetzten das Land. Serbien wurde deutscher Militärverwaltung unterstellt, während in Kroatien die rechtsextremen „Ustascha“ einen unabhängigen Staat ausriefen. Der Rest Jugoslawiens wurde unter Italien, Deutschland, Ungarn und Bulgarien aufgeteilt. Unter deutscher Militärverwaltung gab man in Serbien sehr bald provisorische Geldscheine der Serbischen Nationalbank aus. Hierzu wurden Noten der Nationalbank des Königreichs Jugoslawien mit Überdrucken versehen bzw. im Falle der Note über 10 Dinar vom 1. Mai 1941 nur eine Seite mit jugoslawischer Druckplatte und zusätzlichen Überdrucken und die andere Seite mit neuer serbischer Druckplatte gedruckt.
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Note der Serbischen Nationalbank über 500 Dinar vom 1. Mai 1942
Eine neue Banknotenserie der Serbischen Nationalbank ließ nicht lange auf sich warten. Der erste Wert trägt ebenfalls das Datum vom 1. Mai 1941. Weitere Werte folgten dann in verschiedenen Wertstufen von August 1941 bis zum Januar 1943. Die kroatischen Banknoten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs werden in Deutschland gern als „Besatzungsausgaben“ mitgesammelt, zumal sie in einem früheren Katalog von Dieter Hoffman („Das Notenbuch“) als solche aufgeführt wurden. Tatsächlich sind sie aber nicht auf deutsche Weisung oder in deutschem Namen, sondern höchstens unter deutschem Einfluß ausgegeben worden. Ein alter Sammler sagte einmal kurz und knapp zu diesem Thema: „Man kann nicht die Geldscheine aller Länder sammeln, in die ein deutscher Soldat mal seine Stiefel gestellt hat.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Die meisten serbischen Scheine sind heute noch recht häufig. Es gibt aber zwei damals nicht ausgegebe Scheine über 20 bzw. 100 Dinar vom 1.5.1942, die selten und teuerer sind. Eine besondere Rolle spielen die Ausgaben der Sparkasse der Provinz Laibach. Das vormals österreichische Krain und heutige Slowenien war während des Zweiten Weltkriegs zuerst von italienischen und nach deren Kapitulation später von deutschen Truppen besetzt. Auf Entscheidung des Chefs der Provinzialverwaltung in Laibach vom September bzw. November 1944 erhielt die Sparkasse der Provinz Laibach (Ljubljana)
Geldanweisung der Sparkasse der Provinz Laibach über 500 Lire vom 14.9.1944
die Ermächtigung zur Ausgabe von Geldscheinen, welche auf Lire lauteten und zweisprachig (deutsch und slowenisch) gehalten waren. Die Deckung erfolgte durch ein Sperrguthaben bei der Banca d’Italia. Zu den Laibacher Scheinen existiert eine Reihe von Mustern, aber auch einseitige Druckproben.
Deutsche Besetzung der britischen Kanalinseln Sehr interessant sind die Ausgaben während der deutschen Besetzung der kroneigenen britischen Kanalinseln Guernsey und Jersey. Die Inseln vor der französischen Normandieküste waren das einzige briti-
sche Territorium, das im Zweiten Weltkrieg von deutschen Truppen besetzt war. Da die Bevölkerung der MarkWährung mißtraute, setzte man schon kurze Zeit nach der Besetzung mit deutscher Erlaubnis neue Kleingeldscheine in englischer Währungsbezeichnung in Umlauf und erklärte diese zu offiziellen Zahlungsmitteln. Sie liefen neben den einheimischen und englischen PfundNoten um. Es gab eigene Ausgaben für Guernsey und für Jersey. Die Ausgaben für Guern-
Links: Note des States of Guernsey (höchster Nennwert) über 1 Pfund vom 1.1.1943
Rechts: Note der Bank of England mit Überdruck der Inselverwaltung von Guernsey von 1941
Links: Note des States of Jersey über 2 Shilling von 1941/1942
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Links: Behelfsausgabe für das besetzte Tunesien: Französische Banknote über 100 Francs von 1892 mit Überdruck zu 1000 Francs
sey tragen Daten vom März 1941 bis zum Januar 1943. Für die auf Guernsey in Umlauf gesetzten Kleingeldscheine über insgesamt 10 000 Pfund wurden für die erste Ausgabe 5000 1-Pfund-Noten des „States of Guernsey“ aus dem Verkehr genommen. Für die zweite Ausgabe zog die Inselverwaltung 5000 1-Pfund-Noten der Bank of England ein und versah sie mit einem Überdruck „Withdrawn from Circulation“. Derart überdruckte Pfund-Noten sind heute sehr selten und sowohl von englischen wie auch von deutschen Sammlern gesucht. Die Ausgaben von Jersey kommen häufiger vor als die von Guernsey und sind auch grafisch schöner gestaltet. Sie tragen kein Datum und wurden zwischen 1941 und 1942 ausgegeben.
Sonstige deutsche Besatzungsausgaben des Zweiten Weltkriegs Neben den bereits vorgestellten Ausgaben wurden auch noch einige weite-
re Geldscheine unter deutscher Besatzung emittiert, die sehr interessant sind und hier erwähnt werden sollen. Während des Zweiten Weltkriegs entsandte das Deutsche Reich das sog. Afrikakorps unter Führung von Generalfeldmarschall Rommel, um den verbündeten Italienern im Kampf gegen England um die Erhaltung der italienischen Kolonie Libyen beizustehen. Schon bald dehnte sich aber der Kriegsschauplatz auch auf die benachbarte französische Kolonie Tunesien aus. Deutsche Truppen besetzten das Land und gaben in der Zeit vom Dezember 1942 bis zum Mai 1943 überdruckte Noten der „Banque de France“ als Noten der „Banque de l’Algerie“ aus. Hierzu nutzte man Restbestände an französichen 100-Francs-Noten aus dem Jahre 1892, die noch in tunesischen Tresoren lagerten. Diese überdruckte man mit dem neuen Wert über 1000 Francs. Nicht im „Rosenberg“ enthalten sind die deutschen Überdrucke auf griechischen Banknoten aus dem Jahre 1944. Mit voranschreitender Inflation in Griechenland, in deren Verlauf die niedrigeren Nominale bald wertlos waren, wurden im Herbst 1944 in der Provinz
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Rechts: Behelfsausgabe über 200 Millionen Drachmen für die griechische Provinz Trikala vom 1.10.1944
Trikala Scheine der Bank of Greece über 1000 bzw. 5000 Drachmen in deutschem Auftrag mit provisorischen Überdrucken versehen. Aus der 1000-Drachmen-Note wurden so 10 Millionen Drachmen und aus der 5000-DrachmenNote 200 Millionen Drachmen. Die Überdrucke tragen nicht nur neue Wertbezeichnungen und Unterschriften, darunter auch die des deutschen „Platzkommandanten“, sondern auch neue Kontrollnummern, im Falle des höheren Wertes auch einen zusätzlichen roten Stempel mit Reichsadler. Die fast nur gebraucht bis stark gebraucht vorkommenden Scheine sind in griechischen Katalogen zwar sehr unterschiedlich hoch bewertet, aber auf jeden Fall immer als selten anzusehen. So bekommt man in Griechenland selbst kaum ein solches Stück bei einem Händler zu kaufen, und in Deutschland sieht es nicht anders aus. Auch für Belgien und Luxemburg wurden im Zweiten Weltkrieg eigene Ausgaben vorbereitet. Während die Ausgaben für Letzeburg (Luxemburg) schon 1939 /1940 hergestellt wurden, stammen die der Emissionsbank in Brüssel et-
wa von 1941. Für beide Länder wurden die Scheine dann aber doch nicht ausgegeben und sind heute deshalb äußerst selten und absolute Liebhaberstücke.
Geldscheine selbständiger oder besetzter deutscher Gebiete Freie Stadt Danzig Nach dem Versailler Vertrag wurde Danzig 1920 mit seinem Umland vom Deutschen Reich abgetrennt und zur Freien Stadt mit eigenem Parlament und Senat unter dem Schutz des Völkerbunds erklärt. Die Bildung der „Freien Stadt Danzig“ stellte einen Kompromiß zwischen den polnischen und von Frankreich unterstützten Absichten zur Einverleibung der Stadt und seines Hafens nach Polen einerseits und dem von Großbritannien befürworteten Selbstbestimmungsrecht der zu über 95 % deutschen Bevölkerung andererseits dar. Schon 1922 wurde Danzig jedoch in das polnische Zollgebiet eingegliedert.
Notgeldschein der Stadtgemeinde Danzig über 500 Mark vom 31.10.1922 (Rückseite mit Krantor an der Mottlau)
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Links: Note der Bank von Danzig über 25 Gulden vom 10.2.1924 mit Marienkirche
Der Stadtstaat blieb bis zum Zweiten Weltkrieg Streitobjekt zwischen Deutschland und Polen, und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn der Krieg am 1. September 1939 mit der Beschießung der von Polen besetzten Danziger Westerplatte begann. Im Rosenberg-Katalog beginnt die Katalogisierung schon mit den Notgeldscheinen des Magistrats von 1914 bis 1919, also eigentlich mit städtischem Notgeld, vergleichbar mit dem von jeder anderen größeren deutschen Stadt. Dazu ist das frühe Verkehrsnotgeld erfaßt, ebenso wie die Notgeldausgaben der Stadtgemeinde. Es gibt aber hier noch eine Menge mehr an Notgeld, denn später gehörten zur Freien Stadt Danzig auch noch Gemeinden im Umland, die eigenes Notgeld ausgegeben hatten. Historisch korrekt kann man natürlich erst ab 1920 von Papiergeldausgaben für ein eigenständiges deutsches Gebiet sprechen. Danzig war zwar in Zollunion mit Polen verbunden, hatte aber eine eigene Guldenwährung, die in Relation 25 Gulden = 1 Pfund Sterling an die englische Währung gekoppelt war.
Bei den quasi eigenstaatlichen Ausgaben Danzigs, die frühen Inflationsnoten lauteten ja alle noch auf Mark und stammen aus der Zeit der Zugehörigkeit des Gebiets zum Deutschen Reich, gibt es frühe notgeldähnliche Scheine der Stadtgemeinde in Mark-Währung sowie der Danziger Zentralkasse 1923 in Pfennig und Gulden. Die Bank von Danzig gab dann ab 1924 Geldscheine bis zu 1000 Gulden aus, die wohl zu den schönsten Geldscheinausgaben des 20. Jahrhunderts gehören. Das Sammelgebiet Danzig ist in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch in Polen und Skandinavien (Thema: Ostseestädte) stark in der Gunst der Sammler gestiegen. Damit einhergehend sind natürlich auch die Preise geklettert. Wie gesagt, sind die frühen Notausgaben der Jahre 1914 bis 1919 mit den Notausgaben auch jeder anderen deutschen Großstadt zu vergleichen. Nur sind die Danziger Notgeldscheine aufgrund der Popularität des Sammelgebiets wesentlich stärker nachgefragt als z. B. die Notgeldscheine von Düsseldorf oder von Magdeburg. Immer wieder müssen, gerade bei
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Rechts: Note der Danziger Zentralkasse (Muster) über 25 Gulden vom 22.10.1923
Links: Notgeldschein der Handelskammer des Memelgebiets über 75 Mark vom 22.2.1922
Rechts: Rückseite eines Notgeldscheins der Handelskammer des Memelgebiets über 10 Mark
den seltenen Stücken der Danziger Zentralkasse oder der Bank von Danzig die Katalogbewertungen nach oben korrigiert werden, und der Trend hält ungemindert an. Vielleicht ist es gerade die besondere historische Situation Danzigs, die dieses Gebiet für viele Sammler so interessant macht. Im letzten Rosenberg-Katalog sind übrigens Musterscheine abgebildet, die wir an der Nummernfolge „000000“ erkennen. Diese sind extrem selten, doch noch seltener sind echt gelaufene Scheine, wobei solche mit Vermerk „eingelöst“ oder „ungültig“ weniger wert sind als solche ohne jeglichen Vermerk. Es soll nicht versäumt werden, nachstehend noch auf den aktuellen DanzigKatalog von Michael H. Schöne zu verweisen, der neben dem Danziger Papiergeld und den Danziger Notgeldausgaben auch die Notgeldscheine der Orte enthält, die später im Umland zur Freien Stadt Danzig kamen.
LITERATUR Michael H. Schöne: „Das Papiergeld in der Freien Stadt Danzig 1920 bis 1939“ Eigenverlag, 2. Auflage 2003, Format DIN A4, 206 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 50,– Euro
Memelgebiet Auch die Notgeldscheine der Handelskammer des Memelgebiets finden wir im Rosenberg-Katalog und wundern uns vielleicht über den teilweise französischen Text auf den Scheinen. Das ostpreußische Memelgebiet wurde nach dem Versailler Vertrag mit Wirkung vom 15. Februar 1920 vom Deutschen Reich abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt. Die alliierten Siegermächte wollten die günstige militärische Lage des Gebiets am Kuri-
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Rheinland Nach dem Ersten Weltkrieg wurde fast die gesamte preußische Rheinprovinz, das westliche Westfalen, die bayerische Pfalz, das oldenburgische Land Birkenfeld sowie kleinere Teile von Hessen und Hessen-Nassau durch Frankreich besetzt. Als Anlaß hierzu diente eine Verzögerung bei der Leistung von Kriegsreparationen durch Deutschland, das nach dem Krieg mitten in der Inflation steckte und die gigantischen Forderungen der Siegermächte kaum noch erfüllen konnte.
Transportbon der Französisch-Belgischen Eisenbahnverwaltung im besetzten Rheinland über 1 Franc ohne Datum (Oktober 1923)
Die Eisenbahnen im besetzten Gebiet standen unter französisch-belgischer Verwaltung. Um deren Betrieb trotz der voranschreitenden Inflation aufrecht zu erhalten, erfolgten ab November 1923 alle Zahlungen an die Eisenbahnkassen nur noch in französischen Franken. Damit wurde außerdem im besetzten Gebiet eine von der Mark unabhängige Währung geschaffen, die zur Vorbereitung der wirtschaftlichen Abtrennung vom Deutschen Reich und zur Annäherung an Frankreich genutzt werden konnte. Anfangs wurden die sog. Régie-Franken (auch Transportbons) nur gegen französische Franken oder andere Devisen eingetauscht, nach der Währungsstabilisierung aber auch gegen Papier- oder Rentenmark. Durch den Umlauf im Zahlungsverkehr des gesamten besetzten Gebiets, erlangten sie eine weit über ihre eigentliche Bestimmung hinausgehende Bedeutung, auch wenn sie von der deutschen Bevölkerung mitunter abgelehnt wurden, weil sie an die völkerrechtswidrige Besetzung des Rheinlands durch Frankreich erinnerten.
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schen Haff zur Kontrolle des Ostseeraums für sich nutzen. Anfang 1923 wurde das Memelland von litauischen Freischärlern besetzt, die es als Ausgleich für das an Polen verlorengegangene Südlitauen mit der ehemaligen Hauptstadt Wilna annektierten. Am 16. Februar 1923 wurde das Gebiet dann offiziell von Frankreich an Litauen übergeben. Politisch bildete das Memelgebiet nie eine selbständige Einheit. Die Scheine der Handelskammer des Memelgebiets sind eigentlich Serienscheine, also nicht für den Zahlungsverkehr, sondern für die Alben der Sammler hergestellt. Dennoch sind sie deutlich seltener als andere Serienscheine und aufgrund ihrer teils hohen Nennwerte und der außergewöhnlich schönen Gestaltung in jeder Deutschland-Sammlung eine wahre Bereicherung.
Gutschein der Staatlichen Französischen Minenverwaltung des Saargebiets zu 1 Franc, gültig bis 1930
Saarmark-Note über 10 Mark von 1947
Saarland Nach dem Ersten Weltkrieg wurden französisch besetzte Teile des Rheinlands sowie der vormals bayerischen Rheinpfalz als sog. Saargebiet für 15 Jahre unter das Mandat des Völkerbunds gestellt und in das französische Zollgebiet einbezogen. Die Besitzrechte und die Ausbeutung des Saar-Kohlebeckens fielen an Frankreich. Trotz französischer Anschlußbemühungen entschieden sich in der Volksabstimmung von 1935 über 90 % der Bevölkerung für die Rückkehr des Landes nach Deutschland, das die Kohlegruben von Frankreich zurückkaufen mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland erneut von Deutschland abgetrennt und, um weitere ehemals preußische und bayerische Gebiete erweitert, dem französischen Zoll- und Währungsgebiet unterstellt. Es galten alle französischen Münzen und Banknoten, doch zusätzlich auch eine eigene Ausgabe, die auf Mark lautete. Das zwischen Frankreich und der jungen Bundesrepublik ausgehandelte sog. Saarstatut, welches eine Europäisierung des Saarlands in einer westeuropäischen Union vorsah, wurde 1955 von
der Bevölkerung abgelehnt. Mit dem Saarvertrag kam schließlich das Gebiet ab 1957 als eigenes Bundesland wieder zu Deutschland. Es gibt mehrere Geldscheinausgaben, neben denen der Staatlichen Französischen Minenverwaltung des Saargebiets, die bis 1930 gültig waren, auch die nach dem Zweiten Weltkrieg ausgegebenen sog. Saarmark-Noten von 1947. Politisch interessant ist übrigens, wie die Saar mit ihrer Frankenwährung seinerzeit behutsam in die Bundesrepublik eingegliedert wurde. Saar-Noten gehören natürlich in jede heimatgeschichtliche Sammlung zum Saargebiet, doch einige Scheine sind so selten, daß sie meist Sammlerwunsch bleiben werden. Interessant sind auch die Prämienscheine der Militärregierung für das Saarland von 1947/1948, die auf Saarmark bzw. Mark lauteten und die von Bergleuten der Kohlegruben zum Einkauf in besonderen Geschäften genutzt werden konnten.
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Hintergrundbild: Angehörige der Deutsch-Ostafrikanischen Schutztruppe
Geldscheine der deutschen Kolonien
Note der Deutsch-Ostafrikanischen Bank über 100 Rupien vom 15.6.1905 mit Bildnis von Kaiser Wilhelm II. in Kürassieruniform
Anschluß sollen die verschiedenen Ausgaben kurz vorgestellt werden.
Deutsch-Ostafrika In „DOA“, wie Deutsch- Ostafrika (heute Tansania, Ruanda und Burundi) meist genannt wurde, hatte das Münzrecht bis 1903 die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft, dann übernahm die Reichsregierung dies und gab auf Rupien lautende Geldscheine heraus. Übrigens sind die drei Noten der Friedensausgabe zu 50, 100 und 500 Rupien die einzigen, auf denen Kaiser Wilhelm II. in prächtiger Kürassier- oder Admiralsuniform dargestellt ist. Auf deutschen Reichsbanknoten hingegen gibt es we-
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Deutsche Nebengebiete
Die Geldscheinausgaben, die in den deutschen Kolonien vor und während des Ersten Weltkriegs ausgegeben wurden, stellen ein sehr interessantes, doch leider auch schwieriges und kostspieliges Sammelgebiet dar. Die Zahl der Interessenten steht schon lange nicht mehr im Verhältnis zu den noch existenten numismatischen Sachzeugen deutscher Kolonialpolitik. Spätestens nach Erscheinen der 4. Auflage des Buches „Das Papiergeld der Deutschen Kolonien“ von Dr. Arnold Keller im Jahre 1967 wurden viele interessante Noten von Deutsch-Ost-Afrika, Deutsch-Südwestafrika und Kamerun für viele Sammler unerschwinglich teuer. Kolonialgeldscheine wurden übrigens schon vor dem Zweiten Weltkrieg fleißig gesammelt und waren auch damals schon selten und nicht gerade billig. Im Rosenberg-Katalog sind sowohl Scheine, die man heute noch bekommen kann, als auch Top-Raritäten erfaßt. Im
„Buschnote“ über 1 Rupie vom 1.7.1917
der von ihm noch von den anderen beiden Kaisern, die seit 1871 regierten, ein Porträt oder auch nur königliche bzw. kaiserliche Insignien. Die kleineren Werte der Friedensausgaben zeigen ein Löwenpaar in der Savanne und den Hafen von Daressalam. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs war DOA vom Reich und damit auch von der Geldversorgung abgeschnitten, was zu einer Fülle von Interimsausgaben führte. Es gibt hier fast unzählig viele Varianten und sogar sog. „Buschnoten“. Allein die Interimsnoten sind ein großes Sammelgebiet für sich. Im RosenbergKatalog finden wir denn auch speziell zu den Kriegsausgaben von DeutschOstafrika neben der umfangreichen Katalogisierung und Bewertung auch viele Hinweise auf Besonderheiten, wie z. B. Handunterschriften, Überstempelungen, Verwendung von Briefköpfen für die Herstellung der Scheine, zu Geheimzeichen und Namens- oder Besitzzeichen. An Papier nutzte man, was gerade verfügbar war, vom farbigen Karton bis hin zu Ölpapier. Von den ersten Interims-Banknoten über 20 Rupien vom 15.3.1915 existieren gar zeitgenössische englische Fälschungen, die im Kriege um die Kolonie die deutsche Seite wirtschaftlich schwächen sollten.
Notgeld der Deutsch-Ostafrikanischen Feldpost auf Internationalem Antwortschein
Die aus der Not geborenen Geldzeichen eines für uns heute exotischen und dennoch mit der deutschen Geschichte verbundenen Landes, macht dieses Sammelgebiet sicher noch reizvoller. Als Beispiel wollen wir nur noch kurz auf die „Buschnoten“ eingehen. So bezeichnet man die während des Ersten Weltkriegs in primitiver Weise im afrikanischen Busch hergestellten InterimsBanknoten. Zur Herstellung der Scheine nutzte man eine Gummitypen-Kinderdruckerei, die man auf einer Farm gefunden hatte. Im September 1917 kam es wegen der kriegsbedingt immer schwierigeren Versorgung des Schutzgebiets mit Zahlungsmitteln sogar noch zu Notausgaben der Deutsch-Ostafrikanischen Feldpost, welche wie Geld umliefen. Anfangs verwendete man gar nur handgeschriebene und abgestempelte Zettel, später dann gestempelte Internationale Antwortscheine als die Kolonie längst vom internationalen Postverkehr abgeschnitten war. Die Notausgaben der Feldpost aus Deutsch-Ostafrika sind wahre Raritäten und wohl nur ganz wenige Sammler können sich freuen, solche zu besitzen.
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Notgeldschein der Filiale Lüderitzbucht der Südwestafrikanischen BodenkreditGesellschaft über 50 Pfennig
Kassenschein des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Südwest Seitz über 100 Mark vom 8.8.1914 Gutschein der Swakopmunder Buchhandlung über 50 Pfennig ohne Datum (1916 – 1918)
Die Kolonialgeschichte Deutsch-Südwestafrikas wirkt bis in unsere Tage nach. Im heutigen Namibia leben noch immer viele deutsche Farmer, und deutsche Orts- und Straßennamen, aber auch Denkmale und Forts erinnern an die deutsche Kolonialzeit, die auch mit der Niederwerfung des Herero-Aufstands verbunden ist. Anders als in DOA, gab es in „Südwest“ kein eigenes Papiergeld vor dem Ersten Weltkrieg. Nach Kriegsausbruch wurden jedoch auch hier die Zahlungsmittel knapp, da aus Deutschland kaum noch Nachschub kam. Der Kaiserliche Gouverneur Seitz ließ deshalb schon Anfang August 1914 Kassenscheine in Mark-Währung ausgeben, die nach ihm auch „Seitz-Noten“ genannt werden und heute sehr selten sind. Nach der vollständigen Besetzung der Kolonie durch englische und südafrikanische Truppen im Jahre 1915 – Deutschland hatte in seinen Kolonien jeweils nur
über kleine Schutztruppen verfügt – wurde die englische Währung eingeführt, und es kam infolge des eintretenden Mangels an Wechselgeld zu einer Vielzahl von anfangs genehmigten privaten Notgeldausgaben, die heute ebenfalls sehr selten sind. Nachdem auch viele kleine Firmen immer mehr Notgeld ausgegeben hatten und auch noch Fälschungen auftauchte, herrschten fast chaotische Verhältnisse, auch wenn die deutschen Banken alle Geldarten in Zahlung nahmen. Zur Einführung eines einheitlichen Notgelds wurde die Swakopmunder Buchhandlung durch die Handelskammer Windhuk zur Ausgabe von Notgeldscheinen veranlaßt, die bis zum Verbot durch die Engländer im Jahre 1918 in ganz Südwest zirkulierten. Diese Gutscheine sind heute gesucht und nicht ganz billig, aber einzelne Stücke kann man durchaus noch bekommen.
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Deutsche Nebengebiete
Deutsch-Südwestafrika
Polizeitruppe von Deutsch-Neuguinea
Kamerun
Deutsch-Neuguinea
Auch in der deutschen Kolonie Kamerun kam es nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, an dessen Ende auch die weltweite Umverteilung von Kolonien und das Ende des deutschen Kolonialreichs stand, zu eigenen Geldscheinausgaben. Bis dahin hatten ausschließlich die Geldzeichen der deutschen Reichswährung gegolten. Die Schatzscheine des Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun sind heute Seltenheiten, wie viele Kolonialscheine.
Deutsch-Neuguinea, auch Kaiser-Wilhelms-Land genannt, wurde im Ersten Weltkrieg durch australische Truppen besetzt. Nach der Kapitulation des deutschen Freiwilligenheeres Ende September 1914 druckten die Australier provisorische, auf Mark lautende Schatzscheine (Treasury Notes), da die Eingeborenen nur der Mark-Währung vertrauten. Das Ausgabedatum wurde
Schatzschein des Kaiserlichen Gouvernements von Kamerun über 50 Mark vom 12.8.1914
Schatzschein der australischen Besatzungstruppen für Deutsch-Neuguinea über 10 Mark
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Deutsche Auslandsbanken Deutsch-Asiatische-Bank Ende des 19. Jahrhunderts versuchten viele Industriemächte, ihre Handelsinteressen in aller Welt, besonders in China, durch die Gründung von Auslandsbanken und durch Pachtverträge über kleine chinesische Gebiete zu sichern. Großbritannien schloß damals einen auf 99
Jahre begrenzten Pachtvertrag über Hongkong ab, das heute wieder als Sonderwirtschaftszone zu China gehört und Deutschland pachtete im Jahre 1898 das Gebiet Kiautschou mit der Hauptstadt Tsingtau, das dem Reichsmarineamt unterstellt wurde. Bereits ein Jahr später folgte, zur Unterstützung der deutschen Handelsinteressen, die Gründung der Deutsch-Asiatischen Bank (DAB) mit Hauptsitz in Tsingtau durch 13 deutsche Groß- und Privatbanken. Zu dieser Zeit existierte bereits eine Vielzahl von Auslandsbanken anderer Länder, die auch über das Recht zur Ausgabe von Banknoten verfügten. Neben dem Hauptsitz in Tsingtau wurden Filialen der „DAB“ in den wichtigen chinesischen Städten Peking, Shanghai, Hankow und Tientsin gegründet. Die Deutsch-Asiatische Bank erhielt 1906 das Recht zur Notenausgabe und gab dann 1907 und 1914 dreisprachige Banknoten (deutsch, englisch und chinesisch) in Dollar- und Tael-Währung aus. Alle Scheine zeigen auf der Vorderseite die Germania mit Schild und Speer
Note der Deutsch-Asiatischen Bank (Hauptsitz Tsingtau) über 1 Dollar vom 1.3.1907
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Deutsche Nebengebiete
jeweils handschriftlich eingetragen. Genutzt wurden die Scheine bis 1915. Bisher sind von diesen primitiv ausgeführten Scheinen nur wenige Stücke bekannt geworden. Sie zählen heute zu den weltweit seltensten Geldscheinen überhaupt. 1998 wurde eine auf 3000 Sets limitierte Reprint-Ausgabe aller Werte hergestellt. Diese Scheine tragen auf der Rückseite einen entsprechenden Vermerk, damit Verwechslungen mit Originalen vermieden werden können.
und tragen den jeweiligen Ort des Hauptsitzes oder der ausgebenden Filiale. Von den 1914 hergestellten Scheinen gelangten wegen des Kriegsausbruchs nur noch wenige Stücke nach Tsingtau. Sie wurden nicht mehr ausgegeben und sind deshalb in der Regel blanko, also ohne Unterschrift. Die großformatig und farblich ansprechend ausgeführten Scheine der DAB zählen sicher zu den schönsten deutschen Geldscheinen überhaupt. Sie sind aber heute sehr selten und man kann sich schon glücklich schätzen, wenn man auch nur einen Schein davon in seiner Sammlung bewahren kann. Heute kommen zudem die meisten Stücke nur als Muster oder Druckprobe vor. Tatsächlich gelaufene Stücke mit Unterschriften sind deshalb noch seltener und erzielen Liebhaberpreise. Im Ergebnis des Ersten Weltkriegs mußte Deutschland auf sein zwischenzeitlich wirtschaftlich gut entwickeltes Pachtgebiet in China verzichten. Umstritten sind die sog. Notausgaben der Deutsch-Asiatischen Bank im Ersten Weltkrieg. Während man davon ausgehen kann, daß sich die Bank nach den kriegsbedingt einsetzenden Versorgungsproblemen bei Zahlungsmitteln mit der Überstempelung von Restbeständen an Reichskassenscheinen behalf – wie wir wissen, erreichten nur noch wenige der 1914 hergestellten Noten der Deutsch-Asiatischen Bank das Pachtgebiet –, gehen manche Fachleute auch davon aus, daß es sich bei den Überstempelungen um chinesische Manipulationen aus den 1960er oder be-
„Notausgabe“ der Deutsch Asiatischen Bank über 10 Dollar (Überstempelung eines Reichskassenscheins von 1906)
ginnenden 1970er Jahren mit echten Bankstempeln handelt. Unterlagen der Bank zu diesen Notausgaben sind heute jedenfalls nicht mehr verfügbar. Dennoch spricht vieles für die Echtheit der Stücke, so z. B. der Umstand, daß einige dieser Scheine aus dem Besitz eines ehemaligen deutschen Marinesoldaten stammen sollen, der während des Ersten Weltkriegs in Kiautschou stationiert war. Er hatte die Scheine über Jahrzehnte aufbewahrt, und erst ein Trödler fand sie durch Zufall in seinem Nachlaß. Wenn überhaupt, dann finden sich heute nur wenige Stücke, die allesamt stark gebraucht sind, und es stellt sich die Frage, warum nicht bessere Erhaltungen
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Note der Banco Nacional de México auf Deutsch-Südamerikanische Bank über 5 Pesos vom 7.10.1913
Note der Banco Alemán Transatlántico über 200 Pesos vom 1. Januar 1888
Sonstige deutsche Auslandsbanken Neben den Ausgaben der Deutsch-Asiatischen Bank, die wir auch im Rosenberg-Katalog finden können, gab es aber auch noch solche anderer deutscher Auslandsbanken. So wurde 1906 die Deutsch-Südamerikanische Bank mit Hauptsitz in Berlin gegründet. Sie hatte Niederlassungen in Hamburg, Buenos Aires, Mexiko und Santiago de Chile. Bekannt wurden allerdings nur Banknoten von Mexiko. Die scheckähnlich gestalteten Scheine sind währen des mexikanischen Bürgerkriegs im Oktober 1913 ausgegeben worden. Es gab Noten der Deutsch-Südamerikanischen Bank auf die Banco Nacional de México und umgekehrt sowie der Banco de Londres y México auf die DeutschSüdamerikanische Bank.
Bereits im Jahre 1886 hatte man die Deutsch-Überseeische Bank als Tochtergesellschaft der Deutschen Bank und der Disconto-Gesellschaft gegründet. Als „Banco Alemao Transatlantico“ hatte die Bank Niederlassungen in Brasilien, Argentinien, Chile, Peru, Uruguay und Spanien. Es ist hier nur eine einzige Ausgabe einer 200-Peso-Note für Argentinien aus dem Jahre 1888 bekannt. Bereits 1890 zwang ein neues argentinisches Gesetz die Bank dazu, auf ihr Notenrecht zu verzichten. Es versteht sich schon fast von selbst, daß auch diese Note heute ein Liebhaberstück ist.
