RAW 3772371868, 9783772371868 [PDF]


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Table of contents :
Cover......Page 1
Copyright......Page 4
Vorwort......Page 5
Inhaltsverzeichnis......Page 7
1. WAS IST RAW?......Page 11
Sensor, Sensorfläche, Auflösung......Page 15
Licht auf dem Sensor – wo die Farbe herkommt......Page 16
Der direkte Weg zur Farbe......Page 18
Kantenglättung – Anti-Aliasing......Page 19
Empfindlichkeiten – ISO, ASA, DIN......Page 20
RAW im Detail – Beispiel 1......Page 21
Back to the roots mit DCraw......Page 22
RAW im Detail – Beispiel 2......Page 24
Und woher kommt das Mehr an Farbe?......Page 27
2. BILDVERWALTUNG......Page 29
Bilder importieren, verwalten, zeigen......Page 33
Benennungs- und Ablagestrategien......Page 34
Eindeutige und chronologische Ablage......Page 35
Volumen- oder zeitorientiertes Standard-Backup......Page 37
Festplattensysteme im Netzwerk......Page 38
Scanner- und Kamera-Assistent......Page 39
Downloader Pro – der Spezialist......Page 40
XnView – flexibel und kostenlos......Page 45
Fotograf ertrinkt in Bilderflut......Page 46
Klassifizieren, Labeln, Verschlagworten......Page 47
Bildverwaltungssysteme......Page 48
SILKYPIX Developer Studio......Page 49
Adobe Lightroom......Page 51
XnView......Page 52
Externe Bildbearbeiter einbinden......Page 53
XnView......Page 54
3. RAW, DNG, OPENRAW......Page 55
DNG-Format......Page 59
OpenRAW......Page 60
4. EXIF-INFORMATIONEN......Page 63
EXIF-Informationen......Page 67
Vollständiger Überblick mit exiftool......Page 68
Informationen aus EXIF-Daten manipulieren......Page 70
Jetzt haben wir die Daten – wie geht es weiter?......Page 71
IPTC-Daten......Page 72
XMP-Standard......Page 73
5. GPS-DATEN IN BILDDATEIEN......Page 75
GPS-Empfänger und GPS-Logger......Page 79
GPS-Referenzierungssoftware......Page 82
6. SILKYPIX DEVELOPER STUDIO......Page 83
SILKYPIX Developer Studio......Page 87
Ergonomische Arbeitsumgebung......Page 88
Vorschaubild-Anzeige......Page 89
Einzelbild-Anzeige......Page 91
Leuchttischfunktionen mit Markierung......Page 92
Windows-Anzeige-Einstellung......Page 93
Grundlegender Workfl ow......Page 94
Weißabgleich......Page 96
Kontrast......Page 97
Farbe......Page 98
Schärfung/Rauschunterdrückung......Page 99
Die Ausgangssituation......Page 102
Bildoptimierungsmaßnahmen......Page 103
Belichtungsausgleich......Page 104
Weißabgleich......Page 105
Kontrast......Page 107
Farbsättigung......Page 108
Schärfung......Page 111
Rauschen......Page 113
Feineinstellung Farbe......Page 114
Gradation......Page 116
Feineinstellung Weißabgleich......Page 118
Objektiv/Chromatische Aberration......Page 120
Vignettierung......Page 122
Verzerrung......Page 124
Chromatische Aberration......Page 125
Histogramm......Page 128
Parameter und Automatisierung......Page 129
Kopieren und Einfügen......Page 130
Vorlieben......Page 131
Vorliebe als Grundeinstellung......Page 132
Wo endet die RAW-Konvertierung?......Page 133
Perspektive und stürzende Linien......Page 134
Drehung......Page 137
Entwicklung......Page 138
Drucken......Page 140
7. ADOBE LIGHTROOM......Page 141
Adobe Lightroom: fünf Anwendungen in einer......Page 145
Funktionsbereiche – Module genannt......Page 149
Alles im Blick – das Bibliothek-Modul......Page 151
Bilderordner synchronisieren......Page 154
Bildansichten und Bedienfelder......Page 155
Anzeigemodi im Bibliotheksbereich......Page 156
Bildbestand klassifizieren......Page 158
Stichwörter frei vergeben......Page 159
Entwickeln der RAW-Daten......Page 160
Editierbares Histogramm......Page 163
Editierbare Gradationskurve......Page 164
Graustufenbildoptimierung......Page 165
RAW-Daten konvertieren......Page 166
Entwicklungsvorgaben......Page 167
Diashow, Druck oder Web?......Page 169
Konfigurationsmöglichkeiten der Ausgabemodule......Page 171
8. RETTUNGSRING RAW......Page 173
Reserven für die Bildoptimierung nutzen......Page 177
Unterbelichtete Innenraumaufnahme optimieren......Page 178
Belichtungsdefizite ausgleichen......Page 180
Weniger Schärfe und Rauschunterdrückung......Page 181
INDEX......Page 183
BILDNACHWEIS......Page 191
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RAW
 3772371868, 9783772371868 [PDF]

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Zitiervorschau

26.10.2007

17:15 Uhr

Seite 1

Karl Obermayr

Karl Obermayr

RAW Fotografieren im RAW-Format – jetzt nehmen Sie sich als Fotograf und das Potenzial Ihrer Digitalkamera ernst

RAW

7186-8 U1+U4

Bilder im RAW-Format enthalten die reine Lichtinformation, unverfälscht und wie sie der Sensor empfangen hat. Aufnahmen im JPEG-Format fallen als fertige und kaum änderbare Bilder aus der Kamera – bei Aufnahmen im RAW-Format kann und muss der Fotograf selbst noch Hand anlegen, kann sie optimal ausarbeiten und damit das Beste aus seiner Kamera und seiner kreativen Idee herausholen. Nur bei der Arbeit im RAW-Format nimmt der Fotograf seine Kamera und seinen Anspruch an gute Bilder wirklich ernst.

Aus dem Inhalt • Darum das RAW-Format

Dieses Buch nimmt den interessierten Fotografen, der das Optimum aus

• Vergleich JPG und RAW

seinen Bildern herausholen möchte, an die Hand und ebnet ihm den oft

• Digitale Sensortechnik: Wie aus Licht ein Bild wird

unübersichtlich erscheinenden Weg zur effektiven Arbeit mit RAW-Da-

• RAW-Formatevielfalt: 200 RAW-Formate, DNG und OpenRAW

teien und dem RAW-Format.

• Bildinformationen aus Digitalfotos: EXIF-Daten sinnvoll nutzen • Bildfluten dämmen: Die Verwaltung digitaler Bilder

Das Buch ist kameraneutral und beschreibt den Workflow anhand der

• RAW als Bilderretter

führenden RAW-Konverter Adobe Lightroom und Ichikawa SILKYPIX

• Adobe Lightroom: Der komplette Arbeitsplatz des RAW-

Developer Studio.

Fotografen • SilkyPix Developer Studio: Der direkte Weg zu präzise

RAW

entwickelten RAW-Fotos • Weitere Hilfsprogramme des Digitalfotografen

Auf CD-ROM Auf der beiliegenden CD-ROM finden Sie Try-out-Versionen für Mac OS und Windows von:

Kamera RAW-Daten Praxis für Fotografen

• Adobe Photoshop CS3 – die Bildbearbeitung der Profis • HDRsoft Photomatix pro 2.4 – HDR-Fotografie in Perfektion • Ichikawa SILKYPIX Developer Studio 3.0 – High-End-RAWEntwicklung

Der Autor

Auf www.buch.cd

Karl Obermayr fotografiert aktiv seit über 30 Jahren. Als Bildjournalist hatte er von Depeche

Weitere exklusive Inhalte (wie RAW-Bilder mit SILKYPIX Developer Studio 3.0 und Silkypix Steuerdateien)

Mode über Scorpions bis U2 bereits alles vor der Linse. Er hat mit Kamerasystemen von Großformat (Sinar 9x12) über Mittelformat (Hasselbladt) bis Kleinbild gearbeitet, Dias und Negative entwickelt

Auf CD-ROM: Try-out-Versionen von

und kennt digitale Fotografie, seit sie das 3-Shot-Verfahren verlassen hat.

Adobe Photoshop CS3 HDRsoft Photomatix pro 2.4

ISBN 978-3-7723-7186-8

Ichikawa SILKYPIX Developer Studio 3.0 EUR 39,95 [D]

WWW.FRANZIS.DE

FRANZIS

FRANZIS

7186-8 Titelei

10.10.2007

16:26 Uhr

Seite 1

Obermayr

RAW

7186-8 Titelei

10.10.2007

16:26 Uhr

Seite 3

Karl Obermayr

RAW Kamera RAW-Daten Praxis für Fotografen

FRANZIS

7186-8 Titelei

10.10.2007

16:26 Uhr

Seite 4

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Hinweis Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor mit größter Sorgfalt erarbeitet bzw. zusammengestellt und unter Einschaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen reproduziert. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Der Verlag und der Autor sehen sich deshalb gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernehmen können. Für die Mitteilung etwaiger Fehler sind Verlag und Autor jederzeit dankbar. Internetadressen oder Versionsnummern stellen den bei Redaktionsschluss verfügbaren Informationsstand dar. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Verantwortung oder Haftung für Veränderungen, die sich aus nicht von ihnen zu vertretenden Umständen ergeben. Evtl. beigefügte oder zum Download angebotene Dateien und Informationen dienen ausschließlich der nicht gewerblichen Nutzung. Eine gewerbliche Nutzung ist nur mit Zustimmung des Lizenzinhabers möglich.

© 2007 Franzis Verlag GmbH, 85586 Poing Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien. Das Erstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, auf Datenträgern oder im Internet, insbesondere als PDF, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags gestattet und wird widrigenfalls strafrechtlich verfolgt. Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produktbezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller. Herausgeber: Ulrich Dorn Satz: Phoenix Publishing Coverdesign: www.ideehoch2.de Druck: Neografia, a.s., Printed in Slovakia

Vorwort

Warum im RAW-Format fotografieren, ... ... wenn doch alles mit JPEG viel einfacher geht, das fragt sich der engagierte Fotograf und Besitzer einer digitalen Spiegelreflexkamera schon lange nicht mehr – hat er doch nur bei Aufnahmen, die im RAW-Format aus der Kamera und auf die Festplatte kommen, die vollständige Kontrolle über alle bildwichtigen Details. Nur im RAW-Format kann er seine kreative Eigenwilligkeit so ausdrücken, wie er sie beim Blick durch den Sucher sehen wollte, und nicht so, wie es der Kamerahersteller in einem Standardprozess für ihn festgelegt hat. Wenn, ja wenn nicht das alles so viel umständlicher wäre mit dem RAWFormat. Denn angenehm einfach ist es schon, die Kamera direkt die JPEGs produzieren zu lassen: fertige Bilder, scharf, bunt und nach jedermanns Geschmack aufbereitet. Ausgearbeitet aus den Lichtinformationen, die bei der Belichtung durch ein hochwertiges Objektiv auf den hochwertigen Sensor der Kamera gefallen sind; nichts anderes sind nämlich die RAW-Daten, um die es hier geht. Lässt sich der Fotograf von der Kamera JPEGs liefern, überführt die Kamera gleich selbst, nach einem Standardprozess, die Lichtinformationen des Sensors in die JPEG-Datei. Die Kamera ist dabei gleich selbst der RAW-Konverter. Im anderen Fall greift der Fotograf die RAW-Daten mehr oder weniger direkt vom Sensor ab und hat es

dann selbst in der Hand, was er damit machen will. Wollte er das Bild wirklich so hell/dunkel/ bunt/kontrastreich/scharf? Und den Farbstich, bei dem sich die Kamera mit dem Weißabgleich verschätzt hat, wollte er sicher auch nicht. All diese Betrachtungen gehen natürlich davon aus, dass der Fotograf seine JPEGs so nimmt, wie sie gedacht sind; als fertiges und abgeschlossenes Bildmaterial, das eine Weiterverarbeitung in Bildprogrammen nur unter Qualitätseinbußen hinnimmt. Bei der Arbeit mit RAW-Daten ist wieder ­ alles offen, und die Kreativität des Fotografen ist weiter­hin gefragt. Zwischen der Aufnahme und dem fertigen Bild steht bei der RAW-Fotografie, im Unterschied zur JPEG-Fotografie, zwingend und in jedem Fall die Konverter-Software, die aus den RAW-Daten verwertbare, individuelle Bilder als JPEG oder TIFF liefert. Schon allein aus diesem Grund will die Entscheidung für einen RAWKonverter wohlüberlegt sein. Im einfachsten Fall ist das ein schlichter Einzelbild-Konverter, oft kosten­lose Beigabe zur Kamera, zielführend, aber nicht unbedingt zufriedenstellend, im anderen Fall ein mächtiger, oft teurer Alleskönner mitsamt Bildverwaltung und Archiv, wie etwa Adobe Lightroom oder Microsoft Expression Media.

RAw vorwort

Dazwischen platziert sich erfolgreich das SILKYPIX Developer Studio 3.0 und bietet dem engagierten Fotografen einen geradlinigen, einfach zu kontrollierenden Basisworkflow, unaufdringliche Feinregulierung aller Bild- und Farbparameter, die wichtigsten Bildkorrektur- und -manipulationswerkzeuge und insbesondere ein umfangreiches und sehr intuitives Parametermanagement. Dazu natürlich Leuchttischfunktionen mit Markierung, Batchkonvertierung und eine umfangreich gestaltete Druckfunktion. Gereift und gut eingeführt in Japan, hierzulande aber noch kaum bekannt, steht mit der Version 3 ein ausgefuchster RAW-Konverter zur Verfügung, der alles (und manchmal mehr) kann, was die Großen und Teuren auch können, und der insbesondere die Gratwanderung schafft, einerseits geradlinig und einfach bedienbar zum Ziel zu führen und andererseits eine nahezu unermessliche Vielfalt an Detaileinstellungen für den Qualitätsbesessenen zu bieten. Auch bei der fotografischen Arbeit mit RAW-Daten gilt natürlich die älteste Weisheit der Fotografie: Eine gute, technisch saubere Aufnahme ist durch nichts zu ersetzen. Auch wenn sich RAW-Daten vorzüglich dazu eignen, die Grundlage eigener Kreativität nach der Aufnahme zu bilden, dürfen die großartigen Möglichkeiten des RAW-Prozesses nicht als Freibrief für schlampige Aufnahmetechnik missbraucht werden.

Und – jedes Ändern eines Reglers und jede Verschiebung eines Parameters in der Software ist in erster Linie nicht eine Annäherung an die Wirklichkeit, sondern immer eine subjektive Interpretation der Wirklichkeit. Das objektive Foto im Hinblick auf Ausschnitt und Inhalt, Farbe und Helligkeit gibt es nicht – weil das Auge nie die Wirklichkeit wahrnimmt, sondern immer eine Inter­ pretation davon. So sieht das Auge beispielsweise keine stürzenden Linien (obwohl sie da sind) und keine Farbstiche, auch die Farbe Weiß ist für das Auge im Sonnenuntergang immer noch Weiß. Dieses Buch nimmt den interessierten Fotografen an die Hand und ebnet die Schwelle in die RAWFotografie, indem es wichtige Anwendungen, Techniken und Abläufe vorstellt und sie in praktischen Beispielen Schritt für Schritt erklärt. RAW-Fotografen nehmen sich und ihre Kamera ernst – dieses Buch macht Mut dazu und zeigt, wie es geht.

Grafing, August 2007, Karl Obermayr

inhaltsverzeichnis

Was ist RAW?  12

Sensor, Sensorfläche, Auflösung  16 Licht auf dem Sensor – wo die Farbe herkommt  17 Der direkte Weg zur Farbe  19 Konzentrat aus Farbpräzision und höchster Auflösung  20 Auch die Farben des Nachbarn müssen mit ran  20 Kantenglättung – Anti-Aliasing  20 Empfindlichkeiten – ISO, ASA, DIN  21

Und wie sieht das jetzt aus?  22 RAW im Detail – Beispiel 1  22 Back to the roots mit DCraw  23 RAW im Detail – Beispiel 2  25

Mehr Farbe, mehr Möglichkeiten  28 Und woher kommt das Mehr an Farbe?  28

Bildverwaltung  30

Bilder importieren, verwalten, zeigen  34 Grundlegende Anforderungen an ein Benennungsschema  35 Benennungs- und Ablagestrategien  35 Eindeutige und chronologische Ablage  36

Backup, weil es irgendwann ­passiert  38 Shooting-orientiertes Backup  38 Volumen- oder zeitorientiertes Standard-Backup  38 Auswahl der Backup-Medien  39 Externe USB-Festplatten  39 Festplattensysteme im Netzwerk  39

Ausweg aus dem Chaos der Dateinamen  40 Scanner- und Kamera-Assistent  40 Downloader Pro – der Spezialist  41 XnView – flexibel und kostenlos  46

Weg damit! Die erste Sichtung  47 Fotograf ertrinkt in Bilderflut  47 Klassifizieren, Labeln, Verschlagworten  48 Windows-Explorer oder Mac Finder  49 Bildverwaltungssysteme  49 Auf dem digitalen Leuchttisch  50

Werkzeuge für die Bildverwaltung  50 SILKYPIX Developer Studio  50 Adobe Lightroom  52 XnView  53 Hohe Schule der Bildverwaltung  54

RAw Inhaltsverzeichnis

Externe Bildbearbeiter einbinden  54 Adobe Lightroom  55 XnView  55

RAW, DNG, OpenRAW  56 RAW-Format  60 DNG-Format  60 OpenRAW  61

EXIF-Informationen  64 EXIF-Standard  69

Die wichtigsten EXIF-Informationen  69 Vollständiger Überblick mit exiftool  69 EXIF-Daten von SILKYPIX  71 EXIF-Daten, geliefert von Adobe Lightroom  71 EXIF-Daten, geliefert von XnView  71 Informationen aus EXIF-Daten ­manipulieren  71 Verlorene EXIF-Informationen neu einlesen  72 Jetzt haben wir die Daten – wie geht es weiter?  72 Interessant, was sich so an Daten über die Bilder einfindet! Aber wo ist der praktische Nutzen?  72

IPTC-Daten  73 XMP-Standard  74

GPS-Daten in ­Bilddateien  76

GPS-Empfänger und GPS-Logger  80 GPS-Daten in RAW-Dateien  82 GPS-Referenzierungssoftware  83

SILKYPIX Developer Studio  84

Ergonomische Arbeitsumgebung  89 Hauptanzeigebereich  90 Vorschaubild-Anzeige  90 Einzelbild-Anzeige  92 Kombinierte Anzeige  93 Leuchttischfunktionen mit Markierung  93

Anpassen der Voreinstellungen  94 Windows-Anzeige-Einstellung  94

Dateimanagement  95 Belichtungsausgleich  97 Weißabgleich  97 Kontrast  98

inhaltsverzeichnis

Farbe  99 Schärfung/Rauschunterdrückung  100

Typischer Ablauf am Bild betrachtet  103 Die Ausgangssituation  103

Bildoptimierungsmaßnahmen  104 Belichtungsausgleich  105 Weißabgleich  106 Kontrast  108 Farbsättigung  109 Schärfung  112 Rauschen  114 Feineinstellungen  115 Feineinstellung Farbe  115 Gradation  117 Special Effects  119 Feineinstellung Weißabgleich  119 Feineinstellung Lichter  121 Objektiv/Chromatische Aberration  121 Objektivfehlerkorrektur am Beispiel  123 Vignettierung  123 Verzerrung  125 Chromatische Aberration  126 Histogramm  129

Parameter und Automatisierung  130 Kopieren und Einfügen  131 Zwischenlager  132 Vorlieben  132 Vorliebe als Grundeinstellung  133 Rücksetzen  134 Bildkorrektur- und Manipulationswerkzeuge  134 Wo endet die RAW-Konvertierung?  134 Perspektive und stürzende Linien  135 Drehung  138 Entwicklung  139 Drucken  141

Adobe Lightroom  142 Adobe Lightroom: fünf Anwendungen in einer  146

Funktionsbereiche – Module ­genannt  150 Präsentationsmodule Diashow, ­Dru­cken und Web  152

Alles im Blick – das Bibliothek-Modul  152 Bilderordner synchronisieren  155

RAw Inhaltsverzeichnis

Bildansichten und Bedienfelder  156 Navigationshilfen zur Bildsuche  157 Bildbestand klassifizieren  159 Filter als Suchkriterium  161

Entwickeln der RAW-Daten  161 Lightroom-Besonderheiten  164 Editierbares Histogramm  164 Editierbare Gradationskurve  165 Graustufenbildoptimierung  166

RAW-Daten konvertieren  167 Entwicklungsvorgaben  168 Diashow, Druck oder Web?  170 Konfigurationsmöglichkeiten der ­Ausgabemodule   172

Rettungsring RAW  174

Reserven für die Bildoptimierung nutzen   178 Unterbelichtete Innenraum­aufnahme optimieren   179 Belichtungsdefizite ausgleichen  181 Weißausgleich reduzieren  182 Gesamtkontrast leicht anheben  182 Weniger Schärfe und Rauschunterdrückung  182

1 Was ist RAW?

kapitel 1 Was ist RAW?

13

1

Kapitel 1 Was ist RAW?

Was ist RAW? Sensor, Sensorfläche, Auflösung

16

Licht auf dem Sensor – wo die Farbe herkommt

17

Der direkte Weg zur Farbe

19

Konzentrat aus Farbpräzision und höchster Auflösung

20

Auch die Farben des Nachbarn müssen mit ran

20

Kantenglättung – Anti-Aliasing

20

Empfindlichkeiten – ISO, ASA, DIN

21

Und wie sieht das jetzt aus?

22

RAW im Detail – Beispiel 1

22

Back to the roots mit DCraw

23

RAW im Detail – Beispiel 2

25

Mehr Farbe, mehr Möglichkeiten

28

Und woher kommt das Mehr an Farbe?

28

Was ist RAW? RAW-Daten sind die „rohen“ Sensordaten, direkt und wie sie von der Lichterfassung kommen, ohne Interpretation oder Veränderung durch zwischengeschaltete Software. RAW-Daten enthalten daher ohne weitere Interpretation die Lichtinformation, wie der Sensor sie aufgenommen hat – verfälscht einzig durch das Bayer-Mosaik, das noch vor dem Sensor liegt (siehe Seite 18). Nach der Datengewinnung werden die RAW-Daten normalerweise zunächst in einer Datei abgelegt, wobei dieses Dateiformat ebenfalls roh und insbesondere auch in keiner Weise normiert ist. RAW-Daten sind daher nicht nur von Sensortyp zu Sensortyp, sondern auch von Kameratyp zu Kameratyp unterschiedlich. Es gibt etwa so viele RAW-Dateiformate, wie es digitale Kameratypen gibt, und eine Lösung der Problematik zeichnet sich erst sehr langsam ab.

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Sensor, Sensorfläche, Auflösung Der Sensor ist eine Ansammlung einzelner lichtempfindlicher Zellen, auch Pixel genannt. Jedes dieser Pixel liefert einen Wert für die von ihm gemessene Helligkeit oder Lichtmenge. Die Auflösung, und damit auch die Qualität einer digitalen Kamera, nur mit der Anzahl der Pixel gleichzusetzen – wie es insbesondere von der Werbung und demzufolge auch von eine Reihe gutgläubiger Käufer getan wird – ist jedoch falsch, wenngleich die Pixelzahl natürlich einen deutlichen Hinweis auf die technische Bildqualität liefern kann. Fast ebenso wichtig wie die bloße Anzahl der Sensorzellen ist deren Packungsdichte. Sind sehr viele Sensorzellen auf einer relativ kleinen Sensorfläche angeordnet, wie es häufig bei sogenannten Consumerkameras mit teilweise fantastisch klingenden Megapixelzahlen der Fall ist, können die einzelnen Zellen kaum mehr isoliert arbeiten und beeinflussen sich massiv gegenseitig. Dabei können die Messwerte einer Zelle die

Kapitel 1 Was ist RAW?

Nachbarzelle stören, d. h. auf diese überspringen, und der gesamte Sensor heizt sich dadurch übermäßig auf, was deutlich erhöhtes Rauschen zur Folge hat. Dicht gepackte Pixel wirken daher eher schon wieder kontraproduktiv und lassen sich dann nur noch für Marketingzwecke sinnvoll einsetzen. Digitale Spiegelreflexkameras besitzen ­ einen deutlich größeren Sensor als sogenannte Con­ sumer­kameras und sind daher wesentlich unempfindlicher gegen Störungen der einzelnen Zellen untereinander.

Format

Größe

Vollformatige Kleinbildgröße

24 x 36 mm

APS-C: typische Größe vieler digitaler Spiegelreflexkameras

22 x 15 mm

Four-Thirds: bei einigen digi­ talen Spiegelreflexkameras verbreitet

18 x 13,5 mm

Digitale Kompaktkamera (2/3) 1/1,8 1/2,5

8,8 x 6,6 mm 7,2 x 5,3 mm 5,8 x 4,3 mm

Quelle: 6mpixel.org

Werden nun also auf einem Sensor der Größe 8,8 x 6,6 mm, wie sie im Bereich der Kompakt­kameras üblich sind, 12 Megapixel untergebracht, müssen diese viel enger gepackt werden – und beeinflussen sich daher massiv gegenseitig – als bei einem APS-C-Format von 22 x 15 mm oder gar vollem Kleinbildformat von 24 x 36 mm. Die 6 Megapixel einer Consumerkamera können daher in keiner Weise mit den auf den ersten Blick gleichwertigen 6 Megapixeln einer digitalen Spiegelreflexkamera verglichen werden, unter­ schiedliche Objektivqualitäten noch gar nicht berücksichtigt. Mitunter sind 10 Megapixel der Consumerkamera den 6 Megapixeln der Digitalkamera im Hinblick auf die Qualität der reinen Sensorausbeute gleichzusetzen.

Sensoren in unterschiedlichen Größen aus verbreiteten Digitalkameras (Abbildung: 6mpixel.org).

Es gibt sogar neuere Erkenntnisse (6mpixel.org), denen zufolge mehr als 6 Megapixel in einer digi­talen Kompaktkamera eher kontraproduktiv wirken und nicht mehr zu einer Verbesserung der Bildqualität im Hinblick auf Auflösung und Schärfe beitragen, sondern im Gegenteil zu einer Verringerung.

Licht auf dem Sensor – wo die Farbe herkommt

Ein Sensor ist, obwohl neben dem Objektiv der wohl wichtigste Bestandteil einer Digitalkamera, zunächst einmal ein ziemlich dummes Bauteil. Seine lichtempfindlichen Zellen können nämlich noch nicht einmal Farben sehen, sondern eigentlich nur Helligkeitswerte wahrnehmen und aufzeichnen.

Die Größen der unterschiedlichen Sensoren in ihren Flächenverhältnissen zeigen deutlich, um wie viel größer die üblichen Sensoren digitaler Spiegelreflexkameras (Blautöne in der Abbildung) im Vergleich zu Sensoren digitaler Kompaktkameras (Rottöne im Bild) sind. Auf größeren Sensoren muss eine hohe Anzahl von Bildzellen auch weniger dicht gepackt werden, was die elektrische und optische Störanfälligkeit deutlich reduziert.

17

der RAW-Konverter die Aufgabe, Farbe ins Bild zu rechnen. Da die Berechnungsmuster hinter dieser Interpolation ziemlich ausgefeilt und aufwendig sind, funktioniert dieses „Farbe ins Bild Rechnen“ heute sehr gut und kommt dem, was das menschliche Auge für „wirkliche, natürliche Farbe“ hält, sehr nahe.

Ebene der Sensorzellen einer digitalen Kamera.

Die Farben einer heutigen typischen Digital­ kamera sind, vereinfacht ausgedrückt, geschätzt – interpoliert, wie dies fachsprachlich genannt wird. Die Farbgebung ist bereits nicht mehr eine Leis­tung des Sensors und damit auch nur ­indirekt in der RAW-Datei enthalten, sondern eine Leis­ tung der nachgeschalteten Software. Im Fall ­eines JPEG-Prozesses erfolgt diese Farbgebung in der Kamera. Bei einem RAW-Prozess übernimmt

Der rechenintensive Farbinterpolationsprozess läuft im Fall einer JPEG-Ausgabe in der ­Kamera ab, wo, bedingt durch den Kameraprozessor und die erwünschte Geschwindigkeit, Abstriche gemacht werden müssen. Findet die Farbinterpolation wie bei der RAW-Fotografie außerhalb der Kamera statt, kann auf die hohe Rechenleistung eines vollwertigen PCs zugegriffen werden, und schon allein aus diesem Grund können wesentlich hochwertigere Ergebnisse erzielt werden. Auch ein Vorteil einer externen RAW-Verarbeitung ist hier erkennbar. Während im JPEG-Prozess die Ausgangsinformation nach der Farbinter­ polation verloren ist, setzt ein RAW-Prozess immer wieder ganz am Anfang bei den rohen Lichtdaten auf. Werden bessere Interpolationsalgorithmen entwickelt, etwa in neuen Versionen der heute eingesetzten RAW-Konverter, können vorhandene RAW-Dateien damit erneut entwi­ ckelt und die Ergebnisse gegebenenfalls noch weiter verbessert werden. Die einfachen Sensorzellen können, wie erwähnt, nur Helligkeitsunterschiede erkennen und aufzeichnen. Damit aus diesen Helligkeitsunterschieden Farbe werden kann, sind Anhaltspunkte für das Hineinrechnen von Farbe erforderlich. Diese Anhaltspunkte erhalten die Sensoren von Farbfiltern, die vor die Sensoren gelegt werden. Vor jede lichtempfindliche Zelle des Sensors wird genau ein Farbfilter in einer der Grundfarben Rot, Grün oder Blau gelegt. Die Sensoren „wissen“ damit nicht nur, wie hell sie beleuchtet wurden, sondern diese Lichtmenge ist zusätzlich mit der Information darüber versehen, welche der drei Grundfarben diese Lichtmenge erzeugt hat.

Bayer-Mosaik mit regelmäßiger Anordnung von Rot-, Grün- und Blaufiltern. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass doppelt so viele Grünzellen wie Rot- oder Blauzellen vorhanden sind – damit wird der höheren Grünempfindlichkeit des menschlichen Auges Rechnung getragen.

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Bayer-Interpolation Ein Sensor einer Digitalkamera besteht daher (in nahezu allen Fällen) nicht nur aus einer An-

Kapitel 1 Was ist RAW?

sammlung von lichtempfindlichen Zellen, sondern zusätzlich auch noch aus einer Schicht mit Farbfiltern, die vor der Sensorebene liegt. Diese Farbfilterschicht ist mosaikartig aufgebaut und zeigt ein regelmäßiges Muster aus den drei RGBGrundfarben. Damit wird das Lichtaufnahmeverhalten der Sensorzellen in geeigneter Weise beeinflusst, und so sind Rückschlüsse auf eingestrahlte Farben möglich. Das hier geschilderte Verfahren, das in nahezu allen Digitalkameras (einfachen Kompaktkameras bis hin zu hochwertigen DSLRs oder sogar Mittelformat-Backends) eingesetzt wird, wurde von Bruce Bayer bereits 1975 bei Eastman Kodak entwickelt. Man spricht dabei von Bayer-Interpolation, Bayer-Matrix, Bayer-Filter, Bayer-Mosaik, aber auch von Farbinterpolation oder DemosaikProzess. Ein Bayer-Filtermosaik ähnlich der Abbildung enthält regelmäßig angeordnete Filterflächen in den Farben Rot, Grün und Blau: eine Zeile, in der sich rote und grüne Filterelemente abwechseln, darauf eine Zeile, in der sich grüne und blaue Filterzellen abwechseln, insgesamt so viele Filter, wie der Sensor lichtempfindliche Zellen aufweist.

Die Informationen über die Helligkeit, wie sie die Sensor­ zelle direkt messen kann, und die Farbe, in der diese Helligkeit vorliegt, wie sie durch den jeweiligen Farbfilter vor der Zelle eingestreut wird, reichen nun aus, um ein Farbbild zu errechnen.

Es ergibt sich eine Filterfläche, in der Grün die Hälfte der Gesamtfläche einnimmt (doppelt so viele Grünfilter wie Rotfilter oder Blaufilter), die andere Hälfte teilen sich Rot und Blau. Von der Gesamtfilterfläche sind also 50 % grün, 25 % blau und 25 % rot. Dies imitiert die Natur des menschlichen Sehens, in der die Netzhaut des Auges für Grün deutlich empfindlicher ist, mehr Rezeptoren für Grün enthält und damit auch ein breites Spektrum an Grüntönen unterscheiden kann.

Der direkte Weg zur Farbe

Da jede Filterfläche vor einer Sensorzelle platziert ist, könnte man auch (vereinfachend) von roten, gelben und grünen Sensormesswerten ausgehen. Ein Rotfilter vor einer Zelle erzeugt einen eindeutigen Messwert nur für Rot, Grünfilter nur für Grün, Blaufilter nur für Blau.

Würde, wie in der Abbildung, jede Farbfläche direkt einen Bildpunkt belichten, wäre eine sehr hochwertige Farbinformation das Ergebnis – die Auflösung aber nur mehr ein Viertel der Pixelzahl.

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Das Ergebnis wären drei Datenreihen, eine mit allen – unterschiedlich hellen – Rotwerten, eine mit allen Grünwerten und eine mit allen Blauwerten, wobei die „Grünreihe“ doppelt so viele Mess­werte enthielte wie die Rot- oder die Blaudatei. ­Diese drei Datenreihen müssen mit geeigneter, aber relativ einfacher Software nur noch übereinandergelegt werden, und es entsteht eine Farbdatei mit präzisen Farben direkt aus der Messung und ohne Interpolation. In einer solchen Bilddatei setzt sich dann jeder Bildpunkt im fertigen Bild aus der Helligkeitsund Farbinformation von vier Sensorpunkten zusammen – Rot, Grün1, Grün2 und Blau. Da jede Sensorzelle eine Farbinformation im Umfang von 12 Bit liefert und jeweils vier Sensorzellen die Farb- und Helligkeitsinformation eines Bildpunkts liefern, erhält man im Resultat für jeden Bildpunkt eine Informationstiefe von 48 Bit – an Präzision in Farbe und Helligkeit kaum zu überbieten. Gravierender Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass, weil jeweils die Farb- und Helligkeitsinformation von vier Zellen zusammengenommen wird, die Gesamtausbeute der für die Bildinformation nutzbaren Zellen nur noch ein Viertel beträgt. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Auflösung des Bildes nur noch ein Viertel beträgt. Derartige Verfahren werden in der Tat eingesetzt, jedoch nicht in den derzeit üblichen Digitalkameras der Consumer- oder Spiegelreflexklasse.

Konzentrat aus Farbpräzision und höchster Auflösung

Man möchte doch lieber jede Sensorzelle nutzen und damit die volle Sensorauflösung zur Verfügung haben – und benötigt dafür auch die vollständige RGB-Farbinformation für jeden Messwert, für jede Sensorzelle und für jeden Bildpunkt. Da diese Information zunächst nicht da ist und auch messtechnisch nicht erfasst werden kann, muss sie anderweitig ermittelt werden. Heute eingesetzt wird daher ein Verfahren, das mittels Interpolation das Beste aus den sich wi-

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dersprechenden Anforderungen „höchste Farbpräzision“ und „höchste Auflösung“ zu ermitteln versucht. Interpolation bedeutet dabei, auf Basis bestimmter Grundannahmen und mithilfe eines mathematischen Algorithmus Informationen zu errechnen, die ursprünglich nicht vorhanden sind. Es handelt sich dabei um eine Schätzung oder Hochrechnung – man spricht bei diesem Verfahren von der Bayer-Interpolation. Zu den Grundannahmen gehört unter anderem, dass sich zwei benachbarte Pixel, auch wenn sie durch die vorgeschaltete Filterebene einmal rot und einmal blau beleuchtet werden, in der Farbe sehr wahrscheinlich nur geringfügig unterscheiden, also immer auch ein gewisser Anteil der „Nachbarfarbe“ auftritt.

Auch die Farben des Nachbarn müssen mit ran

Zudem muss die Software natürlich dennoch Farbwechsel, insbesondere harte und abrupte Wechsel an Kanten, erkennen und verhindern, dass das Bild „vermatscht“, weil Nachbarfarben zu große Bedeutung beigemessen wird. Dazu muss über mehr als ein Pixel in die Nachbarschaft geblickt werden, und der Berechnungs­ algorithmus muss entsprechend aufwendig sein. Bei der Bayer-Interpolation liegen also Farben nie als klare Messwerte vor, sondern es werden immer auch die Nachbarpixel über einen mehr oder weniger weiten Bereich mit herangezogen.

Kantenglättung – Anti-Aliasing

Dieses Streuen auf benachbarte Sensorzellen wird nicht nur ausschließlich durch die Software des RAW-Konverters (intern oder extern) ausgeführt, sondern vor der Sensorebene sitzt zusätzlich eine weitere Filterebene, ein Anti-AliasingFilter (auch als Tiefpassfilter bezeichnet), der das eintreffende Licht geringfügig streut. Würden die Sensorinformationen ohne diese künstliche Streuung ausgewertet, wäre die Gefahr groß, Farbsäume oder Moirémuster in das Bild zu bekommen. Mit dieser Streuung wird andererseits jedoch eine leichte Unschärfe erzeugt.

Kapitel 1 Was ist RAW?

Dies ist der Grund dafür, dass Digitalfotos in jedem Fall leicht nachgeschärft werden müssen – was im JPEG-Prozess, der ja nichts anderes als ein in der Kamera ablaufender RAW-Prozess ist, immer gleich direkt in der Kamera geschieht und was im externen RAW-Prozess manuell gesteuert durch den RAW-Konverter auszuführen ist. Die Notwendigkeit zum Nachschärfen einer Digi­ talaufnahme rührt daher nicht aus der minder­ wertigen Qualität von Fotograf, Objektiv oder Kamera, sondern ist systembedingt erforderlich. Zur Kunst der Kamera- bzw. Sensorhersteller gehört es, den Anti-Aliasing-Filter so zu dimensionieren, dass der gewünschte Effekt (Verhinderung von Bildartefakten wie Moiré oder Farbsäumen) zwar eintritt, aber noch nicht zu einer zu starken Unschärfe führt. In detailreichen RAW-Konvertern wie etwa SILKYPIX sind diese Parameter direkt beeinflussbar.

Empfindlichkeiten – ISO, ASA, DIN

Eine Sensorzelle reagiert mit der Messung und Registrierung eines bestimmten Helligkeitswerts auf das Eintreffen einer bestimmten Menge Licht. Die Ausgangsempfindlichkeit eines Sensors, meist auch gleichzeitig niedrigste Empfindlichkeit, ist dabei so ausgelegt, dass übliche, durchschnittliche Motive von den Sensorzellen sauber verarbeitet werden können, also weder zu wenig Signal (Untersättigung) noch einen zu hohen Signalpegel (Übersättigung) erzeugen. Die Lichtmenge, die auf den Sensor auftrifft und von

Normbelichtung und obere Sättigungsgrenze Der Spielraum zwischen dem Durchschnittswert der Normbelichtung und der oberen Sättigungsgrenze (Lichtmenge, die eine Sensozelle aufnehmen kann) liegt bei knapp 3 Blendenstufen (EV-Werten). Der Abstand zur unteren Empfindlichkeitsgrenze (Lichtmenge, die eine Sensorzelle nicht mehr „sieht“) liegt bei mindestens 2,5 EV-Werten. Die Untergrenze ist kaum präzise spezifizierbar, da an dieser Grenze der Abstand des Signals zu gering wird. Bei mehr als 2,5 Blenden Spielraum nach unten erhält man fast nur noch Rauschen.

diesem registriert wird, wird, wie immer schon und bei jeder Kamera, durch Blende und Belichtungszeit gesteuert. Bei einer bestimmten Helligkeit und einer bestimmten Lichtmenge muss die korrekte Lichtmenge durch eine Abstimmung von Blende und Zeit erfolgen, wobei beide Parameter auch Auswirkung auf andere, bildgestalterische Aspekte haben. Die Blende beeinflusst u. a. die Schärfentiefe, die Belichtungszeit sowie das Verwackeln durch Kamera- und Objektbewegung. Digitalkameras und nicht nur Spiegelreflex­ kameras bieten die Möglichkeit, die Empfindlichkeit dynamisch und von Bild zu Bild zu verändern, manuell oder automatisch. Die Automatikfunk­ tion sollte allerdings nicht genutzt werden, da sie zu eher unglücklichen, unvorhersehbaren Ergebnissen führen kann. Rauschen Eine Veränderung der Empfindlichkeit ist jedoch nicht anderes als eine Verstärkung der Messwerte jeder Sensorzelle und damit auch eine Verstärkung aller ungewollten Daten. Diese ungewollten Daten rühren aus Pixelfehlern des Sensors oder einfachen Messfehlern. Eine höhere Temperatur des Sensors kann zu gehäuftem Auftreten von solchen Messfehlern führen – man nennt dies „Rauschen“. Eine Erhöhung der Empfindlichkeit ist also nichts anderes als eine Verstärkung der Messwerte. Der Fotograf muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit zwar mehr Möglichkeiten hat, die „richtige“ Lichtmenge aufs Bild zu bekommen, aber dafür Qualitätseinbußen, insbesondere Rauschen, einkalkulieren muss. Kurz:

• RAW-Dateien sind (zunächst) Graustufen­ dateien mit Aneinander­reihungen von Messwerten der einzelnen Sensorzellen.

