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German Pages 777 Year 2006
Walther Busse von Colbe/Dieter Ordelheide/ Gunther Gebhardt/Bernhard Pellens Konzernabschlusse
Walther Busse von Colbe/Dieter Ordelheide/ Gunther Gebhardt/Bernhard Pellens
Konzernabschlusse Rechnungslegung nach betriebswirtschaftlichen Grundsatzen sowie nach Vorschriften des HGB und der lAS/IFRS Unter Mitarbeit von: Jorn Schulte Anne Schurbohm
8., uberarbeitete Auflage
GABLER
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet uber abrufbar.
Prof, (em.) Dr. Dr. h.c. mult. Walther Busse von Colbe, Institut fur Unternehmensfuhrung, Ruhr-Universitat Bochum Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Ordelheide (t), ehemals Inhaber des Lehrstuhls fur Rechnungswesen und Kontrolle, Johann Wolfgang Goethe-Universitat, Frankfurt am Main Prof. Dr. GiJnther Gebhardt, Inhaber des Lehrstuhls fur Betriebswirtschaftslehre, insbesondere WIrtschaftsprufung, Johann Wolfgang Goethe-Universitat, Frankfurt am Main Prof. Dr. Bernhard Pellens, Inhaber des Lehrstuhls fur Internationale Unternehmensrechnung, Ruhr-Universitat Bochum Unter Mitarbeit von: WP/StB Dr. Jorn Schulte, IVC Independent Valuation & Consulting AG Wirtschaftsprufungsgesellschaft, Essen WP/StB Dr. Anne Schurbohm, KPMG Berlin 1. Auflage 1969 7. Auflage September 2003 8. Auflage Oktober 2006 Alle Rechte vorbehalten © Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Jutta Hauser-Fahr/ Renate Schilling Der Gabler Verlag 1st ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschliefSlich aller seiner Telle ist urheberrechtllch geschutzt. Jede Verwertung aufterhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss GmbH, Morlenbach Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8349-0321-3 ISBN-13 978-3-8349-0321-1
Vorwort zur achten Auflage
Die erste Auflage dieses Buches wurde vor 37 Jahren konzipiert. Sie erschien 1969. Das Aktiengesetz 1965 enthielt fiir den deutschen Sprachraum erstmalig Vorschriften tiber die Aufstellung von Konzernabschiussen. Der Gesetzgeber konnte nur auf Erfahrungen zuruckgreifen, die in der Bundesrepublik Deutschland seit 1950 mit der Veroffentiichung von Konzernabschiussen einiger grolJer Konzerne vor aiiem aus den Bereichen der Montan-, Chemie- und Elektroindustrie gesammelt worden waren. So betrat der Gesetzgeber mit den Vorschriften Uber die Aufstellung von Konzernabschiussen Neuseeland. Auf dieser Basis entwickelten sich in den folgenden zwanzig Jahren in Deutschland konsolidierte Jahresabschlusse. Diese Entwicklung spiegelte sich in den folgenden Auflagen dieses Buches wider. Gesetzliche Grundlagen und Unternehmenspraxis wichen zunachst in vieler Hinsicht erheblich von der Konzernrechnungslegung in den angloamerikanischen Landem ab, die international mehr und mehr zum MaBstab wurde. Die Verabschiedung der 7. EG-Richtlinie durch den Ministerrat im Jahre 1983 und deren Umsetzung in deutsches Recht durch das Bilanzrichtlinien-Gesetz von 1985 gaben der Konzernrechnungslegung in Deutschland eine neue Richtung. Die anglo-amerikanischen Konsolidierungsmethoden hatten die 7. EG-Richtlinie stark gepragt. Ftir Deutschland folgten daraus insbesondere der Ubergang von der erfolgsneutralen zur erfolgswirksamen Kapitalkonsolidierung und vom nationalen zum internationalen Konzernabschluss sowie die Einflihrung der einheitlichen Bewertung im Konzernabschluss und der EquityMethode fur die Bewertung von Beteiligungen an assoziierten Unternehmen. Auch die Pflicht zur Steuerabgrenzung war neu. Auf den Einfluss anderer EG-Lander hin wurde die Quotenkonsolidierung fiir Gemeinschaftsunternehmen zugelassen. Der Kreis der zur Aufstellung von Konzernabschltissen verpflichteten Unternehmen wurde auf Mutterunternehmen in der Rechtsform der GmbH ausgedehnt. Osterreich hat die Rechnungslegungsvorschriften mit dem Rechnungslegungsgesetz von 1990 der Rechnungslegung der EG angepasst: Die Vorschriften fiir den Konzernabschluss aus dem deutschen HGB 1985 wurden in wesentlichen Teilen in das osterreichische HGB ilbernommen. Seit Anfang der neunziger Jahre haben die international anerkannten Rechnungslegungsgrundsdtze IAS des lASC und die SFAS des amerikanischen FASB zunehmend Einfluss auf die Konzernrechnungslegung deutscher Unternehmen ausgeiibt. Das gait insbesondere, als es mit dem Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz von 1998 kapitalmarktorientierten Mutterunternehmenfiireinige Jahre gestattet war, ihre Konzernabschltisse
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Vorwort
statt nach den Vorschriften des HGB nach den IAS oder den SFAS aufzustellen. Das gilt erst recht, als ab 2005 kapitalmarktorientierte Mutteruntemehmen nach der Verordnung der EU von 2002 auf ihre Konzernabschltisse die IAS anwenden mtlssen. Andere Mutteruntemehmen diirfen es. Neue internationale Standards des in International Accounting Standards Board (lASB) umbenannten lASC werden als International Financial Reporting Standards (IFRS) bezeichnet. In der Neuauflage werden die ftir den Konzernabschluss relevanten IFRS/IAS parallel zu den Vorschriften des HGB erdrtert. Die Grundkonzeption auch der achten Auflage geht auf die Zusammenarbeit mit meinem Koautor und Freund Dieter Ordelheide zuriick, der im Jahre 2000 verstorben ist. Ich bin dankbar dafiir, dass meine akademischen Schliler Giinther Gebhardt und Bernhard Pellens mich seitdem bei den Neubearbeitungen des Buches untersttttzt haben und damit zu Koautoren geworden sind. Auch meinen frUheren, heute in der Praxis tStigen Mitarbeitern J5m Schulte und Anne Schurbohm gilt mein Dank fllr ihre Mitwirkung auch an der 8. Auflage. Trotz weitgehender inhaltlicher Anderungen gegentiber den Vorauflagen wurde die von Anfang an gewahlte Grundstruktur des Buches beibehalten, allerdings ergSnzt um die Behandlung neuer Fragenkomplexe. Die Argumentation zu offenen und strittigen Fragen beruht vor allem auf dem bereits in der ersten Auflage vertretenen Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns, der in § 297 Abs. 3 HGB kodifiziert wurde. Die achte Auflage kommentiert die Konzemrechnungslegungsvorschriften im Dritten Buch des HGB 1985 mit den Anderungen bis Mitte 2006 unter Beachtung der Standards des Deutschen Standardisierungsrats (DSR), und vergleicht sie mit davon abweichenden Regelungen des lASB. Sie beriicksichtigt auch die Praxis der Unternehmen in Deutschland. Die Diskussionen in dem seit 1975 bestehenden Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung" der Schmalenbach-Gesellschaftfiir Betriebswirtschaft e. V., waren Uberaus wertvoll. Die Tatigkeit des Arbeitskreises hat flir den Gegenstand dieses Buches in dem Sonderheft der ZfbF, „Aufstellung von Konzemabschlttssen", 2. Aufl., 1989, ihren Ausdruck gefunden, auf das in diesem Buch haufig Bezug genommen wird. Aufbauend auf den im ersten Kapitel entwickelten Grundlagen - Pramissen des Konzernabschlusses, Konsolidierungsgrundsatze und technische Voraussetzungen der Konsolidierung - und nach Abgrenzungen des Konsolidierungsbereichs im zweiten Kapitel werden im dritten und vierten Kapitel die Vorbereitung zur Aufstellung der Konzernabschltisse durch einheitliche Bewertung und Umrechnung der EinzelabschlUsse auslandischer Tochterunternehmen behandelt. Giinther Gebhardt hat das vierte Kapitel ftir die 7. Auflage verfasst und ftir die achte Auflage tiberarbeitet. Die folgenden Kapitel sind den verschiedenen Konsolidierungsmafinahmen gewidmet. Im Unterschied zu den meisten Darstellungen des Konzemabschlusses und zur Kommentarliteratur ist die jeweils relevante Wahrungsumrechnung ftir die Konsolidierung, die erstmalige Konsolidierung und die Abgrenzung latenter Steuer in die einzelnen Kapitel integriert. Die im ftinften Kapitel ausftihrlich behandelte Kapitalkonsolidierung bildet den Kern der Konzernbilanzierung; in ihm werden auch die im HGB und in den IFRSAAS nicht geregelten Probleme der Ubergangs- und Entkonsolidierung im Einzelnen erOrtert. Infolge der Verabschiedung des IFRS 3 und der Neufassung des IAS 27 sind hier die Anderungen gegentiber
Vorwort
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VH
der siebten Auflage besonders ausgepr^gt. Es folgen im sechsten Kapitel die SchuldenkonsoUdierung und im siebenten die Diskussion der vielfSltigen Probleme der Eliminie' rung konzerninterner Gewinne und Verluste, wobei auf die Berechnung der konzeminternen Erfolge in Vorratsbestanden besonders intensiv eingegangen wird. Im achten Kapitel Uber die Gliederung des Konzemabschlusses wird auf den Komernanlagespiegel und die Darstellung des Eigenkapitals in der Konzembilanz selbst und in dem Eigenkapitalspiegel besonderes Gewicht gelegt. Das die Equity-Methode betrefFende Kapitel hat Bernhard Pellem bereits fllr die siebte Auflage bearbeitet und flir die achte aktualisiert. Das Kapitel Kapitalflussrechnung hat Gunther Gebhardt verfasst. Die Kapitalflussrechnung ist obligatorischer Bestandteil des Konzemabschlusses, die Segmentberichterstattung dagegen nur fllr kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtend. Konzernlagebericht, Prufung, Vorlage und Bekanntmachung des Konzemabschlusses werden in den folgenden Kapiteln nur kurz er5rtert, da sie den Gegenstand der Schrift nur am Rande bertihren. Das Buch schlieCt mit knappen Er5rterungen der Bedeutung konsolidierter Rechnungen/wr Zwischenberichte, die b5rsennotierte Gesellschaften mindestens flir das erste Geschaftshalbjahr neuerdings publizieren miissen (sechzehntes Kapitel). Die umfangreiche Bibliographie enthalt in Teil A die wichtigste Literatur, in der der Konzemabschluss als Ganzes oder flir eine Vielzahl von Problemkreisen dargestellt und kommentiert wird, sowie Regelungen, Empfehlungen und Literatur zur intemationalen Harmonisiemng, insbesondere in der EG, und flir die einzelnen Mitgliedstaaten der EG und die USA. In Teil B wird die Spezialliteratur nach den Kapiteln des Buches gegliedert, um das Auffinden der einschMgigen Literatur zu erleichtern. Freilich ist daflir jeweils auch die in Teil A genannte Literatur relevant. Die Literatur vor 1985 wurde aus den Quellenangaben i.d.R. gestrichen. Das Buch wendet sich einerseits an diejenigen Wirtschaftspraktiker, die innerhalb der Unternehmen und der beratenden Berufe Konzernabschlttsse aufzustellen, auszuwerten und zu prtifen haben, und andererseits an Studierende, die eine solche Tatigkeit spSter austiben wollen, sowie an Fachkollegen, die an der Weiterentwicklung der Fragen des Konzemabschlusses interessiert sind. Praktikern, die die Grundregeln fur die Aufstellung von Konzernabschltissen bereits beherrschen, soil das Buch als Nachschlagewerk dienen. Studenten hingegen mCgen sich nicht flir alle Einzelfi-agen interessieren. Denjenigen Lesern, die sich nur die Grundlagen des Konzemabschlusses aneignen wollen, seien das erste und dritte Kapitel sowie jeweils die ersten Abschnitte der anderen Kapitel zum Studium empfohlen. Das Buch ist so geschrieben, dass bei Kenntnis der Grundlagen des ersten Kapitels die einzelnen Abschnitte auch bei isolierter Lektiire verstSndlich sind. Die oft sehr komplexen Sachverhalte wurden anhand von Zahlenbeispielen so dargestellt, dass sie auch ohne Vorkenntnisse des Konzernrechnungswesens zu erfassen sind. AUerdings erfordert das eine intensive Durcharbeitung des Textes und der Beispiele. Diese sind daher uberwiegend klein gehalten worden und beziehen sich nur auf den jeweiligen Zusammenhang. Aus der Benutzung von Teilen dieses Buches als Grundlage flir Vorlesungen, Ubungen und Seminare ist die Sammlung „Komernabschlusse - Ubungsaufgaben zur Bilanzierung nach lAS/IFRS und HGB" entstanden. Sie hat sich in Vorlesungen, Ubungen und
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Vorwort
PrOfungen bew^hrt und ist auch fiir die Fortbildung in der Praxis geeignet. Die Sammlung ist 2005 in 10. Auflage gleichfalis im Betriebswirtschaftlichen Verlag Dr. Th. Gabler erschienen. Einige der Aufgaben werden durch LOsungen ergSnzt. Dartiber hinaus kCnnen Hochschullehrer und Leiter von Fortbildungskursen ein Losungsbuch zum pers5nlichen Gebrauch beim Autor anfordern ([email protected]). Bereits bei der sechsten Auflage hatten meine damaligen Mitarbeiter Bernhard Pellens und Jorn Schulte an einzelnen Kapiteln intensiv mitgewirkt. Dem hatten sich meine Mheren Mitarbeiter Anne Schurbohm und J5m Schulte, obgleich inzwischen in der Praxis tatig, fUr die 7. Auflage angeschlossen und die Kapitel Uber Priifiing und Zwischenberichterstattung neu bzw. iiber den Konzernlagebericht und die Vorlage bearbeitet. Meine studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeiter Martin Bleckmann, Milena Stahlhoff, Ying Li sowie Dipl.-Ok. Gunther Falkenhahn und Dipl.-Ok. Katharina Psarski sowie Dipl.-Kfm. Aaron A. Heilmann, Dipl.-Ok. Christian Gaber (beide Lehrstuhl Gebhardt) und Dipl.-Kfm. Uwe NGlte (Lehrstuhl Pellens) haben die Autoren bei der siebten Auflage in vielfaitiger Weise unterstUtzt, insbesondere den Text formatiert und das Stichwortverzeichnis angefertigt. Ich danke den Koautoren und Mitarbeitem fiir ihre wertvolle Mitwirkung. Dem Betriebswirtschaftlichen Verlag Dr. Th. Gabler bin ich fiir die effiziente Zusammenarbeit verbunden.
Bochum, im August 2006
Walther Busse von Colbe
Inhaltsiibersicht
Erstes Kapitel Grundlagen des Konzernabschlusses Zweites Kapitel Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
1 57
Drittes Kapitel Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
127
Viertes Kapitel Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften
157
Fiinftes Kapitel Kapitalkonsolidierung
197
Sechstes Kapitel Schuldenkonsolidierung
353
Siebtes Kapitel Konzerninterne Erfolge aufgrund von Lieferungen und Leistungen
381
Achtes Kapitel Aufwands- und Ertragskonsolidierung
433
Neuntes Kapitel Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis
453
X
Inhaltstlbersicht
Zehntes Kapitel Quotenkonsolidierung
499
Elftes Kapitel Beteiligungsbewertung nach der Equity-Methode
521
Zwolftes Kapitel KonsolidierteKapitalflussrechnungen
581
Dreizehntes Kapitel Segmentberichterstattung
609
Vierzehntes Kapitel Konzernanhang
617
Funfzehntes Kapitel Konzernlagebericht
631
Sechzehntes Kapitel Priiftiiig
639
Siebzehntes Kapitel Vorlage und Offenlegung
655
Achtzehntes Kapitel Zwischenberichterstattung
659
Anhang
671
Abkiirzungsverzeichnis
679
Bibliographic
683
Stichwortverzeichnis
735
Inhaltsverzeichnis
Erstes Kapitel Grundlagen des Konzernabschlusses I.
Rechnungslegungsvorschriften f&r Konzeme
1
1. Deutschland 1 1.1 Derzeitiger Rechtsrahmen 1 1.2 Entwicklung der Vorschriften. 3 2. Ausland 6 2.1 USA 6 2.2 Staaten der EuropSischen Gemeinschaft 8 2.2.1 GroBbritannien 8 2.2.2 Romanischer Rechtskreis 9 2.2.3 Osterreich 10 2.3 Schweiz 11 2.4 Japan 11 3. Internationalisierung der Konzernrechnungslegung 12 3.1 Harmonisierung in der EG 12 3.2 EuropSische Aktiengesellschaft 13 3.3 Standardisierung durch das lASB 13 3.4 Offhung des HGB fur international anerkannte Grundsatze 15 3.4.1 Verpflichtung zur Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards auf den Konzernabschluss kapitalmarktorientierter Gesellschaften 15 3.4.2 Erweiterung des Konzernabschlusses 15 3.4.3 Errichtung eines Rechnungslegungsgremiums 16 3.4.4 Freiwillige Anwendung der IFRS auf Konzern- und Einzelabschltisse 16 3.5 Konvergenz und Divergenz der Rechnungslegungssysteme 17 II.
Bestandteile der Konzernrechnungslegung
17
1. Klassische Bestandteile 2. Neue Bestandteile
17 18
III. Adressaten, Pramissen und Gestaltungsmoglichkeiten des Konzernabschlusses
18
XII
Inhaltsverzeichnis 1. Adressaten des Konzemabschlusses 2. Prtoissen des Konzemabschlusses 2.1 Funktionen des Jahresabschlusses eines wirtschaftlich selbstandigen Unternehmens 2.2 Eingeschrankte Funktionen der Jahresabschlusse von Konzernunternehmen 3. Gestaltungsmoglichkeiten fur den Konzernabschluss 3.1 Der Konzernabschluss nach der Fiktion der wirtschaftlichen Selbstandigkeit der Konzernunternehmen 3.2 Der Konzernabschluss nach der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzems
IV. Zwecke des Konzemabschlusses 1. Der Konzernabschluss als Informationsinstmment fUr externe Adressaten 1.1 Einblick in die Vermogens,- Finanz- und Ertragslage 1.2 Rechtsstellung des Konzemabschlusses 1.3 Gleiche Ansatz- und Bewertungsregeln fiir Einzel- und Konzernabschluss 1.4 Konzemabschluss flir vertragliche und faktische Konzernverhaltnisse 2. Der Konzernabschluss als Grundlage der Ausschiittungsbemessung 3. Der Konzemabschluss als Besteuerungsgrundlage 4. Der Konzernabschluss als FUhrungsinstrument V.
18 20 20 22 24 24 25 26 26 26 28 28 29 31 32 34
Konsolidierungsgrundsatze
35
1. Generalnorm 2. Vollstandigkeit des Konzemabschlusses 3. Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzems 3.1 Grundsatz 3.2 Einheitliche Rechnungsperiode 3.3 Einheitliche Datenerfassung und Berichterstattung 3.4 Einheitliche Ansatz- und BewertungsgrundsStze 4. Fiktion der Konzernbesteuerung 4.1 Grundsatz und Anwendungsbereiche 4.2 Ubemahme von Steuerabgrenzungen aus den Einzelabschllissen 4.3 Steuerabgrenzung aufgrund von HB I/HB Il-Unterschieden 4.4 Steuerabgrenzung infolge von Konsolidierungsvorgangen 4.5 Arten von Steuerbetragsdifferenzen 4.6 Methoden der Steuerabgrenzung 5. Konsolidierungsmethodenstetigkeit 6. Aquivalenz von Bilanzierungsmethoden im Einzel- und Konzernabschluss 7. Wirtschaftlichkeit der Rechnungslegung
35 37 38 38 40 42 43 44 44 46 46 46 47 48 51 53 54
Inhaltsverzeichnis
XIII
8. Ableitung und Funktionen von Konsolidierungsgrunds^tzen 55 9. Ubereinstimmung der Konsolidierungsgrundsatze nach HGB und IFRS ...56
Zweites Kapitel Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis I.
Konzernbegriff und Konzeraerfolg 1. Einheitliche Leitung und Kontrollmacht als Begriffsmerkmale 2. Stufenkonzept flir das Konzernbilanzrecht
II.
Pflicht zur Konzernrechnungslegung
57 57 ..58 60
1. Konzernrechnungslegungspflicht nach HGB und IFRS 60 1.1 MaBgeblichkeit des HGB 60 1.2 Gesamtkonzernabschluss... 62 1.2.1 Kapitalgesellschaften 62 1.2.2 Konzemabschluss nach IFRSfiirkapitalmarktorientierte und andere Mutterunternehmen 64 1.2.3 HaftungsbeschranktePersonenhandelsgesellschaften 66 1.2.3.1 Grundsatz. ......66 1.2.3.2 Kapitalgesellschaft als Mutterunternehmen 66 1.2.3.3 Personengesellschaft als Mutterunternehmen 68 1.3 Teilkonzernabschluss 69 1.3.1 Teilkonzernabschluss aufgrund einheitlicher Leitung 69 1.3.2 Teilkonzernabschluss aufgrund von Kontrollrechten 70 1.4 Befreiung von der Aufstellungspflicht fiir kleine nicht notierte Konzerne 72 1.5 Befreiung von der Aufstellungspflicht durch hGherrangige Konzemabschltisse 75 1.5.1 Mutterunternehmen mit Sitz in der EG 75 1.5.2 Mutterunternehmen mit Sitz auBerhalb der EG 80 1.6 Abschlussfiirwirtschaftliche Teilkonzerne 84 1.7 Konzemabschltisse bei fehlender VoUkonsolidierungspflicht 85 2. Konzernrechnungslegungspflicht nach dem Fublizitatsgesetz.. 86 2.1 Gesamtkonzernabschluss..... 86 2.2 Teilkonzernabschluss 89 2.3 Mutterunternehmen im Sinne des PublizitStsgesetzes 90 2.4 Grofienmerkmale 93 2.5 Befi-eiung von der Aufstellungspflicht bei Verm5gensverv^altung und fehlender Konzemleitung 94 2.6 Befreiung von Teilkonzernabschltissen durch hoherrangige Gesamtkonzemabschliisse 96
XIV
Inhaltsverzeichnis 2.6.1 Mutterunternehmen mit Sitz in der EG 2.6.2 Mutterunternehmen mit Sitz auBerhalb der EG
III. Vollkonsolidierungskreis
96 99 ..99
1. Kriterien zur Abgrenzung des Voilkonsolidierungskreises - Uberblick 99 1.1 NachHGB 99 1.2 NachlFRS 100 2. Tochteruntemehmen aufgrund einheitlicher Leitung .......101 3. Tochteruntemehmen aufgrund von Kontrollrechten 105 3.1 Mehrheit der Stimmrechte .......106 3.1.1 NachHGB 106 3.1.2 NachlFRS ....110 3.2 Organbestellungsrecht 112 3.2.1 NachHGB 112 3.2.2 NachlFRS.. ..........113 3.3 Beherrschungsrecht 113 3.3.1 NachHGB.... 113 3.3.2 NachlFRS 114 3.4 Stimmenmehrheit im Leitungsgremium nach IFRS 114 3.5 Konkurrenz zwischen Kontrollrechten und einheitlicher Leitung nachHGB .....115 4. Einbeziehungswahlrechte... 115 4.1 Abweichende Tatigkeit 115 4.2 BeeintrSchtigung der AusUbung der Rechte des Mutterunternehmens 116 4.2.1 NachHGB ....116 4.2.2 Nach IFRS 118 4.3 UnverhaltnismSBig hohe Kosten oder VerzOgerungen 118 4.3.1 NachHGB .......118 4.3.2 Nach IFRS 119 4.4 Weiterver^uBerungsabsicht... ....120 4.4.1 NachHGB 120 4.4.2 Nach IFRS 122 4.5 Untergeordnete Bedeutung 122 4.5.1 Nach HGB 122 4.5.2 Nach IFRS 123 5. Einbeziehung von Zweckgesellschaften 124 5.1 NachHGB ...........124 5.2 NachlFRS 126
Inhaltsverzeichnis
XV
Drittes Kapitel Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss I.
II.
Grundsatze
127
1. HGB 2. IFRS
127 129
Bilanzansatz
130
1. NachHGB 1.1 Mafigeblichkeit des Rechts des Mutteruntemehmens 1.2 Ansatzgebote 1.3 Ansatzverbote 1.4 Ansatzwahlrechte 1.5 Einheitlichkeit der Austibung von Ansatzwahlrechten 2. NachlFRS
130 130 131 133 133 134 135
III. Einheitliche Bewertungsmethoden 1. NachHGB
136 136
1.1 Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden 136 1.1.1 Grundsatz 136 1.1.2 Einheitlichkeitsgebot 137 1.1.3 Umbewertungspflicht 139 1.1.4 Bewertungsmethoden des Mutteruntemehmens als Mafistab ...139 1.1.5 Berichtspflicht bei Abweichungen von Methoden des Mutteruntemehmens 140 1.1.6 Weitergehende freiwillige Vereinheitlichung 141 1.1.7 Bewertungaus Sicht des Konzerns 142 1.2 Ausnahmen 143 1.2.1 Untergeordnete Bedeutung 143 1.2.2 Beibehaltung steuerlicher Werte 143 1.2.3 Besonderheiten fiir einbezogene Kreditinstitute und Versicherungen 144 1.2.4 Sonstige Ausnahmen 144 1.2.5 Wahrungsumrechnung 145 2. NachlFRS 146 2.1 Umbewertungspflicht 146 2.2 Bewertung zum Fair Value 146 IV. Auswirkungen auf die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung
147
XVI V.
Inhaltsverzeichnis Steuerabgrenzung
148
l.NachHGB
148
1.1 Ubernahme von Steuerabgrenzungen aus dem Einzelabschlus 1.2 Latente Steuern auf Anpassungsunterschiede 1.3 Latente Steuern auf Zuordnungsunterschiede bei erstmaliger Konsolidierung 2. Steuerabgrenzung nach IFRS 2.1 Temporary-Konzept 2.2 Ausnahmen
148 151 153 155 155 156
Viertes Kapitel Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften I.
Problemstellung
157
II.
Grundlagen
159
1. Umrechnung als Bewertungsvorgang 2. Umrechnung als Transformationsvorgang
159 163
III. Umrechnungskurse 1. Konventionen der Notation von Wechselkursen 2. Zeitpunktbezogene Auswahl von Wechselkursen 2.1 Geld-, Brief- oder Mittelkurse 2.2 Kassa-oder Terminkurse 2.3 Gespaltene Kurse oder Parallelkurse 3. Auswahl zeitraumbezogener Wechselkurse IV. Umrechnungsmethoden
V.
164 164 166 166 167 168 168 169
1. Stichtagskurs-Methoden 2. Zeitbezug-Methode 2.1 Grundkonzeption 2.2 Umrechnungskurse fur die vereinfachten Zeitbezug-Methoden 3. Funktionale Wahrungsumrechnung
170 175 175 175 185
Abschlusse aus Hochinflationslandern
189
1. Problemstellung 2. Definition eines Hochinflationslandes 3. Verfahren zur Umrechnung von Abschlussen aus Hochinflationslandern 3.1 Zeitbezug-Methode oder Hartwahrungsabschlusse
189 191 192 192
Inhaltsverzeichnis 3.2 Restate-Translate-Methode VI. Berichterstattung
XVII 193 194
Funftes Kapitel Kapitalkonsolidierung I.
Methoden 1. Konsolidierung der Kapitaiverflechtungen 2. KonkurrierendeBewertungskonzeptionen 3. Institutionelle Regelungen 3.1 Erwerbsmethode 3.2 Interessenzusammenftihrungsmethode 3.3 Neugriindungsmethode 3.4 Umgekehrte Erwerbsmethode
II.
Vermogens- und Erfolgskonzeption der Erwerbsmethode 1. Vergleich zwischen der Vermogens- und Erfolgskonzeption des Mutterunternehmens und des Konzerns 2. Phasen der Konsolidierung 2.1 Erstkonsolidierung 2.2 Folge- und Entkonsolidierung 3. Kapitalkonsolidierung nach der Buchwert- und Neubewertungsmethode 3.1 Ansatz der Anteile anderer Gesellschafter 3.2 Unterschiedliche Verm5gens- und Erfolgskonzeptionen
III. Erstkonsolidierung nach der Erwerbsmethode
197 ...197 198 201 201 202 202 203 203 203 ........204 204 206 ...209 209 210 214
1. Erstkonsolidierung und erstmalige Konsolidierung 214 2. Institutionelle Regelungen der Buchwert- und Neubewertungsmethode 215 3. Entstehung und Bestandteile eines aktivischen Unterschiedsbetrages 218 3.1 Vergleich der Einzelwerte und des Gesamtwertes 218 3.2 Bewertungskonzepte fiir das Reinvermogen........ .......219 3.2.1 Fiktive unternehmensindividuelle Anschaffiingswerte.... 219 3.2.2 Objektivierte Fair Values 219 4. Ermittlung der Tageswerte einzelner Bilanzposten 220 4.1 Immaterielle VermdgensgegenstSnde. 220 4.2 Sach-und Finanzanlagen 222 4.3 UmlaufVermSgen 223 4.4 Restrukturierungsrilckstellungen 224
XVIII
Inhaltsverzeichnis
5. 6. 7. 8.
9.
4.4.1 Ansatz nach HGB 224 4.4.2 Ansatzverbot nach IFRS 224 4.5 Andere RUckstellungen und Verbindlichkeiten .225 4.6 Ansatzwahlrechte nach HGB 225 Koordination von erster HB II und erstmaliger HGB-Konsolidierung 227 Aufl5sung stiller Riicklagen und Lasten im Rahmen der Erstkonsolidierung ..........228 Zuordnungsproblem bei der AuflSsung stiller Riicklagen 233 Firmenwert 235 8.1 Entstehung und Ursachen eines Firmenwertes 235 8.2 Bilanzielle Behandlung eines Firmenwertes.. 236 8.2.1 Erfolgswirksame und erfolgsneutrale Verrechnung 236 8.2.2 ZuordnungaufGeschaftsbereiche 237 8.2.3 Beteiligung anderer Gesellschafter 237 Passivischer Unterschiedsbetrag 239 9.1 Entstehung und Ursachen 239 9.2 Bilanzielle Behandlung 240 9.2.1 Nach HGB 240 9.2.2 Nach IFRS 242
IV. Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode
242
1. Behandlung aufgedeckter stiller Riicklagen und Lasten .242 2. Behandlung des Firmenwertes nach HGB 244 2.1 Abschreibung in den ersten vier Jahren oder nach der Nutzungsdauer 244 2.2 AuBerplanmiBige Abschreibung des Firmenwertes ...246 2.3 Wertaufholung 247 2.4 Ratierliche Verrechnung mit den Riicklagen 248 2.5 Stetigkeitsgebot 250 2.6 Offenlegung der Geschaftswertverrechnungen. 251 2.7 Koordination der Geschaftswertabschreibung mit der Beteiligungsabschreibung im Einzelabschluss 252 3. Der Impairment only-Ansatz nach IFRS 256 4. Behandlung passivischer Unterschiedsbetr^ge nach HGB. 259 5. Behandlung der Anteile anderer Gesellschafter 262 5.1 Verrechnung der Anpassungsbetrage 262 5.2 Zuordnung stiller Riicklagen und Lasten nach der Buchwertmethode. 262 5.3 Zuordnung stiller RUcklagen und Lasten nach der Neubewertungsmethode ........263 6. Zahlenbeispiel zur Erst- und Folgekonsolidierung 264 V.
Ent- und Ubergangskonsolidierung nach der Erwerbsmethode 1. Uberblick
267 ..267
Inhaltsverzeichnis
XIX
2. VerSuBerung der Beteiligung 268 2.1 Beteiligung ohne Anteile anderer Gesellschafter 268 2.2 Beteiligung mit Anteilen anderer Gesellschafter ..271 2.3 Ausweis der Entkonsolidierung 273 2.4 Entkonsolidierungszeitpunkte 275 2.5 Zahlenbeispiel zur Entkonsolidierung ............275 3. Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Quotenkonsolidierung 278 4. Obergang von der Vollkonsolidierung auf die Equity-Bewertung 280 4.1 Erfolgsneutraler Ubergang 280 4.2 Erfolgswirksamer Ubergang 281 5. Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Bewertung der Beteiligung zu Anschaffiingskosten .........282 S.lNachHGB .....282 5.2NachIFRS 285 VI. Steuerabgrenzung bei der Erwerbsmethode
285
1. Problemstellung ....285 2. Erfolgsneutrale Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung ...286 2.1 Bildung der Steuerabgrenzung 286 2.2 Aufl5sung der Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung 288 3. Erfolgswirksame Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung ..289 3.1 Bildung der Steuerabgrenzung 289 3.2 Aufi5sung der Steuerabgrenzung 290 4. Zahlenbeispiel zur Steuerabgrenzung .....290 5. Beurteilung der Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstund Folgekonsolidierung. 293 6. Steuerabgrenzung nach IFRS ......297 VII. Kapitalkonsolidierung im mehrstufigen Konzern nach der Erwerbsmethode 1. Stufenweise Konsolidierung 1.1 Ohne andere Gesellschafter 1.2 Mit anderen Gesellschaftern 1.2.1 Erstkonsolidierung 1.2.2 Folgekonsolidierung 1.3 Unterschiedliche Erstkonsolidierungszeitpunkte flir Gesamtund Teilkonzernabschluss 1.4 Gegenseitige Beteiligungen 2. Simultankonsolidierung
.......300 300 300 303 303 ..305 306 ....307 307
XX
Inhaltsverzeichnis
VIII.Kapitalkonsolidierung auslandischer Konzerngesellschaften nach der Erwerbsmethode 1. Erstkonsolidierung 2. Folgekonsolidierung 2.1 Zeitbezugsmethode 2.2 Stichtagsmethode 2.3 Push-down-Verfahren IX. Einzelfragen der Kapitalkonsolidierung
X.
309 309 310 310 313 314 315
1. Zu konsolidierende Anteile 1.1 Unterschiedliche Formen von Eigenkapitalanteilen und Zwischenformen der Finanzierung 1.2 Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen im Besitz von nicht einbezogenen Tochterunternehmen und Treuhandern Sprungkonsolidierung 1.3 Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen im Besitz von Gemeinschaftsuntemehmen und assoziierten Unternehmen 1.4 Eigene Anteile einbezogener Unternehmen 2. Abgrenzung des aufzurechnenden Eigenkapitals 3. Nicht eingeforderte ausstehende Einlagen 4. Erstkonsolidierungszeitpunkte 4.1 NachHGB 4.2 NachlFRS 5. Sukzessiver Erwerb von Anteilen 5.1 Sukzessiver Erwerb vor erstmaliger Konsolidierung 5.1.1 Nach HOB 5.1.2 NachlFRS 5.2 Erwerb von Anteilen nach erstmaliger Konsolidierung 5.2.1 Erwerb von Dritten 5.2.2 Erwerb im Rahmen der KapitalerhShung 6. Verminderung von Anteilen konsolidierter Unternehmen 6.1 Erfolgswirksamer Verkauf 6.2 Erfolgsneutrale KapitalmalJnahme 7. Konzerninterne Fusionen und Ausgrtindungen 8. NachtrSgliche Anderung des Erwerbspreises und der Werte des erworbenen Reinvermogens 9. Umgekehrte Erwerbsmethode
315
Methode der Interessenzusammenfiihrung
350
315
316 319 320 323 324 326 326 327 328 328 328 330 331 331 335 341 341 343 346 348 349
Inhaltsverzeichnis
XXI
Sechstes Kapitel Schuldenkonsolidierung I.
II.
Grundsatze
353
1. Fiktion der rechtlichen Einheit 2. Regelungen 2.1 NachHGB 2.2 NachlFRS 3. Betroffene Posten
353 353 353 354 354
Differenzen aus der Schuldenkonsolidierung
355
1. Bewertungsiiberschuss von konzerninternen Verbindlichkeiten iiber konzerninterne Forderungen 2. Differenzen aus zeitlichen Griinden
355 358
III. KonsolidierungsmaBnahmen 1. Korrektur der Summenbilanz 2. Korrektur des Jahresuberschusses 3. Unterlassen der Schuldenkonsolidierung
359 359 360 361
IV. Steuerabgrenzung
361
V.
Schuldenkonsolidierung einzelner Bilanzpositionen
365
1. Eingeforderte ausstehende Einlagen 1.1 Eingeforderte Einlagen auf das gezeichnete Kapital des Mutterunternehmens 1.2 Eingeforderte Einlagen auf das gezeichnete Kapital von Tochterunternehmen 2. Konzerninterne Anleiheverpflichtungen 3. Anzahlungen 4. RUckstellungen 5. Drittschuldverhaltnisse 6. Eventual verbindlichkeiten und Haftungsverhaltnisse 7. Posten aufgrund von LeasingvertrSgen 8. Sonstige finanzielle Verpflichtungen
365
VI. Sonderprobleme der Schuldenkonsolidierung 1. 2. 3. 4.
Erstmalige Schuldenkonsolidierung Abweichende Stichtage Schuldverhaltnisse in fremder Wahrung Entkonsolidierung
367 367 368 368 369 370 371 373 373 374 374 374 376 379
XXII
Inhaltsverzeichnis
Siebtes Kapitel Konzerninterne Erfolge aufgrund von Lieferungen und Leistungen I.
Problemstellung
381
II.
Definition konzerninterner Erfolge
383
1. 2. 3. 4. 5.
383 385 386 387
Konzemanschaffungs- und -herstellungskosten Konzerninterner Gewinn Konzerninterner Verlust Konzerninterne Erfolge bei mehrstufigen Lieferungen Einzelheiten der Definition der Konzemanschaffiingsund Konzernherstellungskosten 5.1 Vertriebskosten 5.2 LizenzgebUhren 5.3 Ausgaben aufgrund der rechtlichen Selbstandigkeit 5.4 Ansatz von Abschreibungen auf ZuordnungsbetrSge aus der Kapitalkonsolidierung in den Konzernherstellungskosten
III. Ermittlung der Konzemanschaffungs- und Konzernherstellungskosten fur Vorrate 1. Feststellung der Konzernbestande 1.1 Rohstoffe und bezogene Waren 1.2 Fertige und unfertige Erzeugnisse 1.3 Zurechnung gemischter MaterialbestSnde auf konzerninterne und konzemexteme Lieferungen 1.3.1 Uberblicktiberverschiedene Verfahren 1.3.2 Durchschnittspreisverfahren 1.3.3 Lifo-Verfahren und Fifo-Verfahren 1.3.4 Kifo-Verfahren und Kilo-Verfahren 1.4 Gruppenweise Ermittlung der Konzernbestande 2. Ermittlung der Konzernbestandswerte 2.1 Einzelbilanzwertverfahren 2.2 Verfahren der Zwischenerfolgsermittlung 2.2.1 Uberblick 2.2.2 Lieferungsindividuelles Verfahren 2.2.3 Jahresdurchschnittssatze fur Zwischenerfolge 2.2.4 Konzerndurchschnittssatze fur Zwischenerfolge 2.2.5 Ermittlung der Zwischenerfolge fiir Bestandsgruppen 2.2.6 Bruttogewinnverfahren 3. Handelsrechtliche Zulassigkeit IV. Ermittlung der Konzemanschaffungs- und Konzernherstellungskosten fiir andere Gegenstande
390 390 391 391 392
392 393 393 394 395 395 397 398 399 400 400 400 401 401 402 402 404 405 405 406 409
Inhaltsverzeichnis 1. Andere GegenstMnde des Umlaufverm5gens 2. Gegenstande des AnlagevermSgens 2.1. Abnutzbare GegenstSnde des AnlagevermOgens 2.1.1 Planmafiige Abschreibungen..... 2.1.2 AufierplanmaBige Abschreibungen 2.1.3 Zuschreibungen 2.2 Nicht abnutzbare GegenstSnde des AnlagevermOgens V.
XXIII ...........409 410 410 410 ...........411 413 413
Konzernanschaffungs- und Konzernherstellungskosten fiir AuslandsbestSnde.....
414
1. Problemstellung 2. Zeitbezugsmethode 3. Stichtagsmethode
414 415 416
VI. Eliminiemng konzerninterner Erfolge 1. Eliminierungspflichten 1.1 EliminierungspflichtigeBeMge..... 1.2 Einschrankung der Bewertungswahlrechte durch das Erfordernis der einheitlichen Bewertung und den Grundsatz der Konsolidierungsmethodenstetigkeit 1.3 Einfluss der Art des Lieferunternehmens auf die Eliminierungspflicht 1.4 Kritik der Eliminierungsregelung 2. Unterlassung der Zwischenerfolgseliminierung wegen untergeordneter Bedeutung 3. Genauigkeitsgrad der Zwischenerfolgseliminierung..... 4. Erstmalige Zwischenerfolgseliminierung 5. Eliminierung bei abweichenden Abschlussstichtagen 6. Korrektur des Jahresergebnisses um die Zwischenerfolge VII. Steuerabgrenzung 1. Grundsatz 2. Steuerabgrenzung bei Ubereinstimmender handelsund steuerrechtlicher Erfolgsrealisierung.. 3. Steuerabgrenzung bei differierender handels- und steuerrechtlicher Erfolgsrealisierung 4. Bodensatz-Methode
416 .....416 ...416 ......418 ........420 421 422 424 425 425 427 ...428 428 430 430 431
XXIV
Inhaltsverzeichnis
Achtes Kapitel Aufwands- und Ertragskonsolidierung I.
Grundsatze der Aufwands- und Ertragskonsolidierung
433
II.
Aufwands- und Ertragskonsolidierung aufgrund von Kapitalverhaltnissen
435
1. ErgebnisUbemahme mit Gewinnabflihrungsvertrag 2. ErgebnisUbemahme ohne Gewinnabflihrungsvertrag
435 436
III. Aufwands- und Ertragskonsolidierung bei konzeminternen Kreditgeschaften
438
IV. Aufwands- und Ertragskonsolidierung aufgrund von konzerninternen Lieferungen und Leistungen
440
V.
1. Lieferungen von Gegenst^nden des Vorratsvermogens 1.1 Gesamtkostenverfahren 1.1.1 Lieferungen von Erzeugnissen in das VorratsvermOgen 1.1.2 Lieferungen von Material in das VorratsvermSgen 1.1.3 Lieferungen von Erzeugnissen in das Anlageverm5gen 1.1.4 Lieferungen von Waren in das Anlageverm5gen 1.2 Umsatzkostenverfahren 1.2.1 Lieferungen von Waren oder Erzeugnissen in das Umlaufverm5gen ohne WeiterverSuBerung an Dritte 1.2.2 Lieferungen von Waren oder Erzeugnissen in das Anlageverm5gen 1.2.3 Interne Lieferungen mit Weiterverkauf an Dritte 1.3 Organisatorische Abwicklung bei zahlreichen Lieferungen 2. Lieferungen von anderen Gegenstanden des Umlaufoder AnlagevermSgens und Leistungen
440 440 441 442 443 443 444
Erstmalige Aufwands- und Ertragskonsolidierung
449
1. Ubemahme von Aufsvendungen und ErtrSgen im Rahmen der erstmaligen Konsolidierung 2. Aufwands- und Ertragskonsolidierung im Rahmen der erstmaligen Konsolidierung
444 445 445 446 448
449 451
Inhaltsverzeichnis
XXV
Neuntes Kapitel Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis I.
II.
Gliedeningsgrundsatze fllr die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung nach HOB*
453
1. Analogie zum Einzelabschluss
453
2. Abweichungen aufgrund der Eigenarten des Konzernabschlusses
456
Gliederungsgrundsatze nach IFRS
458
III. Konzernanlagespiegel 1. Regelung nach HGB 2. Regelung nach IFRS 3. Konsolidierung 3.1 Zusammenfassung vereinheitlichter Anlagespiegel 3.2 Korrekturen aufgrund der Kapitalkonsolidierung 3.2.1 Erstkonsolidierung 3.2.2 Folge- und Entkonsolidierung 3.3 Korrekturen aufgrund der Schuldenkonsolidierung 3.4 Korrekturen aufgrund konzeminterner Lieferungen von Anlagegegenstanden 3.4.1 Lieferungen aus dem VorratsvermOgen in das AnlagevermQgen 3.4.2 Lieferungen aus dem Anlageverm5gen in das VorratsvermOgen 3.4.3 Lieferungen aus dem AnlagevermOgen in das Anlageverm5gen 3.5 Korrekturen aufgrund der Equity-Bewertung 3.5.1 Erstmalige Equity-Bewertung und Beendigung der Equity-Bewertung 3.5.2 Fortschreibung des Equity-Wertes 4. Berticksichtigung von Auslandsgesellschaften im Konzernanlagespiegel 5. Konzernanlagebuchfiihrung IV. Eigenkapitalausweis und Sonderposten aus der Konsolidierung 1. Problemstellung 2. Regelungen nach HGB und IFRS 3. Eigenkapitalausweis vor Verwendung des Konzemergebnisses mit indirekter Eigenkapitalkorrektur durch Konsolidierungsausgleichsposten 4. Eigenkapitalausweis nach Verwendung des Konzemergebnisses mit direkter Korrektur de Eigenkapitals
459 459 460 460 460 460 460 463 464 464 464 465 465 466 466 467 469 470 471 471 472
473 476
XXVI
Inhaltsverzeichnis 5. Einfluss der Gewinnvereinnahmung auf den Eigenkapitalausweis in der Konzembilanz 5.1 Bei Vorliegen von Gewinnabftihrungsvertragen 5.2 Ohne Gewinnabftihrungsvertrage 5.2.1 Zeitverschobene Gewinnvereinnahmung 5.2.2 Zeitkongruente Gewinnvereinnahmung 6. Zahlenbeispiel zur Eigenkapitalkorrektur 7. Vorbereitung der Eigenkapitalkonsolidierung in den Einzelabschliissen 8. Eigenkapital- und Ergebnisausweis fur andere Gesellschafter von Tochteruntemehmen 8.1 Ausweis des Ausgleichspostens 8.2 Zurechnung der Konsolidierungskorrekturen auf den Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter 8.3 Ermittlung und Ausweis des anteiligen Jahresergebnisses anderer Gesellschafter 9. Besonderheiten bei Konzernabschlussen von Personenhandelsgesellschaften
V.
477 477 478 478 479 479 488 488 488 490 492 493
Eigenkapitalspiegel
494
1. Problemstellung 2. Regelungen nach HGB 3. Regelungen nach IFRS
494 494 497
Zehntes Kapitel Qiiotenkonsolidierung I.
Grundlagen
499
II.
Quotenkonsolidierungsrecht und Quotenkonsolidierungskreis
500
1. 2. 3. 4.
500 502 503 504
Wahlrecht fiir Gemeinschaftsuntemehmen BegriffdesGemeinschaftsuntemehmens Quotenkonsolidierungskreis Bestimmung der zu konsolidierenden Anteile
III. Quotenkonsolidierungsverfahren 1. Ansatz- und Bewertungsmethoden 2. KonsolidierungsmaUnahmen 2.1 Grundlagen 2.2 Kapitalkonsolidierung 2.3 Schuldenkonsolidierung
507 507 508 508 509 509
Inhaltsverzeichnis 2.4 Zwischenerfolgseliminierung 2.5 Aufwands-und Ertragskonsolidierung 2.6 Darstellung im Abschluss 3. Ent-und Ubergangskonsolidierung IV. Beurteilung der Quotenkonsoiidierung
V.
XXVII 510 512 514 514 515
1. Widerspruch zwischen Quotenkonsoiidierung und Fiktion der Rechtseinheit 2. Verbesserte Aussagekraft des Konzernabschlusses durch Quotenkonsoiidierung 3. Bilanzpolitische Auswirkungen
516 517
Gemeinschaftliche VermSgensgegenstande und Tatigkeiten
518
1. Gemeinschaftliche VermQgensgegenstande 2. Gemeinschaftliche Tatigkeiten
518 519
VI. Angaben im Konzemanhang
515
519
Elftes Kapitel Beteiligungsbewertung nach der Equity-Methode I.
II.
Grundlagen der Equity-Methode
521
1. Anwendungsbereich und Zweck 2. Struktur der Equity-Methode 2.1 Beispiel 2.2 Die Equity-Methode als Konsolidierungs- oder Bewertungsverfahren 2.3 Methodenwahlrechte
521 522 523
Anwendungsvoraussetzungen
527
1. Beteiligungen an assoziierten Unternehmen 1.1 Beteiligungsverhaltnis 1.2 MaBgeblicher Einfluss 2. Beteiligungen an Gemeinschafts- und Tochterunternehmen
527 527 528 532
525 526
III. Erstmalige Anwendung der Equity-Methode
537
1. Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung 1.1 Erwerbszeitpunkt der Beteiligung 1.2 Erstmalige Anwendung 1.3 Sukzessiver Erwerb der Beteiligung
537 537 538 539
XXVIII
Inhaltsverzeichnis 2. Bilanzierungsanpassung 3. Bestimmung des anteiligen Eigenkapitals 3.1 Einzelabschluss 3.2 Konzemabschluss 4. Varianten der Equity-Methode 4.1 Buchwertmethode 4.2 Kapitalanteilsmethode
IV. Equity-Methode in den Folgejahren 1. Fortschreibung um anteilige Jahresergebnisse des assoziierten Untemehmens 2. Fortschreibung der Unterschiedsbetrage 3. SonstigeEquity-Fortschreibungskomponenten 3.1 Fortschreibung um erfolgsneutrale Eigenkapitalveranderungen 3.1.1 Erfolgsneutrale Ubemahme 3.1.2 Erfolgswirksame Ubemahme 3.2 Eliminierung von Zwischenerfolgen 3.2.1 Eliminierungspflichten 3.2.2 FragwUrdigkeit der Zwischenerfolgseliminierung 3.3 Latente Steuem 4. Berucksichtigung negativer Equity-Werte 5. AuBerplanmSBige Abschreibungen des Equity-Wertes V.
540 541 541 542 545 545 546 547 547 548 551 551 552 553 555 555 555 559 561 563
Beendigung der Equity-Bilanzierung
564
1. Beendigung durchVerkauf der Beteiligung 2. tjbergang auf die Anschaffungskostenmethode durch VerkaufeinerBeteiligungstranche 3. Ubergang von der Equity-Methode auf die Voll-Oder Quotenkonsolidierung
565
VI. Anwendung auf ausl^ndische assoziierte Untemehmen 1. Wahrungsumrechnung bei der erstmaligen Equity-Bewertung 2. Wahrungsunu-echnung fUr die Equity-Fortschreibung 2.1 Umrechnung des gesamten Jahresabschlusses nach der Stichtagskursmethode 2.2 Umrechnung der einzelnen Eigenkapitalpositionen 3. Vergleich der Umrechnungsverfahren VII. Ausweis im Konzemabschluss 1. Ausweis des Beteiligungsbuchwertes 2. Ausweis des Beteiligungsergebnisses 3. Zusatzliche Angaben
567 569 570 570 572 572 575 577 577 577 579 580
Inhaltsverzeichnis
XXIX
Zwolftes Kapitel KonsolidierteKapitalflussrechnungen I.
II.
Grundlagen
581
1. Rechtliche Grundlagen 2. Aufstellungsmoglichkeiten
581 583
Abgrenzung des Finanzmittelfonds
585
1. Zahlungsmittel und Zahlungsmittelaquivalente 2. Finanzmittelbestande von Tochter- und Gemeinschaftsunternehmen 3. Finanzmittelbestande infremdenWahrungen
585 586 588
III. Darstellung der Ein- und Auszahlungen in der konsolidierten Kapitalflussrechnung 1. Bruttoprinzip 2. Direkte und indirekte Ermittlung des Cash Flow 3. Uberleitungsrechnung bei indirekter Ermittlung des Cash Flow aus laufender Geschaftstatigkeit 4. Direkte Ermittlung des Cash Flow aus Investitions- und Finanzierungstatigkeit IV. Konsolidierung der Einzel-Kapitalflussrechnungen der einbezogenen Unternehmen V.
Derivative Ermittlung der konsolidierten Kapitalflussrechnung aus Konzernbilanz und Konzern-Erfolgsrechnung
VI. Umrechnung der Ein- und Auszahlungen von Fremdwahrungen in die Berichtswahrung 1. Anwendung von Transaktions- und Durchschnittskursen 2. Auswirkung von Wechselkursanderungen auf ZahlungsstrOme der Aktivitatsbereiche 3. Bereinigung der Bestandsanderungen um Effekte von Wechselkursanderungen VII. Anhangsangaben 1. Veranderung des Konsolidierungskreises 2. Uberleitung zum Konzernergebnis
589 589 589 591 593
595
597
601 601 604 605 607 607 608
XXX
Inhaltsverzeichnis
Dreizehntes Kapitel Segmentberichterstattung I.
Grundlagen
609
1. Zwecke......................................................................................................609 2. Regelungen .........610 2.1NachHGB 610 2.2NachIFRS. 610 3. Methoden 611 3.1 Kompatibilitat mit anderen Abschlussbestandteilen .........611 3.2 Management Approach 611 II.
Segmente und Segmentobjekte
....612
1. Bestimmung der Segmente ......................612 1.1 Nach DRS 3 612 1.2NachIFRS....................................................................... ...............612 2. Segmentobjekte............ 613 III. Konsolidierung der Segmentdaten 1. SegmentinterneKonsolidierungen. 2. Segmentexteme Konsolidierungen
................615 .............................615 ......616
Vierzehntes Kapitel Konzernanhang I.
Grundsatze. 1. HGB.... 2. IFRS......
II.
Angaben zur Struktur des Konzerns
617 .....617 618 619
1. Unternehmen der einzelnen Konzemstufen .....619 2. Unterlassen von Angaben und Aufstellung des Anteilsbesitzes ...............621 3. Zusitzliche AngabenfilrAktiengesellschaften... ................................622 III. Angaben zu Konsolidierungsmethoden sowie Bilanzierungsund Bewertungsmethoden IV. Angaben zu Posten der Konzembilanz und Konzern-Gewinn-undVerlustrechnung.. V.
Sonstige Fflichtangaben
623
.................627 .........628
Inhaltsverzeichnis
XXXI
Fun&ehntes Kapitel Konzernlagebericht I.
Gesetzliche Grundlagen
631
II.
GrundsStze und Besonderheiten des Konzeralageberichts
632
III. Inhalt des Konzemlageberichts
633
1. Geschaftsverlauf, Ergebnis und Lage des Konzeras
633
2. Analyse des Geschaftsverlaufs und der Lage des Konzems
635
3. Bericht uber die voraussichtliche Entwicklung des Konzerns
635
IV. Risikobericht
636
V.
637
Einzelangaben nach § 315 Abs. 2 HGB
VI. Darstellung
638
Sechzehntes Kapitel Prjifung I.
Grundlagen
639
II.
Priifiingsberechtigte
641
III. Prtifiings- und Auskunftsrechte
642
IV. Ziele, Planung und Gegenstand der PrUfung
643
V.
1. Ziele und GrundsStze der Konzemabschlussprufung 2. Pruflingsplanung 3. Gegenstand der Prufung 3.1 Umfang der Konzemabschlussprufung 3.2 Priifting des internen Kontrollsystems 3.3 Prufung der einzubeziehenden Abschlusse 3.4 KonsolidierungsmaBnahmen
643 644 645 645 646 648 649
Ergebnis der Prufung
651
XXXII
Inhaltsverzeichnis
Siebzehntes Kapitel Vorlage und Offenlegung I.
Vorlage und Billigung
655
II.
Offenlegung
656
III. Sonstige VerOffentlichungen und VervielfSltigungen
658
Achtzehntes Kapitel Zwischenberichterstattung I.
Grundlagen
659
II.
Zielsetzung, GrundsStze, Einzelregelungen
661
1. Zielsetzung 2. Integrativer und eigenstandiger Ansatz 3. Regelungsinhalte
661 662 663
III. Zwischenbericht auf Basis des Konzernabschlusses 1. 2. 3. 4.
Aquivalenzgrundsatz Ermittlung der unterjahrigen Ergebnisse Konsolidierungskreis Konsolidierungsvorgange
666 666 666 667 668
Anhang Checkliste fiir Angabe- und ErlSuterungspflichten im Konzernanhang nach HOB und flir vergleichbare Pflichten nach IFRS in den Notes
671
Abkiirzungsverzeichnis
679
Bibliographie A. Allgemeine Literatur zum gesamten Konzernabschluss B. Spezialliteratur zu einzelnen Kapiteln Stichwortverzeichnis
685 698 735
Erstes Kapitel
Grundlagen des Konzernabschlusses
L
Rechnungslegungsvorschriften fiir Konzerne
1.
Deutschland
1.1
Derzeitiger Rechtsrahmen
Mit dem Bilanzrichtlinien-Gesetz vom 19. Dezember 1985 (BGBl. I S. 2355) wurden in Form eines Artikelgesetzes die Vierte, Siebente und Achte Richtlinie der Europaischen Gemeinschaft (EG) zur Harmonisierung des Geseilschaftsrechts^ in deutsches Recht umgesetzt. Damit wurde auch die Rechnungslegung fiir Konzerne von einer MindestgroBe an gegeniiber dem bis dahin vor allem fiir Aktiengesellschaften (AG) als Mutterunternehmen geltendem Recht grundlegend umgestaltet und auf Gesellschaften mit beschrSnkter Haftung (GmbH) erweitert. Die Vorschriften befinden sich nun tiberwiegend in dem Dritten Buch (§§ 238-340) des Handelsgesetzbuches (HGB). Schon zehn Jahre spater wurde fiir kapitalmarktorientierte Unternehmen wieder ein neues Kapitel der Konzernrechnungsiegung aufgeschlagen: Hervorgerufen durch die GlobaVierte Richtlinie des Rates vom 25. Juli 1978 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 Buchst. g) des Vertrages uber den Jahresabschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen (78/660/ EWG), in: ABl. der Europaischen Gemeinschaften vom 14.8.1978, Nr. L 222/11-31; Siebente Richtlinie des Rates vom 13. Juni 1983 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 Buchst. g) des Vertrages iiber den konsolidierten Abschluss (83/349/EWG), in: ABl. der Europaischen Gemeinschaften vom 18.7.1983, Nr. L 193/1-17; Achte Richtlinie des Rates vom 10. April 1984 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 Buchst. g) des Vertrages iiber die Zulassung der mit der Pflichtprufiing der Rechnungslegungsunterlagen beauftragten Personen (84/253/EWG), in: ABl. der Europaischen Gemeinschaften vom 12.5.1984, Nr. L 126/20-26.
2
Erstes Kapitel
lisierung der Kapitalmarkte und das Listing der ersten deutschen Unternehmen an der New York Stock Exchange setzte der Trend ein, die Konzernrechnungslegung international anerkannten Grundsatzen anzupassen. Dem entsprach der Gesetzgeber 1998 zunachst durch eine entsprechende Offhungsklausel, indem er im Rahmen des Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetzes den § 292a in das HGB einfligte. Es folgte im Jahr 2002 das Transparenz- und Publizitatsgesetz mit einigen Anderungen der Vorschriften^. Schon wenige Jahre spater wurden nach der Verordnung der EG vom 6. 6. 2002 (lASVO) kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet, ab 2005 (in einigen Fallen erst ab 2007) die Konzernrechnungslegung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) des International Accounting Standards Board (lASB) vorzunehmen. AuUerdem wurde den Mitgliedstaaten der EU das Recht eingerSumt, die IFRS auch fur die Konzernabschltisse anderer Unternehmen und flir die Einzelabschliisse von bestimmten Unternehmen oder generell vorzuschreiben oder zuzulassen^ Die Umsetzung der Verordnung erforderte eine Anpassung der EG-Bilanzrichtlinien. Sie wurden mit der sog. Modernisierungsrichtlinie vorgenommen^. Mit dem Bilanzreformgesetz (BilReG) vom 4. Dezember 2004^ wurde die lAS-VO durch Einfugung des § 315a in das HGB und Erweiterung des § 325 HGB in deutsches Recht umgesetzt. In der Bundesrepublik Deutschland besteht die gesetzliche Konzernrechnungslegung fur Kapitalgesellschaften aus der Aufstellung, Prtifiing und Offenlegung der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung, der Kapitalflussrechnung, des Eigenkapitalspiegels und des Konzernanhangs sowie fur kapitalmarktorientierte Unternehmen der Segmentberichterstattung. Zusammen bilden diese sechs Bestandteile gem §§ 290 ff. HGB den Konzernabschluss. Er wird durch den Konzernlagebericht gem. § 315 HGB erganzt. Konzernabschluss und Konzernlagebericht sind innerhalb von flinf Monaten nach Ende des Geschaftsjahres aufzustellen (§ 290 Abs. 1 HGB). Die Konzernrechnungslegungsvorschriften des HGB gelten weitestgehend auch fiir Unternehmen, die unter des Publizitatsgesetz fallen. Fur kapitalmarktorientierte Unternehmen richtet sich die Aufstellungspflicht zwar nach den Vorschriften des HGB, die Entwicklung des Konzemabschlusses jedoch nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS.
Gesetz zur Verbesserung der WettbewerbsfMhigkeit deutscher Konzeme an internationalen Kapitalmarkten und zur Erleichterung der Aufnahme von Gesellschafterdarlehen (KapAEG), BGBl. I 1998, S. 707; Gesetz zur weiteren Reform des Aktien- und Bilanzrechts, zu Transparenz und Publizitat (TransPuG), BGBl. I 2002, S.2681. Verordnung des Europaischen Parlaments und des Rates betreffend die Anwendung intemationaler Rechnungslegungsstandards PE-CONS 3626/02 v. 27. 5. 2002, Nr. 1606 v. 19. 7. 2002, ABl.EGv. 11.9.2002. Richtlinie des Europaischen Parlaments und des Rates zur Anderung der Richtlinien 78/660/EWG, 83/349/EWG, 86/635 und 91/674/EWG uber den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen von Banken und anderen Finanzinstituten sowie von Versicherungsuntemehmen v. 13.5. 2003. Gesetz zur Einflihrung zur Einfuhrung intemationaler Rechnungslegungsstandards und zur Sicherung der Abschlussprufiing (BilReG), BGBl. I 2004, S. 3166.
Grundlagen des Konzernabschlusses Auf der Gmndlage des § 342 HGB entwickelt der Deutsche Standardisierungsrat (DSR) Empfehlungen zur Konzernrechnungslegung in Form der Deutschen Rechnungslegungsstandards (DRS). Nach Verdffentlichung durch das Bundesministerium der Justiz gilt fur sie die Vermutung, dass sie den Grundatzen ordnungsmaBiger Buchfiihrung entsprechen.
1.2
Entwicklung der Vorschriften
Wahrend der Weltwirtschaftskrise war in Deutschland unter dem Eindruck der Zusammenbrtiche mehrerer groBer Konzerne mit der Aktienrechtsnovelle vom 19. September 1931 neben einigen Vorschriften tiber die Pubiikation von Konzernbeziehungen in den Jahresabschllissen der einzelnen Konzerngesellschaften in § 261 d HGB eine Ermachtigung aufgenommen worden, nach der die Reichsregierung fur Konzerngesellschaften Vorschriften iiber die Aufstellung des eigenen und eines gemeinschaftlichen Jahresabschlusses erlassen konnte. Sie hat den Konzernabschluss selbst aber nicht geregelt, da ausreichende Losungen ftir die Probleme der Konzernbilanz fehlten. In den folgenden Jahren waren die mit dem Konzernabschluss zusammenhangenden Fragen in der Fachliteratur rege diskutiert und erste Losungsversuche vorgelegt worden^. Aufstellung, Prlifiing und Veroffentlichung des Konzernabschlusses wurden fast einstimmig befilrwortet. Dennoch war es fiir die Kodifizierung des Aktiengesetzes (AktG) im Jahr 1937 bei der ErmSchtigung vom Jahr 1931 geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben alliierte Besatzungsbehorden in Westdeutschland Vorschriften zur Aufstellung von Konzernabschlussen erlassen. Die aufgrund des Gesetzes Nr. 27 des Rates der Alliierten Kommission vom 16. Mai 1950 tiber die Umgestaltung des Deutschen Kohlebergbaus und der Deutschen Stahl- und Eisenindustrie neu geordneten Gesellschaften hatten gem. § 16 Ziff. 3 der Mustersatzung nach amerikanischem Vorbild dem Geschaftsbericht eine geprufte konsolidierte Bilanz sowie Gewinnund Verlustrechnung beizufugen. Obgleich die entflochtenen Aktiengesellschaften der Montanindustrie nach ihrer Entlassung aus der alliierten Kontrolle die Mustersatzung andern konnten, haben sich nur wenige Montankonzerne von der Pflicht befreit, konsolidierte Jahresabschlusse zu veroffentlichen. Diese publizierten Konzernabschltisse haben als Vorbild gewirkt und Konzerne anderer Wirtschaftszweige veranlasst, konsolidierte Bilanzen in Geschaftsberichten oder Borsenzulassungsprospekten zu ver5ffentlichen. Somit war in Deutschland die Zeit ftir eine gesetzliche Regelung der Konzernrechnungslegung reif. Der Regierungsentwurf eines Aktiengesetzes von 1960 enthielt eine im Vergleich zu den Aktiengesetzen des Auslandes sehr detaillierte Regelung der Konzernrechnungslegung (§§ 317-326 RegE)^. Mit geringen Anderungen wurden diese Vorschriften
" Vgl. z. B. die Beitrage in: Der Wirtschaftstreuhander, 4. Jg., 1935, und Bores, Wilhelm: Konsolidierte Erfolgsbilanzen, 1935. ^ Entwurf eines Aktiengesetzes nebst Begriindung, 1960.
4
Erstes Kapitel
fur die Rechnungslegung der Konzeme in den Funften Teil des Dritten Buches des Aktiengesetzes von 1965^ (§§ 329-338) ubernommen. Im Jahr 1969 wurden durch das Publizitdtsgesetz^ (PublG) Konzernleitungen von einer bestimmten GroBe des Konzerns an unabhangig von ihrer Rechtsform gem^fi §§ 11 bis 15 dazu verpflichtet wurden, in Anlehnung an die damaligen aktienrechtlichen Vorschriften Konzernabschliisse aufzustellen und - zumindest Konzernbilanzen - bekannt zumachen. Fur die Konsolidierung gelten jedoch die Vorschriften des HOB. Zur Transformation der 1978 vom Ministerrat der EG verabschiedeten Vierten Richtlinie zur Harmonisierung der Vorschriften uber den Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften erschien 1983 flir die Bundesrepubiik der Regierungsentwurf eines BilanzrichtlinieGesetzes^^ zun^chst nur fiir den Einzelabschluss und 1985 nach Verabschiedung der Siebenten EG-Richtlinie im Jahre 1983 auch fllr den Konzernabschluss. Er iSste eine heftige 5ffentliche Diskussion aus. Sie filhrte zu einer weitgehenden Neuformulierung, vor allem der Vorschriften fiir den Einzelabschluss, durch den Rechtsausschuss des Bundestages unter Vorsitz des Abgeordneten Helmrich^^. Das Bilanzrichtlinien-Gesetz wurde dann schon einen Monat spSter verabschiedet und trat am 1.1.1986 in Kraft^^. Die vom Gesetz betroffenen Unternehmen mussten die Vorschriften auf den Einzelabschluss spStestens fiir ab dem 1.1.1987 und auf den Konzernabschluss spatestens fiir ab dem 1.1.1990 beginnende Geschaftsjahre anwenden (Art. 23 EG HGB). Die Umsetzung der 7. EG-Richtlinie Ober den konsolidierten Abschluss war politisch weniger brisant als die Umsetzung der 4. EG-Richtlinie, weil der Konzernabschluss in Deutschland rechtlich weder Besteuerungs- noch Ausschiittungsgrundlage ist. Er ist auch - zumindest vorerst - insofern nicht Bestandteil der allgemeinen Grundsatze ordnungsmdfiiger Buchfuhrung (GoB), als er nur fiir Konzerne von gesetzlich festgelegten Grofienordnungen der Bilanzsumme, der Umsatzerl6se und der Arbeitnehmerzahl an (§§ 293 HGB, 11 PublG) sowie unabhangig davon im Fall der Borsennotierung aufgestellt werden muss. Damit ist er fiir die Masse der Personenunternehmen nicht relevant.
^ Aktiengesetz vom 6. September 1965 (BGBl. I S. 1089) und Einftihrungsgesetz zum Aktiengesetz vom 6. September 1965 (BGBl. I S. 1185). ^ Gesetz iiber die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzemen vom 15. August 1969 (BGBl. I S. 1189). ^^ Entwurf eines Gesetzes zur Durchftihrung der Vierten Richtlinie des Rates der Europaischen Gemeinschaften zur Koordinierung des Gesellschaftsrechts (Bilanzrichtlinie-Gesetz), Bundesrats-Drucksache 257/83 v. 3.6.1983; Entwurf eines Gesetzes zur Durchftihrung der Siebenten und Achten Richtlinie des Rates der Europaischen Gemeinschaften zur Koordiniemng des Gesellschaftsrechts, Bundesratsdmcksache 163/85 v. 12. 4. 1985. ^ ^ Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu den von der Bundesregierung eingebrachten Entwiirfen zur Durchfuhrung der Vierten, Siebenten und Achten Richtlinie des Rates der Europaischen Gemeinschaften zur Koordinierung des Gesellschaftsrechts, Bundestags-Drucksache 10/4268 V. 18.11.1985. ^^ Zu Einzelheiten der Entwicklung und zum Uberblick des Inhaltes des Gesetzes vgl. Busse von Colbe, Walther/Chmielewicz, Klaus: Das neue Bilanzrichtlinien-Gesetz, DBW 1986, S. 289 ff.
Grundlagen des Konzernabschlusses Der Konzernabschluss ist vorrangig ein Informationsinstrument vor allem fur Gesellschafter, Kreditgeber und - zumindest bei GroBunternehmen - fiir Arbeitnehmer und eine breitere Offentlichkeit. Als solches ist er fiir Konzerne sehr wichtig, da die Aussagekraft der Einzeiabschlusse der Mutterunternehmen und der Tochterunternehmen durch die Konzernwirkungen stark eingeschr^nkt ist. Jm Konzernabschluss ist die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage der einbezogenen Unternehmen so darzustellen, als ob diese Unternehmen insgesamt ein einziges Unternehmen wdren'' (§ 297 Abs. 3 Satz 1 HGB). Konzerninterne Kapital- und Kreditverflechtungen (Kapital- und Schuldenkonsolidierung), Auswirkungen von Lieferungen und Leistungen zwischen den konsolidierten Unternehmen {Aufwands- und Ertragskonsolidierung) und aus konzerninternen Vorgangen resultierende Zwischenergebnisse sind zu eliminieren (§§ 301, 303, 304, 305 HGB). Gemeinschaftsunternehmen sind anteilig zu konsolidieren (§310 HGB) oder wie Beteiligungen an assoziierten Unternehmen, auf deren Geschafts- und Finanzpolitik ein Konzernunternehmen einen maBgeblichen Einfluss ausiibt, nach der Equity-Methode zu bewerten (§§311,312 HGB). Der Gesetzgeber verfolgte bei der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie in den §§ 290-315 HGB einerseits die Grundlinie, sich m5glichst eng an die schon sehr detaillierten Mindestvorschriften der 7. EG-Richtlinie zu halten, diesen Rahmen also nicht zu uberschreiten. Andererseits wollte er aber auch die den Mitgliedstaaten eingeraumten Gestaltungswahlrechte im Sinne der geltenden deutschen Regelungen auszuUben und sie soweit wie moglich als Konsolidierungswahlrechte an die Unternehmen weiterzugeben. Diese Wahlrechte bergen die Gefahr, dass die KonzernabschlUsse nicht nur von Unternehmen aus verschiedenen Staaten, sondern nun auch innerhalb Deutschlands noch schwerer miteinander vergleichbar werden, als es bisher ohnehin schon der Fall war. In Deutschland ver5ffentlichten bereits im Jahrzehnt vor Verabschiedung des Bilanzrichtliniengesetzes 1985 nach aktienrechtlichen Vorschriften etwa 450 Gesellschaften, nach dem Publizitatsgesetz etwa weitere 200 Konzernleitungen Konzern- und TeilkonzernabschlUsse^^. Die Zahl der zur Veroffentlichung ihres Konzernabschlusses verpflichteten Mutterunternehmen hat sich infolge der Ausdehnung der Verpflichtung auf GmbH und der steigenden Zahl von Konzernen, erheblich erhoht Im Jahr 2001 wurden nach einer Angabe im Bundesanzeiger 1.056 KonzernabschlUsse veroffentlicht. Die Bedeutung der jahrlichen KonzernabschlUsse hat in Deutschland nicht nur quantitativ, sondern vor allem hinsichtlich des Informationsgehalts im Vergleich zu den EinzelabschlUssen der Muttergesellschaften zugenommen. FUr die Information der Kapitalmarktteilnehmer gilt der Konzernabschluss als die formalisierte Finanzberichterstattung schlechthin, zumal es nur noch wenige bSrsenotierte Gesellschaften gibt, die nicht als Konzern organisiert sind. Das gih auch fiir die Halbjahres- und Quartalsberichte, zu denen die borsennotierten Gesellschaften verpflichtet sind.
^^ Die Zahlen wurden entnommen aus: Mitteilungsblatter der Wirtschaftspriiferkammer 1975 1986. Zu Einzelheiten siehe Pellens, Bernhard: Der Informationswert von Konzemabschlussen, 1989, S, 17 f
6
2.
Erstes Kapitel
Ausland
Die Konzernrechnungslegung in Deutschiand orientiert sich seit jeher an den Konzernrechnungslegungsvorschriften und -praktiken in den angio-amerikanischen L^ndern. So waren bereits die Vorschriften des AktG 1965 und sind in noch weit starkerem MaBe die des HGB 1985 insbesondere durch die in den USA und GroBbritannien schon seit Iangem ilblichen Konsolidierungsgrundsatze und -techniken gepragt. Diese Orientierung an vor allem von den USA beeinflussten internationalen Rechnungslegungsstandards wurde besonders deutUch, als 1998 kapitaimarktorientierten Muttergesellschaften mit § 282a HGB fur einige Jahre eriaubt wurde, den Konzernabschluss statt nach deutschem Recht nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsatzen aufzustellen, zu denen nach der Gesetzesbegrtindung auBer den IFRS auch die US-GAAP zahlten. Mit der seit 2005 geltenden Pflicht kapitalmarktorientierter Geseilschaften, ihren Konzernabschluss nach den IFRS aufzustellen, folgt die Konzernrechnungslegung weitgehend internationalen Grundsatzen. Im folgenden wird ein kurzer Uberblick liber die Regelungen der Konzernrechnungslegung in den USA, in den westlichen NachbarMndem Deutschlands und in Japan gegeben, um zu zeigen, dass sich die Entwicklung in Deutschiand nicht isoliert, sondem in Anpassung an Internationale Tendenzen vollzogen hat. Zur naheren Information uber die Konzernrechnungslegung im Ausland muss auf die Spezialliteratur verwiesen werden^"*.
2.1
USA
In den USA hat die Veroffentlichung von konsolidierten Abschliissen eine lange Tradition. Bereits 1893 wurde in den USA von der National Lead Company ein konsolidierter Abschluss publiziert^^, und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts setzten sich konsolidierte Abschlusse in der amerikanischen Unternehmenspraxis immer mehr durch^^. Verbindliche Regelungen liber die Aufstellung von konsolidierten Abschliissen wurden von der US-amerikanischen Borsenaufsichtsbehorde Securities and Exchange Commission (SEC) aufgrund von Ermachtigungen des Securities Act (1933) und des Securities Exchange Act (1934) erlassen. Durch diese Regelungen wurde der Rahmen fur die Aufstellung konsolidierter Jahresabschlttsse weitgehend festgelegt; fiir die Unternehmen blieb aber ein erheblicher Ausgestaltungsspielraum^^. Spezielle Rechnungsle^^ Siehe Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.): Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001. 1^ Vgl. Childs, William H.: Consolidated Financial Statements, 1949, S. 43 f. ^^ Vgl. Bores Wilhelm: Geschichtliche Entwicklung der konsolidierten Bilanzen (Konzembilanz), ZfhF 1934, S. 113 ff.; Gingele, Rudolf: Der konsolidierte Abschluss in den Vereinigten Staaten von Amerika, 1989, S. 55ff.m.w.N. ^^ Vgl. Gingele, Rudolf: Der konsolidierte Abschluss in den Vereinigten Staaten von Amerika, 1989, S. 60 m.W.N.
Grundlagen des Konzernabschlusses gungsgrundsatze zur Aufstellung konsolidierter Jahresabschlusse, die z. T. auch heute noch Gilltigkeit besitzen, wurden seit 1959^^ zunachst vom Dachverband der amerikanischen Wirtschaftsprufer, dem American Institute of Certified Public Accountants (AICPA), als Accounting Research Bulletins (ARB), dann vom Accounting Principle Board (APB) als APB Opinion und werden seit 1973 von dem fiir die Ausarbeitung materieller Rechnungslegungsnormen zust^ndigen unabhSngigen Financial Accounting Standards Board (FASB) als Statements of Financial Accounting Standards (SFAS) herausgegeben^^. Die SFAS bilden den Kern der Generally Accepted Accounting Principles (USGAAP), die auf Weisung der SEC ftir b5rsennotierte Unternehmen verbindlich sind. In den USA gilt fiir Gesellschaften, die die Kontrolle tiber mindestens eine Tochtergesellschaft besitzen, der konsolidierte Abschluss als aussagefMhiger als der Einzelabschluss der Muttergesellschaft. Das Bestehen der Kontrolle wird gem. ARB No. 51.2 angenommen, wenn ein Unternehmen direkt oder indirekt die Mehrheit der Stimmrechte an einem anderen Unternehmen besitzt^^. Fiir Unternehmen, die Wertpapiere emittiert haben und dadurch den Vorschriften der SEC unterliegen, ist stattdessen der Mehrheitsbesitz am Kapital entscheidend^^. Da alle groBen amerikanischen Unternehmen, die mindestens eine Tochtergesellschaft kontrollieren, werden in den USA hauptsSchlich Konzernabschliisse veroffentlicht, die in der Regel den Einzelabschluss der Muttergesellschaft ersetzen^^,^^. In amerikanische konsolidierte Abschlusse sind grundsdtzlich alle Tochterunternehmen einzubeziehen, es sei denn, die Kontrolle iiber das einzubeziehende Unternehmen besteht voraussichtlich nur vorUbergehend oder ist stark eingeschrankt (SFAS 94.13). Fiir die Konsolidierung von Tochtergesellschaften gilt in der Regel und seit 2001 ausschliefilich die ,,purchase method' (SFAS 141.13). Sie ist anzuwenden, wenn eine Unternehmensverbindung als Kauf eines Unternehmens durch ein anderes zu qualifizieren ist^^. Nach der purchase method (Erwerbsmethode) sind insbesondere die ftir den Er-
^^ Fur die Aufstellung konsolidierter Jahresabschlusse ist insbesondere ARB No. 51 Consolidated Financial Statements, 1959, relevant, in: FASB (Hrsg.): Accounting Standards, Original Pronouncements, 2006, Vol. II,; zu Einzelheiten vgl. Fischer, Norbert et alt.: United States - Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg), Transnational Accounting, 2. Aufl., 2001, Vol. 3. S. 2987-3054. ^^ Vgl. hierzu Kubin, Konrad W.: Die Konzemrechnungslegung in den USA, in: Sonnemann, Erik (Hrsg.): Rechnungslegung, Priifung, Wirtschaftsrecht und Steuern in den USA, 1989, S. 101; Haller, Axel: Die Grundlagen der extemen Rechnungslegung in den USA, 4. Aufl. 1994, S 29 ff.; Pellens, Bemhard/Fiilbier, Rolf Uwe/Gassen, Joachim: Internationale Rechnungslegung, 6. Aufl. 2006, S. 55 ff. 2^ Vgl. AICPA: Consolidated Financial Statements, s. Fufinote 18. 21 Vgl. SEC: Regulation S-X, Rule 3 a-02 (a) (1). 22 Vgl. Gingele, Rudolf, FuBnote 17, S.47. 23 Vgl. zu den Ausnahmefdllen Kubin, Konrad W.: Die Konzemrechnungslegung in den USA, in: Sonnemann, Erik (Hrsg.): Rechnungslegung, Prufting, Wirtschaftsrecht und Steuem in den USA, 1989, S. 105. 24 Vgl. Miller, Martin A.: GAAP Guide, 2001.
8
Erstes Kapitel
werb des Tochterunternehmens aufgewendeten Anschaffungskosten des Mutterunternehmens mit dem -gegebenenfalls nach den Fair Value-Prinzip neu bewerteten assets und liabilities - anteiligen Eigenkapital des erworbenen Unternehmens im Erwerbszeitpunkt aufzurechnen {Kapitalkonsolidierung). Nach ARB No. 51.1 ist der konsolidierte Jahresabschluss so aufzustellen, dass er die VermSgens- und Ertragslage des Konzerns wie die eines einzelnen Unternehmens widerspiegelt. Daher miissen bei der Erstellung eines konsolidierten Jahresabschlusses alle aus Vorgangen zwischen einbezogenen Untemehmen resultierenden Positionen eliminiert werden^^. Ist ein Beteiligungsuntemehmen aufgrund fehlender Stimmrechtsmehrheit nicht voU zu konsolidieren, kann aber ein mafigebender Einfluss (significant influence) auf die Geschafts- und Finanzpolitik dieses Unternehmen ausgeiibt werden, so ist nach APB Opinion No. 18 dieses Unternehmen im konsolidierten Abschluss^^ nach der sog. EquityMethode zu bewerten. Danach sind die Anschaffungskosten der Beteiligung sind um die anteilig auf das Mutterunternehmen entfallenden, vom Beteiligungsuntemehmen erwirtschafteten Jahrestiberschiisse (-fehlbetrage) zu erhohen (vermindern) sowie um an das Mutterunternehmen ausgeschuttete Dividenden zu vermindern^^.
2.2
Staaten der Europaischen Gemeinschaft
2.2.1
GroBbritannien
Auch in GroBbritannien reichen die Anfange der Konzemrechnungslegung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurilck^^. In der britischen Unternehmenspraxis waren erste Formen der Konzemrechnungslegung seit etwa 1910 zu beobachten^^. Eine Pflicht zur Aufstellung von Konzernabschllissen wurde 1939 von der Londoner Wertpapierb5rse fiir Unternehmen erlassen, die an dieser Borse notiert werden woUten^^. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Konzemrechnungslegung wurde in GroBbritannien erstmals im Companies Act 1948 festgelegt^^. Die derzeit gultigen grundsatzlichen Regelungen zur Konzemrechnungslegung sind im Companies Act 1989 enthalten, mit dem die 7. und 8. EG-
2^ Vgl. AICPA: Consolidated Financial Statements, s. FuBnote 18. ^" Dies gilt auchfiirdie in seltenen Fallen aufgestellten Einzelabschltisse. ^^ Vgl. AICPA: APB Opinion No. 18: The Equity Method of Accounting for Investment in Common Stock, 1971, in: FASB (Hrsg.): Accounting Standards, Original Pronouncements, 2006, Vol. II,. ^^ Vgl. zu Einzelheiten Bircher, Paul: The Adoption of Consolidated Accounting in Great Britain, in: Accounting and Business Research, Vol. 19, 1988, No. 73, S. 3-13; Scholtissek, Wolfgang: Uberblick uber die Konzemrechnungslegung in GroBbritannien, RIW S. 797 f m.w.N. ^^ Vgl. Edwards, J.R.A¥ebb, K.M.: The Development of Group Accounting in the United Kingdom to 1983, The Accounting Historians Joumal, Vol. 11,1984, S. 49. 3^ Vgl. Walker, R.G.: Consolidated Statements, 1978, S. 88-92. ^^ Vgl. Weber, C.-P.: Praxis der Kapitalkonsolidiemng im intemationalen Vergleich, 1991, S. 17.
Grundlagen des Konzernabschlusses Richtlinie in britisches Recht umgesetzt worden sind^^. Einzelregelungen wurden vom Accounting Standards Board (ASB) bis 1990 in Form von Statements of Standard Accounting Practice (SSAP) und werden seitdem ais Financial Reporting Standards (FRS) erlassen. In GroBbritannien wird der Konzernabschluss - anders als in den USA - als ergdnzendes Informationsinstrument zum Einzelabschluss des Mutteruntemehmens verstanden^^. Als Konsolidierungsverfahren wird von britischen Unternehmen grundsatzlich ebenfalls die „purchase method" als „acquisition accounting" bezeichnet angewendet. Auch in GroBbritannien sind bereits seit den sechziger Jahren assoziierte Unternehmen, auf die nur ein maBgeblicher Einfluss (significant influence), aber kein beherrschender Einfluss ausgetibt wird, nach der Equity-Methode zu bewerten^^. Diese Methode ist insbesondere unter britischem Einfluss in die 7. EG-Richtlinie aufgenommen worden. Insgesamt sind die aktuellen britischen und deutschen Konzernrechnungslegungsvorschriften infolge der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie zwar einander weitgehend angenahert, in Teilbereichen bestehen aber weiterhin Unterschiede (z.B. bei der Kapitalkonsolidierung)^^. In GroBbritannien gilt der true and fair view-Grundsatz als ..overriding principle''', so dass in Ausnahmefallen von den britischen Konzernrechnungslegungsvorschriften abgewichen werden muss, wenn dies zur Vermittlung eines den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechenden Bildes der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns notwendig ist^^. Nach § 264 Abs. 2 HGB haben die Einzelvorschriften in jedem Fall Vorrang, und der true and fair view-Grundsatz erfiillt nur die Funktion einer Auslegungshilfe einzelner gesetzlicher Vorschriften und zur SchlieBung von Gesetzeslucken^^.
2.2.2
Romanischer Rechtskreis
Nur in wenigen anderen EG-Mitgliedslandern gab es vor Umsetzung der 7. EGRichtlinie Ansatze zu einer gesetzlichen Regelung der Konzernrechnungslegung. So war in Frankreich ahnlich wie in Deutschland bis 1966 die Aufstellung von Konzernabschlussen nicht geregelt. Im Zuge der Reform des Gesellschaftsrechts in den Jahren 1966 ^^ Einen Uberblick uber die Vorschriften des Companies Act 1989 geben Anderson, John/Keenan, Denis: The Companies Act 1989: Accounting Aspects, Accountancy, Vol. 105, February 1990, S. 100-104. ^^ Vgl. Fliess, Oliver: Konzernabschluss in GroBbritannien, 1991, S. 15 m.w.N. ^4 Vgl. Fliess, Oliver, ebenda S. 55 f ^^ Vgl. Fliess, Oliver, ebenda S. 362; zu Einzelheiten siehe Taylor, Paul.: United Kingdom Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.). Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001, Vol. 3,8.2717-2847. ^^ Vgl. Fliess, Oliver: Konzernabschluss in GroBbritannien, 1991, S. 39 f. "^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: A True and Fair View: A German Perspective, in: Gray, Sidney J./Coenenberg, Adolf G. (Hrsg.): EEC Accounting Harmonisation: Implementation and Impact of the Fourth Directive, 1984, S. 121-128; Ordelheide, Dieter: True and Fair View: A European and a German Perspective, European Accounting Review, Vol. 2, 1993, S. 81 - 90, undVol. 5,1996,8. 495-506.
_10
Erstes Kapitel
und 1967 wurden einige Vorschriften uber den Konzern und den Konzernabschluss in Art. 354 bis 359 des Gesetzes Nr. 66-537 vom 24. Juli 1966 Uber Handelsgesellschaften (Loi sur les societes commerciales) und dem zugehorigen Dekret Nr. 67-236 vom 23. Marz 1967 erlassen. Die im Jahr 1967 nach dem Muster der amerikanischen SEC gegriindete Bdrsenkommission (Commission des operations des bourses; C.O.C.) und der nationale Rechnungslegungsrat (Conseil national de la comptabilit^; C.N.C.) haben dann die Entwicklung vorangetrieben^^. Mit der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie wurde das Konzernabschlussrecht grundlegend durch das Gesetz Nr. 85-11 und das Dekret Nr. 86221 reformiert. Gesetz, Dekret und Verordnung enthielten detaillierte Vorschriften zu den Regelungen der 7. EG-Richtlinie und dartiber hinaus z.B. zur Wahrungsumrechnung Oder der Kapitalflussrechnung^^. Die Konzernrechnungsiegung wurde 1999 nach Stellungnahme des C.N.C. durch das Reglement 99-02 des nun als Standardsetter fungierenden Comite de la R^giementation Comptable (CRC) mit ministeriellem Erlass neu geordnet und z.T. den IAS angenShert. Die Neubewertungsmethode wurde obligatorisch. Auch in Belgien gab es seit 1973 Vorschriften zur Konzernrechungslegung. In Italien, Portugal und Spanien wurden dagegen erstmals Vorschriften zur Konzernrechnungsiegung durch die Umsetzung der 7. EG-Richtlinie erlassen.^^ 2.2.3
dsterreich
Osterreich hat mit dem Rechnungslegungsgesetz vom 28.6.1990 Konzernrechnungslegungsvorschriften in die §§ 244-267 des osterreichischen Handelsgesetzbuches (5HGB) ilbernommen, die sich weitgehend an der 7. Richtlinie und insbesondere an den deutschen Vorschriften zur Konzernrechnungsiegung orientieren^^. Auf wesentliche Abwei-
^^ Vgl. Bastien, Francis et alt.: Les comptes de groupe, 1978, S. 18; Eglem, J.Y./Gazil, P./Dobler, P.: La consolidation outil de gestion et de controle des groupes, 1984, S. 53. ^^ Vgl. im einzelnen Willert, Hans-Peter: Das franzSsische Konzembilanzrecht - Vergleichende Analyse zum deutschen Recht in Hinblick auf die Konzembilanzzwecke und deren Grundkonzeption, Diss, Frankfurt 1993; Richard, Jacques: France - Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.): Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001, S. 1127ft".;Hossfeld, Christopher: AusgewShlte Neuerungen in der franz5sischen Konzernrechnungsiegung,WPg 2002, S. 450 ft-. ^^ Vgl. zu Einzelheiten Bartholomew, E.G./Brown, Andrew/Muis, Jules W.: KonzerabschlUsse in Europa, 1981, S.48 fund S. 45ft".;Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.), Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001. ^^ Bundesgesetzblatt ftir die Republik Osterreich v. 31.7.1990, 475. Bundesgesetz, S. 3163-3204. Zu Einzelheiten vgl. Busse von Colbe, Walther: Der Konzernabschluss als Berichts- und Controllinginstrument - Zur neuen Regelung in Osterreich, in: Seicht, Gerhard (Hrsg.): Jahrbuch flir Controlling und Rechnungswesen, 1992, S. 89-115; Scholtissek, Wolfgang: Grundziige der kunftigen Konzemrechnungslegung in Osterreich, RIW 1989, S. 113-118; ders.: Die kunftige Rechnungslegung in Osterreich, RIW 1990, S. 912-917; Nowotny, Christian/Wagner, Martin: Austria - Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.): Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001, 319-379.
Grundlagen des Konzernabschlusses
11
chungen vom deutschen Recht wird im folgenden hingewiesen. Die dsterreichischen Konzemrechnungslegungsvorschriften waren ab 1994 anzuwenden.
2.3
Schweiz
Die Schweiz hat nach einem tiber ein Jahrzehnt dauernden Gesetzgebungsprozess 1991 das Obligationenrecht (OR) nur urn einige grundsStzliche Regeiungen flir die Aufstellung, Prufung und Offenlegung des Einzel- und erstmals auch fur den Konzernabschluss von Aktiengesellschaften ergSnzt, ohne die detaillierten Regeiungen der 4. und 7. EGRichtlinien zu iibemehmen^^. Die neuen Vorschriften sind ab 1997 anzuwenden. Die neuen Konzernrechnungslegungsvorschriften bestehen im wesentlichen aus der grundsStzlichen Pflicht zur Aufstellung einer konsolidierten Jahresrechnung flir Konzeme - im Sinne der Zusammenfassung mehrerer Gesellschaften unter einheitlicher Leitung -, wenn Wertpapiere einer Gesellschaft an der B5rse notiert werden oder der Konzern bestimmte - im Vergleich zu Deutschland niedrigere - GrOfienordnungen der Bilanzsumme, Umsatzerldse und Beschafl;igten uberschreitet (Art. 663e OR). Fiir den Konzernabschluss selbst ist nur vorgeschrieben, dass er den Grundsatzen ordnungsmSBiger Rechnungslegung entsprechen muss und die Konsoiidierungs- und Bewertungsregeln im Anhang zu nennen sind (Art. 663g OR). Die schweizerischen Unternehmen verwenden als Konsolidierungsgrundsatze im wesentlichen die Regeln des lASB und der EG. Seit 1984 gibt die Stiftung flir Fachempfehlungen zur Rechnungslegung zu Einzelheiten auch der Konzemrechnungslegung Empfehlungen (PER) heraus, die flir b5rsennotierte Gesellschaften bindend sind. Zum Teil richten sie sich direkt nach den IAS oder den US-GAAP^^.
2.4
Japan
In Japan besteht seit 1978 nach dem Borsengesetz eine Pflicht zur Aufstellung konsolidierter Jahresabschlusse flir borsennotierte Aktiengesellschaften^^. Andere Unternehmen, die allein dem japanischen Handelsgesetzbuch unterliegen, sind nur zur Veroffentlichung von Einzelabschlussen verpflichtet^^. Die Konsolidierungsvorschriften des "^2 Drucksache 83015 Botschaft Uber die Revision des Aktienrechts, Bem, v, 23.2.1983, in: BBl 1991 III, S. 1476 V. 15.10.1991. Vgl. Scholtissek, Wolfgang: Revision der aktienrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften in der Schweiz,RIW 1992, S. 128 ft. 43 p£]^ 2, 4 bis 8, 11 und 17; vgl. auch Bertschinger, Peter: Switzerland, Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/KPMG (Hrsg.):Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001, Vol. 3, S. 2517-2570. ^^ Vgl. Kuroda, Masatoshi: Der konsolidierte Abschluss in Japan - ein Vergleich mit dem Konzernabschluss in Deutschland sowie dem konsolidierten Abschluss nach der 7. EG-Richtlinie-, ZfbF 1985, S. 925 f ^^ Vgl. Campbell, Les: Financial Reporting in Japan, in: Nobes, C. - Parker, R. (Hrsg.): Comparative International Accounting, 3. Aufl. 1991, S. 245.
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Erstes Kapitel
japanischen Borsengesetzes lehnen sich weitgehend an die US-amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften an'^^. So gilt ftir nach japanischen bOrsenrechtlichen Vorschriften aufzustellende Konzernabschlusse die Fiktion der rechtlichen Einheit, und ftir die Kapitalkonsolidierung ist die purchase method mafigeblich^^.
3.
Internationalisierung der Konzernrechnungslegung
3.1
Harmonisierung in der EG
Seit Anfang der siebziger Jahre bemCihte sich die Kommission der EG um die Harmonisierung des Rechts der Kapitalgesellschaften in Form von Richtlinien, die nach ihrem Inkrafttreten von den Mitgliedstaaten in nationale Gesetze oder Gesetzesanderungen zu transformieren waren. Wie bereits erwahnt, hatte der Ministerrat der EG zur Koordinierung der nationaien Gesetzgebungen am 25.7.1978 die 4. EG-Richtlinie hinsichtlich des Jahresabschlusses der Kapitalgesellschaften am 13.6.1983 die 7. EG-Richtlinie uber den konsolidierten Abschluss und am 10.4.1984 die 8. Richtlinie tiber die Qualifikation der Pflichtpriifer fur die Einzel- und Konzernabschltisse von Kapitalgesellschaften verabschiedet (siehe Abschnitt 1.1) Die Transformation der Konzernrechnungslegungsvorschriften in nationale Rechte bedeutet jedoch infolge der Mitgliedstaaten- und Unternehmens-Wahlrechte, unterschiedlicher Rechnungslegungstraditionen in den einzelnen Landern sowie wichtiger, nicht geregelter Tatbestande keine Vereinheitlichung, sondern nur eine beschrankte Angleichung der nationaien Rechnungslegungsv or schriften. Die EG-Richtlinien zur Rechnungslegung wurden inzwischen in einer Reihe von Einzelheiten an die wirtschaftliche Entwicklung, aber auch an Wandlungen der wirtschaftspolitischen Anschauungen angepasst. So hat die EG-Kommission eine Ergdnzungsrichtlinie zur Ausdehnung der 4. und 7. EG-Richtlinie diufGmbH & Co. KG^^ sowie die sog. Mittelstandsrichtlinie erlassen, in der Erleichterungen fUr kleine und mittlere Kapitalgesellschaften hinsichtlich der Aufstellung und Veroffentlichung ihres Jahresabschlusses geregelt sind^^. Mit der unter I.l. erwahnten EU-Verordnung wurde eine grundlegende Anderung der Bilanzrichtlinien der EG eingeleitet. Wegen der Pflicht zur Anwendung ^^ Vgl. zu Einzelheiten Evard, Christian: Rechnungslegung in Japan, Vergleich mit der Rechnungslegung in Deutschland, Diss. Bochum 1999, S. 229 ff.; Kuroda, Masatoshi: Japan - Group Accounts, in: Ordelheide, Dieter/ KPMG (Hrsg.):Transnational Accounting, 2. Aufl. 2001, Vol. 2,8.1807-1907. ^'^ Vgl. Kuroda, Masatoshi: Der konsolidierte Abschluss in Japan - ein Vergleich mit dem Konzemabschluss in Deutschland sowie dem konsolidierten Abschluss nach der 7. EG-Richtlinie -, in: ZfbF, 37. Jg., 1985, S. 930 f.; Andersen, Arthur & Co. u.a.: Survey Of International Accounting Practices, 1991, S. 24 f 48 GmbH & Co. KG-Richtlinie vom 8. November 1990, (90/605/EWG). 49 Mittelstandsrichtlinie vom 8. November 1990, (90/604/EWG).
Grundlagen des Konzernabschlusses
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der IFRS auf die Konzernabschllisse kapitalmarktorientierter Muttergesellschaften, aber gemaB Mitgliedstaatenwahlrechten auch auf andere Konzernabschlusse und auf Einzelabschlusse, mussten auch die Bilanzrichtlinien angepasst werden^^. Das ist zum Teil durch die Modernisierungsrichtlinie von 2003 geschehen, die die Anpassung vor allem Uber Wahlrechte der Mitgliedstaaten vornimmt^^. Die Idee der Harmonisierung der Rechnungslegungsvorschriften fiir Kapitaigesellschaften wird damit aufgegeben.
3.2
Europaische Aktiengesellschaft
Seit dem Jahre 1970 hatte die Kommission der EG vergeblich versucht, ein Statut fur eine Europaische Aktiengesellschaft zu kodifizieren. Haupthinderungsgrund war die Regelung der Mitbestimmung der Arbeitnehmer. Erst am 8. 10. 2001 wurden eine Verordnung, die am 8. 10. 2004 in Kraft trat, und eine erg^nzende Richtiinie verabschiedet. Fur die Rechnungslegung wird auf nationales Recht verwiesen^^.
3.3
Standardisierung durch das lASB
Das lASC war bis 2001 eine Organisation von Reprasentanten vor allem der nationalen Korperschaften der Wirtschaftsprufer aus uber 100 LSndern, darunter Frankreich, Deutschland, Japan und die anglo-amerikanischen Lander als Grundungsmitglieder. Der fruhere lASC-Board hatte sich mit der Veroffentlichung internationaler Rechnungslegungsgrundsdtze (IAS) bemliht, die Rechnungslegung insbesondere von Kapitaigesellschaften uber den Bereich der Europaischen Gemeinschaften hinaus zu vereinheitlichen. Erst mit der Reorganisation zum lASB und mit der Verabschiedung der lAS-Verordnung tiber die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards in der EU im Jahr 2002 war diesen Bemtihungen ein nachhaltiger Erfolg beschieden. Den konsolidierten Abschluss betreffen z. Z. unmittelbar folgende Standards, die bis zur Nr. 41 weiterhin als
^^ Vgl. z.B. Basse von Colbe, Walther: Anpassung der EG-Bilanzrichtlinien an die IAS, KoR 2001, S. 199-205. ^^ Richtiinie des Europaischen Parlaments und des Rates zur Anderung der Richtlinien 78/660/EWG, 83/329 EWG und 91/674/EWG uber den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen, von Banken und anderen Finanzinstitutionen sowie von Versicherungsuntemehmen v. 18. 6. 2003, Abl. L 178/16; vgl. auch Busse von Colbe, Walther: Vorschlag der EG-Kommission zur Anpassung der Bilanzrichtlinien an die IAS - Abschied von der Harmonisierung? BB 2002, S. 1530 - 1536. ^^ Verordnung des Rates Nr. 2157 uber das Statut der Europaischen Gesellschaft. Vgl. im einzelnen Lutter, Marcus: Europaische Aktiengesellschaft - Rechtsfigur mit Zukunft? In: BB, 57 Jg. 2002, S. 1 - 7; Teichmann, Christoph: Die Einfiihrung der Europaischen Aktiengesellschaft, ZGR,2002,S. 383-464.
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Erstes Kapitel
IAS und seit der Verabschiedung durch den lASB als International Financial Reporting Standards (IFRS) bezeichnet werden^^: IAS 12
Income Taxes
IAS 21 IAS 27 IAS 28 IAS 31
Accounting for the Effects of Changes in Foreign Exchange Rates, Consolidated and Separate Financial Statements Investments in Associates, Interests in Joint Ventures,
IAS 36
Impairment of Assets,
IAS 38
Intangible Assets,
IFRS 3
Business Combinations,
SIC 12
Consolidation - Special Purpose Entities
In der gegenwMigen Fassung gelten die Standards fur Geschaftsjahre, die ab dem 1. 1. 2005 beginnen. Fur IAS 27 und IFRS 3 werden vom lASB umfangreiche Anderungen geplant, wie die Exposure Drafts (ED) vom Juni 2005zeigen. Inwieweit es gelingt, die Ansatz- und Bewertungsregeln sowie die Erlauterungsvorschriften aller Unternehmen weltweit oder zumindest aller Kapitalgesellschaften zu standardisieren, erscheint angesichts der beschrankten Erfolge bei der Harmonisierung innerhalb der EG zweifelhaft. Die unterschiedlichen sozio-5konomischen Rahmenbedingungen in den einzelnen Landern und ihre differierenden Rechnungslegungstraditionen stehen dem entgegen. Ob eine Standardisierung der Rechnungslegung fiir alle Unternehmen uberhaupt erforderlich ist und nicht stattdessen eine Beschrankung auf kapitalmarktorientierte Unternehmen gentigt, ist zur Zeit noch offen^^. Fiir die globalisierten Kapitalmarkte wire die baldige Konvergenz von US-GAAP und IFRS fbrderlich. FASB und lASB arbeiten im Rahmen des Konvergenzprogamms von 2002 an der Realisierung dieses Ziels.^^ Es wird von der SEC und der EU-Kommission untersttitzt.
^^ lASB: International Financial Reporting Standards (IFRSs) 2005, including International Accounting Standards (lASs) and Interpretations as at 1. January 2005. ^^ Vgl. Liener, Gerhard: Internationale Unternehmens brauchen eine globalisierte Rechnungslegung, ZfB 1992, S. 269 - 292; Busse von Colbe, Walther: Globalisierung im Rechnungswesen, in: Haller, Matthias (Hrsg.): Globalisierung der Wirtschaft, 1993, S. 319 - 332. ^^ Vgl FASB (Hrsg.): A Roadmap for Convergence between IFRSs and US GAAP, 2006.
Grundlagen des Konzernabschlusses
15
3.4
Offnung des HGB fiir international anerkannte Grundsatze
3.4.1
Verpflichtung zur Anwendung der internationalen Rechnungslegungsstandards auf den Konzernabschluss kapitalmarktorientierter Gesellschaften
Mit dem unter I.l. genannten Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz (KapAEG) hatte der Gesetzgeber 1998 filr b5rsennotierte Untemehmen mit § 292a HGB eine Offiiungsklausel eingefiihrt, nach der er ihnen gestattete, den Konzernabschluss statt nach den Einzelvorschriften des HGB nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsdtzen aufzustellen {befreiender Konzernabschluss). Als solche galten nach der Gesetzesbegriindung die IFRS (damals noch IAS) sowie unter Umstanden auch die US-GAAP. SpSter wurde der Kreis der berechtigten Unternehmen auf alle Mutterunternehmen erweitert, die einen organisierten Markt im Sinne des § 2 Abs. 5 des Wertpapierhandelsgesetzes durch von ihnen selbst oder von einem ihrer Tochterunternehmen ausgegebene Wertpapiere in Anspruch nehmen (kapitalmarktorientiertes Unternehmen)^^. Mit der lAS-VO zur Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards als unmittelbar geltendes Recht in den Mitgliedstaaten der EU und der Umsetzung in §§ 315a und 325 HGB ist § 292a HGB ausgelaufen. Nunmehr mtissen kapitalmarktorientierte Gesellschaften ihren Konzernabschluss fiir die am 1.1.2005 oder spSter beginnenden Geschaftsjahre nach den in dem Endorsementverfahren gem. Art. 6 der VO von der EU tibernommenen IFRS/IAS aufstellen. Als kapitalmarktorientiert gelten nach Art. 2 der VO die dem Recht eines Mitgliedstaates unterliegenden Gesellschaften, von denen am Bilanzstichtag Wertpapiere in einem Mitgliedstaat zum Handel in einem geregelten Markt im Sinne von Art. 1 Abs. 13 der Richtlinie EWG 93/22^^ zugelassen sind. Das gilt ftir Anteilspapiere wie ftir Schuldverschreibungen.
3.4.2
Erweiterung des Konzernabschlusses
Mit dem Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraGp^ hatte der Gesetzgeber bereits 1998 einen Schritt zur AnnSherung der Konzernrechnungslegung an international anerkannte Grundsatze gemacht: Er verpflichtete bGrsennotierte Mutterunternehmen gemSB § 297 Abs. 1 HGB, den Konzernanhang um eine Kapitalflussrechnung und eine Segmentberichterstattung zu erweitern, ohne jedoch Einzelheiten festzulegen. Mit dem Transparenz- und Publizitatsgesetz (TransPuG) von 2002 erweiterte der Gesetzgeber den Kreis der verpflichteten Unternehmen auf kapitalmarktorientierte Mutterunternehmen. Mit dem Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG)^^ von 2004 er^^ Vgl. auch Busse von Colbe: Der befreiende Konzernabschluss nach intemational anerkannten Rechnungslegungsgrundsatzen, in: DOmer, Dietrich et alt. (Hrsg.): Reform des Aktienrechts, der Rechnungslegung und Prufung, 2. Aufl. 2003, S. 649 - 673. ^'7 Abl. L 141 v. 11. 6. 1993, geSndert durch Richtlinie 2000/64/EG (Abl. L 290 v. 17.11.2000). ^^ Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich, BGBl. 11998, S. 786; ^^ Gesetz zur Einfuhrung internationaler Rechnungslegungsstandards und zur Sicherung der Ab-
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Erstes Kapitel
hob er die Kapitalflussrechnung und eine Darstellung der Eigenkapitalveranderungen (Eigenkapitalspiegel) zu obligatorischen Bestandteilen des Konzernabschlusses. Freiwillig kann eine Segmentberichterstattung hinzukommen (§ 297 HGB).
3.4.3
Errichtung eines Rechnungslegungsgremiums
Durch das KonTraG wurde mit § 342 HGB in Aniehnung an vor allem angloamerikanische Vorbilder die Moglichkeit zur Errichtung eines privatrechtlich organisierten Standardisierungsrates geschaffen. 1998 wurde das Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee e. V., Berlin, mit dem Deutschen Standardisierungsrat (DSR) als Exekutivorgan errichtet. Es hat Grundsatze fiir die Konzemrechnungslegung zu entwickeln, das Bundesjustizministerium bei Gesetzgebungsvorhaben zur Rechnungslegung zu beraten und Deutschland in internationalen Standardisierungsgremien zu vertreten. Der DSR hat 8 Standards (DRS) zur Konzemrechnungslegung publiziert, die vom Bundesjustizministerium bekannt gemacht wurden, sowie Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Konzernrechnungslegungsvorschriften^^. Die DRS regeln zum einen die Kapitalflussrechnung (DRS 2), die Segmentberichterstattung (DRS 3), den Eigenkapitalspiegel (DRS 7) und die Wahrungsumrechnung (DRS 14), fur die das HGB keine Einzelvorschriften enthalt, und legen zum anderen Konzernrechnungslegungsvorschriften aus, wie die Behandlung von Unternehmenserwerben (DRS 4), die Bilanzierung von Anteilen an assoziierten Unternehmen (DRS 8) und an Gemeinschaftsunternehmen (DRS 9) sovy^ie von latenten Steuem (DRS 10). Weitere Standards behandeln den Konzernlagebericht, den Grundsatz der Stetigkeit oder Bilanzierung immaterieller Vermogenswerte. Die Beachtung der vom Bundesjustizministerium bekannt gemachten Standards begriindet gem. § 342 Abs. 2 HGB die Vermutung, dass damit die Grundsatze ordnungsmaBiger Buchflihrung eingehalten wurden, sie sind aber nicht bindend.
3.4.4
Freiwillige Anwendung der IFRS auf Konzern- und Einzelabschliisse
Neben der Verpflichtung kapitalmarktorientierter Unternehmen, ihre KonzernabschlUsse fur die am 1.1.2005 oder spSter beginnenden Geschaftsjahre nach den IFRS aufzustellen, haben die Mitgliedstaaten durch Art. 4 der VO das Recht, zu gestatten oder vorzuschreiben, dass auch auf die KonzernabschlUsse der Ubrigen Unternehmen und sogar auf die Einzelabschliisse die IFRS angewendet werden^^ Entsprechend vyoirde mit dem BilReG in § 315a Abs. 3 HGB ein Unternehmenswahlrecht fur KonzernabschlUsse kodifiziert, schlussprufting v. 4. 12. 2004, BGBl.I S. 3166. ^^ Vgl. z. B. Biener, Herbert: Die Standardisierung als neue Moglichkeit zu Fortentwicklung der Rechnungslegung, in: Ktiting, Karlheinz et alt. (Hrsg.): Intemationale Rechnungslegung, FS fiir Claus-Peter Weber, 1999, S. 451 - 462. ^^ Vgl. Rocking, H.-J.: IAS fur Konzem- und Einzelabschluss? WPg. 2001, S. 1433 ff.; Kahler, Holger: Zur Zukunft der Rechnungslegung in Deutschland: IAS im Einzel- und Konzemabschluss? WPg. 2003, S. 262-275; Kirsch, Hans-Jiirgen: Zur Frage der Umsetzung der Mitgliedstaatenwahlrechte der EU-Verordnung zur Anwendung der lAS/IFRS WPg 2003, S. 275-278.
Grundlagen des Konzernabschlusses
17
das von den Konzernabschlussvorschriften in gleicher Weise befreit wie der obligatorische IFRS-Konzernabschluss. Das nationale Wahlrecht zur Anwendung der IFRS auf Jahresabschliisse wurde hingegen insofem nur eingeschrankt wahrgenommen, als ein solcher Abschluss gem. § 325 Abs. 2a HGB zwar fur die Offenlegung benutzt werden kann, aber ftir die (Ibrigen Zwecke nicht von einem Jahresabschluss nach HGB befreit.
3.5
Konvergenz und Divergenz der Rechnungsiegungssysteme
Mit der Verpflichtung kapitalmarktorientierter Unternehmen, die internationalen Rechnungslegungsstandards auf den Konzernabschluss anzuwenden, und mit der ErgSnzung des Konzernabschlusses um drei international ubliche Bestandteile fiir Muttergesellschaften gemaB § 297 Abs. 1 HGB hat der deutsche Gesetzgeber zwei Schritte zu einer internationalen Konvergenz der Rechnungsiegungssysteme getan. Auch die AnsStze, die IFRS des lASB und die SFAS des FASB einander anzunahern, lassen eine weltweite Konvergenz der Rechnungsiegungssysteme erwarten. Jedoch ist diese Konvergenz in Deutschland zumindest vorerst nur zu dem Preis einer zunehmenden Divergenz zwischen den Konzernrechnungslegungssystemen fur kapitalmarktorientierte Gesellschaften und je nach Wahrnehmung des Wahlrechtes ftir andere Muttergesellschaften einerseits und fiir handelsrechtliche Jahresabschlusse der Unternehmen andererseits zu haben. Ob und wann diese Spaltung der Rechnungslegung zwischen der fUr Konzerne und der fUr die einzelnen rechtlichen Einheiten in Deutschland durch Ausdehnung der IFRS auf die handelsrechtlichen Einzelabschliisse oder eine Annaherung der HGB-Vorschriften an die IFRS Uberwunden oder durch ein seit 2003 angekUndigtes Bilanzmodemisierungsgesetz gemildert wird, ist z. Z. offen. Auch ist ungewiss, ob die Bestrebungen des lASB, fiir nicht kapitalmarktorientierte oder mittelgroBe und kleine Unternehmen erleichterte IFRS zu schaffen, zum Erfolg und zur Bereitschaft fiihren, sie in das nationale Recht als Pflicht Oder als Wahlrecht mit befreiender Wirkung zu ubernehmen.
II.
Bestandteile der Konzernrechungslegung
1.
Klassische Bestandteile
Nach § 297 Abs. 1 Satz 1 HGB und § 13 Abs. 1 PublG bestand bis zum Erlass des BilReG der Konzernabschluss ftir alle unter diese Vorschriften fallenden Unternehmen aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung und dem Konzernanhang, Sie bilden eine Einheit. Die beiden ersten Bestandteile entsprechen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung, die jeder Kaufmann gem^B § 242 HGB als Jahresabschluss aufzustellen hat. Der Konzernanhang entspricht dem Anhang, um den der Jah-
18
Erstes Kapitel
resabschluss von Kapitalgesellschaften gemaB § 264 Abs. 1 HGB zu erweitern ist. So wie der Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften um einen Lagebericht (§ 289 HGB), ist der Konzeraabschluss um einen Konzernlagebericht zu ergtozen (§315 HGB), ohne dass der Lagebericht begrifflich jeweils Teil des Abschlusses ist. GemaB IAS 1.7 bilden (a) Balance Sheet, (b) Income Statement und (e) Accounting Policies and Explanatory Notes die drei klassischen Komponenten des Jahresabschlusses. Als weitere Bestandteile gehOren generell (c) ein Statement showing changes in equity, (d) ein Cash Flow Statement und fiir kapitalmarktorientierte Unternehmen ein Segment Reporting dazu. Ftir den Konzernabschluss sind sie gemaB IAS 27.15 so zusammenzufassen, dass sie die Informationen wie fur ein einzelnes Unternehmen vermitteln.
2.
Neue Bestandteile
In Anlehnung an US-GAAF und IAS sind, allerdings zun^chst nur flir kapitalmarktorientierte Mutterunternehmen, mit dem KonTraG 1998 die Kapitalflussrechnung und die Segmentberichterstattung sowie mit dem TransPuG 2002 der Eigenkapitalspiegel als neue Bestandteile des HGB-Konzernabschlusses hinzugekommen. Das BilReG hat die Kapitalflussrechnung und den Eigenkapitalspiegel zu obligatorischen, die Segmentberichterstattung zu einem freiwilligen Bestandteil des Konzernabschlusses gemacht (§ 297 Abs. 1 HGB). Sie sind ^hnlich wie Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung formalisierte Rechenwerke. Ihnen wird von Analysten ein ahnlicher Informationswert zugeschrieben, wie den klassischen Bestandteilen des Abschlusses. Der Eigenkapitalspiegel und die Kapitalflussrechnung entsprechen den in IAS 1.7 unter (c) und (d) genannten Changing in Equity- und Cash Flow Statements. Die Segmentberichterstattung entspricht dem Segment Reporting, das gemaB IAS 14.3 auch nur fiir kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtend ist.
IIL Adressaten, Pramissen und Gestaltungsmoglichkeiten des Konzernabschlusses 1.
Adressaten des Konzernabschlusses
Der Konzernabschluss ist primSr ein Informationsinstrument. Die Gestaltung des Konzernabschlusses muss sich an den Informationsbedtirfnissen der betroffenen Interessengruppen orientieren. Adressaten des Konzernabschlusses sind nach dem Aktiengesetz und nach dem GmbH-Gesetz der Aufsichtsrat und die Gesellschafter der Muttergesell-
Grundlagen des Konzernabschlusses
19
schaft (§ 170 Abs. 1 AktG; § 42a Abs. 4 GmbHG). Zu den Adressaten zahlen bei kapitalmarktorientierten Gesellschaften vor allem die Teilnehmer am organisierten Kapitalmarkt. Das ergibt sich bereits aus Vorschriften des HGB, die sich ausdriicklich auf Mutterunternehmen beziehen, die den organisierten Markt in Anspruch nehmen (z. B. §§ 291 Abs. 3, 293 Abs. 5), vor allem aber aus der Verpflichtung zur Anwendung der IFRS auf die Konzemabschltlsse kapitalmarktorientierter Unternehmen. Der Kreis der Adressaten ist jedoch bedeutend gr56er. Zu ihnen zahlen auBerdem insbesondere •
die gegenwartigen und potentiellen Aktionare und Gesellschafter aller Tochterunternehmen, Gemeinschaftsunternehmen und assoziierten Unternehmen sowie ihr Management und ihre Aufsichtsrate,
•
die gegenwartigen und potentiellen Glaubiger, Lieferanten, Abnehmer und Arbeitnehmer der im Konzernabschluss berticksichtigten Unternehmen,
•
staatliche Behorden, wenn sie z. B. § 10a Abs. 1 und 6 i.V.m. § 10 KWG verlangen, dass Gruppen von Kreditinstituten zur Sicherung der ihnen anvertrauten Verm5genswerte zusammengefasste Eigenmittel in angemessener H5he nach den Grundsatzen des Bundesaufsichtsamtes fllr das Kreditwesen haben mussen^^ und
•
die sonstige Offentlichkeit.
Fur die Konzernpublizitat nach dem Publizitdtsgesetz steht die Information von Glaubigern, Lieferanten, Abnehmern, Arbeitnehmern und der breiten Offentlichkeit im Vordergrund^^. Z. B. kann fur die Gewinnung von Auftragen im Anlagenbau - etwa durch Tochtergesellschaften im Ausland - ein Konzernabschluss als Referenz fiir den Anbieter bedeutsam sein, Ahnliches gilt fur die KreditgewShrung an Tochtergesellschaften. Dies sind Grtinde fUr die freiwillige Publizitat von Konzernen, z.B. in der Schweiz^'*. Eine Schwierigkeit bei der Entwicklung eines Informationssystems flir die genannten Adressaten besteht darin, dass die Befriedigung von Informationsbedurfhissen einer Adressatengruppe tiber die Handlungen dieser Gruppe die Zielerreichung der anderen Gruppen tangiert. Die Entscheidung, welche Daten einer Gruppe zur VerfUgung gestellt werden sollen, kann sich somit nicht nur an dieser Gruppe und ihren Informationsbedurfnissen orientieren, sondern muss auch alle anderen Adressatengruppen beriicksichtigen. Die Suche nach dem geeigneten Informationssystem flir diese Interessentengruppen ist - wenn man es in dieser Weise als multipersonales Optimierungsproblem versteht bereits schwierig zu formulieren, da zuvor die moglichen Interdependenzen zwischen den Interessentengruppen erforscht werden mtissten. Dann musste aus der Menge m5glicher Rechnungssysteme dasjenige ausgewahlt werden, welches unter Zugrundelegung
^^ Allerdings wird die Berechnung in diesem Fall nach besonderen Vorschriften vorgenommen. ^^ Vgl. Begriindung zum Regierungsentwurf eines Gesetzes liber die Rechnungslegung von Grossuntemehmen und Konzemen, Allgemeiner Tail, Bundestags-Dmcksache V/2197,1968; zum Adressatenkreis siehe auch Ballwieser, Wolfgang: Informations-GoB - auch im Lichte von IAS und US-GAAP, KoR 2002, S. 115 ff ^^ Vgl. Bertschinger, Peter: Praxis der Schweizer Konzernrechnungslegung, DBW 1990, S. 201.
^0
Erstes Kapitel
eines bestimmten Bewertungssystems optimal ware. Das Bewertungssystem konnte von Effizienzzielen und Vorstellungen iiber eine gerechte Einkommensverteilung ausgehen. So grundsatzlich soil hier nicht verfahren werden. Eine solche Fragestellung wiirde moglicherweise dazu fiihren, dass ein anderes oder doch erheblich modifiziertes Rechnungssystem gewShlt wtirde als die Rechnungslegung nach HGB, IFRS oder US-GAAP flir einzelne Gesellschaften und Konzerne. Insbesondere die Grundsatze der Rechnungslegung nach HGB sind seit Jahrzehnten Gegenstand grundsatzlicher Kritik^^, aber auch von Antikritik^^. Die IAS und US-GAAP werden aufgrund von Mangeln, Liicken und neuer wirtschaftlicher Tatbestande standig reformiert und schneller weiter entwickelt als die Vorschriften des HGB, stoBen aber auch auf heftige Kritik. Im folgenden werden dem deutschen Recht und zumindest in ahnlicher Form auch den IFRS und den US-GAAP zugrunde liegende Pramissen iiber den Informationsgehalt des Einzelabschlusses und des Konzernabschlusses Ubernommen. Innerhalb des Rahmens, der durch diese Pramissen gesteckt wird, werden Zielsetzungen formuliert, um unklare und widersprUchliche Regelungen des Gesetzes sowie von Standards zu interpretieren und Regelungsliicken des Gesetzes zu flillen.
2.
Pramissen des Konzernabschlusses
2.1
Funktionen des Jahresabschlusses eines wirtschaftlich selbstandigen Unternehmens
Der handelsrechtliche Jahresabschluss einer einzelnen - nicht unter einheitlicher Leitung eines Mutterunternehmens stehenden - Kapitalgesellschaft ist einerseits eine wichtige ^^ Zu den grundsatzlichen Mangeln des handelsrechtlichen Jahresabschlusses und den Vorschlagen fur alternative oder zusatzliche pubiikationspflichtige Abschlussrechnungen siehe insbesondere Schneider, Dieter: Biianzgewinn und okonomische Theorie, ZfbF 1963, S. 457 ff.; Hax, Herbert: Der Biianzgewinn als ErfolgsmaBstab, ZfB 1964, S. 642 ff; Albach, Horst: Grundgedanken einer synthetischen Bilanztheorie, ZfB 1965, S. 21 ff.; Honko, Jaakko: Uber einige Probleme bei der Ermittlung des Jahresgewinns der Untemehmung, ebenda, S. 611 ff.; Moxter, Adolf: Die Grundsatze ordnungsmaBiger Bilanzierung und der Stand der Bilanztheorie, ZfbF 1966, S. 39 ff; Busse von Colbe, Walther: Aufbau und Informationsgehalt von Kapitalflussrechnungen, ZfB, Erganzungsheft 1, 1966, S. 82 ff.; Eisenfuhr, Franz: Anforderungen an den Informationsgehalt kaufmannischer Jahresabschlussrechnungen, Diss. Kiel, 1967, S. 19 ff; Busse von Colbe, Walther: Prognosepublizitat von Aktiengesellschaften, in: Angehm, Otto/Kunzi, Hans Paul (Hrsg.): Beitrage zur Lehre von der Untemehmung, FS ftir Karl Kafer, 1968,S.91ff ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Kaufmannischer Periodengewinn als okonomischer Gewinn, in: Domsch, Michel et alt.(Hrsg.): Untemehmungserfolg, FS fur Busse von Colbe, 1988, S. 275 ff; derselbe: Zu einer neoinstitutionalistischen Theorie der Rechnungslegung, in: BudSus, Dietrich et ah.(Hrsg.): Betriebswirtschaflslehre und Theorie der Verftigungsrechte, 1988, S. 269 ff.
Grundlagen des Konzernabschlusses
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Grundlage fiir die Bemessung von AusschUttungen und von gewinnabhangigen Steuern (Zahlungsbemessungsfunktion) und vermittelt andererseits den genannten Interessenten im Hinblick auf ihre Entscheidungen nlitzliche Informationen {Informationsfunktiori). Der Zahlungsbemessungsfunktion und der Informationsfunktion werden in der Literatur, aber auch von Land zu Land, unterschiedliche Bedeutung zugemessen. Wahrend in Deutschland namhafte Autoren die Zahlungsbemessungsfunktion in den Vordergrund stellen^'7, wird der Jahresabschluss in den USA vornehmlich als Informationsinstrument gesehen^^, wobei aber auch dort die Ausschiittungsentscheidungen auf den Informationen des Jahresabschlusses grtinden. Die unterschiedliche Akzentuierung der Jahresabschlussfiinktionen haben zu nationalen Unterschieden in den Ansatz- und Bewertungsregeln und -praktiken fiir den Jahresabschluss gefUhrt. Dass aber auch in Deutschland der Informationsfunktion Bedeutung zukommt, iMsst sich z.B. daraus ableiten, dass bereits nach dem AktG 1965, besonders aber nach dem PublG 1969 und den Rechnungslegungsvorschriften des HGB 1985 AbschlUsse auch von Gesellschaften mit gleichbleibendem Kreis von EigentUmern veroffentlicht werden milssen. Aufierdem schreibt schon das AktG 1965 und erst recht das HGB 1985 eine genaue und tiefe Gliederung sowie zusStzliche Angaben im Anhang fur den veroffentlichten Jahresabschluss vor (§§ 266,275, 284, 285 HGB), die fiir die Zahlungsbemessung allein nicht notwendig wSren; freilich sind manche Gliederungsvorschriften insbesondere fiir die Gewinn- und Verlustrechnung auch fUr die Ausschlittungsbemessung relevant, wie z.B. gem. § 275 HGB die Unterteilung des Jahresergebnisses in ein Ergebnis der gewOhnlichen Geschaftstatigkeit und auBerordentliche ErtrSge und Aufwendungen. Fur Kapitalgesellschaften nennt das HGB als Zweck des Jahresabschlusses in § 264 Abs. 2 die Vermittlung eines den tatsdchlichen Verhdltnissen entsprechenden Bildes der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Auch empirische Untersuchungen, zunachst in den USA, dann aber auch in Deutschland, untersttitzen die Auffassung, dass dem Jahresabschluss ein Informationswert z.B. fiir die Prognose von Insolvenzen, der Gewinnentwicklung, des Unternehmenswachstums und der spezifischen, von allgemeinen Markteinfliissen bereinigten, Aktienrendite zukommt^^. Auch nach IAS 1.7 ist der ^^ Vgl. Schneider, Dieter: Investition und Finanzierung, 5. Aufl., 1980, S. 561-565, der die Informationsfiinktion bestreitet; Moxter, Adolf: Bilanzlehre, Bd. I, Einftihrung in die Bilanztheorie, 3. Aufl., 1984, S. 81 ff., der als Bilanzzwecke die Dokumentation, Schuldendeckungskontrolie, AusschCittungssperre sowie die Gewinnverteilung und -besteuerung und fiir die Biianz im Rechtssinn das „Prinzip umsatzgebundener Vermdgensermittlung" herausstellt. ^^ Vgl. FASB: SFAC No.l: Objectives of Financial Reporting by Business Enterprises, 1978, in: FASB (Hrsg.):Accounting Standards, Original Pronouncements, as of June 1, 1991, Vol. II, S. 685-700; Busse von Colbe, Walther: Financial Accounting Research in Germany: Some Socioeconomic Determinants, in: Hopwood, Anthony G./Schreuder, Hein (Hrsg.): European Contributions to Accounting Research, 1984, S. 103 ff.; Wagner, Franz W.: Zur Informations- und Ausschuttungsbemessungsfunktion des Jahresabschlusses auf einem organisierten Kapitalmarkt, ZfbF 1982, S. 749 ff. ^^ Vgl. z. B. Tamari, Meir: Finanzwirtschaftliche Kennzahlen als Mittel zur Vorhersage von Insolvenzen, in: Management Intemational Review, 1966, Nr. 4, S. 29 ff; Beaver, William H.: Financial Ratios as Predictors of Failure, Empirical Research in Accounting, Selected Studies
'22
Erstes Kapitel
Zweck der financial statements, Informationen fiber die finanzielle Lage und Performance sowie den Cash Flow zu vermitteln, die nutzlich fur 5konomisclie Entscheidungen eines weiten Kreises von Adressaten sind. Sie sollen ihnen helfen, kiinftige Cash Flows nach H5he, Zeitstruktur und Sicherheit abzuschatzen.
2.2
Eingeschrankte Funktionen der Jahresabschliisse von Konzernunternehmen
Der Jahresabschluss einer Konzerngesellschaft informiert die Interessenten weniger als der Abschluss einer wirtschaftlich unabhangigen Gesellschaft; auch fiir die Zahlungsbemessung ist er bei abhSngigen Konzerngesellschaften von geringerer Bedeutung^^. In Konzernen kann die Konzernspitze aufgrund ihrer Leitungsmacht durch die Setzung von Konditionen fur konzerninterne Lieferungen und Leistungen sowie durch Finanztransaktionen und Beteiligungsgeschafte die Fosten der Einzelabschliisse beeinflussen, Liefert z.B. ein Konzernunternehmen auf GeheiB der Konzernleitung an ein anderes Konzernunternehmen Produkte zu Preisen, die unter den Herstellungskosten des Lieferers und unter den Marktpreisen liegen, so wird in der Einzelbilanz des Lieferers durch die Festsetzung des Verrechnungspreises eine Erl5s- und Gewinnminderung konstruiert; ihr entspricht bei Weiterverkauf dieser Produkte durch den Abnehmer ein Gewinnzuwachs. Wegen dieser Art von Einflussm5glichkeiten verliert der Einzelabschluss eines Konzernunternehmens gegenuber dem Abschluss wirtschaftlich selbstandiger Unternehmen so stark an Informationsgehalt, dass er seine gesetzliche Informationsfunktion, ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln (§ 264 Abs. 2 HGB), allein nicht mehr erftillen kann^^. Der Informationsgehalt wird selbst dann beeintrSchtigt, wenn die internen Geschafte zu Marktkonditionen abgeschlossen werden: Zum einen deshalb, weil bei Lieferungs- und Leistungsgeschaften dann Gewinn realisiert werden kann, obwohl die Absatzrisiken noch auf dem Konzernverbund lasten und zum anderen, weil die aufJenstehenden Aktion^re, Glaubiger, Abnehmer und Lieferanten nicht sicher sein konnen, dass die Konzernleitung nicht doch ihren Einflussspielraum genutzt hat. 1966 (Supplement to Vol. 4 of the Journal of Accounting Research, 1967) S. 71 ff.; Altman, Edward I.: Corporate Bankruptcy in America, 1971; Perlitz, Manfred: Die Prognose des Untemehmenswachstums aus Jahresabschliissen deutscher Aktiengesellschaften, 1973; Coenenberg, Adolf G. et alt.: Empirische Bilanzforschung in Deutschland, in: DBW, 38. Jg., 1978, S. 495 ff.; Gebhardt, Giinther: Insolvenzprognosen aus aktienrechtlichen Jahresabschliissen, 1980; Niehaus, Hans-Jurgen: Frtiherkennung von Untemehmenskrisen, 1987; Pellens, Bemhard: Der Informationswert von Konzemabschliissen, 1989, S. 249 ff. ^^ Zu den Informationsdefiziten vgl. Schildbach, Thomas: Der Konzemabschluss nach HGB, IAS und US-GAAP. 6. Aufl. 2001, S. 42 ff. ^^ Vgl. fur GroBbritannien Chastney, J. G.: True and Fair View - History, Meaning and the Impact of the 4th Directive, 1975, S. 58 I
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Die Einzelabschlussdaten von Konzernunternehmen sind somit noch konzerntypischen Risiken ausgesetzt. Sie resultieren daraus, dass mit der Konzernverbindung die Verfiigungsrechte der verschiedenen am Unternehmen interessierten Gruppen im Vergleich zum Einzeiunternehmen verSndert werden. In der Regel werden die Verfugungsrechte zugunsten der Leitung des Mutterunternehmens verschoben. Das sogenannte Konzerninteresse uberlagert das Einzelinteresse der Tochtergesellschaft^^. Der Konzemleitung werden Handlungsspielraume eroffnet, bei deren Ausnutzung Minderheitsaktion^re oder Glaubiger der Tochterunternehmen, aber auch des Mutterunternehmens schlechter gestellt werden konnen als in einem rechtlich einheitlichen Unternehmen. Einem Konzernunternehmen kann BilanzvermOgen oder auch nicht biianziertes wirtschaftliches Potential entzogen und auf ein anderes Unternehmen des Konzerns iibertragen werden. Der Anreiz dazu kann darin bestehen, dass aus solchen MaBnahmen die Konzemleitung einen Nutzen zieht, z.B. in Form geringerer Verlustrisiken des Mutterunternehmens. Einige Beispiele ftir solche MaBnahmen, die sich nachteilig auf die VermSgensposition der Minderheitsgesellschafter auswirken konnen: •
Unterlassen von Rationalisierungsinvestitionen in einem Konzernbereich zugunsten von erfolgversprechenderen Erweiterungsinvestitionen in einem anderen;
•
unentgeltliche Nutzung von Forschungsergebnissen eines Konzernunternehmens durch andere, um das Ergebnis des forschenden Unternehmens z.B. aus steuerlichen Griinden sofort mit den vollen Forschungskosten belasten zu k5nnen;
•
Einkaufe von Konzernunternehmen Uber dem Marktpreis, um Gewinne zu ihnen zu verlagern, die an die Muttergesellschaft ausgeschiittet werden konnten.
Weitere Risiken fiir die Glaubiger von Konzernunternehmen kOnnen sich dadurch ergeben^^, dass z.B. •
infolge von konzerninternen Lieferungen von Material und Erzeugnissen sowie Ubertragung von Anlagevermogen zu Preisen, die uber den Anschaffungskosten liegen, Gewinne ausgeschiittet werden, die noch nicht durch Verkauf an Dritte realisiert sind, und die Haftungsmasse dadurch geschmalert wird (Zwischengewinnrisikd) oder
•
infolge von Kreditaufnahmen durch Tochterunternehmen bei rechtlichem oder faktischem Haftungsverbund mit ihnen das Kapitalstrukturrisiko uber das fur ein rechtlich einheitliches Unternehmen tolerierte MaB hinaus erhSht wird.
Aber auch bei der Finanzierung durch Eigenkapitalaufnahme kann die Konzemleitung, die z.B. nach §§ 182 ff. AktG den Aktiondren des Mutterunternehmens zustehende Kompetenz dadurch umgehen, dass sie Tochterunternehmen an der Borse einfiihrt und damit zur KapitalverwSsserung im Konzern beitragt. ^^ Vgl. z. B. Ulmer, Peter: Der Glaubigerschutz im faktischen GmbH-Konzem bei Fehlen von Minderheitsgesellschaftem, ZHR, 148. Band, 1984, S. 396. ^^ Siehe im einzelnen dazu Debus, Christian: Haftungsregelungen im Konzemrecht, eine okonomische Analyse, 1990, S. 9-17.
24
Erstes Kapitel
Die Konzernbildung erOffnet der Konzernleitung auch die M5glichkeit, den ausschuttungsfthigen Gewinn zu beeinflussen. Insbesondere wird das den Aktion^ren des Mutterunternehmens nach § 58 AktG eingeraumte Verwendungsrecht uber 50 % des Jahresuberschusses dadurch ausgehohlt, dass der Vorstand des Mutterunternehmens aufgrund seiner Leitungsmacht und in seiner Eigenschaft als Vertreter der Anteilseigner der Tochtergesellschaften diese durch Gewinnthesaurierung zu „Spardosen" des Konzerns machen kann. Dies erweitert den Selbstfinanzierungsspielraum der Leitung des Mutterunternehmens^'^, schmaiert aber zugleich die Eignung des Einzelabschlusses fiir die Zahlungsbemessung. Das zeigt sich z.B. auch in der Vereinbarung von Garantiedividenden bei Gewinnabfuhrungsvertragen gem. § 304 AktG.
3.
Gestaltungsmoglichkeiten fur den Konzernabschluss
Ein Rechenwerk, das diese Mangel des Einzelabschlusses eines Konzernunternehmens vermeidet, miisste uber die Positionen aller Konzemunternehmen zusammengefasst berichten. Dabei wSren die EinflUsse aus konzerninternem Beteiligungsbesitz und den damit zusammenhSngenden Geschaften (Dividenden, Kapitalerhohungen usw.) sowie aus konzerninternen Kredit-, Lieferungs- und Leistungsgeschaften auszuschalten-^^. Der so formulierten Aufgabe eines Konzernabschlusses genugen so viele Rechnungswerke, wie es sinnvolle M5glichkeiten gibt, die Bilanz- und Gewinn- und Verlustrechnungszahlen der einzelnen Konzemunternehmen zusammenzufassen und Korrekturbetrage zu defmieren. Zwei Grenzfalle flir die Moglichkeiten zum Aufbau des Konzernabschlusses lassen sich ableiten:
3.1
Der Konzernabschluss nach der Fiktion der wirtschaftlichen Selbstandigkeit der Konzemunternehmen
Nach dem Grundsatz der Fiktion der wirtschaftlichen Selbstandigkeit der Konzemunternehmen (arm's length-clause) werden alle Geschaftsvorfalle, die sich wahrend der Abrechnungsperiode zwischen den Konzemunternehmen ereignet haben, so bewertet, als ob die beteiligten Konzernglieder nicht unter einheitlicher Leitung einer Obergesellschaft stiinden. Zum Beispiel miissten konzerninterne Lieferungen und Leistungen nachtraglich zu Marktpreisen abgerechnet werden, wenn sie tatsachlich zu anderen Konditionen abgewickelt wurden. AuBerdem miissten Aufwendungen, die fur einzelne Konzemunternehmen oder zumindest auch zu deren Nutzen an anderer Stelle des Kon-
^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Konzemerfolgskonzeptionen und Risikokoordination ZfbF 1987, S. 978 f. ^^ Vgl. Begrundung zum AktG in Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 436.
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25
zerns anfallen, z.B. fur Forschung oder Finanzierung, diesen Konzernuntemehmen zugerechnet werden^^. Bei der Ermittlung und PrUfiing der entsprechenden Marktpreise und anderen BetrSge ergaben sich eine Fiille von Schwierigkeiten. Immerhin geht der Gesetzgeber bei den Vorschriften iiber den Nachteilsausgleich und den Abhdngigkeitsbericht htm faktischen Konzern gemafi § 311 AktG davon aus, dass nach einer solchen Fiktion AusgleichsbeMge festgestellt werden kSnnen. Freilich lassen sich auf diese Weise nicht alle Konzernwirkungen eliminieren. Zum Beispiel verm5gen mitunter Konzernuntemehmen manche Produktionssparten tiberhaupt oder in betrSchtlichem AusmaB nur deshalb zu betreiben, weil der betreffende Absatz im Konzern selbst oder durch den Einfluss einer anderen Konzemgesellschaft gesichert ist^^. Auch bei der steuerlichen Gewinnermittlung wird die wirtschaftliche SelbstSndigkeit der einzelnen Konzernuntemehmen unterstellt, z.B. fiir die Oberpriifung von Konzemverrechnungspreisen bei Exporten und Importen^^ sowie auch im Inland bei der Korrektur sogenannter verdeckter Gewinnausschlittungen. Die Positionen der nach der Fiktion der wirtschaftlichen SelbstSndigkeit korrigierten Einzelabschltisse wSren dann lediglich tabellarisch zusammenzustellen und eventuell zu addieren.
3.2
Der Konzernabschluss nach der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns
Die zweite M5glichkeit besteht in der Konstituierung des Grundsatzes der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns, Danach wird der Konzernabschluss so aufgestellt, als ob alle Konzemunternehmen ein rechtlich einheitliches Unternehmen bildeten. Alle Ertr^ge, Aufwendungen und Gewinne aus Lieferungen und Leistungen zwischen den Konzernuntemehmen werden nach dieser Fiktion bewertet und durch Aufrechnung {Aufwands' und Ertragskonsolidierung) weitestgehend eliminiert. Beteiligungen an Konzernuntemehmen werden gegen deren Eigenkapital aufgerechnet (Kapitalkonsoli^^ Im einzelnen siehe hierzu Ordelheide, Dieter: Konzemerfolgskonzeptionen und Risikokoordination, ZfbF Jg., 1987, S. 980 ff.; fUr die USA Allison, Terry E./Thomas, Paula B.: Uncharted Territory: Subsidiary Financial Reporting, Joumal of Accountancy, Vol. 168, 1989, Oct., S. 76-84. ^^ Vgl. zu diesen Fragen z. B. Moxter, Adolf: Offene Probleme der Rechnungslegung bei Konzemuntemehmen, ZfbF 1961, S. 641 ff.; Schubert, Wemer: Zur Berichtspflicht uber Beziehungen zu verbundenen Unternehmen nach dem neuen Aktienrecht, BFuP 1966, S. 223 ff.; Heigl, Anton: Der aktienrechtliche Pruftingsauftrag beim Abhangigkeitsbericht und die Pramissen ftir die Auftragserfullung, Zeitschrift fur das gesamte Rechnungswesen 1968, S. 1 ff; Richardt, Harald; Der aktienrechtliche Abhangigkeitsbericht unter 5konomischen Aspekten, 1974. ^^ Siehe hierzu auch OECD: Committee on Fiscal Affairs: Transfer Pricing and Multinational Enterprises, 1979. Zum Inhalt und zur Kritik vgl. Frese, Erich: Verrechnungspreise und multinationale Untemehmungen, DBW 1980, S. 599 ff., und Institut der Wirtschaflprtifer (Hrsg.): Stellungnahme zum OECD-Bericht uber die Verrechnungspreise bei multinationalen Untemehmen, in: Fachnachrichten des IdW, Beilage zu Hefl 12, 1980.
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Erstes Kapitel
dierung) und alle konzernintemen Forderungen und Verbindlichkeiten eliminiert (SchuU denkomolidierung), da solche Rechtsverhaltnisse innerhalb einer juristischen Person nicht existieren. Aus der Summierung und Konsolidiemng der verbleibenden Posten der JahresabschlUsse ergeben sich die Konzembilanz und die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung nach der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns. In dieser Form des Konzernabschlusses verliert dann das einzelne Konzernunternehmen seine Individualitat. Das entspricht der Tatsache der wirtschaftlichen und der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns^^. Die handelsrechtlichen Vorschriften und die IFRS/IAS bauen uberwiegend explizit auf der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns auf (§§ 297 Abs. 3, 307 Abs. 1 HGB; IAS 27.22 und 33). Im Folgenden werden auf Basis dieser sogenannten Einheitstheorie die Vorschriften des HGB und der IAS Uber die Konzemrechnungslegung kritisch kommentiert und Hinweise fiir die Aufstellung des Konzernabschlusses gegeben. Nach der Einheitstheorie werden die Gesellschafter des Mutterunternehmens und etwaige andere Gesellschafter von Tochteruntemehmen („Minderheiten") gleichermaBen als Eigenkapitalgeber der wirtschaftlichen Einheit Konzern betrachtet. Sieht man hingegen den Konzern aus dem Blickwinkel nur der Eigner des Mutterunternehmens, so wird dies als Jnteressentheorie'' bezeichnet. Anteile anderer Gesellschafter erscheinen dann eher als Fremdkapital.
IV. Zwecke des Konzernabschlusses 1.
Der Konzernabschluss als Informationsinstrument fiir externe Adressaten
LI
Einblick in die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage
Der Konzernabschluss nach der Fiktion der rechtlichen Einheit ist in den Grenzen eines Jahresabschlusses nach HGB oder IAS geeignet, den Interessenten im Hinblick auf ihre okonomischen Entscheidungen ntitzliche Informationen zu vermitteln. Bin solcher Konzernabschluss gibt einen Einblick in die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns als wirtschaftlicher Einheit in der Weise, wie ihn der einzelne Jahresabschluss fUr eine wirtschaftlich und rechtlich selbstandige Unternehmung vermittelt. Diese Aufgabe und die ihr zugrunde liegende Pramisse fmden sich bereits in der Begrlindung des Regie-
^^ Vgl. Edelkott, Dieter: Der Konzernabschluss in Deutschland, 1963, S. 18; Munstermann, Hans: Konsolidierte Bilanzen deutscher Konzeme, in: Kafer, Karl/Mtinstermann, Hans (Hrsg.): Konzembilanzen, 1958, S. 43.
Grundlagen des Konzernabschlusses
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rungsentwurfs zum AktG 1965 ^^. In Art. 26 Abs. 1 der 7. EG-Richtlinie wird dann ausdriicklich wie folgt formuliert: Jm konsolidierten Abschluss sind Vermogens-, Finanzund Ertragslage der in die Konsolidierung einbezogenen Unternehmen so ausztiweisen, als oh sie ein einziges Unternehmen wdren'\ Der Grundsatz wurde fast wortlich in § 297 Abs. 3 HGB ubernommen. Entsprechend heiUt es in IAS 27.22: „..the consolidated financial statements present information about the group as that of a single economic entity.'' und in Verbindung mit IAS 1.7 " about iht financial position, financial performance and cash flow of an entity..". Mit der Vermogenslage sind sowohl die Gliederung der Vermogensgegenstande und Verbindlichkeiten als auch deren Bewertung in der Konzernbilanz gemeint. Durch Bildung von Gruppen von Vermogensgegenstanden - etwa des Anlage- und Umlaufvermogens - sowie von Kennzahlen lasst sich die Vermogensstruktur verdeutlichen. Der Einblick in die Finanzlage soli mit einer hinreichenden Gliederung der Finanzpositionen der Aktivseite, vor allem aber des Eigenkapitals, der Riickstellungen fUr ungewisse Verpflichtungen und der Verbindlichkeiten nach Rechtsbeziehungen und Restlaufzeiten in der Bilanz selbst oder im Anhang und durch zusStzliche Angaben im Anhang, insbesondere uber die sonstigen finanziellen Verpflichtungen, erreicht werden. Durch Bildung von Kennzahlen lasst sich dann, wenn auch eingeschrankt, die Liquiditat beurteilen. Unter Liquiditat ist die Fahigkeit des Unternehmens zu verstehen, kunftig seinen Zahlungsverpflichtungen punktlich nachzukommen. Ein besonderes Rechenwerk zur Darstellung der Finanzlage, die Kapitalflussrechnung, und der Eigenkapitalspiegel als Bestandteile des Konzernabschlusses (§ 297 Abs. 1 HGB; IAS 1.8) tragen zur Darstellung der Finanzlage bei. Unter Ertragslage werden gewohnlich die Erfolgsquellen - wie Umsatzerlose, BeteiligungsertrSge und auBerordentliche Ertr^ge -, die Struktur des Aufwandes und vor allem die H5he des daraus resultierenden JahresUberschusses oder -fehlbetrages verstanden, wie sie in der Konzern- Gewinn- und Verlustrechnung dargestellt werden. Der Eigenkapitalspiegel ergSnzt die Darstellung um die ErtrSge und Aufwendungen, die als other comprehensive income direkt mit dem Eigenkapital verrechnet werden. Die Segmentberichterstattung zeigt einzelne Aufwands- und Ertragsarten, Ergebnis und VermOgen nach Geschaftsbereichen und/oder nach Regionen. Vermogens-, Finanz- und Ertragslage werden im Konzernabschluss freilich nur in dem Rahmen dargestellt, den die Ansatz- und Bewertungsvorschriften -wahlrechte (z.B. fiir bestimmte Aufwandsruckstellungen) und -verbote (z.B. fur selbsterstellte immaterielle Anlagewerte gemafi § 248 Abs. 2 HGB) sowie Bewertungs- und Gliederungsvorschriften fur den Einzelabschluss setzen. Insoweit werden an den Konzernabschluss nach dem Einheitsgrundsatz keine hoheren Anforderungen gestellt als an den Einzelabschluss. Die zusdtzlichen drei Rechenwerke erweitern jedoch den Informationswert des Konzernabschlusses Uber den Einzelabschluss hinaus und durchbrechen insofern die Aquivalenz von Einzel- und Konzernabschluss.
80 Vgl. Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 437.
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Erstes Kapitel
Durch die zusammenfassende Darstellung der Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns soUen die Interessenten die MOglichkeit erhalten, zu erkennen, ob infolge einer sich tiber eine Mngere Zeit hinziehenden Verschiechterung der Liquiditat oder Ertragslage eine Gefahrdung des Konzerns eintritt^^ und damit auch derjenigen Gesellschaft, an der sie als Aktionare beteiligt oder deren Glaubiger, Arbeitnehmer, Abnehmer Oder Lieferant sie sind. Das gilt sowohl flir die Muttergesellschaft als auch fiir die Ubrigen Konzerngesellschaften. Die kunftige Vermogens-, Finanz- und Ertragslage der Muttergesellschaft kann z.B. durch Verluste einer Tochtergesellschaft nachhaltig verschlechtert werden. Die Zusammenbrliche von Konzernen haben gezeigt, dass gewOhnlich auch noch zahlungsfahige Konzerntochter mit in den Strudel gerissen werden^^.
1.2
Rechtsstellung des Konzernabschlusses
Formal bildet der Konzemabschluss in Deutschland weder die rechtliche Grundlage flir die Gewinnverteilung an die Eigentumer der Obergesellschaft noch flir die Besteuerung. Der Konzemabschluss ruft insoweit keine Rechtswirkungen hervor. Anders als der Einzelabschluss wird der Konzemabschluss einer AG bisher nicht festgestellt, muss aber dem Aufsichtsrat (§171 Abs. 2 AktG) oder der Hauptversammlung (§ 173 Abs. 1 AktG) zusammen mit dem Konzernlagebericht zur Billigung vorgelegt werden^^. Ob die Billigung materiell-rechtlich etwas anderes ist als die Feststellung und sie eine Nichtigkeit des Konzemabschlusses, z. B. wegen Uberbewertung von Bilanzposten gem. § 256 Abs. 5 AktG, ermSglicht, bleibt abzuwarten. Im Falle der GmbH ist § 42a Abs. 4 GmbHG im Jahr 2002 durch das TransPuG so geandert worden, dass die Gesellschafter iiber die Feststellung des Konzernabschlusses zu beschlieBen haben.
1.3
Gleiche Ansatz- und Bewertungsregeln fiir Einzel- und Konzemabschluss
Wegen dieser handels- und steuerrechtlichen Regelungen wird dem Konzemabschluss von einigen Autoren auch unter wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten ausschliefilich die Funktion der Information zugeschrieben^"*. Wenn dies zutrafe, l^ge der Gedanke na^^ Edelkott, Dieter: Der Konzemabschluss in Deutschland, 1963, stellt (S. 39-72) diesen Gesichtspunkt besonders heraus. ^^ Die Grenzen der Vorhersagekraft des Konzemabschlusses fiir die Entwicklung von Erfolg und Liquiditat werden kritisch untersucht von Walker, R. G.: An Evaluation of the Information Conveyed by Consolidated Statements, Abacus, 1976, S. 77 ff. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Kleine Reform der Konzemrechnungslegung durch das TransPuG, BB 2002, S.1583 ff. ^^ Vgl. z. B. Schildbach, Thomas: Anmerkungen zu den neuen Konzemrechnungslegungsvor-
Grundlagen des Konzernabschlusses
29
he, die Komeption des Konzernabschlusses von der des Einzelabschlusses zu losen, indem z.B. der Konzernabschluss zu Wiederbeschaffungswerten aufgestellt wird, wie es in der Literatur vorgeschlagen und vereinzelt im Ausland praktiziert wurde^^. Dagegen spricht aber folgendes: Unterschiedliche Konzeptionen flir Konzern- und Einzelabschiuss im Hinbiick auf die verschiedenen PrimSraufgaben beider Abschliisse wurden hehere Informationserstellungskosten der Bilanzaufsteller und Informationsverarbeitungskapazitaten der Adressaten erfordem, da sie mit zv^ei verschiedenen Rechnungslegungssystemen arbeiten miissten. Ftir den Einzelabschluss, der beiden Funktionen dienen soil, hat man zumindest in Deutschland bisher auf ein solches Doppelsystem verzichtet; in der Schweiz gab es allerdings vereinzelt Beispiele dafiir^^. Die Bindung der Konzeption des Konzernabschlusses an die des Einzelabschlusses hat den Vorteil, dass man die seit langem erprobten Rechnungslegungsregeln nur analog auf den Konzern als Einheit ubertragen muss. Das gilt auch fiir die Rechnungslegung nach den IFRS/IAS. Fur kapitalmarktorientierte Gesellschaften ist die Aquivalenz zwischen Jahres- und Konzernabschluss insofern in Deutschland zumindest vorerst eingeschrankt, als der handelsrechtliche Jahresabschluss weiterhin nach dem HGB aufgestellt werden muss. Der Konzernabschluss macht die Einzelabschlilsse insoweit nicht iiberflussig, als die Interessenten aus ihnen einen Einblick in die Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage des einzelnen Konzernunternehmens gewinnen konnen. In solchen Fallen geben Einzelabschluss und Konzernabschluss zusammen die Informationen, die handelsrechtliche JahresabschlUsse iiberhaupt zu vermitteln vermogen. Nach deutschem Recht ersetzt der veroffentlichte Konzernabschluss die Publikation der konzernzugehorigen Einzelabschlilsse zwar nicht - wie das zum Teil im Ausland der Fall ist -, sondern ergSnzt sie, wenn auch der Jahresabschluss des Mutterunternehmens zunehmend aus den veroffentlichen Geschaftsberichten verschwindet. Empirische Untersuchungen zeigen z.B., dass sich die spezifischen Aktienrenditen von Mutterunternehmen aus der gemeinsamen Auswertung von Daten des Einzel- und Konzernabschlusses am besten prognostizieren lassen^^.
1.4
Konzernabschluss fiir vertragliche und faktische Konzernverhaltnisse
Mitunter wurde die ZweckmalJigkeit bestritten, den Konzernabschluss nicht nur fiir Vertragskonzerne, die durch Beherrschungs- und Gewinnabfuhrungsvertrage im Sinne von
schriften, DBW 1987, S. 392. ^^ Vgl. Tietze, Wolf: Die WShrungsumrechnung im intemationalen Konzemabschluss, 1976, S. 117 ff.; Kirchner, Christian: Weltbilanzen, 1978, S. 138fif.;Muller, Erich: Die Konzemrechnung aus der Sicht des Unternehmers - dargestellt am Beispiel des Hauses Sulzer, ZfbF 1987, S. 498 ff. ^^ Vgl. Ciba-Geigy AG, GB 1987, S. 48; Gebr. Sulzer AG, GB 1987, S. 47. ^^ Vgl. Pellens, Bemhard: Der Informationswert von Konzemabschlussen, 1989, S. 249 ff.; Schulte, Jom: Rechnungslegung und Aktienkursentwicklung, 1996.