Papiergeldähnliche deutsche Wertpapiere und Gutscheine Im Dritten Reich gab es eine Reihe von Ausgaben, die man als nationalsozialistische Finanzierungspapiere bezeichnen kann, die aber auch teilweise Geldcharakter besaßen. So wurden die Scheine der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden an im Ausland lebende Deutsche, deren Vermögen im Deutschen Reich beschlagnahmt worden war, anstelle der zu zahlenden Zin-
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Deutsche Nebengebiete
manipuliert wurden und nicht mehr Stücke angeboten werden. Es bleibt letztlich nur die Empfehlung, es jedem Sammler selbst zu überlassen, ob er für ein solches Stück (sicher nicht wenig) Geld ausgeben und dies in seine Sammlung aufnehmen möchte oder nicht.
Steuergutschein über 100 RM vom Mai 1940
sen ausgehändigt. Sie sind also eigentlich Schuldscheine, die allerdings nie eingelöst wurden. Es gibt Ausgaben von 1933 und 1934. Vor Jahren noch waren die Konversionskassenscheine kaum beachtet. Nach der Aufnahme im Rosenberg-Katalog finden wir sie aber in vielen Sammleralben. Zumindest einige Stücke sollte man sich als Deutschland-Sammler ins Album legen, auch wenn man dieses Gebiet sicher nie vollständig zusammentragen kann. Neben den Scheinen der Konversionskasse gab es Steuergutscheine, die eine gewisse Rolle im Zahlungsverkehr des Dritten Reichs spielten. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise trafen die deutsche Wirtschaft noch härter als die Inflation von 1923.
Die öffentlichen Kassen waren leer und bedeutende Banken und Industrieunternehmen brachen zusammen. Im Februar 1932 hatte die Arbeitslosigkeit mit 6,13 Millionen Erwerbslosen den Höchststand erreicht. Die Krise zwang die Reichsregierung zu aktiver Arbeitsbeschaffungspolitik. Über eine Notverordnung zur Belebung der Wirtschaft vom September 1932 wurden 2 Milliarden Reichsmark zur Verfügung gestellt, die hauptsächlich der Privatwirtschaft in Form von Steuergutscheinen zur Verfügung gestellt wurden und zu einem späteren Zeitpunkt zu Steuernachlässen berechtigten. Je mehr beschäftigten Arbeitnehmer erhielt der Arbeitgeber einen Steuergutschein in Höhe von 100 Reichsmark. Desweiteren wurden 40 % der von den Arbeitgebern gezahlten Steuern und Abgaben als Steuergutscheine erstattet. Bei der Bezahlung von Steuern und Zöllen wurden sie dann angerechnet. Später gab man weitere Steuergutscheine aus, die ab April 1939 sogar zur Bezahlung von Lieferungen und Lei-
Note der Konversionskasse für deutsche Auslandsschulden über 30 RM von 1934
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stungen (bis 40 % des Rechnungsbetrags) angenommen werden mußten, also praktisch wie Geld in der Wirtschaft umliefen. Mit Hilfe der Steuergutscheine konnte die Wirtschaft wieder angekurbelt werden. Vielleicht auch ein Modell für unsere Zeit? Äußerst interessant sind auch die Gutscheine des Winterhilfswerks aus der Zeit des Dritten Reichs. Sie werden von vielen Sammlern mitgesammelt, auch wenn sie keinen Geldcharakter hatten, also nicht wie Zahlungsmittel umliefen. Das „Winterhilfswerk des Deutschen Volkes“ (WHW) wurde bereits im September 1933 zur Unterstützung sozial bedürftiger Personen gegründet. Hierzu sollten Sachwerte und Mittel aus Sammlungen verwendet werden. Die praktische Durchführung dieser Aufgaben wurde der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV) übertragen. Nachdem die Unterstützung in den Jahren 1933 bis 1939 hauptsächlich in Sach-
werten erfolgte, wurde diese mit Kriegsbeginn 1939 auf einheitliche Wertscheine des „Kriegswinterhilfswerks“ (KWHW) umgestellt. Diese waren zwar kein Geld im eigentlichen Sinne, sondern dienten vielmehr als Verrechnungsscheine (der Empfänger bezahlte damit eine Leistung, der Kaufmann reichte den Wertschein bei seiner Bank gegen Bargeld ein, die Bank leitete die Wertscheine zur Verrechnung mit dem KWHW an die Reichsbank weiter), waren aber im ganzen Reich gültig und konnten zur Bezahlung von Lebensmitteln, Bekleidung und Brennstoffen, ab 1941 auch für Miete sowie Gas- und Stromverbrauch genutzt werden. Der Einlösungsvermerk erfolgte jeweils auf der Rückseite des Scheins. Ab 1939 wurden jährlich neue Ausgaben gedruckt. Die letzten Wertscheine konnten bis Ende März 1944 eingelöst werden.
Deutsche Nebengebiete
Wertschein des Kriegswinterhilfswerks des Deutschen Volkes über 5 RM von 1939/1940 mit Einlösungsvermerk auf der Rückseite
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GELDSCHEINSAMMELN Notgeld aus Papier Ein fast unbegrenztes Tätigkeitsfeld für Sammler bietet das Notgeld. Wie es der Name schon sagt, entstand es aus einer Notlage heraus, so z. B. in Kriegs- und Krisenzeiten. Auch bei Belagerungen und während Revolutionen gab es stets Mangel an Geld, sowohl an Kleingeld als auch an Zahlungsmitteln an sich. Notgeld gibt es in Münz- und in Papiergeldform. Es gibt solches, das von Kommunen, Kreisen, Bezirken, Provinzen und Ländern, aber auch von Militärs und sogar von privater Seite ausgegeben wurde. Notgeld gab es schon vor der Einführung der Banknoten, denken wir nur an die Leydener Pappmünzen aus Kirchenbüchern, über die wir schon berichteten. Weitere Notgeldausgaben, allesamt Belagerungsgeld, erfolgten beispielsweise in Mainz 1793, als die französisch besetzte Stadt eingeschlossen wurde. Man gab Assignate zu 10 und 25 Livres mit Stempeln und Text versehen zum doppelten Nominalwert aus, um die Geldknappheit zu beseitigen. In Kolberg gab es 1807 Notgeldscheine unter Gneisenau über 2, 4 und 8 Groschen, als die Franzosen die Festungsstadt belagerten. Sogenannte Blockadescheine erschienen in Erfurt, als die französisch besetzte Stadt im Befreiungskrieg 1813 von den Preußen belagert war. Doch auch in anderen Ländern, nicht nur in Europa, kam es immer wieder zur Ausgabe von Not-
geld. In Rußlands baltischen Provinzen half man sich 1813 – 1835 mit primitiven Stadtscheinen, sogar Leder wurde damals schon in Dorpat, Pernau und Reval zur Herstellung von Notgeld verwendet. Kommunale und private Notgeldscheine gab es in großen Mengen auch in Böhmen und anderen Teilen Österreich-Ungarns zur Zeit der bürgerlichen Revolution in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die teilweise sehr sorgfältig gedruckt wurden. Während des Bürgerkriegs in den USA 1861 – 1865 erschienen unzählige Geldscheinausgaben von Privatbanken, vor allem in den Südstaaten, die teilweise prächtig gestaltet waren und heute noch reichlich vorhanden sind. In Frankreich wurden 1870/1871 während des Deutsch-Französischen Kriegs von Städten und sogar Fabriken Notgeldscheine ausgegeben. Wollen wir es aber bei dieser kleinen Aufzählung belassen und uns nun dem deutschen Notgeld zuwenden. Das Notgeld ist keinesfalls eine „deutsche Erfindung“, auch wenn im englischsprachigen Raum dieses Wort benutzt wird.
Deutsches Notgeld 1914 – 1924 Allen Notgeldscheinen gemein ist, daß sie Ersatzzahlungsmittel sind, die den Mangel an staatlichem oder vom Staat
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von Ersatzgeldausgaben gesprochen, doch die Bezeichnung „Notgeld“ hat sich schließlich durchgesetzt. Auf den Ausgaben selbst finden wir verschiedene Angaben, manchmal nur „Gut für … Pfennige“ oder sogar „GeldErsatzschein“. Auch der Begriff „Gutschein“ wurde vielfach verwendet. Bei andere Noten ist der Schein überschrieben mit „Notgeld der Stadt …“. Doch es gibt noch viele andere Bezeichnungen, die aufgedruckt wurden, wie „Kriegsgeld“ oder „Wertschein“. Die Grenzen zu eigentlichen Gutscheinen sind hier fließend. Auf Ware lautende Gutscheine wurden beispielsweise bei der Armenfürsorge eingesetzt, diese berechtigten zum Empfang bestimmter Lebensmittel oder sonstiger Waren, nicht selten war sogar vermerkt, daß alkoholische Getränke dafür nicht ausgegeben werden dürfen. Nur einen Begriff finden wir auf diesen Notgeldscheinen nie: „Banknote“. Ein Recht zur Ausgabe von Banknoten hatte nur die Reichsbank und die privilegierten Länder- und Privatnotenbanken. Die deutschen Notgeldausgaben von 1914 – 1924 sind das bei weitem umfangreichste Sammelgebiet bei deutschen Geldscheinen, bei dem es bis heute immer wieder auch Neues zu entdecken gibt. Sammler, die sich diesem breiten Feld widmen, haben ein Leben lang nie Langeweile beim Ausbau ihrer Sammlung. Der berühmte Notgeldsammler Max von Bahrfeldt stellte 1930 eine Übersicht zusammen, die uns die Dimension der deutschen Notgeldausgaben erah-
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Notgeld aus Papier
anerkannten Geldzeichen, Münzen wie Scheine, lindern oder beheben sollen. Die in Not- und Krisenzeiten ausgegebenen Scheine waren meist nur regional und zeitlich begrenzt gültig. Die Ausgabe erfolgte mit amtlicher Genehmigung, aber auch illegal, manchmal nicht genehmigt, aber geduldet. Notgeld gab es immer dann, wenn der Staat oder Münzherr nicht in der Lage war, ausreichend Zahlungsmittel für den Geldverkehr zur Verfügung zu stellen. Doch auch vom Staat selbst ausgegebene Kleingeldersatzscheine, als Ausgleich für nicht mehr vorhandenes Metallgeld, ja selbst Inflationsscheine können dieser Kategorie zugerechnet werden. Gelegentlich werden sogar Geldzeichen mit bewußt eng regional begrenzter Gültigkeit, wie Lagergeld, als Notgeld bezeichnet. Doch halten wir uns nicht mit geldwerttheoretischen Definitionen auf. Eine für den Sammler gut zu gebrauchende Einteilung verschiedener Notgeldarten in Deutschland hat Dr. Arnold Keller eingeführt. Noch heute sind die von ihm definierten Notgeldepochen Grundlage für Katalogwerke und Sammelgebiete deutschen Notgelds. Manche Finanzwissenschaftler und Volkswirte, die sich mit Geld und Geldtheorie beschäftigen, stören sich an der Bezeichnung „Notgeld“ und dabei nicht an dem Umstand, unter dem es ausgegeben wurde, also in Notzeiten, sondern vielmehr am Geldbegriff selbst. Geld ist ja nach Definition ein allgemein anerkanntes Tauschmittel, das nicht nur in bestimmten Orten für eine begrenzte Zeit gültig ist. Oft wird daher auch
nen läßt. Dabei rechnete er mit Arten nur die Grundtypen von Geldscheinen an und nicht die darüber hinaus noch existierenden vielfältigen Varianten, die sich z. B. aus unterschiedlichen Wasserzeichen, abweichenden Kontroll- oder Seriennummern usw. ergeben.
Notgeldart
Ausgabestellen
Arten
1914
400
2000
1916 – 1922 (Kleingeldscheine incl. Serienscheine)
4000
30 000
1918 / 1919 (Großnotgeld)
500
2000
Inflation 1922
400
1500
Inflation 1923 (Hochinflation)
8000
65 000
wertbeständiges Notgeld
500
2000
Hartgeld (Notmünzen)
1500
7000
Rechnet man nur die Notausgaben von Papiergeld zusammen, so gibt es allein etwa 102 500 verschiedene Grundtypen deutscher Notgeldscheine. Dazu muß noch ergänzt werden, daß seit 1930 viele Notgeldausgaben neu „entdeckt“ wurden. Dies betrifft sowohl Grundtypen bekannter als auch bisher noch nicht bekannter Ausgabestellen, so daß sich die Zahlen in der Übersicht noch deutlich erhöht haben. So hat sich allein
beim Großnotgeld 1918/1919 die Anzahl der Ausgabestellen von damals 500 mit der aktuellsten Katalogisierung von Anton Geiger auf fast 600 erhöht. Besonders beim Notgeld der Inflation 1923 wurden in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Ausgaben belegt. Insgesamt kann man sicher, rechnet man die wichtigen Varianten mit ein, von etwa 250 000 verschiedenen deutschen Notgeldscheinen aus der Zeit vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der Inflation 1924 sprechen. Diese Zahl macht nicht zuletzt auch deutlich, daß Spezialisierung für den Sammler Not tut. Während sich viele Sammler für das Notgeld ihrer Heimatregion entscheiden, wobei auch hier die Einteilung nach Notgeldepochen eine große Rolle spielt, sammeln andere z. B. alles Notgeld einer Epoche (z. B. alle Großnotgeldscheine) des gesamten ehemaligen Deutschen Reichs. Nachstehend sollen die verschiedenen Notgeldepochen etwas näher beleuchtet werden, da es hier bei vielen Anfängern, aber auch langjährigen Sammlern immer noch große Zuordnungsprobleme gibt.
Notgeld von 1914 Nach Kriegsausbruch trat in vielen Gebieten des Deutschen Reichs ein spürbarer Kleingeldmangel auf. Die Goldmünzen verschwanden ohnehin, das Silbergeld wurde gehortet und selbst unedle Münzen fehlten im Zahlungsverkehr. Viele Städte und Gemeinden, aber auch
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lösungsvermerken erhalten geblieben. In den Katalogen finden wir oft auch Preise für entwertete Scheine. Sie sind meist häufiger. Als wenige Jahre nach der Inflation das Geldscheinsammeln in Deutschland schon „Massencharakter“ angenommen hatte, wurden viele Scheine nachgedruckt und mit einem entsprechenden Vermerk „UNGÜLTIG“ oder ähnlichem gekennzeichnet. Der Reichsbank waren diese Scheine anfangs natürlich nicht recht, doch sie selbst, verantwortlich für den Geldverkehr, konnte wenig dagegen unternehmen, weil sie ja nicht ausreichend Metallgeld liefern konnte. So wurden die vielen Notausgaben stillschweigend geduldet. Die Scheine waren in der Regel auch durch Reichsgeld gedeckt. Wenn ein Stadtkämmerer einen Tausendmarkschein einbehielt und dafür tausend 1-Mark-Scheine ausgab, so kann man durchaus von „Deckung“ sprechen. Ob es bei diesen Notgeldausgaben nicht auch zu illegalen „Kreditschöpfungen“ kam, sei dahingestellt. Hierzu nur einige Überlegungen: Nicht nur Städte und Gemeinden, auch privatwirtschaftliche Unternehmen haben Notgeldscheine ausgegeben. Wer wollte schon kontrollieren, ob bei Ausgabe von 10 000 Scheinen zu 1 Mark wirklich 10 000 Mark in der Kasse waren? Nicht alle Inhaber der Notgeldscheine würden diese zugleich präsentieren, also zur Einlösung vorlegen. Es würde nicht
Notgeldschein der Gemeinde Moosch (Oberelsaß) über 10 Mark ohne Datum (1914)
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Notgeld aus Papier
Behörden, Banken, Fabriken und Gutsverwaltungen halfen sich selbst mit teilweise sehr primitiven Notgeldausgaben, deren Wertstufen meist zwischen 50 Pfennig und 5 Mark lagen. Diese einfachen Geldzeichen waren oft nicht einmal gedruckt. Es gibt sogar primitive handgeschriebene Scheine. Manche sind mit Siegeln und Stempeln versehen. Einige Scheine sind auf dünnem, oft farbigem Papier gedruckt, andere wiederum auf Pappe oder Karton. Die Zahl dieser echten 1914er Verkehrsausgaben schätzte Max von Bahrfeldt 1930 auf 2000. Doch bis heute sind gewiß nicht alle diese Notausgaben dokumentiert, und ein aktueller Katalog zum 1914er Notgeld fehlt leider noch. Es gibt hier wahre Kuriositäten, wie beispielsweise auf Kattun gedruckte elsässische Scheine, die Löwenapotheke in Flensburg gab einen 50-Pfennig-Schein mit einem Lacksiegel aus, Teile von Spielkarten wurden von der Gutsverwaltung Lopichewo in den Verkehr gegeben. Verschiedene dieser Notgeldscheine wurden eingelöst und verschwanden für immer, viele sind aber auch mit Ein-
auffallen, wenn man beispielsweise 20 oder gar 60 % mehr Scheine drucken würde, als tatsächlich Kapital hinterlegt war. Wenn die Angestellten einer Firma, die Einwohner einer kleinen oder größeren Stadt dem Notgeld Vertrauen schenkten, weil ein bedeutender Firmenname dahinterstand, dann konnte man schöne, zinslose Kredite schöpfen. Machen dies viele Städte und Firmen so, dann vermehrt sich die Geldmenge sehr schnell, was wiederum zu einem Anheizen der Inflation führt. Aus diesem Grund haben viele Staats- oder Nationalbanken der Welt die Ausgabe von Notausgaben nicht gern gesehen bzw. radikal untersagt. Bei einer im Dezember 1914 ausgegebenen Notgeldserie einer Weberei finden wir den Hinweis, daß dies „unter Garantie der Bank von Elsaß und Lothringen“ geschah. Als Termin der Einlösung ist angegeben: „zahlbar … sobald es die Umstände erlauben“. Zu der Textgestaltung auf den Notgeldscheinen kann man meinen, daß es fast so viele verschiedene Texte wie Scheine gibt. Die Versorgungsschwierigkeiten mit Kleingeld entspannten sich jedoch recht bald und die Notgeldausgaben fanden aufgrund einer vorübergehend stabilen Geldversorgung durch die Reichsbank vorerst ein Ende.
Kleingeldscheine 1916 – 1922 Während des Krieges war die Reichsbank dann doch immer weniger in der
Lage, der Bevölkerung ausreichend Metallgeld zur Verfügung zu stellen, der Kleingeldmangel war schlicht nicht zu beheben und viele Metalle waren zu kriegswichtigen Materialien geworden. Während es bis etwa 1917 nur relativ wenige Notgeldscheine gab, stieg ihre Zahl ab 1918 ständig an. Firmen, Banken, Verbände, Privatleute und natürlich vorrangig Kommunen und Kommunalverbände ließen nun schmuckvollere Scheine in größeren Mengen drucken. Zugleich erweckten viele hübsch gestaltete Kleingeldscheine das Interesse der Sammler, was wiederum Städte und Gemeinden dazu anregte, noch mehr von diesen zu drucken. Man gab schon bald mehrere Scheine in gleichen Wertstufen aus. Ab Frühjahr 1921 entstanden ganze Serien mit phantasievollen Texten und Bildern in Hülle und Fülle, die eigentlich keine Geldfunktion mehr hatten. Diese „Serienscheine“ wurden nur noch für Sammler gedruckt. Viele Scheine sind nicht farbig, sondern schon bunt zu nennen. Sie erinnern an Bildchen, deshalb werden sie oft auch als „Bildernotgeld“ bezeichnet. Da man mit einer Einlösung nicht mehr rechnete, waren sie eine schöne Einnahmequelle für die ausgebende Behörde. Bald gab es einen schwunghaften Handel mit dem Geld, das eigentlich nie eine echte Geldfunktion hatte. In Zeitungsanzeigen warben Städte und Gemeinden mit ihren Notausgaben, die man im ganzen Reich bestellen konnte. Es bildete sich nicht nur ein Markt für diese Scheine, sondern es gab frühzeitig auch schon Notgeld-
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„Abstimmungsschein“ der Stadt Marienburg in Westpreußen über 25 Pfennig (11.7.1920)
händler, die alles, was irgendwo gedruckt wurde, zum Verkauf anboten. Oft nutzte man die Serienscheine auch für politische Aussagen. Im Zusammenhang mit dem Versailler Vertrag mußten in verschiedenen Teilen Deutschlands Volksabstimmungen zum Verbleib bzw. zur Abtretung von Gebieten durchgeführt werden. Daran erinnern viele sog. „Abstimmungsscheine“, die es z. B. aus Schleswig-Holstein, Oberschlesien und Ostpreußen gibt. Wer sich dem Gebiet „Deutsche Serienscheine 1918 – 1922“ widmet, hat viel zu sammeln. Es gibt dazu hervorragende aktuelle Literatur:
echten Notgeldscheine dieser Zeit und Notgeldepoche vergessen. Von Kleingeldscheinen – Verkehrs- oder Bedarfsausgaben – spricht man, wenn man Notgeldscheine ausschließlich in Pfennig-Beträgen meint, welche tatsächlich auch als Notgeld umliefen. Zu derartigen Ausgaben echter Kleingeldersatzscheine kam es etwa bis zu Beginn des Jahres 1921. Auch zu den „Verkehrsausgaben“ gibt es einen aktuellen Katalog zu den amtlichen und halbamtlichen Ausgaben, also zu den Ausgaben von Städten und Gemeinden sowie Sparkassen und Handelskammern, der an dieser Stelle empfohlen werden soll.
LITERATUR
LITERATUR
Hans L. Grabowski : „Deutsches Notgeld, Band 5 und 6: Deutsche Kleingeldscheine, Amtliche Verkehrsausgaben 1916 – 1922“ H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2004, Format 14,8 x 21 cm, 976 Seiten, über 5200 farbige Abbildungen, Preis: 59,80 Euro , ISBN 3-924861-85-4
Doch wir wollen über der Beschäftigung mit den Serienscheinen, die es sowohl in Pfennig- als auch in Mark-Beträgen gibt und die besonders bei Heimatsammlern sehr beliebt sind und einen preisgünstigen Einstieg beim Geldscheinsammeln ermöglichen, nicht die
Die Zuordnung der Kleingeldscheine zu Verkehrsausgaben oder Serienscheinen an der Bezeichnung (Notgeld, Gutschein, Kleingeldersatz usw.) festmachen zu wollen, ist unmöglich. Die Wahl der Bezeichnung erfolgte damals nach
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Notgeld aus Papier
Hans L. Grabowski / Manfred Mehl: „Deutsches Notgeld, Band 1 und 2: Deutsche Serienscheine 1918 – 1922“ H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, 896 Seiten, über 4400 farbige Abbildungen, Preis: 39,90 Euro , ISBN 3-924861-70-6
Verkehrsausgabe der Stadt Saulgau (Württemberg) über 50 Pfennig vom 15.2.1918
Gutdünken in den Amtsstuben der Städte und Gemeinden oder blieb gar dem Künstler überlassen, der die Entwürfe für die Geldscheine schuf. Lediglich Bezeichnungen wie „Kriegsgeld“ in Verbindung mit dem Datum lassen in den meisten Fällen den richtigen Schluß auf Verkehrsausgaben aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zu. Aber auch hier bestätigt die Ausnahme die Regel. So datierten manche Orte auch ihre Serienscheinausgaben einfach zurück, um den Eindruck echten Notgelds zu erwecken und dadurch die Scheine besser an Sammler verkaufen zu können, während einige Ausgabestellen Bezeichnungen wie „Kriegsnotgeld“ auch noch nach Ende des Krieges weiter verwendeten. Andere Ortschaften gaben ihre Serienscheine erst in den „Umlauf“, als die auf den Scheinen angegebene Einlösungsfrist bereits überschritten war
um zu vermeiden, daß Ansprüche an die Stadt geltend gemacht werden konnten, wie z. B. bei allen sog. „Reutergeld-Ausgaben“. Die heutige Zuordnung zu Verkehrsbzw. Serienscheinausgaben geht im wesentlichen auf Dr. Arnold Keller zurück. Dennoch ist es wahrscheinlich, daß zumindest ein kleiner Teil der Serienscheine auch tatsächlich im Umlauf war, besonders wenn diese heute immer wieder auch in gebrauchtem Zustand vorkommen, während sicher einige von Keller den Verkehrsausgaben zugerechnete Emissionen nie in den Umlauf gelangten und daher eher Serienscheine sind. Mit den beiden empfohlenen Bänden der Katalogreihe zum deutschen Notgeld sind gültige Abgrenzungen zu beiden Sammelgebieten geschaffen. Wollen wir aber noch einmal kurz auf das „Reutergeld“ eingehen, da dieser Begriff oft angewandt wird und viele Sammler gern etwas über die Hintergründe dieser Ausgaben erfahren möchten. In Zeiten, als schon viele Städte und Gemeinden, ja sogar Vereine, mit Serienscheinen Geschäfte machten, kam ein gewisser Reinhold Wust aus Schwerin auf die Idee, möglichst viele Ortschaften Mecklenburgs dafür zu gewinnen, eine gemeinsame Notgeldserie zu Ehren des Heimatdichters Fritz Reuter herauszugeben. Sein Ansinnen wurde gut aufgenommen und 70 Städte und Gemeinden entschlossen sich zur Ausgabe von je einer Serie Reutergeld. Mit den Entwürfen wurden fünf mecklenburgische Künstler betraut. Der Vertrieb erfolgte
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„Reutergeld“ der Badeverwaltung Warnemünde über 50 Pfennig, gültig bis 31.5.1922 (ausgegeben im Juni 1922)
nig Geld sog. Lots im Handel erwirbt, bei denen oft Scheine zu Serien fehlen, die man dann einzeln kaum wieder angeboten bekommt. Es bewahrheitet sich dann: Wer billig kauft, kauft doppelt. Überlegen Sie sich also gut den Erwerb von losen Serienscheinen, die oft ungeordnet für wenig Geld angeboten werden, selbst wenn Sie erst am Anfang ihrer Sammlung stehen. Der Fachhandel fordert für komplette Serien meist etwas mehr Geld, doch was nützen Ihnen billig erworbene Einzelexemplare, die Sie nie zu Serien komplettieren können. Die Grenzen zwischen verschiedenen Notgeldausgaben sind fließend und man sollte sich entscheiden, wo diese zu ziehen sind. Wohlgemerkt: sollte – nicht muß. Die meist preiswerten Serienscheine bieten gerade für Motiv- und Heimatsammler ein nahezu unendliches Betätigungsfeld.
Großnotgeld 1918 – 1921 Unter Großnotgeld verstehen wir die Ausgaben, die nach Kriegsende erschienen und sich oft schon durch das For-
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Notgeld aus Papier
über die Reutergesellschaft unter Leitung von Reinhold Wust. Interessant ist, daß die Reutergeldscheinchen erst „in den Umlauf gebracht“ (verkauft) wurden, nachdem die Einlösungsfrist bereits abgelaufen war, um möglichen Ansprüchen vorzubeugen. Neben dem heute noch sehr gern gesammelten Reutergeld gab es aber auch andere große Serien, wie z. B. die der „Täglichen Rundschau“ aus Berlin, die viele verschiedene Motive aus ganz Deutschland zeigt und heute kaum noch vollständig zu bekommen ist. Es gibt Sammler, die versuchen, alle bei Grabowski/Mehl katalogisierten Scheine zusammenzutragen, was alles andere als einfach ist. Denn bei diesem Bildernotgeld gibt es zwar viel Massenware, aber auch seltenere Serien und sogar Raritäten. Erfolgversprechend ist der Ausbau einer Sammlung, wenn man einen großen Posten oder eine alte Sammlung kaufen kann, um dann die eigene Sammlung zu ergänzen. Ohne einen Katalog, wie den vorgestellten, ist man übrigens „verloren“, denn zumindest die Anzahl von Scheinen in einer Serie muß man kennen. Es ist auch gut zu überlegen, ob man für we-
mat vom Bildernotgeld und den Verkehrsausgaben unterscheiden. Alle Scheine in Nennwerten von 1 bis 100 Mark werden Großgeldscheine genannt. Auch diese Bezeichnung geht auf Dr. Arnold Keller zurück und ist besser verständlich, wenn man bedenkt, daß die zur gleichen Zeit ausgegebenen Pfennig-Beträge von ihm Kleingeldscheine genannt wurden. Der entscheidende Unterschied zu den früheren Notgeldscheinen als Kleingeldersatz, die von der Reichsbank stillschweigend toleriert wurden, bestand darin, daß die Großnotgeldscheine mit Genehmigung der Regierung und Reichsbank und auf deren ausdrücklichen Wunsch hin verausgabt wurden. Dieses Notgeld nahm wertmäßig einen sehr großen Umfang an. Anfangs sollte es nur begrenzt bis zum 1. 2. 1919 gültig sein, weil die Reichsbank hoffte, bis zu diesem Zeitpunkt ausreichende Mengen an Zahlungsmitteln bereitstellen zu können. Tatsächlich waren viele Scheine auch darüber hinaus im Verkehr. Wie sehr die Reichsbank auf Unterstützung der Länder und Kommunen angewiesen war, wird auch dadurch deut-
lich, daß man sich bereit erklärte, die Hälfte der Einlösungskosten für gefälschte Notgeldscheine zu übernehmen. Wir finden beim Großnotgeld viele Stücke, die professionell von Druckereien gefertigt wurden, aber auch weiterhin sehr einfach ausgeführte Scheine. Große Städte hatten kein Problem, eine geeignete Druckerei zu finden, die Notgeldscheine in brauchbarer und relativ fälschungssicherer Qualität herstellen konnte. Kleine Gemeinden oder private Firmen taten sich da schon schwerer. Zum Großnotgeld steht den Sammlern ein sehr guter Katalog zur Verfügung. Das war nicht immer so. Vor fast 50 Jahren hatte Dr. Arnold Keller in 3. Auflage seinen Katalog „Das deutsche Notgeld, Großgeldscheine 1918 – 1921“ publiziert. In einem denkbar einfachen Spiritus-Umdruckverfahren wurden damals ganze 150 Exemplare hergestellt, die natürlich schnell verkauft waren. Bis dann der Battenberg-Verlag in den 1970er Jahren Nachdrucke der KellerKataloge auf den Markt brachte, gab es nicht wenige Sammler, die Kellers Werke abfotografierten oder gar mit Hand oder Schreibmaschine abschrieben. Heute sind nicht nur die Originalkataloge Kellers aus den 1950er Jahren, sondern auch die Reprint-Ausgaben des Battenberg-Verlags gesuchte Raritäten.
Schön gestalteter Großnotgeldschein der Stadt Würzburg über 20 Mark vom 8.10.1918
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Anton Geiger: „Deutsches Notgeld, Band 3: Das deutsche Großnotgeld 1918 – 1921“ H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, 528 Seiten, fast 700 Abbildungen, Preis: 38,– Euro , ISBN 3-924861-79-X
Inflationsgeld 1922 – 1923 Zunächst schien es, daß die Reichsbank die Zahlungsmittelverknappung in den Griff bekommen könnte. Doch die Inflationslawine war größer und mächtiger als die Geldproduktion. Schließlich liefen die Notenpressen in der Reichsdruckerei und bei vielen Privatdruckereien auf Hochtouren, wie wir wissen. Eine Verlängerung der Umlauffristen für die ab 1918 ausgegebenen Notgeldscheine schien anfangs nicht mehr erforderlich. Ab Sommer 1922 jedoch konnte trotz aller Anstrengungen der Geldbedarf nicht mehr gedeckt werden, es gab erneut Notgeldausgaben,
LITERATUR Manfred Müller: „Deutsches Notgeld, Band 4: Die Notgeldscheine der deutschen Inlation von August 1922 bis Juni 1923“ H. Gietl Verlag, 2. Auflage 2003, Format 14,8 x 21 cm, 608 Seiten, fast 900 Abbildungen, Preis: 38,– Euro , ISBN 3-924861-80-3
Die Zahl der Notgeldausgaben in dieser Zeit (Grundtypen) wird heute auf 70 000 – 80 000 Stück geschätzt. Neben scheckähnlichen Notausgaben gab es aber auch attraktive Scheine, die aussahen wie „richtige Banknoten“. Auch bei diesen Scheinen gibt es wieder viel Interessantes zu entdecken. So findet man
Notgeldschein der Finanzdeputation Bremen über 1000 Mark vom 1.11.1922
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Notgeld aus Papier
LITERATUR
die von der Reichsbank toleriert werden mußten. Entsprechend dem Tempo der allgemeinen Geldentwertung stiegen die Nennwerte der Scheine ständig, erst lagen diese bei 50 bis 1000 Mark, doch schon Anfang 1923 gab es bereits Notgeld über 5000 bis 50 000 Mark. Die Inflation erforderte immer schneller höhere Nominale, so wie die Reichsbank durch Überdruck aus 5000-MarkScheinen dann 500-Milliarden-MarkScheine machte, so wurden auch Notgeldscheine mittels eines Aufdrucks „aufgewertet“. Im Falle eines „Aushilfsscheins“ der Freien und Hansestadt Hamburg wurde mittels einfachem Aufdruck aus einem Fünftausender 5 Millionen Mark.
z. B. auf Kölner Scheinen die Unterschrift des damaligen Bürgermeisters Dr. Konrad Adenauer. Ab Juli 1923 sprechen wir von der sog. Hochinflation, welche den größten Teil des deutschen Notgelds ausmacht. Mit der Hochinflation kommen nun auch Scheine in Millionen-, Milliarden- und sogar Billionen-Beträgen in den Umlauf. Zu diesem großen Gebiet gibt es leider noch keinen aktuellen Katalog. In der Katalogreihe „Deutsches Notgeld“ erschien aber ganz aktuell ein zweibändiger Nachdruck der Keller-Kataloge aus dem Jahre 1958:
LITERATUR Arnold Keller: „Deutsches Notgeld, Band 7 und 8: Das Notgeld der deutschen Inflation 1923 – Unveränderter Nachdruck des Originals“ H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2004, Format 14,8 x 21 cm, 1248 Seiten, mit Bildtafeln, Preis: 59,80 Euro , ISBN 3-924861-86-2
Auch diese Bezeichnung geht auf Dr. Arnold Keller zurück und ist leicht verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß die „normalen Notgeldausgaben“ jener Zeit am Abend als Arbeitslohn gezahlt, oft schon am nächsten Morgen wertloses Papier waren. Beim Wertbeständigen Notgeld versuchte man, die Wertbeständigkeit durch die Deckung z. B. in Gold oder in landwirtschaftlichen Produkten (wie z. B. beim Roggengeld) oder eben durch Anbindung an den US-Dollar zu erreichen, was letztlich auch zum Erfolg mit der Einführung der Rentenmark in Deutschland führte. Städte und Gemeinden gaben ab Ende 1923 Zahlungsversprechen, die auf USWährung lauteten, heraus. Der Dollar war schon damals neben dem Pfund und Schweizer Franken die führende Weltwährung. Für wenige goldene 20Dollar-Stücke wurden ganze Mietshäuser verkauft. Wertbeständigem Geld, das auf Dollar lautete, wurde mehr vertraut als Milliardenbeträgen auf wertlosen Reichsbanknoten.