• Eine Erhöhung der Empfindlichkeit (ISO-Zahl) entspricht einer gleichmäßigen Erhö­hung aller Messwerte bzw. einer Verstärkung der

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gemessenen Signale – und der Messfehler (Rauschen).

• Farbinformation wird durch ein Filtermosaik

in den Farben Rot, Grün, Blau, Grün ermittelt, wobei vor jeder Sensorzelle eine Filterfarbe platziert wird.

• Präzise

Farbmessung erfordert vier Sensorzellen und würde damit zu einer Viertelung der Sensorauflösung führen.

• Volle Nutzung der Sensorauflösung erfor­ dert komplette Rot-Grün-Grün-Blau-Farb­ information auf jeder Sensorzelle.

• Da nur eine dieser Farben direkt gemessen

werden kann, muss die volle Farbinformation mathematisch geschätzt (interpoliert) werden.

• Zur Farbinterpolation wird die Farbinfor­ mation der Nachbarzellen herangezogen.

Die GretagMacbeth-Farb­ referenzkarte ColorChecker. Aufnahme bei Tageslicht und bedecktem Nachmittagshimmel. RAW-Datei, konvertiert in SILKYPIX in der Grundeinstellung Systemstandard ohne Veränderung von Parametern.

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• Ein Anti-Aliasing-Filter ist zur Streuung der

Lichtinformation einer Filterzelle erforderlich, schafft aber leichte Unschärfen, die nachgeschaltet behoben werden müssen.

• Im RAW-Konverter, der in der Kamera

oder außerhalb im Computer ausgeführt werden kann, wird diese Information bei Veränderbarkeit einer Vielzahl von Parametern zu einem finalen Farbbild verarbeitet.

Und wie sieht das jetzt aus? Der folgende Abschnitt spielt den grundlegenden RAW-Prozess, also den Weg der rohen Sensordaten zum ersten Farbbild, an praktischen (Bild-) Beispielen durch.

RAW im Detail – Beispiel 1

Beispiel 1 ist ein abstraktes Bild und gleichzeitig, nach Eigenaussage des Herstellers, das weltweit meistfotografierte Objekt: die GretagMacbethFarbreferenzkarte. Diese Farbreferenzkarte bie-

Kapitel 1 Was ist RAW?

tet messbar definierte Farben, mit deren Hilfe typische fotografische Farbverfahren, also auch die Konvertierung eines RAW-Fotos, präzise justiert werden können, alles im Hinblick auf Farbqualität und Präzision, Druckverfahren und Farbträger hochoptimiert. Die Größenreferenz in der Mitte des Motivs gehört nicht zur Farbreferenzkarte, sondern wurde nachträglich aufgeklebt. Die Abbildung zeigt das Referenzmotiv in einer nicht weiter optimierten Aufnahme, wie sie der RAW-Konverter ohne Parameter-Änderung erzeugt und als TIFF-Bild ausgibt. Auch hier haben jedoch schon, ohne weitere Aktionen des Anwenders, einige grundlegende Verrechnungsprozesse stattgefunden:

• Aus den RAW-Daten, wie sie vom Sensor als reine Graustufen erfasst wurden, wurden bereits Farbinformationen errechnet. Dafür verwertet der RAW-Konverter grundlegende Informationen über den Aufbau des Sensors, insbesondere über die vor der Sensorfläche liegende Ebene des Bayer-Mosaiks.

• Der Weißabgleich wurde mit den Werten voreingestellt, wie sie die Automatik der Kamera ermittelt hat.

• Eine leichte Nachschärfung hat stattgefunden, um die durch das Bayer-Anti-Aliasing verloren gegangene Bildschärfe zu kompensieren.

Diese Erstinterpretation wird von jedem verbreiteten RAW-Konverter beim Öffnen der Dateien ausgeführt, um dem Anwender einen ersten Eindruck des Bildes zu präsentieren. Auch wenn der RAW-Konverter also im direkten Modus („As Shot“, „Wie Aufnahme“) und ohne Parameterveränderung betrieben wird, sind die Daten, wie sie vom Sensor kommen, bereits einer ersten Interpretation unterworfen. Keiner der populären RAW-Konverter bietet eine Möglichkeit, das Bild bereits in einer unmittelbareren Version, noch vor der Farbinterpolation,

anzuzeigen. Regelt man in einem RAW-Konverter den Wert für Sättigung auf null, resultiert daraus zwar ein Graustufenbild, dies zeigt jedoch ebenfalls die einzelnen Pixel nach dem Stadium der Farbinterpolation. Außer für Demonstrations- und Analysezwecke ist es aber normalerweise auch gar nicht nötig, ein RAW-Bild in der Stufe vor der Farbinterpolation am Bildschirm anzuzeigen, da alle die Farbinterpolation beeinflussenden Parameter in jedem Fall justierbar sind.

Back to the roots mit DCraw

Abhilfe schafft hier ein Spezialprogramm, das RAW-Dateien einlesen und sie unter Verzicht auf die Bayer-(Farb-)Interpolation als TIFF wieder ausgeben kann. DCraw (www.insflug.org/raw/ ) ist ein Kommandozeilenprogramm ohne grafische Oberfläche, das für die schnelle Massenverarbeitung von RAW-Dateien ohne Benutzerinteraktion bestens geeignet ist. Der große Vorteil von DCraw als Kommandozeilen­ programm ist seine enorme Schnelligkeit und Flexi­bilität. So kann es beispielsweise sehr einfach in automatisierte Arbeitsabläufe eingebunden werden, etwa um gleich beim Auslesen der Speicherkarte eine Erstkonvertierung vorzunehmen. Die Ergebnisse von DCraw sind erstaunlich gut, bedenkt man, dass eine grafische Oberfläche mit interaktiver Parameterkontrolle fehlt. Mithilfe einer Vielzahl von Kommandozeilenparametern können die Ergebnisse von DCraw noch weiter aufgewertet und individualisiert werden.

Kommandozeilenparameter Eine deutsche Beschreibung der Kommando­parameter findet sich im Internet unter www.cybercom.net/~dcoffin/ dcraw/dcraw_de.1.html.

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DCraw verfügt über einen speziellen Kommando­ zeilenparameter (Option –D), mit dem ein sogenannter „document mode“ aktiviert werden kann. In diesem Modus wird die RAW-Datei ohne Farbinterpolation in eine sehr rohe Ausgabedatei überführt. Das Kommando dcraw –D Farbkarte.nef liefert das unten abgebildete TIFF-Bild.

Wie die oben abgebildete Farbkonvertierung ist auch diese DCraw-Konvertierung nicht nachbearbeitet. Bereits in dieser Vergrößerungsstufe wirkt das Bild schärfer. Keine Überraschung, es sind ja auch keine Interpolation und kein Anti­Aliasing involviert, sondern es werden die reinen Pixel-Helligkeitswerte ohne Verrechnung abgebildet.

4 cm breiter Ausschnitt aus der Mitte des Motivs. Bereits hier ist die Kästchenstruktur der rohen Pixel deutlich erkennbar.

1 cm breiter Ausschnitt. Die Pixelstruktur tritt deutlich hervor, auch in eigentlich einfarbigen Flächen.

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Der gleiche Ausschnitt aus dem farbinterpolierten, aber noch nicht weiter bearbeiteten Bild: Die Mosaikrasterung ist in Farbinformation umgerechnet. Insbesondere an den rein monochromen Flächen (besonders gut am Gelb in der unteren Bildhälfte) ist zu erkennen, wie aus der Kästchenstruktur unterschiedlicher Helligkeitswerte (wie sie durch den BayerFilter vor der Sensorfläche bedingt sind) flächige Farbinformationen geworden sind.

Kapitel 1 Was ist RAW?

Durch das fehlende Anti-Aliasing werden die einzelnen Pixel wesentlich deutlicher sichtbar als in einem final bearbeiteten Bild – auch wesentlich deutlicher als in der unbearbeiteten Farbversion oben. Sichtbar wird dieser Effekt allerdings erst bei stärkerer Vergrößerung.

Extrahiert man nun auch aus der farbinterpolierten Version der Aufnahme den gleichen Ausschnitt und vergrößert diesen ebenso stark, wird die Leistung des Prinzips „Bayer-Filter und Farbinterpolation“ sichtbar. Mit dem Wissen über den Farbgehalt der über unterschiedliche Filterfarben beleuchteten Sensorzellen errechEin weiterer Vergrößerungsschritt zeigt die Pixel­ net der RAW-Konverter die resultierende Farbe. zusammensetzung und die Wirkung der davor Die Mosaikrasterung verschwindet – Farbe erscheint. liegenden Farbfilterflächen nun sehr deutlich. Da das Motiv nur monochrome Flächen mit wenigen Farbübergängen enthält, ist die Wirkung des Bayer-Filters besonders gut erkennbar. Auch die einfarbigen Flächen, die ohne den Bayer-Filter eigentlich bei allen betroffenen Sensorzellen gleiche Helligkeitswerte hervorrufen würden, erhalten durch das Muster der Filter eine deutlich sichtbare Rasterung. Diese Rasterung aus unterschiedlichen Helligkeitswerten wird erst im RAW-Konverter in Farbe umgerechnet.

Erst wenn man aus dem farbinterpolierten Bild den gleichen Ausschnitt herausvergrößert, erkennt man die Leistung der Farbinterpolation und des Anti-Aliasing.

RAW im Detail – Beispiel 2

Optisch ansprechender und näher an der Realität ist mit Beispiel 2 ein praktisches Bild aus dem Fotografenalltag – das Porträt einer Frau.

Das Farbbild, eine im Studio entstandene RAWAufnahme, geringfügig im RAW-Konverter SILKY­ PIX bearbeitet, jedoch noch nicht farboptimiert oder beschnitten.

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Mit Farbinterpolation (SILKYPIX, Adobe Camera Raw, etc.)

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Ohne Farbinterpolation (dcraw -D)

Kapitel 1 Was ist RAW?

Zunehmende Vergrößerungsstufen der gleichen Ausschnitte des identischen Bildes, links farb­ interpoliert im RAW-Konverter, rechts noch ohne Farbinterpolation und daher mit zunehmend deutlich sichtbarer Kästchenstruktur der Mosaik­ rasterung des Bayer-Filters, zeigen auch hier besonders deutlich, wie Farbe ins Bild kommt. Der Prozess der Zusammensetzung des reinen Rasterbildes und eines Bayer-Mosaiks zu einem Farbbild kann in einem Bildbearbeitungsprogramm wie Adobe Photoshop zumindest nachempfunden werden, wenngleich auch mit einem nur für Demonstrationszwecke geeigneten Resultat. In der anschließenden Bildfolge (rechts) wurden das reine Rasterbild, wie bereits abgebildet, und ein Bayer-Mosaik ähnlich dem oben abgebildeten übereinandergelegt und am Sensorraster ausgerichtet.

+

Das resultierende Bild lässt die spätere Farbgebung korrekt erahnen, da der Verrechnungs-, Inter­polations- und Anti-Alias-Algorithmus eines RAW-Konverters jedoch hier nicht zum Einsatz kam, bleiben scharf umgrenzte Mosaikraster­ flächen. Nur aus größerer Entfernung betrachtet ist die korrekte Farbgebung zu erkennen, etwa dass in dem abgebildeten Auge die Iris tatsächlich blau ist. Der Blick hinter die Kulissen eines RAW-Prozesses ist wichtig, um die Komplexität des Prozesses zu verstehen und damit die Leistung eines RAWKonverters, sei er in die Kamera integriert oder extern auf dem PC des Bearbeiters, steuern zu können.

=

Auf der Benutzeroberfläche des RAW-Konverters setzt die Bearbeitung typischerweise erst nach einer ersten Farbinterpolation an, sodass der Benutzer den Prozess der Umrechnung von Helligkeitswerten in Farbe nicht sieht. Dennoch wird im RAW-Konverter natürlich genau diese Umrechnung auf vielfältige Weise – sei es durch Weißabgleich, Kontrast, Sättigung oder Schärfung – gesteuert.

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Mehr Farbe, mehr Möglichkeiten RAW-Dateien enthalten während des gesamten Verarbeitungsprozesses „viel mehr Farbe“ als eine JPEG-Datei als Endprodukt. Viel mehr Farbe heißt:

• viel mehr Möglichkeiten der Veränderung, • viel mehr Möglichkeiten, einen Farbstich oder Farbfehler auszugleichen,

• viel mehr Möglichkeiten, dunklen Flächen (Tiefen) Inhalt zu geben,

• mehr Möglichkeiten, weiße Flächen zu strukturieren.

Und woher kommt das Mehr an ­Farbe?

Das Mehr an Farbe, das RAW-Dateien im Verarbeitungsprozess verfügbar haben, hängt mit der unterschiedlichen Bittiefe zusammen, die in RAW-Dateien im Unterschied zu JPEG-Dateien möglich sind. Farbumfang JPEG-Dateien sind als abgeschlossene Formate und in Hinblick auf optimale Dateigröße auf eine Bittiefe von 8 Bit limitiert. Jedes Pixel einer JPEG-Datei kann damit 256 Helligkeitsstufen (28) einer Grundfarbe speichern. Für einen Farbwert sind aber immer drei Grundfarben nötig, womit 16.777.216 Farbwerte (2563) möglich werden. Mit diesem Farbumfang können recht ansprechende finale Bilder erzeugt werden, deren Farbumfang kein Mangel ist – alle üblichen Anzeigemedien für digitale Bilder (Papier/Drucker, Web, Bildschirm, Beamer) können sowieso keine höheren Farbumfänge darstellen. Der wichtige Punkt ist aber der Farbumfang, wie er während der Verarbeitung von den reinen Sensordaten bis hin zum abgeschlossenen Bild zur Verfügung steht. Bei der Arbeit im RAW-Format verfügt der Foto­ graf über 12 Bit statt 8 Bit. Das ergibt 212 Abstufungen in den Grundfarben und damit schon

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4.096 Stufen pro Pixel. Bei drei Farben stehen 4.0963, also 68.719.476.736 Farbwerte zur Verfügung, mit denen gearbeitet werden kann. JPEG: 8 Bit

256 Helligkeits­ stufen

16.777.216 mögliche Farbwerte

RAW: 12 Bit

4096 Helligkeits­ stufen

68.719.476.736 mögliche Farbwerte

Dies ist eine enorme Reserve, auf die verzichtet wird, wenn die RAW-Verarbeitung direkt der Kamerasoftware überlassen und das fertige 8-BitJPG entgegengenommen wird.

• Die Bittiefe sollte während des gesamten

Verarbeitungsprozesses so lange wie möglich so hoch wie möglich gehalten werden.

• Ist eine Ablage als JPEG erforderlich, sollte diese erst tatsächlich ganz am Ende einer Verarbeitungskette stehen.

• Soll ein Bild nach der RAW-Konvertierung in

einer Bildbearbeitung wie Photoshop weiter­ verarbeitet werden, sollte die Übergabe an Photoshop in voller Bitbreite erfolgen.

• Günstigstes Format für Ablage und Austausch

mit Photoshop, weil in hoher Bittiefe (16 Bit) und ohne Komprimierungsverluste ablegbar, ist TIFF. Sämtliche Zwischenstufen während eines Verarbeitungsprozesses sollten TIFF sein, erst aus TIFF sollte ein finales JPEG generiert werden.

Kritisch an dem Bild rechts: Linienführung, Schärfe, Farbe! Streng geometrisches Bild. Das Bild lebt von der Geometrie, von der präzisen Ausrichtung aller Linien und Kanten, die durch die Unregelmäßigkeit der Steinblöcke im unteren Drittel gebrochen, aber auch ergänzt wird. Wichtig auch die Schärfe – Unschärfe verzeiht dieses Motiv hier nicht. Das muss bei einem Bild wie diesem nicht zwingend so sein: Würde die Fassade als Hintergrund etwa für ein Model­

Kapitel 1 Was ist RAW?

shooting dienen, könnte hier ganz gezielt mit so- wieder um Zentimeter verschoben, aus der Hand gar stärkerer Unschärfe gearbeitet werden; soll ist das Bild kaum zu machen. nur die Fassadenstruktur leben, muss sie detailIm RAW-Konverter (Adobe Lightroom) wurden die reich ausgeführt sein. Stein-Struktur und die Farbgebung herausgearIn der Gesamt-Farbgebung muss insbesondere beitet, die dominierenden Gelb/Gold/Ocker-Töne der Farbenreichtum der Steinblöcke akzentuiert zurückgenommen, der Kontrast deutlich erhöht, werden und sich auf der Waage zwischen grau die Schärfe etwas verstärkt und schließlich noch, und gelb bewegen, ohne zu kippen. Im oberen bei all der Gelb-Grau-Dominanz, das Leuchten Drittel muss die Lebendigkeit des Goldtons ge- des Himmels etwas aufgefrischt. schützt werden. Herausforderung bei diesem Bild war zunächst die Kameraposition – das Stativ wurde immer

29

2 Bildverwaltung

kapitel 2 Bildverwaltung

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2

Kapitel 2 Bildverwaltung

Bildverwaltung Bilder importieren, verwalten, zeigen Grundlegende Anforderungen an ein Benennungsschema Benennungs- und Ablagestrategien Eindeutige und chronologische Ablage

Backup, weil es irgendwann passiert Shooting-orientiertes Backup Volumen- oder zeitorientiertes Standard-Backup Auswahl der Backup-Medien Externe USB-Festplatten Festplattensysteme im Netzwerk

Ausweg aus dem Chaos der Dateinamen Scanner- und Kamera-Assistent Downloader Pro – der Spezialist XnView – flexibel und kostenlos

Weg damit! Die erste Sichtung Fotograf ertrinkt in Bilderflut Klassifizieren, Labeln, Verschlagworten Windows-Explorer oder Mac Finder Bildverwaltungssysteme Auf dem digitalen Leuchttisch

Werkzeuge für die Bildverwaltung SILKYPIX Developer Studio Adobe Lightroom XnView Hohe Schule der Bildverwaltung

Externe Bildbearbeiter einbinden Adobe Lightroom XnView

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Bildverwaltung Da sitzt er nun, unser Fotograf, umspült von Dateien mit Namen wie _DSC8355.nef oder IMG_ 2015.jpg. Und es werden mehr und mehr. Aber mit zunehmender Anzahl der Bilder nimmt auch der Ärger zu. Mit einigen wenigen Aufnahmereihen, wie sie gelegentlich entstehen, mag das noch angehen: schnell mal kopiert in einen Ordner, der das Aufnahmeereignis im Namen trägt. Die Fotos werden dann angesehen, vergessen und kaum mehr wiedergefunden. Der digitale Nachfolger von Großvaters Fotoschublade oder Vaters Schuhkartonarchiv.

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Bilder importieren, verwalten, zeigen Dieser Abschnitt zeigt einige Möglichkeiten auf, die Bilderflut in den Griff zu bekommen, und diskutiert ein Dateibenennungs- und Ablagesys­tem. Darüber hinaus werden Möglichkeiten der automatischen Umbenennung oder gar des automatisierten Downloads von der Kamera mit Umbe­ nennung und Einteilung in Ordner vorgestellt. Sind die Bilder dann, sauber benannt und abgelegt, auf dem eigenen PC, hat man schon viel gewonnen, und bei moderatem Bildaufkommen

Kapitel 2 Bildverwaltung

und gutem Gedächtnis ist die Arbeit mit der Bilddateiverwaltung schon fast beendet. Bei höherem Bildaufkommen und intensiver Nutzung des Bildbestands leistet ein Verwaltungsprogramm (Digital Asset Management) sehr gute Dienste. Der Aufwand, der mit dem Einzug des Verwaltungsprogramms zunächst verbunden ist, ist durch seinen Nutzen schnell aufgewogen.

Grundlegende Anforderungen an ein Benennungsschema • So lang wie nötig, so kurz wie möglich. Ist

der Dateiname zu kurz, können wichtige Informationen nicht untergebracht werden. Ist er zu lang, wird er oft nicht mehr ganz dargestellt und von einigen Anwendungen nicht sauber verarbeitet. Ist er viel zu lang (über 255 Zeichen), wird er vom System abgeschnitten.

• Eindeutig! Der gleiche Dateiname sollte in keinem Fall öfter auftreten. Was innerhalb eines Verzeichnisses funktioniert, wird bei einer Umsortierung schnell zum Problem.

• Bilder sollen auch dann, wenn sie anders zusammengestellt werden (also etwa die besten Bilder eines Jahres), auf allen Datenträgern, auch auf einer CD oder in einem anderen Betriebssystem, in sinnvoller bzw. bevorzugter Reihenfolge erscheinen.

• Der Bildinhalt sollte aus dem Namen we-

nigstens grob zu erschließen und zumindest für den Fotografen selbst wiedererkennbar sein.

• Länge des Dateinamens (Windows XP, Mac, Linux) Windows (NTFS): 255 Zeichen, alle Zeichen (Unicode) Mac OS-X (HFS+): 255 Zeichen, alle Zeichen (Unicode) Linux (ext): 255 Zeichen, alle Zeichen (Unicode)

• Keine Umlaute oder Sonderzeichen, die

in anderen Arbeitsumgebungen oder Be­

triebssystemen Probleme bereiten könnten. In der Theorie sollten mittlerweile alle verbreiteten modernen Betriebssysteme mit sehr langen Dateinamen umgehen können, die auch Leerzeichen oder Umlaute enthalten dürfen. In der Praxis gibt es dennoch immer wieder Probleme. Also keine Leerzeichen und keine Umlaute in Dateinamen. Leerzeichen, die der Strukturierung des Dateinamens dienen, können gut durch Unterstriche (_) ersetzt werden. Verzichtet werden sollte in jedem Fall auf die folgenden Sonderzeichen: \ / & “ * ` ´ ’ ? () { } [ ]

Benennungs- und Ablagestrategien

Wie soll es denn nun heißen, das Bild? In nahezu allen Betriebssystemen, Auswahlfenstern und Anwendungen werden Dateien zunächst einmal alphabetisch sortiert – so ziemlich das Letzte, was in einer Bildverwaltung sinnvoll ist, weil dann etwa Agnes-Portrait_17.tif und PortraitAgnes_23.tif an völlig unterschiedlichen Stellen stehen. Eine Sortierung nach Datum oder Dateityp ist auf Betriebssystemebene meist ebenso möglich, auch eine Sortierung nach Größe oder Kameratyp kann meist relativ einfach eingerichtet werden. Brauchbar erscheint die invertierte Sortierung nach Datum, bei der sich die neuesten Aufnahmen immer oben in der Liste befinden. Diese Sortierfolgen müssen aber eigentlich immer explizit eingestellt werden. Als Standard wird eine Suche alpha­betisch nach Dateinamen angeboten. Was sich als Erstes anbietet und häufig gemacht wird, ist die Benennung der Aufnahmesitzung mit einem kurzen thematischen Hinweis und der Durchnummerierung aller Aufnahmen des Ereignisses; beispielsweise werden in einem Ordner Oldtimerfest alle Bilder dieses Ereignisses nummeriert gesammelt. 1_Oldtimerfest.nef 2_Oldtimerfest.nef

Funktioniert schon ziemlich gut, wenn es nicht mehr als neun Aufnahmen sind – die Bilder ab

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der Nummer 10 werden dabei nämlich nach der 1 eingereiht. 1_Oldtimerfest.nef 10_Oldtimerfest.nef 11_Oldtimerfest.nef 2_Oldtimerfest.nef

Die Lösung hierfür ist, mit zwei- oder dreistelligen Nummern zu arbeiten, gegebenenfalls mit einer „0“ voraus. 01_Oldtimerfest.nef 02_Oldtimerfest.nef … 10_Oldtimerfest.nef 11_Oldtimerfest.nef

Für einfachere Archivierungsanforderungen reicht diese Ablage schon völlig aus, erfüllt sie doch die Hauptanforderungen, die Aufnahmereihenfolge und eine kurze Motivbenennung im Dateinamen wiederzugeben. Probleme mit auf diese Art benannten Dateinamen entstehen erst, wenn die Bilddateien in anderen Verzeichnissen und mit anderen Bildern zusammengestellt werden sollen, etwa um die besten Bilder eines Jahres zu sammeln oder eine Bildauswahl für ein Druckwerk zusammenzu­ stellen. Dann treffen plötzlich mehrere Dateinamen mit der „01_“ am Anfang aufeinander und werden nach dem nächstfolgenden Unterscheidungskriterium, hier der Motivbezeichnung, einsortiert. Das ist nicht unbedingt wünschenswert, führt es doch zu Dateifolgen wie: 01_AlteTraktoren.nef 01_Oldtimerfest.nef 01_Rennautos.nef 02_AlteTraktoren.nef 02_Oldtimerfest.nef 02_Rennautos.nef

etc. Bei vielen Shootings ist das genaue Datum des Bildes eigentlich völlig irrelevant, etwa bei

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Mode- oder Porträtsitzungen, Architektur- oder Sachaufnahmen. Nicht zuletzt weil in nahezu jedem Fotoarchiv auch das Gedächtnis des Fotografen ein nicht zu vernachlässigender Faktor ist und dieses nun einmal sehr stark vom Aufnahmedatum gestützt wird, sollte das Bilddatum zentrales Kriterium bei der Vergabe der Dateinamen sein. Für eine verzeichnis- und anwendungsübergreifende konsistente Sortierung nach Datum – immer die jüngste Datei zuerst – ist es daher sinnvoll, das Datum als Teil des Dateinamens aufzunehmen.

Eindeutige und chronologische Ablage

Zunächst, und wenn die Bilder aus der Kamera kommen, ist diese Sortierung perfekt. Aber Achtung: Datum ist nicht gleich Datum! Was, wenn dann das eine oder andere Bild in einem Bearbeitungsprogramm geändert und neu abgespeichert wird? Es erhält ein neues Datum und steht in der Sortierreihenfolge völlig falsch. Das Dateidatum, wie es jedes Betriebssystem als Dateiattribut verwaltet, ist also nicht die Information, die für die Sortierreihenfolge wichtig ist. Am Aufnahmedatum orientieren Besser ist es, sich am Aufnahmedatum zu orientieren. Dieses Datum ist kein vom Betriebssystem verwaltetes Attribut mehr, sondern ein Attribut, das in der Bilddatei selbst steckt, genauer: in den EXIF-Daten. Bei der Aufnahme wurde diese Information, neben vielen anderen, von der Kamera dort hinterlegt. Die Dateiverwaltungsprogramme der Betriebssysteme lesen normalerweise auch diesen Wert aus und können ihn in einer eigenen Spalte darstellen. Alle, selbst einfache und kostenlose Bildverwaltungsanwendungen, bieten einen Zugriff auf diesen Wert. Werden Datum und Uhrzeit sortierrelevanter Bestandteil des Dateinamens, bleibt dieser wichtige Wert auch über umfangreichere Bearbeitungen des Bildes hinweg unverändert. Aus der Bearbeitung entstandene Varianten des Bildes erhalten dann einfach am Ende des Dateinamens noch weitere Zusätze.

Kapitel 2 Bildverwaltung

Es erscheint daher hilfreich, Datum und Uhrzeit der Aufnahme als sortierrelevanten Bestandteil und damit gleich am Anfang des Dateinamens einzutragen. Wird bei einem Shooting mit mehreren Kameras oder auch bei einem größeren Anlass, z. B. einer Hochzeit, von mehreren Fotografen fotografiert, ist es wichtig, vorher Datum und Uhrzeit der eingesetzten Kameras korrekt und gleichartig einzustellen. Auf diese Weise können anschließend nämlich sehr einfach alle Bilder von allen Kameras in eine chronologische Reihenfolge gebracht werden. Stellt man jedoch nun den 1. April 2007 als 1407 dar, hat man schon mit der Aufnahme vom 2. April (2407) ein Problem – sie wird nämlich hinter der Aufnahme vom 1. Mai (1507) einsortiert. Datumselemente prinzipiell zweistellig Besser ist es daher, alle Datumselemente prinzipiell zweistellig darzustellen; also den ersten April als 010407, den 1. Mai als 010507. Dies kommt der Lösung des Problems schon ein wenig näher, nur wird jetzt der 17. April (170407) hinter dem 1. Mai (010507) einsortiert. Bestes Schema: Inverse Datumsdarstellung Die beste Lösung führt zu einer Umkehrung der Reihenfolge, also zu JAHR MONAT TAG, jeweils mit vorangestellter 0 bei einstelligen Elementen, und damit zur im deutschen Sprachraum ungewohnten inversen Datumsdarstellung, wie sie im Amerikanischen verbreitet ist. Einleitender, sortierrelevanter Baustein des Dateinamens sollten daher immer die sechs Zeichen dieses inversen Datums sein. 070501 070417 070402 070401

Dieses Schema hilft nun schon sehr viel weiter, und man erhält Dateinamen wie:

070501_01_Rennautos.nef 070417_01_AlteTraktoren.nef 070402_02_Oldtimerfest.nef 070401_01_Oldtimerfest.nef

Derartig formatierte Dateinamen erfüllen alle Kriterien für eine eindeutige und chronologische Ablage. Die zeitlich korrekte Abfolge der Dateien bleibt auch erhalten, wenn Auswahlen aus den Dateien völlig anders zusammengestellt werden, sie enthalten die Reihenfolge innerhalb der ­Session durch die laufende Nummer, und für den Fotografen ist aus dem Klartext ersichtlich, wo­ rum es auf den Bildern geht. Damit sind fast alle Ablagebedürfnisse gedeckt. Mögliche Erweiterungen der Dateinamen Mögliche Erweiterungen des Dateinamens könnten noch die Uhrzeit, die Aufnahmedaten (Blende/Zeit) oder das Kameramodell sein. Erforderlich sind derartige Informationen im Dateinamen aller­dings nicht. Da diese Informationen standard­ mäßig im EXIF-Infoblock jeder digitalen Aufnahme enthalten sind, können sie in höherwertigen Verwaltungssystemen einfach ausgewertet werden, und es gibt daher wenig Grund, den Dateinamen damit zu überfrachten. Ergänzt wird diese Bilderbenennung durch eine geeignete Benennung des Ordners, in dem die Bilddateien jeweils einer Session oder eines Themas liegen. Auch hier ist eine chronologische Ablage der Ordner hilfreich, was auf Ordner­ebene zu einer ganz ähnlichen Benennung wie auf Dateiebene führen kann – natürlich ohne die laufende Nummer. Die Ordnernamen, die die Dateien mit den oben konstruierten Namen enthalten, würden dann so lauten: 070501__Rennautos.nef 070417__AlteTraktoren.nef 070402__Oldtimerfest.nef

Will man die Namen noch etwas übersichtlicher gestalten, können Unterstriche (_) oder Bindestriche (-) zur weiteren Untergliederung herangezogen werden, etwa wie folgt:

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07_05_01__Rennautos.nef 07_04_17__AlteTraktoren.nef 07_04_02__Oldtimerfest.nef

Keinesfalls sollten mal Unterstriche und mal Bindestriche verwendet werden. Diese Zeichen haben natürlich Einfluss auf die Sortierordnung und führen zu unerwünschten Ergebnissen. Übergeordnet kann ein Ordner liegen, der nur die Jahreszahl der Aufnahme repräsentiert, und die Ordnung ist perfekt: nachvollziehbar, übersichtlich und flexibel.

bleibt, das produzierte Bildmaterial aber nur für eine relativ kurze Zeitspanne aktuell nutzbar ist, ist dies sicher übertrieben.

Shooting-orientiertes Backup

Als generelle Vorgehensweise auch für den Semi­ profi empfiehlt sich das Sofort-Backup vor der Sichtung nur bei sehr wichtigen und unwiederbringlichen Motiven – etwa dem Shooting einer Hochzeit o. Ä. Ein derartiges Backup wird typischerweise auf eine andere interne oder externe Festplatte geschrieben und auch nicht langzeitarchiviert. Ergänzt, in den meisten Fällen aber wohl ersetzt, wird dieses Sofort-Backup durch ein Backup nach dem ersten Durcharbeiten. Die Bilder sind dann korrekt benannt, katalogisiert, bewertet und eingeordnet. Schlechte Bilder sind gelöscht, RAW-Dateien konvertiert, Bilder wurden nachbearbeitet, eventuell auch Auswahlen („Best-of“) zusammengestellt.

Beispiel einer soliden, eindeutigen und mitwachsenden Ablagestruktur.

Backup, weil es irgendwann ­passiert Je nach anfallender Menge an Bildern und potenziellem Schaden durch den Verlust dieses Materials kann auf der Basis dieses Benennungsund Ordnersystems auch eine Backup-Strategie eingeführt werden. Besonders Vorsichtige legen bereits unmittelbar beim Auslesen der Speicherkarte das erste Backup an, indem die Dateien einmal in ein Arbeitsverzeichnis und gleichzeitig auch noch in ein Backup-Verzeichnis kopiert werden. Dieses Vorgehen führt zu einem erheblichen Mehrbedarf an Speicherplatz und Verwaltungsaufwand und ist auch im Profibereich nur dann sinnvoll, wenn mit hohem Aufwand eher wenige gestaltete Bilder produziert werden, etwa Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Im Bereich Sport- oder Modefotografie, in dem der Finger oft sehr lange auf dem gedrückten Auslöser ver-

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Ein derartiges Backup wird auf einem externen Datenträger (externe Festplatte, CD oder DVD) angelegt und verbleibt dort dauerhaft. Nach Anlegen dieses Backups kann auch das Sofort-Backup gelöscht werden, wenn es denn überhaupt angelegt wurde. Dieses Shooting-orientierte Backup sollte für alle engagierten Fotografen, Semiprofis und Profis die Regel sein; die entsprechenden Backups werden langzeitarchiviert. Fotografen, die prinzipiell im RAW-Format arbeiten, können sich unter Umständen eine BackupStufe sparen, sind sie doch vor versehentlichem Überschreiben des Bildmaterials sicher. Kein RAW-Konverter schreibt die Änderungen in die Originaldatei zurück, sondern exportiert immer in eines der Standardformate TIFF oder JPEG; ein versehentliches Drücken der Tastenkombination [Strg]+[S] kann also im RAW-Prozess nie die Originaldaten zerstören.

Volumen- oder zeitorientiertes Standard-Backup

Neben diesen oder bei risikofreudigen Fotografen auch anstelle dieser oben geschilderten BackupStrategien sollte zumindest das volumen- oder

Kapitel 2 Bildverwaltung

zeitorientierte Standard-Backup ausgeführt werden. Dabei wird entweder nach Erreichen einer bestimmten Volumengrenze, etwa der Kapazität einer CD-ROM oder DVD, oder einer bestimmten Zeitspanne (jeder Freitag, jeder Monatsletzte) ein Backup ausgeführt. Hier wird das neu entstandene Material auf externe Datenträger ausgelagert. Im einfachen, aber häufig ausreichenden Fall werden jeweils vollständige Backups, d. h. alle für das Backup bestimmten Dateien, mit den einfachen Mitteln des Betriebssystems (der Datei­verwaltung) erzeugt. Dabei werden die zu sichernden Dateien und Ordner einfach auf den Zieldatenträger kopiert. Nur für komplexe Backup-Szenarien empfiehlt sich ein eigenes Backup-Tool, das Backups verwaltet, nur geänderte Dateien sichert (inkrementelles Backup), bestimmte Dateien vom Backup ausschließen oder zeitgesteuert automatisierte Backups erstellen kann. Derartige Tools sind meist sehr teuer und aufwendig und bringen teilweise als Nachteil mit, dass Backups nur von der gleichen Anwendung wieder gelesen werden können. Für das Backup eines sehr strukturiert angelegten und wachsenden Bestands digitaler Bilder ist es daher normalerweise nicht erforderlich.

Auswahl der Backup-Medien

Bei der Auswahl der Backup-Medien ist zu unterscheiden, zu welchem Zweck das Backup erstellt wird. Dient es der Sicherung vor versehentlichem Überschreiben oder Löschen, reicht es, das aktuelle Arbeitsverzeichnis an eine andere Position der Festplatte zu kopieren. Typischer Fall hierfür ist das Sofort-Backup unmittelbar nach dem Shooting, bei dem die Daten dupliziert werden: einmal für die weitere Bearbeitung, einmal als Sicherheitskopie, falls in den ersten Bearbeitungsschritten Fehler auftreten. Auch vor umfangreicheren Bearbeitungsaktionen sollte eine Sicherung in einen anderen Ordner der Festplatte stattfinden. Dient das Backup hingegen der Archivierung, sind Offlinedatenträger das Medium der Wahl.

CD-ROM und DVD Aufgrund der speicherbaren Datenmenge ist die CD-ROM (ca. 700 MB) dabei von der DVD (ca. 4,7 GB) abgelöst worden. Die DVD ist derzeit als ­Single- oder Double-Layer-DVD (8,6 GB) verbreitet, neuere Computer werden nur noch mit Double-Layer-DVD ausgerüstet. Blu-ray-DVD und HD-DVD Im Kommen ist bereits die nächste Generation von Speichermedien in Form der CD-ROM – mit einem nochmals dramatisch vergrößerten Fassungs­volumen: Blu-ray-DVD (25 GB – Single Layer, 50 GB – Dual Layer) und HD-DVD (15 GB – Single Layer, 30 GB – Dual Layer). Die beiden Formate sind leider in keiner Weise kompatibel und benötigen unterschiedliche Laufwerke. Ein Backup auf Offlinedatenträger ist das klassische Backup, das immer dann gefertigt werden sollte, wenn ein Arbeitsprozess abgeschlossen, eine bestimmte Zeiteinheit seit dem letzten Backup verstrichen oder eine bestimmte Datenmenge seit dem letzten Backup neu entstanden ist.

Externe USB-Festplatten

Eine sehr interessante Alternative zu Offlinedatenträgern in Form von CDs, aber auch eine Alternative zum schnellen Backup im getrennten Ordner ist die externe Festplatte. Diese wird in der einfachen Form per USB, besser und flexibler aber noch über das Netzwerk an den Rechner angeschlossen. Speicherkapazität ist damit praktisch unbegrenzt vorhanden. Weitere Laufwerke können einfach angeschlossen werden, dennoch ist gleichzeitig auch der direkte Zugang ohne Medienwechsel möglich.

Festplattensysteme im Netzwerk

Gerade der Anschluss externer Festplatten über ein lokales Netzwerk (LAN) bietet die Möglichkeit, diese Festplatte auch abseits des Rechners zu platzieren, damit die Lärmbelästigung zu umgehen und den Inhalt der Festplatte auch anderen Nutzern des Netzwerks verfügbar zu machen. Man spricht dabei von NAS (Network Attached Storage).

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Ein derartiges über Netzwerk angeschlossenes Festplattensystem kann so aufgebaut werden, dass dabei mehrere einfache und günstige Festplatten laufen, sich gegenseitig ergänzen und redundant halten. Bei dieser RAID genannten Betriebsform der externen Festplatten kann der verfügbare Plattenplatz einfach durch Anschließen einer weiteren Platte vergrößert werden; zudem können Festplatten sogar im laufenden Betrieb getauscht werden. Diese Technik ist gerade dabei, sich auf breiterer Front durchzusetzen, bietet sie doch auch für Einzelanwender wie engagierte Fotografen, Semiprofis und Profis ideale Möglichkeiten der Dateiablage. Für sehr große Umgebungen setzen sich dedizierte Speichernetze immer stärker durch, die als SAN (Storage Area Network) bezeichnet werden, für Klein- und Einzelanwender jedoch überdimensioniert sind.

