Lektureschlussel: Nick Hornby - About a Boy 3150153786, 9783150153789 [PDF]


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Lektüreschlüssel: Nick Hornby - About a Boy (Reclam Verlag, 2009)......Page 1
Inhalt......Page 4
1. Erstinformation zum Werk......Page 5
2. Inhalt......Page 7
3. Personen......Page 18
4. Werkaufbau......Page 31
5. Interpretation......Page 38
6. Autor und Zeit......Page 46
7. Rezeption......Page 51
8. Checklist......Page 52
9. Lektüretipps/Filmempfehlungen......Page 55
Anmerkungen......Page 56

Lektureschlussel: Nick Hornby - About a Boy
 3150153786, 9783150153789 [PDF]

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Zitiervorschau

Kathleen Ellenrieder Lektüreschlüssel Nick Hornby About a Boy

Reclam

LEKTÜRESCHLÜSSEL FÜR SCHÜLER

Nick Hornby

About a Boy Von Kathleen Ellenrieder

Philipp Reclam jun. Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten © 2006, 2009 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen Made in Germany 2009 RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken der Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart ISBN 978-3-15-950404-9 ISBN der Buchausgabe: 978-3-15-015378-9 www.reclam.de

Inhalt 1. Erstinformation zum Werk 2. Inhalt

5

7

3. Personen

18

4. Werkaufbau

31

5. Interpretation

38

6. Autor und Zeit 7. Rezeption 8. Checklist

46

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9. Lektüretipps / Filmempfehlungen

Anmerkungen

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1. Erstinformation zum Werk Nick Hornbys Bestseller About a Boy wurde 1998 veröffentlicht. Der Junge, um den es hier geht, ist der 12-jährige Marcus Brewer, ein Scheidungskind, das sich selbst die meiste Zeit über Mutter und Vater sein muss und in ständiger Angst davor lebt, eines Tages ganz allein dazustehen. Im Großstadtdschungel Londons lernt Marcus jedoch mit der Zeit andere Alleinstehende und zerbrochene Familien kennen. Geschickt spinnt Marcus aus den Fäden dieser sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten ein Netz aus gegenseitigen Freundschaften und Abhängigkeiten, um sich als Versicherung gegen Notfälle einen familienähnlichen Ersatzverbund zu schaffen. About a Boy thematisiert die soziale Wirklichkeit von Familien in zeitgenössischen urbanen Gesellschaften. London als Schauplatz der Zusammenleben in der Erzählung steht dabei stellvertretend als Anonymität eine Metropole westlicher Lebensweise im Spannungsfeld von Konsum und immateriellen Sehnsüchten, Pluralismus und existenzieller Sinnsuche, globaler Vernetzung und persönlicher Bestseller: best seller etw. veröffentlichen: to publish s.th. Abhängigkeit, von jdm. abhängig sein: dependence, to be dependent on s.b. etw. thematisieren: hier: to talk about s.th. soziale Wirklichkeit: hier: social situation Konsum: hier: consumer society globale Vernetzung: global flow of information

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1 . E R S T I NF OR MAT ION Z U M WE R K

Einsamkeit, individualistischem Lebensstil und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Bei aller Tragikomik, die den erzählten Situationen und handelnden Figuren innewohnt, ist About a Boy als Bestandsaufnahme aktueller gesellschaftlicher Thematiken eine ernst zu nehmende Erzählung, die den Leser über den Text hinaus zum Nachdenken über ein wichtiges, aber oft vergessenes Problem unserer Zeit anregt: den Stellenwert und die Zukunft der Familie.

Einsamkeit: hier: forlornness Geborgenheit: feeling of security etw./jdm. innewohnen: to be inherent (in) Thematik: hier: issue zum Nachdenken über etw. anregen: to encourage s.b to reflect on s.th.

2. Inhalt 1. Der zwölfjährige Marcus Brewer und seine Mutter Fiona sind vor kurzem von Cambridge nach London gezogen. Fiona trennt sich von ihUnterschiedliche Lebenswege: rem neuen Freund Roger. Marcus und Will 2. Der 36-jährige Junggeselle Will Freeman liest den Psycho-Test eines Männermagazins und stellt befriedigt fest, dass er sich als »megacoolen« Typ einordnen darf. Mit Grausen erinnert er sich an einen Besuch bei Freunden, die gerade ihr zweites Kind bekommen haben und ihn als Patenonkel gewinnen wollten. 3. Nach zwei Tagen an seiner neuen Schule sieht sich Marcus unwiderruflich zum Außenseiter gestempelt; auch von seiner Klassenlehrerin kann er keinerlei Unterstützung erwarten. 4. Eine Affäre mit der attraktiven geschiedenen Angie hat Will auf die Idee gebracht, sich für erotische Abenteuer künftig gezielt allein erziehende Mütter auszusuchen. Will glaubt nämlich, diese Frauen scheuten Verbindlichkeiten ebenso wie er. 5. Für Marcus bricht wieder ein schlechter Tag an: Fiona hat vor dem Frühstück ohne ersichtlichen Grund einen Weinder zwölfjährige Marcus: twelve-year-old Marcus sich als … einordnen: hier: to qualify as s.th. Patenonkel, -tante: godfather, godmother Außenseiter: odd man out Klassenlehrerin: form teacher allein erziehend: hier: single mother(s) Verbindlichkeit: commitment

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krampf. In der Schule wenden sich Nicky und Mark von Marcus ab, mit denen er bisher den Computerclub besucht hat. 6. Als neuen Jagdgrund für erotische Abenteuer sucht Will eine Selbsthilfegruppe für allein Erziehende namens »SPAT« auf. Dort gibt er sich als Vater eines zweijährigen Sohnes aus – und weckt prompt das Interesse der attraktiven Suzie. 7. Marcus verbringt ein Wochenende bei seinem Vater Clive in Cambridge und kehrt nach Hause zurück. Nach der Schule wird er im Zeitungsladen von Mitschülern gepiesackt, die ihm Süßigkeiten unterschieben und ihn dann des Ladendiebstahls bezichtigen. Abends kommt es zwischen Marcus und Fiona, die wieder einmal teilnahmslos vor dem Fernseher liegt, zum Streit: Marcus wirft seiner Mutter vor, sich nicht um ihn zu kümmern. Fiona eröffnet ihm daraufhin, dass sie eine Auszeit brauche. Sie verdonnert Marcus dazu, am Samstag ohne sie zum »SPAT«-Picknick mitzugehen. 8. Dort kommt es zum ersten Treffen zwischen Marcus und Will; sie sind einander unsympathisch. Will versucht, bei Suzie zu landen und gleichzeitig die Übersicht über das Lügengebäude um seinen imaginären Sohn zu behalten. Wahrheitsgemäß ist einzig seine Angabe, berufslos zu sein und von den Tantiemen eines Weihnachts-Evergreens aus dem Jahre 1938 zu leben, den sein Vater Schnittpunkt: komponiert hat. Das Picknick endet mit einem Dead Duck Day Fanal: Marcus hat beim Entenfüttern versehentlich eine Ente mit einem Baguette erschlagen. sich von jdm. abwenden: to keep out of s.b.’s way allein Erziehende(r): single parent Ladendiebstahl, Ladendieb: shoplifting, shoplifter Auszeit: time out

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9. Als der aufgebrachte Parkwächter erscheint, rettet Will für Marcus die Situation. Anschließend bringen Suzie und Will Marcus nach Hause und finden dort die bewusstlose Fiona in ihrem Erbrochenen liegend vor, eine leere Pillendose neben sich. Will ruft einen Krankenwagen. 10. Suzie begleitet Fiona in die Klinik; Will fährt mit Marcus und Suzies Baby im Auto hinterher. Fiona wird zur Beobachtung auf Station behalten, Suzie nimmt Marcus mit zu sich nach Hause. 11. Marcus findet Fionas Abschiedsbrief und ist entsetzt. Als Suzie Fiona nach Hause bringt, versichern beide Frauen dem Jungen, er müsse sich nun um Fiona keine Sorgen mehr machen. Doch Marcus beschließt insgeheim, sich für künftige Notfälle ein tragfähiges soziales Netz zu schaffen. 12. Will erkundigt sich bei Suzie telefonisch nach Fiona und Marcus; kurz darauf ruft Marcus ihn an und schlägt ihm vor, ihn und Fiona einmal auszuführen. Will willigt ein und besorgt vorher hastig einen Alibi-Babysitz für sein Auto. 13. Marcus rechnet sich derweil aus, dass er und Fiona mit Will und dessen kleinem Sohn zusammenziehen könnten, und übernimmt entsprechend die Regie über das Treffen der Erwachsenen, um es möglichst in ein romantisches Rendezvous zu verwandeln. Als einziges – vermeintlich – gemeinsames Gesprächsthema entdecken Will und Fiona schließlich die Probleme allein Erziehender. 14. Will hat nach dem Treffen mit Marcus und Fiona gerade beschlossen, den Kontakt zu ihnen abzubrechen, da Abschiedsbrief: farewell letter soziales Netz: social network Regie übernehmen: to seize control over s.th.

