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German Pages 261 Year 2005
Kerstin Wagner Griindungsausbildung in Netzwerken
WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT
Kerstin Wagner
Griindungsausbildung in Netzwerken Eine komparative Analyse in deutschen Hochschulregionen
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jiirgen Schmude
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber abrufbar.
Dissertation Universitat Regensburg, 2005
I.Auflage Januar2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ute Wrasmann /Anita Wilke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auISerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und dahervon jedermann benutztwerden diirften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheSlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 3-8350-0188-4
Geleitwort An neu gegrundete Untemehmen werden hohe Erwartungen gestellt: Sie sollen den wirtschaftlichen Strukturwandel unterstiitzen, einen Beitrag zur Losung der Arbeitsmarktprobleme leisten und den in Deutschland nach wie vor zu schwach ausgepragten entrepreneurial spirit verbreiten. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben Untemehmensneugriindungen in den vergangenen Jahren zunehmend das Interesse der Wirtschaftspolitik gewonnen. Dies findet seinen Ausdruck u.a. darin, dass UntemehmensgrUndungen in vielfaltiger Weise gefordert werden. Auch die Wissenschaft hat sich verstarkt der neu gegrundeten Untemehmen angenommen, was in der Folge zur Herausbildung eines als Entrepreneurship Research bezeichneten Forschungsfeldes gefiihrt hat. Dieses ist sehr stark interdisziphnar ausgerichtet, und es werden sowohl volks- und betriebswirtschaftliche als auch juristische, psychologische, regionalwissenschaftliche oder soziologische Probleme und Fragestellungen bearbeitet. Neben dem Entrepreneurship Research hat sich seit einigen Jahren mit der Entrepreneurship Education ein akademisches Ausbildungsfeld herauskristallisiert, das sich der Ausbildung von Untemehmem widmet. Allerdings hat sich bis heute kein „allgemeingultiges" Curriculum der Grtindungsausbildung herausgebildet. Uber die Effekte der Entrepreneurship Education fur das Griindungsgeschehen liegen bisher nur wenige Befunde vor. An dieser Stelle setzt die vorUegende Arbeit an und beschaftigt sich insbesondere mit • der Angebotsseite von Grtindungsausbildung an Hochschulen unter besonderer Berucksichtigung der Netzwerkverbindungen, der Zielgruppenansprache sowie der inhaltlichen und methodischen Umsetzung von Lehrveranstaltungen; • den Unterstiitzungsnetzwerken im regionalen Umfeld der Hochschulen, deren regionalen Entwicklungspfaden sowie den daraus resultierenden Starken und Schwachen; • der Nachfrageseite, den Studierenden, und deren Griindungsneigung, Wahrnehmung und Praferenzen hinsichthch griindungsspezifischer MaBnahmen an Hochschulen.
yi
Geleitwort
Durch die sowohl angebotsseitig als auch nachfrageseitig angelegte Untersuchung bietet die Arbeit in der Konsequenz konkrete Handlungsempfehlungen iiber den wissenschaftlichen Erkenntniswert hinaus fiir die praktische Griindungsausbildung. Nicht zuletzt aus diesem Grund gelingt es der Autorin, eine wissenschaftlich anspruchsvolle und innovative Analyse an der „Nahtstelle" von Entrepreneurship Education und Entrepreneurship Research zur Weiterentwicklung der akademischen Griindungsausbildung vorzulegen.
Prof. Dr. Jiirgen Schmude
Vorwort Sind Studierende der Biologic in Wurzburg grundungsfreudiger als Studierende der Betriebswirtschaftslehre in Jena? Denken und handeln Griindungsausbilder in Netzwerken? Wie groB mtissen bzw. diirfen Unterstiitzungsnetzwerke sein? Kann man Untemehmer sein lernen? Dieser Fragenausschnitt deutet bereits die Vielfalt und den Umfang des behandelten Forschungsgebietes an, das sich unter der Uberschrift „Grundungsausbildung" zusammenfassen lasst. Die in dieser Arbeit untersuchten Komponenten beschaftigen sich zum einen mit Fragestellungen wie der Griindungsneigung von Studierenden sowie den Gemeinsamkeiten, aber auch den Unterschieden zwischen Studierenden verschiedener Facher in Ost und West. Zum anderen zielen die Uberlegungen auf die Existenz und den (manchmal fraglichen) Nutzen von Unterstiitzungsnetzwerken ab und ob diese in oder ohne regionales Umfeld sowie in breiter Struktur oder nur auf kommunaler Ebene etabliert werden sollten. Fur diese Vielfalt an Fragestellungen auf mehreren Ebenen sind verschiedene Betrachtungs- bzw. Herangehensweisen notwendig. Obwohl in regionalwissenschaftlichen und neuen wirtschaftsgeographischen Ansatzen verankert, werden in der Arbeit gleichzeitig Theorien aus der Soziologie, der Psychologie sowie der (Griindungs-) Didaktik aufgegriffen. Diese Verkntipfung erhGht zweifelsohne den Erkenntnisgewinn, entspricht aber auch nicht immer den auf einer Betrachtungsebene gesetzten Erwartungen. So wurde in der vorliegenden Untersuchung beispielsweise deutlich, dass eine Vielzahl an grUndungsspezifischen FordermaBnahmen in Hochschukegionen auch schlichtweg keine Effekte auf untemehmerische Aktivitat von Studierenden haben konnen. In diesem Fall sind Grundungsmotivation und -neigung vielmehr in den individuellen Interessen und der Personlichkeit der Studierenden zu suchen, welche u.a. auch in der jeweiligen Facherwahl zum Ausdruck kommen. Auch bei der Bearbeitung des Projekts innerhalb des DFG-Schwerpunktprogramms „Interdisziplinare Griindungsforschung", aus welchem vorliegende Dissertation entstanden ist, erganzten sich unterschiedliche Fahigkeiten und Blickweisen. Fur die enge Zusammenarbeit mit der Betriebswirtschaftslehre mochte ich diesbeziiglich Dr. Frank Bau danken.
Vffl
Vorwort
Ich mochte mich ausdriicklich bei meinem akademischen Lehrer, Prof. Dr. Jurgen Schmude, bedanken, der das Dissertationsprojekt uberhaupt erst ermoglichte und mit seiner Betreuung die Arbeit stets gefordert und untersttitzt sowie zugleich die notwendigen FreirSume bei der Bearbeitung gewahrt hat. Mein herzlicher Dank geht an Prof. Dr. Kurt Klein, der das Zweitgutachten der Arbeit tibemommen hat und mich in den letzten Jahren stets mit ermuntemden Worten und Gesten begleitete. Als „interdiszipiinarem" Gutachter mochte ich Prof. Dr. Michael DowUng danken, der die facherubergreifende Arbeit aus Sicht der Betriebswirtschaftslehre bewertet hat. Ein groBer Dank gilt den zahkeichen interviewten Experten in Thiiringen, Regensburg und WUrzburg, die im Anhang dieser Arbeit genannt werden. Ohne ihre Auskunftsbereitschaft und ohne ihr Sachwissen ware es nicht moglich gewesen, Antworten auf viele Fragestellungen in dieser Arbeit zu fmden. Meinen studentischen Hilfskraften Barbara Schuller, Stefan Heumann und Florian Fuchs mochte ich herzlich ftir ihre tatkraftige Unterstiitzung wahrend meiner Zeit am Lehrstuhl fiir Wirtschaftsgeographie danken. Zu besonderem Dank bin ich Bemd Saure und Michaela SchieBl verpflichtet. Bemd Saure hat das gesamte Manuskript mit groBem Engagement kritisch durchgesehen und wertvolle Anregungen gegeben; Michaela SchieBl hat die Arbeit mit groBter Genauigkeit und Sorgfalt auf Fehler Uberprtift. Nicht nur fiir wertvolle Diskussionen und Anregungen, sondem auch und besonders fiir die gute Stimmung danke ich meinen Kolleginnen und Kollegen am Lehrstuhl fur Wirtschaftsgeographie. Mein allergroBter Dank gilt meinen Eltem Ingrid und Wolfgang Wagner, die mir die umfassende Ausbildung uberhaupt ermoglichten und mir stets Zuversicht und Vertrauen in mich selbst vermittelten. Nicht zuletzt danke ich Philipp fiir sein Verstandnis und seine Unterstiitzung in den letzten drei Jahren.
Kerstin Wagner
Verzeichnisse Inhaltsverzeichnis
IX
Abbildungsverzeichnis
XIII
Tabellenverzeichnis
XV
Kartenverzeichnis
XV
Abkiirzungsverzeichnis 1
2
XVII
Zum Gegenstand der Untersuchung
1
1.1 Problemstellung und Motivation der Arbeit 1.2 Zielsetzungen der Arbeit 1.3 Einordnung in die geographische Forschung im Sinne der New Economic Geography 1.4 Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen
1 3
Gnindungsforschung: Definitorische Abgrenzungen und theoretische Ansatze 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.3.1 2.1.3.2 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.2.1 2.2.2.2 2.2.3 2.2.3.1 2.2.3.2 2.3 2.3.1 2.3.2
4 7
13
Definitorische Abgrenzungen und multidisziplinarer Bezugsrahmen.... 14 Definitionen von Entrepreneurship 14 Differenzierung nach Analyseebenen 17 Die Bedeutung von Untemehmensgrundungen 19 Die Bedeutung von GrUndungen aus der Hochschule 20 Die Bedeutung von GrUndungen auf die regionale Entwicklung 23 Theoretische Ansatze auf Individualebene 24 Okonomische Theorien 25 Personlichkeitsmerkmale von Grundem: Der Trait-Approach 27 Die funf wesentlichen Eigenschaften ("Big Five") 28 Einschrankende Betrachtungen der Theorie 30 Die Humankapitaltheorie 31 Ubertragung des Humankapitalansatzes auf die Griinderperson ...33 Anwendbarkeit der Humankapitaltheorie in der Griindungspraxis 34 Theoretische Ansatze zur Erklarung der Griindungsentscheidung 37 Ajzens theory ofplanned behavior 37 Shaperos Modell des untemehmerischen Ereignisses 40
X
Inhaltsverzeichnis
2.4 3
Zusammenschau der ausgewahlten theoretischen Ansatze..
Konzeptionelle Ansatze zur Griindungsausbildung
44 49
3.1 Entwicklung und Einordnung der Entrepreneurship Education 49 3.1.1 Griindungsausbildung in den USA und in Deutschland 50 3.1.1.1 Entwicklung der Entrepreneurship Education an US-amerikanischen Hochschulen 50 3.1.1.2 Entwicklung der Griindungsausbildung an deutschen Hochschulen 53 3.1.2 Einordnung und Legitimierung des Faches Entrepreneurship als wirtschaftswissenschaftlicheDisziplin 55 3.2 Inhalte, Methoden und Zielgruppen der Griindungsausbildung 57 3.2.1 Inhaltliche Gestaltungsformen 58 3.2.1.1 Die Unterscheidung zwischen Verfugungs- und Orientierungswissen... 59 3.2.1.2 Die Unterscheidung zwischen Each-, Methoden- und Sozialkompetenz 60 3.2.2 Methodische Uberlegungen zur Veranstaltungskonzeption 62 3.2.2.1 Didaktische Lemansatze zur Kursgestaltung 62 3.2.2.2 Theoriegeleitete Ansatze zur Kursgestaltung 64 3.2.2.3 Praxisorientierte Ansatze zur Kursgestaltung 65 3.2.2.4 Qualitat und Auswahl von Entrepreneurship-Lehrbiichem 66 3.2.3 Zielgruppenspezifische Differenzierung 69 3.3 Effekte durch Griindungsausbildung 73 3.3.1 Auswahl geeigneter Erfolgskriterien 75 3.3.2 Moglichkeiten zur Messung der Effekte 77 4
Status-Quo-Analyse der Griindungsprofessuren
81
4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.2.1 4.1.2.2 4.2 4.2.1 4.2.1.1 4.2.1.2 4.2.2
82 83 85 85 87 90 91 91 92 96
Einrichtung und Aufgaben von Griindungsprofessuren Anforderungen an die Qualifikation einer Griindungsprofessur Tatigkeitsfelder und Zielsetzungen einer Griindungsprofessur Das Tatigkeitsfeld Sensibilisierung Das Tatigkeitsfeld Beratung/Integration MaBnahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren Empirische Ergebnisse auf Ebene der Professuren Angebotenes Leistungsspektrum Netzwerke innerhalb und auBerhalb der Hochschule Empirische Ergebnisse auf Veranstaltungsebene
Inhaltsverzeichnis
5
6
4.2.2.1 Inhalte und Formen der Veranstaltung 4.2.2.2 Zielgruppen der Lehrveranstaltungen
98 101
Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation :
105
5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3
106 107 110 112 113 117 120 121 127 132
Hochschulen und Netzwerke Die Bedeutung von innovativen Netzwerken Die Bedeutung von hochschulorientierten Grundungsnetzwerken Staatliche Forderung von regionalen Grundungsnetzwerken MaBnahmen und Zielsetzungen von EXIST ErschlieBung der Zielgruppen in den EXIST-Regionen Netzwerkakti vitaten der ausge wahlten Hochschulregionen Netzwerkaktivitaten in Thiiringen Netzwerkaktivitaten in Regensburg Netzwerkaktivitaten in WUrzburg
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit 6.1 6.1.1 6.1.2 6.2 6.2.1 6.2.2 6.3 6.3.1 6.3.2
7
XI
139
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden 143 Image und Vorstellungen von Untemehmertum 143 RoUenvorbilder durch Untemehmensgriinder 150 Griindungsneigung der Studierenden 152 Griindungsneigung im regionalen Vergleich 153 Griindungsneigung nach Fachbereichen 158 Kenntnis von Ausbildungs- und Beratungsangeboten 164 Bekanntheitsgrad von Dozenten aus dem Bereich Entrepreneurship... 164 Bekanntheitsgrad von Initiativen im regionalen Umfeld 167
Griindungsspezifische Qualifizierung von Kursteilnehmern
169
7.1 7.1.1 7.1.2
171 172
7.1.3 7.1.4 7.2
Griindungsneigung und Motivation Motivation zum Besuch von Entrepreneurship-Veranstaltungen Vorstellungen von Untemehmertum bei Studierenden und Teilnehmern im Vergleich Griindungsneigung und Griindungsengagement der Teilnehmer Exkurs: Qualifiziemng von wissenschaftlichen Mitarbeitem Kursrelevante Bediirfnisse der Teilnehmer
174 177 180 182
XII
Inhaltsverzeichnis
7.2.1 7.2.2 7.2.3 8
Erwunschte Inhalte in Veranstaltungen Erwunschte Veranstaltungsform Kurspraferenzen anhand einer Conjoint-Analyse
182 185 187
Fazit und Ausblick
193
8.1 Ergebnisse der Einzelanalysen 8.2 Zusammenftihrung der Ergebnisse 8.3 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen
193 197 199
Literaturverzeichnis
203
Verzeichnis der Anlagen im Anhang
229
Abbildungsverzeichnis Abb. 2.1: Grundmodell von Ajzens theory of planned behavior
39
Abb. 2.2: Das Shapero-Kmeger-Modell
41
Abb. 2.3: Einfliisse auf Grundungsneigung und Grundungsentscheidung
45
Abb. 3.1: Verfugungs- und Orientierungswissen
59
Abb. 3.2: Idealtypischer Ablauf fiir die Entwicklung eines Kurses
72
Abb. 3.3: Kriterien zur Bewertung der Effekte von Grundungsausbildung
75
Abb. 4.1: Tatigkeitsbereiche einer Griindungsprofessur
89
Abb. 4.2: Netzwerke der Griindungsprofessoren im regionalen Umfeld
95
Abb. 4.3: Regionale Bedeutung der Einrichtungen
96
Abb. 4.4: Formen der Lehrveranstaltungen
98
Abb. 4.5: Inhaltliche Schwerpunkte der Veranstaltungen
99
Abb. 6.1: Berufliche Unabhangigkeit als Assoziation mit Untemehmertum der Regensburger Studierenden
147
Abb. 6.2: Arbeitsbelastung als Assoziation mit Untemehmertum der Wiirzburger Studierenden
148
Abb. 6.3: Finanzielles Risiko als Assoziation mit Untemehmertum der Jenaer Studierenden
149
Abb. 6.4: Griindungsorientiemng der Studierenden im regionalen Vergleich
153
Abb. 6.5: Selbstandigkeit als bemfliche Alternative
158
Abb. 6.6: Griindungsabsichten und Griinder nach Fachergmppen
161
Abb. 6.7: Bekanntheitsgrad von Professoren aus dem Bereich Entrepreneurship
165
Abb. 7.1: Motivation des Besuchs der Lehrveranstaltung
173
Abb. 7.2: Ausgewahlte Assoziationen mit Untemehmertum im Vergleich
175
Abb. 7.3: Anteile der potenziellen Griinder im Vergleich
177
Abb. 7.4: Erwiinschte Veranstaltungsform der Teilnehmer in Regensburg
186
Abb. 7.5: Erwiinschte Veranstaltungsform der Teilnehmer in Jena und Weimar
187
Tabellenverzeichnis Tab. 4.1: Anzahl der Kontakte zu Dozenten in der Griindungsausbildung
93
Tab. 4.2: Verortung des grundungsspezifischen Lehrangebots
97
Tab. 4.3: Angesprochene Zielgruppen nach Verortung des Angebots
102
Tab. 6.1: Untersuchungssample und Gesamtzahl der Studierenden der Standorte .... 140 Tab. 6.2: Altersstruktur der Befragten
141
Tab. 6.3: Regionale Herkunft der Befragten
141
Tab. 6.4: Facherverteilung der Befragten (auBer Weimar)
142
Tab. 6.5: Facherverteilung der Befragten in Weimar
143
Tab. 6.6: Vorstellungen Uber Unternehmertum
144
Tab. 6.7: Regionaler Vergleich der Vorstellungen Uber Unternehmerdasein
144
Tab. 6.8.: Absichtsquoten an untersuchten Standorten
154
Tab. 6.9: Selbstandigkeit als berufliche Alternative
160
Tab. 6.10: Absolute Anzahl an Griindern unter den Befragten
163
Tab. 6.11: Bekanntheitsgrad regionaler Anlaufstellen
167
Tab. 7.1: Untersuchungssample und Veranstaltungsformen
170
Tab. 7.2: Vorstellungen von Unternehmertum im Vergleich
176
Tab. 7.3: Griindungsabsichten und (werdende) Griindungen im Vergleich
178
Tab. 7.4: Absichtsquoten im Vergleich
180
Tab. 7.5: Erwunschte Inhalte in Veranstaltungen
182
Tab. 7.6: Segmentspezifische Teilnutzenwerte
190
Kartenverzeichnis Karte 5.1: Die EXIST-Regionen
115
Abkurzungsverzeichnis AG
Aktiengesellschaft
bifego
Betriebswirtschaftliches Institut fur empirische Griindungs- und Organisationsforschung
bizeps
Bergisch-Markische Initiative zur Forderung von Existenzgrundungen, Projekten und Strukturen
BMBF
Bundesministerium fiir Bildung und Forschung
BMWA
Bundesministerium fur Wirtschaft und Arbeit
DtA
Deutsche Ausgleichsbank
ET&P
Entrepreneurship Theory and Practice
EXIST
Existenzgrunder aus Hochschulen
EXIST-HighTEPP
High Technology Entrepreneurship Post Graduate Program
F&E
Forschung und Entwicklung
FGF
Forderkreis Grundungs-Forschung e.V.
FLUGGE
Bayerisches Forderprogranmi zum leichteren Ubergang in eine Grunderexistenz
FSUJena
Friedrich-Schiller-Universitat Jena
F.U.N.
Forderverein innovatives Untemehmertum Nordbayem
FUTUR
Forschungs- und Technologietransfer Universitat Regensburg
GEM
Global Entrepreneurship Monitor
GET UP
Generierung technologieorientierter Untemehmensgrundungen mit hohem Potenzial
GmbH GROW
Gesellschaft mit beschrankter Haftung Griindungsinitiative der Region Ostbayem zur Wachstumsforderung
HWK IGF IHK ISI
Handwerkskanmier InterdisziplinareGriindungsforschung Industrie- und Handelskammer Institut fiir Systemtechnik und Innovationsforschung
XVIII
Abkiirzungsverzeichnis
IT
Inforaiationstechnologie
JBV
Journal of Business Venturing
KEIM
Karlsruher Existenzgriindungs-Impuls
KfW
Kreditanstalt fur Wiederaufbau
KMU
Kleine und mittlere Untemehmen
OTTI
Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut
PUSH!
Partnemetz fur Untemehmensgriindungen aus Stuttgarter Hochschulen
REM
Regionaler Entrepreneurship Monitor
RSG
Rhon-Saale-Grunderzentrum
STIFT
Stiftung fur Technologic, Innovation und Forschung Thiiringen
TGZ
Technologie- und Grtinderzentrum
THEI
Thuringer Existenzgriinderinitiative
TU
Technische Universitat
1 Zum Gegenstand der Untersuchung Deutschland benotigt Innovations- und Strukturanpassungseffekte. In hoch industrialisierten Staaten ist das Wirtschaftswachstum nicht mehr nur noch von den Faktoren Arbeit und Kapital sowie von deren Verfugbarkeit, Akkumulation und Preis abhangig. Vielmehr wird technischer Fortschritt durch neues Wissen und die standige Generierung von Innovationen gewahrleistet. Deshalb sind fur die wirtschaftliche Entwicklung, die Schaffung neuer Arbeitsplatze und die Sicherung der Wettbewerbsfahigkeit Innovationen im Sinne von neuen Produkten, Verfahren und Organisationen notwendig. 1.1 Problemstellung und Motivation der Arbeit Innovationen gelten als Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb der Regionen. Unverzichtbare Bestandteile in diesen Regionen sind neben innovativen Untemehmen die Hochschulen, die sich gerade in jiingster Zeit hinsichtlich ihrer Innovationsfahigkeit und -verwertung standig neuen Herausforderungen stellen mtissen. Hochschulen gehen als Initiatoren von Innovations- und Diffusionsprozessen, sind Wissensgeneratoren und Kompetenzreservoir auf vielen Gebieten und lassen zahlreiche innovative Ideen entstehen. Um sich den standig wandelnden Anforderungen von Innovationsprozessen anzupassen, miissen jedoch neue Lemkulturen geschaffen werden, anhand derer das gelernte aktuelle Wissen schnell in innovative Produkte und Dienstleistungen uberfUhrt werden kann. HierfUr sind Rahmenbedingungen erforderlich, mit denen die Vermittlung von Kompetenzen ftir potenzielle Innovatoren entwickelt werden kann, um die Generierung und Anwendung von Innovationen zu fordern. Daher werden neue Lernwege benotigt, die nicht nur auf die klassische Wissensvermittlung, sondern auf die Probleme des Struktur- und wirtschaftlichen Wandels abzielen. Dies erfordert den Umgang und die intensive Auseinandersetzung der Hochschulen mit der Verwertung und Umsetzung von neuen Technologien und Entwicklungen. Eine Form der Wissensubertragung stellt dabei der Weg der Unternehmensgriindung dar. Durch den Transfer von Wissen und Technologien bringen Hochschulen als Inkubatoreinrichtung vorrangig wissensbasierte und technologieorientierte Griindun-
Zum Geeenstand der Untersuchung
gen hervor und stehen dabei im Fokus innovationsfordemder Technologiepolitik. Auf die sich standig verandemden Anforderungen des Wissens- und Technologietransfers miissen Hochschulen dementsprechend zu reagieren wissen. Hierzu gehort die Mobilisierung des Griindungsgedankens an Hochschulen, um die Forderung von untemehmerisch denkenden und handelnden Personen zu gewahrleisten und wirtschaftliche Entwicklung zu sichem. Denn Hochschulen befinden sich derzeit hinsichtiich ihrer Innovationsfahigkeit und -verwertung in einem noch andauemden Entwicklungsprozess. Dies wird insbesondere dadurch deutiich, dass unter dem wissenschaftlichen Personal immer noch eine relativ geringe Bereitschaft vorhanden ist, ein eigenes Untemehmen zu griinden. Deutliche Praferenzen fiir eine berufliche Selbstandigkeit und eine Umsetzung des erworbenen Wissens nach der Promotion bzw. der Habilitation weist nur eine geringe Anzahl an Wissenschaftlem auf (vgl. Isfan/Moog/Backes-Gellner 2005: 358). Auch erst seit einem sich wandelnden Berufsbild, begrundet in einem Uberhang auf dem Arbeitsmarkt fur Naturwissenschaftler und Ingenieure seit den 1990er Jahren, gewinnt in jiingster Zeit die Technologieverwertung in technologiebasierte Untemehmensgriindungen innerhalb dieser Facher inmier mehr an Bedeutung. Doch trotz einer noch jungen Entwicklung und sich langsam wandelnden Strukturen konmit den Hochschulen in ihren Ausbildungsfunktionen und der Funktion des Wissenstransfers eine wesentliche Bedeutung zu. Durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen sollen Grundungsaktivitaten bei Studierenden mobilisiert werden. Die Realisierung einer Griindung hangt dabei von den vorhandenen Griindungschancen, dem Zusammenwirken der verschiedenen Rahmenbedingungen, und den Griindungspotenzialen, der Fahigkeit, bestehende Grlindungschancen zu nutzen, ab (vgl. Stemberg/Bergmann/Luckgen 2004: 50). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Aufgaben den Akteuren grundungsfordemder MaBnahmen zukommen, um nachhaltig und langfristig Grundungspotenziale bei Studierenden und auch bei Angestellten der Hochschule zu aktivieren und potenzielle Nachfrager innerhalb eines regionalen Unterstutzungsnetzwerkes in der Hochschulregion an relevante Stellen und Einrichtungen zu vermitteln. Von Bedeutung ist hierbei insbesondere, ob das bereitgestellte Angebot von der Nachfrageseite auch tatsachlich wahr- und angenommen wird. Eine Gegen-
Zielsetzungen der Arbeit
uberstellung der Angebots- und Nachfrageseite in der Arbeit soil dazu dienen, Diskrepanzen aufzudecken sowie regionalspezifische Besonderheiten hervorzuheben. 1.2 Zielsetzungen der Arbeit Aus diesem Bedarf resultieren fiir die vorliegende Arbeit verschiedene Forschungsziele. Die Schwerpunktsetzung der Untersuchung liegt auf den griindungsspezifischen Strukturen, Netzwerken und Potenzialen in Hochschulregionen, die sowohl anhand der Angebots- als auch der Nachfrageseite analysiert werden. Die Forschungsanlage, die fiir die Angebotsseite formuliert wird, unterteilt sich dabei in zwei Untersuchungsbereiche. Der eine Bereich bezieht samtliche an deutschen Hochschulen aktive Griindungsprofessoren^ mit ein, der zweite Bereich umfasst die Strukturen der Unterstiitzungsnetzwerke in drei deutschen Hochschulregionen. In Hinblick auf die bundesweit verorteten Griindungsprofessuren sind folgende Inhalte Gegenstand der Untersuchung: • Identifizierung der Netzwerkverbindungen von Grundungsprofessoren hochschulintem und im regionalen Umfeld sowie die Bewertung der Kontakte nach Qualitat, Quantitat und Relevanz; • Formen der Zielgruppenansprache durch die griindungsspezifischen Lehrveranstaltungen der Griindungsprofessuren sowie Differenzierung der Gruppen nach vorgelegten Kriterien; • Inhaltliche Schwerpunktsetzungen und methodische Umsetzung der Veranstaltungen unter besonderer BerUcksichtigung der Verortung des Angebots an Universitaten und Fachhochschulen. Fiir die angebotsseitige Analyse der Strukturen der Unterstiitzungs- bzw. Griindungsnetzwerke in drei ausgewahlten Hochschulregionen ergeben sich folgende Zielsetzungen: • Identifizierung regionaler Entwicklungspfade und spezifischer Organisationsstrukturen der Unterstiitzungsnetzwerke sowie Bewertung des Netzwerks nach quantitativem und qualitativem Umfang;
' An dieser Stelle sowie im weiteren Verlauf der Arbeit werden unter die Bezeichnung des , J*rofessors" oder des „Grunders" (o.a. Bezeichnungen) stets weibliche und mannliche Personen gefasst.
Zum Gegenstand der Untersuchung
• Identifizierung personen-, prozess-, organisations- und vemetzungsbezogener Starken und Schwaehen der Netzwerkstrukturen; • Formen der Zielgruppenansprache und Zielsetzungen der Aktivitaten der Netzwerkakteure. Der Angebotsseite werden die Bediirfnisse und die Einstellungen der Nachfrageseite in denselben Hochschulregionen anhand unterschiedlicher Methoden gegeniibergestellt. Ein ganzheitliches Bild der Nachfragenden wird hierbei durch einen zweistufigen Prozess erstellt. Dies umfasst sowohl die Studierenden an den jeweiligen Hochschulen uber alle Facher als auch im Speziellen die Teilnehmer von Kursen der Griindungsausbildung^. Fiir beide Gruppen leiten folgende Zielsetzungen die Untersuchung: • Erfassung der Vorstellungen zu Untemehmertum sowie des Einflusses von Rollenvorbildem aus dem personlichen Umfeld; • Analyse der Grtindungsneigung und des Griindungsengagements von Studierenden und Kursteilnehmem sowie des Grades der Beeinflussung durch die Studienfachwahl; • Erfassung der Motive fur den Besuch der griindungsspezifischen Veranstaltungen sowie der Ermittlung kursspezifischer inhaltlicher und methodischer Praferenzen der Teilnehmer; • Untersuchung des Einflusses regionalspezifischer Charakteristika auf die Grtindungsneigung, das Griindungsengagement und die Praferenzen der Studierenden. Die daraus entwickelten Erkenntnisse zu der Angebots- und Nachfrageseite werden schlieBlich zu einer ganzheitlichen Perspektive zusammengefUhrt, um daraus Handlungsoptionen sowie Empfehlungen fiir Hochschuldozenten, Netzwerkakteure sowie politische Entscheidungstrager abzuleiten. 1.3 Einordnung in die geographische Forschung im Sinne der New Economic Geography Ein in wirtschaftsgeographischen Untersuchungen haufig nachgewiesenes Phanomen ist der Befund, dass Griinder in derselben Region griinden, in der sie wohnhaft sind Oder sich ihre vormalige Arbeitsstatte befindet. Damit gehoren sie aufgrund ihrer • „Grundungsausbildung" wird in der vorliegenden Arbeit gleichbedeutend mit ,JEntrepreneurship Education" verwendet.
Einordnung in die geographische Forschung im Sinne der New Economic Geography
5
Immobilitat zum potenziellen Bestand der Region und weisen zunachst einen engen Aktionsraum auf (vgl. u.a. Schmude: 2003: 252; Bathelt/Gluckler 2003: 203). In Hinblick auf Studierende als potenzielle Griinder hangt der Verbleib am Hochschulstandort von der raumlichen Mobilitat der Personen und von der Zeitspanne zwischen Studienabschluss und Grundung ab. Demnach ergibt sich die Verbleibensrate der Absolventen (und potenziellen Griinder) in der Region aus der Aufnahmefahigkeit des regionalen Arbeitsmarktes sowie der Attraktivitat der lokalen bzw. regionalen Arbeitgeber (vgl. Kulicke/Gorisch 2003: 174). Welter, Ammon und Trettin (2004: 37) leiten aus dieser raumlichen Immobilitat einen regionalen Erfolgsfaktor fur Griindungsnetzwerke ab, indem sie sie darauf hinweisen, dass vor allem jene Anbieter nachhaltig potenzielle Griinder auf sich lenken kSnnen, die Informationen iiber standortrelevante Faktoren der unmittelbaren Umgebung ziigig bereitstellen. Insbesondere die Abstimmung der vielfaltigen Angebote von Intermediaren kann dabei dazu beitragen, dass die Anbieter von den Griindungsinteressierten als transparentes System und Netzwerk {one-stop-shop) wahrgenommen werden (vgl. Sternberg 2003). Die Basis bilden dabei vertrauensvoUe Kooperationen zwischen PoHtik, 5ffentHchen wie halb-offentlichen Fordereinrichtungen sowie Inkubatoreinrichtungen (Universitaten, Griinderzentren etc.). Diese Inkubatoreinrichtungen bringen Ausgriindungen hervor, wobei sich insbesondere fUr die neugegriindeten Untemehmen zahlreiche Vorteile ergeben. Durch die Vorbildwirkung bereits vemetzter Untemehmen in der Region kann ein sich selbst verstarkender Prozess sogar die Herausbildung regionaler „Griindungscluster" fordern. Bestimmte Technologien konnen dabei interaktive Lemprozesse stimulieren und die Entstehung regionsspezifischer Pfade der Wissens- und Technologiegenerierung und entwicklung ermoglichen. Im Sinne einer New Economic Geography sind diese regionalen Entwicklungspfade von den Erfahrungen der Beteiligten abhangig und in einen bestimmten sozio-insitutionellen Zusammenhang eingebettet (Bathelt/Gluckler 2003: 246). Die Autoren betonen, dass ein regionaler Entwicklungspfad als das Ergebnis „eines spezifischen Anpassungsprozesses nationalstaatlicher Institutionen an lokale Gegebenheiten undBedilrfnisse verstanden werden (kann)". Die von Schatzl (2003: 223ff) gepragten dynamisch-evolutionaren Konzepte heben insbesondere hervor, auf welche Weise die ftir eine interregionale Wettbewerbsfahigkeit bedeutende intraregionale Dynamik und Kreativitat die Entstehung und
Zum Gegenstand der Untersuchung
Konzentration von Innovationen in einer Region begunstigen konnen. Das Konzept der lemenden Region und der regionalen Kompetenzzentren betont dabei auf ahnliche Weise, dass als Reaktion auf den globalen Wettbewerb eine raumliche Ballung von Innovationsakteuren (Untemehmem, Hochschulen, Behorden) notwendig wird. Diese kommunizieren und agieren in regionalen Netzwerken und fordem kollektives Lemen sowie einen informellen Wissensaustausch. Die entscheidenden Impulse und Initiativen fur die Entstehung regionaler Kompetenzzentren konnen dabei von Hochschulen, Untemehmen oder auch der Politik ausgehen. Eine wesentliche Aufgabe der Technologic- und Regionalpolitik liegt somit vorrangig darin, die Ausbildungs- und Forschungskapazitaten in den Hochschulen zu fordem. Der inhaltliche Rahmen der voriiegenden Arbeit bewegt sich an den Schnittstellen mehrerer DiszipUnen. Zunachst werden theoretische und konzeptionelle Ansatze aus verschiedenen Fachem aufgegriffen, die sich der Thematik der Grtinderperson aus soziologischer, psychologischer und padagogischer Sicht nahem. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung der griindungsspezifischen Aktivitaten in einer Hochschulregion, der Grundungsausbildung und -forderung der hochschulischen Angebotsseite, der forderpolitischen MaBnahmen auf regionaler Ebene sowie der Wahmehmung dieser Aktivitaten durch die Hochschulangehorigen (Studierende wie Angestellte) zeigt sich, dass die Akteure in ein soziookonomisches, dynamisches System eingebettet sind. Diese Ansatze einer New Economic Geography sind insbesondere dort relevant, wo wirtschaftspolitische Gestaltungsmoglichkeiten auf regionaler Ebene effektiv eingesetzt werden, indem sie auf direkte und indirekte Weise die Entstehung formeller und informeller Beziehungsgeflechte fordem. Dies kann nach Welter/Ammon/Trettin (2004: 35) durch MaBnahmen zur Fordemng kollektiven Lemens wie der schrittweisen Re-Organisation der Forschungs- und Bildungsinfrastmktur unter Einbindung traditioneller Institutionen geschehen. In diesem Kontext erfolgt die Bezeichnung und die Abgrenzung einer Region nach dem Funktionalprinzip (vgl. Bathelt/GlUckler 2003: 45f). Diese Abgrenzung basiert auf intemen Verflechtungsbeziehungen, wobei die Hochschule dabei den Ausgangspunkt darstellt, von der Interaktionen in das regionale Umfeld ausgehen. Hierbei geht der Begriff der Region iiber die Bezeichnung einer funktionalen Einheit (z.B. Stadt/Landkreis oder Raumordnungsregion) hinaus. Region wird nicht mehr als formaler und sachneutraler Klassifikationsbegriff, sondem als ein "auf institutioneller und rdumlicher Ndhe basierender Verflechtungszusammenhang und Handlungskontexf
Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen
verstanden (Blotevogel 2000: 503). Dies verdeutlicht, dass Regionen administrativ nicht deutlich abgrenzbar, sondem vielmehr als dynamisch soziookonomische Verflechtungen zu verstehen sind. MaBgebliche Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es somit, in einer komparativen Analyse regionalspezifische Organisationsstrukturen, gewachsene und initiierte Verflechtungszusammenhange sowie personen-, kontext- und infrastrukturbedingte Einflussfaktoren auf studentische Gmnderpotenziale in Hochschulregionen zu erfassen. Diese Zielsetzungen werden anhand von vielfaltigen methodischen Vorgehensweisen bei der Angebots- und der Nachfrageseite in unterschiedlich strukturierten Hochschulregionen erarbeitet. 1.4 Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen Die vorliegende Arbeit gliedert sich in acht Kapitel. Nach der Darstellung des Untersuchungsgegenstandes im ersten Kapitel werden im zweiten und dritten Kapitel die theoretischen und konzeptionellen Ansatze der Griindungsforschung und -ausbildung dargelegt. Dabei behandelt das zweite Kapitel Theorien zu Untemehmem oder der Person als potenzieller Grunder. Jenen Personengruppen werden unterschiedliche Funktionen und Personlichkeitsmerkmale zugesprochen, die ausschlaggebend bei der Entscheidung ftir eine selbstandige Tatigkeit sein konnen. Genauso besitzen sie Merkmale, die sie deutlich von abhangig Beschaftigten abgrenzen. Neben diesen pers6nlichen Faktoren, welche die Griindungsneigung einer Person beeinflussen, wird ebenso theoretischen Ansatzen zur Humankapitalausstattung und zum Einfluss durch RoUenmodelle (aus der Famihe oder dem mikrosozialen Umfeld durch Freunde und Bekannte) nachgegangen. Das dritte Kapitel thematisiert die konzeptionellen Ansatze zur Grundungsausbildung. Dabei wird diskutiert, inwieweit das Each heute bereits Legitimitat als eigenstandiges Each innerhalb der Wirtschaftswissenschaften erreicht hat, oder welche Faktoren bis heute noch hemmend auf die Entwicklung wirken. Bereits gangige, allerdings noch diskutierte inhaltiiche und methodische Gestaltungsformen einer sinnvollen und adaquaten Veranstaltungskonzeption sowie entsprechende zielgruppenspezifische Differenzierungen werden dabei erortert. MogUche Effekte, die sich durch Grundungsausbildung auf individueller, auf Kurs- und auf regionaler wie gesamt-
Zum Gegenstand der Untersuchung
wirtschaftlicher Ebene ergeben sowie Formen der Messung schlieBen diesen konzeptionellen Baustein ab. Das vierte und funfte Kapitel der Arbeit nahem sich der Angebotsseite der Griindungsausbildung und -forderung und deren regionaler Einbettung in ihrer Hochschulregion mit konzeptionellen Uberlegungen und empirischen Befunden. Im vierten Kapitel wird dies zunachst deutschlandweit anhand einer Status-Quo-Analyse der besetzten Griindungsprofessuren bzw. -lehrstiihle vorgenommen. Im fiinften Kapitel stehen die Grtindungs- bzw. Unterstiitzungsnetzwerke in den ausgewahlten Hochschulregionen im Mittelpunkt der Betrachtung. Den Ergebnissen aus den angebotsbezogenen Untersuchungen werden im sechsten und siebten Kapitel die empirischen Befunde der Nachfrageseite in den ausgewahlten Hochschukegionen gegeniiberstellt. Hierbei wird zwischen zwei Gruppen unterschieden. Im sechsten Kapitel stehen als Nachfrageseite zunachst Studierendetiberalle Facher an den ausgewahlten Hochschulen im Fokus der Betrachtung, wahrend im siebten Kapitel explizit die Teilnehmer der griindungsspezifischen Veranstaltungen an den ausgewahlten Hochschulen Berucksichtigung finden. Im achten Kapitel werden die Ergebnisse aus Sicht der Angebots- und der Nachfrageseite zu einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zusammengefasst. Daraus konnen Implikationen und Handlungsempfehlungen fUr Netzwerkakteure und Politik abgeleitet werden, die personenbezogene, kontextbezogene sowie infrastrukturelle Gegebenheiten in einer Region fUr eine besser angepasste Grundungsausbildung und forderung beriicksichtigen. Das Untersuchungsdesign der Arbeit weist eine Methodenkombination auf und orientiert sich dabei sowohl an qualitativen als auch an quantitativen Methoden, anhand derer die grundungspezifischen Aktivitaten (organisatorische Strukturen, Netzwerkverbindungen, Griindungspotenziale) in den Hochschukegionen zu erfassen sind. Dabei werden allgemeine Literatur- und Dokumentenanalysen zu den Untersuchungsregionen mit standardisierten Befragungen und Expertengesprachen auf der Angebotsseite und mit standardisierten schriftlichen und miindlichen Befragungen auf der Nachfrageseite kombiniert. Diese Kombination entspricht dem Vorgehen der „Triangulation", womit verschiedene Perspektiven und methodische Zugriffe auf einen Untersuchungsgegenstand gerichtet werden, um auf diese Weise unterschiedliche Aspekte eines Problems zu
Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen
beriicksichtigen (vgl. Denzin 1978). Die Methoden-Triangulation wird im sozialwissenschaftlichen Diskurs als „die Kombination von Methodologien bei der Untersuchung desselben Phdnomens" (Flick 1995: 432) bezeichnet, um so zu einer umfassenderen und somit valideren Erfassung eines empirischen Untersuchungsgegenstandes zu gelangen. Die Vorteile dieser Methodenkombination liegen dabei insbesondere darin, dass unterschiedliche Perspektiven verbunden und moglichst viele Aspekte des untersuchten Gegenstandes thematisiert und erklart werden (vgl. Flick 1995: 433). Der urspriingliche Gedanke der Triangulation stammt aus dem Bereich der Landveraiessung und beschreibt dabei die exakte Positionsbestimmung eines Punktes von mindestens zwei unterschiedlichen anderen Punkten aus. Zur Ermittlung des Status-Quo der Angebotsseite griindungsspezifischer Ausbildung wurde auf deutschlandweiter Ebene zunachst eine Erhebung durchgefiihrt, die sich an die Grundungslehrstuhle bzw. -professuren deutscher Universitaten und Fachhochschulen wendet. Diesem Erhebungsschritt liegt die Uberlegung zugrunde, zunachst auf breiter Basis bei jenen Leistungstragern die Aufgaben und Leistungsspektren sowie die regionale Vemetzung abzufragen, an die sowohl in Hinblick auf Quantitat als auch auf Qualitat hohe MaBstabe fur den Bereich akademischer Grtindungausbildung angelegt werden konnen. Neben der Erfassung des Leistungsspektrums und der Formen der Umsetzung des Angebots ist es mafigebliches Ziel der Erhebung, vorhandene Netzwerkstrukturen in das regionale Umfeld und die von den Ausbildem anvisierten Zielgruppen zu identifizieren. Auf Basis dieser Befunde lassen sich die anschliefienden Ergebnisse aus den drei Untersuchungsregionen besser strukturieren und die regionalen Zielsetzungen gezielter hinsichtUch Qualitat und Quantitat einordnen. Fiir die ausfUhrlichen intraregionalen Analysen auf Anbieter- und Nachfragerseite wurden drei Hochschulregionen ausgewahlt, die im weiteren Verlauf der Arbeit anhand von qualitativen und quantitativen Methoden untersucht werden. Die Auswahl dieser Regionen erfolgte dabei nach verschiedenen Selektionskriterien. Anhand dieser Kriterien sollten ein hoher Diversifikationsgrad und spezifischer Entwicklungspfad der jeweiligen Griindungsaktivitaten und -forderung und somit unterschiedlich gewachsener regionaler Strukturen in den Hochschulen beriicksichtigt werden. Da staatliche MaBnahmen zur Grundungsforderung insbesondere dort erfolgreich eingesetzt werden, wo formelle und informelle Beziehungsverflechtungen entstehen und gefordert werden konnen, stellt der Eingriff durch staatliche FordermaBnahmen
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Zum Gegenstand der Untersuchung
auf der regionalen Ebene einen Indikator fiir den Grad und die Art der Auspragung der Netzwerkstrukturen dar. Daneben finden landesweit unterschiedliche Ausbildungs- und F5rderstrukturen durch die Auswahl zweier (ost- und westdeutscher) Bundeslander ihre Beriicksichtigung. Auch hochschulinteme Strukturen und Charakteristika (Volluniversitat oder spezielle fachliche Ausrichtung, Grad der Regionalitat, Zahl der Studierenden) sind dabei wesentliche Kriterien, um auf diese Weise unterschiedliche Befunde in den Kontext der jeweihgen Merkmalsauspragungen der Hochschule stellen zu konnen. Auf Basis dieser Kriterien wurden drei Hochschulregionen ausgewahlt, die sich insbesondere hinsichtHch ihrer Forderstrukturen und -netzwerke stark unterscheiden. Die Regionen spiegeln sehr unterschiedliche Entwicklungspfade regionaler Grundungsforderung und -vemetzung wider. • Die durch das staatliche Forderprogramm „EXIST-Existenzgrunder aus Hochschulen" geforderte Region „GET UP" in Thiiringen umfasst als organisiertes und institutionalisiertes polyzentrisches Aus- und Weiterbildungsnetzwerk die Hochschulstandorte Jena (Friedrich-Schiller Universitat und Fachhochschule Jena), Ilmenau (Technische Universitat Ilmenau), Schmalkalden (Fachhochschule Schmalkalden) und Weimar (Bauhaus Universitat Weimar). Jtingsten Expansionen zufolge wurde die GET UP-Region um die Hochschulstandorte Erfurt und Nordhausen erweitert, die jedoch in der vorliegenden Untersuchung keine Beriicksichtigung finden. • Die Hochschukegion Regensburg ist seit dem Jahr 2003 Bestandteil des staatlichen EXIST-Forderprogramms in der zweiten Phase als sog. „EXIST-Transferregion". Das Programm GROW (Griindungsinitiative der Region Ostbayem zur Wachstumsforderung) war zum einen zum Erhebungszeitraum kaum in den Netzwerkstrukturen Regensburgs aktiv und besitzt zum anderen ihren Schwerpunkt an der FH Deggendorf sowie an anderen ostbayerischen Hochschulen, der FH Landshut und der Universitat Passau. Dennoch stellt Regensburg mit der Universitat und Fachhochschule einen Standort mit einer Vielzahl an Akteuren und Netzwerkverbindungen dar, wenngleich diese Aktivitaten weder koordiniert noch institutionaUsiert sind. • Fine Hochschulregion, in der an den Hochschulen (Julius-Maximilian- Universitat Wtirzburg, Fachhochschule Wiirzburg-Schweinfurt) nur vereinzelt Angebote zur
Aufbau der Arbeit und methodisches Vorgehen
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Aus- und Weiterbildung vorzufinden sind, stellt die Region Wurzburg dar. Gleichzeitig wird weder das Angebot an der Hochschule noch im regionalen Umfeld von einer ubergeordneten Stelle vor Ort koordiniert. Anhand von Literatur- und Dokumentenanalysen wurden die wesentlichen Akteure der regionalen Forder- und Ausbildungsstrukturen (Angebotsseite) erfasst, um zunachst die Anzahl und die Heterogenitat der verschiedenen Personen und Einrichtungen zu identifizieren. Darauf basierend wurden leitfadengestiitzte ExpertengesprSche mit grundungsrelevanten Akteuren in den Hochschulregionen (Vertreter der Hochschullehre im Entrepreneurshipbereich, Leiter von Technologietransferstellen, Industrieund Handelskammer, Wirtschaftsforderungen etc.) realisiert. Die Identifizierung weiterer relevanter Gesprachspartner erfolgte vereinzelt nach den ersten Gesprachen in den Regionen. Der Fokus der Untersuchung lag dabei neben der Darstellung der jeweiligen Leistungen der einzelnen Akteure insbesondere auf der Beschreibung und Bewertung der Zusammenarbeit in regionalen Netzwerken sowie deren Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Umsetzung. Ebenso war von Bedeutung, welche Zielgruppen von den jeweiligen Akteuren anvisiert werden sowie ob und wie die bereitgestellten Aus- und Weiterbildungsangebote konununiziert werden (Zielgruppenrealisierung). Den hochschulischen und regionalen Angebotsstrukturen wird dabei die (potenzielle) Nachfrageseite fiir die Aus- und Weiterbildung, die Beratung und die Vermittlung innerhalb des Netzwerks in den Hochschulregionen gegenubergestellt. Diese wird auf Basis zweier unterschiedHcher Erhebungen analysiert. Die erste Erhebung richtet sich an die Studierenden an den Hochschulen der ausgewahlten Regionen und wird anhand einer standardisierten miindlichen Befragung realisiert. Die zweite Erhebung stellt die Teilnehmer von Lehrveranstaltungen der Griindungsausbildung in den Fokus der Betrachtung, was anhand einer schriftlichen, ebenfalls standardisierten Befragung umgesetzt wurde. Aufgrund der Tatsache, dass zum Erhebungszeitraum im Herbst 2003 nur vereinzelt und nicht an alien Fachhochschulen in den ausgewahlten Regionen grundungsspezifisches Angebot aufzufinden war, wurden beide Erhebungsformen an den Universitaten der Standorte Jena, Regensburg, Weimar und Wurzburg durchgefuhrt. Auf diese Weise war eine Vergleichbarkeit hinsichtUch der Ausbildungsform der Zielgruppen gewahrleistet. Sowohl fur die miindliche als auch fUr die schriftliche Befragung wurde fiir alle Standorte dasselbe Erhebungsdesign verwendet. Die ausgewahlten Lehrveranstal-
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Zum Gegenstand der Untersuchung
tungen werden an der Universitat von Hochschullehrem angeboten, die zwar keine expliziten Entrepreneurship-Professoren darstellen, aber dennoch als Teilbereich des eigenen Fachs in der Grundungsausbildung tatig sind. Durch die jeweilige Veranstaltungsform bedingt variieren die Teilnehmerzahlen in den einzelnen Erhebungen sehr stark. Bei den vorliegenden Vollerhebungen haben daher 87 Studierende am Standort Regensburg (Vorlesung mit Ubung) sowie lediglich 15 am Standort Wurzburg (Seminar) teilgenommen. Anhand der Campusbefragungen an denselben Standorten wird der Sensibilisierungsgrad der Studierenden fur die Thematik Entrepreneurship sowie die Wahrnehmung der Anbieterseite der netzwerkkonzertierten Aktivitaten in der Region durch die Studierenden erfasst. Auf diese Weise konnen die AuBenwirkung und -darstellung der Netzwerkakteure bemessen und den Einschatzungen der Anbieter gegeniiber gestellt werden. Weiterhin fungieren die Untersuchungssamples der Campusbefragungen als Kontrollgruppe zu den Teilnehmem, die mit ihrer Entscheidung fiir den Besuch einer Entrepreneurship-Veranstaltung bereits als „Positiv-Auswahr' zu betrachten sind. Die sehr hohen Befragungszahlen an alien Standorten (n = 4.841) mit prozentualen Anteilen zwischen 5-10 % aller Studierenden der jeweiligen Hochschule spiegeln die jeweilige Grundgesamtheit angemessen wider.
2 Griindungsforschung: Definitorische Abgrenzungen und theoretische Ansatze Das noch sehr junge akademische Fach Entrepreneurship befindet sich in Deutschland in der Diskussion, inwieweit es als ein eigenstandiger Forschungsbereich zu betrachten sei. Forschungsansatze aus verschiedenen Disziplinen, die sich mit Themenbereichen zu Unternehmensgrundungen und jungen Untemehmen befassen, zeigen sehr vielfaltige und inhalthch wie methodisch heterogene Herangehensweisen. Daraus resultiert der Diskurs, ob auf unterschiedlichen Forschungsebenen und -perspektiven angesiedelte Forschungsansatze einer neuen DiszipUn bedurfen oder im Gegensatz dazu der Forschungsbedarf nicht als Teilbereich innerhalb der Ursprungsdisziplin der Wissenschaftler geleistet werden kann. Versuche der systematischen und konzeptionellen Einordnungen werden bislang aus Sicht verschiedenster Disziphnen vorgenommen und verleihen der Thematik inzwischen einen ubergeordneten Rahmen und von anderen Fachern abgrenzbare Strukturen. Dennoch findet man auch heute noch keine sog. „Grundungs-Theorie", mit welcher Forscher in der Lage sind, den allumfassenden Zusammenhang innerhalb eines eigenen Forschungsfeldes herzustellen. Einem Diskurs verschiedener theoretischer Uberlegungen in der Griindungsforschung folgend werden in diesem Kapitel zunachst jene Ansatze des Forschungsbereiches herausgegriffen, aus welchen sich weitere Implikationen fiir die konzeptionellen Ansatze der Grtindungsausbildung ergeben. Fiir diesen Zusammenhang spielen die Ansatze auf der individuellen Ebene der (Griinder-)Person eine wesentliche Rolle; die Person, wie z.B. der Studierende, steht als potenzieller oder werdender Grunder im Fokus der Betrachtung. Bevor im Naheren die Ansatze diskutiert werden, denen die Person aufgrund ihrer Eigenschaften, Fahigkeiten und Erfahrungen sowie ihrer Einbettung in das personUche Umfeld zugrunde liegt, werden zunachst einige definitorische Abgrenzungen im Bereich der Grtindungen vorgenommen, sowie mogliche Bezugsebenen und fachspezifische Perspektiven vorgestellt.
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Grundungsforschung: Definitorische Aberenzung und theoretische Ansatze
2.1 Definitorische Abgrenzungen und multidisziplinarer Bezugsrahmen Die wissenschaftliche Betrachtung des Gebietes Entrepreneurship erfordert zun^chst eine Abgrenzung der verwendeten Begrifflichkeiten. Ein gemeinsamer, ganzheitlicher Konsens kann insbesondere nur dann gefunden werden, wenn zumindest die wichtigsten Dimensionen und Analyseebenen, auf denen sich die Forschungsansatze verschiedener Disziplinen bewegen, innerhalb eines gemeinsamen Rahmens beriicksichtigt und in eine definitorische Betrachtung eingebunden werden. DemgemaB ergeben sich fUr die Forschungsvorhaben der verschiedenen Disziplinen aufgrund unterschiedHch gewahlter Analyseebenen und Forschungsansatze individuelle Zielsetzungen. Diese auBem sich beispielsweise in den Uberiegungen, welche Erwartungen UntemehmensgrUndungen und insbesondere Grundungen aus der Hochschule zugesprochen werden und welche Effekte diese auf die wirtschaftliche und regionale Entwicklung nehmen konnen. Einige Aspekte dieser Uberiegungen schlieBen das vorliegende Kapitel ab. 2.1.1 Definitionen von Entrepreneurship Der insbesondere im englischsprachigen Raum verwendete Begriff Entrepreneurship ist, wie eine eigene Erhebung belegt, mit unterschiedlichen Synonymen belegt. Ergebnisse der Campusbefragung an der Universitat Regensburg zeigen, dass 30 % aller befragten Studierenden den Begriff Entrepreneurship kennen und als haufigstes Synonym damit „Untemehmertum" verbinden. Weitere Begriffserklarungen verdeutlichen zwar eine vielfaltige Auswahl an Assoziationen, die aber dennoch uber „Untemehmerschaft" bis hin zu „Untemehmensgrundung" auf ahnliche Inhalte abzielen und sich schlieBlich unter dem etwas weiter gefassten Begriff der „Grundungsaktivitatfen" zusammenfassen lassen. Die etymologische Betrachtung des Begriffs Entrepreneurship zeigt, dass sich dieser von dem franzosischen Wort „entreprendre" (= etwas untemehmen) ableiten lasst. Gepragt wird der Ausdruck erstmals durch den Bankier Richard Cantillon, der bereits 1734 den Begriff des Entrepreneurs verwendet, und damit wirtschafdich selbstandige Personen bezeichnet, die Wissen unter Unsicherheit zum Einsatz bringen (vgl. BullAVillard 1993: 183; Fallgatter 2004: 23). Das heutige Verstandnis von Entrepreneurship zeigt weitaus diffizilere Vorstellungen der Begrifflichkeit und seiner
Definitorische Abgrenzungen und multidisziplinarer Bezugsrahmen
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definitorischen Abgrenzungen. Gerade well sich die Disziplin Entrepreneurship als schwer abgrenzbares Forschungsfeld darstellt, verhindert das Vorhandensein vielfaltigster Definitionen einen einheitlichen Bezugsrahmen. In ihrem Aufsatz bezeichnen Shane und Venkataraman (2000: 218) das Forschungsfeld Entrepreneurship als "the scholarly examination of how, by whom, and with what effects opportunities to create future goods and services are discovered, evaluated, and exploited". Sie fordem, dass Grundungsforschung nicht nur auf die Leistung eines Individuums oder die Wertentwicklung eines Untemehmens abzielt, sondem ebenso Charaktereigenschaften von Personen sowie die Wahmehmung von Chancen und Gelegenheiten mit gleichem Stellenwert beriicksichtigt werden sollten. Dem hinten angestellt finden auch umfeldbezogene Faktoren Berucksichtigung (vgl. ShaneA/^enkataraman2001: 13f). Eine gegensatzliche Auffassung dazu vertritt Gartner (1988; 2001), der feststellt, dass Entrepreneurship unter dem Begriff des „Organisierens" zusammenzufassen ist. Er legt so zunachst einen etwas breiteren Bezugsrahmen als lediglich das Verstandnis einer Untemehmensgrtindung fest (vgl. Gartner 1988: 21). Entrepreneurship bezeichnet er als "the creation of new organizations", die Schaffung neuer Organisationsformen (vgl. Gartner 2001: 30). Diesen Ansatz wiederum bezeichnet Davidsson (2003: 342) als unvollstandig, da ein organisationstheoretischer Ansatz letztlich den Entdeckungsprozess in der Vorgrundungsphase („ discovery process") vemachlassige. Die Begriffsdiskussion lasst sich mit Shane und Venkataraman (2000: 219) abrunden, die resUmieren, dass das Forschungsfeld zweifellos die Schaffung neuer Organisationsformen beinhaltet, dies jedoch nicht zwangslaufig als alleinige Definition gelten muss. Entrepreneurship findet ebenso in bereits bestehenden Organisationen statt sowie die Nutzung von Chancen oder Gelegenheiten nicht zwangslaufig in einer Untemehmensgriindung endet, sondem eine Verwertung durch die VerauBerung an andere Personen bzw. an bereits bestehende Untemehmen geschehen kann. AbschlieBend kann somit festgehalten werden, dass Personen untemehmerische Initiativen ergreifen, die in organisatorischen Zusanmienhangen stattfinden (vgl. ShaneA^enkataraman 2000), oftmals in der Griindung eines neuen Untemehmens miinden (vgl. Gartner 1988) oder ebenso die Wiederbelebung oder ein verbessertes Auftreten eines bereits bestehenden Untemehmens bedeuten konnen (vgl. Covin/Slevin 1991, Zahra 1991). Untemehmerische Initiativen konnen Innovationen erzeugen.
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Griindungsforschung: Definitorische Aberenzung und theoretische Ansatze
die wiederum bereits bestehende Industrien verandem oder letztlich neue erschaffen konnen (vgl. Schumpeter 1934; DavidssonAViklund 2001). In der Literatur existieren zahlreiche Systematiken der Griindungsformen, die unterschiedliche Strukturierungen und Abgrenzungen der Begrifflichkeiten vomehmen (vgl. u.a. Szyperski/Nathusius 1977; Koch/Kuhn 2000; Struck 1998; fur eine Zusammenschau diverser Ansatze vgl. Uebelacker 2005: 39ff). Ftir den Kontext dieser Arbeit sind im Folgenden lediglich jene Griindungen relevant, deren Trager ein nattirliche Person darstellt und deren Form eine Existenzgriindung und/oder eine Untemehmensgriindung darstellt. Die systematischen Abgrenzungen verdeutiichen, dass die Inhalte der Begriffe der Untemehmens- und der Existenzgrundung, so sie falschlicherweise haufig synonym verwendet werden, hinsichtlich einiger Aspekte deckungsgleich sein konnen sowie sich ebenso gegenseitig ausschlieBen konnen. Durch den Begriff der Existenzgrundung wird ausgedruckt, dass eine Person aus einer abhangigen Beschaftigung oder einer anderen sozialen Position in die berufliche Selbstandigkeit wechselt (vgl. Manstedten 1997: 30). Der Existenzgrtinder tragt die Intention, mit der gegriindeten Einheit Gewinne zu erzielen, um sich auf diese Weise nachhaltig seine wirtschaftliche Existenz zu sichem (vgl. Schmude 1994b: 167). Somit wird deutlich, dass der Begriff der Existenzgrundung die subjektive Sicht des Griinders einninmit, indem er sich eine eigene Existenz schafft (vgl. Weiss 1999: 42ff). Unter einer Untemehmensgriindung ist hingegen die Schaffung einer neuen, gewinnorientierten Wirtschaftseinheit zu verstehen (vgl. Lilischkis 2001: 10). Obwohl einige der Kriterien fur beide Begrifflichkeiten herangezogen werden kOnnen, muss nicht jede Existenzgrundung eine Untemehmensgrundung sein sowie dies gleichermafien auch in die andere Richtung nicht zwangslaufig der Fall ist. Eine Person kann aus einer abhangigen Beschaftigung heraus ein bereits bestehendes Untemehmen iibemehmen, was aus individueller Sicht fiir die Person eine Existenzgriindung darstellt. Hierbei wird jedoch keine neue wirtschaftliche Einheit geschaffen wird und folglich liegt auch keine Untemehmensgrundung vor. Dieser Aspekt bleibt in den meisten Abgrenzungen insofem unberiicksichtigt, als eine Betriebsubemahme oder tatige Beteiligung in einem bestehenden Untemehmen durch eine neue Person dabei oftmals nur als eine Form der Untemehmensgrundung systematisiert wird. Gleichermafien stellt die Griindung eines neuen Untemehmens fur eine Person dann keine Existenzgriindung dar, wenn die Person bereits ein Untemehmen gegriindet hat.
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mit diesem tatig ist und sich bereits die eigene Existenz sichert. Auch wenn an der Hochschule ein wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Professor in abhangiger Beschaftigung Oder ein Studierender ein Unternehmen griindet und (zunachst) seinen bisherigen Status beibehalt, so ist das neue Unternehmen fUr die Person nicht existenziell und stellt insofem noch keine Existenzgrundung dar (vgl. Westerfeld 2003: 9). Gerade jene Konstellation bleibt bei den vorgenommenen Systematisierungen meistens unberiicksichtigt und ist insbesondere im vorliegenden Kontext von hoher Relevanz. Obwohl der Titel des vom Bundesministeriums fur Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Programms „EXIST-ExistenzgrUnder aus Hochschulen" darauf schlieBen lasst, dass grtindungsfordemde Mafinahmen insbesondere ftir den Aufbau einer eigenen Existenz vorgesehen sind, konnen gerade im Hochschulbereich neue wirtschaftliche Einheiten durch Studierende und wissenschaftliches Personal geschaffen werden, ohne dass der bisherige Status (zunachst) aufgegeben wird. Zweifelsohne deutet dieses Programm das Ziel einer eigenen Existenz auf mittel- bis langfristige Sicht an, jedoch gilt es zunachst, ftir die Schaffung einer wirtschaftUch selbstandigen Einheit an den Hochschulen das notwendige Riistzeug zu vermitteln und geeignete Voraussetzungen zu schaffen. Die Tatsache, dass allein die definitorischen Abgrenzungen von Grundungsformen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden konnen, deutet bereits an, dass in der gesamten Griindungsforschung verschiedene Untersuchungsebenen existieren, aus denen unterschiedliche Forschungsansatze resultieren. Folgender Abschnitt gibt einen Uberblick Uber die relevanten Forschungsperspektiven. 2.1.2 Differenzierung nach Analyseebenen Ein wesentlicher Grund, weshalb eine breite Vielfalt und mehrfach Uneinigkeit Uber definitorische Abgrenzungen in der Griindungsforschung vorherrschen, Hegt mitunter an der Tatsache, dass eine Herangehensweise an das Forschungsfeld auf mehreren Bezugs- bzw. Analyseebenen vorgenommen wird und dies gleichzeitig aus Sicht verschiedener Disziplinen geschieht. Das Bewusstsein und das Erfassen der Analyseebenen sind zum einen fUr das Design empirischer Erhebungen unerlasshch. Zum anderen spielen die Untersuchungsebenen fiir die jeweilige Eignung verschiedener Theorien und die Tauglichkeit von konzeptionellen Bezugsrahmen fiir das jeweilige Forschungsvorhaben eine wesentliche
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Rolle (vgl. DavidssonAViklund 2000). Gerade fur das Fach Entrepreneurship warden mangels eigener Theorien solche Ansatze, die in anderen Disziplinen Anwendung finden und dort auf einer gangigen Untersuchungsebene entwickelt und verwendet werden, auf die Griindungsforschung ubertragen und in einem passenden Bezugsrahmen angewandt. In der Griindungsforschung konnen demnach personenbezogene bzw. individuelle, untemehmensbezogene und umfeldbezogene bzw. regionalwissenschaftiiche Ansatze Gegenstand der Untersuchung sein (vgl. Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998; Schmude 1994a). Andere Autoren erweitem diese Ebenen beispielsweise um eine branchenspezifische oder nationale Betrachtung (vgl. Gartner 2001: 32; Low/MacMillan 1988: 151f). Bei den personenbezogenen Ansatzen stehen die Eigenschaften und Verhaltenscharakteristika der Griinderperson im Vordergrund, auch das mikrosoziale Umfeld spielt bei diesem Ansatz eine Rolle (vgl. Koch/Kuhn 2000: 4; Buhler 2000: 8). Die untemehmensbezogenen Ansatze betrachten das Untemehmen und auf welche Weise die dort ablaufenden untemehmerischen Prozesse, Entscheidungen und Strategien wahrend der Pionier- und der Wachstumsphase das Untemehmen und dessen Erfolg maBgebUch beeinflussen (vgl. Picot/Laub/Schneider 1989: 42ff). Umfeldbezogene Oder auch regionalwissenschaftiiche Ansatze beschaftigen sich mit Untemehmen bzw. Untemehmensgriindungen in einer oder mehreren Regionen und betrachten oder vergleichen diese in ihrem regionalen oder branchenspezifischen Kontext hinsichtlich okonomischer, kultureller oder politischer Rahmenbedingungen (vgl. u.a. Fritsch/Niese 1999; Nerlinger 1998; Luckgen/Oberschachtsiek 2004). Davidsson und Wiklund (2001) bearbeiten diese Thematik in einer Studie, indem sie Aufsatze in fiihrenden Entrepreneurship-Zeitschriften nach ihren Analyseebenen auswerten. Publikationen in den US-amerikanischen Zeitschriften Entrepreneurship Theory & Practice (ETP) und Journal of Business Venturing (JBV) sowie der europaischen Zeitschrift Entrepreneurship and Regional Development (ERD) werden in einem Vergleich zwischen 1988/89 und 1998 gemaB ihres Analyseschwerpunktes entweder nach Einzel- oder Mehrfachebenen unterteilt. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass die Analysen auf Untemehmensebene dominieren und diese Ebene im zehnjahrigen Verlauf sogar Zuwachse zu verzeichnen hat, Weiterhin stellen die Autoren fest, dass Untersuchungen auf hoherem bzw. hohem Aggregationsniveau wie regionale oder nationale Ebene im Zeitverlauf riicklaufig sind und Ansatzen auf der
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Mehrfachebene generell nur sehr wenig Beachtung geschenkt werden (vgl. DavidssonAViklund 2001: 94). Doch sind es gerade die Analysen auf mehreren Ebenen, die fur den gleichen Untersuchungsgegenstand und die gleiche Untersuchungsregion die Entstehung von sog. Fehlschliissen verhindem und ausschlieBen. Die ungeprufte Ubertragung von Untersuchungsergebnissen einer Analyseebene auf eine andere fuhrt dazu, dass fehlgeleitete Aussagen und Schlussfolgerungen die Folge sein konnen (vgl. Fassmann 1982; Schmude 1995). Ein deraniges Fehlschlusssyndrom kann dadurch entstehen, wenn Ergebnisse auf einer bestimmten Analyseebene (z.B. raum- und personenbezogen) ungepriift auf eine andere Analyseebene ubertragen werden. Die ungeprufte Ubertragung einer Aussage von einer raumlichen Ebene, wie der Stadt- und Landkreise, auf die Individualebene wird als okologischer Fehlschluss bezeichnet. Im Gegensatz dazu stellt eine ungeprufte Ubertragung von auf der Individualebene (z.B. Untemehmer) ermittelten Zusammenhangen auf die raumliche Aggregatsebene einen individualistischen Fehlschluss dar (vgl. Schmude 1995: 6). Eine weiterfuhrende Verknupfung der Analyseebenen sollte gerade deshalb weiterhin Bestandteil der wissenschaftlichen Diskussion bleiben mit den Zielsetzungen, einzelanalytische Ergebnisse auf weiteren Analyseebenen zu iiberpriifen sowie grundsatzlich den Wert neuer Erkenntnisse durch ein ganzheitliches Verstandnis verschiedener Fragestellungen zu erhohen. So hangt beispielsweise der Erfolg einer Untemehmung nicht nur von der Humankapitalausstattung des Griinders, sondem ebenso von betriebsbezogenen Faktoren wie finanziellen Mitteln und regionalen EinflussgroBen ab (vgl. Bruderl/Preisendorfer/Ziegler 1998). Das Versaumnis, gewisse Perspektiven nicht mit in die Untersuchung einzubeziehen, kann schlieBHch dazu fUhren, dass wichtige Einflussfaktoren ubersehen werden (vgl. Low/MacMillan 1988: 152). 2.1.3 Die Bedeutung von Unternehmensgrundungen Eine bestinmite Form von Griindungen wird in jungster Zeit dabei haufig in den Fokus der Betrachtung gestellt. Griindungen, die aus der Hochschule initiiert werden, gewahrleisten den aktiven Transfer von Wissen in die okonomische Wertschopfung einer Region. An diese Griindungen wird aufgrund ihrer hohen Technologieorientierung die Erwartung gestellt, dass sie Beitrage zur Innovationsfahigkeit, zum Strukturwandel und zur regionalen Entwicklung leisten. Ebenso wird an diese
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Griindungsforschung: Definitorische Aberenzung und theoretische Ansatze
Untemehmen die Vorstellung gekniipft, dass sie Effekte
auf die regionale
(Arbeitsplatz-)Entwicklungzeigen.