Ausweg aus dem Chaos der Dateinamen Sinnvoll mag er ja sein, der manuell konstruierte Dateiname – kompliziert ist er aber auch. Will man seine Bilddateien von Hand in das beschriebene Schema aus inversem Datum, laufender Nummer und Kurzbeschreibung pressen, ist man damit sehr, sehr lange beschäftigt, gibt es bald auf und landet dann doch wieder bei einfachen, ziemlich dummen und ungünstiger ablegbaren Namen. Zum Glück gibt es eine große Menge an Hilfsprogrammen, die das Umbenennen und die flexible, konsistente Benennung von Bilddateien automatisieren und damit deutlich vereinfachen. Einige kleine Tools erledigen das Umbenennen sogar direkt beim Auslesen der Speicherkarte während des Kopierens auf die Festplatte – mit mehr oder weniger Flexibilität bei der Namensgebung oder Verzeichnisbenennung. Genannt werden solche Tools auch Downloader oder Importer.

Scanner- und Kamera-Assistent

Ein einfacher Download ist in Windows bereits direkt integriert und startet normalerweise, bei aktiviertem AutoPlay, automatisch nach dem Einschieben der Speicherkarte in den Kartenleser.

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Der Windows-Scanner- und -Kamera-Assistent kann als Auto­Play-Aktion definiert werden (meist ist dies die Voreinstellung) und startet dann automatisch, wenn eine Speicherkarte mit Bilddateien in den Kartenleser eingelegt wird.

Viele Konfigurationsoptionen und ­ individuelle Einstellungsmöglichkeiten bietet dieses Hilfsprogramm nicht, es ermöglicht nur einfache Datei­ benennungen, kann damit aber zumindest verhindern, im Chaos der Original-Kameradateinamen zu versinken.

Mit dem Windows-Kamera-Assistenten wird ein Name für eine Bildergruppe vergeben. Unter diesem Namen wird dann automatisch ein Ordner angelegt, in den die Dateien kopiert werden. Auf Wunsch löscht der Assistent die Dateien auch gleichzeitig von der Speicherkarte.

Der Windows-Scanner- und -Kamera-Assistent bietet die Möglichkeit, dem aktuellen Download

Kapitel 2 Bildverwaltung

Ebenfalls ähnlich wie der Windows-Scanner- und -Kamera-Assistent legt Downloader Pro automatisch ein Verzeichnis an, kopiert die Bilddateien von der Speicherkarte in dieses Verzeichnis und benennt sie dabei um. Damit enden jedoch die Gemeinsamkeiten, denn Downloader Pro kann sehr viel mehr und sollte damit für jeden, der regelmäßig größere Mengen an digitalen Bildern produziert, zum Standardtool werden.

Der Assistent hängt automatisch und unveränderbar eine Nummerierungsfolge an die Dateinamen an. Während des Kopierens und Umbenennens informiert der Assistent auch mit kleinen Vorschaubildern über den Fortschritt.

und damit allen Dateien, die sich auf dem Chip befinden, „Bildergruppe“ genannt, einen einheitlichen Namen zu geben. Unter diesem Namen wird dann ein Verzeichnis angelegt, und auch die Einzeldateien werden entsprechend benannt, zusätzlich versehen mit einer dreistelligen Nummerierungsfolge. Die automatische Aufnahme eines Datums, die Änderung der Position der Nummerierung oder weitere automatisch eingetragene Elemente im Dateinamen sind nicht möglich. Problematisch ist insbesondere das Leerzeichen im Dateinamen, das der Windows-Scanner- und -Kamera-Assistent zwischen den Namen für die Bildergruppe und die Dateinummer einfügt. Datei­ namen mit Leerzeichen können in bestimmten Kontexten, etwa in einigen Bildbearbeitungs­ programmen oder bei der Verwendung im Internet, gelegentlich zu Problemen führen und sollten daher vermieden werden.

Downloader Pro – der Spezialist

Idealer und im Funktionsumfang kaum zu überbietender Ersatz für den Windows-Scanner- und -Kamera-Assistenten ist das Spezialprogramm „Downloader Pro“ von Breeze Systems (www. breezesys.com). Ähnlich wie dieser integriert sich Downloader Pro in die AutoPlay-Funktion von Windows und startet dann automatisch, wann immer eine Speicherkarte in den Leser eingelegt wird.

Downloader Pro kann nahezu beliebige und beliebig komplexe Ordner und Dateinamen erzeugen. Er kann auch die oben beispielhaft beschriebene Struktur erstellen und sogar Dateien beim Download von der Speicherkarte gleichzeitig in ein Arbeitsverzeichnis und zwei Backup-Verzeichnisse kopieren. Wie bei jedem komplexeren, umfangreich konfigurierbaren Werkzeug ist die Ersteinrichtung von Downloader Pro nicht ganz trivial, insbesondere die Einrichtung der Dateinamensmuster auf die persönlichen Vorlieben. Ist das Tool aber einmal individuell eingerichtet, muss fast keine der Optionen mehr geändert werden, und Bilddateien wandern auf Knopfdruck vom Speichermedium (oder direkt von der Kamera) auf die Festplatte, individuell benannt und im individuellen Verzeichnis. Eine Aufnahmesitzung oder auch nur eine Reihe von Bildern zum gleichen Thema wird in Downloader Pro in einem „Job Code“ zusammengefasst; ein Job Code ist dabei nichts anderes als der Klartextanteil des späteren Datei- oder Ordnernamens. Aufwendiger in der Erstkonfiguration ist der Aufbau der weiteren variablen Teile des ­Dateinamens. Will man erreichen, dass sich „Sommerbilder“ aus der letzten Aufnahmesitzung unter den Datei­ namen 070702-1409_001_Sommerbilder.jpg 070702-1409_002_Sommerbilder.jpg 070702-1409_003_Sommerbilder.jpg

im Ordner \07_07_02__Sommerbilder\

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befinden und dieser wiederum in Y:\KO-Bilder

steht, sich also der Pfadname Y:\KO-Bilder\07_07_02__Sommerbilder\070702-1409_001_Sommerbilder.jpg

für jedes Bild ergibt, konfiguriert man den Dateinamen nach dem Muster {d}-{H}{M}_{seq#3}_{J}

und den Verzeichnisnamen nach dem Muster Y:\KO-Bilder\{y}_{m}_{7}__{J}

Leicht erkennbar ist hier, dass Downloader Pro für den Aufbau des Dateinamens, wie viele ähnliche Programme auch, mit Platzhaltern arbeitet. Herausragend an Downloader Pro sind allerdings die Granularität und die umfangreiche Detailliertheit der Platzhalter. Was die Platzhalter, aus denen obiges Muster zusammengesetzt ist, bedeuten, zeigt unten stehende Tabelle. Downloader Pro bietet eine Vielzahl weiterer Bausteine zur höchstmöglichen Flexibilität in der Zusammenstellung von Datei- und Ordnernamen. Den entsprechenden Dialog in Downloader Pro, in dem der gewünschte und oben beschriebene Datei- und Ordnername festgelegt wird, zeigt das folgende Bild:

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Der Konfigurationsdialog in Downloader Pro, mit dem detailliert eingestellt werden kann, wie Datei- und Ordner­ namen aufgebaut sein sollen. Ist dieser Konfigurations­ dialog einmal durchlaufen, werden künftig alle Bilddateien gleich bei der Übertragung vom Speichermedium richtig benannt und eingeordnet.

Wie die Abbildung zeigt, sind den Wünschen bei der automatischen Datei- oder Ordnerbenennung kaum Grenzen gesetzt. In den Namen können dabei auch beispielsweise der Kameratyp, die eingestellte Blende oder Belichtungszeit oder auch der ISO-Wert aufgenommen werden, was aber sicherlich nicht unbedingt wichtig ist. Die vollständige Liste der Bausteine, die Downloader Pro für den Aufbau von Dateinamen anbietet, präsentiert sich wie folgt (siehe Tabelle rechts):

{d} {H} {M} {seq#3} {J} {y} {m}

Datum, invers, zweistellig, ohne Trennzeichen Stunde (24h) Minute Nummerierung in der aktuellen Bilderfolge, dreistellig, mit führenden Nullen aktueller Job Code Jahr, zweistellig Monat, zweistellig

070702 14 17 007 Sommerbilder 07 07

{7}

Tag, zweistellig, abzüglich 3 Stunden (damit für Events, die über Mitternacht hinausgehen, nicht ein neuer Ordner angelegt wird)

02

Kapitel 2 Bildverwaltung

Baustein

Beispiel

Erklärung

{d} {t} {x} {X} {y} {Y} {m} {b} {B} {D} {j} {W} {a} {A} {P} {H} {I} {M} {S} {s} {p} {z} {Z} {#c} {#x} {1} {2} {3} {4} {5} {6} {7} {c} {C} {i} {k} {K1} {K2} {K3} {O} {T} {T1} {T2} {T3}

070703 114325 03.07.2007 11_43_25 07 2007 07 Jul Juli 03 184 27 Di Dienstag 3 11 11 43 25 00

Date in the form YYMMDD Time in the form HHMMSS Date representation for locale Time representation for locale Year without century Year with century Month (01 to 12) Abbreviated month name Full month name Day of the month (01 to 31) Day of the year (001 to 366) Week number (00 to 53) Abbreviated weekday name Full weekday name Quarter: Jan-Mar=1, Apr-Jun=2, Jul-Sep=3, Oct-Dec=4 Hour (00 to 23) Hour (01 to 12) Minutes (00 to 59) Seconds (00 to 59) Subsecond timing (Nikon DSLRs only) am/pm indicator Time zone name Time zone offset wrt UTC Long date/time representation for locale (IPTC data only) Long date representation for locale (IPTC data only) Year ‚now‘ with century i.e. the download date Month ‚now‘ (01 to 12) i.e. the download date Day ‚now‘ (01 to 31) i.e. the download date Year ‚now‘ without century i.e. the download date Year without century less 3 hours Month less 3 hours Day less 3 hours Camera serial number (Canon only) Canon EOS-1D series style camera serial number ISO ISO (same as {i} except 0 is returned as Auto) Focal length in mm Aperture Shutter speed e.g. 125 for 1/125 sec Owner string (Canon only) Camera model name starting fom first word containing digits Same as {T1} except ‚-‘ are treated as spaces Full camera name First word of camera model name containing digits

Westeuropäische ... +0200 Dienstag, 3. Juli 2... Dienstag, 3. Juli 2... 2007 07 03 07 2007 07 03 543467 AEB 100 100 28 5.6 125 John Smith 30D 30D Canon EOS 30D 30D

43

44

Baustein

Beispiel

Erklärung

{T4} {T5} {T6} {T8} {T9}

30D 30D 30D 30D 30D

Same as {T3} except ‚-‘ are treated as spaces Last word of camera model name containing digits Same as {T5} except ‚-‘ are treated as spaces Value defined in camera mapping (same as {T1} if undefined) Value defined in camera mapping (same as {T1} if undefined)

{r8}

0

Image counter (Canon 1D series and Nikon DSLRs with card reader downloads...

{r85}

00000

Same as {r8} but padded with leading zeroes to give a 5-digit number

{r86}

000000

Same as {r8} but padded with leading zeroes to give a 6-digit number

{e} {E} {E1} {E2} {f} {file[2-5]} {file[2]} {file[2-]} {file[-2]} {o} {o} {q} {q1} {q2} {Q} {Q1} {Q2} {r} {r1} {r2} {r3} {r4}

JPG JPG

{r5}

80123

Last digit of folder number followed by last 4 digits of image number

{r6}

60123

First digit of folder number followed by last 4 digits of image number

{r7}

50123

First digit of folder number-1, followed by last 4 digits of image number

{u} {U} {J} {JC_fw} {JC_lw}

Y:\KO-Bilder K:\KO Sommerbilder Sommerbilder Sommerbilder

‚My Pictures‘ folder ‚My Documents‘ folder Job code First word of job code Last word of job code

JPG IMG MG_0 M MG_0123 23 IMG_0123 678CANON 678 8 78 {Q} {Q1} {Q2} 0123 3 23 123 0123

File extension without the ‚.‘ File type: JPG or RAW File type: empty or „RAW“ File type: „JPG“ or empty First 3 characters of image name (same as {file[1-3]}) Characters n to m of original filename (2 to 5 in example) Character n of original filename (character 2 in example) Original filename starting from character n (2 in example) Right n characters of original filename (2 in example) Original filename when used in filename field Image folder name when used in folder field Image folder number Last digit of image folder number Last 2 digits of image folder number Image folder name Source folder pathname without drive letter Source folder pathname relative to source folder Image number Last digit of image number Last 2 digits of image number Last 3 digits of image number Last 4 digits of image number

Kapitel 2 Bildverwaltung

Baustein {l} {la} {l2} {l3} {l4} {L} {La} {L2} {L3} {L4} {seq#} {seq#2} {seq#3} {seq#4} {seq#5} {seq#6} {n1} {n2} {n3} {n4} {N1} {N2} {N3} {N4} {R} {R2}

Beispiel

Erklärung

s 1 a 01 001 0001 1 01 001 0001 00001 000001 1 01 001 0001 1 01 001 0001 1 01

‚Uniqueness‘ number or empty if filename is unique {l} expressed using the letters ‚a‘ to ‚z‘ {l} padded with leading zeroes to give two digits {l} padded with leading zeroes to give three digits {l} padded with leading zeroes to give four digit ‚Uniqueness‘ number, evaluates to 1 or higher {L} expressed using the letters ‚a‘ to ‚z‘ {L} padded with leading zeroes to give two digits {L} padded with leading zeroes to give three digits {L} padded with leading zeroes to give four digits Download sequence number with no leading zeroes 2-digit download sequence number 3-digit download sequence number 4-digit download sequence number 5-digit download sequence number 6-digit download sequence number Download sequence number (this session) with no leading zeroes 2-digit download sequence number (this session) 3-digit download sequence number (this session) 4-digit download sequence number (this session) Date based download sequence number with no leading zeroes 2-digit date based download sequence number 3-digit date based download sequence number 4-digit date based download sequence number Downloads today e.g. 1, 2, 3 Downloads today (2 digits with leading zero) e.g. 01, 02, 03

Sind die Einstellungen einmal vorgenommen, ist die weitere Arbeit mit Downloader Pro einfach und überaus nützlich. Beim Programmstart frägt Downloader Pro in einem kleinen Dialogfeld nur noch den aktuellen Job Code, also die Klartextbezeichnung der aktuellen Bildergruppe, ab (hier Sommerbilder) und trägt diese an der gewünschten Stelle in den Dateinamen ein. Neue Datei- und Ordnernamen werden zunächst zur Vorschau angeboten. Auf Knopfdruck wird der

Download, d. h. die Übertragung vom Speicher­ medium, ausgeführt. Optional können die Dateien gleichzeitig vom Speichermedium gelöscht (was nicht zu empfehlen ist – sicher ist sicher) oder während des Downloads auch noch an bis zu zwei weiteren Stellen gesichert werden. Darüber hinaus können zusätzliche Verzeichnisse angelegt, Bilddateien mit GPS-Tags versehen werden und vieles mehr. Kaum ein Tool erweist sich bereits nach kurzem Test als so unverzichtbar wie Downloader Pro. Beim Programmstart fragt Downloader Pro in einem kleinen Dialogfeld den aktuellen Job Code ab, also die Klartextbenennung der Bildergruppe aus einem Shooting. Aus dem Job Code und den bereits voreingestellten Parametern werden, nach Wunsch und Konfiguration, Ordner- und Dateinamen erstellt.

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XnView – flexibel und kostenlos

Auch mit XnView kann das oben beschriebene Muster der Dateinamen erzeugt werden.

Häufig reicht jedoch schon ein mächtiges und flexibles Anzeigeprogramm, um die digitale Bilder­ flut in den Griff zu bekommen, sie zu verwalten und die wichtigsten Operationen auf die Bilddateien auszuführen. Ein solches Tool ist „XnView“ (www.xnview.com), das trotz seines hohen und in einer soliden, ergonomischen Benutzeroberfläche eingebackenen Funktionsumfangs für Privat­anwender kostenlos ist. Für sehr viele Datei- und Bildbearbeitungsaufgaben, darunter Sichten, und regelmäßige Aktionen für viele Dateien wie Umbenennen, Größenänderungen, Einbetten von Wasserzeichen oder Ändern von EXIF-Einträgen erweist sich XnView als praktisches kleines Tools für die tägliche Arbeit. Zudem hilft XnView auch bei der Erstellung von Kontaktbögen, HTML-Seiten oder Diashows. Neben der Nutzung von XnView als Standard-Bild­ anzeigeprogramm („Viewer“) ist die Dateiumbenennung sicherlich die wichtigste Funktion und der Hauptgrund, das Werkzeug hier vorzustellen. Will man auf die Anschaffung von Downloader Pro verzichten und sieht sich einer nicht ganz so großen Flut von zu verwaltenden und umzubenennenden Bilddateien ausgesetzt, ist XnView das Werkzeug der Wahl.

Man selektiert dazu in XnView die umzubenennenden Dateien und wählt dann den Menüpunkt Mehrfaches umbenennen. Alternativ dazu können Sie mit der Tastenkombination [Strg]+[A] gleich alle im aktuellen Ordner befindlichen Dateien auswählen, was der Normalfall sein wird. Auch hier öffnet sich ein zunächst verwirrend wirkender Dialog, der jedoch nur einmal überlegt ausgefüllt werden muss. Die Einstellungen bleiben erhalten und müssen bei folgenden Sitzungen nur noch geringfügig angepasst werden.

XnView geht davon aus, dass Bilddateien bereits mit Mitteln des Betriebssystems, d. h. über den Windows-Explorer, von der Speicherkarte auf den Rechner kopiert wurden. Erst dann kann XnView sinnvoll eingesetzt werden. Das Kopieren von der Speicherkarte auf den Rechner kann dabei einfach durch Herüberziehen (Drag & Drop) mit der Maus in das Zielverzeichnis bewirkt werden. Für alles andere nutzt man dann gleich XnView. Ein erster Sichtungsdurchgang wirft die wirklich schlechten Bilder raus: unscharfe Aufnahmen, Fehlauslösungen etc. Danach sollte dann gleich das Umbenennen folgen.

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Wichtigster Eintrag im Dialogfeld Mehrfaches umbenennen ist das Dateinamen-Muster. In der unteren Hälfte des Dialogfelds bietet XnView eine Vorschau auf die zu generierenden Dateinamen.

Kapitel 2 Bildverwaltung

Statt dieser immer wieder bei 1 beginnenden Nummerierung kann aber beispielweise auch der kamerainterne Bildzähler ausgegeben werden. Anschließend wird auch hier wieder ein Unterstrich eingefügt.

Ein Dateinamen-Muster kann in XnView aus vielfältigen Bausteinen „zusammengeklickt“ werden.

Hier werden die Dateinamen aufgeführt, wie sie vor und nach dem Umbenennen aussehen. Tatsächlich erzeugt werden die neuen Namen erst bei Bestätigung der Dialogbox mittels Umbenennen. Für nahezu alle Einträge bedient sich XnView der EXIF-Informationen, wie sie in den Bilddaten selbst gespeichert sind. Wichtigste Option in diesem Dialog ist natürlich das aktivierte Kontrollfeld Dateinamen-Muster. Auch hier stehen vielfältige Bausteine zur individuellen Konfiguration des Dateinamens zur Verfügung. Will man das oben gezeigte und hier präferierte Muster erzeugen, müssen die Bausteine wie folgt zusammengestellt werden: -_ ##_Sommerbilder

gibt dabei das Datum der Aufnahme im Format JahrMonatTag, also „070629“, aus; anschließend wird ein Bindestrich eingefügt.

gibt die Uhrzeit der Aufnahme im Format StundeMinute, also „1423“, aus und anschließend einen Unterstrich. ##

gibt zweistellig eine laufende Nummer inner­halb der Bildergruppe oder des Verzeichnisses aus.

„kurzer beschreibender Text“ Zuletzt – und das ist der Eintrag, der immer wieder geändert werden muss – ein kurzer beschreibender Text, ähnlich dem Job Code des Downloader Pro. Es resultiert ein Dateiname wie „070629-1423_01_Sommerbilder.nef“, laufend fortnummeriert.

Zusammenfassung Hier wurden mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, den ersten sehr wichtigen, oft aber auch sehr läs­ tigen und darum umgangenen Schritt der sauberen und konsistenten Benennung der Bilddateien in den Griff zu bekommen. Kriterien für Dateinamen wurden aufgelistet – allen voran das wichtigste Kriterium der unbedingten Eindeutigkeit. Das vorgestellte Benennungsschema, insbesondere die Bestandteile Datum, Uhrzeit und Klartext, hat sich in der Praxis bestens bewährt und wird empfohlen. Die vorgestellten Programme zur automatisierten Umbenennung lassen jedoch Ihren eigenen individuellen Vorstellungen zur Benennung Ihrer Fotos viel Spielraum.

Weg damit! Die erste Sichtung Auch wenn die Neugierde, die gerade produzierten Aufnahmen endlich am Bildschirm zu sehen, übergroß ist: Zu Gesicht bekommt der Fotograf, und erst recht alle anderen, seine Bilder erst nach dem Umbenennen. Und dann kommt der schmerzhafte Teil. Bereits beim ersten schnellen und von gespannter Neugierde begleiteten Durchklicken muss gelöscht werden – radikal (siehe Tabelle auf der folgenden Seite).

Fotograf ertrinkt in Bilderflut

Bringt der emsige Fotograf die Disziplin nicht auf, Ausschuss tatsächlich zu Ausschuss zu machen und ihn gnadenlos zu löschen, sind alle Dämme

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Erste Sichtung Alles, was unscharf ist.

Weg damit Gleich weg damit – es ist nicht mehr zu retten.

Alles, was zu hell und überbelichtet ist.

Gleich weg damit – ausgefressene Stellen tragen keine Zeichnung mehr und sind daher nicht mehr zu retten.

Alles, was viel zu viel oder viel zu wenig zeigt.

Weg damit – alles was über geringfügige Korrekturen des Bildausschnitts (Beschneiden von mehr als 25 % der Bildfläche) hinausgeht, ist und bleibt ein technisch unsauberer Kompromiss. Bei zu knappem Ausschnitt mit abgeschnittenen bildwichtigen Elementen ist sowieso keine Rettung möglich.

Alles, was Menschen in Situationen, Haltungen oder Gesichtsausdrücken zeigt, die ihnen selbst peinlich sind und auch ansonsten keinerlei Kriterien eines guten Fotos erfüllen.

Gleich weg damit – es ärgert nur.

geöffnet und ein Ertrinken in der Flut mittelmäßiger Bilder vorprogrammiert.

fen sie, ohne dass der Fotograf sich blamiert oder dumm benanntes Bildmaterial in Umlauf kommt.

Nie, wirklich nie, sollte der Fotograf unmittelbar nach einer Aufnahmesitzung, etwa einer Hochzeit, einem großen Fest, einer Porträt- oder Gruppensitzung, mal schnell seine Ergebnisse, d. h. alle gerade entstandenen Bilder, per CD oder Speicherchip in fremde Hände geben. Auch dann nicht, wenn die Spannung beim Auftraggeber noch so groß ist. Der Fotograf sollte zumindest, und zwar allein, die Bilder einer Umbenennung und Erstsichtung mit Löschung des Ausschusses unterziehen.

Die Bilder werden jetzt vom Fotografen genauer betrachtet und einer Klassifizierung unterzogen, wobei der Fotograf gut daran tut, sich eine eigene und individuelle Klassifizierung zurechtzulegen.

Lieber 50 gute Bilder aus der Hand geben als 150 Bilder, bei denen die Hälfte unscharf ist und ein weiterer Teil technische oder schwere gestalterische Mängel aufweist.

Klassifizieren, Labeln, Verschlagworten

Erst nach der neugierig-schnellen Erstsichtung und gleichzeitig möglichst radikaler Entfernung von Müll wird überhaupt erst ein klarerer und dann auch schon viel wohlwollenderer Blick auf die Bildausbeute möglich. Hier ist der zwar immer noch nicht ideale, aber nicht immer zu vermeidende erste Zeitpunkt erreicht, an dem das Bildmaterial auch fremden Augen zugänglich gemacht und vielleicht sogar mal aus der Hand gegeben werden kann. Drängt das tags zuvor fotografierte Hochzeitspaar gar zu sehr, endlich die Bilder zu sehen – jetzt dür-

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Vorschläge für eigene Kriterien zur qualitativen und konzeptionellen Klassifizierung könnten dabei etwa sein: Kriterien

Bedeutet

Gutes Bild

Gefällt mir und sicher auch anderen.

Sehr gutes Bild

Keine technischen und gestalterischen Fehler.

Absolutes Spitzenbild

Für Ausstellungen, Wettbewerbe oder Buchtitel geeignet.

Nettes Bild

Die abgebildeten Personen haben sicher Freude daran.

Bild

- Bedarf der umfangrei­che­ ren Nachbearbeitung - Ist zwar nicht so wirklich gut, ich kann mich aber dennoch nicht davon trennen.

Die Klassifizierung ist ein wichtiger Schritt, um die Bilder über die Erstsichtung hinaus überhaupt weiterverwenden zu können – um also ein digitales Bildarchiv aufbauen zu können, in dem schnell bestimmte Bilder wiederzufinden sind.

Kapitel 2 Bildverwaltung

Qualifizierungskriterien Qualifizierungskriterien können und sollten sich dabei zunächst an der Qualität der Bilder orientieren und können fast wie Schulnoten vergeben werden. Wobei, genau wie bei Schulnoten, darauf geachtet werden sollte, die „1“ nicht zu häufig zu vergeben, sie wird sonst wertlos. Vorschläge für diese qualitative Klassifizierung zeigt der Kasten links unten.

Mithilfe von Unterordnern lassen sich auch temporäre Auswahlen zusammenstellen. So werden z. B. alle Bilder, von denen Abzüge, Ausdrucke oder Webseiten gefertigt werden sollen oder die als Belichtungsreihen für Dynamic Range ­Increase (DRI, HDR) vorgesehen sind, in entsprechende Unterordner kopiert. Nach Abschluss der Aktion wird der entsprechende Unterordner einfach wieder gelöscht.

Als zweites Kriterium, parallel zur qualitativen Bewertung, kann eine Bewertung nach geplanter Verwendung („für Web“, „HDR“) oder Bearbeitungszustand („umfangreiche Nachbearbeitung erforderlich“) erfolgen.

Bildverwaltungssysteme

So bestechend und dringend empfohlen eine Klassifizierung nach detaillierten Schemata erscheint: Sie ist immer nur so gut, wie die Disziplin des Anwenders groß ist. Eine halbherzige Klassifizierung, die nur gelegentlich mal angewandt wird, ist nicht hilfreicher als keine Klassifizierung. Je mehr Kriterien und virtuelle Schubladen man für seine Bilder plant, desto größer ist die Gefahr, von seinem eigenen Planungsanspruch überrollt zu werden. Es ist besser, nur zwei Qualitätsstufen („sehr gut“, „weniger gut“) und diese konsequent einzusetzen, als fünf und mehr Stufen, die, unüberblickbar, nicht mehr angewandt werden. Besser gar keine Verwendungsmarkierung als eine inkonsequent oder, schlimmer noch, inkonsistent eingesetzte. Vielfältig sind die Hilfsmittel, die von entsprechender Software für diese Zwecke geboten werden.

Windows-Explorer oder Mac Finder

Im einfachsten Fall, wenn der Fotograf mit nur zwei Qualitätsstufen auskommen will, ist das ein „Best-of“-Unterverzeichnis. Bei moderatem Bildaufkommen kann diese Klassifizierung durch Unterverzeichnisse oft schon ausreichen. In dieses Best-of-Verzeichnis werden dann die wirklich besten Fotos einer Serie verschoben. Dies lässt sich bereits auf Systemebene mit Bordmitteln von Windows (Explorer) oder Mac (Finder) erledigen.

Bildverwaltungssysteme, selbst einfache und kostenlose, ermöglichen schon viel mehr Organi­ sation, ohne dass die Bilder dabei in unterschiedliche Verzeichnisse verschoben oder kopiert werden müssten. Typischerweise bietet eine Verwaltungssoftware eine qualitative Klassifizierung mithilfe einer Punkte- oder Sterne-Markierung und daneben eine Farbmarkierung mit frei zuzuordnender Bedeutung der Farben. Eine Klassifizierung ändert nie die Bilddatei selbst, indem sie dort etwa die Einstufung oder Markierung fest einträgt. Bildverwaltungssys­ teme arbeiten immer mit Hilfsdateien, die alle Zusatzinformationen aufnehmen. Diese Hilfsdateien können kleine Datenbanken sein oder, und das setzt sich zurzeit sehr stark durch, kleine, nach XML-Syntax aufgebaute Textdateien nach der Definition XMP. Solche XMP-Dateien tragen dann den gleichen Namen wie die Bilddateien, liegen neben diesen Bilddateien und heißen beispielsweise 070605_1435_23_Sommerbild. xmp. Zur Klassifizierung, Grundlage jeder weiteren Bildverwaltung, lädt der Fotograf seine Bilder in die Bildverwaltungssoftware, in der die Bilder im Überblick angezeigt werden. In diesem Stadium sind die Bilder bereits umbenannt, und alle Ausschussbilder wurden entfernt. Jetzt werden die Bilder entweder im Überblicksfenster, auf dem digitalen Leuchttisch oder in der Einzelbildbetrachtung durchgesehen und klassifiziert. Damit dies wirklich flüssig von der Hand geht, muss die Funktion zum Zuordnen einer Bewer-

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tung zu einem Bild wirklich einfach und direkt erreichbar sein: per Klick auf ein Symbol, per rechter Maustaste (ohne Untermenü) oder per Tastendruck.

Auf dem digitalen Leuchttisch

Auf dem digitalen Leuchttisch werden die Bilder dabei der Reihe nach betrachtet und, wie Dias auf einem tatsächlichen Leuchttisch, mit Markierungen versehen. Dies können, in Imitation des Leuchttischs, kleine (Klebe-)Marken sein oder Zahlen, mit denen die Qualität des Bildes ausgedrückt werden kann. Neben jedem realen Leuchttisch liegt eine Lupe. Auf dem Leuchttisch werden Dias zur genaueren Beurteilung mit der Lupe betrachtet. In der digitalen Welt ersetzt ein Doppelklick die Lupe. Das Bild wird daraufhin größer dargestellt und kann detaillierter beurteilt werden.

SILKYPIX mit einem geöffneten Bilderordner im Vorschaubildmodus.

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Werkzeuge für die Bildverwaltung Nach diesem Leuchttischdurchgang ist es dann deutlich einfacher, einen Überblick über die wirklich guten Bilder zu behalten, ohne die weniger guten gleich entfernen zu müssen. Die Leuchttischmarkierungen sollten auch auf den ersten Blick zeigen, welche Bilder noch umfangreicher nachzubearbeiten sind.

SILKYPIX Developer Studio

Reine RAW-Konverter wie SILKYPIX unterstützen die Stufe der Klassifizierung weniger nach Gesichtspunkten der Qualitätsabstufung, sondern mehr im Hinblick auf die Weiterverarbeitung. Mit der Klassifizierung in SILKYPIX können Bilder daher vor allem vorgemerkt werden, um in einem anschließenden Prozess entwickelt, um-

Kapitel 2 Bildverwaltung

benannt/verschoben oder gelöscht zu werden. Mithilfe der frei definierbaren Anwendermarken (rot, grün, blau) bietet SILKYPIX jedoch ein relativ flexibles System, Einteilungen im Hinblick auf Qualität oder andere, selbst definierte Merkmale festzulegen. Diese Klassifizierungsfunktionen reichen meist für eine Bildverwaltung mit moderatem Bildaufkommen sehr gut aus und verhindern, vor lauter Klassifizierung die Bilder aus dem Auge zu verlieren. Auf dem Leuchttisch zeigt SILKYPIX Bildmate­rial und Zusatzinformationen unaufdringlich und dezent. Per einfachem Doppelklick können Bilder auch schon für die Vorauswahl vergrößert dargestellt werden.

SILKYPIX bietet drei unterschiedliche Verarbeitungsmarken und drei frei verwendbare Anwendermarken zur Klassifizie­ rung der Bilder. Für moderate Bildaufkommen ist dies durch­aus ausreichend.

In SILKYPIX können Bilder mit einer Farbmarkierung (blau, grün und rot) versehen werden, die als kleiner Kegel über dem jeweiligen Bild erscheint.

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Adobe Lightroom

Adobe Lightroom als RAW-Konverter zu verstehen verkennt diese Anwendung. Lightroom ist in erster Linie ein Bildverwaltungssystem, ein Digital Asset Management (DAM), das kaum Wünsche offen lässt. Aber natürlich versteht sich Lightroom auch sehr gut auf die Konvertierung von RAW-Dateien. Kein Wunder, verwendet es doch den gleichen Konverter, der auch in Adobe Photoshop seine Dienste versieht – Adobe Camera Raw. Als Verwaltungssystem auch für große Bildmengen versteht sich Lightroom nicht nur auf vielfältige Zuordnungsmöglichkeiten von Klassifizierungen zu Bildern, sondern bietet auch vielerlei hilfreiche und schnell zugängliche Auswahlen und Zusammenstellungen der markierten Bilder.

• Bewertungen vergibt Lightroom in Form

von Sternen, wobei bis zu fünf Sterne für jedes Bild vergeben werden können.

• Neben der Bewertung durch die Vergabe

von Sternen können noch fünf unterschiedliche „Farbbeschriftungen“ vergeben werden, deren Bedeutung der Benutzer frei definieren kann.

• Markierungen dienen der eher temporären

Einzelmarkierung von Bildern für unmittelbar folgende Prozesse, etwa Löschen oder Umbenennen.

• Mit Schlüsselwörtern (die auch schon mal Stichwörter genannt werden) können Bilder sehr fein beschrieben und ein präzises Wiederfinden leicht gemacht werden.

Der digitale Leuchttisch in Adobe Lightroom zeigt übersichtlich die wichtigsten Daten des Bildes und zudem die qualitative Klassifizierung sowie die Farbbeschriftungen. Diese Metadaten werden als XMP-Dateien mit den Bildern abgelegt, sodass sie auch in Adobe Bridge, der Steuer­ zentrale für die Anwendungen der Adobe Creative Suite, mit den vorgenommenen Klassifizierungen angezeigt werden. Wird die Klassifizierung in der Bridge geändert, erscheint diese Änderung wiederum auch in Lightroom. So faszinierend eine derart umfangreiche Klassifizierungsmöglichkeit erscheint – sie will beherrscht sein! Legt sich der Fotograf nicht, wie oben beschrieben, eine sehr präzise Definition seiner Sterne- und Farbzuordnung zurecht und wendet diese stur an, kann er sehr leicht in einem Klassifizierungswirbel zerblasen werden. Vergibt der Fotograf seine Vier-Sterne-Auszeichnung mal großzügig, mal streng, mal überhaupt

Bilder im digitalen Leuchttisch von Adobe Lightroom mit Drei-Sterne-Klassifizierung und „Farbbeschriftung“.

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Kapitel 2 Bildverwaltung

Klassifizierungen in Adobe Lightroom erscheinen auch in Adobe Bridge – und umgekehrt.

nicht, wird er mit der gezielten Anzeige aller seiner Vier-Sterne-Bilder kaum einen brauchbaren Überblick über seine sehr guten Bilder gewinnen. Eine ähnlich umfangreiche Bildverwaltung und Klassifizierung wie Adobe Lightroom bietet auch Microsoft Expression Media (früher iView Media­ Pro). Sind die Bilder einmal klassifiziert, sollte es in der Verwaltungssoftware sehr einfach sein, nur bestimmte Auswahlen am Bildschirm anzuzeigen – etwa nur Bilder mit der Marke „Rot“, nur Bilder mit der Marke „Nachbearbeitung“, nur die besten Bilder, nur Bilder der Stufe 3 etc. Diese Lösung erfordert ein bisschen Disziplin und Konsequenz, zahlt sich aber auf längere Sicht und mit steigender Anzahl zu verwaltender Bilder aus.

Auf dem digitalen Leuchttisch präsentiert XnView die Bilder und Bewertungen mit einem nahezu beliebig konfigurierbaren Satz an InformaEin einfaches Bewertungsschema bietet das kostenlose XnView. Nach einfacher Klassifizierung aus einem Menü oder durch Tastaturkürzel (links) erfolgt die Auswahl unterschiedlicher Ansichten im Kategorienbrowser (rechts) durch Anwählen der gewünschten Elemente in der grafischen Oberfläche.

XnView

Einen einfachen Ansatz zur Klassifizierung bietet beispielsweise der schon mehrfach erwähnte kos­ tenlose Bildbetrachter XnView mit einer Zuweisung der Klassifizierung per Menü oder Tastenkürzel und einer Beschränkung der angezeigten Bilder auf die Auswahl per Kategorienbrowser.

Ausschnitt aus dem digitalen Leuchttisch von XnView. Sehr schön gelöst ist dabei der frei zusammenstellbare Infoblock unter dem Bild. Über dem Bild (hier in der Mitte) werden Bewertungen und Klassifizierungen eingeblendet.

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an. Schlagwörter können dabei selbst vergeben oder aus standardisierten Schlagwortkatalogen ausgewählt werden. Adobe Lightroom spricht innerhalb der Anwendung manchmal von Schlag-, manchmal von Stichwörtern.

Das kommerzielle ACDsee und das frei erhältliche XnView gleichen sich in vielen Punkten, unter anderem in der hier gezeigten Bewertungszuordnung und den zugehörigen Tastenkürzeln.

tionen unter dem Bild und der Bewertungsziffer über dem Bild. XnView speichert diese Klassifizierung in einer eigenen internen Datenbank; somit ist diese kaum zugänglich für andere Anwendungen, die ebenfalls Bildklassifizierungen vornehmen können. XnView ist der beliebten und weit verbreiteten Anwendung ACDSee nicht ganz unähnlich. Dort präsentiert sich beispielsweise das Menü zur Kategorienzuordnung ganz ähnlich und funktioniert mit den gleichen Tastenkürzeln.

Hohe Schule der Bildverwaltung

Konsequente und logische Fortsetzung der Klassifizierung, aber auch schon fast hohe Schule der Bildverwaltung ist die Verschlagwortung. Dabei werden alle Bilder mit Schlagwörtern ausgestattet, die es, konsequent angewendet, einfach machen sollen, Bilder zielsicher wiederzufinden.

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Eine Verschlagwortung ist sicher der Königsweg der hochvolumigen Bildverwaltung und umso wichtiger, je größer das Archiv wird und je mehr Fotos auch regelmäßig wieder dem Archiv entnommen werden sollen. Für professionelle Foto­ grafen ist die konsequente Verschlagwortung eines jeden Bildes daher unbedingte Pflicht. Engagierte Fotografen ohne professionelle Ambitionen werden meist den Aufwand scheuen, der damit verbunden ist.

Externe Bildbearbeiter einbinden Bildverwaltungsprogramme dienen in erster Linie der Auswahl, Benennung und Klassifizierung und auch dem Wiederauffinden von Bildmaterial. Je nach Anspruch des Fotografen wird jedoch kaum ein Bild, das mehr als nur der flüchtigen Betrachtung dienen soll, sondern den Anspruch erhebt, künstlerisch wertvoll zu sein, ohne eine Nachbearbeitung auskommen. Zur Nachbearbeitung gehört mindestens:

• Gerade ausrichten • Ausschnitt • Nachschärfen Oft aber auch:

• Belichtungsausgleich

Schlagwörter können dabei „Studio“, „Natur“ oder „Familie“ sein – um z. B. gezielt alle Bilder wiederzufinden, die im Studio aufgenommen wurden, die Natur beinhalten oder eine Familie zeigen.

• Weißabgleich

Die wichtigsten Bildverwaltungsprogramme (Digital Asset Management, DAM) bieten die Möglichkeit einer solchen Verschlagwortung

• Weitere Detailkorrekturen

• Farbkorrektur • Kontrastanpassung

So gut wie alle Bildverwaltungsprogramme brin-

Kapitel 2 Bildverwaltung

gen Bordmittel für einige, viele oder sogar alle diese Funktionen mit. Wie weit der Fotograf diese Funktionen nutzen will und der Qualität ihrer Implementierung vertraut, muss er mit sich selbst klären; in erster Linie hängt dies auch davon ab, welche Alternativen ihm zur Verfügung stehen.