^0
Erstes Kapitel
§ 291 Abs. 1 AktG gebildet werden, sondern auch Sxrfaktische Konzeme auf die Fiktion der rechtlichen Einheit zu griinden. Diese Basis werde der rechtlichen Vielfalt einesfaktischen Konzerns nicht gerecht. Fur Gldubiger und Minderheitsgesellschafter von Tochterunternehmen seien trotz der Leitung durch das Mutterunternehmen ailein deren EinzelabschlUsse fiir die Beurteilung der Dividendenaussichten, Liquidit^tsaussichten und Bonitat relevant, sofern die GlSubiger von der Muttergesellschaft nicht zusatzlich abgesichert wiirden; ein Konzemabschluss, der Vorteile der Mutter gegen Schaden der Tochter aufrechnet, fiihre aus Sicht der GiSubiger und Minderheitsgesellschafter des Tochterunternehmens zu falschen Eindrticken^^. Im Extremfall dtirfte man dann Tochterunternehmen, mit denen nur ein faktisches Konzernverhaltnis besteht, nicht in den Konzemabschluss aufhehmen. Diese Auffassung basiert offenbar auf der Annahme der Haftungsseparation und weitgehend wirtschaftlicher Selbstdndigkeit der einzelnen Konzerngesellschaften. Diese Pramissen treffen aber in der Regel selbst im faktischen Konzern nicht zu. Ein freiwilliger rechtlicher Haftungsverbund wird haufig durch Burgschaften, Garantien und Patronatserklarungen des Mutterunternehmens hergestellt. Vor allem aber existiert gewohnlich ein faktischer Haftungsverbund. Einerseits springt das Mutterunternehmen etwa durch Liquiditatshilfe und Kapitalerhohung in einer Krisensituation eines Tochterunternehmens nicht nur dann ein, wenn das Tochterunternehmen hinreichend attraktiv ist, sondern um das eigene Standing am Kapitalmarkt, bei Kunden und Lieferanten zu bewahren, das beim Konkurs eines Tochterunternehmens schwer geschadigt wiirde. Andererseits ist die Finanzierung, zumindest des inlandischen Teils des Konzerns, gewohnlich bei Mutterunternehmen zentralisiert; gewohnlich verfugen bei Zahlungsschwierigkeiten der Mutterunternehmen die T5chter auch nicht mehr uber ausreichende Liquiditat. Die Einschrdnkung der wirtschaftlichen Selbstdndigkeit der Tochterunternehmen folgt nicht nur aus den Begriffsmerkmalen des Konzerns nach § 18 Abs. 1 AktG und des Tochterunternehmens nach § 290 Abs. 1 und 2 HGB, sondern ist ein Faktum. Es wird nicht durch die Schranken des Einflusses gem. § 311 AktG, die auch nur fiir TGchter in der Rechtsform der AG mit Sitz im Inland gelten, aufgehoben. Fur die GmbH-Tochter im Alleinbesitz des Konzerns k5nnen uberdies die Merkmale des qualifiziert faktischen Konzerns mit der Folge einer moglichen Durchgriffshaftung fiir Glaubiger gelten^^. SchlieBlich ist fiir die Konzeption des Konzernabschlusses eine Trennung zwischen Vertragskonzern und faktischem Konzern nur schwer moglich, da sich gewohnlich in einem Konzern beide Arten von Konzernverhaltnissen fmden. Mithin erscheint es sinnvoU, den Konzemabschluss auch bei Vorherrschen faktischer Konzernverhaltnisse auf der Fiktion der Rechtseinheit des Konzerns aufzubauen. Im Ausland ist das Konzernrecht nicht uberall so weit entwickelt, dass tiberhaupt zwischen Vertrags- und faktischer Konzern-
^^ So Schildbach, Thomas: Der Konzemabschluss nach HGB, IAS und US-GAAP, noch in der 2. Aufl., 1992, S. 41, in der 6. Aufl. 2001 nicht mehr. ^^ Vgl. Lutter, Marcus: Der quaiifizierte faktische Konzem, in: AG, 35. Jg., 1990, S. 179 ff.; Kretschik, Klaus: Die Gewinnverwendung im Konzem unter Beriicksichtigung konzemhaftungsrechtlicher Rahmenbedingungen, 1991, S. 234, m.w.N.
Grundlagen des Konzernabschlusses
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beziehung unterschieden wird. Gleichwohl bildet auch dort der Konzernabschluss auf der Grundlage der Fiktion der rechtlichen Einheit den Kern der Finanzberichterstattung. Brauchbare Alternativen zum Konzernabschluss uberhaupt und speziell auf dieser Basis sind trotz mancher Bemiihungen bisher nicht entwickelt worden^^. Mithin soil der Konzernabschluss gegenwartigen und potentiellen Gesellschaftem und Glaubigern des Mutteruntemehmens und der Ubrigen Konzemgesellschaften sowie den weiteren extemen Adressaten und Interessenten im Rahmen der AussagefShigkeit des Jahresabschlusses unter Einbeziehung nicht publizitatspflichtiger Konzernglieder ,,unter Beachtung der Grundsdtze ordnungsmdfiiger Buchfiihrung ein den tatsdchlichen Verhdltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns (so) vermitteM' (§ 297 Abs. 2 HGB), ,,als ob diese Unternehmen insgesamt ein einziges Unternehmen wdren" (§ 297 Abs. 3 HGB, IAS 27.22).
2.
Der Konzernabschluss als Grundlage der Ausschiittungsbemessung
Materiell bildet der Konzernabschluss iiber die Informationsfiinktion hinaus in vielen Konzernen die Basis fiir den Ausweis des Jahresergebnisses und fur die Bemessung der Ausschiittungen der Muttergesellschaft^^, aber auch anderer wichtiger Konzemgesellschaften. Die Konzernleitung hat es - wie schon erw^hnt - weitgehend in der Hand, Gewinne bei Tochtergesellschaften zu thesaurieren oder auszuschutten. Ein Zeichen dafiir, dass zwischen der Ausschiittung der Muttergesellschaft und dem Bilanzergebnis des Konzerns ein enger Zusammenhang gesehen wird, ist, dass einige Konzerne, das Bilanzergebnis des Konzerns und des Mutteruntemehmens in gleicher Hohe ausweisen. Damit ergibt sich die Frage, ob de lege ferenda der Konzernabschluss zur Grundlage fUr die GewinnausschUttung des Mutteruntemehmens und sogar der Tochterunternehmen gemacht werden sollte. Nach geltendem Recht ist fraglich, ob bei der Berechnung des Anteils am JahresUberschuss der Muttergesellschaft, den Vorstand und Aufsichtsrat einer AG gem. § 58 Abs. 2 AktG in die Gewinnrticklagen einstellen diirfen, Gewinnthesaurierungen der Tochterunternehmen auf die Gewinnthesaurierung des Mutteruntemehmens anzurechnen sind oder der Vorstand des Mutteruntemehmens verpflichtet ist, die Tochter zu einer angemessenen Ausschiittung ihrer Jahresuberschtisse anzuhalten^^. Seit den achtziger Jahren hat sich eine Literaturdiskussion^^ auch unter Okonomen entwickelt^^. ^^ Siehe hierzu z. B. die informationsokonomischen Uberlegungen zum Konzemabschluss von Pass, Joachim: Konzemierung und konsolidierte Rechnungslegung, 1992, S. 45-84. ^^ Vgl. die empirische Untersuchung von Pellens, Bemhard/Gassen, Joachim/Richard, Marc: Ausschuttungspolitik borsennotierter Unternehmen in Deutschland, DBW 2003, S. 309-311. ^2 So Lutter, Marcus, in: Kolner Kommentar zum Aktiengesetz, 2. Aufl., 1986 ff., § 58, Tz. 38 ff. ^^ Ausgelost durch einenfruhenBeitrag von Lutter, Marcus: Zur Binnenstruktur des Konzerns, in: Hefermehl, Wolfgang et alt. (Hrsg.): FS ftir Harry Westermann, 1974, S. 347-368, stehen sich
^2
Erstes Kapitel
Ftir eine Rechtsanderung spricht, dass wirtschaftlich betrachtet die AktionSre des Mutterunternehmens am ganzen Konzern beteiligt sind. WUrde das Konzernergebnis nach Abzug der Erfolgsanteile der Minderheiten der Kompetenzverteilung uber die Gewinnverwendung zwischen Vorstand und Hauptversammlung des Mutterunternehmens zugrunde gelegt, so k5nnte der Aushohlung des Rechtes der Hauptversammlung, liber die Verwendung der Hilfte des Jahrestiberschusses selbst zu bestimmen^^, entgegengewirkt werden. Eventuell k5nnte das Konzernjahresergebnis um nicht realisierte oder nicht disponible Gewinnanteile z.B. von Ausiands-Gesellschaften oder assoziierten Untemehmen, durch Ausschiittungssperren, modifiziert werden^^. Sollte der deutsche Gesetzgeber auf Grund der EU-Verordnung ktinftig die IAS fiir den handelsrechtlichen Jahresabschluss, eventuell in Verbindung mit einem Solvenztest, zulassen oder vorschreiben^^, ware diese Frage ohnehin zu kMren.
3.
Der Konzernabschluss als Besteuerungsgrundlage
Der steuerpflichtige Gewinn wird in Deutschland trotz der Entwicklung der handelsrechtlichen Konzernrechnungslegungspflichten weiterhin nach den Bilanzen der Konzemglieder ermittelt. AUerdings bestehen mit der korperschaftsteuerrechtlichen Organschaft gem. § 14 ff. KStG 1999 bei Vorliegen eines GewinnabfUhrungsvertrages gem. §
unter Juristen die Befiirworter der bisher herrschenden Auslegung, z. B. Beusch, Karl: RUcklagenbildung im Konzem, in: Havermann, Hans (Hrsg.): Bilanz- und Konzemrecht, FS flir Reinhard Goerdeler, 1987, S. 25-44, und einer erweiterten Interpretation, z. B. Lutter, Marcus: Rucklagenbildung im Konzem, ebenda, S. 327-348, m.w.N., gegenuber. ^'^Vgl. z. B. Pick, Johannes Josef: Ausschuttungsregelung bei Konzemverflechtung, 1985; Lehertshuber, Bonaventura: Untemehmensvertragsrecht und Konzemhandelsbilanz, 1986; Ordelheide, Dieter: Der Konzem als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Forschung, BFuP, 1986, S. 304 ff. ^^ Zum AusmaB dieser Aush5hlung siehe die Untersuchung von Linnhoff, Ulrich/Pellens, Bernhard: AusschUttungspolitik deutscher Konzeme, ZfbF 1987, S. 987 ff ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Der Konzernabschluss als Bemessungsgmndlage fUr die Gewinnverwendung, in: Havermann, Hans (Hrsg.): Bilanz- und Konzemrecht, FS fUr Reinhard Goerdeler, 1987, S. 61 ff Siehe auch die ausfiihrliche Diskussion der Vorschlage durch Fass, Joachim: Konzemierung und konsolidierte Rechnungslegung, 1992, S. 85-180; Kretschik, Klaus: Die Gewinnverwendung im Konzem unter Berilcksichtigung konzemhaftungsrechtlicher Rahmenbedingungen, 1991, S. 25-85 und Hinz, Michael: Der Konzernabschluss als Instrument zur Informationsvermittlung und Ausschtittungsbemessung, 2002, S. 261-313. ^^ Zur Diskussion um den Kapitalschutz durch Bilanzvorschriften und/oder einen Solvenztest vgl. Pellens, Bemhard/Sellhom, Thorsten: Zukunft des bilanziellen Kapitalschutzes, in: Lutter, Marcus (Hrsg.): Das Kapital der Aktiengesellschaft in Europa, Sonderheft 17 der ZGR, 2006, S.451487; Kuhner, Christoph: Die Zukunft der Kapitalerhaltung durch bilanzielle Ausschiittungssperren im Gesellschaftsrecht der Staaten Europas, ZGR 2005, S. 765-787.
Grundlagen des Konzernabschlusses
33
291 Abs. 1 AktG Ansatze fur eine steuerrechtliche Anerkennung des Konzerns als wirtschaftliche Einheit; zudem ist die Konzernbesteuerung breit diskutiert worden^^. In manchen Landern wird bereits der Konzernabschluss bei Vorliegen gewisser Voraussetzungen zur Besteuerungsgrundlage gemacht. So darf z.B. in den USA eine konsolidierte Steuererklarung abgegeben werden, in die inlandische Tochtergeseilschaften mit einer Stimmrechtsbeteiligung von wenigstens 80 % einbezogen sind. Auch fiir Frankreich, Grofibritannien und die Niederlande existieren derartige Regelungen^^. Fiir die EG ist 1990 eine Konzernbesteuerungsrichtlinie verabschiedet worden. Sie sieht zur Verminderung von Doppelbesteuerungen eine gemeinsame Besteuerung von Mutterund Tochteruntemehmen vor^^^. Die EU-Kommission hat 2001 eine neue Strategie fiir die Unternehmensbesteuerung bekannt gegeben. Danach soil der Konzernabschluss als Bemessungsgrundlage fiir die Korperschaflsteuer bei grenzuberschreitender Unternehmenstatigkeit in der EU verwendet werden (KOM (2001) 582 v. 23.10.2001).^^^ Soweit der Gewinn nach den steuerrechtlichen Einzelbilanzen der Konzernglieder besteuert wird und die Summe der steuerpflichtigen Einzelergebnisse von dem Konzemergebnis vor Ansatz von Gewinnsteuern einerseits infolge von Differenzen zwischen den handels- und steuerrechtlichen Einzelbilanzen und andererseits infolge von Konsolidierungsmafinahmen abweicht, entspricht die Summe der Gewinnsteuern der einbezogenen Untemehmen nicht dem Gewinnsteuerbetrag, der sich bei Besteuerung des Konzernergebnisses ergeben wiirde. Der Steueraufwand im Konzernabschluss ist hoher oder niedriger als bei einer fiktiven Konzerngewinnbesteuerung. Zum Teil gleichen sich diese Unterschiede im Zeitablauf zwar aus, doch verzerren sie die einzelnen Periodenergebnisse der Konzerns. Durch Abgrenzung solcher tempordrer Steuerdifferenzen durch Ansatz latenter Steuern (Steuerabgrenzung) kann aber insoweit ein Konzernergebnis ausgewiesen werden, das naherungsweise einer Konzernbesteuerung entspricht.
^^Vgl. Buhler, Ottmar: Konzembilanzen und Konzernbesteuerung, in: Betriebsgr66e und Unternehmungskonzentration, 1959, S. 229 ff.; Wohe, Giinter: Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Band I/l, 6. Aufl. 1988; S. 219 ff. Vgl. zu den Grunden fiir die bisher nicht erfolgte steuerliche Anerkennung des Konzernabschlusses Haase, Klaus Dittmar: Zur steuerlichen Anerkennung der Konzemabschlusse, DB 1968, S. 237 f und die dort zitierte Literatur.; Bauer, Klaus: Die Besteuerung deutscher Konzeme, 1987; Obemdorff, Frank: Reform der Konzembesteuerung, 1996; Scheuchzer, Marc: Konzembesteuerung in der Europaischen Union, 1994. ^^ Siehe im einzelnen dazu Bovermann, Brigitte: Die Umrechnung der JahresabschlUsse auslandischer Tochteruntemehmen fur den Weltabschluss in der EG unter dem Aspekt seiner Informationsfunktion, 1988, S. 124 ff, 166 f und 182; Grotherr, Siegfried: Die unterschiedlichen KonzembesteuerungssySterne in der Europaischen Union, StuW 1996, S.356 ff.. 100 Ygj j^^^ ^QY Europaischen Gemeinschaflen: Konzernbesteuerungsrichtlinie vom 23. Juli 1990 (90/435 EWG), ZGR, Sonderhefl 1, 1991, S. 623-625. *^^ Vgl. Schneider, Dieter: Konzemrechnungslegung nach IAS als Besteuerungsgrundlage? BB 2003, S. 299-304; Fulbier, Rolf Uwe: Konsolidierte steuerliche Gewinnermittlung nach IFRS?, 2006.
34
4.
Erstes Kapitel
Der Konzernabschluss als Fiihrungsinstrument
Der Konzernabschluss dient Konzernleitungen als Instrument fiir die Steuerung und Kontrolle des Konzems als Einheit in der Wahrung des Mutterunternehmens.^^^ Er bildet die Basis fiir Entscheidungen tiber die Finanzierung und Finanzplanung sowie die Kontrolle der Kapitalrentabilitat. Dies gilt besonders fiir interne Monats- und Quartalsabschlusse des Konzerns. Eine exteme unterjahrige Konzernrechnungslegung ist bisher nicht vorgeschrieben. In IAS 34.8 ist sie aber bereits fiir die Zwischenberichte in zusammengefasster Form vorgesehen. Kapitalmarktorientierte Unternehmen publizieren Daten aus Konzernabschllissen oder Konzernabschltisse zunehmend in Quartalsberichten, zum Teil auf Grund von Anforderungen der B5rsen (siehe achtzehntes Kapitel). Die EU beabsichtigt, konsolidierte Quartalsdaten in einer Richtlinie vorzuschreiben. Zudem ist der Konzernabschluss ein Instrument der Kontrolle der Tatigkeit des Vorstandes durch den Aufsichtsrat. Der Konzernabschluss dient auch der Bemessung der konzeminternen Ausschtittungen an das Mutterunternehmen fur die Erzeugung eines entsprechenden Bilanzgewinns in ihrer Einzelbilanz als Grundlage fur die Hohe der Dividende^^^. Manche Konzerne stellen ohne rechtliche Verpflichtung fiir interne Zwecke Konzernabschltisse auf, ggf. unter Modifizierung des Konsolidierungskreises und AuBerachtlassung bilanzpolitischer MaBnahmen. Zunehmende Bedeutung gewinnt das Konzernrechnungswesen fur das Controlling der Geschaftsbereiche des Konzerns liber die rechtlichen Grenzen der Tochtergesellschaften hinweg. Das gilt insbesondere dann, wenn internes und externes Rechnungswesen mit gleichen Regeln fiir Ansatz und Bewertung arbeiten. Allerdings wird dies durch die Verwendung von fair values nach der jiingsten Entwicklung der IFRS/IAS gefahrdet. Strittig ist z. B., wie ein Impairmentverlust des Goodwills (siehe fiinfles Kapitel) fiir die wertorientierten Steuerungskennzahlen beriicksichtigt werden soil. Es soUte davon abhangen, in v^ie weit das Management der betroffenen Geschaftsbereiche den Erwerb und die Hohe der Gegenleistung fiir das erworbene Unternehmen beeinflussen konnte^^"*. *^^ Siehe hierzu Busse von Colbe, Walther: Geprilfte Konzemabschltisse als Grundlage des Controllings und der extemen Uberwachung, in: M5ller, Hans Peter et alt. (Hrsg.): FS fiir Adolf G. Coenenberg, 1998, S. 133-153. ^^^ Vgl. z. B. Kuhn, Klaus: Die Bilanz als Entscheidungshilfe im dezentral organisierten Konzem, in: Busse von Colbe, Walther (Hrsg.): Das Rechnungswesen als Instrument der Untemehmensfiihrung, 1969, S. 43-56; Funk, Joachim: Weltbilanz als Dokumentations-, Planungs- und Steuerungsinstrument, ZfbF 1978, Kontaktstudium, S. 133-140; Busse von Colbe, Walther: Intemationale Konzemfiihrung in DM, in: Wolfsburger FachgesprSche 4, 1981, S. 11 ff; Muller, Eberhard: Die finanzwirtschaflliche Fuhrung des Volkswagen-Konzems, ebenda, S. 48 ff.; Busse von Colbe, Walther/Miiller, Eberhard (Hrsg.): Planungs- und Kontrollrechnung im intemationalen Konzem, ZfbF-Sonderheft 17, 1984; Mtiller, Erich: Die Konzernrechnung aus der Sicht des Untemehmers ZfbF 1987, S. 498 ff.; Kuhn, Ulrich: Der Plankonzemabschluss als Fuhmngsinstmment, in: Kiiting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter (Hrsg.): Das Konzernrechnungswesen des Jahres 2000,1991, S. 331-378. 104 Ygj Amfeld, Thorsten/Schremper, Ralf: Konsequenzen des Goodwill-Impairment nach IFRS 3, fiir die wertorientierte Unternehmenssteuerung, KoR 2006, S. 498-503.
Grundlagen des Konzernabschlusses
V.
Konsolidierungsgrundsatze
1.
Generalnorm
35
Der Konzernabschluss ist klar und iibersichtlich aufzustellen. Das bestimmt Art. 16 Abs. 2 der 7. EG-Richtlinie und wortgleich § 297 Abs. 2 Satz 1 HGB. Die Forderung nach Klarheit und Ubersichtlichkeit bezieht sich auf die Form des Konzernabschlusses, insbesondere auf die Gliederung von Konzernbiianz, -Gewinn- und Verlustrechnung und der ubrigen Bestandteile des Konzernabschlusses sowie auf den Konzernanhang. Sie sind durch die gesetzlichen Mindestgliederungsschemata flir die Konzernbiianz und ergebnisrechnung (§ 298 Abs. 1 i.V.m. §§ 266 und 275 HGB) sowie durch spezielle Ausweisvorschriften flir einzelne Posten weitgehend vorgepragt. Aus der Verpflichtung zur klaren und iibersichtlichen Darstellung kann sich allerdings im Einzelfall die Notwendigkeit einer tieferen Untergliederung oder zusatzlichen Bezeichnung ergeben. In IAS 1. wird geregelt, wie der Forderung nach Klarheit und Ubersichtlichkeit unter Angabe der Mindestgliederung flir Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Eigenkapitalspiegel und Kapitalflussrechnung unter Verweis auf IAS 7 nachzukommen ist. Dariiber hinaus hat der Konzernabschluss wie der Jahresabschluss der Kapitalgesellschaft dem englischen Grundsatz des true undfair view entsprechend „ein den tatsdchlichen Verhdltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns zu vermitteln" (§ 297 Abs. 2 HGB). Allerdings steht dieser Grundsatz unter dem Vorbehalt der Beachtung der Grundsdtze ordnungsmdfiiger Buchfiihrung. Insofem ist er kein overriding principle^^^. Ftihren besondere Umstande dazu, dass der Abschluss das generelle Gebot nicht erfiillen kann, so sind im Konzernanhang zusStzliche Angaben zu machen. Die in Art. 16 Abs. 5 der 7. EG-Richtlinie enthaltene Verpflichtung, von den Einzelvorschriften abzuweichen, wenn deren Anwendung mit der Generalnorm nicht vereinbar ist, woirde in das HGB als Grundsatz nicht ubernommen. Mit der Forderung nach der Vermittlung eines den tatsdchlichen Verhdltnissen entsprechenden Bildes der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage wird ein flir Deutschland neuer unbestimmter Rechtsbegriff eingeflihrt, der auch in den angelsachsischen Landern nicht eindeutige defmiert ist^^^. Die Generalnorm verdrangt die Einzelregelungen im Normalfall jedoch nicht, sondern dient ihrer Auslegung in Zweifelsfdllen sowie ihrer dem
1^^ Ausfuhrlich dazu Tschesche, Frank: lAS-Konzemabschlusse, 2000, S. 95 ff. 106 Ygj 2. B. Chastney, J. G.: True and Fair View - History, Meaning and the Impact of the 4th Directive, 1975; Flint, David: A True an Fair View in Company Accounts, 1982; Hoffmann, Klaus-Jurgen: "True and Fair View" aus englischer Sicht, 1989; Busse von Colbe, Walther/Brotte, Jorg: Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage, in: Busse von Colbe, Walther (Hrsg.): LdR, 4. Aufl., 1998, S. 135-139.
36
Erstes Kapitel
Gesetzeszweck entsprechenden Anwendung aufvom Gesetzgeber nicht vorausgesehene Falle und damit der SchlielJung von Gesetzesliicken^^^. Der in das HOB eingefugte Hinweis auf die Beachtung der Grundsdtze ordnungsmdjiiger Buchfuhrung verdeutlicht, dass die Generalnorm die Einzelvorschriften im Regelfali nicht auBer Kraft setzen soil. Vielmehr sind gem. § 297 Abs. 2 Satz 3 HOB nur bei Vorliegen besonderer Umstdnde im Konzernanhang zusdtzliche Angaben zu machen^^^. Die aus der 7. EG-Richtlinie nicht explizit ubernommene Verpflichtung zur Abweichung von Einzelvorschriften, wenn nur so der Generalnorm entsprochen werden kann, bedeutet keine Verletzung der 7. EG-Richtlinie, weil nach allgemeinen GrundsStzen des deutschen Rechts die Vorschriften so anzuwenden sind, dass sie den Gesetzeszweck erfiillen, notfalls sogar gegen deren Wortsinn, wenn sonst ein mit dem Gesetzeszweck nicht zu vereinbarendes Ergebnis erzielt wiirde^^^. Auch wenn die Generalnorm fur Kapitalgesellschaften im HGB 1985 starker betont wird als im AktG 1965, hat sich das Verhaltnis zwischen ihr und den - allerdings nun ausfiihrlicher kodifizierten - Einzelvorschriften gegenuber dem alten Rechtszustand nicht grundlegend geandert ^^^. Gleichwohl ist der Generalnorm fiir den Konzernabschluss ein groBeres Gewicht als fiir den Einzelabschluss einzuraumen, da er ohne Rucksicht auf die in Deutschland den Einzelabschluss pragenden Besteuerungs- und Ausschuttungsfiinktion aufgestellt werden kann^^^ IAS 1.13 entspricht mit der Forderung nach einer Fair Prdsentation der Financial Statements, der Financial Position, Financial Performance und des Cash Flows der Verpflichtung, ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens- Finanzund Ertragslage zu vermitteln. Sie wird gewohnlich durch Anwendung der IAS erreicht. Von ihnen darf nur abgewichen werden, wenn sie irrefiihrend waren (IAS 1.17). 107 Begrtindung zum Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Durchflihrung der Vierten Richtlinie, Bundesrats-Drucks. 257/83, 1983, S. 76; GroBfeld, Bemhard: Generalnorm (ein den tatsachlichen Verhaitnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage), in: Handworterbuch unbestimmter Rechtsbegriffe im Bilanzrecht des HGB, 1986, S. 192 ff. ; Schildbach Thomas: Der Konzernabschluss nach HGB. IAS und US-GAAP, 6. Aufl., 2001, S. 57 108 Ygj ^^y Ordelheide, Dieter - Hartle, Joachim: Rechnungslegung und Gewinnermittlung von Kapitalgeselischaften nach dem Biianzrichtlinien-Gesetz, GmbH R 1986, S. 12. ^^^Vgl. Grofifeld, Bemhard: Generalnorm (ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage), in: Handworterbuch unbestimmter Rechtsbegriffe im Bilanzrecht des HGB, 1986, S. 201. ^^^ So in der BegrUndung zum Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Durchftihrung der Vierten Richtlinie, BR-Drucksache 257/83, 1983, S. 76; vgl. femer Busse von Colbe, Walther: A True and Fair View: A German Perspective, in: Gray, Sidney J./Coenenberg, Adolf G. (Hrsg.): EEC Accounting Harmonisation, 1984, S. 121 ff; Schildbach, Thomas: Die neue Generalklausel fiir den Jahresabschluss von Kapitalgeselischaften - zur Interpretation des Paragraphen 264 Abs. 2 HGB, BFuP 1987, S. 1 ff; andere Autoren beschranken die Bedeutung der Generalnorm ausschlieBlich auf den Anhang, so Moxter, Adolf Die Jahresabschlussaufgaben nach der EGRichtlinie: Zur Auslegung von Art. 2 EG-Bilanzrichtlinie, AG 1979, S. 141 ff. und Beisse, Heinrich: Die Generalnorm des neuen Bilanzrechts, in: Knobbe-Keuk, et alt. (Hrsg.): Handelsrecht und Steuerrecht, FS fur Georg Dollerer, 1988, S. 43. Ill Vgl. Baetge, Jorg/Kirsch, Hans-Jurgen, in Kuting/Weber: HdK, 2.Aufl. 1998, § 297, S. 1072 f
Grundlagen des Konzernabschlusses
2.
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Vollstandigkeit des Konzernabschlusses
In den Konzernabschluss sind samtliche Unternehmen unabhangig von ihren Sitz im Inoder Ausland {Weltabschlussprinzip) einzubeziehen (§ 294 Abs. 1 HGB), deren Abschliisse die Konzernleitung aufgrund ihrer faktischen, gewChnlich auf eine Mehrheitsbeteiligung gestutzten, aufgrund ihrer vertraglichen Leitungsmacht oder anders gewahrleisteten Kontrollmacht (§ 290 HGB) durch die Vornahme und die Gestaltung der Bedingungen von Geschaften (Beteiiigungs-, Kredit- sowie Lieferungs- und Leistungsverhaltnissen) zwischen den Konzernunternehmen beeinflussen kann. Die Abschlussposten dieser Unternehmen sind volistandig in den Konzernabschluss zu iibernehmen, soweit sie nicht aufgrund konzerninterner Beziehungen zu konsolidieren sind oder nach dem Recht des Mutterunternehmens nicht ein Biianzierungsverbot oder -wahlrecht besteht. FUr quotal konsolidierte Gemeinschaftsunternehmen gilt dies sinngemafi fiir die nur proportional zum Anteilsbesitz in den Konzernabschluss zu ubernehmenden Posten. Der Einfluss der Konzernleitung kann sich zum Beispiel in einer zentralen Steuerung der Imestitionen oder der Finanzierung, in der Setzung von Verrechnungspreisen fiir Lieferungen und Leistungen in Abweichung vom Marktpreis, in Konzernumlagen oder ganz eindeutig in einem Beherrschungsvertrag (§ 291 AktG) zeigen. WUrde die Einbeziehung solcher Unternehmen freigestellt oder verboten, so ware der Konzernabschluss nicht nur unvoUstandig und daher weniger informativ, sondem die Konzernleitung erhielte einen zusStzlichen Manipulationsspielraum fiir den externen Konzernabschluss, den sie zur Verlagerung von Gewinnen und liquiden Mitteln benutzen konnte. Die Auswirkungen auf die Bilanzen dieser Unternehmen, denen gegenlaufige Auswirkungen auf die Bilanzen von einbezogenen Unternehmen entsprechen, wtirden nicht ausgeglichen. Ein Konzernabschluss auf Basis der Vollkonsolidierung mit Minderheitenausweis entspricht dem Grundsatz der voUstandigen Ubernahme der Abschlussposten der konsolidierten Unternehmen sowohl hinsichtlich ihrer Menge als auch ihres vollen Wertes. Fiir eine Quotenkonsolidierung gilt dieser Grundsatz nur beschrankt. Die handelsrechtlichen Vorschriften fordern fiir den Konsolidierungsbereich gem. § 294 Abs. 1 HGB und die IFRS gem. IAS 27.12 grundsatzlich die Einhaltung des Vollstandigkeitsprinzips. Jedoch lasst § 296 HGB Ausnahmen zu - z.B. brauchen die Abschlusse von solchen abhangigen Konzernunternehmen nicht einbezogen zu werden, von denen die fiir die Aufstellung erforderlichen Angaben nicht ohne unverhaltnismdfiige Kosten oder Verzogerungen zu erhalten oder die fiir den Konzernabschluss von untergeordneter Bedeutung sind. Die IFRS enthalten zwar keine Ausnahmevorschriften, jedoch ermoglichen die Grundsatze der Materiality und Wirtschaftlichkeit (Framework Nr. 29 und 44) auch diese Ausnahmen (siehe zweites Kapitel). Fur die Ubernahme der Bilanzpositionen aus den Einzelabschliissen wird der Vollstandigkeitsgrundsatz in Art. 22 der 7. EGRichtlinie und in § 300 Abs. 2 HGB ausdrUcklich genannt. Dem entspricht IAS 27.22. Die Posten sind insoweit zu iibernehmen oder sogar zu vervollstandigen, als nach dem Recht des Mutterunternehmens eine Bilanzierungspflicht besteht und die Eigenart des Konzernabschlusses nicht eine Abweichung bedingt (§ 300 Abs. 1 HGB).
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Erstes Kapitel
Flir Gemeinschaftsunternehmen, die von mehreren voneinander unabhSngigen Unternehmen gemeinsam gefiihrt werden, sind die Einflussmoglichkeiten durch das jeweils andere Partnerunternehmen begrenzt. Fur Gemeinschaftsunternehmen besteht aufgrund Art. 32 der 7. EG-Richtlinie nach § 310 HOB ein Wahlrecht, ihre Abschlussposten nur anteilsmaUig (quotal), also ohm Minderheitenausweis, in den Konzernabschluss einzubeziehen (siehe 10. Kapitel). Fur sie gilt der Vollstandigkeitsgrundsatz mithin nicht fur den Wert der zu Ubernehmenden Posten. Assoziierte Unternehmen unterliegen einem zwar noch schwacheren, aber immerhin noch mafigeblichen Einfluss auf ihre Geschafts- und Finanzpolitik durch ein anderes Unternehmen. Assoziierte Unternehmen sind, da keine Konzernunternehmen, zwar nicht nach dem Grundsatz der Vollkonsolidierung in den Konzernabschluss einzubeziehen; die Beteiligungen an ihnen sind im Konzernabschluss jedoch samtlich gemafi §§ 311, 312 HGB grundsatzlich nach der Equity-Methode zu bewerten. Dies gilt auch ftir solche Gemeinschaftsunternehmen, die nicht quotal konsolidiert werden, und fiir nicht konsolidierte Tochterunternehmen.
3,
Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns
3.1
Grundsatz
Wenn, wie in der Praxis ublich, der Konzernabschluss unter Zugrundelegung der Fiktion der rechtlichen Einheit derivativ aus den Einzelabschliissen entwickelt wird, erfordert dies einerseits eine Einheitlichkeit der Abschlussinhalte (Ansatz, Bewertung, Gliederung) der zu konsolidierenden Einzelabschlusse. Andererseits sind konzerninterne Geschaftsvorfalle durch Aufrechnung, Umbewertung und Umgliederung zu korrigieren. Dabei fmgiert man fiir die Buchung der zwischen den Konzerngesellschaften gegebenen Geschaftsvorfalle die Gesamtheit der einzelnen Konzernunternehmen als rechtlich einheitliches Unternehmen. In IAS 27.4 werden die Consolidated Financial Statements als diejenigen defmiert, die fiir eine Gruppe so wie fiir ein einzelnes Unternehmen prdsentiert werden. Dies wird in IAS 27.22 fiir das Konsolidierungsverfahren bestatigt. In der 7. EG-Richtlinie (Art. 26 Abs. 1) und im HGB wird die Fiktion der rechtlichen Einheit, wie im Abschnitt II.2.3 unter dem Aspekt der Informationsfiinktion des Konzernabschlusses bereits erOrtert, ausdriicklich als Grundsatz fiir die Aufstellung des Konzernabschlusses genannt: Im Konzernabschluss ist die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage der einbezogenen Unternehmen so darzustellen, als ob diese Unternehmen insgesamt ein einziges Unternehmen waren (§ 297 Abs. 2 HGB). Nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns ist fiir Ansatz, Bewertung und Gliederung der Posten im Konzernabschluss ein solches Mafi an Einheitlichkeit erforderlich, wie es auch fiir den Einzelabschluss des Mutterunternehmens verlangt wird. Gleichartige Tatbestande sind im Konzern grundsatzlich gleichartig zu be-
Grundlagen des Konzernabschlusses
39
handeln^^^. Die Fiktion enthalt aber keine Annahmen dariiber, was die Konzerngesellschaften getan batten, wenn sie eine rechtliche Einheit wSren. Die Aktionen der einzelnen Konzernunternehmen werden als Daten unterstellt. Aus dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit ergeben sich die Grundsatze konzerneinheitlicher Rechnungsperioden, Datenerfassung und Berichterstattung, Bilanzansatze, Bewertungen undBesteuerung (siehe Abschnitte 3.2 bis 4). Die Postensummen der Einzelabschllisse sind wegen folgender Arten von Mangeln zu korrigieren, die infolge konzeminterner GeschaftsvorfSlle bei einer einfachen Ubernahme der Postensummen in den Konzernabschluss entstunden. 1.
Doppelrechnungen werden durch die Kapital-, Schulden- und Ertragskonsolidierung gemaB §§ 301, 303 und 305 HGB beseitigt (siehe fllnftes, sechstes und achtes Kapitel). Entsprechendes gilt nach IAS 27.22, 24 und 25. Jede VermGgens- und Schuldenposition, jeder Aufwand und jeder Ertrag erscheint in einem Konzernabschluss dann wie im Abschluss eines einzelnen Unternehmens nur einmal. Wurde z. B. im Fall einer konzerninternen Lieferung von Material, das der Empfinger verbraucht hat, der Umsatzerlos des liefernden Konzernunternehmens nicht gegen die Aufwendungen fiir Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe des empfangenden Konzernunternehmens aufgerechnet, so enthielte die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung den Wert dieser Lieferung zweimal als Aufwand (beim Lieferer in Gestalt von Materialverbrauch, Lohnen und sonstigen Aufwendungen und beim Empfanger wiederum als Materialverbrauch) und zweimal als Ertrag (beim Lieferer als Umsatzerlos und beim Empfanger im Fall des Verkaufs der aus dem Material gefertigten Gegenstande gleichfalls als Erlosbestandteil). Entsprechendes gilt fiir den mehrfachen Ausweis von Vermogen und Schulden ohne Kapital- und Schuldenkonsolidierung.
2.
Bewertungsfehler entstehen bei Erwerb eines Unternehmens insoweit dadurch, als die VermOgensgegenstande und Schulden in dessen Jahresabschluss nicht zum Tageswert des Erwerbszeitpunktes der Beteiligung angesetzt und bewertet sind. Diese Fehler werden im Rahmen der Erstkonsolidierung entsprechend dem Grundsatz der Fiktion der Einzelanschaffung gemaiJ § 301 HGB korrigiert (siehe fiinftes Kapitel). Entsprechendes gilt nach IFRS 3.36 mit dem Ansatz von Vermogen und Schulden zum fair Value. Bewertungsfehler entstehen ferner durch spatere konzerninterne Lieferungen von Gegenstanden des Vorratsvermogens sowie von Sach- und Finanzanlagen, wenn diese Gegenstande zu Preisen verrechnet werden, die von den Anschaffungskosten abweichen. Auf diese Weise ergeben sich konzerninterne Erfolge (Zwischenerfolge). Konzerninterne Gewinne (Zwischengewinne) aus Lieferungen von Gegenstanden, die der Empfanger noch nicht an Abnehmer aulJerhalb des Konzerns abgesetzt hat, flihren unter dem Aspekt der rechtlichen Einheit zum Ausweis nichtrealisierter Gewinne; diese Betrage mussen aus dem Konzernabschluss eliminiert werden, da sie im Abschluss einzelner Unternehmen nach dem Imparitatsprin-
^^^ Vgl. Arbeitskreis Weltabschlusse der Schmalenbach-Gesellschaft: Aufstellung intemationaler Konzemabschlusse, ZfbF-Sonderheft 9, 1979, S. 21 ff.
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Erstes Kapitel zip nicht erscheinen diirfen^^^. Konzerninterne Verluste (Zwischenverluste) mlissen nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit dann eliminiert werden, wenn sie zu einer im Einzelabschluss gesetzlich nicht erlaubten Bildung stiller Rucklagen durch Unterbewertung fiihren (siehe siebentes Kapitel). IAS 27.25 entsprechend verlangt eine voile Eliminierung unrealisierter konzerninterner Gewinne und Verluste.
3.
Gliederungsfehler ergSben sich - ohne Umgliederung -, wenn eine Position fur den Konzern als Ganzes eine andere Bedeutung als fiir ein einzelnes Konzernunternehmen hat. Zum Beispiel stellt die konzerninterne Herstellung und Lieferung einer Maschine fiir die Benutzung beim EmpfSnger fiir den Konzern eine zu aktivierende Eigenleistung dar. Umgliederungen sind daflir notwendig (siehe neuntes Kapitel).
Sowohl aus dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit als auch aus der Generalnorm ergibt sich die Notwendigkeit der Steuerabgrenzung im Konzemabschluss (§ 306 HGB, IAS 27.25 iVm IAS 12.19, 26c und 66 ff.). Einerseits soil dadurch sowohl die Steuerbelastung (Ertragslage) als auch die Vermogenslage des Konzerns zutreffend im Sinne der Generalnorm ausgewiesen werden* ^^. Andererseits lasst sich aus dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit der Grundsatz der Fiktion der steuerlichen Einheit ableiten, nach dem der Konzern gedanklich als einheitliches Steuersubjekt angesehen wird**^. Dabei werden (fiktive) Steueraufwendungen und -ertrage sowie Steuerverbindlichkeiten und -forderungen bzw. -abgrenzungsposten so ausgewiesen, als ob der Konzemabschluss Steuerbemessungsgrundlage ware (siehe Abschnitt 4).
3.2
Einheitliche Rechnungsperiode
Aus der gesetzlichen Fiktion der rechtlichen Einheit folgt, dass alle einbezogenen Einzelabschltisse (Vollkonsolidierung und Quotenkonsolidierung) auf denselben Abschlussstichtag aufgestellt sein mlissen. 1st das zunachst nicht der Fall, so ist der Konzemabschluss auf den Stichtag des Jahresabschlusses des Mutterunternehmens aufzustellen (§ 299 Abs.l HGB). Fur konsolidierte Unternehmen mit davon abweichenden Stichtagen
^^^Mitunter wird die Notwendigkeit der Zwischengewinneliminierung im faktischen Konzem bestritten, so von Schildbach, Thomas: Uberlegungen zu Grundlagen einer Konzemrechnungslegung,WPg, 1989,8. 199 f. **^ So auch Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 109. **^ Vgl. Hennig, Bettina: Bilanzierung latenter Steuern, 1982, S. 248 ff.; Muller, Eberhard: Entscheidungsorientiertes Konzemrechnungswesen, 1980, S. 82 f; Herrmann, Hans Joachim: Zur Steuerpolitik gegentiber multinationalen Unternehmen im Bereich der Europaischen Gemeinschaften, A WD des BB 1974, S. 302; ablehnend Schruff, Wienand: Einflusse der 7. EGRichtlinie auf die Aussagefahigkeit des Konzernabschlusses, 1984, S. 361 ff. Probleme treten bei intemationalen Konzemen auf, wenn unterschiedliche Steuersysteme zu berticksichtigen sind. Vgl. Debus, Christian: Latente Steuem, in: Beck HdR, 1997., C 440, S. 3 f
Grundlagen des Konzernabschlusses
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muss - folgt man dem Einheitsgrundsatz - ein Zwischenabschluss auf den Konzernabschlussstichtag aufgestellt werden^^^. Im Widerspruch zu diesem Grundsatz kSnnen gemSB § 299 Abs. 2 HOB auch EinzelabschlUsse mit vom Konzembilanzstichtag abweichenden Stichtagen konsolidiert werden. Weicht der Stichtag des Jahresabschlusses eines einbezogenen Unternehmens von dem Stichtag des Konzernabschlusses ab, so muss dieses Unternehmen einen besonderen Abschluss auf den Stichtag des Konzernabschlusses (Zwischenabschluss) aufstellen, wenn der abweichende Abschlussstichtag mehr als drei Monate vor dem Stichtag des Konzernabschlusses liegt. Diese Regelung wurde aus der anglo-amerikanischen Praxis in die 7. EG-Richtlinie (Art. 27) und von dort in das HGB Ubernommen^^^. Wenn ein Konzernunternehmen mit abweichender Rechnungsperiode, die weniger als drei Monate vor dem Stichtag des Konzernabschlusses endet, in den Konzernabschluss einbezogen wird, so darf dieser Abschluss nach § 299 Abs. 3 HGB dann konsolidiert werden, wenn konzerninterne Vorgdnge von besonderer Bedeutung fiir die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage dieses Unternehmens entweder in der Konzernbilanz und Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung berucksichtigt oder im Konzernanhang angegeben werden, die zwischen den Bilanzstichtagen stattgefunden haben. Die BerUcksichtigung im formalen Rechenwerk und die Angabe im Konzernanhang mUssen gleichwertig und aufgrund einer Nebenrechnung nachprUfbar sein. Auch bei Wahl der ersten Alternative konnen Erlauterungen im Konzernanhang erforderlich sein^^^. Nach IAS 27.26 f. ist eine solche Uberleitungsrechnung nur zulassig, wenn die Aufstellung eines Zwischenabschlusses unpraktikabel ist. Im HGB fehlt zwar eine ausdriickliche Vorschrift, dass Zwischenabschlusse nach den fiir die jeweilige Rechtsform gtiltigen Bewertungsvorschriften fiir den Jahresabschluss aufzustellen sind. Um dem Zweck des Konzernabschlusses zu gentigen und zu vermeiden, dass er noch weiter verfalscht wird, sind jedoch fiir Zwischenabschltisse die Vorschriften des HGB fiir den Einzel- und Konzernabschluss anzuwenden^^^. Einzelprobleme wirft die Zuordnung der JahresUberschusse (Jahresfehlbetrage) und falls kein Gewinnabflihrungsvertrag existiert - ihrer Verwendung als Dividende und Riicklagendotierung sowie der von ihnen abhangigen Aujwendungen (insbesondere Gewerbeertrag- und Korperschaftsteuer, Tantiemen und erfolgsabhangige Lohn- und Gehaltsbestandteile) in den beiden vom Zwischenabschluss betroffenen Geschaftsjahren auf den Zwischenabschluss auf. Auch die Art ihres Ausweises im Zwischenabschluss ist ^ ^^ Ein Zwischenabschluss bei einem abweichenden Stichtag eines Tochteruntemehmens ist in DRS 16.16 vorgesehen. ^^^ Vgl. AICPA: Accounting Research Bulletin No. 51: Consolidated Financial Statements, 1959, in: FASB (Hrsg.): Financial Accounting Standards, Original Pronouncements as of June 1, 1991,Vol.II, S. 74-79,Tz.4. 118 Vgl.: WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz 154 - 163; Institut der Wirtschaftspriifer, Hauptfachausschuss: Stellungnahme HFA 4/1988: Konzernrechnungslegung bei unterschiedlichen Abschlussstichtagen, Fachnachrichten des IdW, 1988, S. 338. 11^ Vgl.: WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz 144; Institut der Wirtschaftsprufer, Hauptfachausschuss: Stellungnahme HFA 4/1988: Konzernrechnungslegung bei unterschiedlichen Abschlussstichtagen, Fachnachrichten des IdW, 1988, S. 337.
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Erstes Kapitel
strittig. Die Probleme riihren daher, dass es fiir die Periode des Zwischenabschlusses keine Beschlusse der Organe des Einzelunternehmem tiber die Verwendung des Jahres(iberschusses oder Deckung eines Fehlbetrages und auch keine Steuerveranlagung gibt; aufierdem kann die Hohe und Verwendung des Jahreserfolges und damit der Steuem flir das iiber das Konzerngeschaftsjahr in die Zukunft hineinreichende Einzelgeschaftsjahr im Zeitpunkt der Erstellung des Zwischenabschlusses noch nicht genau bekannt sein. Es muss daher ftr den Zwischenabschluss mit Fiktionen gearbeitet werden, fur die es verschiedene MOglichkeiten gibt, und mit Annahmen flir die Zukunft, die sich nachtriglich als falsch herausstellen kdnnen^^^. Die mit der Aufstellung eines Zwischenabschlusses verbundenen zusatzlichen Kosten und die Unsicherheit dariiber, wie er im einzelnen aufzumachen ist, haben in der Praxis dazu gef^hrt, dass die Konzerne, in denen unterschiedliche Abschlussstichtage bestanden, die Geschaftsjahre der Konzernunternehmen weitgehend vereinheitlicht haben. Unterschiedliche Abschlussstichtage innerhalb des Konsolidierungsbereichs und Zwischenabschliisse gemSB § 299 Abs. 2 HGB gibt es nur ausnahmsweise, z.B. bei Erwerb eines Unternehmens. Auch nach IAS 27.26 sind die Abschlilsse einheitlich auf den Bilanzstichtag des Mutteruntemehmens aufzustellen. Falls der Einzelabschluss eines Tochterunternehmens einen abweichenden Stichtag hat, ist fiir die Konsolidierung ein Zwischenabschluss af den Bilanzstichtag des Mutterunternehmens aufzustellen. Liegen nicht mehr als drei Monate zwischen dem Bilanzstichtag des Tochter- und des Mutterunternehmens, reicht nach IAS 27.27 eine Uberleitung der wichtigsten Transaktionen aus.
3.3
Einheitliche Datenerfassung und Berichterstattung
Fiir eine termingerechte und den gesetzlichen Vorschriflen oder Standards entsprechende Aufstellung des Konzernabschlusses ist von dem Mutterunternehmen fiir die einbezogenen Tochter-, Gemeinschafts- und assoziierten Unternehmen allgemein und schriftlich in Form von Richtlinien zu regeln, welche Daten zu welchen Terminen den mit den Konsolidierungsarbeiten beauftragten Stellen im Konzern zur Verfiigung zu stellen sind. Diese Regelungen soUten fiir die drei Gruppen von Unternehmen jeweils einheitlich sein, wobei das AusmaB der Regelung bei den assoziierten Unternehmen geringer und z.T. von der Zustimmung anderer Gesellschafter abhangig sein kann. Art, Ausmafi und Einheitlichkeit der Datenerfassung und Berichterstattung sind von Konzern zu Konzern verschieden und werden von der Art der Konzernorganisation, ins^^^Zu den Einzelfragen siehe besonders Kohlstruck, J. P.: Ertragsteuem im Konzemabschluss nach dem AktG 1965, DB, 1966, S. 949 ff.; Haase, Klaus Dittmar/Lanfermann, Josef: Grundlegende und aktuelle Probleme bei der Erstellung von Zwischenabschlussen, Wpg 1970, S. 212 ff.; ADS:, 6. Aufl., 1996 ff, § 299, Tz. 28 ff.; WP-Hdb, 13. Aufl., Band I, 2006, M Tz. 147-153; Lange, Stefan: Vereinheitlichung des Bilanzstichtags, in: Beck HdR, 1999, C 320, S. 1-11; siehe auch 5. Aufl. des Buches, S. 52-54.
Grundlagen des Konzernabschlusses
43
besondere vom Grad der Zentralisation, stark beeinflusst. Auch bei einem hohen Grad der Delegation von Verantwortung an die einzelnen Konzerngesellschaften erfordern die bei der Konzernleitung verbleibenden Zustandigkeiten, insbesondere fiir die Finanz- und Investitionsplanung sowie die Aufsteliung von Konzernabschlussen, eine einheitliche Datenerfassung oder zumindest Datentransformation fur die Berichterstattung an die Konzemzentrale^^^. Nur dann kann das Konzernmanagement auf den einzelnen Hierarchiestufen die Entwicklung der einzelnen Konzernunternehmen und -sparten sowie deren Auswirkung auf den Gesamtkonzern erkennen und im Sinne eines KonzerncontroU lings den Zielen des Konzerns entsprechend steuern^^^. Die Daten fiir die interne Konzernsteuerung und fur die externe Konzernberichterstattung mUssen aufeinander abgestimmt sein. Im Rahmen der Addition der Einzelabschlusswerte durfen nur gleichartige Posten zusammengefasst werden. Daher sollte die Konzernleitung zumindest im Inland durchsetzen, dass die Konten einheitlich bezeichnet werden, und genaue Anweisungen herausgeben, was auf den einheitlich bezeichneten Konten zu buchen ist. Die Konsolidierungsrichtlinien der Konzernleitung setzen somit Kontierungsrichtlinien einschlieBlich Richtlinien fur eine einheitliche Gliederung der Abschliisse zumindest fur Untergesellschaften mit Sitz im Inland voraus. Fiir einbezogene Unternehmen mit Sitz im Ausland ist eine solche Einheitlichkeit der Kontenplane nicht moglich, wenn fur den nationalen Abschluss eine andere Gliederung vorgeschrieben ist, oder nicht zweckmafiig, wenn die auslandischen Bilanzierungsgepflogenheiten anders sind. Dann miissen von der Konzernleitung Vorschriften fur eine Uberleitung von der abweichenden Kontengliederung in die Gliederung fiir den Konzernabschluss erlassen und durchgesetzt werden, sofem nicht von vornherein nach den Regeln des Mutterunternehmen gebucht und bewertet und dann eine Uberleitung auf den nationalen Jahresabschluss vorgenommen wird.
3.4
Einheitliche Ansatz- und Bewertungsgrundsatze
Bin Konzernabschluss nach der Fiktion der rechtlichen Einheit erfordert, dass die in den Konzernabschluss eingehenden Posten der Einzelbilanzen ein solches Ausmaji an Einheitlichkeit der Bilanzansatze und Bewertung aufweisen wie die eines rechtlich einheitlichen Unternehmens, Nach Art. 29 der 7. EG-Richtlinie und dem gemSfi nach §§300 Abs. 1 und 2, 308 Abs. 1 und 2 HGB miissen alle in den Konzernabschluss einbezogenen Verm5gensgegenstande, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten, Bilanzierungshilfen und Sonderposten nach MaUgabe des Rechts des Mutterunternehmens, in dem AusmaB nach einheitlichen Methoden angesetzt und bewertet werden wie in einem rechtlich einheitlichen Unternehmen (siehe drittes Kapitel). Das gilt auch fiir Vermogensgegenstande solcher Tochterunternehmen, die wegen ihrer Rechtsform oder ihres Sitzes aufier-
^^^ Vgl. Scherpf, Peter: Die aktienrechtliche Rechnungslegung und Priifung, 1967, S. VI 263, m.w.N.; im einzelnen Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufsteliung von Konzernabschlussen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 183 ff. 12^ Vgl. Scheffler, Eberhard: Konzemmanagement, 1992, S. 85 ff.
44
Erstes Kapitel
halb der EG der 4. bzw. 7. EG-Richtlinie nicht unterliegen, sowie fiir die einheitliche AusUbung von Wahlrechten und Ausflillung von Ermessensspielraumen, Entsprechend bestimmt IAS 27.28 fiir die Aufstellung von Konzernabschliissen, dass ..uniform accounting policies for like transactions and other events in similar cicumstances" anzuwenden sind. Soweit die Positionen der einbezogenen EinzelabschlUsse dieser Einheitlichkeit nicht genOgen, z.B. wegen entgegenstehender nationaler Vorschriften oder aus steuerlichen Griinden, ist sie durch Aufstellung eines Jahresabschlusses II (HB II), der dann die Grundlage der Konsolidierung ist, herzustellen (§ 308 Abs. 2 HGB), sofern der Bilanzierungsunterschied nicht von untergeordneter Bedeutung ist. Ansatz- und Bewertungsmethoden abhangiger Personenunternehmen sind denen der Kapitalgesellschaften anzupassen. Die Wertdifferenzen zwischen dem Ansatz in der Einzel- und der Konzernbilanz sind intern in einer Erganzungsrechnung bei abnutzbaren oder zu verbrauchenden Gegenstanden fortzuschreiben und erfolgswirksam zu verrechnen^^^ (siehe flinftes Kapitel). In gleicher Weise bestimmt IAS 27.29, dass geeignete Anpassungen vorzunehmen sind, wenn ein Konzernunternehmen Bilanzierungsgrundsatze anwendet, die von denen fiir den Konzernabschluss abweichen. Fiir Konzernunternehmen mit Sitz auBerhalb der Eurozone mussen die Werte des Einzelabschlusses in die Wahrungseinheit des Konzernabschlusses umgerechnet werden (siehe viertes Kapitel). Diese Umrechnung ist eine Bewertungsmajinahme, Sie dient der Vorbereitung der Konsolidierung. Doch kann die Umrechnung bei WechselkursSnderungen den umgerechneten Abschluss, insbesondere den Jahreserfolg und das Eigenkapital, erheblich beeinflussen, was sich dann wiederum auf den Konzernabschluss auswirkt. Die 7. EG-Richtlinie und das HGB enthalten jedoch explizit keine Regelungen, wie die auslSndischen Abschliisse umzurechnen sind. Dagegen regelt IAS 21 die Umrechnung der Abschlusse der in einer anderen Wahrung aufgestellten Abschliisse von Tochtergesellschaften eingehend nach dem Grundsatz der funktionalen Wahrung. Diese Methode haben auch deutsche Konzeme iibemommen, die nicht ohnehin nach den IFRS/IAS bilanzieren.
4.
Fiktion der Konzernbesteuerung
4.1
Grundsatz und Anwendungsbereiche
Aus der Fiktion der Rechtseinheit des Konzerns (Abschnitt V. 3.1) k5nnte man eine Fiktion der steuerlichen Einheit des Konzerns ableiten. Eine solche Fiktion kann jedoch nur begrenzt gelten. Das unterschiedliche nationale Steuerrecht ist ein Faktum. Die Fiktion kann jedoch die Basis fiir eine fiktive Besteuerung des Konzernergebnisses anstelle der ^^^ Zu Einzelheiten siehe Ruhnke, Klaus: Konzembuchfuhrung, 1995.
Grundlagen des Konzernabschlusses
45
Besteuerung der Konzerngesellschaften abgeben. Dann werden im Konzernabschluss Unterschiede zwischen der Summe der aus den Jahresabschlussen ubernommenen Gewinnsteuerbetrage und dem Gewinnsteuerbetrag, der sich bei Besteuerung des Konzernergebnisses ergSbe, insoweit durch aktivische oder passivische Posten flir latente Steuern abgegrenzt, als sich diese Steuerbetragsunterschiede im Zeitablauf ausgleichen. Die Bilanzierung latenter Steuern stammt aus den USA^^"*. Nach dem Konzept der Jnterperiod-tax-allocatiori' soil sich die zeitliche Verteilung des Ertragsteueraufwandes nicht nach der (steuer-)rechtliche, sondern nach der wirtschaftliche Entstehung von Steuerverpflichtungen richten^^^. Das Konzept hat sich international durchgesetzt (IAS 12) und Eingang in Art. 43 Abs. 1 Nr. 11 der 4. und in Art. 29 Abs. 4 sowie Art. 34 Nr. 11 der 7. EG-Richtlinie gefunden. Fur den Ansatz von Steuerabgrenzungsposten im Konzernabschluss ergeben sich nach §§ 274, 306 HGB flir Besteuerungsunterschiede, die sich im Zeitablauf ausgleichen, folgende Anwendungsbereiche^^^: Im Rahmen der Vollkonsolidierung von Tochterunternehmen und der Quotenkonsolidierung k5nnen latente Steuern bei der Erstkonsolidierung auftreten, die auf •
Unterschieden zwischen den Ergebnissen in den handels- und steuerrechtlichen Einzelabschlussen,
•
Anpassungsunterschieden, die durch die Verwirklichung einheitlicher Ansatzund Bewertungsgrundsdtze sowie durch die Wahrungsumrechnung der Abschliisse einbezogener Unternehmen mit Sitz im Ausland (sogenannte HB I/HB IIUnterschiede) hervorgerufen werden, sowie
•
Zuordnungsunterschieden, die durch die Kapital- und Schuldenkonsolidierung, insbesondere durch die Zuordnung stiller Rucklagen auf Vermogensgegenstande und durch stille Lasten hervorgerufen werden, beruhen.
Bei der Folgekonsolidierung konnen latente Steuern aus der •
Aufsvands- und Ertragskonsolidierung ,
•
Eliminierung konzerninterner Ergebnisse und der
•
Umrechnung der Fremdwahrungsabschlusse von Tochtergesellschaften
resultieren (siehe drittes und viertes Kapitel V). Auch im Rahmen der Equity-Bewertung) konnen latente Steuern durch HB I/HB IIUnterschiede und Konsolidierungsvorgange entstehen. Ferner konnen latente Steuern bei der Erstellung von Zwischenabschlussen gemaB § 299 HGB und unterjahrigen Zwi^^^ Zum historischen Uberblick uber die Entwicklung der Regelungen zum Ausweis latenter Steuern vgl. Hennig, Bettina: Bilanzierung latenter Steuern, 1982, S. 112 ff. 125 Ygi y Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 250. In den USA gilt z.Z. SEAS 109: Accounting for Income Taxes, 1992. ^^^ Vgl. Becker, Wolfgang: Abgrenzung latenter Steuem im Rahmen der Konzemrechnungslegung, DB 1991, S. 1737; Ltihrmann, Volker: Latente Steuem im Konzernabschluss, 1997; WeiBenberger, Barbera^ehrendt, Anneke: Latente Steuem im Konzem, BB 2006, S. 931-937.
46
Erstes Kapitel
schenberichten von b5rsennotierten Mutteruntemehmen bei Ausweis des Konzernergebnisses nach Steuern gem. § 54 i.V.m. § 56 BdrsZulV 1987 zu berticksichtlgen sein^^^.
4.2
Ubernahme von Steuerabgrenzungen aus den Einzelabschlussen
Wenn der fiktive Gewinnsteueraufwand eines einbezogenen Unternehmens nach MaBgabe der Handelsbilanz h5her ist als nach der Steuerbilanz, besteht gem. § 274 Abs. 1 i.V.m. § 298 Abs. 1 HGB die Pflicht zur Bildung einer Ruckstellung ffir latente Steuern in H5he der voraussichtlichen Steuerbelastung nachfolgender Geschaftsjahre auch im Konzemabschluss^^^. Wenn dagegen der fiktive Gewinnsteueraufwand nach MaBgabe der Handelsbilanz niedriger als in der Steuerbilanz ist, so hat das Unternehmen gem. § 274 Abs. 2 HGB ein Wahlrecht zur Bildung einer aktivischen Steuerabgrenzung als einer Bilanzierungshilfe in H5he der voraussichtlichen Steuerentlastung nachfolgender Geschaftsjahre, sofern es sich um zeitliche Gewinnverschiebungen handelt^^^. Das Wahlrecht gilt gem. § 298 Abs. 1 HGB auch fur den Konzernabschluss (siehe im Einzelnen drittes Kapitel, V.). Es kann dort abweichend vom Einzelabschluss ausgelibt werden.
43
Steuerabgrenzung aufgrund von HBI/HB Il-Unterschieden
Auch bei der Erstellung der HB II kann eine Steuerabgrenzung notwendig werden, wenn sich durch die vorzunehmenden Korrekturen Ergebnisveranderungen zwischen HB I und HB II ergeben. Bei der Anpassung der Bilanzansitze und der Bewertung stellt sich die Frage, ob die Vorschrift des § 274 HGB oder des § 306 HGB anzuwenden ist (siehe drittes Kapitel V.). Bei der Wahrungsumrechnung ist zu klaren, ob liberhaupt eine Steuerabgrenzung gemafi §§ 274, 306 HGB vorzunehmen ist (siehe viertes Kapitel).
4.4
Steuerabgrenzung infolge von Konsolidierungsvorgangen
AuBerdem mtissen latente Steuern gemSB § 306 HGB berticksichtigt werden. Danach besteht fiir den Fall, dass das Konzernergebnis nach Konsolidierungskorrekturen gr5Ber ^^^Vgl. Busse von Colbe, Walther/Reinhard, Herbert (Hrsg.): Zwischenberichterstattung nach neuem Recht fur borsennotierte Untemehmen, 1989, S. 37 ff. ^^^Uber § 13 Abs. 2 Satz 1 PublG gelten diese Vorschriften (sinngemaB) auch fiir nach dem PublG aufgestellte Konzemabschltisse. ^^^Zu einem Uberblick iiber die Bilanzierung latenter Steuern im Einzelabschluss vgl. Karrenbrock, Holger: Latente Steuern in Bilanz und Anhang, 1991, insbes. S. 171 ff.; Laser, Helmut: Latente Steuem, in: Beck HdR, 1997, B 235.
Grundlagen des Konzernabschlusses
47
als die Summe der an konzerneinheitliche Ansatz- und Bewertungsmethoden angepassten Einzelergebnisse ist, die Pflicht zur Bildung einer Ruckstellung flir latente Steuern. 1st das Konzernergebnis nach Konsolidierungskorrekturen kleiner als die Summe der angepassten Einzelergebnisse, ist also der Gewinnsteueraufwand zu hoch, so besteht - anders als im Einzelabschluss - die Pflicht zur Bildung eines aktivischen Abgrenzungspostens (siehe funftes, sechstes, siebentes und achtes Kapitel).Voraussetzung fur die Bildung von Steuerabgrenzungen ist auch im Konzernabschluss, dass sich der zu niedrige oder zu hohe Gewinnsteueraufwand in sp^teren Jahren voraussichtlich ausgleicht^^^.
4.5
Arten von Steuerbetragsdifferenzen
Zeitlich unbefristete Differenzen (permanent differences) entstehen im Konzernabschluss dadurch, dass ErtrSge und Aufwendungen entweder nur in steuerrechtlichen Einzelabschliissen oder aber nur in den handelsrechtlichen EinzelabschlUssen bzw. der HB II ausgewiesen werden. Da der Steueraufwand nachfolgender Geschaftsjahre nicht bertihrt wird, werden unbefristete Differenzen nicht in die Steuerabgrenzung einbezogen^^^. Zeitlich beft-istete Differenzen (timing differences) konnen sich im Konzernabschluss entweder dadurch ergeben, dass Ertrage bzw. Aufwendungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den steuerrechtlichen Bilanzen und in den handelsrechtlichen EinzelabschlUssen bzw. der HB II auftreten oder aber, dass sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den handelsrechtlichen EinzelabschlUssen bzw. der HB II und im Konzernabschluss ausgewiesen werden. Diese Differenzen gleichen sich im Zeitablauf aus. Da der Steueraufwand nachfolgender Geschaftsjahre betroffen ist, werden zeitliche Differenzen grundsatzlich in die Steuerabgrenzung einbezogen^^^. Wenn der Ausgleich der Steuerdifferenzen aufgrund der Abhangigkeit von unternehmerischen Entscheidungen erst in welter oder unbestimmter Feme liegt, stellt sich das Problem, ob diese Differenzen als zeitlich befristet oder unbefristet anzusehen sind. Sie werden als quasi-permanente Differenzen^^^ bezeichnet. Steuerabgrenzungen fiir sie sind nach in Deutschland noch herrschender Meinung nicht zulassig ^^^. Ungewiss ist jedoch mitunter, ob der Ausgleich schon vor dem Endzeitpunkt, etwa beim Verkauf eines GrundstUckes, eintritt. Daher sind US-GAAP und IAS vom Konzept der ^•^^Vgl. Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., 2005, S. 722 f ^^1 Vgl. Coenenberg, Adolf G.: ebenda, S. 432. 1^2 Vgl. Coenenberg, Adolf G.: ebenda, S. 432, 723 ff. ^^^ Fur den Einzelabschluss vgl. Laser, Helmut: Latente Steuem, in: Beck HdR, 1997, B 235, S. 8 f.; flir den Konzernabschluss vgl. Debus, Christian: Latente Steuem, in: Beck HdR, 1997, C 440, S. 10 ff. mit Beispielen und weiteren Nachweisen. ^^^ So auch Becker, Wolfgang: Abgrenzung latenter Steuem im Rahmen der Konzemrechnungslegung, DB 1991, S. 1739.
48
Erstes Kapitel
an der Gewinn- und Verlust-Rechnung orientierten timing differences auf das bilanzorientierte Konzept der temporary differences ubergegangen (IAS 12.15). Danach werden samtliche Bewertungsdifferenzen zwischen dem Ansatz in der Steuerbilanz und in der Konzembilanz in die Berechnung der latenten Steuern einbezogen. Inwieweit das mit dem HGB vereinbar ist, ist bis zu einer Anderung des Gesetzestextes strittig^^^. Der DSR hat in einem Gesetzentwurf zur Internationalisierung der Rechnungslegung von 2001 empfohlen, auf das Konzept der temporary differences iiberzugehen^^^.
4.6
Methoden der Steuerabgrenzung
Grundsatzlich k5nnen drei Methoden der Steuerabgrenzung unterschieden werden, die sich hinsichtlich Zielsetzung, anzuwendendem Steuersatz, Ausweis und Vorgehen bei Steuersatzanderungenunterscheiden^^^: Nach der Liability-Methode steht die zutreffende Darstellung der Verm5genslage des Unternehmens bzw. Konzerns im Vordergrund. Passivische latente Steuern werden als Verbindlichkeit fiir zukUnftig zu zahiende Gewinnsteuern, aktivische latente Steuern ais Forderung gegeniiber dem Fiskus aufgrund von Gewinnsteuervorauszahlungen interpretiert. Latente SteuerbetrSge wSren dem gemaB nach zukiinftigen Steuersdtzen zu errechnen. Wegen der damit verbundenen Prognoseschwierigkeiten wird i.d.R. vom aktuellen Steuersatz ausgegangen. Allerdings werden bei Steuersatz^nderungen in der Vergangenheit gebildete latente Steuern angepasst. Dadurch k5nnen schubartige Ver^nderungen der Ergebnisse entstehen, die mSglicherweise nicht erwtinscht sind. Nach der Deferred- oder DeferraUMethode soil vor allem die Ertragslage des Unternehmens bzw. Konzerns zutreffend ausgewiesen werden. Latente Steuern werden als Abgrenzungsposten zur Ermittlung einer dem matching-principle entsprechenden Relation von ausgewiesenem Erfolg und Steueraufwand interpretiert. Die latenten Steuerbetrage werden nach aktuellen Steuersdtzen errechnet und bei Steuersatzanderungen nicht angepasst. Allerdings werden die friiher mit anderen Steuersdtzen gebildeten Steuern auch mit diesen Steuersdtzen aufgel5st. Das setzt - anders als bei der Liability-Methode - eine steuersatzspezifische Buchfuhrung liber die einzelnen Differenzen voraus.
^^^Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Vereinbarkeit intemationaler Konzemrechnungslegung mit handelsrechtlichem GrundsStzen, ZfbF-Sonderheft 43,1999, S. 122 fif. ^^^ Vgl. DSR: Entwurf eines Gesetzes zur Intemationalisierung der Rechnungslegung 2001 (hektographiert). ^^^ Vgl. zum folgenden Black, Homer A.: Interperiod Allocation of Corporate Income Taxes, 1966; Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., 2005, S. 438 ff.; Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschltissen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 120 f; v. Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 250; Baumann, Karl-Hermann, in: Kuting/Weber: HdR, 4. Aufl., 1995, § 274, Tz. 25 ff; Hille, Klaus: Latente Steuern im Einzel- und Konzemabschluss, 1982, S. 165fif.;Hennig, Bettina: Bilanzierung latenter Steuern, 1982, S. 87 ff.
Grundlagen des Konzernabschlusses
49
Grundlage der Net-of-Tax-Methode ist die Uberlegung, dass der Wert eines Verm5gensgegenstandes bzw. einer Schuldenposition nicht nur durch seinen Gebrauchswert, sondern auch durch seine steuerliche Behandlung determiniert ist. Ein Verm5gensgegenstand, der steuerlich nicht abgeschrieben werden kann, ist ceteris paribus weniger wert, als wenn dies zulassig wSre. In der Bilanz werden keine Positionen flir latente Steuern ausgewiesen, vieimehr werden die Steuereffekte durch Wertkorrekturen bei der Bewertung des Vermogensgegenstandes bzw. der Schuldenpositionen selbst berUcksichtigt^^^. Grundsatzlich sind fiir Kapitalgesellschaften Gewerbeertrag- und K5rperschaftsteuern, fur Personenunternehmungen dagegen nur erstere zu beriicksichtigen. Bei unterschiedlichen Steuersatzen fur einzelne einbezogene Unternehmen (z.B. zwischen In- und Ausland) wird in der Literatur u.a. vorgeschlagen, •
den Steuersatz der die erfoigswirksame Buchung auslosenden Gesellschaft,
•
die effektive marginale Steuerbelastung des Geschaftsvorfalls,
•
den Spitzensteuersatz des Mutterunternehmens oder
•
einen durchschnittlichen Konzernsteuersatz
fur die Ermittlung der latenten Steuern zu verwenden^^^. Bine sachgerechte Ermittlung latenter Steuern wtirde es erfordern, den Steuersatz der die erfoigswirksame Buchung auslosenden Gesellschaft zu verwenden. Aus Vereinfachungsgrllnden kann aber auch der Spitzensteuersatz des Mutterunternehmens oder ein durchschnittlicher Konzernsteuersatz verwendet werden. FUr die Ermittlung der jahrlichen Abgrenzungsbetrage sind ebenfalls verschiedene Vorgehensweisen denkbar^'*^: Beim Konzept der Einzelbewertung (IndividuaUTransactionMethod) wird jeder zeitlich begrenzte Unterschied getrennt von seiner Entstehung bis zu seiner AuflQsung fortgeflihrt und zu jedem Bilanzstichtag auf seine steuerlichen Konsequenzen hin analysiert. Diese Methode erlaubt es einerseits, den Stand der zeitlichen Unterschiede mit den entsprechenden Bilanzpositionen abzugleichen, andererseits ist sie sehr arbeitsaufwendig. Beim Konzept der Gruppenbewertung werden nach der Bruttomethode {Gross-Change-Method) Auflosungen und Neubildungen zeitlich befristeter Differenzen getrennt analysiert, nach der Nettomethode {Net-Change-Method) dagegen Aufl5sungen und Neubildungen zeitlich befristeter Differenzen saldiert, und auf den NettoSnderungsbetrag wird der aktuelle Steuersatz angewandt^^^. ^^^ Zum besseren Verstandnis der Unterschiede der drei Methoden vgl. das Beispiel bei Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., 2005, S. 438 fif. ^^^Ein Uberblick m.w.N. findet sich bei Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR, 1997 ff, C 440. ^^^ Vgl. zum folgenden Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg,): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 122 f; Hille, Klaus: Latente Steuern im Einzel- und Konzemabschluss, 1982, S. 221 ff sowie Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR, 1997 ff., C 440, S. 20 ff ^^^ Zum Verstandnis der Unterschiede zwischen den beiden Gruppenbewertungsverfahren vgl. die
50
Erstes Kapitel
Die Bilanzierung latenter Steuern gemaB den §§ 274, 306 HGB folgt keiner klaren Konzeption. Einerseits werden aktivische latente Steuern als Abgrenzungsposten charakterisiert (Deferred-Methode), andererseits passivische latente Steuern als RUckstellungen fur ungewisse Verbindlichkeiten bezeichnet (Liability-Methode). Latente Steuern sind nach beiden VorschriftQn jeweils aufgrund einer Gesamtbetrachtung zu ermitteln. Zu berticksichtigen sind jeweils nur die sich aus der Anwendung des § 274 bzw. aus der Anwendung des § 306 HGB ergebenden Spitzenbetrage. GemaB § 306 Satz 3 HGB konnen latente Steuern nach § 306 HGB mit denen nach § 274 HGB zusammengefasst werden. Strittig ist in der Literatur jedoch, ob eine Saldierung aktivischer (passivischer) latenter Steuern gemaB § 274 HGB mit passivischen (aktivischen) latenten Steuern gemaB § 306 HGB zulassig bzw. geboten ist^^^. Eine derartig weitgehende Saldierung entspricht der Fiktion der (steuer-) rechtlichen Einheit, nach der - unabhangig von der zweistufigen Ermittlung der latenten Steuern (§ 274 HGB einerseits, § 306 HGB andererseits) - auf den Unterschied zwischen dem Konzernergebnis vor Steuern und der Summe der in den steuerrechtlichen AbschlUssen ausgewiesenen Ergebnissen abzustellen ist. Nach DRS 10.20 und 21 sind auf die Anpassungs- und die Zuordnungsbetrdge aus der Kapitalkonsolidierung die im Zeitpunkt der AuflOsung der Differenzen voraussichtlich geltenden unternehmensindmduelle Steuersatze anzuwenden. Ein konzerneinheitlicher Steuersatz sei unzulassig (DRS 4.22). Auf latente Steuern aus der Zwischenerfolgseliminierung sind die Steuersatze des liefernden Unternehmen maBgeblich (DRS 4.23). Bei Anderungen der Steuergesetze sind in der Vergangenheit gebildete Abgrenzungsposten anzupassen (DRS 10.25). Latente Steuern diirfen nicht abgezinst werden (DRS 10.27). GemaB IAS 12.47 ff. ist nach der Liability-Methode fur die Bildung von deferred tax assets and liabilities bei unterschiedlichen Satzen derjenige Steuersatz zu verwenden, der voraussichtlich bei der Realisierung des VermGgensgegenstandes oder der Tilgung der Verbindlichkeit gilt, der die latenten Steuern verursacht hat. Die Hohe des Steuersatzes basiert auf den geltenden Gesetzen bzw. bei ihrer Anderung auf dem substanziell erreichten Stand am Bilanzstichtag. Das gilt auch fiir die AuflGsung von latenten Steuern^^^. Eine Abzinsung ist unzulassig.
Beispiele bei Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., 2005, S.432 fif. 142 Fiir die Saldierung u.a. Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR, 1997, C 440, S. 19 f ;Hoyos, Martin/Fischer,Norbert:§ 306, in: Beck Bil-Komm., 4. Aufl., 1999, Tz. 57; dagegen Ktiting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter: Der Konzemabschluss nach neuem Recht, 1986, S. 91. 14"^ Vgl. Busse von Colbe, Walther/Seeberg, Thomas (Hrsg.): Vereinbarkeit intemationaler Konzernrechnungslegung mit handeisrechtlichen Grundsatzen, ZfbF-Sonderhefl 43, 1999, S. 129.
Grundlagen des Konzernabschlusses
5.
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Konsolidierungsmethodenstetigkeit
Im Interesse der intertemporalen Vergleichbarkeit der Konzernabschltisse eines Unternehmens sollten die Wahlrechte bei der Abgrenzung des Konsolidierungskreises und bei den Konsolidierungsmethoden im Zeitablauf gleichbieibend (zeitliche Stetigkeit) und im Hinblick auf die AussageMigkeit in einem Zeitpunkt fur alle einbezogenen Unteraehmen einheitlich (sachliche Stetigkeit) ausgetibt werden. Eine Durchbrechung des Stetigkeitsgrundsatzes ist nur dann gerechtfertigt, wenn sich gesetzliche Vorschriften oder Standards oder wesentliche Sachverhaite, z.B. die Beherrschung durch eine anderes Mutterunternehmen, geSndert liaben oder die Durchbrechung zu einer wesentlichen Verbesserung der Darstellung der Lage des Unternehmens flihrt (DRS 13.10). Entsprechendes verlangen die IAS mit dem allgemeinen Grundsitzen der ^Consistency of Presentation'' und der ^^Comparative Information'' gemaB IAS 1.27 und 38 ff. Der Grundsatz gilt entsprechend fur die stetige Anwendung der konzerneinheitlichen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sowie fiir die Umrechnung der in fremder WShrung aufgestellten Abschitisse. In diesem Sinne sind unter Konsolidierungsmethoden die Gesamtheit aller Verfahren zur Aufstellung eines Konzernabschlusses einschlieBlich der Abgrenzung des Konsolidierungskreises zu verstehen^^^. Dann sind die bestehenden Wahlrechte bei der Einbeziehung von Konzernunternehmen in den Konzernabschluss sowie bei der Kapital-, Schulden- und Aufwands- und Ertragskonsolidierung und der Ausschaltung von Zwischenerfolgen zu jeweils einem Abschlussstichtag nach sachlichen Prinzipien konzerneinheitlich und im Zeitablauf gleichbieibend auszuUben^"^^. Der Grundsatz der zeitlichen Konsolidierungsstetigkeit ist als Sollvorschrift in den Art. 25 Abs. 1 der 7. EG-Richtlinie aufgenommen und von dort in § 297 Abs. 3 Satz 2 HGB wie folgt Ubernommen worden: „Die auf den vorhergehenden Konzernabschluss angewandten Konsolidierungsmethoden sollen beibehalten werden". Ein Wechsel ist nur in Ausnahmefailen zulissig und ist im Konzernanhang anzugeben und zu begrtlnden. Sein Einfluss auf die Vermdgens-, Finanz- und Ertragslage des Konzems ist anzugeben (§ 297 Abs. 3 Satz 3 bis 5 HGB). Die sachliche Konsolidierungsstetigkeit ist im Gesetz nicht erwMhnt, sie ISsst sich allerdings aus der Generalnorm ableiten^^^. Unklar ist allerdings, was der Gesetzgeber mit Konsolidierungsmethoden in Ergdnzung zu AnsatZ' und Bewertungsmethoden gemeint hat. Der DSR defmiert sie in DRS 13.7 sehr weit als Verfahren und Regeln zur Einbeziehung von Unternehmen in den Konzernabschluss einschlieBlich der Behandlung konzerninterner Vorgange.
1^*4 So ADS, 6. Aufl., 1996, § 297, Tz. 47. ^^^ So auch Hartle, Joachim: Grundlagen und Grundsatze des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1987 ff., C 10, S. 24. ^^^Ngl ADS, 6. Aufl., 1996, § 297, Tz. 49; vgl. Treuhand-Vereinigung AG (Hrsg.): Rechnungslegung im Konzem nach dem Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1987, S. 76.
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Erstes Kapitel
Unstrittig gehSren dazu die Verfahren der Kapital-, Schulden- und Ertragskonsolidierung (§§ 300 Abs. 1, 301-303, 305 HGB), die Behandlung der Anteile anderer Gesellschafter (§ 307 HGB) und die anteilsmSBige Konsolidierung (§ 310 HGB)147. Die mit Bewertungsvorschriften betitelten Vorschriften liber die einheitliche Bewertung im Konzernabschluss (§ 308 HGB), die Behandlung des Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung (§ 309 HGB) und den Wertansatz der Beteiligungen an assoziierten Untemehmen mag man noch dazurechnen. Zahlt man sie zu Bewertungsvorschriften, so gilt das Stetigkeitsgebot fiir sie in gleicher Weise durch den Verweis in § 298 Abs. 1 HGB auf das Gebot der Bewertungsstetigkeit fur den Einzelabschluss in § 252 Abs. 1 Nr. 6 HGB. Offen bleibt, ob auch das Vollstandigkeitsgebot (§ 300 Abs. 2 HGB) und die Steuerabgrenzung (§ 306 HGB) unter das Stetigkeitsgebot fallen. Bejahte man diese Frage, so wtirde man zumindest in Bezug auf die in § 300 Abs. 2 HGB angesprochenen Bilanzierungswahlrechte h5here Anforderungen an den Konzern als an den Einzelabschluss stellen. Nach einhelliger Meinung gilt das Stetigkeitsgebot fur die Ansatzwahlrechte im Einzelabschluss nicht. Entsprechendes kann man fiir die Wahl zwischen den Methoden der Steuerabgrenzung geltend machen. Die Vorschriften Uber den Konsolidierungskreis (§§ 294-296 HGB) und den Stichtag fiir die Aufstellung (§ 299 HGB) kann man vom Wortsinn her kaum als Konsolidierungsmethode bezeichnen. Gleichwohl werden sie im DRS 13.7 dazugerechnet. Ein Wechsel zwischen den in ihnen enthaltenen Wahlrechten unterliegt zwar dem Willktirverbot, l5st aber keine Berichtspflicht im Anhang aus. So wunschenswert eine weite Auslegung des Grundsatzes der gesetzlichen Konsolidierungsmethodenstetigkeit des § 297 Abs. 3 Satz 2 HGB auch sein mag, aus dem Gesetz iSsst sie sich kaum ableiten. So muss es als zulassig angesehen werden - wie es in der Praxis gelegentlich geschieht -, dass z. B. ein Gemeinschaftsunternehmen zunSchst quotal konsolidiert und spSter die Beteiligung an ihm nach der Equity-Methode bewertet wird, von Gemeinschaftsunternehmen eines Konzerns einige quotal einbezogen und andere at equity bewertet werden, fiir die Kapitalkonsolidierung die Methode im Zeitablauf gewechselt oder zu einem Zeitpunkt unterschiedliche Methoden angewendet werden, sofern nicht das Willktirverbot verletzt wird. Ahnlich wie beim Einzelabschluss lasst sich auch der Informationsgehalt eines Konzernabschlusses im Vergleich mehrerer aufeinanderfolgender Abschlusse durch Beobachtung und Analyse der zeitlichen Entwicklung von Positionen der Bilanz und der Gewinnund Verlustrechnung besser erschlieBen als durch die Betrachtung nur eines einzelnen Abschlusses. Das ist aber nur moglich, wenn die Abschlusse sinnvoll miteinander vergleichbar sind. Deshalb sollten - abgesehen von Anderungen gesetzlicher Vorschriften oder von Standards - einmal wahrgenommene Konsolidierungswahlrechte sowie Methoden der einheitlichen Bewertung und der Wahrungsumrechnung innerhalb eines Konzerns beibehalten und erst dann geSndert werden, wenn dadurch der Informationswert der Konzernabschliisse steigt. l^"^ Vgl. Baetge, Jorg/Kirsch, Hans-Jurgen, in: Kiiting/Weber: HdK, 2. Aufl. 1998, § 297, Tz. 35.
Grundlagen des Konzernabschlusses
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Fur die Einhaltung der Konsolidierungsmethodenstetigkeit und die Berichtspflicht bei ihrer Durchbrechung ist die Abgrenzung zwischen dem Wechsel der Methode und dem Wechsel eines Parameters innerhalb einer Methode bedeutsam. Letzteres ist zulSssig und nicht berichtspflichtig. Parameter sind z.B. der Genauigkeitsgrad bei der Ermittlung konzerninterner Gewinne oder die Abschreibungsdauer eines aus der Kapitalkonsolidierung resultierenden Firmenwertes. Die Schnittstelle zwischen Methoden- und Parameterwechsel konnte dort liegen, wo ein Parameterwechsel fUr die Aussagekraft des Konzernabschlusses im Sinne der Generalnorm so bedeutsam ist wie ein Methodenwechsel.
6.
Aquivalenz von Bilanzierungsmethoden im Einzelund Konzernabschluss
Die bisher dargestellten Konsoiidierungsgrundsatze reichen zur Entscheidung von Zweifelsfragen bei der Aufstellung des Konzernabschlusses dann nicht aus, wenn Tatsachen vorliegen, die sich in einem rechtlich einheitlichen Unternehmen nicht ergeben hatten und durch die Konsolidierung nicht rUckgangig gemacht werden kSnnen. Der Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit hilft dann nicht weiter. Wird zum Beispiel ein Grundstiick innerhalb des Konzerns verkauft, so fallen Grunderwerbsteuem und Ausgaben fiir die Auflassung und Eintragung an, die in einem einheitlichen Unternehmen nicht entstanden wSren. Diese Fragen werden im folgenden durch Analogien so entschieden, dass eine mSglichst weitgehende Aquivalenz zwischen den im Konzernabschluss und den in den Einzelabschliissen angewandten Bilanzierungsmethoden erreicht wird. Der Grundsatz der Aquivalenz wird von einigen Autoren abgelehnt, weil sie eine zu Starke Einschrankung des Problembereichs, innerhalb dessen sinnvolle Losungen gesucht werden, befiirchten^^^. Da die Konzernbilanz fur die Gewinnausschiittung und die Besteuerung nicht relevant sei, wird gefordert, dass bei der Ausgestaltung von Grundsatzen zur Konzernrechnungslegung die Probleme unter dem Aspekt diskutiert werden, wie ihre Aussagefahigkeit fiir externe Adressaten verbessert werden kann^"^^. Eine solche Zielsetzung ist legitim und auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht interessant, doch diskutiert man dann auf einer anderen Ebene, als das hier auf Basis der oben erl^uterten Pramissen (siehe Abschnitt II.2.) geschieht. Die Ergebnisse werden dementsprechend nicht vergleichbar sein. Zudem lassen sich gegen eine Auflosung des Zusammenhangs zwischen Einzel- und Konzernabschluss erhebliche Bedenken anmelden (siehe II.2). Der Aquivalenzgrundsatzes lasst sich nach dem gegenwartigen Stand der Bilanztheorie und den Funktionen der Konzernrechnungslegung wie folgt begrunden: Die Konzernbilanz soil ein zusdtzliches Informationsinstrument fiir die Bilanzadressaten sein, weil bei fortschreitender Konzernbildung die Bilanz der Muttergesellschaft mehr und mehr ihren 14^ Vgl. z. B. Kirchner, Christian: Weltbilanzen, 1978, S. 33 f. 1"^^ Kirchner, Christian: Weltbilanzen, 1978, S. 31 f.; ahnlich Tietze, Wolf: Die Wahrungsumrechnung im intemationalen Konzernabschluss, 1976, S. 26 ff., insbesondere S. 34.
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Erstes Kapitel
Informationszweck verfehlt^^^ (vgl. zweite PrSmisse). Die Adressaten sind an die nach den in Deutschland geltenden Bilanzierungsgrundsatzen aufgestellten Einzelbilanzen gew5hnt. Sie haben ihr Entscheidungsverhalten an die aus diesen Bilanzierungsgrundsatzen abgeleiteten Jahresabschltlsse angepasst. Naeh dieser Grundiiberlegung wurden auch die anderen Konsolidierungsgrundsatze entwickeit, so dass der Grundsatz der Aquivaienz mit ihnen kompatibel ist. Aus dem Grundsatz der Aquivaienz folgt auch das subsidiare Mafigeblichkeitsprinzip^^^. Danach werden gem. § 300 Abs. 1 HGB die Posten der Einzelabschltisse insoweit unverMdert in den Konzernabschluss ubernommen, als sie nicht wegen konzerninterner Beziehungen oder wegen einer Vereinheitlichung von Bilanzansatz und Bewertung zu korrigieren oder in DM umzurechnen sind, well sie aus Fremdwahrungsabschliissen auslandischer Konzernunternehmen resultieren. Das HGB verweist fiir die Aufstellung des Konzernabschlusses denn auch in § 298 Abs. 1 HGB auf die allgemeinen Vorschriften fiir den Jahresabschluss aller Kaufleute (§§ 244 bis 256 HGB) und von grofien Kapitalgesellschaften (§§ 265 bis 283 HGB) unter Ausklammerung der Erleichterungen fur kleine und mittelgroBe Kapitalgesellschaften (§§ 267, 276 HGB), soweit Eigenarten des Konzernabschlusses keine Abweichungen bedingen oder Sondervorschriften bestehen. Das Aquivalenzprinzip schlieUt Ergdmungsrechnungen innerhalb der Konzernrechnungslegung, wie Kapitalflussrechnungen, Segmentberichterstattungen und Eigenkapitalspiegel, wie sie international ublich und in Deutschland bisher nur fiir kapitalmarktorientierte Muttergesellschaften (§ 297 HGB) vorgeschrieben sind, nicht aus. Ansatzund Bewertungsvorschriften sollten jedoch fiir Einzel- und Konzernabschluss zumindest von Kapitalgesellschaflen (ibereinstimmen, wie das nach dem HGB bisher auch der Fall ist. Die Umsetzung der EU-Verordnung tiber die Anwendung internationaler Rechnungslegungsgrundsdtze wtirde den Aquivalenzgrundsatz zumindest fUr die Konzernabschltisse kapitalmarktorientierter Mutterunternehmen wenigstens zunachst durchbrechen; es sei denn, sie stellten ihre Einzelabschltisse auch nach den IAS auf (siehe Abschnitt I.3.5.).
7.
Wirtschaftlichkeit der Rechnungslegung
Verfiihre man konsequent nach den vorstehenden Grunds^tzen, so konnte die Aufstellung eines Konzernabschlusses von Kosten begleitet sein, die im Verhaltnis zu dem erreichbaren Informationswert unangemessen hoch waren. Das wlirde dem Wirtschaftlichkeitsprinzip widersprechen, nach dem zwischen dem Nutzen und den Kosten einer Information ein angemessenes Verhaltnis bestehen soil.
1^0 Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 435. ^^Wgl. Hartle, Joachim: Grundlagen und Grundsatze des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1987 fr., C 10, S. 24 f.
Grundlagen des Konzernabschlusses
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Entsprechendes gilt fllr das lASB-Framework In IAS 1.29 ff. wird der Grundsatz der Materiality and Aggregation verbindlich geregelt; danach sind unwesentliche Betr^ge mit solchen ahnlicher Art und Funktion zusammenzufassen. Der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit ist in der 7. EG-Richtlinie und im HGB zwar nicht ausdriicklich formuliert, aber in Einzelvorschriften berilcksichtigt worden. Zum Beispiel brauchen nach § 296 Abs. 2 HGB Konzemunternehmen von untergeordneter Bedeutung nicht in den Konzernabschluss einbezogen zu werden und nach §§ 303 Abs. 2, 304 Abs. 3 und 305 Abs. 2 HGB die Schulden- sowie Aufwands- und Ertragskonsolidierung insoweit nicht vorgenommen und konzerninterne Erfolge insoweit nicht eliminiert zu werden, als die wegzulassenden Betrage fiir die Erfullung der Generalnorm von untergeordneter Bedeutung sind^^^. Zudem kann man sich bei der Zwischenerfolgseliminierung mit Naherungsl5sungen begnUgen^^^.
8.
Ableitung und Funktionen von Konsolidierungsgrundsatzen
Die Konsolidierungsgrundsatze 2. bis 7. wurden schon vor Verabschiedung der 7. EGRichtlinie in der Literatur vertreten und in der Praxis angewandt. Sie waren einerseits aus dem Zweck des Konzernabschlusses, den Adressaten einen Einblick in die Vermogens- und Ertragslage des Konzerns als wirtschaftliche Einheit zu gewShren, soweit das durch einen herkGmmlichen Abschluss m5glich ist^^"^, und andererseits aus der Konsolidierungspraxis, wie sie sich im In- und Ausland entwickelt hatte, abgeleitet worden. Die Konsolidierungsvorschriften der 7. EG-Richtlinie enthalten die Konsolidierungsgrundsatze explizit in den Art. 22 (Vollstdndigkeit), 25 (Stetigkeit), 26 {Fiktion der Rechtseinheit), 27 (Stichtag), 29 (einheitliche Bewertung) oder spiegeln sie in Einzelregelungen wieder (Aquivalenz und Wirtschaftlichkeit). Entsprechendes gilt flir die Konzernrechnungslegungsvorschriften des HGB, wie das fiir die einzelnen Grundsatze gezeigt wurde. Die Generalnorm des Art. 16 der 7. EG-Richtlinie bzw. des § 297 Abs. 2 HGB bildet die verbindende Klammer. Entsprechendes gilt weitgehend auch fiir die IFRS/IAS. Im lASB-Framework werden als ubergeordnete Grundsatze VerstMndlichkeit (Understandability), Relevanz , Materiality, Objektivierbarkeit (Reliability) und Vergleichbarkeit genannt. In IAS 1.27 ist der Stetigkeitsgrundsatz (Consistency of Presentation) verankert. In IAS 27 sind die Grundsatze ^^^ Vgl. im einzelnen Hartle, Joachim: Grundlagen und Grundsatze des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1987 ff., C 10, S. 26 ff. ^^^Vgl. Ordelheide, Dieter: Zwischenerfolgseliminierung, Prtifong der, in: HWRev, 2. Aufl., 1992, Sp. 2379-2389. ^^^ Vgl. Busse von Colbe, Waither: Der Konzernabschluss nach neuem Aktienrecht, in: AG, 11. Jg., 1966, S. 269 ff.; ADS: Rechnungslegung und Priifung der Aktiengesellschaft, 4. Aufl., Bd. 3, 1972, Vorbemerkungen zu §§ 329-338, Tz. 18 ff.
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Erstes Kapitel
der Vollstandigkeit (27.12), der Fiktion der Rechtseinheit (27.22), des einheitlichen Stichtages (27.26) und der einheitlichen Bewertung (27.28) enthalten. Die Konsolidierungsgrundsatze sollen KriterienfUr die zweckentsprechende Gestaltung der KonzernabschlUsse in der Praxis dort liefern, wo die gesetzlichen Vorschriften oder Standards liickenhaft oder auslegungsbedurftig sind. Sie konnen dariiber hinaus Anhaltspunkte fur die Ausfiillung von Konsolidierungswahirechten geben. AuBerdem konnen sie MafistabefUr die Kritik sowohl der Konsolidierungspraxis als auch gesetzlicher Vorschriften und Standards sowie fur deren Weiterentwicklung setzen.
9.
Ubereinstimmung der Konsolidierungsgrundsatze nach HGB und IFRS
Die Grundsatze fiir die Konsolidierung der Einzelabschliisse der in den Konzernabschluss einbezogenen Untemehmen nach HGB und IAS stimmen weitgehend iiberein. Allerdings ergeben sich in der Umsetzung der Grundsatze beztiglich der Abgrenzung des Konsolidierungskreises und der einzelnen KonsolidierungsmaBnahmen z. T. betrdchtliche Unterschiede nach dem gegenwartigen Rechtszustand. Eine weitere Annaherung der Konzemrechnungsiegungsvorschriften an die IFRS/IAS ist jedoch mit dem angektindigten BilModG zu erwarten. In einigen Punkten mtissten vorher die EG-Bilanzrichtlinien der jungeren Entwicklung der IFRS/IAS angepasst werden. Da kapitaimarktorientierte Gesellschaften fiir Geschaftsjahre ab 2005, in AusnahmefUlien ab 2007 (Art. 57 EGHGB), ihre Konzernabschiusse nach den IFRS/IAS aufstellen miissen und andere Muttergesellschaften das Recht dazu haben, wird auf die Unterschiede zwischen den Regeiungen des HGB und der IFRS/IAS in den folgenden Kapiteln jeweils nachdrucklich hingewiesen. Das betrifft insbesondere die Einbeziehung von Spezialgesellschaften, die weder der einheitlichen Leitung noch dem Controlkonzept unterliegen, in den Konzernabschluss, die Bemessung latenter Steuern sowie die Behandlung des Firmenwertes und eines passivischen Unterschiedsbetrages aus der Konsolidierung. Fiir manche TatbestSnde enthalten die IFRS/IAS genaue Regeiungen, die handelsrechtlichen Vorschriften dagegen keine. Dann entsteht die Frage, inwieweit diese gesetzlichen Lucken durch Anwendung der internationalen Standards gefiillt werden konnen. Das betrifft z.B. die Berucksichtigung potentieller Stimmrechte fiir die Berechnung der Stimmenmehrheit, die Wahrungsumrechnung und zahlreiche Einzelheiten bei der erstmaligen Kapitalkonsolidierung, wie die nachtragliche Anderung der Gegenleistung fiir den Beteiligungserwerb oder die Zuordnung des Firmenwertes auf Geschaftsbereiche, sowie die Bewertung materieller und besonders immaterieller GegenstSnde aus der Sicht des erwerbenden Unternehmens oder unabhangig von ihm zum beizulegenden Wert (Fair Value) und die Behandlung des Kaufs und Verkaufs von Anteilen bereits bzw. weiterhin konsolidierter Unternehmen. Dariiber hinaus konnen sich Unterschiede aus den aus den Einzelabschltissen tibernommenen Werten ergeben.
Zweites Kapitel
Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
L
Konzernbegriff und Konzernerfolg
1.
Einheitliche Leitung und Kontrollmacht als Begriffsmerkmale
Die Vermogens- und Erfolgsermittlung ftir den Konzern setzt voraus, dass konkretisiert wird, was ein Konzern ist. Ein Konzern ist eine aufDauer angelegte Verbindung rechtlich selbstandiger Unternehmen zu einer unternehmungsdhnlichen wirtschaftlichen Einheit. Diese allgemeine Definition ist jedoch ftir Zwecke der Vermogens- und Erfolgsermittlung nicht konkret genug. Dazu bedarf es vielmehr Kriterien, mit deren Hilfe entschieden werden kann, ob im Einzelfall ein rechnungslegungspflichtiger Konzern vorliegt oder nicht. Ferner muss es mit Hilfe dieser Kriterien moglich sein, den Konzern als Wirtschaftssubjekt und rechnungslegende Einheit gegen andere Wirtschaftssubjekte abzugrenzen. Mit Hilfe der Kriterien muss die Grenze zwischen Konzern undMarkt oder Umfeld gezogen werden konnen. Erst wenn diese Grenze festliegt, konnen GrundsStze der Vermogens- und Erfolgsermittlung, die sich fur das Einzelunternehmen bewShrt haben, auf den Konzern Ubertragen werden. Nach diese Grundsatze gilt ein Konzernerfolg erst dann als realisiert, wenn er aus Transaktionen zwischen dem Konzern und anderen Wirtschaftssubjekten entstanden ist. Transaktionen zwischen den Unternehmen innerhalb des Konzerns, die rechtlich durchaus den Charakter von Verkaufen haben, werden demnach fiir Zwecke der Konzernerfolgsrechnung als Teil der Produktion behandelt. Im deutschen Bilanzrecht wird der Konzern entweder mit Hilfe des Kriteriums der einheitlichen Leitung (sog. okonomisches Kriterium) oder der konzerntypischen Kontrollrechte (sog. juristisches Kriterium) abgegrenzt. Mit dem Kriterium der einheitlichen Leitung, das sowohl ftir Kapitalgesellschaften als auch ftir Muttergesellschaften anderer
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Zweites Kapitel
Rechtsformen relevant ist, folgt das Bilanzrecht einer idealistischen Konzeption. Die 5konomische Idee der Unternehmung, als eines durch Planung integrierten Systems von Handlungen, wurde auf den Konzern ubertragen. Die Idee der Marktunternehmung fiingierte als Leitbild zur Definition des Konzerns^. Ein anderer Aspekt kam dabei zu kurz. Wirtschaftsrechtliche Normen sind nicht nur Kodifizierungen okonomischer Ideen, sondern zugleich auch Organisations- oder Koordinationsregeln in einer Welt mit unterschiedlichen Interessen. Da es Anreize gibt, die Konzernrechnungslegungspflicht zu umgehen, mtissen die Kriterien so konzipiert werden, dass Unternehmensverbindungen, die der Gesetzgeber konzernrechnungslegungspflichtig machen will, sich dieser Pflicht nicht durch Rechtsform- und Sachverhaltsgestaltung entziehen konnen. Mit dem Kriterium der einheitlichen Leitung gelingt dies nur unbefriedigend, well „einheitliche Leitung" auf faktisches Verhalten, mf tatsachliche Leitung abstellt. Die Konzernspitze kann die Informationen uber ihre Verhaltensweisen, ja sogar diese selbst, ihren Zielen in Hinblick auf die Konzemrechnungslegung anpassen. Faktisches Verhalten ist zudem, sofern uberhaupt, nur schwer von aufien zuverldssig ilberprufbar. Die im anglo-amerikanischen Wirtschaftsraum entwickelten Kriterien zur Abgrenzung des Konzerns beriicksichtigen starker organisatorische Aspekte. Dort wird nicht auf die faktische Leitung, sondern auf die Kontrollmacht, vermittelt insbesondere durch die Mehrheit der Stimm- oder der Besetzungsrechte fiir die Leitungs- oder KontroUorgane, und somit auf die aus ihnen abgeleitete LQXiwngsmdglichkeit, abgestellt. Das wird in IAS auch in IAS 27.13 deutlich. Die Kontroll-Kriterien sind uber Art. 1 der 7. EG-Richtlinie allerdings als Y^onXxoWrechte in das Bilanzrecht aufgenommen worden (§ 290 Abs. 2 HOB). Sie haben den Vorzug, intersubjektiv leichter nachprUfbar zu sein als die einheitliche Leitung. Allerdings hat die Objektivierung ihren Preis. Einerseits kommt einheitliche Leitung auch ohne Bestehen solcher Kontrollrechte vor. Andererseits kann es dazu kommen, dass aufgrund von Kontrollrechten Unternehmen in die Konzemrechnungslegung einbezogen werden miissten, von denen die Leitungsorgane uberzeugt sind, dass sie sie nicht einheitlich leiten. Im Extremfall konnten Kontrollrechte und einheitliche Leitung bei verschiedenen Mutterunternehmen angesiedelt sein. Dann ware das Unternehmen in mehrere Konzernabschlusse einzubeziehen. Ein Grenzfall sind Unternehmen, die auf Grund von Vertragen flir ein anderes genau definierte Leistungen erbringen, ohne dass eine einheitliche Leitung oder ein Kontrollmacht besteht (Spezialgesellschaften).
2.
Stufenkonzept fiir das Konzernbilanzrecht
Das Konzernbilanzrecht bricht noch an einer anderen Stelle mit dem bisherigen Konzept des Konzerns, wie es in § 18 AktG kodifiziert ist. Bisher war die Abgrenzung zwischen Konzern und Markt einstufig, so wie in den Modellen der okonomischen Theorie die
^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Konzern und Konzemerfolg, Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 1986, S. 495-502; Ztind, Andre: Einheitliche Leitung und Tauglichkeit des Begriffs, in: Druey, Jean Nicolas (Hrsg.): Das St. Caller Konzemgesprach, 1988, S. 77-88.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
59
Abgrenzung zwischen Unternehmung und Markt. Ein solches Konzernkonzept ware geeignet, wenn es nur Unternehmensverbindungen gabe, die eine einheitliche Leitung oder Kontrolle ermSglichen, sonst aber nur wirtschaftliche UnabhSngigkeit der Untemehmen von einander bestande. Tatsachlich ist der Ubergang zwischen einheitlicher Leitung bzw. KontroUmacht und Unabhangigkeit jedoch fliefiend. Im Bilanzrecht versucht man, diesem Umstand durch ein Stufenkonzept des Konzerns Rechnung zu tragen^. Nach der Intensitat der Unternehmensverbindung werden die nachfolgend dargestellten Stufen der vermSgens- und erfolgsrechnerischen Integration von Unternehmen in den Konzernabschluss unterschieden: Den Kern bilden die Unternehmen, die durch Vollkonsolidierung in den Konzernabschluss einbezogen werden {Vollkonsolidierungskreis). Dazu geh5ren das Mutterunternehmen und einbeziehungspflichtige Tochterunternehmen. Vollkonsolidierung bedeutet, dass VermSgensgegenstande und Schulden sowie Ertrage und Aufwendungen aus den Einzelabschltissen nach Ausschaltung konzerninterner Beziehungen durch KonsolidierungsmaUnahmen voUstandig in den Konzernabschluss aufgenommen werden. Lieferungen und Leistungen innerhalb des Vollkonsolidierungskreises werden wie innerbetriebliche Transporte bzw. Leistungen verrechnet; Erfolg wird dabei nicht realisiert. Die nachstschwachere Intensitatsstufe ist das Gemeinschaftsunternehmen {Joint Ventures). Gemeinschaftsunternehmen sind Unternehmen, die ein Mutterunternehmen zusammen mit anderen Okonomisch selbstandigen Unternehmungen fiihrt (§310 HGB, IAS 31). Sie dUrfen nicht voll, aber proportional zum Anteilsbesitz einbezogen werden {Quotenkonsolidierungskreis). Im Unterschied zur Vollkonsolidierung wird das Gemeinschaftsunternehmen dabei vermogens- und erfolgsrechnerisch durchgeschnitten und auf die verschiedenen Mutterunternehmen rechnerisch aufgeteilt. Erfolge aus Lieferungen zwischen Konzern- und Gemeinschaftsunternehmen sowie von Gemeinschaftsunternehmen untereinander werden in Hohe des Kapitalanteils des Konzerns an dem Gemeinschaftsunternehmen als nicht realisiert angesehen. Zur dritten Stufe geh5ren Unternehmen, die im Konzernabschluss nach der EquityMethode bewertet werden. Das sind vor allem die sog. assoziierten Unternehmen (§311 HGB, IAS 28), bei denen das Mutterunternehmen wesentlich beteiligt ist und auf deren Geschafts- und Finanzpolitik es einen maUgeblichen Einfluss ausiibt. Im Unterschied zur Voll- und Quotenkonsolidierung werden die Vermogensgegenstande und Schulden sowie die Aufwendungen und Ertrage dieser Unternehmen uberhaupt nicht in den Konzernabschluss ubernommen. Assoziierte Unternehmen werden mit dem Wert der Anteile am Eigenkapital dieser Unternehmen in der Konzernbilanz ausgewiesen. Dieses wird so ermittelt, dass sich das Konzerneigenkapital und der Konzernerfi)lg ahnlich darstellen wie bei der Quotenkonsolidierung. Deshalb ist es auch zulassig, Gemeinschaftsunternehmen nach der Equity-Methode zu bewerten, statt sie quotal zu konsolidieren. Beteili^ Vgl. Harms, Jens E./Knischewski, Gerd: Quotenkonsolidierung versus Equity-Methode im Konzernabschluss, DB, 38. Jg., 1985, S. 1353-1359; Busse von Colbe, Walther: Der Konzernabschluss im Rahmen des Bilanzrichtlinien-Gesetzes, ZfbF, 37. Jg., 1985, S. 761-782; Ordelheide, Dieter: Der Konzern als Gegenstand betriebswirtschaftlicher Forschung, BFuP, 38. Jg., 1986, S. 293-312.
60
Zweites Kapitel
gungen an assoziierten Unternehmen sind gem. § 311 Abs. 1 HGB in der Konzernbilanz und Ergebnisse, die auf assoziierte Unternehmen entfallen gem. § 312 Abs. 4 HGB in der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung gesondert auszuweisen. Entsprechendes gilt gem. IAS 1.68 (e) und 81 (c). Darunter fallen auch Beteiligungen an und Ergebnisse von Gemeinschaftsunternehmen, die nach der Equity-Methode bewertet werden. Den Kreis der einfachen Beteiligungsunternehmen bilden Unternehmen, deren Anteile gehalten werden, um durch Herstellung einer dauerhaften Verbindung - ohne Ausiibung eines maBgeblichen Einflusses - dem eigenen Geschaftsbetrieb zu dienen (§ 271 Abs. 1 HGB). Ftir Geschafte mit diesen Unternehmen gilt das gleiche Realisationsprinzip wie flir Geschafte mit vollig fremden Unternehmen. Insoweit zahlen sie eindeutig nicht mehr zum Konzern. Im Unterschied zu fremden Gesellschaften mussen flir sie allerdings Zusatzinformationen gegeben werden. So sind z.B. Forderungen an und Verbindlichkeiten gegeniiber verbundenen Unternehmen gem. § 266 Abs. und 3 in der Konzernbilanz sowie Dividenden- und Zinsertrage aus Beteiligungen an verbundenen Unternehmen in der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung gem. § 275 iVm § 298 Abs. 1 HGB gesondert auszuweisen. Vor dem Hintergrund dieser Konzeption sind flir die Grenzziehung zwischen erweitertem Konzern und Markt die Fragen zu beantworten, wer konzernrechnungslegungspflichtig gemacht werden soil (siehe Abschnitt II.) und wo im einzelnen die Grenzen des Vollkonsolidierungskreises (Abschnitt III.), des Quotenkonsolidierungskreises (siehe zehntes Kapitel) und des Kreises der nach der Equity-Methode zu bewertenden Unternehmen (siehe elftes Kapitel) gezogen werden sollen.
II.
Pflicht zur Konzernrechnungslegung
L
Konzernrechnungslegungspflicht nach HGB und IFRS
1.1
Mafigeblichkeit des HGB
Durch § 290 HGB werden Kapitalgesellschaften, die die einheitliche Leitung iiber andere Unternehmen ausUben oder denen bestimmte Kontrollrechte in bezug auf andere Unternehmen zustehen, grundsatzlich zur Konzernrechnungslegung verpflichtet. Berichtswdhrung ist gem. § 298 Abs. iVm § 244 HGB der Euro. Mutterunternehmen im Sinne von § 290 HGB sind AG, KGaA und GmbH. Die leitenden bzw. zur Kontrolle befiigten Unternehmen werden als Mutterunternehmen und die anderen als Tochterunternehmen bezeichnet. Das Unternehmen an der Konzernspitze ist dann ausschlieBlich Mutterunternehmen, und die Unternehmen an der Basis sind nur Tochterunternehmen. Alle anderen auf den Konzernstufen dazwischen sind sowohl Mutter- als auch Tochterunternehmen. Der Abschluss, in den das Mutterunternehmen an der Spitze seine Tochterunternehmen
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
61
Der Abschluss, in den das Mutterunternehmen an der Spitze seine Tochterunternehmen einbezieht, wird als Gesamtkonzemabschluss und die Abschlusse der anderen Mutterunternehmen werden als Teilkonzemabschlusse bezeichnet. Mit der Einfugung von § 264a Abs. 1 HGB ist die Konzernrechnungslegungspflicht auf Personenhandelsgesellschaften (OHG, KG), bei denen persOnlich haftende Geselischafter Kapitalgeselischaften sind, ausgedehnt worden {haftungsbeschrdnkte Personengesellschaften). Die AufzShlung der Rechtsformen ist abschlieBend. Die Konzernrechnungsiegungspflicht wird auch fur kapitalmarktorientierte Unternehmen durch § 290 HGB und durch § 264a HGB, falls unter diese Vorschrift fallende Unternehmen durch Ausgabe von Schuldverschreibungen als kapitalmarktorientiert gelten, konstituiert. Das geht eindeutig aus § 315a Abs. 1 HGB hervor. Auch fiir diese Unternehmen ist der Euro Berichtswahrung. Mit anderen Worten die Aufstellungspflicht fiir den Konzernabschluss und den Konzerlagebericht regelt das deutsche Handelsrecht unabhangig davon, nach welchen Regeln die Konsolidierung vorgenommen wird. Die Konzernrechnungslegungspflicht fiir Unternehmen anderer Rechtsformen wird im PublG geregelt. Die Option des Art. 1 Abs. 1 und 2 der 7. EG-Richtlinie, nach der auch Mutterunternehmen anderer Rechtsformen wie Kapitalgeselischaften zur Konzernrechnungslegung hatten verpflichtet werden konnen, wenn nur ein konsolidierungspflichtiges Tochterunternehmen eine Kapitalgesellschaft ist, wurde nicht ausgeiibt. Nach der Entstehungsgeschichte der 7. EG-Richtlinie sind nur Unterordnungskonzerne konzernlegungspflichtig. Fur die Rechnungslegung von Gleichordnungskonzernen iSv § 18 Abs. 2 AktG wurde in Art. 12 der 7. EG-Richtlinie ein nationales Wahlrecht geschaffen. Der deutsche Gesetzgeber hat auch hier das Mitgliedstaatenwahlrecht im Sinne einer Einschrankung der Rechnungslegungspflicht ausgenutzt^. Dieses Wahlrecht war gem. Art. 50 der 7. EG-Richtlinie im Jahre 1995 vom EG-Ministerrat zu uberprOfen. Die Kommission der EU hat dem Rat 1996 mitgeteilt, dass nach den Erorterungen im Kontaktausschuss sich in den Mitgliedstaaten mit der Anwendung des Art. 12 der 7. EGRichtlinie keine Probleme ergeben haben^. Die Nicht-Berticksichtigung von Gleichordnungskonzernen im HGB eroffhet Umgehungsmoglichkeiten. Wenn z.B. mehrere Gesellschafter an verschiedenen Unternehmen beteiligt sind, und diese Gesellschafter mit Hilfe der Gesellschafterversammlungen und von MaBnahmen, z.B. personalpolitischer Art, die Aktivitaten der verschiedenen Gesellschaften einheitlich leiten, dann sind die Einzelunternehmen in einem solchen Gleichordnungskonzern ahnlich wie die Konzernunternehmen eines Unterordnungskonzerns nicht mehr wirtschaftlich autonom^. Auch in diesem Fall bestehen Vermogensverlagerungs- und Zwischengewinnrisiken (siehe erstes Kapitel, II. 2.2). Dies gilt ebenfalls, wenn sich die Konzernunternehmen durch Vertrag einer von ihnen gemeinsam ausgeubten einheitlichen Leitung unterstellen. ^ Vgl. BT-Drucks. 10/4268, S. 113; vgl. im einzelnen ADS, 6. Aufl., 1996, § 290 HGB, Tz. 8589. ^ Vgl, Rat der EU: Dok.Kom.(96) 94 endg. v. 3. April 1996, S. 6. ^ Ein Beispiel bringt Weber, Klaus: Gewinnrealisierung durch Ausgliederung von Verm5gensgegenstanden auf Tochter-Personengesellschaften, DStR, 1994, S. 592-596, hier S. 595.
62
Zweites Kapitel
Die IFRS differenzieren nicht nach Rechtsformen. Sie stlitzen sich auch nicht auf ein ausgebautes Konzemrecht, wie es das deutsche AktG enthalt. Die Konzernrechnungslegungspflicht gilt grundsatzlich flir jedes Mutterunternehmen (Parents), das ein Tochterunternehmen oder mehrere (Subsidiaries) kontrolliert und nach diese Standards Rechnung legt (IAS 27.9). Den Begriff eines Gleichordnungskonzerns kennen die IAS nicht.
1.2
Gesamtkonzernabschluss
1.2.1
Kapitalgesellschaften
Mutterunternehmen in der Rechtsform der AG, KGaA und GmbH sind entweder nach dem okonomischen Kriterium des Konzerns (§ 290 Abs. 1 HGB) oder nach dtn juristic schen Konzernkriterien, verk5rpert durch bestimmte Rechte (§ 290 Abs. 2 HGB) oder nach beiden Kriterien konzernrechnungslegungspflichtig^ (siehe aber Abschnitt III. 3.4). Nach den IFRS gilt die Konsolidierungspflicht fiir Tochterunternehmen generell auf der Grundlage der Kontrollmacht (power), basierend auf der Stimmenmehrheit oder anderen Machtinstrumenten gem. IAS 27.13 und IFRS 3.19. Control wird als die Macht defmiert, die Finanz- und Geschaftspolitik einer wirtschaftlichen Einheit so zu beherrschen, dass aus deren Aktivitaten Nutzen gezogen werden kann (IFRS 3.19, Satz 1). Nach § 290 Abs. 1 HGB ist eine inlandische Kapitalgesellschaft {Mutterunternehmen) verpflichtet, einen Konzernabschluss und einen Konzernlagebericht aufzustellen, wenn •
in einem Konzern Unternehmen {Tochterunternehmen) unter ihrer einheitlichen Leitung stehen (Mutter-Tochter-Verhaltnis) und
•
ihr an diesem Tochterunternehmen eine Beteiligung nach § 271 Abs. 1 HGB geh5rt (Beteiligungsverhaltnis).
Die Aufstellungspflicht aufgrund der ausgeUbten einheitlichen Leitung wurde in Wahrnehmung eines Mitgliedstaatenwahlrechtes gem. Art. 1 Abs. 2 b der 7. EG-Richtlinie in deutsches Recht (ibernommen. Dieses Wahlrecht war bis zu einer spateren Koordinierung begrenzt. Das zusatzliche Erfordernis eines Beteiligungsverhaltnisses beruhte auf einer verpflichtenden Regelung des Art. 1 Abs. 2 der 7. EG-Richtlinie. Die EU hat am 16. April 2003 eine Richtlinie verabschiedet, nach der gem. Art. 1 Abs. 2 7. EGRichtlinie in Anpassung an die IAS die beabsichtigte Koordinierung entfallt und das Mitgliedstaatenwahlrecht nicht mehr an das Erfordernis des Bestehens eines Beteiligungsverhaltnisses gebunden ist^. Damit ist in § 290 HGB das Beteiligungserfordemis zu streichen. ^ Vgl. auch IDW: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir einen Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg, 41. Jg., 1988, S. 340. ^ Vgl. Richtlinie des Europaischen Parlaments und des Rates zur Anderung der Richtlinie 78/660/EWG, 83/349/EWG, 86/635 EWG und 91/674/EWG tiber den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen, von Banken und ande-
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
63
Die Konzernrechnungslegungspflicht aufgrund der einheitlichen Leitung betrifft praktisch nur Unternehmen, an denen das Mutterunternehmen mit einem Stimmrechtsanteil von 50% Oder weniger beteiligt ist und bei denen die einheitliche Leitung auf anderem Wege als durch die Kontrollrechte gem. § 290 Abs. 2 HGB praktiziert wird. Nach § 290 Abs. 2 HGB ist eine Kapitalgesellschaft (Mutterunternehmen) mit Sitz im Inland verpflichtet, einen Konzernabschluss und -lagebericht aufzustellen, wenn ihr bei einem Unternehmen (Tochterunternehmen) folgende Kontrollrechte zustehen (legal control): •
die Mehrheit der Stimmrechte der Gesellschafter oder
•
das Recht, die Mehrheit der Mitglieder des Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgans zu bestellen oder abzuberufen und sie zugleich Gesellschafter ist oder
•
das Recht, einen beherrschenden Einfluss aufgrund eines mit diesem Unternehmen geschlossenen Beherrschungsvertrages oder einer Satzungsbestimmung dieses Unternehmens auszuuben.
Die Aufstellungspflicht wird grundsatzlich ausgelost, wenn mindestens eine der Rechtsbeziehungen besteht. Es kommt bei dieser Regelung im Unterschied zur Verpflichtung gem. § 290 Abs. 1 HGB nicht auf die faktische einheitliche Leitung, sondern auf das Bestehen der Kontrollrechte zwischen Mutter- und Tochterunternehmen an^. Sie ermdglichen normalerweise eine einheitliche Leitung. Es ist fiir die Aufstellungs- und Konsolidierungspflicht gem. § 290 Abs. 2 HGB unerheblich, ob die Muttergesellschaft diese MSglichkeit wahrnimmt. Die Ausiibung der Rechte durch das Mutterunternehmen darf allerdings gem. § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB nicht erheblich beschrSnkt sein (siehe AbschnittellLS.lundS.l). Diese Regelung entspricht weitgehend angelsMchsischen GrundsStzen ftir die Konsolidierungspflicht, wie sie in IAS 27.13 und IFRS 3.19 niedergelegt sind. Jedoch ist „Control" nur im Falle der Stimmrechtsmehrheit auf Grund der Kapitalanteile oder, wenn diese fehlt, auf Grund eines Vertrages sowie ihr Bestand durch Vertrag oder Satzung an entsprechende Rechte gekntipft. Fur die Besetzung der Organe kommt es nur auf die tatsdchliche Macht an, die auch nicht an die Bedingung der Gesellschafterstellung gebunden ist. Aufierdem wird die Rechnungslegungspflicht ausgel5st, wenn das Mutterunternehmen die Mehrheit der Stimmen im Leitungsgremium ausiiben kann. Diese vier Kriterien gelten jedoch nicht als abschliefiende Aufzahlungen, so das noch andere Bedingungen moglich sind, die die KontroUmacht gewMhrleisten (economic control).
ren Finanzinstituten sowie von Versicherungsunternehmen (FE-CONS 3611/03); Busse von Colbe, Walther: Vorschlag der EG-Kommission zur Anpassung der Bilanzrichtlinien an die IAS - Abschied von der Harmonisierung? BB, 2002, S. 1530-1536. ^ Vgl. Niessen, Herrmann: Grundsatzfragen der 7. EG-Richtlinie tiber den konsolidierten Abschluss,WPg, 1983, S. 653-658; Biener, Herbert/Bemeke, Wilhelm: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 287.
64
Zweites Kapitel
Das DRSC hat in dem Entwurf eines Gesetzes zur Internationalisierung im Herbst 2001 vorgeschlagen in Anlehnung an international vorherrschende Regeiungen das Kriterium der einheitlichen Leitung in § 290 HGB fallen zu lassen und die Aufstellungspflicht allein an die Beherrschung eines anderen Unternehmens zu kntipfen. Das Bundesjustizministerium war dem mit dem Entwurf eines Transparenz- und Publizitatsgesetzes vom 26.11.2001 (TransPuG) im Grundsatz zwar gefolgt^, doch enthalt das TransPuG von 2002 die Anderung nicht. Der DSR hat diese Empfehlung in seinen Vorschlagen zum BilModG vom 3.5. 2005 wieder aufgegriffen und detailliert. Die Aufstellungspflicht erstreckt sich auf den Konzernabschluss mit den vorgeschriebenen Bestandteilen gemaB § 297 Abs. 1 HGB bzw. lASX.i. Dies gilt entsprechend fur den Konzernlagebericht (§315 Abs. 3 HGB), fiir den es jedoch nach den IFRS bisher keine gleichartige Regelung gibt. Jedoch bereitet der lASB den Entwurf eines „Management Commentary" vor, der z.T. die Funktionen des deutschen Lageberichts ubernehmen konnte^^ Die Aufstellungsfrist fiir den Konzernabschluss betrSgt maximal ftinf Monate nach dem Abschlussstichtag (§ 290 Abs. 1 HGB). Er ist dem Konzernabschlussprufer zur Priifung (§ 320 Abs. 3 HGB), dem Aufsichtsrat einer AG zur Billigung ( § 171 Abs. AktG) und den Gesellschaftern einer GmbH zur Feststellung (§ 42a Abs. 4 GmbHG) vorzulegen. Der geprufte Konzernabschluss ist unverzUglich nach der Vorlage an die Gesellschafter des Mutterunternehmens, spatestens vor Ablauf eines Jahres nach dem Bilanzstichtag, offen zu legen (§ 325 Abs. 3 HGB). Die IAS regeln Priifung, Vorlage und Offenlegung bisher nicht.
1.2.2
Konzernabschluss nach IFRS fiir kapitalmarktorientierte und andere Mutterunternehmen
Mit mit der lAS-Verordnung zur Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards von 2002 (sie Erstes Kapitel I. 1.1) eingefUhrte obligatorischen Anwendung der lAS/IFRS auf die konsolidierten Abschlusse kapitalmarktorientierter Unternehmen soil die Transparenz und Vergleichbarkeit dieser der Information der Kapitalmarkteilnehmer dienenden Instrumente gefordert und so ein Beitrag zu effizienten und kostengiinstigen Funktionsweise des Kapitalmarktes geleistet werden. Das erneut angestrebte Ziel der Harmonisierung der Rechnungslegungsvorschriften zumindest der kapitalmarktorientierten Unternehmen iSsst sich nur erreichen, wenn die internationalen Standards in den Mitgliedslandern und von den Unternehmen hinreichend einheitlich angewendet werden. Bei den EG-Richtlinien war das nicht der Fall gewesen. Die moglichst fehlerfreien Anwendung der Standards soil durch Enforcementinstitutionen erzwungen werden. Deren Errichtung ist zwar nicht Gegenstand der VO, sondem nationalen Regeiungen vorbehal^ Vgl. zu Einzelheiten Niehus, Rudolf: Zur Intemationalisierung der deutschen Konzemrechnungslegung, DB 2002, S. 53 - 58. ^^ lASB: Discussion Paper Management Commentary, Oktober 2005.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
65
ten. Mit dem Bilanzkontrollgesetz (BilKoG) von 2004 ist ein solches Gremium fiir Deutschland geschaffen worden (Priifstelle gem. §§ 242b bis 242d). Im Unterschied zu der unmittelbaren Verpflichtung kapitalmarktorientierter Muttergesellschaften aus Art 4 lAS-VO mussten die in der lAS-VO enthaltenen Wahlrechte, die lAS/IFRS auch auf die Konzernabschltisse anderer Gesellschaften und auf Jahresabschliisse (Einzelabschliisse) anzuwenden, national geregelt werden. Entsprechende zwingende Regelungen finden sich in § 315a Abs. 2 HGB flir Mutterunternehmen, die bisher nur die Zulassung eines Wertpapiers iSd. § 2 Abs. Satz 1 WpHG zum Handel an einem organisierten Markt im Inland beantragt haben. Mit der Wahrnehmung des nationalen Wahlrechts aus Art. 5 Buchstabe b) lAS-VO, nicht kapitalmarktorientierte Gesellschaften zu gestatten, ihre konsolidierten Abschliisse nach den lAS/IFRS aufzustellen (Abs. 3), dient dem Ziel, dass sich diese Unternehmen in ihrer Finanzberichterstattung vergleichbar mit kapitalmarktorientierten Unternehmen darstellen dtirfen. Zahlreiche, insbesondere mittelstandische Konzerne sind im Ausland mit Tochtergesellschaften vertreten oder exportieren und haben ein Interesse, sich mit ihrer Finanzberichterstattung nach lAS/IFRS ihren dortigen Kunden, Lieferanten und Kreditgebern besser verstMndlich zu reprasentieren als mit einer Rechnungslegung nach HGB. Internationale Einheitlichkeit der Rechnungslegung erleichtert zudem das Controlling der Konzernunternehmen. Als kapitalmarktorientiert gelten Gesellschaften, deren Wertpapiere in einem Mitgliedsland der EU zum Handel in einem geregelten Markt iSd. Wertpapierdienstleistungsrichtlinie 93/22 EWG vom 10. 5. 1993 zugelassen sind. Die Verpflichtung gilt flir die Zulassung zum Handel sowohl von Anteilspapieren (Aktien, Aktienzertifikate) als auch von Schuldverschreibungen und Genussscheinen. Sie gilt nicht fur den Handel mit Wertpapieren im Freiverkehr. Diese Kriterien bestehen auch dann we iter, wenn das Mutterunternehmen auf Grund von § 296, etwa wegen untergeordneter Bedeutung von Tochterunternehmen (Abs. 2), auf deren Einbeziehung verzichtet und keine anderen Tochterunternehmen hat. Der Abschluss ist weiterhin der eines Mutterunternehmens, allerdings ohne konsolidierungspflichtige Tochterunternehmen. Damit entsteht die strittige Frage, ob auch ein solcher Abschluss nach den lAS/IFRS aufzustellen ist; denn auch dieser Konzern hat ein kapitalmarktorientiertes Mutterunternehmen. Es stellt allerdings keinen konsolidierten Abschluss auf Damit unterfallt es zwar nicht dem Wortsinn des Art. 4 lAS-VO, wohl aber dessen Normzweck. Zudem wird § 296 in § 315a nicht erwShnt, wie das in § 292a Abs. 2 aF der Fall war. Aus diesem Grund wird hier die Ansicht vertreten, dass auch ein kapitalmarktorientiertes Mutterunternehmen ohne einbezogene Tochterunternehmen seinen Konzernabschluss nach den lAS/IFRS aufstellen muss.^^ Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises richtet sich dabei nach den lAS/IFRS (insbesondere nach IAS 27.12 ft). ^ ^ So auch ausftihrlich Knorr/Buchheim, /Schmidt, Martin: Konzemrechnungslegungspflicht und Konsolidierungskreis - Wechselwirkungen und Folgen fiir die Verpflichtung zur Anwendung der IFRS, BB 2005, 2399-2403 sowie Burger/Ulbrich/Luce, Betriebswirtschaflliche Blatter 2005. 96; a.A. Bngelmann/Ztilch, Henning: Pflicht zur Aufstellung eines IFRS-Konzemabschlusses trotz nach HGB unwesentlichen Tochtergesellschaften? BB 2006, 293-295, mit Hinweisen auf Intentionen des deutschen Gesetzgebers, Kuting, Karlheinz/Gattung, And-
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Zweites Kapitel
Von den lAS/IFRS sind nur diejenigen Regelungen auf die befreienden konsolidierten Abschlusse anzuwenden, die nach Art. 3 iVm. Art 6 lAS-VO auf Grund einer Priifiing durch einen Ausschuss ubemommen und als eine Kommissions-VO veroffentlicht {^Endorsement-Verfahren) worden sind. Die Ubernahme ist ein Rechtsakt. Auf diese Weise gelten die von einer privaten Organisation entwickeiten lAS/IFRS nicht unmitteibar, sondern erst durch den Akt der Ubernahme rechtsverbindlich fur Unternehmen der EU.
1.2.3
HaftungsbeschrSnktePersonenhandelsgesellschaften
1.2.3.1 Grundsatz Der Umstand, dass im Rahmen des Bilanzrichtlinien-Gesetzes Personenhandelsgesellschaften mit beschrankter Haftung nicht wie eine Kapitalgesellschaft behandeit wurden, hat die EG-Kommission veranlasst, eine spezielle Richtlinie zu entwickeln. Diese sog. GmbH & Co. KG-Richtlinie^^ verpflichtete den deutschen Gesetzgeber, Personenhandelsgesellschaften mit beschrankter Haftung beziiglich der Rechnungslegung den Kapitalgesellschaften gleichzustellen. Dieser Verpflichtung ist er erst im Jahre 2000 nachgekommen, indem er durch Einfugung des § 264a in das HGB die oHG und KG ohne einen personlich haftenden Gesellschafter den Rechnungslegungs- und Priifungsvorschriften flir Kapitaigesellschaften einschlieBlich der Konzernrechnungslegungspflicht unterworfen hat^^. Nach der Begrundung des Ministerrates widersprache es dem Sinn und Zweck der 4. und 7. EG-Richtlinie, wenn sie nicht auf solche Personenhandelsgesellschaften anwendbar waren, die den Kapitaigesellschaften hinsichtlich der Haftungsbeschrankung gleichen.
1.2.3.2 Kapitalgesellschaft als Mutterunternehmen Die gebrauchlichste Form der haftungsbeschrankten Personenhandelsgesellschaft ist die der KG, deren Komplementar eine GmbH, seltener eine AG, ist. Ist der Komplementar seinerseits wieder eine kapitalistische Personenhandelsgesellschaft, so entstehen mehrstufige Gebilde, wie die mehrstufige GmbH & Co. KG. Die Rechtskonstruktion solcher Personenhandelsgesellschaften verbindet das variable Kapital der Personenhandelsgesellschaft mit der Haftungsbeschrankung der Kapitalgesellschaft. Die Komplementdr-GmbH ist ggf unmitteibar konzernrechnungslegungspflichtig, wenn sie die einheitliche Leitung eines Tochterunternehmens ausubt, an dem sie beteiligt ist (§ 290 Abs. 1 HGB), oder wenn sie konzerntypische Rechte Ober ein Tochterunternehras/Kessler, Marco: Zweifelsfragen zur Konzernrechnungslegungspflicht in Deutschland, DStR 2006, S.583. *2 Vgl. Richtlinie des Rates vom 8.11.1990 zur Anderung der Richtlinien 78/660/EWG und 83/349/EWG iiber den Jahresabschluss bzw. den konsolidierten Abschluss hinsichtlich ihres Anwendungsbereichs (90/605/EWG), Amtsblatt der EGNr. L 317 vom 16.11.1990, S. 60-62. 1^ Kapitaigesellschaften und Co.-Richtlinien-Gesetz (KapCoRiLiG) v. 24.2.2000, BGBl. I 2000, Nr. 8.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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men im Sinne von § 290 Abs. 2 HGB hat. In der Kegel hat die GmbH als Komplementar die Berechtigung und die Verpflichtung, die Geschafte der KG zufuhren, so dass dann die KG unter der einheitlichen Leitung der GmbH steht. § 290 Abs. 1 HGB hat jedoch z.Z. noch daruber hinaus zur notwendigen Voraussetzung, dass der GmbH an der KG eine Beteiligung nach § 271 Abs. 1 HGB geh5rt (vgl. Abschnitt 11.1.2.1), wozu auch mittelbare Anteile zShlen. Eine Beteiligung liegt nach § 271 Abs. 1 Satz 1 HGB dann vor, wenn Anteile an einem Unternehmen bestehen, die dem Geschaftsbetrieb des Mutterunternehmens, hier der GmbH, durch Herstellung einer dauerhaften Verbindung zu dem Beteiligungsunternehmen, hier der KG, dienen. Fraglich konnte sein, ob die GmbH einen Geschdftsbetrieb hat, wenn sie keine eigenen Geschafte betreibt. In engem Zusammenhang damit steht, dass es sich bei der GmbH als Mutterunternehmen um ein Unternehmen handeln muss. Wenn, wie beim institutionellen Unternehmensbegriff (vgl. Abschnitt 2.3), die Kaufmannseigenschaft Charakteristikum des Unternehmens ist, ist diese in der Kegel mit der Kegistereintragung der GmbH gegeben. Wird jedoch vomfunktionalen Unternehmensbegriff ausgegangen, ist die Existenz eines eingerichteten Geschaftsbetriebes eine Voraussetzung fiir eine Konzernaufstellungspflicht nach § 290 Abs. 1 HGB^^. Die Voraussetzung eines eigenen Geschaftsbetriebes wird allerdings bestritten^^. Die Kegelung, dass im Zweifel Anteile, die den fiinften Teil des Nennbetrages uberschreiten, als Beteiligungen anzusehen sind, kann wegen des variablen Eigenkapitals der KG zumindest nicht unmittelbar relevant sein. Zudem ist diese Grenzziehung in § 271 Abs. 1 Satz 3 HGB ausdriicklich auf Kapitalgesellschaften als Beteiligungsunternehmen beschrinkt. Bei Kapitalgesellschaften ist das Ausmafi der Kapitalbeteiligung in der Kegel ein Indikator flir die Starke der rechtlichen Stellung und das AusmaB der ChancenKisiken-Verknupfimg der beiden Unternehmen. Das gilt auch ftir die Geschaftsfiihrung durch die GmbH und wegen der iiblicherweise groBen Bedeutung der KG fiir die GmbH 16
Die GmbH kann daruber hinaus nach dem Kontrollkonzept gem. § 290 Abs. 2 HGB auch ohne Kapitalbeteiligung zur Konzernrechnungslegung verpflichtet sein, weil sie die Geschdftsfuhrer beruft, die flir die GmbH die Geschafte der KG ftihren^'^. Ob die Aufstellungspflicht gem. § 290 Abs. 2 HGB dadurch vermieden werden kann, dass das Organbestellungsrecht auf die KG oder die Gesellschafter der KG ubertragen wird^^, ist umstritten. 14 Vgl. Lutter, Marcus/Hommelhoff, Peter: GmbH-Gesetz, 14 Aufl. 1995, Vor § 41, Tz. 25. 15 Vgl. WP-Hdb, 13. Aufl. 2006, M Tz. 33. 1^ Vgl. Klatte, Volkmar: Zur Transformation der GmbH & Co.-Richtlinie in deutsches Recht: DB, 1992, S. 1638. 1^ Vgl. Schreiber, Andreas: Konzemrechnungslegungspflichten bei Betriebsaufspaltung und GmbH&Co.KG, 1989, S. 119. 1^ So Biener, Herbert/Bemeke, Werner: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 288; a.A. Lutter, Marcus/Hommelhoff, Peter: GmbH-Gesetz, 14. Aufl. 1995, § 45, Tz. 5 und 6: Tillmann, Bert: Umwandlung der doppelst5ckigen GmbH & Co. KG, DB 1986, S. 1321.
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Zweites Kapitel
In der Fachdiskussion wurden dariiber hinaus besondere Ausformungen der GmbH & Co. KG diskutiert, mit denen die Konzernrechnungslegungspflicht der GmbH & Co. KG umgangen werden kann. Bei der sog. Einheitsgesellschaft liegen die Anteile der GmbH bei der KG. Geht man davon aus, dass die GmbH dann nicht mehr Mutterunternehmen der KG ist, entfallt zwar die Konzernrechnungslegungspflicht fiir die GmbH^^. Mit der Umsetzung der GmbH & Co. KG-Richtlinie durch § 264a HGB tritt aber fiir die KG die Rechnungslegungspflicht der Kapitalgesellschaften an ihre Stelle. Wenn die GmbH einen Konzernabschluss aufstellt und nur geringfugig oder gar nicht an der KG beteiligt ist, ergibt sich in Gestalt der KG-Kapitalanteilen ein auBergewohnlich groBer Ausgleichsposten fur Anteile in Fremdbesitz^^. Nach Erwerb einer zu konsolidierenden Beteiligung durch die KG entsteht ein mehrstufiger Konzern, der besondere Konsolidierungsprobleme aufwirft (siehe funftes Kapitel VII). Ob aus dem Gesetz zu entnehmen ist, dass die haftungsbeschrankte Personengesellschaft neben dem Konzernabschluss ihrer GmbH-Muttergesellschaft auch einen Konzernabschluss aufstellen muss^^ kann bezweifelt werden. Auch wenn man die als Begrundung angegebene Meinung teilt, die haftungsbeschrankte Personengesellschaft stelle bereits ftir sich betrachtet einen Konzern dar, so ist sie eher ein Teilkonzern des Konzerns mit der GmbH an der Spitze und ware damit von der Aufstellungspflicht gem. § 291 HGB befreit. AuBerdem ist fraglich, welchen zusatzlichen Informationswert eine solcher zusatzlicher Abschluss haben sollte.
1.2.3.3 Personengesellschaft als Mutterunternehmen Eine unmittelbare Ubertragung von § 290 HGB auf die haftungsbeschrankte Personenhandelsgesellschaft (GmbH & Co. KG) bedeutet, dass die Personenhandelsgesellschaft, wenn sie die einheitliche Leitung uber Beteiligungsunternehmen ausubt oder wenn ihr Kontrollrechte an Unternehmen zustehen, nach § 264a HGB zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet ist. Diese Regelung ersetzt ggf. die Verpflichtung der Personenhandelsgesellschaft, einen publizitatsgesetzlichen Abschluss (§ 3 PublG) aufzustellen, durch eine Abschluss verpflichtung nach dem HGB. Damit entfallt auch die Befreiungsregelung des § 11 Abs. 5 Satz 2 PublG, nach der Personenhandelsgesellschaften keinen Konzernabschluss aufstellen miissen, wenn sich ihr Gewerbebetrieb auf die Vermogensverwaltung beschrankt und sie nicht die Aufgaben der Konzernleitung wahrnehmen. Die in § 264c HGB enthaltenen besonderen Ausweisvorschriften gelten auch
^^ Vgl. dazu Tillmann, Bert: Umwandlung auf die doppelst5ckige GmbH & Co. KG, DB, 1986, S. 1321; Schreiber, Andreas: Konzemrechnungslegungspflichten bei Betriebsaufspaitung und GmbH & Co. KG, 1989, S. 122; WP-Hdb, 13. Aufl. 2006, M Tz. 33. ^^ Siehe hierzu die Zahlenbeispiele bei Streim, Hannes/Klaus, Hans: Zur Rechnungslegung, Prufung und Publizitat der GmbH & Co. KG, BE, 1994, S. 1109 - 1116. 21 So aber WP-Hdb, 13. Aufl., 2006, M Tz. 33.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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fUr den Konzernabschluss der haftungsbeschrankten Personengesellschaft, auch wenn dies nicht ausdriicklich (in § 298 HGB) gesagt wird^^. Im Hinbiick auf die Informationsftinktion der Konzernrechnungslegung erscheint es erwagenswert, die Kapitalgesellschaft und die KG grundsatzlich als Einheit anzusehen. Fur die Konzernrechnungslegung wUrde das bedeuten, dass grundsatzlich sowohl die GmbH als auch die KG in den Konzernabschluss einbezogen werden^^. Dies hatte dann allerdings die bereits oben angedeuteten Besonderheiten bei der Kapitalkonsolidierung zur Folge, so dass entsprechende Erlauterungsverpflichtungen erforderlich waren.
1.3
Teilkonzernabschluss
1.3.1
Teilkonzernabschluss aufgrund einheitlicher Leitung
Der § 290 Abs. 1 HGB enthalt zwar keine besondere Verpflichtung zur Aufstellung von TeilkonzernabschlUssen, doch werden in ihm Kapitalgesellschaften als Mutterunternehmen ganz generell zur Konzernrechnungslegung verpflichtet. Eine Pflicht zur Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses aufgrund einheitlicher Leitung besteht fiir ein Tochterunternehmen (Zwischenunternehmen) immer dann, wenn ihm selbst die einheitliche Leitung Uber ein Unternehmen zusteht. Fraglich ist jedoch, ob ein Unternehmen, das unter einheitlicher Leitung eines Mutterunternehmens steht, selbst einheitliche Leitung uber ein Tochterunternehmen ausuben kann. Wenn die einheitliche Leitung des obersten Mutterunternehmens auf die Zwischenholding delegierbar ist, dann verpflichtet § 290 Abs. 1 HGB auch Mutterunternehmen von Teilkomernen zur Aufstellung von KonzernabschlUssen. Dies gilt allerdings nur insoweit, als keine Befreiungs- oder Ausnahmevorschrift Platz greift (§§ 291-293 HGB) und die Zwischenholding eine Kapitalgesellschaft ist. Das PublG dagegen kennt eine generelle Verpflichtung zur Konzernrechnungslegung von Zwischenholdings nicht (siehe Abschnitt 2.2). Die Aufstellungspflicht fiir Teilkonzernabschlusse wird indirekt durch die Begriindung des RegE gestutzt, der den Fortfall des § 330 AktG 1965 damit begrundet, dass es wegen des Prinzips des Stufenabschlusse einer besonderen Verpflichtung zur Aufstellung von TeilkonzernabschlUssen nicht bedurfe^^. Die Begriindung gilt nicht nur fiir den § 290 Abs. 1 HGB, sondern auch fiir Abs. 2^^. Auch betriebswirtschaftlich ist eine dezentral organisierte einheitliche Leitung insbesondere bei groBeren Konzernen nicht nur vertretbar, sondern haufig der einzig mogliche Weg der Konzernfiihrung. Die Managementkapazitat der Konzernspitze reicht nicht aus, um alle Leitungsentscheidungen des Konzerns 22 Vgl. Geschaftsstelle des IDW: Hinweis zum KapCoRiLiG, in IDW-FN 2000, S. 299. 23 Klatte, Volkmar: Die Rechnungslegung der GmbH & Co. KG, 1991, S. 442 ff und 449 ff., pladiert fur Zwecke der Rechnungslegung fiir einen Einheitsabschluss von GmbH und KG. Dieser ware dann mit den Einzelabschlussen der Tochterunternehmen zu konsolidieren. 2"^ Vgl. Biener, Herbert/Bemeke, Wilhelm: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 291. 25 Vgl. Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 9.
22
Zweites Kapitel
an der Spitze treffen zu kdnnen. Den Teilkonzernleitungen werden daher Ziele vorgegeben, und die Teilkonzerne werden dann in Hinblick auf diese Ziele einheitlich geleitet^^. Gegen diese Vorstellung einer dezentralen einheitlichen Leitung werden jedoch Bedenken vorgebracht. Einheitliche Leitung sei unteilbar und an der Konzernspitze angesiedelt^^. Aus dem Fehlen einer Vorschrift im HGB 1985 zur Aufstellung von Teilkonzemabschlussen kann jedoch nicht abgeleitet werden, dass eine Aufstellungspflicht fiir Teilkonzernabschlusse aufgrund einheitlicher Leitung entfallt. Man kann das Fehlen auch als ein Indiz dafiir ansehen, dass der Gesetzgeber von der M5glichkeit einer dezentralen einheitlichen Leitung ausgeht. Dafiir spricht die Begrundung des RegE. Dem steht wiederum der neuere § 11 Abs. 3 PublG 1985 entgegen, der den alten § 330 AktG 1965 im wesentlichen ubernimmt. Fiir Teilkonzernabschltisse nach dem HGB kann dies jedoch nicht relevant sein. Ubt ein ausMndisches Mutterunternehmen tiber eine inlandische Kapitalgesellschaft die einheitliche Leitung (iber weitere Tochterunternehmen aus und ginge man davon aus, dass einheitliche Leitung unteilbar sei, dann wSre die deutsche Kapitalgesellschaft selbst bei Fehlen eines befreienden Gesamtkonzernabschlusses nicht verpflichtet, einen Teilkonzernabschluss aufzustellen, wenn ihr keine Kontrollrechte im Sinne des § 290 Abs. 2 HGB zustiinden. Dies ist, entsprechend der Begrundung des RegE, offenbar vom Gesetzgeber nicht gewollt^^. Damit wird aber auch die Auslegung der einheitlichen Leitung als unteilbar zumindest in diesem Zusammenhange fraglich. Die Frage einer einheitlichen Leitung von Teilkonzernen ist fur Kapitalgesellschaften indes nur in den Fallen erheblich, in denen die einheitliche Leitung von einer Zwischenholding ausgeiibt wird, ohne dass sie iiber eines der Kontrollrechte gem. § 290 Abs. 2 HGB verfligt. Wichtiger ware die Frage fiir Teilkonzernabschlusse nach dem FublG, die ausschlieBlich auf der einheitlichen Leitung basieren. Ftlr diese ist aber die Teilkonzemabschlusspflicht speziell geregelt.
1.3.2
Teilkonzernabschluss aufgrund von Kontrollrechten
Wenn einer Kapitalgesellschaft als Tochterunternehmen gegenuber ihren eigenen Tochterunternehmen konzerntypische Mehrheitsrechte zustehen, verpflichtet § 290 Abs. 2 HGB nicht nur die Konzernleitung zur Aufstellung eines Gesamtkonzernabschlusses, sondern nach dem sogenannten Tannenbaumprinzip grundsatzlich auch das Tochterunternehmen zur Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses, es sei denn, es wSre davon nach MaBgabe der §§ 291-293 HGB befreit. Teilkonzernabschlusse sind aber im Prinzip
2^ Vgl. Scheffler, Eberhard: Konzemmanagement, 1992, S. 32 ff. ^^ Vgl. Hoyningen-Huene, Gerrick von: Der Konzem im Konzem, in: ZGR, 7. Jg., 1978, S. 515541; Siebourg, Peter, in: Ktiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 9; Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 290, Tz. 25; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 19; a.A. Havermann, Hans: Offene Fragen der Konzemrechnungslegung, in: Institut der Wirtschaftsprtifer (Hrsg.): Bericht uber die Fachtagung '86,1986, S. 42 f. 28 Vgl. aber Siebourg, Peter, in: KUting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 291, Tz. 7.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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mit den gleichen Mangeln behaftet wie EinzelabschlUsse von Konzernunternehmen^^. Das Tannenbaumprinzip wird im wesentlichen damit begriindet, dass Minderheitsgesellschafter^^, Gliubiger und Arbeitnehmer einer Zwischenholding durch ihren Teilkonzernabschluss besser informiert werden ah durch den Einzelabschluss, Aus der Konzernbilanz sieht man z.B., was hinter der Position Beteiligung im Einzelabschluss steckt, und die Auswirkungen interner Geschafte zwischen den in den Teilkonzernabschluss einbezogenen Untemehmen werden eliminiert. Ferner kann in bestimmten Fallen der Teilkonzernabschluss einer Segmentberichterstattung nahe kommen^^ Einige Konzerne ver5ffentlichten freiwillig Teilkonzernabschlusse, z.B. Daimler Benz, VEBA und VIAG, die weitgehend SegmentabschlUsse waren, solange sie nicht zur Segmentberichterstattung tlbergangen waren. Die Frage ist jedoch, ob eine verbesserte Information durch Teilkonzernabschlusse, sofern sie zutrafe, die beachtlichen Mehrkosten zusStzlicher Aufstellung, Priifung und Publizitat solcher Teilkonzernabschlusse als Pflicht rechtfertigt. Bei vielgliederigen tiefgestaffelten Konzernen kann es leicht zu 20 oder 30 Teilkonzernabschltissen kommen. Andere gesetzliche Schutzregelungen sind hier im Zusammenspiel mit einer privatwirtschaftlichen Berticksichtigung dieser Risiken in den Kreditvertragen oder den Arbeitsvertragen moglicherweise wirksamer und kostengunstiger. Diese Argumente werden insoweit berUcksichtigt, als die Befreiungsregelungen nach §§ 291, 292 HOB unter bestimmten Bedingungen auch die Befreiung von der Pflicht zur Aufstellung von Teilkonzernabschltissen vorsehen (siehe Abschnitt II. 1.6). Nach den IFRS besteht flir jedes Mutterunternehmen, das ein Tochterunternehmen kontroUiert, grundsatzlich die Pflicht zur Aufstellung eines konsolidierten Abschlusses, also auch eines Teilkonzemabschlusses (IAS 27.9); es sei denn, das Mutterunternehmen gehore vollstandig oder fast vollstandig einem anderen Unternehmen, das einen konsolidierten Abschluss publiziert, seine Anteile oder Schuldtitel wiirden offentlichgehandelt und es wtirde seine Finanzberichterstattung der SEC einreichen (IAS 27.10).
^^ Vgl. zur Kritik des Tannenbaumprinzips Gross, Gerhard: Teilkonzemabschltisse als Mittel des Minderheitenschutzes, in: WPg, 29. Jg., 1976, S. 214 ff.; MUller, Eberhard: Konzemrechnungslegung deutscher Untemehmen auf der Basis der 7. EG-Richtlinie, in: DBW, 37. Jg., 1977, S, 55; Scholz, Gregor: Zur Aussagef^igkeit von Teilkonzemabschlussen, 1984, S. 245 f; v.Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 72. ^^ Vgl. Krag, Joachim/Muller, Herbert: Zur Zweckmafiigkeit von Teilkonzemabschlussen nach der 7. EG-Richtlinie fur Minderheitsgesellschafter, in: BB, 40. Jg., 1985, S. 308 ff ^^ Vgl. Klar, Michael/Reinke, Rtidiger: Der Spartenkonzem - Abgrenzung des Konsolidierungskreises, in: WPg, 44. Jg., 1991, S. 693 ff.
72
1.4
Zweites Kapitel
Befreiung von der Aufstellungspflicht fur kleine nicht notierte Konzerne
Kapitalgesellschaften als Mutterunternehmen sind von der Verpflichtung, einen Konzernabschluss aufzustellen, befreit, wenn ihr Konzern klein im Sinne des § 293 Abs. 1 HGB und nicht kapitalmarktorientiert im Sinne von § 293 Abs. 5 HGB ist, d.h. weder mit Aktien noch mit anderen Wertpapieren des Mutter- oder eines Tochterunternehmens einen organisierten Markt in Anspruch nimmt. Die Befreiungsregelung kann sowohl auf Gesamtkonzernabschliisse als auch auf Teilkonzernabschiiisse angewendet werden. Als Werte fur die Abgrenzung zwischen kleinen und anderen Konzernen sind gem. Art. 1 BiiReG von 2004 •
eine Bilanzsumme von 19,272 (16,060) Mio. €,
•
Umsatzerlose von 38,444 (32,120) Mio. € und
•
eine Arbeitnehmerzahl von 250
zugrunde zulegen. Die GroBenmerkmale vor den Kiammem beziehen sich auf die summierten Werte {Bruttokriterien) und jene in der Klammer auf die konsolidierten Werte (Nettokriterien) der Unternehmen, die in einen Konzernabschluss einzubeziehen w^ren. Auch das osterreichische HGB kennt gem. EU-GesRAG eine entsprechende groUenabhangige Befreiung. Ein Konzernabschluss muss dann nicht aufgestellt werden, wenn am Abschlussstichtag und am vorhergehenden Abschlussstichtag (zeitliches Kriterium) mindestens zwei der drei Grenzwerte nicht (iberschritten werden (§ 293 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 HGB). Dabei sind nach Wahl des Unternehmens aufgrund der Formulierung des § 293 Abs. 1 HGB an beiden Abschlussstichtagen ftlr alle Kriterien stetig entweder jeweils die summierten oder die konsolidierten Grenzwerte zugrunde zu legen^^. Die Befreiung erlischt gem. § 293 Abs. 4 HGB erst dann, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Stichtagen ein MutterTochterverhaltnis bestand und dabei die GroBenmerkmale (iberschritten wurden^^. Erst fur den zweiten Stichtag besteht dann die grundsatzliche Aufstellungspflicht. Sofern nicht intern ein Konzernabschluss aufgestellt wird, wird man aus Kostengrunden zunachst die Bruttokriterien anwenden. Wenn sich danach keine Befreiung ergibt, sollte man dann die Innenumsatzerlose feststellen. Eine konsolidierte Probebilanz ware erst der letzte Schritt zur Ermittlung der konsolidierten Bilanzsumme.