2.1.3.1 Die Bedeutung von Griindungen aus der Hochschule Fiir den Kontext dieser Arbeit ergibt sich insbesondere bei der Erfassung und der Abgrenzung von Griindungen aus der Hochschule bzw. akademischen Griindungen eine weitere definitorische Abgrenzung. Die Kriterien fiir eine derartige Bezeichnung sind nicht immer eindeutig und trennscharf abzugrenzen. Lilischkis (2001) fiihrt fiir eine Abgrenzung drei Aspekte an, nach deren Erfiillung von einer Griindung aus der Hochschule gesprochen werden kann (vgl. Lilischkis 2001: 9). Hierzu zahlen die •
sachliche Nahe, d.h. den Griindungen liegt Wissen zugrunde, das an der Hochschule erforscht und erlemt wurde,
•
personelle Nahe, d.h. die Griindungen werden durch Professoren, wissenschaftlichen Mittelbau, Studenten oder Absolventen durchgefiihrt,
•
zeitliche NMhe, d.h. das fiir die Griindung genutzte Wissen steht in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem an der Hochschule Erforschten und Erlemten.
Bei einer Betrachtung dieser Aspekte muss einschrankend angefiihrt werden, dass hinsichtlich des erworbenen Wissens nicht immer Monokausalitaten festgestellt werden k5nnen, da Griinder sich relevantes Wissen auch auBerhalb der Hochschule einholen werden. Ebenso ist der Aspekt der zeitlichen Nahe bzw. ein abschliefiender Zeitpunkt, ab wann nicht mehr davon ausgegangen werden kann, dass das Wissen an der Hochschule erforscht und erlemt wurde, nur schwer zu erfassen. Gerade jenen Griindungen, die eine starke Auspragung des Merkmals der sachlichen Nahe und somit des direkten Transfers von Wissen aufweisen, wird eine hohe Bedeutung fiir die Region beigemessen. Hochschulen stellen auf diese Weise Initiatorfunktionen fiir den Wissens- und Technologietransfer dar. An der Hochschule generiertes Wissen kann tiber verschiedene Wege zu einer wirtschaftlichen Nutzung gelangen bzw. zum Zweck der Innovation iibertragen werden. Dies kann zunachst iiber den Informationstransfer in Form von Publikationen und Vortragen geschehen. Ebenfalls stellt der Weg des Personaltransfers eine Form der Ubertragung dar, indem Wissenschaftler aus der Hochschule zeitweilig oder langerfristig in Untemehmen mitarbeiten oder qualifizierte Hochschulabsolventen in Untemehmen Stellen besetzen
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(vgl. Lilischkis 2001: 19f). Eine andere M6glichkeit sind Kooperationen, die von inforaiellen Kontakten bis hin zu gemeinsamen Forschungsprojekten oder der Patentierung von Erfindungen und der Lizenzvergabe durch die Forscher an die Untemehmen reichen k5nnen (vgl. Koschatzky 2002: 23). Der aktive Transfer von Wissen in die okonomische Wertsch5pfung in Form einer Griindung ist schlieBlich die letzte Form von Aktivitat, eigene Forschung und Technologien zu einer Anwendung zu fuhren. In Zusammenhang mit dem an der Hochschule erforschten Wissen steht die Begrifflichkeit des „Spin-Offs". Hierunter ist eine meist wissensbasierte und technologieorientierte Ausgrtindung aus der Mutterorganisation, der sog. Inkubatororganisation, zu verstehen, die sowohl privatwirtschaftlich als auch 5ffentlich (Universitaten und Forschungseinrichtungen) organisiert sein kann. Bei einer Spin-Off-GrUndung werden das Wissen oder die Technologie eingesetzt, die von den beteiligten Personen in ihrer vorangegangen Beschaftigung in der Mutterorganisation, in vorliegendem Fall der Universitat, erworben wurde (vgl. MoBig 2000: 224f). Ursprunglich bedeutet der technische Begriff „Nebenprodukt", worunter die Verwertung von „Abfallprodukten" in der Forschung in jenen Bereichen zu verstehen ist, in denen sich das erworbene Wissen an der Universitat nicht verwerten lasst und der Erfinder sein Wissen bzw. seine Technologie selber vermarkten mc)chte (vgl. Beer 2000: 13). Fur diese Form der Griindungen tritt als Zielgruppe zunachst der akademische Mittelbau in den Vordergrund, da es sich hier um forschende und lehrende Angestellte handelt, die im Rahmen ihrer Forschungstatigkeit zu Ergebnissen gelangen, welche Verwertungsmftglichkeiten auBerhalb der Hochschule aufwerfen (vgl. Beer 2000: 17). Hier sind Griindungen nach Ablauf der Vertragszeit sowie bereits wahrend der Angestelltenzeit moglich. Professoren zahlen trotz langjahriger Forschung nicht zum primaren Potenzial fur Spin-Offs, da sie erwartungsgemafi nicht ihre Position aufgeben werden, um sich vollstandig einer Existenzgriindung zu widmen. Studien zufolge agieren sie eher als Griindungspromotoren fur ihre Studierende, Mitarbeiter und Arbeitsgruppen (vgl. Isfan/Moog/Backes-Gellner 2005: 360). Obwohl Studierende zum primaren Griindungspotenzial der Hochschule gezahlt und dementsprechend von offentlicher Seite gefordert werden, ist die Wahrscheinlichkeit eines Spin-Offs, einer technologieorientierten, durch eigene Forschung entstandenen Verwertung nicht gleichermafien gegeben wie es bei dem wissenschaftlichen Personal der Fall ist. Auch aufgrund dieser Einschrankungen lasst sich das Phanomen der Spin-Offs weitestgehend auf Uni-
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Grtindungsforschung: Defmitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
versitaten einschranken, da an Fachhochschulen eine Forschungstatigkeit durch Doktoranden und Habilitanden nicht vorausgesetzt werden kann. Beim Wissenstransfer durch eine Griindung findet die Verwertung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb derselben Region statt, wahrend bei anderen Foraien des Transfers (Lizenzierung o.a.) die Vorteile, die sich aus der Technologie ergeben, oftmals auBerhalb der Region zum Tragen kommen (vgl. Lilischkis 2001: 19f). Unter der Annahme, dass Technologien aus der Hochschule tatsachlich durch Gnindungen transferiert werden, ist in der Literatur mehrfach nachgewiesen, dass sich Griinder wissensbasierter und technologieorientierter Untemehmen in der Anfangsphase sehr immobil verhalten. Hier besteht zum einen ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Standortwahl der Untemehmung und der Nahe zur Inkubatororganisation, dem Sitz der fruheren Forschungstatigkeit (vgl. u.a. NerUnger 1998: 100). Zum anderen ist jeder Griinder in ein mikrosoziales Umfeld bzw. personliches Netzwerk eingebunden, das ihm Zugang zu komplementaren Ressourcen, uber die er nicht verfiigt, ermoglichen kann und die Einbettung in einem bekannten sozialen und raumlichen Umfeld gleichzeitig Unsicherheiten und Risiken in der ohnehin risikoreichen Grundungsphase reduziert (vgl. Koschatzky 2002: 24ff). Hier ist insbesondere die Nahe zum Wohnort bei der Standortentscheidung einer Untemehmensgrundung von hoher Bedeutung (vgl. Schmude 1994b: 174 und 2003: 252). In Hinblick auf die Studierenden und Absolventen, bei denen eine Griindung mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nach dem Studium zum Tragen kommt, hangt der Einfluss auf die Hochschulregion von der raumlichen Mobilitat der Personen in der Zeitspanne zwischen Studienabschluss und Griindung ab. Bei einem Ubergang in eine zunachst abhangige Beschaftigung entwickelt sich die Verbleibensrate nach der Aufnahmefahigkeit des Arbeitsmarktes fiir Akademiker am Hochschulstandort sowie nach der Attraktivitat der regionalen Arbeitgeber, so dass griindungswillige Absolventen in der Region gehalten werden konnen (vgl. Kulicke/Gorisch 2003). Aufgrund der starken Bindung der Griinder an das universitare sowie das mikrosoziale Umfeld konnen sie zum endogenen Potenzial der Region gezahlt werden. Diese Griindungen strahlen somit zunachst Effekte auf die regionale wirtschaftliche Entwicklung aus.
Definitorische Abgrenzungen und multidisziplinarer Bezugsrahmen
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2.1.3.2 Die Bedeutung von Griindungen aufdie regionale Entwicklung An die technologieorientierten Ausgrundungen aus der Forschung ist die Vorstellung gekniipft, dass durch die Diffusion von Wissen Beitrage zu Strukturwandel und Innovationsfahigkeit sowie zur Entwicklung der regionalen Wirtschaft geleistet werden konnen. Je nach Charakteristika und Ausrichtung der Untemehmensgriindungen sowie der vorhandenen Ausstattung und Wettbewerbssituation einer Region konnen Griindungen Effekte auf die regionale Arbeitsplatzentwicklung ausstrahlen. Derartige Untersuchungen werden durch die Studie von Birch (1979) in den USA angeregt, wonach kleine und junge Untemehmen (konzemunabhangig, junger als vier Jahre, weniger als 20 Beschaftigte) als typische arbeitsplatzerzeugende Untemehmen identifiziert werden. Dem schlieBt sich in Deutschland eine Reihe von Studien zu Beschaftigungseffekten junger Untemehmen an (vgl. als Uberblick hierzu u.a. Fritsch/ Hull 1987: 154f). Einige Autoren relativieren die Ergebnisse von Birch oder stellen diese gar komplett in Frage (vgl. u.a. Storey/Johnson 1987; Gordon 1995: 140). Obwohl Diskussionen schlieBlich zu dem Ergebnis gelangen, dass erhebliche Verzermngen und Uberbewertungen des Beschaftigungseffekts vorliegen (vgl. hierzu Fritsch/HuU 1987; Schmidt 1996), gehen von Birchs Studie dennoch wichtige Impulse fur die weitere Forschung aus. Jiingsten Studien zufolge steht fest, dass Untemehmensgriindungen sowohl positive als auch negative Effekte auf das Beschaftigungsniveau haben (vgl. u.a. Fritsch/Muller 2004; Van Stel/Storey 2004). Fritsch und MuUer (2004) analysieren den Einfluss auf Basis westdeutscher Kreise und kommen zu dem Ergebnis, dass die durch neue Untemehmen ausgelosten indirekten Effekte (Verdrangung etablierter Konkurrenten, Verbessemng des Angebots und gesteigerte Wettbewerbsfahigkeit) von hoherer Bedeutung sind als die Anzahl der direkt geschaffenen Arbeitsplatze (vgl. Fritsch/ Miiller 2004: 961). Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sowohl die indirekten als auch die direkten Effekte erst nach einer Zeitverzogemng in Erscheinung treten. In Hinblick auf die Beschaftigungseffekte zeigt sich, dass der Arbeitsplatzgewinn wahrend des ersten Jahres in den darauf folgenden Jahren durch die austretenden Untemehmen zunachst bis in den negativen Bereich kompensiert wird. Dies ist auf die gescheiterten Griindungen und Crowding-out-Effekte zuriickzufiihren. Auf lange Sicht fiihren neue Untemehmen jedoch zu positiven Beschaftigungseffekten (vgl. Fritsch/Muller 2004: 970f).
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Grundungsforschung: Definitorische Aberenzung und theoretische Ansatze
2.2 Theoretische Ansatze auf Individualebene Im vorangegangen Abschnitt wurden bereits die mdglichen Ansatze, die auf unterschiedlichen Analyseebenen stattfinden kOnnen, kurz erlautert. Die Arbeit befasst sich zum einen mit den Aufgaben und Zielsetzungen von Griindungsausbildung an der Hochschule und den dort verorteten griindungsorientierten Netzwerken (Angebot) und zum anderen mit dem vorhandenen Griindungspotenzial an Hochschulen, deren Griindungen sich gr56tenteils noch fern der Realisierung befinden (Nachfrage). Insofem wird hier zunSchst eine wissenschaftliche Betrachtung und theoretische Fundierung vorgenonmien, die auf jene zeitliche Einordnung fokussiert, die noch (weit) vor der Griindung Hegt und in der folglich die Person des potenziellen Untemehmensgrtinders als alleiniger und wichtigster Handlungstrager in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt wird. Die primare Auswahl der individuellen oder personellen Betrachtungsweise liegt darin begrtindet, dass die Erkenntnisse zur Grtinderperson und zum selbstandigen Unternehmer zu einem besseren Verstandnis dieser Personengruppe beitragen und fur den Aufbau und die Konzeption grtindungsspezifischer QualifizierungsmaBnahmen herangezogen werden k5nnen. Die untemehmensbezogene Betrachtungsweise tritt fUr den vorliegenden Kontext ganzlich in den Hintergrund, da die Entwicklung junger Unternehmen hier noch unberiicksichtigt bleibt, die Griindungen befinden sich hOchstens im Griindungsprozess bzw. sind gerade reaUsiert. Ebenso spielt die klassische umfeldbezogene bzw. regionalwissenschaftUche Betrachtungsweise, die den Griinder oder das gegriindete Untemehmen hinsichtlich seiner Einbettung in das regionale Umfeld oder das Griindungsgeschehen auf regionaler Ebene thematisiert, eine weniger bedeutende und noch kaum beobachtbare Rolle. Fur den Kontext dieser Arbeit wird eine regionale Betrachtung insofem vorgenommen, dass sie die Verflechtungen, das regionale (F6rder-)Netzwerk der Ausbilder (Anbieter), die zum Aufbau eines Untemehmens von Bedeutung sind, fokussiert. Obwohl der Anteil werdender Griinder, der so genannten „nascent entrepreneurs'*, die diese Leistungen der Netzwerkvermittlung tatsachlich bereits benotigen und in Anspruch nehmen konnen, gemaB eigener Erhebungen mit Anteilen zwischen 1 % und 3 % der Studierenden an Hochschulen verhaltnismaBig gering ist, werden diese netzwerkbezogenen Ansatze dennoch im Kontext der innovativen Netzwerke und der Rolle der
Theoretische Ansatze auf Individualebene
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Hochschule darin mit einem direkten Bezug zu den untersuchten Hochschulregionen in Kapitel 5 aufgegriffen und analysiert. Um das Bild des Unternehmers und sein untemehmerisches Handeln, und dariiber hinaus auch seine Eigenschaften, Verhaltensweisen und Absichten besser zu verstehen, werden in diesem Kapitel jene Theorien diskutiert, welche die Konturen und das Bild des Unternehmers schSrfen.
2.2.1 Okonomische Theorien Im Sinne einer Ckonomischen Forschungstradition steht zunSchst die Frage nach den Funktionen untemehmerischen Handelns in wirtschaftlichen Prozessen. In einigen Qkonomischen
Arbeiten,
die
uberblickartig
auf
die
Hauptfunktionen
bzw.
definitorischen Hauptelemente des Unternehmers eingehen, werden 3 bis 12 Funktionen von Untemehmertum herausgestellt und als relevant erachtet, welche dazu fUhren, den Untemehmer mit gewissen spezifischen Merkmalen behaftet zu betrachten (vgl. u.a. Barreto 1989; Hebert/Link 1982 und 1989). Die vier Funktionen Risikotibernahme (Bew^ltigung von Ungewissheit), Koordination, Innovation und Arbitrage werden zur Charakterisierung des Unternehmers herausgegriffen und anhand der Theorien pragender Autoren verdeutlicht. Bereits im 18. Jahrhundert wird der Begriff des Unternehmers durch Richard Gantillon belegt, der insbesondere in der Ubernahme von Risiken eine zentrale Unternehmerfunktion sieht. Untemehmer sind wirtschaftlich selbstandige Personen, die ihr Wissen unter Unsicherheit zum Einsatz bringen und dabei bereit sind, Risiken in Form von unkalkuUerbaren Unsicherheiten einzugehen (BullAVillard 1993: 183). Sie kaufen Rohstoffe, Halbfabrikate oder Outer zu bekannten Preisen, mtissen diese Produkte jedoch zu unbekannten und unsicheren Preisen absetzen. Das Preisrisiko ist somit markantes Merkmal von Untemehmertum und erst die Bereitschaft, dieses Risiko einzugehen, fUhrt zu okonomischen Transaktionen (vgl. Cantillon 1990: 5ff). Anders pragt Jean Baptiste Say, der zwar um die Risiken untemehmerischen Handelns weiB, ihnen jedoch kaum Bedeutung zuspricht, den Begriff zu Beginn des 19. Jahrhunderts eher damit, die Koordinatorfunktion des Untemehmers hervorzuheben. Er stellt heraus, dass es Aufgabe eines Untemehmers ist, alle Produktionsfaktoren miteinander zu kombinieren und zu koordinieren, und aus der Verlagemng von Ressourcen aus niedriger Produktivitat in Bereiche hoher Produktivitat neue Wertsch5pfung zu
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Griindungsforschung: Definitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
schaffen. Nach Says Ansicht nimmt der Untemehmer innerhalb des Produktionsprozesses eine zentrale Rolle ein, um Produktions- und Absatzmoglichkeiten fiir seine Produkte zu identifizieren und die richtigen Entscheidungen in diesem Prozess zu treffen (vgl. Say 1964: 330; Stevenson 1989: 167; Barreto 1989). An der Pragung der Funktion, den Untemehmer im Sinne eines Innovators wahrzunehmen, ist mafigeblich Joseph Schumpeter beteiligt, der auch heute noch haufig mit dem Begriff des „Schumpeterschen Untemehmertyps" wissenschaftliche Abhandlungen pragt (vgl. Schumpeter 1952; 1946). Er betrachtet die innovativen Neuerungen dynamischer Untemehmer, die sich durch Kreativitat, Visionen, Risikound Leistungsbereitschaft auszeichnen. Aus Schumpeters Sicht kann wirtschaftlicher Fortschritt und Wachstum dann entstehen, wenn neue Kombinationen von Ressourcen zu Entwicklungsbriichen fiihren, die als Prozess der schopferischen Zerstomng betrachtet werden. Fiinf Moglichkeiten, die einen abmpten Wandel in Gang setzen und unter dem Oberbegriff „neue Kombinationen" zusammengefasst sind, werden hierbei von Schumpeter unterschieden (vgl. Schumpeter 1952: lOOf; u.a. auch in Dollinger 2002: 6 und Bruderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 25): • die Herstellung eines neuen Produkts oder einer neuen Produktqualitat, • die Einftihmng einer neuen Produktionsmethode oder neuer -technologien, • die ErschlieBung neuer Absatzmarkte, • die ErschlieBung neuer Bezugsquellen fiir Rohstoffe und Halbfabrikate und • die Durchftihmng einer Neuorganisation, wie Schaffung einer Monopolstellung oder Durchbrechen eines Monopols. Die Umsetzung einer neuen Kombination wird von Schumpeter als untemehmerische Aktivitat, die Person, die derartige Kombinationen umsetzt, als Untemehmer und „Revolutionar der Wirtschaft" bezeichnet (vgl. Schumpeter 1952: 116f und 130). Dies veranlasst ihn auch zu dem Schluss, dass Untemehmer jedoch nicht alleinig die bemflich Selbstandigen sind und gleichzeitig auch nicht alle bemflich Selbstandigen Untemehmer sind. Denn Handwerkermeister oder auch Kleingewerbetreibende sind nach Schumpeter im Regelfall keine Untemehmer, wahrend hingegen im oberen Managementbereich von Aktiengesellschaften durchaus auch Untemehmertypen vorzufmden sind. Seiner Ansicht nach ist jemand gmndsatzlich nur dann Untemehmer, wenn er oben beschriebene „neue Kombinationen" durchsetzt, die Bezeichnung eines
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Untemehmers jedoch wieder verliert, wenn er die geschaffene Untemehmung kreislaufmaBig weiter betreibt (vgl. Schumpeter 1952: 116). Ganz im Gegensatz dazu haben andere Konzeptionen nicht das Auslosen von Ungleichgewichten, sondem die Hinfuhrung des Marktes zum Gleichgewicht als Zielsetzung. Diese stellen Arbitragefunktionen des Untemehmers in den Vordergrund. Israel Kirzner (1973, 1979) betrachtet Unternehmer in erster Linie als jene, die durch Arbitrage ehemals nicht beachtete Profitmoglichkeiten ausschopfen und auf diese Weise letztlich Marktungleichgewichte ausgleichen und stabiUsieren (vgl. Kirzner 1973: 13f). Als ersten Schritt untemehmerischen Handelns versteht Kirzner die Identifikation von Gelegenheiten und das Realisieren dieser Profitmoglichkeiten, auch unter moghchen Unsicherheiten (Kirzner 1979; Long 1982). Doch worauf stiitzen sich diese Funktionen untemehmerischen Handelns, denen verschiedene Autoren Bedeutung beimessen? Gibt es psychologische und personliche EinflussgroBen, welche die Wahrscheinlichkeit, Untemehmer zu werden, erhohen? Ansatze, die sich mit der PersonUchkeitsstmktur von Griindem beschaftigen, werden im folgenden Abschnitt naher erlautert. 2.2.2 Personlichkeitsmerkmale von Grundem: Der Trait-Approach Der Versuch, Grundem und Untemehmem gewisse personliche Eigenschaften nachzuweisen und diese von anderen Bevolkemngsgmppen klar abzugrenzen, wird in den letzten Jahrzehnten mehrfach untemommen. Zu der Frage, welche Personlichkeitsmerkmale Personen besitzen, die ein Untemehmen griinden und leiten, und inwiefern sich diese Merkmale von anderen Personen abgrenzen lassen, gibt es zahlreiche Studien (vgl. u.a. Brockhaus 1980, 1982; Hull/BosleyAJdell 1980; DeCarlo/Lyons 1979; Homaday/Aboud 1971). In der Personlichkeits- oder Eigenschaftstheorie, dem sog. Trait-Approach, wird davon ausgegangen, dass eindeutige Unterschiede in den Personlichkeitsmerkmalen zwischen verschiedenen Personengmppen existieren und diese auch die Ursache fur unterschiedliche Erwerbsstellungen sind. In der Theorie wird angenommen, dass der Griinder ein bestinmiter Personlichkeitstypus ist, den bestimmte Charaktereigenschaften pragen (vgl. Anderseck 2000: 9). Gartner (1988: 12) beschreibt diesen Typus uberzeichnet als "a fixed state of existence, a describable species that one mightfinda picture of in a field guide".
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Griindungsforschung: Definitorische Aberenzung und theoretische Ansatze
Die Ergebnisse zahlreicher Studien miinden schlieBlich in einem Set, bestehend aus funf Personlichkeitsmerkmalen, „that invariably is at the forefront of discussions of entrepreneurial profiles" (Vecchio 2003: 306). Dieses Set wird unter dem Begriff der Big Five zusammengefasst. Zu diesen fUnf Eigenschaften zahlen Leistungsorientierung (need for achievement), Risikobereitschaft (risk-taking propensity), Kontrolluberzeugung (locus of control), Autonomiestreben (need for autonomy) und Selbstwirksamkeit (self-efficacy) (vgl. Begley 1995; StewartAVatson/Carland/Carland 1998; Vecchio 2003: 307f). 2.2.2.1 Die funf wesentlichen Eigenschaften ("Big Five ") Untersuchungen, uber die Personlichkeitsstruktur des Griinders eine primar kulturell gepragte Disposition zur Selbstandigkeit nachzuweisen, gehen auf David McClelland (1961; 1965) zuriick, der sich insbesondere mit dem Merkmal der Leistungsorientierung bzw. -motivation (need for achievement) als bestimmendes Personlichkeitsmerkmal von untemehmerisch veranlagten Personen auseinander setzt (vgl. McClelland 1961: 80ff). Seine Arbeit beschaftigt sich damit, inwieweit sich leistungsorientierte kulturelle und gesellschaftliche Werte und Normen in Erziehungspraktiken niederschlagen. Durch diese Werte konnen dadurch Leistung und Selbstandigkeit als Erziehungsziele in den Vordergrund gestellt werden und eine hohe Leistungsmotivation bei Kindem verursachen. Personen mit hoher Leistungsorientierung werden verstarkt selbstandig tatig sein, da sie es bevorzugen, selbst dafiir verantworthch zu sein, Probleme zu losen und gleichzeitig den Erfolg ihres Handelns schnell zu sehen. Im vorliegenden Kontext lassen sich McClellands Schlussfolgerungen hinsichtlich untemehmerischer Tatigkeit dergestalt zusammenfassen, dass Personen mit hoher Leistungsorientierung tendenziell untemehmerische selbstandige Tatigkeiten ausuben und sich somit in diesem Merkmal von abhangig Beschaftigten unterscheiden (vgl. McClelland 1961: 201ff). Die Theorie von McClelland wird in vielen Studien tiberpriift und weitestgehend bestatigt, oft auch in Zusanunenhang mit der Entwicklung eines Untemehmens (vgl. u.a. Begly/Boyd 1987; Carsrud/Olm 1986; Komives 1972; Miner 1997). Obwohl zu der Theorie McClellands uberwiegend theorieunterstiitzende Ergebnisse existieren, sind dennoch abweichende Ergebnisse aus anderen Studien vorhanden, die beispielsweise zeigen, dass dieses Personlichkeitsmerkmal auch bei
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anderen Personengruppen, wie Managem in abhangiger Beschaftigung, auftritt (vgl. Huuskonen 1993; Brockhaus/Horwitz 1986). Auch andere Dispositions- oder Eigenschaftsmerkmale zeigen Unterschiede zwischen selbstandigen und nicht-selbstandigen Personen, auch wenn diese weniger als bei der Eigenschaft der Leistungsorientierung Zugehorigkeiten zu einer Gruppe zeigen (vgl. u.a. Brockhaus 1982; Low/MacMillan 1988). Noch weitestgehend konsistent lasst sich das Merkmal der intemalen KontroUiiberzeugung (locus-of-control) nachweisen (vgl. Rotter 1966; Hull/Bosley/Udell 1980). Personen mit dieser Merkmalsauspragung tendieren beruflich dazu, die Wirkung ihres eigenen Wollens, Konnens und Handelns zu betonen und dementsprechend bei der Bewaltigung von Aufgaben eigenen Vorstellungen zu folgen. Sie sind in der Lage, eigene Handlungen selbstwirksam auszufuhren und die Initiative fiir Veranderungen zu ergreifen, wenn sie sich nicht mehr entsprechend gefordert sehen (vgl. MUller 1999: 175f). Dieses Konzept steht in sehr engem Zusanunenhang mit dem Merkmal der Selbstwirksamkeit. Ergebnisse der Studien dazu zeigen, dass - wenn auch nur schwach eindeutig nachweisbar - diese Merkmale bei selbstandig tatigen Personen bzw. Untemehmensgriindem starker auftreten als bei abhangig Beschaftigten (vgl. Furnham 1986; Bonnet/Furnham 1991). Ganz nach dem Untemehmerverstandnis Cantillons ist Risikobereitschaft (risk taking prospensity) ein Personlichkeitsmerkmal, das Grtindem haufig nachgesagt wird und daher mehrfach untersucht wird (vgl. Brockhaus 1982 und 1980; Liles 1974; Masters/Meier 1988). Befunde dazu zeigen sich zunachst diffus und widerspriichlich, lassen sich dann jedoch so erklaren, dass im Gegensatz zu den vorher beschriebenen Merkmalen eine mittlere Merkmalsauspragung optimal zu sein scheint (vgl. Kirby 2003; MUller 1999: 176). Dies lasst sich darauf zuriickfuhren, dass sowohl angstUche Risikovermeidung bzw. Risikoscheue als auch Uberhohte Risikobereitschaft fiir eine Untemehmensgriindung und selbstandige Tatigkeiten kontraproduktiv erscheinen. Personen mit dem Merkmal der Selbstwirksamkeit (self-efficacy) glauben an ihre Fahigkeit, die RoUe des Unternehmers auszuUben, bringen dadurch einen starken Willen an ihre untemehmerische Selbstwirksamkeit zum Ausdruck und werden sich eher in untemehmerischen Aktivitaten engagieren als andere (vgl. BoydA^ozikis 1994; Scherer/Adams/CarleyAViche 1989). Personen mit einer hohen Merkmalsauspragung an Selbstwirksamkeit werden in bestimmten Situationen eher Chancen und Gelegenheiten erkennen, sich eher befahigt fiihlen, Hiirden und Schwierigkeiten zu bewaltigen und verstarkt positive Ergebnisse antizipieren. Andere Personen mit
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geringerer Auspragung dieser Eigenschaft werden hingegen eher Kostenaufwand und Risiken wahmehmen. Eine vergleichende Studie hierzu zeigt, dass bei Untemehmensgrundem ein wesentlich hoherer Grad an untemehmerischer Selbstwirksamkeit gemessen werden kann als bei abhangig Beschaftigten (vgl. Chen/Greene/Crick 1998). Auch die letztgenannte Eigenschaft der Big Five, das Streben nach Autonomie (need for autonomy), wird haufig in Verbindung mit untemehmerischer Motivation gebracht und als Wunsch nach Unabhangigkeit und Selbstbestimmung gewertet (vgl. Harrell/Alpert 1979: 264). Diese Annahme basiert auf der Voraussetzung, dass personliche Entfaltung und untemehmerische Initiative in groBeren oder GroBuntemehmen unterdriickt wird. Uberlegungen zu diesem Merkmal bleiben bis heute nur konzeptioneller Natur, empirische Beweise sind bislang nicht vorhanden (vgl. Vecchio 2003: 308). 2.2.2.2 Einschrdnkende Betrachtungen der Theorie Die Kritikpunkte an einer einseitigen Betrachtung von Personlichkeitsmerkmalen als Ausloser von Grtindungsprozessen sind vielfaltig, auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass die Rolle der Griinderperson im Griindungsprozess eine zentrale Rolle spielt. Dennoch existiert kein einheitliches „Set" an Personlichkeitsmerkmalen, welches den Griinder beschreiben und charakterisieren kann (vgl. Brockhaus/Horwitz 1986). Letztlich lasst sich kein Profil eines erfolgreichen GrUnders erstellen, der durchweg konsistente Personlichkeitsattribute besitzt. Brockhaus (1982: 66) schlussfolgert, dass "no clear link has yet been established between the personality characteristics of entrepreneurs and the success of their business ventures''. Eine weitere Schwierigkeit, die sich bei den Ergebnissen beschriebener Studien ergibt, ist das Problem der Kausalitat der vorhandenen Eigenschaften. Hier stellt.sich die durchaus berechtigte Frage, inwieweit auftretende Personlichkeitsmerkmale Ursache Oder Ergebnis untemehmerischer Tatigkeit sind (vgl. Brockhaus 1982: 42f). Zudem wird die Feststellung angeftihrt, dass Forschungsergebnisse im Sinne des TraitAnsatzes stets auf ex post-Situationen bemhen, da die Eigenschaften des Griinders bzw. Untemehmers nach der Untemehmensgriindung untersucht werden. Personlichkeitsmerkmale eines Untemehmers nach dem Grundungsereignis zu erfassen, setzt die Annahme voraus, dass samtliche Charakteristika, Einstellungen und Ansichten des
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Untemehmers selbst durch alle Erfahrungen, die eine Untemehmensgriindung mit sich bringt, nicht beeinflusst werden. Diese Annahme ist prinzipiell nicht haltbar, denn Individuen verhalten sich nur selten konsistent zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Situationen (vgl. Gartner 1989: 33). Insofem erscheint es notwendig, um Stringenz und Kausalitaten nachvoUziehen zu konnen, Personen bereits vor dem Griindungsereignis in die Analyse mit einzubeziehen (vgl. Autio/Keeley/Klofsten/Ulfstedt 1997; Autio/Keeley/Klofsten/Parker/Hay 2001: 145f). Auch die Berucksichtigung verhaltenswissenschaftlicher Determinanten bleibt hier ganzlich unberiicksichtigt, da Personlichkeitsattribute in der Querschnittanalyse statische Variablen darstellen. Grtinder und deren untemehmerische Tatigkeit konnen nicht alleinig durch den Bezug auf Charakteristika beschrieben werden, ohne beispielsweise Uberlegungen hinsichtlich situativer Faktoren, die einen Grtinder umgeben, einzubeziehen (vgl. Davidsson 1995: 1; Gartner 1988: 26f). Das heiBt, das MaB an untemehmerischem Verhalten als Reaktion auf Signale oder Reize fur untemehmerische Gelegenheiten geschieht situativ, manche Personen reagieren auf diese starker als andere (vgl. ShaneA^enkataraman 2001). Um das Bild des Unternehmers zu erklaren, mussen die individuellen Umstande mit in die Uberlegung einbezogen werden, in der sich der Grtinder befindet. Mittlerweile lasst sich auch in der psychologischen Forschung die Tendenz beobachten, dass sich Ansatze weg von generellen Personlichkeitsmerkmalen hin zu kognitiven und situativen Ansatzen entwickeln (vgl. Davidsson 1995). Betrachtet man personenbezogene Merkmale vor dem Hintergrund, dass sie personale Ressourcen darstellen, die gezielt als Qualifikation angeeignet und in Wirtschaftsprozesse eingebracht werden, stellt die Humankapitaltheorie in diesem Zusammenhang die bedeutendste Theorie dar. 2.2.3 Die Humankapitaltheorie Eine Theorie, die wesentlich starker den situativen Charakter einer Grtindungsentscheidung hervorhebt, stellt die Humankapitaltheorie dar. Bei diesem Ansatz ist fur die Person nicht entscheidend, ob sie die notwendigen Fahigkeiten ftir eine Untemehmensgriindung besitzt, sondem welche Erwerbsperspektiven die eigene Humankapitalausstattung ftir verschiedene bemfliche Altemativen bietet.
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Griindungsforschung: Defmitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
Die wichtigsten Vertreter dieser ursprunglich in der neoklassischen Okonomie angesiedelten Theorie stellen Becker (1964, 1976), Mincer (1974) und Schultz (1960) dar. Obwohl sich diese Theorie in erster Linie auf die Humankapitalausstattung von abhangig Beschaftigten bezieht, zeigen Studien bereits, dass sie durchaus Ubertragbarkeit und Anwendung in der Griindungs- und Selbstandigenforschung besitzt. In diesen Untersuchungen findet die Theorie - wenn auch zunachst nicht explizit beabsichtigt - langst Anwendung und verspricht in der Konsequenz letztlich auch Implikationen fur die Griindungsausbildung. Grundlegende Hypothese der Theorie ist, dass die jeweilige Ausstattung einer Person mit Humankapital (z.B. schulische und berufliche Bildung) einen hohen Einfluss auf das potenzielle und letztlich auch auf das reelle Einkommen ausiibt. Dies stellt den Einzelnen vor die Frage, ob sich eine Investition in humanes Kapital lohnt und wie viel eine bestimmte Investition zum spateren zu erzielenden Einkonunen beitragen kann. Becker (1964: 1) beschreibt, dass diese Investitionen von unterschiedlichster Form sein konnen wie „ schooling, on-the-job training, medical care, migration, and searching for information about prices and incomes*'. Bei den Uberlegungen werden als Entscheidungsgrundlage die direkten und opportunen Kosten der Investition der zu erwartenden Verbesserung des Einkommens gegenuber gestellt. Angewandt wird die Theorie zunachst daftir, um Einkommensunterschiede, die aus unterschiedlicher Bildung und folglich aus unterschiedlichen Bildungsinvestitionen resultieren, zu erklaren. Becker (1964: llff) unterscheidet hier zwischen allgemeinem und speziellem Humankapital. Unter allgemeinem Humankapital wird die schulische und berufliche Bildung sowie die Berufserfahrung verstanden, die nicht auf einen Arbeitgeber beschrankt ist, sondem samtliches Wissen, Erfahrungen und Fahigkeiten abbildet, die eine Person besitzt bzw. sich im Laufe der Zeit angeeignet hat. Das spezielle Humankapital hingegen bezieht sich auf all jene Fahigkeiten, die eine Person an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz erlangt hat (betriebsspezifisches Kapital), welches folglich dort auch gebunden ist und bei einem Arbeitsplatzwechsel verloren gehen wtirde. Becker (1964: 19) argumentiert, dass eine Investition in spezifisches Humankapital sowohl von rational handelnder Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite Mechanismen voraussetzt, die beiden Seiten einer langfristig angelegten Bindung ausdriicklich Nachdruck verleihen. Gleichzeitig ist jedoch zu beriicksichtigen, dass beide Formen von Humankapital jeweils Anteile der Gegenseite besitzen: So beinhaltet sicherlich jede FortbildungsmaBnahme und Tatigkeit in einem Untemehmen auch
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allgemeine Humankapitalkomponenten, wahrend eine gewisse Berufserfahrung teilweise auch betriebsspezifisch ausgerichtet ist. 2.2.3.1 Ubertragung des Humankapitalansatzes auf die Griinderperson Bei einer Ubertragung des Ansatzes auf die Griinderperson und deren Entscheidung, ein Untemehmen zu griinden, spielen insbesondere die allgemeinen Humankapitalkomponenten eine wesentliche Rolle. Dem speziellen Humankapital wird zunachst eine weniger hohe Bedeutung zugesprochen, denn mit dem Wechsel aus der abhangigen Beschaftigung in die Selbstandigkeit geht ein GroBteil des betriebsspezifischen Kapitals verloren, da derartige Fertigkeiten und Wissen fur eine Unternehmensgriindung nur wenig von Bedeutung sind. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, ist es Aufgabe eines Untemehmensgriinders, in sein betriebsspezifisches Humankapital in seiner Rolle als gleichzeitiger Arbeitgeber und Arbeitnehmer stetig zu investieren, um den Ertrag (des Unternehmens) optimal zu steigem (PreisendorferA^oss 1990: 113f). Vielmehr treten bei einer Untemehmensgriindung all jene Fahigkeiten und Erfahrungen in den Vordergrund, die unter den Sammelbegriff des allgemeinen Humankapitals fallen und auf eher generellen Fahigkeiten und branchenspezifischen Erfahrungen basieren (vgl. Fredland/Little 1981; Schultz 1980). Insbesondere diese beiden ,Arten' von Wissen beschreiben Preisendorfer und Voss (1990: 113) und differenzieren das fur Untemehmensgrunder relevante Humankapital nach branchenspezifischen und unternehmerischen Erfahrungen. Branchenspezifisches Humankapital wird benotigt, da die Herstellung von bestimmten Produkten oder Dienstleistungen, die Kenntnis von Markten und das Abschatzen von Marktpotenzialen von ganz wesentlicher Bedeutung fiir den Aufbau und die Etablierung der Produkte des Unternehmens sind. Neben diesen Fahigkeiten stehen andere, mindestens genauso relevante Einflussfaktoren fUr den Aufbau eines Unternehmens, die unter den Schlagwortern Problemlosungskompetenz, Ftihrungskompetenz, Mitarbeiterfiihrung und Netzwerkaufbau und -pflege zusammenzufassen sind. Denn neben der fachlichen Kompetenz ist es ebenso von Bedeutung, Entscheidungen mit etwaigem unabschatzbarem Risiko zu treffen, Mitarbeiter einzustellen und zu fUhren und Beziehungen zu Lieferanten, Kunden und Kooperationspartnern aufzubauen und zu festigen. All diese Fahigkeiten lassen sich als untemehmerisches Humankapital bezeichnen und sollten wenigstens teilweise parallel
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Grundungsforschung: Definitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
zur fachspezifischen (akademischen) Ausbildung vermittelt werden. Auf diesen Wirkungsbereich wird in Kapitel 3 naher eingegangen. 2.2.3.2 Anwendbarkeit der Humankapitaltheorie in der Griindungspraxis Den Beweis, dass die Aneignung und Anwendung dieses Wissens und dieser Fahigkeiten deutliche Effekte auf den Untemehmenserfolg zeigen, liefem zahlreiche empirische Ergebnisse. Diese sind zunachst gar nicht explizit auf eine Uberpriifung der Humankapitalthese ausgerichtet, sondem versuchen lediglich einen Zusammenhang zwischen Qualifikationsstrukturen, branchenspezifischer Erfahrung oder familiarem Hintergrund und Griindungserfolg herzustellen (vgl. u.a. Schmidt-Rodermund/Silbereisen 1999; Brandstatter 1999; Picot/Laub/Schneider 1989; Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998; Schmude 1994b). Auch wenn die Ergebnisse der verschiedenen Studien sehr heterogen ausfallen, konnen Effekte festgestellt werden, die von Qualifikation und Erfahrung ausgehen. Grundsatzlich wird angenommen, dass eine hohere berufliche Bildung der Griinderperson sowohl die Griindungswahrscheinlichkeit als auch den Griindungserfolg erhoht (vgl. Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 46). So stellt beispielsweise Hinz (1998) sowohl fiir Ost- als auch fiir Westdeutschland fest, dass ein hoherer beruflicher Abschluss eine hohere Griindungsneigung begiinstigt. Dennoch zeigt sich ein nicht lineares Verhaltnis zwischen beruflicher Qualifikation und Griindungsneigung bzw. -wahrscheinHchkeit. Unter denjenigen Personen, die eine hohe Praxisorientierung durch ihre Ausbildung (z.B. Meister, Fachhochschulabsolventen etc.) aufzuweisen haben, findet man haufiger Griinderpersonen, als dies bei Akademikem der Fall ist. Hinsichtlich des Grundungserfolgs lassen Ergebnisse empirischer Studien offen, ob eine hohere Bildung im Sinne eines akademischen Studiums die Erfolgschancen einer Grundung tatsachhch erhoht (vgl. Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 46f). Kein Zweifel besteht jedoch uber den positiven Effekt, der auf der einen Seite von Branchenerfahrung ausgeht und auf der anderen Seite von dem negativen Effekt, der sich ergibt, wenn die Griinderperson Uber wenig oder keine Branchenerfahrung verfiigt, in der sie griindet. Doch auch eine Betrachtung des untemehmerischen Humankapitals zeigt, dass berufliche Erfahrung und berufliche Position (Fuhrungsund Selbstandigkeitserfahrung) sowohl Griindungswahrscheinlichkeit als auch
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Griindungserfolg erhohen. Briiderl/Preisendorfer/Ziegler (1998: 47) fassen das Profil eines potenziell erfolgreichen Untemehmensgriinders unter einer Person zusammen, die „Kenntnisse und Erfahrungen in der Branche, in der sie den Betrieb grUndet [hat], in ihrer bisherigen Berufsbiographic bereits frUhere Phasen der Selbstdndigkeit [hat], am besten in der Branche, in der die GrUndung beabsichtigt ist; sie kommt aus einem Selbstdndigen-Haushalt; und sie verfligt iiber fundierte betriebswirtschaftlichkaufindnnische Kenntnisse". Erste direkte Anwendungen der Humankapitaltheorie sind in der aktuellen Literatur von verschiedenen Autoren vorzufinden (vgl. u.a. Davidsson/Honig 2003; Gobel/Frese 1999; Bates 1985; 1990; 1995). Bates (1990; 1995) stellt in seinen jungeren Studien einen positiven Zusammenhang zwischen Humankapital (Lange der Schulbildung) und dem finanziellen Startkapital von Untemehmensgrundungen fest, was die Uberlebenswahrscheinlichkeit der Untemehmen erhohen kann. Gleichzeitig neigen Personen mit hoher Schulbildung eher dazu, Grundungschancen und -gelegenheiten wahrzunehmen und nutzen. Wahrend Bates (1990; 1995) Effekte auf den Griindungserfolg feststellen kann, zeigen die Ergebnisse von Davidsson und Honig (2003: 321) zwar auch, dass Humankapital Effekte auf die Griindungsneigung und die Wahmehmung von Moglichkeiten hat, jedoch keine bzw. nur sehr schwache Effekte auf den Griindungserfolg auftreten. Die Effekte, die sich aufgrund einer bestinimten Humankapitalausstattung der Griinderperson auf Grundungswahrscheinlichkeit und Griindungserfolg ergeben, unterscheiden Briiderl/Preisendorfer/Ziegler (1998: 49) nach Selektions- und Produktivitatseffekten. Selektionsprozesse geschehen bereits im Vorfeld der Griindung und lassen annehmen, dass Personen mit hohem Humankapital eher in der Lage sind, ein Untemehmen zu griinden. Die von vomherein besseren Erfolgsaussichten lassen sich von verschiedenen Ursachen ableiten. Ein hoheres Einkommen an friiherer Arbeitsstatte verspricht eine bessere finanzielle Ausstattung des Untemehmens, und hohere Bildung fiihrt einerseits zu einer besseren Griindungsplanung sowie Risikoeinschatzung und andererseits zu einer besseren Positionierung fiir den Zugang zu Information (vgl. Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 50). Produktivitatseffekte hingegen, die erst nach der Griindung in Erscheinung treten und einen direkten Effekt auf die Entwicklung des Unternehmens haben, stellen eine Art Weiterfiihrung von Selektionseffekten dar. Hier wird angenommen, dass Personen mit giinstiger Humankapitalausstattung besser und auf eine effizientere Weise in der Lage sind, ein Unter-
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Grundungsforschung: Definitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
nehmen zu organisieren und zu leiten, und im Umgang mit Geldgebern, Lieferanten Oder Kunden besser aufzutreten wissen. Gleichzeitig senden beispielsweise ein Meisterzertifikat oder ein akademischer Titel positive Signale und konnen schneller Vertrauen in die Kompetenz einer Person und damit eines Unternehmens aufbauen (vgl. Wemer/Backes-Gellner/Kayser 2004: 130ff; Fredland/ Little 1981; Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 49). Die beschriebenen Befunde von Bates (1990), die aufzeigen, dass Personen mit hohem Humankapital Untemehmen mit hoherem Startkapital griinden, lassen sich fiir beide Arten von Effekten anwenden. Das Ergebnis verdeutlicht zum einen Selektionseffekte, die erklaren, dass diese Personen aufgrund ihres hoheren Einkommens in vorheriger Position ihr neues Untemehmen besser finanziell ausstatten konnen. Zum anderen deutet es aber auch Produktivitatseffekte an, da ein akademischer Abschluss eines Grtinders einen deutlich positiven Einfluss auf den Rahmen der Kreditvergabe durch Banken hat (vgl. Bates 1990: 555f). Wahrend die Ansatze zu den Personlichkeitsmerkmalen von Personen keinen Beitrag dazu liefem konnen, auf welchen Ursachen die Initiierung von Unternehmensgriindungen basiert, kann die Humankapitaltheorie dariiber wesentlich mehr Aufschluss geben. Denn im Gegensatz zu den Personlichkeitsansatzen fiihrt eine bestinmite Ausstattung der beruflichen Ausbildung, der Berufserfahrung und der branchenspezifischen Kenntnisse nicht zwingend und dispositionell bedingt in die berufliche Selbstandigkeit. Hier wagt der Akteur ganz bewusst aufgrund seiner Humankapitalausstattung ab, ob und auf welche Weise der Weg in die Selbstandigkeit sein zukiinftiges finanzielles Einkommen beeinflusst. Eine UnternehmensgrUndung ist dann Resultat einer bewussten Entscheidung auf Basis der vorhandenen Fahigkeiten und Erfahrungen und nicht Folge von bestimmten, fixen Dispositionen und Charaktereigenschaften. Im Hinblick auf die beiden Faktoren GrundungswahrscheinUchkeit und Griindungserfolg lassen sich demgemaB zwei Dimensionen der Humankapitaltheorie herausstellen. Aufgrund von Selektions- und Produktivitatseffekten konnen die Erfolgschancen des Unternehmens positiv beeinflusst werden. In Hinblick auf die Griindungswahrscheinlichkeit muss der situative Charakter einer Entscheidung fiir eine Griindung auf Basis des zukiinftigen Nutzens der beruflichen Bildung und Erfahrung betont werden. Dieser situative Charakter liegt jedoch nicht nur im individuellen
Theoretische Ansatze zur Erklarung der Griindungsentscheidung
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Humankapital, sondem auch im sozialen Bezugsrahmen und auBeren Einflussen begriindet. 2.3 Theoretische Ansatze zur Erklarung der Griindungsentscheidung Hierzu existieren theoretische Ansatze, die in der Phase vor einer Grlindung ihre Anwendung finden und die Entscheidung einer Person fiir eine Grundung zu erklaren versuchen. Diese Ansatze fokussieren zwar auf die Person, beriicksichtigen jedoch gleichermaBen das mikrosoziale Umfeld der Person. In beiden vorgestellten Modellen {.theory of planned behavior* und ,Modell des unternehmerischen Ereignisses'), die aufeinander aufbauen und weiterentwickeU werden, spielen neben den vorhandenen Fahigkeiten, Charakteristika und Erfahrungen einer Person auch auBere Einfliisse aus dem Umfeld und situative Einfliisse (als sozialer Bezugsrahmen), welche ebenso auf die Griindungsentscheidung einwirken, eine wesentUche RoUe. 2.3.1 Aj zens theory ofplanned behavior Die beschriebenen Ansatze auf der Ebene der Gninderperson, die personliche Dispositionen, Eigenschaften, Fahigkeiten und Erfahrungen betreffen, sind nur unzulanglich als Erklarung, weshalb letzthch eine Griindungsentscheidung getroffen wird. Die aus der Sozialpsychologie stammende Theorie des geplanten Verhaltens {theory ofplanned behavior) von Ajzen und Fishbein (1980) soil die Lucke zwischen griindungsrelevanten Einstellungen und der tatsachlichen Gnindung schlieBen (vgl. Ajzen 1991). Die Theorie erklart menschliches Verhalten und die Entstehung individueller Handlungsabsichten und wird bereits in sehr vielfaltigen Bereichen wie dem Konsumentenverhalten, dem Wahlverhalten, oder auch dem Freizeitverhalten angewandt (vgl. Kolvereid 1996: 48). Handlungsabsichten, sog. intentions, spielen innerhalb des Modells insbesondere bei der Anwendung auf die Grundungsthematik eine ganz wesentliche RoUe. Absichten erklaren und sagen zukiinftiges geplantes Verhalten voraus. Ursprunglich aus der Jheory of reasoned action' entstanden, besteht das Entstehen von Handlungsabsichten aus zwei wesentlichen Komponenten. Der eine Bestandteil ist die Einstellung zur Handlung (attitude towards behavior), die auf der Nutzenerwartung der auszufiihrenden Handlung basiert und wie diese Handlung bewertet wird. Sind die Erwartungen des Nutzens hoch, wird innerhalb dieser Komponente die Handlung
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positiv bewertet. Zweifellos hat eine Vielfalt an Personlichkeitsmerkmalen und -fahigkeiten einen hohen Einfluss auf die Nutzenerwartungen und damit auf die Einstellung zur Handlung (vgl. Ajzen 1991: 181). Der andere Teil beruht auf jenen Einstellungen, die auf wahrgenommenen subjektiven, sozialen Normen basieren, und somit den wahrgenommenen sozialen Dnick erklaren, eine Handlung durchzufiihren oder sie zu unterlassen. Die sozialen Normen ergeben sich aus den Einstellungen wichtiger Bezugspersonen zu der geplanten Handlung wie dem Grad der Bereitschaft, die Untemehmensgriindung aktiv zu unterstutzen bzw. mit zu tragen, und aus der Motivation, gemafi diesen subjektiven Normen zu agieren. Ebenso ist relevant, ob im mikro-sozialen Umfeld RoUenvorbilder existieren, die positiv auf die wahrgenommen Normen einwirken konnen. Dass untemehmerische RoUenvorbilder nur einen schwachen direkten Einfluss auf zukiinftige untemehmerische Aktivitat nehmen konnen, ist zwar mehrfach bewiesen (vgl. Carsrud/Ohn/Eddy 1987; Scott/Twomey 1988). Dennoch ist der subjektive indirekte Einfluss von Rollenmodellen auf die Einstellungen und Ansichten nicht zu unterschatzen (vgl. Krueger 1993; Scherer/Adams/ Carley/Wiche 1989: 55f). Hier zeigt sich auch der Bezug zu den Dispositionsmerkmalen und insbesondere dem Merkmal der intemalen KontroUuberzeugung (locuS'of'Control): Der Einfluss durch subjektive Normen auf eine Handlung ist bei einer hohen intemalen KontroUtiberzeugung deutlich geringer (vgl. Ajzen 1987). In der Theorie des geplanten Verhaltens wird eine dritte Komponente (perceived behavioral control) hinzugefiigt, welche das MaB der wahrgenommenen Kontrolle iiber die auszufiihrende Handlung wiedergibt. Hier steht die subjektive Erwartung bzw. Einschatzung, mit den Anforderungen einer Handlung zurechtzukommen, im Mittelpunkt (vgl. Ajzen 1991: 183). Die Humankapitalausstattung, wie Erfahrungen Oder Fahigkeiten, und wahrgenommene Schwierigkeiten konnen die wahrgenommene Handlungskontrolle positiv sowie negativ beeinflussen (vgl. Ajzen 1987; Kmeger 1993: 6). Abbildung 2.1 verdeutlicht das Grundmodell von Ajzen (1991).
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Theoretische Ansatze zur Erklarung der Griindungsentscheidung
Abb. 2.1: Grundmodell von Ajzens theory ofplanned behavior
i Einstellung zur Handlung
subjektive Norm
Handlung
wahrgenommene Selbstkontrolle
Quelle: Ajzen 1991: 182. Eigene Darstellung und Uhersetzung.
Die relative Gewichtung der einzelnen Komponenten ist jeweils von der Situation und der Handlung abhangig. Je positive! die Einstellungen bezUglich der drei beschriebenen Komponenten sind, desto wahrscheinlicher ist eine tatsachliche Handlung, wobei empirisch belegt ist, dass der Einfluss der zweiten Komponente, der subjektiven Norm, am geringsten ist. Gleichzeitig verdeutlicht das Grundmodell von Ajzen, dass die beiden Komponenten ,Einstellung zur Handlung' und ,subjektive Norm' lediglich die Absichten beeinflussen, wahrend die Komponente , wahrgenommene Selbstkontrolle' auch direkten Einfluss auf die Handlung nimmt (vgl. Ajzen 1991: 182; Autio/Keeley/Klofsten/Parker/Hay 2001: 147). Von Bedeutung fur diesen Ansatz ist, dass eine Absicht zu einer bestimmten Handlung, wie die Grundungsabsicht, nicht mit der tatsachlichen Handlung, der Unternehmensgrundung, gleichgesetzt werden kann. Ajzen (1991: 187f) stellt in empirischen Befunden fest, dass insbesondere nur dann eine Handlung vorgenonmien wird, wenn die Person die Kontrolle und das Wissen dariiber hat, ob sie in der Lage ist, die Handlung durchzufuhren. Diese Annahme trifft beispielsweise bei der ursprunglichen Anwendung fiir den Bereich des Wahlverhaltens zu. Auf die Grundungsaktivitat bezogen muss jene Annahme nicht zwangslaufig zutreffen, denn die Umsetzbarkeit einer Handlung hangt von der Verfiigbarkeit an wahrgenommenen Moglichkeiten und
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Griindungsforschung: Definitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
Ressourcen ab. Hier zeigt sich deutlich, dass ein hohes Ma6 an Anforderungen, Fahigkeiten und Erfahrungen iiber den Umstand entscheiden, eine selbst^ndige Tatigkeit aufzunehmen. Eine breite und fundierte Aneignung von Wissen durch Grundungsausbildung kann die Kontrolle und somit die Wahrscheinlichkeit der Durchfuhrung einer Absicht deutlich erhohen. Grundsatzlich ist das Modell von Ajzen ein grundlagentheoretischer Ansatz, der in Bereichen der Sozialpsychologie, wie den bereits erwahnten Wahl-, Freizeit- oder Konsumentenverhalten, seine Anwendung findet. Dieser Ansatz wird fiir den Bereich der Griindungsforschung als Grundmodell angenommen und im Fortgang erweitert, kombiniert und letztUch weiterentwickelt. 2.3.2 Shaperos Modell des untemehmerischen Ereignisses Das Modell von Shapero (1984) ist im Vergleich zu den Uberlegungen von Ajzen und Fishbein (1980) direkt auf untemehmerische Aktivitat ausgelegt (vgl. Shapero 1984; Shapero/Sokol 1982). In dem Modell werden bezuglich der konzeptionellen Grundannahmen Ahnlichkeiten zu der Theorie des geplanten Verhaltens deutlich, da auch hier die Absichten und Einstellungen auf die Entscheidung, eine untemehmerische Tatigkeit aufzunehmen, eine wesentliche RoUe spielen. Aus Shaperos Sicht wird eine solche Handlung dann ausgeftihrt, wenn sie auf der einen Seite erstrebenswert, auf der anderen Seite aber auch durchfUhrbar oder machbar erscheint. Vergleichbar zu den Grundannahmen ,Einstellung zur Handlung' (attitude towards behavior) und ,wahrgenommene Selbstkontrolle' (perceived behavioral control) in Ajzens Modell spricht Shapero (1984) hier im ahnUchen Sinn von ,Erwunschtheit' (desirability) und ,Machbarkeit' (feasibility). Unter ,Erwunschtheit' fallt, fiir wie attraktiv eine Person eine Untemehmensgriindung erachtet. Die Komponente ,Machbarkeit' erklart den Grad, wie sich eine Person dazu befahigt fuhlt, ein Untemehmen zu grunden. Diese beiden Komponenten werden wesentlich dadurch gepragt, ob eine Person bereits vorher mit untemehmerischen Aktivitaten in Kontakt gestanden ist. In der Regel wird dies in spateren empirischen Studien dadurch abgefragt, ob durch die Person selbst, durch die Eltem oder im Bekanntenkreis untemehmerische Tatigkeiten aufgenonmien werden und wie diese jeweiligen Tatigkeiten durch die Person bewertet werden.
Theoretische Ansatze zur Erklarung der Grundungsentscheidung
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Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Modeller! liegt darin, dass Ajzens Komponente der ,subjektiven Norm' durch Shaperos ,Handlungsneigung' (propensity to act), sich nach Gelegenheiten zu richten, ersetzt wird (vgl. Abb. 2.2). Abb. 2.2: Das Shapero-Krueger-Modell
Wahtgenommene Eiwunschtheit
Kontakt mit unternehmerischer Erfahrung: Umfang und Anteil an positiven Erfahnuigen
^
Wahrgenommene Durchfiihrbarkeit
•
Unternehmerische Absichten
Handlungsneigung
Quelle: Krueger 1993: 7. Eigene Darstellung und Ubersetzung.
Shapero/Sokol (1982: 79ff) setzen in dem Modell voraus, dass menschlichem Verhalten eine gewisse Tragheit unterstellt wird. Die Tragheit kann durch ein auslosendes Ereignis, eine Veranderung (displacement) plotzlich unter- bzw. aufgebrochen werden, was unternehmerische Aktivitat auslost. Derartige Veranderungen sind oftmals negativ behaftet, wie beispielsweise Arbeitsplatzverlust oder Unzufriedenheit in der momentanen Beschaftigung, konnen aber auch durch ein positives Ereignis ausgelOst werden, wie eine Erbschaft oder ein Lotteriegewinn. Diese Ereignisse verursachen moglicherweise eine Handlungsumkehr, unter welcher der Entscheidungstrager die beste unter alien mdglichen Altemativen hinsichtlich des Beschaftigungsstatus (selbstandige oder angestellte Beschaftigung) auszuwahlen hat (vgl. Katz 1992: 30f). Diese Auswahl an Handlungsmoglichkeiten hangt von der relativen Glaubwurdigkeit (credibility) der Altemativen und der Handlungsneigung ab. Unter ,Glaubwiirdigkeit' lasst sich somit zusammenfassen, ob eine Handlung erstrebenswert (desirability) und reahsierbar (feasibility) erscheint. Damit unternehmerische Aktivitat stattfinden kann, ist es notwendig, dass das Potenzial und die Voraussetzungen ftir eine Untemehmens-
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griindung (credibility, propensity to act) bereits vorhanden sind, bevor das auslosende Ereignis eintritt (vgl. Shapero/Sokol 1982). Zu den Voraussetzungen zahlen positive griindungsbezogene Einstellungen und Fahigkeiten, wie dies unter der Gruppe der potenziellen Griinder anzunehmen ist. Signifikante Lebenseinschnitte sind dann haufig Verursacher von untemehmerischer Aktivitat. Nach Shapero/Sokol (1982) konnen derartige Einschnitte auch sehr subjektiv sein, beispielsweise ausgelost durch einen runden Geburtstag (vgl. Krueger/Reilly/Carsrud 2000: 418f). Wahrend die Theorie des geplanten Verhaltens starker auf soziale Normen und das mikrosoziale Umfeld abzielt, wendet sich Shaperos Modell eher an das Individuum. Wenngleich diese beiden Ansatze auch keinen Anspruch auf Vollstandigkeit erheben, so liefem sie kombiniert betrachtet doch ein besseres Verstandnis von untemehmerischem Verhalten. Dies bezeugen viele empirische Studien, in denen Kombinationen und Erweiterungen der beiden Modelle angewandt werden. Krueger (1993) wendet erstmals das von Shapero konzipierte Modell an einer Stichprobe von 126 Studierenden der Betriebswirtschaftslehre an, die kurz vor dem Abschluss ihres Studiums stehen. Die Ergebnisse seiner Pfad-Analyse zeigen, dass der Umfang an Kontakten mit untemehmerischer Aktivitat und der Grad an positiven untemehmerischen Erfahrungen indirekt auf die GrUndungsabsichten iiber die Komponenten ,Durchfuhrbarkeit' und ,Erwiinschtheit' einwirken. Der Umfang an Kontakten mit untemehmerischer Aktivitat beeinflusst mafigeblich die wahrgenommene Durchfiihrbarkeit, die positiven Erfahmngen mit Untemehmensgriindungen zeigen hohen Einfluss auf die wahrgenommene Erwtinschtheit. Obwohl das Modell durchaus Schwachen aufweist und Weiterentwicklungsbedarf besitzt, zeigen die Ergebnisse dennoch, dass sich das Modell robuster und verbesserter als Ajzens Modell anwenden lasst. Im HinbUck auf die Griindungsausbildung schlussfolgert Kmeger (1993: 19), dass auf eine starkere Wahmehmung der beiden Komponenten Erwtinschtheit und Durchfiihrbarkeit fokussiert werden muss. Die reine Vermittlung von Wissen reicht nicht aus, sondem Studierenden muss der Blick auch dahingehend gescharft werden, dass die Nutzung des gelemten Wissens anwendbar (und demnach dann auch erwtinscht) sowie machbar ist und dazu beitragt, die Selbstwirksamkeit zu fordern. Weiterentwickelt und angewandt werden diese sog. Intentions-ModQllQ verstarkt seit den 1990er Jahren von verschiedenen Autoren (vgl. u.a. Bird 1993; Davidsson 1995; Kolvereid 1996; Reitan 1996; Autio/Keeley/Klofsten/Ulfstedt 1997; Autio/Keeley/Klofsten/Parker/Hay 2001; Kmeger/Reilly/Carsmd 2000; Peterman/Kennedy
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2003). Reitan (1996) beispielsweise kombiniert das Modell Shaperos mit Ajzens Modell und fiigt situative (kurzfristige) Einflussfaktoren hinzu. Davidsson (1995) belegt es mit angewandteren Begrifflichkeiten, berucksichtigt starker die Variable ,Uberzeugung' als individuelle Karriereentscheidung und zentrale Determinante fiir Griindungsabsichten und fiigt eine Reihe an wesentlichen Einstellungsmerkmalen einer Personlichkeit (change, autonomy, achievement) hinzu (vgl. Davidsson 1995: 4ff). Bei den meisten Studien zeigt sich deutlich, dass signifikante Zusammenhange zwischen den Einstellungen einer Person, die durch bestinimte Erfahrungen und soziodemographische Einfliisse begrundet werden, und ausgedriickter Grundungsabsicht bestehen. Die empirischen Arbeiten stellen heraus, dass untemehmerisches Potenzial vorrangig iiber drei Wahmehmungen zu erfassen ist: 1) Kann ich es schaffen {can I make it)l 2) Will ich es schaffen (will I make it)l und 3) Wird mein Umfeld es gut heiBen (will others approve ofit)l Kritisch muss zu den Modellen angemerkt werden, dass diese bis zu dem Punkt der Handlungsabsicht, ein Untemehmen zu griinden, reichen und keine Aussagen dartiber moglich sind, ob die Absichten tatsachlich realisiert werden. Insbesondere die zeitliche VerzOgerung bis zur tatsachlichen Griindung muss dabei noch Beriicksichtigung finden. Intentions-Mod^Wt erlangen hinsichtlich einer tatsachlichen Realisierung bislang nur schwachen Erklarungsbedarf. Gleichzeitig zeigen Studien, dass viele Untemehmensgriinder nur wenige Jahre zuvor keine oder nur geringe Absichten hatten, ein Untemehmen zu griinden (vgl. Bergmann 2000; 2004: 4If). Nur etwa ein Drittel aller Griinder eines Jahrgangs haben zwei Jahre zuvor bereits eine Griindungsabsicht zum Ausdruck gebracht. Der Umkehrschluss zeigt ebenso, dass gerade unter jenen Personen, die eine „ganz sichere" oder „wahrscheinliche" Griindungsabsicht angeben, nur ca. ein Fiinftel innerhalb von drei Jahren eine Untemehmensgriindung realisiert (vgl. Bergmann 2000: 33ff). Sehr ahnliche Ergebnisse stellt bereits Katz (1989) fest. Basierend auf einer Langsschnittuntersuchung in den USA zeigt er, dass es nur einen schwachen Zusammenhang zwischen Griindungsabsicht und tatsachlicher Griindung gibt (vgl. Katz 1989: 48 ff). Folghch sind Personen mit Griindungsabsichten nur bedingt als primares Griindungspotenzial zu betrachten. Krueger und Brazeal (1994: 95) schlussfolgern, dass es sinnvoUer ist, alle potenziellen Griinder (auch ohne Griindungsabsicht) zu untersuchen, anstatt nur Personen mit konkreten Griindungsabsichten zu sehr in den Vordergrund zu stellen.
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2.4 Zusammenschau der ausgewahlten theoretischen Ansatze Die dargelegten Ansatze stellen nur eine Auswahl an bestehenden Theorien dar, die jedoch gerade fur vorliegenden Kontext in Bezug auf die Griinderperson und deren Umfeld von hoher Relevanz ist. Auf Basis der dargelegten Theorien lasst sich festhalten, dass Personen mit bestimmten Verhaltensdispositionen, soziodemographischen Merkmalen, Fahigkeiten und Erfahrungen in einem bestimmten mikrosozialen Umfeld positiv gegeniiber einer Untemehmensgriindung eingestellt sind. Personen mit diesen Eigenschaften und Fahigkeiten werden mit einer h5heren Wahrscheinlichkeit selbstandig tatig werden als andere und werden ihr Vorhaben erfolgreicher vorbereiten und durchfiihren. Obwohl alle erwahnten Theorien mehrfach empirisch getestet sind und durchaus aussagekraftige Ergebnisse entstanden sind, zeigt sich dennoch, dass keiner der erklarten Ansatze allein betrachtet einen umfassenden Erklarungsansatz fUr die Griindungsentscheidung und die GriindungswahrscheinHchkeit darstellt. Eine bislang noch nicht vorgenommene Zusammenstellung der Wirkungsweisen wesentlicher Einflussfaktoren vermittelt einen Uberblick tiber die theoretischen Betrachtungen und bildet eine Grundlage fiir weitere konzeptionelle Uberlegungen fur Grundungsausbildung an Hochschulen (vgl. Abb. 2.3). In der Zusammenstellung der verschiedenen Einflussfaktoren wird dabei zwischen den personenbezogenen Merkmalen (soziodemographische Merkmale, Personlichkeitsmerkmale und spezielles Humankapital), tiber die jede Person in unterschiedlicher Auspragung verftigt, und dem mikrosozialen Umfeld, in das jede Person eingebettet ist, unterschieden. Bei einer von oben nach unten gerichteten Betrachtung wirken die drei beschriebenen Merkmalsdimensionen in ihrer jeweiligen Auspragung auf die Einstellungen, die Ansichten und das Verhalten einer Person gegenuber untemehmerischer Tatigkeit ein. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist beispielsweise der Umfang an untemehmerischer Erfahrung, die eine Person durch die Mitarbeit in einem kleinen oder mittleren Unternehmen (KMU), durch Untersttitzung einer Grtindung von Freunden oder Verwandten oder gar bereits durch eine eigene Grtindung aufweisen kann.
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Zusammenschau der ausgewahlten theoretischen Ansatze
Abb. 2.3: Einflusse auf Griindungsneigung und Griindungsentscheidung
Umfeld
Person r?#)^:^'^Mi-BI^IIW Soziodemographische Merkmale - Alter - Geschlecht - familiaref Hintetgrund
Einbettung in das
Personlichkeitsmerkmale - Risikoneigung - intcrnale KontroUuberzeiigiing - Leistungsorientierung - Autonomiestreben - Selbstwirksamkeit
mikrosoziale Umfeld
Humankapitalausstattung - Bildung - branchenspezifische Erfahrung - unicrnehmerische Erfahrung
Einstcllungen, Ansichten und Verhaltcn gegeniiber einer Griindung '\fyimtiii^:j^pi
Gfiindungsabsichtcn - Entschcidung -
RoUenmodelle Wahcgenommene Untetsciitzungsleisnuigen Ideen und Gelegenheiten Situadve Einflusse
kdve Moglichkciten Quelle: Eigener Entwurf.