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besucht ihn Marcus unangemeldet in seiner Wohnung. Der Junge sagt Will auf den Kopf zu, er habe seinen kleinen Sohn erfunden und alle Beteiligten belogen; daraufhin schickt ihn Will nach Hause. 15. Marcus’ ungebetene Besuche bei Will nach Schulschluss werden zur Gewohnheit. Allmählich Will und Marcus entsteht Vertrautheit, und Marcus gesteht werden Freunde Will eines Tages, dass er sich vor einer erneuten Kurzschlussreaktion Fionas fürchte. 16. Marcus sucht bei Will Zuflucht vor älteren Schülern, die ihn jagen; von Will zur Rede gestellt, gibt Marcus zu, dass er in der Schule täglich gemobbt wird. Weil Will Marcus’ äußere Erscheinung als Teil des Problems identifiziert, kauft er ihm kurzerhand modische Markenschuhe. Diese werden Marcus allerdings am nächsten Tag von Mitschülern gestohlen. 17. Als Marcus nach der Schule verweint und in Socken zu Hause ankommt, erfährt Fiona zum ersten Mal vom täglichen Ärger in der Schule und Marcus’ Besuchen bei Will. Aufgebracht verlangt sie von Will eine Erklärung; es kommt zum Streit, in dem Will Fiona schonungslos über Marcus’ Probleme in Kenntnis setzt. Anschließend streiten sich Marcus und Fiona, die ihrem Sohn den Kontakt zu Will verbieten will. Doch Marcus verweigert seiner Mutter den Gehorsam. 18. Auf Fionas Bitte hin trifft sich Will mit ihr zu einem unangemeldet: uninvited zur Gewohnheit werden: to become a habit bei jdm. Zuflucht suchen: to go to s.b. for shelter Markenschuhe, -klamotten: brand shoes/clothes verweint: hier: his eyes swollen with crying

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Gespräch über Marcus: Fiona will die Veränderungen, die sie an ihrem Sohn wahrnimmt, verstehen lernen. Will verspricht ihr bereitwillig, Marcus nicht mehr in seine Wohnung zu lassen. 19. Marcus wird zur Schulleiterin zitiert, weil seine Mutter sich wegen der gestohlenen Schuhe beschwert hat. Auf dem Gang trifft Marcus auf die fünfzehnjährige Punkerin Ellie, den Schreck der Schule, und kommt mit ihr ins Gespräch. Die Unterredung mit der Schulleiterin endet in einem Eklat: anstatt der erhofften Hilfe beschränkt sich die Schulleiterin auf Platitüden. Daraufhin lässt Marcus sie stehen und verlässt das Schulgelände. 20. Auf einem seiner ziellosen Stadtbummel entdeckt Will Marcus zufällig aus der Ferne. Abends klingelt Marcus zu gewohnter Zeit; Will möchte ihn zunächst nicht einlassen, doch Marcus insistiert, und Will begreift plötzlich den tieferen Beweggrund des Jungen, ihn ständig aufzusuchen: Marcus braucht Will, um wieder zum Kind werden zu können. 21. In der Schule trifft Marcus wieder auf Ellie und deren Freundin Zoe und spricht sie an. Seine unbedarft-ernsthafzur Schulleiterin zitiert werden: to be summoned to the headmistress’ office mit jdm. ins Gespräch kommen: to get talking to s.b. Unterredung: hier: tête-à-tête Platitüden: empty phrases Stadtbummel: stroll (through the town) tieferer Beweggrund: hidden motive wieder zu etw. werden: to become s.th. again / to develop into s.th. again jdn. ansprechen: to speak to s.b. unbedarft: naïve

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ten Bemerkungen über die von Ellie bevorzugte GrungeBand Nirvana empfinden die Mädchen als geradezu witzig. Am folgenden Tag begegnen sich die drei erneut und kommen wieder ins Gespräch, das erst durch das Erscheinen der Schulleiterin unterbrochen wird; deren Ermahnungen an Ellie wegen des unerlaubten Punk-T-Shirts und ihre Anspielung auf Marcus’ aufsässiges Verhalten vom Vortag machen aus den dreien plötzlich ein Trio. Zum großen Erstaunen von Marcus’ Klassenkameraden suchen Ellie und Zoe Marcus später in der Mittagspause auf und nehmen ihn mit in ihr eigenes Klassenzimmer. 22. Marcus lädt Will an Weihnachten zu sich nach Hause ein. Gefeiert wird mit Marcus’ Vater Clive, dessen Freundin Lindsey und deren Die WeihnachtsPatchworkfamilie Mutter. Die Bescherung findet Will ebenso interessant wie peinlich. Aufrichtig beeindruckt ist er von Marcus’ liebevoller Reaktion auf die Geschenke seiner Mutter, die Will insgeheim völlig unmöglich findet. 23. Der Rest des Abends verläuft weniger harmonisch: Als Clive sich einen Joint drehen will, provoziert er damit eine Strafpredigt von Fiona, die in einen allgemeinen Streit mündet. Als sich alle wieder beruhigt haben, erscheint Suzie mit ihrem Baby und bricht ihrerseits einen Streit mit Will vom Zaun. Als Will daraufhin gehen will, protesBemerkung: remark unterbrochen werden: to be interrupted Anspielung auf, auf etw. anspielen: allusion to, to allude to s.th. peinlich: embarassing harmonisch: harmonious, harmoniously mit jdm. einen Streit vom Zaun brechen: to start a fight with s.b.

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tiert Marcus. Es kommt zwischen allen Anwesenden zum Disput, den Will wiederum durch einen Scherz in allgemeine Heiterkeit auflöst. 24. Auf einer glamourösen Silvesterparty begegnet Will unvermittelt seiner Traumfrau. Sie heißt Rachel, ist erfolgreiche Kinderbuchillustratorin Will findet Rachel, Marcus und hat einen zwölfjährigen Sohn. Um mitfindet Ellie halten zu können, erzählt Will ihr von Marcus, von dem Rachel wiederum annimmt, er sei Wills Sohn – und dieses vermeintlich gemeinsame Gesprächsthema führt schließlich zu einer vielversprechenden Aussicht auf ein Wiedersehen. 25. Auf Suzies Silvesterfete trifft Marcus derweil auf Ellie, die mit ihrer Mutter dort ist. Ellie hat inzwischen von Fionas Selbstmordversuch erfahren und befragt Marcus dazu. Im Garten überraschen die beiden Ellies Mutter beim alkoholbeschwerten Austausch von Zärtlichkeiten, woraufhin Ellie ihre Mutter derb beschimpft. 26. Will bittet Marcus, sich Rachel gegenüber als sein Sohn auszugeben; Marcus willigt ein und erbittet sich als Gegenleistung Wills Rat in Sachen Ellie, in die er sich verliebt hat. Rachel lädt Will und Marcus zu sich nach Hause ein und stellt ihnen ihren Sohn Ali vor, einen hiphop-begeisDisput … in Heiterkeit auflösen: hier: to manage to defuse the conflictuous situation by way of a joke etw. annehmen (vermuten), Annahme: to assume s.th., assumption vielversprechend: promising jdn. zu etw. befragen: to question s.b on s.th. jdn. derb beschimpfen: to abuse s.b. sich als etw./jdn. ausgeben: hier: to act as s.th/s.b. Gegenleistung: return service

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2 . I NHALT

terten und modebewussten Jungen, der Marcus ablehnend empfängt. Als die Erwachsenen die beiden zehn Minuten allein lassen, flüchtet Marcus. 27. Will fährt Marcus hinterher und lockt ihn zurück zu Rachel; Ali entschuldigt sich weinend bei Marcus für seine eifersüchtigen Drohungen, während Rachel versucht, sein Verhalten zu erklären und die heikle Situation zu entschärfen. Marcus bricht daraufhin das Eis, indem er offen ausspricht, dass Will in Rachel verliebt sei. Montags nach der Schule nehmen ihm die üblichen Peiniger seine Brille weg; daraufhin erobert Ellie die Brille zurück und schlägt die Täter in die Flucht. 28. Will warnt Marcus in Bezug auf Ellie vor übertriebenen Hoffnungen. Während seines nächsten Rendezvous mit Rachel klärt Will diese darüber auf, dass er nicht Marcus’ Vater sei. Mit Unbehagen stellt er fest, wie verletzlich er durch seine aufrichtige Zuneigung zu Rachel geworden ist, und andererseits, wie leer sein bisheriges Leben in Wahrheit verlaufen ist. 29. Nachdem Will Marcus eine modische Brille und einen vorteilhafteren Haarschnitt spendiert hat, zeigt Fiona wieder ernsthafte Anzeichen eines depressiven Schubs. Marcus bekommt Angst und bittet Will, mit ihr zu reden, wird das Eis brechen: to break the ice etw. offen aussprechen: to say s.th. openly Peiniger: bully jdn. in die Flucht schlagen: to chase s.b. off übertriebene Hoffnungen: illusions Unbehagen: discomfort verletzlich, Verletzlichkeit: vulnerable, vulnerability jdm. etw. spendieren: to treat s.b to s.th.

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aber enttäuscht: Will sieht sich dazu nicht in der Lage. Ellie ist ihrerseits zu sehr mit dem Schicksal des Nirvana-Sängers Kurt Cobain beschäftigt, um sich für Fiona zu interessieren; immerhin versucht sie Marcus zu trösten. 30. Will fühlt sich für Marcus insgeheim verantwortlich und beschließt, sich von Rachel Rat und Beistand einzuholen. Der gemeinsame Abend mit Rachel endet nach einem langen und ernsthaften Gespräch über Lebensfragen überraschend: Es kommt zur ersten sexuellen Begegnung, die für Will – untypischerweise – mit echten Gefühlen verbunden ist. Hinterher bietet Rachel ihm an, ihrerseits mit Fiona zu sprechen. 31. Marcus fährt auf Fionas Geheiß nach Cambridge, um Clive zu besuchen, weil dieser sich das Schlüsselbein gebrochen hat und in einer Midlife-Crisis steckt. Marcus nimmt sich vor, seinem Vater bei dieser Gelegenheit deutlich die Meinung zu sagen, und nimmt zu diesem Zweck Ellie mit. Zufällig wird am gleichen Tag der Selbstmord Kurt Cobains bekannt. Ellie ist so durcheinander, dass sie sich im Zug nach Cambridge betrinkt. 32. Zum verabredeten Treffen mit Fiona und Will erscheint Rachel nicht. Fiona beginnt schließlich zu weinen,

sich zu etw. (nicht) in der Lage sehen: to feel (in)capable of doing s.th. jdn. trösten: to comfort s.b., to offer support to s.b. Rat und Beistand: advice and help in einer Midlife-Crisis stecken: to have a midlife crisis jdm. deutlich die Meinung sagen: to give s.b. a piece of one’s mind bekannt werden: to become public