^2 A.A. Siebourg, Peter, in: KtitingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 293, Tz. 8, der von einem jahrlichen Wahlrecht ausgeht. ^^ Vgl. Albrecht, Werner: § 293, in: Hofbauer/Kupsch (Hrsg.): Bonner Handbuch Rechnungslegung, 1986ff.,S.20.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
73
Bei der Ermittlung der summierten und der konsolidierten Werte brauchen Tochterunternehmen, flir die gem. § 296 HGB ein Einbeziehungswahlrecht besteht, nicht berticksichtigt zu werden^^. Tochterunternehmen, die nicht vollkonsolidiert werden diirfen oder nicht einbezogen zu werden brauchen, miissen jedoch ggf. nach der Equity-Methode bewertet werden. In die Konzembilanzsumme geht dann der Equity-Wert ein. In den Umsatzerlosen und der Zahl der Mitarbeiter schlagen sich diese Tochterunternehmen dagegen nicht nieder. Bei der Ermittlung der summierten Werte wird entsprechend verfahren, d.h. diese Tochterunternehmen gehen in die Bilanzsumme des Mutterunternehmens, jetzt aber mit den Anschaffungskosten oder niedrigeren beizulegenden Werten der Anteile ein. Da diese Regelung auch fiir Teilkonzernabschlusse gilt, kann man die prinzipielle Teilkonzernabschlusspflicht umgehen, indem man Anteile groBerer Tochterunternehmen der Zwischenunternehmen so auf diese verteilt, dass in keinem Fall einem Zwischenunternehmen Mehrheitsrechte zustehen. Diese Tochterunternehmen brauchen dann flir die Priifiing, ob eine Pflicht zur Aufstellung von TeilkonzernabschlUssen besteht, nicht berucksichtigt zu werden. Wenn die GroBenmerkmale fiir den Teilkonzernabschluss so nicht Uberschritten werden, entfallt der Teilkonzernabschluss aus Sicht des Kontrollkonzeptes. Scheiden wdhrend des Geschdftsjahres, fiir das die Werte ermittelt werden, Tochterunternehmen aus, so sind sie in den zu ermittelnden Werten nicht mehr zu berucksichtigen. Kommen wahrend des Geschaftsjahres zu berticksichtigende Tochterunternehmen hinzu, so sind deren Bilanzsummen in voller Hohe zugrunde zu legen. Die Umsatze brauchen hingegen nur fiir die Zeit der Konzernzugehorigkeit einbezogen zu werden^^. Auch bei der Beschaftigungszahl bezieht sich der Durchschnitt auf die Periode der Konzernzugehorigkeit^^. Tochterunternehmen im Ausland miissen bei der Ermittlung der GrCfienmerkmale berticksichtigt werden. Ftir die Ermittlung der Bilanzsumme und der Umsatzerlose hat man die Wahl zwischen den Umrechnungsverfahren, die angewendet werden durften, wenn man die Unternehmen konsolidieren wurde^'^. Fur die Ermittlung dieser Werte in aufeinanderfolgenden Perioden gilt auch hier grundsatzlich das Stetigkeitsgebot. Wenn die summierten Werte ermittelt werden, sind die handelsrechtlichen Einzelabschliisse des Mutterunternehmens und der Tochterunternehmen zugrunde zu legen. Es ist nicht zulassig, die summierten Werte auf der Basis sog. Handelsbilanzen II zu ermitteln^^, da es sich dabei nicht um Einzelabschlusse im Sinne des Bilanzrechts handelt. 34 Vgl. WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz. 123. 3^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992 f., C 200, S. 35. 36 Vgl. Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl. 1998, § 293, Tz. 43. 3'7 Vgl. V. Wysocki, Klaus: Konzemabschluss: Aufstellungs- und Einbeziehungspflichten nach neuem Recht, WPg, 1987, S. 278. 3^ A. A. V. Wysocki, Klaus: Konzemabschluss: Aufstellungs- und Einbeziehungspflichten nach neuem Recht, WPg, 1987, S. 280.
^74
Zweites Kapitel
Bei der Ermittlung der Brutto-Bilanzsumme sind gem. § 268 Abs. 3 HGB auf der Aktivseite ausgewiesene, nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrage abzusetzen (§ 293 Abs. 1 Nr. 1 a) und Nr. 2 a ) ) . Ausweiswahlrechte insbesondere fur die aktivische offene Absetzung erhaltener Anzahlungen (§ 268 Abs. 5 HGB) und die passivische Absetzung nicht eingeforderter ausstehender Einlagen (§ 272 Abs. 1 HGB) diirfen zur KUrzung der Biianzsumme wahrgenommen werden^^. RUcksteilungen und Verbindlichkeiten fur Verbrauchsteuern und Monopolabgaben dtirfen dagegen nicht abgezogen werden, da eine § 1 Abs. 2 PublG entsprechende Regeiung fehlt^^. Nach weichen Regein die Konzernbilanz aufzustellen ist, mit der die Netto-Bilanzsumme bestimmt wird, bieibt in § 293 Abs. 1 Nr. 2 HGB offen. Es heiUt dort lediglich ,,eines vom ihm aufzusteilenden Konzernabschlusses". Gemeint ist hier eine Konsolidierung nach den fiir das Mutterunternehmen maBgeblichen Vorschriften. Das sind die des HGB. Wenn das Mutterunternehmen aber bisher freiwillig einen Konzernabschiuss nach den IFRS gem. § 315a HGB aufgestellt hat, dann sind deren Regein anzuwenden"*^. Umsatzerlose sind jene aus den Einzel-Gewinn- und Veriustrechnungen der Unternehmen. Bei der Nettomethode sind die Innenumsatze zwischen den voll- und quota! konsoiidierten Untemehmen abzuziehen. Die Beschaftigtenzahl ist als Durchschnitt des Jahres oder des ktirzeren Zeitraumes der KonzernzugehOrigkeit unmittelbar vor dem reievanten Abschiussstichtag zu ermitteln. Dabei ist gem. § 293 Abs. 1 Satz 2 i.V.m. § 267 Abs. 5 die Anzahl der an den jeweiligen Quartalsenden (31.3., 30.6., 30.9. und 31.12.) beschaftigten Arbeitnehmer zugrunde zu legen, auch bei vom Kalenderjahr abweichendem Geschaftsjahr"^^. Im Ausland Beschaftigte miissen einbezogen werden. Zur Berufsausbildung Beschaftigte (Auszubiidende, Volontare, Praktikanten) sind nicht einzubeziehen. DarUber hinaus enthalt das Gesetz keine Abgrenzung der zu berticksichtigenden Arbeitnehmer. Es liegt nahe, nach den Grundsatzen vorzugehen, die im Arbeitsrecht entwickelt wurden"*^. Danach sind Teilzeitbeschaftigte, Heimarbeiter, Aushilfskrafte mit befristetem Arbeitsverhaltnis und an Wehrtibungen teilnehmende Arbeitnehmer vol! zu berlicksichtigen. Nicht dazu gehoren sog. Leiharbeiter, Grundwehr- und Ersatzdienst leistende Personen und Organmitglieder von Kapitalgesellschaften, z.B. Vorstands- oder Aufsichtsratsmitglieder der AG. ^^ Vgl. Veit, Klaus-RUdiger: Zur Bedeutung formeller Bilanzpolitik, DB, 1994, S. 2512; Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 293, Tz. 11. ^ Vgl. Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl. 1998, § 293, Tz. 13. ^^ Vgl. WP-Hdb. 2006, 13. Aufl. 2006, M Tz.l27. "^2 Vgl. Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl. 1998, § 293, Tz. 24. 43 Vgl. BAG-Urteil, 5 AZR 461/66 vom 8.6.1967, DB, 1967, S. 1374; vgl. zur Abgrenzung der Arbeitnehmer Biener, Herbert: Einzelne Fragen zum PublG, WPg, Jg,, 1972, S. 3; Lehwald, Klaus-Jtirgen: Die Zahl der Beschafligten als Abgrenzungsmerkmal im Entwurf eines Bilanzrichtlinien-Gesetzes, BB, 1981, S. 2108, zahlt Teilzeitbeschafligte nicht zu den Arbeitnehmem;Winkeljohann, Norbert/Lawall, Lars: in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 267, Tz. 10 f.; Matschke, Manfred-Jurgen: § 276, in: Hofbauer/Kupsch (Hrsg.): Bonner Handbuch Rechnungslegung, 1986 ff., S. 7 f.; Knop, Wolfgang, in: KutingAVeber: HdR, 4. Aufl., 1995, § 267, Tz. 14 f.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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Die grolJenabhangige Befreiung gilt gem. § 293 Abs. 5 HGB nichtfiir kapitalmarktohentierte Konzerne, bei denen mit Aktien oder mit anderen von dem Mutterunternehmen Oder einem in den Konzernabschluss einzubeziehenden Tochterunternehmen ausgegebenen Wertpapieren ein organisierter Markt im Sinne von § 2 WpHG in Anspruch genommen wird oder dies beantragt ist. FUr den Fortfali der Befreiung geniigt es, dass nur fur ein Tochterunternehmen gilt. Dieses braucht seinen Sitz nicht in der EU zu haben. Diese Regelung gilt nicht ftir Gemeinschaflsunternehmen und assoziierte Unternehmen, weil sie keine Tochterunternehmen im Sinne des § 290 Abs. 1 und 2 HGB sind. Allerdings besteht fiir diese Mutterunternehmen nicht die Pflicht, auf ihren Konzernabschluss die IFRS anzuwenden, da nach Art. 4. der lAS-VO als kapitalmarktorientiert nur Gesellschaften gelten, die selbst den Kapitalmarkt beanspruchen. Die IFRS kennen keine Befreiungsmoglichkeit von der Konzernrechnungslegungspflicht auf Grund von GrolJenklassen der Konzerne. Ob sie im Rahmen der vom lASB geplanten Erleichterungen fiir kleine/mittelgroBe Unternehmen eingefiihrt wird, ist offen.
1.5
Befreiung von der Aufstellungspflicht durch hoherrangige Konzernabschliisse
1.5.1
Mutterunternehmen mit Sitz in der EG
Ein Mutterunternehmen ist gem. § 291 HGB von der Verpflichtung, einen Teilkonzernabschluss aufzustellen, dann befreit, wenn ein in der Konzernhierarchie liber ihr stehendes Mutterunternehmen, das als Kapitalgesellschaft mit Sitz in der EG zur Aufstellung eines Konzernabschlusses unter Einbeziehung des zu befreienden Unternehmens verpflichtet ist, einen sog. befreienden Konzernabschluss vorlegt und von dem zu befreienden Mutterunternehmen gem. Abs. 3 keine Wertpapiere ausgegeben sind, die in der EU/EWR zum Handel in einem geregelten Markt iSd Wertpapierrichtlinie 2002/87 zugelassen sind. Ein Konzernabschluss eines hoherrangigen Mutterunternehmens wirkt unter den folgenden gemeinsam zu erfiillenden Voraussetzungen befreiend: Hoherrangiges Mutterunternehmen (§291 Abs. 1 Satz 2 HGB): Das den befreienden Abschluss aufstellende Unternehmen muss im Verhaltnis zu dem befreiten Unternehmen ein Mw^/erunternehmen, braucht aber nicht die Konzernspitze zu sein. Die Einbeziehung als Gemeinschaflsunternehmen oder als assoziiertes Unternehmen in einen hoherrangigen Konzernabschluss befreit dieses Unternehmen nicht von der Verpflichtung zur Aufstellung, Prtifung und Offenlegung eines Konzernabschlusses - auch dann nicht, wenn dieser und nicht der Einzelabschluss des Zwischenunternehmens der Quotenkonsolidierung oder der Equity-Bewertung zugrundegelegt wurde. Der befreiende Konzernabschluss muss von einem Unternehmen aufgestellt sein. Privatpersonen, rechtlich unselbstandige Betriebsstatten, Investmentfonds oder Personenvereinigungen, die sich auf das Halten von Beteiligungen beschranken, sind keine Unternehmen. Gebietskorperschaften des offentlichen Rechts (Bund, Lander) konnen zwar
76
Zweites Kapitel
Unternehmenseigenschaft haben, unterliegen aber nicht der Konzemrechnungslegungspflicht und konnen daher keinen befreienden Konzernabschluss aufstellen^^. Fur Kommunen wird allerdings auf Landerebene eine Konzernrechnungslegungspflicht vorbereitet^^.Das den befreienden Abschluss aufstellende Mutterunternehmen kann selbst wieder ein Tochterunternehmen sein. Die Befreiungswirkung wird in § 291 Abs. 1 HGB nicht an eine bestimmte Rechtsform des Mutterunternehmens geknupft. So kann grundsatzlich auch ein hoherrangiger Konzernabschluss nach dem PublG befreiende Wirkung entfalten (siehe Abschnitt 2.6.1). Vollstdndigkeit des einbezogenen Teilkonzerns (§ 291 Abs. 2 Nr. 1 HGB): Das zu befreiende Mutterunternehmen und seine Tochterunternehmen mtissen in den Konzernabschluss einbezogen sein, wobei die Einbeziehungswahlrechte des § 296 HGB ausgeubt werden k5nnen. Fraglich ist, ob alle oder nur jene Tochterunternehmen, die in den Teilkonzernabschluss einbezogen werden mtissten, auch in den Gesamtkonzernabschluss einbezogen werden mtissen. Abgrenzung des Konsolidierungskreises: Ist das hoherrangige Mutterunternehmen eine deutsche Kapitalgesellschaft, so sind ftir die Abgrenzung des Konsolidierungskreises gem. § 291 Abs. 1 Nr. 1 und 2 HGB die §§ 290 ff. HGB und damit jene Vorschriften maBgeblich, die auch fiir den Abschluss des befreiten Unternehmens gelten wlirden. Dabei ist allerdings von der Sicht des hoherrangigen Mutterunternehmens auszugehen. Zum Beispiel brauchen Tochterunternehmen des befreiten Mutterunternehmens bei ggf. geringer Bedeutung nicht konsolidiert zu werden (§ 296 Abs. 2 HGB), die in den kleineren Teilkonzernabschluss einbezogen werden mtissten, weil sie dort nicht von geringerer Bedeutung sind"^^. Befreiend wirkt auch ein hoherrangiger Konzernabschluss, der nach den IFRS aufgestellt ist und dessen Konsolidierungsreis nach IAS 27 abgegrenzt ist. Bei einem befreienden Konzernabschluss nach dem Publizitatsgesetz ist die Abgrenzung der zu konsolidierenden Tochterunternehmen dagegen weniger eindeutig. § 291 Abs. 1 Nr. 1 HGB verweist nur auf § 295 HGB (Einbeziehungsverbot) und § 296 HGB (Einbeziehungswahlrechte), nicht aber auf § 290 HGB. Gem. § 291 Abs. 1 Nr. 2 HGB gilt das Recht des befreienden Mutterunternehmens aber nur dann, wenn es mit der 7. EGRichtlinie vereinbar ist. § 11 PublG insgesamt stimmt nicht mit der entsprechenden Regelung in Art. 1 7. EG-Richtlinie uberein, weil danach das Mutter-Tochterverhaltnis vor allemtiberdie konzerntypischen Rechtsbeziehungen defmiert wird. Soil daher ein publizitatsgesetzlicher Abschluss eine Kapitalgesellschaft von ihrem Teilkonzernabschluss befreien, so sind fur den publizitatsgesetzlichen Abschluss gem. § 291 Abs. 1 Nr. 2 HGB
^^ Vgl. BT-Drucksache 10/4268 vom 18.11.1985, S. 113; Kropff, Bruno: „Verbundene Unternehmen" im Aktiengesetz und im Bilanzrichtliniengesetz, DB, 39. Jg., 1986, S. 364 ff; Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir einen Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, in: WPg, 41. Jg., 1988, S. 34; WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz. 82; ADS, 6. Aufl., 1996, § 291, Tz.. 7, 8. 45 Vgl. z.B. Busse von Colbe, Walther, in: MunchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 290 Tz. 77 ff. 46 Vgl. Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 291, Tz. 19.
Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
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die gleichen Abgrenzungskriterien fur den Konsolidierungskreis zu beachten wie flir den befreienden Abschluss einer deutschen Kapitalgesellschaft. Befreiende Abschlussen auslandischer Mutterunternehmen mit Sitz in der EG-/EWR: Die Konsolidierungswahlrechte des § 296 HGB mussen beachtet werden. Aus den Konsolidierungswahlrechten dtirften keine Probleme entstehen, da fur sie nach der 7. EGRichtlinie (Art. 13) kein nationales Wahirecht bestand und sie auch bei uns im wesentlichen wortgleich ubernommen wurden. Probleme konnten sich fiir solche Unternehmen ergeben, die nach deutschem Recht aufgrund des Bestehens einer einheitlichen Leitung konsolidiert werden mussen (§ 290 Abs. 1 HGB), die aber in einem anderen Mitgliedstaat nicht konsolidiert werden, weil dort das entsprechende nationale Wahirecht des Art. 1 Abs. 2 7. EG-Richtlinie nicht umgesetzt wurde. Diese Frage bleibt in § 291 Abs. 1 Nr. 1 offen, da dort zwar auf die § 296 HGB verwiesen wird, nicht aber auf § 290 HGB. MaUgeblich ist dann gem. § 291 Abs. 1 Nr. 2 HGB das mit der 7. EG-Richtlinie ubereinstimmende Recht des anderen EG-Mitgliedstaates. Der auslandische Abschluss wirkt deshalb auch dann befreiend, wenn das deutsche Einbeziehungsgebot des § 290 Abs. 1 HGB verletzt wird^^. Dies entspricht auch den Intentionen der zugrundeliegenden Regelung in der 7. EG-Richtlinie, mit der erreicht werden soil, dass ein europaischer Konzem nicht in jedem EG-Land einen speziellen Konzernabschluss aufstellen muss. Ferner w^re es nicht uberzeugend, beim Konsolidierungskreis vollstandig auf der Einhaltung deutschen Rechts zu beharren, sich aber beztiglich aller anderen Konsolidierungsregelungen mit einem Abschluss nach auslandischem Recht zu begnugen. Ein auslandischer Abschluss befreit gem. § 291 Abs. 1 Nr. 1 und 2 HGB auch dann von einem deutschen Teilkonzernabschluss, wenn Unternehmen entgegen deutschem Recht, aber nach dem mit der 7. EG-Richtlinie tibereinstimmenden Recht des entsprechenden EG-Mitgliedstaates einbezogen worden sind, z.B. die Einbeziehung von „controlled nonsubsidiaries" mit Hilfe des true and fair view Grundsatzes in GroBbritannien"*^ sowie von Spezialgesellschaften (siehe hierzu Abschnitt 5). SchlieBlich enthalt § 291 Abs. 1 HGB keinen Hinweis auf den Kreis der zu beriicksichtigenden Gemeinschaftsunternehmen und der assoziierten Unternehmen, so dass auch dafur das jeweilige auslandische Recht mafigeblich ist. Majigebliches Recht (§ 291 Abs. 2 Nr. 2 HGB): Der befreiende Konzernabschluss und der befreiende Konzernlagebericht mtissen nach den fiir das den befreienden Konzernabschluss aufstellende Mutterunternehmen maBgeblichen Recht und im Einklang mit den Vorschriften der 7. EG-Richtlinie aufgestellt und von einem in Einklang mit den Vorschriften der 8. EG-Richtlinie zugelassenen Abschlussprtifer geprUft worden sein. Dies bedeutet z.B., dass der befreiende Konzernabschluss in der Wahrung eines anderen EGMitgliedstaates aufgestellt sein kann oder dass in den anderen EG-Mitgliedstaaten weitergehendere Aktivierungsm5glichkeiten genutzt werden kSnnen. Allerdings muss der befreiende Abschluss der 7. EG-Richtlinie entsprechen. Weicht ein Abschluss nach dem Recht eines EG-Mitgliedstaates erheblich von den deutschen Vorschriften ab, so ist die '•^ A. A. Biener, Herbert/Bemeke, Wilhelm: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 297. ^^ Vgl. dazu im Einzelnen Fliess, Oliver: Konzernabschluss in GroBbritannien, 1991, S. 109 ff.
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Zweites Kapitel
Zweckmafiigkeit einer solchen Befreiungsregelung beim gegenwartigen Stand der Harmonisierungsbemiihungen jedoch noch fragwurdig. Es konnte dann ein Abschluss, der deutschen Grundsatzen ordnungsmaUiger Buchfiihrung widerspricht, von einem diesen Grundsatzen entsprechenden Teilkonzernabschluss befreien. Der Gesetzgeber zieht hier einen Wechsel auf die weitere Annaherung der Vorschriften innerhalb der EG. Wenn ein Mutterunternehmen mit Sitz in einem anderen EG-Mitgliedsstaat freiwillig einen Konzernabschluss aufsteilt, der zwar deutschem Recht, nicht aber den Vorschriften des Sitzlandes entspricht, so gilt dieser Abschluss nach dem Wortsinn des § 291 Abs. 2 Nr. 2 HGB nicht als befreiend. Es entspricht jedoch dem Zweck der Befreiungsregelung, dass einem solchen Konzernabschluss erst recht Befreiungswirkung zukommt, zumal er fiir deutsche Bilanzleser vermutlich informativer ist als ein nach auslandischen Vorschriften aufgestellter befreiender Konzernabschluss. Befreiungsverweis (§ 291 Abs. 2 Nr. 3 HGB): Der Anhang des Einzelabschlusses des zu befreienden Mutterunternehmens muss jedes Jahr den Namen und den Sitz des befreienden Mutterunternehmens und einen Hinweis auf die Befreiung von der Verpflichtung, einen Konzernabschluss und einen Konzernlagebericht aufzustellen, enthalten. Offenlegungsdquivalenz (§ 291 Abs. 1 Satz 1 HGB): Der befreiende Konzernabschluss und Konzernlagebericht einschlielJlich des Bestatigungs- oder des Versagungsvermerks miissen nach den fiir den entfallenden Teilkonzernabschluss mafigeblichen Vorschriften (§ 325 HGB) in deutscher Sprache publiziert werden. Konzernrechnungslegungspflicht fur kapitalmarktorientierte Mutterunternehmen (§ 291 Abs. 3 Nr. 1 HGB): Mutterunternehmen, die zugleich Tochterunternehmen sind, werden dann von der Befreiungsvorschrift ausgenommen, wenn sie wegen der Zulassung ihrer Wertpapiere in einem geregelten Markt innerhalb der EU/EWR unter die Regelung der lAS-VO fallen und daher ihren Konzernabschluss nach den IFRS aufstellen miissen. Diese Konzernrechnungslegungspflicht soil Kapitalanlegern flir ihre Investitionsentscheidungen zusatzliche Informationen verschaffen, auch wenn das iibergeordnete Mutterunternehmen selbst wegen seiner Kapitalmarktorientierung nach den IFRS Rechnung legt. Die Konzernrechnungslegungspflicht erstreckt sich aber nicht auf zu befreiende Mutterunternehmen, die selbst andere Borsensegmente mit Aktien oder anderen Wertpapieren oder uber ein Tochterunternehmen einen organisierten Markt im Sinne von § 2 WpHG in Anspruch nehmen. Diese engere Abgrenzung im Vergleich zu § 293 Abs. 5 HGB beruht auf dem den Mitgliedstaaten in Art. 7 Abs. 3 der 7. EG-Richtlinie a.F. eingeraumten Wahlrecht. Eine Angleichung der Vorschriften in § 291 Abs. 3 Nr. 1 und § 293 Abs. 5, die nach einer bereits vorgenommenen Anderung des Art. 3 der 7. EGRichtlinie erscheint jedoch Uberfailig. Antrag der Minderheitsgesellschafter auf Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses (§ 291 Abs. 3 Nr. 2 HGB. Hat das zu befreiende Unternehmen die Rechtsform der AG oder KGaA und gehoren den antragstellenden Anteilseignern mindestens zehn Prozent, oder bei der GmbH mindestens zwanzig Prozent der Anteile., so kann es die Befreiungsregelung nicht in Anspruch nehmen, wenn diese Minderheiten spatestens sechs Monate vor Ablauf des Konzerngeschaftsjahres die Aufstellung eines Konzernabschlusses und
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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Konzernlageberichtes beantragt haben. Geh5ren dem Mutterunternehmen mindestens 90% der Anteile, so kann es die Befreiung nur beanspruchen, „wenn die anderen Gesellschafter der Befreiung zugestimmt haben" (§ 291 Abs. 3 Satz 2 HGB). Diese Vorschrift beruht auf Art. 7 Abs. 1 b) der 7. EG-Richtlinie a. F. Im zweiten Fall mtissen die Minderheitsgesellschafter gefragt werden. Jedoch sind die Gesellschafter nur bei Namensaktien, GmbH-Anteilen und Anteilen an Personenhandelsgesellschaften bekannt. Bei anderen Aktiengesellschaften als Zwischenunternehmen bleibt dem Mutterunternehmen nur die M5glichkeit einer 5ffentlichen Aufforderung. Man muss wohl davon ausgehen, dass ein Teilkonzernabschluss aus Rlicksicht auf diejenigen, die sich nicht melden, nicht aufgestellt werden muss^^, dass aber auch derjenige, der sich erst nach Ablauf einer angemessenen Frist meldet, nicht danach die Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses noch verlangen kann^^. Diese Konsequenz sollte in der Aufforderung explizit genannt werden. Die Regelung lasst ferner offen, ob die anderen Gesellschafter mehrheitlich^^ oder einstimmig^^ der Befreiung zugestimmt haben mUssen. Bei Einstimmigkeit genligte ein einziger Anteil in der Hand eines an dem Teilkonzernabschluss mSglicherweise selbst nicht Interessierten, um die Aufstellung eines prtifungs- und offenlegungspflichtigen Teilkonzernabschlusses zu erzwingen. Ob dies vom Gesetzgeber gewoUt war, ist zweifelhaft. Sonst genugt normalerweise eine mehrheitliche Zustimmung der Minderheit zu ihrem Schutz, wie etwa fiir die Zustimmung zu einem Sonderbeschluss gem. § 138 AktG^^. Gleichwohl wird mit Hinweis auf den Wortsinn die Vorschrift als Individualrecht im Sinne ausdriicklicher Einstimmigkeit sehr streng oder bei namentlich z.T. nicht bekannten Aktion^ren nach einem 5ffentlichen Aufruf so ausgelegt, dass fehlende Reaktion als Zustimmung gilt.^^ Auch bei der GmbH kann dafur ein Sonderbeschluss vorgesehen werden. Wegen Fehlens einer entsprechenden gesetzlichen Regelung empfiehlt es sich, diese dann in der Satzung vorzusehen.
^^ Vgl. V. Wysocki, Klaus: Aufstellungs- und Einbeziehungspflichten nach neuem Recht, ZfbF, 1987, S. 280. ^^ Vgl. Busse von Colbe et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbF-Sonderheft 21/87,2. Aufl., 1989,8.29. ^^ So Biener, Herbert/Bemeke, Werner: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 297 f; Stobbe, Thomas: Zur Umsetzung von Art. 7 und 8 der 7. EG-Richtlinie, in: BB, 40. Jg., 1985, S. 1508; Siebourg, Peter, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 291, Tz. 37. ^2 So Albrecht, Werner: § 291, in: Hofbauer, Max A./Kupsch, Peter (Hrsg.): Bonner Handbuch Rechnungslegung, 1986ft".,S. 11 f; WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. 1,2006, M Tz. 102. ^3 Vgl. Biener, Herbert/Bemeke, Werner: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 297; Stobbe, Thomas: Zur Umsetzung von Art. 7 und 8 der 7. EG-Richtlinie, in: BB, 40. Jg., 1985, S. 1508; Siebourg, Peter, in: KutingAVeber: HdK, 2.Aufl. 1998, § 291, Tz. 37; zweifelnd Institut der Wirtschaftspriifer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fur einen Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg, S. 342. 54 Vgl. Hoyos, Martin/Ritter-Thiele,Katja: in: Beck. Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 291, Tz. 45; ADS, 6. Aufl., 1996, § 291, Tz. 52.
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Zweites Kapitel
Eine bestimmte Frist, bis zu der die Zustimmung vorliegen muss, ist zwar in § 291 Abs. 3 Nr. 2 Satz 2 HGB nicht vorgesehen. Da bei dieser Regelung jedoch nur eine zusatzliche Bedingung zu Satz 1 formuliert wird, gilt die Sechs-Monatsfrist auch hier. Dies setzt allerdings voraus, dass rechtzeitig vorher alles Notwendige unternommen wurde, urn die Zustimmung einzuholen^^. Ferner iMsst die Regelung offen, ob die Zustimmung jedes Jahr aufs neue eingeholt werden muss. Dafiir spricht, dass sich die Zusammensetzung der Gruppe der Minderheitsgesellschafter jahrlich andern kann. Das Kostenargument muss hier hinter dem Schutzinteresse der Minderheitsgesellschafter zurUckstehen. Diese Regelung lasst offen, wie bei der GmbH zu verfahren ist, wenn die Minderheitsgesellschafter uber mehr als zehn, aber weniger als zwanzig Prozent der Anteile verfligen. Sie haben dann kein Antragsrecht, aber das Mutterunternehmen ist auch nicht verpflichtet, die Zustimmung gem. § 291 Abs. 3 Satz 2 HGB einzuholen. Ein verniinftiger Grund fiir diese Teilkonzernabschluss-Oase ist nicht ersichtlich. Den Minderheitsgesellschaftern hatte bei z.B. ftinfzehn Prozent der Anteile Rechte zugestanden werden sollen, die zwischen der Antrags- und der Zustimmungslosung liegen. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass ihnen dann zumindest ein Antragsrecht zusteht. Sicherheitshalber sollte die Zustimmung eingeholt werden, was bei der GmbH nicht schwierig ist. Offen bleibt ferner, auf welche Anteile - stimmberechtigte oder alle Anteile - sich die Prozentangaben beziehen. Die Funktion als Schutzregel am Kapitalmarkt und der Wortsinn der Vorschrift - es heilJt dort ganz allgemein „der Anteile" - legen es nahe, hier auf Anteile ganz allgemein abzustellen. Damit stehen auch nicht stimmberechtigten Anteilseignern, z.B. Vorzugsaktionaren, diese Minderheitsrechte zu. Sie benotigen sie ja auch wegen des fehlenden Stimmrechts in besonderem MalJe. Ein vergleichbarer Minderheitenschutz besteht nach IAS 27.10 (a). Danach muss das Mutterunternehmen die Minderheitsgesellschafter Uber den beabsichtigten Verzicht auf die Oflfenlegung eines Teilkonzernabschlusses informieren. Wenn die Minderheitsgesellschafter dem Verzicht auf die Offenlegung nicht widerspreche, braucht der Teilkonzernabschluss nicht prasentiert zu werden. Ob der Widerspruch eines einzelnen oder der Mehrheit der Minderheitsgesellschafter den Konzerabschluss erzwingen kann, ist nicht geregelt. Die IAS dififerenzieren nicht danach, ob das hoherrangige Mutterunternehmen inner- oder auBerhalb der EU seinen Sitz hat. 1.5.2
Mutterunternehmen mit Sitz auOerhalb der EG
Die Befreiung durch Konzernabschlusse auslandischer Mutterunternehmen, die ihren Sitz nicht in der EG/EWR haben, setzt gem. § 292 HGB voraus, dass der Bundesminister der Justiz in einer Rechtsverordnung die Befreiungsvoraussetzungen regelt. § 292 HGB enthalt ftir diese Verordnung Rahmenbestimmungen. Die Rechtsverordnung wurde inzwischen erlassen^^. Die Befreiungsverordnung gilt sowohl fiir deutsche Teilkonzernab-
^^ Vgl. Stobbe, Thomas: Zur Umsetzung der Art. 7 und 8 der 7. EG-Richtlinie, BE 1985, S. 15081510. 56 BGBl I Nr. 63 vom 29.11.1991, S. 2122, zuletzt geSndert durch BilReG vom 4. 12. 2004 (BGB1.I3166).
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
81
schlUsse, die nach dem HGB aufzustellen wSren, als auch fiir solche nach dem Publizitatsgesetz (§ 13 Abs. 4 PublG; siehe Abschnitt 2.6.2). Die Befreiungswirkung ist im Prinzip an die gleichen Voraussetzungen gebunden wie flir die ftr Mutterunternehmen mit Sitz in einem Mitgliedstaat der EG. Das sind die Existenz eines h5herrangigen Mutterunternehmens (§ 1 KonBefrV), Vollstandigkeit des Konzernabschlusses in bezug auf den einbezogenen Teiikonzern (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 KonBefrV), die Beachtung des flir den befreienden Abschiuss maBgeblichen Rechtes (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 und § 3 KonBefrV), der Befreiungsverweis im Einzelabschluss des Zwisclienunternehmens (§ 2 Abs. 1 Nr. 4 KonBefrV), die dem Teilkonzernabschluss aquivalente Offenlegung des befreienden Absclilusses (§ 1 Satz 1 KonBefrV), die Niclitzulassung der Aktien der zu befreienden AG zum Handel im amtlichen Markt (§ 291 Abs. 3 Nr. 1 HGB) und der Verzicht der Minderlieitsgesellschafter auf den Teilkonzernabschluss (§ 2 Abs. 2 KonBefrV i.V.m. § 291 Abs. 3 Nr. 2 HGB). Der befreiende Konzemabschluss und der befreiende Konzernlagebericht miissen nach dem mit den Anforderungen der 7. EG-Richtlinie iibereinstimmenden Recht eines Mitgliedstaates der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft aufgestellt worden Oder einem solchen Abschiuss und Lagebericht gleichwertig sein. Das Recht eines anderen Mitgliedstaates kann jedoch nur zugrundegelegt werden, wenn der befreiende Abschiuss und Lagebericht in diesem Mitgliedstaat eine andere Zwischenholding des Konzerns von einem nach dem Recht dieses Mitgliedstaates vorgeschriebenen Teilkonzernabschluss und -lagebericht tatsachlich befreit (§ 3 KonBefrV)^"^. Inwieweit ein Mutterunternehmen aus einem Nicht-Mitgliedstaat seinen Abschiuss anpassen muss, hangt damit wesentlich davon ab, welche Unterschiede zwischen diesem Abschiuss und dem deutschen Recht bzw. dem Recht eines anderen EG-Mitgliedstaates bestehen, und ob sich etwaige Unterschiede noch im Rahmen des Erfordernisses der Gleichwertigkeit bewegen. Die KonzBefrV regelt nicht, was unter „gleichwertig" zu verstehen ist. Zur Gleichwertigkeit von Abschlussen von Unternehmen aus Drittlandern hatte die EGKommission am 15.3.1991 eine Stellungnahme abgegeben^^. Diese Stellungnahme kon-
^"^ Vgl. die Begrundung zur KonBefrV, DB 1991, S. 2401 f.; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 26 f. 58 Vgl. Kommission der EG: XV/109/90-DE, 2. Rev.; zur Kritik vgl. Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Befreiende Konzemrechnungslegung von Mutterunternehmen mit Sitz aufierhalb der EG, WPg 1991, S. 768; zur Kritik der ersten Fassung der Stellungnahme vom 24.4.1987 vgl. Sie-
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Zweites Kapitel
kretislert das Gleichwertigkeitserfordernis in Art. 11 Abs. 1 b) 7. EG-Richtlinie. Da Art. 11 die Basis fiir § 292 HGB ist, und grundsatzlich Richtlinienkonformitat des nationalen Rechts erforderlich ist, wird man die Stellungnahme der EG-Kommission auch fur die Auslegung des § 292 HGB beachten mtissen^^. Nach der Stellungnahme sind fur die Auslegung des Begriffs „gleichwertig" „diejenigen Vorschriften des Gemeinschaftsrechts zugrunde zu legen, denen alle innerhalb der EG erstellten AbschlCisse genugen mussen, und zwar unabhSngig von der Austibung der den Mitgliedstaaten eingeraumten Wahlrechte". Verpflichtende Einzelregelungen der Richtlinie und von der Richtlinie selbst eingeraumte Unternehmenswahlrechte gelten danach auch fiir den befreienden Konzernabschluss. Davon abweichende h5herrangige Konzernabschliisse mussen angepasst w^erden, wenn sie befreiend wirken soUen. Dies gilt auch dann, wenn die abv^eichenden Vorschriften und die danach aufgestellten Konzernabschliisse sonst als gleichwertig angesehen wtirden. Der Umstand, dass damit bei abv^eichendem, aber in der Substanz gleichwertigem auslandischen Abschluss kein Anreiz zur Veroffentlichung aussagefShigerer Gesamtkonzernabschliisse gegeben wird, muss hier hinter dem Willen der Kommission zurtlckstehen. Angesichts der Mheren Kontroverse der EG-Kommission mit den in den USA fiir die Rechnungslegung zustandigen Organen (SEC, FASB) war die Betonung europ^ischen Rechts offenbar gewollt. Diese strenge Regelung hat allerdings auch den Vorzug, vergleichsweise klar zu sein, weil sie nicht nur beispielhaft, sondem umfassend ist^^. Unklar bleibt, wie bei nationalen Wahlrechten zu verfahren ist. Dies sind keine Vorschriften, denen alle EG-Abschliisse gentigen mussen, da sie unterschiedlich umgesetzt werden k5nnen. Sie fallen damit nicht unter die nach der Stellungnahme zugrundezulegenden Vorschriften. Dies gilt auch fiir nationale Wahlrechte zur Einraumung von Untemehmenswahlrechten. Das bedeutet jedoch nicht, dass insoweit fiir den befreienden Konzernabschluss Methodenfreiheit bestiinde. Die fiir diese FSlle gewShlte Methode muss gem. § 3 KonBefrV dem maBgebenden Recht des Mitgliedstaates gleichwertig sein. Damit ist die Wahlrechtsausubung durch diesen Mitgliedstaat relevant. Wenn z. B. ein US-amerikanisches Mutterunternehmen mit einem dem franz5sischen Recht gleichwertigen Gesamtkonzemabschluss eine deutsche Zwischenholding von der Teilkonzemabschlussverpflichtung befreien will, kommt es darauf an, wie in Frankreich die nationalen Wahlrechte der Richtlinie ausgetibt worden sind. Entspricht der befreiende Abschluss nicht in alien Punkten den nach Ausiibung der Wahlrechte geltenden nationalen Regelungen, wird es bei der Priifung der Gleichwertigkeit darauf ankommen, ob es sich bei den Abweichungen um wesentliche Elemente handelt. Ferner ist zu beachten, dass die Gleichwertigkeit insoweit mQglicherweise auch durch geeignete Angaben im Anhang hergestellt werden kann; denn es ist nicht die bourg, Peter, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 292, Tz. 8. ^^ Vgl. auch Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 26 f. ^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 26 f
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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Gleichwertigkeit der Bilanz oder Gewinn- und Verlustrechnung gefordert, sondern die des Abschlusses, dessen Bestandteil der Anhang ist. Angesichts der zahlreichen US-amerikanischen Muttergesellschaften deutscher Teilkonzerne ist die Frage besonders relevant, ob amerikanische Konzernabschltisse als einem HGB-Konzernabschiuss gleichwertig anzusehen sind. In der Literatur ist zur Priifiing der Gleichwertigkeit ein Kriterienkatalog entwickelt worden^^ Er enthalt neben einer Reihe von Anforderungen an die Vollstandigkeit, die Gliederung sowie die ubliche Konsolidierungstechnik und die Anhangsangaben den Anspruch, dass der amerikanische Konzernabschluss auch den Ansatz- und Bewertungsvorschriften des HGB geniigen muss, zumindest soweit etwaige Abweichungen die Generalklausel des § 297 Abs. 2 HGB verletzen wurden. Wesentliche Ansatz- und Bewertungsunterschiede konnen die Gleichwertigkeit, die z.T. a priori vermutet wird, am ehesten gefahrden. Die Uberleitungsrechnungen in Geschaftsberichten fUr Eigenkapital und Konzernergebnis zwischen der Ermittlung nach den Regeln des FASB und europaischen Vorschriften und die ErlSuterungen im Konzernanhang von Gesellschaften, die den Konzernabschluss unter weitgehender Anwendung der US-GAAP aber noch nach HGB aufstellten, zeigten die Unterschiede deutlich^^. Da bereits gem. § 292a HGB a. F. einem nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsatzen (IAS) aufgestellter Konzernabschluss bei Einklang mit den EG-Richtlinien befreiend wirkte, kommt einem nach den IFRS aufgestellter Konzernabschluss mit Sitz auIJerhalb der EG die gleiche Befreiungswirkung zu wie bei einem Sitz innerhalb der EG/EWR. Das osterreichische HGB (§ 245) verpflichtet uberhaupt nur dann zu einem Teilkonzernabschluss, wenn spatestens sechs Monate vor Ablauf des Geschaftsjahres der Aufsichtsrat Oder Minderheitsgesellschafter dies beantragen. Die Minderheitsgesellschafter mtissen uber Nennkapital von mindestens 10% oder von mindestens l,4Mio. € verfugen, wenn der befreiende Abschluss ein inlandischer Abschluss ist. Bei einem auslandischen befreienden Abschluss betragen die Grenzwerte 5% bzw. 700 T€. Ein auslandischer Abschluss muss einem osterreichischen Konzernabschluss gleichwertig sein. Die Voraussetzungen der Gleichwertigkeit und weitere Anforderungen an befreiende auslandische Abschlusse regelt eine Rechtsverordnung des Justizministers (BGBl 1994/997) (§245 Abs. 4 oHGB).
61 Vgl. Siebourg, Peter, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 292, Tz. 9; Eisolt, Dirk: Aktuelle Uberlegungen zu befreienden Konzernabschlussen nach § 292, BE 1995, S. 1129 f 62 Vgl. z.B. Daimler-Benz AG: GB 1995, S. 49, und GB 1996, S. 67; VEBA AG: GB 1995, S. 8796.
84
1.6
Zweites Kapitel
Abschluss fiir wirtschaftliche Teilkonzerne
Insbesondere in solchen Konzernen, die Tochtergesellschaften in vielen Landern besitzen, liegen Anteilsbesitz und Controlling von Tochtergesellschaften in den HSnden verschiedener Konzemgesellschaften. Dazu kann es zum Beispiel dann kommen, wenn ein Konzem die Mehrheit an mehreren einzelnen Gesellschaften erworben hat und spater eine dieser Gesellschaften oder eine eigens gegrtindete mit ihrer Leitung betraut, die Anteile aber weiterhin bei einer anderen Zwischenholding oder der Konzernspitze liegen. Befmden sich zum Beispiel die Anteile an einer deutschen Zwischengesellschaft (Z), aber auch an der von ihr geleiteten Gesellschaft (T) mit Sitz in Deutschland oder in einem Drittland, im Besitz einer Zwischenholding (H) auch mit Sitz in Deutschland (oder einem anderen Land der EU) und stellt die Konzernspitze z.B. in USA oder der Schweiz keinen befreienden Konzernabschluss auf, so taucht die Frage auf, ob Z oder H oder beide einen Teilkonzernabschluss aufstellen miissen, falls die sonstigen Bedingungen dafiir vorliegen. Die Zwischengesellschaft Z mit dem von ihr geleiteten Unternehmen T sei als wirtschaftlicher Teilkonzern, die Zwischenholding H mit ihren Mehrheitsbeteiligungen an T sei als rechtlicher Teilkonzern bezeichnet. Da Z keine Anteile an T halt, ist Z nach § 290 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 2 HGB nicht zur Konzernrechnungslegung verpflichtet. Immerhin konnten sich die Verpflichtung aus § 290 Abs. 2 Nr. 1 und 3 HGB ergeben, wenn H die Stimmrechte auf Z ubertragen hat und damit Z gemaU § 290 Abs. 3 HGB zugerechnet wiirden, oder wenn Z aufgrund eines Beherrschungsvertrages oder einer Satzungsbestimmung T beherrscht, oder wenn nach Fortfall der Beteiligungsbedingung in Art.l Abs. 2 der 7. EG-Richtlinie § 290 Abs. 1 entsprechend geandert wiirde. Da Z keine Anteile von T besitzt, kann keine Kapitalkonsolidierung vorgenommen werden. Die im Besitz von H befmdlichen Anteile werden als Anteile anderer Gesellschafter bilanziert. Wenn H die Stimmrechte an Z tlbertragen hat bzw. Z die T beherrscht, entftllt flir H zwar die Konzernrechnungslegungspflicht nach § 290 Abs. 1 HGB, doch besteht sie nach § 290 Abs. 2 Nr. 1 HGB zunSchst weiter, da Abs. 3 flir einen solchen Fall keinen Abzug vorgesehen hat, es sei denn, man versteht unter Zustehen von Stimmrechten auch die Moglichkeit, sie auszuuben (siehe hierzu Abschnitt III. 3.1 ad 7). tJber das Einbeziehungswahlrecht des § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB kann H auf die Konsolidierung von T verzichten (siehe hierzu Abschnitte III 3.1 und III. 5.1), womit insoweit auch damit die Konzernrechnungslegungspflicht flir H entfallt. Wenn H die Stimmrechte nicht ubertragen hat und kein formelles Beherrschungsverhaltnis vorliegt, gleichwohl aber Z die Leitung iiber T ausiibt und Z einen Teilkonzernabschluss nach den Regeln des HGB aufstellt, entsteht die Frage, ob dies H von der Konzernrechnungslegungspflicht entbindet. § 291 Abs. 1 HGB befi-eit nur dann, wenn das Mutterunternehmen des sonst zur Aufstellung des Konzernabschlusses verpflichteten Unternehmens einen Konzernabschluss im Sinne des § 291 bzw. § 292 HGB aufstellt. Z ist aber nicht das Mutterunternehmen von H. Somit wirkt ein fi-eiwillige Konzernabschluss von Z fiir die Mutter H des rechtlichen Teilkonzerns nicht befi-eiend.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
1.7
85
Konzernabschliisse bei fehlender VoUkonsolidierungspflicht
Wenn zwar Tochteruntemehmen vorhanden sind, sie aber gem. § 296 HGB nicht vollkonsolidiert zu werden, ist fraglich, ob ein Konzernabschluss nur unter Anwendung der Quotenkonsolidierung oder der Equity-Methode^^ aufgestellt werden muss. Nach dem Wortsinn des § 290 HGB ist ein Konzernabschluss aufzustellen, wenn uberhaupt ein Tochteruntemehmen vorhanden ist. Demnach ware auch dann ein Abschluss aufzustellen, wenn keines der Tochteruntemehmen vollkonsolidiert wird. Das Tochteruntemehmen miisste dann in dem reduzierten Konzernabschluss nach der Equity-Methode bewertet werden, falls dafllr die Voraussetzungen gegeben sind. Hebt man jedoch auf den Wortsinn der §§ 300 Abs. 1 und 301 Abs. 1 HGB ab, nach dem ein Konzernabschluss durch Vollkonsolidierung der Einzelabschltisse entsteht, dann setzt ein Konzernabschluss zumindest ein voll zu konsolidierendes Unternehmen voraus. Da diese Regelung gem. § 310 Abs. 2 HGB auf quotal zu konsolidierendes Unternehmen entsprechend anzuwenden ist, wiirde es nach dieser Regelung auch geniigen, wenn zumindest ein quotal zu konsolidierendes Unternehmen vorhanden ist. Im letzteren Fall kSnnte die Aufstellungspflicht jedoch leicht dadurch umgangen werden, dass die Beteiligung an diesem Gemeinschaftsunternehmen nach der Equity-Methode bewertet wird. Die widersprtichlichen Konsequenzen der Formulierung in § 290 HGB und §§ 300 und 301 HGB kdnnten darauf hindeuten, dass der Gesetzgeber dieses Problem nicht erkannt hat. Die GesetzesbegrUndung enthalt keinen Hinweis auf das Problem. Wenn jedoch der Gesetzgeber die Quotenkonsolidierung und die Equity-Bewertung tiberhaupt fur geeigneter halt als die Anschaffungskostenbewertung, dann entspricht ein Konzernabschluss ohne Vollkonsolidierung, aber mit Quotenkonsolidierung bzw. Equity-Bewertung, diesen Zielen eher als ein Abschluss ohne Equity-Bewertung. Von daher ware ein solch verkurzter Konzernabschluss aufzustellen. Jedoch setzen §§310 Abs. 1, 311 Abs. 1 HGB einen Konzernabschluss und damit wenigstens ein vollkonsolidiertes Unternehmen voraus. Versteht man diese Vorschrift als lex specialis gegenliber § 290 HGB, so besteht nach dem Wortsinn dieser Regelungen keine Konzernrechnungslegungspflicht. Fiir kapitalmarktorientierte Mutterunternehmen iSv Art. 4 lAS-VO gelten nach der hier vertretenen Meinung (siehe II. 1. 122) fur deren Abschluss die IFRS auch dann, wenn Tochteruntemehmen wegen Unwesentlichkeit nicht konsolidiert werden und andere Tochteruntemehmen nicht vorhanden sind. GemaB IAS 28.13 ist die Beteiligung an einem assoziierten Unternehmen im Abschluss des Gesellschafterunternehmens nach der Equity-Methode anzusetzen; es sei denn, sie ware als „held for sale" klassifiziert oder es ware nach den Kriterien von IAS 27.10 von der Aufstellung eines Konzernabschlusses befreit. Damit besteht das Recht zur Anwendung der Equity-Methode auch ohne voll-konsolidierte Unternehmen (siehe 1 l.Kapitel). ^^ Siehe hierzu Busse von Colbe, Walther: Die Equitymethode zur Bewertung von Beteiligungen im Konzemabschluss, in: Gaugler, Eduard et alt. (Hrsg.): Zukunftsaspekte der anwendungsorientierten Betriebswirtschaftslehre, FS fiir Erwin Grochla, 1986, S. 256.
86
Zweites Kapitel
2.
Konzernrechnungslegungspflicht nach dem Publizitatsgesetz
2.1
Gesamtkonzernabschluss
Der Zusammenbruch einiger bedeutender, zuvor nicht publizitatspflichtiger Unternehmen hat in den sechziger Jahren zu einer kontroversen Diskussion Uber die Ausdehnung der Pubiizitatspflicht gefuhrt^"*. Als Folge davon wurde das Gesetz Uber die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzernen, kurz PublizitStsgesetz, im Jahre 1969 vom Bundestag verabschiedet. Dieses Gesetz wurde mit der Umsetzung der 4. und 7. EG-RL reformiert. Im § 11 PublG werden Mutterunternehmen groBer Konzerne unabhangig von ihrer Rechtsform, mit Ausnahme der nach dem HGB bereits verpflichteten Kapitaigeselischaften, zur Konzernrechnungslegung verpflichtet. Die grSBenabhangige Rechnungslegung, die auch flir Einzeluntemehmen entsprechend gilt, war 1969 ein neues Element im deutschen Bilanzrecht. Zuvor kniipfte die Rechnungslegungspflicht ausschlieBlich an der Rechtsform oder der Zugehorigkeit zu bestimmten Branchen an. Nach den Vorstellungen des Gesetzgebers soUen die Jahresabschltisse nach dem Publizitatsgesetz vor allem das offentliche Informationsinteresse, das bei Unternehmen von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung vorliegt, befriedigen. Die Existenz vieler Glaubiger, Lieferanten und Arbeitnehmer sowie die Struktur und Wirtschaftspolitik von Stadten und Regionen hangen von der wirtschaftlichen Lage solcher Unternehmen ab^^. Der Gesellschafterschutz hingegen ist beim Publizitatsgesetz von geringerer Bedeutung. Die Kapitaleigner der vom Publizitatsgesetz erfassten Unternehmen besitzen grundsatzlich weitergehendere Auskunftsrechte als die Eigner von Kapitalgesellschaften. Vor diesem Hintergrund wird verstandlich, warum die Grojienmerkmale nach dem PublG deutlich h(3her angesetzt sind als flir Kapitalgesellschaften. Konzerne sind im Sinne des PublG groB, wenn fur drei aufeinanderfolgende Konzernabschlussstichtage mindestens zwei der folgenden drei Gr5Benmerkmale zutreffen: •
Bilanzsumme einer auf den Konzernabschlussstichtag aufgestellten Konzernbilanz iibersteigt 65 Mio. €.
^^ Vgl. Castan, Edgar: Pubiizitatspflicht flir alle GroBuntemehmen, in: DB, 21. Jg., 1968, S. 515 520; Greiffenhagen, Hermann: Handelsrechtliche Rechnungslegungspflicht auBerhalb der Aktiengesellschaft aus der Sicht des Wirtschaftsprtifers, WPg 1964, S. 621 - 631; Kronstein, Heinrich: Die Publizitat auBerhalb der Aktiengesellschafl, BB 1964, S. 1055 - 1060; Thoma, KarlEugen: Verfassungsrechtliche Grenzen der GmbH-Publizitat, GmbH-Rundschau 1964, S. 175 181. ^^ Vgl. Fischer, Lutz: Betriebswirtschaftliche Beurteilung der Ausdehnung der Pubiizitatspflicht auf alle GroBuntemehmen, BFuP 1968, S. 558 - 571.
Aufstellungspflicht und Volikonsolidierungskreis
87
•
Umsatzerlose einer auf den Konzernbilanzstichtag aufgestellten KonzernGewinn- und Verlustrechnung tlbersteigen in den zw5lf Monaten vor dem Abschlussstichtag 130 Mio. €.
•
Konzemunternehmen mit Sitz im Inland haben in den zw5lf Monaten vor dem Konzernbilanzstichtag durchschnittlich mehr als funftausend Arbeitnehmer beschaftigt.
Diese im Jahr 1969 in DM festgelegten GrOBenmerkmale gelten trotz der inzwischen eingetretenen Geldentwertung auf € umgestellt auch heute noch. Die Aufstellungspflicht gilt fUr den dritten der aufeinanderfolgenden Abschlussstichtage, an dem die Gr5Benanforderungen erfullt sind (§ 2 Abs. 1 PublG). Konzernabschluss und Konzernlagebericht mlissen bereits fur den ersten Stichtag aufgestellt werden, wenn auf das Mutterunternehmen wShrend des Geschaftsjahres das Verm5gen eines anderen Untemehmens durch Verschmelzung, Umwandlung oder auf anderem Wege als Ganzes ubertragen wurde und das andere Unternehmen fur die zwei vorhergehenden Abschlussstichtage die Gr56enanforderungen erftlllte. Die Aufstellungspflicht endet mit dem dritten von drei aufeinanderfolgenden Abschlussstichtagen, an denen die GrdUenerfordernisse nicht mehr erreicht wurden. Die Mutter-ZTochter-Beziehung nach dem PublG griindet auf der faktischen einheitlU chen Leitung (siehe Abschnitt 11. 1,3 und III. 2.). Insoweit wurde die Regelung des PublG 1969 mit ihren Objektivierungsproblemen beibehalten. Dies ist einerseits folgerichtig, da die 7. EG- Richtlinie nur das Recht der Kapitalgesellschaften reformieren soUte. Andererseits waren nach dem PublG 1969 groBe Konzerne im Prinzip wie Kapitalgesellschaften rechnungslegungspflichtig. Durch die insQweit unterlassene Anpassung des PublG ist die Regelung nach dem PublG in diesem Punkte jetzt schwScher als die flir Kapitalgesellschaften. Fur die GmbH und die haftungsbeschr^nkte Personenhandelsgesellschaft, die zuvor nach dem PublG rechnungslegungspflichtig waren, fiihrt das allerdings zu dem strengeren Recht der Kapitalgesellschaften. Ein dem PublG unterliegendes Unternehmen darf jedoch ein Tochterunternehmen, das nicht der einheitlichen Leitung des Mutterunternehmens unterliegt, nach dem KontroUprinzip des § 290 Abs. 2 HGB einbeziehen, da dadurch die Aussagefthigkeit des Konzernabschlusses i.S. des § 297 Abs. 2 HGB nicht beeintrSchtigt wird. Die Aufstellungs- und Prufungspflicht erstreckt sich auf den Konzernabschluss sowie den Konzernlagebericht (§§13 Abs. 1, 14 Abs. 1 PublG). Der Konzernabschluss nach dem PublG umfasst neben der Bilanz und der GuV grundsatzlich auch eine Kapitalflussrechnung und einen Eigenkapitalspiegel sowie den Konzernanhang\ denn § 13 Abs. 2 Satz 1 PublG verweist ausdrucklich auf § 297 Abs. 1 HGB. Gem. § 13 Abs. 2 Satz 2 PublG bleiben zwar sonstige Vorschriften, die durch die Rechtsform bedingt sind, unberiihrt. Fur den Konzernabschluss gibt es jedoch keine rechtsformspezifische Anhangsregelung. Es gibt sie allerdings fiir den Einzelabschluss nach dem Publizitatsgesetz. Ftir diesen ist ausdrOcklich festgelegt, dass nur die Bilanz und die GuV, nicht aber ein Anhang Oder ein Lagebericht aufgestellt werden mtissen (§ 5 Abs. 1 Satz 1 PublG i. V. m. § 242 HGB). Diese Vorschrift kann jedoch nicht analog auf den Konzernabschluss ange-
Zweites Kapitel wendet werden. Es wiirde wenig Sinn machen, einen Konzernlagebericht zu fordem (§ 13 Abs. 1 PublG), einen Konzernanhang aber nicht.. Wenn das Mutterunternehmen ein Einzelkaufmann oder eine Personenhandelsgesellschaft ist, so brauchen die fur Kapitalgesellschaften durch das BilReG als Teil des Konzernabschlusses eingeflihrten Kapitalflussrechnung und Eigenkapitalspiegel nicht aufgestellt zu werden (§ 13 Abs. 3). Die Offenlegungspflicht flir den publizitatsgesetzlichen Konzernabschluss richtet sich nach der Rechtsform des Mutterunternehmens. Normalerweise ist der aufgestellte Konzernabschluss mit Bestatigungsvermerk und Lagebericht offen zulegen (§ 15 Abs. 1 PublG). Ist das Mutterunternehmen jedoch eine Personenhandelsgesellschaft oder ein Einzelkaufmann, so braucht die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung nicht publiziert zu werden. Dann sind aber in einer Anlage zur Bilanz die Umsatzerlose (ohne Innenumsatzerl5se), die Beteiligungsertrage (ohne Ertrage aus konsolidierten Beteiligungen), der Personalaufwand (Lohne und Gehalter, soziale Abgaben sowie Aufwendungen fur Altersversorgung und Unterstutzung), die Zahl der Beschaftigten und die Bewertungs- und Abschreibungsmethoden einschlieBlich wesentlicher Anderungen anzugeben (§ 13 Abs. 3 Satz 2 PublG i. V. m. § 5 Abs. 5 PublG). Bei den Bewertungs- und Abschreibungsmethoden erfordert die sinngemalJe Anwendung, dass ebenfalls die fiir das Verstandnis der Bilanz und des Anhangs erforderlichen Konsolidierungsmethoden angegeben werden. Der Konzernabschluss muss innerhalb einer Frist von fiinf Monaten nach dem Abschlussstichtag aufgesteUt sein. Priifung und Offenlegung miissen mit Abschluss des neunten Monats nach dem Konzernbilanzstichtag abgeschlossen sein (§ 15 Abs. 1 PublG i. V. m. § 325 Abs. 1 HGB). Obwohl die 7. EG-Richtlinie nur Unternehmen mit der Rechtsform der AG, KGaA und GmbH betrifft, wurde auch die Konzernrechnungslegung nach dem PublG davon wesentlich verSndert. Mit Ausnahme des Kontrollkonzeptes flir die Konstituierung des Mutter-ZTochterverhaltnisses gelten das neue Stufenkonzept des Konzerns, das Weltabschlussprinzip sowie die neuen Regelungen fiir die Vorbereitung der Einzelabschliisse und deren Kapital-, Schulden- und Erfolgskonsolidierung auch flir den publizitatsgesetzlichen Konzernabschluss. Der Gesetzgeber wollte, von den erwahnten Ausnahmen abgesehen, keine unterschiedlichen Vorschriften flir das HGB und PublG. Eine zu differenzierte Konzernrechnungslegung flir beide Regelungskreise hatte das deutsche Konzernbilanzrecht erheblich kompliziert. Zudem hatten Kapitalgesellschaflen nicht mehr durch publizitatsgesetzliche Konzernabschliisse von der Pflicht zur Konzernrechnungslegung befreit werden konnen^^.
^^ Vgl. BR-Drucksache 163/85, S. 32, 53; Busse von Colbe, Walther: Der Konzernabschluss im Rahmen des Bilanzrichtlinien-Gesetzes, in: ZfbF, 37. Jg., 1985, S. 762.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
2.2
89
Teilkonzernabschluss
§ 11 Abs. 1 PublG verpflichtet zwar zur Konzernrechnungslegung, wenn Mutterunternehmen die einheitliche Leitung uber Tochterunternehmen ausUben. Diese Regelung gilt jedoch im Unterschied zur Aufstellungspflicht aufgrund des Kontrollkonzeptes (vgl. Abschnitt II. 1.3) nur flir die Konzernspitze^^, weil nach altem Recht des AktG 1965, das hier ubernommen wurde, Teilkonzernabschlussen kein die hohen Kosten rechtfertigender Informationsgehalt zugebilligt wurde. Damit diese Beschrankung bei einer Verlagerung der Konzernspitze ins Ausland nicht dazu fiihrt, dass uberhaupt kein Konzernabschluss aufgestellt werden muss, werden dann TeilkonzernabschlUsse verlangt^^. Stehen inlandische Konzernunternehmen unter der einheitlichen Leitung eines Unternehmens mit Sitz im Ausland und beherrscht es iiber ein oder mehrere inlandische Konzernunternehmen andere Konzernunternehmen, so haben die inlandischen Unternehmen, die der Konzemleitung am nachsten stehen (Mutterunternehmen), ftir ihren Konzernbereich (Teilkonzem) einen Teilkonzernabschluss aufzustellen (§ 11 Abs. 3 PublG). Neben dem Fall der ausMndischen Konzemleitung sind Mutterunternehmen von Teilkonzernen noch in einem anderen Fall nach dem PublG konzernrechnungslegungspflichtig, und zwar dann, wenn ein inlandisches Unternehmen in der Rechtsform einer Personenhandelsgesellschaft oder des Einzelkaufmanns gem. § 11 Abs. 5 PublG von der Aufstellung eines Gesamtkonzernabschlusses befreit ist, weil sich sein Gewerbebetrieb auf die Vermogensverwaltung beschrankt und es nicht die Aufgabe der Konzemleitung wahrnimmt. Die Leitung liegt dann notwendig bei den Mutterunternehmen der Teilkonzerne, so dass sie gem. § 11 Abs. 1 Satz 1 PublG konzernrechnungslegungspflichtig sind. Rechtlich handelt es sich wegen der fehlenden einheitlichen Leitung durch die VermOgensverwaltungsgesellschaft um einen Gesamtkonzernabschluss. Okonomisch ist die Regelung des § 11 Abs. 5 PublG, die bei Vermogensverwaltung von der Konzernrechnungslegungspflicht befreit, jedoch problematisch, da bereits die kapitalmSBige Verflechtung einen Risikoverbund begriinden kann. Die Teilkonzernabschlussverpflichtung setzt das Uberschreiten der auch flir den Gesamtkonzernabschluss geltenden GroBenmerkmale voraus. Auch wegen der Bindung an die GroBenmerkmale des Gesamtkonzernabschlusses kann der gesetzliche Zweck, die Umgehung der Konzernrechnungslegungspflicht insbesondere durch Verlagerung der Konzernspitze in das Ausland zu verhindern, nur eingeschrSnkt erreicht werden. Ein Konzem, der insgesamt die Gr56enmerkmale des PublG Uberschreitet, kann sich der Konzernrechnungslegungspflicht in Deutschland durch Verlagerung der Konzernspitze ins Ausland entziehen, wenn die Teilkonzeme so gestaltet sind, dass an ihrer Spitze jeweils ein Mutterunternehmen im Sinne des PublG steht und wenn kein Teilkonzern die GroBenmerkmale uberschreitet, oder das Mutterunternehmen im Ausland alle Beteiligungen direkt halt. 67 Vgl. BR-Drucksache 163/85, S. 53. 68 Vgl. BR-Drucksache 296/68, S. 24; BR-Drucksache 163/85, S. 53.
90
23
Zweites Kapitel
Mutterunternehmen im Sinne des Publizitatsgesetzes
Im Unterschied zum HGB wird im PublG nicht abschlieBend geregelt, was ein „Mutterunternehmen" ist. Im Prinzip ist nach dem PublG jedes Untemehmen, das Tochterunternehmen einheitlich leitet und dessen Konzern die GroBenkriterien erfliilt, konzernrechnungslegungspflichtig, sofern es nicht durch spezielle Regelungen von dieser Verpflichtung ausgenommen ist (s. o.) oder durch andere Gesetze zur Konzernrechnungslegung verpflichtet wird, wie insbesondere eine Kapitalgesellschaft gem. § 290 HGB. In § 3 PublG wird der Anwendungsbereich der Einzelabschlussvorschriften durch eine AufzShlung der Rechtsformen der Unternehmen abschlieBend festgelegt. Fur die Konzernrechnungslegung gilt diese abschlieBende AufzShlung nicht^^, und sie wird auch durch keine andere ersetzt. Gleichwohl gibt § 3 PublG einen ersten Hinweis, da alle dort aufgeftihrten Organisationen Unternehmen im Sinne des Publizitatsgesetzes sind. Danach kommen in Frage Personengesellschaften oder Einzelkaufleute, Vereine, deren Zweck auf einen wirtschaftlichen Geschaftsbetrieb gerichtet ist, rechtsfthige Stiftungen des bUrgerlichen Rechts, wenn sie ein Gewerbe betreiben, Kdrperschaften, Stiftungen oder Anstalten des offentlichen Rechts, die Kaufmann nach § 1 des Handelsgesetzbuches sind oder als Kaufmann im Handelsregister eingetragen sind. Das PublG enthalt zwei Ausnahmen. Einzelkaufleute und Personenhandelsgesellschaften sind dann nicht zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet, wenn ihr Geschaftsbetrieb ausschlieBlich der Verm5gensverwaltung dient und sie nicht die einheitliche Leitung iiber die Tochterunternehmen ausuben (§ 11 Abs. 5 Satz 1 PublG). Ausgenommen sind ferner die in § 2 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 KWG bezeichneten Unternehmen, das sind z. B. die Bundesbank, die Sozialversicherungstr^ger und die Bundesanstak fur Arbeit. In § 3 Abs. 2 PublG werden zwar Genossenschaften und Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, Unternehmen einer Gemeinde, eines Gemeindeverbandes oder eines Zweckverbandes ohne eigene Rechtspersonlichkeit, Verwertungsgesellschaften nach dem Gesetz iiber das Urheberrecht und verwandten Schutzrechten, Versicherungsunternehmen, die nach dem VAG zur Rechnungslegung verpflichtet sind, und Unternehmen gem. § 2 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 KWG von der Aufstellungspflicht fiir Einzelabschltisse ausgenommen. Diese Regelung kann jedoch nicht auf den Konzernabschluss Ubertragen werden, weil sie explizit auf den Einzelabschluss beschrankt ist und weil fiir die Konzernrechnungslegung mit § 11 Abs. 5 PublG, wie oben dargestellt, eine eigene Ausnahmeregelung existiert, in die von den obigen Unternehmen nur die nach dem KWG aufgenommen worden sind. Welche Personen oder Institutionen dartlber hinaus gem. § 11 Abs. 1 PublG konzemrechnungslegungspflichtig sind, hangt davon ab, wie weit der Begriff „Unternehmen" im
69 Vgl. BR-Drucksache 296/68, S. 17.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
91
Sinne des PublG reicht. Fraglich ist z. B., ob einer natiirlichen Person, die GroBaktionar ist und die in der Leitung des Beteiligungsunternehmens engagiert ist, Unternehmenseigenschaft zukommt'^^. FUr Gebietskorperschaften wie den Bund oder die Lander kann dieszutreffen^l. Der Unternehmensbegriff wird in den Rechtswissenschaften, ja sogar im Aktienrecht nicht einheitlich verstanden^^. Da es hier um die Abgrenzung des Untemehmens als Konzemleitung geht, liegt es nahe, die Ergebnisse der Fachdiskussion zum Recht der verbundenen Unternehmen, und dort speziell zum herrschenden bzw. einheitlich leitenden Unternehmen, hinzuzuziehen. Da der Unternehmensbegriff dem Zweck der Vorschriften folgen muss^^ ist bei der Abgrenzung besonders der vom Gesetzgeber verfolgte konzernrechtliche Schutzgedanke zu beriicksichtigen'^^. Allerdings ist dabei zu priifen, inwieweit er fiir die KonzQvnrechnungslegung bedeutsam ist. Fine erste notwendige, allerdings nicht hinreichende Voraussetzung fiir die Unternehmensqualitat ist die rechtliche Selbstandigkeit (§ 15 AktG). Damit entfallen Betriebsstatten Oder Zweigniederlassungen als konzernleitende Unternehmen. Selbstandige Rechtspersonen k5nnen naturliche oder juristische Personen sein. Da es fiir die rechtliche Selbstandigkeit nicht der voUen RechtsfShigkeit bedarf^^, k5nnen grundsatzlich auch Personenhandelsgesellschaften, Gesellschaften biirgerlichen Rechts, nicht rechtsfahige Vereine und andere Organisationen Unternehmen im Sinne des Rechts der verbundenen Unternehmen sein. Welcher zusatzlichen Eigenschaft es bedarf, damit Organisationen leitende Unternehmen im Sinne des Rechts der verbundenen Unternehmen sind, ist umstritten. In der Begrtindung zum Aktiengesetz 1965 wird zwischen Aktionaren mit und ohne Unternehmensqualitat unterschieden. Aktionaren kommt Unternehmensqualitat dann zu, wenn sie neben der Beteiligung eigene unternehmerisches Interessen verfolgen. Dann k5nnen zwischen den Interessen des GroBaktionars und des Unternehmens Konflikte entstehen. Das gilt schon dann, wenn sie aufgrund einer Beteiligung an einem anderen Unternehmen maBgeblichen Einfluss auf diese Gesellschaft ausilben kdnnen, unabhangig davon, ob sie es tatsachlich tun. Die iibrigen Aktionare haben das gleiche gesellschaftliche Interesse. Sie kSnnen ihren Nutzen aus der Beteiligung nur maximieren, wenn die Gesellschaft, an der sie beteiligt sind, sich mSglichst gut entwickelt. Wenn dieses gleichgerich"^0 Vgl. Kort, Michael: Der „private" GroBaktionar als Untemehmer? DB 1986, S. 1909 - 1914; WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, 0 Tz. 9. '^^ Bejahend fiir den Begriff des herrschenden Untemehmens i.S. des § 17 AktG der BGH vom 13.10.1977, II ZR 123/76; vgl. den Uberblick tiber die Diskussion in WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, 0 Tz. 9. "72 Vgl. BGH vom 13.10.1977 II ZR 123/76, S. 1666; GeBler, Ernst: Verbundene Untemehmen, in: GeBler/Hefermehl/Eckhardt/Kropff (Hrsg.): Aktiengesetz, Kommentar, Bd. I, § 15 Tz. 9. '73 Vgl. Wtirdinger, Hans: Aktien- und Konzemrecht, 3. Aufl., 1973, S. 249. '^^ Vgl. Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 373, 374; Lutter, Marcus/Schneider, Uwe: Mitbestimmung im mehrstufigen Konzem, BB 1977, S. 555. '75 Vgl. Reinhardt, Rudolf: Gesellschaftsrecht, 1973, S. 250.
^2
Zweites Kapitel
tete Interesse nicht vorliegt, also ein Konflikt zwischen den Interessen des Aktionars und denen des Unternehmens besteht, ist ein solches eigenes konflikttrdchtiges Interesse des Grofiaktiondrs ein Indiz fiir das Voriiegen eines Unternehmens^^. Fur die Unternehmenseigenschaft wird ein Handelsgewerbe bzw. die Kaufmannseigenschaft des HGB im Sinne des frliher vertretenen institutionellen Unternehmensbegrijfs^'^ zwar nicht mehr fiir erforderlich gehalten; doch ist die Unternehmenseigenschaft dann gegeben^^. Dass der weiter gefasste Unternehmensbegriff besser geeignet ist, den Schutzzielen Rechnung zu tragen, machen folgende Falle deutlich. Ist z.B. eine natiirliche Person an mehreren Unternehmen mehrheitlich beteiHgt und in den Geschaftsfiihrungsorganen dieser Unternehmen selbst und durch nahe Familienmitgiieder vertreten, dann bestunde, wenn diese Person Uber keinen Gewerbebetrieb verftigt, beim institutionellen Unternehmensbegriff wegen der fehlenden Unternehmenseigenschaft keine Konzemrechnungslegungspflicht. Legt man jedoch den Unternehmensbegriff in Hinblick auf die Schutzziele des Gesetzgebers aus, dann kann es sich bei dieser Person um ein Unternehmen im Sinne des § 11 Abs. 1 PublG handeln, weil z.B. durch die Einflussnahme dieser Person eines der Unternehmen zugunsten eines anderen geschadigt werden kann. Dies gilt auchftirden Fall, dass eine Personenhandelsgesellschaft nur zusammen mit den Anteilen ihrer Gesellschafter mehrheitlich an dem Mutterunternehmen eines Konzerns beteiligt ist. Verftigen die Gesellschafter nicht Uber einen Gewerbebetrieb und legte man den institutionellen Unternehmensbegriff zugrunde, dann entfiele die Konzernrechnungslegungspflicht nicht nurftirden personlich haftenden Gesellschafter, sondem auch ftir die OHG. Gleichwohl ist das konflikttrachtige Interesse deutlich. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine solche Konstruktion offensichtlich auch deshalb gewahlt wurde, um die Konzernrechnungslegungspflicht zu vermeiden.
76 Vgl. dazu z.B. BOH vom 13.10.1977 II ZR 123/76, S. 1666 (sog. VEBA-Gelsenberg-Urteil); Kropff; Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 41 f, 408; Lutter, Marcus/Timm, Wolfram: Zum VEBA/Gelsenberg-Urteil des BGH, BB 1978, S. 836-841; Emmerich, Volker/Sonnenschein, JUrgen: Konzemrecht, 5. Aufl., 1993, S. 47. 77 Vgl. GeBler, Ernst: Verbundene Untemehmen, in: GeBler/Hefermehl/Eckhardt/Kropff: Aktiengesetz, Bd. I, § 15 Anm. 13; vgl. ahnlich Havermann, Hans: Die verbundenen Untemehmen und ihre Pflichten nach dem Aktiengesetz 1965, WPg 1966, S. 32; Muller, Hans Peter/Rieker, Klaus: Der Unternehmensbegriff des Aktiengesetzes 1965,: WPg 1967, S. 197 ff.. 78 Vgl. WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, 0 Tz. 9.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
2.4
93
Grofienmerkmale
Die Bilanzsumme ist die einer nach § 13 Abs. 2 PublG aufgestellten Konzernbilanz (§ 11 Abs. 2 Satz 1 PublG). Danach ist eine Konzernbilanz zugrunde zu legen, die im wesentlichen den deutschen Vorschriften filr Kapitalgesellschaften entspricht (§ 13 Abs. 2 Satz 1 PublG). Dies gilt insbesondere fUr die Abgrenzung des Konsolidierungsbereichs. Auch auslandische konsolidierungspflichtige Konzernunternehmen miissen berticksichtigt werden. Die der Konsolidierung zugrundegelegten Einzelbilanzen konnen unter Beriicksichtigung rechtsformen- und branchenspezifischer Erleichterungen aufgestellt sein (§ 13 Abs. 2 Satz 2 PublG). Dies betrifft z.B. die weitgehenden Abschreibungsm5glichkeiten gem. § 253 Abs. 4 HGB. Mit deren Hilfe kann die Bilanzsumme erheblich gesenkt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn man es in Abweichung zur hier vertretenen Auslegung (siehe Abschnitt II. 1. b)) fiir zulassig halt, die GrolJenmerkmale auf Basis der Handelsbilanz II zu ermitteln. Dann kann diese Abschreibungserleichterung auf alle Tochterunternehmen tibertragen werden. Filr die ggf. erforderliche Konsolidierung der Einzelbilanzen sind die Methoden anzuwenden, die benutzt werden k5nnten, wenn das Unternehmen einen publizit^tsgesetzlichen Konzemabschluss aufstellen mtisste. So kann z. B. bei der Kapitalkonsolidierung die Buchwertmethode benutzt werden, bei der die Bilanzsumme normalerweise niedriger ist als bei der Neubewertungsmethode. Die resultierende Konzernbilanz, nachfolgend Probe-Konzembilanz^^, dient ausschlieUlich dem Zweck der Prtifiing der Konsolidierungsvoraussetzungen. Stellt sich heraus, dass eine Konzernbilanz erstellt werden muss, so ist der Bilanzierende dafiir nicht an die Methodenentscheidungen in der ProbeKonzernbilanz gebunden. Sie ist auf den Abschlussstichtag des Mutteruntemehmens aufzustellen. Braucht das Mutterunternehmen einen Jahresabschluss nicht aufzustellen, so ist der Abschlussstichtag des gr56ten Tochterunternehmens mit Sitz im Inland maBgeblich(§ll Abs.2PublG). Sofern fur Zwecke der Unternehmungsfiihrung bereits vor Erreichen der GrolJenmerkmale eine interne Konzernbilanz aufgestellt wird, ist eine Probebilanz nicht erforderlich. Diese interne Bilanz eignet sich in der Regel auch fur eine Abschatzung der Konzembilanzsumme. In anderen Fallen mag es gentigen, die Bilanzsumme der Summenbilanz um Geschaftswerte aus einer Erstkonsolidierung, um konzerninterne Forderungen und um grob abgeschatzte Zwischengewinne zu senken, um eine erste Schatzung einer Konzernbilanzsumme zu gewinnen. Umsatzerlose sind die konsolidierten Umsatzerlose (AuBenumsatze). Zu den Umsatzerlosen zahlen die Erldse aus dem Verkauf und der Vermietung oder Verpachtung von fxir die gewohnliche Geschaftstatigkeit des Konzerns typischen Erzeugnissen und Waren sowie aus fiir die gewdhnliche Geschaflstatigkeit typischen Dienstleistungen (§ 11 Abs.
"79 Vgl. Ischebeck, Eckart, in: Kiiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 11 PublG, Tz. 20.
94
Zweites Kapitel
2 Satz 1 i. V. m. § 1 Abs. 2 Satz 3 und 4 PublG sowie § 277 Abs. 1 HGB). Dabei sind Erlosschmalerungen, die Umsatzsteuer, die in den ErlOsen sonst enthaltenen Verbrauchsteuern und Monopolabgaben abzusetzen. Umsatzerlose infremderWahrung, insbesondere von Tochtergesellschaften mit Sitz auBerhalb des Euro-Raumes, sind zum amtlichen Kurs in € umzurechnen. Das Kriterium durchschnittliche Zahl der Arbeitnehmer von Konzernunternehmen mit Sitz im Inland ist nicht auf die beiden anderen Kriterien abgestimmt. Unverstandlich bleibt, warum nur auf die Arbeitnehmer inlandischer Konzernunternehmen abgestellt wird, wo doch in der Bilanzsumme und den Umsatzeriosen die Auslandsgeschafte berUcksichtigt sind. Ferner bezieht sich die durchschnittliche Zahl der Arbeitnehmer auf alle Konzernunternehmen mit Sitz im Inland, also auch auf diejenigen, die noch gem. §§ 295 und 296 HGB nicht konsolidiert werden diirfen bzw. berucksichtigt zu werden brauchen. Die im Ausland beschaftigten Arbeitnehmer inlandischer Unternehmen sind allerdings einzubeziehen (§ 11 Abs. 2 Satz 1 i. V. m. § 1 Abs. 2 Satz 5 PublG). Im Unterschied zur GroBenregelung gem. § 267 HGB ist der Durchschnitt gleich dem zwolften Teil der Summe aus den Zahlen der am Ende eines jeden Monats beschaftigten Arbeitnehmer einschlielJlich der zu ihrer Berufsausbildung Beschaftigten.
2.5
Befreiung von der Aufstellungspflicht bei Vermogensverwaltung und fehlender Konzernleitung
Personenhandelsgesellschaften und Einzelkaufleute sind von der Konzernrechnungslegungspflicht befi-eit, sofern sich ihr Gewerbebetrieb auf die Vermogensverwaltung beschr^nkt und sie nicht die Aufgaben der Konzernleitung wahrnehmen (§11 Abs. 5 Satz 2 PublG). Interpretiert man die Beschrankung auf die Vermogensverwaltung bei fehlender Konzernleitung so, dass die Verm5gensverwaltungsgesellschaft und die verwalteten Gesellschaften im Markt so agieren, als waren sie wirtschaftlich unabhangig, dann entfallen Risiken durch okonomisch nicht gerechtfertigte Vermogensverlagerungen im Konzern (siehe erstes Kapitel). Die sog. Zwischengewinnrisiken bestehen jedoch trotzdem. Sie resultieren daraus, dass konzerninterne Gewinne ausgewiesen werden, obwohl diese Gewinne aus Konzernsicht noch mit dem vollen Absatzrisiko belastet und damit noch nicht realisiert sind^^. In einem Konzernabschluss des vermogensverwaltenden Mutterunternehmens waren auch diese Risiken eliminiert. Dem Gesetzgeber kommt es hier aber offenbar mehr auf die Vermogensverlagerungsrisiken an; andernfalls ware die Befreiungsregelung nicht berechtigt. Unklar ist, warum die Befreiungsregelung nur fiir Personenhandelsgesellschaften und Einzelkaufleute gilt und warum nicht nur auf die reine Vermogensverwaltung, sondern ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Konzemerfolgskonzeptionen und Risikokoordination, ZfbF 1987, S. 975 ff.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
95
auch auf die fehlende Konzernleitung abgestellt wird. Die Auslegung, dass bei einer Beschr^nkung auf die VermSgensverwaltung keine einheitiiche Leitung ausgeObt wUrde und deshalb die Aufsteliungsverpflichtung entfalle^^, vemachlassigt die Einschrankung der Regelung auf Einzelkaufleute und Personenhandelsgesellschaften. Bei fehlender einheitlicher Leitung besteht gem. § 11 PublG grundsatzlich fUr kein Mutterunternehmen, gleichgultig welcher Rechtsform, eine Konzernrechnungslegungspflicht. Dies schlieBt auch aus, dass fur diese Unternehmensformen mit der Verm5gensverwaltung eine zusatzliche Befreiungsvoraussetzung etabliert werden sollte. Man wird diese Regelung daher wohl so interpretieren mtlssen, dass in den GrenzfMllen, in denen das Fehlen einer einheitlichen Leitung nicht eindeutig feststellbar ist, in denen sich das Mutterunternehmen aber auf die Vermogensverwaltung beschrankt, Einzelunternehmen und Personenhandelsgesellschaften befreit werden soUen. Dies wiirde auch erklaren, warum der Begriff „Konzernleitung" und nicht „einheitliche Leitung" gewahlt wurde. Unklar bleibt allerdings, warum diese Befreiungsmoglichkeit nicht fiir alle Mutterunternehmen i.S. des § 11 PublG etabliert wurde. „Verm5gensverwaltung" meint faktisches Verhalten. Ansonsten handelt es sich aber um einen unbestimmten Rechtsbegriff Wenn man die Rechte aus den Kapitalanteilen in der Eignerversammlung bei der Besetzung von Organen austibt, ist das zweifellos Vermdgensverwaltung. Damit kann man aber zugleich leiten, wenn auch nur indirekt, insbesondere wenn man dabei Zielvorstellungen fiir das Unternehmen aufiert und ihnen mit einem entsprechenden Abstimmungsverhalten Nachdruck verleiht. Ferner verpflichtet Eigentum, so dass Vermogensverwaltung wohl eine gewisse Ftirsorge fur das Unternehmen nicht ausschlieUt. Ein solches fursorgliches Agieren in der Eignerversammlung und auch dariiber hinaus einerseits und eine fiir die Befi-eiung schSdliche Konzernleitung andererseits, k5nnen praktisch nah beieinander liegen. Zudem kann die Leitung von auBen schwer nachweisbar sein. SchlieBlich k5nnen Anreize bestehen, die Leitung zu verschleiern, um der Konzernrechnungslegungspflicht zu entgehen. Es gibt einige Indikatoren, die eine Konzernrechnungslegungspflicht zwar nicht zwangsMufig nach sich Ziehen, sie aber doch nahe legen. Indikatoren dafiir sind personelle oder vertragliche Beziehungen zwischen dem vermogensverwaltenden Unternehmen und den „Tochterunternehmen". Offensichtlich ist dies, wenn Manager des Mutterunternehmens in den Leitungs- oder Aufsichtsgremien von Tochterunternehmen vertreten sind oder wenn Einflussnahme aufgrund von Satzungsklauseln oder anderen VertrSgen mOglich ist. Allerdings kommt es hier letztlich auf das faktische Leitungsverhalten an (siehe auch Abschnittin.2.). Fraglich ist schlieBlich, ob die Befreiung auch fiir ein inlandisches Tochterunternehmen gilt, das von einem auslindischen Mutterunternehmen geleitet wird; und nur die Vermogensverwaltung fiir seine Tochterunternehmen wahrnimmt. Wenn das ausMndische Mutterunternehmen jedoch liber das inMndische Tochterunternehmen weitere Tochterunternehmen beherrscht, ist das Tochterunternehmen gem. § 11 Abs. 3 PublG verpflichtet,
81 Vgi. WP-Hdb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, O Tz. 6.
96
Zweites Kapitel
einen Teilkonzernabschluss aufzustellen^^. Geht man davon aus, dass sich Leitung uber das Tochterunternehmen und Vermogensverwaltung dieses Tochterunternehmens ausschliefien, dann besteht zwischen Abs. 3 und Abs. 5 keine Konkurrenz. Es ist aber durchaus moglich, dass sich die inlandische Zwischenhoiding nur auf die Vermogensverwaltung beschrankt, dass aber das auslandische Mutteruntemehmen, mit der indirekten Mehrheitsbeteiligung im Hintergrund, direkt in die Leitung der Tochterunternehmen eingreift. In einem solchen Fall entspricht es dem Zweck der Konzemrechnungslegung, wirtschaftlich zusammengeh5rende Unternehmen auch zusammen abzubilden, so dass die Verpflichtung zur Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses hier vorgeht.
2.6
Befreiung von Teilkonzernabschliissen durch hoherrangige Gesamtkonzernabschliisse
2.6.1
Mutteruntemehmen mit Sitz in der EG
Die Regelung des § 291 HGB, nach der Mutteruntemehmen von der Verpflichtung, KonzemabschlUsse und Konzernlageberichte aufzustellen, dann befreit sind, wenn ein h5herrangiges Mutteruntemehmen einen befreienden Konzernabschluss und einen befreienden Konzernlagebericht vorlegt, gilt gem. § 11 Abs. 6 PublG fur die Befreiung von publizitatsgesetzlichen Teilkonzernabschliissen „sinngemaB". Die Voraussetzungen des § 291 HGB fiir die Befreiungswirkung sind auf die publizitatsgesetzliche Situation zu ubertragen. Hoherrangiges
Mutteruntemehmen:
Die Befreiungsregelung ist fiir jene inlandischen
Mutteruntemehmen bedeutsam, die durch ein Mutteruntemehmen mit Sitz in einem anderen EG-Mitgliedstaat einheitlich geleitet werden, da fiir das befreite Mutteruntemehmen sonst gem. § 11 Abs. 3 PublG eine Teilkonzernabschlussverpflichtung bestiinde. Wird das Mutteruntemehmen hingegen durch ein inlandisches hoherrangiges Muttemntemehmen einheitlich geleitet, bedarf es der Befreiungsregelung nicht, wenn man von der Unteilbarkeit der einheitlichen Leitung ausgeht, da dann fiir das nachrangige Mutteruntemehmen iiberhaupt keine Teilkonzemabschlussverpflichtung gem. § 11 PublG besteht (siehe Abschnitte 2.1 und 2.2). § 11 Abs. 6 PublG i.V.m. § 291 HGB befreit aber auch solche Mutteruntemehmen, die nur aufgrund des Kontrollprinzips einem hCherrangigen Mutteruntemehmen unterstehen. Sonst ware das befreite Mutteruntemehmen gem. § 11 Abs. 1 PublG zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet. Vollstandigkeit des einbezogenen Teilkonzerns: Der befreiende Konzernabschluss muss auch das befreite Mutteruntemehmen und seine Tochterunternehmen umfassen. Interpretiert man „sinngema6e Anwendung des § 291 HGB" so, dass vom Recht des befreiten inlandischen Mutterunternehmens auszugehen ist, dann brauchten nur solche Tochterun82 Vgl. Ischebeck, Eckart, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 11 PublG, Tz. 14.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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ternehmen, die faktisch einheitlich geleitet werden, beriicksichtigt zu werden. Es konnte sogar fraglich sein, ob Tochterunternehmen, die nicht einheitlich geleitet werden, uberhaupt beriicksichtigt werden dtirfen. Dies wUrde dann einerseits dazu fiihren, dass eine deutsche Kapitalgesellschaft fiir Zwecke der Befreiung von publizitatsgesetzlichen TeilkonzernabschlUssen einen besonderen Konzernabschluss ohne die nicht unter einheitlicher Leitung stehenden Tochterunternehmen aufstellen miisste, was der Vereinfachungsregelung der Befreiung zuwider liefe. Andererseits mussten z.B. von einem auslandischen Mutterunternehmen alle Tochterunternehmen einbezogen werden, die vom befreiten Unternehmen einheitlich geleitet werden, auch wenn sie nach dem Recht dieses Untemehmens nicht konsolidierungsfihig wSren. Wijrde man deshalb die einzubeziehenden Tochterunternehmen nach dem Recht des befreienden Mutterunternehmens abgrenzen, dann mussten bei Kapitalgesellschaften oder Auslandsgesellschaften als befreienden Mutterunternehmen auch alle Tochterunternehmen beriicksichtigt werden, an denen deren befreiten Mutterunternehmen Kontrollrechte zustehen, auch wenn sie wegen fehlender einheitlicher Leitung nicht in den Teilkonzernabschluss einbezogen worden waren. Auslandsgesellschaften brauchten dagegen Tochterunternehmen, die „nur" unter einheitlicher Leitung des befreiten Unternehmens stehen, dann nicht zu beriicksichtigen, wenn dieses Kriterium nicht in nationales Recht umgesetzt worden ist^^, was die Regel ist. Wenn der Teilkonzern des befreiten Unternehmens im wesentlichen auf der einheitlichen Leitung der Tochterunternehmen beruht, wiirde dann ein Abschluss befreiend wirken, in dem wesentliche Telle des Teilkonzerns nicht vertreten sind. Da es hier um die Befreiung von publizitatsgesetzlichen Abschliissen geht, die nicht unter die Harmonisierungsbestrebungen der Richtlinien fallen, trSgt das Argument nicht, dass dies der Preis fiir die Harmonisierung sei. Bei der sinngemalJen Anwendung ist zu berucksichtigen, dass es sich um einen nationalrechtlichen und nicht um einen EG-rechtlichen Abschluss handelt, von dem befreit werden soil. Danach mussen einerseits alle wesentlichen Tochterunternehmen, die in den Teilkonzernabschluss einzubeziehen wSren, auch in den befreienden Gesamtkonzernabschluss einbezogen werden. Andererseits k(3nnen auch Tochterunternehmen des befreiten Unternehmens nach dem Kontrollkonzept in dem befreienden Konzernabschluss berucksichtigt werden, auch wenn sie nicht in den Teilkonzernabschluss einbezogen werden diirften. Mafigebliches Recht: Gem. § 11 Abs. 6 PublG i.V.m. § 291 Abs. 1 Nr. 2 HGB muss der befreiende Abschluss dem an die EG-Richtlinien angepassten, fiir das aufstellende Mutterunternehmen mafigeblichen Recht entsprechen. Dies kann jedoch nur erheblich sein, wenn es sich um den Abschluss einer deutschen Kapitalgesellschaft oder einer Auslandsgesellschaft handelt. Ist der befreiende Abschluss selbst ein publizitatsgesetzlicher Abschluss, dann geniigt seine Aufstellung nach dem Publizitatsgesetz (siehe auch § 13 Abs. 3 Satz 3 PublG). Dieser verliert seine Befreiungswirkung fiir einen publizitatsgesetzlichen Abschluss nicht, wenn fiir ihn die nurfiirAbschlusse nach dem PublG geltenden Erleichterungen in Anspruch genommen werden, z.B. die Abschreibungen nach ver83 A. A. Ischebeck, Eckart, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 11 PublG, Tz. 31, der eine Einbeziehung solcher Unternehmen aufgrund der (nur) sinngemafien Geltung des § 291 HGB fiir nicht erforderlich halt.
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Zweites Kapitel
ntinftiger kaufmannischer Beurteilung gem. § 253 Abs. 4 HGB. Hat das befreite Mutterunternehmen jedoch Kapitalgesellschaften als Tochterunternehmen, die selbst wieder konzernabschlusspflichtig sind, dann befreit der publizitatsgesetziiche Gesamtkonzernabschluss von diesen Teilkonzernabschlussen nur, wenn er den Anforderungen eines Konzernabschlusses fiir Kapitalgesellschaften gentigt (§ 13 Abs. 3 Satz 3 PublG). Fraglich ist, ob ausldndische Abschlusse von publizitatsgesetzlichen Abschlussen befreien, auch wenn sie deutschen Bilanzierungsregeln widersprechen. Fiir Kapitalgesellschaften ft)lgt dies aus der unmittelbaren Anwendung von § 291 HGB und dem Harmonisierungsbestreben. Danach werden grundsatzlich alle den EG-Richtlinien entsprechenden Abschlusse als gleichwertig anerkannt. Fiir publizitatsgesetziiche TeilkonzernabschlUsse ist ein solches Harmonisierungsopfer jedoch nicht erforderlich. Die sinngemafie Anwendung des § 291 HGB schlielJt auch hier ein, dass die besondere Situation eines publizitatsgesetzlichen Abschlusses zu beachten ist. Es wird hier als mit den Befi-eiungsvorstellungen des Publizitatsgesetzes unvereinbar angesehen, dass der Abschluss eines auslandischen Mutterunternehmens, der in Bilanzansatz- und Bewertungsgrundsatzen deutschem Bilanzrecht widerspricht, von einem publizitatsgesetzlichen Abschluss befi-eit, wenn die Auswirkungen dieser Abweichungen auf die Darstellung der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich sind. Dabei ist eine eventuelle Beeintrachtigung gegen den Vorteil des umfassenderen Konzernabschlusses abzuwSgen. Befreiungshinweis: Der Hinweis auf das befreiende Mutterunternehmen und den Urnstand der Befi-eiung gem. § 291 Abs. 2 Nr. 3 HGB muss bei Offenlegungspflicht des Einzelabschlusses, aber Fehlen eines Anhangs, als Zusatzangabe neben der Bilanz und der GuV gegeben werden. Besteht keine Publizitatspflicht fiir den Einzelabschluss des zu befi-eienden Unternehmens, so kann sinngemafie Anwendung nicht bedeuten, dass die Angabe gem. § 291 Abs. 2 Nr. 3 HGB unterbleiben kann, da der Teilkonzernabschluss offenlegungspflichtig ist. Ggf. kann der Publizitatspflicht durch eine gesonderte Publizitat der Hinweise gem. § 298 Abs. 2 Nr. 3 HGB im Bundesanzeiger gentigt werden. Aufhebung der Befreiung: Die Vorschrift des § 291 Abs. 3 Nr. 1 HGB, wonach das zu befi"eienden Unternehmens die Befreiung nicht in Anspruch kann, wenn von ihm ausgegebene Wertpapiere in der EU/EWR zum Handel an einem geregelten Markt zugelassen sind, istfiirUnternehmen relevant, die notierte Schulverschreibungen emittiert haben. Verzicht der Minderheitsgesellschafter. In der Gesetzesbegriindung wird ausgefiihrt, dass fiir „die Befreiung von der Pflicht, einen Konzernabschluss und einen Konzernlagebericht aufzustellen", ... „die Einschrankungen des Absatzes 3 gegenstandslos sind". Dort werden Minderheitsgesellschaftern Rechte eingeraumt, die es ihnen ermSglichen, die Befreiung von der Rechnungslegungspflicht fiir Teilkonzernabschliisse zu verhindern. Diese Gesetzesbegriindung ist zwar nicht ohne weiteres auf § 291 Abs. 3 Nr. 2 HGB anwendbar, da sie sich auf § 297 Abs. 3 HGB in der Fassung des Entwurfs vom 12.4.1985 bezog, der den § 291 Abs. 3 Nr. 2 HGB noch nicht enthielt. Jedoch folgt aus den unterschiedlichen Zielen der Befreiungsregelungen im HGB und im Publizitatsgesetz, dass sie auch fiir die endgiiltige Form gilt, d.h. dass Einspruchsrechte von Minderheitsgesellschaftern im Unterschied zum HGB hier nicht bestehen. Im HGB besteht grundsatzlich Aufstellungspflicht fiir den Teilkonzernabschluss (Tannenbaumprinzip;
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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vgl. Abschnitte 11. 1.3 und 1.4). Der § 291 Abs. 3 Nr. 2 HGB ist Ausfluss dieses Prinzips. Er setzt es wieder in JLraft, wenn Minderheitsgesellschafter der Befreiung widersprechen (siehe Abschnitt II. 1.6.1). Im PublG gibt es kein Tannenbaumprinzip. Es gilt die Vorstellung des Gesetzgebers, nach der Teilkonzemabschltisse bei Vorliegen eines befreienden Gesamtkonzernabschlusses wegen des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit nicht sinnvoU seien^"*. Dariiber hinaus wiirden sonst fiir einen freiwillig aufgestellten befreienden Konzernabschluss strengere Vorschriften gelten als flir einen verpflichtend aufgestellten Gesamtkonzernabschluss^^, denn ein publizitatsgesetzlicher Konzernabschluss schlieBt die Aufstellungspflicht flir Teilkonzernabschliisse grundsStzlich aus.
2.6.2
Mutterunternehmen mit Sitz auBerhalb der EG
Die KonBefrV (siehe Abschnitt 1.6.2) gilt auch fiir die Befreiung von publizitatsgesetzlichen Teilkonzernabschliissen durch Konzernabschltisse von Mutterunternehmen mit Sitz aulJerhalb der EG (§ 13 Abs. 4 PublG i.V.m. § 292 HGB). Insoweit, als die KonBefrV Vorschriften des § 291 HGB ubernommen hat, gelten die Ausfiihrungen zur sinngemafien Anwendung des § 291 HGB bei Abschltissen von auslindischen Mutterunternehmen mit Sitz in der EG auch hier (siehe Abschnitt 2.6.1). Da publizitatsgesetzliche Abschlusse nicht der grunds^tzlichen Gleichwertigkeitsfiktion der Abschltisse von EGMitgliedstaaten unterliegen, sind hohere Anforderungen an die Ubereinstimmung mit dem Recht des befreiten Mutterunternehmens zu stellen als bei der Befreiung von den EG-Richtlinien unterliegenden Kapitalgesellschaften.
III. Vollkonsolidierungskreis !•
Kriterien zur Abgrenzung des Vollkonsolidierungskreises - Uberblick
1.1
Nach HGB
In den Konzernabschluss sind das Mutterunternehmen und alle Tochteruntemehmen, die unter seiner ausgeiibten einheitlichen Leitung stehen (§ 290 Abs. 1 HGB, §11 Abs. 1 PublG) Oder uber die es die Kontrolle ausubt (§ 290 Abs. 2 HGB), ohne Rucksicht auf den Sitz der Tochteruntemehmen einzubeziehen (§ 294 Abs. 1 HGB; Vollstandigkeitsgrundsatz).
^^ Vgl. BR-Drucksache 320/77, S. 3. ^^ Vgl. Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Der Konzernabschluss nach neuem Recht (Teil I), WPg 1986, S. 205.
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Zweites Kapitel
Die Vollkonsolidierung eines Tochterunternehmens war auf Grund von Art. 14 der 7. EG-Richtlinie dann untersagt {Einbeziehungsverbot), wenn sich dessen Tatigkeit derart von der der anderen einbezogenen Unternehmen unterscheidet, seine Einbeziehung mit der Verpflichtung, ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln, unvereinbar ist. Mit der Modemisierungsrichtlinie von 2003 wurde das Einbeziehungsverbot zur Angleichung an die IFRS gestrichen und entsprechend § 295 HOB durch das BilReG aufgehoben. Einbeziehungswahlrechte (siehe Abbildung 2.1) bestehen aber nach Art. 13 der 7. EGRichtlinie und entsprechend nach § 296 HGB weiterhin dann, wenn •
erhebliche und andauernde Beschrdnkungen die Ausubung der Rechte des Mutterunternehmens in bezug auf das Verm5gen oder die Geschaftsfuhrung dieses Unternehmens nachhaltig beeintrachtigen (Abs. 1 Nr. 1);
•
die fur die Konsolidierung des Tochterunternehmens erforderlichen Angaben nicht ohne unverhaltnismdfiig hohe Kosten oder Verzogerungen zu erhalten sind;
•
die Anteile des Tochterunternehmens ausschlielJlich zum Zwecke der Weiterveraw^erwwg gehalten werden(Abs. 1 Nr. 3);
•
das Tochterunternehmen fiir die Vermittlung eines den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bildes von untergeordneter Bedeutung ist (Abs.2)^^.
Die Einbeziehungswahlrechte gelten auch fiir den publizitdtsgesetzlichen Konzernabschluss. Auch fiir befreiende Konzernabschlusse auslandischer Mutterunternehmen sind sie zu beachten (§ 291 Abs. 2 Nr. 1 HGB; siehe Abschnitte 1.6.2 und 2.6.2).
1.2
Nach IFRS
Im Unterschied zum europSischen Recht und zum HGB kennen die IFRS keine expliziten Einbeziehungswahlrechte. Vielmehr besteht nach IAS 27.21 ein Einbeziehungsverbot bei Beschrdnkung der Rechtsausiibung erst dann, wenn sie zum Verlust der ControlMoglichkeit verdichtet hat. Dann besteht kein Mutter-Tochter-Verhaltnis mehr. Eine Ausnahme von der Einbeziehungspflicht kann sich dann ergeben, wenn die Einbeziehung unter dem generellen Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Wesentlichkeit nicht vertretbar ist. Wird ein Tochterunternehmen ausschlielilich zur Weiterverdufierung gehalten, so sind nach Aufhebung des Konsolidierungsverbots in IAS 27.16 gemSB IFRS 5 seine Vermogensgegenstande und Verbindlichkeiten zusammengefasst in jeweils einer Position zum fair value im Konzernabschluss auszuweisen (pauschale Konsolidierung). Fiir Gesellschaften, die gem. der lAS-VO den Konzernabschluss nach den IFRS aufstellen oder es gem. § 315a HGB freiwillig tun, gelten die Abgrenzungsregeln von IAS 27. ^^ Zur Anwendung des Konsolidierungsverbots und der Konsolidierungswahlrechte in der Praxis siehe Krawitz, Norbert: Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1996, S. 342-357, und Heydemann, Bettina/Koenen, Stefan: Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises in Theorie und Praxis, DB 1992, S. 2254 f.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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Vollkonsolidierungskreis (§ 290 HGB) § 290 Abs. 2 HGB Konzeratypische Rechtsbeziehung
§ 290 Abs. 1 HGB Nein ^
Einheitliche Leitung
w
Jal
1 Ja Nein
Nachhaltige Beeintrachtigung in AusObung der VermOgens- und GeschaftsfUhrungsrechte (§ 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB) ?
^
1^
w
Nein
Hohe Kosten oder VerzOgerung bei Aufstellung des Konzemabschlusses {§ 296 Abs. 1 Nr. 2 HGB) ? 1f
Ja
Ja 1 ~"~
Nein
Anteile zum Zwecke der WeiterverauBerung (§ 296 Abs. 1 Nr. 3 HGB) ?
^
Nein
Einbeziehung obligatorisch!
Abbildung 2.1:
2.
Ja w
Nein
Untemehmen von untergeordneter Bedeutung (§296Abs.2HGB)?
^r
•"••• ^ w
1
Ja '
w
^r Einbeziehung fakultativ!
Einbeziehungswahlrechte fiir Tochterunternehmen nach HGB
Tochterunternehmen aufgrund einheitlicher Leitung
Nach § 290 Abs. 1 HGB besteht ein Mutter-ZTochter-Verhaltnis, wenn das Mutterunternehmen ein anderes Untemehmen, an dem es i.S. des § 271 HGB beteiligt ist, einheitlich leitet. Das Kriterium „einheitliche Leitung" wurde aus dem AktG 1965 in das neue Bilanzrecht iibernommen. Es gilt auch fur die Konzernrechnungslegungspflicht nach § 11
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Zweites Kapitel
PublG, dort jedoch ohne das Erfordernis der Beteiligung. Der Gesetzgeber wollte dem Kriterium dabei offenbar keinen abweichenden Inhalt geben ^^. Nach § 18 AktG liegt ein Konzern vor, wenn ein herrschendes und ein abhangiges Untemehmen unter der einheitlichen Leitung des herrschenden Unternehmens zusammengefasst sind. Auch dort wird zwar nicht definiert, was einheitliche Leitung ist. Es werden aber Kriterien genannt, bei deren Erfiillung einheitliche Leitung nicht widerlegbar oder aber widerlegbar anzunehmen ist. Diese Kriterien sind auch fiir die einheitliche Leitung nach § 290 Abs. 1 HGB zu beachten^^: •
Wenn zwischen einer abhangigen AG oder KGaA und einem herrschenden Unternehmen beliebiger Rechtsform ein Beherrschungsvertrag besteht (§ 291 AktG) oder die AG/KGaA in das herrschende Untemehmen eingegliedert ist (§§ 319, 320 AktG), besteht gem. § 18 Abs. 1 Satz 2 AktG die unwiderlegbare Vermutung einer einheitlichen Leitung {Vertragskonzern). Dass in diesem Falle gleichzeitig eine Einbeziehungspflicht nach § 290 Abs. 2 Nr. 3 HGB besteht, beeintrachtigt die Bedeutung des Kriteriums fiir den Abs. 1 nicht. Vielmehr wird dadurch erreicht, dass in diesem Fall einheitliche Leitung und Kontrollrechte nicht auseinander fallen konnen und das Tochterunternehmen somit nur in den Konzernabschluss des Unternehmens einbezogen werden kann, das aufgrund dieser starken Unterstellungsrechte herrschen kann. Diese Regelung dUrfte auch dann gelten, wenn sich alle Anteile einer Kapitalgesellschaft in der Hand eines Mutterunternehmens befinden, das keine Kapitalgesellschaft ist, und dieses die gesamtschuldnerische Haftung Ubernommen hat.
•
Fur abhSngige Unternehmen wird in § 18 Abs. 1 Satz 3 AktG vermutet, dass sie einheitlich geleitet werden (faktischer Konzern). Die Vermutung kann jedoch durch das Unternehmen - z.B. tiber den Abhangigkeitsbericht - widerlegt werden. Abhangige Unternehmen sind gem. § 17 AktG rechtlich selbstandige Unternehmen, auf die ein anderes Unternehmen unmittelbar oder mittelbar einen beherrschenden Einfluss ausUben kann. Von einem in Mehrheitsbesitz stehenden Unternehmen wird vermutet, dass es von dem an ihm mit Mehrheit beteiligten Unternehmen abhangig ist. Der Mehrbesitz bezieht sich, anders als in § 290 Abs.
^^ So Kropff, Bruno: „Verbundene Unternehmen" im Aktiengesetz und im BilanzrichtlinienGesetz, DB. Jg., 1986, S. 364; Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir den Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1988, S. 340; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: BeckHdR, 1992,C200,S.9. 88 Vgl. Biener, Herbert/Bemeke, Werner: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 286; Busse von Colbe, Walther/Chmielewicz, Klaus: Das neue Bilanzrichtlinien-Gesetz, DBW 1986, S. 327; Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Der Konzemabschluss nach neuem Recht, WPg 1986, S. 202 f.; Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir den Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg, 1988, S. 340 f; ADS, 6. Aufl., 1996, §290, Tz. 15; a.A. Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: Beck. BilKomm. 6. Aufl., 2006, § 290, Tz. 23.
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2 HGB, gem. § 16 AktG nicht auf Stimmrechtsanteile, sondern auf die unmittelbaren und mittelbaren Kapitalanteile Uber diese Bestimmungen hinaus wurde die einheitliche Leitung schon im AktG 1965 nicht festgelegt, weil eine gesetzliche Festlegung „angesichts der vielfiltigen Formen, die die Wirtschaft fUr die Konzernleitung herausgebildet hat, nicht m5glich ist"^^. Die Begrtindung zu § 18 AktG enthalt nur den Hinweis, dass eine einheitliche Leitung vorliege, „wenn die Konzernleitung die Geschaftspolitik der Konzerngesellschaften und sonstige grundlegende Fragen der Geschaftsleitung aufeinander abstimmt. Diese Abstimmung setzt kein Weisungsrecht voraus. Sie kann sich vielmehr auch in der lockeren Form gemeinsamer Beratungen vollziehen oder aus einer personeilen Verflechtung der Verwaltungen ergeben"^^. Von einer einheitlichen Leitung kann man wohl erst dann sprechen, wenn das Mutterunternehmen kontinuierlich oberste Fuhrungsaufgaben, ausgerichtet am Konzern als wirtschaftlicher Einheit, fiir ein anderes Unternehmen wahrnimmt, wobei aber dessen Mitwirkung nicht ausgeschlossen zu sein braucht. Dazu geharen vor allem die Festlegung der strategischen Unternehmungsziele, die Festlegung der Grundzuge der Investitionsund Finanzpolitik, die Letztentscheidung uber Majinahmen von besonderer Bedeutung und die Besetzung der FUhrungspositionen^K Indikatoren daflir sind z.B. eine maUgebliche Vertretung des Mutterunternehmens in den Leitungs- und Aufsichtsorganen des Tochteruntemehmens oder ein gemeinsames Cash Management. Hinweise ergeben sich auch aus den Planungsunterlagen des Mutterunternehmens. Je zahlreicher die Bereiche sind, die von der Leitung durch das Mutterunternehmen erfasst werden, umso wahrscheinlicher ist das Vorliegen einer einheitlichen Leitung. Jedoch schliefit die Dezentralisierung wesentlicher Entscheidungen die einheitliche Leitung nicht aus^^, denn auch grCBere Einzelunternehmen k5nnen z.B. durch Spartenbildung und tJbertragung von weitreichenden Entscheidungskompetenzen an die Spartenleitungen dezentral geflihrt werden. Es wird aber zumindest einer der oben dargestellten Entscheidungsbereiche, z. B. die Besetzung der Fiihrungspositionen des Unternehmens, beim Mutterunternehmen verbleiben miissen, um einheitliche Leitung annehmen zu k5nnen. Schwierig kann die Abgrenzung bei sog. Holding-Konstruktionen sein, bei denen das Mutterunternehmen selbst kein operatives Geschaft betreibt^^. Entspricht die Finanzhol^^ Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 33. ^^ Kropff, Bruno: Aktiengesetz, 1965, S. 33; vgl. auch GeBler, Ernst: Probleme des Neuen Aktienrechts, DB 1965, S. 1692; Kropff, Bruno: Das Konzemrecht des Aktiengesetzes von 1965, BB, 1965, S. 33. 91 Vgl. WP-Handb., 13. Aufl., Bd. I, 2006, T Tz. 157 ff; Scheffler, Eberhard: Konzemmanagement, 1992, S. 36 ff. 9^ Vgl. zur dezentralen Konzemfiihrung z.B. Scheffler, Eberhard: Konzernmanagement, 1991, S.33. 9^ Vgl. dazu Schulze zur Wiesche, Dieter: Personengesellschaft als Holding, DB 1988, S. 252; Schneider, Uwe H.: Firma des Konzems und des Konzemuntemehmens, BB 1989, S. 1985; Keller, Thomas: Die Einrichtung einer Holding: Bisherige Erfahrungen und neuere Entwicklungen, DB, 1991, S. 1633, 1635; WP-Hdb., Bd. I, 13. Aufl., 2006, T Tz. 166; Scheffler, Eber-
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Zweites Kapitel
ding in ihrer Ausgestaltung der reinen Vermogensverwaltung im Sinne von § 11 Abs. 5 Satz 2 PublG, so bedeutet das zwar nicht zwangslaufig das Fehlen einer einheitlichen Leitung (siehe Abschnitt II. 2.5), ist jedoch ein starkes Indiz. Demgegenuber ist bei der sog. geschdftsleitenden Holding in der Regel einheitliche Leitung gegeben. Fraglich ist, ob ein Unternehmen, das von einem Tochterunternehmen einheitlich geleitet wird, an dem aber keine Mehrheitsrechte im Sinne des § 290 Abs. 2 HGB bestehen, in den Konzemabschiuss des obersten Mutterunternehmens einbezogen werden darf oder sogar muss. Die einheitliche Leitung gehort nicht zu den Rechten, die dem Mutterunternehmen nach 290 Abs. 3 Satz 1 HGB zustehen, wenn sie einem Tochterunternehmen zustehen. Dem Zweck des Konzernabschlusses entspricht es jedoch, dass Tochterunternehmen von Tochterunternehmen ebenfalls konsolidiert werden^"*. Zudem handelt es sich bei dem Enkelunternehmen dann wohi notwendig um ein im Sinne des § 17 AktG vom obersten Mutterunternehmen abhangiges Unternehmen. Eine Einbeziehung ist nur dann verpflichtend und auch nur zulassig, wenn zus^tzlich zur einheitlichen Leitung eine Beteiligung im Sinne von § 271 Abs. 1 Satz 1 HGB besteht. Wegen der nur von der einheitlichen Leitung abhangigen VermCgensverlagerungsrisiken widerspricht diese zusatzliche Voraussetzung dem Zweck des Konzernabschlusses^^. Das Beteiligungserfordemis ftlhrt zudem vor allem bei der Aufstellung von Teilkonzernabschliissen zu Problemen (siehe Abschnitt II. 1.7). Wenn die einheitliche Leitung Uber ein Unternehmen bei einem Tochterunternehmen Z liegt, das oberste Mutterunternehmen M Oder eine andere Zwischenholding (H) dagegen alle Anteile halt, dann ware bei enger Auslegung von § 290 Abs. 1 HGB eine Einbeziehung des Tochterunternehmens auf der untersten Stufe in einen Teilkonzemabschluss des leitenden Tochterunternehmens Z nur bei formeller Stimmrechtsiibertragung oder Beherrschung zulassig. Trennung von Leitung und Anteilsbesitz kommen insbesondere bei Holdingstrukturen von Konzernen vor^^. In die TeilkonzernabschlUsse werden die unter einheitlicher Leitung stehenden Unternehmen dabei gewohnlich trotz fehlender Beteiligung einbezogen. Dieses Vorgehen erscheint im Hinblick auf die Zielsetzung des Konzernabschlusses sinnvoU und gesetzlich zulassig, aufgrund des eindeutigen Wortsinns der Regelung des § 290 Abs. 1 HGB aber nicht geboten. Wird ein solches Unternehmen einbezogen, dann entfallt zwangslaufig die Kapitalkonsolidierung. In der Teilkonzembilanz von Z soUten dann die bei anderen Konzemuntemehmen H oder M liegenden Kapitalanteile besonders kenntlich gemacht werden^^. Die Einbeziehung der Tochterunternehmen in den Teilkonzern-
hard: Konzemmanagement, 1992, S. 21; Theisen, Manuel Rene: Der Konzem, 2. Aufl. 2000, S. 174 f. ^^ Vgl. zu anderen Begrtlndungen Odenwald, Otto: Konsolidierungskreis, in: Beck HdR, 1987 ff.,C210,S.4. ^^ So auch Ebeling Ralf: Aufstellung des Konzernabschlusses und Konsolidierungskreis nach dem E-DRS 16, BB 2002, S. 93. ^^ Vgl. Haeger, Bemd/Zundorf, Horst: Abgrenzung des Konsolidierungskreises nach der wirtschaftlichen ZugehSrigkeit, DB 1991, S. 1841 ff. ^^ Vgl. dazu Haeger, Bemd/Zundorf, Horst: Abgrenzung des Konsolidierungskreises nach der
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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abschluss von Z entbindet H nicht davon, sie in seinen Teilkonzemabschluss einzubeziehen, wenn H einen Teilkonzemabschluss aufstellt. Die Teilkonzernabschllisse werden unabhangig voneinander entwickelt (siehe hierzu Abschnitt II. 1.7). In dem Entwurf des TransPuG von 2001 war auf Vorschlag des DSR unter Hinweis auf die international vorherrschende Beschrankung auf das Kontrollkonzept die Streichung des Aufstellungs- und Einbeziehungskriteriums der einheitlichen Leitung vorgesehen. Allerdings sollte iiber die bisherigen Kriterien des § 290 Abs. 2 HGB hinaus die Konzernrechnungslegungspflicht bereits dann begrtindet werden, wenn das Mutterunternehmen ohne Bezug auf ihre Rechtstellung tatsachlich einen beherrschenden Einfluss auf das Tochterunternehmen ausiibt. Dadurch wurde das Kriterium der tatsachlich ausgeubten einheitlichen Leitung des § 290 Abs. 1 HGB ubernommen. Im TransPuG konnten diese Anderungen wegen des Widerspruchs zur damaligen Fassung des Art. 1 Abs. 2 der 7. EG-Richtlinie nicht berticksichtigt werden. Mit der Modernisierungsrichtlinie von 2003 zur Anderung der EG-Bilanzierungsrichtlinien wurde jedoch das Beteiligungserfordernisses in Art. 1 Abs. 2 abgeschafft. Bei entsprechender Transformation in nationales Recht wurden die in dem Entwurf des TransPuG gemachten Vorschlage im HGB dann verwirklicht werden konnen. Eine diesbezUgliche Anderung des § 290 HGB wird von dem geplanten Bilanzmodernisierungsgesetz erwartet.
3.
Tochterunternehmen aufgrund von KontroUrechten
Ein Tochterunternehmen liegt unabhangig vom Bestehen einer einheitlichen Leitung auch dann vor, wenn eines der drei Kontrollrechte des § 290 Abs. 2 HGB besteht. Die Vorschrift ist aus Art. 1 Abs. 1 a) - c) 7. EG- Richtlinie Ubernommen. Da es dabei nicht auf die faktische Ausubung der Rechte ankommt, kann es - abgesehen vom Fall des Beherrschungsvertrages (siehe Abschnitt 3.3) - vorkommen, dass ein Unternehmen Tochterunternehmen von zwei Mutterunternehmen ist -aufgrund der faktischen einheitlichen Leitung und ein zweites Mai aufgrund des Bestehens eines der Kontrollrechte nach Nr. 1 Oder 2 und dass es dann nach dem Wortsinn des § 290 HGB in beide Konzernabschlusse einbezogen werden miisste^^. Praktisch diirften allerdings solche Falle selten sein. Nach den IFRS kann zu dem zweifachen Mutter-Tochter-Verhaltnis nicht kommen, da die einheitliche Leitung nicht als Konzernbildungskriterium gilt, sondern nach IAS 27 4 dafur allein „ control' als Macht, die Finanz- und Geschdftspolitik eines anderen Unternehmens zum Nutzen des Mutterunternehmens zu bestimmen, entscheidend ist.
wirtschaftlichen Zugehorigkeit, DB 1991, S. 1845. ^^Vgl. v. Wysocki, Klaus: Konzemabschluss: Aufstellungs- und Einbeziehungspflichten, WPg 1987, S. 277 f; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 5; WP-Hdb., 13. Aufl. 2006, T Tz. 364 ff.; 399 ff.
106
Zweites Kapitel
3.1
Mehrheit der Stimmrechte
3.1.1.
Nach HGB
Wenn ein Unternehmen tiber die Mehrheit der Stimmrechte an einem anderen Unternehmen verfligt, ist dieses andere Unternehmen als Tochterunternehmen in den Konzernabschluss des Mutterunternehmens vorbehaltlich der Regelungen der §§ 295, 296 HGB einzubeziehen. FUr die Ermittlung der Mehrheit der Stimmrechte kommt es nicht nur auf § 290 Abs. 2, sondern auch auf die Abs. 3 und 4 an. Gem. Abs. 4 ergibt sich die Mehrheit der Stimmrechte, indem die Stimmrechte, tiber die ein Unternehmen verfilgen kann, zur Gesamtzahl der Stimmrechte in Beziehung gesetzt werden. Bei der Ermittlung der Gesamtzahl der Stimmrechte sind die Stimmrechte aus eigenen Anteilen des fraglichen Tochterunternehmens abzuziehen. Die Stimmrechte, uber die ein Unternehmen verfiigen kann, ergeben sich wie folgt: 1. Unmittelbare Rechte des Mutterunternehmens an dem anderen Unternehmen (Abs. 2 Nr, 1), 2. Rechte, die einem Tochterunternehmen des Mutterunternehmens unmittelbar zustehen(Abs. 3 Satz 1), 3. Rechte, die Personen zustehen, die fur Rechnung des Mutterunternehmens oder eines Tochterunternehmens handeln (Abs. 3 Satz 1), 4. Rechte, Uber die das Mutterunternehmen oder ein Tochterunternehmen aufgrund einer Vereinbarung mit den anderen Gesellschaftern verftlgen kann (Abs. 3 Satz 2), 5. abztiglich der Rechte, die vom Mutterunternehmen oder einem Tochterunternehmen fur Rechnung anderer Personen gehalten werden (Abs. 3 Satz 3 Nr. 1), 6. abziiglich der Rechte, die vom Mutterunternehmen oder einem Tochterunternehmen als Sicherheit gehalten und nach Weisung oder im Interesse des Sicherungsgebers ausgeiibt werden (Abs. 3 Satz 3 Nr. 2), 7. abztiglich der Rechte, die dem Mutterunternehmen zustehen oder zugerechnet werden (siehe 1. bis 4.), die aber wesentlich eingeschrSnkt sind 8. fiir die Einbeziehungsverpflichtung gem. § 290 Abs. 2 bis 4 HGB zu beachtende Rechte. ad L: „Stimmrecht" meint das Recht in der Versammlung der Gesellschafter, z.B. bei der Hauptversammlung der AG, die gesetzlichen und satzungsmaBigen Rechte, die mit dem Unternehmensanteil verbunden sind, auszutiben. Sind mit einem Anteil mehrere Stimmrechte verbunden oder sind die Stimmrechte auf einen bestimmten Anteil beschrankt, dann sind diese mehrfachen Stimmrechte oder Hochststimmrechte bei der Errechnung der Stimmrechtsmehrheit zu beachten^^.
^^ Vgl. Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006 § 290, Tz. 41.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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Nach § 290 Abs. 2 Nr. 1 HGB kommt es auf die Mehrheit der Stimmen „der Gesellschafter" und nicht auf die der in der Hauptversammlung anwesenden Gesellschafter an, auch wenn die PrSsenzmehrheit nachhaltig ist^^^. Stimmrechte, die aufgrund gesetzlichen Verbots nicht ausgetibt werden konnen, stehen dem Untemehmen im Sinne von § 290 Abs. 2 HGB nicht zu, auch wenn es, wie bei der unteriassenen Mitteilung gem. § 28 Abs. 7 AktG von MaBnahmen des Unternehmens abhangt, die Stimmrechte zum Leben zu erwecken. Auch bei statutarischen und vereinbarten StimmrechtsUbertragungen oder wesentlichen Einschrankungen stehen diese Rechte dem Anteilseigner nicht mehr im Sinne von § 290 Abs. 2 HGB zu^^^. ad 2.: Die Stimmrechte, die einem Tochterunternehmen des Mutterunternehmens zustehen, werden als dem Mutterunternehmen zustehende Rechte behandelt. Gleichgultig ist dabei, ob die Eigenschaft als Tochterunternehmen auf der einheitlichen Leitung oder auf Kontrollrechten griindet. Die Anteile von Tochterunternehmen stehen dem Mutterunternehmen in vollem Umfang und nicht nur entsprechend dem Anteil des Mutterunternehmens an dem Tochterunternehmen zu. Gleichgultig ist, ob das Tochterunternehmen selbst konsolidiert wird oder nicht^^^. Nicht zu beriicksichtigen sind jedoch eigene Anteile des Tochterunternehmens, filr das die Mehrheit der Stimmrechte ermittelt werden soil. Dies folgt indirekt daraus, dass diese Anteile auch bei der Gesamtzahl der Anteile des Tochterunternehmens nicht mitgezahlt werden dtirfen (§ 290 Abs. 4 Satz 2 HGB). Rechte, die Gemeinschaftsunternehmen oder assoziierten Unternehmen zustehen, werden dem Mutterunternehmen nicht zugerechnet. Auch wenn einem Mutterunternehmen z.B. 49% und einem Gemeinschaftsunternehmen des Mutterunternehmens 51% der Stimmrechte an einem anderen Unternehmen zustehen, ist das andere Unternehmen damit kein Tochterunternehmen des Mutterunternehmens. Da nur die den Tochterunternehmen zustehenden Rechte dem Mutterunternehmen zugerechnet werden, wirkt sich aus, ob Kontrolle nur von der Konzernspitze ausgeObt werden kann, oder auch von nachrangigen Zwischenholdings (siehe Abschnitt II. 1.3). Beispiel 2.1 A hat ein Tochterunternehmen B, das zu 40% an dem Unternehmen C beteiligt ist. Weitere 30% der Stimmrechte geh5ren einem Unternehmen D, an dem B mehrheitlich beteiligt ist, das aber nur aufgrund von Kontrollrechten der A im Konzernabschluss von A berticksichtigt wird. Wenn Minderheitsgesellschafter von B einen Teilkonzernabschluss von B verlangen wilrden, br^uchte B diesen nicht aufzustellen, wenn die Kontrolle nur an der Konzernspitze angesiedelt sein k5nnte. Denn dann stehen B die Anteile von D an C nicht zu. Geht man jedoch davon aus, dass Kontrolle auch durch ein Tochterunternehmen ausgetibt werden kann, dann muss B einen Teilkonzernabschluss aufstellen. 100 Ygi wP-Hdb., 13. Aufl., Bd. 1,2006, M Tz. 44. 1^1 Vgl.Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja; in: Beck Bil-Komm., 6.Aufl.,2006, § 290 Tz. 48; WP-Hdb. 13. Aufl., 2006, T Tz. 97. 102 Ygi odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 5.
108
Zweites Kapitel
ad 3.: Die anderen Personen mtissen Inhaber der formalen Rechtsposition sein. Dies trifft fiir Treuhandschaften, Sicherungsiibertragungen und Ubertragungen im Rahmen von Pensionsgeschaften, nicht aber fiir Pftodungen, zu. Bei Pfandungen verbleibt das Recht beim Schuldner. Die anderen Personen mussen dariiber hinaus fur Rechnung des Mutterunternehmens oder eines Tochterunternehmens handeln. Das bedeutet, dass sie „vereinbarungsgema6 im Interesse des Treugebers oder Sicherungsgebers" handeln^^^. Die entsprechende Vorschrifl wurde u.a. deshalb aufgenommen, um Umgehungen der Einbeziehungspflicht zu vermeiden. Es ist daher im Zweifelsfall davon ausgehen, dass flir Rechnung des Treugebers oder Sicherungsgebers gehandelt wird. Eine ihnliche Situation liegt vor, wenn eine Konzerngesellschafl wesentliche Teile ihres Verm5gens in eine Leasingobjektgesellschaft einbringt, aber weiterhin nutzt - oder von vornherein von ihr least - , den weit Uberwiegenden Teil von deren Anteilen halt und ihr auch die Ergebnisse zustehen, aber aufgrund einer Vereinbarung mit der Leasinggesellschaft nur einen geringen Stimmenanteil besitzt, was fiir den Konzern unschMlich ist, wenn alle Einzelheiten im Leasingvertrag geregelt sind. Dann sollten die (ibrigen Stimmen an der Leasinggesellschaft dem Konzern als zustehend angesehen werden und damit die Objektgesellschafl konsolidierungspflichtig sein^^"^. ad 4.: WShrend die Rechte nach den Positionen 2. und 3. dem Mutteruntemehmen zustehen, werden die Rechte nach Position 4. ihm nur zugerechnet, weil sie auch weiterhin dem zustehen, der die Rechte iibertragen hat. Fur die Frage der Einbeziehungspflicht werden jedoch uneingeschrSnkt zustehende und zugerechnete Rechte gleichbehandelt. Nach der hier vertretenen Auffassung mussen, wenn das Recht nicht vollstandig Ubertragen wird, doch die wesentlichen Teile Iibertragen sein. Dies folgt aus dem Zweck dieser Regelung. Wenn nicht die wesentlichen Teile ubertragen worden sind, besteht, vorbehaltlich sonstiger AbhSngigkeiten, kein Grund fiir eine Einbeziehung in den Konzernabschluss. Die an der Ubertragung Beteiligten mussen gem. § 290 Abs. 3 HGB Gesellschafter des fraglichen Unternehmens sein. Wenn z.B. die Mehrheit der Stimmrechte an einem Unternehmen ubertragen wird, ohne dass das empfangende Unternehmen selbst Gesellschafler ist, besteht aufgrund von § 290 Abs. 2 HGB keine Einbeziehungsmoglichkeit. Auch eine Einbeziehung nach Abs. 1 ist dann nicht mSglich, weil keine Beteiligung vorliegt^^^. Diese Regelung ist unbefriedigend, weil Unternehmen, die aufgrund der Zielsetzung des Konzernabschlusses einbezogen werden sollten, nicht einmal einbezogen werden dtirfen. ad 5. und 6.: Es wird auf die entsprechenden Ausfiihrungen zu Position 3. verwiesen. ad 7.: Stimmrechte k5nnen durch vertragliche oder satzungsmaBige Vereinbarungen eingeschrankt sein. Welche Rechtsfolgen dies fiir die Aufstellungspflicht hat, ist umstritten: 103 Vgl. Siebourg, Peter, in: KlitingA^eber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 100 104 Einzelheiten hierzu bei Maas, Ulrich/Schmff, Wienand: Ausgliederung aus dem Konsolidierungskreis, in: Lanfermann, Josef (Hrsg.): Internationale Wirtschaftsprufung, FS fiir Hans Havermann, 1995, S. 427 ff. 105 Vgl. Siebourg, Peter, in: KiitingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 104.
Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
109
Zum Teil wird die Meinung vertreten, dass es fiir die Mehrheit der Stimmrechte nach § 290 Abs. 2 HGB darauf ankomme, das Recht nicht nur formal inne zu haben, sondern auch ausuben zu kOnnen^^^. Folgte man dem, dann stunden dem Mutteruntemehmen soiche Rechte nicht zu, die wesentlich beschrankt sind. Wesentliche Einschrankungen der Rechtsausubung sind z.B. Stimmrechtsubertragungen, Vetoklauseln oder Einstimmigkeitsregeln. Dagegen wird eingewendet, dass es fiir die Entscheidung, ob einem Unternehmen an einem anderen Unternehmen im Sinne des § 290 Abs. 2 HGB die Mehrheit der Stimmrechte zustehe, nur auf das formale Bestehen des Rechts ankomme. Ein Unternehmen kOnne sich nicht durch schuidrechtliche Vereinbarungen des Stimmrechts begeben^^'^. Fiir diese Auslegung spreche auch § 290 Abs. 3 HGB, insbesondere Satz 2. Danach werden die Rechte, liber die ein Mutteruntemehmen aufgrund einer StimmrechtsUbertragung verfugen kann, den ihm zustehenden Rechten „hinzugerechnet"; sie gehoren somit nicht zu den „zustehenden Rechten". Dies kann nur darin begriindet sein, dass die Rechte weiterhin dem zustehen, der sie ubertragen hat, ansonsten stUnden sie niemand zu. Jene Autoren, die auf das formale Bestehen des Rechts abstellen, sehen sich auch durch § 290 Abs. 3 Satz 3 HGB bestatigt. Dort sei die Korrektur der formal bestehenden Rechte geregelt und ein Abzug fiir beschrankte Rechte sei nicht vorgesehen^^^. Als Folge seien dann auch soiche Unternehmen, deren Mehrheitsrechte man sich durch Ubertragung begeben hat und die man nicht ausuben kann, Tochterunternehmen im Sinne von § 290 HGB. Wenn es sich um erhebliche und andauernde Beschrankungen in der Ausubung der Rechte handelt, komme dann gem. § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB jedoch ein Konsolidierungswahlrecht in Frage^^^. Dem wird hier nicht gefolgt. Vielmehr ist davon auszugehen, dass § 290 Abs. 3 HGB eine GesetzeslUcke enthalt, die in Hinblick auf den Zweck der Vorschrift zu flillen ist. Die Gegenmeinung wiirdigt nicht hinreichend den § 290 Abs. 3 Satz 2 HGB. Danach werden den einem Mutteruntemehmen zustehenden Rechten jene Rechte hinzugerechnet, uber die es oder ein Tochterunternehmen aufgrund einer Vereinbarung mit anderen Gesellschaftern dieses Unternehmens verfugen kann. Wenn Rechte hinzugerechnet werden, die dem Mutteruntemehmen ubertragen wurden, dann mtissen auch Rechte abgezogen werden, die das Mutteruntemehmen ubertragen hat. Die abzuziehenden Rechte ergeben sich somit nicht nur aus § 290 Abs. 3 Satz 3 HGB, sondern indirekt auch aus ^^^ So V. Wysocki, Klaus: Konzemabschluss: Aufstellungs- und Einbeziehungspflichten, WPg 1987, S. 278; Niehus, Rudolf, Konzemrechnungslegung im Ubergang, in: Albach, Horst/Forster, Karl-Heinz (Hrsg.): ZfB-Erg.hefl 21/87, 1987, S. 275; Siebourg, Peter, in: Kiiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 70; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 210, S. 13 f ^^^ So Ulmer, Peter: Begriffsvielfalt im Recht der verbundenen Unternehmen als Folge des Bilanzrichtlinien-Gesetzes, in: Havermann, Hans (Hrsg.): Bilanz- und Konzemrecht, FS fur Reinhard Goerdeler, 1987, S. 641; Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 290, Tz. 46; dazu auch Biedenkopf, Kurt/Koppensteiner, Hans-Georg, in: Kolner Kommentar, 1985, § 16 AktG, Tz. 11; ADS: Rechnungslegung und Prufung der Untemehmen, 6. Aufl., 1996., § 290, Tz. 38, mit weiteren Nachweisen. 1^8 Vgl. Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl.,2006, § 290, Tz. 47. 109 Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 290, Tz. 39.
no
Zweites Kapitel
Satz 2^^0. Andernfalls wUrde der aufgrund des Einheitsgrundsatz auch filr den Konzernabschluss maUgebliche Grundsatz der Bilanziemng nach dem wirtschaftlichen Eigentum verletzt. Es kommt hier fur die Aufsteliung des Konzernabschlusses nicht auf das wirtschaftliche Eigentum an der Beteiligung, sondern an den Verm5gensgegenstanden und Schulden an, die im Konzemabschluss ausgewiesen werden sollen. VermSgensgegenstande, uber die das Mutteruntemehmen auch indirekt tiber das andere Untemehmen keine Verfiigungsgewalt mehr hat, wtirden ihm dennoch zugerechnet und dariiber hinaus ggf. gem. § 290 Abs. 3 Satz 2 auch einem dritten Gesellschafter, wenn diesem die Mehrheit der Stimmrechte libertragen wurde. Ferner bestiinde sonst, wenn z.B. aufgrund einer Stimmrechtsbindung, einer Einstimmigkeitsregel oder der Einr^umung eines Vetorechtes eine gemeinsame FUhrung mit einem anderen Unternehmen mdglich ist und praktiziert wird, gem. § 296 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. mit § 290 Abs. 2 HOB ein Vollkonsolidierungswahlrecht und gem. § 310 HOB ein Wahlrecht zur Quotenkonsolidierung. Auch ein Wahlrecht zwischen VoUkonsolidierung und Equity-Bewertung konnte sonst entstehen. Mithin besteht ein Mutter-ZTochterverhaltnis nach § 290 Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. § 290 Abs. 3 HGB dann, wenn dem Mutteruntemehmen die Mehrheit der Stimmrechte nach § 290 Abs. 2 HGB formell zusteht und sie nicht wegen Beschrankung aufgrund von § 290 Abs. 3 HGB abgezogen werden. Zwischen der vollen Verfiigungsmoglichkeit und deren vollstSndiger Ubertragung auf einen anderen gibt es zahlreiche Abstufungen. Beispielsweise kSnnen Stimmrechtstibertragungen oder -bindungen auf bestimmte Entscheidungen begrenzt oder an zusatzliche Bedingungen gekniipft sein. Ein durch Vereinbarungen beschrtoktes Stimmrecht ist nur dann abzuziehen, wenn seine Ausubung wesentlich beschrankt ist. Bei unwesentlichen Beschrankungen liegt eine Mutter-ZTochterbeziehungen vor, und es greift ggf § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB, weil in solchen Grenzfallen das Unternehmen aufgrund seines besseren Informationsstandes entscheiden soil, ob das Tochterunternehmen konsolidiert wird oder nicht. 3.1.2
Nach IFRS
Die IAS enthalten mit einer Ausnahme keine Vorschriften zur Ermittlung der Stimmrechtsmehrheit. Die voile Zuordnung der Stimmrechte der Tochterunternehmen zum Mutteruntemehmen (Nr.l in § 290 Abs. 2 HGB) ist international Ublich und gilt auch fur einen Konzemabschluss nach IAS (IAS 27.13). Der Standard enthalt keine Zurechnungsvorschriften. Daher ist die Zurechnung nach wirtschaftlichen Gesichtpunkten zu entscheiden, wobei die VerfUgungsmacht uber die Ausubung der Stimmrechte und die daraus resultierende MSglichkeit der Nutzenerzielung ausschlaggebend sein dlirfte. Somit ist die Zurechnung der Stimmrechte, wie sie oben unter den Nr. 3, 5 und 6 behandelt wurden, vorzunehmen^ ^ ^.
^ 10 Anderer Ansicht ADS, 6. Aufl., 1996, § 290, Tz. 41. 111 Hierzu im einzelnen Baetge, J5rg/Schulze, Dennis, in lAS-Kommentar, 2. Aufl. 2003, Tz.29ff.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
111
Die Zurechnung der Stimmrechte zum Mutterunternehmen, wenn es direkt oder indirekt nur die Halfte oder weniger der Stimmrechte halt, ftir den Fall, dass es mit einem anderen Investor eine Vereinbarung getroffen hat, die ihm die Mehrheit verschafft, ist in IAS 27.13 Satz 2 (a) ausdrtlcklich geregelt. Dies entspricht dem oben unter Nr. 4 behandelten Sachverhalt (§ 290 Abs. 3 Satz 2 HGB). Allerdings wird die Kontrollmacht nur vorhanden sein, wenn die Vereinbarung auf Mngere Dauer abgeschlossen worden ist^^^ Die Stimmrechtsmehrheit konstituiert nach IAS 27.13 also die Controlling Power; es sei denn, bei Vorliegen aufierordentlicher Umstdnde k5nne klar nachgewiesen werden, dass die Stimmrechtsmehrheit die Kontrolle nicht gewahrleiste Ein solcher Fall liegt z. B. dann vor, wenn ein Unternehmen mit 51% zwar die Mehrheit der Stimmrechte besitzt, die Satzung der Gesellschaft aber eine Bestimmung enthalt, dass alle Investitionen von einer nicht ungew5hnlichen Gr5fie an, der jahrlich zu beschlieBende GeschMftsplan und die Berufung der Mitglieder der Geschaftsleitung der Zustimmung von z.B.75% der Stimmrechte bedarf. In AG, in denen ein erheblicher Teil der Stimmrechte weit gestreut sind, werden auf den Hauptversammlungen gewdhnlich nicht 100% der Stimmrechte vertreten. Ein GrofiaktionSr, der zwar nicht die Mehrheit aller Stimmen besitzt, kann dann aber regelmaBig die Mehrheit der Stimmen auf den Hauptversammlungen ausuben. Eine solche permanente Hauptversammlungsmehrheit verleiht dem Groaktionar eine ,4^ facto control. Fraglich ist, ob eine de facto control iiber ein Unternehmen ein Mutter-Tochterverhaltnis begriindet und eine Konsolidierungspflicht nach dem Controlkonzept nach sich zieht. Nach herrschender Ansicht und Praxis ist das zwar nicht der Fall, weil die Gefahr wechselnder Mehrheiten besteht^^^., jedoch hat der lASB 2005 die Meinung vertreten, dass eine de facto control eine Beherrschung i.S.v. IAS 27 vorliegen k5nne, eine bindende Regelung aber bisher unterlassen^^'*. Anders als im HGB bzw. in den DRS wird in IAS 27.14 ausdriicklich geregelt, dass potentielle Stimmrechte auf Grund von Optionsrechten oder Eigenkapital- oder Schuldinstrumenten, z.B. aus Wandel- oder Optionsanleihen, flir die Macht, die Stimmenmehrheit auszutiben, zu berticksichtigen sind, wenn die Options- oder Wandlungsrechte jederzeit ausgelibt werden konnen^^^. Dabei kommt es nicht darauf an, ob die Absicht besteht, die potentiellen Stimmrecht auszuuben. Solche Recht gelten als nicht jederzeit ausubbar, wenn die Auslibung von ktinftigen Zeitpunkten oder Ereignissen abhSngig sind.
112 WP-Hdb. 13. Aufl. 2006, N 638. 11^ WP-Hdb. 13. Aufl. 2006, M Tz. 44;Hoyos,Martin/Ritter-Thiele, Katja, in: BeckBilKom. 6. Aufl. 2006, § 290 Tz. 41; Sieburg, Peter, in Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl. 1998, Tz.71. 114 WP-Hdb. 13. Aufl. 2006, N Tz. 636. 115 WP-Hdb. 13. Aufl. 2006, N Tz.637.
112
Zweites Kapitel
3.2
Organbestellungsrecht
3.2.1
Nach HGB
Das Organbestellungsrecht gem. § 290 Abs. 2 Nr. 2 HGB setzt die Gesellschafterstellung des Mutterunternehmens, nicht dagegen das Halten von Unternehmensanteilen^^^ voraus, wie es z.B. bei pers5nlich haftenden Gesellschaftem einer oHG oder KG der Fall ist, die keine Kapitaleinlage geleistet haben. Es muss das Recht umfassen, die Mehrheit der Mitglieder des Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgans zu bestellen oder abzuberufen. Unter die Organe fallen sowohl die gesetzlich vorgeschriebenen Organe als auch fakultative Organe mit Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsbefiignissen fiir die gesamte Unternehmung^^^, also z.B. Geschaftsflihrer und BeirSte bei der GmbH, Vorstande und Aufsichtsrate bei der AG, sowie Verwaltungsrate bei schweizerischen Gesellschaften. Das Organbestellungsrecht ist normalerweise an das Stimmrecht gebunden. Eine Aufstellungspflicht, die ausschliefilich auf dem Organbestellungsrecht grundet, ist jedoch grundsatzlich mSglich, wenn einer Kapitalgesellschaft in Satzung oder Gesellschaftsvertrag oder aufgrund sonstiger Vereinbarungen dieses Recht ubertragen wird. Umgekehrt miisste das bedeuten, dass, wenn eine Kapitalgesellschaft sich des Organbestellungsrechtes begibt, das Stimmrecht damit soweit eingeschrankt ist, dass eine Einbeziehung nach § 290 Abs. 2 bis 4 HGB nicht mehr in Frage kommt (siehe Abschnitt 3.1). Andemfalls konnte es dazu kommen, dass ein Tochteruntemehmen auf der Basis derselben Anteile von einem Mutterunternehmen aufgrund von § 290 Abs. 2 Nr. 2 konsolidiert werden miisste, w^hrend fur ein anderes ein Einbeziehungswahlrecht gem. § 296 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. § 290 Abs. 2 Nr. 1 HGB bestundell^ Das Organbestellungsrecht bezieht sich auf alle Mitglieder des Organs, auch bei mitbestimmten Aufsichtsraten^^^. Die Mehrheit bezieht sich nicht auf die Personen, sondem auf die Stimmrechte, so dass z.B. bei paritatisch besetzen Aufsichtsraten, mit der M5glichkeit, die Mitglieder der Kapitalseite einschlieBlich des Vorsitzenden zu besetzen, aufgrund des doppelten Stimmrechts des Vorsitzenden in Patt-Situationen damit das Organbestellungsrecht im Sinne von § 290 Abs. 2 Nr. 2 HGB gegeben ist^^^. Es genugt nach der Formulierung des § 290 Abs. 2 Nr. 2 HGB („...oder..."), wenn das Organbestellungsrecht fiir eines der Gremien besteht.
^^^ Vgl. Biener, Herbert/Schatzmann, Jurgen: Konzem-Rechnungslegung, 1983, S. 6. ^^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 15 f ^^^ A. A. Siebourg, Peter, in: Kliting/Weber: HdK, 2. Aufl, 1998, § 290, Tz. 88, der sogar eine doppelte Verpflichtung zur Konsolidierung fiir gegeben halt ^^^ Vgl. Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fur den Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1988, S. 341; Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992 flf., C 200, S. 16. 120 Vgl. Siebourg, Peter, in: KiitingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 87.
Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
113
Praktische Bedeutung hat ein selbstSndiges Organbestellungsrecht wohl allenfalls fur den fakultativen Aufsichtsrat oder Beirat der GmbH und einer Personenhandeisgesellschaft. Bei der AG/KGaA wird der Vorstand zwingend vom Aufsichtsrat bestellt und gem. § 101 Abs. 2 Satz 4 AktG dtirfen Entsendungsrechte in den Aufsichtsrat h5chstens zu einem Drittel eingerSumt werden^^^.
3.2.2
Nach IFRS
Die Realisierung der Controlling Power ist in IAS 27.13 Satz 2 (c) liber die tatsachliche Macht zur Bestellung oder Abberufung der Mehrheit der Mitglieder des Leitungs- oder Kontrollorgans des Unternehmens geregelt. Im Unterschied zum H G B bedarf es dazu weder eines Rechtes noch der Stellung eines Gesellschafters. Die Vorschrift bezieht sich auf die Mitglieder des Board of Directors oder eines gleichartigen Leitungsorgans. Bezogen auf deutsche Verhaltnisse impliziert die Regelung, dass die stSndige Mehrheit in der Hauptversammlung einer AG die Einbeziehungspflicht der Gesellschaft in den Konzernabschluss auslSst, weil diese die Mehrheit des Aufsichtsrats wahlt und dieser den Vorstand bestellt^^^.
3.3
Beherrschungsrecht
3.3.1
Nach HGB
Die Einbeziehungspflicht nach § 290 Abs. 2 Nr. 3 HGB setzt voraus, dass ein Beherrschungsvertrag oder eine Satzungsbestimmung besteht, die das Recht einrSumt, einen beherrschenden Einfluss auszuiiben. Die Gesellschafterstellung ist dafiir nicht erforderlich. In einem Beherrschungsvertrag unterwirft sich ein Unternehmen der Leitung eines anderen Unternehmens. Das herrschende Unternehmen ist berechtigt, der Leitung des beherrschten Unternehmens Weisungen zu erteilen. Fiir die AG ist der Beherrschungsvertrag in § 291 AktG defmiert. Die dort in §§ 293, 294 AktG genannten Voraussetzungen mtissen erfuUt sein, da der Beherrschungsvertrag gem. § 290 Abs. 2 Nr. 3 H G B notwendige Voraussetzung ist^^^. Voraussetzungen sind vor allem die Schriftform des Vertrages, die Zustimmung der Hauptversammlung der beherrschten AG/KGaA und des herrschenden Unternehmens, sofern es sich um eine AG/KGaA handelt, mit mindestens 3/4 des vertretenen Grundkapitals, die Eintragung ins
^21 Vgl. Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 290, Tz. 54. 122 Vgl. Baetge, J5rg/Schulze, Dennis, in: lAS-Komm., 2. Aufl. 2003, IAS 27, Tz. 47. 123 Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 290, Tz. 52 ff.; Hoyos, Martin/Ritter-Thiele, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 290, Tz. 58 ff.; a.A. Biener, Herbert/Bemeke, Wemer: BilanzrichtlinienGesetz, 1986, S. 288; Siebourg, Peter, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 290, Tz. 91, bei denen das Merkmal der Beherrschung geniigt.
114
Zweites Kapitel
Handelsregister, die Vereinbarung uber den Ausgleichsanspruch der anderen Gesellschafter (§ 304 AktG). Der Beherrschungsvertrag mit einer GmbH oder einer Personenhandelsgesellschaft ist nicht kodifiziert. Dies gilt auch fiir auslandische Unternehmen, ftir die das jeweilige auslandische Recht relevant ist. So wie ein Beherrschungsvertrag ein Mutter-ZTochterverhaltnis nach sich zieht, ist, nach der in den vorangegangenen Abschnitten begrtindeten Auslegung des § 290 Abs. 2 HGB, trotz formaler Stimmrechtsmehrheit an einer Untergesellschaft eine Einbeziehung nicht m5glich, wenn einem anderen Unternehmen bei dieser Geseilschaft die Beherrschungsmoglichkeit im obigen Sinne eingeraumt wurde. Die Untergesellschaft ist dann von dem anderen Unternehmen einzubeziehen.
3.3.2
Nach IFRS
Auch nach IAS 27.13 Satz 2 (b) ist die Einbeziehungspflicht gegeben, wenn ein Unternehmen die Macht hat, auf Grund der Satzung oder eines Vertrages die Finanz- und Geschaftspolitik eines anderen Unternehmens zu bestimmen. Das entspricht zwar der Einbeziehungspflicht auf Grund eines Beherrschungsvertrages, jedoch enthalten die IAS keine Bestimmungen Uber Form und Inhalt eines Beherrschungsvertrages. Auch nach IAS bedarf es keiner Beteiligung^^^.
3.4
Stimmenmehrheit im Leitungsgremium nach IFRS
Uber § 290 HGB hinausgehend ist nach IAS 27.13 Satz 2 (d) die Controlling Power bereits dann gegeben, wenn das Mutterunternehmen die Macht hat, die Mehrheit der Stimmrechte im Board of Directors oder in einem gleichartigen Leitungsgremium auszuUben. Nach deutschem Recht sind Aufsichtsrat oder Vorstand der AG bzw. die Versammlung der Gesellschafter oder der auf ihre Weisung handelnden Geschaftsftihrer einer GmbH als ein solches Gremium anzusehen. Die Macht zur Auslibung der Stimmenmehrheit muss auf Dauer gegeben sein und bedarf weder eines Vertrages noch einer Gesellschafterstellung^^^.
124 wP-Hdb. 13. Aufl. 2006, N Tz.635. 12^ Vgl. Baetge, Jorg/Schulze, Dennis, in: lAS-Komm, 2. Aufl, 2003, IAS 27, Tz. 49 ff.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
3.5
115
Konkurrenz zwischen KontroUrechten und einheitlicher Leitung nach HGB
Der Gesetzgeber hat die Einbeziehungspflichten aufgrund des okonomischen und aufgrund des juristischen Kriteriums in § 290 HGB unabhangig voneinander etabliert. Daruber hinaus sind auch die Einbeziehungspflichten aufgrund der verschiedenen Kontrollrechte nach § 290 Abs. 2 HGB durch ein „...oder..." verkntipft. Infolgedessen kann bei rein wortlicher Ausiegung des § 290 HGB ein Unternehmen vier Mutterunternehmen haben. Es miisste dann in dem Konzernabschluss jedes dieser Unternehmen voll konsolidiert werden. Insbesondere der Fall, dass die einheitliche Leitung bei einem Unternehmen liegt, die Mehrheitsbeteiligung und die Rechte jedoch von einemfremdenKonzern gehalten werden, kommt durchaus vor (siehe Abschnitt II. 1.6). Die Konkurrenz kann auch innerhalb eines Konzerns bestehen. Sie wird dann vor allem zum Problem, wenn die einheitliche Leitung und die Kontrollrechte auf verschiedene inlandische Teilkonzerne verteilt sind und das auslandische Mutterunternehmen keinen befreienden Gesamtkonzernabschluss vorlegt. Wenn die einheitliche Leitung durch vertragliche Vereinbarungen abgesichert ist, liegt eine Beschr^nkung der Rechte vor, die so erheblich ist, dass in diesem Falle eine Einbeziehung aufgrund der Kontrollrechte nicht in Frage kommt (siehe Abschnitt 3.1). Beruht die einheitliche Leitung auf einer Duldung ohne eine Ubertragung von wesentlichen Rechten, dann mussen diese Rechte bei der Ermittlung der Mehrheitsrechte berUcksichtigt werden. In Frage kommt dann nur noch ein Wahlrecht zur Einbeziehung nach § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB, da durch diese Regelung auch faktische Beschrankungen erfasst werden (siehe Abschnitt 4.2). Entsteht die Konkurrenz dadurch, dass derjenige, dem die Mehrheit der Stimmrechte zusteht, die Organbestellungsrechte ubertragen und/oder einem Beherrschungsvertrag zugestimmt hat, dann werden insbesondere durch Zustimmung zu einer Beherrschungsmoglichkeit die Stimmrechte so weitgehend eingeschrankt, dass eine EinbeziehungsmSglichkeit, zumindest aber eine Einbeziehungsverpflichtung, aufgrund der Stimmrechte nicht mehr besteht.
4.
Einbeziehungswahlrechte
4.1
Abweichende Tatigkeit
Ein Tochterunternehmen durfte nach dem Art. 14 der 7. EG-Richtlinie a.F. und entsprechend § 295 HGB a.F.in den Konzernabschluss nicht einbezogen werden, wenn sich seine Tatigkeit von der Tatigkeit der anderen einbezogenen Unternehmen derart unterscheidet, dass die Einbeziehung in den Konzernabschluss mit der Verpflichtung
116
Zweites Kapitel
unvereinbar ist, ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns zu vermitteln. Mit der Modernisierungsrichtlinie 2003/51/EG wurde Art. 14 und entsprechend wurde durch das BilReG § 295 HGB in Anpassung an die intemationalen Rechnungslegungsstandards 2004 gestrichen. Ausdriicklich bestimmt IAS 27.20, dass ein Tochterunternehmen nicht von der Konsolidierung ausgeschlossen werden darf, weil dessen Geschaftsaktivititen von denen der anderen Konzernunternehmen abweichen. Das gilt gem. IAS 27.19 auch dann, wenn der Investor ein Venture Capital-Unternehmen oder ein ahnliches Unternehmen ist. Durch die Segmentberichterstattung k5nne die differenzierte Information vermittelt werden. Segment Reporting ist gemaB IAS 14.3 ab 2005 verpflichtend nur fiir kapitalmarktorientierte Mutterunternehmen, jedoch freiwillig nach deutschem Recht Bestandteil des Konzerabschlusses(§ 297 Abs. 1 Satz 2 HGB).
