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Jan Assmann
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A
tische Geheimnisse
Wilhelm Fink Verlag
PVA
2004. 379
Umschlagabbi ldung: M. Du Camp, G iza, Sphi nx
Bibliografische Informa tion Der D e utschen Bibliothek Die D eutsche Bibliothek verzeich ne t diese Publikation in der D e utschen Na tional bibliogra fie; detaillierte bibliografische D ate n sind im Imc rnc t über hup:l/dnh.ddb.de ab ru lbar. D as Werk ei nschließlich aller seine r T eile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Vcrwer~ tung außerhalb de r engen G renze n des Urheberredltsgesctzes ist ohne Z ustimmung des Verlages unzuläss ig und suafb ar. D3 $ gilt in sbesonde re für VervieJraltigungen, ü be rsetzungen, l\t.ikroverfilm ungen und die Einspeiche rung und Vc rubeirung in elektroni sche n Systemen.
ISBN 3-7705-3687-8 «:> 2004 WiJhelm Fink Verlag. Münc he n Ei nbandgestaltung: Evel}'n Ziegler, München Herstellung: Ferdinand Schöningh Gmb H, Paderbo rn
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8ayerlsche Staatsblbl'othck München
Inhaltsverzeichnis Vorwort
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Erstes Kapitel Tod, Staat, Kos mos: Dimensionen de s Mythos im Alten Ägypten
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Vorbemerku ng 1. Der Osiri s- Mythos. Da s Königtum d es Osiri s Osiri s und Seth : wie der Tod in die Welt kam Isis und Nephthys: wie der Tod überwunden wird 1: das Kö rper-Selbst und die weibliche Trauer Wie der Tod überwunden wird 2: der Beistand des Sohnes 2. Ocr Mythos vom Sonnenlauf
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Zwei tes Kapitel Di e Verborgenheit des Mythos in Ägypten
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t. E inleitung
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2. Mythos versus Götterwelt 3. Myth os versus Ritus Verklären versus Erzä hl en: Mytho logisie rung als sakrame ntale Au sdeutung. Wiederholung ve rsus Vergege nwärtigung 4. Mythos versus mythische Aussage Handeln und Wisse n Mythos als "Ge noT ex t" 5. Schlu ßbemerku ngen
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Drittes Kapitel Die Zeugung des Sohnes. Ikonizität. Narrativität und Ritualität im ägyp tischen Mythos 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Vorbemerkungen Der Szenen-Zyklu s von der Zeugung des Th ronfo lgers im Neuen Reich Der Szenen-Zyklus in d en Mamm isi der griechisch- rö mi schen Zeit Lüerari sche Fassungen des Mythos Der Segen der Gottheit Das Iko n des Kindes
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Inhallsverzdchnis
Viertes Kapitel Die Macht der Bild er. Rahmenbedingungen ikonischen Handeins im Alten Ägypten 1 How to d o things with images: E lemente ei ne r " Bildakt"-Theorie Situation Präsupposition Schrift und Bild: di e "zerdehnte Situation" 2. Monumentalität und Magie: ägyptische Bild -Genres Gattungen, kultureUe Felder und Sub-U ni versen Gattungen monumentale r Bildko mmunikation Diskursbeschränkungen: der "strenge Giza-S til " Genrewechsel: Serdabstatue und Schreins ta tue Zauberbilder: Gattungen magi scher Bildko mmunikatio n Bilderwelte n und Weltbilder
99 99 99 10 1 102 105 105 106 107 109 11 5 120
Fünftes Kapitel E inwo hnung . Die Gegenwart der Gottheit im Bild
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I . ,Einwohnung' in d er spätantiken The urgie und im spätägypti sc hen Bildkult 2. Die Formel Jbm m 1/.1
123 127
Sechstes Kapitel T od und Initiatio n im altägyptischen T o te nglaube n
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1. E inführung 2. D ie "biomorph en" Ausformungen de r Tra nsfo rmation Zergliederung und Zusammenfügen Wiedergeburt Sarglegung als regressus ad uterum Krö nung und Neugeburt 3. Die " topomo rphe n" Ausformungen der Übe rga ngsidee Wissen Der Weg zur ewige n Nah rung Der Weg zur Rechtfe rtig ung Die T o re Das Geric ht 4. T od und Initiation in der Isisweihe des Apuleius
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I nhallSvcrzeich ni s
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Siebe ntcs Kapitel Unio lüurgica. Die kultische Einstimmung in götterweltliche n Lobpreis als Grundmo tiv ,.esotc rischcr" ÜberHeferung im allen Ägypten. 1. Die Theorie der heiHgen Sprache als Göttersprache nach IambLich und d en graeco-ägyptisc hen Za uberpapyri 2. Heilige Texte, Götterrede und göttliche Verfa sserschaft in de r altägyptischen Überliefe rung 3. Unio Liturgica 4. Der Lobpreis de r acht Urgötter
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Achtes Kapitel Ägyptische Geheimnisse: Arcanum und Mysteri um in d er ägyptischen Religion I. 2. 3. 4.
Das Arcanum des Leichnams: Kultgeheimni sse und Weltgeheimnisse Da s Mysterium des Ursprungs: der selbs tem standenc Urgott D as Mysterium der Einheit: Der verbo rgene Gott. D er Monotheismus als ägypti sche Geheimlehre in der Religionsgeschichtc des 18. Jahrhunderts.
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Neuntcs Kapitel Di e Gc he imnisse d er Schrift und der heiligen O rtc: zwe i Einweihungswege im Altcn Ägypten
203
I. Pythagoras: Schrift und Mysterium 2. Lu dus: Initiation und Tod .
203 210
Lit e r~ltur
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Namenregister
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Für Reinhold Merkelbach
Vorwort D er Begriff des Geheimni sses ist in der altägyptischen Religion zentral. Das "Geheimnis" und das .. Heilige" si nd in vieler H insicht geradezu syno nym. Die verschiedenen hier zu einem Buch zusammenges teUten Aufsätze verbinden den Aspekt des Geheimnisses mit zwei anderen Brennpunkten der ägypti schen Religion: dem Mythos und der Magie, wobei unter Magie hier vornehmlich die kultische Funktion der Bildkunst untersucht wird. Alle Beiträge sind gründlich überarbeitet und zu Kapiteln eines zusammenhängenden Buches umgeschrieben worden. Alle entstanden aus dem ImpuJ s, nicht etwas Bekanntes in neuen Zusammenhängen zu interpretieren, sondern neue E insichten, Thesen und Befunde zu präsentieren. Daß es dabei nicht ohne ein gewisses Maß an "Gelehrsamkeit", das heißt einige hundert Fußnoten abgeht, möge den Lese r, die Lesedn nicht verdrießen. Gerade das Neue ist darauf angewiesen, sich durch reichlichen Bezug auf Belege und Befunde zu legitimie ren. Die ursprünglichen Aufsätze sind im Kontext pro fes sioneller Debatten entstanden, auch wenn sie um Th emen vo n allgem einerer Tragweite kreisen, und die vorliege nden Kapitel haben den anmerkungsreichen Stil der wissenschaftlichen Debatte beibehalten. Die ersten dtei Kapitel kreise n um das Thema " Mythos". D as erste Kapite! untersucht das mythi sche Verfahren im Sinne nicht nur der mythi schen Erzählung, sondern vor allem der sich darin ausdrückenden Denkfo rm: Mythos als eine Methode der WeItersc hließung. Di e These ist, daß es in ägyptischen Mythen um ei ne Form d es analogi sc hen D enken s geht, die drei Ebenen oder Sinndime nsio nen d er Welt mitein ander in Beziehung setzen und aufeinander hin durch sichtig machen will: die Ebenen des Kosmos, des Staats und des men schlichen Lebensschick sals. Das wird an je nen drei mythischen Komplexen gezeigt, die die "G roße Tradition" der ägyptischen Kultur bilden: dem Osirismythos, dem Sonnen mythos und der heliopolitanischen Kosmogonie. D emgegenüber geht es im zweiten Kapitel um Mythos, nicht als Denkform, sondern als sprachliche Fo rm im Sinne von Tex tsorte und Sp rechakt. Ausgangspu nkt ist die Beobachtung, daß Mythen im ägyptischen Schrifttum normalerweise nicht in zusammenhän gender Form, sondern nur als ausschnitthaftes Zitat ZUt Sprache kommen. Der landläufigen E rklärung, daß die Mythen ihren eigentlichen Ort in der mündlichen Überlieferung haben und als allgemein bekannt vorausgesetzt werden, wird als alternative Erklärungs möglichkeit die These gegenübergestellt, daß sich der Mythos in den ftühen Beispielen noch in staru nascendi befindet und nur Szenen odet Kon stellationen kennt, die sich noch nicht zu ein er narrative n Kette verbunden haben . Das dritte Kapitel widmet sich einem spezifischen Mythos, dem Mythos von der göttlichen
10
VorwO rt
Zeugung des Thronfolgers, vor allem im Hi nblick auf das Z usamm e nsp iel von bildJicher, sprachlicher und ritueller Ausd rucksform . Auch hier geh t es um die Frage, in welchem Umfan g der Mythos an die Form der Erzä hlung ge bunden ist und o b nicht andere Forme n wie das bildliehe " Iko n " und die rituelle "Ko nstellation" eine mindestens gleic hrangige Roll e spielen. Die nächsten heiden Kapitel behandeln "die Macht der Bilder" im alten Ägypten. Da s vierte Kapitel gibt einen allgemeinen Überblick über die Funktio n der Bilde r, in E rgänzung zum gesprochenen oder geschriebenen Wo rt eine verbo rge ne oder abwesende Wirklichkeit sichtbar zu vergegenwärtigen und ergänzt d en Beg riff d es "Sprechakts" um den des .. Bildakts". Gefragt wird in Analogie zu den Traditionen des Sprechens in Gattungen und Textsorten nach Traditio nen visueller Kommunikatio n in " Bildso rten" und Bildsi tuationen . Da s fünfte Kapüel widmet sich der wichtigsten solcher Bildsituationen: der "Einwohnung" der Gottheit im Kultbild. Aus der in Kult- und T otentex ten häufigen Auffo rde rung, sich "seines Leibes zu bemächtigen" , läßt sich d er ägyptische Begriff für diese "Einwohnu ng" erschließen. Die letzten vier Kapitel bele uchten die Funktion des G eheimnisses in der ägyptisc hen Religion. Im sech sten Kapitel geht es um den Zusammenhang vo n Tod und Initiatio n. Die auffaU ende Ähnlichkeit der ägyptischen Totenriten mit Initiationsriten wird hier als Übertragung aus dem Götterkult in de n T o tenkult gedeutet. Die priesterlich e Initiation liefert das Vorbild für die Vorstellungen eines Übergangs vom Diesseits in s Jenseits. Das siebente Kapitel widmet sich der Frage nach "esote ri schen" Übe rlieferungen im alten Ägypten. Hie r ze igt sich , daß vor allem solche T exte mit der Aura des Geheimnisses umgeben waren , die sich auf eine gö tte rweltliche Liturgie beziehen, das heißt sich al s Wiedergabe von Rez itatione n göttlicher .. Adorantengemeinde n" verstehe n. Die Kenntni s solc he r Rez itationen, das is t die zugrundeliegende Idee, soll den Wi sse nden zu einem Mitglied dieser Gemeinden machen . Das achte Kapitel versucht eine n Überblick zu ge ben über die ve rschiedenen Fo rm en d es Geheimnisses in d er ägypti sc he n Reli gion. Dabei werden drei Quellen von Ge heimheit unterschi ede n: das Gehei m nis des (Osiri s-) Leichnam s, de r unter aUen Um ständen vor d en wciteren Attak ke n des Todes geschützt werden muß, das Geheim nis des Urgones, dessen Spontanentstehung aus vorweltliche r Präexi stenz keine Zeuge n hat, und das Geheimnis des "verborgenen Gottes", der sich im farbi ge n Abglanz de r sicht baren Welt nur andeutungsweise manifes tiert. Da s neunte und letzte Kapitel schließlich widmet sich dem Klischee der "ägypti schen Mysterie n", das au f griec hische und lateinische Q uellen zurückgeht. Handelt es sich hie r, wie meis t a nge nommen, um eine griec hische Projektion oder um genuin ägyptisc he Überlieferung? Die Frage läßt sich klären, wenn man auch hier eine Unter scheidu ng vornimmt. Eine Tradition, die sic h vor aIJem mit dem Namen des Pythagoras verbindet, beruht auf de r ägyptischen Schrift, deren hochk o mplexes System mit seinen zwei oder drei verschiedenen Schriften al s ein Einwei hungsweg in die höchste n Geheimnisse der Kultur gedeutet wird. Eine andere Tradition, fur die der Held des "Go ld enen Esels" von Apuleius von Madauros ,
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VorwOrt
II
aber auch der ame des Orpheus stehen mag, bezieht sich auf die Initiatio n ins Totenreich sowie deren Vorwegnahme durch Einweihu ng in die Mysterien der " heiligen Orte". Beide Traditionen lassen sich weit in die ägyptische Kultur zu rückverfo lgen, basieren also auf genuin ägyptischer Überlieferung. Mein Dank gilt Raimar Zons, ohne dessen unnachgiebiges freundschafdi · ches Interesse di ese Sammlung nicht zustande gekommen wäre, sowie den hilf· rei chen Geistern des Heidelberge r ägypto logischen Instituts, aUen voran An· drea Kucharek, Chr:istina Lahn, Susanne Michels und J ens Fette!. leh widme das Buch Reinhold Merkelbach, dem Autor und dem Leser, in Dankbarkeit nicht nur für aUes das, was ich aus seinen Büchern lernen konnte, sondern auch umgekehrt füt das, was er aus der Lektüre meiner Schriften gemacht hat und was mich rückwirkend nicht minder gefördert und bereichen hat.