RAW-Konverter wie Light Crafts „LightZone“. Bei Lightroom erscheint dies kaum erforderlich, hat es doch schon nahezu alles, um ein optimales Ergebnis zu erzielen, mit an Bord. Denkbar wäre hier jedoch die Übergabe an spezialisierte Schärfungs- oder Rauschunterdrückungswerkzeuge.

Oft wird der Wunsch und das Bedürfnis entstehen, Bilder in einem ganz bestimmten vertrauten Programm, etwa Adobe Photoshop, nachzubearbeiten und zu optimieren, das Bild dann zu speichern und das Ergebnis gleich wieder im Bildverwaltungsprogramm zur Verfügung zu haben. Hierzu sollten Bildverwaltungsanwendungen Übergabemöglichkeiten der ausgewählten Bilder an ein oder mehrere externe Programme bieten.

XnView

Adobe Lightroom

Adobe Lightroom bietet neben der fest eingestellten Übergabe an Photoshop auch die frei belegbare Übergabe an ein beliebiges externes Programm, z. B. SILKYPIX oder einen anderen

An XnView, den schnellen und kostenlosen Bildbetrachter, können gleich mehrere externe Editoren angebunden werden – bei XnView besonders wichtig, da Bildbearbeitungs- oder RAW-Konvertierungsfunktionen nur rudimentär oder gar nicht vorhanden sind. Alle Bilder sind sauber fotografiert, umbenannt, vom Ausschuss befreit, klassifiziert, bewertet und kategorisiert, und die wichtigsten und besten darunter wurden schließlich auch noch in der Bildverwaltung optimiert – jetzt liegen richtig gute Bilder vor.

Ein Beispiel, was aus dem mehrfach gezeigten Bild werden kann. Die wichtigsten Bearbeitungsschritte waren: aufhellen (knapp eine halbe Blende), Horizont gerade richten und dabei den Ausschnitt etwas detaillieren, Sensorstaubflecken entfernen, Kontrast anheben (Bild wird klarer) sowie mehrere kleinere Detailkorrekturen. Die Korrekturen wurden in dem in Adobe Lightroom integrierten Adobe Camera Raw vorgenommen, hätten aber, mit Ausnahme der Staubfleckenentfernung, mit gleichem Ergebnis auch in SILKYPIX ausgeführt werden können.

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3 RAW, DNG, OpenRAW

kapitel 3 RAW, DNG, OpenRAW

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3

Kapitel 3 RAW, DNG, OpenRAW

RAW, DNG, OpenRAW RAW-Format

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DNG-Format

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OpenRAW

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RAW, DNG, OpenRAW RAW-Daten sind, wie schon erwähnt, nicht nur von Sensortyp zu Sensortyp, sondern auch von Kameratyp zu Kameratyp unterschiedlich. Es gibt etwa so viele RAW-Dateiformate, wie es digitale Kameratypen gibt. Auch wenn also alle RAW-Dateien, die von DSLR-Kameras der Firma Nikon erzeugt werden, die Endung NEF (Nikon Electronic Format) haben, sind es dennoch, auch innerhalb der Nikon-Familie, unterschiedlich aufgebaute Dateien. Nicht anders bei Canon, wo die RAWDateien auf CR2 (Canon RAW, 2 format), CRW oder CIFF (Canon RAW Camera Image File Format) enden. Auch diese Dateiformate sind von Kameratyp zu Kameratyp unterschiedlich. Bei allen anderen Herstellern ist die Vielfalt, oder sollte man es Wildwuchs nennen, ähnlich.

RAW-Format Für jeden RAW-Konverter und jede Art von Software, die RAW-Dateien lesen können sollte, sind daher zwingend permanente Updates erforderlich, um mit neueren Entwicklungen am Kameramarkt konform zu gehen und die RAW-Formate neuerer Kameras verarbeiten zu können. Bringt ein Kamerahersteller ein neues Modell auf den Markt, müssen die Hersteller der RAW-Konverter nachziehen und ihre Software auch an das Dateiformat und die in der Datei kodierten Informationen des Sensors anpassen. Eine noch größere Dimension erhält das Problem im Hinblick auf die Langzeitarchivierung von

Übersicht der RAW-Formate Eine sehr gute Übersicht über unterschiedliche RAW-Formate bietet Phil Harvey auf seiner Website unter www. sno.phy.queensu.ca/~phil/exiftool/ #supported.

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RAW-Dateien. Auch für zukünftige Betriebssys­ teme ist dann Software erforderlich, die genau auf alle Details möglicherweise längst vergangener RAW-Formate abgestimmt ist, um diese überhaupt lesen zu können. Um diese Probleme zu entschärfen, gibt es seit geraumer Zeit Bemühungen, ein definiertes und herstellerneutrales RAW-Format einzuführen, das natürlich den gesamten Informationsumfang eines generischen RAW-Formats verlustfrei zu enthalten hätte. Bereits in der Kamera – und damit gesteuert vom Kamerahersteller – sollten die rohen Sensordaten zusammen mit allen Metadaten in diesem neutralen RAW-Format abgelegt werden. Damit ist keinesfalls, wie dies etwa bei einem kamerainternen JPEG-Prozess der Fall ist, eine Interpretation oder Verarbeitung der Daten das Ziel, sondern nichts weiter als eine hardwareund herstellerübergreifend neutrale Darstellung der Rohdaten. Heutige und künftige RAW-Konverter wären damit befreit von der Notwendigkeit, immer neue Sensorformate lesen und verstehen zu können, sondern könnten auf einem einzigen, normierten Datenformat aufsetzen.

DNG-Format Die bekannteste Initiative in diesem Bereich ist das von Adobe offen spezifizierte und propagierte DNG-Format. DNG steht dabei für „­Digital Negative“ (www.adobe.com/dng). Ein Digital Negative ist demnach die Obermenge aller RAWFormate und hat das Bestreben, auch tatsächlich alle Informationen, die in sensorspezifischen RAW-Formaten enthalten sind, wiederzugeben. Sensor- und Kamerahersteller sind demnach gehalten, bereits ihre Kamerasoftware so auszustatten, dass sie nicht mehr – unnormiert – die rohen Sensordaten als RAW-File liefert, sondern diese rohen Sensordaten zusammen mit allen Aufnahme- und Kamera-Metadaten – normiert – im Dateiformat eines Digital Negative abliefert. Die komplette Spezifikation von „Digital Negative“ ist offen gelegt und für jeden frei verfügbar.

Kapitel 3 RAW, DNG, OpenRAW

Alle wichtigen Informationen zum DNG-Format auf der Adobe-Website unter www. adobe.com/dng.

Leider erntet Adobe bis jetzt noch zu wenig Zuspruch für diese Initiative, und eine breite Durchdringung des Markts liegt noch eher fern. Zwar kann es sich bereits heute kaum eine bildbearbeitende Software leisten, auf DNG zu ­ verzichten, und natürlich unterstützen alle entsprechenden Adobe-Anwendungen (Adobe Camera Raw, ­Adobe Photoshop, Adobe Lightroom u. a.) dieses Format, die Unterstützung vonseiten der großen Kamerahersteller, allen voran Nikon und Canon, ist jedoch noch viel zu gering, um einen Durchbruch auch nur absehen zu können.

aber immerhin aus all diesen Formaten neutrale DNG-Dateien erzeugen, die hoffentlich archivfähig und damit auch in späteren Jahren noch lesbar sein sollten.

Um zumindest dem einen Ziel, das einheitliche Ablageformat von RAW-Dateien für Archivzwe­ cke, nahezukommen, bietet Adobe kostenlos einen „DNG-Converter“ für Windows und Mac zum Download an. Dieser steht zwar, wie jeder heute verfügbare RAW-Konverter, vor der Herausforderung, alle herstellerspezifischen RAWFormate lesen zu können, was durch das DNGFormat ja gerade überflüssig werden soll, kann

Mit einer ähnlichen Zielsetzung ist auch die „OpenRAW“-Initiative (www.openraw.org) angetreten und legt mit ihrem Slogan „Digital Image Preservation Through Open Documentation“ den Schwerpunkt, in bewusstem Kontrast zu ­Adobe, auf die „Offenheit“ der Spezifikation. Für die OpenRAW-Initiative ist insbesondere die Herstellergebundenheit des DNG-Formats an Adobe ein Problem, auch wenn Adobe seine Spezifikati-

Dem DNG-Format käme dadurch im Bereich der RAW-Dateien die Rolle des TIFF-Formats im Bereich der Bitmap-Formate zu: universell und verlustfrei verarbeitbar, obwohl aus unterschiedlichsten Anwendungen stammend.

OpenRAW

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Die OpenRAW-Initiative mit dem Slogan „Digital Image Preservation Through Open Documentation“ – www. openraw.org.

on bewusst und sehr gezielt als offen verfügbar und herstellerübergreifend darstellt. Die OpenRAW-Initiative ist aber insbesondere auch angetreten, um dagegen vorzugehen, dass Kamerahersteller zunehmend dazu übergehen, ihre RAW-Dateien und -Formate nicht mehr oder nicht mehr vollständig zu dokumentieren. Insbesondere Nikon hat sich hier eher unrühmlich hervorgetan. Sind RAW-Formate nicht vollständig und öffentlich verfügbar dokumentiert, müssen Anbieter von RAW-Konvertern auf diese Formate entweder verzichten oder höchst aufwendig deren Aufbau analysieren.

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Für Fotografen und Bildbearbeiter – meist in Personalunion – bleibt zu hoffen, dass sich der derzeitige Wildwuchs im Bereich der RAW-Formate kanalisieren lässt und künftig zu einfach wartbaren RAW-Formaten mit vollem Informations­ gehalt wird; DNG scheint ein richtiger Ansatz dazu zu sein.

Kapitel 3 RAW, DNG, OpenRAW

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4 EXIF-Informationen

kapitel 4 EXIF-Informationen

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4

Kapitel 4 EXIF-Informationen

EXIF-Informationen EXIF-Standard

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Die wichtigsten EXIF-Informationen

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Vollständiger Überblick mit exiftool

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EXIF-Daten von SILKYPIX

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EXIF-Daten, geliefert von Adobe Lightroom

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EXIF-Daten, geliefert von XnView

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Informationen aus EXIF-Daten manipulieren

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Verlorene EXIF-Informationen neu einlesen

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Jetzt haben wir die Daten – wie geht es weiter?

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IPTC-Daten

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XMP-Standard

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EXIF-Informationen Seit Menschen fotografieren, gibt es das Bestreben, auch möglichst viele Daten parallel zu diesen Bildern festzuhalten, zumindest Datum und Uhrzeit der Aufnahme, Blende und Belichtungszeit, aber auch Objektiv, Brennweite, u. v. m. Allein dem Wunsch nach möglichst umfassender Datengewinnung stand lange Zeit als massiv limitierender Faktor das Problem der Datenfixierung entgegen. Die längste Zeit in der Geschichte der Fotografie war der Fotograf auf Stift, Papier und Notiz­bücher angewiesen, wollte er später noch reprodu­zieren können, unter welchen (technischen) Bedingungen ein bestimmtes seiner Bilder entstand. Professionelle Fotografen beschäftigten Assistenten nur für diese Aufgabe. In der Blütezeit der analogen, filmbasierten Spiegelreflexfotografie versuchte man, einer Problemlösung mit sogenannten „Databacks“ nahezukommen. Ein Databack wird als Ersatz für den rückseitigen Deckel der Kamera montiert, den

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Deckel, der geöffnet wird, um den Film zu wechseln. In diesem Rückdeckel integriert ist eine kleine Datenerfassungseinheit, die Datum, Uhrzeit und zum Teil Benutzerparameter in das gerade belichtete Bild des Films einbelichten kann. Der Nutzen auch dieser Datenerfassungstechnologie war nicht allzu hoch, da die Dateneinbelichtung die Bildwirkung typischerweise empfindlich stört. Dennoch hat sich eine Variante dieser Methode auch ins digitale Zeitalter hinübergerettet, da, insbesondere bei Consumerkameras, immer noch gelegentlich Aufnahmedatum und -uhrzeit ins Bild eingeblendet werden. Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist das Daten­ sammeln einfacher geworden: In einer Digital­ kamera liegen alle belichtungsrelevanten Daten wie Empfindlichkeit, Blende und Belichtungszeit automatisch vor und müssen nur noch aufgezeichnet werden. Zudem können auch die Daten zum verwendeten Objektiv, der Brennweite, der Entfernung (zum Schärfepunkt), dem Kameratyp, der Bildnummer und vieles mehr einfach gewonnen werden.

Kapitel 4 EXIF-Informationen

EXIF-Standard Wie diese Daten strukturiert aufgezeichnet und zusammen mit den Bilddaten abgelegt werden, darum hat sich bereits vor geraumer Zeit die „Japan Electronic Industry Development Associa­tion“ ausführlich Gedanken gemacht und den „Digital Still Camera Image File Format ­ Standard“ geschaffen. Heute ist dessen Ausprägung „Exchange­ able Image File Format“ (EXIF) der allgemeine Standard zur Ablage von Zusatzinformationen, sogenannten Metadaten, in digitalen Bilddateien. Alle aktuellen Digitalkameras schreiben umfangreiche Begleitdaten zum Bild in die EXIF-Struktur, die als Teil der Bilddatei (im Header) abgelegt wird. Alle aktuellen Bildbearbeitungsprogramme können diese Informationen lesen und auswerten. Eine Vielzahl von Tools ist allein für die Dateimanipulation auf Basis der EXIF-Metadaten (z. B.

Umbenennen nach Datum) oder Datenanalyse („Wie viele meiner Fotos entstehen mit welcher Blende/mit welchem Objektiv?“) verfügbar.

Die wichtigsten EXIF-Informationen

Eine beispielhafte Auflistung soll zeigen, welche EXIF-Informationen tatsächlich und praktisch aus einer Bilddatei – hier die RAW-Datei einer Nikon D70 – zu erhalten sind (siehe unten):

Vollständiger Überblick mit exiftool

Die wohl umfangreichste Darstellung der mit dem Bild abgelegten EXIF-Informationen und damit auch den vollständigsten Überblick über die in EXIF enthaltenen Möglichkeiten bietet das Kommandozeilentool „exiftool“. Das Kommando „exiftool Moonrise-over-Grainbach.nef“ liefert folgende Ausgabe (siehe folgende Tabelle):

ApertureValue ColorSpace Contrast, Saturation, Sharpness DateTime ExifVersion

Blende Farbraum Kontrast, Sättigung und Schärfung zum Aufnahmezeitpunkt Aufnahmedatum EXIF-Version

Exposure mode, ExposureProgram

Art der Belichtungsautomatik: Blende, Zeit, Programmautomatik, manuell

ExposureBiasValue ExposureTime Flash FNumber FocalLength FocalLengthIn35mmFilm ISO Value, ISOSpeedRatings LightSource Make Maker Note MaxApertureValue MeteringMode Model

Belichtungskorrektur Belichtungszeit Blitzfunktion Blende Brennweite Brennweite, umgerechnet auf das Kleinbildformat Empfindlichkeit Weißabgleich-Voreinstellung/Tageslicht/Fluoreszent/Blitz/Auto Kamerahersteller herstellerspezifische Angaben größte Blende Belichtungsmessverfahren Mittelwert/Spot/Multisegment das Kameramodell

Orientation

Ausrichtung: Anzeigeprogramme können damit Bilder automatisch nach Hoch- und Querformat ausrichten

ShutterSpeedValue SubjectDistanceRange XResolution, YResolution YCbCrPositioning

Belichtungszeit Entfernung weit/nah/Makro/unbekannt Auflösung Pixelanordnung im Kamerasensor

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ExifTool Version Number File Name Directory File Size File Modification Date/Time File Type MIME Type Make Camera Model Name Software Modify Date Jpg From Raw Start Jpg From Raw Length Y Cb Cr Positioning Subfile Type Image Width Image Height Bits Per Sample Compression Photometric Interpretation Strip Offsets Orientation Samples Per Pixel Rows Per Strip Strip Byte Counts X Resolution Y Resolution Planar Configuration Resolution Unit CFA Repeat Pattern Dim CFA Pattern 2 Reference Black White Exposure Time F Number Exposure Program Create Date Exposure Compensation Max Aperture Value Metering Mode Flash Focal Length Maker Note Version ISO Quality White Balance Focus Mode Flash Setting Flash Type White Balance Fine Tune Program Shift Exposure Difference Preview Image Start Preview Image Length Flash Exposure Compensation ISO Setting Flash Exposure Bracket Value Exposure Bracket Value Tone Comp Lens Type Lens Flash Mode AF Area Mode AF Point AF Points Used Shooting Mode NEF Curve 1

70

6.93 Moonrise-over-Grainbach.nef . 5 MB 2007:04:30 20:13:44 NEF image/x-raw NIKON CORPORATION NIKON D70 Ver.1.02 2007:04:30 20:13:42 131072 758356 Co-sited Full-resolution Image 3040 2014 12 Nikon NEF Compressed Color Filter Array 889668 Horizontal (normal) 1 2014 4857903 300 300 Chunky inches 22 2110 0 255 0 255 0 255 1/200 7.1 Aperture-priority AE 2007:04:30 20:13:42 -4/3 4.3 Center-weighted average No Flash 116.0mm 2.10 500 Raw Auto AF-S Normal 0 0 0 8112 25340 0 500 0.0 0 Normal AF 70-210mm f/4-5.6 Did Not Fire Single Area Center Center Single-Frame (Binary data 4160 bytes, use -b option to extract)

Color Hue Light Source Hue Adjustment Noise Reduction NEF Curve 2 WB RGBG Levels Lens Data Version Exit Pupil Position AF Aperture Focus Position Focus Distance Lens ID Number Lens F Stops Min Focal Length Max Focal Length Max Aperture At Min Focal Max Aperture At Max Focal MCU Version Effective Max Aperture Raw Image Center Sensor Pixel Size Serial Number Shutter Count Image Optimization Vari Program User Comment Sub Sec Time Sub Sec Time Original Sub Sec Time Digitized Sensing Method File Source Scene Type Custom Rendered Exposure Mode Digital Zoom Ratio Focal Length In 35mm Format Scene Capture Type Gain Control Contrast Saturation Sharpness Subject Distance Range Date/Time Original TIFF-EP Standard ID Aperture Blue Balance CFA Pattern Image Size Jpg From Raw Lens ID Lens Preview Image Red Balance Scale Factor To 35mm Equivalent Shutter Speed Circle Of Confusion Depth of Field Focal Length Hyperfocal Distance Light Value Date/Time Original

Mode2 Natural 0 Off (Binary data 1412 bytes, use -b option to extract) 578 281 457 281 0101 89.0mm 4.4 0x3c 0.02 m 18 6.00 71.3mm 207.5mm 4.0 5.7 9 4.4 1520 1008 7.8 x 7.8 um No= 2001130e 8418 Custom (c)Karl Obermayr 10 10 10 One-chip color area Digital Camera Directly photographed Normal Auto 1 174mm Standard None Normal Normal Soft Unknown (0) 2007:04:30 20:13:42 1000 7.1 1.626335 [Blue,Green][Green,Red] 3040x2014 (Binary data 758356 bytes, use -b option to extract) AF Nikkor 70-210mm f/4-5.6 70-210mm f/4-5.6 AF (Binary data 25340 bytes, use -b option to extract) 2.05694 1.5 1/200 0.020 mm -0.00 m (0.02–0.02) 116.0mm (35mm equivalent: 174.0mm) 94.61 m 11.0 2007:04:30 20:13:42.10

Kapitel 4 EXIF-Informationen

EXIF-Daten von SILKYPIX

SILKYPIX liefert die für die praktische Arbeit wichtigsten Informationen, wie das mittlere der drei Bilder rechts zeigt.

EXIF-Daten, geliefert von Adobe Lightroom

Wie immer bei Adobe Bridge – die gleichen Daten, aber viel schöner, wohlsortiert und übersichtlich angezeigt. Lightroom bietet, auch das typisch für diese Anwendung, eine sehr flexible Auswahl der dargestellten Daten, minimal oder maximal, Standard oder, wie hier im unteren der Bilder rechts, nur EXIF:

EXIF-Daten, geliefert von XnView

Diese RAW-Datei diente als Ausgang zur Untersuchung der EXIF-Darstellung unterschiedlicher Anwendungen.

Anzeige der EXIF-Informationen in SILKYPIX.

Anzeige der EXIF-Informationen in XnView.

Informationen aus EXIF-Daten ­manipulieren

EXIF-Daten, so interessant, hilfreich und umfangreich sie auch sein mögen, sind immer noch Notizen – mehr nicht. Als „Fingerabdruck“ können sie kaum gewertet werden. Die Informationen aus EXIF-Daten fremder Bilder können im besten Fall als Hinweise verstanden werden, eine juristisch haltbare Aussagekraft kommt ihnen nicht zu.

Anzeige der EXIF-Informationen in Lightroom.

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Finden sich also im Internet Fotos des neuesten Harry-Potter-Bands bereits vor dessen Erstveröffentlichung, ist es natürlich interessant, die in den EXIF-Daten verborgenen Informationen dieser Bilder zu untersuchen und Schlüsse daraus zu ziehen. Irgendeine Beweiskraft kommt diesen Daten jedoch nicht zu, da sie zu einfach zu manipulieren sind. Alle besseren Anwendungen zum Umgang mit Bildern (Verwaltungs- oder Bearbeitungspro­ gramme, vom kostenlosen, aber mächtigen ­XnView bis hin zu Photoshop oder Lightroom) können EXIF-Daten nicht nur auslesen, sondern in mehr oder weniger großem Umfang auch verändern. Im einfachsten Fall, und das kann fast jede Anwendung, können nur Datum und Uhrzeit der Aufnahme (nicht zu verwechseln mit dem Dateidatum, das direkt vom Betriebssystem verwaltet wird) umgesetzt werden. Im umfangreicheren Fall, mit Spezialtools wie exif­ tool (www.sno.phy.queensu.ca/~phil/exiftool), können alle EXIF-Informationen komplett und nach Belieben geändert werden, oder die EXIFInformationen eines Bildes können einem anderen Bild untergeschoben werden.

Verlorene EXIF-Informationen neu einlesen

Die Informationen aus EXIF-Daten sind für die eigene Bildverwaltung von großer Bedeutung, weil sie vielfältige Auswertungen und das Suchen im Gesamtbestand möglich machen – ­beispielsweise alle Bilder in einem bestimmten Zeitraum oder von einem bestimmten Kameramodell. Bilddateien ohne EXIF-Informationen sind daher für die Archivverwaltung fast unsichtbar und können bestenfalls visuell oder über den Dateinamen gefunden werden. Leider gehen der gesamte EXIF-Datenblock eines Bildes oder einzelne EXIF-Informationen gelegentlich verloren, enthalten unsinnige Inhalte oder werden anderweitig unbrauchbar. Typischer­ weise tritt dieses Problem bei umfangreicheren

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Bildbearbeitungen oder auch bei Formatumwandlungen auf. Wird etwa aus mehreren Bilddateien eine HDRDatei (High Dynamic Range, Verfahren zur Dynamikerhöhung einer Aufnahme) oder ein Panorama­ bild erzeugt, werden also mehrere Bilddateien und damit auch deren EXIF-Daten kombiniert, werden diese Daten beim Abspeichern des Bildes meist auf ein Minimum reduziert oder ganz gelöscht. Auch einige andere Prozesse oder Anwendungen im digitalen Bilderworkflow hinterlassen mitunter Bilddateien ohne deren EXIF-Daten. Abhilfe schafft hier die Systematik, die EXIF-Daten gleich beim Auslesen der Speicherkarte und Umbenennen der Bilddateien getrennt in eigenen EXIF-Dateien zu erfassen: eine Datei bzw. ein Datensatz pro Bild. Geht im Laufe eines Bildbearbeitungsprozesses die EXIF-Information verloren, kann sie einfach wieder aus der externen Datei eingelesen und dem Bild hinzugefügt werden. Downloader Pro, ein sehr empfehlenswertes Werkzeug zum Auslesen von Speicherkarten bei gleichzeitigem Umbenennen, kann auf diese Weise gleich beim Herunterladen der Dateien aus der Speicherkarte für jede einzelne Bilddatei auch eine EXIF-Textdatei unter dem gleichen Namen wie die Bilddatei anlegen. Auf diese Datei kann dann bei Bedarf zurückgegriffen werden, und die Daten können auch wieder direkt in die Datei eingebaut werden.

Jetzt haben wir die Daten – wie geht es weiter? Interessant, was sich so an Daten über die Bilder einfindet! Aber wo ist der praktische Nutzen? Dieser ist so vielfältig, dass man, hat man sich an den Einsatz der Metadaten einmal gewöhnt, ein Bild ohne diese Daten als nackt und bloß empfindet – sei es aus der vordigitalen Zeit, sei es, weil die Daten in der Verarbeitung entfernt wurden oder verloren gingen. Häufigste Anwendung der Daten aus der EXIF-Information ist das automatische Umbenennen der Namen von Bilddateien, wie sie aus der Kamera

Kapitel 4 EXIF-Informationen

kommen (DSC1234.nef ), zu einem Dateinamen, der sowohl für Menschen als auch Computer verständlicher ist (070412_1431_Aprilwetter.nef ). Das Umbenennen sollte der erste Schritt nach der Übernahme der Dateien einer Aufnahmesitzung auf den PC sein. Einige Anwendungen bieten sogar die Umbenennung während des Kopier­ vorgangs von der Speicherkarte. Fotoverwaltungssoftware nutzt EXIF-Daten, um Bilder entlang eines Zeitstrahls anzuordnen. Ein Fotograf kann Auswertungen darüber erstellen, wie viele seiner Bilder mit einer bestimmten Kamera, mit einem bestimmten Objektiv aufgenommen wurden oder welche Brennweite oder Blende am häufigsten eingesetzt wird – wichtige Daten, wenn die Anschaffung eines neuen Objektivs geplant ist.

IPTC-Daten IPTC-Daten (International Press Telecommunica­ tions Council) sind eine weitere Möglichkeit, Meta­informationen direkt an Bilder zu koppeln und mit diesen zusammen zu verwalten oder weiterzugeben.

Der IPTC-Eingabedialog in Downloader Pro. Die Daten können in einer Vorgabedatei abgelegt und dann einfach und automatisch beim Import mit Bildern verknüpft werden.

Im Unterschied zu EXIF werden IPTC-Daten jedoch nicht von der Kamera gleich beim Aufnahmezeitpunkt in die Bilddaten geschrieben, sondern müssen explizit und mehr oder weniger automatisiert erst in einem späteren Prozess angefügt werden. Dementsprechend beziehen sich IPTC-Daten auch nur zum kleinen Teil auf technische Daten der Bilder. Diese sind ja bereits in EXIF kodiert und können einfach übernommen werden. Sie enthalten Informationen zur Bildverwaltung, Bildkategorisierung und insbesondere auch Copyright-Informationen. In einigen Feldern korrespondieren EXIF- und IPTC-Metadaten, Überlappungen wurden aber nahezu vollständig vermieden.

Der IPTC-Vorlagendialog in Adobe Lightroom. Die angegebenen Informationen werden automatisch jedem von Lightroom verwalteten Bild beim Import angefügt.

IPTC-Daten sind immer dann von Bedeutung, wenn Bilder digital weitergereicht und verkauft werden, also insbesondere im Bereich der Bild-

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und Nachrichtenagenturen oder der Archive, denn dort können vollständige Kontaktdaten des Fotografen und des Copyright-Inhabers, Veröffentlichungsregularien, Bildunterschriften und bildbezogene Schlagwörter u. v. m. hinterlegt werden. Geeignete Verwaltungssoftware vorausgesetzt, können Bilder dann anhand von Schlagwörtern gesucht und verwaltet werden. Anwendungen wie das schon mehrfach erwähnte Downloader Pro, Adobe Lightroom und andere Bildverwaltungsanwendungen können IPTC-Daten gleich beim Erstkontakt mit den Bildern, also typischerweise bei der Übertragung von der Kamera oder vom Speicherchip auf die Festplatte, bei Lightroom beim Import in die Bibliothek, an die Dateien anhängen. Der Fotograf hinterlegt dafür einen Standardsatz an IPTC-Daten, etwa seine Kontaktdaten und Copyright-Informationen, in einer Schablonendatei oder Vorlage, die dann automatisch an alle neuen Bilder angefügt wird. Auf diese Weise kann der Fotograf sicher sein, dass kein Bild ohne seine Copyright-Informationen seinen Computer verlässt.

XMP-Standard

Ein weiterer Standard zur Einbettung von Meta­ informationen in Bilddaten kommt von Adobe unter dem Namen XMP (Extensible Metadata Platform). XMP ist ein XML-Dialekt und damit in erster Linie ein Standard zur Strukturierung und zum Austausch von Metainformationen zwischen unterschiedlichen Applikationen. So kann in XMP etwa der vollständige Satz an IPTC-Informationen oder auch an EXIF-Daten untergebracht werden – was in IPTC oder EXIF einer Datei hinzugefügt wurde, kann meist auch über XMP ausgelesen werden. Darüber hinaus können Anwendungsprogramme beliebige eigene Informationen in XMP ablegen,

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die dann mit dem Bild verbunden werden. Das können Hinweise auf den Bearbeitungszustand, den geplanten Druckmodus, den letzten Bearbeiter etc. sein – alle Informationen, die eine Anwendung an eine andere Anwendung weiterreichen möchte. XMP-Daten können, wie auch EXIF- oder IPTCInformationen, in der Bilddatei abgelegt werden, aber auch in externen Dateien. Es handelt sich dabei um reine Textdateien, die nach XML-Syntax aufgebaut sind. Ein kurzer Auszug einer mit Adobe Lightroom erzeugten XMP-Datei (Moonrise-over-Grainbach.xmp) zur hier bereits mehrfach gezeigten Beispieldatei (Moonrise-over-Grainbach.nef ), an dem auch erkennbar wird, wie die genannten Informationen z. B. zur Bildgröße oder Blende und Belichtungszeit in XMP kodiert sind.

NIKON CORPORATION NIKON D70 1 3008 2000

0221 1/200 7643856/1000000 71/10 5655638/1000000 3

Kapitel 4 EXIF-Informationen

500

2007-0430T20:13:42.10+02:00 2007-0430T20:13:42.10+02:00 EXIF.org ExifTool von Phil Harvey Adobe – Extensible Metadata Platform (XMP) International Press Telecommunications Council

Nach dem XMP-Standard, wie ihn vor allem ­Adobe stark fördert und vorantreibt, werden auch EXIF- und IPTC-Informationen kodiert. XMP-Informationen können in der Bilddatei selbst oder als getrennte Datei abgelegt werden. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter den folgenden Adressen:

www.exif.org/specifications.html www.sno.phy.queensu.ca/~phil/exiftool/ www.adobe.com/products/xmp/ www.iptc.org

75

5 GPS-Daten in ­Bilddateien

kapitel 5 GPS-Daten in Bilddateien

77

5

Kapitel 5 GPS-Daten in Bilddateien

GPS-Daten in Bilddateien GPS-Empfänger und GPS-Logger

80

GPS-Daten in RAW-Dateien

82

GPS-Referenzierungssoftware

83

GPS-Daten in Bilddateien Eine völlig neue Dimension erhalten Bilder in Kombination mit GPS-Daten, die ebenfalls in EXIF-Metadaten abgelegt werden. Bei GPS-Daten handelt es sich um hochpräzise Geokoordinaten: Längen- und Breitengrad, aber auch Höheninformationen und Zeitstempel. Die Daten werden von 24 ständig die Erde umkreisenden Satelliten gesendet – zum Empfang ist ein GPSEmpfänger erforderlich, der die Signale der Satelliten auswerten kann.

GPS-Empfänger und GPS-Logger Diese Daten können von handelsüblichen Empfängern während einer Bewegung (Wanderung, Tour, Segelflug, Reise) nahezu kontinuierlich

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aufgezeichnet werden. Entsprechende GPSEmpfänger sind insbesondere im Outdoor- und Hobbyfliegerbereich sehr verbreitet und werden bereits relativ kostengünstig (einfache Modelle ab ca. 100 Euro) angeboten. Im Fotobereich besonders beliebt sind sogenannte GPS-Logger – kleine Geräte, groß wie eine Streichholzschachtel, meist für den OutdoorBetrieb robust gebaut, mit wenigen Tas­ten oder Anzeigeelementen – etwa das „­Wintec WBT201“. GPS-Logger zeichnen einfach nur kontinuierlich Positionsdaten (sogenannte Tracks) auf. Manche können diese Daten auch gleichzeitig per Bluetooth an geeignete Empfangsgeräte übertragen. Typische GPS-Empfänger können ein bis zwei Tage kontinuierlich aufzeichnen, es gibt aber auch spezialisierte Geräte mit einer Aufzeichnungsdauer über mehrere Wochen hinweg.

kApitel 5 GPS-DAtEN IN BILDDAtEIEN

Geeignete Software (siehe unten) ist nun in der Lage, die Liste der innerhalb einer bestimmten Zeitspanne aufgezeichneten Positionsdaten eines GPS-Empfängers auszulesen und sie anhand des Zeitstempels mit innerhalb der gleichen Zeitspanne aufgenommenen Fotos in Relation zu setzen. Auf diese Weise können die Positionsdaten (Geokoordinaten) eines jeden Bildes in die EXIF-Metadaten des Bildes eingetragen werden.

Ein Mehrzweck-GPS-Empfänger (Garmin Geko 201) mit Display und einfacher Routenfunktion.

Noch komfortabler funktioniert das mit hochwertigen SLR-Kameras, bei denen GPS-Adapter direkt angedockt werden können und die damit die genauen Positionsdaten einer Aufnahme direkt in den EXIF-Metadaten hinterlegen. Dies ist auch der einzige Weg, auf dem Geodaten direkt in RAW-Dateien integriert werden können, denn nur die Kamera selbst kann generische RAW-Dateien schreiben. Sind die Bilder einmal mit Geokoordinaten ausgestattet, kann auf digitalen Landkarten oder Satellitenbildern angezeigt werden, wo welches Bild entstanden ist. Die genannten und viele andere Programme sind in der Lage, Daten im Eingabeformat für das beliebte Programm Google Earth abzulegen (KML-Dateien), die dann, geladen in Google Earth, nicht nur die Reiseroute anzeigen, sondern an den entsprechenden Stellen auch die dort entstandenen Bilder einblenden.

Ein GPS-Logger (hier der Wintec WBT-201) mit Bluetooth als reines Routenaufzeichnungsgerät. (Foto: Wintec GPS Vertrieb Deutschland)

Das kleine Beispiel zeigt eine Reihe von Bildern vom Zeltdach des Olympiageländes in München. Während der Aufnahmesession auf dem Zeltdach wurden die Positionsdaten von einem GPS-Emfänger aufgezeichnet. Anhand des Zeitstempels der Bilder und des GPS-Empfängers können Aufnahmeposition und Bild sehr präzise in Einklang gebracht werden. In diesem Fall wurden mithilfe des Programms RoboGEO die ermittelten Positionsdaten nachträglich in die entsprechenden EXIF-Felder der einzelnen Bilder eingetragen. Zudem wurde aus RoboGEO eine KML-Datei für Google Earth erstellt, die in Google Earth alle Bilder verkleinert und auf Klick vergrößert darstellt

Der EXIF-Datensatz eines Bildes, erweitert um die GPS-Positionsdaten der Aufnahme.

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Die Bilder werden in Google Earth als Miniaturen an der korrekten Aufnahmeposition angezeigt.

Beim Anklicken werden die Bilder vergrößert angezeigt, ausgehend von der korrekten, per GPS ermittelten Aufnahme­ position.

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GPS-Daten in RAW-Dateien Zum Leidwesen der Fotografen, technisch jedoch einleuchtend, ist es nach der Aufnahme nicht mehr möglich, GPS-Daten in RAW-Dateien einzuflechten, da nur die Kamerasoftware selbst

„weiß“, wie das RAW-Format zu erstellen ist. Fremdsoftware kann RAW-Dateien im Normalfall nicht erstellen. Nur JPEG-, TIFF- oder andere Bilddateiformate können auch nachträglich erstellt werden.

Kapitel 5 GPS-Daten in Bilddateien

Stehen die GPS-Daten zum Zeitpunkt der Aufnahme zur Verfügung, können sie direkt von der Kamerasoftware in den EXIF-Block der Bilddatei aufgenommen werden. Auf diese Weise stehen die GPS-Daten bei jeder weiteren Bildverarbeitung von Anfang an zur Verfügung, auch in jedem aus der RAW-Datei abgeleiteten Bild, immer wieder und nach längerer Zeit noch.

gangssituation für die Bildbearbeitung mit RAWFormaten vergleichbar, jedoch im Gegensatz zu je nach Hersteller unterschiedlich aufgebauten RAW-Formaten genormt und in offen verfügbarer Spezifikation. Es gibt kostenlose Konvertierungsprogramme, die verlustfrei von RAW nach DNG konvertieren. Übliche RAW-Konverter können DNG ebenso verarbeiten wie RAW.

Der einzige Weg, RAW-Formate mit EXIF-Informationen zu kombinieren, ist der Weg über eine DNG-Datei.

GPS-Referenzierungssoftware

DNG steht für Digital Negative und wird von ­Adobe sehr massiv unterstützt. DNG ist als Aus-

Werden RAW-Dateien gleich nach der Aufnahme zusammen mit GPS-Koordinaten in DNG überführt, steht auf diese Weise ein durchaus praktikabler Weg zur Verfügung, die GPS-Daten bereits im Ausgangsmaterial verfügbar zu haben.

GPS-Referenzierungssoftware

www.breeze.com

Eigentlich ein multifunktionales (und fast unverzichtbares) Download- und Umbenennungstool. Kann aber auch GPS-Daten aus einem Aufzeichnungsgerät in EXIF-Metadaten eintragen. Kann RAW-Dateien zusammen mit Geoinformationen in DNG transkodieren, um auf diese Weise Geodaten in einem RAWFormat zu hinterlegen.

RoboGEO

www.robogeo.com

Einfach zu bedienendes, aber sehr mächtiges Tool zur Geokodierung (Eintragen von GPS-Daten in EXIF) von Bildern. Erstellt direkt KML-Dateien für Google Earth und viele andere Formate.

GPS-TrackAnalyse

www.gps-freeware.de

Kostenloses Geokodierungsprogramm für Bilder mit sehr vielfältigen Darstellungsoptionen.

gpicsync

code.google.com/p/gpicsync

Kostenloses, schlichtes Geokodierungsprogramm für Bilder. Erstellt direkt KML-Dateien für Google Earth.

www.easygps.com

Kostenloses, einfaches Programm zum Auslesen der GPS-Daten aus dem Aufzeichnungsgerät und Abspeichern der Daten im Standardformat GPX. Kann zur Navigation auch Wegpunkte zurück ins GPS-Gerät schreiben.