4.2
Beeintrachtigung der Ausiibung der Rechte des Mutterunternehmens
4.2.1
Nach HGB
Ein Tochterunternehmen braucht nach § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB in den Konzernabschluss nicht einbezogen zu werden, wenn erhebliche und andauernde BeschrSnkungen die Ausiibung der Rechte des Mutterunternehmens in bezug auf das Verm5gen oder die Geschaftsfuhrung des Unternehmens nachhaltig beeintrSchtigen. Sind die Rechte des Mutterunternehmens in dieser Form beschrtokt und bestehen keine Kontrollrechte im Sinne des § 290 Abs. 2 HGB, dann kommt eine Einbeziehung nach Abs. 1 nicht in Frage, weil es in der Regel an der einheitlichen Leitung mangelt. Praktisch relevant ist das Einbeziehungswahlrecht daher nur fiir MutterTochterverhaltnisse aufgrund von § 290 Abs. 2 HGB. Welche Falle darunter zu fassen sind, hangt davon ab, ob vertraglich beschr^nkte Rechte nach § 290 Abs. 3 HGB von den dem Mutterunternehmen nach Abs. 2 zustehenden Rechten abzusetzen sind ^^^. Bei wesentlichen Beschr^nkungen sind sie abzuziehen (siehe Abschnitt III. 3.1), mit der Folge eines Konsolidierungsverbots wegen Fehlens der nach Abs. 2 erforderlichen Rechte. Vertragliche Einschrankungen der Rechte nach § 290 Abs. 2 HGB k5nnen somit nur dann zu einem Einbeziehungswahlrecht fiihren, wenn sie nicht so weitgehend sind, dass sie nach § 290 Abs. 2 und 3 HGB ein Einbeziehungsverbot zur Folge haben. Da die Grenzen einer wesentlichen BeschrSnkung fliefiend sind, werden mit dem Wahlrecht des § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB praktisch auch jene Falle aufgefangen, die nach § 290 Abs. 2 und 3 nicht eindeutig als nicht einbeziehungsfahig eingestuft werden k5nnen.
^^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1992 fF., C 200, S. 10 f.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
117
Dartiber hinaus ist das Einbeziehungswahlrecht grundsatzlich dann anwendbar, wenn die Beschrankungen andere als vertragliche Ursachen haben, aber dennoch ein Mutter-/ Tochterverhaltnis im Sinne von § 290 Abs. 2 HGB besteht^^-^. In Frage kommen z.B. bei Unternehmen mit Sitz im Ausland Beschr^nkungen durch staatliche Mafinahmen der Wirtschaftslenkung (Betatigungsbeschrankungen fiir Personen in den Gesellschaftsorganen, ProduktionsbeschrSnkungen, Preisfestsetzungen; Devisenbewirtschaftung). Nicht jede solcher BeschrSnkungen fiihrt jedoch zu einem Wahlrecht. Von einer Einbeziehung kann erst dann abgesehen werden, wenn die Beschrankungen so durchgreifend sind, dass die Plane und Mafinahmen des Mutterunternehmens in bezug auf das Vermogen wesentlich behindert werden^^^ und dass das Mutterunternehmen weitgehend in die Rolle nur eines Halters von Anteilen gedrangt ist. Dann mussen die dementsprechenden Anteile und nicht die Vermogensgegenstande und Schulden in der Konzernbilanz erscheinen. Dass die Regelung eng auszuiegen ist, folgt schon daraus, dass der Gesetzgeber verlangt, dass die Beschrdnkung erheblich und andauernd und die Beeintrdchtigung nachhaltig sein mtissen. Das Einbeziehungswahlrecht erfasst ferner die Falle, in denen die Ausubung der Rechte durch AusUbung durch einen Dritten faktisch beschrankt wird, z.B. wenn ein anderer Konzern die einheitliche Leitung austibt (siehe Abschnitt 3.5). Es gentigt aufgrund der gesetzlichen Formulierung, wenn die Rechte in bezug auf das Vermogen beschrankt sind. Es muss dann jedoch das gesamte Vermogen betroffen sein, wie bei satzungsmafiigen Vermogensbindungen gemeinniitziger Sozialeinrichtungen^^^, eine relativ haufig anzutreffende Begriindung fur die Inanspruchnahme des Wahlrechtes^^^, bei VerfUgungsbeschrankungen im Rahmen eines Konkursverfahrens^^^, sofem in diesem Fall Uberhaupt noch die Kriterien fur ein Tochterunternehmen (§ 290 HGB) erfiillt sind, oder im Rahmen einer Liquidation^^^. Die ErOffnung eines Vergleichsverfahrens wird zum Teil als nicht ausreichend angesehen, es sein denn, ein Tochterunternehmen befSnde sich im Liquidationsvergleich und der Abwickler ware nicht weisungsgebunden^^^. Solange im Einzelabschluss nach dem Going Concern-Grundsatz bewertet wird, muss jedoch auch in diesem Fall einbezogen werden. Ein Konsolidierungsverbot ist fiir den in § 296 Abs. 1 Nr. 1 HGB genannten Fall der nachhaltigen Beschrankung der Verm5gensrechte anstelle eines Wahlrechtes angemessen. In DRS 16.9 ist und im Entwurf des TransPuG von 2001 war daher der Ersatz des ^^^ A. A. wohl Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1992 ff., C 200, S. 11, der das Einbeziehungswahlrecht auf jene Falle beschranken will, die bei materieller Auslegung des § 290 Abs. 2 und 3 HGB nicht konsolidiert werden durfen. ^^^ Vgl. Busse von Colbe et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschltissen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989,8.30. 1^^ Vgl. Biener, Herbert/Bemeke, Herbert: Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 317. ^^^ Vgl. Krawitz, Norbert: Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg, 1996, S. 349. ^^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1992, C 200, S. 12. 132 Vgl. Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck Bil-Komm., 4. Aufl., 1999, § 296, Tz. 11. 133 Vgl. Institut der Wirtschaftspriifer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir einen Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1988, S. 342.
118
Zweites Kapitel
Wahlrechtes durch eine Verbot vorgesehen. Im Gesetz selbst ist diese Anderung aufgrund des Widerspruchs zu dem zwingenden und weiterhin geltenden Konsolidierungswahlrecht des Art. 13 Abs. 3a) der 7. EG-Richtlinie nicht mehr enthalten.
4.2.2
Nach IFRS
Aus IAS 27.21 ergibt sich ein Konsolidierungsverbot ah Folge des Verlustes der Kontrolle und damit der Moglichkeit, Nutzen aus der Tatigkeit des Unternehmens zu Ziehen, z.B. wenn es unter der Kontrolle der Regierung, eines Gerichtes oder eines Verwalters gerSt. Der Kontrollverlust kann auch das Ergebnis eines Vertrages sein.
4.3
UnyerhaltnismaBig hohe Kosten oder Verzogerungen
4.3.1
Nach HGB
Ein Tochteruntemehmen braucht nach § 296 Abs. 1 Nr. 2 HGB in den Konzernabschluss dann nicht einbezogen zu werden, wenn die fiir die Aufstellung des Konzernabschlusses erforderlichen Angaben nicht ohne unverhaltnismalJig hohe Kosten oder VerzSgerungen zu erhalten sind. Mit dieser durch Art. 13 der 7. EG-Richtlinie vorgegebenen Regelung soil zum einen in Fallen wie der Vernichtung der Unterlagen z.B. durch Brand oder dem Zusammenbruch der Datenverarbeitung die Aufstellung des Konzernabschlusses nicht unangemessen erschwert werden. Zum anderen wird auch die Aufstellung des Konzernabschlusses im Jahr des Erwerbs eines Tochterunternehmens erleichtert^-^^. Dessen Integration in das Abrechnungssystem eines Konzerns erfordert Zeit. Das Unternehmen muss mit den Bilanzierungs- und Konsolidierungsgrundsatzen des Konzerns vertraut gemacht und der Datentransfer organisiert werden. In der Regel benotigen auch Konzerne, die darauf organisatorisch vorbereitet sind, ca. ein Jahr. Diese Zeit ISsst sich zwar durch besondere Anstrengungen verktirzen. Dies verlangt der Gesetzgeber jedoch dann nicht, wenn die resultierenden Kosten unverhaltnismaBig hoch wSren. Welcher Zeitraum angemessen ist und welche Aufwendungen unverhaltnismaBig hoch sind, hangt von den Bedingungen des Einzelfalles ab. Wenn das Unternehmen zuvor bereits quotal konsolidiert wurde oder wenn keine konzerninternen Lieferungen und Leistungen oder Kreditverhaltnisse bestehen, wird man die Anforderungen an das Wahlrecht hoher ansetzen miissen. Spatestens im zweiten Jahr sollte aber eine Einbeziehung erfolgen. Die Kosten beziehen sich auf die Beschaffung der Informationen, nicht auf die Aufstellung des Abschlusses. Auch sind damit sonstige Nachteile nicht gemeint, die dem Konzern durch die Einbeziehung des Tochterunternehmens entstehen^^^. Die Verzogerung 134 Ei^erb der Beteiligung im Berichtsjahr war der am haufigsten angegebene Grund ftir die Inanspruchnahme dieses Wahlrechtes in der Untersuchung von Krawitz, Norbert: Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1996, S. 350. ^^^ Vgl. Niehus, Rudolf: Heterogenitat eines Konzemuntemehmens als Grund fur die Nicht-
Aufstellungspflicht und VoUkonsolidierungskreis
119
bezieht sich nicht auf die maximale, sondern auf die fur den Konzernabschluss Ubliche Aufstellungszeit. Wenn ein Konzern aus Griinden der Kapitaimarktpflege die Aufstellungszeit z.B. auf drei Monate verkurzt hat, wird man nicht verlangen k(5nnen, dass diese Zeit verlangert wird, um ein Unternehmen im Jahr des Erwerbs zu konsolidieren. Fraglich kOnnte sein, wie zu verfahren ist, wenn nur ein Teii der Informationen verz5gert Oder zu unverhaltnismafiig hohen Kosten beschafft werden kann, z.B. wenn eine Zwischenerfolgseliminierung zwar grundsatzlich erforderlich ware, aber die entsprechenden Informationen daftlr nicht rechtzeitig verfiigbar sind. Das Gesetz stellt auf die „erforderlichen" Angaben ab. Danach wird man sich auf das Wahirecht berufen kOnnen, wenn wesentliche Informationen, die fur pflichtgemafie Konsolidierungen erforderlich sind, betroffen sind. Es besteht somit keine Verpflichtung, z.B. noch im ersten Jahr eine Rumpfkonsolidierung ohne einheitiiche Bilanzierung oder Zwischenerfoigseliminierung vorzunehmen. Es mag Ausnahmefalle geben, in denen es auch iSngerfristig zulassig ist, ein Tochterunternehmen wegen unverhaltnismSBig hoher Kosten oder Verzogerungen nicht zu konsolidieren, z.B. wenn aufgrund von staatlichen Beschrankungen Informationen nicht zu erlangen sind. In DRS 16.8 ist ein Konsolidierungswahlrecht wegen unverhaltnismalJig hoher Kosten oder VerzOgerungen im Sinne von § 296 Abs. 1 Nr. 2 HOB nicht vorgesehen. Es erscheint auch nicht notwenig. Ob sich das Wahirecht, wenn auch nur in AusnahmefSllen, mit dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit rechtfertigen lasst^^^, erscheint zweifelhaft. Die Konsolidierung mit sorgfaltig geschatzten Angaben im Falle einer unverhaltnismSBig kostenintensiven oder verzCgerten Beschaffung ist informativer als der Ausschluss von der Konsolidierung. Daher sah der Entwurf des TransPuG von 2001 die Aufhebung des Konsolidierungswahlrechts vor. Das Gesetz selbst enthalt die Streichung des Konsolidierungswahlrechts nicht mehr, da Art. 13 Abs. 3b) der 7. EG-Richtlinie ein zwingendes Konsolidierungswahlrecht vorschreibt, das auch durch die Anderungsrichtlinie vom 16. 4. 2003 nicht aufgehoben wurde.
4.3.2 Nach IFRS Die IFRS enthalten zwar kein ausdriickliches Wahirecht, das dem § 296 HGB entsprache, jedoch gilt der allgemeine Grundsatz der Wirtschaftlichkeit. Die Einbeziehung von kleinsten Gesellschaften, die unverhaltnismaBig hohe Kosten verursachte, darf daher unterbleiben. Ob das auch fiir erhebliche Verz5gerungen gelten kann, erscheint angesichts moderner Datenverarbeitung eher zweifelhaft, wenn nicht sogar ausgeschlossen.
Einbeziehung von Tochterunternehmen in den Konzernabschluss? DB 1987, S. 280; Institut der Wirtschaftsprtifer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir einen Konzernabschluss und zur Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg, 1988, S. 343. 136 So Baetge, Jorg/Schulze, Dennis, in lAS-Komm., 2. Aufl. 2003, IAS 27, Tz. 104 ff.; Pfaff, Dieter, in: MunchKommHGB, 2001, § 296, Tz. 32.
120
Zweites Kapitel
4.4
Weiterveraufierungsabsicht
4.4.1
Nach HGB
Ein Tochterunternehmen braucht nach Art. 13 der 7. EG-Richtlinie und entsprechend nach § 296 Abs. 1 Nr. 3 HGB dann nicht konsolidiert zu werden, wenn die Anteile des Tochterunternehmens ausschlieBlich zum Zwecke ihrer WeiterverauBerung gehalten werden. Dieses Konsolidierungswahlrecht kommt nur fiir Tochterunternehmen gem. § 290 Abs. 2 HGB in Frage, da die ausschlieBliche WeiterverSuBerungsabsicht mit der Forderung in § 290 Abs. 1 HGB nach einer Beteiligung und einheitlicher Leitung nicht vereinbar ist^^^. Der potentielle Kaufer darf nicht seibst Tochterunternehmen sein, weii dann aus Konzernsicht keine VerSuBerung vorlage^^^. Mit dieser Regelung soil verhindert werden, dass Konzerne gezwungen sind, die nicht unerheblichen Anfangsinvestitionen fiir die Integration eines Tochterunternehmens durchzufuhren, obwohl der Informationsnutzen aufgrund der erwarteten kurzen Konsolidierungszeit voraussichtlich gering sein wtirde. Ferner kann auch der Informationsgehalt aufgrund des doppelten Wechsels im Konsolidierungskreis starker beeintrachtigt werden als bei Nichtkonsolidierung. Es geniigt die WeiterverauBerungsaA^/cA/. Vorvertrage oder andere Vereinbarungen sind dafilr ein Indiz, sie sind jedoch nicht erforderlich. Die Absicht muss allerdings ernsthaft bestehen und z.B. durch Verkaufsverhandlungen, Beauftragung eines Maklers oder Entscheidungen des Aufsichtsrates glaubhaft gemacht werden konnen^^^. Verhandlungen mit Forderungen offensichtlich UberhOhter Kaufpreise belegen keine WeiterverauBerungsabsicht. Auch eine Integration des Tochterunternehmens in die Investitionsplanung und Produktionsplanung stehen einer WeiterverauBerungsabsicht in der Kegel im Wege. Je langer die Beteiligung mit VerauBerungsabsicht gehalten wird, um so unwahrscheinlicher ist deren Realisierung^^^. Fraglich ist, ob Unternehmen, die zuvor konsolidiert wurden, bei unstreitigem Entstehen einer WeiterverauBerungsabsicht nicht mehr konsolidiert zu werden brauchen, oder ob das Wahlrecht nur auf Tochterunternehmen anzuwenden ist, die bereits mit Weiterveraufierungsabsicht erworben und deshalb gar nicht erst konsolidiert wurden. Nach dem Gesetz mussen sie mit WeiterverauBerungsabsicht „gehalten werden" und nicht „erworben worden sein". Sie miissen allerdings „ausschlieBlich" mit WeiterverauBerungsab-
^•^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzernabschlusses, in: Beck HdR, 1992 ff., C 200, S. 14. ^^^ Vgl. Albrecht, Wemer: § 296, in: Hofbauer, Max A./Kupsch, Peter (Hrsg.): Bonner Handbuch Rechnungslegung,1986 ff., S. 10. ^^^ Vgl. Albrecht, Wemer: § 296, in: Hofbauer, Max A./Kupsch, Peter (Hrsg.): Bonner Handbuch Rechnungslegung, 1986 ff., S. 10; Institut der Wirtschaftspriifer: Stellungnahme SABI 1/1988: Zur Aufstellungspflicht fiir einen Konzemabschluss und zur Abgrenzung des Konsoiidierungskreises, WPg 1988, S. 343. 140 Ygi Busse von Colbe, Walther: Der Konzemabschluss im Rahmen des BilanzrichtlinienGesetzes, ZfbF 1985, S. 768.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
121
sicht gehalten werden. In der Kegel wird damit ein Wahlrecht ausscheiden, z.B. weil die Integration beim Wareneinkauf, der Produktion oder im Absatz dann noch besteht. Mitunter wird die Veraufierung eines rechtlich unselbstSndigen Geschaftsbereichs in der Weise vorbereitet, dass Vermogen und Schulden auf eine besonderer wegen untergeordneter Bedeutung bisher nicht konsolidierte Tochtergesellschaft ubertragen werden, urn z.B. Gewinn bereits vor dem Verkauf zu realisieren oder Veriuste nach auBen zu verlegen. Die Inanspruchnahme des Wahlrechtes in solchen Fallen kame einer Umgehung der Konsolidierungspflicht nahe und ist daher nicht gerechtfertigt^^^. Wenn statt dessen Vermogen und Schulden gegen Gewahrung von Anteilen auf eine neu gegriindete Gesellschaft ubertragen werden, so liegt zwar formal eine Griindung zum Zweck der VerauBerung vor, wirtschaftlich unterscheidet sich der Fall aber kaum von dem vorherigen. Die Inanspruchnahme des Wahlrechts erscheint daher nicht gerechtfertigt^^^, zumindest dann nicht, wenn konzerninterne Beziehung weiter bestehen. Die zeitliche Vergleichbarkeit wird durch die Beibehaltung der Konsolidierung nicht beeintrSchtigt. Es mag aber insbesondere bei dezentralen Konzernen und Halten von Finanzbeteiligungen durchaus Falle geben, bei denen keine sonstigen Vorteile durch das Halten der Beteiligung bestehen, so insbesondere, wenn es sich dabei auch noch um eine Verlustgesellschaft handelt. In solchen Fallen kann es zudem im Interesse des Konzerns liegen, diese Gesellschaften nicht zu konsolidieren. Da dann das Risiko groB ist, dass der Konzernabschluss kein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild gibt, ist die Wahlrechtsregelung eng auszulegen. So wird man fordern miissen, dass der Konzern nachweisbar kein sonstiges Interesse an dem Tochterunternehmen hat und dass mit groBer%Wahrscheinlichkeit mit einer VerauBerung gerechnet werden kann, z.B. weil der VerauBerungsvertrag bereits unterzeichnet, aber noch nicht voll wirksam sind. Klarer als die deutsche Regelung sind in diesen Fallen der englische FRS 2 Ziff. 25, der das Wahlrecht ausdrticklich auf zuvor nicht konsolidierte Tochterunternehmen beschrankt^"^^, oder das osterreichische HGB, das dieses Wahlrecht nicht kennt. Anstelle des Konsolidierungswahlrechtes des § 296 HGB enthielt IAS 27.13 (a) a.F. ein Konsolidierungsverbot, wenn das Tochterunternehmen ausschlieBlich mit der WeiterauBerungsabsicht in naher Zukunft erworben wurde und gehalten wird. Dem hatte sich der DSR mit DRS 16.11 angeschlossen.. Diese Regelung entspricht dem Sachverhalt besser als die des HGB. Deshalb ist in DRS 16.11 und war in dem Entwurf des TransPuG von 2001 anstelle des Wahlrechtes ein Konsolidierungsverbot vorgesehen. Aufgrund des zwingenden und weiterhin geltenden Konsolidierungswahlrechts des Art. 13 Abs. 3c) der 7. EG-Richtlinie ist im TransPuG eine solche Anderung nicht mehr enthalten
^^^ Naheres bei Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Ausgliederung aus dem Konsolidierungskreis, in: Lanfermann, Josef (Hrsg.): Internationale Wirtschaftsprufung, PS fiir Hans Havermann, 1995, S. 416 ff. ^^^ A.A. Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Ebenda. ^^^ Vgl. Accounting Standards Board: FRS No. 2: Accounting for Subsidiary Undertakings, in: Accountancy, Vol. 110, September 1992, S. 126.
122 4.4.2
Zweites Kapitel Nach IFRS
Mit der Verabschiedung des IFRS 5 wurde in IAS 27 das Konsolidierungsverbot aufgehoben. An seine Stelle ist eine Regelung getreten, nach der mit VerSuBerungsabsicht erworbene Tochterunternehmen in vereinfachter Weise zu konsolidieren sind. Die Verm5gensgegenstande einer Tochtergesellschaft, die die Kriterien „held for sale" des IFRS 5 erfiillen, werden nicht den einzelnen Vermogenspositionen in der Konzernbilanz zugeordnet, sondern in einem Posten ausgewiesen. Dessen Wert ergibt sich aus dem „fair value less costs to sell" des erworbenen Tochterunternehmens abziiglich des fair values der Verbindlichkeiten, die gleich, falls in einem Posten ausgewiesen werden^"^"*, (Example 12 und 13 zu IFRS 5). Der Text von IFRS 5 selbst enthalt keine explizite Regelung.
4.5
Untergeordnete Bedeutung
4.5.1
Nach HGB
Bin Tochterunternehmen braucht in den Konzernabschluss nicht einbezogen zu werden, wenn es fur die Verpflichtung, ein den tatsSchlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln, von untergeordneter Bedeutung ist (Art. 13 der 7. EG-Richtlinie § 296 Abs. 2 HGB). Die Gesetzesformulierung macht deutlich, dass immer sowohl die Verm5gens-, als auch die Finanzlage und auch die Ertragslage von untergeordneter Bedeutung sein miissen. Konzeme mit einer grolJen Zahl von Tochterunternehmen haben hSufig Unternehmen, die gemessen am Gesamtkonzern klein sind, z.B. Vertriebsgesellschaften im Ausland. Zum Teil haben diese kein ausgebautes Rechnungswesen, insbesondere dann nicht, wenn dies in dem jeweiligen Land nicht gefordert wird. In solchen und ahnlichen Fallen soil die Wahlrechtsregelung den Unternehmen die Aufstellung des Konzernabschlusses erleichtern. Von diesem Wahlrecht machen nahezu alle Konzeme Gebrauch^^^. Damit nicht bei einer grolJen Zahl von kleinen Unternehmen der Konzernabschluss durch die Befreiungsregelung beeintrachtigt wird, sieht Abs. 2 vor, dass die Unternehmen, obwohl sie klein sind, einbezogen werden miissen, wenn sie zusammen nicht von untergeordneter Bedeutung sind. Fraglich konnte sein, ob alle kleinen Unternehmen zusammenzufassen sind oder ob das Wahlrecht auch auf einen Teil der kleinen Unternehmen bezogen werden kann. Diese zweite Auslegung entspricht ebenfalls dem Zweck der Befreiungsregelung, da auch dann auf jeden Fall eine Beeintrachtigung des Konzernabschlusses vermieden wird. Sie entspricht auch den praktischen Erfordernissen insbesondere bei grolJen Konzernen. Diese geben ihren Teilkonzernen GroUenmerkmale z. B. fiir Umsatze, Bilanzsummen und Ergebnis je Unternehmen vor, die dann dazu fiihren, dass
144 wP-Hdb.l3. Aufl. 2006, N 266. ^^^ Vgl. hierzu die Untersuchung von Krawitz, Norbert: Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, WPg 1996, S. 352.
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
123
die Zwischenholdings Daten fur Unternehmen, die diese GroBenmerkmale unterschreiten, gar nicht erst an die Konzernspitze melden. Wenn man in solchen Fallen fordern wUrde, dass die Daten fiir alle kleinen Unternehmen erst zusammengefasst werden mUssen, entfiele ein erheblicher Teil der Vereinfachung. Dieses Vorgehen setzt allerdings voraus, dass die vorgegebenen GroBenmerkmale so niedrig sind, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die daraufhin nicht konsolidierten Unternehmen insgesamt von untergeordneter Bedeutung sind. Das Gesetz enthalt keine Definition des Begriffes der untergeordneten Bedeutung. Es werden weder Kenngrofien genannt, auf die es ankommt, noch werden numerische Grenzwerte angegeben. Die in den USA vorgeschlagenen Grenzwerte von 10% des Umsatzes Oder des VermOgens^^^ sind ungeeignet, well sie keine Kennziffer ftir die Ertragslage enthalten und ftir deutsche Verhaltnisse als allgemeiner Grenzwert als zu hoch erscheinen^^'7. Allgemeine Grenzwerte sind problematisch, weil die untergeordnete Bedeutung auch von der konkreten Situation abh^ngt. Wenn z.B. ein Tochterunternehmen gegriindet wurde, mit ihm ein Gewinn- und Verlustiibernahmevertrag besteht und konzerninterne Lieferungs- und Leistungs- sowie Schuldverhaltnisse nicht vorliegen, dann hat die Konsolidierung keinen Einfluss auf das Konzernergebnis. Die Grenzwerte fiir die Darstellung der Vermogens- und Finanzlage wird man dann hOher ansetzen k(3nnen, als wenn auch die Ertragslage durch die Konsolidierung betroffen ware.
4.5.2
Nach IFRS
IAS 27 enthalt zwar kein explizites Konsolidierungswahlrecht fiir die Einbeziehung von Tochterunternehmen von untergeordneter Bedeutung. Jedoch gilt ftir die IFRS generell der Grundsatz der Materiality gemaB Framework Ziff. 29. Daher kann das Wahlrecht wegen untergeordneter Bedeutung ftir einen Konzernabschluss nach IFRS in gleicher Weise wie fiir einen Konzernabschluss nach HGB in Anspruch genommen werden kann^^^. Die wegen insgesamt geringer Bedeutung nicht konsolidierten Unternehmen sind offenbar wie die unter ein Konsolidierungsverbot fallenden Unternehmen gemSB IAS 39 in den Konzernabschluss aufzunehmen. Eine Bilanzierung nach der EquityMethode, die nach deutschem Recht zumindest zulSssig ist, kommt nach IAS nicht in Betracht. GemaB IAS 28 gilt diese Methode ausdriicklich nur fiir assoziierte Unternehmen, zu den per defmitionem in IAS 28.3 Tochterunternehmen nicht zShlen.
^^^ Vgl. Regulation S-X der SEC, Art. 1 Rule 1-62. ^^^ Vgl. Odenwald, Otto: Aufstellungspflichten des Konzemabschlusses, in: Beck HdR, 1987 ff., C 200, S. 16. 148 Vgl. Baetge, JOrg/Schulze, Dennis, in: IAS-Komm.,2. Aufl. 2003, IAS 27, Tz. 100 ff; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 296, Tz. 53; Pfaff. Dieter, in: MUnchKommHGB, 2001, §296, Tz. 49.
124
Zweites Kapitel
5.
Einbeziehung von Zwecl^esellschafteii
5.1
Nach HGB
Ein haufig auftretender Fall von Spezialunternehmen (Special Purpose Entities) sind neben Spezialfonds Leasingobjektgesellschaften. Der Zweck einer Leasingobjektgesellschaft besteht oft allein darin, eine bestimmte Anlage (oder mehrere) zu beschaffen und an ein anderes Unternehmen - hier ein Konzernunternehmen - zu verleasen. Die vom Konzernunternehmen geleaste Anlage wird vom Eigentumer, der Leasingobjektgesellschaft, bilanziert. Ihre Konsolidierung ist im HGB ebenso nicht geregelt wie die Bilanzierung von Leasingverhaltnissen selbst. Leasingobjektgesellschaften werden haufig in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG errichtet. In ihr ubernimmt ein Kreditinstitut oder eine Leasinggesellschaft die Stellung des KomplementSrs in der Rechtsform der GmbH mit einem meist sehr geringen Kapital (z. B. 5% des Vermogens) und der Leasingnehmer dann die Stellung des Kommanditisten, der den bei weitem grOBten Teil des Kapitals aufl)ringt. Wenn der Leasingnehmer auf die Geschaftsfuhrung der Objektgesellschaft bzw. auf die Nominierung der Geschaftsftihrer der GmbH verzichtet und die Stimmrechte im wesentlichen bei der GmbH liegen, so ist nach dem Wortsinn von § 290 HGB weder die einheitliche Leitung (Abs. 1) der GmbH & Co. KG, noch ein Kriterium des Kontrollverhaltnisses mit ihr (Abs. 2) gegeben. Damit bestlinde keine Konsolidierungspflicht. Das ist insofern unbefi-iedigend, als in der Regel auf Grund des Leasingvertrages der Leasingnehmer zwar die Ertrage aus dem Leasingobjekt erhalt, aber auch alle Risiken daraus tragt und die Schulden der Leasingobjektgesellschaft nicht im Konzernabschluss erscheinen. Die ganz unterschiedliche Verteilung von Stimmrechten einerseits sowie Kapitalbeteiligung, Chancen und Risiken andererseits wird als asymmetrisches Rechtsverhaltnis bezeichnet^^^. Derartige Konstruktionen in Form nicht konsolidierter Partnerschaften haben die immer prekarer werdende Finanzsituation des amerikanischen Unternehmens Enron verschleiert und schlieBlich im Jahre 2002 zum bis dahin gr56ten Konkurs der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte geflihrt. Der Grundsatz substance over form hat zumindest in diesem Fall nicht gentigt, um die Konsolidierung dieser Partnerschaften zu erzwingen und damit die aus den Partnerschaften resultierenden Risken und Verschuldung offen zu legen. Ein moglicher Ausweg aus dem Dilemma besteht nach deutschem Recht darin, bei einer extrem asymmetrischen Verteilung von Stimmrechten und Kapitalbeteiligung an der Leasingobjektgesellschaft zwischen der Leasinggesellschaft und dem Leasingnehmer die Stimmrechte an der Leasingobjektgesellschaft gemSB § 290 Abs. 3 Satz 1 HGB als dem Leasingnehmer aus dem Konzern zustehend anzusehen^^^. Das wiirde zur Vollkonsoli^^^ Vgl. im einzelnen Helmschrott, Heinz: Einbeziehung von Leasingobjektgesellschaften in den Konzemabschluss des Leasingnehmers nach HGB, IAS und US-GAAP, in: DB, 52., Jg. 1999, S. 1865-1871. 1^^ So ADS, 6. Aufl., 1996, § 290, Tz. 139; Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Ausgliederung aus
Aufstellungspflicht und Vollkonsolidierungskreis
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dierungspflicht gemaB § 290 Abs. 2 Nr. 1 HGB fiihren. Die Konsolidierungspflicht wird von einzelnen Autoren weiter gefasst. Sie lassen sie bereits bei mehr als 50% beginnen, wenn die Objektgesellschaft durch vertragliche Regelungen oder wirtschaftliche Verflechtungen vom Leasingnehmer gesteuert werden kann^^^. Ob wegen der langfristigen Verbindung zwischen Objektgesellschaft und Leasingnehmer und wegen der ausschlielJlichen Nutzung des Leasingobjektes durch den Leasingnehmer auch eine Konsolidierungspflicht auf Grund einer tatsachlich ausgetibten einheitlichen Leitung gemSB § 290 Abs. 1 HGB in Betracht kommt, wird bestritten. Wegen der ublichen Klauseln im Leasingvertrag kame allenfalls eine gemeinsame Leitung der Objektgesellschaft durch die Leasinggesellschaft und den Leasingnehmer in Betracht. Damit wurde die Voraussetzung flir eine Quotenkonsolidierung gegeben sein^^^. GemaB § 310 HGB impliziert sie das Wahlrecht zwischen Quotenkonsolidierung der Objektgesellschaft und Bewertung der Beteiligung an ihr nach der Equity-Methode. Bei Anwendung der letzteren wiirden zwar Gewinne und Verluste der Objektgesellschaft im Konzernabschluss abgebildet, doch fehlte dann dort der Ausweis der Verbindlichkeiten der Objektgesellschaft. Die Vollkonsolidierung scheidet dann aus, wenn an der Leasingobjektgesellschaft Dritte wesentlich beteiligt sind oder die Zuordnung der Stimmrechte zum Leasingnehmer auf Grund des Leasingvertrages aus anderen Grunden ausscheidet. Mit Art. 2 Nr. 1 der Mod-Richtlinie wurde Art. 1 Abs. 2 dahingehend geSndert, (siehe Abschnitt III. 2)^^^, dass den Mitgliedstaaten ein Wahlrecht eingeraumt wurde, in den Konzernabschluss auch solche Unternehmen einzubeziehen, an denen zwar keine Beteiligung gehalten wird, aber die vom Mutterunternehmen einheitlich geleitet oder tatsachlich beherrscht werden. Mit der Streichung der Beteiligungsvoraussetzung ist der Kreis zur Konzernrechnungslegung verpflichteten Unternehmen kompatibel mit IAS 27.13. Die Vergr56erung des Kreises der zur Konzernrechnungslegung verpflichteten Unternehmen soil die Einbeziehung solcher Zweckgesellschaften erm5glichen, deren voile Einbeziehung aufgrund der Verteilung von Chancen und Risiken zwar wirtschaftlich sinnvoll, wegen der fehlenden Beteiligung jedoch bisher nicht mOglich ist^^^. Im Hinblick auf die Informationsftinktion des Konzernabschlusses und den Moglichkeiten der Verschleierung von Verlustrisiken, wie sie sich im Fall Enron herausgestellt haben, sollte ktinftig die Einbeziehung von Spezialgesellschaften, wie Leasingobjektgesell-
dem Konsolidierungskreis, in: Lanfermann, Josef (Hrsg.): Internationale Wirtschaftspriifiing, FS Hans Havermann, 1995, S. 429. ^^^ Vgl. Nowotny, Christian: Wirtschaftliche Betrachtung und Konsolidierungskreis, in: Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS fiir Bruno Kropff, 1997, S. 564. ^^^ Vgl. Helmschrott, Heinz: Einbeziehung von Leasinggesellschaften in den Konzemabschluss des Leasingnehmers nach HGB, IAS und US-GAAP, DB 1999, S. 1868. ^^^ Richtlinie 2003/51/EG des Europaischen Parlamentes und des Rates zur Anderung der Richt linie 78/660/EWG, 83/349/ EWG und 91/674/ EWG uber den Jahresabschluss und den konso lidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen etc. ^^^Vgl. Busse von Colbe, Walther: Vorschlag der EG-Kommission zur Anpassung der Bilanzrichtlinien an die IAS - Abschied von der Harmonisierung?, BB, 2002, S. 1530- 1536.
126
Zweites Kapitel
schaften, unter Verzicht auf das Erfordernis der Beteiligung vorgeschrieben werden, wie es auch vom DSR fiir das BilMoG empfohlen worden ist^^^
5.2
Nach IFRS
Aus dem Control-Konzept des IAS 21 A3 ist nach dem Wortsinn eine Pflicht zur Vollkonsolidierung von Zweckgesellschaften bei asymmetrischer Stimmrechts- und Kapitalbeteiligung nicht unmittelbar abzuleiten. Mit der Interpretation SIC 12 Consolidation Special Purpose Entities (SPE) - hat das Standing Interpretations Committee 1998 klar gestellt, dass die Kontrollmacht im Sinne der Definition in IAS 27.4 je nach Ausgestaltung des Gesellschaftsvertrages iiber die Objektgesellschaft fiir das herrschende Unternehmen gegeben sein kann, wenn sie im Wesentlichen in seinem Interesse tatig ist. Eine SPE liegt vor, wenn sie einen eng begrenzten Zeck verfolgt, die Entscheidungsmacht der Geschaftsfuhrung strikt ist begrenzt (im Extremfall eine Autopilot-SPE) und Vermogen zwar auf die SPE ubertragen wird, das wesentliche Risiko aber bei der Gesellschaft verbleibt.^^^. Das SIC 12 postuliert allein die Pflicht zu einer vollen, nicht aber zu einer quotalen Konsolidierung, bisher aber nicht die Art der Konsolidierung^^^. Der FASB hat 2003 mit der Interpretation „Consolidation of Variable Interest Entities" (FIN No. 46) zum ARE No. 51 das Problem der obligatorischen Konsolidierung von Gesellschaften (VIE) in den Konzernabschluss des Untemehmens zu losen versucht, das aus der Kontrolle der Gesellschaft iiber Rechtskonstruktionen unabhSngig von der H5he der Kapitalbeteiligung primar Nutzen zieht oder Risiken tr^gt („Primary Beneficiary"). Beauftragte des Hauptbegunstigten werden ihm zugerechnet, um die Umgehung durch Strohmanner auszuschlieUen. Wenn durch Vertrage VIE im Interesse des Hauptbegiinstigten gesteuert werden, sind sie von ihm auch dann voU zu konsolidieren, wenn die Kapitalmehrheit bei Anderen liegt. Fur die Beteiligung an der VIE wird ein fiktiver Kaufpreis ermittelt, der dem in der Regel zu fair values bewerteten Reinvermogens gegentibergestellt wird. Die Kapitalkonsolidierung wird im Falle eines aktivistischen Unterschiedsbetrages anders als bei einer normalen Business Combination in der Weise vorgenommen, dass er sofort als auUerordentlicher Aufsvand zu behandeln ist^^^.
^^^ DSR: Vorschlage zum Bilanzrechtmodemisierungsgesetz v. 3.5.2003, S. 21 f; Reuter, A.: Objekt- und Projektfinanzierung zwischen Zurechnung und Konsolidierung, BB 2006, S. 1329. 1^^ Siehe hierzu HFA des IDW: RS HFA 2 (Stand 18. 10.2005) Konsolidierung von Zweckgesellschaften nach SIC-12, FN-IDW 2003, S. 815 ff. Tz. 56 ff ^^^ Vgl. SIC 12; Helmschrott, Heinz: Einbeziehung einer Leasingobjektgesellschaft in den Konzemabschluss des Leasingnehmers nach HOB, IAS und US-GAAP, DB 1999, S. 1869 ff: Alvarez, Manuel/Wotschofsky, Stefan/Miethig, Michaela: Leasingverhaltnisse nach IAS 17, 2001, S. 945 f; Schruff, Wienand/Rothenberger, Manuel: Zur Konsolidierung von Special Purpose Entities im Konzemabschluss nach US-GAAP, IAS und HGB, WPg 2002, 755 - 765. 158 Ygi Peiiens, Bemhard/Sellhom, Thorsten/Streckenbach, Jana: Neue Abgrenzungskriterien fur den Konsolidierungskreis, KoR, 2003, S. 191-194; Melcher, Winfried/Penter, Volker: Vollkonsolidierung von Objektgesellschaften und ahnlichen Strukturen nach US-GAAP 2003, S. 513-518.
Drittes Kapitel
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
I.
Grundsatze
1.
HGB
Aus dem Rechnungslegungsgrundsatz der Fiktion der Rechtseinheit des Konzerns, nach dem "im Konzernabschluss die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage der einbezogenen Unternehmen so darzustellen ist, als ob diese Unternehmen ein einziges Unternehmen waren" (§ 297 Abs. 3 HGB), folgt der weitere Grundsatz der Anwendung einheitlicher AnsatZ' und Bewertungsmethoden fur die in den Konzernabschluss einzubeziehenden Vermogensgegenstande, Verbindlichkeiten, Abgrenzungsposten, ErtrSge und Aufwendungen des Mutteruntemehmens und der vollkonsolidierten Tochterunternehmen sowie der quotenkonsolidierten Gemeinschaftsunternehmen in dem Majie, wie siefur ein einzelnes Unternehmen gelten. MaBgeblich ist nach Art. 29 Abs. 2a Satz 1 der 7. EGRichtlinie und entsprechend nach §§ 300 Abs. 1, 308 Abs. 1 HGB dafiir grundsatzlich das fur das Mutterunternehmen geltende Recht. Dies bedeutet zweierlei: •
Soweit die aus den Rechenwerken der Ubrigen einbezogenen Unternehmen zu ubernehmenden Positionen nicht dem Recht des Mutteruntemehmens entsprechen, sind sie nach Gliederungs-, Ansatz- und Bewertungsmethoden diesem Recht anzupassen. Die Problematik der Gliederungsvereinheitlichung wird im neunten Kapitel erortert.
•
Die nach dem Recht des Mutteruntemehmens gegebenen Ansatz- und Bewertungswahlrechte diirfen unabhangig von ihrer Berticksichtigung in den Einzelab-
128
Drittes Kapitel schlUssen des Mutterunternehmens und der ubrigen einbezogenen Unternehmen ausgetibt werden.
Daraus und aus dem Grundsatz der Fiktion der Rechtseinheit folgt - wie schon im ersten Kapitel, V 3.4. erw^hnt, dass an die Einheitlichkeit der Anwendung von Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss keine geringeren, aber auch keine hoheren Anspriiche zu stellen sind als im Einzelabschluss^. Die Zuiassigkeit, nach dem Recht des Mutterunternehmens gegebene Ansatz- und Bewertungswahlrechte losgelGst von den Einzelabschitissen neu auszuiiben, eroffhet der Konzernleitung die Moglichkeit, fur den Konzernabschluss eine andere Bilanzpolitik zu betreiben als fur die Einzelabschlusse, insbesondere auch anders als fur den Einzelabschluss des Mutterunternehmens selbst^. Freilich unterliegt die Konzernbilanzpolitik dem Gebot der Bewertungsstetigkeit genau so wie die Bilanzpolitik fur den Einzelabschluss (§ 298 Abs. 1, § 252 Abs. 1 Nr. 6 HOB) und ausdrucklich dem Gebot der Konsolidierungsmethodenstetigkeit gem. § 297 Abs. 3 HGB (siehe erstes Kapitel, V. 5.). Vor allem fiir Konzernunternehmen mit Sitz in der Deutschland wird die Informationsfunktion des Einzelabschlusses durch das Prinzip der Mafigeblichkeit der handelsrechtlichen Grundsdtze ordnungsmdjiiger BuchfUhrung und Bilanzierung fiir die Steuerbilanz haufig stark beeintrachtigt. Dieses MaBgeblichkeitsprinzip gilt fur den Konzernabschluss aber nicht, da er nicht Besteuerungsgrundlage ist. Das bis zum Jahr 2002 bestehende handelsrechtliche Wahlrecht, nur steuerrechtlich zulassige WertansStze aus den Einzelabschltissen in den Konzernabschluss zu Ubernehmen, wurde mit Verabschiedung des TransPuG abgeschafft. Der Konzernleitung bietet sich somit die M5glichkeit, Kapitalanleger, Glaubiger und andere Interessenten mit dem Konzernabschluss besser zu informieren, indem fiir ihn steuerliche Sondervorschriften nicht anzuwenden sind. In Einzelfallen ist von dieser Moglichkeit bereits vor Verabschiedung des TransPuG Gebrauch gemacht worden^. AuBerdem wird durch die Auflosung steuerlicher Sonderposten oder die Umwandlung stiller in offene RUcklagen in der Konzernbilanz ein hoheres bilanzielles Eigenkapital ausgewiesen als in der Einzelbilanz des Mutterunternehmens und so das optische Handicap einer im internationalen Vergleich niedrigen Eigenkapitalquote verringert^.
So auch Wohlgemuth, Michael: Der Grundsatz der Einheitlichkeit der Bewertung, in: Gross, Gerhard (Hrsg.): Der Wirtschaflspriifer im Schnittpunkt nationaler und intemationaler Entwicklung, FS fur Klaus v. Wysocki, 1985, S. 58. Siehe hierzu Sigle, Hermann: Konzernbilanzpolitik nach neuem Recht, in: Mellwig, Winfried/ Moxter, Adolfi^Ordelheide, Dieter (Hrsg.): Einzelabschluss und Konzernabschluss, 1988, S. 177 ff. Nach der Untersuchung der Treuarbeit (Hrsg.): Konzemabschlusse '89, 1990, S. 93, wurden in 22 von 100 Konzemabschliissen steuerliche Bewertungsmafinahmen eliminiert. Vgl. Busse von Colbe, Walther: Die neuen Rechnungslegungsvorschriflen aus betriebswirtschaftlicher Sicht, WPg 1987, S. 125.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
129
Von dem Grundsatz der Anwendung einheitlicher Bewertungsmethoden sind Ausnahmen zulassig, die in § 308 Abs. 1 Satz 3 und Abs. 2 Satze 2, 3 HGB umschrieben, dann aber im Konzernanhang anzugeben sind. Sie werden im folgenden erortert. Wenn zur Anpassung von Biianzansatz und -bewertung an das Recht des Mutterunternehmens oder infolge der andersartigen Ausubungen von Ansatz- und Bewertungswahlrechten im Konzern- als im Einzelabschluss Positionen des Jahresabschlusses eines einbezogenen Untemehmens geandert werden, so entsteht eine sogenannte "Handelsbilanz ir (HB II), die auch als Ergdnzungsrechnung bezeichnet wird^. Da gewohnlich auch die Gewinn- und Verlustrechnung zu Sndern ist, sprSche man besser von dem konsolidierungsfdhigem Einzelabschluss oder Jahresabschluss 11. Soweit Konsolidierungsmafinahmen, insbesondere die Kapitalkonsolidierung infolge der dabei aufzudeckenden stillen Rucklagen oder vorzunehmenden Neubewertung und die Zwischenerfolgseliminierung, sich auf Posten des zu konsolidierenden Einzelabschlusses oder der HB II auswirken, sind weitere Modifikationen zu berucksichtigen. Der so entwickelte konsolidierungsfahige Einzelabschluss wird dann auch als "Handelsbilanz IB" (HB III) oder Ergdnzungsrechnung II bezeichnet. Der Grundsatz, dass im Konzernabschluss nach dem Recht des Mutterunternehmens zulSssige Ansatz- und Bewertungsmethoden einheitlich anzuwenden sind, bezieht sich damit auch auf diese Ergdnzungsrechnung. Das kann die Methodenwahl z.B. fur die Umrechnung der Abschltisse von Tochtergesellschaften im Ausland, Behandlung des Unterschiedsbetrages aus der erstmaligen Kapitalkonsolidierung (§§ 301 Abs. 1 Satz 3, 309 Abs. 1 HGB) oder die Zwischenerfolgseliminierung (§ 304 Abs. 1 HGB) einschrdnken. Die MSglichkeit, unabhSngig von den handelsrechtlichen Jahreslabschlussen nach konzerneinheitlichen Regeln entwickelte Rechenwerke fiir die Konsolidierung zu verwenden, gestattet es, diese auch flir das Finanzcontrolling zu benutzen (siehe erstes Kapitel IV. 4). Dafur empfiehlt es sich, strengere Majistdbe an die Einheitlichkeit von Biianzansatz und Bewertung anzulegen, als es das Gesetz verlangt, um einen durchgehenden VergleichsmaCstab fiir die Beurteilung der einzelnen Konzernunternehmen zu gewinnen.
2.
IFRS
Die IAS gehen davon aus, dass grundsatzlich die Einzelabschliisse der einbezogenen Unternehmen und der Konzernabschluss gleichermafien nach diesen Standards aufgestellt werden. Daher wird die MaUgeblichkeit der Rechnungslegungsgrundsatze des Mutterunternehmens fiir den Konzernabschluss nicht thematisiert. Gleichwohl stellt IAS 27.28 den Grundsatz auf, dass fiir konsolidierte Abschliisse einheitliche Rechnungslegungsgrundsatze fiir gleichartige Transaktionen und andere Sachverhalte unter ahnlichen Umstanden anzuwenden sind. Die nach der vorhergehenden Fassung des IAS 27 nach 27.21 ^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von KonzemabschlUssen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 37 ff.
130
Drittes Kapitel
geltenden Ausnahmeregelung, wonach im Falle der Unpraktikabilitat von dem Grundsatz abgewichen werden durfte und diese offen zu legen war, enthalt IAS 27.28 nicht mehr^.
11.
Bilanzansatz
1.
Nach HGB
1.1.
MaBgeblichkeit des Rechts des Mutterunternehmens
Die VermQgensgegenstande, Eigenkapitalpositionen, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten, Sonderposten und Bilanzierungshilfen sowie die Aufwendungen und ErtrSge aus den Rechenwerken des Mutterunternehmens und der vollkonsolidierten Tochter- und anteilsmafiig konsolidierten Gemeinschaftsunternehmen (andere einbezogene Unternehmen) sind gem. § 300 Abs. 2 HGB vollstandig in den Konzernabschiuss dem Grunde nach zu ubemehmen, soweit nach dem Recht des Mutterunternehmens •
ein Ansatzgebot besteht,
•
kein Ansatzverbot es verhindert oder
•
nicht ein Ansatzwahlrecht die Ubernahme von der Bilanzpolitik des Mutterunternehmens abhangig macht.
Die Posten werden insoweit aber nicht deshalb Ubernommen, weil sie bereits in den Einzelbilanzen enthalten sind, sondern weil sie nach dem Recht des Mutterunternehmens bilanzierungspflichtig oder bilanzierungsfahig sind und im zweiten Fall das Mutterunternehmen sein Wahlrecht entsprechend ausiibt'^. Die Aufrechnungen nach den Grundsatzen der Kapital-, Schulden- sowie Aufwands- und Ertragskonsolidierung bleiben von dem VollstMndigkeitsgebot unberiihrt. 1st das Mutterunternehmen eine Kapitalgesellschaft und werden inlandische Personenunternehmen einbezogen, so gelten auch fur deren in den Konzernabschiuss zu (ibernehmende Jahresabschlussposten die Ansatzvorschriften fiir Kapitalgesellschaften. Entsprechend sind bei Mutterunternehmen in der Rechtsform eines Personenunternehmens oder einer Genossenschaft, die nach § 11 PublG einen Konzernabschiuss aufzustel-
^ Vgl. Baetge, J6rg/ Schulze, Dennis, in: lAS-Komm., 2. Aufl.2002, IAS 27, Tz. 121 ff. ^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Bilanzansatz und Bewertung im Konzemabschluss, WPg 1985, S. 511.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
131
len haben^ und Kapitalgesellschaften einbeziehen, deren BilanzansStze in der HE II gegebenenfalls an das Recht des Mutterunternehmens anzupassen, Ob in den Jahresabschlilssen einzubeziehenden Kapitalgesellschaften gebildete Bilanzierungshilfen gem. § 269 HGB und § 274 HGB in einen nach PublG aufgestellten Konzernabschluss eines Personenunternehmens ubernommen werden durfen^ oder nicht^^, ist in der Literatur strittig. Einerseits gilt gemSB § 300 Abs. 2 HGB das Recht des Mutterunternehmens, und § 269 HGB ist eine Sondervorschrift fiir Kapitalgesellschaften. Andererseits gelten gemaB § 13 Abs. 2 Satz 1 PublG die §§ 294 - 314 HGB und damit uber § 298 Abs. 1 HGB auch die §§ 269 und 274 HGB sinngemaU, wie das gemaB § 5 Abs. 1 PublG bereits fiir den Jahresabschluss explizit der Fall ist. Es erscheint daher vertretbar, die Bilanzierungshilfen aus Bilanzen von Kapitalgesellschaften in den Konzernabschluss zu tibernehmen. Werden die Bilanzierungshilfen nicht Ubernommen, sind sie gegen Gewinnriicklagen, bei Bildung im Geschaftsjahr gegen das Konzernergebnis aufzurechnen.
1.2.
Ansatzgebote
MaBgeblich fiir die Ansatzpflicht in der Konzembilanz sind fiir Mutterunternehmen in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft die Vorschriften der §§ 246 - 251, 255 Abs. 4, 269, 274 HGB. Soweit nach nationalem Recht der anderen einbezogenen Untemehmen ein Ansatzverbot oder nur ein Ansatzwahlrecht besteht, gilt dies fiir die HB II nicht. Zum Beispiel ist in den USA die Passivierung von Aufwandsrtickstellungen nicht zulSssig^^, wahrend Aufwandsriickstellungen fiir unterlassene Instandhaltung und Abraumbeseitigung unter bestimmten zeitlichen Restriktionen gem. § 249 Abs. 1 Nr. 1 HGB passivierungspflichtig sind. Beispiel 3.1 Das seit einigen Jahren zum deutschen Mutterunternehmen M gehOrende USamerikanische Tochterunternehmen T verflige in seiner nach US-GAAP aufgestellten Handelsbilanz (HB) I aus Vereinfachungsgrtinden nur Uber wenige in Tab. 3.1 wiedergegebene Bilanzposten. Die Umrechnungsproblematik (siehe viertes Kapitel) sei hier ausgeklammert und daher angenommen, die HB I sei bereits in Konzernwahrung umge°
Vgl. Reiners, Josef: Genossenschaften, in: Busse von Colbe, Walther/Pellens, Bemhard (Hrsg.): LdR, 4, Aufl., 1998, S. 274 ft". ^ Zustimmend z. B. Lederle, Herbert: Vereinheitlichung der Bilanzinhalte, in: Beck HdR, 1987 ff., C 300, S. 16, sowie Trtitzschler, Klaus, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, §300,Tz.43. ^^ Ablehnend z. B. Ordelheide, Dieter: Bilanzansatz und Bewertung im Konzernabschluss, WPg, 1985, S. 515, sowie Havermann, Hans: Ansatzvorschriften fur Kapitalgesellschaften, BFuP 1986, S. 117. ^ ^ Vgl. FASB: SFAC No. 6: Elements of Financial Statements, a replacement of FASB Concepts Statement No. 3, 1985, in: FASB (Hrsg.): Original Pronouncements, Accounting Standards as of June 1, 1999, Vol. II, Tz. 35 ff
132
Drittes Kapitel
rechnet. Eine fiir Periode t geplante Beseitigung von Abraum auf dem GrundstUck der T, die weder auf einer 5ffentlich-rechtlichen noch auf einer privatrechtlichen Verpflichtung beruht, konnte in der Periode t wegen eines fruhen Wintereinbruches nicht mehr durchgefuhrt werden und soil nun in den ersten zw5lf Monaten der Folgeperiode t+1 nachgeholt werden. Die daflir erwarteten Aufwendungen betragen 10 Mio. €. Die Tab. 3.1 zeigt sowohl die HB I als auch die an das Recht der M angepasste HB II der T fur die Perioden t und t+1 unter Vernachldssigung latenter Steuern, Der Jahrestiberschuss von t werde thesauriert. Erlduterung der Anpassung: Periode t: In der HB I ist die unterlassene Abraumbeseitigung nicht durch eine Aufwandsrtlckstellung berticksichtigt worden, da nach FASB Concepts No. 6^^ fur die PassivierungsfUhigkeit eine Verpflichtung gegeniiber Dritten vorausgesetzt wird. In der HB II muss hingegen gem. § 249 Abs. 1 Nr. 1 HGB eine RUckstellung flir unterlassene Abraumbeseitigung in H5he von 10 Mio. € gebildet werden, sofem diese im Laufe des n^chsten Geschaftsjahres nachgeholt wird. Der Jahrestiberschuss von 10 Mio. € sinkt in der HB II auf Null. Die erfolgswirksam, also zu Lasten des JahresUberschusses angepasste HB II erflillt die flir M geltenden Bilanzierungsvorschriften und kann nun in den Konzernabschluss einbezogen werden. Der in der HB I nicht passivierte, der Periode t aber anzurechnende Aufwand zur Beseitigung des Abraumes ist eine stille Last, die in der HB II durch die RUckstellung aufgedeckt wird. Periode t-^1: In der Folgeperiode wird die unterlassene Abraumbeseitigung durchgeflihrt. Dies beansprucht liquide Mittel von 10 Mio. € und verursacht im ursprunglichen Abschluss einen Periodenaufwand von 10 Mio. €. Das Jahresergebnis betrSgt bei einem Gewinn vor Steuern von 20 Mio. € und einem Gewinnsteuersatz von s = 60% (20 0,6 X 20 =) 8 Mio. €. Infolge der Thesaurierung des Jahrestiberschusses in t haben die Gewinnrucklagen in der HB I um diesen Betrag zugenommen. In der HB II wird die im Vorjahr gebildete RUckstellung erfolgsneutral aufgelost. Infolge der Eliminierung des Abraumaufwandes steigt der JahresUberschuss um 10 Mio. €. Das Konzernergebnis wird also durch die Anpassung des Bilanzansatzes flir die RUckstellung in t um 10 Mio. € vermindert und in t+1 erhoht. In der HB II konnte die GewinnrUcklage nicht erhoht werden, da in t nach Bildung der RUckstellung kein JahresUberschuss verblieben ist. Uber die GewinnrUcklage wird der Bilanzausgleich hergestellt.
12 Vgl. FASB: SFAC No. 6: Elements of Financial Statements, 1985, Tz. 35 (siehe FuBnote 11).
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
133
Tabelle 3.1: Anpassung der Handelsbilanz I der T
L3
Ansatzverbote
Ansatzverbote nach dem Recht des Mutterunternehmens schlieUen einen Ansatz von Bilanzposten in der Konzernbilanz auch dann aus, wenn nach dem Recht des Tochterunternehmens ein Bilanzierungswahlrecht oder sogar eine Bilanzierungspflicht besteht. Auch dieser Fall kann insbesondere bei ausldndischen Tochterunternehmen auftreten. Zum Beispiel ist in manchen Landern - auch in Ubereinstimmung mit Art. 9 und 10 der 4. EG-Richtlinie - der Ansatz von Forschungs- und Entwicklungskosten als Gegenstand des Anlagevermogens gestattet. Fur die Bundesrepublik ist eine Aktivierung von nicht entgeltlich erworbenen immateriellen Anlagegegenstanden durch § 248 Abs. 2 HGB explizit ausgeschlossen. Hat ein Tochterunternehmen Forschungs- oder Entwicklungskosten im Anlagevermogen aktiviert, so sind diese Betrage in einer Nebenrechnung im Jahr der Aktivierung als Aufwand zu behandeln und Abschreibungen darauf in den Folgejahren gewinnerhohend zu eliminieren. Entsprechendes gilt fiir Ruckstellungen, die sich nicht unter eine der in § 249 Abs. 1 und 2 HGB genannten Ruckstellungsarten subsumieren lassen (§ 249 Abs. 3 HGB).
1.4
Ansatzwahlrechte
Die Ausiibung von Ansatzwahlrechten fur den Konzernabschluss nach dem Recht des Mutterunternehmens, abweichend von den Ansatzen in den Einzelabschltissen des Mutterunternehmens und der anderen einbezogenen Unternehmen, wird relevant, wenn
134
Drittes Kapitel
•
Wahlrechte, die auch ftir die Einzelabschlusse bestehen, andersartig ausgeiibt werden undwenn
•
Ansatzgeboten oder Ansatzverboten fur andere einbezogene Unternehmen Wahlrechte beim Mutterunternehmen entsprechen.
Als Falle einer andersartigen Ausubung von Ansatzwahlrechten innerhalb des deutschen Rechts seien genannt^^: •
Riickstellungen fiir mittelbare und vor dem 1.1.1987 gegebene Pensionszusagen gem. § 249 Abs. 1 HGB i.V.m. Art. 28 EGHGB,
•
Passivierung von AufwandsrUcksteilungen gem. § 249 Abs. 1 Satz 3 und Abs. 2 HGB,
•
Aktivische Abgrenzung von Zollen und Verbrauchsteuern auf Vorratsvermogen sowie von Umsatzsteuern auf Anzahlungen gem. § 250 Abs. 1 HGB,
•
Aktivierung eines Disagios gem. § 250 Abs. 3 HGB,
•
Aktivierung eines Firmenwertes gem. § 255 Abs. 4 HGB,
•
Aktivierung von Aufwendungen fur Ingangsetzung und Erweiterung des Geschaftsbetriebes gem. § 269 HGB,
•
Aktivische Steuerabgrenzung gem. § 274 Abs. 2 HGB.
1.5
Einheitlichkeit der Ausiibung von Ansatzwahlrechten
Wahrend § 308 Abs. 1 Satz 1 HGB ausdrlicklich fordert, die in den Konzernabschluss Ubernommenen VermSgensgegenstande und Schulden "einheitUch zu bewerten", gibt es eine entsprechende explizite Vorschrift fur die Bilanzansdtze nicht. Daher stelit sich die Frage, ob sich aus dem Grundsatz der Fiktion der rechtiichen Einheit fur den Konzernabschluss gemaB § 297 Abs. 2 Satz 1 HGB eine Verpflichtung zur einheitlichen AusUbung von Ansatzwahlrechten im Konzern ableiten lasst. Dies k5nnte nur dann der Fall sein, wenn es fiir den Einzelabschluss einen solchen Grundsatz gabe^"*. Explizit existiert im Gesetz jedoch keine solche Vorschrift. Daher besteht nach herrschender Meinung fiir den Einzel- und damit fiir den Konzernabschluss keine Pflicht, bei mehreren gleichen Sachverhalten die Ansatzwahlrechte zu einem Zeitpunkt einheitUch und im Zeitablauf bei Auftreten neuer gleicher Sachverhalte stetig aus-
1^ Vgl. z. B. Trutzschler, Klaus, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 300, Tz. 15 und 37 ff. ^^ So auch Selchert, Friedrich W./Karsten, Jiirgen: Konzemabschlusspolitik und Konzemeinheitlichkeit, in: DB, 42. Jg., 1989, S. 841.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
135
zuuben^^. 1st ein Ansatz fur einen einzelnen Vorgang (z.B. fiir das Disagio) gewShlt, so ist er nach dem Grundsatz der Bewertungsstetigkeit in den Folgejahren fortzufuhren. Gegen eine etwaige Pflicht, Ansatzwahlrechte bei gleichen Sachverhalten im einzelnen Unternehmen und im Konzern einheitlich und stetig auszuuben, wird aufier dem Fehlen einer solchen Gesetzesvorschrift angeflihrt, dass - auch wenn es im Interesse der Vergleichbarkeit wiinschenswert sei - anders als bei den Bewertungsmethoden, "bei den Ansatzwahlrechten meist jeder Fall anders" liege, "so dass es schon aus diesem Grunde schwierig ist, ein stetiges Verhalten zu praktizieren"^^. Diese Begrundung ist wenig uberzeugend, wenn darauf hingewiesen wird, dass eine freiwillige Vereinheitlichung der Bilanzansatze liber das gesetzliche MindestmaB hinaus die AussagefShigkeit des Konzernabschlusses erhoht und zahlreiche Konzerne aus internen Steuerungs- und Kontrollzwecken eine solche Vereinheitlichung praktizieren oder zumindest anstreben^^. Bei dieser Gesetzeslage entsteht die Frage, ob eine nur an bilanzpolitischen Erwagungen ausgerichtete Ausubung von Ansatzwahlrechten flir gleichartige, im Abstand weniger Jahre, jahrlich oder bei verschiedenen Tochterunternehmen sogar mehrfach im Jahr wiederkehrende Vorg^nge, z.B. fiir Disagien bei Aufnahme von Anleihen, fiir Firmenwerte bei Erwerb von Unternehmen oder fiir die Bildung von Aufwandsriickstellungen fiir bestimmte Aufwandsarten, im Einzel- wie im Konzernabschluss gegen das Willkiirverbot, einen zwar ungeschriebenen, aber kaum bestrittenen Grundsatz ordnungsmaBiger Buchfiihrung, verst5l5t. Die Generalklausel, nach der gemaB § 297 Abs. 2 Satz 2 HGB unter Beachtung dieser GrundsStze ein ihnen entsprechendes Bild des Konzerns zu vermitteln ist, wird tangiert, wenn der Wechsel zwischen Ansatzwahlrechten zur Verschleierung der wirtschaftlichen Lage des Konzerns missbraucht wird^^.
2.
Nach IFRS
Das lAS-Framework enthalt unter Nr. 38 den Grundsatz der Completeness fiir die financial statements in den Grenzen der Wesentlichkeit (materiality) und der Wirtschaftlichkeit (cost). Das Framework ist zwar kein bindender Standard, jedoch enthalten die IAS/IFRS keine expliziten Wahlrechte. Auch wenn es kein grundsatzliches Verbot der Aktivierung selbsterstellter immaterieller Gegenstande des Ablagevermogens gibt, so grenzt IAS 38 die Aktivierung von intangible assets durch Vorgabe von Kriterien ein.
15 Vgl. ADS: 6. Aufl., 1995, § 300, Tz. 19 f. m.w.N.; a. A. Forschle, Gerhart/Kropp, Manfred: Die Bewertungsstetigkeit im Bilanzrichtlinien-Gesetz, ZfB 1986, S. 879. 1^ Forster, Karl-Heinz: Bewertungsstetigkeit - was sie ist und was sie nicht ist, in: Gross, Gerhard (Hrsg.): Der Wirtschaflspriifer im Schnittpunkt nationaler und intemationaler Entwicklungen, FS fur Klaus v. Wysocki, 1985, S. 39. 1'7 Vgl. ADS: 6. Aufl., 1995, § 300, Tz. 21 m.w.N. 18 Vgl. Forschle, Gerhard, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 1999, § 300, Tz. 51; Gebhardt, Gunther/Bergmann, in: HdJ, Abt. V/17, Internationale Konzerne, Tz.86.
136
Drittes Kapitel
IIL Einheitliche Bewertungsmethoden 1.
Nach HGB
Ll
Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden
1.1.1
Grundsatz
GemaB § 308 Abs. 1 Satz 1 HGB, der Art. 29 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 der 7. EGRichtlinie in deutsches Recht umsetzt, sind die nach § 300 Abs. 2 HGB in die Konzembilanz aufgenommenen VermOgensgegenstande und Verbindlichkeiten nach den auf den Jahresabschluss des Mutterunternehmens anwendbaren Bewertungsmethoden einheitlich zu bewerten. Dies bedeutet, dass •
das AusmaB der Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden fiir den Konzernabschluss nach dem Grundsatz der Fiktion der Rechtseinheit (§ 297 Abs. 3 Satz 1 HGB) so weit wie im Einzelabschluss nach dem Recht des Mutterunternehmens geht, nicht weiter, aber auch nicht weniger weit, und
•
die Bewertungsmethoden maBgebiich sind, die fur das Mutterunternehmen gelten, unabhangig davon, ob und wie sie in dessen Abschluss tatsachlich angewendet werden.
In § 308 Abs. 1 Satz 2 HGB wird zusatzlich klargestellt, dass die dem Mutterunternehmen zustehenden Bewertungswahlrechte fllr die Konzembilanz unabhdngig von deren Wahrnehmung in den Einzelbilanzen des Mutterunternehmens und der anderen einbezogenen Unternehmen ausgeiibt werden diirfen; allerdings sind gem. Satz 3 der Vorschrift Abweichungen von den auf den Jahresabschluss des Mutterunternehmens tatsachlich angewandten Bewertungsmethoden im Konzernanhang anzugeben und zu begriinden. Einzelabschlussen den Bewertungsmethoden im Konzernabschluss bereits entsprechen (1) Oder aber ihnen widersprechen (2), das System des § 308 HGB mit dem Grundsatz der Anpassung der Bewertungsmethoden fur den Konzernabschluss an das Recht des Mutterunternehmens (2.1) und die unter III.2. zu behandelnden Ausnahmen (2.2). In einem mehrstufigen Konzern ist in diesem Zusammenhang nicht das jeweilige Mutterunternehmen der Teilkonzerne, sondern das den Konzernabschluss aufstellende und veroffentlichende, in der Regel oberste Mutterunternehmen gemeint, wenn die zwischengeschalteten Mutterunternehmen, die zugleich Tochterunternehmen sind, gem. §§291 und 292 HGB von der Teilkonzernrechnungslegungspflicht befreit sind.
137
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
Einheitliche Bewertungsmethoden (BM) im Konzernabschluss (KA) gem. § 308 Abs. 1 Satz 1 HGB nach dem Recht des Mutterunteraehmens (MU)
I 1. BM in den Einzelabschliissen entsprechen BM im KA
X
2. BM in den EinzelabschlOssen widersprechen dem Recht des MU Oder weichen von BM im KA ab
1
1.1 Unveranderte Ubemahme fiirKA
1.2 Einheitliche NeuausUbung der Bewertungswahlrechte fiirKA (§308 Abs. 1 Satz 2 HGB)
1.3 Uber das gesetzliche Mindestmafi hinausgehende Standardisierung der BM fiirKA
2.11 Falls MU Wahlrechte fiir BM ausgeubt hat
2.111 Ubemahme der Wahlrechte fiir KA
2.112 Berichtspflicht fiir abweichende Ausiibung der Wahlrechte im KA (§ 308 Abs. 1 Satz 3 HGB)
2.1 Grundsatz: Mindestanpassungspflicht an BM im KA (§ 308 Abs. 2 Satz 1 HGB)
2.12 Falls MU Wahlrechte nicht ausgeubt hat, unbeschrankte Ausubung der Wahlrechte
2.2 Ausnahmen:
2.21 Einheitliche BM von untergeordneter Bedeutung (§ 308 Abs. 2 Satz 3 HGB)
2.22 Besonderheiten fiir einbezogene Kreditinstitute und Versicherungen (§ 308 Abs. 2 Satz 2 HGB)
2.23 Sonstige Ausnahmen i.e.S. mit Angabepflicht (§ 308 Abs. 2 Satz 4 HGB)
Abbildung 3.1: System der Vereinheitlichung der Bewertung gem. § 308 HGB
1.1.2
Einheitlichkeitsgebot
Das Gebot zur Anwendung einheitlicher Bewertungsmethoden bezieht sich auf gleiche Oder zumindest gleichartige Sachverhalte: "Mehrere Sachverhalte sind im Hinblick auf ihre Bewertung als gleich anzusehen, wenn art- oder funktionsgleiche Vermogensgegenstdnde oder Schulden unter gleichen wertbestimmenden Bedingungen zu bewerten sind"^^. In diesen Fallen ist eine unterschiedliche Ausubung von Bewertungswahlrechten unzulassig^^. Die so umrissene Einheitlichkeit der Bewertungsmethoden folgt mittelbar bereits aus der Anwendung des Grundsatzes der Rechtseinheit des Konzerns auf den Konzernabschluss 19 ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 12. ^^ Vgl. Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme HFA 3/1988: Einheitliche Bewertung im Konzemabschluss, WPg 1988, S. 483.
138
Drittes Kapitel
(siehe erstes Kapitel, V. 3.). Bereits fiir den Einzelabschluss wird als allgemeiner Bewertungsgrundsatz in § 252 Abs. 1 Nr. 6 HGB die Stetigkeit der Bewertungsmethoden postuiiert. Dieses Stetigkeitsgebot (siehe erstes Kapitel, V.5) impliziert die Anwendung gleicher Bewertungsmethoden auf art- oder flinktionsgleiche Bewertungsobjekte unter gleichen Bedingungen^^ Insofern hat das Gebot der Anwendung gleicher Bewertungsmethoden auf den Konzernabschluss eher klarstellenden als konstituierenden Charakter. Um Missverstandnissen vorzubeugen, ist zu betonen, dass es sich bei der hier diskutierten Einheitlichkeit um Methoden der Bewertung, nicht um den Wertansatz selbst handelt, auch wenn dies in der Uberschrift des § 308 HGB und daher auch haufig in der Literatur als einheitliche Bewertung bezeichnet wird. So sind grunds^tzlich z.B. auf gleiche Gegenstinde des Anlagevermogens, die in gleicher Weise unter gleichen Bedingungen eingesetzt werden, gleiche Abschreibungsmethoden anzuwenden, auch wenn die Anschaffungspreise etwa bei unterschiedlichen Standorten unterschiedlich sind. Entsprechendes gilt im Umlaufvermogen fur gleiche Erzeugnisse hinsichtlich der Abgrenzung der Herstellungskosten im Rahmen der Wahlrechte des § 255 Abs. 2 HGB oder filr obligatorische Riickstellungen hinsichtlich der Ermittlungsmethoden fiir ihren Wertansatz. Mithin sind die gesetzlichen Bewertungsmethodenwahlrechte durch das Einheitlichkeitsgebot begrenzt. Wo die Grenzen genau verlaufen, ist in der Literatur strittig. Allgemeingultige Definitionen von art-, funktions- und wertbestimmender Bedingungsgleichheit sind schwer zu formulieren. Fraglich ist auch, ob die Parameter einer Bewertungsmethode, z.B. die Abschreibungsdauer bei linearer Abschreibung von art- und funktionsgleichen Gegenstanden, einheitlich bestimmt werden mUssen^^. Umstritten ist femer, ob die Wahlrechte filr die Einbeziehung von Gemeinkosten in die Herstellungskosten z.B. eines weltweit tatigen Automobilkonzerns bei etwa gleichen Produktionsstrukturen fiir alle Fertigungsstandorte von Personenkraftwagen gleich auszuUben ist^^. Aus dem Grundsatz, dass gleiche Sachverhalte gleich zu behandeln sind, folgt auch, dass unterschiedliche Sachverhalte entsprechend unterschiedlich zu behandeln sind. Wenn z.B. gleiche Anlagen unter unterschiedlichen Bedingungen z.B. des Klimas, der Wartung, der Einsatzintensitat oder der Instandhaltungspolitik, etwa in inlandischen und auslandischen Konzemuntemehmen, eingesetzt werden, k5nnen verschiedene Abschreibungsmethoden und -fristen gerechtfertigt sein. Ein unterschiedlicher Standort allein ist allerdings noch kein hinreichender Grund fiir eine Differenzierung der Abschreibung^^.
21 Vgl. ADS: 6. Aufl., 1995, § 252, Tz. 101 m.w.N. 22 Dafur ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 18. 23 So offenbar ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 21 f; a.A. Lederle, Herbert: Vereinheitlichung der Bilanzinhalte, in: Beck HdR, 1987 ff., C 300, S. 21. 2^ Zu Einzelheiten der Abgrenzung einheitlicher Bewertungsmethoden siehe ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 14fif.,und Reintges, Hans: Die einheitliche Bewertung im Konzemabschluss, ZfbF 1987, S. 282 ff.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss 1.1.3
139
Umbewertungspflicht
Soweit in den Einzelbilanzen verschiedener Konzernunternehmen gleiche Sachverhalte unterschiedlich oder abweichend von den Bewertungsmethoden flir den Konzernabschluss behandelt werden, sind diese VermOgensgegenstande und Schulden gemaC § 308 Abs. 2 Satz 1 HGB nach den Bewertungsmethoden flir den Konzernabschluss neu zu bewerten und mit diesen Wertansatzen in die Konzernbilanz zu Ubernehmen (Kasten 2.1 in Abb. 3.1). Auch diese Vorschrift hat nur klarstellenden Charakter; denn ohne eine solche Anpassung ware eine Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden nicht durchflihrbar. Wie die Anpassung der Bilanzansatze gem. § 300 HGB geht auch die Anpassung der Wertansatze in die HB II ein. Damit bilden die Wertansatze der HB II fur konzernintern gelieferte und noch nicht an Konzernfremde abgesetzte Vermogensgegenstande die Basis fiir die Ermittlung der konzerninternen Ergebnisse^^. Diese Zwischenergebnisse sind so zu bestimmen und gemalJ § 304 HGB so zu eliminieren, dass der resultierende Wertansatz den einheitlichen Bewertungsmethoden im Sinne des § 308 Abs. 1 Satz 1 HGB entspricht (siehe siebentes Kapitel,VI. 1.2).
1.1.4
Bewertungsmethoden des Mutterunternehmens als Mafistab
Mafistab fUr die auf die Konzernbilanz anzuwendenden Bewertungsmethoden sind grundsatzlich die ftir das zur Konzemrechnungslegung verpflichtete Mutterunternehmen zulassigen Bewertungsmethoden. Wurde z.B. von einem Tochterunternehmen in der Rechtsform eines Personenunternehmens von den Abschreibungsm5glichkeiten im Rahmen verniinftiger kaufmannischer Beurteilung (§ 253 Abs. 4 HGB) oder von der Beibehaltung eines niedrigeren Wertansatzes (§ 253 Abs. 5 HGB) Gebrauch gemacht, so sind flir den strengeren Bewertungsvorschriften unterliegenden Konzernabschluss einer Kapitalgesellschaft die zusatzlichen Abschreibungen rtickgangig zu machen (§ 279 Abs. 1 HGB) bzw. die Wertaufholung gemalJ § 280 Abs. 1 HGB nachzuholen. Die Vorschrift des § 280 Abs. 2 ist infolge des grundsatzlichen Wertaufholungsgebotes in § 6 Abs. 1 Nr. 2 EStG ab 1999 weitgehend gegenstandslos geworden^^ Innerhalb der zulassigen Bewertungsmethoden sind grundsatzlich diejenigen Bewertungsmethoden auf den Konzernabschluss anzuwenden, die das Mutterunternehmen auf seinen Einzelabschluss tatsachlich angewendet hat^^. Weicht ein konsolidiertes Unternehmen von diesem Grundsatz ab, z.B. indem es Vorrate in seinem Einzelabschluss an der Untergrenze bewertet, wahrend sie im Konzernabschluss an der handelsrechtlichen Obergrenze angesetzt werden, so sind im Konzernabschluss gemalJ § 308 Abs. 2 Satz 1 HGB entsprechend neu zu bewerten. ^^ Siehe hierzu Bartels, Peter: Zwischenergebniseliminierung und konzerneinheitliche Bewertung, in: WPg, 44. Jg., 1991, S. 739 ff. 26 Siehe hierzu im Einzelnen Lange, Werner, in BeckBil-Komm., 4. Aufl., 1999, § 280, Tz.37 ff 2'7 Vgl. Institut der Wirtschaflsprufer: Stellungnahme HFA 3/1988: Einheitliche Bewertung im Konzernabschluss, in: WPg, 41. Jg, 1988, S. 483.
140
Drittes Kapitel
In den Grenzen des Gebotes der Bewertungseinheitlichkeit und -stetigkeit flir den Einzelabschluss k5nnen die einheitlichen Bewertungsmethoden flir Gruppen in sich unterschiedlicher Vermogensgegenstande, z.B. flir abnutzbare Sachanlagen oder Erzeugnisse, unterschiedlich sein. Diese Methoden dUrfen dann in entsprechender Differenzierung auch auf den Konzernabschluss angewendet werden. Soweit Bewertungsmethoden flir das Mutterunternehmen zulassig sind, aber von ihm nicht angewendet werden, weil es entsprechende VermOgensgegenst^nde oder Schulden nicht besitzt, z.B. Vorrate an Fertigfabrikaten bei einer reinen Holdinggesellschaft, stehen sie flir den Konzernabschluss originSr zur Verfligung (Kasten 2.12 in Abb. 3.1). Die MaBgeblichkeit des Rechtes des Mutteruntemehmens gilt auch dann, wenn dieses Recht weniger streng ist als das einbezogener Tochteruntemehmen. Dies ist z.B. dann der Fall, wenn das publizitatspflichtige Mutterunternehmen ein Personenunternehmen ist und Tochteruntemehmen Kapitalgesellschaften sind. Dann durfen in der ErgSnzungsrechnung die Bewertungsmethoden flir diese Tochtergesellschaften den publizitatsgesetzlichen Regelungen angepasst, z.B. auch flir eine einbezogene AG oder GmbH Uber Abschreibungen gem. § 253 Abs. 4 HGB zusatzliche stille Rucklagen gebildet werden^^. Soil jedoch ein nach PublG aufgestellter Konzernabschluss gleichzeitig gem. § 291 HGB befreiend flir einen Teilkonzernabschluss einer Kapitalgesellschaft wirken, so miissen die strengeren, flir Kapitalgesellschaflen geltenden Bewertungsvorschriften angewendet werden (§ 291 Abs. 2 Nr. 2 HGB und § 13 Abs. 3 Satz 3 PublG).
1.1.5
Berichtspflicht bei Abweichungen von Methoden des Mutteruntemehmens
GemaB § 308 Abs. 1 Satz 3 HGB durfen flir den Konzernabschluss auch solche Bewertungsmethoden angewendet werden, die das Mutterunternehmen zwar hatte anwenden konnen, die es aber trotz Vorhandenseins entsprechender Vermogensgegenstande infolge anderer Ausiibung ihrer Wahlrechte nicht angewendet hat; dann muss aber im Konzernanhang dartiber unter Angabe der Grlinde berichtet werden (Kasten 2.112 in Abb. 3.1). Freilich lasst sich diese, mit einer Begriindungspflicht versehene (qualifizierte) Berichtspflicht leicht vermeiden^^: Wendet z.B. das Mutterunternehmen auf gleichartige Gegenstande des Vorratsvermogens zur Ermittlung der Anschaffungskosten durchweg das auch steuerlich zulSssige Durchschnittsverfahren, ein Tochteruntemehmen im Ausland aber durchweg das - nach § 256 HGB auch zul^ssige - Lifo-Verfahren an, so k5nnen die Wertansatze beider Gesellschaften zumindest dann unverandert in den Konzernabschluss ubernommen werden, wenn sich die Giiter beim Tochteruntemehmen nach Art, Funktion oder Bedingungen von denen des Mutteruntemehmens unterscheiden. Jedoch mtisste im Anhang iiber diese Abweichung von der Bewertungsmethode der Muttergesellschaft berichtet werden. Das Mutterunternehmen konnte die Berichtspflicht einfach dadurch ver-
^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Bilanzansatz und Bewertung im Konzernabschluss, WPg 1985, S. 515. ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Einheitliche Bewertung sowie Kapital- und Equity-Konsolidierung im Konzemabschluss, WPg, 1985, S. 575 f
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
141
meiden, indem es in ihrem Einzelabschluss nun nur eine GUterart des VorratsvermSgens auch nach dem Lifo-Verfahren bewertet. Es verbleibt dann nur die generelle einfache Berichtspflicht filr den Konzemanhang iiber die auf die Konzembilanz angewendeten Bewertungsmethoden gem. § 313 Abs. 1 Nr. 1 HGB. Das mag ein Grund dafUr sein, dass auf eine Befragung unter den 40 antwortenden Unternehmen nur zweimal eine Abweichung im Ansatz und sechsmal eine Abweichung in der Bewertung angegeben wurde^^. Sind hingegen bei einer ausldndischen Tochtergesellschaft Verm5gensgegenstande nach Verfahren bewertet worden, die nach deutschem Recht nicht zulassig sind, z.B. eine Bewertung von Vorraten zu einem die Anschaffiings- oder Hersteilungskosten Ubersteigenden Marktpreis oder indizierten Tageswert, oder wurde eine Teilgewinnrealisierung bei noch nicht abgerechneter langfristiger Fertigung vorgenommen, so ist eine Umbewertung flir einen konsolidierungsfthigen Abschluss nicht zu vermeiden. GemaB § 313 Abs. 1 Nr. 3 HGB ist generell der Einfluss von Abweichungen u.a. von Bewertungsmethoden auf die Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns im Konzemanhang gesondert darzustellen.
1.1.6
Weitergehende freiwillige Vereinheitlichung
Eine freiwillige, uber das gesetzliche Mindestmafi hinausgehende Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden flir den gesamten Konzern oder groBe Telle ist nicht nur zulassig, sondern wird von Konzernleitungen aus internen Grtinden der finanziellen Steuerung und Kontrolle als zweckmaBig angesehen und - wie aus Angaben im Anhang haufig ersichtlich - auch praktiziert^^, und zwar mitunter auch dann, wenn die EinzelabschlUsse den Bewertungsmethoden des Konzernabschlusses bereits genugen (Kasten 1.3 der Abb. 3.1). Zum Teil geschieht das bereits durch konzerneinheitliche Bilanzansatz- und Bewertungsregeln flir die handelsrechtlichen EinzelabschlUsse aller oder bestimmter Konzerngesellschafl:en; soweit dies mit steuerlichen oder sonstigen Nachteilen verbunden ist, wird die Vereinheitlichung erst in der HB II vorgenommen. Ein dadurch entstehender hSherer Verwaltungsaufwand kann durch den hoheren Aussagewert der EinzelabschlUsse oder HB II der Konzerngesellschafl;en sowie des Konzernabschlusses flir das Finanzcontrolling der Konzernleitung gerechtfertigt sein (siehe erstes Kapitel II. 4. 4). Daher wird eine Uber das gesetzliche MindestmaB hinausgehende Vereinheitlichung der Bewertungs- und auch der Ansatzmethoden mitunter empfohlen^^. Gleichwohl wird auch die Auffassung vertreten, dass eine Neubewertung nicht zulassig sei, wenn die Wertansatze in den ursprUnglichen Bilanzen der einbezogenen Unternehmen bereits im Rahmen der zulassigen oder bereits angewandten Bewertungsmethoden ^^ Vgl. Busse von Colbe et alt. (Hrsg.): Aufstellung von KonzemabschlUssen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl, 1989,8.206. ^1 Vgl. Lederle, Herbert: Vereinheitlichung der Bilanzinhalte, in: Beck HdR, 1987 ff, C 300, S. 21 f. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von KonzemabschlUssen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 42 f.
142
Drittes Kapitel
des Mutterunternehmens liegen^^. Nach dem Wortsinn des § 308 Abs. 2 Satz 1 HGB seien in den Konzernabschluss aufzunehmende Verm5gensgegenstande neu zu bewerten, wenn sich die auf sie in den Jahresabschlussen angewandten Bewertungsmethoden von denen fiir den Konzernabschluss unterschieden. Diese Vorschrift hat jedoch, nur klarstellenden Charakter. Sie soil die Generalvorschrift des § 297 Abs. 2 und 3 HGB nicht einschranken.. Daher kann eine freiwillige weitergehende Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden, die der Vermittlung eines den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechenden Bildes dient und diese nicht behindert, nicht rechtswidrig sein.
1.1.7
Bewertung aus Sicht des Konzerns
Die einheitliche Bewertung der Aktiv- und Passivposten eines Konzernunternehmens ist fiir die auf der Grundlage der Geschaftspolitik der Konzernleitung vorzunehmen. Eine Anpassung der WertansStze kann erforderlich werden, soweit die Wertansatze in der Handelsbilanz des Tochterunternehmens unter anderen geschaftspolitischen Pramissen vorgenommen wurden, als sie von der Konzernleitung gesetzt werden. So k5nnen z.B. Wertpapiere, die bisher im Anlagevermogen bilanziert wurden und nach den Intentionen der Konzernleitung nun zum Umlaufvermogen gerechnet werden, einen niedrigeren Wertansatz erfordern, oder bisher betrieblich genutzte Sachanlagen, die zur VerauBerung Oder zur Reserve bestimmt werden, daher zu einem geringeren Wert anzusetzen sein^"^. Auch ein hoherer Wertansatz kann erforderlich sein, wenn z.B. bisher stilliegende und daher in der Vergangenheit auBerplanmaUig abgeschriebene Produktionsanlagen wieder voll genutzt werden und daher eine Wertaufholung bis zum fortgefiihrten Anschaffungswert gem. § 280 HGB vorgenommen wird. Solche Wertanpassungen aus einer Anderung des Verwendungszweckes von VermogensgegenstSnden werden vor allem infolge der Aufhahme eines Untemehmens in einen neuen Konzernverbund erforderlich. Sie sind fur Tochterunternehmen mit Sitz in der Bundesrepublik in der Kegel auch in deren nSchsten handelsrechtlichen Jahresabschluss zu ubernehmen. Fur auslSndische Tochterunternehmen mag dies aber unzulassig oder z.B. aus steuerlichen Grunden unzweckmafiig sein. Die Bewertung aus der Sicht der Konzernleitung ist im Gesetz nicht geregelt. Sie ergibt sich aber aus dem Grundsatz, dass gemaB § 297 Abs. 3 HGB die Vermogens-, Finanzund Ertragslage des Konzerns so darzustellen ist, als ob der Konzern ein einziges Unternehmen ware. In DRS 4.18 ist ausdrticklich vorgesehen, dass fur den Ansatz von Vermogen und Schulden die Sicht des erwerbenden Unternehmens maBgeblich ist.
^^ So Stobbe, Thomas: Die konzemeinheitliche Bewertung, in: DB, 39. Jg., 1986, S. 1838; Bartels, Peter: Zwischenergebniseliminierung und konzemeinheitliche Bewertung, WPg, 1991, S. 743. ^^ Im einzelnen siehe Ordelheide, Dieter: Anschafftingskostenprinzip im Rahmen der Erstkonsolidierung, DB 1986, S. 495.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
1.2.
143
Ausnahmen
Der Grundsatz der Anwendung einheitlicher Bewertungsmethoden wird in Wahrnehmung von Mitgliedstaaten-Wahlrechten des Art. 29 Abs. 2a, Satz 2 und Abs. 5 der 7. EG-Richtlinie durch eine Reihe von Ausnahmen modifiziert, die im folgenden behandelt werden. Abbildung 3.1 bietet mit Kasten 2.21 bis 2.23 einen Uberblick. 1.2.1
Untergeordnete Bedeutung
Dem allgemeinen Grundsatz der Wesentlichkeit oder Wirtschaftlichkeit der Rechnungslegung (siehe erstes Kapitei, V. 7.) entsprechend braucht gem. § 308 Abs. 2 Satz 3 HGB eine Vereinheitlichung der Bewertungsmethoden insoweit nicht vorgenommen zu werden, als der Verzicht auf sie fur die Vermittiung eines den tats^chlichen Verhaltnissen entsprechenden Bildes der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns nur von untergeordneter Bedeutung ist (Kasten 2.21 in Abb. 3.1). Die Gesamtauswirkung von unterlassenen Vereinheitlichungen der Bewertungsmethoden in alien EinzelfSllen zusammen auf jedes Teilbild ist entscheidend, auch wenn das nicht - wie bei der entsprechenden Vorschrift Uber die Einbeziehung der Konzerngesellschaften von untergeordneter Bedeutung (§ 296 Abs. 2 Satz 2 HGB) - im Gesetz gesagt wird^^. Einer Angabe tiber eine aus diesem Grunde unterlassene Vereinheitlichung bedarf es - anders als bei unterlassener Einbeziehung (§ 296 Abs. 3 HGB) - aber nicht. Die Ausnahmevorschrift des § 308 Abs. 2 Satz 3 HGB deckt aber wohl dann nicht einen Verzicht auf die Anpassung der Bewertungsmethoden, wenn Bewertungsmethoden auslandischer Tochtergesellschaften die deutschen GoB verletzen^^. Eine Ausnahme von der Einhaltung der GoB ist sonst im Gesetz nicht vorgesehen und diirfte daher auch in diesem Fall nicht gemeint und daher nicht zulassig sein.
1.2.2
Beibehaltung steuerlicher Werte
Wie im ersten Kapitei unter IV.3 schon erwShnt, dient der Konzernabschluss in der Bundesrepublik nicht als Besteuerungsgrundlage. Das MaBgeblichkeitsprinzip der handelsrechtlichen GrundsStze ordnungsmalJiger Buchflihrung filr die Steuerbilanz hat weder direkt noch riickwirkend Bedeutung flir die Besteuerung des Einkommens, Ertrages oder Vermogens von Konzerngesellschaften. Vor Verabschiedung des TransPuG bestand das Wahlrecht des § 308 Abs. 3 HGB, in Analogic zu §§ 247 Abs. 3 und 254 HGB nach steuerrechtlichen Vorschriften gebildete Sonderposten mit Rucklageanteil und nur nach Steuerrecht vorgenommene Abschreibungen aus den Einzelabschliissen der einbezogenen Unternehmen in den Konzernabschluss zu iibemehmen. Diese systemwidrige Ausnahmevorschrift wurde durch Verabschiedung des TransPuG abgeschafift. Das inter-
^5 So auch ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 45. ^^ Vgl. Lederle, Herbert: Vereinheitlichung der Bilanzinhalte, in: Beck HdR, 1987fif.,C 300, S.28.
144
Drittes Kapitel
national unUbliche Wahlrecht schrankte die Informationsfunktion des Konzernabschlusses zu stark ein. 1st in den Einzelbilanzen von Tochterunternehmen ein Sonderposten mit Rucklageanteil enthalten, so ist der Posten in einen Eigenkapitalanteil, der den Gewinnriicklagen zuzurechnen ist, und einen Anteii an Rlickstellungen fUr iatente Steuern aufzuteilen^^. Der ROckstellungsanteil wird gewOhniich mit Hilfe eines durchschnittlichen Satzes flir Gewerbeertrag- und K5rperschaftsteuer ermittelt. Bei manchen steuerlichen Regelungen, wie z.B. der ZulSssigkeit, geringwertige abnutzbare bewegliche Wirtschaftsguter bis zu einem Anschaffungswert von 410 Euro im Anschaffungsjahr voll abzuschreiben (§ 6 Abs. 2 EStG) oder bei Anschaffung im Laufe des ersten bzw. zweiten Halbjahres eine ganze bzw. eine halbe Jahresabschreibung anzusetzen (EStR Nr. 43), ist zweifelhaft, ob sie allein als steuerrechtliche Absclireibungen gem. § 254 HGB in den handelsrechtiichen Jahresabscliluss ubernommen werden diirfen oder ob sie zugleich allgemein angewendete Vereinfachungsregeln und somit auch als Teil der Grundsatze ordnungsmafiiger Buchfuhrung anzusehen sind. Letzteres erscheint im Sinne der Wirtschaftlichkeit des Rechnungswesens zweckmSUig. Dann konnen diese Regeln im Konzernabschiuss auch nach der Beseitigung des Wahlrechtes zur Beibehaltung nur steuerrechtlich zulassiger WertansMze und auch bei einer etwaigen Aufhebung des steuerrechtlichen Wahlrechts weiterhin angewendet werden.
1.2.3
Besonderheiten fur einbezogene Kreditinstitute und Versicherungen
Falls in den Konzernabschiuss eines Industrie- oder Handelsunternehmens ein Kreditinstitut oder Versicherungsunternehmen einbezogen wird, diirfen gem. § 308 Abs. 2 Satz 2 HGB Wertansatze, die auf der Anwendung von fiir sie wegen der Besonderheiten des Geschaftszweiges geltenden Vorschriften beruhen, beibehalten werden; gegebenenfalls ist im Konzernanhang darauf hinzuweisen (Kasten 2.22 in Abb. 3.1). Dies ist wohl als eine Vereinfachungsregelung zu verstehen, zumal solche Untemehmen nur in Ausnahmefallen Oberhaupt vorhanden und dann gewohnlich unter Berufung auf § 295 HGB von der Konsolidierung ausgeschlossen werden. Wird im Falle der Einbeziehung von dem Beibehaltungswahlrecht Gebrauch gemacht, so ist im Anhang darauf hinzuweisen.
1.2.4
Sonstige Ausnahmen
GemaB § 308 Abs. 2 Satz 4 HGB sind uber die bereits genannten Falle hinaus in Ausnahmefallen Abweichungen von der Regel zulassig, dass VermSgensgegenstande, Verbindlichkeiten usw. im Konzernabschiuss einheitlich nach den flir das Mutterunternehmen zulassigen bzw. von ihm angewandten Methoden zu bewerten sind; gegebenenfalls sind die Ausnahmeftlle im Konzernanhang anzugeben und zu begrtinden (Kasten 2.23 in Abb. 3.1). Naher spezifiziert werden die in § 308 Abs. 2 HGB genannten AusnahmefiUe nicht. Betragsangaben sind nach § 308 HGB nicht erforderlich. 3'^ Vgl. Pohle, Klaus, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 308, Tz. 40.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
145
Nach herrschender Meinung ist diese Ausnahmevorschrift restriktiv auszulegen^^. Als Ausnahmef^lle werden die Unmoglichkeit (z.B. der Anwendung von Bewertungsvereinfachungsverfahren bei nur einzelnen Tochtergesellschaften) oder Unzumutbarkeit der Umbewertung genannt^^. Auch die Nichtanpassung von Bewertungsmethoden eines im Laufe des Geschaftsjahres erworbenen Unternehmens, insbesondere wenn es im Ausland liegt"^^, kann ein Ausnahmegrund sein. Dagegen ist eine Unvereinbarkeit landesrechtiicher Vorschriften mit den konzerneinheitlichen Bewertungsmethoden kein hinreichender Grund fiir die Inanspruchnahme der Ausnahme^^, da durch Aufstellung der HB II, notfalls in Deutschiand, dieser Widerspruch uberbrUckt werden kann.
1.2.5
W^hrungsumrechnung
Die vielschichtigen Probleme der Umrechnung der in fremden Wahrungen aufgesteilten Abschlusse von Tochterunternehmen in EUR zur Einbeziehung in den Konzernabschluss werden im folgenden vierten Kapitel behandelt. An dieser Stelle muss aber bereits auf den Zusammenhang zwischen der Anwendung einheitlicher Bewertungsmethoden im Konzern und der Wahl der Umrechnungsmethode aufmerksam gemacht werden. Die Umrechnung sollte als ein Bewertungsvorgang angesehen werden. Dann erstreckt sich der Gesetzesbefehl des § 308 Abs. 1 Satz 1 HGB zur Anwendung einheitlicher und nach dem Recht des Mutterunternehmens zulassiger Bewertungsmethoden auch auf die Umrechnung^^. Die Anwendung mit dem Recht des Mutterunternehmens nicht zu vereinbarender Umrechnungsmethoden verstieUe dann gegen § 308 HGB und damit auch gegen Art. 29 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 der 7. EG-Richtlinie, es sei denn, eine Ausnahmevorschrift wUrde dies rechtfertigen. Eine solche Ausnahmevorschrift existiert aber nicht. Die Ausnahmen sind entweder anders spezifiziert, z.B. in § 308 Abs. 1 Satz 3 HGB auf unterschiedliche Inanspruchnahme von Wahlrechten, oder auf Ausnahmefalle beschrankt. AusnahmefSlle liegen aber hinsichtlich der Wahrungsumrechnung nicht vor, weil sie bei Existenz auslandischer Tochterunternehmen regelmaBig vorzunehmen ist.Die hier vertretene Auffassung, dass die Umrechnung ein Bewertungsvorgang ist, der zu einer Bewertung der Vermogensgegenstande und Schulden in der Wahrung des Konzernabschlusses flihren muss, die mit den allgemeinen Bewertungsgrundsatzen flir das Mutterunternehmen kompatibel ist, hat sich national und international nicht oder nur partiell durchgesetzt. So kann die Umrechnung der Bilanzposten zu den Wechselkursen am Bilanzstichtag, wie sie in den letzten Jahren weitgehend ublich geworden ist, zur Verletzung des Anschaffungs- und Niederstwertprinzips flihren (siehe hierzu viertes Kapitel).
^8 ^^ ^^ ^^
Vgl. ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 49. Vgl. Hoyos, Martin/Lechner, Harald, in: Beck Bil-Komm., 4. Aufl., 1999, § 308, Tz. 31 ff Vgl. ADS: 6. Aufl., 1995, § 308, Tz. 49 ff. So aber Lederle, Herbert: Vereinheitlichung der Bilanzinhalte, in: Beck HdR, 1987 ff., C 300, S.28. ^'^ A.A. Institut der Wirtschaflsprufer: Stellungnahme HFA 3/1988: Einheitliche Bewertung im Konzemabschluss, WPg 1988, S. 483.
146
Drittes Kapitel
2.
Nach IFRS
2.1
Umbewertungspflicht
Falls ein konsolidiertes Konzernunteraehmen andere Rechnungslegungsmethoden verwendet, als sie filr den Konzernabschluss gelten, sind fur gleichartige Transaktionen und Ereignisse gemaU IAS 27.29 im Rahmen der Erstellung des Konzemabschlusses geeignete AnpassungsmaBnahmen vorzunehmen. Das entspricht der Umbewertungspflicht nach § 308 Abs. 2 Satz 1 HGB, die oben im Abschnitt 1.1.3 behandelt wurde. Ausnahmen von der Pflicht zu AnpassungsmaBnahmen i.S.v. IAS 27.29 werden in dem Standard nicht erwahnt.
2.2
Bewertung zum Fair Value
GemaB IAS 27.22 sind mit dem konsolidierten Abschluss die Finanzinformationen tiber den Konzern so darzustellen wie ftlr eine einzelne 5konomische Einheit. Danach sind gegebenenfalls Bewertungsanpassungen vorzunehmen, um der Sicht der Konzernleitung zu genugen, wie das in Abschnitt 1.1.7 diskutiert wurde. Die Wertanpassung fiir ein einbezogenes Unternehmen muss allerdings von dem Fall des Unternehmenserwerbs unterschieden werden. Bei der erstmaligen Konsolidierung sind die mit dem neuen Tochterunternehmen erworbenen VermOgensgegenstande und Schulden gemaB IFRS 3.36 grundsatzlich zu ihrenya/r values im Erwerbszeitpunkt in den Konzernabschluss zu ubernehmen (siehe hierzu flinftes Kapitel III). In IAS 22 (revised 1993) war auch dafiir die Sicht des Konzerns maBgeblich. Dieser Ansatz wurde jedoch schon 1998 mit IAS 21.121 zu Gunsten des Fair Value-Ansatzes aufgegeben.
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
147
IV. Auswirkungen auf die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung Die Anpassung von Bilanzansatz und -bewertung in der HE II fiir den Konzernabschluss wird im Rahmen der Erstkonsolidierung eines Tochterunternehmens grundsatzlich erfolgsneutrai, d.h. im Zeitpunkt der erstmaligen Einbeziehung zum Zeitpunkt des Erwerbs ohne Auswirkung auf das Ergebnis in der Erganzungsrechnung vorgenommen. Damit schiagen Anpassungen, die die Zeit vor KonzernzugehQrigkeit betreffen, nicht auf das Konzernergebnis durch. Wenn allerdings der Erstkonsolidierungszeitpunkt gemSB § 301 Abs. 2 HGB spSter als der Erwerbszeitpunkt liegt - z.B. bei Erwerb im Laufe und Erstkonsolidierung am Ende des Jahres -, sind Auswirkungen auf das Konzernergebnis gegebenenfalls zeitanteilig zu beriicksichtigen. Die Anpassung von Bilanzansatz und -bewertung ist im Rahmen der Folgekonsolidierung entweder erfolgswirksam, sofern sie das laufende Geschaftsjahr betrifft, oder aber erfolgsneutral, sofern sie vorausgegangene Geschaftsjahre betrifft, vorzunehmen"*^. Das sei anhand des folgenden Beispiels 3.2 gezeigt. Beispiel 3.2 Das Untemehmen T erwirbt zum Ende des Jahres t eine Sachanlage zu 80 Mio. €. Es schreibt diese, um Steuervorteile zu realisieren, sowohl in der Steuer- wie in der Handelsbilanz uber zwei Jahre gleichbleibend ab. Zum Ende des Jahres t+1 erwirbt das Mutterunternehmen M das Unternehmen T und bezieht es sofort in den Konzernabschluss ein. Da derartige Sachanlagen entsprechend ihrer Nutzungszeit konzerneinheitlich uber vier Jahre abgeschrieben werden, wird fur das Jahr t + 1 der Erstkonsolidierung und fur die folgenden Jahre t +2 bis t + 4 (Folgekonsolidierung) eine HB II aufgestellt. Fur die vier Jahre wird in der Erganzungsrechnung die Bewertung der Sachanlage der Abschreibung uber vier Jahre angepasst. Fiir das Jahr t + 1 bleibt es aber bei der Abschreibung aus dem Einzelabschluss, weil T erst zum Ende des Jahres erworben worden ist. Die Zahlen in Spalte 6 sind daher in Klammern gesetzt. Fiir den handels- und steuerrechtlichen Gewinn vor Ansatz der Abschreibung und der Gewinnsteuern (EBTA) werden 100 Mio. € und ein Steuersatz von 60% angenommen. Der Steueraufwand wird aus dem Einzelabschluss in die Erganzungsrechnung ubernommen. Der Jahrestiberschuss werde jeweils im Folgejahr ausgeschtittet. Tabelle 3.2 zeigt in den Spalten 1 bis 5 den Einzelabschluss und in den Spalten 6 bis 9 die HB II fiir T. Im Rahmen der Folgekonsolidierung - hier beispielhaft fiir t+2 - sind •
einerseits erfolgsneutral die Gewinnriicklagen wegen der Einstellung der Bewertungsdifferenz von (80 - 60 =) 20 in die Gewinnriicklagen in t+1 (Spalte 6) und
^^ Vgl. z. B. Havermann, Hans: Die Handelsbilanz II - Zweck, Inhalt und Einzelfragen ihrer Erstellung, in: Knobbe-Keuk et alt. (Hrsg.): Handels- und Steuerrecht, FS fiir Georg Dollerer, 1988, S. 200 I
148
Drittes Kapitel die Sachanlagen wegen der UberhGhten Abschreibung im Einzelabschluss in t+1 jeweils um 20 Mio. € zu erhOhen (Korrekturen vorangegangener Geschaftsjahre),
•
andererseits erfolgsmrksam die Sachanlage infolge der Verminderung der Abschreibungen von 40 auf 20 Mio. € in t+2 um weitere 20 Mio. € auf 40 Mio. € zu erhQhen (Korrekturen des laufenden Geschaftsjahres).
Entsprechend ist - unter Beachtung der Gewinnverwendungsrechnung im Konzernabschluss - fiir folgende Perioden zu verfahren. Insgesamt muss wShrend der Konzernzugehorigkeit im Konzernabschluss wShrend der Nutzungszeit der Anlage nur der Konzernanschaffungswert der Anlage (im Beispiel 3.2. 60 Mio. €) abgeschrieben werden.
Tabelle3.2:
Erfolgsneutrale und erfolgswirksame Bewertungsanpassungen unter VernachlSssigung latenter Steuern
V.
Steuerabgrenzung
1.
Nach HGB
1.1
Ubernahme von Steuerabgrenzungen aus dem Einzelabschluss
Fiir die HB II stellt sich im Hinblick auf die Ubernahme von Steuerabgrenzungsposten aus den Einzelabschlussen und auf die Bildung von Steuerabgrenzungsposten fUr Ansatz- und Bewertungsunterschiede zwischen HB I und HB II (siehe erstes Kapitel V.4.2)
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
149
grundsatzlich die Frage, ob darauf die Konsolidierungsvorschriften des § 306 HGB oder die filr den Einzelabschluss geltende Vorschrift des § 274 i.V.m. § 298 Abs. 1 HGB anzuwenden sind. Da nach herrschender Meinung die §§ 274 HGB die Rechtsgrundlage fur die Steuerabgrenzung in der HB II sind, sei auf die ErOrterung der Frage hier verzichtet^^. FUr die aktivische Steuerabgrenzung aus erfolgswirksamen Bilanzansatz- und Bewertungsanderungen in den ErgSnzungsanderungen besteht dann - wie in den Einzelabschlussen - ein Ansatzwahlrecht. GemaB § 300 Abs. 2 Satz 2 HGB durfen die nach dem Recht des Mutterunternehmens zulassige Bilanzansatzwahlrechte unabhangig von ihrer Ausubung in den Jahresabschlussen der einbezogenen Unternehmen ausgeUbt werden (siehe II.). Damit stellt sich die Frage, inwieweit das Wahlrecht zur Aktivierung latenter Steuern gemaB § 274 Abs. 2 HGB auch bei der Ubernahme von Posten aus den Einzelabschliissen gilt oder ob es im Hinblick auf den Zweck des Konzernabschlusses zu modifizieren ist. Sind also einerseits in der HB I gebildete aktivische latente Steuern in den Konzernabschluss zu (ibemehmen oder diirfen sie aufgel5st werden und sind andererseits in der HB I nicht gebildete aktive latente Steuern nachzuholen? Beispiel 3.3 Ein Konzernunternehmen T habe im Jahr t in seinem Einzelabschluss eine Aufwandsrtickstellung von 10 GE gemafi § 249 Abs. 2 HGB flir eine Grofireparatur gebildet, die in t+1 durchgefuhrt wird. Die Ruckstellung wurde steueriich nicht anerkannt, so dass bei sonst gleichem steuer- und handelsrechtlichem Abschluss in t das Ergebnis laut Einzelabschluss kleiner ist als das Ergebnis gemaB steuerrechtlichem Abschluss (siehe Tab. 3.3, Spalten 1 und 2). Damit besteht gemaB § 274 Abs. 2 HGB ein Wahlrecht zur Aktivierung latenter Steuern, das fiir die HB I nicht ausgeObt wurde. In der HB II werde die Aufwandsriickstellung beibehalten und ebenfalls nicht aktivisch abgegrenzt (Spalte 2). Ohne aktivische Steuerabgrenzung werden sowohl im Jahr der Bildung der Aufwandsriickstellung (t) als auch im Jahr ihrer Auflosung (t+1) im Konzernabschluss die Relationen zwischen JahresUberschuss vor und nach Steuern verzerrt (siehe Tab. 3.3, Spalten 5 und 11). Bei einem hier angenommenen Steuersatz von 50% ist der Steueraufwand in t um 5 zu niedrig und in t+1 um 5 zu hoch. Dies wird beseitigt, wenn man die Steuerabgrenzung im Konzernabschluss (hier in Hohe von 5) nachholt (Spalten 6 und 12). Zum Teil wird § 306 HGB als lex specialis zu § 300 Abs. 2 HGB angesehen und daraus eine Aktivierungspflicht flir latente Steuern abgeleitet^^. Eine solche Regelung entsprache der Zielsetzung latenter Steuern und der zugrundeliegenden Fiktion der steuerrechtlichen Einheit des Konzerns. Aufgrund des expliziten Wahlrechts gem. § 300 Abs. 2 HGB i.V.m. § 274 Abs. 2 HGB folgt eine solche Regelung jedoch nicht aus dem Gesetz. ^^ Vgl. hierzu die 6. Aufl. dieses Buches, S. 114 f; Weifienberger, Barbara, in: MunchKomm. zum HGB, 2001, § 306, Tz. 12 ff.; Luhrmann, Volker: Latente Steuem im Konzernabschluss, 1997, S. 173 ff. ^^ So Schindler, Joachim: Latente Steuem im konsolidierten Abschluss nach der Konzembilanzrichtlinie, BE 1984, S. 1659; Debus, Christian: Latente Steuem, in: Beck HdR, 1997, C 440, Tz.21ff.
150
Drittes Kapitel
Analoge Uberlegungen gelten fiir die Ubernahme bzw. Nachholung aktivischer latenter Steuern aus den Einzelabschlussen infolge unterschiedlicher Bewertung in der steuerund handelsrechtlichen Bilanz Mithin besteht fiir aktivische Steuerabgrenzungen in den Einzelabschliissen das Wahlrecht, sie in den Konzemabschluss zu Ubernehmen und dort nicht gebildete Abgrenzungen im Konzemabschluss vorzunehmen. Das Wahlrecht ist allerdings insoweit eingeschr^nkt, ais in den Einzelabschlussen gebildete Steuerabgrenzungen nicht § 274 HGB entsprechen. Das kann insbesondere bei Tochtergesellschaften mit Sitz im Ausland der Fall sein. Sollten dort nach dem Konzept der temporary differences latente Steuern fiir quasipermanente Steuerbetragsdifferenzen (siehe erstes Kapitel V.4.5) gebildet worden sein, so sind sie nicht durch § 274 HGB gedeckt und mlissen aufgelost werden. Das gilt nach der Fiktion der Rechtseinheit des Konzerns auch fiir Verlustvortrage, die nach herrschender Auffassung nach deutschem Recht nicht bilanzierungsfihig sind"*^. T , 1
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155
155
Tabelle 3.3: Ubernahme latenter Steuern aus dem Einzelabschluss ^^ Vgl. z.B. ADS: 6. Aufl., 1997, § 274, Tz. 28; Baumann, Hermann, in: KUting/Weber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl., 1998, § 306, Tz. 36.
150
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
151
Jedoch wird die Auffassung vertreten, dass die Aufldsung einer aktivischen Steuerabgrenzung auf Verlustvortrage unterbleiben darf, wenn im Konzernabschluss ein ausreichendes Ergebnis zur Verftigung steht, urn sie zu amortisieren"*^. Aktivische Steuerabgrenzungen werden erfolgswirksam aufgeldst; es sei denn, es handele sich um einer Erstkonsolidierung, die erfolgsneutral vorgenommen wird. Passivische Steuerabgrenzungen in den Einzelbilanzen haben in der Regel auch den Charakter von Rttckstellungen fur den Konzernabschluss. AUerdings ist die Steuerabgrenzung aus der Sicht des Konzerns zu beurteilen.
1.2*
Latente Steuern auf Anpassungsunterschiede
Aus der Ansatz- und Bewertungsanpassung der Einzelabschlilsse der einbezogenen Untemehmen an das Recht des Mutterunternehmens konnen Unterschiede zwischen den in den EinzelabschlUssen und den in den HB II ausgewiesenen Ergebnissen resultieren. Geht man von der Geltung des § 274 HGB fUr die Anpassung gemalJ §§ 300 und 308 HOB aus (siehe Abschnitt V.I.), so kann eine Steuerabgrenzung notwendig werden^^und zwar dann, wenn es sich um zeitlich befristete Unterschiede zwischen HB II und Einzelabschluss bzw. steuerrechtlichem Abschluss handelt. Dagegen wUrde z.B. eine nur in der HB II, nicht aber im einzel- und steuerrechtlichen Abschluss, vorgenommene Wertaufholung fiir ein Grundstiick zu einer quasi-permanenten Differenz flihren, flir die keine Steuerabgrenzung vorzunehmen ist, weil ein Ausgleich erst bei einem nicht absehbaren Verkauf des GrundstQcks bzw. des Tochterunternehmens erfolgen wUrde. AuBerdem muss es sich, zumindest im Rahmen der Folgekonsolidierungen, um erfolgswirksame AnpassungsmaUnahmen handeln. So wtirde z.B. eine von einem auslandischen Tochteruntemehmen vorgenommene erfolgsneutrale Einstellung in eine Neubewertungsrticklage, die nach deutschem Recht nicht zulassig und daher ruckgSngig zu machen ist, nicht zu einer Ergebnisdifferenz und somit nicht zu einer Steuerabgrenzung filhren^^. Erh5ht sich das Ergebnis in der Erganzungsrechnung im Vergleich zur Einzel- bzw. zur Steuerbilanz, so ergeben sich passivische, vermindert es sich, aktivische latente Steuern. Fiir den Ansatz der letzteren besteht ein Wahlrecht. Die Bildung und Aufldsung von Steuerabgrenzungen infolge von Ansatz- und Bewertungsanpassungen im Rahmen der Folgekonsolidierung sei im folgenden flir den Fall passivischer latenter Steuern am Beispiel einer Bewertungsanpassung (Beispiel 3.4), fiir den Fall aktivischer latenter Steuern am Beispiel einer Ansatzanpassung (Beispiel 3.1 (Fortsetzung)) gezeigt.
47 So Baumann, Hermann, in KUting/Weber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl., 1998, § 306, Tz. 38; vgl. auch Luhrmann, Volker: Latente Steuern im Konzemabschluss, 1997, S. 179 ff. 48 So auch Hoyos, Martin/Fischer, Norbert, in: Beck Bii-Komm, 6. Aufl., 2006, § 306, Tz. 3. 49 Vgl. Debus, Christian, in: Beck HdR, 1987 ff., C 440, Tz. 113.
152
Drittes Kapitel
Beispiel 3.4 Die von M zum 31.12. des Jahres t gegriindete Tochtergesellschaft T hat noch am selben Tag eine abnutzbare Sachanlage fur 60 GE gekauft. Jahresuberschiisse (JU) werden thesauriert. Der Steuersatz betrage 60%. Handels- und steuerrechtlich werde die Anlage uber zwei Jahre abgeschrieben, um Steuervorteile zu realisieren (siehe Tab. 3.4, Spalten 2 und 3). Fur eine Steuerabgrenzung im Einzelabschluss besteht keine Notwendigkeit. In der HB II wurde die Anlage nach den konzemeinheitlichen Bewertungsvorschriften tiber vier Jahre abgeschrieben (s. Tab. 3.4, Spalten 6 bis 9). In der HB II ist eine Steuerabgrenzung erforderlich, um den Steueraufwand zum Jahresuberschuss in eine sinnvolle Beziehung zu setzen. In t+1 und t+2 sind JGWQWS passivische latente Steuern in Hohe von 0,6 X (30 - 15 =) 9 in Bilanz und GuV erfoigsmindemd zu bilden (Spalten 6 und 7), die dann in t+3 und t+4 jeweils in Hohe von 9 erfolgserhohend aufzulosen sind (Spalten 8 und 9). Damit stehen Steueraufwand und Jahresuberschuss vor Steuern in der HB II in einem dem Steuersatz entsprechenden Verhaltnis von 51 : 85 (= 60%) zueinander.
Tabelle 3.4: Bewertungsanpassung bei T unter Berticksichtigung latenter Steuern Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sollte - obwohl fur aktivische latente Steuern gemSB § 274 Abs. 2 HGB nur ein Wahlrecht besteht - eine Steuerabgrenzung vorgenommen werden. Beispiel 3.1 (Fortsetzung) Das Beispiel 3.1 (siehe Abschnitt II. 2.) wird um den Ansatz latenter Steuern erganzt (siehe Tab. 3.1 (Fortsetzung)). Der Steuersatz betrage 60%. In t konnen aktivische latente Steuern in H(3he von 0,6 x (25 - 15 =) 6 in der HB II erfolgserhohend gebildet werden. Davon wird hier ausgegangen. In t+1 sind sie erfoigsmindemd aufzulosen. Damit stehen Steuerbelastung und Jahresuberschuss vor Steuern in der HB II sowohl in t (9 : 15 = 0,6)
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
153
als auch in t+1 (18 : 30 = 0,6) in einem dem Steuersatz entsprechenden Verhaltnis zueinander. WUrden die latenten Steuern in der HB II nicht aktiviert, so w^re diese Relation sowohlint(15 : 15 = 1) als auch in t+1 (12 : 30 =0,4) verzerrt.
Tabelle 3.1 (Fortsetzung): Anpassung bei T unter Beriicksichtigung latenter Steuern
1.3.
Latente Steuern auf Zuordnungsunterschiede bei erstmaliger Konsolidierung
Wenn ein Tochterunternehmen erstmalig in den Konzernabschluss einbezogen wird und fiir die Erstkonsolidierung Bilanzansatze und Bewertung erfolgsneutral angepasst werden (siehe IV.), ergibt sich die Frage, ob fur die DifferenzbetrSge zwischen den Buchwerten im Einzeiabschluss und den fur den Konzernabschluss beizulegenden Werten (§ 301 Abs. 1 HGB) latente Steuern angesetzt werden sollten. Welche Auswirkungen das hat, sei anhand des Beispiels 3.2 (Fortsetzung) gezeigt. Beispiel 3.2 (Fortsetzung) Erganzend zum Beispiel 3.2 (siehe Abschnitt IV.) werden latente Steuern in der HB II von T beriicksichtigt (siehe Tab. 3.2 (Fortsetzung)). Im handelsrechtlichen Einzeiabschluss von T besteht dagegen keine Notwendigkeit zur Steuerabgrenzung, da handelsund steuerrechtliches Ergebnis ubereinstimmen. In t+1 werden erfolgsneutral passivische latente Steuern in Hohe von 60% der erfolgsneutralen Wertzuschreibung von 20 GE
154
Drittes Kapitel
auf Sachanlagen - also 12 GE - gebildet. Die GewinnrUcklagen steigen in der HB II dann nur urn 8 GE statt um 20 GE. In t+2 werden erfolgsmindemd den passivischen latenten Steuern 60% der Differenz zwischen dem Jahresuberschuss it. HB II (44 GE) und it. Einzelabsciiluss ( 1 0 0 - 4 0 - 3 6 = 24 GE) (Tab. 3.2 (Fortsetzung), Spalten 3 und 7), also 0 , 6 ( 4 4 - 2 4 = ) 12 GE zugewiesen (Spalte 7); diese Steuerabgrenzung von insgesamt 24 GE in t+1 und t+2 wird dann in t+3 und t+4 erfolgserh5hend aufgelost (Spalten 8 und 9). Damit stehen - anders als im ursprunglichen Beispiel 3.2 (s. IV.) gesamter Steueraufwand und Jahresiiberschuss vor Steuern wShrend der Konzernzugeh5rigkeit von T in einem dem Steuersatz (60%) entsprechenden Verhaltnis von 48:80 zueinander.
Tabelle 3.2 (Fortsetzung): Erfolgsneutrale und erfolgswirksame Bewertungsanpassungen unter Berucksichtigung latenter Steuern Das Beispiel zeigt, dass durch die erfolgsneutrale Bildung des Abgrenzungspostens in der Periode der erstmaligen Konsolidierung und dessen spStere erfolgswirksame Auflosung in den Perioden nach der Erstkonsolidierung einen Steueraufwand ausgewiesen wird, der zum Konzernergebnis vor Steuern passt. Eine gesetzliche Regelung zur Bildung eines solchen Postens fiir latente Steuern besteht allerdings nicht. Nach § 274 HGB und § 306 HGB beruhen latente Steuern auf Ergebnisunterschieden, die hier bei der Bildung des Passivpostens nicht vorliegen. Jedoch fiillen diese latenten Steuern zusatzlich zu den gesetzlich vorgesehenen eine gesetzliche Lucke in angemessener Weise. Die erfolgsneutrale Bildung einer passivischen Steuerabgrenzung flir die Zuschreibung in der HB II kann aus der Generalklausel des § 297 Abs. 2 HGB gerechtfertigt werden, nach der der Konzernabschluss ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage zu vermitteln hat. Ohne den erfolgsneutralen Ansatz passivischer latenter Steuern wurden die GewinnrUcklagen im Einzelabschluss, die in die erstmalige Kapitalkonsolidierung eingehen, zu hoch ausgewiesen werden, weil die kiinftige Steuerbelastung infolge der Vorverlegung der steuerlichen Abschreibung in
Ansatz- und Bewertungsmethoden im Konzernabschluss
155
den Zeitraum vor der Konzernzugeh5rigkeit nicht berucksichtigt wiirde. Infolge der Verringerung der zu konsolidierenden Gewinnrucklagen steigt ein Firmenwert aus der Kapitalkonsolidierung entsprechend. Im Rahmen der Folgekonsolidierung werden die Zuschreibungsbetrage auf abnutzbare Verm^gensgegenstande planmaBig wie diese im Konzernabschluss abgeschrieben. Steuerlich wirkt sich diese Abschreibung aber nicht aus. Die passivische Steuerabgrenzung wird entsprechend erfolgserhohend aufgelost. Das Konzernergebnis wird per Saldo dann so belastet, als ob die Abschreibung der Umbewertungsbetrage steuerlich wirksam wSre. Damit werden die Konzernergebnisse der Folgeperioden insoweit zutreffend gegeneinander abgegrenzt. Ohne Steuerabgrenzung ergabe sich ein Missverhaltnis zwischen Jahresergebnis und Steuern, was die Darsteilung der Ertragslage gem. § 297 Abs. 2 HGB beeintrachtigte. Daher ist die Bildung passivischer Steuerabgrenzungen fur Zuschreibungen im Rahmen der Erstkonsolidierung zulassig, wenn nicht sogar notwendig^^. Der erfolgsneutralen Bildung einer passivischen Steuerabgrenzung im Jahr der erstmaligen Konsolidierung steht auch das fur den Konzernabschluss zu beachtende pagatorische Prinzip oder Kongruenzprinzip nicht entgegen, sofern im Rahmen der im fiinften Kapitel im einzelnen zu behandelnden Kapitalkonsolidierung ein bei diesem Vorgehen entstehender (hoherer) Firmenwert erfolgswirksam abgeschrieben wird. Wird der Firmenwert dagegen erfolgsneutral verrechnet und dies im Rahmen der Entkonsolidierung nicht korrigiert, so ist das Kongruenzprinzip verletzt. Dies ist aber nicht auf die erfolgsneutrale Bildung des Abgrenzungspostens, sondern vielmehr auf die zwar gemaB § 309 HGB zulassige, aber gegen allgemeine Rechnungslegungsvorschriften des HGB verstoBende Behandlung des Firmenwertes zurtickzufuhren^^.
2.
Steuerabgrenzung nach IFRS
2.1
Temporary-Konzept
Nach dem bilanzorientierte Temporary-Konzept sind fur samtliche temporare Differenzen zwischen dem Wertansatz in der Steuerbilanz (tax base) und in der Konzernbilanz (carrying amount) aktivische und passivische Steuerabgrenzungen zu bilden. Das gilt sowohl fur Anpassungs- und Zuordnungsunterschiede im Rahmen der Erstkonsolidierung als auch fiir die Folgekonsolidierung. Latente Steuern sind unabhangig davon zu
50 Vgl. Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR, 1987 ff., C 440, Tz. Ill ff.; ADS: 6.
Aufl., 1996, §306,Tz.25. ^^ Vgl. dazu im einzelnen Busse von Colbe, Walther: Gefahrdung des Kongruenzprinzips durch erfolgsneutrale Verrechnung von Aufwendungen im Konzernabschluss, in: Moxter, Adolf et alt. (Hrsg.): Rechnungslegung, FS fur Karl-Heinz Forster, 1992, S. 125 ff.
156
Drittes Kapitel
bilden, ob sich die Diflferenzen zeitlich in bestimmter oder unbestimmter Frist aufl5sen. Ausgenommen sind permanente Differenzen (siehe erstes Kapital V.4.5). Latente Steuern im Rahmen der Erstkonsolidierung auf Anpassungs- und Zuordnungsdifferenzen werden erfoigsneutral gebildet. Im Rahmen der Folgekonsolidierung werden Veranderungen oder Neubildung von iatenten Steuerpositionen in der Konzembiianz gegeniiber den Einzelabschlussen erfolgswirksam vorgenommen (IAS 12.58); es sei denn, die Steuerabgrenzung bezoge sich auf eine Differenz, die direkt mit dem Eigenkapital verrechnet wird (IAS 12. 61), wie etwa eine Differenz aus der Umrechnung des Abschiusses eines ausiandischen Tochteruntemehmens nach der Stichtagsmethode oder um eine erfoigsneutral vorgenommene Neubewertung (IAS 12.62). Dann sind auch die darauf entfailenden Steuerabgrenzungen direkt mit dem Eigenkapital zu verrechnen^^. Mithin sind grundsatzlich auf alle temporaren Wertdifferenzen zwischen Posten der Einzelabschlusse und den entsprechenden Posten in der Konzembiianz latente Steuern zu bilden.
2.2
Ausnahmen
Da der Goodwill zwar als asset, aber zugleich als Residuum des Uberschusses des Erwerbskosten der Beteiligung Uber die zum fair value bewerteten Verm5gen und Schulden des erworbenen Untemehmens betrachtet wird, ist der Ansatz von Iatenten Steuern auf den aus dem Zusammenschluss resultierenden Goodwill, dessen steuerlicher Wert gewohnlich Null ist, ausdrucklich in IAS 12.21 untersagt. Ferner sind gemSB IAS 12.15 auf temporare Unterschiede, die bei der erstmaligen Bilanzierung auftreten, aber in diesem Zeitpunkt weder das handelsrechtliche noch das steuerliche Ergebnis beeinflussen und nicht aus einem Unternehmenszusammenschluss resultieren, keine latente Steuern anzusetzen. Das trifft z.B. Subventionen zum Kaufvon VermSgensgegenstanden zu^^. Auf aktivierte steuerliche Verlustvortrage sind latente Steuern nur dann anzusetzen, wenn es wahrscheinlich ist, dass sie ftir kUnftige Steuern auf steuerpflichtige Gewinne genutzt werden konnen (IAS 12.34).
52 Vgl. Coenenberg, Adolf/Hille, Klaus, in: lAS-Komm. 2. Aufl. 2003, IAS 12, Tz. 92fif.;Wagenhofer, Alfred: Intemational Accounting Standards lAS/IFRS, 5. Aufl., 2005, S.332.; zur Kritik vgl. Schildbach, Thomas: Latente Steuern auf permanente Differenzen und andere Kuriositaten, WPg, 1998, S. 939 ff. 5^ Vgl. z.B. Wagenhofer, ebenda, S. 330.
Viertes Kapitel
Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften
I. Problemstellung Die Geschaftstatigkeit vieler Konzerne beschrankt sich nicht auf einen Wahrungsraum, sondem erstreckt sich oft weltweit. Auf der Ebene der einzeinen rechtlichen Einheiten resultieren daraus die Probleme einer Umrechnung von GeschaftsvorfSllen und der daraus resultierenden Ein- und Auszahlungen, Ertrage und Aufwendungen sowie Vermogensgegenst^nde und Schulden in eine einheitliche Berichtswahrung, in der die Einzeiabschitisse dieser Geseilschaften aufgestellt werden. Als Berichtswdhrung wird von den nationalen Rechnungslegungsvorschriften regelmaBig die WShrung des Sitzlandes der Konzerngesellschaft vorgeschrieben. FUr deutsche Unternehmen ist dies nach § 244 HGB der Euro (EUR, €), fiir amerikanische Geseilschaften ist es der US-Dollar (USD, $), fiir britische Geseilschaften das britische Pftind (GBP)J IAS 21.19, .38 lasst den Geseilschaften freie Wahl einer Berichtswahrung fiir ihre Einzelabschlusse. Wenn die Geseilschaften in einem Konzern fiir ihre Einzelabschlusse unterschiedliche Berichtswahrungen verwenden, so ist die Konzernberichtswdhrung festzulegen. Fiir deutsche Mutterunternehmen ist dies nach §§ 244, 298 Abs. 1, 315a Abs. 1 HGB wiederum der Euro, in den dann die in anderen Wahrungen aufgestellten Einzelabschlusse umzurechnen sind, damit sie zum Konzernabschluss zusammengefasst werden k(5nnen. IAS 21.38 erm5glicht die freie Wahl einer Konzernberichtswdhrung und auch die Vorlage von konsolidierten Abschliissen in mehreren Berichtswahrungen (z.B. US-Dollar und Euro).
Vgl. SEC Regulation S-X.T. Rule 4-01; UK Companies Act 1985, Schedule 9, Part I (45).
158
Viertes Kapitel
Die Umrechnung von Jahresabschlussen gehdrt zu den umstrittensten Themengebieten der externen Rechnungslegung. In Literatur und Praxis wurden eine Vielzahl von Umrechnungsmethoden wie z.B. die Fristigkeitsmethode („current - non current method"), die Umrechnung nach dem Geldcharakter („monetary - non monetary method"), die Zeitbezug-Methode („temporal principle") und verschiedene Varianten der Stichtagskurs-Methode („current rate method") diskutiert und eingesetzt.^ Besonders heftig wurde in den USA die Diskussion um SFAS 8 gefuhrt, mit dem 1975 die Zeitbezug-Methode eingefiihrt wurde, nach der alle wechselkursbedingten Werttoderungen erfolgswirksam auszuweisen waren. Bereits 1981 wurde diese Regelung durch SFAS 52 abgeldst, worin eine sog. funktionsspezifische Umrechnungsmethode vorgeschrieben wird: Auf selbstandige („self-contained") auslandische Tochterunternehmen ist die Stichtagskurs-Methode, wahrend auf auslandische Teileinheiten, die eng in den Konzernverbund integriert sind, die Zeitbezug-Methode anzuwenden ist. SFAS 52 wurde das Vorbild fur den 1993 verabschiedeten IAS 21 und auch andere nationale Standards in Australien (AASB 1012), Kanada (Section 1650), oder GroBbritannien (SSAP 20). Im Rahmen des Improvement Project des lASB wurde zuletzt im Dezember 2003 eine revidierte Fassung von IAS 21 vorgelegt, die zuletzt durch ein Amendment to IAS 21 - Net Investment in a Foreign Operation - modifiziert wurde. Trotz der groBen Bedeutung der Wahl der Umrechnungsmethode fur die H5he der im Konzernabschluss auszuweisenden Positionen und Ergebnisse enthielten weder die 7. EG-Richtlinie noch deren Umsetzung in das nationale Recht explizite Regelungen zu diesem Problemkreis. Art. 34 Nr. 1 der 7. EG-Richtlinie verlangt lediglich eine allgemeine Erl^uterung, uber die auch der deutsche Gesetzgeber nicht hinausgegangen ist. § 313 Abs. 1 Nr. 2 HGB enthalt nur die Forderung, dass „die Grundlagen fur die Umrechnung in Euro (im Konzernanhang) angegeben werden, sofern der Konzernabschluss Posten enthalt, denen Betrage zugrunde liegen, die auf fremde Wahrung lauten oder ursprunglich auf fremde Wahrung lauteten". Das Fehlen spezieller Regelungen wurde nach einer verbreiteten Ansicht im deutschen Schrifttum als Methodenwahlrecht interpretiert, das von den Unternehmen auch unterschiedlich ausgetibt wurde.^ Mehrere nie verabschiedete Entwtirfe von Stellungnahmen Vgl. zu einem Uberblick iiber die Literaturdiskussion und zur Darstellung verschiedener Methoden die 6. Auflage dieses Buches, S. 133-146. Zur Praxis der Wahrungsumrechnung bei deutschen Untemehmen vgl. Busse von Coibe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 207, und ausfilhrlicher Busse von Colbe, Walther: Wahrungsumrechnung unter dem EinfluB neuer Rechnungslegungsvorschriften, in: Baetge, JOrg (Hrsg.): Konzemrechnungslegung und -priifiing, 1990, S. 83 ff; Treuarbeit (Hrsg.): KonzemabschlUsse '89,1990, S. 179 ff; Mujkanovic, Robin/Hehn, Bettina: Wahrungsumrechnung im Konzem nach Intemationalen Accounting Standards, WPg, 1996, S. 605 ff Fiir eine Auswertung der DAX 100 Unternehmen zum Geschaftsjahr 1999 vgl. Gebhardt, Gunther: Wahrungsumrechnung im Konzernabschluss, in: HWRP, 3. Aufl., 2002, Sp. 2642 2646. Vgl. z.B. Gebhardt, Gunther: Vereinheitlichung der Recheneinheit durch Wahrungsumrechnung, in: Beck HdR, 1987 ff., C 310, Tz. 2-6; ADS, 6. Aufl., 1998, § 298 HGB, Tz. 13; Full-
Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften
159
des Hauptfachausschusses (HFA) des Instituts der Wirtschaftspriifer (zuletzt HFA 1998) haben eine gewisse Einschrankung des Methodenwahlrechts auf die Alteraativen „Stichtagskurs-Methode" und „Zeitbezug-Methode" sowie die „fiinktionale Wahrungsumrechnungsmethode" angestrebt.^ Der inzwischen zustandige Deutsche Standardisierungsrat (DSR) hat diesen Probiemkreis erst spSt angegangen und im Oktober 2002 einen Entwurf (E-DRS 18) vorgelegt, der sich eng an SFAS 52 und IAS 21 anlehnt. DRS 14 wurde im August 2003 verabschiedet und im Juni 2004 bekannt gemacht. Er gilt nur fiir die Wahrungsumrechnung von Konzernabschlussen nach HGB und PublG.^
II. Grundlagen 1.
Umrechnung als Bewertungsvorgang
Der Grundsatz der Aquivalenz besagt, dass Zweifelsfragen bei der Aufstellung des Konzemabschlusses so gel5st werden sollen, wie sie analog auch in einem Einzelabschluss behandelt wtirden. Geschaftsvorfalle in fremden Wahrungen und daraus resultierende Ein- und Auszahlungen, Ertrage und Aufwendungen sowie VermGgensgegenstande und Schulden treten auch bei rechtlichen Einheiten auf, die z.B. exportieren oder unselbstandige Niederlassungen im Ausland unterhalten. Auf diese Sachverhalte sind dann die ailgemeinen Vorschriften fiir den Einzelabschluss (§§ 244 bis 256 HGB) sowie die zusatzlichen Bestimmungen fur groUe Kapitalgesellschaften (§§ 265 bis 283 HGB) anzuwenden, auf die § 298 Abs. 1 HGB verweist. FUr Vermogensgegenstande, die von Konzernunternehmen im Ausland gegen fremde Wahrung erworben wurden, muss dann gelten, dass deren Ausweis im Konzernabschluss unabhangig davon ist, ob sie in die Bestande des Mutterunternehmens oder eines in- oder auslandischen Tochterunternehmens eingegangen sind. Entsprechend sind auf fremde wahrung lautende Ruckstellungen und Verbindlichkeiten sowie Rechnungsabgrenzungsposten ebenfalls unabhangig von ihrem Entstehen bei einem in- oder auslandischen Konzernunternehmen im Konzernabschluss auszuweisen. Nach dem Aquivalenzprinzip sowie nach der Einheitsfiktion des § 297 Abs. 2 HGB sind Fremdwahrungstransaktionen des Konzerns also so abzubilden, als ob sie in einer bereits in Konzernwahrung gefiihrten Buchfiihrung erfasst und unter Anwendung der konzerneinheitlichen Bilanzierungs-
bier, Rolf-Uwe/Pellens, Bemhard: § 313 HGB, in: MunchKommHGB, Band 4, 2001, Tz. 46; Hoyos, Martin/Huber, Frank, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 308 Tz. 65. Vgl. IDW, HFA: Geanderter Entwurf einer Verlautbarung zur Wahrungsumrechnung im Jahres- und Konzemabschluss, WPg 1986, S. 664-667; ders.: Entwurf einer Stellungnahme: Zur Wahrungsumrechnung im Konzemabschluss, WPg 1998, S. 549-555. Vgl. DRS 14.1a, b, die in 2005 klarstellend eingefiigt wurden.
160
Viertes Kapitel
grundsatze aus dieser in den Konzernabschluss ubernommen worden wSren. Die Anwendung dieser Prinzipien wird anhand des folgenden Beispiels 4.1 gezeigt.^ Beispiel 4.1 Das deutsche Mutterunternehmen HANDELS AG und das in ihrem vollstandigen Besitz stehende, in Outiand ansassige Tochterunternehmen Trade Inc. kaufen per t = 0 jeweils 100 ME des Produktes XY von dem konzernexternen Lieferanten Z zum Preis von 1,00 LW/ME. Diese Produkte werden von beiden Konzernunternehmen iiber mehrere Bewertungsstichtage unbearbeitet im Bestand gehalten. Zu dem ftir beide Konzernunternehmen einheitlichen Preis seien keine Anschaffungsnebenkosten angefallen. Tabelie 4.1 enthalt die Bilanzierung dieser Vorrate auf der Grundlage des Anschaffungswertprinzips sowohl beim Mutterunternehmen als auch beim Tochterunternehmen im Anschaffungszeitpunkt (t = 0) sowie an drei nachfolgenden Bewertungsstichtagen mit unterschiedlichen Konstellationen von Preisen und Wechseikursen. Im Anschaffungszeitpunkt werden die Vorrate bei der HANDELS AG mit den EUR-Anschaffungskosten (AWEUR) erfasst, die sich als Produkt der Anschaffungskosten in Landeswahrung (AWLW) mit dem - historischen - Wechselkurs (HK) in t = 0 ergeben. Vereinfachend wird dabei angenommen, dass die Vorrate bar bezahlt werden und der Wechselkurs das Austauschverhaltnis angibt, zu dem der Umtausch von EUR in LW erfolgte. Diese EUR -Anschaffungskosten (i.S.d. §§ 253 Abs. 1, 255 Abs. 1 HGB) sind im Einzelabschluss des deutschen Mutterunternehmens so lange auszuweisen, wie nicht eine Abschreibung auf einen niedrigeren Tageswert aufgrund des strengen Niederstwertprinzips flir Vermogensgegenstande des Umlaufvermogens (§ 253 Abs. 3 HGB) erforderlich wird. Bei Vermogensgegenstanden, die aus dem Ausland bezogen und in auslandischer Wahrung fakturiert werden, ergibt sich an den Folgezeitpunkten der dem EURAnschaffiingswert im Rahmen des Niederstwertprinzips gegenliberzustellende EURTageswert (TWEUR) wiederum als Produkt aus Tageswert in fremder Wahrung (TWLW) und dem Wechselkurs bei (fiktivem) Umtausch am Bewertungsstichtag (TK). Bei den in Abbildung 4.1 (Zeile [3], [5]) angenommenen Preis- und Wechselkursentwicklungen wird in t = 1 trotz eines gestiegenen LW-Preises eine Abschreibung der Vorrate erforderlich, da der Wechselkurs EUR/LW relativ starker gesunken ist. Es ist nicht strittig, dass eine solche Abschreibung gem. § 253 Abs. 3 HGB im Einzelabschluss des Mutterunternehmens ergebniswirksam vorzunehmen ist. Bei Wegfall der Grunde fiir eine solche Abschreibung an Folgezeitpunkten gilt fiir Kapitalgesellschaflen das Wertaufholungsgebot des § 280 Abs. 1 HGB, das im Beispiel in t = 2 zu befolgen ist. In t = 3 wird bei der HANDELS AG erneut eine Abschreibung der Vorrate wegen gesunkener LW-Preise und Wechselkurse erforderlich. Ftir die Bilanzierung der Vorrate bei dem Tochterunternehmen TRADE Inc. (Zeilen [12], [13]) wird davon ausgegangen, dass dieses im LW-Einzelabschluss nach den
Vgl. Gebhardt, Gunther: Vereinheitlichung der Recheneinheit durch Wahrungsumrechnung, in: Beck HdR, 1987 f, C 310, Tz. 13 ff.
Umrechnung von AbschlUssen auslandischer Konzerngesellschaften Anschaffungszeitpunkt
161
Bewertungsstichtage
t=0
t=l
t=2
t=3
Anschafiungswert (AWLW)
100.00
100.00
100.00
100.00
[2]
Spez. Preisindex
1.0000
1.1500
1.1000
0.9000
[3]
Tageswert(TWLW)
100.00
115.00
110.00
90.00
[4]
Anderung TWLW
15.00
-5.00
-20.00
[5]
Wechselkurs EUR/LW (TK)
1.7000
2.1000
1.9000
[1]
2.0000 (HK)
[6]
LW-Preisniveau
1.0000
1.0500
1.1000
1.2000
[7]
EUR-Preisniveau
1.0000
1.0000
1.0000
1.0000
Bilanzierung im Einzelabschluss des Mutteruntemehmens HANDELS AG - Anschafflingswertprinzip [8]
EUR-Anschaffungswert (AW EUR)
200.00
200.00
200.00
200.00
[9]
EUR-Tageswert (TW EUR)
200.00
195.50
231.00
171.00
195.50
200.00
171.00
-4.50
4.50
-29.00
100.00
100.00
90.00
0.00
0.00
-10.00
[10] EUR-Niederstwert (NW EUR)
200.00
[11] Anderung EUR -Bestand
Bilanzierung im Einzelabschluss des Tochteruntemehmens TRADE Inc. - Anschaffungswertprinzip [12]
LW-Bilanzbestand
100.00
( = min. {AWLW, TWLW}) [13] Anderung LW-Bilanzbestand
Umgerechnete Einzelabschlusse des Tochteruntemehmens TRADE Inc. - Zeitbezug-Methode: min. (AWLW)cHK,TWLWxTK)
-
[14] AWLWxHK( = AWEUR)
200.00
200.00
200.00
200.00
[15] TWLW X TK ( = TW EUR)
200.00
195.50
231.00
171.00
200.00
195.50
200.00
171.00
-4.50
4.50
-29.00
[16]
EUR -Niederstwert
[17]
Anderung EUR -Niederstwert - Stichtagskurs-Methode: min. (AWLW, TWLW) x TK -
[18]
LW-Bilanzbestand
100.00
100.00
100.00
90.00
[19]
Stichtagskurs
2.0000
1.7000
2.1000
1.9000
[20]
EUR-Bilanzbestand
200.00
[21] Anderung EUR -Bilanzbestand [22]
Umgerechneter Ertrag/Aufwand
170.00
210.00
171.00
-30.00
40.00
-39.00
0.00
0.00
-19.00
TK = Tageskurs [EUR/LW] zum Zeitpunkt t HK = Historischer Kurs [EUR/LW] zum Zeitpunkt t = 0
Tabelle 4.1: Aquivalente Umrechnung in Einzel- und Konzernabschluss
162
Viertes Kapitel
Bilanzierungsregeln des Mutterunternehmens verfihrt. Im Rahmen des Niederstwertprinzips sind an den drei Bewertungsstichtagen entsprechend Anschaffungswert und Tageswerte des Vorratsbestandes jeweils in Landesw^hrung gegenUberzustellen. Bei der angenommenen LW-Preisentwicklung wird eine Abschreibung nur in t = 3 erforderlich. Die Anwendung des Aquivalenzprinzips sowie des Einheitsgrundsatzes (§ 297 Abs. 3 HGB) verlangt dann, dass im Konzernabschluss die bei dem Mutteruntemehmen und bei dem Tochterunteraehmen lagernden VorrSte mit einem identischen EUR-Betrag auszuweisen sind. Zu diesem Ergebnis ftlhrt die konsequente Anwendung der Prinzipien der Zeitbezug-Methode, die fur alle Vermogensgegenstande die Anwendung eines Niederstwerttestes verlangt, der die Bewertungsiiberlegungen des Niederstwertprinzips fur den Einzelabschluss des Mutterunternehmens reflektiert: Niederstwerttest: = min {AWLW • HK; TWLW • TK} = min{AWEUR
;TWEUR
}.
Filr die beim auslandischen Konzemuntemehmen vorhandenen Bestande wird der mit dem historischen Kurs umgerechnete Anschaffimgswert in Landeswahrung dem EURTageswert gegenuberstellt, der sicli als Produkt aus aktuellem Stichtagskurs und LWTageswert ergibt. Liegt dieser EUR-Tageswert niedriger als der EUR-Anschaffungswert, wird er in der umgerechneten Bilanz in EUR angesetzt. In der umgerechneten Erfolgsrechnung ist diese Wertminderung dann erfolgswirksam zu verbuchen. Dies fuhrt zu den Wertansatzen und Wertanderungen in € (Zeilen [16]), [17]) fur den Konzernabschluss, die mit den Zahlen beim Mutteruntemehmen (Zeilen [10]), [11]) exakt tibereinstimmen. Dieses Vorgehen nach dem Konzept der Zeitbezug-Methode wird in SFAS 52.10 treffend als ,,remeasurement charakterisiert: Es geht im Grundsatz dabei nicht um eine einfache Umrechnung von Jahresabschlusspositionen, sondern es wird im Effekt ein Abschluss in Konzernwahrung fUr das Tochterunternehmen aufgestellt.'^
Die Grundidee der Zeitbezug-Methode wurde bereits in der 1969 erschienenen 1. Auflage dieses Buches (S. 34-38) skizziert und in der 1976 erschienenen 2. Auflage (S. 316-338) starker ausgearbeitet. Im angelsSchsischen Bereich geht sie zuriick auf Lorensen, Leonhard: Reporting Foreign Operations of U.S. Companies in U.S. Dollars, Accounting Research Study No. 12 des AICPA, New York 1972. Vgl. auch Busse von Colbe, Walther: Zur Umrechnung der Jahresabschltisse austodischer Konzemuntemehmen fur die Aufstellung von KonzemabschlUssen bei Wechselkursanderungen, The Finnish Journal of Business Economics 1972, S. 306-333; Gebhardt, Gtinther: Die Umrechnung und die Behandlung von Umrechnungsdifferenzen bei der Aufstellung konsolidierter AbschlUsse, WPg 1976, S. 30-42.
Umrechnung von Abschlilssen auslandischer Konzerngesellschaften
2.
163
Umrechnung als Transformationsvorgang
Die vorstehend skizzierte Umrechnung nach dem Aquivalenzprinzip verwendet unterschiedliche Wechselkurse (historische Kurse, Tageskurse) fur Vermogensgegenstande und Schulden. Dies fiihrt dazu, dass die Bilanzstruktur der umgerechneten Bilanz und der ursprtinglichen Bilanz in LandeswShrung sich deutiich unterscheiden k5nnen. Der erfolgswirksame Ausweis von wechselkursbedingten Abschreibungen in der umgerechneten Erfolgsrechnung kann z.B. dazu fiihren, dass aus einem Gewinn in LandeswShrung ein Verlust in der Konzemberichtswahrung wird. Diese Implikationen werden von Kritikem der Zeitbezug-Methode herausgestellt und mit der Forderung verbunden, dass die Umrechnung die Bilanzstrukturen und die Periodenergebnisse der auslandischen Teileinheiten so wiedergegeben werden soil, wie sie sich in den urspriinglich in Landeswahrung dargestellten Abschlussen darstellen.^ Diese Forderung kann durch eine einheitliche Umrechnung aller Abschlusspositionen nach der Stichtagskurs-Methode erreicht werden, wie sie in Tabelle 4.1 (Zeilen [18][22]) auf das Beispiel 4.1 angewiesen wurde. Diese Umrechnung fiihrt zu Wertansatzen flir die Vorrate des auslandischen Tochterunternehmens, die von den Wertansatzen der identischen Bestande beim Mutterunternehmen abweichen. Per t = 1 wird mit 170,00 EUR der Wertansatz beim Mutterunternehmen (195,50 EUR) unterschritten, well die Wertsteigerung in Landeswahrung nicht beriicksichtigt wird. Darin kann man einen Verstofi gegen das handelsrechtliche Fixwertprinzip sehen, nach dem der niedrigere Tageswert in Berichtswahrung nicht unterschritten werden darf. Per t = 2 ergibt sich beim Tochterunternehmen ein Wertansatz von 210,00 EUR, der tiber den EUR-Anschaffiingskosten liegt. Darin kann man einen Verstofi gegen das Anschaffungswertprinzip sehen. Die Gegeniiberstellung der Anderung der EUR-Bilanzbestande bei der Stichtagskursumrechnung mit den ebenfalls zum Tageskurs umgerechneten Ertragen und Aufwendungen der LW-Erfolgsrechnung (Tabelle 4.1, Zeile [21], [22]) zeigt ein weiteres Problem dieser Umrechnungsmethode: Die umgerechneten Erfolgsrechnungen weisen die EURWertanderungen von Bestandspositionen nicht vollstandig aus, so dass zur Vermeidung eines Verstofies gegen den Grundsatz der Bilanzidentitat (§ 252 Abs. 1 Nr. 1 HGB) die nicht erfolgswirksam verrechneten EUR-Wertanderungen von Bilanzpositionen in einer besonderen Eigenkapitalposition fur Umrechnungsdifferenzen aufgefangen werden mussen.^ Bei der Stichtagskurs-Methode kommt es somit zu Verstofien gegen die allgemeinen Bewertungsregeln und damit gegen das Aquivalenzprinzip und den Einheitsgrundsatz, Eine Einhaltung der konzerneinheitlichen Bilanzierungsgrundsatze wird lediglich auf der EbeSo explizit in SPAS 52.4. Vgl. im deutschen Schrifttum insbesondere von Wysocki, Klaus: Weltbilanzen als Planungsobjekte und Planungsinstrumente multinationaler Untemehmen, ZfbFJg., 1971, S. 682-700. Vgl. Gebhardt, Gunther: Die Umrechnung und die Behandlung von Umrechnungsdifferenzen bei der Aufstellung konsolidierter Abschliisse, WPg 1976, S. 37 ff.
164
Viertes Kapitel
ne der EinzelabschlUsse in Landeswahrung verlangt, nicht aber auf der Ebene der umgerechneten EinzelabschlUsse, die in den konsolidierten Abschluss (ibemommen werden. Die Umrechnung wird als reiner Transformationsvorgang angesehen, durch den die BetrSge in den Landeswahrungen in die Konzernberichtswahrung transformiert werden J^
IIL Umrechnungskurse Formal besteht die Wahrungsumrechnung in der Multiplikation eines Betrages in Fremdwahrung mit einem Wechselkurs. Inhaltlich geht es um die Frage, welcher Wechselkurs auf welchen Fremdwahrungsbetrag anzuwenden ist.
L
Konventionen der Notation von Wechselkursen
FUr viele Wahrungen werden b5rsentaglich Wechselkurse festgestellt und publiziert. Die wichtigsten Wahrungen werden an den verschiedenen Markten rund um die Uhr gehandelt, so dass es auch innerhalb eines Tages („intraday") unterschiedliche Wechselkurse gibt, die fiir effektive Devisenhandelstransaktionen bedeutsam sind. Abbildung 4.1 zeigt eine typische Momentaufnahme der aktuellen Wechselkurse. Fur die ausgewiesenen Kassakurse (spot rates) wird exakt der Zeitpunkt der Transaktionen angegeben. Bei den in Abbildung 4.1 angegebenen Wechselkursen handelt es sich um Devisenkurse. Sortenkurse fiir den Umtausch von Bargeld werden bei der Wahrungsumrechnung nicht verwendet.^^ Devisenkurse werden auch im deutschen Sprachraum seit der Einfiihrung des Euro haufig in der Mengennotierung [z.B. USD/EUR] angegeben. Fiir einen Euro erhalt man 1,0724 USD, wenn man der Bank EUR verkauft bzw. von der Bank USD kauft (zum Devisengeldkurs-Bid). Die frtiher iibliche Preisnotierung [z,B. EUR/USD] besagt dagegen, dass man fiir einen US-Dollar 0,9325 (= 1/1,0724 EUR) bezahlen muss. Zu dem in Mengennotierung hoheren Devisenbriefkurs (Ask, Offer) von 1,0729 bietet die Bank den Kunden an, EUR zu verkaufen: Fiir 932,05 EUR verlangt sie 1000,00 USD.
^^ Vgl von Wysocki, KlausA¥ohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 240. ^^ Bei der Wahrungsumrechnung von Vaiuta-Kassenbestanden im Einzeiabschluss wird eine Umrechnung zum Sortenkurs ebenfalls nicht befiirwortet. Eine Umrechnung auslandischer Sorten soil nach h.M. zum Kassa-Briefkurs erfolgen. Vgl. WP-Handbuch 2006, 13. Aufl., E Tz. 442 m.w.N.
Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften
165
Abbildung 4.1: Kassakurse gegenuber dem Euro Fur die Wahrungsumrechnung werden bei Mengennotierung der Kurse die umgerechneten Betrage durch Division, bei Preisnotierung durch Multiplikation mit den Landeswahrung-Betragen aus den auslandischen Abschliissen ermittelt.
Wahrungsumrechnung bei Wechselkurs in Mengennotierung [LW]-
1 LW EUR
Wahrungsumrechnung bei Wechselkurs in Preisnotierung [LW].
EUR LW
Die Mengen- oder Preisnotierung wird nicht einheitlich fur alle Wahrungen verwendet. Daher soUte bei der Vorbereitung des Konzemabschlusses zu jedem Stichtag eine Liste der in einheitlicher Notiz angegebenen Wechselkurse erstellt werden. Im Folgenden werden alle Wechselkurse in der einfacheren Preisnotierung (z.B. EURAJSD) angegeben.
166
2.