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Erstes Kapitel
Tod, Staat, Kosmos: D imensionen des Mythos im Alten Ägypten
Vorbemerkung Da s Th ema Mythos und Mytho logie sind wir gewo hnt von den alten Griechen her zu denken. Wie immer wir Mythos definieren wollen 1, auf welche auch noch so exoti schen Befunde wir immer un seren Mythosbegriff anwenden wol· Jen, immer bi lden die gri echischen Mythen den Ausgangs- und Referenzpunkt. Bei .,Mythos" denken wir als erstes an griechi sche Mythen, an Ödipus und Pro metheus, Medea und Elektra, AchiU und Odysseus, Antigone und lphigenie, was ja auch nur natürlich ist, denn schließli ch ist .,Mythos" ein griechi sches Wort und wurde auf diese Geschichten gemünzt. AlJerdings tritt uns bei den G riechen, die da s Wort und den Begriff geprägt haben, der Mythos bereits in Formen entgegen, die ihre rituellen Funktionsko ntexte weit hinter sich gelassen haben und bereits in etwas anderes, in Kunst, übe rgegangen sind : ei n Epos , ein Drama, ein Vasenhild, ein Lehrgedicht, ein Sieges lied usw. Unter einem Mythos verstehen wir aber etwas, das diesen Formen vorau sli egt und mehr mit Kuh als mit Kunst zu tu n hat. Außerdem is t er hier bereits von der Gegenposition des Logos aus kritisierba r und relativierbar geworden . Anders wäre es vermutlich auch gar nicht zu r Bildung ei nes prägnanten Begriffs gekommen . Wir sind also mit dem Paradox konfrontie rt, daß die G riechen uns ei nen Begriff liefern, der ihre eigenen Befunde gar ni cht mehr voll erfaßt. Die griec hi schen Mythen sind bereits gar keine " richtigen" Myth en mehr, sie sind bereits in Kun st übergegangen, das heiß t in ästhetisc he Di skurse, die eher .. Arbeit am Mythos" im Sinne Hans Blumcnbergs 2 sind als Mythos selbst. Al1es das ist in Ägyp ten anders. Hier gibt es weder einen eigensp rachlichen Ausdruck für "Mythos" noch eine Gegenposicion. Hier gib t es keine Spät- und Außen horizonte des Mythi schen und daher auch keine "A rbeit am Mythos". Vielmehr bildet der Mythos oder das mythi sche Denken] hier das ein zige Medium einer umfassenden Weltmodellie rung und Wirklichkei tserschließung. Da· Ich lt:ge im Folgenden den Begriff von Mythos als "heilige" bzw. "fundierende Geschichte" zugrunde, den Aleida Assma nn und ich in unserem Überblick über die geläufigsten Mythosbegriffe als "MJ Gh dd mdw Ho rus zu Geb, sprechen: qnj.n jtJ"ipn nnjw r "Ich habe diesen meinen Valer, der müde gewo rden war, umarm t, b IS ... t/r~1
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fende Handlung nicht zu erkennen . Den Verlauf des Festspiels diktiert das Ritual der Kulthandlu ngen". Zu r sekundiren Be:ziehung von Ritual und "Mythos" (im Sinne von Götterweh) s. besonders S. SCIIOTI, RiIMal und E . OTTO, Rite und M ythos. 21 Vgl. Anm. 20 u nd H . A I.TENM OI.I.P.R, T ex te, bes. 64-69. 22 Vgl. E . Orro, Rite und M}tthos , 14 - 15. 2J K . SI'.:THE, Dr2m2tische Texte zu M ys terien spielen, 21 1 ff., 256 Bild 22; vgl. ferner W. HEl.cK, Dramah'!thtr RßmtHtMmSpapYT1IJ, 383 ff.; H . ALTENMOLLER, Dramalis.htr Rß· mtsJtMmpapynu, 42 1 ff.; Ders., RßmtsJtMmpapYT1IJ. Zum fo rm21en Aufbau eines bebild e rten Ritualpapyrus s. H . ALTP.NMOU.ER, T exte, 6 4-69.
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Zweites Kapitel
I Wsi' I qnj I [frw > Gb dd mdw
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lOsiri s I de r qnj-Bru stlatz H o ru s zu Geb, sprechen: " ... er wieder ga nz ges und geworden ist" I Os iris I mb-Fransen I Buto
Das ergibt ein recht differenziertes System von Zuordnungen: explanandum
explanans
Handlung: Bringen de s qnj (Horus) umarmt (seinen Vater) Rede: " Ich habe den qnj gebracht" " Ich habe meinen Vater umarmt, der er müdet ist, bis er wieder ges und wird" Personen: Ilrj-b3b./ Horus (zu Geb), Osiris Requisiten: qni mb-Fransen (Umarmung), gesund werden Der Befund läßt si ch am einfachsten b eschreiben als die He rstel1ung einer Beziehung zwischen einer Handlung in de r "Realen Welt" (in der es Vorlesepriester und Kultgegenstände gibt)24 und einem Ertignü in der Götterweh (zu der Ho ru s, Geh und Osiris gehören). Aus dem Bringen des qnj-Latzes mit snbFransen (?) wird eine Umarmung des Os iris durch Horus , die den Ermatteten gesunden läßt. Zugleich wird klar, worauf diese Beziehung zwisc hen Reale r Welt und Götterwelt beruht: auf dem Gleichklang der Wörter qnj "Latz" und qnj "umarmen" sowie IItb "Fransen" (?) und mb "gesunden". 2s Bemerken swert ist nun vor allem, daß das, was einer Ritualhandlung de r Realen We lt in der Götterweh entspricht, nicht einfach eine Handlung ist, sondern eine Art E reignü. Der Unterschied, wie ich ihn sehe, ist fo lgender: Eine Handlung läßt sic h prädikatenlogisch durch eine e inzige Form e l ausdrücken 26:
F(p.q.r ) 4nJ !M-/JJbl, WIj', snb) 2~ Die Bezeichnung " Re2Iwelt" soll n2tü rlich nicht impliziere n, d2ß die Götte r.1.'elt
25 26
nicht " re21" , das heißt "fiktiv" wäre. Die K o nstitutio n fiktiver Welten kennzeichnet fiktionale T exte. die eo ipso lite rarisch sind und zu d enen die Rituahexte nicht gehö ren. Anderersei tS haben auch Bezeichnungen wie .. irdi sche Welt" o der .. Men schenweh" für d2S, was diese Tex te d e r G ö tterwelt gege nüberstellen, ihre Schwierigkeiten. Auf keinen Fall rallt d iese Sphäre mit d e m zusammen, W2S H . Brunner 21s "A1l12gswelt" d er "Heiligen Welt" gegenüberstellt, geht es doch in den Rituahextcn z. B. um sakrale Gegenstände und Handlungen (vgl. d2ZU unte n, Anm. 48). Viel le icht kommt ein Ausdruck wie " diesseitige Weh" d er Sache 20m nächsren. Zur Rolle des Wortspiels 5. S. SCHa lT, Mythe, 30 ff.; E. Orro, Rite und M},thos, 14 f.; H . ALTENM OLLER, Opftrltxt. (fr2nsitive) Handlungen bilden natürlich nur einen Spezi21f2ll von zwei - oder dreiste llige n (z. B. "geben", "wegnehmen" vgl. d2s zweite Beispiel) Relationen, wie sie diese Formel ausdrückt. Zur Notation vgl. A. MENNE, Logik, 58 ff. F. v . KUTSCHERA / A. BREITKOPF, Logik, 71-74.
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I 333
Die Verborgenheit des Mythos
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Ein Ereignis dagegen impliziert die Umwandlung eines Vorzustandes in einen Nachzustand und erfordert (in Anlehnung an eine ande renorts verwendete handlu ngslogische Notationswei se)27 drei Sätze: . nllj
(I) A (0) (2) a (H , 0) q"; mb (3) (0)
(Osi ri s) (H orus, Osi ris) (Osiris)
Ei ne derartige temporale Ausweitung einer exp lanandum- Handlung der Realwelt du rch explanatori sche Transposi tion in die Götterwelt läßt sic h aUgemein beobachten. E in anderes Beispiel bietet etwa der Spruch zum Überreichen vo n Feigen im Opferritual (pyr 95 c): Osiri s Unas, ni mm dir das Auge des Horus, das er gereuet h:u aus der Hand des Seth .
In der Realwelt entspricht dem die ein fache Handlung "Feigen darreichen". In der Götterwelt wird daraus das "Ereignis": ( I) Ä (0, HA),
.. Bedarf (Osiris, Ho rusauge)", bedingt durch : "unrechtmäßiger Besitz (Seth, Horusauge)", impliziert (präsupponiert) in dem Verb "retten"
(2) a (H, HA, S), fdj wegnehmen, rette n (H o rus, Ho ru sauge, Seth) (3) A (0, H A),
"Bes itz (Os iri s, Horusauge)", als notwe ndige Folge impliziert in dem Satz " nehmen (Osi ris, Ho rusauge)"
Auch hier ist es da s tran formi erende (Ä a A) Schlüsselwort Idj, das mit der Gabe jld, C.,Feigen") assoniert. Die tempo rale Ausweitung von a zu Ä und A wi rd hier aber mehr durch 1m pli katio nen (Vo raussetzung und Folge) angedeutet aJs expli zit ausgeführt. Dadurch erhalten djese Sätze den Cha rakter von "Anspielungen". Is t es aber ein Mythos, auf den hier angespie lt wird? Darf man diese götterweltlichen Ereignisse schon deshalb " mythisc h" nennen, weil ihre zeitliche n Kontu ren über die realweh.1ich e Kulthandlung hinauswei sen und einen Vo r- und Nac hzustand ein begre ifen ?28
J.
