Windenergienutzung in Europa: Rechtliche Fragestellungen rund um die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen. (German Edition) [1st Edition.] 3211996478, 9783211996478 [PDF]

Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit versucht der Thematik nachzugehen, inwiefern rechtliche Hindernisse einer Einb

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German Pages 244 [345] Year 2009

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Windenergienutzung in Europa: Rechtliche Fragestellungen rund um die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen. (German Edition) [1st Edition.]
 3211996478, 9783211996478 [PDF]

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~ SpringerWienNewYork

Linus Yves Grellet

Windenergienutzung in Europa Rechtliche Fragestellungen rund um die Errichtung und den Betrieb von Windenergieanlagen

SpringerWienNewYork

Dr. Linus Yves Grellet Walter Bösch KG, Lustenau, Österreich

Gefördert durch das Land Vorarlberg Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2010 Springer-Verlag/Wien SpringerWienNewYork ist ein Unternehmen von Springer Science + Business Media Springer.at Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Satz: Jung Crossmedia Publishing GmbH, 35633 Lahnau, Deutschland Druck: Strauss GmbH, 69509 Mörlenbach, Deutschland Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier – TCF SPIN: 12742509 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-211-99647-8 SpringerWienNewYork

Für meine Eltern Jean-Robert und Ursula Grellet in liebevoller Dankbarkeit.

Danksagung Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern Jean-Robert und Ursula Ubalda Grellet für die finanzielle Ermöglichung des Studiums und für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Des Weiteren gebührt sowohl den Herren Professoren Dr. Norbert Wimmer und Dr. Karl Weber mein Dank für Ihr Entgegenkommen bei der Themenauswahl sowie für die Mühen der Zweitbegutachtung als auch Herrn Dr. Klaus Wallnöfer für die hervorragende und ambitionierte Betreuung während der Abfassung der Dissertation. Da eine schriftliche Arbeit stets mit der Endkorrektur ihren Schlusspunkt findet, möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Heino Hämmerle meine persönliche Anerkennung zukommen lassen. Darüber hinaus bin ich Herrn Dr. Georg Huber für seine Arbeit des Gegenlesens und für zahlreiche EDV-technische Ratschläge in Dank verbunden. Zu guter Letzt gehören meiner Freundin Frau DDr. Ulrike Stephanie Beier spezielle Worte der Verbundenheit für die Unterstützung während der Zeit der Manuskriptverfassung. Ohne die beteiligten Personen hätte sich die Drucklegung der Dissertation mit Sicherheit verzögert bzw hätte die Arbeit gar nicht erst entstehen können. In diesem Sinne kommt den vorstehenden Personen mein spezielles Dankgefühl zu.

«In Wirklichkeit gibt es nur die Atome und das Leere» Demokrit (griechischer Philosoph 460 bis 371 v. Chr.)

IX

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis . . . . . Abkürzungsverzeichnis Tabellenverzeichnis . . . Abbildungsverzeichnis .

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I.

Einleitung

A. B. C. D. 1. 2. 3. 4. 5.

Investitionen im Elektrizitätssektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Netzkosten und Netzneuinvestitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktureller Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Energieversorgung als öffentlicher Auftrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die physikalischen Prämissen der elektrischen Energie . . . . . . . . . . . Wind als regenerativer Energieträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Windenergieförderung . . . . Raumordnungsrechtlicher Steuerrahmen von WEA bei der Errichtung Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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II. Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public A. Die Daseinsvorsorge im Konzept nach Forsthoff . . . . . . . . . . . . . 1. Historischer Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Träger der Daseinsvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Zeit vor dem 2. Verstaatlichungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Zeit nach dem 2. Verstaatlichungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . d) Definition der öffentlichen Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Rezeption der Daseinsvorsorge in die deutsche Rechtsordnung . . . . 4. Rezeption der Daseinsvorsorge in die österreichische Rechtsordnung B. Die Grundkonzeption des Service Public . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Begriffsdefinition und historischer Abriss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Maximen des Service Public . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Prinzip der Continuité . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Prinzip der Adaption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Das Prinzip der Egalité . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Leistungserbringung innerhalb des Service Public . . . . . . . . . . . a) Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI XIII XIX XXI

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2 4 8 9 10 11 12 13 13

15 . . . . . . . . . . . . . . . . .

15 15 21 21 23 24 28 31 34 39 39 44 44 45 46 47 47

XI

Inhaltsverzeichnis

4.

Unterschiede zur Daseinsvorsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Rechtskreistheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Verfassungsrechtliche Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Das Verfassungskonzept nach Kelsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Die Verfassung als Verfahrensanordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Grundnorm als Geltungsgrund einer normativen Ordnung . . . . 4. Wandel im Verfassungsverständnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das gegenwärtige Verfassungsverständnis . . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Akzentuierung der verfassungsrechtlichen Grundprinzipien D. Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext . . . . . . . . . . . 1. Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Primärrechtliche Normierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Art 86 EGV Abs 2 als Zentralnorm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Art 16 EGV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Sekundärrechtliche Normierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Mitteilung der Kommission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Grünbuch zu DAWI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Weißbuch DAWI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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III. Physikalische Spezifika der elektrischen Energie A. B. 1. 2. 3. 4. 5. 6. C. 1.

Die elektrische Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die elektrische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nennleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Installierte Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verlustleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blindleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wirkleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Scheinleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Charakteristika der elektrischen Energie . . . . . . . . . . . . Leitungsgebundenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Erdkabelübertragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Freileitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Insuffizienz der Bevorratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Speicherung in Speicherkraftwerken . . . . . . . . . . . . . b) Speicherung in elektrochemischen Elementen . . . . . . c) Schwungradspeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Supraleitende Energiespeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Lithium-Ionen-Speichertechnologie . . . . . . . . . . . . . f) Energiespeicherung in Druckluftspeicherkraftwerken D. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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49 49 52 55 55 57 58 59 60 61 63 63 69 69 78 79 79 81 83 83 93

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93 99 101 102 102 102 104 104 105 105 113 116 119 120 121 122 123 124 125 127

IV. Der Wind als regenerativer Energieträger

129

A. Geschichte der Windenergiegestehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger . . . . . . . . . . 1. Begriffsabgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XII

Inhaltsverzeichnis

a) Energieträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Der Aspekt der Erneuerbarkeit bzw Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . 2. Potentialanalysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das theoretische Windenergiepotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das technische Windenergiepotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Das wirtschaftliche Windenergiepotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Das erschließbare Windenergiepotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Vorteile gegenüber den fossilen Primärenergieträgern . . . . . . . . . . . . . a) Energieversorgungssicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Klimaschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Luftschadstoffbelastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Niedrige energetische Amortisationszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Externe Kosten im Speziellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Nachteile gegenüber den fossilen Primärenergieträgern . . . . . . . . . . . . a) Ungenauigkeit der Windprognosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Gesellschaftliche Akzeptanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Weitere Nachteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Anteil der Windenergie an der Elektrizitätserzeugung . . . . . . . . . . . . . a) Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Europäische Union . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Weltweit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Physikalische Grundlagen der Windenergiegestehung . . . . . . . . . . . 1. Energiewandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Faktoren einer optimalen Energieumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Windhöffigkeit des lokalen Verfügungsraumes . . . . . . . . . . . . . . . b) Windgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Bodenrauhigkeit des Einsatzgebietes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Systemtechnische Beschreibung von Windenergiekonvertern . . . . . 1. Anlagenklassifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Horizontalachskonverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Vertikalachskonverter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Konzentrierende Maschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Einsatzgebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Offshore Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Onshore Einsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Energiewirtschaftliche Analyse der Windenergiegestehung . . . . . . . 1. Der Energieertrag zwischen realem und idealem Windenergiekonverter 2. Leistungsregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Pitch-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Stall-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Stromgestehungskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Energetische Amortisationszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G. Ökonomische Gesichtspunkte der Windenergienutzung . . . . . . . . . 1. Gesamtinvestitionen beim Errichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Exportfunktion der Windkrafttechnologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Auswirkungen auf die Beschäftigungssektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XIII

Inhaltsverzeichnis

H. Ökologische Aspekte der Windkrafttechnologie . . . . . . . . . 1. Lebenszyklusorientierte Gestaltung von Windenergieanlagen 2. Werkstoffliche Beschaffenheit einer Windenergieanlage . . . . . a) Energetische Evaluation der Entsorgung . . . . . . . . . . . . I. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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V. Der legistische Rahmen der Windenergieförderung A. Völkerrechtliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Meilensteine der internationalen Klimakonferenzen . . . . . . . . a) Die UN-Klimarahmenkonvention . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Kyoto-Protokoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Primäres Gemeinschaftsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Der Energiebegriff in den europäischen Verträgen . . . . . . b) Die Rechtssetzungskompetenz der EU im Energiebereich 2. Sekundäres Gemeinschaftsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie 1996 . . . . . . . . . . b) Die Beschleunigungsrichtlinie 2003 . . . . . . . . . . . . . . . . c) Die Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energiequellen d) Die Rechtsprechung des EuGH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Die Implementierung der Richtlinien in das nationale Recht 1. Der österreichische Rechtsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das ElWOG 1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das ElWOG II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Das Ökostromgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Der deutsche Rechtsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Das Stromeinspeisegesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Das Erneuerbare-Energien-Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VI. Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht A. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Begriffsabgrenzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Allgemeines Planungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Begriffsunterschiede von Plan und Planung . . . . . . . . . . . . . . . . b) Raumordnung und Raumplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Fachplanungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Energiewirtschaftsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Der österreichische Rechtsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. (Fach-) Planungsrecht in der bundesstaatlichen Kompetenzverteilung . a) Raumordnungsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Energiewirtschaftsplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Das deutsche Ordnungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Planungsrechtlicher Hintergrund des Art 20a GG . . . . . . . . . . . . . . . 2. Raumordnerische Steuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Raumordnungsplanung versus Flächennutzungsplanung . . . . . .

XIV

170 170 171 172 172

175 175 177 179 183 183 183 186 189 189 191 192 196 199 199 199 206 211 217 217 218 223

227 . . . . . . . . . . . . . . .

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227 230 230 230 231 238 238 240 240 240 251 260 260 261 264

Inhaltsverzeichnis

3.

b) § 35 BauGB als Planungsgrundlage . . . . . . . . . . . . Energiewirtschaftsplanungsrechtliche Aspekte . . . . . . . a) Notwendigkeit der energiewirtschaftlichen Planung b) Fachplanung im Energiewirtschaftsgesetz . . . . . . .

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VII. Einspeisetarifvergütungen A. Das deutsche Einspeisetarifsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Der allgemeine Vergütungsanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Besondere Vergütungsvorschriften für Windenergieanlagen B. Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen . . . . 1. Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. § 11 ÖkostromG als Zentralnorm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Die Grundsystematik des österreichischen Einspeisesystems . . . 4. Parallelen zum bundesdeutschen Ordnungssystem . . . . . . . . . . 5. Rechtliche Differenzierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Änderung der SNT-VO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) SNT-VO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VIII. Ausblick

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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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XV

Abkürzungsverzeichnis ABI Abs AG Art AVG AWZ BauGB BauNVO BGBI BGR BMWA BROG BUND BundesG BVerfGE BVerwGE BVerwG BVG B-VG bzw ca CDU cm Ct Ct/kWh DAWI Dena DEWI dh DSM DVBl DVerl E EA EAG EAGV EBRl

Amtsblatt Absatz Aktiengesellschaft Artikel Allgemeines Verwaltungsgesetz Ausschließliche Wirtschaftszone Baugesetzbuch Baunutzungsverordnung Bundesgesetzblatt Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Bundesraumordnungsgesetz Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Bundesgesetz Bundesverfassungsgerichtserkenntnis Bundesverwaltungsgerichtserkenntnis Bundesverwaltungsgericht Bundesverfassungsgesetz Bundes-Verfassungsgesetz beziehungsweise circa Christlich Demokratische Union Zentimeter Cent Cent pro Kilowattstunde Dienstleistungen von allgemeinem Interesse Deutsche Energieagentur Deutsches Windenergie-Institut das heißt Demand-Side-Management Deutsches Verwaltungsblatt Verlängerungszeitraum für eine erhöhte Anfangsvergütung Energie Ertrag einer Windenergieanlage Europäische Atomgemeinschaft Europäischer Atomgemeinschaftsvertrag Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie

XVII

Abkürzungsverzeichnis

EDF EE EEA EEG EERL EG EGKSV EGV EJ Ekin ElWOG EnBW EnFG EnWG EP ER Erl ErlBM ERuhe ETG EU EUR EVU EWG EWGV FDP FN FS FWP g g/kWh GA GewO GFK GG ggf GWh h hL hpts Hrsg Hz I I(t) idF idR idS IEA ieS

XVIII

Electricité de France Erneuerbare Energien Einheitliche Europäische Akte Erneuerbare-Energien-Gesetz Erneuerbare-Energiequellen-Richtlinie Europäische Gemeinschaft Montanunionsvertrag Europäischer Gemeinschaftsvertrag Exajoule kinetische Energie Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz Energie Baden-Württemberg AG Energieförderungsgesetz Energiewirtschaftsgesetz Europäisches Parlament Ertrag der Referenzanlage Erläuterung erläuternde Bemerkungen Ruheenergie Elektrotechnikgesetz Europäische Union Euro Elektrizitätsversorgungsunternehmen Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Vertrag der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Freie Demokratische Partei Fußnote Festschrift Flächenwidmungsplan Groschen Groschen pro Kilowattstunde Generalanwalt Gewerbeordnung Glasfaserkarbon Grundgesetz gegebenenfalls Gigawattstunde Stunde herrschende Lehre hauptsächlich Herausgeber Hertz Formelzeichen für die elektrische Stromstärke Stromstärke pro Zeit in der Fassung in der Regel in dem Sinn Internationale Energie Agentur im engeren Sinn

Abkürzungsverzeichnis

IPCC iSd ISET iSv iVm J JAP Jhdt JRP kg km/h KRK kW KWh kV l LandesG leg cit LGBl lit m m/s m3 max MEntf mHz Mrd MS MTief MW NIMBY NöROG Nr NRW ÖIR ÖkostromG ÖkostromVO OÖ OöROG ÖROK OVG ÖZW P P(t) pa PreisG PW PWh PWh/a

Intergovernmental Panel on Climate Change im Sinn des Institut für Solare Energieversorgungstechnik im Sinne von in Verbindung mit Joule Juristische Ausbildung und Praxis Jahrhundert Journal für Rechtspolitik Kilogramm Kilometer pro Stunde Klimarahmenkonvention Kilowatt Kilowattstunde Kilovolt Liter Landesgesetz zitiertes Gesetz Landesgesetzblatt litera Meter Meter pro Sekunde Kubikmeter maximal Entfernung von der Küstenlinie in vollen Meilen Megahertz Milliarden Mitgliedstaat(en) Wassertiefe in vollen Metern Megawatt Not in my Backyard Niederösterreichisches Raumordnungsgesetz Nummer Nordrhein-Westfalen Österreichisches Institut für Raumplanung Ökostromgesetz Ökostromverordnung Oberösterreich Oberösterreichisches Raumordnungsgesetz Österreichische Raumordnungskonferenz Oberverwaltungsgericht Österreichische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Formelzeichen für die elektrische Leistung elektrische Leistung pro Zeit per anno Preisgesetz Petawatt Petawattstunde Petawattstunden pro Jahr

XIX

Abkürzungsverzeichnis

QS RdU RGBl RL RÖE ROG rTPA RV RWE Rz SbgROG SKE SMES SNT SNT-VO sog SPD StarkstromwegeG StGG StmkROG StrEinspG SWP t TW TWh TWh/a TIWAG U U(t) U/min ua uä UAbs UCTE UN UNB ÜNB UNCED UNEP UPR usw V v2 va VerstaatlichungsG VEÖ VfGH VfSlg Vgl

XX

Standortqualität Recht der Umwelt Reichsgesetzblatt Richtlinie Rohöleinheit Raumordnungsgesetz regulated Third-Party-Access Regierungsvorlage Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG Randziffer Salzburger Raumordnungsgesetz Steinkohleeinheit Supraleitende Magnetische Energiespeicher Systemnutzungstarif Systemnutzungstarif-Verordnung sogenannt Sozialdemokratische Partei Deutschlands Starkstromwegegesetz Staatsgrundgesetz Steiermärkisches Raumordnungsgesetz Stromeinspeisegesetz Stiftung Wissenschaft und Politik Zeit Terawatt Terawattstunde Terawattstunde per Jahr Tiroler Wasserkraft AG elektrisches Formelzeichen für Spannung Spannung pro Zeit Umdrehungen pro Minute unter anderem und ähnliche(s) Unterabsatz Union for the Co-ordination of Transmission of Electricity United Nations Unabhängiger Netzbetreiber Übertragungsnetzbetreiber United Nations Conference on Environment and Development United Nations Environment Programme Zeitschrift für Umwelt- und Planungsrecht und so weiter Volt Geschwindigkeit zum Quadrat vor allem Verstaatlichungsgesetz Verband der Elektrizitätserzeuger Österreichs Verfassungsgerichtshof Verfassungssammlung vergleiche

Abkürzungsverzeichnis

vH VN VO VwGH VwSlg VwVfG wbl WEA WMO Ws WWF Z ZNER zT ZUR

von Hundert Vereinte Nationen Verordnung Verwaltungsgerichtshof Verwaltungssammlung Verwaltungsverfahrensgesetz wirtschaftliche Blätter Windenergieanlage World Meteorological Organization Wattsekunde World Wildlife Fund Ziffer Zeitschrift für neues Energierecht zum Teil Zeitschrift für Umweltrecht

XXI

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Umrechnung einzelner Energieeinheiten . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 2: Vorsatzzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 3: Netzeinteilung nach Spannungsebenen . . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 4: Netz-Betriebszustand zur Netzfrequenzabweichung . . . . . Tabelle 5: Fünf-Stufen-Plan der UCTE zum Lastabwurf . . . . . . . . . . Tabelle 6: Stromkreislängen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 7: Stromkreislängen in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 8: Übersicht über die Speichertechnologien . . . . . . . . . . . . . Tabelle 9: Stromgestehungskosten Grundlast . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tabelle 10: Energetische Amortisationszeiten von WEA nach 20 Jahren

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XXIII

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Ablauf einer Leitungsbemessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 2: Strukturelle Beschaffenheit der Elektrizitätsversorgung . . Abbildung 3: Windkraftleistung in MW in Deutschland . . . . . . . . . . . . Abbildung 4: Energiewandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 5: Externe Kosten der Stromerzeugung in Deutschland . . . . Abbildung 6: Windstromerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 7: Struktur der Investitionsnebenkosten . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 8: Struktur der Betriebskosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abbildung 9: CO2-Reduktion aufgrund der Windenergie im Jahre 2010

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XXV

I. Einleitung «Die Energie ist tatsächlich der Stoff, aus dem alle Elementarteilchen, alle Atome und daher überhaupt alle Dinge gemacht sind, und gleichzeitig ist die Energie auch das Bewegende».1 Dieser Ausspruch von Werner Heisenberg, dem Mitbegründer der Quantenmechanik und einem der bedeutendsten Physiker des vergangenen Jahrhunderts, verdeutlicht in zweifachem Sinne den Stellenwert, den die Energie im Allgemeinen und im Speziellen die Elektrizität in unserer hochtechnologisch entwickelten Wirtschaft und Gesellschaft einnehmen. Generell gesprochen wird in diesem Zitat die Energie als naturwissenschaftliche Konstante zum Grundbaustein aller auf der Erde vorkommenden Materie erklärt.2 Das bewegende Moment, von dem Heisenberg in seinen philosophisch anmutenden Ausführungen zur physikalischen Definition der Energie spricht, lässt den Autor einen Übergang zur aktuell geführten Diskussion bezüglich der Verfügbarkeit einer auf angemessenen Preisen basierenden, flächendeckenden sowie zweckmäßigen elektrischen Energieversorgung finden.3 Die naturwissenschaftliche Erkenntnis, dass jede auch noch so kleine physikalische Struktur, ja selbst die Elementarteilchen, auf der Basis des Energieaustausches beruht, ist ein unwiderlegbares Faktum und wird auch als solches hingenommen. Im Gegensatz dazu stellt die vorher angesprochene flächendeckende Energieversorgung4 in Verbindung mit der Versorgungssicherheit den zu untersuchenden Nukleus der Arbeit dar. Anhand der Implementierung von neuen, auf regenerativer Basis beruhenden, stochastisch5 fluktuierenden Energiequellen – der Netzintegration des in der Windströmung enthaltenen kinetischen Energiepotentiales – soll erörtert werden, inwiefern diese sich mit der vorhandenen Energieversorgungsstruktur in Einklang bringen lassen und mit welchen rechtlichen Hemmnissen bei der Adaptierung an 1 Heisenberg, Physik und Philosophie, 92. 2 Vgl Heisenberg, Physik und Philosophie, 224. 3 Zur Kausalität von Wohlstand und Energieversorgung vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, I. 4 Vgl Wimmer/Arnold, Wirtschaftsrecht, 269. 5 Die Stochastik ist die «Wahrscheinlichkeitstheorie unter Einschluss der mathematischen Statistik» vgl Dinges/Rost, Prinzipien, 3.

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Einleitung

diese neue dezentrale Einspeisungsstruktur gerechnet werden muss. Eine vorrangige Berücksichtigung sollen dabei die Netzinfrastrukturen – sowohl die Höchstspannungs- als auch die Übertragungs- und Verteilernetze – erfahren. So sind in jüngster Zeit genau diese Netzinfrastrukturen vermehrt politischem Druck ausgesetzt worden und rückten – ausgehend von Initiativen der Europäischen Kommission – verstärkt in den Blickwinkel der Wettbewerbsbehörden. Als Stein des Anstoßes kann mit Sicherheit die Mitte der neunziger Jahre begonnene Liberalisierung der Infrastrukturmärkte – vornehmlich der Energiemärkte für Gas und Strom – ins Feld geführt werden.6 Im Zuge dieser Deregulierung haben sich in den ehemals starren, sehr zentral organisierten nationalen Energiestrukturen erhebliche Risse gebildet. Risse, die vordringlich als Risikopotentiale für die früher gewohnte und als selbstverständlich angesehene Versorgungssicherheit mit elektrischem Strom gewertet werden können.7 Zum einen ist in diesem Zusammenhang «die mögliche Umstellung der Stromversorgung von der zentralen Erzeugung hin zu einer stärker verteilten Erzeugung ein aktuell viel diskutiertes Thema»8, zum anderen müssen in den nächsten 10 bis 20 Jahren gewaltige Summen bereitgestellt werden, um den hohen technologischen Grad der Netzübertragung sowie der Erzeugungskapazitäten aufrecht zu halten bzw ausbauen zu können.

A. Investitionen im Elektrizitätssektor Der postulierte konsequente Ausbau der Netzinfrastrukturen ist notwendig, weil er nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Mitgliedsländer favorisiert sowie tangiert, sondern auch, weil es ohne ihn keine weitere Netzintegration von regenerativen Energiequellen geben wird. Das politische Bekenntnis zu einem progressiven Ausbau der Nutzung von erneuerbarer Energie zur Stromgewinnung ist bereits mehrfach und eindeutig postuliert worden.9 Ein Report des Allianz Zentrums für Sicherheit, einer Tochterunternehmung des größten Versicherers für Kraftwerke und Leitungsnetze, beziffert den finanziellen Aufwand, der weltweit in den Ausbau der Leitungs- und Erzeugungskapazitäten bis in das Jahr 2020 getätigt werden muss, mit 10.000 Milliarden EUR.10 Diese Aufwendungen betreffen wohlgemerkt lediglich den Erhalt des gegenwärtigen Netzes und den stetigen Ausbau der Kraftwerke ge6 Zur vollständigen Öffnung des österreichischen Strommarktes vgl Brodey, Grundlagen, in Nemec (Hrsg), Liberalisierung österreichischer Infrastrukturmärkte, 51. 7 Zur deklaratorischen Energiemarktöffnung in Deutschland vgl Hofer/Sawerthal, Rechtliche und energiepolitische Aspekte, 11. 8 Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung im deutschen Energiesystem, 5. 9 Vgl RL 2001/77/EG, ABI 2001 L 283 S 33. 10 Vgl Cleemann, Risiken der Stromversorgung, 4.

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Investitionen im Elektrizitätssektor

messen am jeweilig proportionalen durchschnittlichen Gesamtenergieverbrauch. Manche Autoren – auch die IEA – gehen jedoch von einem Bruttoinvestitionsbedarf von 16.000 Milliarden EUR aus. Dies jedoch unter der zeitlichen Erstreckung bis in das Jahr 2030.11 Unzweifelhaft entbehren diese Ziffern auf den ersten Blick jedweder Vergleichsmöglichkeit. Es ist aber, um ein essenzielles Verständnis für eine solch kapitalintensive Branche wie die der Elektrizitätsgewinnung und -verteilung zu generieren, unerlässlich, auch Zahlenspielerei zu betreiben. Vor allem um aufzuzeigen, dass sowohl die Herstellung als auch die verlässliche Bereithaltung von Regelenergieleistung sowie die Verteilung von Energie, vor allem aber von leitungsgebundener Energie wie dem elektrischen Strom, zum einen mit einem sehr hohen und sehr genau kalkulierten finanziellen Aufwand verbunden ist und zum anderen in globaler Hinsicht keineswegs als Selbstverständlichkeit betrachtet werden kann. In den Anfängen der elektrischen Energieversorgung wurde diese bzw der daraus gewonnene Sekundärenergieträger12 – der elektrische Strom – als ein Gut betrachtet, welches ausschließlich der oberen Bevölkerungsschicht zur Verfügung stehen sollte.13 Im Europa und Österreich des 20. Jhdt konnte jedoch seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine beachtliche Versorgungsqualität wie auch Versorgungsdichte erreicht werden, die ihrerseits wiederum jedem Bürger seinen individuellen Teilhabeanspruch an der beginnenden Wohlfahrtsgesellschaft sicherte.14 Unsere gegenwärtige Energieversorgungssicherheit15 – zumindest die Versorgung mit elektrischem Strom – basiert zu einem sehr großen Teil auf einer über Jahrzehnte aufgebauten und gewachsenen Netzinfrastruktur.16 Diese Zeit, auch als das Zeitalter der verstaatlichten Industrie bezeichnet, war durchwegs – mit Ausnahme der Erdölkrise in den 70er Jahren – geprägt von niedrigen Preisen auf Seiten der fossilen Primärenergieträger und einem kontinuierlichen Ausbau der Leitungskapazitäten. Vielfach wurden die Investitionen unter dem Gesichtspunkt n-1 getätigt17 und so 11 Vgl Ofner, Herausforderungen der Energiepolitik, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 11. 12 Zum Unterschied von Primärenergieträger und Sekundärenergieträger siehe Kapitel 3; vgl auch Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 3. 13 Zum Nutzen der Elektrizität der Berliner Elektrizitätswerk AG im Jahre 1889 vgl Eder, Die Implementierung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie in Österreich, 1. 14 Zur Elektrifizierung als Symbol für Wohlstand und Wachstum vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 2. 15 Zum Unterschied zwischen qualitativer und quantitativer Versorgungssicherheit vgl Becker, Auswirkung der Liberalisierung auf die Versorgungssicherheit, 38. 16 Näheres zur Einheitlichkeit der staatlichen Elektrizitätswirtschaft vgl Winkler, Elektrizitätsrecht, 69. 17 Die n-1 Sicherheit bedeutet, dass elektrische Betriebsmittel so ausgestaltet sein müssen, dass der Betrieb auch dann sicher erfolgen muss, wenn zB eine Leitung ausfällt.

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Einleitung

einer Überlastung der Netze entgegengewirkt.18 In diese Periode lässt sich auch das mancherorts noch gebräuchliche geflügelte Wort der goldenen Netze einordnen. Der Erhalt und der kontinuierliche Ausbau – in einem die Versorgung nicht beeinträchtigendem Ausmaß – der Netzkapazitäten wurde durch zahlreiche staatliche Garantien abgesichert, – vornehmlich aber durch die staatliche Eigentümerschaft an den Netzen und Kraftwerken.19 Da, wie bereits erwähnt, die Elektrizität als ein sog leitungsgebundener Energieträger zu qualifizieren ist, benötigt man für eine vom Bürger geforderte und ehemals vom Staat auch garantierte Versorgungssicherheit20 ein sehr engmaschiges Netz sowohl für den Transport als auch für die Übertragung und Verteilung der elektrischen Energie hin zum Verbraucher.21 Diese Erfüllungsverantwortung des Staates wurde in den letzten 10 Jahren infolge der Energiemarktliberalisierung bzw der Liberalisierung der Infrastrukturmärkte für Strom und Gas immer mehr zu Lasten einer Gewährleistungsverantwortung aufgeweicht.22 Ob dieser Wechsel der Verantwortung va der vermehrten Netzintegration von dezentralen Energieeinspeisungsanlagen zum Vorteil gereicht oder sich genau zum Gegenteil – nämlich zum Verhindern eines konsequenten Netzausbaus – wendet, soll ua ein zentraler Punkt dieser Arbeit sein. Durch die von europäischer Seite, im Speziellen von den Wettbewerbshütern, vorangetriebene Liberalisierung der Infrastrukturmärkte wurde der Staat immer mehr von seinen ursprünglichen Funktionen und Verantwortungen in diesem Aufgabenbereich – einem seiner Kernbereiche als Wirtschaftssubjekt und Träger der Daseinsvorsorge – enthoben.23

B. Netzkosten und Netzneuinvestitionen Ungeachtet dessen soll dem Leser in Erinnerung gerufen werden, dass weltweit immer noch knapp 1,3 Milliarden Menschen großteils ohne eine sichere

18 Genaueres zur Definition des Netzbegriffs vgl Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 15. 19 Vgl Brodey, Grundlagen, in Nemec (Hrsg), Liberalisierung österreichischer Infrastrukturmärkte, 42. 20 Zur Zeit der verstaatlichten Industrie kann man von der Erfüllungsverantwortung sprechen vgl Eder, Vom 2. VerstaatlichungsG 1947 zum ElWOG 98, 6. 21 Zum Wechsel der staatlichen Verantwortung vgl Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 6. 22 Zur Erfüllungsverantwortung vgl Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 7. 23 Vgl Ginner, Öffentliche Dienstleistungen im freien Wettbewerb, 22; wie auch Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Riesender/Kahl/Müller/Wallnöfer, FS Wimmer, 630.

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Netzkosten und Netzneuinvestitionen

und funktionierende Energieversorgung leben müssen.24 Des Weiteren sei an dieser Stelle kurz erwähnt, dass eine elektrische «Energieversorgung, wie sie etwa in Deutschland vorzufinden ist – neu aufgebaut – etwa 2000 EUR pro Kilowattstunde an Investitionskosten verschlingen würde».25 Aufgrund der Tatsache, dass bei «der Planung und beim Bau die Lebensdauer mit 30 bis 40 Jahren veranschlagt wurde, ist in diesem Bereich ein jährlicher Ersatzinvestitionsbedarf von 3 Milliarden EUR zu erwarten».26 Tatsächlich kommen aber nur 1 Milliarde EUR pa dem Netzerhalt zu Gute.27 Dem soll der aktuelle Preis für eine kWh elektrischer Energie gegenüber gestellt werden.28 Ausgehend von der Annahme eines Preises von 2000 EUR pro kWh lässt sich somit ein Neuwert der deutschen Elektrizitätsnetze von ungefähr 100 Milliarden EUR errechnen.29 Ein allfälliger Neuwert der heimischen Elektrizitätsnetze schlägt mit ca 20 Milliarden EUR zu Buche.30 Trotz dieser exorbitant hohen Summen stellt es sowohl aus betriebs- als auch volkswirtschaftlicher Sicht eine absolute Notwendigkeit dar, diesen hohen Standard zu halten und ihn vor allem auch in der näheren Zukunft weiterhin in der gewohnten Versorgungsqualität zu garantieren. Denn ohne eine zuverlässige, nicht fluktuierende Energieversorgung ist keine Volkswirtschaft in der Lage, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Keinem Land der Erde ist es möglich, sich in Ermangelung einer flächendeckenden Strom- bzw Energieversorgung, zu einer Industrienation zu entwickeln. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstrich diese Tatsache anlässlich einer Grundsteinlegung für ein neues Kraftwerk im August des Jahres 2006 mit den Worten: «Die Energieversorgung ist das Herzstück einer Wirtschaft, einer Industriegesellschaft».31 In den letzten Monate haben mehrere Ereignisse demonstrativ aufge24 Vgl Ofner, Herausforderungen der Energiepolitik, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 11. 25 Wagner, Wettlauf um die Lagerstätten, in Wiegandt (Hrsg), Was sind die Energien des 21. Jahrhunderts? Der Wettlauf um die Lagerstätten, 137. 26 Cleemann, Risiken der Stromversorgung, 22. 27 Vgl Köpke, Gefahr, Die Zeit 18.09.2003 Nr 39, www.zeit.de/2003/39/E-Netze_neu (03.08.2008). 28 Der aktuelle Preis je kWh Strom (31.07.2008) variiert aufgrund des nunmehr vollständig liberalisierten und nachfrageorientierten Elektrizitätsmarktes je nach Versorger. Als Mittelmaß für einen Haushalt kann aber ein Preis von 14 bis 18 Ct pro kWh als realistisch angesehen werden. Industriepreise bewegen sich zwischen 8 bis 12 Ct je kWh. Ein Vergleich der aktuellen Stromkosten für Verbraucher mit Deutschland bringt zu Tage, dass sich die Preise mehr oder minder harmonisch angleichen vgl dazu ausführlich http:// www.strom-tabelle.de (31.07.2008). 29 Bezüglich des Tagesneuwerts des Netzequipments vgl Cleemann, Risiken der Stromversorgung, 22. 30 Vgl Brauner, Chancen und Risiken der Energiemarktliberalisierung, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 118. 31 Krisp, Der deutsche Strommarkt in Europa, 4.

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Einleitung

zeigt, dass der gesellschaftliche Stellenwert der Energieversorgung wieder in den Blickpunkt der Allgemeinheit gerückt ist und dass unsere Industrie und Wirtschaft sowie darauf aufbauend unser Wohlstand von einer zukunftsorientierten und auf nachhaltigen Grundsätzen basierenden Energiewirtschaftsplanung abhängt. Als einer der besten Indikatoren für die Verzahnung von gesellschaftlichem Wohlstand und der Prosperität der heimischen Wirtschaft mit der energiewirtschaftlichen Situation lässt sich der momentan weltweit stattfindende enorme Preisanstieg für fossile Primärenergieträger anführen. Dessen Auswirkungen haben zuallererst die Verbraucher getroffen und anhand deren reduzierter Kaufkraft wurden in der Folge die heimische Industrie und der Handel erschüttert. Das dem Konsumenten real zur Verfügung stehende Einkommen wird zunehmend von immer weiter steigenden Energiepreisen aufgezehrt. Sollten sich im Strommarkt nicht bald Änderungen einstellen, so wird auch dieser Markt von nicht mehr tragbaren Preissteigerungen betroffen sein. Ein vom realen Markt entkoppelter, überteuerter Energiepreis kann ohne Schwierigkeiten als ein erster Indikator für eine beginnende Strukturschwäche in einer Volkswirtschaft gewertet werden. Das Postulat einer auf angemessenen Preisen basierenden, flächendeckenden und zukunftsorientierten elektrischen Energieversorgung ist seit einigen Jahren mäßig bis erheblich ins Wanken geraten. Dieser Umstand ist jedoch nicht ausschließlich auf die steigenden Primärenergiepreise zurückzuführen – die Eigentümer von elektrischen Netzen weisen in ihren Bilanzen jedes Jahr neue Rekordgewinne aus.32 Ausschlaggebend für diese schleichende Strukturveränderung sind mehrere Faktoren, die in der nachfolgenden Arbeit ua anhand der vermehrten Einspeisung von sog stochastisch fluktuierenden Energiequellen – hier der Windenergie – in die nationalen Energieversorgungsnetze Deutschlands und Österreichs untersucht werden sollen. Das erklärte Ziel der gegenständlichen Arbeit ist aufzuzeigen, welche rechtlichen Hürden der Gestehung und Nutzung von Windenergie entgegenstehen und wie sich eine allfällige Netzintegration dieser stochastisch fluktuierenden Energiequellen in die nationalen Energieversorgungsnetze unter technischen, juristischen und (energie-)wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewältigen lässt. Dem Autor ist durchaus bewusst, dass eine ganzheitliche Aufarbeitung dieses Themas sowohl technische wie auch volks- und betriebswirtschaftliche als auch sicherheitspolitische und umweltschutzrechtliche Erwägungen und Aspekte berücksichtigen muss. Was sich jedoch als schwierigstes Moment herausgestellt hat, ist der Umstand, dass, von objektiven Gesichtspunkten aus gesehen, eine qualitativ hochwertige Arbeit garantiert werden sollte. Eine Unzahl von Berichten, Stellungnahmen und Aktionsplänen zum Klimaschutz und der damit in direkter Relation stehenden Forderung nach vermehrtem Einsatz von sog regenerativen Energien sind gegenwärtig zum Spielball für 32 Vgl http://www.eon.com/de/downloads/EON_GB07_DE_geschuetzt.pdf (03.08.2008).

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Netzkosten und Netzneuinvestitionen

Politiker, Parteien, Interessensverbänden, und Medien verkommen. Jeder der beteiligten Akteure möchte sich gerne ein Stück von diesem publikumswirksamen Kuchen abschneiden und so aufgrund der jeweiligen, subjektiv eingefärbten Betrachtungsweise der Etablierung einer diversifizierten, nachhaltigen und va zukunfts- und bedarfsorientierten Energieversorgung den persönlichen Nachdruck verleihen. Die subjektive Wahrnehmung hinsichtlich der realistischen Möglichkeiten einer vermehrten Netzintegration regenerativer Energien in die jeweiligen Versorgungsnetze wird durch die Tatsache getrübt, dass jede in Bezug auf die Vereinbarkeit bzw Realisierbarkeit der verschiedenen technisch-ökologischen Aspekte untereinander – die Versorgungssicherheit eingeschlossen – anfänglich kritisch geäußerte Stimme als die personifizierte Infragestellung der gemeinsamen Zukunft abgestempelt wird.33 Es kann aber auch festgestellt werden, dass sich selbst innerhalb der ökologischen Bewegung Konflikte in Bezug auf die konsequente Ausnutzung von erneuerbaren Energien aufgetan haben – Konflikte, die in einer angeblichen Dichotomie von Klimaschutz und Umweltschutz angesiedelt sind.34 Ein kontinuierlicher Ausbau der Windkraft nötigt allerdings allen Beteiligten eine gewisse Kompromissbereitschaft ab und verlangt zusätzlich eine sehr genaue Abwägung zwischen Klimaschutz- sowie Umweltschutzaspekten. Diese interessensabhängige Abwägung muss möglichst immer unter der «Berücksichtigung der technischökonomischen Entwicklungspotentiale»35 vorgenommen werden. Auf politischer Ebene wurde dem Ruf nach einem vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern in der Stromproduktion bzw der Energieversorgung sowohl auf europäischer wie auch auf nationaler Ebene mit einer Vielzahl an Rechtsakten Genüge getan.36 Bereits nach Durchsicht eines geringen Teiles der sachrelevanten Legistik lässt sich dieses eindeutig formulierte politische Postulat vortrefflich erkennen.37 Nach eingehender Betrachtung der einschlägigen Literatur wird man zwangsläufig mit der Frage konfrontiert, inwieweit sich diese selbst abgefassten ehrgeizigen Ziele mit der Realität in Einklang bringen lassen. Dem Juristen – ohne die Rechtswissenschaft verunglimpfen zu wollen – verschließen sich auf den ersten Blick eher ganzheitliche Betrachtungsweisen, und aus der Not heraus, jedwede auch noch so kleine Ausnahme normieren zu wollen, kann es vorkommen, dass man die ursprünglich anvisierten Ziele aus den Augen zu verlieren droht. Am anschaulichsten lässt sich diese These unter Zuhilfenahme eines jüngst erschienenen Zeitungsartikels in einer der führen33 34 35 36

Vgl Byzio/Mautz/Rosenbaum, Energiewende in schwerer See, 11. Vgl Janzing, Windkraft, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 225. Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 1. Vgl Kommission, Grünbuch hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit, KOM(2000) 769 endg. 37 Zur Überprüfung der EU-Energiestrategie hinsichtlich der erneuerbaren Energien vgl KOM(2006) 105 endg, 10, 11; vgl auch RL 2001/77/EG, ABI 2001 L 283 S 33.

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Einleitung

den deutschen Wochenzeitungen belegen.38 Hierbei ging es um die Frage, inwieweit die Monteure im Windpark Alpha Ventus vor der Küste Borkums in Norddeutschland bei einer allfälligen Reparatur der WEA ihre Notdurft verrichten können, ohne dabei, aufgrund der sich ergebenden Einleitungen in das Meerwasser, die sensible Flora und Fauna der Küstenlandschaft zu verunreinigen. Der juristische Hintergrund dieser Debatte ist im Erwägungspunkt 8 der Errichtungsgenehmigung zu finden. Die dazu berufene Behörde ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, welches auch die Errichtungsgenehmigung für das Testfeld Borkum West am 11.07.2007 erteilt hatte.39 Diese fordert in ihrer Genehmigung, dass «die Anlagen so auszustatten sind, dass die Arbeitssicherheit von Wartungs- und Bedienungspersonal sichergestellt ist».40 Somit wird der Abort zum Zankapfel um die Arbeitssicherheit und verschleiert auf den ersten Blick die Euphorie über einen Offshore-Windpark mit einer Nennleistung von 60 MW.41 Zu einer Verschärfung dieser Malaise kann es höchstens noch kommen, falls auch weibliche Monteure zu Servicearbeiten gerufen werden, dann müssten jeweils zwei, von einander separierte Toilettenanlagen auf jedem Turm installiert werden. Dieses plakative und nicht aus der Luft gegriffene Beispiel eines systemimmanenten Normierungsbedürfnisses unserer nördlichen Nachbarn demonstriert sehr anschaulich, wie weit die Überlegungen bzw die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland bezüglich der Nutzung der Windenergie gediehen sind, aber es zeigt auch auf, dass die Diskussion fallweise skurille Auswüchse erfährt.

C. Struktureller Aufbau der Arbeit Um jedoch dieser Problematik nicht ausgesetzt zu werden, möchte der Autor an dieser Stelle den systematischen Aufbau der Untersuchung vorstellen. Von der strukturellen Seite her gesehen ist die Arbeit in 7 weiterfolgende Kapitel gegliedert. Der an die Einleitung anschließende Passus beschäftigt sich hierbei mit der Fragestellung, inwiefern sich in einem liberalisierten Energiemarkt noch ein dezidierter, klar ausformulierter öffentlicher Versorgungsauftrag im Elektrizitätsrecht eruieren lässt.42 Dieser Untersuchungsgegenstand bzw dessen Ergebnis ist vor allem in Hinblick auf die Thematik des Leitungsausbaues 38 Knauer, Notdurft unter Rotoren, Der Spiegel 31/2008, 38. 39 Vgl http://www.ofw-online.de/index.php?id=bard-offshore (03.08.2008). 40 Vgl Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Festlegung eines besonderen Eignungsgebietes für Windenergieanlagen, 2. 41 Diese Leistung entspricht der Engpassleistung des Kraftwerks Amlach der TIWAG vgl http://www.tiroler-wasserkraft.at/de/hn/stromerzeugung/kraftwerkspark/amlach/index.php (27.20.2008). 42 Dazu sehr ausführlich vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 50 ff.

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Energieversorgung als öffentlicher Auftrag

sowie der Neuinvestitionen in die bestehenden Elektrizitätsnetze von zentraler Bedeutung.

D. Energieversorgung als öffentlicher Auftrag Hierbei bietet es sich an, die Begriffe der Daseinsvorsorge und des Service Public zusammen mit den sog Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse aus dem nebulösen Sprachgewand zu befreien, um aufzuzeigen, ob sich aus diesen drei Rechtsbegriffen ein öffentlicher Versorgungsauftrag ableiten lässt. Innerhalb dieser Untersuchung wird auch im Verfassungskonzept nach Kelsen nach einem diesbezüglichen Diktum Ausschau gehalten. Die Daseinsvorsorge erfährt unter näherer Beleuchtung ihrer historischen Wurzeln, ausgehend vom Konzept nach Forsthoff, eine besondere Signifikanz. Dieser Umstand wird als für notwendig erachtet, weil der Terminus bis heute Unklarheiten in seiner rechtlichen Relevanz bereitet und in der deutschen Rechtsordnung weit stärker verankert ist als etwa in der österreichischen.43 Das Konzept des Service Public, welches in den romanisch geprägten Rechtsordnungen seinen Ursprung hat44 – vor allem aber in Frankreich – soll dabei unterstützend herangezogen werden, um nicht in Versuchung zu kommen, die beiden Notionen fälschlicherweise zu vermengen und als gleichberechtigt nebeneinander stehend zu betrachten.45 In diesem Zusammenhang soll vor allem die Fragestellung erörtert werden, in welchem Zusammenhang Forsthoff die Daseinsvorsorge betrachtet hatte und welchen Umfang sie anhand seiner Ausführungen einnehmen sollte.46 Darauf aufbauend, möchte der Autor hinsichtlich der Form der daseinsvorsorgenden Leistungen einen Diskurs führen und der Frage nachgehen, durch welche Träger diese erbracht werden sollten und inwiefern dieser rechtswissenschaftliche respektive okkasionell auch unter soziologischen Gesichtspunkten bestimmte Terminus in die gegenwärtige Rechtssprache rezipiert werden konnte.47 Als zentraler Anknüpfungspunkt in diesem Kontext lässt sich vor allem der der Daseinsvorsorge innewohnende und von Forsthoff geprägte individuelle Teilhabeanspruch des Einzelnen an den Zielen einer allgemeinen Energieversorgung als Aufgabe der modernen Verwaltung

43 Vgl Rollenfitsch, Wirtschaftliche Betätigung, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1200. 44 Vgl Wimmer, «Service Public», in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 32. 45 Zur exakten Begriffsdefinition vgl Diregger, Service public, 11. 46 Vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 42. 47 Zur Rezeption des Daseinsvorsorgebegriffs vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 24.

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Einleitung

nennen.48 Hierbei stellt das Kriterium der Lebensnotwendigkeit von daseinsvorsorgenden Leistungen seitens des Staates den Nukleus des zu untersuchenden Themas dar.49 Der Abschluss des ersten Kapitels beschäftigt sich eingehend mit dem europarechtlichen Begriff der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse.50 Anhand dieser soll untersucht werden, inwieweit in einem liberalisierten Energiemarkt noch auf die Belange der Energieversorgungssicherheit in punkto Leitungsausbau bzw Leitungsneubau Bedacht genommen wird. Denn «durch die weit reichende Liberalisierung von gesellschaftswesentlichen Infrastruktursektoren»51 – den Energiemärkten für Strom und Gas – musste auch «das Netz als Marktplatz quasi neutralisiert werden».52 Die Erhaltung und der weitere Ausbau der Netze sind jedoch für eine zukünftig weiterhin zu gewährleistende Energieversorgungssicherheit von fundamentaler Bedeutung. Durch die erfolgte Liberalisierung der Energiemärkte und dem daraus resultierenden verschärften Wettbewerb kam und kommt es nach wie vor zu Investitionsunsicherheiten.53 Unsicherheiten, die sich sowohl auf das Investitionsvolumen in Netzinfrastrukturen auswirken als auch in weiterer Folge auf den Windenergieausbau. 1. Die physikalischen Prämissen der elektrischen Energie Der nachfolgende Passus beschäftigt sich im Folgenden sehr detailliert mit den grundlegenden physikalischen Prämissen der elektrischen Energie.54 Vornehmlich soll in diesem Kontext auf die technischen Schwierigkeiten bei der Bevorratung und einer allfälligen Insuffizienz derselben eingegangen werden.55 Des Weiteren werden die unterschiedlichen Probleme beim Transport von Elektrizität und der Vorhaltung von Regelenergieleistung vorgestellt. Diese Aspekte sind von erheblicher Bedeutung, um einerseits einigermaßen ein Grundverständnis vom substanziellen Wert der Netzinfrastruktur und dem strukturellen Aufbau der Energieversorgungswirtschaft zu generieren und andererseits zu verbildlichen, welche komplexen technischen Anforderungen der Windenergiegestehung in den juristischen Entscheidungsprozess bezüglich der Windenergieförderung miteinbezogen werden müssen. Denn – 48 Zum Problem der Teilhabe vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 19. 49 Zur geschichtlich gewordenen sozialen Realität bei Forsthoff vgl Storost, Staat und Verfassung bei Forsthoff, 37. 50 Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 89. 51 Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch, wbl 2008,13. 52 Wallnöfer, Regulierungsbehörden, JAP 2007/2008, 2. 53 Zum Marktversagen in Netzsektoren vgl Wallnöfer, Regulierungsbehörden, JAP 2007/ 2008, 2. 54 Vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 72. 55 Vgl Heinloth, Die Energiefrage, 386.