Viertes Kapitel
Zeitpunktbezogene Auswahl von Wechselkursen
2.1 Geld-, Brief- oder Mittelkurse Aus dem Aquivalenzprinzip sowie dem Einheitsgrundsatz folgt, dass zur Umrechnung die Wechselkurse zu w^hlen sind, zu denen die GeschaftsvorfSlle von einem auch rechtlich einheitlichen Unternehmen verbucht wurden. Diese Umrechnung zu Transaktionskursen wiirde z.B. bei der Beschaffling von Vermogensgegenstanden eine Kl^rung erfordern, ob die Fremdwahrungsbetrage aus Konzernsicht zum hOheren Devisenbriefkurs (bei Preisnotierung EUR/LW) beschafft oder aus vorhandenen Devisenbestanden zum niedrigeren Devisengeldkurs entnommen werden. Wird einheitlich die Fiktion gesetzt, dass die fur die Transaktion benCtigten Fremdwahrungsbestande am Devisenkassamarkt beschafft bzw. zufliefiende Fremdwahrungsbestande dort verauBert werden, so gelangt man bei der Zugangsbilanzierung zu einer Umrechnung von Vermogensgegenstanden zum Devisenbriefkurs und von Schuiden zum Devisengeldkurs (bei Preisnotierung EUR/LW). Dies entspricht den Forderungen in SFAS 52.27a sowie IAS 21.26 und DRS 14.13, Fremdwahrungstransaktionen zu dem Wechselkurs umzurechnen, zu dem die Transaktion am Transaktionstag abgewickelt wurde. DRS 14.14 erlaubt die Verwendung des Mittelkurses, sofern „das Gesamtbild der wirtschaftlichen Verhaltnisse nicht beeintrachtigt wird". Eine soiche Vereinfachung ist auch in IFRS-Abschlussen unter den Gesichtspunkten der Wesentlichkeit und Wirtschaftlichkeit in der Regel wohl zulassig. An den folgenden Bilanzstichtagen sollen nach IAS 21.26 sowie SFAS 52.27a und DRS 14.24 dann die Wechselkurse zur Umrechnung von Fremdwahrungstransaktionen verwendet werden, zu denen die Gegenwerte aus den Vermogensgegenstanden in die Konzernberichtswahrung (zum Devisengeldkurs) umgetauscht bzw: zu denen die zur Tilgung von Verbindlichkeiten benotigten Fremdwahrungsbestande (zum Devisenbriefkurs) beschafft werden mtissten. Diese Differenzierung wird im Kontext der Umrechnung von Fremdwahrungsabschltissen in alien drei Verlautbarungen nicht wiederholt. Eine nach Geld- und Briefkursen differenzierende Umrechnung von Abschltissen auslandischer Konzernunternehmen wird von deutschen Konzernen nicht praktiziert, sondern regelmafiig der Mittelkurs verwendet, der als einfacher arithmetischer Durchschnitt aus Geld' und Briefkurs ermittelt wird.^^ Dies erscheint zum einen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit der Konzernrechnungslegung gerechtfertigt. Aber auch unter dem Aspekt der Aussagefahigkeit ist diese Vereinfachung nicht zu kritisieren, da fiir die Bilanzposten des Abschlusses eines auslandischen Konzernunternehmens die Fiktion weitgehend unzutreffend ist, dass deren Abgang jeweils zu Transaktionen im Devisenmarkt ftihrt. Bei der Umrechnung von Jahresabschlussen geht es nicht um Devisentransfers, ^^ Vgl. Muller, Eberhard: Aufstellungsmoglichkeiten konsolidierter Bilanzen intemationaler Unternehmen, 1974, S. 60 ff.; ADS, 6. Aufl., 1998, § 298 HOB, Tz. 60.
Umrechnung von Abschlilssen auslandischer Konzerngesellschaften
167
sondern urn eine Vereinheitlichung der Recheneinheit. Die Verm5gensgegenstande des auslandischen Tochteruntemehmens werden ebensowenig veraufiert und der Gegenwert in die Konzernberichtswahrung umgetauscht wie die Schulden durch einen Transfer von Euro begiichen werden. SFAS 52.27b enthalt fiir die Anwendung der Stichtagskurs-Methode die Regelung, dass der fiir den Umtausch von Dividendenausschtittungen anwendbare Wechselkurs - also der Devisengeldkurs in Preisnotierung - auf die Posten des Abschlusses auslandischer Konzemunternehmen anzuwenden ist. IAS 21.38-42 spricht diese Frage ebenso wenig an wie DRS 14.25-31. Eine Klarstellung in den Rechnungslegungsstandards, dass fiir Bestandspositionen die Verwendung von Mitteikursen geboten ist, ware sinnvoll und wlinschenswert. Fiir die Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften solite man aus Objektivierungsgriinden standardisierte Wechselkurse verwenden, die insbesondere von den Zentralbanken publiziert werden und fiir die auch ieicht zugangliche historische Kurszeitreihen vorliegen. Von der European Central Bank (ECB) werden Referenzkurse fiir die wichtigsten Wahrungen publiziert. Diese Referenzkurse sind Mittelkurse, die b5rsentaglich um 13:00 MEZ bekannt gegeben werden. ^^ Fiir die Wahrungen von Landem ohne grOBere wirtschaftliche Bedeutung liegen Wechselkurse aufgrund eines fehlenden aktiven Handels u.U. nicht b5rsentaglich vor. SFAS 52.26 verlangt in diesen Fallen die Verwendung des ersten Wechselkurses nach dem Bilanzstichtag, zu dem ein Austausch von Wahrungen mGglich gewesen ware. Fiir frei konvertierbare, gehandelte Wahrungen erscheint dies auch handelsrechtlich sinnvoll. DRS 14.23 sieht dies allerdings nurfiirnicht frei konvertierbare Wahrungen vor.
2.2
Kassa- oder Terminkurse
Neben den Devisenkassakursen werden fiir alle wichtigen Wahrungen auch Devisenterminkurse (forward rates) in der Regel fiir 1, 2, 3, 6, 9 und 12 Monate notiert. Auch fiir langere Fristen sind zum Teil Quotierungen verfiigbar.^^ Bei einer Umrechnung nach dem Zeitbezug ware grundsatzlich die Verwendung von Terminkursen fiir Wertansatze erforderlich, die sich auf kunftige Zeitpunkte beziehen (z.B. Ruckzahlungsbetrage fiir Schulden). Dies wird von den geltenden Standards freilich nicht verlangt bzw. zugelassen, die die Verwendung der Kassakurse vorsehen (SFAS 52.27a, IAS 21, 21.26. Eine explizite Ablehnung von Terminkursen enthielt der DRS 14 vorausgehende E-DRS
^^ Abrufbar unter http://www.ecb.int/stats/eurofxref/. ^^ Auf den Homepages der groBen internationalen Banken findet man detaillierte Angaben zu den aktuellen Wechselkursen. Eine spezielle Quelle im Internet dazu ist www.oanda.com. Daneben stellen die kommerziellen Informationsdienste wie z.B. Bloomberg, Reuters oder vwd solche Angaben bereit.
168
Viertes Kapitel
18.A3. Die HGB-Kommentierung sieht - im Kontext der Umrechnung von Fremdw^hrungsverbindlichkeiten - ebenfalls uberwiegend eine Verwendung der Kassakurse vor.^^
2.3
Gespaltene Kurse oder Parallelkurse
In Landem mit Devisenbewirtschaftungen fmdet man zum Teil spezielle Kurse fiir bestimmte Geschaftsarten (z.B. Importkurse, Exportkurse, Finanzkurse). Die Posten des Jahresabschlusses soUten dann zu den jeweiligen Spezialkursen umgerechnet werden.^^ In manchen Landern, deren Wahrungen nicht frei konvertierbar sind oder in denen bestimmte Devisentransaktionen verboten sind, entwickeln sich schwarze oder graue MSrkte (Parallelmarkte), auf denen sich Devisenkurse bilden, die von den ofFiziellen Wechseikursen abweichen. Gew5hnlich wird in diesen Landern der Kapitalexport einschliefilich des Gewinntransfers an das Ausland gegenuber dem - reglementierten - Waren- und Dienstleistungsverkehr diskriminiert. Die Landeswahrung wird auf den ParallelmSrkten gewShnlich zu geringeren Kursen gehandelt. Da die Devisenkurse auf den Parallelmarkten meist eher den Kursen entsprechen, die sich bei freier Konvertierbarkeit gebildet hatten, und mitunter kiinftige Abwertungen vorwegnehmen, ist es informativer, statt des offiziellen Wechselkurses den jeweiligen Devisenkurs auf den Parallelmarkten zur Umrechnung heranzuziehen^^.
3.
Auswahl zeitraumbezogener Wechselkurse
Ftir die StromgrGBen in den Erfolgsrechnungen (Ertrage, Aufwendungen) und in den Kapitalflussrechnungen (Einzahlungen, Auszahlungen) miisste bei konsequenter Beachtung des Aquivalenzprinzips sowie des Einheitsgrundsatzes jede einzelne Transaktion zum Wechselkurs am Transaktionstag umgerechnet werden. Eine solche Umrechnung zu Transaktionskursen gilt grundsatzlich fur die Bilanzierung von Fremdwahrungstransaktionen^S und nach SFAS 52.12 und IAS 21.39b sowie DRS 14.28 auch fiir die Umrechnung von AbschlUssen auslandischer Konzernuntemehmen.
1^ Vgl. ADS, 6. Aufl., 1998, § 253, Tz. 95; Hoyos, Martin/Ring, MaximiUan, in: Beck/ BilKomm, 6. Aufl., 2006, §253 Tz. 76. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 53; z.B. weist die Schering AG, GB 1991, S. 36, ausdrijcklich auf diese Handhabung bin. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, Zfl)FSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 54. 18 Vgl. SFAS 52.27a; IAS 21.21; DRS 14.11 sowie spezieller fiir Kapitalflussrechnungen SFAS 95.25; IAS 7.25; DRS 2.22.
Umrechnung von AbschlUssen auslandischer Konzerngesellschaften
169
Zur Vereinfachung erlauben die Standards die Verwendung von angemessen gewichteten Periodendurchschnittskursen. Bei starken Wechselkursschwankungen in der Abrechnungsperiode ist dies nicht zuiassig (SFAS 52.12; IAS 21.40; DRS 14.31). Abbildung 4.2 zeigt die starke Schwankungsbreite des Wechselkurses USD/EUR (Mengennotierung) flir den Zeitraum Januar 1999 bis Februar 2003. Einfache Jahresdurchschnittskurse waren in diesem Zeitraum zumeist nicht angemessen. Wenn die LW-ErtrSge und Aufwendungen bzw. die LW-Einzahlungen und -Auszahlungen sich nicht gleichmafiig uber die Berichtsperiode verteilen, ist eine Gewichtung erforderlich, damit die umgerechneten StromgroBen das Ergebnis bei exakter Umrechnung zu Transaktionskursen angemessen annahern.
Abbildung 4.2: Wechselkursentwicklung seit der Einfiihrung des Euro
IV. Umrechnungsmethoden Die zentrale Frage bei der Wahrungsumrechnung von auslandischen AbschlUssen besteht darin, ob flir die Abschlusspositionen historische Kurse oder Stichtagskurse anzuwenden sind. Darin schlieBt sich die Folgefrage an, ob wechselkursbedingte Wertanderungen von Bilanzpositionen in das Periodenergebnis des Konzerns eingehen oder zumindest vorlaufig erfolgsneutral behandelt werden soiien. Die Antworten auf diese Fragen sind unterschiedlich flir die unterschiedlichen Umrechnungsmethoden.
170
Viertes Kapitel
Die folgende Darstellung beschrSnkt sich auf die heute relevanten Verfahren der Zeitbezug-Methode und der Stichtagskurs-Methode.^^ Die funktionale Wahrungsumrechnung ist eine Kombination dieser Methoden, bei der beim Vorliegen bestimmter Kriterien entweder die Zeitbezug- oder die Stichtagskurs-Methode anzuwenden ist.
1.
Stichtagskurs-Methoden
Unter dem OberbegrifF „Stichtagskurs-Methoden" werden hier alie Verfahren zusammengefasst, nach denen stotliche Verm5gensgegenstande und Schulden sowie ggfs. auch Rechnungsabgrenzungsposten und Bilanzierungshilfen zum Wechselkurs des Abschlussstichtages (Stichtagskurs) umgerechnet werden. Varianten unterscheiden sich darin, ob auch Eigenkapitalpositionen sowie Positionen der Erfolgsrechnung zum Stichtagskurs Oder zu historischen (Transaktions-) Kursen umgerechnet werden. Als Stichtagskurs ist dabei der Kassakurs des Bilanzstichtages zu verwenden, wobei IAS 21.8 und DRS 14.28 es offen lassen, ob der Geld-, Brief- oder - wie oben unter 111.2 dargelegt - vorzugsweise der Mittelkurs zu verwenden ist. Bei der all current method werden samtliche Eigenkapitalpositionen sowie ErtrMge und Aufwendungen zum Stichtagskurs umgerechnet. Diese lineare Transformation simtlicher Abschlussposten ist angewandt auf einen einzelnen Abschluss rechnerisch sehr einfach. Sie fiihrt aber zu Problemen bei der Darstellung des Bilanzzusammenhangs, da bei WechselkursSnderungen die EUR-Wertansatze der Eroffnungsbilanz nicht aus der EURSchlussbilanz des Vorjahres entnommen werden kdnnen, sondern die LWAnfangsbestande mit dem Stichtagskurs zum Periodenende umzurechnen sind. Die so entstehenden EUR-Wertanderungen von Verm5gensgegenstanden und Schulden (bilanzielle Umrechnungsdifferenzen) werden implizit mit dem EUR-Eigenkapital saldiert und somit in der umgerechneten Erfolgsrechnung nicht ausgewiesen. Insofern handelt es sich um eine erfolgsneutrale Umrechnung. In der von SFAS 52.12 geforderten Variante der sog. modifizierten StichtagskursMethode werden alle Eigenkapitalpositionen mit den historischen Kursen bei Zugang bzw. Riicklagendotierung umgerechnet. Ertrage und Aufwendungen sind grundsatzlich zu Transaktionskursen umzurechnen, die vereinfachend auch durch angemessen gewichtete Periodendurchschnittskurse ersetzt werden dtlrfen. Das Periodenergebnis als Saldo der umgerechneten Ertrage und Aufwendungen wird in die Bilanz ubernommen. Aus der Umrechnung der Eigenkapitalpositionen zu Kursen, die vom Stichtagskurs abweichen, resultiert eine Wdhrungsumrechnungsdifferenz (Translation Adjustment), die nach SFAS 130.17 erfolgsneutral gesondert im Other Comprehensive Income auszuweisen ist.
^^ Vgl. zu einer Darstellung weiterer Umrechnungsmethoden die 6. Auflage dieses Buches, S. 133-146 m.w.N.
Umrechnung von Abschlilssen ausl^ndischer Konzemgesellschaften
171
IAS 21.39 verlangt ebenfalls eine Stichtagskurs-Umrechnung aller Verm5gensgegenstande und Schulden. Ertrage und Aufwendungen sind grundsatzlich zu Transaktionskursen umzurechnen, die vereinfachend auch durch Periodendurchschnittskurse angenahert werden dUrfen (IAS 21.40). Wie SFAS 52 enthalt IAS 21 keine expliziten Regelungen zur Umrechnung der Eigenkapitalpositionen, fiir die DRS 14.28-28 klarstellt, dass sie mit den historischen Kursen bei Zugang umzurechnen sind. Alle Umrechnungsdifferenzen sind erfolgsneutral in einer besonderen Eigenkapitalposition auszuweisen und ggfs. den Minderheiten anteilig zuzurechnen (IAS 21.41; DRS 14.32-33). Die in den aktuellen Standards geforderte Stichtagskursmethode wird im Folgenden anhand des Beispiels 4.2 dargestellt und diskutiert. Tabelle 4.2 enthalt die Bilanzen und Erfolgsrechnungen der Abroad Corp. in LWfiirein Geschaftsjahr 20x1. Die Umrechnung aller Vermogensgegenstande zum Stichtagskurs 0,80 [EUR/LW] in Tabelle 4.2 fiihrt zu einer Bilanzsumme von 568 TEUR. Nach der Umrechnung auch der Schulden zum Stichtagskurs verbleibt als Saldo ein EUR-Eigenkapital von 416 TEUR. In der Erfolgsrechnung werden die Geschaftsvorfalle des 1. Halbjahres mit dem (historischen) Kurs von 1,0 [EUR/LW] und die des 2. Halbjahres mit dem Kurs von 0,8 [EUR/LW] umgerechnet, der auch noch am Stichtag gilt. Daraus ergibt sich ein Jahresuberschuss laut umgerechneter Erfolgsrechnung von 32 TEUR, der in die umgerechnete Bilanz ubernommen wird. Die nur einmalige Wechselkursanderung ist eine bewusste Vereinfachung, um Effekte detailliert aufzeigen zu konnen. Da Gezeichnetes Kapital und Gewinnrticklagen mit dem historischen Kurs bei Einzahlung bzw. Rticklagendotierung umgerechnet werden, erhalt man ein fortgeschriebenes EUR-Eigenkapital von 522 TEUR. Als Differenz zu dem Eigenkapital als Saldo der umgerechneten Vermogensgegenstande und Schulden (416 TEUR) ergibt sich in Tabelle 4.2 dann eine bilanzielle Umrechnungsdifferenz von -106 TEUR, die als Translation Adjustment gesondert innerhalb des Eigenkapitals auszuweisen ist. Die Gegenuberstellung des EUR-Eigenkapitals vom Periodenbeginn (490 TEUR) zum Periodenende (416 TEUR) ergibt eine Anderung von -74 TEUR. Aus der erfolgsneutralen Behandlung des Translation Adjustment resultiert ein Verstofi gegen das Kongruenzprinzip (Clean Surplus Principle), nach dem die Erfolgsrechnung alle Eigenkapitalanderungen enthalten soil, die nicht auf Transaktionen mit den Eigentumern in ihrer Eigenschaft als Gesellschafter (i.e. Einlagen, Ausschuttungen, KapitalrUckzahlungen) basieren. Die in das Translation Adjustment eingestellten Wahrungsumrechnungsdifferenzen basieren - dies zeigte schon das Beispiel 4.1 in Tabelle 4.1 - auf EUR-Wertanderungen der Verm5gensgegenstande und Schulden. Die umgerechnete Erfolgsrechnung zeigt dann nicht mehr alle EUR-Wertanderungen von Vermogensgegenstanden und Schulden. In dem vom SFAS 130 geforderten Statement of Comprehensive Income wird das deutlich zum Ausdruck gebracht:
172
Viertes Kapitel
Beispiel 4.2
Die Abroad Corp., Nowhereland, soil wie in den Vorjahren in den nach dem HGB aufzustellenden Konzemabschluss der Multinational AG, Frankfurt, einbezogen werden. Sie legt fiir das GeschSftsjahr einen Jahresabschluss vor, zu dem u.a. folgende Erlauteungen gegeben werden (TLW = 1.000 Einheiten der Landeswahrung): Die Sachanlagen wurden Anfang 20x1 zu 80 TLW erworben und sollen liber 8 Jahre zeitproportional abgeschrieben werden. Die LW-Preise fUr solche Anlagen sind in den letzten beiden Jahren jeweils urn 10 TLW gestiegen. Der Tageswert der zu 100 TLW erworbenen Beteiligung an einem Lieferanten wird von Experten auf 120 TLW geschatzt. Langfristige Ausleihungen in H5he von 130 TLW bestehen aus Krediten, die vor einigen Jahren gegeben wurden. Die entsprechend der betrieblichen Abgangsfolge „first in - first out" bewerteten Vorrite an Einsatzstoffen zeigten bei konstanten Beschaffungspreisen die in der folgenden Tabelle wiedergegebene Entwicklung:
Zugang Anfangsbestand (01.01.20x2) I.
Abgang
140 TLW
Quartal
+ 180 TLW
-120 TLW
II. Quartal
+ 160 TLW
-120 TLW
III. Quartal
+ 120 TLW
-100 TLW
IV. Quartal
+ 60 TLW
- 80 TLW
Endbestand (31.12.20x2)
240 TLW
•
Die zum 31.12.20x2 ausgewiesenen Forderungen in H5he von 120 TLW sind sSmtlich kurzfristig und im 2. Halbjahr entstanden.
•
Die UmsatzerlQse fiir 20x2 wurden zu 60 % in den ersten beiden Quartalen erzielt. L5hne und Gehalter fallen (iber das Jahr hinweg monatlich in gleicher H5he an.
•
Zum 01.07.20x2 wurde die Landeswahrung erstmals gegentiber dem EUR urn 20 % abgewertet. Der Wechselkurs Snderte sich dadurch dauerhaft von bisher 1,0 EUR/LW (historischer Kurs) auf 0,8 EUR/LW (Tageskurs).
Umrechnung von Abschltlssen auslandischer Konzemgesellschaften
173
01.01.01.07.01.01.01.01.Gewinn- und Verlustrechnung 30.06.20x2 31.12.20x2 31.12.20x2 31.12.20x2 [TLW] [TLW] [TLW] [TEUR] UmsatzerlOse Materialaufwand L6hne und Gehalter Abschreibungen Sachanlagen 1 JahresUberschuss
330
220
550
506
-240
-180
-420
-384
~90
~40
"l30
122
-45
-45
-90
-81
-5
-5
-10
-9
40
-10
30
32
Tabelie 4.2: Umrechnung nach der Stichtagskurs-Methode
174
Viertes Kapitel Jahresiiberschuss (net income) - VerSnderung der Wahrungsumrechnungsdifferenz (Translation Adjustment) EigenkapitalSnderung der Periode (comprehensive income)
+32 -106 -. —-—
Die kumuiierten Umrechnungsdifferenzen sind bei einem anteiligen Verkauf oder einer Liquidation des Tochteruntemehmens bei der Ermittlung des Veraufierungserfolges zu beriicksichtigen.^^ Dadurch wird in der Totalperiode zwar das Kongruenzprinzip eingehaiten, nicht aber in den Teilperioden. In HGB-KonzemabschiUssen wird auf Wahrungsumrechnungsdifferenzen keine Steuerabgrenzung nach §§ 274, 306 HGB vorgenommen mit dem Argument, dass es sich um quasi-permanente Ergebnisunterschiede handele.^^ DRS 14 spricht das Thema Steuerabgrenzung nicht an. IAS 21.50 und SFAS 52.23 verlangen grundsitzlich eine Steuerabgrenzung auf temporary differences. Die Frage der Steuerabgrenzung wird hier ausgeklammert, um die Darstellung nicht zu komplizieren.^^ Die Wertansatze von Vermogensgegenstanden und Schulden in der zum Stichtagskurs umgerechneten Bilanz der Tochterunternehmen kdnnen von den Wertansatzen abweichen, die sich bei einer Buchflihrung in Konzernwahrung ergeben. In Beispiel 4.2 liegt z.B. der Wertansatz der Beteiligung mit 80 TEUR unter dem EUR-Tageswert von 96 TEUR (= 20 X 0,8 TEUR), was man ais Verstofi gegen das Fixwertprinzip ansehen kann. Die Verbindlichkeiten werden mit dem niedrigeren Stichtagskurs umgerechnet, was als VerstoB gegen das H5chstwertprinzip zu werten ware. Die Umrechnung von Biianzposten, die nicht zu Tageswerten ausgewiesen werden, mit Stichtagskursen fiihrt zu okonomisch nicht sinnvoll interpretierbaren WertansatzerP-^. Die Stichtagskurs-Umrechnung 20 Vgl. IAS 21.48-49; SFAS 52.14; DRS 14.34. 2^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt.(Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbFSonderheft 21/87 2. Aufl., 1989, S. 61. Auf diese Handhabung weisen z.B. die Hoechst AG, GB 1989, S. 41, und die Volkswagen AG, GB 1989, S. 67 bin. 22 Vgl. die Darstellung der Wahrungsumrechnung in dem ftihrenden US-Textbuch von Beams, Floyd A. et al.: Advanced Accounting, 8th ed. New Jersey 2003, S. 421-478, in der die Steuerabgrenzung tiberhaupt nicht erwahnt wird. 2^ Vgl. zu dieser auf die Einhaltung der allgemeinen Bewertungsprinzipien abzielenden Kritik an der Stichtagskursmethode Busse von Colbe, Walther: Zur Umrechnung der Jahresabschltisse auslandischer Konzemuntemehmen fur die Aufstellung von Konzemabschliissen bei Wechselkursanderungen, in: The Finnish Journal of Business Economics, 21. Jg., 1972, S. 306-333; Gebhardt, Gunther: Die Umrechnung und die Behandlung von Umrechnungsdifferenzen bei der Aufstellung konsolidierter Abschllisse, WPg, 1976, S. 30-42; Busse von Colbe, Walther: Entsprechen die neueren Regelungen fiir die Umrechnung auslandischer Abschliisse zur Aufstellung von Weltbilanzen den Grundsatzen ordnungsmaBiger Buchflihrung? In: Gross, Gerhard (Hrsg.): Der Wirtschaftsprtifer im Schnittpunkt nationaler und intemationaler Entwicklungen, FS ftlr Klaus v. Wysocki, 1985, S. 155.
Umrechnung von Abschlussen auslandischer Konzerngesellschaften
175
wird - wie oben unter 2.2 dargelegt - jedoch nicht als Teil der Bewertung angesehen, sondern als Transformationsvorgang, bei dem die Relationen des LW-Abschlusses - aus welchen Grtinden auch immer - erhalten bleiben sollen.
2.
Zeitbezug-Methode
2.1
Grundkonzeption
Der Grundkonzeption der Zeitbezug-Methode entspricht es, den im Beispiel 4.1 fiir Vorrate dargestellten Niederstwerttest auf Basis der in Konzernw^hrung umgerechneten Werte auf alle Vermogensgegenstande und analog einen H5chstwerttest auf alle Schulden anzuwenden: Niederstwerttest fur Verm5gensgegenstande:
= min ( A W L W • HK; TWLW • TK = min{AWEUR ;TWEUR
Hochstwerttest fur Schulden:
= max ( A W L W • HK; TWLW • TK = max {AWEUR ; TWEUR
Der Grundsatz der Einzelbewertung (§ 252 Abs. 1 Nr. 3) HGB fordert die DurchfUhrung des Niederst- bzw. HOchstwerttests fur jeden einzelnen Vermogensgegenstand bzw. jede Schuldposition. Durch die Umrechnung der Bestandspositionen ist dife Umrechnung ihrer Anderungen in der Erfolgsrechnung festgelegt: Ertrage und Aufwendungen sind Anderungen von Bestandspositionen und mit den Kursen umzurechnen, mit denen die Bestandspositionen im Zeitpunkt der Transaktion umgerechnet wurden. Fur eine konsequente Durchfuhrung der Niederstwerttests mtissten fiir sSmtliche Vermogensgegenstande und Schulden der auslandischen Konzemuntemehmen die Tageswerte in Landeswahrung verfugbar sein. Dies ist in soweit gegeben, als die Verm5gensgegenstande bereits im LW-Einzelabschluss mit den niedrigeren Tageswerten ausgev^iesen werden. Die Vorstellung einer systematischen weltweiten Uberprtifung der Tageswerte an jedem Abschlussstichtag geht freilich an den Realitaten der Konzemabschlusserstellung vorbei. Fiir viele Vermogensgegenstande, vor allem des Anlagevermogens von Tochteruntemehmen, sind Tageswerte nicht vorhanden oder wSren nur mit erheblichem Aufwand zu ermitteln. Fiir den jahrlichen Impairmenttest des Goodwill einer okonomischen Einheit wird dies allerdings nach SFAS 142 verlangt.
2.2
Umrechnungskurse fiir die vereinfachten Zeitbezug-Methoden
In dieser Reinform wird die Zeitbezug-Methode in den Verlautbarungen SFAS 52 und IAS 21 nicht vorgeschrieben, sondern in vereinfachten Varianten, die eine weitgehend schematische Umrechnung von Bilanzpositionen vorsehen, die in Tabelle 4.3 zusam-
Viertes Kapitel
176
BiLANZ-AKTIVA
Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital Aufwendungen fur Ingangsetzung und Erweiterung des Geschaftsbetriebs SACHANLAGEVERMOGEN (property, plant, equipment) Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten {at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert {at lower market value) Bei Anhaltspunkten fur Wertminderungen
DRS14 HK^^
Zeitbezug-Methode | IAS 21 SFAS 52 1
-
1
HK
-
-
HK
HK
HK
NW
SK^)
NW
NW
\
IMMATERIELLE V E R M O G E N S G E G E N S T A N D E
{intangible assets) Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten {at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert {at lower market value) Bei Anhaltspunkten ftir Wertminderungen
1
\ HK
HK
SK2>^>
SK^)
NW
NW
HK
HK
SK^)^)
SK^>
NW
NW
HK
1
HK
1
GESCHAFTSWERT (goodwill)
1
Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten {at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert {at lower market value) Bei Anhaltspunkten fur Wertminderungen
1 FINANZANLAGEVERMOGEN (non-current financial assets) 1 Eigenkapitaltitel (equities) 1 Z u Anschaffungs-/ Herstellungskosten (at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert (at lower market value) Bei Anhaltspunkten fur Wertminderungen 1 Verbriefte Schuldtitel (debt securities) 1 Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten (at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert (at lower market value) Bei Anhaltspunkten fiir Wertminderungen 1 Unverbriefte Schuldtitel (loans) 1 Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten (at cost) Zum Tageswert (at lower fair value) Bei Anhaltspunkten fUr Wertminderungen
1
1
1 \ HK
HK
HK
NW
SK^)
SK
NW
NW |
SK^)
SK
HK
SK^>
SK
SK
SK^)
SK
SK
SK^> SK^> SK^)
SK SK SK
SK SK SK
1 \
Tabelle 4.3: Umrechnungskurse bei den vereinfachten Zeitbezug-Methoden
177
Umrechnung von AbschlUssen auslandischer Konzerngesellschaften BILANZ-AKTIVA
Zeitbezug-Methode DRS14 1 IAS 21 1 SFAS52
GELEISTETE ANZAHLUNGEN (advances)
ErwarteteTransformation in nichtmonetSre Posten ErwarteteTransformation in monetae Posten
HK SK
HK SK
HK
1
HK
HK
HK
1
NW
NW
NW
NW
NW
SK
SK
VORRATE (Inventories)
\
Zu Anschaffungs-/ Herstellungskosten (at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert (at lower market value) Bei Anhaltspunkten fiir Wertminderungen 1 FORDERUNGEN (notes
| \
receivable)
SK
SONSTIGE V E R M O G E N S G E G E N S T A N D E
(demand and time deposits, accounts receivable) ErwarteteTransformation in nichtmonetare Posten ErwarteteTransformation in monetSre Posten
1 1
| HK SK^>
HK SK
HK
1
WERTPAPIERE (securities)
1
Eigenkapitaltitel (equities) Zu Anschaffiings-/ Herstellungskosten (at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert (at lower market value) Bei Anhaltspunkten fur Wertminderungen Fremdkapitaltitel (debt securities) Zu Anschaffiings-/ Herstellungskosten (at cost) Zum niedrigeren beizulegenden Wert (at lower market value) Bei Anhaltspunkten fiir Wertminderungen
\
KASSENBESTAND (cash)
HK
HK
SK
SK2>
SK^^
SK
NW
NW \
SK^>
SK
SK
SK^>
SK
SK
SK^>
SK
SK
SK^^
SK
SK
HK SK^)
HK SK
HK HK
SK^)
SK
SK
RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN
(deferred expenses) 1 ErwarteteTransformation in nichtmonetare Posten ErwarteteTransformation in monetae Posten AKTIVE STEUERABGRENZUNGSPOSTEN
(deferred taxes)
Tabelle 4.3 (Forts.): Umrechnungskurse bei den vereinfachten Zeitbezug-Methoden
178
Viertes Kapitel Zeitbezug-Methode
BiLANZ-PASSIVA DRS14
1
IAS 21
1
SFAS52
ElGENKAPITAL (equity)
Gezeichnetes Kapital (common stock) Kapitalrucklage (other paid-in capital) Gewinnrucklage (retained earnings) Periodenergebnis Bilanzgewinn
HK HK HK ?? SK
HK HK HK Lt. GuV n.a.
HK
1
HK HK Lt. GuV n.a.
1
VERBINDLICHKEITEN (liabilities)
Kurzfristige Verbindlichkeiten (accounts/notes payable and overdrafts) Langfristige Verbindlichkeiten (bonds payable/ other long term debt) 1 Latente Steuem (deferred taxes) 1 Erhaltene Anzahlungen (prepaid income) 1 Ruckstellungen (accrued expenses) 1 Erwarteter Abfluss nichtmonet^er Posten Erwarteter Abfluss monetarer Posten
| \
\
SK
SK
SK
SK
HK
SK HK
SK HK
HK SK
HK SK
HK
HK SK
HK SK
HK
SK^^
RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN
1
(deferred items) Erwarteter Abfluss nichtmonetarer Posten Erwartete Abfluss monetarer Posten
GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG
Umsatzerlose (sales) PlanmaBige Abschreibung (depreciation, amortization) Bestandsveranderungen Umsatzkosten (cost of goods sold) Aufwendungen und Ertrage aus abgegrenzten Ertragsteuem (amortization of deferred income taxes) 1 Aufl5sung von Rechnungsabgrenzungsposten (amortization of deferred charges and credits) 1 Alle ubrigen Aufwendungen/ ErtrSge 1 (other expenses and other revenues)
Zeitbezug-Methode DRS14 TK/DK*
IAS 21 TK/DK*
SFAS 52 TK/DK*
HK
HK
HK
SK
n.a.
n.a.
HK SK HK TK/DK*
TK/DK*
Tabelle 4.3 (Forts.): Umrechnungskurse bei den vereinfachten Zeitbezug-Methoden
1
1
Umrechnung von Abschlttssen auslandischer Konzerngesellschaften
179
Legende: HK: Historischer Kurs; SK: Stichtagskurs; TK: Transaktionskurs; DK: Durchschnittskurs; NW: Niederstwert; n.a.: nicht anwendbar; k.A.: keine Angaben *^ Keine explizite Erwahnung. Konzeptionell ist dies ein Korrekturposten zum Eigenkapital und dann mit dem historischen Kurs umzurechnen. ^^ Es ist der Stichtagskurs des Tages der Neubewertung zu verwenden, der nicht der Bilanzierungsstichtag sein muss. Dies gilt auch flir WertansStze tiber den Anschaffungskosten, z.B. bei Neubewertungen nach IAS 16. ^^ Auszahlungen, Rechnungsabgrenzungsposten und Ruckstellungen werden als nicht monetar klassifiziert, wenn sie durch Lieferung von nicht monetaren Positionen erfiillt werden. Andemfalls werden sie als monetar betrachtet und zum Stichtagskurs umgerechnet. "^^ Die fortgeschriebenen Anschaffungskosten in Konzernwahrung dlirfen durch die Umrechnung zum Stichtagskurs nicht Uberschritten werden (DRS 14.15). Der DSR empfiehlt de lege ferenda die Streichung dieser Obergrenze (DRS 14.A3). * Grundsatzlich sind die (Transaktions-) Kurse im Zeitpunkt der Erfolgswirkung zu
verwenden. Eine vereinfachende Anwendung angemessen gewichteter Durchschnittskurse ist zulassig (DRS 14.28; IAS 21.40; SFAS 52.12). mengefasst dargestellt wird. SFAS 52.16b und IAS 21.23a schreiben eine Umrechnung aller monetaren Bilanzpositionen der LW-AbschlUsse zum Stichtagskurs vor. Auf nichtmonetare Bilanzpositionen und die zugehorigen Ertrage und Aufwendungen sind dann die historischen Kurse anzuwenden. SFAS 52.48 enthalt dazu eine Aufstellung der historisch umzurechnenden Positionen. IAS 21.23c prazisiert weiter fUr den Fall, dass nichtmonetare LW-Bilanzpositionen nach Zugang neubewertet oder auf einen niedrigeren Tageswert abgeschrieben wurden, dass diese Posten zum Kurs des Stichtages dieser Neubewertung umzurechnen sind. Diese schematische Umrechnung soil nach SFAS 52.10 grundsatzlich zu einem Ergebnis flihren, als ob die Bucher des auslandischen Tochterunternehmens in der Konzernberichtswahrung gefllhrt worden waren. Dieses Ziel kann sofreilichnur naherungsweise erreicht werden. Eine Umrechnung der im LW-Abschluss zu Anschaffungskosten ausgewiesenen Sachanlagne und immateriellen Anlagen mit historischen Kursen unterstellt, dass im Falle einer LW-Abwertung die LW-Tageswerte dieser Bestande mindestens mit dem Prozentsatz der Abwertung gestiegen sind. Eine Fortschreibung der historischen EURAnschaffungswerte ist nach SFAS 52 auch dann geboten, wenn diese implizite Annahme Uber die Entwicklung der LW-Tageswerte nicht zutrifft. Dies gilt sogar flir die Umrechnung von borsennotierten Eigenkapitaltiteln, die mit den LW-Anschaffungskosten aktiviert sind. Diese sind auch dann mit den historischen EUR-Anschaffungskosten anzusetzen, wenn bekannt ist, dass der EUR-Tageswert niedriger ist. Diese schematische Umrechnung fiihrt somit potenziell zu einer Uberbewertung von historisch umgerechneten
180
Viertes Kapitel
Verm5gensgegenstanden. Ein expliziter Niederstwerttest wird von SFAS 52.49-53 nur flir Vorrate gefordert. Flir nicht monetSre Vermogensgegenstande, fur die Anzeichen einer Wertminderung - in Funktionalwahrung - vorliegen, sehen IAS 21.25 und DRS 14.17, einen Niederstwerttest vor. Einen analogen Hochstwerttest fUr nicht monetSre Schulden (z.B. Rtickstellungen flir Gewahrleistungen) sieht IAS 21 nicht vor. DRS 14.17 verwendet zwar den weiten Begriff „nicht monet^re Posten", beschreibt aber nur das Vorgehen beim Niederstwerttest fur Vermdgensgegenstande. Es wird sowohl in IAS 21.25 als auch in DRS 14.17 nicht erlautert, worin Anzeichen fiir eine Wertminderung in Funktionalwahrung gesehen werden sollten. Da der Tageswert in Funktionalwahrung aus den Komponenten beizulegender Zeitwert in Fremdwahrung (Net Realisable Value, Recoverable Amount) und Wechselkurs ermittelt wird, ist davon auszugehen, dass bereits eine bedeutsame Abwertung der Fremdwahrung Ausldser ftir einen Niederstwerttest sein kann. Die schematische Umrechnung aller monetdren Positionen zum Stichtagskurs flihrt flir die Bestande an LW-Forderungen bei einer Aufwertung der LW zu EUR-Werten, die iiber den EUR-Anschaffungskosten liegen und damit zu Verst5Ben gegen das Anschaffungswertprinzip. Da die wechselkursbedingten EUR-Wertanderungen nach der Zeitbezug-Methode erfolgswirksam in der umgerechneten Erfolgsrechnung ausgewiesen werden, resultieren daraus weiter VerstSlJe gegen das Realisationsprinzip in seiner herkommlichen Interpretation als umsatzbezogene Erfolgsrealisation, da so in diesem Sinne unrealisierte Wahrungsgewinne ausgewiesen werden. Analog gilt dies im Falle einer Abwertung der LW fur die LW-Verbindlichkeiten des Tochterunternehmens, deren EUR-Wertansatz dann erfolgswirksam herabgesetzt wird. FUr den HGB-Einzelabschluss wird ein erfolgswirksamer Ausweis von unrealisierten Wahrungsgewinnen teilweise flir kurzfristige Forderungen und Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von unter einem Jahr akzeptiert und praktiziert.^^ Ftir langere Laufzeiten wird eine Kompensation von unrealisierten Wahrungsgewinnen und -verlusten im Rahmen von geschlossenen Positionen akzeptiert.^^ Diese Uberlegungen zur Bildung von Bewertungseinheiten im HGB-Einzelabschluss sind auf die Umrechnung von Abschlussen ubertragen worden und haben zur Forderung gefuhrt, im Rahmen der ZeitbezugMethode die Stichtagskursumrechnung ftir Forderungen und Verbindlichkeiten nur bei gleicher Restlaufzeit zuzulassen. Ftir tJberhange an Forderungen und Verbindlichkeiten solle dagegen eine imparitatische Behandlung von Wahrungserfolgen angewendet wer-
'^^ Vgl. z.B. ADS, 6. Aufl., 1998, § 253, Tz. 94; Metze, Albrecht/Lippek, Volker: Bilanzierung der Verbindlichkeiten, in: Beck HdR, 2001, B 234, Tz. 72. ^^ Vgl. z.B. Gebhardt, Gtinther/Breker, Norbert: Bilanzierung von Fremdwahrungstransaktionen im handelsrechtlichen EinzelabschluB - unter Berticksichtigung von § 340h HGB, DB 1991, S. 1535-1538; ADS, Rechnungslegung und Frttfung der Untemehmen, 6. Aufl., 1998, § 253 Tz. 105ff".;WP-Hdb, 13. Aufl., 2006, E Tz. 437.
Umrechnung von Abschliissen auslandischer Konzerngesellschaften
181
den, bei der unrealisierte WShrungsgewinne nicht erfolgswirksam beriicksichtigt werden darfen.26 Eine solche sorgfdltige Interpretation des Imparitatsprinzips und des Realisationsprinzips der 4. und 7. EG-Richtlinie ist europaweit keineswegs ublich und wird auch von der EU-Kommission nicht verlangt. In einer Mitteilung zu Auslegungsfragen l^sst sie ausdriicklich die erfolgswirksame Vereinnahmung aller positiven und negativen Umrechnungsdifferenzen zu.-^-^ DRS 14.15 Satz 2 verlangt - anders als der Entwurf E-DRS 18.14 - eine strikt imparit^tische Behandlung von unrealisierten Umrechnungserfolgen. Der DSR empfiehlt im Anhang zu DRS 14 eine Streichung dieser international nicht Ublichen Regelung. In der Tat stellt sich bei wechselkursbedingten Wert^nderungen die Frage, ob eine Erfolgsrealisation an einen Umsatzakt (hier: Eingang der Wahrungsforderung; Tilgung der Wahrungsverbindlichkeit) geknupft werden muss. Wechselkursbedingte WertMnderungen lassen sich bei aktiv gehandelten Wahrungen durch Devisenmarkttransaktionen leicht sogar zahlungswirksam vereinnahmen. Steht eine Wahrungsverbindlichkeit von 1.000 LW mit 100 EUR in den Buchern (Wechselkurs 10,00 [LW/EUR]) und wertet die LW urn 20% ab, so resultiert daraus ein nach traditionellem Verstandnis unrealisierter Wahrungsgewinn von 16,67 EUR. Wenn zum Bilanzstichtag ein Devisentermingeschaft auf den Zeitpunkt der Faliigkeit abgeschlossen wird, bei dem ein Austausch der Wahrungsbetr^ge zum historischen Wechselkurs (10,00 [LW/EUR]) vereinbart wird, so wird dieser marktabweichende Kurs durch eine Ausgleichszahlung (upfront payment) erginzt werden, um insgesamt ein Geschaft mit markttiblichen Konditionen darzustellen. Erfolge aus Wechselkursanderungen lassen sich also derart bereits am Abschlussstichtag vereinnahmen. Dies rechtfertigt den erfolgswirksamen Ausweis von Wahrungsgewinnen auch aus offenen Positionen und aus langfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten.^^ Tabelle 4.4 zeigt die schematische Umrechnung nach der vereinfachten ZeitbezugMethode gem. SFAS 52 fiir das Beispiel 4.2. Als monetare Positionen werden in der Bilanz die langfristigen Ausleihungen, Forderungen und Kassenbestande sowie die Verbindlichkeiten zum Stichtagskurs 0,80 [EUR/LW] umgerechnet. Die Vorrate stammen sowohl aus dem 1. Halbjahr (60 ME = 60 TLW) als auch aus dem 2. Halbjahr (180 ME = 180 TLW), so dass die historischen EUR-Anschafiungskosten 204 TEUR betragen, die mit dem EUR-Tageswert von 192 TEUR (= 240 x 0,8) zu vergleichen sind. Dieser Niederstwerttest fiihrt zu einem Wertansatz von 192 TEUR. Die weiteren nichtmonetaren Positionen (Sachanlagen, Beteiligungen) werden zum historischen Kurs umgerechnet, so dass sich als Saldo ein Eigenkapital von 448 TEUR ergibt.
26 So die 6. Auflage dieses Buches, S. 152-158. 2'^ Vgl. ADS, 6. Aufl., 1998, § 253, Tz. 94; Metze, Albrecht/Lippek, Volker: Bilanzierung der Verbindlichkeiten, in: Beck HdR, 2001, B 234, Tz. 72. 2^ Vgl. zu dieser Argumentation allgemeiner im Kontext von Finanzinstrumenten bereits Gebhardt, Gunther: Probleme der Abbildung von Finanzinstrumenten, BFuP 1996, S. 582 f.
182
Gewinn- und Verlustrechnung der Abroad Corp. fUr 20x2 UmsatzerlOse Materialaufwand LOhne und Gehalter Abschreibungen Sachanlagen (Vorldufiger) Jahresuberschuss 1 Wechselkursbedingte Wertanderungen Jahresuberschuss
Viertes Kapitel
1.7.-31.12. 20x2 [TLW]
1.1.-31.12. 20x2 [TLW]
1.1.-31.12. 20x2 [TEUR]
330 -240
220 -180
550 -420
506 -384
90
40
130
722
-45 -5
-45 -5
-90 -10
-81 -10
40
-10
30
31
1.1.-30.6. 20x2 [TLW]
-73 40
-10
30
Tabelle 4.4: Umrechnung nach der Zeitbezug-Methode gemali SFAS 52
-42
Umrechnung von AbschlUssen auslindischer Konzemgesellschaften
183
Die Umrechnung der Erfolgsrechnung erfolgt wiederum zu Transaktionskursen, so dass die Ertrtge und Aufwendungen des 1. Halbjahres mit dem Kurs von 1,0 [EUR/LW], die des 2. Halbjahres mit 0,8 [EUR/LW] umgerechnet werden mit der Ausnahme der Abschreibungen, auf die auch im 2. Halbjahr der historische Kurs angewendet wird. Daraus ergibt sich ein (vorlaufiger) Jahresliberschuss laut umgerechneter Erfolgsrechnung von 31 TEUR, der in die Bilanz ubernommen wird. Als Saldo der umgerechneten Verm5gensgegenstande und Schulden ergibt sich dann eine bilanzielle Wahrungsumrechnungsdifferenz in H5he von -73 TEUR, die in Tabelie 4.4 zunachst als besondere Eigenkapitalposition ausgewiesen wird. Der bilanzielle Charakter dieser Umrechnungsdifferenz wird deutlich, wenn man den in Tabelie 4.5 dargestellten Zwischenabschluss zum 30.6.20x2 unmittelbar vor der WechselkursSnderung und zum 1.7.20x2 unmittelbar nach der WechselkursSnderung umrechnet. Dann werden die wechselkursbedingten WertMnderungen der Verm5gensgegenstande und Schulden erkennbar.
Tabelie 4.5: Zwischenabschluss zur Analyse der Umrechnungsdifferenzen
184
Viertes Kapitel
Zum Zeitpunkt der Wechselkursanderung werden zusStzliche Abschreibungen an den vorhandenen VermSgensgegenstanden in Hohe von 111 TEUR erforderlich. Die monetaren Verm5gensgegenstande werden mit dem niedrigeren Wechselkurs umgerechnet; der Niederstweittest flir die VorrSte fUhrt zu einer Abwertung des Bestandes. Diese Abschreibungen sind in der LW-Erfolgsrechnung noch nicht enthalten und fehlen daher bisher in der umgerechneten GuV. Es ist nicht strittig, dass solche Abschreibungen in einem Einzelabschluss ergebniswirksam zu berUcksichtigen sind. Dies verlangen grundsatzlich^^ SFAS 52.15 und IAS 21.28, die damit- anders ais DRS 14 - eine erfolgswirksame Vereinnahmung von wechselkursbedingten Wertminderungen an Schulden oder Werterh5hungen von VermGgensgegenstanden vorsehen. Erganzt man die umgerechnete Erfoigsrechnung um diese wechselkursbedingten ErtrSge und Aufwendungen, so erhalt man ein Periodenergebnis nach erfolgswirksamer Berticksichtigung der Wahrungsumrechnungsdifferenz in H5he von -42 TEUR, das zugleich die Veranderung des EUR-Eigenkapitals im Geschaftsjahr 20x2 angibt.
Gewinn- und Verlustrechnung der Abroad Corp. fur 20x2 UmsatzerlOse Materialaufwand
LOhne und Gehalter Abschreibungen Sachanlagen JahresUberschuss
1.1.-30.6. 1.7.-31.12. 1.1.-31.12. 1.1.-31.12.1 20x2 20x2 20x2 20x2 [TLW] [TEUR] 1 [TLW] [TLW]
330
220
550
-240
-180
-420
506 384
"90
To
130
122
-45 -5 40
-45 -5 -10
-90 -10 30
-81 -10
Wechselkursbedingte - Abschreibungen VorrSte - Abschreibungen Finanzanlagen - Abschreibungen Umlaufverm6gen + Sonstige ErtrSge (aus Wertminderung Schulden) Jahresuberschuss (nach erfolgswirksamer Verrech1 nung von UmrechnungsdifFerenzen)
IT -48 -26 -37 +38
-42
Tabelle 4.5 (Fortsetzung): Umrechnung der Gewinn- und Verlustrechnung
^^ Eine Ausnahme gilt fur Wahrungserfolge an Positionen, die als Hedge eines „net investment in a foreign operation" designiert wurden. Vgl. SFAS 52.20, SFAS 133.36, 42 ; IAS 21.32-33. DRS 14 sieht dafur keine Sonderregelung vor.
Umrechnung von Abschlassen auslandischer Konzerngesellschaften
185
Die Zeitbezug-Methode in den aufgezeigten vereinfachten Formen mit schematischer Umrechnung bestimmter Abschlusspositionen fuhrt zu umgerechneten AbschlUssen, die zwar Verst56e gegen die handelsrechtlichen Bilanzierungsprinzipien beinhalten konnen. Das Potenzial fUr solche Verst5Be ist freiiich ungleich geringer als bei AbschlUssen, die nach der Stichtagskurs-Methode umgerechnet werden. In der Praxis hat die Zeitbezug-Methode, die vor allem bei den groBen deutschen Unternehmen noch Ende der 80'er Jahre oft verwendet wurde^^, stark an Bedeutung verloren. Von den DAX 100-Unternehmen wird sie inzwischen als Standardmethode nicht mehr verwendet. Dieser Bedeutungsverlust steht in Zusammenhang mit dem Ubergang sehr vieler Unternehmen auf eine Internationale Rechnungslegung nach IAS oder US-GAAP, die jeweils die sog. funktionale Wahrungsumrechnung vorsehen.
3.
Funktionale Wahrungsumrechnung
Die derzeitigen nationalen Standards (z.B. SFAS 52, SSAP 20) und der Internationale Standard IAS 21 schreiben nicht eine einheitliche Umrechnungsmethode vor, sondern machen die Wahl der Methode abhSngig von der Art der auslandischen Teileinheit. Unterschieden wird zwischen relativ selbstandigen Teileinheiten und integrierten Teileinheiten, die ohne den Konzernverbund wirtschaftlich nicht selbstandig bestehen kOnnten. Die Unterscheidung wird anhand der Festlegung Atx funktionalen Wdhrung (Functional Currency) der Teileinheiten getroffen: Dies ist die Wahrung, in der die Teileinheit primSr Einzahlungen erzielt und Auszahlungen tatigt. Wenn eine Teileinheit ihre Bucher und AbschlUsse nicht in ihrer Funktionalwahrung fiihrt, wird eine Umrechnung nach der Zeitbezug-Methode von der lokalen fremden Wahrung (foreign currency) in die Funktionalwahrung erforderlich, bei der wechselkursbedingte Wertanderungen erfolgswirksam auszuweisen sind. Die Teileinheiten eines internationalen Konzerns verwenden regelmSUig unterschiedliche funktionale Wahrungen. Die Zusammenfassung in einen konsolidierten Abschluss erfordert dann eine Umrechnung der Abschlusse in eine einheitliche Berichtswahrung (presentation currency). Dafiir ist ausschlieBlich die Stichtagskurs-Methode zu verwenden, bei der wechselkursbedingte Wertanderungen erfolgsneutral gezeigt werden.
^^ Nach einer Auswertung des Arbeitskreises Exteme Untemehmensrechnung der Schmalenbach-Gesellschaft fiir das Geschaftsjahr 1987 haben 18 von 35 GroBuntemehmen die Zeitbezug-Methode verwendet. Nach einer Untersuchung der Treuarbeit fur das Geschaftsjahr 1989 waren es noch 20 von 67 Unternehmen. Vgl. Busse von Colbe, Walther et ah. (Hrsg.): Aufstellung von Konzernabschlussen, Zft)F-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 207; und ausftihrlicher Busse von Colbe, Walther: Wahrungsumrechnung unter dem EinfluB neuer Rechnungslegungsvorschriften, in: Baetge, Jorg (Hrsg.): Konzemrechnungslegung und -prufting, 1990, S. 83 ff.
186
Viertes Kapitel
FUr eine selbstandige auslSndische Teileinheit ist die Funktionalw^hrung in der Regel die Wahrung des Sitzlandes. Wenn eine auslandische Konzerngesellschaft eines deutschen Mutteruntemehmens z.B. mit Sitz in DSnemark fllr Skandinavien mit Aktivitaten auch in Norwegen, Schweden und Finniand fiir den Konzern t^tig ist, so kann diese Gesellschaft auch mehrere unterschiedliche FunktionalwShrungen (danische Krone DKR, norwegische Krone NOK, schwedische Krone SKR, EUR) haben (SFAS 52.7). Ftir eine in den Konzern integrierte Teileinheit wird die Funktionalwahrung in der Regel die Funktionalwahrung des Mutterkonzems sein. Zur Bestimmung der Funktionalwahrung enthalten die Standards Kriterienkataloge, die bei einer Zuordnung hilfreich sein soUen (SFAS 52.5-8, Appendix A; IAS 21.9-12;). Nach IAS 21.9 wird die Funktionalwahrung primar bestimmt als die •
Wahrung, die die Verkaufspreise hauptsachlich beeinflusst (oft in der Wahrung, in der die Preise denominiert sind und bezahlt werden);
•
Wahrung des Landes, dessen Wettbewerb und Regulierung hauptsSchlich die Verkaufspreise bestimmen;
•
wahrung, die die H5he der Personal-, Material- und anderen Aufwendungen der Leistungserstellung hauptsachlich beeinflusst (oft die Wahrung, in der solche Aufwendungen denominiert sind und bezahlt werden).
Weitere - sekundare - Faktoren, fiir die Wahl der Funktionalwahrung sind nach IAS 21.10 die •
wahrung, in der Finanzierungsmittel (Fremdkapital, Eigenkapital) aufgenommen werden;
•
wahrung, in der MittelzuflUsse aus der Geschaftstatigkeit gehalten werden.
Ftir deutsche Untemehmen, die z.B. in der Luftfahrt oder in der Olindustrie tatig sind, kann dies bedeuten, dass sie den US-Dollar als Funktionalwahrung wahlen kOnnen bzw. sogar sollten, da die Wettbewerbspreise auf diesen Markten in USD bestimmt werden und auch die H5he wesentlicher Aufwandspositionen von USD abhangen. Fur auslandische Teileinheiten sollen nach IAS 21.11 als weitere - sekundare - Kriterien •
das AusmaB der Selbstandigkeit,
•
der Umfang der konzerninternen Transaktionen mit dem Konzernunternehmen,
•
die Bedeutung der Einzahlungsuberschtisse der Teileinheit fiir die Einzahlungsuberschusse des Konzems und ihre Verfiigbarkeit sowie
•
die fmanzielle Selbstandigkeit ohne fmanzielle Hilfen des Konzems
berticksichtigt werden. Diese Kriterien fiihren oft nicht zu einer eindeutigen Bestimmung der Funktionalwahrung (siehe Beispiels 4.3).
Umrechnung von AbschlUssen auslandischer Konzerngesellschaften
187
Beispiel 4.3 Das deutsche Mutterunternehmen Sportwagen AG ist Obergesellschaft des Sportwagenkonzerns mit Produktionsstatten in Deutschland und den USA, wobei in den USA nur eine von drei Modelireihen (A, B, C) gefertigt wird. Lokale Vertriebsgesellschaften hat der Konzern in alien wichtigen Industrielandern, die ausschlieBlich Fahrzeuge des Konzerns im Rahmen einer v^eltweiten Marketingstrategie verkaufen. Die Sportscar USA i Corp., Norwalk, liefert die von ihr gefertigte C-Reihe an alle Konzerngesellschaften. Die USA sind der wichtigste Markt flir den Konzern, auf dem liber 60% des Gesamtumsatzes erzielt werden. Die Sportscar Japan Ltd., Tokio, bezieht 80% ihrer verkauften Fahrzeuge von der Sportscar USA Corp. Im Konzern bestehe die Regel, dass konzerninterne Lieferungen stets in der Wahrung des Empfangers fakturiert werden, urn den lokalen Vertriebsgesellschaften das Wahrungsrisiko abzunehmen. Alle Konzerngesellschaften fiihren ihre Bticher in der lokalen Wahrung, in der sie auch ihre lokalen Abschlusse vorlegen. | FUr die Sportwagen AG liegt es nahe, als fiinktionale Wahrung den Euro zu wShlen. Schon diese Festlegung kann diskutiert werden, well der USD-Anteil am Umsatz sehr hoch ist. Es soil hier davon ausgegangen werden, dass der Euro auch die Berichtswahrung des Konzems sein soil. Die Sportscar USA Corp. hat umfangreiche konzerninterne Transaktionen und ist in ihren Entscheidungen sehr stark in die Strategic des Konzerns eingebunden. Dies spricht filr den Euro als Funktionalwahrung; fur den USD als Funktionalwahrung spricht, dass dies die Wahrung der Verkaufspreise und der Beschaffungspreise ist. Es sei hier der USD als Funktionalwahrung festgelegt. Die reine Vertriebsgesellschaft Sportscar Japan Ltd. hangt sehr stark von den konzeminternen Zulieferungen aus den USA ab. Vertriebsgesellschaften gelten als Musterbeispiele ftir unselbstandige, in den Konzern integrierte Teileinheiten. Es stellt sich die Frage, ob der Euro oder der USD hier als Funktionalwahrung festgelegt werden sollte. IAS 21.11a scheint eine Wahl des Euro zu verlangen, wahrend die Kriterien in IAS 21.9 eher auf den Yen Oder USD deuten. Es sei hier angenommen, dass der USD als Funktionalwahrung festgelegt wurde. Dann muss die Sportscar Japan Ltd. ihren Yen-Abschluss nach der Zeitbezug-Methode in USD umrechnen. Der USD-Abschluss ist dann nach der Stichtagskurs-Methode in EUR zu „transformieren". Die Sportscar USA Corp. stellt ihren Abschluss bereits in ihrer Funktionalwahrung auf. Die Fremdwahrungsgeschafte aus den Lieferungen der C-Reihe an andere Konzerngesellschaften sind darin in USD umzurechnen. Der USD-Abschluss ist nach der Stichtagskurs-Methode in die Konzernberichtswahrung EUR umzurechnen. Das Beispiel 4.3 macht deutlich, dass eine Festlegung der Funktionalwahrung oft nicht einfach ist. SFAS 52.41 und IAS 21.12 Uberlassen es bei unklaren Fallen der Beurteilung durch das Management, welche Wahrung als Funktionalwahrung festgelegt wird. Der Entscheidungsspielraum wird durchaus unterschiedlich ausgeUbt.
188
Viertes Kapitel
Deutsche Borsenunternehmen haben fruher mehrheitlich Varianten der ZeitbezugMethode verwendet. Im Zuge des Ubergangs auf eine Rechnungslegung nach IAS oder US-GAAP sind sie unter IAS 21 bzw. SFAS 52 zu einer einheitlichen Umrechnung nach der Stichtagskurs-Methode Ubergegangen. Darunter findet sich u.a. die Schering AG, die fruher explizit auf die starke Integration der auslSndischen Gesellschaften in den Konzem hingewiesen hatte.^^ Der Regeifail ist heute, dass alle ausiandischen Konzemgesellschaften als selbstandige Teiieinheiten designiert werden, deren fiinktionale Wahrung die jeweilige Landeswahrung ist, von der mit der Stichtagskurs-Methode in die Konzemberichtswahrung (EUR) umgerechnet wird. Von den im DAX 100 erfassten Untemehmen verwendeten im Geschaftsjahr 2000 nur noch wenige Unternehmen wie z.B. BASF und Bayer teilweise auch die Zeitbezug-Methode fUr „integrierte" Tochterunternehmen.^^ Auch amerikanische Konzerne verwenden zumeist die lokaien Wahrungen jeweils als Funktionaiwahrung und die Umrechnung nach der Stichtagskurs-Methode. Eine Ausnahme ist DuPont, die zunachst nach Einfiihrung von SFAS 52 alle ausiandischen Konzemgesellschaften als unselbstandige integrierte Teiieinheiten mit dem USD als Funktionaiwahrung klassifizierte und deren lokale LW-Abschltisse nach der ZeitbezugMethode umrechnete. In den letzten Jahren ist auch DuPont dazu Ubergegangen, zumindest zum Teil fiir auslandische Teiieinheiten die lokaien Wahrungen als Funktionalwahrungen zu deklarieren.^^ FUr die Wahl der Funktionaiwahrung gilt ein Stetigkeitsgebot (SFAS 52.9, 4546; IAS 21.13, 35-37; DRS 14.21-22). Eine Anderung der fiinktionalen Wahrung ist moglich, wenn wesentliche Anderungen der Umstande vorliegen. Ein solcher Wechsel ist nicht als Methodenwechsel anzusehen, so dass eine Anpassung von Vorjahreszahlen nicht erforderlich ist. Die neue Funktionaiwahrung ist prospektiv auf die aktuellen und kUnftigen Geschaftsjahre anzuwenden. Man kann in der fiinktionalen Wahrungsumrechnungsmethode auch ein verstecktes Wahlrecht zwischen Zeitbezug- und Stichtagskurs-Methode sehen. Mit einer konzeptionellen BegrUndung hat sich der FASB schwer getan. Eine theoretische BegrUndung fiir die Stichtagskurs-Methode soil das ,,net investment concept liefern. Eine auslandische Teileinheit wird nicht als Gesamtheit aller VermOgensgegenstande und Schulden betrachtet, die einzeln nach dem Konzept der Vollkonsolidierung in den konsolidierten Abschluss Ubernommen werden. Vielmehr sei es eine (Netto-)Investition, die im Ausland in ihrer 5konomischen, rechtlichen und politischen Umgebung Ergebnisse erwirtschafte. Der Nutzen fiir das Mutterunternehmen bestehe im Gegenwert dieser Ergebnisse in der Konzemberichtswahrung. Die einheitliche Stichtagskursumrechnung bringe dies zum Ausdruck (SFAS 52.91-101). Diese BegrUndung legt esfi-eilichnahe, auf eine Vollkonsolidierung zu verzichten.
31 Vgl. Schering AG, GB 1989, S. 39. 32 Vgl. BASF, GB 2000, S. 70; Bayer AG, GB 2000, S. 48. 33 Vgl. DuPont, GB 2001, S. 49.
Umrechnung von Abschldssen auslandischer Konzerngesellschaften
189
Eine konzeptionelle Diskussion um die Wahrungsumrechnung wird schon seit langerem nicht mehr gefflhrt. Der mit SFAS 52 sowie den ihm nachfolgenden Verlautbarungen (IAS 21, SSAP 20; DRS 14) erreichte Kompromiss zwischen Standard Settern und Unternehmensvertretern wird auch in neueren Regeiungen zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten (SFAS 133 und IAS 39) im Kern nicht angetastet. Die Standard Setter gehen hier offensichtlich einer neuen Auseinandersetzung um die Wahrungsumrechnung aus dem Wege und nehmen lieber in Kauf, fUr die Wahrungsumrechnung gesonderte Regeiungen zu formulieren (SFAS 133.36-42; IAS 39.164), Dies ist auf Dauer keine konsistente L5sung dieses wichtigen Problembereichs.
V. Abschliisse aus Hochinflationslandern 1.
Problemstellung
In Landem mit hohen Inflationsraten weisen die nach dem Nominalwertprinzip aufgestellten JahresabschlUsse die Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage nur verzerrt aus. Die Vermdgenslage wird verzerrt dargestellt, da durch die Zusammenfassung von Anschafflingswerten verschiedener Zugangszeitpunkte zwar formal bzw. nominal gleiche BetrSge addiert werden, die materiell bzw. real aber nicht vergleichbar sind. Dies betrifft vor allem die nicht-monetSren Positionen. Der Ausweis von z.B. Sachanlagen und Vorr^ten mit den historischen LW-Anschaffungskosten fiihrt zu deutlichen Unterbewertungen, deren AusmaB mit zunehmender Inflationsrate und Bindungsdauer steigt. H5here Inflationsraten gehen regelm^Big mit deutlichen Abwertungen der lokalen WShrungen gegentiber stabileren Wahrungen einher. Ist die Konzernberichtswahrung eine stabile WShrung (z.B. EUR), so dtirfen die Probleme der inflationsbedingten Verzerrung der LW-Einzelabschltisse und der Wahrungsumrechnung nicht isoliert betrachtet werden. Wird ein auf der Grundlage des Anschaffungswertprinzips erstellter Abschluss einer Teileinheit in einem Hochinflationsland unter Verwendung der StichtagskursMethode umgerechnet, so werden die inflationsbedingten Verzerrungen auch in die umgerechnete Bilanz (ibernommen (siehe Beispiels 4.4). Beispiel 4.4 Die Explora Ltda., Agrilien, ist eine Tochtergesellschaft der Immowelt AG, Frankfurt. Sie erwirbt und verwertet Grundstticke. Agrilien weist traditionell hohere Inflationsraten aus, die in den Jahren 20x0 bis 20x3 bei 15% p.a. lagen. Noch starker war die Preisentwicklung fiir GrundstOcke mit 25% p.a. Gegentiber dem Euro wertete die LandeswShrung LW kontinuierlich um 20% p.a. ab. Anfang 20x0 hat die Explora Ltda. ein Grundsttick zum Preis von 1.000 LW gekauft, das zu diesen Anschaffungskosten auch zum 31.12.20x3 noch in der LW-Bilanz ausgewiesen wird. Der LW-Tageswert ist inzwischen auf tiber 2.400 TLW gestiegen.
190
Viertes Kapitel
Tabelle 4.6 zeigt in Zeile 5 die Entwicklung der LW-Tageswerte des Grundstiicks, die bis auf 2.441 LW per 31.12.20x3 steigen. Die aus der Umrechnung mit dem Stichtagskurs resultierenden EUR-Tageswerte (Zeile 8) steigen trotz der kraftigen Abwertung der LW noch leicht urn 4,2% p.a. an. 1.1. 20x0
31.12. 20x0
31.12. 20x1
31.12. 20x2
31.12. 20x3
Grundsttick [1] LW Anschaffiingskosten [2] Allgemeiner Preisindex Steigerung (in % p.a.) |-,
LW Indexierte Anschaffiingskosten
[4]
Spezieller Preisindex
1.000,00 100,00
100,00
[7]
Abwertung der LW (in %) EUR-Anschaffungswert
125,00 25,0%
[5] LW Tageswert Stichtagskurs [LW/EUR]
115,00 15,0%
10,00 100,00 €
152,09 15,0%
174,90 15,0%
156,25 25,0%
195,31
244,14
25,0%
25,0%
1.250,00 1.562,50 1.953,13 2.441,41 20,74 12,00 17,28 14,40 20,0% 20,0% 20,0% 20,0% 100,00 € 100,00 € 100,00 € 100,00 € 104,17 € 108,51 € 113,03 € 117,74 6
[8] EUR-Tageswert
4,2% Umgerechnete EUR-Werte [9] Stichtagskurs-Methode [10] Zeitbezug-Metliode [11] Restate-Translate-Methode
132,25 15,0%
1.150.00 1.322,50 1.520,88 1.749,01\
Steigerung (in % p.a.) [6]
1.000,00 1.000,00 1.000,00 1.000,00
100,00 €
4,2%
4,2%
4,2%
83,33 € 69,44 € 57,87 € 48,23 6 100,00 € 100,00 6 100,00 € 100,00 6 95,83 € 91,84 € 88,01 € 84,35 6
Tabelle 4.6: Umrechnung bei hoher Inflation Werden die LW-Anschaffungskosten mit dem Stichtagskurs umgerechnet, so ergeben sich im Beispiel deutliche EUR-Wertminderungen vontiber50% innerhalb von drei Jahren (Zeile 9). Die Stichtagskurs-Methode fiihrt hier zu einer deutlichen Unterbewertung, die die tatsSchlichen VerhSltnisse nicht abbildet. Dieser Effekt ist bei den im Beispiel angenommenen Preissteigerungsraten deutlich. Besondere Regelungen sehen die Standards jedoch erst bei hoheren Inflationsraten vor. In diesem Zusammenhang werden zwei Gruppen von Verfahren in der Literatur diskutiert und auch in der Praxis verwendet: Zum einen wird zur Erstellung des Konzemabschlusses eine HartwShrungsbilanzierung vorgenommen, bei der parallel zum LWAbschluss fiir das auslandische Konzernunternehmen ein Abschluss in einer Hartv^ahrung (oft USD) aufgestellt wird oder im (Hoch)Inflationsfall die Zeitbezugsmethode angewendet (im Beispiel Zeile 10). Zum anderen wird eine indexorientierte Inflationsbe-
Umrechnung von Abschltissen auslandischer Konzerngesellschaften
191
reinigung des LW-Abschlusses vorgenommen und dieser dann zum Stichtagskurs umgerechnet (im Beispiel Zeile 11). Die verschiedenen Varianten dieser Restate-TranslateMethode unterscheiden sich durch die Art der verwendeten Indizes, bei denen es sich um allgemeine Kaufkraftindizes oder um spezielle Giiterpreisindizes handeln kann.
1.
Definition eines Hochinflationslandes
Als Hochinflationsland wird in SFAS 52.11 ein Land bezeichnet, dessen Inflationsrate kumulierttibereine Drei-Jahres-Periode bei 100% oder dartiber liegt. Dies entspricht einer durchschnittlichen jahrlichen Preissteigerungsrate von ca. 26%. Diese Grenze ist willkUrlich und nicht einfach schematisch anzuwenden, sondem die Festlegung soil der Beurteilung des Managements uberlassen werden, bei der insbesondere auf den Inflationstrend zu achten sei (SFAS 52.102-109). IAS 29.3 enthalt zusatzlich zu diesem quantitativen Kriterium eine Liste von charakteristischen Merkmalen eines Hochinflationslandes, die auch in DRS 14.36 tibernommen wurden:
•
Die Bevolkerung halt Vermogen bevorzugt als SachvermOgen oder in stabilen Fremdwahrungen;
•
Preise werden zusatzlich in einer stabilen Fremdwahrung (Hartwahrung) angegeben;
•
Preise fiir Zielgeschafte enthalten Pramien fur erwartete Kaufkraftverluste selbst fur kurze Falligkeiten;
•
Zinssatze, L5hne und andere Preise sind an Preisindizes gebunden.
Daten uber die Preissteigerungsraten der meisten Lander verOffentlichen regelmaBig der International Monetary Fund und die United Nations.^^ Nach dem quantitativen Kriterium einer Inflationsrate von uber 100% tiber die letzten 3 Jahre waren zum Jahresende 2004 z.B. Angola, WeiBrussland, die TUrkei und Zimbabwe als Hochinflationslander einzustufen.
^^ Eine Ubersicht uber die Preissteigerungen in verschiedenen Landem fmdet sich unter www.imf.org. Angaben zu den Preissteigerungen in Deutschland finden sich unter www.destatis.de.
192
Viertes Kapitel
3.
Verfahren zur Umrechnung von Abschliissen aus Hochinflationslandern
3.1
Zeitbezug-Methode oder Hartwahrungsabschliisse
Die Zeitbezug-Methode kann als eine spezielle Form der Hartwahrungsbilanzierung angesehen werden, bei der als funktionale Wahrung des Tochterunternehmens die Konzemberichtswahrung festgelegt wird. Wird die Zeitbezug-Methode in ihrer „Reinform" angewendet, bei der alle GeschaftsvorfSlle tagesnah in die Berichtswahrung umgerechnet werden, so erhalt man echte HartwahrungsabschlUsse, die so auch einige deutsche Konzerne fUr ihre Tochtergesellschaften in Hochinflationslandern erstellen.^^ SFAS 52.11 verlangt die Anwendung der vereinfachten Zeitbezug-Methode fiir die Abschlusse von Teileinheiten aus Hochinflationslandern. Das „remeasurement" muss direkt in die Berichtswahrung erfolgen. DRS 14.37 nennt als eine M5glichkeit zur Bereinigung der Inflationseffekte bei Hochinflation die Aufstellung von Hartwahrungsabschliissen „z.B. in der funktionalen Wahrung des Konzernmutteruntemehmens". Damit wird eine Aufstellung in einer anderen funktionalen wahrung nicht ausgeschlossen, von der dann im nachsten Schritt noch zum Stichtagskurs in die Konzernberichtswahrung umgerechnet werden muss. Tochterunternehmen deutscher Konzerne in Sudamerika haben friiher in Hochinflationsphasen z.T. Hartwahrungsabschliisse in USD erstellt und diese dann in DM umgerechnet. In der Konstellation des Beispiels 4.4 fllhren die reine und die vereinfachte ZeitbezugMethode zu einem Ausweis der Grundstucke zu den historischen EUR-Anschaffungskosten in der umgerechneten Bilanz (Tabelle 4.6 Zeile 10). Wenn die speziellen Preisanderungen fiir Grundstucke geringer ausfallen als die prozentuale Abwertungsrate werden nur nach der reinen Zeitbezug-Methode und in echten Hartwahrungsabschliissen Abschreibungen auf die dann niedrigeren EUR-Tageswerte vorgenommen. Bei der vereinfachten Zeitbezug-Methode kommt es dann zu Uberbewertungen. Die vereinfachte Zeitbezug-Methode mit der einfachen Stichtagskursumrechnung aller monetaren Bilanzpositionen erfasst ein wichtiges Problem in Hochinflationslandern nicht adaquat: Zinsertrage und -auftvendungen erscheinen in der umgerechneten Erfolgsrechnung ungewohnlich hoch, da die Zinssatze um die erwartete Inflationsrate erh5ht sind. Den umgerechneten Zinsertragen und -aufwendungen sollen daher die wechselkursbedingten Wertanderungen der zugehGrigen Fremdwahrungsforderungen und -ver-
^^ Vgl. Uphues, Peter: Hartwahrungsberichterstattung von Gesellschaflen in Hochinflationslandern, in: Horvath, Peter (Hrsg.): Intemationalisierung des Controlling, 1989, S. 375 ff.; Gebhardt, Gtinther/Bergmann, J5rg: Intemationale Konzemabschltisse, in: HdJ, 1991, Abt. V/7, Tz. 267-275.
Umrechnung von Abschlussen auslandischer Konzerngesellschaften
193
bindlichkeiten gegeniibergestellt werden.^^ Es bleiben aber auch dann noch inflationsbedingte Verzerrungen in der umgerechneten Erfolgsrechnung aufgrund der Zinseffekte in den Wertansatzen der mit einem Zahlungsziel beschafften Einsatzgiiter. IAS 21 lasst eine Anwendung der Zeitbezug-Methode ftir Tochterunternehmen in Hochinflationsiandem nur zu, wenn die Konzemberichtswahrung bzw. eine andere HartwShrung die flinktionale W^hrung ist. In diesem Fall ist die Zeitbezug-Methode dann sogar obligatorisch.
3.2
Restate-Translate-Methode
Fur Tochterunternehmen, deren funktionale Wahrung die eines Hochinflationsiandes ist, verlangt IAS 21.42-43 die Anwendung der Restate-Translate-Methode. Die Inflationsbereinigung der nicht monetaren Bilanzposten wird nach IAS 29 vorgenommen. Daftir ist ein allgemeiner Preisindex fiir die Bilanz und die Erfolgsrechnung vorzusehen. MonetSre Bilanzposten werden mit ihren Nominalwerten Ubemommen (IAS 29.11-29.37). Sodann werden alle Positionen der Bilanz und der Erfolgsrechnung mit dem Stichtagskurs in die Berichtswahrung des Konzerns umgerechnet.^^ In der Konstellation des Beispiels 4.4 fuhrt die Restate-Translate-Methode zu EURWertminderungen (Tabelle 4.6, Zeile 11), da die Abwertung starker ausfSUt als die Anderung des zur Kaufkraftbereinigung heranzuziehenden allgemeinen Preisindexes. Der resultierende EUR-Wertansatz ist weder ein EUR-Anschafflingswert, noch ein EURTageswert, sondern ein aus der Rechentechnik entstehender ktinstlicher Wert. Durch die einheitliche Stichtagskursumrechnung aller Posten der (kaufkraftbereinigten) Bilanz und Erfolgsrechnung entstehen bei der Restate-Translate-Methode formal keine Umrechnungsdififerenzen. Inhaltlich werden auch hier die EUR-Wertanderungen von Bilanzposten unter Umgehung der Erfolgsrechnung mit dem Eigenkapital verrechnet. SFAS 52 lasst die Restate-Translate-Methode nicht zu. DRS 14.38 betreibt dieses Verfahren als eine M5glichkeit zur Behandlung von Abschliissen aus Hochinflationslandern neben der Hartwahrungsbilanzierung. In DRS 14.35 wird die Festlegung auf eine Methodik offenbar bewusst vermieden.
^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, Tz. 52; Gebhardt, Gunther/Bergmann, Jorg: Internationale KonzemabschlUsse, in: HdJ, 1991, Abt. V/7, Tz. 265. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: IAS 29 Rechnungslegung in Hochinflationslandem, in: lASKomm., 2. Aufl., 2002.
194
Viertes Kapitel
VL Berichterstattung Das faktische deutsche Methodenwahlrecht flir die Unternehmung verlangt nach ErlSuterungen, die von § 313 Abs. 1 Nr. 2 HGB sehr wenig detailliert gefordert werden. Danach mussen nur „die Grundlagen fiir die Umrechnung in Euro (im Konzemanhang) angegeben werden, sofern der Konzernabschluss Posten enthalt, denen BetrSge zugrunde liegen, die auffremdeWahrung lauten oder ursprtinglich auffremdeWahrung lauteten". Anzugeben sind die angewandten Umrechnungsmethoden und eine Begrundung^^ flir die Wahi, da das Methodenwahlrecht im Rahmen der Generalnorm des § 297 Abs. 2 HGB auszuuben ist. Danach ist so umzurechnen, dass im Rahmen der Grundsatze ordnungsmaUiger Buchfiihrung ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt wird. Eine Einhaltung der handelsrechtlichen Grundsatze ordnungsmSBiger Buchfiihrung ist nur bei Anwendung der Zeitbezug-Methode in Reinform gewahrleistet. Wenn eine vereinfachte Form der Zeitbezug-Methode oder die Stichtagskurs-Methode verwendet wird, so weichen die umgerechneten EUR-Wertans^tze zum Teil von einer konzerneinheitlichen Bewertung nach den vom Mutterunternehmen anwendbaren Bewertungsgrundsatzen ab. Solche Abweichungen sind gemafi § 308 Abs. 2 Satz 4 HGB nur in Ausnahmefailen zulassig und dann im Anhang anzugeben und zu begriinden (§313 Abs. 1 Nr. 3 HGB). Eine Angabe der Unterschiedsbetrage zwischen den EUR-WertansStzen bei Anwendung der (reinen) Zeitbezug-Methode und der verwendeten Umrechnungsmethode wurde diesen Vorgaben fiir die Erlauterung voll entsprechen.^^ Solch detaillierte Angaben wtirden eine Vergleichbarkeit auf der Ebene der handelsrechtlichen Bilanzierungsgrundsatze ermoglichen. Solche Unterschiedsbetrage findet man fi-eilich in den HGBKonzernabschliissen nicht. Die Umrechnungsmethode ist im Prinzip fiir jedes konsolidierte Tochterunternehmen anzugeben. Fiir Tochterunternehmen, fiir die ahnliche Begrundungen gelten, sind Zusammenfassungen m5glich. Wenn unterschiedliche Umrechnungsmethoden verwendet werden, so ist eine Erlauterung geboten, welche Umrechnungsmethode aus weichen Grtinden gewahlt wurde. Eine Methodeneinheitlichkeit ist nicht gefordert und auch nicht sinnvoU, da fiir Tochterunternehmen mit unterschiedlichen Funktionen (z.B. integriert oder selbstandig) und in unterschiedlichen Umwelten eine unterschiedliche Umrechnung geboten sein kann. Eine einfache Benennung ist angesichts der aufgezeigten Vielfalt an Varianten der Grundformen von Umrechnungsmethoden nicht ausreichend. Vielmehr sollte angegeben ^^ A.A. Ellrott, Helmut: § 313, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, Tz. 94. ^^ Vgl. die parallele Darstellung von Zeitbezug-Methode und Stichtagskurs-Methode mit Angabe der Differenzbetrage bei Gebhardt, Gtinther: Vereinheitlichung der Recheneinheit durch Wahrungsumrechnung, in: Beck HdR, 1987 ff, C 310, Tz. 120-132, 197.
Umrechnung von Abschlussen auslandischer Konzerngesellschaften
195
werden, welche Posten der Bilanzen und Erfolgsrechnungen mit historischen Kursen, mit Stichtagskursen sowie mit Durchschnittskursen umgerechnet wurden. Weiter sollte auch dargestellt werden, aus welcher Quelle die Wechselkurse stammen und ob Mittelkurse oder differenzierte Geld- und Briefkurse zur Anwendung gelangten. Eine Berichterstattung liber die erfolgsneutral im Eigenkapital ausgewiesenen Umrechnungsdifferenzen verlangt DRS 14.39c sowie bereits DRS 7.6-7.7 im Rahmen der Darstellung der Entwicklung des Konzemeigenkapitals (Eigenkapitalspiegel). Dort ist ein Ausgleichsposten aus der Fremdwahrungsrechnung (ubersetzt: „translation differences") gesondert als Bestandteil des kumulierten Ubrigen Konzemergebnisses auszuweisen und dieser Posten aufzuspalten in die Anteile, die auf die Anteilseigner des Mutterunternehmens und auf die Minderheitsgesellschafter von Tochteruntemehmen entfallen (siehe Neuntes Kapitel, V. 3). Eine analoge Aufgliederung wird auch ftir die Veranderung innerhalb der Abrechnungsperiode im Rahmen des „Ubrigen Konzemergebnisses" gefordert. Dies entspricht den Forderungen in IAS 21.52b und den differenzierteren Regelungen in SFAS 52.31, die folgende Mindestgliederung fiir die Darstellung der Entwicklung des Translation Adjustment verlangen: •
Anfangs- und Endbestand des kumulierten Translation Adjustment;
•
Veranderungen des Translation Adjustment aufgrund von Wechselkurs^nderungen in der Periode sowie
•
Gewinne und Verluste aus bestimmten Absicherungsgeschaften fur das Wahrungsrisiko von auslandischen Nettoinvestitionen und aus bestimmten langfristigen konzerninternen Fremdwahrungstransaktionen (SFAS 52.20);
•
Ertragssteuern der Abrechnungsperiode, die auf die im Translation Adjustment erfassten VorgSnge entfallen;
•
Betrage, die aufgrund des Verkaufes oder einer vollstandigen oder im wesentlichen vollstandigen Liquidation einer Beteiligung an einer auslandischen Teileinheit in das Periodenergebnis umgegliedert wurden.
Verlangt wird weiter der Ausweis des Gesamtbetrags der erfolgswirksam verbuchten Umrechnungsdifferenzen (SFAS 52.30; IAS 21.52a; DRS 14.39b), die zum einen Gewinne und Verluste aus Fremdwahrungstransaktionen der Konzemunternehmen (z.B. aus Export- oder Importgeschaften, Fremdwahrungskrediten) umfassen. Zum anderen werden darin die Umrechnungsdifferenzen aus der Anwendung der Zeitbezug-Methode erfasst. Bei Verwendung der funktionalen Wahrungsumrechnungsmethode ist die Funktionalwahrung des Mutterunternehmens anzugeben (DRS 14.39d). Weicht die Berichtswahrung von der funktionalen Wahrung des Mutterunternehmens ab, so ist dies offenzulegen und zu begrunden (IAS 21.53; DRS 14.39e). Nach SFAS 52 ist dies nicht zulassig. Die Wahl der Funktionalwahrung unterliegt dem Stetigkeitsgebot (SFAS 52.9; IAS 21.13; DRS 14.39e). Anderungen der Funktionalwahrung sind gleichwohl moglich, wenn sich wesentliche Anderungen der okonomischen Bedingungen ergeben. Der
196
Viertes Kapitel
Wechsel der Funktionalwahrung des Mutterunternehmens oder einer wesentlichen Teileinheit ist nach IAS 21.54 und DRS 14.39f berichtspflichtig, nicht aber nach SFAS 52. Es ist keine Anderung der Bilanzierungsmethode, die erlauterungspflichtig ware. SFAS 52 und IAS 21 schreiben mit der fiinktionalen Wahrungsumrechnung eine wenngieich mehrdeutige - Umrechnungsmethode vor, w^hrend nach dem HGB allgemein ein Methodenwahlrecht angenommen wird. Die Wahl der Umrechnungsmethode im HGB-Konzernabschluss unterliegt ebenfalls dem Stetigkeitsgebot, wobei es dahingestelit bleiben kann, ob es sich aus dem Gebot der Stetigkeit der Konsolidierungsmethoden (§ 297 Abs. 3 Satz 2 HGB) oder dem Gebot der Bewertungsstetigkeit (§§ 252 Abs. 1 Nr. 6; 298 Abs. 1 HGB) ergibt. Abweichungen sind nur in AusnahmefSllen zulassig und zu begrtinden; es ist auch der Einfluss auf die Verm5gens-, Finanz- und Ertragslage darzustellen. Die vorliegenden Rechnungslegungsstandards verlangen keine Angaben, wenn Abschiusse aus Hochinflationsiandern umgerechnet werden. WShrend IAS 21 und SFAS 52 bei der Umrechnung von AbschlUssen aus Hochinflationslandern kaum Methodenspieiraum lassen, besteht handelsrechtlich und auch nach DRS 14.35-38 ein weitgehendes Methodenwahlrecht, das in DRS 14.39g mit einer speziellen Eriauterungspflicht verbunden wird. In den Geschaftsberichten deutscher Unternehmen sind solche Erlauterungen haufiger zu fmden. SFAS 52.144 regt eine freiwiilige Eriauterung der Auswirkungen von Wechselkursanderungen auf die ausgewiesenen Ergebnisse und Abschltisse an. Ais mOgliche Darstellungen werden die Umrechnung von Ertragen und Aufwendungen mit unterschiedlichen Wechselkursen, aber auch 5konomische Analysen der Auswirkungen von Wechselkursanderungen auf Preise, Mengen und Kostenstrukturen angesprochen. Solche Erlauterungen schaffen ein besseres Verstandnis fiir die Auswirkungen von Wechselkursanderungen. Sie werden teilweise auch im deutschen Schrifttum empfohlen"*^ und sind vereinzelt bereits in den Geschaftsberichten deutscher Unternehmen zu fmden.^^
40 Vgi. ADS, 6. Aufl., 1998, § 313 HGB, Tz. 75. 41 So Z.B. bei DaimlerChrysler, GB 1999, S. 61, 68.
Fiinftes Kapitel
Kapitalkonsolidierung
I.
Methoden
1•
Konsolidierung der Kapitalverflechtungen
Die Aufstellung eines Konzernabschlusses lasst sich, nachdem die Einzeiabschliisse der einbezogenen Konzernunternehmen in Ansatz und Bewertung nach den Bilanzierungsmethoden des Mutterunternehmens einheitlich angepasst(siehe drittes Kapitel), gegebenenfalls in die Konzernwahrung umgerechnet (siehe viertes Kapitel) und im Rahmen eines Untemehmenserwerbs neu bewertet worden sind (siehe Abschnitt III dieses Kapitels), in folgende Stufen gliedem: •
Zusammenfassung der Einzeiabschliisse aller einbezogenen Unternehmen zu einem summierten Abschluss (Summenbilanz und Summen-Gewinn- und Verlustrechnung; ggf. summierte Anhangsangaben);
•
Korrektur des summierten Abschlusses zur Beseitigung der buchmaBigen Auswirkungen konzerninterner Kapital-, Kredit- sowie Lieferungs- und Leistungsverflechtungen (Konsolidierung);
•
Erfolgswirksame Fortschreibung der angepassten bzw. neuen Wertansatze;
•
Aufstellung der Kapitalflussrechnung und des Eigenkapitalspiegels.
Gegenstand der Kapitalkonsolidierung sind die Eigenkapitalverflechtungen zwischen den einbezogenen Unternehmen. Die Zusammenfassung der Einzelabschltisse der einbezogenen Unternehmen fiihrt im summierten Abschluss zu Mehrfacherfassungen. Das Tochterunternehmen wird zum einen durch seine Vermogensgegenstande und Schulden erfasst, die in die Summenbilanz eingegangen sind. Dieselbe Summenbilanz enthalt zum anderen auch die Beteiligung des Mutterunternehmens an diesem Tochterunternehmen. Da der Wert der Beteiligung - wenn auch nicht ausschlieBlich, so aber doch wesentlich -
198
Funftes Kapitel
auf dem Wert der Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens beruht, wird das Tochterunternehmen in der Summenbilanz insoweit doppelt beriicksichtigt. Mit dieser doppelten Bewertung der Vermogensgegenstande und Schulden korrespondiert eine Doppelrechnung beim Eigenkapital. 1st das Mutterunternehmen selbst wieder Tochterunternehmen, wird das urspriingliche Tochterunternehmen bereits dreifach beriicksichtigt. Diesen Mehrfacherfassungen in der Summenbilanz k(3nnen mehrfache Aufwands- und Ertragsverrechnungen in der summierten Gewinn- und Verlustrechnung entsprechen, z.B. wenn Verluste eines Tochterunternehmens auch durch Abschreibung der Beteiligung an ihm beim Mutterunternehmen berucksichtigt wurden. Eine zutreffende Darstellung der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns nach der Fiktion der rechtlichen Einheit erfordert, dass Mehrfacherfassungen aufgrund konzerninterner Kapitalverflechtungen beseitigt werden. Der Konzernabschluss soil dem Abschluss eines rechtlich einheitlichen Unternehmens entsprechen (Art. 14 Abs. 1 (b) 7. EG-RL, § 297 Abs. 3 HGB, IAS 27.22). Beispiel 5.1 Das Mutterunternehmen M erwirbt das Tochterunternehmen T zum Preis von 360 Mio. € gegen Hingabe von 20 Mio. Aktien zum Nennwert von 5 € im Kurswert von 18 €. M hat zum Erwerbszeitpunkt einen Marktwert von 3.600 Mio. €. Die Tabelle 5.1 zeigt die Bilanz von M nach Erwerb von T. und die Bilanz von T. Zusammen ergeben sie horizontal addiert die Summenbilanz. Die Summenbilanz ist gegenuber der Bilanz von M nach Erwerb von T um 500 Mio. € verlangert. Obwohl T in der Bilanz von M mit 360 Mio. € beriicksichtigt war, wurden die VermOgensgegenstande sowie das Eigen- und Fremdkapital zusatzlich aufgenommen. Der Wert der Vermogensgegenstande wurde jedoch bei Erwerb der Beteiligung durch M in den 360 Mio. € mitbezahlt, so dass insoweit eine Mehrfacherfassung vorliegt. Sie wird durch die Kapitalkonsolidierung beseitigt
2.
Konkurrierende Bewertungskonzeptionen
Tochterunternehmen (T) und das Mutterunternehmen (M) konnen in der Konzernbilanz nach verschiedenen Konzeptionen gemeinsam dargestellt werden: •
Bewertung der Tochterunternehmens zu Anschaffungskosten der Beteiligung, die im Erwerbszeitpunkt dem Marktwert der Beteiligung entsprechen oder doch nahe kommen, und Beibehaltung der Buchwerte fur das Mutterunternehmen {Erwerbsmethode, Purchase method)',
•
Bewertung zum bilanziellen Reinvermogen als Saldo der Buchwerte der Vermogensgegenstdnde und Schulden auch des Tochterunternehmens, das in der Kegel stark vom Marktwert des erworbenen Unternehmens abweicht {Interessenzusammenfuhrungsmethode, Pooling of interest method);
•
Bei Zugang eines Unternehmens, das selbst ahnlich so grolJ wie das erwerbende Unternehmen ist und selbst Mutterunternehmen sein kann, entsteht, insbesondere
199
Kapitalkonsolidierung
bei ihrer Umstrukturierung ein neues Unternehmen. Dann konnte auch das Erwerberuntemehmen statt mit den bisherigen Buchwerten seiner VermGgensgegenstanden und Schulden mit seinem aktuellen Marktwert in den Konzernabschluss aufgenommen werden {Neugrundungsmethode, Fresh start method). Schiiefilich k5nnte das erworbene Unternehmen bedeutender als das erwerbende sein, so dass 6konomisch gesehen die beiden Unternehmen ihre Rolle tauschen. Analog zur urspriingiichen Erwerbsmethode g^lten dann fiir das erworbene Unternehmen die Buchwerte und fur den Erwerber die Marktwerte (umgekehrte Erwerbsmethode, reverse acquisition). ERWORBENES UNTERNEHMEN Ansatz der Posten in der Konzembilanz zu E R Buchwerten W E R B Marktwerten |E R
Marktwerten '^ Erwerbsmethode (Purchase Method)
Buchwerten ^^ Interessenzusammenfiihrung (Pooling of Interest Method)
^^ Neugrundungsmethode "^^ Umgekehrte Erwerbsmethode (Fresh Start Method) (Reverse Acquisition Method)
Abbildung 5.1: Methoden der Kapitalkonsolidierung
Tabelle 5.1.1: Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode
200
Ftinftes Kapitel
Aus der Kombination von Buch- und Marktwerten fur T und M resultieren vier mOgliche Vorgehensweisen (siehe Abbildung 5.1). Das Beispiel 5.1(Fortsetzung) zeigt die vier verschiedenen Methoden der Kapitalkonsolidierung jedoch ohne Beachtung der speziellen Bedingungen, die fUr die Anwendung der einzelnen Methoden nach den verschieden Regelwerken oder theoretischen Konzeptionen erfiillt sein miissen. Das Beispiel soil lediglich die Grundideen der vier Methoden der Kapitalkonsolidierung verdeutlichen. Jede dieser Methoden erfUUt den Zweck der Eliminierung der Mehrfacherfassung von Vermogen und Kapital. Beispiel 5.1 (Fortsetzung) Fiir die Kapitalkonsolidierung ergibt sich nach den oben genannten Methoden folgendes: •
Erwerbsmethode: Die Bilanzposten von M gehen mit ihren Buchwerten - mit Ausnahme der Beteiligung an T - und die Bilanzposten von T zu den Marktwerten in die Konzembilanz ein. Die Anschaffungskosten der Beteiligung an T in H5he von 360 Mio. € werden soweit wie moglich auf die Verm5gensgegenstande und Schulden von T aufgeschlusselt, indem sie zu Tageswerten des Erwerbszeitpunktes angesetzt werden. Die Tageswerte des Anlagevermogens von T mogen um 60 Mio. € Uber dem Bilanzansatz liegen. Der Kaufpreis fur T uberschreitet damit um 100 Mio. € dessen Reinverm5gen zu Tageswerten von 260 Mio. €. Dieser Uberschuss wird als Geschafts- oder Firmenwert (Goodwill) in der Konzembilanz aktiviert. Das Eigenkapital von T (200 Mio. €) wird gegen den restlichen Beteiligungsbuchwert von 360 - 60 - 100 = 200 Mio. € aufgerechnet. Damit ist die Mehrfacherfassung beseitigt.
•
Interessenzusammenfuhrungsmethode'. Nicht nur die Bilanzposten von M (ohne den Beteiligungsbuchwert fiir T), sondern auch die von T gehen mit ihren Buchwerten in die Konzembilanz ein. Da aber fiir die Beteiligung an T ein Gegenwert von 360 Mio. € in Form von M-Aktien geleistet wurde, das bilanzielle Reinverm5gen von T jedoch nur 200 Mio. € ausmacht, muss die Differenz von 160 Mio. € gegen das Eigenkapital von M verrechnet werden. So entsteht kein Goodwill. Wie bei der Erwerbsmethode wird der restliche Beteiligungsbuchwert (360 - 160) gegen das Eigenkapital von T aufgerechnet.
•
Neugriindungsmethode: Die Marktwerte fiir T und M pragen die Konzembilanz. Die Verm5gensgegenstande und Schulden sowohl von M als auch von T gehen mit ihren Tageswerten in die Konzembilanz ein. Der Tageswert des SachanlagevermOgens von M m5ge um 100 Mio. € Uber dem Bilanzwert liegen. Da auch der Marktwert von M (3.600 Mio. €) tiber dessen ReinvermSgen liegt, ergibt sich fUr M ein Goodwill in H5he von (3.600 - (1.000 + 800 + 100)) = 1.700 Mio. €. Insgesamt betragt der Goodwill 100 + 1.700 = 1.800 Mio. €. Dadurch erhGhen sich die Konzernriicklagen nach Verrechnung der Rticklagen von T auf 2.600 Mio. €. Umgekehrte Erwerbsmethode: Nun gehen die Bilanzposten von T mit ihren Buchwerten und die Bilanzposten von M (mit Ausnahme des Beteiligungsbuchwertes von T) mit ihren um die stillen Rticklagen von 100 Mio. € erhohten
Kapitalkonsolidierung
201
Marktwerten in die Konzernbilanz ein. Da flir M insgesamt der Marktwert alier Anteile mafigeblich ist, obgleich er nicht bezahlt wurde, ist der Uberschuss tiber das zu Marktpreisen bewertete Reinverm5gen als Goodwill von M, entsprechend der Neugriindungsmethode, in H5he von 1.700 Mio. € in der Konzernbilanz auszuweisen. Die Konzernriicklagen erh5hen sich von 950 Mio. € in der Summenbiianz nach Verrechnung des Unterschiedsbetrages (160) und der Riicklagen (150) von T auf 2.440 Mio. €.
Tabelle 5.1.2: Kapitalkonsolidierung nach alternativen Methoden
3.
Institutionelle Regelungen
3.1
Erwerbsmethode
Die ursprtingliche Erwerbsmethode herrscht sowohl nach den Regelungen der 7. EGRichtlinie (Art. 19) und dem HGB (§ 301) als auch nach dem frUher geltenden IAS 22.17) und nunmehr nach IFRS 3.14 in der Praxis bei weitem vor. Sie ist nach IFRS 3 und schon seit 2001 nach SFAS 141- abgesehen von dem Ausnahmefall der reverse acquisition (IFRS 3.21) -mit dem Verbot der Pooling of Interests-Methode sogar die einzig zulassige Methode. Daher wird in diesem Kapitel ab Hauptabschnitt II die Erwerbsmethode den Ausfuhrungen zu Grunde gelegt.
202
3.2
Funftes Kapitel
Interessenzusammenfiihrungsmethode
Fur die Falle, in denen der Anteilserwerb fast ausschlieBlich durch Hingabe von Anteilen des Erwerberunternehmens M oder eines Tochterunternehmens zustande kommt, gilt nach Art. 20 der 7. EG-Richtlinie ein nationales Wahlrecht und nach § 302 HGB ein Unternehmenswahlrecht flir die Anwendung der Interessenzusammenfuhrungsmethode^. In Deutschland ist die Methode bisher nur auBerst selten benutzt worden. Der mit ihr aus Sicht mancher Untemehmen verbundene Vorteil, dass bei ihrer Anwendung kein Goodwill ausgewiesen wird, dessen Abschreibung spatere Konzernergebnisse belastet, konnte auch durch die erfolgsneutrale Verrechnung des Goodwill mit den Rucklagen gem. § 309 Abs. 1 HGB erreicht werden. Nach den IFRS und den FASF ist die ihr ahnliche Pooling of Interests-Methode nicht mehr anwendbar.
3.3
Neugrundungsmethode
Die Neugrtindungsmethode wird seit Jahren in der in- und auslandischen Fachliteratur als eine Methode diskutiert, die beim Zusammenschluss etwa gleich bedeutender Unternehmen an die Stelle der Interessenzusammenfiihrungsmethode treten konnte^. In den Standards und gesetzlichen Vorschriften ist sie bisher nicht vorgesehen. Wenn aus einem solchen Zusammenschluss und durch Umstrukturierung wirklich eine neue 5konomische Einheit entsteht, ist diese Methode - mitunter auch als new entity method bezeichnet theoretisch zumindest auf den ersten Blick uberzeugend. Allerdings widerspricht sie dem pagatorischen Prinzip; denn der Marktwert eines der beiden Unternehmen ist nicht bezahlt worden. Zudem sind die Ermittlung dieses Marktwertes und damit die H5he des Goodwills mit grofien Unsicherheiten belastet. Bei b^rsennotierten Gesellschaften mag die B5rsenkapitalisierung einen Ausgangspunkt bilden, wobei fraglich ist, welcher Zeitpunkt fur den Kurs relevant ist. Bei anderen Gesellschaften ist eine unvermeidlich von subjektiven Erwartungen beeinflusste Unternehmensbewertung erforderlich. Aus Unternehmenssicht hat die Fresh-Start-Methode zudem den Nachteil, dass ein hoher Goodwill entsteht, der in den Folgejahren zu entsprechend hohen planmSBigen oder/und Uber einen Impairment-Test auBerplanmafiigen Abschreibungen und damit Belastungen des Konzernergebnisses fiihren wiirde^
Zu Einzelheiten siehe z.B. ADS, 6. Aufl., 1996, § 302, und Pfaff, Dieter, in: MiinchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 302 und die dort angegebene Literatur. Zu Einzelheiten Pellens, Bemhard/Selihom, Thorsten: Kapitalkonsolidierung nach der FreshStart-Methode, BB 1999, S. 2125-2132; Krawitz, Norbert/Klotzbach, Daniela: Anwendungsvoraussetzungen und Aussagefahigkeit der Fresh-Start-Methode bei der Bilanzierung von Untemehmenszusammenschliissen, WPg 2000, S. 1164-1180. Zur Kritik vgl. z. B: Telkamp, Heinz-Jtirgen/Bruns, Carsten: Pooling of interests-Methode versus Fresh-Start-Methode - ein Vergleich, WPg 2000, S. 744-749.
Kapitalkonsolidierung
3,4
203
Umgekehrte Erwerbsmethode
Die reverse acquisition method ist in IFRS 3 B 1-15 ausfuhrlich beschrieben und auch in SFAS 141 geregelt. Die Methode ist fiir den Fall relevant, dass das erwerbende Unternehmen soviel stimmberechtigte Anteile ftir das erworbene Untemehmen begibt, dass deren Anteilseigner an dem vereinigten Unternehmen die Stimmrechtsmehrheit halten. Dann ist die purchase method statt auf das erworbene auf das erwerbende Unternehmen anzuwenden.^ Das mag ein Ausnahmefali sein. Im europaischen und deutschen Recht ist der Fall nicht geregelt. Die Methode entspricht auch nicht dem Wortsinn der EGRichtlinie und dem deutschen Recht.
IL
Vermogens- und Erfolgskonzeption der Erwerbsmethode
1.
Vergleich zwischen der Vermogens- und Erfolgskonzeption des Mutterunternehmens und des Konzerns
Bei der Erwerbsmethode nach HGB und IFRS wird die Erweiterung des Konzerns um ein Konzernunternehmen bzw. einen Teilkonzern verm5gens- und erfolgsrechnerisch wie der Erwerb eines Investitionsgutes behandelt ~ deshalb auch der Name Erwerbsmethode. Ein Investitionsgut geht mit einem Wert in Hohe seiner Anschaffungskosten in die Verm5gensrechnung ein. Die Periodenerfolge, zu denen das Investitionsgut beitragt, werden dann im Verlauf seiner geplanten Nutzungsdauer durch Aufwandsverrechnungen um die Anschaffungskosten gemindert. So wird auch bei der Erwerbsmethode verfahren: Dem Investitionsgut entspricht das Tochterunternehmen mit seinen VermSgensgegenstanden und Schulden im Erwerbszeitpunkt der Beteiligung. Den Periodenerfolgen entsprechen die Konzernperiodenerfolge. Diese werden im Verlauf der Zugehorigkeit des Tochterunternehmens zum Konzern um Betrage reduziert, die in ihrer Gesamtheit den Anschaffungskosten der Beteiligung an dem Tochterunternehmen genau gleichen.^ Was unterscheidet die Ermittlung des Konzernvermogens und -erfolges dann aber noch vom Vorgehen im Einzelabschluss des Mutterunternehmens? Der Hauptunterschied zwischen einem Konzernabschluss nach der Erwerbsmethode und dem Einzelabschluss des Mutterunternehmens besteht in der Periodisierung der Anschaffungskosten der BeteiliVgl. Kuting, Karlheinz/Mtiller, Wolfgang/Pilhofer, Jochen: „Reverse Acquisition" als Anwendungsfall einer „Reverse Consolidation" bei der Erstellung von Konzemabschlussen nach USGAAP und IAS - ein Leitbild fur die deutsche Rechnungslegung, WPg, 2000, S. 257-269. Vgl. Ordelheide, Dieter: Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode (Teil I), WPg 1984, S. 238 I
204
Ftinftes Kapitel
gung, Im Einzelabschluss werden sie nach den Regeln der Beteiligungsbewertung verrechnet. Im Konzernabschluss bewirkt die Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode hingegen eine Periodisierung nach MaBgabe der Bewertungsregeln fiir die im Erstkonsolidierungszeitpunkt vorhandenen und neubewerteten Verm5gensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens und eines in den Anschaffungskosten mitbezahlten Geschaftswertes. Die Erwerbsmethode l^uft erfoigsrechnerisch auf eine abweichende Periodisierung der Anschaffungskosten der Beteiligung hinaus. Das wird deutlich, wenn man die einzelnen Phasen der Konsolidierung erfoigsrechnerisch analysiert. Man unterscheidet zwischen •
der Erstkonsolidierung,
•
der Folgekonsolidierung und
•
der Entkonsolidierung.
Die Ausfiihrungen des folgenden 2. Abschnitts beziehen sich aus Vereinfachungsgriinden zunachst auf eine 100%-ige Beteiligung an einem Tochterunternehmen. Die Konsolidierung bei auBenstehenden Minderheitsgesellschaftern wird anschlieBend behandelt.
2.
Phasen der Konsolidierung
2.1.
Erstkonsolidierung
Bei der Erstkonsolidierung entsteht die Konzernbilanz dadurch, dass die VermSgensgegenstande und Schulden des Mutterunternehmens uber die Summenbilanz in die Konzernbilanz tibernommen werden. Der Beteiligungsbuchwert (BET) an dem Tochterunternehmen wird nichttibernommen.An seine Stelle treten die einzelnen VermQgensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens (VT und ST). In der Kegel sind bei Erwerb eines Tochterunternehmens die Anschaffungskosten der Beteiligung groBer als das Reinvermogen des Tochterunternehmens. Der Uberschuss (BET - (VT - ST)) - der sogenannte Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung (UB) - wird in den Konzernabschluss aufgenommen. Dabei wird er in der Kegel aufgespalten in Bestandteile, die aus stillen Tageswertriicklagen (sR) und -lasten (sL) in den Vermogensgegenstanden und Schulden des Tochterunternehmens bestehen, und in einen Geschaftswertbestandteil (GW): BET - (VT - ST) = UB = sK - sL + GW Die stillen Tageswertrucklagen - haufig auch als stille Kticklagen bezeichnet - und Tageswertlasten werden den Buchwerten der VermOgensgegenstande und Schulden hinzugeftigt bzw. von ihnen abgesetzt. Der Geschaftswertbestandteil wird unter der entsprechenden Bilanzposition ausgewiesen.
Kapitalkonsolidierung
205
Auf den ersten Blick mag die Eliminierung der Beteiligung aus der Summenbilanz und die Aufl5sung von stillen TageswertrUcklagen und -lasten den Eindruck erwecken, dass das Tochteruntemehmen nicht zum Marktwert (KaufJDreis) in den Konzernabschluss aufgenommen wird, sondern zum Tageswert seiner einzelnen Vermogensgegenstdnde und Schulden. Wenn der Unterschiedsbetrag grojier ah die Summe aus TageswertrUcklagen abzuglich der stillen Lasten ist, werden nicht nur diese aufgelost, sondern der restliche Unterschiedsbetrag wird als Geschafts- oder Firmenwert (Goodwill) ebenfalls berticksichtigt. Der Geschdftswert ist aber dann ein Kaufpreisrest und nicht gleich der Differenz zwischen dem Ertragswert und dem Substanzwert des Tochteruntemehmens, wenn es zu einem Preis unter- oder oberhalb des Ertragswertes erworben worden ist.^ Wenn die TageswertrUcklagen und -lasten den Unterschiedsbetrag Ubersteigen, entsteht die Frage, ob sie nur in H(3he des Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung oder in voller H5he beriicksichtigt werden sollen. Nach bisher herrschender Auslegung des § 301 HGB hat die Erstkonsolidierung nach der Erwerbsmethode nicht zum Ziel, die Vermogensgegenstande und Schulden des Tochteruntemehmens zu vollen Tageswerten in die Konzernbilanz aufzunehmen oder den vollen Geschaftswert auszuweisen, sondern den Kau^reis des Tochteruntemehmens auf die dahinterstehenden Verm5genswerte und Schulden sowie ggf. einen Geschaftswert aufzuschlusseln: BET = VT - ST + sR - sL + GW Die Aufl5sung von stillen RUcklagen und Lasten unterlag nach deutscher Regelung bis 2002 der pagatorischen Begrenzung. Darin unterschied sie sich von der Regelung nach IAS und SFAS (zu Einzelheiten siehe Abschnitt III.8). Nachdem mit dem TransPuG 2002 Satz 4 aus § 301 HGB gestrichen wurde, ist die Beschrankung der Aufl5sung stiller RUcklagen und Lasten durch die Anschafflingskosten aufgehoben. Die Verm5gensgegenstande und Schulden des Tochteruntemehmens sind somit zu vollen Tageswerten in die Konzernbilanz aufzunehmen. Die deutsche Variante der Erwerbsmethode fiihrt beim Erwerb von 100% der Anteile nur dann dazu, dass das Tochteruntemehmen genau zu Tageswerten seines Verm5gens und seiner Schulden in den Konzernabschluss eingeht, wenn der Unterschiedsbetrag genauso hoch ist wie die stillen Rticklagen und Lasten. Dies ist aber ein Sonderfall. Unterschreitet der Beteiligungsbuchwert das ReinvermOgen der erworbenen Gesellschaft nach Auflosung stiller Rticklagen und Lasten, so entsteht ein passivischer Unterschiedsbetrag (PU). Dann gilt: BET = VT - ST + sR - sL - PU Der PU resultiert aus fiir die Zukunft erwarteten, aber nicht bilanzierten Aufwendungen oder Verlusten oder aus einem Gewinn beim Beteiligungserwerb. Nach § 309 Abs. 2 HGB ist dieser Unterschiedbetrag entsprechend aufzul5sen, nach IFRS 3.56 sofort ergebniserhohend zu vereinnahmen.
Zum bilanziellen Charakter des Geschaftswertes aus der Konsolidierung vgl. Sauthoff, JanPhilipp: Der Firmenwert im Konzernabschluss, 1996, S. 248 fif.
206
2.2
Fiinftes Kapitel
Folge- und Entkonsolidierung
Im Rahmen der Folgekonsolidierung werden die zugeordneten stillen RUcklagen der Restnutzungsdauer der ihnen entsprechenden Vermogensgegenstande gemalJ und die stillen Lasten dem Eintritt der Belastungen folgend aufgelost. Bei VerSuBerung oder der Liquidation des Tochterunternehmens werden mit der Entkonsolidierung dann ihre in der Konzernbilanz ausgewiesenen Vermogensgegenstande und Verbindlichkeiten dem Verau6erungserl5s gegenUbergestellt. Fasst man alle Perioden der Konzernzugehorigkeit des Tochterunternehmens rechnerisch zusammen, dann werden im Einzelabschluss des Mutterunternehmens insgesamt die Anschaffungskosten der Beteiligung aufsvandswirksam - und zwar durch Abschreibung vor und durch Ausbuchung des Restbuchwertes bei Abgang der Beteiligung. Beispiel 5.2 Das Mutterunternehmen (M) erwirbt in der Periode t ein Tochterunternehmen (T) zu 80 Mio. €. T verfiige zur Vereinfachung nur iiber Grundstticke (Bilanzwert: 50 Mio. €, stille Tageswertrticklagen: 20 Mio. €). Von Steuern sei abgesehen. Tabelle 5.2 enthalt in den Spalten 1 und 2 die Einzelbilanzen am Ende der Periode t (Angaben in Mio. €). In der Periode t+1 veraulJert T die Grundstticke zu 75. Der Gewinn von 25 verbleibt bei T. In der Konzernbilanz wird der Geschaftswert mit 3 abgeschrieben. In der Periode t+2 verauBert M die Beteiligung zu 75. Erlduterung der Konsolidierung: Periode t: In die Konzernbilanz (K) werden die Vermogenswerte von T aufgenommen, Ijedoch nicht mit ihren Einzelbilanzwerten (50), sondern insgesamt mit den Anschaffiingskosten der Beteiligung 80 (Grundstticke einschlieBlich der Tageswertrticklagen: 70, Geschaftswert: 10). Periode t+1: Aus Konzernsicht werden die Grundstticke nicht wie bei T mit 50, sondern mit den Konzernanschaffungskosten von 70 als Aufwand verrechnet, so dass der VerauBerungsuberschuss nicht 25 sondern nur 5 betragt. Er wird dann noch um die Abschreibung des Geschaftswerts (3) gektirzt. Der Konzerngewinn betragt dann 2 Mio. €. Periode t^2: Der Abgang der Beteiligung fiihrt im Abschluss von M zu einem VerSuBerungsverlust von 75 - 80 = - 5 . Aus Konzernsicht gehen die Vermogensgegenwerte von IT (Kasse: 75; Geschaftswert: 7) ab, so dass sich ein Verlust von 75 - 82 = - 7 ergibt. Der Gesamtbeitrag von T zum Konzernerfolg ist gleich der Summe der Beitrage zu den Konzernperiodenerfolgen. Da die Konzernperiodenerfolge im Beispiel ausschlieBlich durch T verursacht sind, ist der Konzernerfolgsbeitrag hier gleich der Summe der Konzernperiodenerft)lge. +2 - 7 = - 5 . Der Konzernerfolgsbeitrag entspricht nicht der Summe der Periodenerft)lge von T, die sich hier auf 25 belauft. Vielmehr ist er gegentiber dieser um jene Erfolge reduziert, die
Kapitalkonsolidierung
207
in den Anschaffungskosten der Beteiiigung mitbezahlt wurden. Das sind im Beispiel 5.2 die stillen RUckiagen (20) und der Geschaftswert (10). Setzt man sie von den 25 ab, erhalt man wieder den Konzernerfolgsbeitrag (25 - 30 = -5). In der Erfolgsrechnung von M stellt sich der Gesamterfolgsbeitrag des Beteiligungsunternehmens, da Gewinne nicht ausgeschUttet werden, ais VerauBerungsverlust aus der Beteiiigung in H5he von 75 - 80 = -5 in t+2 dar, also in gleicher Hohe wie im Konzemabschiuss, aber anders periodisiert. Im Konzernabschluss werden die in den Anschaffungskosten mitbezahlten stillen RUckiagen von 20 bereits mit der VerauBerung des GrundstUcks in t+1 zu Aufwand. Dies gilt auch fiir jene Telle des Geschaftswerts, die vor dem Abgang von T aufwandswirksam abgeschrieben wurden (3 in t+1). Der rechnerische Beitrag des Tochterunternehmens zum Erfolg des Mutterunternehmens ist dann gleich der Summe der vom Tochteruntemehmen ausgeschiitteten Gewinne nach Verrechnung mit einem etwaigen Verlustausgleich zuzUglich des Nettoerloses bei
Tabelle 5.2: Konzernerfolgsbeitrag eines Tochterunternehmens bei aktivischem Unterschiedsbetrag Abgang der Beteiiigung und abzUglich der Anschaffungskosten der Beteiiigung. Durch die Folge- und die Entkonsolidierung wird im Konzernabschluss sichergestellt, dass der Konzernerfolgsbeitrag insgesamt ebenso hoch ist wie der Beitrag zum Erfolg des Mutterunternehmens und dass dabei auch im Konzernabschluss der Zugangswert des Tochterunternehmens, der ja den Anschaffungskosten gleich war, aufwandswirksam wird.'^ Dem Einzelabschluss des Mutterunternehmens und dem Konzernabschluss nach der Erwerbsmethode liegt also dieselbe Totalerfolgskonzeption zugrunde. Allerdings verteilen sich die Erfolge unterschiedlich auf die Perioden der Zugehorigkeit des Tochterunternehmens zum Konzern.
Vgi. Ordelheide, Dieter: Konzern und Konzemerfolg, WiSt 1986, S. 500 f
208
Funftes Kapitel
Die dargestellten Zusammenhange bestehen unabhangig von den Bedingungen des Beispiels 5.2. Auch wenn M die Beteiligung zu einem Preis unterhalb des Eigenkapitals des Tochterunternehmens erworben hatte, wUrde der gesamte Konzernerfolgsbeitrag bei der Erwerbsmethode dem Beitrag des Beteiligungsuntemehmens zum Gesamterfolg des Mutterunternehmens entsprechen. Allerdings wird er auch in diesem Fall im Konzemabschluss anders periodisiert als im Einzelabschluss des Mutterunternehmens. Beispiel 5.2 (Fortsetzung) Im Einzelabschluss von T sei nun das Grundsttlck mit 70 bewertet, entsprechend betragt das Eigenkapital auch 70. M erwirbt die Beteiligung gleichwohl zu nur 40. Damit ergibt sich ein passivischer Unterschiedsbetrag von 30. Alle ubrigen Angaben bleiben unverandert. Im Rahmen der Erstkonsolidierung wird in t die Beteiligung von 40 aus der Summenbilanz eliminiert und durch das Vermogen und die Schulden von T (hier: Grundstticke 70) ersetzt. Der Bilanzausgleich wird durch den passivischen Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung in H5he von 30 hergestellt. Die 70 bilden auch im Konzernabschluss in t+1 den Veraufierungsaufwand fiir das Grundstiick, so dass der Konzemgewinn in t+1 5 betrigt. Da spatestens mit dem Abgang von T der Unterschiedsbetrag erfolgserhOhend aufgel5st wird (hier: 30 in t+2), ergibt sich wie im Einzelabschluss von M ein Gesamterfolgsbeitrag von T in Hohe von 35, der sich hier aber auf t+1 (5) und t+2 (30) verteilt, w^hrend er im Einzelabschluss von M in t+2 als VerauBerungsgewinn 75 - 40 = 35 anftllt. Die an einer Nominalkapitalerhaltung orientierten Bilanzansatz- und Bewertungsregeln des deutschen handelsrechtlichen Einzelabschlusses garantieren, dass die Summe der Periodenerfolge dem ZahlungsmittelUberschuss der Unternehmung gleich ist (Kongruenzprinzip). Dem Einheitsgrundsatz folgend muss diese Form des pagatorischen Prinzips auch fiir den Konzernabschluss gelten. Die hier entwickelte Vermogens- und Erfolgskonzeption fiir die Erwerbsmethode garantiert die Einhaltung des pagatorischen Prinzips fiir den Fall des Erwerbs eines Tochterunternehmens. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung dafiir geschaffen, dass die zahlreichen Einzelfragen der Konsolidierung einer bewahrten Erfolgskonzeption folgend im Einklang mit den Bewertungsregelungen des Einzelabschlusses gel5st werden konnen. Da jedoch die Beschrankung der Neubewertungsmethode, stille ROcklagen nur insoweit aufzul5sen, bis das anteilige Eigenkapital des Tochterunternehmens die Anschaffiingskosten erreicht, mit dem TransPuG durch Streichung des Satzes 4 des § 301 Abs. 1 HGB aufgehoben worden ist, und sie nach IFRS 3.36 ohnehin nicht gilt, wird das pagatorische Prinzip insoweit durchbrochen, als stille Rticklagen liber den Unterschiedsbetrag hinaus aufgelost werden. Dem dadurch entstehenden passivischen Unterschiedsbetrag stehen keine Einzahlungen gegeniiber, wenn er ergebniserhdhend aufgeldst wird.
Kapitalkonsolidierung
3.
Kapitalkonsolidierung nach der Buchwert- und Neubewertungsmethode
3.1
Ansatz der Anteile anderer Gesellschafter
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Bei der bisherigen Darstellung wurde davon ausgegangen, dass sich alle Anteile an dem Tochteruntemehmen im Besitz des Mutterunternehmens oder anderer Tochterunternehmen befinden. Wenn an dem Tochteruntemehmen jedoch andere Gesellschafter beteiUgt sind, die nicht zum Konsoiidierungskreis gehoren (Privatpersonen, Nicht-Konzernunternehmen, nicht konsolidierte Konzernunternehmen), entsteht das Problem, wie ihr Anteil an dem Tochteruntemehmen im Konzernabschluss berlicksichtigt werden soil. Eine radikale L5sung besteht darin, die Anteile anderer Gesellschafter iiberhaupt nicht zu beriicksichtigen, well diese Gesellschaftergruppen nicht Teil jener Gruppe sind, die den Konzern kontrollieren. Dementsprechend wtirden dann die VermOgensgegenstSnde und Schulden nur im Verhaltnis der Anteile in den Konzernabschluss tibemommen, die bei konsolidierten Unternehmen liegen. Dies ist der Weg der Quotenkonsolidierung, der fiir die Gemeinschaftsunternehmen beschritten werden kann (siehe zehntes Kapitel). Fur Tochteruntemehmen ist eine solche Quotenkonsolidierung nach HGB und auch international jedoch unzulassig. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass aufgrund der einheitlichen Leitung bzw. der konzerntypischen Rechte die Vorstande des Mutterunternehmens iiber die Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens in vollem Umfang verfiigen, so dass diese auch voll konsolidiert werden sollten. Dies erfordert dann aber, dass die Finanzierung des entsprechenden Reinvermogens, soweit es auf die Anteile aulJenstehender Gesellschafter entfallt, durch einen besonderen „Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter'' bzw. ..minority interests'' in der Konzernbilanz berUcksichtigt wird. Nach § 307 HGB und IAS 27.33 werden sie im Eigenkapital gesondert ausgewiesen. Die Bewertung des Ausgleichspostens richtet sich nach der Bewertung jenes Anteils der Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens, der auf die anderen Gesellschafter entfallt. Dafflr sind zwei grundsatzlich verschiedene Losungen denkbar: •
Bei der Buchwertmethode werden gem. § 301 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 HGB diese VermOgens- und Schuldteile zu - gegebenenfalls nach dem Grundsatz einheitlicher Bewertung (siehe zweites Kapitel) korrigierten - Buchwerten in den Konzernabschluss Ubernommen. Der Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter ergibt sich aus der Handelsbilanz II des Tochterunternehmens.^
•
Bei der Neubewertungsmethode werden die Vermogensgegenstande und Schulden der Handelsbilanz II jedoch auf den Konzernbilanzstichtag neu bewertet. Der
^ A.A. Kinne, Stephan: Der konzembilanzielle Firmenwert von Tochteruntemehmen, 1989, S. 161-163.
210
FUnftes Kapitel Wert des Ausgleichspostens ergibt sich dann als Anteil am Eigenkapital in dieser neu bewerteten Bilanz (Handelsbilanz.III),
Vermogensrechnerisch fiihrt die Buchwertmethode dazu, dass bei zuzuordnenden stillen Rticklagen bzw. Lasten die VermOgensgegenst^nde und Schulden mit den Buchwerten in der Handelsbilanz II zuzuglich anteiliger auf Konzernunternehmen entfallender stiller Rticklagen bzw. Lasten im Konzernabschluss ausgewiesen werden. BetrSgt z.B. der Buchwert eines VermSgensgegenstandes 100, der Tageswert 180, dann wird bei einem Kapitalanteil des Mutterunternehmens von 60% durch proportionale Aufldsung der stillen RUcklagen dieser Vermogensgegenstand mit 148 in die Konzembilanz eingestellt. Mithin sind im Wert des VermGgensgegenstandes der auf das Mutterunternehmen entfallende (ideelle) Anteil zu Tageswerten (im obigen Beispiel: 60% von 180 = 108) und der auf die anderen Gesellschafter entfallende (ideelle) Anteil zu Buchwerten (im obigen Beispiel: 40% von 100 = 40) enthalten. Bei dQT Neubewertungsmethode (§ 301 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 HGB) werden demgegentiber die VermSgensgegenstande zu vollen Tageswerten und damit auch der auf die Minderheiten entfallende Anteil zu Tageswerten ausgewiesen. GemMB § 301 Abs. 1 S. 4 HGB durften die stillen Rticklagen bislang aber nur insoweit aufgelost werden, bis das anteilige Eigenkapital des Tochteruntemehmens die Anschaffungskosten erreichte (pagatorische Obergreme). Diese Beschrinkung wurde 2002 mit dem TransPuG durch Streichung des Satzes 4 aufgehoben. Nach IFRS 3. 36 ist diese Methode allein zulassig. Nach der „reinen" Neubewertungsmethode wird auch der Firmenwert anteilig auf die Anteile anderer Gesellschafter hochgerechnet. Das ist aber nicht tiblich. Aufgrund dieser unterschiedlichen Bewertung der Minderheitenanteile an den VermogensgegenstSnden und Schulden unterscheiden sich die Buchwert- und die Neubewertungsmethode auch hinsichtlich des Beitrags des Tochteruntemehmens zum Konzerntotalerfolg. Mit Komerntotalerfolg ist dabei der Gesamterfolg des Konzerns tiber alle Ferioden und einschlieBlich der Erfolgsanteile von Minderheitsgesellschaftern gemeint.
3.2
Unterschiedliche Vermogens- und Erfolgskonzeptionen
Bei der Buchwertmethode geht das Tochterunternehmen mit einem Wert in die Aufwandsverrechnung der Totalperiode ein, der den Anschaffungskosten ftir die Mehrheitsbeteiligung zuztiglich des Anteils der Minderheiten am buchmSfiigen Eigenkapital des Tochteruntemehmens in der Handelsbilanz II entspricht. Dieser Betrag wird dann mit der Verrechnung der VermOgensgegensttode und Schulden des Tochteruntemehmens als Aufsvand periodisiert. Bei der Neubewertungsmethode tritt fiir die Minderheiten an die Stelle des buchmafiigen Eigenkapitalanteils der Anteil am zum Tageswert bemessenen Eigenkapital als Aufwandsbetrag. Ist dieser rechnerische Wert gr56er als das anteilige buchmafiige Eigenkapital, well er stille Rticklagen enthalt, dann ftihrt die Neubewertungsmethode zu einem hSheren Vermdgens- und Eigenkapitalausweis in der ersten Konzembilanz. Dieser hdhere Betrag wird bei der Folgekonsolidierung durch Verrech-
Kapitalkonsolidierung
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nung der stillen Riicklagen mit den Vermogensgegenstanden und Schulden des Tochterunternehmens abgebaut. Der Konzemtotalerfolgsbeitrag ist bei Anwendung der Neubewertungsmethode jedoch niedriger als bei der Buchwertmethode. Die Erstkonsoiidierung ist erfolgsneutral. In der Folge- und Entkonsolidierung werden hohere stille Riicklagen als Aufwand verrechnet als bei der Buchwertmethode (siehe Beispiel 5.3).Im Ergebnis werden bei der Buchwertmethode die Grundgedanken der Erwerbsmethode nur auf die Mehrheitsbeteiligung angewendet, wahrend fur die Minderheitenanteile so verfahren wird wie bei der Methode der Interessenzusammenfuhrung. Abgesehen von internen Gewinnen wird bei der InteressenzusammenfUhrungsmethode die Einzelerfolgsrechnung des Mutterunternehmens im Rahmen der Konzernerfolgsrechnung fortgefUhrt. Nichts anderes geschieht bei der Buchwertmethode mit den Minderheitenanteilen. Sie werden mit dem Anteil in Einzelbilanzwerten (Handelsbilanz II) im Konzernverm5gen und im Konzemerfolg beriicksichtigt. Dem Mehrheitsanteil wird der anteilige Einzelabschluss flir die Minderheiten einfach hinzugefligt. Damit wird fiir die Einzelbilanzwerte - soweit sie auf Minderheiten entfallen - zwar von Buchwerten ausgegangen, die auf tatsachlichen Zahlungen basieren, die jedoch nicht vom Konzern geleistet wurden. Diese Zahlungen wurden vor dem Erwerbszeitpunkt der Mehrheitsbeteiligung geleistet und damit vor dem Zeitpunkt des Zuganges dieser Vermogensgegenstande zum Konzern. Es sind Poolingwerte und keine Pur chase werte. Bei der Neubewertungsmethode werden auch die Anteile der Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens, die auf Minderheiten entfallen, neu bewertet. Damit werden diese Minderheitenanteile nicht mit Buchwerten, sondem mit fiktiven anteiligen Anschaffungswerten zum Konsolidierungszeitpunkt in die Konzernbilanz eingestellt. Die Erwerbsfiktion fur die Minderheiten unterscheidet sich von der fur die Mehrheitsanteile insofern, als die fiktiven (anteiligen) Anschaffungswerte fiir die Mehrheitsanteile mit den Anschaffungskosten der Beteiligung insgesamt „vom Konzern bezahlt" wurden, wahrend die auf Minderheiten entfallenden fiktiven Anteile der Anschaffungswerte, rein rechnerische Werte sind. Dies ist aber auch bei einem rechtlich einheitlichen Unternehmen nichts ungewohnliches. Die Minderheitenanteile werden so behandelt, wie man bei einem rechtlich einheitlichen Unternehmen Sacheinlagen behandeln wtirde. Bei der Neubewertungsmethode werden die anteiligen Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens so bewertet, als wSren sie von den MinderheitsaktionSren, die nach dem Willen des deutschen Gesetzgebers und des lASB wie Eigenkapitalgeber des Konzerns behandelt werden, als Sacheinlagen in den Konzernabschluss eingebracht. Beispiel 5.3 Das Mutterunternehmen M erwirbt in der Periode t 60% der Anteile an einem Tochterunternehmen T zu 48 (Angaben in Mio. €). T verfiige aus Vereinfachungsgriinden nur liber Grundstticke (Bilanzwert: 50; stille Tageswertrlicklagen: 20) und ein Eigenkapital von 50. Die Tabelle 5.3.1 enthalt in den Spalten 1 und 2 die Einzelbilanzen der beiden Unternehmen (Angaben in Mio. €). In der Periode t-^1 verauBert T die Grundstticke zu 85. In der Konzernbilanz (K) werden die Geschaftswerte zu 50% pro Jahr abgeschrieben. In der Periode t-^2 verauBert M seine Beteiligung anTzu 51.
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FUnftes Kapitel
Tabelle 5.3.1: Konzemerfolgsbeitrag eines Tochterunternehmens bei der reinen Buchwertmethode Beispiel 5.3 (Fortsetzung) Buchwertmethode: Periode t: Bei der Aufrechnung des Buchwertes der Beteiligung gegen das anteilige Eigenkapital entsteht ein Unterschiedsbetrag von 48 - 0,6 x 50 = 18. Er wird in stille Rticklagen (0,6 x 20 = 12) und in einen verbleibenden GescMftswert (18 - 12 = 6) aufgeteilt. Die 12 werden dem Buchwert der Grundstlicke zugeschlagen, so dass diese in der Konzernbilanz mit 62 ausgewiesen werden. Der Geschaftswert in Hohe von 6 wird gesondert ausgewiesen. Der Anteil auBenstehender Gesellschafter am Eigenkapital des Konzems ist gleich ihrem Anteil am Eigenkapital von T in der Handelsbilanz, also gleich 0,4 x 50 = 20. Periode t+J: Aus der VerauBerung des Grundstucks entsteht im Konzernabschluss ein Uberschuss von 85 - 62 = 23. Er wird noch um die Abschreibung des Geschaftswertes in Hohe von 3 gekOrzt, so dass der Gewinn im Konzernabschluss 20 betrSgt. Davon entfallen auf die AktionSre von M 6 und auf die auBenstehenden Gesellschafter 14. Die 6 erklaren sich wie folgt: 60% des VerauBerungserloses des Grundstiicks (0,6 x 85 = 51), abzuglich 60% des Buchwertes des GrundstUcks (0,6 x 50 = 30), abzUglich der zugeordneten stillen Riicklagen (12) und abzuglich der Geschaftswertabschreibung (3). Der Anteil der auBenstehenden Gesellschafter von T in Hohe von 14 bestimmt sich wie folgt: 40% des VerauBerungserloses (0,4 x 85 = 34) abzuglich 40% des Buchwertes (0,4 x 50 = 20). Hier wirkt sich aus, dass die auf diese Gesellschaftergruppe entfallenden rechnerischen Anteile an den stillen Riicklagen und einem Geschaftswert im Rahmen der Erst-
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konsolidierung nach der Buchwertmethode nicht ausgewiesen wurden, so dass sie jetzt im Rahmen der Folgekonsolidierung nicht aufwandswirksam werden. Periode t+2: Der Erfolgsanteil der Gesellschafter von M ergibt sich nach der Buchwertmethode wie folgt: ErlOs aus der VerSufierung der Beteiligung (51) abzUglich 60% des ReinvermGgens von T im Konzernabschiuss unmittelbar vor VerauBerung (0,6 x 85 = 51) und abzuglich des Restbuchwertes des Geschaftswertes (3), so dass sich insgesamt ein Jahresveriust von 3 ergibt. Die auBenstehenden Anteilseigner haben keinen Anteil am Konzerngewinn, da T kein Konzernunternehmen mehr ist. Neubewertungsmethode: Der Gewinnanteil der Gesellschafter von M an den Konzernperiodenerfolgen ist bei dieser Methode gleich jenem bei der reinen Buchwertmethode. Unterschiede ergeben sich fur die auBenstehenden Gesellschafter.
Tabelle 5.3.2: Konzernerfolgsbeitrag eines Tochterunternehmens nach der reinen Neubewertungsmethode Beispiel 5.3 (Fortsetzung) In der Periode t werden bei der reinen Neubewertungsmethode, anders als bei der (beschrdnkten) Neubewertungsmethode nach § 301 HGB und auch anders als bei dem Verfahren gem. IAS 22, die aufgelosten stillen RUcklagen und der Geschaftswert auf 100% hochgerechnet ausgewiesen. Die Grundsttlcke werden dementsprechend mit den Buchwerten zuzUglich der vollen stillen Riicklagen (50 + 20 = 70) und der Geschaftswert durch Hochrechnung mit dem Faktor 0,6 mit 6/0,6 = 10 ausgewiesen. Die zusatzlichen stillen RUcklagen von 8 gegentiber der Buchwertmethode und die Abschreibung des zusatzlichen Geschaftswertes in Hohe von 0,5 x 4 = 2 mindern in der Periode t + 1 den
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Funftes Kapitel
Gewinnanteil der aufienstehenden Gesellschafter im Konzernabschluss. Anders als bei der Buchwertmethode ergibt er sich deshaib jetzt mit 14 - 8 - 2 = 4. Bei der reinen Neubewertungsmethode werden somit die Verhaitnisse, die fiir die Anteile von M am Konzemerfolgsbeitrag von T gelten, rechnerisch proportional auf die aufienstehenden Gesellschafter Ubertragen. Das Verh^ltnis der Gewinnanteile beider Gesellschaftergruppen am Konzernerfolgsbeitrag des Tochterunternehmens (6:4) entspricht dann ihren Kapitalanteilen. Anders formuliert: Der Gewinnanteil von 4 hatte sich ergeben, wenn die aufienstehenden Gesellschafter ftir ihre 40% entsprechend viel gezahlt h^tten wie M ftir die 60% des Eigenkapitals von T. Bei einem Preis von 48 flir die 60% waren dies 32 fiir einen Anteil von 40% gewesen. Dies wird dann auch am Anteil der aufienstehenden Gesellschafter am Eigenkapital des Konzern in t in Hohe von 32 deutlich. Diese 32 werden in den drei Perioden letztlich erfolgswirksam.
IIL Erstkonsolidierung nach der Erwerbsmethode 1.
Erstkonsolidierung und erstmalige Konsolidierung
Die Erstkonsolidierung umfasst den ersten, noch erfolgsneutralen, Schritt der Kapitalkonsolidierung zum Zeitpunkt des Erwerbs der Beteiligung.^ Er besteht aus der Aufrechnung des Beteiligungswertes gegen das anteilige Eigenkapital und der bilanziellen Zuordnung des aus der Aufi-echnung resultierenden Unterschiedsbetrages auf stille Reserven und Lasten sowie einen Geschaftswert. Dagegen wird als erstmalige Konsolidierung eines Tochterunternehmens den Vorgang der erstmaligen Einbeziehung eines Tochterunternehmens bezeichnet. Er umfasst bei der Kapitalkonsolidierung mSglicherweise auch die Folgekonsolidierung sowie die Schulden- und Ertragskonsolidierung und die Zwischengewinneliminierung - jeweils fUr das Jahr der erstmaligen Einbeziehung. Bei der Erstkonsolidierung wird der bilanzielle Wertansatz der Anteile mit dem Eigenkapital des Tochterunternehmens verrechnet. In der Kegel bilden dabei die Anschaffiingskosten den Wert der Beteiligung. Falls die Beteiligung nicht gegen Geld, sondern im Tausch gegen Hingabe von Anteilen erworben wurde, ist deren beizulegender Wert (Marktwert, fair value) anzusetzen, auch wenn deren Bilanzansatz niedriger ist. Das dagegen aufzurechnende Eigenkapital besteht aus dem Grundkapital, alien Rucklagen und Vgl. die ausfiihrlichen Darstellungen bei Schindler, Joachim: Kapitalkonsolidierung nach dem Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 139 ff.; v. Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 78 ff.; Ordelheide, Dieter: Anwendungsbereich und Erstkonsolidierung, in: Beck HdR, 1987 ff, C 401; Rentschler, Ralph: Kapitalkonsolidierung nach § 301 HOB, 1988, S. 157 ff.; Weber, Claus- Peter/Zundorf, Horst, in: Kiiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 15 ff.; Baetge, Jorg/Kirsch, Hans-Jiirgen/Thiele, Stefan: Konzembilanzen, 5. Aufl., 2000, S. 191 ff
Kapitalkonsolidierung
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einem Gewinn- bzw. Verlustvortrag sowie eines etwa erworbenen Gewinn- oder Verlustanteils des laufenden JahresJ^ Man bezeichnet es auch als erworbenes Eigenkapital. Es wird in H5he des Kapitalanteils, nicht des Stimmrechtsanteils, aufgerechnet, das dem erwerbenden Mutter- oder anderen Konzernunternehmen zusteht. Bei der Buchwertmethode werden die in die Konzernbiianz aufzunehmenden Vermogensgegenstande, Rilckstellungen, Verbindlichkeiten und Abgrenzungsposten in einem ersten Schritt der Handelsbilanz II des Tochterunternehmens nach Vereinheitlichung von Ansatz und Bewertung und der Wahrungsumrechnung entnommen. In einem zweiten Schritt werden stilie Ruckiagen und Lasten den VermSgensgegenstSnden und Schulden zugerechnet. Der verbieibende Unterschiedsbetrag wird als Firmenwert (Goodwill) bzw. als passivischer Unterschiedsbetrag in die Konzernbiianz iibernommen. Bei der Erstkonsolidierung nach der Neubewertungsmethode werden die VermOgensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens nach MaBgabe der Marktwerte (fair values) neu bewertet. Auch dabei sind die Bewertungsmethoden des Mutteruntemehmens, z.B. bei den Abschreibungen, zu beachten. Das damit ebenfalls neu bewertete Eigenkapital des Tochterunternehmens wird dann gegen den Beteiligungsbuchwert aufgerechnet. Der Unterschiedsbetrag ist ein Firmenwert bzw. negativer Goodwill.
2.
Institutionelle Regelungen der Buchwert- und Neubewertungsmethode
Die Erwerbsmethode ist bei der Vollkonsolidierung nach EG-Richtlinie und HGB dann die einzig zulassige Methode, wenn der Zugang des Tochterunternehmens sich als Erwerb und nicht als Zusammen- und Fortfiihrung der Interessen der Anteilseigner des Altkonzems und der des zugehenden Tochterunternehmens darstellt. Eine Interessenzusammenfuhrung setzt nach europaischem und deutschem Bilanzrecht voraus, dass der Ubernommene Anteil an einem Unternehmen mindestens 90% betragt und dass die Gegenleistung zu mindestens 90% aus den ausgegebenen Anteilen eines anderen konsolidierten Unternehmens besteht (siehe Abschnitte 1.3 und IX.). Bei Vorliegen einer Interessenzusammenftihrung kann alternativ nach der pooling of interests-method konsolidiert werden (Art. 20, 7. EG-RL; § 302 HGB). FUr die Quotenkonsolidierung (Art. 32, 7. EG-RL; § 310 HGB) und die Equity-Bewertung (Art. 33, 7. EG-RL, § 312 HGB) ist nur die Erwerbsmethode zulassig. Die Konsolidierung nach der Erwerbsmethode ist fur einen Unternehmenszusammenschluss der Normalfall der Kapitalkonsolidierung, nach den IFRS und SFAS die einzig zulassige. Die Erstkonsolidierung nach der Buchwertmethode ist in Art. 19 Abs. 1(a) 7. EG-RL und entsprechend fur Deutschland in § 301 Abs. 1 S. 2 Ziff 1 HGB geregelt. Die Darstellung in Abschnitt II.3 und III.l entspricht § 301 Abs. 1 S. 2 Ziff. 1 HGB. Fur die vor der Auf^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Kapitalkonsolidierung, Erwerbsmethode, PrOfung der, in: HWRev, 2. Aufl., 1992, Sp. 971.
216
Funftes Kapitel
rechnung aufzustellende Handelsbilanz II des Tochtemnternehmens wird in dieser Vorschrift. die Anpassung der Wertansdtze an das Recht des Mutterunternehmens nach § 308 Abs. 2 HGB gefordert. Auch die Bilanzansatze sind gem^fi § 300 Abs. 2 HGB an das Recht des Mutterunternehmens anzupassen (siehe hierzu das dritte Kapitel). Die Neubewertungsmethode ist nach Art. 19 Abs. 1(b) 7. EG-RL ebenfalls zulSssig. In § 301 Abs. 1 S. 4 a.F. HGB war sie mit der zusStzlichen Einschrinkung versehen, dass stille RUcklagen nur insoweit aufgel5st werden durften, bis das anteilige Eigenkapital des Tochterunternehmens die Anschaffiingskosten erreicht {pagatorische Obergrenze). Diese BeschrSnkung wurde 2002 mit dem TransPuG aufgehoben. Der deutsche Standardisierungsrat hat in DRS 4.23 allein die Neubewertungsmethode als den GoB entsprechend bezeichnet. Er nennt sie vollstdndige Neubewertung, obgleich er gem. DRS 4.24 an der bis 2002 vom HGB vorgegebenen pagatorischen Obergrenze festhielt. Allerdings empfahl er im Anhang zum DRS 4 unter Nr. 7 die Abschaffiing der Anschaffiingskostenrestriktion. Bei einer Beteiligung von unter 100% werden stille RUcklagen und Lasten den anderen Gesellschaftern im Unterschied zur Buchwertmethode anteilig zugerechnet, ein Firmenwert bzw. passivischer Unterschiedsbetrag jedoch nicht. Insofem ist die gesetzliche Neubewertungsmethode begrenzt. Im Unterschied zur reinen Neubewertungsmethode (siehe Abschnitt II.3.1) werden die auf die auBenstehenden Anteilseigner entfallenden stillen Rticklagen und der Geschaftswertanteil unterschiedlich behandelt. Die Hochrechnung der stillen Rticklagen ist geboten ist. Ftir den Geschaftswert gilt die Hochrechnung nach herrschender Meinung als unzulSssig^^. Das HGB sieht sie nicht vor, verbietet sie aber auch nicht. International ist sie bisher nicht iiblich, wurde aber vom lASB 2005 zur EinfUhrung vorgeschlagen^^. Die gesetzliche Neubewertungsmethode fuhrt zu einem Gewinnanteil der auBenstehenden Gesellschafter, der in seiner H5he zwischen dem nach der reinen Neubewertungsmethode und dem nach der reinen Buchwertmethode liegt. Wahrend diesen beiden Verfahren klare Konzeptionen zugrunde liegen, handelt es sich hier um ein Mischverfahren: Beztiglich des Geschaftswertanteils werden beide AktionSrsgruppen unterschiedlich behandelt, bei den stillen Rticklagen sind sie gleichgestellt. Da nach IFRS alle JahresabschlUsse einbezogener Unternehmen nach den IFRS aufzustellen sind, wird der im HGB geregelte erste Schritt der Anpassung von Ansatz und Bewertung der Bilanzposten an das Recht des Mutterunternehmens nicht erwahnt. Er ist jedoch unerlasslich, wenn einzubeziehende Abschlusse nicht den IFRS entsprechen. So bestimmt IFRS 3.51, dass jeder Uberschuss der Erwerbskosten uber den Anteil des Erwerbers an dem fair value des Verm5gens (assets) und der Schulden zum Erwerbszeitpunkt als Goodwill zu bezeichnen und als asset zu aktivieren ist.
^ ^ Zustimmend Basse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 73. Nach Weber, Claus-Peter/Ztindorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 307, Tz. 2, entspricht die Hochrechnung des Geschaftswerts der Einheitstheorie; offenbar halte sie sie fiir zulSssig (Tz. 9). ^2 Exposure Draft of proposed Amentments to IFRS 3, June 2005, E-IFRS 3.58.
Kapitalkonsolidierung
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Beispiel 5.3 (Fortsetzung) Tabelle 5.3.3 enthalt die Konzembilanzen Ubereinstimmend mit Tabelle 5.3.2 nach der reinen (Kl) und zusatzlich nach der gesetzlich vorgesehenen Neubewertungsmethode (K2). Der Geschaftswert und das Eigenkapital des Konzerns sind bei der gesetzlichen Neubewertungsmethode in der Periode t um den nichtbilanzierungsfUhigen Anteil der auBenstehenden Gesellschafter in Hohe von 4 niedriger. Dies fiihrt dazu, dass in der Periode t+1 der Gewinnanteil der auBenstehenden Gesellschafter mit 6 um die Abschreibung des nicht bertlcksichtigten Geschaftswertanteils (0,5 x 4 = 2) hoher ist als bei der reinen Methode. Um diesen Betrag unterscheiden sich hier auch die Konzerntotalerfolge (Kl: 10 - 3 = 7; K2: 12 - 3 = 9). HStte T wShrend aller Perioden der Abschreibung des Geschaftswertes zum Konzern geh5rt, so hatten sich die Totalerfolge beider Methoden genau um den auf die auBenstehenden Anteilseigner entfallenden Geschaftswertanteil unterschieden. Im vorliegenden Beispiel wurde jedoch der Restbuchwert des Geschaftswertanteils der AuBenstehenden am Ende der Periode t+1 in Hohe von 4 - 2 = 2 in t+2 nicht mehr erfolgsv^irksam abgeschrieben, sondern gegen das Eigenkapital ausgebucht.
Tabelle 5.3.3: Unterschiede zv^ischen reiner und gesetzlicher Neubewertungsmethode
218
FOnftes Kapitel
3.
Entstehung und Bestandteile eines aktivischen Unterschiedsbetrages
3.1
Vergleich der Einzelwerte und des Gesamtwertes
Wurde das Tochterunternehmen durch das Mutterunternehmen gegriindet, so sind im Erstkonsolidierungszeitpunkt die Anschaffungskosten der Beteiligung gleich dem anteiligen Eigenkapital in der Bilanz des Tochterunternehmens. In diesem Fall entsteht durch die Aufrechnung kein Unterschiedsbetrag. Wurde das Tochterunternehmen hingegen von Dritten erworben, so verbleibt normalerweise ein Unterschiedsbetrag, der in der Regel aktivisch ist, d.h. die Anschaffungskosten der Beteiligung Ubersteigen das anteilige erworbene Eigenkapital nicht nur zu Buch-, sondern auch zu Tageswerten. Der Unterschiedsbetrag ergibt sich aus dem Vergleich zweier Werte. Die Anschaffungskosten sind Ausdruck des Barwertes von erwarteten ZahlungsuberschOssen, die aus der spateren Nutzung der Beteiligung an das Mutterunternehmen oder andere Konzernunternehmen flieBen oder bei ihnen selbst aus Synergien entstehen und die die Normalverzinsung des Eigenkapitals ubersteigen. Auch das Eigenkapital des Tochterunternehmens spiegelt Erwartungen uber einen zuktinftigen Zahlungsstrom wider^^. Die bilanzielle Bewertung des zuktinftigen Zahlungsstromes erfolgt allerdings nach anderen Prinzipien (going concern, Einzelbevy^ertung, Anschaffiingskostenprinzip, Niederstv^ertprinzip, Realisationsprinzip). So gesehen enthalt der Unterschiedsbetrag jene Telle der Erwartungen, die nicht im Eigenkapital des Tochterunternehmens erfasst, aber im Kaufpreis fiir die Beteiligung vergiitet wurden. Die Gegenleistung fiir den Beteiligungserwerb lasst sich in zwei Komponenten zerlegen; •
Tageswerte der Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens (aktuelles Reinvermogen) und
•
Geschdftswert (Goodwill) des Tochterunternehmens.
Nach der Buchwertmethode werden im ersten Schritt die mit der Beteiligung erworbenen Vermogensgegenstande und Schulden den Bewertungsmethoden des neuen Mutterunternehmens in der HB II angepasst und ihnen in einem zweiten Schritt die stillen RUcklagen und Lasten zugeordnet, so dass sie dann mit ihrem Tageswert (fair value) in die Konzernbilanz ubernommen werden. Nach der Neubewertungsmethode werden gemalJ § 301 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 HGB die Bilanzposten dagegen schon in der HB II mit ihren Tageswerten angesetzt. Auch nach IFRS sind in einem Schritt VermSgen und Schulden mit ihren fair values anzusetzen. Der Geschdftswert (Goodwill) ist der Uberschuss der Anschaffungskosten der Beteiligung liber die zu Tageswerten (fair values) angesetzten auf Konzernunternehmen entfallenden anteiligen Vermogensgegenstande und Schulden.
^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Kaufmannischer Periodengewinn als okonomischer Gewinn, in: Domsch, Michel et alt. (Hrsg.): Untemehmungserfolg, FS fur Walther Busse von Colbe, 1988, S. 279 ff.
Kapitalkonsolidierung
3.2
Bewertungskonzepte fiir das Reinvermogeii
3.2.1
Fiktive unternehmensindividuelle Anschaffungswerte
219
Die beim Untemehmenserwerb anzusetzenden Tageswerte konnen bei Vermogensgegenstanden als die Kosten ihror fiktiven Anschaffung zum Erstkonsoiidierungszeitpunkt bei Schulden entsprechend als die Kosten ihrer fiktiven Abschaffiing - verstanden werden. Dann ist fiir den Wertansatz die vom Konzern beabsichtigte Verwendung maBgeblich. Verkaufspreise sind grundsatzlich nicht relevant. Auch der Konzernabschluss wird unter der Pramisse des going concern aufgestellt wird. Vielmehr ist fiir die Ermittlung der Tageswerte das Anschaffungskostenprinzip analog anzuwenden. Die Vermogensgegenstande, Schulden, Rechnungsabgrenzungsposten, Aktivierungshilfen und Aufwandsriickstellungen werden mit den Anschafflingskosten aus der mehr oder minder subjektiven Konzernsicht, bezogen auf den Zeitpunkt der Erstkonsolidierung, angesetzt: •
Vermogensgegenstande werden mit dem Betrag erstmals in die Konzernbilanz eingestellt, den das Mutterunternehmen fur die Vermogensgegenstande gezahlt hatte, wenn es sie zum Erwerbszeitpunkt einzeln erworben hatte.
•
Schulden werden mit dem Betrag angesetzt, den der Konzern dem Tochterunternehmen berechnet hatte, wenn er sie von ihm einzeln Ubernommen hatte.
•
Aktivierungshilfen und Aufsvandsriickstellungen werden auf der Basis der Anschafflingskosten zum Erstkonsoiidierungszeitpunkt bewertet.
Mit Hilfe der Fiktion des Einzelerwerbs^^ werden Vermogensgegenstande, die der Altkonzern unmittelbar von Dritten erworben hat, und Vermogensgegenstande, die im Rahmen des Erwerbs einer Beteiligung angeschafft werden, nach dem gleichen Grundsatz bewertet. Die Anschaffungskosten sind also aus Konzernsicht zu bestimmen. Vermogensgegenstande des Tochterunternehmens, die der Konzern nicht zu nutzen gedenkt, sind mit den voraussichtlichen Verkauferlosen abzuglich Verkaufskosten anzusetzen.
3.1.2
Objektivierte Fair Values
Wahrend IAS 22 zunachst fiir den Wertansatz im Fall einer business combination dem Konzept der unternehmensindividuellen fiktiven einzelnen Anschaffungswerte gefolgt war, wurde es 1998 aufgegeben. Stattdessen wurde in IAS 22.121 fiir den Wertansatz der fair value bestimmt. Im Rahmen der zunehmenden Hinwendung des lASB zur Bilanzierung zu fair values wird nun auch in IFRS 3. 36 vorgeschrieben, die Verm5genswerte und Schulden des erworbenen Tochterunternehmens zu ihrem fair value in die Konzernbilanz zu ubernehmen. Ausgenommen von diesem Grundsatz sind Verm5gensgegen^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Anschaffungskostenprinzip im Rahmen der Erstkonsolidierung gem. § 301 HOB, in: DB, 39. Jg., 1986, S. 493 ff.; von Wysocki, KlausAVohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 93; Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 67.
220
FUnftes Kapitel
stande des Anlageverm5gens, die in Ubereinstimmung mit IFRS 5 als held for sale klassifiziert werden und dann mit ihren Nettoverkaufswerten zu ubemehmen sind. In IFRS 3 Appendix A wird der fair value als der Betrag definiert, zu dem vertragswillige Parteien in einer Transaktion at „armth length" einen VermOgenswert austauschen oder eine Verbindlichkeit tilgen. Dafiir kommen in erster Linie Marktpreise fur gleiche oder zumindest gleichartige GUter in Betracht, soweit vorhanden, andemfalls diskontierte Nettzahlungsstrome, die dem Gegenstand zugerechnet werden konnen. Auch wenn der lASB mit dem Fair-Value-Konzept eine Objektivierung der Wertermittlung anstrebt, sind Ermessensspielraume beim Wertansatz nicht vollig auszuschlieBen.