Hier werden Elemente des Modells von Shapero aufgegriffen (vgl. Shapero-KmgerModell), das zum Ausdruck bringt, dass der Umfang und der Anteil an positiven unternehmerischen Erfahrungen mafigeblich die Einstellung bezuglich einer Griindung beeinflussen, indem das Vorhaben erwiinscht und realisierbar erscheint. In Anlehnung an die beschriebenen Traits-AnsdXzt und insbesondere die Auswahl der pragendsten „Big Five" nehmen gewisse Personlichkeitsmerkmale bereits im Vorfeld Einfluss auf die Einstellungen, Absichten und das Verhalten gegenuber einer Griindung. Ein Beispiel ist das Merkmal der Leistungsorientierung, welches verstarkt bei unternehmerisch tatigen Personen nachgewiesen wird und als positiver Einflussfaktor auf eine Person einwirkt. Dies spiegelt auch den Zusammenhang zwischen den TraitAnsatzen und den Intentions-ModQWcn wider, denen einzelne Verbindungen zwischen
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Griindungsforschung: Defmitorische Abgrenzung und theoretische Ansatze
Attribute!! (z.B. der intemalen Kontrolluberzeugung) und daraus resultierenden Einstellungen (z.B. der subjektiven Norm) empirisch und konzeptionell nachgewiesen werden konnen (vgl. u.a. Burger 1985; Ajzen 1987). Die Einstellungen, Absichten und das Verhalten gegeniiber einer Griindung werden somit auf der einen Seite durch vorhandene oder angeeignete Eigenschaften und Fahigkeiten der Person gespeist. Auf der anderen Seite wirkt das mikrosoziale Umfeld wesentlich auf die Person ein. Gerade der Einfluss von Rollenvorbildem ist aufgrund seines subjektiven indirekten Einflusses auf eine Untemehmensgrtindung uber die Einstellungen und Ansichten nicht zu unterschatzen (vgl. Krueger 1993; Scherer/ Adams/CarleyAViebe 1989: 55f). Neben den Rollenvorbildem werden im Verlauf weitere UmfeldeinflUsse relevant. Das Wahmehmen vorhandener Unterstutzungsleistungen durch Griinderinitiativen und Fordemetzwerke kann zum einen zur Sensibilisierung auf die Einstellungen und Ansichten, zum anderen aber insbesondere auf die Grundungsabsicht einwirken, indem iiber QualifizierungsmaBnahmen oder Netzwerke Kontakte zu Griindungsplanenden oder Griindem hergestellt werden und eine Griindung dadurch erwiinschter und machbar erscheint. Letztlich wird bei einer Person nur dann eine Griindungsabsicht entstehen konnen, wenn sie auch in der Lage ist, die in ihrem Umfeld vorhandenen Ideen und Gelegenheiten fur eine Griindung wahrzunehmen bzw. zu erkennen. Ob die Person die Gelegenheit dann auch nutzt und es tatsachlich zur Handlung, der Griindung, kommt, hangt maBgeblich von situativen Einfliissen ab. Diese situativen Einfliisse (drohender oder bereits eingetretener Arbeitsplatzverlust, Unzufriedenheit in der abhangigen Beschaftigung) konnen entscheidende Einflussfaktoren auf die Entscheidung fUr die berufliche Selbstandigkeit sein (vgl. u.a. Galais 1998; Goebel 1991). Bei einem derartigen Ereignis sucht der Entscheidungstrager stets die Beste unter alien moglichen altemativen (beruflichen) MogUchkeiten aus. Meisteris hat er eine Entscheidung zwischen selbstandiger und abhangiger Beschaftigung zu treffen (vgl. Katz 1992: 30f). Die zusammengestellten EinflussgroBen bieten vielfaltige Ansatzpunkte, die bei einer konzeptionellen Ausgestaltung fUr universitare Griindungsausbildung aufgegriffen und beriicksichtigt werden konnen. Bei alien Ansatzen und Theorien ist hinreichend bekannt, wie sie hinsichtlich Griindungswahrscheinhchkeit, Griindungsabsicht und Griindungserfolg wirken. Dementsprechend muss Griindungsausbildung an jenen Punkten ansetzen, um durch die Forderung von niitzlichen Eigenschaften und
Zusammenschau der ausgewahlten theoretischen Ansatze
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Fahigkeiten sowie der Wahrnehmungsfahigkeit im Umfeld der Person das Grundungspotenzial zu erhohen. Mogliche Ansatzpunkte hierfur sind bei der Person selbst und im mikrosozialen Umfeld zu finden. So ist beispielsweise bekannt, dass Rollenvorbilder aus dem Umfeld Einfluss auf Griindungsabsichten nehmen, indem sie Beruhrungsangste verringem und die Griindung dadurch erwunschter und vor allem realisierbarer erscheint. Hier kann ein gangbarer Weg der Einsatz von Gastrednem in Ausbildungskursen sein; dennoch wird der didaktische Gehalt und die Anwendbarkeit dieser Methode von vielen Autoren kritisiert (vgl. u.a. Anderseck 2004; Fiet 2000a; GartnerA^esper 1994). Auf einen sinnvollen Einsatz dieser Methode und mogliche Wirkungsweisen wird in Kapitel 3 eingegangen. Das Wahmehmen von Chancen und Gelegenheiten im personlichen Umfeld konnte durch Veranstaltungen zu Themen wie Ideengenerierung oder Kreativitatstraining trainiert werden. Auch unterschiedliche Formen der Humankapitalausstattung geben bereits Ansatzpunkte ftir die Konzeption von Griindungsausbildung. Denn unterschiedliche Ausbildungswege bedurfen unterschiedlicher Inhalte und deuten bereits eine Form der Zielgruppendifferenzierung an. Wie, in welcher Form und in welchem Rahmen gewisse Ansatze formuliert werden konnen, wird im nachsten Kapitel sukzessiv erarbeitet.
3 Konzeptionelle Ansatze zur Griindungsausbildung Die Diskussion im Bereich der Griindungsausbildung und Moglichkeiten der Umsetzung an deutschen Hochschulen existieren seit den 1990er Jahren und gelten bis heute als nicht abgeschlossen. Diesem Diskurs liegen verschiedene Ursachen zu Grunde. Griindungsausbildung unterliegt einem vielfach angefuluten Legitimierungszwang, der sich primar durch heterogene, multidisziplinare Forschungsansatze begriinden lasst. Eine allgemeingiiltige Einordnung in die akademische Forschungs- und Ausbildungslandschaft ist bislang noch nicht abschliefiend vorgenommen worden. Damit in Zusammenhang steht die oft gestellte Frage nach dem „Output", dem Ergebnis und dem Erfolg griindungsspezifischer MaBnahmen an deutschen Hochschulen. Neben der Entwicklung und der Einordnung der Griindungsausbildung in die deutsche HochschuUandschaft werden konzeptionelle Ansatze fiir eine theoriegeleitete, aber auch praxisorientierte und didaktisch sinnvolle Umsetzung in Lehrveranstaltungen erortert. Jene Uberlegungen fiihren schlieBlich zu der Frage, ob und auf welche Weise „Untemehmer sein" gelemt und gelehrt werden kann. Um diese Frage beantworten zu konnen, steht die oft genannte Forderung nach der Messung des Erfolgs und der Qualitat von Griindungsausbildung im Mittelpunkt der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Diskussion. In vorUegendem Kapitel werden Moglichkeiten der Messung und damit verbundene Schwierigkeiten aufgezeigt. Handlungsempfehlungen fiir einen sukzessiven Aufbau von geeigneten Messungsinstrumenten runden das Kapitel ab. 3.1 Entwicklung und Einordnung der Entrepreneurship Education Zunachst wird die Entwicklung der Griindungsausbildung in Deutschland anhand eines historischen RUckblicks und der Analyse der heutigen Strukturen dargelegt sowie in einem Vergleich mit den USA unterschiedliche Ausgangsbedingungen festgehalten. Ein derartiger Vergleich verdeutlicht sehr schnell die Diskrepanz in der Entwicklung zwischen den beiden Landem und erklart weitgehend, weshalb Griindungsausbildung in Deutschland bislang noch Schwierigkeiten in der Etablierung als eigenstandiges Each an Hochschulen zu bewaltigen hat. Eine nicht vorhandene, eigene „Griindungstheorie", der geforderte wissenschaftUche Anspruch bei gleichzeitig praxisnaher Aus-
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bildung sowie die Frage nach dem Output, den Effekten, von Griindungsausbildung stellen diskutierte Einflussfaktoren dar, welche die Disziplin unter einen Legitimierungszwang stellen. Ein Diskurs zu den Annahmen und Argumenten jener Uberlegungen sowie ein Versuch der Einordnung dieses neuen Faches schlieBen das Kapitel 3.1 ab. 3.1.1 Griindungsausbildung in den USA und in Deutschland Entrepreneurship Education, wie sie inzwischen heute auch in Deutschland existiert, fmdet ihre Wurzeln und ihre Ausgangssituation im Mutterland USA. An US-amerikanischen Hochschulen, und dort insbesondere an den wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Business Schools, hat diese Ausbildungsform eine wesentUch weiter reichende und demnach auch heute weiter entwickelte Infrastruktur als Deutschland aufzuweisen. 3.1.1.1 Entwicklung der Entrepreneurship Education an US-amerikanischen Hochschulen Anfangliche Entrepreneurship-Aktivitaten werden in den USA erstmals nachweislich 1947 getatigt, indem von Myles Mace der erste einschlagige Kurs an der Harvard Business School abgehalten wird und bereits Uber 180 Studierende im Rahmen ihres MBA-Studiengangs anzieht (vgl. Katz 2003: 293). Seit den 1950er und 1960er Jahren beginnen insbesondere die Professoren der hochrangigen Business Schools, den Fokus auf Forschung und Lehre fUr und iiber junge Untemehmen zu forcieren (vgl. Katz 1999: 47). Erste deutliche Resultate werden gegen Ende der 1970er Jahre offensichtlich. Viele Universitaten haben zu dieser Zeit bereits eine groBe Anzahl an Entrepreneurship-Kursen oder auch -Programmen in das Angebot aufgenommen. Diese Entwicklung ist weitestgehend auf die tatsachlich gestiegene Nachfrage durch Studierende zuriickzufUhren. Gleichzeitig erkennen die Hochschulleitungen und die Dekane der US-amerikanischen Universitaten, dass es meistens die Untemehmer sind, die als groBziigige Spender auftreten und den Aufbau von EntrepreneurshipProgrammen, Center for Entrepreneurship oder Grundungslehrstiihlen fordern und finanzieren. Es uberrascht daher nur wenig, dass viele der angesehenen US-amerikanischen Einrichtungen heute den Namen der Untemehmer tragen, die sie vormals
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finanzkraftig unterstiitzt haben (z.B. Arthur M. Blank Center for Entrepreneurship) (vgl. Kent 1990: 112). In den friihen 1980er Jahren beginnen bereits einige Universitaten (Babson College, Baylor University, University of Southern California), Konferenzen und Tagungen zum Thema Entrepreneurship auszurichten. Veranstaltungen wie das von der Harvard Business School ausgerichtete KoUoquium zu „ Entrepreneurship: What It Is and How to Teach It" setzen bedeutende Entwicklungen in Gang, universitare Grundungsausbildung aufzubauen (vgl. PlaschkaAVelsch 1990: 56). Das Wachstum des Bereiches Entrepreneurship wird gleichzeitig durch die starke Verbreitung und den Aufbau von Entrepreneurship-Centem und -Zeitschriften, Griindungslehrstiihlen und Ausbildungsprogrammen, die statt einzelner Kurse ganze Studiengange abdecken, gefordert. Zum Ende der 1980er Jahre sind nicht nur nahezu 100 Lehrsttihle oder Professuren besetzt und an die 40 Forschungseinrichtungen bzw. -institute aufgebaut, sondem es werden bereits ca. 20 nationale und Internationale Tagungen zum Thema Entrepreneurship ausgerichtet. Dies verdeutlicht, dass die Relevanz des Faches in den USA sowohl von akademischer als auch von beruflicher und praxisorientierter Seite relativ friih wahrgenonmien wird (vgl. Katz 1989; Sandberg/Gatewood/Olm 1989). Gegen Ende der 1990er Jahre existieren in den USA iiber 1.400 angebotene Kurse von uber 300 besetzten Professorenstellen, die bereits von Uber 300.0(X) Studierenden besucht werden (vgl. Katz 1999: 46). Untemehmerisches Handeln wird von USamerikanischen Wissenschaftlem und Praktikem sehr viel friiher als in anderen Landem als zukiinftige SchlUsselqualifikation erkannt, was zur Folge hat, dass das Each Entrepreneurship inzwischen als eigenstandige Disziplin aufgestellt ist. Eine hohe Selbstandigenrate in den USA verdeutlicht dies: Uber 20 % aller Erwerbstatigen uben eine selbstandige Tatigkeit aus (vgl. Katz 1999: 49). Katz (2003: 294f) schlussfolgert, dass zu Beginn des neuen Jahrtausends Griindungsausbildung in den USA eine Art Reife- bzw. Sattigungsgrad erreicht hat, der sich durch einige wesentliche Charakteristika sowohl an wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Universitaten (Business Schools) als auch an anderen Universitaten beschreiben lasst. Auch wenn an US-amerikanischen Business Schools alle Ausbildungskurse und -programme als Entrepreneurship Education bezeichnet werden, fallen unter diesen Begriff zwei Bereiche in der Ausbildung, „ entrepreneurship (wealth-creation focussed courses) and small business (form-creation focussed courses)" (Katz 2003: 294), die sich nach Ansicht von Solomon, Duffy und Tarabishy (2002: 4f) darin unterscheiden,
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dass „ small business management courses focus on achieving normal sales, profits and growth within an existing business. [...] In contrast, entrepreneurship education focuses on originating and developing new growth ventures [...] with an emphasis on high profitability, rapid growth, and expedient exit strategies". Der Bereich der Entrepreneurship-Kurse beschaftigt sich somit eher mit Innovationen und der tatsachlichen Untemehmensgrundung als mit dem Management eines operierenden Untemehmens. Diese feinere Unterteilung der Kurse an US-amerikanischen Hochschulen zeichnet sich bereits gegen Ende der 1980er Jahre ab und weist dabei einen vergleichsweise hohen Anteil an Small Business (Management-)Kursen aus. Begriinden iSsst sich dies zu einem hohen Grad mit einer deutlich weiter entwickelten und in sich ausgepragten Infrastruktur, die es zulasst, bereits innerhalb des Faches genauere Differenzierungen vorzunehmen. Ein anderer Grund liegt in dem pers5nlichen Entwicklungsstadium, in dem sich Studierende befinden. Oftmals entscheiden sich Studierende in den USA und inzwischen auch in europaischen Landem nach einigen Jahren Berufserfahrung fUr den Masterstudiengang, insbesondere den betriebswirtschaftUch ausgerichteten MBA (Master of Business Administration). Einer Studie an einer norwegischen Business School zufolge weisen die MBA-Absolventen eines Jahrgangs zu Beginn ihres Studiums durchschnittlich 2,4 Jahre Berufserfahrung auf (vgl. Kolvereid/ Moen 1997: 156). In diesen Zeiten der beruflichen Erfahrung konnen somit auch Zeiten selbstandiger Tatigkeiten liegen. Dies mag begriinden, weshalb der Bedarf und die Relevanz fur US-amerikanische Studierende bereits vorhanden sein konnen, sich mit weitaus konkreteren Aspekten der Grtindungs- und Wachstumsprozesses eines neuen Untemehmens zu beschaftigen. FUr die Betrachtung der Griindungsausbildung an deutschen Hochschulen und einer dort (noch) nicht vorgenommenen Differenzierung wird im weiteren Verlauf der Arbeit der Begriff des Entrepreneurship-Kurses synonym fiir beide Unterteilungsformen verwendet. Dieses in USA erreichte Reifestadium der Entrepreneurship Education lasst sich anhand einer stark ausgebauten Ausbildungsinfrastruktur wie einer Vielzahl an besetzten Stellen, zahlreichen Entrepreneurship-Centem und referierten akademischen Journals verdeutlichen. Auch eine voranschreitende Segmentierung innerhalb der Disziplin zeigt, dass durch speziaHsierte Forschergruppen bestimmte Bereiche des Faches gefordert und vorangetrieben werden. Legitimiert sind all diese Erscheinungsformen durch zahlreiche nationale Rankings von Entrepreneurship-Programmen.
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AuBerhalb der Business Schools existiert auch an anderen Universitaten (z.B. fiir Landwirtschaft, Ingenieurwesen) und in Ausbildungsberufen eine steigende Anzahl an Angeboten der Entrepreneurship Education. Ebenso haben sich seit Ende der 1990er Jahre die Absatzwachstumsraten einschlagiger Entrepreneurship-Literatur jahrlich verdoppelt (vgl. Katz 2003: 294 ff). Ob US-amerikanische Entrepreneurship-Lehrbiicher hinsichtlich ihres didaktischen und theoretischen Gehalts auch deutliche Vorsprunge in ihrer Entwicklung aufweisen, wird in Kapitel 3.2.2.4 diskutiert. Bei diesem Vergleich der Entwicklungsstrukturen der Griindungsausbildung wird deutlich, dass US-amerikanische Hochschulen in ihrer Entwicklung und Tradition bereits wichtige Meilensteine in der Ausbildungsinfrastruktur gesetzt haben und heute in der Entrepreneurship Education als fiihrend gelten. 3.1.1.2 Entwicklung der Griindungsausbildung an deutschen Hochschulen In Deutschland stellt Griindungsausbildung zu Beginn des neuen Jahrtausends ein zentrales Thema dar, auch wenn bislang nur wenige Richtlinien daftir existieren, wie erforderliche Inhalte in Ausbildungsprogramme oder -kurse integriert werden sollen. Erste Entwicklungen werden Mitte der 1970er Jahre an den Universitaten K5ln und Stuttgart angestoBen, indem dort bereits Lehrveranstaltungen zur Griindungsthematik existieren (vgl. WoUner 1991: 473). Ebenfalls wird in diesem Bereich das betriebswirtschaftliche Institut fUr empirische Griindungs- und Organisationsforschung (bifego) an der Universitat Dortmund aktiv, das auch im Bereich der Lehre seit den 1980er Jahren Angebote aufweist. Im weiteren Verlauf bis in die 1990er Jahre entwickeln sich die Angebote der Griindungsausbildung weiter, sind jedoch mehrheitHch auf einzelne Initiativen von Hochschullehrern zurUckzufuhren; lediglich 16 % aller wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiche an deutschen Hochschulen verfUgen Anfang der 1990er Jahre tiber punktuelle Lehrangebote zu Untemehmensgrundungen (vgl. Weihe 1991: 59). Im Jahre 1992 wird der erste betriebswirtschaftliche Lehrstuhl mit Schwerpunkt Entrepreneurship an der Universitat Dortmund ausgeschrieben. Obwohl die Stelle nie besetzt wird, ist diese Initiative als eines der ersten Zeichen fiir angehende Entwicklungen in der deutschen Griindungsausbildung zu Beginn der 1990er Jahre zu sehen. Die 1996 im Auftrag des Bundesministeriums fiir Bildung und Forschung (BMBF) vom betriebswirtschafthchen Institut fiir empirische Griindungs- und Organisations-
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forschung (bifego) durchgefuhrte Studie ermittelt erstmals konkrete Zahlen und weist nach, dass 92 Anbieter mit 106 Lehrveranstaltungen zur Griindungsthematik an deutschen Universitaten und Fachhochschulen existieren (vgl. Schulte/Klandt 1996: 27). Davon finden 58 % an Universitaten statt, ein GroBteil (63 %) aller Veranstaltungen wird gar wahrend des regularen Studiums angeboten und iiber die Halfte aller Kurse sind obligatorisch, d.h. im akademischen Pflichtprogramm verankert (vgl. Konegen-Grenier 1998: 217). Eine 1999 durchgefiihrte Erhebung mit einem ahnlichen Untersuchungsdesign verdeutlicht einen starken Anstieg in der Quantitat der Veranstaltungen. Die Studie ermittelt an 51 deutschen Hochschulen bereits 130 Ausbildungsangebote (vgl. Krantz/LilischkisAVessels 2000: 34ff). Der erste tatsachliche Lehrstuhl fiir Entrepreneurship (Stiftungslehrstuhl fiir Allgemeine BWL insbesondere Grundungsmanagement und Entrepreneurship) wird 1998 an der European Business School in Oestrich-Winkel besetzt. Seit diesem Jahr lasst sich eine konstante Entwicklung und Besetzung von Griindungslehrstiihlen und -professuren an deutschen Universitaten und Fachhochschulen beobachten. Zum Ende des Jahres 2004 identifizieren Klandt, Koch und Knaup (2005: 14) 45 arbeitende, 9 ausgeschriebene sowie 2 weitere geplante Entrepreneurship-Professuren an deutschen Universitaten und Fachhochschulen. Im Laufe der Berufungsverfahren der Entrepreneurship-Professuren an deutschen Hochschulen treten seit Besetzungsbeginn 1998 mehrmals Zeitverzogerungen auf, was auf die Problematik zuriickzufUhren ist, dass zu wenige geeignete Kandidaten mit einem ,passgenauen' Profil existieren und dies eine zugige Besetzung erschwert (vgl. Lilischkis 2001: 98). Die sehr unterschiedhch verlaufenden Biographien der Hochschullehrer stellen das Ergebnis lange nicht vorhandener, speziaUsierter Ausbildungswege dar und liegen in dem jungen Alter der Disziplin Entrepreneurship begriindet. Diese Schwierigkeiten wie der Einsatz geeigneter Entrepreneurship-Ausbilder deuten bereits an, dass vielerorts zwar ein wissenschaftlicher Diskurs iiber einen sinnvollen Umgang mit Entrepreneurship Education geftihrt wird, eine grundsatzliche Einordnung in die akademische Landschaft mit den dementsprechenden spezifischen Anforderungen jedoch noch nicht abschlieBend vorgenommen ist.
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3.1.2 Einordnung und Legitimierung des Faches Entrepreneurship als wirtschaftswissenschaftliche Disziplin Ein wesentlicher Einflussfaktor auf diese Diskussion ist der Mangel an allgemein anerkannten Theorien und deren Zusammenfuhrung zu einer eigenen umfassenden „Grundungstheorie", da gerade die Vermittlung von Theorien einen wesentlichen Bestandteil fundierter Grundlagenvermittlung universitarer Ausbildung ausmacht. Fiet (2000a: 1) stellt fest, dass "theory is an essential part of what we teach because we do not know any other way to help students anticipate the future, which is a key to entrepreneurial success, unless we counsel them to rely on luck or intuition". Demnach haben die in der Grundungsforschung verwendeten Ansatze ihre Wurzeln in vielen heterogenen Ansatzen anderer Disziphnen. Diese Tatsache nimmt mafigebhch Einfluss auf den Diskurs einer Legitimierung von Entrepreneurship als eigenst^ndiges Each und auf die Umsetzung von Inhalten in die Lehre. Der Gehalt und der Umfang wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie der Umgang damit konnen zu einem wesentlichen Teil auch die Inhalte und den theoretischen Gehalt von Ausbildungsprogrammen bzw. -kursen sowie die fachliche Konzeption von Lehrplanen mitbestinunen. Die bislang nur wenig vorgenommene und weitgehend vemachlassigte Verkniipfung von Forschung und Lehre durch die Ubertragung von Forschungsergebnissen in die Ausbildungspraxis stellt eine wesentliche Herausforderung beim Aufbau eines eigenstandigen Faches dar. Wahrend in herkonunlichen Disziplinen Forschung und Lehre innerhalb der Disziplin oder des Faches stattfinden, werden im Forschungsbereich Entrepreneurship einzelne Aspekte zur Untemehmensgriindung unabhangig voneinander von verschiedenen Disziplinen gelost. So werden beispielsweise Aspekte der Standortplanung von der Wirtschaftsgeographie oder rechtliche Aspekte von der Jurisprudenz wissenschaftlich untersucht. Gelehrt werden Hinweise zur Standortwahl oder rechtliche Grundlagen im Grlindungsprozess jedoch im Rahmen von wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen. Hier gilt als grundsatzliches Problem, dass wissenschafthche Ergebnisse bislang nur schwachen Zugang in Entrepreneurship-Lehrbticher und angebotene Kurse finden (vgl. Bronner/Mellewigt/Spath 2001: 581f). Dem konnte eine eigenstandige Disziplin eventuell Abhilfe schaffen. Damit stellt sich jedoch die Frage, inwieweit eine eigene EntrepreneurshipDisziplin, selbst mit stark ausgepragter Querschnittfunktion, Forschung und Lehre eigenstandig bewaltigen und gleichzeitig noch vorhandene ForschungslUcken in einem sehr breiten Feld fUllen kann.
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Eine weitere Hurde ergibt sich durch den wissenschaftlichen Anspruch, den universitare Ausbildung an sich stellt. Wahrend Forschungsergebnisse in klassischen Disziplinen wissenschaftlich verwertet und auf theoretischer Basis gelehrt werden, ist die Umsetzung des Faches Entrepreneurship anderer Natur. Griindungsausbildung ist stark anwendungsorientiert und veraiittelt weitestgehend, wie eine Untemehmensgriindung durchgefiihrt wird, welche Aspekte dabei von Relevanz sind und welches Wissen hierfiir von Bedeutung ist. Wie bereits mit der nur z5gerlichen Besetzung der Griindungsprofessuren angedeutet, zeigt sich bei der Veraiittlung dieser Fahigkeiten durch Hochschullehrer und Dozenten, dass eine spezielle Ausbildung fiir den wissenschaftHchen Nachwuchs, um jene Positionen nachhaltig zu besetzen, erst viel zu spat initiiert und etabliert werden. Weiterer Legitimierungszwang ergibt sich aus der Frage des „Outputs", die insbesondere Politik oder offenthche Institutionen an eine derart junge Disziplin stellen (vgl. Fallgatter 2004: 40). SchlieBlich hangen Forschungsarbeit und Forschungskapazitaten der Wissenschaftler, die neues Wissen uber Untemehmensgriindungen generieren, zumindest teilweise von der Beurteilung durch politische und Gffentliche Einrichtungen Uber die Relevanz und ForderungswUrdigkeit des Forschungsobjektes ab (vgl. Aldrich/Fiol 1994). Eine Legitimation erwachst "to the extent to which research in entrepreneurship advances useful knowledge and is substantively endorsed by powerful external collective actors" (BusenitzAVest/ Shepherd/Nelson/Chandler/Zacharakis 2003: 286). Eine Form des Outputs ergibt sich demnach daraus, inwieweit niitzliches und verwertbares Wissen fiir die Griindungsausbildung verwendet wird, und in welcher Form eine Messung dieser Umsetzung und des mftglichen Erfolgs daraus operationalisiert werden kann. Dies bedingt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nutzen von einschlagigen Initiativen. Verschiedene Betrachtungsweisen und LosungsansStze fiir mogUche Formen der Operationalisierung werden in Kapitel 3.3 naher erlautert. An dieser Stelle wird zunachst darauf hingewiesen, dass eine Antwort auf die Frage des Outputs bislang nur unzureichend gegeben werden kann. Es lasst sich festhalten, dass Untemehmensgriindungen und junge Untemehmen heute feste Bestandteile einer gesamtwirtschaftUchen Betrachtung, eines ganzheitlichen okonomischen Verstandnisses sowie ein die Wirtschaftspraxis pragendes reales Phanomen sind. Dieses Argument unterstutzt die These, dass Unternehmerausbildung an Hochschulen ein eigenes breites Fundament bilden sollte und dabei nicht nur aus-
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schlieBlich (werdende) Griinder ansprechen darf, die Unterstiitzung ftir ihr Griindungsvorhaben benotigen. So wiirde ein derartiger Fokus unterstreichen, dass Untemehmereigenschaften und -fahigkeiten prinzipiell lembar sind und das Wissen iiber geeignete Lehrkonzepte existiert (vgl. Fallgatter 2004: 40). Doch insbesondere die einschrankenden Betrachtungen der Theorie der Eigenschaftsmerkmale (Trait-Approach) in Kap. 2.2.2.2 verdeutlichen, dass kein einheitliches „Set" an Personlichkeitsmerkmalen existiert, welches einen erfolgreichen Griinder konsistent charakterisieren kann (vgl. Brockhaus 1982: 66; Brockhaus/Horwitz 1986). Als Schlussfolgerung stellt Fallgatter (2004: 40) eine enge Zielgruppenfokussierung in Frage: „Wie kann man dann aber mit ruhigem Gewissen eine Lehre betreihen, die genau eine Ausbildung zu solchen Untemehmern zumprimdren Ziel hat?'* Ebenso bleibt zu berticksichtigen, dass neben den Absolventen selbst, die den Weg in die Selbstandigkeit wagen, auch die Akteure im Bereich der grtindungsspezifischen Infrastruktur sowie junge Untemehmen von den ehemaligen Studierenden profitieren. Im Rahmen ihres wirtschaftswissenschaftlichen Studiums haben sich die Studierenden im Bereich der Griindungsausbildung Kompetenzen angeeignet, die auch in jenen beruflichen Bereichen zum Einsatz gebracht werden konnen. Welche Arten von Zielgruppen dabei angesprochen werden, wird in Kapitel 3.2.3 ausfuhrlich erlautert. Dies bedingt einen Uberblick liber die gangigen inhaltlichen und methodischen AnsStze der Griindungsausbildung, die sodann entsprechend einer zielgruppenspezifischen Differenzierung angepasst und formuliert werden konnen. 3.2 Inhalte, Methoden und Zielgruppen der Griindungsausbildung In Entrepreneurship-Kursen werden unterschiedlichste Themenbereiche behandelt, einheitliche Ansatze sind dabei kaum vorhanden (vgl. Gorman/Hanlon/King 1997). Eine Studie von Fiet (2000a: 3) zu grtindungsspezifischen Veranstaltungen verdeutlicht, dass der Inhalt "varies so much that it was difficult to detect if they even have a common purpose". Er identifiziert vorherrschende (Dach-)Themenbereiche wie Strategie, Wettbewerbsanalyse, Wachstumsmanagement, Ideengenerierung, Finanzierung und Kreativitatstraining und bestatigt, dass die gangigen Ansatze aus anderen, teils wirtschaftswissenschafthchen Disziplinen aufgegriffen werden (vgl. Fiet 2000a: 3). Dies fuhrt nochmals zu der Tatsache, dass aufgrund mangelnder theoretischer Stringenz und des jungen Alters einer im Aufbau begriffenen Griindungsausbildung
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auf eine Vielzahl an extemen Quellen zuriickgegriffen wird, mit welchen Lemende in Entrepreneurship-Kursen angeleitet werden konnen. Allgemeingiiltige fachliche und didaktische Anforderungsziele existieren bis heute noch nicht, dennoch lassen sich trotz skizzierter Hemmnisse und Anlaufschwierigkeiten zahlreiche Uberlegungen und Ansatze verschiedener Autoren skizzieren, die zu einer sinnvollen inhaltlichen und methodischen Ausrichtung der Lehre beitragen k5nnen. Zunachst werden die fachlichen Inhalte und daraus resultierende mogliche Kategorien diskutiert, um anschlieBend darauf aufbauend auf die methodische Umsetzung und Anwendbarkeit der Inhalte sowie auf Hemmfaktoren einer theoriegeleiteten und didaktisch adaquaten Umsetzung einzugehen. 3.2.1 Inhaltliche Gestaltungsformen Um die Inhalte fur Entrepreneurship-Kurse sinnvoU nach den erforderlichen Fahigkeiten und Bediirfnissen der Nachfragenden auszurichten, kann ein RUckblick auf die dargelegten Theorien zur Griinderperson bereits eine Richtung andeuten. Die beschriebenen Theorien zielen primar auf drei relevante Bereiche einer Person ab. Von wesentlicher Bedeutung sind die Eigenschaften bzw. die Personlichkeitsmerkmale, die Bildung (das Humankapital) sowie das Umfeld bzw. die Situation, in der sich eine Person befindet. In Hinblick auf die Humankapitalausstattung stellen die branchenspezifische Erfahrung und die untemehmerische Erfahrung zwei wichtige Fahigkeiten dar, die laut empirischer Studien Untemehmensgriindungen positiv beeinflussen. Auch in Hinblick auf Personlichkeitsmerkmale und die hervorgehobenen Big Five wird deutlich, dass das Vorhandensein gewisser Eigenschaften einer Person die Entscheidung fur eine Grundung sowie die weitere Entwicklung des Untemehmens begunstigen konnen. Die Kenntnis von RoUenvorbildem und die Wahmehmung von Unterstiitzungsleistungen im Umfeld konnen ebenso auf die Grtindungsneigung sowie das Griindungsengagement einer Person Einfluss nehmen. Die sehr unterschiedlichen Formen von Eigenschaften, Erfahrungen und Fahigkeiten deuten bereits an, dass auch in Hinblick auf die erforderliche Qualifikation zum Unternehmer zwischen verschiedenen Arten von Wissen unterschieden werden muss.
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3.2.1.1 Die Unterscheidung zwischen VerfUgungs- und Orientierungswissen Frick/Lageman/RosenbladtA^oelzkowAVelter (1998: 195) erachten verschiedene Formen der Qualifikation als relevant fiir Selbstandige und unterscheiden hierbei zwischen Verfiigungs- und Orientierungswissen. Die Autoren greifen dabei indirekt die eriauterten theoretischen Ansatze zu den Personlichkeitsmerkmalen, der Humankapitalausstattung und den umfeldbezogenen Faktoren auf. Unter VerfUgungswissen sind in erster Linie neben der beruflich-fachlichen Qualifikation Branchenkenntnisse sowie kaufmannische bzw. betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse zu fassen (vgl. Abb. 3.1). Nach Ansicht der Autoren kann jenes VerfUgungswissen zwar durchaus als Erfolgsfaktor fiir SelbstSndigkeit angesehen werden, stellt jedoch keine hinreichende Bedingung hierfiir dar. Diese Form von Wissen kann relativ schnell veralten, lasst sich aber wiederum kurzfristig durch das reine Lemen von Fakten, Methoden und Zusammenhangen aneignen. Abb. 3.1: VerfUgungsund Orientierungswissen Orientierungswissen im engeren Sinne - Wissen urn Selbstandigkeit als - beruflich-fachliche berufliche Alternative Kenntnisse - Wissen iiber Funktionszusammenhange - Branchenkenntnisse - betriebswirtschaftliche - Kenntnisse iiber Grundungsprozess und Vorbereitungsschritte Kenntnisse - Wissen iiber Forder- und Beratungsmdglichkeiten - Infbrmationen iiber rechtliche und politische Rahmenbedingungen Verfiigungswissen
Orientierungswissen im weiteren Sinne - "Achievement-Kompetenzen": Leistungsorientierung, Eigeninitiative, Risikobereitschaft, Entscheidungs- und Durchsetzungsfahigkeit - Problemlosungskompetenz - Planungs- und Macht/ kompetenz
Quelle: Eigene Darstellung nach Frick/Lageman/Rosenbladt/Voelzkow/Welter 1998: 195ff.
Im Gegensatz dazu steht das Orientierungswissen, welches das Wissen um Ziele, Zwecke und Maximen in den Mittelpunkt stellt und sich dabei in einen etwas enger und einen etwas weiter gefassten Bereich unterteilen lasst. Orientierungswissen im engeren Sinne wie das Wissen iiber politische und rechtliche Rahmenbedingungen, iiber Informations-, Beratungs- und Fordermoglichkeiten oder die wichtigsten Vorbereitungsschritte einer Griindung lasst sich sowohl durch neue (z.B. Projektlemen) als auch durch herkonmiliche Methoden (Faktenlemen) aneignen (vgl. Frick/Lageman/RosenbladtA^oelzkowAVelter 1998: 196). HinsichtUch des Orientierungswissens im weiteren Sinne wird hingegen zur Diskussion gestellt, inwieweit
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Konzeptionelle Ansatze zur Griindungsausbildung
Qualifikationen, die iiber fachlich-funktionale Kenntnisse hinausgehen und als sog. Untemehmereigenschaften oder Schlusselqualifikationen bezeichnet werden, vermittelbar sind. Darunter lassen sich die Eigenschaften wie Leistungsorientierung, Risikobereitschaft oder Problemlosungskompetenz fassen und zu weiten Teilen den Merkmalen der Big Five zuordnen. Diese Personlichkeitsmerkmale konnen auf genetischen Dispositionen oder fruhkindlichen Sozialisationsprozessen basieren, genauso ist es aber moglich, dass diese Attribute iiber die Zeit durch gelenkte Lemprozesse angeeignet werden. Daher muss der Versuch untemommen werden, wichtige Eigenschaften durch gezielte Lehr- und Lemkonzepte heranzubilden und zu entwickeln (vgl. Klandt 1994: 97). Zu beriicksichtigen bleibt dabei, dass bei der Vermittlung dieser Fahigkeiten und Eigenschaften andere Methoden als bei der Vermittlung von Verfugungswissen herangezogen werden miissen (vgl. Frick/Lageman/RosenbladtA^oelzkowAVelter 1998: 197). Eine Unterteilung nach Verftigungs- und Orientierungswissen verdeutlicht bereits, dass fiir QualifizierungsmaBnahmen zwischen fachlich-funktionalem Wissen und Schlusselqualifikationen unterschieden werden muss. Fest steht, dass die traditionelle fachlichbetriebswirtschaftliche Ausbildung ftir eine Ausbildung zum Untemehmer allein nicht ausreicht. Neben der Vermittlung des Zusammenwirkens verschiedener Funktionsbereiche im Sinne einer ganzheitlichen Ausrichtung gilt es zudem, unternehmerisches Handeln zu vermitteln (vgl. Neubauer 2003: 16). In diesem Zusammenhang wird gleichzeitig kritisch angefiihrt, dass die Vermittlung von jenen Schlusselqualifikationen an der Universitat bislang noch eine untergeordnete Rolle spielt (vgl. Frick/Lageman/RosenbladtA^oelzkowAVelter 1998: 212). 3.2.1.2 Die Unterscheidung zwischen Each-, Methoden- und Sozialkompetenz Weitere Autoren nehmen wiederum eine begrifflich andere Differenzierung vor, die jedoch auch an oben beschriebener Untergliederung ansetzt (vgl. u.a. Braukmann 2001; Garavan/O'Cinneide 1994b; Koch 2003a). Caravan und O'Cinneide (1994b: 15) identifizieren nicht nur eine Unterteilung nach Each- und SchlUsselqualifikation, sondem stellen fest, dass Entrepreneurship-Kurse "put considerable emphasis on knowledge acquisition whereas others put a greater emphasis on competence/ skill development and formation of positive attitudes towards risk planning and dealing with uncertainty." Damit greifen sie neben der Each- und Sozialkompetenz eine dritte
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Komponente auf, die von deutschsprachigen Autoren als Methodenkompetenz bezeichnet wird (vgl. Braukmann 2001: 83; Esser/Twardy 2003: 228f). Unter Methodenkompetenz wird die Beherrschung grundlegender Lem- und Arbeitstechniken sowie die Anwendungsbefahigung methodisch-problemlosender Vorgehensweisen verstanden. Sozialkompetenz hingegen lasst sich als die Fahigkeit beschreiben, Kooperationsund Kommunikationstechniken anzuwenden (vgl. Braukmann 2001: 83). Diese „Triade" wird als Ordnungsschema fur die Interpretation der verschiedenen Qualifikationsanforderungen wahrend des Griindungsprozesses angesehen und ermoglicht so eine Systematisierung nach sehr vielfaltigen Anforderungsprofilen (vgl. Esser/ Twardy 2003: 228). Eine derartige Systematisierung erleichtert den Umgang mit heterogenen Zielgruppen sowie deren Bediirfnissen und ermoglicht eine entsprechende zielgruppenspezifische Anpassung. Welche Zielgruppen im Einzelnen existieren und welche spezifischen Anforderungsprofile jenen zugeordnet werden konnen, wird in Kapitel 3.2.3 eingehend erlautert. Jene beschriebenen Qualifikationsanforderungen an Untemehmensgrunder konnen an konkreten Beispielen fur jede Form der Kompetenz veranschaulicht werden. So ist die Fahigkeit, einen konsistenten Finanzierungsplan aufzustellen, Ausdruck betriebswirtschaftlicher Fachkompetenz, die Anwendung von Problemlosungsheurismen Ausdruck von Methodenkompetenz, und letztlich stellt die Fahigkeit, mit Venture Capital Gesellschaften Uber Formen der Finanzierung zu verhandeln und die Geschaftsidee iiberzeugend zu vermitteln, eine Form von Sozialkompetenz dar. Braukmann (2001: 82) bezeichnet in Anlehnung an Halfpap (1992) die beschriebenen Qualifikationen als berufliche Handlungsfahigkeit, die durch die Befahigung der drei Kompetenzen erreicht werden kann. Jene berufliche Handlungskompetenz wird umschrieben als „die Fahigkeit undBereitschaft [...] in beruflichen Situationen sack- und fachgerecht, personlich durchdacht und in gesellschaftlicher Verantwortung zu handeln, d.h. anstehende Probleme zielorientiert auf der Basis geeigneter Handlungsschemata selbstdndig zu losen, die gefundenen Losungen zu bewerten und das Repertoire seiner Handlungsschemata weiterzuentwickeln" (Braukmann 2001: 82). Fest steht, dass ein ganzheitliches berufliches und griindungsspezifisches Bildungsverstandnis nicht nur auf die Forderung des kognitiven Lembereiches ausgerichtet sein darf. Dass ein umfassender Entwicklungs- und Lernprozess anderer Strukturen als nur jener des traditionellen Bildungswesens bedarf, wird hierbei deutlich. Gerade ein
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Konzeptionelle Ansatze zur Grtindungsausbildung
sinnvoller Einsatz geeigneter Methoden, durch welche umfassende Handlungskompetenz vermittelt werden soil, ist hier von groBer Bedeutung. Fur die Vermittlung von Fachkompetenz in Form von betriebswirtschaftlichem Fachwissen ist das Format klassischer Vorlesungen angemessen, zumal das inhaltlich-fachliche Wissen zweifelsohne das wesentliche Rtistzeug fiir eine Griindung darstellt. Gleichzeitig wird aber deutlich, dass fiir die Aneignung einer ganzheitlichen Handlungskompetenz und insbesondere den Erwerb von Methoden- und Sozialkompetenz ein derartiger Lemansatz als ungeeignet erscheint. Welche Lemumgebung und welche methodischen Anfordeningen fiir eine Vermittlung dieser Kompetenzen angemessen erscheinen, wird in folgendem Abschnitt eingehend diskutiert. 3.2.2 Methodische Uberlegungen zur Veranstaltungskonzeption Unter dem Begriff der Methoden bzw. der methodischen Ansatze werden all jene Instrumentarien und deren Auspragungen aufgegriffen, die fiir die Vermittlung und die Aneignung vielfaltiger Fahigkeiten im Sinne einer ganzheitlichen Handlungskompetenz in Veranstaltungen von Relevanz sind. Das Feld der methodischen Ansatze und MogUchkeiten stellt sich sehr vielfaltig dar. Zu den hier zu behandelnden Instrumentarien zahlen zum einen geeignete didaktische Ansatze, zum anderen die Anwendung und das Verhaltnis von theoriegeleiteten und praxisorientierten Modulen sowie dariiber hinaus die Qualitat von Entrepreneurship-Lehrbiichem. Geeignete didaktische Ansatze konnen dabei traditioneller Natur sein, um inhaltlich-fachliche Kompetenzen zu vermitteln, oder auch neue Formen des Lehr-/Lemverhaltens beinhalten. 3.2.2.1 Didaktische Lernansdtze zur Kursgestaltung Fur den vorliegenden Kontext werden nur jene Konzepte didaktischer Ansatze fiir Entrepreneurship-Kurse herausgearbeitet, die auf die Aneignung von Methoden- und Sozialkompetenzen abzielen. Wahrend fiir die Vermittlung inhaltlich-fachlichen Wissens traditionelle Lehr-Lemarrangements verwendet werden, die in zeitlich regulierten Einheiten stattfinden, miissen fiir die Aneignung einer fach- und berufsiibergreifenden Qualifikation bzw. von Methoden- und Sozialkompetenz andere Ansatze herangezogen werden. Hierfiir existieren verschiedene Gestaltungsansatze, die sich weitestgehend unter dem Begriff des handlungsorientierten Lernens oder „ actionbased learning" zusammenfassen lassen und von einer Vielzahl von Autoren diskutiert
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und befiirwortet werden (vgl. hierzu u.a. Braukmann 2001; Fiet 2000a und 2000b; Garavan/O'Cinneide 1994a und 1994b; Gibb 1996; Koch 2003a). In diesem Ansatz wird argumentiert, dass Eigenschaften wie selbstandiges Handeln nur dann erworben werden konnen, wenn Lemsituationen nicht weitestgehend von Dozenten dominiert werden und vorstrukturiert sind. Auch die FShigkeit, Selbstkritik und Selbstkontrolle zu iiben, konnen sich Lemende nur dann aneignen, wenn Situationen nicht von Dozenten kontroUiert oder bewertet werden. Kooperations- und Kommunikationsfahigkeit kann nur erlemt werden, wenn die Prozesse sowohl zwischen Lemenden und Lehrenden als auch zwischen Lemenden untereinander ablaufen. Letztlich kann der Lemende nur dann kreatives Denken entwickeln und trainieren, wenn er sich seine Aufgabenstellungen selbst heraussuchen und diesen nachgehen darf (vgl. Beiderwieden 1994: 80f). Der Begriff des handlungsorientierten Lemens steht als Sammelbezeichnung fiir eine Anzahl an Methoden, deren gemeinsamer Nenner in der umfassenden Auseinandersetzung und der aktiven Aneignung eines Lemgegenstandes liegt. Wesentliche Merkmale der handlungsorientierten Didaktik sind Ganzheitlichkeit (Denken und Handeln in komplexen HandlungsvoUzugen), Lemeraktivitat (selbstandige Aneignung), Teilnehmerorientiemng (Selbstorganisation der individuellen Lemprozesse) und Reflexion (Arbeitsruckschau auf die Bewaltigung der Lemaufgabe) (vgl. Westerfeld 2004: 195). Lemenden wird im Hinblick auf die Realisiemng ihres Lemund Entwicklungsprozesses die Moglichkeit gegeben, selbstandig Inhalte zu erschlieBen, Probleme zu losen und Ergebnisse zu prasentieren (vgl. Carland/Carland 2001: 101). (Voneinander) Lemen geschieht durch personlichen Austausch, gleichberechtigt und aus der Reaktion mehrerer Menschen, statt in hierarchischer Stmktur und nur durch den Lehrer. Handlungsorientiertes bzw. untemehmerisches Lemen findet kontinuierlich statt und bietet bei Fehlem neue Lemchancen (vgl. Klandt 1999b: 252). Die Umsetzung kOnnte hierbei beispielsweise durch den Einsatz von Fallstudien, durch Rollen- und Planspiele oder durch eigene Projekte wie eine sog. ,Juniorenfirma', stattfinden (vgl. Braukmann 2001: 89). Im Idealfall sollte der Lemende theoretisches Wissen durch weitgehend selbst gesteuertes Lemen und anhand von praxisorientierten Problemstellungen anwenden und entwickeln. Diese Gestaltungsform greift Fiet (2000b) auf und fordert, bei der Umsetzung von handlungsorientiertem Lemen verstarkt einen „theory-based activity-approach" zu implementieren. Ein derartiger Ansatz wiirde eine theoretische Stringenz der Inhalte
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Konzeptionelle Ansatze zur Grtindungsausbildung
erfordem und gleichzeitig die Anwendung dieser Theorien in handlungsorientierten Lemansatzen fordem (vgl. Fiet 2000b: 108). 3.2.2.2 Theoriegeleitete Ansatze zur Kursgestaltung Die Forderung nach theoriegeleiteter Lehre vertritt Fiet (2000a: 9) mit der Argumentation, dass „ students must learn theory in order to understand the future consequences of their entrepreneurial decisions". Fur eine Umsetzung theoriegeleiteter Lehre werden zunachst die wichtigsten Schritte und Uberlegungen im Grundungsprozess herausgestellt (vgl. Fiet 2000a: 12). Hierbei werden Uberlegungen thematisiert, ob • lukrative Gelegenheiten wahrgenommen werden konnen, die andere noch nicht erkannt haben, • Untemehmensgriinder attraktive Branchen identifizieren konnen, • Untemehmensgriinder alle fUr den Grundungsprozess relevanten Ressourcen bereitstellen konnen, • Untemehmensgriinder Wettbewerbsvorteile erlangen konnen. In einem nachsten Schritt werden mit diesen Uberlegungen im Griindungs- und Planungsprozess gangige theoretische Ansatze verkniipft, die bei der Bewaltigung dieser aufgefiihrten Beschaftigungsfelder herangezogen und eingesetzt werden konnen. So muss ein Untemehmer beispielsweise bei der Bewertung der Nachhaltigkeit seines Wettbewerbsvorteils seine untemehmensintemen heterogenen Ressourcen und Fahigkeiten kombinieren und einsetzen. Hierbei kann er auf die resource-based-theory zuriickgreifen (vgl. Conner/Prahalad 1996; Bamey 1991; Wernerfelt 1984). Bei der Uberlegung, welche Branche ftir eine Griindung attraktiv ist, konnen industrieokonomische Ansatze wie beispielsweise das von Michael Porter entwickelte five/orc^5-Modell herangezogen werden (vgl. Porter 1980). Als weitere durchaus anwendbare theoretische Ansatze erachtet Fiet (2000a) die ,Theorie der sozialen Eingebundenheit' (Social Embeddedness Theory) nach Granovetter (1985), die Transaktionskostentheorie nach WilHamson (1994) oder die Agency Theory (vgl. Eisenhardt 1989). Ob und wie weit derartige theoretische Ansatze als eher planspielerisch zu betrachtende Handlungsanweisungen einer sich bereits im Grundungsprozess befindenden Person tatsachlich noch behilflich sein konnen, ist kritisch zu betrachten.
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Vielmehr erscheint ein Einsatz theoriegeleiteter Elemente nur dann sinnvoll, wenn er sich an Personen richtet, die sich noch nicht mit einem konkreten Griindungsvorhaben beschaftigen. Ziel ist hier eine langfristig angelegte Vermittlung von theoretischen Ansatzen zur Aneignung und Entwicklung untemehmerischer Kompetenzen bzw. Methoden- und Sozialkompetenzen. Der insgesamt jedoch nur sehr vereinzelt vorgenommene Einsatz von theoretischen Elementen innerhalb des Faches hat zur Folge, dass Entrepreneurship-Kurse den Ruf besitzen, weniger stringent und eher oberflachlich zu sein (vgl. Bronner/Mellewigt/Spath 2001: 598; Fiet 2000a: 5).
3.2.2.3 Praxisorientierte Ansdtze zur Kursgestaltung Auch in Hinbhck auf den erwiinschten Praxisbezug des Faches Entrepreneurship stehen Dozenten bei der Veranstaltungskonzeption vor einer neuen Ausgangssituation. Grundungsausbildung, obwohl akademisches Each, erfordert gleichzeitig einen hohen Grad an Anwendungs- und Praxisorientierung. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist der Einbezug von praktischen Elementen in die Lehre notwendig. Eine Moglichkeit besteht darin, Bezug auf das Umfeld der Griinderperson zu nehmen und den Einfluss
von
Rollenmodellen
aufzugreifen.
Der positive
Einfluss
von
Rollenmodellen auf die Ansichten und Einstellungen gegeniiber einer Grundung sind empirisch bereits bestatigt. Als gangige Methode fur Lehrveranstaltungen wird dieser Einfluss beim Einsatz von Gastvortragen durch Grunder oder praktisch ausgewiesenen Personen in Lehrveranstahungen genutzt. So schlagen einige Autoren beispielsweise vor, durch den Einsatz von Grlindern Interaktionen zu Studierenden herzustellen, ''including having entrepreneurs serve as coaches and mentors (Hills 1988, Mitchell and Chesteen 1995), classroom speakers (Hills 1988) and interview subjects (Hills 1988, Solomon et al 1994, Truell et al 1998)" (Solomon/ Duffy/Tarabishy 2002: 6). Diese Methode wird jedoch von vielen Autoren kritisch diskutiert und nur eingeschrankt befiirwortet (vgl. u.a. Anderseck 2004; Fiet 2000a; GartnerA^esper 1994; Hills 1988; Pinkwart 2000). Die Kritik an dem Einsatz von Grundern liegt darin begriindet, dass die untemehmerischen Erfahrungen und das individuelle Verhalten eines Untemehmensgrunders bzw. eines Unternehmers nur schwerlich auf andere Situationen und Personen ubertragen und generahsiert werden konnen. Eine Ubertragung wiirde die falschliche Annahme stUtzen, dass alle potenziellen studen-
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Konzeptionelle Ansatze zur Grtindungsausbildung
tischen Grunder und Zuhorer sich in denselben Lebensumstanden befinden, wie sie bei dem vortragenden Untemehmer vorhanden waren. Ein Ruckblick auf die beschriebenen theoretischen Ansatze und Einflussfaktoren auf die Griinderperson und ihre Grundungsentscheidung zeigt sehr schnell, dass diese Form von individuellem Wissen nur schwerlich auf andere ubertragbar ist. Gleichzeitig kann bei Gastrednem das Problem auftreten, dass die Vortrage der Gaste nicht das vorgesehene und eingeplante Thema treffen, oder auch durch mangelnde Prasentationstechniken den Studierenden nur wenig Vorbildfunktion veraiitteln konnen (vgl. GartnerA^esper 1994: 184). Weiterhin stellt sich bei dem Einsatz von jungen „erfolgreichen" Untemehmem als Gastredner ein anderes Problem. Wie in empirischen Ergebnissen oftmals bevi^iesen, weisen Untemehmen jungen Alters wesentlich hohere Sterberaten (Liability of Newness and Adolescence) als altere Untemehmen auf (vgl. Briiderl/Schussler 1990: 530ff). Eine mittlere Uberlebensrate von 50 % bei einer Betrachtung nach ftinf Jahren als Vergleichsrahmen bestatigt diese These (vgl. Brixy/Grotz 2004: 162) und verdeutlicht das Risiko, mit gesammelten Erfahrungen junger (noch) erfolgreicher Grunder bzw. Untemehmer Lemende anweisen und leiten zu wollen. Gleichzeitig ist unbestritten, dass der Einsatz von Griindem als Gastredner motivierend wirken und ein ,Fenster zur Praxis' darstellen kann (vgl. Anderseck 2004: 298). Voraussetzung ist dabei jedoch das Vorhandensein eines didaktisch sinnvoUen Rahmens. Eine mogliche Vorgehensweise ist, dass der Hochschuldozent zunachst theoretisches Wissen bzw. eine konzeptionelle Vorgehensweise vermittelt, diese daraufhin anhand der Erfahmngen eines Unternehmers verdeutlicht und schlieBlich angewandt werden. AbschheBend fasst der Dozent zusammen, welche theoretischen Ansatze sich die Studierenden aneignen sollen und inwiefem diese Ansatze am Beispiel der aufgezeigten untemehmerischen Erfahmngen zu bewerten und einzuordnen sind. Der Aspekt eines angemessenen Einsatzes und eines ausgeglichenen Verhaltnisses von theoriegeleiteten und praxisorientierten Elementen findet ebenso seinen Ausdmck in den unterrichtsbegleitenden Lehrmaterialien, den Entrepreneurship-Lehrbiichem. 3.2.2.4 Qualitdt undAuswahl von Entrepreneurship-LehrbUchern Die Auswahl und Anwendung passender Entrepreneurship-Lehrbiicher als unterrichtsbegleitende Literatur in einschlagigen Lehrveranstaltungen steUt sich nicht als
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problemlos dar. Fakt ist, dass in der deutschsprachigen Literatur kein Standardwerk existiert, welches umfassend und auf theoretisch und didaktisch hohem Niveau zur Wissensveraiittlung in Entrepreneurship-Kursen herangezogen wird. Mehrere Studien verdeutlichen dies. Bronner et al. (2001) untersuchen im Rahmen einer Sammelrezension die Qualitat zwolf deutscher und US-amerikanischer Lehrbiicher. Zu den Autoren deutscher Lehrbiicher zahlen beispielsweise Klandt (1999a) und KuBmaul (1999), wahrend bei den US-amerikanischen Biichem Autoren wie Bygrave (1997), DolHnger (1999) Oder Timmons (1999) berucksichtigt werden. Anhand einer vergleichenden Gegeniiberstellung uberpriifen Bronner/Mellewigt/Spath (2001) die Lehrbucher nach verschiedenen Kriterien und unterscheiden hierbei zwischen zwei wesentlichen Obergruppen. Bei der Beurteilung der Wissenschaftlichkeit werden die Darstellung und Anwendung von Theorien berucksichtigt, das Vorhandensein von Praxisrelevanz und die Formulierung von Handlungsanweisungen gepriift. Den anderen Baustein bildet die Beurteilung der didaktischen Qualitat, womit gepruft wird, ob Beispiele, Fallstudien oder Statistiken verwendet sowie Lemziele, Ubungen und Zusammenfassungen formuliert werden. Letztlich vergleichen die Autoren die Lehrbiicher anhand von iiber zehn inhaltlichen Schwerpunkten wie beispielsweise „Markt und Marketing" Oder „Investition, Finanzierung und Rechnungswesen". Die Autoren gelangen zu dem Ergebnis, dass eines der wesentlichen Defizite in nahezu alien Biichern die theoretische Fundierung ist, da auf die Darstellung und Anwendung theoretischer Ansatze schlichtweg verzichtet wird. Sie heben im Gegensatz dazu die hohe Praxisrelevanz fast aller Biicher hervor und kritisieren dabei, dass die Handlungsanweisungen iiberwiegend als „Rezept" und weniger als Wenn-dann-Satze oder allgemeingiiltige Regeln formuliert sind. Die didaktische QuaUtat der Biicher schwankt sehr stark, wobei deutlich wird, dass sich die lange Tradition der US-amerikanischen Entrepreneurship Education auch in einer besseren didaktischen Gestaltung und einem breiteren inhaltlichen Zugang auBert (vgl. Bronner/Mellewigt/Spath 2001: 597). In einer Studie am Lehrstuhl fiir Wirtschaftsgeographie in Regensburg wird ein Vergleich der drei Entrepreneurship-Lehrbiicher vorgenommen, die nach Einschatzung deutscher Griindungsprofessuren die bekanntesten und bedeutendsten Biicher in der deutschen Griindungsausbildung darstellen (vgl. Namberger 2005). Demnach ergibt sich die Auswahl der Lehrbiicher von Dowling/Drumm (2002), Klandt (1999a) und Koch/ Zacharias (2001), die nach inhaltlichen und didaktischen Gesichtspunkten ausgewertet werden. Grundsatzlich zeigt die Analyse, dass die Lehrbiicher sowohl in
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Konzeptionelle Ansatze zur Griindungsausbildung
ihrer inhaltlichen als auch in ihrer didaktischen Umsetzung sehr heterogen gestaltet sind und jedes Buch in mindestens einem der beiden Bereiche Verbesserungsbedarf aufweist. Ein deutschsprachiges Entrepreneurship-Lehrbuch auf ein theoretisches Fundament zu stellen, wird von alien Autoren bzw. Herausgebem als problematisch gesehen. Der Versuch, die Inhalte mit Entrepreneurship-Theorien zu unterlegen, wird somit auch nur teilweise vorgenommen. Eine Umsetzung erfolgt dabei primar iiber die Vermittlung generalisierten Wissens. Hinsichtlich des inhaltiichen Gehalts der Lehrbticher erhoht eine Vielzahl von Autoren als einschlagige Experten das inhaltliche Niveau der Lehrbiicher (Dowling/Drumm 2002 und Koch/Zacharias 2001). Grundsatzlich lassen es die Autoren bzw. Herausgeber offen, welche Zielgruppen durch die Lehrbiicher angesprochen werden sollen, lediglich Klandt (1999a) schrankt seine anvisierte Zielgruppe auf die universitaren Teilnehmer von Seminaren und Veranstaltungen ein. Unter dem Blickwinkel, dass die untersuchten Biicher klassische Lehrbiicher fur die deutsche Griindungsausbildung an Hochschulen darstellen, hebt der Autor jedoch hervor, dass fiir ein didaktisch hochwertiges Buch das Auffuhren von Verstandnisfragen und Antworten bzw. Losungswegen relevant sind, da auf diese Weise dem Leser bzw. Lemenden ermoglicht wird, den erlangten Wissensstand abzufragen (vgl. Namberger 2005). Ein Vergleich mit dem US-amerikanischen Lehrbuch von Timmons/Spinelli (2003) verdeutlicht, dass auch diesem Lehrbuch keine Entrepreneurship-Theorie zugrunde liegt. Auch in den US-amerikanischen Lehrbiichem stehen Forschung und Lehre immer noch relativ unverbunden nebeneinander, und Forschungsergebnisse aus anerkannten Entrepreneurship-Journals finden kaum Eingang in die Lehrbiicher. Nichtsdestotrotz beinhaltet das US-Lehrbuch einige inhaltliche Aspekte, die in deutschen Lehrbiichem (noch) nicht behandelt werden. Insbesondere die didaktische Umsetzung wird auf vorbildhafte Weise vorgenommen, die Formulierung des Lemziels und eine inhaltliche Zusammenfassung eroffnen ein Kapitel, Verstandnisfragen und Fallstudien schheBen es ab (vgl. Namberger 2005: 79f). Dass die untersuchten Entrepreneurship-Lehrbucher grundsatzlich auf eine sehr heterogene und breit gefacherte Leserschaft abzielen, unterstreicht, dass Griindungsausbildung eine Vielfalt an Zielgruppen anspricht. Nach welchen Kriterien diese analysiert und segmentiert werden konnen, wird im folgenden Abschnitt untersucht.
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3.2.3 Zielgruppenspezifische Differenzierung Zielgruppen fur Veranstaltungen zur Grundungsausbildung an Hochschulen lassen sich nach verschiedenen Kriterien differenzieren. Diese Differenzierung geht mit der Uberlegung einher, Kursangebote zielgruppenspezifisch auf die jeweiligen Bedurfnisse der Teilnehmer anzupassen und auszurichten. Hierbei sind verschiedene Kriterien von Bedeutung, die von mehreren Autoren zwar differenziert, jedoch nie in ihrer VoUstandigkeit in die Betrachtung miteinbezogen werden. Als primare Segmentierungsgrundlage werden zunachst jene Kriterien herangezogen, die nach dem Entwicklungsund Wissensstand der Person hinsichtlich einer Untemehmensgriindung fragen. Braukmann (2003: 189f) unterscheidet hier zwischen drei Gruppen. Die erste Gruppe bezeichnet er als jene „manifest Entschiedenen", die unmittelbar vor der Realisation eines Grundungsvorhabens stehen. Fiir diese Gruppe stehen die Entwicklung eines Business-Plans sowie die Suche nach fmanziellen UnterstUtzungsleistungen im Vordergrund. Eher mittelbar vor der Realisation eines Grundungsvorhabens steht die zweite Zielgruppe, jene „bedingt Entschiedenen", die zwar griinden woUen, sich jedoch noch nicht vollstandig dazu befahigt fuhlen. Fiir diese Gruppe ist betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Grtindungsmanagement wie Marketing oder Finanzierung als theoretisches RUstzeug fiir eine langfristig angelegte Aneignung untemehmerischer Kompetenzen genauso notwendig wie Griindungspadagogik und -didaktik. Die dritte Zielgruppe ist weder entschlossen zu griinden noch besonders mit der Griindungsthematik betraut, will sich dennoch die Griindungsoption gegebenenfalls iiber Jahre erhalten. Der Autor raumt letzter Gruppe aufgrund ihrer hohen Anzahl einen groBen Stellenwert ein und verweist auf Lehrveranstaltungen, die fiir eine erste Auseinandersetzung mit der Perspektive Selbstandigkeit konzipiert sind. Gerade jene Differenzierung verdeutlicht, dass eine zielgruppenspezifische Anpassung der Lehrinhalte von groBer Bedeutung ist, um so Reibungsverluste zu vermeiden und den Lemenden moglichst passgenaues Wissen zu vermitteln. Koch (2003a: 642f) kombiniert Braukmanns Zielgruppensegmentierung mit einem anderen Kriterium und unterscheidet nur zwischen zwei Zielgruppen. Die erste Gruppe besteht aus Personen, die in einem Each auBerhalb der Wirtschaftswissenschaften verortet sind und deren primares Ziel es ist, selbstandig tatig zu werden. Er beschreibt diese Gruppe als sehr homogen in ihren Zielsetzungen. Die zweite Gruppe bilden die aus den Wirtschaftswissenschaften stammenden Personen. Sie stellt sich wesentlich heterogener als die erste Gruppe dar. Die Motivation dieser Zielgruppe kann es
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Konzeptionelle Ansatze zur Grundungsausbildung
genauso sein, erst zu einem spateren Zeitpunkt untemehmerisch tatig zu werden. Daher herrscht ein Interesse an untemehmerischen Kompetenzen oder an allgemeinen Inhalten des Faches vor. Diese Segmentierung beinhaltet ein weiteres, in der Literatur von nur wenigen Autoren aufgegriffenes Kriterium. Gerade bei einer zielgruppenspezifischen Anpassung von Kursinhalten spielen der fachliche Hintergrund und das bereits vorhandene Wissen der jeweiligen Zielgruppe eine groBe Rolle. Dies lasst sich am Beispiel zweier Studienfacher verdeutlichen. Studierende der Betriebswirtschaftslehre im Hauptstudium konnen bereits grundlegende Kenntnisse kaufmannischen Wissens wie beispielsweise in Finanzierung oder Marketing vorweisen. Nimmt man bei diesen Studierenden eine gnindsatzliche Griindungsneigung an, so diirften hier eher Bedarfe bei der Wahrnehmung und Generierung von Ideen, die Alleinstellungsmerkmale besitzen, und bei branchenspezifischen Kenntnissen auftreten. Studierende der Biologie hingegen weisen andere Bediirfnisse auf. Wahrend es ihnen an betriebswirtschaftlichen Grundlagen mangelt, werden sich wahrend des Studium oder der Forschungstatigkeit mit einer hoheren Wahrscheinhchkeit Gelegenheiten bieten, welche die Uberlegung einer auBeruniversitMren Verwertung aufwerfen. Diese gegensatzhchen Bediirfnisse machen eine nach Zielgruppen differenzierte Konzeption von Kursen notwendig. Hills (2004: 292f) schlagt eine Vielzahl weiterer Kriterien vor, die miteinander kombiniert eigene zielgruppenspezifische Segmente bilden konnen. Er unterscheidet beispielsweise neben dem bereits erwahnten Aspekt des Entwicklungsstandes im Grundungsprozess zwischen den Kriterien Geschlecht, Alter bzw. Semesterzahl, Lempraferenzen (z.B. interaktiv, klassisches Kursambiente), der Art der Untemehmensgrundung (z.B. Familienuntemehmen, Untemehmensnachfolge, Franchising) oder der anvisierten Branche. Braukmann (2003: 188) stellt zugunsten der Studierenden die Ansprache der Zielgruppen der Universitatsprofessoren und der wissenschaftlichen Mitarbeiter zuriick. Er begrundet dies mit einem die beiden Adressaten (Professoren, Mitarbeiter) betreffenden Zielkonflikt zwischen akademischer und untemehmerischer Karriere. Auch wenn dies einen prinzipiellen Fokus auf Studierende legitimiert, darf dennoch insbesondere die Zielgruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter nicht grundsatzlich ausgeblendet werden. Gerade Doktoranden oder Ph.D.-Studierende, deren Qualifizierungsschwerpunkt im Each Entrepreneurship liegt, spielen eine wichtige Rolle bei der personellen Besetzung in der griindungsspezifischen Infrastruktur. Gleichzeitig werden
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vor allem bei wissenschaftlichen Mitarbeitem aus den naturwissenschaftlichen oder technikorientierten Fachem Verwertungsideen deutlich. Aufgrund ihrer Forschungszeit an der Hochschule haben sie die Moglichkeit, langer an einem Thema zu forschen und sich auf diese Weise bereits branchenrelevantes Wissen anzueignen. Bei dieser Zielgruppe zeigt sich ganz deutlich, dass im Vergleich zu Studierenden, insbesondere der Betriebswirtschaftslehre, voUkommen andere Bedurfnisse auftreten, die nicht in einen gemeinsamen Kurs befriedigt werden konnen. Ein Kriterium, das bislang weitestgehend unberlicksichtigt ist, stellen die bevorzugten Lemstile und -inhalte der Lemenden dar. Sicherlich darf die Meinung von Studierenden fiir die Konzeption von Kursen nicht das ausschlaggebende Kriterium sein. Dennoch konnen sich durch die Berucksichtigung der Nachfrageseite gerade bei einem neuartigen Fach wie Entrepreneurship mit nur wenig vorhandenen Erfahrungswerten bislang unbeachtete Impulse ergeben. Zwar deuten empirische Ergebnisse an, dass Studierende hinsichtlich der Inhalte von Entrepreneurship-Kursen kaum in der Lage sind, zu beurteilen, welche Inhalte fUr sie als relevant und notwendig zu erachten sind (vgl. BauAVagner/Steiner/Baumgartner 2005). Diese Tatsache mag vor allem darin zu begrunden sein, dass mit der derzeitigen Ausrichtung der Griindungsausbildung an deutschen Hochschulen nur wenig eigenstandige Programme, sondern eher punktuelle Veranstaltungen angeboten werden. Dies erhoht die Wahrscheinlichkeit, dass Studierende oftmals nur einmalig einen einschlagigen Kurs besuchen und kaum Erfahrungswerte aus anderen grundungsspezifischen besuchten Kursen besitzen. Dennoch konnen die Einschatzungen der Studierenden bei der formalen Konzeption von Kursen (z.B. Teilnehmerzahlen, Veranstaltungsform) durchaus neue Impulse fur die Gestaltung der Veranstaltungen liefem. Die Vielfalt an beschriebenen Zielgruppen bedingt eine starkere Anpassung als dies bei herkommlichen Fachem der Fall ist. Wahrend in klassischen Disziphnen eine zielgruppenspezifische Anpassung in der Regel kaum und dann nach wenigen bekannten Kriterien (Grund- oder Hauptstudium, angestrebte Abschlussart, Haupt- oder Nebenfach) vorgenommen wird, zeigt sich, dass an den Bereich der Griindungsausbildung neue Anspriiche gestellt werden. Probleme treten insbesondere dann auf, wenn bei heterogenen Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedtirfnissen ein angemessenes Anspruchs- und Leistungsniveau nur schwerlich fiir alle gemeinsam festgelegt werden kann und folglich die Angebote nicht mehr effizient genutzt werden konnen.
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Konzeptionelle Ansatze zur Griindungsausbildung
Eine Auswahl der in Hinblick auf eine zielgruppenspezifische Kurskonzeption relevanten Segmentierungskriterien gibt der rechte Teil der Abbildung 3.2. Abb. 3.2: Idealtypischer AblauffUr die Entwicklung eines Kurses W Biidungsauftrag
T Identifizierung der Zielgruppen
Differenzieriing nach:
m
c
N
Analyse zielgruppenspezifischer Bedurfnisse
- beruflichen Zielen
h^w - Entwicklungs stand im Griindungsprozess - fachlichem Wissen
(Neu-)Ausrichtung der Lehr- und Lerninhalte unter Beriicksichtigung regionalspezifischer Charakteristika
- Lernpraferenzen - Art der Hochschulzugehorigkeit
Umsetzung - Auswahl der Veranstaltungsforrr] - Auswahl didaktischer Ansatze - Auswahl geeigneter Kurslehrer Output auf - individueller - UnternehmensEbene - gesellschaftlicher - regionaler - gesamtwirtschaftlicher Quelle: Eigener Entwurf.