Wertbeständiges Notgeld Über vom Staat ausgegebenes wertbeständiges Notgeld von 1923 wurde bereits berichtet. Es gab aber auch die verschiedensten Notgeldausgaben, die nicht auf Mark und Dollar oder Gold lauteten. Gegen Ende der Inflation gab es zahlreiche Bestrebungen, die Währung zu stabilisieren, was zu den Ausgaben des sog. Wertbeständigen Notgelds führte.
Wertbeständiges Notgeld der Finanzdeputation der Freien und Hansestadt Hamburg über 2,10 Goldmark = 1⁄2 Dollar vom 7.11.1923
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Notgeld von Bahn und Post Innerhalb der Notgeldscheine sind Behelfs- und Notausgaben, die von den deutschen Eisenbahnen, der Reichsbahn und der Reichspost ausgegeben wurden, ein eng umrissenes und sehr interessantes Gebiet. Auch bei der Reichsbahn wie bei der Reichspost wurde das Wechselgeld immer knapper, was dazu führte, daß es eine Vielzahl von speziellem Notgeld dieser Institutionen gab. Sowohl der Verkehrsminister in Berlin als auch einzelne Reichsbahndirektionen gaben Notgeldscheine aus, deren Nennwerte schließlich auch bis auf Billionen lauteten. Damals fand praktisch der ganze Fern- und Reiseverkehr mit der Bahn statt, da kaum ein Privatmann ein Auto hatte. Die Fahrkartenschalter der Reichsbahn hatten täglich Unsummen an Bargeld einzunehmen und auszugeben, was mit fortschreitender Inflation immer schwieriger wurde. Außerdem mußten die Staatsunternehmen Bahn und Post zur Aufrechterhaltung ihres Betriebs, speziell zu Lohn-
Notgeldschein der Deutschen Reichsbahn (Reichsverkehrsminister in Berlin) über 20 Millionen Mark vom 18.9.1923
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Notgeld aus Papier
Die Menschen waren der Inflation überdrüssig. Einfache Gemüter, die Schwierigkeiten mit dem Kopfrechnen hatten, verzweifelten an den Millionen, Milliarden und Billionen. Man traute dem unendlichen Papiergeldfluß mit immer mehr Nullen nicht mehr und hatte längst verstanden: Wer auf Geld setzt, hat verloren, wer über Sachwerte verfügt, sitzt immer am längeren Hebel. So entstanden Sachgutscheine, spezielle Notgeldscheine, die auf eine bestimmte Menge von Waren lauteten, die jedermann brauchte. Fett, Kohle, Holz, Leder, Margarine, Mehl, Rinderfett, Getreide und sogar Ziegelsteine waren mehr wert als Geld. Zahlungsversprechen, die man auf eine bestimmte Menge dieser Waren ausstellte, wurden gern angenommen und sind heute allgemein selten. Leider gibt es zum Sammelgebiet des Wertbeständigen Notgelds noch keinen aktuellen Katalog. Sammler müssen hier entweder auf Regionalkataloge zurückgreifen oder versuchen, ein Original oder Nachdruck des Keller-Katalogs zu bekommen.
Links: Gutschein der Abteilung München des Reichspostministeriums über 10 Millionen Mark vom 22.8.1923 ähnlich einem Scheck
Rechts: Notgeldschein der Zweigstelle Bayern des Reichsverkehrsministeriums in München über 10 Milliarden Mark vom 26.10.1923
und Gehaltszahlungen für die vielen Beschäftigten, die erforderlichen Zahlungsmittel zur Verfügung haben. Interessant ist, daß speziell die Scheine des Reichsverkehrsministers in Berlin Gültigkeit im gesamten Deutschen Reich hatten. Laut Gültigkeitsvermerk wurden die Scheine der ersten Ausgabe vom August 1923 an allen öffentlichen Kassen der Deutschen Reichsbahn und alle weiteren Ausgaben gar an allen öffentlichen Kassen wie gesetzliche Zahlungsmittel angenommen. Die Gültigkeit der Scheine einzelner Reichsbahndirektionen wie z. B. Köln, Erfurt oder Königsberg war dagegen auf die jeweilige Reichsbahndirektion – vergleichbar mit einem Regierungsbezirk – beschränkt. Die Notgeldscheine der Zweigstelle Bayern des Reichsverkehrsministeriums wurden aber an allen bayerischen Reichsbahnkassen angenommen. Ähnlich, jedoch nicht so umfangreich, kam es auch bei der Reichspost zu Notgeldemissionen. Neben der Abt. Mün-
chen des Reichspostministerium brachte eine ganze Reihe von Oberpostdirektionen Notgeldscheine in Umlauf. Die von der Reichspost ausgegebenen Scheine sind allgemein seltener als viele Reichsbahnausgaben. Sie sahen oft wie Postschecks aus. Dank eines aktuell erschienenen Katalogs zum Thema wird ein Sammelstart in dieses, nicht nur für Eisenbahn- und Postfreunde, sehr interessante Sammelgebiet beste Voraussetzungen finden. In den Sammlungen von Heimat- und Regionalsammlern sollten die Notgeldscheine der Reichsbahn und Reichspost ohnehin nicht fehlen.
LITERATUR Manfred Müller / Anton Geiger: „Das Papiergeld der deutschen Eisenbahnen und der Reichspost“ Verlag A. Geiger, 1. Auflage 2000, Format 14,8 x 21 cm, 271 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 14,90 Euro, ISBN 3-924861-69-2
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Russische Briefmarken der sog. „Romanov-Ausgabe“ wurden im Ersten Weltkrieg auf Karton gedruckt, mit einem Text auf der Rückseite versehen und als Zahlungsmittel ausgegeben (hier Ausgabe des Zarenreichs)
Wenn zuvor von Notgeld der Post gesprochen wurde, so ist dies nicht mit „Briefmarkennotgeld“ zu verwechseln. Das ist ein ganz anderes Thema. Während die Notgeldscheine von Bahn und Post auf einem Kreditanspruch bestehen, so ist eine Briefmarke, natürlich unentwertet, ein Anspruch auf eine Leistung bei der Post. Nichts liegt näher, als auch Briefmarken als Behelfszahlungsmittel zu verwenden. Das geschah z. B. schon während des Burenkriegs in Südafrika. Gelegentlich wurden Briefmarken sogar ohne Gummi auf widerstandsfähigem Papier gedruckt, um als Geldersatz zu fungieren, so in Rußland. Briefmarkennotgelder sind natürlich keine Geldscheine im eigentlichen Sinne, sondern höchstens Geldersatz aus Papier, weshalb sie von vielen Geldscheinsammlern auch mitgesammelt werden. Neben Notmünzen und Notgeldscheinen gibt es das sog. „Briefmarken-Kapselgeld“. Hier wurden postgültige Marken in eine Kapsel eingebracht, die rückseitig oft mit Werbung versehen war. Diese runden Kapseln gingen wie Münzen von Hand zu Hand und werden von Münz-, Briefmarken- und Notgeldsammlern gleichermaßen gesammelt. Wurden Briefmarken nur in eine
spezielle Papiertasche eingesteckt, so ist wiederum mehr Nähe zum Papiergeld gegeben. In Italien gab es sogar noch 1966 Briefmarken-Geld. Selbst bei Serienscheinen finden wir Stücke, die mit Briefmarken beklebt wurden, wie z. B. den Abstimmungsschein der Gemeinde Holnis in Schleswig, der eine Plebiscit-Marke (Plebiscit = Volksabstimmung) trägt.
Abstimmungsschein der Gemeinde Holnis in Schleswig vom 14.3.1920 mit Plebiscit-Marke
Notausgaben und Lagergeld des Zweiten Weltkriegs Die Reichsbank hatte aus den schlimmen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs gelernt und verbot jegliche Ausgabe von Notgeldscheinen in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten. So
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Notgeld aus Papier
Briefmarkennotgeld
Gutschein des Konzentrationslagers Oranienburg über 50 Pfennig (Rückseite)
Notgeldschein der Stadt Schleusingen über 20 Mark vom 10. April 1945
Quittung über 50 Kronen des Gettos Theresienstadt vom 1.1.1943
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Das Papiergeld der deutschen Länder 1871 – 1948 Die Kapitelüberschrift wurde nach dem folgenden Standardwerk gewählt:
LITERATUR Hans L. Grabowski: „Das Papiergeld der deutschen Länder von 1871 bis 1948“ H. Gietl Verlag, 1. Auflage 1999, Format 14,8 x 21 cm, 606 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 39,– Euro, ISBN 3-924861-33-1
An dieser Stelle soll nochmals darauf hingewiesen werden, daß es auch nach 1871 noch Länderausgaben gab, und zwar von staatlichen wie auch privaten Notenbanken. Solche regionalen Ausgaben kann man nicht pauschal dem Notgeld zurechnen. Wie wir eingangs erfahren haben, hatten die Länder- und Privatbanknoten der Kaiserzeit eine entsprechende Deckung. Der erwähnte Spezialkatalog umfaßt die Papiergeldausgaben der privaten Notenbanken, der Ländernotenbanken, ebenso wie die der Provinzial- und Bezirksverwaltungen der deutschen Länder von der Reichsgründung 1871 bis in die Jahre
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Notgeld aus Papier
kam es nur zu wenigen, meist illegalen Notgeldemissionen. Einiges, was während und nach dem Kriege an notgeldähnlichen Scheinen ausgegeben wurde, ist im Rosenberg-Katalog aufgeführt. Dazu gehören auch die Notausgaben im Frühjahr 1945. Zwischen 1945 und 1949 kam es dann zu vielen kommunalen wie auch privaten Notausgaben in Deutschland, die im Katalog „Das Papiergeld im besetzten Deutschland“ von Michael H. Schöne zusammengefaßt wurden und ein eigenständiges Sammelgebiet darstellen. Zum Gebiet Lagergeld für Konzentrations-, Kriegsgefangenen- und DP-Lager (DP = Displaced Persons) gibt es die verschiedensten Kataloge. Derartige Ausgaben gibt es nicht nur von Deutschland, sondern von vielen Ländern. Besonders die Scheine von Konzentrationslagern wie Oranienburg, Ravensbrück, Buchenwald oder Auschwitz sowie von Gettos wie Theresienstadt sind neben ihrer einstigen Eigenschaft als Zahlungsmittel auch zeitgeschichtliche Dokumente für eines der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte und wie keine anderen numismatischen Belege mit ungezählten menschlichen Schicksalen verbunden. Die meisten dieser Scheine sind heute recht selten.
nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufgeführt werden darüber hinaus auch Notgeldscheine, die überregional gültig waren, so wie Scheine verschiedener Handels- und Landwirtschaftskammern. Während der Inflation gaben nicht nur Kommunen und Firmen Notgeld aus, sondern natürlich auch Länder und Provinzen. So sind die Inflationswerte der Bayerischen Notenbank, die als eine der ehemaligen Ländernotenbanken des Deutschen Reichs noch bis 1934 Banknoten ausgeben durfte, die im gesamten Reichsgebiet gültig waren, zwar Länderbanknoten, die aber aus der Not der Zeit entstanden. Die Ausgaben der Bayerischen Staatsbank, die über kein Notenprivileg verfügt hatte, sind dagegen Ländernotgeldscheine. Wie bereits mehrfach betont, sind die Grenzen bei der Zuordnung von Geldscheinausgaben fließend. Natürlich müssen wir die zu den Notausgaben des Frühjahrs 1945 gerechneten Scheine der Sächsischen Staatsbank hier auch zu den Länderscheinen zählen und ebenso gibt es Länderscheine, die gleichzeitig
auch Kleingeldscheine, Großnotgeld oder wertbeständiges Notgeld sind. Neben den staatlichen Papiergeldausgaben des Deutschen Reichs sind die Länderausgaben von ihrer Umlauffähigkeit von besonderer Bedeutung. Die von sehr viel mehr Ausgabestellen vorkommenden Notgeldscheine von Städten, Gemeinden und Firmen waren hingegen nur regional sehr begrenzt umlauffähig. Der interessierte Regionalsammler wird sowohl Geldscheine seiner Heimatregion wie auch seines Bezirks, seiner Provinz oder seines Landes sammeln, da diese alle zusammengenommen neben dem Reichsgeld in seiner Region kursierten und damit von überregionaler, aber auch regionaler Bedeutung sind. Es gibt aber auch viele Sammler, die ausschließlich die Geldscheine der deutschen Länder des gesamten ehemaligen Deutschen Reichs sammeln und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser bedeutenden Zeugnisse der deutschen Geldgeschichte leisten.
Links: Länderbanknote der Sächsischen Bank zu Dresden über 50 RM vom 11.10.1924
Rechts: Ländernotgeldschein der Landesbank der Rheinprovinz über 100 Millionen Mark vom 15.9.1923
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GELDSCHEINSAMMELN Rund ums Papiergeld
Wie wir schon erfahren haben, müssen Geldscheine keineswegs nur aus Papier bestehen. Moderne Banknoten werden aus Baumwolle gefertigt, immer beliebter werden auch sogenannte PlastikScheine, die aus „Polymer“ hergestellt werden. Zunehmend mehr Länder entschließen sich, derartige Scheine einzuführen. Polymernoten gelten als sehr fälschungssicher. In Rumänien, das als erstes Land der Welt seine komplette Banknotenserie auf Polymer umgestellt hat, kommen kaum noch Fälschungen vor. Primitive Nachahmungen dieser Scheine lassen sich nicht mit dem Tintenstrahldrucker oder im Kopierladen fertigen. Gerade aber derart primitiven
Nachahmungen von Euronoten beschäftigen unsere Polizei immer wieder. Polymerbanknoten hingegen fassen sich ganz anders an als Papier oder Baumwolle, sie sind meist mit durchsichtigen, nicht bedruckten Fenstern versehen, auf denen dann ein leicht zu erkennendes Hologramm eingebracht wurde. Die Scheine sind sehr widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit, was sich insbesondere bei tropischen Ländern bewährt. Nachteilig ist nur, daß sie bei starkem Falten an den Bruchstellen Farbe verlieren, doch auch Baumwollnoten sind nicht für die Ewigkeit gedruckt. Es gibt heute sogar schon spezielle Sammlerkreise, die sich ausschließlich mit Polymernoten beschäftigen.
Sog. „Sonnenfinsternis-Note“ von Rumänien über 2000 Lei von 1999 aus Polymer
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Rund ums Papiergeld
Geldscheine besonderer Art
Seidenschein der Stadtsparkasse Bielefeld über 100 Mark vom 15.7.1921 mit bestickter Rückseite und mit Borte umrändelt
Bei den Notgeldscheine gibt es viele Kuriositäten, auch was das Material angeht. So prägte denn auch kein anderer als Dr. Arnold Keller den Begriff des „Notgelds besonderer Art“. Gemeint
sind z. B. Geldscheine aus Stoff – Textilscheine waren schon im alten China bekannt. Sie erlebten eine Renaissance als Notgeld in Bielefeld. Das Bielefelder Stoffgeld ist heute gern gesammelt und immer noch zu bekommen. Aber auch hier bezahlen Spezialsammler manchmal Traumpreise für rare Ausgaben. Es gibt immerhin etwa 60 verschiedene Ausgaben, die teilweise mit Borten und Spitzen versehen sind. Doch die Bielefelder Leinen-, Seiden- und Samtscheine waren nur zum Teil Verkehrsausgaben, vielmehr hatte man schon damals die Sammler im Visier. Aus Leder wurde von der alten Gerberstadt Pößneck in Thüringen sog. „Sohlengeld“, aber auch Lederscheine gefertigt. Ledergeld gab es auch von Osterwieck am Harz, hier benutzte man allerdings weiches Leder, wie auch in den USA. Auch Holz benutzte man als Geldscheinrohstoff, um auch hier nur wenige Beispiele zu nennen: in Österreich gaben einige Gemeinden Noten auf Sperr- und Furnierholz aus, doch nur die Ausgaben von St. Pölten und Zell waren wirkliche Zahlungsmittel. Hier sind die Grenzen zu den Münzen fließend, die als Notgeld auch nicht immer nur aus Metall waren. Mit großer Vorsicht sollten die Notgeldscheine von Lautawerk behandelt werden, die auf Aluminium gedruckt wurden. Sie waren für den Zahlungsumlauf eigentlich völlig ungeeignet, weil man
Pößnecker Ledergeld über 50 Millionen Mark vom 11.8.1923
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Aluminiumgeld der Vereinigten Aluminiumwerke Lautawerk AG (Brandenburg) über 500 Mark vom 10.10.1922
sie wegen der dünnen Folie kaum benutzen konnte. Es gibt noch viele andere sonderbare Materialien, die zur Herstellung von Notgeld verwendet wurden, doch wollen wir es hierbei belassen. „Abnorme Werkstoffe“ wäre aber in jedem Fall auch ein interessantes Gebiet für Sammler, und so gab es auch zum „Notgeld der besonderen Art“ einen Katalog von Dr. Arnold Keller, der allerdings nur noch antiquarisch zu beschaffen ist.
Randgebiete der Notaphilie Zu den Randgebieten der Notaphilie gehören beispielsweise Werbe- und Testnoten. In den USA hat man erst vor
kurzer Zeit damit begonnen, die umlaufenden Scheine mit Werbeaufklebern zu versehen. Schließlich wandert nichts so oft von Hand zu Hand wie kleine Dollarscheine. Geldscheine als Träger von Werbebotschaften sind in Europa jedoch kaum vorstellbar. Der Begriff Werbebanknote ist bei uns besetzt durch eine andere Art von Scheinen, die von Wertpapierdruckereien hergestellt werden, um für die eigene Arbeit zu werben. Viele kleinere Länder sind nicht in der Lage, fälschungssichere Scheine in großer Menge und guter Qualität selbst herzustellen. Mittels solcher Werbescheine stellen sich dann leistungsfähige Firmen vor, so z. B. die berühmte Londoner Firma Thomas De La Rue oder aber die weltweit tätige deutsche Firma Giesecke & Devrient. Die Banknotendruckereien wollen mittels solcher hauseigener Musternoten ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, was z. B. die Anwendung neuer Erkenntnisse bei der Falschgeldbekämpfung angeht.
Rund ums Papiergeld
Links: Testnote der Firma NGZ
Rechts: Hauseigene Werbenote der Banknotendruckerei Giesecke & Devrient, sog. BN 2000
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Links: Von der Wehrmacht verwendeter sog. Überläufer-Ausweis in der Art einer 10-Dollar-Note
Rechts: Propagandanote über „100 000 Euro“ mit dem Bildnis von Gerhard Schröder
Zugleich gibt es sogenannte Testnoten, die von Firmen genutzt werden, die z. B. mit der Herstellung von Geldautomaten zu tun haben. Beispielsweise hat die Firma Siemens Nixdorf und die NGZ solche Noten gedruckt, um damit ihre Automaten zu testen. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Specimen- oder Musternoten, über die noch berichtet wird. Ein ganz besonders interessantes Gebiet sind sogenannte Propagandascheine. Nach der Inflationszeit wurden beispielsweise wertlos gewordene Scheine mit übler, antisemitischer Hetze von den Nazis ausgegeben. Von diesen gibt es eine ganze Reihe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Untergrundorganisationen kennzeichneten z. B. in Polen umlaufende Geldscheine, so während des Warschauer Aufstands von 1944. In anderen Fällen wurden von der Wehrmacht geldscheinähnliche Flugblätter hergestellt, die Aufforderungen zum Desertieren der gegnerischen Soldaten enthielten. Es gibt aber auch moderne Propagandascheine aus der Bundesrepublik, die z. B. gegen die Politik der SPD gerichtet sind und seinerzeit Bildnisse von Hel-
mut Schmidt oder aktuell vom jetzigen Bundeskanzler Schröder tragen.
Was es sonst noch gibt Die Einteilung von Geldscheinen in verschiedene Kategorien erfolgt unter speziellen Gesichtspunkten, Überschneidungen sind dabei unvermeidlich. Scheine mit einem Zahlungsversprechen, das auf Waren lautet, sind eigentlich kein Geld, sondern eher GeldersatzGutscheine. Auch im Rosenberg-Katalog finden wir mit den Konversionskassenscheinen, über die schon berichtet wurde, kein „richtiges Geld“, sondern papiergeldähnliche Wertpapiere. Es gibt auch banknotenähnliche Scheine, die man in keinem Katalog findet, weil sie entweder nie für den Zahlungsverkehr von großer Bedeutung waren und nicht im Namen des Staats oder privilegierter Banken ausgegeben wurden oder aber reine Phantasieprodukte sind. Im Zusammenhang mit der deutschen Geldgeschichte ist „Tauschgeld“ und „Freigeld“, das man auch „Schwund-
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Rechts: Deutsches Freigeld über 100 Mark vom 1.1.1933 mit dem Bildnis von Silvio Gesell
geld“ nennt, von Interesse. Während es Tauschgeld sogar bis in unsere Tage gibt, ist der Versuch der Einführung von Schwundgeld, zumindest im damals beabsichtigten Sinne, gescheitert. Der Kaufmann, Wirtschaftstheoretiker und Vorkämpfer des Internationalen Währungsfonds Silvio Gesell wollte mit seinem Freigeld, dessen Ausgabe sogar vom Reichswährungsamt genehmigt worden war, das „Geld der Zukunft“ schaffen. Die Idee war einfach. Durch Einführung einer Geldsteuer, sollte Steuergerechtigkeit hergestellt werden. Wer viel Geld besaß, sollte viel Steuern bezahlen. Hierzu sollten die Geldscheine selbst praktisch verfallen, wenn sie nicht zu den vorgegebenen Terminen mit einer Steuermarke beklebt wurden. Ziel war es außerdem, daß mehr Geld zirkulieren und damit die Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit bekämpft werden konnte. Wer Steuern auf sein Geld sparen wollte, der gab es eben lieber gleich aus. Von den Nazis wurden später sämtliche Geld-Experimente verboten. In der Praxis war das aufwendige Eintreiben der Steuern und Bekleben der
Scheine, aber auch die umständlichen Kontrollen jedes Scheins bei Zahlvorgängen natürlich kaum umsetzbar. Aber vielleicht ist das kein schlechtes Modell für zukünftige Geldformen, die ohne weiteres mit Computerchips bestückt werden könnten? Übrigens gibt es auch in unseren Tagen wieder Versuche „Schwundgeld“, also Geld dessen Wert schwindet, in Deutschland als Regionalgeld zu etablieren. Beispiele hierfür sind z. B. der „Roland“ in Bremen oder die „Chiemgauer“ aus Prien am Chiemsee. Neben diesen Versuchen zur Einführung von Parallelgeld, gibt es aber auch reine Phantasiegeldscheine, die nur zum Verkauf an Sammler bestimmt sind, aber manchmal auch höheren Zielen dienen sollten. So gab ein gewisser Herr Jason Noten auf die Jason Islands, eine von ihm erworbene Inselgruppe der Falkland-Inseln aus, deren Verkaufserlös dem Schutz der dort lebenden Pinguine dienen sollte. Wir finden heute sogar Geldscheine von völlig unbewohnten Gebieten wie der Antarktis oder von reinen Phantasie-
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Rund ums Papiergeld
Links: Phantasienote der Jason Islands über 10 Pfund
Links: Moderne Phantasienote des „Königreichs Bayern“ über 100 Gulden mit dem Bildnis von Alexander Prinz von Bayern
Rechts: Phantasienote des Franzosen Franck Medina über 5 Numismas der „Banco de Kamberra“ mit dem Bildnis von Maria Callas von 2002
Unten: Phantasienote aus den USA über 1 Million Euro aus dem Jahre 2000
Oben: Litauen – vermeintliche neue Cent-Scheine von 1989
Staaten wie aktuelle Scheine vom „Königreich Bayern“ oder von Kamberra. In den Jahren der Wende in Osteuropa gab es überall Improvisationsausgaben. Die Einführung neuer Währungen dauerte geraume Zeit, viele primitiv aussehende Noten waren tatsächlich Geld. Doch geschäftstüchtige Leute verkauften auch schon mal Jahrmarktscheine oder Einladungen zu Sportveranstaltungen als neues Geld, so in Litauen. Interessant ist, daß man sich im Falle des litauischen Cent-Scheinchens mit dem Bär des Klischees einer Berliner Ver-
kehrsausgabe aus dem Jahre 1918 bediente. Frei erfunden wurde beispielsweise auch Militärgeld der Bundeswehr, das angeblich im Kosovo ausgegeben wurde. Solch ein Schein wurde im Internet gezeigt, doch niemand bei der Bundeswehr wußte etwas darüber. Aus Amerika kommen sogar Phanatsiescheine über Millionen in Dollar oder Euro. Selbst Micky-Maus-Scheine gibt es und viele weiter „Sammler-Editionen“ aus den USA mit teilweise typisch patriotischen Motiven.
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Auch sonderbare „Euronoten“ über „Teuro-Eros“ mit erotischen Motiven sind aufgetaucht, die normalerweise niemand als richtiges Geld ansehen würde. Dennoch mußte die erste „Ausgabe“ eines 300-Eros-Scheins verboten werden, da er den echten Euro-Noten ähnelte und tatsächlich einige dreiste Zeitgenossen erfolgreich damit im Supermarkt bezahlt hatten. Ein weites Feld sind auch Spott- und Scherzscheine. So wurden auch schon mal aus Reichsbanknoten „Reichswanknoten“ und wertlos gewordene einsei-
Scherzschein über 5 Trillionen Mark vom 1.4.1932
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Rund ums Papiergeld
Phantasienote aus den USA über 1 Million Dollar aus dem Jahre 2001
tige Inflationsnoten für Aufdrucke von Todesanzeigen für „Maria Reichsmark“ mißbraucht. Viele Sammler interessieren sich auch für das sog. „Höllengeld“. Gemeint sind oft sehr bunte Phantasiescheine, die vornehmlich aus China kommen. Bei Bestattungsfeiern ist es dort üblich, Geld zu verbrennen. Früher kauften die Chinesen große Mengen an gebrauchten deutschen Inflationsscheinen auf, bei denen man dann von sog. „Chinaware“ sprach. Als die Bestände aber immer knapper wurden, schufen sich die Chinesen mit ihrem „Höllengeld“ wirklich phantasievolle Phantasiescheine. Besonders beliebt sind dabei große Formate und große Zahlen, weshalb auch schon die Inflationsnoten aus Deutschland gern verbrannt wurden. Je höher der „Wert“, der mit dem Verbrennen den Göttern geopfert wird, umso besser. Selbst die Götter wollen betrogen sein. Man kann, wie schon gesagt, alles sammeln. Wer allerdings daran interessiert ist, wahre Zeugnisse der Geldgeschichte zu bewahren, sollte sich nicht auf Randgebiete festlegen, sondern diese als das betrachten was sie sind, als Beiwerk.
Chinesisches Höllengeld über 1 Milliarde ???
In eine Übersichtssammlung passen durchaus auch alte Scheckformulare, von denen einige auch denen ähneln, die bis in die heutige Zeit Verwendung finden. Sie bekommt man meist nur als Blankoschecks. Auch Wechsel sind ein beliebtes Randgebiet für Papiergeldsammler. Hier kann man verschiedenste Dokumente finden, auch solche, die „zu Protest“ gingen, also nicht regulär eingelöst wurden. Weit ist der Weg dann nicht mehr zu den historischen Wertpapieren, doch diese stellen ein ganz eigenständiges Sammelgebiet dar, über das man ein eigenes Buch verfassen könnte. Schließlich sind auch Lebensmittelkarten und Rationierungsbelege aller Art ein breites Feld. Selbst Spendenscheine, Bausteine und sogar Lotterielose findet man oft in Sammlungen, doch hier hält der Sammler stets „Nieten“ in der Hand, denn Lose, die gewonnen hatten und ausbezahlt wurden, dürfte man kaum noch antreffen. Bei diesen Beispielen wollen wir es aber belassen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual Wir haben nun eine kleine Reise in die Geschichte des Papiergelds unternommen und zugleich verschiedene Epochen deutscher und ausländischer Geldgeschichte gestreift. Mehr ist im Rahmen eines solchen Büchleins nicht möglich. Zugleich wurden an verschiedenen Stellen Literaturhinweise gegeben, was bei Fachbüchern eigentlich unüblich ist, sich bei einem solchen „Handbuch“ aber als brauchbar erwiesen hat. Sollte es mit diesen knappen und wahrlich nicht allumfassenden Ausführungen gelungen sein, den einen oder anderen Leser für das Sammelgebiet „Geldscheine“ zu interessieren, so wäre das Ziel dieser Publikation erreicht. Wollen wir uns nun aber zum Abschluß ganz praktischen Fragen der Sammlertätigkeit widmen. Es gibt auch zu diesem Thema einiges an älterer Literatur, doch wie in der Einleitung versprochen, sollen im Anschluß nun Tips vom Sammler für Sammler folgen.
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GELDSCHEINSAMMELN Praktische Sammlertips
Banknoten bestimmen Moderne Münzen zu bestimmen ist nicht immer einfach, besonders wenn sie nicht mit lateinischen Buchstaben und arabischen Ziffern versehen sind. Noch schwieriger wird es bei alten Münzen. Von Münzen der Antike oder des Mittelalters wollen wir gar nicht erst sprechen. Selbst die Prägungen des 18. Jahrhunderts stellen viele Anfänger vor unlösbare Rätsel, weil die Umschriften nur in lateinsicher Sprache und oft stark abgekürzt sind. Diese Schwierigkeiten haben wir mit den meisten Banknoten nicht. Moderne Weltbanknoten sind oft auch mit den uns vertrauten arabischen Ziffern versehen, auch der Emittent ist meist in lateinischer Schrift, oft englisch, französisch oder in anderer für uns „lesbarer“ Sprache angegeben. Doch „meist“ bedeutet: nicht immer. Oft sind chinesische oder arabische
Scheine schwer zu entziffern. Man benötigt hier schon etwas Übung und vor allem gute Literatur.
