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German Pages 306
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR ISSN 0340-7853 . BAND 21
BIBLIOTHEK DER GRIECHISCHEN LITERATUR HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH UND WILHELM GESSEL
BAND 21
EIN BAND DER ABTEILUNG BYZANTINISTIK HERAUSGEGEBEN VON PETER WIR TH
ANTON HIERSEMANN STUTTGART
1986
JOHANNESKANTAKUZENOS
Geschichte
ÜBERSETZT UND ERLÄUTERT VON GEORGIOS FATOUROS UND TILMAN KRISCHER
ZWEITER TEIL (BUCH 11)
ANTON HIERSEMANN STUTTGAR T 1986
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Johannes (Imperium Byzantinum, Imperator, VI.): Geschichte / Johannes Kantakuzenos. Übers. u. erl. von Georgios Fatouros u. Tilman Kriseher. Stuttgart : Hiersemann Einheitssacht. : Historia (dt.) NE: Fatouros, Georgios [Übers.] Teil 2. (Buch 11). - 1986. (Bibliothek der griechischen Literatur ; Bd. 21 : Abteilung Byzantinistik) ISBN 3-7772-8628-1 NE: GT
Printed in Germany © 1986 Anton Hiersemann, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen. Lichtsatz in Sabon-Antiqua und Druck von Allgäuer Zeitungsverlag, Druckerei, Kempten. Bindearbeit von Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Stuttgart. Einbandgestaltung von Alfred Finsterer, Stuttgart.
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
Nachtrag zu Band I . . . . . . . . . . . . .
VIII
Johannes Kantakuzenos, Geschichte, Buch 11
1 163 268 272
Anmerkungen zu Buch 11
......... .
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V
VORWORT
Der vorliegende 2. Band unserer kommentierten Übersetzung der Historiae des Johannes Kantakuzenos wird mit einer gewissen Verspätung veröffentlicht. In der Zwischenzeit sind mehrere Rezensionen des 1. Bandes erschienen, in denen die Arbeit im großen und ganzen gut aufgenommen wurde. Soweit im einzelnen Kritik geäußert wurde, haben wir diese sowohl im Nachtrag zum 1. Band als auch im Kommentar des 2. Bandes nach Möglichkeit berücksichtigt. Was das 2. Buch der Historiae betrifft, so weist es z. T. erhebliche Unterschiede zum entsprechenden Abschnitt des Geschichtswerkes des Nikephoros Gregoras auf, vor allem in der Chronologie der berichteten Ereignisse. Wir haben versucht, uns mit den daraus entstehenden Problemen auseinanderzusetzen, ob immer mit glücklicher Hand, das wird die künftige Forschung zeigen. Dem Herausgeber der Bibliothek der griechischen Literatur, Herrn Dr. Peter Wirth, danken wir für Ergänzungen und Korrekturen, Herrn Dr. R. W. Fuchs für seine redaktionellen Bemühungen. Berlin-Dahlem, im Februar 1986 Georgios Fatouros
Tilman Kriseher
VII
NACHTRAG ZU BAND I
Gleichzeitg mit dem ersten Band unserer Kantakuzenos-Übersetzung ist die wichtige A~beit von KYRRIS, K. P.: To BU~UVLLOV xa't an dieser Stelle erweckt Gregoras den Eindruck, als sei hier zum ersten Male von Didymoteichon die Rede, was keineswegs der Fall ist, wie VAN DIETEN a.a.O. 393 A.512 bemerkt. Ähnliche Umschreibungen für nachklassische Namen sind bekanntlich bei den Historikern seit dem Spätaltertum gang und gäbe und sind im Rahmen der archaisierenden Tradition der Historiographie zu verstehen; vgl. diesbezüglich die Ausführungen von CAMERON, Averil und Alan in: Classical Quarterly 14 (1964) 316f. Im übrigen erfahren wir aus Gregoras, daß der Kaiser sich mit Gattin und Kindern in Thessalonike aufhielt. Aus unserer Stelle geht hervor, daß Apokauchos für seine Dienstleistungen während des Bürgerkrieges sowie in der folgenden Zeit Pronoialehen von Andronikos III. erhalten hatte, d. h. Ländereien in Verwaltung unter Überlassung aller Einkünfte einschließlich der Abgaben der auf den Ländereien ansässigen Bauern. Die Pronoialehen waren normalerweise nicht auf die Erben übertragbar, sondern ihre Einkünfte