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Johann Sebastian Bach Drei Sonaten und drei Partiten fur Violino solo
Three Sonatas and three Partitas for Solo Violin BWV 1001-1006
Herausgegeben von .Edited by Gunter HauBwald
INHALT CONTENTS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .I11
Vorwort Preface
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IV
S o n a t a I (g-moll/G minor), B W V 1 0 0 1
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Partita 1 (h-rnoH/B minor), B W V 1 0 0 2
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
S o n a t a I1 (a-moll/A minor), B W V 1 0 0 3
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Partita I1 (d-moll/D minor), B W V 1 0 0 4
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
S o n a t a I11 (C-dur/C major), B W V 1 0 0 5
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
Partita 111 (E-dur/E major), B W V 1 0 0 6
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52
Allemanda
Preludio
Urtextausgabe aus: lohann Sebastian Bach, Neue Ausgabe sanrtlicher Werke, herausgegeben vom Johann-Sebastian-Bach-Institut Gottingen und vom Bach-Archiv Leipzig. Serie VI, Band 1: WerkeJiir Violine (BA 5012), h e r a ~ s g e ~ e b von e n Gunter HauBwald und Rudolf Gerber. Gleichzeitig ist eine Taschenpartitur der .Drei Sonaten und drei Partiten fur Violino solo' erschienen VP 59). Urtext edition taken from: lohann Sebastian Bach, Neue Ausgabe samtlicher Werke, issued by the Johann-Sebastian-Bach-lnstitut Gottingen and the Bach-Archiv Leipzig, Series VI, Volume 1 : Werke fir Violine (BA 5012), edited by Gunter HauBwald and Rudolf Gerber. A miniature score of the "Three Sonatas and three Partitas for Solo Violin' has also been published (TP 59). O 1959 Barenreiter-Verlag Karl Votterle GmbH & Co. KG, Kassel Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved / Printed in Germany Vervielfaltigungen jeglicher Art sind gesetzlich verboten. / A n y unauthorized reproduction is prohibited by law.
ISMN M-006-46489-0
VORWORT Die vorliegende Ausgabe von Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten fur Violine solo bringt den Notentext, wie er in der N e u e n Bach-Ausgnbe (NBA) VII1 festgelegt worden ist. Da von dem Werkzyklus ein selten schones Autograph erhalten ist, folgt die Ausgabe naturgemaB einerseits dieser Vorlage, anderseits bringt sie editionstechnisch bedingte Abweichungen. Zum Vergleich ziehe man die im gleichen Verlag erschienene FaksimileAusgabe des Originals heran. Dabei ergibt sich, da@selbst im Notenbild Bachs Wille weitgehend gewahrt wurde, wie dies vor allem in der charakteristischen Notierung ,,stimmigerf' Akkorde zu erkennen ist. Eine Umschreibung zu einfach behalsten Akkorden wurde auch hier nicht vorgenommen; denn diese hatte das polyphone Klangbild weitgehend verzerrt und verzeichnet. Gerade fur den Spieler ilnd damit fur die Musikpraxis ist es wichtig, auch beim Studium die realen Stimmen verfolgen zu konnen, die Bach meist sehr eindeutig angibt. Naturlich wird fur die Praxis namentlich der akkordische Satz nicht immer so zu realisieren sein, wie er notiert ist. Arpeggiobildungen sind, wenn man nicht auf den alten Bach-Bogen zuruckgreift, unvermeidlich. Ihre Notierung, die dann natiirlich das tatsachliche Klangbild wiederzugeben hatte, wurde aber entschieden eine weitere Verunklarung des Notentextes bieten. Lediglich die Behalsung der auf- oder abwarts gestrichenen Noten wurde nach modernen Grundsatzen durchgefuhrt. Textkritisch ergab sich vor allem in der Frage der Akzidenziensetzung eine Abweichung vom Original und damit eine Hinwendung zu heutiger Notationspraxis. Im Gegensatz zur Gepflogenheit Bachs wurden innerhalb eines Taktes die zufalligen Versetzungszeimen nicht wiederholt; sie gelten also fur den gesamten Takt. Lediglich wo Unklarheiten entstehen konnten, sei es durch Stimmfuhrung oder O k t a ~ b i l d u n ~ e n wurden , die Vorzeichen belassen. Immerhin gelang es so, das Notenbild von einer Oberhaufung mit Vorzeichen, wie es namentlich in alteren Ausgaben spurbar ist, freizuhalten. Mit Ausnahme der Werktitel sind samtliche Zusatze des Herausgebers gekennzeichnet, und zwar Buchstaben durch Kursivdruck, sonstige Zeichen durch kleinen bzw. schwacheren Stich. Daher wurden alle aus der Quelle entnommenen Buchstaben, auch dynamische Zeichen wie f, p usw., in geradem Druck wiedergegeben. Ferner wurde darauf verzichtet, der Ausgabe Spielhilfen wie Fingersatz und Stricharten beizugeben, da ja bei der Schwierigkeit der Werke ohnehin der Interpret zu einer individuellen Stellungnahme gezwungen ist.