Ohne Literatur geht nichts Sammler, die sich „nur“ dem deutschen Staatspapiergeld und den deutschen Nebengebieten wie Kolonien oder Besatzungsausgaben widmen wollen, benötigen den „Rosenberg“, der schon oft zitiert wurde. Einige Worte zu diesem Buch und seinen Autoren. Nicht nur in Deutschland spricht die Fachwelt stets vom „Rosenberg“, auch im Ausland finden wir Rosenberg-Katalognummern, abgekürzt wie R., Ro. oder Rbg., in Preislisten wie auch Auktionsbeschreibungen. Der „Rosenberg“ ist für die Geldscheinsammler das, was für Sammler deutscher Reichsmünzen der „Jaeger“ ist, benannt nach dem Autor dieses hervorragenden Katalogs Kurt Jaeger. Viele nennen ihn deshalb auch die „Bibel“ des Sammlers deutscher Banknoten. Bearbeiter des RosenbergKatalogs war schon seit der Erstauflage der von anderen Papiergeld- und Münzkatalogen her bekannte Hamburger Autor Manfred Mehl. Seit dem viel zu frühen Tod Holger Rosenbergs im Frühjahr 2001 führt nun schon seit drei Auflagen Hans L. Grabowski die Bearbeitung des Katalogs fort, der auch wei-
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Praktische Sammlertips
Praktische Sammlertips wurden schon in den vergangenen Kapiteln „eingestreut“, wo es sich anbot. Gewisse Wiederholungen möge der Leser entschuldigen. Einige der hier besprochenen Themen hätten sicher auch in anderen, früheren Kapiteln besprochen werden können. Was erfahrenen Sammlern vielleicht banal erscheint, kann für Anfänger hingegen sehr hilfreich sein.
Die Standard-Kataloge „World Paper Money“ für die Banknoten der Welt von 1368 bis heute
terhin den Namen „Rosenberg“ tragen wird und für die Sammler deutscher Geldscheine unentbehrlich ist. Welche Bücher sind weiterhin notwendig und wünschenswert? Auch wenn man nur deutsche Scheine sammelt, sollte man sich unbedingt einen WeltBanknotenkatalog zulegen. Diese dicken amerikanischen Kataloge sind leider nicht billig, aber ehrlich gesagt, man muß auch nicht jede Neuausgabe erwerben. Sehr schnell können sie sich aber „amortisieren“. Man braucht nur einmal einen Posten Geldscheine mit interessanten Auslandsscheinen zu erwerben, in dem eine kleine Rarität verborgen ist, die man ohne solche Kataloge nie herausfinden würde, schon hat sich die Sache gerechnet. Investitionen in gute Kataloge zahlen sich bei aktiven Sammlern mit regem Tauschverkehr sehr schnell und mit „guter Rendite“ aus. Für Weltbanknotensammler sind die Weltkataloge „World Paper Money“ ohnehin ein Muß. An dieser Stelle aber gleich noch eine „bittere Pille“, falls Sie keine Fremdsprachen beherrschen. Die Weltbank-
notenkataloge aus den USA sind natürlich alle englisch verfaßt, gewisse Elementar- oder Schulkenntnisse der Sprache sind unabdingbar. Doch wenn man sich einige geldtechnische und numismatische Begriffe einprägt, so wird man schnell das finden, was man sucht. Zudem sind die meisten Geldscheine auch abgebildet. Einen deutschen Weltbanknoten-Katalog, so wie der „Schön“ bei Münzen, gibt es leider nicht! Von den Weltpapiergeld-Katalogen gibt es insgesamt drei Bände. Band 1 führt die sog. „Specialized Issues“, also die Spezialausgaben weltweit auf. Band 2 enthält mit den „General Issues“ die Banknoten der Welt von 1368 bis 1960. Der 3. Band enthält die „Modern Issues“, also die modernen Weltbanknoten ab 1961. Da ständig neue Geldscheinausgaben hinzukommen und die modernen Weltbanknoten mit Abstand am häufigsten gesammelt werden, erscheint jedes Jahr eine Neuauflage dieses Standardwerks. Diese Kataloge bie-
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LITERATUR Helmut Kahnt: „Das große Münzlexikon von A – Z“ H. Gietl Verlag, 1. Auflage 2005, Format 21 x 28 cm, ca. 550 Seiten, viele Abbildungen, Preis: 29,90 Euro, ISBN 3-924861-84-6
Wer sich dem Sammeln von ausländischen Geldscheinen verschrieben hat, wird trotz der Weltkataloge nicht umhin kommen, sich auch Literatur aus
den Ausgabeländern zu besorgen. Diese Kataloge sind meist ausführlicher und vermitteln darüber hinaus auch oft noch Hintergrundwissen. So wie der Rosenberg-Katalog weltweit von Sammlern deutscher Banknoten genutzt wird, gibt es natürlich auch z. B. Kataloge für französische, schweizerische, italienische, spanische, griechische, polnische, tschechische, norwegische, amerikanische oder chinesische Banknoten. An diese Literatur zu kommen ist nicht immer einfach, aber in den Fachzeitschriften, zum Thema Papiergeld besonders in der „Münzen & Papiergeld“, werden viele Neuerscheinungen mit Bild, Besprechung, Preis und Bezugsadresse vorgestellt. Oft kann man auch auf großen Börsen Katalogliteratur direkt bei Händlern aus den betreffenden Ländern bekommen. Im Anhang finden wir im Literaturverzeichnis eine Vielzahl von Tips für aktuelle Papiergeld-Kataloge aus Deutschland und aller Welt. Zu vielen gern gesammelten Gebieten existieren heute schon ganz ausgezeichnete Kataloge. Wird die Zahl der Geldscheinsammler sich auch in Zukunft noch erhöhen, so darf man darauf hoffen, daß auch zu weiteren Ländern und Spezialgebieten solche Werke erscheinen werden. Oft inspirieren auch neue Bücher zur Beschäftigung mit neuen Bereichen, was zu einer höheren Nachfrage und leider auch zu steigenden Preisen führt. So manches einst kaum beachtete Sammelgebiet ist mit neuer Katalogliteratur wieder „zum Leben erweckt“ worden und vormals preiswerte Scheine wurden zu gesuchten Samm-
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Praktische Sammlertips
ten zu vielen Fragen eine Antwort. So sind dort z. B. in vielen Sprachen Monatsnamen aufgeführt, selbst in arabischen, chinesischen oder persischen Schriftzeichen. Alle erdenklichen Zahlen in den verschiedensten Schriften und Sprachen sind ebenfalls abgebildet, so daß man den Nominalwert eines Geldscheins schnell entschlüsseln kann. Auch die einleitenden Informationen sind von großem Nutzen, doch wer nur schwache Englischkenntnisse hat, findet zu diesen Themen leichter in deutschen Werken das, was er sucht. Darüber hinaus sollte sich jeder Sammler einige grundlegende Nachschlagewerke zulegen, wie beispielsweise das „Papiergeldlexikon“ von Albert Pick, das leider nur noch antiquarisch zu beschaffen ist. Zugleich sollte man auch ein numismatisches Lexikon besitzen. Viele allgemeine Begriffe der Numismatik sind dort erläutert. Demnächst erscheint hierzu ein aktuelles Nachschlagewerk von Helmut Kahnt.
lerstücken. Es ist daher ratsam, auch diesen Aspekt bei der Wahl der eigenen Sammelinteressen zu berücksichtigen. Natürlich macht es auch immer Sinn, bei Auslandsreisen in Fachgeschäften und Museen nach interessanten Büchern zu suchen. Gerade bei Katalogen sind Fremdsprachenkenntnisse oft gar nicht nötig, viele sind reich bebildert, enthalten Zeichnungen mit Hinweisen auf Varianten und ähnliches. Ohne Literatur geht wirklich nichts. Das mag sich vermessen anhören, doch im Handel gibt es immer wieder Kunden, die in Ermangelung von Fachliteratur eigentlich gar nicht wissen, was sie suchen. Manche geben viel Geld für Münzen und Scheine aus, sparen aber an Fachbüchern und Zeitschriften – mit fatalen Folgen, worüber zum Thema „Geldscheine im Handel“ noch zu sprechen sein wird. Besonders die Sammler, die sich für Geldscheinneuheiten aus aller Welt interessieren, möchten natürlich auch wissen, was aktuell erschienen ist. Schon seit vielen Jahren gibt es in Deutschland eine spezielle Papiergeldzeitschrift: „DER GELDSCHEINSAMMLER“, der seit 2002 vereinigt ist mit der Zeitschrift „MÜNZEN & PAPIERGELD“.
LITERATUR „Münzen & Papiergeld“ (seit 2002 inkl. „Der Geldscheinsammler“) Zeitschrift für Münzen, Medaillen und Papiergeld, H. Gietl Verlag, Einzelpreis 4,70 Euro, ISSN 0947-8116
Auch in der „MünzenRevue“ findet man viele Beiträge zu Banknoten und Wertpapieren. Es gibt auch amerikanische Fachzeitschriften und Geldscheinrubriken in ausländischen Sammlerzeitschriften. Doch schon wegen der Fülle des deutschen Papiergelds und ausgehend davon, daß der deutsche der neben dem der USA größte Sammlermarkt der Welt ist, gehören diese Publikationen zur „numismatischen Weltliteratur“, die folglich auch in vielen nicht deutschsprachigen Ländern gern gelesen werden. Man bekommt die Zeitschriften übrigens im Buch- und Bahnhofshandel, aber auch in guten Münzhandlungen. Auf Münzbörsen kann man sie ebenso direkt beim Verlag erwerben, alte Ausgaben sogar billiger und manchmal geschenkt. Wer „Feuer gefangen“ hat,
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Erhaltungsgrade von Geldscheinen Wenden wir uns nun einem wichtigen und zugleich schwierigem Gebiet zu: den Qualitätskriterien von Geldscheinen. Im Gegensatz zu Gold- oder Silbermünzen haben Geldscheine keinen Materialwert. Um so wichtiger für die Ermittlung des Sammlerwerts ist deshalb, neben der Häufigkeit des Scheins, dessen Erhaltungszustand, der in Erhaltungsgraden ausgedrückt wird. Mit Geld, gleich ob Münzen oder Geldscheinen, wurde in der Geschichte nie zimperlich umgegangen. Geld war und ist ein Gebrauchsgegenstand, obwohl es bei Münzen unterdessen viele Ausgaben gibt, die – ähnlich wie die Serienscheine – nur noch für Sammler in perfekter Erhaltung produziert und verkauft werden. Auch wenn es in bescheidenem Umfang schon „Gedenkbanknoten“ gibt, wir haben eine solche von der DDR vorgestellt, die Masse der ausgegebenen Geldscheine war und ist für den Zahlungsverkehr geschaffen. Oft verliert ein Geldschein, der frisch von der Bank oder Kasse kommt, beim ersten Kontakt mit dem Benutzer seine „Jungfräulichkeit“ durch einen Knick und ist damit schon nicht mehr ideal erhalten, nämlich bank- oder kassenfrisch. Beobachten Sie selbst, wie im Handumdrehen ein nagelneuer Geldschein ge-
knifft, gefaltet und dann in ein kleines Portemonnaie gestopft wird. Sehen Sie in die eigene Geldbörse und suchen Sie nach einem tadellos erhaltenen, eben „kassenfrischen“ Schein! Dabei waren alle Eurobanknoten noch vor 2 Jahren nagelneu. Sie werden kaum einen Schein finden, der keinen Makel aufweist. Selbst eine druckfrische Banknote, die sie aus einem Geldautomaten ziehen, hat einen kleinen halbkreisrunden Knick an der Längsseite, der durch die Mechanik des Automaten verursacht wird. Geldscheinsammler wünschen sich aber für ihre Kollektion jeweils den Idealzustand einer Note, doch das ist leichter gesagt als getan. Nagelneue Euronoten kann man problemlos bei einer Bank bekommen, wenn man danach fragt. Doch bei Geldscheinen, die vor 20, 50 oder 100 Jahren im Verkehr waren, oft lange Zeit wirklich von Hand zu Hand gingen, also umliefen, sind solche kassenfrischen Exemplare stets die absolute Ausnahme. Viele „gute Scheine“, also solche, die einst einen hohen Wert oder eine hohe Kaufkraft hatten, sind kaum ungebraucht zu bekommen, es sei denn, der Zufall hat sie vor Gebrauchsspuren bewahrt. Anders sieht es beim Inflationsgeld aus, hier blieben ganze Bündel unberührt, weil die Noten schon bald weder einzeln noch per 100 eine nennenswerte Kaufkraft hatten. In den meisten Katalogen finden wir Preise für mehrere Erhaltungsgrade, weil ungebrauchte Scheine meist viel seltener und deshalb mehr Wert sind als gebrauchte. Es gibt hier kaum eine Um-
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Praktische Sammlertips
möchte diese Zeitschriften als Sammler bald nicht mehr missen und kann sie natürlich auch abonnieren.
kehr der Regel, nur manchmal sind gebrauchte Scheine gar nichts mehr wert weil es ausreichend gute Exemplare gibt und einige Verkehrsausgaben von Notgeldscheinen hat man früher einfach nachgedruckt, weshalb in diesen speziellen Fällen „kassenfrische“ (nachgedruckte) Stücke preiswerter sind als gebrauchte Originale. Bei Noten des 19. Jahrhunderts und früher gibt es manchmal gar keine erhaltenen Exemplare, ihre Ausgabe wird nur aus Akten abgeleitet. Von vielen existieren nur noch stark beschädigte Exemplare, die in Ermangelung besserer Stücke manchmal schon ein kleines Vermögen wert sind. Seit Geldscheine gesammelt und gehandelt werden, gibt es auch Verständigung über die Erhaltungsgrade, im Prinzip, muß man hinzufügen. Es gibt die verschiedensten Definitionen und Stufen, doch im Laufe der Zeit haben sich hier „Zensuren“ von 1 – 5 oder I – V herausgebildet.
I = kassenfrisch „kfr.“ So wird ein Geldschein eingestuft, der keinerlei Gebrauchsspuren aufweist, weder geknickt noch irgendwie beschädigt oder verschmutzt ist. Er sollte im Idealfall direkt von der Druckerei an die „Kasse“ und dann ins Album des Sammlers gewandert sein. Doch selbst Scheine aus druckfrischen Bündeln können durch den Kassierer beim Zählen leicht beschädigt werden. Viele moderne Weltbanknoten werden in kassenfrischer Erhaltung angeboten. II = leicht gebraucht (l. gebr.) Ein Geldschein, der noch fast perfekt erhalten ist und keine scharfen Knicke oder gar Einrisse aufweist, wird als „leicht gebraucht“ bezeichnet. Eine Knickfalte, waagerecht oder senkrecht, ist erlaubt, doch keine Verschmutzung. Die Ecken dürfen nicht abgerundet, das Papier muß fest, glatt und sauber sein. Wie bereits erwähnt, sind seit vielen Jahren Geldautomaten und mechani-
Reichsbanknote über 50 Mark, links in Erhaltung II vom 21.4.1910 und rechts vom 7.2.1908 in Erhaltung IV mit starker Verschmutzung, kleinen Einrissen, runden Ecken und einem kleinen Loch in der Mitte
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Notgeldschein der Landesbank der Provinz Westfalen über 1000 Mark vom 15.9.1922 in Erhaltung V mit vielen Einrissen, Verschmutzung und einer fehlenden Ecke
III = gebraucht (gebr.) Gebrauchte Scheine weisen ausgehend von ihrer Nutzung im Zahlungsverkehr stärkere Gebrauchsspuren auf, wie senkrechte und waagerechte Knickfalten, Schmutzränder oder Schmutzflecke, auch ein leichtes Zerknittern der ganzen Note ist darin inbegriffen. Die Ecken können leicht abgerundet sein, der Schein sollte aber keine Einrisse oder Löcher haben. IV = stark gebraucht (st. gebr.) Eine solche Note weist schon stärkere Verschmutzung auf, kann stark zerknittert sein, Einrisse und sogar fehlende Ecken aufweisen. Doch bei aller Ver-
schmutzung und Falten dürfen keine großflächigen, undurchsichtigen Flecke vorhanden sein, ebenso wie keine großen Löcher. V = ungenügend Diese Erhaltung finden wir selten in den Alben der Sammler und sie betrifft meist nur solche Scheine, von denen nur noch wenig erhalten sind. Derartige Scheine sind stark eingerissen, haben größere Löcher, es fehlen großflächig Ecken, teilweise bestehen sie gar nur noch aus zwei Teilen, durch Klebeband zusammengehalten. Ebenfalls kaum sammelwürdig sind Scheine, die ihre Farbe z. B. durch Einwirkung von Sonnenlicht verloren haben oder großflächig undurchsichtige Flecken aufweisen. Geldscheine in dieser Erhaltung sind meist völlig wertlos, doch bei einigen Noten des 19. Jahrhunderts sind selbst solche Fragmente immer noch sammelwürdig. Erhaltungsgrade finden beispielsweise auch im „Rosenberg“ Anwendung, wo allerdings die „V“ fehlt. Doch Vorsicht, es gibt viele andere und umfassendere Definitionen zu diesem Thema. Manche Sammler streiten, wie lang beispielswei-
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Praktische Sammlertips
sche Zählmaschinen bei den Banken im Einsatz, die winzige Spuren auf den druckfrischen Scheinen hinterlassen. Wird ein Geldschein durch sie stärker beschädigt, kann er bei Sammlern nicht mehr uneingeschränkt der Erhaltung „I“ zugerechnet werden. Kritisch wird es bei Faltspuren. Oft werden Geldscheine sofort nach Erhalt geknickt und gefaltet. Bei „II“ ist nur eine leichte, nicht durchgängige und tiefe Knickfalte gestattet.
se Einrisse sein dürfen, damit der Schein noch III oder nur IV ist. Doch nicht nur das, es gibt auch „Zwischenerhaltungsgrade“, vielfach finden wir Angaben wie II – III oder III+ und I-, um einige Beispiele zu nennen, die nicht groß erklärt werden müssen. Vorsichtige Händler und Auktionshäuser geben oft nur „kassenfrisch“ oder „gebraucht“ an. Letzteres schließt dann alle möglichen Gebrauchsspuren ein. Die Erhaltungsgrade spielen natürlich auch deshalb eine große Rollen, weil von der Einschätzung der Erhaltung eines Geldscheins auch dessen Wert abhängt. Es ist deshalb bei einem Tauschgeschäft nicht weiter verwunderlich, wenn der Anbieter seinen Schein „schön redet“ und der Interessent ihn eher „schlecht redet“ um den Preis zu drücken. Nach abgeschlossenem Kauf wird den Käufer jedoch nichts daran hindern können, sein neues Schmuckstück dann wieder besser einzuschätzen, als es vielleicht wirklich ist. Es gibt viele Sammler, die ausschließlich die unstrittige Erhaltung „I“ sammeln wollen und lieber auf wichtige Belegstücke verzichten, die ihnen in leicht gebrauchter oder gebrauchter Erhaltung angeboten werden. Vom Vollständigkeitsprinzip muß man sich hierbei jedoch, unabhängig von den hohen Anschaffungskosten, verabschieden. Viele Geldscheine sind heute eben nur noch in gebrauchten Erhaltungen vorhanden. Darüber hinaus ist eine gebrauchte Banknote natürlich auch gleichzeitig ein Beleg für die Nutzung im Zahlungsmittelumlauf und deshalb in doppelter
Hinsicht ein Stück Zeit- und Geldgeschichte. Man sollte sich also darüber Gedanken machen, welche Ansprüche man selbst an seine Sammlung stellt. Besonders Philatelisten, die bei Briefmarken nicht nur die Vor-, sondern auch Rückseite mit und ohne Gummierung peinlichst untersuchen, stellen oft kaum erfüllbare Qualitätsanforderungen an Geldscheine, selbst wenn sie wirklich gerade frisch von der Bank kommen. Kleinste Knitterungen von der Zählmaschine und winzige gebogene Ecken führen hier schon oft zu Reklamationen. Salopp gesagt: Qualität muß sein, aber übertreiben sollte man auch hier nichts. Es ist schwer, einen allgemeingültigen Rat zu geben. Doch vielleicht soviel: Man sollte möglichst gute Qualität anstreben. Klasse statt Masse – das gilt auch bei Geldscheinsammlungen. Man sollte nie gebrauchte Massenware billig kaufen, wenn es die Scheine für nur wenig Geld auch in guter Erhaltung gibt. Man wird sie später kaum wieder verkaufen können. Wer allerdings zu hohe Qualitätsanforderungen stellt, kann kaum alte Banknoten sammeln. Selbst bei großen finanziellen Möglichkeiten – viele Scheine werden nun mal nur in mäßiger Qualität zu beschaffen sein. Das Maß der Dinge muß hier jeder Sammler selbst und für sich finden. Doch auch hier hilft oft ein Blick in die Kataloge weiter. Im „Rosenberg“ sind in der Regel Preise in „kassenfrisch“ und „gebraucht“ angegeben. Zwischenstufen und damit auch Zwischenpreise muß man je nach eingeschätzter Erhaltung des Stücks selbst festlegen oder
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gilt: Übung macht den Meister. Erst im Austausch mit anderen Sammlern oder auch Händlern bekommt man ein Gefühl für die Grenzen der einzelnen Erhaltungsstufen. Schließlich noch eine Warnung: Man kann Geldscheine mit verschiedensten Mitteln behandeln, um ihre Erhaltung zu verschönern. Ein späterer Abschnitt dieses Kapitels beschäftigt sich damit eingehend. Manche Geldscheine werden so geschickt überarbeitet und geschönt, daß man ihnen den wirklichen Erhaltungsgrad nicht sofort ansieht. Hier kann man schnell hereingelegt werden, besonders wenn man nur den Beteuerungen des Verkäufers oder Tauschpartners glaubt und den Schein nicht selbst in Augenschein nimmt. Man sollte sich keine Gelegenheit entgehen lassen, immer wieder auch auf Börsen und bei Vereinstreffen sowie Händlerbesuchen interessante Geldscheine anzusehen, besonders in Bezug auf die Erhaltungsgrade und deren Definition. Nur so bekommt man bald ein sicheres Gefühl im Umgang mit diesen „Zensuren“.
Muster, Druckproben, Essays und mehr Früher nicht sehr beachtet und sogar geschmäht, aber heute begehrte Sammlerstücke, sind Musternoten oder auch Specimen-Scheine. Auch hier gibt es wieder feine Unterschiede. Mit Muster sind in der Regel komplett ausgeführte Drucke von tatsächlich
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Praktische Sammlertips
aushandeln. Man sollte sich selbst gegenüber aber immer ehrlich bei der Qualitätsfestlegung bleiben. Wem nützt es, wenn man sich selbst beschummelt und anhand von Katalogpreisen „reich“ rechnet? Bei Scheinen, zu denen der „Rosenberg“ keinen Preis angibt und „LP.“ (Liebhaberpreis) vermerkt, bedeutet dies, daß diesen Schein überhaupt oder gar in Idealerhaltung zu bekommen praktisch fast aussichtslos ist. Wo nur ein Preis für „I“ steht, für „III“ hingegen nicht, sollte man diesen Schein auch nur in kassenfrischer Erhaltung erwerben, weil er in gebrauchter Erhaltung praktisch nichts wert ist. Oder aber der Schein war nie in den Umlauf gelangt und ist theoretisch also nur in kassenfrischer Erhaltung vorhanden. Es gibt, im Vertrauen gesagt, kaum einen Punkt, bei dem Sammler untereinander und mit Händlern mehr streiten, als gerade über Erhaltungen. Nicht zuletzt deshalb, weil zwischen den Preisen für einzelne Qualitätsstufen oft „Welten“ liegen. Nicht selten ist ein als Typ häufiger Schein in Erhaltung „III“ schon fast nichts mehr wert, während für „I“ oft nicht nur der doppelte, sondern gar zehn- oder vielfache Preis bezahlt wird. Machen Sie hier die „Nagelprobe“ und schauen Sie in den „Rosenberg“, der wegen seiner realistischen Preisgestaltung meist wichtigster Maßstab für Handel und Sammler ist. Noch ein letzter Rat zum Thema „Erhaltungen“, allein mit dem Einprägen der bereits aufgeführten, zugegeben mageren Definitionen der Erhaltungsgrade ist noch nichts gewonnen. Auch hier
Links: beidseitiger Musterdruck der Sächsischen Bank zu Dresden über 100 Mark von 1890 mit rotem Überdruck, Perforation und zusätzlicher Sternlochung
Rechts: einseitiges Muster zum sog. „Langen Hunderter“, der erstmals mit Datum von 1908 in den Umlauf kam
ausgegebenen Banknoten oder Notgeldscheinen zur Begutachtung oder als Vergleichsexemplar, meist mit Aufdruck oder Perforation „MUSTER“, „SPECIMEN“ usw. sowie ohne oder mit Kontrollnummer (häufig Nuller oder fortlaufende Zahlen) gemeint. Früher druckte man oft auch Vorder- und Rückseiten als separate Muster. Musternoten werden in den Druckereien hergestellt, um die technische Qualität der Note zu testen, aber auch um sie Verantwortlichen in Banken und Regierungen zur Beurteilung oder als Vergleichsstücke zur Falschgelderkennung vorzulegen. Sie sind natürlich meist viel seltener als die später tatsächlich ausgegebenen Noten für den Umlauf ohne Muster-Kennzeichnung und deshalb Höhepunkte in vielen Sammlungen. Nicht ganz so selten sind bei deutschen Banknoten die Muster zu DDR-Scheinen, von denen nach der Wiedervereinigung verschiedenste Ausführungen auf den Sammlermarkt gelangten. Da diese häufiger angeboten werden, wurden sie auch in den Rosenberg-Katalog aufgenommen und bewertet.
Bei ausländischen Noten finden wir Musternoten meist mit Kennzeichnungen wie „SPECIMEN“, „ESSAY“ oder auch Angaben in den nationalen Sprachen, so „SYNISHORN“ (Island), „PROOV“ (Estland), „WZÓR“ (Polen), „NEPLATNÉ“ (Tschechisch) oder „MINTA“ (Ungarn). Am meisten hat sich jedoch international „SPECIMEN“ durchgesetzt. Muster und Specimen-Noten gibt es von einigen Ländern auch in größerer Zahl. So sind viele Scheine des Protektorats Böhmen und Mähren und der Tschechoslowakei bis 1953 als vermeintliche Muster häufiger und preiswerter als Noten aus oder für den Umlauf. Sie wurden aus Restbeständen nachträglich speziell für Sammler mit Perforation „SPECIMEN“ gekennzeichnet und verkauft. Auch von fast allen ausgegebenen polnischen Banknoten gibt es Scheine mit „WZÓR“ oder „SPECIMEN“, meist als Aufdruck. Bei einigen sehr seltenen Scheinen ist heute eher ein Muster als ein umgelaufener Schein zu bekommen. Bei häufigen Noten hingegen sind die Musterscheine entsprechend teuer und gesucht.
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Musternote der Ungarischen Nationalbank über 5000 Forint vom 16.12.1993 mit Perforation und Überdruck MINTA
Moderne Musterscheine gibt es auch direkt bei verschiedenen Notenbanken zu kaufen. Die Nationalbank Polens hat z. B. nach der Wende eine neue Banknotenserie von 1 – 1000 Zloty mit Datum 1. 3. 1990 von der deutschen Druckerei Giesecke & Devrient fertigen lassen, die jedoch nie ausgegeben wurde. Die Scheine wurden dann später für Sammlerzwecke verkauft. Sie tragen den Aufdruck „NIEOBIEGOWY“ und sind nicht sehr teuer. Als Druckproben werden Stücke eingestuft, welche oft nur einseitig oder nur mit Unter- oder Überdruck ausgeführt wurden, um den eigentlichen Druckvorgang aus drucktechnischer Sicht vorzubereiten. Es handelt sich also meist um absichtlich hergestellte unfertige Probedrucke (manchmal sogar mit mehr-
Essay einer nicht mehr ausgegebenen Reichsbanknote über 1000 Billionen Mark vom 20.2.1924 aus der Mustersammlung der Deutschen Reichsbank
Mit Überdruck versehene „Verhinderte Ausgabe“ der Polnischen Nationalbank über 20 Zloty vom 1.3.1990 mit Danziger Krantor
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Praktische Sammlertips
Musternoten gibt es aber auch von verschiedenen Notgeldscheinen, manchmal ist dort auch nur „Entw.“ vermerkt, was nicht „Entwertet“, sondern „Entwurf“ bedeutet. Ob man nur „echte“ Scheine aus dem Umlauf, oder im Falle der Tschechoslowakei bzw. Böhmen und Mähren auch solche „Muster“, egal ob zeitgenössisch oder nachträglich gekennzeichnet, in die Sammlung aufnimmt, bleibt jedem Sammler selbst überlassen. Zu den Scheinen des Protektorats streben viele Sammler doppelte Vollständigkeit an und wollen möglichst zu jedem „Muster“ auch eine gelaufene Note in die Sammlung aufnehmen. Das ist nicht ganz einfach und im Grunde „verkehrte Welt“, denn die Regel ist genau umgekehrt.
fach wiederholten Druckvorgängen auf einem Schein). Auch diese sind natürlich nicht so häufig zu finden und gelangen nur selten in Sammlerhände. Aus der Inflationszeit gibt es sie jedoch etwas häufiger, so z. B. bei den Scheinen der Landesbank der Provinz Westfalen. Druckproben zu dann doch nicht ausgegebenen Banknoten nennt man Essays. Derartige Essays sind auch von Reichsbanknoten bekannt. Im „Rosenberg“ ist ein ganzes Kapitel „Nicht ausgegebenen Noten und Essays“ gewidmet. Hier finden wir verschiedene Druckproben zu nicht ausgegebenen Geldscheinen, ebenso wie Banknotenentwürfe, die nie zur Ausführung gelangten. Solche Noten werden auch als „verhinderte Ausgaben“ bezeichnet. Nicht ausgegebene, aber bereits gedruckte Noten waren ursprünglich für den Zahlungsverkehr vorgesehen. Essays dienten dagegen lediglich als Vorlage zur Vorbereitung der Ausgabe neuer Banknoten. Es versteht sich fast von selbst, daß Essays und besonders Entwürfe von Künstlern zu Geldscheinen absolute Raritäten sind. Manchmal werden z. B. Kupfertiefdrucke zu Geldscheinabbildungen ausgegebener Noten in limitierter Stückzahl, teils mit Künstlersignatur, angeboten. Diese haben jedoch nichts mit Mustern, Druckproben oder Essays zu tun, sondern sind höchstens interessante und meist seltene Belegstücke rund ums Papiergeld. Wie gesagt, Musterscheine, Druckproben und Specimen können, müssen aber nicht selten sein. Auch in Hinsicht
auf mögliche Manipulationen muß darauf hingewiesen werden, daß Vorsicht immer dann geboten ist, wenn es um Überdrucke geht. Was früher schon leicht war, ist heute ein Kinderspiel. In fast allen Haushalten stehen Computer mit Tintenstrahl- oder Laserdruckern, mit denen man schnell einen Aufdruck, wie „MUSTER“ auf eine Note „zaubern“ kann! Es gibt sicher noch vieles, worüber in diesem Zusammenhang zu berichten wäre, so über einseitig bedruckte Geldscheine, die keineswegs immer Druckproben sein müssen. Sie findet man beim Notgeld und bei den späten deutschen Inflationsnoten mit relativ kleinen Milliardenwerten vom Oktober 1923. Viele dieser Scheine wurden sogar zu Notizblöcken verarbeitet. Englische frühe Pfundnoten sind ebenfalls nur einseitig bedruckt. Immer wieder findet man auch Halbfertigprodukte von Banknoten, also sog. unfertige Drucke. Solche Stücke sind interessant, wenn man sich mit dem Thema Banknotenherstellung beschäftigt. Besonders aus dem Generalgouvernement sind viele solcher Stücke zu finden. Manchmal sind die Scheine auch unfertig, weil Siegel und Nummern noch nicht aufgebracht wurden. Selbst ganze Druckbogen gibt es aus dieser Zeit, fertig und halbfertig. Ganze Druckbogen von Bundesbanknoten konnte man aber auch im Museumsshop des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank in Frankfurt a. M. kaufen und heute werden dort auch solche von Euro-Banknoten angeboten.
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Kompletter Druckbogen von DM-Banknoten
Schon seit langem gibt es auch Bogen von US-Noten für Sammlerzwecke zu kaufen, die sich manche Geschäftsleute gern gerahmt hinhängen. Andere Länder folgten diesem Beispiel, und so verkauft u. a. auch Litauens Nationalbank ganze Druckbogen oder Teile davon.