Downloader Pro

EasyGPS

83

6 SILKYPIX Developer Studio

kapitel 1 Adobe Bridge CS3

85

6

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

SILKYPIX Developer Studio Ergonomische Arbeitsumgebung Hauptanzeigebereich Vorschaubild-Anzeige Einzelbild-Anzeige Kombinierte Anzeige Leuchttischfunktionen mit Markierung

Anpassen der Voreinstellungen Windows-Anzeige-Einstellung

89 90 90 92 93 93 94 94

Dateimanagement

95 97 97 98 99 100

Typischer Ablauf am Bild betrachtet

103 103

Bildoptimierungsmaßnahmen

104 105 106 108 109 112 114 115 115 117 119 119 121 121 123 123 125 126 129

Parameter und Automatisierung

130 131 132 132 133 134 134 134 135 138 139 141

Belichtungsausgleich Weißabgleich Kontrast Farbe Schärfung/Rauschunterdrückung Die Ausgangssituation

Belichtungsausgleich Weißabgleich Kontrast Farbsättigung Schärfung Rauschen Feineinstellungen Feineinstellung Farbe Gradation Special Effects Feineinstellung Weißabgleich Feineinstellung Lichter Objektiv/Chromatische Aberration Objektivfehlerkorrektur am Beispiel Vignettierung Verzerrung Chromatische Aberration Histogramm

Kopieren und Einfügen Zwischenlager Vorlieben Vorliebe als Grundeinstellung Rücksetzen Bildkorrektur- und Manipulationswerkzeuge Wo endet die RAW-Konvertierung? Perspektive und stürzende Linien Drehung Entwicklung Drucken

SILKYPIX Developer Studio SILKYPIX ist ein Werkzeug für engagierte Digital­ fotografen, die den Einstieg in die lohnende Arbeit mit RAW-Dateien gehen wollen, die aber auch eine zukunftssichere Arbeitsumgebung bevorzugen, mit der sie ihr Fotomaterial kreativ optimieren können. SILKYPIX versteht sich als Teil eines Werkzeugkastens – sein Schwerpunkt liegt auf dem Entwickeln von RAW-Dateien und ihrer Konvertierung in die Formate TIFF für Weiterverarbeitung und Druck sowie JPEG als einfaches und platzsparendes Endformat für Fotoalben oder Webseiten. SILKYPIX bindet den Fotografen weder an eine gewöhnungsbedürftige Bildverwaltung noch an Ausgabemodule für Präsentation oder Webseiten (Insbesondere für Webseiten sei auf das hervorragende JAlbum auf www.jalbum.net verwiesen). SILKYPIX präsentiert sich übersichtlich, schnörkellos und geradlinig – in modischem Schwarz-

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Grau, wie viele andere Anwendungen aus dem Bereich der Bildverarbeitung auch. Wichtige Einstellungen und Parameter sind schnell und direkt zugänglich. Selbst die Feineinstellungen, die nicht immer benötigt werden, sind nur einen Klick weiter entfernt. Parametereinstellungen werden per Schieberegler mit Maus oder Tastatur und zusätzlich in einem kleinen Feld zur Anzeige und auch ­Eingabe eines bestimmten Zielwerts vorgenommen. SILKYPIX bietet da oft erfreulicherweise ein kleines biss­chen mehr, was gerade die Benutzer­ interaktion sehr reif erscheinen lässt: So findet sich etwa an allen Reglern – kaum gesehen bei vergleichbaren Anwendungen, aber höchst nützlich – eine Markierung der Ausgangsposition, die beim Ankli­cken den Wert darauf zurücksetzt. Zu den Stärken von SILKYPIX gehört darüber hinaus das Management all der vielen Werte: Alle Einstellungen, komplette oder partielle Zusammenstellungen, können sehr einfach von einem Bild auf andere übertragen, in temporären Spei-

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

chern zwischengelagert oder gleich in externe Parameterdateien ausgelagert werden. Dieses Kapitel über das SILKYPIX Developer Studio ersetzt nicht das (in der deutschen Version sehr gute) Handbuch dieses RAW-Konverters und nimmt auch nicht in Anspruch, jede Funktion und jeden Menüpunkt zu beschreiben oder auch nur zu erwähnen. Es hat hingegen den Anspruch, den Fotografen so durch das SILKYPIX Developer Studio zu führen, dass er weiß, welche Punkte für die Optimierung eines RAW-Bildes relevant sind, wie diese Optimierung effizient durchgeführt wird und wie mit SILKYPIX die Arbeitsumgebung des engagierten Fotografen bereichert wird.

Ergonomische Arbeitsumgebung SILKYPIX zeigt eine sehr einheitliche, ruhige Benutzeroberfläche, die bereits nach kurzer Einge-

wöhnung zügiges Arbeiten ermöglicht. Es gibt kaum Dialogboxen, alle Einstellungen sind in allen Ansichten immer verfügbar und direkt zugänglich. Der Arbeitsbildschirm ist in jeder Bearbeitungsphase gleich aufgeteilt in folgende Bereiche:

• Menüleiste (selten benötigt), oben: Dort

können Grundeinstellungen vorgenommen und einzelne in der Bildverarbeitung weniger häufig genutzte Programmpunkte ausgelöst werden.

• Symbolleiste (öfter benötigt), ebenfalls

oben, unterhalb der Menüleiste; Dort befinden sich schnell zugängliche Symbole für die wichtigsten Kommandos.

• Einstellbereich (dauernd benötigt), links (auf

Wunsch auch rechts): Dort finden sich alle Der Arbeitsbildschirm von SILKYPIX nach dem ersten Start.

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Eine Bilddatei steht im Hauptanzeigebereich zur weiteren Bearbeitung bereit.

Parametereinstellungen und Operationen, die auf das aktuelle oder ausgewählte Bilder anzuwenden sind. Auf der linken Seite ist dieser zentrale und permanent benötigte Einstellbereich allerdings etwas ungünstig platziert – er kann jedoch einfach (über Ansicht/Anzeige-Einstellung) auf die rechte Seite umgeschaltet werden.

• Schaltflächen für Sonderfunktionen (unten im Einstellbereich): Dort finden sich Symbole für Infofenster (Histogramm, Exif), für Feinjustierungen von Farbe, Lichtern und Kontrast und zur Kompensation von Objektivstörungen und Perspektivkorrektur.

• Infoleiste, unten: Anzeige von Dateinamen, Dateiparametern, Farbwerten und Marken.

• Großer Bildanzeigebereich: In diesem groß

angelegten Bereich ruht das Auge des Bear­ beiters am meisten – dort werden das aktuell bearbeitete Bild oder die Bildübersicht angezeigt.

Hauptanzeigebereich Im Hauptanzeigebereich werden Bilder angezeigt, ausgewählt und bearbeitet. Dafür kennt dieser Bereich drei unterschiedliche Anzeigemodi – genau genommen zwei Modi und eine eher unpraktische Kombination aus diesen beiden.

Vorschaubild-Anzeige

Nach dem Öffnen einer Sammlung von RAW-Dateien, typischerweise aus einer Fotosession und damit aus einem Ordner, präsentiert SILKYPIX die Bilder als Vorschaugrafiken. SILKYPIX kennt für die einzelnen Vorschaubilder zwei Versionen:

• Gleich nach dem Öffnen eines Ordners und

ziemlich schnell zeigt SILKYPIX eine erste Vorschau der Bilder an, genannt GrobVorschau. Dabei handelt es sich um eine einfache, in die RAW-Dateien eingelagerte Vorschau der Bilder ohne jegliche Optimierung, nur für den schnellen Überblick.

• Noch während der Anwender den schnellen Überblick in der Grob-Vorschau vor

90

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

SILKYPIX in der Vorschaubild-Anzeige, bei der Bildinformationen und Marken übersichtlich dargestellt und auch verändert werden können.

sich hat und betrachtet, geht SILKYPIX daran, eine erste Vorentwicklung der Bilder mit Standardparametern und Automatikeinstellungen vorzunehmen und diese anzuzeigen. Die Bilder der GrobVorschau werden dann Stück für Stück durch die der sogenannten EntwicklungsVorschau ersetzt. Die Vorschaubilder der Entwicklungs-Vorschau geben bereits erste SILKYPIX-Optimierungen wieder. Bereits die Vorschaubild-Anzeige erweist sich als höchst praktische Arbeitsansicht:

• Die Vorschaubild-Anzeige dient zunächst

der (ersten) Übersicht über das gewonnene Bildmaterial. Hier werden nebeneinander alle Bilder angezeigt und Zusatzinformationen wie Dateiname oder Aufnahmedaten angegeben.

• In der Vorschaubild-Anzeige werden über

Marken angezeigt – auch ­ entsprechende Gruppierungen sind möglich, sodass nur die Bilder mit einer bestimmten Marke angezeigt werden. Neben reinen Klassi­fi­ zierungsmarken (Rot, Grün, Blau) sind dies Marken zum Kopieren/Verschieben, Löschen und Entwickeln.

• So gut wie alle bildoptimierenden Para­

meteränderungen können auch in dieser Ansicht schon eingesetzt werden. Der Anwender wird zwar kaum je tatsächlich eine Bildoptimierung nur anhand eines Vorschaubildes vornehmen, dank der mächtigen sowie einfach und direkt anzuwendenden Parameterübertragung werden einmal vorgenommene Optimierungen jedoch in der Vorschaubild-Ansicht vom optimierten Bild kopiert und auf alle ähnlichen Bilder der gleichen Bildreihe übertragen.

dem Bild die für dieses Bild ­ gesetzten

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Einzelbild-Anzeige

In der Einzelbild-Anzeige wird das jeweils ausgewählte Bild möglichst groß angezeigt, um dort alle Veränderungen und Optimierungen vornehmen und das Ergebnis sofort sehen zu können. Alle Optimierungen und bildrelevanten Parameteränderungen sollten in diesem Modus vorgenommen werden. Bei jeder noch so kleinen Parameteränderung wird das gesamte Bild aus den RAW-Daten neu erzeugt und berechnet. Die Geschwindigkeit, mit der diese Neuberechnung und anschließende Anzeige erfolgt, hängt natürlich auch von der Leis­ tung der eingesetzten Hardware ab. Bei allen Parameteränderungen ist das Ergebnis daher nicht unmittelbar und noch während der Werteänderung in vollem Umfang sichtbar, sondern der Bildaufbau erfolgt erst ­ sukzessive, bis nach wenigen Sekunden das ganze Bild aufgebaut ist. Dabei ist in einer Grobdarstellung

SILKYPIX in der Vollbildansicht – der Normalansicht für jede Bildoptimierung.

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das Ergebnis einiger Operationen, die weniger Rechenleistung erfordern, sofort zu sehen, während andere Operationen, etwa Schärfung und Rauschunterdrückung, erst verzögert sichtbar werden. Ist ein Bild in der Vollbildansicht optimiert eingestellt, können die Parameter einfach auf andere Bilder mit ähnlicher Licht- und Aufnahmesituation kopiert werden.

• Auch in der Einzelbild-Anzeige können Marken für das Bild gesetzt werden – so muss der Fotograf nach einer Detailprüfung eines Bildes die Ansicht nicht wechseln, wenn eine Marke gesetzt werden soll.

• Die Einzelbild-Anzeige dient nicht nur

bei kritischen Bildern der Durchsicht der Bildausbeute, jedoch noch ohne tatsäch-

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

lich Veränderungen vorzunehmen. In der Einzelbild-Anzeige werden dann die Marken gesetzt, etwa zum Löschen der Bilder, in der Vorschaubild-Anzeige kurz geprüft, und dann wird der Löschbefehl ausgeführt.

• Das Einzelbild wird zu klein dargestellt, um

es für detaillierte Bildoptimierungen verwenden zu können. Für Bildoptimierungen kann das Bild gar nicht groß genug dargestellt werden.

Kombinierte Anzeige

Leuchttischfunktionen mit MarkieDie Kombinierte Anzeige zeigt im unteren Teil rung Vorschaubilder, im oberen Teil ein Einzelbild in vergrößerter Ansicht. Durch einfaches Verschieben der Trennlinie kann eingestellt werden, wie viele Reihen der Vorschaubilder tatsächlich angezeigt werden und wie groß demzufolge auch das Einzelbild dargestellt wird.

Abgerundet wird der Werkzeugkasten im SILKYPIX Developer Studio durch Funktionen zur Bildmarkierung, eine typische Leuchttischarbeit.

Was zunächst als das Beste aus beiden Anzeigen erscheint, entpuppt sich in der Praxis als kaum brauchbar:

SILKYPIX kennt sechs unterschiedliche Marken, die flexibel und auf Tastendruck den Bildern zugeordnet werden können: Kopieren/Verschieben, Löschen, Entwickeln, Blau, Grün, Rot. Während die Marken Kopieren/Verschieben, Löschen und Entwickeln direkt nachfolgenden SILKYPIX-Prozessen zugeordnet sind, können die Marken Blau,

• Es werden zu wenige Vorschaubilder angezeigt, um tatsächlich schnell einen Überblick über den Bestand zu gewinnen.

In der Kombinierten Anzeige sind sowohl Vorschaubilder (der aktuellen Auswahl) als auch ein Einzelbild zu sehen – damit ist keine der Anzeigen wirklich brauchbar.

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Grün und Rot nach Belieben vom Anwender vergeben werden und etwa eigene Qualitätsabstufungen repräsentieren. Markierte Bilder können dann gemeinsam bearbeitet oder ein gemeinsamer Parametersatz kann darauf angewandt werden.

stellung für Bild-Entwicklung ist von mindestens vier Stellen aus zugänglich, was sich aber als überaus hilfreich für die schnelle Änderung von Grundeinstellungen erweist.

Aufruf der Funktion Einstellung für Bild-Entwicklung über die Menüleiste.

Windows-Anzeige-Einstellung

In der Windows-Anzeige-Einstellung sollten das korrekte Farbmanagement (am besten mit einem kalibrierten Monitor), die Position des Einstellbereichs (am besten rechts), die Anzahl und damit auch die Größe der Vorschaubilder und das sehr empfehlenswerte automatische Einblenden eines Rasters eingestellt werden.

Mit der rechten Maustaste ein Bild anklicken und über das Kontextmenü Marken zuweisen.

Leuchttischarbeit und Bildverwaltung sind in SILKYPIX auf das wirklich Wichtige beschränkt, unterschiedliche oder gar abspeicherbare Ansichten, und sei es auch nur auf die markierten Bilder, oder eine Verschlagwortung der Aufnahmen bietet SILKYPIX nicht.

Anpassen der Voreinstellungen SILKYPIX Developer Studio ist nach der Installation bereits sehr brauchbar eingerichtet, sodass direkt mit der Bearbeitung von RAW-Bildern begonnen werden kann. Dennoch empfiehlt sich die Anpassung von einigen Voreinstellungen. Konfigurationsdialoge der Anwendung sind über viele Wege zugänglich, was zunächst etwas verwirrend erscheinen mag. Allein der Dialog Ein-

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Die wichtigsten Einstellungen der Windows-Anzeige-Einstellung.

Steht eine Arbeitsumgebung mit DualmonitorKonfiguration, also zwei Bildschirmen nebeneinander, zur Verfügung, kann SILKYPIX Developer Studio so eingerichtet werden, dass der Hauptbildschirm nahezu ausschließlich für den Bild­

kApitel 6 SILKYPIX DEvELoPER StUDIo

bereich zur Verfügung steht und der Zweitbildschirm für den Einstellbereich. Dazu wird im Dialog Anzeige-Einstellung die Option Einstellbereich frei positionieren gewählt, und der komplette Einstellbereich auf den Zweitbildschirm geschoben. In dieser Konfiguration können dann auch viele der einzelnen Einstellbereiche als „freie Fenster“ bestimmt (Klick mit der rechten Maustaste in die Titelzeile des Bereichs) und frei auf dem Zweitbildschirm platziert werden.

Dateimanagement Erste Aktion eines jeden Digitalbild-Workflows ist das Kopieren der Bilddateien vom externen (Kamera-)Datenträger auf die lokale Festplatte und das geeignete Umbenennen der Dateien. Ein Umbenennen muss immer der erste Schritt vor jeder weiteren Verarbeitung sein. Späteres Umbenennen schafft gerade im RAW-Workflow immer das Problem, dass die separat von der Bilddatei gespeicherten Einstellungsdateien nicht mehr zum jeweiligen Bild passen.

Mehrere Dateien oder nur eine einzelne Datei umbenennen.

SILKYPIX verzichtet darauf, bereits den Kopierprozess vom Datenträger innerhalb der eigenen Oberfläche durchzuführen, sondern überlässt dies den bewährten Prozessen des Betriebssystems oder von Spezialtools. Flexibles Umbenennen der Dateien mit variablen Bausteinen bietet aber natürlich auch SILKYPIX. Jede Arbeit in SILKYPIX beginnt also mit dem Öffnen eines Ordners (oder auch nur einer Datei). Erst wenn die Bilder auf dem virtuellen Leuchttisch liegen, zeigt SILKYPIX, was in ihm steckt.

Grundlegender Workflow Gerade für den Fotografen, der die RAW-Verarbeitung noch nicht kennt, aber dennoch mehr Kontrolle über seine Ergebnisse gewinnen möchte, ist es wichtig, nicht von der Vielfalt der Möglichkeiten erschlagen zu werden und das Bild vor lauter Reglern und Knöpfen nicht mehr zu sehen. Genau für diesen Fotografen ist SILKYPIX geschaffen worden.

Öffnen einer Datei oder gleich eines ganzes Verzeichnisses.

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SILKYPIX führt ihn dezent und unaufdringlich durch die typischen Standardschritte eines RAWWorkflows. Kontrollparameter für den Basisworkflow sind auf der Benutzerober­fläche einfach zugänglich und übersichtlich angeordnet, sodass auch der unerfahrene oder neue RAW-Bearbeiter schnell die richtigen Einstellungen vorfindet und sie in sinnvoller Reihe abarbeiten kann. Parameter in SILKYPIX: Belichtungsausgleich Belichtung Feineinstellung Weißabgleich Farbtemperatur Farbablenkung Schattenanpassung Kontrast

Leichtes Nachjustieren ist fast immer hilfreich.

Muss fast immer leicht angepasst werden.

Anpassung oft nicht erforderlich, kann aber dazu beitragen, Bilder knackiger zu machen oder leichten Dunst oder Schleier zu entfernen.

Kontrast Kontrast-Mitte Gamma Schwarzanteil Farbe

• Belichtungsausgleich • Weißabgleich Wenn überhaupt, dann nur sehr schwach anpassen.

Sättigung Farbmodus Schärfung

Vorsichtige und leichte Anhebung immer erforderlich; zu viel macht sich schnell negativ bemerkbar.

Kanten betonen Details betonen Kantenfehler Typ Rausch­ unterdrückung

Insbesondere dunkle Aufnahmen (Bühnenaufnahmen) zeigen in den dunklen Flächen Rauschen, das es zu entfernen gilt; läuft der Schärfung entgegen.

Außer bei „Farbraum“ keine Einstellungen erforderlich.

Demosaik-Schärfe Auflösung plus Farbraum autom. Vorschau JPEG/TIFF-Verarbeitung

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• Kontrast • Farbe • Schärfung/Rauschunterdrückung • Entwicklung

Farbstörungen Rauschen Rausch-Level Rauschabschw. Geom. Rauschab. Entwicklung

Diese Einstellparameter (rote Umrandung) sind der Reihe nach:

Farbraum „Adobe RGB“ ist größer als der voreingestellte „sRGB“.

Die entsprechenden Kontrollregler erscheinen erst, wenn das Symbol dafür (links) angewählt wird. Zudem wird, eine Stärke von SILKYPIX, für jeden einzelnen Parameterbereich und auch für alle zusammen eine Reihe von Voreinstellungen, genannt Vorliebe, mitgeliefert, die sehr einfach durch eigene Werte und Vorlieben ergänzt werden können. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die Haupteinstellparameter im Standardablauf einer Bildoptimierung. Natürlich ist es nicht erforderlich, alle Parameter tatsächlich zu ändern. Gut belichtete RAW-Bilder bedürfen außer einer leichten Schärfung keiner weiteren Parameterjus­ tierung, können aber durch geschickte Optimierung oft noch weiter verbessert werden.

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Belichtungsausgleich

Besonders hervorzuheben bei der Arbeit mit RAW-Daten ist, dass vor allem die Belichtung in relativ weitem Spielraum auch nach der Aufnahme noch geändert werden kann. Das ist auch die erste und vielleicht wichtigste Aktion, die in SILKY­PIX wie in jedem RAW-Konverter vorgenommen wird. SILKYPIX geht dabei so weit, einen Spielraum von sechs ganzen Blenden (EV-Werten) anzubieten. Ein vielleicht etwas großzügiger Spielraum, der nur in extremen Ausnahmefällen (Rettung eines unwiederbringlichen Motivs) in Anspruch genommen werden sollte. Mit Werten von maximal 1,5 EV nach oben oder unten wird man in der Regel ganz gut fahren. Auf Wunsch analysiert SILKYPIX das Motiv und bietet eine automatische Nachjustierung der Belichtung an. Bei durchschnittlichen Motiven oder wenn schnell ein erster Satz an Ausgabebildern erzeugt werden soll, gelingt das erstaunlich gut, bei ausgefalleneren Aufnahmesituationen verlässt sich der kreative Fotograf sicher lieber auf seine Augen. Zudem bietet SILKYPIX als sehr wertvolle Hilfe ein Werkzeug für den Belichtungsausgleich in Form einer Pipette an, mit der sich im Bild der Helligkeitsnormwert definieren lässt. Obwohl ähnlich in der Anwendung und subjektiv auch in der Wirkung, darf dieses Werkzeug nicht mit der Pipette für den Weißabgleich verwechselt werden. Die Belichtungsausgleichspipette setzt tatsächlich den angewählten Punkt und in Relation dazu alle anderen Helligkeitswerte auf ein vorher festgelegtes Niveau. Bei der Belichtungseinstellung kann festgelegt werden, dass zu helle und zu dunkle (über oder unter einem Schwellenwert liegende) Bereiche markiert werden, was die individuelle Justierung per Augenschein deutlich vereinfacht und effektiv verhindert, dass Bereiche „ausfressen“ oder „zulaufen“. Es wäre schade, diese mächtige und wichtige Kontrollmöglichkeit aus der Hand zu geben, indem man JPEGs ausgibt und der Belichtungs­automatik der Kamera zu viel Vertrauen schenkt.

Funktion Belichtungsausgleich ist angewählt.

Funktion Weißabgleich ist angewählt.

Weißabgleich

Der Begriff Weißabgleich ist im Deutschen etwas irreführend. Hier wird nämlich eben nicht festgelegt, was Weiß ist, also etwa der hellste Punkt im Bild, sondern was Grau ist, also der neutralste Punkt im Bild. Mit dem Weiß­abgleich werden die Kameraelektronik oder die Software des RAW-Konverters auf möglichst weitgehende Farbstichfreiheit eingestellt – damit Weiß tatsächlich neutrales Weiß und Grau tatsächlich neutrales Grau ist. Dabei sollte der Fotograf allerdings nicht zu übertrieben auf neutrale Werte achten. Diese sind in der Natur meist auch nicht so neutral, und leicht ist die Lichtstimmung weggeregelt. Auch der Weißabgleich gehört zu den früh im Workflow auszuführenden Einstellungen, die jedoch im Gegensatz zum Belichtungsausgleich auch bei schwierigen Motiven von der Kamera meist schon ganz gut vorgegeben werden. In SILKY­PIX voreingestellt ist dabei der von der Kamera (automatisch) gemessene Wert.

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beim Sonnenuntergang den Rot-Orange-Anteil aus dem Motiv weg, etwa weil man nur auf die Normwerte der Farbkarte schaut, hat man auch die begehrte Stimmung weggeregelt. Also, Vorsicht bei mehr als 20-prozentigen Änderungen der Farbtemperatur. Das Finden der optimalen Farbtemperatur unterstützt SILKYPIX wie jeder gute RAW-Konverter mit einer Grauwertpipette und – sonst kaum zu finden – mit einer Hauttonpipette. Gerade Letztere kann gute Dienste leisten, ist doch ein Hautton extrem schwer wiederzugeben. Vorsicht vor zu viel Vertrauen in die Automatik ist jedoch auch hier geboten: Zu einfach können damit Hautfarbnuancen eliminiert werden. Wie beim Weißabgleich gilt: Augenschein und manuelle Änderung vor Automatik! Die Automatik sollte immer nur als Ausgangswert zur manuellen Anpassung dienen. Wo eine Anpassung der Farbtemperatur allein noch nicht zum gewünschten Ergebnis führt, können über Regler zur Farbablenkung und zur Schatten-Anpassung weitere Detailparameter justiert werden. Gerade die Schatten-Anpassung besticht durch die Möglichkeit, Farbverschiebungen speziell in dunklen Bereichen, die oft um Nuancen anders ausfallen als in mittleren oder helleren Bereichen, gezielt nachzujustieren.

Kontrast Ein exakter Weißabgleich kann nur mithilfe einer Farbkarte oder Graustufenkarte, die bei jeder Aufnahmesitzung mitfotografiert wird, einjustiert werden. Nicht immer ist ein exakter Weißabgleich jedoch wünschenswert, da damit auch Lichtstimmungen zerstört werden können.

Für Präzisionsfanatiker hilfreich ist die Arbeit mit einer genormten Farbkarte oder Graustufen­karte, die bei der Aufnahmesitzung unter gleichen Bedingungen mitfotografiert und in SILKYPIX vermessen wird. Der Einstellung des Weißabgleichs kommt jedoch, anders als beim Belichtungsausgleich, eine viel stärker subjektive Komponente zu. Regelt man

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Bereits bei der Regelung des Kontrasts verlässt der Fotograf den Bereich des Naturabbildes und betritt den spannenden Bereich der kreativen Interpretation. Kontrastregelung macht flaue Motive knackig und harte Motive duftig. SILKYPIX bietet schon im Standardprozess vier Regelmöglichkeiten für das, was im fertigen Bild als Bildhärte gesehen wird. Wesentlichen Einfluss auf diese Härte oder Duftigkeit haben die Parameter Kontrast, Gamma und Schwarzanteil. Zusätzlich können auch noch direkt die Ein-/Ausgabe-Kurve der Helligkeitswerte und die Tonwert- oder Gradationskurve, geändert werden, um auf die subjektiv empfundene Bildhärte Einfluss zu nehmen.

kApitel 6 SILKYPIX DEvELoPER StUDIo

Funktion Kontrast ist ausgewählt.

Besonderes Interesse verdient dabei die Einstellung für die Kontrast-Mitte. Da Kontrast bzw. Kontrastverstärkung nichts anderes sind als die Anhebung heller und die Absenkung dunkler Bereiche, ist es nur sinnvoll, über Kontrast-Mitte auch eben diesen Grenzwert zwischen hell und dunkel zu definieren. Bei dunklen Motiven ist es also hilfreich, die Kontrast-Mitte niedriger anzusetzen, bei hellen höher. Gammakorrektur wird benötigt, um das subjektive Helligkeitsempfinden des Auges, das nicht über sämtliche Helligkeitswerte hinweg gleich ist, an die Helligkeitsinformationen, wie sie der Sensor liefert, anzupassen. Höhere Gammawerte spreizen diesen Bereich und lassen das Bild weicher, aber auch flauer erscheinen, niedrigere Werte komprimieren den Bereich – das Bild wird härter. Die präzise Justierung des Kontrasts kann auch mithilfe einer editierbaren Gradationskurve erfolgen, die über das Symbol am unteren Rand des Haupteinstellbereichs zugänglich ist. Über die Gradationskurve kann der Kontrastverlauf sehr fein eingestellt werden.

Farbe

Zunehmend „gefährlicher“ werden die auf die RAW-Daten anzuwendenden Einstellungsmöglichkeiten, schreitet man im SILKYPIX-Standardablauf der Bildoptimierung weiter nach unten und kommt zur Farbeinstellung. Angeboten wird hier nur Sättigung, die Feinregulierung von Farbstichen oder Ungleichgewichten in der Farbwiedergabe ist an anderer Stelle und dafür dort mit hoher Einstellpräzision zu finden. Sättigung, das ist die Einstellung für Bilder, die gern mit dem Ausruf: „Tolles Bild – und so bunt!“ beurteilt werden – und das ist auch genau die Einstellung, die in geschlossenen JPEG-Prozessen und insbesondere bei Consumerkameras schnell übertrieben wird. Einer der Gründe, warum der ernsthaftere Fotograf die Dinge mittels eines RAW-Konverters gern selbst in die Hand nimmt.

Funktion Farbe ist angewählt.

Gradationskurve aufrufen.

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Höher als +1,25 muss die Sättigung nicht gehen. Also Vorsicht vor zu viel Sättigung, sonst wird es zu bunt.

Eine Sättigung +3 ist keine Bildoptimierung mehr, sondern bestenfalls eine Verfremdung bzw. ein Special Effect, eine Sättigung 0 ergibt ein Schwarzweiß-Bild.

Schärfung/Rauschunterdrückung

Unverzichtbar für jeden digitalen Bildprozess und immer am Ende der Bearbeitungskette, unmittelbar vor der Ausgabe, ist die Bildschärfung. Ebenso unverzichtbar, aber technisch der Bildschärfung entgegenlaufend, ist die Unterdrückung des Rauschens, das aus Fehlverhalten der lichtempfindlichen Punkte auf der Sensoroberfläche herrührt und dem nur mit einer Art Weichzeichnung begegnet werden kann. Schärfung und Rauschunterdrückung befinden sich somit an den entgegengesetzten Enden einer Waage. Ein Mehr

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an Schärfe führt zu einem Mehr an Rauschen. Stärkere Rauschunterdrückung läuft der Schärfung entgegen. SILKYPIX trägt dieser schwierigen Abhängigkeit schon in der Benutzeroberfläche direkt Rechnung, indem es die beiden Bereiche auf einer geteilten Schaltfläche positioniert, jeweils eine ganze Reihe Parameter zur Optimierung anbietet und das Abspeichern von Voreinstellungen (in SILKYPIX Vorliebe genannt) nur für die Einstellungen beider Bereiche möglich ist. Neben der Gesamtschärfung (Kanten betonen) und einer Detailschärfung (Details betonen) bietet SILKYPIX mit einem eigenen Regler (Kantenfehler) die Möglichkeit, Farbfehler, die bei

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

zunehmender Schärfung zwangsläufig an Kontrastkanten entstehen, wirksam zu verhindern. Bei allen Möglichkeiten der Schärfung kann jedoch dennoch nur zur Vorsicht gemahnt werden, leicht ist ein Bild überschärft. Schärfe, die das verwendete Objektiv nicht mitbringt, kann in das Bild nicht hineingerechnet werden. Die Nachschärfung hat vielmehr die Aufgabe, kameratechnische Schärfemängel auszugleichen. Insbesondere wenn ein Bild im Anschluss an die RAW-Entwicklung noch in einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop weiterbearbeitet werden soll, ist im RAW-Konverter nur eine sehr dezente Schärfung angebracht. Die finale Schärfung wird dann, wiederum ganz am Ende des Prozesses, im Bildeditor, vorgenommen. Rauschen ist einer dieser digitalsystemimmanenten Mängel, ein Fehlverhalten der verwendeten Basistechnologie, vergleichbar mit der Körnung (Größe der Silberhalogenidkristalle) bei analogem Filmmaterial. Es kann optimiert werden, wegzubekommen ist es nicht. Rauschen, wie wir es als Fehlverhalten des Kamerasensors kennen, wird

Bildschärfung und Rauschunterdrückung sind eng miteinander verbunden, da sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig ­aufheben können. Eine Schärfung verstärkt immer auch das Rauschen, eine Rauschunterdrü­ckung schwächt die Bildschärfe.

durch Fehlimpulse und fehlerhafte Helligkeitswerte der lichtempfindlichen Punkte der Sensor­ oberfläche ausgelöst und tritt als Farbrauschen (Chrominanzrauschen) und Helligkeitsrauschen (Luminanzrauschen) auf.

Mit Priorität Rauschunterdrückung konnte das Rauschen dieser Aufnahme bereits reduziert werden.

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Insbesondere in dunklen und schwarzen Flächen eines Bildes ist Rauschen besonders gut wahrzunehmen und wirkt störend. Verstärkt wird es durch Erwärmung des Sensors, höhere Packungsdichte und durch Erhöhung der Sensorempfindlichkeit (höhere ISO-Werte). Rauschen ist daher gerade in der Available-Light-Fotografie (Stage, Dunkelheit) ein Problem, weil hier häufig mit höheren ISO-Werten gearbeitet wird und zudem genrebedingt viele dunkle Flächen im Bild sind. Im RAW-Prozess gegensteuern kann man typischerweise durch eine leichte Weichzeichnung – ein zur Scharfzeichnung gegenläufiger Prozess. In SILKYPIX wird Farbrauschen durch ­ höhere ­Werte beim Regler Farbstörungen begegnet, Hellig­keitsrauschen durch die Einstellung Rauschen. Daneben bietet SILKYPIX im Feld Rauschabschwächer noch eine Feinsteuerung, bei der Schwellenwerte für die Balance aus Schärfung und Rauschunterdrückung angegeben werden können. Gerade bei der Justierung der Werte für Schärfung und Rauschunterdrückung empfiehlt es sich, eine hohe Anzeigevergrößerung zu wählen und mögliche Überkorrekturen sorgfältig zu beachten und zu kontrollieren. Entwicklung Sind alle Einstellungen des Basisworkflows bis hierher durchlaufen, ein paar Umwege und Feinheiten kommen später noch, kann im nächsten Schritt und damit im nächsten Punkt auf der Symbolleiste das Bild zur Entwicklung gebracht werden. Entwickeln bedeutet, die vorgenommenen Änderungen tatsächlich auf die Bilddaten anzuwenden (bis hierher war nur eine Vorschau am Bildschirm zu sehen) und eine Ausgabedatei, TIFF oder JPEG, zu produzieren. In nahezu allen Fällen sollte in diesem Schritt keine Änderung der Einstellungen mehr vorgenommen werden. Hier befindet sich mit dem Regler DemosaikSchärfe eine weitere Einstellungsmöglichkeit der

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Die Einstellungen bei Entwicklung bedürfen im Normalfall keiner Änderung.

Bildschärfe, von der hier allerdings nur in seltenen Ausnahmefällen Gebrauch gemacht werden sollte. Bei Demosaik-Schärfe handelt es sich um die Präzision, mit der der Demosaik-Prozess, also der erste Prozess der Bildgewinnung mithilfe des Bayer-Mosaiks, ausgeführt wird. Ein hoher Wert führt zwar zu mehr Auflösung des Bildes, aber auch zu mehr Rauschen und Artefakten. Ein niedriger Wert verbessert die allgemeine Rauschfreiheit, geht aber auch zulasten der Auflösung. Der Standardwert 80 % ist gut. Bei vielen RAWKonvertern bietet die Benutzeroberfläche eine Änderung dieses Werts gar nicht erst an. Mit Auflösung plus beschreibt SILKYPIX die Möglichkeit, für einen selten verwendeten Sensor, den Fuji FinePix S3Pro, die Empfindlichkeit einer zusätzlichen Pixelebene gesondert zu justieren und damit das Potenzial dieses Chips erst vollständig auszunutzen. Bei allen anderen Kameras (RAWFormaten) bleibt diese Einstellungsmöglichkeit inaktiv. Nicht geändert werden muss üblicherweise auch der Ausgabefarbraum. Dieser sollte einmal systemweit und in den Voreinstellungen von SILKYPIX auf AdobeRGB gestellt und nicht mehr verändert werden.

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Der nachgeschaltete Dialog, schlicht als Sichern unter überschrieben, löst dann Konvertierung und Speicherung aus, bietet aber auch noch die Möglichkeit, die Bilder mit einer Unschärfe-Maske zu behandeln und die Ausgabebildgröße festzulegen. Die Unschärfe-Maske ganz am Ende des Prozesses ist richtig positioniert und ergänzt die vorangehenden dezenten Schärfungen des Bildes. Aber auch hier gilt: Nur wenig Schärfung in der Unschärfe-Maske, wenn das Bild weiterverarbeitet werden soll. Etwas mehr Nachschärfung kann eingestellt werden, wenn die Ausgabe aus SILKYPIX als Endprodukt gewertet wird.

Die Ausgangssituation

In der Ausgangssituation hat der Anwender seine Bilder bereits korrekt benannt und nach einem ersten Ausschussdurchgang in der VorschaubildAnzeige vor sich. Im Idealfall sind auch bereits die im ersten Durchlauf positiv aufgefallenen Bilder markiert – hier mit einer roten Marke. Per Doppelklick auf das entsprechende Vorschaubild wechselt SILKYPIX zur Einzelbild-Ansicht.

Typischer Ablauf am Bild ­betrachtet Ein Durchgang am praktischen Bild zeigt den typischen Ablauf einer RAW-Bildoptimierung in SILKY­ PIX Developer Studio. Natürlich wird jedes Bild, jede Licht- und Motivsituation im Einzelfall andere Parameter erfordern. Der prinzipielle Ablauf, die Vorgehensweise der RAW-Konvertierung vom Ersteindruck zur Ausgabe als TIFF oder JPEG, bleibt in jedem Fall gleich und unterscheidet sich auch bei anderen RAW-Konvertern nicht gravierend.

Ein Doppelklick auf das gewünschte Bild wechselt von der Vorschaubild-Anzeige zur Einzelbild-Anzeige.

Das Wichtigste: Es gibt kein Patentrezept und keine absolut „richtigen“ Einstellungen. Und auch nur wenige Möglichkeiten, tatsächlich falsche Einstellungen zu wählen. Von technischen Fehlern abgesehen haben Parametereinstellungen bei Entwicklung und Bildoptimierung eines RAW-Bildes immer eine stark subjektive, kreative Komponente. Das Ergebnis ist dann „richtig“, wenn der Fotograf seine kreative Intention ohne technische Fehler zum Ausdruck gebracht hat. Technische Fehler, die es zu vermeiden gilt, wären etwa Unschärfe im Hauptmotiv, keine wirklich scharfen Stellen im Bild, ausgefressene Lichter ohne Zeichnung, zugelaufene Tiefen oder Überschärfung. Alle anderen möglicherweise als Fehler verstandenen Bildwirkungen (Horizontverlauf, Farbstich etc.) können auch Ausdruck kreativer Intention sein.

Das noch unbearbeitete Bild in der Einzelbild-Anzeige. Rechts oben steht Systemstandard in grüner Schrift; ein Zeichen für ein vom Anwender noch nicht verändertes Bild.

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Wie an anderer Stelle ausführlich erläutert, ist ein RAW-Bild zunächst ein einfaches Schwarzweiß-Bild, aus dem erst noch mit Zusatzinformationen, die der RAW-Konverter über den Sensor der Kamera besitzt, ein Farbbild interpretiert (interpoliert) werden muss.

• Wurde eine andere Vorliebe probeweise

ausgewählt, dann aber wieder die Vorliebe Systemstandard eingestellt, erscheint die Schrift des Menüpunkts in Weiß.

• Wurde ein Parameter manuell verändert,

sodass die Summe der Einstellungen nicht mehr den in der Vorliebe zusammengefassten Parametern entspricht, zeigt SILKYPIX an dieser Stelle Manuell (in weißer Schrift) an.

SILKYPIX, wie auch alle anderen RAW-Konverter, errechnet daher bereits in dieser Stufe eine erste, sehr neutrale Interpretation des Bildes, bei der alle Parameter auf Mittelwerte bzw. auf null gestellt sind. Der Fotograf sieht daher sein Bild nie völlig neutral und ohne Interpretation einer zwischengeschalteten Software. Das Bild existiert in dieser neutralen Form gar nicht als Farbbild. Andere RAW-Konverter werden also auch bereits diese erste Interpretation anders errechnen, sodass Bilder, wenn sie in unterschiedlichen RAWKonvertern einfach nur geöffnet werden, bereits geringfügig unterschiedlich erscheinen.

Will man in der laufenden Arbeit am Bild, nachdem einige Parameter verändert wurden, doch wieder auf diese Ausgangssituation zurückwechseln, ist dies einfach durch die Tastenkombination [Strg]+[X] möglich – häufig eine sehr wichtige Tastenkombination, bevor die Gefahr allzu groß wird, ein Bild zu zerparametrisieren und es vor lauter Einstellungsmöglichkeiten aus dem Blick zu verlieren.

In SILKYPIX ist hierfür die Vorliebe Systemstandard voreingestellt. Eine andere Vorliebe für die erste Interpretation des Bildes kann eingestellt werden, sollte aber in jedem Fall so neutral wie möglich ausfallen.

Merkt man sich die Einstellungen vor dem Zurücksetzen in einem SILKYPIX-Zwischenlager, ist es sehr einfach, zwischen Vorher/Nachher-Ansichten hin- und herzuschalten und die Bildwirkung zu kontrollieren.

Bildoptimierungsmaßnahmen

Rechts oben im Einstellbereich zeigt SILKYPIX in grüner Schrift Systemstandard.

• Systemstandard

ist nichts ­ anderes als die Bezeichnung für die ­ aktuelle Zusammenstellung der Parameter­einstel­ lungen (die in SILKYPIX sogenannte Vor­ liebe).

• Die grüne Schrift zeigt an, dass diese Para­ meterzusammenstellung noch in keinem Punkt geändert wurde.

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Die im Folgenden beschriebenen Bildoptimierungsmaßnahmen werden in der ­ Reihenfolge vorgenommen, wie sie SILKYPIX in seinem Haupteinstellbereich vorgibt. Diese Reihenfolge ist nicht zufällig so gewählt, sondern entspricht einer technisch sinnvollen Abfolge von Bearbeitungsschritten einer RAW-­Datei – beginnend mit dem Belichtungsausgleich, abschließend mit Schärfung, Rauschunterdrückung und schließlich Ausgabe in externer Datei. Noch einmal sei betont: Ein gutes Bild aus einer RAW-Datei zu erzeugen heißt nicht, an möglichst vielen Reglern zu drehen und zu schrauben. Einzelne und auch mehrere Positionen der Optimierungsabfolge können natürlich übersprungen werden, wenn sie keine weitere bildverbessernde Wirkung erzeugen. Außer einer abschließenden Schärfung kann auf alle Parameteränderungen verzichtet werden.