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und soviel kann der Arbeit vorweggenommen werden – ohne bedarfsorientierte Adaptierung der Leitungsnetze an die vermehrte Einspeisung von dezentralen, stochastisch fluktuierenden Energiequellen kann es keinen weiteren Ausbau der Windkraft geben.56 Ein weiterhin konsequent und stetig zu erfolgender Ausbau der Windenergiegestehung muss somit in direkter Relation zu einem verlässlichen Partner gesetzt werden. Einerseits ist diese Art der Energiegestehung auf modernste Netzstrukturen, andererseits auf Partner bei der Bereithaltung von Regelenergieleistung angewiesen.57 2. Wind als regenerativer Energieträger Der Bedeutungsgehalt der Windenergie im Sinne eines regenerativen Energieträgers stellt den zentralen Bestandteil des nächsten Kapitels dar. In diesem Zusammenhang wird sowohl den historischen Ursprüngen als auch dem Anteil der Windenergie am gesamten Bruttostromerzeugungspotential in Österreich, Deutschland, der EU sowie der Welt ganz allgemein Aufmerksamkeit geschenkt. Daraufhin folgt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Windenergie anhand der unterschiedlichen technischen, historischen58 sowie wirtschaftlichen Betrachtungsweisen der Windenergienutzung einerseits und den rechtlichen Rahmenbedingungen der Förderung derselben andererseits. Vorrangig werden jedoch die historische Entwicklung sowie die physikalischen wie auch technischen Grundlagen dieser Art der Energiegestehung behandelt. Dabei sollen neben den diversen in Betracht kommenden Potentialanalysen va Begriffen wie der Windhöffigkeit des lokalen Verfügungsraums, der Rauhigkeit des Einsatzgebietes sowie der systemtechnischen Beschreibung eines Windenergiekonverters Erklärungen nachgeliefert werden.59 Anhand dieser Momente soll dem Leser vermittelt werden, welcher Aufwand betrieben werden muss, um eine landgesteuerte Ansiedelung von WEA vornehmen zu können.60 Ergänzend dazu werden auch noch ökonomische wie auch ökologische Aspekte der Windenergienutzung bzw die werkstoffliche Beschaffenheit und die lebenszyklusorientierte Gestaltung von WEA erwähnt.61

56 Vgl Schulz, Integration von Windkraftanlagen, 5. 57 In diesem Rahmen kommen hauptsächlich Grundlastkraftwerke als auch Wasserkraftwerke und Druckluftkraftwerke in Frage vgl Heuk/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53. 58 Vgl Heymann, Die Geschichte der Windenergienutzung, 161 ff. 59 Vgl Fox/Flynn/Bryans/Jenkins/Milborrow/Watson, Wind Power Integration, 14. 60 Zum Verhältnis von Raumordnungsplanung und Flächenutzungsplanung in Deutschland vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 85. 61 Vgl Kleemann/van Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, in Forschungszentrum Jülich GmbH (Hrsg), Windenergieanlagen. Nutzung und Entsorgung, 40, 51.

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Einleitung

3. Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Windenergieförderung Der im Anschluss daran vorzustellende legistische Rahmen der Windenergieförderung findet seinen Ausgangspunkt bei den internationalen Klimakonferenzen sowie, als Ausfluss derselben, dem Kyoto-Protokoll. Aufbauend darauf wird in der Folge ein Übergang zu den gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben einer Förderung der Windenergie gefunden. In einem kurzen Abriss soll untersucht werden, inwiefern sich Kompetenzen zu Gunsten der EU im Energiebereich ergeben bzw welche sachrelevanten sekundärrechtlichen Akte sich lokalisieren lassen, respektive inwieweit ein vergemeinschafteter Energiebegriff in der Weiterentwicklung der europäischen Verträge seinen Niederschlag finden soll.62 Anhand der sekundärrechtlichen Texte bzw mit einem Screening der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie63 sowie der Richtlinie zur Förderung von erneuerbaren Energiequellen64 sollen eindeutige Verweise auf die Windenergieförderung gefunden werden, um dann in weiterer Folge das durch die nationale Umsetzung dieser Richtlinie notwendig gewordene EIWOG65 auf dergleichen zu untersuchen. Weiterführend wird dann im Detail die Richtlinie zur Förderung von erneuerbaren Energiequellen in Europa analysiert und aufgezeigt, welche Maßnahmen erforderlich geworden sind, um der Windenergie zur Marktreife zu verhelfen bzw diese weiterhin in einem steigenden Ausmaß zu fördern. Begleitend dazu werden im Anschluss rudimentär die einzelnen Förderungsinstrumentarien des österreichischen Ökostromgesetzes erläutert und wird auf die gesetzlich garantierte Abnahmepflicht Bezug genommen.66 Denn «mit dem Ökostromgesetz 200267 wurde erstmals ein Bundesgesetz erlassen, das sich einzig und allein mit den Neuregelungen auf dem Gebiet der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern sowie auf dem Gebiet der Kraft-Wärme-Kopplung beschäftigt».68 Im Zuge dessen soll dem Leser vor allem ein «Überblick über die Möglichkeiten der anwendbaren angebots- und nachfrageorientierten Fördermaßnahmen»69 geboten werden. Im Zuge dessen soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern die energiepolitischen Instrumente zur Förderung von Windenergie deren verstärkten Ausbau favorisieren.70 Den Abschluss dieses Kapitels stellt dabei

62 Zu den Kompetenzen der EU im Energiebereich vgl Opilio, Europäisches Energie – Recht, 14. 63 RL 96/92/EG, ABI 1996 L 027 idF RL 2003/54 EG, ABI 2003 L 137. 64 Vgl RL 2001/77/EG, ABI 2001 L 283 S 33. 65 BGBI I 1998/143 idF BGBI 2006/106. 66 Vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 80. 67 Vgl BGBI I 2002/149 idf BGBl I 2007/10 idF BGBl I 2008/144. 68 Bauer, Erneuerbare Energie, 23. 69 Hinterwirth, Ökostromförderung in Österreich, 34. 70 Vgl Rosman, Ökostromgesetz, 35.

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Energieversorgung als öffentlicher Auftrag

die exemplarische Aufarbeitung des deutschen Einspeisevergütungssystems anhand des Stromeinspeisegesetzes sowie des EEG dar.71 4. Raumordnungsrechtlicher Steuerrahmen von WEA bei der Errichtung Im Anschluss an die detaillierte Untersuchung der legistischen Rahmenbedingungen zur Förderung der Windenergie werden im nachfolgenden Kapitel va die Möglichkeiten einer allfälligen Standortsteuerung von WEA durch die Raumordnung und durch das Fachplanungsrecht von Relevanz sein. Dabei werden die juristischen Aspekte des Fachplanungs- und Raumordnungsrechts auf allfällige Steuerungsmöglichkeiten untersucht.72 In diesem Kontext werden sowohl das österreichische als auch das deutsche Ordnungssystem angesprochen werden. Ziel dieser rechtsvergleichenden Analyse sollte es sein, direkte Steuerungsmöglichkeiten auf Seiten des Planungsrechts zu erhalten. In diesem Zusammenhang interessieren va die Bestimmungen des deutschen BauGB, welches Bauten im Außenbereich neu regelt. Das letzte Kapitel baut auf das Fachplanungs- und Genehmigungsrecht auf und beschäftigt sich dementsprechend mit den rechtlichen Unsicherheiten, die beim Betrieb von WEA in Deutschland und Österreich auftreten können. Innerhalb dieses Abschnittes sollen vornehmlich die divergierenden Vergütungsmodelle bzw die Unterschiede bei den Einspeisetarifvergütungen herausgearbeitet und ein allfälliger Blick auf die Zukunft geworfen werden.73 Dabei soll auch dem Aspekt Bedeutung geschenkt werden, dass der Förderrahmen des deutschen EEG bestimmte Windenergieanlagen, die einen gewissen Referenzertrag nicht zulassen, vom Förderregime ausnehmen kann. 5. Ausblick Zu guter Letzt soll dem Leser ein Ausblick für die Zukunft geboten werden, indem versucht wird, die wichtigsten Aspekte miteinander in Einklang zu bringen. Das Ziel sollte aber nicht darin liegen, einen abschließenden Lösungsvorschlag für eine zukünftige Energieversorgung zu liefern. Viel wichtiger erscheint es dem Autor, anhand der Arbeit und der Ergebnisse zu einer breit angelegten, objektiv geführten Diskussion anzuregen. In einem solch sensiblen Bereich wie der Elektrizitätsgewinnung muss es Kompromisse geben, denn

71 Vgl Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 44 ff. 72 Zur genauen Elektrizitätswirtschaftsraumplanung vgl Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300 ff. 73 Vgl Hucek, Beiträge zur Nachhaltigkeit, 89.

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Einleitung

«die Elektrizitätswirtschaft war und ist der Motor und Indikator der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung».74 Die vorliegende Dissertation soll einerseits genau dafür das Bewusstsein schärfen und andererseits ein möglichst kohärentes Bild der Netzintegration von stochastisch fluktuierenden Energieträgern – am Beispiel der Windenergie – liefern. Um ein solches jedoch erlangen zu können, ist es notwendig und absolut unverzichtbar, neben den klassischen juristischen Betrachtungsweisen auch solche aus dem Bereich der Systemtechnik und der Wirtschaft mit einfließen zu lassen. Um der von politischer Seite postulierten verstärkten Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen weiterhin den gewünschten Vorschub zu leisten, sind Juristen gemeinsam mit Vertretern anderer Wissensgebiete zukünftig dazu aufgerufen, gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten.

74 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 69.

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II. Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public A. Die Daseinsvorsorge im Konzept nach Forsthoff 1. Historischer Hintergrund «Der Kampf um die Grenzziehung zwischen Staat und Markt ist als eines der großen Dramen bezeichnet worden, die das 20. Jhdt bestimmt haben».75 Obgleich nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten Ende der 80er Jahre wohl vom Sieg der Marktwirtschaft über die Planwirtschaft die Rede sein kann, besteht nach wie vor «ein Spannungsverhältnis zwischen der Erbringung von Diensten von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse und der freiheitlichen, marktwirtschaftlich geprägten Wettbewerbsordnung der Europäischen Gemeinschaft».76 Dieses Spannungsverhältnis wächst seit der Unterzeichnung der EEA am 28. Februar 1986 kontinuierlich. Jener Zeitpunkt der Paraphierung kann zweifelsfrei als «der entscheidende Schub für die Ausweitung der Liberalisierung des öffentlichen Sektors»77 gewertet werden. Eine Bereitstellung dieser so titulierten öffentlichen Dienstleistungen – hier im speziellen Fall von Leistungen bezüglich der Energieversorgung – wurde von Forsthoff in einem seiner späteren Werke wiederholt als eine für den einzelnen Menschen und Bürger eines Gemeinwesens notwendige Existenzvoraussetzung angesehen.78 Dabei unterstreicht und betont er diesbezüglich lediglich eine Haltung, welche er bereits in einer seiner früheren Arbeiten ausführlich definiert bzw erörtert hat. Angesichts dieser historischen Realität kann man Forsthoff, einen sehr bekannten, streitbaren deutschen Staatsrechtler des 20. Jhdt, getrost als den unbestrittenen Schöpfer des modernen Begriffs der Daseinsvorsorge anführen. Erstmalige Erwähnung findet der Terminus in seiner Schrift «Die Verwaltung als Leistungsträger», erschienen in den 30er Jah75 76 77 78

Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 15. Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 1. Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 160. Vgl Forsthoff, Der Staat der Industriegesellschaft, 76; vgl auch Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 25.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

ren des vorigen Jahrhunderts.79 Im Gegenzug zu Karl Jaspers, der die Daseinsvorsorge als soziologischen Begriff verstand, welchem vorrangig problemverdeutlichende, weniger problemlösende Funktion zukomme, sah Forsthoff die Daseinsvorsorge in concreto als die Hinwendung zur Leistungsverwaltung.80 Seiner Auffassung nach umfasst die Daseinsvorsorge «diejenigen Veranstaltungen, die zur Befriedigung des Appropriationsbedürfnisses getroffen wurden».81 Im Weiteren führt er aus, dass die «Verantwortung für die Befriedigung dieses Appropriationsbedürfnisses»82 auch als Daseinsverantwortung gedeutet werden kann. Dieser Denkansatz oder diese Einforderung von staatlicher Verantwortung erscheint vor dem Hintergrund eines im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jhdt stark von liberalen Ideen gekennzeichneten Staatsverständnisses verwunderlich.83 Obgleich Forsthoff den Begriff in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft geprägt hatte, einer Zeit die nun gar nicht durch ein liberales Staatsverständnis geprägt war, sondern durch Totalitarismus und Autokratie ihre Herrschaftslegitimation suchte, führte er in den Ausführungen zur Rechtfertigung seines daseinsvorsorgenden Begriffs die Geschehnisse des 19. Jhdt an.84 Denen zufolge wurde das Individuum Mensch aufgrund der aufkommenden und erstarkenden Industrialisierung und der damit in direkter Relation stehenden Urbanisierung gezwungen, seinen individuellen Status und somit seine individuelle Daseinsverantwortung zugunsten der Solidarität der sozialen Gruppe aufzugeben, um für sich selber eine optimale Zielerreichung seiner eigenen Bedürfnisse zu erreichen.85 Seiner Meinung nach sollte die Dogmatik des Verwaltungsrechts, deren Ausbildung und Entstehung erst durch den Rahmen eines bürgerlichen Rechtsstaates ermöglicht wurde und «die sich aus der spezifischen Wirkungsweise der rechtsstaatlichen Freiheitsverbürgungen durch die Grundrechte und dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung»86 ergeben hatte, sich an die nun neu vorherrschen-

79 Ziegler, Leistungen aus der Daseinsvorsorge, 1. 80 Vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 362; vgl auch Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 2. 81 Berschin, Daseinsvorsorge durch Wettbewerb, 8. 82 Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 6. 83 Zum liberalen Staat des 19. Jahrhunderts vgl Wimmer/Arnold, Wirtschaftsverwaltungsrecht, 15. 84 Dabei wird mehrfach auf die Ausführungen von Lorenz von Stein zurückgegriffen. Wie Hegel ausgehend von einer apriorischen Option für den Transpersonalismus sieht auch von Stein in der Gemeinschaft, die die Beschränktheit des Einzelmenschen überwindet, die im Vergleich zum isolierten Individuum höherwertige, das heißt der Bestimmung des Menschen gemäßere Daseinsform. Für von Stein ist «der Staat die als Wille und Tat in ihrer Persönlichkeit auftretende Gemeinschaft der Menschen» vgl Storost, Staat und Verfassung, 30. 85 Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 6. 86 Scheidemann, Daseinsvorsorge, 6.

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Die Daseinsvorsorge im Konzept nach Forsthoff

den Verhältnisse anpassen.87 Forsthoff erkannte richtigerweise, dass den Städten als bevorzugter Wohn- und Arbeitsort eine neue, besondere Rolle in der Bereitstellung von daseinsvorsorgenden Gütern zukam.88 Denn infolge der industriell-technischen Entwicklungen des zu Ende gehenden 19. sowie des beginnenden 20. Jhdt veränderten sich auch die Lebensräume der Menschen von Grunde auf. Innerhalb dieses Kontextes wird auch der Lebensraum der Menschen in einen «effektiven und beherrschten»89 Raum unterteilt. Der beherrschte Lebensraum konnte den Forsthoff’schen Ausführungen sinngemäß folgend als einem Gutswesen gleich angesehen werden.90 Diesbezüglich war der freie Mensch imstande, jeden Dritten von einer Teilhabe fernzuhalten und die Früchte seines Bodens zum eigenen Verzehr zu nützen bzw zum Verkauf feilzubieten.91 Der beherrschte Lebensraum war sozusagen Ausdruck der eigenen Souveränität.92 Während hingegen der effektive Raum als die Umgebung angesehen werden kann, welche sich außerhalb dieses privaten Mikrokosmos ansiedelt. Dieser Makrokosmos – die äußere, schwer beeinflussbare Umgebung – gewinnt zur damaligen Zeit, bedingt durch die zunehmende Mobilität und das zur Verfügung stehende reale Einkommen, stark an Bedeutung. Als direkte Folge dieses partiellen Wohlstandsaufschwunges kann eine konstante Verlagerung des Lebensraumes festgestellt werden. Der fortwährende Zuzug in die Städte bedingte, unter Beachtung der typischen Begleitumstände, eine natürliche Verknappung des beherrschten Lebensraumes. Im Gegenzug dazu sah sich das Individuum Mensch in der Stadt mit einem enormen, von der Industrialisierung geprägten und bestimmten effektiven Lebensraum, konfrontiert.93 Der Verlust, als Ergebnis der Lebensraumverlagerung, manifestierte sich in der Aufgabe der eigenen Versorgungsgüter, welche außerhalb der 87 Forsthoff führt dazu Folgendes aus: «Die Verwaltungslehre, wie sie Lorenz von Stein in seinem Lebenswerk begründet hatte, wäre wohl in der Lage gewesen, sich den Blick für die großen soziologischen Verschichtungen offen zu halten, die in den Jahrzehnten nach von Stein die Struktur der Gesellschaft und damit der Verwaltung so entscheidend veränderten. Sie fand jedoch mit ihrem Urheber ihr Ende. Spätere Versuche, der Verwaltungslehre einen Platz in der verwaltungsrechtlichen Wissenschaft zu sichern schlugen fehl» vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 2. 88 Zu den siedlungs- und wirtschaftspolitischen Interessen der Gemeinden und der damit zusammenhängenden Kommunalisierung der Elektrizitätswirtschaft vgl Wimmer/Arnold, Die neue Freiheit, in Oberösterreichische Kraftwerke AG (Hrsg), Aktuelle Rechtsprobleme, 12. 89 Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 4. 90 Vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 4. 91 Zur zunehmenden Angewiesenheit des Einzelnen vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 20. 92 Zum Grenzbegriff der Souveränität bei Carl Schmitt vgl Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 8. 93 Zu den Anfängen der Elektrizität vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 15.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

Stadt meist aufgrund der ländlichen Verfügbarkeit bzw unter Mithilfe der Familie selbst organisiert werden konnten, respektive in der Aufgabe der individuellen Daseinsverantwortung.94 Nunmehr sah sich der Mensch einer bis dato unbekannten Abhängigkeit ausgesetzt. Um sich das für das tägliche Leben notwendige Wasser, die Wärme oder auch den elektrischen Strom zu besorgen, konnte man sich nicht mehr auf die eigenen Ressourcen stützen, vielmehr war man gezwungen, an ein öffentliches Netz angeschlossen zu werden bzw Teil einer allgemeinen öffentlichen Versorgung zu sein. Es lässt sich folglich bemerken, dass es parallel zur Lebensraumverlagerung zu einer essenziellen Abhängigkeit des Menschen von staatlich zu erbringenden daseinsvorsorgenden Leistungen gekommen ist. Doch aus dieser Abhängigkeit heraus bzw aus der durch die Urbanisierung erzwungenen Aufgabe des beherrschten Lebensraums mussten Auswege gefunden werden. Forsthoff hatte völlig richtig erkannt, dass obwohl dieses Problem augenscheinlich existent war, es ihm noch an einer praktikablen Lösung mangelte.95 Dem Staat erwuchs nun, veranlasst durch die Möglichkeit, Versorgungs- bzw Vorsorgungsleistungen wie Strom, Wärme oder Wasser bereitzuhalten, respektive vorenthalten sowie kontrollieren zu können96, eine bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt gewesene eingriffsgleiche Macht.97 Aus dieser neuartigen Machtkonzentration des Staates und der daraus resultierenden «Verringerung des beherrschten Lebensraumes werde die soziale Bedürftigkeit erhöht».98 Diesem Faktum der erhöhten sozialen Bedürftigkeit trat Forsthoff mit seinem «postulierten Teilhabeanspruch»99 des Einzelnen entgegen. Bekanntermaßen verfügt der moderne, in der Stadt lebende Mensch nicht mehr über die Fähigkeit, sich die diversen lebensnotwendigen Güter wie Strom, Wärme, Wasser oder auch Nahrung – dessen Bereitstellung ebenfalls vom Forsthoffschen Daseinsvorsorgebegriff umfasst war – wie einst im ehemals großen beherrschten Lebensraum selbst zu beschaffen. Denn wie in den rezenten Ausführungen bereits erwähnt worden ist, «besteht die durch den industriell-technischen Prozess bewirkte Veränderung der Daseinsbedingungen darin, dass der Großteil der Bevölkerung der hochindustriealisierten Länder eine entscheidende Reduzierung des beherrschten Lebens-

94 Vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 21. 95 Zum Grundproblem jeder Wirtschaftsverfassung in ihrer Zuordnung zu der politischen Gesamtverfassung vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 11. 96 Zur um die Jahrhundertwende beobachteten Tendenz der Kommunen, die Versorgung mit Strom und Gas zu übernehmen vgl Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 95; zur aktuellen Angewiesenheit der modernen Energieversorgungsunternehmen auf die kommunalen Wegerechte vgl Börner, Der Energiemarkt und die geschlossenen Versorgungsgebiete, 24. 97 Vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 23. 98 Scheidemann, Daseinsvorsorge, 7. 99 Forsthoff, Die Daseinsvorsorge und die Kommunen, 5.

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Die Daseinsvorsorge im Konzept nach Forsthoff

raumes erfahren hat».100 Hinsichtlich dieses Momentes kann man getrost von einem «Orientierungsverlust des Individuums in der entstehenden industriellen Massengesellschaft sprechen».101 Ein Orientierungsdefizit, welches so schnell wie möglich kompensiert werden musste. Diese Kompensierung sollte augenscheinlich durch die Fürsorge des Staates bzw durch den Teilhabeanspruch des Einzelnen an der Versorgung erfolgen.102 Forsthoff selbst weist ausdrücklich auf die Faktizität hin, dass aus den Grundrechten der ehemaligen Weimarer Reichsverfassung ein solcher Teilhabeanspruch nicht ableitbar ist, da diese Grundrechte Geschichte seien.103 Eben jene seien sich bei der Erfüllung sozialpolitischer Absichten angesichts ihrer sehr bürgerlichen Grundprägung selber im Wege gestanden.104 Dieser Gedankengang liefert die Erklärung nach, warum es Forsthoff so wichtig war, sich eingehend mit der Thematik der Daseinsvorsorge zu beschäftigen, bekanntlich entsprach es seinem logischen Verständnis, dass «eine rechtlich gesicherte Teilhabe an der Daseinsvorsorge unter dem funktionalen Gesichtspunkt betrachtet, eine Art von Ersatz für jene überholten Sicherungen bietet, welche die Grundrechte der Weimarer Reichsverfassung in sich beschlossen».105 Somit war der Kernpunkt seiner Überlegungen, einen Ausgleich zum Verlust der individuellen Unabhängigkeit des Menschen im Hinblick auf die einzelnen Versorgungsgüter, va aber der Elektrizität sowie der Wärme- und Wasserversorgung zu finden. Seiner Ansicht nach ergaben sich aus dem Dualismus von Staat und Gesellschaft nicht nur Verpflichtungen des Bürgers sondern auch Verpflichtungen auf Seiten der Träger der politischen Gewalt, welchen im Laufe der Zeit aufgrund der sich geänderten Verhältnisse die Daseinsverantwortung überantwortet worden ist, auf «eine sozial angemessene Gestaltung der Appropriationschancen».106 Bekanntermaßen lebt der nunmehr moderne Mensch nicht «mehr im Staat sondern vom Staat».107 Dieser Staat habe nun ua für eine funktionierende (Energie-) Versorgung zu bürgen, welche wiederum auf die Bereitstellung von lebensnotwendigen Gütern ausgerichtet ist. Forsthoff erwähnt in diesem Zusammenhang auch ganz explizit die Energieversorgung, indem er § 6 Abs 1 des Energiewirtschaftsgesetzes aus dem Jahr 1935 anführt.108 Dieser Passus statuierte damals «unabhängig von der Rechts100 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 355. 101 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 355. 102 Zur Abhängigkeit des Einzelnen von staatlichen Leistungen vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 177. 103 Vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 21. 104 Vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 45. 105 Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 46. 106 Der Begriff des Appropriationsbedürfnisses bzw der Appropriationschancen geht auf Max Weber zurück vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 7. 107 Forsthoff, Die Daseinsvorsorge und die Kommunen, 7. 108 Vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 22.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

form des Leistungsangebotes und -anbieters einen Teilhabeanspruch in Form einer allgemeinen Anschluss- und Versorgungspflicht».109 Bemerkenswert ist der Umstand, dass die inhaltlichen Normierungen dieses Paragraphen unbeschadet 60 Jahre überdauert hatten.110 Derartig spezifisch gesetzliche Formulierungen sollten, den Worten Forsthoffs folgend und ausgehend von diesem Beispiel, auch in anderen Bereichen der Versorgungswirtschaft Einzug halten. Insbesondere sei in diesem Kontext noch einmal auf die Tatsache hingewiesen, dass hinsichtlich der Leitungserhaltung und des Ausbaus von Netzinfrastrukturen für den Transport von Elektrizität immer noch keine exakt ausformulierte Bestimmung vorliegt111, welche die Betreiber von Übertragungs- und Verteilungsnetzen hinlänglich verpflichtet, einen gewissen und va auch ausreichenden Prozentsatz der eingenommenen Systemnutzungstarife bzw Systemnutzungsentgelte wieder in die Netze zu reinvestieren.112 In Anbetracht des Umstandes, dass Forsthoff in vorher zitiertem Exempel explizit die Energieversorgung unter die Leistungen der Daseinsvorsorge stellt, ergibt sich auch, dass diese ebenso den sachlichen «Anwendungsbereich des Teilhabeanspruchs beschreibt».113 Wissend um das Faktum, dass es im Zuge dieses postulierten Teilhabeanspruchs zu einer nicht abschließenden Aufzählung daseinsvorsorgender Güter und Leistungen kommen kann, die alle von der jeweiligen Bedürftigkeit des Individuums abhängen, sah Forsthoff die Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität sehr wohl als eine Tätigkeit an, die unzweifelhaft den politischen Gewaltträgern im Rahmen ihrer Daseinsverantwortung zugefallen ist.114 Ein generelles subjektives Bedürfnis einzufordern bzw allgemein auf die Bedürftigkeit des Einzelnen auf die von öffentlicher Seite bereitgestellten daseinsvorsorgenden Güter und Leistungen abzustellen, dürfte jedoch den tatsächlichen Umfang der Daseinsvorsorge 109 Diese allgemeine Anschluss- und Versorgungspflicht findet sich heute in § 10 Abs 1 des Gesetzes über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (EnWG) vom 24. April 1998. Diese Pflicht richtet sich gegen Anbieter der fraglichen Leistungen und unterscheidet sich insofern von den kommunalen Anschluss- und Benutzungszwängen, als dass sich diese an die Nachfrager bestimmter Leistungen richten vgl Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, supra FN 74; zur allgemeinen Anschlusspflicht in Österreich vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 4 Rz 13. 110 Vgl § 10 Abs 1 EnWG vom 24.04.1998 BGBI I S. 730. 111 Vgl Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Rieseneder/Kahl/Müller/ Wallnöfer, FS Wimmer, 638. 112 Dazu ist anzumerken, dass das Gesetz selber die Systemnutzungsentgelte nicht abschließend definiert, vielmehr werden diese in 7 Unterkategorien aufgeteilt vgl Würtinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 16. 113 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 23. 114 Die bloße existentielle Abhängigkeit des Einzelnen in der arbeitsteiligen Gesellschaft soll den Staat nicht ohne Weiteres zum Aufbau eigener Leistungsorganisationen legitimieren vgl Oldiges, Daseinsvorsorge durch Privatisierung, in Oldiges (Hrsg), Daseinsvorsorge durch Privatisierung – Wettbewerb oder staatliche Gewährleistung, 16.

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sprengen.115 Denn Forsthoff formulierte in weiterer Folge den Katalog dieser Leistungen doch allzu pauschal aus. Dieser Aspekt ist auch der häufig genannte Kritikpunkt an der Forsthoffschen Determination. Aus dem sprachlichen Nebel und der Ungenauigkeit des Begriffskerns lässt sich gegenwärtig nicht mehr exakt eruieren, welche Leistungen neben der Versorgung mit Elektrizität bzw leitungsgebundenen Energieträgern denn nun tatsächlich im Rahmen der Daseinsvorsorge zu erbringen sind. Dieser Unsicherheitsfaktor resultiert va auch aus der Tatsache, dass Forsthoff nicht nur ursprünglich, sondern vor allem in seiner konsequenten Weiterentwicklung die Daseinsvorsorge als einen Begriff mit sich wandelnden Inhalten verstand.116 Einstmals ua abgestimmt auf die «Gewährleistung eines angemessenen Verhältnisses von Löhnen und Preisen sowie der Lenkung des Bedarfs, der Erzeugung und des Umsatzes»,117 verzichtete Forsthoff in der weiteren sprachlichen Fortentwicklung auf das zeit- und umstandsabhängige Element der Lebensnotwendigkeit einer Leistung, sondern definiert die Daseinsvorsorge mittlerweile als «all das, was von Seiten der Verwaltung geschieht, um die Allgemeinheit oder einen nach objektiven Merkmalen bestimmten Personenkreis in den Genuss nützlicher Leistungen zu versetzen».118 2. Träger der Daseinsvorsorge a) Allgemeines In Hinblick auf den Umstand, dass die rezent angesprochenen nützlichen Leistungen im Bereich der öffentlichen Versorgungswirtschaft erbracht werden sollen, steht nun zur Diskussion, wer denn augenscheinlich zur Erbringung derselbigen verpflichtet ist. Diese Fragestellung ist – vor dem Hintergrund einer gegenwärtig andauernden und sich intensivierenden Deregulierung und Privatisierung der öffentlichen Versorgungswirtschaft119 – gesellschaftspoli115 Ebenso kann mangels klarer Konturen diese Beschreibung als Grundlage normativer Anknüpfung höchst untauglich sein vgl Oldiges, Daseinsvorsorge durch Privatisierung, in Oldiges (Hrsg), Daseinsvorsorge durch Privatisierung – Wettbewerb oder staatliche Gewährleistung, 16. 116 Aus diesem Grunde ist es unabdingbar immer wieder neu zu determinieren, was in der komplexen Masse der Daseinsvorsorge als essentiell staatliche und insoweit einer Privatisierung entzogene Aufgabe zu verstehen ist vgl Oldiges, Daseinsvorsorge durch Privatisierung, in Oldiges (Hrsg), Daseinsvorsorge durch Privatisierung – Wettbewerb oder staatliche Gewährleistung, 16. 117 Scheidemann, Daseinsvorsorge, 21. 118 Forsthoff, Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 264. 119 Eine Privatisierung im erwerbswirtschaftlichen Sektor der staatlichen Wirtschaftstätigkeit kann nicht mit einer solchen im Bereich der öffentlichen Versorgungswirtschaft verglichen werden, da diese «Unternehmen als für die Gesellschaft teilweise unverzichtbar

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tisch brisant und mündet zwangsläufig in eine eingehende Untersuchung der öffentlichen Unternehmen.120 Diese stellen nach wie vor eine Bestandsgarantie für den heimischen Wohlstand dar, weil sie fortwährend die täglichen Grundbedürfnisse der Bürger decken, «und zwar weitestgehend vom Kostenfaktor entkoppelt».121 Speziell in der österreichischen Rechtsordnung kommt dem Betrieb oder dem Bestand der öffentlichen Unternehmen eine lange und substantielle wirtschaftliche Bedeutung respektive Tradition zu.122 Abgesehen von ihrer gesamt- und gemeinwirtschaftlichen Funktion123 wurden bzw werden die öffentlichen Unternehmen in Österreich ganz allgemein «vornehmlich in ihrer funktionellen Bedeutung als Gestaltungsmittel der Verwaltung betrachtet».124 Sie fanden ua «ihre Rechtfertigung in der Verwirklichung gemeinwirtschaftlicher Aufgaben und als Instrument der Wirtschaftslenkung».125 Die österreichische E-Wirtschaft wurde und wird – ausgehend von der Prämisse, dass das BVG Eigentum126 weiterhin rechtliche Verbindlichkeit entfaltet – traditionell von öffentlichen Unternehmen der Versorgungswirtschaft geprägt.127 Um ein Verständnis für die lange wirtschaftliche Geschichte128 dieser – speziell im Hinblick auf die Eigentümerschaft – von Privatunternehmen strikt zu trennenden Gesellschaften zu generieren, lohnt sich zuerst ein Blick vor die Zeit des Zweiten Weltkrieges und im Anschluss daran auf die Periode nach dem zweiten Verstaatlichungsgesetz.129 Diese Notwendigkeit erfolgt va

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gelten und die dargebotenen Leistungen von diesen nicht oder nur unter Erschwernissen substituiert werden können» vgl Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 4. Zum Unternehmensbegriff des B-VG vgl Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 10. Wallnöfer, Aufsicht über liberalisierte Infrastruktursektoren, JAP 2007/2008/2, 22. Seit dem Beginn des Staatseisenbahnbaus «kann man von einer zusammenhängenden Entwicklung der öffentlichen Unternehmenstätigkeit» sprechen vgl Weber, Unternehmungen, in Weber/Wenger/Winkler, Beiträge zum österreichischen Wirtschaftsverwaltungsrecht, 39. Zu den Prinzipien der Gemeinwirtschaft ausführlich vgl Ginner, Öffentliche Dienstleistungen im freien Wettbewerb, 11 ff. Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 31. Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 31. Bundesverfassungsgesetz, mit dem die Eigentumsverhältnisse an den Unternehmen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft geregelt werden BGBl 1947/81 idF BGBl 1987/ 321. Anhand dieses Bundesverfassungsgesetzes wurden die aus dem 2. Verstaatlichungsgesetz «übernommenen Regelungen über die Eigentumsverhältnisse an der Verbundgesellschaft, den Sondergesellschaften und den Landesgesellschaften im Artikel 2 als Verfassungsgesetz verankert» vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, 23. Vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 57. Zum historischen organisatorischen Gemeinwirtschaftsbegriff der österreichischen Versorgungswirtschaft vgl Wallnöfer, Regulierungsbehörden, JAP 2007/2008/2, 23. Das zweite Verstaatlichungsgesetz wurde gleichzeitig mit der Erlassung des BVG Eigentum aufgehoben. Obwohl das zweite Verstaatlichungsgesetz aufgehoben wurde, wirken Teile seiner Bestimmungen noch nach und prägen bis heute die Elektrizitätswirtschaft vgl BGBl 1947/81 idF BGBl 1987/321.

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auch vor dem Hintergrund eines weiterhin zu erfolgenden stetigen und bedarfsorientierten Netzausbaus respektive den Pflichten, die den Netzbetreibern in einem deregulierten Energiemarkt sowie einem unter der Kontrolle von Regulierungsbehörden stehenden neutralisierten Marktplatz erwachsen – einem der zentralen Punkte dieser Dissertation.130 b) Die Zeit vor dem 2. Verstaatlichungsgesetz Bereits vor dem Ersten Weltkrieg und va in den Wirren der Zwischenkriegszeit waren es die Kommunen131, die im Sektor der elektrischen Versorgungswirtschaft in einem größeren und bisher noch nicht bekannten Ausmaß tätig geworden sind.132 Aufgrund ihrer zunehmenden wirtschaftlichen Potenz und einem steigenden öffentlichen Interesse an der Elektrizitätsversorgung übernahmen diese dann schrittweise jene Aufgabe von privaten Unternehmen, «die in einzelnen Städten die allgemeine Versorgung betrieben haben».133 Das Problem, dass damals kommunale und private Versorger lediglich räumlich eng begrenzte Gebiete einer Stromversorgung zugänglich machen konnten, lag va auch an der Tatsache, dass der Transformator erst 1885 erfunden wurde und es in logischer Konsequenz an einer großflächigen Netzinfrastruktur gefehlt hatte. Erst durch die Behebung dieser zwei technischen Hemmnisse war eine Abkehr vom Inselbetrieb134 hin zu einem über weite Strecken funktio130 So ordnet § 23 Z 1 ElWOG an, dass die Betreiber von Übertragungsnetzen ihr Netz sicher, zuverlässig sowie leistungsfähig und unter Bedachtnahme auf den Umweltschutz zu betreiben und zu erhalten haben; Für Betreiber von Verteilernetzen gilt dies analog und wird im § 29 Z 6 ElWOG geregelt; Wobei an dieser Stelle erwähnt sei, dass diese Bestimmungen nicht rein auf den Netzausbau ausgerichtet sind, sondern mehr auf die Begriffe wie Spannungshaltung, Blindleistungsbereitstellung und Netzengpassbeseitigung abzielen vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 23 Rz 3, § 29 Rz 10. 131 Badura spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, dass die Versorgungsbetriebe strikt von der sonstigen wirtschaftlichen Betätigung der Kommunen zu trennen sind, da erstere aufgrund ihrer lebenswichtigen Bedeutung dem privatwirtschaftlichen Verhalten entzogen werden sollen, damit die Funktionsweise unabhängig von Rentabilitätsund Kostendeckungserwägungen gewährleistet wird vgl Badura, Verwaltungsmonopol, 189. 132 Für die Kommunen war und ist die «versorgungswirtschaftliche Betätigung auch identitätsbestimmendes Merkmal ihres Selbstverwaltungsrechts» vgl Oldiges, Daseinsvorsorge durch staatliche Gewährleistung, in Oldiges (Hrsg), Daseinsvorsorge durch Privatisierung – Wettbewerb oder staatliche Gewährleistung, 17. 133 Wimmer/Arnold, Die neue Freiheit, in OÖ Kraftwerke AG (Hrsg), Aktuelle Rechtsprobleme der Elektrizitätswirtschaft 1995, 11. 134 Von einem Inselbetrieb wird dann gesprochen, wenn das Netz nur von wenigen Kraftwerken gespeist wird. Ist dieses Netz in sich abgeschlossen und «weist es keine Kupplung zu weiteren Netzen auf, wird es als Inselnetz bezeichnet» vgl Heuck/Dettmann/ Schulz, Elektrische Energieversorgung, 63.

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nierenden Netzbetrieb möglich.135 Einer Wellenbewegung gleich zeigte sich in der Elektrizitätswirtschaft eine Entwicklung, «die im wesentlichen von privaten Anfängen zur zunehmenden Trägerschaft der öffentlichen Hand führte».136 Die anfängliche Konkurrenz von privaten und öffentlichen Unternehmen führte dazu, dass letztere «ihre Geschäftsbereiche sukzessive ausbauten und ein umfassendes, geschlossenes System der Versorgungswirtschaft»137 geschaffen haben. Die ehemals gewerberechtlichen Vorschriften zum Betrieb von Elektrizitätserzeugungsanlagen wurden nun vermehrt durch solche aus dem Bereich des Aufsichts- und Lenkungsrechts ergänzt.138 Diese Verschiebung weg von den gewerberechtlichen Vorschriften hin zu den bis heute existierenden Aufsichtsrechten konnte als Ausfluss einer nach dem Ersten Weltkrieg – im öffentlichen Interesse liegenden – geforderten Sicherung der E-Versorgung qualifiziert werden.139 Ausgehend von dieser strukturellen Veränderung der Elektrizitätsordnung haben die öffentlichen Unternehmen im Hinblick auf ihre qualitative sowie quantitative Geschäftstätigkeit diese stetig intensiviert und ihre privaten Konkurrenten zunehmend verdrängt sowie in der logischen Konsequenz mit der Festigung ihrer «gesellschaftlich unverzichtbaren»140 Aufgabe begonnen. c) Die Zeit nach dem 2. Verstaatlichungsgesetz Im Zuge der Erlassung des zweiten Verstaatlichungsgesetzes 1947141 wurde die institutionelle Grundlage der österreichischen Elektrizitätswirtschaft von Grunde auf geändert. Anhand dieses Verfassungsgesetzes «wurden alle größeren Betriebe und Anlagen zur Erzeugung, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie in Bundeseigentum überführt».142 Einzig ausgenommen von 135 Vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 15. 136 Wimmer/Arnold, Die neue Freiheit, in OÖ Kraftwerke AG (Hrsg), Aktuelle Rechtsprobleme der Elektrizitätswirtschaft 1995, 10. 137 Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 16. 138 Zur Zeit der Monarchie war der Betrieb einer Elektrizitätsanlage bzw die Übertragung und Verteilung von Elektrizität ein freies Gewerbe vgl dazu die Gewerbeordnung von 1859 RGBl 1859/227; diese unterteilte die Gewerbe in freie und konzessionierte; die konzessionierten fanden sich in § 16 GewO 1859, wobei aber der Betrieb von Elektrizitätserzeugungs wie auch -versorgungsunternehmen nicht von diesem Katalog umfasst war und somit als freies Gewerbe galten vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 77. 139 Vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 16. 140 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 4. 141 BGBl 1947/81 idF BGBl 1987/321; dazu muss jedoch angemerkt werden, dass dieses BVG formell durch die Erlassung des BGBl 1998/143 derogiert wurde. Lediglich der verfassungsrechtlich verankerte Eigentumsanteil von 51 vH wirkt noch nach. 142 Kiechl, Österreichs verstaatlichte Industrie im Wandel, 5; die Landesgesellschaften wurden in Landeseigentum überführt vgl Eder, Vom 2. VerstaatlichungsG 1947 zum ElWOG 98, 8.

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der Verstaatlichung waren ua «Anlagen, deren Nennleistung 200 Kilowatt nicht übersteigt und deren Energieabgabe nicht mehr als die doppelte Eigenerzeugung beträgt».143 Das erklärte Ziel144 des zweiten Verstaatlichungsgesetzes war – eine bis dato nicht existente – «einheitliche Verbundregelung zu schaffen, sowie ein Organisationsstatut der österreichischen Elektrizitätswirtschaft zu normieren».145 Die Hauptprämisse, die dieses umfassende Organisationsstatut und die damit einhergehende fundamentale Veränderung der österreichischen Elektrizitätswirtschaftsverfassung146 ermöglichen sollte, wurde durch den Umstand erreicht, dass «die Übertragung von Anlagen der Elektrizitätserzeugung und -verteilung auf die öffentliche Hand sowie die Aufgaben- bzw Pflichtenverteilung zwischen der Verbundgesellschaft und den Landes- bzw Sondergesellschaften»147 verfassungsrechtlich ermöglicht wurde. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass es beim ersten Verstaatlichungsgesetz148 zu keiner systematischen Verstaatlichung der betroffenen privaten Unternehmen gekommen ist.149 Vielmehr kann man in diesem Kontext – im Gegensatz zum zweiten Verstaatlichungsgesetz – von einer relativ willkürlichen Verstaatlichung von 70 Unternehmen sprechen.150 Trotz dieser arbiträren Selektion der Unternehmen sah der Verfassungsgerichtshof den verfassungsrechtlich normierten Gleichheitsgrundsatz nicht verletzt.151 Vielmehr rechtfertigte er diesen Akt anhand der Verweisung auf den Kriegsfolgentatbestand.152 Nach Maßgabe dieses Erkenntnisses und eines weiteren aus dem Jahre 1956153 wurden die «Grenzen für die staatliche Wirtschaftstätigkeit sehr freizügig und weit gesteckt».154 Eben jene sehr generös ausgestalteten Limitierungen der staatlichen Wirtschaftstätigkeit spiegelten sich ua in der Betrauung der öffentlichen Unternehmen mit Ausschließlichkeitsklauseln und Kontrahierungszwängen – entgegen den früher üblichen zivilrechtlichen Demarka-

143 Weber, Die Verstaatlichung in Österreich, 269. 144 Auf den Umstand, dass sich die Alliierten im Potsdamer Abkommen die Übernahme der Wirtschaftsbetriebe als Reparationsleistung vorbehalten hatten, wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen. Österreich wollte durch die Verstaatlichung ehemals deutsches Eigentum vor diesem Zugriff retten vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 27. 145 Hönlinger, Kooperation und Konkurrenz in der österreichischen Elektrizitätswirtschaft, 2. 146 Näheres dazu vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 2. 147 Eder, Die Implementierung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie in Österreich, 62. 148 Bundesverfassungsgesetz vom 26.7.21946, BGBl 1946/168. 149 Vgl Holoubek, Grundrechtliche Gewährleistungspflichten, 173. 150 Kiechl, Österreichs verstaatlichte Industrie im Wandel, 13. 151 Kiechl, Österreichs verstaatlichte Industrie im Wandel, 12. 152 Vgl VfSlg 2092/1951. 153 Vgl VfSlg 2118/1956. 154 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 1.

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tionsverträgen155 – und waren unter dem ehemals sehr liberalen Staatsverständnis eher als problematisch zu werten. War doch dieser Staat ganz im Zeichen von liberalen Theorien «neben der Schaffung und Aufrechterhaltung einer privatautonomes Handeln ermöglichenden Rahmenordnung auf die Steuererhebung und Gefahrenabwehr beschränkt».156 Die damalige deutsche Verwaltungswissenschaft konzentrierte sich paradigmatisch strikt auf die ihr typischerweise zukommende Aufgabe, eine ausschließlich die Privatautonomie zulassende und rechtlich gewährleistende Rahmenordnung zu schaffen. Sie ging sogar so weit, als dass sie «ein mittels des Abschlusses privatrechtlicher Verträge erfolgendes konsensuales Handeln der Exekutive oder auch das Handeln privatrechtlicher Organisationen, deren Zurechung zu den Kommunen beziehungsweise zum Staat etwa aufgrund der Eigentümerstellung noch so nahe lag, nicht als ihren Gegenstand anerkannte».157 Dieser Umstand muss unter der Maßgabe gesehen werden, dass selbst die deutsche Gemeindeordnung von 1935 bereits in ihrem § 17 einen Teilhabeanspruch des Einzelnen an öffentlichen Einrichtungen normierte «und obwohl dieser auch im Falle des privatrechtlichen Handelns der Einrichtung geltend gemacht werden könne, griff dieser nach damaliger Ansicht dann nicht ein, wenn die öffentliche Einrichtung verselbständigt war».158 Jener, augenscheinlich das ehemalige Staatsverständnis zu durchbrechen drohende und die staatliche Wirtschaftstätigkeit rechtfertigende Legitimierungsversuch erscheint auch in Österreich speziell vor dem Hintergrund der «wirtschaftlichen Grundrechte liberaler Prägung»159 problematisch. Man musste also einen Mittelweg zwischen den wirtschaftlichen Grundrechten des StGG von 1867160 einerseits und dem staatlichen Wirtschaftsengagement andererseits finden. Doch welche wirtschaftspolitischen161 Gründe waren ausschlaggebend dafür, den Staat vor dem Hintergrund der wirtschaftsliberalen Grundrechte in diesem hohen Maße als Wirtschaftssubjekt – bzw als Erbringer der Daseinsvorsorge – auftreten zu lassen?

155 Zur Abgrenzung der ausschließlichen Versorgungsgebiete vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 17. 156 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 19. 157 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 20. 158 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 21. 159 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 1. 160 Staatsgrundgesetz von 1867 über die allgemeinen Rechte der Bürger, RGBl 142. 161 Zur staatlichen Lenkung der Elektrizitätswirtschaft bzw zu den wirtschaftspolitischen Erfordernissen nach dem Zweiten Weltkrieg vgl Winkler, Das Elektrizitätsrecht, in Weber/Wenger/Winkler, Beiträge zum österreichischen Wirtschaftsverwaltungsrecht, 82.