fielen mit dem Tod des sog. Pronoiars wieder dem Staat zu. Nun fing bereits Michael VIII. an, diesbezüglich Ausnahmen zu erlauben, und es scheint, daß in der Regierungszeit der bei den Andronikoi immer mehr Pronoiagüter vererbt wurden; vgl. OSTROGORSKY: Geschichte 397. Das Anliegen des Apokauchos an den Kaiser und den Großdomestikos liegt also nicht so sehr darin, die Erlaubnis des Kaisers zum Rücktritt von seinem Amt zu erlangen, sondern vielmehr darin, daß er um die Erlaubnis bittet, seine Pronoiagüter auf seine Kinder zu übertragen, oder vielmehr benutzt er die letztgenannte Forderung, um ein angeseheneres Amt zu erhalten, was er auch schließlich erreicht. Zum Amtswechsel des Apokauchos vgl. MATSCHKE: Reaktion 138f. Durch die Ernennung des Apokauchos zum Befehlshaber der Flotte gegen die Türken wollte der Kaiser nach BOSCH: Andronikos III. 187 ein Gegengewicht gegen die Macht und die Ansprüche des Großdomestikos schaffen; dies ist jedoch wenig wahrscheinlich, da letzterer das volle Vertrauen des Kaisers genossen zu haben scheint. Zum Ausdruck xYJALÖa :rcQoatQLßEa{}m vgl. Aelian, Fragm. 89; Dio Cassius Fragm. 67,2. Bisweilen heißt es auch :rcQoa~attEa{}m, z. B. Philostratos, VA 3,42 xYJALöa :rcQoa~E~ax{}m tft 'ljJuxft oder :rcEQLCmtELV, z.B. Aelian, NA 7,15; vgl. noch Kant. II 61,12; Bas. ep. 300 (PG 32,1045D). In gegensätzlichem Sinne
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ANMERKUNGEN:
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heißt es urco'tQLßEa'frm, z.B. Kant. II 59,22; Julian, OY. 5,180b urco'tQLtpaa'frm 'tfJc; USEO't'Yj'tOC; 't~v x'YjALöa oder urcovLrc'tEa'frm, z. B. Chrysostomos, Horn. 10 5 in Mt.; Bas. ep. 130 (ebenda 564B) oder urcoxaS~QaaSm: Bas. ep. 269,2 (1001B). Den Ausdruck uvaxooQ'YjaLC; 'tOU xoa~ou haben bereits die Kirchenväter benutzt, z.B. Basileios, ep. 2,2 (PG 32,225B); Johannes Clim. seal. 1 (PG 88,633C). Die sprichwörtliche Wendung ÖElhEQOC; rcAOUC; (= der zweitbeste Weg) hat Platon in die Literatur eingeführt; er begegnet außerordentlich häufig bei spätgriechischen und byzantinischen Autoren, so daß eine Anführung von Stellen hier wenig Sinn hätte. Vgl. dazu CRUSIUS, Otto in: Philologus 46 (1888) 629 f.; SALZMANN: Sprichwörter 55 f., ferner BZ 26 (1926) 16; Ross, Donald L. in: Hermes 110 (1982) 23 f.; HUNGER: Literatur I 224. Zum gewollten Homoioteleuton a'toAoLC; ÖAOLC; vgl. Niketas Choniates, hist. 224 AL'froxoAAOLC; xat ÖAOLC;. Seeoperationen und Einfälle der Türken in Griechenland, Makedonien und Thrakien, wie Apokaukos sie an unserer Stelle schildert, spiegeln sich am besten in der «Düstürname» des Enveri wider; vgl. dazu LEMERLE: Aydin 102f.; ZACHARIADOU, Trade 41f. Über das Piratentum der türkischen Emirate s. ARNAKES: 'OSw~avoL 177 A.141, zum Vorschlag des Apokauchos SEVCENKO, Ihor in: Actes Bucarest I 80. Zur Häufung des Verbums AUaL'tEAELV in unserem Abschnitt vgl. KAZDAN: Cantacuzene 328 (wo die Stellen 538,6; 538,16 und 540,20 hinzugefügt werden können). Zu den geographischen Begriffen 'Makedonien' und 'Thrakien' bei Kantakuzenos S. AMANTOS, Konstantinos in: EEBS 1 (1924) 44 und 46. Der Ausdruck urcElQyouaav ... xaxouQYELV (Kant. 537,20-21) stellt im übrigen Thukydides-Nachahmung dar; vgl. Thuk. 3,1 dQyov 'to ~~ ... xaxouQYELV. Auch das Verbum SaAaaaoxQa'touaav ist Thukydides entnommen. Statt rcUSO~EVQl (Kant. 537,14) scheint Pontanus rcELSO~EVQl in seinem Text gelesen zu haben. Zu dieser Verfügung des Kaisers vgl. DÖLGER: Regesten 2842, an welcher Stelle die Chronologie in «1341 frühj.» korrigiert werden muß (desgleichen bei MATsCHKE:Reaktion 138). Es ist nicht sicher, ob Apokaukos durch den hier erwähnten Erlaß zum Stadtgouverneur von Konstantinopel ernannt wurde, oder ob ihm die