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Belichtungsausgleich

Das Bild erscheint sehr dunkel und hat etwas von der Duftigkeit der Abendstimmung verloren. Hier hat die Belichtungsmessung der Kamera die obere Bildhälfte zu stark einbezogen und das Gesamtbild daher zu dunkel ausgesteuert.

In einer sanften Korrektur wird die Belichtungseinstellung um maximal einen halben Blendenwert (EV-Wert) angehoben. Die leichte Wolkenzeichnung im ausgehenden Tageslicht tritt deutlicher hervor. Dies geschieht nach Augenschein. Das Werkzeug für ­automatische Das Gesamtbild ist zu dunkel ausgesteuert.

Das Bild nach einer sanften Belichtungskorrektur.

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Belichtungskorrektur würde hier, auf den Himmel angewandt, einen Wert von ca. +2 EV anwenden und das Bild viel zu hell erscheinen lassen.

Hier liegt der automatische Weißabgleich der Kamera daneben. Das Bild ist zu kalt.

Durch Hochsetzen des Weiß­abgleichs wirkt das Bild wieder wärmer.

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Weißabgleich

Das Ausgangsbild erscheint. Die Abendstimmung ist, kurz nachdem die Sonne nicht mehr direkt sichtbar ist, aber noch vor der blauen Stunde, etwas zu kalt. Ein automatischer Weißabgleich durch die Kamera, der in den meisten Fällen

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schon sehr gute Ausgangswerte liefert, liegt hier leicht daneben und liefert eine zu niedrige Einstellung (4050 K). Der Weißabgleich, genauer die Farbtemperatur, wird etwas hochgesetzt und das Bild damit wärmer. Die Lichtstimmung entspricht damit eher der gefühlten Situation, die eingefangen werden sollte. Auch die Schatten-Anpassung wird geringfügig hochgefahren, um einen Farbstich auch in den dunklen Bereichen zu vermeiden. Auch hier, und das ist

nahezu immer besser, wird nach Augenschein gearbeitet. SILKYPIX bietet zwar für den Weißabgleich eine Automatik, die das ganze Bild regelt oder auf Basis eines manuell gesetzten Grauwertmesspunkts einen Abgleich vornimmt, in diese Automatiken sollte allerdings nicht zu viel Vertrauen gesetzt werden – wie die Beispiele zeigen.

Der automatische Weißabgleich von SILKYPIX versagt hier vollständig und nimmt viel zu niedrige (kalte) Werte.

Auch der automatische Weißabgleich mit dem Pipettenwerkzeug auf einen markierten Bereich befriedigt nicht. Die abendliche Lichtstimmung wird zunichte gemacht, wenn der Himmel per Automatik auf neutrales Grau gerechnet wird.

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Die automatische Festlegung des Weißabgleichs bei Hautfarbe liefert hier, verständlich, natürlich ebenfalls keine brauchbaren Werte.

Als weitere Hilfe zur Festlegung eines neutralen Graus bietet SILKYPIX ein Pipettenwerkzeug zur Definition von Hautfarbe, das gelegentlich durchaus hilfreich sein kann, hier jedoch verständlicherweise ebenfalls danebenliegt.

Kontrast

Der Kontrast, also die Anhebung oder Absenkung von Helligkeitswerten im Bild, erfordert bei diesem Bild kaum Änderung. Zu leicht kann die Duftigkeit des Bildes verloren gehen.

Der Wert für den Kontrast wird nur sehr leicht erhöht, womit der Himmel etwas an Strahlkraft gewinnt, ohne dass die Gefahr besteht, dass die dunklen Flächen ihre Zeichnung völlig verlieren. Zudem verstärkt eine moderate Kontrastanhebung auch die bildwichtige Trennlinie zwischen Bergrücken und Himmel, die in ihren reizvollen Details nicht nur erhalten, sondern durchaus herausgearbeitet werden soll.

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Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Bei einem duftig gestimmten Bild wie diesem kann durch Kontrastanhebung viel zerstört werden. Darum nur eine geringe Anpassung, was dem Himmel mehr Strahlkraft verleiht und die Trennlinie zwischen Bergrücken und Himmel dezent verstärkt.

Farbsättigung

Farbsättigung schwächt oder verstärkt, wie der Name schon sagt, die Farbwerte im Bild. An der Farbsättigung zu drehen macht Freude, kommen doch so richtig bunte Bilder dabei heraus. Aller-

dings schadet zu viel Farbe, zu viel Buntes, nahe­ zu allen Bildern, es sei denn, der Fotograf will explizit etwas überzeichnete Farben erreichen – etwa bei Fotos einer Party oder eines Popkonzerts. Die Werte für die Farbsättigung wurden schwach angehoben, was den Himmel und die Flanken des Bergs etwas auffrischt; mehr wäre hier schon zu viel.

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FARBSÄTTIGUNG Ein Bild, das ganz gut auch höhere Werte für die Farbsättigung verträgt.

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Dieses Bild benötigt nur wenig Anhebung der Farbsättigung.

Schärfung

Neben der „Buntheit“ wird der Schärfe eines Bildes gern die größte Bedeutung für eine wie auch immer ausgelegte Bildqualität zugemessen. Je bunter und schärfer, desto besser. Kompakte Digitalkameras und JPEG-Prozesse in digitalen Die Bildwirkung beruht auf der Flächenaufteilung. Eine Nachschärfung der Kanten verleiht der harten Grenze noch mehr Leben.

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Spiegelreflexkameras bedienen dieses Qualitätsempfinden gern durch eingebautes Hochregeln der Farbsättigung und starkes digitales Schärfen der Bilder. Mit dem Resultat, dass die Bilder schon fast unrealistisch wirken.

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Dem Reiz, die Schärfung stark hochzuziehen, sollte also mit Rücksicht auf die Natürlichkeit des Bildes widerstanden werden. Was das Objektiv nicht an Schärfe abzubilden in der Lage ist, kann kaum durch Software erzeugt werden.

können. Allein mit Regulierung der Schärfungsparameter ist es nicht möglich, die Ergebnisse der unterschiedlichen Schärfungstypen zu erzielen.

Dennoch ist bei RAW-Bildern systembedingt eine Nachschärfung erforderlich. Ein Anti-Alias-Filter, der unmittelbar vor der Sensorfläche liegt, streut das eintreffende Licht ein wenig, um bessere Daten für die Farbinterpolation zu erhalten, und diese Streuung sorgt auch für leichte Unschärfe, die im RAW-Prozess kompensiert werden muss. Das Beispielbild bezieht seine Wirkung in erster Linie aus der Lichtstimmung und insbesondere aus seiner Flächenaufteilung. Reizvoll sind dabei auch die Grenzen zwischen den Flächen, die es mit schon eher deutlicherer Schärfung zu betonen gilt. SILKYPIX unterscheidet zwei Methoden (Typen) der Schärfung: Normale Schärfe und Hoher Detailreichtum. Die Unterschiede liegen in programminternen Berechnungsalgorithmen, die vom Anwender nicht weiter beeinflusst werden

Die mit SILKYPIX gelieferten Zusammenstellungen von Schärfungseinstellungen (Schärfe-Vorlieben) sind auch gleichzeitig die Vorlieben der Rauschunterdrückungs­ einstellungen.

Unterschiedliche Stellungen der einzelnen Schärfungsparameter werden, wie üblich in SILKYPIX, in Vorlieben zusammengefasst, wobei eine recht sinnvolle Zusammenstellung bereits mit dem Programm geliefert wird. Vor allem wird in dieser Zusammenstellung von Voreinstellungen der direkten Abhängigkeit von Schärfung und Rauschunterdrückung Rechnung getragen. Mittels etwas kräftigerer Schärfung, ausgehend von der Vorliebe Betonte Schärfung und der SILKYPIX-Einstellung Hoher Detailreichtum werden die reizvollen Details der Flächengrenzen hervorgehoben.

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Einstellungen zur Schärfung sollten in hoher Zoomstufe der Bildschirmanzeige erfolgen, um störende Nebeneffekte der Schärfung besser beobachten, kontrollieren und Überschärfung verhindern zu können. SILKYPIX wechselt einfach per Doppelklick auf das Bild von der Ganzbild-Anzeige in eine 100-%-­Anzeige und mit einem weiteren Doppelklick wieder zurück. Besonders praktisch ist es auch, mit gedrückter [Umschalt]-Taste und gleich­zeitig gedrückter rechter Maustaste die Maus zu bewegen. Das Bild wird dabei stufenlos größer (Maus nach unten oder rechts bewegen) oder kleiner (Maus nach oben oder nach links bewegen).

Rauschen

Die Parameter für Schärfung und für Rausch­ unterdrückung wirken wie die gegenüberliegenden Enden einer Waage. Verändert man die eine Seite, wirkt sich dies direkt auf die andere Seite aus. Eine Verstärkung der Schärfe hat immer eine Verstärkung des Rauschens zur Folge. Versucht man, das Rauschen abzuschwächen, leidet darunter auch die Schärfe des Bildes.

Dem durch relativ deutliche Schärfung ungünstiger gewordenen Rauschverhalten versucht eine moderate Entrauschung, Einhalt zu gebieten. Ist dieser Basisworkflow durchlaufen, wird man in nahezu allen Fällen optimal ausgearbeitetes Bildmaterial produzieren, das in jedem Einzelfall individueller Kreativität Ausdruck verleiht. Ein erster vollständiger Durchgang durch alle Standardeinstellungen kommt hier zum Abschluss. Der nächste logische Schritt in diesem Stadium wäre jetzt:

• sofortiges Entwickeln (Ausgeben nach TIFF oder JPEG) des soeben optimierten Bildes oder

• Markieren des Bildes zur später folgenden

Stapelentwicklung und Arbeit am nächsten Bild oder

• Übertragen der Optimierungseinstellungen dieses Bildes auf mehrere oder alle Bilder der gleichen Serie oder

• Speichern der Optimierungseinstellungen des Bildes in einer Vorliebe oder

Schärfung und Rauschunterdrückung halten sich die Waage. Die Verbesserung des einen bringt eine Verschlechterung des anderen.

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Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

• Speichern der Optimierungseinstellungen in einer Parameterdatei oder

• Detailoptimierung des Bildes mithilfe der Feineinstellungen diverser Parameter.

• Feineinstellung Objektiv

(Vignettierung, Verzerrung und Transversale Chromatische Aberration)

• Drehung/Stürzende Linien (Drehung, Pers­ pek­tive vertikal, Perspektive horizontal, Winkel)

Feineinstellungen

SILKYPIX Developer Studio bietet neben der Reihe von Haupteinstellungen, mit deren gezielter Änderung der Anwender die weitaus meisten seiner Bilder optimal ausarbeiten kann, einige sehr hilfreiche Zusatz-Einstellungsmöglichkeiten und Sonderfunktionen für Feineinstellungen einiger Parameter. Dabei handelt es sich um sehr fein abgestimmt einsetzbare Tools, die in einer Präzision arbeiten, die am Bildschirm im schnellen Augenschein kaum mehr erfassbar ist. Am unteren Bildschirmrand des Hauptkontrollfensters sind acht kleine Symbole platziert, mit denen einerseits Informationsfenster geöffnet werden können, wie sie in jeder Bildbearbeitung erforderlich sind (Histogramm, Exif-Information), und andererseits Einstellfenster für präzise Detailarbeit aufgerufen werden (Weißabgleich, Gradationskurve, Lichter, Farbe).

Auch hier können wiederum in nahezu allen Dialogboxen die eigenen Justierungen als Vorliebe gespeichert und direkt aus einem lokalen Menü abgerufen werden. Sehr praktisch, um beispielsweise regelmäßige Objektivfehler (Farbverschiebungen, Verzerrungen) schnell korrigieren zu können.

Feineinstellung Farbe

Feineinstellung Farbe ist ein einzigartiges, hochpräzises und dennoch einfaches, fast intuitiv zu bedienendes Instrument zur differenzierten Korrektur von leichten Farbstichen oder Farbverfälschungen. Das Werkzeug bietet zwei unter­ schiedliche, aber miteinander kombinierte Ansätze zur Steuerung.

Zudem bietet SILKYPIX über diese Kontrollleiste auch Zugang zur Korrektur von Objektivfehlern und schließlich zu deutlich bildverändernden Werkzeugen wie Drehung und Entzerrung stürzender Linien (Digital-Shift).

• Histogramm (nicht editierbar) • Exif-Information (nicht editierbar) • Feineinstellung Weißabgleich

(Farbton,

Sättigung; Farbscheibe)

• Gradationskurve (nach RGB aufteilbar) • Feineinstellung Lichter (Buntheit, Sättigung, Brillanzerhaltung, Dynamikerweiterung)

• Feineinstellung Farbe (Farbton, Sättigung, Helligkeit; Farbscheibe)

Felder des Farbspektrums.

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In der unteren Hälfte findet sich ein Farbspektrum, eingeteilt in acht Felder, mit jeweils einem verschiebbaren Punkt in der Mitte. Wird einer der acht Punkte mit der Maus verschoben, wird die entsprechende Farbe (Sättigung) im Bild abgeschwächt, verstärkt oder im Farbton geändert. Bei Unsicherheiten darüber, welches Farbfeld für die Veränderung heranzuziehen ist, reicht es, die Maus an die entsprechend zu verändernde Stelle im Bild zu bewegen. Ein kleiner Punkt in der Mitte des Kreises zeigt dann auf das betroffene Farbfeld.

Farbtoneinstellungen ­vornehmen.

Das Referenzbild weist im momentanen Stadium der Bearbeitung einen leichten Stich ins Grüne auf, für dessen Korrektur die Feineinstellung Farbe das ideale Werkzeug ist.

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In der oberen Hälfte befinden sich wohlbekannte Schieberegler für Farbton und Sättigung, die direkt mit den Punktverschiebungen in der unteren Hälfte korrespondieren.

Drop-Down-Menü mit aktuellem Farbton.

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Auf welchen Farbton sich die Schieberegler beziehen, kann in der kleinen über den Reglern liegenden Menüliste eingestellt werden – dies

wiederum direkt korrespondierend mit den acht Farbfeldern aus der unteren Hälfte. Mithilfe der Feineinstellung Farbe ist es möglich, ein Bild auch in kleinsten Nuancen und sehr detailliert farblich auszugleichen. Was nicht häufig nötig sein wird, dann aber sehr effektiv und intuitiv funktioniert.

Gradation

Der Farbpunkt in der Mitte des grüngelben Felds wird in Richtung gelborange verschoben und gleichzeitig wird die Sättigung durch Verschieben in Richtung Mittelpunkt verringert.

Mit der Gradationskurve können sehr viel detaillierter als mit Schiebereglern Helligkeit und Kontrastverlauf eines Bildes angepasst werden, und zwar (theoretisch) bezogen auf einzelne Farbpunkte. Die Gradationskurve gibt an, wie ein bestimmter Eingangswert (der aktuelle Hellig­keitswert einer Stelle des Bildes) auf einen Ausgangswert (den neuen Helligkeitswert dieser Stelle) abgebildet wird. Sollen die helleren Werte etwas angehoben, die dunkleren etwas abgesenkt werden – das klas-

Der leichte, kaum wahrzunehmende Grünstich des Bildes wird korrigiert, indem der Mittelpunkt des grünen Farbfelds in Richtung des orangefarbenen Farbfelds verschoben wird.

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Links: Ist die Gradations­ kurve eine Gerade, die im 45°-Winkel nach oben verläuft, wird jeder Punkt in unveränderter Helligkeit wieder ausgegeben, die Eingabewerte entsprechen den Ausgabewerten.

Rechts: In der kontrastverstärkenden leichten S-Kurve, wie sie typisch ist und häufig eingesetzt wird, führen Eingabewerte im oberen (helleren) Bereich zu höheren Ausgabewerten, im unteren (dunkleren) Bereich zu niedrigeren Ausgabewerten.

sische Verfahren zur Kontrasterhöhung –, wird die Kurve in Form eines leichten „S“ angelegt. Im oberen (helleren) Bereich führen dann Ein-

Das Bild erfordert nur eine geringe Anpassung der Helligkeit im oberen Bereich.

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gabewerte zu höheren Ausgabewerten, im unteren (dunkleren) Bereich führen Eingabewerte zu niedrigeren Ausgabewerten (siehe Abbildung).

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Im Referenzbild dieses Abschnitts wird nur eine geringe Anhebung der Helligkeit im oberen Bereich vorgenommen, tiefer greifende Änderungen würden nicht zu einer Optimierung des gewünschten Ergebnisses beitragen und die im Bild eingefangene und herausgearbeitete Stimmung zerstören.

Special Effects

In SILKYPIX beschreibt die Gradationskurve zwischen den einzelnen Werten eine rund geschwungene Kurve und vermeidet damit extreme Werteänderungen von nahe aneinanderliegenden Positionen. Die Kurvenfunktion kann jedoch (links unten in der Dialogbox) auf Geraden umgeschaltet werden. Einzelne Wertepunkte sind dann mit Geraden verbunden, die Kurve wird eckig. Dies ist immer dann erforderlich, wenn extremere Änderungen an der Lichtwertverteilung eines Bildes vorgenommen werden sollen, meist zur Erzielung spezieller Effekte. Das Werkzeug für die Gradationskurve erweist sich für sehr viele Bildsituationen als hilfreich, um auch extremere Änderungen an Helligkeitswerten des Bildes vornehmen zu können.

Für extremere Effekte kann die Kurvenlinie der Gradationskurve auf Geraden umgeschaltet werden, sodass viel mehr und viel extremere Werteänderungen eingegeben werden können.

Feineinstellung Weißabgleich

Feineinstellung Weißabgleich ist in der Bezeichnung etwas unglücklich gewählt. Genau genommen handelt es sich um eine weitere Möglichkeit der Farbfeineinstellung bzw. zur Entfernung eines Farbstichs. Ein Weißabgleich geht typischerweise

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Feineinstellung Weißabgleich reguliert nicht den Weißabgleich, sondern ist eine Alternative zur Feineinstellung Farbe.

einher mit einer Farbtemperaturskala in Kelvin. Dieses Werkzeug bietet Regler für Farbton und Sättigung, die gut geeignet sind für graduelle Farbmanipulationen. Feineinstellung Lichter bleibt bei diesem Bild unverändert.

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Mit dem Werkzeug Feineinstellung Weißabgleich werden keine Änderungen am Bild vorgenommen. Infrage kommende Änderungen wurden bereits mit dem Werkzeug Feineinstellung Farbe vorgenommen.

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Feineinstellung Lichter

Die Funktion Feineinstellung Lichter wird vor allem in durchweg sehr hellen Bildern, sogenannten High-Key-Bildern, gewinnbringend eingesetzt. Für die meisten Aufnahmen wird diese Einstellungsmöglichkeit jedoch wenig zur Bildoptimierung beitragen.

Objektiv/Chromatische Aberration

Feineinstellung Objektiv gehört zum Pflichtprogramm eines jeden hochwertigen RAW-Konverters. SILKYPIX bietet auch hier einen einfachen und intuitiven Zugang zu einigen für die Bildoptimierung wichtigen Punkten.

von Randbereichen des Bildes, die kreisförmig von der Bildmitte aus zu den Rändern hin zunimmt, oft aber nur an den Rändern wirklich wahrnehmbar ist.

• Verzerrung

oder auch Verzeichnung ist ein objektivbedingter geometrischer Abbildungsfehler, bei dem horizontale und vertikale Linien im Bild mehr oder weniger auffallend nach innen zur Bildmitte hin (kissenförmige Verzerrung) oder nach außen zu den Bildseiten hin (tonnenförmige Verzerrung) gebogen sind. Der Fehler tritt insbesondere bei Weitwinkelobjektiven auf und ist vor allem dann störend, wenn Linien und Kanten im Bild sichtbar sind. Gewollt ist die tonnenförmige Verzerrung bei sogenannten Fisheye-Objektiven.

Unterschiedliche Verzeichnungen, wie sie bei Objektiven auftreten können; beide Arten der Verzeichnung (oder Verzerrung) können von SILKYPIX korrigiert werden (Grafik: Joachim Bäcker 2006, wikipedia.de).

• Chromatische

Einstellungsmöglichkeiten im Dialogfeld Feineinstellung Objektiv. Typische Objektivfehler und deren Korrekturoptionen sind:

• Vignettierung – Unter Vignettierung versteht man die objektivbedingte Abschattung

Aberration, genauer „Transversale Chromatische Aberration“ nennt man das nur in hohen Vergrößerungen sichtbare Problem von Farbsäumen um feine Strukturen oder an harten Kanten. Ursache des Problems ist die unterschiedliche Brechung der Lichtfarben an den Glaskanten des Objektivs, sodass die Lichtfarben leicht auffächern und Lichtsäume in Rot und/ oder Blau erzeugen. In sehr hochwertigen Objektiven, sogenannten apochromatischen Objektiven, kann dieser Fehler korrigiert werden.

• Chromatische Aberration wird oft mit dem „Blooming“ genannten Problem digitaler Sensoren verwechselt, das dann auftritt,

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An einem streng geometrischen Bild wie diesem werden Objektivfehler viel eher sichtbar als in einer Landschaftsaufnahme.

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Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

wenn auf eine Sensorzelle zu viel Licht auftrifft und diese dann in Wechselwirkung mit der Nachbarzelle tritt, sozusagen überläuft. Beide Probleme haben ähnliche Auswirkungen, das Problem der chromatischen Aberration ist aber allen optischen Systemen (der analogen Fotografie wie auch Ferngläsern und Fernrohren) immanent, „Blooming“ tritt selbstredend nur in digitalen bildgebenden Systemen auf. Bei allen Punkten handelt es sich um Fehlverhalten des Objektivs, das teilweise jedoch nicht in direktem Bezug zur Qualität des Objektivs als solches steht, sondern, wie etwa Verzerrung oder chromatische Aberration, auf prinzipielle optische Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen ist. Sehr hochwertige Objektive können diese Fehler jedoch ausgleichen. Alle drei Objektivfehler haben in der eher auf Flächenharmonie basierenden Landschaftsfotografie weniger Auswirkung, sind aber etwa in der feingliedrigen Architektur- oder Makrofotografie von hoher Bedeutung und müssen dort unbedingt korrigiert werden.

Objektivfehlerkorrektur am Beispiel

Die Objektivfehlerkorrektur ist ein nicht zu vernachlässigender Punkt im Workflow zur Optimierung hochwertiger und wichtiger Aufnahmen. An einem Referenzbild, das die Auswirkungen der Korrekturmaßnahmen besonders gut erkennen lässt, werden die Bildwirkungen bei unterschiedlichen Parametereinstellungen gezeigt. Zur deutlicheren Erkennbarkeit der Effekte werden die Werte massiv übertrieben. Im Normalfall reichen Werteänderungen von 25 % meist aus.

Vignettierung

Die Einstellung Vignettierung dient dem Ausgleich von objektivbedingt ungleichen Helligkeitsverläufen von der Mitte zum Rand hin. Entsprechend kompensieren die Regler für Winkel und Stärke dieses Verhalten, indem sie um Winkel von der Mitte zum Rand hin um Stärke aufhellen oder abdunkeln.

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Vignettierung dient dem Ausgleich von objektiv­ bedingten Abdunklungen oder Aufhellungen zum Rand hin. Zur Demonstration der Wirkung verschiedener Parametereinstellungen für Vignettierung wurden diese auf Extremwerte gestellt.

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Verzerrung

Die Einstellung Verzerrung dient dem Ausgleich von Krümmungen in abgebildeten Objekten, die kissenförmig (nach innen gekrümmt) oder tonnen­ förmig (nach außen gekrümmt) auftreten. Regler Verzerrung auf plus gleicht kissenförmige Verzeichnung aus (erzeugt tonnenförmige Verzeichnung).

Regler Verzerrung auf minus gleicht tonnenförmige Verzeichnung aus (erzeugt kissenförmige Verzeichnung).

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Chromatische Aberration

Zum Aufspüren und insbesondere zur Korrektur der chromatischen Aberration muss die Bildschirm­anzeige auf eine sehr hohe Vergrößerungsstufe gestellt werden, da die zu korrigierenden Farbsäume meist nur ein oder zwei Bildpunkte breit sind. Die Regler zum Ausgleich der chromatischen Aber­ ration decken den Bereich „Rot nach Cyan“ und „Blau nach Gelb“ ab. Das heißt, eine rotlastige chromatische Aberration wird korrigiert, indem der Rot-Regler über den Nullpunkt hinaus nach rechts und damit in den Cyan-Bereich geschoben wird, eine blaulastige chromatische Aber-

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Chromatische Aberration kann nur in sehr hohen Vergrößerungsstufen korrigiert werden. Auf dem Bild ist der Ausschnitt eingezeichnet, der zur Korrektur herangezogen wird.

ration wird kompensiert, indem der Blau-Regler nach rechts geschoben wird.

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Die leicht rotlastige chromatische Aberration wird durch Zugabe von Cyan-Werten (oberer Regler ins Plus) und Reduzierung von Blau-Werten (unterer Regler ins Minus) kompensiert.

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Das Referenzbild dieses Abschnitts zeigt ebenfalls eine leichte chromatische Aberration, die

durch moderate Parameteränderung kompensiert wird.

Eine leichte chromatische Aberration des Referenzbildes wird durch moderate Parameteränderung kompensiert.

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Das Histogramm des Referenzbildes zeigt, dass im Bild alle Helligkeitswerte auftreten (keine Lücken ganz links und ganz rechts) und auch keine Helligkeitswerte abgeschnitten sind (kein „Anschlag“ am linken oder rechten Rand).

Histogramm

Das Histogramm bietet Informationen über die Helligkeitsverteilung im Bild, indem alle Helligkeitswerte eines Bildes von links nach rechts aufgereiht werden: links dunkel, rechts hell. Nach oben wird angezeigt, wie häufig ein bestimmter Helligkeitswert im Bild auftritt. Ein Histogramm gehört in der softwaregestützten Bildverarbeitung zu den wichtigsten Informationen über ein Bild. Eine Histogrammanzeige fehlt daher in keinem Bildverarbeitungsprogramm und ist selbstverständlicher Bestandteil eines jeden RAW-Konverters mit grafischer Oberfläche. Sogar viele digitale Kameras, auch aus dem Kompaktsektor, bieten auf ihrem Display eine Histogrammanzeige an. Angestrebt wird ein Bild, in dem alle Helligkeitswerte auftreten, das also …

• … weder ganz links in den dunklen Bereichen

noch ganz rechts in den hellen Bereichen keine Helligkeitswerte mehr aufweist, …

• … aber auch, noch nachteiliger für das Bild,

weder am linken Rand noch am rechten Rand an die Seitenkante stößt, bei dem also keine Helligkeitswerte abgeschnitten werden. Um

diese Beschneidung der Helligkeitswerte zu vermeiden, können die problematischen Bildbereiche im Bild auch leuchtend markiert werden, eine ideale Hilfe für ein ausgeglichenes Histogramm. Mithilfe der Einstellungen für den Belichtungsausgleich und andere die Bildhelligkeit beeinflussenden Parameter kann das Histogramm so justiert werden, dass die oben genannten Bedingungen zutreffen und ein Bild entsteht, bei dem die Histogrammkurve am linken und rechten Ende des Diagramms gerade auf null steht. Zudem zeigt das Histogramm deutlich drei „Berge“ mit dichter Helligkeitsverteilung, dazwischen tiefe Täler, ein eher untypischer Helligkeitsverlauf. Der Grund dafür ist direkt am Bild abzulesen. Der „Berg“ im dunklen Bereich repräsentiert die dunklen Flächen des Waldes im Vordergrund, der mittlere Helligkeitsberg die Bergkette im Bild und der deutlich ausgeprägte „Berg“ im hellen Bereich den Himmel. Zur Unterstützung einer optimalen Helligkeitsverteilung über das gesamte Histogramm bietet SILKYPIX einen Warnmodus an. Dabei werden Flächen in Leuchtfarbe markiert, deren Helligkeitswerte abgeschnitten werden könnten – eine sehr hilfreiche Anzeige während der Veränderung der Helligkeitsparameter.

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Das frei schwebende Histogramm an das linke Einstellungsfenster andocken.

Lichter-/Schatten-Warnung aktivieren.

Das Histogramm in SILKYPIX Developer Studio ist nicht editierbar – d. h., es ist nicht möglich, durch eine geeignete Interaktion im Histogrammfenster das Bild in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Bewegt man hingegen den Mauszeiger über das Bild, zeigen kleine Markierungen im Histogramm genau an, an welcher Stelle der aktuelle Bildpunkt im Histogramm zu finden ist.

Histogrammfensters mit der rechten Maustaste klickt und den Punkt In Einstellungsfenster zeigen anwählt. Das Histogrammfenster ist dann fest rechts (oder links) unten im Einstellbereich permanent sichtbar, stört dort nicht, ist aber dennoch immer im Blick des Bearbeiters.

Der Fotograf sollte bei jeder Art von Bildbearbeitung immer auch das Histogramm im Auge behalten. In vielen Bildbearbeitungssystemen wird das Histogrammfenster dauerhaft am Bildschirm angezeigt. Wird das Histogrammfenster in SILKYPIX geöffnet, liegt es zunächst als freies Fenster am Bildschirm und ist beliebig skalierbar. Da es permanent geöffnet und im Blick des Bearbeiters sein sollte, stört es jedoch möglicherweise im Bild.

Das ist jetzt eine ganze Menge Parameterschieberei gewesen, was die RAW-Bildverarbeitung schon wieder sehr umständlich erscheinen lässt. Umständlicher und aufwendiger, als sie in der Praxis dann tatsächlich ist. Im Normalfall wird man bei einem RAW-Bild zwischen fünf und zehn Parameter, manchmal auch noch viel mehr, anpassen. Eine Menge, wenn dieser Prozess für jedes Bild durchlaufen werden muss.

Besser ist es, das Histogramm im Einstellbereich anzudocken, indem man in der Titelleiste des

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Parameter und Automatisierung

RAW-Konverter bieten daher typischerweise Möglichkeiten, eigene Einstellungen zu speichern und diese dann auf ausgewählte oder alle Bilder

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

anzuwenden. Auf diese Weise geht, nach erster Parameteroptimierung, die RAW-Bearbeitung schnell von der Hand. Je direkter, unkomplizierter und schneller dieses Parametermanagement angelegt ist, desto effektiver gerät die Arbeit mit RAW-Dateien. Gerade in diesem Punkt des Parametermanagements und der automatischen Übertragung bietet SILKYPIX viele sehr anwendernahe, durchdachte, direkt und schnell anwendbare Hilfen. Parameterkollektionen können …

… einfach per Kopieren ([Strg]+[C]) und Einfügen ([Strg]+[V]) von einem Bild auf ein anderes (oder mehrere) übertragen werden. Speicher ist flüchtig.

… in ein sogenanntes Zwischenlager abge-

Sollen Parameterzusammenstellungen für andere Computer nutzbar gemacht oder als Backup ausgelagert werden, werden sie als Entwicklungs­ parameter- oder als Vorliebe-Datei abgelegt. Alle diese Möglichkeiten der Parameterübertragung von einem Bild auf ein anderes können im Ganzbildmodus oder im Vorschaubildmodus, und damit sehr flexibel, eingesetzt werden.

Kopieren und Einfügen

Die wohl schnellste Möglichkeit, die Einstellungen, die zu einem Bild gemacht wurden, auf ein anderes Bild zu übertragen, ist die Methode „Kopieren und Einfügen“. Dabei werden Bearbeitungsparameter, wie sie für ein Bild ausgearbeitet wurden, ganz einfach per Copy & Paste, also mittels der bewährten Tastenkombinationen [Strg]+[C] sowie [Strg]+[V], von einem Bild auf ein oder mehrere andere übertragen – schnell und direkt.

legt und daraus wieder beliebigen Bildern zugewiesen werden. Speicher ist flüchtig – pro Sitzung.

… als „Vorliebe“ abgelegt und darüber beliebigen Bildern zugewiesen werden. Speicher ist permanent.

… als Entwicklungsparameterdatei (*.spd) abgelegt, wieder geladen und beliebigen Bildern zugewiesen werden. Speicher ist permanent.

… als „Vorliebe“ in einer externen Datei

(*.spt) abgelegt, wieder geladen und beliebigen Bildern zugewiesen werden. Speicher ist permanent.

Während einer SILKYPIX-Sitzung (zur Bearbeitung der Ausbeute einer Aufnahmesitzung) wird typischerweise umfangreich von den Möglichkeiten Kopieren und Einfügen und Zwischenlager Gebrauch gemacht. Sollen Parameterzusammenstellungen über mehrere Sitzungen hinweg erhalten bleiben oder reichen die Möglichkeiten des temporären Zwischenlagers nicht mehr aus, werden sie als ­Vorliebe angelegt.

Parameterzusammenstellungen können ganz einfach per Kopieren und Einfügen von einem bereits optimierten Bild auf ein anderes übertragen werden, um dieses mit den gleichen Werten zu optimieren.

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Zwischenlager

Dieser per Kopieren und Einfügen genutzte Zwischenspeicher ist flüchtig, und die Werte sind mit dem nächsten [Strg]+[C] schon überschrieben und stehen nicht mehr zur Verfügung. Sollen mehrere temporäre Parameterzusammenstellungen verwaltet werden, etwa für unterschiedliche Bildsituationen oder Bildvergleiche, bieten sich die vier von SILKYPIX verwalteten Zwischenlager an. Diese sind weniger flüchtig und werden nur dann überschrieben, wenn sie explizit neu belegt werden. Diese einfache und schnelle Parameterverwaltung wird nach einem Klick auf das Symbol im Einstellbereich ganz oben sichtbar. Es bietet sich an, dies als „freies Fenster“ einzurichten (per Rechtsklick auf die Titelzeile), sodass es permanent sichtbar auf dem Bildschirm liegt – es wird häufig benötigt. In der Idealausstattung mit zwei Bildschirmen kann das Fenster dann dauerhaft am zweiten Bildschirm zugänglich positioniert werden. Ein schneller Klick auf das Symbol vor dem Lager­ platz legt die aktuelle Parameterkonfiguration ins Lager und markiert den Lagerplatz mit der Uhrzeit … … ein weiterer Klick darauf wendet die Parameter auf das aktuell selektierte Bild an – oder auch auf mehrere. Sehr gut bewährt hat sich diese Funktion auch, um schnell zwischen bis zu vier unterschiedlichen Bearbeitungszuständen umzuschalten, um damit einen einfachen Vergleich und die optische Beurteilung der Wirkung von Parameteränderungen zu haben.

Vorlieben

Unübertroffen und auch in kaum einer anderen Anwendung in dieser Brillanz zu finden, ist aber der Umgang von SILKYPIX mit Anwender­ voreinstellungen, von SILKYPIX Vorlieben genannt.

132

kApitel 6 SILKYPIX DEvELoPER StUDIo

So gut wie jeder Parameterblock in SILKYPIX und viele der bildändernden Dialoge bieten klein und unscheinbar am Rand ein Plussymbol (+), mit dem sich die Einstellungen gerade dieses Parameterblocks in einer Vorliebe permanent speichern und zu einem beliebigen Zeitpunkt aus dem neben dem Plussymbol liegenden Menü wieder abrufen und auf beliebige Bilder anwenden lassen.

Vorliebe als Grundeinstellung

Im Laufe der Arbeit mit einer bestimmten Kamera, mit einem bestimmten Objektiv, mit SILKYPIX Developer Studio wird der Fotograf feststellen, dass er bestimmte Einstellungen (etwa einen leichten Farbstich entfernen, eine prinzipielle Unterbelichtung ausgleichen oder eine leichte Schärfung vornehmen) bei jeder Aufnahme sofort als erste Aktion vornimmt. Diese Aktion, oder auch mehrere Aktionen, wird der SILKYPIX-Anwender natürlich in einer Vorliebe zusammenfassen und zudem nutzen, dass in SILKYPIX jede Vorliebe auch als Grundeinstellung eingerichtet werden kann, die auf jedes RAWBild gleich beim Öffnen automatisch angewandt wird.

In SILKYPIX können sehr einfach eigene, benutzerdefinierte Vorlieben festgelegt werden, die einen Teilbereich der Einstellungen oder alle Einstellungen abdecken.

Mit der Anwendung ausgeliefert kommen bereits viele nützliche Voreinstellungen. Eigene Vorlieben reihen sich in diese Liste ein, stehen neben den mit SILKYPIX gelieferten Vorlieben sofort bereit und können wie diese verwendet werden. Sichtbar wird der Effekt einer Vorliebe bereits durch einfaches Berühren eines Menüpunkts mit der Maus, und noch ohne zu klicken sieht man schnell, welche Wirkung eine Einstellung hat. Für die alltägliche Arbeit eine nette, kleine, unspektakuläre, aber sehr hilfreiche Unterstützung.

Dazu werden einmalig die Parameter so justiert, wie sie ab dem Moment automatisiert bei jedem Öffnen einer Datei angewandt werden sollen. Auf Basis dieser Parameterstellung wird eine neue partielle Vorliebe eingerichtet (per Klick auf das kleine Plussymbol rechts oben im Einstellbereich), und im folgenden Dialogfeld Vorliebe anpassen werden nur diejenigen Einstellkategorien ausgewählt, die tatsächlich für jedes Bild angewandt werden sollen. Allzu viele Einstellbereiche sollten es nicht sein, sondern tatsächlich nur diejenigen, die wirklich bei jedem Foto Anwendung finden sollen. Die neue Vorliebe wird unter einem sinnfälligen Namen abgelegt und erscheint dann in jedem Vorliebe-Menü.

Zudem können diese Vorlieben hierarchisch abgestuft werden. Vorlieben können entweder nur einen Teilbereich (Kontrast, Farbe, Weißabgleich, …) abdecken oder mehrere dieser Teilbereiche,oder auch alle Teilbereiche. So einfach und intuitiv wie das Anlegen von Vorlieben ist auch deren Verwaltung und Änderung. Namen der Vorlieben können einfach geändert und die referenzierten Parameter einfach überschrieben, ein- oder ausgeschaltet werden.

Einrichten einer neuen partiellen Vorliebe – hier mit Parametern, die für jedes Bild initial anzuwenden sind.

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Die Vorliebe steht nun sitzungsübergreifend in SILKYPIX Developer Studio zur Verfügung und kann nach Belieben wie jede andere Vorliebe auch aus dem Menü ausgewählt werden.

stellung in ein Zwischenlager gelegt, kann sehr einfach zwischen vorher und nachher umgeschaltet werden. Eine ideale Möglichkeit, Bildoptimierungen auf ihre Wirkung hin zu überprüfen.

Soll diese (oder jede andere) Vorliebe ohne weitere Benutzeraktion gleich beim Öffnen einer RAW-Datei automatisch Anwendung finden, kann sie über die Option Standardeinstellungen als Neue Standardeinstellung definiert werden.

Bildkorrektur- und Manipulationswerkzeuge

Spätestens mit der Funktion Drehung/Stürzende Linien verlässt der Anwender den Bereich der klassischen Bildoptimierung – der Hauptdomäne eines RAW-Konverters – und betritt den Bereich der Bildmanipulation, wie sie typischerweise erst in Bildbearbeitungswerkzeugen wie Photoshop vorgenommen wird.

Jede Vorliebe kann auch als Standardeinstellung festgelegt werden und wird dann beim Laden eines RAW-Bildes automatisch angewandt.

Speicherung und Wiederverwendung von Bildparametern bieten nahezu alle RAW-Konverter, etwa Adobe Lightroom oder LightCrafts LightZone. Bei der Benutzerschnittstelle und der einfachen Anwendbarkeit der Vorlieben bei gleichzeitig sehr differenzierter Konfigurierbarkeit ist ISL, dem Hersteller von SILKYPIX, jedoch ein besonderer Wurf gelungen.

Rücksetzen

Wurden ungünstige Parametereinstellungen gewählt oder falsche Vorgaben auf ein Bild angewendet, kann immer die letzte Aktion durch die Tastenkombination [Strg]+[Z] wieder rückgängig gemacht werden. Soll ein Bild auf den unveränderten Ausgangszustand, so wie es aus der Kamera geladen wurde, zurückgesetzt werden, werden mit der Tastenkombination [Strg]+[X] alle Spuren einer Bearbeitung entfernt, und der Bearbeitungsprozess kann erneut begonnen werden. Wird vor einem Rücksetzen aller Parameter mittels [Strg]+[X] die aktuelle Parameterzusammen-

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Die Bildmanipulationen Drehung/Stürzende Linien gehören nicht mehr zum klassischen Repertoire eines RAW-Konverters.