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aa) Gründe für die Verstaatlichung Neben dem Sozialisierungskonzept nach Otto Bauer und der damit einhergehenden postulierten «Sozialisierung der Marktwirtschaft»162 waren es vor allem wirtschaftliche Überlegungen, die – ausgehend von der katastrophalen Lage nach dem Zweiten Weltkrieg – Motivation genug waren, den Bereich der Elektrizitätswirtschaft zu verstaatlichen. Julius Raab suchte vor allem in der folgenden Formulierung Gründe für die Verstaatlichung zu finden.163 Seiner Auffassung nach «wäre keine private Stelle in der Lage gewesen, jene Kapitalien aufzutreiben, die notwendig waren, diese Industrien wieder in Gang zu bringen».164 Im Hinblick auf die Zeit, als Österreich dem deutschen Reich angeschlossen war und die Wirtschaftslenkung «in ein allumfassendes Bewirtschaftungssystem mündete»165, waren die nunmehrigen Verstaatlichungsbemühungen von einem Aufbaugedanken getrieben und die direkte Wirtschaftslenkung166 wurde als ein notwendiges Mittel zur Zweckerreichung angesehen. Zusammenfassend waren es sowohl staatspolitische wie auch wirtschaftliche Notstände, die den Gesetzgeber gezwungen haben, die Elektrizitätswirtschaft zu verstaatlichen und somit bundesweit in öffentliche Unternehmen einzubringen.167 Manche Autoren sehen im Verstaatlichungsprozess «im Wesentlichen nur den Abschluss der schon zum Teil vor dem Ersten Weltkrieg begonnenen Kommunalisierung durch Einbeziehung der Elektrizitätswirtschaft in die Gemeinwirtschaft».168 Bauer stützt sich in seinen Ausführungen auf die historische Tatsache, dass 1936 private Unternehmen nur mit einem Anteil von 7,6% an der Stromerzeugung im Rahmen der öffentlichen Versorgung beteiligt waren.169 Dem muss aber der historischen Vollständigkeit halber angefügt werden, dass in den dreißiger Jahren die öffentliche Energieversorgung bereits durch die Gemeinden besorgt wurde und diese auch Eigentümer der stromerzeugenden Anlagen waren.170 162 Weber, Die Verstaatlichung in Österreich, 18. 163 Auf das spezifisch österreichische Bestreben, das ehemals deutsche Eigentum vor dem Zugriff der Alliierten zu schützen, soll an dieser Stelle dezidiert nicht eingegangen werden. 164 Kiechl, Österreichs verstaatliche Industrie im Wandel, 8. 165 Wimmer/Arnold, Wirtschaftsverwaltungsrecht in Österreich, 35. 166 Der österreichischen Wirtschaftsverfassung war und ist immer noch zum Teil im Hinblick auf die staatliche Einflussnahme auf Wirtschaftsordnung und Wirtschaftsablauf im Wege der einfachen Gesetzgebung ein relativ weiter Spielraum gegeben; Näheres zu Wirtschaftslenkung vgl Wenger, Administrative Wirtschaftslenkung, 7. 167 Vgl Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 1. 168 Bauer, Energiepolitik unter besonderer Berücksichtigung, in Tautscher (Hrsg), Handbuch der österreichischen Wirtschaftspolitik, 335. 169 Bauer, Energiepolitik unter besonderer Berücksichtigung, in Tautscher (Hrsg), Handbuch der österreichischen Wirtschaftspolitik, 335. 170 Vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 27.

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Im Zuge der Verstaatlichung wurde diese Aufgabe nun dem Bund durch die Landesgesellschaften zugeführt, der sie über die Verbundgesellschaft und eben über die 9 Landesgesellschaften sowie die Sondergesellschaften171 wahrgenommen hat bzw sie nach wie vor wahrnimmt.172 Diese durch Verwaltungsakt vorgenommene Eigentumsverschiebung und der quantitative Zuwachs an Regelungskompetenz mündete zwangsläufig in eine «qualitative Aufwertung der Verwaltung»173, die in gewisser Form bis in unsere Zeit andauert.174 Das zweite Verstaatlichungsgesetz instrumentalisierte den Staat und seine Institutionen zu einer bis dato noch nicht existent gewesenen Gemeinwirtschaftsverpflichtung175; vor allem aber wurde durch diese «neuen Formen der staatlichen Wirtschaftsintervention der Ausdruck der modernen Wirtschaftslenkung geprägt».176 d) Definition der öffentlichen Unternehmen Die öffentlichen Unternehmen fanden demzufolge «ihre Rechtfertigung in der Verwirklichung gemeinwirtschaftlicher Aufgaben und als Instrument der Wirtschaftslenkung».177 Aufgrund dieser gemeinwirtschaftlichen Obliegenheit ist es von Nöten zu untersuchen, welche Kriterien bzw welche Unterscheidungsmerkmale hinsichtlich der öffentlichen Unternehmen als Erbringer der Daseinsvorsorge bzw in der Verwirklichung gemeinwirtschaftlicher Aufgaben zu treffen sind. Wenger ordnet in seinen Erörterungen dem öffentlichen Unternehmen folgende grundlegende Merkmale zu. Seiner Auffassung nach ist «jede rechtlich organisierte Wirtschaftstätigkeit der Gebietskörperschaften, die als Unternehmen und gleichzeitig als Gestaltungsmittel der öffentlichen Verwaltung rechtswissenschaftlich erkennbar und objektiv nachweisbar in Erscheinung tritt»178, eine öffentliche Unternehmung. Die Fähigkeit der Gebietskörperschaften, sich zu rechtlich organisierten Gebilden zusammenzuschließen, 171 Die «Anteile an den Sondergesellschaften mussten laut Gesetz zu mindestens 50% dem Bund und zu höchstens 50% den jeweiligen Landesgesellschaften gehören» vgl Dautermann, Strommarktliberalisierung, 17. 172 Zu den Aufgaben der Verbundgesellschaft vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 34. 173 Wimmer/Arnold, Wirtschaftsverwaltungsrecht in Österreich, 24; vgl auch das BVG Eigentum über die Eigentumsverhältnisse bezüglich der Elektrizitätsversorgungsunternehmen, mit dem ein Anteil von 51% hinsichtlich aller Gesellschafteranteile zugunsten des Bundes gesichert ist. 174 Siehe dazu wiederum das B-VG Eigentum, BGBl 1987/321; vornehmlich Art 2. 175 Mehr zu den gemeinwirtschaftlichen Verpflichtungen im ElWOG vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 4 Rz 1. 176 Wenger, Organisationsgrundlagen, in Korinek/Rill (Hrsg), Grundfragen, 4. 177 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 31. 178 Wenger, Die öffentliche Unternehmung, 154.

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wird in diesem Sinne auch als Selbständigkeit oder «einem besonderen Grad der rechtlichen Handlungsfähigkeit»179 zum Ausdruck gebracht. Diese «administrative Selbständigkeit»180 ist jedoch scharf von der «privatrechtlichen Selbständigkeit»181 zu trennen. Anhand dieser essentiell wichtigen Differenzierung wird schon verdeutlicht, dass Wenger als ein wesentliches Merkmal der öffentlichen Unternehmung das Gestaltungsmittel der Verwaltung nennt.182 Demzufolge steht in diesem Kontext «die Erfüllung eines öffentlichen Zwecks im Sinne der Daseinsvorsorge»183 im Vordergrund. Bei diesem Typus steht die Funktion, sprich die Zielerreichung, im Mittelpunkt des Interesses. In logischer Konsequenz kann daher davon gesprochen werden, dass eine öffentliche Unternehmung entweder «an einem funktionalen oder organisatorischen Merkmal anknüpft».184 Grundsätzlich unterscheidet man demgemäß öffentliche Unternehmen im funktionalen Sinn oder öffentliche Unternehmen im organisatorischen Sinn. Bei letzteren wird ausschließlich auf die Trägerschaft am Unternehmen abgestellt. Hierbei ist die qualifizierte Beteiligung der öffentlichen Hand bzw ein Naheverhältnis derselben ausschlaggebend.185 Generell gesehen ist die Abgrenzung zwischen Unternehmen der Privatwirtschaft und den öffentlichen Unternehmen im Bereich der Eigentumsverhältnisse und der damit in direktem Zusammenhang stehenden Möglichkeit der staatlichen Einflussnahme zu suchen.186 Die Kriterien, die eine solch potentielle Einflussnahme als «Ausfluss des spezifischen Abhängigkeitsverhältnisses»187 regeln, werden gemeinschaftsrechtlich in der Transparenzrichtlinie188 angeführt. Für die gegenständliche Arbeit ist hingegen der Gesichtspunkt wichtig, dass die öffentlichen Untenehmen anhand ihrer Zielorientiertheit maßgeblich charakterisiert bzw in Folge unterschieden werden. Angesichts ihrer spezifischen Determinierung, beispielsweise abstellend auf den jeweils verfolgten Zweck, wird zwischen öffentlichen Unternehmen der Erwerbswirtschaft, welche «analog zu den Un-

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Wenger, Die öffentliche Unternehmung, 266. Wenger, Die öffentliche Unternehmung, 266. Wenger, Die öffentliche Unternehmung, 266. Vgl Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 15. Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 8; vgl dazu auch Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1039. Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 373. Vgl Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 8. Vgl Smekal, Kommunale Unternehmungen – Finanzwissenschaftliche Analyse, in Morscher/Smekal, Kommunale Unternehmungen zwischen Eigenwirtschaftlichkeit und öffentlichem Auftrag, 86. Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 374. Vgl RL 80/723/EWG über die Transparenz der finanziellen Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten und den öffentlichen Unternehmen sowie über die finanzielle Transparenz innerhalb bestimmter Unternehmen, ABl 1980 L 195/35 idF RL 05/81 EG, ABl 2005 L 312/47.

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ternehmen der Privatwirtschaft auf Gewinnmaximierung ausgerichtet sind»189, und den öffentlichen Unternehmen der Versorgungs- bzw Gemeinwirtschaft differenziert. Allein letzteren obliegt die Versorgung der Allgemeinheit mit daseinsvorsorgenden Leistungen. In dieser Funktion versorgen sie die «Bevölkerung mit Dienstleistungen, die ein privater Betreiber nicht, oder nicht zu angemessenen Konditionen bereitstellen würde».190 Obgleich unter der Prämisse, dass vom heutigen Staat von einem Steuerstaat und nicht mehr von einem Unternehmerstaat ausgegangen werden kann, sind diese Leistungen dennoch – und vor allem im Hinblick auf eine weiter voranschreitende Deregulierung191 bzw Privatisierung192 – für die gesellschaftliche Ordnung unverzichtbar und in diesem Zusammenhang quasi auch dem Kernbereich der Daseinsvorsorge zuzuordnen.193 In diesen Kontext lässt sich auch «die soziale Gleichmäßigkeit respektive Erschwinglichkeit»194 von daseinsvorsorgenden Leistungen einordnen. Ein privat betriebenes Unternehmen muss sich vollständig dem Wettbewerb stellen und hat daher kein Interesse, der Allgemeinheit infrastrukturelle Leistungen zu einem billigen und gleichmäßigen Preis anzubieten bzw bereitzuhalten.195 Demzufolge ist hinsichtlich des Netzerhalts «die Sorge für eine preiswerte, sichere, flächendeckende und in der Tarifgestaltung Gemeinwohlbelange berücksichtigende Versorgung ein hinreichender Grund für eigene Einrichtungen der öffentlichen Hand, wenn eine gleichwertige Versorgung von privater Seite nicht zu erwarten ist. Dies ist insbesondere in Bereichen wichtig, in denen die Daseinsvorsorge nur durch einen einzigen Betrieb rationell zu besorgen ist, dem dadurch ein natürliches Monopol zufällt».196

189 Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 8. 190 Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 379. 191 Zur Befreiungsfunktion der Deregulierung vgl Brede, Öffentliche, in Eichhorn/Engelhardt (Hrsg), Standortbestimmung öffentlicher Unternehmen, 70. 192 Näheres zum Unterschied zwischen Deregulierung und Privatisierung vgl Hagemeister, Die Privatisierung öffentlicher Aufgaben, 39 ff; vgl auch Schneider/Hofreither (Hrsg), Privatisierung und Deregulierung, 27. 193 Zum Weiterbestand der öffentlichen Verantwortung für Kernbereiche der öffentlichen Leistungen vgl Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 4. 194 In diesem Bereich sprechen vor allem die Gesichtspunkte der Versorgungssicherheit für die Träger öffentlicher Verwaltung als Träger der Energieversorgung vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1049. 195 Zu den Pflichten der Netzbetreiber vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 69. 196 Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1047.

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3. Rezeption der Daseinsvorsorge in die deutsche Rechtsordnung Um zu sehen, ob es einen – aufbauend auf dem Leistungskatalog der Daseinsvorsorge und hier im Speziellen auf den Netzausbau bezogenen – öffentlichen Auftrag im Elektrizitätsrecht gibt, muss untersucht werden, inwiefern sich der rechtliche Nukleus des Begriffs der Daseinsvorsorge in die gegenwärtige Literatur hat transportieren lassen. In der deutschen Rechtsordnung ist die Erbringung von sog Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse oder auch daseinsvorsorgenden Leistungen grundsätzlich «in der unverrückten Wertentscheidung zugunsten des Sozialstaatsgebotes»197 in Art 20 GG verankert. Manche Autoren sehen jedoch zwischen dem Sozialstaatsprinzip und der Daseinsvorsorge lediglich ein Naheverhältnis.198 Begründet und untermauert wird diese Auffassung anhand des Faktums, dass beiden Termini eine gewisse fürsorgliche Komponente hinsichtlich eines pauschalen Versorgungsauftrages innewohnt. Lange Zeit jedoch «stand einer Rezeption des Daseinsvorsorgebegriffs durch die Rechtswissenschaft dessen Unbestimmtheit auf Tatbestands- wie auf Rechtsfolgenseite»199 entgegen. Selbst Forsthoff äußerte sich bedenklich über das Ausmaß der Daseinsvorsorge, da er fürchtete, diese könne sich, wenn sie nicht ganz klar umrissen und juristisch eng determiniert wird, in einen «Allerweltsbegriff verwandeln».200 Diesen scharfen Umriss bzw die Begrenzung der Daseinsvorsorge ist Forsthoff jedoch stets schuldig geblieben. Im Jahre 1971 schreibt er, «dass der moderne Mensch in artifiziellen Daseinsformen lebt und aufgrund dessen auf Versorgungen im Rahmen der Daseinsvorsorge angewiesen ist».201 In Anbetracht dieser bis dato immer noch fehlenden exakten Formulierung kam Ossenbühl zu der Ansicht, dass «der Terminus Daseinsvorsorge danach zunächst nicht als rechtsdogmatische Begriffsschöpfung intendiert war, sondern nur als Bezeichnung eines grundlegenden Wandels oder genauer gesagt einer dimensionalen Erweiterung der Staats- und Verwaltungsaufgaben, gedacht war».202 Weiters führt er – den Gedanken von Badura folgend – aus, dass die Verwaltungsaufgaben «mit der gesellschaftlichen Wandlung von bürgerlicher Gesellschaft zur entfalteten Industriegesellschaft»203 dem Staat zugefallen sind und ihm «jedenfalls partielle und subsidiäre Verantwortung für Wohlstand und Konjunktur aufgebürdet haben».204 Aus diesen Überlegungen heraus kann die Daseinsvorsorge «somit zum fortdauernden Versorgungsauftrag des Staates je197 198 199 200 201 202 203 204

Berschin, Daseinsvorsorge durch Wettbewerb, 8. Vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen fürgemeinwirtschaftlicheVerpflichtungen, 20. Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 25. Forsthoff, Rechtsfragen der leistenden Verwaltung, Vorwort. Forsthoff, Der Staat der Industriegesellschaft, 159. Ossenbühl, Daseinsvorsorge und Verwaltungsprivatrecht, DÖV 1971, 515. Badura, Die Daseinsvorsorge als Verwaltungszweck, DÖV 1966, 627. Ossenbühl, Daseinsvorsorge und Verwaltungsprivatrecht, DÖV 1971, 515.

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doch ohne Rechtsansprüche der Bürger, aber auch ohne Einrichtungslegitimation auf Seiten des Staates»205 erklärt werden. Und genau hier liegt der fundamentale Unterschied zum vorher besprochenen Sozialstaatsprinzip. Dieses Prinzip richtet sich als Staatszielbestimmung direkt an den Gesetzgeber. Anhand dessen ist der Gesetzgeber rechtlich verpflichtet, eine aktive Gestaltung der Sozialordnung206 hervorzubringen. In logischer Konsequenz dazu hat das deutsche Bundesverfassungsgericht vor etwas mehr als 10 Jahren den Ansprüchen einzelner Bürger auf ein entsprechendes Handeln des Gesetzgebers jedoch nicht entsprochen.207 Der einleitende Satz relativiert sich insofern, als die Daseinsvorsorge in der unverrückten Wertentscheidung des GG als Teil des Sozialstaatsprinzips verankert wird, denn «es würde zu weit gehen, der Daseinsvorsorge Verfassungsrang beizumessen, zumal nicht zu erkennen ist, an welchem Verfassungsprinzip des Grundgesetzes sie exakt festzumachen wäre».208 In weiterer Folge kann man die Daseinsvorsorge nur als eine Art Handlungsmaxime des Gesetzgebers und der Verwaltung ansehen, denn in Ermangelung einer eindeutigen verfassungsrechtlich verankerten Position, muss ihre konkrete Bedeutung im Einzelfall an den Grundrechten festgemacht werden.209 Dies würde jedoch bedeuten, dass ein solches Grundrecht auf Energieversorgung im deutschen Grundgesetz als existent vorausgesetzt wird. Diese Subsistenz lässt sich aber nach Durchsicht der gegenwärtigen deutschen Judikatur210 sowie der verfassungsrechtlichen Grundlagen der Bundesrepublik Deutschland nicht verifizieren (und auch zukünftig ist ein solches Grundrecht nicht geplant), trotz der Tatsache, dass «sich der Begriff auf bundesgesetzlicher Ebene noch im Regionalisierungsgesetz»211 findet.212 Daraus ergibt sich, dass 205 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 21. 206 Isensee subsumiert das Gemeinwohl unter die Sozialordnung, demzufolge repräsentiert «das Gemeinwohl das Bild des Gemeinwesens wie es sein soll. Er kommt aber auch zur Ansicht, dass sich dies nicht notwendig mit der Wirklichkeit deckt. Es ist Vorbild aber nicht Abbild des staatlichen Handelns»; in diesem Kontext ist es somit in Folge einer stetigen Weiterentwicklung unterworfen vgl Isensee, Gemeinwohl und Staatsaufgaben, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 19. 207 Vgl BVerfGE 1, 97, 105. 208 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 21. 209 Näheres zum kompetenzbegründenden Rechtsbegriff der Daseinsvorsorge vgl Pielow, Grundstrukturen der öffentlichen Versorgung, 382. 210 Die deutsche Rechtsprechung verdeutlicht die legistische Dichotomie zwischen öffentlichen Aufgaben und Staataufgaben; demnach besteht zwischen diesen beiden Begriffen eine klare Zäsur vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 388. 211 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 31. 212 Dessen § 1 Abs 1 ordnet die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im Öffentlichen Personennahverkehr der Daseinsvorsorge zu vgl Gesetz zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs, erlassen als Art 4 des Gesetzes zur Neuordnung des Eisenbahnwesens vom 27.12.1993, BGBl I S 2378.

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«eine pauschale und nicht näher bestimmte Aufgabenzuweisung oder ein Aufgabenvorbehalt des Staates, der sich aus der Daseinsvorsorge speist, stets abzulehnen ist».213 Vielmehr als die Daseinsvorsorge verwendet der deutsche wie auch in ähnlicher Weise der österreichische Verfassungsgesetzgeber den Ausdruck des Allgemeininteresses. Dieser versinnbildlicht jedoch ebenso den Konflikt, dass zuerst – der juristischen Notwendigkeit folgend – sehr präzise normiert werden muss, welche Ziele bzw Zielvereinbarungen wirklich im Interesse der Allgemeinheit liegen.214 Sehr anschaulich wird dieser Spannungskonflikt anhand des Urteils zur Verfassungsmäßigkeit des sog deutschen Kohlepfennigs ausgedrückt.215 Hierbei hat das Gericht in seinem Urteil festgestellt «dass die Kohleverstromung zur Sicherstellung der Strom- und Energieversorgung ein Interesse der Allgemeinheit sei, das deshalb als Gemeinlast – durch Steuern – finanziert werden müsse».216 Abschließend ist dazu anzuführen, dass «die Interpretation des Daseinsvorsorgebegriffs als Gesetzesbegriff immer dessen historischen Ursprung berücksichtigen muss und in diesem Zusammenhang insofern auf Determinanten des staatlichen Handelns verweist, welche unter dem Grundgesetz vor allem im Sozialstaatsprinzip sowie der schutzgewährenden Funktion der Grundrechte zu finden sind».217 Somit lässt sich schließlich und endlich feststellen, dass es zu einer nicht zufrieden stellenden Rezeption des Daseinsvorsorgebegriffs gekommen ist, und – unter der Prämisse dass der Begriff jemals deutliche Konturen hatte – «er sich jedenfalls von seiner ursprünglichen Bedeutung der Individualversorgung losgelöst hat».218 Das Wertesystem in der Bundesrepublik Deutschland ist fundamental auf dem GG aufgebaut. In diesem lässt sich die Daseinsvorsorge am ehesten, aber eben nicht exakt, im Sozialstaatsprinzip orten. Als eigenständiger Passus ist sie jedoch verfassungsrechtlich nicht erwähnt. Aufgrund dessen ist die Energieversorgung in Deutschland auch nicht an der Daseinsvorsorge zu messen bzw kann eine solche staatliche Verpflichtung nicht an ihr festgemacht werden, vielmehr ist sie als Ausfluss anderer Wertehaltungen und Entscheidungen zu qualifizieren.219 Rüfner spricht sich dafür aus, dass «im Prinzip schon mit dem Instrumentarium des Energiewirtschaftsrechts Monopolmissbrauch abgewehrt

213 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 25. 214 Das allgemeine Interesse ist höchst volatil und stets Ausdruck einer Wertehaltung zu einer bestimmten Zeit. Man führe sich nur vor Augen, welchen Stellenwert der Umweltschutz in den 60er Jahren bei großen Infrastrukturprojekten hatte. 215 Dieser erfuhr in Verbindung mit dem deutschen StrEinspG bezüglich versteckter Beihilfen wieder Beachtung durch den Bundesverfassungsgerichtshof. 216 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 67. 217 Olgemöller, Kommunale Anschluss- und Benutzungszwänge, 34. 218 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 23. 219 In Deutschland sind mehrheitlich die Kommunen für die Dienste der Daseinsvorsorge zuständig, während die 4 großen Energieversorger allesamt private Unternehmen sind.

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und die Versorgung gesichert werden kann».220 Dieser Aussage ist aus Sicht des Autors angesichts des notwendigen Ausbaus der Netzinfrastrukturen nicht zuzustimmen. 4. Rezeption der Daseinsvorsorge in die österreichische Rechtsordnung Einleitend muss klar gestellt werden, dass der Begriff der Daseinsvorsorge in Österreich weder eine eigenständige verfassungsrechtliche Erwähnung findet, noch dass er jemals einer ähnlich intensiven und tiefen juristischen Abhandlung wie etwa in der deutschen Rechtsordnung, zugeführt worden ist. Um jedoch Vergleichsmöglichkeiten zu erhalten, bietet sich eine Untersuchung hinsichtlich des Sozialstaatsprinzips an. Während dieses in Art 20 GG Teil der deutschen Werteordnung ist, fehlt eine diesbezüglich klar ausformulierte Verfassungsbestimmung in Österreich absolut.221 Man kann lediglich von einer gewissen «sozialstaatlichen Prägung der österreichischen» Bundesverfassung»222 sprechen. Trotz dieser Tatsache wurde «auf verfassungsrechtlicher Ebene dem liberalen Grundrechtskatalog das Sozialstaatsprinzip als relativierendes Prinzip entgegengesetzt».223 In der österreichischen Rechtsordnung sind dem Terminus der Daseinsvorsorge eher die Begriffe der öffentlichen Aufgabe oder des öffentlichen Interesses gegenübergestellt. Diesen beiden ebenso unbestimmten Begriffen haftet aber wiederum das Problem an, dass sie sich sehr schlecht juristisch definieren lassen. Dies liegt wahrscheinlich ua auch an der Tatsache, dass Kelsen – der geistige Vater der österreichischen Bundesverfassung – diese eher als eine Art «Spielregelverfassung»224 angesehen hat.225 Somit ermöglicht diese ua lediglich die Bildung von Institutionen im Bundesstaat, anhand deren das Wahlvolk bzw jeder wahlberechtigte österreichische Bundesbürger wiederum mittels seiner persönlichen Präferenz bestimmen kann, welcher wirtschaftliche oder nicht wirtschaftliche Gesichtspunkt im öffentlichen Interesse liegen soll bzw was seinem subjektiven Empfinden nach als öffentliche Aufgabe zu qualifizieren ist. Die beiden rezent genannten Termini beschäftigen sich letztendlich also va mit den «legitimierenden und verpflichtenden Determinanten der staatlichen Wirt220 Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1049. 221 Das Sozialstaatsprinzip ist nicht explizit in der Bundesverfassung erwähnt und scheint ebenso nicht im Katalog der Staatszielbestimmungen auf. 222 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 31. 223 Wimmer/Kahl, Die öffentlichen Unternehmen, 2. 224 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg) Wirtschaft und öffentliches Interesse, 9. 225 Der zufolge wollte Kelsen erreichen, dass die Verfassung sich lediglich auf den institutionellen Rahmen konzentriert denn einen Katalog der einzelnen Staatsaufgaben und Staatsziele schafft.

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schaftstätigkeit».226 In diesem Zusammenhang sprechen manche Autoren auch vom Problem, eine «Untergrenze staatlicher Tätigkeit»227 finden zu können. Unter diesem Schlagwort wird der Frage nachgegangen, welche öffentlichen Aufträge dem Staat insgesamt innewohnen bzw zu welchen er verpflichtet ist – und daraus folgend, aus welchen sich allenthalben ein klagbarer Anspruch ableiten lässt.228 Wimmer betont in seinen Ausführungen – unter Bedachtnahme auf das Sozialstaatsprinzip in Deutschland –, dass dieses Prinzip in Österreich ebenfalls über «eine ausdifferenzierte Sozialgesetzgebung hinausgeht».229 Dabei belegt er seine Ausführungen mit dem Faktum, dass «sich das Sozialstaatsprinzip in seiner verfassungsrechtlichen Konsistenz auf den Gesamtzusammenhang verfassungsrechtlicher Wertentscheidungen stützt».230 Dem ist jedoch nur bedingt zuzustimmen. An und für sich «konkretisieren die Staatszielbestimmungen das öffentliche Interesse»231 und «nur in der Form, in der das öffentliche Interesse auch in den Staatszielbestimmungen verankert ist, ist der Staat auch zum Einsatz aller Instrumente verpflichtet, um die festgelegten Ziele zu erreichen».232 Im Hinblick auf die Windenergiegestehung interessiert hierbei die Frage, inwiefern sich diese – vor dem Hintergrund der aktuell geführten Privatisierungsdiskussion – in Ermangelung einer konkreten Aufnahme der Daseinsvorsorge oder besser formuliert einer Staatszielbestimmung für die sichere Energieversorgung in punkto Leitungsausbau sowie Leitungserhalt, weiterhin etablieren kann. Aufgrund des Fehlens einer detaillierten verfassungsrechtlich verankerten Erwähnung dieses Passus kann die Energieversorgungssicherheit bezüglich veralteter oder auch bei bedarfsorientierter Betrachtung nicht ausreichend vorhandener Netzinfrastrukturen gefährdet sein. So wurden beispielsweise in Deutschland bei 20 Milliarden EUR eingenommenen Systemnutzungsentgel-

226 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 9. 227 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 31. 228 Rüfner spricht in diesem Zusammenhang vom deutschen Dualismus von Staatsaufgabe und Rechtspflicht des Staates, wobei zu notieren ist, dass die Rechtspflicht weit weniger verpflichtend ist; Rechtsansprüche Einzelner aufgrund von Vitalbedürfnissen werden grundsätzlich verneint vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1053. 229 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 34. 230 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 34. 231 Berger, Der öffentliche Auftrag, 66. 232 Berger, Der öffentliche Auftrag, 66; vgl auch Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1054.

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ten lediglich 2 Milliarden EUR wiederum in die Netze investiert.233 Dementsprechend berichtete die Berliner Zeitung am 6.11.2006 – unter Verweis auf Berechnungen des Verbandes der Elektrotechnik –, dass die Netzinvestitionen seit den 80er234 Jahren um 40% abgenommen haben.235 Diese Tatsache erscheint umso alarmierender, als die großen Energieversorgungskonzerne236 in Deutschland nicht wie in Österreich vom Staat mittelbar bzw unmittelbar kontrolliert237 werden, sondern einzig und allein von ihren privaten Gesellschaftern in Folge des Shareholder-Value-Gedankens238 wirtschaftlich beeinflusst werden.239 In Österreich liegen diesbezüglich noch keine exakten Zahlen vor, doch auch hier wird das Problem der mangelnden Netzneuinvestitionen dringlicher.240 Hinsichtlich einer weiteren Privatisierung der heimischen Elektrizitätswirtschaft steht lediglich das BVG über die Eigentumsverhältnisse diesem Ausverkauf von «Tafelsilber» entgegen.241 Anhand dieser Diskussion kann gesagt werden, dass «die staatsprinzipiellen und verfassungsrechtlichen Grundrechtsentscheidungen einen Kernbereich von öffentlichen Aufgaben gleichsam als Nukleus der Staatlichkeit schützen und insofern einer tabula-rasa Privatisierung entgegenwirken, zugleich aber von diesem obersten Standpunkt nicht auszumachen ist, wo tatsächlich die Grenzen der Privatisierung verlaufen».242 Auch aus der bundesstaatlichen Kompetenzverteilung lässt sich keine Verpflichtung des Staates zu positivem Tun ableiten. Denn die originäre Funktion 233 Vgl http://www.wind-energie.de/de/themen/strompreise/preistreiber-stromnetz/ (15.08. 2008). 234 Zu den Deregulierungsforderungen der 80er Jahre vgl Wimmer, Öffentliches Interesse, in ZGW 1999, 7. 235 Vgl Berliner Zeitung vom 6.11.2006 http://www.kelber.de/medien/doks/20061106_ BerlZtg_zu_Stromnetz_+_Investitionen.pdf (15.08.2008). 236 Die da wären E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW. 237 Zur mittelbaren Wirtschaftslenkung nach den Spielregeln des Gesellschaftsrechts vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 7. 238 Zum hohen Kapitalbedarf und rationalen Rentabilitätsüberlegungen vgl Noll, Wirtschaftsförderung, in Eichhorn/Engelhardt (Hrsg), Standortbestimmung öffentlicher Unternehmen, 121. 239 Vgl dazu die Aktionärsstruktur von E.ON; http://www.eon.com/de/investoren/965. jsp (15.08.2008). 240 An dieser Tatsache ändern auch die eher lapidar gehaltenen Pflichten der Betreiber von Übertragungs- und Verteilernetzen hinsichtlich des Netzausbaus nichts; Oberndorfer spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die tatsächlichen Pflichten in Bezug auf die Versorgungssicherheit und den Netzausbau nur sehr allgemein ausformuliert sind und ihre Durchsetzung daher nur schwer vorstellbar erscheint; vgl Oberndorfer, ElWOG 2007, § 23 Rz 2. 241 BVG Eigentum BGBl 1947/81 idF BGBl 1987/321. 242 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 35.

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der Kompetenztatbestände ist die einer Aufgabenverteilung.243 Diesen «Normen kommt ausschließlich Verteilungsfunktion zu, es kann aber aus ihnen nicht die Verpflichtung des Staates abgeleitet werden, diese Kompetenzen auch wirklich auszuüben».244 Insofern lässt sich in der österreichischen Rechtsordnung aus der Daseinsvorsorge, in Ermangelung einer verfassungsrechtlichen Erwähnung derselben, kein öffentlicher Auftrag im Bereich der Energieversorgung ableiten.245 Diese Tatsache wurde auch vom österreichischen Städtebund bemängelt. Er forderte im nunmehr gescheiterten Verfassungskonvent, einen diesbezüglichen Passus in die Verfassung aufzunehmen.246 Da das Problem des mangelnden Leitungsausbaus und der fehlende Anreiz für den Neubau solcher Infrastrukturnetze im Hinblick auf die weiter erfolgende Deregulierung und Privatisierung der Energiemärkte noch an Brisanz zulegen wird, sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, wie fundamental wichtig eine solche Bestimmung in Verfassungsrang ist.247 Es muss klar ersichtlich sein, welche Verpflichtungen hinsichtlich dieser Bereiche eingegangen werden müssen. Die aktuelle Situation hinsichtlich der Netzerhaltung mit einer Anreizregelung zu Neuinvestitionen reicht bei weitem nicht aus – nicht nur aus Sicht der Windenergiegestehung –, um die zukünftigen Erfordernisse der Energiegestehung und Energieverteilung zu bewältigen.248 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich die heimischen EVU noch mehrheitlich im Eigentum der öffentlichen Hand.249 Aufgrund der erfolgten Energiemarktliberalisierung müssen sich diese jedoch in punkto Erzeugung 243 Vgl Weber, Verteilung, in Bußjäger/Larch (Hrsg), Die Neugestaltung des föderalen Systems vor dem Hintergrund des Österreich-Konvents, 2. 244 Berger, Der öffentliche Auftrag, 67. 245 Lediglich die allgemeine Anschlusspflicht, normiert in § 4 ElWOG könnte quasi als ein solcher qualifiziert werden vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 4 Rz 13; vgl auch Potacs, Energiewirtschaftsrecht, in Holoubek/Potacs (Hrsg), Handbuch des öffentlichen Wirtschaftsrechts I, 914. 246 In seiner Definition vom 25.03.2004 qualifiziert der Städtebund die Daseinsvorsorge wie folgt: «Es sind dies sowohl marktbezogene als auch nicht marktbezogene Leistungen, die so zu erbringen sind, dass dabei insbesondere die Versorgungssicherheit und die Nachhaltigkeit sichergestellt sind» vgl dazu http://www.staedtebund.at/de/startseite/ ausschuss10_definition_daseinsvorsorge.pdf (15.08.2008). 247 Die Leitungsgebundenheit der elektrischen Energie führt zwangsläufig «zu einer extremen Abhängigkeit vom Netzbetreiber» vgl Durach, Einführung kompetitiver Strukturen, 13. 248 Den Netzbetreibern sind «gemäß § 4 ElWOG durch die Ausführungsgesetze noch weitere Verpflichtungen aufzuerlegen» nur sind auch diese Ziele in der Literatur allenfalls Lippenbekenntnisse, denen weiters keine exakten finanzwissenschaftlichen finalen Ansätze zu entnehmen sind vgl Potacs, Energiewirtschaftsrecht, in Holoubek/Potacs (Hrsg), Handbuch des öffentlichen Wirtschaftsrechts I, 914. 249 Vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 31 ff.

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dem Wettbewerb stellen. Lediglich die Netze, als natürliches Monopol, sind von einer Deregulierung verschont geblieben.250 Die Netzinfrastruktur ist dabei das Kernelement eines funktionierenden Regulierungsrechtes, denn «aus der Notwendigkeit heraus, die Erbringung netzgebundener gemeinwirtschaftlicher Dienstleistungen in ausreichender Qualität zu angemessenen Preisen auch vor dem Hintergrund eines liberalisierten Marktsystems sicherzustellen, wurde das sektorspezifische Regulierungsrecht moderner Prägung geboren».251 In all der Literatur bezüglich der regulierten Netzinfrastrukturen lässt sich an keiner Stelle eine exakt formulierte Pflicht finden, die vorschreibt, welchen Prozentsatz der eingenommenen Systemnutzungsentgelte die Betreiber von Übertragungs- und Verteilernetzen wieder in den Netzerhalt bzw Netzausbau investieren müssen.252 Gäbe es eine diesbezügliche Pflicht und wäre diese auch in der Verfassung verankert, müssten sich die Ausführungsgesetze nicht mit unbestimmten Formulierungen beschäftigen.253 Holoubek verdeutlicht an dieser Stelle am besten die gegenwärtige österreichische Position zur Daseinsvorsorge. Ihm zufolge ist «Voraussetzung für die Qualifikation eines Sachbereichs als Bereich der Daseinsvorsorge eine politische Entscheidung, staatliche Verantwortung für diesen Bereich zu übernehmen».254 Einer diesbezüglichen Pflicht oder politischen Entscheidung könnte «die von Theo Öhlinger geforderte Neudefinition des Service Public»255 Nachdruck verleihen. Es bleibt jedoch abzuwarten, unter welchen Gesichtspunkten Öhlinger eine Neudefinition des Service Public in Österreich, ausgehend vom französischen Grundkonzept, versteht. Um diese Frage zu beantworten, ist es unerlässlich, das System des Service Public eingehend zu untersuchen und allfällige Gemeinsamkeiten mit dem österreichischen Rechtssystem herauszuarbeiten.

250 Zur Regulierung des natürlichen Monopols vgl Durach, Einführung kompetitiver Strukturen, 60 ff. 251 Wallnöfer, Regulierungsbehörden, JAP 2007/2008/2, 23. 252 Zu Zeiten der verstaatlichen Elektrizitätswirtschaft wurden Investition im Leitungsbau jeweils unter dem Gesichtspunkt n-1 getätigt; zu diesem System des «deficit spendings» vgl Wallnöfer, Unbundling, 8. 253 Vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, 35. 254 Vgl http://www.staedtebund.at/de/oestb/archiv/service/holoubek_oegz0207.html, 1 (15.08.2008). 255 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 35.

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Die Grundkonzeption des Service Public

B. Die Grundkonzeption des Service Public 1. Begriffsdefinition und historischer Abriss Der Begriff des Service Public entstammt vornehmlich der französischen Rechtsordnung und ist gegenwärtig va in den romanisch geprägten256 Rechtsystemen beheimatet.257 Das Rechtsinstitut des Service Public ist hinsichtlich seiner Tiefenwirkung als «Eckstein des französischen Verwaltungsrechts»258 zu werten. Aus diesem Umstand heraus erklärt sich auch die Tatsache, warum gerade in Frankreich die Erbringung von im Allgemeininteresse liegenden Leistungen durch die öffentliche Hand eine so lange, bedeutungsfeste und va veränderungsresistente Wirkung aufweist.259 Der deutschen Übersetzung zufolge handelt es sich dabei um «Dienstleistungsangebote des Staates»260, wobei dies auf keinen Fall mit dem Öffentlichen Dienst in Deutschland und Österreich verwechselt werden darf. Das Konzept des Service Public basiert auf dem Theorem, dass das Gemeinwesen «die Bereitstellung daseinsvorsorgender Güter als Ergänzung der Hoheitsverwaltung – der Puissance Public»261 gewährt. In diesem Zusammenhang entscheidet allein der Staat, welche Aufgaben diesem Sektor zufallen sollen. Somit lässt sich Einigkeit darüber erzielen, dass «mindestens zwei Elemente gegeben sein müssen, damit – nach französischer Terminologie – von einem Service Public gesprochen werden kann».262 Einerseits muss das angestrebte Ziel im Gemeinwohlinteresse liegen und andererseits muss selbiges entweder direkt oder indirekt von der Verwaltung verfolgt werden. Am besten lässt sich dies anhand der Struktur der französischen Elektrizitätswirtschaft veranschaulichen. Jene basiert auf einem Gesetz von 1946, welches «die Erzeugung, die Übertragung, die Verteilung sowie den Import von Elektrizität verstaatlichte und die Leitung der verstaatlichten Unternehmen einem établissement public national de caractère industriel et commercial mit Namen Electricité de France übertrug».263 Das Unternehmen EDF wurde somit zum Monopolbetrieb und ist bei seinem Geschäftsgebaren vollständig der staatlichen Kontrolle unterworfen. Einerseits soll dieser Umstand – va im Hinblick auf die Versorgungssicherheit – dem Gemeinwohl dienen, an-

256 In diesem Rechtskreis knüpft der Begriff an die römische Wurzel der utilitas publica an vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 67. 257 Vgl, Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 32. 258 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 111. 259 Vgl Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht)wirtschaftlichen Interesse, 28. 260 Seidel, Service Public, in Baur (Hrsg), Energiewirtschaft, 73. 261 Berschin, Daseinsvorsorge durch Wettbewerb, 8. 262 Keller, Service public, 33. 263 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 47.

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dererseits kann die EDF ihren Betrieb ausschließlich aufgrund von staatlichen Konzessionen ausüben.264 Die staatliche Konzession beinhaltet regelmäßig die Pflichten des Netzbetreibers und gewährt dem Staat die Möglichkeit, «die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erfüllung der Versorgungsaufträge zu schaffen».265 Konzessionsgeber «für die Produktions- und Transportaufgabe bundesweit ist der Staat, für die regionale Verteilung die Kommunen oder Kommunalverbände».266 Die rezent angesprochenen Pflichten des Konzessionsnehmers werden in den sog «cahiers de charges» eingebettet und präzisieren anhand dieser «die Rechte und Pflichten bei Einrichtung und Betrieb der Versorgung in technischer, wirtschaftlicher und finanzieller Hinsicht».267 Diese Obliegenheiten gehen sehr dezidiert auf die Versorgungssicherheit und auf die Einheitlichkeit der Versorgungsbedingungen ein und ermöglichen somit eine stetige Einflussnahme auf den Netzerhalt seitens des Staates.268 In logischer Konsequenz lässt sich konstatieren, dass das gegenwärtige französische Verwaltungsrecht «aus einer Kombination der Kriterien des Service Public, als Zweck staatlichen Handelns, und der Puissance Public, als Mittel staatlichen Handelns»269 besteht. Manche Autoren schreiben dem Service Public auch eine gewisse Janusköpfigkeit zu. Auf der einen Seite sei darunter verstanden, dass «der Staat eine besondere Verantwortung für die Gewährleistung von öffentlichen Dienstleistungen – der Energieversorgung – hat und sich allein durch die Gewährleistung dieser legitimiert»270, auf der anderen Seite soll er eine juristische Lehre darstellen, anhand derer exakte Vorstellungen erarbeitet werden sollen, inwieweit öffentliche Dienstleistungen rechtlich organisiert werden müssen. Trotz der Realität, dass aus dem Service Public «keine eindeutige rechtliche Organisationsform abgeleitet werden kann»271, wird er «in Frankreich über seine wirtschaftspolitische Funktion hinaus als Bestandteil der nationalen Identität und der französischen Kultur eingestuft».272 Dieses immer noch aktuelle zentralistisch-etatistische französische Grundverständnis führt

264 In Österreich besteht eine Konzessionspflicht lediglich hinsichtlich des Verteilernetzes, nicht jedoch für ein Übertragungsnetz vgl Oberndorfer, ElWOG 2007, § 23 Rz 3. 265 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 48. 266 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 48. 267 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 48. 268 In diesem Zusammenhang seien auch die drei Elemente des Service Public erwähnt; Das funktionelle bzw materielle – die Aufgabe im öffentlichen Interesse –, das organisatorische – die öffentlich rechtliche Einrichtung –, und das formelle, auch als Rechtsfolge bezeichnet – die Anwendung des Verwaltungsrechts vgl Diregger, Service public, 11; vgl auch Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 164. 269 Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 163. 270 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 123. 271 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 123. 272 Seidel, Service Public, in Baur (Hrsg), Energiewirtschaft. 73.

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Die Grundkonzeption des Service Public

zwangsläufig zu den geschichtlichen Ursprüngen, und lässt den Autor gewisse gedankliche Unterschiede zu der von Öhlinger «geforderten Neudefinition des Service Public»273 feststellen. Als geistiger Vater des Service Public lässt sich Léon Duguit bezeichnen, der 1928 den Staat als Verbund von Services Publics betrachtet hatte. Dieser Betrachtungsweise zufolge erklärte er ihn folgendermaßen: «L’etat n’est pas comme on a voulu le faire et comme on a cru quelque temps qu’il était, une puissance qui commande, une souverainité, il est une coopération de services publics organisés et controlés par des gouvernants».274 Somit nahm Duguit direkt auf die wesentlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Änderungen seiner Zeit Bezug. Die Tätigkeit des Staates lässt sich im Frankreich des 19. Jahrhunderts noch wesentlich auf seine Rolle als Nachtwächterstaat reduzieren.275 Dieser Zeitabschnitt war – nicht nur in Frankreich276 – durch wirtschaftlichen und politischen Liberalismus und durch eine sich beschleunigende Industrialisierung geprägt.277 Die Industrialisierung wiederum konfrontierte den liberalen Staat mit immer größer werdenden sozialen Problemen. Parallel zu den sozialen Brennpunkten dieser Zeit entwickelten sich die technischen Errungenschaften dazu beinahe schon exponential. Die Bevölkerungsexplosion und der technische Aufschwung machte die Schaffung von sog Services Publics notwendig.278 Diese neuen «wirtschaftlichen, sozialen und technischen Phänomene bedurften einer staatlichen Steuerung, da die neuen Aufgaben als zu wichtig angesehen wurden, als dass man sie den Privatpersonen überlassen konnte, die sie auch nur so lange leisten wollten, wie sie auch Gewinne abwarfen».279 Duguit sah sich, angesichts der damals herrschenden Verhältnisse, in seiner Meinung bestärkt, dass «an die Stelle des früheren juristischen Systems, das auf einer metaphysischen und individualistischen Ordnung beruht, ein juristisches System auf der Basis einer realistischen und sozialisti-

273 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 35 274 Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 154; vgl auch Duguit, Traité de droit constitutionel Band II 1928, 59. 275 Aus dieser Zeit stammen auch die Prinzipien des Nachtwächterstaates: «Laissez faire, Laissez aller» vgl Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 19. 276 Zu den näheren sozialpolitischen Umständen sowie der Daseinsvorsorge in Deutschland vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 4 ff. 277 Vgl Keller, Service public, 33. 278 Ähnlich wie Forsthoff beschreibt auch Duguit den Verlust der individuellen Freiheit als Ausfluss der Industrialisierung und begründet seine Forderung mit der «solidarité sociale», anhand derer die Menschen miteinander verbunden seien vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 118. 279 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 71.