Verwaltung der kleinen Städte in der Umgebung der Hauptstadt übertragen wurde. Unter 'Inseln' sind hier wohl in erster Linie die Prinzeninseln zu verstehen. Vgl. MATSCHKE: Ebenda 118 A.219; DERs.: Gouverneur 84, ferner GUILLAND, R. in: BSL 41 (1980) 163; ZAKYTHINOS: Crise monetaire 84. Aus Kant. II 99 erfahren wir, daß Apokaukos, sobald er das neue Amt bekleidete, von seinem Posten als Mesazon (vgl. Kant. I 339 und eben A.38) abgelöst wurde. S. noch LOENERTZ: Chancelier 283. Das Amt des Mesazon übernahmen gemeinsam Georgios Spanopulos und Johannes Meliteniotes, wobei es offen J
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ANMERKUNGEN:
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bleibt, ob Kantakuzenos sich wieder einige wichtige Funktionen dieses Amtes vorbehielt. Auf Frühjahr 1341 muß wahrscheinlich auch eine Reise des Johannes Kantakuzenos auf den Berg Athos, wo er angeblich seinen Eintritt in ein Kloster (Vatopedi) vorbereiten wollte, angesetzt werden. Darüber erzählt er erst unten (Kant. III 176 f.), indem er versucht, die Behauptung des Gregoras zu widerlegen, er sei auf Athos gekommen, um von den Mönchen zu erfahren, ob er den Thron von Byzanz besteigen würde. 358 Dieser Vorwurf beruhte, wie es scheint, unter anderem darauf, daß der Kaiser Expeditionen in der Ferne unternahm, während die Umgebung der Hauptstadt von den Türken bedroht war. So erschien das Verdienst des Apokaukos, der für die Sicherheit der Hauptstadt Maßnahmen treffen wollte, in den Augen seiner Mitbürger um so größer. Vgl. dazu MATSCHKE: Reaktion 139. 358a Diese Worte des Kaisers sind so zu verstehen, daß Apokaukos gleich darauf von seinem neuen Amt entlassen wurde; dies erfahren wir nämlich aus Kant. II 99,8 (naQEA.uoEV Eu8üü~ Lii~ aQxii~). 359
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Es handelt sich offensichtlich um den gleichen Frühling, der bereits oben 534,25 angedeutet wurde. Es ist daher ein Versehen, wenn der Herausgeber des Historikers erst hier das Jahr 1341 notiert, was unter den Benutzern des Werkes Verwirrung gestiftet hat. So meint z.B. DÖLGER, es handle sich hier um das nächstfolgende Frühjahr usw. Wie wir aus Gregoras (I 554,22) erfahren, traf der Kaiser am Ende des Frühlings (Mai 1341), von seinem Milzleiden (Malaria!) geplagt, in Konstantinopel ein; vgl. LOENERTZ, R.-J. in REB 17 (1959) 162 (= DERs.: Byzantina et Franco-Graeca, I. Rom 1970,426f.). In diesem Frühjahr muß auch eine Gesandtschaft der Byzantiner an den Großkhan der Mongolen Özbeg angesetzt werden, die vom Vater des Demetrios Kydones angeführt wurde, mit dem Auftrag, einen drohenden Einfall der Mongolen in das byzantinische Reich abzuwenden. Vgl. Kant. 542,19 und LOENERTZ: Ebenda 162f.; LAURENT, Vitalien: L'assaut avorte de la Horde d'Or contre l'empire byzantin. REB 18 (1960) 145f. Diese Information stammt vorwiegend aus Dokumenten, die sich auf den Hesychastenstreit beziehen. Arkadiupolis war das antike Bergule, unweit von dem Fluß Erginias, ca. 50 Kilometer südwestlich von Bizye (heute Lüle Burgas). Die 403 von Arkadios umbenannte Stadt behielt ihren Namen fast ein Jahrtausend. In mittelbyzantinischer Zeit war sie die Hauptstadt des Themas Thrakien. Als Kantakuzenos diese Zeilen schrieb, war sie bereits von den Türken Murads besetzt worden, die sie menschenleer vorfanden. 1549 wurde dort von dem türkischen Architekten Sinan eine Moschee gebaut. Vgl. JIRECEK: Heerstraße 49; 107f. Mit aXQt vuv (Kant. 541,20) ist die Zeit gemeint, zu welcher Andronikos d.J. den Wiederaufbau der Stadt plante, nicht die Zeit der Abfassung dieser Zeilen; vgl. oben A.242. Das Verbum EIlEAAEV an unserer Stelle steht in direktem Gegensatz zu
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