Die Grafik verdeutlicht einen idealtypischen Ablauf, nach welchen Schritten die Konzeption eines Entrepreneurship-Kurses vorgenommen werden konnte. Bei einem Verlauf von oben nach unten ist der Biidungsauftrag, der beispielsweise an eine (Grundungs-)Professur gestellt wird, der Ausgangspunkt der Betrachtung. Um eine zielgruppenspezifische Anpassung vomehmen zu konnen, miissen zunachst mogliche Segmentierungsformen bekannt sein. Sicherlich konnen in der Praxis aufgrund von Engpassen an finanziellen und personellen Ressourcen an Hochschulen langst nicht
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alle Segmentierungsmoglichkeiten beriicksichtigt werden. Dennoch stellen die angefuhrten Ansatze eine Auswahl der wichtigsten Differenzierungsformen dar. Mit den Voriiberlegungen, nach welchen Arten Zielgruppen zu differenzieren sind, kann anschlieBend das vorhandene Potenzial fiir jede Gruppe an der Hochschule identifiziert werden. Nachdem die spezifischen Bediirfnisse der jeweiligen Gruppen bekannt sind, konnen demnach Lehr- und Leminhalte bei der Konzeption entsprechend (neu) ausgerichtet werden, wobei dies unter Berucksichtigung der regionalen Charakteristika (vorhandene Fakultaten und GroBe der Hochschule, Einbezug regionaler Partner etc.) und den jeweiHgen Ressourcen geschehen muss. Eine dementsprechende zielgruppenspezifische Anpassung kann auch in der Umsetzung zum Ausdruck kommen, indem fiir die unterschiedlichen Bediirfnisse spezielle Veranstaltungsformen, didaktische Ansatze und geeignete Kurslehrer beriicksichtigt werden. Gerade in HinbHck auf die beschriebenen Kompetenzarten zeigt sich, dass bei Zielgruppen, die verstarkt Methoden- und Sozialkompetenzen aufbauen mochten, ein ganzlich anderes didaktisches Konzept notwendig sein wird als dies bei Zielgruppen der Fall ist, die in erster Linie Fachkompetenzen erlemen miissen. Letztlich ist zu erwarten, dass eine passgenaue Grundungausbildung mit hoherer Wahrscheinlichkeit bessere Ergebnisse auf verschiedensten Ebenen zulasst. Diese zunachst noch allgemein formulierten Effekte, die sich auf mittel- und langfristige Sicht ergeben, beeinflussen als Korrektiv oder als Riickbestatigung die Anspriiche, die an sinnvoU eingesetzte BildungsmaBnahmen gestellt werden. Im folgenden Kapitel wird der Begriff des Outputs operationalisiert und weiterhin diskutiert, ob und auf welche Weise eine Verbesserung der Ergebnisse anhand verschiedener Erfolgskriterien gemessen werden kann. 3.3 Effekte durch Gnindungsausbildung In Bezug auf den beschriebenen Legitimierungszwang des noch weitgehend unstrukturierten Faches wird oftmals die Frage nach dem Output und dem Erfolg eingeleiteter AusbildungsmaBnahmen gestellt. Gerade in Hinblick auf die Finanzierung und Initiierung zukunftiger Grundungsinitiativen erscheint eine begleitende und evaluierende Forschung von vorhandenen Initiativen, Ausbildungsprogrammen und veranstaltungen notwendig. Nichtsdestotrotz ist in der gangigen Literatur nur unzu-
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Konzeptionelle Ansatze zur Grtindungsausbildung
reichend geklart, anhand welcher Erfolgsfaktoren sich die Effekte von Griindungsausbildung messen lassen. Studien zur Erfolgs- und Effektivitatsmessung von Grtindungsausbildung sind bislang nur wenig vorgenommen worden und meistens konzeptioneller, nur selten empirischer Natur (vgl. Block/Stumpf 1992; Braun/Diensberg 2003; Kolvereid/Moen 1997; Peteraian/Kennedy 2003; Sexton/Bovi^man-Upton 1988 und 1987). Die wenigen empirischen Studien geben in erster Linie Ergebnisse aus Entrepreneurship-Veranstaltungen durch Erhebungen bei Teilnehmem wieder. Anhand dieser Untersuchungen werden entweder Lemansatze evaluiert oder der Zusammenhang zwischen Griindungsneigung und Grtindungsausbildung getestet mit dem Ziel, das zu veraiittelnde Wissen methodisch und inhaltlich zu verbessem (vgl. Kolvereid/Moen 1997; Sexton/BowmanUpton 1988 und 1987). GroB angelegte Campus- oder Absolventenbefragungen an deutschen Hochschulen zu Griindungsbereitschaft und Griindungsverhalten von Studierenden werden hingegen bereits mehrfach vorgenommen. Dennoch liegen hier keine Langsschnitt-, sondem bislang nur Querschnittanalysen vor, so dass Veranderungen oder Erfolge uber einen gewissen Zeitraum hinweg bislang nicht zu erfassen sind (vgl. u.a. Bruns/Gorisch 2002; Otten 2000; Pinkwart 2001; Uebelacker 2005; Voigt 2004). Welche Erfolgskriterien fiir eine Messung operationalisiert werden konnen, hangt in einem groBen MaB von den Zielsetzungen universitarer Grtindungsausbildung ab. Dementsprechend konnen sehr unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bzw. Gewichtungen entstehen. GemaB einer weiter gefassten Definition der Zielsetzungen einer Entrepreneurship Education kann hiermit festgehalten werden, dass sich flankierende MaBnahmen keineswegs nur an (werdende) Grunder richten, sondem wesentlich vielfaltigere, bereits beschriebene Zielgruppen ansprechen. FolgUch erscheint es nicht angemessen, bei der Auswahl geeigneter Erfolgskriterien lediglich die Anzahl der entstandenen Neugrundungen heranzuziehen, da eine derartige Betrachtungsweise wesentUche Zielsetzungen der Grtindungsausbildung vemachlassigt. Eine breiter angelegte Betrachtung wirft somit die Frage nach der geeigneten Methode zur Messung von Erfolg auf. Im Folgenden wird eine Auswahl geeigneter Erfolgskriterien diskutiert, die gemaB den erlauterten Ansatzen als relevant, operationalisierbar und wenigstens teilweise umsetz-
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Effekte durch Grtindungsausbildung
bar erscheinen. Inwieweit diese als Instrument eingesetzt werden konnen, wird im daran anschlieBenden Abschnitt erlautert. 3.3.1 Auswahl geeigneter Erfolgskriterien Die Erfolgskriterien, die fUr eine Messung herangezogen werden, lassen sich in zwei Bereiche einordnen (vgl. Abb. 3.3). Der erste Bereich betrifft alle Kriterien, die an der Hochschule vorzufinden sind und dort auch anhand der standig vorhandenen ,Untersuchungsobjekte', den Studierenden, auf Individualebene zu operationalisieren sind. Fur eine Messbarkeit in diesem Bereich ist ein relativ kurzfristiger Zeitrahmen ausreichend, beispielsweise die Dauer eines Semesters oder mehrere aneinander gereihte Veranstaltungen. Wirkungen bzw. Effekte zeigen sich hier auf individueller sowie auf Programm- bzw. Kursebene. Abb. 3.3: Kriterien zur Bewertung der Effekte von Grundungsausbildung An der Hochschule Sensibilisierung far das Thema Entrepreneurship Erwagung als berufliche Alternative
Grundungsabsichten
Aneignung von Kompetenzen
Motivation Einschatzung zum Besuch der eigenen von Veranstaltungen (Leistungs-)Fahigkeit 1 und Personlichkeit Generell
In Veranstaltungen
Nach Abschluss Anzahl und Art der Neugrundungen
Stellenbesetzung in griindungsspezifischen Positionen
MiUelfristig
Uberlebensrate derjungen Unternehmen Verwirklichung personlicher (Karriere-)Ziele Beitrag zur (regionalen) wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Langfristig Zeit
Quelle: Eigener Entwurf.
Unter den zweiten, den auBeruniversitaren Bereich sind alle Ereignisse und Effekte zu fassen, die durch Personen, die ehemaligen Studierenden, zu einem spateren Zeitpunkt verursacht werden. Diese zu erfassenden Kriterien unterliegen einem zeitlich wesentlich langerfristig angelegten Rahmen, da potenzielle Ereignisse bzw. Effekte erst nach ftinf Oder gar zehn Jahren nach Kontakt mit griindungsspezifischen MaBnahmen in
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Konzeptionelle Ansatze zur Grundungsausbildung
Erscheinung treten konnen. Diese Effekte wirken auf individueller Ebene, jedoch ebenso auf regionaler und gesamtgesellschaftlicher Ebene. Zu den Kriterien, die generell an der Hochschule gemessen werden konnen, gehoren die Sensibilisierung fur die Thematik und die Tatsache, inwieweit eine Selbstandigkeit als berufliche Alternative prinzipiell in Erwagung gezogen wird. Ein weiteres Kriterium, das uber die ganze Hochschule initiiert, dann aber in den Kursen gemessen werden kann, zeigt sich darin, in welcher Hohe flankierende MaBnahmen und Initiativen die Teilnehmerzahlen von Veranstaltungen erhohen konnen. Erfolg lasst sich fur diesen allgemeinen Bereich an der Hochschule sehr einfach definieren, und zwar dann, wenn bei Studierenden wie auch Hochschulangehorigen eine hohere Sensibilisierung und Auseinandersetzung mit der Thematik eintritt. Um den Erfolg bzw. die Effekte von grundungsspezifischen Veranstaltungen beschreiben zu konnen, werden jene Kriterien herangezogen, die messen, inwiefem sich Grundungsabsichten durch den Besuch von Veranstaltungen verandem, ob bestimmtes inhaltUch-fachliches Wissen oder andere Kompetenzen angeeignet werden und ob die Teilnehmer nach dem Besuch einer oder mehrerer Veranstaltungen in der Lage sind, ihre Leistungsfahigkeit sowie ihre Personlichkeit besser einzuschatzen. Derartige Messungen konnen am ehesten anhand eines Pre-Post-Untersuchungsdesigns durchgeftihrt werden, um auf diese Weise im Verlauf der Veranstaltung Veranderungen und eine Einflussnahme zu erkennen. Bei derartigen Kriterien in Veranstaltungen muss nichtsdestotrotz herausgestellt werden, dass Erfolg nicht nur dariiber definiert werden darf, ob nach dem Besuch einer Veranstaltung fur den Einzelnen eine Untemehmensgriindung wahrscheinUcher geworden ist oder diese tatsachUch erfolgt. Vielmehr ist Erfolg hier auch so zu definieren, dass der Besuch einer Veranstaltung eine realistischere Einschatzung der eigenen (Leistungs-)Fahigkeit und der Machbarkeit von Vorhaben oder die Aneignung von unternehmerischen Eigenschaften zur Folge haben kann. Dies soil gegebenenfalls dann auch dazu ftihren, dass von einem sehr unsicheren, nur schwer realisierbaren und risikobehafteten Vorhaben Abstand genonmien wird oder die Erkenntnis entsteht, dass eine selbstandige berufliche Tatigkeit nicht zu den beruflichen Vorstellungen und dem vorhandenen Personlichkeitsprofil passt. Ebenso kann der Fall eintreten, dass Teilnehmer, die prinzipiell nicht an einer eigenen Grundung interessiert sind, mehr (Eigen-) Initiative und Verantwortungsbewusstsein entwickeln, um in abhangiger Beschaftigung als „Intrapreneure" tatig zu werden.
Effekte durch Griindungsausbildung
ZZ
Die ErfolgsmaBe, die auBerhalb der Hochschulen und erst mit deutlichem Zeitverzug Effekte zeigen, stellen jene dar, die weitaus haufiger von offentlicher und gesellschaftlicher Seite nachgefragt werden. Hierzu zahlen auf mittelfristige Sicht innerhalb eines Zeitrahmens von bis zu fiinf Jahren die bis dahin entstandenen, neu gegrundeten Untemehmen auf der einen Seite und die besetzten Stellen in der griindungsspezifischen Infrastruktur in Bereichen wie Beratung, Forderung oder Finanzierung auf der anderen Seite. Obwohl mit hoher Wahrscheinlichkeit Untemehmen auch noch nach weit Uber fiinf Jahren nach akademischem Abschluss gegriindet werden, wird ein monokausaler Einfluss von AusbildungsmaBnahmen auf einen weit spateren Zeitpunkt nur schwer feststellbar sein. Um letztlich auch langfristige Effekte von Griindungsausbildung abschatzen zu konnen, werden drei Kriterien ausgewahlt, die erst ab ca. zehn Jahren nach den AusbildungsmaBnahmen Oder gar dem akademischen Abschluss relevant werden. Hierzu zahlen die Uberlebensrate der jungen Untemehmen, wofiir ein Zeitrahmen von ftinf Jahren nach der Grundung angemessen erscheint, und die Verwirklichung der personlichen Karriereziele der Absolventen. Den Beitrag zur wirtschaftUchen Entwicklung, den insbesondere die in der Region verbleibenden Griindungen leisten konnen, indem sie beispielsweise Arbeitsplatze generieren, sowie der gesellschafthche Beitrag, der zu einer besseren Akzeptanz und Anerkennung durch die Offentlichkeit fuhrt, ist ein wesentliches ErfolgsmaB auf einen lang angelegten Zeithorizont. 3.3.2 Moglichkeiten zur Messung der Effekte Oben aufgefuhrte Kriterien stellen eine theoretische Auswahl zur Messbarkeit der Effekte von Griindungsausbildung dar, jedoch lassen sich davon nicht alle unproblematisch in der Praxis anwenden. In Bezug auf den ersten Bereich zeigt sich deutlich, dass kurzfristig angelegte Effekte in Form von Zwischen-Evaluierungen von Griindungsausbildung wesentlich einfacher als langfristige zu messen sind. Generelle Effekte, die durch AuBenwirkung und Initiativen an Hochschulen entstehen, lassen sich durch groB angelegte Campusbefragungen nachweisen. Hier kann bei Studierenden anhand der Kenntnis des Begriffs Entrepreneurship oder der Kenntnis einschlagiger Veranstaltungen, Initiativen und Personen abgefragt werden, inwieweit bereits eine Art Sensibilisiemng stattgefunden hat. Dadurch wird gleichzeitig deutlich, ob bei ,sensibilisierten'
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Konzeptionelle Ansatze zur Grlindungsausbildung
Studierenden eine hohere Bereitschaft, ein Untemehmen zu grunden, vorhanden ist als bei anderen. Die Tatsache, ob bei der Erwagung beruflicher Kaniereziele auch eine selbstandige Tatigkeit als Alternative in die Uberlegungen miteinbezogen wird, kann ebenso auf diese Weise abgefragt werden. Ob aufgrund von MaBnahmen tatsachlich eine Erhohung der Motivation zur Teilnahme erreicht wird, kann anhand der Teilnehmerzahlen der Veranstaltungen jedes Semester gemessen werden. Ein Problem ist hierbei sicherlich, aufgrund von vielfaltigen Aktivitaten an Hochschulen, aber auch auBerhalb in Medien und Offentlichkeit, monokausale Ursachen bzw. „Verursacher" zu eraiitteln. Weiterhin muss hervorgehoben werden, dass gerade die Effekte, die eine steigende Sensibilisierung und Motivation fur UntemehmensgrUndungen zum Ziel haben, in Form von Langsschnitterhebungen gemessen werden miissen. HierfUr erscheint eine Wiederholung nach zwei bis drei Jahren mit dem gleichen Untersuchungsdesign an den jeweiligen Hochschulen angemessen. Eine Messung der Effekte, die durch griindungsspezifische Veranstaltungen erwartet werden, stellt sich in der Umsetzung auch relativ problemlos dar und sollte im Idealfall als Pre-Post-Untersuchungsdesign zu Beginn einer Veranstaltung sowie zum Ende einer Veranstaltung stattfmden. Bei einer direkten Abfrage der Griindungabsichten ergeben sich Befunde dariiber, inwieweit sich Teilnehmer grundsatzlich in ihren Absichten von Studierenden unterscheiden, die keine Veranstaltungen besuchen (KontroUgruppe). Eine notwendige KontroUgruppe kann beispielsweise aus dem Untersuchungssample der Campusbefragungen entnommen werden, ebenso bieten sich Probanden aus anderen, nicht-griindungsspezifischen betriebswirtschaftlichen Veranstaltungen als KontroUgruppe an. Gerade anhand einer Vorher-Nachher-Erhebung wird deutlich, inwieweit der Besuch einer entsprechenden Veranstaltung die Absicht, ein Untemehmen zu grunden, beeinflusst hat. Die Messung der Wirkung auf die Teilnehmer hinsichtlich der Aneignung von gewissen Kompetenzen wahrend einer Veranstaltung steUt sich etwas diffiziler dar. Hier ist das inhaltUch-fachUche Wissen weniger problematisch, denn es wird ohnehin mit dem Prufungsziel in Sinne einer klassischen Prtifungshandlung zum Ende einer Veranstaltung abgefragt, und ist somit durch direkte Aufgabenstellung messbar. Die Messung von Methoden- und Sozialkompetenz gestaltet sich allerdings weitaus schwieriger, da eine Abfrage nicht auf direktem, sondem auf indirektem Weg zielgerichtet erscheint. Dies kann in Form von dargestellten Situationen, Fallen und Aussagen geschehen, in denen sich der Befragte einordnen bzw. zustinmien oder widersprechen muss. Eine derartige Be-
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fragungsstruktur bietet sich ebenso ftir die Einschatzung des eigenen Personlichkeitsprofils und der eigenen Leistungsfahigkeit an. Uber psychologische Profile wird der Befragte aufgefordert, seine eigenen Einschatzungen und Meinungen gewissen Aussagen zuzuordnen bzw. zu bewerten, als wie wichtig bestimmte Eigenschaften, Voraussetzungen und Kriterien in Hinblick auf eine Untemehmensgriindung erachtet werden. Die Auspragungen der einzelnen Kriterien lassen sich dann gewissen Berufsorientierungen und beruflichen Zielen zuordnen. Ein derartiges Untersuchungsdesign wird insbesondere im Bereich der psychologischen Untemehmertumsforschung zur Anwendung gebracht (vgl. Lang-von Wins 2001: 86ff). Im Hinblick auf die langfristigen Effekte von Griindungsausbildung ergeben sich bei der Messung von Effekten erhebliche Schwierigkeiten, die sich auf zwei Grundprobleme zurtickfuhren lassen. Das eine Problem sind nicht vorhandene Daten auf Individualebene, die Rtickschliisse auf den weiteren Bemfs- und Karriereverlauf von Studierenden nach ihrem akademischen Abschluss zulassen. Diese konnten als Paneldaten verwaltet, in zeitlichem Tumus abgefragt und regelmaBig aktualisiert werden. Eine andere Schwierigkeit stellt das Mehrebenenproblem dar, das insbesondere dann in Erscheinung tritt, wenn aufgrund von mangelnden Daten auf Individualebene auf (GrUndungs-)Daten auf regionaler Ebene oder Unternehmensebene zuriickgegriffen wird. Bei einem derartigen Vorgehen kann kein kausaler Ruckbezug und Zusammenhang auf die einzelne Person hergestellt werden und somit auch nicht die Ausbildung, die auf Individualebene stattfindet, als Einflussfaktor berucksichtigt werden. Aus diesen beschriebenen Grundproblemen resultiert die Tatsache, dass bis dato keine Messungen iiber Jahre nach dem Abschluss hierfur existieren. Bei der Uberlegung, derartige Paneldaten fur bestimmte Universitaten in Deutschland aufzubauen, treten nicht unwesenthche Hemmnisse zu Tage. Ein Problem ist zunachst eine nur sehr schwach ausgepragte Alumni-Kultur in Deutschland. Unter einem Alunmus ist ein ehemaUger Student oder Mitarbeiter einer Universitat zu verstehen, der nach Verlassen der Hochschule in engem Kontakt zu seiner Hochschule steht und diese im besten Fall durch finanzielle Beitrage unterstiitzt. Aufgrund einer noch schwach ausgepragten Alumni-Kultur und nur wenigen vorhandenen Alumni-Netzwerken oder -vereinen existieren somit auch nur wenige aktiv gepflegte Datenbanken, in denen trotz berufsbedingter Umztige der Ehemaligen aktuelle Adressdaten verwaltet werden.
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Konzeptionelle Ansatze zur Grundungsausbildung
Gleichzeitig stellt sich das Problem der Verantwortlichkeit dieser Datenbanken, da diese einen zeitlich sehr langfristig angelegten Rahmen benotigen und eher vom nichtwissenschaftlichen denn vom wissenschaftlichen Personal, das einer relativ hohen Fluktuation unterliegt, koordiniert werden sollten. Weiterhin stellt sich die Frage, auf welcher Ebene eine Datenverwaltung und jahrlich wiederholende Erhebungen durchgefuhrt und verantwortet werden konnen. Da fiir den Bereich Entrepreneurship nur wenige eigenstandige Ausbildungsprogramme existieren, ist denkbar, eine Datenbank auf der Ebene einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat oder eines betriebswirtschaftlichen Instituts anzusiedeln, sofem an diesen Stellen Kapazitaten vorhanden sind und Verantwortliche dafUr eingesetzt werden. Eine derartige Datenbank wiirde fiir spatere Auswertungen auch gleichzeitig die KontroUgruppe beinhalten, und zwar jene Studierende, die im Rahmen ihres wirtschaftswissenschaftlichen Studiums keine griindungsspezifischen Veranstaltungen besucht haben. Parallel zum derzeitigen Aufbau und einer Etablierung von Ausbildungsstrukturen an deutschen Hochschulen erscheint ein sukzessiver Aufbau geeigneter Datenbanken mit jahrlich wiederholenden Abfragen auBerst relevant und notwendig. Anhand dieser Daten konnten auf mittel- und langfristige Sicht zumindest die auf Individualebene zu erhebenden Kriterien gemessen werden. Eine mogliche Form der Umsetzung ist eine intemetbasierte Datenbank. Dort erfasste Absolventen konnen anhand von zugeschickten Eingabemasken ihre Daten selbst aktuaUsieren (z.B. nach einem Umzug oder einem beruflichen Wechsel). Von Bedeutung ist hierbei insbesondere der Mehrwert, den die Teilnehmer durch diese Datenverwaltung erhalten. Eine Pflege der Daten wird demgemaB nur in Verbindung mit Anreizen, die sich durch die Datenbank ergeben, zu erwarten sein. Ein Anreiz ist beispielsweise, dass die Datenbank auch als berufliche Kontaktborse oder als Bewerberpool genutzt werden konnte. Selbst bei einer zukunftigen Umsetzung vorgeschlagener Messungen von Effekten durch Grundungsausbildung muss immer die Frage nach dem kausalen Bezug auf einzelne Einflussfaktoren beriicksichtigt und sorgfaltig analysiert werden. Diesen nach der Hochschule zu erwartenden Effekten diirfen nicht schlichtweg vereinfachende Ursache-Wirkungsbeziehungen unterstellt werden. Auch darf bei der Uberlegung, ob und inwieweit es gerade jene Untemehmer sind, die aufgrund ihrer Ausbildung zum Untemehmer einen groBeren Beitrag zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung leisten konnen als andere, die Rolle von Grundungsausbildung, die dann bereits iiber ein Jahrzehnt zuruckliegen kann, nicht iiberschatzt werden.
4 Status-Quo-Analyse der Griindungsprofessuren In vorliegendem Kapitel wird eine Status-Quo-Analyse der Ausbildungsstrukturen an deutschen Hochschulen vorgenommen, die von Griindungsprofessuren bereitgestellt werden. Der sukzessive Aufbau und die seit 1998 kontinuierlich besetzten Grundungslehrstuhle und berufenen Grundungsprofessoren haben erheblich zu einer starkeren Wahmehmung der Alternative Selbstandigkeit in der deutschen Ausbildungslandschaft an Hochschulen beigetragen. Gleichzeitig muss angefuhrt werden, dass es nicht nur Griindungsprofessuren bzw. Inhaber von Griindungslehrstiihlen als ihre Aufgabe sehen, griindungsspezifisches Angebot bereitzustellen. Auch im Bereich der traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen werden von Hochschullehrem Angebote im Bereich der Griindungsausbildung zur Verftigung gestellt, die sich einzelnen Fragestellungen im Griindungsprozess widmen. Die inzwischen weit verbreiteten Angebote innerhalb der Wirtschaftswissenschaften widmen sich dem Fach Entrepreneurship meistens als benachbartes Forschungsgebiet in Verbindung mit dem urspriinglichen Fach des Hochschullehrers. Hierbei handelt es sich um Lehrstuhlinhaber oder Dozenten, die sich mit Klein- und Mittelstandischen Untemehmen, Innovations- oder Technologiemanagement und in diesem Zusammenhang auch mit der Thematik der Untemehmensgriindungen befassen und punktuelle Lehrveranstaltungen in diesem Zusammenhang anbieten. Auch das vom Bundesministerium fiir Bildung und Forschung (BMBF) als Wettbewerb initiierte Progranmi „EXIST-Existenzgriinder aus Hochschulen" fordert eine starkere Wahmehmung der Griindungsthematik an Hochschulen und gibt wesentUche Impulse fiir Ausbildungsinitiativen, die parallel zu den Griindungsprofessuren angestoBenen werden. Die durch diesen Wettbewerb begonnenen MaBnahmen, die Zielsetzungen und die Verortung der EXIST-Regionen werden im Kapitel 5 naher erlautert. Zunachst wird der BHck auf die Grundungsprofessoren gerichtet, die Anforderungen an ihre QuaUfikation werden dargelegt und die breite Vielfalt der geforderten Aufgaben wird erarbeitet. Die empirischen Ergebnisse im Anschluss daran verdeutlichen die jeweiligen Schwerpunktsetzungen der HochschuUehrer.
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Status-Quo-Analyse der Grundungsprofessuren
4.1 Einrichtung und Aufgaben von Grundungsprofessuren Auf Initiative des damaligen Bundesministeriums fiir Wirtschaft (BMWi/heute: BMWA) und der Deutschen Ausgleichsbank (DtA), die seit Juli 2003 unter der KfW Mittelstandsbank firaiiert, wird der erste Existenzgriindungslehrstuhl (heute: KfWStiftungslehrstuhl fiir Entrepreneurship) an der European Business School in OestrichWinkel eingerichtet, der im Marz 1998 seine Arbeit aufnimmt (vgl. Heil 2002: 68). Seitdem findet eine kontinuierliche Besetzung sowohl von offentlichen Entrepreneurship-Professuren und -Lehrsttihlen als auch von Stiftungslehrstiihlen bzw. -professuren fiir den Bereich Entrepreneurship statt. Im Folgenden werden auch die Lehrstuhlinhaber als Entrepreneurship- bzw. Grundungsprofessuren bezeichnet. Zu den Stiftem der Lehrstiihle oder Professuren gehoren beispielsweise die KfW Mittelstandsbank, das Untemehmen SAP AG und weitere Initiatoren wie erfolgreiche private Untemehmer oder Banken. Von den zum Ende des Jahres 2004 vorhandenen 56 Entrepreneurship-Professuren (45 besetzte, 11 ausgeschriebene oder geplante Professuren) sind bzw. werden 35 Professuren durch offentliche oder private Stifter finanziert (63 %), die restlichen 21 Professuren werden ausschliefilich durch die jeweiUge Hochschule finanziert. Diese 35 Stiftungsprofessuren teilen sich nahezu gleichmaBig auf Universitaten (18) und Fachhochschulen (17) auf (vgl. Klandt/Koch/ Knaup 2005: 16). Die Mittel fur diese geforderten Professuren wurden bzw. werden von den Stiftem dabei in der Regel fiir einen Zeitraum zwischen drei und fiinf Jahren (in Ausnahmefallen fiir zehn Jahre) bewilligt. Ob diese nach ab Ablauf der befristeten Finanzierungslaufzeit von den jeweiligen Hochschulen ubemommen werden und weiter bestehen konnen, muss zunachst abgewartet werden (Klandt/Koch/Knaup 2005: 27). Obwohl sich die beschriebene Problematik in der Besetzung der Griindungsprofessuren aufgrund erforderlicher Qualifikationen der Kandidaten zum Ende des Jahres 2004 zu relativieren scheint und diese Tatsache nur noch vereinzelt einen Hinderungsgrund bei der Besetzung darstellt, scheint dieses Problem dennoch nicht abschlieBend gelost (vgl. Klandt/Koch/Knaup 2005: 25). Die Diskussion iiber eine zogerliche Besetzung verdeutHcht bereits die Schwierigkeit, eindeutige und klare MaBstabe fur erforderliche Qualifikationen der Kandidaten aufzustellen.
Einrichtung und Aufgaben von Grtindungsprofessuren
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4.1.1 Anforderungen an die Qualifikation einer Griindungsprofessur Wie in vorherigem Kapitel bereits beschrieben, ist die mit der Besetzung verbundene Kandidatenproblematik auf das junge Alter des Forschungsgebietes bzw. des Faches zuruckzufuhren. Demnach konnen bislang nur wenige Spezialisten existieren, die sich auf diesem Gebiet bereits hochgradig qualifiziert haben. Auch die Art der Qualifizierung der Dozenten wird dabei kontrovers diskutiert. Biographien der Kandidaten konnen sowohl akademischer als auch untemehmerischer Natur sein, wobei auf beiden Seiten Kritiker und Befurworter diskutieren (vgl. u.a. Anderseck 2004: 299; Fiet 2000a: 4; Heil 2002: 72; McMullan/Long 1987: 268; Pinkwart 2000: 199). Von traditioneller Seite wird fiir eine Griindungsprofessur ein klassischer akademischer Karriereverlauf mit einschlagiger Habilitationsschrift und einer Vielzahl an fachlich ausgerichteten Publikationen als erforderlich gesehen, wahrend von anderer Seite Kandidaten mit Griindungs- und Praxiserfahrung fiir geeigneter erachtet werden. Als Kritik an der traditionellen Seite wird die Frage angefiihrt, ob die an Hochschulen angestellten ,Lebenszeitbeamten' ohne eigene untemehmerische Erfahrung trotzdem befahigt sind, Untemehmer auszubilden (vgl. Pinkwart 2000: 199). Gleichzeitig lasst sich als Kritik an der praxisorientierten Seite der Umstand anfuhren, dass stark untemehmerisch ausgewiesene und praxisorientierte Kandidaten keine uneingeschrankt theoretisch fundierte Untemehmerausbildung an der Hochschule leisten konnen (vgl. Anderseck 2004: 301). Gleichzeitig besteht hier die Gefahr, dass wie bereits fiir die Funktion von Gastrednem diskutiert - das Wissen des Griinders in der Regel doch auf der situativen Erfahrung aus einem Einzelfall oder hochstens zwei bis drei Griindungen beruht und folglich die Fahigkeit, iiber kontinuierUch stattfindende Erfahrungen zu lehren, nicht vorhanden ist. In beiden Fallen pragt die Art der jeweiligen Biographic des Dozenten maBgeblich das Design von Entrepreneurship-Veranstaltungen. Dies tragt auch die Uberlegung, ob und inwieweit autobiographische Elemente der Dozenten den Umfang eines ganzheitlichen Verstandnisses von Entrepreneurship einschranken konnen (vgl. Fiet 2000a: 4). Die Schwierigkeiten der unterschiedlichen Qualifikationsanforderungen rufen unterschiedliche Gestaltungsvorschlage bei der Umsetzung im Bereich der Qualifizierung hervor. Anderseck (2004: 301) sieht die Widerspriichlichkeiten der Praxisorientierung bei gleichzeitig akademischem Anspruch in den Anforderungen an der Hochschule als nicht vereinbar. Seiner Ansicht nach widerspricht eine Praxis-
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Status-Quo-Analvse der Grundungsprofessuren
orientierung der akademischen Lehre den GrundsStzen wissenschaftlichen Handelns und der darauf aufbauenden akademischen Lehre. Praxisbezogene Ausbildung von Untemehmensgrundem muss aus seiner Sicht dort erfolgen, wo die Kompetenz dafUr vorausgesetzt werden kann. Hierfur schlagt er ein duales Konzept vor, das vorsieht, die theoretische und praxisbezogene Ausbildung auf verschiedene Lemorte aufzuteilen, wobei jede Einrichtung bzw. Ausbildungseinheit die voile Kompetenz der von ihr Ubemommenen Aufgaben besitzt (vgl. Anderseck 2004: 300). Als Beispiel werden hierfiir die US-amerikanischen Center of Entrepreneurship genannt, die gemeinsam von der Hochschule und extemen Netzwerkpartnem aus der Praxis betrieben werden. Ein anderer Ansatz ist die Ausbildung des „ reflektiven Praktikers ", der beispielsweise die Einbindung und Betreuung durch erfahrene ehemalige Griinder vorsieht, die als Coaches dem Studierenden die Gelegenheit geben, Erfahrungen zu sammeln und falsche Vorstellungen abzulegen. Dieser Ansatz greift wiederum die bereits dargelegte Konzeption des handlungsorientierten Lemens mit auf (Anderseck 2004: 300; Johannisson 1998: 479; Johannisson/Halvarsson/Lovstal 2001: 33Iff). Andere Autoren bestimmen weiterhin die Hochschule als alleinigen Lemort und verweisen darauf, dass unterschiedliche berufliche Hintergriinde durch Erfahrungsaustausch fruchtbar sein kOnnen, indem neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, die sowohl untemehmerische Erfahrungswerte als auch curriculare Konzepte beriicksichtigen (vgl. Low 2001: 19). Pinkwart (2000: 201) erweitert diesen Ansatz, indem er das Modell des Teamteachings vorschlagt, um auf diese Weise den Ertrag von Entrepreneurship-Veranstaltungen durch die Einbindung von unterschiedlichen Typen von Lehrenden optimal zu gestalten. Zu diesen Typen konnen sowohl Hochschullehrer, Untemehmer als auch Mischformen aus beiden gezahlt werden, deren Einsatz parallel Oder konsekutiv erfolgen kann, durch „a mix of experienced practitioners and more traditional academics*' (Low 2001: 19). Bei einem konsekutiven Einsatz ubernimmt der traditionelle Hochschullehrer die moderierende Rolle und verbindet sein Fachwissen mit Vortragen von Untemehmern, Planspielen, Exkursionen und Case Studies. Diese Vorgehensweise hat zu einem groBen Teil Gemeinsamkeiten mit dem diskutierten Einsatz von Gastrednem in Lehrveranstaltungen. Doch nicht nur das Gebiet der akademischen Lehre fallt in den Aufgabenbereich einer Griindungsprofessur. Gleichzeitig sind weitere Bereiche zu berucksichtigen, die mit unterschiedlich gesetzten Schwerpunkten als Zielsetzungen von Griindungsprofessuren zu verstehen sind.
Einrichtung und Aufgaben von Grundungsprofessuren
.
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4.1.2 Tatigkeitsfelder und Zielsetzungen einer Grtindungsprofessur Die vielfach gefiihrte Diskussion um die Anforderungen an die Grtindungsprofessoren verdeutlicht bereits, dass von ihnen ein sehr komplexes Aufgabenfeld erwartet wird. Zunachst wird von ihrer Person erwartet, dass sie den Bruckenschlag zwischen Wissenschaft und Praxis leisten, indem sie die Aufgabe der Wissensvermittlung mit akademischer oder auch praxisorientierter Ausrichtung iibemehmen. Sie soUen den Theorie-Praxis-Transfer leisten, Grundlagen und griindungsrelevantes Wissen vermitteln sowie untemehmerisches Denken und Handeln anregen. Doch neben dem Bereich der Qualifizierung kommen ihnen weitere Aufgaben zu, indem sie sich stetig fiir eine Verbesserung des Griindungsklimas an Hochschulen einsetzen und potenzielle Griinder ermutigen, sich mit der Alternative Selbstandigkeit auseinander zu setzen (vgl. Anderseck 2004; Pinkwart 1998). Diese MaBnahmen haben zum Ziel, langfristig einen Beitrag zur Forderung einer Kultur der Selbstandigkeit an Hochschulen zu leisten,
grtindungsfreundliche
Strukturen zu entwickeln und demgemafi
die
erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Diese Aufgaben sind dem Bereich der Sensibilisierung zuzuordnen. Neben diesem tritt ein weiteres Aufgabenfeld in den Vordergrund. Der Grundungsprofessur konrnit ebenso die Aufgabe der Griindungsberatung zu, indem sie bei konkreten Griindungsprojekten als erste Anlaufstelle fiir einzelne Personen oder Teams fungiert und als Folgeschritt an regionale Akteure ifinerhalb des Netzwerks weitervermittelt, die dann spezifischer zu einzelnen Problemstellungen aktiv werden. Die beiden Aufgabenfelder neben dem Qualifizierungsbereich, welcher bereits erortert wurde, werden im Folgenden naher beschrieben und dazu jeweils Formen der Umsetzung diskutiert. Dabei erfolgt ebenso eine Spezifizierung der Zielgruppen der unterschiedlichen Aufgabenfelder.
4.1.2.1 Das Tdtigkeitsfeld Sensibilisierung Die Sensibilisierung von Hochschulangehorigen fiir die Thematik Selbstandigkeit geschieht in erster Linie durch AuBenwerbung und Selbstdarstellung der Tatigkeiten des Anbieters. Diese Werbung kann alleine oder mit Hilfe von intemen und extemen Partnem in der Region umgesetzt werden. Mogliche Formen der Ansprache sind hierfur Informationsveranstaltungen und Infostande auf dem Campus, Plakatwerbung Oder ausgelegte Flyer. Auch kann uber die Pressestelle der Hochschule, uber die hoch-
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Status-Quo-Analvse der Griindungsprofessuren
schuleigene Zeitschrift und uber einen Auftritt auf den Intemetseiten der Hochschule iiber die Aktivitaten oder gezielt uber Lehrveranstaltungen informiert werden. Eine weitere Form der AuBenwerbung sind die Printmedien in Form von Zeitungsartikeln sowie regionales und iiberregionales Femsehen und Presseverteiler. Auch Kurzinformationen in anderen Lehrveranstaltungen innerhalb der Fakultat informieren iiber die Aktivitaten und Lehrveranstaltungen, die von der Grundungsprofessur initiiert werden. Dies deutet bereits an, dass ein hochschulintemes Netzwerk beispielsweise zu KoUegen innerhalb und auch auBerhalb der Fakultat Moglichkeiten der Werbung und Selbstdarstellung bieten. GrundsatzUch wird mit dem Tatigkeitsfeld der Sensibilisierung die gesamte Population der Hochschulangehorigen angesprochen. Mit diesem Aufgabenbereich soil zunachst bei Studierenden wie bei Hochschulangehorigen das Interesse an der Thematik Selbstandigkeit geweckt und der Umstand, eine selbstandige Tatigkeit nach dem Studium bzw. nach der Hochschulzugehorigkeit als berufliche Alternative zu erwagen, beeinflusst werden. Wie in Abbildung 4.1 ersichtlich, sprechen derartige MaBnahmen zunachst Personen an, die sich mit der Thematik bislang noch gar nicht oder nicht bewusst beschaftigt haben. Hier soil eine Art Stimulierung erreicht werden, um einen Gedankenaustausch und eine Auseinandersetzung mit der Thematik anzuregen. Gleichzeitig zielt dieses Aufgabenfeld jedoch ebenso auf die Personen an der Hochschule ab, deren Interesse an einer selbstandigen Tatigkeit bereits vorhanden ist und die jener Form der beruflichen Alternative durchaus Wahrscheinlichkeit einraumen. Anhand oben beschriebener MaBnahmen tritt bei dieser Zielgruppe das Bedtirfnis in den Vordergrund, konkrete Hinweise zu dem Thema, insbesondere zu einschlagigen Lehrveranstaltungen, zu erhalten. Dies spricht eine weitere Zielsetzung innerhalb des Bereiches der Sensibilisierung an. Durch diese MaBnahmen sollen die Teilnehmerzahlen von griindungsspezifischen Veranstaltungen erhoht werden. Eine Form der Umsetzung ist die Ansprache aller Professoren, um beispielsweise fiir eine bestimmte Veranstaltung, z.B. ein Businessplan-Seminar, zu werben. Die Professoren konnten dann das Angebot an ihre Studierenden und Mitarbeiter, unter denen sie Griindungsinteresse bzw. -potenzial sehen, weiterleiten. Diese schriftliche Ansprache bereits bekannter Adressaten kann via E-Mail-Verteiler oder postalische Mailings durchgefiihrt werden.
Einrichtung und Aufgaben von Griindungsprofessuren
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4.1.2.2 Das Tdtigkeitsfeld Beratung/Integration Ein weiteres Tatigkeitsfeld eines Grundungsausbilders stellen die Aufgaben Beratung und Integration dar. Griindungsprofessoren sind ftir die Personen, die Hilfe fiir ein konkretes Grundungsprojekt suchen, die erste Anlaufstelle an der Hochschule. Diese sind in der Regel aus den eigenen Lehrveranstaltungen oder durch die AuBenwerbung des Griindungslehrstuhls darauf aufmerksam geworden. Hieraus kann zunachst ein erstes Beratungsgesprach auf personlicher Ebene oder auf Teamebene folgen, in dem geklart wird, fiir welche Art von Grundungsprojekt eine Hilfestellung benotigt wird und in welchem Stadium im Griindungsprozess Mafinahmen ergriffen werden miissen. Diese Erstberatung kann - je nach individueller Schwerpunktsetzung einer Professur auch als Coaching fortgefiihrt werden, indem der Dozent als Mentor das Griindungsvorhaben unterstiitzt und begleitet. Da die Beratungsgesprache durch den HochschuUehrer in der Regel inhaltlich eher breiter, jedoch weniger tiefgehend auf eine bestimmte Thematik angelegt sind, tritt der zweite wesentHche Teil des Aufgabenbereiches Beratung und Integration in den Vordergrund. Die Vermittlung in hochschulinteme sowie -exteme, meist regionale Netzwerke spielt eine wichtige Rolle, um Zugang zu den entsprechenden Fachstellen in der Region zu erhalten. Die Netzwerk- bzw. Kooperationspartner des Griindungsprofessors konnen dann zu speziellen Fragestellungen und Themenbereichen im Griindungsprozess spezifischer und konkreter Hilfestellung leisten. Mogliche Netzwerkpartner befinden sich zunachst im hochschulintemen Bereich an der Technologietransferstelle, die mit den Tatigkeitsfeldem des Technologietransfers (Betreuung und Verwertung von Erfindungen), des Personaltransfers (Vermittlung qualifizierter Wissenschaftler in die Untemehmen) und der Grundungsforderung (Beratung und Forderung von Spin-Offs) wichtige Aufgaben als Fachstelle tibemimmt (vgl. Bauer 1997: 105). Weitere Einrichtungen sind die haufig in raumlicher Nahe zu der Hochschule angesiedelten Technologic- und Grunderzentren, die Grtindern angemessene Infrastruktur bereitstellen und Kontakte zu anderen Grtindern bieten. Diese stellen oftmals auch die Schnittstelle zu den stadtischen Wirtschaftsforderungen dar, da von ihnen oftmals die Grundstucke fur Grunderzentren zur VerfUgung gestellt, von ihnen betrieben oder auch Flachen vermietet werden. Sie gelten gewissermaBen als das ,politische Element' innerhalb des Netzwerkes. Die Zielgruppen der Wirtschaftsforderungen sind neben den ansassigen Untemehmen (Bestandspflege) Unternehmens-
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Status-Quo-Analvse der Griindungsprofessuren
grtinder sowie regionsexteme Untemehmen (Neuansiedlung). Sie bieten Existenzgriinderberatung, Beratung iiber offentliche Finanzierungshilfen, Informationen iiber den jeweiligen Standort, Veraiittlung von GewerbeflSchen oder Bereitstellung von Grundstticken an. Der Industrie- und Handelskammer (IHK) als Interessenvertreter der regionalen Wirtschaft
wird
aufgrund
ihrer
vielfaltigen
wahrgenommenen
Leistungen
eine
Querschnittsfunktion zugesprochen. Neben einer politischen Mitgestaltungsfunktion ist die IHK Ansprechpartner fUr die ansSssigen Untemehmen in nahezu alien betrieblichen Angelegenheiten. Zu den Kemaktivitaten der IHK zahlen Finanzierungsberatung, Informations-, Kooperations- und Kontaktvermittlung. Daneben sind in diesem Zusammenhang ebenso regionale Kompetenzinitiativen von Bedeutung, zu denen auch die von Bund und Landem initiierten F5rdereinrichtungen gezShlt werden kOnnen, deren Zielsetzungen und Umsetzungen im anschliefienden Kapitel 5 eingehend erlautert werden. Letztlich ist auch der private Bereich von Bedeutung. Zu diesem Sektor gehOren Beteiligungsgesellschaften,
insbesondere Risikokapital-
gesellschaften, Untemehmens- und Wirtschaftsberater, Rechtsberater und Notare. Auch privatwirtschaftlich organisierte Veranstalter von Business-Plan-Wettbewerben spielen eine wesentliche RoUe innerhalb des Netzwerks sowie die Untemehmen bzw. ehemaligen UntemehmensgrUnder. Gerade ehemalige Untemehmer mit einem breiten Wissens- und Erfahrungshintergrund werden als sog. Business Angels auf beratende und auch fmanzierende Weise zugunsten neu gegrlindeter Untemehmen tatig. Die Aufgabenbereiche der Sensibilisiemng, der Qualifizierung sowie der Beratung und Integration lassen sich als drei eigenstandige Saulen darstellen, wobei dem Bereich der Qualifiziemng sicherlich die hOchste Bedeutung beigemessen wird (vgl. Abb. 4.1). Die drei Saulen zielen in ihren unterschiedlichen Funktionen dementsprechend auf verschiedene Zielgruppen ab, die sich insbesondere darin unterscheiden, wie konkret die jeweilige Griindungsneigung formuliert wird. Dadurch kommt zum Ausdmck, dass der Aufgabenbereich der Sensibilisiemng auch ein wesentlich breiteres Feld an Personen anspricht, als dies fur den Bereich der Qualifiziemng zutrifft.
Einrichtung und Aufgaben von Grlindungsprofessuren
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Abb. 4.1: Tdtigkeitsbereiche einer Griindungsprofessur Berek'h
Bereich
Qualifizierung
Beratung & Integration
Bereich
Sensibilisierung Interesse an Selbstandigkeitj Envagung als berufliche Alternative Motivation zur TeiJnahme an Lehrveranstaltungen ^L
Ausbildung
spricht Zielgruppe
Anlaufstelle an der llochschule Netzwerkvermitdung spricht Zielgrtfppe am
Gesamtpopulation der Hochschulangehorigen Potenzielle Grimder ISelbstandigkeit als berufliche Alternative Potenzielle Griinder mit Griindungsabsicht oder vorhandener Idee (Werdende) Griinder Griindungsprozess (in Vorbereitun^ Grad der Konkretisierung Quelle: Eigener Entwurf.
Die Zielgruppen des Bereiches Beratung/Integration, die sehr spezifische und zielgerichtete MaBnahmen in Anspruch nehmen, stellen zunSchst jene Personen dar, die als potenzielle Griinder (mit konkreter Griindungsabsicht) zu bezeichnen sind. Sie besitzen das Vorhaben, ein Untemehmen zu griinden, oder haben bereits die GeschSftsidee gefunden, die zu einem spateren Zeitpunkt realisiert werden soil. Hierfur tritt insbesondere das erste Beratungsgesprach in den Vordergrund, um prinzipiell auszuloten, ob eine Idee oder ein Vorhaben realisierbar zu sein scheint. Auch die Kenntnis von relevanten Fachstellen innerhalb des Netzwerkes kann bereits wichtig fur weitere Schritte sein, eine konkrete Vermittlung bzw. Kontaktaufnahme scheint fur diese Zielgruppe jedoch noch nicht notwendig. Diese MaBnahmen richten sich verstarkt an jene Personen, die sich bereits im Gnindungsprozess oder zumindest in der Vorbereitung befinden. Da sich die Vorbereitungsschritte und die Durchfuhrung einer Grundung als ein flieBender Prozess darstellen, der sich in seinem Ubergang nur unscharf trennen lasst, werden die Personen dieser Zielgruppe als (werdende) Griinder bezeichnet. Hier ist der Bedarf nach einer Vermittlung von Kontakten vorhanden, die
90
Status-Ouo-Analvse der Griindungsprofessuren
zu bestimmten Aspekten der Griindung wie Rechts- und Patentberatung, Finanzierung Oder geeigneten Raumlichkeiten Hilfestellung leisten konnen. Zu den in Abbildung 4.1 dargestellten Zielgruppen bleibt anzumerken, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt jeder Zielgruppenkohorte an der Hochschule eine gewisse Anzahl an Personen zuzurechnen ist. Und obwohl sicherlich die Moglichkeit besteht, dass Personen, die zum Zeitpunkt ti der Kohorte der potenziellen Griinder (ohne konkrete Absicht oder Idee) angehoren, zu einem spateren Zeitpunkt t2 bereits in der Kohorte der potenziellen Griinder mit Griindungsabsichten auftreten, ist dies nicht so zu verstehen, dass jede Personengruppe im Zeitverlauf jeder Zielgruppe angehoren wird und folglich auch jede MaBnahme durchlauft. Wie bereits unter den theoretischen Ansatzen zur Grunderperson diskutiert, zeigt sich, dass gerade von jenen Personen, die eine „ganz sichere" oder zumindest „wahrscheinliche" Griindungsabsicht angeben, nur ca. ein Funftel eine Griindung innerhalb von drei Jahren durchfuhrt und es nur einen schwachen Zusammenhang zwischen Griindungsabsicht und tatsachlicher Griindung gibt (vgl. Bergmann 2000: 33ff; Katz 1989: 48ff; Krueger/Brazeal 1994: 95). Langfristiges Ziel aller MaBnahmen ist es, die Zahl der Personen aus der in Abb. 4.1 oben angesiedelten gesamten Population der Hochschulangehorigen sukzessiv in nach unten verlaufenden Gruppen zu verlagem. Mit welchen MaBnahmen und Zielsetzungen dies verfolgt wird, kann anhand der Ergebnisse durch die Untersuchung der Griindungslehrstiihle verdeutlicht werden. 4.2 MaBnahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren Die Datengrundlage zum aktuellen Besetzungsstand der Griindungslehrstiihle bzw. Griindungsprofessuren bildet der FGF-Report 2002, der listenhaft den Stand der Institutionalisierung der Griindungsforschung und -lehre an deutschsprachigen Hochschulen wiedergibt (vgl. Klandt/Knaup 2003). Fur die Erhebung im April 2003 wurden die bereits vorhandenen Daten aufbereitet, naehgepriift und aufgrund von weiteren Besetzungen durch neu eingerichtete und besetzte Lehrstiihle erweitert. Zu diesem Zeitpunkt wurden 39 besetzte und aktive Lehrstiihle identifiziert. Der Rucklauf der angeschriebenen Lehrstuhlinhaber bzw. Professoren umfasst 32 Fragebogen und entspricht einer Rucklaufquote von 82 %. Diese 32 Professuren verteilen sich zu gleichen Teilen auf Universitaten und Fachhochschulen. Unter den untersuchten Professuren befinden sich 16 Stiftungslehrstiihle bzw. Stiftungsprofessu-
Mafinahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren
9i
ren, wovon 10 an den Universitaten und weitere 6 an den Fachhochschulen verortet sind. Betrachtet man die Zugehorigkeiten der Professuren zu Fakultaten, wird bestatigt, dass die Aktivitaten zu groBen Teilen von den Wirtschaftswissenschaften, insbesondere der Betriebswirtschaftslehre, ausgehen, denn dort befinden sich 25 der 32 untersuchten Grundungsprofessuren. Den Ingenieurwissenschaften werden 4 weitere Professuren, den Sozial- und Kulturwissenschaften sowie der Informatik jeweils eine zugeordnet. Eine Professur stellt eine Sonderform dar, da sie fachbereichsiibergreifend angesiedelt und somit keiner Fakultat zugehorig ist. Die Untersuchung umfasst zwei Teilgebiete. Die Ergebnisse des ersten Teils beziehen sich auf die Personen- bzw. Lehrstuhlebene und geben Leistungsspektrum, Zielgruppen und Netzwerke der einzelnen Professuren wieder. Die Ergebnisse des zweiten Teils enthalten Informationen zu den einzelnen Lehrveranstaltungen, die von jedem Professor sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitem abgehalten werden. 4.2.1 Empirische Ergebnisse auf Ebene der Professuren Obwohl die konkrete Ausgestaltung der einzelnen Aufgabenfelder und Leistungen von den Professoren individuell vorgenommen wird und die Moglichkeit besteht, diese ganz nach ihren eigenen akademischen und untemehmerischen Erfahrungen auszurichten, zeigt sich im gesamten Leistungsspektrum eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten. Stark unterschiedliche Ausrichtungen werden lediglich im Bereich der Qualifizierung innerhalb der inhaltlich gesetzten Schwerpunkte der Lehrveranstaltungen deutlich. 4.2.1.1 Angehotenes Leistungsspektrum Primare Zielsetzung der Untersuchung ist es zunachst zu eruieren, welche Art der Leistungen entweder als vorrangiges Ziel der Professur angesehen und angeboten werden, welche zumindest in Anspruch genonmien werden konnen oder gar nicht angeboten werden. HinsichtUch der Lehrveranstaltungen ergibt sich hierbei ein sehr homogenes Bild, da fur 97 % der Professuren die Durchfuhrung von Lehrveranstaltungen vorrangiges Ziel innerhalb der angebotenen Leistungsspektren darstellt. Auf die einzelnen Aspekte der Lehrveranstaltungen wird im nachfolgenden Kapitel differenzierter eingegangen. HinsichtUch der anderen Angebotsbereiche wie Grunderberatung, Coaching und der Vermittlung an exteme Netzwerkpartner ergibt sich ein
92
Status-Ouo-Analvse der Grundungsprofessuren
etwas differenzierteres Bild. Beratung wird von 88 % angeboten, 28 % bezeichnen diese Leistung gar als vorrangiges Ziel. Auch der Bereich Coaching wird von 90 % aller befragten Dozenten angeboten, hier sehen 21 % diese Aufgabe als vorrangiges Ziel. Eine Vermittlung an Netzwerk- bzw. Kooperationspartner wird grundsatzlich von alien der befragten Professuren angeboten, fiir 19 % ist diese Aufgabe vorrangiges Ziel innerhalb ihrer Angebote. Bei einem Vergleich, ob und inwieweit diese angebotenen Leistungen in erster Linie von Studierenden auch tatsachlich nachgefragt werden, decken sich Angebot und Nachfrage mit sehr ahnlichen Werten. Annahemd alle Angebote der Professoren und Mitarbeiter werden dementsprechend von den Zielgruppen in Anspruch genommen. Lediglich die Vermittlung in regionale (exteme) Netzwerke wird nur bei drei Viertel aller Professuren nachgefragt, wobei hier bereits eine positive Nennung ausreicht, dass die Nachfrage der Leistung bestatigt wird. Da die Vermittlung in Netzwerke nur fiir tatsachliche Griindungsvorhaben oder realisierte Griindungen relevant wird und dieser Anteil unter Studierenden relativ selten auftritt, ist anzunehmen, dass nur sehr wenige Studierende diese Leistung vereinzelt nachfragen. Bei einer Betrachtung der Zielgruppen zeigt sich, dass die Angebote prinzipiell auch Studierenden und wissenschaftlichen Angestellten anderer an der Hochschule vorzufindender Fakultaten (insbesondere Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften) zur Verfugung stehen. Ob diese Angebote jenen extemen Zielgruppen bekannt sind und von ihnen nachgefragt werden, hangt groBtenteils von dem personlichen Engagement und den Aktivitaten der jeweiligen Griindungsprofessur und deren Mitarbeitem ab. 4.2.1.2 Netzwerke innerhalb und aufierhalb der Hochschule Alle der befragten Griindungsprofessoren geben an, dass sie (werdende) Griinder grundsatzlich in regionale Netzwerke vermitteln wUrden. Dies setzt voraus, dass sie auf zahlreiche akademische und praxisrelevante Kontakte zuriickgreifen konnen. Hier ist anzunehmen, dass die extemen Kontakte in die Praxis vor allem bei jenen vorzufinden sind, die Praxiserfahrung in der Wirtschaft vorweisen konnen. Die Kontakte und die Netzwerke der Professuren sowie deren Intensitat wurden sowohl fiir den Hochschulbereich als auch fur die jeweilige Region erfasst. Doch die vorhandenen
Mafinahmen aus Sicht der deutschen Grundungsprofessoren
93
Kontakte werden nicht nur fur die Vermittlung von Griindem genutzt, sondem konnen auch fur den Bereich der Lehrveranstaltungen sehr wertvoU sein. Im Hinblick auf die Hochschulkontakte an der eigenen sowie an den in regionaler Nahe verorteten Hochschulen, die explizit fur den Bereich der Grundungsausbildung abgefragt wurden, existieren Angaben von 27 der 32 Professuren, die mit anderen Hochschuldozenten oder Ausbildem in Kontakt stehen. Diese Kontakte konnen insbesondere in solchen Regionen vorhanden und auch wichtig sein, in denen nicht nur Universitat und Fachhochschule, sondem sogar mehrere Universitaten an einem Ort vorhanden sind. Eine Abstimmung und Erganzung des Lehrangebots kann Ressourcen einsparen und die Ausbildung sinnvoUer und vollstandiger gestalten. Bei einer rein quantitativen Betrachtung der Kontakte zu anderen grundungslehrenden Personen kommen im Durchschnitt auf jeden der 27 Professoren 4,2 Kontakte, die eher an extemen Hochschulen im regionalen Umfeld denn an der eigenen Hochschule verortet sind (vgl. Tab. 4.1). Tab. 4.1: Anzahl der Kontakte zu Dozenten in der Grundungsausbildung Kontakte der Professoren (n = 27) alle, davon an der eigenen Hochschule an Hochschulen im Umfeld
Mittelwert
Minimum
Maximum
4,2
1 0 0
8 7 7
1,8 2,4
Quelle: Eigene Erhehung 2003.
Zu den Kontakten an der eigenen Hochschule zahlen beispielsweise andere wirtschaftswissenschaftliche Professoren, mit denen ein gemeinsames Lehrangebot konzipiert oder zumindest abgestimmt wird. Die Kontakte zu Hochschulen im Umfeld existieren beispielsweise uber Dozenten bzw. Professoren, die innerhalb eines organisierten Netzwerks kooperieren (vgl. EXIST-Netzwerke Kap. 5) oder aufgrund der raumlichen Nahe ebenfalls eine Abstimmung des Lehrangebots vornehmen. Neben der Quantitat der Kontakte wurde gleichermaBen die Qualitat der Kontakte anhand einer Differenzierung nach losen Kontakten (unregelmaBiger Informationsaustausch =1), regelmaBigen Kontakten (Abstinmiung des Lehrangebots = 2) oder intensiven Kontakten (gemeinsame Konzeption des Lehrangebots = 3) erfasst. Dabei wird deutlich, dass sich die weniger auftretenden Kontakte an der eigenen Hochschule mit einem Mittelwert von 2,5 ,intensiver' darstellen als dies bei den Kontakten zu
94
Status-Quo-Analyse der Griindungsprofessuren
Dozenten an Hochschulen im regionalen Umfeld der Fall ist. Diese treten zahlenmaBig zwar haufiger auf, werden aber nur mit einem durchschnittlichen Wert von 1,7 zur Qualitat des Kontaktes bewertet. Die Griinde fiir die intensiveren Kontakte an der eigenen Hochschule konnen dabei aber auch auf andere Treffen mit den gleichen Personen (z.B. Fachbereichsrat, Institutssitzungen etc.) zuruckgefiihrt werden, woriiber die Einschatzungen beeinflusst werden. Bei einer Betrachtung der hochschulextemen regionalen Kontakte und Netzwerke, die Griindungsprofessuren aufbauen und pflegen, kann wiederum nach der Intensitat der Kontakte differenziert werden. Die Einschatzungen der Griindungsprofessuren zeigen dabei keine deutlichen Unterschiede zwischen dem privaten und dem offentlichen Sektor. Innerhalb des privaten Sektors spielen insbesondere Untemehmer bzw. ehemalige Untemehmensgriinder innerhalb des personlichen Netzwerks eine wichtige RoUe, im offentlichen Bereich ist dies primar die Wirtschaftsforderung der Stadt. Die in Abb. 4.2 dargestellten Einschatzungen der Professoren sind nach den quantitativen Nennungen der sehr intensiven Kontakte sortiert. Innerhalb der Netzwerke der Professoren nimmt der Untemehmer bzw. der ehemalige Untemehmensgriinder die wichtigste Rolle ein. Die Kontakte sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die ausbildenden und beratenden Tatigkeiten des Hochschullehrers zuriickzufiihren, so dass der heutige Untemehmer beispielsweise bereits Ausbildung Oder Beratung in Anspmch genommen hat. Auch werden die Kontakte der Entrepreneurship-Professoren auf das Einbeziehen von Untemehmern in die Ausbildung in Form von Erfahmngsberichten, Gastvortragen oder als Begleitung von studentischen Griindungsprojekten bemhen. Bei der Interpretation muss beriicksichtigt werden, dass nicht vorhandene und nicht angegebene Kontakte zu BusinessplanWettbewerb-Veranstaltem und der Technologietransferstelle der Hochschule gleichermaBen bedeuten konnen, dass diese an der Hochschule oder in der jeweiUgen Region gar nicht vorhanden sind. Ein Vergleich der vorliegenden Betrachtungsweise, sortiert nach dem Spitzenwert (intensiver Kontakt) mit den jeweiligen durchschnittlichen Werten, stellt die Intensitat der Kontakte zu Untemehmem weiterhin an erste Stelle (Mittelwert: 3,5), gefolgt von den Einrichtungen der Technologic- und Griinderzentren (3,1), den Banken/Sparkassen (3,1), der Technologietransferstelle (3,0) und der Wirtschaftsfordemng (3,0), die folglich alle als mindestens guter oder eher intensiver Kontakt eingestuft werden.
MaBnahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren Abb. 4.2: Netzwerke der GrUndungsprofessoren
im regionalen
95 Umfeld
Unternehmer/ Unternehmensgriinder Technologic- und Griinderzentren Businessplan-WettbewerbVeranstalter Bank/Sparkasse Wirtschaftsforderung Technologietransferstelle der Hochschule Kammern (IHK, HWK) Regionale Kompetenzinitiativen Regionale Beteiligungsgesellschaften Rechtsberater/Notar Landratsamt/Stadt Verbande/Vereine Unternehmens- und Wirtschaftsberater kein Kontakt Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Bei einer allgemeinen Einschatzung, welche Einrichtungen vor Ort fiir eine angemessene Griindungsausbildung und Griindungsforderung eine maBgebliche Rolle spielen und aus regionaler Sicht unverzichtbar sind, wird die Bedeutung der wissensintensiven Universitat und der dort betriebenen Forschung deutlich (vgl. Abb. 4.3). Anhand einer Einschatzung, welche Bedeutung den Einrichtungen von unwichtig (1) bis sehr wichtig (4) beigemessen wird, zeigt ein hoher durchschnittlicher Wert fiir Universitaten und Forschungseinrichtungen gleichzeitig die niedrigste Standardabweichung. Aus den Netzwerkintensitaten geht hervor, yver nach Einschatzungen der
Status-Quo-Analyse der Grijndungsprofessuren
96
Griindungsprofessuren vor Ort bei der Leistungserstellung beteiligt ist und eine wichtige Position innerhalb des griindungsspezifischen Ausbildungsnetzwerks erlangt. Es zeigt sich erwartungsgemaB, dass jene Einrichtungen und Personen, zu denen intensive Kontakte existieren, auch als relevant im Hinblick auf ihre RoUe in der Aus- und Weiterbildung vor Ort eingeschatzt werden und die Bilder sich somit weitestgehend decken. Abb. 4.3: Regionale Bedeutung der Einrichtungen Technologie- und Grunderzentren Banken und VC-Gesellschaften
Universitaten und Forschungseinrichtungen
tg
kommerzielle ^ Beratungsstellen und {^ Unternehmensberaamgen ^
Wissens- und TechnologietransfersteUc
F
i offendiche, nicht kommcrzielle Beratungsstellen
Unternehmensgriinder aus Ilochschulen regionale Koordinations- und Kompetenzstellen
Bewertungsskala ^32
wchtig
Quelle: Eigene Erhebung
sehr wichtig
2003.
Diese Netzwerke werden von den Griindungsprofessuren auch fUr den Bereich der Lehrveranstaltungen genutzt und eingesetzt. Auf welche Inhalte in den Veranstaltungen besondere Schwerpunkte gesetzt werden, wird im folgenden Kapitel aufgezeigt. 4.2.2 Empirische Ergebnisse auf Veranstahungsebene Die Erfassung der Inhalte, Zielgruppen und Veranstaltungsformen der einzelnen angebotenen Lehrveranstaltungen durch die Griindungsprofessuren bezieht sich auf das akademische Jahr 2002/2003 (Winter- und Sommersemester). Die Anzahl der Veran-
MaBnahmen aus Sicht der deutschen Grtindungsprofessoren
97
staltungen, die pro Professur und dazugehorigen Mitarbeitern angeboten werden, variieren stark zwischen einer und maximal 15 Veranstaltungen. Bei einer Summe von 172 identifizierten Lehrveranstaltungen werden durchschnittlieh pro Professur 5,4 Lehrveranstaltungen angeboten. Eine Differenzierung zwischen Universitat und Fachhochschule zeigt deutliche Unterschiede in der absoluten Anzahl der Angebote. Obwohl sich die Zahl der Professuren zu gleichen Teilen auf beide Hochschulformen verteilt, werden an der Universitat in der Summe 118 Kurse (durchschnittlieh 7,4) und an der Fachhochschule lediglich 54 Kurse (durchschnittlieh 3,4) von den Professuren angeboten. Das Lehrdeputat von Hochschullehrem der Fachhochschule liegt zwar deutlich iiber dem der Universitatsprofessoren, dennoch deutet die viel hohere Anzahl an Lehrveranstaltungen an der Universitat darauf hin, dass ein geringeres Lehrdeputat durch die Einbindung von wissenschaftlichen Mitarbeitern in die Lehre kompensiert wird. Die Veranstaltungen lassen sich danach unterteilen, ob sie innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat bzw. des betriebswirtschaftlichen Instituts angeboten werden oder auBerhalb in anderen Fachbereichen. 132 der genannten Lehrveranstaltungen sind demnach der Betriebswirtschaftslehre zugeordnet, die restlichen 40 Veranstaltungen verteilen sich auf andere Fachbereiche wie Ingenieurwissenschaften Oder Sozial- und Kulturwissenschaften. Auffallend ist bei einer Kreuztabellierung zwischen der Art der Hochschule und der Verortung an der Hochschule, dass 92 % aller Angebote an der Universitat innerhalb der Betriebswirtschaftslehre stattfinden, wahrend die Lehrveranstaltungen an der Fachhochschule wesentlich gleichmafiiger unter den betriebswirtschaftUchen und anderen Fakultaten verteilt sind (vgl. Tab. 4.2). Tab. 4.2: Verortung des griindungsspezifischen Lehrangehots Lehrveranstaltungen verortet
in der BWL
in anderen Fakultaten
Gesamt
an der Universitat
108 (92 %)
10 (8 %)
118(100%)
an der Fachhochschule
24 (44 %)
30 (56 %)
54 (100 %)
Gesamt
132
40
172(100%)
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Die Veranstaltungen wurden hinsichtlich ihrer Veranstaltungsform, der angebotenen Inhalte sowie der angesprochenen Zielgruppen analysiert.