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und Will fühlt sich überfordert. Er merkt jedoch nach einer Weile, dass sie lediglich einen Zuhörer, nicht aber – wie Will befürchtet hatte – einen kompetenten Ratgeber in Lebensfragen braucht. Daraufhin verläuft der Rest des Abends angenehmer als erwartet. Als Will Fiona zu Hause abliefert, hören sie auf dem Anrufbeantworter eine beunruhigende Nachricht von Marcus. 33. Marcus befindet sich derweil mit Ellie auf der Polizeiwache in Royston, nachdem Ellie unterwegs aus dem Zug gestiegen ist und nach ziellosem Umherirren ein Ladenfenster zertrümmert hat. Clive und Lindsey erscheinen als Erste auf der Wache; Ellie pöbelt Clive an und Marcus sagt ihm die Meinung. 34. Will, Fiona und Ellies Mutter Katrina stoßen dazu. Im Rahmen eines lokalen Täter-Opfer-Ausgleichprogrammes wird Ellie mit Ruth konDie erweiterte Patchworkfamilie frontiert, deren Ladenfenster sie zertrümmert hatte. Ruth entpuppt sich zu Ellies Bestürzung als glühender Fan Kurt Cobains; großmütig verzeiht sie Ellie. Der Abend schließt mit einem gemeinsamen Imbiss aller Beteiligten. 35. Marcus fährt mit Clive und Lindsey weiter nach Cambridge. Clive unterhält sich mit Marcus über sein Versagen als Vater und über seine Zukunftspläne mit Lindsey.

sich überfordert fühlen: to feel one can’t cope with s.th. / s.b. / a situation dazustoßen: to join the group zu jd.s Bestürzung: to s.b.’s dismay großmütig, Großmut: generous, generously, generosity Zukunftspläne: plans for the future

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36. Will und Rachel sind weiterhin zusammen; inzwischen sind auch Rachel und Fiona miteinander befreundet, und Will macht samstags mit ihren beiden Söhnen Ausflüge. Marcus verbringt außerMarcus’ dem viel Zeit mit Ellie und Zoe und ist inzwisoziales Netz schen mit sich ins Reine gekommen. Er und ist geknüpft Fiona sind an ihrem neuen Wohnort London in einem neuen und tragfähigen sozialen Netz eingewoben, sodass Fiona nun auch mit ihrer Depression leichter zurechtkommt.

mit sich ins Reine kommen: hier: to come to terms with o.s. mit etw. zurechtkommen: to cope with s.th.

3. Personen Marcus Brewer ist zwölf Jahre alt und lebt mit seiner Mutter Fiona in London; seine Eltern sind geschieden. Während sich Marcus im liberalen Klima seines vorherigen Wohnortes, der übersichtlichen Universitätsstadt Cambridge, gut zurechtgefunden hat, wird er in seiner neuen Schule in London sofort zum Außenseiter gestempelt. Ein Teil des Problems ist seine äußere Erscheinung: Marcus trägt zweckmäßige Kleidung, lässt sich von seiner Mutter die Haare schneiden und entspricht überhaupt nicht den Gepflogenheiten der etablierten Cliquen an der Schule, etwa denen der Punks oder der »Coolen«. Marcus’ Desinteresse am aktuellen Dresscode, seine dicken Brillengläser und sein Interesse an Computern tragen ihm den Stempel des »nerd« ein, also die Rolle des eigenbrötlerischen, langweiligen Computerfreaks, der grundDer »älteste sätzlich als Außenseiter gilt. Sein mangelnZwölfjährige der Welt« der Kontakt zu Gleichaltrigen macht Marcus zum »ältesten Zwölfjährigen der Welt« (Kap. 10). Ausdruck für dieses Missverhältnis zwischen gefühltem und tatsächlichem Lebensalter ist sein Tick, liberales Klima: hier: liberal atmosphere sich zurechtfinden: to move easily (in a social setting) zweckmäßige Kleidung: functional clothes Gepflogenheiten: habits eigenbrötlerisch: eccentric Missverhältnis: discrepancy

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einfach draufloszusingen, wenn er sich in Außenseiter und seiner eigenen Gedankenwelt wieder einmal Prügelknabe besonders einsam und gefangen fühlt. Diese Angewohnheit sorgt wiederum für peinliche Situationen und zementiert Marcus’ soziale Außenseiterrolle. Die Hauptursache für seine Introvertiertheit ist die häusliche Situation: Er wächst ohne Vater auf und muss seiner psychisch labilen Mutter teilweise den Partner ersetzen. So konfrontiert Fiona ihn laufend mit ihren persönlichen Problemen, die meist um wechselnde Männerbekanntschaften und ihre Depression kreisen. Solche Thematiken entsprechen nicht der altersgerechten Erfahrungswelt eines Zwölfjährigen und überfordern Marcus naturgemäß. Gleichzeitig vereinnahmt die dominante Fiona ihren Sohn für ihre alternative Lebensweise, die gänzlich von den Gewohnheiten und Interessen abweicht, die Marcus’ Altersgenossen für »trendy« halten und damit als angemessen definieren. So bevorzugt Marcus, vom Einfluss seiner Mutter geleitet, streng vegetarische Kost statt amerikanischer Hamburger-Menüs sowie alternative Musik aus Fionas JugendGedankenwelt: innermost thoughts and feelings jd.s Außenseiterrolle zementieren: to confirm sb.’s status as the odd man out Introvertiertheit: introversion häusliche Situation: situation at home psychisch labil: emotionally instable naturgemäß: naturally alternative Lebensweise: non-conformistic style of living von etw. abweichen: to differ from s.th. etw. bevorzugen: to prefer s.th. (to s.th. else)

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zeit, während seine Klassenkameraden derzeit Hiphop und Rap hören. Dass Marcus den an seiner Schule vorherrschenden sozialen Code missachtet, also weder die »richtigen« Markenschuhe oder den »richtigen« Haarschnitt trägt noch die »richtige« Musik bevorzugt, stempelt ihn zum Prügelknaben. Das Etikett hierfür lautet »weirdo« (von engl. weird ›sonderbar, seltsam‹), und die Konsequenz ist permanentes Mobbing. Diese Probleme treiben Marcus in ein Dilemma: Obwohl er außerhalb der Schule mit seinem Leben prinzipiell zufrieden ist, wäre er in Wahrheit gern ein anderer. Die alternativen Lebensgewohnheiten seiner Mutter teilt er nämlich, wie er sich eingesteht, in Wahrheit nicht aus eigener Überzeugung, sondern weil er die moralischen Grundsatzdiskussionen mit Fiona jedesmal verliert. Marcus kann ihr nämlich nie sachliche Argumente dafür liefern, warum er anders leben sollte als sie; dafür fehlt ihm die nötige Lebenserfahrung. Emotionale Gründe dafür, seine Gewohnheiten zu ändern – etwa um dem täglichen Spießrutenlaufen in der Schule zu entgehen –, akzeptiert Fiona nicht. sozialer Code: etiquette etw. missachten: not to obey s.th. permanentes Mobbing: constant bullying jdn. in ein Dilemma treiben: to cause a dilemma for s.b. jd.s Lebensgewohnheiten teilen: to share s.b.’s way of living aus Überzeugung, von etw. überzeugt sein: out of conviction, to be convinced of s.th. moralische Grundsatzdiskussion: moral dispute jdm. Argumente liefern: hier: to come up with an argument Lebenserfahrung: experiences (in life)

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So bleibt Marcus aus seiner Sicht nichts anderes übrig als der Versuch, aus seiner Situation – die er rundweg als »shit time« bezeichnet – noch das Bestmögliche zu machen: Er versucht Konfrontationen in der Schule tunlichst zu vermeiden und seinen Peinigern aus dem Weg zu gehen, um ihnen keine Angriffsfläche zu bieten. Um sich »unsichtbar« zu machen, lässt er sich von Will teure Markenschuhe kaufen. Doch diese Tarnungsstrategie geht nicht auf: Die Schuhe werden Marcus gestohlen, und er wird von seinen Peinigern regelmäßig verfolgt. Trotz dieser scheinbar ausweglosen Situation, die sich durch den Selbstmordversuch seiner Mutter zur Katastrophe steigert, gibt Marcus aber nicht auf. Vielmehr stellt er sich seinen Problemen mit dem Pragmatismus, strategischen Einfallsreichtum sowie der scharfen Beobachtungsgabe, die er im Umgang mit Erwachsenen (Fiona, Suzie, Clive, Will) über die Jahre entwickelt hat. Er legt sich eine langfristige Marcus sucht sich eine neue Familie Überlebensstrategie zurecht, um sich künftig vor Notfällen, bedingt durch den Verlust einer Bezugsperson, zu schützen, und spinnt ein Netz sozialer Beziehungen, das eine ausreichende Anzahl Menschen miteinander verbindet und somit den etwaigen Totalausfall Einzelner (z. B. durch Scheidung oder Selbstmord) kompensieren kann. Diese Strategie erklärt wiederum die fast weise Toleranz, die Marcus generell gegenüber aus etw. das Bestmögliche machen: to make the best out of s.th. ausweglose Situation: hopeless situation Pragmatismus: pragmatism Beobachtungsgabe: power of observation Überlebensstrategie: survival strategy