AssMANN, Z ..,tibriidm"iirrht", 1-25. Großbuchstaben bezeichnen Si tuationen/Zus li nde, Kldnbuchst3lxn Handlungen, Buch stabengleichheit (A, a, A) deutet elxnso wie der Negatstrich :auf sem:antische Beziehungen. 28 Siegfried Scho u h:at d:as klu gesehen und deshalb den Ausdruck "Anspielung" zurückgewiesen: "woUre m:an in den Reden einzig eine Anspielung :auf eine geschehene Un tat des St::th sehen, verlöre de:r d ramatische Verlauf sei ne Unmittelb2tkeit" (S. SCHOlT, Mythe, 32) und: "Gerade die Gegenwart und d:as Geschehen der mythi schen Handlung machen für den am Festspiel Beteiligten auch du ihn heiligende Ereignis aus" (5. SCllon, Mythe, 33). Für den hier verwendeten engeren Begriff von Mythos ist ein Ausd ruck wie "mythische Gegenwart" (z. B. S. SCIiOlT, Mythe, 32 und 537) eine contndictio in adiecto. Im Gegensatz zu r "mythi scht::n Dist:anz" kennzeichnet die Gegenwärtigkeit der Götterweh das Wesen nicht des Mythi schen. sondern des S:akr:amenulen.
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Zweites Kapirc:1
Weniger weit gehen wü rde z. B. die An nahme , daß diese Art von .,Ereignishaftigkeit" zu den Eige nschaften der Götterwelt gehört: Handlungen in der Realwelt bedeuten Ereignisse in d er Götterwelt, durch Transpositio n in die Götterwelt wird eine einfache Handlung der Realwelt, z. B. eine Darreichung, ein Bringen, ein mit Stricken Umwinden, zu einem um Vor- und Nachzu stand erweiterten Ereigni s, z. B. eine belebende Umarmung, ein e entmachtende Fesselung usw. Diese Bedeurungsau fl adung oder Ereignishaftigkeit des Handeln s scheint im Wesen d es Kulti schen zu liegen. So muß z. B. das Opfer, um in der Götterwelt ans Ziel und zum Tragen zu kommen, ein en Vorzustand der Bedürftigkeit (dM) und einen Nac hzustand der Befriedigung (btp) implizieren und dadurch zu einem wandelnden Eingriff, einem Ereignis werden. Was diesen Ereignissen jedoch fehlt, um im eigen tlichen Sinne " mythi sc h" genannt zu werden, ist meines Erachten s zweierlei: I. Die narrative Kohärenz, die sie zu einer Geschichte verbinden wü rde (E l + E2 + E3 > ... En). Ein Ereignis in der Götterwelt exi stiert zunächs t nur als explanans bzw. Signifikat einer Ritualhandlung, und zwar im Rahmen einer Rollenko nstellation von Gotthei ten (Osiris ist immer der Empfangende, Horus immer der Gebende). Die Ritualhandlung wird in die Götterwelt uansponiert, so, daß die Handlungen vo n Priestern an Kultobjekren als Handlungen unter Göttern begangen und die dabei gesprochenen Worte al s Gottesworte, in GÖtterrolle, gesprochen werden. Ein mythisches Ereignis dagegen würde auch vor allem außerhalb dieser Funktion (als explanans bzw. Signifi kat einer Ritual handlung) exi stieren , nämlich als narrative Episode im Zusammenhang einer Geschichte, in deren Ve rlauf z. B. eine Umarmung zwi sc hen Horus und Osiris stattfindet und ihren eigentlichen Sin n hat. 29 2. Oie raumzeitli che Verankerung, die sie aus der Sphäre der Wiederholung, di e das Ritual kennzeichn et, in die Sphäre de r Vergegenwiirligllng ho len würde, die d em Mythos eigen ist. Die kulti sc he Handlung wird durch di e "Mythologisierung" al s götte rweltli ches Ereignis darges tellt und dadurch auf die Götterwelt und ihre Ko nstellationen hin tran sparent, nichl aber b ereits auf eine Götter-Guchichte. Sprachlich hat diese In-Bezug-Setzung die Form einer Ausdeutung (pw "das ist ... "). Diese Ausdeutung wiederum geht über das bloß Explanato ri sche hinaus und hat sakramentalen Sinn. Indem das gegenwärtige realweltliche Kultgeschehen auf eine ebenso zeitlich -gege nwärtige , aber nur symbo li sc h zur Erscheinung kom -
29 Allerdings soll nicht verschwiegen werden, daß in der Rekonstruktion Hartwig AItenmüllers die göu erweltlichen Ereignisse des Dramatischen Ramesseum Papyrus sehr viel kohärenter erscheinen, als das bisher angeno mmen wurde, vgl. H. ALTENMOLLER, Dramatüehtr RomtSstllmpapY rllI, 432- 436. Aber selbst wenn es sich hier wi.rklich um einen "dargesteUten Mythos" (Altenmüller) handelte, käme man damit doch nicht vor das Mittlere Reich zurück. Für die Rituahexte der Pyramiden jedenfalls gilt die Inkohärenz uneingesc hränkt.
I JJ.
Die Verbo rgenheit des M}'thos Nr. Verbaler Handlungskern
Beteiligte Personen (A = Adressat)
I KOMMEN 2 BEANSPR UCH EN 3 LI E BEN VERVOLLST ÄN DI GEN 5 ANSC HM I EGEN 6 ÖFFNEN + SEHEN 7 KNÜPFEN 8 Ll E BEN 9 HEILEN (= CAUS(HEIL SE IN) 10 negENTFE RNEN + "KA SE IN" II GNADIG SEIN 12 EILEN, EMPFANGEN 13 HÖ REN I. CAUS[FO LGEN] + E RWAC HEN 15 BRI NGEN 16 BEANS PR UC H EN I7 FINDEN 18 3b-SE IN 19 CAUS IAUFST E IGEN] 20 GEBEN 21 CAUS[H E IL SEIN] 22 CAUSIAN D E R SP ITZE SE IN I 23 CAUS [NEHMEN] 2. ANSCH MJ EG EN 25 negENTF E RNEN 26 CAUS[LEBEN] 27 GEBEN + STA RK SE IN 28 + Fü RCHTEN 29 FÜLLEN 30 VERSA MME LN 31 negENTFERNEN 32 MUST ERN 33 negENTFERNEN 3' UMFANGEN
He rus Horu s, A, Gölter Ho rus, A Horu s, A He rus, Ho rusauge, A He rus, Auge des A, A A, Auge Götter, Gesicht des A, A Götter, A Isis und Nephthys , A Ho rus, A A, Herus Gesicht des A, Ho rus A, ..Worte des Ho ru s" A, He rus Ho rus, G ötter, A A Geb, He rus, A He rus, A He rus, A Horus, A Ho rus, Götter, A Ho rus, Götter, A G ötter, Gesic ht des A He rus, A, Gölter Horus, A, Krone(?) He rus. A I-I oru s, A Ho ru s, A in seinem Namen Indtj He ru s, " festes Ho rusauge", A A Feinde des A, A HOrus, He rusauge i.s. N. ",Jb. t-nlr, A Ho rus, Götter, A Götter, A, O rt wohin A gega ngen ist He ru s, Götter, A Göu er, A, O rt wo A ertrunken ist Nephth}'s (in ihrem Namen snl nbl jqdw, Glieder des A
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Analyse von
Pyram id ~ n!u t
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364
mende Götterwelt hin transparent gemacht wird, wird d er Empfanger d es Kults in die Konstellatio nen dj ese r Götterwelt ei ngebunden.JO Das Vehikel dieser sakramentalen In -Bezug-Setzung von Realwelt und GötlO Durch das "auch ihn heiligende E reignis" der vollzogenen Kulthandlung, vgl. Anm.
28.
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Zweites Kapitel
terwclt ist nicht die Handlung, so nd ern das Wort, und zwar 1. das dromo!iJ(be Wort, das innerhalb der Konstellation als Göflu'/lJ()rJ vom Träger der Göuerrolle gesprochen wird C., lch habe meinen Vater umarmt, der ermattet war ... "), und 2. das erkldnnde WOrt, das außerhalb der dramati schen Rede die Beziehung von Realwelt und Götterwelt explizit herstellt ("Horus ist das, indem er seinen Vater umarmt . . ."). Wie sich aus beidem das verkliirmde Priesterwort herausbildet, das in fortlaufender Rede eine zusammenfassende Darstellung, das heißt sakramentale Ausdeutung der Kulthandlungen als Götterhandlungen gibt, mag man bei Schott nachlesen. 3! Ich gebe als Beispiel den Spruch 364 der Pyramidentex te in einer Form, die ihn auf die Handlungen und Handlungskonstellationen reduziert. Den Terminus "Verklären" für dieses Sprechen, da s Handlungen und Gegen stände der kultischen Realwelt als Ereignjsse der Götterwelt darstellt, hat Schott geprägt. 32 Ganz unabhängig vo n der Frage, ob das ägyptische Verbum s30 "zu einem Verklärten machen, verklären" wirklich dieses spezifische Sprechen bedeutet, ist diese Prägu ng (im Gegensatz zu "Mythologisierung") überaus glücklich , weil sie einerseits die sakramental e (d . h. in die Götterwelt transpo nierende, auf die Götterwclt hin durch sichtig machende) Kraft di eses Sprechens und andererseits seinen Charakter eines Sprechakts sui gmen's herausstellt. Auch der Mythos (" WOrt'') existiert nur als Rede , aber "verklären" ist etwas anderes als "erzählen". Daß man bisher diesen Unterschied nich t sehen wollte, so z. B. Schott selbst, wenn er meint, daß ein Spruch wie N t. 364 dem GOtt "sei ne Mythe zum Prei s erzählt" , läßt sich andererseits auch verstehen: "verklären" und "erzäh len", Götterkonstellation und Göttergeschichte, Götterrolle und G ö tterschick sal sind nicht ohne Bezug aufeinander zu denken. 33 Diesen Bezug würde ich jedoch geschichtlich sehen: da s eine geht aus d em anderen hervor. Die Götterwelt bildet mit ih ren Kon stellationen und Ro Uen - dem, was Orto "mythi sche Schemata" und "mythisc he Bilder" genan nt har3 4 - als sinngebende Symbo lwelt der Ritual e die Vor- oder Latenzstufe des Mytho s und entfaltet sich erst später in Götte rgeschic hten, dann nämlich, wenn die Prädo minanz des Rituellen - mit Morenz zu reden die " Immanen z des Göttlic hen"35 - zurücktritt. Dann erst tritt die Götterwelt in jene ontische Distanz zur Realwclt, die der
.1I S. Scuon, M),the, 37 ff.; H . At.TENMOU.ER, Texte (Anm. 21 ), 60-62. 32 S. SCllon, Mythe, 46 ff.; vgl J. AssMANN, Liturgische Lieder, 364- 367; De rs., Ä HG, 32-45. 33 Zur Nichtunterscheidung von Götterrolle und Götterschick sal bei Scho u, vgl. z. B. S. SCHOlT, Mythe, 106. 34 Vgl. Anm. 74. JS Vgl. S. MORENz, Heraufkunft und DERS., Gott und Mensc h, 43 ff. Die von Mo re nz aufgezeigten geschichtJichen Wandlungen des Gottesbegriffs, die man zwa r anders deuten, aber deren Realität man kaum bestreiten kann , stehen im Zusammenhang einer Entwicklung, zu der auch die Ausbildung des mythischen D enkens untrenn bar dazugehö rt.