Lange Zeit haben Bachs Sonaten und Partiten, bedingt durch ihre anspruchsvollen technischen Voraussetzungen, ausschlief3lich als Stildienwerke gegolten, an denen eine hochste Virtuositft des Konnens erprobt wurde. Die letzten Jahrzehnte haben hier eine entscheidende Wandlung gebracht; denn heirte ist uns dieser Werkzyklus nicht mehr Ausdruck eines solistischen Torso, der einer Erginzung durch das Klavier bedarf, wie es beispielsweise noch Robert Schumann versuchte, sondern vielmehr Inbegriff einer in sich vollendeten barocken Kunstauffassung. Der Tvr, ,. des Solissimowerkes hat hier eine Reife und Tiefe erfahren, wie sie kaum anderswo erreicht worden sein durfte. Bach komponierte den Zyklus 1720 in Kothen, wie das Autograph durch die Jahreszahl belegt. In stilistischer Hinsicht bieten die Werke ein HochstmaB organischer Bildung. Sie sind als Zyklus angelegt, und zwar derart, daf3 jeder ,,Sonaten eine ,,Partitau folgt, womit gleichsam wie im Wechselschlag ein innerer Rhythmus in der Abfolge gewahrt ist. Die Sonatengruppe weist dabei reine Viersatzigkeit auf, wahrend die Gruppe der Partiten die Sftze von der Vier- bis zur Sechszahl folgerichtig steigert. Ohne Zweifel zeichnet sich bereits hier ein statisches und d~namischesPrinzip ab, das auch in anderem Zusammenhann - vielfach zit beobachten ist. Die Sonaten werden grundsatzlich von einem lannsamen Satz im Sinne eines Praambulums eingeleitet, der durch seine dominantische Offnung mit der Fuge o f t verzahnt ist. Die Fulle der musikalischen Gedanken der Einleitungssatze, die in ihrem Linienspiel wie Improvisationen wirken und bald Passagen, bald akkordische Schwerpunkte bringen, setzt fur den Spieler ein hohes Mag kunstlerischer Gestaltungskraft voraus; denn gerade hier besteht die Gefahr des Zerfalls des Formgefuges. Die Fugen wechseln stets zwischen strenger Polyphonic und geigerischem Passagenwerk. Hier die thematische Substanz uberzeugend zu veranschaulichen, das Figurenwerk aber nicht zur virtuosen Linie zu pragen, ist vordringliche Aufgabe einer werkgerechten Interpretation. Die Liedsatze verlangen durchweg eine melodische Tongebung, die vor allem sorgsam Ober- und Unterstimmenthematik voneinander sondert. Die einstimmigen Finalsatze der Sonaten wechseln zwischen linearer Passage und akkordisch auseinandergefalteten Spielfiguren und spiegeln damit echte barocke Haltung. Die Partiten erfordern gleichfalls durch ihr eigenwuchsiges stilistisches Geprage jenes Eingehen auf den Willen Bachs, das in der Tat unerlaBliche Voraussetzung fur die Wiedergabe der Werke ist. Kassel, Februar 1959
Giinter HauBwald
PREFACE In its musical text the present edition of Bach's sonatas and partitas for solo violin follows the Neire Bacll-Ausgabe (NBA) VII1. Since there is an exceptionally fine autograph of this set of works our edition is naturally basedon that, though with certain necessary editorial modifications. Comparison with the facsimile edition brought out by the same publishers will show that we have in the main adhered to Bach's intentions even as regards his manner of notation - notably in writing the chords "in parts", i. e. with a separate stem to each note. It was not thought preferable to change these to chords with a single stem, since this would lead to a far-reaching misrepresentation of the polyphonic picture. Bach usually indicates the contrapuntal movement quite unambiguously, and it is important for the player to be able to follow the partwriting both in studying these works and in performing them. In performance, of course, chordal sections are not always to be realised as they are written. Arpeggio figures are unavoidable, unless one has recourse to the old Bach bow. However, it would certainly make for confusion in the musical text to reproduce the actual sound of the music by writing these out in full. Only the choice of upward or downward stems in the chords has been dictated by modern usage. The main divergence from the original notation is in the placing of accidentals, and here modern usage has been adopted. As against Bach's practice, accidentals