Fehldrucke, Fehlschnitte und Kuriositäten Eine thematische Sammlung kann sich mit verschiedenen Drucktechniken bei der Geldscheinherstellung beschäftigen. Es gibt dazu bei den „normalen“ Geldscheinen reichlich Material zur Aus-
wahl. Aber auch fehlerhafte Banknoten werden gern gesammelt, denn wo Menschen arbeiten, da passieren Fehler. Selbst bei den streng kontrollierten DM-Noten oder den Euro-Scheinen gibt es immer wieder mal einen „abnormen“ Schein. Dies können Fehler sein, die während des Druckprozesses als „Fehldruck“ entstanden, manchmal passieren aber auch Fehler beim Zuschneiden des Geldes und es entstehen sog. Fehlschnitte. Bei Fehlschnitten ist generell Vorsicht geboten. Dort, wo man noch heute an komplette Druckbogen von Banknoten kommt (z. B. bei DM-Scheinen oder sogar bei den Euro-Noten) werden mitun-
Praktische Sammlertips
Fehlschnitt einer 50-DM-Banknote
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Fehldruck „Zwei Mulionen Mark“ von 1923
ter aus diesen nachträglich „Fehlschnitte“ erzeugt, um sie gewinnbringend an Sammler zu verkaufen. Fehlschnitte mit „Ohren“ (an den Ecken überstehendes und geknicktes Papier), d. h. Fehlschnitte, die ursächlich durch umgeknickte Ecken von Druckbogen entstanden, sind in der Regel als echte Fehlschnitte anzusehen. Fehlschnitte mit „verschobenem Druckbild“, die gerade durch die Note verlaufen oder gar teilweise zwei unterschiedlich numerierte Banknoten zeigen sind dagegen leicht aus kompletten Druckbogen herzustellen und mit Vorsicht zu genießen. Immer wieder gibt es auch Druckzufälligkeiten und Beschädigungen der Druckplatten, die zu abnormen Scheinen führen. Durch eine Plattenbeschädigung verließen z. B. Reichsbanknoten über 2 Millionen Mark vom 23. 7. 1923 unbemerkt die Druckerei, auf denen „Zwei Mulionen Mark“ zu lesen war. Fehldrucke gibt es von Banknoten vieler Länder, und auch bei den aktuellen Euro-Banknoten kommt hin und wieder ein solches „Ausschußprodukt“ oder auch ein echter Fehlschnitt mit geknickter Ecke vor. Laien glauben oft, daß solch ein Schein dann entweder nicht echt und deswegen überhaupt nichts wert sei oder als Besonderheit für
Sammler gleich ein Vermögen darstellen würde. Dem ist nicht so, weil der Sammlerkreis dafür begrenzt ist. Dennoch werden nicht selten mindestens 100 % Aufschlag zum Nennwert oder zum Katalogpreis gefordert und auch bezahlt. Fehldrucke und Fehlschnitte werden von den meisten Sammlern mitgesammelt, und nur selten hat sich ein Sammler ausschließlich auf diese konzentriert. Gerne werden aber auch Scheine mit besonderen Kontrollnummern in die Sammlung aufgenommen. So war Holger Rosenberg sehr von Banknoten mit der Kontrollnummer „000001“ fasziniert, die natürlich als erste Note der gesamten Banknotenproduktion eines Typs sehr selten sind. Andere Sammler begnügen sich dann schon mit sog. schönen Kontrollnummern, wie aufeinanderfolgende Zahlen (z. B. „2345678“) oder mit den sog. Radar-Nummern, welche von vorn wie von hinten gleich gelesen werden können, wie z. B. „12300321“.
Falschgeld Falschgeld ist praktisch so alt wie das Geld selbst. Das unberechtigte Herstellen von Geld, von Münzen wie auch Banknoten, nennt man „Falschmünzerei“. Zu allen Zeiten wurde dieses Delikt
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„Straftext“, den Hinweis, daß Zuchthaus- oder Freiheitsstrafen für das Fälschen oder Verfälschen von Geld und dessen Verbreitung angedroht wird. Kriminelle lassen sich jedoch bekanntlich nicht durch das Strafgesetzbuch von ihren Taten abbringen, auch wenn Auszüge davon auf den Banknoten abgedruckt sind. Aus diesem Grunde hat die EZB beim Euro wohl auf einen solchen verzichtet, er hätte außerdem in allen Sprachen der Euro-Teilnehmerstaaten aufgebracht werden müssen. Es lohnt dennoch, mal einen solchen Text auf historischen Banknoten zu lesen. Wir finden hier oft die Formulierung „fälscht“ oder „verfälscht“. Diese Präzision des Tatbestands der Geldfälscherei ist von Wichtigkeit, denn es gibt „Totalfälschungen“, bei denen ein Geldschein nachgeahmt wurde, aber auch „Verfälschungen“, bei denen echte Geldscheine manipuliert wurden, um ihnen einen größeren Wert zu verleihen. In den Wirren der Inflation haben findige Gauner z. B. schnell mal aus einem Milliardenschein einen Billionenschein gebastelt, um die Mitbürger zu täuschen. Auch frei erfundene Überdruck-Provisorien waren nicht selten. Geht man davon aus, daß die Reichsbank selbst auch wertlos gewordene
Zeitgenössische Fälschung des „Roten Hunderters“ der Bank deutscher Länder von 1948
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hart geahndet. In früheren Jahrhunderten wurden Falschmünzer in gekochtem Öl gesotten, gerädert oder anderweitig grausam mit dem Tode bestraft. Kleinen Gaunern wurde die Hand abgehackt. Doch ungestraft blieben die großen Herren, gekrönte Häupter, die ihre Untertanen mit schlechtem Geld betrogen. Phillip IV. von Frankreich wurde gar „Falschmünzerkönig“ genannt. Doch es gab noch viel bedeutendere Herrscher, die ihm bei der Falschgeldverbreitung nicht nachstanden, wie der Preußenkönig Friedrich II., der allgemein „der Große“ genannt wird. Das Thema Falschgeld ist heute scheinbar so aktuell wie nie zuvor, möchte man meinen, denn laufend liest man darüber, daß die Mengen des umlaufenden Falschgelds im Euro-Raum, aber auch in den USA stetig steigen. Heute lohnt es kaum noch Münzen nachzumachen. Geldscheine zu fälschen reizte dagegen schon früher wegen ihres hohen Nominalwerts und des fehlenden Materialwerts. Zu dem spannenden Thema Falschgeld wurden schon viele Bücher geschrieben, wir wollen uns daher nicht zu umfangreich mit allgemeinen Aussagen dazu befassen. Nicht nur auf deutschen Geldscheinen des 20. Jahrhunderts finden wir einen
Im Konzentrationslager Sachsenhausen gefälschte Note der „Bank of England“ über 5 Pfund von 1935
Scheine nutzte, diese mit einfachen Überdrucken versehen ließ, um sie dann zum vielfachen Nennwert auszugeben, so machten sich diesen Umstand auch findige Fälscher zunutze, indem sie echte, aber wertlose Banknoten manipulierten. Im Allgemeinen schritt die Inflation damals aber so schnell voran, daß sich eine aufwendige und zeitraubende Nachahmung von Banknoten kaum gelohnt hätte. Auch die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten ausgegebenen Scheine wurden gefälscht und manipuliert, was insofern leicht war, weil die Alliierten-Scheine keine Bilder aufwiesen und teilweise, wie die US-Dollars auch, die gleiche Größe hatten und sogar der Farb-Gesamteindruck verschiedener Werte oft täuschend ähnlich war. Fälscher bedienten sich oft einfachster Mitteln und zeichnete Banknoten sogar komplett nach. Da es kaum etwas gibt, was Sammler nicht sammeln, werden natürlich auch zeitgenössische Fälschungen gern mit in die Sammlung aufgenommen, zumal diese in der Regel selten sind, da zu jeder Zeit bei Feststellung sofort aus dem Verkehr gezogen.
Der Staat als Falschmünzer Die größten privaten Geldfälscher haben jedoch nicht annähernd soviel Unheil angerichtet wie die, die im Auftrage eines gekrönten Hauptes oder eines Staates ihrem „Handwerk“ nachgingen. Falschgeld als Kriegslist und vor allem als Finanzierungsquelle wurde im Siebenjährigen Krieg vom Preußenkönig Friedrich II. eingesetzt. Preußen selbst wurde von englischem Falschgeld während der Kontinentalsperre 1806 – 1812 betroffen. Während des Zweiten Weltkriegs kam es zu einer bisher beispiellosen Produktion von Falschgeld im Staatsauftrag. Die Idee, fremdes Geld nachzudrucken, wurde von der SS im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg verwirklicht. Beauftragt wurde damit der SS-Hauptsturmführer Bernhard Krüger, nach dem das „Unternehmen Bernhard“ benannt wurde. Es liegen uns heute mehrere authentische Berichte von Häftlingen vor, die überlebten. In der vom übrigen Lager streng abgeschirmten „Falschgeldfabrik“ arbeiteten zwangsweise neben besonders fähigen Häftlingen auch kriminelle Geldfäl-
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Der betrogene Betrüger war so dreist und verklagte 1962 die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs auf Schadensersatz, jedoch ohne Erfolg. Kurz vor Kriegsende hatte man den Restbestand an gefälschten Pfundnoten in Holzkisten verpackt und im Toplitzsee versenkt. Die gigantische Fälschung von Pfundnoten hatte der britischen Wirtschaft großen Schaden zugefügt, das gesamte Währungssystem mußte nach dem Kriege umgestellt und neue Banknoten eingeführt werden. Bei Sammlern stehen die Pfundnoten-Fälschungen heute jedoch hoch im Kurs.
Fälschungen zum Schaden der Sammler Seit vielen Jahren erfreut sich das Geldscheinsammeln immer größerer Beliebtheit, zugleich wird vieles interessante Material immer knapper und teuerer. Das reizt natürlich Fälscher zum Nachahmen gesuchter Sammlerstücke. Bei Briefmarken gab es schon vor dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Fälschungen, doch manipulierte Geldschei-
100-Zloty-Note der Bank Polski mit gefälschtem Überdruck aus der Zeit der deutschen Besetzung
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scher, die eigens zu diesem Zweck in das Lager überführt wurden. Nachdem es gelang, auch den „Rohstoff“ für die Banknoten, nämlich perfekt nachgeahmtes Papier zu produzieren, konnte man mit der Produktion von großen Mengen falscher englischer Pfundnoten beginnen. Auch das Codesystem der Bank von England wurde entschlüsselt. Nach mehreren Anläufen gelang es, so täuschend ähnliche Scheine zu produzieren, daß sie anstandslos im Ausland von Banken angenommen wurden. Bei einigen „Blüten“ hatten sogar die Spezialisten der „Bank of England“ Probleme, sie als solche zu erkennen. Weniger gute Scheine wurden vernichtet oder über England abgeworfen, um die Wirtschaft und Versorgung zu stören. Mit den so produzierten Pfundnoten konnte man nicht nur Rohstoffe im Ausland einkaufen, sondern auch Agenten bezahlen. Der berühmteste Empfänger falscher Pfundnoten war der Top-Agent „Cicero“, ein gebürtiger Albaner, der Kammerdiener des britischen Botschafters in Ankara war. Er erhielt mehr als 300 000 Pfund Sterling, die sich jedoch nach dem Krieg beim Versuch des Einlösens im südamerikanischen Exil allesamt als falsch erwiesen.
50 Deutsche Mark der Bank deutscher Länder von 1948 mit „B-Stempel“ für Westberlin
ne zum Schaden der Sammler gibt es erst seit ca. 20 Jahren. Das Fälschen von Geldscheinen ist ein schwieriges Unterfangen, selbst recht häufige Banknoten, wie 1000-MarkScheine von 1910, die gebraucht sehr preiswert sind, kann ein Privatmann kaum perfekt nachmachen. Nachträglich angefertigte Fälschungen historischer Geldscheine sind deshalb extrem selten. Anders sieht es schon aus, wenn es darum geht, einen echten Geldschein zu manipulieren. Auch hier ein kleines Beispiel. Nach der Besetzung Polens durch die Wehrmacht im September 1939 wurden die umlaufenden 100-Zloty-Noten von 1932 und 1934 durch die deutschen Behörden eingezogen. Mit roter Farbe erhielten die polnischen Banknoten den Aufdruck „Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete“. So überdruckt gelangten sie wieder zur Ausgabe und wurden später durch komplett neue 100-Zloty-Scheine von 1940 bzw. 1941 ersetzt. Eine solche überstempelte Note kostet heute in guter Erhaltung bis zu 300 Euro. Es kommen aber sowohl zeitgenössische polnische Fälschungen des Überdrucks als auch moderne Verfälschungen zum Schaden der Sammler vor. Der Grundschein ist schon für wenige Euro zu bekommen. Deshalb gab es schon um
1980, als das Geldscheinsammeln auch in Polen immer mehr Liebhaber fand, ziemlich gute Sammlerfälschungen. Die Gefahr, entdeckt und wegen Betrugs, nicht aber wegen „Falschmünzerei“ oder Geldfälschung belangt zu werden, war und ist relativ gering. Glücklicherweise gibt es keine „Massenfälschungen“ zum Schaden der Sammler beim Papiergeld, sondern immer nur einzelne Stücke. Anders sieht es dagegen bei den Münzen aus, wo ein Sammler kaum noch gutgläubig ohne Gutachten seltene Stücke erwerben kann. Seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es eine regelrechte „Fälschungsplage“. Wollen wir hoffen, daß die Papiergeldsammler davon verschont bleiben. Es gibt aber leider auch sehr primitive Manipulationen, die vom Sammler nicht sofort bemerkt werden. Auch hier einige Beispiele. Die Reichsbanknote über 100 000 Mark vom 1. 2. 1923 (Rosenberg Nr. 82 b) mit einem kleinen „T“ links unten ist in guter Erhaltung vergleichsweise teuer. Schon vor 20 Jahren wurde ein solches „T“ mit einfachen Mitteln, den sogenannten Abreibebuchstaben aufgebracht und die Manipulation dann gewinnbringend an Sammler verkauft. Sehr viele Banknoten, die nach der Währungsreform von 1948 für Westber-
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lin in den Verkehr gegeben und mit einem B-Stempel versehen wurden, kennzeichnete man schon vor über 30 Jahren nachträglich, als die Nachfrage danach immer mehr gestiegen war. Diese Handstempel sind oft verschwommen. Die „B-Scheine“ sind gegenüber den Normalscheinen seltener, doch daß ihr Preis nicht mehr extrem über dem Grundtyp liegt, hat seinen guten Grund. Es gibt zu viele Manipulationen, die unerkannt bis heute in den Sammlungen liegen und vielleicht nie als solche entdeckt werden. Ein alter, längst verstorbener Sammler wußte zu berichten, mit welch einfachen Mitteln ein „B“ auf die Noten aufgebracht wurde. Man bediente sich eines aus rohen Kartoffeln geschnittenen Stempels.
diese dann zu überhöhten Preisen an Sammler verkaufen zu können. Besonders hervorzuheben sind hier die meist aus Polen und Osteuropa kommenden Stempel auf Scheinen der Deutschen Wehrmacht, auf Reichskreditkassenscheinen und auf Besatzungsausgaben z. B. für das Reichskommissariat Ukraine, die heute noch recht günstig zu haben sind. Da wird dann auch schon mal aus dem „OKW“ (Oberkommando der Wehrmacht) das „Obercommando der Wehrmacht“ und der Schein gleich für das Vielfache angeboten. So zieren manche „Prachtstücke“ die Alben der Sammler, die in keinem Katalog zu finden sind und bei genauerer Betrachtung auch keine historische Rechtfertigung zulassen.
HINWEIS
Behelfszahlungsmittel der Deutschen Wehrmacht über 5 RPf. mit rückseitigem Stempel „Obercommando der Wehrmacht“
In den letzten Jahren werden auch immer öfter Phantasie-Abstempelungen echter Geldscheine vorgenommen, um
Bei den Notgeldscheinen, besonders bei Verkehrsausgaben von 1914 gibt es eine Vielzahl von Belegen, die mit einfachster Drucktechnik gefertigt wurden. Hier gibt es schon einige primitive Fälschungen, die auf modernen Laserdruckern hergestellt wurden. Zugleich kommen immer wieder auch Phantasieausgaben vor, da besonders bisher unbekannte Notausgaben von Sammlern hoch bewertet werden. Manchmal ver-
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Vorsicht ist immer bei teueren Geldscheinen geboten, besonders wenn sich der hohe Preis nur aus einem Überdruck, aus einer Abstempelung oder sonstigen kleinen Veränderung gegenüber dem Grundtyp ergibt.
raten sich die Fälscher dadurch, daß sie moderne Computerschriften benutzen, die damals noch nicht im Gebrauch waren. Oft suchen sie auch nicht nach „Altbeständen“ von Papier, sondern verwenden aktuelles Material, das von Fachleuten schnell erkannt wird. Noch ein letzter guter Rat zu diesem Thema. Vielfach ist auch die Quelle beim Erwerb von Geldscheinraritäten wichtig. Ganz seltene Scheine haben heute schon eine „Geschichte“, sie wurden irgendwann mal auf einer Auktion aus „guter Quelle“ verkauft, blieben viele Jahre bei einem Sammler, um dann neu verkauft zu werden. Viele renommierte Münzauktionshäuser nehmen auch Papiergeld in ihre Versteigerungen auf. Die vom Fachhandel versicherte Echtheitsgarantie gilt natürlich nicht nur für Münzen. Ein korrekter Händler wird, sollte er mal selbst von einer Fälschung getäuscht worden sein, diese auch anstandslos zurücknehmen. Besonders teueren Scheinen mit einem Preis von über 1000 Euro sollte man mit gesundem Mißtrauen begegnen, wenn man den Verkäufer nicht kennt, so auf den beliebten Flohmärkten oder auf Börsen. Denn hier gibt es manchmal auch dunkle Quellen. Nicht selten sieht man den Verkäufer nie wieder und kann folglich nichts reklamieren.
HINWEIS Weitere Ausführungen zu diesem Thema finden Sie zu den einzelnen Sammelgebieten sowie im Kapitel „Geldscheine im Handel“
Im Zweifelsfall sollte man einen Fachmann hinzuziehen oder die Finger von einer vermeintlichen Rarität lassen, besonders wenn der Preis verlockend günstig ist. Heute kennt jeder Flohmarkthändler den „Rosenberg“ und andere einschlägige Kataloge. Doch wir wollen nicht zu viel Angst vor Fälschungen und Manipulationen verbreiten. Wie bereits erwähnt, kommen moderne Fälschungen historischer Geldscheine äußerst selten vor, und zeitgenössische Fälschungen sind sogar von Sammlern als interessante Zeitbelege gesucht.
Unterbringung der Sammlung Wie man seine Geldscheinsammlung zweckmäßig unterbringt und aufbereitet, hängt von vielen Faktoren ab, so von Umfang und Art des zusammengetragenen Materials und natürlich auch vom persönlichen Geschmack. Geldscheinsammlungen wurden schon in frühester Zeit in Alben untergebracht, manche in nicht besonders attraktiven, andere in wunderschönen Leder- oder Leinenalben. So aufbewahrt kommen manchmal bis heute Notgeld- und andere Sammlungen in den Handel. Doch es gibt auch schlimme Untugenden vergangener Zeiten. So pflegte man zeitweise die Scheine in Fotoalben einzukleben, manchmal mit sogenannten Fotoecken, die den Scheinen nicht schadeten, oft aber auch mit kleinen Papierstreifen (Falzen), die mit Büroleim versehen wurden. Im schlimmsten Falle ha-
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die Scheine vom Verkäufer selbst aufbewahrt und präsentiert werden. Eine recht aufwendige und nicht billige Form der Unterbringung sind Alben, die Zwischenblätter aus Karton und Einzelseiten in verschiedenen Größen haben, die ideal für Geldscheine geeignet sind. Es gibt hier ganze Seiten, so für sehr große Noten oder Bogenteile, aber auch Seiten mit 2, 3 und 4 Fächern. Bei einigen befinden sich im Plastikteil noch Felder, in denen man Beschriftungen mittels eines Kärtchens einbringen kann. Beschriften kann man aber auch Einlegeseiten aus Papier oder Karton. Große Briefmarkenalben haben sich für verschiedene Geldscheingebiete hervorragend bewährt, besonders für Kleingeldscheine. Der Sammler kann dann für einige Scheine, die noch fehlen, vorsorglich Platz lassen. Manche Sammler schneiden sich sogar Papierbogen in Originalscheingröße zurecht und beschriften diese z. B. mit einer Katalognummer. Einen „Traumschein“ kann man auch als Kopie in der Hoffnung einfügen, diesen irgendwann gegen ein echtes Stück austauschen zu können. Schwieriger wird es, wenn von vornherein nicht klar ist, welche Scheine man sammeln will und in welche Breite oder Tiefe sich eine Geldscheinsammlung entwickeln wird. Konkret: Bei den Serienscheinen, aber auch beim Großnotgeld wäre ein Einsortieren in ein solches Album möglich, doch bei einem mit feststehender Seitenzahl wäre immer wieder ein Umstecken notwendig, wenn neue Noten hinzukommen. Es gibt z. B. auch sehr preiswerte Alben mit dünnen
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ben Sammler die Scheine sogar gleich in ein Fotoalbum geklebt. Aus Kostengründen wurden früher Geldscheinsammlungen oft auch in gebrauchten Couverts verstaut. Man war sparsam und verwendete meist „gelaufene“ Briefe, auf denen sogar die Briefmarken noch klebten, was wiederum manchmal für philatelistische Überraschungen sorgt. Doch alle diese Systeme haben sich nicht besonders bewährt. Heute gibt es, wenn man die Scheine unbedingt in „Tüten“ verstauen will, preiswerte Plastikhüllen. Auch Briefmarkenalben werden zur Aufbewahrung von Scheinen benutzt. Diese Form der Unterbringung ist nicht schlecht, doch sollte man hier keine normalen Alben verwenden, sondern solche, die zur Aufbewahrung von Ganzsachen und Blöcken dienen. Es gibt Alben in diversen Größen, solche mit feststehender Seitenzahl und solche, die als Klemm- oder Schraubmappen geliefert werden. In diesen kann man Seiten mit unterschiedlichen Einteilungen unterbringen, was oft von großem Nutzen ist, denn in der Regel hat man Geldscheine in unterschiedlichsten Größen in seiner Sammlung. Der Briefmarken- und Münzfachhandel hat hier verschiedene Angebote. Wenn nicht alles am Lager ist, kann es anhand von Prospekten in wenigen Tagen von den großen Herstellern besorgt werden. Man sollte vielleicht zunächst im Handel fragen, welche Artikel empfohlen werden können. Bei Händlern mit einem guten Geldscheinangebot kann man sich auch dafür interessieren, wie
Plastikseiten, die die Größe von Ordnern für Kontoauszüge haben. Hier kann man einzelne Scheine unterbringen und ganze Seiten neu einfügen. Im Briefmarkenhandel gibt es auch Steckkarten, die man in Karteikästen sammeln kann. Diese Form der Unterbringung ist sinnvoll, denn man kann zusätzlich Trennkarten mit sogenannten „Reitern“ einfügen und diese z. B. nach Sammelgebieten beschriften. Steckkarten gibt es in verschiedenen Größen, man sollte sich Prospekte der großen Briefmarken-Bedarfsartikelhersteller ansehen und gut überlegen, welches System für die eigene Sammlung am besten geeignet ist. Sammelt man z. B. ein Gebiet, bei dem einige sehr große Geldscheine vorkommen, so ist die Unterbringung in Karteikästen nicht mehr möglich. Wer nicht immer nur einen Schein ansehen möchte, sondern in einem Album blättern will, für den sind Karteikarten ohnehin nichts. Für einige Sammelgebiete gibt es auch sogenannte Vordruckalben, wie sie Briefmarkensammler schon seit Generationen kennen. Hier sind auf Albenseiten entsprechende Taschen für Scheine vorbereitet, die zugleich im Hintergrund abgebildet sind. Mit einem Blick sieht der Sammler, was wohin gehört und was noch fehlt. Für unsere EuroGeldscheine erschienen diese bereits kurz nach Ausgabe des neuen Geldes. Es gibt aber auch Vordruckalben für die Geldscheine der Bundesrepublik und der DDR. So schön Vordruckalben auch sind, ein Nachteil besteht in der Tatsache, daß man nicht in der Lage ist, zu-
Gefüllte Seite eines Vordruckalbums für Banknoten der Bundesrepublik Deutschland
sätzlich Varianten oder z. B. auch Musternoten unterzubringen, sondern immer nur einen Schein pro Typ. Bei Briefmarken bekommt man für ganz Europa und viele andere Länder Vordruckalben mit jährlichen Nachträgen, doch dies lohnt nur bei entsprechend hohen Druckauflagen. So wird der Geldscheinsammler für die meisten Gebiete selbst etwas zusammenstellen müssen oder seine Scheine in neutralen Alben unterbringen. Diese haben den Vorteil der flexiblen Verwendbarkeit und zeigen außerdem auch die Rückseiten der Noten, die oft sogar grafisch reizvoller gestaltet sind als die Vorderseiten. Man kann aber auch eigene Albenseiten gestalten und sich dabei vieles von den Philatelisten abschauen. Die meisten Markensammler wünschen nämlich keine Vordruckalben, sondern gestalten die Alben individuell. Auf neu-
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tralen Albenseiten werden sog. Schutztaschen geklebt, die aus einem schwarzen Karton mit dünner Klarsichthülle bestehen und in Streifen verschiedenster Höhe im Briefmarkenhandel angeboten werden. Gewisse Vorsicht ist bei älteren Mappen geboten, die aus PVC gefertigt wurden. Mancher Sammler hat sehr schlechte Erfahrungen mit diesen gemacht, weil die erste Generation dieser Seiten noch mit einem hohen Anteil an Weichmachern gefertigt wurde, die den Geldscheinen unter Umständen Schaden zufügen können. Wenig empfehlenswert ist es auch, einfache Klarsicht- oder Prospekthüllen aus dem Büro zu verwenden, weil in diesen die Scheine immer wieder verrutschen. Nicht jeder Sammler wird auf Anhieb die ideale Aufbewahrungsform für seine Schätze finden. Da Alben nicht billig sind, wäre eine Fehlinvestition schlecht,
das Geld ist für interessante Scheine besser angelegt. Im Handel gibt es seit vielen Jahren ein umfangreiches Angebot für Briefmarken- und Postkartensammler, sowohl von namhaften Herstellern, die Markenprodukte liefern, aber auch Sonderangebote aus Importen oder Restposten von Altbeständen, so bei Auflösung von Markenhandlungen. Auch wenn die Markenprodukte teilweise erheblich teuerer als „Schnäppchen“ sind, so ist folgendes zu bedenken: Bei einer in der Regel mehr oder minder schnell wachsenden Sammlung braucht man immer wieder neue Hüllen und Alben, die bei den Markenproduzenten auch nach Jahrzehnten noch in gleicher Ausführung zu bekommen sind. Bei Zufallskäufen von unbekannten Produkten kann das schnell anders aussehen. Für die Markenprodukte spricht auch, daß sie hervorragende Qualität liefern,
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Praktische Sammlertips
Sehr praktisches variables Album mit Klarsichthüllen unterschiedlicher Aufteilung (durchgehende Hüllen oder solche mit 2, 3, 4 oder mehr Fächern für verschiedene Größen von Geldscheinen), hier mit Serienscheinen in dreigeteilten Hüllen
so besonders, was die Unbedenklichkeit der verwendeten Materialien gegenüber bedrucktem Papier angeht. Übrigens: Erfahrungsaustausch ist oft die billigste Investition. Wer sich mit anderen Sammlern trifft, sollte diese auch nach der Unterbringung der Sammlung befragen. Für besonders wertvolle Scheine empfiehlt sich eine ständige Aufbewahrung in Klarsichthüllen. Wie man die Alben oder Karteikästen unterbringt, ist eine andere Frage. Sicherheit ist wichtig. Wer den Platz und eine entsprechend gute Sammlung hat, sollte an die Anschaffung eines geeigneten Wertgelasses denken, sprich: Panzer- oder Stahlschrank. Auf die Frage des Versicherungsschutzes kann und soll nicht ausführlich eingegangen werden, hier nur soviel: Man sollte dies mit seinem Versicherungsvertreter besprechen. Es gibt bestimmte Regeln für den Versicherungsschutz von Sammlungen, die sehr unterschiedlich bei den verschiedenen Gesellschaften gehandhabt werden. Besonders die Sammler, die kursgültige Geldscheine, auch in anderen Währungen, also nicht etwa nur Euro in größerem Umfang zu Hause aufbewahren, müssen abklären, inwieweit diese eventuell von der Versicherung als Bargeld betrachtet werden, für das es nicht sehr große Freigrenzen bei einer Hausratversicherung gibt. Die Sammlung muß an einem trockenen Ort aufbewahrt werden, doch das ist eigentlich selbstverständlich. Besonders gute und alte Geldscheine sollte man, ebenso wie alte Briefmarken, immer lichtgeschützt aufbewahren. In den
Alben ist das selbstverständlich gesichert, aber einen alten Talerschein im Bilderrahmen ins Wohnzimmer zu hängen ist keine gute Idee, die Farben würden schnell verblassen und der Schein würde deutlich an Wert verlieren.
Reinigung und Pflege von Geldscheinen Dies ist wiederum ein „heißes Kapitel“ und Verlag und Autoren weisen gleich ausdrücklich darauf hin, daß die nun folgenden praktischen Tips zwar alle erprobt und meist auch allgemein anerkannt sind, für mißglückte Reinigungsund Restaurationsversuche aber jegliche Haftung ausgeschlossen wird. Lassen Sie sich aber durch diese einleitenden, klaren Worte nicht entmutigen. Papiergeldsammler möchten, wie die Münzsammler auch, das Aussehen ihrer Sammelobjekte verbessern, was allerdings nur in gewissen Grenzen möglich ist. Der objektive Erhaltungsgrad eines Geldscheins ist nicht zu verändern und aus einem gebrauchten Schein wird nie ein kassenfrischer werden. Viele Gebrauchsspuren, wie Falten und Einrisse können nicht rückgängig gemacht werden. Doch mit etwas Geschick und Glück kann man groben Schmutz entfernen und den Gesamteindruck des Scheins optisch verbessern. Oft stellt sich heraus, daß sich ein kaum ansehnlicher Schein dann doch als durchaus sammelwürdig erweist, wenn die schlimmsten Flecken und Gebrauchsspuren beseitigt wurden. Doch schon wegen des empfindlichen Materials, Pa-
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finden wir stets einen Hinweis, wenn eine Marke wasser- oder benzinempfindlich ist. Fettfreies Spezialbenzin benutzen die Philatelisten z. B. oft zur Bestimmung des Wasserzeichens. Bevor spezielle Reinigungsmethoden vorgestellt werden, noch ein Tip: Viele Geldscheine sind zerknittert, weisen große und starke, manchmal mehrfache Falten auf. Dies verleitet Anfänger immer, mit ihnen das zu tun, was man mit Wäsche oder einfachen Papieren auch macht: man greift zum heißen Bügeleisen.
HINWEIS Warnung: Versuchen Sie nicht, geknitterte Banknoten mit dem Bügeleisen zu behandeln. Bei vielen gebügelten Scheinen sind die Folgen verheerend, da sich Farbe und Papier bzw. Baumwolle unterschiedlich ausdehnen.
Vor Bügeln wird nachdrücklich und gleich zu Beginn unseres Exkurses gewarnt. Oft schadet man den Scheinen damit mehr, als die Sache nutzt. Meist wird auch nicht die niedrigste, sondern eine hohe Stufe des Eisens gewählt. Oft sind die Scheine durch unterschiedliche Ausdehnung von Papier und Druckfarben dann noch unansehnlicher als vor der Behandlung. Geldscheine wurden oft, nicht nur von Hausfrauen, sondern auch von Bankbeamten beschriftet, im günstigsten Fall für den Sammler mit einem Bleistift. Hier bietet sich das Radieren mit einem normalen, weichen Radiergummi an.