IJJJ
Di~ V~rbo rg~nh~it d~ s
Mythos
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Mythos als "mythische Urzeit" t ~mporalisie rt und in Form der Erzählung und/ oder der Festspiel- oder myst.erienhaften Aufführung vergegenwärtigt.
Wiederholung ve rsus Vergegenwärtigung Eine ganz andere Form sprachlicher In-Bezug-Setzu ng von Realer Welt und Götterwe lt trifft man in einer anderen Tex tgattung an: den Zaubersprüchen , vo r allem im Heilungszauber. Auch hier scheint sich, wie bei den Ritualen, die Götterwelt als ein e sekundäre Symbolwelt über eine schon bestehende Praxis zu legen. Es gibt eine FülJe von Zaubersp rüchen, die nicht auf die Götterwelt Bezug nehmen und wo der ärzdiche Zauberer als er selbs t den Krankheitsdämon direkt anspricht. Seltener und wohl auch jünger sind die Sprüche, die das Geschehen, ähnlich wie die Rituale, aber auf andere Weise, in die GötterweIt transponieren. Um auch dies an einem Beispiel zu erläutern, greife ich den Zauberspruch gegen Verbrennungen aus dem Pap. Med. London XlV , 8-14 heraus 36 . Beschwörung
ein~ r V~rbr~nnung
(Spruch:) Horus war ~in Kind im Innem des Nestes. Ein Feu~r war gefallen in seine Glieder, er kannte ~s nicht, es kannte ihn nicht. Sei n ~ Mun~ r
war nicht da, ~s zu beschwören, sein Vater hatte sich auf~macht, spazieren zu gehen (mi!) Haphap und Amsel. D~r
Sohn war klein, das Feu~r stark, ni~mand war da , ihn davor zu retten. Da trat h is heraus aus dem Arbeitshaus zu d~r Zeit, da s i~ ihr~n Fad~n l ös t~ : "Komm, m~in~ Schwes t ~ r N~phth)'s, mit mir, b~gl~ite michl Ich war taub, m~in Fad~n umfing (mich) Gib mir m~in e n W~g (fr~i), daß ich mache, was ich v~rsteh~, daß ich ihm es lösche mit m~iner Milch, und mit dem gesunden Wa sser, das zwi schen meinen Sch~nkdn ist!" (Schlußt~xt:) "W~rd~ gegeb~n
auf deinen Körper, damit &in~ Gerlilk gesund werd~n . Ich will veranlassen, daß das Feuer zuriickw~icht, das dich angreift!"
J6
H . GRAPOW, Medizin V, 372 f.i H. GRAPOW, H. v. DeJNF"..s, W. Wf..STENOORF, M~dizin I V. I, 214 f.; DIES., M~dizin IV.2, 164.
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Zweites K2pitel
(Anweisung:) Werde gesprochen über: Harz der D o rnab. zie, Teig von Gerste, .,'e· Hülsenfrucht, gekocht; Ko loquimhe, gekocht; Kot, gekocht; werde zu (einer) Masse gemacht; werde vermischt mit der Milch einer, die einen Knaben gebo ren hat. Werde gegeben an die Verbrennung. so daß sie gesund wird ; du sollst sie verbinden mit einem Blatt der Rizinusp n anze.
Das Ve rfahren scheint zunächst sehr ähnlich dem der mythologisierten Rituale zu sein. Wir haben eine H andlung in d er Realwelt - die Z ubereitung und Ap. plikatio n einer Salbe -. die mit einem Ereignis in der Götterwelt, der Rettung d es Ho ruskindes aus dem Feuer, gleichgesetzt wird:
Situation: H andlu ng Personen Requisiten
Rede
Realwelt
Götterwelt
Verbrennung des Patienten Zubereitung einer Salbe Arzt, Patient Milch einer Frau, die einen Knaben gebo ren hat, usw.37 Verse 17-18
Verbrennung des Ho rus Hilfe der Isis Isis und Nephthys, Ho ru s Milch der Isis, usw. Verse 11 - 16
Die Beziehung zwisc hen der einen Welt und der anderen beruht auch hi er auf dem Prinzip d er Analogie, nur daß sie hi er nicht im rein Sprac hlichen, über Assonan zen (Wortspiele) herges tellt wird, sondern im Sachlichen: Milch der Isis, die damals geho lfen hat
Milch einer Frau, die ein en Knaben gebo ren hat
D er entscheidend e Unterschied zwischen di esem T ex t und den älteren Ritual· tex ten aber besteht darin , daß hier nicht d ie Salbe - wie die als " H o rusauge" "verkJärte" Opfergabe - in die Görterwel t transpo ni ert und in Isismilch ve r· wandelt wird , sondern daß eine Analogie hergestellt wird zwischen der damaligen WirklIng der Isi smilch und der jettigen WirklIng der Salbe. Hier muß eine zeitlkh e Distan z überbrück t werden, daher wird nkht "verkJärend " , sondern erzählend gesprochen. Die ersten zehn Verse erzählen in d en entsp rechenden Tempusformen der Situations- (pseudopa rtizip) und Handlungssc hilderung (hist. Infinitiv) ein E reignis, das in Raum und Zeit ve rankert ist, wenn auch in einer besonderen, mythi schen Zeit (in illo tempore, m pJw. t !Pi t), und wenden es als Präzedenzfall auf den je ko nkreten Fall der Realwelt an. Vor die G ö tterrede, die auch hier das Wichtigste, das eigentliche Za uberwo rt darstellt, tritt
J7 Zu dieser Droge und ihrem Behältnis s. E. BRuNNER-TRA uT, MMtftrmikhkriigltÜl,
145-164.
45 nicht einfach eine G losse ("das ist Isis, die zu Nep hth ys spricht«) und ein Re· gievermerk (.,Isi s zu Nephthys. Sp rechen:«), sondern eine mehr oder weniger elaborierte Erzählung, die das nicht nur göttcrweJtliche, sond ern auch vergangene und einmalige und daher mythi sc he Ereigni s erinnernd vergegenwärtigt. Das götterweltliche Ereignis der Ritual e ist kein Präzedenz fall , d er in illo /empore situi ert wäre; es wird ja durch die Kulthandl ung unmittelbare Wirklichkeit. Das Ritual vergegenwärtigt nicht, es wiederholt. Es beruht auf dem Prinzip der unendlichen Iteration genau fes tgelegter Fo rmen, d em Prinzip d es O rnaments. D erartige "O rnam entalisierung" d es Handeins geht in Urzeiten zurück und liegt d er Ausbildung von Götterwelten weit voraus. 38 Die sogenannte Mythologisierung, die Abbildung dieser H andlungsornamente auf die Götterwelt. gibt ihnen einen neuen Sinn, d er aber nich t mythisc h, sondern sakramental genannt werden sollte. In ihrer sakramentalen Ausdeutung finden die Kulthandlungen in der Götterwelt statt und versetzen auch den, dem sie gelten, in diese Welt. Was Sch ott Mythenbildung ge nannt hat, ist meines Erachtens die sukzessive Kon stiruierung dieser Götterwelt als einer "symbolischen Sinnwelt", die das rituelle Handeln - und d amit auch das " riruelJe Bewußtsein" - sakramental ausweitet und ausdeutet, aber in der dem Rituellen und O rnamentalen eigenen Zei tlichkeit, der Wiederholung, der ewigen Wiederkehr und Präse nz (im Sinne von Vergangenheitslosigkeit) verhaftet bleibt. Die Götterwe lt ist zwar di stant gegenüber der Realwelt, und die Empfind ung dieser Distanz sc heint, wie Sc ho tt das am Gebrauch der Demo nstrativpronom ina in den Pyramidentexren glänzend nachwies,J9 im Laufe des Alten Reichs zu wachsen: aber diese Distanz schei nt nicht zeitlich gedacht worden zu sein. Mythos aber impliziert wie alle Erzählung zeitliche Di stanz und ein der rituellen Weltanschauung gege nüber verändertes Zeitbewußtsei n, in dem es die Kategorie der Vergangenheit gib t. 4O
4. Mythos versus mythische Aussage H andeln und Wissen Die Kategorie der Vergegenwärtigu ng zwingt zur Un terscheidung von Mythos und mythischer Auss age. Die mythi sche Aussage "vergegenwärtigt" den Mythos, wogegen die rituelJe Bege hung nur die andere wiede rho lt. Während d ie .. verkläre nde" Aus sage als sakramentale Ausdeutung eine gegenwärtige real-
Die Ursprünglichkeit d ieser Rhythmisierung der Zeit betont z. B. E. CASS IRER , Philosophie, 133 f. )9 "Dehnung der Verweise", s. S. SCHOlT, Mythe , 33-34 . .0 " D ie M}'thenbildung selbst bedeutet eine Abwend ung von der gegenwärtigen Welt": S. SCHorr, Mythe, 77. lfJ
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Zweites K.apitel
weltliche Handlung (usw .) auf eine zei tlich ebe nso gegenwärtige, aber o ntisch dis tante Götterwelt bezieht, so daß götterweJtliche Beziehungen und Gegeben heiten in rcalweltlichen unmittelbar symbo li sch in Erscheinun g treten . stifl; J. ZANDHE, Hymnical St:ryings, 253.
