Integrative Sozialtheorie? Esser - Luhmann - Weber
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Zitiervorschau

Rainer Greshoff • Uwe Schimank (Hrsg.) Integrative Sozialtheorie? Esser - Luhmann - Weber

Rainer Greshoff Uwe Schimank (Hrsg.)

Integrative Sozialtheorie? Esser-Luhmann Weber

III

VSVERLAG FUR SOZIALWISSENSCHAFTEN

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothel< verzeichnet diese Publil x Situationsgebundenheit (von den Situationsbedingungen zum Handeln): y =>x Lebensweltliche Begriffe mi, yi, Xi und seine Situations definition si => mi, B, V^erstehende Sitingschreihung durch den Forscher^^ 1) als So^ologen (Theoriehildung: von der Kealitdt ^r Theorie) a) Begriffsanaljse

Klarung der idealtypischen Begriffe M, Y, X und der Begriffsbeziehungen Y=:>X, M=^Y b) Situationsanalyse

„»Sinn« ist hier entweder a) der tatsachlich a. in einem historisch gegebenen Fall von einem Handelnden oder |3. durchschnittlich und annahernd in einer gegebenen Masse von Fallen von den Handelnden oder b) in einem begrifflich konstxuierten reinen Typus von dem oder den als Typus gedachten Handelnden subjektiv gemeinter Sinn. Nicht etwa irgendetn objektiv »richtiger« oder ein metaphysisch ergriindeter »wahrer« Sinn." (Weber 1922, S. 1) Diese klassische Definition des »Sinns« von Weber ist eigentiich kaum ohne eine Kenntnis seiner methodologischen Arbeiten verstandlich. Der erste Punkt be^ieht sich auf die sinnhafte kausale Verursachung durch Motive, wahrend der zweite Punkt die statistisch feststeUbare Situationsgebundenheit aller Akteure betrifft. Der dritte Punkt ist meiner Meinung nach dagegen falsch formuliert, weil er die vom Akteur verwendeten lebensweltlichen Begriffe des Akteurs nicht von den wissenschafdichen Idealtj^pen des Forschers trennt. Eine Trennung ist hier logisch 2wingend geboten, gerade weil er eine getrennte Definition des »Verstehens« als einen Akt der Sinnzuschreibung fiir die Perspektive des Forschers vorlegt. „»Verstehen« heiBt in all diesen Fallen: deutende Erfassung: a) des im Einzelfall real gemeinten (bei historischer Betrachtung) oder b) des durchschnittUch und annaherungsweise gemeinten (bei soziologischer Massenbetrachtung) oder c) des fiir den reinen Typus (Idealt)^pus) einer haufigen Erscheinung wissenschaftHch zu konstruierenden (»idealtypischen«) Stnnes oder Sinnzusammenhangs." (Weber 1922, S. 4) Mit dem ersten Fall ist die Motivationsanalyse eines Historikers gemeint. Die beiden anderen betreffen die Situationsanalyse und die Begriffsanalyse des Soziologen.

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Christian Etzrodt

Erklarung der sitxiationsabhangigen Kausakusammenhange: Y=>X unter der vorlaufigen Anwendung der Zweckrationalitatshypodiese und unter Verwendung der idealtypischen Begriffe 2) als Historiker (Theorieanwendung: von der Theorie ^r Kealitdt) Motivationsanalyse

Erklarung der motivationsabhangigen Kausalverursachung eines konkreten Ereignisses: M:=>X unter Anwendung der situationsabhangigen Kausal^usammenhange und unter Verwendung der idealtypischen Begriffe Max Webers Handlungstheorie hat die methodologische Funktion — wie nun offensichtHch wird —, verschiedene Forschungsansatze ineinander zu integrieren. Handlungstypen sind noch viel mehr als andere idealtypische Begriffe eine essentielle Voraussetzung empirischer Situationsanalysen, weil sie nicht nur als Deutungsschema dienen, sondern die Zweckrationalitatshypothese auch ein elementarer Bestandteil jeder Verifikations- oder Falsifikationsstrategic ist. Die Handlungstypen werden ferner ziim zentralen Gegenstand bei der Erklarung historischer Phanomene. Es handelt sich bei ihnen um den Ausgangspunkt jeder soziologischen Erkenntnis. Webers Handlungstypen miissen vielseitig sein, um den Erkenntnisinteressen dieser verschiedenen Aufgaben gerecht zu werden, und sie miissen prazise definiert sein, um wiUkiirliche Interpretationen der Forscher zu vermeiden (vgl. Weber 1903-06, S. 121f, 1904, S. 195). 3 Handeln, soziales Handeln und die Definition det Situation bei Hartmut Esset Hartmut Esser (1999, S. IX f) vertritt mit seiner Handlungstheorie den Anspruch, die Tradition von Max Webers Verstehender Soziologie und von Karl Poppers Kritischem RationaHsmus fortzufiihren. Sein Ziel ist die Uberwindung des noch immer in der Soziologie existierenden Gegensatzes zwischen Makround Mikrotheorien. Es geht ihm um die ,,V^erbindung zwischen den Strukturen der Gesellschaft und dem Handeln des Menschen" (Esser 1999, S. 5, Hervorhebungen im Original). Die Makrosoziologie ist nach Esser nicht in der Lage, die Sinnhaftigkeit sozialer Phanomene in zufriedenstellender Weise zu behandeki, wahrend es der Mikrosoziologie nicht zu erklaren gelingt, wie „die Gesellschaft als objektive, den Menschen oft fremd gegeniiberstehende Wirklichkeit entsteht" (Esser 1999, S.8f).

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Handeln, soziales Handeln und Handlungstypen bei Weber und Esser

Darstellung 1: Essers Erklarung sozialer Phanomene iiber Poppers Situationslogiken

Makrophanomen (An fangsbedingung) lj)gik der Situation

Makrophanomen (Endzustand)

Erkldrungsproblem