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schen Ordnung»280 treten solle.281 Demnach war es das Ziel von Duguit «eine Doktrin des Rechts und des Staates zu entwickeln, die auf der soziologischen Wirklichkeit des Rechts beruht».282 Seiner Auffassung zufolge ist «die Verpflichtung, den Service Public zu erbringen, Ausdruck eines sozialen Gesetzes, das um den sozialen Wert seines Zieles willen juristisch genannt werden kann».283 In dieser Haltung hat sich Duguit der Arbeitweise aller frühen Rechtssoziologen angeschlossen.284 Diesen waren empirische Grundlagen weitgehend fremd, ja sie unterzogen «die herrschende Rechtsordnung der Realismusprobe am Schreibtisch».285 Demnach sind für Duguit die drei wesentlichen Elemente des Staates: «Nation, Service Public und Territorium».286 Abschließend lässt sich folglich feststellen dass die «Konzeption des Service Public Anfang des 20. Jahrhunderts als Reaktion auf die Funktionsveränderungen des Staates unter Einfluss der sich entwickelnden Soziologie zu verstehen ist».287 Zentraler Begriffskern ist in diesem Kontext die Notwendigkeit der Sicherstellung lebensnotwendiger Bedürfnisse. Allein diese Aufgabe soll den Staat nach Duguit oder der Lehre vom Service Public begründen und begrenzen.288 Somit lässt sich hierbei ein sehr klarer Unterschied zur österreichischen Rechtsordnung finden. Wimmer wollte in seiner Ausgangsfrage erörtert wissen, was denn nun den Staat bezüglich einer «staatlichen Untergrenze289» determiniert und verwies auf die Privatisierungsdiskussion der letzten Jahre. Die Antwort zu dieser Frage versinnbildlicht im Hinblick auf den Service Public am besten die nachfolgende Definition: «Der Begriff des Service Public vereint in sich eine Funktion, eine Tätigkeit, eine Struktur und ein Staatsziel, sogar ein Bürgerrecht, zu einem emotionsgeladenen Ganzen, dessen Bedeutung in Frank-

280 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 25. 281 Angesichts dieses Gedankengangs lassen sich Gemeinsamkeiten zum Appropriationsbedürfniss nach Max Weber finden. Forsthoff verwendete letzteres um die gestiegene Bedürftigkeit des Einzelnen zu rechtfertigen vgl Forsthoff, Die Verwaltung als Leistungsträger, 5. 282 Keller, Service public, 38. 283 Keller, Service public, 29. 284 Diese Grundkonzeption widersprach komplett der von Hans Kelsen, der wiederum die Rechtswissenschaft vollständig von soziologischen Begriffen befreien wollte. Ein Umstand der sich auch in der österreichischen Bundesverfassung spiegelt, welcher der Begriff des Service Public absolut fremd ist und die sich regelmäßig auf die Regelung der Normerzeugung versteht; in diesem Sinne ist die Verfassung als Geltungsbegründung anzusehen vgl Koja (Hrsg) Hans Kelsen, 97. 285 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 80. 286 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 27. 287 Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 171. 288 Berschin, Daseinsvorsorge durch Wettbewerb, 9. 289 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 31.

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Die Grundkonzeption des Service Public

reich allgegenwärtig, dessen rechtliche Definition darum aber nicht weniger schwierig ist».290 Im Mittelpunkt dieses Verständnisses liegt die «Wahrnehmung des öffentlichen Interesses durch die verschiedenen Einwirkungsarten, nicht aber Marktfreiheiten zur Geltung zu bringen».291 Eben jenes knüpft an die Suche von sog «marktwirtschaftsfesten öffentlichen Aufgabenbereichen»292 an. Im Anschluss sollen noch in aller Kürze die drei Grundprinzipien des Service Public aufgelistet werden, um ein Verständnis dafür zu gewinnen «warum die kulturelle Verbundenheit der Franzosen zu dem Service-Public-Gedanken auch der Motor für das starke Interesse an der Implementierung dieses Gedankens auf europäischer Ebene»293 war. Denn «für alle Aktivitäten des Service Public die von öffentlich rechtlich oder privatrechtlich organisierten Rechtsträgern ausgeübt werden, gelten unabhängig davon, ob sie einen administrativen oder industriellen oder kommerziellen Charakter haben, drei fundamentale Prinzipien».294 Anhand dieser Maximen295 soll erreicht werden, dass den Trägern296 des Service Public ihre jeweiligen Pflichten stets vor Augen gehalten werden und somit die bestmögliche Erfüllung des staatlichen Willens bzw des öffentlichen Interesses gewährleistet wird.297 Um diese Gewährleistungsfunktion über die Jahre aufrechterhalten zu können, wurde diesen Grundprinzipien teilweise der Charakter von Verfassungsrecht zugesprochen.298

290 Celestine/Felsner, Öffentliche Unternehmen, RIW 1997, 105. 291 Berschin, Daseinsvorsorge durch Wettbewerb, 9. 292 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 31. 293 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 124; zum jüngst erwachten deutschen Interesse an diesem Institut des französischen Verwaltungsrechts vgl Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 110. 294 Diregger, Service public, 13. 295 Diese Maximen werden nach Luis Rolland auch als Rechtsgrundsätze «grands principes du service public» bezeichnet vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 130. 296 In Anbetracht der Tatsache, dass jeder Service Public unabhängig davon besteht ob die Leistungen von einem privaten oder von einem öffentlichen Träger bereitgestellt werden und ob Privatrecht oder öffentliches Recht auf ihn angewendet wird ist zu konstatieren, dass hinsichtlich dieses Merkmals der Service Public auch ein «Mittel ist, der Verwaltung Funktionsnormen zum Wohle der Benutzer aufzuerlegen, in denen sich sein Inhalt wiederfindet» vgl Keller, Service public, 59. 297 Diregger, Service public, 13. 298 In Anbetracht der Prinzipien Gleichheit und Kontinuität wurde diese rechtliche Stellung auch von der Rechtsprechung bejaht vgl Keller, Service public, 59.

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2. Maximen des Service Public a) Das Prinzip der Continuité Der Grundsatz der Kontinuität kann zweifelsfrei als Ausfluss der Kontinuität des Staates gewertet bzw bezeichnet werden.299 Selbiger wird ergänzend herangezogen, um dem Staat das Fortbestehen zu sichern, da jener «von der Existenz und vom Funktionieren des Service Public maßgeblich abhängt».300 Diesen Aspekt verdeutlicht auch das Erkenntnis des französischen Verfassungsgerichts aus dem Jahre 1979, in welchem dieses Prinzip verfassungsrechtlich anerkannt wurde.301 Inhaltlich normiert es die Verpflichtung eines Anbieters, die Leistungen jedermann ohne Unterbrechung anzubieten. Auf die Energieversorgung umgelegt meint dies «sowohl eine räumliche als auch zeitliche Kontinuität im Hinblick auf eine flächendeckende und ununterbrochene Leistungsbereitstellung».302 In diesem Kontext ist es dem Service-Public-Betreiber auch strikt untersagt, die Versorgungsleistung nach seinem Belieben einzustellen303, vielmehr würde dieser Umstand den größten Fehler darstellen, den ein Konzessionsnehmer begehen könnte und würde wahrscheinlich auch zum Entzug der Konzession führen.304 Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet wird somit ein regelmäßiges Funktionieren unter absoluter staatlicher Kontrolle verlangt. Bei schlechtem bzw unzuverlässigem Betrieb305 ergeben sich im Hinblick auf die schützenswerte Rechtsposition des Verbrauchers auch schadenersatzrechtliche Anknüpfungspunkte.306 In concreto ist aber wichtig zu erwähnen, dass letztendlich lediglich der Staat einen Dienst beenden kann, er jedoch, falls eine diesbezügliche Entscheidung nicht getroffen wurde, für die kontinuierliche und sichere Leistungserbringung zu sorgen hat.307 Der Staat verfügt somit in Folge über unheimlich starke Eingriffsrechte, welche er gegenüber dem Konzessionsnehmer ausüben kann und die einzig und allein dem sicheren Funktionieren der Energieversorgung dienen sowie den Einfluss auf den gegenwärtigen und zukünftigen Netzinfrastrukturerhalt garantieren sollen. Ein Leitungser-

299 300 301 302 303 304 305

Diregger, Service public, 14. Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 33. Diregger, Service public, 14. Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 33. Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 33. Vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 105. Hinsichtlich der Verstöße gegen die qualifizierte Betriebspflicht für Verteilernetzbetreiber in Österreich vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 71. 306 Vgl Keller, Service public, 61. 307 Dazu die näheren Ausführungen von Rolland, der den Service Public unter dem Aspekt der Kontinuität wie folgt beschreibt: «Les services publics doivent fonctionner sans heurts, sans àcoups, sans arrets» vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 130.

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halt, der sowohl unter technischen wie auch wirtschaftlichen Planungskriterien betrachtet werden muss. b) Das Prinzip der Adaption Das Prinzip der Anpassung verdeutlicht mit Sicherheit am eindrucksvollsten den geforderten staatlichen Einfluss auf den gegenwärtigen Erhalt der elektrischen Netze sowie ein zukünftiges Mitsprache- und Planungsrecht hinsichtlich des pro futuro notwendig werdenden konsequenten Netzinfrastrukturausbaus.308 Unter der Anpassungsfähigkeit des Service Public wird «die Verpflichtung, aber auch das Recht der öffentlichen Hand zur ständigen Fortentwicklung der Dienstleistung entsprechend dem Wandel von Wirtschaft und Technik und den hieraus folgenden veränderten Allgemeinbedürfnissen»309 verstanden.310 Dahinter steht die Erkenntnis, dass «sich der Service Public immerfort an die veränderlichen Gemeinwohlbedürfnisse anpassen muss».311 Die Adaption geschieht aber immer unter strikter Beachtung der Vorgabe, dass «die technische und wirtschaftliche Entwicklung zum Zeitpunkt der Schaffung eines Service Public nicht eindeutig vorhersehbar ist».312 Insofern ist dieses Prinzip ein «Wesensmerkmal der «Veränderlichkeit oder des effektiven Funktionierens».313 Es findet seine Grenzen jedoch im Diktum, dass durch die Anpassung selbst kein neuer Service Public geschaffen werden darf. Anhand des «loi du progrès» müssen die Dienstleistungen, die unter dem jeweiligen Service Public erbracht werden, stets an die sich neu ergebenden Verhältnisse angepasst werden, was impliziert, dass «die zuständige Verwaltungsbehörde jederzeit einseitige Änderungen der Bedingungen auferlegen»314 kann. Das französische Recht schafft dementsprechend die Möglichkeit, dass die Verwaltung – hpts zur Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit – «in einen beste308 Vgl Art 4 des Gesetz zur Modernisierung und Entwicklung der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, welcher besagt, dass «die Elektrizitätsversorgung zu den bestmöglichen Bedingungen der Sicherheit, der Qualität, des Preises und der wirtschaftlichen Effizienz geführt werden muss» vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 97. 309 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 130. 310 Zu den Verpflichtungen der Betriebssicherheit in Österreich vgl Oberndorfer, ElWOG 2007, 25. 311 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 33. 312 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 33. 313 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 105. 314 Gegen diese neuen Bedingungen kann sich der Betreiber eines Service Public nicht zur Wehr setzen. Er muss sie akzeptieren, ansonsten kann ihm der Verlust der Konzession angedroht werden. Anhand dieses Passus wird klar ersichtlich, wie stark die Verwaltung in Frankreich auf das Gemeinwohlinteresse einwirken kann vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 106.

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henden Konzessionsvertrag eingreifen und den Vertragsinhalt gegenüber dem Konzessionär ändern kann, indem sie einseitig die clauses réglementaires des Konzessionsvertrages abändert».315 Dies wird insofern als gerechtfertigt angesehen, weil erstens der Service-Public-Gedanken in Frankreich Teil der staatlichen Identität316 ist und zweitens «die Dienstleistungen hinsichtlich Quantität und Qualität mit dem Ziel so ausgestaltet werden sollen, dass ihre effektivste Gewährleistung für den Benutzer sichergestellt wird».317 c) Das Prinzip der Egalité Zu guter Letzt ergänzt das Prinzip der Gleichheit die Trias an Direktiven.318 Dieser Rechtsgrundsatz drückt aus, dass allen Benutzern das Recht auf den gleichen Zugang zu den Services Publics eingeräumt werden muss. In diesem Sinne versteht es sich als «diskriminierungsfreie Behandlung der Benutzer hinsichtlich der Tarife, soweit sich diese in einer vergleichbaren Situation befinden».319 Daraus lässt sich ableiten, dass dieses Prinzip auch als ein Verbot sachlich nicht gerechtfertigter Diskriminierung angesehen werden kann. Dabei handelt es sich hierbei um «eine spezielle Ausprägung des allgemeinen Gleichheitsgrundsatzes».320 Im Umkehrschluss kann aber nicht davon ausgegangen werden, innerhalb dieser Maxime321 ein davon losgelöstes allgemeines Leistungsrecht zu finden.322 Seinen historischen Ursprung hat das Gleichheitsprinzip im «Verfassungsgrundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz, der in Art 1, 6 und 13 der Bürgerund Menschenrechtserklärung von 1789 sowie in Art 1 der Verfassung vom 4. Oktober 1958 normiert ist».323 315 Diregger, Service public, 17. 316 Innerhalb dieser kommt wieder die unbestrittene Forderung nach sozialer Kohäsion und Solidarität zum Ausdruck vgl Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 8. 317 Keller, Service public, 63. 318 Obgleich immer wieder neue Prinzipien gefordert und durch die Rechtssprechung bereits judiziert werden, weisen jene nicht dieselbe rechtliche Bestandskraft auf wie die «drei lois de Rolland» vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Prinzipien, 32. 319 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 130. 320 Diregger, Service public, 19. 321 Der Aspekt der Gleichheit erfährt eine sehr starke verfassungsrechtliche Verankerung ähnlich dem Gleichheitsgrundsatz in der österreichischen Verfassung vgl Keller, Service public, 64. 322 Dazu ausführlicher vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 32; es zeigt sich aber, dass aufgrund des Leistungsspektrums des Service Public «die Bürger auf die Mehrheit der Dienste ein Recht haben und nur wenige vom Staat fakultativ zu erbringen sind» dazu kritisch vgl Diregger, Service public, 19. 323 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 107.

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3. Die Leistungserbringung innerhalb des Service Public a) Allgemeines Aufgrund der langen historischen Entwicklungsgeschichte und der damit einhergehenden enormen wirtschaftspolitischen wie auch gesellschaftsrechtlichen Umwälzungen haben sich im Laufe der letzen hundert Jahre eine Vielzahl «von möglichen Organisationsformen für das Erbringen von Services Publics»324 herausgebildet. Nachfolgend sollen nur jene, deren Bedeutungsgehalt am stärksten nachwirkt bzw die die sich allgemein durchgesetzt haben, eine kurze Erwähnung finden. aa) Die Régie Die régie directe als Resultat der gestion directe ist die «klassische Form der Aufgabenerfüllung des Staates».325 Sie entspricht dem deutschen Regiebetrieb und quasi der öffentlichen Unternehmung326 in der österreichischen Rechtsterminologie.327 Von ihr wird dann gesprochen, «wenn die Organisation und das Funktionieren direkt durch die Gebietskörperschaft gewährleistet ist».328 Angesichts dieser Organisationsform ist zu erwähnen, dass beim französischen Regiebetrieb dieser erstens keinen eigenen Haushalt aufweist und zweitens die Bediensteten direkt dem zuständigen Ressortminister unterstehen.329 Gegenwärtig tritt der typische Regiebetrieb in Anbetracht der Unübertragbarkeit genuin staatlicher Funktionen auch vornehmlich in diesen Sektoren auf.330 Insofern liegt eine solche Betriebsform vor, «wenn die Verwaltung selbst und direkt mit eigenem Personal und Material einen service public betreibt».331 bb) Das Etablissement public Das établissement public entspricht in seiner Erscheinungsform am ehesten einer öffentlichen Anstalt.332 Ein wesentliches Identifikationsmerkmal der établissements publics stellt «die Rechtspersönlichkeit dar, mithilfe deren de-

324 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 155. 325 Diregger, Service public, 38. 326 Zur näheren Bezeichnung der öffentlichen Unternehmen in Frankreich vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 156. 327 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 34. 328 Keller, Service public, 71. 329 Vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 119. 330 Die da wären Verteidigung, Finanzwesen, Bildungswesen etc, vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 119. 331 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 119. 332 Vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 34.

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zentralisierte vom Staat oder den Gebietskörperschaften verschiedene Verwaltungsträger geschaffen werden».333 Aufgrund dieser speziellen Ausgestaltung treten die établissements publics in weiterer Folge als juristische Personen des öffentlichen Rechts auf.334 Grundsätzlich kann in diesem Sinnzusammenhang auch von einem «personifizierten Service Public»335 gesprochen werden. Dies verdeutlicht umso mehr auch der Umstand, «dass es sich hierbei um eine auf einem Hoheitsakt beruhende, aus der Behördenhierarchie ausgelagerte juristische Person des öffentlichen Rechts handelt, welche grundsätzlich mit der Wahrnehmung eines bestimmten Service Public betraut ist».336 Die diesbezüglich erfolgte Auslagerung bringt ein gewisses Maß an Autonomie und finanzieller Unabhängigkeit mit sich, schließt aber dennoch die Rückkoppelung an die Verwaltung, «die ein umfassendes Aufsichts- und Kontrollrecht über die Geschäfts- und Rechnungsführung hat»337, nicht aus. Insofern lässt sich der starke staatliche Einfluss bei der Electricité de France338 erklären, der va auf der Tatsache basiert, dass einerseits die Geschäftspolitik vom starren Verwaltungsrecht losgelöst wird339 und andererseits dem Unternehmen – unter der Kontrollaufsicht des Staates – die Möglichkeit eröffnet wird, autonom die Ziele – die öffentliche Versorgung mit Strom – zu erreichen.340 cc) Die Concession Als letzte Betriebsform ist die die «Concession»341 zu nennen, welche die Möglichkeit einer Konzessionsvergabe342, «die durch Verwaltungsakt oder Vertrag nach öffentlichem oder privatem Recht begründet wird»343, darstellt. Die Concession wird ua auch als Urform der Delegation bezeichnet und kommt nachfolgender Explikation am ehesten nahe: «Art der Aufgabenerledigung, mittels derer ein Hoheitsträger die Erfüllung eines Service Public vertraglich einem 333 334 335 336 337 338

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Diregger, Service public, 41. Vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 118. Linotte/Mestri/Romi, Services publics, 179. Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 156. Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 120. Das diesbezügliche Unternehmen ist als sog «Service Public industriel et commercial mit privatrechtlichem Einschlag eingerichtet» vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 156. Zur Behinderung an der Leistungserfüllung durch das starre allgemeine Verwaltungsverfahren vgl Löwenberg, Service Public und öffentliche Dienstleistungen, 119. Die Autonomie bezieht sich ebenfall sehr stark auf den internen Betriebsablauf, der dem eines rein privaten Unternehmens vergleichbar sein soll vgl Keller, Service public, 82. Diese Betriebsform ähnelt den privaten Konzessionsverträgen. In diesem Kontext wird auch von der «Vergabe einer Regalie» gesprochen vgl Börner, Energiemarkt, 25. Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 34.

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Dritten anvertraut, der sich aus der Wahrnehmung des Dienstes auf eigenes Risiko finanziert».344 Jedoch ist an dieser Stelle anzumerken, dass sich auch bei dieser Betriebsform die Verwaltung im Rahmen der vergebenen Leistungserbringung spezielle, zum Teil sehr unterschiedliche Mitsprachrechte vorbehält. Diese sind in den rezent erwähnten «cahiers de charges»345 normiert. Letztlich sind solchen Übertragungen von «Hoheitsakten und Akten der Privatwirtschaftsverwaltung»346 ähnliche Grenzen gesetzt wie auch in der österreichischen Rechtsordnung. Trotz dieser starken Eingriffs- und Kontrollrechte handelt es sich hierbei noch um einen Konzessionsvertrag, «durch den die Verwaltung den Betrieb eines Service Public für eine bestimmte Zeit auf den Partner ihrer freien Wahl überträgt».347 Dieser Partner finanziert sich über Einahmen, die er von den Benutzern beispielsweise in Form von Systemnutzungsentgelten erhält.348 An dieser Stelle sei noch auf den Aspekt verwiesen, dass auch unter dieser Erbringungsform der konzedierenden Stelle die Möglichkeit eröffnet wird – wenn es das öffentliche Interesse verlangt –, «die einseitig verbindlichen Regelungen des Konzessionsvertrages jederzeit ändern zu können».349 Auf diese Weise sichert sich der Staat immer wieder aufs Neue sein Mitspracherecht und kann jederzeit interventionistisch tätig werden – ein Gesichtspunkt, der va im Hinblick auf den Leitungsausbau bei den netzgebundenen Energieträgern von zentraler Bedeutung ist. Somit ist sichergestellt, dass bei einer Delegation des Service Public auch dessen Qualität und Ausbau gesichert ist.350 4. Unterschiede zur Daseinsvorsorge a) Rechtskreistheorie Während das Konzept des Service Public vornehmlich in den romanischen Rechtsordnungen351 beheimatet ist, findet sich der Begriff der Daseinsvorsorge ausschließlich in der deutschen Rechtsordnung wieder.352 In der österreichi344 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 158; der verweist supra FN 48 wiederum auf Linotte/Mestre/Romi, Services publics, 297. 345 Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 164. 346 Diregger, Service public, 55. 347 Diregger, Service public, 60. 348 Vgl Keller, Service public, 74. 349 Diregger, Service public, 62. 350 Vgl Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 158. 351 In diesen ist er auch konkret besetzt vgl Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 8. 352 Manchen Autoren zufolge soll dieser Begriff aufgrund der Tatsache, dass «er organisationsstrukturelle und materiell-zielorientierte Gesichtspunkte miteinander vermischt», vermieden werden vgl Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 10.

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schen Rechtsordnung weist er hingegen keine bis mäßige Bedeutung auf.353 Darauf aufbauend ist des Weiteren zu konstatieren, dass die überregionale Energieversorgung in Deutschland hauptsächlich von vier großen Unternehmen, aber auch von regionalen und kommunalen Trägern besorgt wird354, während hingegen in Frankreich bundesweit nur ein Unternehmen damit betraut ist.355 Die historisch unterschiedlich gewachsenen Rechtstraditionen verunmöglichen es geradezu, die Daseinsvorsorge des deutschen Konzepts mit dem Service-Public-Gedanken des frankophonen Rechtsraumes in Verbindung zu setzen.356 Zu divergierend und hinsichtlich des semantischen Bedeutungsgehalts zu ungenau sind denn auch die verschiedenen rechtlichen Begriffsdefinitionen ausgefallen.357 Nachfolgende Zitate sollen unterstützend herangezogen werden, um anschaulich zu demonstrieren, warum sich diese beiden Begriffe nur schwer zueinander in Relation setzen lassen. Der modernen deutschen Rechtspraxis folgend, lässt sich der Service Public wie folgt definieren: «Service Public ist Funktion, soweit er die Tätigkeit des Staates in den Dienst der Allgemeinheit stellt; Service Public ist gleichzeitig ebendiese Tätigkeit (und insoweit vergleichbar mit dem in den USA gebräuchlichen Ausdruck der public untilities); Service Public ist weiters eine Organisation, ein Kreis von Verwaltungsträgern und Beschäftigten im öffentlichen Dienst, gleichzeitig der besondere Corpsgeist, der ihr Selbstverständnis bestimmt; Service Public ist schließlich Staatsziel, soweit er den Willen zur Herstellung von Gleichheit und Brüderlichkeit aller Bürger zum Ausdruck bringt; er ist in demselben Sinne Anspruch des Bürgers gegen das Gemeinwesen. Der Begriff ist bei alledem nicht etwa mehrdeutig in dem Sinne, dass er mehrere voneinander unabhängig gebräuchliche Bedeutungen besitze; wird er in einem bestimmten Zusammenhang eingesetzt, so schwingen alle Aspekte einer Gesamtbedeutung mit».358 Der ehemalige französische Ministerpräsident Alain Juppé kommt in seiner Wortwahl einem gewissen wettbewerbsresistenten Kern des Service Public sehr nahe: «Auch wenn es keine genaue Auslegung dieses Begriffes gibt, versteht man unter den Services Publics üblicherweise die von großen Staatsmonopolen bereitgestellten Güter und Dienstleistungen für die gesamte Bevölkerung. Sie gelten als ein Abbild des sog Republikanischen Paktes zwischen dem Staat und den Bürgern, nach dem die Bürger Anspruch auf gleiche Behandlung 353 Wie die Forderung des Städtebundes verdeutlicht, der im Zuge des nunmehr gescheiterten Verfassungskonvents vorschlug, die Daseinsvorsorge als Staatsziel in der Verfassung zu verankern vgl http://www.staedtebund.at/de/startseite/ausschuss10_definition_daseinsvorsorge.pdf (15.08.2008). 354 Vgl Forsthoff, Die Daseinsvorsorge und die Kommunen, 24. 355 Vgl Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 48. 356 Dieser ist dort wie bereits erwähnt konkret besetzt. 357 So existierte eine Liste mit 65 «möglichen nominalen Äquivalenten», vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 37. 358 Celestine/Felsner, Öffentliche Unternehmen, RIW 1997, 105.

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besitzen – also auch auf eine flächendeckende Versorgung durch die Services Publics. Ihre Verklärung als nationales Heiligtum und als ein Fundament Frankreichs erschwert jedoch jede ökonomisch motivierte Reform».359 Rüfner brachte es in seinen Ausführungen noch nüchterner zu Papier, indem er formulierte, dass «es eine allgemein anerkannte Definition des Service Public zu keiner Zeit gegeben hat».360 Mit dieser Aussage schließt er sich gedanklich an die Worte Koenigs zur Daseinsvorsorge an, welche besagten, dass «die Daseinsvorsorge letztlich lediglich einen politischen Begriff darstellt, der in der Rechtswissenschaft nichts verloren hat».361 Der österreichischen Rechtsordnung ist das Konzept des Service Public bzw eine Rezeption desselbigen aus einer fremden Rechtsordnung absolut fremd. Die heimische Rechtstradition manifestiert sich vielmehr in der Frage, ob sich sog «bestandsfeste Tätigkeitsfelder der öffentlichen Hand mit der notwendigen inhaltlichen Tiefenschärfe bestimmen lassen».362 Anhand dieser unterschiedlichen Auffassungen lässt sich ganz klar konstatieren, dass sich die jeweiligen Begriffe einzig und allein isoliert in ihrem Rechtskreis beschreiben lassen. Auf europäischer Ebene wurde jedoch versucht, diese anhand einer eher unglücklichen Vermengung der verschiedenen Begriffskerne in die europäische Rechtsterminologie einfließen zu lassen.363 So übersetzte die Kommission in ihren Miteilungen zur Daseinsvorsorge in den Jahren 1996 sowie 2000 den Begriff der Daseinsvorsorge mit «services d’interet général».364 Dieses semantische Grundproblem, eine exakte Entsprechung bzw Definition zu finden, «ermuntert eher zu einer sektorspezifischen detaillierten Untersuchung eines service public-Bereichs, wie zB der Energieversorgung» und verunmöglicht geradezu «eine wissenschaftliche Untersuchung des service public auf abstraktem Niveau».365 Mit dieser Vorgehensweise ist man jedoch zwangsläufig dem Nachteil ausgesetzt, «dass man sich nie dem service public-Gedanken als Ganzem widmet»366, was letztendlich wiederum dazu führt, dass sich der Begriff im nebulösen Sprachgewand zu verstecken sucht.

359 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 112. 360 Rüfner, Formen öffentlicher Verwaltung, in Isensee/Kirchhof (Hrsg) Handbuch des Staatrechts III, 272. 361 Koenig, Daseinsvorsorge, EuZW 2001, 481. 362 Wimmer, «Service Public» in Österreich, in Fremuth (Hrsg) Wirtschaft und öffentliches Interesse, 32. 363 Vgl Kommission, Leistungen der Daseinsvorsorge, KOM(2000) 580 endg. 364 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 39. 365 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 37. 366 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 38.

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b) Verfassungsrechtliche Aspekte Nachdem nun die historischen sowie semantischen Wurzeln der jeweiligen Begriffe einer eingehenden Untersuchung zugeführt worden sind, stellt sich augenblicklich die Frage, welche verfassungsrechtlichen Unterschiede der Service Public im Gegensatz zur Daseinsvorsorge aufweist. Zuallererst ist zu konstatieren, dass die Notion des Service Public an mehreren Stellen explizit in die französische Verfassung integriert worden ist367 und angesichts dieses Umstandes sohin auch in Zukunft «als ein Rechtsinstitut, das den staatlichen Verantwortungsbereich für das Allgemeinwohl markiert»368 die Staatsaufgaben begründet.369 Angesichts einer solch ausdrücklichen Verankerung in der Verfassung und vor allem auch im Hinblick auf die zukunftsorientierte Komponente ist es sicherlich nicht zutreffend, den Service Public als «juristischen Lazarus»370 zu titulieren. Denn im Gegensatz zur Daseinsvorsorge war der Service Public immer präsent und überstand die unterschiedlichsten Krisen unbeschadet.371 Ganz im Gegenteil, so kann der gesellschaftliche und technische Wandel der vergangenen Jahrzehnte als eine der größten Triebfedern in der Fortentwicklung des Service Public angesehen werden. Während dieser aufgrund der sich stetig verändernden wirtschaftlichen und sozialen Situationen gezwungen war, sich immer wieder neu zu erfinden und anzupassen, kann im Gegensatz dazu «das Forsthoffsche Konzept der Daseinsvorsorge als an der Wirklichkeit gescheitert bezeichnet»372 werden. Während der Service Public «seine ursprüngliche Konzeption zu einer Rechtsdogmatik führte»373, verkam der Rechtsbegriff der Daseinsvorsorge – falls er jemals rechtswissenschaftliche Züge aufgewiesen hatte374 – zu einer «pauschalisierenden Grobformel».375 Mit Rücksicht auf die Tatsache, dass er in einigen deutschen Gemeindeordnungen noch explizit erwähnt wird, kann dem (Rechts-)begriff dennoch

367 So lässt sich nach Durchsicht der Präambel der französischen Verfassung vom 4. Oktober 1958 nachlesen, dass «alles Gut, alle Unternehmen, deren Betrieb die Natur eines service public oder eines faktischen Monopols haben oder annehmen, Eigentum der Gemeinschaft werden soll» vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 96. 368 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 40. 369 Zur Staatsaufgabe wird nach Rüfner die Daseinsvorsorge nur, «wenn sich andernfalls unerträgliche Zustände einstellen müssten» vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/ Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1054. 370 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 65. 371 Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 171. 372 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 373 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 374 Dazu verneinend vgl Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 10. 375 Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 10.

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Die Grundkonzeption des Service Public

eine gewisse, jedoch nicht exakte, technische Signifikanz als rechtswissenschaftlicher Terminus zugesprochen werden.376 Dessen ungeachtet soll dieser Umstand nicht über die Faktizität hinwegtäuschen, dass der Service Public aufgrund seiner vielen Staatsvorbehalte viel stärker auf das Allgemeininteresse fixiert und ausgerichtet ist als etwa die Daseinsvorsorge, welche im verfassungsrechtlichen Sinn nur unter das Sozialstaatsprinzip zu subsumieren wäre, aber auch an dieser Stelle einer direkten Erwähnung entbehrt. Das französische Modell der Staatsvorbehalte soll den Service Public vor zu starken, insbesondere von den von der Kommission favorisierten und initiierten europäischen Wettbewerbsbestrebungen, schützen.377 Eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale ist jedoch sicherlich der Aspekt, dass der Service Public einen verfassungsrechtlich normierten finalen Ansatz aufweist378, welcher darauf abzielt, der Allgemeinheit die Sicherstellung von lebensnotwendigen Leistungen zu garantieren.379 Unter diesem Bedeutungsgehalt betrachtet, kann er in weiterer Folge auch als «neue Staatsaufgabenkonzeption»380 angesehen werden. Diese «für das deutsche Rechtsverständnis ungewöhnliche Zweckorientierung der öffentlichen Verwaltung»381 ist dem deutschen System des GG absolut fremd. Erklären lässt sich dieser divergierende Gesichtspunkt dadurch, dass «sich in Deutschland eine grundrechtsgebundene Verfassungs- und Wirtschaftsordnung herauskristallisiert hat, die auf die Schaffung eines am Gemeinwohl orientierten Sektors öffentlicher Aufgabenerfüllung weitgehend verzichtet».382 In Frankreich hingegen hat die öffentliche Hand aufgrund von Art 34 der französischen Verfassung von 1958 die ausschließliche Kompetenz und Pflicht «zur Schaffung und Abschaffung der services publics».383 Von diesem Recht macht die französische Hoheitsverwaltung auch regelmäßig Gebrauch und schafft gemäß dem Prinzip der Anpassung, unter der Prämisse, dass die Privatinitiative auf den in Betracht kommenden Märkten versagt, auch stetig neue Services Publics.384 Insofern ist festzuhalten, dass die Grundkonzeption der Daseinsvorsorge «somit die Pro-

376 Zur kommunalen Daseinsvorsorge in Deutschland vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1053. 377 Der Service Public bedingt durch ein Sonderrechtsregime die Regeln des allgemeinen Wettbewerbsrechts in abgestufter Art und Weise ab vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 378 Vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 379 Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 171. 380 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 88. 381 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 382 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 383 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 113. 384 Vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 112.

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klamierung einer Aufgabe als Staatsaufgabe nicht kennt»385, sondern in diesem Zusammenhang lediglich von einer Aufgabenprivatisierung spricht.386 Eine fundamentale Gemeinsamkeit weisen jedoch beide Termini auf. Als ihr bedeutender schlüssiger Nenner dürfte «das Misstrauen gegenüber der Wahrnehmung öffentlicher Interessen durch Private oder jedenfalls die Bewältigung der sich daraus ergebenden Probleme»387 zu bezeichnen sein. Die Notion des Service Public überwindet dieses systemimmanente Misstrauen gleichsam besser, da sie die Gemeinwohlorientierung mit den individuellen Grundrechten harmonisch in Einklang bringen konnte, während hingegen die Daseinsvorsorge sich zu lange mit der «Befreiung des Individuums» beschäftigte und sich aufgrund der «Genese der im GG verankerten Grundrechte als Lehre gleichsam erledigte».388 Somit erfährt die Behauptung Forsthoffs, welcher die Grundrechte einst als der Geschichte angehörig bezeichnet hatte, einen ironischen Schlusspunkt. Nichtsdestotrotz haben sich die beiden Begriffe, der eine mehr, der andere weniger, in die europäische Rechtspraxis retten können. Die EU respektive die Kommission gebraucht beide Bezeichnungen, um die sog Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse389 näher zu beschreiben.390 Wobei an dieser Stelle angemerkt werden muss, dass sich dabei naturgemäß ein Spannungskonflikt ergibt. Angesichts der divergierenden semantischen Bedeutung und der zum Teil unterschiedlichen identitätsbestimmenden391 Merkmale der beiden Rechtsbegriffe ist es nahezu unmöglich, aus diesen beiden einen für den Europäischen Raum gültigen Allgemeinbegriff zu kreieren. Um jedoch die eingangs gestellte Frage zu beantworten, inwiefern sich ein solcher Terminus mit ähnlicher Bedeutung in der österreichischen Verfassung lokalisieren lässt, soll vor dieser Erörterung noch ein kurzer Blick auf das Verfassungskonzept nach Kelsen folgen, um dann abschließend die Daseinsvorsorge bzw die Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse auf europäischer Seite näher zu beleuchten.392 385 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 39. 386 Näheres zur Aufgabenprivatisierung im deutschen Recht vgl Hagemeister, Die Privatisierung öffentlicher Aufgaben, 57 ff. 387 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 39. 388 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 39. 389 Vgl Ellensohn, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 72 ff. 390 Zum Bedeutungsgewinn derselbigen durch den Vertrag von Amsterdam vgl Kahl, Neue Bedeutung der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse, wbl 1999, 189. 391 Zum maßgeblichen Kern des französischen Gesellschaftsmodells vgl Meyer, Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, 8. 392 Näheres dazu in der Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialausschusses zu der «Mitteilung der Kommission – Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa» vgl ABl C 287, 85.

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Das Verfassungskonzept nach Kelsen

C. Das Verfassungskonzept nach Kelsen 1. Allgemeines Die Intention des Verfassungskonzepts nach Kelsen divergiert hinsichtlich der Staatsaufgaben wesentlich vom Bedeutungsgehalt der französischen Verfassung. Angesichts der rezenten Ausführungen zum Service Public sollte deutlich geworden sein, dass dieser «von Anfang an die Legitimität staatlicher Macht erklären»393 sollte. Daraus ergibt sich im Umkehrschluss, dass der französische Staat sich wesentlich über die Konkretisierung von Aufgaben im Allgemeininteresse definiert.394 Nachfolgendes Zitat von Kelsen soll verständlich machen, welche Ziele der österreichischen Bundesverfassung innewohnen und welchen Bedeutungsgehalt Kelsen den Begriffen Gerechtigkeit, Ziel und Zweck hat zukommen lassen.395 «Demokratie ist eine gerechte Staatsform, weil diese Staatsform individuelle Freiheit sichert: Das heißt aber, dass Demokratie eine gerechte Staatsform nur unter der Voraussetzung ist, dass die Wahrung individueller Freiheit der höchste Zweck ist. Wenn anstatt individueller Freiheit wirtschaftliche Sicherheit als höchster Zweck vorausgesetzt wird, und wenn bewiesen werden kann, dass diese unter einer demokratischen Staatsform nicht gewährleistet wird, dann muss eine andere Staatsform als gerecht angesehen werden».396 Österreich bekennt sich in Art 1 B-VG zur demokratischen Regierungsform.397 Demzufolge geht das Recht vom Volke aus. Anhand der österreichischen Verfassung kann davon ausgegangen werden, dass der Wahrung der individuellen Freiheit höchste Priorität zukommt.398 Somit ist Hauptzweck der Verfassung ua die Sicherung der Freiheit des Einzelnen und nicht die Schaffung von «kollektiven Diensten für die Allgemeinheit».399 Angesichts der letzten Sätze soll die Zweck-Mittel-Relation im System von Kelsen erkannt werden, denn wenn nach Kelsen «der letzte Zweck nicht rechtfertigbar ist, ist auch das Mittel zu diesem Zweck nicht rechtfertigbar».400 Damit folgt er gedanklich 393 Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 37. 394 In diesem Sinne lässt sich auch die sehr starke Zielorientierung der öffentlichen Verwaltung hinsichtlich der Leistungen im Allgemeininteresse erklären. 395 Dabei soll nicht das Wesen der Demokratie in Frage gestellt werden, sondern lediglich aufgezeigt werden, wie analytisch und nüchtern Kelsen bei der legistischen Arbeit vorgegangen ist. 396 Kelsen, Was ist Gerechtigkeit?, 16. 397 Vgl Adamovich, Grundriss des österreichischen Verfassungsrechts, 62. 398 Vgl Dreier, The Essence, in Diner/Stolleis (Hrsg) Hans Kelsen and Carl Schmitt, 71. 399 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 124. 400 Kelsen, Was ist Gerechtigkeit?, 16.

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Kants Imperativ der Geschicklichkeit, der besagt, dass «wer den Zweck will, muss das Mittel wollen».401 Kelsen als der Begründer402 der reinen Rechtslehre ging strikt davon aus, dass die Geltung von Normen rein auf deren positive Setzung und ihre soziale Wirksamkeit zurückgeführt werden muss.403 Umso mehr wird diese Anschauung durch die Abkehr vom naturrechtlichen Ansatz, der das kodifizierte Recht einem göttlichen Recht unterordnet, verdeutlicht.404 Der Auffassung Kelsens folgend «kommen als Rechtsnormen oder genauer als Normen eines positiven Rechts nur jene Normen in Betracht, die der Sinn von menschlichen Willensakten sind».405 In Konsequenz haftet jenen Normen die spezifische Charakteristik an, Herr ihrer eigenen Erzeugung und Anwendung zu sein bzw dieselbe eindeutig zu regeln. Kelsen wollte damit zum Ausdruck bringen, dass er eine reine Rechtslehre formulieren will, die sich allein auf die Geltung von Rechtsnormen stützen soll.406 Begriffe wie Moral, Gerechtigkeit, soziale Aufgaben etc sollen allein der Soziologie407 überlassen werden.408 Denn «als Theorie des positiven Rechts und umfassende Strukturanalyse der Rechtsordnung will die Reine Rechtslehre nicht Lehre des «reinen» (guten, wünschbaren, richtigen) Rechts, sondern reine (unverfälschte) Lehre des positiven Rechts sein. In der neutralen, wertungsabstinenten Deskription der zeitlich und örtlich variablen Rechtsordnungen allein sieht Kelsen die legitime Aufgabe der Rechtswissenschaft. Alles andere ist für ihn entweder verfehlte kausalanalytische Explikation, naturrechtliche Spekulation oder politische Ideologie».409 Diese rigide Hinwendung zu strikten Normen an sich sowie die konsequent verneinende Haltung bezüglich der Verankerung von konkreten, sozialen Staatsaufgaben macht die Suche nach selbigen zu einer nahezu unmögli401 Ringhofer/Walter (Hrsg), Allgemeine Theorie der Normen, 13. 402 Aufgrund des Beitrages von Merkel zum Stufenbau der Rechtsordnung bezeichnete Kelsen diesen als Mitbegründer der reinen Rechtslehre vgl Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 51. 403 Zur Unterscheidung der rechtlichen Normativität von der sozialen Faktizität vgl Kaufmann, Juristischer und soziologischer Rechtsbegriff, in Verdross (Hrsg) Gesellschaft, Staat und Recht, 19. 404 Nach Kelsen regelt das Recht selbst seine Erzeugung und ist nicht auf ein übergeordnetes göttliches Recht angewiesen vgl Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 51. 405 Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 89. 406 Zum Recht als Sollsatz vgl Sander, Rechtsdogmatik, in Paulson (Hrsg) Neukantianismus, 119. 407 Duguit verfolgte eine Lehre, die sich auf Tatsachenbeobachtungen konzentrierte und somit auch auf einer sozialistischen Ordnung basieren sollte vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 25. 408 Vgl Paulson, Zur neukantianistischen Dimension, in Paulson (Hrsg) Neukantianismus, 7 409 Dreier, Hans Kelsen – Jurist des Jahrhunderts?, 20.

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chen Aufgabe, deren positiver Ausgang nur im Hinblick auf die neuere Verfassungsrechtssprechung gefunden werden kann.410 Bekanntermaßen wurden die Grundrechte ja nicht in die Verfassungsurkunde von 1920 aufgenommen.411 Angesichts der Tatsache, dass die damaligen Rechte der Staatsbürger nach Meinung Kelsens unter einem formellen Gesetzesvorbehalt gestanden sind, schenkte er ihnen folglich auch keine besondere Bedeutung und führte weiters aus, dass «ihre staatsgrundgesetzliche Gewährleistung eigentlich in demselben Satz, in dem sie ausgesprochen wird wieder aufgehoben ist».412 Viel wichtiger als die Grundrechte war für Kelsen stets der Aspekt, die Verfassung als eine funktionierende Verfahrensanordnung zu konzipieren.413 Infolge der diesbezüglich spezifischen Konzeptionsweise der österreichischen Bundesverfassung wird selbige auch gerne als «Spielregelverfassung»414 bezeichnet. In Anbetracht dieser speziellen Ausgestaltung ist «die Funktion der Verfassung die Geltungsbegründung».415 2. Die Verfassung als Verfahrensanordnung Aus dem Satz, dass «die vorausgesetzte Grundnorm»416 die oberste Stufe der Verfassung ist und «die individuellen, ein bestimmtes konkretes Verhalten als gesollt setzenden Normen»417 die unterste Stufe darstellen, lässt sich wiederum schließen, dass der Verfassung direkt kein expliziter öffentlicher Auftrag im Bereich der Energieversorgung zu entnehmen ist. Vielmehr sollen die öffentlichen Aufgaben anhand der Willensbetätigung des Wahlbürgers konkretisiert werden.418 Kelsen konzipierte die Verfassung in diesem Sinne, weil seiner Ansicht nach «der Parlamentarismus die einzig reale Form ist, in der die Idee der Demokratie innerhalb der sozialen Wirklichkeit von heute erfüllt werden 410 In diesem Zusammenhang spricht sich Berger dafür aus, dass die «Verfassung mehrere Anhaltspunkte bietet, aus denen man schließen könnte, dass der Staat zur Erfüllung öffentlicher, wirtschaftlicher Aufgaben verpflichtet ist»; es ist nur zu billig, dass in diesem Kontext der Konjunktiv verwendet wird vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 50. 411 Vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 51. 412 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 10. 413 Zu den Grundaufgaben der wissenschaftlichen Erkenntnis vgl Kelsen, Rechtswissenschaft und Recht, in Paulson (Hrsg), Die Rolle des Neukantianismus in der Reinen Rechtslehre, 281. 414 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 9. 415 Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 99. 416 Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 98. 417 Koja (Hrsg), Hans Kelsen, 99. 418 Die Inhalte der Politik werden somit den politischen Parteien überlassen vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 51.

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kann».419 Insofern «akzeptiert Kelsen den komplizierten, vielschichtigen und ohne politische Parteien undenkbaren Vermittlungsprozess demokratisch-parlamentarischer Repräsentation und Entscheidungsfindung».420 In logischer Konsequenz ist eine allfällige Verankerung des Gemeinwohls in dieser Konzipierung nicht zu finden. Konträr dazu das französische System, dessen Verfassung ganz klare Aufträge für die Sicherstellung von öffentlichen Aufträgen normiert, oder auch das Bonner Grundgesetz in Deutschland, das zwar nicht explizit der Daseinsvorsorge verfassungsrechtliche Verankerung gewährt, welches aber eine teilweise Subsumierung dieses Denkansatzes zulässt.421 Unter Zuhilfenahme dieser Ausführungen lässt sich wiederum die von Kelsen eingeforderte Trennung von Sein und Sollen bildlich skizzieren.422 Ergo schließt er an die Tradition von Hume und Kant an, die beide explizit und nachdrücklich betont hatten, dass von Sollenssätzen nicht auf Seinsätze abgeleitet werden kann und darf.423 Aus diesem Grunde gibt Kelsen die Worte Simmels wider, denn «das Sein kann überhaupt nicht bewiesen werden, sondern nur erlebt und gefühlt werden, und darum lässt es sich nie aus bloßen Begriffen deduzieren, sondern nur aus solchen, in welche irgendwo das Sein schon aufgenommen ist. Das Sollen verhält sich in gleicher Weise. Dass wir etwas sollen, lässt sich, wenn es logisch erwiesen werden soll, immer nur durch Zurückführung auf ein anderes als sicher vorausgesetztes Sollen belegen. An sich ist es eine Urtatsache, über die wir vielleicht psychologisch, aber nicht mehr logisch hinausfragen können».424 Ein diesbezüglicher Denkansatz muss zwangsläufig zur Annahme einer fiktiven Grundnorm führen. Kelsens Notion zufolge bezeichnet er die Verfassung «als die Grundnorm, als oberster Geltungsgrund einer normativen Ordnung».425 Die Thematik der Grundnorm ist ein rein österreichisches Phänomen und soll nachfolgend kurz erörtert werden. 3. Die Grundnorm als Geltungsgrund einer normativen Ordnung Die Annahme einer hypothetischen Grundnorm basierte auf dem Verständnis Kelsens, dass alle weiteren Normen ihrerseits nur eine Geltungsberechtigung aufweisen, wenn sie letztlich auf einer gesetzten Norm aufbauen kön419 Dreier, Hans Kelsen – Jurist des Jahrhunderts?, 7. 420 Dreier, Hans Kelsen – Jurist des Jahrhunderts?, 7. 421 Zum Kernbereich der Wohlfahrtspflege vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1038. 422 Dazu detaillierter vgl Bucher, Das subjektive Recht der Normsetzungsbefugnis, 42 supra FN 2. 423 Vgl Voegelin, Das Sollen im System Kants, in Verdross (Hrsg), Gesellschaft, Staat und Recht, 165. 424 Kelsen, Hauptprobleme der Staatslehre, 8. 425 Ringhofer/Walter (Hrsg), Allgemeine Theorie der Normen, 205.