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unvereinbaren Lebenshaltungen an den Tag legt: Eifersucht angesichts Fionas wechselnder Partner, gegenüber der Freundin seines Vaters oder Wills Liebesbeziehung zu Rachel ist Marcus fremd. Er hegt auch keinerlei moralische Vorbehalte gegenüber Menschen, die anders leben als er; so befreundet er sich mit der Punkerin Ellie ebenso bereitwillig, wie er deren Freundin Zoe oder sämtliche Freunde Fionas und Wills akzeptiert – um sie schließlich in irgendeiner Form in sein soziales Netzwerk zu integrieren. Erst als dieser familienähnliche Ersatzverbund ein organisches Netzwerk geworden ist, wird aus dem Marcus darf »ältesten Zwölfjährigen der Welt« am Ende endlich Kind sein der Erzählung schließlich ein Kind, das sich mit den gleichen Freuden und Sorgen beschäftigt wie andere Zwölfjährige auch. Fiona Brewer ist 38 Jahre alt, von Beruf Musiktherapeutin für behinderte Kinder und allein erziehende Mutter von Marcus. Sie ist maßgeblich von der Hippiekultur der siebziger Jahre geprägt, hängt den poliFiona: die tischen Ideologien der grün-alternativen und Alternative feministischen Bewegungen der achtziger Jahre an und pflegt im Alltag daher betont »alternative« Lebensgewohnheiten, die im Text mit den Schlagworten Aromatherapie, Vegetarismus und Umweltschutz (Kap. 14) umschrieben werden. Den aus Fionas Sicht auf Konsum und Komfort reduzierten Zeitgeist der neunziger Jahre mit moralische Vorbehalte gegen(über) etw./jdn.(/jdm.) hegen: to have moral reserves against s.th./s.b. den Ideologien anhängen: to follow the ideas of (s.b. / a group) Zeitgeist: zeitgeist, genius of the period

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seinen modischen Begleiterscheinungen (z. B. Fast Food, Statussymbolen wie Markenkleidung oder teure Autos) lehnt sie kategorisch ab. Das lässt sich auch an ihrer äußeren Erscheinung ablesen; so wählt Fiona als Ausgehgarderobe einen überdimensionierten »haarigen« Pullover und Leggings zu Hängeohrringen aus Simbabwe (Kap. 13). Damit entspricht Fiona aus Wills Sicht voll dem feministischen Imperativ, sich Männern zu keiner Zeit als potenzielles Sexualobjekt darzubieten: Der Damenmann jedenfalls bewertet Fionas Erscheinungsbild als eher abstoßend, attestiert ihr Mangel an Geschmack und unterstellt ihr im Übrigen, sich bewusst unansehnlich zu machen. Was Will Fiona freilich zugesteht, ist, dass sie in ihrer Lebensweise immerhin konsequent sei (Kap. 14). Das deckt sich auch mit Fionas Selbsteinschätzung (Kap. 17). Aus ihrer Sicht als Nonkonformistin verdammt sie mit moralischer Überheblichkeit, was ihrer Weltsicht nicht entspricht (»Sheep. Baaaa«) und empfindet insbesondere für den modebewussten, konsumfreudigen Junggesellen Will nur Verachtung. Was Fiona letztendlich zum Verhängnis wird, ist ihre fehlende Bereitschaft, sich mit dem von ihr favorisierten grün-alternativen und feministischen Gedankengut kritisch auseinander zu setzen; undifferenziert setzt sie Begleiterscheinung: secondary characteristics jdm. etw. attestieren: to attribute s.th. to s.b. sich bewusst unansehnlich machen: to deliberately cultivate an unattractive appearance moralische Überheblichkeit: feeling of moral superiority Gedankengut: ideology sich mit etw. kritisch auseinander setzen: to analize s.th. / to reflect on s.th. critically

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etwa den Feminismus mit »common sense« (= Menschenverstand) gleich (Kap. 18). Durch derartig komplette und kritikfreie Verinnerlichung ideologischer Positionen zur alleinigen persönlichen Richtschnur blendet Fiona im Alltag aus, was aus ihrer Sicht nicht sein darf. Diese mündet in eine weltfremde Haltung, aus der heraus sich Fiona vor allem an ideellen und Weltfremde Ideologin ideologischen Problemfeldern wie dem Umweltschutz oder den Untugenden der Konsumgesellschaft abarbeitet, ohne die sie unmittelbar betreffenden alltäglichen Probleme wie Marcus’ Schwierigkeiten in der Schule auch nur zu registrieren – bis diese ihren Höhepunkt erreicht haben und in Form der gestohlenen Schuhe nun endlich auch für sie augenfällig werden. Da Fiona aus ihrer weltfernen Haltung heraus mit ihrer Außenwelt aber nicht kommunizieren kann, sind Missverständnisse und Kommunikationsbrüche die Regel. So reagiert Fiona mit Hysterie auf die Erkenntnis, dass Marcus Will über längere Zeit täglich besucht hat, gelangt zu der (wenn auch unausgesprochenen) krassen Fehleinschätzung, Will habe ein unzüchtiges Interesse an Marcus, und wird schließlich derart ausfällig, dass Will sie aus seiner Wohnung wirft. Reale Konflikte kann Fiona nicht lösen, weil sie lediglich gelernt hat, Probleme aus ihrer persönlichen Sicht zu beschreiben und in theoretisierender Form über sie zu spreVerinnerlichung, etw. verinnerlichen: spiritualization, to spiritualize persönliche Richtschnur: personal guide-line etw. ausblenden: to ignore s.th. weltfremde Haltung: unworldly attitude Fehleinschätzung: hier: gross misinterpretation

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chen; Gespräche mit Marcus oder Will über Beziehungsfragen oder Besuche im Hamburger-Laden werden so zu ideologischen Monologen, die keine andere Sichtweise als ihre eigene zulassen. Ihre charakteristische Fionas Depression Introvertiertheit erreicht den krankhaften Grad einer klinischen Depression mit allen symptomatischen Begleiterscheinungen wie Teilnahmslosigkeit und häufigem, scheinbar unmotiviertem Weinen auch in der Öffentlichkeit. Vor ihrem Selbstmordversuch schreibt Fiona in ihrem Abschiedsbrief, sie empfinde allgemeine Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit und innere Leere, die sich wechselseitig bedingten. Befördert worden ist diese Entwicklung möglicherweise nicht nur durch Fionas charakteristische Angewohnheit, permanent über Probleme zu reflektieren, was teilweise auch ihrer sonderpädagogischen Ausbildung geschuldet sein könnte. Die Depression als pathologischer (= krankhafter) Ausdruck ihres Verhaftetseins in ihrer eigenen Ideenwelt könnte auch dafür stehen, dass Fiona mit ihrem Lebensentwurf als Nonkonformistin scheitert, weil sie ideologische Leitsätze marionettenhaft befolgt, ohne diese vorher auf alltagspraktische Tauglichkeit zu überprüfen. Will Freeman ist bekennender Junggeselle, 36 Jahre alt und lebt in einer schicken, mit DesignerWill – der Freie? möbeln und jedem denkbaren technischen Komfort eingerichteten Wohnung in einem besseren Londoner Stadtviertel. Wills Name – Freeman – steht metonymisch für seine Lebenssituation: Will

Junggeselle: bachelor

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lebt eine rundum unabhängige und somit sorgenfreie Existenz, die ganz auf materiellen Komfort, Konsum und Spaß ausgerichtet ist. Seinen luxuriösen Lebensstandard finanziert der berufslose Will durch die Tantiemen, die ihm das von seinem Vater komponierte, ebenso populäre wie alberne Weihnachtslied »Santa’s Super Sleigh« einbringt. Insgeheim ist es Will zwar unangenehm, dass er sein Leben ohne jegliche Eigenleistung und seinen Alltag als Selbstzweck bestreitet – wenn er denn einmal darüber nachdenkt; andererseits ist er froh darüber, dass er sich für andere Menschen und ihre Probleme nicht zuständig fühlen muss und stattdessen bequem und unbehelligt in seinem »private bubble« in den Tag hineinleben kann. Beispiele wie Fiona, die er aufgrund ihrer ideologischen Engagiertheit als »vulnerable, messed-up and inadequate« bezeichnet, scheinen Will aus seiner Sicht zu bestärken; er will unbeschwert leben. Also hält er seinen Alltag von Konsum und Spaß als Lebensinhalt Emotionen, Engagement und jeder Form von philosophischer Sinnsuche möglichst frei, achtet aber gleichzeitig sorgsam darauf, seinem Tagesablauf mit Hilfe von »Zeiteinheiten« und bestimmten Ritualen eine Struktur zu geben und mit wechselnden Beschäftigungen auszufüllen, damit Langeweile oder etwaige Sinnzweifel gar nicht erst aufkommen können. Wills soziale Kontakte sind zweckgebundener Natur und im Wesentlisorgenfreie Existenz: care-free existence auf etw. ausgerichtet sein: to aim at s.th. Tantiemen: royalties Eigenleistung: hier: personal effort Engagiertheit, sich engagieren: commitment, to commit (oneself to s.th./s.b.)