98
Status-Quo-Analyse der Grtindungsprofessuren
4.2.2.1 Inhalte und Formen der Veranstaltung Die 172 untersuchten Lehrveranstaltungen verteilen sich auf verschiedene Kursformen (vgl. Abb. 4.4). Uber 40 % der Lehrveranstaltungen sind Vorlesungen, an zweiter Stelle stehen Seminare. Die Kategorie der sonstigen Veranstaltungen stellen nahezu keine neuartigen Veranstaltungsforaien dar (z.B. Beratungsprojekt), sondem bilden in der Regel Kombinationen aus vorhandenen Kursformen (z.B. Vorlesung mit Ubung, Seminar und Planspiel, Veranstaltung in Verbindung mit Exkursion etc.). Vereinzelt werden auch Planspiele (5 %) und Ubungen (2 %) als eigenstandige Veranstaltungen angeboten. Abb. 4.4: Formen der Lehrveranstaltungen
Sonstiges ___________
20 % JHIikl^^^H''''^'''^^ 42%
Seminar 31 % Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Diese werden auch in unterschiedlichen zeitlichen Rahmen angeboten. 70 % aller untersuchten Lehrveranstaltungen finden regular wahrend des Semesters mit zwei bis vier Semesterwochenstunden statt, worunter vorrangig alle Vorlesungen und Vorlesungskombinationen (Vorlesung und Ubung etc.) fallen. 20 % der Veranstaltungen werden als Blockveranstaltung durchgefuhrt. Die verbleibenden 10 % stellen wiederum Kombinationen aus Block- und regularer Veranstaltung dar oder beinhalten zusatzlich unregelmaBig stattfindende Tutorien, Exkursionen, Beratung und CoachingProjekte, die beispielsweise im Rahmen von Seminaren und Seminarkombinationen angeboten werden. Bereits fest verankert im Lehrprogramm sind 90 % der Lehrveranstaltungen. Diese sind teilweise bereits Bestandteile eigenstandiger Studienprogramme, die entweder
MaBnahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren
99
regelmafiig im Winter- oder Sommersemester oder in beiden Semestem abgehalten werden. Die verbleibenden 10 % der Veranstaltungen werden durch Gastdozenturen wie beispielsweise Untemehmensgrtinder, Anwalte oder exteme Gastprofessuren gestellt und finden entweder einmalig oder zumindest in unregelmaBigem Tumus statt. Nachfolgende Ubersicht zeigt die abgefragten Inhalte aller Lehrveranstaltungen (vgl. Abb. 4.5). Abb. 4.5: Inhaltliche Schwerpunkte der Veranstaltungen Betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen Businessplan-Erstellung **
Gewerbliche Schutzrechte Ideengenerierung, -bewertung und Machbarkeitsprufung Praxisorientierte, interdisziplinare Teamarbeit *** Forderung von unternehmerischen Kompetenzen '^** Vermittlung in exteme regionale Netzwerke *** Standortsuche/-entscheidung Vermittlung von RoUenmodellen durch erfolgreiche Unternehmensgriinder ** Fiihrungs-/ Problcmlosungskompetenzen * Prasentationstechniken/ Methodentraining ** 1 2 iriftt nicht zu - • - Universitat (n =112)
3
4
5 trifft vol! 2u
- • - - Fachhochschule (n = 53)
*** (**,*) signitlkant auf 1 %- (5 %-, 10 %-)Niveau (t-Test) Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Die im oberen Teil der Abbildung 4.5 dargestellten Inhalte entsprechen den beschriebenen Fachkompetenzen bzw. dem inhaldich-fachlichen Wissen (z.B. betriebs-
100
Status-Quo-Analyse der Grundungsprofessuren
wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen), wahrend die im unteren Bereich aufgefuhrten Inhalte den Methoden- und Sozialkompetenzen zuzuordnen sind. Die Mittelwerte verdeutlichen die durchschnittlichen Gewichtungen der Inhalte der jeweiligen Lehrveranstaltung von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft vol! zu). Die Ergebnisse werden dabei nach Universitat (n = 112) und Fachhochschule (n = 53) getrennt abgebildet. Wahrend betriebswirtschaftHche und rechtliche Grundlagen an beiden Hochschulformen den Schwerpunkt der zu vennittelnden (Fach-)Kompetenzen darstellen, zeigen sich bei der Vermittlung von Sozialkompetenzen deutliche Unterschiede in den Schwerpunktsetzungen an den beiden Hochschulformen. Dies lasst sich sicherlich zu einem hohen MaBe auf die unterschiedlichen akademischen und die dazu kontraren praxisorientierten Auffassungen und Ansatze der Hochschulen zuriickfiihren. Hier ist anzunehmen, dass Fachhochschulen nicht in dem MaBe dem Widerspruch zwischen akademischer und praxisorientierter Bildung ausgesetzt sind, wie dies bei Universitaten der Fall ist. Auffallend ist dennoch, dass mit einem ebenso hohen Wert wie bei Universitaten inhaltlich-fachUches Wissen vermittelt wird, jedoch mit vergleichsweise hoheren Werten als an Universitaten eine nahezu gleichermaBen hohe Betonung auf die Entwicklung bzw. Forderung untemehmerischer Kompetenzen sowie interdisziplinare Teamarbeit gelegt wird. Auch kann ein deutlich hoherer Wert bei der Vermittlung in exteme Netzwerke auf die hohere Praxiserfahrung der Fachhochschuldozenten und demzufolge auf vermehrte Kontakte in die private Wirtschaft, die auch friihzeitig genutzt und eingesetzt werden, zurUckzufuhren sein. Dementsprechend werden fur die Vermittlung von Fach- Methoden- und Sozialkompetenzen auch unterschiedliche Veranstaltungsformen verwendet, die fur die jeweihgen Kompetenzen geeignet erscheinen. Wie im konzeptionellen Teil zu der Grundungsausbildung erortert, ziehen Griindungsprofessoren erwartungsgemafi traditionelle Veranstaltungsformen wie die Vorlesung fUr die Vermittlung von betriebswirtschaftUchen und rechtUchen Grundlagen heran. Diese Veranstaltungsform tritt hingegen bei der Vermittlung von Sozial- und Methodenkompetenzen stark unterdurchschnittlich auf. In nur ca. einem FUnftel aller abgehaltenen Vorlesungen werden Themen wie praxisorientierte Teamarbeit, Forderung von Unternehmereigenschaften, Fiihrungs- und Problemlosungskompetenzen sowie Prasentationstechniken und Methodentraining behandelt. Die Grundungsprofessuren verwenden hierfUr die besser
Mafinahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren
lOi
geeigneten Veranstaltungsformen der Seminare, Ubungen und Planspiele fur die Vermittlung der Methoden- und Sozialkompetenzen. Hinsichtlich der Belegungszahlen durch die Teilnehmer in den verschiedenen Veranstaltungsformen treten keine Unterschiede zu anderen traditionellen Fachem auf. Wahrend uber die Halfte aller Vorlesungen von mehr als 30 Teilnehmem besucht werden, sind uber 90 % aller Seminare fur Personenzahlen bis zu max. 30 Teilnehmem ausgelegt. 4.2.2.2 Zielgruppen der Lehrveranstaltungen Das Gros aller abgefragten Lehrveranstaltungen richtet sich an Studierende, die sich mindestens im Hauptstudium befinden (77 % der genannten Kurse). Lediglich 8 % aller Veranstaltungen werden explizit fur Studierende des Grundstudiums angeboten, wahrend 13 % der Veranstaltungen grundsatzlich alien Zielgruppen of fen stehen. Ftir die Zulassung in die verbleibenden Kurse (2 %) mtissen andere Bedingungen als Studienfortschritt aufwiesen werden; hier kommt beispielsweise zum Tragen, welche Kurse bereits als vorauszusetzende Grundlage besucht wurden. Jene Veranstaltungen, die expUzit den Studierenden im Grundstudium angeboten werden (8 %), stellen einftihrende Lehrveranstaltungen dar, wie z.B. Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre, Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre junger Untemehmen oder Grundlagen des Technologie- und Innovationsmanagements. Sie fokussieren in der Form der Vorlesung vorrangig auf betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen. Die Zulassungsbedingung, Studierender im Hauptstudium zu sein, stellt lediglich eine Beschrankung nach unten dar, ebenso ist auch eine Differenzierung der Zielgruppen zwischen den Studierenden der eigenen Fachrichtung, Studierenden aus anderen Fachbereichen und den wissenschaftlichen Mitarbeitem der Hochschule moglich. Als Studierende der ,eigenen' Fachrichtung werden jene Studierende bezeichnet, die aus der gleichen Fakultat stammen, an der auch die Griindungsprofessur und die Veranstaltung verortet sind. Die Vielzahl der Kurse wendet sich gleichzeitig an mehrere der aufgefuhrten Zielgruppen. Der hochste Anteil (90 %) aller angebotenen Lehrveranstaltungen richtet sich zunachst an Studierende des eigenen Faches, 67 % der angebotenen Veranstaltungen richten sich ebenso an Studierende aus anderen Fachbereichen sowie 30 % aller Kurse auch an die Mitarbeiter der Hochschule adressiert sind.
102
Status-Quo-Analvse der Griindungsprofessuren
Werden die Lehrveranstaltungen, die jeweils unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, danach differenziert, ob sie an der Universitat oder Fachhochschule verortet sind und ob sie innerhalb der Betriebswirtschaftslehre oder in einer anderen Fakultat angeboten werden, zeigen sich fur beide Differenzierungen deutliche Unterschiede bei den Ausrichtungen auf die Zielgruppen (vgl. Tab. 4.3). Tab. 4.3: Angesprochene Zielgruppen nach Verortung des Angebots nach Fakultat
nach Hochschultyp Kurse (n = 172) Mehrfachnennungen moglich richten sich ... an Studierende der eigenen Fachrichtung * an Studierende aus anderen Fachem * an wiss. Angestellte der Hochschule
an der Universitat (n = 118) in%
an der FH (n = 54) in%
inderBWL (n=132) in%
in anderen Fak. (n = 40) in%
96%
76%
96%
67%
62%
80%
59%
95%
31%
28%
27%
40%
* Unterschiede zwischen Hochschultypen sowie Fakultaten signifikant auf 1 %-Niveau. Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Lehrveranstaltungen an der Fachhochschule sowie die Veranstaltungen, die in einer anderen Fakultat auBerhalb der Betriebswirtschaftslehre verortet sind, deutlicher fachbereichsUbergreifend ausgerichtet sind. 80 % der an der Fachhochschule abgehaltenen Veranstaltungen richten sich beispielsweise explizit an Studierende, die nicht aus dem gleichen Fach stammen, in dem die Veranstaltung angeboten wird. Noch eindeutiger trifft diese Tendenz fUr die Veranstaltungen in nicht-betriebswirtschaftlichen anderen Fakultaten zu. Hier richten sich 95 % des Lehrangebots an Studierende auBerhalb der Disziplin, aus welcher der lehrende Professor stammt. Dadurch wird verstarkt interdisziplinare Kommunikation gefordert, wahrend die Teilnehmer von Kursen an Universitaten und insbesondere innerhalb der Betriebswirtschaftslehre eher „innerdisziplinar" rekrutiert werden. Die Unterschiede in der Ansprache der Zielgruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter sind weniger stark ausgepragt und nicht signifikant. Dennoch richten sich vor allem jene Kurse an diese Zielgruppe, die in anderen Fachbereichen auBerhalb der Betriebswirtschaftslehre angeboten werden (40 % dieser Kurse).
MaBnahmen aus Sicht der deutschen Griindungsprofessoren
103
Aus der Untersuchung wird ersichtlich, dass sich die Zielgruppen fur grundungsspezifische Veranstaltungen sehr heterogen darstellen sowie sich auch die Aufgabenfelder fur Grundungsprofessuren sehr vielfaltig gestalten. Wie bereits angedeutet, kann das Leistungsspektrum, das als Hilfestellung vor, wahrend und nach der Griindung bereitgestellt werden soil, nicht alleine durch die Grundungsprofessor und die wissenschaftlichen Mitarbeiter geleistet werden kann. Vemetzungen zu Akteuren im regionalen Umfeld konnen hier die Schnittstelle zwischen Griindungsprofessoren bzw. alien in diesem Bereich an der Hochschule aktiven Dozenten und dem extemen Umfeld darstellen.
5 Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation Vemetzungen zwischen Akteuren aus dem Hochschulbereich und dem regionalen Umfeld sind fur Griindungen aus den Hochschulen und den daraus entstehenden Wissenstransfer von wesentlicher Bedeutung. Ob diese Griindungs- bzw. Unterstiitzungsnetzwerke, an denen unterschiedlichste regionale Akteure beteiligt sind, von (potenziellen) Grundem wahrgenommen werden, ist dabei von vielen Faktoren abhangig. MaBgebliche Einflussfaktoren auf die Wahmehmung sind hierbei die Anzahl und die Aufgabenbereiche der Akteure, die finanziellen Rahmenbedingungen bzw. Formen staatlicher Unterstutzungsleistungen und die daraus resultierenden Moglichkeiten der Offentlichkeitsarbeit und AuBendarstellung. Ebenso tritt die Fahigkeit der Akteure, sich auf regionaler und lokaler Ebene in Netzwerken zu formieren und zu organisieren, in den Vordergrund. Diese Fahigkeiten bestimmen auch maBgeblich die Funktionsfahigkeit eines Netzwerks, indem regionale Potenziale aktiviert werden. Das vorliegende Kapitel thematisiert die Funktionsweise und die Merkmale von innovativen Netzwerken sowie von Griindungs- bzw. Unterstiitzungsnetzwerken. Diese Griindungsnetzwerke stellen eine Teilmenge der Innovationen fordernden Netzwerke dar, mit der Hochschule als bestimmendes Element und Ausgangspunkt darin. Diese Netzwerkform tragt maBgeblich zum Transfer und zur Verbreitung von Wissen in die Region bei. Die auf der regionalen Ebene angesiedelten Aktivitaten sind ein politisches Handlungs- und Steuerungsfeld staatlicher Innovations- und Technologiepolitik mit dem Ziel, unterentwickelte Potenziale zu fordern. Bei der Verteilung staatlicher Fordergelder stellen Regionen bei einer uberschaubaren Anzahl an beteiligten Akteuren eine wichtige Plattform dar. Diese regionalpolitischen Zielsetzungen sind neben einer definitorischen Abgrenzung weiterer Bestandteil des Kapitels. Anhand der drei Hochschulregionen werden die Einbettung von Griindernetzwerken aus dem Hochschulbereich in die regionale Forderlandschaft und die Vemetzungsformen in der Region untersucht. Aus den daraus resultierenden Informationen konnen regionalspezifische Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren abgeleitet werden.
i06
Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
5.1 Hochschulen und Netzwerke Dass Hochschulen als Wissensgeneratoren ein wesentliches Element der regionalen Wissensinfrastruktur darstellen und einen substanziellen Beitrag zur regionalen Entwicklung leisten, ist weitestgehend nachgewiesen (vgl. Rutten/Boekema/Kuijpers 2003: 4). Die Aufgaben des Wissens- und Technologietransfers werden jedoch von Hochschulen aus verschiedensten Grunden lange Zeit vemachlassigt bzw. sehr spat wahrgenommen. Das Umdenken an Hochschulen findet erst sukzessiv seit den 1990er Jahren statt und ist als ein stetiger, noch andauemder Prozess anzusehen. Einige Faktoren wirken dabei hemmend auf die Entwicklungen ein. Koschatzky (2002: 28) begnindet dies zum einen mit dem Selbstverstandnis der Universitaten, primar Forschungs- und Bildungseinrichtung zu sein, und zum anderen mit den Rahmenbedingungen fiir den Wissensund Technologietransfer, die standigen Veranderungen unterliegen. Das aktive Interesse der Hochschule an der Verwertung von Erfindungen tritt in den letzten Jahren erst sukzessiv in den Vordergrund. Ein wesentlicher Impuls in diese Richtung stellt die Anderung des Arbeitnehmererfindergesetzes (§ 42) im Jahre 2002 dar, welches seitdem der Hochschule das Recht zugesteht, Erfindungen ihrer Angestellten durch eine Inanspruchnahme auf sich zu iibertragen und als Patent anzumelden (vgl. BMBF 2005: Online in Internet). Die Verantwortung der Erfindung wird hiermit in die Hand der Hochschule gelegt. Obwohl bei dieser Gesetzesreform diskutiert wird, ob sie als Anreiz oder eher als Verlust von Anreizen wirkt, eigene Erfindungen aus der Hochschule herauszufiihren und zu verwerten, zeigen sich dennoch deutliche Zeichen des Interesses der Hochschule in diese Richtung. Ebenso werden Aktivitaten zur Griindungsausbildung erst verstarkt seit Ende der 1990er Jahre an den Hochschulen initiiert, und dabei primar mit dem Fokus auf den Studierenden. Finer jiingsten Studie zufolge sind Griindungsbereitschaft und -absicht unter wissenschaftlichen Mitarbeitem immer noch relativ gering. Eine deutliche Praferenz zu einer selbstandigen Tatigkeit nach der Promotion bzw. der Habilitation zeigen lediglich 15 % der Befragten (vgl. Isfan/Moog/Backes-Gelhier 2005: 358). Diese Ergebnisse und das junge Alter der Initiativen verdeutlichen, dass Hochschulen sich in Hinblick auf Innovationsfahigkeit und -verwertung in einem noch andauemden Prozess befinden.
Hochschulen und Netzwerke
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Dennoch konnen Hochschulen in ihren Funktionen der Ausbildung und des Wissenstransfers eine wesentliche RoUe fur die Mobihsierung von Griindungsaktivitat in der Region ubemehmen. Diese regionale Wirksamkeit kann insbesondere dann zum Tragen kommen, wenn die Hochschulen iiber Netzwerke in das regionale Innovationssystem eingebunden sind. 5.1.1 Die Bedeutung von innovati ven Netzwerken Das Wachstum und der Erfolg von Untemehmen und somit auch von Regionen hangen mafigeblich von dem regionalen Innovationspotenzial ab. Unter Innovationen werden alle in die Produktion bzw. in den Markt eingefuhrten neuen oder verbesserten Produkte oder Verfahren aufgefasst (vgl. Fritsch/Koschatzky/Schatzl/Stemberg 1998: 245). Das Innovationspotenzial einer Region wird mafigeblich durch die dort verorteten Innovationsakteure bestimmt (vgl. Koschatzky 1997: 192). Dazu zShlen • Universitaten und vorrangig aus offentlichen Mitteln finanzierte Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, wie z.B. Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaften, • innovations- und diffusionsunterstutzende Dienstleistungsangebote der (semi-) offentlichen Hand, • untemehmens- bzw. innovationsorientierte Dienstleistungen des Privatsektors (auch Risikokapitalgesellschaften und Banken), • private Untemehmen. Die Funktionsfahigkeit und die Hohe des regionalen Innovationspotenzials hangen wesentlich von diesen Innovationsakteuren ab. Fiir die Innovationsfahigkeit der Beteiligten ist ein hoher und permanenter Bedarf an Wissen notwendig (vgl. Sternberg 1999: 81). Da die Entstehung und die Nutzung von Wissen nicht von einem Akteur alleine generiert werden kann, sind Interaktion und Kooperation und somit die Vemetzung der Akteure untereinander von hoher Bedeutung, da nur so der Erhalt und die Generierung von Informationen und Wissen gewahrleistet werden konnen (vgl. Khne/Rosenberg 1986: 275ff). Der Zugang zu regionalen Erfahrungspools und an Personen gebundenes, implizites Wissen (tacit knowledge) stellt fur kleine und mittlere Untemehmen eine wesentliche Voraussetzung dar, um imtiberregionalenWettbewerb bestehen zu konnen. Informationen und Wissen sind zwar immer ab einem bestinmiten Zeitpunkt global verfugbar, entstehen aber lokal. Sie werden zunachst dort angewendet
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Hochschulorientierte Unterstutzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
und haben eine selbst verstarkende Tendenz zur regionalen und oftmals auch sektoralen Clusterbildung (vgl. Sternberg 1999: 81). Ebenso laufen Innovationsprozesse oftmals arbeitsteilig durch die Interaktion verschiedener Akteure ab, wofiir raumliche Nahe notwendig ist (vgl. Kline/Rosenberg 1986: 275ff). Mit dem Zweck der Akquisition von komplementaren Ressourcen konnen jene Prozesse zwischen Untemehmen untereinander, zwischen Untemehmen mit offentlichen Forschungseinrichtungen und auch zwischen Anbietem und Abnehmern ablaufen. Somit wird Netzwerken eine besondere Bedeutung bei der Entstehung und Entwicklung regionaler Innovationssysteme zugesprochen (vgl. Fritsch/Koschatzky/ Schatzl/Stemberg 1998: 245). Uberlegungen zu innovativen Netzwerken in Regionen sind in der Okonomie auf theoretische Weise erstmals von Marshall (1890), Weber (1929) und Schumpeter (1929) vorgenommen worden. Sie heben die Vorteile von zwischenbetrieblichen Netzwerken fUr die eingebundenen Untemehmen und die Bedeutung von raumlicher Nahe fiir die industrielle Produktion hervor. Sie begrunden dies primar mit Agglomerationseffekten, die iiber economies of scale sowie economies of scope entstehen (vgl. Schatzl 2001: 230; Sternberg 1999: 80). Analysen zu Innovationsnetzwerken werden bis heute aus Sicht verschiedener DiszipUnen vorgenommen. Hierzu zahlen beispielsweise die Sozialwissenschaften bzw. die Soziologie (social embeddedness nach Granovetter 1985), die Industrie- und Managementokonomie (z.B. zu strategischen Allianzen, Produktentwicklung und Koordinierungsmechanismen zwischen Kaufer und Produzent) oder die Regionalokonomie bzw. die Wirtschaftsgeographie (z.B. die Konzepte der innovativen Miheus, der Industriedistrikte, der Lemenden Region) (vgl. Koschatzky 2003a: 8; Sternberg 1999: 80; Todtling 1994: 324). Lange Zeit werden Netzwerke zwischen Untemehmen nur aus mikrookonomischer Sicht einzelner Untemehmen und als vertikale Beziehungen in Form von Zuliefererund Abnehmerverflechtungen betrachtet. Doch Netzwerke erschlieBen sich nicht nur uber die okonomische Betrachtungsweise, sondem miissen in ihrer Erfassung und in ihren Effekten ganzheitlich und unter Einbezug sozialer und politischer Einflussfaktoren begriffen werden. Die Kommunikation und der Informationsfluss zwischen Personen und deren Verhalten sind von hoher Bedeutung fiir die Funktionsfahigkeit von Netzwerken (vgl. Koschatzky 2003a: 8).
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Fur die Protagonisten des Konzepts des innovativen Milieus entstehen Innovationen durch koUektive, dynamische Prozesse vieler Akteure einer Region, die ein Netzwerk synergieerzeugender Verflechtungen bilden (vgl. Camagni 1995 und 1991; Maillat 1998). Hieraiit kann der Netzwerkgedanke als Bestandteil des Milieu-Ansatzes mit einem explizit regionalen Bezug auf eine Vielzahl verschiedenster Verflechtungsformen mit unterschiedlichen Akteuren erweitert werden und erhalt hinsichtlich regionaler Innovationsprozesse Erklarungsgehalt (vgl. Fritsch/Koschatzky/Schatzl/ Sternberg 1998: 246). Der Milieu-Ansatz basiert auf einer breiten Basis regionaler Verflechtungen einer diversifizierten Wirtschaftsstruktur sowie auf einer gemeinsamen ,regionalen Identitat' und ist im Sinne eines „funktionalen, netzwerkartigen Sozialund Wirtschaftsraumes" regionsbezogen (Amdt 2001: 47; vgl. Ratti/Bramanti/Gordon 1997). Im Gegensatz dazu bleibt der Netzwerkansatz ein akteurs- und personengebundenes Phanomen, da sich aus Sicht des Einzelakteurs durch die Integration in innovative regionale Netzwerke vielfache Vorteile ergeben. Netzwerken wird eine Vielzahl von Merkmalen zugesprochen. Von Bedeutung sind hierbei insbesondere (vgl. Koschatzky 2003a: 9f) • ihre Redundanz, d.h. die geringe Abhangigkeit der Teilnehmer vom Netzwerk und die freiwillige Teilnahme daran, • die Reziprozitat der Beziehungen, die zwischen den Akteuren in beide Richtungen verlaufen konnen, • keine vorweg festgelegte Spezifizierung der Austauschbeziehungen, • auf langerfristige Perspektive angelegte Beziehungen und • Vertrauen zwischen den Netzwerkteilnehmem sowie die Abwesenheit von opportunistischem Verhalten. Da fUr die Funktionsfahigkeit von Innovationsnetzwerken der Austausch von Wissen aus Uberregionalen Netzwerken ebenso von Bedeutung ist, spielt es eine wesentliche Rolle, dass neben den Interaktionspartnem innerhalb der Region auch Akteure auBerhalb der Region verortet sind. Eine wesentliche Starke eines innovativen regionalen Netzwerkes ist es, Vemetzungen zu globalen Netzwerken herzustellen und so die Aktivitaten innerhalb und zwischen Innovationssystemen zu verbinden (vgl. Fritsch/Koschatzky/Schatzl/Stemberg 1998: 247; Schatzl 2003: 241). Sowohl der Zugang zu Wissen von auBen als auch dessen VerfUgbarkeit innerhalb des Kreislaufes erweisen sich als wesentliche positive Einflussfaktoren auf den Innovationsprozess
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Hochschulorientierte Unterstlitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
innerhalb einer Region. Daraus entstehen Synergieeffekte, es fmden kollektive und folglich
schnellere Lemprozesse
statt und gleichzeitig wird die
zukiinftige
Kooperationskompetenz und -bereitschaft der Beteiligten erhoht (vgl. SoeteAVurzel/Drewello 2002). Schatzl (2003) bezeichnet jene kooperierenden Netzwerke, die aus Agglomerationen von Innovationsakteuren mit anerkannter Kompetenz bestehen, als regionale Kompetenzzentren. Die wichtigsten Akteure innerhalb dieser Zentren sind dabei leistungsfahige Hochschulen und innovative Untemehmen (Schatzl 2003: 240). Er betont dabei, dass an den Hochschulen den natur-, ingenieur- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachem die groBte Problemlosungskompetenz zugesprochen wird. Ftir den Auf-
und Ausbau regionaler Kompetenzzentren ist weniger eine
strukturerhaltende und ausgleichsorientierte als eine innovations- und wachstumsorientierte Politik notwendig, die im Sinne einer „pick-the-winner-Strategie" die regional konzentrierten Ausbildungs- und Forschungskapazitaten an den Hochschulen biindelt (vgl. Schatzl 2003: 241). Aufgabe dieser Politik ist es genauso, die ftir Untemehmensgriindungen relevanten Ressourcen und Potenziale zu starken und zu fordem.
5.1.2 Die Bedeutung von hochschulorientierten Griindungsnetzwerken Bei der Betrachtung von Unterstutzungsnetzwerken als ein Bereich der oben beschriebenen Innovationsnetzwerke wird deutlich, dass sich deren Merkmale zu weiten Teilen entsprechen. Gerade hochschulorientierte Grtindungs- bzw. Unterstlitzungsnetzwerke stellen den Versuch dar, die zunachst primMr von der Hochschule als Wissenszentrum ausgehenden Unterstutzungs- und Forderaktivitaten mit dem regionalen Umfeld in der Region zu verbinden. Die Netzwerke sind in ihrer Reichweite sowohl hinsichtlich der Netzwerkakteure als auch ihrer Adressaten raumlich begrenzt. Insbesondere die raumliche Nahe ist ftir samtliche Akteure des Netzwerks von hoher Bedeutung. Die hochschulorientierten Netzwerke „ stellen eine Schnittmenge zwischen Innovationen fordemden Netzwerken und Kooperationen zur UnterstUtzung von Existenzgriindungen mit Schwerpunkt auf nicht-technischen Aufgaben dar'* (KuUcke/Stahlecker 2002: 96). Ein wesentliches Merkmal der Unterstutzungs- bzw. Fordemetzwerke wird bereits durch die Begrifflichkeit hervorgehoben. Die Bezeichnung der Fordemetzwerke verdeuthcht, dass diese durch eine bewusste Initiierung zur „Starkung der regionalen
Hochschulen und Netzwerke
HI
Starken" entstanden sind. Die meisten der Unterstutzungsnetzwerke werden durch landes- oder bimdesweite Impulse, die im weiteren Verlauf noch eingehend beschrieben werden, initiiert und stellen eine Mischung aus Bottom-Up- und TopDown-Ansatzen dar. Der Anreiz fur eine Anschubfinanzierung zur Netzwerkbildung erfolgt durch Forderstellen von oben, die Konzepterstellung und -erarbeitung wird von unten vorgenommen (vgl. Kulicke/Stahlecker 2002:96). In Hinblick auf die Nutzung der Netzwerke wird bereits vermutet, dass nicht ein Mangel an griindungsspezifischen Angeboten hemmend auf Griindungen einwirkt, sondem die Intransparenz der NetzwerkstrukUiren und die jeweiligen Leistungen der verschiedenen Akteure (vgl. Kulicke/Stahlecker 2002: 96). Weiterhin kann als negativer Einflussfaktor auf Grundungsaktivitaten und deren Forderung ausschlaggebend sein, dass das Angebot nur unzureichend auf die Nachfrage adaptiert wkd und keine dementsprechende zielgruppenspezifische Ansprache vorgenommen wird. Ein bedarfsgerechtes Leistungsspektrum der Griindungsforderung und -unterstutzung soUte dabei alle erforderlichen Leistungen anbieten. Dazu zahlen innerhalb des Hochschulbereichs jene Leistungen, die als Aufgabenspektrum fiir die Grundungsprofessuren definiert werden (vgl. Kap. 4.1.2), wahrend sich fiir den hochschulextemen, regionalen Akteursbereich die Aktivitaten weiterfiihrender und individueller gestalten. Hierzu gehoren beispielsweise die Betreuung wahrend und nach der Grundung, die Vermittlung von Raumen oder Liegenschaften, Hilfestellungen bei der Anbahnung geschaftlicher Kontakte sowie die Beschaffung von Risikokapital (vgl. Pleschak 2002: 130). Ganz wesentlich fiir Griindungsnetzwerke ist die Integration privatwirtschaftlicher Untemehmen. Zu diesen Untemehmen gehoren beispielsweise Untemehmensberatungen, Beteiligungsgesellschaften (oftmals Risikokapitalgesellschaften) sowie die Untemehmen der Region. Die Motivation, sich in dem Netzwerk zu integrieren, liegt aus Sicht des Einzeluntemehmens darin begriindet, dass durch einen gemeinsamen Wettbewerb gemeinsame Ziele, wie die Nutzung brachliegender Verwertungspotenziale oder neuer Investitionsobjekte, verfolgt werden. Durch den Aufbau einer einheitlichen Plattform mit Akteuren aus verschiedensten griindungsrelevanten Bereichen kann ein transparentes und den Bediirfnissen angepasstes Leistungsspektrum geschaffen werden, das ~ orientiert am Griindungsprozess - samtliche Bereiche von der Idee bis zur Nachbetreuung umfasst.
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Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
Die Inwertsetzung ungenutzter und unterentwickelter Innovations- und Griindungspotenziale iiber den Mechanismus der Netzwerke und das Wissen, durch politische Steuerung in die Netzwerkbildung und -formierung eingreifen zu konnen, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die „Region" eine interessante Handlungsebene von Innovations- und Technologiepolitik geworden ist. Auf dieser Ebene erscheinen Fordergelder aufgrund einer iiberschaubaren Anzahl an beteiligten Akteuren aus unterschiedlichen Bereichen zur Initiierung und dem Aufbau von Netzwerken besser investiert als ohne einen regionalen Bezugsrahmen (vgl. Koschatzky 2003b: 110). Eine dieser Forderinitiativen stellt das Programm „EXIST-Existenzgrunder aus Hochschulen" dar, das aufgrund seiner hohen finanziellen und personellen Ausstattung zu den meist genannten und beobachteten Initiativen gehort und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu verkniipfen versucht. 5.2 Staatliche Forderung von regionalen Griindungsnetzwerken Der Aufbau von Innovationsnetzwerken in deutschen Regionen gilt somit als ein Schwerpunkt staatlich geforderter und initiierter Innovations- und Technologiepolitik mit dem Ziel, anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung sowie die Anwendung der Ergebnisse als neue Techniken in der Wirtschaft zu fordem (vgl. Dreher 1997: 24). Derartige Ansatze miinden seit Mitte der 1990er Jahre in der Ausschreibung von Wettbewerben (vgl. Kulicke 2002: 46). Das erste groBangelegte und initialziindende Forderprogranun der Bundesregierung, das 1996 als Wettbewerb ausgeschrieben wird, ist der BioRegio Wettbewerb des BMBF. Dieser Wettbewerb hat zum Ziel, Ruckstande in der pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie im Vergleich zu anderen Landem aufzuholen. Hier sind Regionen aufgefordert, ihre biotechnologischen Potenziale zu bundeln und ein selbst organisiertes, gemeinsames Konzept zu erarbeiten, das den Zusammenschluss eines Netzwerks mit verschiedenen Einrichtungen und Stellen (Forschungseinrichtungen und Hochschulen, kommunale Stellen, Untemehmen, Banken und Beteiligungsgesellschaften und Wirtschaftsforderungen) voraussetzt. Aus den eingereichten Konzepten werden Modellregionen mit den groBten Standort-, Entwicklungs- und Wettbewerbsvorteilen und -chancen ausgewahlt und finanziell gefordert (vgl. Ossenbriigge 2001: 93). Dieser erste Wettbewerb im Jahr 1996 lost eine Initialziindung aus, iibertrifft die Erwartungen hinsichtlich der Motivationswirkungen deutlich und bewirkt eine
Staatliche Forderung von regionalen Griindungsnetzwerken
Ul
Vielzahl von Nachfolgeaktivitaten. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die in einer Vielzahl von Regionen initiierte Vemetzung fiir den Wettbewerb um Fordermittel auch nach der Ausschreibung beibehalten wird (vgl. Ossenbriigge 2001: 93). Neben dem BioRegio Wettbewerb existieren zahlreiche weitere Programme, die durch die Ausschreibung von Wettbewerben initiiert werden. Diese konnen drei verschiedenen Arten von Multi-Akteurs-Ansatzen zugeordnet werden. Diese Programme dienen der Forderung von Kompetenznetzen, die sich auf einzelne Technologien (z.B. Nanotechnologie, Medizintechnik, Materialforschung) beziehen, oder der F5rderung von regionalen Netzwerken zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (z.B. InnoRegio, Regionale Innovative Wachstumskeme). Ein weiterer Ansatz zielt auf den Aufbau von Unterstutzungsnetzwerken ab, die jeweils einen bestimmten thematischen und regionalen Bezug aufweisen. Zu diesem Ansatz zahlen die MaBnahmen EXIST Oder auch der eingangs erwahnte BioRegio-Wettbewerb (vgl. Kulicke 2002: 47). Derartigen Programmen, welche die Schaffung von Innovationsnetzwerken zum Ziel haben, liegen gemeinsame Eigenschaften zugrunde. Auch hier erfolgt der AnstoB zur Netzwerkbildung durch den Anreiz der Vergabe einer Anschubfinanzierung fiir die Gewinner der Wettbewerbe von oben. Zugleich werden jedoch die unterschiedlichen Projektskizzen und Konzepte von unten erarbeitet. Bei der gemeinsamen Ausarbeitung durch die Biindelung von Ressourcen in Innovationsnetzwerken existiert immer ein gemeinsames Oberziel, ein thematisch klar abgegrenzter Fokus sowie Kooperationen, die sowohl horizontal als auch vertikal verlaufen und formal oder informell strukturiert sein konnen (vgl. Kulicke 2002: 46). 5.2.1 MaBnahmen und Zielsetzungen von EXIST Die wichtigste Initiative, Konzepte zur Forderung von Griindungen zu formulieren, wird im Dezember 1997 zeitgleich mit dem Aufbau der Grundungslehrstuhle vom Bundesministerium fiir Bildung und Forschung als Wettbewerb ausgeschrieben. Primares Ziel der Ausschreibung des Wettbewerbs „EXIST-Existenzgrunder aus Hochschulen" ist es, durch eine gemeinsame Konzepterstellung und der Biindelung vorhandener, teilweise ungenutzter Ressourcen die Vemetzung der Hochschulen mit anderen Einrichtungen und Akteuren in der Region zu fordem und auf diese Weise Synergieeffekte zu nutzen. Im Vergleich zu anderen Forderansatzen, die uber Ausschreibungen initiiert werden, stellt EXIST die erste Initiative dar, die den
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Hochschulorientierte Untersttitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
Hochschulbereich als fokalen Akteur und Ausgangspunkt fiir die Netzwerke in den Mittelpunkt des Forderansatzes stellt. Hochschulen arbeiten dabei mit Kooperationspartnem aus Wissenschaft, Wirtschaft und offentlichen Einrichtungen zusammen mit dem Ziel, das Grundungsklima an der Hochschule und in der Region zu verbessern (vgl. Kulicke 2003: 50). Primare und langfristige Leitziele des EXIST-Programms sind die dauerhafte Etablierung einer Kultur der unternehmerischen Selbstandigkeit an deutschen Hochschulen, Forderung des Technologietransfers und hohen Potenzials an Geschaftsideen und Grunderpersonlichkeiten an Hochschulen sowie letztlich eine Steigerung der Anzahl innovativer Griindungen und damit der Schaffung neuer Arbeitsplatze (vgl. BMBF 2000; BMBF 2001; Kulicke 2002: 51). Obwohl mit den langfristigen Zielen von EXIST deutlich nationale Ziele verfolgt werden, konnen tiber die Nutzung von regionalen Plattformen vorhandene Potenziale und Netzwerksynergien in Wert gesetzt werden (vgl. Kulicke/Stahlecker 2002: 95). Zum Zeitpunkt der Ausschreibung sind in einigen Regionen bereits derartige Ansatze und Aktivitaten vorhanden, in anderen Regionen fmdet erst durch die Initiierung des Wettbewerbs eine erste Selbstorganisation statt. Hier treten dann insbesondere die Fahigkeit und die Bereitschaft der Akteure zur Vemetzung und zur regionalen Selbstorganisation in den Vordergrund. Von 109 eingereichten Wettbewerbsbeitragen (davon 80 gultig gemafi der Ausschreibung), an denen insgesamt 200 Hochschulen beteiUgt sind, werden in einem zweistufigen Verfahren ftinf Siegerkonzepte ausgewahlt (vgl. BMBF 2000). Zu diesen Regionen zahlen folgende Initiativen: • bizeps, Bergisch-Markische Initiative zur Forderung von Existenzgriindungen, Projekten und Strukturen in der Region um Wuppertal und Hagen, • Dresden exists in der Region Dresden, • GET UP, Generierung technologieorientierter Untemehmensgriindungen mit hohem Potenzial, im Technologiedreieck Ilmenau, Jena und Schmalkalden, • KEIM, Karlsruher Existenzgriindungs-Impuls, in der Region Karlsruhe mit der Stadt Pforzheim und • PUSH! Partnemetz fUr Untemehmensgriindungen aus Stuttgarter Hochschulen in der Region Stuttgart.
Staatliche Forderung von regionalen Griindungsnetzwerken
ill
Die ausgewahlten Regionen unterliegen keinen vergleichbaren bzw. sich ahnelnden Raumstrukturen und befinden sich sowohl in ost- als auch westdeutschen Bundeslandem (vgl. Karte 5.1). Die ausgewahlten Initiativen zeichnen sich durch eine sehr unterschiedliche Einbettung in das regionale Umfeld sowie sehr unterschiedliche Konzepte zur BUndelung der Ressourcen aus, die als beispielhafte Modelle fur andere Regionen herangezogen werden (vgl. Kulicke 2002: 53). Wissenschaftlich begleitet werden die EXIST-Regionen durch das Fraunhofer Institut fiir Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe, die den Fordergeber bei der Umsetzung der MaBnahmen zu unterstutzen. Dazu geh(3rt neben dem Monitoring der Zielumsetzung auch die wissenschaftUche Analyse von bestimmten Aspekten der jeweiligen Projekte sowie die Gesamtevaluation und die Herausarbeitung von „Good-Practice"-Strategien (vgl. BMBF 2001: 60; KuUcke 2003: 34ff; Kulicke/Gorisch 2003: 173ff). Neben dem Kern der EXIST-Forderung wird das Programm durch tibergreifende Initiativen wie EXIST-SEED und EXIST-HighTEPP begleitet. EXIST-SEED dient der individuellen Forderung von Geschaftsideen an Hochschulen der EXIST-Regionen mit dem Ziel, Unterstutzung bei der Entwicklung und Ausarbeitung einer Geschaftsidee zu leisten. Studierende, Absolventen (bis fiinf Jahre nach Abschluss) und Mitarbeiter der Hochschule konnen durch diese Forderung eine VergUtung fUr maximal ein Jahr zur Sicherung des Lebensunterhaltes sowie einen Pauschalbetrag fiir Coaching und Grtindungsvorbereitung erhalten (vgl. BMBF 2001: 58). Seit dem 1. Januar 2005 wird das Programm bundesweit mit einer Kofinanzierung aus dem Europaischen Sozialfonds angeboten (vgl. EXIST 2005: OnUne in Internet). EXIST-HighTEPP, das „High Technology Entrepreneurship Post Graduate Program" ist ein Postgraduiertenprogramm, das im Verbund (Bamberg, Jena, Regensburg) zum einen den wissenschaftHchen Nachwuchs im Bereich Griindungsmanagement fordert und zum anderen die Ausbildung von Fuhrungskraften fiir innovative, technologieorientierte Untemehmen beabsichtigt (vgl. Kulicke 2002: 55).
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Karte 5.1: Die
EXIST-Regionen
I
I Lindergrenzen •
\ Kilometer
0
50
100
200
Quelle: Eigene Recherchen und eigene Darstellung 2005.
KoordinJerender Hochschulort
• •
EXIST-Region
! • !
EXIST Transfer-Region
Staatliche Forderung von regionalen Grundungsnetzwerken
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Neben den fiinf ersten EXIST-Regionen werden bei einem weiteren Wettbewerb im Jahr 2001 zehn weitere Regionen als EXIST-Transfer-Initiativen ausgewahlt. Aus den ursprunglich 45 eingegangenen Bewerbungen werden 20 Regionen fur die zweite Stufe des Auswahlverfahrens bestimmt und um die Konkretisierung ihres Konzepts gebeten. Zehn dieser Regionen und Netzwerke werden hieraus ausgewahlt. Die Initiativen sind seit Sommer 2002 aktiv und nutzen fiir ihre Tatigkeiten den Erfahrungsaustausch der bisherigen fiinf EXIST-Modellregionen (vgl. Karte 5.1). Zu den zehn Regionen, die insgesamt mit rund zehn Millionen Euro gef5rdert werden, gehoren BEGiN (Potsdam, Brandenburg), BRIDGE (Bremen), fit-exist (Trier), G-Dur (Dortmund), GROW (Ostbayem), Grunderflair MV (Mecklenburg-Vorpommem), KOGGE (Lubeck, Kiel), Route A 66 (Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach), START (Kassel, Fulda, Marburg, G5ttingen) sowie SAXEED (Sudwestsachsen) (vgl. EXIST 2005: Online in Internet). Fiir den GroBteil der alten und neuen EXIST-Regionen gilt, dass durch diese Forderinitiativen und die daraus entstandenen Netzwerke regionale Akteure zusammen gefunden haben, die unter anderen Umstanden keine Kooperationen eingegangen waren. 5.2.2 ErschlieBung der Zielgruppen in den EXIST-Regionen Die EXIST-Initiativen besitzen insofern eine Vorbildfunktion fiir andere Regionen, als aufgrund von finanzieller und personeller Ausstattung sehr intensives Marketing betrieben werden kann, um die Adressatenseite sowie die Trager- und Multiplikatorenseite zu sensibilisieren und zu aktivieren. Wie bereits als Merkmal fiir Griindungsnetzwerke beschrieben, wirkt nicht die Tatsache, dass kein Angebot vorhanden ist, hemmend auf Griindungen ein, sondem die Tatsache, dass vorhandenes Angebot den Nachfragenden nicht transparent gemacht wird. Kurze Zeit nach der Aufnahme der Tatigkeiten in den EXIST-Regionen wird schnell offensichtlich, dass die reine Bereitstellung von Angebot in Form von Lehrveranstaltungen sowie der Aufbau von Beratungsinfrastruktur nicht ausreicht, um die gewiinschte Nachfrage zu erzeugen (vgl. BMBF 2002). Studien der Begleitforschung zufolge dauert der Prozess der Bekanntmachung des Hochschulnetzwerkes bei einem groBeren Kreis an Personen innerhalb der Hochschule sowie im regionalen Umfeld ca. zwei Jahre (vgl. BMBF 2002: 3). Hierfiir werden individuell zugeschnittene Strategien
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Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
der einzelnen Initiativen entwickelt und vermarktet, die sich bereits in ihrer Startphase durch eine unterschiedliche Anzahl aktiver Netzwerkpartner auszeichnen. Die ErschlieBungsmaBnahmen, die sich an die potenziellen Griinder als Adressaten (Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren) richten, beruhen auf den jeweiligen erarbeiteten und implementierten Konzepten in den fUnf Regionen und decken zwei Ebenen ab. Daninter sind zum einen „klassische" PR-Ma6nahmen zu fassen, zum anderen werden die Zielgruppen auf direkte Weise angesprochen (vgl. BMBF 2002: 4). Mit den klassischen PR-Ma6nahmen soil eine standige Prasenz der Thematik UntemehmensgrUndung erreicht werden. Dies geschieht durch die Ausgabe von Plakaten, Imagebroschiiren oder Flyem iiber vorhandenes Angebot, ebenso wird durch regehnaBige Pressemitteilungen, Newsletter oder Anzeigen in den Hochschulmedien uber die Aktivitaten der Akteure informiert. Einige Regionen haben bereits eigene Start-up-Broschiiren entwickelt und treten regelmafiig auf Veranstaltungen oder Fachmessen mit Vortragen auf. Die direkte Ansprache der Zielgruppen hingegen stellt sich als vergleichsweise zeit- und personalintensiv dar, da einzelne Vertreter der Netzwerke vorrangig in Veranstaltungen ftir Studierende Uberzeugungsarbeit leisten. Hierfiir bieten sich zunachst Veranstaltungen der grundstandigen Lehre, allgemeine oder bereits grtindungsbezogene Einftihrungsveranstaltungen zu Semesterbeginn an. Eine weitere Form ist die Kontaktaufnahme an haufig frequentierten Platzen auf dem Universitatscampus (vgl. BMBF 2002: 5). Bei diesen MaBnahmen wird explizit zwischen den Zielgruppen der Studierenden sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Professoren unterschieden. Die Zielsetzungen der MaBnahmen fiir Studierende sind weitgehend bekannt, sie zielen auf Hilfestellungen zur Uberwindung der Hurden einer Griindung, die Motivation und die Qualifizierung
ab. Fiir die zweite Gruppe steht im Vordergrund, Verwer-
tungsmOglichkeiten von Forschungsergebnissen zu betonen und darauf hinzuweisen, dass diese Ergebnisse auch oftmals Geschaftsideen beinhalten konnen (vgl. BMBF 2002: 7). Neben den Aufgaben und Angeboten, die sich an die Adressatenseite wenden, ist es gleichermaBen von Bedeutung, die Trager- und Multiplikatorenseite kontinuierlich in ihrer Aufgabe als Promotor zu aktivieren. Im Hochschulbereich handelt es sich dabei primar um Professoren, die im Rahmen von Lehrveranstaltungen mit einer groBen Breitenwirkung das Thema vertreten sowie bei KoUegen durch ihr Engagement und ihre Beispielwirkung Nachahmereffekte bewirken. Grtindungsprofessuren haben hier
Staatliche Forderung von regionalen Grtindungsnetzwerken
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eine Art „Leuchtturmfunktion", jedoch gelangt deren jeweilige fachliche Ausstrahlung schnell an ihre Kapazitatsgrenzen (vgl. BMBF 2002: 10). Bei einer Betrachtung der funf EXIST-Regionen zeigt sich, dass innerhalb der Netzwerke von PUSH! (Universitat Stuttgart) und KEIM (Universitat und FH Karlsruhe) die Promotoren sogar vorrangig aus den Ingenieurwissenschaften und in den drei verbleibenden Regionen die Vertreter primar aus den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultaten stammen. Gerade weil fiir die naturwissenschaftlichen und technischen Fachbereiche erwartungsgemaB das gr56te Potenzial fiir spatere Grundungen zu finden sein wird, kommt den Professoren aus diesen Fachbereichen als Promotoren eine wesentliche RoUe zu, da gerade sie in ihren Bereichen den Diffusionsprozess von Griindungs- und Unterstutzungsnetzwerken beschleunigen konnen. Erfahrungen zufolge deutet sich hier jedoch gleichermaBen an, dass erhebUche Barrieren zu Akteuren in diesen Fachbereichen bestehen, in denen sich Studierende und Mitarbeiter kaum Oder gar nicht mit Verwertungsmoglichkeiten ihrer Forschung und der jeweiligen Umsetzung beschaftigen (vgl. BMBF 2002: 11). Dies bestatigt eine Studie zu Promotorentatigkeiten von Professoren an deutschen Hochschulen (vgl. Isfan/Moog/Backes-Gellner 2005). Wahrend innerhalb der Rechtsund Wirtschaftswissenschaften der Anteil der grtindungserfahrenen Professoren (in der Beratung, als Gesellschafter, Geschaftsfiihrer, in der Aufsichtsrats- oder Beiratsfunktion) bei 59 % Uegt, war innerhalb der Naturwissenschaften nicht einmal jeder dritte Professor (30 %) vormals in eine Griindung involviert (vgl. Isfan/Moog/ BackesGellner 2005: 344f). Gleichzeitig stellen die Autorinnen fest, dass im Hinblick auf die Kenntnisse der Professoren Uber griindungsfordernde MaBnahmen nur 22 % der befragten 1.633 Professoren die EXIST-Initiative kennen. Weitere 27 % der Professoren haben von den MaBnahmen bereits gehort, konnen diese aber nicht regional zuordnen (vgl. Isfan/Moog/ Backes-Gellner 2005: 345). Zur jeweiligen Entwicklung und Implementierung von Konzepten, die generelle, aber auch regionalspezifische Hiirden und Barrieren beinhalten, gehort die Berucksichtigung der jeweiUgen regionalen Spezifika mit ihrer jeweiligen Ausstattung und den vorhandenen Potenzialen. Eine Herausarbeitung und Nutzung von Besonderheiten des jeweiligen regionalen Umfelds ist eine wesentliche Voraussetzung zum Verstandnis der vorhandenen Netzwerkstrukturen.
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Hochschulorientierte Unterstiitzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
5.3 Netzwerkaktivitaten der ausgewahlten Hochschulregionen Zu einem besseren Verstandnis der gemeinsamen und unterschiedlichen Entwicklungspfade der Untersuchungsregionen hinsichtlich der Grundungsausbildung und -forderung werden die spezifischen Strukturen der Hochschule sowie des regionalen Umfelds erortert. Aufgrund der Tatsache, dass die Abgrenzungen der Regionen auf den sozio-okonomischen Verflechtungen zwischen den Hochschulen und dem regionalen Umfeld und nicht auf administrativen Einheiten basieren, konnen nur schwerlich amtliche Statistiken zur Erklarung der funktionalen Rahmenbedingungen in den Regionen herangezogen werden. Anhand von 37 durchgefuhrten leitfadengestutzten Gesprachen wurden die wesentlichen Bestandteile der regionalen Forder- und Netzwerkstrukturen erfasst (vgl. Anhang XIV, XV). Bei den interviewten Personen handelt es sich um Griindungsexperten aus politischen, wissenschaftlichen, privatwirtschaftlichen und Gffentlichen Bereichen. Die Auswahl der Experten beruht auf Dokumentenanalysen und begriindet sich in deren ausgewiesener Expertise auf den Gebieten der Griindungsausbildung und -beratung oder strukturellen Organisation der GriindungsfOrderung der Akteure. Sie weisen klare Zugehorigkeiten zu den jeweiligen regionalen Netzwerkstrukturen auf, besitzen das Wissen uber die existenten Vemetzungen und weisen Erfahrungen in ihrem Bereich uber einen gewissen Zeitraum auf. Darauf aufbauend konnten die jeweiligen Interaktionen zwischen den Akteuren und dem institutionellen Umfeld erfasst und aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet werden. Mit der Verwendung von flexibel gestaltbaren Leitfaden bei der Durchftihrung der Interviews war gewahrleistet, auf regionalspezifische Besonderheiten und Problemstellungen sowie auf die vorhandenen Starken und Schwachen der Netzwerkstrukturen eingehen zu konnen. Da die Einschatzungen der Experten auf im Sonmier 2003 gefuhrten Gesprachen beruhen und Netzwerkstrukturen einem standigen Wandel unterliegen, sind die Entwicklungen nach diesem Zeitraum in der vorliegenden Analyse nicht enthalten. Aus diesen erhobenen Beziehungsgeflechten mit unterschiedUchen qualitativen und quantitativen Kontakten und teilweise auch divergierenden Zielsetzungen lassen sich Faktoren ftir Erfolg und Misserfolg der UnterstUtzungsnetzwerke in den Regionen ableiten. Bei der Auswahl der Hochschulregionen wurden bewusst stark unterschiedliche Ausgangssituationen und Entwicklungsniveaus der Netzwerkentstehung mit sehr indivi-
Netzwerkaktivitaten der ausgewahlten Hochschulregionen
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duell gewachsenen Strukturen beriicksichtigt. Die Ergebnisse der Expertenanalysen bestatigen die strukturellen Besonderheiten. In der Region Thiiringen liegt mit der GET UP-Initiative ein Fordemetzwerk vor, das durch gezielte Initiierung entstanden ist. Die regionalen Akteure sind bereits seit mehreren Jahren aktiv und die Vemetzungen dementsprechend etabliert. Hier ist eine zentrale und formale Organisationsstruktur vorzufinden, die maBgeblich die Netzwerkstrukturen vorgibt und auf einer raumlich groBen Dimension mit vielen Akteuren beruht. Die beiden Regionen Regensburg und Wtirzburg weisen deutlich andere, wenngleich auch in sich wiederum unterschiedliche Strukturen auf. In beiden Regionen liegen informelle Vernetzungen und somit weitgehend Formen der regionalen Selbstorganisation vor, deren Organisationsaufwand dementsprechend hoher ist als dies bei einer vorgegebenen formalen Organisationsstruktur der Fall ist. Auch die Anzahl der jeweiligen Akteure in beiden Regionen ist deutlich geringer als innerhalb des GET UP-Netzwerks in Thuringen. Weitere landesweite Unterschiede liegen in der unterschiedlichen Bildungs- und Innovationspolitik der Bundesiander begriindet. Bei einem Vergleich der Bundeslander Thuringen und Bayern ist hervorzuheben, dass die Technologietransferstellen der Hochschulen durch sehr unterschiedliche Ausstattungsformen gekennzeichnet sind. In Bayern sind die landesweiten Einrichtungen der Griinderberatung (Hochsprung) und der Erfmderberatung an der Hochschule verortet, wahrend dies in Thiiringen nicht der Fall ist. tjber die Hochsprung-Berater ist eine Finanzierung fur Hochschulangehorige durch das sog. FLUGGE-Programm (Bayerisches Forderprogramm zum leichteren iJbergang in eine Griinderexistenz) moglich, wenngleich dies in den Jahren 2004 und 2005 durch finanzielle Engpasse gekennzeichnet ist. Im Fokus der Betrachtung liegen die Vor- und Nachteile verschiedenartiger Organisationsstrukturen, die beispielsweise formal oder informell, zentral oder dezentral ausgestaltet sein konnen. Die Strukturen in den vorhegenden Untersuchungsregionen reprasentieren sehr unterschiedliche Beispiele dieser Formen. 5.3.1 Netzwerkaktivitaten in Thuringen Das GET UP-Netzwerk in Thuringen stellt ein organisiertes Untersttitzungsnetzwerk dar, das bereits etablierte wie formalisierte Strukturen aufweist. Unter dem Zusammenschluss der zwei urspriinglich parallel existierenden Initiativen GET UP und der Thiiringer Existenzgrunderinitiative (THEI) firmieren diese seit Februar 2003 unter
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GET UP Thuringer Existenzgriinder Initiative unter der STIFT Management GmbH. Von der STIFT (Stiftung fiir Technologie, Innovation und Forschung Thtiringen) fiir den gewerblichen Bereich gegrundet, gehort die STIFT Management GmbH zu 100 % dem Bundesland Thtiringen an und ist mit der Projekttragerschaft zur Forderung wirtschaftsnaher
Forschungseinrichtungen
sowie
des Technologietransfers
in der
Thuringer Wirtschaft betraut. Neben der GET UP Thiiringer Existenzgriinder Initiative betreibt die STIFT Management GmbH fiir den grundungsspezifischen Bereich das Erfmderzentrum Thtiringen. Die GET UP Thuringer Existenzgriinder Initiative wird somit neben dem BMBF vom Thiiringer Ministerium fur Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur sowie vom Thiiringer Ministerium ftir Wissenschaft, Forschung und Kunst gefordert. Seit 2001 ist der Standort Weimar in das GET UP-Netzwerk integriert, seit jiingsten Umstrukturierungen 2003 sind die Netzwerkstrukturen und Aktivitaten auf das ganze Bundesland Thtiringen ausgeweitet und umfassen im Rahmen der Neuordnung drei weitere Hochschulen (Universitat Erfurt, FH Erfurt, FH Nordhausen). Im Zuge des Zusammenschlusses und der Umstrukturierung wird die Koordinationszentrale des GET UP-Netzwerks von Ilmenau nach Erfurt zum Sitz der STIFT Management GmbH verlagert, die dariiber geforderten Stellen sind bis Marz 2005 finanziert. Die Beratungsaktivitaten, die
Lehrveranstaltungen an den Hochschulen sowie weitere
Aktivitaten der Zielgruppenansprache innerhalb des Netzwerks sind iibergeordnet koordiniert und abgestimmt. Nur vereinzelt sind Akteure auBerhalb der expliziten GET UP-Struktur in das griindungsspezifische Netzwerk eingebunden; diese bieten ihre Leistungen dann meist fur jene Griinder an, die nicht aus den akademischen oder technologieorientierten Bereichen stammen (z.B. IHK Sudthuringen, WirtschaftsfSrderungen der Stadte). An den Standorten der GET UP-Initiative (Ilmenau, Jena, Schmalkalden und Weimar; neu: Erfurt, Nordhausen) existieren jeweils ein fmanziertes Regionalburo des Netzwerks (mit 1-3 Mitarbeitem) sowie an den meisten der Hochschulen (TU Ilmenau, FSU Jena, FH Jena, FH Schmalkalden, Bauhaus Universitat Weimar) eine fmanzierte Stelle. Die Mitarbeiter an den Hochschulen fuhren Lehrveranstaltungen im Bereich der Griindungsausbildung durch, fungieren dort als erste Anlaufstelle und vermitteln (werdende) Griinder zur weiterfuhrenden Beratung an die Leiter der jeweiligen Biirostellen, die sodann zielgerichtete Beratung vomehmen. Die Netzwerkkommunikation findet tiber jene Regionalbiiros statt, die in regelmafiigen monatlichen
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Abstanden zu Teamtreffen zusammenfinden. Die Geschaftsstelle der Initiative besteht aus vier Personen, die fur die Projekt- und Geschaftsstellenleitung sowie die Leitung von PR und Marketing verantwortlich sind. Neben dieser Struktur existiert das sog. Kemteam, bestehend aus sechs beteiligten Professoren als Vertreter der jeweiligen Hochschulen, die wiederum in regelmaBigen Kemteamsitzungen zusanimentreffen und die Inforaiationen an die Hochschulen weiter tragen. Die vier untersuchten Standorte Ilmenau, Jena, Schmalkalden und Weimar sind in den Schwerpunktsetzungen der Hochschulen und der dementsprechenden Ausrichtung in ihrer Praxisorientierung sehr unterschiedlich strukturiert. Die Friedrich-Schiller-Universitat Jena als einzige VoUuniversitat des Bundeslandes Thuringen (mit 10 Fakultaten und uber 100 StudienfachemZ-richtungen) weist starke Wachstumsraten in den Studierendenzahlen auf. Seit 1990 (5.200 Studierende) wachst die Zahl jahrUch um durchschnittlich 1.000 Studierende auf 19.458 zum Wintersemester 2004/05 an (vgl. Hochschubektorenkonferenz 2005: Online in Internet). Es existieren zahlreiche Forschungskooperationen mit den auBeruniversitaren Forschungsinstituten sowie den Wirtschaftsuntemehmen der Region. Die dort ansassigen GroBuntemehmen wie die Carl Zeiss Jena GmbH, die Jenoptik AG mit den Tochteruntemehmen, Schott Jenaer Glas GmbH oder die ehemals erfolgreiche Intershop AG nehmen direkt Einfluss auf das Image und den Bekanntheitsgrad der Stadt als HighTech-Standort fUr die Bereiche Biotechnologie, Mikroelektronik/Optik und Laser. Der Standort wird ebenso durch die Wirtschaftsforderung der Stadt in Kooperation mit dem Landkreis Saale-Holzland unter ,JenArea21 Die Technologieregion' vermarktet. Die Region ist weitgehend auch durch ihre branchenspezifischen ,Kompetenznetze' gepragt (www.kompetenznetze.de). Das am weitesten fortgeschrittene und von der Region getragene Kompetenznetz ist das Netzwerk ,BioInstrumente Jena', das einen wichtigen Beitrag zum Standortmarketing und der Ansiedlungspolitik fur Jena als hoch bewerteten Biotech-Standort in Europa leistet. Die wirtschaftliche Struktur in Jena ist durch grundlegende Umstrukturierungen der frUheren Wirtschaftsstrukturen gekennzeichnet, klein- und mittelstandische Untemehmen sind ein wesentliches Merkmal der regionalen Wirtschaftsstruktur. Der Fokus der Fachhochschule Schmalkalden im siidthtiringischen Landkreis Schmalkalden-Meiningen liegt auf den Ingenieurwissenschaften mit dem Schwerpunkt auf Maschinenbau und Elektrotechnik. Die Fachhochschule hat als einzige untersuchte Hochschule der Region eine Griindungsprofessur (Professor fiir Wirtschaftswissen-
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schaften, insbesondere Tourismuswirtschaft und Existenzgrundung) aufzuweisen, dessen Stelleninhaber auch als GET UP-Beauftragter der Hochschule fungiert. Die ebenfalls in Sudthiiringen, im Landkreis Ilmkreis, angesiedelte Technische Universitat Ilmenau hat eine ahnlich starke Ausrichtung auf die Ingenieurwissenschaften, die aus den Bereichen Elektrotechnik und Inforaiationstechnik, Informatik und Automatisiening, Maschinenbau sowie Mathematik und Naturwissenschaften besteht. Auch die Ausrichtung der 1990/91 er5ffneten Fakultat fiir Wirtschaftswissenschaften mit den Studiengangen Wirtschaftsinforaiatik, Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsingenieurwesen lasst auf die grundstandig technische Ausrichtung der Hochschule schlieBen. Die in SUdthuringen traditionell bedeutenden Industrien sind die Metallbearbeitung, der Maschinenbau, der Werkzeugbau, die Kunststoffverarbeitung, die Elektrotechnik/ Elektronik sowie die Holzverarbeitung. Die UnternehmensgroBenstruktur ist Uberwiegend kleinbetriebhch formiert (vgl. Kugler 2003: 23). Im Gegensatz dazu stellt die Bauhaus Universitat Weimar einen deutlichen Kontrast innerhalb der fachlichen Ausrichtung der Hochschulen des Netzwerks dar. Mit den vier Studiengangen Medien, Gestaltung, Architektur und Bauwesen zielt die kiinstlerisch-technische Ausrichtung der Hochschule auf die Schnittstellen und Verbindungen zwischen Kultur und Technik ab, wie beispielsweise die Integration digitaler Technologien mit kulturellen Inhalten im Bereich des E-Commerce und des E-Business. Die Akteure des Netzwerks halten sehr enge Kontakte zur Medienbranche und der regionalen Kunstlerszene, die zudem iiber die Griinderwerkstatt „neudeli" und liber regelmaBig initiierte Veranstaltungen unterstiitzt werden. Die beschriebenen Strukturen an den jeweiligen Standorten der Region lassen demgemaB auf die Nachfrage sehr unterschiedlicher Zielgruppen schlieBen. Obwohl sich die griindungsspezifischen MaBnahmen an samtliche Zielgruppen richten, stellen die Studierenden das Gros der Nachfrager dar. Diese werden in den wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen durch die Lehrveranstaltungen der GET UP-Aktivitaten angesprochen, rekrutieren sich aber ebenfalls iiber die Vermittlung von ansassigen Vereinen oder aus studentischen Untemehmensberatungen, die wiederum direkt die Beratung der Regionalburostellen aufsuchen. Neben der Ansprache der werdenden Grunder zielen die Aktivitaten ebenso auf die potenziellen Griinder sowie die bereits gegriindeten Untemehmen ab. 90 % der Nachfrager der Leistungsangebote bzw. der werdenden Grunder stammen aus dem akademischen Bereich, die verbleibenden 10 % stellen den auBeruniversitaren Anteil. Gleichzeitig variiert an den Standorten die
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Nachfrage aus den verschiedenen Fakultaten, die prinzipiell von der Griindungsneigung der Studierenden der jeweiligen Facher (vgl. Kap. 6.2) sowie den individuellen Gegebenheiten vor Ort und den dort aktiven personlichen Kontakten und interdisziplinaren Vemetzungen abhangen. Die Starken, die nach Einschatzung der Experten fur GET UP hervorgehoben werden, beziehen sich zu groBen Teilen auf die Vielfalt der angebotenen Leistungen. Diese zeichnen sich durch „die Ganzheitlichkeit des Ansatzes von der Grundlagenausbildung bis zum individuellen Coaching" aus (vgl. Expertengesprach 11; Anhang XIII). Die einzelnen Veranstaltungen richten sich an die verschiedenen Stadien im Griindungsprozess und weisen demnach eine hohe zielgruppenspezifische Anpassung bis hin zu einer individuellen Projektbetreuung durch GET UP fur bereits gegrundete Untemehmen auf. Dies beinhaltet gleichzeitig, dass die Nachfrager, groBtenteils Studierende, einem stufenweisen Selektionsprozess unterliegen. Als weiterer Vorteil wird erachtet, dass fiir die beschriebene raumlich sehr groBe Region enge Vernetzungen durch formale Organisationsstrukturen hervorgerufen werden. Mit diesen formalen Strukturen kann fehiende raumliche Nahe kompensiert werden. Durch den Austausch innerhalb des Netzwerks konnen Losungsansatze von den beteiligten Hochschulen gegenseitig ausgetauscht und ubertragen werden; dadurch entstehen Synergien im Sinne einer lemenden Region. „Die Kommunikation innerhalb des Netzwerks ist schwierig, da es zu grofi, zu heterogen und zu wenig transparent ist" (Expertengesprach 18; Anhang XIX). Griinde fur diese Schwache sind nach Experteneinschatzung komplexe Verwaltungsstrukturen, hoher burokratischer Aufwand des Netzwerks und eine Vielzahl an Stellen (bis zu 25 Mitarbeiter im GET UP-Netzwerk). Dies hat zur Folge, dass die Funktionsfahigkeit der Informationsiibertragung eingeschrankt ist. Teilweise nicht definierten Hierarchien sowie ungeklarten Unterstellungsverhaltnissen steht die Zentralsteuerung von GET UP entgegen, was zu unterschiedlichen Interessen und Konflikten innerhalb des Netzwerks beitragt. Die jiingste Erweiterung des Netzwerkes als landesweite Existenzgriindungsinitiative des Freistaates Thiiringen mit noch groBraumigeren Strukturen verstarkt die Tendenz, dass sich das Netzwerk dadurch noch diffuser und weniger transparent gestaltet. Nach Experteneinschatzungen sei es effektiver, die Aktivitaten auf kleinraumlicherem Niveau zu biindeln und zu koordinieren („Verfechter des Einzelstandortes"). Begrundet wird dies zusatzlich damit, dass heterogene Strukturen der einzelnen Standorte innerhalb der Region verschiedenartige Strategien der
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Zielgruppenansprache und Offentlichkeitsarbeit bedingen und die kleineren Standorte aufgrund ihrer peripheren Lage und der schlechten VerkehrserschlieBung im sudthuringischen Raum nur schwer integrierbar sind. Als weiterer Grund fiir eine Vemetzung auf kleinraumlichem Niveau wird von mehreren Experten angefuhrt, dass formale Organisationsstrukturen in einer groBen Region oft nicht die raumliche Nahe und face-to-face-Kontdkie vor Ort ersetzen konnen. Die meisten der lokalen Netzwerke innerhalb eines Standorts basieren auf personlichen Kontakten. Dies verdeutlicht, dass Netzwerkstrukturen nur dann funktionieren, wenn sie gewachsen und nicht geschaffen sowie auf der personlichen Ebene angesiedelt sind und auf Vertrauen und Gegenseitigkeit beruhen. Nicht nur zwischen den Standorten, sondem auch innerhalb der Hochschulen zwischen den Disziplinen werden Differenzen deutlich. So ist der Gedanke von fakultatsUbergreifenden Veranstaltungen bislang nur wenig verankert und aufgrund von Zugangsbarrieren gelingt die Zusammenarbeit zwischen wirtschaftswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen bzw. technischen Fakultaten kaum. Einige der technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche der ehemaligen „Ingenieurschule Schmalkalden" oder der „Technischen Hochschule Ilmenau" blicken auf eine vergleichsweise lange Geschichte und Tradition der Ausbildung zurtick. Wahrend sich trotz der Wende 1989/90 und einer grundlegenden Neuorganisation der Hochschule in den Strukturen dieser Facher nur vergleichsweise wenig verandert hat, werden die wirtschaftswissenschaftlichen Fakultaten erst mit der Grundung der Fachhochschule bzw. der Technischen Universitat zu Beginn der 1990er Jahre eingefUhrt. Innerhalb der technikorientierten und naturwissenschaftlichen Facher existieren nur geringe Nachfrage nach einer selbstandigen Tatigkeit und prinzipiell wenig Bereitschaft ftir freies Untemehmertum. Eine Sonderstellung nimmt hier lediglich die Universitat in Jena ein. Mit Hilfe einiger technologieorientierter Untemehmen wurden hier Vorzeigebeispiele genutzt, die zumindest iiber einen Zeitraum hinweg Unternehmergeist und die Bereitschaft fiir Untemehmensgrundungen vermitteln konnten. „Der Zugang zu Venture Capital ist erheblich erschwert" (Expertengesprach 8; Anhang XIX). Nach Einschatzung der Experten sind in der Region im Bereich der Kapitalversorgung keine Vielfalt der Angebote und wenig Professionalitat vorzufinden. Sowohl im Bereich des Risikokapitals als auch der Forderbanken wird beobachtet, dass sich diese mit ihren Aktivitaten zuriickziehen. Wahrend sich laut Experteneinschatzung die Wissensbasis der Griinder und die Beratungstiefe der Mit-
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arbeiter der Einrichtungen standig verbessem, ist in diesem Bereich ein Ruckgang festzustellen. Bei einem Vergleich mit dem Bundesland Bayem wird es in Thuringen als Schwache angesehen, dass an der Universitat kein Gninderberater existiert, der direkt bei der Technologietransferstelle angesiedelt ist. Die in der Region ansassigen Gninderberater befinden sich entweder in den jeweiligen Fachbereichen der Hochschulen oder an hochschulextemen Stellen. Die Berater haben somit keinen Zugang zu den Projektdaten bzw. den Datenbanken sowie der Bewertung von Vorhaben durch die Technologietransferstelle, was eine gleichberechtigte, kooperative Zusammenarbeit verhindert. Im Hinblick auf die anvisierten Effekte durch die Netzwerkaktivitaten auf die Region wird betont, dass einige bereits erkennbar sind. Hierzu gehoren vor allem das Verstandnis und die Reflexion des Entrepreneurship-Gedankens bei den potenziellen Nachfragem. Auch sind in der Region bereits Veranderungen erkennbar, die auf ein innovatives Milieu hinweisen. Weitere fokussierte Ziele sind nach Expertenanalysen die Starkung der Wissensbasis der Grunder in der Region, so dass Geschaftspotenziale besser wahrgenonunen, identifiziert und erschlossen werden konnen. Daraus sollten sich eine starkere Vermarktung von Forschungsergebnissen und ein besser funktionierender Wissenstransfer in die Industrie ergeben. Langfristig erhofft man sich hier auch eine Erhohung der Griindungsquote und die Schaffung von Arbeitsplatzen. 5.3.2 Netzwerkaktivitaten in Regensburg Das Griindungsnetzwerk in Regensburg stellt ein informelles und unkoordiniertes Netzwerk dar, dessen Aktivitatsschwerpunkt im Hochschulbereich liegt; dennoch sind eine Vielzahl an (halb-)offentlichen Stellen und einige private Akteure in das Netzwerk eingebunden. Das Netzwerk weist keine formale Organisationsstruktur auf, zwischen den Akteuren im Hochschulbereich findet eine informelle Absprache beziigUch der Lehrveranstaltungen statt. Das Grundungsnetzwerk an den Hochschulen verlauft iiber mehrere Akteure. An der Universitat sind zwei Lehrstuhle eingebunden. Der eine Lehrstuhl ist in der Betriebswirtschaftslehre verortet und in der Grtindungsausbildung (Lehrstuhl fur Innovationsund Technologiemanagement) aktiv, wahrend sich die Aktivitaten des anderen Lehrstuhls auf den Bereich der Grundungsforschung beziehen (Lehrstuhl fiir Wirt-
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schaftsgeographie). Eine an der Fachhochschule Regensburg eingerichtete Professur (fur Untemehmensfuhrung, Existenzgriindung, Untemehmensplanspiel) fiihrt die Lehrveranstaltungen im wechselnden Tumus mit den Veranstaltungen der Universitat durch, fur beide Veranstaltungen werden verschiedene Dozenten aus dem jeweiligen Fachbereich rekrutiert. Im Rahmen des an der Fachhochschule verorteten Business Simulation Center stehen deren Akteure als Ansprechpartner und Erstberatungsstelle fiir Griinder zur Verfiigung und halten gleichzeitig Kontakt zur Technologietransferstelle der Universitat. Weiterhin ist im Hochschulbereich eine Stiftungsprofessur an der Fachhochschule Deggendorf im Fachbereich Maschinenbau (Hans-Lindner-Stiftungsprofessor fiir Griindungsmanagement und Entrepreneurship) eingebunden, deren Stelleninhaber fiir die EXIST-Initiative GROW (Grundungsinitiative der Region Ostbayem zur Wachstumsforderung) als Projektkoordinator verantwortlich ist. Innerhalb der GROWInitiative steht die Forderung durch EXIST-Seed zur Verfugung, die dort entstandene Geschaftsideen individuell fordert und Unterstutzung bei der Entwicklung und Ausarbeitung einer Geschaftsidee leistet. Die Aktivitaten, die iiber die GROWInitiative an den Hochschulen im ostbayerischen Raum aufgebaut werden, befinden sich zum Erhebungszeitpunkt noch in den Anfangen und weisen nur wenig routinierte Strukturen auf. Bei einer Gesamtbetrachtung des Netzwerks kann daher davon ausgegangen werden, dass die Bedeutung der Aktivitaten durch die GROW-Initiative im Bereich der Lehre fur die Region Regensburg relativ gering ist. Die Aktivitaten soUen insbesondere als Griindungspromotoren an jenen Hochschulen im ostbayerischen Raum wirken, an denen bislang keine oder nur sehr vereinzelt einschlagige Aktivitaten vorhanden und nicht in den Curricula verankert sind (z.B. Fachhochschulen Amberg und Landshut, Universitat Passau etc.). Auch wenn die Lehrveranstaltungen fur den Raum Regenburg eine untergeordnete Rolle spielen, so stellt der Stelleninhaber als Vorstand der gemeinnutzigen Stiftung des Hans Lindner Instituts in Amstorf eine Schnittstelle zu dieser Non-Profit- Organisation dar, die wiederum in enger Verbindung zu den Akteuren an der Universitat Regensburg steht und deren Aktivitaten unterstutzt und fordert. Zu dieser Forderung gehort das durch die beiden Lehrstuhle (Innovations- und Technologiemanagement; Wirtschaftsgeographie) der Universitat und das Hans-Lindner Institut initiierte Forschungsprogramm fur Interdisziplinare Grundungsforschung (IGF). Mit dem Programm wird das Ziel verfolgt, durch aktive Grundungsforschung die noch sehr junge Forschungsrichtung weiter-
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zuentwickeln. Gleichzeitig sollen durch die Etablierung des IGF Erfolgsfaktoren von Griindungen identifiziert werden, die Informationen iiber eine langfristige Integration und Etablierung in der Region liefem konnen. Der Hochschulbereich des Regensburger Grundungsnetzwerks steht somit im Fokus der Betrachtungen; von ihm gehen wesentliche Impulse aus, die in verschiedene Richtungen an der Hochschule sowie in das regionale Umfeld ausstrahlen. Eingebunden an der Hochschule ist die Technologietransferstelle, die sowohl Griinderberatung als auch Patentberatung anbietet und gewissermaBen als zweite Anlaufstelle fur Nachfrager aus der Betriebswirtschaftslehre oder gar als erste Anlaufstelle aus anderen naturwissenschaftlichen Fachbereichen fungiert. Als Ergebnis hat sich dabei abgezeichnet, dass das Gros der Nachfragenden, die Beratungsleistungen in Anspruch nehmen, aus den Reihen der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Universitat stanimt, die im Vorfeld einer Grundung stehen und diese planen, sie aber noch nicht umgesetzt haben. Diese Zielgruppe nimmt auf direktem Weg und personlich Kontakt zu der Stelle auf. Einen deutlich geringeren Anteil stellen die Studierenden dar, welche allerdings den groBten Teil der angesprochenen Zielgruppen in den Lehrveranstaltungen zur Griindungsausbildung an der Universitat sowie der Fachhochschule innerhalb der Wirtschaftswissenschaften darstellen. Uber den Kontakt der Technologietransferstelle wird sodann gewahrleistet, dass die unausgeschopften Kontakte im regionalen Umfeld aktiviert werden. Diese Einrichtungen im regionalen Umfeld stellen die zwei branchenspezifisch ausgerichteten Griinderzentren IT-Speicher und BioPark dar. In diesen Zentren besteht fur Griinder die Moglichkeit, zu bestimmten Konditionen die Raumlichkeiten und die infrastrukturelle Ausstattung in Anspruch zu nehmen. Weiterhin sind die Akteure der Griinderzentren in enger Kooperation mit der Stadt (insbesondere dem Amt fur Wirtschaftsforderung) und der GROW-Initiative im Bereich der Weiterbildung ftir Griinder sehr aktiv, indem an wechselnden Standorten relevante Ausbildungsmodule angeboten werden. Neben dem Amt fur Wirtschaftsforderung sind ebenso die Industrie- und Handelskammer sowie gemeinnutzige Vereine in die Griinderberatung involviert und stellen feste Bestandteile des Netzwerks dar. Als weitere privat organisierte Gesellschaft ist im Raum Regensburg die netzwerk nordbayem GmbH aktiv, welche durch die Veranstaltung des Businessplanwettbewerbs Nordbayem im regelmaBigen Tumus Grundungsplanende im Hochschulbereich in Regensburg anspricht. Eine ebenfalls im privaten Bereich angesiedelte Ein-
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richtung stellt die S-Refit AG als regionaler Finanzierungsfond fiir Innovationen und Technologieuntemehmen die groBte sparkassengetragene Beteiligungsgesellschaft Bayems mit Sitz in Regensburg dar. Urspriinglich als Finanzierungsfonds mit dem Schwerpunkt „Technologie- und Innovationsforderung" gegriindet, fungiert sie heute als eigenstandig auftretende Aktiengesellschaft. 27 Sparkassen des ostbayerischen Raumes, die tbg Technologie-BeteiligungsGesellschaft mbH in Bonn und das Ostbayerische Technologie-Transfer-Institut (OTTI e.V.) sind Kapitalgeber des Untemehmens. Die Einstiegsinvestitionen von S-Refit AG beginnen in der Regel ab 350.000 Euro; derzeit ist das Untemehmen an 28 Untemehmen beteiligt, die sich uberwiegend im ost- und nordbayerischen Raum befinden (vgl. S-Refit Aktiengesellschaft 2005: Online in Internet). Mit einem relativ hohen Investitionsvolumen zielt das Untemehmen in seiner Finanzierungsstrategie auf junge Untemehmen mit hoher Technologie- und Forschungsorientiemng sowie hohen Wachstumsabsichten ab. Hinsichtlich der Zielgmppenansprache und -nachfrage zeigt sich nicht nur fiir die an den Hochschulen verorteten Zielgmppen ein heterogenes Bild. Auch wenn die Angebote an beiden Hochschulen alien Zielgmppen offen stehen, werden die Lehrveranstaltungen nach Einschatzung der Experten primar von Studierenden aus den Wirtschaftswissenschaften nachgefragt. Obwohl an den Lehrveranstaltungen der Universitat vereinzelt Teilnehmer aus anderen Fachbereichen partizipieren, ist deren Motivation mehr auf den Erwerb von Credit Points als Prufungs- oder Nebenfach bzw. als zweites Hauptfach als auf die ersuchte Hilfestellung fur ein konkretes Grundungsprojekt zuriickzuftihren. An der Fachhochschule wird die mangelnde Teilnahme aus anderen Fachbereichen mit vorhandenen Kommunikationshiirden zwischen den Disziplinen begrundet. Bei interdisziplinar konzipierten Veranstaltungen und der gemeinsamen Teilnahme von Studierenden aus verschiedenen Disziplinen sind die jeweiligen Ansprtiche und Vorkenntnisse auf unterschiedlichem Niveau angesiedelt. Gleichzeitig richten sich die Aktivitaten an der Fachhochschule neben den Studierenden auch explizit an exteme Teilnehmer in Form von kostenpflichtigen Mehrtagesseminaren. Die regionalen Anlaufstellen wie das Amt fiir Wirtschaftsfordemng, die IHK oder die Griinderzentren werden nicht nur von Studierenden, sondem von Personen mit ehemaligem akademischem Hintergmnd oder mit Berufserfahmng aufgesucht. Hier kann der Fokus zwar auch auf technologieorientierten Griindungsvorhaben liegen, die Beratungsleistung ist jedoch bei weitem nicht nur akademisch ausgerichtet, wie dies an
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Hi
den Hochschulen deutlich der Fall ist. Zwischen den jeweiligen Zielgruppen der einzelnen Anlaufstellen innerhalb des Untersttitzungsnetzwerks (Teilnehmer von Hochschulveranstaltungen, Nachfrager der Technologietransferstelle und im regionalen Umfeld) zeigt sich, dass deutliche Differenzen hinsichtlich der Griindungsabsichten bzw. der konkreten Griindungsvorhaben existieren, die eine steigende Tendenz von der Hochschule bis bin zu regionalen Stellen aufweisen. Als eine deutliche Starke des Netzwerks wird nach Experteneinschatzung hervorgehoben, dass eine groBe Vielfalt und hohe Dichte an Netzwerkakteuren bei gleichzeitig relativ deutlichen Abgrenzungsmerkmalen der einzelnen Aktivitaten bestehen, die sich alle durch hohe Expertise auszeichnen. Von Vorteil ist dabei die kompakte Ansiedlung der Netzwerkakteure und einer demnach guten Erreichbarkeit aller Anlaufstellen. Insbesondere die raumliche Nahe der beiden Hochschulen ergibt deutliche Synergien bei der Abstimmung von Lehrveranstaltungen. „Bei vorliegender dezentraler Netzwerkstruktur liegt eine immanente Schwdche im intemen Kommunikationsfluss*' (Expertengesprach 22; Anhang XIX). Das Fehlen einer iibergreifenden, eventuell sogar ubergeordneten Institution als Netzwerkknotenpunkt wird nach mehreren Einschatzungen zufolge angefuhrt. Uber eine derartige „Zentrale" konnten netzwerkubergreifend kommuniziert, Informationen verteilt und Aktivitaten koordiniert und abgestimmt werden. Im Gegensatz dazu zeigt sich, dass die Akteure offensichtlich nicht dazu neigen, ihre Aktivitaten aufeinander abzustimmen oder zusammenzuarbeiten. Begrundet wird dies mit vereinzelt auftretendem Konkurrenzdenken sowie Interessenkonflikten der Netzwerkbeteiligten. Die Folge ist, dass eine nur schwache Kommunikation innerhalb des Netzwerks vorherrscht und die Initiativen teilweise unkoordiniert nebeneinander existieren. Diese Tatsache kann sich auf die Beratungsleistungen und die Beratungstiefe der Akteure auswirken. Nach Expertenaussagen treten bezuglich der Erstberatung Uberschneidungen bzw. Redundanzen auf, die sich im weiteren Verlauf der Beratungstiefe jedoch voneinander trennen bzw. abgrenzen lassen. Auffallend ist bei den Einschatzungen, dass die Wahmehmungen der einzelnen Akteure hinsichtlich der Funktionsfahigkeit des Netzwerkes und der ermittelten Defizite sehr deckungsgleich sind und in nahezu alien Expertenanalysen gleiche Aspekte angefuhrt werden. Eine beschriebene steigende Tendenz von Griindungsabsichten und -vorhaben von der Hochschule bis hin zu regionalen Stellen spiegelt sich dementsprechend auch in den erwarteten Effekten der einzelnen Akteure durch ihre jeweiligen Leistungen wider.
