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German Pages 301 [150] Year 1998
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Hans-Ulrich Baumgarten
Handlungstheorie bei Platon Platon auf dem Weg zum Willen
Verlag J. B. Metzler Stuttgart . Weimar
Für Almut
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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Baumgarten, Hans-Ulrich: Handlungstheorie bei Platon : Platon auf dem Weg zum Willen I Hans-Ulrich Baumgarten. - Stuttgart ; Weimar: Metzler, 1998 ISBN 3-476-45202-6
ISBN 3-476-45202-6 Dieses Werk ist einschließlich aller seiner Teile geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Vervie1fältigungen, Übersetzung, Mikroverfilmungen und Einspeicherung in elektronischen Systemen. M & P Schriftenreihe fur Wissenschaft und Forschung © 1998 J.B. Metzlersehe Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart Druck und Bindung: Franz Spiegel Buch GmbH, Ulm
Printed in German
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S Vergleichbar mit der Vorstellung von der Vollkomme~eit des Kreis,:s, galt den Pyth:goreem ,,7E7Qa'YW/lO/l", "vierkantig, quadratisch", als em Ausdruck für "vollkommen , vgl. H. Fränkel, Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums, S. 35lf.
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Simonides als Vernunft angesprochen wird: "an Händen und Füßen und Vernunft vierkantig" ,1
Wie der erteilte Ratschlag zu erkennen gibt, besteht die Vortrefflichkeit des Menschen in der Einhaltung des durch Zeus erteilten Gesetzes. Im
Zur Erhellung des Hintergrundes, der für die Bedeutung des Tugendbe-
Unterschied zu dem ,Fressen und Gefressen-Werden' der Tiere soll der
griffes von Simonides bestimmend ist, kann ein weiterer Blick auf Hesiods
tugendhafte Mensch sein Handeln nicht auf Gewalt stützen. Vor allem soll
Werke und Tage dienlich sein. Der Pfad zum Gipfel des Berges ist für
er im Umgang mit anderen Menschen nicht lügen. Dies zeigt, daß der
Hesiod der "Weg ... hin zum Rechten"'. In der Mahnung an seinen Bruder
menschliche Tugendbegriff von seinem Ursprung her als "ein soziales
beschreibt er, in welchem Sinne er den Vollendungszustand des Menschen
Ideal'" zu begreifen ist. Er bestimmt sich durch das Zusammenleben in
versteht:
einer geregelten Gemeinschaft und muß daher unter ethischem Gesichts-
"Perses, du aber laß dir davon das Herz nun bewegen: / Höre du jetzt auf
punkt verstanden werden.
das Recht und schlag die Gewalt aus dem Sinn dir! / Denn ein solches
Die wahrhafte und beste Gebildetheit, gerade auch in der Übereinstim-
Gesetz erteilt den Menschen Kronion: / Fische zwar sollten und wildes
mung von Äußerem und Innerem, von Körper und Geist, ist schon für
Getier und gefiederte Vögel/fressen einer den andern, weil unter ihnen
Pittakos, wie Simonides ihn zitiert und auslegt, nur schwer zu erreichen.
kein Recht ist. / Aber den Menschen gab er das Recht bei weitem als
Simonides selbst verschärft diese Ansicht noch:
bestes / Gut. Wenn nämlich ein Mann gewillt ist, das Recht zu sagen, /
"
Nicht einmal vor mir als stimmig gilt des Pittakos Spruch, / obgleich
das er erkennt, so verleiht ihm gedeihlichen Segen Kronion. / Wenn aber
von einem weisen Manne ge- / sprachen. ,Schwer ist es', behauptet er,
einer als Zeuge, nachdem er den Meineid / absichtlich lügt und verletzt
,edel zu sein'. / Ein Gott allein mag dies besitzen als Ehrengabe, einem
das Recht in heilloser Blindheit, / dessen Geschlecht versinkt für alle
Menschen aber ist nicht / gegeben, nicht schlecht zu sein, / den ein
Zeiten ins Dunkel, / aber des Eidestreuen Geschlecht gedeiht in der
entwaffnender Zwischenfall niederriß. / Denn wenn er gut gehandelt, ist
Zukunft. ",
jedermann gut, / schlecht aber, wenn schlecht, / nnd im höchsten Maße sind die am besten, / welche gerade die Götter lieben. "2
Vgl. !lias XV, 642 f., wo die Vortrefflichkeit eines Mannes ebenfalls durch sowohl Äußerliches, nämlich die Vorzüglichkeit im Laufen und im Kampf, als auch durch Inneres, nämlich die Vernunft, charakterisiert wird.
Simonides vertritt die Ansicht, daß allein ein Gott gut sein kann, daß ihm
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allein die Eigenschaft der Vortrefflichkeit zukommen kann. Dem Menschen spricht er hier die Möglichkeit ab, von sich aus seine ,Höchstform ' zu
2
ODor; ... Er; Ta OtKCiUX, vgl. 215 f.
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erlangen. ß&AA€O aijol, /
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