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chen auf wechselnde erotische Abenteuer sowie bestimmte Freizeitaktivitäten reduziert. Verbindlichkeiten hingegen scheut er, Heirat und Familiengründung sind für ihn gar Horrorvorstellungen. So sieht Will in der glücklichen kleinen Familie seines Bekannten John das Sinnbild von Schmutz, Unordnung und »unlogischer« Lebensführung, die zu seinem eigenen Lebenswandel in diametralem Gegensatz steht. Als John ihm überraschend die Patenschaft für sein zweites Kind anträgt, beschließt Will, den Kontakt sofort abzubrechen; ähnlich abrupt hat er sich zuvor von seiner zeitweiligen Partnerin Jessica getrennt, nachdem diese ihm ihren Wunsch nach Gründung einer Familie gestanden hatte. Obwohl er Jessica nach eigenem Empfinden gern hatte, trauert Will ihr nicht nach; im Gegenteil empfindet er Frauenbekanntschaften letztendlich als austauschbar und möchte im Übrigen seinerseits für die Frauen, mit denen er sich auf erotische Abenteuer einlässt, ohnehin nicht mehr als ein »meaningless fling« (eine bedeutungslose Affäre) sein – weil er sich eben an niemanden binden will. Wills hervorstechendste Eigenschaft ist sein kindlicher Narzissmus. Dieser nötigt ihn nicht nur dazu, sich jederzeit jeglichen materiellen Wunsch zu erfüllen, sondern auch, gut auf sich Acht zu geben. Dabei ist ihm jedoch nur sein eigenes Wohl wichtig; Kondome etwa verwendet er aus purem Eigeninteresse zum Schutz vor Aids und zur Verhütung ungewollter Schwangerschaften (die ihn seine sorgsam gehegte Unabhängigkeit kosten würden). Nicht zuletzt manifestiert sich Wills Eigenliebe auch in seinem sorgsam gepflegten Erscheinungsbild, das im Übrigen stets modisch kindlich, Kindlichkeit: infantile, infantility Narzissmus: narcissism

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gestylt ist. In der Psychologie geht man bei Menschen, die Eigenliebe an die erste Stelle setzen und soziale Bindungen und Verantwortung ablehnen, davon aus, dass sie in ihrer Entwicklung über den emotionalen Reifegrad eines kleinen Kindes nicht hinausgekommen sind. Sinnbild dieser ewigen Kindlichkeit ist in dieser Geschichte Santa Claus, der Weihnachtsmann, dessen märchenhafter Existenz Will letztendlich seinen Lebensunterhalt verdankt. Eleonor (Ellie) Toyah McCrae ist nach einer Punkrockerin (Toyah Wilcox) benannt und bekenEllie: Die Rebellin nender Fan der Grunge-Gruppe Nirvana. Die aufsässige Fünfzehnjährige, die sich die anti-konformistische Protesthaltung der Punkbewegung zum Leitbild erkoren hat, gilt als Schreck der Schule. Ihre ungepflegte äußere Erscheinung mit den verschnittenen Haaren, den schwarz geschminkten Augenrändern und Lippen zielt ebenso auf die permanente Provokation ihres Umfeldes wie ihre vulgären Schimpftiraden und ihr Hang zu Handgreiflichkeiten. Nicht einmal die Schulleiterin kann Ellie davon abhalten, trotz Uniformpflicht in der Schule ein T-Shirt mit dem Konterfei des Sängers Kurt Cobain zu tragen. Dieses T-Shirt fungiert für Ellie als äußeres Statement eines Lebensgefühls, das sie mit »angry« beschreibt (Kap. 33) und das ihr vermeintlich das Recht emotionaler Reifegrad: stage of emotional maturity aufsässig: rebellious Leitbild: model Umfeld: environment Konterfei: portrait Lebensgefühl: hier: attitude (towards life)

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gibt, dieser »Wut« jederzeit durch eine entsprechend lautstarke, provozierende Protesthaltung Ausdruck zu verleihen. Ellies Verhalten erscheint auf den ersten Blick durchaus als ein probates Mittel, um sich – gerade als Mädchen – innerhalb des sozialen Mikrokosmos Schule, im Spannungsfeld von Cliquenbildung, EinBeschützerin für Marcus schüchterung und Mobbing, Respekt zu verschaffen. So schlägt Ellie eine ganze Gruppe fast gleichaltriger Jungen in die Flucht, nachdem diese wieder einmal Marcus angegriffen haben. Ellies Freundschaft zu Marcus wertet diesen in den Augen der anderen Schüler auf; andererseits macht die Allianz zwischen der Punkerin und dem verachteten Prügelknaben aber auch deutlich, dass Ellie zwar als Respektperson gefürchtet, letztendlich aber ebensowenig wie Marcus in der Schülerschaft integriert ist und mit ihrer Freundin Zoe als ständiges Doppelpack von Punkfans eine Art soziale Splittergruppe bildet, die Marcus schließlich nach eigener Formulierung »adoptiert«. Mit Ellies Image als hartgesottener Punkerin, von Marcus zur »guided missile«, zur tödlichen Waffe verherrlicht, mit der er seine Feinde zu zerschmettern hofft (Kap. 31), ist es jedoch abrupt vorbei, als der Selbstmord von Nirvana-Frontmann Kurt Cobain in den Medien bekannt wird: Ellie betrinkt sich und wirft auf einem ziellosen Streifzug ausgerechnet das Ladenfenster einer bekennenden NirvanaAnhängerin ein. Die Sinnlosigkeit dieser KurzschlussreakEinschüchterung: intimidation Mobbing: bullying Prügelknabe: scape goat

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tion ist augenfällig und offenbart Ellies tief greifende Unsicherheit, die sie bisher erfolgreich durch provozierendes Verhalten von sich abgelenkt und stattdessen bei anderen ausgelöst hat. Ohne ihre selbstgewählte Leitfigur muss Ellie sich von nun an aus sich heraus behaupten. Dass ihr dies letztendlich gelingt, wird im Romanschluss angedeutet. Ellies und Zoes Ellie wird erwachsener Freundschaft mit Marcus dauert an; in Marcus hat Ellie jemanden gefunden, der sich jenseits aller Äußerlichkeiten aufrichtig für sie als Persönlichkeit interessiert und der seinerseits darauf angewiesen ist, von Ellie nicht im Stich gelassen zu werden.

4. Werkaufbau Thema des Romans About a Boy sind soziale Bindungen in der zeitgenössischen urbanen Gesellschaft, die durch Einsamkeit und die Sehnsucht nach Geborgenheit gekennzeichnet ist. Schauplatz der Erzählung ist London, aus dessen großstädtischer Anonymität bisher gänzlich voneinander unabhängige Lebenswege heraustreten, die sich kreuzen und schließlich ein Netz aus sozialen Beziehungen bilden. Neben Marcus als Hauptfigur der Erzählung ist Will die wichtigste Nebenfigur; ihr Lebensweg und die sich zwischen ihnen entwickelnde Freundschaft zieht sich als roter Faden durch den Roman und führt zum Schluss zur Bildung einer Art modernen Ersatzfamilie. Die auf insgesamt 36 Kapitel verteilte Handlung gliedert sich dramaturgisch, ähnlich wie im klassischen Drama, in fünf Teile: Einführung (Exposition), Kapitel 1–7; Spannungsaufbau (Kapitel 8); Höhepunkt (Kapitel 9 und 10); Wendepunkt (Kapitel 11); Retardation (eine in diesem Hauptfigur: protagonist Nebenfigur: subsidiary character roter Faden: red thread Roman: novel Handlung: plot (Story), action (Handlungsverlauf) Einführung: introduction Spannungsaufbau: tension build-up Höhepunkt: climax Wendepunkt: turning point Retardation: retardation

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Falle über fast 25 Kapitel reichende Verzögerung); Schluss (Kapitel 36). Die innere Handlungsstruktur ist komplex und besteht aus mehreren HandlungsstränGeschlossene Form gen, die allmählich ineinander verschränkt und zusammengeführt werden. Eröffnet wird die Erzählung in medias res mit zunächst zwei parallel nebeneinanderherlaufenden Handlungssträngen: die Kapitel 1, 3, 5 und 7 erzählen Marcus’ Lebensweg, während Wills Lebenssituation in den Kapiteln 2, 4 und 6 geschildert wird. Diese beiden Lebenswege und damit die Handlungsstränge kreuzen sich in Kapitel 8 zum ersten Mal und werden in den Kapiteln 9 und 10 zu einer gemeinsamen Geschichte verknüpft. Später kommen in den Kapiteln 19 und 24 zwei weitere Handlungsstränge hinzu, die sich im Folgenden in die bisherige Geschichte integrieren: Marcus lernt seine Freundin Ellie kennen, und Will verliebt sich in Rachel. Am Ende der Geschichte verbinden sich die aus den vier Handlungssträngen zusammengeführten einzelnen Lebens- und Familiengeschichten zu einem umspannenden sozialen Netzwerk. Damit ist die Erzählung in sich abgeschlossen. Der Romanschluss erscheint somit als Konsequenz der bisherigen Handlung; damit lenkt Hornby das Augenmerk des Lesers direkt auf das Thema seines Romans, nämlich soziale Bindungen in der individualistischen Gesellschaft.

Schluss: ending Handlungsstrang: strand (of the plot) Lebenssituation: situation in life verknüpft werden: to be connected

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Gattungseinordnung Die Erzählung About a Boy ist eine Prosaerzählung (gehört also zur Gattung »Epik«, erzählende Literatur). Sie beschränkt sich nicht auf einen einzelnen Handlungsstrang, sondern stellt ein komplexes Erzählgebilde dar, das mehrere Teilgeschichten zu einer integrativen Gesamthandlung zusammenfügt. Das Tableau aus komplex und psychologisch wahrscheinlich angelegten Figuren, die vielschichtige Erzählstruktur, die Länge der Erzählung, die sich zum Teil auch aus der Darstellung komplexer Entwicklungen erklärt, weisen zusammengenommen auf das Format des Romans hin. In Abgrenzung zur (meist relativ kurz gehaltenen) Novelle unterscheidet sich ein Roman meist darin, dass er sich nicht auf die Schilderung einer »unerhörten Begebenheit« (Goethe) beschränkt, sondern komplexere ineinander verwobene Geschichten erzählt. Der Länge eines Romans sind daher keine formalen Grenzen gesetzt, sondern sie richtet sich allein nach den erzählerischen Erfordernissen.