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Siebe ntes Kapitel
se he hen da wahrhaftig große Dinge. 1m Ko mex( d er oben ziticnen Verse des tao. T o tenbuchkapitels ist auch von anderen Ritual en di e Rede: Ich habe den Phönix zum Osten übe rgefahren und Os iris nach Bu siris. Ich habe die Grüfte des Hapi geöffn et und den Weg der Sonne freigehalten. Ich habe den Sokar auf seinem Schlitten gezogen und die Große im rechte n Augenblic k gestärkt .... Ich habe das Seil fe stgebunden, ich wehrte den Apopis ab und zwa ng ihn zu m Rückzug. Re hat mir seine Arme entgege ngestreckt und sei ne Mannschaft wird mi ch nich t zurückwei sen .28
Hier spricht jemand, d er an verschiede nen Festen , Riten und Prozess ionen teilgenommen hat. E r darf sic h dadurch al s ei n Mitglied götterwel d iche r K o nstellationen ausgeben. Das is t der Sinn d er ägypti schen " Myste rien«. Es handelt sich dabei ni cht um Geheimgesellschaften, um Gemei nsc haften, zu dere n Glauben man sich bekennen und in die man sich einweihen lasse n kann . Es handelt sich ganz einfach um den normalen, offiziellen ägypti schen Kult. Er beruht auf dem Prin zip der götterwel tli che n Identifikation, der " unio liturgica«. Au s diesem Prinzip folgen mit einer gewissen logischen Konsequenz zwei Motive, die diesen Kult mit dem antiken Mysterienwesen verbinden: Geheimhaltung und Ei nwei hung. Re hai ihn (den Sprecher) eingeführt in seine Barke: e r hat di e Heiligkeit Dessen in sei ne r Umringle rschlange gesehe n. E r hat Re be trachtet, nämlic h die drei Gestalte n, die er a nnimm t in der Ausdehnung des Lichtglanzes. E r hat ihn angebetet be i seiner Gebu rt am Morgen in jenem sei ne m Namen "Chepre", er hat ihn gepriesen am Mittag in jenem seine m Namen " Re", e r hat ihn besänftigt am Abend in jene m se inem Namen "Atum".29 Wie schön iS( es, zu schauen mit den Augen, wie schön ist es, die Wahrheit zu hö ren mit den Ohren! ... Osi ris NN hat nicht weitergesagt, was er gesehe n hat, Osiris NN hat nicht beric htet, was e r gehö rt hat im H aus der Myste rien: den Jubel für Re und den Gottesleib des Re beim Queren des Nun unte r denen, die den Gottes- Ka befriedigen mit de m, was er lie bt. 30
Ein unlängst publizierter kleiner So nnen hymnus auf einem Sarg der Spätzeit in Cambridge gibt sich als Rede de s "Kollegium im Urwasser«, worunte r wohl di e E. H O RNUNG, To tenbuch, 198 f. 29 Totenpapyrus Louvre 3292, ed. Nagel, BIFAO 29, 47. '" TB 133, 14- 15 (Nu). 28
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acht Urgötter zu verstehen si nd , auf deren Anbetung d es Sonnengottes wir in anderem Z usammenhang noch zu rückkom men werden: Re anbeten bei seinem Aufgang im östlichen Lichtland sei tens des Großen Ko llegium s im Urwasse r. Z u sprechen: Sei gegrüßt, Re, T ag für Tag, Chepre , d er von selbst ent stand , mit vielen Namen und vielen Gesichtern, der zu Schiff fahn o hne zu ermüden. Komm doch , Re, in Frieden! Richte dich auf: dein Feind is t ge fallen .31
Di e Reden der Göuer, also z. B. dje Hymnen, die das "Große Ko Uegium" oder die "Sonnenaffen" an den Son nengott richten , sind "geheime" Worte. Sie kennt nur der Ei ngeweihte. D iese Ei nweihung kennzeic hnet nach ägyptischer Vo rstellung die Ro ll e des Kö nigs. Natürlich waren es in der geschichtlich en Wirkli chkei t nicht die Kön ige, sondern die Pries ter, die als Träger, Verwalter, Überliefe rer und Anwender di eses Wissens fungierten. Der Begriff " König" bezeichnet eine Institutio n, eine sakrale Funktion, d ie vom Priester und nicht vom wirklichen Kö nig wahrge no mmen wird. Der Pries ter spielt den Kö nig, um im Rahmen des kultischen Drama s den Gou spielen zu können. Von di e· sem theoretischen "König" heißt es nun in einem für diese Konzeptio n kulti· sehen Wissens und Sprechens ze ntral wichtigen Text: Der König kennt diese geheime Rede, d ie die ,östlichen Seele n' sprechen, wenn sie Jubelmusik machen für den Sonnengon bei sdnem Aufga ng, seinem Erschdnen im Ho ri zont und wenn sie ihm die Türnügel ö ffnen an den T o ren des östlichen Ho rizonts, dllmit er zu Schiff dllhinfahren bnn auf den Wegen des Himmels. Er kennt ihr Ausse hen und ihre Verkörpe rungen, ihre Wohnsitze im GOllesllind . Er kennt ih re Stllndone wenn der Sonnengon den Wegllnfllng besc hreitet. Er kennt jene Rede, die die Schiffsmannschaften sprec hen, we nn sie die Barke des Ho rizontisc hen ziehen. E r kennt das Geborenwerden des Re und seine Verwllndlung in der Flut. E r kennt jenes geheime Tor, durch das der G roße Galt herauskommt, er kennt den, der in der Morgenbarke ist, und dlls große Bild in der Nachtbarke. Er kennt seine Landeplälze 11m Ho rizont und deine Umläufe in der Himmelsgöttin.32
31 32
M. EL ALFI, SNn H.1mn. Aus einem Kulttheologise hen Tnktat über den "König als Sonnenpriester", ed. AssMANN, Kön ig als Sonnenpriester; M. C. Btrr1'.O, T esti solari.
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Siebentes Kapitel
Diese r Te xt zähh auf, was der Kö nig alles wissen muß fü r eine ei nzige, wenn auch entscheidend e Handlung: d ie Anbetung des Son nengotte s am Morgen. Er kennt die Natur des kosmischen Vo rgangs, se ine Phasenglied erung, seine szenisch-konstellative Ausgestaltung und se ine Heil sbedeutung als Wiedergeburt, er kennt die beteiligten Wesen, ihre Handlunge n, ihre Reden, ihre Lebensum stände, und er kennt den räumlichen Rahmen des Gesc hehe ns, Him melsto re, Barken, Landeplätze , Steuergeräte. Er muß da s alles ge nau kennen, um sich mit se iner anbe tenden Rede wirkungsvoll in den kosmi sc hen Proze ß einschalten zu kö nnen. Einen entsprechenden Tex t gibt es auch für dj e Anbetung des Sonnengo ttes am Abend. 33 In diesem Text spielt die Kenntnis der götterweltlic hen Liturgie eine ganz beso nders pro minente Ro lle: Veranlaßt wird, daß die Götler zur Ruhe gehen in der Erde durch die geheime Rede in sei nem (des "Königs") Munde . ,,0 Heiliger in der Nachtba rke, Herr des Lebens im Westlandi" Heiligkeit und Göttlichkeit werden gegebe n dem Großen Ba (durch) die Gottesworte. Der erscheint mit seinem Einauge, der Herrin an der Spitze der beiden Buken, entSprechend den Lobgesängen, die ihm die Westljchen des Himmels si nge n in ih ren Erscheinungsformen: "Der ausgestattet ist mit sei nen Forme n, der Jahrmillionen verbringt, Re möge ruhen, möge ruh en im In nern der E rde", 50 singen sie für dich, " Der ausgestatlet ist mit seinem Göttlic hen Auge, das Falkenbild in der Nachtbarke, der Herr der Heiligkeit im westlichen Lichtland!" Die Menschen leben auf, wenn sie ihn sehen, die Götter jubeln, wenn sie seine Schönheit erblicken. O h juble, Re, über die Preisungen des Königs, wenn er Re verehrt mit Hym nen.
Wie am Mo rge n mit .. pavian ischen" Lobprei sunge n, so begrüßt der So nnenpri es ter am Abend d en So nnengott mit "schakali schen " Hymnen . Natürlich \ gebraucht er dabei kein e Tier- und sonstige Fremd-Sprache, sondern da s zur Kuh- und Göuersprache gewordene klassische Ägyptisch. Die pavian- und schakalgestaltigen "Seelen" des Ostens und Westens sind keine Tiere, so nd ern eine Art Engel. Sie gehören zur Götterwe lt, nicht zur Tierwelt.34 In ihre Lob p reisungen stimmr der irdi sche Sonnen prie ster mit se inen Sonnen hymnen ein .
33 34
Die Wiedergewinnung dieses Textes is t das besondere Verdienst von M. C. BIOTRO, s. die vorhe rgehende Anmerkung. Dieser Unterschied wird von H. TE VELDE in seinem wichtigen Aufsatz über die " mysterio us language" der Sonnenaffen nicht 2usreichend be rücksichtigt.
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Hier gilt es nun eine wichtige Unterscheidung zu berücksichtige n. Diese Vorstellung einer gehei men Preisung in Göttersprache sc heint keineswegs für die gesamte ägyptische Sonnenh ymnik zu gelten. Vielmehr hat man hier o ffen bar eine esoterische und ei ne exo terische Traditio n zu unterscheiden. Aus dem alten Ägypten sind uns Hunderte von Sonnenhymnen erhalten. Sie stehen zu ~ meis t auf den Wandunge n der Grabeingänge und zeichnen die Worte auf, mit denen der Grabherr morgens und abend s, aus seinem Grabe au s~ und einlre ~ tend, die Sonne anbeten wollte. Andere H ymnen stehen auf Stelen, die im, übe r oder auch vor dem G rab aufgestell t waren . Alle diese Texte waren zu ~ gä ngLich angebracht und bilden die exoterische Fo rm der ägyptischen Sonnen ~ hymnik . Sie geben sich nicht al s Aufzeic hnung geheimen Wissens. Es gibt aber eine Überlieferungs form , die man ganz eindeutig al s exklusiv und esoterisch ein zustufen hat. Das sind die Bilder und Texte, mit d enen di e Kö nigsgräber im Neuen Reich ausgeschmückt waren. Denn diese Gräber waren nicht zugängli ch, so ndern im Gegentei l hermeti sch versiegelt und strengsteos bewacht. In ihnen fand kein Kult statt, im Unterschied zu d en Privatgräbern. Der Kult hane se inen O rt in den To tentempe ln, die räumlich weit von den Gräbern ge trennt errichtet wurden. In den Königsgräbern finden wir nun ei ne Literatur, die genau je nes Wissen kodifiziert, da s in d en oben zi tierten Traktaten dem "König" als Pries ter des Sonnengo ttes zugeschrieben wird .3S Hier stehen die Hymnen, d ie die Jensei tige n an den Sonnengott richten , hier sind alle Handlunge n, alle dram atis personae und alle Lokalitäten genau be ~ sc hriebe n, in deren Rahmen sich das götterwe ldi che Drama abspielt. Der wi c h ~ tigste, älteste und gewissermaßen klassische T ex t di eser Gattung, da s .. Am ~ duat"36 hat folgend en Titel: Z u kennen die Wesen der Unterv.,dt, zu kennen die geheime n Wesen, zu kennen die Tore und die Wege, auf denen der G roße Gau (der Sonengott) deli, zu kennen , was getan wi rd . zu ke nnen, was in den Stunden ist und ihre Götter, zu kennen den Lauf der Stunden und ih re Götter, zu kennen ihre Ve rklärungssprüche für Re, zu kennen, was er ihnen zuruft, zu kennen die G edeihenden und die Vernichteten.17
wan ~
Es handelt sich hier also um ein Buch, das in erster Linie Wissen kodifizieren , s)'stemati sie ren und ve rmitteln will . Das Wort Wis sen oder Kennen wird im T itel neunmal wiederholt . In di ese n Büchern haben wir die Kodifikatio nen des
15
16 17
E. H ORN UNG , Unterweh sbücher, vgl. E. H O RNUNG, A M ] den SpM1U der S011"', 43 1475 und H . BRUNN ER, U"lertlItItJbiifh, r, 2 15-228. Allgemein zu den Königsgräbern s. E. H ORNUNG, Tal der Kö nige. Ed. E. H O RNUNG, Amduat; Obers. D El.s., Unterwcltsbücher, 57-194. E. H O RNUNG, Unterwehsbücher, 59.