Ermittlung der Tageswerte einzelner Bilanzposten 4.1
Immaterielle Vermogensgegenstande
Nach der Erwerbsmethode gelten die Vermogensgegenstande des neuen Tochterunternehmens als zum Tageswert einzeln erworben. Das betrifft auch die immateriellen Vermogensgegenstande des Anlagevermogens, die das erworbene Unternehmen selbst erstellt, aber wegen eines Aktivierungsverbotes, wie es in § 248 Abs. 2 HOB kodifiziert ist, nicht bilanziert, oder im Falle des entgeltlichen Erwerbs liber die inzwischen eingetretene Entwertung hinaus abgeschrieben hat. Mit den in den letzten Jahren in zunehmendem MaBe gezahlten oder durch Aktientausch geleisteten hohen Ubernahmepreise liber das neu bewertete auf Sach- und FinanzvermOgen bezogene Reinverm5gen hinaus wurden durch diese Uberschlisse vor allem immaterielle Vermogensgegenstande, die nicht bilanziert oder zu schnell abgeschrieben worden waren, entgolten. Die nicht oder nicht mehr ausgewiesenen immateriellen Vermogensgegenstande sind aus dem restlichen Unterschiedsbetrag auszugliedern und getrennt vom Goodwill zu aktivieren. Nach deutschen GoB sind einzelne Arten immaterieller Werte^^ nur insoweit zu aktivieren, als sie die Begriffsmerkmale eines Vermogensgegenstandes erflillen, die zwar nicht kodifiziert, aber in der Literatur weitgehend libereinstimmend herausgearbeitet wurden. Danach muss ein Vermogensgegenstand identifizierbar (oder abgrenzbar, individualisierbar), einzeln verwertbar, insbesondere auf andere Wirtschaftssubjekte durch Verkauf, Tausch, entgeltliche Uberlassung oder Lizenzierung Ubertragbar sein, und der klinftige mrtschaftliche Nutzen dem Bilanzierenden zuflieUen.^^ Entsprechend nennt DRS 12.9 ff als Kriterien: Identifizierbar im Sinne von selbstandig verwertbar, in der Verfli gungsmacht des Unternehmens stehend, zuverlassig bewertbar und mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zurechenbarer klinftiger Nutzenzufluss an das Unternehmen. ^^ Im einzelnen dazu: Arbeitskreis "Immaterielle Werte im Rechnungswesen" der SchmalenbachGesellschaft flir Betriebswirtschaft e.V.: Kategorisierung und bilanzielle Erfassung immaterieller Werte, DB 2001, S. 989 ff. 1^ Vgl. z. B. ADS, 6. Aufl., 1996, § 246, Tz. 15-30; Euler, Roland: Immaterielle Vermogenswerte - Stellungnahme zu E-DRS 14, BB 2001, S. 2631-2636, hier S. 2633.
Kapitalkonsolidierung
221
Ftlr weiche immateriellen vom erworbenen Unternehmen selbst erstellten VermOgenswerte mSgen diese Kriterien nun zutreffen? Am ehesten werden die Kriterien von solchen immateriellen Vermogenswerten erfiillt, die in Rechten verk5rpert oder mit ihnen verbunden sind. Dazu zahlen gewerbliche Schutzrechte, wie Patent-, Gebrauchsmuster-, Geschmacksmuster- und Markenrechte, Urheber- und Leistungsschutzrechte, z.B. an Buchmanuskripten, TontrSgern, Filmen und Computerprogrammen, Bezugs- und Belieferungsrechte und Konzessionen. In § 266 HOB werden auBerdem Shnliche Rechte und Werte genannt. Dazu geh5ren ungeschutzte Erfmdungen, Verfahren und Rezepturen.^^ FUr selbsterstellte, nicht aktivierte immaterielle VermCgensgegenstande k5nnen ihre Herstellungskosten nicht oder nicht voUstandig nachweisbar und falls doch, fUr ihren Tageswert nicht oder nicht hinreichend aussagefahig sein, etwa weil die Marktverhaltnisse sich geandert oder die vollen Herstellungskosten von Anfang an nicht amortisierbar waren. Marktpreise flir immaterielle Vermogensgegenstande gibt es gewohnlich nicht. Ihr fair value muss daher gesch^tzt werden. Daflir sind die Cash Flows zu planen, die durch ihre Verwendung erwartet werden, und abzuzinsen. Der Barwert ist gegebenenfalls mit am Markt gezahlten Preisen fur ahnliche Gegenstande zu vergleichen, bei einem Missverhaltnis anzupassen und darf den Betrag nicht uberschreiten, zu dem der Gegenstand zwischen von einander unabhangigen Parteien getauscht werden kOnnte. Gleichwohl ergeben sich fur den beizulegenden Wert und die Schatzung der Nutzungsdauer erhebliche Ermessenspielrdume und Unsicherheiten. Im Unterschied zum HGB sind in den IAS die Definition und die Behandlung immaterieller Werte {intangible assets), die im Rahmen eines Unternehmenserwerbs zum Konzern zugegangen sind, genau geregelt. In IAS 38.7 wird ein immaterieller Wert als ein identifizierbarer, nichtmonetarer Wert ohne physische Substanz defmiert, der fUr die Produktion oder das Angebot von Gutern oder Diensten, zur Vermietung oder fiir administrative Zwecke gehalten wird; dabei wird unter asset eine Ressource verstanden, die vom Unternehmen aufgrund eines vergangenen Ereignisses kontrolliert und von der in Zukunfl ein okonomischer Nutzen erwartet wird, der dem Unternehmen zuflieBen wird. Ahnlich wie nach deutscher Auffassung wird die Kontrolle normalerweise durch ein vor Gericht durchsetzbares Recht an dem asset vermittelt, die Kontrolle Uber den kUnftigen Skonomischen Nutzen mag auch auf andere Weise gesichert werden (IAS 38.13). Anders als nach der in Deutschland herrschenden Begriffsbestimmung fur den Vermogensgegenstand wird fiir ein asset die Einzelverwertbarkeit nicht verlangt, womit der Begriff des assets als weiter als der Begriff des Vermogensgegenstandes angesehen wird. Ein im Rahmen einer business combination erworbenes intangible asset ist gemSU IAS 38.27 flf. bzw. IFRS 3.36/37 mit seinem fair value anzusetzen. Voraussetzung fur seine vom Goodwill getrennte Aktivierung ist, dass der fair value mit hinreichender Genauigkeit gemessen werden kann. Das ist bei B(5rsennotierung in der Regel zwar gegeben, doch ist sie nur selten vorhanden. Bei fehlendem Borsenpreis ist der immaterielle Vermogenswert mit dem Betrag anzusetzen, den das Unternehmen am Tage des Beteili-
^^ Siehe im einzelnen hierzu z.B. von Keitz, Isabel: Immaterielle Outer in der intemationalen Rechnungslegung, 1997, S. 58 ff.
222
FUnftes Kapitel
gungserwerbs gezahlt hatte, wenn die Transaktion freiwillig zwischen unabhangigen und wohl informierten Parteien zustande gekommen ware. FUr dessen Bestimmung hat das Unternehmen die Ergebnisse aktueller Transaktionen ahnlicher assets heranzuziehen. Trotz der in den IAS vorgenommenen Definitionen und Abgrenzungen bleiben die Grenzen zwischen intangible assets und dem Goodwill unscharf. In IAS 38.15 und 16 wird darauf hingewiesen, dass der Wert der mit dem Untemehmenserwerb hinzugewonnenen qualifizierten Arbeitskrafte und Marktanteile die Kriterien fiir eine gesonderte Aktivierbarkeit gew5hnlich nicht erflillt, wohl aber fur „in process research/development". Auch der FASB hat die Abgrenzung und bilanzielle Behandlung der intangible assets, die im Rahmen einer business combination erworben wurden, in SFAS 141.39 2001 ausftihrlich geregelt. Sie sind zum geschatzten fair value im Sinne von SFAS 142.23 nur dann getrennt vom Goodwill zu aktivieren, wenn sie aus einem Vertrag oder einem anderen Recht resultieren, aber unabhangig davon, ob dieses Recht ubertragbar oder separierbar vom erworbenen Unternehmen oder anderen Rechten oder Verpflichtungen ist. Andernfalls ist es nur aktivierbar, wenn es in dem Sinne separierbar ist, dass es getrennt vom erworbenen Unternehmen verkauft, ubertragen, vermietet, lizenziert oder getauscht werden kann. Im Anhang A zu SFAS 141 werden die Bedingungen fur eine getrennte Aktivierung ausfilhrlich erlautert und nicht weniger als 29 Beispiele fiir immaterielle Werte angefiihrt, die ihrerseits eingehend kommentiert werden. Sie konnen niitzlich dafur sein, ob sie in einem Konzernabschluss nach HGB als immaterielle Vermogensgegenstdnde gelten und damit getrennt aktivierungspflichtig sind. Entsprechendes gilt fur einen Konzernabschluss nach IFRS. In SFAS 141.39 und 42 wird die Aktivierung des Wertes von workforce sowie wie schon bisher von Forschung und Entwicklung - anders als nach IAS auch als Teil des Goodwills - ausdriicklich ausgeschlossen.
4.2
Sach- und Finanzanlagen
Die gemafi § 301 Abs. 1 HGB beizulegenden Werte, bzw. die nach IFRS 3. 36 anzusetzenden fair values kOnnen die Buchwerte des Sach- und Finanzanlagevermogens erheblich tiberschreiten. Stille RUcklagen sind haufig in den Buchwerten der Grundstiicke und Gebdude enthalten. Auch Sachanlagen, die im Einzelabschluss weitgehend oder voll abgeschrieben sind, enthalten in der Regel stille RUcklagen, wenn sie noch einen erheblichen Zeitraum im Unternehmen genutzt werden sollen. Wahrend fiir Grundstiicke und Gebaude Marktwerte durch Vergleiche mit in jungster Vergangenheit am Grundstiicksmarkt erzielten Preisen naherungsweise ermittelt werden konnen, sind fiir Maschinen und maschinelle Anlagen mit steigendem Spezialisierungsgrad Schatzungen erforderlich, z.B. iiber den fortgeschriebenen Wiederbeschaffungswert (IFRS 3. App. B 16 (f)). Ist der Tagesbeschaffungswert von Beteiligungen und Wertpapieren des Anlagevermogens hoher als der Einzelbilanzwert, so muss der hohere Tagesbeschaffungswert bilanziert werden. Anhaltspunkte fiir den Tageswert sind bei Borsennotierung die Borsenpreise der Anteile, andernfalls Schatzwerte, z.B. price-earning ratios vergleichbarer
Kapitalkonsolidierung
223
Wertpapiere oder Barwerte erwarteter Gewinne oder Cach Flows (IFRS 3 App. B 16 (b)). Bei Vorliegen eines Wertgutachtens aus Anlass des ursprUnglichen Erwerbs kann der entsprechende Wert ubernommen werden, sofern nicht in der Zwischenzeit wertandernde Fakten bekannt geworden sind. 1st die Beteiligung mit einem niedrigeren Wert bilanziert und gilt dieser auch noch im Erstkonsolidierungszeitpunkt, so muss er iibernommen werden.
4.3
Umlaufvermogen
Bei kurzer Umschlagsdauer und Biianzierung zu Anschaffungskosten konnen die Roh-, Hilfs' und Betriebsstoffe des Tochterunternehmens mit den Einzelabschlusswerten in die Konzernbilanz eingestellt werden. Dies gilt auch fiir niedrigere B5rsen- oder Marktpreise, da sie bereits auf den Erstkonsolidierungszeitpunkt bezogen sind. Bei langeren Umschlagsdauem sind die Anschaffungskosten auf den Erstkonsolidierungszeitpunkt zu beziehen. Bei Erzeugnissen sind als Anschaffungskosten aus Konzernsicht die aktuellen Herstellungskosten oder der niedrigere Nettoverkaufserl5s anzusetzen. Bei Fertigerzeugnissen k5nnen die Nettoverkaufspreise unter Abzug der noch anfallenden Aufwendungen und der tiblichen Gewinnmarge verwendet werden (IFRS 3 App. B 16 (d)). Ftir Forderungen ist im Normalfall davon auszugehen, dass der Konzern sie zum Barwert der zu erwartenden Zahlungszug^nge einschliefilich der Zinszahlungen erworben und er dabei den risikoadjustierten KalkulationszinsfiiU zugrunde gelegt hatte oder Risikoabschlage auf die Betrage berticksichtigt worden wSren. Kurzfristige Forderungen sind in der Regel mit dem Bilanzwert des Tochterunternehmens in die Konzernbilanz zu ubernehmen. Bei langerfristigen Forderungen ergeben sich Abschlage gegentiber diesem Bilanzwert wenn die Darlehen zinslos oder im Vergleich zum aktuellen Marktzins niedrig verzinslich sind. Wurden sie im Einzelabschluss zum Barwert eingebucht und wurde er. beibehalten, dann ist bei gleichem KalkulationszinsfuB der Barwert im Erstkonsolidierungszeitpunkt hSher als der ursprUngliche Anschaffiingswert. Die dann notwendige Zuschreibung im Rahmen des Unterschiedsbetrages ist kein VerstoB gegen das Realisationsprinzip, sondern die vom Gesetzgeber gewoUte Offenlegung stiller Tageswertriicklagen im Rahmen der Erstkonsolidierung. Wertanderungen kSnnen sich auch dann ergeben, wenn aus Konzernsicht ein abweichender KalkulationszinsfuB oder andere Risikoabschlage zugrunde gelegt werden. Ftir die Berticksichtigung von Forderungsrisiken, die voraussichtlich nicht von Dauer sind, z.B. Wahrungsrisiken bei schwankenden Wechselkursen, besteht bei Forderungen im Anlagevermogen ein Wahlrecht (§ 279 Abs. 1 HGB i.V.m. § 253 Abs. 2 S. 3 HGB). Dieses Wahlrecht lebt im Rahmen der Erstkonsolidierung, unabhangig von seiner Ausnutzung im Einzelabschluss, wieder auf (§ 308 Abs. 1 S. 2 HGB).Nach IFRS 3 App. B 16 (c) ist der Barwert der voraussichtlichen Einzahlungen anzusetzen.
224
Ftinftes Kapitel
4.4
Restrukturierungsriickstellungen
4.4.1
Ansatz nach HGB
Haufig wird ein Unternehmen vollstandig oder mehrheitlich mit der Absicht erworben, es der Konzernstrategie entsprechend umzustrukturieren und es in die Gesch^ftsbereiche des Konzerns einzugliedern. Das erfordert in der Zukunft Aufwendungen insbesondere fur die SchiieBung oder Ver^uBerung von Produktionsstatten und Beendigung von Produktlinien des erworbenen Unternehmens, Zusammenlegung von Vertriebsaktivitaten und Abfindung von Ubemommenen Mitarbeitern. Die voraussichtlichen Aufwendungen konnen als stille hasten angesehen werden. Die Umstrukturierungen fUhren ktlnftig zu Verpflichtungen. Sie kSnnen als Teil der Gegenleistung flir den Erwerb der Anteile angesehen v^erden, ohne die der Erwerb nicht wirtschaftlich wSre^^. Restrukturierungsaufwendungen werden weder in den EG-Richtlinien noch im HGB erw^hnt. Obgleich sie keine Verbindlichkeiten des erworbenen Unternehmens sind, miissen daflir bei der Erstkonsolidierung unter einigen Bedingungen nach herrschender Meinung und nach DRS 4.19-21 Ruckstellungen gebildet werden^^. Nach DRS 19 gehOren zu diesen Bedingungen insbesondere die Existenz zumindest einer groben Planung der RestrukturierungsmaBnahmen im Zeitpunkt der Begrundung des Konzernverhaltnisses, deren Bekanntgabe und die ErlSuterung im Anhang. Die RestrukturierungsrUckstellungen erhohen erfolgsneutral einen Goodwill Diese Auffassung entspricht der friiheren Regelung in IAS 22.31 (rev. 1998). Allerdings wird dadurch ein erheblicher Ermessenspielraum eroffnet Er kann dazu missbraucht werden, flir die Zukunft erwartete Verluste erfolgsneutral vorwegzunehmen und damit durch spatere Auflosung der Ruckstellungen die Ergebnisse spaterer Perioden zu schOnen. Gleichwohl entspricht die Bildung von Restrukturierungsrtickstellungen dem Grundsatz, dass die Werte des Tochterunternehmens im Erwerbszeitpunkt aus der Sicht des Konzerns zu bemessen sind^^.
4.4.2
Ansatzverbot nach IFRS
Nach dem vom lASB verfolgten Grundsatz, weitgehend zu fair values zu bilanzieren und damit das Verm5gens des Unternehmens mSglichst objektiv auszuweisen, hat er die Regelung des IAS 22 mit Verabschiedung des IFRS 3 verworfen. Nach IFRS 3.41 sind nur solche Verbindlichkeiten beim Unternehmenszusammenschluss in den Konzernabschluss zu ubernehmen, die bereits vom erworbenen Unternehmen passiviert worden waren. Das gilt fiir RestrukturierungsmaBnahmen, die vom Erwerber geplant werden, in aller Regel nicht. Die RestrukturierungsmaBnahmen diirften in Art und AusmaB von potenziellen Erwerbern so unterschiedlich sein, dass ein fair value flir sie nicht besteht. 1^ Vgl. F5rschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: BeckBiKomm. 6. Aufl. 2006, § 301, Tz. 68 fif. ^^ Zu Einzelheiten siehe Hain, Thorsten: Restrukturierungsaufwendungen in der Rechnungslegung nach HGB, IAS und U.S. GAAP, 2000, S. 245 ff.; Psarski, Katharina: Restrukturierungen im Einzel- und Konzemabschluss, Regelungen nach HGB/DRS, IAS und US-GAAP, 2004. 2^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: MunchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 301, Tz. 52; Meiisel, Patrick/Pejia, Philip: Goodwill durch Sanierungsruckstellung? WPg, 2000, S. 1055-1066.
Kapitalkonsolidierung
4.5
225
Andere Riickstellungen und Verbindlichkeiten
Stille Lasten kommen insbesondere dann vor, wenn in der HB II Riickstellungen nicht Oder aus Konzemsicht nicht in ausreichender Hohe gebildet wurden, sei es, weil dort ein Passivierungswahlrecht ausgenutzt wurde oder weil, wie hSufig bei inlandischen Unternehmen, eine besondere HB II nicht aufgestellt wird. Pensionsriickstellungen werden im Einzelabschluss haufig nach steuerrechthchen Vorschriften gebildet. Wenn diese Riickstellungen wegen eines zu hohen Abzinsungssatzes oder der Nichtberiicksichtigung kunftiger Entwicklungen als zu niedrig angesehen werden, ist die Differenz bis zur aus Konzernsicht angemessenen HOhe als stille Last bei der Erstkonsolidierung aufzul5sen. Langfristige Riickstellungen, die mit ihrem Erfiillungsbetrag passiviert, aber unverzinslich sind, miissten aus 5konomischer Sicht auf den Bewertungsstichtag abgezinst werden. Dem steht das Abzinsungsverbot des § 253 Abs. 1 HGB fur Riickstellungen ohne Zinsanteil entgegen, das gemaU § 298 Abs. 1 HGB auch fiir den Konzernabschluss zu beachten ist. Im Gegensatz dazu sind langfristige provisions gemafi IAS 38.45 ff. mit ihrem Barwert anzusetzen (siehe auch IFRS 3 App. B 16 (h). Verbindlichkeiten sind gew5hnlich mit dem RUckzahlungsbetrag aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss zu iibemehmen. Bei nicht marktgerechter Verzinsung sollten fiir langfristige Verbindlichkeiten durch Abzinsung die stillen Tageswertrtlcklagen offen gelegt werden, sofern dies nicht bereits in der HB II geschehen ist (IFRS 3 App. B 16 0). Steuerforderungen und -verbindlichkeiten sollten nach IFRS 3 B 16 (i) aus Sicht des Konzerns nach der Umbewertung im Rahmen des Unternehmenszusammenschlusses in Ubereinstimmung mit IAS 12 angesetzt werden.
4.6
Ansatzwahlrechte nach HGB
Eine Sonderstellung nehmen jene Bilanzpositionen ein, filr die im Einzelabschluss ein gesetzliches Bilanzierungswahlrecht besteht: •
Aufwendungen fiir die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschaftsbetriebes (§ 269 HGB), Geschaftswert aus einer Fusion (§ 255 Abs. 4 HGB), Verschmelzungsmehrwert (§ 348 Abs. 2 AktG), Disagio (§ 250 Abs. 3 HGB) und aktivische latente Steuern (§ 274 Abs. 2 HGB) auf der Aktivseite sowie
•
Altpensionsriickstellungen und mittelbare Riickstellungen ftir Unterdeckungen bei Pensionskassen (Art. 28 Abs. 1 EGHGB) und Aufwandsriickstellungen (§ 249 Abs. 1 und Abs. 2 HGB) auf der Passivseite.
Diese Wahlrechte scheinen wegen des Wortsinns des § 300 Abs. 2 HGB auch fiir die Erstkonsolidierung zu gelten. Es ist aber fraglich, ob die Anwendung bei der Erstkonsolidierung immer mit dem Einheitsgrundsatz und den Grundlagen der Erwerbsmethode
226
Funftes Kapitel
vereinbar ist. Wurde dementsprechend eine Aktivierung unterlassen, so erhShte dies den ausgewiesenen Geschaftswert. Bei Verzicht auf eine Passivierung im Rahmen der Erstkonsolidierung wtirde ein Geschaftswert vermindert. Da die Verrechnung des Geschaftswertes einerseits und die nicht aktivierten bzw. passivierten Bilanzposten andererseits im Zeitablauf die Periodenerfoige unterschiedlich beeinflussen, k5nnte bei AusUbung der Ansatzwahlrechte im Rahmen der Erstkonsolidiemng die Entwicklung der Periodenerfoige beeinflusst werden. Diese Auslegung ist jedoch so allgemein nicht haltbar. Wenn die Wahlrechte Tatbestande betreffen, die fur den Unternehmungswert relevant sind und das ist die Regel, so werden diese liblicherweise bei der Bemessung der Anschafiungskosten der Beteiligung beriicksichtigt, z.B. wirken sich wesentliche ungewisse Verbindlichkeiten preismindernd aus, auch wenn sie nicht oder zu niedrig passiviert wtirden. Deshalb muss in solchen Fallen auch das zu verrechnende Eigenkapital durch Passivierung solcher Positionen vermindert werden, fiir die ein Ansatzwahlrecht besteht. Das Bilanzierungswahlrecht des § 300 Abs. 2 HGB gilt daher insoweit nicht fur die Erstkonsolidiemng im Rahmen der Kapitalkonsolidierung. Die aktivischen Ansatzwahlrechte gelten auch fur den Konzernabschluss. Bei ihrer Austlbung ist der Goodwill entsprechend niedriger. Beispiel 5.4 M erwirbt zum 31.12. 100% der Anteile eines Unternehmens T zu 100. Das Eigenkapital von T betragt 60. Bei der Bemessung der Anschafflingskosten wurde berticksichtigt, dass T noch Pensionsverpflichtungen im Wert von 15 hat, die nicht bilanziert wurden. T hat sonst keine stillen Lasten und auch keine nichtberlicksichtigten stillen RUcklagen. Der Erwerber hat die zukunfligen Pensionszahlungen in seinem Erwerbskalkiil berticksichtigt, d.h. er hat aus seiner Sicht Eigenkapital von 45 erworben. Dem entspricht die Passivierung der RUckstellung in der ersten Konzernbilanz in H5he von 15. Der Geschaftswert betragt dann 55. Die zuktinftigen Periodenerfoige werden hier nur ggf. durch die Abschreibungen des Geschaftswerts gemindert. Wtirden die Riickstellungen nicht passiviert, so wtirde ein zu geringer Geschaftswert (40) ausgewiesen. Der Aufwand besteht dann ggf aus den Abschreibungen eines Geschaftswerts und den Pensionszahlungen. Die Totalerfolgswirkungen sind zwar in beiden Fallen gleich, die Periodenerfoige sind jedoch unterschiedlich. Bei der Neubewertungsmethode sind die stillen Riicklagen und Lasten Teil des Eigenkapitals des neuen Tochteruntemehmens vor Aufrechnung gegen den Beteiligungsbuchwert. Der Unterschiedsbetrag enthalt dann nur einen Geschaflswertanteil. Fiir einen Konzernabschluss nach IFRS ergibt sich das Problem der BerOcksichtigung der Wahlrechte im Konzernabschluss nicht, da sie die oben erwahnten Wahlrechte nicht enthalten.
Kapitalkonsolidierung
5.
227
Koordination von erster HB II und erstmaliger HGBKonsolidierung
Die im vorangegangenen Abschnitt angesprochenen stillen Rucklagen und Lasten umfassen hinsichtlich ihrer Auflosung im Konzernabschluss solche, die •
aufgrund des zwingenden Rechts des Mutterunternehmens in der HB II,
•
nur im Rahmen der Erstkonsolidierung und
•
entweder bei der Aufsteilung der HB II oder im Rahmen der Erstkonsolidierung
aufgel(3st werden. Zur ersten Gruppe gehSren stiile Rucklagen und Lasten, die aufgrund des fur das Tochterunternehmen nun geltenden zwingenden Rechts des Mutterunternehmens nur in der HB II berucksichtigt werden konnen, z.B. Anpassungen aufgrund einheitlicher Bewertung im Vorratsvermogen oder beim Zinssatz fiir die Bildung von Pensionsriickstellungen. Zur zweiten Gruppe zahlen Tageswertrucklagen, deren Ausweis im Einzelabschluss gegen das Anschaffiingskostenprinzip oder gegen das Aktivierungsverbot fur selbsterstellte immaterielle Anlagenwerte verstoUen wurde. Zur letzten Gruppe gehOren die im Abschnitt 4.6 genannten Aktivierungs- und Passivierungswahlrechte. Fallen Erwerbszeitpunkt und Erstkonsolidierungszeitpunkt zusammen, dann ist es bei einer Beteiligung von 100% unerheblich, ob die Korrekturen in der HB II oder im Rahmen der Erstkonsolidierung vorgenommen werden. Die Korrekturen in der HB II mtissen, anders als zu spSteren Bilanzstichtagen, ebenfalls ergebnisneutral vorgenommen werden, da sie nicht den Zeitraum der Konzernzugeh5rigkeit des Tochterunternehmens betreffen. Es wurde sonst gegen den elementaren Grundsatz der Erfolgsneutralitat des Anschafflingsvorganges verstoBen. Der Grundsatz gilt fiir den Konzern- genauso wie fur den Einzelabschluss. Fur einen Konzernabschluss nach IAS ist die Unterscheidung zwischen den drei Gruppen irrelevant, da sie eine Bilanzierung in den Einzelabschltissen nach IFRS voraussetzen. Liegt die erstmalige Konsolidierung nach dem Erwerbszeitpunkt und wird der Erfolg des Tochterunternehmens seit dem Erwerbszeitpunkt im Konzernerfolg berticksichtigt, so konnen darin HB II-Anpassungen enthalten sein, die man bereits in einer HB II bezogen auf den Erwerbszeitpunkt hatte berucksichtigen miissen Oder kSnnen. Deren Ergebniswirkungen durfen aber, zumindest wenn sie erheblich sind, das Konzernergebnis nicht verandern und sind deshalb zu eliminieren. Z.B. durfen Nachholungen von Pensionsriickstellungen in der HB II, die den Zeitraum vor dem Erwerbszeitpunkt betreffen, das Konzernergebnis nicht kurzen. Nur jene Teile, die auf den Zeitraum seit dem Erwerb entfallen, sind auch konzernergebniswirksam. Wenn diese Regel eingehalten wird, dann ist es auch bei erstmaliger Konsolidierung nach dem Erwerbszeitpunkt unerheblich, ob erworbene stiile Rucklagen und Lasten in der HB II oder bei der Erstkonsolidierung aufgelost werden, zumindest bei eine Beteiligung von 100%.
228
6.
Funftes Kapitel
Auflosung stiller Riicklagen und Lasten im Rahmen der Erstkonsolidierung
Durch die Aufrechnung des Beteiligungswertes gegen das anteilige Eigenkapital des Tochterunternehmens verschwinden diese Positioner! aus der Summenbilanz. Sind sie unterschiedlich hoch, so wird der Bilanzausgleich dadurch hergestellt, dass der Unterschiedsbetrag in der Konzernbiianz berticksichtigt wird (siehe Abschnitt 3). Nach der Buchwertmethode ist ein aktivischer „Unterschiedsbetrag den WertansStzen von in der Konzernbiianz anzusetzenden Vermogensgegenstanden und Schulden ... insoweit zuzuschreiben oder mit diesen zu verrechnen, als deren Wert h5her oder niedriger ist ais der bisherige Wertansatz" (§ 301 Abs.l S. 3 HGB). „Ein ... nach Absatz 1 Satz 3 verbleibender Unterschiedsbetrag ist in der Konzernbiianz ... als Geschafts- oder Firmenwert... auszuweisen" (§ 301 Abs. 3 S. 1 HGB). Aufgrund dieser Regelung sind, und in diesem Punkt entspricht die deutsche Regelung Art. 19 Abs. Ic) der 7. EG-RL, im ersten Schritt die stillen Tageswertrticklagen und -lasten aufzulosen. Ein Ausweis im Geschaftswert ist nur insoweit vorgesehen, als nach der Auflosung stiller Riicklagen und Lasten noch Telle des Unterschiedsbetrages verbleiben.^^ Fur die- nach IFRS 3 allein zulassigen - Neubewertungsmethode ist die Auflosung stiller Riicklagen und Lasten jedoch notwendigerweise der erste Schritt. Die Zuordnung von stillen Reserven im Rahmen der Erstkonsolidierung kann dazu flihren, dass gleichartige Vermogensgegenstande im Konzemabschluss nicht einheitlich bewertet werden. Dies ist jedoch kein VerstoB gegen § 308 HGB, da auch sonst Erwerbe gleichartiger Gegenstande zu verschiedenen Preisen, insbesondere zu unterschiedlichen Zeitpunkten, zu unterschiedlichen Anschaffungskosten flihren. Stille Reserven sind auch dann vorrangig aufzulCsen, wenn ein Tochterunternehmen im wesentlichen wegen nicht bilanzierungsfShiger Vorteile (Know How der Mitarbeiter, Marktstellung, Kundenstamm) erworben wird und der entsprechende Geschaftswert gro6er ist als der Unterschiedsbetrag oder doch zumindest grofier als der Betrag, der nach der obigen Regel als Geschaftswert auszuweisen ist. Man kOnnte zwar argumentieren, dass in einem solchen Fall der Unterschiedsbetrag bei Anwendung der Buchwertmethode zunachst der Geschaftswertposition zuzuordnen ist und stille Rucklagen nur insoweit auszuweisen sind, als der Unterschiedsbetrag iiber den Geschaftswert hinausgeht. Dies kann fiir die Unternehmen dann von Reiz sein, wenn, wie im europaischen und deutschen Bilanzrecht, erhebliche Freiheiten bei der Verrechnung des Geschaftswertes bestehen (vgl. Abschnitt IV.2.). Nach den Vorschriften des HGB ist jedoch ein solches ^^ Dies ist die durchgangige Literaturmeinung; vgl. Busse von Colbe, Walther: Kapitalkonsolidierung, Erwerbsmethode/Purchase Method, in: HWRP, 3. Aufl., 2002, Sp. 1316; v. Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 93 ff.; Ordelheide, Dieter: Anwendungsbereich und Erstkonsolidierung, in: Beck HdR, 1987 ff., C 401, S. 7; WPHdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 344; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 70 ff.
Kapitalkonsolidierung
229
Vorgehen unzulSssig. FOr den Fall, dass die stillen Rucklagen im Verhaltnis zum Geschaftswert von geringer Bedeutung sind, wird es allerdings aus MaterialityUberlegungen fUr zulassig gehalten, den gesamten Unterschiedsbetrag vol! als GescMftswert zu behandeln. Geht man vom gesetzlichen Vorrang der Auflosung stiller Riicklagen und Lasten aus und sind die stillen Rucklagen hoher als die stillen Lasten, dann sind die in Abbildung 5.3 dargestellten FSlle wie angegeben zu behandeln:
Zurechnung auf Vermogensgegenstande und Schulden Geschaftswert
UB>I(sR-sL) 1
UB = I(sR-sL) 2
U B < I [sR-sL) 4 3
sR-sL
sR-sL
sR^ - sL^
sR - sL
GW
—
—
passivischerUB
sR, sL: stille Rucklagen und Lasten sR\ sL': anteilige stille Reserven GW: Goodwill 1UB Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung Abbildung 5.3: Aufteilung eines aktivischen Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung im Rahmen der Erstkonsolidierung •
1st der Unterschiedsbetrag grofler als der Saldo aus stillen Riicklagen und Lasten, dann werden zunEchst Rucklagen und Lasten in vollem Umfang aufgeldst. Die Vermdgensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens werden dann unterstellt es liegt eine 100%-Beteiligung vor - zu voUen Tageswerten in den Konzernabschluss (ibernommen. Der Rest wird als Geschaftswert ausgewiesen.
•
1st der Unterschiedsbetrag gleich dem Saldo aus stillen Riicklagen und Lasten, werden sie, aber kein Geschaftswert, ausgewiesen.
•
Ubersteigt der Saldo aus stillen Riicklagen und Lasten den Unterschiedsbetrag, so ergibt sich Qinpassivischer Saldo. Dann sind folgende Vorgehensweisen denkbar: L
Ubernahme des passivischen Saldos als Unterschiedsbetrag in die Konzernbilanz (siehe Abschnitt IIL2.3),
2.
Behandlung des passivischen Saldos als Ertrag,
3.
Verrechnung des passivischen Saldos mit den stillen Rucklagen oder
(1) Gegen die Ubernahme in die Konzernbilanz spricht, dass gemaB Art. 19 Abs.l (a) 7. EG-RL und § 301 Abs. 1 S. 3 HGB der Unterschiedsbetrag zur Aufldsung stiller Riicklagen und Lasten zu verwenden ist. (2.) Die Behandlung des passivischen Saldos als Ertrag verstieBe gegen den Grundsatz, dass Anschaffungsvorg^nge erfolgsneutral zu buchen sind (3.) Die Verrechnung des passivischen Saldos mit zun^chst aufgedeckten stillen Riicklagen erscheint mit § 301 HGB bzw. Art. 19 Abs.l (a) 7. EG-RL vereinbar. Fraglich ist, ob die stillen Rucklagen proportional zu kiirzen sind oder ob ein Wahlrecht zur Saldierung mit einzelnen Riicklagen besteht (zum Zuordnungsproblem siehe Ab-
230
Funftes Kapitel
schnitt III.7). Bei Verrechnung mit stilien Rucklagen ist das Ubemommene Reinvermogen des Tochterunternehmens dann - bei 100%iger Beteiligung - durch die Anschaffiingskosten der Beteiligung begrenzt. Die Korrekturen sind pagatorisch abgesichert. GemaB § 301 Abs. 3 HGB kann nach Ermittlung und Zuordnung des Unterschiedsbetrages ein passivischer Unterschiedsbetrag verbieiben. Dies wird nicht explizit auf den Fall beschrankt, dass der Unterschiedsbetrag von vomherein passivisch ist. Wlirde man deshalb die voile Auflosung stiller Rticklagen und den Ausweis eines entsprechenden passivischen Postens flir zulassig erachten, so konnte darin ein Widerspruch zu der Vorschrift des § 301 Abs.l S. 3 HGB gesehen werden, wonach lediglich der bezahlte Unterschiedsbetrag der Wertansatze in der Konzern- und der Bilanz des Tochterunternehmens zuzuordnen ist. Die pagatorische Obergrenze fur die Buchwertmethode wurde bisher aus der Vorschrift des Satzes 4 flir die Neubewertungsmethode abgeleitet^^; denn bei dieser darf das anteilige Eigenkapital des Tochterunternehmens nach Auflosung stiller Rticklagen und Lasten nicht mit einem Betrag angesetzt werden, der die Anschaffungskosten des Mutterunternehmens fiir die Anteile an dem einbezogenen Untemehmen Uberschreitet. Nachdem durch das TransPuG 2002 Satz 4 gestrichen wurde (siehe Abschnitt III.2), kann man die pagatorische Obergrenze auch flir die Buchwertmethode als nicht mehr giiltig ansehen^^. Doch sollte der Gesetzgeber in diesem Punkt flir Klarheit sorgen. Das Beispiel 5.5 zeigt im ersten Teil infolge des Uberschusses der stilien Rucklagen iiber die stilien Lasten und eines ausreichend groBen Unterschiedsbetrages den Ausweis eines Firmenwertes und im zweiten Teil zur Einhaltung der pagatorischen Obergrenze die Kiirzung der aufgedeckten stilien Rucklagen. Beispiel 5.5 M erwirbt T mit einem Eigenkapital von 22 Mio. € zu Anschaffungskosten von 48 Mio. € (alternativ 40 Mio. €). Die nachfolgende Tabelle enthalt Buchwert (BW), Tageswert (TW), stille Rucklagen (sR) flir die Vermogenswerte und stille Lasten (sL) von T. unbebaute Grundstucke bebaute Grundstiicke selbsterstellte Patente nicht aktiviert Umstrukturierungsaufsvand Saldo
BW 3 10 ~ ..
TW 13 17 7 -4
sR/sL
10 7 7 -4 20
Tabelle 5.5 enthalt in den Spalten 1 bis 4 bzw. 9 bis 12 die HB II von M und T. 22 Vgl. zustimmend ADS, 6. Aufl, 1996, § 301, Tz. 91; a.A. Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm., 4. Aufl., 1999, § 301, Tz. 110; femer wohl Scherrer, Gerhard: § 301, in: Hofbauer, Max A./Kupsch, Peter (Hrsg.): Bonner Handbuch der Rechnungslegung, 1986 ff., S. 15 f. 2^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Kleine Reform der Rechnungslegung durch das TransPuG, BB 2002, S. 1585; a. A .Kuting, Karlheiz/Weber, Claus-Peter: Der Konzemabschluss, 9. Aufl. 2005, S. 235.
Kapitalkonsolidierung
231
Teil 1: Anschaffungskosten der Beteiligung: 48 Mio. €: Die Kapitalkonsolidierung erfolgt in den Spalten 5 und 6. Im ersten Schritt (Buchungssatz 1)) wird das Eigenkapital (22) gegen die Beteiligung (48) aufgerechnet. Es ergibt sich ein Unterschiedsbetrag von 26 Mio. €. Dieser wird in Hohe von insgesamt 24 zu Korrekturen der Vermdgenspositionen des Tochterunternehmens und in H5he von 4 Mio. € flir einen Passivposten in der Konzernbilanz verwendet (Buchungssatz 2)). Der danach verbleibende Unterschiedsbetrag von 26 - 24 + 4 = 6 Mio. € wird als Geschiftswert ausgewiesen. Der neue Reinvermogenswert des Tochterunternehmens ist mit 22 + 24 - 4 + 6 = 48 Mio. € gerade so hoch wie die Anschaffungskosten der Beteiligung. Die Konzernbilanz unterscheidet sich von der Bilanz von M dadurch, dass die Anschaffungskosten der Beteiligung in H5he von 48 durch die insgesamt gleich hohen VermogensgegenstEnde abztiglich der Verbindlichkeiten und Ruckstellungen des Tochterunternehmens (einschl. eines Geschaftswertes) ersetzt wird.
Teil 2: Anschaffungskosten der Beteiligung: 40 Mio. €: Wenn die Anschaffungskosten der Beteiligung statt 48 Mio. € nur 40 Mio. € betragen, belauft sich der Unterschiedsbetrag auf 18 Mio. € (1) und erhoht sich um stille Lasten (4) auf 22 Mio. €. Die Summe m5glicher Wertkorrekturen, die das Eigenkapital erhShen (unbebaute und bebaute Grundsttlcke und das Patent), betrSgt 10 + 7 + 7 = 24 Mio. €, und die es vermindern 4 Mio. €, im Saldo also 20 Mio. €. Der Saldo aus stillen Rucklagen und Lasten ist also um 2 Mio. € hoher als der ursprungliche Unterschiedsbetrag (18 Mio. €). Mithin kann ein GeschSftswert nicht mehr dotiert werden, wenn zunachst stille Rucklagen aufgelost werden und die Restrukturierungsrtickstellung gebildet wird. Dann wtirde ein passivischer Unterschiedsbetrag entstehen. Sieht man die pagatorische Obergrenze noch als bestehend an^^^ kdnnen nicht alle stille RUcklagen aufgelost werden. Bei proportionaler Zurechnung betriige der Korrektursatz 1 - (22 : 24) = 8,33%. Der Einfachheit halber und weil die Bewertung des Patents am unsichersten erscheinen moge, wird sein Wert um den passivischen Saldo um 2 Mio. € auf 5 Mio. € geklirzt.
2"^ So Kuting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter: Der Konzemabschluss, 9. Aufl. 2005, S 235.
232
Fiinftes Kapitel
S
3
I
Kapitalkonsolidierung
7.
233
Zuordnungsproblem bei der Auflosung stiller Riicklagen
Geht man davon aus, dass § 301 Abs. 3 S. 1 HGB die Korrekturen nach der Buchwertmethode weiterhin auf den Unterschiedsbetrag begrenzt^^, dann muss fflr den Fall, dass die Summe der mOglichen Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen im Rahmen der Erstkonsolidierung den Unterschiedsbetrag ubersteigt, entschieden werden, fiir welche Korrekturen der Unterschiedsbetrag verwendet werden darf. Dieses Problem kann auch auftreten, wenn, wie im Abschnitt 6 dargestellt, zunSchst ein Geschaftswert dotiert wird und nur noch der verbleibende Rest zur Auflosung stiller Riicklagen und Lasten verwendet wird. sulk Lasten, die erst im Rahmen der Konsolidierung beriicksichtigt werden (siehe Abschnitt 4), soUten ggf. zunSchst in voUer H5he vorgenommen und in der Konzembilanz ttbemommen werden (siehe Beispiel 5.5). Ein Zuordnungsproblem entsteht somit nur bei Korrekturen, die den Wert des Verm5gens erhdhen bzw. den der Schulden mindern (Aufl5sung stiller Riicklagen). Es tritt auf, wenn der Unterschiedsbetrag aus der Erstkonsolidierung zuzuglich der Korrekturen, die das Eigenkapital mindern, kleiner ist als die Wertkorrekturen, die das Eigenkapital erhohen (siehe Beispiel 5.5 Teil 2).. Der gegebenenfalls aufgestockte Unterschiedsbetrag kann nach verschiedenen Methoden zugerechnet werden.^^ •
Bei proportionaler Zurechnung des Unterschiedsbetrages wird das Verhaltnis des Unterschiedsbetrages zur Summe aller Korrekturen, die das Eigenkapital erh5hen, bestimmt. Betragt es z.B. 70%, dann sind alle Korrekturen, die das Eigenkapital erhOhen, nur mit 70% durchzufiihren. Die deshalb moglicherweise hohen Ermittlungs- und Priifungskosten konnen gesenkt werden, wenn vor der Zuordnung Vermogensgegenstande mit voraussichtlich unerheblichen oder besonders risikobehafteten stillen RUcklagen ausgesondert werden.
•
Bei einer Zurechnung beginnend bei den Vermogensgegenst^nden mit der voraussichtlich kurzesten Verweildauer wird das Vorsichtsprinzip maximal ausgeschopft. Bei hohen Unterschiedsbetragen kann daraus eine erhebliche Belastung des Konzernvermogens und des -ergebnisses resultieren.
•
Bei einer Zurechnung beginnend bei den VermSgensgegenstanden mit der voraussichtlich langsten Verweildauer der KorrekturbetrSge (unbebaute Grundstiicke des Anlagevermdgens) werden das Konzernvermogen und das Konzernergebnis
25 Vgl. WP-Hdb.Bd. 1,13. Aufl. 2006, M Tz. 348. 2^ Vgl. dazu ausftihrlich Kuting, Karlheinz/Ztindorf, Horst: Zurechnungsmodalitaten stiller Reserven im Rahmen der Kapitalkonsolidierung nach ktinftigem Konzembilanzrecht, in: BE, 40. Jg., 1985, S. 1302 ff.; Schindler, Joachim: Kapitalkonsolidierung nach dem BilanzrichtlinienGesetz, 1986, S. 196 ff.; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kiiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, §301, Tz. 109 ff
234
Ftinftes Kapitel in den ersten Perioden maximiert. Eine solche Zurechnung verletzt nicht das Realisationsprinzip, wenn bei der Zuschreibung nicht Uber vorsichtig ermittelte Tageswerte im Erstkonsolidierungszeitpunkt hinausgegangen wird.
Beispiel 5.5 (Fortsetzung) M erwirbt T zu 40 Mio. €. Es gelten auch sonst die Daten des Beispiels 5.5. Der Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung beiauft sich auf 18 Mio. €. Die Summe der stillen RUcklagen ist in diesem Fall hoher (24 Mio. €), stille Lasten seien nicht zu berUcksichtigen (folgende Angaben in Mio. €). Zurechnungsmethoden: Bei proportionaler Zurechnung betragt der Korrektursatz 18:24 = 75%. Korrekturen: unbebaute Grundstticke
0,75x10= 7,50
bebaute GrundstUcke
0,75 x 7 = 5,25
Patent
0,75 x 7 = 5,25
Summe (Unterschiedsbetrag)
18,00
Unterstellt, das Patent hat die voraussichtlich kUrzeste und das unbebaute GrundstUck die voraussichtlich langste Verweildauer, ergibt sich bei der Zurechnung nach dem Vorsichtsprinzip: unbebaute GrundstUcke (Rest)
4,00
bebaute GrundstUcke (voU)
7,00
Patent (voll)
7,00
Summe (Unterschiedsbetrag)
18,00
Bei der Zurechnung mit dem Ziel der kurzfristigen Ergebnismaximierung ergibt sich dann umgekehrt: unbebaute GrundstUcke (voll)
10,00
bebaute GrundstUcke (voll)
7,00
Patent (Rest)
1,00
Summe (Unterschiedsbetrag)
18,00
Im Gesetz ist keine bestimmte Zurechnungsmethode vorgeschrieben, aber auch zumindest explizit kein Methodenwahlrecht formuliert. Sofern bei der Zurechnung die - unter Beachtung analoger Anwendung der Bewertungsgrundsatze des Einzelabschlusses - ermittelten Bilanzwerte nicht Uberschritten werden, bedeutet die Wahl zwischen diesen Zurechnungsmethoden im Ergebnis nur die Wahl zwischen WertansStzen fur den Konzemabschluss, die alle im Sinne der flir den Konzernabschluss maBgeblichen Bewer-
Kapitalkonsolidierung
235
tungsvorschriften zulassig sind, auch wenn die proportionale Zurechnung Prioritat genieBen mag.^^ Dabei ist das Erfordernis der einheitlichen Bewertung gem. § 306 HGB zu beachten. Gleichartigen Vermogensgegenstanden sollten dementsprechend gleich hohe stille Reserven zugeordnet werden. Die angewandte Zurechnungsmethode bestimmt den Bilanzansatz und die Bewertung im Konzernabschiuss. Sie ist daher gem^fi § 313 Abs. 1 S. 2 Ziff. 1 HGB im Konzernanhang anzugeben. Die Angabepflicht beschr^nkt sich auf die Erstkonsoiidierungsperiode. Bei der Neubewertungsmethode tritt das Problem der Zurechnung nicht auf, weil sie weder nach HGB noch nach IFRS 3 eine pagatorische Obergrenze kennt.
8.
Firmenwert
8.1
Entstehung und Ursachen eines Firmenwertes
Nach dem Ansatz der VermOgensgegenstande und Schulden des erworbenen Unternehmens zum jeweils beizulegenden Wert im Erwerbszeitpunkt (Tageswert, Fair Value), falls andere Gesellschafter beteiligt sind, anteilig bei der Buchwertmethode und insgesamt bei der Neubewertungsmethode, ist ein verbleibender Rest des Unterschiedsbetrages ein GeschSfts- oder Firmenwert (Goodwill). Grundsatzlich ist er zu aktivieren. Der aktivierte Firmenwert wird als derivativ bezeichnet, da er als Restbetrag aus dem Anschaffiingswert der Beteiligung abgeleitet wird. Der vom erworbenen Unternehmen geschaffene {origindre) Firmenwert unterscheidet sich der Entstehung nach also von dem derivativen. Der originare Firmenwert kann auch dem Betrag und den Ursachen nach von ihm erheblich abweichen. Der derivative Firmenwert ist kleiner, wenn der Erwerber den aus der Sicht der EigentUmer des erworbenen Unternehmens vorhandenen Firmenwert nicht voll vergiitet, weil er ihn z.B. niedriger einschatzt oder eine Notsituation ausnutzt. Der derivative Firmenwert kann aber auch groBer sein, z.B. weil der Erwerber zusStzliche Ursachen fiir ihn veranschlagt und bereit ist, die aus seiner Sicht daraus resultierenden Betr^ge z.T. oder vollstandig zu entgelten. Die Ursachen fur einen derivativen Firmenwert kSnnen sein^^: ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl,, 1989, S. 73; die beteiligungsproportionale Zuordnung halten fur geboten ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 74-76 und Tz. 82-89; KPMG Treuverkehr (Hrsg.): Handbuch zum Konzernabschiuss der GmbH, 1990, S. 178, bzw. fiir besonders geeignet: WPHdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz. 349. ^^ Vgl. Wohe, Gunther: Zur Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes, StuW, 1980, S. 89108; Davis, Michael: Goodwill Accounting: Time for an Overhaul, Joumal of Accountancy, June 1992, S. 75-83; Johnson, Todd L./Petrone, Kimberly R.: Is Goodwill an Asset? Accounting Horizons, 1998, S. 293-303; Sellhom, Thorsten: Ansatze zur bilanziellen Behandlung des Goodwill im Rahmen einer kapitalmarktorientierten Rechnungslegung, DB 2000, S. 885-892.
236
Ftinftes Kapitel
•
Nicht bilanzierte immaterielle Werte des erworbenen Untemehmens, weil sie nicht die Kriterien eines Verm5gensgegenstandes nach HGB bzw. eines assets i.S. der IFRS bzw. FASF erfUllen, z.B. HumanvermSgen oder Marktstellung (sieheAbschnittIII.4.1).
•
Barwert kiinftiger Ubergewinne aus der Fortfuhrung der GeschSfte des erworbenen Unternehmens (going concern goodwill),
•
Barwert der Synergiegewinne aus dem Zusammenschluss beider Unternehmen (Synergie-Goodwill), der in IAS 22.42 besonders genannt wird,
•
Chancen aus dem Erwerb des Unternehmens infolge neuer StrategiemSglichkeiten (Strategie-Goodwill).
Die Ursachenanalyse und eine weitere Aufgliederung der Ursachen kann fiir die bilanzielle Behandlung im Erwerbszeitpunkt und spSter nutzlich sein.
8.2
Bilanzielle Behandlung eines Firmenwertes
8.2.1
Erfolgswirksame und erfolgsneutrale Verrechnung
Der Firmenwert ist bei der Erstkonsolidierung gemSB § 301 Abs. 3 HGB •
zu aktivieren und nach § 309 Abs. 1 HGB in den Folgejahren ergebniswirksam planmdfiig abzuschreiben oder
•
ergebnisneutral mit den Rucklagen offen zu verrechnen bzw.
nach IFRS 3.51 ff. als asset zu aktivieren und auf Grund einer mindestens jMhrlichen Uberprtlfung seiner Werthaltigkeit bei Auftreten eines impairment losses ergebniswirksam aufierplanmajiig abzuschreiben; eine regelmafiige Amortisierung ist verboten (IFRS 3.53) Die Formulierung in § 301 HGB Msst ofFen, ob die Verrechnung in voller H6he im Erwerbszeitpunkt vorzunehmen ist oder liber mehrere Jahre gestreckt werden darf. Die Vorschrift beruht auf Art. 30 Abs. 2 der 7. EG-Richtlinie, wonach der Firmenwert unmittelbar von den Rticklagen abgezogen werden darf. Gleichwohl wird die ratierliche Verrechnung mit dem HGB als vereinbar angesehen.^^ Die erfolgsneutrale Verrechnung mit den Rucklagen widerspricht generell der Einheitstheorie, den IFRS bzw. SFAS, der vorsichtigen Darstellung der Ertragslage des Konzerns und auch dem Kongruenzprinzip, falls der Firmenwert bei der Entkonsolidierung nicht erfolgwirksam verrechnet wird.^^ In Deutschland wurde die erfolgsneutrale Verrechnung bis in die zweite Halfte der neunziger Jahre vielfach praktiziert. Mit der Zunahme der GoodwillbetrSge im Verhaltnis zu den Rucklagen und der Wahrnehmung des 29 Vgl. Busse von Colbe, Walther, in MunchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 309 Tz.26. 30 Vgl. Busse von Colbe, Walther, in MunchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 309 Tz.23 ff..
Kapitalkonsolidierung
237
Wahlrechts des § 292a HGB fUr kapitalmarktorientierte Muttergesellschaften zur Anwendung international anerkannter RechnungslegungsrundsStze (IAS, US-GAAP) hat die Bedeutung der erfolgsneutralen Verrechnung stark abgenommen.. Der DSR hat sich in seinem Reformvorschlag ftir das HGB von 2001fiirdie Abschaflfung der erfolgsneutralen Verrechnung eingesetzt; sie wurde jedoch in das TransPuG von 2002 nicht ubernommen. 8.2.2
Zuordnung auf Geschaftsbereiche
Falls die Aktivitaten des erworbenen Unternehmens verschiedenen Geschaftsbereichen des Konzems zugeordnet werden, sollte der Firmenwert entsprechend aufgeteilt und ihnen zugerechnet werden(„puchase price allocation"). Das verlangt auch der DRS 4.30. Eine solche Zuordnung ist ftIr das Konzerncontrolling, eine Segmentberichterstattung und die periodische UberprUfung der Werthaltigkeit des Firmenwertes erforderlich. Nach IAS 36.80 ist der Goodwill im Erwerbszeitpunkt zum Zweck der sp^ter notwenigen Impairmenttests denjenigen Cash Generating Units oder Gruppen solcher Einheiten zuzuordnen, von denen erwartet wird, dass sie von den Synergien des Unternehmenserwerbs profitieren. Das gilt unabhangig davon, ob Verm5gensgegenstande oder Schulden diesen Einheiten zugeordnet werden. Auch SFAS 142.34 regelt die Zuordnung des Goodwills auf die reporting units zum Zweck des Impairmenttests ausflihrlich. 8.2.3
Beteiligung anderer Gesellschafter
Bei Anwendung der Neubewertungsmethode entsteht die Frage, ob der Firmenwert analog zur Behandlung der stillen Rucklagen auf den Anteil der anderen Gesellschafter hochgerechnet und diesem zugeordnet werden sollte (siehe zur reinen Neubewertungsmethode Abschnitt IL3.1). Die Hochrechnung ist im HGB nicht vorgesehen und gilt daher als unzulassig (siehe Abschnitt 3.2). Auch nach internationalen GrundsStzen (IFRS 3 und SFAS 142) wird sie zwar bisher nicht vorgenommen. Der Anteil anderer Gesellschafter streut bei deutschen Borsengesellschaften stark. In einzelnen Fallen erreichte er 2001 bis zu 30% der Konzerneigenkapitals.^^ Gegen eine Hochrechnung wird vorgebracht, dass nicht nachprUfljar sei, ob beim Erwerb aller Anteile ein entsprechend hOherer Firmenwert bezahlt worden ware, da die Konzernziele haufig bereits mit einer Mehrheitsbeteiligung erreicht werden kSnnten, der Firmenwert ein Restbetrag aus der Konsolidierung und daher im Unterschied zu den hochgerechneten Aktiva des Tochterunternehmens kein Vermdgensgegenstand sei, die Hochrechnung gegen das pagatorische Prinzip verstoUe und dem Ausweis eines originaren Firmenwertes gleich komme.^^ Diese Argumente erscheinen wenig stichhaltig: Ge^^ Vgl. Peliens, Bemhard/Sellhom, Thorsten: Minderheitenproblematik beim Goodwill Impairment Test nach geplanten IFRS und geltenden US-GAAP, DB 2003, S. 401. 32 Vgl. Weber, Claus-Peter/Ztindorf, Horst, in: Ktiting/Weber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl. 1998, § 307, Tz. 9; Ebeling, Ralf: Die zweckmaBige Abbildung der Anteile fremder Gesellschafter im Kon-
238
Funftes Kapitel
wOhnlich wird bei Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung eine Bewertung des Zielunternehmens vorgenommen, aus der sich der Firmenwert des gesamten Unternehmens ergibt. Ob dann fur den erworbenen Mehrheitsanteil der proportionale Anteil dieses Firmenwertes, weniger oder mehr bezahlt wird, ist von Fall zu Fall verschieden. Im letzten Fall sollte die Hochrechnung fiir den Anteil anderer Gesellschafter nicht proportional, sondern anteilig zum ermittelten Firmenwert vorgenommen werden. Der hochgerechnete Anteil ist kein originarer, sondern auch ein derivativer, aus dem Erwerb abgeleiteter, wenn auch nicht bezahlter Firmenwert. Die den anderen Gesellschaftern zugerechneten stillen Riicklagen wurden auch nicht bezahlt. Fiir die Hochrechnung spricht, dass der Firmenwert nach den IFRS als asset und in Deutschland nach verbreiteter, wenn auch nicht durchgehender Auffassung als Verm5genswert gilt. Die Hochrechnung entspricht der Einheitstheorie, ihre Unterlassung eher der Interessentheorie (siehe erstes Kapitel III.3.2). Nach der vom DSR im DRS 4 favorisierten und nach IFRS 3 allein zulassigen Neubewertungsmethode, gewinnt die Frage der Hochrechnung im Zusammenhang mit der Abschafftmg der planmaBigen Abschreibung des Goodwills durch SFAS 142 und IFRS 3 an Bedeutung. Der lASB sieht im ED-IFRS 3.49, 58 und App. A62 vom Oktober 2005 die Aktivierung des gesamten Goodwills vor. Nach IFRS 3.49 ist der den Minderheiten zuzurechnende Anteil des Goodwills auf ihren proportionalen Anteil entsprechend ihrem Anteil am Eigenkapital begrenzt. Das Verfahren wird gemeinhin als „Full Goodwill Method' bezeichnet (siehe Abschnitt III. 2) 3^. Der lASB hat die Methode in ED-IFRS 3 BC 134-150 ausfuhrlich begrttndet und Hinweise fiir die Bemessung des gesamten Goodwills und seine Zurechnung auf Mehrheits- und Minderheitsgesellschafter gegeben. Will man fiir Zwecke des Controllings oder eines Werthaltigkeitstests den Wert des Goodwills eines Tochterunternehmens mit Minderheitenanteil, der einzelnen Cash Generating Units zugeordnet wurde, prtifen, so muss in einer Nebenrechnung ohnehin der Gesamtwert des Goodwills als Zwischenschritt ermittelt werdenden. Gleichwohl ist die Full Goodwill-Methode im Bord selbst (ED-IFRS 3 AV 2-7), in der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG)^^ und der Unternehmenspraxis auf erheblichen Widerstand gestoBen, vor allem mit der Begrtindung, der Goodwill sei kein normales Asset und konne deshalb nicht so wie anderen assets behandelt werden, zudem sei die Ermittlung des den Minderheiten zuzurechnenden Goodwill sei mit zu vielen Unsicherheiten und Schatzproblemen behaftet, so dass die Full Goodwill-Methode nicht die Rechnungslegung als Entscheidungshilfe fiir Kapitalanleger verbessere. Daher ist es z.Z. ungewiss, ob sie in die endgultige Revision des IFRS 3 ubernommen wird. zemabschluss nach dem deutschen HOB DEW 1995, S. 333; Kuting, Karl-Heinz/Leinen, Markus: Die Kapitalkonsolidierung bei Erwerb eines Teilkonzems, WPg. 2002, S. 1203. ^^ Vgl. Pellens, Bemhard/Basche, Kerstin/Sellhom, Thorsten: Full Goodwill Method, KoR 2003, S. 1-4; Grtinberger, David/Gninberger, Herbert: Business Combinations (Phase II): Richtungsweisende Beschlusse des lASB, StuB 2003, S. 218-220; Busse von Colbe, Walther: Intemationale Entwicklungstendenzen zur Einheitstheorie ftir den Konzemabschluss, in: Unternehmensrechnung, FS Scherrer, 2004, S 46 ff.. ^4 Vgl. EFRAG: Stellungnahme vom 28. November 2005.
Kapitalkonsolidierung
9.
Passivischer Unterschiedsbetrag
9.1
Entstehung und Ursachen
239
Ein passivischer Unterschiedsbetrag {negativer Goodwill) entsteht dann, wenn der Beteiiigungswert im Rahmen der Erstkonsolidierung kleiner ist als das anteilige Eigenkapital in der HB II des Tochterunternehmens. Mogliche Ursachen flir das Auftreten eines passivischen Unterschiedsbetrages sind^^: •
Eingetretene Wertminderungen des Tochterunternehmens, die in den Anschaffiingskosten der Beteiligung beriicksichtigt wurden, nicht aber im Eigenkapital des Tochterunternehmens. Dazu gehoren Risiken, aber dort z.B. nicht passivierte Pensionsverpflichtungen oder nicht passivierte Aufsvandsrtickstellungen.
•
Zukunftige Wertminderungen des Tochterunternehmens, die sich in den Anschaffungskosten niedergeschiagen haben, die aber im Eigenkapital noch nicht beriicksichtigt werden konnten, z.B. nicht ruckstellungsfdhige Risiken fur die zukiinftigen Ertrage der Unternehmung. In diesem Fall sind die Anschaffungskosten kleiner als das zu niedrigeren Tageswerten unter Berticksichtigung aller eingetretenen Wertminderungen bemessene Eigenkapital. Der passivische Unterschiedsbetrag hat insoweit den Charakter eines negativen Goodwill, eines „bad will".
•
Anschaffungskosten, die niedriger sind als der Wert der Beteiligung aus Konzernsicht (lucky buy-Fall). In diesem Fall hat der passivische Unterschiedsbetrag den Charakter eines Barwertes zukUnftiger Erfolge.
Ein passivischer Unterschiedsbetrag entsteht darUber hinaus auch dann, wenn bei zuvor aktivischem Unterschiedsbetrag die Auflosung der stillen Rilcklagen diesen aktivischen Unterschiedsbetrag ubersteigt und der Bilanzausgleich dann durch einen passivischen Unterschiedsbetrag hergestellt wird. Ein zuvor schon bestehender passivischer Unterschiedsbetrag wird durch Auflosung stiller Rucklagen noch vergrofiert (vgl. Abschnitt III. 6). Nach Uberwiegender Meinung verst56t bei Anwendung der Buchwertmethode die Auflosung stiller RUcklagen tiber einen aktivischen Unterschiedsbetrag hinaus oder bei bestehendem passivischen Unterschiedsbetrag gegen das Anschafflingskostenprinzip } ^ Konzeptionell kann demgegenUber das Anschaffungskostenprinzip im SinuQ fiktiver Anschaffungskosten aufdie einzelnen Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmensbezogen werden, die im Rahmen der Erstkonsolidierung in den Konzernab•^^ Zum Charakter eines passivischen Unterschiedsbetrags vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 133-140; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 4. Aufl., 1999, § 301, Tz. 161. ^^ Vgl. Baetge, Jorg: Der negative Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung nach HGB, IAS und US-GAAP, in: Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS fur Bruno Kropff, 1996, S. 353 f.
240
Ftinftes Kapitel
schluss ubernommen werden.. Stille RUcklagen, die einen aktivischen Unterschiedsbetrag iibersteigen, wiirden in voller H6he aufgelQst und der Bilanzausgleich durch einen passivischen Unterschiedsbetrag hergestellt. Dieser passivische Unterschiedsbetrag mtisste wahrend der Zugehdrigkeit des Tochterunternehmens zum Konzern erfolgserhohend aufgelost werden, damit der Erfolgsbeitrag des Tochterunternehmens zum Totalerfolg des Mutterunternehmens ebenso groB ist wie zum Konzernerfolg, und beide tiber alle Perioden den gleichen Zahlungsuberschuss darstellen.
9.2
Bilanzielle Behandlung
9.2.1
Nach HGB
Ein passivischer Unterschiedsbetrag k5nnte im Rahmen der Erstkonsolidierung zur Minderung der Verm5genswerte bzw. Erhdhung der Schulden verwendet werden {Saldierungsmethode). Wenn er auf diese Art sogar ganz zum Verschwinden gebracht wUrde, ginge das Tochterunternehmen mit VermOgenswerten und Schulden in den Konzernabschluss ein, die insgesamt gerade den Anschaffungskosten der Beteiligung entsprSchen. Wird dagegen der passivische Unterschiedsbetrag unverMndert in den Konzernabschluss eingestellt, so werden die Vermogensgegenstande und Schulden zu Buchwerten aus der HB II ubernommen {Bruttomethode). Wenn dieser Unterschiedsbetrag im Rahmen der Foigekonsolidierung irgendwann erfolgserh5hend aufgel5st wird, haben die beiden Verwendungsmdglichkeiten fiir den passivischen Unterschiedsbetrag die gleichen Totalerfolgswirkungen. Die Periodenerfolgswirkungen k5nnen jedoch unterschiedlich sein. Nach der ersten Methode wirkt der Unterschiedsbetrag in dem MaBe erfolgserhohend, in dem die gekurzten Vermdgenswerte als Aufwand verrechnet werden, wahrend er sonst mit der AuflCsung des Unterschiedsbetrags erfolgswirksam wird. Nach den Regelungen von Art. 19 Abs.la) der 7. EG-RL und § 301 Abs.l HGB ist ein Unterschiedsbetrag insoweit mit den Ubernommenen Verm5genswerten und Schulden zu verrechnen, als deren Wert (am Bilanzstichtag) h5her oder niedriger ist als der bisherige Wert. Dies wird man so auslegen miissen, dass die fiktiven Tagesbeschaffiingswerte der Verm5gensgegenstande von T nicht unterschritten werden durfen. Damit entspricht nur die Bruttomethode der 7. EG-RL und der Vorschrift des § 301 Abs. 3 HGB, wenn man davon ausgeht, dass Passivierungswahlrechte schon in der HB II ausgenutzt worden sind. Geschieht dies erst in der Erstkonsolidierung, so mindert das den passivischen Ausgleichsposten, Existieren Anteile anderer Gesellschafter, so bleiben sie nach geltenden Vorschriften und Standards von der Behandlung eines passivischen Unterschiedsbetrages unberlihrt. WUrde man jedoch einen Firmenwert auf die Fremdanteile hochrechnen, so ware es nur konsequent bei einem passivischen Unterschiedsbetrag entsprechend zu verfahren^^.
^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Intemationale Entwicklungstendenzen zur Einheitstheorie fiir den Konzemabschluss, in: Untemehmensrechnung, FS fur Scherrer, 2004, S 50.
Kapitalkonsolidierung
241
Beispiel 5.6 Die M AG erwirbt 100% der T fiir 40 Mio. €. Tabelle 5.6 enthalt in den ersten Spalten die Bilanz von M, die Bilanz von T und die Tagesbeschaffiingswerte der Vermdgensgegenstande von T (Angaben in Mio. €). Nach der Saldierungsmethode ist der passivische Unterschiedsbetrag von 60 von den Grundsttickswerten und den Werten der maschinellen Anlagen proportional abzusetzen (34,3 und 25,7). In der Konzernbilanz wird kein passivischer Unterschiedsbetrag ausgewiesen. Die Grundstticke von T gehen mit einem Wert von 5,7, die mascliinellen Anlagen mit einem Wert von 4,3, also Werten, die deutlich unter den Tagesbeschaffungswerten liegen, in die Konzernbilanz ein. Das Reinvermdgen von T in der Konzernbilanz entspricht dann den Anschaffungskosten der Beteiligung an T (Grundstticke 5,7 + maschinelle Anlagen 4,3 + Vorrate 60 - Schulden 30 = Reinvermogen 40). Nach der Bruttomethode kann der passivische Unterschiedsbetrag mit der Wertminderung der maschinellen Anlagen um 10 auf den Tageswert von 20 verrechnet werden. Fraglich kOnnte sein, ob der Grundstuckswert von 40 auf 45 erh5ht werden darf. Da sich wegen der Wertminderung der maschinellen Anlagen um 10 dadurch der passivische Unterschiedsbetrag nicht erhOht, erscheint dies vertretbar. Dann gehen Grundstticke und maschinelle Anlagen mit ihren Tageswerten (45 + 20) in die Konzernbilanz ein. GegenUber der Saldierungsmethode werden die VermSgenswerte und der passivische Unterschiedsbetrag insgesamt um 55 hoher ausgewiesen.
Tabelle 5.6: Behandlung eines passivischen Unterschiedsbetrages gem. APB und HGB
242 9.2.2
Funftes Kapitel Nach IFRS
Nach IFRS 3.56 sind im Falle eines passivischen Unterschiedsbetrages („Excess) Ansatze und Bewertung der assets und liabilities im Hinblick auf ihre fair values zu iiberpriifen und gegebenenfalls zu senken bzw. zu erhohen. Bin verbleibender Betrag ist - anders als nach HGB - sofort als Gewinn zu vereinnahmen^^. Diese Methode verstoBt gegen das sonst geltende Prinzip, dass Anschaffungsvorgange ergebnisneutral behandelt werden.39
IV. Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode 1.
Behandlung aufgedeckter stiller Riicklagen und Lasten
Im Rahmen der Folgekonsolidierung werden die KorrekturbetrSge zur Anpassung von Bilanzansatz und -bewertung an das Recht des Mutterunternehmens {Anpassungsbetrdge) sowie den Vermogensgegenstanden und Schulden zugeordneten stillen Rucklagen und Lasten (Zuordnungsbetrdge) und der Geschaftswert (Firmenwert, Goodvs^ill) aus der Erstkonsolidierung weiterverrechnet. Dazu werden die KorrekturbetrSge fortgeschrieben und den entsprechenden VermOgenswerten bzw. Schulden im summierten Abschluss jedes Jahr hinzugefUgt. Wurde bei der Ubernahme in den Konzernabschluss der Buchwert eines abnutzbaren Anlagegegenstandes ge^ndert, so bildet der bisherige Buchwert zuzuglich des Anderungsbetrages die rechnerischen Anschaffungskosten des Vermogensgegenstandes aus Konzernsicht. Sie sind nach planmafiig abzuschreiben. Die Buchwertabschreibung im Einzelabschluss des Tochterunternehmens und die Abschreibung des Korrekturbetrages in der Erganzungsrechnung werden nach dem gleichen Verfahren durchgeflihrt. Wurden im Einzelabschluss des Tochterunternehmens Anlagegegenstdnde wegen dauemder Wertminderungen (§ 253 Abs. 2 S. 3 HGB) auf den niedrigeren Tageswert abgeschrieben {aufierplanmdjiige Abschreibung) und steht der Verm5gensgegenstand aufgrund von Hinzurechnungen aus der Erstkonsolidierung im Konzernabschluss noch mit einem hOheren Wert als im Einzelabschluss zu Buche, so muss, um den niedrigeren Wert ^^ Fladt, Guido/Feige, Peter: Der Exposure Draft 3 „Business Combinations" des lASB - Konvergenz mit den US-GAAP? WPg, 2003, S.257; im Einzelnen Qin, Sigang: Bilanzierung des Excess nach IFRS 3, 2005. ^^ Zur Kritik vgl. Theile, Carsten/Pawelzik, Kai Udo: Erfolgswirksamkeit des Anschaffiingsvorganges nach ED 3, WPg 2003, S.316 ff.
Kapitalkonsolidierung
243
auch im Konzernabschluss auszuweisen, die auUerplanmafiige Abschreibung im Konzemabschluss urn den Uberschuss des Konzembilanzwertes iiber den Einzelbilanzwert hoher ausfallen als im Einzelabschluss. Beispiel 5.7 Ein Gebaude (Anschaffungskosten von T 30 Mio. €), das im Einzelabschluss von T mit 2% abgeschrieben wurde, wird nach 10 Jahren unter Hinzurechnung von 8 Mio. € in eine Konzernbilanz eingestellt. Dort soil der ursprtlngliche Anschaffungswert tiber die Restnutzungsdauer von 40 Jahren linear ebenfalls mit 2% abgeschrieben werden. Die Abschreibung auf den Hinzurechnungsbetrag belauft sich auf 2,5% p.a. Die Buchwerte (in Mio. €) entwickeln sich wie folgt:
10
11
12
13
14
Buchwert bei T
24,0
23,4
22,8
22,2
21,6
21,0
Hinzurechnung
8,0
7,8
7,6
7,4
7,2
7,0
32,0
31,2
30,4
29,6
28,8
28,0
Periode
Konzernbilanzwert:
15 1
Der Konzernbilanzwert von 32 ist im zehnten Jahr unter Zugange im Konzernanlagenspiegel zu zeigen. Die Abschreibungen des Jahres im Anlagenspiegel und in der GuV des summierten Jahresabschlusses sind von 0,6 auf 0,8 zu erhohen. Beispiel 5.7 (Fortsetzung) Wenn der Buchwert der Einzelbilanz im 14. Jahr einschlieUlich der auBerplanmaBigen Abschreibung auf 10 Mio. € abgeschrieben werden muss, belauft sich die Abschreibung im Konzernabschluss auf 29,6 - 10 = 19,6 Mio. € im Unterschied zu 22,2 - 10 = 12,2 Mio. € im Einzelabschluss. Die Abschreibung im Konzernabschluss erh5ht sich also um den restlichen Zuordnungsbetrag von 7,4 Mio. € zu Beginn des 14. Jahres. Entsprechendes gilt fiir die Einhaltung des strengen Niederstwertprinzips fUr Gegenstande des Umlaufvermogens. Eine auBerplanm^Bige Abschreibung allein im Konzernabschluss wird dann erforderlich, wenn der zwingend anzusetzende Tageswert zwar tiber dem Wert in der Einzelbilanz, aber unter dem Konzernbilanzwert liegt.^^ Besteht im Unterschied zu den bisherigen Uberlegungen ein Abschreibungswahlrecht, so lebt es flir den Konzernabschluss wieder auf (§ 308 Abs. 1 S. 2 HGB). Es kann abweichend vom Einzelabschluss ausgetibt werden. Wurden Vermogensgegenstande in der Einzelbilanz auf einen nur nach Steuerrecht zulassigen Wert abgeschrieben (steuerliche Sonderabschreibung) und wird fiir die steuerliche Anerkennung die entsprechende Abschreibung im handelsrechtlichen Einzelabschluss gem. § 279 Abs. 2 HGB vorausgesetzt, dann konnte bisher der niedrigere Wertansatz unverandert in den Konzernabschluss ubernommen werden (§ 308 Abs. 3 S. 1 HGB; siehe 3. Kapitel III.2.2). Mit dem TransPuG hat der Gesetzgeber 2002 den Abs. 3 von § 308 HGB den international anerkannten RechnungslegungsgrundsStzen 40 Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301 HGB, Tz. 158.
244
Ftinftes Kapitel
entsprechend aufgehoben. Fiir den Aussagegehalt des Konzemabschlusses, insbesondere auch im internationalen Vergleich, war es fSrderlich, wenn auf die Obernahme der steuerlichen Sonderabschreibung in den Konzemabschluss verzichtet wurde. Das taten manche Unternehmen schon vor der GesetzesSnderung. FUr die Neubewertung des SachanlagevermOgens gilt eine Gruppenbildung als zulSssig. PlanmSBige Abschreibungen der Zuordnungsbetrdge werden iiber die durchschnittliche Nutzungszeit vorgenommen. Dafur benotigt man eine besondere Abgangsfiktion fur den Anlagespiegel, z.B. Abgang der Anlagegruppe mit der letzten Abschreibungsrate. Wie fiir die Abschreibungen dargestellt, so flihren auch alle anderen Korrekturen aus der Erstkonsolidierung zu sp^teren Anpassungen.^^ Wurden z.B. im Rahmen der Erstkonsolidierung stille Reserven eines unbebauten Grundstticks aufgedeckt, so ist bei der spSteren VerauBerung des Grundstticks im Konzemabschluss nicht der Buchwert aus dem Einzelabschluss, sondem der Konzemabschlusswert, also der Buchwert zuzUglich aufgeloster stiller Reserven, bei der Ermittlung des Veraufierungsgewinns anzusetzen. Rtickstellungen, die nur im Konzemabschluss gebildet worden sind, kOnnen nur im Konzemabschluss in Anspmch genommen oder aufgelost werden.
2.
Behandlung des Firmenwertes nach HGB
2.1
Abschreibung in den ersten vier Jahren oder nach der Nutzungsdauer
Ein Firmenwert aus der Erstkonsolidierung ist unter den immateriellen Anlagegegenstanden in der Konzembilanz auszuweisen (§ 301 Abs. 3 S. 1 HGB). Das fiir den Einzelabschluss geltende Ansatzwahlrecht (§ 255 Abs. 4 HGB) ist damit fiir den Konzemabschluss insoweit auBer Kraft gesetzt. Im Einzelabschluss besteht das Wahlrecht, einen Firmenwert direkt als Aufwand zu verrechnen oder (erfolgswirksam) abzuschreiben (§255 Abs. 4 HGB)."^^ Diese Regelung musste, wenn die Einheitstheorie uneingeschrankt galte, auch auf Geschaftswerte aus der Kapitalkonsolidierung angewendet werden, da es sich inhaltlich um die gleiche Position wie im Einzelabschluss handelt. Firmenwerte sind in der Regel besonders unsichere Vermogenswerte, die aufgrund des auch fiir den Konzemabschluss geltenden Vorsichtsprinzips (§298 Abs.l iVm. §255 ^^ Zu Problemen bei der Folgekonsolidierung von VermSgensgegenstanden und Schulden mit stillen Reserven vgl. Reige, Jurgen: Offene Fragen der Folgekonsolidierung bei der Erwerbsmethode nach § 301 HGB, BB 1988, S. 1354 ff. ^^ Kritisch in Bezug auf eine Abschreibung des Firmenwertes aus der Erstkonsolidierung Schildbach, Thomas: Anmerkungen zu den neuen Konzemrechnungslegungsvorschriften, in: DBW, 47. Jg., 1987, S. 393; antikritisch Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst: Der Posten „Geschaflsoder Firmenwert" im Konzemabschluss, DB 1989, S. 336.
Kapitalkonsolidierung
245
Abs.l Ziff. 4 HGB) innerhalb einer vorsichtig begrenzten Frist abgeschrieben werden milssen. Die Ungleichbehandlung des Firmenwertes im Einzel- und Konzernabschluss wurde durch die 7. EG-RL verursacht, da dort in Art. 30 Abs. 2 statt der unmittelbaren Aufwandsverrechnung ein Mitgliedstaatenwahlrecht enthalten ist, nach dem ein Geschaftswert erfolgsneutral von den Riicklagen abgesetzt werden kann. FUr die Abschreibungen gelten die Regelungen des Einzelabschlusses. Der Gesetzgeber macht dies zum einen durch den Verweis auf den § 255 HGB in § 298 Abs. 1 HGB und zum anderen durch die wortgleiche Ubemahme des § 255 Abs. 4 HGB in den § 309 Abs. 1 HGB deutlich. Danach ist als Normalfall vorgesehen, dass der Geschaftswert in den auf den Erwerb folgenden Geschaftsjahren jeweils zu mindestens einem Viertel abzuschreiben ist. Das impliziert auch eine Abschreibung von mehr als einem Viertel in den ersten drei Jahren mit einem entsprechenden Ausgleich in den folgenden Jahren. Nach herrschender Auffassung kann mit der Abschreibung schon im Erwerbsjahr begonnen werden und - das ist strittig - sogar in voller H5he des Firmenwertes.^^ Allein der Umstand, dass zwei unterschiedliche Arten der Abschreibung des Geschaftswertes zugelassen werden, macht die Ambivalenz des Gesetzgebers gegentiber dem bilanziellen Charakter^^ des Geschaftswertes deutlich. Der Geschaftswert kann sowohl wie sonst nur Bilanzierungshilfen, z.B. Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen - innerhalb von flinf Jahren, als auch wie ein abnutzbares Anlagegut abgeschrieben werden. Welchen Sinn soil aber z.B. die Beschrankung auf eine Abschreibung von mindestens einem Viertel in den Folgejahren haben, wenn daneben eine planmaBige Abschreibung ohne Normierung der Nutzungsdauer fur den Konzernabschluss mSglich ist? Das Nebeneinander beider Abschreibungsarten ist wenig tiberzeugend, insbesondere wenn man berticksichtigt, dass zusatzlich noch eine erfolgsneutrale Verrechnung erlaubt wird (vgl. Abschnitt III. 2.3). Im DRS 4 ist daher die willktirliche Abschreibung in vier bzw. flinf Jahren nicht mehr vorgesehen. Sie ist auch nach den IFRS nicht zulassig. Wie im Einzelabschluss kann die Abschreibung des Geschaftswertes planmdjiig auf die Nutzungsdauer verteilt werden. Im deutschen Handelsbilanzrecht und auch im europaischen Bilanzrecht ist keine bestimmte Nutzungsdauer vorgesehen."^^ Steuerlich muss in Deutschland fUr Geschaftswertabschreibungen im Einzelabschluss eine Nutzungsdauer von 15 Jahren angenommen werden. Nach DRS 4.31 darf eine planmaBige Abschreibung von mehr als 20 Jahren nur in begrundeten Ausnahmefallen zugrunde gelegt werden. Das gait auch nach dem inzwischen aufgehobenen IAS 22.44.
^3 Vgi. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 17 f.; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 309, Tz. 20 halten die Vollabschreibung im Erwerbsjahr fiir unzuiassig. ^^ Zum Charakter des Geschaftswerts vgl. Kinne, Stephan: Der konzembilanzielle Firmenwert von Tochteruntemehmen, 1989, S. 166 f. 4^ Vgl. Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, in: IDW (Hrsg.): IDW-Fachgutachten, Stellungnahmen, 1990, S. 54, der als Maximum wie bislang in den USA 40 Jahre ansieht.
246
Fttnftes Kapitel
Die Abschatzung der Nutzungsdauer ist zwar subjektiv, aber doch nicht beliebig.^^ Sie hangt wesentlich davon ab, was zusatzlich zu den bilanzierten Vermogensgegenstanden mit dem Kaufpreis bezahlt wurde. Beruht der Geschiftswert, wie z.B. bei einem noch vergleichsweise jungen, aber gleichwohl erfolgreichen Software-Unternehmen, wesentlich auf der Qualitat des Personals und ist dieses nicht durch besondere Vertrige langfristig an das Unternehmen gebunden, wird man eine deutlich kOrzere Nutzungsdauer annehmen miissen als beim Erwerb von geschtltzten Markennamen fiir guteingeflihrte Produkte mit erheblichen Marktanteilen oder von Elektrizitatsversorgungsunternehmen mit Gebietsmonopol. Es kommt hier wesentlich auf die konkreten Bedingungen des Einzelfalles an. Jedoch besteht selbst bei Vorliegen der konkreten Einzelfallbedingungen ein erheblicher Spielraum bei der AbschStzung der Nutzungsdauer. In IAS 22.48 wurden die folgenden Einflussfaktoren fiir die Nutzungsdauer aufgefiihrt: eine ggf. absehbare Lebensdauer der Unternehmung oder der Branche, Auswirkungen von Nichtgingigkeit von Produkten, Nachfi"ageverschiebungen und anderen okonomischen Faktoren, erwartete Bleibezeit wichtiger Personen oder Personengruppen im Unternehmen, erwartete Aktionen von Wettbewerbern oder potentiellen Wettbewerbem, gesetzliche oder vertragliche Vorschriften, die die Nutzungsdauer beeinflussen. Einen entsprechenden Kriterienkatalog enthalt DRS 4.33. Falls der Goodwill auf mehreGeschdftsbereiche verteilt wird, sind die voraussichtlichen Nutzungsdauern seiner einzelnen Teile gesondert festzulegen. In der Regel wird ein Firmenwert in gleichen Raten Ober die geschatzte Nutzungsdauer abgeschrieben. Nach DRS 4.31 ist eine andere als die lineare Abschreibung nur dann zulissig, wenn sie den Nutzungsverlauf zutreffender widerspiegelt. Wegen der Bedeutung des Firmenwertes verlangen DRS 4.52 und 54 detaillierte Anhangsangaben zu jedem Abschlussstichtag tiber die Behandlung des Goodwill. Entsprechendes gait nach IAS 22.54 und 22.88. Mit IFRS 3 ist der lASB auf die Abschreibung nur nach fallweiser Wertminderung (ibergegangen.
2.2
AuBerplanmaBige Abschreibung des Firmenwertes
Der Firmenwert gilt gemSlJ § 266 Abs. 2 HGB als Teil der immateriellen Verm5gensgegenstande des Anlageverm5gens, auch wenn sein Charakter in der Literatur umstritten ist. Daher gelten die Bewertungsvorschriften fiir Gegenstande des Anlagevermogens auch ftir den Firmenwert, soweit er aktiviert ist. Der Buchwert der Vermogensgegenstande des AnlagevermOgens darf durch eine auBerplanmSBige Abschreibung auf den ^^ Vgl. die Kritik bei W6he, Gtinter: Zur Bilanzierung und Bewertung des Firmenwertes, StuW 1980, S. 98; Niehus, Rudolf J.: Vor-Bemerkungen zu einer Konzembilanzrichtlinie, WPg 1984, S. 323.
Kapitalkonsolidierung
247
niedrigeren beizulegenden Wert herabgesetzt werden, wenn eine vortibergehende, und er muss herabgesetzt werden, wenn eine dauemde Wertminderung eingetreten ist (§ 253 Abs. 2 HGB); fiir Kapitalgesellschaften gilt das Wahlrecht bei einer nicht dauernden Wertminderung nur filr Finanzanlagen (§ 279 Abs. 1 HGB). Da gemSB § 298 Abs. 1 HGB § 253 auch auf den Konzernabschluss anzuwenden ist, betrifft das Wahlrecht (nicht fur Kapitalgesellschaften) bzw. das Gebot, eine auBerplanmSfiige Abschreibung vorzunehmen, auch den Firmenwert, wenn eine Wertminderung eingetreten ist. Dartiber hinaus wird die Meinung vertreten, dass auch Kapitalgesellschaften bei voraussichtlich nur vortibergehender Wertminderung den Firmenwert unter in Anspruchnahme der Regelung des § 309 Abs. 1 HGB auBerplanmaBig abschreiben diirfen.'^'^ Das Kemproblem ist die Bestimmung des beizulegenden Wertes und der daraus resultierenden aufierplanmdfiigen Abschreibung. Die Prufimg der Notwendigkeit einer auBerplanmaBigen Abschreibung ist zu jedem Konzernbilanzstichtag vorzunehmen (DRS 4.34). Statt einer Abschreibung kann auch eine Verkurzung der Nutzungsdauer angezeigt sein. In der deutschen Literatur fmdet sich zu dieser Frage wenig. Das IDW hat empfohlen, ftir die auBerplanmaBige Abschreibung von Beteiligungen die von ihm entwickelten Grundsatze der Unternehmensbewertung heranzuziehen.^^ IAS 36, der das impairment of assets betrifft, enthalt ausfiihrliche Regelungen fiir die auBerplanmaBige Abschreibung des Firmenwertes, die fiir eine Abschreibung nach HGB herangezogen werden k5nnen.
2.3
Wertaufholung
Grundsatzlich besteht nach § 280 Abs. 1 iVm § 298 Abs. 1 HGB die Verpflichtung, die auBerplanmaBige Abschreibung bis zur H5he des sich auf Grund der planmaBigen Abschreibung ergebenden Buchwertes riickgangig zu machen, wenn spater der Grund fiir die auBerplanmaBige Abschreibung weggefallen ist. Das gilt auch fiir den Firmenwert. Da jedoch nach herrschender Meinung der Firmenwert unter Bezug auf § 301 Abs. 1 HGB jederzeit voll abgeschrieben werden darf, lauft diese Verpflichtung fiir ihn ins Leere."^^ Manche Autoren halten die Wertaufholung beim Firmenwert daruber hinaus grundsatzlich fiir unzulassig.^^ Der DRS 4.36 geht zwar auch von der Pflicht zur Wertaufliolung aus, empfiehlt aber im Anhang, in Anlehnung an international vorherrschende Regelungen, ein Verbot einzufiihren. Nach. IFRS 3.54 gelten die Grundsatze fiir die Be^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther/Seeberg, Thomas (Hrsg.): Vereinbarkeit intemationaler Konzemrechnungslegung mit handelsrechtlichen Grundsatzen, 2. Aufl., ZfbF-Sonderheft 43, 1999, Tz. 2.7. ^^ Vgl. IDW S 1: Grundsatze zur Durchfuhrung von Untemehmensbewertungen, WPg, 2000, S. 825 ff.; Dorschel, Andreas/Schuite, Jorn: Bewertung von Beteiligungen fur bilanzielle Zwecke, DB 2002, S. 1669-1675. 49 Vgl. ADS, 6. Aufl. 1996, § 309 Tz. 27. 5^ So Forschle, Gerhart/Hoffmann, Kurt, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 309, Tz. 19; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl., 1998, § 309 Tz. 34.
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Funftes Kapitel
rUcksichtigung eines Impairment nach IAS 36 auch fUr den Goodwill. IAS 36.124 enthalt ein striktes Wertaufholungsverbot. Der lASB hat sich damit der Regelung des FASB in SPAS 142.20. Das Verbot wurde mit der Begrilndung Ubemommen, dass eine Wertaufholung eher eine Bilanzierung eines originSren als eines derivativen Goodwills sei.
2.4
Ratierliche Verrechnung mit den Riicklagen
Neben der erfolgswirksamen Abschreibung ist in § 309 Abs. 1 S. 3 HGB vorgesehen, dass der restliche Unterschiedsbetrag (Firmenwert) „auch offen mit den Riicklagen verrechnet werden" darf. Damit ist eine ergebnisneutrale Absetzung von den RUcklagen gemeint.^^ Die Formulierung des § 309 Abs. 1 HGB lasst offen, •
ob mit der ergebnisneutralen Verrechnung erst in spMteren Perioden begonnen,
•
ob der Unterschiedsbetrag iiber mehrere Perioden erfolgsneutral verteilt werden darfund
•
gegen welche Riicklagen er zu verrechnen ist.
Aus dem Umstand, dass die erfolgsneutrale Verrechnung als Alternative zur erfolgswirksamen Abschreibung zugelassen wurde, folgt, dass es unzulassig erscheint, den vollen Betrag iiber das dem Erwerb folgende Jahr hinaus als Geschaftswert zu fiihren.^^ Die Frage einer iiber mehrere Perioden gestreckten Verrechnung mit den Riicklagen wurde im Rechtsausschuss als zulassig dargestellt.^^ Gedacht war dabei wohl, wie uberhaupt bei der erfolgsneutralen Verrechnung, an eine Bilanzierungshilfe. In den Fallen, in denen der derivative Firmenwert im Vergleich zum Eigenkapital und Ergebnis des Erwerbers groB ist, wiirde seine sofortige, erfolgswirksame Abschreibung das Konzernergebnis des Erwerbs- oder Folgejahres erheblich belasten. Das damit verbundene Signal einer schlechteren Ertrags- und Finanzlage wiirde in der Regel kaum den tats^chlichen Gegebenheiten entsprechen. Daher wird auch die Abschreibung des Geschaftswertes von den Analysten bei der Beurteilung der Unternehmen weitgehend ausgeblendet. Insoweit ist es betriebswirtschaftlich berechtigt, wenn der Gesetzgeber eine iiber mehrere Perioden gestreckte Abschreibung vorsieht. Wenn man iiberhaupt eine erfolgsneutrale Verrechnung zulasst, dann wiirde es wenig Sinn machen, diese auf eine sofortige voile Verrechnung zu beschrSnken. Bei stabilen GeschSftswerten wiirde dies auch zu einer den tatsSchlichen Verhaltnissen nicht entsprechenden Darstellung der Finanzlage fthren. Ei^^ Vgl. Miiller, Eberhard: Der Einfluss des Bilanzrichtlinie-Gesetzes auf die Daten zur Steuerung eines Konzems, DB 1985, S. 243. ^2 Vgl. Institut der Wirtschaftsprtifer: Stellungnahme SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, in: IDW (Hrsg.): IDW-Fachgutachten-/Stellungnahmen, Stand Dezember 1990, S. 55. ^^ Vgl. den Hinweis von Biener, Herbert, in: Deutscher Bundestag, Rechtsausschuss: Stenographisches Protokoll der Sitzung des Rechtsausschusses - Unterausschuss "BilanzrichtlinienGesetz"-vom23./24.9.1985, S. 19/76.
Kapitalkonsolidierung
249
ne ratierliche Verrechnung mit den RUcklagen ist daher wohl als gesetzlich zul^ssig anzusehen.^"* Wenn ratierlich verrechnet wird, sind ailerdings auch in spateren Jahren die offen mit den RUcklagen verrechneten BeMge anzugeben. Im Gesetz ist nicht geregelt, welche Rticklagen zu kiirzen sind. Da bei der Erwerbsmethode diese VerrechnungsbetrSge letztlich aber ergebniswirksam zu verrechnen sind (vgl. Abschnitt V.2.1), ist die Verrechnung mit den Gewinnriicklagen vorzunehmen.^^ Ob den Untemehmen aber uberhaupt soweit „geholfen" werden sollte, eine ergebnisneutrale Verrechnung vorzunehmen, ist zu bezweifein. Investitionsauszahlungen mtissen uber die Gewinn- und Verlustrechnung zu Aufwand werden. Dies ist ein ehemer Grundsatz des Rechnungswesens. Zudem erschwert eine erfolgsneutrale Verrechnung des Geschaftswertes den Vergleich zwischen Unternehmen, die sich Forschungs-, Entwicklungs- und Absatzpotentiale durch Beteiligungen kaufen, mit solchen, die sie seibst durch Ausgaben schaffen. Dies gilt auch fiir das Konzerncontrolling: Mitunter ist die Notwendigkeit schwer zu vermitteln, im externen Rechnungswesen erfolgsneutral verrechnete Geschaftswerte intern als zinspflichtiges VermSgen zu behandeln. Jede Art der erfolgsneutralen Verrechnung mit den Rticklagen mderspricht der Einheitstheorie und dem Grundsatz einer vorsichtigen Darstellung der Ertragslage (siehe bereits Abschnitt 111.8)^^. Dieser Mangel wird ailerdings dadurch gemildert, dass die Absetzung von den Rucklagen offen erfolgen muss, was eine Information iiber die H5he des nicht erfolgswirksam verrechneten Betrages einschliefit. Der Betrag muss aber nur im Jahr der
^^ Zustimmend Ztindorf, Horst: Bilanzpolitik beim Ubergang auf die neue Konzemrechnungslegung, DB 1987, S. 2112; Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 309, Tz. 20 - 26; kritisch Weber, Claus-Peter/Ziindorf, Horst: Der Posten "Geschaftsoder Firmenwert" im Konzemabschluss, DB 1989, S. 337; a.A.: Niehus, Rudolf J.: Vorbemerkungen zu einer Konzembilanzrichtlinie, WPg 1984, S. 323; Maas, Ulrich/SchrufF, Wienand: Der Konzemabschluss nach neuem Recht, WPg 1986, S. 241; Institut der WirtschaftsprUfer: Stellungnahme SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, IDW (Hrsg.): IDW-Fachgutachten/Stellungnahmen, Stand Dezember 1990, S. 55; WPHdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M Tz. 363 ff. zur Handhabung in der Praxis vgl. Rammert, Stefan/Wilhelm, Harald: Die Kapitalkonsolidierung in der Bilanzierungspraxis deutscher Konzerne, WPg 1991, S. 134. ^^ So bereits Miiller, Eberhard: Der Einfluss des Bilanzrichtlinie-Gesetzes auf die Daten zur Steuerung eines Konzems, DB 1985, S. 243. ^^ Vgl. zur Kritik aus betriebswirtschaftlicher Sicht Damm, Uwe/Ztindorf, Horst: Offene Fragen zur Konzembilanz nach dem Entwurf eines Transformationsgesetzes zur 7. EG-Richtlinie, DB 1984, S. 2576 f; Niehus, Rudolf J.: Vor-Bemerkungen zu einer Konzembilanzrichtlinie, WPg, 1984, S. 323; Ordelheide, Dieter: Kapitalkonsolidiemng nach der Erwerbsmethode, WPg, 1984, S. 244; v.Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 118; Busse von Colbe, Walther: Die neuen Rechnungslegungsvorschriften aus betriebswirtschaftlicher Sicht, WPg 1987, S. 124; Ordelheide, Dieter: Kapitalkonsolidierung und Konzemerfolg, ZfbF 1987, S. 295 f; zur Begrundung der erfolgsneutralen Verrechnung vgl. Biener, Herbert: Die Konzemrechnungslegung nach der Siebten Richtlinie des Rates der Europaischen Gemeinschaften iiber den Konzemabsphluss, DB 1983, Beilage 19/83, S. 10.
250
FUnftes Kapitel
Absetzung angegeben werden und nicht in spateren Perioden.^^ Ferner gebieten die allgemeinen Bilanzierungsgrundsatze, dass ein Geschaftswert spatestens im Rahmen der Entkonsolidierung erfoigswirksam verrechnet wird (siehe Abschnitt V.2.1). Die Information uber die Hohe des Betrages ermoglicht, dass der externe Abschlussadressat auch dort eine erfolgswirksame Abschreibung vomehmen kann, wo sie unternehmungsseitig unterbleibt. Der damit verbundene Aufwand kann aber prohibitiv sein. So wurde z.B. das Ergebnis je Aktie nach DVFA/SG bisher vergieichbar gemacht, indem der Geschaftswert grundsatzlich auch bei jenen Unternehmungen, die ihn erfoigswirksam abschreiben, erfolgsneutral gegen die RUcklagen verrechnet wurde.^^ Andernfalls mtisste man eine eigene Nebenbuchhaltung fur die Geschaftswerte der analysierten Unternehmen fuhren. Damit wurden aber die Konzemerfolge bisher in der DVFA/SG-Formel grundsatzlich um die Geschaftswertabschreibung zu hoch ausgewiesen. Das Argument, dass ein erworbener Geschaftswert sich bei Unternehmen, die erfolgreich sind, nicht abnutzt, sondern m5glicherweise im Wert noch zunimmt - was dann aber ein originarer Goodwillbestandteil ist - , kann berechtigt sein. Das miisste dann aber auch fur den Einzelabschluss gelten. Fur dort auszuweisende Geschaftswerte ist jedoch ein Abschreibungsgebot festgelegt. Allerdings diirfen Geschaftswerte, wenn sie im Einzelabschluss nicht gesondert, sondern in den Anschaffungskosten der Beteiligung enthalten sind, nicht planmaBig abgeschrieben werden. Das Bilanzrecht ist insoweit konzeptionslos^^. De lege ferenda sollte hier eine durchdachtere erfolgswirksame Gesamtlosung fiir alle Telle des Bilanzrechts angestrebt werden.^^
2.5
Stetigkeitsgebot
Gem. § 309 Abs. 1 HGB ist der Geschaftswert und nicht ein Geschaftswertteil entweder nach einem der Abschreibungsverfahren oder ergebnisneutral zu verrechnen. Eine Aufteilung des restlichen Unterschiedsbetrages fiir ein Tochterunternehmen auf verschiedene Verrechnungsarten scheidet damit aus.^^ ^^ Vgl. Bundesrat: Entwurf eines Gesetzes zur Durchflihrung der Siebenten und Achten Richtlinie des Rates der Europaischen Gemeinschaften zur Koordinierung des Gesellschaftsrechts, BR-Drucksache 163/85,1985, S. 39. ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Ergebnis nach DVFA/SG, 1991, S. 11 f ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Kapitalmarktorientierte Bilanzierungsregeln fur den Geschaftswert HGB, IAS und US-GAAP, in Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht FS fur Bruno Kropff, 1997, S. 569-589. ^^ Fiir eine Streichung der Verrechnungsmoglichkeit Kinne, Stephan: Der konzembilanzielle Firmenwert von Tochterunternehmen, 1989, S. 189; einschrSnkend zustimmend Weber, ClausPeter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, §309, Tz. 25; a.A. FOrschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilanzKomm, 6. Aufl., 2006, § 309, Tz. 20; Scherrer, Gerhard: § 309, in: Hofbauer, Max A./Kupsch, Peter (Hrsg.): Bonner Handbuch der Rechnungslegung, 1986ff., S. 7 f 61 A.A. Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 309, Tz. 30;
Kapitalkonsolidierung
251
Ob wegen des Grundsatzes der Einzelbewertung (§ 298 Abs. 1 iVm. § 252 Abs. 1 Ziff. 3 HGB) aber Geschaftswerte fiir verschiedene Tochterunternehmen nach verschiedenen Verfahren verrechnet werden dtirfen, ist strittig.^^ Der Grundsatz der Konsolidierungsstetigkeit des § 297 Abs. 3 HGB bezieht sich zwar nur auf die zeitliche Stetigkeit. Nach dem allgemeinen Grundsatz der sachlichen Stetigkeit, wonach gleichartige VorgSnge im Abschluss auch gleichartig zu behandeln sind, liegt es nahe, alle Geschaftswerte hinsichtlich ihrer Verrechnung oder Abschreibung gleichartig zu behandeln^^, es sei denn, besondere Umstande rechtfertigten eine Ausnahme. Ein Wechsel innerhalb einer Verrechnungsart verstielJe gegen das Gebot der Methodenstetigkeit (§ 297 Abs. 3 S. 2 HGB). Allerdings sind Abweichungen in AusnahmefSUen erlaubt. So ist es vertretbar, wenn nach zunSchst planmalJiger Abschreibung uber einen langeren Zeitraum auf die Abschreibung innerhalb von fUnf Jahren Ubergegangen wird Oder wenn ein restlicher Unterschiedsbetrag voilstandig erfolgswirksam abgeschrieben wird. Wenn man schon eine vollige erfolgsneutrale Aufrechnung zulSsst, wird es in Ausnahmefellen auch fiir zulassig gehaiten, bei einer zunSchst erfolgswirksamen Verrechnung den Restbetrag spater erfolgsneutral abzuschreiben^"* und umgekehrt. Ein solcher Methodenwechsel bedurfte allerdings einer Begrundung im Konzernanhang.
2.6
Offenlegung der Geschaftswertverrechnungen
Eine expiizite gesetzliche Regelung fur den Ausweis der Geschaftswertverrechnung im Konzernanhang existiert nicht. Aufgrund der Gleichartigkeit der Inhalte dtirfen alle Geschaftswerte aus der Konsolidierung und aus den Einzelabschlussen in einer Bilanzposition zusammengefasst werden. Jedoch wird eine Aufgliederung nach der rechtlichen Form der Entstehung und dem AusmaB der Kontrolle Uber das Unternehmen (Geschaftswerte aus Einzelbilanzen, Verschmelzung, Asset Deal, Vollkonsolidierung, Quotenkonsolidierung, Equitymethode) vorgeschlagen.^^ Da die geplante Nutzungsdauer des
^^ ^3 ^^
^^
Niehus, Rudolf J.: Konzemrechnungslegung im Ubergang, in: Albach, Horst/Forster, KarlHeinz (Hrsg.): Bilanzrichtlinien-Gesetz, ZfB-Erganzungsheft 1/87, 1987, S. 289; Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, in: IDW (Hrsg.): IDW-Fachgutachten/Stellungnahmen, Stand Dezember 1990, S. 54; Rammert, Stefan/Wilhelm, Harald: Die Kapitalkonsolidierung in der Bilanzierungspraxis deutscher Konzeme (Teil II), WPg 1991, S. 134. Vgl. Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst: Der Posten „Geschafts- oder Firmenwert" im Konzemabschluss, DB 1989, S. 337. Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 297, Tz. 47, und § 309, Tz. 59; Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 309, Tz. 36. So auch Niehus, Rudolf J.: Konzemrechnungslegung im Ubergang, in: Albach, Horst - Forster, Karl-Heinz (Hrsg.): Bilanzrichtlinien-Gesetz, ZfB-Erganzungsheft 1/87, 1987, S. 289; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst: Der Posten „Geschafts- oder Firmenwert" im Konzemabschluss, DB 1989, S. 338. Vgl. Weber, Claus Peter/Zundorf, Horst: Der Posten „Geschafts- oder Firmenwert" im Kon-
252
FUnftes Kapitel
Firmenwertes etwas uber das Risiko aussagt, dem die erwarteten Gewinne aus dem Beteiligungserwerb unterliegen, w^re es hilfreich, die Geschaftswert im Anhang nach Nutzungsdauergruppenaufzuschltisseln.^^ Wird der Geschaftswert abgeschrieben, ist ein vorheriger Ausweis als Zugang im Anlagespiegel zwingend. Sobald der Geschaftswert voll abgeschrieben ist, wird er als Abgang aus den Bruttoanschaffiingskosten und aus den kumulierten Abschreibungen herausgenommen, auch wenn es einen Abgang eines abgeschriebenen Geschaftswerts im physischen Sinne nicht gibt. Damit wird beriicksichtigt, dass der mit der Beteiligung erworbene Geschaftswert nicht mehr vorhanden ist. Fraglich ist, ob auch bei erfolgsneutraler Verrechnung ein Ausweis ais Zugang im Anlagespiegel erforderlich ist. Unumganglich ist dies bei ratierlicher Verrechnung gegen die Rucklagen. Bei soft)rtiger Verrechnung ware bei Unterlassen des Ausweises im Anlagespiegel unter Zugange nicht mehr die Bruttoinvestition der Periode ablesbar. Wohl auch deshaib fordert § 301 Abs. 3 HGB, unabhangig von der spateren Verrechnung gem. § 309 HGB, einen Ausweis des restlichen aktivischen Unterschiedsbetrags als Geschaftswert auf der Aktivseite. Die offene Absetzung von den Rucklagen gentigt nicht.^^ Die Verrechnung mit den Riicklagen sollte im Anlagespiegel als Abgang gezeigt werden. Ein Ausweis als Abschreibung erschiene als erfolgswirksame Verrechnung. Der Abschreibung im Anlagespiegel entsprache aber keine Abschreibung in der GuVRechnung. Das Vorgehen sollte im Konzernanhang erlautert werden.
2.7.
Koordination der Geschaftswertabschreibung mit der Beteiligungsabschreibung im Einzelabschluss
Ein erheblicher Teil der Probleme der Geschaftswertabschreibung im Konzernabschluss resultiert aus der unbefi-iedigenden Einzelabschlussregelung ftir Beteiligungen. Anders als im europaischen Ausland, z.B. in den Niederlanden^^, k5nnen in Deutschland erworbene stille Rtlcklagen und ein Geschaftswert im Einzelabschluss nicht gesondert bilanziert und abgeschrieben werden. Der Geschaftswert bleibt dann Teil der Anschaffiingskosten der Beteiligung, die nicht planmalJig abgeschrieben werden dtirfen. Damit entwickeln sich zumindest der Eigenkapitalausweis im Abschluss des Mutterunterneh-
zemabschluss, DB 1989, S, 339; dieselben, in: Kuting/Weber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl., 1998, § 309, Tz. 62. ^^ So Ordelheide, Dieter: Kapitalmarktorientierte Bilanzierungsregeln fiir den Geschaftswert HGB, IAS, US-GAAP, in: Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS fiir Bruno Kropff; 1997, S. 569-589. ^^ A.A. Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst: Der Posten „Geschafts- oder Firmenwert" im Konzernabschluss, DB 1989, S. 339. ^^ Vgl. Klaasen, J.: Die Durchfiihrung der Vierten EG-Richtlinie in der Niederlandischen Gesetzgebung, WPg 1981, S. 267 ff.
Kapitalkonsolidierung
253
mens und im Konzernabschluss und, bei erfolgswirksamer Verrechnung des Geschaftswertes, auch die Ergebnisausweise ohne okonomischen Grund auseinander.^^ Besser ware es gewesen, die GescMftswerte im Einzelabschluss, unabhangig davon, ob das Tochterunternehmen rechtlich aufgelost wurde oder nicht, nach einem einheitlichen Verfahren abzuschreiben. Dies hatte dadurch erreicht werden kSnnen, dass die EquityBewertung fUr Beteiligungen an verbundenen und assoziierten Unternehmen fiir den Einzelabschluss vorgeschrieben worden ware. Eine Beeintrachtigung der Ausschtittungsbemessungsfunktion des Einzelabschlusses hatte dabei dadurch vermieden werden k5nnen, dass Gewinne aus Zuschreibungen iiber die Anschaffiingskosten der Beteiligung hinaus einer ausschUttungsgesperrten RUcklage hatten zugewiesen werden mtlssen. Eine ggf. vorgenommene Abschreibung der Beteiligung im Einzelabschluss und die Verrechnung der Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen sowie eine Geschaftswertabschreibung im Konzernabschluss mussen koordiniert werden, um Doppelrechnungen zu vermeiden. Hat die Abschreibung im Einzelabschluss die Funktion, die Beteiligung mit dem niedrigeren Tageswert anzusetzen und wurden stille Reserven aus der Erstkonsolidierung und ein Geschaftswert im Konzernabschluss bereits erfolgswirksam verrechnet, so kann nur jener Teil der Beteiligungsabschreibung im Konzernabschluss aufwandswirksam sein, der die im Konzernabschluss in anderer Form bereits verrechneten Telle der Anschaffiingskosten ilbersteigt. An die Stelle der Beteiligungsabschreibung mtlssen im Konzernabschluss dann aber Abschreibungen eines ggf. noch vorhandenen Geschaftswertrestes oder von Vermdgensgegenstanden des Tochterunternehmens treten. Aus Konzernsicht existiert keine Beteiligung und folglich darf auch keine Beteiligungsabschreibung ausgewiesen werden. Wurde der Geschaftswert im Konzernabschluss erfolgsneutral mit den Riicklagen verrechnet, so wiirde eine Berticksichtigung der Beteiligungsabschreibung auch im Konzernabschluss zwar nicht das Konzernergebnis, aber doch das Eigenkapital doppelt ktirzen. Zum einen ware es bei der Verrechnung des Geschaftswerts mit den ROcklagen gekurzt worden. Zum anderen wurde durch die Ubernahme der Abschreibung aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss auch der Konzernjahresiiberschuss reduziert. Wird der KonzernjahresUberschuss im bilanziellen Konzerneigenkapital ausgewiesen (Ausweis vor Ergebnisverwendung), dtirfte die RUcklagenkurzung in H5he des Teiles der Abschreibung der Beteiligung im Einzelabschluss, der auf den in der Konzembilanz erfolgsneutral verrechneten Geschaftswert entfSUt, nicht aus der Erganzungsrechnung ubemommen werden, Der nicht von der Abschreibung betroffene Teil des erfolgsneutral verrechneten Geschaftswerts kann dagegen aus der Erganzungsrechnung Ubernommen werden, so dass die Konzernriicklagen um diesen Teil gekiirzt bleiben. Auch in dem Fall, in dem in der Konzembilanz der Bilanzgewinn des Mutterunternehmens ausgewiesen werden soil, darf in der Erganzungsrechnung nur der Teil der fi"uheren Rucklagenktirzung Ubemommen werden, der nicht von der Abschreibung im Einzelabschluss betroffen ist, da es ansonsten zu einer doppelten Kurzung der Konzernruck-
^^ Zur Kritik vgl. Busse von Colbe, Walther: Die neuen Rechnungslegungsvorschriften aus betriebswirtschaftlicher Sicht, WPg 1987, S. 123.
254
Fttnftes Kapitel
lagen kame: zum einen durch die Verrechnung des Geschaftswertes und zum anderen durch die Abschreibung der aus Konzernsicht die Beteiligung reprSsentierenden Verm6gensgegenstande. Beispiel 5.8 Ein Mutterunternehmen M erwirbt zum Zeitpunkt tO eine Beteiligung von 100% an einem Tochterunternehmen T zu einem Preis von 1.000 Mio. €. Das Eigenkapital von T betragt 500 Mio. €. In den sonstigen Aktiva von T befinden sich stille Reserven von 200 Mio. €, die tiber eine Laufzeit von 10 Jahren abgeschrieben werden soUen. Der bei der Erstkonsolidierung entstehende Firmenwert von 300 Mio. € wird vollstSndig erfolgsneutral mit den Rucklagen verrechnet. In tl wird die Beteiligung an T im Einzelabschluss M um 200 Mio. € abgeschrieben. In Tabelle 5.8 (dort im folgenden Angaben in Mio. €) sind in den Spalten 1 und 2 die Einzelbilanzen von M und T zum Zeitpunkt tl wiedergegeben. Soil im Konzernabschluss das Konzernergebnis vor Ergebnisverwendung ausgewiesen werden, wird, ausgehend von einer ersten Summenbilanz (Spalte 3), die Abschreibung im Einzelabschluss M durch eine Korrekturbuchung (Spalte 4) zunachst erfolgswirksam rtickgangig gemacht, so dass filr die Folgekonsolidierung von der Summenbilanz 2 (Spalte 5) auszugehen ist. Wird die Ergdnzungsrechnung in vollem Umfang in die Folgekonsolidierung einbezogen {Alternative /, Spalte 6), ergibt sich eine Minderung des summierten Eigenkapitals um 800. Diese setzt sich aus der Verrechnung des ursprtinglichen Beteiligungsbuchwertes (1.000) gegen das konsolidierungspflichtige Kapital des Tochteruntemehmens (500) und der erfolgsneutralen Verrechnung des Geschaftswertes (300) gegen die KonzernrUcklagen zusammen. Im Rahmen der Folgekonsolidierung (Spalte 7) erfolgt zunachst die Abschreibung der den sonstigen Aktiva im Rahmen der Erstkonsolidierung zugeordneten stillen Reserven um 20 (= 0,1 x 200; Buchungssatz 2)). Neben dieser Abschreibung sind die sonstigen Aktiva noch um eine Abschreibung in Hohe der Differenz zwischen dem Abschreibungsbetrag auf die Beteiligung im Einzelabschluss M und den bereits erfolgswirksam verrechneten stillen Reserven von 180 (= 200 - 20; Buchungssatz 1)) zu vermindern. Dadurch werden allerdings die Konzernriicklagen im Konzemabschluss (Spalte 8) um den auf den Geschaftswert entfallenden Betrag von 180 doppelt gekurzt: Zum einen um die Beriicksichtigung der vollstandigen erfolgsneutralen Verrechnung des Geschaftswertes im Rahmen der Erganzungsrechnung und zum anderen durch die voUstandige Abschreibung der den sonstigen Vermogensgegenstanden bei der Erstkonsolidierung zugeordneten stillen Reserven. Das erscheint nicht sachgerecht. Korrekterweise darf die erfolgsneutrale Verrechnung des Geschaftswertes nur in der Hohe aus der Erganzungsrechnung ubernommen werden, in der die Abschreibung der Beteiligung in der Einzelbilanz von M den Geschaftswert nicht betrifft.
Kapitalkonsolidierung
255
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13
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Funftes Kapitel
Dies ist in Alternative 2 dargestellt. Die Erganzungsrechnung (Spalte 9) wird zunSchst ohne die erfolgsneutrale Verrechnung des Geschaftswertes mit den Riickiagen Ubernommen. Da von dem Abschreibungsbetrag von 200 im Rahmen der Folgekonsolidierung (Spalte 10) 20 (Buchungssatz 5) auf die stillen Reserven der sonstigen Aktiva entfailen, ist der Geschaftswert urn den noch verbleibenden aufwandswirksamen Teil von 180 (Buchungssatz 4) abzuschreiben. Der nicht abgeschriebene Teil des Geschaftswertes von 120 (= 300 - 180) kann erfolgsneutral gegen die RUcklagen verrechnet werden (Buchungssatz 3). In der Konzernbilanz (Spalte 11) kommt es dadurch zu einem Ausweis des Konzerneigenkapitals, das dann urn 180 hoher ist als bei Alternative 1. Wird in der Konzernbilanz der Bilanzgewinn des Mutterunternehmens ausgewiesen, so erh5ht die RUckgangigmachung der Beteiligungsabschreibung im Einzelabschluss M, vorausgesetzt es soil ein bestimmter Bilanzgewinn im Einzelabschluss ausgewiesen werden, die Riickiagen in der Summenbilanz 2. Das Ausmafi der Ubernahme der Erganzungsrechnung und die Buchungen im Rahmen der Folgekonsolidierung entsprechen der Vorgehensweise bei Ausweis des Konzemergebnisses vor Ergebnisverwendung, so dass auch hier in dem Fall der unkorrigierten Ubernahme der Erganzungsrechnung die Konzernrlicklagen um 180 zu niedrig ausgewiesen wiirden.
3.
Der Impairment only-Ansatz nach IFRS
Der FASB hat 2001 mit den SFAS 141 und 142 in Zusammenhang mit dem Verbot der Pooling of Interests-Methode mit der bisher international allgemein gUltigen Regel, dass der Goodwill planmafiig (Iber eine geschatzte Nutzungsdauer abzuschreiben ist, v6llig gebrochen. Eine planmafiige Abschreibung ist demnach verboten. An ihrer Stelle tritt die periodische Uberprilfung der Werthaltigkeit der den einzelnen cash generating units (CGU), in USA als reporting units bezeichnet, zugeordneten Goodwills aus der Erstkonsolidierung (IFRS 3.55). Dabei ist zuvor die ursprungliche Uberschuss der Anschafflingskosten der Beteiligung uber das im Einzelabschluss zu Fair Values angesetzte bilanzierungsfUhige ReinvermCgen weitest moglich um gesondert vom Goodwill zu bilanzierende immaterielle Werte (assets) zu bereinigen. Das Verbot der planmaBigen Abschreibung widerspricht dem Wortsinn des § 309 Abs. 1 HGB und ist daher auf einen Konzernabschluss nach HGB nicht anwendbar. Abgesehen von dem Mitgliedstaatenwahlrecht zur erfolgsneutralen Verrechnung des Firmenwertes mit den Riickiagen verlangt auch Art. 30 der 7. EG-Richtlinie die Abschreibung entsprechend der Regelung fiir den Einzelabschluss. Gleichwohl hatte der DSR mit dem DRS la flir Untemehmen, die die Option des - inzwischen aufgehobenen - § 292a HGB wahrnahmen, trotz heftiger Kritik,^^ den Einklang mit dem EG-Recht erklart.
^^ Vgl Busse von Colbe, Walther: Ist die Bilanzierung des Firmenwertes nach dem Nonamortisations-Impairment-Ansatz des SFAS-Entwurfs von 2001 mit § 292a vereinbar? DB 2001, S. 877-879; Altenburger, Otto: Erlaubt die Bilanzrichtlinie einen Verzicht auf die planmafiige Abschreibung des Goodwill? WPg 2002, S. 806-808.
Kapitalkonsolidiemng
257
Das lASB hatte sich 2003 mit IFRS 3.54 f. dem Verbot der planmaBigen Amortisation des Firmenwertes angeschlossenJ^ Wie in SPAS 142 tritt an ihre Stelle ein mindestens einmal jShrlich zum gleichen Zeitpunkt sowie bei Anlassen, die eine Wertminderung vermuten lassen, vorzunehmender zweistufiger Impairmenttest. Der Impairmenttest ist in IAS 36.80 ff. geregelt. Der Goodwill eines erworbenen Untemehmens ist im Erwerbszeitpunkt der Beteiligung denjenigen CGU zuzuordnen, die den Nutzen aus den Synergieeffekten haben werden (siehe Abschnitt III. 8.2.2). Die CGU wird als die kleinste Gruppe von Vermdgensgegenstanden definiert, die unabh^ngig von anderen Verm5gensgegenstanden Zahlungsmittelzufliisse generieren (IAS 36.6). Mindestens ist sie ein nach IAS 14 auszuweisendes Segment in Form einer Rechtseinheit oder eines Geschaftsbereichs Die Notwendigkeit einer Sonderabschreibung des Goodwills wird auf der Ebene jeder CGU mindestens einmal jahrlich und zusatzlich bei Vorliegen von Verdachtsmomenten einer Wertminderung geprlift. Nach IAS 36.90 wird im ersten Schritt der Buchwert der CGU einschlieBlich des erworbenen Goodwillanteiis und abzuglich der ihr zuzurechnenden Schulden (Buchwert des Eigenkapitals) dem dafiir geschatzten erzielbaren Betrag (recoverable amount) gegenubergestellt. Der erzielbare Betrag ist der h5here Wert vom gesch^tzten NettoverSufierungspreis der CGU und ihrem Nutzwert, der durch den Barwert des Cash Flow reprSsentiert wird. Ist der erzielbare Betrag geringer als der Buchwert, so liegt ein Wertverlust vor (siehe Abbildung 5.4). Liegt ein Wertverlust vor (impairment loss), wird im zweiten Schritt der Goodwill in der entsprechenden Hohe erfolgswirksam abgeschrieben. Verbleibt nach der Abschreibung
(1) Buchwert des Eigenkapitals
Keine Wertminderung
> (2) ErzielbarerNettobetrag? ja
(3) Abschreibung d. Goodwills um den impairment loss (4) Verteilung des Restbetrages
Abbildung 5.4: Impairmenttest flir den Goodwill
'^^ Vgl. Brticks, Michael/Wiederhold, Philipp: Exposure Draft 3 „Business Combinations" des lASB, KoR, 2003, S. 1-4; Bieker, Marcus/Bsser, Maik: Goodwill-Bilanzierung nach ED 3 „Business Combinations", KoR 2003, S. 75-84; Kilting, Karlheinz/Dawo, Sascha/Wirth, Johannes: Konzeption der auBerplanmaBigen Abschreibung im Reformprojekt des lASB, KoR, 2003, S. 177-190.
258
FUnftes Kapitel
des Goodwill ein weiterer Abwertungsbedarf, weil der erzielbare Betrag fiir die CGU niedriger als der Buchwert des Eigenkapitals ist, so ist er proportional auf die nichtmonetaren Verm5gensgegenstande bis zur Hohe des Maximums aus ihrem erzielbaren Betrag (fair value less costs to sell) und ihres Gebrauchwertes (value in use) zu verteilen (IAS 36.104 ff.) Ein Unterschied gegeniiber dem Verfahren nach SFAS 142.19 ff. kann sich dadurch ergeben, dass der erworbene Goodwill statt den reporting units den CGU zuzuordnen und auf ihrer Basis der Impairmenttest vorzunehmen ist. Sind die reporting units gr56er als die CGU, so kann sich eher ein Ausgleich zwischen einem schwindenden derivativen und einem vorhandenen oder steigenden originaren Goodwill ergeben^^.AulJerdem sieht SFAS 142 ein zweistufiges Verfahren zur Bestimmung des impaiment loss vor. Infolge der EU-Verordnung richtet sich die Behandlung des Goodwills kapitalmarktorientierter Unternehmen dann zwingend nach den Regeln des lASB. Andere Kapitalgesellschaften k5nnen die IFRS freiwillig auf ihren Konzernabschluss anwenden (§ 315a Abs. 3 HGB). FUr andere Muttergesellschaften, die von dem Wahlrecht nicht Gebrauch machen, gelten zumindest zunachst weiterhin die Vorschriften des § 309 HGB. Der Impairment only-Ansatz begegnet der grundsatzlichen Kritik, dass er im Gegensatz zu dem herkommlichen Verbot der Aktivierung eines originaren Goodwills implizit zu einer ebensolchen Aktivierung und damit zu einen weiten Spielraum ftir subjektives Ermessen besonders bei der Bestimmung des erzielbaren Betrages fiir die CGU und der Abschreibung des Goodwill fuhrt.-''^ Als speziellere Kritikpunkte werden angeflihrt:^^ Wenn der bezahlte Goodwill den Gegenwert fiir eine begrenzte Reihe kUnftiger Ubergewinne bildet und diese Gewinne auch realisiert werden, so mtisste der Goodwill entsprechend planmaBig abgeschrieben werden. Bei zyklischen Investitionen, die durch einbehaltenen Gewinne fmanziert werden, kann es dazu kommen, dass das Wertverhdltnis von erzielbarem Betrag zu Buchwert der CGU vorubergehend untQY eins sinkt,. Der Ausweis eines Wertminderungsaufwandes ist dann kaum gerechtfertigt und wenig informativ. Der Mangel konnte geheilt werden, wenn spSter eine Zuschreibung zum Goodwill bis zu seiner urspriinglichen Hohe zulassig ware. Eine Wertaufholung wird aber in IAS 36 124, wie auch in SFAS 142, ausdrucklich ausgeschlossen. Die Ermittlung einer Wertminderung des Goodwills wird komplexer und anfalliger fur Gestaltungsmoglichkeiten, wenn in einer CGU mehrere Tochtergesellschaften enthalten sind, an denen andere Gesellschafter zu unterschiedlichen Prozentsatzen beteiligt sind.^^
'^^ Zu Unterschieden vgl. Fladt, Duido/Feige, Peter: Der Exposure Draft 3 „Business Combinations" des lASB - Konvergenz mit den US-GAAP?: WPg 2003, S. 249-262. '^ Vgl. Busse von Colbe, New Accounting for Goodwill, in: The Economics and Politics of Accounting, FS fiir Dieter Ordelheide, 2003, S. 199 ff. '^^ Vgl. hierzu Coenenberg, AdolCSchulze, Wolfgang: Untemehmensbewertung: Konzeptionen und Perspektiven, DBW 2002, S. 614 f. ^^ Vgl. Pellens, Bemhard/Sellhorn, Thorsten: Minderheitenproblematik beim Goodwill Impair-
Kapitalkonsolidierung
4
259
Behandlung passivischer Unterschiedsbetrage nach HGB
Ein passivischer Unterschiedsbetrag entsteht nach deutschem Recht wegen der pagatorischen Absicherung der Erwerbsmethode nur, wenn von vornherein die Anschaffungskosten der Beteiligung kleiner sind ais das anteilige erworbene Eigenkapital in der Handelsbilanz II des Tochterunternehmens (siehe Abschnitt III.9). Da bei der Erwerbsmethode nur die Anschaffungskosten wahrend der Konzernzugeh5rigkeit der Beteiligung aufwandswirksam werden diirfen, ist der passivische Unterschiedsbetrag im Rahmen der Folgekonsolidierung ergebniserh^hend aufzulosen (siehe Abschnitt II. 1). •
Die Beschrankung der Totalerfolgswirkung auf die Investitionsauszahlung fUr die Beteiligung kann trotz Ubemahme der hoheren Vermogenswerte und Schulden aus der Bilanz des Tochterunternehmens in die Konzernbilanz auf verschiedenen Wegen erreicht werden:
•
Korrektur der ubernommenen Vermogenswerte und Schulden im Rahmen der Erstkonsolidierung (siehe Abschnitt III. 9.2), so dass der passivische Unterschiedsbetrag bereits im Rahmen der nachfolgenden Erstkonsolidierung gar nicht mehr entsteht,
•
spdtere erfolgserhohende Auflosung eines zunachst passivierten Unterschiedsbetrages im Rahmen der Folgekonsolidierung,
•
Verrechnung mit aktivischen Unterschiedsbetrdgen aus der Konsolidierung anderer TochterunternehmenJ^
Die Korrektur der Vermogenswerte und Schulden um den passivischen Unterschiedsbetrag im Rahmen der Erstkonsolidierung fiihrt dazu, dass der passivische Unterschiedsbetrag spater dann erfolgserhohend wirkt, wenn die gekiirzten Verm5genswerte zu Aufwand werden. Eine solche Reduktion der Vermogenswerte zu Lasten des Unterschiedsbetrages ist nach der 7. EG-RL und dem HGB nicht zulassig. Ein passivischer Unterschiedsbetrag ist vielmehr zu bilanzieren und spater gem. § 309 Abs. 2 HGB unter bestimmten Voraussetzungen aufzulosen.^'^ Diese Regelung schlieUt jedoch nicht aus, dass bei der Ermittlung des passivischen Unterschiedsbetrages eigenment Test nach geplanten IFRS und geltenden US-GAAP, DB 2003, S. 401-408; Ludenbach, Norbert/Frowein, Nils: Der Goodwill-Impairment-Test aus Sicht der Rechnungslegungspraxis, DB 2003, S. 221 ff. ^^ Kritisch dazu Kinne, Stephan: Der konzembilanzielle Firmenwert von Tochteruntemehmen, 1989, S. 189; zur Handhabung in der Praxis und zu Auswirkungen auf die Bilanzstruktur vgl. Rammert, Stefan/Wilhelm, Harald: Die Kapitalkonsolidierung in der Bilanzierungspraxis deutscher Konzeme (Tell II), WPg 1991, S. 133 f ^^ Vgl. Kinne, Stephan: Der konzembilanzielle Firmenwert von Tochteruntemehmen, 1989, S. 178 ff.
260
FUnftes Kapitel
kapitalmindernde Korrekturen vorgenommen werden, die ihn kleiner werden lassen7^ Das sind Korrekturen, die man auch bei der Aufstellung der Handelsbilanz II hatte vornehmen kOnnen. In der Praxis kommt dies z.B. dann vor, wenn die Handelsbilanz II beim Tochterunternehmen aufgestellt wird und danach auf Konzemebene zusatzliche Bewertungsabschlage, z.B. wegen geplanter ProduktionseinschrSnkungen oder Restrukturierungsriickstellungen, z.B. wegen Stillegungen, vorgenommen werden (siehe Abschnitt III. 4.4). Die Bewertungsabschlage durfen aber nicht dazu fiihren, dass die Tageswerte der Vermogensgegenstande unterschritten werden. Verbleibt auch nach solchen Eigenkapitalminderungen noch ein passivischer Unterschiedsbetrag, so ist er zunSchst zu bilanzieren und „darf' spater gem. § 309 Abs. 2 HGB „nur aufgelost werden, soweit 1.
eine zum Zeitpunkt des Erwerbs der Anteile oder der erstmaligen Konsolidierung erwartete ungiinstige Entwicklung der kunftigen Ertragslage des Unternehmens eingetreten ist, oder zu diesem Zeitpunkt zu erwartende Aufwendungen zu beriicksichtigen sind oder
2.
am Abschlussstichtag feststeht, dass er einem realisierten Gewinn entspricht''
Im ersten Fall hat der passivische Unterschiedsbetrag den Charakter eines negativen Goodwill. Er kann erstens dadurch entstehen, dass sich eine im Zeitpunkt des Erwerbs erwartete ungiinstige Entwicklung zwar im Anschaffungspreis aber noch nicht in dem MaBe im Eigenkapital des Tochterunternehmens niedergeschlagen hat. Zweitens kann er durch spatere Aufwendungen, die im Anschaffungspreis antizipiert wurden, verursacht sein, z.B. durch im Anschaffungspreis beriicksichtigte Verbindlichkeiten oder Aufwandsrisiken, die in der Bilanz des Tochterunternehmens nicht bilanziert wurden (siehe Abschnitt III.9.1). In beiden Fallen werden bei spaterem Eintritt der Verluste oder der Aufwendungen diese durch eine ergebniserhohende Auflosung des passivischen Unterschiedsbetrages neutralisiert. Der zweite Fall ist erstens dann gegeben, wenn damit zu rechnen ist, dass die im Erwerbszeitpunkt erwarteten Verluste nicht eintreten. Das ist z.B. der Fall, wenn bei dem Tochterunternehmen Uber mehrere Jahre die erwarteten Aufwendungen nicht eintreten und es normale Gewinne erzielt. Dann liegt kein Grund vor, die Auflosung bis zum Verkauf der Beteiligung aufzuschieben.^^ Der zweite Fall liegt auch dann vor, wenn die Anteile an dem Tochterunternehmen durch Hingabe eines Realgutes - z.B. eines Grundstiicks oder einer anderen Beteiligung - erworben wurden und dabei Gewinn realisiert wurde. Dies ist z.B. dann gegeben, wenn der Gewinn wegen der Ubertragung stiller Reserven gem. § 6b EStG in den Anschaffungskosten der erworbenen Beteiligung nicht ausgewiesen wurde. Ferner kann ein solcher ^^ Vgl. v.Wysocki, KlausAVohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 113ff. ^^ So aber der HFA Sonderausschuss Bilanzrichtliniengesetz 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung, in: FN 1988, S. 380, und Baetge, Jorg: Der negative Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung nach HGB, IAS und US-GAAP, in: Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS fiir Bruno Kropff, 1996, S. 357.
Kapitalkonsolidierung
261
Fall vorliegen, wenn man beim Tausch von Verm5gensgegenstanden ein Wahlrecht zur Gewinnrealisierung annimmt^^ und es nicht nutzt. Die Anschaffiingskosten der Beteiligung konnen dann, da sie den Gewinn nicht enthalten, niedriger sein als das Eigenkapital des entsprechenden Tochterunternehmens. FUr den Konzernabschluss miisste der resultierende passivische Unterschiedsbetrag dann erfolgserh5hend aufgel5st werden. Eine erfolgsneutrale Ktirzung der Verm5gensposition und damit einer Ubertragung der stillen Reserven in den Konzernabschluss erscheint unzuMssig.^^ Die Formulierung „darf... nur aufgelQst werden" scheint offen zu lassen, ob ein Wahlrecht zur erfolgswirksamen Auflosung des passivischen Unterschiedsbetrages besteht Oder ob er bei Vorliegen einer der Voraussetzungen aufgelost werden muss (Aufl5sungspflicht). Aufgrund des pagatorischen Prinzips (s.o.), das aufgrund des Einheitsgrundsatzes auch flir den Konzernabschluss gilt, ist eine ergebniserhohende Aufl5sung jedoch erforderlich.^^Eine erfolgsneutrale Zuordnung zu den Rucklagen ist im Gesetz nicht vorgesehen, widersprache dem Kongruenzprinzip und ist daher unzulassig.^^ Zwar ist es zulassig, den passivischen Unterschiedsbetrag mit einem Geschaftswert aus der Konsolidierung eines anderen Unternehmens aufzurechnen, doch miissen die BetrSge ggf. im Anhang angegeben werden (§ 301 Abs. 3 S. 3 HGB). Dabei handelt es sich um ein Ausweiswahlrecht^"*, andernfalls hatten die Regelungen Uber die Zuordnung aktivischer UnterschiedsbetrSge in § 301 HGB und uber die Auflosung passivischer Unterschiedsbetrage in § 309 HGB eingeschrankt werden miissen.^^ Die Geschaftswerte und passivischen Unterschiedsbetrage sind fiir jede Tochtergesellschaft einzeln fortzuschreiben. Bei einer Aufrechnung vor Zuordnung ware die Totalerfolgswirkung zwar die gleiche wie bei getrennter erfolgswirksamer Verrechnung der Unterschiedsbetrage. Da die Periodenerfolgswirkungen jedoch erheblich voneinander abweichen kOnnen, ist die Aufrechnung der Betrage auch als Vereinfachungsregelung nicht zu rechtfertigen. ^^ Vgl. zur Darstellung der Literatur zum Tausch Ordelheide, Dieter: Anschaffiingskosten, in: Beck HdR, 1987 ff., B 162, S. 28 ff 81 A.A. ADS, 6. Aufl., 1996, § 309 Tz. 78. 8^ Eine Auflosungspflicht befiirworten Ordelheide, Dieter: Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode, WPg 1984, S. 244; Busse von Colbe, Walther: Der Konzernabschluss im Rahmen des Bilanzrichtlinien-Gesetzes, ZfbF 1985, S. 773; Maas, Ulrich/Schruff, Wienand: Der Konzernabschluss nach neuem Recht, WPg 1986, S. 242; Schindler, Joachim: Kapitalkonsolidierung nach dem Bilanzrichtiinien-Gesetz, 1986, S. 221 f; Busse von Colbe, Walther et alt.(Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, Zfl)F-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 79; Kinne, Stephan: Der konzernbilanzielle Firmenwert von Tochteruntemehmen, 1989, S. 190; Institut der Wirtschaftsprufer: Stellungnahme SABI 2/1988: Behandlung des Unterschiedsbetrags aus der Kapitalkonsolidierung, in: IDW (Hrsg.): IDWFachgutachten/Stellungnahmen, Stand Dezember 1990, S. 56. 8^ A.A. Baetge, JOrg: Der negative Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung nach HGB, IAS und US-GAAP, in: Forster, Karl-Heinz et alt. (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS fiir Bruno Kropff, 1996, S. 357. ^^ Vgl. FSrschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 167. 8^ Zu den Ausweisproblemen im Anlagespiegel Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst: Der Posten "Geschafts- oder Firmenwert" im Konzernabschluss, in: DB, 42. Jg., 1989, S. 338.
262
Funftes Kapitel
5.
Behandlung der Anteile anderer Gesellschafter
5.1
Verrechnung der Anpassungsbetrage
Die aus der Anpassung an die vom Mutterunternehmen anwendbaren Ansatz- und Bewertungsmethoden (§ 308 HGB) resultierenden Betrage gehen in die HB II ein und wirken sich damit auf die Anteile der anderen Gesellschafter aus. Daher mUssen auch die Verminderungen dieser KorrekturbetrSge infolge von Abschreibungen oder anderen Wertminderungen im Rahmen der Folgekonsolidierung anteilig dem Ausgleichsposten flir andere Gesellschafter zugeordnet werden.
5.2
Zuordnung stiller Riicklagen und Lasten nach der Buchwertmethode
Die den anderen Gesellschaftern zustehenden Anteile am Nominalkapital, an den Riicklagen, an einem Gewinnvortrag und am JahresUberschuss oder Bilanzgewinn des Tochterunternehmens sind als „Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter" in der Konzernbilanz gesondert auszuweisen (§ 307 Abs. 1 S. 1 HGB). In der Gewinn- und Verlustrechnung sind im Konzernjahresuberschuss zwar die Ergebnisanteile aller Gesellschaftergruppen zusammengefasst. Darunter ist jedoch der im Jahresergebnis enthaltene anderen Gesellschaftern zustehende Gewinn und der auf sie entfallende Verlust gesondert auszuweisen (§ 307 Abs. 2 HGB). Bei der Buchwertmethode betreffen die Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen im Rahmen der Erstkonsolidierung sowie ein resultierender Geschaftswert nur den Anteil des Mutterunternehmens. In einem einstufigen Konzern wird der Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter dementsprechend auch durch die Folgekonsolidierung nicht beriihrt. Sie geht nur zu Lasten des Eigenkapitals und des Ergebnisanteils des Mutterunternehmens bzw. seiner Anteilseigner. Der Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter bemisst sich dann, vorbehaltlich von Korrekturen aufgrund anderer erfolgswirksamer Konsolidierungen, ausschlieBlich am Eigenkapital und am Ergebnis des Einzelabschlusses des Tochterunternehmens. Halten jedoch in einem mehrstufigen Konzern andere Gesellschafter Anteile an einer Zwischenholding, so entfallen auch auf sie stille Riicklagen und ein Geschaftswert, wenn die Zwischenholding sie im Rahmen des Erwerbs einer Beteiligung mitbezahlt hat. Bei der Verrechnung der Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen und eines ggf. aktivierten Geschaftswertes bzw. eines passivierten Unterschiedsbetrages im Rahmen der Folgekonsolidierung sind das auf diese Anteilseigner entfallende Ergebnis und der Ausgleichsposten ebenfalls anteilig zu korrigieren (siehe Abschnitt VII.).
Kapitalkonsolidierung
5.3
263
Zuordnung stiller Riicklagen und Lasten nach der Neubewertungsmethode
Bei der Erstkonsolidierung nach der Neubewertungsmethode sind in den Ausgleichsposten flir Anteile anderer Gesellschafter auch die Betr^ge einzubeziehen, die dem Anteii der anderen Gesellschafter am neubewerteten Eigenkapital entsprechen (§ 307 Abs. 1 S. 2 HOB). Bei der reinen Neubewertungsmethode resultieren sie aus aufgel5sten stillen Riicklagen und Lasten sowie ggf. einem Geschaftswert, nach der gesetzlichen Neubewertungsmethode und nach IFRS 3 dagegen nur aus stillen Riicklagen und Lasten. Im Rahmen der Folgekonsolidierung sind Abschreibungen oder Ausbuchungen stiller ROcklagen und Abschreibungen oder Verrechnungen des Geschaftswertes, die die Anteile des Mutterunternehmens betreffen, wie bei der Buchwertmethode zu behandeln. Umstritten ist, wie die auf die Anteile anderer Gesellschafter entfallenden Korrekturen verrechnet werden sollen: Bei ergebnisneutraler Verrechnung wird dieser Teil der Korrekturen, ohne die Konzern-GuV zu beriihren, direkt mit dem Ausgleichsposten verrechnet.^^ Die Neubewertungsmethode fiihrt bei dieser Art der Verrechnung dann insoweit zu den gleichen Konzernergebnissen wie die Buchwertmethode. Sie unterscheidet sich von dieser nur im Eigenkapitalausweis. In der Periode der Erstkonsolidierung werden der Ausgleichsposten und damit das Konzerneigenkapital um die auf die anderen Gesellschafter entfallenden Bestandteile erhoht; in den Folgeperioden mindern die Korrekturen den Ausgleichsposten, und zwar insgesamt genau um den Betrag, um den er zu Beginn aufgestockt wurde. Beispiel 5.9 Der Wert einer Produktionsanlage wurde im Rahmen der Erstkonsolidierung um 80 erhoht (Restnutzungsdauer 10 Jahre). Der Kapitalanteil des Mutterunternehmens belSuft sich auf 60%. In jeder Periode ist der Verm5genswert zusatzlich um 8 zu mindern, wovon auf jeden Fall 60% (4,8) als zusatzliche Abschreibung den auf das Mutterunternehmen entfallenden Anteii am Konzernjahresuberschuss mindern. Bei ergebnisneutraler Verrechnung wiirde der Anteii anderer Gesellschafter an der gesamten Ergebniskorrektur in Hohe von 0,4 x 8 = 3,2 direkt vom Ausgleichsposten abgebucht. Bei ergebniswirksamer Verrechnung sind die auf die anderen Gesellschafter entfallenden Korrekturen zunachst wie jene flir das Mutterunternehmen zu behandeln. Sie korrigieren die Aufwendungen bzw. Ertrage in der Konzern-GuV und damit den Konzerngesamtjahrestiberschuss. Grundsatzlich reduziert der auf die Minderheiten entfallende Anteii an den Ergebniskorrekturen in der Konzernbilanz den Ausgleichsposten flir Anteile anderer Gesellschafter und in der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung das ihnen zustehende Ergebnis (Einzelheiten siehe 9. Kapitel, IV.8).
^^ Dies befurworten Union Europ6enne des Experts Comptables, Economiques et Financiers (UEC): Die Erstellung und Prtifung des Konzemabschlusses, 1977, S. 54.
264
Ftinftes Kapitel
Beispiel 5.9 (Fortsetzung) Im Beispiel 5.9 wurden die Abschreibungen aus dem Einzelabschluss um jahrlich 8 erhoht. Bei der anteiligen Verrechnung wird es wie bei der Buchwertmethode nur um 4,8 gekurzt. Die restlichen 3,2 werden zu Lasten des Ergebnisanteils der anderen Gesellschafter und damit des Ausgleichspostens verrechnet.
Weder in der 7. EG-RL noch im HOB ist explizit geregelt, wie vorgegangen werden sollte. Die erfolgsneutrale Verrechnung der aufgel5sten stillen RUcklagen wttrde jedoch der Einheitstheorie widersprechen. Nach deutschen GoB ist im Einzelabschluss eine unmittelbare Verrechnung der Anschaffungskosten von Verm5gensgegenstanden mit dem Eigenkapital bisher nicht zulassig. Das andert sich allerdings mit der EU-VO.
6.
Zahlenbeispiel zur Erst- und Folgekonsolidierung
Beispiel 5.10 Ein Konzern erwirbt 60% der Anteile eines Tochterunternehmens zum Preis von 19 Mio. €. Die Tabelle 5.10.1 enthalt in den Spalten 1 bis 3 die Einzelbilanzen und die Summenbilanz zum Erstkonsolidierungszeitpunkt in Mio. € (31.12.01). Konsolidierung in der Periode 01: Im Rahmen der Erstkonsolidierung nach der Buchwertmethode wird zunachst der Erwerbspreis (19) gegen das anteilige erworbene Eigenkapital (gezeichnetes Kapital und j RUcklagen: 0,6 x 10 = 6; erworbener JahresUberschuss 0,6 x 5 = 3) aufgerechnet. Der resultierende Unterschiedsbetrag (19 - 9 = 10), der als solcher nicht ausgewiesen wird, enthalt anteilige stille Tageswertreserven von 8, die den sonstigen Aktiva gutgeschrieben wurden (Tabelle 5.13, Spalte 4, Zeile 3). Der restliche Unterschiedsbetrag (10 - 8 = 2) wurde als Geschaftswert aktiviert (Zeile 1). Der Anteil des Eigenkapitals des Tochterunternehmens am Bilanzstichtag, der auf die anderen Gesellschafter entfellt (0,4 x 10 + 0,4 X 5 = 6) wird als Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter passiviert. Bei der Erstkonsolidierung nach der Neubewertungsmethode nach der 7. EG-RL und dem HGB werden zunachst die vollen Tageswerte der Vermogensgegenstande ermittelt. 100% der stillen Reserven betragen 13,33. Sie werden den Buchwerten der sonstigen Aktiva hinzugefligt. Der Geschaftswert betragt ebenfalls 2. Der Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter ist um den auf diese Gruppen entfallenden Teil der aufgelosten stillen Reserven von 5,33 hoher als bei der Buchwertmethode. Im Rahmen der Folgekonsolidierung nach der Buchwertmethode (Spalte 5) und der Neubewertungsmethode (Spalte 8) wird noch im gleichen Jahr der Geschaftswert von 2 um 1 abgeschrieben (Spalte 5, Zeile 1 und 5; Spalte 8, Zeile 1 und 5). Die Bilanzpositio-
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Ftinftes Kapitel
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Kapitalkonsolidierung
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nen der Spalten 3, 4 und 5 sowie 3, 7 und 8 werden jeweils zur Konzernbilanz (Spalte 6; Spalte 9) zusammengefasst. Konsolidierung in der Periode 02: Auf die Summenbilanz (Tabelle 5.10.2) folgt in den Spalten 4 und 7 jeweils die Erganzungsrechnung. Sie enthalt flir jede Bilanzposition zusammengefasst die Erst- und Folgekonsolidierung - hier nur der Periode 01. Da der in der Periode 01 erworbene Jahresuberschuss den Rucklagen zugewiesen wurde, ist er jetzt dort zu entnehmen. An die Erganzungsrechnungen schlieBen die Folgekonsolidierungen an. Von den im Rahmen der Erstkonsolidierungen noch nicht ergebniswirksam verrechneten Zuschreibungen zu den Vermogensgegenstanden wird in der Periode 2 ein Betrag von 3 bei der Buchwertmethode und ein Betrag von 5 bei der Neubewertungsmethode durch Abgang der VermSgensgegenstande als Aufwand realisiert. Dieser mindert den den Gesellschaftern des Mutterunternehmens gehorenden Jahresuberschuss des Konzems um 3. Bei der Neubewertungsmethode ist zusatzlich der Ausgleichsposten fUr Anteile anderer Gesellschafter um 2 zu reduzieren, da der Ergebnisanteil dieser Gruppe in der Bilanz nicht im Konzernjahresiiberschuss, sondern im Ausgleichsposten ausgewiesen wird. Der Geschaftswert wird jeweils in Hohe von 1 fiir das Jahr 01 erfolgsneutral mit den Riicklagen verrechnet und fur das Jahr 02 zu Lasten des Konzernergebnisses gebucht. Die Konzernbilanz ergibt sich aus den Zusammenfassungen der Spalten 3 - 5 bzw. 3, 7 und 8. Die Erganzungsrechnung ist notwendig, wenn man die Konzernbilanz wie hier in der Periode 2 aus den Einzelbilanzen der Periode 2 entwickelt, denn diese enthalten die Korrekturen aus der ersten Periode nicht. Statt dessen kann man die Konsolidierungen in den Folgeperioden im Rahmen einer Konsolidierungsbuchhaltung jeweils auf der Basis des Konzernabschlusses der Vorperiode vornehmen. So wird sp^ter bei der Entkonsolidierung verfahren.
V.
Ent- und Ubergangskonsolidierung nach der Erwerbsmethode
1.
Uberbiick
Als Entkonsolidierung werden jene rechnerischen Schritte bezeichnet, die erforderlich sind, um das Ausscheiden eines Unternehmens aus dem Konsolidierungskreis zu berucksichtigen, insbesondere bei VerauBerung eines Tochterunternehmens. Die Ubergangskonsolidierung umfasst jene Rechenschritte, die beim Ubergang von einer Konsolidierungsform zu einer anderen durchgefiihrt werden mussen, z.B. beim Wechsel von der
268
Funftes Kapitel
Vollkonsolidierung zur Quotenkonsolidierung.^^ Nachfolgend werden nur Ent- und Ubergangskonsolidierungen ausgehend von der Vollkonsolidierung behandelt. Vorschriften zur Ent- und Ubergangskonsolidierung existieren weder in den EGRichtlinien noch im HGB. Auch die IAS schweigen dazu. Wegen der zunehmenden Bedeutung dieser VorgSnge hat der DSR in DRS 4.44-51 unter der Bezeichnung AnteilsverSuBerungen einige Regelungen getroffen. Sie werden im folgenden beriicksichtigt. Werden Anteile an einer Tochtergesellschaft veraufiert, sie aber gleichwohl unter der Kontrolle der Konzernleitung verbleibt und weiterhin komolidiert wird, so liegt keine Ent- Oder Ubergangskonsolidierung vor. Der Vorgang ist daher im Konzernabschluss anders abzubilden (siehe Abschnitt IX.6). Der Verkauf en bloc oder uber die Borse ist ein in den letzten Jahren hSufiger zu beobachtender Vorgang und mitunter der erste Schritt zu einer v5lligen Abgabe des Tochteruntemehmens.
1.
VerauBerung der Beteiligung
2.1
Beteiligung ohne Anteile anderer Gesellschafter
Wird ein Tochterunternehmen veraufiert, dann stellt sich dieser Vorgang im Einzelabschluss des Mutteruntemehmens als Abgang der Beteiligung dar. Der VerauBerungserfolg ist gleich dem VerSuBerungserlos abzUglich des Restbuchwertes der Beteiligung. Aus dem Konzernabschluss gehen dagegen alle Verm5gensgegenstande, Schulden, Aktivierungshilfen, Aufwandsriickstellungen, Sonderposten und Rechnungsabgrenzungsposten des Tochteruntemehmens mit den Werten unmittelbar vor seinem Ausscheiden aus dem Konsolidierungskreis ab (DRS 4.45). Die dritte Konsolidierungsphase stellt sich entsprechend der Einzelerwerbsfiktion bei der Erstkonsolidierung bei der Entkonsolidie-
^^ Vgl. zur Entkonsolidierung Ordelheide, Dieter: Endkonsolidierung bei Ausscheiden eines Unternehmens aus dem Konsolidierungskreis, BB 1986, S. 766 ff.; Schindler, Joachim: Kapitalkonsolidierung nach dem Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 229 ff.; Ordelheide, Dieter: Endkonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987 ff., C 403; Ordelheide, Dieter: Entkonsolidierung, in: Busse von Colbe, Walther/Pellens, Bemhard (Hrsg.): LdR, 4. Aufl., 1998, S. 216 ff.; Eckardt, Wolfgang/Hundt, Karl-Heinz: Probleme der Entkonsolidierung, in: Schitag, Ernst & Young-Gruppe (Hrsg.): Aktuelle Fachbeitrage aus Wirtschafl und Beratung, 1991, S. 69 ff.; Busse von Colbe, Waither: Gefahrdung des Kongruenzprinzips durch erfolgsneutrale Verrechnung von Aufwendungen im Konzernabschluss, in: Moxter, Adolf et alt. (Hrsg.): Rechnungslegung, FS fur Karl-Heinz Forster, 1992, S. 125 ff.; Ordelheide, Dieter/Pfaff, Dieter: Entkonsolidierung und Ubergangskonsolidierung, Prufung der, in: HWRev, 2. Aufl., 1992, Sp. 434 ff.; Baetge, Jorg: Anderung bestehender Beteiligungsverhaltnisse im Konzemabschluss, in: Ballwieser, Wolfgang et alt. (Hrsg.): Bilanzrecht und Kapitalmarkt, FS fiir Adolf Moxter, 1994, S. 531-549; Pfaff, Dieter/Ganske, Thorsten: Ent- und Ubergangskonsolidierung, in: HWRP, 3. Aufl., 2002, Sp. 654 f
Kapitalkonsoiidierung
269
rung dem Grundsatz nach als Fiktion des Einzelabgangs der in der Konzembilanz erfassten Gegenstande dar. Der VerSufierungserfolg aus dem Einzelabschluss kann deshalb nicht unbesehen in den Konzernabschluss tibemommen werden. Der Buchwert der Beteiligung kann noch Bestandteile der Anschaffungskosten enthalten kann, die in der Folgekonsolidierung bereits aufwandswirksam geworden sind.^^ Beispiel 5.11 Im Einzelabschluss steht eine Beteiligung, die zu 190 Mio. € verSuBert wurde, noch mit den Anschaffungskosten von 80 Mio. € zu Buche (weitere Betragsangaben in Mio. €). Die Anschaffungskosten enthielten im Erwerbszeitpunkt stille Rucklagen in H5he von 25 und einen Geschaftswert von 30. Sie wurden im Rahmen der Folgekonsolidierung bereits als Aufsvand verrechnet. Wenn in diesem Fall der Ver^uBerungserfolg der Beteiligung in H5he von 190 - 80 = 110 unverandert in den Konzernabschluss tibemommen wtirde, wtirden stille Rticklagen und der Geschaftswert im Gesamtbetrag von 55 den Konzernerfolg doppelt mindern, einmal im Rahmen der Folgekonsolidierung und ein zweites Mai bei der Ermittlung des VerauBerungserfolges. Ftir den Konzernabschluss belauft sich der Erfolg aus dem Abgang der Beteiligung auf 190 - (80 - 55) = 165. Wurde die Beteiligung im Einzelabschluss in fruheren Perioden hingegen bereits abgeschrieben, z.B. um 60, und diese Abschreibungen damals nicht in den Konzernabschluss tibemommen, dann wtirde bei der Ubernahme des VerauBerungserfolges von 190 - 20 = 170 in den Konzernabschluss insoweit zwar eine Doppelrechnung vermieden. Gleichwohl kann der VerauBerungserfolg nicht unbesehen tibemommen werden, weil die Abschreibungen im Einzelabschluss und die im Rahmen der Folgekonsolidierung nicht notwendig gleich hoch sind. Wurden die Abschreibungen der Beteiligung bei den Konsolidiemngen in den frtiheren Perioden eliminiert (vgl. dazu Abschnitt 4.3) und im Konzemabschluss die stillen Rticklagen und der Geschaftswert von 55 aufwandswirksam, dann muss im Rahmen der Entkonsolidierung noch ein zusatzlicher Aufwand von 60 55 = 5 berticksichtigt werden. Eine im Sinne des Einheitsgrundsatzes zutreffende Ermittlung des Konzernergebnisses erfordert, dass im Konzernabschluss der VerauBerungserfolg der Beteiligung aus dem Einzelabschluss durch den Entkonsolidierungserfolg ersetzt wird. Nur wenn im Einzelabschluss Beteiligungen, die im Konzernabschluss konsolidiert werden, at equity bewertet sind - wie es in IAS 28.13 eingeschrankt vorgesehen ist - werden die Friktionen zwischen Einzelabschluss und Konzernabschluss vermieden, sofem bei der EquityBewertung und der Konsolidierung im Konzernabschluss parallel vorgegangen wird. Wird die Beteiligung im Einzelabschluss zum Anschafflingswert gefUhrt, wie im deutschen Bilanzrecht vorgeschrieben, so ist bei einem Tochterunternehmen ohne Anteile anderer Gesellschafter der Entkonsolidierungserfolg gleich:
88 A.A. Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz.210ff.
270
Ftinftes Kapitel VerauBerungserlos fur die Beteiligung
-
Vermogenswerte des Tochterunternehmens gem. Konzernrechnung
+
Schulden des Tochterunternehmens gem. Konzernrechnung noch nicht ergebniswirksam verrechneter Geschaftswert aus der Erstkonsolidierung
+
noch nicht ergebniswirksam verrechneter passivischer Unterschiedsbetrag aus der Erstkonsolidierung Entkonsolidierungserfolg fur das Tochterunternehmen
VermCgen, RUckstellungen und Verbindlichkeiten der ausgeschiedenen Tochterunternehmen sind jeweils zu den Buchwerten des Konzernabschlusses unmittelbar vor Ausscheiden des Tochterunternehmens einschlieBlich noch nicht verrechneter stiller Rlicklagen Oder Lasten aus der Erstkonsolidierung anzusetzen. Bei dem noch nicht ergebniswirksam verrechneten Geschaftswert kann es sich um einen Restbuchwert - bei ergebniswirksamer Verrechnung - oder um einen gegen die Rticklagen erfolgsneutral ausgebuchten Geschaftswert handeln. Er muss zwingend im Rahmen der Entkonsolidierung aufwandswirksam werden. Andemfalls wiirden elementare Grundsatze des handelsrechtlichen Rechnungswesens, wie insbesondere das pagatorische Prinzip, verletzt. Mit der Beteiligung wurde aus Konzernsicht auch ein ggf. vorhandener Geschaftswert erworben. Aus Konzernsicht ist dies eine Investition, mit der ErtrSge erwirtschaftet wurden. Da den Ertragen die Investitionsaufwendungen gegeniiber gestellt werden miissen, ist der bezahlte Geschaftswert, wenn er schon nicht im Rahmen der Folgekonsolidierung abgeschrieben wurde, spStestens bei der Entkonsolidierung als Aufwand zu verrechnen.^^ Ausgehend vom Verdujierungserfolg im Einzelabschluss kann der Entkonsolidierungserfolg auch wie folgt bestimmt werden:
^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Endkonsolidierung bei Ausscheiden eines Untemehmens aus dem Konsolidierungskreis, BE 1986, S. 768; ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 263; Busse von Colbe, Walther: Gefahrdung des Kongruenzprinzips durch erfolgsneutrale Verrechnung von Aufwendungen im Konzemabschluss, in: Moxter, Adolf et alt. (Hrsg.): Rechnungslegung, FS fur Karl-Heinz Forster, 1992, S. 129 ff; vgl. auch Accounting Standards Board: Urgent Issues Task Force Abstract 3 Treatment of Goodwill on Disposal of a Business, in: Accountancy, 1992, S. 112f; a.A. im Sinne eines Verbots einer erfolgswirksamen Entkonsolidierung bei einem erfolgsneutral verrechneten Geschaflswert Weber, Claus-Peter/Ztindorf, Horst, in: Ktiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 269 ; ahnlich wohl Eckardt, Wolfgang/Hundt, Karl-Heinz: Probleme der Entkonsolidierung, in: Schitag, Emst & Young-Gruppe (Hrsg.): Aktuelle Fachbeitrage aus Wirtschaft und Beratung, 1991, S. 69 f; Oser, Peter: Erfolgsneutral verrechnete Geschafls- oder Firmenwerte aus der Kapitalkonsolidierung im Lichte der Entkonsolidierung, WPg 1995, S. 275.