are valid for the whole bar; non-essential ones have not been repeated within a bar, and only where confusion could arise (e. g. because of the melodic line or octave relationships) have such accidentals been kept. It has thus been possible to keep the text free from that overloading with accidentals which is a noticeable feature of older editions. With the exception of the titles, all editorial additions are indicated as such, letters being printed in italics and other signs in smaller (or else lighter) type. For this reason all letters taken over from the original, including dynamic indications such as f, p, etc., are here printed in Roman type. No attempt has been made to supply this edition with such aids to performance as fingerings and bowings, since the sheer technical difficulty of the works compels the player to decide upon his own solutions. For a long time the exacting technical demands of Bach's sonatas and partitas led to their being considered mere
studies, touchstones of the highest virtuosity. The last few decades have brought a decisive change, for today we no longer regard this set of works as a torso that needs a piano to complete it - something which Schumann, for example, attempted-but rather as a quintessentially baroque artistic conception, complete in itself. The genre of the unaccompanied solo has in this instance arrived at a depth and maturity such as hardly seem to have been achieved again elsewhere. That Bach composed the set in Cothen in 1720 is clear enough from the dated autograph. From the point of view of style these works form a supremely organic structure. They are arranged as a cycle, with every sonata followed by a partita, so that the sequence preserves a pulsating inward rhythm of its own. The sonatas are all in straightforward four-movement form, whereas in the partitas Bach raises the number of movements successively from four to six. This undoubtedly reveals a staticdynamic principle that can repeatedly be observed in other contexts. The sonatas all begin with a slow movement that serves as a prelude; a cadence on the dominant often connects these with the following fugue. The free play of the melodic line in the introductory movements gives the effect of improvisation, with its alternation of passagework and chordal points of emphasis; this wealth of musical ideas demands from the player a high degree of formal understanding, for it is precisely here that there is a danger of the music's losing continuity. The fugues continually alternate between strict polyphony and passage-work suitable for the violin. Here the foremost task of an interpretation worthy of the work is to bring out the thematic substance convincingly, without turning the figuration into mere virtuosity. The Inore song-like movements call throughout for a type of toneproduction capable of distinguishing the thematic material of the upper and lower voices from one another. In the monophonic final movements of the sonatas linear passage-work alternates with figuration derived from chords, thus reflecting the true baroque character. In the same way the individual stylistic character of the partitas demands that penetrating understanding of Bach's intentions without which these works cannot be worthily performed. Kassel, February 1959
Giinter HauBwald (translated b y Jeremy N o b l e )
3
C
Sonata I BWV 1001
C
Violino s, 'I
V
Barenreiter-Ausgabe 5116
O 1958 by Barenreiter-Verlag,Kassel
5
Sicif iana
-
0
Presto
Partita I BWV 1002
Violino
a
Double
Double Presto
Sarabande
I
l
l
Tempo d i Borea
Dorr ble
Sonata 11 BWV 1003
"9 piano
Andante
A
!
!
!
m
1
1
-
r
l
r
Partita 11 BWV 1004
Allemanda
Corrente
Liaccona
arpeggio
+\
* ,
d
---7
J
'
,,arpeggio" gehort mogli&erweise erst zum zweiten Viertel.
- ,,arpeggio" possibly
belongs t o the second crotchet.
Sonata 111 BW V 1005
Adagio Violino
Allegro assai
Yartita 111 ,
U
f
BWV 1006
piano
piano
piano
Lou re
Gavotte en Rondeau
tr
PV ,
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Menuet
59
11
I
Bourhe
I I 1
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