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Siebc:nu:s Kapitel
magisc hen Wissens vo r un s, das nach Ansich t der Ägypter zu r ln -Ga ng-Hal tung des (näch tlichen) Sonn enlaufs notwendig is t. Als G rabdekoration dienen sie d em König dazu, sein mitwirkendes Teilnehmen und sei ne Teilhabe am Ge lingen des Sonnenlaufs im J enseits fonzusetzen. Aus der Art d iese r Wied erve rwendung, der wir di e Kenntnis d ieser Literatur verdanken, kö nnen wir sc hli eßen , daß es sich dabei um einen äuße rst exklusiven, streng ge hüteten Wi sse nsvorrat ge handelt haben muß. D enn im Neuen Reich (16.- 12. J ah rhundert) ko mmen die Kos mographien so gut wi e ausschließlich in Königsgräbern vo r. D er Charakter ei nes herm etische n Gehe imwisse ns wird in ihnen selbst auch immer wieder betont ... Die gehei mni svolle Sc hrift der Unterwelt" nennt sich das Amduat, .. die nicht gekannt wird von irgendwelchen Menschen außer vom Erlesenen" .38 Letztlic h geht es bei diese m Wi ssen um T eilnahme und Teilhabe. Magie und Mystik hänge n ganz eng zusammen.39 ..Wer da s weiß, ist ein Ebenbild des G ro· ßen Gottes" heißt es au sdrücklich im Amduat. 4o Di e Tei lhabe am Wesen der Gottheit wird aber nicht durch Versenkung und Med itati o n des Individuum s erreicht, so ndern durch die rituelle In szenie rung dieses Wissens in d er soz ialen Ro Ue eines bevollmächtigten Pri esters. D er Pri es ter hand elt und spricht, wie scho n gesagt, nicht in eigener Sache, sonde rn in gese ll schaftlichem Auftrag. Um diesen Auftrag wahrzunehmen, identifiziert er sich mit ei ner gön erweltliehen Rolle. Nur als Mitglied d er Götterweh kann er fö rdernd in da s götte r. weltliche Drama eingrei fen. Den wi chtigs ten Wi sse nsgegenstand, den d iese Geheimliteratur kodifiziert, bildet die Liturgie d er jenseitigen We sen, d ie Worte , d ie sie an den So nnengott richten. Diese Liturgie d er Unterweltlichen durch Tex tbeispiel e zu illustrieren würde hie r zu weit zu führen . Ich verweise auf Hornungs handli che Tex tzusammenstelJung der .. Agyptischcn Unterweltsbüc her"4 l, d ie schon beim flüch tigen Durchfliegen eine Fülle ei ndru cksvoll er Beis piele liefert. Diese Texte be-
E. Hm,NUNG, a, a, 0" 193, J9 Au f den Z usammenhang von Magie und Mystik habe n wohl am nachdrüc klic hstcn Ge rsho m Scho lems Interpretationen de r kabbalisti schen Trad iüonen aufmerksa m gemacht , Auch bei den ägyptisc he n Unterwehsbüc hern handelt es sich um ei ne An Kabbalah, :il.be r sozusage n eine "S taats-Kabbalah", der zur vollen Entfaltung ihre r m ystischen Komponenten die Individuali tä t des Sub jeku fehlt , We r hier zum .. Ebenbi ld des Grolkn Gou es" wird, ist der König und in seiner Stellvertretu ng der Sonnenprieste r, immer als bevollmächtigter Repräse ntant der Mensch heit insgesamt, die es in solcher aSli",ilal;o (Ü; mi t de n kosmogo nischen Kriften in Einklllng zu bringen gilt , Allerdings tritt 2uch in de r frühjüdi schen Mys tik der Adept (jorrd ",erkal!ah) 21s Repräse nt2nt der Gemeinde :il.uf, vgl. P. SCIlAfER, Gon, 45-48. ~ Diese Aussagen h2t E, F, WENTH, M.yll;lüm, 161 -179, :il.n2lysiert und d2bei die gOttgleichm2chende Heilseffi zienz des in diesen Büc hern vermin ehe n m:il.gischen Kosmos -Wissen s gebührend hervo rgeho be n. Gegen seine einseitige Inte rpre t2tion dieser Au ssagen 21s " mysticism" sind die in der vorh ergehenden Anmerkung dargelegte n E inschrän kungen gehe nd zu m2chen. 41 E. HORNUNG, U nte rwe hsbücher. )&
Un io litu rgica
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stehen zum G roßteil aus direkter Rede, und ei n gro ßer Teil dieser Reden wiederum be steht in Preisungen , die von den Unterweltlichen an den Sonnengott gerichtet werden. Im Umkreis dieser Literatur, die man in einem gewissen Sinne, der nach allem Gesagten hoffentlich hinreichend klargeworden ist, als magisch, mys ti sch und eso teri sc h ein stufen kann , stößt man auch auf ei ne Reihe von So nnenh ymnen, di e in den oben ge nannten Gräberhymnen nkht vorkommen und d ie sich als götterweltliche Anbetungen verstehen. Wer sie kennt und rezi tie rt, der stimmt in di ese je nse itige Anbetung ein und ve reint sic h im Sin ne der unio litutgica mit d en götterweltlichen Adoranten. Ocr o ben zitierte Traktat über den Kö nig als eingeweihten Priester des Sonnengottes gehö rt zu einem Zy klus von Texten, d ie das Deko rationsprogramm d er Sonnenheiligtümer d es Neue n Reichs bilden.42 Z u diesem Zyklu s gehö rt auch der fo lge nde Hymnu s, der das Prinzip der unio liturgico, d er Einstimmung des kultischen Lobpreises in den Lobpreis der götterwel tlich-jenseitigen Anbeter d es So nnengo ttes, ex pli zit zum Ausdru ck bringto: Sei gegrüßt mit d em, was d ir d ei n Auge sagt, da s d ir den Weg de r Ewig ke it ba hn!. Sei gegrüßt mit d e m , was dir d ei n e Sonnen sche ibe sagt, wenn sie zu dir au fs te igen läßt d ie, die in Schrecke n vor di r sind. Sei gegrüßt, was die Mesektet-Barke zu dir sagt, wenn sie d ahinfahn [in gün stige m Segelwind] Sei gegrüßt mit de m , was ihre Gefahrtin, d ie Me'a nd jet-Ba rke zu di r sagt, we nn ihrc Schwes tcr anhält. Sei gegr ü ßt mit d em, was dein Stab zu d ir sagt, wenn e r sich ganz deiner Faust gesellt hat. Sei gegrüßt mit d em, was d eine Mannschaft zu dir sagt, wen n d e r Falke ihre Bildc r h ervo rgebracht ha I. Sei gcgrü ßt mit de m , was die Lic htland -Bewohn er zu d ir sagen, die Wächte r am Ufe r d es Himmel s! Sei gegrüßt mit dem Spruch der Treidler, die das E nde des Zugseils e rgreifen . Sei gegrüß t mi t d e m , was die Un terweh sbewohner zu d ir sagen, wcnn sie d eine beide n Barken au f ihren vier Wegen begleiten .
So wendet sich auch eine Anrufung im gräco-ägypti schen Leidener Zauberpa pyrus an den So nnengott: Tritt ein, erscheine mi r, Herr, daß ich d ich an ru fe, wi e dic h die d rei H unds ko pfaffe n a nr ufen , welche in symbo lische r Gestalt d ein en heiligen Namen nenne n!44
S. daz u J. ASSMANN, S,u"unhtiliglii",tr. 43 D ERS., Re und Amun, 27-29. U . HOLSCIl EIt / H . H . NELSON, Medinet Habu V I, 422 A, 36 ff.; J. C. GOYON, Duoralion, 44 f. , Tf. 35- 37; T Ole nbuch d er Kö nigin Ned42
4-4
jeme l, pBM 10541. Alle drei Varr. sind bei J. C. G OYON , Duorafion im Hierogl)'p h entext zu sammengestellt. PG M IV 999-1005; Reitzenstei n , Poi",a"Jm, 27; J . ASSMAN N, Uturgi sche Lied er, 345.
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Siebentes Kapitel
Der Text der Königin Nedjemet zählt die Mitglieder der nächtli chen Konstellationen auf, in denen der Son nengott die Fahrt durch die Unterwe lt vollzieht: da s "Auge" (die StirnschJa nge des Go ttes, das Abzeichen sei ner Herrsc haft), seine So nne nscheibe, die mit ihrem Licht zugleich auch d en "Sc hrecken", die Ehrfurcht vor dem Gott, verbreitet, sei ne heiden Barken, sei n Stab, den er in der Ha nd hält, seine Mann schaft, die ihn in der Nachtba rke durch di e Unterwelt begleitet, die Bewohner des "Lic htland s" , der G renzregio n zwische n Diesseits und Jen se its, di e sc hakalgestaltige n "See len des Westen s", die die Sonnenharke durch die Unterwelt treideln , und die Bewohne r der Unterwelt. AUe diese Mitwirkenden in dem nächtlichen Drama reden den Gott an, der das Zentrum ihrer Ko nste llatione n bild et , und artikulieren im Medium der Sprach e ihre Ro lle im kosmi schen Geschehen. Der irdische So nnen -Priester kennt diese Rede n und vermag mit seiner eige nen Rede in sie einzusti mmen und auf die se Weise ebenfalls zum Mitglied d er nächtlichen Konstellatio nen zu werden . Die Königin Nedjemet, die di esen H ymnus zusammen mit anderen Tex ten gleic her Herkunft in ihr Totenbuch aufnehmen konnte, weil sie als Königin und Gemahlin des in der Zeit des Go ttesstaa ts als König amti erende n Hohepriesters Zugang zu esoteri sc hem Schriftgut hatte, stellt die se Kenntni s d er je nseitigen Liturgie und ihre dadurch ermöglich te Mitglied sc haft in der je nsei tigen Gemei nde, also das Prinzip der unio liturgica, noch ei nmal eigens heraus: Osiris Nedje met, gerechtfertigt, ken nt jene Worte, die die ös tlichen Seelen sp rechen; Osiris Nedje met ist inmitten deines Ko llegiums, Osiris, und tritt ei n in die Mann schaft des Re, Tag für Tag. 4s
Da s Prin zi p der unio liturgica, wie es sic h nach den angeführten T ex ten im ägyptischen Sonne nkult darstellt , läß t sic h auf fo lgende drei Punkte b ringe n: 1. Ei ngewei htsei n: - ich kenne die Wo rte, mit denen die Jensei tigen dich prej. sen (Wisse n) 2. Priesterlicher KultvoLizug: - ich prei se dich mi t diesen Worten (Handeln) 3. Götterro lle - ich ge hö re zu der je nseitige n "Ge meinde" (Identitä t). Im Kult erm öglicht dieses Prin zip die Ko mmunikati o n mit der Götterwclt, die E inbind ung der kultischen Vollzüge in das kos mi sc he Gesche hen. Im To ten glauben aber ermögli cht es den Eintritt des Vers torbene n in die Göuerwe lt und di e Verwandlung in ei ne gö tterwel tlic he, un sterbli che Identität in den Konstellationen des Sonnenlaufs. Im Kult geh t es um ein Ri tual zur Inganghaltung der Welt, im T otenglauben aber geht es um den individuellen Menschen, sei ne Gottesnähe und Unsterblichkeit . Der ägyptische T o tengla uben transfor miert die kulti sch- magischen Prinzipie n kosmi scher Ein- und Mitwirkung in das gewissermaße n " mystische" Prinzip der individuellen Einswerdung mit dem Göttlichen, der urno liturgica. In diesem Rahmen vermi ttelt die Kenn tnis 4S D ERS., Re und Amu n , 52.