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Wahrend primare Zielsetzungen der Akteure an den Hochschulen in der Sensibilisierung und der Motivierung liegen, den Griindungsgedanken als personliche Alternative zur abhangigen Erwerbstatigkeit zu erwagen, steht der Effekt, die Quantitat und Qualitat der initiierten GrUndungen zu steigem, nicht prinzipiell als direkter und kurzfristiger Einfluss im Vordergrund. Ftir den Bereich der Technologietransferstelle und der dortigen Griinderberatung tritt neben beschriebenen Effekten der Wissenstransfer in den Vordergrund, d.h. das Wissen effizient in den Markt einzubringen. GrUndungen stellen hierfur eine Form der „Direktvermarktung" dar. Die Zielsetzungen bzw. die erwarteten Effekte der regionalen Akteure auBerhalb der Hochschule sind noch konkreter, sie zielen auf die Starkung eines innovativen Milieus, auf die Steigerung des Bekanntheitsgrades der Region als Grunderregion und daraus entstehende positive Ausstrahlungseffekte ab. Zudem wird die Qualitat der GrUndungen durch eine Steigerung der Wissensbasis mit hochwertigen Beratungsstrukturen verbessert. Daraus konnen sich langfristige positive Effekte auf dem Arbeitsmarkt ergeben. 5.3.3 Netzwerkaktivitaten in WUrzburg Das GrUndungsnetzwerk in WUrzburg stellt ein informelles, in keinen organisatorischen Strukturen verhaftetes Netzwerk dar, das im Hinblick auf die Lehraktivitaten innerhalb der Wirtschaftswissenschaften zunachst kaum hochschulorientiert wirkt. An der Universitat ist lediglich der Lehrstuhl fUr Betriebswirtschaftslehre und Marketing als ein Teilbereich in der GrUndungsausbildung tatig und in das GrUndungsnetzwerk involviert. AuBerhalb des Fachbereichs der Wirtschaftswissenschaften zeigen sich dennoch sowohl innerhalb der naturwissenschaftlichen Fachbereiche als auch in der Zentralverwaltung netzwerkkonzertierende Aktivitaten durch verschiedene Akteure. Dazu gehort aus dem Bereich der Zentralverwaltung die Technologietransferstelle (mit GrUnder- und Patentberatung), die durch ihre angebotenen Leistungen mit einer starken Ausrichtung auf regionale Vemetzungen und verstarkter Offentlichkeitsarbeit den Mangel an universitaren (Beratungs-)Angeboten zumindest teilweise kompensieren kann. Als ,Virtuelle Griinderberatung' wird durch die GrUnderberatungsstelle auf den Intemetseiten eine gebUndelte Auswahl an Informationen Uber GrUndungen zur VerfUgung gestellt. Die Beratungsseiten beinhalten beispielsweise Links zu Informationen Uber Forderprogramme (z.B. EXIST-SEED, FlUgge), Uber
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auBeruniversitare Beratungsangebote (z.B. IHK, Griinderzentren), iiber Finanziemngsmoglichkeiten (z.B. Venture Capital, Business Angels) oder juristische Aspekte (wie Recherchemoglichkeiten im Bundesanzeiger Verlag) (vgl. Universitat Wurzburg 2005: Online in Internet). Neben diesen Tatigkeiten verteilt das Referat Informationen von einschlagigen Terminen und Veranstaltungen via E-Mail-Verteiler innerhalb der Universitat und Ubemimmt hierbei gleichzeitig eine Filterfunktion bei der Weiterleitung relevanter Informationen an die Professoren. An gleicher Stelle befindet sich das Stabsreferat „Intellectual Property Management" (IPM), das fur den Bereich der technologieorientierten Untemehmensgrundungen Beratung zu Erfindungen, Patentanmeldungen sowie Schutzrechtsinformationen und -recherchen bereitstellt und in seiner Form als Rechtsreferat der Universitat ein AUeinstellungsmerkmal besitzt. Die Fachhochschule Wurzburg-Schweinfurt spielt im Zusammenhang mit dem Griindungsnetzwerk eine untergeordnete Rolle, da aufgrund der raumlichen Trennung der Universitat und der Fachhochschule, deren technische und ingenieurwissenschaftUche Fachbereiche in Schweinfurt ansassig sind, kaum Kontakte existieren bzw. Vemetzungen zwischen den Hochschulen nicht vorhanden sind. In enger Zusammenarbeit mit dem betriebswirtschaftlichen Lehrstuhl der Universitat sowie den Aktivitaten in der Zentralverwaltung der Universitat steht die netzwerk nordbayem GmbH, dessen Gesellschafter der Forderverein innovatives Unternehmertum Nordbayem (F.U.N. e.V.) ist. Zu den Leistungen der netzwerk nordbayem GmbH gehoren die Unterstutzung bei der Suche nach Finanziemngsmoglichkeiten, die Aus- und Weiterbildung sowie Coaching und Beratung. Letzteres geschieht primar Uber die Veranstaltung des Businessplan-Wettbewerbs Nordbayem. Kontakte zwischen den Kapital suchenden Untemehmen und den Kapitalgebem, die sich mit Eigenkapital an innovativen und wachstumsorientierten Untemehmen beteiligen wollen, werden uber das Finanziemngsnetzwerk der Gesellschaft hergestellt. Der Businessplanwettbewerb bekonmit hierbei eine Filterfunktion, wonach ,investitionswtirdige' Unternehmen nach Qualitat, Geschaftsidee und Potenzial gepriift werden konnen, um dann gegebenenfalls an geeignete Investorenpartner (z.B. Business Angels, VC-Gesellschaften) tiberregional vermittelt zu werden. Eine weitere Saule des Leistungsspektmms der netzwerk nordbayem GmbH stellt die Aus- und Weiterbildung dar. Auf fortgeschrittenem Niveau konnen sich dort Teilnehmer aus den Businessplan-Wettbewerben, Interessenten aus der Hochschule, aber ebenso Mitarbeiter aus bereits existierenden Untemehmen qualifizieren und fortbilden. Netzwerkrelevant ist hier
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Hochschulorientierte Unterstutzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
insbesondere die seit dem Wintersemester 2003/04 an der Universitat initiierte Seminarreihe „Wirtschaftliche Verwertung von Innovationen", die als Kooperation zwischen dem netzwerk nordbayem und dem Lehrstuhl fiir Betriebswirtschaftslehre und Marketing durchgefuhrt wird und explizit wissenschaftliche Mitarbeiter aus den naturwissenschaftlichen Bereichen (v.a. Biologie, Physik, Medizin) anspricht. Im Zuge der Veranstaltung konnen Nachfragende je nach individuellem Bedarf innerhalb des Netzwerks weiterveraiittelt werden. Eine andere Form der Beratung, die sich an die wissenschaftliche Seite der Griinder richtet, wird durch BioMedTec Franken e.V. geleistet. Die im Rahmen der High-TechOffensive Bayem gegriindete Kompetenzeinrichtung koordiniert die biotechnologischen Aktivitaten in der Region, um die Kommunikation zwischen den Hochschulen, der Industrie, den neuen Untemehmen und den Forderinstitutionen zu verbessem sowie Untemehmensgriindungen aus den Bereichen Biomedizin, Bioinformatik und Medizintechnik beratend zu unterstutzen. Aufgrund des Sitzes im Griinderzentrum BioMed befindet sich die Stelle in enger raumlicher Nahe zu den jungen Untemehmen. Uber diese Kontakte sowie uber den Vorstand des Vereins bestehen wiederum zahkeiche Vemetzungen zu Professoren aus den naturwissenschaftUchen Instituten. Das Griinderzentrum BioMed ist ein Teil des neu erbauten Science-Parks, in dem sich auch das Zentrum fiir modeme Kommunikationstechnologien sowie weitere groBere Forschungseinrichtungen befmden. Der Bau der beiden Griinderzentren ist durch die High-Tech-Offensive Bayem finanziert, das Gmndstiick wird von der Stadt Wiirzburg bereitgestellt. Die Stadt bildet mit dem Landkreis Wurzburg, der Industrie- und Handelskanuner Wurzburg-Schweinfurt und der Sparkasse Mainfranken Wurzburg eine Betriebsgesellschaft, welche Vermieterin der ImmobiHe und Betreiberin des Zentmms ist. Dies verdeuthcht die enge Vemetzung der Stadt und insbesondere des Amtes fiir Wirtschaftsfordemng mit den Aktivitaten innerhalb der Griinderzentren. Das Amt fiir Wirtschaftsfordemng agiert als Geschaftsfiihrer und direkter Ansprechpartner bei der Vermietung von Geschaftsraumen und steht in engem Kontakt mit BioMedTec Franken e.V., dessen Mitarbeiter vor Ort als Ansprechpartner fiir die Untemehmen fungieren. Das Amt fUr Wirtschaftsfordemng iibemimmt hierbei die RoUe des Vermittlers, ist Anlaufstelle und Wegweiser fiir Griinder, insbesondere bei Bedarf nach Geschaftsraumen. Daneben treten auch bei der IHK in der Griinderberatung, der Beteiligung als Gesellschafter an den Griinderzentren sowie mit weiteren
Netzwerkaktivitaten der auseewahlten Hochschulregionen
135
Aktivitaten Personen auf, die „Schamierfunktionen" ubemehmen, d.h. in verschiedenen Bereichen des Netzwerks aktiv sind und verbindende Tatigkeiten ubemehmen. Neben den neu erbauten Grunderzentren bleiben das Technologic- und Griinderzentrum (TGZ) in Wurzburg sowie das Rhon-Saale-Grunderzentmm (RSG) in Bad Kissingen zu beriicksichtigen. Obwohl Geschaftsraume fur die im Wurzburger Raum angesiedelten Untemehmen nur eine untergeordnete Rolle spielen, nimmt das RSG dennoch eine Mittler-, Beratungs- und Ausbildungsfunktion (in Form eines Seminarprogranmis) wahr, dessen Leistungen auch von den in Wurzburg ansassigen neu gegriindeten Untemehmen in Anspmch genonmien werden. Die Akteure des Unterstutzungsnetzwerks lassen sich als eine relativ kleine, aber stabile Gruppe an Personen und Einrichtungen beschreiben, die in ihren jeweiligen Einschatzungen hinsichtlich der regionsintemen Kapazitaten und der jeweiligen Kompetenzbereiche sehr homogen sind. Innerhalb des Netzwerks agieren einige Schliisselpersonen, die sowohl zu den wissenschaftlichen als auch zu den wirtschaftlichen Bereichen im Netzwerk Zugang finden, dort gezielt Kontakte herstellen und vermittelnd aktiv werden. Diese „integrierenden Personlichkeiten" nehmen auch die Aufgabe wahr, regionsextemes Wissen „anzuzapfen" (z.B. auf Messen und Tagungen) und regionsintem in Informationskreislaufen nutzbar zu machen. Im Vergleich zu den anderen Regionen sind an der Universitat nur wenige punktuelle Veranstaltungen zur Griindungausbildung vorhanden. Die umfangreichere und durchaus ausreichende Angebotsstmktur ist auBerhalb der Universitat im (halb-)6ffentUchen und privaten Bereich vorzufinden. Dies zeigt sich u.a. in der Zielgruppenansprache und der dementsprechenden Nachfrage. Der Schwerpunkt liegt demnach auf den Zielgmppen, die bereits ein konkretes Grundungsvorhaben planen und vorbereiten, sich im Griindungsprozess befinden oder bereits ein gegrundetes Untemehmen leiten. Die Nachfrage ist folglich relativ konkret, da eine gezielte Auseinandersetzung mit der Thematik den Bedarf nach sehr spezifischen Themenbereichen erhoht, fiir welche das jeweilige Wissen nicht vorhanden ist. „Die Kompetenzen an der Fachhochschule sind nicht klar verteilt, so dass die Leistungen der Akteure nicht transparent sind" (Expertengespr^ch 36; Anhang XDC). Als deutUche Schwache gelten nach Experteneinschatzung die nicht vorhandene Verknupfung zwischen Universitat und Fachhochschule sowie die jeweilige fehlende Kenntnis und Transparenz uber die gegenseitigen Aktivitaten an beiden Hochschulen.
136
Hochschulorientierte Unterstutzungsnetzwerke und regionale Selbstorganisation
Die Ursache dafur kann in der raumlichen Distanz der beiden Standorte sowie der regionalen Selbstorganisation begrundet liegen, die ganzlich auf personlichen Kontakten beruht. Eine weitere Schwache zeigt sich trotz dertiberschaubarenAnzahl an Akteuren darin, dass bei den Angeboten auBerhalb der Hochschule Uberschneidungsbereiche innerhalb des Netzwerks angedeutet werden und ahnliche Aktivitaten verschiedener Akteure parallel ablaufen. Daher erscheint es zunachst nur wenig vorteilhaft, dass an der Universitat von der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat sehr wenige Angebote vorhanden sind. Dennoch weiB das Netzwerk diese Schwache auszugleichen, indem durch einige starke Akteure (z.B. Technologietransferstelle, BioMedTec Franken e.V., Wirtschaftsforderung) dieser Mangel im regionalen Umfeld kompensiert wird und eine Verschiebung der Aktivitaten aus dem betriebswirtschaftlichen Fachbereich heraus an zentralere Stellen an der Uni und im regionalem Umfeld kooperativ stattfindet. Hier deutet sich ein relevanter Vorteil dieser etwas anders konzipierten Ausgangssituation an. Die Einbindung und das Engagement der Akteure aus den naturwissenschaftlichen Bereichen ist nicht das Ergebnis von Initiativen wirtschaftswissenschaftlicher Hochschulangehoriger, sondem geschieht immer Uber die regionalen Akteure der Kompetenzstellen, der Zentralverwaltung der Universitat, uber private wie neutrale Anbieter. Dieses Ergebnis bestatigt im Umkehrschluss die erschwerten Aktivitaten an einigen thuringischen Hochschulen, wo der Zugang zu naturwissenschaftlichen Fachem Uber den Weg des betriebswirtschaftlichen Fachbereichs kaum Akzeptanz findet. Der AnstoB in diese Fachbereiche uber Intermediare ist demnach deutlich Erfolg versprechender. Die beschriebenen Netzwerkstrukturen kommen auch durch die von den Experten erwarteten Effekte zum Ausdruck. Wahrend die Nachfrager der Leistungen sich bereits in fortgeschrittenen Stadien des Griindungsprozesses und mindestens in der konkreten Planungsphase befinden, werden von den Anbietem weit konkretere Effekte erhofft, als dies in den anderen Region der Fall ist. Ziel ist es, die Qualitat und somit die Dauerhaftigkeit der Griindungen aus dem High-Tech-Bereich zu verbessem und zu fordem und dadurch letztlich neue Arbeitsplatze zu schaffen. Ob die nach Experteneinschatzung beschriebene Nachfrage und deren griindungsspezifischen Bedurfnisse an den Hochschulen der drei Regionen bestatigt und die angebotenen Leistungen aus Sicht der anvisierten Zielgruppen wahr genommen werden, wird in den beiden nachfolgenden Kapiteln thematisiert. In Kapitel 6 wird der Grad der Sensibihsierung der Nachfrageseite untersucht. Dies geschieht sowohl
Netzwerkaktivitaten der ausgewahlten Hochschulregionen
137
innerhalb der Hochschulen in den einzelnen Fachbereichen als auch an den vier untersuchten Standorten (Jena, Weimar, Regensburg, Wiirzburg) im Vergleich. Im darauf folgenden Kapitel 7 werden an denselben Standorten im Bereich der Qualifizierung die Bedurfnisse und die Griindungsneigung von Teilnehmem in ausgewahlten Entrepreneurship-Kursenanalysiert.
6 Die Sensibilisiening von Studierenden fiir Selbstandigkeit Grundungsspezifische Leistungen, wie sie von Grundungsprofessoren und von weiteren im Bereich der Grundungsausbildung und -forschung tatigen Dozenten bereitgestellt werden, sollen ein breites Spektrum an Studierenden erreichen. Dutch diese jiingst initiierten Aktivitaten an der Hochschule erhoffen sich die Akteure, Studierende ftir Untemehmensgriindungen zu sensibilisieren, indem sie eine Auseinandersetzung mit der Thematik auslosen und moglicherweise eine selbstandige Tatigkeit motivieren. Neben diesen bewusst initiierten Einflussen aus dem Umfeld existieren viele andere Faktoren (vgl. Kap. 2), die Einstellungen und Ansichten iiber eine Untemehmensgriindung sowie das Griindungsengagement einer Person pragen. Hierzu zahlen die soziodemographischen Merkmale, die individuellen Pers5nlichkeitsmerkmale sowie die Bildung und die beruflichen Erfahrungen einer Person genauso wie die unbewusste Wahmehmung von Rollenvorbildem im personlichen wie beruflichen Umfeld. Hieraus resultiert die Fragestellung, welche unterschiedlichen EinflUsse letztlich die ausschlaggebenden und richtungsweisenden fiir die Handlung einer Person sind. So ist zu klaren, ob ein grundungsfordemdes oder grundungshemmendes Klima an der Hochschule eine entsprechende Grtindungsneigung begtinstigt bzw. schwacht und eine Auseinandersetzung mit der Thematik bewirkt, oder ob die Handlungen einer Person unabhangig von umfeldspezifischen EinflUssen vorrangig von den individuellen (fachlichen) Interessen abhangig sind. Aufschluss dazu kann eine Betrachtung der Grtindungsneigung und des Griindungsengagements von Studierenden in stark unterschiedlich strukturierten und geforderten Regionen sowie in den verschiedenen Fachbereichen der Universitaten geben. Die Ergebnisse des vorUegenden Kapitels basieren auf Campusbefragungen, die an den Universitaten Regensburg und Wurzburg sowie an den ausgewShlten Universitaten der Region Thuringen, Jena und Weimar, durchgefuhrt wurden. Um eine gleichmaBige Facherverteilung fur einen inneruniversitaren Vergleich zu gewahrleisten, wurden an den jeweiligen Universitaten gezielt Standorte mit alien vertretenen Fakultaten (Natur-, Geistes-, Wirtschaftswissenschaften etc.) sowie zentrale Platze (Mensa, Zentralbibhothek etc.) bei der Befragung berticksichtigt.
140
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
Die Summe aller Befragten (n = 4.835) setzt sich aus den Untersuchungssamples der vier Universitaten zusammen. Jedes Sample gibt dabei einen Anteil zwischen 5 % und 10 % der Gesamtzahl der Studierenden der jeweiligen Universitat wieder (vgl. Tab 6.1). Die Anteile der Lehramtsstudierenden mit dem Abschluss des Staatsexamens finden nur in ausgewahlten und geeigneten Auswertungen Beriicksichtigung, da mit der Wahl des Schuldienstes als spateres Berufsfeld die Wahrscheinlichkeit einer selbstandigen Tatigkeit weitestgehend auszuschlieBen ist. Tab. 6.1: Untersuchungssample und Gesamtzahl der Studierenden der Standorte
Regensburg
Anzahl der Befragungsteilnehmer 1.775 (1.204)'
Gnindgesamtheit der Studierenden 17.216
Anteil der Befragten an der Gnindgesamtheit in % 10,3 %
Wurzburg
1.705 (1.269)
18.219
9,4%
Jena
948 (807)
19.231
5,0%
Weimar
397 (387)
4.637
8,6%
* Zahlen in Klammem beschreiben das Untersuchungssample ohne Lehramtskandidaten. Quelle: Eigene Erhebung 2003 und Hochschulrektorenkonferenz 2005: Online in Internet.
Die deutlichen Diskrepanzen in den Anteilen der Lehramtskandidaten sind zumindest teilweise auf strukturelle Unterschiede der Universitaten zuruckzufiihren. Wahrend die Anteile der Lehramtskandidaten an den bayerischen Universitaten relativ hoch sind (in Regensburg 32 %, in Wurzburg 26 % der Untersuchungssamples), ist der Anteil an den thiiringischen Universitaten deutlich geringer (in Jena 15 %, in Weimar 2,5 % am Untersuchungssample). An der Bauhaus Universitat Weimar mit den vier Studiengangen Medien, Gestaltung, Architektur und Bauwesen konnen nur einzelne Facher (Kunsterziehung, Bautechnik) ftir das Lehramt an Gymnasien oder ftir berufsbildende Schulen belegt werden. Der jedoch auch im Vergleich zu Bayem niedrigere Anteil der Lehramtskandidaten an der FSU Jena findet seine Begriindung im Ausbildungssystem der Hochschule, das neben dem Lehramtsstudium den Abschluss eines Magisters (M.A.) in dem Fach Erziehungswissenschaften ermoglicht, welches in Kombination mit verschiedenen anderen Fachem (z.B. Germanistik, Biologic) belegt werden kann. Die Anteile der Studierenden in diesem Studiengang stellen 7 % des gesamten Jenaer Untersuchungssamples und belegen gemeinsam mit den Lehramtskandidaten eine annahemd vergleichbare GroBenordnung wie in Regensburg und Wtirzburg. Dennoch werden Studierende dieses Faches wegen eines nicht auf den Schuldienst beschrankten
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
141
spateren Berufsfeldes im Untersuchungssample als Lehramtskandidaten nicht beriicksichtigt und in Tab. 6.1 nicht als solche ausgewiesen. Das durchschnittliche Alter der Befragten liegt an alien Standorten zwischen 23 und 24 Jahren, die Modalwerte variieren leicht (vgl. Tab. 6.2). Tab. 6.2: Altersstruktur der Befragten Regensburg
Weimar
Jena
Wurzburg
Mittelwert
23
24
23
24
Modalwert
22
24
22
21
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Bei einer Betrachtung der regionalen Herkunft der Studierenden an den jeweiligen Universitaten ergibt sich ein sehr differenziertes Bild (vgl. Tab. 6.3). An der Universitat Regensburg stammen tiber 75 % der Studierenden mindestens aus dem Bundesland Bayem, der GroBteil davon aus dem Regierungsbezirk Oberpfalz. Die Universitat weist somit beziiglich der Herkunft der Studierenden ein raumlich sehr eng gefasstes Einzugsgebiet auf. Ein sehr gegensatzUches Bild zeigt sich an der Bauhaus Universitat Weimar, die durch ihre Spezialisierung auf wenige kiinstlerisch-technische Facher und deren Reputation Studierende aus einem weiteren Umfeld anzieht. Uber 70 % der Studierenden an dieser Universitat stammen ursprUnglich nicht aus dem Bundesland Thiiringen, insbesondere ein vergleichsweise hoher Anteil auslandischer Studierender deutet auf die iiberregionale Attraktivitat der Hochschule hin. Die Universitaten Jena und Wurzburg weisen ahnliche, eher gleichformige Verteilungen auf, etwas mehr als die Halfte der Studierenden stammen aus dem jeweiligen Bundesland, ein entsprechend geringerer Anteil von auBerhalb. Tab. 6.3: Regionale
Herkunft der Befragten Jena
Weimar
Regensburg
Wiirzburg 22,2%
Stadt- und Landkreis
23,8 %
14,5 %
19,3 %
Bundesland
31,7%
13,7 %
56,0 %
34,3 %
Deutschland
42,1 %
65,8 %
23,5 %
41,1 %
Ausland
2,4%
6,0%
1,2%
2,4%
Gesamt
100%
100%
100%
100%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
142
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
Die hohe Regionalitat der Studierenden der Universitat Regensburg lasst sich auch durch das spate Griindungsjahr der Hochschule in den 1960er Jahren verdeutlichen, wahrend die Universitaten Wiirzburg (Griindungsjahr 1402) und Jena (Griindungsjahr 1558) zu den altesten Universitaten im deutschsprachigen Raum zahlen und deutlich uberregionale Anziehungskraft ausuben (vgl. Hochschulrektorenkonferenz 2005: Online in Internet). Die facherspezifische Struktur der befragten Studierenden an den jeweiligen Universitaten zeigt fiir alle Fachergruppen eine vergleichsweise ahnliche Verteilung, wenngleich nur an der Universitat Wiirzburg Studiengange aus dem Bereich der Ingenieurwissenschaften (z.B. Nanostrukturtechnik) angeboten werden (vgl. Tab 6.4). Tab. 6.4: Fdcherverteilung
der Befragten
Wirtschaftswissenschaften
(aufier Weimar) Jena
Regensburg
Wiirzburg
13,0 %
12,9 %
9,3%
Rechtswissenschaften
7,0%
5,4%
8,6%
Naturwissenschaften
11,1%
11,5%
19,8 %
Geisteswissenschaften
14,6 %
13,4 %
9,6%
Sozialwissenschaften
19,9 %
10,4 %
10,5 %
Medizin und Pharmazie
8,9%
13,8 %
11,8%
Ingenieurwissenschaften
/
/
2,5%
Sonstige Facher/ k.A.
10,6 %
0,5%
2,3%
Lehramtskandidaten
14,9 %
32,1 %
25,6%
Gesamt
100%
100%
100%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Lehramtskandidaten werden trotz ihrer fachlichen Zuordnung zu den einzelnen Fachem diesen nicht zugeordnet, sondem eigens ausgewiesen. Die Bauhaus Universitat Weimar mit den vier kiinstlerisch-technisch ausgerichteten Fachbereichen sind oben gebildeten Kategorien nicht zuzuordnen, sie stellen in ihrer Struktur eine Sonderform dar. Der GroBteil der Befragten sind Studierende der Architektur (vgl. Tab. 6.5).
143
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden
Tab. 6.5: Fdcherverteilung der Befragten in Weimar Architektur
Bauingenieurwesen
Medien
Gestaltung
Lehramtskandidaten
56,6 %
12,6 %
12,9 %
15,4 %
2,6%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Insbesondere die Fachrichtungen der Studierenden und die anvisierten spateren Berufsfelder werden als wesentliche Einflussfaktoren auf die Vorstellungen von Unternehmertum, auf Griindungsneigung und Griindungsabsichten zu beriicksichtigen sein. 6.1 Untemehmertum aus Sicht der Studierenden Neben den personlichen dispositionellen Merkmalen als Einflussfaktoren spielen auch das universitare und das personliche Umfeld sowie das Studienfach, das weitestgehend personliche Interessen widerspiegelt, eine RoUe bei der Entwicklung von Grundungsinteresse. Oftmals geschieht dies nicht auf direkte Weise, sondem iiber RoUenvorbilder aus dem universitaren Umfeld, die auf Personen einwirken und Einstellungen zu einer selbstandigen Tatigkeit sowie Vorstellungen uber das Bild des Untemehmers und Untemehmertum formen. Diese Vorstellungen sind wesentliche Voraussetzungen dafiir, wie sich die Griindungsneigung entwickelt, ob Griindungsabsichten entstehen und weiterentwickelt werden konnen oder ob aufgrund der vorhandenen Vorstellungen, mit denen Untemehmer konfrontiert werden, eine Grundung nicht in Erwagung gezogen wird. 6.1.1 Image und Vorstellungen von Untemehmertum Die auf Basis einer offen gestellten Frage nach den Vorstellungen eines Lebens als selbstandiger Untemehmer resultierenden Nennungen sind in acht Kategorien gefasst. Unter den gebildeten Kategorien sind vier als positive Assoziationen und weitere vier als negative Assoziationen zu werten. Die positiven Assoziationen konnen weitestgehend den negativen gegeniibergestellt werden, sie spiegeln jeweils Chancen und Risiken im personlichen wie im bemflichen Bereich wider (vgl. Tab. 6.6).
144
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
Tab. 6.6: Vorstellungen Uber
Untemehmertum
Positive Assoziationen und jeweilige Auspragungen Berufliche Autonomic Personliche Entwicklung Verdienst Prestige
(Eigen-)Verantwortung, berufliche Unabhangigkeit, „eigener Chef Selbstverwirklichung, Verwirklichung eigener Ideen hohes Einkommen Macht, Einfluss, Reputation
Negative Assoziationen und jeweilige Auspragungen Berufliche Belastung Personliches Risiko Finanzielles Risiko Hohe Investitionen
Arbeitsbelastung, hohes Arbeitspensum, kaum Freizeit Unsicherheit, Angst vor Ruckschlagen ungesichertes Einkommen fmanziell wie personell: Kreditaufnahme, Aus- und Weiterbildung
Quelle: Eigener Entwurf.
Den empirischen Ergebnissen der Vorstellungen zu Untemehmertum zufolge treten bei einem regionalen Vergleich zwischen den Universitaten weitaus weniger Unterschiede als bei jeweiligen hochschulintemen Vergleichen nach Fachergruppen auf (vgl. Tab. 6.7). Uber alle Standorte hinweg wird am haufigsten die berufliche Unabhangigkeit („eigener Chef sein"), aber auch die Arbeitsbelastung, die sich durch eine selbstandige Tatigkeit ergeben kann, angefuhrt (45 % bzw. 40 % aller Befragten). Demgegeniiber treten Prestigedenken und die Angst vor Riickschlagen als personliches Risiko deutlich in den Hintergrund (jeweils 1 % aller Befragten). Tab. 6.7:
Regionaler Vergleich der Vorstellungen Uber
Nennungen in % am jeweiligen Sample ^
Untemehmerdasein
Jena
Weimar
Regensburg
Wiirzburg
(n = 807)
(n = 387)
(n= 1.204)
(n= 1.269)
Universitaten gesamt (n = 3.667) 45%
Berufliche Autonomie
47%
50%
45%
43%
Personl. Entwicklung *
9%
20%
10%
14%
12%
20%
17%
20%
20%
20%
1%
0%
1%
1%
1%
42%
40%
Verdienst Prestige Berufliche Belastung
40%
40%
38%
2%
0%
1%
1%
1%
Finanzielles Risiko
17%
19%
20%
19%
19%
Hohe Investitionen
4%
3%
3%
4%
4%
Personl. Risiko *
* jeweils ohne Lehramtskandidaten * regionale Unterschiede signifikant auf 0,1 %-Niveau (Chi-Quadrat-Test) Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden
145
Minks (2002: 124) gelangt hinsichtlich der Einschatzungen zu Untemehmertum zu einem ahnlichen Ergebnis bei Hochschulabsolventen. Nach den Aussagen der befragten Hochschulabsolventen stehen an erster Stelle der positiven Kriterien Eigenverantwortlichkeit und berufliche Unabhangigkeit. Als Risiken und Schattenseiten einer selbstandigen Tatigkeit werden primar die Arbeitsuberlastung und das als sehr groB empfundene Risiko artikuliert. Wenngleich empirische Ergebnisse aus anderen Landern aufgrund individueller Einflussfaktoren und nationaler Rahmenbedingungen nur bedingt vergleichbar sind, zeigen die Einschatzungen von italienischen und argentinischen Studierenden (Universita Politecnica delle Marche, Universidad de San Andres) deutliche Ahnlichkeiten zu den deutschen Ergebnissen (Postigo/Iacobucci/Tamborini 2003: 14). Laut einer Rangfolge, welche Griinde fUr und welche gegen eine Griindung bzw. das Untemehmersein sprechen, stehen bei beiden Landern als positive Assoziation die personliche Unabhangigkeit und die Verwirklichung eigener Ideen an erster Stelle. Hinsichthch der negativen Assoziationen zeigen sich jedoch Unterschiede zu den deutschen Ergebnissen: Fur argentinische Studierende steht generell das Risiko an vorderster Stelle, bei itahenischen Studierenden gilt dies insbesondere fur das finanzielle Risiko und den mogUchen Mangel einer notwendigen Finanzausstattung (vgl. Postigo/Iacobucci/Tamborini 2003: 17). Ein signifikanter Unterschied tritt zwischen den untersuchten Standorten lediglich fur die Nennung der personlichen Entwicklung auf. Ftir nahezu jeden ftinften Studierenden in Weimar wird mit dem Untemehmerdasein offensichtlich starker die Assoziation geweckt, sich mit der selbstandigen Tatigkeit personlich entwickeln und selbst verwirklichen zu konnen. Inwieweit die Assoziation der personlichen Entwicklung auch Motivation fur eine Griindung sein kann, wird im anschUeBenden Kapitel 6.2 anhand der Griindungsabsichten und des tatsachlichen Grtindungsengagements durch Studierende in Weimar sowie fiir alle anderen Standorte untersucht. Die vorhegenden Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die griindungsspezifischen Aktivitaten - trotz grundverschiedener Strukturen und Formen in den untersuchten Regionen -, die hochschulweit auf die Einstellungen von Studierenden einzuwirken versuchen, offensichtlich keinen Einfluss auf die Vorstellungen von Unternehmertum nehmen. Vielmehr sind auffalligere Unterschiede in den Assoziationen innerhalb der Universitaten zu vermuten; am deutlichsten treten sie bei einem Ver-
146
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
gleich der jeweiligen Fachergruppen zu Tage, da durch diese am ehesten die unterschiedlichen Interessen und Begabungen der Studierenden widergespiegelt werden. Bei einer Betrachtung der Ergebnisse zu den Vorstellungen von Untemehmertum nach Fachergruppen liegen kaum signifikante Unterschiede in den Einstellungen der Studierenden innerhalb derselben Fachergruppe an verschiedenen UniversitSten (Jena, Regensburg und Wurzburg) vor. Im Gegensatz dazu treten sehr deutliche Unterschiede zwischen den Fachergruppen innerhalb der Hochschulen auf. Diese Unterschiede zwischen den Fachem sind nur dann schwScher ausgepragt, wenn eine Universitat durch ein bestimmtes Profil bereits eine gewisse fachhche Ausrichtung verfolgt. Am Beispiel der Bauhaus Universitat Weimar wird deutUch, dass aufgrund der sehr ahnUchen kiinstlerisch-technischen Ausrichtung der vier Fachbereiche bereits im Vorfeld eine Selektion bestimmter Personengruppen vorgenommen wird. Diese ahneln sich offensichthch in ihren Ansichten hinsichtUch eines Untemehmerdaseins stark, da bei einem Vergleich der Fachbereiche Architektur, Bauwesen, Medien und Gestaltung keine signifikanten Unterschiede bei den Assoziationen mit Untemehmertum auftreten. Dieses Resultat bestatigt auch die Vermutung, dass mit unterschiedhchen Fachergruppen auch unterschiedUche Interessen, Berufsfelder und Griindungsorientierungen existieren, und diese Differenzen schwinden, je ahnUcher sich die Facher sind. Ein Vergleich nach Fachergruppen verdeutlicht, dass fur jene drei Assoziationen (Prestige, personliches Risiko sowie hohe Investitionen), die an alien Universitaten von weniger als 5 % aller Befragten genannt werden (vgl. Tab. 6.7), auch zwischen den Fachem keine signifikanten Unterschiede vorliegen. Alle iibrigen Assoziationen, die von mehr als 5 % der Befragten an jeder Universitat genannt werden, weisen an mindestens einem Standort signifikante Unterschiede zwischen den Fachergruppen auf. Signifikante Unterschiede (auf 0,1 %-Niveau) zwischen den Fachem treffen fiir die Nennung der bemflichen Autonomic an den Standorten Regensburg und Wiirzburg zu, sowie in Wiirzburg fiir die Nennung der bemflichen Belastung und in Jena fur die Nennung des finanziellen Risikos. Nahezu 55 % der befragten Studierenden der Medizin und Pharmazie in Regensburg assoziieren mit einer selbstandigen Tatigkeit bemfliche Unabhangigkeit und Eigenverantwortung (vgl. Abb. 6.1). Die Vorstellung uber eine bemfliche Unabhangigkeit resultiert daraus, wie die Tatigkeitsbilder einer abhangigen Beschaftigung (z.B. im Krankenhaus, Labor) und einer
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden
147
selbstandigen Tatigkeit (z.B. eigene Praxis, eigene Apotheke) eingeschatzt werden. Je weniger eine Auspragung in der abhangigen Beschaftigung vermutet wird, desto starker wird dies die Vorstellung iiber eine selbstandige Tatigkeit pragen. Diese Einschatzung der Studierenden der Medizin und Pharmazie in Regensburg wird auch an den anderen Universitaten bestatigt. Zwischen den insgesamt 531 Studierenden der Medizin und Pharmazie liegen mit einer durchschnittlichen Nennung von ca. 51 % hinsichtlich der beruflichen Unabhangigkeit keine signifikanten Unterschiede zwischen den Universitaten vor. Abb. 6.1: Berufliche Unabhangigkeit als Assoziation mit Untemehmertum der Regensburger Studierenden In % aller Befragten des jeweiligen Faches *
WirtschaftsL_^^^^|^^^_l_m^_ H H H H j 41 ,9 % wissenschaften p H H H H B H H H H | B ^ wissenschaften p H H H H H H H H H H H H B wissenschaften P H H I H H H H H H I I H H I wissenschaften piHHMHHHHHH^HHHHiil wnssenschaften ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ M
••Ifl^HtlHIHIIIII^IHI Pharmazie
^^^^^^^^^^i^^^^^^^^^
28,7 % 43,8 %
48,3 % 43,8 % ^^"^4 7 4
10% 20% 30% 40% 50% 0% durchschnittliche Nennung iiber alle Fiicher: 45,4 % * Unterschiede zwischen Fachern signifikant auf 0,1 %-Niveau
60%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Im Gegensatz dazu assoziieren nur ca. 29 % der Studierenden der Jurisprudenz berufliche Unabhangigkeit mit einer selbstandigen Tatigkeit. Zu beriicksichtigen bleibt hierbei auch die tJberlegung, ob und inwieweit der Aufbau des Studiums und ein hohes Ma6 an eigenstandigem Arbeiten im Gegensatz zu einem ,verschulten' Studium ebenso auf die Vorstellungen und Wiinsche einer spateren beruflichen Tatigkeit projiziert werden.
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
148
Sehr deutliche Unterschiede zwischen den Fachergruppen zeigen sich nach Einschatzung der Studierenden in Hinblick auf die Arbeitsbelastung (hohes Arbeitspensum, wenig Freizeit) als selbstSndiger Untemehmer (vgl. Abb. 6.2). Die Vorstellung der Arbeitsbelastung assoziieren mehr als die Haifte der Studierenden aus den Natur- und Geisteswissenschaften mit Untemehmertum. Diese Gruppen liegen damit deutlich tiber dem Durchschnitt aller FScher (ca. 42 %). Abb. 6.2: Arbeitsbelastung als Assoziation mit Untemehmertum der Wurzburger Studierenden In % aller Befragten des jcweiligen Faches * Wirtschaftswissenschaften Rechtswisscnschaften Naturwissenschaften Geisteswissenschaften Sozialwissenschaften Medizin/ Pharmazie 0%
10%
20%
30%
40%
50%.
60%.
durchschnittliche Nennungen iiber alle Facher: 41,7 %> * Unterschiede zwischen Fachern signifikant auf 0,1 %)-Niveau Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Dem stehen die deutlich selteneren Nennungen aus den Fachern der Rechtswissenschaften und der Medizin (ca. 27 % und 36 %) gegeniiber. Fine vermutete Einschatzung dazu ist, dass die Nennungen aus diesen Fachergruppen deshalb deutlich niedriger sind, weil hinsichtlich des Arbeitspensums die Diskrepanz zwischen einer abhangigen BeschSftigung und einer selbstandigen Tatigkeit als sehr gering eingeschatzt wird. Die Nennungen der Wiirzburger Studierenden korrelieren weitestgehend mit den Einschatzungen der Regensburger, auch hier werden die Vorstellungen einer Arbeitsbelastung aus der Gruppe Medizin/Pharmazie sowie aus den Rechtswissenschaften im Vergleich zu den anderen Fachern weniger haufig genannt, wenngleich dort die Unterschiede zwischen den Fachern hinsichtlich dieses Aspektes nicht
149
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden
signifikant sind (ca. 32 % sowie 33 % bei einem Durchschnitt uber alle Facher bei ca. 38%). Hochsignifikante Unterschiede zwischen den Fachergruppen zeigen sich in Jena bei der Assoziation mit dem finanziellen Risiko. Auch wenn die Anzahl der Nennungen hier im Vergleich zu Arbeitsbelastung und beruflicher UnabMngigkeit weitaus geringer ist (ca. 17 % aller Befragten uber alle Facher), werden dennoch Unterschiede zwischen den Fachem deutlich (vgl. Abb. 6.3). Abb. 6.3: Finanzielles Risiko als Assoziation mit Untemehmertum derJenaer Studierenden In % aller Befragten des jeweiligen Faches * Wirtschafts^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ wissenschaften
30,1%
Rechtswissenschaften
PHBHHHH ^^'
Naturwissenschaften
[|^BH||Hl3,2 %
8%
Geisteswissenschaften
|l7 ,4%
Sozialwissenschaften
16, \%
Medizin/ Pharmazie
•i 0%
8,3 % 10%
20%
30%
40%
50 %
60 %
durchschnittliche Nennung iiber alle Facher: 17,2 % * Unterschiede zwischen Fachern signifikant auf 0,1 %-Niveau Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Der hohe Anteil der Einschatzungen eines finanziellen Risikos durch eine selbstandige Tatigkeit unter Studierenden der Wirtschaftswissenschaften (ca. 30 % aller Befragten) kann verschiedene Ursachen haben. Studierende der Wirtschaftswissenschaften werden innerhalb ihres Faches mehrheitlich iiber die betriebwirtschaftlichen und die finanziellen Anforderungen an eine Unternehmensgriindung informiert als in anderen Fachern. Gleichzeitig sind sie im Zuge ihrer Ausbildung Uber die Probleme, Geschehnisse und jUngsten Entwicklungen der jungen Untemehmen auf den Technologiemarkten informiert. Sie sind mit der Thematik vertraut und sich gleichzeitig des hohen finanziellen Risikos junger Untemehmen bewusst. Hier tritt einer der wenigen
150
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
Falle auf, in dem aus einem Vergleich der Nennungen der wirtschaftswissenschaftlichen Studierenden mit Regensburg und Wurzburg signifikante Unterschiede zwischen den Universitaten hervorgehen (Regensburg: ca. 20 %, Wtirzburg: ca. 18 %). Eine sehr vage Vermutung fur diese erhohten Nennungen in Jena konnte sein, dass gerade die unglucklichen Entwicklungen und finanziellen Schwierigkeiten ehemaliger regionaler Vorzeigeuntemehmen wie die Intershop AG und deren vormaliger Einsatz in Entrepreneurship-Kursen das Bild des Untemehmers gepragt und beeinflusst haben. Inwieweit konkrete ZusammenhSnge zwischen der Kenntnis von Untemehmem sowie Untemehmensgrundungen durch (ehemalige) Kommilitonen und den Vorstellungen von Untemehmertum existieren, wird in folgendem Kapitel untersucht. 6.1.2 RoUenvorbilder durch Untemehmensgriinder Jeder Studierende kennt Kommilitonen und insbesondere Absolventen aus dem eigenen Studienfach, die unterschiedUche berufliche Richtungen einschlagen. Diese Wege konnen neben einer abhangigen Beschaftigung in einer selbstandigen Tatigkeit miinden, in weitaus selteneren Fallen wird eine derartige Tatigkeit bereits wahrend des Studiums aufgenommen. Der Anteil der Studierenden, die Untemehmensgriinder aus ihrem Each kennen, variiert bei einer durchschnittlichen Betrachtung uber die ganze Universitat von ca. 17 % in Jena, tiber ca. 23 % in WUrzburg und 25 % in Regensburg bis zu ca. 36 % in Weimar. Dieses Ergebnis lasst bereits erahnen, dass aufgrund der Bekanntheit von einigen Griindem an der Bauhaus Universitat Weimar dort auch mehr GrUndungsengagement zu erwarten sein wird. Bei Fachem, aus denen Griindungen naturgemaB haufiger durchgefiihrt werden, und insbesondere in relativ kurzem Abstand nach dem Studium, ist die Wahrscheinlichkeit hoher, dass Studierende (ehemalige) Kommilitonen kennen, die selbstandig tatig sind. Demzufolge ist auch wiederum zu erwarten, dass die Bekanntschaft mit Untemehmern bzw. Untemehmensgrtindem zwischen den Fachem stark variiert. Das Kennen und das Miterleben von Erfolg und Misserfolg von Griindungen aus demselben Each beeinflussen auch die eigenen Einschatzungen und Vorstellungen der Studierenden. Eine Betrachtung nach einzelnen Fachergmppen zeigt, dass signifikante Unterschiede zwischen den Fachem hinsichtlich der Kenntnis von Untemehmensgrtindem existieren. Dies lasst sich beispielhaft anhand der beiden Fachergmppen Wirtschaftswissenschaften und Naturwissenschaften verdeutUchen, deren Ergebnisse stark von
Untemehmertum aus Sicht der Studierenden
ill
den hochschulweiten durchschnittlichen Nennungen abweichen. Die Anteile der Studierenden, die andere Grunder kennen, sind an alien drei Standorten (Jena, Regensburg und Wiirzburg) innerhalb derselben Fachergruppe auf sehr ahnlichem Niveau. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften kennen uberdurchschnittlich viele Studierende Untemehmensgrunder aus ihrem Fachbereich (37 % aller Universitaten), in Wiirzburg sind es nahezu 43 % der Befragten. Im Gegensatz dazu kennen unterdurchschnittlich wenig Studierende aus den Naturwissenschaften Grunder aus ihrem Fachbereich (16 % der Befragten), in Jena sogar nur etwa jeder Zehnte. In Verbindung mit den in vorherigem Kapitel untersuchten Vorstellungen zu Unternehmertum zeigt sich fur die beiden Fachergruppen Natur- und Wirtschaftswissenschaften an alien Universitaten, dass fur die Gruppe der Naturwissenschaften keinerlei Einfliisse und Zusammenhange zwischen der Kenntnis von Untemehmensgrundem aus dem eigenen Fach und den Vorstellungen zu Untemehmertum existieren. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften ergibt sich diesbezUglich ein differenzierteres Bild. Hier zeigen sich durchaus statistische Zusammenhange zwischen den positiven Nennungen beruflicher sowie personlicher Autonomic und der Bekanntschaft mit Griindem bzw. Untemehmem aus den Wirtschaftswissenschaften (signifikant auf 5 %- und 1 %Niveau). Innerhalb der Gruppe der Studierenden, die Kommilitonen als GrUnder kennen, assoziieren 24 % der Befragten mit Untemehmertum personliche Autonomic, wahrend diese Assoziation aus der Gmppe derjenigen, die niemanden aus dem eigenen Fach kennen, nur 12 % benennen. Aufgmnd der Tatsache, dass dieser Zusammenhang nur innerhalb der Wirtschaftswissenschaften festgestellt werden kann, ein Fach, in dem primar Grtindungsausbildung stattfindet, kann vermutet werden, dass Grunder und Untemehmer dort starker offentlichkeitswirksam eingesetzt werden, z.B. als Gastredner in Lehrveranstaltungen. Fiir den Bereich der Wirtschaftswissenschaften lasst sich somit festhalten, dass durch die Bekanntheit von Untemehmensgrtindem oder Untemehmem aus dem eigenen Fach eher ein positives als ein negatives Unternehmerbild gestarkt wird. Inwieweit beispielsweise innerhalb der Wirtschaftswissenschaften eine im Vergleich zu anderen Fachem vermutete tatsachlich hohere Griindungsbereitschaft besteht, ob diese bereits wahrend des Studiums umgesetzt wird und inwiefem die Vorstellungen von Untemehmertum bereits Anhaltspunkte fiir den Grad der Griindungsneigung der Studierenden liefem, ist neben einem regionalen Vergleich Bestandteil des nachfolgenden Kapitels.
152
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
6.2 Grundungsneigung der Studierenden Die in Kapitel 4 dargestellten Anforderungen einer Griindungsprofessur richten sich an unterschiedliche Zielgruppen, die sich in verschiedenen Stadien hinsichdich ihrer Grundungsneigung befinden (vgl. Abb. 4.1). Jeder Kohorte an der Hochschule ist dabei zu einem bestimmten Zeitpunkt eine gewisse Anzahl an Personen zuzurechnen. Die erste Gruppe stellen die potenziellen GrUnder dar, die eine selbstandige Tatigkeit als berufliche Alternative erwagen; die zweite Gruppe bilden die potenziellen GrUnder mit GrUndungsabsicht, die bereits eine konkrete GrUndungsabsicht tragen bzw. deren Idee fUr eine GrUndung bereits vorhanden ist, und die letzte Gruppe sind schlieBlich die (werdenden) GrUnder, die zum Erhebungszeitpunkt einen GrUndungsversuch unternehmen oder die GrUndung bereits realisiert haben. Diese Definition lehnt an das Konzept des REM (Regionaler Entrepreneurship Monitor) an, in dem damit die Personen bezeichnet werden, die sich im GrUndungsprozess bzw. der GrUndungsvorbereitung befinden (vgl. LUckgen/Oberschachtsiek 2004: 13). Zu beachten ist jedoch in der methodischen Umsetzung der Befragung, dass die Gruppe der (werdenden) GrUnder eine Teilmenge der potenziellen GrUnder mit GrUndungsabsicht darstellt, so wie diese Gruppe eine Teilmenge der generell potenziellen GrUnder bildet, die eine berufliche Selbstandigkeit als ein berufliches Ziel erwMgen. Nach Welter (2000: 31) lasst sich die Relation von GrUndungsabsicht und generellem GrUndungswunsch als die Absichtsquote bezeichnen, anhand welcher Aussagen Uber die Konkretisierung der Grundungsneigung getroffen werden kdnnen. Eine berechnete Absichtsquote nach Fachergruppen ermoglicht auf diese Weise auch Aussagen Uber die Konkretisierung einer potenziellen Grundungsneigung im hochschulischen Umfeld fUr bestimmte Facher. Obwohl es Ziel der Ausbilder und Dozenten ist, dass aus potenziellen GrUndern (mit Oder ohne konkrete Absichten) tatsachliche GrUnder werden, sei dennoch auf den schwachen Zusammenhang zwischen GrUndungsabsicht und der Realisierung einer GrUndung hingewiesen (vgl. Bergmann 2000: 33ff; Katz 1989: 48ff). Nachfolgende Ergebnisse stellen somit „Momentaufnahmen" dar mit einer bestimmten Anzahl an Personen unterschiedlichen SensibiUsierungsgrades und unterschiedlicher Grundungsneigung in jeder Kohorte zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wie bereits Uber die Vorstellungen zu Untemehmertum nachgewiesen wurde, existieren zwar gewisse Unterschiede zwischen den untersuchten Standorten, die Unter-
153
Griindungsneigung der Studierenden
schiede sind jedoch zwischen den Fachergruppen weitaus deutlicher ausgepr^gt. Dies wird im Folgenden an der Grlindungsneigung der Studierenden zunSchst im regionalen Vergleich, im Anschluss daran im f^cherbezogenen Vergleich dargestellt.
6.2.1 Grundungsneigung im regionalen Vergleich Ein regionaler Vergleich der GrUndungsorientierung und der Grtindungsneigung der Studierenden bestatigt die Ergebnisse aus vorangegangenem Abschnitt. Obwohl fiir die Gruppe, in der Studierende eine selbstandige Tatigkeit als Alternative erwSgen, signifikante Unterschiede zwischen den Standorten existieren, hegt dies ledighch in dem Standort Weimar begrtindet, der mit einem Wert von 54 % als AusreiBer deutlich tiber den anderen Werten liegt (vgl. Abb. 6.4). Bei einem Vergleich der drei Standorte Jena, Regensburg und Wtirzburg sind die Anteile der Studierenden mit einer erwogenen selbstandigen Tatigkeit sehr ahnlich, wie dies auch ftir die Grtindungsabsichten festgehalten werden kann. Abb. 6.4: GrUndungsorientierung der Studierenden im regionalen Vergleich 60%-
Identifizierung der Befragten in % als (ohne Lehramtskandidaten) •
Potenzielle Grander ** • Potenzielle Griinder mit Griindungsabsicht D Werdende Griinder *
Jena (n = 807)
Weimar (n = 389)
Regensburg (n = 1.200)
Wurzburg (n = 1.264)
**(*) regionale Unterschiede signifikant auf 0,1 %-(! %-)Niveau Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Hinsichtlich der werdenden bzw. realisierten Grtindungen liegt der hochste Anteil der selbstandig Tatigen wiederum in Weimar mit 3,3 % der Befragten. Dieser vergleichs-
154
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
weise „hohe" Prozentwert muss jedoch mit Blick auf die Stichprobe der Befragten relativiert werden. Nichtsdestotrotz kann dieser Wert auch die hohen Anteile der Studierenden, welche Grunder aus dem eigenen Fach kennen (36 %), erklaren. Hinzu kommt eine sehr niedrige Anzahl an Fachem und eine tiberschaubare Anzahl an Studierenden der Universitat. Dass die Studierenden der Universitat Weimar in alien Kohorten iiberdurchschnittlich hohe Werte aufweisen, mag zum einen daran liegen, dass in Weimar Berufsbilder gelehrt werden, mit denen eine berufliche Selbstandigkeit in Verbindung gebracht wird. Eine weitere Begrundung mag in der kiinstlerischtechnischen Ausrichtung der Hochschule liegen. Wahrend die technische bzw. technologieorientierte Ausrichtung die Generierung von zukunftsweisenden und tragfahigen Ideen forciert, fordert die kiinstlerisch-kreative Ausrichtung eine sehr eigenstandige Arbeitsweise, die zunachst spielerisch und versuchsweise in den ersten Schritten, dann als eine sehr individuelle Tatigkeit in beruflicher Selbstandigkeit munden kann. Das beste Beispiel hierfur stellt die Griinderwerkstatt „neudeli" in Weimar dar, die eine Plattform fiir „wirtschaftliche Testlaufe" von Studierenden im Bereich der neuen Medien darstellt (vgl. neudeli Weimar 2005: Online in Internet). Dennoch zeigt sich bei der Bildung der Absichtsquote (Relation von generellem Griindungswunsch zu GrUndungsabsicht) insbesondere fUr die Universitat Weimar ein vergleichsweise weniger positives Bild in der Konkretisierung der Griindungsneigung durch die Studierenden (vgl. Tab. 6.8). Tab. 6.8.: Absichtsquoten an untersuchten Standorten
Absichtsquote in %
Jena
Weimar
Regensburg
Wiirzburg
31,6
25,1
27,9
23,2
Quelle: Eigene Berechnung.
Obwohl die Werte in Weimar hinsichtlich der Grundungsabsichten und der Grundungen bei einer komparativen Betrachtung sehr hoch sind, ist im Vergleich dazu die Absichtsquote in Weimar relativ gering. Dies bedeutet, dass bei einem deuthch uberdurchschnittlichen Wert an potenziellen Griindem (ca. 54 %) unter diesen Personen vergleichsweise wenige auftreten, die ihre Griindungsneigung bereits konkretisieren konnen (ein Viertel aller potenziellen Griinder). Wesentlich hoher ist die Quote der Studierenden der Universitat Jena, nahezu 32 % aller potenziellen Griinder drucken ihre Grundungsorientierung bereits durch eine konkrete Absicht aus. Eine
Grlindungsneigung der Studierenden
_
^
155
„Realisierungsquote" (Relation von Griindungsabsicht zu Grundung) wird hier bewusst nicht gewahlt, da in manchen Fachem eine berufliche Selbstandigkeit definitiv erst nach dem abgeschlossenen Studium realisierbar ist, wie z.B. durch eine fachspezifische Zulassung bei Arzten, Anwalten oder Architekten, obwohl durch die Studierenden dieser Facher bereits eine konkrete Griindungsabsicht ausgedruckt wird. Die Ergebnisse an den untersuchten traditionellen VoUuniversitaten hinsichtlich der Anteile an potenziellen Griindem mit generellem Griindungsinteresse (durchschnittUch 43 %) bestatigen die Studien von G5risch (2002) und Bruns/Gorisch (2002), die innerhalb ihres Samples (5.093 Befragte) in den EXIST-geforderten Regionen und an den Universitaten Wuppertal, Stuttgart, Jena, Schmalkalden/Ilmenau und Dresden den Anteil der Nicht-Griindungsinteressierten mit ca. 60 % beziffem. Demnach liegt der Wert der generell Grtindungsinteressierten mit 40 % in einer vergleichbaren Gr56enordnung zu voriiegendem Sample (vgl. Gorisch 2002: 77). Betrachtet man die Anteile der Studierenden, die bereits eine konkrete Grundungsneigung bzw. -absicht aufweisen, bieten sich diese Studien jedoch nicht zur Vergleichbarkeit an, da eine voUig andere Gruppierung der „potenziellen" bzw. der „werdenden" Griinder vorgenommen wird. Den Begriff des „werdenden Grunders" verwenden Bruns/Gorisch (2002: 30) in diesem Zusammenhang fur jene Studierende, die angeben, direkt nach dem Studium griinden zu wollen. Aus dieser Frageformulierung, die sich an alle Studierenden tiber alle Semester richtet, ergibt sich eine relativ vage und noch instabile Zahl, da Uber mftgliche zukunftige Entwicklungen gemutmafit wird und die Bezeichnung des „werdenden Griinders" dabei missverstandlich aufgefasst werden kann. Der Anteil der „werdenden" Griinder Uegt gemafi der Studie bei ca. 4 %. Otten (2000: 12) hingegen bewertet einen „werdenden Griinder" {nascent entrepreneur) danach, ob die Person bereits einen Businessplan erstellt hat sowie mit Fremd- und Eigenkapitalgebem verhandelt hat. Treffen diese beiden Merkmale auf Personen zu, werden sie als nascent entrepreneurs identifiziert. Der Anteil jener Studierender der Kolner Universitaten an der Stichprobe (n = 5.211) belauft sich auf 2,1 %. Eine Unterscheidung, ob die Griindungen der identifizierten nascent entrepreneurs bereits realisiert wurden, ist der Studie nach jedoch nicht zu entnehmen, ebenso wenig, ob fur die anvisierten Vorhaben (insbesondere bei Griindungen aus dem studentischen Bereich) zwangslaufig eine Verhandlung mit Kapitalgebem notig ist, um letztUch erst dann als nascent entrepreneur wahrgenommen zu werden.