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pier oder Baumwolle, sind die Erfolgsaussichten hier deutlich geringer als beispielsweise bei Münzen. Denken Sie daran: Geldscheine sind Gebrauchsgegenstände, die mit den verschiedensten Dingen in Kontakt kommen und oft mehr oder minder starke Verschmutzungen aufweisen. Es ist, anders als bei Münzen, kaum noch nachzuvollziehen, um welche Art von Flecken es sich bei alten Geldscheinen handelt. Folglich muß man oft experimentieren, auf gut Glück etwas ausprobieren, von dem man nicht weiß, ob es hilft, nicht schadet oder gar den Schein unbrauchbar macht. Das Reinigen und Säubern von Geldscheinen kann man in bestimmten Grenzen erlernen, doch praktische Fähigkeiten sind nur durch Ausprobieren, nicht durch Nachlesen zu gewinnen. In einigen Münzreinigungsbüchern wird auch auf die Behandlung von Geldscheinen eingegangen. Ein ganz wichtiger Rat: Führen Sie alle möglichen Experimente anfangs nur mit billigen Geldscheinen durch, von denen jeder Sammler bald einige nicht zu verkaufende bzw. einzutauschende Dubletten besitzt. Ohne Erfahrung und Übung wäre es töricht, teuere Scheine zu behandeln, besonders wenn es sich um solche von vor 1900 handelt. Viele Geldscheine der Kaiserzeit sind schon sehr robust und vertragen einiges, aber bei alten Noten ist nicht einmal klar, inwieweit sie überhaupt mit Wasser oder Lösungsmitteln in Berührung kommen dürfen. Die Briefmarkensammler haben es hier einfacher, in guten Katalogen
Doch Vorsicht, man soll hier nicht hinund herrubbeln, wie im Schulheft, sondern die Note immer nur zum Rand hin vorsichtig mit dem Radiergummi bearbeiten, anderenfalls kann sie leicht einreißen. Ein kleiner Bleistiftstrich ist nicht so schlimm wie ein großer Riß. Viele Papiergeldhändler beschriften z. B. auch heute noch ihre Ware mit Bleistift. Oft schreiben sie dann nicht nur den Preis sondern auch eine Katalog-Nummer an den Rand des Scheins. Schlechter sieht es schon bei Kopierstift, Kugelschreiber oder Tinte aus. Man kann hier versuchen, den Schein mit Alkohol, d. h. in der Apotheke erhältlichem hochprozentigen Ethylalkohol (Ethanol) 70 % behandeln, in dem man die betreffende Stelle betupft und bereibt. Für diese Arbeiten sollte man sich eine spezielle Glasplatte nehmen, ebenso wie für weitere Reinigungsarbeiten, bei denen Wasser eingesetzt wird. Aufpassen muß man nur, daß man einen kleinen Strich nicht verschmiert und aus diesem damit einen großflächigen Fleck macht. Viele Flecken sind mittels Alkohol zu lösen. Sollte man jedoch die geringste Veränderung bei den Druckfarben feststellen, ist sofort die Behandlung zu stoppen. Man weicht den Schein dann in klares, handwarmes Wasser ein und läßt ihn dann trocknen. Wie, das wird noch erklärt. Stark zerknitterte und beschmutzte Scheine kann man vorsichtig in warmem Wasser mit etwas Geschirrspülmittel einweichen. Bei modernen Scheinen passiert hier kaum etwas, aber wie ge-
sagt: höchste Vorsicht bei Noten vor 1900. Häufig lösen sich im Seifenwasserbad schon grobe Verschmutzungen schnell ab oder auf. Man kann nun vorsichtig mit einem weichen Pinsel versuchen, den auf einer Glasplatte liegenden Schein zu bearbeiten. Auch hier empfiehlt es sich, unbedingt von innen zum Rande zu arbeiten, um Einrisse zu verhindern. Nach erfolgreicher Behandlung wird die Note auf der Glasplatte zum Spülen belassen. Man muß den Schein gründlich abspülen, am besten mit viel fließendem Wasser, besonders wichtig ist dies, wenn weitere Chemikalien zum Einsatz kommen. Zum Auffrischen der Farben wird dem Spülwasser gern ein kleiner „Schuß“ Essig beigefügt. Auch nach dem Einsatz von Säure, wie z. B. Essig, sollte der Schein gründlich mit klarem Wasser abgespült werden, da Säure langfristig viel Schaden anrichten kann. Etwas gewagter ist der Versuch mit einer kräftigeren Lauge. Es gibt eine Reihe von Waschmitteln, die Enzyme enthalten, z. B. „Ariel“. In eine sehr dünne Lösung aus einem halben Löffel auf 1⁄2 Liter lauwarmes Wasser kann man einen verschmutzten Geldschein legen und etwas weichen lassen. Danach dann wieder mit dem Pinsel säubern und abspülen. Aus eigener Erfahrung bringt diese Behandlung bessere Erfolge als der Einsatz von Flüssigseife oder Geschirrspülmittel. Vorsicht ist jedoch immer geboten. Bei den geringsten auffälligen Veränderungen gilt: Banknote sofort aus dem Bad entfernen und gründlich spülen. Zur
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beginnen daher immer nur mit einem kleinen „Schuß“ dieser Chemikalien, beim Ammoniak (25 %) mit wenigen Tropfen auf ein Wasserglas, ebenso wie beim Wasserstoffperoxid, wo es etwas mehr sein darf bei einer 3%igen Lösung, die man in der Apotheke bekommt. Tut sich nach einigen Minuten nichts, dann kann man die Konzentration erhöhen. Oft kann man mit diesen Stoffen ganz gute Ergebnisse erzielen. Es empfiehlt sich aber, diese Behandlung immer erst nach einer einfachen Wasserbehandlung durchzuführen. Also: den Schein erst in lauwarmem Wasser mit etwas Geschirrspülmittel baden und mit einem weichen Pinsel behandeln, wenn dann noch viele auffällige Flecke vorhanden sind, die Behandlung in „Chemiebädern“ wiederholen. Ein Patentrezept kann natürlich nie gegeben werden, weil ja oft unklar ist, um welche Art von Flecken es sich handelt. Das Ammoniakbad („Salmiakgeist“) ist keine ungefährliche Substanz und reizt schon in Konzentration unter 25 % erheblich die Schleimhäute. Ammoniak ist in vielen Haushaltsreinigern enthalten. Wer keinerlei Erfahrungen im Umgang mit diesen Stoffen hat, fragt in der Drogerie oder in der Apotheke nach und nennt den Verwendungszweck, eine 10%ige Lösung tut es allemal. In der Regel bekommt man fachkundige Hinweise zum Umgang mit dieser Substanz, die sich auch hervorragend zur Beseitigung von Stockflecken eignet. Immer wieder findet man Geldscheine mit Brandflecken. Sie sind leider mit keiner Chemikalie zu beseitigen. Be-
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Entfernung von Fettflecken hat sich folgende Methode bewährt. Man mischt reines Benzin aus der Apotheke mit Magnesiumoxid, das man als „Magnesia usta“ ebenfalls dort bekommt. Diesen weißen Brei streicht man auf die betreffende Stelle und läßt das Benzin verfliegen. Danach werden die Magnesia-Reste vorsichtig mit einer weichen Bürste oder mit einem Pinsel entfernt, ebenfalls von innen nach außen. Keinesfalls darf man aber Feuerzeugbenzin oder Benzin von der Tankstelle wegen der dort enthaltenen Zusätze, wie Fett, verwenden. Auch den Einsatz von handelsüblichen Fleckenentfernern für Rost und Blut kann man bei eindeutig identifizierten Verunreinigungen versuchen, doch man sollte immer vorsichtig mit einer niedrigen Konzentration der Mittel beginnen. Nachhaltig gewarnt werden muß vor Lösungsmitteln, wie z. B. Toluol, das auch Kerzenwachs löst. Diese und auch andere organischen Lösungsmittel (Azeton, Farbverdünner) können die Druckfarben anlösen, was schlimme Folgen für den behandelten Geldschein hätte. Gewagt und nicht ganz ungefährlich ist es, Geldscheine mit stärkeren Chemikalien in einem Wasserbad zu behandeln. Ideale Mittel zur Entfernung von Kaffeeflecken oder auch pflanzlichen Farbstoffen bzw. Obst- und Weinflecken sind Ammoniak und Wasserstoffperoxid. Man sollte hier zunächst nur mit einfachen Scheinen Experimente durchführen. Die Regel ist hier: Viel hilft zwar viel, kann aber auch viel zerstören. Wir
handelt man Scheine mit Brandspuren, so kann anstelle dieser dann ein Loch entstehen, was den Gesamteindruck des Objekts keinesfalls verbessert. Bei allen Experimenten muß man immer mit Verlusten rechnen. Es muß vorher gut überlegt werden, ob ein solches Risiko vertretbar ist. Bei Scheinen, die in den Katalogen mit z. B. mehr als 50 Euro bewertet sind, sollte man solche Versuche lieber unterlassen und einen Fachmann um Hilfe bitten. Schließlich kann man „lappig“ gewordene Scheine auch mit Wäschestärke etwas auffrischen. Sie müssen dann an der Luft trocknen. Und wie gesagt, kein Bügeleisen anwenden, statt dessen die Scheine lieber in dicken Büchern längere Zeit pressen. Gute Dienste leisten auch sogenannte Trockenhefte, die man im Fachhandel bekommt. Diese aus besonders festem und saugfähigem Löschpapier gefertigten Hefte sind bei den Briefmarkensammlern seit Jahrzehnten beliebt und bewährt. Es gibt sogar Pressen für diese, die wenig Geld
Mißglückter Versuch einer Reparatur mit selbst hergestellter Papiermasse
kosten. Aber auch zwei starke Spanpreßpappen, in denen das Trockenheft mit Heimwerker-Schraubzwingen fixiert ist, kann man verwenden. In verschiedener Sammlerliteratur gibt es Rezepte zur Reparatur von Rissen mittels eigens hergestellter Papiermasse. Vorschläge zu solchen Restaurationsarbeiten sollen hier nicht unterbreitet werden, da das Risiko, einen noch brauchbaren Schein restlos zu verderben oft größer ist als der Nutzen. Restauratoren sind Fachleute mit großer Sachkenntnis und Berufserfahrung, ihnen sollte man die Reparatur wertvoller Geldscheine überlassen, auch wenn das vielleicht nicht billig ist. Ebenfalls nicht empfohlen werden kann ein „grafisches Bearbeiten“ von Geldscheinen. Es gibt nur wenige talentierte Laien, die mittels Farbstift und Tusche etwas an einem stark gebrauchten und mit chemischen Mitteln gestärkten Schein erfolgreich nacharbeiten können. In vielen Fällen schadet ein solches Nachzeichnen von Hand mehr als es nutzt. Abgeraten wird auch davon, stark am Rand beschädigte Noten einfach zu begradigen, indem man einige Millimeter abschneidet. Solche beschnittenen Banknoten trifft man immer wieder an, doch meist wird der „Schummel“ bemerkt. Niemals sollte man jedoch die für Büround Bastlerzwecke hervorragend geeigneten selbstklebenden Bänder, so z. B. „Tesafilm“, für die Banknotenreparatur nutzen. Diese Produkte sind seit Jahrzehnten am Markt und helfen im täglichen Leben in vielen Lagen,
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doch auf Banknoten haben sie nichts zu suchen. Die dort enthaltenen klebenden Chemikalien dringen nach längerer Zeit in den Schein ein und lösen die Druckfarben an. Manche Streifen fallen nach Jahren ab, hinterlassen einen schmierigen Film und einen fettfleckartigen Streifen an den Stellen, wo sie einst gut geklebt haben. Ganz kleine Risse sollte man, wenn überhaupt, mit Briefmarken-Klebestreifen zusammenfügen, auch wenn diese pergamentähnlichen Streifen nicht ganz durchsichtig sind. Im Fachhandel gibt es auch spezielle Dokumenten- oder Fotoklebebänder, die keine Auswirkungen auf das Papier haben sollen, aber ebenfalls nicht ganz durchsichtig sind.
HINWEIS Warnung: Verwenden Sie niemals die im Haushalt und Büro so beliebten glasklaren, selbstklebenden Bänder zur Geldscheinreparatur. Sie können oft nach Jahren mehr Schaden anrichten als nutzen.
Lassen Sie sich trotz aller Warnungen nicht entmutigen, auch hier gilt: Probieren geht über Studieren. Bewahren Sie häufige und schlecht erhaltene Geldscheine auf und machen Sie mit diesen eigene Reinigungsexperimente. Und trotz aller Risiken – häufig wird der Erfolg Sie nachhaltig belohnen. Das Reinigen und „Schönen“ von Geldscheinen ist unter den Sammlern übrigens ganz und gar nicht unumstritten. In Auktionskatalogen oder Händlerlisten findet man sogar häufig Anmerkungen wie „überarbeitet“ oder „geschönt“.
Technische Geräte für Geldscheinsammler Einige Geräte und Chemikalien, die im vorherigen Kapitel aufgezählt wurden, sollte man sich mit der Zeit anschaffen. Doch ansonsten benötigt ein Geldscheinsammler eigentlich keine technischen Geräte. In der Regel ist das wenige Handwerkzeug, das man braucht, im Hause. Immer gut zu gebrauchen ist eine stärkere und großflächige Lupe.
Praktische Sammlertips
Fadenzähler sind für Detailvergrößerungen von Banknoten besonders zu empfehlen
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UV-Lampe zur Prüfung von Banknoten
Sehr zu empfehlen sind hier die sog. Fadenzähler, wie sie Druckereien verwenden und die preiswert im Bürofachhandel zu bekommen sind. Natürlich benötigt man auch eine gute Lichtquelle am Arbeitsplatz, wo das Material gesichtet und einsortiert wird. Recht günstig gibt es im Handel UVLampen, die man sich zulegen sollte. Es muß keineswegs ein Profi-Gerät sein, wie man es in Banken findet. Eine Handlampe für wenige Euro reicht aus. Das Experimentieren mit UV-Lampen macht Spaß und dient keineswegs nur der Erkennung von „modernem“ Falschgeld. Man kann nämlich auch bei vielen alten Banknoten einiges entdecken, so UV-aktive Stellen, Farben und Aufdrucke, eingestreute Faserstreifen und mehr. Geklebte und geschönte Geldscheine sind damit leicht aufzuspüren, was gerade bei teueren Stücken nützlich ist. Ein durchsichtiges Plastiklineal ist zum Vermessen der Scheine und verschiedener Details zu empfehlen. Oft entscheiden z. B. auch Größenunterschiede bei Kontrollnummern über die Zuordnung zur Variante. In vielen Katalogen sind die Maße von Geldscheinen aufgeführt,
die Toleranzen sind meist nur gering. Fehlen mehrere Millimeter am Rande, so kann der Schein beschnitten sein! Interessant ist aber auch, daß z. B. bei Reichsbanknoten des Kaiserreichs und der Weimarer Republik das Druckbild eines Grundtyps unterschiedlich groß sein kann und manchmal sogar um mehrere Millimeter abweicht. Wer Notgeldscheine sammelt, wird ohne Plastiklineal nicht auskommen.
Geldscheine im Handel Briefmarken- und Münzsammler, die sich zum Geldscheinsammeln entschlossen haben, werden in diesem Kapitel sicher nicht viel Neues finden. Sie haben bereits Erfahrungen mit Händlern, Börsen und Auktionen und brauchen dazu keine weiteren Erklärungen. Wenn es dennoch den einen oder anderen guten Rat für diesen Leserkreis gibt, so ist dies erfreulich. Oft ist der irgendwo aufgetauchte Schuhkarton mit alten Geldscheinen der Grundstock für eine Sammlung, oder man bekommt eine kleine Sammlung geschenkt. Wie auch immer – bald wird jeder, der sich nicht nur auf das Ordnen und „Erforschen“ des Vorhandenen beschränkt, den Wunsch verspüren, weitere Objekte zu beschaffen. Häufig kommen Zuwendungen von Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen, die von dem Hobby wissen.
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Doch woher soll man Nachschub bekommen? Möglichkeiten gibt es dafür viele, doch ohne Händlerangebote wird man bald nicht weiterkommen, selbst wenn man viel ins naheliegende Ausland reist. Früher gab es in den beliebten Urlaubsparadiesen Francs, Lira, Drachmen und Peseten, heute kursieren dort wie bei uns Euroscheine. Doch die Deutschen sind Weltmeister im Reisen, sie fahren nicht – wie noch vor 50 Jahren – nur nach Österreich, Spanien und Italien, sondern in die ganze Welt. Das Beschaffen von kursgültigen Geldscheinen in hervorragender Erhaltung ist dort meist nicht nur recht einfach, sondern auch am billigsten. Man bezahlt nur den Kurswert und keine HändlerHandelsspannen. Man sollte sich jedoch zuvor informieren, inwieweit es Beschränkungen zur Ausfuhr von Landeszahlungsmitteln gibt. Zum Beispiel darf man aus Tunesien, ein auch bei Deutschen beliebtes Urlaubsland, keinerlei Zahlungsmittel, also weder Münzen noch Banknoten, ausführen. Manchmal kommen Geldscheinsammler von Urlaubsreisen zurück und kaufen dann die Scheine, die sie im Besuchsland in guter Erhaltung einfach nicht finden konnten, bei einem Händler. Wer beispielsweise Rußland sammelt und glaubt, bei einer Touristenreise von fünf Tagen in Moskau alle umlaufenden Banknoten in perfekter Erhaltung bekommen zu können, wird schnell eines Besseren belehrt. Solche depressiven Erfahrungen wird man si-
cher nicht nur in Rußland machen. Oft verstehen Bankangestellte und Wechselstubenbesitzer im Ausland nicht einmal das Anliegen und können sich auch nicht vorstellen, was „kassenfrisch“ sein soll. Sie staunen nur und können nicht begreifen, wenn der Sammler sein Anliegen mit immer neuen englischen Worten, wie: „not used money“, „fresh money“ oder „uncirculated notes“ zu verdeutlichen versucht. Mit rührender Hilfsbereitschaft bekommt man dann manchmal aus einem Bündel einige nicht so stark zerknitterte Scheine herausgesucht, die noch irgendwie glattgestrichen werden, doch für die Sammlung taugen diese Scheine dann kaum. Einige National- und Zentralbanken hingegen haben einen hervorragenden numismatischen Service. Sie halten nicht nur kursgültige Geldscheine für Sammler in perfekter Erhaltung und spezieller Verpackung bereit, sondern bieten auch z. B. Druckbogen zum Verkauf an. Oft werden sogar SpecimenNoten und außer Kurs gesetzte Einzelscheine und Serien oder Gedenkbanknoten offeriert. Je nach Struktur und Funktion der Bank umfaßt das Sammlerangebot zusätzlich Münzen und Literatur. Selbst ausgefallene Sammlerwünsche bedienen einige Banken, so die Bank of England, die Geldscheinserien mit gleichen Nummern anbot. Neben ständigen Verkaufsofferten gibt es aber auch sporadische Verkaufsaktionen von Noten- und Zentralbanken. Kleinere Länder beschreiten hier oft ganz neue Wege. Estland beispielsweise hat eine Mappe mit einer Münze und einem
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Praktische Sammlertips
Banken als Bezugsquelle
Briefmarkenblock herausgegeben, darin ist auch ein 100-Krooni-Musterschein enthalten. Von Irland gibt es ähnliches, hier wird ein Souvenirsatz, bestehend aus Münze und Schein, für Sammler angeboten. Die Nationalbank Bulgariens hatte vor Jahren beispielsweise ihre Tresorbestände durchgesehen und viele Noten, auch des frühen 20. Jahrhunderts zum Kauf freigegeben. Man darf wohl davon ausgehen, daß der numismatische Service vieler Banken in der Zukunft nicht nur Münzen, sondern auch immer mehr Banknoten umfaßt. Es lohnt sich, vor Urlaubsreisen schon mal im Internet bei der zuständigen Emissionsbank nachzusehen, ob und wo ein solches Angebot besteht. Leider versenden nicht alle Zentralbanken, die Scheine im Kassenverkauf führen, diese auch per Post und vor allem ins Ausland. Manche deutschen Geldscheinsammler haben kassenfrische Devisen, also fremde Banknoten, bei deutschen Wechselstellen, Banken oder Reisegeldservice-Stellen bekommen, zu sehr kulanten Euro-Kursen. Um ein Hobby erfolgreich betreiben zu können, muß man sich eben etwas einfallen lassen. Das gilt nicht nur für das Sammeln von Banknoten.
Papiergeld-Fachhandel Geldschein- oder Papiergeldhändler gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Wir erinnern uns daran, daß die Bildernotgeldscheine schon in den frühen 1920er Jahren sehr gefragt waren. Bald
Irischer „Souvenirsatz“ mit Banknote und Münze in spezieller Verpackung
führten Briefmarkenhändler diese im Sortiment, aber auch reine Papiergeldhandlungen entstanden überall in Deutschland. Nach der Inflation wurden auch die Scheine dieser Zeit gesammelt, die verschiedene Firmen im Angebot hatten. Viele gaben sogar Preislisten in Katalogform heraus, wie im Falle der Firma Max Grimm aus Bernburg/Saale. Für dieses kleine Heftchen wurden immerhin 30 Pfennig verlangt, zugleich erhielt der Kunde nicht nur einen recht guten Katalog, sondern eine hervorragende Einleitung zum Thema „Ueber das Sammeln von Geldscheinen“ von Dr. Arnold Keller. Heute gibt es in Deutschland und in den meisten Ländern der Welt neben reinen Papiergeldhändlern auch viele Münzhandlungen, die oft als Nebensortiment auch Papiergeld führen. Einige Firmen
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hatten ihren Schwerpunkt nach dem Zweiten Weltkrieg auf Papiergeld gelegt, und verschiedene Auktionshäuser und Firmen befassen sich nur mit dem An- und Verkauf und der Versteigerung von Geldscheinen. In Fachzeitschriften wie der „Münzen & Papiergeld“ findet man eine Vielzahl von Adressen (Einkaufsführer) und Inserate von Firmen, die Geldscheine anbieten. Schon aus diesem Grund empfiehlt es sich für jeden Sammler, eine solche Zeitschrift ständig zu lesen oder zumindest ab und zu mal zu kaufen. Was die Preise angeht, so muß jeder Händler auch etwas verdienen. Er lebt von seiner Handelsspanne, doch muß ein Einkauf beim Fachhandel keineswegs bedeuten, daß man dort unbedingt teuer kauft. Viele Fachhändler haben Kontakte zu Kolle-
gen in aller Welt, auch zu Zentral- und Nationalbanken und können bei Großeinkäufen beispielsweise so günstig kalkulieren, wie dies „Hobbyhändler“ nicht vermögen. Manche Händler unterhalten ein Ladengeschäft, andere betreiben nur Versandhandel und empfangen Kunden in den Geschäftsräumen nur nach Absprache. Wiederum andere reisen von einer Börse zur anderen, innerhalb Deutschlands wie in der ganzen Welt, und pflegen dort Kontakte zu ihren Kunden. Schließlich gibt es Firmen, die ein sehr breites Angebot haben, andere hingegen führen ein kleineres, aber spezielles Sortiment. Besonders seltene und hochwertige Artikel werden heute gern auf Auktionen angeboten. Fast alle Auktionshäuser,
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Praktische Sammlertips
Alte Angebotsliste zu deutschen Geldscheinen aus den 1920er Jahren
die Münzen und Medaillen versteigern, haben auch Geldscheine im Angebot. Ebenso verkaufen auch Briefmarkenhändler Papiergeld auf Versteigerungen. Die Auktion ist eine besondere Handelsform. Hier werden öffentlich, freiwillig und meistbietend Gegenstände verkauft. Im Fernsehen und in Zeitungen wird gelegentlich über solche Versteigerungen berichtet, besonders dann, wenn wieder mal ein Bild eines berühmten Malers für viele Millionen unter den Hammer kam. Doch keine Angst, bei vielen Münz- und Geldscheinauktionen geht es nicht um Millionen, sondern oft auch um kleine Beträge, sogar unter 50 Euro. Man braucht bei Verkaufsveranstaltungen dieser Art keine Schwellenängste zu haben, sondern sollte sich eine solche Versteigerung mal selbst ansehen.
In den Fachzeitschriften wird ständig über Auktionen informiert. Man findet dort nicht nur Firmenname, Anschrift, Versteigerungsort- und Termin, sondern zugleich eine Vorschau, in der aufgeführt ist, welche besonderen Stücke zum Verkauf gelangen. Meist gibt es auch danach eine Auktionsbesprechung, in der wichtige Verkaufsergebnisse vorgestellt werden. Außerdem veröffentlichen Zeitschriften oft auch Marktanalysen mit Schlußfolgerungen für das Marktgeschehen, dazu werden Auktionsergebnisse gemeldet und interpretiert. Die meisten Auktionen finden in einem „Lokal“, einem öffentlich zugänglichen Saal statt, manchmal sind dies Geschäftsräume der Firma, oft auch Räumlichkeiten in Gaststätten und Hotels. Daneben gibt es auch Fernauktionen,
Impression von der „PAPERMONEY“ 2004 in Maastricht
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ein Argument, das diese Behauptung widerlegt: Man trifft auf den Versteigerungen stets auch Händler in großer Zahl an. Sie kaufen ein, um etwas zu verdienen und zahlen manchmal, aber nicht in jedem Fall, ein geringeres Aufgeld. Wichtig zu wissen ist noch, daß die Ansatzpreise immer „netto“ sind, ebenso wie die Zuschläge, also der Preis, für den ein Auktionsstück schließlich zugeschlagen, d. h. verkauft wird. Dazu kommt noch ein „Aufgeld“, in der Regel um 15 %, dies ist die Verdienstspanne des Verkäufers, außerdem wird die Mehrwertsteuer zugerechnet. Zusammen haben wir dann den endgültigen Preis, den der Käufer bezahlen muß. Wie schon gesagt: es gibt keine einheitlichen Versteigerungsbedingungen und Prozentsätze, auch die Mehrwertsteuersätze können im Ausland beispielsweise ganz anders als bei uns sein, was wichtig ist zu wissen, will man sich an einer ausländischen Auktion beteiligen.
Kurswert von Geldscheinen Wollen wir die Frage von Wert und Preis nicht zu theoretisch untersuchen. Wichtig ist: Was ist ein Geldschein wert und was muß man für ihn als Sammler bezahlen? Im Gegensatz zu Edelmetallmünzen hat das Papiergeld ja keinen stofflichen Wert. Selbst eine schlecht erhaltene, sammelunwürdige Goldmünze hat eben noch ihren Metallwert. Beim Geldschein hingegen ist das bedruckte Papier an sich nichts wert. Doch gesam-
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Praktische Sammlertips
bei denen die Gebote nicht in einem Saal, sondern auf dem Postwege abgegeben werden. Vorab werden Auktionskataloge hergestellt, die man bei den Firmen kostenlos oder gegen eine Schutzgebühr anfordern kann. Hier ist das Angebot nach Gebieten aufgelistet, zugleich sind auch Schätzpreise aufgeführt. Diese können Mindestverkaufspreis sein, doch oft beginnt der Verkauf auch unter diesen, manchmal bei 80 oder auch 90 %. Es gibt verschiedene allgemein gültige Grundsätze für Auktionen, doch die Details können sehr verschieden geregelt sein. An einer Auktion kann man sich persönlich oder als Fernbieter beteiligen. Wer das höchste Gebot abgibt und schließlich „übrig bleibt“, bekommt den Zuschlag. Bei manchen Firmen haben die Saalbieter den Vorrang, bei anderen bekommt der Fernbieter bei gleich hohem Gebot den Zuschlag. All das ist in den Auktionsbedingungen nachzulesen, die zwingend vorgeschrieben in den Katalogen abgedruckt und zugleich im Saal ausgehangen sein müssen. All das hört sich sehr kompliziert an, ist es aber nicht. Man kann auch hier nur wieder empfehlen: Probieren geht über Studieren. Gehen Sie einfach mal zu einer solchen Versteigerung, sehen Sie sich alles an und fragen Sie das dort tätige Personal, das ganz sicher schnell und unkompliziert das wirklich nicht sehr schwierige Procedere erklären wird. Noch ein letztes Wort zu den Auktionen: Es ist völlig falsch zu glauben, daß man auf Auktionen immer nur teuer einkauft. Nur
melt werden nicht nur ungültige, alte Geldscheine, sondern auch Neuausgaben. Kursfähige, gültige Geldscheine haben einen Nominal- oder Nennwert, egal wie gut oder schlecht sie erhalten sind. Selbst stark beschädigte Scheine werden meist von den Ausgabebanken umgetauscht, wenn deutlich mehr als 50 % erhalten sind. Bei den kursfähigen Scheinen, die im Ausgabeland noch als Zahlungsmittel zugelassen sind, ist noch zu bedenken, daß man diese nicht problemlos in Euro umtauschen kann. Es gibt einige Währungen, deren Aus- und Einfuhr verboten oder streng reglementiert ist. Hier hat man Probleme, sie überhaupt im Ausland wieder zu Geld zu machen. Andere Währungen wiederum sind nur in einem engen Gebiet gültig, so Scheine von den Färöer-Inseln, die nur wenige dänische Banken in „richtige“ Kronen zurücktauschen. Ähnlich verhält es sich mit Geldscheinausgaben der britischen Kanalinseln oder der Isle of Man, die selbst in Großbritannien schwer „loszuwerden“ sind. Wer viel in der Welt herumreist, weiß selbst, bei welchen Ländern ein Tausch in Deutschland besser als im Lande selbst ist bzw. welche Währungen sich bei uns zu kaufen nicht lohnt. In den meisten europäischen Ländern herrschen heute geordnete Währungsverhältnisse. Die meisten Währungen sind voll- oder teilkonvertibel, d. h. sie können gegen „harte Währungen“ problemlos umgetauscht werden. Vor 1990 hingegen gab es staatliche Zwangskurse bei vielen Ostblocklän-
dern, so in der DDR eben 1 DM = 1 Mark, obwohl man „schwarz“ problemlos das Fünffache bekam. Doch auch heute noch gibt es viele außereuropäische Länder, wo dies der Fall ist.
Ungültige Scheine – wertlos? Nicht jeder außer Kurs gesetzte Geldschein ist zugleich wertlos. Die Deutsche Bundesbank und die Landeszentralbanken in Deutschland tauschen z. B. noch immer ohne Begrenzung alle DM-Zahlungsmittel ab 1948 gegen Euro. Im Euroland ist die Umtauschfrist für Münzen und Scheine der alten Währungen aber sehr unterschiedlich geregelt. Bei 6 von den derzeit12 Euro-Ländern sind die alten Geldscheine fast noch bis „in alle Ewigkeit“ gültig. Ein 1000-Schilling-Schein Österreichs kann also noch in 100 Jahren in gültiges Geld eingewechselt werden. Auch bei den niederländischen Guldennoten ist noch reichlich Zeit bis zu deren endgültiger Wertlosigkeit. Leider gibt es in den meisten Katalogen keine Hinweise auf die Einlösbarkeit ungültiger Zahlungsmittel. Viele Staaten, so z. B. Dänemark sind sehr kulant beim Aufkauf ungültiger Scheine. In den USA sind sogar noch Scheine des 19. Jahrhunderts umtauschbar, doch selbst bei schlechter Erhaltung ist der Sammlerwert heute bereits größer als der Gegenwert in umlaufenden Dollarnoten. Dänemarks Nationalbank, um ein weiteres Beispiel zu nennen, tauscht anstandslos alle seit Sommer 1945 aus-
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nicht, denn es gibt Sammler, die bereit sind, dafür einiges an gültigen Scheinen „hinzublättern“, worauf auch die SNB Besitzer solcher Scheine ausdrücklich hinweist. Damit wären wir bei dem Problem „Wert und Preis“ für ungültige Geldscheine.