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nen.426 Demzufolge titulierte er sie deswegen als Grundnorm, «weil nach dem Geltungsgrund nicht weiter gefragt werden kann, denn sie ist keine gesetzte, sondern eine vorausgesetzte Norm. Es ist keine positive, durch einen realen Willensakt gesetzte, sondern eine im juristischen Denken vorausgesetzte, dass heißt eine fingierte Norm. Sie stellt den letzten Geltungsgrund aller die Rechtsordnung bildenden Rechtsnormen dar».427 Dieser hypothetische Ansatz bzw die Annahme einer fingierten Norm ist einer der Eckpunkte des Kelsen’schen Verfassungsentwurfs bzw seiner Verfassungskonzeption. Die rechtliche Existenz einer fiktiven Grundnorm, die scharfe Trennung zwischen Sein und Sollen sowie die Tatsache, dass die Verfassung als reine Verfahrensordnung anzusehen ist, führte notwendigerweise auch dazu, sie als einen Kanon anzusehen, der hpts «die Bestellung der Repräsentanten festlegt sowie die Kompetenzen zuordnet».428 Ebendieses «auf die Spielregeln des politischen Prozesses reduzierte Verfassungsverständnis lässt jedoch den Sinn und Zweck der Bestimmungen außer Acht, reduziert sich auf den Wortlaut»429 und kann vor allem als veränderungsresistent betrachtet werden. Es musste – unter der Prämisse, dass man sich an die neuen Gegebenheiten anpassen will – zwangsläufig zu einem Wandel im Verfassungsverständnis kommen. Ein Changement welches sich hauptsächlich in der Abkehr vom reinen Wortlaut manifestiert hatte. 4. Wandel im Verfassungsverständnis Bereits Antoniolli forderte in den späten 50er Jahren eine Abkehr vom reinen Wortlaut bei der Interpretation von Verfassungsbestimmungen.430 Dem Verfassungsgerichtshof kam bei diesem Umbruch des Verfassungsverständnisses eine sehr gewichtige Rolle zu.431 In diesem Zusammenhang soll auf den Einwand mancher Autoren, dass die «Verfassungsentwicklung in Österreich keinem grundlegenden und einheitlichem Konzept, sondern politischen Alltagsbedürfnissen folgt»432 nicht näher eingegangen werden.433 Dessen ungeachtet sollte in diesem Kontext – als kleiner Einschub sozusagen – daran erinnert wer-

426 In diesem Gedankengang spiegelt sich auch der Einfluss Merkels bzw sein postulierter Stufenbau der Rechtsordnung wider vgl Koja (Hrsg) Hans Kelsen, 50. 427 Ringhofer/Walter (Hrsg), Allgemeine Theorie der Normen, 206. 428 Berger, Der öffentliche Auftrag, 50. 429 Berger, Der öffentliche Auftrag, 51. 430 Vgl Antoniolli, Gleichheit vor dem Gesetz, ÖJZ 1956, 646. 431 Zu den Aufgaben des VfGH als «objektiver Wahrer der Verfassung» vgl Dreier, Hans Kelsen – Jurist des Jahrhunderts?, 3. 432 Ermacora, Österreichische Verfassungslehre II, 7. 433 In diesem Kontext ist vor allem der Aspekt zu nennen, dass vor allem das Elektrizitätswirtschaftsrecht von Kompetenzdeckungsklauseln und Kompetenzersplitterungen geprägt ist vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 110.

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den, dass selbst gegenwärtige Autoren das «bonum commune»434 zu einem «juristischen Beschwichtigungsmittel»435 verkommen sehen. Gleichwohl rückte dieses veränderungsresistente System der Verfassung zunehmend in das Blickfeld des Verfassungsgerichtshofes. Trotz des Umstandes, dass selbiger die Verfassungsbestimmungen einstmals sehr rigide am Wortlaut orientiert ausgelegt hatte, machte er nunmehr auf Basis seiner Rechtsprechung immer mehr Zugeständnisse, die schließlich in eine eher extensive Auslegung geführt haben. Die «Grundrechte und die leitenden Verfassungsprinzipien werden seitdem in der Judikatur mehr vom Wortlaut losgelöst gesehen und in richterlicher Rechtsfortbildung weiterentwickelt».436 Bedingt durch diese Rechtsprechung kam es in weiterer Folge zu einem Wechsel von einer einstmals eher «wirtschaftspolitischen Neutralität»437 der Verfassung zu einer stärkeren Festlegung des Staates auf eine marktwirtschaftliche Ordnung.438 a) Das gegenwärtige Verfassungsverständnis Das gegenwärtige Verfassungsverständnis ist durch den rezent zitierten Wandel in der Rechtsprechung des VfGH sowie durch die Veränderung439 am Verfassungstext selber geprägt.440 Im Speziellen schlägt sich dieser Wandel aber in der Akzentuierung und Neubewertung der verfassungsrechtlichen Grundprinzipien nieder.441 Dieser Kurswechsel in der Rechtsprechung findet seine Wurzeln vor allem auch in einer Bedeutungserhöhung der teleologischen Interpretation. Neben dem Sinn und Zweck wird nunmehr auch der dahinter stehende Wille des Gesetzgebers ermittelt.442 In Bezug auf das eben Formulierte muss aber eine Gratwanderung zwischen dem gesatzten Recht der Verfassung und der freien Rechtsschöpfung durch den VfGH bewältigt werden. Andernfalls würde sich die Rechtsprechung des VfGH über das gesatzte Recht stellen und dies aushöhlen bzw nichtig erscheinen lassen.443 Die Grenzen der theoretisch möglichen Auslegung durch den Gerichtshof beginnen an dem

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Noll, Braucht Österreich eine neue Verfassung? Teil I, JRP 2003, 7. Noll, Braucht Österreich eine neue Verfassung? Teil I, JRP 2003, 7. Berger, Der öffentliche Auftrag, 51. Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 13. Davon unberührt bleiben die verfassungsrechtlichen Probleme, welche sich im Zuge des Verstaatlichungsgesetzes ergeben haben. Zur systematischen Verfassungswandlung vgl Ermacora, Verfassungslehre, 69. Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 11. Berger, Der öffentliche Auftrag, 52. Berger, Der öffentliche Auftrag, 51. Öhlinger, Verfassungsrecht, 36.

Das Verfassungskonzept nach Kelsen

Punkt, an welchem die ehemalige intentionale Absicht des Gesetzgebers missachtet wird oder an die Limitierung des Wortlauts tritt. b) Die Akzentuierung der verfassungsrechtlichen Grundprinzipien Das rechtsstaatliche Prinzip der Bundesverfassung gebietet vor allem zweierlei. Erstens, dass Österreich als Gesetzesstaat, und zweitens als Rechtsschutzstaat eingerichtet ist.444 Diesem Prinzip zufolge müssen alle staatlichen Akte im Gesetz verankert und vor allem auch letztendlich durch die Verfassung begründet sein, respektive dort ihre Deckung finden.445 Ausgehend davon lässt sich beispielsweise in Art 20 des Bonner GG der Passus finden, dass Deutschland sich zum Sozialstaat bekennt446, und ist der Service Public in der französischen Verfassung von 1946 erwähnt.447 In Österreich gibt es eine solch explizite verfassungsrechtliche Erwähnung des Sozialstaatsprinzips nicht.448 Überlegungen, das Sozialstaatsprinzip unter das Rechtsstaatsprinzip zu subsumieren, hat es lediglich in der Landesverfassung des Burgendlandes gegeben. Folglich lässt sich konstatieren, dass «es im Schrifttum Versuche, aus einer Zusammenschau von Rechtsstaatsprinzip, demokratischem Prinzip, Gleichheitsgrundsatz, Kompetenznormen (letztere interpretiert als Staatszielbestimmungen), den Gesetzesvorbehalten der Grundrechte und den grundlegenden Wertentscheidungen der Gesamtrechtsordnung ein das Rechtsstaatsprinzip ergänzendes Sozialstaatsprinzip als verbindliche Leitlinie für alle Staatstätigkeiten abzuleiten»449, gegeben hat. Die gewählte Zeitform der Vergangenheit beweist, dass es bei gegenwärtiger Betrachtungsweise auch beim Versuch geblieben ist.450 Gleichermaßen ergeben sich innerhalb des Katalogs der Staatszielbestimmungen und der zersplitterten Kompetenznormen keinerlei Anhaltspunkte, welche darauf schließen lassen könnten, dass im Sektor der Elektrizitätswirtschaft ein öffentlicher Auftrag seitens des Staates als existent vorausgesetzt werden kann.451 Ein Ansatz, der eine solche Obliegenheit vermuten lässt, wäre höchstens noch im BVG Eigentum452 zu finden. In diesem BVG kommt der Wille des Gesetzgebers klar 444 Vgl Adamovich, Grundriss des österreichischen Verfassungsrechts, 71. 445 Vgl Adamovich, Grundriss des österreichischen Verfassungsrechts, 71. 446 Vgl Rüfner, Daseinsvorsorge, in Isensee/Kirchhof (Hrsg), Handbuch des Staatsrechts III, 1038. 447 Vgl Rosner, Staatliche Ausgleichsleistungen für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen, 25. 448 Vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 56. 449 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 12. 450 Vgl Grabenwarter, Staatsziele, in Graf/Breiner (Hrsg), Projekt Österreich, 29 ff. 451 Zum Mangel einer einheitlichen kompetenzrechtlichen Grundlage vgl Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 97. 452 BGBl 1987/321.

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zum Ausdruck, indem postuliert wird, «eine bestimmte Organisationsform der Elektrizitätswirtschaft aufrechtzuerhalten und verfassungsrechtlich zu verankern».453 Diese verfassungsrechtliche Verankerung hatte bzw hat zum Ziel, die öffentliche Hand respektive die öffentlichen Energieversorgungsunternehmen auf gemeinwohlorientierte Ziele zu verpflichten. Insofern wird in diesem Gedankenzusammenhang «eine gewisse Variante eines Service Public»454 einer verfassungsrechtlichen Erwähnung zugeführt.455 Unter Zuhilfenahme dieser Anschauungsweise lässt sich hier die Intention des Gesetzgebers erkennen, einen bestimmten Bereich der «Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse verfassungsrechtlich abzusichern und zugleich auch als öffentliches Interesse zu verpflichten».456 Allerdings hat dieses Bemühen schließlich und endlich doch keine zufriedenstellende verfassungssystematische Form gefunden. Angesichts der Realität, dass in Österreich eine verfassungsrechtliche Grundordnung existiert, die sehr auf die bürgerlichen Freiheiten vertraut, können sich «rechtliche Verpflichtungen des Staates, jene Leistungen zu erbringen, die der Begriff des Service Public im modernen Verständnis umfasst, nur in sehr geringem Umfange ableiten lassen».457 Speziell im Bereich der Elektrizitätsversorgung wäre jedoch eine solch spezifische Verankerung in der Verfassung ein epochaler Schritt gewesen, anhand dessen sich die Energiezukunft sicherlich besser und leichter hätte gestalten lassen. Zahlreiche Entwürfe wurden ja im Zuge des Verfassungskonvents diesem auch unterbreitet, jedoch reichte der politische Konsens nicht aus, diese Bestrebungen in die Realität umsetzen zu können, vielmehr kam der Verfassungskonvent, retrospektiv betrachtet, nicht über das «Sieben, Sichten und Ordnen»458 hinaus. Auf europäischer Ebene hat man sich demgegenüber den sog Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse in einem nicht unerheblichen Maße gewidmet. Ziel dieser Bestrebungen war, einerseits einen Katalog der in Frage kommenden Dienstleistungen zu erstellen, andererseits vor allem jedoch eine Möglichkeit zu schaffen, gewisse Dienstleistungen dem europäischen Wettbewerbsregime entziehen zu können. Ein Faktum, welches vor allem für den elektrischen Leitungsausbau und Netz453 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 23. 454 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 23. 455 Wallnöfer sieht den diesbezüglichen Zweck jedoch darin, dass «die Organe der Verbundgesellschaft seit der Novelle 1987 aufgrund gesetzlichen Auftrags auf die Energiepolitik der Bundesregierung sowie bestimmte öffentliche Interessen Bedacht nehmen» vgl Wallnöfer, Das Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 22. 456 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 23. 457 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 17. 458 Kerschner/Raschauer, Editorial, RdU 2003, 20.

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Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext

erhalt von zentraler Bedeutung ist. Als Übergang zum nächsten Unterpunkt soll nachfolgendes Zitat, welches direkt auf die Entflechtung Bezug nimmt, eine gewisse gedankliche Unterstützung liefern: «Die mit der Liberalisierung einzuführende funktionelle Entflechtung der Bereiche ist der Versorgungssicherheit eindeutig abträglich».459

D. Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext 1. Aktuelles Ausgehend von tagesaktuellen Geschehnissen460, die im ersten Quartal des Jahres 2008 die deutsche Strombranche in ihren Grundfesten erschüttert hatten, soll auf den nachfolgenden Seiten vermehrt auf die Rolle der Netzinfrastrukturen im Hinblick auf die europäischen Wettbewerbsbestrebungen bzw der Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext eingegangen werden. Einleitend wird festgestellt, dass der Problematik hinsichtlich des Leitungserhaltes sowie des Netzausbaus in Deutschland weit mehr Beachtung geschenkt wird als etwa in Österreich.461 Der Spiegel titulierte in einem Artikel der Ausgabe vom 3.3.2008 die Haltung der Wettbewerbskommissarin Kroes bezüglich der europäischen Stromkartellverfahren mit den Worten «Zum Glück gezwungen».462 Darin wurde zum Ausdruck gebracht, was viele vor einem Jahr noch nicht für möglich gehalten haben. Der Vorstandsvorsitzende des Essener Energiekonzerns Dr. Wulf Bernotat äußerte sich zum geplanten Verkauf seiner Stromnetze wie folgt: «Ich bin weit davon entfernt zu sagen, das war ein genialer Befreiungsschlag, aber es war unter den gegebenen Umständen das Beste, was wir erreichen konnten».463 Was war geschehen? Die Netze eines sehr großen Energieversorgers werden gegenwärtig auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten. 459 Zernatto, Stromversorgung, in Ofner (Hrsg) Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 197. 460 So wurden und werden die von der Kommission angestrebten Kartellverfahren gegen die führenden deutschen Energieversorger eingestellt, wenn sie sich kompromissbereit zeigen, dh freiwillig einen Großteil ihrer Netze abgeben. Die Stellungnahmen reichen jedoch von absolutem Unverständnis bis hin zur Kooperationsbereitschaft vgl http:// www.zeit.de/online/2007/38/energiekonzerne-netze-europa (10.9.2008). 461 So liegen in Deutschland bereits konkrete Berechungen für den windbedingten Netzausbau für die Zeithorizonte 2007, 2010 und 2015 vor vgl Dena, Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Dena-Netzstudie, 8. 462 Dohmen/Hawranek/Reuter/Schlamp, Zum Glück gezwungen, Der Spiegel Nr. 10/ 2008, 76. 463 Dohmen/Hawranek/Reuter/Schlamp, Zum Glück gezwungen, Der Spiegel Nr. 10/ 2008, 76.

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Angesichts dieser Tatsache erfährt die europaweit geführte Diskussion hinsichtlich des «Ownership Unbundlings»464 eine unerwartete Bedeutungserhöhung.465 Unter vorgenantem Anglizismus versteht man nichts anderes, als dass Netzunternehmen keine «Anteilsrechte an Energieerzeugern, -versorgern und -händlern halten dürfen».466 Das Verbot gilt natürlich auch vice versa. In diesem Zusammenhang muss das Verständnis für «die gesamte Kette von Anlagenelementen eines Erzeugungs- und Übertragungssystems»467 vorausgesetzt werden. Hinsichtlich dieses technischen Faktums und den Erfordernissen eines liberalisierten Energiemarktes «wird dabei die bisherige Versorgungsleistung in Stromlieferung einerseits und Leitungsdienstleistung (Übertragung und Verteilung) andererseits unterschieden».468 Gemäß den Erfordernissen der Deregulierung kann man somit von einem Wettbewerbsbereich sprechen, der Erzeugung, und einem regulierten Bereich, dem Netz.469 Dementsprechend erhält dieser Anglizismus nun schärfere Konturen. Des Weiteren ist anzuführen, dass der Terminus «Unbundling ein Begriff des Gemeinschaftsrechts ist. Man versteht darunter die Verpflichtung zur unternehmensinternen Trennung (Entflechtung) verschiedener Geschäftsbereiche integrierter Unternehmen».470 Maßgebliches Ziel der von der Kommission initiierten Entflechtungsbemühungen ist die weitere Schaffung von Wettbewerb471 in den Energiemärkten für Strom und Gas sowie die Vollendung des Energiebinnenmarktes.472 Angesichts dieses mehr oder weniger freiwilligen oder auch erzwungenen Verkaufs der Stromnetze hat sich sehr bald die Diskussion bezüglich der potentiellen Käufer eingestellt. Dabei treffen zwei grundlegend verschiedene Meinungen aufeinander. Die Europäische Kommission favorisiert ganz klar das Modell des «vollständigen eigentumsrechtlichen Unbundlings»473, was bedeutet, dass «das zivilrechtliche Eigentum am Netzanlagevermögen vollständig auf den unabhängigen Netzbetreiber»474 zu übertragen wäre. Die deutsche Bundesregierung möchte jedoch gerade das verhindern, um den deutschen Energiemarkt vor ausländischen Investoren in diesem sehr sensiblen Umfeld 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474

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Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 17. Näheres zum Ansatzpunkt der Entflechtung vgl Dannischewski, Unbundling, 46. Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 17. Glavitsch, Blackout, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 152. Schanda, Stromeinkauf im liberalisierten Markt, ÖZW 2002, 8. Das Netz ist als natürliches Monopol dem Wettbewerb eher nicht zuträglich vgl Borrmann/Finsinger, Markt und Regulierung, 101. Wallnöfer, Unbundling, 2. Näheres zu Skalenvorteilen, Verbundvorteilen und dem natürlichen Monopol vgl Borrmann/Finsinger, Markt und Regulierung, 101 ff. Zu den weiteren Zielen des Energiebinnenmarktes vgl Draxler, E-Recht, 17 ff. Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 17. Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 17.

Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext

zu schützen.475 Ohne explizit auf die unterschiedlichsten Entflechtungsarten476 einzugehen, würde die Variante des vollständigen eigentumsrechtlichen Unbundlings einen gewaltigen Einschnitt in die bisherige gesellschaftsrechtliche Struktur477 von Energieversorgungsunternehmen darstellen.478 Bedingt durch diese mögliche strukturelle Veränderung würden jene in Zukunft in einem viel stärkeren Ausmaß als bisher zu reinen Stromhändlern bzw -erzeugern werden. Die Trennung von Netz und Vertrieb ist seit ihrer Schaffung durch die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie stets einer Weiterentwicklung ausgesetzt gewesen.479 Die Kommission sieht in ihrem Modell «gezielte Anreize für Ausbau und Wartung der Netzinfrastruktur».480 Diesem Argument ist aus Sicht des Autors nur zuzustimmen. Das System des Ownership Unbundlings hat aber, im Gegensatz zum Modell des gesellschaftsrechtlichen Unbundlings, zur Folge, dass zuvor bestimmt werden muss, wie ein solcher, aus eigentumsrechtlicher Sicht völlig unabhängiger Netzeigentümer ausgestaltet werden soll. Die Europäische Kommission hat diesbezüglich noch keine konkreten Vorstellungen geäußert.481 Ihre Zielvorstellungen sind jedoch klar ersichtlich: «Faire Strom- und Gaspreise, Investitionen in die Netze, Sicherung der Energieversorgung und mehr Chancen für erneuerbare Energie durch zusätzlichen Wettbewerb».482 In Hinsicht auf die potentiellen Käufer der Netze ist bisweilen zu konstatieren, dass diese «von Finanzinvestoren und Pensionsfonds über den britischen Netzbetreiber National Grid bis zum Münchner Allianz Konzern reichen. Sogar der russische Energieriese Gazprom und der spanische Baukonzern Acciona, der sich im vergangenen Jahr eine harte Übernahmeschlacht mit Eon um den Stromversorger Endesa geliefert hatte, wurden ins Spiel gebracht».483 475 Diesem Standpunkt schließt sich auch die Kommission an, die ebenfalls verhindern will, dass aufgrund ausländischer Käufer die Versorgungssicherheit leidet; Näheres zu den Schutzvorkehrungen vgl http://www.zeit.de/online/2007/38/energiekonzerne-netzeeuropa?page=2 (10.9.2008). 476 Zum gesellschaftsrechtlichen und organisatorischen Unbundling vgl Becker, Auswirkungen der Liberalisierung auf die Versorgungssicherheit, 17. 477 Zur den neuen Regulierungserfordernissen vgl Franke, Vollzugsprobleme, in Franke/ Schulte/Janson; Praktische Auswirkungen, 7. 478 Ganz abgesehen von den «schrankensetzenden Regelungen der Eigentumsbeschränkungen bzw Enteignungen» vgl Holoubek, Grundrechtliche Gewährleistungspflichten, 181. 479 So stellt das gegenwärtige Entflechtungsmodell das System des gesellschaftsrechtlichen Unbundlings dar; hierbei steht «dem integrierten Unternehmen die Wahl der Rechtsform für die Netzgesellschaft offen» vgl Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008/13, 16. 480 Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008/13, 18. 481 Vgl http://www.zeit.de/online/2007/38/energiekonzerne-netze-europa?page=2 (10.9. 2008). 482 http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Netzverkauf;art271,2529514 (26.08.2008). 483 http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Netzverkauf;art271,2529514 (26.08.2008).

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In Anbetracht des Faktums, dass oben Formuliertes bis dato noch rein hypothetischen Charakter hat und dass ein von der Kommission favorisiertes Ownership Unbundling einerseits große Probleme hinsichtlich der Eigentumsrechtbeschränkung bzw der Legalenteigungen484 mit sich bringen würde, sowie andererseits schwer mit dem Grundsatz des gelindesten Mittels zu vereinbaren wäre485, sollen die rezent angesprochen Überlegungen dem Leser Anstoß dafür sein, sich über die Tragweite dieses Problems bewusst zu werden. Wie auch immer eine diesbezügliche Lösung aussehen wird, das angestrebte Ziel sollte immer sein, die Netze konsequent dem verbraucherabhängigen Bedarf sowie den technischen Erfordernissen anzupassen.486 Denn unter technischen Gesichtspunkten betrachtet, nimmt der Strom keine Rücksicht auf verpasste politische Entscheidungen. Vielmehr werden sich, falls nicht alsbald Neuinvestitionen getätigt werden, die Netzengpässe hinsichtlich ihrer Intensität stetig vergrößern und die Ausfälle somit zunehmen.487 Die vorgenannten Ausfälle sind einer Volkswirtschaft deshalb nicht zuzumuten, weil sie unter dem Aspekt der Technik betrachtet als vermeidbar angesehen werden können. Aus diesem Grund kann dem Ausspruch, dass «die integrierten EVU auf Basis geltenden Rechts und unter Einsatz eigener finanzieller und personeller Ressourcen Vermögenswerte erwirtschaftet haben, die ihnen nicht einfach wieder entzogen werden dürfen»488, nur bedingt zugestimmt werden. Diese Haltung – wohl wissend, dass auch öffentliche Unternehmen Grundrechtsträger im Sinne des Grundrechts auf Eigentum sind – resultiert aus dem Umstand, dass «die grundrechtlichen Leitbilder nicht isoliert zu sehen sind, sondern in einer Zusammenschau mit anderen Verfassungsprinzipien».489 Da aber «bei der Realisierung eines grundrechtlich geschützten Ziels die Kollision mit anderen Grundrechten und Grundprinzipien nicht zu vermeiden sein wird, ist hier eine Abwägung mit gleichrangigen Verfassungsgütern zu treffen».490 Unbeschadet der vorherigen Ausführungen soll in diesem Zusammenhang vordringlich erstens die Versorgungssicherheit491 eines Landes gewährleistet sein und nicht die 484 Zum Ownership Unbundling vor «den Eigentumsordnungen der Mitgliedstaaten» vgl Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 18. 485 Näheres zur Verhältnismäßigkeit; vgl Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 19. 486 Das deutsche Übertragungsnetz ist im Durchschnitt 50 Jahre alt und somit nicht mehr dem gegenwärtigen Bedarf dienlich; die Konzerne würden viel zu wenig in die Netze investieren vgl http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (10.09.2008). 487 Vgl Dena, Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Dena-Netzstudie, 65 ff. 488 Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 19. 489 Berger, Der öffentliche Auftrag, 57. 490 Berger, Der öffentliche Auftrag, 57. 491 Zur mangelnden Begriffsschärfe des Terminus Versorgungssicherheit; vgl Maier Elektrizitätsversorgungssicherheit, 43.

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Gewinne der integrierten EVU und zweitens hat sich die EU zu einem Entflechtungsprozess bekannt, der auf die vollständige zivilrechtliche Trennung von Netz und Erzeugung abzielt.492 Demgemäß sollte vorrangig – vor allem den technischen Erfordernissen folgend – die weitere Diskussion auf diesen Fokus gerichtet sein, als dass etwa die Ergebnisse des bis dato gültigen gesellschaftsrechtlichen Unbundlings weiterhin erörtert und analysiert werden. Wer auch immer – unter der angenommene Prämisse, dass es zu einem Eigentümerwechsel kommen wird493 – der Eigentümer der Netze sein wird, wird hinsichtlich des Netzbetriebes ieS auf jeden Fall den primärrechtlichen Normierungen des Art 86 Abs 2 EGV unterworfen sein. Ausgehend von einigen wenigen Judikaten des EuGH soll anhand dieses Artikels beschrieben werden, inwiefern sich die Versorgung mit Elektrizität als Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse herauskristallisiert hat und welche rechtlichen Möglichkeiten sich bieten, diese Dienstleistung teilweise dem Wettbewerb zu entziehen.494 Da in der einschlägigen Literatur sehr viel von Netzzugangsbeschränkungen495 oder auch Netzzugangsvoraussetzungen496 die Rede ist, kommt sowohl dem Problem des Netzerhalts als auch einer besser ausgestalteten «Anreizregulierung»497 essentielle Bedeutung zu. Diese reicht vor dem geplanten Zubau von mehreren Dutzend GW an Windenergie498 weit mehr über die Tagespolitik hinaus. Es geht um die Planung einer Versorgungsstruktur, die sich für die nächsten drei Dekaden bewähren soll und die sich mehr am Verbraucher als an den Gewinnen von Unternehmen der Versorgungswirtschaft orientieren soll.499 Den Unternehmen sollen jedoch geldwerte Anreize in Form von Tarifen, «die eine Kostenstruktur und -höhe reflektieren, welche Investitionsentscheidungen zur langfristigen Unternehmensfortführung sicherstellen und welche die Aufrechterhaltung der Infrastrukturqualität ermöglichen»500 zur Verfügung stehen. Erreichen lässt sich dieses ausgewogene Verhältnis von Netzinvestition 492 http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Netzverkauf;art271,2529514 (26.08.2008). 493 Dazu EU-Kommissionspräsident Baroso: «Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um dieses Modell durchzusetzen» vgl http://www.tagesschau.de/wirtschaft/strom netze2.html (10.9.2008). 494 Hierbei muss erwähnt werden, dass der Wettbewerbskonformität der öffentlichen Unternehmen zentrale Bedeutung zukommt. Das EG-Recht spricht in diesem Fall vom Neutralitätsgebot vgl Wimmer/Mederer, Regulierung und Deregulierung, 52. 495 Vgl Schanda/Zenke, Die Strommärkte, ZNER 2002, 177. 496 Vgl Stockenhuber, Netzzugang, ÖZW 2001, 37. 497 Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 20. 498 Vgl Dena, Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Dena-Netzstudie, 4. 499 Zu den Folgen einer unbedachten Deregulierung vgl Brauner, Wandel, in Fremuth/Parak (Hrsg), Regulierung der Deregulierung, 158. 500 Skyba/Grüneis, Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen regulierter Energiemärkte, in Fremuth/Parak (Hrsg), Regulierung der Deregulierung, 215.

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und Profit am besten mit dem Instrument der «Price-Cap Regulierung bzw Preisobergrenzenregulierung».501 Hierbei handelt es sich um ein «der Rentabilitätsregulierung diametral entgegengesetztes Regulierungsinstrument, das high powered ist».502 Dabei «verzichten Price Caps auf eine vergangenheitsbezogene Überprüfung der Tarife».503 Vielmehr wird «der jeweilige Preis zwischen den Kostenprüfungen des Regulators, ausgehend von einem behördlich ermittelten Anfangspreis mit einem prozentuellen Inflationsausgleichszuschlag und einem Produktivitätsabschlag ermittelt».504 Abschließend lässt sich daher konstatieren, dass «die Unternehmensgewinne hoch genug sein sollen, um Anleger vertrauensvoll ihr Kapital in Anteile von Unternehmen der Energiewirtschaft investieren zu lassen und Spekulation hintanzuhalten».505 Es macht aus rechtspolitischer Sicht keinen Sinn, «Netzbetreiber im strengstmöglichen Sinn zu entbündeln und gleichzeitig auf eine möglichste Reduzierung von Systemnutzungstarifen zu drängen, denn auch die Errichtung und der Betrieb von Leitungen müssen sich rechnen».506 Andernfalls bliebe nur noch die Verstaatlichung – die eine sachlich wohl nicht gerechtfertigte Zuordnung bedeuten würde. Raschauer merkt zielsicher an, dass «Leitungskapazitäten zunächst und in erster Linie der Sicherung der Versorgung dienen und nicht in Nebensätzen anklingen sollen, sondern oberstes energierechtliches Prinzip»507 sein sollen. Die Windenergie kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich als einer der Mitauslöser dieser Überlegungen angeführt werden, doch wie die Beispiele der letzten Jahre gezeigt haben, ist das Netz sowohl in Deutschland als auch in Österreich aus technischer Sicht nicht dem zukünftigen Bedarf angepasst508, vielmehr kann in vielen Bereichen von absolut überalterten Netzen gesprochen werden.509 Eine Tatsache, die – ungeachtet der bisherigen Vorschriften zum Netzerhalt – an Brisanz noch außerordentlich gewinnen wird.510

501 Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Rieseneder/Kahl/Müller/Wallnöfer (Hrsg), FS Wimmer, 646. 502 Kunz, Regulierungsregime, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Zwischen Regulierung und Wettbewerb, 54. 503 Fölzer, Price Cap Regulierung, in Fremuth/Parak (Hrsg), Regulierung der Deregulierung, 215. 504 Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Rieseneder/Kahl/Müller/Wallnöfer (Hrsg), FS Wimmer, 646. 505 Skyba/Grüneis, Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen regulierter Energiemärkte, in Fremuth/Parak (Hrsg), Regulierung der Deregulierung, 215. 506 Raschauer, Versorgungssicherheit, Hauer (Hrsg), Aktuelle Fragen, 158. 507 Raschauer, Versorgungssicherheit, Hauer (Hrsg), Aktuelle Fragen, 158. 508 Zu den Auswirkungen der Windenergie auf das Netz der APG vgl Brauner, Geplante Windkrafteinspeisung, in Forschung im Verbund Band 82, Leistungsfähigkeit, 29. 509 Vgl Cleemann, Risiken der Stromversorgung, 4 ff. 510 Zum Windenergiebedarf in Österreich und den Planungskriterien für elektrische Netze vgl Laier, Planungskriterien, e&i 2003/10, 300.

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2. Primärrechtliche Normierungen a) Art 86 EGV Abs 2 als Zentralnorm Der Begriff der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse ist «von besonderer Bedeutung, da von ihm die Anwendung von Artikel 86 EGV abhängt, der Ausnahmen von den Wettbewerbs- und Binnenmarktregeln zulässt».511 Dieser Artikel kann somit als «die Zentralnorm auf dem Gebiet der öffentlichen Versorgung»512 qualifiziert werden. Ein diesbezüglicher Auftrag zur Leistung von sog Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse muss durch die öffentliche Hand genau festgelegt und von dieser durch einseitigen Hoheitsakt bzw auf dem Vertragsweg an ein oder mehrere Unternehmen erteilt werden.513 Der EuGH sah einen solchen Auftrag in «der Sicherung der ununterbrochenen Stromversorgung im gesamten Konzessionsgebiet für alle Abnehmer, lokale Versorgungsunternehmen oder Endverbraucher, in den zu jeder Zeit geforderten Mengen zu einheitlichen Tarifen und unter Bedingungen, die nur nach objektiven Kriterien unterschiedlich sein dürfen, und die für alle Kunden gelten».514 Die verba legalia des Art 86 Abs 2 EGV ordnen einerseits für «Unternehmen, die mit Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse betraut sind oder den Charakter eines Finanzmonopols aufweisen, die Anwendung von Wettbewerbsvorschriften»515 an. Andererseits ermöglicht Art 86 Abs 2 erster Satz 2. Halbsatz «den Mitgliedstaaten Unternehmen, die mit bestimmten Aufgaben des Allgemeininteresses betraut worden sind, von sämtlichen Vorschriften des Vertrages auszunehmen».516 Dieser Umstand lässt sich am besten dadurch belegen, dass bereits in der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie517 den Mitgliedstaaten ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt wird, gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen vorzugeben.518 Diese Obliegenheiten können sich gemäß Art 3 Abs 2 der RL auf die Versorgungssicherheit519, die

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Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in Europa, 37. Berger, Der öffentliche Auftrag, 69. Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 6. Vgl EuGH Rs 393/92, Almelo – Energiebedrijf Ijsselmij, Slg 1994, I-1477, RN 49. Berger, Der öffentliche Auftrag, 69. Rehulka, Art 86 Abs 2 im Elektrizitätsbinnenmarkt, ecolex 2006, 945. RL 96/92/EG ABl L 27idf RL 2003/54 EG, ABI 2003 L 137. Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in Europa, 54. Die Versorgungssicherheit war das Liebkind der französischen Regierung, da «diese zur Unabhängigkeit und Sicherheit der Versorgung, zur optimalen Bewirtschaftung der nationalen Ressourcen und zur Steuerung der Energienachfrage beitragen müsse» vgl Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in Europa, 54 supra FN 85.

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Regelmäßigkeit, die Qualität, den Preis der Lieferungen sowie auf den Umweltschutz beziehen. Somit kann dieser Artikel als Ausnahme vom europäischen Wettbewerbsrecht qualifiziert werden.520 Die Funktion dieser Vorschrift als (Bereichs-) Ausnahme521 ist aber wegen der unterschiedlichen nationalen Wirtschaftsverfassungen der Mitgliedstaaten in der EU strittig. Eine «historische Interpretation ergibt, dass Art 86 Abs 2 EGV einen Kompromiss zwischen Mitgliedsstaaten mit liberaler und solchen mit etatistischer Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik schaffen soll».522 Insofern versucht dieser Artikel einen Ausgleich innerhalb des Wettbewerbsdrucks zwischen «Staat und Wirtschaft»523 zu finden. Dem schließt sich auch eine streng am Wortlaut «orientierte Interpretation an, die lediglich eine Schutzfunktion zugunsten bestimmter öffentlicher Interessen und Aufgaben ergibt».524 Art 86 Abs 2 gilt hinsichtlich seines «Neutralitätsgebotes»525 sowohl für öffentliche wie auch für private Unternehmen, die mit Sonderaufgaben betraut sind.526 Demnach ist lediglich der Aspekt von Relevanz, dass ein Unternehmen «durch einen Betrauungsakt in Form eines Gesetzes oder Verwaltungsaktes die Erbringung von Dienstleistungen im allgemeinem wirtschaftlichen Interesse übernommen hat».527 Des Weiteren muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass der Begriff der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse «ein genuin gemeinschaftlicher ist, womit nationale Vorprägungen ausgeschlossen sind und er autonom gemeinschaftsrechtlich ausgelegt werden muss».528 Eine gewisse Beeinflussung durch den französischen Service-Public-Gedanken und das deutsche Konzept der Daseinsvorsorge ist dieser Begriffsschöpfung dennoch nicht abzusprechen.529 Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass sich im primären Gemeinschaftsrecht eine Legaldefinition der sog DAWI nicht lokalisieren lässt.530 Hinsichtlich des rezent angesprochenen Problems der Entflechtung und der allfälligen Etablierung eines zivilrechtlich unabhängigen Netzbetreibers ist anzumerken, dass falls dieser unter die Ausnahmeregelung von Art 86

520 Zur eng begrenzten Bereichsausnahme vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 Rz 35. 521 Näheres dazu vgl Schweitzer/Hummer/Obwexer, Europarecht, 526. 522 Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 5. 523 Berger, Der öffentliche Auftrag, 69. 524 Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 5. 525 Wimmer/Mederer, Regulierung und Deregulierung, 52. 526 Vgl Rademacher, Liberalisierung der Energiemärkte, 20. 527 Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 6. 528 Pielow, Grundstrukturen öffentlicher Versorgung, 79 ff. 529 Dafür spricht, dass der Begriff von den MS unterschiedlich interpretiert wird vgl Löwenberg, Service Public und öffentliche Dienstleistungen, 131. 530 Vgl Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 6.

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Abs 2 fällt, er auch automatisch von den Wettbewerbsregeln des europäischen Rechts befreit werden kann.531 Zu einem solchen wird es unter der Prämisse, dass die Europäische Kommission ihren Kurs weiterhin beibehält, sicherlich kommen, wie die jüngsten Entwicklungen in Deutschland gezeigt haben.532 Auf jeden Fall ist die gesellschaftsrechtliche Entflechtung nicht ausreichend, um, aus technischer Sicht, die Netzsicherheit für die Zukunft zu gewährleisten. Von einer diesbezüglich postulierten technologischen Weiterentwicklung kann die Windenergie nur profitieren. Insofern kann unter Zugrundelegung der vorherigen Ausführungen festgestellt werden, dass aus rechtlichen Erwägungen die Möglichkeit durchaus besteht, einen Netzbetrieb zu gewährleisten, der einerseits vollständig zivilrechtlich entflochten ist und somit einer weiteren Anreizregulierung sehr zuträglich wäre, der aber auch von den Wettbewerbsvorschriften der europäischen Verträge ausgenommen werden kann. Jedoch müssen auch einem eigentumsrechtlich vollständig unabhängigen Netzbetreiber finanzielle Anreize geboten werden, damit dieser seinen Betrieb unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten durchführen kann. Abschließend soll festgestellt werden, dass das Ziel «jedweder Regulierungstätigkeit sein muss, einen gelungen Ausgleich zwischen einer allen Kunden zugute kommenden Senkung des Preisniveaus und den für die Versorgungssicherheit zwingend erforderlichen Investitionsanreizen zu bewerkstelligen».533 Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen jedoch für das betroffene (bzw noch zu schaffende Unternehmen) gewisse Tatbestandsmerkmale vorliegen. aa) Die Tatbestandsvoraussetzungen des Art 86 Abs 2 EGV (i) Unternehmen Angesichts der Normadressaten macht es keinen Unterschied, ob es sich um ein öffentliches Unternehmen handelt oder um ein privat gehaltenes.534 Die maßgeblichen Kommentare verweisen auf den Unternehmensbegriff von Art 81 ff EGV.535 Demzufolge ist jede eine wirtschaftliche Tätigkeit ausübende Einheit ein Unternehmen, unabhängig von ihrer Rechtsform und ihrer Finan-

531 Zum Kompromisscharakter von Art 86 Abs 2 EGV vgl Jung, in Callies/Ruffert, EGV/ EUV, Art 86 EGV Rz 34. 532 Der «EGV statuiert primär eine offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb als Prinzip für die nationale und gemeinschaftliche Wirtschaftspolitik» vgl Kahl, Neue Bedeutung, wbl 1999, 190. 533 Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Rieseneder/Kahl/Müller/Wallnöfer (Hrsg), FS Wimmer, 646. 534 Öffentliche Unternehmen sind demnach ua Ausdruck einer bestimmten Wirtschaftspolitik und dienen «als Instrument staatlicher Zielverwirklichung» vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 151. 535 So beispielsweise Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 EGV Rz 11.

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zierung.536 In Anbetracht dieser extensiven wirtschaftlichen Betrachtungsweise ist für das Vorliegen der Unternehmereigenschaft nicht einmal mehr eine organisatorische Selbständigkeit erforderlich.537 Vor diesem Hintergrund können sogar Teile der staatlichen Verwaltung Unternehmen darstellen. Abschließend wird eindrücklich betont, dass es der Kommission nicht um die Zurückdrängung der öffentlichen Unternehmen538 ankommt, sondern lediglich auf einen funktionierenden Wettbewerb auf den Energiemärkten.539 Sie will mit ihrem Vorgehen540 erreichen, dass die Mitgliedstaaten «ihr Verhältnis zu diesen Unternehmen nicht missbrauchen».541 Selbst internationale Organisationen können, wie Generalanwalt Tesauro in der Rechtssache Eurocontrol542 formuliert hatte, Unternehmen darstellen.543 Abschließend ist noch ergänzend festzuhalten, dass «der Begriff des öffentlichen Unternehmens ebenfalls autonom europarechtlich zu bestimmen ist».544 Es besteht jedoch wie Pernice/Wernicke ausreichend formuliert hatten die «widerlegliche Vermutung, dass es sich um ein öffentliches Unternehmen des Gemeinschaftsrecht dann handelt, wenn bereits die mitgliedstaatliche Rechtsordnung das betreffende Unternehmen als ein öffentliches bezeichnet, es organisationsrechtlich dem Staat zuordnet oder sein Rechtsstatut öffentlich rechtlich begründet wird».545 (ii) Dienstleistungen Der Dienstleistungsbegriff von Art 86 ist nahezu identisch mit jener Definition in Art 16 und ist insofern nicht auf die enge begriffliche Auslegung von Art 50 EGV beschränkt.546 In diesem Sinne umfasst er auch Sachleistungen und in diesem Kontext sowohl deren Herstellung547 und Bereithaltung als auch Ver-

536 Pernice/Wernicke, in Grabitz/Hilf, Das Recht der Europäischen Union, Art 86 EGV Rz 14. 537 Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 57. 538 Für Österreich bedeutet dies, «dass der EGV keinen Privatisierungsdruck ausübt» vgl Kahl, Neue Bedeutung der «Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse», wbl 1999, 190. 539 Hinsichtlich der Tatsache, dass die Eigentumsordnungen der Mitgliedsstaaten durch den EGV unberührt bleiben vgl Art 295 EGV. 540 Hierbei kommt wieder zum Ausdruck, dass die EK auf die wirtschaftspolitische Gestaltungskompetenz der Mitgliedstaaten Rücksicht nimmt vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 EGV Rz 34. 541 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 132. 542 EuGH Rs C-366/92, SAT Fluggesellschaft mbH – Eurocontrol, Slg 1994, I-45, RN 49. 543 Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 57. 544 Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 Rz 12. 545 Pernice/Wernicke, in Grabitz/Hilf, Das Recht der Europäischen Union, Art 86 Rz 20. 546 Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 6. 547 Der EuGH hat im Rahmen seiner Rechtsprechung zu Almelo wiederholt das Wirtschaftsgut Energie als Ware qualifiziert, auf das – gemäß dem Judikat Costa/ENEL aus

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teilung.548 Demzufolge sind «alle wirtschaftlichen Aktivitäten zur Sicherung von Infrastruktur und Daseinsvorsorge»549 von der Dienstleistungsdefinition des Art 86 Abs 2 EGV umfasst. Eine Tatsache, die dem postulierten Netzausbau – unter welcher Organisationsform auch immer – einen entscheidenden Vorteil verschafft. Den bisher formulierten Ausführungen ist weiters noch hinzuzufügen, dass den MS – in Bezug auf die Fixierung des Dienstleistungsbegriffs – ein großer Ermessensspielraum zukommt.550 (iii) Das allgemeine wirtschaftliche Interesse Aus juristischer Sicht weitaus schwieriger gestaltet sich die Frage nach der begrifflichen Determinierung des allgemeinen wirtschaftlichen Interesses. Abstrakt gesprochen handelt es sich hierbei um die Problematik, das öffentliche Interesse an einer Dienstleistung herauszufiltern. Partikularinteressen551 wie insbesondere auch «Gewinnerzielungsabsichten einzelner stehen dem allgemeinen Interesse jedoch entgegen».552 Aufgrund des Moments, dass «das allgemeine Interesse von historischen, geosozialen und wirtschaftspolitischen Faktoren abhängig ist, und somit einem dynamischen Wandel unterworfen»553, ist eine abstrakte inhaltliche Fixierung des allgemeinen Interesses nicht möglich.554 Es ist somit vom Einzelfall auszugehen. Und genau dies ist mit dem Urteil zur Rechtssache Almelo passiert. Hierbei wurde die Stromversorgung vom EuGH als eine Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse qualifiziert.555 Anhand dieser Entscheidung kam der EuGH zur Auffassung «dass der Ausschluss jeglichen Wettbewerbs erforderlich sein kann, um die Erfüllung besonderer Aufgaben sicherzustellen».556 Dabei änderte sich die Grundhaltung des Gerichtshofes seit dem Urteil Campus Oil557 grundlegend, und gab er in

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dem Jahre 1964 – auch die Grundsätze der Warenverkehrsfreiheit und die Wettbewerbsregeln des EGV Anwendung findet vgl Rademacher, Liberalisierung der Energiemärkte, 2. Pernice/Wernicke, in Grabitz/Hilf, Das Recht der Europäischen Union, Art 16 Rz 21 und Art 86 Rz 32. Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 Rz 36. Vgl Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 86 Rz 24. Vgl EuGH Rs 127/73, SV Sabam u. a. (BRT II), Slg 1974, 313 Rn 23. Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 6. Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 8. So erwähnt Jung, dass eine exakte Begriffsdefinition des allgemeinen wirtschaftlichen Interesses auf europarechtlicher Ebene nicht existiert vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 Rz 37. Berger, Der öffentliche Auftrag, 120. Berger, Der öffentliche Auftrag, 124. Vgl EuGH Rs 72/83, Campus Oil, Slg 1984, 2727, Rn 19.

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Folge dem Allgemeininteresse vor dem Wettbewerb den Vorrang.558 Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass das allgemeine Interesse von zwei Faktoren geprägt wird. Erstens muss es sich um eine Tätigkeit handeln, die mit besonderen Gemeinwohlverpflichtungen559 verbunden ist, und zweitens muss ebendiese Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit erbracht werden. Im Umfeld der Elektrizitätsversorgung ist dies eindeutig judiziert worden und stellt in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr dar. (iv) Die Betrauung Nach der Rechtsprechung des EuGH560 «ist erforderlich, dass die jeweilige Stelle durch einen Hoheitsakt (Gesetz, Verwaltungsakt, oder öffentlich-rechtliche Leistungsvereinbarung) mit der Wahrnehmung der Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse betraut wurde. In diesem Betrauungsakt müssen die besonderen Gemeinwohlaufgaben und die zu erbringenden Dienstleistungen genau bezeichnet werden».561 In diesem Sinne fordert der EuGH bei der Betrauung «strenge Anforderungen, da es sich um eine Ausnahmevorschrift handelt».562 Die Betrauung sollte aber nicht dazu führen, dass «das Rentabilitätsinteresse von Unternehmen»563 vollständig hinter dem Allgemeininteresse zurückstehen muss. Mehr noch hat sich anhand der Rechtsprechung Ahmed Saeed564 herausgebildet, dass auch unrentable Leistungen im Hinblick auf ein betrautes Unternehmen zu erbringen sind, was aber wie gesagt ein Gewinnstreben der Unternehmen nicht gänzlich ausschließt.565 In diesem Sinne könnte ein unabhängiger Netzbetreiber verpflichtet werden, auch geographisch unzulängliche Gebiete mit seinem Netz abzudecken.566 Anhand der Systemnutzungsentgelte, die ein solcher eigentumsrechtlich vollständig entflochtener Netzbetreiber einnehmen könnte, müsste – unter Wahrung des 558 Hierzu ist anzumerken, dass die Ausnahme tätigkeitsspezifisch ist, dh die Dienstleistung von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse ist von anderen Dienstleistungen des Unternehmens bzw anderen Geschäftsfeldern strikt zu trennen. 559 Vgl Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in Europa, 54. 560 Vgl EuGH Rs 127/73, SV Sabam u. a. (BRT II), Slg 1974, 318 Rn 19,22. 561 http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/C-D/dienstleistungsrichtlinie-definitiondl-von-allgemeinem-wirtschaftlichem-interesse,property=pdf,bereich=bmwi,sprache= de,rwb=true.pdf (25.08.2008). 562 Hochbaum/Klotz, in von der Groeben/Schwarze, Kommentar zum EGV, Art 86 EGV Rz 63. 563 Berger, Der öffentliche Auftrag, 85. 564 Vgl EuGH Rs 66/86, Ahmed Saeed, Slg 1986, 803 Rn 55. 565 Eine Betrauung darf nur nicht alleinig zur Förderung von Individualinteressen geschehen vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 EGV Rz 40. 566 Angedacht soll in diesem Kontext vor allem der Umstand sein, dass speziell in Deutschland die windhöffigen Gebiete im Norden liegen, hingegen der Stromverbrauch im Süden am größten ist.