Prosaerzählung: prose narrative erzählend: narrative wahrscheinlich: plausible Novelle: novella, novelette Schilderung, schildern: description (of s.th./s.b.), to describe s.th./ s.b. unerhörte Begebenheit: extraordinary event

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Konfliktlösungen und Romanschluss Die zahlreichen unterschiedlichen Problemstellungen und Konflikte, die zu Beginn der Erzählung durch die verschiedenen Lebensgeschichten aufgeworfen werden, lösen sich im Romanschluss auf: Marcus hat an seiner neuen Schule inzwischen Freunde gefunden; Fiona hat als weiteren Notanker neben ihrer Freundin Suzie nun auch Wills neue Partnerin Rachel hinzugewonnen, die für Fionas Situation ein besonderes Verständnis hat und sich daher regelmäßig mit ihr trifft. Will ist unterdessen mit Rachel glücklich und lässt Marcus über gemeinsame Sonntagsausflüge mit Rachels Sohn Ali an seinem neuen Lebensglück teilhaben; Marcus’ Freundschaft mit Ellie (und deren Freundin Zoe) hat sich weiter vertieft, und in Cambridge besteht für Marcus inzwischen Hoffnung auf ein zukünftiges Halbgeschwisterchen und somit eine dauerhafte Erweiterung seines sozialen Netzes, das zusätzlich noch Lindsey als Partnerin von Marcus’ Vater Clive sowie dessen zukünftige Schwiegermutter einbinden würde. Am Ende der Erzählung wird also jedes Individuum mit seinen jeweiligen Sorgen und Nöten in einer neuen, umfassenden Verbundgemeinschaft aus gegenseitigen Freundschaften und Abhängigkeiten aufgefangen. Statt einer Anhäufung von Zufällen ist es die ernsthafte Lösung von Konflikten im Verlauf der Handlung, die zu diesem positiven Ende der Geschichte führt: Allmähliche Per-

Glückliches Denouement

Problemstellung: problem issue aufgeworfen werden: to come up sich auflösen, Auflösung: to be resolved, denouement

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sönlichkeitsentwicklungen, etwa die des infantilen Junggesellen Will zum verantwortungsbewussten Erwachsenen bzw. Marcus’ allmähliche Regression zum Kind, bewirken nicht nur die Lösung von Problemen, die Marcus und Will akut oder latent beschäftigen, sondern strahlen auch positiv auf das jeweilige Umfeld der beiden zentralen Figuren aus, indem sie dort ebenfalls neue Entwicklungen auslösen. So gibt Will Marcus den Anstoß und das Rüstzeug, um endlich altersgerecht zu leben und damit letztlich seine Außenseiterstellung abstreifen zu können. Marcus wiederum bereitet den Boden für Wills grundlegende Erkenntnis, dass die Grundbedingung für ein erfülltes und glückliches Leben genau das ist, was Will bisher am meisten gefürchtet hat: die Bereitschaft, Bindungen einzugehen und Verantwortung für andere zu übernehmen, um selbst Geborgenheit erfahren und sein Leben mit Sinn erfüllen zu können. Eine ähnliche Erkenntnis bewirkt Marcus auch bei seinem Vater Clive, der in Marcus’ Augen als Vater versagt hat und dessen nonkonformistische Lebenslügen er in einem nächtlichen Streitgespräch schonungslos entlarvt; daraufhin bekennt Clive, der genau vor diesen unbequemen Wahrheiten bisher die Augen verschlossen hat, dem halbwüchsigen Sohn seine heimliche Sehnsucht nach einer zweiten Chance in Gestalt eines Neuanfangs mit Lindsey und einem gemeinsamen Kind. Stabilisierend und mäßigend wirkt Marcus auch auf Ellie, indem er ihr nach dem Verlust ihres imaginären Leitbildes realen Halt gibt. Will schließlich, der anfangs nichts so sehr scheute wie Verbindlichkeiten, mutiert nicht nur zum Vertrauten für Marcus, sondern ist am Ende der Erzählung engagierter Lebenspartner für etw. auslösen: hier: to provoke s.th.

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Rachel und väterlicher Freund für deren halbwüchsigen Sohn Ali. Nicht zuletzt springt er um Marcus’ willen über sein neu gefundenes quasi-familiäres Lebensglück hinaus auch ein, um Fiona aus einem aktuellen seelischen Tief zu erretten, und bringt damit Marcus der ersehnten Erfahrung eines intakten Familienlebens ein Stück näher.

Erzähltechniken Eine eigene Erzähler-Figur gibt es in diesem Roman nicht. Stattdessen wird durchgehend in der 3. Person Singular erzählt, wenn auch zu weiten Teilen aus der Perspektive der Hauptfigur (Marcus) sowie der wichtigsten Nebenfigur (Will). Eine solche perspektivische Erzählweise nennt man personal; dabei wird der Leser über sämtliche für die Handlung relevanten Lebensumstände, Gewohnheiten, Gedanken, Erinnerungen und Gefühle der beiden wichtigsten Figuren aufgeklärt, um jede ihrer Handlungen nachvollziehen und sich im Übrigen mit beiden identifizieren zu können. Das Innenleben anderer Figuren, etwa Fiona oder Rachel, tritt lediglich im Figurendialog zutage, etwa wenn sie von sich selbst erzählen, sich durch ihr äußeres Verhalten indirekt selbst charakterisieren oder auch durch Statements Dritter charakterisiert werden. Erzähler: narrator sich mit jdm. identifizieren: to identify with s.b. Innenleben: innermost thoughts zutage treten: to be revealed äußeres Verhalten: actions sich charakterisieren: to characterize themselves

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In summa handelt es sich also um eine gedachte und allwissende (= auktoriale) Erzählinstanz, die hier teilweise neutral, teilweise personal (d. h. aus der Sicht einzelner Figuren) erzählt und sich an anderer Stelle auch ganz zurücknimmt, um den Figuren direkt das Wort zu erteilen.

5. Interpretation Zur ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Marcus und Will Marcus ist der »älteste Zwölfjährige der Welt«, der von den Erwachsenensorgen seiner Mutter beschwert ist und von ihren persönlichen Interessen und Geschmacksfragen dominiert wird. Der 36 Jahre alte Will hingegen führt das unbeschwerte Leben eines ewigen Kindes, das seinen Lebensunterhalt der Märchenfigur Santa Claus verdankt. Mit den alltäglichen Belangen durchschnittlicher Erwachsener hat Will so wenig zu tun wie Marcus mit dem normalen Leben eines durchschnittlichen Zwölfjährigen. Nachdem sich diese beiden so komplementären Figuren durch Zufall in einem Londoner Stadtpark begegnet sind, setzt auf beiden Seiten eine folWill und Marcus: komplementäre genreiche Entwicklung ein: Will, der VerbindPersönlichkeiten lichkeiten scheut und sich daher bisher tunlichst aus den Sorgen und Nöten seiner Mitmenschen herausgehalten hat, entwickelt sich zu einer ungewöhnlich: unusual Erwachsenensorgen: worries of adults Geschmacksfragen: hier: tastes unbeschwert: unshackled alltägliche Belange: everyday issues durchschnittlich, Durchschnitt: average durch Zufall: by coincidence etw. scheuen: hier: to (try to) avoid s.th.

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Vertrauensperson für Marcus. Denn ausgerechnet Will verschafft ihm den Zugang zur Lösung seines Außenseiterproblems: Marcus erhält von Will Nachhilfe darin, was gemeinhin als »trendy« gilt und von Marcus’ Klassenkameraden als »cool« anerkannt wird. So verhilft Will Marcus zu einem modischeren äußeren Erscheinungsbild im Sinne einer sozialen »Tarnkappe« und weckt sein Interesse an »angesagter« Musik. Schließlich findet Marcus dank dieser Hilfe gleichaltrige Freunde und beschäftigt sich zunehmend mit jenen Freizeitinteressen, denen der größte Teil seiner Mitschüler frönt. Am Ende der Erzählung kann Will befriedigt zur Kenntnis nehmen, dass Marcus sich inzwischen weder äußerlich noch in seinem allgemeinen Verhalten von anderen Zwölfjährigen unterscheidet. Während Marcus sich vom zu klein geratenen Erwachsenen zum Kind zurückentwickelt, verändert sich umgekehrt auch Will: in jenem wachsenden Maße, in dem er Einblick in Marcus’ Sorgen und Nöte erhält, die der Junge seiner depressiven Mutter aus falsch verstandener Fürsorglichkeit verschweigt, fühlt sich Will für Marcus’ Wohlergehen mitverantwortlich. Allmählich wächst der Vertrauensperson: confidant(e) (m./f.) Erscheinungsbild: (overall) appearance im Sinne von etw.: in the sense of s.th. gleichaltrige Freunde: friends/peers of the same age (as himself) etw. frönen: to indulge in s.th. Einblick erhalten: to gain insight into s.th. etw. verschweigen: to conceal s.th. (from s.b.), not to talk about s.th. (to s.b.) sich für etw. mitverantwortlich fühlen: to feel (partly) responsible for s.th.

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ewige Junggeselle, der die Gründung einer Familie bisher für einen geradezu absurden Gedanken gehalten hat, in das von Marcus umsichtig gesponnene soziale Netz gegenseitiger Freundschaften und Abhängigkeiten hinein, aus dem es für ihn schließlich kein ›Entrinnen‹ mehr gibt. Als er gegen Ende der Erzählung Rachel kennenlernt und sich ernsthaft verliebt, wird Will gleichsam über Nacht erwachsen. So begreift er, wie sinnentleert letztlich sein vermeintlich glückliches Leben bisher verlaufen ist, weil er ausschließlich um sich selbst gekreist ist und bei aller augenblicklichen materiellen Selbstgratifikation nur Ersatzbedürfnisse befriedigt, seine wahre Sehnsucht nach Geborgenheit und seelischer Erfüllung aber unterdrückt hat. Als Konsequenz aus dieser Erkenntnis übernimmt Will schließlich aus dem selbstlosen Motiv, Marcus zu helfen, Verantwortung für dessen Mutter Fiona – und hilft ihr durch ein schweres seelisches Tief hindurch. Damit ist Will im gleichen Maße erwachsen geworden, wie Marcus sich verkindlicht hat; beide haben am Ende der Erzählung Anschluss an eine ihrem jeweiligen Lebensalter angemessene Lebensphase (Pubertät und absurder Gedanke: hier: absurd idea gegenseitige Abhängigkeit(en): mutual dependance(s) Entrinnen: way out etw. begreifen: to grasp s.th. (at depth) um sich selbst kreisen: not to see past the end of one´s nose materielle Selbstgratifikation: material self-gratification Sehnsucht nach Geborgenheit: longing for a feeling of security (Gefühle) unterdrücken: to suppress (feelings) angemessen: appropriate

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gleichaltrige Freunde auf der einen Seite, Will wird Verantwortungsbereitschaft und tragfähierwachsen, ge Liebesbeziehung andererseits) gefunMarcus wieder den. Es ist diese chiasmische Entwicklung zum Kind (Chiasmus = Überkreuzschema), die im Kern die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Marcus und dem dreimal so alten Will charakterisiert.