Sammlerwert und Katalogpreis Auf die Frage, was denn eine alte Münze, die nicht aus Gold oder Silber besteht, wert ist, pflegte ein alter Berliner Münzhändler sehr undiplomatisch und direkt zu antworten: „So viel, wie ein Narr bereit ist, dafür auszugeben“. Wenngleich kein Kaufmann seine Kunden als Narren bezeichnen sollte, im Kern ist diese Aussage richtig. Einen Gebrauchswert hat ein ungültiger Geldschein nicht, er hat auch keinen Materialwert. Man kann damit nichts „anfangen“, doch Sammler sehen das anders. Den einen erfreut ein teueres Gemälde an der Wand, den anderen eine seltene Briefmarke oder ein Geldschein im Album. Wo liegt da der Unterschied? Belassen wir es bei diesen philosophischen Fragen. Wichtiger ist die Frage, wie sich der Kaufpreis oder Wert von Geldscheinen ermitteln läßt. Die Antwort ist verblüffend einfach: Der Wert entsteht durch Angebot und Nachfrage. Es gibt Geldscheine, die extrem selten sind, aber kaum gesammelt werden. Andere Scheine sind häufig und dennoch sehr beliebt und entsprechend teuer. Daß der Erhaltungsgrad dabei eine ganz ent-
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Praktische Sammlertips
gegebenen Noten zum Nennwert um. In jedem Fall lohnt es sich bei höheren Werten von Staaten, die traditionell eine „harte“ Währung hatten, immer zu klären, ob es noch Rücktauschmöglichkeiten für bereits nicht mehr kursfähige Scheine gibt. Auf Auskünfte von Geschäfts- oder Reisebanken soll man sich dabei nicht unbedingt verlassen. Sie kaufen ausschließlich kursfähiges Geld, manchmal auch ausgefallene Devisen und haben dafür Unterlagen. Oft kann man die Frage durch Aufsuchen einer Internetseite schnell selbst klären, anderenfalls schickt man im Zeitalter des Computers eine E-Mail mit Bild und wird sicher eine Antwort bekommen. Bei der Schweiz hingegen vermutet man nicht, daß alte Frankenscheine wertlos sind. Die Schweizer Nationalbank unterscheidet: Banknoten im Umlauf, dies sind die zwischen 1995 und 1998 ausgegebenen Noten. Weiterhin gibt es „zurückgerufene, aber noch umtauschbare Banknoten“. Diese wurden per 1. Mai 2000 zurück- oder aufgerufen und sind keine offiziellen Zahlungsmittel mehr. Sie können aber bis zum 30. April 2020 bei der Schweizerischen Nationalbank zum vollen Nennwert umgetauscht werden. Wertlose Banknoten hingegen sind alle früheren Ausgaben, die SNB nennt sie selbst unumwunden so. Ein 1000-Franken-Schein der 2. Serie ab 1910 mit Erstausgabe vom 16. 09. 1911 wurde immerhin erst am 1. 10. 1958 aufgerufen, um am 1.10. 1978 wertlos zu werden. Doch „wertlos“ sind diese Scheine, besonders in guter Erhaltung, natürlich
scheidende Rolle spielt, wurde bereits erklärt. Viele Anfänger glauben, daß man alle Preise von Geldscheinen in Katalogen nachschlagen kann, zumal die meisten Kataloge Preisangaben, teilweise in mehreren Erhaltungsgraden, enthalten. Doch zu diesen Katalogpreisen muß unbedingt folgendes gesagt werden. Sie sind nur Richtpreise, also Größenordnungen, die von den Autoren zu einem bestimmten Zeitpunkt festgelegt wurden. Niemals darf man diese als Dogma ansehen. Wer die Briefmarkenbranche kennt, weiß sehr genau, daß hier seit Jahrzehnten eine enorme Differenz zwischen „Katalogwert“ und dem wirklichen Handelswert besteht. Doch sowohl bei Münzen als auch bei Geldscheinen enthalten die meisten Kataloge Wertangaben, die man schon als realistisch ansehen kann. Geldscheinsammler gibt es nicht nur in Deutschland. Die Weltbanknotenkataloge von Albert Pick kommen heute aus den USA. In den Staaten werden nicht nur US-Noten, sondern auch andere Gebiete wie z. B. Lateinamerika und Karibik gern gesammelt, während bei uns wiederum Interesse und hohe Nachfrage nach Gebieten besteht, an denen amerikanische Sammler weniger interessiert sind. Allein das erklärt, warum man die in US-Dollar angegebenen Preise nicht einfach in Euro umrechnen kann. Es gibt teilweise ganz erhebliche Abweichungen nach oben wie unten. In der heutigen Welt mit den hervorragenden Kommunikationsmöglichkeiten
ist der Markt für Bahnknoten wie für andere Waren enger geworden. Amerikanische Händler und Sammler kaufen bei uns und woanders das, was günstig angeboten wird und umgekehrt. Das gilt natürlich auch für viele andere Länder der Welt, wo der Wohlstand es erlaubt, sich mit einem solchen Hobby zu beschäftigen. Es ist auch falsch zu glauben, daß nur die Banknoten der reichen Länder mit harter Währung knapp und gesucht sind. Seit der Wende stiegen die Preise für Länder, für die im Westen nur mäßiges Interesse geherrscht hat, teilweise extrem an. Was früher für wenig Geld in den Westen geschafft wurde, wird heute zurückgekauft. Auf allen internationalen Auktionen sind russische, polnische oder andere osteuropäische Sammler und Händler präsent und kaufen teilweise zu früher unvorstellbaren Preisen Münzen wie auch Geldscheine.
HINWEIS Denken Sie immer daran: Katalogpreise sind nur Richtpreise. Es gibt Abweichungen nach oben und nach unten. Aktuelle Kataloge enthalten zwar relativ realistische Preise, diese sind jedoch kein Dogma.
Unterschiede in den Preisen sind auch regional verständlich. Die Scheine des eigenen Landes werden immer am meisten gesammelt. Die Deutschen sammeln meist Deutschland, Franzosen eben Frankreich und in Amerika sammelt man USA und dortige „Nebengebiete“. Für
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chen werden. Wichtig ist an dieser Stelle nochmals zu erwähnen, daß die allermeisten Bewertungen in deutschen Papiergeldkatalogen realistisch sind. Am Markt werden oft die Angebote geringfügig unter den Katalogpreisen liegen, aber bei selteneren Stücken wird auch schon mal mehr verlangt. Die seit Jahrzehnten, trotz immer noch in sehr großen Mengen vorhandener Bestände, künstlich hochgetrimmten Katalogpreise in Briefmarkenkatalogen, die eine Wertsteigerung vorgaukelten, die es real nicht gab, schadeten der Philatelie in Deutschland. Briefmarkensammler wundern sich deshalb oft, daß man bei Geldscheinen oder auch Münzen tatsächlich realistische Bewertungen in Katalogen findet und ausgehend davon ein Händler nicht von vornherein gleich 50 % Rabatt geben kann. Man sollte bei Katalogpreisen stets darauf achten, daß die Angaben einem aktuellen Katalog entnommen wurden. Leider gibt es auch schwarze Schafe, die beim Ankauf mit alten Katalogen argumentieren. Doch ein erfahrener Sammler hat noch andere Möglichkeiten zur Überprüfung von Kaufpreisen und Offerten von Privat wie im Handel. Da der Kreis der Geldscheinsammler ständig gestiegen ist, wurde der Rosenberg-Katalog in den letzten Jahren in immer kürzeren Abständen überarbeitet und aufgelegt. Ganz aktuell sind jeweils die Preise für Papiergeld, die in der Zeitschrift Münzen & Papiergeld veröffentlicht werden. In den Fachzeitschriften findet man außerdem jede Menge Inserate, von
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Praktische Sammlertips
sehr seltene französische Geldscheine bekommt man gewiß in Frankreich mehr als bei uns, dort hingegen kann wiederum sogenannte Massenware deutlich billiger sein. Selbst innerhalb Deutschlands gibt es kleine, regionale Preisunterschiede. In Bayern ist natürlich das Interesse an bayerischem Notgeld größer als in Hamburg und umgekehrt. Schließlich noch ein letzter Aspekt zum Thema Sammlerwert und Kaufpreis. Angebot und Nachfrage bestimmen das Marktgeschehen, bei Geldscheinen steht, zumindest bei klassischem Material, einem begrenzten Angebot eine in den vergangenen 40 Jahren extrem gestiegene Nachfrage gegenüber. Blicken wir nur einmal in einen alten „Rosenberg“, so wird dies deutlich. In der 1. Auflage von 1970 wurde der schon vorgestellte höchste deutsche Geldschein – 100 Billionen Mark vom 15. 2. 1924 – in kassenfrisch mit 600 DM bewertet. Der gleiche Schein wird heute mit 5500 Euro notiert. Bei der Firma M. Grimm in Bernburg hätte man in den 1920er Jahren für einen kassenfrischen Schein aber auch schon 150 RM bezahlen müssen. Geldscheine, die noch vor einigen Jahrzehnten um die 50 DM gekostet hatten, sind mit der gestiegenen Nachfrage aus Sammlerkreisen oft bis auf mehrere Hundert Euro im Preis geklettert. Insgesamt verlief bisher die Entwicklung bei guten Reichsbanknoten, auch bei der sogenannten „Mittelware“ meist nur in eine Richtung: nach oben. Welche Chancen und Gefahren in bezug auf Geldscheine als Wertanlage bestehen, soll noch bespro-
Privatleuten wie von Händlern, die meist auch Preise beinhalten. Sie sind die „Nagelprobe“ für jeden Katalogpreis. Man kann selbst in den Zeitschriften Annoncen aufgeben und bekommt dann, je nach Sammelgebiet, von Privatleuten wie Handelsfirmen Angebotsund Preislisten, die ebenfalls Aufschlüsse zulassen, wie Katalognotierungen einzuschätzen sind. All dies spricht wieder für den regelmäßigen Bezug von Fachzeitungen. Zugleich gibt es immer wieder „Modeerscheinungen“, die auch auf dem Gebiet des Papiergelds eine gewisse Rolle spielen. Es gibt Gebiete, die einmal mehr und einmal weniger gefragt sind. Einen großen Zuwachs erhielt die Papiergeldsammlergemeinde in Ost und West, als Mitte der 1970er Jahre der Silberpreis ständig stieg und im Januar 1980 durch eine groß angelegte Spekulation den in der Geschichte höchsten Preis von 54 Dollar pro Feinunze erreichte. Entsprechend teuer wurden selbst schlecht erhaltene Silbermünzen. Doch einmal Sammler – immer Sammler, so wichen viele, die sich früher nur in bescheidenem Maße für Papiergeld interessiert hatten, auf Banknoten aus. Die Folge war, daß Inflationsscheine, aber auch häufiges Bildernotgeld immer knapper und teuerer wurde. Nach dem Ende der DDR um 1990 explodierten die Preise für Münzen dieses Gebiets. Auch einige Geldscheine wurden empfindlich teuer, doch die „Auflagenhöhe“ ist bei Papiergeld selten bekannt, oft sehr groß und nicht wie bei Münzen speziell für Sammler exakt fest-
gelegt und publiziert. Zugleich gibt es gerade in Umbruchzeiten immer die große Frage, welcher Nachschub aus offiziellen Quellen kommen könnte. Nehmen wir das Beispiel DDR, die gesamte letzte Serie mit allen Scheinen von 5 bis 100 Mark hatte einen Gesamtwert von exakt 185 Mark der DDR. Die Scheine waren problemlos umtauschbar zum Kurs von 2 : 1, also bekam man 92,50 DM dafür. Viele Sammler hatten sich einen kassenfrischen Satz der letzten Ausgabe zurückgelegt und stellten nach geraumer Zeit fest, daß sie die Serie nun für 1⁄3 bis 1⁄4 bei Papiergeldhändlern kaufen konnten. Zu viele Scheine in perfekter Erhaltung blieben uneingelöst, aus Staatsbankreserven wurden schließlich 6000 Serien für Sammler auf Auktionen verkauft und die von den illegalen Schatzsuchern aus einem Stollen „befreiten“ Scheine drückten den Preis weiter. Belassen wir es bei diesen Beispielen.
Tausch- und Händlerpreise Zu den Katalogpreisen wurde einiges gesagt, auf ihrer Basis kann man beispielsweise Tauschgeschäfte mit anderen Sammlern durchführen, doch anders als bei Briefmarken wird auch in Vereinen und auf Börsen fast nur gekauft und verkauft. Was die Preise des Handels anbelangt, so ist es selbstverständlich, daß Händler in dem Verkaufspreis eine angemessene Verdienstspanne einrechnen müssen. Sie können beispielsweise schon deshalb gültige Geld-
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Geschäft regelmäßig oder treffen sich auf Börsen mit ihm. Manche Zeitgenossen denken, daß es besonders schlau ist, wenn man schon beim ersten Kontakt mit einem Händler gleich das Gespräch auf die Frage von Rabatt lenkt, die ausgewiesenen Preise kritisiert und die Erhaltungsangaben in Zweifel stellt. Doch als Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit über längere Zeit ist dies kein Fundament. Oftmals bieten Händler einem guten Kunden von sich aus Preisnachlässe oder Teilzahlungsvorschläge an oder versuchen, einen lange vom Kunden gesuchten Schein zu besorgen. Ein solches Entgegenkommen kann auf lange Sicht viel vorteilhafter sein als nur ein paar herausgehandelte Euros. Die Bereitschaft, über die Preise zu verhandeln, hängt schließlich auch davon ab, wie der Verkäufer die Ware eingekauft hat. Besonders bei sehr teueren Stücken sind die Spannen manchmal recht dünn, viel knapper als bei häufigem, gängigem Material, das günstig zu beschaffen ist. Besonders aktive Sammler, die viel Zeit und Geld für ihr Hobby aufwenden, werden nicht nur einen, sondern viele Händler aufsuchen, aber auch Auktionskataloge und Preislisten beziehen. Preisvergleiche sind immer sinnvoll, doch nur bei Standardmaterial möglich. Bei seltenen und ausgefallenen Gebieten und Einzelstücken ist dies natürlich schwer oder manchmal sogar unmöglich. Wie schon ausführlich erklärt, hängt der Wert und auch Kaufpreis entscheidend von der Erhaltung ab. Auch hier gilt es: vergleichen und Erfahrun-
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Praktische Sammlertips
scheine nur zum Kurs abgeben, weil sie auch entsprechende Mehrwertsteuer entrichten müssen. Auch reine Tauschgeschäfte können Händler nur in Ausnahmefällen machen, sie haben schließlich auch diverse Kosten in barem Geld zu bezahlen. Die Preise sind, wie kann es in der Marktwirtschaft anders sein, von Händler zu Händler unterschiedlich, doch die meisten orientieren sich an den gängigen Katalogpreisen und versuchen, wo möglich, diese in der Regel als Obergrenze anzusehen. Im Hobbybereich wurde auch ohne das neue Rabattgesetz schon früher tüchtig gehandelt. Manche Verkäufer kalkulieren ihre Preise so hoch, daß sie schnell einiges an Preisnachlaß anbieten können, andere wiederum geben Rabatte nur bei umfangreichen Käufen im Rahmen von wenigen Prozenten. Wie die Preisgestaltung und Handelspraxis bei einzelnen Händlern aussieht, wird der Sammler schnell selbst herausbekommen. Nur eine Bemerkung dazu: Ein guter Service und Kundendienst ist unbedingt auch etwas wert. Zeit ist Geld, und wenn ein Papiergeldspezialist sich einige Zeit nimmt und den Kunden umfangreich berät, so sollte gerade der Anfänger das zu schätzen wissen. Oft bildet sich zwischen dem professionellen Geldscheinverkäufer und dem Sammler ein Vertrauensverhältnis heraus, das über Jahre und nicht selten ein Leben lang hält. Manche Sammler haben den „Händler ihres Vertrauens“ nie gesehen, mit ihm immer nur korrespondiert oder telefoniert, andere wiederum besuchen ein
gen sammeln. Die Beurteilung der Qualität ist immer subjektiv, trotz aller, allgemein anerkannter Kriterien. Manche Firmen „schönen“ ihre Angebote, andere wiederum geben eher eine pessimistische Qualitätseinschätzung ab, um Reklamationen zu vermeiden.
Geldscheinbörsen und Sammlertreffen Gelegenheiten zum Einkauf von neuem Material findet der Sammler nicht nur auf Auktionen oder im Fachhandel, sondern auch auf Börsen. Dies sind kleine oder große professionell organisierte Verkaufsveranstaltungen, wo sich oft auch Sammler und Händler aus der ganzen Welt treffen. In vielen großen Städten finden Börsen statt, oft mehrere im Jahr von verschiedenen Veranstaltern. Dort kann man als Besucher Münzen und Geldscheine von Händlern ebenso wie von anderen Sammlern kaufen. Börsen gibt es für Sammlerartikel aller Art, also mit einem Angebot von Münzen, Briefmarken, Geldscheinen, Postkarten und mehr. Es finden aber auch ganz spezielle Geldscheinbörsen statt, wie z. B. die „Internationale Papiergeldbörse“ in Köln. Die berühmteste Börse für Geldscheinsammler ist die „Papermoney“ im niederländischen Maastricht. Auch auf der „Numismata“, der großen Münzbörse, die jährlich in München und Berlin stattfindet, gibt es eine Fülle von Papiergeldangeboten. In den Fachzeitschriften findet man die Termine und Veranstaltungsorte.
Wer selbst schon einiges an Dubletten angesammelt hat, kann auf Börsen vom Veranstalter auch einen Tisch mieten und sich selbst als Verkäufer betätigen. Manche Leute entdecken ihr Verkaufstalent, werden zum Hobbyhändler und finanzieren aus den Gewinnen ihrer Handelstätigkeit den Neuerwerb von Material für die eigene Sammlung. Dagegen hat in bestimmten Grenzen niemand etwas, auch nicht das Finanzamt. Wer jedoch mit Intensität einen Handel betreibt, der auf Gewinnerwirtschaftung gerichtet ist, kann unter Umständen großen Ärger mit dieser Behörde bekommen und wird dann zur Kasse gebeten. Das gilt auch für Internetgeschäfte, über die noch zu sprechen sein wird. Geldscheine findet man aber auch immer wieder auf den beliebten „Flohmärkten“, auf denen Privatleute, Trödler und nicht selten auch professionelle Münzhändler einen Stand mieten. Solche Flohmärkte gibt es überall in der Welt, als Sonntagsmarkt, aber auch als ständige Institution, so in Paris, Amsterdam oder London. Münzenmärkte, natürlich stets mit Geldscheinangebot, gibt es manchmal nicht nur in prächtigen Hallen, sondern fast unter freiem Himmel, so in Warschau oder Moskau. Sammlerglück ist, wenn man das, was man schon lange sucht, nicht nur findet, sondern sogar preiswert erwerben kann. Doch „Sternstunden“ dieser Art sind selten, je weiter ein Sammler fortgeschritten ist. Wirkliche „Schnäppchen“ kommen immer wieder mal vor, sind denn aber doch eher die Ausnahme. Auch
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Händlertisch mit Weltbanknoten zur „World Money Fair“ 2004 in Basel
etwas zu finden, was man schon lange sucht.
Geldscheine als Wertanlage? Viele Geldscheine sind für wenig Geld zu bekommen, doch einige kosten viel und manche sogar sehr viel Geld. Einige Katalog- und Aktionspreise wurden bereits genannt. Es ist natürlich ganz legitim zu fragen: Taugen Geldscheine als Wertanlage, besser: ist historisches Papiergeld dafür geeignet? Erwarten Sie auf diese Frage keine eindeutige Aussage, zu vielschichtig ist dieses Problem, zu viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Manchmal bekommt man auf die Frage von seriösen Berufsnumismatikern die Antwort: „Wenn Sie Geld anlegen wollen, dann
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Praktische Sammlertips
wenn manche Händlerstände nicht sehr professionell aussehen, die meisten Verkäufer wissen sehr wohl, was sie haben. Sie schlagen ebenso wie die Sammler in Katalogen nach, kennen Auktionsergebnisse und lesen meist mehrere Fachzeitschriften und beraten sich ständig mit sachkundigen Kollegen. Gerade im Ausland wird man immer wieder mal die Erfahrung machen, daß manche Anbieter aus Vorsicht und Angst, etwas zu „verschenken“, lieber gleich, unabhängig vom Erhaltungsgrad, den höchsten Katalogpreis fordern. Sammlerverbände und Vereine organisieren oft spezielle Tauschabende, hier geht es meist gemächlich zu, aber bei einem Besuch in einer fremden Stadt sollte man, wenn es sich ergibt, solche Tauschtage oder Sammlerabende besuchen. Es besteht immerhin die Chance
gehen Sie zur Bank oder zu einem Vermögensberater“. Unter Geldanlage versteht man gewöhnlich, Kapital sicher und gewinnbringend zu investieren. Die Möglichkeiten hierfür sind vielfältig, wer auf hohe Gewinne spekuliert, muß zugleich auch ein hohes Risiko tragen. Wer mit Sachkenntnis und etwas Glück das richtige Gebiet beim Papiergeld sammelt, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige kauft, kann über einen längeren Zeitraum sein Geld sehr sinnvoll und gewinnbringend anlegen. Das steht außer Zweifel. Doch Vorsicht: Man muß immer daran denken, daß es auf einfachen Sparkonten z. B. in der Regel um die 3 % Zinsen im Jahr gibt. Ein Kapital, das über 20 Jahre so verzinst wird, verdoppelt sich. Viele Anlageformen bieten über diesen Zeitraum aber bedeutend mehr an Gewinnen. Wer vor 20 Jahren eine Banknote für 1000 DM gekauft hat, die er heute mit 1000 Euro verkaufen kann, soll sich nicht einreden, er hätte 100 % Gewinn erzielt. Rechnerisch stimmt dies zwar, aber bei nur geringfügig besserer Verzinsung als 3 % hätte er viel mehr bei anderen Anlageformen „herausholen“ können. Sammlergegenstände taugen nur bedingt zur Kapitalanlage und setzen vor allem ein großes Maß an Sachkenntnis voraus. Sehr oft kauft man unkritisch oder sogar aus Leidenschaft etwas, was man unbedingt in die Sammlung einordnen will, zu teuer. Viele Sammler wollen irgendein Gebiet unbedingt abschließen und lassen sich dann hinreißen, bei der Schließung der letzten
Lücken „um jeden Preis“ zu kaufen. Von groben Fehlern, wie falschen Qualitätseinschätzungen wollen wir gar nicht erst sprechen. Sammler, die beachtliche Summen in den Aufbau ihrer Geldscheinsammlung gesteckt haben und es weiterhin tun, haben bisher gute Erfahrungen beim sogenannten „klassischen Material“ gemacht. Denn anders als bei Briefmarken oder auch Münzen, wo eine schier unüberschaubare Neuheitenflut sich Jahr für Jahr auf den Sammlermarkt ergießt, sind „Gedenkbanknoten“ noch recht selten, obwohl es auch schon diese von einigen Ländern gibt. Das klassische deutsche Material wird immer knapper, und noch steigt die Zahl der Sammler stetig an. Doch „Nachschub“ gibt es bei den älteren Scheinen nicht, im Gegenteil: die wirklich teueren Scheine sind fast alle in festen Händen und selbst Mittelware wird immer knapper. Bildernotgeld beispielsweise war in den 1960er Jahren noch spottbillig. Man bekam oft eine ganze Serie für 50 Pfennige oder eine Mark (in Ost wie West). Auch die „Mittelware“ bei Reichsbanknoten war sehr preiswert zu bekommen. Wer seinerzeit Papiergeld gekauft hat, kann heute einen erheblichen Wertzuwachs feststellen, hat vielleicht eine Traumrendite erzielt. Wer in den 1970er Jahren Reichssilbermünzen der „Mittelklasse“ gekauft hat, wird keine so günstige Bilanz aufweisen können. Schwierig ist es auch zu raten, ob man als Sammler viele kursgültige Geldscheine gleich bei Erscheinen kauft und dann weglegt. Man kann dabei einiges
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men, in dem man sich bei seinem Hobby bewegt, muß jeder für sich selbst abstecken. Es wird immer mehr Geld in Freizeit und Urlaub investiert, wer hingegen lieber etwas sammelt, was er im Bedarfsfall sogar wieder zu Geld machen kann, ist auch nicht schlecht dran. Doch wichtiger ist, daß man Freude empfindet. Sammler sollen bekanntlich glückliche Menschen sein. Im Zusammenhang mit deutschen Geldscheinen sollte man nicht vergessen, daß mit der Einführung des „Euro“ auch die eigenständige deutsche Papiergeldgeschichte ihr Ende gefunden hat. Die deutschen Geldscheine stellen somit ein historisch abgeschlossenes Sammelgebiet dar. Anders als bei anderen populären Sammelobjekten wie z. B. bei den vor Jahren noch sehr beliebten Telefonkarten, bei denen immer neue Ausgaben in unüberschaubarer Vielfalt einer klaren Abgrenzung des Sammelgebiets und einer wertstabilen Entwicklung der Sammlung entgegengewirkt haben, sind historische Geldscheine schon heute neben dem Spaß an der Bewahrung historischer Zeugnisse zumindest auch eine mögliche Form der Geldanlage. Schon vor Jahrzehnten haben sich in der Schweiz Firmen darauf spezialisiert, Kapitalanlagen auf historische Papiergeldsammlungen anzubieten. Wie bei keinem anderen Sammelgebiet stiegen bei Geldscheinen in den letzten Jahrzehnten die Marktpreise real stetig an und verdeutlichen damit auch das wachsende Interesse an diesem Hobby. Da historische Geldscheine nicht mehr hergestellt werden (im
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Praktische Sammlertips
verlieren, wie im Falle der nicht in DM umgetauschten letzten DDR-Geldscheinserie. Nicht wenige Sammler sammeln Neuheiten aus aller Welt und scheuen sich nicht, auch die höchsten Werte eines Landes mit in die Sammlung zu legen. Doch viele Währungen der Welt unterliegen teilweise einer enormen Inflationsrate, hier als Beispiel verschiedene Nachfolgestaaten der UdSSR. Einige von ihnen gaben vor 10 Jahren Noten aus, deren Gegenwert damals 10 oder 100 Dollar war, heute sind sie kaum noch ein Zehntel davon wert, die Bilanz kann unter Umständen auch noch schlechter ausfallen. Sich ganz hohe Nennwerte wegzulegen, wie 1000-DM-Scheine, ist aus finanzieller Sicht nicht gerade ratsam. Doch das ist eine subjektive Meinung. Wollen wir noch ein letztes Gedankenexperiment zu dieser Frage anstellen: Wer zum Beispiel 1925 einen 1000-Rentenmark-Schein kassenfrisch weggelegt hätte, würde heute eine Top-Rarität besitzen. Der neue „Rosenberg“ bewertet diese mit immerhin 4500 Euro. Doch wieviel wert wäre heute ein Grundstück, das man 1925 im Umland von Berlin bei Quadratmeterpreisen von 0,10 RM hätte kaufen können? Belassen wir es bei diesen Überlegungen. Man sollte, und dies erscheint ein sehr wichtiger Rat, Investitionen in die eigene Sammlung immer mit Augenmaß tätigen. Wer nur die Vermehrung seines Kapitals im Auge hat, ist bei einer Bank oder bei einem Vermögensberater besser aufgehoben als in Sammlerkreisen. Den finanziellen Rah-
Gegensatz zu populären Sammelobjekten, die oft nur eine Modeerscheinung darstellen), werden sie auch immer seltener. Deshalb ist der Einstieg in das Sammeln von Geldscheinen so früh wie möglich zu empfehlen. Noch gibt es auch genügend preiswertere Ware, die einen lohnenswerten Sammlungsaufbau und den Spaß am Hobby nicht zu kurz kommen läßt. Immer mehr deutsche Geldscheine finden auch im Ausland, vor allem in den USA, Osteuropa und in Asien, ihre Liebhaber. Damit wandern unwiederbringlich große historische Bestände aus Deutschland ab, was in naher Zukunft zu weiteren Wertsteigerungen führen wird. Nicht zuletzt bietet das umfangreiche, gut recherchierte und mit aktuellen Marktpreisen versehene Katalogangebot ideale Voraussetzungen für den Start zur eigenen Geldscheinsammlung. Egal ob deutsche Geldscheine oder die faszinierende Vielfalt der Banknoten aus aller Welt, das Sammeln von Geldscheinen übt einen ganz besonderen Reiz aus, dem man sich kaum mehr entziehen kann wenn man ihm einmal erlegen ist.
Sammlervereine Sammlerverbände und numismatische Gesellschaften gibt es seit langem. Eine „Massenbasis“ bekamen diese Ende der 1950er Jahre, als die Zahl der Münzsammler stetig stieg. Heute gibt es kaum eine größere Stadt, in denen nicht solche Vereine anzutreffen sind.
Auch wenn sie sich meist „Münzverein“ nennen, Geldscheinsammler gehören dazu und ihre Zahl ist ebenfalls in den letzten Jahrzehnten aus den schon genannten Gründen gestiegen. In vielen Ländern gibt es numismatische Gesellschaften, die sich auch mit Papiergeld beschäftigen. Spezielle PapiergeldSammlerverbände existieren, so zum Beispiel in Kanada (Canadian Paper Money Society) oder in Großbritannien, wo 1961 die „INTERNATIONAL BANK NOTE SOCIETY“ (IBNS) gegründet wurde. Ein überregionaler Sammlerverein in Deutschland ist der DGW, der „Deutsche Geldschein- und Wertpapiersammler e.V.“ Dieser Verein ist aus dem 1979 in der DDR gegründeten Arbeitskreis „Geldscheine und Wertpapiere“ hervorgegangen. In den Fachzeitschriften findet man nicht nur Auktionstermine und Händleradressen, sondern auch umfangreiche Veranstaltungs- und Terminkalender. Gerade vor Urlaubsreisen sollte man diese ansehen, vielleicht kann man einen Ausstellungsbesuch verbinden mit dem Aufsuchen eines oder mehrerer Händler und den Abend als Gast in einem Verein verbringen? Noch eine abschließende Bemerkung: Wenn man schon einige Zeit, gar viele Jahre einem heimatlichen Verein treu ist, so möchte man die Treffen nicht mehr missen. Man kann Vorträge anhören oder auch nur mit alten Sammlerfreunden schwatzen. Nur eines gelingt meist nicht: dort selbst noch etwas für die eigene Sammlung zu finden. Man kennt nach Jahren nicht nur die Gesichter der Freunde,
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Geldscheinausstellungen und Museen Papiergeld aller Art finden wir, ebenso wie Dokumente zur Wirtschaftsgeschichte und des Alltaglebens in vielen kleinen Regionalmuseen, die oft mit viel Liebe und ohne große finanzielle Zuwendungen der öffentlichen Hand bestehen. Im In- und Ausland finden wir in größeren Museen mit numismatischer Dauerausstellung meist auch Geldscheine. Eine der bedeutendsten und umfangreichsten Geldscheinsammlungen, die von Albert Pick aufgebaut wurde, befindet sich heute im Besitz der HYPOVereinsbank in München. Dort sind Kostbarkeiten zu finden, die man nur höchst selten zu Gesicht bekommt. Die Deutsche Bundesbank lädt ein, ihr schönes Geldmuseum zu besichtigen, wo man mit Hilfe modernster Medien
die Welt des Geldes erkunden kann. Den Besucher erwartet eine Dauerausstellung, zugleich gibt es Sonderausstellungen, so z. B. zum Thema „Der Euro im Entwurf: Auch so hätten unsere Banknoten aussehen können“. Das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank befindet sich in Frankfurt/Main, hat sehr besucherfreundliche Öffnungszeiten und der Eintritt ist sogar frei. Mehr Informationen gibt es auf den Internetseiten „www.geldmuseum.de“. Die Bundesbank verfügt mit ca. 254 000 Stück übrigens auch über eine der größten Geldscheinsammlungen, die einst Dr. Arnold Keller aufgebaut hatte. In den mehrfach erwähnten Fachzeitschriften finden Sie oft nicht nur Termine und Hinweise auf Ausstellungen, sondern zugleich Berichte über sie. Dem Thema Sammeln und Internet ist das nächste Kapitel gewidmet, nur vorab soviel: Bei Urlaubsreisen kann man den Besuch eines Museums schon vorab einplanen und recherchieren, was eventuell für Geldscheinsammler interessant sein kann, da viele National- und Staatsbanken auch ein Geldmuseum haben. Eines der schönsten Geldmuseen befindet sich in Stockholm, ganz in der Nähe des königlichen Schlosses. Man findet dort einmalige Raritäten, auch auf dem Papiergeldsektor. Natürlich bietet auch das British Museum und das Geldmuseum der Bank of England vieles an Banknoten. Sehr liebevoll gestaltete Ausstellungen haben die Nationalbanken Litauens und Lettlands, die zu besuchen viel Freude macht, auch für Kinder. Sie sind museums-
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Praktische Sammlertips
sondern auch den Inhalt ihrer Tauschalben. Doch oft bringt der eine oder andere auch etwas gezielt mit, man wird dann begrüßt mit: „Du sammelst doch …, vielleicht brauchst du das?“ Ein fortgeschrittener Sammler mit einem sehr kleinen, speziellen Sammelgebiet wird ähnliche Erfahrungen mit Händlern machen, oft wird er schon bei Betreten des Ladens zwar freundlich, aber resignierend begrüßt mit „Leider nichts reingekommen für Sie“. Viele Sammler können damit leben, andere nicht, sie beginnen dann mit Eifer und Leidenschaft, ein neues Gebiet zu sammeln.
pädagogisch so gut gestaltet, daß auch für Laien der Besuch ein interessantes Erlebnis ist. Oft haben die Museen, so auch die Bundesbank, einen entsprechenden „Museumsshop“, wo man nicht nur Ausstellungskataloge, sondern auch andere interessante Dinge erwerben kann.