156
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
Ebenfalls nur begrenzt vergleichbar sind die Ergebnisse von Pinkwart (2001), der das Potenzial der Griindungsinteressierten an der Universitat Siegen auf 65 % der 869 Befragten beziffert. Dieses vergleichsweise hohe Ergebnis lasst sich mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf zuruckzufuhren, dass Studierende der Wirtschaftswissenschaften, die generell hoheres Grundungsinteresse aufweisen, in dem Sample mit 301 Befragten (ca. 35 %) uberreprasentiert sind. Die Zahl der Befragten aus den Naturwissenschaften, die grundsatzlich geringeres Grundungsinteresse vermuten lassen, treten demgegenuber mit 16 Befragten im Sample deutlich in den Hintergrund (vgl. Pinkwart 2001: 17). Auch hier zielt die Fragenformulierung konkret auf die beruflichen Ziele nach dem Studium ab, unterteilt wird dabei sogar bereits zwischen verschiedenen Formen einer selbstandigen Tatigkeit (z.B. GrUndung eines eigenen Gewerbebetriebs, Ubernahme eines bestehenden Gewerbebetriebs etc.). Der Anteil der hier bezeichneten „Grundungsentschlossenen" liegt bei 3,5 %. Kritisch anzumerken ist hierbei, dass bei einer Uberreprasentativitat der jiingeren Studierenden im Sample (mit einem Median bei 22 Jahren) dieses Ergebnis wohl eher vage zukiinftige Vorstellungen der Befragten widerspiegelt. Auch wenn weitere intemationale Studien aufgrund von zusatzlichen sprachlichen Feinheiten und rein definitorischen Begriffsabgrenzungen ftir einen Vergleich noch weniger geeignet erscheinen, vermittelt ein Vergleich des Griindungsinteresses zumindest ein GroBenverhaltnis zu auslandischen Hochschulen. Fine US-Studie zu Beginn der 1990er Jahre mit US-amerikanischen Studierenden, die an Business Schools kurz vor ihrem Abschluss stehen, beziffert den Anteil der Studierenden, die bei freier Wahl eine selbstandige Tatigkeit praferieren wtirden, auf 55 % (Brenner/ Pringle/Greenhaus 1991: 62ff). Sandholtz (1990) ermittelt einen etwas geringeren Wert an der Universitat Pittsburgh, hier beabsichtigen 44 % der befragten Studierenden, selbstandig tatig werden. Tkachev und Kolvereid (1999: 275) stellen sogar bereits ftir russische Studierende an drei Universitaten in St. Petersburg fest, dass zum Ende der 1990er Jahre 37 % aller Studierenden eine selbstandige Tatigkeit vor einer abhangigen Beschaftigung bevorzugen. Fur den europaischen Bereich weisen Scott und Twomey (1988: llf) in ihrer Studie nach, dass das Grundungsinteresse unter britischen Studierenden bei ca. 41 %, bei irischen Studierenden etwas darunter bei ca. 34 % liegt. Curran und Blackburn (1989) betatigen dieses Ergebnis fur britische Studierende, sie beziffem das Grundungsinteresse mit 40 % der Befragten. Auf ein ahnliches Resultat kommt
Griindungsneigung der Studierenden
157
Kolvereid (1996: 50), der feststellt, dass 43 % der norwegischen Studierenden seiner Stichprobe eine selbstandige Tatigkeit bevorzugen. Etwas darunter liegt der Anteil der Studierenden an einer italienischen Universitat; hier konnen sich 32 % der Befragten eine selbstandige Tatigkeit vorstellen (vgl. Postigo/Iacobucci/Tamborini 2003: 11). Bereits die angestellten Vergleiche mit deutschsprachigen Untersuchungen an anderen Hochschulen verdeutlichen, dass Diskrepanzen in den Ergebnissen der verschiedenen Studien weniger auf den Einfluss der Hochschule zuriickgefiihrt werden dtirfen, sondem vor allem auf die Operationalisierung der Erhebung. Hier sind insbesondere die Frageformulierung der zur erfassenden Grundungsorientierung und -neigung sowie die Reprasentativitat der Stichprobe hervorzuheben. Bereits kleine Abweichungen in der Formulierung der Frage konnen zu unterschiedlichen Antworten und Ergebnissen fiihren. Ebenso konnen sich bei der Uberreprasentativitat bestimmter soziodemographischer Merkmale (z.B. Alter, Semesterzahl) gewisse Verzerrungen ergeben, die falschhcherweise dann auf die Universitat und nicht auf die Operationalisierung zuriickgefiihrt werden. Dies verdeutlicht, dass sich Studien, die ein unterschiedliches Erhebungsdesign aufweisen, nur bedingt miteinander vergleichen lassen. Ein Vergleich von Ergebnissen zum generellen Griindungsinteresse von Studierenden ist dabei noch zu vertreten, hinsichtlich konkreter Griindungsabsichten und den Anteilen werdender Griinder unter Studierenden werden durchaus Grenzen in der Vergleichbarkeit deutlich. Die vorliegende komparativ angelegte Analyse verdeutlicht anhand der Ergebnisse, dass die in Kapitel 5 analysierten Organisationsstrukturen in der Grundungsausbildung und den Griindungsnetzwerken in den Regionen offensichtlich keinen oder nur kaum Einfluss auf die Grundungsorientierung und Griindungsneigung der Studierenden austiben. Die Ergebnisse hinsichtlich der Griindungsneigung der Studierenden in Jena als eine der EXIST-geforderten Hochschulen sind den Resultaten an den Universitaten Regensburg und WUrzburg, an denen nur einige oder gar nur vereinzelte Hochschulakteure ohne Koordination der Aktivitaten existieren, sehr ahnhch. Deutliche Unterschiede hingegen zeigen sich zu den Ergebnissen des in der gleichen EXIST-Region gelegenen Standorts Weimar. Dies verstarkt den Eindruck, dass hochschulweite griindungsspezifische Aktivitaten der Ausbilder keinen direkten Einfluss auf die Grundungsorientierung austiben. Die MaBnahmen miissen daher direkt innerhalb der jeweiligen Fachbereiche angesetzt werden, wo die Unterschiede zu vermuten und zu beeinflussen sind.
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
158
6.2.2 Griindungsneigung nach Fachbereichen Einige Studien weisen bereits auf die besondere Bedeutung des Studienfaches bei der Betrachtung der Griindungsneigung und des Griindungsengagements von Hochschulabsolventen bzw. Studierenden bin (vgl. u.a. Brockhoff/Tscheulin 2001: 348; Richert/ Schiller 1994: 7f; Gorisch 2002: 81; Kulicke/Gorisch 2003: 183). Eine Betrachtung der vorliegenden Untersuchung bestatigt den statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen dem gewahlten Studienfach und der Griindungsneigung der Studierenden. Ein Gesamtiiberblick der drei Standorte Jena, Regensburg und Wiirzburg nach Fachergruppen verdeutlicht die Unterschiede zwischen den Fachem, wobei nur die in Fachergruppen zusammenzufassenden Disziplinen dargestellt sind, vereinzelte andere Facher sind in der Grafik nicht aufgefiihrt (vgl. Abb. 6.5). Abb. 6.5: Selbstandigkeit ah berufliche Alternative 60 % •
0% Wirtschaftswiss. n = 510
Rechtswiss. fi = 307
Naturwiss. n = 651
Geisteswiss. ti = 538
Sozialwiss. n = 554
Medizin/ Pharmazie n = 530
n = 3.09{), Studierende alier Standorte nach Fachergruppen * Unterschiede zwischen den Fiichern signifikant auf 0,1 *V als B Potenzielle Griinder mit Griindungsabsichten I
(Werdende) Griinder
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Eine Absolventenstudie von Holtkamp und Imsande (2001: 71) bestatigt dieses Ergebnis; demzufolge sind funf Jahre nach Abschluss des Studiums nur 7 % der Absolventen aus den Naturwissenschaften selbstandig tatig, wahrend dies in den Wirtschaftswissenschaften immerhin 13 % sind. Auffallend ist fUr den Bereich der Wirtschaftswissenschaften, dass bei sehr durchschnitthchen Werten zu Griindungsabsichten dennoch viele Griindungen tatsaehUch umgesetzt werden. Hier kommt der oftmals unplanbare und spontane Charakter von Griindungen zum Tragen, wonach dem Griindungsengagement nicht zwangslaufig eine Griindungsneigung vorausgeht. Laut Ergebnissen aus dem Soziookonomischen Panel haben nur etwa ein Drittel aller Griinder eines Jahrgangs zwei Jahre zuvor bereits eine Griindungsabsicht zum Ausdruck gebracht, wahrend die restlichen Untemehmensgriinder nur wenige Jahre zuvor keine oder nur geringe Absichten hatten, ein Untemehmen zu griinden (vgl. Bergmann 2000; 2004: 41f). Die Wirtschaftswissenschaften und insbesondere die Betriebswirtschaftslehre stellen dabei am ehesten noch ein Each dar, das einer relativ kurzfristigen Grundung nachkommen
162
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
diirfte. Tendenziell liegen diesen Griindungen weniger technologic- oder wissensbasierte Geschaftsideen zugrunde, sondem eher kaufmannisches bzw. betriebswirtschaftliches Wissen. Dieses Wissen kann insbesondere in eine Teamgriindung eingebracht und basierend auf den bereits erlemten Fahigkeiten wShrend des Studiums kurzfristiger als in anderen Fachem zum Einsatz gebracht werden. Sehr gegensatzlich dazu stellen sich die Ergebnisse aus der Medizin und der Pharmazie dar, die bei weit uber dem Durchschnitt liegenden potenziellen Griindem mit konkreten Grundungsabsichten (iiber 20 %) gleichzeitig einen auBerst geringen Anteil an (werdenden) Griindem aufweisen. Diese Diskrepanz kann damit begriindet werden, dass z.B. freiberufliche Tatigkeiten als Humanmediziner in einer eigenen Praxis nur als zugelassener Arzt mit abgeschlossenem Studium moglich sind. Aufgrund der Tatsache, dass diese Form der Griindung nicht wahrend des Studiums moglich ist, kann dies den niedrigen Anteil an Griindem bei gleichzeitig hohen Griindungsabsichten erklaren. Die Ergebnisse von Holtkamp und Imsande (2001: 17) deuten in die gleiche Richtung. So sind lediglich 6 % der Absolventen der Humanmedizin fiinf Jahre nach ihrem Abschluss selbstandig tatig. Nach Einschatzung der Autoren hat dieser Anteil bei weitem noch nicht seine abschlieBende GroBe erreicht, da sich zum Zeitpunkt der Befragung noch viele der Absolventen in der Facharztausbildung befinden oder als Assistenzarzte tatig sind. Auch die Reglementiemng der Zahl der zugelassenen Praxen kann hierfiir eine EinflussgroBe darstellen. Ein Gesamtiiberblick iiber die absolute Anzahl der (werdenden) Griinder nach Fachergmppe sowie nach Standort verdeutlicht, dass sich die insgesamt 48 identifizierten Griinder sehr ungleich auf die Orte sowie auf die Facher verteilen (vgl. Tab. 6.10). Der GroBteil der identifizierten Griinder befindet sich in den Wirtschaftswissenschaften, aus dieser Fachergmppe sind bereits ca. 4 % der Befragten selbstandig tatig. Auffallend ist der hohe Wert an Griindem in Regensburg, der im Vergleich zu der Stichprobe in Wiirzburg wesentlich hoher ist.
Griindungsneieung der StudierenderI
163
Tab. 6.10: Absolute Anzahl an Griindem unter den Befragten
Jena (n = 804) Regensburg (n= 1.199) Wiirzburg (n= 1.257) Gesamt (n = 3.260)
Wirtschaftswiss.
Rechtswiss.
Naturwiss.
Geisteswiss.
Sozialwiss.
Medizin/ Pharma.
Sonst.
Alle pro Standort
4
/
/
/
3
/
1
8
12
3
3
5
2
2
/
27
3
1
1
2
2
3
1
13
19
4
4
7
7
5
2
48
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Auch insgesamt betrachtet halt Regensburg (27) mehr als doppelt so viele Grunder wie Wurzburg (13) und mehr als dreimal so viele wie Jena (8) bereit. In den nicht vergleichbaren Fachem des Standortes Weimar ergibt sich durch die selbstandigen Tatigkeiten in den Fachem Architektur (3), Bauwesen (1), Medien (5) und Gestaltung (4) ein „Grunderaufkommen" von 13 Personen. Insbesondere bei einer Betrachtung der Zahl in Jena wird deutlich, dass offensichtlich kein direkter Einfluss von MaBnahmen und einer hohen Anzahl von Akteuren in Griindungsnetzwerken auf die konkreten werdenden oder bereits realisierten Grundungen angenommen werden kann. Bei der Entscheidung, ob eine Griindung tatsachlich realisiert wird, treten vielmehr auch die personlichen Dispositionen der Personen sowie situative Einflussfaktoren mit in das Bhckfeld der Betrachtung (vgl. Kap. 2.4). Die Einflussnahme durch die Akteure und deren Leistungen hat dabei eher einen indirekten und langfristigeren Charakter. Sie findet iiber den Weg der SensibiUsierung wahrend des gesamten Zeitraums des Studiums statt. Eine Griindungsquote von 1,7 % der vier untersuchten Standorte, in der alle Studierenden vom ersten bis zum letzten Semester beriicksichtigt werden, erscheint im Vergleich zu den Ergebnissen von Holtkamp und Imsande (2001: 15) plausibel. Die Autoren beziffem den Bestand an Selbstandigen direkt nach Studienabschluss eines Jahrgangs auf 2 %. Dieser Wert steigt sodann aber ftinf Jahre nach Abschluss des Studiums auf 9,1 %. Vergleichbare Ergebnisse ergeben Studien zur beruflichen Orientierung von Universitatsabsolventen in den USA, Japan und GroBbritannien, hier
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Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
reichen die Anteile der beruflich Selbstandigen von etwas iiber 1 % (GroBbritannien) bis zu 2 % in den USA und 2,5 % in Japan (vgl. Brown 1999; Fleming 1994). Um einen Zusammenhang zwischen den sehr unterschiedlichen Grtindungsneigungen und Grundungsengagements der Studierenden und den Aktivitaten der Ausbilder herstellen zu konnen, ist von Bedeutung, inwieweit die potenziellen Zielgruppen von den Anbietem aus der Hochschule sowie aus dem regionalen Umfeld uberhaupt erreicht werden bzw. von ihnen Kenntnis nehmen. 6.3 Kenntnis von Ausbildungs- und Beratungsangeboten Dass einschlagige Ausbildungsangebote sowie Aktivitaten von Hochschuldozenten Oder weiteren Akteuren aus dem regionalen Umfeld nur wenig direkten Einfluss auf die Realisierung von Griindungen haben, ist weitgehend bestatigt. Die Akteure wirken vor allem im Vorfeld der zu entstehenden Griindungen im Bereich der Sensibilisierung, indem das Interesse an einer Selbstandigkeit geweckt und auf die einschlagigen Aktivitaten aufmerksam gemacht wird. Weiterhin von Bedeutung ist der Bereich der Qualifizierung, indem relevante Fahigkeiten und spezifisches Wissen vermittelt werden. Die Hochschuldozenten und die in das Netzwerk involvierten Akteure in der Region versuchen iiber die ihnen zugangigen Kanale ihre Zielgruppen durch Offentlichkeitsarbeit und Marketing anzusprechen. Inwieweit diese tatsachlich ihre anvisierten Zielgruppen, die Studierenden, erreichen, kann iiber den Bekanntheitsgrad der einzelnen Akteure abgefragt werden. Insbesondere fiir die Standorte Jena und Weimar ist von Bedeutung, ob die durch vielfache MarketingmaBnahmen kommunizierte GET UPInitiative den Studierenden bekannt ist und die Aufgabenbereiche und Zielsetzungen der Initiative wahrgenonmien werden. 6.3.1 Bekanntheitsgrad von Dozenten aus dem Bereich Entrepreneurship Obwohl das Gros der Hochschuldozenten, die im Bereich der Griindungsausbildung und auch der Griindungsforschung aktiv sind, innerhalb der Betriebswirtschaftslehre vorzufinden sind (Ausnahmen: in Regensburg und Weimar), stehen die Leistungen und dabei insbesondere die Lehrveranstaltungen grundsatzlich alien Studierenden offen, diese werden sogar durch fachubergreifende Offentlichkeitsarbeit fiir einschlagige Veranstaltungen motiviert.
Kenntnis von Ausbildungs- und Beratungsangeboten
165
Das Ergebnis verdeutlicht, dass der Bekanntheitsgrad der jeweiligen Dozenten stark zwischen den Regionen variiert (vgl. Abb. 6.7). Dargestellt sind alle Nennungen zu griindungsspezifischen Akteure der Hochschule, die von mindestens 1 % der Befragten an den jeweiligen Standorten frei benannt werden. Bei vorliegenden Nennungen ist die gesamte Stichprobe, die auch die Studierenden des Lehramts mit einschliefit, berticksichtigt. Abb. 6.7: Bekanntheitsgrad von Professoren aus dem Bereich Entrepreneurship Dr. Botta
Jena (ti = 953)
Prof. Dr.| Koschmiedeij Prof. Dr. Medkl
Weimar (n = 397) Regensburg (n = 1.777)
Prof. Dr. Dow ting
Wiirzburg (n = 1.705) 0%
2%
10%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Auffallend sind die Nennungen in Regensburg. Nahezu 8 % der Befragten (140 Studierende) kennen den Lehrstuhlinhaber fur Innovations- und Technologiemanagement als Dozenten im Bereich der Griindungsausbildung. Dabei stammt der GroBteil der Studierenden, die Prof. Dowling als Griindungsausbilder benennen konnen, aus den Wirtschaftswissenschaften (76 % der Nennungen). Die Studierenden der restlichen Nennungen verteilen sich auf die Geistes-, Rechts-, Natur- und Sozialwissenschaften. Zuruckzufuhren ist dieser Anteil an Studierenden aus Fachern auBerhalb der Wirtschaftswissenschaften groBtenteils darauf, dass die Studierenden Facher am Lehrstuhl fUr Innovations- und Technologiemanagement und u.a. im Bereich Entrepreneurship als Nebenfach oder zweites Hauptfach belegen. Bei alien anderen Dozenten wird die fachliche Nahe zwischen Student und Dozent wesentlich deutlicher. Nahezu alle Studierenden, die Namen von Dozenten benennen konnen, stammen aus der gleichen Fachergruppe, in der die Professur verortet ist.
166
Die Sensibilisierung von Studierenden fiir Selbstandigkeit
Ebenso ist relevant, inwieweit Studierende neben dem bloBen Bekanntheitsgrad von Dozenten auch bereits einschlagige Veranstaltungen der Griindungsausbildung besucht haben. Dozenten dieser Veranstaltungen konnen oben genannte Professoren, weitere Mitarbeiter des Lehrstuhls oder auBeruniversitare Anbieter am Standort (z.B. durch GET UP Oder andere Angebote im regionalen Umfeld) sein. Hier wird sehr deutlich die Vielfalt der Angebotsstrukturen an den jeweiligen Standorten widergespiegelt, die Anteile belaufen sich in Jena auf 6,7 % und in Weimar auf 6,6 % der Befragten, in Regensburg auf 5,2 % und in WUrzburg auf 2,2 % der Befragten an der jeweiligen Universitat. An den GET UP-zugehorigen Standorten Jena und Weimar ist neben dem Bekanntheitsgrad der Dozenten und dem Besuch der Veranstaltungen auch von Bedeutung, ob die Studierenden die Grunderinitiative als diese wahmehmen und ob sie folglich auch einige der Aufgabenbereiche bzw. der Leistungen, die von der Initiative angeboten werden, benennen konnen. Hier geben an beiden Standorten weitaus mehr Studierende an, die Initiative zu kennen, als sie tatsachlich auch Aufgabenbereiche benennen zu konnen, wenngleich dies in Jena auf hoherem Niveau geschieht. In Jena glaubt ein Viertel der Studierenden die GET UP-Initiative zu kennen, jedoch konnen lediglich 11,2 % der Befragten in Jena auch mindestens einen der Aufgabenbereiche der Initiative benennen (z.B. Grunderberatung, Ausbildung, UnterstUtzung bei der Finanzierungssuche, bei der Erstellung des Businessplans etc.). Auffallend ist hier, dass das Gros dieses Viertels (210 „GET UP-kennende" Studierende) nicht wie erwartet aus den Wirtschaftswissenschaften stammt, sondem die Nennungen sehr stark unter den Fachem streuen. Die 210 Nennungen verteilen sich auf die Wirtschaftswissenschaften (36 %), die Sozialwissenschaften (23 %), die Geisteswissenschaften (11%), die Naturwissenschaften (9 %) sowie auf sonstige Fachergruppen und einzelne Facher. In Weimar stellt sich der Wert etwas niedriger dar; unter den Befragten kennen 18 % GET UP, wobei nahezu die Halfte dieser „kennenden" Befragten Studierende der Architektur darstellen. Der Anteil jener, die auch in der Lage sind, die Aufgaben der GET UP-Initiative zu beschreiben, sind 9 % aller Befragten. Da die Kenntnis von GET UP nicht als offene Frage, sondem als bereits vorgegebene Nennung abgefragt wurde, ist folglich nicht sichergestellt, ob tatsachlich alle Bejahenden die Initiative kennen; belegt wird dies auch durch den deutlich niedrigeren Wert derjenigen, die Aufgaben benennen konnen. Der Anteil derjenigen, die GET UP kennen, kann in Jena innerhalb
Kenntnis von Ausbildungs- und Beratungsangeboten
167
der Spannweite zwischen 11 % und 25 %, in Weimar zwischen 9 % und 18 % beziffert werden. Voigt (2004: 23) kommt auf Basis einer Studierendenbefragung an der siidthuringischen TU Ilmenau (n = 306) zu einem deutlich positiveren Ergebnis; hier geben 47 % der im April 2003 befragten Studierenden an, die GET UP-Initiative zu kennen. Dieses Ergebnis Uberrascht zunachst, erklart sich jedoch durch die Tatsache, dass die Erhebung nicht fakultatsweit, sondem lediglich im Rahmen von wirtschaftswissenschaftlichen Voriesungen (Grundlagen der BWL) mit den Voriesungsteilnehmem durchgefuhrt wurde. Unter der Beriicksichtigung eines deutlich geringeren Grundungsinteresses in den technischen und ingenieurwissenschaftlichen Fachem spiegelt dieses Ergebnis kein reprasentatives universitatsweites Bild wider. 6.3.2 Bekanntheitsgrad von Initiativen im regionalen Umfeld Neben den Lehrveranstaltungen an der Hochschule existieren weitere Koordinations-, Kompetenz- und Beratungsstellen im regionalen Umfeld, die auch akademische Grundungsvorhaben auf vielfaltige Weise unterstutzen konnen. Hier ergibt sich jedoch ein Bild, das auf nur sehr wenig Kenntnis von auBeruniversitaren Stellen schlieBen lasst. Hinter der Bundesagentur fur Arbeit, die an alien vier Standorten die haufigste Nennung darstellt (zwischen 5 % und 12 % je Standort), folgen die Beratungsstellen der zustandigen Kammem (IHK, HWK), die Banken und Sparkassen, die ortlichen Technologic- und Griinderzentren sowie kommerzielle Beratungsstellen (vgl. Tab. 6.11). Tab. 6.11: Bekanntheitsgrad regionaler Anlaufstellen In % aller Befragten
Jena (11 = 953)
Weimar (n = 407)
Regensburg (n = 1.777)
Kammern (IHK/HWK)
2,7%
3,8%
2,5%
Wiirzburg (n = 1.705) 3,0%
Banken/Sparkassen
1,4%
1,5%
2,4%
2,5%
0,5%
1,7%
3,2%
0,8%
1,5%
0,2%
1,2%
1,5%
Technologic- und Griinderzentren Kommerzielle Beratungseinrichtungen Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Zusatzlich ist die GROW-Initiative in Regensburg 1,8 % der Befragten bekannt. Die Nennungen sind zu den jeweiligen Technologietransferstellen, der Stadt und den
168
Die Sensibilisierung von Studierenden fur Selbstandigkeit
regional veranstalteten Businessplan-Wettbewerben verschwindend gering (an alien Standorten unter 0,5 %). Die in Tab. 6.11 dargestellte geringe Kenntnis an alien Standorten tiber regionale Anbieter auBerhalb der Hochschule lasst sich damit erklaren, dass nur bei konkreten Griindungsvorhaben eine Weitervemiittlung aus dem Hochschulbereich in das regionale Netzwerk erfolgt. Bei einem Vergleich der in Tab. 6.10 aufgefuhrten Werte mit den Anteilen der werdenden bzw. bereits realisierten GrUndungen aus vorangegangenem Kapitel liegen diese auf ahnlichem Niveau, bei einer durchschnittlichen Betrachtung etwas dariiber. Fiigt man zu den konkreten Griindungsvorhaben einen Anteil an Griindungsplanenden hinzu, die sich im Vorfeld einer beabsichtigten Griindung bereits uber mogliche Anlaufstellen informieren, sowie jene Studierende, die im Rahmen von einschlagigen Veranstaltungen auf weiterfuhrende Unterstutzungsleistungen aufmerksam gemacht wurden, erscheinen die ermittelten Werte durchaus plausibel. AbschlieBend kann festgehalten werden, dass der Einfluss durch die regionalen Akteure und ihre grundungsfordemden Aktivitaten auf die Vorstellungen von Untemehmertum und auf die Griindungsneigung sowie das Griindungsengagement von Studierenden relativ gering ist. Eine wesentUch konkretere und direktere Einflussnahme kann uber die MaBnahmen der Lehrveranstaltungen vermutet werden. Viele intemationale Studien fokussieren insbesondere auf Studierende der Betriebswirtschaftslehre (z.B. an Business Schools), die an Entrepreneurship-Lehrveranstaltungen teilnehmen. Inwieweit sich bei einem Vergleich der vorliegenden Daten Unterschiede zwischen Teilnehmem griindungsspezifischer Veranstaltungen und Studierenden Uber alle Facher beziiglich der Einstellungen und Ansichten ergeben und in welchen Bereichen aus Sicht der Nachfrager Bedarfe und Defizite festzustellen sind, wird im folgenden Kapitel thematisiert.
7 Griindungsspezifische Qualifizierung von Kursteilnehmern Von griindungsspezifischen Veranstaltungen ist zu erwarten, dass sie die Einstellungen gegenuber einer Grtindung sowie die Griindungsneigung der Teilnehmer beeinflussen und verandem. Idealerweise sind diese Veranderungen anhand eines zweistufigen Erhebungsdesigns zu Beginn und zum Ende der Veranstaltung (Pre-Post-Untersuchungsdesign) zu erfassen. Neben den Vorstellungen und den erwtinschten Inhalten bietet sich den Befragten auf diese Weise die Moglichkeit, aus ruckblickender Sicht Defizite zu formulieren. Bei der vorliegenden Untersuchung wurde die Durchfiihrung einer zweistufigen Erhebung im Sinne einer Langsschnittanalyse durch insgesamt hohe Abbrecherquoten in den Veranstaltungen und priifungsbedingte Ausfalle in der letzten Vorlesungswoche behindert. Von beispielsweise anfanglich 34 Teilnehmem in Weimar fiel die Zahl bis zum Ende der Veranstaltung auf 16 Teilnehmer ab. Aussagen sowohl auf aggregierter Kursebene als auch auf Individualebene werden durch den nun voriiegenden sog. survivor bias beeinflusst. Diese Positivauswahl ist urspriinglich aus Studien bekannt, die sich auf noch bestehende Untemehmen beziehen („SurvivorBetriebe"), wahrend die bereits aufgegebenen Betriebe unberiicksichtigt bleiben (vgl. hierzu Briiderl/Preisendorfer/Ziegler 1998: 17). Ubertragen auf die ubrig gebliebenen Teilnehmer der Veranstaltungen bleiben so jene Abbrecher nicht beriicksichtigt, die entweder fur ihr Vorhaben feststellen, dass es nicht zu realisieren ist, oder dass der Kurs nicht die notwendigen Inhalte fur ihre individuellen Bedtirfnisse vermittelt. Am ehesten werden jene Teilnehmertibrigbleiben, die aufgrund von Studienleistungen die Veranstaltungen besuchen. Hierbei wurden nur die Defizite aus Sicht der Ubrig gebUebenen Teilnehmer beriicksichtigt, die sich subjektiv aus dem Besuch des vorliegenden Kurses ergeben. Weitere Lucken ergeben sich aus der nicht immer gewissenhaften Teilnahme der Probanden an den Veranstaltungen, die an manchen Standorten auf eine Ubersattigung derartiger Befragungen zuruckfuhren ist. Die Erhebung zum Ende der Veranstaltung kann wegen dieser methodischen Griinde ftir die meisten der behandelten Themenbereiche nicht beriicksichtigt werden; die Auswertungen werden daher nur im Einzelfall und in einem sinnvollen Kontext herangezogen.
170
Griindungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
Die ausgewahlten Entrepreneurship-Lehrveranstaltungen im Wintersemester 2003/04 stellen jeweils an jeder Universitat den einzigen, von einem Hochschullehrer geleiteten und in den Lehrplan verankerten Kurs zu vorliegender Thematik dar. Die Veranstaltungen an den Universitaten Jena, Regensburg und Wurzburg werden innerhalb der Betriebswirtschaftslehre angeboten, wahrend die Veranstaltung in Weimar Bestandteil des Lehrangebots der Medienfakultat ist. Keiner der Hochschullehrer hat eine explizite Professur fUr Entrepreneurship inne, sondem jeder der Professoren integriert das Fach Entrepreneurship in die Lehrveranstaltungen als einen Teilbereich (Innovations- und Technologiemanagement, Internationales Management, Marketing). Drei der vier untersuchten Lehrveranstaltungen werden regular im wochentlichen Tumus wahrend des Semesters angeboten, lediglich die Veranstaltung in Jena wird als sechstagige Blockveranstaltung durchgefuhrt. Um vergleichbare Bedingungen bei den jeweiligen Befragungen voraussetzen zu konnen, wurden alle Erhebungen innerhalb der ersten Vorlesungswoche bzw. am ersten Veranstaltungstag durchgefuhrt, um sicher zu stellen, dass noch keine fachrelevanten Inhalte vermittelt worden sind. Das kleinste Untersuchungssample besteht aus den Teilnehmem der Veranstaltung an der Universitat Wurzburg; hier grenzt eine Beschrankung von 15 die Teilnehmerzahl des Seminars ein. Das groBte Sample mit 87 Teilnehmem wird von einer Vorlesung mit zugehoriger Ubung an der Universitat Regensburg gestellt (vgl. Tab. 7.1). Tab. 7.1: Untersuchungssample und Veranstaltungsformen Anzahl der Befragungsteilnehmer
Durchschnittliches Semester der Befragten
Veranstaltungsform
Regensburg
87
6,8
Wiirzburg (Studierende) Wurzburg (wiss. Mitarb.) Jena
15
9
Vorlesung mit Ubung Seminar
11
/
Seminarreihe
43
6,5
Seminar
Weimar
34
5,9
Seminar
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Die Erhebungen an alien Universitaten sind Vollerhebungen mit ausschlieBlich Studierenden als Kursteilnehmem, die sich durchweg im Hauptstudium befinden. An der Universitat Wiirzburg wurde neben der Erhebung der Studierenden eine weitere Befragung in einer Veranstaltung durchgefiihrt, die in der vorliegenden Form an keinem
Griindungsneigung und Motivation
171
weiteren Standort vorzufinden ist. Die zu diesem Wintersemester neu initiierte Seminarreihe „Wirtschaftliche Verwertung von Innovationen", die als Kooperation zwischen dem Lehrstuhl fur Betriebswirtschaftslehre und Marketing und dem „netzwerk nordbayem" durchgefuhrt wird, spricht explizit wissenschaftliche Mitarbeiter aus den naturwissenschaftlichen Bereichen (z.B. Biologie, Chemie, Physik) an. 11 der 14 Teilnehmer konnten hier fur eine Teilnahme gewonnen werden. Obwohl die Veranstaltungen an den Universitaten Jena, Regensburg und Wurzburg innerhalb der Betriebswirtschaftslehre abgehalten werden, miissen sie nicht zwangslaufig von Studierenden dieses Faches besucht werden. Fiir Jena und Wurzburg kann dies jedoch nicht festgestellt werden, hier sind alle Teilnehmer Studierende der Betriebswirtschaftslehre. In Jena ist in den meisten Fallen die Kombination mit dem Studiengang des Interkulturellen Managements vorzufinden, der auch innerhalb der Betriebswirtschaftslehre verortet ist. Die Studierenden in Regensburg rekrutieren sich zu 87 % aus den eigenen Reihen, die verbleibenden 11 Teilnehmer stammen aus der Volkswirtschaftslehre (4), der Wirtschaftsinformatik (5) sowie der Geographie (1) und der Mathematik (1). In Weimar stammt der GroBteil der Befragten ebenfalls aus der Fakultat, in der die Veranstaltung angeboten wird (24 von 34), die restlichen Teilnehmer kommen aus anderen Fakultaten, vorrangig der Architektur. Im Hinblick auf die Seminarreihe, die von wissenschaftlichen Mitarbeitem besucht wird, stellt auch die fachliche Herkunft der Teilnehmer eine Sonderform dar. 5 der 11 Teilnehmer haben Biologie, Chemie oder Biochemie studiert und sind in diesem Bereich als wissenschaftliche Angestellte tatig; die anderen Teilnehmer stammen aus der Physik (1), der Mathematik (1), der Psychologic (2) sowie auch der Betriebswirtschaftslehre (2). Innerhalb dieses Samples sind insbesondere hinsichtlich des Griindungsengagements und der Motivation der Teilnahme an dem Kurs deutHche Differenzen zu den studentischen Teilnehmem zu erwarten. Diese Gruppe wird nach den Ergebnissen zu den Studierenden separat aufgegriffen. 7.1 Griindungsneigung und Motivation Die Ergebnisse des vorhegenden Kapitels, die sich auf die Teilnehmer der Veranstaltungen beziehen, lassen hohere Werte hinsichtlich der Griindungsneigung erwarten, als sie fiir die Studierenden aus den Campusbefragungen festgestellt wurden. Allein
172
Griindungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
die Tatsache, dass sich die Probanden fiir die Teilnahme einer Veranstaltung entschieden haben, macht sie bereits zum „biased sample'*, einer verzerrten Auswahl. Denn aufgrund der Entscheidung fiir die Teilnahme kann bereits im Vorfeld auf eine gewisse Einstellung zu der Thematik geschlossen werden kann. Basierend auf einer reprasentativen Zufallsstichprobe wird daher das Untersuchungssample der Campusbefragung fiir die jeweilige Hochschule als Kontrollgruppe herangezogen. Jedes Sample umfasst dabei die Studierenden derselben Hochschulen, die den Sensibilisierungsgrad iiber die gesamten Universitaten widerspiegeln. Die zwei Gruppen an jeder Hochschule unterscheiden sich deutlich in ihren Fallzahlen und in ihren soziodemographischen Merkmalen (z.B. Durchschnittsalter, durchschnittliche Semesterzahl), die fur die Teilnehmer hoher als bei dem universitatsweiten Durchschnitt liegen. In den Untersuchungsergebnissen wird zu ergriinden sein, ob sich die Werte der Teilnehmer hinsichtlich ihrer Griindungsneigung positiver als die der Kontrollgruppe (Campusbefragung) gestalten. Inwieweit die Vorstellungen von Untemehmertum aus Sicht der Teilnehmer positiver ausfallen als bei den Studierenden der Campusbefragung, wird in den anschliefienden Kapiteln einer genaueren Betrachtung unterzogen. Grundsatzlich ist zu erwarten, dass die meisten der Studierenden, die sich fur den Besuch einer Veranstaltung entschieden haben, sich bereits im Vorfeld mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Bei jenen, die eine Veranstaltung deshalb besuchen, weil sie eine Pflichtveranstaltung in ihrem Curriculum darstellt oder den Erhalt von notwendigen Credit Points verspricht, ist dies nicht zwangslaufig vorauszusetzen. Die Motivation fiir die Teilnahme wird zunachst als notwendige Grundlage fiir weitere Analysen herausgestellt, um im Anschluss daran die Vorstellungen zu Untemehmertum sowie die Griindungsneigung und das Griindungsengagement der Teilnehmer zu analysieren. 7.1.1 Motivation zum Besuch von Entrepreneurship-Veranstaltungen HinsichtHch der Motive, die dem Besuch einer Teilnahme an den untersuchten Veranstaltungen zugrunde liegen, ergibt sich fiir die Standorte ein sehr differenziertes Bild(vgl.Abb.7.1).
Grtindungsneigung und Motivation
173
Abb. 7.1: Motivation des Besuchs der Lehrveranstaltung Mehrfachantworten moglich Jena (n = 43)
——93"/
1 ^ % ^ • 2,3%(1)'' 1 BMi32°/|
Weimar (n = 34)
1 82 % I H H H 41 % (14)^ •MMMB|45%^
Regensburg (n = 86) Wurzburg (n = 15)
80%
124% (21)1 I 27%
80 %
•B6]7%(1)]
0% 20% 40% 60% H Erbringung von Studienleistungen H Allgemeines Interesse an der Thematik B Konkrete Hilfe fiir eigenes Griindungsprojekt Zahlen in Klammern stellen absolute Werte dar Quelle: Eigene Erhebung 2003.
80%
100%
Hier ahneln sich die Motive fiir die Kurse in Jena und in Wurzburg, ebenso weisen die Befragten der Veranstaltungen in Weimar und Regensburg ahnliche Motivationen fiir die Veranstaltungen auf. Wahrend bei den Teilnehmem der Seminare in Jena und Wiirzburg die Teilnahme vorrangig nur dem Erwerb von Studienleistungen dient (mind. 80 % der Teilnehmer), herrscht ein relativ geringes allgemeines Interesse an der Thematik vor, und das Motiv, Hilfe fiir ein eigenes Griindungsvorhaben zu erhalten, tritt deutlich in den Hintergrund (je ein Griindungsvorhaben an den beiden Standorten). In Weimar und Regensburg ergibt sich ein nahezu umgekehrtes Bild. Hier steht das allgemeine Interesse an der Thematik an beiden Standorten im Vordergrund (mind. 80 % der Teilnehmer). Weiterhin besitzen in Weimar 14 Studierende (41 %) und in Regensburg 21 Studierende (24 %) ein Grundungsvorhaben bzw. eine Grundungsabsicht, fiir die sie sich durch die Veranstaltung Wissen aneignen und Hilfestellung holen mochten. Hinsichtlich der Antwortkategorien zeigt sich trotz moglicher Mehrfachantworten, dass sich das Motiv der Teilnahme zur Erbringung von Studienleistungen und das Motiv der Teilnahme wegen eines Griindungsvorhabens gegenseitig ausschlieBen. Als
174
Griindungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
Kombination mit dem Motiv des allgemeinen Interesses an der Thematik hingegen treten die beiden Motive als Mehrfachnennungen auf. Fest steht, dass Entrepreneurship-Kurse, so sie in die Curricula der Studiengange integriert sind, ein regulares Fach innerhalb der Betriebswirtschaftslehre (oder auch in einem anderen Fachbereich) darstellen, und dies durchaus nur mit der Absicht, Studienleistungen (Scheinerwerb, Credit Points) zu erwerben, besucht wird. Inwieweit diese unterschiedlichen Motive je Standort auch in den Vorstellungen zu Untemehmertum und insbesondere in der Grundungsneigung zum Ausdruck kommen sowie in der Struktur mit den universitatsweiten Ergebnissen korrelieren, wird in folgenden Kapiteln behandelt. 7.1.2 Vorstellungen von Untemehmertum bei Studierenden und Teilnehmem im Vergleich Um einen Vergleich zwischen den Teilnehmem und den Studierenden aus der Campusbefragung hinsichtlich der Nennungen zu den Vorstellungen zu Unternehmertum vorzunehmen, werden zwei Standorte ausgewahlt, die sowohl fur einen regionalen Vergleich als auch fur einen hochschulintemen Vergleich anhand der KontroUgmppe herangezogen werden konnen. Hierfur wird jeweils ein Standort ausgewahlt, an dem die Teilnehmer der Veranstaltung ein hohes allgemeines Interesse an der Thematik als Motiv der Teilnahme aufweisen (Regensburg oder Weimar) sowie im Gegensatz dazu ein Standort mit einer Veranstaltung, welche ein hoher Anteil der Teilnehmem nur wegen des Erwerbs von Studiennachweisen besucht (Jena oder Wurzburg). Fiir eine bessere Vergleichbarkeit werden jeweils die Kurse mit den hoheren Teilnehmerzahlen (Regensburg und Jena) ausgewahlt. Zunachst sind zwei Aspekte von Bedeutung, anhand derer sich deutliche Unterschiede zwischen den Nennungen der Teilnehmer und der Studierenden der Campusbefragung am selben Standort belegen lassen (vgl. Abb. 7.2).
Griindungsneigung und Motivation
175
Abb. 7.2: Ausgewdhlte Assoziationen mit Untemehmertum im Vergleich Personliche Entwicklung [30,2 %
Jena ^ ^ ^ ^ ^ ^ H 9,0 % Regensburg ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ |
|31,0% 110^3%^^^^^^^ Finanzielles Risiko
Jena
B9,5 %
^^^^^H
Regensburg ^^^^^^^H 0%
||HH2o7%^
10%
20%
|[H33,3%
30 %
40 %
Anteile in % der H befragten Kursteilnehmer H Studierenden der Campusbefragung
Quelle: Eigene Erhebung 2003. Die Nennung der personlichen Entwicklung stellt eine positive Assoziation dar, wahrend die Nennung des finanziellen Risikos eine negative Assoziation hervorruft. Auffallend ist dabei, dass sich die Nennungen von den Teilnehmem bei dem Vergleich der beiden Standorte Jena und Regensburg sehr stark ahneln, obwohl die Motive der Teilnehmer ganz unterschiedliche sind. Die Ahnlichkeiten zwischen den beiden universitatsweiten KontroUgruppen konnten bereits in vorherigem Kapitel bestatigt werden (vgl. auch Kap. 6.1). Ein Vergleich der Nennungen zwischen den Teilnehmer- und den Campussamples zeigt, dass die personliche Entwicklung durch Selbstverwirklichung und die Umsetzung eigener Ideen in einer selbstandigen Tatigkeit deudich hoher von den Teilnehmem eingeschatzt wird als von der universitatsweiten Gruppe. Dies trifft genauso fur den negativ belegten Bereich zu: Auch hier benennen die Teilnehmer eine zu erwartende Arbeitsbelastung wesentlich haufiger als die Kontrollgruppe. Als Erklarung kann dafiir die Tatsache angefuhrt werden, dass die positive Entscheidung ftir eine Teilnahme eine Auseinandersetzung mit der Thematik voraussetzt. Diese Beschaftigung wird dadurch zum Ausdruck gebracht, dass zum einen rein quantitativ mehr spontane Nennungen zu Untemehmertum geauBert werden konnen oder aber eine
Grundungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
176
Auseinandersetzung zu einer positiven (der personlichen Entwicklung) sowie aber auch zu einer realistischeren Einschatzung (finanzielles Risiko) fiihren kann. Jegliche kursbedingte Einflusse sind auszuschliefien, da die Nennungen zu Beginn der Veranstaltung abgefragt werden. Dass nahezu alle Nennungen zu Assoziationen haufiger bei den Teilnehmergruppen als bei der jeweiligen KontroUgruppe auftreten, verdeutlicht nachstehende Tabelle. Tab. 7.2: Vorstellungen von Untemehmertum im Vergleich Jena Teilnehmer (n, = 43)
Jena Campus (n2=807)
Regensburg Teilnehmer (ni = 87)
Regensburg Campus (n2= 1.204)
Berufliche Autonomie
30%
47%
48%
45%
Personliche Entwicklung
30%
9%
31%
10%
7%
20%
9%
20%
in % am jeweiligen Sample freie Nennungen
Verdienst
7%
1%
5%
1%
Berufliche Belastung
Prestige
67%
40%
51%
38%
Personliches Risiko
19%
2%
8%
1%
Finanzielles Risiko
40%
17%
33%
20%
Hohe Investitionen
9%
4%
6%
3%
ni = Untersuchungssample Teilnehmer n2 = Untersuchungssample Campuserhebung Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Grundsatzlich weisen die Kursteilnehmer beider Universitaten haufigere Nennungen auf. Lediglich beim Verdienst an beiden Standorten sowie bei der beruflichen Autonomie in Jena liegen die Einschatzungen der Teilnehmer deudich unter den Nennungen der Studierenden aus der Campusbefragung. Eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Thematik revidiert offensichtlich auch das Bild des Untemehmers, der von Anfang an sehr erfolgreich ein hohes Einkonmien aufweisen kann. Obwohl sehr unterschiedliche Motive fur den Besuch der beiden Veranstaltungen in Jena und Regensburg vorliegen, zeigt sich dennoch, dass sich die Aussagen der Teilnehmer beider Kurse kaum unterscheiden. Ob dies auch fur die Grundungsneigung und die (werdenden) Griindungen der Fall ist, wird im folgenden Abschnitt aufgezeigt.
177
Griindungsneigung und Motivation
7.1.3 Griindungsneigung und Grundungsengagement der Teilnehmer Ein Vergleich zwischen den Samples aus den Veranstaltungen und der Campusbefragung hinsichtlich der Anteile der potenziellen Griinder ergibt ein sehr differenziertes Bild. Jedoch bestatigt er bis auf den Kurs in Wiirzburg die Vermutung, dass die relativen Anteile an potenziellen Grundem in den Samples der Teilnehmer deutlich uber den Samples der Kontrollgruppe liegen (vgl. Abb. 7.3). Ein Vergleich zwischen Gruppen der Teilnehmer und der Campusbefragung bietet sich am Standort Wiirzburg ohnehin nicht an, da aufgrund der sehr geringen Fallzahl der Teilnehmer des Seminars kaum representative Ergebnisse zu erwarten sind. Dennoch zeigt sich gerade bei der geringen Fallzahl sehr deutlich ein nur geringes Interesse an einer selbstandigen Tatigkeit (6 von 15 Teilnehmem). Abb. 7.3: Anteile der potenziellen Griinder im Vergleich 90 %
)%
00
70 % 60% 50 % 40 %
H
v«
1f
1^
1
•h
Potenzieile Griinder in %) der Befragten
^ o
^
• Teilnehmer der Veranstaltungen (nj • Studierende der Campusbefragung (ohne Lehramtskandidaten) (nj)
30 % 20 % 10% 0%. Jena (n,= 43) (112=807)
Weimar (n, = 34) (n,= 389)
Quelle: Eigene Erhebungen
Regensburg (n, = 87) (n2= 1.200)
Wurzburg (n, = 15) (02=1.264)
2003.
Die bereits in Kapitel 6 anhand der Campusbefragung fiir den Standort Weimar festgestellte hohe Griindungsneigung wird von den Kursteilnehmern bestatigt: 30 der 34 Teilnehmer sehen in einer selbstandigen Tatigkeit eine berufliche Alternative. Fur die Universitaten Jena und Regensburg lassen sich wiederum strukturelle Ahnlichkeiten
178
Griindungsspezifische Qualifizierung von Kursteilnehmem
erkennen, auch wenn die Motive an der Teilnahme fur die jeweiligen Kurse sehr unterschiedlich sind. Wie die Anteile der potenziellen Griinder in der Campusbefragung liegen auch die Anteile bei den Kursteilnehmem fiir diese beiden Standorte auf ahnlichem Niveau (mit ca. 61 % und 64 % der Befragten). Aus dem Kontrast zwischen den Teilnehmem und den Studierenden der Kontrollgruppe lasst sich das Ergebnis ableiten, dass ein hoherer Anteil an potenziellen Griindem (ohne jegliche konkrete Griindungsabsicht) bei den Kursteilnehmem darauf zuruckzuftihren ist, dass sich diese Personen bereits bei der Auswahl des Kurses mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Ihr Interesse ftir das Thema ist vergleichsweise hoch (im Vergleich zu Studierenden anderer Studienfacher), was die individuelle Uberlegung uber eine selbstandige Tatigkeit mit einschliefien kann. \ Bei einer Betrachtung der potenziellen Grunder, die bereits eine konkre^ Griindungsabsicht bzw. eine Idee haben, zeigt ein Vergleich zwischen Teilnehmem und Studierenden ein generell (bis auf Weimar) umgekehrtes Bild (vgl. Tab. 7.3). Tab. 7.3: Griindungsabsichten und (werdende) Griindungen im Vergleich In % der Befragten
Potenzielle Grunder mit Griindungsabsichten - unter den Teilnehmem
Jena
Weimar
Regensburg
Wiirzburg
(n, = 43)
(n, = 34)
(n, = 87)
(n,= 15)
(n2=807)
(n2=389)
(n2= 1.200)
(n2= 1.264)
7,0%
29,4 %
8,0 %
(6,7 %)
13,1 %
13,6 %
12,2 %
10,1 %
- unter den Teilnehmem
2,3%
17,6 %
8,0 %
(6,7 %)
- unter den Studierenden allg.
1,1%
3,3%
2,2%
1,0%
- unter den Studierenden allg. (werdende) Griinder
Ui = Untersuchungssample Kursteilnehmer n2 = Untersuchungssample Campuserhebung Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Insbesondere in Jena und Regensburg liegen die Anteile der Teilnehmer mit konkreten Griindungsabsichten unter dem Wert der Angaben der Studierenden iiber alle Facher. Dieser niedrige Wert (8 %) in Regensburg ist gegensatzlich zu den Angaben der Motivation eines Besuches der Veranstaltung, wonach 24 % der Teilnehmer den Kurs besuchen, weil sie sich eine Anleitung fiir ein eigenes Griindungsprojekt erhoffen. Erklaren lasst sich dieses Missverhaltnis damit, dass der Kurs von 24 % der Teil-
Griindungsneigung und Motivation
179
nehmer unter anderem auch deshalb besucht wird, um basierend auf einer grundsatzlichen Grundungsbereitschaft ein eigenes Grundungsvorhaben entwickeln zu konnen. Im Hinblick auf die Probanden, die zum Erhebungszeitpunkt eine Griindung realisieren Oder diese bereits realisiert haben, zeigen sich wiederum hohere Werte. Diese soUten jedoch aufgrund der geringen Fallzahlen bei einem Vergleich mit der KontroUgruppe nichttiberbewertetwerden (je ein Grunder in Jena und Wurzburg). An zwei Messpunkten hinsichtlich der Entwicklung und Konkretisierung von Grundungsvorhaben ergeben sich somit deutlich hohere Werte bei den Teilnehmem: Die Teilnehmer weisen einen hoheren Sensibilisierungsgrad als die Probanden der Campusbefragung auf und der Anteil der (werdenden) Grunder am jeweiligen Sample ist hoher. Aufgrund der Tatsache, dass die Erhebung zu Beginn der Veranstaltung durchgefuhrt wurde, kann ein Einfluss, der von der Veranstaltung auf die Teilnehmer ausgeht, ausgeschlossen werden. Da in Weimar (6) und in Regensburg (7) (werdende) Grunder an den Veranstaltungen teilnehmen und diesen Status auch bereits zu Beginn der Veranstaltung besitzen, erhoffen sie sich durch die Veranstaltung konkrete Hilfestellung fiir ihre Griindung. Inwieweit sich die Grundungsabsichten durch die Teilnahme einer Veranstaltung verandem, kann bedingt durch die hohen Abbrecherquoten nur vermutet werden: Unter den verbHebenen Teilnehmem in Jena (5 Abbrecher) sinkt der Anteil der potenziellen Grunder mit Grundungsabsicht von anfanglich drei auf nur noch eine Person, wahrend der Anteil in Regensburg (bei 17 Abbrechem) von anfanglich sieben Teilnehmem mit Grundungsabsicht sogar um einen weiteren Teilnehmer auf acht Personen ansteigt. Ob das Ergebnis in Jena auf einen tatsachlichen Ruckgang der Grundungsabsichten durch den Einfluss des Seminars zurtickzuftihren ist, oder ob der Riickgang der Anteile von den Abbrechem vemrsacht wird, ist nicht eindeutig zu klaren. Eine Berechnung der Absichtsquoten (Relation der potenziellen Griinder zu potenziellen Grundem mit konkreter Absicht) zeigt, dass bei einem hohen Wert an potenziellen GrUndem in Jena und Regensburg (uber 60 % aller Befragten) in den Veranstaltungen insbesondere im Vergleich zu den Studierenden der Campusbefragung wenig Probanden auftreten, die ihre Griindungsneigung bereits konkretisieren konnen (vgl. Tab. 7.4 und Tab. 6.8). In Jena sind dies nur 3 von 26 (11,5 %), in Regensburg 7 von 56 (12,5 %) potenziellen Grundem.
Grundungssoezifische Oualifizierune von Kursteilnehmem
180 Tab. 7.4: Absichtsquoten
im Vergleich Jena
Weimar
Regensburg
Wurzburg
Absichtsquote Teilnehmer
11,5%
33,3 %
12,5 %
(16,7 %)
Absichtsquote Campusbefragung
31,6%
25,1 %
27,9 %
23,2 %
Quelle: Eigene Erhebungen 2003.
Lediglich innerhalb der Veranstaltung in Weimar kann jeder dritte potenzielle Griinder seine Absichten auch bereits konkretisieren. Die sehr kleinen Fallzahlen aus der Veranstaltung in Wurzburg werden als Absichtsquote nicht weiter beriicksichtigt. Hier kann einer von sechs potenziellen Griindem eine konkrete Grtindungsabsicht formulieren. Die Untersuchung, ob ein Zusammenhang zwischen der Griindungsneigung bzw. dem Grundungsengagement und der Bekanntschaft von Untemehmensgriindem im Bekanntenkreis und Untemehmem in der Familie besteht, kann hier eher nicht bestatigt werden. Der deutlichste Zusanmienhang wird im Sample der Kursteilnehmer in Weimar zwischen den (werdenden) Grundungen und der Bekanntschaft von Untemehmensgriindem im Bekannten- und Freundeskreis deutlich. Ein Zusammenhang zwischen tatigen Untemehmem in der Familie und der Griindungsneigung oder dem Grundungsengagement kann weder an einem Einzelstandort noch bei einer Gesamtbetrachtung der Probanden bestatigt werden. 7.1.4 Exkurs: Qualifiziemng von wissenschaftlichen Mitarbeitem Die Ergebnisse aus der Seminarreihe „Wirtschaftliche Verwertung von Innovationen", die sich ausschlieBlich an wissenschaftliche Mitarbeiter der Universitat Wurzburg richtet, konnen aufgmnd der sehr geringen Fallzahlen (mit 11 Teilnehmem) nicht ubertragen oder als allgemeingultig verwertet werden. Sie soUen lediglich fUr diesen noch nahezu unerforschten Bereich der wissenschaftlichen Mitarbeiter als potenzielle Griinder erste Tendenzen und Richtungen aufzeigen, an die zielgmppenspezifische Ansatze gekniipft werden k5nnten.
Grtindungsneigung und Motivation
181
Die Ergebnisse hinsichtlich der Grtindungsneigung und der (werdenden) Griindungen ergeben ein sehr gegensatzliches Bild. Wahrend fur alle Befragten eine selbstandige Tatigkeit als berufliche Alternative erwogen wird, gibt es unter diesen potenziellen Griindem keiner, der bereits konkrete Grundungsabsichten entwickelt hat oder sich gar im Griindungsprozess befindet. Obwohl dieses Ergebnis mit einer Absichtsquote von 0 % sehr deutliche Gegensatze widerspiegelt, lasst es sich dennoch mit vorausgegangenen Uberlegungen in Verbindung bringen. Das Motiv der Teilnahme aufgrund von Studienleistungen ist fiir diese Zielgruppe nicht existent, Interesse an der Thematik kann somit mindestens als Motiv fur den Besuch der Seminarreihe vorausgesetzt werden. ZusStzlich hat die Tatsache, dass die Teilnehmer insbesondere aus naturwissenschaftlichen Fachem stammen, die Initiatoren im Vorfeld der Veranstaltung vor eine wichtige Herausforderung gestellt, namlich die anvisierte Zielgruppe iiber Multiplikatoren in den einzelnen FMchem zu erreichen und anzusprechen. Aufgrund der Tatsache, dass sich die ohnehin schon geringe Teilnehmerzahl auf sehr unterschiedliche Facher aufteilt, ist der Besuch oftmals auf personlichen Einzelinitiativen aus der Biologic, Chemie, Physik etc. zuruckzufuhren. Die Motivation kann nur mit einem sehr hohen individuellen Interesse an der Grtindungsthematik begrundet werden. Ein langsames Umdenken an den Hochschulen und erst in jungster Zeit entstandene Signale in Richtung eines Interesses zur Verwertung von Erfindungen (z.B. die Anderung des § 42 Arbeitnehmererfindergesetz, initiierte Veranstaltungen der Grundungsausbildung explizit fiir wissenschaftliche Angestellte) kommen bislang hochstens in Formen der Sensibilisierung zum Ausdruck. Der Studie von Isfan/Moog/ Backes-Gellner (2005: 358) zufolge sind die Griindungsbereitschaft und die konkreten Grundungsabsichten unter wissenschaftlichen Mitarbeitem immer noch relativ gering. Nur 15 % der Befragten dieser Untersuchung zeigen eine deutliche Praferenz zu einer selbstandigen Tatigkeit nach der Promotion bzw. der Habilitation. Dieses Ergebnis und ein langsam voranschreitender Prozess an den Hochschulen konnen die nur wenig entwickelten Grundungsabsichten und realisierten Griindungen bei den wissenschaftlichen Mitarbeitem erklaren. So wie die Grundungsabsichten auch bei den studentischen Teilnehmem noch sehr gering sind, ist zu erwarten, dass sich konkrete Absichten unter den wissenschaftlichen Angestellten erst wahrend oder gar nach dem Besuch der Veranstaltung durch einen Prozess der personlichen Aus-
182
Grlindungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
einandersetzung mit den Chancen und Verwertungsmoglichkeiten innerhalb des individuellen Forschungsfeldes entwickeln. Inwieweit diese Befragungsgruppe auch unterschiedliche Bediirfnisse im Vergleich zu den studentischen Teilnehmergruppen aufweist, ist Bestandteil des folgenden Abschnitts. 7.2 Kursrelevante Bediirfnisse der Teilnehmer Welche relevanten Inhalte mit welchen Methoden in Entrepreneurship-Veranstaltungen veraiittelt werden und sinnvoUerweise werden sollten, thematisieren zahlreiche Studien aus Sicht der Hochschullehrer und Dozenten (vgl. u.a. Block/Stumpf 1992; Hills 1988; Kiesner 1990; Klandt/Koch/Knaup 2005; Schmude/Uebelacker 2002; Solomon/Duffy/ Tarabishy 2002; Vesper/Gartner 1997). Hills (2004: 292) erachtet es fur notwendig, die Einschatzungen aus Sicht der Anbieterseite den Bediirfnissen der Nachfrageseite, den Teilnehmem der Veranstaltungen, gegeniiberzustellen und dementsprechend anzupassen. Derartige Studien, die explizit die Nachfrageseite und ihre Bediirfnisse in bestimmten Kursen beriicksichtigen, existieren nur vereinzelt fiir den deutschsprachigen Raum (vgl. Price/Allen/Monroe 1994; Sexton/Bowman-Upton 1988 und 1987; Voigt 2004). Diese Untersuchungenrichtenjedoch den Blick nur auf jeweils eine Universitat bzw. eine Veranstaltung. Eine komparativ angelegte Analyse fiir mehrere, in sich unterschiedliche Hochschulen und Hochschulregionen ist fiir diesen Bereich bislang nicht vorgenommen worden. 7.2.1 Erwunschte Inhalte in Veranstaltungen Um somit die Bediirfnisse von den Teilnehmem zu erfassen, wurden diese zu Beginn der jeweiligen Veranstaltungen aufgefordert, die Inhalte und Fahigkeiten frei zu benennen, die ihnen in Bezug auf berufliche Selbstandigkeit und UnternehmensgrUndung sinnvoUerweise veraiittelt werden sollten. Hierbei konnen fiir alle Teilnehmer gleiche Bedingungen vorausgesetzt werden. Da die Erhebungen am jeweils ersten Veranstaltungstag stattfanden, ist sichergestelh, dass bislang kein kursrelevantes Wissen veraiittelt wurde, welches die Nennungen bereits beeinflussen wiirde. Die vielfaltigen Nennungen zu den erwiinschten Inhalten sind in zehn Kategorien zusammengefasst und beinhalten neben dem sachlich-fachlichen Wissen auch Sozialund Methodenkompetenzen (vgl. Tab. 7.5).
183
Kursrelevante Bedurfnisse der Teilnehmer
Tab. 7.5: ErwUnschte Inhalte in Veranstaltungen In % der befragten Teilnehmer,
Jena
Weimar
Regensburg
Wiirzburg
(n = 43)
(n = 34)
(n = 87)
(n=15)
Vermittlung von Rechtsgrundlagen, Rechtsberatung
28%
53%
32%
7%
Betriebswirtschaftliche Kenntnisse (Steuem, Marketing, Produktion) Fordermoglichkeiten, Finanzierungsmodelle Risikobewertung und -einschatzung Businessplan-Erstellung, Branchen- und Marktkenntnisse Vorgehensweise und Umsetzung des Planungs- und Grundungsprozesses Soft Skills: Personalfiihrung, Rhetorik, Problemlosungskompetenz Motivierung zur Grundung, Starkung Selbstvertrauen Erfahrungsberichte von Untemehmensgriindem Einbindung in Netzwerke, Kontaktvermittlung
26%
53%
15%
20%
30%
18%
32%
7%
37%
9%
30%
0%
21%
24%
23%
27%
28%
15%
22%
0%
21%
15%
36%
20%
12%
12%
8%
0%
7%
6%
12%
0%
7%
18%
9%
13%
freie Nennungen
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Bel den Ergebnissen kommen insbesondere die Unterschiede in der fachlichen Ausrichtung sowie der Verortung der Veranstaltungen zum Ausdruck. Dass die drei Veranstaltungen in Jena, Regensburg und Wiirzburg innerhalb der Betriebswirtschaftslehre und die Veranstaltung in Weimar innerhalb der Medienfakultat angeboten werden, spiegelt sich in den Bediirfnissen der Studierenden wider. Wahrend die Kursteilnehmer aus der Betriebswirtschaftslehre ein relativ geringes Interesse an rechtlichen und kaufmannischen Grundlagen aufweisen, fragt hingegen uber die Halfte der Teilnehmer in Weimar diese Kompetenz nach. Begriinden lasst sich das Ergebnis damit, dass diese Bedtirfnisse bei Studierenden in nicht-betriebswirtschaftlichen Fachem starker ausgepragt sind und gleichzeitig diese Nachfrage nur schwerlich befriedigt werden kann, da an der Universitat Weimar weder eine juristische noch eine wirtschaftswissenschaftliche Fakultat existiert. Im Gegensatz dazu fragen Studierende in Weimar vergleichsweise selten Risikoeinschatzung bzw. -bewertung sowie Sozialkompetenzen, sog. Soft Skills, nach. Die
184
Grundungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
Ursache hierfiir lasst sich eventuell auf die GroBe der Universitat zurtickfiihren. An der Bauhaus Universitat Weimar werden nur vier Studiengange angeboten mit einer insgesamttiberschaubarenAnzahl an Studierenden. Aufgrund einer vergleichsweise hohen Bewertung des Netzwerkgedankens unter den Kursteilnehmem ist anzunehmen, dass sich das universitare Umfeld und der Umgang miteinander personhcher gestalten. Kontakte und Gesprache mit relevanten Stellen werden leichter hergestellt, und Sozialkompetenzen dadurch begleitend trainiert. Obwohl das Sample der Veranstaltung in Wurzburg sehr geringe Fallzahlen aufweist, fallen dennoch die Haufigkeiten der Nennungen im Vergleich zu den anderen Standorten sehr gering aus, einige Bereiche werden gar nicht benannt (Risikobewertung, Vorgehensweise im Planungs- und Grundungsprozess, Motivierung zur Grundung und Erfahrungsberichte von Griindem). Dieses Ergebnis erklart sich bereits mit der Motivation der Teilnahme, da 80 % der Studierenden den Kurs mit dem Ziel besuchen, Studienleistungen zu erwerben. Gerade jene Inhalte und Fahigkeiten, die von den Teilnehmem nicht genannt werden, spielen insbesondere bei konkreteren Griindungsvorhaben eine RoUe (z.B. Vorgehensweise im Grundungsprozess oder Risikobewertung). Dies verdeutlicht, dass sich ein GroBteil der Teilnehmer in Wurzburg nicht oder nur kaum mit der Thematik Entrepreneurship auseinandergesetzt hat. Voigt (2004: 25) ermittelt in ihrer Studie an der TU Ilmenau sehr gegensatzliche Ergebnisse. Hier stehen bei den Erwartungen der Studierenden Erfahrungsberichte von Griindem an erster Stelle (50 % der Befragten), gefolgt von Kompetenzen wie Rhetorik und Kommunikation (48 %), Prasentationstraining (46 %) und Ideenfindung (41 %). Betriebswirtschaftliches Wissen und rechtUche Grundlagen wie Patentrecht stehen bei ca. 32 % der Befragten demgegeniiber hinten an. Der deutlich hohere Anteil an Nennungen in dieser Studie liegt darin begriindet, dass die Themenbereiche bzw. die Inhalte bei der Befragung vorgegeben waren und die Studierende die Antwortkategorien nicht selber generieren mussten. Eine Betrachtung der Veranstaltung fur wissenschaftliche Mitarbeiter ergibt im Gegensatz zu den vier untersuchten Veranstaltungen mit Studierenden ein sehr klar abgrenzbares und erklarbares Bild der erwunschten Inhalte und Fahigkeiten. Diese lassen sich in zwei Kategorien unterteilen. Der eine Bereich beinhaltet haufig erwunschte und nachgefragte Inhalte, wahrend der andere Bereich Inhalte enthalt, die nur wenig oder gar nicht nachgefragt werden. Mindestens 7 von den 11 Teilnehmem fragen die ersten fUnf Kategorien der Tab. 7.5 (Recht, BWL, Finanziemngsmoglichkeiten, Risikoein-
Kursrelevante Bediirfnisse der Teilnehmer
185
schatzung, Businessplanerstellung) sowie die Vermittlung in Netzwerke nach. Sie beschreiben damit die sehr konkreten, eher „handfesten" erlembaren GroBen fur eine Grundung, wahrend die vier Kategorien Soft Skills, Vorgehensweise im Grundungsprozess, Motivierung zur Grundung sowie Erfahrungsberichte von Griindem von jeweils nur zwei oder weniger Teilnehmem genannt werden. Dass diese Kategorien kaum oder gar nicht nachgefragt werden, lasst sich eventuell darauf zuriickfuhren, dass mit einem hoheren Alter und gewissen (beruflichen wie personlichen) Erfahrungen ein deutlich hoheres Ma6 an selbstandigem Handeln und einer besseren individuellen Einschatzung vorausgesetzt werden kann. Eine Motivierung und Starkung des Selbstvertrauens fur den Schritt in die Selbstandigkeit wird von dieser Zielgruppe als nicht relevant erachtet. Zu den erwunschten Inhalten werden demgemaB auch unterschiedliche Methoden zur Umsetzung in den Kursen nachgefragt. Hierbei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Teilnehmem an den verschiedenen Standorten. 7.2.2 Erwunschte Veranstaltungsform In Kap. 3.2.2 wird anhand der Uberlegungen zur methodisch sinnvoUen Kursgestaltung herausgearbeitet, dass neben den traditionellen Lehr-Lemarrangements fiir die Vermittlung und Aneignung der Methoden- und Sozialkompetenzen andere Ansatze herangezogen werden miissen. Der Einsatz von Gastrednern in einem didaktisch sinnvollen Rahmen oder Gestaltungsansatze fiir handlungsorientiertes Lemen in Form von Fallstudien, RoUen- und Planspielen oder komplett eigenen Projekten (z.B. 5-Euro-Business-Wettbewerb) fordem selbst gesteuertes Lernen durch die Teilnehmer. Diese in der Wirtschafts- und Grundungspadagogik diskutierten Ansatze werden zumindest teilweise auch von den Teilnehmem der Veranstaltungen frei genannt und dementsprechend nachgefragt bzw. fiir die Ausbildung gefordert. Im Gegensatz dazu treten traditionelle Lehrmethoden wie die klassische Vorlesung bei den Praferenzen aus Sicht der Studierenden fur Entrepreneurship-Veranstaltungen deutlich in den Hintergmnd. Fiir die Teilnehmer der Vorlesung mit Ubung in Regensburg stellen Vortrage von Untemehmensgriindem die am starksten gewiinschte Ausbildungsform dar. Idealerweise wiinschen sich die Studierenden, dass die Vortrage der Griinder anschUeBend als Fallstudie im Seminar oder in einer Ubung nachbearbeitet werden (vgl. Abb. 7.4).
186
Griindungsspezifische Qualifizierung von Kursteilnehmem
Dass die Einschatzungen zu den erwiinschten Veranstaltungsformen zu Beginn der Veranstaltung erfragt wurden, gewahrleistet weitestgehend unvoreingenommene Einschatzungen der Teilnehmer, die nicht bereits durch die besuchte Veranstaltungsfonn beeinflusst sind. Ein geringer Einfluss allein durch die Entscheidung fur die TeilnaHme an einer derartigen Veranstaltung ist dennoch auch im Vorfeld nicht vollstandig auszuschlieBen. Abb. 7.4: ErwUnschte Veranstaltungsfonn der Teilnehmer in Regensburg Mehrfachnennungen moglich; in % der Befragten Voftrajire von Unternehmensgriindern
•••^•l i H H H
Fach-Vorlesungen
^^^^^|
Seminare/
i^^^^^
Ubungen
pHIHI
^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^ H 60,9
H 13,8 % |40,2 %
Workshops/ IHHHHI Fallstudienbearbeitung p H H I i l Planspiele/ Wettbewerbe
LBBHBH H H I H
1
23,0«1,
9,2 %
Exkursionen/ ••j BetriebsbesichtigungenlH ''»** ^" "
^^
0%
10%
20%
30%
40%.