Wo endet die RAW-Konvertierung?

Warum dann diese Operationen im RAW-Konverter durchführen, wenn es viel mehr als nur eine RAW-Konvertierung ist? Eine RAW-Konvertierung im engeren Sinn ist eigentlich mit der Farbinterpolation, möglicherweise noch dem Weißabgleich und ein wenig

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Schärfung schon abgeschlossen, und das Bild könnte, als TIFF exportiert, an die Bildbearbeitung zur Detailoptimierung und Manipulation übergeben werden. Viele RAW-Konverter gehen aber wesentlich weiter – SILKYPIX bietet hier:

• Beschnitt/Bildausschnitt • Drehung/Geraderichten • Entzerren stürzender Linien • Objektivkorrektur

(Vignettierung/Verzer­ rung/chromatische Aberration)

Adobe Lightroom besitzt darüber hinaus ein Stempelwerkzeug zur Fleckenentfernung, Lightcraft Lightzone bietet gezielte Bearbeitung in unterschiedlichen Helligkeitszonen. Künftige Generationen von RAW-Konvertern und die Nachfolger der heutigen Versionen werden gerade in diesem Bereich noch viel mehr bieten und etwa über eine partielle Bearbeitung von markierten Flächen verfügen. Ein RAW-Konverter verlässt hier jedoch nicht seinen Kernbereich, sondern erweitert sein Reper­ toire an Optimierungsmöglichkeiten in wichtigen Punkten. Es sollten so viele Optimierungen eines Bildes wie möglich im RAW-Konverter und vor der Übergabe an eine andere Anwendung durchgeführt werden.

• In keiner nachfolgenden Anwendung kann

für Optimierungen auf eine derart breite Datenbasis zurückgegriffen werden, da jede Veränderung am Bild, die im RAWKonverter durchgeführt wird, wieder auf die ursprünglichen Rohdaten der Kamera zurückgreift. Nachgeschaltete Anwendungen wie Photoshop greifen bei Änderungen in jedem Fall auf bereits verarbeitetes Material zu, das vom RAW-Konverter im günstigsten Fall als TIFF, im ungünstigeren als JPEG, abgelegt wurde.

• RAW-Konverter arbeiten immer nicht destruktiv, d. h., sie können die Originaldaten nicht verändern. Die RAW-Daten bleiben immer in ihrer ursprünglichen Form erhalten und können auch später noch für andere Optimierungen in ihrem Urzustand wieder herangezogen werden.

• Auch die bildmanipulierenden Funktionen

eines RAW-Konverters sollten daher genutzt werden. Sie arbeiten auf der ­besseren Datenbasis. Einzig die abschließende Schär­ fung sollte nur sehr moderat ausfallen oder ganz entfallen, wenn eine nachfolgende Bearbeitung in Photoshop angeschlossen werden soll.

Perspektive und stürzende Linien

Zu den grundlegenden optischen Gesetzmäßigkeiten gehört es, dass parallele Kanten nur dann als parallel erscheinen, wenn der Betrachter senkrecht darauf blickt. Ist der Blickwinkel nicht senkrecht auf die Linien, scheinen sie vom Betrachter weg zusammenzulaufen. Bestes Beispiel für dieses Problem sind Eisenbahnschienen, die sich immer weiter anzunähern scheinen, je weiter sie vom Betrachter entfernt sind. Weiteres Beispiel sind (insbesondere höhere) Gebäude, deren eigentlich parallele Außenkanten sich anzunähern scheinen, je höher das Gebäude ist. In beiden Fällen stört das Problem bei der unmittelbaren Betrachtung der Realität nicht. Das Auge/Gehirn weiß, dass die Linien parallel sind und gleicht geringere Abweichungen davon einfach aus – wie etwa bei Gebäuden. Ist das Gebäude jedoch abgebildet, fallen diese ganz offensichtlich nicht parallel verlaufenden Parallelen deutlicher und zum Teil störend auf – man spricht von stürzenden Linien. In der Fotografie können stürzende Linien mit speziellen Objektiven (sogenannten Shift-Objektiven) ausgeglichen werden, die in zwei Achsen verschwenkt werden können. Derartige Objektive werden auch für digitale Spiegelreflexkameras angeboten, sind aber sehr teuer. Insbesondere in der Großbildfotografie, in der sowohl die Objektiv­ ebene als auch die Bildebene verschwenkt und

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Die schnelle Methode: Ziehen einer Referenzlinie entlang der schiefen Kante und Maustaste loslassen.

auch gegeneinander ausgerichtet werden können, ist der Ausgleich stürzender Linien gleich bei der Aufnahme möglich und üblich. Steht weder ein Shift-Objektiv noch eine Großbildkamera zur Verfügung, was für die meisten Fotografen zutreffen wird, kann der Ausgleich stürzender Linien auch per Software erfolgen, häufig „Digital-Shift “ oder „Perspektivische Verzerrung“ genannt. SILKYPIX bietet als einziger RAW-Konverter eine Funktion zum Ausgleich stürzender Linien an.

Dieses Haus muss digital aufgerichtet werden.

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Auch hier ist die Herangehensweise von SILKYPIX einfach und direkt und belässt dem Anwender dennoch alle Kontrolle. Durch die sofortige optische Kontrolle in Echtzeit kann der Ausgleich der stürzenden Linien sehr fein zu einer optimalen Bildwirkung führen. Hauptsächlich benötigt wird hier sicherlich der Punkt Perspektive vertikal, mit dem die beim Blick nach oben auftretenden stürzenden Linien ausgeglichen werden, also gleichsam die Position des Betrachters oder der Kamera angehoben wird.

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Schön zu sehen ist hier, wie einfach es gelingt, dieses Haus „digital aufzurichten“ – ein Verschieben des Reglers reicht, das Raster wird automatisch eingeblendet. Hier wurde die digitale Perspektiventzerrung allerdings schon ziemlich weit getrieben, für den Demoeffekt gut, für die praktische Arbeit schon fast zu weit. Es treten insbesondere im oberen Bereich Unschärfen auf, die Tonnenverzerrung wird verstärkt (kann allerdings ebenfalls mit SILKYPIX einfach korrigiert werden), und bildwichtige Elemente am Rand werden abgeschnitten.

Verschiebt man den Regler nach links, wird automatisch ein Raster eingeblendet (dieses Verhalten ist in den Voreinstellungen abschaltbar), und ein Gebäude richtet sich auf bzw. die Kameraperspektive wird erhöht. Dies kann so weit getrieben werden, bis vertikale Rasterlinien und vertikale Gebäudekanten tatsächlich zur Deckung kommen, erkauft allerdings mit einer eher unrealis­

tischen Wirkung des Bildes. Gebäude scheinen dann fast pilzförmig, oben breiter als unten. Ähnlich wie die vertikale Perspektivkorrektur arbeitet die horizontale, nur dass damit der Kamera­ standpunkt horizontal versetzt wird. Sehr praktisch, wenn der Fotograf bei einer Gebäu­deaufnahme nicht zentriert vor dem Gebäude stehen kann. Nach starker Perspektiv­ korrektur muss auch die entstehende Tonnen­ verzeichnung nachjustiert werden.

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Eine unbearbeitete Originalaufnahme, bei der senkrechte Kanten leider nicht senkrecht stehen.

Die massive Perspektivkorrektur führt zu einem deutlichen Hervortreten einer Tonnenverzeichnung (siehe oben), die mit dem entsprechenden Werkzeug in SILKYPIX behoben werden muss. Das Werkzeug für Drehung im Einsatz – die Kante des Hauses wird hier als senkrecht definiert.

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Drehung

Ähnlich intuitiv und direkt anzuwenden ist die Drehung – nicht viel anders als in vielen anderen Bildbearbeitungsprogrammen auch, nur dass

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Senkrechte Kanten stehen nun auch im Bild senkrecht – einfach zu überprüfen am eingeblendeten Raster.

SILKYPIX auch hier wieder automatisch und spontan ein Raster einblendet, wenn der Regler verschoben wird. Noch direkter geht’s mit dem Werkzeug für Drehung, mit dem eine Linie an eine horizontal oder vertikal zu erscheinende Kante im Bild angelegt wird. Mit dem Loslassen der Maustaste wird das Bild korrekt gedreht.

Entwicklung

RAW-Daten, so wie sie der RAW-Konverter liest und optimiert, kann keine externe Software verwerten. Für die Integration in Layouts über Anwendungen wie InDesign oder FrameMaker, für die Präsentation auf Druckern oder im Internet, für jede Art der Weiterverarbeitung von Bildern müssen diese in genormten externen Formaten – TIFF oder JPEG – vorliegen. Alle Optimierungsarbeit am Bild, wie sie SILKYPIX und jeder andere RAW-Konverter leistet, mündet daher in einen Exportprozess, der das RAW-Bild und die Summe der Optimierungsschnitte als externe TIFF- oder JPEG-Datei ablegt.

Bilder werden dabei entweder unmittelbar nach Abschluss der Optimierungsarbeiten entwickelt, oder, bei mehreren Bildern viel praktischer, es werden zunächst alle gewünschten Bilder mit den oben beschriebenen Mitteln optimiert und anschließend in einem Zug konvertiert (Stapelentwicklung). Für die Einreihung in die Stapelentwicklung müssen die zu entwickelnden Bilder mit der Marke Stapel-Entwicklung ([F8]-Taste) versehen werden. Den Abschluss der Optimierungen an einem Bild bilden daher üblicherweise die Funktionstas­ te [F8] und der Übergang zum nächsten zu optimierenden Bild. Bei der Konvertierung und Abspeicherung bietet SILKYPIX natürlich die „üblichen“ Optionen (JPEG oder TIFF, Speicherort und Dateiname, Farbraum, Größen- und Auflösungsänderung), darüber hinaus aber auch die Auswahl aus unterschiedlichen JPG-Formaten, 16-Bit-TIFF und Unschärfe-Masken. Der eigentliche – recheninten­sive – Konvertierungsprozess läuft dann mit voller oder (schaltbar) eingeschränkter Priorität im Hinter-

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grund und produziert sauber ausgearbeitetes Bildmaterial, während im Vordergrund weitergearbeitet werden kann. Angestoßen wird die Stapelentwicklung, nachdem alle zu entwickelnden Bilder mit der entsprechenden Marke versehen wurden, über das Symbol in der Titelleiste. Im folgenden Dialogfeld wird insbesondere ausgewählt, ob TIFF oder JPEG exportiert werden soll, wo die exportierten Bilder abgelegt werden sollen, und es wird eine leichte Unschärfe-Maske eingestellt.

Beim Export aus SILKYPIX, also dem eigentlichen Einrechnen der Optimierungsschritte in eine externe TIFF- oder JPEG-Datei, muss nur wenig eingestellt werden.

Der Dialog Einstellung benötigt nur beim ersten Mal einige Justierungen, diese sind dann bei allen weiteren Entwicklungsvorgängen bereits voreingestellt. Dazu gehören: • Die JPEG-Qualität: Diese sollte immer auf höchste Qualität, also auf 100, gestellt sein.

• Die TIFF-Qualität: Diese kann, je nach weiterer Verwendung der Datei, auf 8-Bitoder 16-Bit-TIFF gestellt werden; 16-BitTIFFs bieten mehr Spielraum für weitere Optimierungen oder Manipulationen in Photoshop, sind aber auch doppelt so groß (SILKYPIX legt TIFFs unkomprimiert ab).

• Ausgabeauflösung: Hier sollten 600 dpi ein-

gestellt werden; nur wenn sichergestellt ist, dass später aus der resultierenden Datei keine Ausschnitte vergrößert werden, ist auch 300 dpi oder weniger möglich.

• Standarddateiname: Dieser wird normalerBeim Klick auf OK wird die Stapel-Entwicklung gestartet und ein Informationsfenster eingeblendet.

Ein Informationsfenster zeigt Ablauf und Fortschritt der Stapel-Entwicklung.

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weise, wenn in ein Unterverzeichnis ausgegeben wird, nicht verändert. Hier kann aus Bausteinen oder Freitext aber auch ein ­neuer Dateiname zusammengestellt werden.

Sollen viele Bilder entwickelt werden, kann es günstig sein, diesen Vorgang zu einer Zeit anzustoßen, zu der der Computer nicht benötigt wird. Bei hundert oder mehr Bildern kann es hilfreich sein, den Vorgang über Nacht laufen zu lassen.

Kapitel 6 SILKYPIX Developer Studio

Drucken

Viele fotoverarbeitenden Anwendungen tun sich schwer mit einem intuitiven Drucken-Dialog, in dem häufig zwar viele Funktionen untergebracht sind, deren praktische Nutzung allerdings meist

hinter unverständlichen Schaltflächen versteckt und im Ergebnis häufig überraschend ist. SILKYPIX bietet im Drucken-Dialog sicherlich das beste Verhältnis aus Leistungsumfang und Bedienbarkeit. Besonders gefällt die Integration einer Kontakt­ bogen-Option in den Druckdialog – mit direkter Vorschau, sodass das Raten, wie viele Bilder jetzt wo auf dem Bogen sind, gar nicht erst auftritt.

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7 Adobe Lightroom

kapitel 7 Adobe Lightroom

143

7

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Adobe Lightroom Adobe Lightroom: fünf Anwendungen in einer

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Funktionsbereiche – Module ­genannt

150

Präsentationsmodule Diashow, Dru­cken und Web

152

Alles im Blick – das Bibliothek-Modul

152

Bilderordner synchronisieren

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Bildansichten und Bedienfelder

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Navigationshilfen zur Bildsuche

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Bildbestand klassifizieren

159

Filter als Suchkriterium

161

Entwickeln der RAW-Daten

161

Lightroom-Besonderheiten

164

Editierbares Histogramm

164

Editierbare Gradationskurve

165

Graustufenbildoptimierung

166

RAW-Daten konvertieren

167

Entwicklungsvorgaben

168

Diashow, Druck oder Web?

170

Konfigurationsmöglichkeiten der Ausgabemodule

172

Adobe Lightroom Adobe Lightroom versteht sich als des Digitalfoto­ grafen Eier legende Wollmilchsau. Kann alles, macht alles, besser, schöner, cooler. Lightroom präsentiert auf der Anwendungsoberfläche in zeitgemäßer Designer-Produkterotik. Schwarzer Anzug, dunkelgraues Hemd mit schwarzer Krawatte und etwas verspielt wirkenden Details. Vieles passiert da schon ohne Mausklick. Beim einfachen Überstreichen mit der Maus werden etwa Vorschaubilder hervorgehoben oder gleich angezeigt. Arbeitsbereiche und Aktionsfelder können einfach bei der Annäherung mit der Maus auf- und zugeklappt werden.

Adobe Lightroom: fünf Anwendungen in einer

Adobe Lightroom ist eine Anwendung, neben der der Digitalfotograf kaum mehr ein anderes Tool benötigt und das er im kompletten Zyklus und

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im kompletten Verwendungsrahmen seiner Bilder kaum verlassen wird – vom Einlesen der Fotos aus dem Speichermedium über Sichten, Verwalten, Archivieren, Bearbeiten, Konvertieren und Ausgeben in Druck und Web. Ganz schön viel, was die Anwendung da zu leisten und der Anwender zu verstehen und zu bedienen hat. 1. Bibliothek 2. Entwickeln 3. Diashow 4. Drucken 5. Web Adobe Lightroom ist aber auch eine Anwendung, die den Digitalfotografen und seine Arbeitsumgebung fordert. Insbesondere die Bibliotheksverwaltung geht nur dann wirklich flüssig von der Hand, wenn der Computer neueren Datums ist und eine gehobene Ausstattung an Prozessor­ geschwindigkeit und Hauptspeicher bietet.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Adobe Lightroom nach dem ersten Programmstart.

Um es gleich vorwegzunehmen: Adobe ­Lightroom ist ein gewöhnungsbedürftiges Programm. Der Anwender muss sich schon eine Zeit damit beschäftigen, um seine Ziele optimal, schnell und effektiv zu erreichen. Bedienlogik und Benutzer­ oberfläche folgen nicht immer dem Eingespielten, Erwarteten, sondern bieten oft neuartige Zugänge, beispielsweise das Gradationskurvenwerkzeug, das höchst intuitiv direkt im Bild eingesetzt werden kann. Mit zunehmender Beschäftigungsdauer und auch mal einem verstohlenen Blick in die Hilfeseiten geht die Arbeit aber dann immer effektiver von der Hand, und der Fotograf entdeckt so manch verborgene Schönheiten und intelligent durchdachte Lösungen. Besonders schön sind immer wieder die kleinen, praktischen Voreinstellungen. So kann etwa per Doppelklick vom Leuchttisch (Rasteransicht) zum

Einzelbild (Lupenansicht) und wieder zurück zum Leuchttisch gewechselt werden. In der Lupenansicht sind dann auch gleich noch die weitere Vergrößerung per Mausklick und die VerschiebeHand voreingestellt. Mit einem Doppelklick geht’s wieder zurück in die Übersicht. Damit macht flüssiges Arbeiten gerade in der Bildbeurteilung und -verwaltung Spaß. Weitere nette Kleinigkeiten, die man zwischen „liebevolle Details“ und „Effekthascherei“ ansiedeln könnte: der Licht-Aus-Modus, in dem einfach per [L]-Taste alles außer dem gerade angezeigten Bild schwarz oder dunkelgrau-transparent wird, die „Erkennungstafel“, ein Logo oder eine kurze Schrift, die im Standardbildschirm links oben gezeigt wird, aber auch in Ausdrucken und Diashows eingeblendet werden kann, das aus 13 Voreinstellungen wählbare Ornament, das am unteren Ende der beiden Bedienfelder eingeblendet wird und dergleichen mehr.

Von links: Rasteransicht, Vergleichsansicht und Überprüfen

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Bildanzeige im Licht-AusModus. Einmaliges Drücken der [L]-Taste fährt die Beleuchtung der Arbeitsumgebung um ca. 80 % herunter. Zweimaliges Drücken der [L]-Taste schaltet die gesamte Arbeitsumgebung mit Ausnahme der der Bildanzeige auf Schwarz.

Leider gibt es aber auch hier, wie in vielen der anderen großen Adobe-Anwendungen, die vielen kleinen Lästigkeiten und Unsauberkeiten der Lokalisierung: „Tungsten“ entspricht auf Deutsch einfach nicht „Wolframlampenlicht“ (das Wort

gibt es im Deutschen gar nicht), sondern einfach „Glühlampenlicht“. „Freistellen“ in Lightroom stellt eben nicht frei (im Sinne von „Freiform-Ausschneiden“ aus dem Hintergrund), sondern beschneidet ein Bild rechteckig. „Stichwörter“ heißen manchmal auch „Schlüsselwörter“, „Bibliothek“ heißt manchmal auch „Katalog“ u. v. m. Und manchmal ist Lightroom auch einfach weg – abgestürzt. Adobe Lightroom wird häufig als besonders gelungener RAW-Konverter mit ein paar Zusätzen gesehen. Diese Ansicht ist nicht richtig. Wer in Lightroom nur einen RAW-Konverter sieht und Lightroom auch so nutzt, wird mit Photoshop CS3 besser bedient sein. Adobe Photoshop CS3 verwendet den gleichen RAW-Konverter, bietet aber nach der Konvertierung ungleich mehr Bildbearbeitungsfunktionen.

Der in Adobe Photoshop CS3 integrierte RAW-Converter Camera Raw 4.2 in Aktion.

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Adobe Lightroom ist ein Bildverwaltungsprogramm mit integriertem RAW-Konverter und ein paar weiteren schönen Modulen.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Der Standardbildschirm von Adobe Lightroom – alle Bedien­felder sind eingeblendet.

Seine große Stärke zeigt Lightroom sicherlich in der mächtigen Bildverwaltung, Bibliothek oder Katalog genannt, sowie in dem integrierten RAW-Konverter Entwickeln, hinter dem sich nichts anderes als das bereits aus Photoshop bekannte Adobe Camera Raw (ACR) verbirgt. Beeindruckend und in diesem Umfang bei ande­ ren Anwendungen kaum zu finden ist auch die Fülle und der Komfort der Funktionen, die in allen Bereichen angeboten werden, und deren zwar gewöhnungsbedürftige, aber dennoch sehr effiziente Präsentation an der Benutzerober­fläche. Kaum etwas, das sich nicht irgendwie und irgendwo ein- oder umstellen lässt. Der Bildschirmaufbau von Adobe Lightroom präsentiert sich in vier Hauptbereichen, die jeweils noch weiter unterteilt sind:

• Das linke Bedienfeld enthält navigations­ orientierte Aktionsfelder zur Auswahl von Bildern und zur Verwaltung von Vor­ einstellungen.

Der Hauptbildschirm von Adobe Lightroom mit seinen vier Bedienfeldern. Diese Aufteilung des Bildschirms ist im gesamten Bearbeitungsvorgang gleich.

• Das rechte Bedienfeld bietet bild- oder aufgabenorientierte Aktionsfelder.

• In der Mitte befindet sich der große Hauptarbeits- und -anzeigebereich für Bilder.

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Der obere Bereich des Lightroom-Bildschirms mit Pull-down-Menüs, Erkennungstafel und Bereichsumschaltung.

• Unten quer liegt der Filmstreifen, dieser

dient ebenfalls der Bildauswahl, wenn die Bildübersicht (Bibliothek) gerade nicht eingeblendet ist.

Und über allem befindet sich natürlich der übliche Menübalken mit Pull-down-Menüs für Befehle und Einstellungen, mit einer Erkennungstafel, in der der Fotograf seinen Namen oder sein Logo hinterlegen kann, und mit der sehr wichtigen Umschaltfläche der fünf Hauptarbeitsfelder von Lightroom. Die Menüleiste wird in Lightroom in der Alltagsarbeit sicher weniger genutzt als in anderen Anwendungen, weil sehr viele Befehle und Einstellungen über die links und rechts am Bildschirm gelegenen Bedienfelder getätigt werden können. Viele Grundeinstellungen und Dateimanipulationen (Umbenennen etc.) sind jedoch nur über die Menüleiste zugänglich.

Die Erkennungstafel ist nicht nur immer am Bildschirm präsent, sondern kann auch in alle Ausgaben von ­Adobe Lightroom (Beamer-Präsentation, Druck, Webseiten) eingeblendet werden – eine der vielen netten kleinen Ideen in Adobe Lightroom.

Die oben beschriebene Aufteilung des Anwendungsbildschirms in vier Hauptbereiche bleibt auch erhalten, wenn ein gesamter Workflow, vom Import aus der Kamera über Verwaltung und Optimierung bis zur Ausgabe in Druck oder Web, in Lightroom durchlaufen wird. Der Inhalt der Bedienfelder ändert sich natürlich und passt sich dynamisch der Bearbeitungssituation an.

Funktionsbereiche – Module ­genannt Die Menüleiste in Lightroom – sehr viele Befehle sind aber auch über die Hauptbedienfelder zugänglich.

Eine der vielen kleinen neuen Ideen in Adobe Lightroom ist die Erkennungstafel, ein kleiner Text (Name des Fotografen o. Ä.) oder eine Logo­ grafik, die am Hauptbildschirm links oben eingeblendet wird und dort auch in jeder Bearbeitungsphase eines Bildes sichtbar ist. Nett – und gut fürs Ego – so der erste Gedanke. Dahinter steckt mehr: Die Erkennungstafel zieht sich sehr logisch durch alle ausgabeorientierten Module von Adobe Lightroom und wird auf Wunsch in generierte Diashows, Druckausgaben und Webseiten umfangreich konfigurierbar eingeblendet.

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Alle vier Bedienfelder können aber auch so eingestellt werden, dem eingearbeiteten Benutzer sei dies empfohlen, dass sie sich dynamisch ein- und ausblenden. Sie sind dann bei der Arbeit am Bild (in der Mitte des Bildschirms) ausgeblendet und schieben sich sanft in den Bearbeitungsbereich, wenn die Maus sich dem jeweiligen Bildschirmrand nähert. Lightroom bietet dabei die folgenden Funktionsbereiche: Verwaltungsmodul Bibliothek Im Verwaltungsmodul Bibliothek finden sich alle Funktionen zur Bildverwaltung, und das sind mächtig viele: Funktionen zur Klassifizierung und Kategorisierung, zur Vergabe von Metadaten und Stichwörtern und sogar eine etwas spröde „Ad-hoc-Entwicklung“, Funktionen zur Anzeige aller oder nahezu beliebiger Auswahlen aus der

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Verwaltungsmodul Bibliothek

Bearbeitungsmodul Entwickeln

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Bildersammlung anhand von Metadaten („alle Bilder mit Blende 8 und Brennweite 200“) oder anhand von Suchbegriffen. Bearbeitungsmodul Entwickeln Das Bearbeitungsmodul Entwickeln lädt ein in der Bibliothek ausgewähltes Bild in den RAWKonverter, in dem eine Vielzahl von Bildwerten höchst detailliert justiert werden kann. So finden sich zwischen den Bereichen Grundeinstellungen, Gradationskurve, HSL/Farbe/Graustufen, Teiltonung, Details, Objektivkorrektur und Kamera­ kalibrierung an die 45 Schieberegler für diverse Parameter – Voreinstellungen noch gar nicht mitgerechnet.

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Schrecken und werden zum effektiven Werkzeug der Bildoptimierung.

Präsentationsmodule Diashow, ­Dru­cken und Web

Die Module Diashow, Drucken und Web dienen jeweils einem der Hauptzwecke, warum Bilder gemacht werden: um sie als Beamer- oder Bildschirmpräsentation vorzuführen, sie auszudrucken oder sie im Internet zu präsentieren.

Alles im Blick – das BibliothekModul

Mithilfe dieser Parameterregler können jedoch nicht nur RAW-Formate bearbeitet und schließlich exportiert werden, sondern auch alle anderen gängigen Bilddateiformate wie JPEG oder TIFF.

Wer sich von einer einfachen, dateiorientierten Bildverwaltung einem Verwaltungsprogramm wie Adobe Lightroom oder auch Microsoft Expression Media (früher iView) nähert, muss erst einmal umdenken und dazulernen.

Da beliebige Parametereinstellungen aber auch zusammengefasst, abgespeichert und auf andere Bilder angewandt werden können, verlieren selbst 45 Einstellungsmöglichkeiten ihren

In der dateiorientierten Bildverwaltung liegen Bilddateien unter mehr oder weniger sinnfällig bezeichneten Dateinamen in Ordnern, wo sie sortiert und hoffentlich wiedergefunden, vom

Kapitel 7 Adobe Lightroom

RAW-Format optimiert und in andere Formate konvertiert werden und von wo sie mit geeigneten Programmen angezeigt, ausgedruckt oder in Webseiten konvertiert werden. Neue Bilder werden in dieses Ordner- und Dateiensystem eingestellt und ebenso behandelt. Dies geht geraume Zeit gut und kann auch für den engagierteren Fotografen bei geeigneter Zusammenstellung seines Werkzeugkastens ziemlich lange eine zuverlässige und übersichtliche Bildverwaltung bilden. Irgendwann ist mehr Übersicht, mehr Verwaltung gefordert, als die dateiorientierte Verwaltung bieten kann, und damit der Umstieg auf eine Bildverwaltungsanwendung, auch schön mit dem Kürzel DAM (Digital Asset Management) umschrieben. Adobe Lightroom ist eine solche Anwendung.

Bei der Arbeit mit Adobe Lightroom steht nicht mehr die Ordner- und Dateistruktur im Vordergrund, sondern die Datenbank, in der Adobe Lightroom alle Informationen verwaltet. Die Daten­bank wird in Lightroom Bibliothek oder Katalog genannt. Lightroom kennt Bilder nur, wenn sie explizit in einen Katalog importiert werden. Lightroom kann zwar mit mehreren Katalogen umgehen, im Normalfall wird der Bearbeiter aber nur mit einem Hauptkatalog arbeiten, in dem alle seine Bilder organisiert sind. Wird ein neuer – erster – Katalog in Adobe Lightroom erstellt, präsentiert sich die Anwendung zunächst wüst und leer, ohne Inhalt. Gefüllt mit Bildern wird Adobe Lightroom einfach, indem der gewünschte Bilderordner aus dem Windows-Explorer mit der Maus auf die Anwendung gezogen wird. Sinnvollerweise wird er hier gleich der oberste Ordner einer Ordnerhierarchie. Adobe Lightroom vor der Erstellung eines neuen Katalogs.

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Der Import von Bildern erfolgt durch einfaches Ziehen der Dateien oder des Ordners auf das Anwendungsfenster.

Lightroom analysiert kurz die übergebenen Daten und fragt Optionen zum Import ab, bei denen beispielsweise bestimmte Bilder abgewählt werden können, der Speicherort vorgegeben werden kann (Bilder sollten an der aktuellen Stelle belassen werden), ein vorgegebener Satz von MetaBilder sollten beim Import nicht an einen anderen Speicherort kopiert, sondern an der ursprünglichen Stelle belassen werden.

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daten mitgeladen wird (etwa Kontaktdaten und Copyright des Fotografen) und erste Stichwörter mit den Bildern verknüpft werden. Beim Import wird als Option angeboten, die Bilder an einen neuen Speicherort zu kopieren –

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Fortschrittsanzeigen beim Bilderimport aus einem Verzeichnisbaum. Während des Imports und anderer länger laufender Operationen zeigt Lightroom links oben einen Fortschrittsbalken an.

eine Option, die sich vor allem bei größeren Bildermengen als ungünstig erweist, da das Bildmaterial dann weniger übersichtlich per Windows-Explorer oder für andere Programme wie Backup-Anwendungen zugänglich ist. Nach einem Klick auf Importieren startet ­Adobe Lightroom den Import und zeigt seinen Fortschritt relativ unscheinbar in der Windows-Status­zeile oder links oben in einem Balken an. Wann auch immer der Benutzer vor der Frage steht, was Lightroom den gerade macht, sollte er nach links oben blicken – dort ist oft die Statusanzeige eines länger laufenden Prozesses zu sehen.

Nach dem Import zeigt Lightroom alle Bilder als Vorschaubilder mit beiden Bedienfeldern an den Seiten an. Lightroom nennt dies Rasteransicht.

Bilderordner synchronisieren

Wird in einem Ordnerbaum, wie er von ­Lightroom verwaltet wird, durch ein externes Programm eine Änderung vorgenommen, etwa zusätzliche Bilder in einen Unterordner kopiert oder Bilddateien kopiert und dann verändert, weiß ­Lightroom zunächst nichts davon und kennt die neuen Bilder nicht. Es gibt in Lightroom keine Automatik zur Überwachung bereits importierter Verzeichnisstrukturen.

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Lightroom bietet jedoch die Möglichkeit, Ordner per Kommando zu synchronisieren, d. h. erneut zu untersuchen und neue Bilder oder externe Änderungen zu übernehmen. Hierzu dient die Funktion Ordner synchronisieren, der nach rechtem Mausklick auf den Ordnernamen erscheint.

Auswahlmöglichkeiten, ein Bestätigungsknopf fehlt jedoch bzw. ist nicht aktiv – bis man in der oberen linken Ecke wieder unscheinbar einen Fortschrittsbalken entdeckt. Erst nach Durchlaufen dieses Prozesses wird die Schaltfläche Synchronisieren aktiv, und nach Anwählen erscheint ein neuer Fortschrittsbalken. Wenn der Bildbestand gelegentlich auch mit anderen Anwendungen als Adobe Lightroom bearbeitet wird, sollte diese Ordnersynchronisation immer wieder einmal durchgeführt werden, damit Lightroom und damit der Anwender den tatsächlichen Bildbestand im Blick hat.

Bildansichten und Bedienfelder Ordner synchronisieren bringt die Lightroom-Datenbank nach Änderungen durch externe Programme auf den neues­ ten Stand.

Die Benutzerrückmeldung ist hier etwas unglücklich realisiert: Es erscheint eine Dialogbox mit Leider bietet Adobe ­Lightroom keine Unterstützung für Dualmonitore.

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Lightroom braucht viel Platz am Bildschirm – allzu umfangreich ist seine Funktionsvielfalt – und sollte natürlich im Vollbildmodus betrieben werden. Eine sinnvolle Unterstützung für zwei Monitore – auf dem Hauptmonitor wären dann die Bildansichten und auf dem Zweitmonitor Bedienfelder und Einstellboxen untergebracht – bietet Adobe Lightroom leider nicht.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Einen Zweitmonitor erkennt Lightroom nur im Modul Diashow und ermöglicht dort die bildschirmfüllende Wiedergabe auf dem Zweitmonitor, während sie vom Hauptmonitor aus gesteuert wird.

drückter [Strg]-Taste ausgewählt werden. Damit steht schon ohne weiteren Aufwand und noch ohne Klassifizierung oder umfangreiche Verschlagwortung eine mächtige Verwaltungsfunktion zur Verfügung.

Navigationshilfen zur Bildsuche

Trotz der vielfältigen Anzeige- und Abfragemöglichkeiten allein schon in diesem Bereich bewahrt Adobe Lightroom den Anwender davor, in zu langen Listen von Abfrageoptionen verloren zu gehen.

Im Modul Bibliothek, noch ohne weitere Einstellungen, bietet Lightroom bereits eine Vielfalt von Navigationshilfen an, um sich in der Bilderfülle zurechtzufinden. Genau genommen sind es Daten­bankabfragen, und zwar im linken Bedienfeld, das durch die ganze Anwendung hindurch immer mit Navigationshilfen aus Selektionen zur Verfügung steht. Im Bibliotheksmodus wird dort zur Navigation und als Überblick der Bildbestand angeboten. Was dort angewählt wird, wird im Hauptbereich angezeigt:

• Bibliothek:

Alle Bilder, eine Schnellzusammenstellung und die Bilder des letzten Imports.

Die genannten Menüpunkte klappen beim Anwählen aus, sodass die Inhalte sichtbar werden. Werden alle Menüpunkte ausgeklappt, sind zwar auch alle Optionen sichtbar, die Liste droht jedoch, unübersichtlich zu werden. Für diesen Fall kann per rechter Maustaste ein Solomodus eingeschaltet werden. Dieser führt dazu, dass gerade nicht benötigte Menüpunkte automatisch wieder einklappen und die Menüliste stets eine übersichtliche Länge behält.

• Suchen: Nach Text im Dateinamen bzw. in EXIF-/IPTC-Feldern oder nach Datum.

• Ordner: Der Verzeichnisbaum wird aus dem

Dateisystem importiert (Rechtsklick startet den Menüpunkt Ordner synchronisieren).

• Kollektionen: Beliebige Auswahlen können

zu Kollektionen zusammengestellt, benannt und unter ihrem Namen hier wieder aufgerufen werden.

• Stichwort-Tags: Bildern können beliebige

Stichwörter zugeordnet werden – unter denen sie hier zusammengestellt werden.

• Metadatenbrowser:

Alle zum Bild bekann­ten Metadaten – dies ­ ermöglicht Zusammenstellungen der Bilder nach Auf­ nahme­werten, Kamera- oder Objektivtyp und vielem mehr.

Alle oder mehrere dieser Abfragen können auch kombiniert werden, indem sie einfach mit ge-

Der Navigationsbereich der Bibliothek ermöglicht die Zusammenstellung der Bilder nach vielfältigen unterschiedlichen Kriterien; insbesondere Kollektionen erweisen sich als ideales Hilfsmittel zur Organisation des Bildbestands.

Anzeigemodi im Bibliotheksbereich Die erste Aktion nach dem Import eines Bildbestands oder neuer Bilder vom Speichermedium der Digitalkamera ist die Sichtung, Aussonderung

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schlechter Bilder und Klassifizierung des verbliebenen Materials.

• Ein weiterer Klick in der Lupenansicht vergrößert die Ansicht in den Maßstab 1:1.

• Ein Doppelklick führt wieder zurück zur Rasteransicht.

Für diese Sichtung bietet Lightroom vor allem den Leuchttisch im Hauptbereich in der Bildschirmmitte, auf dem die Bilder der Reihe nach als kleine Vorschaubilder liegen, und den Filmstreifen am unteren Bildschirmrand. Lightroom bezeichnet die Leuchttischansicht als Rasteransicht.

• Ein Doppelklick lädt das Bild daher in die

Vollbildansicht, in Lightroom Lupenansicht genannt.

• Die [Tab]-Taste blendet die beiden seitlichen

Bedienfelder aus, sodass das Bild noch größer angezeigt werden kann, zumindest querformatige Bilder. Erneutes Drücken der [Tab]-Taste blendet die Bedienfelder wieder ein.

• Die [L]-Taste schaltet die Lichter aus, d. h., alles bis auf das zentrale Bild wird dunkel transparent oder dunkel opak geschaltet. Erneutes Drücken schaltet wieder zurück.

Der Navigationsbereich der Bibliothek ermöglicht die Zusammenstellung der Bilder nach vielfältigen unterschiedlichen Kriterien; insbesondere Kollektionen erweisen sich als ideales Hilfsmittel zur Organisation des Bildbestands.

In den wenigsten Fällen wird bereits die Rasteransicht ausreichen, um ein Bild genauer beurteilen und klassifizieren zu können.

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Kapitel 7 Adobe Lightroom

Auf diese Weise können sehr schnell und effektiv auch größere Bildmengen gesichtet werden.

Darüber hinaus bietet Lightroom aber noch zwei Modi zum direkten Bildervergleich und zur Auswahl an: die Vergleichsansicht und die Überprüfungsansicht.

• In der Vergleichsansicht werden zwei ausgewählte Bilder nebeneinandergestellt, und die Ansichten werden in Zoomstufen und Bildausschnitten synchronisiert, womit ein sehr effektiver Vergleich der Bilder möglich wird.

• In der Überprüfungsansicht werden ­mehrere

ausgewählte ähnliche Bilder einer Serie vergrößert angezeigt und können durch Klick auf das am unteren rechten Bildrand eingeblendete x-Symbol im K.-o.-System abgewählt werden, sodass schließlich nur noch das beste angezeigt wird.

Diese Ansichten dienen nicht der Bearbeitung des Bildmaterials, im Bibliotheksmodus wird nicht bearbeitet, sondern nur gesichtet und klassifizierung.

Bildbestand klassifizieren

Neben der beschriebenen, fast automatischen Einordnung des Bildbestands und dem Zugriff über Ordner, Kollektionen oder Metadaten ermöglicht ein Bildverwaltungssystem wie ­ Adobe Lightroom natürlich noch viel differenzierte Klassifizierungen. Klassifizierungen können erfolgen:

• nach Qualität: Lightroom bietet dafür die Zuteilung von null bis fünf Sternen für ein Bild.

• nach Markierungsstatus: markiert, unmarkiert, abgelehnt.

Drei Aufnahmen in der Überprüfungsansicht. Das mittlere Bild ist zum Löschen vorgemerkt.

• nach Farbmarken: mit frei definierbarer Bedeutung.

• nach Schlüsselwörtern: sehr aufwendig, aber in großen Bildbeständen unerlässlich zum Auffinden von Bildern.

Der erste Durchgang in einem neuen Bildbestand dient der Bereinigung von schlechten Bildern, dem Entfernen von Ausschuss. Anschließend, und das dann auch schon im Zusammenhang mit ersten Optimierungen im Modul Entwickeln, werden Sterne und Farbmarken zugeteilt.

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Einfach und intuitiv ist die Zuteilung von Klassifizierungen an einzelne oder mehrere Bilder, die, bei selektierten Bildern, nur noch angeklickt werden müssen. Adobe Lightroom hält hierzu in einer Werkzeugleiste unter der Bildanzeige die wichtigsten Symbole bereit.

Ein Klick auf das entsprechende Symbol weist selektierten Bildern die Stern- oder Farbklassifizierung zu.

Natürlich können die Klassifizierungen auch per Menü vorgenommen werden, wobei die entsprechenden Menüpunkte im Pull-down-Menü Foto oder per rechter Maustaste in einem Kontextmenü zugänglich sind. Sogar eine Spraydose bietet Adobe Lightroom an, um Bildern Merkmale zuzuweisen. Nicht ganz intuitiv verteilt die Spraydose mitnichten Farbe auf die Bilder, sondern weist ihnen bestimmte Parameter zu, die aus einem Menü ausgewählt werden können – etwa Bewertung, Beschriftung, Metadaten oder Entwicklungs-Einstellungen.