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Grundrechts auf Eigentum – hierfür ein Ausgleich geschaffen werden. Wichtig ist jedoch abschließend zu bemerken, dass «für die Annahme einer Betrauung allein der formelle Akt der Übertragung gemeinwirtschaftlicher Aufgaben ausschlaggebend»567 ist. Rentabilitätserwägungen erlangen erst später Bedeutung568, wenn geprüft wird, «ob das Unternehmen die Voraussetzungen erfüllt, um von den Wettbewerbsvorschriften befreit zu werden».569 In diesem Sinne folgt nun die Legalausnahme des Art 86 Abs 2 EGV. bb) Die Ausnahmen vom Tatbestand des Art 86 Abs 2 EGV (i) Die Impraktikabilität der Aufgabenerfüllung Den verba legalia des Art 86 Abs 2 EGV kann man entnehmen, dass für die mit Allgemeininteressen betrauten Unternehmen generell die Wettbewerbsvorschriften gelten, jedoch nur insofern, als diese Vorschriften nicht die Erfüllung der ihnen übertragenen besonderen Aufgabe rechtlich oder tatsächlich behindert.570 Die Anwendung der Wettbewerbsregeln darf dementsprechend nicht zu einer rechtlichen oder tatsächlichen Verhinderung der Aufgabenerfüllung führen.571 Mestmäcker sieht eine rechtliche Verhinderung dann als vorliegend an, wenn das Gemeinschaftsrecht die Übertragung der besonderen Aufgabe durch die Mitgliedstaaten auf die Unternehmen verunmöglichen würde.572 Eine tatsächliche Verhinderung liegt vor, wenn das Geschäftsgebaren der Unternehmen seitens der Gemeinschaft in einem solch dirigistischen Maße bestimmt wird, dass dieser Dirigismus automatisch die Aufgabenerfüllung verunmöglicht.573 Hinsichtlich des Kriteriums der rechtlichen Unmöglichkeiten ist der EuGH aber seit dem Campus Oil Urteil574 davon abgegangen und hat zunächst nur «eine nachweisliche Unvereinbarkeit der gemeinwohlorientierten Leistungen mit den Wettbewerbsregeln verlangt».575 Anhand dieser Haltung des EuGH kam zum Ausdruck, dass eine Freistellung eines Unterneh-

567 Berger, Der öffentliche Auftrag, 85. 568 Vorgeschaltet wird somit «die aktive hoheitliche Verleihung von Zuständigkeiten und Kompetenzen für eine Aufgabe von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse» vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 EGV Rz 39. 569 Berger, Der öffentliche Auftrag, 85. 570 Vgl Art 86 Abs 2 EGV. 571 Dem ist anzufügen, dass «ein Zurückdrängen des EGV über Art 86 Abs 2 EGV nur als ultima Ratio in Betracht kommt» vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 86 EGV Rz 49; vgl auch Schweitzer/Hummer/Obwexer, Europarecht, 526. 572 Vgl Mestmäcker, Wettbewerbsrecht, 665. 573 Vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 85. 574 In diesem Urteil judizierte der EuGH noch, dass unter keinen Umständen Ausnahmen von den Vertragsvorschriften anerkannt werden; vgl EuGH Rs 72/83, Campus Oil, Slg 1984, 2727 Rn 19. 575 EuGH Rs 155/73, Sacchi, Slg 1974, 409 Rn 88.

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mens von den Wettbewerbsregeln solange nicht möglich war, als dass die Aufgabenerfüllung ohne Verletzung der Vertragsregeln möglich wäre.576 Dem Urteilspruch in der Rechtssache Corbeau folgend, kam der Gerichtshof in weiterer Folge zur Ansicht, dass das Hauptkriterium für die Freistellung von den Wettbewerbsregeln die Tatsache ist, ob die Unternehmen ihre gemeinwirtschaftlichen Leistungen «unter wirtschaftlich tragbaren Bedingungen»577 erfüllen können. Insofern «relativiert der EuGH nunmehr seine Rechtsprechung insoweit, als er als Grund für die Nichtanwendung der Vertragsvorschriften genügen lässt, dass die Erfüllung der besonderen Verpflichtung sachlich oder rechtlich gefährdet würde».578 Als Ausfluss der Urteile Corbeau und Almelo ist demnach zu notieren, dass es allein die Aufgabe der nationalen Gerichte ist, festzustellen, ob und inwieweit eine Freistellung nach Art 86 Abs 2 EGV zu erfolgen hat, um den Unternehmen die Erfüllung der besonderen Aufgabe – unter Ausschluss der Wettbewerbsregeln – zu ermöglichen.579 Um aufgrund dieses großen nationalen Ermessensspielraums staatliche, protektionistisch motivierte Maßnahmen gar nicht erst entstehen zu lassen, ist die «Vertragsausnahme durch die übergeordneten Interessen der Gemeinschaft begrenzt»580, denen zufolge die Entwicklung des Handelsverkehrs nicht beeinträchtigt werden darf.581 (ii) Die Beeinträchtigung des Handelsverkehrs Von einer für den Artikel 86 Abs 2 EGV relevanten Beeinträchtigung des gemeinsamen Handelsverkehrs kann dann gesprochen werden, wenn diese den Interessen der Gemeinschaft zuwiderläuft.582 Treffend verwies der EuGH in der Rechtssache Ambulanz Glöckner583 – ohne die Frage jedoch selbst zu entscheiden – darauf, dass im Bereich der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse der Einfluss auf die Handelsströme zwischen den Mitgliedstaaten darin bestehen kann, dass «die fraglichen Tätigkeiten in einer Weise organisiert sind, dass sie eine Aufteilung des Gemeinsamen Marktes und eine Behinderung des freien Dienstleistungsverkehres, eines der zentralen Ziele des EGV, zur Folge haben. Desgleichen kann der Handel zwischen Mitgliedstaaten durch eine Maßnahme beeinträchtigt werden, die ein Unternehmen 576 577 578 579 580 581 582 583

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Berger, Der öffentliche Auftrag, 86. EuGH Rs C-320/91, Corbeau, Slg 1993 I-2533 Rn 14. Berger, Der öffentliche Auftrag, 87. Kritisch zu diesem Ermessensspielraum vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 103. Berger, Der öffentliche Auftrag, 88. Zum zweiten Prüfungsschritt des Art 86 Abs 2 EGV vgl Jung, in Callies/Ruffert, EUV/ EGV, Art 86 EGV Rz 50. Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 105. Vgl EuGH Rs C-475/99, Ambulanz Glöckner, Slg 2001 I-8089.

Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext

daran hindert, in einem anderen Mitgliedstaat eine Niederlassung zu errichten, um dort auf dem fraglichen Markt Leistungen zu erbringen».584 In diesem Kontext sind mit Sicherheit die Grundfreiheiten und auch das einschlägige Sekundärrecht anzuführen.585 Dennoch hat der EuGH «in seiner Rechtsprechung wiederholt darauf verwiesen, dass es den Mitgliedstaaten nicht verboten sein kann, die Ziele ihrer staatlichen Politik zu berücksichtigen».586 Dieser Satz verdeutlicht nur allzu gut den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sowie der Subsidiarität gegenüber den MS. Angesichts dieses Umstandes kann man hierbei von einem Abwägungskonflikt sprechen. Erstmals betonte der EuGH diese Abwägung zwischen den nationalen und europäischen Zielen der Wirtschaftspolitik im Fall Hafen von Mertert, worin er zur Auffassung kam, «dass diese Würdigung die Ziele der allgemeinen Wirtschaftspolitik betreffe, welche die Mitgliedstaaten unter Aufsicht der Kommission verfolgen».587 Für den postulierten sicheren Betrieb von elektrischen Netzen bzw für einen UNB sollten sich aus diesen Erwägungsgründen folglich keine Probleme von europäischer Seite aus ergeben, denn die EU hat die Versorgungssicherheit als erklärtes Ziel proklamiert.588 Wenn man den Grundgedanken, eine europäische Netzbetreibergesellschaft zu errichten, weiterspinnt, so kommt man zwangsläufig auch zu den jeweiligen nationalen Betreibergesellschaften, die primär erst zu schaffen wären. Als Prämisse für diese zukünftig vielleicht zu erwartende Entwicklung müsste jedoch die eigentumsrechtliche Entflechtung der Netze in einem viel stärkeren Ausmaß als bisher vorangetrieben werden. In Deutschland dürfte dies, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben, kein Problem sein589, in Österreich müsste jedoch zuerst das BVG Eigentum novelliert werden und eine eingehende verfassungsrechtliche Prüfung hinsichtlich der Verhältnismäßigkeit durchgeführt werden.590 Denn bekanntermaßen ist «dieses BVG legistisch äußerst problematisch, weil es ein einfaches Bundesgesetz novelliert, ohne dass aus der novellierten Fassung des Gesetzes selbst erkennbar ist, welche Bestimmungen im Verfassungsrang stehen und in Bezug auf welche dies nicht der Fall ist».591 584 585 586 587 588 589

Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse in Europa, 34. Berger, Der öffentliche Auftrag, 90. Vgl Essebier, Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse, 104. Vgl EuGH Rs 10/71, Hafen von Mertert, Slg 1971, 723 Rn 13. Vgl, Fischer, Der Vertrag von Lissabon, 322. So berichtet der Spiegel in der Ausgabe vom 8.9.2008, dass bereits Verhandlungen mit einem Konsortium rund um den Allianz Konzern aufgenommen wurden, die sich bereit erklärt hatten, die Netze von E.ON kaufen zu wollen. Damit soll der Grundstein für die von der Politik geforderte deutsche Netz AG gelegt werden vgl Der Spiegel, 37/2008, 75. 590 Vgl Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg) Wirtschaft und öffentliches Interesse, 22. 591 Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg) Wirtschaft und öffentliches Interesse, 22.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

b) Art 16 EGV Abschließend soll noch kurz auf die sehr vage Formulierung der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse in Art 16 EGV eingegangen werden. In Anbetracht der Tatsache, dass diese im ersten Teil des EGV – unter den Grundsätzen der EU – eine Erwähnung erfahren haben, sowie aufgrund der direkten Bezugnahme auf die gemeinsamen Werte können sie bzw kann Art 16 EGV mit Sicherheit als horizontale Querschnittsnorm bezeichnet werden.592 Art 16 EGV wurde erst durch den Amsterdamer Vertrag eingeführt und soll va die gemeinsamen Werte der Europäischen Union unterstreichen.593 In diesem Rahmen soll auf das Spannungsverhältnis zwischen der marktwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsverfassung der EU und den Services Publics hingewiesen werden.594 Unzweifelhaft «ist, dass Art 16 EGV die Berechtigung bestimmter Dienste von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse – im Rahmen der gemeinschaftlichen Wertordnung – ausdrücklich anerkennt und somit eine Hilfestellung bietet, ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsordnung und öffentlicher Daseinsvorsorge auszuloten».595 Insofern ergibt sich daraus, «dass der Stellenwert und die Bedeutung der Dienste von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse bei jeder Interpretation einer Vertragsvorschrift, sofern relevant, zu berücksichtigen sind».596 Wichtig ist in diesem Kontext jedoch, den Umstand zu erwähnen, dass aufgrund des einleitenden Wortes «unbeschadet» zum Ausdruck kommt, dass «die MS eine Gleichstellung von Wettbewerbswirtschaft und gemeinwohlgebundenen Unternehmen nicht angestrebt haben und der Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb auch weiterhin die Regel bildet».597 Art 16 EGV wird lediglich unterstützend bei der Auslegung von Art 86 EGV herangezogen. In diesem Sinne kann er enorme Hilfestellung bieten, wie nachfolgendes Zitat von GA Alber beweist: «Der neu geschaffene Artikel 16 und Artikel 36 der Grundrechte der Europäischen Union unterstreichen die Bedeutung dieser Ausnahme als Ausdruck einer grundlegenden Wertentscheidung des Gemeinschaftsrechts».598 Dazu sollte noch angemerkt werden, dass Artikel 295 EGV keinerlei Einfluss auf Art 16 aufweist. Ersterer normiert lediglich «die Neutralität des EGV gegenüber den wirtschaftsverfassungsrechtlichen Grundentscheidungen der Mit-

592 593 594 595

Vgl Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-)wirtschaftlichen Interesse, 10. Vgl Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 1. Vgl Kallmayer/Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 16 EGV Rz 3. Kahl, Neue Bedeutung der «Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse», wbl 1999, 196; vgl auch Kallmayer/Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 16 EGV Rz 10. 596 Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 6. 597 Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 5. 598 Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 7.

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Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext

gliedstaaten».599 Angesichts dessen ist «auch in Zukunft von einem grundsätzlich gleichberechtigten Nebeneinander von öffentlicher und privater Wirtschaft auszugehen».600 Dem EuGH kommt bei der Ausgestaltung des Begriffes der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse jedoch eine sehr gewichtige Rolle zu.601 Dieser Umstand ergibt sich aus der 13. Erklärung zur Schlussakte des Amsterdamer Vertrags, welche den Artikel 16 EGV unmittelbar ergänzt und in deren Artikel 7d es heißt: «Der den öffentlichen Dienst betreffende Artikel 7d des Vertrags der Europäischen Gemeinschaft wird unter uneingeschränkter Beachtung der Rechtsprechung des Gerichtshofes, ua in Bezug auf die Grundsätze der Gleichbehandlung, der Qualität und die Dauerhaftigkeit solcher Dienste umgesetzt».602 Die exakte inhaltliche Ausformulierung lässt sich auf den massiven Einfluss der französischen Regierung zurückführen, die damit erreichen wollte, dass die Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse – ähnlich dem Service Public – zu gemeinsamen Werten erhoben werden.603 Dies verdeutlicht vor allem wiederum der Artikel 7d der Schlussakte, der inhaltlich die drei Direktiven des französischen Service Public wiedergibt.604 Zu guter Letzt soll auf die Tatsache verwiesen werden, dass Artikel 16 keine unmittelbare Wirkung aufweist, dh Art 16 EGV «begründet keine Leistungsansprüche der Bürger und keine Abwehrrechte der Unternehmer».605 Auch aus Art 36 der Grundrechts-Charta lässt sich eine solche unmittelbare Wirkung nicht ableiten.606 3. Sekundärrechtliche Normierungen a) Mitteilung der Kommission Die Europäische Kommission hat sich im Jahre 1996 erstmalig mit der Thematik der Daseinsvorsorge beschäftigt.607 In all den späteren Dokumenten wird der Begriff der Daseinsvorsorge zu Gunsten der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse ersetzt. Dieser Terminus ist primärrechtlich 599 Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 149. 600 Kahl, Neue Bedeutung der «Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse», wbl 1999, 196; vgl auch Kallmayer/Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 16 EGV Rz 13. 601 Vgl Kahl, Neue Bedeutung der «Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse», wbl 1999, 196. 602 Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 2. 603 Vgl Löwenberg, Service public und öffentliche Dienstleistungen, 208. 604 Zu den genauen Prinzipien des Service Public vgl Keller, Service Public, 59 ff. 605 Lenz, in Lenz/Borchardt (Hrsg), EG-Vertrag, Art 16 Rz 11; vgl auch Kallmayer/Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 16 EGV Rz 12. 606 Vgl Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-)wirtschaftlichen Interesse, 11. 607 Vgl Kommission, Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa ABl 1996 C 281 S 3.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

nicht normiert und wurde im Zuge dieser Mitteilung erstmalig einer konkreten Beschreibung zugeführt.608 Hinsichtlich der inhaltlichen Schärfe äußert sich die Kommission wie folgt: «Die Leistungen der Daseinsvorsorge bilden den Kern des europäischen Gesellschaftsmodells, fördern Solidarität und Gleichbehandlung in einer offenen dynamischen Marktwirtschaft, sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Union und die Lebensqualität ihrer Bürgerinnen. Diese Leistungen der Daseinsvorsorge werden durch den jeweiligen Mitgliedstaat bestimmt und können unterschiedlich ausgestaltet werden».609 Innerhalb der Daseinsvorsorge kann zwischen marktbezogenen und nichtmarktbezogenen Dienstleistungen unterschieden werden.610 In Anbetracht von Art 86 EGV sind die Energieversorgungsdienste als marktbezogene Tätigkeiten zu qualifizieren. In ihrer Mitteilung stützt sich die Kommission auch auf die Vielfalt als Grundlage und führt sowohl den Artikel 86 als auch den Art 295 an, welche beide die Daseinsvorsorge bzw später die Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse gewährleisten sollen.611 Angesichts dieses Standpunkts kommt wiederum zum Ausdruck, dass die Gemeinschaft die jeweiligen nationalen Wirtschaftsordnungen unberührt lässt und dem Subsidiaritätsprinzip612 entsprechend handelt.613 In diesem Sinne kann man die Mitteilung der Kommission dahingehend interpretieren, dass «sie darin eindeutig die Legitimität der Leistungen der Daseinsvorsorge und das Subsidiaritätsprinzip bezüglich der Intervention der Gemeinschaft bekräftigt, die Unzulänglichkeit des Marktes einräumt und bestätigt, dass Ausnahmen hinsichtlich der Wettbewerbsregeln möglich sind».614 In seiner Stellungnahme zur Mitteilung der Kommission hat der Wirtschafts- und Sozialausschuss angeführt, dass «der Wettbewerb zu einer effektiveren und effizienteren Leistungserbringung führt, gleichzeitig jedoch auch bestimmte Probleme mit sich bringen kann. Weniger rentable Unternehmensteile werden infolge der Ausweitung des Wettbewerbs zur Diskussion gestellt».615 Hierbei lässt sich bereits ein gewisser Skeptizismus bezüglich des Spannungsverhältnisses zwischen Wettbewerb und Daseinsvorsorge herauslesen. In der Entschließung zur Mitteilung der Daseinsvorsorge der Kommission aus dem Jahre 2000616 hat sich das Parlament noch kritischer geäußert. So weist das EP in Punkt 4 darauf hin, «dass Dienstleistungen im all608 609 610 611 612 613 614 615 616

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Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse, 11. Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-)wirtschaftlichen Interesse, 12. Vgl Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse, 11. Vgl Kommission, Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa ABl 1996 C 281 S 5. Zum Grundsatz der Subsidiarität und der Ergänzung durch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vgl Schweitzer/Hummer/Obwexer, Europarecht, 21. Vgl Kommission, Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa ABl 1996 C 281 S 5. Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse, 67. Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialausschusses zur «Mitteilung der Kommission – Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa» ABl C 287/86. Vgl KOM(2000) 580 endg.

Die Daseinsvorsorge im europarechtlichen Kontext

gemeinem wirtschaftlichen Interesse den gleichberechtigten Zugang, Versorgungssicherheit, Kontinuität hohe Qualität und demokratische Rechenschaftspflicht gewährleisten müssen».617 Weiters stellt das EP in Punkt 16 fest, «dass unter den Leistungen der Daseinsvorsorge im Allgemeinen solche Leistungen verstanden werden, die für die Lebensführung der Menschen wichtig sind, also unter anderem Leistungen der Verkehrsträger, der Post, der Telekommunikation, des Bildungswesens, der Krankenhäuser, der Sozialdienste, der Entsorgung von Abwasser und Abfall, der Versorgung mit Wasser und Energie, vor allem mit Strom».618 Daraus wird einerseits klar ersichtlich, wie sensibel der Bereich der Daseinsvorsorge gegenüber dem Wettbewerb ist, und andererseits, dass die Energieversorgung sicherlich in dem Begriff eingeschlossen ist. Bezüglich der vorher genannten Mitteilung aus dem Jahre 2000 wird festgestellt, dass diese «lediglich eine Aktualisierung und Bestätigung der 1996 entwickelten Grundsätze darstellt».619 Nachfolgend soll noch in aller Kürze das Grünund Weißbuch zu den Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse besprochen werden, um aufzuzeigen, inwiefern der Begriff unter dem Verständniswandel gelitten oder ob er an inhaltlicher Schärfe dazugewonnen hat. b) Grünbuch zu DAWI Die wohl wichtigsten Veränderungen lassen sich im Anhang des Grünbuches620 finden. Unter dem Schlagwort Gemeinwohlverpflichtungen im Gemeinschaftsrecht findet sich der Begriff des Universaldienstes, der gezielt für netzgebundene Wirtschaftszweige wie beispielsweise die Energieversorgung entwickelt wurde. Dank diesem konnten in den letzten zwei Dekaden stetig Anpassungen erzielt werden, die sich verstärkt Termini wie der Leistungsfähigkeit, dem technologischem Fortschritt oder auch dem Umweltschutz gewidmet haben.621 In diesem Kontext spielt der Gedanke, dass die Qualität eines Universaldienstes erhalten bleibt bzw erforderlichenfalls verbessert wird, eine zentrale Rolle. Hinsichtlich des postulierten Netzerhalts und der konsequenten Weiterverbesserung der Netzinfrastrukturen durchwegs rentable Überlegungen. Des Weiteren wird letztgültig der Begriff der Daseinsvorsorge durch den Terminus der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse 617 Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur «Mitteilung der Kommission – Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa KOM(2000) 580 endg.» KOM(2000) 580 endg. 618 Stellungnahme des Europäischen Parlaments zur «Mitteilung der Kommission – Leistungen der Daseinsvorsorge in Europa KOM(2000) 580 endg.» KOM(2000) 580 endg. 619 Ausschuss der Regionen, Dienstleistungen von allgemeinem Interesse, 67. 620 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg. 621 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg, 42.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

ersetzt.622 In Bezug auf die Qualität und die Kontinuität spricht die Kommission eine eindeutige Sprache. So ist für selbige «die Festlegung, Überwachung und Durchsetzung der Qualitätsanforderungen durch die Behörden zu einem zentralen Bestandteil der Regulierung der Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse geworden».623 Darüber hinaus spricht sie die Energiemärkte indirekt an, indem sie feststellt, «dass in den Sektoren, die auf Gemeinschaftsebene für den Wettbewerb geöffnet wurden, die Gemeinschaft sich nicht ausschließlich auf die Kräfte des Marktes verlassen hat, um die Dienstleistungsqualität aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. In bestimmten Fällen sind die Qualitätsstandards in den Rechtsvorschriften der Gemeinschaft festgelegt. Hierzu zählen beispielsweise Sicherheitsbestimmungen, Richtigkeit und Transparenz der Abrechnung, flächendeckende Versorgung und Absicherung gegen Abschalten der Dienste. In anderen Fällen sind die Mitgliedstaaten berechtigt bzw verpflichtet, Qualitätsstandards festzulegen. In wieder anderen Fällen sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, die Einhaltung der Qualitätsstandards zu überwachen und durchzusetzen».624 Hinsichtlich der Versorgungssicherheit – und in diesem Bereich speziell im Umfeld des Netzinfrastrukturausbaus – gibt die Kommission zu bedenken, dass «eine kontinuierliche und nachhaltige Bereitstellung von Diensten von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse»625 eine maßgebliche Notwendigkeit darstellt. Schließlich und endlich gelangt aber auch die Kommission zur Auffassung, dass «es offensichtlich nicht das eine, ideale Konzept für die Regulierung netzgebundener Wirtschaftszweige gibt».626 Dem ist, – hinsichtlich des Faktums, dass die eigentumsrechtliche Entflechtung nur ein Aspekt der Regulierung ist – aus Sicht des Autors mehrheitlich, aber nicht zur Gänze, zuzustimmen. Im Bereich der Elektrizitätsübertragung würde eine stärkere Diskussion hinsichtlich des Ownership Unbundlings sicherlich positive Signale in Richtung einer stärkeren Anreizregulierung setzen. Wichtig ist jedoch beim Grünbuch zu erwähnen, dass auf europäischer Seite auch im Sekundärrecht Akzente gesetzt werden, die sich mit 622 Vgl Raptis, Dienstleistungen von allgemeinem (nicht-) wirtschaftlichen Interesse, 19. 623 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg, 44. 624 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg, 45 ff. 625 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg, 48. 626 Kommission, Grünbuch zu Dienstleistungen von Allgemeinem Interesse KOM(2003) 270 endg, 50; das Regulierungsrecht ist weiter und umfassender determiniert als etwa der isolierte Aspekt des Unbundlings; das Regulierungsrecht in seiner «heutigen Ausprägung ist auf die Kulminierung der Liberalisierung, Privatisierung und der Notwendigkeit zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge» zurückzuführen vgl Wallnöfer, Regulierungsrecht, in Arnold/Bundschuh-Rieseneder/Kahl/Müller/Wallnöfer (Hrsg), FS Wimmer, 633.

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Fazit

dem Leitungsausbau und der Versorgungssicherheit auseinandersetzen. Obgleich in diesem Dokument die Trennung der Funktionen von Betreiber und Infrastrukturmanager angerissen wird, ist festzustellen, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis letztendlich gültige Standards – sowohl auf nationaler wie auch auf gemeinschaftsrechtlicher Ebene gelten –, welche rechtsverbindlich einen konsequenten Netzausbau ermöglichen. c) Weißbuch DAWI Das Weißbuch der Kommission konkretisiert in der Folge nur noch die unterschiedlichsten Handlungsebenen, schafft jedoch grundsätzlich keine neuen Inhalte. So ist nachzulesen, dass es eine gemeinsame Verantwortung der Union und der Mitgliedstaaten gibt. Dazu führt die Kommission aus: «Diese Teilung der Verantwortung entspricht jenem Konzept, das der Bestimmung in Artikel 16 EGV zugrunde liegt, wonach der Gemeinschaft und den Mitgliedstaaten die Verantwortung dafür übertragen wird, dass sie im Rahmen ihrer jeweiligen Befugnisse dafür Sorge tragen, dass ihre Politik so gestaltet ist, dass die Anbieter von Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse ihren Aufgaben gerecht werden können. Das Recht der Mitgliedstaaten, den Wirtschaftsakteuren spezifische Gemeinwohlverpflichtungen auferlegen zu können und für deren ordnungsgemäße Erbringung Sorge zu tragen, ist im Übrigen ausdrücklich in Art 86 Abs 2 EGV anerkannt».627 Somit wird auf Art 16 und Art 86 EGV verwiesen, ohne neue Inhalte zu schaffen, aus denen geschlossen werden könnte, dass vor allem eine weitere Regulierung des Netzinfrastrukturbereichs erwartet werden kann.628 Abschließend soll festgehalten werden, dass die Kommission davon spricht, Vorschläge für sektorspezifische Regulierungen zu formulieren, sofern dies erforderlich ist. Unter Zugrundelegung der unzähligen technischen Berichte bezüglich des Netzzustandes und einer weiter voranschreitenden Deregulierung der Energiemärkte kann dieser Ausspruch als an der Wirklichkeit vorbeigehend betrachtet werden.

E. Fazit Die sehr eingehende Untersuchung von (Rechts-) Begriffen wie der Daseinsvorsorge und dem Service Public war vonnöten, um herauszufinden, inwiefern 627 Kommission, Weißbuch zu Dienstleistungen von allgemeinem Interesse KOM(2004) 374 endg, 6, 7. 628 Hier schließt sich die Kommission dem Standpunkt an, dass Art 16 EGV die Leistungen der Daseinsvorsorge anerkennt und Art 86 EGV diese «als Durchbrechung der grundsätzlich gewollten wettbewerbsgeprägten Marktordnung behandelt» vgl Kallmayer/ Jung, in Callies/Ruffert, EUV/EGV, Art 16 EGV Rz 10.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

sich diese eignen, einen öffentlichen Auftrag im Bereich des Elektrizitätsrechts bzw der Energieversorgung zu lokalisieren. Angesichts der bisherigen Informationen ist ein solcher im Rechts- bzw Verfassungssystem von Deutschland und in der Rechtsordnung von Österreich nicht mehr zu finden. Die Wortfolge «nicht mehr» verdeutlicht, dass speziell in Österreich ein solcher einstmals existent war, dieser sich jedoch allmählich von der Versorgungspflicht zur Anschlusspflicht gewandelt hatte. Dazu ist anzumerken, dass das Elektrizitätswirtschaftsrecht bzw das Elektrizitätsrecht keiner einheitlichen Systematik folgt629 und diesbezüglich geradezu von einer Kompetenzzersplitterung die Rede sein kann. Verstärkt hat sich dieser Trend noch in der Legistik rund um die Ökostromförderung in Österreich.630 In Ermangelung einer direkten Erwähnung der Daseinsvorsorge in der Verfassung sowie dem Fehlen von Staatszielbestimmungen im Bereich der Energieversorgung ist Österreich weit davon entfernt, sich den zunehmenden Schwierigkeiten auf den Energiemärkten anzupassen. Im Gegensatz dazu hat sich in Frankreich aufgrund des ServicePublic-Konzepts eine – was zumindest den Energiesektor allgemein betrifft – geradezu paradiesische Situation entwickeln können.631 Manche Autoren führen bisweilen noch das Sozialstaatsprinzip an, welches eine gewisse fürsorgliche Komponente für den Energieverbraucher darstellen sollte, doch dem ist aus Sicht des Autors im Hinblick auf die starke Ausprägung und grundgesetzliche Erwähnung dieses Verfassungsprinzips in Deutschland sowie in Frankreich nicht zuzustimmen. Der öffentliche Auftrag im Elektrizitätsrecht stellt jedoch nur den Grundbaustein für den postulierten Netzausbau dar. Wichtig war zu hinterfragen, inwieweit die unterschiedlichen Verfassungssysteme den öffentlichen Aufträgen generell und dem Energieversorgungsauftrag speziell Möglichkeiten zur Entfaltung bieten. Die österreichische Verfassung bietet aufgrund der Notion nach Kelsen diesbezüglich keine Anhaltspunkte, die auf einen solchen schließen lassen könnten.632 Umso wichtiger erscheint der zu behandelnde Aspekt des Netzausbaus und der Netzneuinvestitionen. Denn ohne diesen wird es definitiv keinen weiteren Ausbau der Windenergie geben. Dafür sprechen vielerlei Faktoren. Als Ausgangsort dieser Debatte ist mit Sicherheit die Bundesrepublik Deutschland zu nennen. Erstens gedieh hier der Diskurs hinsichtlich der mangelnden Netzinvestitionen weiter als in Österreich, und zweitens ist das Problem dortzulande auch einer stärkeren Dringlichkeit ausgesetzt als hierzulande. Dafür ausschlaggebend ist, dass Deutschland bis in das Jahr 2020 ein Viertel seines Strombedarfs mit Hilfe der Windenergie abdecken will.633 Dafür braucht es aber leistungsstarke Netze, 629 630 631 632 633

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Vgl Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung, 79 ff. Vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 56. Vgl Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 47, 48. Vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 56. Vgl Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 10.

Fazit

deren Zustand und Auslegung dieser Erhöhung auch gerecht werden können.634 Die Pflichten der Netzbetreiber, normiert im ElWOG, haben hierzulande nicht dazu geführt, dass ein nennenswerter Neubau geschweige denn ein Ausbau der heimischen Elektrizitätsnetze erreicht werden konnte.635 Daran hat auch das von der EU-Kommission geforderte gesellschaftsrechtliche Unbundling nichts geändert. An dieser Stelle seien – um auf die Dringlichkeit dieser Thematik aufmerksam zu machen – Überlegungen und Worte des Generalsekretärs der IEA angeführt. Dieser habe «seine Bedenken darüber geäußert, dass einige EU-Mitgliedstaaten ihren Widerstand gegen das sog ownership unbundling aufrechterhielten».636 Damit trifft er sozusagen des Pudels Kern, denn, um in seinen Worten fortzufahren, sei «jede Alternative zum umfassenden ownership unbundling lediglich eine Notlösung».637 In Anbetracht dieser Aussagen lässt sich einerseits eine an den Kräften des Wettbewerbs, andererseits eine an die technischen Erfordernisse des Netzes anknüpfende Geisteshaltung erkennen. Hinsichtlich des Wettbewerbs ergänzt der Dresdner Energiewissenschaftler Christian von Hirschhausen diese Aussage dahingehend, als dass er erklärt, dass «vertikal integrierte Infrastrukturunternehmen einen dauernden Anreiz aufweisen, die Schwesterunternehmen aus dem eigenen Konzern beim Infrastrukturzugang zu bevorzugen und Drittunternehmen zu diskriminieren».638 Angesicht der Malaise beim Stromtransport639 sei auf die Ausführungen der deutschen Bundesnetzagentur verwiesen, die in einem Anfang Jänner 2008 verfassten Bericht eindeutig darauf hingewiesen hat, dass «Investitionsbedarf in erheblichem Umfang gegeben sei, weil das Netz veraltet sei und die Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht habe».640 Die Bestandsaufnahme schließt mit der Warnung, dass «in einigen Regionen Deutschlands mittelfristig Engpässe im Stromnetz nicht auszuschließen seien».641 Als ein konkretes Beispiel lässt sich in diesem Zusammenhang die Aussage von Wolfgang Nelder, Geschäftsführer bei Vattenfall Europe Transmission, nennen, welcher sagte, dass «der Ausnah-

634 Vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 13, 14. 635 Zu ungenau und zu wenig gehaltvoll sind die Obliegenheiten vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 23 Rz 8, § 29 Rz 24; vgl auch Maier, Elektrizitätsversorgungssicherheit, 33; grundlegend dazu vgl Donner, Planungskonflikte, 106. 636 http://www.euractiv.com/de/energie/iea-fordert-eu-vollstandigen-liberalisierung-ener giemarkte/article-175132 (11.09.2008). 637 http://www.euractiv.com/de/energie/iea-fordert-eu-vollstandigen-liberalisierung-ener giemarkte/article-175132 (11.09.2008). 638 http://www.zeit.de/2006/37/Strom (11.09.2008). 639 Dem ist anzufügen, dass das deutsche Übertragungsnetz im Durchschnitt 50 Jahre alt ist vgl http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008). 640 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008). 641 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008).

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

mefall bei uns die Regel geworden ist».642 Angesichts dieser Aussage nimmt er direkt Referenz auf die Tatsache, dass «während der ersten 29 Tage des Jahres 2008 die Systemschwierigkeiten beim Stromtransport bereits an 28 Tagen kritisch waren».643 Die Netze sind nicht mehr dem gegenwärtigen Bedarf angepasst und Netzinvestitionen werden von den Unternehmen einfach auch seltener getätigt.644 Die fetten Jahre sind vorbei, denn «durch die Regulierung sei inzwischen der Anreiz nicht mehr besonders groß, sich auf diesem Gebiet wirtschaftlich zu betätigen».645 Des Weiteren führt Klaus Kleinekorte, technischer Geschäftsführer der RWE Transportnetz Strom GmbH, aus, dass «die Übertragungsnetze in Nord-Süd Richtung in Kürze ihre Kapazitätsgrenze erreichen».646 Somit droht ein regionaler Überschuss, der in weiterer Folge nicht abtransportiert werden kann. Der regionale Überschuss bezieht sich vor allem auf die neu entstehenden Windkraftwerke, denn bekanntermaßen wird der Großteil der Windenergie im Norden Deutschlands gewonnen, muss jedoch bis in den geographisch weit entfernten Süden transportiert werden, da hier der weitaus intensivste Stromverbrauch herrscht.647 Angesichts der Tatsache, dass man sich nicht aussuchen kann, an welchem Standort ein Windkraftwerk am besten errichtet wird, sondern der jeweilige Betreiber auf die physikalische Prämisse der Windhöffigkeit sowie der Bodenrauhigkeit eines Gebietes vertrauen muss, kann man davon ausgehen, dass in nächster Zeit die Menge des von Nord nach Süd transportierten Stromes gewaltig zunehmen wird.648 Konventionelle Kraftwerke können aus technischer Sicht sehr wohl nahe am Verbraucher errichtet werden, bei Windkraftwerken verhält es sich aber nicht so. Die meisten Windparks wurden an Stellen errichtet, die sehr dünn besiedelt sind und die einen extensiven Leitungsausbau bzw Leitungsneubau erfordern. Ein Ausbau, der nicht selten an Bürgerinitiativen oder an der allgemeinen Verwaltung scheitert.649 In diesem Kontext ist zu notieren, dass sich im «Kampf

642 http://www.welt.de/wirtschaft/article1617636/Deutsche_Stromnetze_nah_am_Kollaps. html (11.09.2008). 643 http://www.welt.de/wirtschaft/article1617636/Deutsche_Stromnetze_nah_am_Kollaps. html (11.09.2008). 644 Obwohl die eingenommenen SNT die Lebensfähigkeit der Netze gewährleisten müssen vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 25 Rz 3. 645 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008). 646 http://www.welt.de/wirtschaft/article1537179/Die_Blockierer_des_neuen_deutschen_ Stromn etzes.html (11.09.2008). 647 Vgl Petermann (Hrsg), Sichere Energie, 224. 648 http://www.welt.de/wirtschaft/article1537179/Die_Blockierer_des_neuen_deutschen_ Stromnetzes.html (11.09.2008). 649 So will das Land Niedersachsen ein Gesetz verabschieden, welches «die aufwendige Erdverkabelung zur Norm machen soll», wohlwissend, dass dies jahrelange Planungen nach sich zieht vgl http://www.welt.de/wirtschaft/article1537179/Die_Blockierer_des_ neuen_deutschen_Stromnetzes.html (11.09.2008).

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Fazit

gegen Hochspannungsmasten selbst politische Erzfeinde verbünden».650 Es wird selten ein Thema so kontrovers diskutiert wie der zukünftig zu erfolgende Leitungsausbau. Einerseits soll er eine möglichst hohe Versorgungsqualität gewährleisten, anderseits jedoch soll er auf keinen Fall die natürliche Landschaft verunstalten. Was die betroffenen Akteure dieser Debatte allerdings vergessen, ist der Faktor Zeit. Bekanntermaßen nehmen weder Zeit noch Strom bzw der Bedarf Rücksicht auf verpasste politische Entscheidungen. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass im Südwesten der Bundesrepublik Deutschland demnächst die Atommeiler, aufgrund des Beschlusses der Bundesregierung, vom Netz genommen werden müssen, gleichzeitig aber der Leitungsausbau von Norden her kommend nicht die gewünschte Schnelligkeit erreicht.651 Diese Traversen sind jedoch speziell für die Windenergie von essentieller Bedeutung. Auch in Österreich stockt der Bau der 380 kV Leitung von Norden nach Süden.652 Der unbedarfte Laie kann sich nicht vorstellen, welche gewaltigen Planungs- und Genehmigungserfordernisse ein solcher Leitungsbau mit sich bringt. Soviel an diesem Punkt zu den technischen Erfordernissen, welche alsbald hoffentlich einer tragbaren Lösung zugeführt werden. Auf politischer bzw rechtlicher Seite schlagen die Wogen weitaus höher. So sind bezüglich dieses Themas Vorschläge von der Verstaatlichung hin zu sog Unabhängigen Systembetreibern bis zu einer europäischen Netzbetreibergesellschaft bzw deutschen Netz AG zu vernehmen. Aus Sicht des Autors ist jede Diskussion hinsichtlich von Kompromissentscheidungen zum jetzigen System der Entflechtung absolut kein tauglicher Anknüpfungspunkt für eine zukunftsorientierte Debatte einer weiteren Windenergieintegration. Natürlich muss diese Art von Energie erst einmal gewonnen werden, doch ohne ausreichende Transport- und Übertragungskapazitäten653 ist deren Ende bereits beim ersten Planungsschritt besiegelt. Die technologischen Fortschritte in der Energiegewinnung sind überwältigend, auch ist Deutschland der Weltmarktführer in Sachen Windenergiegestehung, 650 Vgl http://www.welt.de/wirtschaft/article1537179/Die_Blockierer_des_neuen_deutschen _Stromnetzes.html (11.09.2008). 651 Dem ist anzumerken, dass CDU/CSU und FDP den Atomausstieg ablehnen und ihn bei einer gemeinsamen Regierungsbildung auch rückgängig machen würden vgl http:// www.agenda21-treffpunkt.de/lexikon/atomausstieg.htm (27.10.2008); zur Unverantwortlichkeit des deutschen Atomausstiegs vgl Wicke/Spiegel/Wicke-Thüs, Kyoto-Plus, 117. 652 Vgl Kaupa/Popelka/Dummer, Bedeutung, in Forschung im Verbund Band 82, Leistungsfähigkeit der Netze, 6. 653 Die Übertragung stellt in diesem Sinne «den Transport von Elektrizität über ein Höchstspannungs- und Hochspannungsverbundnetz» dar, während hingegen die Verteilung «den Transport von Elektrizität über Hoch-, Mittel- oder Niederspannungsverteilernetze zum Zwecke der Belieferung von Kunden» darstellt vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 7 Rz 56, 62.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

aber diese beiden Faktoren dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch ein weiter Weg ist, das Netz auf diese neuen Anforderungen anzupassen. Österreich ist zwar von dieser Diskussion nicht so dringlich betroffen, weil insgesamt der Zubau der Windenergie hierzulande in einem überschaubaren Rahmen vonstattengehen wird, aber auch in unserem Land müssen Maßnahmen ergriffen werden, die einerseits eine rasche Netzinvestition zulassen und andererseits Genehmigungsverfahren beschleunigen.654 Hinsichtlich der innerstaatlichen Rechtslage ist Österreich im Vergleich zu Frankreich mit Sicherheit im Hintertreffen. Der französische Service Public sichert einen viel stärker orientieren Gemeinwohlauftrag – auch hinsichtlich der Energieversorgung – als die österreichische Rechtsordnung. So sind in Frankreich die Möglichkeiten allfälliger staatlicher Einflussnahme sehr straff organisiert. Ein weiteres Hindernis, welches als rein österreichisches betrachtet werden muss, ist die fehlende Systemorientiertheit im legistischen Gesamtrahmen. Nicht nur das Ökostromgesetz ist einleitend geprägt von einer Kompetenzdeckungsklausel655, sondern auch das BVG Eigentum ist legistisch problematisch.656 Aus Sicht des Autors muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass, falls von Regierungsseite weiterhin geplant wird, den erneuerbaren Energien wirklich verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken, die Planung zur Integration derselben einen globalen Denkansatz aufweisen soll und im Hinblick auf eine weitere Entflechtung nicht von Partikularinteressen beeinflusst werden darf.657 Die nationalen Diskussionen bewegen sich angesichts der zukünftigen Bedeutung der Netzinfrastrukturen bzw deren Eigentümern, zu weit weg von der alles entscheidenden Haltung der EU-Kommission. Der IEA Generalsekretär bemängelte anlässlich seines Besuchs am 4.9.2008 in Brüssel, dass «die EU-Politik mit Blick auf die Liberalisierung der Energiemärkte weniger konsequent sei»658 als etwa im Bereich des Klimaschutzes. Das Adjektiv weniger bezieht sich auf das gemeinschaftliche Klimapaket. Man kann angesichts dieses Umstandes fast notieren, dass vor lauter Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz die nationalen technischen und rechtlichen Prämissen, die eben diese ermöglichen sollen, vergessen werden. Mit solch problembehafteten Themenfeldern wie elektrischen Leitungen und allfälligen Enteignungen wollen sich Politiker nur ungern herumschlagen.659 Dieser Gesichtspunkt schlägt sich auch im Niveau und realistischen Gehalt der gegenwärtig geführten Diskussion nieder. So möchte die hessische 654 Planungsverfahren für Kraftwerke und Leitungen können bis zu 10 Jahre dauern. 655 Vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 56. 656 Vgl Öhlinger, Verfassungsrechtliche Determinanten, in Fremuth (Hrsg), Wirtschaft und öffentliches Interesse, 22. 657 Vgl Wallnöfer, Die Energiewirtschaft vor dem zweiten Umbruch?, wbl 2008, 19. 658 Vgl http://www.euractiv.com/de/energie/iea-fordert-eu-vollstandigen-liberalisierungenergiemarkte/article-175132 (11.09.2008). 659 Zur hessischen Kampagne gegen die Windkraft vgl Longo, Kampagne in Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 91.

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Fazit

SPD-Vorsitzende Ypsilanti die Stromnetze rundweg verstaatlichen und schließt sich damit gedanklich Oskar Lafontaine an, der gleichzeitig auch die Post und die Telekom wieder in Staatsbesitz bringen will.660 Bei all den populistisch geführten Diskussionen wird meist vergessen, dass va neue Gesetze notwendig sind um den Leistungsausbau zu favorisieren. In diesem Sinnzusammenhang sollen vor allem Gesetze, «die den Genehmigungsprozess für den Leitungsausbau deutlich beschleunigen würden»661, angedacht werden. So sind allein für das Bundesland NRW 450 km Höchstspannungsleitungen erforderlich, um den Strom zukünftig ohne technische Schwierigkeiten in den Süden transportieren zu können.662 Hinsichtlich der Eigentümer bzw des anstehenden Verkaufsprozesses ist zu notieren, dass sich bis dato noch die Energieversorger RWE und EnBW weigern, ihre Höchst- und Hochspannungsnetze abzugeben. Ein Aspekt der aufgrund der weiteren Vorgangsweise der Kommission bald in der Bedeutungslosigkeit versinken wird. Längst schon werden Überlegungen angestrengt, wer in Zukunft ein geeigneter Eigentümer des deutschen Stromnetzes sein könnte. Aus Sicht des Autors ist es ohne Belang, ob der Staat die Netze übernimmt, oder ob ein langfristig strategisch denkender Partner diese Funktion zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausübt. Aus wirtschaftlicher Sicht ist anzumerken, dass «privates Kapital helfen könnte, die Infrastruktur zu mobilisieren».663 Gemäß dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, Mathias Kurth, ist ein Einstieg des Staates nicht notwendig. Seinen Ausführungen zufolge «kann die Balance zwischen den Notwendigkeiten einer sicheren Stromversorgung, den notwendigen Investitionen und dem Einsatz von Kapital gehalten werden».664 Es sei aber festgehalten, dass das gegenwärtige System der Entflechtung nicht die gewünschte Zufriedenheit gebracht hat, und aus diesem Grunde auch «24 von 25 europäischen Strommarkt-Regulierern sich bereits für die eigentumsrechtliche Trennung von Stromtransport und Stromerzeugung ausgesprochen haben».665 Wichtig angesichts der zivilrechtlichen Entflechtung ist der Umstand, dass ein verlässlicher Partner gefunden wird. Die Idee einer deutschen Netz AG ist nicht neu, beinhaltet sie doch die Vorstellung, der Staat könnte mit Energieversorgern und anderweitig strategischen Partnern als Netzbetreiber in dieser neuen Gesellschaft fungieren. Wichtig ist den verkaufsbereiten Unternehmen jedoch der Gesichtspunkt, dass der neue, eventuell ausschließliche Eigentümer nicht aus

660 Vgl http://www.sueddeutsche.de/politik/266/309205/text/ (11.09.2008). 661 http://www.welt.de/wirtschaft/article1537179/Die_Blockierer_des_neuen_deutschen_ Stromnetzes.html (11.09.2008). 662 Näheres zu den relevanten Genehmigungshindernissen vgl Maslaton, Hindernisse, in Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 81 ff. 663 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008). 664 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html (11.09.2008). 665 http://www.zeit.de/2006/37/Strom (11.09.2008).

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

demselben Geschäftsfeld wie sie selber stammt. Vor kurzem hat auch Vattenfall Europe, angekündet seine Netze auf dem freien Markt feilbieten zu wollen, allerdings ebenfalls unter vorgenannter Prämisse. Von der EU wurde dieses Vorgehen bzw die Bereitschaft zu Verhandlungen ausdrücklich gelobt.666 Der Konzernchef, Lars Göran Josefsson, wird in diesem Zusammenhang mit den Worten «Wir stehen keiner Lösung im Weg»667 zitiert. Auf Seiten des Energieversorgers E.ON ist zu vernehmen, dass es bereits mehrere Interessenten gibt. Namen werden zwar keine genannt, aber «in Frage kommen vor allem Investoren die an einer niedrigen, aber stabilen Rendite interessiert sind».668 Diese Investoren können «Pensionsfonds sein oder Infrastrukturfonds, die Gelder aus dem arabischen Raum sicher und langfristig anlegen wollen».669 Ein diesbezüglicher Schritt ist auf jeden Fall zu begrüßen, waren es doch in Vergangenheit die großen Energiekonzerne, die anhand der eingenommenen Systemnutzungsentgelte enorme Gewinne in der Bilanz verbuchen konnten. In der gegenständlichen Diskussion ist es mittlerweile ohne Bedeutung, ob sich die deutsche Bundeskanzlerin gegen die weitere Entflechtung stellt oder nicht. So war von ihr anlässlich der Jubiläumsfeier der Bundesnetzagentur zu vernehmen, dass sie den Zwangsverkauf der Netze nicht unterstützt und dieser Umstand auch «kein Garant für den Wettbewerb»670 sei. Ein mit Frankreich gemeinsam der Kommission vorgelegter Alternativvorschlag wurde von dieser abgelehnt. So stellt etwa Kommissionspräsident Barroso fest, dass «der Vorschlag Deutschlands und Frankreichs zur Entflechtung der Energiekonzerne nicht ausreicht».671 Angesicht der harten und rigiden Vorgangsweise der Kommission sowie der Wettbewerbskommissarin Kroes kann ein rechtzeitiges Umstellen der Denkweise nur von Vorteil sein. Dem fügt jedoch der Sprecher von E.ON an, dass das Angebot seines Unternehmens, die Netze verkaufen zu wollen, kein «Schuldeingeständnis im laufenden Kartellverfahren»672 sei.