Sammlerfreuden und Computer Nur wenige Erfindungen in der Menschheitsgeschichte sind so revolutionär wie die Einführung der EDV und des Computers. Was vor 20 oder 30 Jahren zaghaft begann, beherrscht heute unser Leben. Auch der Geldverkehr ist heute von der Computertechnik beherrscht. Man kann von zu Hause Finanztransaktionen aller Art durchführen, Geld überweisen oder Aktien kaufen. Es gibt Kredit- und Geldkarten mit aufgeladenen Geldbeträgen. Die Masse des Geldes, die vor 200 Jahren noch aus Metall bestand oder metallgedeckt war, existiert heute körperlich gar nicht mehr. Nur ein Bruchteil des vorhandenen Geldes wird geprägt oder gedruckt, das „ganz große Geld“ liegt auf Konten. Selbst Aktien, die man früher im Depot aufbewahrte, existieren heute ebenfalls meist nicht mehr als schön gedrucktes Wertpapier, sondern nur als Dateien in Computern der Banken und Börsen. Es laufen bereits Experimente bei Supermärkten, dem Kunden nicht nur den Wareneinkauf in Selbstbedie-
nung zu überlassen, sondern sich sogar selbst „abzukassieren“. Ob man noch in 100 Jahren mit Banknoten und Münzen bezahlen wird oder ob dann alles nur auf elektronischem Wege erfolgt, das vermag niemand zu sagen. Wenden wir uns aber nun einigen praktischen Themen zu, die in Verbindung mit Computer und Geldscheinsammeln stehen. Welche hervorragenden Möglichkeiten man zur Informationsbeschaffung im Internet hat, muß Computerfreunden nicht erklärt werden. Viele junge Leute mögen sogar über diese Zeilen schmunzeln, aber das Büchlein ist für alle Altersgruppen geschrieben und soll auch Senioren, die dieser Technik eher skeptisch gegenüberstehen, Mut machen und Anregungen geben.
Informationsbeschaffung im Internet Daß man Informationen aller Art aus dem Internet beschaffen kann, ist allgemein bekannt. Doch selbst erfahrene, ältere Numismatiker wissen oft nicht, daß die meisten Münzstätten und Emissionsbanken eigene Seiten im „Netz“ haben, die anzusehen sich durchaus lohnt. Es gibt heute nur noch sehr wenige National-, Staats- oder Emissionsbanken, die keine Internetseite haben. Einige sind stets aktuell und bieten auch für Numismatiker eine Menge an Informationen und Angeboten, andere sind erschreckend unaktuell und langweilig. Geschäftsbanken hingegen ha-
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Kauf per „Mausklick“ Nicht nur Nationalbanken und Münzanstalten, numismatische Vereine und Veranstalter von Börsen sind im Internet präsent, sondern auch die meisten Händler, kleine wie große. Man kann hier zum Teil auch „elektronisch“ einkaufen, die Ware betrachten und in einen virtuellen Einkaufskorb legen. Bezahlt wird auf Rechnung oder ebenfalls auf elektronischem Wege. Immer mehr Auktionshäuser stellen ihr gesamtes Angebot ein, man kann sogar direkt Gebote abgeben. Einige Firmen gehen noch weiter und versenden unaufgefordert oder nach Absprache sogenannte „Newsletter“, also aktuelle Nachrichten mit Angeboten an Kunden, geben Termine und Preislisten per elektronischer Post heraus und schicken auf Wunsch auch qualitativ gute Fotos auf den Heimcomputer. Einige Staatsbanken akzeptieren sogar Bestellungen für Geldscheine per E-Mail.
Internetauktion Das weltweit größte Auktionshaus im Internet ist „eBay“. Es wurde 1995 von Pierre Omidyar in den USA gegründet, um einen „virtuellen Marktplatz“ zu schaffen. Die Zahl der Nutzer ist mittlerweile auf 50 Millionen in der ganzen Welt angestiegen. In Deutschland ist die Firma seit 5 Jahren tätig und es werden mittlerweile auch viele Münzen, Geldscheine, aber auch Literatur und Sammelzubehör angeboten.
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Praktische Sammlertips
ben meist perfekte Seiten, die professionell gestaltet und betreut sind. Viele Seiten sind auch Prestigeobjekt. Oft findet man bei den Geschäftsbanken eines Landes das, was man auf der offiziellen Seite der Staatsbank vermißt. Auf eine Listung von Internetadressen verschiedener Banken wurde an dieser Stelle verzichtet, da sich diese oft ändern und schnell unaktuell werden. Man sollte die Hilfe von sog. Suchmaschinen wie „yahoo“ oder „google“ in Anspruch nehmen und dabei möglichst nach dem Banknamen suchen, der auch auf den Geldscheinen angegeben wird. Viele Informationen bietet u. a. die Seite des Gietl Verlags „www.gietl-verlag.de“, die auch einen kostenlosen Kleinanzeigenmarkt beinhaltet und neben einem großen Literaturangebot auch aktuelle Beiträge aus Fachzeitschriften vorstellt sowie Datein zu Veranstaltungsterminen und aktuellen Auktionen bereithält. Es gibt aber auch numismatische Wörterbücher und Beiträge zu Geldscheinen im Netz. Firmen verschicken ihre Auktionskataloge gedruckt, aber auch zusätzlich als CD-Rom, die von manchen Auktionen ausschließlich genutzt wurden. Diese scheinen sich allerdings nicht sehr bewährt zu haben, die meisten Sammler bevorzugen nach wie vor das gute, alte gedruckte Buch, in dem man sich Notizen machen kann. Doch Notizen kann man sich natürlich auch elektronisch machen, es existieren sogar perfekte Programme zur Verwaltung von Sammlungen, die individuell zu verändern sind.
Gerade beim Papiergeld hat man sich in der letzten Zeit sehr viel Mühe gegeben, was die Kategorien angeht. Jedermann kann dort kaufen und verkaufen, nach sehr gut ausgetüftelten Regeln, über die der Verwalter des Online-Auktionshauses wacht. Wenn ab und zu in den Medien von schlimmen Betrugsfällen berichtet wird, so ist dies für die Betroffenen zweifellos kein Trost, wenn der Versteigerer darauf hinweist, daß auch bei normalen Handelsgeschäften viel betrogen und geschummelt wird. Doch mit gesundem Menschenverstand und der nötigen Portion Vorsicht sowie dem genauen Studium der Regeln des Veranstalters ist das Risiko, „über den Tisch gezogen“ oder gar um viel Geld betrogen zu werden, nicht allzu groß. Wer etwas Interneterfahrung hat, sollte die Seite „www.ebay.de“aufrufen und dann MÜNZEN ansteuern, denn dort sind auch die umfangreichen Papiergeldangebote zu finden. Man sollte sich alles in Ruhe ansehen und vor allem auch die Regeln genau studieren. Es gibt sogar eine eBay-Akademie. Besser als stundenlange autodidaktische „Sitzungen“ ist es, sich im Verein oder mit jungen Leuten über diese Fragen zu unterhalten. Die meisten Jugendlichen kaufen und verkaufen dort schon lange mit Erfolg im Internet und werden schnell zeigen können, worauf es ankommt. In Händlerkreisen wurde und wird der rasante Anstieg des Internethandels oft mit Argwohn beobachtet. Natürlich sind die vielen privaten Anbieter und
„Schwarzhändler“ ein Problem, doch Konkurrenz beflügelt das Geschäft und nicht wenige Händler verkaufen heute im Internet schon mehr als im eigenen Laden, weil hier ganz andere Käuferschichten angesprochen werden, wie z. B. die Jugend, die man sonst kaum in Vereinen findet. Was den Bereich der Geldscheine und auch Münzen angeht, so muß man sagen, daß teuere Stücke nur selten im Internet angeboten werden. Viele Sammler wählen zum Verkauf lieber den traditionellen Weg über einen Händler oder ein Auktionshaus. Sie vertrauen auf dessen Erfahrung und Kundenstamm und akzeptieren, daß seine Dienste mit einer angemessenen Handelsspanne zu bezahlen sind. Es gibt natürlich auch Händler, die mit ihrem guten Namen für die Echtheit und Qualität der Ware nicht nur im „Normalgeschäft“, sondern auch im Internet, so bei eBay bürgen. Gerade die Frage Qualität und Echtheit ist ein Problem bei diesem Geschäft. Selbst bei hervorragenden Bildern, die heute eingestellt werden können, ist kaum eine schlüssige Antwort auf die Frage echt oder falsch möglich. Nicht wenige Sammler stört es zugleich, daß im Internet im Prinzip jeder alles zum Verkauf einstellen kann. Die Versteigerungshäuser sind praktisch nur Vermittler, die die Einhaltung der Regeln überwachen und kontrollieren, daß bei ihnen nicht bestimmte, verbotene Ware offeriert wird. Doch wie sollten sie die Seriosität und vor allem Echtheit eines Angebots prüfen? Manche Verkäufer haben nicht die geringsten
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doch wenn solche Geschäfte einen gewissen Umfang annehmen, so kann das Finanzamt schon ungemütlich werden. Kriminalpolizei und Steuerfahndung sehen sich die Internetversteigerungen immer öfter und genauer an. Mittels eines eigenen Computerprogramms können die Finanzbehörden feststellen, wer gelegentlicher „Hobbyhändler“ ist und wer „richtigen“ Handel ohne Gewerbeschein betreibt. In letztgenanntem Fall kann man sehr unangenehme Erfahrungen mit dem Finanzamt machen und mit Steuernachforderungen konfrontiert werden.
Geldscheine im Computer Was immer man auch sammelt: Eine gewisse Übersicht zu Bestand und Fehlendem ist vonnöten, besonders dann, wenn die Sammlung einen gewissen Umfang erreicht hat. Besonders der Sammler, der noch voll im Berufsleben steht und eine Fülle von familiären oder gesellschaftlichen Verpflichtungen hat, kann schon mal etwas kaufen, von dem sich dann herausstellt, daß es bereits vorhanden ist. Nur wenige Menschen verfügen bis ins hohe Alter über ein fotografisches Gedächtnis und brauchen keine Fehl- und Bestandslisten. Die meisten Sammler behelfen sich mit Notizen in Katalogen. Viele Reichsgeldsammler haben stets den neuesten „Rosenberg“, führen aber akribisch Buch über die Sammlung in einer älteren Ausgabe, schon aus dem einfachen Grund, weil man nicht immer alles in den neuen Ka-
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Sachkenntnisse und bieten das, was man in Sammlerkreisen salopp als „Müll“ bezeichnet, mit schönsten Worten als Raritäten an. Auch werden oft Preise gefordert, die jenseits von „gut und böse“ sind. Immer wieder werden Fälschungen nicht als solche erkannt und teuer wie ein echtes Stück angeboten. Manche Verkäufer sind fair und vorsichtig und vermerken ausdrücklich, daß sie sich nicht für die Echtheit verbürgen können. Diese deutlichen und ehrlichen Worte sollen jedoch nicht davon abhalten, immer wieder Internetangebote durchzusehen. Man kann dort durchaus auch sehr interessante und gute Stücke für die Sammlung finden, so wie man auf dem Flohmarkt auch manchmal ein „Schnäppchen“ macht. Was die finanztechnische Abwicklung der Internetgeschäfte angeht, so hat beispielsweise eBay ein hervorragendes System ausgeklügelt, das Käufer und Verkäufer gleichermaßen schützt. Die spektakulären Fälle, wo Kriminelle ahnungslose Käufer hereinlegen, von denen die Medien gelegentlich berichten, sind recht selten und kommen auch im „realen Handel“, nicht nur im Internet, immer wieder vor. Der virtuelle Marktplatz im Internet macht es möglich, daß man ausgefallenste Sammlerartikel in aller Welt aufspüren kann. Schon die Suche danach kann viel Freude bereiten. Es gibt Sammler, die selbst viel im Internet mit Erfolg und oft auch einträglichem Gewinn verkaufen, den sie dann gern wieder in die Sammlung investieren. Das ist natürlich nicht verboten,
talog übertragen will. Andere wieder benutzen Loseblattsammlungen, Notizbüchlein oder Karteikarten. Das ist für die Sammlung von Nutzen, aber auch für Notfälle nicht verkehrt, wenn es beispielsweise um Versicherungsschutz geht. Die meisten Versicherungsgesellschaften erkennen Katalogeintragungen als Beweis für den Besitz von Objekten an, man sollte dies mit dem Versicherungsvertreter besprechen. Zugleich empfiehlt es sich, immer auch die Erhaltungsgrade in den Unterlagen zu vermerken, ebenso wie den Einkaufspreis, den man am besten verschlüsselt. Computerfreunde werden für Karteikarten und Notizblock nur ein Lächeln übrig haben, sie benutzen z. B. ein spezielles Sammlungs-Verwaltungsprogramm, das sie selbst erarbeitet oder besorgt haben. Dort wird alles in Tabellen oder Datenbanken eingetragen. Sie können so in Sekunden den Katalogwert ihrer Kollektion ermitteln und zugleich Fehl- und Bestandslisten ausdrucken und an andere Sammler oder Händler weiterleiten. Besonders junge Leute werden schnell behaupten, daß eine richtige Sammlungsverwaltung ohne den Computer nicht denkbar ist. Ältere Sammler, die sich für moderne Technik nicht besonders interessieren, werden verblüfft sein, wenn sie feststellen können, wie einfach heute mit einem Scanner die Herstellung von hervorragenden Abbildungen von Geldscheinen möglich ist, die man sogar speichern, ausdrucken und an andere Freunde per E-Mail schicken kann. Allein das richtige Fotografieren von
Münzen und Geldscheinen nahm früher stets ein ganzes Kapitel in einem Büchlein wie diesem ein. Schon mit einem einfachen Personalcomputer kann man sich heute aber einen eigenen farbigen Sammlungskatalog basteln, verwalten und ausdrucken. Man kann aber auch seinen Spaß haben, wenn man einen Euro-Schein z. B. mit dem eigenen Porträt versieht und an Freunde versendet. Doch Vorsicht: Einiges ist bei solchen Experimenten zu beachten. Weder EZB noch Bundesbank verbieten das Kopieren und Abbilden ihrer Geldscheine zu Werbezwecken grundsätzlich, sofern sie einseitig bedruckt sind. Von der Deutschen Bundesbank ist zu erfahren, daß die Frage „Abbildung von Banknoten oder Teilen davon zu Werbe- und anderen Zwecken“ unterdessen EUweit geregelt ist. Dazu gibt es einen Beschluß des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB ) vom 20. März 2003, der im Amtsblatt der EU Nr. L 78/16 vom 25. März 2003 veröffentlicht ist. Reproduktionen von Banknoten, die die Öffentlichkeit mit echten EuroBanknoten verwechseln könnte, gelten nach dieser als „unrechtmäßig“. Rechtmäßig hingegen sind solche Darstellungen, wenn sie einseitig dargestellt sind und in Länge und Breite mindestens 125 % oder höchstens 50 % der jeweiligen echten Banknote betragen. Bei beiderseitig bedruckten „Blüten“ sind die Mindest- oder Maximalgrößen auf 50 bzw. 200 % festgelegt. Andere Länder haben ähnliche Vorschriften, einige verbieten das Darstellen von Banknoten zu solchen Zwecken sogar grundsätz-
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Reichsbanknoten oder Notgeldscheine in hoher Auflösung auf seinem Computer speichert. Man könnte hier nur Speicherplatzprobleme bekommen. Einige Münzsammler beispielsweise prüfen die Echtheit von Stücken durch den Vergleich elektronischer Bilder, ähnliches ist bei Überdruckscheinen denkbar.
Tandem „Opa – Enkel“ Junge Leute wie ältere Computerfreunde werden sehr schnell ihren Rechner für die Informations- und Materialbeschaffung und Verwaltung der Geldscheinsammlung einzusetzen wissen. Es lohnt sich, auch über diese Fragen im Verein mit anderen Sammlern zu sprechen und sich anzusehen, was der eine oder andere an Neuem ausgetüftelt hat. Und nicht nur das. Manchmal ist guter Rat ganz in der Nähe zu finden: z. B. in der Familie. Was für Opa ein Problem ist, kann der Enkel oder die Schwiegertochter vielleicht im Handumdrehen erledigen. In Münzläden, auf Börsen und in Vereinen sieht man vornehmlich ältere Herren. Frauen sind selten dabei, obwohl es diese als Münzhändler(innen), Chefredakteur(innen) von Fachzeitschriften, Wissenschaftler(innen) in Museen und natürlich auch Sammler(innen) gibt. Doch eine „Frauenquote“ ist nicht durchsetzbar bei der „Sammelei“, Psychologen mögen ergründen warum, aber nachweislich neigen Männer eher dazu, Sammler zu werden als Frauen. Immer wieder
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Praktische Sammlertips
lich. Selbst im Internet findet man bei einigen Emissionsbanken immer wieder Geldscheindarstellungen, die mit Kopierschutz versehen sind. Andere Länder, wie Schweden z. B. stellen selbst neue Scheine nur stark verfremdet und nicht papierglatt vor. Darüber hinaus gibt es noch diverse andere Einschränkungen und Gebote, von denen einige für Nicht-Juristen nur schwer verständlich sind, so die Gestaltungselemente betreffend. Klar ist jedoch geregelt, daß Materialien, die nicht mit Papier zu verwechseln sind, nicht beanstandet werden. Niemand würde mit einem „Kaffepot“, der mit einem 500-Euro-Schein bedruckt ist, bezahlen wollen, ein Handtuch als 100DM-Schein würde nie als Geld angesehen werden. Wie sieht es aber mit dem Einscannen eines 500-Euro-Scheins aus, den man dann auf dem Computer speichert? Hier kann es Ärger geben: Auch zur Frage der elektronischen Medien wird in dieser Verordnung etwas gesagt, was viele Sammler nicht wissen. Wer eine echte Note ins Internet stellen will, muß diese mit SPECIMEN in entsprechender Größe beschriften, sogar die Schriftart ist vorgegeben: Arial oder eine ihr ähnliche Schrift. Die Auflösung der elektronischen Reproduktion in Originalgröße darf zugleich 72 Punkte pro Inch (dpi) nicht überschreiten. Dänemark beispielsweise fordert die gleiche Begrenzung bei der Auflösung, wer „bessere“ Bilder mit guten Geräten macht, könnte Ärger bekommen. Doch kein Staatsanwalt dürfte etwas dagegen haben, wenn man fleißig alte
hört man die Klagen, daß die Jugend fehle. Es gibt keinen Nachwuchs, so meinen Händler und Verbandsfunktionäre. Das Problem ist wahrlich nicht neu, denn wer z. B. 100 Jahre alte Münzzeitschriften durchsieht, wird feststellen, daß auch schon seinerzeit über das mangelnde Interesse der jungen Generation geklagt wurde. Wie dem auch sei, junge Menschen haben oft „aktivere Interessen“, wie Sport, Motorrad- und Autofahren, Tanzen und Reisen im Sinn – und sie haben, wenn sie denn verheiratet sind und Kinder haben, oft wenig Zeit und nicht das Geld, sich intensiv einem nicht billigen Hobby zu widmen. Und so wird es wohl dabei bleiben, daß man auch in 50 Jahren vorrangig ältere Herren auf Tauschabenden und Auktionen trifft. Ein Trauma für viele der ergrauten Männer, die eine schöne Sammlung in ihrem Leben zusammengetragen haben ist, daß weder Kinder noch Enkel Interesse dafür haben. Diese interessiert bestenfalls der im Handel zu erzielende Verkaufswert. Es gibt in der Tat ganz selten Sammlertandems: Vater und Sohn, noch seltener ganze Sammlerdynastien. Das ist schade, aber wohl nicht zu ändern. Auch hier ein guter Rat – aus eigener Erfahrung: Niemals sollte man Druck auf Kinder oder Enkel ausüben. Man ist Sammler – oder man ist es nicht. Manchmal sammelte der Vater Briefmarken, der Sohn hingegen lieber Münzen oder Geldscheine. Da gibt es schon gemeinsame Anhaltspunkte. Doch zurück zum Thema: Computer.
Hier kann man durchaus eine „Generationsbrücke“ schaffen, über die Kinder auch dem Opa helfen und ihm einiges erklären können. Auch wenn der Enkel trotz diverser gemeinsamer Internetbesuche kein gesteigertes Interesse an Opas Kollektion zeigt, so kann das gemeinsame Beschäftigen mit einer Sache viel Freude machen, was doch auch schon ein Erfolg wäre. Erfreulich ist aber auch, daß mit den zahlreichen Informationsangeboten und Bezugsmöglichkeiten im Internet auch viele jüngere Menschen ihre Leidenschaft für das Sammeln von Münzen und Geldscheinen entdeckt haben.
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Der Leser, der in diesem Büchlein bis zu dieser Seite gekommen ist, wird vielleicht auch noch die Zeit und Lust finden, die letzten Worte der Verfasser zum Thema Geldscheinsammeln zu lesen. Über einige Aspekte dieses interessanten Hobbys wurde berichtet, doch man könnte zu vielen Dingen noch viel mehr sagen. Wenig wurde erklärt zur Frage der Herstellung von Geldscheinen, zu Drucktechniken und anderen technischen Fragen. Höchstens gestreift wurden ökonomische Probleme zum Thema Geld, Geldwert und Inflation. Kaum etwas wurde zu Wertpapieren, Aktien, Kuxen, Schuldverschreibungen und Wechseln ausgeführt. Auch Rationierungsbelege wie Lebensmittelkarten, Warengutscheine und Bezugsscheine hätten näher als Sammlergegenstand betrachtet werden können. Schon bei der Auswahl der Themen mußten Grenzen gezogen werden, einige inhaltliche Aspekte wurden vielleicht nur oberflächlich gestreift. Größter Wert wurde darauf gelegt, nicht nur
Wissen und Fakten zu vermitteln, sondern auch praxisnahe Vorschläge zu unterbreiten, die die Beschäftigung mit Geldscheinen aller Art fördern sollen und helfen können, eine interessante Sammlung aufzubauen. Wenn es gelungen ist, auch nur etwas Begeisterung für das Geldscheinsammeln zu wecken und Anregungen zu geben, so wäre ein wichtiges Ziel des Buches erreicht, das nur zu übertreffen wäre, würden sogar erfahrene Sammler noch etwas Neues darin finden können. Vielleicht gefällt dieses Büchlein sogar kritischen Lesern, die zwar einiges zu bemängeln haben, aber spüren, daß es mit Freude und Begeisterung geschrieben wurde. Der größte Wunsch der Verfasser dieser Zeilen wäre allerdings, wenn nur ein Fünkchen des eigenen Spaßes am Papiergeldsammeln bei anderen nicht nur ein Strohfeuer auslösen würde.
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Nachwort
GELDSCHEINSAMMELN Nachwort
Literaturverzeichnis:
Deutsche Bundesbank: „Die Noten der Deutschen Bundesbank“, Frankfurt am Main 1964
Alle Bücher in dieses Verzeichnis aufnehmen zu wollen, die zum Thema Papiergeld veröffentlicht wurden, ist unmöglich. Wir beschränken uns daher nur auf einige wichtige aktuelle Standardwerke, sog. Zitierwerke, Kataloge zu Weltbanknoten und zu Ländern, die für deutsche Sammler interessant sein können. Die Nennung erfolgt in alphabetischer Reihefolge nach Autoren. Bajer, Jan: „Papirová platidla Ceskoslovenska 1919 – 1993, Ceské republiky, Slovenské republiky 1993 – 2003“ (Das Papiergeld der Tschechoslowakei 1919 – 1993 sowie der Tschechischen und Slowakischen Republik 1993 – 2003), Prag 2003 Barac, Borna: „Banknotes of the States of the Former Yugoslavia 1767 – 2002“ (Die Banknoten der Staaten des ehemaligen Jugoslawien), Zagreb 2002 Bender, Klaus W.: „Geldmacher – Das geheimste Gewerbe der Welt“, Weinheim 2004 Cuhaj, George S.: „Standard Catalog of World Paper Money, Vol. III: Modern Issues 1961 – Date“, Iola 2004
Deutsche Bundesbank: „Von der Baumwolle zum Geldschein – Eine neue Banknotenserie entsteht“, Frankfurt am Main 1996 Eck, Thomas van: „Das Papiernotgeld der preußischen Rheinprovinz“, Düsseldorf 2000 Fengler, Heinz: „Geschichte der deutschen Notenbanken vor Einführung der Mark-Währung – Papiergeld der altdeutschen Staaten“, Regenstauf 1992 Friedberg / Friedberg: „Paper Money of the United States from Colonial Times to the Present“ Das Papiergeld der Vereinigten Staaten von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart), Clifton 2004 Geiger, Anton: „Deutsches Notgeld, Band 3: Das deutsche Großnotgeld 1918 – 1921, Katalog aller Notgeldscheine im Nennwert von 1 bis 100 Mark“, Regenstauf 2003 Gerke, Günter: „Das Geld der mageren Jahre – Als alle Milliardäre waren“, Bielefeld 1998 Grabowski, Hans-Ludwig: „Das Papiergeld der deutschen Länder von 1871 bis 1948“, Regenstauf 1999 Grabowski, Hans-Ludwig: „Deutsches Notgeld, Band 5+6: Deutsche Kleingeldscheine, Amtliche Verkehrsausgaben 1916 – 1922“, Regenstauf 2004
Deutsche Bundesbank: „Frühzeit des Papiergeldes“, Frankfurt am Main 1970 Deutsche Bundesbank: „Deutsches Papiergeld 1772 – 1870“, Frankfurt am Main 1963 Deutsche Bundesbank: „Das Papiergeld im Deutschen Reich 1871 – 1948“, Frankfurt am Main 1965
Grabowski / Mehl: „Deutsches Notgeld, Band 1+2: Deutsche Serienscheine 1918 – 1922“, Regenstauf 2003 Grasser / Pick: „Das Bielefelder Stoffgeld 1917 – 1923“, Berlin 1972
202
Hoffmann / Reichenberger: „Das Notenbuch – Katalog der deutschen Banknoten ab 1874“, Regenstauf 1992
Müller / Geiger: „Das Papiergeld der deutschen Eisenbahnen und der Reichspost“, Frankenthal 2000
Jaksch / Pick: „Katalog des österreichischen Notgeldes 1916 – 1921“, Berlin 1977
Parchimowicz / Borkowski: „Katalog banknotów polskich“ (Katalog der polnischen Banknoten), Stettin 2004
Kahnt / Pontzen / Schöne / Walz: „Die Geschichte der Deutschen Mark in Ost und West“, Regenstauf 2003
Persijn / Jungmann-Stadler: „Kostbarkeiten aus der HYPO-Geldscheinsammlung“, Regenstauf 1994
Keller, Arnold: „Das Notgeld von 1914“, Nachdruck München 1976
Pick, Albert: „Briefmarkengeld“, Braunschweig 1970
Keller, Arnold: „Das Papiergeld der Deutschen Kolonien“, Münster 1967 Keller, Arnold: „Das Wertbeständige Notgeld (Großnotgeld) 1923/1924“, Berlin 1954 (Reprint, München 1976) Keller, Arnold: „Notgeld besonderer Art“, Berlin 1959 (Nachdruck, München 1977) Keller / Lehrke: „Deutsche Wertpapierwasserzeichen“, Berlin 1955 Koppatz, Jürgen: „Geldscheine des Deutschen Reiches“, Berlin 1988 Millczak, Czeslaw: „Katalog Polskich pieniedzy papierowych od 1794“ (Katalog des polnischen Papiergelds ab 1794), Warschau 2002 Müller, Manfred: „Deutsches Notgeld, Band 4: Die Notgeldscheine der deutschen Inflation von August 1922 bis Juni 1923“, Regenstauf 2003
Pick, Albert: „Papiergeld – Ein Brevier für Sammler“, Niedernhausen 1980 Pick, Albert: „Das Papiergeld Bayerns, Staatspapiergeld, Banknoten und Notgeld – Geschichte und Katalog“, Regenstauf 1989 Pick, Albert: „Papiergeldlexikon“, Regenstauf 1992 Pick / Rixen: „Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland“, Regenstauf 1998 Pick / Shafer / Cuhaj: Standard Catalog of World Paper Money, Vol. I: Specialized Issues, Iola 2002 Pick / Shafer / Cuhaj: Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II: General Issues, Iola 2003 Pick / Siemsen: „Das Lagergeld der Konzentrationslager und D.P.-Lager 1933 – 1947“, Regenstauf1993 Pick / Siemsen: „Notgeld Zweiter Weltkrieg“, München 1979 Ramjoie, Peter: „Die Abstempelungen der deutschen Geldscheine in Ost-Belgien“, Berlin 1973
203
Literaturverzeichnis
Keller, Arnold: „Das Notgeld der deutschen Inflation 1923“, Berlin 1958 (Nachdruck, Regenstauf 2004)
Reichsdruckerei: „Das Deutsche Staatspapiergeld“, Berlin 1901 (Reprint, Regenstauf 1993)
Schöne, Michael H.: „Das Papiergeld im besetzten Deutschland 1945 bis 1949“, Regenstauf 1994
Richter, Rudolf: „Notgeld Österreich: Österreich-Ungarn 1914 – 1918“, Regenstauf 1996
Schöne, Michael H.: „Das Papiergeld in der Freien Stadt Danzig 1920 bis 1939“, Pirna 2003
Richter, Rudolf: „Notgeld Österreich: Deutsch-Österreich und Nachfolgestaaten mit Nebengebieten ab 1918“, Regenstauf 1993
Tieste, Reinhard: „Katalog des Papiergeldes der deutschen Kriegsgefangenenlager im I. Weltkrieg“, Bremen 1998
Richter, Rudolf: „Notgeld Österreich: Lagergeld“, Regenstauf 1997
Topp, Jochen Jos.: „Das Papiernotgeld von Westfalen“, Dülmen 1998
Richter / Kunzmann: „Die Banknoten der Schweiz“, Regenstauf 2003
Tronjeck, Matthias (Artemon): „Reichsbanknoten Spezialkatalog“, Berlin 1997
Rosenberg, Holger (Bearb. Grabowski, Hans-Ludwig): „Die deutschen Banknoten ab 1871“, Regenstauf 2003
Ziesenhenne, Horst: „Notgeldscheine Franken 1916 – 1923“, Bayreuth 2001
Rupertus, Günter: „Das Papiergeld von Baden 1849 – 1948“, Ludwigshafen 1988
204
Internetadressen:
http://www.geldmuseum.de Geldmuseum der Deutschen Bundesbank
An dieser Stelle sollen nur einige wichtige Adressen aus dem Internet aufgeführt werden, die für Geldscheinsammler interessant sein können. http://www.bundesbank.de Deutsche Bundesbank http://www.das-deutsche-notgeld.de Sammlerseiten zur Papiergeldgeschichte und Notgeld besonderer Art http://www.dgwev.de Deutscher Geldschein- und Wertpapiersammler e.V. http://www.ebay.de Internet-Auktionen auch für Geldscheine (siehe unter Münzen) http://www.ecb.int Europäische Zentralbank
http://www.gietl-verlag.de Der führende deutschsprachige Fachverlag für Numismatik mit den Sammlerjournalen „MünzenRevue“ und „Münzen & Papiergeld“ (inkl. „Der Geldscheinsammler“) sowie einem umfangreichen Buchprogramm http://aes.iupui.edu/rwise/ Private englischsprachige Seiten zu Weltbanknoten von Ron Wise http://www.notarium.de Deutsche Seiten für Geldscheinsammler (im Aufbau, siehe auch „www.notaphil.de“) http://www.oanda.com Internationale Währungskurse http://www.papermoney-maastricht.org Papiergeldbörse Maastricht http://www.polymernotes.de Sammlerseiten zu Polymerbanknoten
Literaturverzeichnis
http://www.geldmuseum.at Geldmuseum der Österreichischen Bundesbank
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Literatur für Münz- und Papiergeldsammler
Das Münzwesen des Römischen Reiches (ISBN 3-924861-54-4) 3 29,–
Die Münzen der Römischen Republik (ISBN 3-924861-76-5) 3 29,90
Die Münzen der römischen Kaiserzeit (ISBN 3-924861-77-3) 3 39,90
Deutsche Serienscheine 1918 – 1922 2 Bände (ISBN 3-924861-70-6) 3 39,90 (für beide Bände)
Das deutsche Großnotgeld 1918 – 1921 (ISBN 3-924861-79-X) 3 38,–
Die Notgeldscheine der deutschen Inflation 1922 (ISBN 3-924861-80-3) 3 38,–
Deutsche Kleingeldscheine 1916 – 1922 2 Bände (ISBN 3-924861-85-4) 3 59,80 (für beide Bände)
Das Notgeld der deutschen Inflation 1923 (Reprint, 2 Bände) (ISBN 3-924861-86-2) 3 59,80 (für beide Bände)
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