Marcus’ selbstgewobene Patchworkfamilie Marcus ist Scheidungskind und wünscht sich nichts sehnlicher als eine intakte und glückliche Familie; das wird unter anderem daran deutSehnsucht nach Bilderbuchfamilie lich, dass er seine Mutter mit Will und dessen imaginärem Sohn Ned zu einer Art Bilderbuchfamilie verkuppeln will. Als er damit scheitert, überlegt sich Marcus als Hilfslösung ein Sozialmodell, das ihm wenigstens RetEin soziales Netzwerk gegen tung in Notfällen und gegen die alltägliNotfälle che Einsamkeit verspricht: ein tragfähiges soziales Netz, das die einzelnen Teile seiner zerbrochenen Herkunftsfamilie integriert und mit auf der einen Seite … andererseits: hier: … respectively Überkreuzschema: cross-over pattern sich etw. sehnlich wünschen: to long for s.th. Bilderbuchfamilie: ideal family jdn. verkuppeln: to arrange a match between (two people) Hilfslösung: alternative Sozialmodell: community set-up

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neuen Mitgliedern zu einem funktionsfähigen Verbund erweitert. Ein solcher familienähnlicher Sozialverbund aus Menschen, die höchstens zum Teil untereinander verwandt oder verschwägert sind, nennt man gemeinhin »Patchworkfamilie« (von engl. patchwork ›Stückwerk‹). Patchworkfamilien entstehen zum Beispiel dann, wenn sich der allein erziehende Elternteil einer Teilfamilie mit einem neuen Partner, und, sofern vorhanden, dessen Kind(ern) zu einem neuen Familienverbund zusammentut. Auch erweiterte Patchworkfamilien, zu denen noch andere Verwandte oder auch Fremde, beispielsweise ein als Leihopa fungierender Nachbar, gehören, sind vor allem in zeitgenössischen städtischen Gesellschaften bekanntlich keine Seltenheit. Im Zeitalter hoher Scheidungsraten und (in den Städten) zunehmender Singlehaushalte ersetzt die Patchworkfamilie in der heutigen individualistischen westlichen Gesellschaft die Familienclans vergangener Jahrhunderte. Marcus’ zusammengestoppelte Patchworkfamilie freilich ist in Wahrheit eher ein loses Netz aus gegenseitigen Freundfamilienähnlicher Sozialverbund: family-type community (of people) verwandt: related verschwägert: related by marriage allein erziehender Elternteil: single parent zu einem Familienverbund zusammentun: to form a (new) family erweitert: extended städtische Gesellschaft: urban society Scheidungsraten: divorce rates vergangene Jahrhunderte: past centuries

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schaften und Abhängigkeiten; es kommt ja nicht zu einer Wohngemeinschaft, von einer richtigen »Familie« kann also keine Rede sein. Trotzdem nimmt der Roman ein glückliches Ende in Marcus’ Sinne, denn zumindest die Hauptsorge des Jungen, nach einem möglichen ›Totalausfall‹ seiner Mutter allein dazustehen, scheint gebannt und der Junge endlich mit sich im Reinen. Traurig ist zwar, dass sich Marcus’ Sehnsucht nach einer intakten Familie nicht erfüllt; als tröstlich erscheint andererseits die Botschaft des Romans, dass die Bereitschaft des Einzelnen zur Übernahme sozialer Verantwortung im anonymisierten, individualistischen Großstadtleben unserer Zeit ebenso erhalten geblieben ist wie die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Geborgenheit.

Zum Stellenwert und zur Zukunft der Familie in der modernen westlichen Gesellschaft About a Boy erzählt vor allem von Scheidungskindern (Marcus, Ali, Ellie), allein erziehenden Müttern (Fiona, Suzie, Rachel, Katrina), dem bekennenden Single Will sowie Affären bzw. fehlgeschlagenen Partnerschaften und neuen Allianzen und Verbindungen aus Restfamilien (Clive – Lindsey und deren Mutter). Einzig Christine und

Botschaft: message erhalten bleiben: hier: to prevail menschlich: human Stellenwert: status fehlgeschlagene Partnerschaft: failed relationship

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John bilden mit ihren beiden kleinen Kindern eine intakte Familie – beschrieben aus der ablehnenden Sichtweise des ewigen Junggesellen Will, für den die traditionelle Familie eine spießige Horrorvorstellung ist. Dieser einseitig negative Blickwinkel wird jedoch am Ende der Erzählung – durch Will selbst – widerlegt. Darüber hinaus ist die klassische Familie aus mindestens den Elementen Mutter, Vater und Kind(ern) im Verlauf des Romans immer wieder als Wunschvorstellung präsent: Scheidungskind Marcus wünscht sie sich ebenso innig (zunächst in der Konstellation Fiona-Will-Marcus-Ned) wie sein Vater Clive, der sein Versagen gegenüber seinem Sohn inzwischen eingesteht und sich nach einer zweiten Chance mit Lindsey nebst gemeinsamen Baby sehnt. Auch Will erkennt – nachträglich – dank seiner Beziehung zu Rachel den Wert eines intakten Familienverbundes; dies wird im Romanschluss dadurch angedeutet, dass sich Will eine Heirat mit Rachel vorstellen kann. Die weitere Entwicklung seines neuen Lebensglücks ist freilich der Phantasie des Lesers ebenso anheim gestellt wie die Natur der weiteren Vertiefung von Marcus’ Beziehung zu Ellie; hier wie dort liegen freilich spätere Familiengründungen mit gemeinsamen Kindern zumindest im Bereich des Denkbaren. Intakte Familien werden also als Sozialmodell im Roman keinesfalls einseitig als Utopie negiert oder – unwiderlegt – als Ausdruck spießiger Rückständigkeit ablehnende Sichtweise: hier: condemning perspective spießig: petty jdm. etw. anheim stellen: to leave s.th. for s.b. else to decide / work out etw. negieren: to deny s.th.

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diffamiert, sondern im Gegenteil immer Familie als ideales wieder als Idealvorstellung bekräftigt. Der Sozialmodell? Romanschluss präsentiert zwar nicht gerade die Verwirklichung von Marcus’ Wunsch nach einer veritablen Familie, stellt aber immerhin die Weichen dafür, dass künftig auf der nunmehr erreichten Grundlage neue, funktionsfähige Kleinfamilien entstehen können.

etw. diffamieren: to defame s.th.

6. Autor und Zeit Nick Hornby wird 1958 als Sohn eines Geschäftsmannes und einer Sekretärin in London geboren. Als er elf Jahre alt ist, lassen sich seine Eltern scheiden; Hornby bleibt bei seiner Mutter und besucht in Maidenhead im Großraum London die Schule. Später studiert er Englisch an der Universität in Cambridge. Nach seinem Studium arbeitet Nick Hornby zwei Jahre lang als Englischlehrer in Cambridge; anschließend versucht er sich als Drehbuchautor. Erfolge erschreibt er sich als für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften arbeitender Journalist. 1992 veröffentlicht der Kenner amerikanischer Literatur, der sich bisher vor allem als Kolumnist und als Musikrezensent einen Namen gemacht hat, einen Band mit literaturkritischen Aufsätzen über moderne amerikanische Autoren (Contemporary American Fiction). Im selben Jahr erlebt Hornby auch seinen 1992: DurchDurchbruch als Bestseller-Autor: Sein Erstbruch als Autor lingsroman Fever Pitch, in dem er dem Londoner Fußballklub »Arsenal« ein Denkmal setzt, macht ihn mit einem Schlag berühmt. Auch in seinem Privatleben erlebt Hornby zwei wichtige Stationen. Er heiratet; 1993 wird sein erster Sohn geboren. Für sein Werk erhält Hornby neben anderen Auszeichnungen 1999 seitens der American Academy of Arts and Letters den begehrten E. M. Forster Award. sich scheiden lassen: to get a divorce sich als … versuchen: to try one’s luck as a

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In den nächsten 13 Jahren bis dato folgen mit den Romantiteln High Fidelity, How to be Good, About a Boy und zuletzt A Long Way Down vier weitere Bestseller aus Hornbys Feder. 2001 wählt das britische Publikum den Titel How to be Good zum Gewinner der W. H. Smith Book Awards. Hornbys schriftstellerische Vorbilder sind nach eigener Aussage insbesondere die ameLiebhaber rikanischen Autoren Tyler, Lorrie Moore und moderner amerikanischer Roddy Doyle, deren Markenzeichen HornLiteratur by als stilistische Schnörkellosigkeit, Humor und Engagiertheit beschreibt (»simplicity, humor, soul«).1 Eine weitere bedeutende Wegmarke seines internationalen Erfolges als Autor ist für Nick Hornby der begehrte Writers’ Writer Award, mit dem er von Schriftstellerkollegen beim Orange Word International Writers Festival des Jahres 2003 ausgezeichnet wird.2 Einordnung von About a Boy in das Gesamtwerk des Autors Überwiegender Schauplatz von Hornbys bisher fünf Romanen ist sein Heimatort London, den der Autor in seinen Erzählungen als lebendigen Mikrokosmos zeigt Markenzeichen: characteristic internationaler Erfolg: hier: international fame Schriftstellerkollegen: fellow writers ausgezeichnet werden: to be awarded (a prize) Heimatort: hometown lebendiger Mikrokosmos: bustling microcosm