50%
60%
70%
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Sowohl in Jena als auch in Weimar liegt der Schwerpunkt der nachgefragten Veranstaltungsfonn nicht auf den Vortragen von Untemehmensgriindem, sondem auf der Form des Seminars oder einer Ubung. Auch in diesen beiden Kursen legen nur wenige der Teilnehmer (ca. jeder fiinfte) Wert auf die traditionelle Veranstaltungsfonn der Vorlesung. Einen hoheren Stellenwert als in Regensburg messen die Teilnehmer in Thtiringen dem Workshop oder der Fallstudienbearbeitung bei, in Jena fragen diese Form iiber 44 % der Teilnehmer nach. Die beiden Veranstaltungen sind in Abb. 7.5 aufgrund ahnlich hoher Fallzahlen fUr eine bessere Vergleichbarkeit gemeinsam dargestellt. Der Standort Wurzburg wird aufgrund der ohnehin sehr geringen Fallzahlen und sehr wenigen Nennungen hinsichtlich einer praferierten Veranstaltungsfonn in dieser Auswertung nicht berucksichtigt.
Kursrelevante Bediirfnisse der Teilnehmer
187
Abb. 7.5: ErwUnschte Veranstaltungsform der Teilnehmer in Jena und Weimar Mehrfachnennungen moglich Vortrage von Unternehmensgriindern
^^^^^| ^B^BHB
Fach-Vorlesungen
^ ^ ^ | H
Seminare/ iJbungen
^^^^^H Hffl^^H
Workshops/
I
H
H
|32,4%
B62,8% [|||44,2
I
Fallstudienbearbeitung • H H H H Planspielc/ Wettbewerbe
^ ^ ^ H ^^H59
HI '^'^%
70,6 /o
|32,4% 3%
%
Exkursionen/ [0% BetriebsbesichtigungenHH 2,9 % 0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
• I Nennungen der Teilnehmer in jena (n = 43) I
Nennungen der Teilnehmer in Weimar (n = 34)
Quelle: Eigene Erhebung 2003.
Wahrend bei den erwiinschten Inhalten sehr deutliche Unterschiede zwischen den in verschiedenen Fakultaten verorteten Kursen in Jena und Weimar auftreten, werden bei der nachgefragten Veranstaltungsform weniger auffallige Diskrepanzen offensichtlich. Hier ist zumindest fur einige Nennungen eine ahnliche Struktur erkennbar. Weiterhin wird bei den offenen Nennungen der Teilnehmer ftir alle Standorte deutlich, dass sehr viel Wert auf Gruppenarbeit und den kontinuierlichen Dialog zwischen Dozent und Student gelegt wird. Eine derartige erwtinschte Umsetzung korreliert mit einem der wesentlichen grUndungspadagogischen Anliegen handlungsorientierten Lemens, Kooperations- und Kommunikationsprozesse sowohl zwischen Lehrenden und Lemenden als auch unter den Lernenden selbst zu fordern. Eine weitere Moglichkeit, einzelne Praferenzen fur eine Entrepreneurship-Veranstaltung aus Einschatzung der Teilnehmer zu erhalten, stellt das Verfahren der Conjoint-Analyse dar. 7.2.3 Kurspraferenzen anhand einer Conjoint-Analyse Die Conjoint-Analyse ist ein Verfahren aus dem Bereich der Marktforschung zur Ermittlung der Praferenzen von Konsumenten fur bestinmite Produkte, die gewisse
188
Grundungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
Produktmerkmale aufweisen. Fur die Gestaltung eines Produktes ist es relevant, welchen Beitrag die einzelnen Komponenten zum Gesamtnutzen des Produktes oder Objektes beitragen. Auf Basis empirisch erhobener Gesamtnutzenwerte wird der Beitrag der einzelnen Komponenten (Teilnutzenwerte) additiv zum Gesamtnutzen ermittelt. Anhand dieser Methode lasst sich ein neues Produkt nach den Bediirfnissen der Nachfragenden bzw. des Marktes gestalten. Der erste Beitrag zur Anwendbarkeit der Conjoint-Analyse auf das Konsumentenverhalten wird von Green und Rao im Jahre 1971 veroffentlicht, andere Autoren entwickeln und erweitem bald die urspriingliche Anwendung auf neue Bereiche (vgl. u.a. Green/CarmoneAVind 1972; Johnson 1974). Die bekanntesten Anwendungen in Wissenschaft und Praxis befassen sich mit Kaufentscheidungen komplexer Produkte, wie zum Beispiel in der Automobilbranche. Die Methode wird in jungster Zeit auch ftir Problemstellungen im Bereich der Erwachsenenbildung und der Gestaltung von universitaren Lehrkonzepten bereits mehrfach herangezogen und angewendet (vgl. u.a. Howard/Sobol 2004; Katzenstein/Kavil/Mummalaneni/Dubas 1994; Taylor/Humphreys/Singley/Hunter 2004; Wilhelm 2004). Fur den Bereich der Griindungsausbildung findet die Methode erstmals zur Ermittlung der Praferenzen von Studierenden bezuglich ausgewahlter Merkmale von Entrepreneurship-Veranstaltungen ihre Anwendung (vgl. Bau/ Wagner/Steiner/Baumgartner 2005). Fiir diese Studie wurden vier Merkmale mit jeweils drei Merkmalsauspragungen festgelegt, welche die wichtigsten Gestaltungsmoglichkeiten ftir das Design von Entrepreneurship-Lehrangeboten beinhalten. Zu diesen Merkmalen zahlen die inhaltliche Ausrichtung des Kurses (fachspezifisches Entrepreneurship-Wissen; praxisorientierte Anleitung zur Umsetzung; Forderung untemehmerischer Kompetenzen), die Teilnehmerzahl (bis 20; 21 bis 50; tiber 50 Teilnehmer), die zeitliche Struktur der Veranstaltung (2^sttindiger Semesterbetrieb; Blockveranstaltung wahrend des Semesters, Blockveranstaltung in vorlesungsfreier Zeit) sowie der Veranstaltungstyp (regulare Vorlesung; Vortragsreihe mit Gastrednern; Seminar/Planspiel). Die Teilnehmer der Untersuchung stellen eine Teilmenge des bereits dargestellten Untersuchungssamples in Regensburg dar. In der Vorlesung mit Ubung „Entrepreneurship: Grtindungs- und Wachstumsmanagement" nahmen von den anfanglich 87 befrag-
Kursrelevante Bediirfnisse der Teilnehmer
189
ten Teilnehmem der ersten Teilnehmerbefragung noch 67 Studierende an der Studie zu Produktpraferenzen teil. Da die individuellen Teilnutzenwerte eine sehr ausgepragte Heterogenitat aufweisen, werden segmentspezifische Analysen durchgefuhrt, woraus sich eine Segment-Losung mit fiinf heterogenen Segmenten ergibt. Die gebildeten Segmente beruhen auf den Praferenzen der Studierenden hinsichtlich der vorgelegten Merkmalsauspragungen und beriicksichtigen dabei keine soziodemographischen oder personlichen Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Grundungsabsicht bzw. bereits realisierte Grtindung. Bin moglicher Zusammenhang zwischen den ordinalen Variablen „Bereits Untemehmen gegrtindet" und „Griindungsvorhaben vorhanden" wurde anhand der Kontingenzanalyse, die metrischen Variablen „Alter" und „Semesterzahl" wurden anhand der Diskriminanzanalyse untersucht. Dabei ergaben sich keine signifikanten Zusammenhange zwischen der Segmentzugehorigkeit und den Hintergrundvariablen. Die Ergebnisse der Conjoint-Analyse zeigen, dass sehr deutliche Unterschiede in den Praferenzstrukturen der Studierenden bezuglich bestimmter Eigenschaften von Lehrveranstaltungen existieren, die in den sehr unterschiedlichen Segmenten zum Ausdruck kommen (vgl. Tab. 7.6). Diese Unterschiede konnen primar fiir die Attribute des Veranstaltungstyps sowie fiir die zeitliche Struktur des Kurses identifiziert werden. Nur wenige unterschiedliche Praferenzen ergeben sich hinsichtlich der KlassengroBe sowie der inhaltlichen Ausrichtung des Kurses. Teilnehmerzahlen von Uber 50 Personen werden in alien Segmenten abgelehnt. HinsichtUch der Inhalte des Kurses hat der GroBteil der Befragten keine klare Praferenz, ledigUch 12 der 65 Befragten, die ein Segment bilden, weisen eine deutliche Praferenz zu fachspezifischem Entrepreneurship-Wissen auf. Auffallend ist hierbei, dass nicht nur keine signifikanten Teilnutzenwerte fiir das Attribut der inhaltlichen Grundausrichtung eines Kurses zu Tage treten, sondem auch bei einer aggregierten Betrachtung das Merkmal der Inhalte die geringste relative Wichtigkeit erhalt. Diese beiden Resultate lassen die Vermutung zu, dass die Studierenden offensichtlich mit der Beurteilung der Inhalte iiberfordert sind. Die Teilnehmer haben moglicherweise vor der untersuchten Lehrveranstaltung aufgrund des geringen Lehrangebots noch keine vergleichbare Veranstaltung besucht und konnen folglich die inhaltlichen Merkmalsauspragungen eines Kurses nur schwer beurteilen.
190
Grlindungsspezifische Qualifizierung von Kursteilnehmem
Tab. 7.6: Segmentspezifische
Teilnutzenwerte Aggreg.
Segment 1 Segment2 Segments Segment4 Segments Losung Anzahl der Befragten in jedem Segment
26
12
12
11
4
65
Merkmalsauspragungen Veranstaltungstyp (Referenzkategorie: reguldre Vorlesung) Seminar
1.296***
Gastvortrage
-0.950***
-0.528 -0.973**
-0.190 1.691***
2.636***
-1.249**
0.754***
0.271
-4.750*** -0.492**
Zeitliche Struktur (Referenzkategorie: 2-4stundiger Semesterbetrieb) Blockveranstaltung wahrend des Semesters
-0.244
-1.583***
0.475
1.846***
0.249
0.026
Blockveranstaltung in vorlesungsfreier Zeit
0.857***
-1.832***
0.866*
0.057
1.500***
0.267
Klassengrofie (Referenzkategorie: bis 20 Teilnehmer) 20 bis 50 Teilnehmer -1.935*** -1.056**
0.217
0.151
-0.501
-0.933***
-2.143***
-1.880***
-1.499*** -2.867***
mehr als 50 Teilnehmer
-3.409*** -3.777***
Inhalte (Referenzkategorie: fachspezifisches Entrepreneurship-Wissen) Praxisorientierte Anleitung zur Umsetzung
0.346
-0.972**
-0.498
-0.788*
-0.748*
-0.313
-0.463
-1.278***
0.833
-0.395
0.251
-0.318
Forderung untemehmerischer Kompetenzen
*** (**, *) signifikant auf 1 %-(5 %-, 10 %-)Niveau Quelle: Bau/Wagner/Steiner/Baumgartner 2005:18.
Bei den Attributen des Veranstaltungstyps und der zeitlichen Struktur werden hingegen die Unterschiede zwischen den gebildeten Segmenten deutlich. 37 der 65 Befragten bevorzugen Seminare (zwei Segmente). Noch deutlicher lehnen 42 Befragte (drei Segmente) Vortragsreihen mit Gastrednem ab, wahrend nur 12 Befragte (ein Segment)
Kursrelevante Bedurfnisse der Teilnehmer
__^
19i
diese Form bevorzugen. Ebenso weisen beziiglich der traditionellen Vorlesung nur 4 Befragte eine deutliche Praferenz daftir auf (ein Segment). Auch die zeitliche Ausrichtung wird von den Befragten heterogen bewertet. 12 Befragte bevorzugen den gewohnten Semesterbetrieb (ein Segment), 11 Befragte Blockveranstaltungen wahrend des Semesters (ein Segment). Mit 42 Befragten (drei Segmente) praferiert ein relativ groBer Teil Blockveranstaltungen in der vorlesungsfreien Zeit. Grundsatzlich lassen die Ergebnisse vermuten, dass diese eine sehr spezielle Beobachtung fiir den Bereich Entrepreneurship sind, da das Gebiet eine noch sehr junge Disziplin darstellt. Bei der Fokusgruppe handelt es sich mehrheitlich um Studierende aus der Betriebswirtschaftslehre. DemgemaB ist zu erwarten, dass die Ergebnisse in anderen Fachgebieten entsprechend unterschiedlich ausfallen. Hierbei ergibt sich weiterer Forschungsbedarf, indem die Praferenzen von Studierenden mehrerer, verschiedener Disziplinen verglichen werden. Der Forderung von Hills (2004: 292), die Bediirfnisse der Nachfrageseite, der Teilnehmer der Veranstaltungen, zu berticksichtigen, ist somit unbedingt Rechnung zu tragen. Gleichzeitig deutet das Ergebnis zur inhaltlichen Ausrichtung der Kurse jedoch auch an, dass eine Beurteilung, insbesondere von relevanten Inhalten, durch Studierende an gewisse Grenzen stoBt. Diese Beurteilungen sind den Einschatzungen der Anbieterseite, den Dozenten und Experten, gegenuberzustellen und entsprechend bei der Kurskonzeption - wenngleich nicht fiir alle inhaltlichen und methodischen Bereiche - zu berticksichtigen. Gleichzeitig hangt die Beurteilung einer Universitat oder eines Lehrstuhls tiber die optimale Veranstaltungskonzeption von Entrepreneurship-Kursen sowohl von den personellen und finanziellen Ressourcen als auch von der Anzahl interessierter Studierender fiir die Thematik ab. GemaB den vorhandenen Kapazitaten und der daraus resultierenden Entscheidung, wie viele Kurse mit welchem Design offeriert werden sollten, kann das Ergebnis einer Conjoint-Analyse Hilfestellung leisten. Existieren beispielsweise nur Ressourcen fiir eine anzubietende Veranstaltung an einem Lehrstuhl, sollten die Bediirfnisse des groBten Segments beriicksichtigt werden, ein Seminar als Blockveranstaltung wahrend der vorlesungsfreien Zeit mit weniger als 20 Teilnehmem abzuhalten. Verfiigt ein Dozent oder Lehrstuhl uber mehr Lehrkapazitat fur
192
Griindungsspezifische Oualifizierung von Kursteilnehmem
diesen Bereich, konnen mehr Bedurfnisse der Nachfragenden aus den jeweiligen Segmenten bei der Gestaltung der Veranstaltungen berucksichtigt werden.
8 Fazit und Ausblick Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse lasst sich festhalten, dass die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Grundungsneigung und das Grundungsengagement an Hochschulen infrastruktureller, personenbezogener und kontextbezogener Natur sein konnen. Jede untersuchte Hochschulregion kann einem bestimmten netzwerkbezogenen Akteurstypus zugeordnet werden. Die Hochschulregion Thiiringen - primar bedingt durch die EXIST-Forderung - weist dabei ein sehr stark hochschulbezogenes Netzwerk auf. Die jeweiHgen Aktivitaten wie Beratung, Coaching und Vermittlung werden von der Hochschule initiiert und nehmen dort neben den Lehrveranstaltungen einen hohen Stellenwert ein. Die Hochschulregion Wurzburg stellt demgegentiber einen sehr gegensatzlichen Typus dar. Die griindungsspezifischen Aktivitaten liegen hier auBerhalb der Hochschule verortet. Die Angebote werden primar von (senGd-)offentlichen Einrichtungen initiiert. Je nach Aktivitat werden diese in Kooperation untereinander innerhalb des (halb-)offentlichen Bereichs oder mit Akteuren an der Hochschule oder aus dem privatwirtschaftlichen Bereich durchgefuhrt. Beispiele hierfur sind initiierte Seminarreihen und Veranstaltungen, die in Kooperation mit der Hochschule, mit offentHchen Einrichtungen und privaten Gesellschaften stattfinden. Eine Kombination aus diesen sehr gegensatzlich ausgerichteten Netzwerkorganisationen stellt die Hochschulregion Regensburg dar, deren Akteure ihre Aktivitaten weder hochschulfem noch ausschUefilich hochschulfokussiert im Raum biindeln. Obwohl viele Aktivitaten von der Hochschule ausgehen, sind ebenso einige (halb-)offentliche Stellen und private Akteure in das Netzwerk eingebunden. 8.1 Ergebnisse der Einzelanalysen Im Folgenden werden zunachst die einzelanalytischen Befunde aus den Erhebungen der Angebots- und Nachfrageseite kurz zusammengefasst. Im Anschluss daran konnen durch eine ganzheitliche Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes die Ergebnisse aus mehreren Perspektiven verbunden und anhand einer Gegenuberstellung der verschiedenen Perspektiven Uberpriift werden.
194
Ergebnisse der Einzelanalvsen
Die auf breiter Basis abgefragten Aktivitaten, Angebote und Netzwerkverbindungen bei den Grtindungsprofessoren ergeben dabei grundlegende Einzelbefunde. Die Professoren stellen jene Leistungstrager dar, an die sowohl in Hinblick auf Quantitat als auch auf Qualitat hohe MaBstabe fur den Bereich akademischer Grundungausbildung angelegt werden. Die Ergebnisse hierzu ergeben, dass die Hochschullehrer vielfaltige Kontakte pflegen sowie eine Vielzahl an Lehrveranstaltungen anbieten. Im Durchschnitt besitzt jede Grundungsprofessur 4,2 Kontakte zu anderen Dozenten der Grundungsausbildung innerhalb der Hochschulregion. Davon existieren mehr Kontakte zu Personen an anderen regionalen Hochschulen (z.B. zwischen Universitat und Fachhochschule). AuBerhalb der eigenen Hochschule halt jede Grundungsprofessur durchschnittlich 2,4 Kontakte. In der Kegel beinhalten diese Kontakte mehr als nur den reinen Informationsaustausch. Lehrangebote werden wenigstens untereinander abgestimmt, eine gemeinsame Konzeption von Veranstaltungen stellt allerdings eher die Ausnahme dar. Die Professoren besitzen nicht nur Kontakte innerhalb des Hochschulbereiches, sondem ebenso in das regionale Umfeld. Sehr intensive Kontakte existieren dabei zu Untemehmen und Untemehmensgrundem, an zweiter Stelle stehen Technologie- und Griinderzentren. Eine sehr hohe regionale, unverzichtbare Bedeutung wird aus Sicht der Grtindungsprofessoren den Universitaten und Forschungseinrichtungen zugesprochen. Sie sind maBgeblich vor Ort an der Leistungserstellung beteiligt und fungieren als Ausbildungsstatte und Wissensgenerator. Bei der Ansprache der Zielgruppen fiir die Grundungsausbildung zeigt sich, dass sich die Veranstaltungen an der Fachhochschule an eine wesentlich interdisziplinarer angelegte Zielgruppe richten als jene an der Universitat. Dies gilt ebenso fiir die Kurse, die nicht innerhalb der Betriebswirtschaftslehre, sondem in anderen Disziplinen verortet sind. Demnach wird beispielsweise ein Kurs innerhalb der Ingenieurwissenschaften an der Fachhochschule wesentlich haufiger auch fiir Studierende aus anderen Fachern angeboten als dies fiir einen Kurs in der Betriebswirtschaftslehre an der Universitat zutrifft. Ein Vergleich der Quantitat der Lehrangebote im akademischen Jahr 2003/04 durch die Griindungsprofessuren ergibt, dass von einer Universitatsprofessur (7,4) wesentlich mehr griindungsspezifische Veranstaltungen angeboten werden als von einer Fachhochschulprofessur (3,4). In den meisten der von den Grtindungsprofessoren angebotenen Kursen steht sowohl an den Universitaten als auch an den Fachhochschulen die Vermittlung von Each-
Fazit und Ausblick
195
kompetenzen (betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen) an oberster Stelle. Auch wenn in den Kursen generell weniger Wert auf die Veraiittlung von Sozial- und Methodenkompetenzen gelegt wird, werden diese Inhalte (praxisorientierte, interdisziplinare Teamarbeit; F5rderung von untemehmerischer Kompetenz; Problemlosungskompetenzen) dennoch haufiger an den Fachhochschulen thematisiert. Auch die Vermittlung in regionale Netzwerke findet haufiger an Fachhochschulen statt und ISsst sich mit der hoheren Praxisorientierung der Dozenten und Professoren erklaren. Methodisch werden die Lehrveranstaltungen primar als traditionelle Vorlesungen durchgefuhrt, erst an zweiter Stelle stehen Seminare und weitere, starker interaktiv ausgerichtete Veranstaltungsforaien. Bei der Betrachtung der drei untersuchten Hochschulregionen wird deutlich, dass diese sehr individuelle, durch finanzielle Fordermittel beeinflusste Entwicklungspfade aufweisen. Zweifelsohne weist ein gefordertes Netzwerk hohe Ressourcen und Kapazitaten fur eine breit angelegte Offentlichkeitsarbeit und fiir ein umfassendes Lehrangebot auf („GanzheitUchkeit des Ansatzes")- Dies muss aber nicht gleichzeitig bedeuten, dass sich formalisierte und hierarchisch strukturierte Netzwerke in ihrer Funktionsweise effektiver gestalten. Ein raumlich zu groBes und zu stark formalisiertes Netzwerk weist prozessbezogene Schwachen auf und wird in seinen Aktivitaten und Entscheidungswegen eher gehemmt. Auch kann ein Dach-Konzept fur alle Standorte der Region bzw. eines Netzwerks lokal nicht mehr anwendbar sein, insbesondere wenn sich die einzelnen Standorte sehr heterogen gestalten. Der raumlichen Nahe („kompakte Ansiedlung der Akteure") wird dabei ein hoher Stellenwert eingeraumt, so wie personliche Kontakte und Vertrauen innerhalb der Netzwerkstrukturen von groBer Bedeutung sind. Als personenbezogene Starke lasst sich herausstellen, dass sich Schliisselpersonen sehr forderlich auf die Funktionsweise von Netzwerken auswirken. Sie besetzen Schamierfunktionen innerhalb des Netzes, verbinden auf diese Weise Akteure und sind zusatzhch in der Lage, regionsextemes Wissen „anzuzapfen" sowie regionsintem an den richtigen Positionen in den Kreislauf einzubringen und nutzbar zu machen. Unter der Voraussetzung, dass kein Konkurrenzdenken bei den einzelnen Akteuren in den Netzwerkstrukturen vorherrscht und dies nicht hemmend auf den Informationsfluss einwirkt, konnen auf regionaler Selbstorganisation basierende Netzwerke ebenso effektiv funktionieren. Schwachen, fehlende Kapazitaten und Engpasse konnen dabei gegenseitig kompensiert werden.
196
Ergebnisse der Einzelanalvsen
Als prozessbezogene Schwache zeigt sich, dass in selbst organisierten Netzwerken die interne Kommunikation nicht immer gewShrleistet ist, insbesondere weil keine iibergeordnete Institution als Netzwerkknotenpunkt Informationen sammelt und verteilt. Unterschiede in der Verortung des Schwerpunkts der Netzwerkaktivitaten zeigen sich dementsprechend auch in den jeweiligen anvisierten Zielgruppen. Wahrend ein stark hochschulorientiertes Netzwerk Potenziale sowohl aus dem studentischen als auch aus dem wissenschaftlichen Bereich ansprechen will, agieren Netzwerke mit ihrem zentralen Bereich im (semi-)6ffentlichen Bereich nicht nur eingeschrankt auf das akademische Potenzial. Unter Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern besitzen diese regionalen Akteure jedoch nur einen geringen Bekanntheitsgrad. Von Vorteil ist daher grundsatzlich eine ausgewogene Kombination zwischen einigen Hochschulakteuren, die ihre Aktivitaten in Reoperation mit (halb-)6ffentlichen Einrichtungen sowie privaten Untemehmen durchfiihren und gleichzeitig abstimmen. Eine Betrachtung der Studierenden und der Kursteilnehmer an denselben Universitaten fordert deutliche Unterschiede zu Tage, wahrend die untersuchten Standorte als Ganzes im Gegensatz dazu verstarkt Ahnlichkeiten aufweisen. Die Vorstellungen zu Untemehmertum aus Sicht der Studierenden der Campusbefragung sind insbesondere von der beruflichen Autonomic bzw. der Eigenverantwortlichkeit sowie von der Arbeitsbelastung gepragt. Bei den Kursteilnehmem hingegen treten neben diesen beiden Assoziationen mit nahezu gleichem BedeutungsmaB die personhche Entwicklung bzw. Selbstverwirklichung sowie das finanzielle Risiko in den Vordergrund. Interpretiert werden konnen diese Assoziationen als motivierendes Element (Selbstverwirklichung), mit der Teilnahme an einem Kurs begriindet, und als realistischere Einschatzung eines GrUndungsvorhabens (finanzielles Risiko). Bei diesen Einschatzungen wird deutlich, dass die unterschiedUchen griindungsspezifischen Charakteristika in den Regionen keinerlei Einfluss auf die Vorstellungen von Unternehmertum bei Studierenden nehmen. Wesentlich deutlicher werden Unterschiede zwischen den Fachem. Studierende der Medizin/Pharmazie werten berufliche Unabhangigkeit als ein sehr wesentliches Merkmal von Untemehmertum, wahrend von den naturwissenschaftlichen Studierenden die Arbeitsbelastung in den Vordergrund gestellt wird. Das finanzielle Risiko betonen insbesondere Studierende aus den Wirtschaftswissenschaften.
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Hinsichtlich der Grundungsneigung und des Griindungsengagements ergeben sich weder bei der Gruppe der Studierenden der Campusbefragung noch bei den Kursteilnehmem zwischen den Universitaten bedeutende Unterschiede. Lediglich die Universitat Weimar tritt mit hoheren Anteilen an potenziellen Griindem und (werdenden) Grundem deutlich hervor. Auch hier verdeutlicht eine Gegeniiberstellung der einzelnen Fachbereiche, dass sowohl eine grundsatzliche Grtindungsbereitschaft als auch konkrete Griindungsabsichten vorwiegend bei Studierenden der Medizin/Pharmazie und der Rechtswissenschaften vorzufinden sind, wahrend diese Neigung bei den Naturwissenschaften nur sehr gering ausgepragt ist. Ein Viertel dertiberalle Standorte identifizierten werdenden oder bereits realisierten Grundungen findet sich innerhalb der Wirtschaftswissenschaften an der Universitat Regensburg. GrundsStzlich sind an alien Standorten die Anteile der studentischen Grunder innerhalb der Wirtschaftswissenschaften am h5chsten. DemgemaB wird bestatigt, dass sowohl die Grundungsneigung und das Grundungsengagement als auch die Vorstellungen zu Untemehmertum von Studierenden nicht durch regionalspezifische Charakteristika wie (Forder-) Initiativen und Netzwerkstrukturen beeinflusst werden. Derartige Einflusse lassen sich eher bei den kursspezifischen inhaltlichen und methodischen Praferenzen der Kursteilnehmer nachweisen. Hier ergibt sich zwischen den Standorten ein sehr heterogenes Bild. Wahrend die Teilnehmer in Weimar insbesondere betriebswirtschaftliche und rechtUche Grundlagen nachfragen, tritt dieser Wunsch bei den restlichen, in der Betriebswirtschaftslehre verorteten Kursen in den Hintergrund. Die Teilnehmer dieser (betriebswirtschaftlichen) Kurse legen groBeren Wert auf Soft Skills (z.B. Problemlosungskompetenzen, PersonalfUhrung). Die Ergebnisse der Conjoint-Analyse zeigen fiir den Kurs in Regensburg, dass hinsichthch des Teilnutzenwertes Jnhalt' keine klaren Praferenzen und insbesondere nur eine geringe relative Wichtigkeit nachgewiesen werden konnen. Deutliche Praferenzen ergeben sich hingegen bei der Teilnehmerzahl. Von nahezu alien Studierenden werden Veranstaltungen mit Uber 50 Personen abgelehnt. 8.2 Zusammenfuhrung der Ergebnisse Von den kontextbezogenen, den infrastrukturellen und den personenbezogenen Einflussfaktoren gehen somit unterschiedlich starke direkte und indirekte Effekte auf die Griindungseinstellung und Griindungsaktivitat aus. Bei der vorliegenden kurzfristig
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Zusammenfiihrung der Ergebnisse
angelegten Betrachtung muss dabei emuchternd festgestellt werden, dass den infrastrukturellen Rahmenbedingungen zur Forderung und Motivierung von Untemehmensgrundungen in einer Hochschulregion nur ein geringer direkter Einfluss zugesprochen werden kann. So zeigen die von der Hochschule ausgehenden Aktivitaten der Griindungssensibilisierung und Grundungsforderung nur sehr geringe Wirkung bei den Studierenden. Belegt wird dies anhand des regionalen Vergleichs, der herausstellt, dass unterschiedliche grundungspezifische Organisations- und Netzwerkstrukturen der Region nur wenig Einfluss auf die Entscheidung nehmen, eine Grundung als eine berufliche Alternative zu erwagen. Hier ahneln sich die Befunde zwischen den Studierenden in Regensburg, Wurzburg und Jena starker, als dies ftir Jena und Weimar innerhalb der gleichen Region mit den gleichen Netzwerkstrukturen zutrifft. Die sehr „grtindungsfreundlichen" Werte am Standort Weimar konnen zwar auch durch die Infrastruktur mit beeinflusst sein, mtissen aber in diesem Kontext in Verbindung mit der GroBe und der fachspezifischen Ausrichtung der Universitat interpretiert werden. Die hochschulspezifische Ausrichtung, im Fall Weimar die kiinstierisch-technische, verdeutiicht bereits den hohen kontextbezogenen Einfluss auf Griindungsneigung und zu realisierende Grundungen. Als kontextbezogener Effekt sind hier insbesondere die Einflusse hervorzuheben, die sich aus dem studentisch-fachlichen Umfeld an der Hochschule rekrutieren. Dazu zahlen Rollenvorbilder aus dem studentischen Kreis, wie KommiUtonen oder Absolventen desselben Faches, sowie das Berufsbild, das innerhalb bestimmter Fachbereiche vorherrscht und dementsprechend auch von den Dozenten vermittelt wird. Diesem Bereich kann der groBte Einfluss auf die Einstellungen und die Absichten der Studierenden zugesprochen werden. Am deutiichsten wird dieser Effekt innerhalb der Naturwissenschaften. Ein sich innerhalb dieser Fachergruppe erst sukzessiv wandelndes Berufsbild in Richtung einer beruflichen Selbstandigkeit hat sich bislang nur wenig in den Einstellungen der Studierenden durchgesetzt. Hinzu kommt, dass alle Angebote im Sinne einer hochschulweiten Einbindung in die Griindungsausbildung und -forderung deutliche Liicken aufweisen. Insbesondere die Integration der technologieorientierten und wissensbasierten Potenziale aus den naturwissenschaftlichen Fachbereichen in das standortspezifische Netzwerk und Leistungsspektrum ist bislang nur in ersten Ansatzen gelungen. Dass Entrepreneurship-Veranstaltungen auf die Einstellungen und Ansichten der studentischen Kursteilnehmer einwirken, wird dabei zumindest teilweise bestatigt. So-
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wohl in den drei untersuchten Regionen als auch bei den Griindungsprofessuren ist das Gros der Entrepreneurship-Veranstaltungen innerhalb der Betriebswirtschaftslehre verortet. Obwohl dies offensichtlich keinen Einfluss auf eine grundsatzliche Bereitschaft fur eine Griindung und die Griindungsabsichten hat, lasst die Zahl der absoluten (werdenden) GrUndungen in den Regionen doch einen Zusammenhang veraiuten: 40 % aller identifizierten Grunder (19 von 48) stammen aus den Wirtschaftswissenschaften, somit sind bereits 4 % der Befragten aus den Wirtschaftswissenschaften studentische Grunder. Auch der Einfluss von Rollenvorbildem auf das (positive) Untemehmerbild kann innerhalb der Wirtschaftswissenschaften statistisch nachgewiesen werden. Dies iSsst sich auf die Verortung der Lehrveranstaltungen zuriickfiihren und den daraus resultierenden 5ffentHchkeitswirksamen Einsatz von Grtindem und Untemehmem, z.B. in Form von Gastrednem. 8.3 Schlussfolgeningen und Handlungsempfehlungen Fiir eine facheriibergreifende Etablierung einer Griindungskultur zur Forderung von Untemehmensgriindungen aus Hochschulen, insbesondere in technologieorientierten und wissensbasierten Bereichen, konnen mit den Ergebnissen zu Angebot und Nachfrage entsprechende Handlungsempfehlungen formuliert werden. Hinsichtlich der Verankerung des Lehrangebots lassen sich aus den Befunden zwei Handlungsoptionen ableiten. Zunachst muss Entrepreneurship ein Element der betriebswirtschaftlichen Ausbildung innerhalb der Wirtschaftswissenschaften sein bzw. werden. Untemehmensgriindungen und der Mittelstand sind feste Bestandteile einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung und eines ganzheitlichen okonomischen Verstandnisses sowie sie auch ein die Wirtschaftspraxis pragendes reales Phanomen darstellen. Untemehmerausbildung muss daher ein eigenes breites Fundament in der Betriebswirtschaftslehre bilden und Studierenden jene Fahigkeiten vermitteln, die sie fUr eine eigene Griindung sowie fiir eine Beschaftigung in einem kleinen und mittleren Untemehmen benotigen. Gleichzeitig verdeutlichen die Ergebnisse jedoch auch erhebliche Barrieren und Kommunikationshiirden zwischen den Disziplinen an nahezu alien Standorten. Neben der Verankerung in der grundstandigen Lehre im Bereich der Betriebswirtschaftslehre miisste eine Angebotsstruktur im Zentralbereich der Universitat geschaffen werden,
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die uber eine Stabstelle bzw. ubergeordnete Organisationseinheit verwaltet wird. Zu vergleichen ware ein derartiger Ansatz beispielsweise mit einem Hochschuldidaktischen Zentrum der Universitat. Wtirde eine Umsetzung sogar von mehreren Universitaten in raumlicher Nahe verfolgt, konnten im Verbund an wechselnden Standorten komplementare Leistungen bereitgestellt werden. Eine Organisationseinheit Entrepreneurship bzw. Untemehmertum agiert fakultatsubergreifend, die Veranstaltungen werden fur alle Studierende sowie wissenschaftliche Mitarbeiter angeboten. Wesentliche Merkmale einer derartigen Implementierung sind, dass eine groBere Unabhangigkeit und Neutralitat gegentiber den Interessen der Fakultaten gewahrleistet sind sowie „fachneutrale" ProblemlCsungskompetenzen entwickelt werden konnen. Die notwendigen Wissensressourcen von Ausbildem konnen dabei aus der Betriebwirtschaftslehre rekrutiert werden, jedoch sollten Dozenten genauso aus der Psychologie, der Geographie oder den Rechtswissenschaften und vor allem Akteure aus dem (senii-)6ffentlichen und privatwirtschaftlichen Bereichen eingebunden sein. Der bedeutende Vorteil dieses Konzeptes konnte dabei in der besseren Integration und Ansprache der Akteure in den naturwissenschaftlichen Facher liegen. Wie die Ergebnisse verdeutlichen, existieren Barrieren und Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Disziplinen. Der Versuch, Absolventen der Betriebswirtschaftslehre und Ideentrager aus naturwissenschaftlichen Fachem in eine gemeinsame Griindung zu „integrieren", funktioniert nach Einschatzung der Experten bislang kaum. Auch gemeinsame Lehrveranstaltungen sind oft nicht gleich angemessen ftir alle BeteiHgten, da Anspruchs- und Wissensniveau der Teilnehmer deutlich divergieren. Laut Experteneinschatzung wird dabei betont, dass diese Barrieren trotz gut organisierter Netzwerkstrukturen existieren. Es zeigt sich, dass die Ansprache und die MaBnahmen zur Aktivierung der naturwissenschaftlichen Potenziale besser wahr- und angenommen werden, wenn sie uber fachlich neutrale Akteure initiiert werden. Die Akteure stammen dann nicht aus einem Fachbereich der Universitat, wie z.B. den Wirtschaftswissenschaften, sondem aus der universitaren Zentralverwaltung, aus (semi-)offentlichen Bereichen oder privatwirtschaftlichen Organisationen. Eine Verortung im Zentralbereich der Universitat konnte dem Abhilfe schaffen und fachbereichsiibergreifend und auf direktem Weg Zielgruppen sowie Promotoren (Professoren, Dozenten) in den jeweiligen Fakultaten ansprechen. Ein Briickenschlag
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zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gelingt den Akteuren in Wiirzburg bislang am besten, vielleicht well gerade dort aufgrund des Mangels an Hochschulakteuren aus den Wirtschaftswissenschaften die Aktivitaten von anderen Bereichen kompensiert werden. Einige Personen aus dem (halb-)offentlichen Bereich, die in Kompetenz- oder Beratungsstellen fungieren, besitzen aufgrund ihrer Vorbildung und ihres personlichen Werdegangs besseren Zugang zu Schlusselpersonen (Professoren als Grundungspromotoren) in den naturwissenschaftlichen Bereichen (z.B. durch naturwissenschaftliche Ausbildung oder Promotion etc.). Innerhalb einer Hochschulregion sind oftmals mehrere unterschiedliche Hochschulen vorhanden (z.B. Universitat und Fachhochschule). Gleichzeitig zeigen Ergebnisse der Grundungsprofessuren, dass durchschnittlich zwischen zwei bis drei Kontakte innerhalb dieses Umfeldes gepflegt werden. Dieser Umstand sollte gezielter in die Lehre eingebunden werden. Die Nutzung der bereits vorhandenen Kontakte k5nnte dahingehend intensiviert werden, dass auf Basis eines im Zentralbereich verorteten Entrepreneurship-Angebots ein gemeinsames Lehrangebot im Verbund bereitgesteUt wird, so dass auf diese Weise Ressourcen optimiert und Bestandteile der Ausbildung als Module komplementar angeboten werden. AbschlieBend lasst sich auf Basis aller empirischer Befunde festhalten, dass grtindungsfordemde und -ausbildende MaBnahmen auf unterschiedlichen Ebenen direkten und indirekten Einfluss nehmen. Auf einer Ebene stehen samtliche MaBnahmen zur Sensibilisierung, die bislang auf „Campusebene" universitatsweit vorgenommen werden. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass die MaBnahmen wesentlich effektiver sind, wenn sie Uber Promotoren in dem jeweiligen Fachbereich ergriffen werden. Grundungspromotoren wie Professoren und Dozenten wird durch ihre Multiplikatorfunktion in den „eigenen Reihen" eine wesentliche Rolle zugesprochen. Daher gilt es insbesondere, Personen aus diesem Kreis gezielt ftir diese Aktivitaten zu gewinnen und so indirekten Einfluss auf eine generelle Griindungsbereitschaft bei Studierenden und Wissenschaftlem zu nehmen. Auffallend ist, dass offensichtlich nach der Sensibilisierung fUr die Thematik und der Motivierung fiir den Besuch einer griindungsspezifischen Veranstaltung der Einfluss „von auBen" sehr stark abnimmt. Dies bezeugen die geringen konkreten Grundungsabsichten unter den Kursteilnehmem (trotz genereller Griindungsbereitschaft), was auch durch die vergleichsweise geringen Absichtsquoten in den Kursen zum Ausdruck konmit. Um den direkten Einfluss in den Veranstaltungen zu erhohen, sollte starker
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Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen
Bezug auf die Konkretisierung der Absichten im Verlauf der Veranstaltungen genommen werden. Dies trifft dabei weniger auf die Lehrveranstaltungen als Bestandteil grundstandiger Lehre innerhalb der Betriebswirtschaftslehre zu, als vielmehr auf die Veranstaltungen in einem moglichen Zentralbereich, die gezielt eine generelle Griindungsbereitschaft aus wissensbasierten und technologieorientierten Fachem fordem und zu konkreten Griindungsabsichten fuhren woUen. Eine Umsetzung konnte hierfur sein, dass die Veranstaltungen dahingehend ausgerichtet werden, dass verstarkt Kreativitatstechniken vermittelt sowie die Wahrnehmung und Nutzung von Ideen fur eine mogliche Umsetzung besser geschult werden. Anhand von Vorher-Nachher-Erhebungen kann dabei evaluiert werden, inwieweit wahrend des Verlaufs einer Veranstaltung sich eine bereits vorhandene grundsatzliche Bereitschaft zu konkreten Absichten weiterentwickeln kann. Ob eine Person bzw. ein Kursteilnehmer dann tatsachlich eine Grtindungsentscheidung trifft, hangt groBtenteils von seiner personlichen Disposition sowie von situativen Einflussfaktoren ab, die kaum durch Lehrveranstaltungen oder fordemde MaBnahmen beeinflusst werden konnen. 1st die Grtindungsentscheidung jedoch getroffen und wird die Griindung realisiert, kommt den Ausbildem an der Hochschule sowie den Stellen im regionalen Umfeld die wesentliche Aufgabe zu, Beratung anzubieten sowie die Grunder an die notwendigen Personen und Einrichtungen zu vermitteln. Durch kompetente Beratung und Transparenz der Anlaufstellen kOnnen UnterstUtzungsnetzwerke direkten Einfluss auf die Qualitat von Grundungen in der Region nehmen.
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Verzeichnis der Anlagen im Anhang Verzeichnis der anonymisierten Expertengesprache
230
Verzeichnis der Interviewpartner: Ubersicht 1
231
Verzeichnis der Interviewpartner: Ubersicht 2
232
Verzeichnis der Interviewpartner: Ubersicht 3
233
Struktur des Gesprachsleitfadens
234
Fragebogen A: Grundungsprofessuren
235
Fragebogen B: Teilnehmer von Entrepreneurship-Lehrveranstaltungen
240
Fragebogen C: Studierende - Campus
248
230
Anhang
Verzeichnis der anonymisierten Expertengesprache
Expertengesprach 1 Expertengesprach 2 Expertengesprach 3 Expertengesprach 4 Expertengesprach 5 Expertengesprach 6 Expertengesprach 7 Expertengesprach 8 Expertengesprach 9 Expertengesprach 10 Expertengesprach 11 Expertengesprach 12 Expertengesprach 13 Expertengesprach 14 Expertengesprach 15 Expertengesprach 16 Expertengesprach 17 Expertengesprach 18 Expertengesprach 19 Expertengesprach 20 Expertengesprach 21 Expertengesprach 22 Expertengesprach 23 Expertengesprach 24 Expertengesprach 25 Expertengesprach 26 Expertengesprach 27 Expertengesprach 28 Expertengesprach 29 Expertengesprach 30 Expertengesprach 31 Expertengesprach 32 Expprtengesprach 33 Expertengesprach 34 Expertengesprach 35 Expertengesprach 36 Expertengesprach 37
03.06.2003 13.06.2003 17.06.2003 17.06.2003 17.06.2003 17.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 18.06.2003 20.06.2003 20.06.2003 20.06.2003 20.06.2003 24.06.2003 24.06.2003 24.06.2003 25.06.2003 25.06.2003 26.06.2003 26.06.2003 03.07.2003 03.07.2003 07.07.2003 08.07.2003 08.07.2003 08.07.2003 09.07.2003 11.07.2003 14.07.2003 16.07.2003 29.07.2003 05.08.2003
231
Anhang
Verzeichnis der Interviewpartner Ubersicht 1: Interviews in der Region Thiiringen l^^^^h^^
vfT>v"T%r
Ilatiim
Frau Holzmtiller
Geschaftsstellenleitung der GET UP ThUringer Existenzgriinder Initiative, Erfurt
20.06.2003
Herr Dr. Schulze
STIFT Management GmbH, Erfurt
20.06.2003
Prof. Dr. Dintner
Fachgebiet Rechnungswesen/Controlling; TU Ilmenau, Oeconomicum
20.06.2003
Herr Dr. Haase, Prof. Dr. Weyand
Institut flir Rechtswissenschaften; TU Ilmenau, Oeconomicum
09.07.2003
Herr Dr. Jakob
Technologie- und GrUnderzentrum Ilmenau
08.07.2003
Herr False
Leiter Forschungsf5rderung und Technologietransfer der TU Ilmenau
08.07.2003
Herr Wagner
GET UP-Btiro Ilmenau
08.07.2003
Herr Prof. Dr. Diekmann
Institut fiir Molekulare Biotechnologie, Jena
18.06.2003
Herr Prof. Dr. Meckl
Lehrstuhl flir AUgemeine BWL insbesondere Internationales Management; Friedrich-Schiller UniversitSt Jena
18.06.2003
Herr Prof. Dr. Koschmieder
Lehrstuhl fUr AUgemeine BWL, Steuerlehre und WirtschaftsprUfiing; Friedrich-Schiller Universitat Jena
18.06.2003
Frau Schroder, Frau Dr. Schmitt-Rodemund,
Lehrstuhl fUr Entwicklungspsychologie; FriedrichSchiller Universitat Jena
18.06.2003
Frau Prof. Dr. Beibst, Herr Lautenschl^ger
COE - Center of Entrepreneurship; Fachhochschule Jena
18.06.2003
Frau Mettig
Stadtverwaltung Jena, Stabsstelle fiir Wirtschaftsf5rderung
18.06.2003
Frau Dr. Miiller
GET UP-Btiro Jena
17.06.2003
Herr Prof. Dr. Kugler
Professur fiir Wirtschaftswissenschaften, insbesondere Tourismuswutschaft und ExistenzgrUndung; FH Schmalkalden
20.06.2003
Frau Huck
Industrie- und Handelskammer Stidthtiringen, Amstadt
11.07.2003
Herr Prof. Dr. BauerWabnegg
Rektor der Bauhaus-Universitat Weimar
17.06.2003
Herr Prof. Dr. Maier
Fakultat Medien; Bauhaus-Universitat Weimar
17.06.2003
Herr MObius
GET UP-BUro Weimar
17.06.2003
Frau Dr. Fuchs
Bioregio e.V., Jena
18.06.2003
232
Anhang
Verzeichnis der Interviewpartner Ubersicht 2: Interviews in der Region Regensburg Herr Prof. Dr. Auchter
Professur fur Untemehmensfuhning, Existenzgriindung, Untemehmensplanspiel
25.06.2003
Herr Dr. Diefenthal
BioPark Regensburg GmbH
07.07.2003
Herr Prof. Dr. Dowling
Lehrstuhl fiir Innovations- und Technologiemanagement; Universitat Regensburg
14.07.2003
Frau Gugel, Herr Dr. Schnell
Forschungs- und Technologietransfer; Universitat Regensburg
05.08.2003
Herr Dr. Kammerer
Industrie- und Handelskammer fiir Niederbayem und Oberpfalz
25.06.2003
Herr Prof. Dr. Lendner
Hans-Lindner-Stiftungsprofessor fiir Griindungsmanagement und Entrepreneurship
27.06.2003
Herr Loffert
Amt fur Wirtschaftsf5rderung; Stadt Regensburg
27.06.2003
Herr Prof. Dr. Schmude
Lehrstuhl fiir Wirtschaftsgeographie; Universitat Regensburg
03.07.2003
HerrDr.Vogler
H-Speicher Regensburg
07.07.2003
233
Anhang
Verzeichnis der Interviewpartner Ubersicht 3: Interviews in der Region Wurzburg Frau Baunach, Herr Dr. Schmid
Abteilung Vffl Forschungsfordening, Technologic- und Wissenstransfer; Universitat Wurzburg
29.07.2003
Herr Prof. Dr. Denner
Fachbereich Elektrotechnik; FH WUrzburgSchweinfurt
16.07.2003
Herr Helfrich
Industrie- und Handelskammer WurzburgSchweinfurt Mainfranken
03.06.2003 (Telefoninterview)
Herr Hostrup (vertreten durch Herm Ulrich)
f.u.n. netzwerk nordbayem gmbh
Herr King
Lehrstuhl fiir Betriebswirtschaftslehre und Marketing; Universitat Wiirzburg
HerrDr. SchroderKohne
BioMedTec Franken e.V.; Wurzburg
Frau Dr. Steinbach
Wirtschaftsforderung Congress - Tourismus Wirtschaft CTW; Stadt Wiirzburg
13.06.2003
Herr Ulrich
f.u.n. netzwerk nordbayem gmbh
24.06.2003
24.06.2003 24.06.2003 18.06.2003
234
^
Anhang
Struktur des Gesprachsleitfadens Ubersicht Teil A Angebote und Leistungen allgemein Teil B Netzwerke Teil C Effekte auf die Region Teil D Personal Teil A: Angebote und Leistungen allgemein A.l A.2 A.3 A.4
Welche Formen der Griindungsforderung und -unterstutzung leisten Sie? Welche Veranstaltungen bieten Sie an? Als wen bzw. was definieren Sie sich selbst in diesem Bereich? Wie sprechen Sie Dire Zielgmppen an? Charakterisieren Sie die Nachfrager Ihrer Leistungen.
TeilB: Netzwerke B.l B.2 B.3 B.4
Zu welchen Hochschulakteuren (Universitat und Fachhochschule) und welchen auBenmiversitaren Akteuren stehen Sie in Kontakt? Beschreiben Sie die Formen der Kooperation bzw. Zusammenarbeit. Wie stellen Sie sich mit Ihren Leistungen nach auBen selbst dar? Wie werden die Angebote nach auBen kommuniziert? Wo sehen Sie Starken und Schwachen innerhalb des Netzwerks?
TeilC: Effekte auf die Region C.l
Welche regionalen Effekte sind kurz-, mittel- und langfristig durch die angebotenen Leistungen zu erwarten?
TeilD: Personal D.l D.2
Werden die angebotenen Leistungen von Griindem bzw. Untemehmem im Sinne des eigenen Personalmarketings genutzt? Dienen die Leistungen und insbesondere die Veranstaltungen auch der Personalentwicklung fur die Mitarbeiter der jungen Untemehmen?
Anhang
235
Fragebogen A: Griindungsprofessuren
Interdiszjplinare Griindungsforschung Antwort Universitat Regensburg Prof. Dr. J. Schmude Wiitschaftsgeographie Interdisziplinare GrUndungsforschung 93040 REGENSBURG
Fragebogen zur Griindungsausbildung an deutschen Hochschulen Teil 1: Leistungen des Lehrstuhls/ der Professur 1. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Einrichtung und den Aktivitaten Ihres Lehrstuhls und wo wollen Sie diese vorwiegend rMumlich umsetzen? Bitte .Ziele' eintragen direktam Hochschulstandort
in der Hochschulregion
keinen i¨ichen Bezug
ill
ill
liiil Q
ill
ill 2. Welche Effekte auf Ihre Hochschulregion sind Ihrer Meinung nach Yom Aiisbildungsangebot an Ihrem Lehrstuhl zu erwarten? sehr starker
kein Effekt 1
Sensibilisterung fur die Gritodungstliematik Verbesserung des "Griindungsklimas" Steig^ong d^ QrUndungszahlen Positive Effekte fur den Arbeitsmarkt EntsDdiungeiiies kiea^vea Milieus Endogene Regionalentwicklung Regiossintaiie Umsetzung von Irmovationen Strukturwandel
Effekt 2
a Q a • o Q a Q Q
Q
Q
Q
O
Q
3
4
5
•' a
Q
Q
Q
D
a Q a a Q a Q Q a a a
Q
Q
Q
Q
a a a a a
236
Anhang
3. Welche Leistungen bieten Sie an Ihrem Lehrstuhl Studierenden und Mitarbeitern der Hochschule im Entrepreneurship-Bereich an? ist vorrangiges
kannin
Ziel des Lehrstuhls
Anspruch genommen
wird nicht angeboten
werden
Lehrveiaiistaltut^ea In 4er G^-Ondm^ausbildiuig
Q
a
Q
Grtinderberatung
Q
Q
a
Coachk^
Q
Q
Q
Vermittlung an exteme Netzwerkpartner
a
Q
a
Teil 2: Griindirngsausbildung Im Folgenden interessieren uns die Lehrveranstaltungen, die an Direm Lehrstuhl im Bereich der GrUndungsausbildung angeboten werden. In folgendem zweiten Teil des Fragebogens ist fur jede Direr Veranstaltungen eine separate Seite vorgesehen. Bitte kreuzen Sie fur jede Veranstaltung, die Sie vergangenes Wintersemester 2002/03 angeboten haben bzw. kommendes Sommersemester 2003 anbieten werden, nachfolgende Antworten an. SoUten die vorhandenen Exemplare ftir Dir Angebot nicht ausreichen, wiirden wir Sie herzlich bitten, die Vorlage dementsprechend zu vervielfdltigen und auszufiillen.
Anhang
237
Griindungsausbildung Bute ein Blattfurjede VeranstaUung ausfUllen Titel der Veranstaltung: 4. Wer halt diese Veranstaltung und seit welchem Jahr existiert diese? Dozent/In
seit
5. In welcher Form wird oben genannte Veranstaltung angeboten? Vorlesung
Seminar
Ubung
Planspiel
Sonstiges:
|||1;||]|:||S 6. Richtet sich diese Veranstaltung an Studierende im Grund- oder Hauptstudium? • Grundstudium • Hauptstudium 7. Flndet die Veranstaltung iiber das ganze Semester statt oder wird sie als Blockveranstaltung angeboten? • Uber das ganze Semester mit Semesterwochenstunden Q als Blockveranstaltung iiber Tage Q Sonstiger zeitlicher Umfang: 8. In welchem Tumus bieten Sie diese Veranstaltung an? einmalig WS 02/03
einmaligSSOS
regelmaSigSS
Q
Q
Q
regelmaBigWS
sowohlWS&SS
Q
unregelmSBiger Tumus
O
Q
9. Wie viele Personen nehmen an dieser Veranstaltung teil? unter 10 Teilnehmer
10 bis unter 20 Teilnehmer
D
a
20 bis unter 30 Teiinehmer
30 Teilnehmer und mehr
Q
a
10. Welche Zielgruppen werden mit diesem Angebot angesprochen? Mehrfachantworten moglich Studierende dereigenenFachrichtung
anderer Richer
Mitatbeiter der Hochschule
hochschulexteme Teilnehmer
Q Q a Q 11. Welche Inhalte sollen den Teilnehmem in dieser Veranstaltung vermittelt werden? trifft voll
trifft nicht zu
2
3
Q
a
Q
a
a a Q u Q u a u Q u Q u Q u Q u Q a
1
Wissen iiber betriebswirtschaftliche und lechtliche Grundlagen 1 Businessplan-Erstellung Gewerbliche Schutzrechte ! Ideengenerierung, -bewertung und Machbarkeitspriifung Praxisorientierte, interdisziplinare Teamarbdt Forderung von Untemehmereigenschaften/ untemehmerischen Fahigkeiten Vermittlung in exteme regionale Netzwerke Standortsuche/ -entscheidung Vermittlung von Rollenmodellen durch erfolgreiche Unteraehmensgriinder Fiihrungs-/ Problemldsungskompetenzen PrUsentationsteclmiken/ Methodentraining
Q Q
O Q Q Q Q
U O
4
zu 5
Q
G
D U
Q
Q
Q
U U U
U U
Q
Q
U Q
U Q
u u u • G Q
238
Anhang
Teil 3a: Hochschulinteme Netzwerke 12 Bieten Sie die Leistungen in der Gnindungsausbildung an Direm Lehrstuhl auch Studierenden und Mitarbeitern jjfachexterner*' Fakultaten hzw, Fachbereiche aufierhalb der Betriebswirtschaftslehre an? • ja • nein Wenn „nein", bitte weiter mit Frage 12 Q Lehrstuhl befindet sich nicht in der betriebswirtschaftlichen Fakultat; 13 Alls welchen Fachbereichen stammen die „fachexternen'' Studierenden bzw. Mitarbeiter? Ingenieurwlssenschaften Naturwissenschaften Geistes- und So^alwissenschaften Rechtswissenschaften Sonstige:
Q
a Q
• Q
14 In welcher Form wird Ihr Angebot von diesen Studierenden und Mitarbeitern genutzt? Mehrfachantwort mdglich Studier^de^ Mitarbeiter besuchen Veranstaltungen meines Lehrstuhls
O
Studierende/ Mitarbeiter suchen mich/ meinen Lehrstuhl zur Griinderberatung auf
•
Studierciide/ Mitarbeiter werdmi von mii/ meinen Lehrstuhl in regionale Netzwerke vermittelt
Q
Aktive Teilnahme bei Businessplan-Wettbewerben
•
Beteiligimg an interdisziplinliren Teams, z.B. bei Planspielen
Q
15 Zu welchen Hochschuldozenten anderer Lehrstiihie, die sich sowohl innerhalb des eigenen Fachbereichs als auch an anderen Hochschulen in Ihrer Region beflnden, stehen Sie hinsichtlich der Gnindungsausbildung in Kontakt und wie wiirden Sie diesen Kontakt bewerten? 1= loser Kontakt, unregelmqfiigerlnformationsaustausch 2= regelmdfiiger Kontakt, Abstimmung des Lehrangebots 3= intensiver Kontakt, konkrete Zusammenarbeit bzw. gemeinsame Konzeption des Lehrangebots _ _ ^ ___ Name und Lehrstuhl des Hochschuldozenten 1
KontaktintensMt 2 3
Q
Q
Q
a
a
Q
Q
Q
Q
Q
Q
a
Anhang
239 Q
01
Q
a
a
Q
Q
Q
Q
Q
Q
Q
Teil 3b: Regionale Netzwerke (hochschulextem) 16 Zu welchen Einrichtungen in der Region, die sich auAerhalb der Hochschulen befinden, stehen Sie im Hinblick auf Ihre Giiindungsausbildung in Kontakt? Wie wiirden Sie diesen Kontakt bewerten? keinen Kontakt = 1—2—3—4
= sehr intensiven / sehr guten Kontakt 3 2 1
Wissens- und TechBoIogietransferstelle der Hochschule
4 Q
Q
Q
Q
Technologic- und GrUnderzentren
Q
Q
Q
Q
a
a
Businessplan-Wettbeweib-Veradstalter
Q
Q
Regionale Kompetenzinitiativen
Q
Q
Q
Q
a a
Q
Verbande, Veieine Regionale Beteiligungsgesellschaften
U
Q
Q
Q
Bank/Sparkasse
Q
Q
0
D
Rechtsberater/ Notar
a o
a
a
a
Untcmehmens-/ Wirtschaftsberater
Q
Q
Untemehmer/ Untemehmensgriinder
D
Q
a
a
Wirtschaftsfck-denmg
O
Q
Q
Q
Kammera(IHK,HWK)
a a
Q
a
Q
Q
Q
Q
Landratsamt/ Sudt
D
Q
17 Welche Institutionen spielen im Hinblick auf Dire Aktivitaten in der Giiindungsausbildung vorOrt eine wichtige Rolle bzw. sind regional unverzichtbar? unwichtig = 1—2—3—4 = sehrwichtig 4 3 2 1 Universitaten und Forschungseinrichtungen
a
Q
Q
Q
Banken und Venture Capital Gesellschaften (Finanzierung)
Q
a
Q Q
Q Q
u
a
Q
Regionale Koordinationsstellen
a a a
Q Q
Q
Q
Offentiiche, nicht kommcrzicUe Beratungscinrichtungen
0
Q
Q
KommerzicUe Beratungscinrichtungen, Untemehmensberatungen
0
a
a a
a
Q
Q
Technologic- und Gninderzentren Griinder aus Hochschulen
Wissens- und Technologietransferstellen
Q Q
'
240
Anhang
Fragebogen B: Teilnehmer von Entrepreneurship-Veranstaltungen
Sehr geehrte Studentin, sehr geehrter Student und HochschulangehOriger,
an der Universitat Regensburg und der Ludwig Maximilian Universitat Munchen untersuchen wir aus Sicht verschiedener Disziplinen (Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsgeographie, Psychologic) die Grundungsausbildung und die Einstellungen von Studierenden und Mitarbeitem zu Untemehmensgriindungen in drei deutschen Hochschulregionen. Unser Ziel ist es, Aufschltisse tiber Ihre beniflichen Ziele und Wiinsche zu erhalten. Wir bitten Sie, uns durch die Beantwortung dieses Fragebogens in unserem Vorhaben zu untersttitzen.
Inhaltlich ist der Fragebogen in folgende Bereiche gegliedert: • Teill:
Ihre beniflichen Ziele und WUnsche
• Teilll:
Rahmenbedingungen der Existenz-und Untemehmensgriindung
• Teil IE:
UnterstUtzung von Existenz- und Untemehmensgriindung durch die Hochschule
• TeiirV:
Angaben zu Direr Person
Um Ihnen ein moglichst schnelles Ausfullen zu ermOglichen - erforderlich sind ca. 15 Minuten -, sind viele Fragen mit Antwortvorgaben versehen. Wenn Sie zum Beispiel finden, da6 die unten angefUhrte Aussage auf Sie in weiten Teilen, aber nicht vollstandig zutrifft, kreuzen Sie bitte die "4"
Ich kenne meine beniflichen Ziele.
Trim
trim
iiberhaupt nicbt zu
voll und ganz zu
1
2
3
Q
Q
•—V—•
4
5
Die Befragung ist anonym. Eine Namensnennung ist nicht n5tig. Ruckschlusse auf Einzelpersonen sind nicht mQglich. Noch einmal herzlichen Dank fur Dire Teilnahmebereitschaft und Dire Miihe!
Anhang
Teil I
24i
Ihre beruflichen Ziele und Wunsche
Zunachst einmal mochten wir allgemein etwas iiber Ihre Vorstellungen von Ihrem Benifsleben erfahren. 1
Von der Gestaltung seines Berufslebens hat jeder seine eigenen Vorstellungen. Sie finden hier vier verschiedene Vorstellungen iiber eine mogliche berufliche Zukunft Bitte lesen Sie die einzelnen Aussagen durch und kreuzen Sie dann an, inwieweit Sie den vier Meinungen zustimmen.
Es unterhalten sich vier Hochschulabsolventen iiber ihre berufliche Zukunft Der Erste sagt:
Ich mochte spUter einmal in einer groBen Organisation der Wirtschaft oder Verwaltung in verantwortlicher Position tatig sein. Dort habe ich die Mbglichkeit, Einfluss auf wichtige Geschehnisse zu nehmen und werde auBerdem gut bezahlt. Dafiir bin ich geme bereit, mehr als vierzig Stunden in der Woche zu investieren und auf Freizeit zu verzichten.
Der Zweite sagt:
Ich bin nicht so ehrgeizig. Wenn ich eine sichere Position mit geregelter Arbeitszeit habe und mit netten KoUegen zusammenarbeiten kann, bin ich zufrieden. Die mk wichtigen Dinge liegen nicht in der Arbeitszeit, sondem in der Freizeit - und dafiir brauche ich auch nicht sehr viel Geld.
Der Dritte sagt:
Ich bm durchaus bereit, viel Arbeitskraft zu investieren, aber nicht in einer der groBen Organisationen der Wirtschaft oder Verwaltung, durch die unsere Gesellschaft mmier unmenschlicher wird. Ich m5chte einmal in einer anderen, konkreteren Arbeitswelt tatig sein, in der menschenwiirdige Lebensformen erprobt werden. Dafiir bin ich auch bereit, auf hohe Bezahlung oder auf Geltung und Ansehen auBerhalb meines Freundeskreises zu verzichten.
Der Vierte sagt:
Ich will mir eine berufliche Existenz als selbstandiger Untemehmer aufbauen. Nur so kann ich im Arbeitsleben konsequent meine eigenen Ideen verwirklichen und mir meine Arbeit selbst einteilen. Ich mOchte nicht fOr andere arbeiten, sondem selbst den Gewinn aus meiner Arbeit Ziehen. DafUr bin ich geme bereit, viel zu arbeiten und das untemehmerische Risiko auf mich zu nehmen.
Wie weit stimmen Sie den vier Meinungen zu? iiberimupt nicht 1
2
vollund ganz 3
4
5
6
7
Der des Ersten
•—•—•—•—•—•—•
Der des Zweiten
O—Q—Q—•-•Q—Q—•
Der des Dritten
Q—•—•—•—•—Q—a
DerdesVierten
Q^.Q--.-Q.-.a—Q—O—•
242 2
Anhang Es gibt iinterschiedlichste Ziele, die akademischen Benifseinsteigern in den ersten Berufsjahren wichtig sind. Einige davon haben wir anschliefiend aufgefiihrt Wie wichtig waren die nachfolgenden Gesichtspunkte fiir Sie in Ihrem Berufsleben?
Mir ist wichtig, dass...
sehr wichtig
VoUkommen unwichtig 1
... ich mich im Beruf selbst verwirklichen kann.
2
3
4
5
•-.•. ..•- ..•-•
... loh meine Arbeitszeit Mi emteileft katm. ... ich meinen eigenen Weg gehcn kann, ohne viele Kompromisse zu machen.
•.-•...•-•---a
.. Jch Mitarbeiter Ittbie. ... ich selbst den Gewinn aus meiner Arbeit ziehe.
•--•._.•-•-•
.„ Jch m eiuer k i e i n ^fiberschaubarenGroppe arbeite. ... ich viel Geld verdiene.
•..-•-•-•-a
... Ich elgenveniDlwortlicb h a n d ^ kann. ... ich meine eigenen Ideen verwirklichen kann.
•...•-..•-..•-a
... ich hdie Anedfceimiing in der Gesellschaft genieBe. ... ich im Team an einem Projekt arbeite. ... ich fachlich genau das mache, was mir am meisten SpaB macht ... ich fachliche Erfahrungen in den verschiedensten Gebieten sammele.
•...•...•-..•-a
... ich innovative Produkte und Diensdeistungen entwickeln kann. ... ich wichtige Entscheidungen auch alleine treffen kann.
•-..•-..•-..•-a
... i(^ eiseii sich^fsi Aiteitspiatzh&be.
Q...Q...a-Q-p
... ich fiir mich und andere Verantwortung ubemehme.
•...•„_•-•-•
... ich ein sldi^^s Emkommen habe.
Q...a...a-a.-p •„.•._.•—Q—P Q.-.a-..a..-Q.-.p
... ich Beruf und Privatleben gut miteinander verkniipfen kann.
•-•-..•-•-a
... auf meiner Position meine Ftifarungs—Q—Q—Q—P
... ich mich p«rs3nlidi weiterentwickebi kann. ... ich hohen Einfluss ausuben kann.
... ich eine geregelte Arbeitszeit habe.
•—•—G—Q—Q
... ich auf ein angeodmies Arbeitsklima in meiner Gruppe hinarbeiten kann.
Q—Q—Q—Q—G
Welche Vorstelliingen haben Sie von dem Leben als selbstfindiger Unternehmer?
Anhang
Teil n
243
Rahmenbedingungen der Existenz- und Unternehmensgriindung
Nun interessieren uns die Voraussetzungen, unter denen Sie als selbstandiger Unternehmer Ihre Existenz aufbauen wiirden! Bitte beantworten Sie diese Frage auch dann, wenn Sie derzeit nicht mit dem Gedanken an eine eigene Giiindung spielen. 4
Wie wichtig waren Ihnen naclifolgende Kriterien bei der Existenz- bzw. Unternehmensgriindung? sehr wichtig
roUkommein unwichtig 2
1. Eine Idee, die mich wirklich uberzeugt 2. Ausreichende pers5nliche &ianzielle Reserven 3. Ein klares GescMftsfeld 4. Die Au$sicht auf scfanelles Wachstum des Untemdmiens 5. Ein groBer Auftrag, durch den das erste Jahr gesichert ist
3
4
5
•-..•-...•-..-•,._-• •.„•—•—•—• •—•—•—•—a
6. K(mtmuiedik^fmaiizieUeUnt^sttttzimgfiQrdie^^ 7. Finanzkraftige Kapitalgeber 8. Ein g o ^ Grttiidungsteam 9. Zuveriassiges Wissen um Misserfolgsfaktoren 10. Ein Leboospartner, der die GrUsdimg unterstdtzt 11. Die Aussicht auf venture capital 12. Koti^amerlicheltats^sllitzang durch erfahiene Fachleule 13. Ein kreatives Griindungsteam 14. Klare RecfatsverhMltnisse 15. Eindeutige vertragliche Regelungen mit Partnem und Geldgebem 16. Eine fachlidie Spitzenstellung 17. Einschlagige branchenspezifische Vorkenntnisse
•—•—•—•—• Q---a--a—a—• •_..•—•—•—• •_„•—•—•—• •__-•-•.-•-• •_-•—•—•—• •._-•—•—•—•
18. Die Hnbindung in mn Netzwerk von Spezialisten 19. Zuverlassiges Wissen um Erfolgsfaktoren 20. Aute^ht^halten mdnes gewohiiten Lebensstandards nach der Grundung 21. Vertrauensvoile Zusammenarbeit mit Teampartnem
•—•—•—•---• •—•—•—•—•
22. Ein verstandnisvolles soziales Umfeld Sonstiges Kriterium:
Welche dieser Faktoren erscheinen Ihnen fiir eine Griindung unverzichtbar? Bitte geben Sie die Nummem (siehe Frage 4) der drei fUr Sie wichtigsten EinfluBgrGBen an:
G G Q
244
Anhang
Tea III
Unterstiitziing von Existenz- und Unteraehmensgriindung durch die Hochschule
6
Welche Inhalte oder Fahigkeiten soUten Ihnen durch Ihre Hochschule in Bezug auf berufliche Selbstandigkeit und Untemehmensgnindung sinnvoUerweise vermittelt werden?
7
In welcher Form wiirden Sie sich diese Unterstutzung wiinschen (z.B. Vortrage, Seminare)?
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;y'^i:^P;::iili'^^^lf:liiliilii:ili
iliilliiiiiiiiilH^^^^^^^^^^ 8
Wo sehen Sie in diesem Bereich Defizite in der Ausbildung, die behoben werden miissten?
Was hat Sie m erster Linie zur Teilnahme an dieser Veranstaltung motiviert? Q Erbringung von Studiealeistimgen (z.B, Credit Points, Wahlfach, Wahlpflichtfach) Q Allgemeines Interesse an der Thematik Q Brhoffre konkrete Hilfe und Anleitimg fur elgenes Grimdungsprojekt Q Sonstiges:
245
Anhang
10
ISi 11 a) • Ja
Waren Sie bereit, fiir Veranstaltungen dieser Art eine Teilnahmegebiihr zu bezahlen, wenn Sie nicht kostenlos an Direr Hochschule angeboten wiirden?
i||i||p|||||i|||^
iiliii
Sind Dmen andere vergleichbare Veranstaltungen innerhalb der Hochschule bekannt?