Am schnellsten ist aber wohl die Klassifizierung per Tastatur. Die Tasten sind logisch zugeordnet und direkt, ohne Zwischentasten, erreichbar. Die Menüs zeigen die Tastenbelegung.

Stichwörter frei vergeben In der Datenbank von Adobe Lightroom können, als Krönung der Klassifizierung, jedem Bild mehrere frei zu vergebende Stichwörter zugewiesen werden. Dies kann sehr differenziert erfolgen, etwa mit Namen abgebildeter Personen, sich aber auch eher oberflächlich nur auf Stichwörter wie „Natur“, „Architektur“, „Innen“ oder „Außen“ beschränken.

Die Bedeutung der Farbmarkierung ist nicht festgelegt und kann frei definiert werden. Die eigenen Bedeutungen können im Menü eingetragen werden, in dem dann statt der Marke Blau die Marke RAW vergeben wird, um eine RAW-Datei schon optisch von Dateien anderer Formate zu unterscheiden.

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Kapitel 7 Adobe Lightroom

Die Eingabe von Stichwörtern pro Bild ist sehr aufwendig, das Ergebnis einer differenzierten Stichwortvergabe ist aber vor allem im Profibereich im schnellen Zugriff auf große Datenbestände unabdingbar.

Filter als Suchkriterium

Die Klassifizierung der Bilder ist der aufwendige Teil. Der einfachere Teil der Bildverwaltung ist es, die Bilder wiederzufinden und in unterschiedlichen Zusammenstellungen anzuzeigen. Dazu stellt Adobe Lightroom Filter zur Verfügung. Eine kleine Leiste rechts unten über dem Filmstreifen, die alle Filter als kleine Symbole aufreiht, bildet den einfachsten, schnellsten und intuitivs­ ten Zugang zu ausgewählten Ansichten.

• Beim Klick auf das rote Symbol werden nur Bilder mit der Marke Rot angezeigt.

• Beim Klick auf den dritten Stern von links

werden nur Bilder mit der Qualitätsstufe „drei Sterne“ angezeigt.

• Mehrere Filterkriterien werden einfach durch Anklicken kombiniert.

• Nochmaliges Anklicken schaltet die Filter selektiv wieder aus.

• Ein Schalter rechts neben der Filterleiste schaltet das ganze Filtersystem ein und aus.

Sind alle Bilder gesichtet und vorklassifiziert, kann zum zentralen Schritt der Arbeit mit RAWDaten, der Entwicklung, übergegangen werden.

Entwickeln der RAW-Daten Entwickeln ist das Kernmodul in Adobe ­Lightroom. Hier werden Bilder farblich und in der Helligkeit optimiert, beschnitten oder gerade gerichtet und geschärft. Die einzelnen Einstellbereiche im Modul Entwickeln; die Bereiche können (im Solomodus) der Reihe nach aufgeklappt und bearbeitet werden; nur bei sehr wenigen Bildern wird jedoch tatsächlich der Zugriff auf alle Parameter erforderlich sein. Mit dem kleinen Symbol links kann der jeweilige Bereich komplett unwirksam geschaltet werden; mit dem kleinen Dreieck rechts wird der Bereich aufgeklappt.

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Dazu bietet Lightroom die folgenden Bereiche an:

• Histogramm: Immer an der gleichen Stelle links oben am Bildschirm, nach Grundfarben aufgeteilt. Besonderheit: Direkt editierbar.

• Grundeinstellungen: Die wichtigsten Ein­

stellungen am RAW-Bild: Farbtemperatur, Belichtungskorrektur, Helligkeit und Kontrast – und ein paar sehr schön gelöste Einstellungen zu Lichtern. Besonderheit: Die ­Einstellungsmöglichkeiten unter Präsenz: Klarheit, Lebendigkeit und Sättigung. Diese Einstellungen bewirken tatsächlich, wonach sie klingen. Bilder ge-

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winnen durch Anhebung des Mikrokontrasts an Klarheit und Lebendigkeit.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

• Gradationskurve: Direkt ­editierbar; mit zu­ sätz­li­chen Reg­lern zu Lich­tern, ­ hellen und­ dunk­len Farb­tö­nen und ­ Tie­fen. Be­son­der­ heit: Ein­zel­ne Helligkeits­wer­te kön­nen di­ rekt im Bild herunterge­zo­gen oder an­ge­ho­ ben wer­den.

• Teiltonung:

Anpassung von Farbton und Sättigung, getrennt für Lichter und Schatten.

• Details: Rauschreduzierung und Schärfung.

• HSL / Farbe / Graustufen: Höchst umfangreiche eigene Korrekturmöglichkeiten von jeweils Farbton, Sättigung und Luminanz – getrennt für die Farben Rot, Orange, Gelb, Aquamarin, Blau, Lila und Magenta. Besonderheit: Alle Farbwerte können auch direkt im Bild heruntergezogen oder angehoben werden.

• Objektivkorrektur: Einfache Korrekturmög­ lich­keiten der chromatischen Aberration und einer Objektivvignettierung.

• Kamerakalibrierung: Korrekturen von leichten Farbfehlern einer Kamera; Korrekturen können gespeichert und später jeder

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Aufnahme mit der gleichen KameraObjektiv-Kombination zugewiesen werden.

wären wünschenswert. In SILKYPIX ist dies praktikabel gelöst. Ein paar Besonderheiten, gerade in der Benutzerschnittstelle und damit in der Art, wie die Parameterveränderung präsentiert wird, bietet Adobe Lightroom jedoch, die aufgrund ihrer interessanten Bedienphilosophie hier angesprochen werden müssen. Dazu gehören das editierbare Histogramm, die interaktiv editierbare Gradationskurve und die direkt im Bild steuerbare Farb- bzw. Graustufenbildoptimierung.

Editierbares Histogramm

Die neben der Farbtemperatur wichtigsten Einstellungen betreffen die korrekte Verteilung der Helligkeitswerte im Bild und sind direkt am His­ togramm erkennbar. Es sind die Werte für

• Belichtung • Wiederherstellung Adobe Lightroom bietet weder die Korrektur einer Objektivverzeichnung (kissen- oder tonnenförmige Verzerrung) noch eine perspektivische Entzerrung, wie sie beispielsweise in SILKYPIX ausgeführt werden kann. Lightroom ist für derartige Korrekturen auf nachgeschaltete Tools wie PTlens (zur Verzeichnungskorrektur) oder Photoshop (zur Perspektivkorrektur) angewiesen, muss dafür allerdings das RAW-Format aufgeben und zur Bearbeitung durch externe Programme nach TIFF konvertieren.

Lightroom-Besonderheiten

Das meiste von dem, was bereits an anderen Stellen des Buchs, insbesondere im Kapitel zu SILKYPIX Developer Studio, über RAW-Entwicklung im Allgemeinen gesagt wurde, gilt natürlich auch hier. Grundlegende Dinge wie Weißabgleich und Belichtungsausgleich, in Adobe ­ Lightroom im Bereich Grundeinstellungen, werden hier daher nicht erneut ausgeführt. Sie entsprechen in Anwendung und Wirkung dem bereits Beschriebenen. Einzig etwas präzisere Regler mit einfacher Rücksetzung auf die Ausgangsposition

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• Lichterkorrektur • Schwarz Lightroom zeigt diese Einstellungsmöglichkeiten im Bereich Grundeinstellungen.

Ziel der Einstellungsmöglichkeiten ist es, eine ausgewogene Helligkeitsverteilung und damit ein ausgewogenes Histogramm zu erreichen.

Diese Schieberegler können natürlich direkt verändert und sinnvoll verschoben werden, die Veränderungen sind direkt am (in Lightroom immer rechts oben sichtbaren) Histogramm oder natürlich auch am Bild selbst zu überprüfen – so funktioniert das auch in jedem anderen Programm. Lightroom bietet darüber hinaus aber die Möglichkeit, diese vier Werte auch direkt im Histo-

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Lightroom bietet durch Verschieben direkt im Histogrammfenster eine sehr direkte Kontrolle der Werteänderungen.

grammfenster zu verändern – eine sehr direkte, interaktive Möglichkeit mit unmittelbarer Kontrollmöglichkeit. Dazu teilt Lightroom die Histogrammanzeige virtuell und ohne sichtbare Grenzen von links aus gesehen in vier Bereiche auf: Schwarz, Lichter­ korrektur, Belichtung und Wiederherstellung. Je nachdem, wie weit links oder rechts in der His­ togrammanzeige sich der Mauszeiger befindet, können durch Verschieben die unterschiedlichen Werte sehr zielsicher beeinflusst werden.

Jede Veränderung dieser Werte in der Histogrammanzeige korrespondiert direkt mit der Stellung der Schieberegler im Bereich Grundeinstellungen.

Editierbare Gradationskurve

Es gehört zu den Standardaufgaben der (RAW-) Bildoptimierung, etwas an der Gradationskurve zu biegen, etwa um den Gesamtkontrast des Bildes zu erhöhen. Die Kurve kann direkt und interaktiv mit der Maus „verbogen“ werden, so wie dies auch aus Die Gradationskurve in Adobe Lightroom bietet vier sehr intuitive und sanft justierbare Möglichkeiten der Veränderung, mit denen sogar dieses Werkzeug seinen eher spröden Charme verliert und Freude zu machen beginnt.

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Graustufenbildoptimierung

Diese interessante Bereicherung einer Benutzerinteraktion bietet Adobe Lightroom nicht nur bei der Gradationskurve, sondern auch in den Einstellbereichen Farbton, Sättigung, Luminanz und Graustufen.

vergleichbaren Anwendungen bekannt ist. Befindet sich der Mauszeiger über der Kurve, wird zudem der Bereich eingeblendet, in dem die Kurve sinnvollerweise verändert werden kann (vier Bereiche: Lichter, Helle Farbtöne, Dunkle Farbtöne, Tiefen). Im Hintergrund wird gleichzeitig das His­ togramm des Bildes eingeblendet. Das gleiche Ergebnis kann erzielt werden, wenn nicht die Kurve selbst, sondern die darunter angeordneten vier Schieberegler für die vier Regelungsbereiche justiert werden.

Insbesondere bei Graustufen erweist sich die Möglichkeit, Helligkeitswerte direkt im Bild anzuheben oder abzusenken, als extrem hilfreich, da es sich ja eigentlich auch in Graustufenbildern zunächst um Farbwerte handelt, die verändert werden sollen, aber nicht mehr als solche erkennbar sind.

Neuartig und in der direkten Anwendbarkeit kaum zu übertreffen ist die Möglichkeit, die Werte der Gradationskurve direkt im Bild zu verändern. Dazu bedient man sich des kleinen Symbols links oben im Bereich der Gradationskurveneinstellung, platziert das Werkzeug direkt im Bild an der Position, die geändert werden soll, und verschiebt nach oben oder unten. Die Änderungen sind nicht nur sofort und direkt im Bild sichtbar, sondern auch im Einstellbereich an den Schiebereglern und an der Kurve ablesbar. Das interaktive Verschieben der in Graustufen konvertierten Farbwerte direkt im Bild vereinfacht gerade in Porträts die Optimierung von Graustufenbildern.

Problematisch ist da insbesondere die ­Hautfarbe in Porträts mit ihren vielen unterschiedlichen und nur schwer fassbaren Tönungen.

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Kapitel 7 Adobe Lightroom

Hier muss nicht lange mit Reglern gespielt werden – im Graustufenbild kann interaktiv und direkt im Bild ein Helligkeitsbereich nach oben oder unten gezogen werden.

Mit der Möglichkeit, auch im Graustufen-Werkzeug direkt ins Bild zu klicken und den jeweiligen Wert einfach nach oben oder unten zu regeln, steht eine deutliche Verbesserung und Vereinfachung gegenüber anderen Verfahren der Farbund Helligkeitswertanpassung zur Verfügung.

RAW-Daten konvertieren In vielen reinen RAW-Konvertern ist es erstes Ziel des Arbeitsablaufs, die RAW-Dateien in ein allgemein gültiges externes Format wie TIFF oder JPEG zu bringen, um sie in diesem Format dann mit anderen Anwendungen weiter zu verarbeiten oder abzulegen. Erst mit dieser Konvertierung wird der Prozess als abgeschlossen betrachtet.

Nicht so bei Adobe Lightroom: Lightroom betrachtet sich als abgeschlossenes System für digitales (RAW-)Bildmaterial. Bilder bleiben so lange wie möglich in Lightroom und im RAWFormat. Dafür bietet Lightroom auch umfangreich ausgebaute Module, die viele externe Anwendungen, etwa für Präsentationen, Ausdruck oder Internet, überflüssig machen. Der Export und die Ablage in Externformaten steht daher, im Gegensatz zu anderen RAWKonvertern, nicht im Vordergrund und ist eher unhandlich, aber dennoch leistungsfähig implementiert.

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Der Export steht als direkt zugängliche Schaltfläche nur im Modul Bibliothek (links unten) zur Verfügung. Im Modul Entwickeln, in dem ein Export ebenfalls gern gesehen wäre, kann der Export nur über das Menü Datei/Exportieren ([Strg]+[Umschalt]+[ E]) ausgelöst werden. Erst beim Export werden alle am Bild vorgenommenen Änderungen und Optimierungen tatsächlich in das Bild eingerechnet, nie jedoch in das RAWBild selbst. Dieses Bild als Summe aller Änderungen wird dann:

• An einer geeigneten Stelle gespeichert. • Unter einem geeigneten Namen abgelegt. • In einem geeigneten Dateiformat abge-

TIFF, DNG – jeweils mit formatspezifischen Unteroptionen.

• In den gewünschten Farbraum, die ge-

wünschte Bittiefe und Auflösung umgerechnet.

• In den Metadaten reduziert. • Und, wenn gewünscht, nach dem Export direkt einer anderen Anwendung übergeben, etwa um die Bilder auf CD zu brennen oder per E-Mail zu verschicken.

Die jeweiligen Einstellungen lassen sich wiederum als Vorgabe zusammenfassen, etwa für den E-Mail-Versand oder mit Copyright-Zeichen für den Verkauf, sodass die Daten nicht immer wieder erneut eingegeben werden müssen.

legt. Zur Verfügung stehen JPEG, PSD,

Exportiert werden immer die aktuell ausgewählten Bilder – eine vordefinierte Marke Export sucht der Anwender vergebens. Will der Anwender alle Bilder exportieren, die im Laufe einer Bearbeitungssitzung im EntwickelnModul bearbeitet wurden, ist es günstig, hierzu eine Farbmarke zu verwenden. Es bietet sich etwa die Farbmarke Grün an, ganz einfach und auch im Entwickeln-Modul gesetzt durch die Tas­te [8]. Anschließend kann dann im Modul Bibliothek ein Filter auf die Farbmarke Grün gesetzt werden (rechts unten auf das grüne Symbol klicken), und es werden nur noch die entsprechend markierten Bilder angezeigt. Diese werden mit der Tastenkombination [Strg]+[A] ausgewählt und exportiert.

Entwicklungsvorgaben

Einstellungen zum Export aus Lightroom in andere Formate. Die Summe der Einstellungen kann – wie so oft in Lightroom – in einer Vorgabe zusammengefasst werden und steht dann immer wieder schnell zur Verfügung.

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Adobe Lightroom protokolliert alle Bearbeitungsschritte. Das Protokoll wird im linken Bedienbereich als Liste angezeigt. Auf diese Weise können alle Schritte einfach zurückgenommen und es kann jederzeit auf einen bestimmten Bearbeitungsstand zurück­gegriffen werden – ähnlich wie das in allen großen Adobe-Anwendungen seit einigen Versionen üblich ist.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

schüsse angelegt werden. Ein Schnappschuss fasst den aktuellen Bearbeitungsstand eines Bildes unter einem vom Benutzer vergebenen Namen zusammen.

Aus diesem Protokoll heraus können jederzeit, etwa nach bestimmten Bearbeitungsphasen oder zum Vergleich unterschiedlicher Bearbeitungszustände, per Klick auf das Pluszeichen Schnapp-

Alle Einstellungen, in Teilbereichen oder komplett, können aber auch unter einem beliebigen Namen in einer Vorgabe zusammen­gefasst werden und stehen dann zur jederzeitigen Verwendung auch für andere Bilder unter den Benutzervorgaben zur Verfügung. Im Internet hat sich auf vielen Webseiten eine lebhafte Szene zum Download von Vorgaben entwickelt.

Entwicklungseinstellungen können – insbesondere auch in Teilbereichen – zu neuen Vorgaben zusammengefasst werden und stehen dann auch für andere Bilder zur Verfügung.

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Diashow, Druck oder Web? Mit den Präsentations- und Ausgabemodulen und deren nahtloser Integration in Lightroom ist Adobe ein großer Wurf gelungen.

Der Zubehörmarkt für Digitalfotografen ist übervoll mit kleinen oder größeren Werkzeugen zur Beamer-Päsentation, zum Ausdruck oder für die Internetpräsentation. Es gibt sowohl kleine kostenlose Werkzeuge wie auch größere, kommerzielle Anwendungen. Viele dieser Werkzeuge, gerade auch die kostenlosen, sind leistungsfähig, einfach zu bedienen und liebevoll aufgebaut – etwa das hervorragende „JAlbum“ zur Webpräsen­ tation von Bildern. Immer jedoch handelt es sich um Teile eines Werkzeugkastens. Und auch wenn viele Anzeigeprogramme einen Ausdruck noch einigermaßen

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hinbekommen, für die Beamer-Präsentation (Diashow) und die Internetpräsentation sind jeweils eigene Tools erforderlich mit all ihren Eigenheiten, mit eigener Benutzeroberfläche, eigener Bedienlogik, Lizenz- und Updatepolitik.

In Lightroom sind all diese Werkzeuge eng inte­griert und miteinander verzahnt unter einer ­einheitlichen Benutzeroberfläche und Bedien­ logik – in kaum gekannter, umfangreicher Konfi­ gurierbarkeit und dennoch, dank sofortiger Anzeige jeder Änderung, einfach und übersichtlich bedien­bar. Es macht Freude, mit diesen Modulen zu arbeiten. Was präsentiert, ausgedruckt oder online gestellt werden soll, wird im Modul Bibliothek ausgewählt und gegebenenfalls dort bereits zu einer Kollektion zusammengestellt.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Ausgabe als Diashow.

Ausgabe als Druck.

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Ausgabe als Webseite.

Konfigurationsmöglichkeiten der ­Ausgabemodule

Alle Module sind in ihrer Konfigurierbarkeit umfangreich, aber dennoch nahezu selbsterklärend, da jede Parameteränderung dynamisch und sofort im großen Bildfenster sichtbar wird. Da gibt es kein Rätseln, wie es wohl hinterher aussehen wird. Aus diesem Grund wird hier auf eine weitere detaillierte Besprechung dieser Module verzichtet, stattdessen werden nur die jeweiligen Bildfenster und Bedienfelder dargestellt. Alle Konfigurationen und eigenen Parameterzusammenstellungen, die in einem der Module vor-

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genommen werden, ob von Grund auf neu oder in Abänderung einer der vorbereiteten Vorlagen, können auch ganz einfach als sogenannte Benutzervorlage abgelegt werden. Sie stehen dann in einem Menü, wie die mitgelieferten Vorlagen, immer wieder als Vorlage für eine Beamer-Präsentation, eine Druckausgabe oder eine Webpräsentation zur Verfügung.

Kapitel 7 Adobe Lightroom

Die Einstellbereiche für die Module Diashow, Drucken und Web sind sehr umfangreich, aber dennoch, dank direkter Anzeige jeder Änderung, selbsterklärend. Alle Module greifen auch auf die Erkennungs­ tafel (hier KARLOBERMAYR) zu und können Logo oder Schriftzug in die Ausgabe einblenden.

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8 Rettungsring RAW

kapitel 8 Rettungsring RAW

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8

Kapitel 8 Rettungsring RAW

Rettungsring RAW Reserven für die Bildoptimierung nutzen

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Unterbelichtete Innenraum­aufnahme optimieren 179 Belichtungsdefizite ausgleichen

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Weißausgleich reduzieren

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Gesamtkontrast leicht anheben

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Weniger Schärfe und Rauschunterdrückung

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Rettungsring RAW Im RAW-Format zu fotografieren bedeutet immer auch, weit mehr Reserven für die spätere Bearbeitung der Bilder zur Verfügung zu haben, als dies bei der Direktausgabe der Bilddateien ins JPEG-Format der Fall ist. JPEG ist durch seine verlustbehaftete Komprimierung ein Endformat, das nicht weiter bearbeitet werden sollte.

Reserven für die Bildoptimierung nutzen Die Reserven durch Verwendung des RAW-Formats beruhen insbesondere auf folgenden Punkten:

• Pro Bildpunkt steht eine höhere Informa­ tionsdichte zur Verfügung, die verändert werden kann (12 Bit = 4.096 Werten bei RAW statt 8 Bit = 256 Werten bei JPG).

• Verändert werden immer die ursprünglichen Sensordaten, nicht Daten, die schon einmal

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einen optimierenden Verarbeitungsprozess durchlaufen haben. Der Spielraum für Bildmanipulationen und Optimierungen eines Bildes ist damit bei Verwendung des RAW-Formats wesentlich größer – und diese Reserven können auch zur Rettung von Fehlbelichtungen oder schweren Aufnahmefehlern eingesetzt werden. Zwar gilt auch bei der RAW-Fotografie, dass das bei der Aufnahme schon fehlerfreie Bild, insbesondere die korrekte Belichtung, durch nichts zu ersetzen ist. Die vollständig korrekte Belichtung ist jedoch auch bei modernen digitalen Spiegelreflexkameras mit Mehrfeldmessung nicht immer gewährleistet. Und dann sind da ja auch noch die Aufnahmen, die eigentlich technisch wirklich schlecht sind – die wegzuwerfen der Fotograf dann aber doch immer wieder zögert. Zu gut, vielleicht sogar einzigartig, ist der darauf eingefangene Moment, möglicherweise ist er unwiederbringlich.

Kapitel 8 Rettungsring RAW

Liegt die Ausgangsbasis im RAW-Format vor, sind die Chancen, so ein Bild noch einigermaßen zu retten, viel größer als bei JPEG als Basis. Retten kann jedoch nur bedeuten, unter Inkaufnahme technischer Unzulänglichkeiten den Bildinhalt noch irgendwie präsentierbar zu machen. Retten eines Bildes erzeugt in keinem Fall ein technisch optimales Bild, aber es schafft ein Bild, wo sonst keines wäre. Krasse Unschärfen können gemildert, aber nicht beseitigt werden. Starke Farbverschiebun­gen können korrigiert werden, belasten aber möglicherweise die Farbstimmung. Mangelnde Belich-

tung (Unterbelichtung) kann angehoben werden, dabei muss aber immer auch eine Verstärkung des Rauschens in Kauf genommen werden. Deutliche Überbelichtung kann gemildert werden, verloren gegangene Details in der Lichterzeichnung bleiben jedoch verloren.

Unterbelichtete Innenraum­ aufnahme optimieren Das folgende Beispiel zeigt eine Aufnahme, die in einem Innenraum mit Blitz (indirekt) über eine viel zu weite Distanz fotografiert wurde. Das Bild ist

Völlig unterbelichtet, aber das Gesicht des Tänzers (siehe Spot) ist eine Rettungsaktion wert.

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Die Abbildung zeigt die erst sehr roh konvertierte RAWDatei in drei Ausschnitten: noch ohne Farbinterpolation (und darum noch schwarzweiß) und ohne Demosaicing (Bayer-AntiAliasing). Charakteristisch für dieses frühe Stadium der Konvertierung ist die relativ grobe „Kästchenstruktur“, die, insbesondere in der hohen Vergrößerungsstufe, deutlich das Muster des Bayer-Filters zeigt.

total – um mehrere Blendenstufen (EV-­Werte) – unterbelichtet und kaum erkennbar. Zudem ist der Bildausschnitt nicht optimal. Hier müsste auch noch optimiert und etwas stärker ins Detail gegangen werden. Für die Rettungsaktion muss das Bild sicherlich um einige Blendenwerte (EV-Werte) „hochgezogen“ werden, was dann jedoch auch das Rauschen anhebt und verstärkt sichtbar macht. Ebenfalls angeraten ist eine leichte Schärfung, die aber auch wieder die Rauschproblematik verstärkt. Zuerst soll der Blick auf die RAW-Datei, wie sie direkt vom Sensor kommt, geworfen werden: Bereits die unbearbeitete und noch nicht farb­ interpolierte RAW-Datei zeigt das (technische) Potenzial, das in der Bilddatei enthalten ist. Ein geschickter Einsatz des RAW-Konverters kann auf diesem Rohmaterial aufbauen und ein brauchbares, wenn auch nicht technisch hochwertiges Bild erzeugen. Die beiden Ausschnitte sind aus dem Hauptbild entnommen und zeigen die Kästchenstruktur, wie sie typisch ist für noch

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vollständig unbearbeitete RAW-Dateien (keine Farbinterpolation, kein Anti-Aliasing). Zur besseren Erkennbarkeit der Veränderungen wird der gesamte Vorgang an einem kleinen, aber bildrelevanten Ausschnitt aus der Gesamtdatei gezeigt, hier zunächst aus dem unveränderten Bild, so wie es der RAW-Konverter initial anzeigt. Auch in diesem Stadium ist jedoch bereits eine erste Interpretation der Daten abgelaufen: Eine

Kapitel 8 Rettungsring RAW

Farbinterpolation hat stattgefunden, ein Weißabgleich hat die von der Kamera ermittelten Werte übernommen.

Belichtungsdefizite ausgleichen

Im RAW-Konverter (in dem man das Bild im nicht farbinterpolierten Stadium normalerweise gar nicht zu sehen bekommt) wird der erste Schritt sein, Belichtungsdefizite auszugleichen, also die Helligkeit anzuheben. Belichtung und Helligkeit anzuheben bedeutet nichts anderes, als die Messwerte, wie sie von den Sensorzellen kommen, linear zu verstärken.

Als erster Versuch wurde die Belichtung um zwei Stufen angehoben, ein Wert, der eigentlich schon als zu hoch angesehen werden muss, in diesem Fall aber, es handelt sich ja um eine Bildrettung unter bewusstem Verzicht auf optimale Qualität, im Bereich des durchaus Verwendbaren ist. Eine Anhebung um ganze zwei Stufen erscheint hier sogar als immer noch zu wenig.

Eine Belichtungsanhebung um drei Stufen ist zwar im Hauptmotiv immer noch nicht zu hell, geht man jedoch von einer Kunstlichtsituation aus, die es zu erhalten gilt, erscheint die Helligkeit als doch etwas zu reichlich bemessen. Zudem tritt das Bildrauschen nun sehr deutlich hervor, besonders gut zu erkennen in den monochrom dunklen Flächen, aber auch in den flächigen Bereichen der Haut. Dieses Rauschen ist auch mit einer (später aktivierten) Rauschreduzierung kaum mehr kontrollierbar.

Als idealer Mittelweg erscheint eine Anhebung um zweieinhalb Belichtungsstufen: Das Hauptmotiv ist hell genug und gut gezeichnet, das Rauschen tritt zwar deutlich sichtbar auf, ist aber insgesamt noch nicht zu störend.

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Weißausgleich reduzieren

Ist die Belichtungsoptimierung mit Zugabe von zweieinhalb Stufen brauchbar justiert, zeigt sich, insbesondere an der Hautfarbe, ein fehlerhafter Weißabgleich. Der normalerweise sehr zuverlässige automatische Weißabgleich der Kamera, der auch als Ausgangswert an den RAW-Konverter durchgereicht wird, war mit dieser speziellen Lichtsituation überfordert. Der Weißabgleich wird, nach Augenschein, von 5.200 K auf 4.600 K reduziert und lässt die Farbgebung des Motivs natürlicher erscheinen.

muss also noch etwas an der Dynamik geregelt werden. Hierzu wird der Gesamtkontrast leicht angehoben, und insbesondere die Tiefen werden stärker betont (siehe Bild links unten). Eine Schärfung, wie sie bei jeder RAW-Konvertierung als letzte Stufe durchgeführt werden sollte, ist bei diesem Motiv sehr kritisch. Einerseits benötigt das Motiv natürlich eine Schärfung, andererseits wird durch jede Schärfung auch das Bild- und Farbrauschen stärker sichtbar. In der gezeigten Abbildung wurde eine leichte Standardschärfung eingesetzt. Wie sich zeigt, ist aber dies hier schon zu viel. In der dunklen Fläche des Hintergrunds, vor allem aber auch in der Hautfarbe, ist das Farbrauschen hier nicht mehr tolerierbar.

Gesamtkontrast leicht anheben

Das starke Anheben der Belichtung hat das Gesamtbild flau werden lassen. Konturen sind wenig nuanciert, der Hintergrund ist matschig. Es

Weniger Schärfe und Rauschunterdrückung

Für das finale Bild wurde die Schärfung weitgehend wieder zurückgenommen. Um das störende und unschöne Rauschen zu mildern, wurde die Rauschunterdrückung des RAW-Konverters mit moderaten Werten eingesetzt. Das Ergebnis wirkt etwas weniger scharf, zeigt aber gerade bei Hauttönen und Hintergrund ebenmäßigere Flächen mit zwar immer noch wahrnehmbarem, aber nicht mehr störendem Rauschen (siehe rechte Seite).

182

Kapitel 8 Rettungsring RAW

Rettung gelungen: Das fertige Bild – im RAWKonverter noch leicht beschnitten, aber ohne zusätzliche Optimierung in einer Bildbearbeitung – ist, wie erwartet, aus technischer Sicht kein Spitzenbild geworden. Die Motivsituation hat aber verhindert, das Bild gleich bei der ersten

Sichtung auszusondern und eine Rettungsaktion angeraten. Möglich war diese Rettungsaktion, die zu einem durchaus brauchbaren und liebenswerten Bild geführt hat, nur auf Basis der RAWDaten.

183

index

Symbole 6mpixel.org 17

A Ablage 36 Ablagesystem 34 Adobe Camera Raw 52 Adobe Lightroom 6, 52, 146 Adobe Photoshop 55 Anti-Aliasing 24 Anti-Aliasing-Filter 20 ApertureValue 69 APS-C 17 As Shot 23 Auflösung 16, 17, 20, 69 Aufnahmedatum 36, 69 Ausschnitt 54 Automatikfunktion 21 Available-Light-Fotografie 102

B Backup-Medien 39 Backup-Strategien 38 Backup-Szenarien 39 Batchkonvertierung 7 Bayer-Filter 19 Bayer-Interpolation 19 Bayer-Matrix 19 Bayer-Mosaik 16, 19, 27

184

Beamer 28 Belichtung 181 Belichtungsausgleich 54, 97, 105 Belichtungsdefizite ausgleichen 181 Belichtungskorrektur 69 Belichtungsmessung 105 Belichtungsmessverfahren 69 Belichtungszeit 21, 69 Benennungsschema 35 Bewertungen 52 Bildablage 36 Bildartefakte 21 Bildbestand klassifizieren 159 Bilder benennen 35 Bilder sichten 47 Bildrauschen 181 Bildschirm 28 Bildverwaltung 34 Bildverwaltungssysteme 49 Bittiefe 28 Blende 21, 69 Blendenstufen 21 Blendenwerte 105, 180 Blitz 69 Blitzfunktion 69 Blu-ray-DVD 39 Bluetooth 80 Breeze Systems 41 Brennweite 69 Bruce Bayer 19

RAW index

C Camera Raw 52 Canon 60 CD-Formfaktor 39 CD-ROM 39 Chromatische Aberration 121 Chrominanzrauschen 101 CIFF 60 ColorSpace 69 Consumerkameras 17 Contrast 69 CR2 60 CRW 60

D DAM 52 Databack 68 Dateiablage 36 Dateibenennungssystem 34 Dateien benennen 35 Dateiname, Länge 35 Dateinamen 35, 40 DateTime 69 Datumsdarstellung, inverse 37 Datumselemente 37 DCraw 23 Demosaicing 180 Demosaik-Prozess 19 Detailkorrekturen 54

Detailschärfung 100 Dias 50 Diashow 46 Digital-Shift 136 Digital Asset Management 35, 52 Digitale Kompaktkamera (2/3) 17 Digitale Landkarten 81 Digitalkameras 21 Digital Negativ 60 DNG 83 DNG-Converter 61 DNG-Format 60 Double-Layer-DVD 39 Downloader Pro 41, 72, 83 Drag & Drop 46 DRI 49 Drucker 28 Druckverfahren 23 DSLR 19 DSLR-Kameras 60 DVD 39 Dynamic Range Increase 49

E Eastman Kodak 19 EasyGPS 83 Einzelbild-Konverter 6 Empfindlichkeit 69 Entwicklung 102 Erstsichtung 48

185

index

EV-Werte 105, 180 EXIF Daten manipulieren 71 Daten neu einlesen 72 exiftool 70 Lightroom 71 Metadaten 80 SILKYPIX 71 Standard 69 wichtigste Informationen 69 XnView 71 EXIF-Einträge ändern 46 EXIF-Informationen 68 EXIF-Version 69 exiftool 69 ExifVersion 69 Explorer 49 ExposureBiasValue 69 Exposure mode 69 ExposureProgram 69 ExposureTime 69 Externe Festplatte 38

F Farbe 28 Farbinterpolation 180 Farbinterpolationsprozess 18 Farbkorrektur 54 Farbmarkierung 51 Farbpräzision 20

186

Farbqualität 23 Farbraum 69 Farbrauschen 101 Farbreferenzkarte 22 Farbsättigung 109 Farbsäume 21 Farbspektrum 116 Farbträger 23 Farbumfang 28 Farbwechsel 20 Farbwert 28 Filtermosaik 22 Finder 49 Flash 69 Fluoreszent 69 FNumber 69 FocalLength 69 FocalLengthIn35mmFilm 69 Formate CIFF 60 CR2 60 CRW 60 DNG 60 JPEG 6, 28, 88, 114 NEF 60 OpenRAW 61 RAW 6, 60, 167 TIFF 6, 88, 114 Four-Thirds 17

RAW index

G Garmin Geko 201 81 Gebäude 135 Gerade ausrichten 54 Gesamtschärfung 100 Google Earth 81 gpicsync 83 GPS-Daten 80 GPS-Empfänger 80 GPS-Logger 80 GPS-Tags 45 GPS-Track-Analyse 83 Gradation 117 Gradationskurve 165 Graustufendateien 21 GretagMacbeth-Farbreferenzkarte 22 Großbildkamera 136 Größenänderungen 46 Grundfarbe 28

H HD-DVD 39 HDR 49 HDR-Datei 72 Helligkeitsstufen 28 Helligkeitsverteilung 129 Helligkeitswerte 129 High Dynamic Range 72 Histogramm 129, 164

Hochformat 69 HTML-Seiten 46

I Inkrementelles Backup 39 Interpolation 18, 24 Inverse Datumsdarstellung 37 IPTC-Daten 73 IPTC-Informationen 74 ISO-Zahl 21 ISOSpeedRatings 69 ISO Value 69

J Job Code 41 JPEG-Dateien 28 JPEG-Prozess 18, 21, 60 JPEG-Qualität 140

K Klassifizieren 48 Klassifizierung, Kriterien 48 Klassifizierungsfunktionen 51 KML-Dateien 81 Kompaktkameras 19 Kontaktbogen 46 Kontrast 69, 98 Kontrastanpassung 54

187

index

188

L

M

Labeln 48 LAN 39 Langzeitarchivierung 60 Leuchttisch 50 Licht 21 Lichtmenge 21 Lightroom 52, 146 Anzeigemodi 157 Arbeitsumgebung 149 Besonderheiten 164 Bibliothek 150, 152 Bildansichten 156 Bilder klassifizieren 159 Diashow 170 Drucken 170 Entwickeln 152, 161 Erkennungstafel 150 Filter 161 Leuchttisch 147 Licht-Aus-Modus 147 Module 150 Navigationshilfen 157 Ordner synchronisieren 155 Standardbildschirm 149 Stichwörter 160 LightSource 69 LightZone 55 Luminanzrauschen 101 Lupe 50

Mac Finder 49 Make 69 Maker Note 69 MaxApertureValue 69 Megapixelzahlen 16 Messwert 19 Metadaten 72, 159 MeteringMode 69 Microsoft Expression Media 6 Mittelformat-Backends 19 Model 69 Moiré 20

N Nachschärfen 21, 54, 101 NAS 39 NEF 60 Network Attached Storage 39 Netzwerk, lokales 39 Nikon 60 Normbelichtung 21

O Objektivfehlerkorrektur 123 Offlinedatenträger 39 OpenRAW 61 Orientation 69

RAW index

P

S

Papier 28 Perspektive 135 Perspektivische Verzerrung 136 Perspektivkorrektur 137 Pixel 28 Pixelfehler 21 Positionsdaten 80 Programmautomatik 69

SAN 40 Sättigung 69 Sättigungsgrenze 21 Saturation 69 Scanner- und Kamera-Assistent 40 Schärfe 17 Schärfentiefe 21 Schärfung 100, 112 Sensor 16, 17 Sensordaten 16 Sensorfläche 16 Sensorpunkte 20 Sensorzellen 16, 18 Sharpness 69 Shift-Objektiv 136 Shooting 36 ShutterSpeedValue 69 Sichten 46 Sichtung 47 Silberhalogenidkristalle 101 SILKYPIX 21, 50, 71, 88 Arbeitsumgebung 89 Automatisierung 131 Belichtungsausgleich 96 Bildoptimierungsmaßnahmen 104 chromatische Aberration 126 Dateimanagement 95 Einstellparameter 96 Einzelbild-Anzeige 92

Q Qualifizierungskriterien 49 Querformat 69

R RAID 40 Rauschen 17, 21, 114, 180 Rauschunterdrückung 100 RAW 6 Workflow-Beispiel 179 RAW-Daten 16 RAW-Daten konvertieren 167 RAW-Format 60, 178 RAW-Fotografie 178 RAW-Konverter 6, 18, 50 RAW-Prozess 18, 21, 38 RAW-Verarbeitung, extern 18 RGB-Grundfarben 19 RoboGEO 81, 83

189

index

Entwicklung 96, 139 Entwicklungs-Vorschau 91 Farbe 96 Farbspektrum 116 Feineinstellungen 115 Gradationskurve 117 Grob-Vorschau 90 Hauptanzeigebereich 90 Histogramm 129 Kombinierte Anzeige 93 Kontrast 96 Korrekturwerkzeuge 134 Leuchttisch 51 Leuchttischfunktion 93 Marken 94 Parametermanagement 131 Schärfung 96 Special Effects 119 typischer Ablauf 103 Verarbeitungsmarken 51 Verzerrung 125 Vignettierung 123 Voreinstellungen 94 Vorlieben 132 Vorschaubild-Anzeige 91 Weißabgleich 96 Workflow 95 Zwischenlager 132 SILKYPIX Developer Studio 7, 89 Sofort-Backup 38

190

Sortierung 35 Speicherkarten auslesen 72 Spiegelreflexfotografie 68 Spiegelreflexkameras 17, 21 Standard-Backup 39 Storage Area Network 40 Stürzende Linien 135 SubjectDistanceRange 69

T Tageslicht 69 Tiefpassfilter 20 TIFF-Format 61 TIFF-Qualität 140 Tracks 80 Transversale Chromatische Aberration 121

U Übersättigung 21 Umbenennen 46 Untersättigung 21 USB 39

V Verschlagworten 48, 54 Verwackeln 21 Verzeichnung 121 Verzerrung 121 Viewer 46

RAW index

Vignettierung 121 Vollformatige Kleinbildgröße 17 Vorlieben 132

W Wasserzeichen einbetten 46 Web 28 Weißabgleich 54, 69, 97, 106, 182 Windows-Explorer 49 Wintec WBT-201 81 www.adobe.com/dng 61 www.openraw.org 61 www.xnview.com 46

XMP-Standard 74 XnView 46, 53 Bewertungsschema 53 Bildbetrachter 55 Klassifizierung 54 XResolution 69

Y YCbCrPositioning 69 YResolution 69

Z Zwischenspeicher 132

X XML-Syntax 49 XMP-Dateien 49

191

Bildnachweis

Kapitel 1 bis 4 Karl Obermayr Kapitel 5 Karl Obermayr Wintec GPS Vertrieb Deutschland Kapitel 6 bis 8 Karl Obermayr

192

26.10.2007

17:15 Uhr

Seite 1

Karl Obermayr

Karl Obermayr

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