Unio lilurgica
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der eso teri schen Kuluexte Gö nlic hkei t (Zugehö rigkeit zur G ö tterwelt) und Uns terbli chkeit. Es hand elt sich aber dabei um einen sekundären Rahm en. Der eige ntliche ..Sitz im Leben" des Gedan kens der unio liturgica ist kultisch und hat mit individueller Mystik nic hts zu tun. E in noch viel entsch eidenderer Sc hritt in Richrung ein er individuellen Gor· tesnähe wi rd vollzogen, wenn das Prinzip der unio lirurgica, die Einweihung und Ei nstimmung in d en Lo bpreis der Himmli schen, nicht erst im To tenkult, sond ern scho n bei d er Einwei hung d er Lebenden Anwendung find et ...Wenn d ie verkl ärte Königi n" , so ko mmentie ren R. Merkelbach und M. T Q(ti die o ben ziti erten Sätze aus dem To tenbuch der Königi n Ned jemet, .. die Rede der GÖt· ler kennt, dann ist sie scho n zu Lebzeiten eingeweiht worden, nicht anders als der Initiand unseres griechischen Tex tes."46 Genau dies ist d ie Frage. Den Text der Kö nigin Nedje met zi tieren R. Merkel bac h und M. To ni, um d en ägypti· se hen Tradition shintergrund der Leidener .. Kos mo po iie" herau szuarbeiten. Do rt geht es um d ie Anrufung des Urgo u es und We!tschö pfe rs .. in allen Stim · mcn und Sprachen" , wo mit, genau wie in d en altägypti sc hen Texten, di e Wo rte ge mei nt sind , mit denen die Mitglieder der göttlichen .. Sphäre des Se inige n" ih ren Go tt preisen. Ge nau wie der " Kö nig al s Sonnenpries ter" kennt " auch d er Initiand unseres Tex tes (der Leidener We ltschö pfung) jene heiligen Wo rre, mit denen die Gö tter auf der So nnen barke den aufgehenden Sonnengott be· grüßt haben" (S. 5 t ) und : " ei n Anbetet des So nnengottes auf Erden stimmt in den Lo bgesang ein, d er dem Gott im Him mel entgege ngebrac ht wird , und legi. tim ie rt sich, ind em er di e Rede d er Götter wiederho lt" (S. 52). Klarer läßt sich da s Prinzip der unio liturgica in seinem altägypti sc hen Verständnis nicht um · schreiben. Der einzige Unterschied zum griechi schen T ext liegt darin, daß d er ägyptische Pries ter sich nicht legitimi eren muß. Sei ne Legitimität li egt in sei· nem Amt , in der Ins titu tio n des K ultes. Er spricht ni cht als N . N . Anders steht es natürl ic h, wenn solc he T exte in die "To tenliteratur" überno mmen und ei· nem T o ten in d en Mund gelegt we rden, d er sie ni cht in Ausübung eines pri e· sterl ic hen Amtes, so ndern als de r versto rbene N . N . im Bedürfni s nach per· sö nl icher Gottes nähe an den Go tt richtet. Hier wird scho n innerhalb der ägyp. ti schen Tradition ein e erste ind ivi dualisie rende Umdeutung d er kulti sc hen Rede untern ommen. Ei nen weüeren Schritt so lch er indi viduali sierenden Um· funktio nie rung bedeutet dann di e Anwendung auf den lebenden N. N., d er scho n zu Lebzei ten in d en Genuß persö nlic her Gottes nähe ko mmen will . Diesen Schritt vollziehen d ie graeco-aegypti schen Ge bete und Weihezeremo nien. R. Merkelbach und M. T otti geht es um den allgemei nen ägyptischen Hintergrund . Der Ged anke d er unio li tu rgica kennzeichnet aber eine spezifische Traditi o n. Er bildet ni cht ei nfach da s G rundprin zip der ägypti sc hen Hymnik, so ndern find et sich vo rzugswe ise do rt, wo es um exklu siv e T exte geht, Texte,
~
R.
M P. RKELBAOI / M .
T OTII, Abrasax 3, 52.
OOO~ 1 333
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Siebentes Kapitel
die all em Anschein nac h nur dem E ingewei hten zugänglic h wa re n, " die nic ht ge kannt werden von irge ndweJchen Me nsc hen außer vom E rlesen en", wie es im Amduat heißt. Es han delt sic h geradezu um das Lei tm o ti v eine r kultische n Traditi o n, di e ic h aufgrund ihre r offenkundigen Ex klusivität d ie " Myste rien" des So nne nkultes ge nannt habe Y Z wi schen dem Anspruch eines Textes, di e "gehe im e Rede" de r götterweltliche n Adoranten wiede rzuge ben , und sein e r eigene n Geheimhci t besteht ein o ffenkundige r Z usammenh ang. D ieser Anspruc h und di ese Geheimheit sind kein eswegs typi sch für die ägyptische Hymnik im allgem ei ne n . D iese is t im Gegenteil viel e her gekennze ichne t durc h ei n geradezu propagandj sti sc hes Pathos der Verkündigung, geboren aus d em Wunsch , werbend für den Gott einzu treten : " Irh will die Liebe ZN dir I-'trbrtilen dllf'(h die L,indt r"· 8, "ich will dit GiHfer hiirtn lassen lind die M enuhen wissen lassen von dtiner Schiinhtil. •" 9 D as G rundmo tiv der ägyp ti sc hen H ymnik ist ehe r exo terisch . D er Geda nke der "Ein sti mmung in den himmli schen Lobgesang", wie ihn R. Merkelbac h und M. T o tti unter Berufung auf das 1. Kapitel von Re lind ARllln und di e d o rt zusammengetragenen Stellen herauss tellen , ke nn zeichnet vielmeh r ei ne klar abgrenz bare , beso nde re T raditio n: die liturgische Preisung des Sonn e ngo ttes in de n So nnen heiligtümern . Mü diese m und nur diesem Z weig der ägyptischen So nn en hymnik verbind et sich eine ausge prägt m agi sche, theu rgische Inte ntio n: die Vo rstellung, mit d er Rezitation zur Inganghaltung der Weh und zum Geli ngen des kos mische n Drama s beizutra ge n.
4. Der Lobpreis der acht Urgötter Das Prinzip de r unio liturgica, de r Überei nstimmung kultische n und götte rwel tli ch en Lobpreises, find et sich jedoch auch außerhalb der Son nenlüurgie im engeren Si nne : in d er kultische n Preisung des ve rbo rgenen Allgon s d er "Thebanischen Th eoJogie".so Auch don ist es mit Motive n und Übe rliefe rungs fo rmen ve rbund en, die in d en Be reich de s Ge hei mni sses und de s Esotet ischen weise n. Ich denke hi et be sonders an di e beid en .. Urgö tte rl ieder" im Tempel von Hibis. Diese n T empel ließ de r Perserkö nig D ariu s I. in der Oase e1- Khargeh für Amun e rrichten und in ei ne r für die damalige Ze it ungewöhnlic hen, scho n auf die g riechisch -rö mische Tempeldeko ratio n vorau swei senden Fülle beschriften . Unte r d en vielen T ex ten befindet sic h auch eine G ruppe theolo gisch höc hst an spruch svo ll er Hymnen auf Amun-Re als Schöpfer- und Wehgott . Zwei d iese r H ymne n sind sc hon siebenhunde rt J ah re früher in Auszügen in eine m magi schen Papyru s bezeugt, gehen also auf da s Neue Reich , vermu t-
J. ASSMANN, Re und
Amun , Kap. I. . , D el.S., a. a. 0. , 184 mit Anm. 133 . • 9 Ebd. , mit Anm . 134. so Z u diesem Gott und seiner Theologie vgl. DEIls., a. a. 0 ., Kap. 5. .7
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Unio liturgica
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lieh da s 13. Jahrhundert v. e hr. zurück. Die se beiden Hymnen geben sich als Loblieder, mit denen di e acht Urgötter den Ur-, Schö pfer- und Weltgo u Amun bei seinem erSten Ersc heinen in ihrer M.itte gepriesen haben . Der eine trägt d en Titel .. Der große geheime H ymnus auf Amun-Re, den d ie Acht Urgötter gesprochen haben" und beginnt: Sei gegrü ßt, du Einer, der sich zu Millio nen machte, der sich in Raum und Zeit ausdehnt o hne Grenzen, gerüstete Macht, die von selbst entstand , Uräusschlange mh gewal tiger Flamme, der Zauberreiche mit geheimer Gestalt, de r geheime Ba dem E hrfurcht erwiesen wird151
D er andere hat eine wesentlich längere Übersc hrift: Was die großen Acht der ersten Urzei t sprach en, als sie den G ott in ihrer Mitte verehrten, der zu Re geworden war, (der GOttl, der durch sich selbst entstand - se ine Knochen wa ren aus Silber, sei ne Haut aus Gold, seine Haa re aus echtem Lapislazuli, seine Zähne aus Tiirkis - ..... . indem sie ihn priesen bis zur Hö he des Himmels, ihn anbeteten, der seine Kinder gebar, die er heraufgeführt hatte aus dem Verbo rgene n, ind em sie für ih n mus izierten auf ihren Harfen, ihm Lobgesänge anstim mten für sei nen Ka : " Laßt uns ihm H ymnen singen als un serem Herrn1" .... Sie erkannt'e n Sei ne Majes tät als ihren Herrn , so wie er sich in allen diesen Werken ausgezeichnet haue . Sein Name war, von den Bergen bis zum Meer: .,A mun, der bleibt in allen Dinge n". diese r erlauchte GOtt . der die Erde erschuf nach seinem Plan . Tatenen , der vor den Göttern ausgezeichnete . der G reis, der sich ve rjü ngt und die Zeit d urchläuft, mit verbo rgene n Gesich tern , scharfen A ugen und ausgedehnter Ges talt : sein Lei b ist der Wind, der Himmel ruht auf se inem Haupt . das Urwasse r trägt sein Gehei mnis ... 52
D iese r H ymnus weist nicht nur zurück ins 13. J ahrhundert, wo er als Zaubertext Verwendung fand , so ndern auch voraus auf den Weltgott, den All-Einen " Peri-echo n" der griechi sch -ägypti schen Zaube rpapyri , in denen sich fas t identische Prädikatio nen finden , und auf das Corpu s Herm eticum, in d em es eben -
51
S2
Papyrus Mag. Harris IV, I-2 = Hibis 32, 1; J. A SSMA NN . AHG. Nr. 129, 1-6. Papyru s Mag. Harris IV, 8-V I.4 = Hibi s 33, D EIls., AHG, N r. 130.