666 Zu den Vorschlägen der EU hinsichtlich der unabhängigen Netzbetreiber vgl http:// www.cep.eu/fileadmin/user_upload/Kurz-Analysen/Erdgas-_und_Elektrizitaetsbinnen markt/CEP-Analyse_zur_Mitteilung_zum_Erdgas-_und_den_Elektrizitaetsbinnen markt.pdf (27.10. 2008). 667 http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/vattenfall-will-kon trolle-ueber-netze-abgeben;1324046 (11.09.2008). 668 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html. (11.09.2008). 669 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetz4.html. (11.09.2008). 670 http://www.welt.de/wirtschaft/article1736975/Verbraucherschuetzer_wollen_Netz_ver staatlichen.html (11.09.2008). 671 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/stromnetze2.html (11.09.2008). 672 http://www.welt.de/wirtschaft/article1736975/Verbraucherschuetzer_wollen_Netz_ver staatlichen.html (11.09.2008).

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Fazit

Aufgrund der bisher vorliegenden Informationen ist zu konstatieren, dass auch in Österreich Überlegungen angestellt werden müssen, inwiefern einem von der Kommission eindeutig favorisierten Ownership Unbundling – im Hinblick auf die sichere Elektrizitätsübertragung und eine fortschreitende Entwicklung der dezentralen Energieerzeugung – am wirksamsten begegnet werden kann. Die Windenergie kann im Rahmen dieser Diskussion mit Sicherheit von großer Bedeutung sein. Das gegenwärtig in Österreich noch vorherrschende Ordnungssystem der Elektrizitätswirtschaft wird in den nächsten Jahren eine fundamentale Neuordnung erfahren. Erzeuger werden verstärkt in ihrem ureigenen Geschäftsfeld agieren müssen und die Transportund Vertriebsdienstleistungen einem vollständig zivilrechtlich entflochtenen Unternehmen überlassen müssen.673 Somit ist zu konstatieren, dass die Netze als ehemalige Vertriebswege der Energieversorger auf kurz oder lang an Bedeutung verlieren werden. Wer schlussendlich als Eigentümer dieser Netze fungieren wird, muss den jeweiligen MS überlassen werden. In Anbetracht der Ausführungen zur Daseinsvorsorge bzw zum Service Public wird davon auszugehen sein, dass sich in Frankreich eine staatliche Netzbetreibergesellschaft etablieren wird, die jedoch nicht mehr dem Einfluss der EDF zuzuordnen ist, sowie dass die Bundesrepublik Deutschland diese Aufgabe einer deutschen Netz AG anvertrauen wird. Das von Grund auf unterschiedliche Verfassungssystem Österreichs sowie die historisch bedungene spezifische heimische Ordnung der Elektrizitätswirtschaft lassen nur vage Vermutungen auf ein österreichisches Konzept zu. Es wird aber davon auszugehen sein, dass sich auch in Österreich eine diesbezüglich ähnliche Betreibergesellschaft etablieren wird, die gänzlich dem Einfluss der Energieversorger entzogen sein wird. Im Sinne einer Bündelung der Kräfte wäre eine diesbezüglich pro futuro avisierte Änderung nicht nur für die Windenergie, sondern für sämtliche dezentralen Erzeugungsarten bzw Kraftwerke zu begrüßen. Zu guter Letzt sei noch darauf verwiesen, dass die deutsche Rechtsordnung angesichts der verfassungsrechtlichen Normierung der Staatszielbestimmung Umweltschutz in Art 20a GG674 einen entscheidenden Vorteil hinsichtlich der Nutzung der Windenergie sowie bei einer extensiven Auslegung auch des Leitungsbaus nutzen kann. In dieser Staatszielbestimmung kommt ganz klar das Prinzip der Nachhaltigkeit zum Tragen, welches «unter anderem verlangt, dass mit nichterneuerbaren Ressourcen sparsam umgegangen wird».675 Demzufolge kann von einer Substitution von fossilen Energieträgern ausgegangen

673 Zur Unterscheidung von Transport, Verteilung und der daraus resultierenden Vertriebsdienstleistung vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, 13. 674 Hahn, Staatsziel Umweltschutz, 138. 675 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 78.

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Energieversorgung zwischen Daseinsvorsorge und Service Public

werden, woraus insofern wieder abgeleitet werden kann, dass «neue Technologien gezielt zu fördern sind».676 Ebenso ist in Österreich der Umweltschutz als Staatszielbestimmung in der Verfassung verankert677, lässt aber aufgrund einer noch nicht so extensiven Auslegung bisher nicht so klare Schlussfolgerungen zu.

676 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 78. 677 Vgl Berger, Der öffentliche Auftrag, 65.

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III. Physikalische Spezifika der elektrischen Energie A. Die elektrische Energie Der Begriff Energie lässt sich, etymologischen Untersuchungen zufolge, auf das griechische Wort «energeia»678 zurückführen.679 Ursprünglich im philosophischen System von Aristoteles680 verwendet, um die Sprache als eine wirkende und veränderliche Kraft zu beschreiben, bzw in den Worten von Humboldt als «eine sich ewig wiederholende Arbeit des Geistes»681 charakterisiert, wandelte sich der Terminus im Laufe der Zeit und sollte fortweg, unter Zugrundelegung der deutschen Übersetzung im Sinne von Tatkraft oder Wirksamkeit, «die Fähigkeit eines Stoffes oder Systems beschreiben, Arbeit leisten zu können».682 Max Planck verstand unter der Notion Energie «die Fähigkeit eines Systems, äußere Wirkungen hervorzubringen».683 In einem engeren Sinn ist Energie, «die Fähigkeit physikalische Dinge in Bewegung setzen zu können».684 Wer sich damit beschäftigt, muss sich automatisch «mit dem in Energieträgern enthaltenen Potential»685 auseinandersetzen. In diesem Kontext müssen jedoch zwei fundamentale Aspekte berücksichtigt werden. Erstens kann aus physikalischer Sicht Energie niemals erzeugt bzw verbraucht werden686, und zweitens wird beim Energiegestehungsprozess immer wieder die Rede von Energieträgern sein. 678 Vgl http://www2.rz.hu-berlin.de/linguistik/institut/syntax/onlinelexikon/E/energeia. htm (15.09.2008). 679 Vgl Neubarth/Kaltschmitt, Einführung, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 1. 680 Die energeia komplettiert in der Sprachwissenschaft die aristotelische Trias von ergon, dynamis und eben energeia vgl Albrecht, Über die Schwierigkeit, in Albrecht/Lüdtke/ Thun (Hrsg), Energeia und Ergon, XVIII. 681 Albrecht, Über die Schwierigkeit, in Albrecht/Lüdtke/Thun (Hrsg), Energeia und Ergon, XVIII. 682 Neubarth/Kaltschmitt, Einführung, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 1. 683 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg),Erneuerbare Energien, 2. 684 Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 4. 685 Raschauer, Handbuch Energierecht, 1. 686 Vgl Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 3.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

Unter einem solchen «wird ein Stoff verstanden, aus dem direkt oder durch eine oder mehrere Umwandlungen End- bzw Nutzenergie»687 erhalten werden kann. In Anbetracht des Energieerzeugungsproblems sei auf die Sichtweise Einsteins verwiesen, derzufolge man «Energie als Urform des Seins in unserem Universum bezeichnen kann. Alle Materie, alle Bausteine des Universums sind nach heutiger Erkenntnis als Kondensat von Energie entstanden».688 Im Bewusstsein dieser Erkenntnis kann festgestellt werden, dass es sich beim Energiegestehungsprozess durchwegs um einen Umwandlungsprozess handelt, bei dem stetig Verluste in Form von ungenützten Wärmeabgaben entstehen.689 Dieser Umwandlungsvorgang wird oft fälschlicherweise als Verbrauch bezeichnet.690 Die elektrische Energie wird in diesem Kontext als ein durch diesen Prozess hervorgebrachter Sekundärenergieträger bezeichnet. An dieser Stelle sei auch noch festgehalten, dass Energie grundsätzlich nicht in Kilowatt, sondern in Kilowattstunden gemessen wird.691 Anhand der Einheit Watt wird «die physikalische Größe der Leistung gemessen».692 In Bezug auf die Windenergiegestehung ist allgemein zu verzeichnen, dass diese mit Hilfe von Windkraftkonvertern gewandelt wird. Hierbei wird die «in strömenden Luftmassen enthaltene kinetische Energie nutzbar gemacht».693 Dabei werden mittels eines Rotors die Luftmassen abgebremst und die kinetische Energie der durchströmenden Luft gewandelt.694 Die «von der Windturbine mit Hilfe der Rotorblätter der Luftströmung entzogene kinetische Energie wird entweder über ein Getriebe zur Drehzahlanpassung oder direkt einem mechanischelektrischen Generatorsystem zugeführt».695 In Anbetracht des Energieverlustes innerhalb der Energiewandlung ist anzumerken, dass «wir umso weniger nutzbare Arbeit durch Energieumwandlung erzielen können, je mehr wir Energie in Wärme umgewandelt haben; Wärme, die ins Universum abgestrahlt wird».696 Daraus folgt, dass «der Wirkungsgrad ein fundamentales Kriterium der Kennzeichnung aller Energiewandlungsprozesse ist»697, weil ja bekanntermaßen «bei jedem technischen Energiewandlungsprozess ein Teil der zugeführten Energien im Gerät oder im Prozess als Verlustenergie, zumeist als Wärme687 Kakas, Windenergie in Österreich und Ungarn, 6. 688 Turk, Alternativenergie, 4. 689 Daraus folgt, dass der Teil an Energie der durch die Umwandlung «verloren» geht als Anergie beschrieben werden kann vgl Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 7. 690 Vgl Träxler, Der Windenergiemarkt, 3. 691 Vgl http://www.windpower.org/de/stat/unitscene.htm (15.09.2008). 692 Maslaton, Windrechtsfibel, 266. 693 Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 20. 694 Vgl Thurnher/Pfefferkorn, Ökostromrecht, 42. 695 Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 72. 696 http://www.windpower.org/de/stat/unitscene.htm (15.09.2008). 697 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 52.

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Die elektrische Energie

energie, verloren geht».698 Diese Verlustenergie ist ua das Resultat der Lagerreibung oder der Reibung zwischen den Luftmolekülen, da «Rotoren, Getriebe oder Generatoren nie zu 100 Prozent effizient sein können».699 Dementsprechend wird hinsichtlich der energiewirtschaftlichen sowie ökonomischen Bestandsaufnahme einer WEA dem Wirkungsgrad sowie dem Nutzungsgrad zentrale Bedeutung beigemessen. Der Wirkungsgrad ist dabei «definiert als das Verhältnis zwischen der abgegebenen Nutzleistung und der dabei eingesetzten Leistung»700, der Nutzungsgrad hingegen «ist festgelegt als der Quotient aus der in einem bestimmten Zeitraum nutzbar abgegebenen Energie und der gesamten zugeführten Energie».701 Salopp formuliert kann die elektrische Energie als Energie bezeichnet werden, «die beim Fliessen elektrischer Ströme übertragen wird, wobei der Strom in der die Arbeit leistenden Anlage die Spannung überwinden muss».702 Daraus lässt sich folgern, dass «elektrische Energie an das Vorhandensein von elektrischen Ladungsträgern gebunden ist».703 Unter Berücksichtigung der Funktionsweise der Windenergiegestehung ist zu notieren, dass «durch eine Potentialdifferenz bewegte Ladungsträger eine kinetische Energie besitzen, dh sie transportieren Strom als elektrische Energie».704 Parallel dazu kann «elektrische Energie auch in ihrer potentiellen Form auftreten».705 Dieser Aspekt lässt sich am anschaulichsten unter Zuhilfenahme der Energiewandlungskette eines Wasserkraftwerkes beschreiben.706 Das Wasser eines aufgestauten Speichersees weist genau diese potentielle Energie auf, welche im Anschluss auf dem Weg zur Turbine in kinetische Energie umgewandelt wird. In Rücksicht auf dieses Faktum kann feststellt werden, dass «wenn Ladungen in einem Kondensator gespeichert werden, eine Potentialdifferenz zwischen ihnen auftritt und sie die Fähigkeit besitzen, diese Potentialdifferenz durch Bewegung zu überwinden».707 In Betreff auf die Wasserkraft als auch die Windkraft ist zu konstatieren, dass «bewegte Masseteilchen kinetische Energie besitzen und ruhende Masseteilchen eine potentielle Energie aufweisen können».708 Unter physikalischen Gesichtspunkten betrachtet, kann die elektrische Energie demnach als 698 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 52. 699 http://www.windpower.org/de/stat/unitscene.htm (15.09.2008). 700 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 14. 701 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 14. 702 Kakas, Windenergie in Ungarn und Österreich, 7. 703 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 17. 704 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 17. 705 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 17. 706 Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 46. 707 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 17. 708 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 17.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

«nicht punktuell lokalisierte Energie von Ladungsträgern in dem von ihnen hervorgerufenen elektrischen Feld oder als punktuell lokalisierte Feldenergie des elektrischen Feldes definiert werden».709 Die Formel für die kinetische Energie stellt sich wie folgt dar:710 m × v2 Ekin = — 2 Dabei ist Ekin das Resultat der Masse eines Körpers m mal der Geschwindigkeit des bewegten Körpers v zum Quadrat halbe. Diese physikalische Formel drückt aus, welche Kraft benötigt wird, um einen ruhenden Körper auf eine bestimmte Geschwindigkeit x anzuregen.711 In weiterer Konsequenz kann die kinetische Energie auch als solche beschrieben werden, welche notwendig ist, um einen ruhenden Körper in Bewegung zu versetzen.712 Im Gegensatz dazu lässt sich die Lageenergie wie folgt beschreiben: ERuhe = m × g × h Von der Ruhe- bzw Lageenergie wird dann gesprochen, «wenn die Masse m mit der Erdanziehung g und der Höhe h, in welcher das Objekt gelagert ist, multipliziert wird».713 Typische Fallbeispiele für kinetische Energie oder auch Lageenergie als Ausfluss der mechanischen Energie sind der Betrieb einer WEA oder der Antrieb von Wasserrädern mittels Druckwasser. Grundsätzlich sei jedoch festgehalten, dass die Umschreibung des Begriffs Energie sich naturgemäß am besten mit den thermodynamischen Erhaltungssätzen erklären lässt. Demzufolge drückt der erste thermodynamische Hauptsatz aus, dass Energie gemäß «des Satzes von der Erhaltung der Energie»714 weder zerstört, noch verbraucht ja gar gewonnen werden kann, einzig die Wärme als physikalischer Terminus ist einer Veränderung unterworfen.715 Dieser Gesichtspunkt wird als naturwissenschaftliches Faktum716 akzeptiert, 709 710 711 712 713 714 715 716

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Kakas, Windenergie in Ungarn und Österreich, 7. Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 180. Vgl Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 8. Vgl Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 8. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 8. Becker, Theorie der Wärme, 5. Vgl Atkins, Wärme und Bewegung, 7. Diese Erkenntnis lässt sich auf Kelvin und Claudius zurückführen, die gleichermaßen aufgrund dieses Umstandes, zum Zeitpunkt um 1850, geholfen haben, «die Energie als einheitliches Konzept einzuführen» vgl Atkins, Wärme und Bewegung, 7; zum 1854 erstmals eingeführten Begriff der inneren Energie vgl auch Baehr, Thermodynamik, 3.

Die elektrische Energie

weil angenommen wird, «dass unsere Erde, mit ihrer schützenden Atmosphäre, ein geschlossenes System darstellt und somit Energie nicht verloren oder zugeführt werden kann».717 Die Energie kann somit als eine Art Zustandsgröße innerhalb eines abgeschlossenen Systems angesehen werden.718 Abgeschlossen deshalb, weil «es mit anderen Systemen nicht in Wechselwirkung steht».719 Als äußere Zustandsgrößen werden jene Größen bezeichnet, die «den äußeren bzw mechanischen Zustand des Systems kennzeichnen, demgegenüber wird der innere oder auch thermodynamische Zustand durch Zustandsgrößen beschrieben, welche die Eigenschaften der Materie innerhalb der Systemgrenzen kennzeichnen».720 Solche Zustandsgrößen sind etwa die Dichte, die Temperatur oder auch der Druck.721 Der zweite thermodynamische Hauptsatz beschäftigt sich mit dem Aspekt der Entropie. Diese steht, isoliert betrachtet, für die bei der «Umwandlung von Energie auftretenden Umwandlungsverluste».722 In diesem Sinnzusammenhang muss vermerkt werden, dass «der zweite Hauptsatz eine Unsymmetrie in der Richtung von Energieumwandlungen konstatiert. Arbeit, andere mechanische Energieformen und elektrische Energie lassen sich ohne Einschränkung vollständig in innere Energie oder Wärme umwandeln. Dagegen ist innere Energie oder Wärme niemals vollständig in Arbeit, mechanische oder elektrische Energie umwandelbar».723 Die Entropie kann sozusagen als der «Übergang von geordneten Systemen zu solchen der Unordnung bezeichnet werden».724 Des Weiteren wird angenommen, dass sie «eine Zustandsgröße ist, wie Claudius 1865 postuliert hatte»725, dh eine «skalare extensive Größe».726 Der zweite thermodynamische Hauptsatz besagt nun unter Bedachtnahme auf die Entropie, «dass jedes System eine extensive Zustandsgröße Entropie S aufweist und dass sich eben gerade diese entweder durch Wärmetransport, durch Materietransport oder durch Entropieerzeugung infolge irreversibler Prozesse im Inneren des Systems ändert».727 Die Entropie wird sozusagen als ein geeignetes Maß für die Unumkehrbarkeit bzw die Irreversibilität eingeführt. Folgendes Beispiel soll die letzten Sätze veranschaulichen: «Ein Stein, der in einen Wasserbehälter fällt, erhöht dessen innere Energie und damit dessen Temperatur. Es ge717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 727

Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 6. Vgl Baehr, Thermodynamik, 44. Becker, Theorie der Wärme, 5. Baehr, Thermodynamik, 13. Vgl Kirchhoff, Mathematische Physik, in Planck (Hrsg), Electricität und Magnetismus, 111; vgl auch Kluge/Neugebauer, Grundlagen, 26. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 6. Baehr, Thermodynamik, 95. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 6. Baehr, Thermodynamik, 96. Kluge/Neugebauer, Grundlagen, 52. Kluge/Neugebauer, Grundlagen, 52.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

schieht aber nie, dass sich ein Wasserbehälter spontan abkühlt und dadurch einen Stein herausschleudert, obgleich dieser Vorgang nicht im Widerspruch zum ersten Hauptsatz stehen würde».728 Um die Verwirrung abermals zu steigern, sei abschließend auf die Begriffe der Exergie und Anergie verwiesen. Diese beiden Termini sind in Anbetracht der gegenwärtigen Diskussion hinsichtlich der Verknappung der fossilen Primärenergieträger sowie der aufstrebenden regenerativen Energieträger von zentraler Bedeutung. Anhand der physikalischen Definition dieser beiden Benennungen erhält man «einen oberen Grenzwert für die Nutzbarkeit vorhandener Energien und eine sinnvollere Definition des Wirkungsgrades von energiewandelnden Prozessen, als dies mit dem herkömmlichen Wirkungsgrad möglich ist».729 So lässt sich feststellen, dass «Exergie Energie ist, die sich unter Mitwirkung einer vorgegebenen Umgebung in jede andere Energieform vollständig umwandeln lässt»730, Anergie hingegen ist «Energie, die sich nicht in Exergie umwandeln lässt».731 Daraus folgt, dass die Exergie den Grad «der umwandelbaren Energie angibt und die Anergie jener Teil der Energie ist, welcher nicht umwandelbar ist».732 Aus diesem Grunde wird der «Exergieanteil einer Energieform als die maximale (Nutz-)Arbeit bezeichnet».733 Aus dem Formulierten lässt sich folgern, dass «Energie nicht nur nach ihrer Entstehung, sondern auch nach verschiedenen Mustern und Formen, vielmehr aber nach verschiedenen Typen gegliedert wird».734 Als wesentlicher Punkt im Hinblick auf den ersten thermodynamischen Hauptsatz sei jedoch abschließend angeführt, dass Energie gleich Exergie plus Anergie gleich konstant ist.735 Auf die unterschiedlichen Energieträger sowie auf die jeweilig spezifischen Wirkungsgrade und Energieformen wird in nachfolgenden Kapiteln noch dezidiert eingegangen. An dieser Stelle soll dem Leser nur ein Grundverständnis hinsichtlich der Tragweite und Tiefe des physikalischen Begriffs der Energie dargeboten werden. Eine Tragweite, die oftmals vom juristischen Prozess nicht mitbedacht wurde und bisweilen verkannt wird. Da bekanntermaßen der Strom, gemäß dem Kirchhoff’schen Gesetz, den Weg des geringsten Widerstandes geht,736 lässt sich anhand dieser Regel den politischen Entscheidungs-

728 729 730 731 732 733 734 735 736

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Kluge/Neugebauer, Grundlagen, 52. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 7. Baehr, Thermodynamik, 155. Baehr, Thermodynamik, 155. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 7. Baehr, Thermodynamik, 155. Büchel, Entwicklung von erneuerbaren Energien, 7. Vgl Fricke/Borst, Energie, 23 ff. Vgl Haimbuchner, Der Netzzugang, 1.

Die elektrische Leistung

trägern im Hinblick auf das Elektrizitätsrecht nur allzu gut der Vorwurf der mangelnden Zielgenauigkeit machen.737

B. Die elektrische Leistung Als Einheit der elektrischen Leistung wird das Watt verwendet, als Formelzeichen das große P.738 Da ua für die Berechnung der Systemnutzungsentgelte der Netzbetreiber messbare Größen herangezogen werden müssen739, ist es notwendig, die elektrische Leistung nach physikalischen Gesichtspunkten zu definieren, denn der Verbraucher bezahlt ja nicht den elektrischen Strom oder gar die Spannung, sondern nur die dem Netz entnommene elektrische Leistung.740 Ganz einfach formuliert ist die elektrische Leistung Energie pro Zeiteinheit.741 Sie kann zu jedem Zeitpunkt exakt gemessen werden, während hingegen die Energie über eine bestimmte Zeitspanne hin berechnet wird.742 Demgemäß resultiert beim Gleichstrom die «elektrische Leistung P aus der elektrischen Spannung U (Volt) und der elektrischen Stromstärke I (Ampere)».743 P=I×U Beim Wechselstrom sind vorgenannte Größen jedoch einem Zeitfaktor ausgesetzt. Somit gilt für den Wechselstrom nachstehende Formel:744 Pt = I(t) × U(t) Bei der elektrischen Arbeit hingegen wird die «Größe der beim Prozess verrichteten Arbeit durch den zeitlichen Verlauf der Leistung während eines Prozesses bestimmt».745 Demzufolge lässt sich die elektrische Arbeit W physikalisch wie folgt darstellen: W=P×t 737 738 739 740 741 742 743 744 745

Zur gegenwärtigen Kompetenzverteilung vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 112 ff. Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 31. Vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 25 Rz 8. Vgl Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 9. Baehr, Thermodynamik, 66. Vgl http://www.windpower.org/de/stat/unitsene.htm (16.09.2008). Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 9. Vgl Baehr, Thermodynamik, 66. Baehr, Thermodynamik, 56.

99

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

In Anbetracht dieses Umstandes versteht man unter juristischen Gesichtspunkten die elektrische Arbeit als die «in einem bestimmten Zeitraum umgesetzte, übertragene, gelieferte, bezogene oder genutzte elektrische Energie».746 Die verrichtete elektrische Arbeit wird schließlich in Wattsekunden (Ws) oder kWh angegeben.747 Mit einer kWh an elektrischer Energie lassen sich folgende Nutzwirkungen erzielen:748 · · · · · ·

1 Tonne Masse 367m hoch ziehen. 10 Tonnen Masse 36,7m hoch heben. 367 Tonnen Masse 1m hoch heben. 9,5l Wasser von 10 Grad Celsius zum Sieden erhitzen. Eine ca 30l fassende Pressluftflasche mit Luft auf 200 bar füllen. 1 Tonne Masse von 0 auf 85 m/s beschleunigen (= 305 km/h).

Eine kWh Energie ist in folgenden Energieträgern gespeichert:749 · · · ·

In ca 0,1l Benzin oder Diesel. In ca 0,13 kg Steinkohle. In ca 0,12 m3 Erdgas. In ca 0,28 m3 Wasserstoffgas.

Folgende Umrechnungsfaktoren für Energie sollen zum einen als Anschauungsbeispiel dienen, zum anderen helfen, die unterschiedlichen Energieumrechnungseinheiten zu verstehen. Tabelle 1: Umrechnung einzelner Energieeinheiten

Energieeinheit

kJ

kWh

kg SKE

kg RÖE

m3 Erdgas

1 kj



0,999278

0,000034

0,000024

0,000032

1 kWh

3.600



0,123

0,086

0,113

1 kg SKE

29.038

8,14



0,7

0,923

1 kg RÖE

41.868

11,63

1,429



1,319

1 m3

31.736

8,816

1,083

0,758



Erdgas

Quelle: Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 11.

746 747 748 749

100

Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 9. Vgl Turk, Alternativenergie, 6. Vgl http://www.wissenschaft-technik-ethik.de/was-ist-energie.html (19.09.2008). Vgl http://www.wissenschaft-technik-ethik.de/was-ist-energie.html (19.09.2008).

Die elektrische Leistung

Tabelle 2: Vorsatzzeichen

Vorsatz

Wert

Kilo

103

(Tausend)

Mega

106

(Million)

Giga

109

(Milliarde)

Tera

1012

(Billion)

Peta

15

10 (Billiarde)

Exa

1018 (Trillion)

Quelle: Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 452.

1. Nennleistung Um die exakte Nennleistung einer elektrischen Anlage bzw einer WEA zu erhalten, ist es notwendig, den genauen Nennbetrieb zu ermitteln.750 Der Nennbetrieb ist als Betrieb bei optimalen äußeren Bedingungen charakterisiert.751 Die «Nennleistung ist somit eine technische Größe und beschreibt die Leistung, die eine Anlage maximal erreichen kann».752 Des Weiteren ist der Nennbetrieb jedoch von vielen externen Faktoren abhängig sowie limitiert753, sodass letztlich lediglich Grundlastkraftwerke vollständig im Bereich der Nennleistung arbeiten können. Bei WEA ist die maximal erzeugbare Energie «das Produkt aus der Nennleistung des Generators und der Nutzungsdauer»754, wobei die Nutzungsdauer dem Nennbetrieb entspricht. In anderen Worten ausgedrückt bedeutet dies, dass wenn «eine Windkraftanlage eine Nennleistung von 1000 kW aufweist, sie 1000 Kilowattstunden (kWh) an Energie pro Stunde erzeugt, vorausgesetzt, dass sie im Nennbetrieb arbeitet (dh bei starkem Wind mit beispielsweise mehr als 15 m/s Geschwindigkeit)».755 Somit kann die Nennleistung von stochastisch fluktuierenden Energiequellen in der Theorie isoliert betrachtet werden, in der Realität muss sie jedoch stets unter Beachtung der Volllaststunden interpretiert werden.756 750 Zur Leistungskennlinie bei WEA vgl Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Netzintegration von Windenergieanlagen, 5. 751 Zum schwankenden Energieangebot vgl Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 69. 752 http://www.thema-energie.de/article/show_article.cfm?id=230 (19.09.2008). 753 Zu den einzelnen Zustandsgrößen detailliert vgl Planck, Das Prinzip der Erhaltung der Energie, 121. 754 Maslaton, Windrechtsfibel, 176. 755 http://www.windpower.org/de/stat/unitsene.htm (19.09.2008). 756 Zur stundenmittleren Leistungsabgabe des deutschen Windparks vgl Sensfuss/Ragwitz/ Wietschel, Fluktuationen der Windenergie, 2.

101

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

2. Installierte Leistung Die installierte Leistung unterscheidet sich von der Nennleistung dahingehend, als dass sie die gesamte «elektrische Nettoleistung der meldenden Kraftwerke»757 darstellt. Dabei wird die gesamte elektrische Leistung aller Kraftwerke eines Landes oder Staates erfasst. In diesem Zusammenhang kann auch von der «Bruttostromerzeugungskapazität»758 eines Landes gesprochen werden. Die installierte Leistung unterscheidet sich demnach von der Nennleistung durch eine globale und nicht punktuelle Betrachtungsweise. Hierbei wird dem gesamten Kraftwerkspark eines Landes und nicht einer isolierten Anlage Beachtung geschenkt. 3. Verlustleistung Die Verlustleistung wird in der Elektrotechnik als die in einem Bauelement umgesetzte Wärme charakterisiert.759 Mit anderen Worten wird die Verlustleistung als die Leistung qualifiziert, welche va während des Transportes in Wärme umgewandelt wird und in weiterer Folge dem Verbraucher nicht mehr zur Verfügung steht. Insofern entspricht der Leistungsinput nicht mehr dem Leistungsoutput. Eben jene Differenz zwischen der aufgenommenen Wirkleistung und der abgegebenen Wirkleistung wird als Verlustleistung gekennzeichnet.760 4. Blindleistung Als Blindleistung wird die elektrische Leistung bezeichnet, die «zum Aufbau von magnetischen Feldern oder von elektrischen Feldern benötigt wird und die nicht zur nutzbaren Arbeit beiträgt».761 Dazu muss angemerkt werden, dass «Betriebsmittel, bei denen der Stromfluss dominierend zum Aufbau eines magnetischen Wechselfeldes dient, als Induktivität wirken und Blindstrom aus dem Netz beziehen».762 Demgegenüber «wirken Betriebsmittel, bei denen der Stromfluss dominierend zum Aufbau eines elektrischen Wechselfeldes dient, als

757 http://www.eex.com/de/Transparenz/Kraftwerksdaten/Daten/Installierte%20Leistung (19.09.2008). 758 Diese wird in MW angegeben vgl Dena, Kurzzusammenfassung der Dena-Netzstudie, 3; zur Bruttostromerzeugung die in Wh angegeben wird vgl Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 10. 759 http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0201114.htm (22.09.2008). 760 Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 61, 62. 761 Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 33. 762 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 37.

102

Die elektrische Leistung

Kapazität und liefern Blindstrom an das Netz».763 Angesichts dessen kommt dieser Kenngröße wesentliche Bedeutung bei der Übertragung von elektrischer Energie zu.764 In Anbetracht der Tatsache, dass die Blindenergie weiters «zwischen dem Verbraucher und dem Stromerzeuger»765 innerhalb der Leitungen pendelt und nicht einem konkreten Nutzen zugeführt werden kann, belastet sie das Netz in einem unnötigen Ausmaß.766 Dieser Umstand ist naturgemäß nicht erwünscht. Es wird ihm durch die Errichtung einer verbrauchernahen Kompensationsanlage entgegengewirkt.767 Hinsichtlich des Verbundnetzes ist zu konstatieren, dass zur Blindleistungskompensation Synchronkompensatoren zum Einsatz kommen. Diese sind «leer laufende Synchronmaschinen, die übererregt Blindleistung erzeugen, untererregt Blindleistung verbrauchen und bei unterschiedlichem Wirklastfluss die Systemspannung in einem vorgegebenen Bereich halten».768 Wichtig im Zusammenhang mit der Blindleistung ist jedoch der Aspekt, dass jene wesentlich zum Verlust von elektrischer Leistung beitragen kann. Ein erhöhter Anteil an Blindleistung wirkt sich zu Ungunsten der Wirkleistung aus, daher sind Stromproduzenten bestrebt, den Anteil ersterer möglichst gering zu halten,769 denn durch «diese zusätzliche Belastung müssen die Netze größer dimensioniert werden»770, was wiederum eine Erhöhung der Baukosten nach sich zieht. Insofern entspricht bei durch Synchronkompensatoren entlasteten Netzen die Scheinlistung der Wirkleistung bzw steht mehr «Kapazität zum Stromtransport zur Verfügung».771

763 764 765 766

767 768 769 770

771

Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 37. Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 390. http://www.iwb.ch/media/Online-Schalter/Dokumente/blindleistung.pdf (22.09.2008). Ihren Ursprung hat sie in der durch «Induktivitäten und Kapazitäten hervorgerufenen Phasenverschiebung zwischen der Stromstärke und der Spannung» vgl http://lexikon. meyers.de/meyers/Blindleistung (22.09.2008). Zum Blindleistungshaushalt vgl Nelles, Blindleistung-Bereitstellung, in VDI/VDE-Gesellschaft, Wirkleistung- und Blindleistung, 350. Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 33. Näheres zum Blindleistungsgleichgewicht vgl Welfonder, Regelverhalten von Verbundund Inselnetzen, in VDI/VDE-Gesellschaft, Wirkleistung- und Blindleistung, 3. http://www.rwetransportnetzstrom.com/generator.aspx/netzwelt/grundlagen-strom/ blindleistung,-wirkleistung/language=de/id=270784/blindleistung,-wirkleistung.html (22.09.2008). http://www.rwetransportnetzstrom.com/generator.aspx/netzwelt/grundlagen-strom/ blindleistung,-wirkleistung/language=de/id=270784/blindleistung,-wirkleistung.html (22.09.2008).

103

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

5. Wirkleistung Die Wirkleistung ist die elektrische Leistung, welche «für die Umsetzung in eine andere Leistung verfügbar ist».772 Allein diese Art der Leistung gestattet es dem Verbraucher beispielsweise aus Elektrizität Wärme zu gestehen.773 Angesichts der Ausprägung als Augenblickswert kann die Wirkleistung auch als ein zeitlich konstanter Wert bezeichnet werden, da er die «gleiche (Wärme-) Wirkung wie die entsprechenden Größen im Gleichstromkreis besitzt».774 Die Wirkleistung spielt bei der Berechnung der dem Netz entnommenen Strommengen eine sehr gewichtige Rolle, denn «ist die Abnahme elektrischer Wirkleistung größer als die von der Turbine lieferbare mechanische Energie, sinkt die Drehzahl der Maschine und damit die Frequenz».775 Hinsichtlich dieser Tatsache muss ein Vorwissen bezüglich der Spannungshaltung der Netze sowie der Netzfrequenz vorausgesetzt werden.776 Allgemein formuliert bezeichnet «die Frequenzhaltung die Ausregelung von Frequenzabweichungen infolge von Ungleichgewichten zwischen Einspeisung und Entnahme (Wirkleistungsregelung)».777 Der Zusammenhang zwischen Blindleistung und Wirkleistung spiegelt sich auch in der Dimensionierung des Leitungsquerschnittes bzw in der Diskussion Freileitung oder Erdkabel 778 wider. Die Wirkleistung wird herangezogen, um die momentane Last779 anzugeben.780 Wobei die Last ebenfalls nur den «momentanen Leistungswert einer aufgenommenen oder abgegebenen Leistung an einem gewissen Netzpunkt»781 darstellt. 6. Scheinleistung Die Scheinleistung ist die «geometrische Summe aus Wirk- und Blindleistung».782 Anhand des Wissens bezüglich ihrer exakten Größe können elektrische Netze sehr präzise geplant werden. Die Scheinleistung beschreibt jene elektrische Leistung, die der Laie als Strom, der aus der Steckdose kommt, be772 773 774 775 776 777 778 779 780 781 782

104

Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 210. Technisch detailliert vgl Becker/Sauter, Theorie der Elektrizität, 139. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 35. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 21. Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 63 ff; vgl auch Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 172. http://www.rwetransportnetzstrom.com/generator.aspx/unternehmen/wissenswertes/ language=de/id=76112/glossar-page.html (22.09.2008). Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 66. Zum Begriff der Last detailliert vgl Handschin/Reißing, Spannungsabhängigkeit von Verbrauchern, in VDI/VDE-Gesellschaft, Wirkleistung- und Blindleistung, 39. Vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 58. Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 122. Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 169.

Charakteristika der elektrischen Energie

schreiben würde. Angesichts des Moments, dass «alle energietechnischen Einrichtungen aufgrund ihres Aufbaues Kapazitäten aufweisen und, dass beim Anliegen einer Spannung ein elektrisches Feld aufgebaut wird sowie in weiterer Folge ein kapazitiver Ladestrom fließt»783, ist zu notieren, dass «eine Kapazität Blindstrom abgibt»784 und somit das Verhältnis zwischen der Blindleistung und der Wirkleistung innerhalb der Scheinleistung verschieben kann.

C. Charakteristika der elektrischen Energie 1. Leitungsgebundenheit Die Leitungsgebundenheit der elektrischen Energie ist nur eines unter mehreren Spezifika, die sich auf die hier erörterten Belange auswirken. Bekanntermaßen kann «elektrischer Strom nicht auf herkömmlichen Transportwegen, wie Straße, Schiene oder Schifffahrtswegen befördert werden, sondern setzt ein spezifisches Transport- und Verteilungsnetz voraus».785 Aus technischen Erwägungen ist zu konstatieren, dass der Begriff des Netzes ausgehend von unterschiedlichen Anknüpfungspunkten in mehrere Definitionen zerfallen kann.786 Nachfolgende technische Begriffserklärung787 kommt einer allgemein gültigen Umschreibung wohl sehr nahe: «Als Netze bezeichnet man die Gesamtheit aller Einrichtungen, wie Freileitungen, Kabel, Umspannanlagen und Schaltanlagen, die zur Übertragung und Verteilung der elektrischen Energie notwendig sind».788 Innerhalb dieser Gesamtheit kann man weiters zwischen Verbundnetzen und Inselnetzen unterscheiden. Letzteres liegt dann vor wenn lediglich ein bzw einige Kraftwerke dieses geschlossene Netz speisen.789 Im Gegensatz dazu wird das Verbundnetz als ein Netz charakterisiert, durch welches sämtliche Kraftwerke miteinander in Verbindung stehen.790 Bei diesem Netztyp bedienen – anders als beim Inselnetz – «alle verbundenen Kraftwerke die Gesamtnachfrage».791 Das Wort Netz impliziert die Tatsache, dass sowohl Produzent als auch Verbraucher in direkter Relation miteinander stehen müs-

783 784 785 786 787 788 789 790 791

Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 66. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 66. Dautermann, Strommarktliberalisierung, 9. Vgl Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 141. Vergleiche dazu die Definition des § 1 ETG vgl Raschauer, Energierecht, 238. Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 61. Vgl Heuk/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 63. Näheres dazu vgl Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 196. Brunekreeft/Keller, Elektrizität, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Regulierung und Wettbewerb, 134.

105

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

sen.792 In Anbetracht der unterschiedlichen Verbrauchergruppen793, der divergierenden Netzspannungen794 sowie der variablen Länge der Stromübertragung bzw des Stromtransportes kann man aus technischen Erwägungen heraus folgende Einteilung der Netze vornehmen.795 Tabelle 3: Netzeinteilung nach Spannungsebenen

Netztyp

Spannung

Funktion

Höchstspannungsnetz

380 kV

Übertragung von Kraftwerk zu Lastschwerpunkt

Hochspannungsnetz

110 kV und darüber

Transport bzw Versorgung zum Mittelspannungsnetz

Mittelspannungsnetz

10 kV und darüber

Versorgung zum Niederspannungsnetz

Niederspannungs- 400/230 V netz

Regionale Verteilung

Quelle: Noack, Einführung in die elektrische Anlagentechnik, 174.

Das spezifische Charakteristikum der Leitungsgebundenheit sowie der physikalisch unterschiedlichen Spannung der elektrischen Energie bedingt den Umstand, dass «Kraftwerke und Endverbraucher entsprechend ihrer jeweiligen Leistungsgröße an unterschiedlichen Spannungsebenen angeschlossen werden».796 Hinsichtlich der physikalischen Größe der Spannung ist zu notieren, dass den Höchst- und Hochspannungsleitungen deswegen essentielle Bedeutung zukommt, «da die Spannungsverluste in der Leitung umso niedriger sind, je höher die Spannung in der Leitung ist».797 Die unterschiedlichen Spannungsebenen lassen sich ua auf die ihnen zugedachten, divergierenden Funktionen zurückführen. Der physikalischen Prämisse des Spannungsverlustes folgend lässt sich demnach feststellen, dass «die 380/220 kV-Höchstspannungsleitungen dem großräumigen, europaweiten Transport elektrischer Energie sowie dem Anschluss großer Kraftwerkseinheiten von Leistungen über 300 MW»798 dienen. Den Hochspannungsleitungen mit einer Spannung von 110 kV und mehr obliegt die «regionale Weiterleitung der Einspeisung der 380 (220)/110 kV-Umspannstationen und der angeschlossenen Kraftwerke mittle792 793 794 795 796 797 798

106

Vgl Durach, Einführung kompetitiver Strukturen, 11. Vgl Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 13. Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 174. Vgl Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 12. Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 13. Berger, Der öffentliche Auftrag, 7. Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 13.

Charakteristika der elektrischen Energie

rer Größe an die Mittelspannungsnetze».799 Den beiden letzten Netztypen wohnt alleinig eine Verteilungsfunktion800 inne.801 So bedienen die Mittelspannungsnetze mit einer Spannung von 10 kV und mehr überwiegend Groß- oder Industrieverbraucher und die Niederspannungsnetze mit einer Spannung unter 1 kV alleinig den Haushaltskunden oder Kleinverbraucher.802 Dabei «senken lokale Transformatoren die Spannung auf das jeweils vom Verbraucher benötigte Niveau».803 Ein weiteres Spezifikum der Übertragung von leitungsgebundenen Energieträgern wie dem elektrischen Strom ist die Frequenzhaltung innerhalb der Netze. Da bekanntermaßen Wechselstromleitungen die Systeme darstellen, die mit der größten Wirtschaftlichkeit arbeiten804, jedoch allgemein «Netze die elektrische Energie sowohl mit Gleichstrom, Wechselstrom oder Drehstrom übertragen»805, soll hinsichtlich der Frequenzhaltung auf erstere Bedacht genommen werden. Sämtliche Verbraucher, insbesondere aber «elektronische Verbraucher, haben sehr hohe Anforderungen an die Netzfrequenz».806 Unter dem Stichwort der Frequenzhaltung807 wird allgemein «die Ausregelung infolge von Ungleichgewichten zwischen Einspeisung und Entnahme (Wirkleistungsregelung)»808 verstanden.809 Das europäische Netz wird mehrheitlich mit einer Frequenz von 50 Hz betrieben.810 In Anbetracht des Umstandes, dass «die gesamte Aufbringung mit dem gesamten Verbrauch stets vollständig korrelieren»811 und die «Netzfrequenz zu allen Stunden des Tages in jeder Minute penibel eingehalten werden muss»812 hat die UCTE eine Definition hinsichtlich des Netz-Betriebszustandes als auch einen Fünf-Stufen-Plan zum Lastabwurf herausgegeben.

799 Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 13 800 Die Verteilung schließt in Österreich die Versorgung aus vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, § 7 Rz 62. 801 Hinsichtlich der Sekundärverteilung der Mittelspannungsnetze vgl Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 14. 802 Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 174. 803 Berger, Der öffentliche Auftrag, 7. 804 Matthes, Netze, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 298. 805 Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 61. 806 Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 16. 807 Zur Frequenzhaltung bzw zur Vorhaltung von Reserveleistung sind die ÜNB verpflichtet vgl Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 49. 808 Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 85. 809 Die Qualität des Stroms setzt sich sowohl aus dem Spannungsniveau als auch aus der Netzfrequenz zusammen vgl Matthes, Netze, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 298. 810 Matthes, Netze, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 298. 811 Haimbuchner, Netzzugang, 2. 812 Matthes, Netze, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 298.

107

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

Tabelle 4: Netz-Betriebszustand in Abhängigkeit der Netzfrequenzabweichung

Netzfrequenzabweichung

Netzbetriebszustand

Einfluss auf Netzbetrieb

£ 50 mHz

Normal

Keine

>50 mHz und £150 mHz

Gestört

Keine größeren Risiken

> 150 mHz

Schwer gestört

Risiko von Fehlfunktionen

Quelle: Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 17.

Der Lastabwurf813 seinerseits ist frequenzabhängig und bezeichnet das Abschalten von Betriebsmitteln bei «erheblichen Frequenzverringerungen, wenn diese durch die Netzregelung nicht mehr abgefangen werden können».814 Die technischen Ausführungen hinsichtlich des Faktums der Leitungsgebundenheit der elektrischen Energie werden aus dem Grunde so vertieft dargestellt, damit der Leser sich ein Bild von der unheimlich kompliziert ausgestalteten Energieübertragung sowie -verteilung machen kann.815 Dieses «strukturbestimmende Merkmal»816 zieht sowohl auf technischer817 als auch auf rechtlicher818 wie wirtschaftlicher819 Seite folgenschwere Überlegungen mit sich. Folgende Tabelle soll den minimalen Toleranzbereich der Netzfrequenz im UCTE Gebiet eindrucksvoll veranschaulichen.

813 Zum Lastabwurf durch Kraftwerksregelung vgl Heueck, Gesichtspunkte, in VDI/ VDE-Gesellschaft, Wirkleistung- und Blindleistung, 56. 814 Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 17. 815 Zur Bedeutung der Netzfrequenz vgl Glavitsch, Schutz, in Ofner (Hrsg) Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 154. 816 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 11. 817 Deutschland beispielsweise verfügt über 1,6 Mio km an elektrischen Leitungen vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 15. 818 Zu den Stromwegen vgl Winkler, Elektrizitätsrecht, 22; vgl auch Maslaton/Koch, Leitungsrechte, 6 ff; zum Umweltschutz und Offshore-Windparks vgl Brandt/Runge, Umweltwirkungen, 65 ff. 819 Vgl Brauner, Chancen, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 118; vgl auch Cleemann, Risiken der Stromversorgung, 22.

108

Charakteristika der elektrischen Energie

Tabelle 5: Fünf-Stufen-Plan der UCTE zum Lastabwurf

Netzfrequenz

Maßnahme

< 49,8 Hz

Alarmierung des Personals, Aktivierung aller Kraftwerksreserven

< 49,0 Hz

Unverzögerter Lastabwurf von 10% bis 15% der Netzlast

< 48,7 Hz

Unverzögerter Lastabwurf von weiteren 10% bis 15% der Netzlast

< 48,4 Hz

Unverzögerter Lastabwurf von weiteren 15% bis 20% der Netzlast

< 47, 5 Hz

Abtrennung der Kraftwerke vom Netz

Quelle: Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 18.