Kapitalkonsolidierung
271
VerauBerungserfolg aus dem Einzelabschluss bisherige kumulierte auBerplanmaBige Abschreibung der Beteiligung im Einzelabschluss (nach Verrechnung mit Zuschreibungen) +
im Konzernabschluss aufwandswirksam gewordene stille Riicklagen und Geschaftswertabschreibungen ertragswirksam gewordene AuflGsungen eines passivischen Unterschiedsbetrages
-/+ Nettozufiihrungen/Nettokurzungen der Riicklagen seit Erwerb der Beteiligung -/+ JahresuberschussZ-fehlbetrag des Tochterunternehmens in der Periode der VerauBerung Entkonsolidierungserfolg fiir das Tochterunternehmen Die beiden ersten Positionen ergeben den VerauBerungserfolg uber die Anschafflingskosten der Beteiligung. Dabei wird unterstellt, dass die Abschreibungen der Beteiligung im Einzelabschluss im Konzernabschluss eliminiert wurden. Die im Konzernabschluss bereits aufwandswirksam gewordenen stillen Riicklagen und die Geschaftswertabschreibungen werden hinzugefugt, und die ertragswirksam gewordenen Auflosungen eines passivischen Unterschiedsbetrages werden abgesetzt, da sie mit den Anschafflingskosten der Beteiligung bereits berucksichtigt wurden. Die NettozuwSchse des ReinvermOgens seit dem Erwerb der Beteiligung werden abgesetzt, da auch der Abgang des seit dem Erwerb erwirtschafteten ReinvermOgens aus Konzernsicht Aufwand darstellt. Umgekehrt ist es bei Nettominderungen des Reinvermogens.
2.2
Beteiligung mit Anteilen anderer Gesellschafter
Bei Beteiligungen von unter 100% ist der VerSuBerungserlos fur die Beteiligung nur um den anteiligen Abgangswert, der auf den Konzern entfailt, zu reduzieren. Der anteilige Abgangswert ist allerdings nicht gleich dem Abgangswert bei 100%iger Beteiligung multipliziert mit dem Kapitalanteil des Konzerns. Bei der Buchwertmethode betreffen die Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen im Rahmen der Erstkonsolidierung nur die Anteile des Konzerns. Sofern sie in der Folgekonsolidierung noch nicht verrechnet wurden, sind sie daher nicht anteilig, sondern in voller H5he in den Abgangswert der Anteile des Mutterunternehmens bei der Entkonsolidierung einzurechnen. Dies gilt auch fiir den noch nicht ergebniswirksam verrechneten Geschaftswert aus der Erstkonsolidierung oder einen noch nicht aufgel5sten passivischen Unterschiedsbetrag^^. Der Entkonsolidierungserfolg ergibt sich dann wie folgt: ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Endkonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987 ff, C 403, S. 4; ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 263 f. und Tz. 271; F5rschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 242; a.A. Weber, Claus-Peter/ZUndorf, Horst, in: KUting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 73.
272
Ftinftes Kapitel VerauUerungserlos fiir die Beteiligung
-
anteilige Vermogenswerte des Tochterunternehmens zu Buchwerten in der HE II
+
anteilige Schulden des Tochterunternehmens zu Buchwerten in der HB II
-/+ noch nicht ergebniswirksam verrechnete stille Rucklagen/Lasten aus der Erstkonsolidierung (nicht anteiiig) -
noch nicht ergebniswirksam verrechneter Geschaftswert aus der Erstkonsolidierung (nicht anteiiig)
+
noch nicht aufgel5ster passivischer Unterschiedsbetrag (nicht anteiiig) Entkonsolidierungserfolg fiir das Tochterunternehmen
Bei der Neubewertungsmethode werden die noch nicht ergebniswirksam verrechneten Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen nur anteiiig berucksichtigt, weil sich die Korrekturen im Rahmen der Erstkonsolidierung auf 100% der Kapitalanteile beziehen. Ein noch nicht ergebniswirksam verrechneter Geschaftswert wird dagegen bei der Neubewertungsmethode nach der 7. EG-RL und dem HGB in voller H5he berucksichtigt, da bei diesen Formen der Neubewertungsmethode eine Hochrechnung des Geschaftswertanteils auf 100% nicht zulassig ist. Es gilt dann im einzelnen: VerauBerungserlos fur die Beteiligung -
anteilige Vermogenswerte des Tochterunternehmens zu Buchwerten in der HB II
+
anteilige Schulden des Tochterunternehmens zu Buchwerten in der HB II
-/+ anteilige noch nicht ergebniswirksam verrechnete stille Rucklagen/Lasten aus der Erstkonsolidierung -
noch nicht ergebniswirksam verrechneter Geschaftswert aus der Erstkonsolidierung (nicht anteiiig)
+
noch nicht ergebniswirksam verrechneter passivischer Unterschiedsbetrag (nicht anteiiig) Entkonsolidierungserfolg des Tochterunternehmens
Die anteiligen Vermogenswerte und Schulden sind dabei jeweils zu Buchwerten im Konzernabschluss unmittelbar vor Ausscheiden des Tochterunternehmens, einschl. noch nicht verrechneter stiller RUcklagen/Lasten und Telle des Firmenwertes aus der Erstkonsolidierung, anzusetzen (DRS 4.47 Satz 1). Der anteilige Abgangswert, soweit er auf die anderen Gesellschafter entfallt, ist bei der Buchwertmethode gleich den anteiligen Vermogenswerten minus den anteiligen Schuldpositionen, jeweils in der Handelsbilanz II und bemessen zu Buchwerten. Bei der Neubewertungsmethode ist dem noch der Anteil an den Bilanzansatz- und Bewertungskorrekturen aus der Erstkonsolidierung hinzuzufiigen, die noch nicht ergebniswirksam verrechnet wurden. Der anteilige Abgangswert entspricht in seiner H5he gerade dem Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter, so dass dessen Entnahme aus der
Kapitalkonsolidierung
273
Konzernbilanz erfolgsneutral bleibt (so auch DRS 4.46 Satz 2). Dies gilt fUr die Neubewertungsmethode jedoch nur dann, wenn die im Rahmen der Erstkonsolidierung vorgenommenen Korrekturen in der Foigekonsoiidierung anteilig mit dem Ausgieichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter verrechnet wurden.
2.3
Ausweis der Entkonsolidierung
Mit dem Ausscheiden eines Tochterunternehmens aus dem Konsolidierungskreis gehen aus der Konzernbilanz die Vermogensgegenstande, Schulden und sonstigen Posten des Tochterunternehmens ab. Bei Anderungen des Konsolidierungskreises sind in den Konzernabschluss Angaben aufzunehmen, die es ermoglichen, die aufeinanderfolgenden Konzernabschlusse sinnvoll zu vergleichen (§ 294 Abs. 2 HGB). FUr die Darstellung des Anlagevermogens wird dieser Pflicht vollauf gentigt, wenn analog zur Erstkonsolidierung in den Anlagespiegel eine zusatzliche Spalte „Abgange wegen Ver^nderungen des Konsolidierungskreises" aufgenommen wird. Die AbgSnge k5nnen auch zusammen mit den AbgSngen aus den EinzelabschlUssen ausgewiesen werden. Eine Saldierung von ZugSngen aus Erstkonsolidierungen und Abgangen aus Entkonsolidierungen sowie ein Ausweis nur des Saldos in einer besonderen Spalte „Veranderungen des Konsolidierungskreises" widersprache wohl dem Bruttoprinzip (§ 298 Abs. I HGB i.V.m. § 246 Abs. 2 HGB). Eine Saldierung ist im Anlagespiegel eines rechtlich einheitlichen Unternehmens und damit gem. § 297 Abs. 3 HGB auch im Konzernabschluss unzuMssig. Auch fiir das Umlaujvermogen und die Passiva sind bei wesentlichen Anderungen Angaben erforderlich, die die Vergleichbarkeit herstellen (§ 294 Abs. 2 HGB). Ob eine Veranderung wesentlich ist, hangt zum einen von der H5he der Ver^nderung im Vergleich zum Gesamtwert der jeweiligen Bilanzposition im Konzernabschluss ab. Zum anderen ist die H6he der Veranderungen im Zeitvergleich zu beachten. Bei grOBeren Konzernen andert sich der Konsolidierungskreis regelmalJig durch AbgSnge und Zugange von Tochterunternehmen. Wenn sich unter Einbeziehung dieser Veranderungen keine grofieren Ausschlage ergeben, eriibrigt sich eine gesonderte Erlauterung gem. § 294 Abs. 2 HGB. Nach dem Einheitsgrundsatz mtissten die Abgange von Vermogensgegenstanden, Schulden und sonstigen Werten des Tochterunternehmens in der Konzern-GuV so behandelt werden, wie sie bei einem rechtlich einheitlichen Unternehmen zu verrechnen waren. Dort waren unter entsprechenden Positionen, z.B. Materialaufwand, sonstiger betrieblicher Aufwand oder Ertrag, die Abgange von Material und Verluste aus Anlagenabgangen als Aufwand und die Abgange der Passiva als Ertrage verrechnet worden. Ahnlich wie bei der Erstkonsolidierung die Anschaffungskosten der Beteiligung mit Hilfe der Fiktion des Einzelerwerbs auf die einzelnen Vermogensgegenstande und Schulden aufgeteilt wurden, musste nun, bei strikter Befolgung der Einheitstheorie, der Veraufierungserlos der Beteiligung mit Hilfe der Fiktion des Einzelabgangs auf die einzelnen
274
Ftinftes Kapitel
Vermogensgegenst^nde und Schulden und einen ggf. verbleibenden Erfolg aufgeschlusselt werden. Dies kann jedoch konsolidierungstechnisch aufwendig sein. Nachfolgend wird daher eine praktikable Vereinfachungsmoglichkeit entwickelt, die zum gleichen Konzernergebnis fiihrt. Zur Vereinfachung kSnnten die Aufwendungen fur den Abgang der einzelnen Vermogensgegenstdnde in der Konzern-GuV zusammengefasst ausgewiesen werden, entweder gesondert als Aufwand aus dem Abgang von Anteilen an Tochteruntemehmen oder auch als Teil der sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Fur den Abgang der Schulden des Tochterunternehmens w^ren die entsprechenden Ertragspositionen zu dotieren. Diesen ErtrSgen ware dann noch der VerSuBerungserlos fiir die Beteiligung hinzuzufiigen. Ein Ausweis der AbgSnge infolge der VerSuBerung des Tochterunternehmens im Rahmen des Finanzergebnisses ist im Unterschied zum Einzelabschiuss aus Konzernsicht in der Kegel unzutreffend. Wenn vor allem Verm5gensgegenstande abgehen, die aus Konzernsicht zur betrieblichen Sphere gehoren, sollte aus Vereinfachungsgriinden der gesamte Vorgang der betrieblichen Sphere zugeordnet werden. Ein Ausweis im aufierordentlichen Ergebnis kommt nur dann in Frage, wenn bei angenommener rechtlicher Einheit die VorgSnge nach den Regeln des Einzelabschlusses als auBerordentlich einzustufen wSren. Eine Uber diese Vereinfachungen hinausgehende Saldierung des Ertrages und des Aufwandes aus dem Abgang von Tochteruntemehmen k5nnte das gem. § 298 Abs. 1 HGB entsprechend auf die Konzern-GuV anzuwendende Verrechnungsverbot fiir Aufwendungen und Ertrage (§ 246 Abs. 2 HGB) verletzen.^^ Da im Einzelabschiuss beim_Abgang von Anlagegegenstanden nur das Ergebnis.ausgewiesen wird, muss es als zulassig angesehen werden beim Abgang einer konsolidierten Beteiligung auch nur das Ergebnis auszuweisen. Das entspricht der Praxis und ist im DRS 4.45 so vorgesehen. Dann sollte der Saldo als VerauBerungsgewinn oder -verlust aus dem Abgang von Tochteruntemehmen Oder im Rahmen der sonstigen Positionen gesondert ausgewiesen^^ und im Konzemanhang erlSutert werden. Wenn der Verkauf einer wesentlichen konsolidierten Beteiligung und damit deren Entkonsolidierung beschlossen, aber zum Bilanzstichtag noch nicht durchgeflihrt ist, so liegt im Sinne von IFRS 5 eine disposal group vor. Sie ist gemaB IFRS 5.15 zum niedrigen Ansatz von Buchwert und NettoverSuBerungspreis zu bilanzieren, nach IFRS 5.31 ff. und 41 zu beschreiben und ihr Ergebnis gesondert auszuweisen.. Eine entsprechende Regelung existiert in fiir die USA mit SFAS 144. Im HGB fmden sich keine expliziten Regelungen dafiir. Der DSR plant jedoch einen entsprechenden DRS^^. ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Endkonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987, C 403, S. 3. ^2 Forschle, Gerhart/Deubert, Michael: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 256; ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 269; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Ktiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, §301, Tz. 273 93 Vgl. Backing, Hans-Joachim/Kiefer, Marcus, in: IAS Komm. 2. Aufl. 2002, IAS 35, Tz. 108 und 5.
Kapitalkonsolidierung
2.4
275
Entkonsolidierungszeitpunkte
Der Abgangswert des Tochterunternehmens ist auf den Zeitpunkt der Veraujierung (DRS 4.45) zu beziehen, d.h. auf den Zeitpunkt des Abgangs der Anteile im Sinne der GoB. Wird ein abweichender Zeitpunkt fiir den Ubergang der Stimmrechte bzw. des Controllings vereinbart, so sollte dieser Zeitpunkt zugrundegelegt werden, insbesondere wenn der Ubergang auf den Bilanzstichtag festgelegt wird. Fallen die obigen Zeitpunkte nicht auf den Bilanzstichtag, so w^re ein Zwischenabschluss erforderlich. Wie bei der Erstkonsolidierung ist es jedoch zulassig, die Entkonsolidierung zu vereinfachen, indem der letzte Einzelabschluss vor Ausscheiden des Tochterunternehmens, aber unter Berticksichtigung noch nicht verrechneter Zuordnungsbzw. Neubewertungsbetr^ge, zugrundegelegt wird.
2.5
Zahlenbeispiel zur Entkonsolidierung
Beispiel 5.10 (Fortsetzung) Im Beispiel 5.10 fiir die Erst- und Folgekonsolidierung (siehe Abschnitt IV.6.) wird die Beteiligung an dem Tochterunternehmen zum 31.12.02 zu einem Preis von 29 verauUert. Die bereits abgeleitete Konzernbilanz zum 31.12.02 (siehe Tabelle 5.10.2) ist jetzt die Konzernbilanz unmittelbar vor VeraulJerung. Die Tabelle 5.10.3 beginnt daher mit dieser Bilanz zum 31.12.02. Buchwertmethode: In der Tabelle 5.10.3 wird die Entkonsolidierung fiir die Anteile des Mutterunternehmens (Spalte 7) und fiir die Anteile anderer Gesellschafter (Spalte 8) getrennt dargestellt. Im Rahmen der Entkonsolidierung fur die Anteile des Mutterunternehmens ergibt sich der Entkonsolidierungserfolg - wie in Abschnitt 2.2 dargestellt - als Differenz des VerauBerungserloses und des anteiligen Abgangswertes des Tochterunternehmens, bestehend aus anteiligem Buchwert des VermOgens (18) und den noch nicht verrechneten Teilen des Unterschiedsbetrages aus der Erstkonsolidierung (5) sowie anteiliger Schulden (9): Mio. € Mio.€ VerauBerungserlos 29 anteiliger Buchwert des Vermogens 0,6 x - 30 =-18 noch nicht verrechnete Zuschreibung aus der Erstkonsolidierung -8 +3 = - 5 + anteiliger Buchwert der Schulden 0,6 x+ 15 = + 9 auf das Mutterunternehmen entfallender Abgangswert des Tochterunternehmens iJJ -14 Entkonsolidierungserfolg 15
276
Ftinftes Kapitel
Der Entkonsolidierungserfolg ersetzt erfolgsrechnerisch den VerSuBerungsgewinn aus dem Einzelabschluss des Mutterunternehmens in H6he von 10. Er ist urn 5 h5her, weil von den Anschaffungskosten ftir die Beteiligung (19) in der Folgekonsolidierung im Konzernabschluss bereits ein Betrag in der Hohe von insgesamt 5 (stille Reserven: 3; Geschaftswert: 2) als Aufwand verrechnet wurde. Da die Entkonsolidierung hier zur Verdeutlichung des Abgangswertes aus Konzernsicht auf der Basis der Konzernbilanz unmittelbar vor VerSuBerung des Tochterunternehmens durchgefiihrt wird, entfalit die Eliminierung des VerauBerungsgewinns aus dem Einzelabschluss in H6he von 10. Wurde demgegeniiber von den Einzelabschliissen ausgegangen, dann enthielte die Summenbilanz die VermGgensgegenstande und Schulden des ehemaligen Tochterunternehmens bereits nicht mehr. Der VerSuBerungsgewinn aus dem Einzelabschluss in H5he von 10 ware dann aus der Konzern-GuV und dem Eigenkapital zu eliminieren. An seine Stelle traten in der Konzern-GuV ein Ertrag aus dem Abgang von Anteilen von Tochterunternehmen (Verkaufserl5s + anteilige Schulden: 29 + 9 = 38) und ein Aufwand aus dem Abgang von Anteilen an Tochterunternehmen (anteiliges VermSgen + nicht verrechnete Zuschreibungen 18 + 5 = 23) oder ein Nettobetrag von 15 (zum Ausweis siehe Abschnitt V.2.3). In dem Konzernjahresuberschuss ist somit der Entkonsolidierungserfolg von 15 enthalten. Bei der Entkonsolidierung fur die Anteile anderer Gesellschafter entspricht der anteilige Abgangswert genau dem Ausgleichsposten, so dass sie ergebnisneutral durchgefiihrt wird. anteiliger Buchwert des Vermogens
0,4 x 30 =
12
anteiliger Buchwert der Schulden
0,4 x 15 =
- 6
auf die anderen Gesellschafter entfallender anteiliger Abgangswert des Tochterunternehmens
Die Entkonsolidierung bei der Neubewertungsmethode unterscheidet sich nur bei den Anteilen anderer Gesellschafter. Dort wurden in der Erganzungsrechnung die auf diese Gesellschaftergruppe entfallenden noch nicht verrechneten stillen Reserven in H5he von 3,33 zusatzlich eliminiert (Tabelle 5.10.3, Spalte 12). Da sie auch im Ausgleichsposten passiviert sind, bleibt die Entkonsolidierung ergebnisneutral.
Kapitalkonsolidierung
277
W)
PQ
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s §
I d
278
3.
Filnftes Kapitel
Ubergang von der VoUkonsolidierung auf die Quotenkonsolidierung
Bin ehemaliges Tochtemnternehmen, das jetzt gemeinsam mit einem anderen Unternehmen gefiihrt wird, kann gem. § 310 HGB quotal konsolidiert werden. 1st der Ubergang auf die gemeinsame Ftihrung mit der VerauBerung von Anteilen verbunden, so ist flir die verauBerten Anteile eine Entkonsolidierung, wie im vorangegangenen Abschnitt dargestellt, erforderlich. Damit wird auch ein ggf. zuvor ausgewiesener Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter nicht mehr ausgewiesen. Die restlichen anteiligen Verm5genswerte und Schulden verbleiben im Konzernabschluss. Eine begonnene VoUkonsolidierung, z.B. die planmafiige Abschreibung eines Geschaftswertes im Konzernabschluss, wird in den Folgeperioden quotal fortgesetzt. Da anders als bei der EquityBewertung bei der Quotenkonsolidierung im Prinzip die gleichen Konsolidierungsverfahren angewendet werden miissen und da auch der Bilanzausweis und der GuVAusweis unver^ndert bleiben, eriibrigt sich fur diese verbleibenden Anteile somit eine Ubergangskonsolidierung. Beispiel 5.12 Im Unterschied zur bisherigen Darstellung wird davon ausgegangen, dass der aufienstehende Aktion^r ein Unternehmen ist, auf das zum 31.12.02 die Halfte der Stimmrechte bei unveranderten Kapitaianteilen - tibertragen wurde, und dass das ehemalige Tochterunternehmen von diesem Unternehmen und dem Mutterunternehmen jetzt gemeinsam gefuhrt wird. Das Mutterunternehmen konsolidiert das Gemeinschaftsuntemehmen quotal. Bei der Buchwertmethode (Tabelle 5.12, Spalte 2) werden die Vermogens- und Schuldpositionen des Konzernabschlusses um 40% der Buchwerte in der HB II gekiirzt (VermSgen: 0,4 x 30 = 12; Schulden 0,4 x 15 = 6), und der Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter (6) wird weggelassen. Bei der Neubewertungsmethodo wird zusatzlich der auf die aufienstehenden Anteilseigner entfallende Teil der noch nicht verrechneten stillen Rticklagen aus der Erstkonsolidierung (3,33) aus den Vermogenswerten und dem Ausgleichsposten herausgelassen. Dadurch, dass die Ubergangskonsolidierung auf eine Entkonsolidierung flir die Anteile anderer Gesellschafter beschrankt wurde, bleibt die Abschreibung des Geschaftswertes aus der Erstkonsolidierung auch bei der Quotenkonsolidierung bestehen.
Kapitalkonsolidierung
279
W)
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I §
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280
Ftlnftes Kapitel
4.
Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Equity-Bewertung
4.1
Erfolgsneutraler Ubergang
Wenn ein bisher vollkonsolidiertes Unternehmen nicht mehr vollkonsolidiert wird, insbesondere aufgrund der Befreiungsregelungen des § 296 HGB, aber es gleichwohl noch ein assoziiertes Unternehmen von nicht untergeordneter Bedeutung ist, dann muss fiir dieses Unternehmen auf die Equity-Bewertung iibergegangen werden. Erforderiich sind dann •
eine Entkonsolidierung fur das Tochteruntemehmen und
•
eine Erstkonsolidierung fiir das at equity zu bewertende Unternehmen.
Bei der Entkonsolidierung kann man die GegenstSnde des Anlagevermdgens zun^chst im Anlagespiegel des Konzems als AbgSnge behandeln. In H5he des Equity-Wertes ist unter den Beteiligungen ein Zugang auszuweisen. Die AbgMge bedeuten das Ende des Konzernverhaltnisses, der Zugang den Beginn der Beziehung zu einem assoziierten Unternehmen. Deutlich wUrde dies allerdings nur dann, wenn beide in gesonderten Spalten im Anlagespiegel ausgewiesen wtirden, was in der Kegel nicht geschieht. Wenn fiir die Equity-Bewertung die gleichen Konsolidierungsverfahren zulassig sind wie bei der Vollkonsolidierung, kann die Beteiligung mit einem Equity-Wert in den Konzemabschluss eingestellt werden, der dem auf das Mutterunternehmen entfallenden anteiligen Abgangswert des Tochterunternehmens im Rahmen der Entkonsolidierung genau entspricht. Der Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Equity-Bewertung ist dann ergebms- und eigenkapitalneutraL Wenn man den Ubergang auf die Equity-Bewertung, wie oben dargestellt, als Abgang des Tochterunternehmens und als Zugang der Beteiligung ansieht, kann man in der Konzern-GuV den anteiligen Abgangswert als Aufwand und den Zugangswert als Ertrag aus dem Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Equity-Bewertung gesondert oder unter den sonstigen betrieblichen oder in Ausnahmef^llen auch unter den auBerordentlichen Positionen ausweisen. Wenn jedoch beide BetrSge gleich hoch sind, erscheint es vertretbar, die Konzern-GuV nicht anzusprechen. Der Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter verschwindet, wie oben fiir den Fall der VerauBerung der Beteiligung bereits dargestellt, erfolgsneutral, da er genau so hoch ist, wie der auf diese Gesellschafter entfallende anteilige Abgangswert des Tochterunternehmens. Wenn der Ubergang auf die Equity-Bewertung dadurch veranlasst ist, dass ein Teil der Beteiligung an einem Tochteruntemehmen verSuBert wurde, treten die Entkonsolidierung wegen VerauBerung der Beteiligung und die Entkonsolidierung wegen Ubergangs
Kapitalkonsolidierung
281
auf die Equity-Bewertung gemischt auf. In diesem Fall ist der Abgangswert des Tochterunternehmens, soweit er auf das Mutterunternehmen entfallt, zu teilen. Der auf die verauBerten Anteile entfallende Teil ist, wie oben dargestellt, im Rahmen der KonzernGuV ggf. ergebniswirksam zu berucksichtigen. Der nach VerauBerung noch auf das Mutterunternehmen entfallende Anteil kann wie dargestellt als Equity-Wert in den Konzemabschluss Ubemommen werden.
4.2
Erfolgswirksamer Ubergang
Nicht alle Konsolidierungsverfahren, die bei der Vollkonsolidierung durchgefiihrt wurden, mussen auch flir die Ermittlung des Equity-Wertes benutzt werden. So ist bei der Equity-Bewertung nach der 7. EG-RL und nach dem HGB eine erfolgswirksame Schuldenkonsolidierung nicht vorgesehen, und von der Befreiungsregelung flir die Zwischenerfolgseliminierung wird hSufig Gebrauch gemacht. In diesen Fallen kann, im Unterschied zu den obigen Ausfuhrungen, die Ubergangskonsolidierung auf die EquityBewertung erfolgs- und eigenkapitalwirksam sein. Beispiel 5.13 Ein Tochterunternehmen (100% Kapitalanteil) wird durch VerauBerung von 60% der Anteile zum assoziierten Unternehmen. Die Schulden des Unternehmens enthalten im Zeitpunkt der VerauBerung Verbindlichkeiten mit Konzernuntemehmen von 100. Der Kredit wurde in einer Vorperiode bei einem Auszahlungsbetrag von 85 zinslos gewahrt. Das Disagio von 15 wurde nicht aktiviert und damit im Einzelabschluss des Tochterunternehmens in voller Hohe als Aufwand verrechnet. Bei der Schuldenkonsolidierung im Konzernabschluss der Vorperiode wurde dieser konzerninteme Aufwand eliminiert. Bei der spateren Begleichung der Schuld realisiert der Kreditgeber im Einzelabschluss einen Gewinn von 15. Wenn jetzt, wie sonst bei der Equity-Bewertung Ublich, keine Schuldenkonsolidierung mehr stattfmdet, gelangt dieser Gewinn aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss. Damit wird nicht nur der Gewinn der laufenden Periode, sondern auch der Totalgewinn des Konzerns um 0,4 x 15 = 6 zu hoch ausgewiesen. Ein zutreffender Gewinnausweis erfordert daher eine kapitalanteilige Eliminierung dieses Ertrages zu Lasten des Beteiligungswertes {nachtrdgliche Schuldenkonsolidierung). Da die Abwicklung des konzerninternen Geschaftes nicht mit dem Ubergang auf die Equity-Bewertung zusammenfallen muss, mussen fur eine nachtragliche Schuldenkonsolidierung jene konzerninternen Geschafte, die spater noch zu Korrekturen fiihren, festgehalten werden. Wenn sonst keine Schuldenkonsolidierung vorgenommen wird, kann der Aufwand dafiir besonders hoch sein. In diesem Fall sollte die erforderliche Korrektur zum Ubergangszeitpunkt vorgenommen werden, indem die bei der vorherigen Schuldenkonsolidierung vorgenommene Ergebnis- und Eigenkapitalberichtigung ruckgangig gemacht wird (Entschuldenkonsolidierung). Im obigen Beispiel ware dann der erste Equity-Wert der Beteiligung um das anteilige Disagio von 6 zu ktirzen. Dies wiirde dann durch den spateren gleich hohen Ertrag wieder ausgeglichen.
282
FUnftes Kapitel
Ahnliche Probleme wie mit der Schuldenkonsolidierung entstehen dann, wenn bei der Equity-Bewertung keine Zwischenerfolgselminierung durchgefiihrt wird. Die Eliminierung des Zwischenerfolges im Rahmen der Vollkonsolidierung muss dann durch eine entsprechende KUrzung des Aufsvandes und damit durch einen zusStzlichen Gewinnausweis zugunsten des Beteiligungswertes kompensiert werden, wenn der VermSgensgegenstand ggf. auch weiterverarbeitet oder verbraucht an Dritte verSufiert wird {nachtrdgliche Zwischenerfolgselminierung), Aus Vereinfachungsgriinden bietet sich eine Enterfolgskonsolidierung an, indem ein zuvor eliminierter Zwischenerfolg dem ersten Equity-Wert erfolgswirksam zugeschrieben wird. Ohne eine solche Ubergangsregeiung wiirde ein Gewinn, der aus Konzernsicht realisiert ist, niemais als solcher ausgewiesen. Die Erfolgswirksamkeit der Equity-Bewertung im Ubergang resuitiert mithin daraus, •
dass ein konsolidierungspflichtiger Vorgang vor dem Obergangszeitpunkt entsteht und erst danach abgewickelt wird und
•
dass die Erfolgswirkung bei der Entstehung im Rahmen der Vollkonsolidierung eliminiert wird, wShrend dies bei der spateren Equity-Bewertung ohne die Ubergangsregeiung unterbleiben wiirde.
5.
Ubergang von der Vollkonsolidierung auf die Bewertung der Beteiligung zu Anschaffungskosten
5.1.
Nach HGB
Wenn ein Konzern Anteile an einem Tochterunternehmen verSuBert und das Unternehmen deshalb oder aus anderen Griinden auch kein assoziiertes Unternehmen mehr ist, sind die verbleibenden Anteile an dem Unternehmen auch im Konzernabschluss zu den Anschaffungskosten oder den niedrigeren Tageswerten zu bewerten. Fraglich ist, ob als Bilanzwert fiir den Konzernabschluss der Betrag zugrunde zu legen ist, mit dem die Anteile bei dem Mutterunternehmen zu Buche stehen. Allerdings leben gem. § 308 Abs. 3 HGB bei der Aufstellung des Konzernabschlusses Bewertungswahlrechte wieder auf. Wegen des Verbots der Equity-Bewertung fUr solche Beteiligungen wurde es bisher nicht fur zulassig gehalten, den entsprechenden Equity-Wert dieser Anteile als Anschaffungskosten, bezogen auf den aktuellen Bilanzstichtag, in den Konzernabschluss aufzunehmen. Aber gerade dies ist in DRS 4.49 vorgesehen.^"^ Die Besonderheit der Ubergangskonsolidierung auf die Anschaffungskostenbewertung besteht darin, dass im Rahmen der Folgekonsolidierung bereits Telle der Anschaffungskosten erfolgswirksam geworden sind. Nachfolgend wird ein Verfahren entwickelt, das, wie die bisher dargestellten Ent- und Ubergangskonsolidierungen, Doppelrechnungen und Nicht-Verrechnungen von Giiterverbrauch vermeidet, was nach den GoB geboten
94 Vgl. F5rschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in Beck Bil BilKomm. 6. Aufl. 2006, § 301, Tz.263.
Kapitalkonsolidierung
283
ist: Der erste Schritt besteht aus der Entkonsolidierung der gesamten Beteiligung. Auch die Anteile, die noch im Konzern verbleiben, werden mit ihrem anteiligen Abgangswert, wie im Abschnitt 2.5 dargestellt, aus dem Konzernabschluss herausgenommen. Der Abgangswert der Anteile, die veraujiert wurden, wird, wie dort im Einzelnen ausgeflihrt, dem VerauBerungserlos gegeniibergestellt. Auch der Abgangswert der Anteile, die im Konzern verbleiben, belastet als Aufwand das Ergebnis. Durch die Entkonsolidierung wird erreicht, dass der gesamte Giiterverbrauch, den der Konzern durch den Erwerb, das Betreiben und das Ausscheiden des Tochterunternehmens hatte, ergebniswirksam wird. Im zweiten Schritt werden die verbleibenden Anteile ergebniswirksam zu Anschaffungskosten der entsprechenden Bilanzposition im Konzernabschluss hinzugeftgt. Damit werden die Anschaffungskosten dieser Anteile bis zum Bilanzstichtag insgesamt im Konzernabschluss ergebnisneutral behandelt Die ertragswirksame Behandlung der Anschaffungskosten storniert ihre aufwandswirksame Verrechnung im Rahmen der Folgeund der Entkonsolidierung. Wurde man diese Anteile ergebnisneutral als Zugang in den Konzernabschluss einstellen, so fuhrte eine spStere ergebniswirksame Verrechnung, z.B. bei der VerauBerung der Anteile oder bei einer auBerplanm^Bigen Abschreibung, zu einer doppelten Aufwandsverrechnung; denn diese Betrage wurden schon im Rahmen der Vollkonsolidierung als Aufwand verrechnet.^^ Mit diesem Vorgehen wird ein Entkonsolidierungsgewinn auch fiir die verbleibenden Anteile im Konzernabschluss, nicht aber im Einzelabschluss, bereits im Ubergangszeitpunkt ausgewiesen. Das kann als VerstoB gegen das Realisationsprinzip bzw. als eine nicht durch Rechtsvorschriften gedeckte Wertaufholung angesehen werden; dann mlisste der Ergebnisanteil fiir die verbleibenden Anteile erfolgsneutral in RUcklagen eingestellt werden.^^ Sind die Anteile im Einzelabschluss des Mutterunternehmens mit niedrigeren Tageswerten verbucht, wird man sie auch mit diesen Werten in den Konzernabschluss einbuchen. Da mit der Folge- und Ubergangskonsolidierung alle Anschaffungskosten aufsvandswirksam werden, diesen aber nur die niedrigeren Tageswerte als Ertrage gegenUberstehen, wird dann insgesamt, wie im Einzelabschluss der Obergesellschaft, auch im Konzernabschluss ein Betrag als auBerplanmaBige Abschreibung ergebniswirksam. Beispiel 5.10 (Fortsetzung) Fiir das Zahlenbeispiel aus Abschnitt 2.5 wird bei sonst gleichen Angaben angenommen, dass zum 31.12.02 50% der Anteile zum Preis von 24 ver^uBert worden sind. Die restlichen 10% sind im Konzernabschluss zu Anschaffungskosten zu bewerten. Fiir sie werden, bei einem Preis von 19 fiir 60% der Anteile, Anschaffungskosten von 19 : 6 = 3,166 errechnet. In Tabelle 5.10.4 beginnen die Entkonsolidierungen wiederum mit den Konzernbilanzen nach der Vollkonsolidierung (vgl. Tabelle 5.10.4, Spalten 6 und 11). Im Rahmen der Entkonsolidierung nach der Buchwertmethode wird der auf das Mutterunternehmen entfallende Anteil am Vermogen (18 + 5) und an den Schulden (9) wie in 9^ So auch FOrschle, Gerhart/Hofifmann, Karl, in Beck BilKomm, 4. Aufl., 1999, § 301, Tz. 263; ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 279 ff. 96 Zweifelnd ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 283.
284
FUnftes Kapitel
Kapitalkonsolidierung
285
Tabelle 5.10.3 in H5he von 14 ergebnismindernd verrechnet (Spalte 7, Zeile 5). Dem steht der Erl5s ftir den verkauften Anteil (50%) in H5he von 24 gegenUber (Spalte 7, Zeile 3 und 5). Die Entkonsolidierung fiir Anteile anderer Geseilschafter (Spalte 8) entspricht dem Vorgehen bei VeraulJerung der Beteiligung (Tabelle 5.10.4, Spalte 8). Der bei dem Mutterunternehmen verbliebene 10%-Anteil wird zu errechneten Anschaffungskosten von 3,166 als Wertpapier des Anlagevermogens ergebniserhShend in den Konzernabschluss eingestellt (Spalte 9, Zeilen 3 und 5). Die Erfolgswirkung von (4 + 9,166 =) 13,166 setzt sich zusammen aus dem Entkonsolidierungsgewinn ftlr die 50%-Anteile (24 - 11,334 = 12,666) und dem Gewinn, der fiir die 10%-Anteile aus dem Ubergang auf die Anschaffiingskostenbewertung resultiert (3,166 - 2,666 = 0,5). Der Ubergang ftir die 10%-Anteile ist mit 0,5 ergebniserhOhend, weil damit die Abschreibung der stillen Reserven aus der Erstkonsolidierung (1/6 von 3 = 0,5) rUckg^ngig gemacht wird. Die Einbuchung der Beteiligung mit 2,666 als Anschaffungskosten ist unzulassig, weil dies einer Equity-Bewertung der Beteiligung gleichkame, deren Voraussetzungen hier aber nicht erfiillt sind. Nur ftir den Fall, dass der Tageswert der Beteiligung im Einzelabschluss des Mutterunternehmens mit 2,666 angesetzt werden kann, ware ein solcher Wert auch im Konzernabschluss erlaubt, unabhangig davon, wie im Einzelabschluss tatsachlich bilanziert wurde. Die Entkonsolidierung nach der Neubewertungsmethode unterscheidet sich wiederum nur dadurch, dass die noch nicht verrechneten stillen Reserven von 3,166 zusatzlich aus der Erganzungsrechnung und dem Ausgleichsposten eliminiert werden.
5.2
Nach IFRS
Nach IAS 27.31 werden die verbleibenden Anteile mit ihrem Konzernwert in die Konzernbilanz ubernommen. Diese Werte gelten als Konzernanschaffiingskosten. Dann ist zu prufen, wie sie gem. IAS 39 zu kategorisieren sind. Von den in IAS 39.9 genannten Kategorien kommt ftir die Restbeteiligung vor allem die Klassifizierung als „Availablefor-sale fianancial asset" in Betracht. Das bedeutet eine Folgebewertung jeweils zum fair value ohne Ansatz von Verkaufskosten (IAS 39.46).
VI. Steuerabgrenzung bei der Erwerbsmethode 1•
Problemstellung
Erfolgsneutrale Erhohungen von Vermogensgegenstanden bei Aufstellung der HB II {Anpassungsbetrage) sowie die im Rahmen der Erstkonsolidierung aufgedeckten und den einzelnen Vermogensgegenstanden zugeordneten stillen Tageswertrucklagen {Zuordnmgsbetrage) mindern in der Folgekonsolidierung gemSB der Restnutzungsdauer der
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Funftes Kapitel
Vermogensgegenstande, bei ihrem Verbrauch oder Verkauf das Konzemergebnis im Vergleich zum steuerpflichtigen Ergebnis. Entsprechendes gilt fiir den Goodwill aus der Kapitalkonsolidierung, falls er nicht erfolgsneutral mit den Rucklagen verrechnet wird. Solange der Konzernabschluss nicht Besteuerungsgrundlage ist, sind diese Aufwendungen steuerlich zunachst unwirksam. Entgegen der Fiktion der steuerlichen Einheit des Konzerns entspricht dann das Verhdltnis zwischen Steuern und Konzemergebnis vor Steuern nicht der durchschnittlichen Gewinnsteuerbelastung. Die Steuerbelastung erscheint zu hoch. Dieses Verhaltnis ist solange verzerrt, wie solche Aufwendungen anfallen. Das Verhaltnis ist aber erneut auch dann verzerrt, wenn die Beteiligung verdufiert oder liquidiert wird. Mit der Verrechnung aktivischer Anpassungs- und Zuordnungsbetrage im Rahmen der Folgekonsolidierung wurden Aufwendungen gegenuber der Steuerermittlung, die auf dem Vergleich der Anschafflingskosten der Beteiligung mit dem Verkaufserl5s beruht, vorweggenommen. Die Steuerbelastung erscheint dann zu niedrig. Entsprechendes gilt fur passivische AnpassungsbetrSge und die Zurechnung stiller Lasten (z.B. einer Restrukturierungsrlickstellung) und eines passivise hen Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung. Die Verzerrungen infolge aktivischer Anpassungsund Zuordnungsbetrage lassen sich mildern oder vermeiden, indem •
im Rahmen der Erstkonsolidierung erfolgsneutral eine passivische Steuerabgrenzung (Bruttomethode) gebildet wird oder entsprechend geringere Betrage den Vermogensgegenstanden zugeordnet (Nettomethode) werden oder
•
im Rahmen der Folgekonsolidierung erfolgswirksam eine aktivische Steuerabgrenzung gebildet wird.
Nach dem ersten Verfahren wird die passivische Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung zugunsten des Konzernergebnisses der Verrechnung der zugeordneten Betrage entsprechend aufgelost; bei Anwendung der Nettomethode sind die Zuordnungsbetrage und deren Verrechnung geringer. Nach dem zweiten Verfahren wird die aktivische Steuerabgrenzung erst dann zu Lasten des Konzernergebnisses aufgelost, wenn die Beteiligung verauBert oder liquidiert wird. Diese Verfahren sind daraufhin zu priifen, ob sie geboten oder zumindest zulassig sind.
2.
Erfolgsneutrale Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung
2.1
Bildung der Steuerabgrenzung
Eine Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung lasst sich nicht auf § 306 HGB stutzen, da die stillen Tageswertriicklagen bzw. -lasten erfolgsneutral, d.h. ohne Beeinflussung des Konzernergebnisses aufgedeckt werden, § 306 HGB demgegentiber nur zeitlich befristete Ergebnisunterschiede im Sinne von Jiming differences" betrifft.
Kapitalkonsolidierung
287
Allerdings wird der Wert eines VermSgensgegenstandes, bzw. einer Schuldenposition, nicht nur von seinem Gebrauchswert, bzw. Last, sondem auch von seiner steuerlichen Absetzbarkeit oder Anerkennung bestimmt^^. Deshalb ist es auch in einem Konzernabschluss nach HGB vertretbar, im Rahmen der Zuordnung stiller Rticklagen und Lasten diwf abnutzbares AnlagevermGgen und auf Umlaujvermogen Korrekturen wegen steuerlicher NichtabzugsfShigkeit ihrer Abschreibungen oder ihres Verbrauchs vorzunehmen. FUr nicht abnutzbare Gegenstande, wie Grund und Boden sowie Beteiligungen, gilt das nicht. Zwar werden bei der steuerlichen Erfolgsermittlung die Zuordnungsbetrige und der Geschaftswert bei Verkauf oder Abschreibung der Beteiligung aufwandswirksam, doch liegt der Zeitpunkt daflir in einer nicht absehbaren Zukunft. Daraus folgt eine „Quasipermanenz" der steuerlichen Nichtabzugsf^higkeit. Hingegen ist nach dem bilanzorientierten Konzept der Jemporary differences'' unabhangig von der Dauer der zeitlichen Verschiebung zwischen dem Ansatz in der Konzernbilanz und der Steuerbilanz eine Steuerabgrenzung fur Anpassungs- und Zuordnungsbetr^ge erforderlich. Latente Steuerpositionen nach dem Konzept der temporary differences sind zwar nicht mit den Vorschriften des HGB vereinbar, doch werden sie im Rahmen der Erstkonsolidierung nach h.M geforder.. Nach IAS 12.15 sind sie sogar vorgeschrieben. Entsprechend hat der DSR im Anhang zu DRS 12 unter A 5 den Ubergang auf diese Methode de lege ferenda vorgeschlagen. Im Falle der Aufwertung eines Vermogensgegenstandes fiir den Konzemabschluss entweder (iber die erfolgsneutrale KUrzung der Zuordnung (Nettomethode bzw. Net-ofTax-Methode^^) oder aber durch erfolgsneutrale Bildung eines passivischen Steuerabgrenzungsbetrages (Bruttomethode) erhoht sich oder entsteht ein Geschdftswert aus der Kapitalkonsolidierung, Das bei der Erstkonsolidierung aufzurechnende Eigenkapital wird durch die Kiirzung des Zuordnungsbetrages oder die Bildung des PassivpostensfUr latente Steuern gemindert. Eine Bildung der Steuerabgrenzung zu Lasten der Konzernriicklagen, die einen Geschaftswert unverSndert lielie, ist nicht zulSssig. Aufgrund der erfolgsneutralen Bildung und erfolgswirksamen Aufl5sung des Abgrenzungspostens in den spateren Jahren wtirde sonst das Kongruenzprinzip verletzt, nach dem die Summe der Periodengewinne gleich ^^ Vgl. u.a. Lanfermann, Josef: Kapitalkonsolidierung beim Ubergang auf die neuen Konzemrechnungslegungsvorschriften des HGB, in: Havermann, Hans (Hrsg.): Bilanz- und Konzemrecht, FS fur Reinhard Goerdeler, 1987, S. 300; Baumann, Karl-Hermann, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 306, Tz. 21 f; Busse von Colbe, Walther et alt.(Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbF-Sonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 118; ADS, 6 Aufl., 1996, § 301, Tz. 92, Art. 27 EGHGB, Tz. 53; Hoyos, Martin/Fischer, Norbert, in: Beck BilKomm, 4. Aufl., 1999, § 306, Tz. 11;: WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 594 m.w.N.; F5rschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, §301, Tz. 81; Hoyos, Martin/Fischer, Norbert, ebenda, § 306, Tz. 11 ablehnend u.a. v. Wysocki, KlausA¥ohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 256; Coenenberg, Adolf G.:Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl. 2005, S. 726. ^^ Die Net-of-Tax-Methode war in den USA bis 1987 durch APB Opinion No. 11 vorgeschrieben. Sie wurde von der Brutto-Methode gem. SFAS 96 abgelost.
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FUnftes Kapitel
der Summe der ZahlungsstrOme sein muss^^. Wird hingegen der Geschaftswert erh5ht, so steht der Erfolgserhohung durch die Auflosung der Steuerabgrenzung (vgl. Beispiel 5.14 und Tabelle 5.14, Spalten 8-13, Zeile 10) eine Erfolgsminderung durch die Abschreibung des Geschaftswertes gegeniiber. Wtirde er jedoch erfolgsneutral verrechnet, so miisste die Ergebniswirkung im Rahmen der Entkonsolidierung nachgeholt werden. Bei Existenz anderer Gesellschafter und Anwendung der Buchwertmethode bezieht sich die Aufdeckung stiller Riicklagen und Lasten, damit die Bildung einer Steuerabgrenzung und die VerSnderung des Geschaftswertes nur auf den Anteil des Mutterunternehmens. Dagegen sind bei Anwendung der Neubewertungsmethode auch die auf andere Gesellschafter entfallenden stillen Riicklagen und Lasten aufzudecken und eine entsprechende Steuerabgrenzung zu bilden. Dieser Anteil an der Steuerabgrenzung sollte jedoch so lange den Geschaftswert nicht beruhren, wie er nicht fUr den Minderheitenanteil im Sinne der reinen Neubewertungsmethode (siehe Abschnitt III. 8.2) verandert wird. Der auf ihn entfallende Anteil der Steuerabgrenzung ist mit dessen Bilanzansatz zu verrechnen^^^. Fur den Geschaftswert wird (bisher) eine Bildung einer passivischen Steuerabgrenzung nicht vertreten, obgleich seine spatere Abschreibung genau so wenig steuerwirksam ist, wie die der zugeordneten stillen Riicklagen. Das Argument, der Geschaftswert wiirde dann ins Unendliche wachsen^^^, trifft nicht zu. Der Geschaftswert (GW) ergSbe sich wie folgt: GW = restlicher Unterschiedsbetrag : (1 - Steuersatz). Doch fiihrte das zu einer Aufblahung von Geschaftswert und Steuerabgrenzung. Eine Hochrechnung ist auch international nicht ublich. Sie wird in IAS 12.21 ausdriicklich verboten. Werden gemalJ §§ 300 und 308 HGB notwendige HB I/HB 11- Anpassmgen erst im Rahmen der Kapitalkonsolidierung durchgeftihrt, so lasst sich die (erfolgsneutrale) Bildung eines Steuerabgrenzungspostens zwar nicht aus den §§ 274 und 306 HGB, aber m5glicherweise aus der Generalnorm des § 297 Abs. 2 HGB rechtfertigen (siehe dazu im einzelnen drittes Kapitel, V. 1.3.).
2.2
Auflosung der Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung
Die im Rahmen der Erstkonsolidierung infolge der Vereinheitlichung von Bilanzansatz und Bewertung auf Anpassungsbetrdge erfolgsneutral gebildeten Steuerabgrenzungen sind bei der Folgekonsolidierung erfolgswirksam entsprechend der ihnen zugrundeliegenden HB I/HB Il-Unterschiede aufzulQsen (siehe drittes Kapitel, V. 1.3.). ^^ Vgl. Busse von Colbe, Walther: Gef^rdung des Kongruenzprinzips durch erfolgsneutrale Verrechnung von Aufwendungen im Konzernabschluss, in: Moxter, Adolf et alt. (Hrsg): Rechnungslegung, FS ftir Karl-Heinz Forster, 1992, S. 127. ^^^ Vgl. Kuting, Karlheinz/Wirth, Johannes: Latente Steuem und Kapitalkonsolidierung nach IAS/IFRS, in BB, 58. Jg. 2003, S. 628. ^^^ So Liihrmann, Volker: Latente Steuem im Konzernabschluss, 1997, S. 202.
Kapitalkonsolidierung
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Wenn im Rahmen der Erstkonsolidierung ein passivischer Steuerabgrenzungsposten gebildet worden war, so ist dieser parallel mit der Abschreibung der Zuordnungsbetrdge kompensierend erfolgserhfihend aufzulGsen. Bei der Nettomethode wiirde sich die Belastung des Konzemergebnisses infolge des verringerten Zuschreibungsbetrages automatisch in gleicher Weise verringern, wenn die aufgedeckten stillen Tageswertrticklagen durch Abschreibung, Verbrauch oder Verkauf an Konzernfremde aufgel5st werden (siehe Beispiel 5.14 und Tabelle 5.14).
3.
Erfolgswirksame Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung
3.1
Bildung der Steuerabgrenzung
Statt der erfolgsneutralen Bildung einer passivischen Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung k5nnte im Rahmen der Folgekonsolidierung erfolgswirksam eine aktmsche Steuerabgrenzung auf die AuflCsungsbetrage der durch die Kapitalkonsolidierung aufgedeckten stillen Tageswertrucklagen gebildet werden. Dann wtlrde in den Auflosungsperioden eine Steuerbelastung des Konzemergebnisses hergestellt, die sich ergabe, wenn es Besteuerungsgrundlage ware (siehe Beispiel 5.14 und Tabelle 5.14, Spalten 14 und 15, Zeilen 6 und 12). Entsprechendes gilt fUr die erfolgswirksame Aufl6sung eines verbleibenden Unterschiedsbetrages (Geschaftswertes) aus der Kapitalkonsolidierung. Die Bildung einer solchen Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung wird nicht mit der fehlenden steuerlichen Beriicksichtigung der Auflosung der Zuordnungsbetrdge, sondern allein mit der ohne Steuerabgrenzung auftretenden Verzerrung des Verhaltnisses zwischen Steuern und Konzerngewinn vor Steuern begrUndet.^^^ Jedoch ist zu prufen, ob neben der Bedingung der Erfolgswirksamkeit auch die zweite Bedingung fUr den Ansatz latenter Steuern gemalJ § 306 HGB - zeitliche Begrenzung der Differenzen - erflillt ist. Auf Basis der Going-Concern Annahme handelt es sich im Normalfall einer auf Dauer angelegten Beteiligung um quasi-permanente Differenzen, die sich erst bei VerauBerung oder Liquidation des Tochterunternehmens umkehren. Fiir quasi-permanente Differenzen kommt aber eine Steuerabgrenzung gemaU § 306 HGB nach dem Konzept der timing differences nicht als Pflicht in Betracht. Zu prufen ist, ob sie gleichwohl zulassig ist. Wenn eine Beteiligung mit der Absicht der Weiterverduflerung in den nSchsten Jahren erworben wird, wird die Auffassung vertreten, dass eine (originSre) Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung notwendig sei. In diesem Fall liegen zeitlich befris^^^
Vgl. dazu die Ausfuhrungen von Weber, Claus-Peter: Praxis der Kapitalkonsolidierung im internationalen Vergleich, 1991, S. 107 f.; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Ktiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 95 m.w.N.
290
FUnftes Kapitel
tete Differenzen vor, fur die eine Steuerabgrenzung gemSB § 306 HGB vorzunehmen sei^^^ Dann ware aber die Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung unzulassig. Bei Liquidations- oder Veraufierungsabsicht ist eine Vollkonsolidierung aufgrund von § 296 Abs. 1 ZifF. 3 HGB zwar gesetziich zulassig, doch wird das Wahlrecht zur Vollkonsolidierung gew5hnlich nicht wahrgenommen. Zudem ist eine im Erwerbszeitpunkt bereits bestehende Veraufierungsabsicht relativ selten. Bei spater auftretender Veraufierungsabsicht sind gew5hnlich ergebniswirksam zu verrechnende Zuordnungsoder verbleibende Unterschiedsbetrage nicht mehr vorhanden. Liegt dagegen keine Liquidations- oder Veraufierungsabsicht vor, so lasst sich die Bildung latenter Steuem aufgrund der mangelnden zeitlichen Begrenzung der Differenzen nicht mehr aus § 306 HGB begrunden.
3.2
Auflosung der Steuerabgrenzung
Ein im Rahmen der Folgekonsolidierung gebildeter aktivischer steuerlicher Abgrenzungsposten ist dann erfolgsmindemd aufzulSsen, wenn sich die Erfolgsdifferenzen umkehren. Dies ist zum einen dann der Fall, wenn die Beteiligung im Einzelabschluss mit steuerlicher Wirkung abgeschrieben wird. Die Summe der Einzelergebnisse unterschreitet daraufhin das Konzernergebnis um den Abschreibungsbetrag. Durch die Abschreibung des Abgrenzungspostens werden Steueraufwand und Konzernergebnis aufeinander abgestimmt. Der Posten ist auch dann erfolgsmindemd aufzulosen, wenn die Beteiligung veraufiert wird. Die im Konzernergebnis bereits vorher als Aufsvand berlicksichtigten stillen RUcklagen und ein Geschaftswert werden spatestens dann in der Steuerbilanz zu Aufwand. Im Konzernergebnis werden sie im Rahmen der Entkonsolidierung eliminiert. Der hShere Veraufierungserfolg erfordert dann im Konzernabschluss entsprechenden Steueraufwand, der durch die AuflOsung des aktivischen Abgrenzungspostens geschaffen wird.
4.
Zahlenbeispiel zur Steuerabgrenzung
Anhand eines Beispiels sollen die unterschiedlichen Auswirkungen der beiden Verfahren zur Bildung und Auflosung von Steuerabgrenzungen im Rahmen der Erst- und Folgekonsolidierung auf den Konzernabschluss gezeigt werden:
^^^
Im Einzelnen siehe hierzu insbesondere Schindler, Joachim: Kapitalkonsolidierung nach dem Bilanzrichtlinien-Gesetz, 1986, S. 251 f.
Kapitalkonsolidierung
291
Beispiel 5.14.1 Das Mutterunternehmen M erwirbt am Anfang des Jahres t=l alle Anteile an dem Unternehmen T zu 2.000 Mio. € bei einem Eigenkapital von T gemafJ der ftlr die Erstkonsolidierung aufgestellten Handelsbilanz II in H5he von 1.000 Mio. € (folgende Betragsangaben in Mio. €). Der sich im Rahmen der Erstkonsolidierung ergebende aktivische Unterschiedsbetrag von 1.000 wird, soweit mdglich, auf die Vermogensgegenstande von T, die zu Anfang des Jahres t=l eine Restnutzungsdauer von zehn Jahren und stille TageswertrUcklagen von 1.000 aufweisen, verteilt und entsprechend abgeschrieben. Ein bei der Erstkonsolidierung entstehender Firmenwert werde erfolgswirksam tiber flinf Jahre abgeschrieben. T erzielt jedes Jahr einen Jahrestiberschuss vor Gewinnsteuern von 400, der mit 65% Gewinnsteuer belastet ist und einbehalten wird. In t=10 werde das Tochterunternehmen Uberraschend - nach vorheriger Ausschuttung der einbehaltenen Jahresuberschiisse an M - zu 2.000 verkauft. M vereinnahmt diese zeitkongruent. Von weiteren ErtrSgen und Aufwendungen sei abgesehen. Ohne Steuerabgrenzung: Wenn keine Steuerabgrenzung vorgenommen wird, betrigt der Gewinn nach Steuern im Konzernabschluss in tl bis t9 (400 - 0,65 • 400 - 1.000/10 =) 40, in tlO aufgrund des Entkonsolidierungserfolges 1.040; die Relation Steuern zu Gewinn vor Steuern ist in alien Perioden verzerrt (siehe Tabelle 5.14, Spalten 5 bis 7). Erfolgsneutrale Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung mit Geschaftswertabschreibung (Netto- und Bruttomethode): Bei der Nettomethode (Net-of-Tax-Methode) wird die stille Tageswertrucklage, um den Steuerabschlag in H5he von (1 - 0,65) x 1.000 = 350 gekurzt, den Vermogensgegenstanden zugeordnet. Bei der Bruttomethode dagegen wird die stille Tageswertrtlcklage voll in Hohe von 1.000 den VermOgensgegenstSnden zugeordnet und erfolgsneutral eine SteuerrUckstellung in Hohe von 0,65 x 1.000 gebildet; bei beiden Varianten entsteht ein Firmenwert in H5he von 650. Der Gewinn nach Steuern betrSgt bei beiden Methoden in den Perioden tl bis t5 -25, in den Perioden t6 bis t9 aufgrund der dann entfallenden Firmenwertabschreibung 105 und in der Periode tlO aufgrund des dann zusStzlich anfallenden Entkonsolidierungserfolges (1.000) 1.105. Bei der Nettomethode (siehe Tabelle 5.19, Spalten 8 bis 10) ist die Relation Steuern zu Gewinn vor Steuern in alien Perioden verzerrt. Gleiches gilt bei der Bruttomethode (siehe Tabelle 5.14, Spalten 11 bis 13) fiir die Perioden tl bis t5 und tlO, dagegen passen Steueraufwand und Konzernergebnis zumindest in den Perioden t6 bis t9 zueinander. Erfolgsneutrale Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung ohne Geschdftswertabschreibung (Bruttomethode): Wird im Rahmen der Erstkonsolidierung ein passivischer Steuerabgrenzungsposten erfolgsneutral gebildet (Bruttomethode) und der Firmenwert nicht erfolgswirksam abgeschrieben, sondern im Rahmen der Erstkonsolidierung erfolgsneutral mit den Rticklagen
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FUnftes Kapitel
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verrechnet und erst im Zeitpunkt tlO bei der Entkonsolidierung aufwandserhOhend berucksichtigt, so betrSgt das Konzernergebnis in tl bis t9 (400 - 0,65 x 400 - 100 + 65 =) 105; Steueraufwand (195) und Konzernergebnis vor Steuern (300) passen zusammen. In tlO dagegen passen Steueraufwand (195 ) und das aufgrund des (durch die erfolgswirksame Geschaftswertverrechnung in tlO gesunkenen) Entkonsolidierungserfoiges (350) gegenuber tl bis t9 erhohte Konzernergebnis vor Steuern (455 ) nicht mehr zusammen (siehe Tabelle 5.14, Spalten 14 bis 16). Erfolgswirksame Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung: Wird in den zehn Jahren der Abschreibung der stillen Riicklagen ein aktivischer Posten fur latente Steuern mit jahrlich 65 erfoigserhohend dotiert, so ergibt sich in tl bis t9 ein Konzernergebnis, das mit 105 (Zeile 11, Spalten 17 und 18) genauso hoch ist wie bei der Bruttomethode ohne Abschreibung des Geschaftswertes. Es passt damit ebenfalls genau zum Steueraufwand. In tlO wird der inzwischen auf 650 aufgelaufene Steuerabgrenzungsposten erfolgsmindernd ausgebucht, so dass sich insgesamt ein Steueraufwand von (260 - 65 + 650 =) 845 ergibt (Spalte 19, Zeilen 6 bis 8). Er passt im Unterschied zur Vorgehensweise bei der Bruttomethode ohne Abschreibung des Geschaftswertes zum Konzernerfolg von 455. Bei alien Methoden ist sichergestellt, dass in den Jahren tl bis tlO das Konzernergebnis mit insgesamt 1400 genau gleich dem Totalerfolg des Konzerns mit dem Tochterunternehmen ist. Der Totalerfolg ist gleich der Summe der Einzelerfolge (10 x (1 - 0,65) x 400) = 1400. Allerdings wird nur bei der erfolgswirksamen Bildung eines Steuerabgrenzungspostens im Rahmen der Folgekonsolidierung sichergestellt, dass in alien Perioden Konzernergebnis und Steueraufwand zusammenpassen.
5.
Beurteilung der Steuerabgrenzung im Rahmen der Erst- und Folgekonsolidierung
Fiir die Beurteilung der Verfahren der Steuerabgrenzung fiir stille Tageswertriicklagen bzw. 'lasten und Geschdftswerte im Rahmen der Kapitalkonsolidierung sind einerseits die unterschiedlichen Zielsetzungen, die mit ihr verfolgt werden, zu beachten. Andererseits ist zu priifen, inwieweit die Bilanzierung latenter Steuern oder ihre Unterlassung den Rechnungslegungsvorschriften und den Grundsatzen ordnungsmaBiger Buchflihrung entsprechen. Dariiber hinaus ist zu beachten, dass den Unternehmen durch die Steuerabgrenzung einerseits ein weiterer Spielraum bei der Konzernbilanzpolitik erwSchst und andererseits zusStzliche Kosten entstehen. Weder im Rahmen der Erst- noch im Rahmen der Folgekonsolidierung kann die Pflicht Oder die M5glichkeit zur Bildung latenter Steuern generell aus § 306 HGB hergeleitet werden. Bei der Erstkonsolidierung sind die Diflferenzen nicht erfolgswirksam, bei der
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Ftlnftes Kapitel
Folgekonsolidierung in der Regel nicht zeitlich begrenzt, d.h. sofem nicht eine VerauBerung der Beteiligung in naher Zukunft geplant ist. Werden aufgrund der Nichtanwendbarkeit von § 306 HGB sowohl bei der Erst- als aucli bei der Folgekonsolidierung keine latenten Steuern angesetzt, so wird das Verhaltnis von Steuern zu Gewinn vor Steuern zwar im Konzernabschluss verzerrt ausgewiesen; jedoch fiihrt diese Vorgehensweise dann zu einem zutreffenden Ausweis der Verm5gensgegenstande, wenn man fur ihren Ansatz in der Konzernbilanz einschliefilich stiller Tageswertriicklagen bzw. -lasten deren steuerliche Nichtabsetzbarkeit fur nicht relevant halt. Dann erscheint diese Losung mit dem Gesetzeswortsinn und den Grundsatzen ordnungsmSBiger Buchfllhrung vereinbar. Werden dagegen im Rahmen der Erstkonsolidierung latente Steuern auf Zuordnungsbetrage, aber nicht auf den Firmenwert nach der Bruttomethode mit Geschaftswertabschreibung in den Folgeperioden gebildet, so wird das Verhiltnis von Steuern zu Gewinn vor Steuern hinsichtlich der Abschreibung der stillen Tageswertrucklagen zutreffend, freilich hinsichtlich der Abschreibung von Firmenwerten und damit auch insgesamt verzerrt ausgewiesen. Sieht man die steuerliche Nichtabsetzbarkeit der ZuordnungsbetrSge fur die Bewertung der Vermogensgegenstande als nicht relevant an, so werden zwar die Verm5gensgegenstande korrekt ausgewiesen, die passivische Steuerabgrenzung muss dann aber als Steuerriickstellung interpretiert werden. Dies ist jedoch insofern problematisch, als die Ruckstellung nur dann gebildet werden diirfte, wenn die Verpflichtung zu einer zukUnftigen Steuerzahlung vor dem Erstkonsolidierungszeitpunkt gelegen hatte; das trifft hier nicht zu. Setzt man zumindest im Hinblick auf die stillen Tageswertrucklagen einen zutreffenden Steuerausweis als vorrangiges Ziel, so mtisste man unter Riickgriff auf die Besonderheiten des Konzernabschlusses gem. § 298 Abs. 1 HGB von den im Einzelabschluss geltenden Regeln fur die Bildung von RUckstellungen abweichen. Geht man dagegen davon aus, dass die steuerliche Nichtabsetzbarkeit bei der Bemessung des Wertes der Verm5gensgegenstande von Bedeutung ist, so werden die Verm5gensgegenstande nur dann korrekt ausgewiesen, wenn man die passivische Steuerabgrenzung als Wertberichtigung interpretiert. Wertberichtigungen sind aber - zumindest fiir Kapitalgesellschaften - nicht zulassig, so dass diese Interpretation nicht konform mit den Grundsatzen ordnungsmaBiger Buchfiihrung ist; es sei denn, man rekurrierte wieder auf die Besonderheit des Konzernabschlusses. Wiirde im Rahmen der Erstkonsolidierung nach der Nettomethode (Net-of-Tax-Methode) verfahren, so wOrde - wie Tabelle 5.14, Spalten 8 bis 10, Zeile 12 zeigt - das Verhaltnis von Steuern zu Gewinn vor Steuern weder im Hinblick auf die Abschreibung der stillen Tageswertrucklagen noch im Hinblick auf die Abschreibung der Firmenwerte und bei der Entkonsolidierung zutreffend ausgewiesen. Flir dieses Verfahren spricht allerdings der Ausweis der Verm5gensgegenstande, wenn man die steuerliche NichtabzugsfShigkeit als wertbestimmend ansieht. Jedoch musste dann bei Anwendung der Neubewertungsmethode im Rahmen der Erstkonsolidierung strikt zwischen der Auflosung von Handelsbilanz I/Handelsbilanz Il-Unterschieden, fiir die (erfolgsneutral) ein aktivischer Oder passivischer Steuerabgrenzungsposten zu bilden ware, und der Zuordnung von stil-
Kapitalkonsolidierung
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len Tageswertrucklagen, die aber net-of-tax zu bilden wSren, differenziert werden. Neben diesem mehr technischen Problem, das eher fiir ein Vorgehen nach der Bruttomethode sprache, erscheint v.a. bei dieser Methode die Behandlung des Firmenwertes inkonsistent: Einerseits wird der Firmenwert durch die Berucksichtigung der steuerlichen NichtabzugsfShigkeit bei der Bemessung des Wertes der Verm5gensgegenstande im Rahmen der Kapitalkonsolidierung erhoht und als ResidualgroBe ermittelt. Andererseits ist der Firmenwert selbst im Einzelabschluss steuerlich absetzbar, wird aber im Konzernabschluss aufgrund der Ermittlung als ResidualgroBe nicht in die Steuerabgrenzung einbezogen. Werden latente Steuern erst im Rahmen der Folgekonsolidierung gebildet, so wird das Verhaltnis von Steuern zu Gewinn vor Steuern sowohl hinsichtlich der Abschreibung der stillen Tageswertrticklagen als auch hinsichtlich der Abschreibung eines ggf. bei der Erstkonsolidierung entstehenden Firmenwertes sowie bei der Entkonsolidierung zutreffend ausgewiesen. Dabei wird die Irrelevanz der steuerlichen NichtabzugsfMhigkeit fiir die Bemessung des Wertes der Vermogensgegenstande unterstellt. Die aktivische Steuerabgrenzung flihrt im Vergleich zum Verfahren ohne, aber auch mit Steuerabgrenzung im Rahmen der Erstkonsolidierung zu einer Vorverlagerung von Bestandteilen des Konzernergebnisses. Solange der Konzernabschluss aber rechtlich weder Besteuerungs- noch Ausschuttungsgrundlage ist, konnte dies unter Hinweis auf diese Besonderheit gem. § 298 Abs. 1 HGB hingenommen werden. Eine abschliefiende Beurteilung, ob eine Steuerabgrenzung im Rahmen der Kapitalkonsolidierung iiberhaupt und wenn, welches Verfahren der Zielsetzung des Konzernabschlusses und den Grundsatzen ordnungsmSBiger Buchfiihrung am ehesten entspricht, ist aufgrund der vorangegangenen Uberlegungen schwer moglich. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich hinsichtlich der Darstellung der Vermogenslage, vor allem aber auch hinsichtlich der Darstellung der Ertragslage. Insbesondere fiihren sie - in Abhangigkeit von den jeweiligen Besonderheiten des Einzelfalles und den gesetzten Pramissen, z.B. hinsichtlich der Abschreibungsdauer flir Firmenwerte, zu unterschiedlichen Periodenerfolgen. Dagegen sind die kumulierten Periodenerfolge stets gleich, sofern die im Rahmen der Kapitalkonsolidierung entstehenden Firmenwerte erfolgswirksam verrechnet werden oder bei erfolgsneutraler Verrechnung mit Rucklagen zumindest eine dem Prinzip der Bilanzkongruenz entsprechende Entkonsolidierung durchgeftihrt wird. Allerdings wird in Teilen der Literatur eine dem Prinzip der Bilanzkongruenz genugende Entkonsolidierung nicht fur notwendig gehalten und in der Praxis wohl haufig nicht vorgenommen. Das doppelte Dilemma zwischen dem Verzicht auf den Ansatz latenter Steuern und der Vornahme einer Steuerabgrenzung nach dem einen oder dem anderen Verfahren resultiert aus der Tatsache, dass die Konzernbilanz nicht Besteuerungs- und Ausschuttungsgrundlage ist und die Steuerabgrenzung diese Tatsache nur unvollkommen ausgleichen kann. Diese Besonderheit des Konzernabschlusses gegeniiber dem Einzelabschluss rechtfertigt es, von den Regelungen fiir den Einzelabschluss insoweit abzuweichen, als dadurch der Informationswert des Konzernabschlusses verbessert wird. Ob dies durch Ansatz von latenten Steuern Iiberhaupt der Fall ist, wird vom Gesetzgeber mit den Vor-
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Funftes Kapitel
schriften der §§ 274 und 306 HGB und Uberwiegend auch vom Schrifttum zwar angenommen, ist aber empirisch noch nicht bewiesen. Ob eine Steuerabgrenzung iiber diese Regelungen hinaus im Rahmen der Kapitalkonsolidierung zu einer weiteren Verbesserung des Informationswertes des Konzemabschlusses fiihrt, ist insofem zweifelhaft - aber auch nicht auszuschlieBen - , als nach dem ersten Verfahren mit der Bildung latenter Steuern bei der Erstkonsolidierung der Konsolidierungsgoodwill steigt und dessen Verrechnung Wahlrechten und groBen Ermessensspielraumen unterliegt sowie die Periodisierung der gewinnabhSngigen Steuern auch nicht vOllig verzerrungsfrei gelingt. Angesichts des ggf. erheblichen bilanzpolitischen Spielraums ware es wiinschenswert, wenn sich ein einziges Verfahren als GoB durchsetzen wUrde. Dabei sind jedoch zwei Falle zu unterscheiden: Wird ein Unternehmen ohne Wiederverdufierungsabsicht erworben und voll konsolidiert (Regelfall), wiirde die erstmalige Bildung einer Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung hinsichtiich der Abschreibung von stillen Rticklagen und Geschaftswerten zu einem zutreffenden Steuerausweis fllhren, wie Beispiel 5.14 zeigt. Jedoch hat diese Vorgehensweise, wenn man die Bildung von Steuerabgrenzungsposten fiir quasi-permanente Differenzen als nicht mit § 306 HGB vereinbar ansieht, keine gesetzliche Basis; diese gesetzliche Regelung missachtet die wertbestimmende Eigenschaft der steuerlichen Nichtabsetzbarkeit der stillen Rucklagen. Insbesondere aufgrund des letzten Aspektes erscheint es vertretbar, die Bildung einer Steuerabgrenzung bereits bei der Erstkonsolidierung vorzunehmen. Geht man davon aus, dass sich der Zeitwert eines Verm5gensgegenstandes unter Berticksichtigung seiner steuerlichen Nichtabsetzbarkeit ergibt, so ware nach der Nettomethode zu verfahren. Diese Methode fuhrt aber zu erheblichen Verzerrungen hinsichtiich des Steuerausweises; zudem ist eine unterschiedliche Vorgehensweise bei der Erstellung der HB II einerseits, bei der Zuordnung stiller Rticklagen im Rahmen der Kapitalkonsolidierung andererseits, inkonsistent. Zur Berticksichtigung der steuerlichen Nichtabsetzbarkeit fur den Zeitwert eines Vermogensgegenstandes ist der Ansatz latenter Steuern nach der Bruttomethode eher geeignet. Im Gegensatz zu manchen Literaturmeinungen^^"^ wird es fiir zulSssig angesehen, latente Steuern im Rahmen der Erstkonsolidierung durch Bildung einer Steuerriickstellung zu berticksichtigen.^^^ Dies entspricht auch der international vorherrschenden Ubung. Im Rahmen der Folgekonsolidierung k5nnen latente Steuern dann nicht nochmals berticksichtigt werden. Wird ein Unternehmen mit Wiederverdufierungsabsicht erworben und trotzdem voll konsolidiert (Ausnahmefall), was nach IFRS 5 nur in modifizierter Form zulassig ist, entspricht die erstmalige Bildung einer Steuerabgrenzung im Rahmen der Folgekonsolidierung zwar § 306 HGB, da erfolgswirksame und zeitliche Differenzen vorliegen, ist
^^"^ Auch im WP-Hdb., 13. Aufl., Band I, 2006, M, Tz. 594 wird der Ansatz latenter Steuern auf stille RUcklagen im Rahmen der Erstkonsolidierung im Gegensatz zur Vorauflage nicht mehr fUr unzulassig gehalten. l^^Im Ergebnis gleicher Ansieht, ADS, 6. Aufl, 1996, § 301, Tz. 95 f.
Kapitalkonsolidierung
297
aber nicht ubiich. FUr diesen Ausnahmefali ware dann eine Beriicksichtigung latenter Steuern im Rahmen der Erstkonsolidierung ausgeschlossen.^^^ Passivische latente Steuern, die im Rahmen der Erstkonsolidierung auf aufgelGste stille RUckiagen in VermOgensgegenstanden mit langer Restnutzungsdauer gebildet werden, milssten aus 5konomischer Sicht abgezinst werden, da die steuerliche Beiastung durch die Realisierung der stillen Rlicklagen weit in der Zukunft liegt. Der Barwert der latenten Steuern im Erwerbszeitpunkt ist weit geringer als ihr Nominalwert, bei nicht abnutzbaren Gegenstanden, deren VerauBerung nicht absehbar ist, eher bei Null. Letzterem entsprache es, fUr sie keine latenten Steuern anzusetzen. Eine Abzinsung passivischer Steuerabgrenzungsbetrage widersprache aber wohl dem grundsStzlichen Gebot des § 253 Abs. 1 HGB, Verbindlichkeiten mit ihrem Ruckzahlungsbetrag anzusetzen und Riickstellungen nur dann abzuzinsen, soweit die ihnen zu Grunde liegende Verbindlichkeit einen Zinsanteil enthalt.
6.
Steuerabgrenzung nach IFRS
Der Ansatz latenter Steuern im Rahmen der Erstkonsolidierung nach der Erwerbsmethode ist in IAS 12.19 und 66-68 und in SFAS 109.30 zwmgewrf geregelt. Beide Standards beruhen auf dem bilanzorientierten Konzept der ^Temporary Differences'' (IAS 12.15 und SFAS 109.13). Danach sind, bezogen auf den Konzernabschluss, grundsatzlich passivische latente Steuern (tax liabilities) zu bilanzieren, wenn der Wert eines assets in der Konzernbilanz hoher als in der Steuerbilanz, und aktivische latente Steuern, wenn er niedriger als in der Steuerbilanz angesetzt wird. Entsprechendes gilt ftir Wertunterschiede von liabilities. Demgegentiber beruht die Regelung der Steuerabgrenzung im HGB (§§ 274 und 306) auf dem friiher auch in anglo-amerikanischen Landern geltenden engeren Konzept der „ Timing Differences". Es knupft an den im Zeitablauf eintretenden Ausgleich der Differenzen an. Das lasst die Bezeichnung Abgrenzung in § 306 erkennen. Allerdings lasst sich das Konzept der temporary differences auch erfolgsorientiert interpretieren. Man mtisste dann auf das Kriterium des voraussichtlichen Ausgleichs eines in der Vergangenheit zu hohen oder zu niedrigen Steueraufwandes mit spateren Steuerbeoder -entlastungen nach dem Konzept der timing differences verzichten und sich mit dem prinzipiell zu einem spateren, aber nicht naher bestimmten, Zeitpunkt eintretenden Ausgleichs einer Steuerabgrenzung mit Steuerbe- oder -entlastungen begniigen. Ftir die Erstkonsolidierung folgt aus dem Konzept der temporary differences: Stille RUckiagen, die nach der Neubewertungsmethode den Vermogensgegenstanden der akquirierten Unternehmen in der HB II werterhGhend zugeordnet werden, aber fur die Steuerbilanz irrelevant sind, fiihren zu einem passivischen latenten Steuerposten. Stille Lasten, die steuerlich nicht geltend gemacht werden konnen, verandern ihn oder fuhren
106ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 92 f; WP-Hdb, 13. Aufl., Band I, 2006, M, Tz. 355, gehen wohl implizit von einer auf Dauer angelegten Untemehmensverbindung aus.
298
FUnftes Kapitel
zu einem aktivischen latenten Steuerposten. Die latente Steuerposition wird erfolgsneutral gebildet. Obgleich eine temporary difference auch filr den Teil des Unterschiedsbetrages, der als steuerlich nicht absetzbarer Goodwill ausgewiesen wird, entsteht, wird ftir ihn eine ausdrtickliche Ausnahme gemacht: Ftlr den Goodwill wird keine passivische Steuerabgrenzung gebildet (IAS 12.15 und SPAS 109.30). Entsprechendes gilt filr einen negativen Goodwill'. Eine aktivische latente Steuerposition darf fur ihn nicht gebildet werden. Als Begriindung wird lediglich genannt, dass der Goodwill eine ResidualgroBe ist und die Bildung einer passivischen latenten Steuerposition keine relevante Information vermitteln wUrde (IAS 12.21 und SFAS 109.131). Die Regelungen gemafi SFAS 109 und IAS 12 entsprechen der in Abschnitt 2.1 behandelten Bruttomethode ftir die Bildung latenter Steuern im Rahmen der Erstkonsolidierung. Im Rahmen der Folgekonsolidierung sind die latenten Steuerpositionen in dem MaBe aufzulosen, in dem sich, insbesondere infolge von Abschreibungen, die Differenz des Wertansatzes in der Konzern- und der Steuerbilanz verringern. Eine aktivische Steuerabgrenzung ist zu reduzieren, wenn damit zu rechen ist, dass sie kOnftig nicht durch steuerliche Gewinne ausgeglichen werden kann. Ein Abzinsung auch langfristiger latenter Steuern ist nicht zulassig (IAS 12.53). Ftir die Kapitalkonsolidierung wird unter Ansatz latenter Steuern vielfach das so genannte ,J^ush'down-Verfahren" angewendet. Danach werden unternehmensintern die Neubewertung von Vermdgen und Schulden, die Bildung des Goodwills und der Ansatz latenter Steuern auf die aufgelosten stillen Rticklagen bereits in der Bilanz des erworbenen Unternehmens vorgenommen. Das sei an Beispiel 5.14.2 gezeigt. Beispiel 5.14.2 Die b5rsennotierte Tassen AG hat zum 31. 12. 2004 70% der Teller GmbH zum Preis von 840 Mio. € erworben. Eine erste Due Diligence hat ergeben, dass im abnutzbaren AnlagevermSgen schatzungsweise 300 Mio. € stille Rticklagen enthalten sind. Die Restnutzungsdauer der betreffenden Anlagen wird auf 10 Jahre veranschlagt. Der Gewinnsteuersatz betragt 40%. Die Teller GmbH wird als eigene Zahlungsmittel generierende Einheit (ZGE; Cashgenerating Unit) im Sinne von IAS 36.6 fortgefiihrt. Ein bei ihrem Erwerb gezahlter Goodwill wird jedoch zu 20% einer anderen ZGE der Tassen AG wegen der durch den Erwerb der Teller GmbH dort erwarteten Synergien zugeordnet. In die Push-down Bilanz der Teller GmbH werden die Aufdeckung der stillen Rticklagen in H5he von 300 Mio. € und die dadurch hervorgerufenen passivischen latenten Steuern in H5he von (300 x 0,4 =) 120 Mio. € in die Konsolidierungsebene der Teller AG hinuntergeleitet. Der Saldo zwischen den beiden Gr5Ben wird erfolgsneutral dem Eigenkapital zugefiihrt. Um dies zu verdeutlichen, wird hier dafiir eine Neubewertungsrticklage gebildet, der 180 Mio. € zugefiihrt werden. Auch fiir den Teil des Goodwills, der der Teller GmbH zugerechnet wird (291 Mio. €), wird als Gegenposten die Neubewertungsrticklage dotiert (siehe hierzu die Tabelle 5.14.2).
Kapitalkonsolidierung
299
Tabelle 5,14.2: Push-down-Bilanz der Tassen AG und Arbeitsblatt fiir die Aufstellung der Konzembilanz zum 31. 12. 2004
300
Funftes Kapitel Der Goodwill ergibt sich wie folgt: Erwerbspreis der Beteiligung 70% des Eigenkapitals (500 + 180) bezahlter Goodwill davon entfallen 20% auf andere ZGE
840 Mio. € - 476 Mio. € 364 Mio. € - 73 Mio. €
auf die Teller GmbH entfallender Goodwill 291 Mio. € Die Kapitalkonsolidierung wird dann durch Verrechnung des Beteiligungsbuchwertes mit 70% des Eigenkapitals (350 Mio. €) und dem aus der Neubewertung resultierenden Teil der Neubewertungsrticklage (126 Mio.) vorgenommen. Die Ubrigen 30% (150 + 54 Mio. €) werden als Anteile anderer Gesellschafter ausgewiesen. Der restliche Betrag der Beteiligung wird mit dem in der Neubewertungsrticklage enthaltenen Gegenwert des auf die Teller GmbH entfallenden Goodwills (291 Mio. €) verrechnet. Der anderen ZGE zugerechnete Teil des Goodwills (73 Mio. €) erhoht den Goodwillbetrag so dass er insgesamt mit 364 Mio. € in der Konzernbilanz ausgewiesen wird.
VIL Kapitalkonsolidierung im mehrstufigen Konzern nach der Erwerbsmethode 1.
Stufenweise Konsolidierung
1.1
Ohne andere Gesellschafter
Die Regelungen der Kapitalkonsolidierung in § 301 HGB und IAS 27 beziehen sich auf das unmittelbare Verhaltnis von Mutter- zu Tochteruntemehmen {einstufiger Konzern), sie miissen aber auch auf die haufig auftretenden Falle angewendet werden, in denen Tochteruntemehmen {Mutterunternehmen eines Teilkonzerns, Zwischenholdings) ihrerseits Tochteruntemehmen haben. Beide Regelwerke enthalten keine Vorschriften uber die Kapitalkonsolidierung in mehrstufigen Konzernen.
Kapitalkonsolidierung
301
Bei der stufenweisen Konsolidierung beginnt man nach dem Prinzip der KettenkonsolU dierung mit der Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses auf der untersten Stufe. In diesen Abschluss werden die Tochterunternehmen, die selbst keine Tochterunternehmen mehr aufweisen, mit ihren unmittelbaren Mutterunternehmen zusammengefasst. Auf der nSchsten Stufe werden dann diese Teilkonzerne auf, der untersten Stufe mit ihren unmittelbaren Mutterunternehmen in einem hSherrangigen Teilkonzernabschluss zusammengefasst. So wird fortgefahren, bis auf der hOchsten Stufe die Beteiligung des Mutterunternehmens gegen das Eigenkapitai der hochstrangigen Teilkonzernabschlusse aufgerechnet wird. Bei der Konsolidierung eines Teilkonzernabschlusses, sind stille Rucklagen und ein Geschdftswert, die im Teilkonzernabschluss zugeordnet wurden, unverSndert in den Gesamtkonzernabschluss zu Ubemehmen. Wenn ein Firmenwert im Teilkonzernabschluss mit dem Eigenkapitai des Teilkonzernabschlusses verrechnet wurde, wird damit ein aktivischer Unterschiedsbetrag auf der nachst hoheren Ebene um den aktivischen Unterschiedsbetrag im Teilkonzernabschluss grolJer. Wenn auf einzelnen Konzernstufen Firmenwerte, auf anderen passivische UnterschiedsbetrSge auftreten, fuhrt die Zusammenfassung eines Firmenwertes im Teilkonzernabschluss mit dem Eigenkapitai des Teilkonzernabschlusses zu einem niedrigeren passivischen Unterschiedsbetrag auf der nSchst hCheren Stufe. Wird ein passivischer Unterschiedsbetrag im Teilkonzernabschluss dem aufzurechnenden Eigenkapitai des Teilkonzernabschlusses hinzugefugt, so vermindert sich ein aktivischer Unterschiedsbetrag auf der nachst hOheren Stufe. Fraglich ist, ob ein Wahlrecht zwischen beiden Vorgehensweisen besteht^^^ oder ob zugeordnete Unterschiedsbetrage aus den Teilkonzernabschltissen in den Gesamtkonzernabschluss unverandert zu iibernehmen sind.^^"* Beispiel 5.15.1 Das Mutterunternehmen M erwirbt zum 31.12. der Periode t alle Anteile eines Tochterunternehmens Tl mit einem Eigenkapitai von 1.000 Mio. € zu 900 Mio. €. Daraus folgt ein passivischer Unterschiedsbetrag von 100. Er moge Rtickstellungscharakter haben. Tl erwirbt zum gleichen Stichtag alle Anteile eines Tochterunternehmens T2 zu 300 Mio. € (30% stille Rticklagen; 70% Geschaftswert). Die Bilanzen der Untemehmen sind in den ersten Spalten der Tabelle 5.16.1 wiedergegeben (Betragsangaben in Mio. €). Bei der Aufstellung des Teilkonzernabschlusses fur die Unternehmen Tl und T2 (Spalten 4 und 5) entsteht ein aktivischer Unterschiedsbetrag von 300 - 200 = 100, der zu 70 der Firmenwertposition und zu 30 den stillen Rticklagen zugeordnet wird. Wenn diese Positionen aus dem Teilkonzernabschluss unverandert in den Konzernabschluss ubernommen werden sollen, ist bei der Aufstellung des Konzernabschlusses lO^So ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 224. ^^"^So Dusemond, Michael/Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Ktiting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 253; Baetge, JOrg: Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode im mehrstufigen Konzem, in: FOrschle, Gerhart et alt. (Hrsg.): Rechnungslegung im Wandel, FS fiir Budde, 1995, S. 29.
302
Ftinftes Kapitel
I I
Kapitalkonsolidierung
303
(Spalten 6 und 7) der Beteiligungswert gegen das unveranderte Eigenkapital aus dem Teilkonzemabschluss aufzurechnen. Es verbleibt ein passivischer Unterschiedsbetrag von 100, der hier unter Schulden ausgewiesen ist. Wiirde hingegen vom Eigenkapital im Tl der passivische Unterschiedsbetrag (100) abgesetzt, so entfiele fiir den Gesamtkonzemabschluss der passivische Unterschiedsbetrag. Damit wurden die stillen Rticklagen (30) und der Geschaftswert (70) mit den Ruckstellungen (100) saldiert. Nach herrschender Meinung bezieht sich § 301 Abs. 3 S. 3 HGB, wonach im Fall der Verrechnung von aktivischen mit passivischen Unterschiedsbetragen die Verrechnungsbetrage im Anhang anzugeben sind, nur auf den Ausweis, nicht aber auf die Zuordnung der Unterschiedsbetrage. Dies spricht gegen eine Aufrechnung von Unterschiedsbetragen verschiedener Stufen. Es kSnnten im Einzelabschiuss nicht bilanzierte RUckstellungen im Konzemabschluss nicht ausgewiesen wtirden, weil sie mit stillen Rticklagen oder einem Geschaftswert kompensiert worden waren. Dies widersprache dem Vollstandigkeitsgebot und dem Verrechnungsverbot gemSB § 298 Abs. 1 i.V.m. § 246 HGB. Wenn auch eine Aufrechnung grundsatzlich untersagt ist, so erscheint sie aus Vereinfachungsgrunden allerdings dann moglich, wenn der Einfluss auf den Konzemabschluss nicht wesentlich ist und die Kapitalkonsolidierung dadurch erheblich erleichtert wird.
L2
Mit anderen Gesellschaftern
1.2.1
Erstkonsolidierung
Wenn an dem Mutterunternehmen eines Teilkonzerns auBenstehende Gesellschafter beteiligt sind, ergibt sich die Frage, ob mit der Erstkonsolidierung dieses Unternehmens die bei der Konsolidierung des „Enkeluntemehmens" entstandenen Unterschiedsbetrage voll in die Konzernbilanz ubernommen (additive Methode) oder anteilig aus dem Ausgleichspostens fiir Anteile anderer Gesellschafter eliminiert (multiplikative Methode)^^^ werden sollen. Zu diesem Detailproblem gibt es eine umfangreiche Literatur, die offenbar uber die Bedeutung der Streitfrage hinausgeht ^^^. Ergibt sich bei der Erstkonsolidierung fiir den Teilkonzemabschluss ein aktivischer Unterschiedsbetrag, so sind fur die Aufstellung des Konzernabschlusses auf der nSchst h6^^^Vgl. KUting, Karlheinz/Leinen, Markus: Die Kapitalkonsolidierung bei Erwerb eines Teilkonzerns, WPg. 2002, S. 1201-1216. ^^^AusfUhrlich zu dieser Frage: Ewert, Ralf/Schenk, Gerald: Offene Probleme bei der Kapitalkonsolidierung im mehrstufigen Konzem, BB 1993, Beilage 14; siehe auch Dusemond, Michael: Mehrstufige Konsolidierung, BBK 1995, S. 753-766; Eisele, Wolfgang/Kratz, Norbert: Der Ausweis von Anteilen auBenstehender Gesellschafter im mehrstu-figen Konzem,: ZfbF. 1997, S. 291-310; Kuting, Karlheinz/Goth, Peter: Minderheitenanteile im Konzemabschluss eines mehrstufigen Konzems, WPg. 1997, S. 305-320; Dusemond, Michael/Weber, ClausPeter/Zundorf, Horst, in KiitingAVeber (Hrsg.): HdK, 2. Aufl. 1998, § 301, Tz. 236-361; Ebeling, Michael/Baumann, Kirsten: Konsolidierung mehrstufiger Konzeme nach der Methode der Integrierten Konsolidierungstechnik, BB 2000, S. 1667 ff.
304
Funftes Kapitel
heren Stufe nach der multiplikativen Methode anteilig stille RUcklagen und der Geschaftswert dem Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter zuzuweisen. Dadurch vermindem sich der Ausgleichsposten um ihren Anteil am Unterschiedsbetrag und entsprechend auch die aktivierten stillen RUcklagen und Geschaftswerte im Vergleich zur ersten Alternative. Diese L5sung wird damit begrundet, dass nach der Buchwertmethode insgesamt lediglich die auf das Mutterunternehmen entfallenden stillen RUcklagen auszuweisen sind.^^^ Dieser Auffassung ist entgegenzuhalten, dass gemaB § 307 Abs. 1 HGB der Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter als Anteil am Eigenkapital zu bestimmen ist, aber nicht an einem um stille RUcklagen und anteiligen Geschaftswert reduzierten Eigenkapital. Nach dem Einheitsgrundsatz sind die Gesellschafter des Mutterunternehmens und die anderen Gesellschafter grundsatzlich gleich zu behandeln, soweit dem keine expliziten Vorschriften entgegenstehen. Das spricht daftir, aufgedeckte stille RUcklagen und einen Geschaftswert aus dem Teilkonzernabschluss vollstandig in den Konzernabschluss der nachst hoheren Stufe zu Ubernehmen. Dann enthalt der Anteil anderer Gesellschafter auch in dem nachst hoheren Konzernabschluss anteilig stille RUcklagen und Geschaftswert wie vorher im Teilkonzernabschluss.^^^ Wenn auf diese Art ein Geschaftswert und stille RUcklagen auch ftir die Anteile anderer Gesellschafter ausgewiesen werden, dann handelt es sich um einen anderen Vorgang als bei einer Hochrechnung von stillen RUcklagen und des Firmenwertes ftir die Anteile AuIJenstehender im Rahmen der Neubewertungsmethode (siehe Abschnitt III. 8.2.2). Im vorliegenden Fall sind die stillen RUcklagen und der Geschaftswert aus Konzernsicht auch ftir die anderen Gesellschafter erworbene Werte, die pagatorisch abgesichert sind. Beispiel 5.15.2 Abweichend vom Beispiel 5.15.1 wird unterstellt, dass M zum Preis von 900 an Tl nur 80% der Anteile erworben hat und dass der aktivische Unterschiedsbetrag aus dieser Beteiligung zu 50% auf stille RUcklagen und zu 50% auf einen Geschaftswert entftllt. In Spalte 1 der Tabelle 5.15.2 sind der Abschluss von M und in Spalte 2 der Teilkonzernabschluss ftir Tl und T2 (zur Ableitung vgl. Tabelle 5.15.1 Spalte 5) wiedergegeben. Gemafi der ersten Alternative (Spalte 3) wird mit dem Buchungssatz 1) der Unterschiedsbetrag zwischen M und dem Teilkonzern mit 900 - 0,8 x 1.000 = 100 ermittelt und zu jeweils 50% den stillen RUcklagen und dem Geschaftswert zugeordnet. Der Ausgleichsposten (Buchungssatz 2)) ergibt sich mit 0,2 x 1.000 = 200. Ergibt sich bei der Erstkonsolidierung im Teilkonzernabschluss ein passivischer Unterschiedsbetrag, so resultiert er daraus, dass das Eigenkapital des Tochterunternehmens in der Handelsbilanz II grOBer ist als der entsprechende Beteiligungswert im Abschluss des
lO'^So ADS, 6.Aufl., 1996, § 301, Tz. 227. ^^^Ordelheide, Dieter: Anwendungsbereich und Erstkonsolidierung, in: Beck HdR, 1987 ff., C 401, S. 11, und Ordelheide, Dieter: Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987ft-.,C 402, S. 12
Kapitalkonsolidierung
Tabelle 5.15.2:
305
Zweistufige Konsolidierung mit und ohne Kurzung des Ausgleichspostens fur Anteile anderer Gesellschafter
Zwischenunternehmens. An diesem UberschieBenden Eigenkapitai (passivischen Unterschiedsbetrag) haben die auBenstehenden Gesellschafter einen indirekten Anteil. Ftir den Konzernabschluss auf der nachst hoheren Stufe erscheint es zulassig, einen passivischen Unterschiedsbetrag auszuweisen, der sowohl Anteile enthalt, die auf die Anteilseigner der Obergesellschaft, als auch solche, die auf auBenstehende Gesellschafter entfallen. Die Alternative, den Ausgleichsposten um den Fremdanteil anteilig zu ktirzen, entsprache nicht der vollen Ubemahme eines aktivischen Unterschiedsbetrages.
1.2.2
Folgekonsolidierung
Erzielt in einem Teilkonzern das Tochterunternehmen nach der Erstkonsolidierung Gewinne und werden sie von ihm thesauriert, dann weicht das Eigenkapitai des Teilkonzernabschlusses von dem des Einzelabschlusses des Mutterunternehmens des Teilkonzerns ab. Der Teilkonzernabschluss enthalt dann zusatzliche Gewinnrticklagen. Bei der Kapitalkonsolidierung auf der nachst hoheren Stufe entsteht jetzt das Problem, wie diese Gewinnrticklagen behandelt werden sollen: •
Der Anteil, der auf das Mutterunternehmen der Zwischenholding entfallt, ist als Gewinnriicklage in den Konzernabschluss zu Ubemehmen, es sei denn, das Zwischenunternehmen wurde erst nach Entstehung der GewinnrUcklagen erworben. Dann sind diese Gewinnrticklagen als erworbenes Eigenkapitai in die Aufrechnung auf der nachst hoheren Stufe einzubeziehen (siehe Abschnitt 1.3).
306 •
1.3
Funftes Kapitel Der Anteil, der auf die anderen Gesellschafter des Zwischenunternehmens entfailt, ist dem Ausgleichsposten zuzuweisen. Dieser ist somit vom Eigenkapital des Teilkonzemabschlusses und nicht des Einzelabschlusses zu bestimmen. Der Gegenmeinung, dass die indirekten Anteile der aulienstehenden Gesellschafter bei der Ermittlung des Ausgleichspostens nicht zu berticksichtigen seien^^^, kann hier nicht einmal als Wahlrecht gefolgt werden^^^. Sie wiirde dazu fiihren, dass das Kapital, das auf die auBenstehenden Gesellschafter entfUllt, rechnerisch den Anteilseignern des Mutterunternehmens zugeordnet wiirde^ ^^.
Unterschiedliche Erstkonsolidierungszeitpunkte fiir Gesamtund Teilkonzernabschluss
Wird das Mutterunternehmen eines Konzerns erworben, dann liegen die Erstkonsolidierungszeitpunkte (To) fiir die Enkelunternehmen (E) im Teilkonzernabschluss der neuen Zwischenholding (Z) zeitlich vor dem Erstkonsolidierungszeitpunkt (Ti) fiir die Einbeziehung der Zwischenholding und ihren Teilkonzerns in den Gesamtkonzernabschluss. Fiir die Ermittlung der in den Gesamtkonzernabschluss aufzunehmenden Tageswerte auch der E sind die Werte und die Sicht des Gesamtkonzems in Ti maBgebend. Die ROcklagenveranderungen im Teilkonzern aufgrund von Ergebnissen zwischen den TQ im Teilkonzern und Ti gehoren aus Gesamtkonzernsicht zum erworbenen Kapital und sind aufzurechnen, wahrend sie im Teilkonzernabschluss als Gewinnriicklagen auszuweisen sind; denn nach § 301 HGB ist das Kapital im Zeitpunkt des Erwerbs des Tochterunternehmens oder eines spateren Erstkonsolidierungszeitpunktes zugrunde zu legen. Wenn andere Gesellschafter an den E und an Z beteiligt sind, wird zwischen der Konsolidierung auf Basis der Einzelabschlusse und auf Basis des historische gewachsenen Teilkonzemabschlusses unterschieden.^^^ Die erste Methode entspricht § 301 HGB, gegentiber der zweiten werden Zweifel angemeldet. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Bewertung der Anteile anderer Gesellschafter.
l^^So Weber, Claus-Peter/ZUndorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301 HGB, Tz. 244. ^^^FaB, Joachim: Indirekte Beteiligungsverhaltnisse bei der Kapitalkonsolidierung, BB 1989, S. 1166, mit einem ausfuhrlichen Zahlenbeispiel zu den Auswirkungen auf den Konzemabschluss, befUrwortet ein Wahlrecht. ^^ Wgl. Ordelheide, Dieter: Anwendungsbereich und Erstkonsolidierung, in: Beck HdR, 1987 ff., C 401, S. 11; FOrschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 276; ADS, 6. Aufl., 1996.; § 301, Tz. 274 ff. ^ ^^Ausfuhrlich hierzu Mandl, Gerwald/Konigsmaier: Kapitalkonsolidierung nach der Erwerbsmethode und die Behandlung von Minderheitsanteilen im mehrstufigen Konzem, in: Fischer/ Homberg (Hrsg.), FS fur Baetge, 1997, S. 241 ff.; FOrschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: BeckBil.-Komm. 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 274 ff.; Kuting, Karlheinz/Leinen, Markus: Die Kapitalkonsolidierung bei Erwerb eines Teilkonzerns, WPg 2002, S. 1206 f
Kapitalkonsolidierung
307
Wenn neben dem Gesamtkonzernabschluss auch ein dem HGB entsprechender Teilkonzernabschluss aufgestellt wird ist fiir ihn die Neubewertung der VermSgensgegenstande und Schulden und die Ermittlung eines Geschaftswertes der Tochterunternehmen von Z auf die To zu beziehen. FUr den Gesamtkonzernabschluss ist dagegen der spitere Erwerbszeitpunkt Ti des Teilkonzerns zugrunde zu legen^^^ Wenn die Unterschiede wesentlich sind, erfordert dies zwei Erganzungsrechnungen.
1.4
Gegenseitige Beteiligungen
Eine gegenseitige Beteiligung liegt vor, wenn ein einbezogenes Unternehmen direkt oder indirekt Anteile an einem anderen einbezogenen Unternehmen halt, das seinerseits an dem ersten einbezogenen Unternehmen direkt oder indirekt beteiligt ist. Die Ermittlung der Unterschiedsbetrage flir die beiden Unternehmen ist dann nicht mehr unabhangig voneinander, so dass eine stufenweise Konsolidierung keine genauen Ergebnisse liefern kann. Eine genaue Ermittlung setzt voraus, dass die Unterschiedsbetrage der beiden Gesellschaften simultan bestimmt werden. Solche gegenseitigen Beteiligungen sind bei gr5fleren Konzernen keine Seltenheit, so dass der Simultankonsolidierung als Methode fllr die Kapitalkonsolidierung des Gesamtkonzerns, aber auch innerhalb von Teilkonzernen, durchaus praktische Bedeutung zukommt (siehe Abschnitt VII.2.). Bestimmte gegenseitige Beteiligungen sind jedoch von der Konsolidierung ausgenommen. So sind Anteile von Tochterunternehmen an dem Mutterunternehmen in den Konzernabschluss als eigene Anteile zu ubernehmen (siehe Abschnitt VIII. 1.3). Fraglich k5nnte sein, wie Anteile eines Enkelunternehmens an seinem Mutterunternehmen, das als Tochterunternehmen eines hoherrangigen Mutterunternehmens konsolidiert wird, zu behandeln sind. Wenn das Tochterunternehmen einen Teilkonzernabschluss aufstellt, dann sind die Anteile des Enkelunternehmens in diesem Abschluss nicht zu konsolidieren, sondern als eigene Anteile des Tochterunternehmens im Konzernabschluss auszuweisen (§ 301 Abs. 4 HGB). Im Gesamtkonzernabschluss sind sie jedoch zu konsolidieren, da die Anteile des Enkelunternehmens dem Mutterunternehmen des Gesamtkonzerns gehOren und dieses alle ihm gehorenden Anteile an dem Tochterunternehmen konsolidieren muss.
2.
Simultankonsolidierung
Bei der Simultankonsolidierung werden alle einbezogenen Unternehmen in einem Schritt konsolidiert. Die Aufstellung und Konsolidierung von TeilkonzernabschlUssen
^^^Vgl. Ordelheide, Dieter: Anwendungsbereich und Erstkonsolidierung, in: Beck HdR, 1987 ff., C 401, S.26; ADS, 6.Aufl., 1996, § 301, Tz. 233; Dusemond, Michael/Weber, ClausPeter/ZUndorf, Horst, in: Kuting/Weber /Hrsg.): HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 324 ff.
308
Funftes Kapitel
kann entfallen. Ahnlich wie in der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung oder in der volkswirtschaftlichen Input-Output-Analyse wird die Konsolidierung ais LQsung eines linearen Gleichungssystems konzipiert.^^^ Die Simultankonsolidierung kann entweder auf den Gesamtkonzernabschluss oder aber auch auf komplexere Teilkonzerne angewendet werden, wobei die Konsolidierung der Teilkonzernabschlusse dann durchaus wieder stufenweise erfolgen kann.^^^ Das Verfahren hat gegeniiber der stufenweisen Konsolidierung die Vorteile, •
alle denkbaren Verflechtungsformen zu konsolidieren,
•
auch bei gegenseitigen Beteiligungen genaue Ergebnisse zu ermOglichen und
•
das Rechenverfahren zu schematisieren
und so fUr Rechenanlagen programmierbar zu sein. Da die Losung des Gleichungssystems auf der Matrizenrechnung basiert, konnen sogar entsprechende Standardprogramme genutzt werden. Die Bedeutung der Simultankonsolidierungsverfahren, die flir die Konsolidierungsregeln des AktG 1965 entwickelt worden waren, ist fur die Kapitalkonsolidierung nach geltendem Recht stark eingeschr^nkt: Diese Verfahren ermitteln Unterschiedsbetrage und Ausgleichsposten stichtagsbezogen. Da nach der Methode des AktG 1965 zu jedem Bilanzstichtag die Unterschiedsbetrage und Ausgleichsposten neu ermittelt wurden, konnten diese Verfahren an jedem Bilanzstichtag flir den gesamten Konzern angewendet werden. Nach geltendem Recht wird jedoch der Unterschiedsbetrag flir jedes Tochteruntemehmen nur einmal zu Beginn ermittelt und dann fortgeschrieben. Bei diesen Verfahren durften aktivische und passivische Unterschiedsbetrage saldiert werden. Wenn man dies flir unzulSssig halt (siehe Abschnitt VI. 1.1) oder vermeiden mochte, kCnnen diese Verfahren fiir die Erstkonsolidierung nicht angewendet werden.^^^ Selbst wenn man sie flir zulassig hielte, mUssen jedoch gem. § 301 Abs. 3 S. 3 HGB verrechnete Betrage im Anhang angegeben werden. Hingegen ist flir die Folgekonsolidierung zwar ein simultanes Verfahren anwendbar. Es bringt aber gegeniiber der Stufenkonsolidierung in der Regel keine Vereinfachung, da zusatzliche Analysen flir die Aufgliederung zwischen Firmenwerten und passivischen Unterschiedsbetragen erforderlich sind, um dem geltenden Recht zu entsprechen.^^'^ ^^^Vgl. dazu bereits BraeB, Paul/Karten, Walter: Kapital- und Gewinnstrome bei verflochtenen Kapitalgesellschaften, in: Zeitschrifl flir die gesamte Versicherungswirtschaft, Bd. 56, 1967, S. 261 ff.; Forster, Karl-Heinz/Havermann, Hans: Zur Ermittlung der konzemfremden Gesellschaftem zustehenden Kapital- und Gewinnanteile, WPg 1969, S. 1-6; femer die 5. Aufl. dieses Buches und die dort zitierte Diskussion zum alien Recht. ^ ^^Vgl. zur Darstellung der Verfahren die 5. Aufl. dieses Buches, S. 139 ff. ^^^Vgl. Baumann, Kirsten F.: Konsolidierung im mehrstufigen Konzem, 2000, S. 190. ^^"^Vgl. Baetge, J./Kirsch, Hans-J./Thiele, St.: Konzembilanzen, 7. Aufl., 2004, S. 452fif;Schildbach, Th.: Der Konzemabschluss nach HGB, IAS und US-GAAP, 5. Aufl., 1998, S. 170.
Kapitalkonsolidierung
309
VIILKapitalkonsolidierung auslandischer Konzerngesellschaften nach der Erwerbsmethode 1.
Erstkonsolidierung
Bei der Kapitalkonsolidierung von Konzerngesellschaften mit Sitz auBerhalb der EuroZone sind die Wahrungsumrechnung und die Konsolidierung aufeinander abzustimmen. Im Rahmen der Erstkonsolidierung ist der gesamte Auslandsabschluss und damit auch das aufzurechnende Eigenkapital mit dem Kurs im Erstkonsolidierungszeitpunkt umzurechnen. Bei spateren Wechselkursanderungen gilt dieser Kurs dann als historischer Kurs. Dies folgt aus der Fiktion des Einzelerwerbs der Verm5gensgegenstande und Schulden des erworbenen Unternehmens (siehe Abschnitt II. 1). Aus Konzernsicht gelten die VermCgensgegenstande und Schulden als zum Erstkonsolidierungszeitpunkt angeschafft. Wird die Beteiligung an dem Auslandsunternehmen direkt vom Mutterunternehmen gehalten, so ergeben sich der Unterschiedsbetrag und damit die zuzuordnenden stillen RUcklagen und ein Geschaftswert als Uberschuss des Beteiligungsbuchwertes in der Wahrung des Mutterunternehmens, (Konzernwahrung, fur Deutschland der Euro), uber das umgerechnete Eigenkapital der Handelsbilanz II. Die umgerechneten Verm5genswerte nach Zuordnung der stillen RUcklagen sind dann gleich den KonzemwahrungsAnschaffungskosten, d.h. dem Konzernwahrungsbetrag, der hatte aufgebracht werden mUssen, um die Vermogensgegenstande am Erstkonsolidierungsstichtag zu erwerben. Beispiel 5.16 M erwirbt zum 31.12.xl 80% der Anteile an der Auslandsgesellschaft A zum Preis von 100 Mio. Landeswahrungseinheiten (LW). Der Bilanzansatz der GrundstUcke enthalt stille RUcklagen von insgesamt 15 Mio. LW. Der Wechselkurs zum 31.12.xl betragt 2,€/LW. Die weiteren Angaben ergeben sich aus Tabelle 5.16.1. Der Abschluss von A zum 31.12.xl wird zum Stichtagskurs von 2,- €/LW umgerechnet (Spalte 3). Bei der Kapitalkonsolidierung (Spalte 5) wird der €-AnschafFungswert der Beteiligung von 100 Mio. LW x 2,- €/LW = 200 Mio. € mit dem umgerechneten anteiligen Eigenkapital (160 Mio. €) verrechnet (Buchung 1)). Der Unterschiedsbetrag in H6he von 40 Mio. € wird den stillen RUcklagen im GrundstUck (30) und dem Geschaftswert (10) zugeordnet. Mit der Buchung 2) wird der Eigenkapitalanteil der auBenstehenden Gesellschafter in HQhe von 40 Mio. € auf den Ausgleichsposten umgegliedert. Wird die Beteiligung dagegen ganz oder teilweise von einer Auslandsgesellschaft des Konzerns auBerhalb der Euro-Zone gehalten, dann ist auch ihr Abschluss vor der Kapitalaufrechnung in die Konzernwahrung umzurechnen, um zunachst die Anschaffiingskosten der Beteiligung in Konzernwahrung zu bestimmen. Auch dafiir ist der Kurs im Erstkonsolidierungszeitpunkt zu Gunde zu legen.
310
Fttnftes Kapitel
Tabelle 5.16.1:
Erstkonsolidierung einer Auslandsgesellschaft (Aquivalenzmethode und Stichtagsmethode)
Die Vorgehensweise ist jedoch nicht zwingend. Statt in Konzemwahrung konnen die Neubewertung und die Ermittlung des Goodwills in Landes w^hrung vorgenommen werden (siehe Abschnitt 2.2.3).
2.
Folgekonsolidierung
2.1
Zeitbezugsmethode
Hat sich der Wechselkurs seit dem Erstkonsolidierungszeitpunkt ver^ndert, so entsteht zunachst die Frage, inwieweit sich das auf eine Verrechnung der stillen Rucklagen und des Geschaftswertes aus der Erstkonsolidierung auswirkt. Die Auswirkungen auf die aufgedeckten stillen Rucklagen hangen davon ab, ob sich bei Anwendung des Niederstwerttestes (siehe viertes Kapitel IV.2.) ein niedrigerer Tageswert in KonzernwShrung ergibt, auf den ggf abgewertet werden muss. Bei Auslandsgesellschaften werden dementsprechend die Anschaffungskosten in KonzernwShrung mit dem Tageswert in Konzemwahrung verglichen. Fiir jene Vermogensgegenstande, die bereits bei der Erstkonsolidierung vorhanden waren, bestehen die Anschaffungskosten in Konzemwahrung aus dem zu historischen Kursen, umgerechneten Buchwert, zuztiglich der ggf um Abschreibungen gekurzten stillen Rucklagen aus der Erstkonsolidierung.
Kapitalkonsolidierung
311
Beispiel 5.16 (Fortsetzung) Im Folgejahr verauBert A die HMlfte der GrundstUcke zum Marktpreis von 70 Mio. LW. Die sonstigen Aktiva bestehen im wesentlichen aus kurzfristigen Geldpositionen, die zum Stichtagskurs umgerechnet werden. Sie werden nicht durch die Schulden gehedged, die langfristig sind. Der Geschaftswert soil, beginnend mit diesem Jahr, Uber 4 Jahre linear abgeschrieben werden. Der Wert der Beteiligung in Konzernwahrung hat sich nicht verandert. Der Wechselkurs am Bilanzstichtag betragt 1,50 €/LW. Die weiteren Angaben ergeben sich aus Tabelle 5.16.2. Bei der Umrechnung der Bilanz von A sind die restlichen GrundstUcke weiterhin zum historischen Kurs umzurechnen (50 Mio. LW x 2,€/LW), weil der €-Tageswert mit 70 Mio. LW x 1,50 €/LW = 105 Mio. € darUber liegt (siehe aber Spalte 5). Die aktivische Umrechnungsdifferenz von 50 ist ein unrealisierter Verlust am Auslandseigenkapital, der hier ausgewiesen wurde. Bei der Konsolidierung wird zunachst die Erstkonsolidierung der Vorperiode identisch wiederholt (Buchungen 1) und 2)). Damit werden Umrechnungsdifferenzen nicht in die Kapitalaufrechnung einbezogen. Sie betreffen ausschlielJlich die Folgekonsolidierung. Dann wird der auf den veraufierten Teil der GrundstUcke entfallende Anteil der stillen RUcklagen in Hohe von 0,5 x 30 Mio. € = 15 Mio. € ergebnismindernd von den zugeordneten stillen RUcklagen abgesetzt (Buchung 3)). GegenUber den Anschaffungskosten von (50 X 2 4- 30 - 15 =) 115 Mio. € hat sich der Bilanzwert der verbleibenden GrundstUcke um 10 Mio. € auf den niedrigeren Tageswert in € von 70 x 1,5 = 105 Mio. € vermindert. Die zugeordneten stillen Reserven werden somit um diesen Betrag zu Lasten des Ergebnisses gekUrzt (Buchung 4)). Da hier die Buchwertmethode zugrundegelegt wird, ist der Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter von der KUrzung nicht betroffen. Ferner wird der Geschaftswert planmafiig um 0,25 x 10 Mio. € = 2,5 Mio. € gekUrzt (Buchung 5)). Eine auBerplanmaBige Abschreibung war nicht erforderlich. Der Tageswert des Geschaftswertes entspricht dem Tageswert der Beteiligung, vermindert um den anteiligen Tageswert des Reinverm5gens, der hier aus dem GrundstUckswert (105), dem Wert der sonstigen Aktiva (180) und dem Wert der Schulden (75) besteht. Insgesamt betragt der Geschaftswert 200 - 0,8 x (105 + 180 - 75) = 32 Mio. €. Er liegt damit deutlich Uber dem fortgefuhrten Anschaffungswert von 1 0 - 2 , 5 = 7,5 Mio. € . Dies liegt hier daran, dass sich der Tageswert des anteiligen Eigenkapitals aufgrund der Wechselkursanderung und des Fehlens kompensierender Preissteigerungen im Ausland deutlich vermindert hat, ohne dass der LW-Tageswert der Beteiligung gesunken ist. SchlieBlich wird der auf die anderen Gesellschafter entfallende Teil des Untemehmungserfolges 0,2 x 30 Mio. € = 6 Mio. € umgegliedert (Buchung 6)). AuBerdem wird die Veranderung der Umrechnungsdifferenz von 50 Mio. € gewohnlich erfolgsneutral mit dem Eigenkapital der Anteilseigner von M (0,8 x 50 Mio. € = 40 Mio. €) und dem Ausgleichsposten (10 Mio. €) verrechnet (Buchung 7)). Bei konsequenter Anwendung der Aquivalenzmethode muss sie erfolgswirksam behandelt werden. Dann gehen 40 Mio. € aus Buchung 7) ins Jahresergebnis ein. Fraglich kOnnte sein, ob auch der Geschaftswert, der ergebniswirksam Uber die Konzerngewinn- und -verlustrechnung abgeschrieben wird, von einer Anderung des Wechselkurses betroffen ist. Wenn der ursprUngliche Konzernwahrungsbetrag planmafiig ab-
312
Ftinftes Kapitel
geschrieben wird, wiirden sich Wechselkursanderungen nicht auswirken. Wenn jedoch aufierplanmdfiige Wertminderungen des Geschaftswertes eintreten, insbesondere bei Anwendung der Impairment only-Methode (siehe Abschnitt IV 2.2.2), die auch aus einer Anderung des Kurses der Auslandswahrung resultieren konnen, ist der Geschaftswert auch auBerplanmafiig abzuschreiben. Dazu muss ein Tageswert fur den Geschaftswert (impiiziter Goodwill) ermittelt werden. Dies ist deshalb schwierig, weil der Geschaftswert kein originSrer Verm5gensgegenstand ist, fur den ein eigenstandiger Tageswert in Landeswahrung existiert. Im Prinzip muss der Tageswert daher am Konzernbilanzstichtag nach der gleichen Methode ermittelt werden, wie der Geschaftswert im Erstkonsolidierungszeitpunkt. Er ist dann gleich dem Konzernwahrungs-Tageswert der Beteiligung am Bilanzstichtag, abzilglich des auf der Basis von Konzernwahrungs-Tageswerten ermittelten anteiligen Eigenkapitals des Tochterunternehmens. Der KonzernwahrungsTageswert der Beteiligung ist gleich dem Konzemwahrungsbetrag, den man am Bilanzstichtag aufwenden mUsste, um die Anteile an der Auslandsgesellschaft zu erwerben. Vielfach gibt es aber keine Marktpreise flir die Anteile. Dann musste er aus dem Ertragswert der Beteiligung in Konzernwahrung abgeleitet werden. Der KonzernwahrungsTageswert des Eigenkapitals ist gleich den Tageswerten der VermOgensgegenstande und Schulden des Auslandsunternehmens in Landeswahrung umgerechnet zum Kurs am Bilanzstichtag. In SFAS 142.18-38 und IAS 36.104-108) sind Verfahren fur dieErmitt-
Tabelle 5.16.2:
Folgekonsolidierung einer Auslandsgesellschaft (Aquivalenzmethode)
Kapitalkonsolidierung
313
lung eines impairment loss am Goodwill angegeben, jedoch ohne Bezug auf die UmrechnungsproblematikDer Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter wird jedes Jahr aufs Neue vom Eigenkapital der umgerechneten Bilanz ermittelt. Damit wirken sich Wechselkurs^nderungen in dem MaBe auf den Ausgleichsposten aus, in dem sie das Eigenkapital verandem. Die bilanzielle Umrechnungsdifferenz ist als Korrekturposten zum Eigenkapital dabei anteilig auch dem Ausgleichsposten zuzurechnen. Wechselkursbedingte Veranderungen von Umrechnungsdifferenzen, die ergebniswirksam verrechnet werden, betreffen anteilig auch den Ergebnisanteil der auBenstehenden Gesellschafter.
2.2
Stichtagsmethode
Beispiel 5.16 (Fortsetzung)
Tabelle 5.16.3:
Folgekonsolidierung einer Auslandsgesellschaft (Stichtagsmethode)
314
Funftes Kapitel
Bei der Umrechnung nach der Stichtagsmethode werden ohne Beriicksichtigung des Zeitbezuges und ohne einen Niederstwerttest die Vermogenswerte und Schulden in den folgenden Perioden neubewertet. Die daraus resultierenden Umrechnungsdifferenzen werden ebenfalls nicht in die Kapitalaufrechnung einbezogen. Vielmehr verandern sie gegentiber den Vorjahreswerten, ohne die Gewinn- und Verlustrechnung zu beruhren, unmittelbar mit dem Konzemanteil die Rticklagen oder den Sonderposten aus der Wdhrungsumrechnung und somit mit dem Minderheitenanteil den Ausgleichsposten und damit das Eigenkapital im Konzemabschluss (siehe Tabelle 5.16.3). Der Geschaftswert wird nach HGB planmSfiig ergebniswirksam abgeschrieben. Auch eine aufierplanmaBige Abschreibung ist mQglich. Dabei sind jedoch anders als bei der Aquivalenzmethode Wertminderungen aufgrund der WechselkursSnderung nicht zu beriicksichtigen. Der Ausgleichsosten ist methodisch wie bei der Aquivalenzmethode zu berucksichtigen.wird planmaBig ergebniswirksam abgeschrieben. Auch eine auBerplanmSBige Abschreibung ist moglich. Dabei sind jedoch anders als bei der Aquivalenzmethode Wertminderungen aufgrund der Wechselkursanderung nicht zu beriicksichtigen. Der Ausgleichsposten ist methodisch wie bei der Aquivalenzmethode zu beriicksichtigen.
2.3
Push-down-Verfahren
Anlasslich eines Unternehmenserwerbs sind im Rahmen der NeubewertungsmethodegemalJ IAS 21.47 die Anderungen der Wertansatze von VermSgen und Schulden zur Bilanzierung des Tochternehmens zu fair values sowie der resultierende Goodwill als assets des Tochterunternehmens aufzufassen. Obgleich sich der Goodwill erst durch die Konsolidierung ergibt, ist er auf das erworbene Unternehmen herunterzudriicken. Damit sind nicht nur die anderen VermSgensgegenstande und Schulden, sondern auch der Goodwill in der Landeswdhrung als functional currency zu messen. Alle Anderungen der Wechselkurs wirken sich bei Anwendung der Stichtagskursmethode (IAS 21.39) im Rahmen der Folgekonsolidierung auf diese Grofien aus, also auch auf den Goodwill bzw. auf den Goodwillanteil, der dem erworbenen Unternehmen - und nicht anderen CGU - zugerechnet vmrde (siehe auch Abschnitt III.8.2.2). Nach dem Push-downVerfahren sind die aufgel5sten stillen Rucklagen und Lasten mit latenten Steuern zu belegen. Infolge der Umrechnung von Vermogen und Schulden des in Landeswdhrung aufgestellten Abschlusses ergibt sich bei variierenden Wechselkursen eine Umrechnungsdifferenz. Sie ist bei Anwendung der Stichtagsmethode erfolgsneutral als Sonderposten direkt in das Eigenkapital zu iibernehmen. Nach dem Prinzip der Temporary Differences sind auf die Verdnderungen der Umrechnungsdifferenz latente Steuern zu berechnen bzw. aufzuI5sen, die gleichfalls ergebnisneutral zu behandeln sind (IAS 12.62c).^^^
^^^ Vgl. Busse von Colbe/Falkenhahn, Gunther: Neuere Entwicklungen der Methoden der Kapitalkonsolidierung, in: lander, Heidrun/Krey, Antje (Hrsg.), FSfiirJUrgenGraBhoff. 2005, S. 9 ff
Kapitalkonsolidierung
315
IX. Einzelfragen der Kapitalkonsolidierung L
Zu konsolidierende An telle
1.1
Unterschiedliche Formen von Eigenkapitalanteilen und Zwischenformen der Finanzierung
Nicht alle Anteile aller Untemehmen des Konsolidierungskreises sind aufrechnungsfShig Oder aufrechnungspflichtig. In den nachfolgenden Abschnitten werden die zusatzlichen Abgrenzungskriterien und Problemstellungen behandelt.Die zu konsolidierenden Anteile sind Beteiligungen am Eigenkapital. Sie umfassen •
bei Aktiengeselischaften alle Aktiengattungen im Sinne von § 1 Abs. 2 AktG und auch Zwischenscheine im Sinne des § 10 Abs. 3 AktG,
•
bei Gesellschaften mit beschrankter Haftung alle GescMftsanteile im Sinne von § 14 GmbHG,
•
bei Kommanditgesellschaften auf Aktien, Kommanditgesellschaften und offenen Handelsgesellschaften auch die Anschaffungskosten fiir die Stellung des persdnlich haftenden Gesellschafters.
Wahrend es bei der Abgrenzung des Konsolidierungskreises auf die Stimmrechtsanteile ankommt, sind fur die Kapitalkonsolidierung die Kapitalanteile maBgeblich. Dies muss, sofern das Unternehmen iiberhaupt konsolidiert wird, auch fur Anteile gelten, bei denen sich das Mutterunternehmen einzelner Rechte, z.B. der Stimmrechte, begeben hat. Bei Zwischenformen der Finanzierung, wie stillen Beteiligungen oder Optionsrechten, ist zu prtifen, ob bei Wtirdigung aller Vertragselemente und der rechtsformenabhangigen Spezifika des Eigenkapitals der Eigenkapital- oder der Darlehenscharakter uberwiegt. Bei alien Rechtsformen ist die Teilhabe am finanziellen Risiko (Gewinn oder Verlust) einschlieBlich der Teilhabe am Liquidationserlos ein Kennzeichen des Eigenkapitals. DarUber hinaus kann die Abgrenzung auf rechtsformenspezifische Charakteristika gestUtzt werden. Zum Beispiel kann es sich bei Aktiengeselischaften nicht urn Eigenkapital handeln, wenn ein Riickgewahranspruch besteht. Demgegeniiber kann die Zuordnung bei Personenhandelsgesellschaften schwieriger sein, weil die Rechtsbeziehungen zwischen den Gesellschaftern dort weitgehend frei gestaltet werden kOnnen. Atypische stille Beteiligungen, partiarische Darlehen, kapitalersetzende Darlehen sowie Wandelschuldverschreibungen, Optionsrechte und Genussscheine sind, vorbehaltlich der PrUfung im Einzelfall, in der Regel keine zu konsolidierenden Anteile^^^. ^ l^Vgl. dazu auch Weber, Claus-Peter: Zum Begriff der Anteile in § 301 HOB, BB 1990, S. 173.
316
FUnftes Kapitel
L2
Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen im Besitz von nicht einbezogenen Tochterunternehmen und Treuhandern Sprungkonsolidierung
In die Kapitalkonsolidierung sind gem. § 300 Abs. 1 S. 1 und § 301 Abs. 1 S. 1 HGB „deni Mutteruntemehmen geh5rende Anteile" einzubeziehen. Im Zusammenhang mit der Kapitalkonsolidierung ist nicht geregelt, welche Anteile dem Mutteruntemehmen geharen. § 290 Abs. 3 HGB bestimmt allerdings, welche Anteile einem Mutterunternehmen „zustehen" Femer wird in § 6 Abs. 4 AktG geregelt, welche Anteile einem Untemehmen „geh5ren"(siehe zweites Kapitel). Dem Mutteruntemehmen geh5ren danach Anteile, die Tochteruntemehmen gehoren, und auch Anteile, die andere Personen fur Rechnung des Mutterunternehmens oder von Tochterunternehmen halten. Wenn der Gesetzgeber die Einbeziehungspflicht auch auf solche indirekten Anteile grundet, dann Mutteruntemehmen
nicht konsolidiertes Tochterunternehmen Tl
konsolidiertes Tochterunternehmen T2 miissen solche Anteile grundsStzlich konsolidiert werden, es sei denn, dem sttinden Hindernisse entgegen, die eine Konsolidierung unm5glich machen oder sie als mit den Zwecken des Konzemabschlusses nicht vereinbar erscheinen lassen. Schwierigkeiten ergeben sich fur alle jene Anteile, die zwar dem Mutteruntemehmen im Sinne von § 290 Abs. 3 HGB zustehen, oder ihm im Sinne von § 16 Abs. 4 AktG gehoren, die aber nicht in der Summenbilanz enthalten sind. Nach der Zuordnungsregel des § 290 Abs. 3 HGB miissten auch Anteile nicht konsolidierter Tochterunternehmen (Tl) a« konsolidierten Tochterunternehmen (T2) in die Kapitalkonsolidierung einbezogen werden. Es ist jedoch technisch unm5glich, diese Anteile selbst zu konsolidieren, denn sie sind nicht in der Summenbilanz enthalten. Verzichtet man deshalb auf die Konsolidierung, dann muss der Anteil von Tl am Eigenkapital von T2 im Konzernabschluss unter dem Ausgleichsposten flir Anteile anderer Gesellschafter ausgewiesen werden. Es erh5ht den Aussagewert des Konzemabschlusses, wenn dies durch die Bezeichnung der Position (Ausgleichposten ftir Anteile Dritter und nicht konsolidierter Tochterunternehmen), durch einen entsprechenden Hinweis im Anhang oder
Kapitalkonsolidierung
317
gar durch einen gesonderten Ausweis (Ausgleichsposten filr Anteile nicht konsolidierter Tochterunternehmen^^^) kenntlich gemacht wird. Der Aussagewert des Konzernabschlusses wird jedoch demgegenuber verbessert, wenn eine Sprungkonsolidierung oder mittelbare Konsolidierung vorgenommen wird. Bei der Sprungkonsolidierung ist die Beteiligung von M an Tl in Hohe des Buchwertes der Anteile von Tl an T2 gegen das entsprechende Kapital von T2 aufzurechnen. Die Sprungkonsolidierung beruht auf der Uberlegung, dass die Beteiligung von Tl an T2 durch die Beteiligung des Mutterunternehmens (M) oder eines anderen einbezogenen Unternehmens an dem nicht konsolidierten Tochterunternehmen (Tl) reprSsentiert wird. Die Beteiligung von M an Tl umfasst vermogensmaBig auch den Anteil von Tl an dem konsolidierten Tochterunternehmen T2. Bei Nicht-Konsolidierung wurden die den Anteilen entsprechenden Verm5genswerte im Konzernabschluss zumindest doppelt ausgewiesen. Eine Verpflichtung zur Sprungkonsolidierung besteht zumindest nach dem Wortsinn des Gesetzes nicht, weil § 301 Abs. 1 S. 1 HGB nur verlangt, dass die Anteile des Mutterunternehmens an den einbezogenen Unternehmen konsolidiert werden mussen, wahrend bei der Sprungkonsolidierung der Anteil von M an dem nicht einbezogenen Unternehmen Tl gegen das Kapital von T2 aufgerechnet werden muss. Dem Zweck des Konzernabschlusses entspricht eine Sprungkonsolidierung jedoch weitgehender als die NichtKonsolidierung dieser Anteile. Die Verbesserung des Aussagewertes durch die Sprungkonsolidierung sei anhand des nachfolgenden Zahlenbeispiels verdeutlicht. Beispiel 5.17 Das Mutterunternehmen M halt 100% der Anteile an Tl und besitzt 95% der Anteile des zu konsolidierenden Tochterunternehmens T2. Die restlichen 5% halt das nicht konsolidierte Tochterunternehmen Tl. Die Bilanzen der drei Unternehmen und die Summenbilanz fiir M und T2 sind in den Spalten 1 bis 4 der Tabelle 5.17 wiedergegeben. Die Unterschiedsbetrage aus der Kapitalkonsolidierung haben Geschaftswertcharakter. Spalten 5 und 6 enthalten die Kapitalkonsolidierung ohne und Spalten 7 und 8 mit Sprungkonsolidierung. Die Aufrechnung des 95%igen Anteils von M an T2 (siehe Spalten 5 und 7, Buchungssatz 1)) wird in jedem Fall vorgenommen. Die Sprungkonsolidierung besteht in der Aufrechnung der Beteiligung von M an Tl, allerdings nur in H5he der Beteiligung von Tl an T2 (70), gegen 5% des Eigenkapitals von T2 (65) und Ausweis des Unterschiedsbetrages hier als Geschaftswert (5) (siehe Spalte 7, Buchungssatz 2)). Wird keine Sprungkonsolidierung vorgenommen, wird das entsprechende Verm5gen von T2 in H5he von 65 in der Konzernbilanz sowohl als sonstiges VermGgen als auch als Beteiligung ausgewiesen (siehe die um 70 hohere Beteiligungsposition und den um 5 niedrigeren Geschaftswert in der Konzernbilanz ohne Sprungkonsolidierung, Spalte 6). Dementsprechend wird auch das Eigenkapital um diesen Betrag in Gestalt des Ausgleichspostens in der Konzernbilanz zu hoch ausgewiesen (siehe Spalte 6).
120vgl. Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 28.
318
Ftinftes Kapitel
Tabelle 5.17: Sprungkonsolidierung Zusammenfassend ist festzuhalten: Anteile nicht konsolidierter Tochterunternehmen an konsolidierten Tochterunternehmen werden in der Kegel nicht konsolidiert. Uber die entsprechenden Kapitalanteiie sollte als Ausgleichsposten fiir Anteile nicht konsolidierter Tochterunternehmen informiert werden. Eine Sprungkonsolidierung fiir diese Anteile wird jedoch als zulassig angesehen. Ein ahnliches Problem ergibt sich dann, wenn Anteile an einbezogenen Unternehmen von anderen Personen fur Rechnung eines konsolidierten Unternehmens gehalten werden. Auch sie stehen gem. § 290 Abs. 3 HGB dem Mutterunternehmen zu. Wenn der Gesetzgeber dartiit solche Unternehmen fur konsolidierungspflichtig erklart, miissen Verfahren entwickelt werden, die eine Konsolidierung erlauben. Eine Sprungkonsolidierung der oben dargestellten Art kommt hier nicht in Frage, da das Mutterunternehmen keine Anteile an dem Treuhander halt. Wenn jedoch das Mutterunternehmen die Anschaffung der Anteile durch den Treuhander fmanziert und dementsprechend eine Forderung gegen ihn im Konzernabschluss ausweist, sollte diese Forderung wie eine Beteiligung in die Konsolidierung einbezogen werden. Dies gilt auch dann, wenn der Treuhander nicht nur einzelne Anteile sondern alle Anteile an dem Tochterunternehmen halt. Dem steht auch nicht entgegen, dass das Halten der Anteile durch einen Treuhander in der Kegel dadurch motiviert ist, dass die Konzernbeziehung nicht bekannt werden
Kapitalkonsolidierung
319
soil. Die M5glichkeit des § 313 Abs. 2 HGB, auf die Angaben zu Tochterunternehmen gem. § 313 Abs. 2 Ziff. 1 HGB im Konzernanhang zu verzichten, wird durch eine Konsolidierung nicht eingeschrankt.
1.3
Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen im Besitz von Gemeinschaftsunternehmen und assoziierten Unternehmen
Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen im Besitz von Gemeinschaftsunternehmen und assoziierten Unternehmen stehen gem. § 290 Abs. 3 HGB und auch gem. § 16 Abs. 3 AktG nicht dem Mutterunternehmen zu. Auch wenn man die Formulierung „geh5ren" in § 300 Abs. 1 S. 1 und § 301 Abs. 1 S. 1 HGB weiter auslegt, wird man aufgrund der gemeinsamen Ftihrung des Gemeinschaftsuntemehmens normalerweise davon ausgehen mtissen, dass diese Anteile nicht dem Mutterunternehmen „geh5ren". Eine Verpflichtung zur Konsolidierung besteht daher nicht. ^^^ Es erscheint in Hinblick auf die Zwecke der Kapitalkonsolidierung jedoch vertretbar, die Anteile im Besitz von Gemeinschaftsunternehmen und von assoziierten Unternehmen zur Konsolidierung zuzulassen. Es werden anteilige Doppelzahlungen des VermGgens von Tochterunternehmen beseitigt. Wenn schon Tochterunternehmen von Gemeinschaftsunternehmen im Rahmen der Quotenkonsolidierung konsolidiert werden mtissen Oder im Rahmen der Equity-Bewertung entsprechend zu behandeln sind, dann soUten auch Beteiligungen von Gemeinschaftsunternehmen an Tochterunternehmen des Konzernmutterunternehmens konsolidiert werden. Dieses Argument gilt auch ftir Anteile an Tochterunternehmen des Konzerns, die von assoziierten Unternehmen und von Gemeinschaftsunternehmen gehalten werden, die nach der Equitymethode bilanziert sind. ^^^ Diese Anteile konnen allerdings wegen der prinzipiell ftir die Quotenkonsolidierung und fUr die Equity-Bewertung geltenden quotalen Kapitalkonsolidierung nur anteilsmSBig konsolidiert werden.^^^ Bei einem Anteil von z.B. 40% an dem Gemeinschaftsunternehmen Oder dem assoziierten Unternehmen und einem Anteil dieses Unternehmens von 15% an dem konsolidierten Tochterunternehmen, sind dann nur 6% in die Kapitalkonsolidierung einzubeziehen. Die restlichen 9% werden den anderen Gesellschaftern zugerechnet. Bisher wurde davon ausgegangen, dass die Rechte aus den Anteilen dem Gemeinschaftsunternehmen Oder dem assoziierten Unternehmen zustehen. Wurde demgegeniiber die Nutzung der Rechte aus diesen Anteilen vertraglich von der gemeinsamen Ftihrung ausgenommen und dem Mutterunternehmen tibertragen, so ist wie in l^^So auch ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 240; Dusemond, MichaelAVeber, Claus-Peter/Ztindorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2.Aufl., 1998, § 301, Tz. 25. ^2%ach Dusemond, Michael/Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Ktlting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 26, dtirfen nur die Anteile, die von quotenkonsolidierten Gemeinschaftsuntemehmen gehalten werden, einbezogen werden. l^^Vgl. auch Dusemond, MichaelAVeber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2.Aufl., 1998, §301,Tz.25.
320
Funftes Kapitel
dem Falle zu verfahren, in dem nicht konsolidierte Tochterunternehmen Anteile an konsolidierten Tochterunternehmen besitzen.
1.4
Eigene Anteile einbezogener Unternehmen
In der Vollkonsolidierung diirfen nur Anteile an Tochterunternehmen beriicksichtigt werden. Eigene Anteile des obersten Mutterunternehmens und Anteile, die einbezogene Tochterunternehmen an dem Mutterunternehmen halten (Rilckbeteiligung), sind nicht zu konsolidieren. Sie mUssen in der Konzernbilanz im UmlaufvermCgen als eigene Anteile gesondert ausgewiesen werden (§ 301 Abs. 4 HGB). GemiB § 272 Abs. 1 HGB sind jedoch Aktien, die nach § 71 Abs. 1 Ziff. 6 oder 8 AktG zur Einziehung erworben wurden, im Jahresabschluss mit dem ROckkaufsbetrag offen von dem gezeichneten Kapital in H5he ihres Nennwertes und den anderen Gewinnrucklagen abzusetzen. Das sollte auch fur die Konzernbilanz gelten. Die Rucklage fur eigene Anteile des obersten Mutterunternehmens gem. § 272 Abs. 4 S. 1 HGB ist auch in der Konzernbilanz als solche auszuweisen^^"^. Hat ein inl^ndisches Tochterunternehmen eine Rtickbeteiligung erworben, so hat es gem. § 272 Abs. 4 S. 4 HGB eine Rucklage fur Anteile an einem herrschenden Unternehmen zu bilden. Sie ist in die Rticklage fiir eigene Anteile in der Konzernbilanz zu tibernehmen.^^^ Die konsolidierungstechnische Behandlung solcher Rlicklagen (Konsolidierung oder Ubernahme in die Konzernbilanz) ist in der Literatur zudem dann strittig, wenn die Anteile an dem herrschenden Unternehmen von dem Tochterunternehmen vor seiner Zugeh5rigkeit zum Konzern oder von einem auslandischen Tochterunternehmen erworben wurden. ^^^ Langfristig gehaltene eigene Anteile eines zu konsolidierenden Tochterunternehmens, die bereits im Erstkonsolidierungszeitpunkt vorhanden sind, mUssen konsolidiert werden. Solche Anteile an Tochterunternehmen stehen nach § 290 Abs. 3 HGB dem Mutterunternehmen zu. Ihre Konsolidierung ist zudem erforderlich, um DoppelzMhlungen von Vermogenspositionen im Konzernabschluss zu vermeiden. Sie mussen deshalb in die Kapitalaufrechnung gegen die ggf. gem. § 272 Abs. 4 HGB gebildete Rucklage ftir eigene Anteile oder sonst gegen andere Eigenkapitalpositionen des Tochterunternehmens einbezogen werden^^^. Werden dementsprechend die eigenen Anteile gegen die ROcklage fiir eigene Anteile verrechnet, so bewirkt dies zum einen eine Erhohung der rechneri124vgL ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 209; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, § 301, Tz. 172. ^^^Gegenteiliger Ansicht FOrschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 6. Aufl., 2006, §301,Tz. 172. 126siehe hierzu Busse von Colbe, Walther, in: MunchKommHGB, 2001, § 301, Tz. 195-199. ^^^A.A. v. Wysocki, Klaus/Wohlgemuth, Michael: Konzemrechnungslegung, 4. Aufl., 1996, S. 82; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm., 4. Aufl., 1999, § 301, Tz. 23, die wohl generell auch ein Wahlrecht zur Ubernahme dieser eigenen Anteile in den Konzernabschluss befiirworten.
Kapitalkonsolidierung
321
schen Anteile des Mutterunternehmens und der auBenstehenden Anteilseigner des Tochterunternehmens an dessen verbleibendem Kapital im Vergleich zu den nominalen Anteilen am Gesamtkapital. Zum anderen sind die auf die eigenen Anteile entfallenden Eigenkapitalpositionen (gezeichnetes Kapital, RUcklagen, Gewinnvortrag, Bilanzgewinn), soweit sie mittelbar auf das Mutterunternehmen entfallen, aufzurechnen, und, soweit sie auf aufienstehende Gesellschafter entfallen, in den Ausgleichsposten einzubeziehen^^^. Beispiel 5.18 Das Mutterunternehmen M ist an dem Tochterunternehmen T, dessen Eigenkapital 1.200 Mio. € betragt (ohne RUcklage fiir eigene Anteile), mit 70% beteiligt (Anschaffiingskosten der Beteiligung 1.300 Mio. €). 20% liegen in HSnden auUenstehender Anteilseigner. Die restlichen 10% entfallen auf eigene Anteile, die bei T mit 200 Mio. € bilanziert sind. T bilanziert in gleicher Hohe eine Rucklage fiir eigene Anteile. Tabelle 5.18 zeigt die Berechnung des Unterschiedsbetrages. Am verbleibenden, auf die eigenen Aktien entfallenden Eigenkapital in Hohe von 120 Mio. € sind die Anteilseigner des Mutterunternehmens mit 7/9 und die auBenstehenden Anteilseigner des Tochterunternehmens mit 2/9 beteiligt. Dementsprechend wird es umgelegt (Tabelle 5.18, Zeile 3). Nach dieser Berechnungsmethode werden der Unterschiedsbetrag und der Ausgleichsposten in der Konzernbilanz genau so hoch ausgewiesen, als wenn mit korrigierten Beteiligungsquoten gerechnet wird. Der Beteiligung des Mutterunternehmens entsprechen dann 77,78% des Eigenkapitals des Tochterunternehmens von 1.200 Mio. €, den Anteilen Fremder die restlichen 22,22% des Kapitals. Eigene Anteile ' Buchwert der Anteile Aufzurechnendes Kapital Umlage (7:2) Unterschiedsbetrag aus Erstkonsolidierung
120 -120
Ausgleichsposten
Beteiligung an T Anteile in Fremdbesitz 1.300 840 240 + 93,33 + 26,67 366,67 266,67
Tabelle 5.18: Kapitalaufrechnung bei Konsolidierung eigener Anteile von Untergesellschaften Langfristig gehaltene eigene Anteile von bereits zuvor konsolidierten Tochterunternehmen stehen ebenfalls gem. § 290 Abs. 3 HGB dem Mutterunternehmen zu. Aus Konzemsicht gelten sie als durch das Mutterunternehmen erworben. Sie sind daher wie nachtragliche Erwerbe von Anteilen an konsolidierten Tochterunternehmen durch das Mutterunternehmen zu behandeln (siehe Abschnitt 5.2).
128vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 218 ff.
322
Funftes Kapitel
Werden eigene Anteile von Tochterunternehmen nur kurzfristig gehalten und werden aus ihnen Einzahlungen (Auszahlungsminderungen) erwartet, z.B. weil sie an Arbeitnehmer weitergegeben werden sollen (§ 71 Abs. 1 Ziff. 2 AktG) oder als kurzfristige Vermogensanlage dienen, so sollten sie in die Konzernbilanz ubernommen werden. ^^^ Werden eigene Anteile in die Konzernbilanz ubernommen, so ist fraglich, ob die Rucklagefur eigene Anteile ebenfalls ubernommen werden muss oder kann. Unmittelbar ist diese Frage gesetzlich nicht geregelt. In § 301 Abs. 1 S. 1 HGB wird jedoch bestimmt, dass „...der auf die Anteile entfallende Betrag des Eigenkapitals..." aufzurechnen ist. •
Legt man dies so aus, dass die RUcklage filr eigene Anteile den eigenen Anteilen und nicht den Anteilen des Mutterunternehmens zuzuordnen ist, dann ist die Rticklage mit den eigenen Anteilen in den Konzemabschluss zu Ubemehmen. Sie ist dann aber auch voll zu ubernehmen, denn die Rticklage ftir eigene Anteile kann dann ebenfalls nicht den aufienstehenden Anteilseignem anteilig zugeordnet werden. Diese LOsung entspricht dem Einheitsgrundsatz des § 297 Abs. 3 S. 1 HGB.130
•
Legt man diese Regelung jedoch so aus, dass Gkonomisch das Mutterunternehmen und die aufienstehenden Anteilseigner des Tochteruntemehmens tiber die eigenen Anteile auch indirekt an der Rticklage „beteiligt" sind, dann ist diese anteilig in die Kapitalaufrechnung einzubeziehen und anteilig dem Ausgleichsposten aufienstehender Gesellschafter zuzufuhren. Fiir diese Regelung spricht auch, dass dem Tochterunternehmen aus den eigenen Anteilen keine Rechte zustehen (§ 71 Abs. 6 AktG). Schliefilich wird man sich fragen miissen, welchem Rechnungslegungszweck der Ausweis der Rticklage im Konzemabschluss dienen soil. Im Einzelabschluss wird sie aus den verteilungsfahigen Rucklagen abgesondert, um eine Ausschlittung dieses Betrages zu verhindern. Der Konzemabschluss ist jedoch nicht Mittel der Ausschtittungsregulierung. Aus Konzernsicht handelt es sich somit um normale Gewinnriicklagen, die deshalb auch aufgerechnet werden sollten.
Bei Ubernahme von bereits im Erstkonsolidierungszeitpunkt vorhandenen eigenen Aktien der Tochterunternehmen in die Konzernbilanz sollten daher die entsprechenden Riicklagenanteile in die Kapitalaufrechnung einbezogen bzw. im Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter ausgewiesen werden. Bei Ubernahme eigener Anteile von Tochterunternehmen in die Konzernbilanz ist der Terminus „eigene Aktien" im Unterschied zur Einzelbilanz nicht mehr eindeutig. Daher sollte die Bezeichnung der Position des Bilanzgliederungsschemas erganzt werden zu: •
Aktien des Mutterunternehmens in eigenem Besitz oder im Besitz von Tochterunternehmen, eigene Aktien von einbezogenen Tochter- und Gemeinschaftsunternehmen.
129vgl. ahnlich ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 214. l^^ADS, 6. Aufl., 1996., § 301, Tz. 218, befurworten demgegeniiber die Ubernahme der Rticklage fiir eigene Anteile, soweit sie auf das Mutteruntemehmen entfUllt, und die Zuordnung der restlichen Rticklage zum Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter.
Kapitalkonsolidierung
323
Sofern auch die RUcklage fiir eigene Aktien ubernommen wird, sollte entsprechend verfahren werden.
2.
Abgrenzung des aufzurechnenden Eigenkapitals
Zum aufzurechnenden Eigenkapital gehOren jene Positionen, die in der Bilanz nach § 266 HGB unter dieser Bezeichnung ausgewiesen werden mtissen. Das sind bei Kapitalgeseilschaften, wenn die Bilanz vor Gewinnverwendung aufgestellt wird, folgende Positionen: I.
Gezeichnetes Kapital (Grundkapital/Stammkapital)
II.
Kapitairiicklage
III. Gewinnriicklagen: 1.
gesetzliche Riickiage
2.
satzungsmaBige Rucklagen
3.
andere Gewinnriicklagen
IV. GewinnvortragA^erlustvortrag V.
Jahrestiberschuss/Jahresfehlbetrag
Bei Aufstellung der Bilanz nach Gewinnverwendung tritt an die Stelle der Positionen IV. und V. der Bilanzgewinn/Bilanzverlust. Der Grundidee der Erwerbsmethode entsprechend, ist die Beteiligung gegen das sog. „erworbene Eigenkapital" aufzurechnen. Haufig ist der JahresUberschuss ganz oder teilweise vor Erwerb der Beteiligung entstanden. Wird deshalb im Erwerbsvertrag dem Verkaufer der Anspruch auf den JahresUberschuss oder Bilanzgewinn ganz oder teilweise eingerSumt, dann geh(5rt dieser insoweit nicht zum erworbenen Eigenkapital und darf nicht gegen den Beteiligungswert aufgerechnet werden. Er ist ja auch nicht im Erwerbspreis enthalten, sondern ist eine Verbindlichkeit. Fiir die Behandlung der Sonderposten mit Rucklageanteil bestehen zwei M5glichkeiten. Zum einen kOnnen sie gem. §§ 300 Abs. 1 S. 2, 308 Abs. 3 HGB in die Konzembilanz iibernommen werden. Der Eigenkapitalanteil wird dann nicht in die Kapitalaufrechnung einbezogen. Es besteht aber auch die Moglichkeit, den Sonderposten in der Handelsbilanz II aufzulosen. Der Eigenkapitalanteil geht dann in das aufzurechnende Eigenkapital ein. Bei Personengesellschaften sind die den obigen Eigenkapitalposten entsprechenden Positionen aufzurechnen. Gesellschafterdarlehen und sog. Privatkonten und Steuerentnahmekonten sind nicht in die Kapitalkonsolidierung einzubeziehen. Bei der Kontoflihrung muss daher deutlich zwischen Eigenkapital- und Fremdkapitalkonten der Gesellschafter unterschieden werden. Zu den Eigenkapitalkonten geh5ren
324
Funftes Kapitel
•
die Pflichteinlagen (eingeforderte ausstehende Einlagen sollten analog zur Regelung bei den Kapitalgesellschaften behandelt werden),
•
diverse RUcklagen und
•
gesonderte Ergebniskonten (einschl. eines Verlustsonderkontos).
3.
Nicht eingeforderte ausstehende Einlagen
Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital sind rechtlich Forderungen der Gesellschaft auf Einzahlung des ausstehenden Teils des Nennwertes. Solange ausstehende Einlagen nicht eingefordert sind, stellen sie wirtschaftlich Korrekturposten zum Eigenkapital dar. Bereits eingeforderte ausstehende Einlagen fiihren zu Forderungen und Verbindlichkeiten. Sie werden daher im Rahmen der Schuldenkonsolidierung behandelt (siehe sechstes Kapitel). Sofern ausstehende Einlagen noch nicht eingefordert sind, werden die Einzahlungsverpflichtungen in der Regel nicht passiviert und die Beteiligung nur mit dem eingezahlten Betrag aktiviert. Fur die Behandlung dieser ausstehenden Einlagen gibt es zwei MOglichkeiten: •
Aufrechnung der ausstehenden Einlagen gegen das zugeh5rige gezeichnete Kapital Oder
•
Ubernahme der ausstehenden Einlagen in die Konzernbilanz.