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Siebentes K2pitd
fall s ein Urgötterlied , einen H ymnu s der e rSt e n Ach th eir gibt. 53 Da s Prinzip der unio liturgica iS I hier and ers zu deuten. Hier geht es nkht um kulti sche Mitwirkung im Drama der kos mi sc he n Weltingang haltung. Es ge ht nicht darum, mit dem H ymnus in eine de r Ko nstellati o ne n e in zu treten, die an diesem Drama beteiligt si nd . Man wird nic ht zu e ine m der acht U rgä tter, we nn man diese n H ymnus kennt und si ng t. Hi er soll vielmehr der T ex t se lbst als ei n besonders authenti scher H ymnus au sgeze ichnet werden. Ein H ymnu s, den die acht U rgö tter, die Ve rkö rperunge n der Präexi stenz, angesti mmt haben , gehö rt selb st der Präexi stenz an. Hie r swßcn wir auf das Prin zip der göttli ch en Ve rfa sserschaft, der den H ymnus als wa hren , ech ten, wohlgefallige n und wirkungsvoUen T ex t auswei st, wie es zum theurgischen Gebet gehö rt. J eu t is t es ni cht die Rede der jenseitigen Wesen, der gö tterweltlichen Kon s t e llati ons- ~{jt glieder, die "ge heim " ge nannt wird, sondern der H ymnus selbst ist ge hei m, die kulti sche Liturgie. Damit sind wir schon bei den graeco-aegypti sche n Z auberpapyri und bei dem the urgische n Gebet d es Jambli c h, mit dem e ine n Unte rsc hied , daß diese "großen, ge hei me n H ymne n" noch zum offiziellen Kult der ägypti schen Staatsreligion gehö re n, währe nd sie im spätantiken Ägypte n das Sc hri fttum von Glaubensgemeinsc haften im Rahme n ei nes religiöse n PluraJj smu s bilden . Ich ko mm e zum Sc hluß und fas se zusamme n. D as Motiv d er unio liturgica findet s ich in Agypte n im Ko nte xt eine r Ü berliefe rung, die man im fo lgenden Si nne als "esoterisc h" beze ichne n kann: sie ist geheim , das heißt stre nge n Z ugän gli chkeitsbesch ränkungen unterwo r fen, und sie ist Gege nstand ei ner Einweihung. Der Si tz im Leben dieser Überlieferung ist der Son ne nkult, de r als eine magische Ve ranstaltung z um Zwecke de r Ingang haltu ng de r Wel t gedeute t we rd en muß. Im D ie nste die se r kul tisc he n Aufgabe übernimmt d er Pri ester Götte rro llen und rezi tiert G ö tterrede. Daz u befähig t ihn sei ne Kennlnis der Schriften , in di e er als Pries te r ei ngeweiht wird. s4 Die Götte rrede de r heiligen T ex te ge hö rt zu de n Kultge heimni ssen, die nic ht e nthüllt werden dü rfen, wen n ande rs die Welt nic ht in ihrem Fortbestand gefa hrdet und de m C haos Tür u nd T o r geöffnet werden soll. Insofern is t sie geheim und ist der Sonn enkult ei n Mys terium . Solange es sic h hi er jed och um den o ffiziellen ägypti sc hen Kult handelt, dürfen wi r weder vo n Esoterik noch ga r von Mystik sprechen . Mit Esoterik haben wi r es e rSt zu tun , we nn diese Texte au s ih rem kulti sc hen Rahme n herausge lös t werde n und z ur " Literatu r" eine r G ruppe von Ei ngewe ihten we rden , d ie nicht mehr al s bevollm ächtigte Prie ste r im Auftrag der Gese llschaft, sond ern als Individue n in eigener Sache
Sl Der Hymnus de r Acht (Ogdoas): e H XIII , 17- 20 cf. XIII.3 und 1.26; N.H.C. VI , 6.58-22-60, 1; C. H. XIII , 21. 54 Man muß hie r zwei Dinge umerscheiden: 1. den Akt der Pries terwei he als Initia tion ins Priesteram t und 2. die Kenntni s der heiligen Überliefe rungen, die :lls Eingeweihuein in Streng ge hü teu~ Gehei mnisse dargesleIh wird . Ich spreche hier nur von dem zwei ten Komplex.
Unio litu rgica
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nach Go ttesnähe streb en. Die Eso terik der T ex te ko rrespondiert dann der Ab grenzung d er Gruppe aus dem Ganzen der Gese ll schaft. Dieser Schritt wird im Rahm en d er altägyptischen Religio n ve rmu tlich noch nicht vollzoge n, sondern krnnzeichnet erst die graeco-ägypti sche Phase. Erst jetzt bilden sich Gruppen, die das h eilig-magi sc he Wi sse n nicht im Auftrag der Gesellschaft, sondern in Abgrenzung von ihr, unter Umständen gerad ez u gegen sie, verwalten . Damit gtwi nnt Geheimhaltung ei nen ganz anderen Sinn .
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Achtes Kapitel
Ägyptische Geheimnisse: Arcanum und Mysterium in der ägyptischen Religion 1. Das Arcanum des Leichnams: Kultgeheimnisse und Weltgeheimnisse In der ägyptischen Religion spi elt der Begriff de s Geheimen eine zentrale Rolle. Im H inblick auf di e vo n Aleid a Assmann entworfene T ypologie vo n Offe nbarungs- und Geheimnisreljgionen kann man sie ge radezu als den Idealtypus eine r Ge heimnisreligion einstu fen. I Zwar kennt auch diese Religion eine öffe ntlich e Seite. Bei den großen Götterfesten ö ffnen sic h die Tempeltore, der Gott zieht aus, und die Gre nzen um da s Heilige werde n fü r die Dauer des Festes we nn nich t geradezu aufge hoben, so doch dra sti sch verschobe n. \'(fenn irgendeine, dann war die altägyptisc hc Religio n eine "v isible religion", die im Raum d es Sichtbaren auf höc hst spek takuläre Weise in Ersc heinung trat. Aber auch di ese gan zen Formen d er Sic htbarkei t heben de n Ge heimni scharakter d es Hei ligen nicht auf, sondern im Gegentei l hervo r, sie si nd eine Inszenie rung von Geheimnis. Nic ht nu r verweisen sie al s Ausnahmezustand dialekti sc h auf den Normalzustand, in dem di e Tempel gesc hl ossen si nd und da s Ritual sich im Verborge nen vollz ieh t. Me hr noc h: auc h di e ö ffentlich sten Götterfeste ent· halten immer auch Ri ten, die im geheim en voll zoge n werden , und diese Riten sind das Entscheid end e, hie r ereignet sich das Heil , das dann von der Me nge bejubelt und gefeiert wird. Das Hei lige ersc hein t im Fest und veralltäglicht sic h als Geheim nis. Das Geheimni s ist die Form, in der das Heilige sich auch unter d en Bedingungen des Alltags als solch es erh alte n kann. Di e Begriffe d es " Heiligen" und des "Geheimen" sind daher im Ägyptischen geradezu synonym: heilig ist das Abgesonderte, Unzugä ngliche, H ermeti sche . Ich möch te im Folgende n in aUer Kürze di esen kultischen Begriff des Geh ei mnisses skizzieren, um ih m dann ei nen anderen gege nü berzustell en, der sich in Ägypten erst spät entwickelt, und zwar im Zusa mmenhang ei ner Theologie der All-E in he it. Wi r haben es also in de r ägyptisc hen Religio nsgeschic hte mit einem Strukturwandel d es Gehei mnisses zu tun. D er Begriff des Herm eti schen bewah rt auch in unserem Sprachgebrauch noch ei ne Spur dieses ägyptisc hen Begriffs d es heiligen Geheimnisses, denn er 1 A. A SS MAN N.
Gesetz lind Schltier.
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Ach tes Kapitel
leü et sich n ich t vo n dem griec hischen, sonde rn von d em ägyp ti sc hen Hermes her, dem H ermes Trismegistos , d em Gott der Sch rift und damit de r heilige n Sc hri ften der Ägyp ter. 2 In d er altägyp tischen Schri ftkultur spiel en Arcani sierung und Gehei mhaltu ng, die E rrichtung von Sc hu tzzonen um das Wisse n, vo n An fa ng an eine zentrale Ro lle. E s gi bt ei ne Fülle vo n Texten, die überhaupt nur in hermetisc h abgeschlos senen Au fzeic hnungsfo rmen auf uns ge komm en sind, auf Sä rgen , T ote nbüchern , auf den Wä nd en vo n G rab ka mmern . Da s ergibt sich aus den fun ktio nalen Rahmenbedingunge n, di e mit der ägypti sc hen, stark magisc h geprägten Vo rstellu ng des H eiligen zusa mm enhänge n. Man kann d ie da s Heilige umgebende Aura des Ge heimnj sses nur mit de r N uklearphysik vergleic hen, und der G rund ist auch be idemale d erse lbe. D ie Ägypter ginge n nämlich davo n aus, daß heilige Texte ungeheure Auswirkungen kosmi schen Ausmaßes aus lösen könnten und ihre Pro fanation bzw. ihr Mi ßbrauch dementsprechende Katastro phen zur Fo lge habe n müßte. In ei nem T ex t aus dem Mi ttleren Reich, den "Mah nwo rten des I pu-Wer", wi rd folge nd e K1 age anges timmt: Wahrlic h, das heilige Archiv: herausgeno mmen sind seine Sch riften ! Enth üllt ist der Platz der Geheimnisse des Heiligtums. Wahrlich, die magischen Schri ften sind enthüllt, fmw- und sbnw-Sprüche sind gefahrlie h gemac ht dll.durc h, dll.ß sie von jedermll.nn gekann t we rden.3 Seht, das Geheime des Landes, dessen G renze unbekannt ist: War das Innere enth üllt, verfi el es in ei nem Moment. [... J Seht, hera usge no mmen is t die Q rpl-Schl ange aus ih rer Hö hle, enth üllt sind die Ge heimnisse der Kö nige von Ober- und Unterägypten .4
So wird bei Ritualtex tcn auch äuße rste Geheim hal tung eingeschärft: D u sollst dies vo ll ziehen, ohne irgende inen Mensc hen zuschauen zu la ssen, auße r deinem wi rklic hen Vertrauten und einem Vorlesepriesler. Laß kein anderes Gesicht zuschauen und keinen Diener von außen hereinkommen.
I·.. I Diese Schrift is t wirklic h gehdm. Pro fane sollen nich t zuschauen an keinem O rt und zu kei ner Ze it.5 Heilig sei die Stätte in höc hstem Maße, nicht gesehen, nicht gehört von irgend jemand außer einem oberste n Vorlese- und einem Sem-Priesrer. 6 2 Vgl. Kap. 9,207 H. 3 Adm 6,5-6,7 ed. A. H. G ARDINER, Admonitions. 4 Adm 7,4-7,6 ed. A. H. G ARDINER, a. a. O . Die heiden Stellen werden ausfüh rlic h behandelt in L. MORENZ, Schriftli chkeits kuh ur, desse n Interpretatio n ich mich anschließe. 5 T otenhuch Kap. 148 (N u) LL 19 f. 6 Lamentations V, 13 ed . R. O. FAULKNER, lsis and Nephthys, Tf. I V.
Arcanum und Mys terium
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In d en Kryp ten des H atho r-T empels in D endara ist davo n d ie Red e, d aß beso nders Ausländer hi er keinen Zutritt haben: D e r ve rstec kte O rt der Mäch tige n im Sistren haus für den Fall daß die Z erstö rer in Ägypte n ei nd ringe n. Die Asia te n (rf3",w) tre te n do n nicht ei n, die Bed uinen (rh",) beschäd igen ihn nicht , die Pro fa ne n gehe n do n nicht herum. Wer immer eine n Zau be r (?) dagegen rezi de n , d ie Milch der Sachm et se i in seinem Le ib .7 De r O rt, dessen G eheim nis verbo rgen ist, für den Fall, daß d ie Asia ten in d ie Festu ng eindringen. D ie Phö nike r nähern sich ihm nic ht, d ie Ägäer (bJ",-nb",J) trete n nicht ein , d ie Sand läu fer gehen do n nicht herum . Ein Z auberer voll zieht do n nich t sei ne Ri ten. Seine T o re ö ffn e n sich keinem Un befugte n.8
Ein Ritualb uch de r Sp ätzeit mü dem Titel "d as Ende der Arbeit" wi rd fo lge ndermaßen charak teri siert: An di ese m Tage (I Ache t 20) führt ma n das Buch " Ende de r Arbeit" d urc h. D as ist ein geheim es Buch, das d ie Z auber scheite rn läß t, das d ie Be schwörungsfo rmeln knüpft, d ie Beschwö rungs fo rmeln fes thält, und das ga nze Universum in Schach hält . Es enthält Leben und T od . Mach es nicht bekannt, denn wer es bekannt mac ht, sti rbt eines plö tzlic he n T odes und wird auf de r Ste lle ermordeL H alte dich vo n ihm entfe rnt, denn es enthält Leben und Tod. Es ist (allein) der Schreibe r der Verwaltung des Le ben shauses, der es es rezitie rt.S., PrrhiJloriu oJ UttralNre J. BAINES., PrrhilJoriu oJ Ultralltrr: Ptiforma,Ut, Fi(/iDII, M.JIh, in: G . MOl>RS (H g.), Definitely: Egyptian Literature, Li ngua Aegyptia : Sludia Mo nographica 2, G öttingen
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