6 . A U T OR U N D Z E IT

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und der aus Hornbys Sicht für das Leben im westlichen Europa und in den USA als einigermaßen repräsentativ gelten darf.3 Im Vordergrund seiner Romane stehen aktuelle Gesellschaftsthemen. So handelt der Erstling Fever Pitch (1992) vom Fußball und dessen GesellschaftFankultur, High Fidelity (1995) thematisiert lich engagiertes Schreiben Stellenwert und Funktionen der Popmusik in der Gesellschaft, About a Boy (1998) beleuchtet moderne Formen des sozialen Zusammenhalts in der Großstadt, How to be Good (2001) beschäftigt sich mit dem Thema Ehe, A Long Way Down (2005) erzählt von Jugendlichen und ihren Sinnkrisen. Es sind insbesondere das Alltagsleben alltäglicher Figuren und deren Sehnsüchte und Probleme, von denen Hornbys Bücher sehr offen, aber stets mit großem Verständnis für Menschliches und Zwischenmenschliches erzählen. Mit den meisten dieser handelnden Figuren kann sich der Leser leicht identifizieren, kennt er doch vielfältige Formen von Erwartungsdruck und VersaDie Vielschichgensängsten, Identitätskrisen und Sinnzweitigkeit des Alltäglichen feln aus eigener Erfahrung. Die breit angelegten Identifikationsangebote dürften ebenso ein Grund für die Beliebtheit von Hornbys Büchern sein

aktuelle Gesellschaftsthemen: hier: social problems thematisieren: to deal with (a topic) Sinnkrise, Identitätskrise: identity crisis Alltagsleben: everyday life Sehnsüchte: hopes and dreams Versagensängste: dread to fail (in life)

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wie die perspektivische Vielgestaltigkeit, mit der Hornby vom alltäglichen Leben erzählt. About a Boy ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Autor bei aller Alltäglichkeit seiner Thematiken niemals banal wird: zu sehr psychologisch wahrscheinlich sind die Figurenpersönlichkeiten und der Handlungsverlauf aufgrund der differenzierten Herangehensweise Hornbys an gesellschaftliche Fragestellungen. Bei aller Ernsthaftigkeit seines Diskurses und trotz der zahlreichen tragischen Elemente seiner Erzählungen enden Hornbys Bücher mit Ausnahme von How to be Good positiv. Ein Grund hierfür könnte sein, dass sie aktuelle gesellschaftliche Belange wohl ausleuchten, dem Leser aber am Ende kein eindimensionales Werturteil aufnötigen möchten. Die erzählten Lebens- und Alltagsgeschichten im Verlauf der jeweiligen Handlung regen zum ernsthaften Nachdenken über aktuelle Probleme und Prozesse in unserer urbanisierten westlichen Gesellschaft Moderne Nachdenkgeschichten an; dabei verzichtet der Autor aber zu keinem Zeitpunkt auf seine ihm eigene, stets humorvolle und allem Menschlichen gegenüber verständnisvolle Nuance.

perspektivische Vielgestaltigkeit: richness in perspective banal: commonplace psychologisch wahrscheinlich: realistic differenziert: differenciated Ernsthaftigkeit, ernsthaft: seriousness, serious Nachdenken über: reflection on s.th. urbanisierte westliche Gesellschaft: urbanized Western society humorvolle Nuance: hier: humorous touch

7. Rezeption About a Boy (1998) ist der dritte Bestsellerroman von Nick Hornby. Die allgemeinverständliche, schnörkellose Sprache und die in Teilen durchaus humorvolle Thematisierung zeitgenössischer sozialer Probleme in der Großstadt haben dem Buch zu außerordentlicher Beliebtheit verholfen. 2002 wurde About a Boy mit Hugh Grant in der Rolle des Will Freeman verfilmt.

allgemeinverständlich: hier: easy schnörkellos: simple humorvoll: humorous Beliebtheit, beliebt: popularity, popular

8. Checklist 1. Imagine that your friend asked you what Hornby’s novel is about. How would you answer in 5–6 sentences? 2. Compose a short summary of the plot in your own words. 3. Understanding the characters 3.1. Fiona’s illness: Find out what clinical depression is by browsing the internet, and compose a short fact sheet. In your own words, explain to the class what clinical depression is, how it can arise and how it affects patients like Fiona. 3.2. Describe, in short terms, the nature of Marcus’ relationships to Fiona, Suzie, Clive, Lindsey, Will, Ellie and Ali. 3.3. Give a short characterization of Clive and state whether you would appreciate having a father like him, justifying your arguments. 3.4. Do you think Fiona fails as a mother? Why (not)? 3.5. Describe Will’s relationship to Rachel. In what ways does it differ from Will’s previous relationships with women? 4. Looking at the structure and the language 4.1. Give a short overview on how Hornby structures his novel.

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4.2. How does the Brewers’ Christmas party fit in with the structure of the novel? 4.3. Scan the text for five slang expressions and find German equivalents. 5. Understanding and interpreting the novel 5.1. Read chapter 11 closely. Describe Marcus’ strategem and how it works out at the end of the novel (esp. chapter 36). 5.2. Marcus and Ali both live in single-parent households. Considering the ending of the novel, do you think the author is being critical of the traditional family in general? Justify your arguments by using examples/quotes from the text. 6. Thinking beyond the story 6.1. Do you think Marcus will continue fitting in with Will’s life with Rachel and Ali? Why (not)? 6.2. Can you imagine Will fathering a baby with Rachel one day? What kind of a father might Will be? 6.3. Think about the type of life Will leads before he falls in love with Rachel. Would you like to live like Will? Give reasons for your answer. 6.4. From what you know about Marcus and his ideas about life and social networking, can you imagine him starting a family of his own in the future? If yes, what kind of woman do you think he might choose to live with and why? Do you think he might consider getting married to Ellie one day? Why (not)?

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6.5. Discuss Marcus’ model of a social patchworking (chapter 11) versus traditional family life in class. Which do you prefer and why? 6.6. Why do you think so many families break up nowadays? Discuss and find reasons in class. 6.7. In your point of view, which conditions must be met so that family life works out? State examples. 6.8. Will asks Rachel what she thinks about the point of living. Look closely at their discussion in chapter 30. What do you think of Rachel’s answers? What might you have said to Will? 7. Creative Writing 7.1. Imagine Fiona Brewer as client to your matchmaking agency (Partnervermittlung). Compose an appropriate newspaper ad for her. 7.2. Write Marcus’ diary entry for Dead Duck Day. 7.3. One day, Lindsey comes home from her gynocologist’s announcing to Clive she is four months pregnant. From what you know about Clive and what he says to Marcus in chapter 35, what might his resolutions (Vorsätze) be concerning his future relationship to this new baby? 7.4. Look at Ali’s first reaction towards Will and Marcus (chapter 26). Imagine Will wants to get married to Rachel one day; how might he approach (auf jdn. zugehen) Ali about it and how might Ali react? Compose a scenario.

9. Lektüretipps/Filmempfehlungen Zur Biographie des Autors Penguin Books Ltd: Nick Hornby. Biographie des Autors unter: http://www.penguin.co.uk/static/cs/uk/0/minisites/ nickhornby/aboutnick/index.html Stand: 17. Juli 2006. Penguin Books Ltd: Nick Hornby FAQ: http://www. penguin.co.uk/static/cs/uk/0/minisites/nickhornby/faq/ index.html Stand: 17. Juli 2006. Guardian Unlimited Books / Authors / Hornby, Nick: http://books.guardian.co.uk/authors/author/0,,-88,00. html Stand: 17. Juli 2006. Guardian Unlimited Books / By genre / Interview: Simon Hattenstone meets Nick Hornby: Laughing all the way to the cemetery. 23. April 2005. Quelle: http://books.guardian.co.uk/departments/generalfiction/story/0,6000, 1468331,00.html Stand: 17. Juli 2006. Interpretationen Guardian Unlimited Books / By genre / Interview: Simon Hattenstone meets Nick Hornby: Laughing all the way to the cemetery. 23. April 2005. Quelle: http://books.guardian.co.uk/departments/generalfiction/sto ry/0,6000, 1468331,00.html

Anmerkungen 1 Vgl. Guardian Unlimited Books / By genre / Nick Hornby live online: Nick Hornby answers your questions. Transkription eines Live-Online-Interviews mit Nick Hornby. 22. Juni 2001. Quelle: http://books.guardian.co.uk/departments/generalfiction/ story/0,6000,511050,00.html Stand: 17. Juli 2006 2 Zur Biographie des Autors vgl. insbesondere Penguin Books Ltd unter http://www.penguin.co.uk/static/cs/uk/0/minisites/nickhornby/aboutnick/index.html Stand: 17. Juli 2006 Vgl. auch Guardian Unlimited Books / By genre / Interview: Simon Hattenstone meets Nick Hornby: Laughing all the way to the cemetery. 23. April 2005. Quelle: http://books.guardian. co.uk/departments/generalfiction/story/0,6000,1468331,00.html Stand: 17. Juli 2006 3 Vgl. Guardian Unlimited Books / By genre / Nick Hornby live online: Nick Hornby answers your questions. Transkription eines Live-Online-Interviews mit Nick Hornby. 22. Juni 2001. Quelle: http://books.guardian.co.uk/departments/generalfiction/ story/0,6000,511050,00.html Stand: 17. Juli 2006