Da eine gesetzliche explizite Regelung fehlt, ist hier nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit (§ 297 Abs. 3 HGB) und in Hinblick auf die Zwecke des Konzemabschlusses zu entscheiden. Ausstehende Einlagen auf das Kapital des Mutterunternehmens mussen nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit analog zur Regelung im Einzelabschluss immer dann ausgewiesen werden, wenn die entsprechenden Anteile bei nicht einbezogenen Unternehmen liegen. Solche ausstehenden Einlagen sind gem. § 298 Abs. 1 i.V.m. § 272 Abs. 1 HGB entweder auf der Aktivseite vor dem Anlagevermogen gesondert auszuweisen und zu bezeichnen. Sie konnen aber auch vom Posten „gezeichnetes Kapital" offen abgesetzt werden. Der Saldo ist dann als „eingefordertes Kapital" in der Hauptspalte auf der Passivseite zu zeigen. Auszuweisen sind jeweils die ausstehenden Einlagen einschlieBlich ggf eingeforderter Einlagen. Diese sind beim Ausweis auf der Aktivseite als „davon eingeforderte Einlagen" zu vermerken. Bei der offenen Absetzung vom Eigenkapital ist der eingeforderte, aber noch nicht eingezahlte Betrag unter den Forderungen gesondert auszuweisen und zu bezeichnen. Gehoren die nicht voll eingezahlten Anteile am Kapital des Mutterunternehmens einbezogenen Tochter- oder Gemeinschaftsunternehmen, so k5nnen aus der Position „ausstehende Einlagen" insoweit durch Einforderung keine Einlagen fur den Konzern als Einheit resultieren, Es kann lediglich Liquiditat von einem einbezogenen Unternehmen zu einem anderen verlagert werden. Dies legt es nahe, die ausstehenden Einlagen aufzu-
Kapitalkonsolidierung
325
rechnen. Nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit ware jedoch die Vorgehensweise maBgeblich, die im Einzelabschluss ftir die Bilanzierung ausstehender Einlagen fiir eigene Anteile des Unternehmens zu wahlen ist. Sieht man von Kapitalherabsetzungen und ahnlichen Vorgangen ab, dann ist jedoch im Normalfall der Erwerb eigener Aktien unzulassig, wenn die Anteile nicht voll eingezahlt sind (§ 71 Abs. 2 S. 3 HGB), so dass die Analogie zum Einzelabschluss hier nicht zu einer L5sung beitrSgt. Aus diesen Grtinden sollten die ausstehenden Einlagen aufgerechnet werden. Werden sie trotzdem in den Konzernabschluss ubernommen, muss in der Bilanz oder im Anhang deutlich werden, welche Betrage jene ausstehenden Einlagen aufweisen, aus denen keine Einzahlungen fiir den Konzem als Einheit resultieren konnenJ^^ Eine nicht eingeforderte ausstehende Einlage auf das Kapital von Tochterunternehmen ist gegen das entsprechende gezeichnete Kapital aufzurechnen, wenn die nicht voll eingezahlten Anteile beim Mutterunternehmen, einbezogenen Tochterunternehmen oder Gemeinschaftsunternehmen liegen. Das den Anteilen entsprechende, in der Erstkonsolidierung aufzurechnende Kapital ist dann der Nettobetrag des Eigenkapitals, der mit den Anschaffungskosten der Beteiligung erworben wurde. Wiirde nicht aufgerechnet, ware ein aktivischer Unterschiedsbetrag um die ausstehende Einlage niedriger. Im Ergebnis wtirde ein gezahlter Geschaftswert nicht als solcher, sondern als ausstehende Einlage ausgewiesen, was nicht den tatsachlichen Verhaltnissen entsprache. Auch nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit ist eine Einbeziehung der ausstehenden Einlage in die Kapitalkonsolidierung geboten, da auch die zugehSrige Kapitalposition nach der Aufrechnung nicht im Konzernabschluss ausgewiesen wird. Zudem k5nnen aus ihnen keine KapitalzuflUsse fiir den Konzern als Einheit resultieren. ^^^ Diese Argumentation gilt auch fiir zu konsolidierende Anteile, die bei anderen einbezogenen Tochterunternehmen und bei Gemeinschaftsunternehmen liegen. Dem Buchwert der Beteiligung entspricht als erworbenes Kapital nur der Nettobetrag des Eigenkapitals. Liegen die Anteile bei anderen Gesellschaftern, so ist das zugeh5rige Kapital als Ausgleichsposten fur Anteile in Fremdbesitz auszuweisen. Ubertragt man gem. dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit die Einzelabschlussregelungen des § 272 Abs. 1 S. 2 und 3 HGB, dann sind sie entweder als „nicht eingeforderte ausstehende Einlagen von Dritten auf das gezeichnete Kapital von Tochterunternehmen" zu aktivieren, oder sie sind vom Ausgleichsposten fiir Anteile in Fremdbesitz als „nicht eingeforderte Einlagen" offen abzusetzen.^-^^ Liegen die Anteile bei nicht konsolidierten Tochterunternehmen, so sind die ausstehenden Einlagen entsprechend zu behandeln wie bei Anteilen von AuBenstehenden. Wird der Ausgleichsposten fiir nicht konsolidierte Anteile bei Tochterunternehmen gesondert ausgewiesen, sollte auch die Angabe iiber die ausstehende Einlage parallel gesondert angegeben werden. 131A.A. WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 408; ADS, 6 Aufl., 1996., § 301, Tz. 248, die eine Ubemahme ohne Erlauterungen, aber mit einem Vermerk, fur zulassig halten. l^^vgl. WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 411; ADS, 6 Aufl., 1996, § 301, Tz. 246 ff., die diese Regelung wohl aber nicht als zwingend ansehen. l^^So im Ergebnis auch WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 410; ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 246 ff.
326
FOnftes Kapitel
4.
Erstkonsolidierungszeitpunkte
4.1
Nach HGB
Den Grundlagen der Erwerbsmethode entsprechend sind die Anschaffungskosten gegen jenes Kapital aufzurechnen, das mit den Anschaffungskosten der Beteiligung bezahlt wurde. Dieses erworbene Kapital ist das Kapital im Zeitpunkt des Zugangs der Beteiligung nach den GoB. Falls mit dem VerauIJerer ein abweichender Zeitpunkt ftlr die Ubernahme der Stimmrechte oder der einheitlichen Leitung vereinbart wurde, ist dies der Erwerbszeitpunkt.^^"* Fallt der Erwerbszeitpunkt nicht mit einem Bilanzstichtag zusammen, so muss grundsStzlich fUr die Erstkonsolidierung zum Erwerbszeitpunkt ein Zwischenabschluss aufgestellt werden {Erwerbsfiktion). Statt dessen kann das konsolidierungspflichtige Kapital zum Erwerbszeitpunkt und das danach erwirtschaftete Ergebnis durch Riickrechnung, ausgehend vom folgenden Jahresabschluss, ermittelt werden.^^^ Die Kosten eines Zwischenabschlusses konnen vermieden werden, wenn statt dessen ein nachfolgender Bilanzstichtag als Erstkonsolidierungszeitpunkt zugrundegelegt wird. Bei der Konsolidierung eines Tochterunternehmens gemSB § 301 Abs. 2 HGB zu einem nach dem Erwerb liegenden Konzernbilanzstichtag kann man nach einer Methode verfahren, bei der die Erwerbsfiktion auf diesen Konzernbilanzstichtag angewendet wird {verlangerte Erwerbsfiktion). Es wird dann so konsolidiert, als ware das Tochterunternehmen zum spateren Konzernbilanzstichtag erworben worden. Folglich gehen dann die ErtrSge und Aufwendungen sowie das resultierende Ergebnis, die zwischen dem Erwerbszeitpunkt und dem Bilanzstichtag angefallen sind, nicht in die Konzern-Gewinnund -Verlustrechnung ein. Das Ergebnis verSndert vielmehr das Eigenkapital des Tochterunternehmens zum Bilanzstichtag. Wird die Beteiligung zu Anschaffungskosten bewertet, dann mindert ein positives Ergebnis einen aktivischen Unterschiedsbetrag oder es entsteht oder erh5ht sich ein passivischer Unterschiedsbetrag. Die Methode der verl^ngerten Erwerbsfiktion ist gesetzlich zulassig, weil gem. § 301 Abs. 2 HGB die Wertansatze, so wie sie sich zum spateren Bilanzstichtag darstellen, verrechnet werden dtirfen. Zulassig erscheint aber auch eine Mischung zwischen der Erwerbsfiktion und der verIdngerten Erwerbsfiktion. Dann werden fur die Kapitalaufrechnung zwar die Werte zum spateren Erstkonsolidierungszeitpunkt zugrundegelegt, fiir die Gewinn- und Verlustrechnung wird aber auf den Erwerbszeitpunkt abgestellt. Falls erst fiir eine noch spdtere Periode erstmals konsolidiert wird, ist es auch zulassig, die Kapitalaufrechnung auf den Bilanzstichtag und die Gewinn- und Verlustrechnung auf den Beginn der Periode zu beziehen, an deren Ende erstmals konsolidiert wird. Die
^•^^Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbFSonderhefl 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 69. 135Ygi Dusemond, Michael/Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: KutingAVeber (Hrsg): HdK, 2.Aufl., 1998, §301, Tz. 156.
Kapitalkonsolidierung
327
Ertrage, insbesondere die Umsitze und Aufwendungen sowie das Ergebnis der vor dem Bilanzstichtag liegenden Periode, gehen dann in die Konzern-Gewinn- und -Verlustrechnung ein (siehe im einzelnen achtes Kapitel V.l). Die daraus resultierende RUcklagenveranderung verandert die Gewinnriicklagen in der Konzembilanz. Ansonsten wird der Kapitalaufrechnung das Eigenkapital des Tochterunternehmens zum Konzernbilanzstichtag zugrundegelegt. Zulassig erscheint diese gemischte Erwerbsfiktion, weil die mit der verlangerten Erwerbsfiktion verbundene Verzerrung gegeniiber der reinen Erwerbsfiktion dadurch in der Kegel abgeschwacht wird. Die Konsolidierung nach der gemischten Erwerbsfiktion ist wie die Konsolidierung nach der verlangerten Erwerbsfiktion ein Vereinfachungsverfahren, jedoch eines, das wenigstens noch teilweise der Grundidee der Erwerbsmethode entspricht. Die dabei ubemommenen Aufwendungen und Ertrage konnen durch interne Geschafte verzerrt sein. Wenn die Ergebnisauswirkungen erheblich sind, miissten diese internen Ertrage und Aufwendungen eliminiert werden. Ein weiteres Problem stellen Abschreibungen aufdie erst noch zu konsolidierende Beteiligung im Einzelabschluss des Mutterunternehmens dar. Werden aufgrund der Konsolidierung nach der gemischten Erwerbsfiktion ggf den Abschreibungen zugrunde liegende Verluste des Tochterunternehmens in der laufenden oder einer Mheren Periode in den Konzemabschluss tibernommen, so sollten die Beteiligungsabschreibungen rtickgangig gemacht werden, da sonst Verluste im Konzemabschluss doppelt beriicksichtigt werden. Die nach § 301 Abs. 2 HGB zulassige Erleichterung der erstmaligen Konsolidierung auf einen nach dem Erwerbszeitpunkt liegenden Termin kann zu Verzerrungen im Konzemabschluss flihren. Der DSR hat daher im DRS 4.9 nur den Erwerbszeitpunkt der Beteiligung flir die Erstkonsolidierung als mit den Grundsatzen ordnungsmalJiger Konzernrechnungslegung im Sinne von § 342 Abs. 2 HGB vereinbar erklart. Danach ware das Wahlrecht, die erstmalige Konsolidierung auf einen anderen Zeitpunkt zu terminieren, nicht mehr auszutiben. Damit folgt der DRS international anerkannten Grundsatzen der Rechnungslegung. Die Gegenleistung entspricht dem Zeitwert der hingegebenen VermOgenswerte oder Anteile zuzliglich der Anschaffungsnebenkosten (DRS 4.13).
4.2
Nach IFRS
Vom Zeitpunkt des Erwerbs der Beteiligung an sind die Ergebnisse der Tatigkeiten des erworbenen Unternehmens in die Konzern- Gewinn- und Verlustrechnung und dessen Verm5genswerte und Verbindlichkeiten sowie der sich ergebende Goodwill in die Konzembilanz aufzunehmen. Eine Wahlm5glichkeit, die erstmalige Konsolidierung auf einen anderen Zeitpunkt zu beziehen, wie z.B. den letzten oder nachsten Bilanzstichtag, was in Deutschland bisher vielfach (iblich war, besteht nicht. Als Datum des Erwerbs gilt gemafi IFRS 3.25 der Zeitpunkt, von dem an die Kontrolle Uber das Reinverm5gen und die Aktivitaten des erworbenen Unternehmens tatsachlich auf den Erwerber tibergeht, also die Konzernleitung die Macht hat, die Geschafts- und Finanzpolitik des erworbenen Unternehmens zu bestimmen und den Nutzen aus dessen
328
Ftinftes Kapitel
Aktivitaten zu Ziehen. Bis dahin miissen alle Bedingungen erfiillt sein, urn die Interessen beider Parteien zu schtitzen. Dieser Zeitpunkt wird auch als „Closing" bezeichnet. Jedoch ist es nicht erforderlich, dass die Transaktion rechtlich v6llig abgeschlossen ist, bevor die wirtschaftliche Kontrolle auf den Erwerber Ubergeht.^^^ Der Erwerbszeitpunkt ist entscheidend fur Ansatz und Bewertung der Vermogensgegenstande und Schulden des erworbenen Unternehmens zum fair value (IFRS 3.36) und auch filr die Bestimmung dQS fair value fur die Gegenleistung (IFRS 3.24). Der Erwerbszeitpunkt ist besonders wichtig, wenn die Gegenleistung in Sachgegenstanden oder Finanztiteln besteht, wie das haufig bei dem Erwerb einer Beteiligung gegen Hingabe von eigenen Anteilen des Erwerbers der Fall ist. Sind die hingegebenen Wertpapiere notiert, wird der fair value in aller Kegel durch den Borsenkurs am Tage der Transaktion (Exchange), nach SFAS 141.B98 dagegen zum Zeitpunkt der Einigung/Bekanntgabe, bestimmt. Fehlt es einem hinreichend liquiden Markt flir die hingegebenen Finanztitel, sodass die Kurse nicht den fair value widerspiegeln, oder an einer Notierung iiberhaupt, so ist der fair value auf den Tag der Transaktion als proportionaler Anteil entweder am erwerbenden oder am erworbenen Unternehmen zu bestimmen (IFRS 3.27).
5.
Sukzessiver Erwerb von Anteilen
5.1
Sukzessiver Erwerb vor erstmaliger Konsolidierung
5.1.1
Nach HGB
Bei sukzessivem Erwerb von Anteilen sind zur Ermittlung des Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung nach § 301 Abs. 2 HGB zwei Verfahren zuMssig: (1) Berechnung auf die Erwerbszeitpunkte der einzelnen Tranchen, (2) Zeitpunkt des Entstehens der Konzernzugehorigkeit bzw. der erstmaligen Einbeziehung ab. Die tranchenweise Kapitalkonsolidierung ist gewohnlich aufwendiger, weil flir jede Tranche eine eigene ErgSnzungsrechnung (HB II und Zurechnung stiller Riicklagen und Lasten) durchgefiihrt werden muss. Dabei kann es vorkommen, dass aufgelGste stille Rticklagen fiir denselben VermGgensgegenstand des AnlagevermGgens anteilig in mehreren Erganzungsrechnungen fortgefUhrt werden. Dies gilt entsprechend flir den Geschaftswert. Die Konsolidierung zu den Zeitpunkten des Erwerbs der Tranchen wird vereinfacht, wenn die Anteile vor der Vollkonsolidierung nach der Equity-Methode bewertet wurden Als Konsolidierungszeitpunkt kann dann der Zeitpunkt der erstmaligen Equity-Bewertung - auch fiir alle vor diesem Zeitpunkt angeschafften Anteile - zugrunde gelegt werden^^^. Damit sind die wichtigsten Informationen, die fur eine spStere Vollkonsolidierung benStigt werden, bereits verfUgbar (siehe elftes Kapitel). ^^^Vgl. Baetge, Jorg/Siefke, Kirsten/Siefke, Michael, in IAS Komm., 2. Aufl., 2002, IAS 22, Tz. 58. ^^^Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbFSonderhefl 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 71.
Kapitalkonsolidierung
329
Beispiel 5.19 Das Mutterunternehmen M hat eine Beteiligung durch zwei Pakctkaufe von jeweils 30% des Kapitals in verschiedenen Perioden zu unterschiedlichen Kursen erworben. Beim ersten Kauf betrug bei einem Eigenkapital von 667 Mio. € das anteilige Eigenkapital 200 Mio. €, beim zweiten Kauf bei einem Eigenkapital von 1.334 Mio. €, z.B. infolge von Rucklagedotierungen, 400 Mio. €. Die ersten 30% wurden in der Konzernbilanz zu Anschaffungskosten (350 Mio. €) bewertet. Der Unterschiedsbetrag (150 Mio. €) beim ersten Kauf bestand ausschliefilich aus einem anteiligen Geschaftswert und beim zweiten Kauf (510 Mio. €) ausschliefilich aus stillen Rticklagen (weitere Betragsangaben in Mio. €). Die weiteren Einzelheiten ergeben sich aus Tabelle 5.19. Bei tranchenweiser Ermittlung des Unterschiedsbetrages aus der Kapitalkonsolidierung werden die Anschaffungskosten mit dem Eigenkapital im jeweiligen Erwerbszeitpunkt verrechnet und die zwischen den Erwerbszeitpunkten vorgenommenen Gewinnthesaurierungen von 667 anteilig mit 200 dem Mutterunternehmen und mit 467 den anderen Gesellschaftern zugerechnet.. Der Unterschiedsbetrag der ersten Tranche wurde unmittelbar mit den RUcklagen von M verrechnet. Der Unterschiedsbetrag der zweiten Tranche betragt 110. Dieser wurde um 40% auf 66 abgeschrieben. Bei Ermittlung des Unterschiedsbetrages auf den Zeitpunkt der Entstehung der Konzernzugehorigkeit (zeitpunktbezogene Ermittlung) ergibt sich ein Unterschiedsbetrag von 860 - 800 = 60. Er ist voll als stille Riicklage zuzuordnen, da in diesem Zeitpunkt die anteiligen stillen Rticklagen den Unterschiedsbetrag uberschreiten. Nach Abschreibung von 40% bleibt ein Rest von 36.. Vorgang
Anschaffungskosten
anteiliges Eigenkapital
zugeordneter 1 noch nicht verrechneter Unterschiedsbetrag
Tranchenweise Ermittlung des Unterschiedsbetrages Erstkonsolidierung 1. Tranche 2. Tranche Gewinnthesaurierung Erganzungsrechnung nach Folgekonsolidierung 1. Tranche (Geschaftswert wurde verrechnet) 2. Tranche (40% Abschreibung der stillen RUcklagen) Zeitpunktbezogene Ermittlung des Unterschiedsbetrages 1. Tranche 2. Tranche
350 510
200 400 200
66 350 510 860
400 400 800
Erganzungsrechnung nach Folgekonsolidierung 1 1. + 2. Tranche (40% Abschreibung der stillen RUcklagen)
Tabelle 5.19:
150 110 -200
Ermittlung des Unterschiedsbetrages bei tranchenweisem Erwerb
-50 110 60 36
330
FUnftes Kapitel
Die Erganzungsrechnung wird noch starker vereinfacht, wenn auf den Zeitpunkt der Entstehung der Konzernzugehorigkeit abgestellt wird. Es entstehen dann allerdings bei der Konsolidierung der Tranchen, die vor dem Erstkonsolidierungszeitpunkt erworben wurden, die fiir die Konsolidierung nach der verlangerten Erwerbsfiktion typischen Verzerrungen (siehe Abschnitt 4). Die tranchenweise und die zeitpunktbezogene Ermittlung flihren fiir den Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter zum gleichen Ergebnis. Bei tranchenweiser Ermittlung wird der Ausgleichsposten unter Ansatz der anteiligen Gewinnthesaurierung auf der Basis der Eigenkapitalverhaltnisse bei Erwerb der jeweiligen Tranche entwickelt. Bei zeitpunktbezogener Ermittlung wird das anteilige Eigenkapital direkt im Zeitpunkt des Entstehens der Konzernzugehorigkeit bzw. des nachfolgenden Stichtages bestimmt. Beispiei 5.19 (Fortsetzung} Bei tranchenweiser Ermittlung ergibt sich der Minderheitenanteil ausgehend vom anteiligen Eigenkapital der 1. Tranche unter Ansatz der anteiligen Gewinnthesaurierung und abztiglich des an den Konzern abgegebenen Anteils nach der Buchwertmethode wie folgt: 0,7 X 667 + 0,7 x 667 - 0,3 x 1334 = 533 Mio. € und bei zeitpunktbezogener Ermittlung direkt als 0,4 x 1.334 = 533 Mio. €.
5.1.2 Nach IFRS GemaB IFRS 3.58 ist bisher nur die tranchenweise Kapitalkonsolidierung zulassig. Zu jedem Erwerbszeitpunkt einer Tranche werden die fair values der anteilig erworbenen Vermogenswerte und Schulden sowie des Goodwills ermittelt. Ihre Neubewertung bei einem nachfolgenden Erwerb einer Tranche ist zulSssig und nach den fiir Neubewertungen festgelegten Regeln vorzunehmen^^^. Der Goodwill im Zeitpunkt des Kontrollerwerbs ergibt sich als Summe der Goodwillbetrage der einzelnen Tranchen. Der lASB beabsichtigt jedoch gemafi ED-IFRS 3.56 von 2005, die Ermittlung der fair values von Vermogen und Schulden des akquirierten Unternehmens auf den Zeitpunkt des Kontrollerwerbs zu beziehen.. Der Goodwill (oder der passivische Unterschiedsbetrag) ergabe sich dann aus der Gegeniiberstellung der fair values des hingegebenen Vermogens und des erworbenen Reinvermogens zum Zeitpunkt des Kontrollerwerbs. ^^^ Die bis zum Kontrollerwerb gehaltenen Anteile werden als available for sale klassifiziert (IAS 39). Wenn das Konzernunternehmen fiir den Erwerb der Tranche, die den Kontrollmacht vermittelt, mehr als den bisherigen Buchwert der friiher erworbenen Anteile vergUtet, so ist deren Ansatz entsprechend fiir die Kapitalkonsolidierung bis zum aktuellen fair value aufzuwerten und die Differenz erfogswirksam zu vereinnahmen (ED-IFRS 3 A 14). ^^^Vgl. Baetge, Jorg/Siefke, Kirsten/Siefke, Michael, in: IAS Komm., 2. Aufl., 2002, IAS 22, Tz. 125-130. ^^^ Vgl. Kuting,Karlheinz/Elprana, Kai/Wirth, Job.: Sukzessive Anteilerwerbe in der Konzemrechnungslegung nach IAS 22/ED 3 und Business Combinations Projekt, KoR 2003,S.477ff.
Kapitalkonsolidierung
5.2
Erwerb von Anteilen nach erstmaliger Konsolidierung
5.2.1
Erwerb von Dritten
331
Wenn ein Unternehmen bereits vollkonsolidiert wurde und nachtraglich Anteile hinzu erworben werden, entsteht die Frage, wie die neu erworbenen Anteile behandelt werden sollen. Die Regelung des § 301 Abs. 2 HGB sieht fiir den sukzessiven Erwerb vor, die Erwerbszeitpunkte der Anteile zugrunde zu legen, oder den Zeitpunkt, zu dem das Unternehmen Tochterunternehmen geworden ist. Legt man nach herrschender Meinung, der auch der DRS 4.26 folgt, fiir den Erwerb weiterer Anteile an bereits konsoiidierten Tochterunternehmen die Erwerbszeitpunkte zugrunde, so ware bei der Konsolidierung der zweiten Tranche nach den Regeln der Erstkonsolidierung gem. § 301 Abs. 1 HGB das anteilig erworbene Eigenkapital gemafi HE II in diesem Zeitpunkt gegen die Anschaffungskosten der zweiten Tranche aufzurechnen.^^^ Das hatte aber zur Folge, dass seit der Erstkonsolidierung erzielte Ergebnisse des Tochteruntemehmens, die in den vorangegangenen Konzernabschltissen als KonzernjahresUberschuss und in der Konzembilanz als Ergebnisse der auBenstehenden Anteilseigner der Tochtergesellschaft ausgewiesen wurden, jetzt anteilig als erworbenes Eigenkapital aufgerechnet wiirden. Die Kapitalkonsolidierung der zweiten Tranche wlirde dann wie eine Bilanzberichtigung wirken - eine wenig iiberzeugende Losung. Die zweite gesetzliche Moglichkeit, den Wert der Beteiligung und des Eigenkapitals auf den Zeitpunkt zu beziehen, zu dem das Unternehmen Tochterunternehmen wurde, trifft den Sachverhalt nicht, da die zweite Tranche erst nach diesem Zeitpunkt erworben wurde. Der Gesetzgeber hat mit der Regelung fiir den sukzessiven Erwerb offenbar nur den Fall des sukzessiven Erwerbs vor erstmaliger Konsolidierung bedacht, nicht aber den Erwerb von Anteilen nach erstmaliger Konsolidierung. Ein anderer Vorschlag besteht darin, den Erwerb von Anteilen eines bereits konsoiidierten Unternehmens von Dritten, statt als Erwerbsvorgang, wie einen Kapitalvorgang zwischen den Anteilseignern der Obergesellschaft und den anderen Gesellschaftem des Tochteruntemehmens zu behandeln.l"^^ Von dem nachtraglichen Erwerb ginge dann kein Einfluss auf die Aktivseite der Konzembilanz aus. Ubersteigen die Anschaffungskosten fiir die nachtraglich erworbenen Anteile das anteilige Eigenkapital, dann wiirde der gesamte Unterschiedsbetrag von den Kapitalriicklagen des Konzerns abgesetzt und damit der Anteilserwerb insoweit wie eine Kapitalruckzahlung an die auBenstehenden Gesell-
I'^^So ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 176; F5rschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm, 4. Aufl., 1999, § 301, Tz. 191. ^"^Wgl. Weber, Claus-Peter: Der Einfluss von Veranderungen des Beteiligungsbuchwertes auf die Kapitalkonsolidierung, in: BB, 44. Jg., 1989, S. 1854; Dusemond, Michael/Weber, ClausPeter/Ziindorf, Horst, in: HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 196 ff. Ablehnend ADS, 6. Aufl., 1996, §301, Tz.l76f
332
Ftinftes Kapitel
schafter des Tochterunternehmens behandelt werden. Bei niedrigeren Anschaffungskosten wilrden die Kapitalrucklagen urn einen passivischen Unterschiedsbetrag aufgestockt, und damit der Erwerb wie eine Einlage behandelt. Dieser Vorschlag wird auch damit begrtindet, dass dem Konzern keine neuen Vermogensgegenstande zuwachsen und dass der dem Bilanzrecht zugrundeliegende Einheitsgedanke (§ 297 Abs. 3 S. 1 HGB) sowie die im Gesetz auch zum Ausdruck kommende grundsatzliche Gleichwertigkeit des dem Mutterunternehmen und des dem Tochterunternehmen zurechenbaren Eigenkapitals (§ 307 Abs. 1 S. 1 HGB) daftir spreche. In ihrer Verm5gens- und Erfolgswirkung entspricht dieser Vorschlag einer gleichzeitigen Anwendung von Erwerbsmethode undMethode der Interessenzusammenfuhrungfur verschiedene Anteile an ein und demselben Tochterunternehmen, Bei der Methode der Interessenzusammenfiihrung wird die Beteiligung zwar nur gegen das gezeichnete Kapital aufgerechnet. Da anschlielJend der Unterschiedsbetrag gegen die Rticklagen verrechnet wird, ergeben sich ein Konzernergebnis und ein Konzemeigenkapital, das genau so hoch ist wie bei der erfolgsneutralen Verrechnung des Unterschiedsbetrages. Die Methode der Interessenzusammenflihrung hat der Gesetzgeber zwar nur unter Bedingungen zugelassen, die hier nicht erftillt sind. Die Interpretation des nachtrSglichen Anteilserwerbs als Kapitalvorgang ist jedoch mit dem Einheitsgrundsatz vereinbar, denn die anderen Gesellschafter gehOrten auch bisher schon als Eigenkapitalgeber zum Konzern. Die Interpretation des Anteilerwerbs an einem bereits konsolidierten Tochterunternehmen als Kapitalvorgang ist jedoch nicht die einzig mOgliche Interpretation. Man kann einen solchen Erwerb von Anteilen als nachtragliche Anschaffung der Vermogensgegenstande und Schulden des Tochterunternehmens ansehen. Dann sind die Anschaffungskosten der Anteile gegen das erworbene Eigenkapital im Zeitpunkt der Erstkonsolidierung des Tochterunternehmens aufzurechnen.^"*^ Die zwischenzeitlich erzielten Ergebnisse des Tochterunternehmens werden somit nicht in die Aufrechnung einbezogen. Ein resultierender Unterschiedsbetrag bezieht sich dann auf die stillen Rticklagen Beispiel 5.20 Das Mutterunternehmen (M) erwirbt zu Beginn der Periode t 60% der Anteile eines Tochterunternehmens T zum Preis von 600 Mio. € (erworbenes Eigenkapital: 0,6 x 500 = 300) und ein Jahr spater in t+1 weitere 20% fUr 300 Mio. € (erworbenes Eigenkapital: 0,2 X 550 =110). Die Bilanzen von M und T sowie die Konzernbilanz zum Ende der Periode t sind in Tabelle 5.20 in den Spalten 1 bis 3 wiedergegeben (weitere Betragsangaben in Mio. €). Bei der Aufrechnung der Beteiligung ergab sich ein Unterschiedsbetrag von 600 - 0,6 x 500 = 300, der zu (250 x 0,6 =) 150 den Vermogensgegenstanden zugeordnet und zu 150 als Firmenwert ausgewiesen wurde. Die stillen Rticklagen wurden dann in t um 1/15 x 150 = 10 zu Lasten des Ergebnisses abgeschrieben, so dass sie in der Konzernbilanz - hier als gesonderter Posten - mit 150 - 10 = 140 ausgewiesen werden. Der Firmenwert wurde mit den Rticklagen des Konzems verrechnet, so dass diese sich I'^^ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 179, halten ohne Begrundung den Bezug auf den Erstkonsolidierungszeitpunkt ftir ausgeschlossen.
Kapitalkonsolidierung
333
auf 600 - 150 = 450 stellen. Der Ausgleichsposten filr Anteile anderer Gesellschafter ergibt sich nach der Buchwertmethode mit 0,4 x (200 + 300 + 50) = 220, wovon 20 auf den Anteil am Jahresergebnis von T entfallen. Das Jahresergebnis des Konzerns betrSgt dann 50 - 20 - 10 = 20, wobei die Abschreibung der stillen Rilcklagen von 10 hier nur das Ergebnis des Konzerns betrifft, da die Buchwertmethode angewendet wurde. Am Ende der Periode t + 1 wird mit den Buchungssatzen 1) bis 3) zunachst die Kapitalaufrechnung fUr die erste Tranche aus der Periode t nachgeholt (Spalte 6). Dabei wird aber die Abschreibung der stillen Rticklagen von 10 (Buchungssatz 2)) jetzt bei den Gewinnriicklagen abgesetzt, da sie das Vorjahr betrefFen. Mit dem Buchungssatz 4) wird die das laufende Jahr betreffende Abschreibung der stillen Rticklagen ergebnismindemd berUcksichtigt. Bei der Konsolidierung der zweiten Tranche wird mit dem Buchungssatz 1) der Buchwert der zusatzlichen Beteiligung von 300 gegen das anteilige erworbene Eigenkapital (500) im Zeitpunkt t (!) aufgerechnet. Der resultierende Unterschiedsbetrag von 300 - 0,2 (200 + 300) = 200 wird auf stille Rticklagen und einen Geschaftswert aufgeteilt. Die dem zusatzlichen Kapitalanteil von 20% entsprechenden stillen Rticklagen betragen 50 (= 0,2 der 150/0,6 der ersten Tranche). Der restliche Unterschiedsbetrag von 200 - 50 = 150 ist dann der Geschaftswert der zweiten Tranche. Mit dem Buchungssatz | 2) wird die Nachholung der Abschreibung der stillen Rticklagen berticksichtigt. Sie betrifft das Vorjahr und wird deshalb direkt von den Rticklagen der zweiten Tranche in H6he von 1/15 x 50 = 3,33 abgesetzt. Die Abschreibung ftir das laufende Jahr gleichfalls von 3,33 (Buchungssatz 3)) mindert dagegen den Gewinn. Mit dem Buchungssatz 4) wird der auf die Anteile von 20% entfallende Geschaftswert gegen die Rticklagen verrechnet. Mit dem Buchungssatz 5) wird der Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter in Hdhe von 20% des Eigenkapitals von T in t+1 dotiert. Wenn statt dessen der Erwerb der weiteren 20% als Kapitalvorgang behandelt worden ware, ware der gesamte Unterschiedsbetrag der zweiten Tranche in H5he von 200 direkt mit den Rticklagen verrechnet worden. Die Auflosung und Abschreibung der stillen Rticklagen ware dann nicht vorgenommen worden. Ware anders als im vorliegenden Beispiel der Geschaftswert ergebniswirksam abgeschrieben worden, so ergabe sich auch an dieser Stelle ein Unterschied zwischen den beiden Methoden. und den Geschaftswert zum Zeitpunkt der Erstkonsolidierung. Das hat bei der Buchwertmethode zur Folge, dass Nachholungen der Abschreibungen auf die stillen Rticklagen und den Geschaftswert, soweit sie zurtickliegende Perioden betreffen, erfolgsneutral von den Gewinnrticklagen abzusetzen sind. Um Nachholungen handelt es sich deshalb, weil bei der Buchwertmethode filr diese Kapitalanteile, die ja zuvor den aufienstehenden Gesellschaftern zustanden, in den zurtickliegenden Perioden noch keine stillen Rticklagen und kein anteiliger Firmenwert aufgelSst und abgeschrieben wurde. Bei der Neubewertungsmethode sind hingegen schon im Erstkonsolidierungszeitpunkt auch die auf die Fremdanteile entfallenden stillen Rticklagen aufgelost und abgeschrieben worden. Diese werden jetzt mit dem nachtraglichen Erwerb der Anteile moglicherweise lediglich in ihrer H6he korrigiert. Ergebniswirksam wird der Unterschiedsbetrag der nachtraglich erworbenen Anteile dann nur insoweit, als nach der Nachholung der Abschreibungen noch
334
FUnftes Kapitel
Kapitalkonsolidierung
335
stille Riicklagen oder ein restlicher Geschaftswert verbleiben und diese abgeschrieben werden. Fiir diese Methode spricht, dass mit den neuen Anteilen das AusmaB der KontroUe des Muttenmtemehmens iiber das Vermogen des Tochteruntemehmens tendenziell verbessert wird. Das hat seinen Preis in Hohe des Unterschiedsbetrages der nachtraglich erworbenen Anteile.
5.2.2
Erwerb im Rahmen der Kapitalerhdhung
Bei einer Kapitalerhohung unter Beibehaltung des Anteilsverhaltnisses von konsolidierten Unternehmen und anderen Gesellschaftern gegen Bareinlage sind der Anschaffungspreis beim Mutterunternehmen und der Eigenkapitaizuwachs beim Tochterunternehmen gleich hoch, so dass daraus kein zusStzlicher Unterschiedsbetrag entsteht. Werden jedoch beim Mutterunternehmen zusatziich Anschaffungsnebenkosten aktiviert, sollte der resuitierende Unterschiedsbetrag nicht gem. § 301 HGB, sondern nach dem Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit sofort als Aufwand des Geidverkehrs unter „sonstigen Zinsen und ahnliche Aufwendungen" oder unter „sonstigen betrieblichen Aufwendungen" erfasst werden. Besonders bei auslandischen Tochterunternehmen werden auch KapitalerhShungen gegen Sacheinlagen vorgenommen, wobei der Einlagewert iiber dem Buchwert des Gegenstandes liegen kann. Der resuitierende Gewinn ist im Rahmen der Zwischengewinneliminierung herauszurechnen, so dass auch in diesem Fall ein Unterschiedsbetrag nicht entsteht. 143 In manchen Fallen verdndern sich die Anteilsverhdltnisse infolge einer Kapitalerhohung, indem das Mutterunternehmen Uber- oder unterproportional an ihr teilnimmt (siehe Beispiel 5.21). Das trifft z.B. dann zu, wenn ein Dritter sich mit einer Minderheit an einem bisher voll im Konzernbesitz befmdlichen Tochterunternehmen beteiligt. Wenn ein neuer Minderheitsgesellschafter fur anteilige stille Riicklagen und Geschaftswert mehr als den proportionalen Anteil am bilanziellen Eigenkapital zahlt, entsteht die Frage, ob diese Differenz im Konzernabschluss erfolgswirksam oder -neutral zu behandeln ist. Die H5he der durch die Kapitalerhohung entstehenden Anteile anderer Gesellschafter richtet sich proportional nach ihrem Anteil am gezeichneten Kapital, nicht nach der H(3he ihrer Einlage. Eine Kapitalerhohung ist als MaUnahme der Kapitalbeschaffung grundsatzlich erfolgsneutral^^^. Die Aufiiahme neuer Minderheitsgesellschafter und deren Kapitaleinlagen, auch in Form eines Borsenganges des Tochteruntemehmens (IPO), bedeuten keinen Abgang eines VermQgensgegenstandes, der die Realisierung eines Gewinnes rechtfertigen wurde.^^^ D'IQ passivische Dijferenz zwischen dem Betrag der Einlage und dem anteiligen Eigenkapital des neuen Minderheitsgesellschafters k5nnte als I'^^Vgl. Weber, Claus-Peter: Der Einfluss von Veranderungen des Beteiligungsbuchwertes auf die Kapitalkonsolidierung, in: BB, 44. Jg, 1989, S. 1854; Dusemond, Michael/Weber, ClausPeter/Ztindorf, Horst, in HdK, 2. Aufl., 1998, § 301, Tz. 198. l^^Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 199. I'^^So aber Baetge, J5rg/Kirsch, Hans-Jurgen/Thiele, St.: Konzernbilanzen, 7. Aufl., 2004, S. 465.
336
Fttnftes Kapitei
•
passivischer Unterschiedsbetrag oder
•
Verrechnungsposten mit noch nicht abgeschriebenen stillen Riicklagen oder eines Geschaftswertes der Tochtergesellschaft oder
•
Kapitalrucklage
behandelt werden^^^. Als passivischer Unterschiedsbetrag mUsste sie gem. § 309 Abs. 2 HGB erfolgswirksam aufgel5st werden; das liefe im Ergebnis auf eine zuvor abgelehnte erfolgswirksame Behandlung der Kapitaleinlage hinaus. Eine Verrechnung mit einem Restunterschiedsbetrag deckt nicht den Fall originftrer stiller Riicklagen und Geschaftswerte ab. So erscheint die Einstellung in die Kapitalriicklage als die am ehesten sachgerechte Behandlung (siehe Beispiel 5.21). Beispiel 5.21 Das Mutteruntemehmen M erwirbt am Ende des Jahres 01 75% der Anteile eines Toch- | terunternehmens T zum Preis von 180 Mio. €. Die Bilanzen der Untemehmen sowie die Konzembilanz enthalt Tabelle 5.21.1. Bei der Aufrechnung der Beteiligung ergab sich ein Unterschiedsbetrag von 180 - 0,75 x 150 = 67,5 Mio. € (Buchung 1)), der zu 0,75 x 10 = 7,5 Mio. € den Grundstticken zugeordnet und zu 60 Mio. € als Firmenwert ausgewiesen wurde (Buchung 2)). Der Firmenwert wird erst ab Periode 02 linear Ober 4 Jahre zu Lasten des Ergebnisses abgeschrieben. Den Minderheitsgesellschaftern steht nach der Buchwertmethode ein Ausgleichsposten von 0,25 x 150 = 37,5 Mio. € zu (Buchung 3)). Am Ende des Jahres 02 erhSht T sein Kapital in H5he um nominal 25 Mio. €. M nimmt nicht teil. Die neuen Aktien der T AG werden zu einem Kurs von 400% an die B5rse gebracht, so dass T 100 Mio. € an neuem Eigenkapital zufliefien. Durch die KapitalerhQhung steigt das Gezeichnete Kapital der T um 25 Mio. € auf 125 Mio. € an, die Beteiligungsquote der M sinkt von 75% auf 75/125 = 60%. Das Mutteruntemehmen verliert dabei in H5he der Differenz zwischen alter und neuer Beteiligungsquote (= 15%) einen Anteil am Reinvermdgen der T vor der KapitalerhShung (15% x 150 = 22,5 Mio. €), zugleich gewinnt es aber in H5he der neuen Beteiligungsquote (60%) einen Anteil an dem durch die Kapitalerhahung geschaffenen Reinvermogen hinzu (60% x 100 = 60 Mio. €), so dass das anteilige Eigenkapital der M um 60 - 22,5 = 37,5 Mio. € steigt. Der Firmenwert wird um 15 Mio. € abgeschrieben (Buchung 4)) in Tabelle 5.21.2). Dem Mutteruntemehmen stehen nach der Kapitalerh5hung 37,5 Mio. € mehr Eigenkapital zu, ohne dass es Betrage investiert hat. Der Differenzbetrag wird in der Konzembilanz unter dem Posten Kapitalriicklage ausgewiesen. Der Eigenkapitalzuwachs resultiert aus dem erhChten Emissionskurs der neuen Anteile. Der Bilanzkurs unmittelbar vor der Kapitalerhahung betrug 150/100 = 150%. Die Ausgabe der neuen Anteile erfolgte aber zu einem Kurs von 400%. Der aus der Differenz von 250% resultierende zusatzliche Eigenkapitalbetrag (250% x 25 Mio. € =) 62,5 Mio. € teilt sich entsprechend der neuen ^46F(ir die beiden ersten Moglichkeiten ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 199.
Kapitalkonsolidierung
337
Beteiligungsquote zu 40% (= 25 Mio. €) auf die Minderheitsgesellschafter und zu 60% (= 37,5 Mio. €) auf das Mutterunternehmen auf.
Tabelle 5.21.1: Erstkonsolidierung zum 31.12.01 nach der Buchwertmethode •
= =
Anschaffungskosten der Beteiligung Anteiliges Eigenkapital des Tochterunternehmens 0,75 x 150 Mio. € (nom. 0,75 x 100 Mio. € = 75 Mio. €) Ursprunglicher Unterschiedsbetrag Anteil an stillen RUcklagen von 10 Mio. € (Grundstucke) Ursprunglicher Firmenwert Kumulierte Abschreibungen auf Firmenwert restlicher Firmenwert Ausgleichsposten fxir Anteile anderer Gesellschafter 25% von 150 Mio. € (nom. 25 Mio. €)
•
180,0 -112,5 67,5 -7,5 60,0 -15,0 45,0 37,5
KapitalerhShung durch neue Minderheitsgesellschafter um nominal 25 Mio. € + Agio 75 Mio. €; neue Minderheitenquote von (25 + 25) / (100 + 25) = 40% Neues Eigenkapital 150 Mio. € + 100 Mio. € Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter (0,4 x 250 Mio. €) Anteiliges Eigenkapital von M am 31.12.02 (0,6 x 250 Mio. €)
100 250 100 150
Durch Kapitalerh5hung von T fiir M hinzugekommenes anteiliges Eigenkapital: Anteiliges Eigenkapital (60% von 250 = 150 Mio. €) am 31.12.02 abzUglich anteiliges Eigenkapital (75% von 150 = 112,5 Mio. €) zum 31.12.01:Eine auf M entfallende zusatzliche Kapitalrucklage von
37,5
338
Funftes Kapitel Eliminierung infolge der Kapitalerhohung urn (75% - 60% =) 15% zu hoch aufgedeckter Reserven aus Erstkonsolidierung (15% x 10 Mio. €) Endgiiltige Erhohung der Kapitalrucklage des Konzerns
-1,5 36
Fraglich ist, ob die bei der Erstkonsolidierung aufgedeckten, dem Mutterunternehmen zugeordneten stillen Reserven der verminderten Beteiligungsquote angepasst werden mussen.^^^ HaUe bei der Erstkonsolidierung die Beteiligungsquote nur 60% betragen, so ware auch ein geringerer Teil der stillen Reserven der Mutter zugeordnet worden. Passt man die stillen Reserven nicht an die neuen Kapitalverhaltnisse an, weist der Konzemabschluss ein zu hohes anteiliges Eigenkapital aus. Die Anpassung der aufgedeckten Reserven wird erfolgsneutral in der Kapitalrticklage berticksichtigt. Eine erfolgswirksame Ausbuchung der anteiligen stillen Reserven^"*^ wurde bereits oben ausgeschlossen. Beispiel 5.21 (Fortsetzung) Im Beispiel wird daher ein Anteil von (75% - 60% =) 15% der noch vorhandenen stillen Reserven (= 1,5 Mio. €) der Kapitalrticklage entnommen und den Minderheiten zugeteilt (Buchung 5)). Es ergibt sich nun das Problem, dass auf die Minderheitsgesellschaftern im Rahmen der Buchwertmethode keine stillen Reserven entfallen dtirfen. Die Korrektur erfolgt durch Kurzung des Minderheitenanteils und der stillen Reserven um 1,5 Mio. € (Buchung 6)).
Tabelle 5.21.2: Folgekonsolidierung nach Kapitalerhohung von T zum 31.12.02
HTygj Ebeling, Ralf Michael: Die Einheitsfiktion als Grundlage der Konzemrechnungslegung, 1995, S. 284 ff; Goth, Peter: Das Eigenkapital im KonzemabschluB, 1997, S. 195. 148vgl. Baetge, Jorg/Kirsch, Hans-Jurgen/ Thiele, Stefan: Konzembilanzen, 7. Aufl., 2004, S. 465; Goth, Peter: Das Eigenkapital im Konzemabschluss, 1997, S. 195.
Kapitalkonsolidierung
339
Beispiel 5.21 (Fortsetzung) Bei Anwendung der Neubewertungsmethode sind Einzelbilanzen der Konzernunternehmen mit denen aus Tabelle 5.21.1 identisch. Die HB II des Tochteruntemehmens deckt nun jedoch schon die gesamten stillen Reserven in Hohe von 10 Mio. € auf. In der Summenbilanz sind daher die Sonstigen Aktiva und die Gewinnriicklage um 10 Mio. € hoher ausgewiesen als bei der Buchwertmethode. Im Rahmen der Erstkonsolidierung ergibt sich ein Unterschiedsbetrag von 180 - 0,75 x 160 = 60 Mio. €, der wie bei der Buchwertmethode als Firmenwert ausgewiesen wird. Fur die Minderheitsgesellschafter wird ein Ausgieichsposten in Hohe von 0,25 x 160 = 40 Mio. € eingestelit. Durch die als Folge der Kapitalerhohung um 15% gesunkene Beteiligungsquote der Mutterunternehmung verliert diese einen Anteil am Reinvermogen der T vor der Kapitalerh5hung in H5he von 15% x 160 = 24 Mio. €. Sie gewinnt aber in H5he der neuen Beteiligungsquote (60%) einen Anteil an dem durch die Kapitalerhohung neu geschaffenen Reinvermogen hinzu (60% x 100 = 60 Mio. €). Insgesamt steigt also die Kapitalrticklage des Konzerns um (60 - 24 =) 36 Mio. €. Der Ausgieichsposten fiir andere Gesellschafter erhOht sich von urspriinglich 40 Mio. € auf 104 Mio. €. Die Differenz von 64 Mio. € setzt sich aus dem Verlust des Mutterunternehmens am Reinvermogen vor der Kapitalerhohung (15% x 160 = 24 Mio. €) und aus dem anteilig auf die Minderheitsgesellschafter entfallenden durch die Kapitalerhohung neu geschaffenen Eigenkapital (40% x 100 = 40 Mio. €) zusammen.
Tabelle 5.21.3: Erstkonsolidierung zum 31.12.01 nach der Neubewertungsmethode
340 •
= =
•
Fiinftes Kapitel Anschaffungskosten der Beteiligung Anteiliges Eigenkapital des Tochterunternehmens zu Tageswerten 0,75 x 160 Mio. € (nom. 0,75 x 100 Mio. € = 75 Mio. €) Urspriinglicher Unterschiedsbetrag (Firmenwert) Kumulierte Abschreibungen auf Firmenwert restlicher Firmenwert Ausgleichsposten fUr Anteile anderer Gesellschafter 25% von 160 Mio. € (nom. 25 Mio. €) Kapitalerhohung durch neue Minderheitsgesellschafter um nominal 25 Mio. € + Agio 75 Mio. €; neue Minderheitenquote von (25 + 25) / (100 + 25) = 40% Neues Eigenkapital der T zu Zeitwerten (150 Mio. € + 100 Mio. €) Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter (0,4 x 260 Mio. €) Anteiliges Eigenkapital von M am 31.12.02 (0,6 x 260 Mio. €) Durch Kapitalerhohung von T ftir M neu hinzugekommenes anteiliges Eigenkapital: Anteiliges Eigenkapital (60% von 260 = 156 Mio. €) am 31.12.02 abzuglich anteiliges Eigenkapital (75% von 160 = 120 Mio. €) zum 31.12.01 ergibt eine zus^tzliche Kapitalriicklage von
Tabelle 5.21.4: Folgekonsolidierung nach Kapitalerhohung der T zum 31.12.02
180,0 -120,0 60,0 -15,0 45,0 40,0
100 250 104 156
36
Kapitalkonsolidierung
341
6.
Verminderung von Anteilen konsolidierter Unternehmen
6.1
Erfolgswirksamer Verkauf
Mitunter beabsichtigt eine Konzernleitung, sich in mehreren Schritten von einem konsolidierten Tochterunternehmen zu trennen, indem es z. B. zunachst einen weniger als 50% umfassenden Anteil an die Borse bringt oder an einen neuen GroBaktion^r verkauft. Solange die Voraussetzungen des § 290 HGB erfullt bleiben, ist das Tochterunternehmen weiterhin zu konsolidieren. Der Firmenwert ist der Verkaufsquote entsprechend aufzulGsen und die Anteile der anderen Gesellschafter entsprechend anzupassen (DSR 4.48). Erzielt das Mutterunterunternehmen einen Uber dem Buchwert liegenden Preis, so entsteht in ihrem Einzelabschluss ein Ertrag. Wenn seit dem Erwerb des Tochterunternehmens aufgedeckte stille Riicklagen und Teile des bezahlten Firmenwertes in den zurtickliegenden Konzernabschliissen erfolgswirksam verrechnet wurden oder das Tochterunternehmen Gewinnrucklagen gebildet hat, so sind diese BetrSge vom dem im Konzemabschluss auszuweisenden Ertrag abzusetzen. Strittig ist, ob danach ein aus dem Beteiiigungsverkauf verbleibender Ertrag oder Aufwand im Konzemabschluss erfolgswirksam oder erfolgsneutral zu behandeln ist. Nach herrschender Meinung und DRS 4.47 gilt er als Ergebnisbestandteil auch im Konzemabschluss.^"*^ Das entspricht der interessentheoretischen Theorie des Konzernabschlusses. Beispiel 5.22 Ein Mutteruntemehmen (M) erwirbt am 31.12.01 100% der Anteile an einem Tochterunternehmen (T) fiir 1.000 Mio. €. Die Anteile werden im Einzelabschluss der M zu Anschaffungskosten bilanziert. Zum 31.12.01 besitzt T ein bilanzielles Eigenkapital von 500 Mio. €. In den Grundstticken der T sind stille Rucklagen in H5he von 200 Mio. € enthalten. Der zum 31.12.01 im Rahmen der Erstkonsolidierung nach der Neubev^ertungsmethode aktivierte Goodwill betragt 300 Mio. € und wird nach dem ImpairmentOnly-Ansatz bewertet. Im Geschaftsjahr 02 erwirtschaftet T einen HB II - Gew^inn in Hohe von 100 Mio. €, der zu Beginn des Jahres 03 voUstandig thesauriert wird. Der Werthaltigkeitstest des Goodwills ergibt keinen Abwertungsbedarf. Da weder die aufgedeckten stillen Rucklagen noch der aktivierte Goodwill im Jahr 02 abgeschrieben werden mussen, entfallt eine Buchung zur Folgekonsolidierung. Am 01.01.03 verkauft M 20% der Beteiligung uber einen Borsengang an Privatanleger und erzielt dafiir FlUssige Mittel in Hohe von 250 Mio. €. Im Einzelabschluss der M wird der Beteilungsbuchwert um (20% x 1.000 Mio. € =) 200 Mio. € auf 800 Mio. € gemindert und ein Ertrag in Hohe von (250 Mio. € - 200 Mio. € =) 50 Mio. € ausgewiesen. I'^^Vgl. ADS, 6. Aufl. 1996, § 301, Tz.l87 ff.; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm., 6. Aufl.2006, § 301, Tz. 206, wegen Informationsinteresses d. Gesellsch. d .MU; Baetge, Jorg/Kirsch, Hans-Jiirgen/Thiele, Stefan: Konzembilanzen, 7. Aufl., 2004, S. 463 f
342
FUnftes Kapitel
Die Konzernbilanz per 31.12.02 hat das in Tabelle 5.22.1 wiedergegebene Bild.
Tabelle 5.22.1: Kapitalkonsolidierung vor Beteiligungsverkauf Im Konzernabschluss findet eine teilweise Entkonsolidierung der verkauften Anteile an T statt: Das zum Transaktionszeitpunkt anteilig auf die verkauften Anteile entfailende Eigenkapital gemSB HB II wird dem Ausgleichsposten fiir andere Gesellschafter zugeschlagen (im Beispiel 20% x 600 Mio. € = 120 Mio. €). Die anteilmafiig auf die verkaufte Tranche entfallenden stilien Rucklagen (im Beispiel 20% x 200 Mio. € = 40 Mio. €) werden a) bei der Neubewertungsmethode ebenfalls den Minderheitsgesellschaftem zugerechnet oder b) bei der handelsrechtlich noch zulassigen Buchwertmethode gegen die konzernbilanziellen WertansStze (im Beispiel der Grundstiicke) aufgerechnet. Der Goodwill ist bei beiden herkommlichen Konsolidierungsmethoden an die verminderte Konzernquote (im Beispiel 20% x 300 Mio. € = 60 Mio. €) anzupassen. Unabhangig von Neubewertungs- oder Buchwertmethode betragt im Beispiel das auf die 20%-Tranche entfailende konzernbilanzielle Eigenkapital 220 Mio. €: 20% des HB II - Eigenkapitals der T (insges. 600 Mio. €) 20% der stilien Rucklagen (insges. 200 Mio. €) 20% des Goodwills (insges. 300 Mio. €)
120 Mio. € 40 Mio. € 60 Mio. €
Summe
220 Mio. €
Dieses aus Sicht des Mutterunternehmens abgehende konzernbilanzielle Eigenkapital wird gegen den dem Mutteruntemehmen zuflieUenden Erl5s aufgerechnet. Daraus ergibt sich - ebenfalls unabh^ngig von der Art der Konsolidierungsmethode - ein Unterschiedsbetrag in H5he von (250 Mio. € - 220 Mio. € =) 30 Mio. €, der aus interessentheoretischer Sicht in der Konzem-GuV als Entkonsolidierungsgewinn ausgewiesen wird. Der Gewinn unterscheidet sich um den anteilig auf die verkauften Anteile entfallenden wahrend der Konzernzugehorigkeit erwirtschafteten Gewinn des Tochterunternehmens (20% x 100 Mio. € = 20 Mio. €), der in der Vorperiode nur im Konzernabschluss, nicht aber im Einzelabschluss erfasst wurde.
Kapitalkonsolidierung
343
Beispiel 5.22 (Fortsetzung) Geht man vom Konzernabschluss vor Verkauf der Anteile aus (Tabelle 5.22.1), so sind die zugegangenen FlUssigen Mittel aus dem Anteilsverkauf (250 Mio. €) gegen die auf die Minderheiten entfallenden Anteile am Gezeichneten Kapital, Bilanzgewinn und aufgedeckten stillen RUcklagen (20% von 800 Mio. € = 160 Mio. €) anteilig gegen den Goodwill (20% von 300 Mio. € = 60 Mio. €) sowie gegen den Saldo als Gewinn (20% von (250 Mio. € -160 Mio. € - 60 Mio. € = 30 Mio. €) zu buchen (Buchung 1 in Tabelle 5.22.2). SchlieBlich ist der Bilanzgewinn des Jahres 02 von T in die Gewinnriicklage einzustellen (Buchung 2).
Tabelle 5.22.2: Kapitalkonsolidierung als erfolgswirksamer Anteilsverkauf Bei der interessentheoretisch geprSgten Bilanzierung des Anteilsverkaufes auch im Konzernabschluss als erfolgswirksame VerSuBerungstransaktion stellt sich die Frage, wieso Ergebniswirkungen entstehen k5nnen, obwohl aus Konzemsicht keine VermSgenswerte Oder Schulden abgehen. Die Konzernleitung verfiigt auch nach der VerSuBerung der Anteile weiterhin iiber dieselben Ressourcen (inklusive der den Goodwill ausmachenden Erfolgspotentiale) wie bereits vor der Transaktion. Der Ausweis einer nur scheinbaren Wertanderung des Goodwills aufgrund der Reduzierung des bilanzierten Goodwills, vor allem aber die erfolgswirksame Bilanzierung des Unterschiedsbetrages in der KonzernGuV erscheinen vor diesem Hintergrund problematisch^^^.
6.2
Erfolgsneutrale KapitalmaBnahme
Folgt man dagegen der einheitstheoretischen Auffassung, so handelt es sich bei dem Verkauf der Anteile um eine erfolgsneutral zu behandelnde Kapitalbeschaffungsmafi^^^Vgl. zu einer weiteren Diskussion: Falkenhahn, Gunther: Anderungen der Beteiligungsstruktur an Tochteruntemehmen im Konzernabschluss, 2006.
344
Fttnftes Kapitel
nahme}^^ Die Regelungen des HGB folgen nicht konsequent der einen oder der anderen Konzeption. Aus der Regelung fiir die Anteile anderer Gesellschafter in § 307 zu schlieBen, es folge der Einheitskonzeption nicht^^^, iiberzeugt nicht und steht im Widerspruch zu der Vorschrift, dass diese Anteile im Eigenkapital auszuweisen sind. Die erfolgswirksame oder erfolgsneutrale Behandlung des Ertrages aus dem Anteilsverkauf kann erhebiiche Auswirkungen auf das Konzernergebnis haben. Umso erstaunlicher ist es, dass die IAS dazu keine Regelungen enthalten. Die erfolgswirksame Regelung in DRS 4.47 hangt, weil ohne Begrtindung, in der Luft. Im einheitstheoretischen Konzernabschluss wird die Ubertragung der Anteilstranche vom Mutteruntemehmen an die Minderheitsgesellschafter wie eine Kapitalerh5hung gegen Bareinlage behandelt: Dem Konzern flieUen Flussige Mittel zu und das Eigenkapital (hier der Ausgleichsposten fiir Andere) wird erhOht. Ein Differenzbetrag zwischen Mittelzufluss und Passivierung des Minderheitenanteils wird nicht als Gewinn oder Verlust, sondern als Agio/ Disagio der Kapitalerhohung und damit erfolgsneutral in die Konzernrucklagen eingestellt. Auch international scheint sich diese einheitstheoretische Auffassung durchzusetzen. Die unlangst von lASB und FASB in der zweiten Phase des gemeinsamen „Business-Combinations-Projects" verQffentlichten VorschlSge zur Anderung von IFRS /IAS 27 und SFAS 141/ARB 51 fordem ebenfalls die erfolgsneutrale Bilanzierung von AnteilsverkSufen ohne Kontrollverlust als Kapitalerhohung^^^. Beispiel 5.22 (Fortsetzung) Unmittelbar vor der Transaktion besteht das konzernbilanzielle Eigenkapital der T aus folgenden Elementen: a) Gezeichnetes Kapital: 500 Mio. €, b) Gewinnriicklagen: 100 Mio. €, c) aufgedeckte stille Rucklagen: 200 Mio. € und d) derivativer Goodwill: 300 Mio. €, so dass es 1100 Mio. € betr^gt. Auf die Ubertragnen Anteile entflllt demnach ein Eigenkapital in Hohe von 20% x 1100 Mio. € = 220 Mio. €. Die Berlicksichtigung der AnteilsObertragung auf die MinderheitsaktionSre im Konzernabschluss kann - aufbauend auf den Konzernabschluss zum 31.12.02 - daher durch eine originSre Konzernbuchung abgebildet werden (Buchung 1 in Tabelle 5.22.3), in der die zugegangenen Fliissigen Mittel aus dem Anteilsverkauf (250 Mio. €) mit dem anteilig auf die Verkaufstranche entfallenden konzembilanziellen Eigenkapital der T (220 Mio. €), welches nach der Transaktion als Ausgleichsposten passiviert wird, verrechnet werden und der danach verbleibende Saldo (250 Mio. € - 220 Mio. € = 30 Mio. €) als Agio der Kapitalerh5hung in die Kapitalriicklagen eingestellt wird. Auch hier ist schlieBlich der Bilanzgewinn des Jahres 02 von T in die Gewinnriicklage einzustellen (Buchung 2 der Tabelle 5.22.3). 1^ Wgl. Dusemond, Michael/Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber (Hrsg.): § 301, Tz. 214-218. l^^So Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck Bil-Komm., 4. Aufl., 1999, §301, Tz. 209. ISSygi FASB: Proposed Statement of Financial Accounting Standards - Consolidated Financial Statements, Including Accounting and Reporting of Noncontrolling Interests in Subsidiaries a replacement of ARB No. 51, vom 30.06.2005; lASB: Exposure Draft of proposed Amendments to IAS 27 Consolidated and Separate Financial Statements, vom 30.06.2005.
Kapitalkonsolidierung
345
Tabelle 5.22.3: Kapitalkonsolidierung bei Anteilsverkauf als KapitalmaBnahme Die beschriebene Vorgehensweise fiihrt dazu, dass - wie bei einer Kapitalerhohung zum einen die Wertans^tze der Verm5gensgegenstande, des Goodwills und der Schulden nicht beruhrt werden und zum anderen keine Erfolgswirkung durch die Transaktion zwischen der Unternehmung Konzern und ihren Anteilseignern entsteht. Halt man es ftir nicht gerechtfertigt, in den Ausgleichsposten flir andere Gesellschafter auch anteilmaBig den im Rahmen der erstmaligen Konsolidierung aufgedeckten Goodwill einzubeziehen, mtisste dieser aus dem Konzernabschluss eliminiert werden (Per Ausgleichsposten an Goodwill 20% x 300 Mio. € = 60 Mio. €). Auch wenn die Konzeption der Neubewertungsmethode flir eine Anpassung des Goodwills an die reduzierte Konzernquote spricht sprechen mehrere Argumente fur eine unveranderte Fortfiihrung desselben. Zum einen verstdBt die Fortfiihrung des Goodwills nicht gegen den Zweck der herkSmmlichen Konsolidierungsmethoden, nur solche WertansStze auszuweisen, die auch pagatorisch abgesichert wurden, da im Rahmen des Erwerbs der nun verkauften Anteile der Goodwillanteil im damaligen Kaufjpreis vom Mutterunternehmen vergUtet wurde und bei entsprechend hohem Verkau^reis (wie im Beispiel) erneut von den Minderheitsgesellschaftern pagatorisch abgesichert wurde. Ein weiteres Argument ftir die Beibehaltung des Goodwills ist, dass sich die den Goodwill ausmachenden Synergiepotentiale durch den Verkauf der Anteilstranche nicht geSndert haben und durch eine Reduzierung des Wertansatzes des Goodwills im Konzernabschluss eine nur scheinbare Wertanderung ausgewiesen wurde^^^. Werden die im Rahmen des BusinessCombinations-Project ver5ffentlichten VorschMge zur Full-Goodwill-Methode umgesetzt^^^, entfallt bei einer Bilanzierung nach lAS/IFRS dieses Problem.
^^"^Vgl. zu einer weiteren Diskussion: Falkenhahn, Gunther: Anderungen der Beteiligungsstruktur an Tochteruntemehmen im Konzernabschluss, Dtisseldorf, 2006. ISSygi FASB: Proposed Statement of Financial Accounting Standards - Business Combinations a replacement of FASB Statement No. 141, vom 30.06.2005; vgl. lASB: Exposure Draft of proposed Amendments to IFRS 3 Business Combinations, vom 30.06.2005.
346
Funftes Kapitel
In der Praxis wird der Konzemabschluss nicht durch originMre Buchungen auf der Ebene des Konzerns, sondem durch Konsolidierungsbuchungen aus den summierten Einzelabschlussen aufgestellt. Von der Summenbilanz per 01.01.03 unmittelbar nach der Transaktion kann der Konzemabschluss wie folgt abgeleitet werden (vgl. Tabelle 5.22.4):
Tabelle 5.22.4: Kapitalkonsolidierung auf Basis der Summenbilanz Ftir die Erstkonsolidierung des Tochterunternehmens wird zunachst die neue Eigentiimerstruktur nicht berticksichtigt (Buchung 1 der Tabelle 5.22.4): Der ursprungliche Beteiligungsbuchwert in Hohe von 1000 Mio. € wird gegen das unmittelbar vor der Anteilsveraufierung anteilig dem Mutteruntemehmen zustehende Gezeichnete Kapital (500 Mio. €) aufgerechnet, die stillen Rticklagen (200 Mio. €) aufgedeckt und die Residualgr66e (1000 Mio. € - 500 Mio. € - 200 Mio. € = 300 Mio. €) als Goodwill aktiviert. Buchung 2.4 bildet die Anteilsilbertragung im Konzemabschluss ab, indem das anteilig auf die verkauften Anteile entfallende konzernbilanzielle Eigenkapital der T (20% x 1100 Mio. € = 220 Mio. €) in den Ausgleichsposten eingestellt und der in Buchung 1 konsolidierte Beteiligungsbuchwert um den Beteiligungsbuchwert der verkauften Anteile (200 Mio. €) korrigiert wird. Der aus dem Einzelabschluss der M in den Summenabschluss gelangte Bilanzgewinn wird (50 Mio. €) storniert und in an die konzerneinheitliche Bewertung angepasster H5he als Agio (30 Mio. €) in die Kapitalrticklage gebucht. Auch bei diesem Vorgehen bleiben die Wertansatze der Vermogensgegenst^nde und Schulden (inklusive des Goodwills) unver^ndert und entstehen keine Erfolgswirkungen durch die Transaktion zwischen der Unternehmung Konzern und ihren Anteilseignem.
7.
Konzerninterne Fusionen und Ausgriindungen
Wie aus Geschaftsberichten groBer Konzerne zu ersehen ist, werden haufig Tochtergesellschaften eines Konzems miteinander, auf eine Zwischenholding oder auf die Konzernspitze verschmolzen. Auch der gegenlaufige Prozess, die Ausgriindung neuer Tochtergesellschaften aus konsolidierten Unternehmen, ist anzutreffen. Diese Anderungen der rechtlichen Struktur innerhalb des Konzerns dUrfen hinsichtlich von Ansatz und Bewer-
Kapitalkonsolidierung
347
tung/wr den Konzernabschluss keine Auswirkungen haben, so we it die verschmolzene Oder die ausgegrundete Tochtergesellschaft sich zu 700% in Konzernbesitz befindet.^^^ Der Konzernabschluss beruht auf der Einheitstheorie. Die fingierte Rechts- und die tatsachliche Wirtschaftseinheit wird durch konzerninteme Fusionen und Ausgriindungen nicht bertihrt. Die rechtliche SelbstSndigkeit einzelner Einheiten innerhalb des Konzerns wird fUr den Konzernabschluss ohnehin negiert. Bei der Verschmelzung durch Aufnahme k5nnen gem. § 24 UmwG die in der Schlussbilanz des ubertragenden RechtstrSgers angesetzten Werte (Buchwerte) ubernommen werden. Aber auch Tageswerte oder Zwischenwerte durfen als Anschaffungskosten angesetzt werden. Die Vorschriften beziehen sich allerdings auf den Einzelabschluss. Flir den Konzernabschluss bestehen keine Vorschriften Sowohl die Buchwerte aus dem Einzelabschluss als auch andere Ubernahmewerte kCnnen von den Werten des letzten Konzemabschlusses abweichen. Mit der Verschmelzung endet zwar die Kapitalkonsolidierung des iibernommenen Konzemunternehmens, doch sind die Ubernahmewerte fur die Aufnahme in den Konzernabschluss insoweit nicht geeignet, als sie von den fortgefuhrten Werten in der Konzernrechnung abweichen. Die Aufnahme der von den Konzernwerten abweichenden Anschaffungskosten dertibernehmendenKonzerngesellschaft wiirde Gewinne oder Verluste als Folge der Fusion im Konzernabschluss bewirken. Das ist mit dem Einheitskonzept flir den Konzernabschluss nicht vereinbar. Daher miissen die Differenzen zwischen den Konzernwerten und den fortzufiihrenden Werten der iibernommenen Bilanzposten im Einzelabschluss gegen die Konzernriicklagen aufgerechnet werden. ^^^ Im Konzernabschluss werden noch vorhandene aufgedeckte stille Rticklagen und ein restlicher Geschaftswert aus der Erstkonsolidierung nicht nur im Jahr der Fusion, sondern auch weiterhin so abgeschrieben, als ob die Fusion nicht stattgefunden hatte.^^^ Das erfordert entsprechende Aufzeichnungen. Nach DRS 4.13 in Verbindung mit DRS 4.1 entspricht grundsStzlich auch im Falle der Fusion die Gegenleistung dem Erwerbspreis des erworbenen Untemehmens bzw. dem Zeitwert der hingegebenen Vermogenswerte. Wendete man diesen Grundsatz auch auf die konzerninteme Fusion an, so mUssten die vom verschmolzenen Konzernunternehmen iibernommenen VermOgensgegenstande und Schulden zum Zeitwert in die Konzernbilanz eingehen. Das widerspr^che aber dem auch in der Literatur einhellig vertreten Grundsatz, dass eine konzerninteme Fusion die Wertansatze der bereits konsolidierten Vermogensgegenstande und Schulden nicht verandern darf. Gleichwohl wird die Meinung vertreten, dass die Regelung in DRS 4 eine Fortfiihrung der Konzernbuchwerte bei
^^^Zu Einzelheiten siehe Kahling, Dieter: Bilanzierung bei konzemintemen Verschmelzungen, 1999; Busse von Colbe, Walther, in: MunchKommHGB, 2. Aufl. 2006, § 301, Tz. 184 ff. ^^"^Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 289 ff.; zu Einzelheiten Kahling, Dieter: Bilanzierung bei konzemintemen Verschmelzungen, 1999, S. 192 ff.; Kiiting, Karlheinz/Zundorf, Horst: Die konzerninteme Verschmelzung und ihre Abbildung im konsolidierten Abschluss, BB 1994, S. 1387 und das dort angegebene Zahlenbeispiel. 158vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 301, Tz. 291.
348
FUnftes Kapitel
einer konzeminternen Fusion ausschlosse^^^. Dieser Meinung wird hier nicht gefolgt. Von Grundsatzen gibt es Ausnahmen, die hier fiir eine Fortfuhrung der Konzerbuchwerte im Sinne der Einheitstheorie sprechen. Der Ansatz von Zeitwerten bei konzeminternen Fusionen brachte die Gefahr des Missbrauches mit sich. Durch konzeminterne Fusionen und spStere Ausgrtindungen k5nnten fortgefUhrte Buchwerte von VermOgen und Schuiden konsolidierter Tochtergesellschaften aus bilanzpolitischen Grlinden in einem MaBe in Zeitwerte umgewandeit werden, dass ein Zeitvergieich nahezu unmSglich wiirde. Der Informationswert des Konzernabschlusses wiirde vermindert. Zudem ist nicht bekannt, ob der DSR bei der Formulierung des DRS 4 den Fall der konzeminternen Fusion Uberhaupt bedacht hat. Wenn das zu verschmelzende Konzernunternehmen ais Eigenkapitalgeber auch andere Gesellschafter hat, liegt ein Erwerb von Anteilen nach erstmaliger Konsoiidierung vor (sie Abschnitt 5.2.1). Der Erwerb der Minderheitenanteile ist ais KapitalmaUnahe oder ais nachtragliche Anschaffung von VermSgen und Schuiden zu behandeln.
8.
Nachtragliche Anderung des Erwerbspreises und der Werte des erworbenen Reinvermogens
Der Zusammenschluss von Unternehmen kann auch nach dem Kontrollerwerb durch Unsicherheiten sowohi fiir den Erwerber ais auch fiir den Verkaufer der Beteiligung belastet sein. Das gilt einerseits fiir die nachtragliche Anderung des Erwerbspreises und andererseits fiir die Wertansatze der Vermogensgegenstande und Schuiden. Das HGB enthalt dafiir keine Vorschriften. Jedoch hat der DSR im DRS 4.14-16 in Anlehnung an international anerkannte GrundsStze des - inzwischen aufgehobenen - IAS 22 einige Regelungen getroffen IFRS 3 hat solche Falle detailliert geregelt. Mitunter wird der endgOltige Erwerbspreis in Abhangigkeit von den Ergebnissen oder Umsatzen des erworbenen Unternehmens oder anderen Ereignissen innerhalb einer vertraglich festgelegten Frist gegeniiber der urspriinglichen Vereinbarung geandert {Earn out'Klausel). Sofern bereits zum Erwerbszeitpunkt das die voraussichtliche Kau^reisanpassung auslSsende ktinftige Ereignis hinreichend wahrscheinlich und der Anpassungsbetrag zuverlassig messbar ist, wird der Anpassungsbetrag in den Erwerbspreis, der der Kapitalkonsolidierung zu Grunde gelegt wird, eingeschlossen (DRS 4.14; IFRS 3.32). Infolge einer nachtraglichen nicht bereits berucksichtigten Zuzahlung oder Ktirzung andert sich der Anschaffiingswert der Beteiligung. Eine Anpassung der Kapitalkonsolidierung wird erforderlich, und zwar bereits dann, wenn das Ereignis, das die Kaufpreisanderung auslost, hinreichend wahrscheinlich wird oder eintritt. Gewohnlich andert sich dadurch der Goodwill oder passivische Unterschiedsbetrag, wenn dies sich nicht betragsgleich auf VermOgen oder Schuiden auswirkt.
^^^Vgl. Schmidbauer, Rainer: Bilanzierung konzemintemer Verschmelzung voll konsolidierter Unternehmen im Konzemabschluss, BB 2001, S. 2471.
Kapitalkonsolidierung
349
Wird die Beteiligung gegen Hingabe von Eigenkapital- und Schuldtitel erworben und fur eine Zeit der Kurs garantiert, so sind weitere Aktien, Schuldtitel oder Zuzahlungen erforderlich, wenn der Kurs die Garantiemarke unterschreitet. In diesem Fall andert sich der Anschaffungswert der Beteiligung nicht. Daher sind die Nachschusse an eigenen Aktien Oder Barmitteln direkt mit dem Eigenkapital zu verrechnen (IFRS 3.35).^^^ ^^^ Mitunter wird der Verkauf von Unternehmen oder Geschaftsbereichen von weiteren Vereinbarungen begleitet. So kann z. B. vertraglich geregelt werden, dass ein Geschaftsfiihrer des verkauften Betriebes die Geschafte gegen eine Vergutung durch den Erwerber fiir eine begrenzte Zeit weiter fiihrt, aber Arbeitnehmer des VerauBerers bleibt, um etwa Know-how zu Ubertragen oder die Vereinbarung Uber Ergebnisse oder Ums^tze in dieser Zeit zu kontrollieren. Wenn die VergUtung im Fremdvergleich UberhOht ist, handelt es sich um eine nachtrSgliche Erhohung der Erwerbspreises.^^^ Konnten zum Erwerbszeitpunkte einzelne Vermogensgegenstande oder Schulden nur vorlaufig zum fair value bewertet werden, so ist der endgultige Wert innerhalb von 12 Monaten nach Beteiligungserwerb anzusetzen. Soweit sich durch eine solche Auf- oder Abwertung die Anschaffungskosten der Beteiligung nicht andert, ist die Differenz mit dem Goodwill oder dem passivischen Unterschiedsbetrag zu verrechnen (IFRS 3.62). Diese Regelungen des IGRS 3 sind mit dem BilanzierungsgrundsStzen des HGB vereinbar und daher auch auf einen HGB-Konzernabschluss anzuwenden.
9.
Umgekehrte Erwerbsmethode
In der Regel ist bei einem Unternehmenserwerb klar, welches Unternehmen der Erwerber und welches Unternehmen das Erworbene ist: Erwerber ist das Unternehmen, das mit Geld oder durch Hingabe von Vermogenswerten, insbesondere eigene Anteile, Anteile an einem anderen Unternehmen erwirbt. Wenn jedoch die Gesellschafter des erworbenen Unternehmens nach der Transaktion die Stimmenmehrheit an den durch das Konzernverhaltnis verbundenen Unternehmen oder andere Kontrollmoglichkeiten haben, erscheinen sie in wirtschaftlicher Betrachtung als die Erwerber des Unternehmens, das im Rechtssinne der ursprUngliche Erwerber ist. Diese Situation wurde bereits 1970 in der US-amerikanischen APB Opinion 16.70 des Accounting Principle Board angesprochen, aber nicht im Einzelnen geregelt. Wie in Abschnitt 1.3.4 bereits erwahnt, wird im IFRS
^^^Zu den Regelungen nach IAS im Einzelnen siehe Baetge, Jorg/Siefke, Kirsten/Siefke, Michael, in: IAS Komm., 2. Aufl., 2002, IAS 22, Tz. 131 ff. ^^^Im Einzelnen hierzu Kiiting, Karlheinz/Wirth, Johannes: Intemationale Konzemrechnungslegung: Anschafftingskosten von Beteiligungen an veil zu konsolidierenden Untemehmen,: BB 2001, S. 1190. ^^^Zu Einzelheiten undZweifelsfrage bei diesen und anderen Fallen vgl. Ludenbach, NorbertA^olkner, Burkhard: Abgrenzung des KaufJDreises von sonstigen Vergutungen bei Erstund Entkonsolidierung, BB 2006, S. 1435 ff.
350
Funftes Kapitel
3.21 diese Situation wieder aufgegriffen.^^^ Nach dem Grundsatz substance over form in deutschem Verstandnis nach wirtschaftlicher Betrachtungsweise - soil dann konsolidierungstechnisch das im Rechtssinne erwerbende Unternehmen als erworbenes Unternehmen und das andere als Erwerber behandelt warden. ^^"^ GewOhnlich wird der ursprungliche Erwerber eine solche Umkehrung der Rollen vermeiden; es sei denn, besondere Motive, wie steuerliche Uberlegungen im Ausland oder der leichtere Zugang zur Borse durch ein bisher nicht notiertes Unternehmen, rechtfertigen sie.^^^ In Deutschland sind einige Falle, die am frUheren Neuen Markt gelistet waren, bekannt geworden^^^ Schwierig kann die Feststellung sein, ob uberhaupt der Sachverhalt einer reverse acquisition vorliegt, wenn sich die beteiligten Unternehmen nicht wesentlich in der Gr56e bzw. der Verteilung der Stimmrechte und anderer Kontrollmoglichkeiten unterscheiden( siehe hierzu auch die Erlauterungen in IFRS 3. B1-15). Wahrend normaler Weise ein grSBeres Unternehmen Anteile an einem kleineren erwirbt, und auch im Fall einer reverse acquisition der Erwerbspreis - abgesehen von Ausnahmefallen, wie der nachtraglichen Anderung (siehe Abschnitt 7) - ziemlich eindeutig bestimmt werden kann, ergibt sich flir die umgekehrte Erwerbsmethode die Schwierigkeit, den Erwerbspreis ftir das im Rechtssinne erwerbende Unternehmen zu bestimmen, da er nicht bezahlt wurde^^'^. Selbst wenn seine Aktien an der Borse notiert werden, braucht der B5rsenkurs flir einzelne Aktien, besonders in einem engen Markt, nicht voll reprasentativ fUr den Gesamtwert dieses Untemehmens zu sein. Zudem I5st sich das Verfahren noch weiter von dem sonst geltenden pagatorischen Prinzip flir die Bilanzierung. Der Konzernabschluss tragt zwar den Namen des rechtlichen Erwerbers, ist aber materiell ein Konzernabschluss des erworbenen Unternehmens^^^.
X.
Methode der Interessenzusammenfiihrung
Wie in Abschnitt 1.3.2 erwahnt, ist die Pooling of Interest-Methode vom FASB mit dem SFAS 141 abgeschafft und auch vom lASB mit der Verabschiedung des IFRS 3 aufgegeben worden.. Nach der 7. EG-Richtlinie und § 302 HGB existiert die Methode der In^^^Siehe hierzu Baetge, J(3rg/Siefke, Kirsten/Siefke, Michael, in: IAS Komm., 2. Aufl., 2002, IAS 22, Tz. 37. l^'^Vgl. Weiser, Felix:Umgekehrte Untemehmenserwerbe nach IFRS, in:KoR, 5.Jg. 2005,S.487ff. ^^^Vgl. KUting, Karlheinz/Muller, Wolfgang/Pilhofer, Jochen: Reverse Acquisitions als Anwendungsfall einer Reverse Consolidation bei der Erstellung von Konzemabschliissen nach USGAAP und IAS, WPg 2000, S. 258. 166Yg| Weiser, Felix: Die bilanzielle Abbildung umgekehrter Untemehmenserwerbe im Rahmen der Rechnungslegung nach IFRS, in KoR 2005, S.490. l^'^Weise, Felix: Die bilanzielle Abbildung umgekehrte Untemehmenserwerbe im Rahmen der Rechnungslegung nach IFRS, in: KoR 2005, S.492. 168Ygi FOrschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: BeckBilKomm., 6. Aufl. 2006, Tz. 386 ff.; siehe auch das Zahlenbeispiel bei Weiser, Felix: Die bilanzielle Abbildung umgekehrter Untemehmenserwerbe im Rahmen der Rechnungslegung nach IFRS, in: KoR 2005, S.494 ff.
Kapitalkonsolidierung
3 51
teressenzusammenftihrung zwar als Wahlrecht zur Erwerbsmethode noch fort, doch hat sie weiter an Bedeutung verloren. Ab 2005 bzw. 2007 ist sie nach der EU-VO von kapitalmarktorientierten Unternehmen nicht mehr anwendbar. Daher wird sie im Folgenden nur in kurz dargestellt und im Ubrigen auf die einschlagige Literatur verwiesen.^^^ Der Regelung des § 302 HGB liegt die Fusionsfiktion zugrunde. Nach der Fusionsfiktion wird die Beteiligung mit dem Eigenkapital des erworbenen Unternehmens so konsolidiert, dass der resultierende Konzemabschluss einem Einzelabschluss entspricht, der sich bei einer Verschmeizung der beiden Unternehmen ergeben hatteJ^^ Bei der Kapitalkonsolidierung nach der Methode der Interessenzusammenfuhrung wird daher der Buchwert der Beteiligung gegen das anteilige gezeichnete Kapital aufgerechnet. Der resultierende Unterschiedsbetrag wird jedoch dann ebenfalls mit den RUcklagen in der Summenbilanz erfolgsneutral verrechnet. Der Erwerbsvorgang wird also als eine nur die Eigenkapitalpositionen der Summenbilanz verandemde Zusammenflihrung der beiden Unternehmen verstanden. Das Vermogen, die Schulden und die Gewinn- und Verlustrechnung der beiden Unternehmen werden aus den Einzelabschliissen (Handelsbilanzen II) in den Konzemabschluss ubernommen und durch die Kapitalkonsolidierung nicht verandert. An die Stelle der Fiktion des Einzelerwerbs der Vermogensgegenstande und Schulden tritt ihre Ansatz- und Wertfortfiihrung im Konzemabschluss. Nicht der Erwerbspreis des Tochterunternehmens ist fur die Bewertung des Vermogens und der Schulden maBgeblich, sondem die fortgefiihrten Werte aus den Einzelabschliissen, nach Anpassung an konzerneinheitliche Bilanzierungsregeln. In den Folgeperioden werden die Buchwerte aus den Handelsbilanzen II der betroffenen Unternehmen unverSndert Ubernommen. Lediglich wird wiederum die Beteiligung gegen das anteilige Eigenkapital ausgebucht. Die Erst- und Folgekonsolidierung nach der Methode der Interessenzusammenfuhrung sind somit vermogens- und erfolgsneutral. Sind an dem erworbenen Unternehmen andere Gesellschafter beteiligt, so ist die Finanzierung durch sie gesondert als „Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter" im Konzemabschluss auszuweisen, da es sich bei der Methode der Interessenzusammenfuhrung um eine Vollkonsolidierung handelt. Der Ausgleichsposten wird bei der Erstkonsolidierung vom Buchwert des Eigenkapitals des Tochteruntemehmens in der Handelsbilanz II ermittelt. Da bei der Methode der Interessenzusammenfuhrung eine Neubewertung des Vermogens im Rahmen der Erstkonsolidierung nicht vorgesehen ist, entfSllt im Unterschied zur Erwerbsmethode die Neubewertungsmethode. In den Folgeperioden ergibt sich der Erfolgsanteil der anderen Gesellschafter aus ihren Anteilen am Erfolg des Tochteruntemehmens in der Gewinn- und Verlustrechnung II, der allerdings um konzerninterne Erfolge zu korrigieren ist. ^^^In der 6. Auflage wurde die Methode ausfuhrlicher dargestellt. Siehe im ubrigen ADS, 6. Aufl., 1996, § 302; Baetge, Jorg/Siefke, Kirsten/Siefke, Michael, in: IAS Komm., 2. Aufl., 2002, IAS 22, Tz. 145-153; Forschle, Gerhart/Deubert, Michael, in: Beck BilKomm., 4. Aufl., 1999, § 302; Pfaff, Dieter, in: Beck HdR, 1999, C 410; derselbe, in: MunchKommHGB, 2001, 2. Aufl., § 302. ^^^Vgl. Busse von Colbe, Walther et alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschlussen, ZfbFSonderhefl, 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 82.
352
Ftinftes Kapitel
Die Zusammenflihrung der Interessen setzt voraus, dass das Tochteruntemehmen so gut wie v5llig in den Verbund eingebracht wird. Als Indikator dafiir wurde international der v.H.-Satz der Anteile, die in den Verbund eingebracht werden, benutzt. In § 302 Abs. 1 Ziff. 1 HGB wird verlangt, dass die zu verrechnenden Anteile mindestens 90% des Nennbetrages oder - falls ein Nennbetrag nicht vorhanden ist - des rechnerischen Wertes der Anteile des Tochterunternehmens, die nicht eigene Anteile sind, betragen. Damit es sich 5konomisch um einen Vorgang auf der Gesellschafterebene handelt, wird allgemein verlangt, dass das Tochteruntemehmen durch einen unmittelbaren Tausch der Anteile zwischen dem erwerbenden Unternehmen und den Gesellschaftern des erworbenen Unternehmens erworben wird. Auch in § 302 Abs. 1 Ziff. 2 HGB wird gefordert, dass die Anteile des Tochterunternehmens aufgrund einer Vereinbarung erworben werden, die die Ausgabe von Anteilen eines in den Konzemabschluss einbezogenen Unternehmens vorsieht. Nach § 302 Abs. 1 Ziff 2 HGB k5nnen auch Anteile von einbezogenen Tochteruntemehmen^^^ oder sogar von Gemeinschaftsunternehmen zum Tausch verwendet werden. Der Grundlage der InteressenzusammenfUhrung entspricht diese weite Regelung insoweit nicht, als die ehemaligen Gesellschafter des erworbenen Unternehmens Anteile eines Unternehmens erhalten, das in bezug auf ihr ehemaliges Unternehmen kein Mutterunternehmen ist^^^, und sie damit keinen Einfluss auf den Konzern, dessen Teil ihr ehemaliges Unternehmen geworden ist, ausUben konnen.. Ist der Buchwert der Anteile grofier als das anteilige gezeichnete Kapital, wird der Unterschiedsbetrag gegen das restliche Eigenkapital des erworbenen Unternehmens aufgerechnet, so, als ware der Unterschiedsbetrag wie bei der Erwerbsmethode durch Aufrechnung gegen das gesamte anteilige Eigenkapital ermittelt und der Unterschiedsbetrag gegen Riicklagen des Konzerns verrechnet worden.^^^ Das anteilige Eigenkapital des erworbenen Unternehmens ist dann in der Konzembilanz nicht mehr enthalten. Unterschreitet der Buchwert der Anteile das anteilige gezeichnete Kapital, ist ein passivischer Unterschiedsbetrag um die im Vergleich zur Erwerbsmethode nicht aufgerechneten Eigenkapitalanteile kleiner. Da der h5here passivische Unterschiedsbetrag bei der Erwerbsmethode in der Konzembilanz gesondert auszuweisen ist, werden auch in diesem Fall bei beiden Methoden die gesamten nicht aufgerechneten Eigenkapitalanteile des ubernommenen Unternehmens dem Betrage nach passiviert. Ein aktivischer Unterschiedsbetrag ist erfolgsneutral mit dem Eigenkapital zu verrechnen und Qxn passivischer ihm erfolgsneutral hinzuzufiigen. Ein aktivischer Unterschiedsbetrag ist dabei zuerst gegen die Rucklagen des erworbenen Unternehmens zu verrechnen. Ftir die Verrechnung eines dann noch verbleibenden Unterschiedsbetrages gegen die Kapitalriicklagen des erwerbenden Unternehmens spricht, dass diese Rucklagen wenigstens zum Teil im Falle einer Uberpariemission zum Zweck des Anteilstausches aus dem Agio entstanden sind.
^"^IVgl.: WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. I, 2006, M, Tz. 437. ^^^Vgl. auch Pfaff, Dieter: Kapitalkonsolidierung nach der Interessenzusammenfiihrungsmethode, in: Beck HdR, 1999, C 410, S. 5 f I'^^Vgl. Pfaff, Dieter, in: Beck HdR, 1999, C 410, S. 10.
Sechstes Kapitel
Schuldenkonsolidierung
I.
Grundsatze
1.
Fiktion der rechtlichen Einheit
Ein rechtlich einheitliches Unternehmen kann mit sich selbst kein Schuldverhaltnis eingehen. Dementsprechend kann es, von Ausnahmen abgesehen, Forderungen und Verbindlichkeiten gegen sich selbst nicht aktivieren bzw. passivieren, solche Forderungen nicht einzeln abschreiben oder pauschal Wertberichtigen und wegen ungewisser Verbindlichkeiten gegen sich selbst keine Rtickstellungen bilden. Nach dem flir die Aufstellung des Konzemabschlusses materiell wichtigsten Grundsatz der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzerns miissen demnach alle aus Kreditgeschaften und sonstigen Verpflichtungen zwischen den einbezogenen Unternehmen resultierenden Bilanzpositionen bei der Vollkonsolidierung weggelassen werden. Die dazu erforderlichen MaBnahmen werden als Schuldenkonsolidierung bezeichnet.
2.
Regelungen
2.1
Nach HGB
Das HGB beschrSnkt sich auf die grundsatzliche Regelung, dass Ausleihungen und andere Forderungen, Ruckstellungen und Verbindlichkeiten zwischen den in den Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen sowie entsprechende Rechnungsabgrenzungsposten wegzulassen sind (§ 303 Abs. 1 HGB).
354
22
Sechstes Kapitel
Nach IFRS
Sowohl IAS 27 als auch das flir die US-GAAP noch giiltige Accounting Research Bulletin (ARB) No. 51 beschranken sich auf den auf der Einheitstheorie basierenden Grundsatz, dass „intergroup balances" (IAS 27.24) bzw. „intercompany balances" einschlieBlich „security holdings" (ARB No. 51.6) vollst^dig zu eliminieren sind. Insofem besteht kein Gegensatz zwischen diesen Regelungen und der Vorschrift des § 303 Abs. 1 HGB.
3.
Betroffene Posten
Konzeminterne Schuldverhaltnisse schlagen sich in den Einzelbilanzen derjenigen Konzemgesellschaften nieder, die an den Kreditgeschaften beteiligt sind. Damit beeinflussen sie auch die Summenbilanz. Die Schuldenkonsolidierung erstreckt sich auf Ausleihungen an und Forderungen gegen verbundene Unternehmen sowie auf Verbindlichkeiten gegeniiber verbundenen Unternehmen, soweit sie konsolidiert werden. AuBerdem k5nnen folgende Posten betroffen sein: Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapitel, Wertpapiere des Anlagevermogens, geleistete und erhaltene Anzahlungen, Schecks, sonstige Wertpapiere des UmlaufvermOgens, sonstige Vermogensgegenstande, Wechselverbindlichkeiten und Rechnungsabgrenzungsposten sowie gegebenenfalls weitere im Zusammenhang mit diesen Schuldverhaltnissen stehende Posten, z.B. ein Disagio. Auch RUckstellungen fur ungewisse Verbindlichkeiten, flir drohende Verluste aus schwebenden Geschaflen und fiir manche Aufsvendungen, z.B. fUr Kulanzleistungen, sowie die Angabe von Eventualverbindlichkeiten, Haftungsverhaltnissen und sonstigen finanziellen Verpflichtungen kOnnen von der Schuldenkonsolidierung erfasst werden. Femer beeinflussen konzeminterne Schuldverhaltnisse insbesondere die Zinsaufwendungen und -ertrdge und damit auch die Jahresiiberschusse in den Gewinn- und Verlustrechnungen dieser Gesellschaften. Addiert man die entsprechenden Posten der einzelnen Gewinn- und Verlustrechnungen zu einer Summen-Gewinn- und Verlustrechnung, so wird somit auch diese durch die konzerninternen Schuldverhaltnisse betroffen. Die Verbuchung eines konzerninternen Kreditgeschaftes hat letztlich keinen Einfluss auf den Totalerfolg des Unternehmens. AnfUngliche Ergebnisverzerrungen kehren sich bis zur Abwicklung des Kreditgeschafts um. Dies gilt auch ftir die Verzerrungen der Verm5gens- und Finanzlage (siehe Beispiel 6.1 und Tabelle 6.1). Die Schuldenkonsolidierung hat die Funktion, die Auswirkungen der internen Schuldverhaltnisse axxf den jdhrlichen Abschluss zu eliminieren.
Schuldenkonsolidierung
355
Beispiel 6.1 Das Tochterunternehmen Tl gibt T2 in 20X1 einen nominell zinslosen Kredit von 1 Mio. € mit einem Auszahlungsbetrag von 0,85 Mio. € und einer Riickzahlungsverpflichtung zu Ende 19X2 von 1 Mio. €. Tl und T2 bilanzieren das Disagio nicht. Tl vereinnahmt das Disagio am Ende von 19X2. In der Periode 20X1 ergibt sich fUr T2 ein Aufwand von 0,15 Mio. € wegen der Nichtaktivierung des Disagios. Damit korrespondiert der Ertrag von Tl in 20X2. Der Totalgeyyinnbeitrag des Geschafts fllr die Gruppe ist somit Null (siehe Tabelle 6.1).
Tabelle 6.1: Ausgleich der Ergebniswirkungen konzernintemer Kreditverhaltnisse im Zeitablauf Einzelprobleme der Schuldenkonsolidierung bestehen in der Abgrenzung der zu eliminierenden Schuidverhaltnisse und in der Korrektur der Summenabschlusses urn konzerninternen SchuldverMltnisse Hier werden die Auswirkungen auf die Summen- und Konzernbilanz und auf den Konzemjahresuberschuss betrachtet. Die Konsolidierung der Aufwands- und Ertragsposten v^ird im achten Kapitel, Abschnitt III, diskutiert.
11. Differenzen aus der Schuldenkonsolidierung L
Bewertungsiiberschuss von konzerninternen Verbindlichkeiten iiber konzerninterne Forderungen
Wenn die in der Bilanz des Glaubigers ausgewiesene konzerninterne Forderung dem Betrag der Verbindlichkeit in der Bilanz des Schuldners gleicht, so ist lediglich die Summenbilanz um diesen Betrag aufgeblaht. Eine Diflferenz entsteht nicht.
356
Sechstes Kapitel
Eine Reihe von sachlichen Grtinden fiihrt jedoch dazu, dass zu einem Bilanzstichtag die aus Schuldverhaltnissen zwischen einbezogenen Unternehmen resultierenden Passivposten in den Einzelbilanzen der einbezogenen Untemehmungen insgesamt hoher (selten niedriger) bewertet sind als die Summe der entsprechenden Aktivposten. Als Griinde flir solche BewertungS' oder Ansatzdifferenzen kommen insbesondere in Betracht^: 1. Aktivisch abgesetzter Wertabschlag wegen Zinslosigkeit oder niedriger Verzinsung eines Darlehens oder bei Wechseiforderungen an ein einbezogenes Unternehmen. Die zum Ruckzahlungsbetrag passivierte Verbindlichkeit ist dann hoher als die auf den Barwert abgezinste Forderung in der Bilanz des Gl^ubigers. 2.
Ruckstellungen fiir ungewisse Verbindiichkeiten, drohende Verluste und Gewahrleistungen gegentiber einbezogenen Unternehmen (gem. § 249 HGB), deren korrespondierende Ansprtiche gewOhnlich nicht aktiviert werden.
3.
Abschreibungen auf Forderungen an einbezogene Unternehmen, z.B. an Ausiandsgesellschaften und im Rahmen von Pauschalwertberichtigungen. Der Verbindlichkeit aus der Bilanz des Schuldners steht dann eine niedrigere Forderung aus der Bilanz des Glaubigers gegenUber.
4.
Kreditgewdhrung mit einem Abschlag (Disagio, Damnum) vom nominellen Ausgabebetrag. Die Ruckzahlungsverpflichtung ist dann hOher als die Forderung, wenn sie vom Glaubiger zum Auszahlungsbetrag aktiviert und vom Schuldner gem. § 253 Abs. 1 HGB zum Rtickzahlungsbetrag passiviert wird, gegebenenfalls zuziiglich eines vom Schuldner aktivierten und iiber die Laufzeit abzuschreibenden Disagios gem. § 250 Abs. 3 HGB^. Die H5he des Differenzbetrages aus der Schuldenkonsolidierung richtet sich in den einzelnen Jahren danach, ob das Disagio aktiviert und wie viel bereits abgeschrieben wurde. Eine konzerninterne Kreditgewahrung mit Abschlag kommt in der Regel nur dann vor, wenn die mittel- und langfristige Finanzierung nicht bei dem Mutterunternehmen zentralisiert ist.
Beispiel 6.2 Das einbezogene Unternehmen G (Glaubiger) hat dem einbezogenen Unternehmen S (Schuldner) am 2.1.20X1 ein Darlehen in H5he von 30 Mio. € mit 80%iger Auszahlung gewahrt, das zu 100% am 31.12.20X6 zuriickzuzahlen ist. G aktiviert als Anschaffungskosten der Ausleihung nur den Auszahlungsbetrag von 24 Mio. €, S passiviert die Darlehensverpflichtung mit 30 Mio. € und aktiviert das Disagio von 6 Mio. €. Das Disagio soil bei S zu gleichen Teilen auf die Jahre 20X1-20X6 als Aufwand im Wege der Abschreibung verteilt werden. Bei G wird das Disagio in Hohe von 6 Mio. € dem Vorsichtsprinzip entsprechend erst im Jahre 20X6 auf einmal als Ertrag vereinnahmt. Die Einwirkung auf die betroffenen Posten der Summenbilanz und auf den Jahresiiberschuss gleich hohen Zinsaufwendungen von S und ZinsertrSge von G auBer acht. Die Forderung
^ 2
Siehe hierzu auch Wohlgemuth, Michael: Die Schuldenkonsolidierung, in: HdJ, Abt. V/4, 2. Aufl., 1993. Vgl. WP-Hdb, 13. Aufl., Bd. 1,2006, M Tz. 510 und 523.
Schuldenkonsolidierung
357
von 24 Mio. € an S und die Verbindlichkeit von 30 Mio. € erscheinen wShrend der gesamten Laufzeit in den Einzelbilanzen von G und S und blahen somit die Summenbilanz in den Jahren 20X1-20X5 auf (Tabelle 6.2, Zeilen 1 und 2). Das aktivierte Disagio wird jahrlich um die Abschreibung in H5he von 1 Mio. vermindert (Tabelle 6.2, Zeile 3). Zeile 4 der Tabelle 6.2 zeigt den Uberschuss der Verbindlichkeiten uber die entsprechenden Aktivposten (Forderungen an S und Disagio). Es entsteht ein passivischer Differenzbetrag infolge der Schuldenkonsolidierung.
1. Ausleihungen an S 2. Verbindlichkeiten gegen G 3. Aktivischer Posten der Rechnungsabgrenzung (Disagio) 4. Differenzbetrag aus Schuldenkonsolidierung (l.) + (3.) + (2.) 5. Korrektur des Konzem-JahresUberschusses durch die Schuldenkonsolidierung 6. Anderung des Differenzbetrages gegenUber dem Vorjahr
Durch das konzem interne Darlehensgeschaft entstandene Aktiv- (+) und Passiv- (-) Posten in der Summenbilanz bei der Schuldenkonsolidierung in Mio. € 20X1 19X4 19X2 19X3 20X5 20X6 + 24 + 24 + 24 + 24 + 24 -30 -30 -30 -30 -30 +5
+4
+3
+2
+1
-1
-2
-3
-4
-5
+1
+1
+ 1
+1
+ 1
-5
-1
-1
-1
-1
-1
+5
Tabelle 6.2: Auswirkungen des konzerninternen Darlehensgeschaftes Die Abschreibung des Disagios bewirkt in den Jahren 20X1 bis 20X6 eine Senkung des Jahrestiberschusses von S. Diese Senkung muss in der Summen-Gewinn- und Verlustrechnung und damit filr das Konzernergebnis ruckgangig gemacht werden (Tabelle 6.2, Zeile 5). Da der Jahresiiberschuss in der Summenerfolgsrechnung im Jahre 20X6 durch den Ertrag von G aus dem Darlehensgeschaft um 6 Mio. € erhoht wird, muss in diesem Jahr per Saldo der Summenjahrestiberschuss um (6-1=) 5 Mio. € vermindert werden (Tabelle 6.2, Zeile 5). Die Veranderung des Differenzbetrages gegenuber dem Vorjahr ist in Zeile 6 der Tabelle 6.2 wiedergegeben. Es fallt auf, dass sich die Anderung des passivischen Differenzbetrages aus der Schuldenkonsolidierung (Zeile 6) und der Einfluss des konzerninternen Kreditgeschaftes auf den summierten Jahresuberschuss (Zeile 5) parallel entwickeln. Dies gilt nicht nur ftir konzerninterne Kreditgeschafte, sondern ftir alle auf erfolgswirksamen Vorgangen beruhenden Differenzbetrage aus der Schuldenkonsolidierung. Aktiviert der Glaubiger die Forderung auch zum Ruckzahlungsbetrag und passiviert er pflichtgemafi das Disagio, entsteht keine Differenz, wenn Glaubiger und Schuldner das Disagio wahrend der Laufzeit um die gleichen Betrage vermindern. 5.
Bei Einbeziehung ausldndischer Konzernuntemehmen unterschiedliche Umrechnungskurse fur Valutaforderungen und -verbindlichkeiten der inlandischen Gesellschaften einerseits und ftir die korrespondierenden Posten der auslandischen Gesellschaften andererseits. Siehe Behandlung solcher Dififerenzen, die je nach dem gewahlten Umrechnungsverfahren auch erfolgsneutral sein kann (siehe VI. 3).
358
Sechstes Kapitel
Beispiel 6.3 Eine deutsche Muttergesellschaft M hat einem auslandischen Tochterunternehmen T ein Darlehen tiber 200 Mio. LW gewahrt. Im Zeitpunkt der Darlehensauszahlung gait ein Wechselkurs von 1 LW/€. M hat das Darlehen mit 200 Mio. € aktiviert und T mit 200 Mio. LW passiviert. Infolge einer Abwertung des € gilt im Bilanzierungszeitpunkt ein Wechselkurs von 1 LW = 1,20 €. T bewertet die Verbindlichkeit in ihrer HB II weiterhin mit 200 Mio. LW, da sie auf LW lautet. Auch M bilanziert die Forderung weiterhin zum historischen Wert von 200 Mio. €, da sie einen unrealisierten Abwertungsgewinn nicht ausweisen darf. Wenn die Verbindlichkeit im Rahmen der Umrechnung des auslandischen Abschlusses zum Stichtagskurs umgerechnet wird, ergibt sich ein €-Wert von 200 Mio. LW x 1,20 €/LW = 240 Mio. €. Daraus folgt nach Aufrechnung mit der Forderung ein aktivischer Differenzbetrag aus der Schuldenkonsolidierung von 40 Mio. €.
2.
Differenzen aus zeitlichen Griinden
Wenn Buchungen konzerninterner Schuldverhaltnisse bei einbezogenen Unternehmen nicht gleichzeitig durchgefUhrt werden, kann am Bilanzstichtag die Entstehung einer Forderung in der Bilanz des einen Unternehmens bereits berticksichtigt worden sein, wahrend in der Bilanz des anderen einbezogenen Unternehmens die entsprechende Verbindlichkeit noch nicht gebucht wurde. Am Konzernbilanzstichtag entstehen dann Aufrechnungsdifferenzen. Sie kSnnen insbesondere folgende Ursachen haben: 1. Wenn der konzerninteme Lieferant die Forderung bereits gebucht hat, sich die Lieferung noch unterwegs befmdet und der EmpfSnger daher noch keine Verbindlichkeit gebucht hat, so ist es vertretbar, die konzerninteme Forderung auf Vorrate umzubuchen, fiir die dann ggf. noch eine Zwischenerfolgseliminierung vorzunehmen ist. Bis zur Bilanzaufstellung kann man feststellen, ob die Ware eingegangen ist. 6.
Auch im Zahlungsverkehr mit auslandischen Konzerngesellschaften entstehen Differenzbetrage, weil Gelduberweisungen nicht selten Uber den Bilanzstichtag hinaus fiir langere Zeit im Gironetz oder bei der auslandischen Zentralbank verbleiben. Der Schuldner hat die Verbindlichkeit mit Belastung seines Kontos ausgebucht, wahrend der Glaubiger die Forderung noch aktiviert hat, da der Geldbetrag noch nicht eingegangen ist. Um die Entstehung eines Unterschiedsbetrages aus der Schuldenkonsolidierung zu vermeiden, ist diese Forderung unter Guthaben bei Kreditinstituten oder sonstigen Verm5gensgegenstanden auszuweisen^
7.
Wenn das Mutterunternehmen wegen zukUnftiger Gewinnausschuttungen des Tochterunternehmens Forderungen bereits eingebucht, das Tochterunternehmen aber die
3
Vgl. Busse von Coibe, Walther, et. alt. (Hrsg.): Aufstellung von Konzemabschliissen, ZfbFSonderheft 21/87, 2. Aufl., 1989, S. 87.
Schuldenkonsolidierung
359
Verbindlichkeit nicht oder noch nicht bilanziert hat, entsteht ein aktivischer Differenzbetrag in H5he des noch nicht ausgeschutteten Gewinns. Diese - auch als "unechf bezeichneten^ - Differenzen aus zeitlichen Grunden wiirden von vornherein vermieden, wenn Konzerngesellschaften ihre Buchungsdaten bei Entstehung und Tilgung konzernintemer Schuidverhaltnisse, spStestens aber bei der Aufstellung der Einzeibilanzen aufeinander abstimmten^. Daflir sollten durch Buchungsrichtlinien verbindlich festgelegt werden, dass Warenlieferungen spStestens eine bestimmte Anzahl von Tagen vor dem Abschlussstichtag ausgeftihrt und gebucht sowie auf dem Transport befmdliche Waren beim Empfinger gebucht werden. Entsprechend sollten Zahlungen bis 2u einem Datum vor dem Abschlussstichtag vorgenommen und dem Empfinger mitgeteilt werden.
IIL KonsolidierungsmaBnahmen 1.
Korrektur der Summenbilanz
Bei der Aufstellung der konsolidierten Bilanz sind gem. § 303 Abs. 1 HGB, als Umsetzung des Art. 26 Abs. 1 a) der 7. EG-RL, „Ausleihungen und andere Forderungen, RUckstellungen und Verbindlichkeiten zwischen den in den Konzemabschluss einbezogenen Unternehmen sowie entsprechende Rechnungsabgrenzungsposten wegzulassen". Dann erscheinen in der Konzembilanz nur Forderungen und Verbindlichkeiten gegeniiber konzernfremden Unternehmen (einschliefilich der Fremdquote bei quotal konsolidierten Gemeinschaftsunternehmen), assoziierten Unternehmen, nicht quotal konsolidierten Gemeinschaftsunternehmen und nichtkonsolidierten Tochterunternehmen. Aus Schuldverhaltnissen zwischen konsolidierten Unternehmen k5nnen die unter II.2. behandelten Differenzen aus der Schuldenkonsolidierung auftreten. Ein Dijferenzbetrag aus der Schuldenkonsolidierung wirkt sich - wie unter II. 1. am Beispiel des mit einem Disagio gewahrten Darlehens gezeigt wurde - auf den Erfolg im summierten Abschluss aus; er ist seiner Entstehung nach somit ein Korrekturposten zum Eigenkapital. Der Differenzbetrag resultiert aus Konsolidierungsmafinahmen, wird aber mit der Tilgung der Verbindlichkeit aufgelost und ist somit zeitlich befristet. Er kann gesondert ausgewiesen Oder mit Eigenkapitalpositionen verrechnet werden (siehe neuntes Kapitel). Fiir ihn sind Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 303, Tz. 33 und 40; Harms, Jens E., in: KutingAVeber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 303, Tz. 28 ff.; Maas, Rudolf: Schuldenkonsolidierung, in: Beck HdR,2003., C420, S.12ff. Vgl. bereits Gutenberg, Erich: Konzembilanzen, in: HandwOrterbuch der Sozialwissenschaften, Bd. 6, 1959, S. 180 u. 187; zu organisatorischen Problemen vgl. Odenwald, Gerhard: Zur Abstimmung von Forderungen und Verbindlichkeiten im Konzem, in: Wirtschaftspraxis, Abt. A Rechnungswesenpraxis, Nr. 256, September 1969, S. 1 ff
360
Sechstes Kapitel
latente Steuern, d.h. Steuerabgrenzungen, zu berucksichtigen, soweit seine Entstehung zu einer Veranderung der Gewinnsteuerbelastung im Einzelabschluss gefiihrt hatte und die Effekte wesentlich sind (siehe IV.). Die Summenbilanz ist grundsStzlich urn Forderungen, Verbindlichkeiten und RUckstellungen gegeniiber einbezogenen Untemehmen und um die mit ihnen im Zusammenhang stehenden Posten wie Wertberichtigungen oder Disagien zu ktirzen.
2.
Korrektur des Jahresiiberschusses
Nach der Fiktion der rechtlichen Einheit des Konzems wird die Hohe des Jahresiiberschusses in der Konzem-Gewinn- und Verlustrechnung grundsStzlich nur durch Geschafte einbezogener Unternehmen mit nicht einbezogenen Unternehmen bestimmt; die Einfliisse konzerninterner Geschaftsvorfalle auf den Jahresuberschuss der summierten Gewinn- und Verlustrechnung sind zu eliminieren. Im Rahmen der Schuldenkonsolidierung sind daher Zinsaufwendungen und -ertr^ge, Aufwendungen und ErtrSge aus der Bildung bzw. Aufl5sung von Ruckstellungen sowie Abschreibungen auf Forderungen und auf aktivierte DisagiobetrSge aus der summierten Gewinn- und Verlustrechnung zu eliminieren, sofern sie aus konzeminternen Kreditgeschaften resultieren. Die notwendigen Korrekturen werden im einzelnen im achten Kapitel, III., behandelt. Wenn die Summe der zu eliminierenden Aufwendungen fur eine Rechnungsperiode nicht gleich der Summe der zu eliminierenden Ertrage ist, verandert die Schuldenkonsolidierung auch den Jahreserfolg {erfolgswirksame Schuldenkonsolidierung). Statt die VerSnderung des Jahreserfolges aus den einzelnen Aufsvands- und Ertragskorrekturen herzuleiten, kann man sie direkt mit Hilfe des Differenzbetrages aus der Schuldenkonsolidierung bestimmen. Man kann auf diese Weise auch die Richtigkeit der Einzelkorrekturen in der Gewinn- und Verlustrechnung global kontrollieren. Im Beispiel 6.2 entsprach die VerSnderung des Differenzbetrages aus der Schuldenkonsolidierung (siehe Tabelle 6.2, Zeile 6) immer gerade der Veranderung des Jahreserfolges aufgrund der Schuldenkonsolidierung. Da diese Beziehung - sieht man von zeitlichen Differenzen und von erfolgsunwirksam verrechneten Umrechnungsdifferenzen aus Fremdwahrungsschuldverhaltnissen ab (siehe viertes Kapitel, IV. 1 und flinftes Kapitel, VIII.2.2) - allgemein gilt, lasst sich folgende Regel fiir die Korrektur des Jahresuberschusses angeben: Hat sich ein passivischer Differenzbetrag aus der erfolgswirksamen Schuldenkonsolidierung erhoht (vermindert), so ist auch der Jahresuberschuss im Rahmen der Schuldenkonsolidierung um diesen Betrag zu erhohen (zu senken). Werden latente Steuern beriicksichtigt, so vermindert (erhoht) sich die Erfolgswirkung um den Steueranteil. Zwar ist gesetzlich nicht geregelt, in welcher Weise die Bewertungsdifferenz zwischen den wegzulassenden Forderungen und Verbindlichkeiten auf den Jahresabschluss des
Schuldenkonsolidierung
361
Konzerns einwirken soil, doch ist in Literatur^ und Praxis unstrittig, dass auch fiir die Korrektur des JahresUberschusses im Rahmen der Schuldenkonsolidierung die Fiktion der rechtlichen Einheit gemSfi § 297 Abs. 3 HGB zugrunde zu legen ist.
3.
Unterlassen der Schuldenkonsolidierung
Im Sinne der Wirtschaftlichkeit der Rechungslegung (s. erstes Kapitel, V.7.) bestimmen Art. 26 Abs. 3 der 7. EG-RL und entsprechend § 303 Abs. 2 HGB, dass die Schuldenkonsolidierung unterbleiben kann, wenn die wegzulassenden BetrSge fiir die Vermittlung eines den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechenden Bildes der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns nur von untergeordneter Bedeutung sind. Ahnlich wie im Falle des § 308 Abs. 2 Satz 3 HGB (siehe drittes Kapitel, V.2.1), nach dem die Anwendung einheitlicher Bewertungsmethoden unterbleiben darf, wenn dadurch die Vermittlung eines den tatsSchlichen Verhaltnissen entsprechenden Bildes der VermOgens-, Finanz- und Ertragslage nicht beeintrachtigt wird, kommt es auf die Gesamtauswirkung auf den Konzernabschluss an^. Ftlr die Zulassigkeit, die Schuldenkonsolidierung zu unterlassen, ist zu priifen, ob dadurch einerseits das Bild der Verm5genslage und andererseits das der Finanzlage des Konzerns beeintrachtigt wird. Unter VermSgens- bzw. Finanzlage werden insbesondere die Struktur der Aktivseite resp. der Passivseite der Konzernbilanz sowie die Deckungsrelationen zwischen Positionen der Aktiv- und Passivseite verstanden; auch das Verh^ltnis von Schulden zum Cash-Flow gehort zum Bild der Finanzlage. Damit kommt es fiir die Zulassigkeit, die Konsolidierung einzelner Schuldverhaltnisse zu unterlassen, eher darauf an, ob durch die Aufblahung von Bilanzposten im Vergleich zur Bilanzierung nach dem Prinzip der Fiktion der rechtlichen Einheit die Vermogens- und Finanzstruktur sowie die Deckungsrelationen verzerrt werden, als auf einen Vergleich mit der Bilanzsumme. Eine Verftlschung von 1 Oder 2 Prozentpunkten kann dann bereits das zulSssige AusmalJ uberschreiten.
IV. Steuerabgrenzung GemaB § 306 HGB sind grundsatzlich nicht nur passivise he, sondern - anders als im Einzelabschluss - auch aktivische latente Steuern zu bilden, sofern
^ Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 303, Tz. 39 ff ;Maas, Rudolf: Schuldenkonsolidierung, in: Beck HdR, 2003 C 420, Tz.l ff.; Harms, Jens E., in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 303, Tz. 31 ff. '7 So auch ADS, 6. Aufl., 1996, § 303, Tz. 48.
362
Sechstes Kapitel
•
die im Rahmen der Schuldenkonsolidierung zu eliminierenden Aktiva und Passiva unter Berilcksichtigung in den Vorjahren entstandener Differenzen eine unterschiedliche H(3he aufweisen und die Schuldenkonsolidierung erfolgswirksam ist, und
•
es sich bei den Differenzen um zeitlich befristete Differenzen handeit^.
Bei Differenzen aus zeitlichen Griinden (siehe II.2.) sind latente Steuern (im Regelfall) nicht zu beriicksichtigen. Bei Differenzen aus sachlichen Griinden (Ansatz- und Bewertungsunterschiede, siehe II. 1.) muss danach unterschieden werden, ob die Differenz ausI5sende BilanzierungsmaBnahme •
gieichermaBen im Einzelabschluss und in der Steuerbiianz des konzernintemen Schuldners bzw. GlSubigers {erster Fall) oder
•
nur im Einzelabschluss (zweiter Fall)
durchgeflihrt worden ist und ob •
die Bewertungen in den Steuerbilanzen von Schuldner und GlSubiger ubereinstimmen oder voneinander abweichen.
Im ersten Fall wird im Einzelabschluss keine Steuerabgrenzung gemSB § 274 HGB gebildet - so z.B. bei einer steuerlich anerkannten Abwertung einer Forderung gegen ein einbezogenes Unternehmen -, da das handels- und steuerrechtliche Ergebnis tibereinstimmen. Im Rahmen der Schuldenkonsolidierung sind filr die Differenzen zwischen der Forderung gegen verbundene und der Verbindlichkeit gegeniiber verbundenen Unternehmen grundsatzlich - im obigen Fall passivische - latente Steuern gemafi § 306 HGB anzusetzen. Die zunSchst vorgenommene VerSnderung des Summen-Jahrestiberschusses wird um den latenten Steueranteil korrigiert. Das sei am Beispiel 6.4 gezeigt. Beispiel 6.4 Das konsolidierte Unternehmen S hat wegen der strittigen Hohe von EDV-Leistungen, die es vom Konzernunternehmen G in Anspruch genommen hat, eine RUckstellung von 1 Mio. € gebildet. S geht von der steuerlichen Anerkennung der Ruckstellung aus und stellt sie in gleicher H5he in die Steuerbiianz ein. Ein Grund fiir eine Steuerabgrenzung nach § 274 HGB besteht damit nicht. Aus VorsichtsgrUnden hat G keine Forderung aktiviert. Mithin steht dem Passivposten bei S kein Aktivposten bei G gegeniiber. Bei der Schuldenkonsolidierung ergibt sich ein passivischer Unterschiedsbetrag von 1 Mio. €. Er verschwindet, indem die RUckstellung im Rahmen der Schuldenkonsolidierung zugunsten des Konzernergebnisses eliminiert wird. Aufgrund des dadurch erh(3hten Konzernergebnisses ist im Jahr der RUckstellungsbildung fur den Konzernabschluss ergebnismindernd ein passivischer Steuerabgrenzungsposten zu bilden, bei einem Steuersatz von z.B. 60% in H5he von 0,6 Mio. €. Zahit S spSter an G, so entsteht dort ein steuerpflichtiger Gewinn; zahlt S nicht, so entsteht er bei S infolge der Aufl5sung der RUckstellung. Der Steuerabgrenzungsposten ist dann konzernergebniserhohend aufzul(5sen.
^ So auch Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR, 1997, C 440, Tz. 111 ff.
Schuldenkonsolidierung
363
Im zweiten Fall der steuerlichen Nichtanerkennung - z.B. der o.g. Forderungsabwertung - besteht fiir den Einzelabschluss ein Wahlrecht zur Biidung aktivischer latenter Steuern - Oder selten die Pflicht zur Steuerruckstellung - gemaiJ § 274 HGB. FUr die Schuldenkonsolidierung stellt sich nun die Frage, ob zusatzlich eine Steuerabgrenzung gemaU § 306 HGB vorzunehmen ist. Entsprechendes gilt, wenn die steuerliche Behandlung eines konzerninternen Schuldverhaltnisses bei Schuldner und Glaubiger unterschiedlich ist. Dies sei anhand der Fortsetzung von Beispiel 6.2 erlSutert: Beispiel 6.2 (Fortsetzung 1) Erganzend zum Beispiel 6.2 wird fiir Glaubiger und Schuldner jeweils ein JahresUberschuss vor Berticksichtigung des Disagios und der Gewinnsteuern in H(3he von 10 Mio. € sowie fiir den Ansatz des Steueraufwandes und von latenten Steuern ein Steuersatz von 60% unterstellt (Tabelle 6.3). Der Schuldner bildet keine Steuerabgrenzung, da das Disagio in Handels- und Steuerbilanz gleichermafien abgeschrieben wird. Der Glaubiger habe das Disagio in der HB I nicht anteilig vereinnahmt, wozu er steuerlich aber verpflichtet ist. GemalJ dem Wahlrecht des § 274 Abs. 2 HGB habe er aktivische latente Steuern gebildet. Tabelle 6.3 zeigt fiir den Schuldner in den Spalten 1 und 2 die Abschreibung des Disagios, den Steueraufsvand sowie den JahresUberschuss fiir die Jahre 20X1 bis 20X6. In den Spalten 3 und 5 sind die entsprechenden Betrage fiir den Glaubiger sowie die aktivische Steuerabgrenzung gemafi § 274 HGB in H5he von 60% auf den fiir die steuerliche Gewinnermittlung (stGEr) zu beriicksichtigenden Agioertrag von 1 Mio. € der Jahre 20X1 bis 20X5 ausgewiesen. Spalte 7 zeigt fur 20X6 auBerdem die gewinnmindemde Aufl5sung der in den Vorjahren gebildeten Steuerabgrenzung (-3). Spalten 4, 6 und 8 enthalten die Zahlen fiir die steuerliche Gewinnermittlung des Glaubigers G. Fiir den Konzern finden sich die konsolidierten Zahlen in den Spalten 9 bis 12. Der JahresUberschuss vor Steuern in Hohe von 20 Mio. € ist gleich dem vorlaufigen JahresUberschuss, da die Disagioabschreibung zu eliminieren ist. Von konzerninternen Zinsaufwendungen und -ertragen werde fiir das Beispiel weiterhin abgesehen. FUr den Konzernabschluss ergibt sich die Frage, ob die latenten Steuern gemafi § 306 HGB a) entsprechend dem Wortsinn des HGB (Vergleich der Summe der Einzelergebnisse mit dem Konzemergebnis) oder aber b) entsprechend der Fiktion der steuerrechtlichen Einheit (Vergleich der Summe der Ergebnisse der steuerlichen Gewinnermittlung mit dem Konzemergebnis) ermittelt werden soUen. Bei einem Vergleich der Summe der Einzelergebnisse vor Steuern (9 in Spalte 1 und 10 in Spalte 3 = 19) mit dem Konzemergebnis (20) gemafi dem Wortsinn des HGB (a), waren passivische latente Steuern auch dann zu bilden (s. Spalten 9 und 11), wenn keine aktivische Steuerabgrenzung gemafi § 274 HGB vorgenommen wurde. Dies ware jedoch fiir den Konzern als Einheit nicht sinnvoll, well die steuerliche Behandlung des Disagios
364
Sechstes Kapitel
beim GlSubiger der beim Schuldner entspricht und dann durch die passivische Abgrenzung das Konzemergebnis verzerrt ware^. Das Verhaltnis von Steuern zu Jahresuberschuss vor Steuern betriige in den Jahren 20X1 bis 20X5 12,6 : 20 = 63% und im Jahre 20X6 9 : 20 = 45% (siehe Spalten 9 und 11). Nach der betriebswirtschaftlich sinnvollen Vorgehensweise b), die auch wohl der herrschenden Meinung entspricht^^, vergleicht man die Summe der Ergebnisse der steuerlichen Gewinnermittiung (9 + 11 = 20) mit dem Konzemergebnis vor Steuerabgrenzung (20). Dann sind
Schuldner 20X1 20X6
GuV 1 Vorlaufiger Jahrestlberschuss vor Steuern DisagioDifferenz JahresUberschuss vor Steuern Steueraufwand Aktive Steuerabgrenzung gem. § 274 HGB Passive Steuerabgrenzung gem. § 306 HGB JahresUber1schuss
GuV 2
10
10
-1
-1
20X1 GuV stGEr
3
4
10
Glaubiger 20X5 GuV StGEr
5 10
7
6
10
+1
Konzem | 20X6 1 20X1-20X5 20X6 GuV StGEr a) b) b) a)
9
8
10
10
10
+1
+6
+1
10
11
12
20
20
20
20
9
9
10
11
10
11
16
11
20
20
20
20
-5,4
-5,4
-6,6
-6,6
-6,6
-6,6
-6,6
-6,6
-12
-12
-12
-12
-
-
+ 0,6
-
+ 0,6
-
-3
-
-
+0,6
-
-3
-
-
-
-
-
-
-
-
-0,6
-0,6
+3
+3
3,6
3,6
4,0
4,4
4,0
4,4
6,4
4,4
7,4
8,0
11,0
8,0
Tabelle 6.3: Uberleitung zum Konzern-Jahresiiberschuss unter Berucksichtigung der Anderung des Disagios, des Steueraufwandes und der Steuerabgrenzungen
im Falle der Ubernahme aktivischer latenter Steuern gemaB § 274 HGB zu deren Kompensation passivische latente Steuern gemaB § 306 HGB (s. Spalten 10 und 12) und ^ Vgl. zu dieser Problematik ADS, 6. Aufl., 1996, § 306, Tz. 31; Debus, Christian: Latente Steuern, in: Beck HdR,1997., C 440, Tz. 118, 157; Hoyos, Martin/Fischer, Norbert, in: Beck Bil.Komm., 6. Aufl., 2006, § 306, Tz. 7f. 1^ So offenbar auch ADS, 6. Aufl., 1996, § 306, Tz. 31.
Schuldenkonsolidierung •
365
im Falle der Nichtubernahme aktivischer latenter Steuern gemafi § 274 HGB jedoch keine passivischen latenten Steuern gemalJ § 306 HGB
zu bilden. Der KonzernjahresUberschuss betrSgt dann in alien Perioden 20 x (1 - 0,6) = 8 Mio. €, was einer Steuerbelastung von 60% entspricht.
V.
Schuldenkonsolidierung einzelner Bilanzpositionen
1.
Eingeforderte ausstehende Einlagen
Die Behandlung eingeforderter ausstehender Einlagen im Konzemabschluss entspricht weitgehend der Behandlung nicht eingeforderter Einlagen, die im Rahmen der Kapitalkonsolidierung (siehe funftes Kapitel, IX. 3.) besprochen wurde. Freilich ist zu berticksichtigen, dass mit der Einforderung von Einlagen durch ein einbezogenes Unternehmen fiir den Inhaber der Anteile eine passivierungspflichtige Einzahlungsverbindlichkeit entsteht. Der Beteiligungsbuchwert erhoht sich mit der Einforderung und der Einbuchung der Verpflichtung um den gleichen Betrag. Die Einzahlungsverpflichtung ist in der Regel gegen die ausstehenden Einlagen aufzurechnen. Das sei am Beispiel 6.5 erlautert: Beispiel 6.5 Das Mutterunternehmen M hat ein Grundkapital von 3.000 T€, von dem 20%, also 600 T€, noch nicht eingezahlt, aber eingefordert sind. Das Tochterunternehmen T halt 5% des Grundkapitals von M mit einem Buchwert der Beteiligung von 200 T€ (einschlieBlich des eingeforderten Betrages von 30 T€). Am Grundkapital von T in Hohe von 1.200 T€, das zu 10% noch nicht eingezahlt, aber eingefordert wurde, ist M mit 80% beteiligt. Diese Beteiligung steht mit 1.400 T€ (einschliefilich des eingeforderten Betrages von 96 T€) zu Buche. In Tabelle 6.5, Spalten 1 und 2, sind die Bilanzen von M und T in verkurzter Form wiedergegeben.
366
Sechstes Kapitel
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Gliedemng des Konzemabschlusses und Eigenkapitalausweis
485
Beispiel 9.2 (Fortsetzung) In der Folgeperiode werden die stillen RUcklagen aus der Kapitalkonsolidierung wiederum um 12 abgeschrieben. Die konzerninternen Schulden bestehen weiter. Der Zwischenerfolg im Vorratsbestand erhoht sich auf 60. Die Umrechnungsdifferenz in der Biianz ist unverandert. M hat den Bilanzgewinn von 80 an seine Anteiiseigner und T den Bilanzgewinn von 20 an M ausgeschuttet. Eigenkapitalausweis vor Ergebnisverwendung: Zunachst wird mit den Buchungen 1) und 2) die Erstkonsolidierung wie in der Vorperiode nachgeholt (Tabelie 9.3, Spalte 2). Die Abschreibung der stillen RUcklage der Vorperiode in Hohe von 12 wird unmittelbar von den Gewinnriicklagen vor Ergebnisverwendung abgesetzt, da sie das Ergebnis des Vorjahres betrifft (Buchung 3) in Tabelie 9.3, Spalte 2). Die Abschreibung des laufenden Jahres wird wie die Vorjahresabschreibung in der Gewinn- und Verlustrechnung (Tabelie 9.4, Spalte 4, (Buchung 4) und Buchung 5)) und in der Bilanz (Tabelie 9.3, Spalte 2 Zeilen 8 und 12) berucksichtigt. Im Rahmen der Kapitalkonsolidierung (Tabelie 9.3, Spalte 2) wird dann noch die Ausschtittung des Vorjahresbilanzgewinns von T in Hohe von 20, die von M im laufenden Jahr zeitverschoben vereinnahmt wurde, korrigiert (siehe Abschnitt 5.2.1). Dazu wird mit der Buchung 6) stellvertretend flir den Beteiligungsertrag der Jahresiiberschuss in der Gewinn- und Verlustrechnung reduziert, was den Konzernjahresuberschuss senkt. Zugleich muss mit der Buchung 7) die Gewinnrucklage vor Ergebnisverwendung erhOht werden (Tabelie 9.3, Spalte 2, Zeile 11; zur Begriindung siehe Abschnitt 5.2.1). Die Schuldenkonsolidierung ist in der Periode 20x2 im Unterschied zur Vorperiode erfolgsneutral. Das Eigenkapital wurde durch einen Ausgleichsposten indirekt korrigiert (Buchung 8) in Tabelie 9.3, Spalte 3). Die Zwischenerfolgseliminierung ist dagegen teilweise erfolgsneutral und teilweise erfolgswirksam (Buchungen 9) und 10)). Der erfolgsneutrale Teil in Hohe von 40 Mio. € wurde in einen Ausgleichsposten eingestellt (Tabelie 9.3, Spalte 3, Zeile 5). Der erfolgswirksame Teil in Hohe von 20 Mio. € mindert den Jahresiiberschuss. Die Ausgleichsposten miissen somit beim Eigenkapitalausweis vor Ergebnisverwendung anders als in der Vorperiode ftir den Fall des Ausweises nach Ergebnisverwendung nicht tiber die Ergebnisverwendungsrechnung, sondern unmittelbar dotiert werden. Statt indirekt durch Sonderposten einzeln zu korrigieren (indirekte Einzelkorrektur), hatte man die Ausgleichsposten aus der Schuldenkonsolidierung und der Zwischenerfolgseliminierung auch mit der Umrechnungsdifferenz (Tabelie 9.3, Spalte 1 Zeile 6) zu einem globalen aktivischen Korrekturposten in Hohe von 95 zusammenfassen (indirekte Globalkorrektur) oder auch mit den Gewinnriicklagen verrechnen konnen (direkte Korrektur). Diese AusweismOglichkeiten wurden in Tabelie 9.3 nicht dargestellt.
486
Tabelle 9.3: Konsolidierung mit Eigenkapitalausweis (Jahr 20x2)
Neuntes Kapitel
Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis
120x2 11. Jahresttberschuss (GuV)
M
T
1 110
2 40
Summe
2. Entnahme (+) / Einstellung (-) JahresUberschuss in Bilanz 1 3. Entnahme (+) / Einstellung (-) Gewinnrticklagen
1 4. Entnahme (+) / Einstellung (-) Ausgleichsposten 1 - Schuldenkonsolidierung 1 - Zwischenerfolgsehmmierang 1 - global 1 5. Bilanzgewinn
3 150 [-150]
-40
487
Eigenkapitel vor Eigenkapitel nach Ergebnisverwendung Ergebnisverwendung indirekte direkte Korrektur Einzelkorrektur Korrekturen Konzem Korrekturen Konzem
4
5
-I2^> -20^^ .20^> +12^> +20'^ +20'°^
6 98
7 AT' -20^^ -20'>
98
+12^> +20*5 +20'> .40'2>
-28
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-40
-
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110
-
-
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70
Tabelle 9.4: Konsolidierung der Ergebnisverwendungsrechnungen (Jahr 20x2) Eigenkapitalausweis nach Ergebnisverwendung; direkte Eigenkapitalkorrektur: Sowohl die erfolgswirksamen als auch die erfolgsneutralen Korrekturen aufgrund der Konsolidierungsmafinahmen werden, urn als Konzerabilanzgewinn den Bilanzgewinn der Obergesellschaft ausweisen zu kdnnen, mit den Gewinnrticklagen verrechnet (Tabelle 9.3, Spalten 5 und 6 sowie Tabelle 9.4, Spalte 6: Buchungen 1), 2), 3), 5), 7), 8) und 9)). Mit der Buchung 10) wird auch die Umrechnungsdifferenz mit den Gewinnrticklagen verrechnet. Mit den Buchungen 11) und 12) wird der Bilanzgewinn von T (Tabelle 9.2, Spalte 2, Zeile 5) den Gewinnrticklagen zugewiesen. Die zeitverschobene Gewinnvereinnahmung wird mit der Buchung 6) (Tabelle 9.4, Spalte 6) berticksichtigt. Die Ktirzung des Jahresuberschusses wurde hier durch eine Entnahme aus den RUcklagen ausgeglichen, urn den Bilanzgewinn der Obergesellschaft nicht ktirzen zu mUssen (zu anderen AusweismSglichkeiten siehe Abschnitt 5.2.1). Statt der direkten Korrektur hatte man den Ausweis des Bilanzgewinns der Obergesellschaft als Konzemgewinn auch mit einer indirekten Einzel- oder Globalkorrektur der Gewinnrticklagen koppeln kdnnen. Dann wSren in der Bilanz die entsprechenden Sonderposten und in der Ergebnisverwendungsrechnung Einstellungen in bzw. Entnahmen aus ihnen bilanziert worden. Auf eine zahlenmSfiige Darstellung wurde verzichtet.
488
1.
Neuntes Kapitel
Vorbereitung der Eigenkapitalkonsolidierung in den Einzelabschliissen
Einbezogene Untemehmen konnen jenen Teil des Jahresergebnisses, der konzerninterner Gewinn ist, in der Einzelbilanz in eine besondere Rucklage einstellen. Entsprechend muss dann in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung hinter dem Jahrestiberschuss eine Einstellung in diese Rucklage (bzw. eine Entnahme aus dieser Rucklage bei Vorliegen eines konzerninternen Verlustes) ausgewiesen werden. Die Bildung einer solchen RUcklage ist im Rahmen der Verwendung des JahresUberschusses nach § 58 AktG zulassig. Dadurch wird verhindert, dass konzerninterne Gewinne als ausschtittungsfahiger Bilanzgewinn ausgewiesen werden. SoUten gleichzeitig auch Zwischenverluste entstanden sein, so mtisste die RUcklage entsprechend niedriger gebildet werden. Die RUcklage sollte nur in HOhe des urn die Steuerbelastung gekUrzten Zwischengewinns gebildet werden, da die Steuer auf die Zwischengewinne bereits die AusschUttung reduziert hat. Bei der Aufstellung der Konzernbilanz muss die Rucklage gegen die in den Vorraten enthaltenen Zwischenerfolge aufgerechnet werden. Im Falle einer um die Steuer geminderten RUcklage ist der restliche Zwischenerfolg mit dem Eigenkapital im Wege der indirekten oder direkten Korrektur zu verrechnen. Wie die Zwischenerfolgseliminierung kSnnen auch andere erfolgswirksame Konsolidierungsvorgange in Hinblick auf ihre Eigenkapitalwirkungen im Einzelabschluss vorbereitet werden. Sind die ergebniserhohenden Korrekturen grofier als die ergebnismindernden, so musste im Einzelabschluss statt einer RUcklage ein entsprechender Aktivposten ausgewiesen werden, gegen den dann wie bei der RUcklage aufgerechnet werden konnte. Dem Ausweis eines solchen Aktivpostens stehen jedoch die einzelgesellschaftlichen Bilanzierungsvorschriften entgegen, so dass solche BetrSge dann erst im Zuge der Konsolidierung korrigiert werden konnen.
8.
Eigenkapital- und Ergebnisausweis fiir andere Gesellschafter von Tochterunternehmen
8.1
Ausweis des Ausgleichspostens
In der Konzernbilanz ist fiir nicht dem Mutterunternehmen gehorende Anteile an einbezogenen Tochterunternehmen ein Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter in H5he ihres Anteils am Eigenkapital unter entsprechender Bezeichnung nach § 307 Abs. 1 HGB innerhalb des Eigenkapitals, nach IAS 1 zwischen capital und liabilities, gesondert auszuweisen.
Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis
489
Die Anteilsberechnung muss bei Anwendung der Buchwertmethode vom Eigenkapital in der Handelsbilanz II und bei der Neubewertungsmethode vom Eigenkapital in der Handelsbilanz III vorgenommen werden (siehe funftes Kapitel, III.2.; und Abschnitt 8.2). Bei Ausweis vor Ergebnisverwendung umfasst das Eigenkapital des Tochterrunternehmens auch den Gewinnvortrag und den JahresUberschuss. Wurde flir Anteile, die ein Tochterunternehmen am Mutterunternehmen halt {Ruckbeteiligung), eine Rttcklage gebildet, so ist ein auf andere Gesellschafter entfallender Teil der Rticklage dem Ausgleichsposten zuzuordnen^^. Dies gilt entsprechend flir eigene Anteile einbezogener Untemehmen, sofem sie nicht in die Konsolidierung einbezogen werden"^^ (siehe zur Behandlung mehrstufiger Konsolidierungen ftinfl:es Kapitel, VIL1.2), sowie flir Anteile an einbezogenen Unternehmen, die in Handen nicht einbezogener Tochterund Gemeinschaft;sunternehmen liegen (siehe im einzelnen funftes Kapitel, IX. 1.).
Gezeichnetes Kapital - Mutterunternehmen - Mitbeteiligte Kapitalrtlcklage - Mutterunternehmen - Mitbeteiligte Erwirtschaftetes Ergebnis - Gewinnrucklagen (gesetzliche Rticklage, andere Gewinnrticklagen, Unterschiedsbetrag aus der Kapitalkonsolidierung) = Mutterunternehmen = Mitbeteiligte -
Ergebnisvortrag einbezogener Unternehmen = Mutterunternehmen = Mitbeteiligte
-
Erfolgswirksame Konsolidierungsbuchungen aus Vorjahren = Mutterunternehmen = Mitbeteiligte
"KonzernjahresuberschussZ-fehlbetrag = Mutterunternehmen = Mitbeteiligte Abbildung 9.1: Gegliederter Eigenkapitalausweis
^^ Vgl. Zilias, Manfred/Lanfermann, Josef: Die Neuregelung des Erwerbs und Haltens eigener Aktien, Wpg 1980, S. 95. ^2 Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 19.
490
Neuntes Kapitel
Das Gesetz schreibt keine Untergliederung des Ausgleichspostens flir Anteile anderer Gesellschafter in der Bilanz vor. Den Mutterunternehmen steht eine Aufteilung jedoch frei. Besonders informativ ist ein Ausweis der Eigenkapitalpositionen, die jeweils nach Betragen, die auf das Mutterunternehmen und auf andere Gesellschafter entfallen, untergliedert sind. Dies ist in Abbildung 9.1 dargestellt, hier vor Ergebnisverwendung. Auch ein Ausweis nach Verwendung des JahresUberschusses kann entsprechend differenziert werden, indem dann die RUcklagen nach Einstellungen in den bzw. Entnahmen aus dem Jahresliberschuss und der Konzembilanzgewinn entsprechend unterteilt werden Gew5hnlich wird jedoch im In- und Ausland der Anteil anderer Gesellschafter in einem einzigen Posten ausgewiesen. Wahrend § 307 Abs. 1 HGB ausdrticklich bestimmt, dass Anteile anderer Gesellschafter innerhalb des Eigenkapitals auszuweisen sind (so auch § 259 Abs. 1 5HGB), laBt Art. 21 der 7. EG-Richtlinie den Ort des Ausweises offen. In groBen Teilen des Auslandes war es Ublich, die Minderheit zwischen Eigenkapital und Verbindlichkeiten - und damit nicht als Eigenkapital - auszuweisen. Im Rahmen der Umstellung der IFRS von der Interessen- auf die Einheitstheorie (siehe Erstes Kapitel III. 3. 2) bestimmt IAS 27.33, das minority interests gesondert innerhalb des Eigenkapitals auszuweisen sind. Allerdings sind inzwischen Zweifel aufgetaucht, ob das auch dann gilt, wenn mit der Tochtergesellschaft ein Beherrschungsvertrag abgeschlossen wird, der eine Abfmdung in bar und einen angemessenen Ausgleich in Form fester jahrlicher Zahlungen („Garantiedividende") fiir die verbleibenden Minderheiten gemSB §§ 304, 305 AktG vorsieht. Solche Minderheitsanteile erfilllen nicht mehr die KriterienflirEigenkapital gem. IAS 32.16 (a) (i)."*^
8.2
Zurechnung der Konsolidierungskorrekturen auf den Ausgleichsposten fiir Anteile anderer Gesellschafter
In § 307 Abs. 1 HGB spricht der Gesetzgeber vom Anteil am Eigenkapital, ohne zu prazisieren, ob damit das Eigenkapital vor (preaquisition value) oder nach Korrekturen (postaquisition value) durch die KonsolidierungsmaBnahmen gemeint ist. Allerdings ftlgt er hinzu, dass die bei Anwendung der Neubewertungsmethode aufgel^sten stillen RUcklagen einzubeziehen sind. Oflfen bleibt zwar dabei, ob auch die Abschreibungen dieser stillen RUcklagen mit dem Ausgleichsposten zu verrechnen sind, doch ware es inkonsistent, dies zu unterlassen und mit diesen Abschreibungen allein den Ergebnisanteil des Mutterunternehmens zu belasten. Die Abschreibungen der aufgedeckten stillen Reserven sind also anteilig von den Minderheitsanteilen abzusetzen^^. Strittig ist, ob Eigenkapitalkorrekturen aufgrund der Schuldenkonsolidierung, der Zwischenerfolgseliminierung oder der Equity-Bewertung bertlcksichtigt werden mUssen oder ^^ Im einzelnen Dettmeier, Michael/P5tschke, Moritz: Minderheitsanteile im Konzemabschluss nach lAS/IFRS, KoR 2006, S. 76 ff. ^^ So auch ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 36
Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis
491
dtirfen"*^. WUrde man diese Korrekturen beim Ausgleichsposten vemachlassigen, so wiren sie, obwohl sie anteilig auch auf diese Teile des Eigenkapitals entfallen, in vollem Umfang vom Eigenkapitalanteil der Gesellschafter des Mutterunteraehmens abzusetzen. Dies widersprache dem Einheitsgrundsatz des § 297 Abs. 3 HGB, zumal der Gesetzgeber die anderen Gesellschafter ausdrlicklich als Eigenkapitalgeber behandelt sehen will. Auch eine erfolgsneutrale Verrechnung der auf andere Gesellschafter entfallenden Anteile an den sonst erfolgswirksamen Korrekturen aus der Kapitalkonsolidierung"^^ ist weder mit den GoB noch mit der Einheitstheorie vereinbar.^^ Daraus folgt: Wird in der Konzernbilanz das Eigenkapital, das auf die Gesellschafter des Mutteruntemehmens entf^llt, einzeln urn Konsolidierungskorrekturen berichtigt ausgewiesen, sind diese grundsdtzlich auch im Ausgleichsposten flir Anteile anderer Gesellschafter zu berttcksichtigen. Die Aufteilung der Konsolidierungskorrekturen auf die beiden Gruppen von Anteilseignem kann aber insbesondere in mehrstufigen verschachtelten Konzemen mit erheblichen praktischen Problemen verbunden sein. Aus diesem Grunde wird es flir zul^ssig angesehen, nach Abw^gung der Informationsverluste mit den sonst anfallenden Informationskosten die Zuordnung einzelner Korrekturen zu unterlassen"*^. Dies setzt aber eine Abwagung im Einzelfall voraus und erfordert es nicht, diese Zuordnung aus Wirtschaftlichkeitserwagungen grundsatzlich abzulehnen"*^. Wird das Eigenkapital, wie im Beispiel 9.3 dargestellt, indirekt (einzeln oder global) durch Ausweis von Konsolidierungsausgleichsposten korrigiert, dann ist, wenn man das Nettoeigenkapital jeder Gruppe ermitteln will, auch eine Trennung der Ausgleichsposten nach den beiden Gesellschaftergruppen erforderlich. Im Unterschied zur oben dargestellten unterlassenen Korrektur des Ausgleichspostens bei direkter Eigenkapitalkorrektur wird hier nicht der Anteil der auBenstehenden Gesellschafter verzerrt dargestellt, son^^ Befurwortend Busse von Colbe, Walther: Neuere Entwicklungstendenzen in der Konzemrechnungslegung, WPg 1978, S. 658; Schruff, Wienand: Binfltisse der 7. EG-Richtlinie auf die AussagefShigkeit des Konzernabschlusses, 1984, S. 263; KUting, Karlheinz: Zur Problematik des Ausgleichspostens fiir Anteile in Fremdbesitz im Rahmen des zuktinftigen Konzembilanzrechts, ZfB 1984, S. 563; Ordelheide, Dieter: Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987., C 402, S. 11 ff.; Fdrschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 307, Tz. 53fif.;aA. Schindler, Joachim: Der Ausgleichsposten fUr Anteile anderer Gesellschafter nach § 307 HGB, WPg 1986, S. 589); ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 38 ft'. ^^ So vor Verabschiedung des BiRiLiG Ktiting, Karlheinz: Zur Problematik des Ausgleichspostens flir Anteile in Fremdbesitz im Rahmen des zuktinftigen Konzembilanzrechts, in: ZfB, 54. Jg., 1984, S. 560. 4^ So Ordelheide, Dieter: Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987 ff., C 402, S. 14; Weber, Claus-Peter/Zundorf, Horst, in: Kuting/Weber: HdK, 2. Aufl., 1998, § 307, Tz. 9; ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 36. ^^ Vgl. Ordelheide, Dieter: Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987, C 402, S. 11; Kuting, Karlheinz: Zur Problematik des Ausgleichspostens fur Anteile in Fremdbesitz im Rahmen des zuktinftigen Konzembilanzrechts, in: ZfB, 54. Jg., 1984, S. 563. 49 So aber ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 40.
492
Neuntes Kapitel
dern die Anteile beider Gesellschaftergruppen werden zusammengefasst korrigiert. Dieses Vorgehen entspricht der Gleichbehandlung der beiden Anteilseignergruppen besser. Die IFRS enthalten keine Regelungen, ob und wie Auswirkungen der Schuldenkonsolidierung, der Zwischenerfolgseliminierung oder Equitybewertung anteilig den Minderheiten zuzurechnen sind. Der Grundsatz des true und fair view spricht eher dafiir..^^
8.3
Ermittlung und Ausweis des anteiligen Jahresergebnisses anderer Gesellschafter
In der Konzem-Gewinn- und Verlustrechnung ist der im Jahrestiberschuss enthaltene, anderen Gesellschaftern zustehende Gewinn und der auf sie entfallende Verlust nach dem Posten „Jahresuberschuss/Jahresfehlbetrag" unter entsprechender Bezeichnung gesondert auszuweisen (§ 307 Abs. 2 HGB). Darunter wird von einem Teil der Literatur der Anteil am Jahrestiberschuss in der Handelsbilanz II des jev^eiligen Tochterunternehmens, bei der Neubevy^ertungsmethode unter Beriicksichtigung ergebniswirksamer Abschreibungen zugeordneter stiller RUcklagen, verstanden; eine Verrechnung mit den Korrekturen aus den anderen erfolgswirksamen Konsolidierungen wird - wie bei Bilanzansatz der Minderheitsanteile - fur nicht erforderlich gehalten^^. Dies folgt aber nicht aus dem Wortsinn von § 307 Abs. 2 HGB. Der Gesetzgeber scheint davon auszugehen, dass der Anteil der auBenstehenden Gesellschafter im Konzernergebnis „enthalten" ist. Da das Konzernergebnis aber um alle erfolgswirksamen Konsolidierungen bereinigt ist, mtlsste dies dann auch ftir den Anteil der auBenstehenden Anteilseigner gelten^^. Andernfalls kdnnte der Fall eintreten, dass zwar kein KonzernjahresUberschuss, gleichwohl aber ein positives Ergebnis auBenstehender Gesellschafter als Anteil des Konzernjahresuberschusses gezeigt werden muss^^. Ferner folgt aus dem Einheitsgrundsatz des § 297 Abs. 3 HGB, dass nicht einer Gruppe von Eigenkapitalgebern auf Kosten einer anderen Gruppe ein hoherer Gewinn zugerechnet werden darf Der auf die auBenstehenden Gesellschafter entfallende Jahrestiberschuss des Konzerns ist ein ideeller Anteil, auf den sie keinen Rechtsanspruch haben^"*. Dieser leitet sich vielmehr aus dem Einzelabschluss (HB I) der einzelnen Gesellschaft nach nationalem Recht ab. Auf Grund der Formulierung in § 307 Abs. 2 HGB „zustehender Gewinn ..." ist es fl-aglich, ob hier Uberhaupt-die Angabe des korrigierten anteiligen Jahrestiberschusses gewollt ist. Vielmehr erscheint es zulSssig, hier den Anteil der auBenstehenden Gesellschafter am zur Ausschuttung vorgesehenen Bilanzgewinn des Tochterunternehmens 50 51 52 5^
Vgl. Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm., 6. Aufl. 2006, § 308, Tz. 92. Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz.72. So auch Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck BilKomm., 6. Aufl. 2006, Tz.81. Siehe auch das Zahlenbeispiel und die Hinweise auf die altere Literatur zu diesem Problem in der 5. Aufl. dieses Buches, S. 286. 54 Vgl. ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 71.
Gliederung des Konzernabschlusses und Eigenkapitalausweis
493
auszuweisen^^. Dieser Betrag entspricht nicht dem Betrag, urn den der Ausgleichsposten ftir Anteile anderer Gesellschafter aufgrund des urn Konsolidierungen bereinigten Jahresergebnisses des Tochterunteraehmens gegenUber dem Vorjahr ansteigt. Die Information Uber die flir die anderen Gesellschafter vorgesehene Gewinnausschuttung erscheint fllr die Analyse des Jahresabschlusses aussagekrSftiger als die Angabe eines ideellen Gewinnanteils. Besonders zweckmSlJig erscheint ein solcher Ausweis, wenn als Konzembilanzgewinn der Bilanzgewinn der Obergesellschaft ausgewiesen wird, da dann Uber die gesamte Gewinnausschuttung des Konzerns informiert wird. Der Ausweis des Bilanzgewinns der Obergesellschaft als Konzernbilanzgewinn wird dadurch mOglich, dass die Konsolidierungskorrekturen mit den Gewinnriicklagen verrechnet werden. Dementsprechend miissten dann auch die auf die anderen Gesellschafter entfallenden Konsolidierungskorrekturen mit ihrem Anteil an den Gewinnriicklagen verrechnet werden. In der Konzembilanz wird das jedoch nur dann deutlich, wenn der Ausgleichsposten in der Konzembilanz aufgegliedert ausgewiesen wird.
9.
Besonderheiten bei Konzernabschliissen von Personenhandelsgesellschaften
Das Publizitatsgesetz gewShrt publizitatspflichtigen Personenhandelsgesellschaften Erleichterungen bei der Offenlegung ihrer EinzelabschlUsse. Dazu gehSrt gem. § 9 Abs. 3 PublG, dass die Kapitalanteile der Gesellschafter, die RUcklagen, ein Gewinnvortrag und ein Gewinn unter Abzug der nicht durch VermGgenseinlagen gedeckten Verlustanteile von Gesellschaftern, eines Verlustvortrages und eines Verlustes in einem Posten „Eigenkapital" ausgewiesen werden diirfen. Zwar verweist § 13 Abs. 2 1. Halbsatz PublG Uber § 298 Abs. 1 HGB auf die Gliederungsvorschriften des Einzelabschlusses von Kapitalgesellschaften. Da aber nach dem 2. Halbsatz eine abweichende Gliederung auchftirden Konzernabschluss und den Teilkonzernabschluss zulassig sind, konnen auch im publizitatsgesetzlichen Konzernabschluss die in § 9 Abs. 3 PublG aufgezShlten Posten zusammengefasst ausgewiesen werden. Zu diesen Posten zahlt jedoch nicht dQY Ausgleichsposten fur Anteile anderer Gesellschafter. Er ist daher gem. § 13 Abs. 2 PublG i.V.m. § 307 HGB wie im Konzernabschluss von Kapitalgesellschaften auszuweisen. Wird das Ubrige Eigenkapital in einem Posten ausgewiesen, dann erleichtert sich seine Korrektur aufgrund der Konsolidierungsvorgange. Alle Korrekturen, die die Anteilseigner des Mutterunternehmens betreffen, sind mit diesem Posten zu verrechnen. Die ftir KonzernabschlUsse von Kapitalgesellschaften relevante Unterscheidung in indirekte und direkte sowie in Einzel- und Globalkorrektur ist dann nicht erforderlich. ^^ So Ordelheide, Dieter: Folgekonsolidierung nach der Erwerbsmethode, in: Beck HdR, 1987, C 402, S. 15; a. A. Forschle, Gerhart/Hoffmann, Karl, in: Beck Bil-Komm., 6. Aufl., 2006, § 307, Tz. 81. ADS, 6. Aufl., 1996, § 307, Tz. 70.
494
Neuntes Kapitel
y.
Eigenkapitalspiegel
1•
Problemstellung
AuBer durch Jahresergebnisse, Dividenden und Emission neuer Anteile wird das Eigenkapital durch weitere in jiingster Zeit an Zahl zunehmender Vorgangen verandert, die vom Adressatenkreis aus Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung kaum oder gar nicht nachvollziehbar sind, sofern sie im Anhang nicht hinreichend dargestellt werden. Es handelt sich dabei insbesondere urn die als erfolgsneutral behandelte VorgSnge aus der normalen Geschaftstatigkeit des Unternehmens, wie z.B. die Veranderung der bilanziellen Umrechnungsdifferenzen aus der Einbeziehung von Tochtergesellschaften mit Sitz auBerhalb des Wahrungsbereichs des Mutteruntemehmens (siehe viertes Kapitel). Im SFAS 130 werden diese zumindest zunSchst erfolgsneutral behandelten Eigenkapitalanderungen als „other comprehensive income" bezeichnet. Aber auch die Anderung von Eigenkapitalpositionen aus dem Erwerb eigener Aktien gemalJ § 71 AktG oder die Veranderung von RUcklagen und der Anteile anderer Gesellschafter infolge einer Anderung des Konsolidierungskreises bzw. der Gewinnthesaurierung von Tochtergesellschaften ist aus der Konzernbilanz nur schwer nachzuvollziehen. Daher ist einetibersichtlicheDarstellung aller Arten von Eigenkapitalanderungen eine sinnvolle Erganzung der herkommlichen Rechenwerke der Finanzberichterstattung. Sie ist zumindest flir BSrsengesellschaften international weitgehend Oblich.
2.
Regelungen nach HGB
Die 4. und 7. EG-Richtlinien enthalten bisher keine Regelungen flir eine zusammenfassende Darstellung der Eige