Die Leitungsgebundenheit der elektrischer Energie als physikalisches Faktum muss aus diesem Grunde in den unterschiedlichsten Denkschritten berücksichtigt und in den verschiedenen Planungsvorhaben einkalkuliert werden, dh ein potentiell zu erfolgender Neubau eines der elektrischen Energieübertragung dienenden Betriebsmittels ist unter vielen Gesichtspunkten zu sehen. Dieser Aspekt fließt somit zur Erreichung der Zielgenauigkeit in die Planung der jeweiligen Entscheidungsträger ein.820 Hinzu kommt das wirtschaftliche Argument der EVU’s, dass diese die Betriebsmittel821 in der E-Wirtschaft meist über eine sehr lange Zeit abschreiben müssen und genannte Betriebsmittel im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen äußerst kapitalintensiv sind.822 Die Netzstrukturen zeichnen sich durch eine enorm hohe Kapitalintensität aus, machen doch diese «aufgrund ihres komplexen Aufbaus nahezu 50% des gesamten Kapitalaufwandes»823 eines EVU’s aus. Abschließend ist noch anzufügen, dass aufgrund des Kirchhoff’schen Gesetzes der Strom den Weg des geringsten Widerstandes geht, dh er «fließt physikalisch gesehen immer von den Erzeugern zu den Punkten im Netz, wo Strom ge820 Beim Leitungsbau soll ein sorgfältiger und vor allem auch zukunftsorientierter Maßstab angelegt werden, welcher es ermöglicht möglichst rasch an eine bedarfsorientierte Erzeugung anzuschließen vgl Jarass/Obermair/Jarass, Wirtschaftliche Zumutbarkeit des Netzausbaus für Windenergie, 17; zur Tatsache, dass elektrische Betriebsmittel eine Nutzungsdauer von 30 Jahren und mehr haben vgl Brunekreeft/Keller, Elektrizität, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Regulierung und Wettbewerb, 133; vgl auch Dena. Kurzzusammenfassung der Netzstudie, 4. 821 Zu den Betriebsmitteln zählen sowohl die Netze als auch die Kraftwerke und Umspannanlagen. 822 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 11. 823 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 11.

109

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

rade entnommen wird».824 Aus diesem Grunde ist «es nahezu unmöglich, einem bestimmten Stromnutzer einen bestimmten Stromerzeuger zuzuordnen»825 und muss das Netz als Vertriebseinheit immer den vorgenannten technischen und physikalischen Gegebenheiten angepasst sein.826 Die Energieübertragung kann sowohl via Erdkabelübertragung als auch über Freileitungen erfolgen. Nachfolgend sollen diese beiden Möglichkeiten der Energieübertragung vor allem im Hinblick auf die Netzanbindung von WEA in, aus demographischen Gesichtspunkten, dünn besiedelten Anlagenstandorten kurz erläutert werden.827 Nachfolgendes Schaubild soll den technischen Ablauf der Leitungsbemessung828 verdeutlichen, dabei werden zur Berechnung des Leitungsquerschnitts als «Leitungskonstanten der Wirkwiderstand, die Induktivität sowie die Betriebskapazität herangezogen».829

824 Dautermann, Strommarktliberalisierung, 9. 825 Dautermann, Strommarktliberalisierung, 9. 826 Zu den technischen Aufgaben der Netz-(Betriebs)-führung eines Elektrizitätsversorgungssystems vgl Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 25. 827 Zu den Netzstrukturen von Windparks vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 85. 828 Zur Längenbezogenheit der Leitung in Abhängigkeit der Leitungskonstanten vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 215. 829 Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 91.

110

Charakteristika der elektrischen Energie

Abbildung 1: Ablauf einer Leitungsbemessung Quelle: Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 91.

111

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

Die folgende Graphik soll die verschiedenen Spannungsebenen, so wie sie in Österreich zum Stromtransport, zur Übertragung sowie zur Verteilung gebräuchlich sind, bildlich darstellen.

Abbildung 2: Strukturelle Beschaffenheit der Elektrizitätsversorgung Quelle: Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 13.

112

Charakteristika der elektrischen Energie

a) Erdkabelübertragung Der Energietransport via Erdkabel erfolgt meist im Bereich der Mittel- und Niederspannungsnetze830, aber auch bis zu bei einer Spannung von 110 kV.831 Ganz allgemein formuliert sind «Starkstromkabel Leitungen zum Transport elektrischer Energie, die je nach Ausführung für Verlegung im Erdboden, im Wasser, im Freien, in Kabelkanälen oder in Innenräumen geeignet sind».832 Dieser breit gefächerte Anwendungsbereich bedingt – in Bezug auf externe Witterungsbedingungen und Übertragungsverluste – besondere technische Schutzeinrichtungen.833 In diesem Kontext ist weiters zu notieren, dass Erdkabel üblicherweise unterhalb der Frostgrenze in einer Bodentiefe von ca einem Meter verlegt werden.834 Diese bauliche Anordnung soll vor allem vor atmosphärischen Störungen schützen, denen die Freileitungen im Vergleich zu den Erdkabeln naturgemäß stärker ausgesetzt sind. Ergänzend ist diesem Faktum noch hinzuzufügen, dass bei den Freileitungen ua die «umgebende atmosphärische Luft als Isolierstoff dient»835 und bei Erdkabel eine sehr starke Isolierung benötigt wird um die Übertragungsverluste836 möglichst gering halten zu können.837 Dieser Aspekt soll jedoch nicht implizieren, dass Freileitungen bereits allein aus diesem Grunde ausreichend isoliert sind.838Als technische Auswahlkriterien hinsichtlich des anzuwenden Kabeltyps dienen nachfolgende Parameter:839 · · · · ·

Nennspannung Aderzahl und -art Leiterquerschnitt Mechanische und chemische Beanspruchung Sonderausführung aufgrund eines speziellen Einsatzes

830 http://www.rwetransportnetzstrom.com/generator.aspx/netzwelt/grundlagen-technik/ freileitung-oder-kabel/language=de/id=270706/freileitung-oder-kabel.html (26.09.2008). 831 Vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 239. 832 Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 75. 833 Diese Schutzeinrichtungen erfordern einen speziellen Aufbau der Erdkabel, der sie «vor Feuchtigkeit, chemischer Zersetzung und mechanischer Belastungen schützt bzw sie widerstandsfähig macht» vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 75. 834 Vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 239. 835 Oswald, Gutachten, 15. 836 Zum Unterschied von spannungsabhängigen und stromabhängigen Verlusten vgl Oswald, Gutachten, 15, 16. 837 Zur einfachen PVC-Isolierung bei Niederspannungskabel vgl Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 111; zu den ölpapierisolierten Kabeln der Hochspannungsebenen vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 221. 838 Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 219. 839 Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 76.

113

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

Aus technischer Sicht ist eine Kabelübertragung auch im Bereich der Höchstspannungsebene realisierbar und möglich, aber aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht wünschenswert.840 Von weitaus größerer Bedeutung ist in diesem Kontext der Begriff der Zuverlässigkeit der Erdkabel im Vergleich zu den Freileitungen, welcher sich aus den Benennungen Ausfallrate und Ausfalldauer zusammensetzt. Zur einheitlichen Beurteilung der Zuverlässigkeit werden die Richtwerte für die 110-kV-Ebene in Deutschland herangezogen. Für Erdkabel ergeben sich demnach auf «100 km 1,2 Fehler pro Jahr mit ca 60 Stunden Ausfalldauer während hingegen bei Freileitungen die Quote bei 2,4 Fehler pro Jahr und 2 Stunden Ausfalldauer»841 liegt. Anhand dieser Gegenüberstellung wird ersichtlich, dass die Fehlerquote bei Freileitungen doppelt so hoch ist als bei Erdkabel. Dieser Gesichtspunkt führt gemeinsam mit dem Umstand, dass Erdkabel einen «spürbar geringeren Stromwärmeverlust aufweisen»842 als Freileitungen folgerichtig zu einer deutlichen Präferenz ersterer im Bereich der Mittelspannung als auch gegenwärtig in der Hochspannungsebene.843 In direkter Relation zur Verlustquote steht bei der Projektierung von Erdkabel und Freileitungen der Aspekt der Wirtschaftlichkeit. So fallen bei der Errichtung und beim Betrieb einer Leitung nachstehende Kosten an:844 · Investitionskosten845 (einmalige Kosten für Planung, Trassierung, Beschaffung einschließlich Zubehör, Verlegung, Montage und Prüfung) · Betriebskosten (periodisch wiederkehrende Kosten für Wartung und Instandhaltung) · Verlustkosten (periodisch wiederkehrende Kosten für spannungs- und stromabhängige Verluste) · Rückbaukosten · Rechterwerbskosten, Ausgleichskosten für Eingriffe in Landschaft846 und Natur und Verfahrenskosten Hinsichtlich der unterschiedlichen finanziellen Aufwendungen ist zu notieren, dass Erdkabel generell höhere Barwerte verlangen847, jedoch eine weitaus ge840 841 842 843 844 845

Vgl Heinloth, Die Energiefrage, 385. Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 239. Brakelmann, Netzverstärkungs-Trassen, 5. Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 222. Oswald, Gutachten, 25. Zu den Kostennachteilen der Erdkabel vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 220. 846 Zur mangelnden Akzeptanz von Freileitungen vgl Brakelmann, NetzverstärkungsTrassen, 5. 847 So zB 6-fach höhere Barwerte wie am Beispiel der Salzburgleitung vgl Pressekonferenz zur Salzburgleitung vom 18.01.2008 vgl http://www.e-control.at/portal/page/portal/ ECONTROL_HOME/PRESS/PRESSEKONFERENZEN/2008-01-18_Pressemappe. pdf (28.09.2008).

114

Charakteristika der elektrischen Energie

ringere Planungszeit in Anspruch nehmen. Dieser Gesichtspunkt führt aber zum Paradoxon, dass vornehmlich in Deutschland große Netzbetreiber lieber Freileitungen bauen würden, als Erdkabel zu verlegen. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass die Planung einer Freileitung bis zu 10 Jahre und mehr in Anspruch nehmen kann, die eines Erdkabels jedoch lediglich 2 Jahre, dann kommt man zum Schluss, dass in diesem Bereich am falschen Ansatzpunkt gespart wird.848 In Anbetracht des Faktums, dass die Kostenvorteile der günstigeren Variante der Freileitung gut 8 Jahre an Planungszeit aufwiegen muss, lässt sich den Energieversorgungsunternehmen (welche aufgrund des legal unbundlings noch Eigentümer der Netze sind) allzu gut der Vorwurf der mangelnden Netzinvestitionen machen.849 Wichtige Projekte werden mit dieser Taktik des Hinhaltens auf die lange Bank geschoben.850 Nichtsdestotrotz wird die Variante des Erdkabels bzw die Kabelübertragung – wie folgende Tabellen belegen werden – immer beliebter.851 Tabelle 6: Stromkreislängen in Deutschland Jahr

Gesamtlänge in km

Kabelanteil

(Freileitungen und Kabel) Nieder-

Mittel-

Hoch-

Höchst-

Nieder-

Mittel-

Hoch-

Höchst-

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg

1992

903.400

470.300

73.516

40.127

72%

59%

58%

2,3%

2002

993.300

480.200

76.500

36.800

81%

65%

58%

2,7%

Quelle: Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 240.

Tabelle 7: Stromkreislängen in Österreich Jahr

Gesamtlänge in km

Kabelanteil

(Freileitungen und Kabel)

2003

Nieder-

Mittel-

Hoch-

Höchst-

Nieder-

Mittel-

Hoch-

Höchst-

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

spg.

150.783

63.846

14.576

2.497

67,1%

45,5%

5,2%

1,8%

Quelle: E-Control, Netzstatistik.

848 Zur Höhe der deutschen Netzentgelte vgl http://www.wind-energie.de/de/themen/ strompreise/preistreiber-stromnetz/ (28.09.2008). 849 Dazu ausführlich vgl Skyba/Grüneis, Energiemärkte, in Fremuth/Parak (Hrsg), Regulierung der Deregulierung, 207. 850 Vgl http://www.wind-energie.de/de/themen/windenergie-im-stromnetz/sichere-netze/ erdkabel-vs-freileitung/ (28.09.2008). 851 Oswald, Gutachten, 5

115

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

Speziell im Hinblick auf Österreich wird erkennbar, dass der Kabelanteil noch nicht so stark ausgeprägt ist als etwa in Deutschland. Dieser Umstand lässt sich jedoch großteils auf geographische Unzulänglichkeiten zurückführen, welche bei der Projektierung einer Freileitung selbige auch favorisieren lassen bzw in der Vergangenheit nötig gemacht haben. b) Freileitungen Die Freileitung ist allgemein als «Anlage zur Übertragung elektrischer Energie»852 definiert und setzt sich aus «Masten und Leiterseilen zusammen».853 Freileitungen finden sowohl im Niederspannungsbereich Anwendung als «auch im Sondermastbau für höchste mechanische Beanspruchung bis hin zu 1500 kV».854 Diesen Sondermasten kommt gerade vor dem Hintergrund einer Verknappung der einheimischen Erzeugungskapazitäten855 essentielle Bedeutung zu.856 So ermöglichen diese Stromleitungen bei wirtschaftlich viel günstigeren Konditionen als etwa bei Erdkabeln einen höchstmöglich verlustfreien Import an elektrischer Energie über eine Distanz von mehreren tausend Kilometern bei einer Spannung von über 1000 kV.857 In Anbetracht dieses Umstandes ermöglichen Freileitungen vor allem im Bereich der Höchstspannung eine Energieübertragung mit sehr geringen Verlusten.858 Diese physikalische Besonderheit ermöglichen vor allem Isolatoren aus Hartporzellan und Steatit.859 In Bezug auf den Mastaufbau ist zu vermerken, dass aktuell eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen auf den Märkten zum Einsatz kommt. Um jedoch den Mastbau einer international gültigen Standardisierung zugänglich zu machen, werden als «Merkmale einer Bauform die Ausführung der Tragwerke und die geometrische Anordnung der Leiter eines bzw mehrerer Stromkreise»860 angeführt. Freileitungen werden wegen ihres zum Teil schweren Eingriffes in das Landschaftsbild kontrovers diskutiert. Als Resultat solch langwieriger Planungsdiskussionen und diametraler Argumentationsstandpunkten haben sich va Mehrsystemleitungen durchgesetzt, denn «der beschränkte Raum für Frei852 853 854 855 856 857 858

859 860

116

Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 85. Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 85. Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 210. Hinsichtlich des Stromimportes seit 2001 vgl Haas, Perspektiven, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 143. Zum Abbau der Kraftwerkskapazitäten vgl Kirchner, Stromhaushalt, in Fremuth/Parak, Regulierung der Deregulierung, 226. Vgl Heinloth, Die Energiefrage, 385. So belaufen sich in Deutschland beispielsweise die «Gesamtverluste an elektrischer Energie im Netz zwischen Erzeuger und Verbraucher auf rund 5%» vgl Heinloth, Die Energiefrage, 385. Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 220. Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 71.

Charakteristika der elektrischen Energie

leitungstrassen, die gestiegenen Kosten für Entschädigung und Forderungen der Landesplanung haben dazu geführt, mehrere Systeme auf einem Mast anzuordnen».861 Aus wirtschaftlicher Sicht ist zu konstatieren, dass «die Übertragungsleistung der Freileitung und ihre thermische Grenzleistung entscheidend durch den gewählten Leiterquerschnitt und die wirtschaftlichen Randbedingungen bestimmt werden».862 Dieser Umstand täuscht jedoch nicht über die Tatsache hinweg, dass Freileitungen verstärkt gegen externe Faktoren wie Korrosion, Vereisung, Blitzschlag und Materialermüdung sowie gegen die unterschiedlichen Seilkräfte geschützt werden müssen.863 Folgende Parameter sollen helfen, den Planungsprozess bzw das Entscheidungsverfahren zu Gunsten einer Freileitung grundsätzlich zu verstehen.864 · · · · · · · ·

Kurze Leitungslänge Geradlinige Leitungsführung Wenig Kreuzungen mit anderen Freileitungen Wenig Kreuzungen mit Eisenbahnen, Strassen, Bauwerken, Flüssen Geringe topographische Höhenunterschiede Geeignete Bodenverhältnisse für Mastgründung und Erdung Vermeidung von Gebieten mit hoher Luftverschmutzung Geringer Eingriff in die Landschaft und in die Natur

Abschließend sei jedoch festgestellt, dass die diametral geführte Diskussion um die Verlegung von Erdkabel bzw hinsichtlich einer Errichtung von Freileitungen in Anbetracht der mannigfaltigen, teilweise divergierenden Gutachten der jeweiligen Netzbetreiber in absehbarer Zeit nicht beendet sein wird. Die momentan entgegengesetzten Standpunkte sollen anhand nachfolgender Aufzählungen nachdrücklich herausgehoben werden. Der deutsche Energieversorger RWE kommt bei einem Vergleich zwischen Freileitung und Kabel zur Ansicht, dass Kabel865 · · · ·

bei gleichem Leiterquerschnitt eine geringere Übertragungsleistung haben, geringere ohmsche Verluste haben, nur sehr begrenzt überlastbar sind, eine längere Zeit für Reparaturen benötigen,

861 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 220. 862 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 220. 863 Näheres zu den Seilkräften sowie dem Schutz vor Blitzeinschlägen vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 209. 864 Wobei an dieser Stelle darauf hingewiesen sein soll, dass «das Ergebnis meist ein Kompromiss aus sich zum Teil widersprechenden Forderungen ist» vgl Knies/Scharack, Elektrische Anlagentechnik, 70. 865 http://www.rwetransportnetzstrom.com/generator.aspx/netzwelt/grundlagen-technik/ freileitung-oder-kabel/language=de/id=270706/freileitung-oder-kabel.html (28.09.2008).

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

· aber kaum den Witterungseinflüssen der Freileitung unterliegen · das Mehrfache einer Freileitung kosten. Dem gegenüber soll das Gutachten des deutschen Energieexperten Brakelmann gestellt werden, welcher anlässlich eines generellen Vergleichs zwischen Freileitung und Erdkabel zu folgender Auffassung gelangt.866 · Im Hochspannungsnetz liegen die Gesamtkosten für Erdkabel niedriger oder nicht höher als für Freileitungen. · Im 220-kV-Höchstpannungsnetz sind die Kosten für Erdkabel je nach Randbedingungen niedriger oder bis zu 30% höher. · Im 380-kV-Höchstpannungsnetz sind Kabelsysteme derzeit noch immer teurer als Freileitungen. · Durch Messung von Wetterdaten (Temperatur, Windstärke, Sonneneinstrahlung) könnten die Netzbetreiber die Übertragungskapazität der bestehenden Freileitungen um 30% steigern. Mit einem Monitoring der Leitungstemperatur kann die Kapazität sogar um bis zu 100% gesteigert werden. Netzbetreiber scheuen sich naturgemäß vor kapitalintensiven Investitionen867 und favorisieren in logischer Konsequenz eher eine Variante, welche durch eine höchstmögliche Effizienz bei geringsten Kostennachteilen gekennzeichnet ist.868 Die Dena-Netzstudie kam ua zum Ergebnis, dass «durch die notwendigen Netzneubaumaßnahmen bis zum Jahr 2015 das bereits bestehende Höchstspannungsnetz um insgesamt 850 km erweitert»869 werden muss. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Jahre die geplante 380 kV Ringleitung in Österreich bereits im Versuchs- und Planungsstadium feststeckt, so kann diese Zahl im Hinblick auf den weiteren Windenergieausbau sowie auf die Verfahrensdauer von Planfeststellungsverfahren besorgniserregend wirken. Denn vor der Tatsache, dass die «beschriebenen Eigenschaften des Stromes sich sehr stark auf die Transportmittel auswirken und dass die Auslegung der Netze lediglich eine Dimensionierungsfrage ist»870, kann und darf niemand die Augen verschließen. 866 Brakelmann, Netzverstärkungs-Trassen, 112 ff; dazu die Kurzfassung vgl http://www. wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Hintergrundpapiere/Netze_und_Regelenergie/ HG_Erdkabel.pdf (28.09.2008). 867 Dem muss angefügt werden, dass die Netze im Vergleich zu den übrigen elektrischen Betriebsmittel einen Bruttoinvestitionsbedarf von nahezu 50% aufweisen vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 11. 868 Vor allem auch im Hinblick auf die nunmehrige Pflicht der Duldung der Durchleitung vgl Rademacher, Liberalisierung der Energiemärkte, 4, 6. 869 Dena, Kurzzusammenfassung der Dena-Netzstudie, 8. 870 Brunekreeft/Keller, Elektrizität, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Regulierung und Wettbewerb, 133.

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Charakteristika der elektrischen Energie

2. Insuffizienz der Bevorratung Die «Sachgesetzlichkeit»871 einer mangelnden Bevorratung der elektrischen Energie bedingt mehrheitlich die Prämisse «der zeitlichen Kongruenz von Nachfrage und Erzeugung».872 In anderen Worten ausgedrückt bedeutet diese Faktizität, dass die konventionellen Kraftwerke873 «die Erzeugung so regeln müssen, dass sie jederzeit der verbrauchsbedingten Stromnachfrage inklusive der Netzverluste entspricht».874 Um Netzstörungen zu vermeiden «muss jede Stromentnahme sofort durch erhöhte Produktion ausgeglichen werden, um das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch zu wahren».875 Diese physikalische Prämisse müht der energiewirtschaftlichen Vorplanung gewaltige Erfordernisse ab, so muss nicht nur der Kraftwerkspark dementsprechend modelliert werden, sondern auch der zeitlich variierende energetische Überfluss tauglichen Speichermöglichkeiten zugeführt werden. In Anbetracht der Faktizität, dass «eine über den Zeitablauf gleichmäßige Produktion verbunden mit Auf- und Abbau von Lagern nicht möglich ist, muss das daraus resultierende Last- bzw Kapazitätsproblem gelöst werden».876 Nicht nur die Gestehung der Windenergie ist der stochastischen Fluktuation ausgesetzt, vielmehr sieht sich auch das verbraucherseitige Verhalten mit einer ähnlichen Unvorhersehbarkeit konfrontiert. Sicherlich kann heutzutage anhand der Lastfahrpläne sehr exakt berechnet werden, wie hoch der Verbrauch in den nächsten 24 Stunden sein wird. Dieser Gesichtspunkt kann jedoch nicht die Realität außer Acht lassen, dass aufgrund der fehlenden Speicherbarkeit die «Dimensionierung des Kraftwerksparks nach wie vor an der Spitzenlast ausgerichtet wird».877 Dabei kommt va Begriffen wie der Sekunden-, Minuten- und Stundenreserve878 als auch dem Demand-Side-Management879 essentielle Bedeutung zu. Erstere bezeichnen die zeitlichen Abstände samt der notwendigen Last, die notwendig sind, um die abgefallene Leistung augenblicklich wieder dem Netz zuzufüh-

871 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 9. 872 Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 11. 873 In diesem Zusammenhang sollen die Grundlastkraftwerke als auch Kraftwerke, die Spitzenlast liefern können, angesprochen werden vgl Heinloth, Die Energiefrage, 384; vgl auch Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 21. 874 Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 141. 875 Durach, Einführung kompetitiver Strukturen, 12. 876 Brunekreeft/Keller, Elektrizität, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Regulierung und Wettbewerb, 133. 877 Brunekreeft/Keller, Elektrizität, in Knieps/Brunekreeft (Hrsg), Regulierung und Wettbewerb, 133. 878 Zum «Regelverhalten konventioneller Kraftwerke» vgl Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 142. 879 Aus dem engl übersetzt: Nachfragesteuerung vgl Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 55.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

ren, um ein automatisches Abschalten der Kraftwerke880 bzw einen Netzzusammenbruch zu verhindern.881 Unter Demand-Side-Management882 versteht man nichts anderes, als dass Energieversorger bzw Netzbetreiber Industriekunden zu Spitzenlastzeiten vom Netz nehmen können, diese jedoch jenen Umstand im Vorhinein vertraglich vereinbart haben und bereits einige Zeit vorher ihren Strombezug erhöht hatten. Globaler formuliert ist das DSM ein Instrument der Nachfragesteuerung883, welches «sämtliche Maßnahmen der EVU bezeichnet, die aktiv das Niveau und die Struktur der Kundennachfrage nach Strom mit dem Ziel beeinflussen, einen vorgegebenen Bedarf an Energiedienstleistungen unter Beachtung der Optionen auf der Angebotsseite zu minimalen Kosten zu decken».884 Sowohl die Nachfragesteuerung als auch die Reserveleistung mit ihren unterschiedlichen Anlaufzeiten reichen auf lange Sicht nicht aus, um die notwendige Speicherbarkeit der elektrischen Energie in zufrieden stellendem Maße sicherzustellen, dafür sind diese Instrumente zu kurzfristig ausgelegt. Nachfolgend sollen kurz die geläufigsten Speicherformen erörtert werden, wobei an dieser Stelle auf die Sonderposition Österreichs im Hinblick auf seine Speicherwasserkraftwerke hingewiesen werden soll. a) Speicherung in Speicherkraftwerken Dieser Untertyp der Wasserkraftwerke ist in Österreich weit und in Deutschland wegen der mangelnden geographischen Geländeformen nicht sehr weit verbreitet. Speicherkraftwerke weisen den Vorteil auf, dass «sie in Zeiten verminderten Energiebedarfs die potentielle Energie des Wassers ansammeln können».885 Wobei aber streng genommen zwischen den Pumpspeicherkraftwerken und den gewöhnlichen Speicherkraftwerken unterschieden werden muss. Bei ersteren ist zu konstatieren, dass bei «Schwachlastzeiten mit preiswerter elektrischer Energie aus zB nicht ausgelasteten Laufwasserkraftwerken»886 das Wasser vom talseitigen Auffangbecken wieder in die Speicher gepumpt werden kann. Speicherkraftwerke mit Hochdruckanlagen887 weisen neben dem Kraft880 In diesem Kontext interessiert auch die «Ermittlung der gesicherten Kraftwerksleistung» vgl Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 91. 881 Ein Netzzusammenbruch kann ua auf einer sog loss-of-load-probalility beruhen, was nichts anderes meint als die «Wahrscheinlichkeit unzureichender Lastdeckung» vgl Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 19. 882 Näheres zur vertraglich vereinbarten Absenkung der Spitzenlast vgl Stadler, Demand Response, 3. 883 Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 55. 884 Melchert, Demand-Side Management, 1. 885 Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 49. 886 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 24. 887 Bei Hochdruckanlagen kommen aufgrund der großen Fallhöhe stets Francis oder Pelton Turbinen zum Einsatz vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik,

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Charakteristika der elektrischen Energie

werk und dem Speicher auch ein Wasserschloss für den erforderlichen Druckausgleich auf. Die Speicher ihrerseits – als Tages-, Wochen-, Monats- oder Jahresspeicher bzw ggf auch als Mehrjahresspeicher – können «einen Ausgleich zwischen dem schwankenden Wasserangebot und der sich ebenfalls zeitlich ändernden Nachfrage nach elektrischer Energie schaffen».888 Angesichts der geographischen Verteilung der Laufwasserkraftwerke im Osten Österreichs sowie der Speicherkraftwerke im Westen und der seit Jahren kontinuierlich steigenden Trockenheit im Sommer ist jedoch auch diese Speichervariante, obgleich momentan die einzige, welche im großen Stil genutzt werden kann, nicht als das Optimum – aber als die langfristig beste Lösung – anzusehen. b) Speicherung in elektrochemischen Elementen Hinsichtlich dieser Speichertechnologie ist man gezwungen «zwischen den nicht wieder aufladbaren Primärelementen und den Akkumulatoren zu unterscheiden».889 Erstere sind dabei letztendlich nichts anderes als gewöhnliche Zink-Kohle-Batterien und deshalb auch nicht näher zu erörtern. Im Umfeld der Akkumulatoren sind gegenwärtig 4 verschiedene Typen im Einsatz von denen letzterer die fundamentalste Bedeutung aufweist.890 · · · ·

Nickel-Cadmium-Akkumulatoren Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren Natrium-Schwefel-Akkumulator Blei-/Bleioxid-Akkumulator

Der Blei-/Bleioxid-Akkumulator «liefert innerhalb weniger Sekunden eine sehr hohe Leistung».891 Da jedoch diese Speicherweise bis dato sehr hohe Kosten verursacht, wurden weltweit nur wenige große Anlagen installiert. Dabei reicht die Speicherleistung von 10 bis 25 MW bzw 40 MWh.892 In Anbetracht einer potentiellen zukünftigen Einbindung im Zusammenhang mit der Windenergiegestehung ist zu konstatieren, dass «im Windpark Bocholt 1998 eine Batteriespeicheranlage mit 1,5 MW bzw 1,5 MWh installiert worden ist».893 Augrund der systemtechnischen Besonderheit, dass «mit Akkumulatoren steile Spannungsänderungen kompensiert und Oberschwingungen ausgeregelt

888 889 890 891 892 893

123, 124; wobei jedoch die Fallhöhe auf max 2000m limitiert ist vgl Jorde/Kaltschmitt, Stromerzeugung aus Wasserkraft, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 361. Jorde/Kaltschmitt, Stromerzeugung aus Wasserkraft, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 359. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. Vgl Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 6. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

werden können»894, nimmt die Bedeutung dieser elektrischen Energiespeicher zukünftig895 «beim wachsenden Einsatz regenerativer Energiequellen mit stochastischen Energiedargebot»896 zu. Es handelt sich generell gesehen zwar um einen elektrochemischen Speicher897, da die aufgenommene Energie während der Speicherung in chemischer Form gebunden ist, man spricht aber bedingt durch die Form der abgegebenen Energie898 mehrheitlich von einem elektrischen Energiespeicher.899 Ein weiteres spezifisches Charakteristikum der Akkumulatoren bzw des Blei/Bleioxid-Akkumulators ist seine Fähigkeit, «nahezu verzögerungs- und trägheitsfrei reagieren zu können».900 Dieser Aspekt ist vor allem im Hinblick auf die kostenintensive Reserveleistungsvorhaltung bzw der Sekunden- und Minutenreserve durch konventionelle901 Kraftwerke von essentieller Bedeutung. c) Schwungradspeicher «Schwungräder sind eine altbewährte Technik zur Speicherung von mechanischer Energie».902 Dabei kann der «indirekte Energiespeicher auch mit kinetischer Rotationsenergie arbeiten».903 Bei «Schwungradspeichern bedient man sich zur Speicherung der kinetischen Energie eines rotierenden Körpers wie einer Schwungscheibe».904 Vom systemtechnischen Aufbau aus betrachtet, besteht die Schwungspeicheranlage aus einem «Motorgenerator und einer Schwungmasse, in der die Energie E abhängig von der Drehzahl n und dem Trägheitsmoment J ist».905 Sie arbeiten dabei «im Drehzahlbereich von 3000 bis zu 25.000 U/min und werden vorrangig zur Kurzzeit-Überbrückung von 894 Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 82. 895 Vor allem auch wegen des technischen Fortschritts, der auf diesem Gebiet erzielt worden ist; zur Leistungsdichte von 200 W/kg vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. 896 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. 897 Vgl Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 80. 898 Beim Entladen werden Elektronen frei, die sich als «elektrische Energie vom Verbraucher nutzen lassen» vgl Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 154. 899 Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 14. 900 Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 82. 901 Dabei sei vor allem auf das Problem in Deutschland hingewiesen, dass große Pumpspeicherkraftwerke wie beispielsweise das Kraftwerk Goldisthal «mit einer Leistung von 1060 MW und einer Speicherkapazität von 8480 MWh» nicht weiter ausbaufähig sind vgl Heuck/Detttmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53; vgl auch http:// www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail.asp?cat= 2&id=40161&source=rubrik&doPrint=1 (1.10.2008). 902 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 69. 903 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 52. 904 Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 82. 905 Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 39.

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Charakteristika der elektrischen Energie

Spannungsausfällen und Versorgungseinbrüchen im Sekundenbereich eingesetzt».906 Obgleich von «erreichten Energiedichten von etwa 100 bis über 500 kW/kg und einem Wirkungsgrad von 90 bis 95%»907 sind sie aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen dennoch nicht für einen großflächigen Einsatz geeignet. Als heutiges «Hauptanwendungsgebiet von größeren Schwungradspeichern mit Leistungen von bis zu 230 MW»908 lässt sich die «Stromversorgung von gepulsten Lasten bei physikalischen Versuchsanlagen»909 anführen. Per gegenwärtigem Technologiestand sind Speicherkraftwerke einer diesbezüglichen Speichertechnologie immer noch haushoch überlegen, was an dieser Stelle nur noch einmal dazu veranlasst, pro futuro die Wasserkraft als strategischen Partner der Windenergie zu sehen.910 d) Supraleitende Energiespeicher Die Speicherung in sog Supercapacitors oder auch in supraleitenden Magnetfeldspeichern stellt wiederum eine elektrische Energiespeichervariante dar.911 Bei ersterem zeigt sich, dass «eine Reihe von Metallen, Legierungen und Verbindungen beim Abkühlen unter die Sprungtemperatur oder auch kritische Temperatur ein Absinken des spezifischen elektrischen Widerstandes auf extrem kleine Werte aufweisen, die einen nahezu verlustlosen Stromtransport ermöglichen».912 Um die Supraleitung aufrechtzuerhalten, müssen jedoch die kritische Temperatur wie auch die kritische Stromdichte als auch die Magnetflussdichte ganz genau im Gleichgewicht gehalten werden.913 Dieser aus technischer Sicht sehr komplexe Umstand914 hat in Verbindung mit wirtschaftlichen Erwägungen dazu geführt, dass «sich Supercapacitors bei der elektrischen Versorgung noch nicht durchsetzen konnten».915 Die supraleitenden magnetischen Energiespeicher «speichern Energie im magnetischen Feld einer Spule».916 Dabei «erzeugt eine stromdurchflossene, räumlich ausgedehnte Leiteranordnung ihrer geomet906 907 908 909 910 911 912 913 914

915 916

Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53. Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 82. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 82. Zum Regelenergiebedarf und der voraussichtlichen Entwicklung der regenerativen Energie vgl Brauner, Gutachten, 4. Dazu die Einteilung der Speichertechnologien vgl Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 80. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 72. Vgl Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 72. Die Sprungtemperatur, dh «die Temperatur bei der der elektrische Widerstand verschwindet, ist dabei eine Materialkonstante» vgl Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 179. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 83. Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 41.

123

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

rischen Anordnung entsprechend im Raum ein magnetisches Feld».917 Angesichts dieser hochtechnologischen Systembeschreibungen kann man sich vorstellen, dass dieser «hohe Kosten für die Komponenten und den ständigen Betrieb des Kühlsystems gegenüber stehen».918 Denn «um die Stromwärmeverluste durch die elektrischen Ströme zu vermeiden, muss unter anderem die Temperatur des Leiters unter die kritische Temperatur nahe dem Nullpunkt gebracht werden, so dass Supraleitung eintritt».919 Den hohen Kosten stehen aber auch Vorteile gegenüber, «denn grundsätzlich sind supraleitende magnetische Energiespeicher in der Lage, bei vergleichsweise geringen Energiedichten hohe Leistungen abzugeben, wobei die gleichzeitige Abgabe von Wirk- und Blindleistung möglich ist».920 Weitere positive Aspekte sind «die Verfügbarkeit in Millisekunden, eine hohe Zykluszahl, kurze Speicherzeiten, ein hoher Wirkungsgrad sowie eine lange Lebensdauer».921 Summa summarum lässt sich aber notieren, dass «zum gegenwärtigen Zeitpunkt die meisten Projekte so genannte Mikro-SMES mit Energien zwischen 0,2 und 10 MW betreffen».922 Großanlagen «mit Speicherkapazitäten von 1000 bis 5000 MW sind nach heutigen Kostenanalysen noch nicht wirtschaftlich».923 Ein flächendeckender Einsatz im Nieder- und Mittelspannungsnetz ist bei SMES tendenziell «aufgrund der aufwändigen Peripherie»924 in nächster Zukunft ebenfalls nicht zu erwarten, denn «der überwiegende Teil der bislang gebauten Anlagen dient als Leistungsspeicher für Kernfusionsanlagen, nur eine einzige Anlage wurde bisher im ständigen Netzbetrieb zur Dämpfung von Leistungspendelungen eingesetzt».925 Nichtsdestotrotz bleibt es eine höchst interessante, sehr komplizierte und von mehreren externen Faktoren limitierte Hochtechnologie, die unter günstigen Bedingungen eine baldige Breitenwirkung erhoffen lässt. e) Lithium-Ionen-Speichertechnologie «Wir arbeiten daran, die Lieferung von Wind- und Sonnenenergie ebenso planbar zu machen wie die Energie aus konventionellen Kraftwerken und entwickeln dazu wirtschaftliche und umweltschonende Lösungen, um ausreichend Reserven vorhalten zu können».926 Diese Worte von Dr. Christian Dötsch, sei917 918 919 920 921 922 923 924 925 926

124

Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 83. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 74. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 83. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 74. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 74. Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 75. Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 41. Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 41. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 84. http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail. asp?cat=2&id=40161&source=rubrik&doPrint=1 (1.10.2008).

Charakteristika der elektrischen Energie

nes Zeichens Leiter des Geschäftsfelds Energiesysteme am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energiesysteme in Oberhausen, veranschaulichen gut, inwieweit die Forschung hinsichtlich dieser Speichertechnologie bereits gediehen ist. Noch nüchterner hat es Prof. Dr. Martin Winter, ein anerkannter Experte für Lithium-Ionen-Technologie mit einer Stiftungsprofessur am Institut für Physikalische Chemie der Universität Münster, ausgedrückt. Seinem Ausspruch «Wir suchen die Eier legende Wollmilchsau»927 nach, kommt eindrücklich zum Vorschein wie komplex und vielschichtig die Lithium-Ionen-Technologie aufgebaut ist. So «eignen sich Lithium-Ionen-Batterien prinzipiell zum Zwischenspeichern von Strom aus Windenergie».928 Laut Andreas Gutsch vom Technologiekonzern Evonik «lassen sich bei einem elektrischen Energiespeicher als Puffer in Lithium-Ionen-Technologie bezogen auf die Effizienz Wirkungsgrade von 80% und mehr erzielen».929 Dabei sollen die neuartigen Lithium-Ionen Batterien «als mobiler Speicher eingesetzt werden, mit denen Produktionsspitzen von Windkraft nutzbar gemacht werden».930 In Rücksicht auf den sehr komplexen Komponentenaufbau wird an dieser Stelle auf eine systemtechnische Beschreibung verzichtet, nichtsdestotrotz soll festgestellt werden, dass sich speziell die Windbranche sehr viel von dieser zukunftsträchtigen Technologie verspricht, vor allem auch vor dem Hintergrund eines mobilen Einsatzes bei einer dezentralen Versorgungsstruktur. f) Energiespeicherung in Druckluftspeicherkraftwerken Die Speicherung von elektrischer Energie in sog Druckluftspeichern ist an sich keine neuartige Erfindung, aber eine sehr seltene Variante der Energiespeicherung.931 So sind weltweit beispielsweise nur zwei Kraftwerke dieses Typs im Einsatz.932 Hierbei «können zum Ausgleich großer Leistungsschwankungen Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerke genutzt werden».933 Als Speicher zur Aufnahme der Druckluft dienen sog Kavernen, das sind oftmals große «Hohlräume ehemaliger Bergwerke».934 Vom technischen Ablauf her gesehen «geht es um die Komprimierung von Umgebungsluft auf hohe Drücke unter dem Einsatz elektrischer Energie und die großvolumige Speicherung der Druck927 http://idw-online.de/pages/de/news271269 (1.10.2008). 928 http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail. asp?cat=2&id=40161&source=rubrik&doPrint=1 (1.10.2008). 929 http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachrichten/aktuelle_ausgabe/akt_ausg_detail. asp?cat=2&id=40161&source=rubrik&doPrint=1 (1.10.2008). 930 http://idw-online.de/pages/de/news271269 (1.10.2008). 931 Barth/Kentschke, Druckluft als Energieträger, 17. 932 In Huntorf, BRD, und McIntosh, USA, vgl Crotogino, Einsatz von DruckluftspeicherGasturbinen-Kraftwerken, 1. 933 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53. 934 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 53.

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Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

luft in unterirdischen Kavernen».935 Das erste Kraftwerk dieser Art wurde 1978 in Huntorf in Deutschland «mit einer Abgabeleistung von 290 MW für 4 Stunden und einem Speichervolumen von 300.000 m3 errichtet».936 Die Funktionsweise lässt sich wie folgt beschreiben: Die «Druckluft wird während Schwachlastzeiten mit entsprechend günstigen Strompreisen mit Hilfe elektrisch angetriebener Verdichter erzeugt».937 Während des Kompressionsvorgangs werden Drücke bis zu 70 bar angewendet, um die Umgebungsluft in den Speicher zu pressen.938 Bei Strombedarf «wird die gespeicherte Druckluft wieder dem Hohlraum entnommen und über eine Turbine, die mit einem Generator gekoppelt ist, expandiert»939, wobei an dieser Stelle jedoch erwähnt sei, dass «vor der Entspannung die verdichtete oder gegebenenfalls verflüssigte Luft erwärmt werden muss, es ist also im Gegensatz zu Pumpspeicherwasserkraftwerken auch beim Entladen eine Energiezufuhr notwendig».940 Trotz des Umstandes, dass «Druckluftspeichersysteme aufgrund ihrer Nennleistung von über 10 MW nicht zur Integration in Niederspannungsnetzen geeignet sind»941, zeichnen sie sich erstens «durch die Möglichkeit der modularen Erweiterbarkeit aus»942 und würden zweitens «als ein den Windparks nachgeschalteter Speicher die Vergleichmäßigung der Ausgangsleistung in Hinblick auf planbare Stromerzeugung»943 ermöglichen. Große Windparks wären somit «ähnlich konventionellen Kraftwerken einsetzbar».944 Bekanntermaßen führt eben «der zunehmende Anteil der Windenergie bei der Planung des Lastfahrplans der Netzbetreiber zu einem erheblichen Unsicherheitsfaktor».945 Das Prognoseverfahren erfährt somit eine essentielle Bedeutungserhöhung. Die «bei ISET entwickelten Verfahren erlauben inzwischen eine Prognose der zu erwartenden Windeinspeisung in das Netz mit einem Fehler, bezogen auf die installierte Nennleistung, von 10% für den Folgetag und 6% für die Kurzzeitprognose von 3 bis 6 Stunden».946 Durch Druckluftkraftwerke könnte erstens dieser zusätzliche Bedarf aus dem Speicher bedient werden und zweitens könnten «Überkapazitäten ebenfalls vom Speicher übernommen werden, anstatt thermische Kraftwerke zu drosseln».947 935 936 937 938 939 940 941 942 943 944 945 946 947

126

Stadler, Demand Response, 12. Barth/Kentschke, Druckluft als Energieträger, 17. Barth/Kentschke, Druckluft als Energieträger, 17. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 6. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 83. Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 83; zum vorgeschalteten Verbrennungsprozess vgl Stadler, Demand Response, 12. Bodach, Energiespeicher im Niederspannungsnetz, 37. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 6. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 9. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 9. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 11. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 11. Crotogino, Einsatz von Druckluftspeicher-Gasturbinen-Kraftwerken, 11.

Fazit

D. Fazit Auf dem Markt haben sich bereits vielfältige Varianten einer wirtschaftlich optimierten Speicherform für elektrische Energie etabliert. Aus Sicht des Autors ist für das heimische Einsatzgebiet der Windenergiegestehung bzw der dezentralen Energieerzeugung eindeutig die Wasserkraft als seriöser und verlässlicher Partner vorzuschlagen. Das Land Österreich eignet sich aufgrund seiner geographischen Beschaffenheit ausgezeichnet für die Energiegewinnung aus Wasserkraft. Doch ist dem Autor sehr wohl bewusst, dass auch Wasserkraftwerke mit einem Eingriff in die Natur einhergehen. Wenn man annimmt, dass breite Bevölkerungsschichten auch zukünftig den erneuerbaren Energien die gegenwärtige Beachtung schenken wollen948 und, dass die physikalischen Besonderheiten von stochastisch fluktuierenden dezentralen Energieerzeugungseinheiten bekannt sind, so kommt man zum Schluss, dass enorme Mengen an Reserveleistung vorgehalten werden müssen, um diese Anlagen energiewirtschaftlich betreiben zu können. Reserveleistung, die man entweder sehr teuer auf dem Spot-Markt zukauft oder, um die eigene Energieabhängigkeit zu mindern, selber bereitstellt. Daher muss bei der Planung von Windenergienanlagen auch ein nachhaltiges Konzept zur Reserveleistungsvorhaltung durch Wasserkraft einbezogen werden.949 Das NIMBY950 Phänomen betroffener bzw vermeintlich betroffener Personen, Verfahrensparteien und Verbänden ist dabei ebenso wenig hilfreich wie zu lange Planungsverfahren hinsichtlich neuer Kraftwerke, sowie zu hohe Umweltschutzauflagen. Ohne funktionierende Speichertechnologie werden die Netze störanfälliger und können sich die erneuerbaren Energien nicht im erwünschten Ausmaß etablieren. Selbiges gilt natürlich auch für den weiteren Ausbau der Netzinfrastrukturen. Die physikalischen Besonderheiten der elektrischen Energie gebieten geradezu, die notwendigen Überlegungen zur Überwindung dieser spezifischen Charaktereigenschaften auch in den juristischen Entscheidungsfindungsprozess einzubeziehen. Speziell der Unterabschnitt bezüglich des Stromtransportes, welcher aus besagtem Grunde tiefer vorgestellt worden ist, verdeutlicht, welche juristischen Probleme bei einem Trassenbau entstehen können. Dabei treten sowohl eigentumsrechtliche Eingriffe wie auch Aspekte der Versorgung zu Tage und es müssen eine Vielzahl an öffentlich rechtlichen Bewilligungen eingeholt so948 Laut einer Gallup Umfrage aus dem Jahre 2003 «gibt es in Österreich eine klare Meinung, die durchaus den Wunsch nach steigender Bedeutung von EE erkennen lässt», des Weiteren «glauben 65% der Österreicher, dass die Bedeutung von Windenergie am stärksten steigen wird» vgl Perschy, Akzeptanz erneuerbarer Energien, 73. 949 Die «Windkraft ergänzt sich mit der Wasserkraft, da sie aufgrund des stärkeren Windangebotes zu 2/3 im Winterhalbjahr verfügbar ist» vgl Kinsperger, Windkraft, 17. 950 Engl für «not in my backyard»; hinsichtlich der «Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten» vgl Hornbachner, Zur Akzeptanz von Windenergieanlagen, 27.

127

Physikalische Spezifika der elektrischen Energie

wie Planungsverfahren durchgestanden werden. Ein UVP Verfahren beispielsweise zeichnet sich bekanntlich va durch seine Langwierigkeit und Vielschichtigkeit aus. Da auch der Strom aus regenerativen Energieträgern denselben physikalischen Gesetzen gehorcht wie Strom, der aus konventionellen Kraftwerken stammt, muss in dieser Diskussion vermehrt auch im juristischen Denkprozess auf eine allfällige lokale Speicherung und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Transportwege Bedacht genommen werden. Die nachfolgende Tabelle bietet einen kurzen Überblick über die besprochenen Speichermöglichkeiten, wobei ersichtlich wird, dass speziell der Pumpspeicher mehr Vorteile als Nachteile in sich birgt.

Tabelle 8: Übersicht über die Speichertechnologien Akkumulatoren Typische Leistung [MW] Energiedichte Leistungsdichte Zugriffszeit Leistungsgradient Entladezeit Tiefenentladbarkeit Investitionskosten Speicher zu Kosten Betriebskosten Lebensdauer [Jahre]

Schwungradspeicher

0,001– 50

0,005–3

gering –

gering –

mittel

mittel

gering – mittel

Millisekun-

kunden

den

hoch 1–3 Min

speicher

0,25–

gering

k.A.

gering

gering

k.A.

hoch

Minuten

Minuten

Millise-

Millise-

kunden

kunden

gering

gering

hoch

hoch

4–10 Std

2–24 Std

1 Sek–

5 Sek–

1 Min

5 Min

gut

mittel

gut

gut

hoch

hoch

gering

hoch

hoch

mittel –

mittel –

gering –

hoch

hoch

mittel

15–40

~10

~30

niedrig –

mittel –

mittel

hoch

mittel

mittel

gering

gering

gering

~20

~50

2–10

Quelle: Hasche/Barth/Swider, Verteilte Erzeugung, 81.

128

SMES

gering

gut

mittel

speicher

Supercapacitor < 0,15

gering

gering –

luft-

25–2500

hoch

15 Min

Druck-

20–2000

hoch

Millisemittel –

Pump-

hoch

mittel – hoch

0,01– 1 sehr gering

IV. Der Wind als regenerativer Energieträger A. Geschichte der Windenergiegestehung Die Windenergienutzung respektive «die Nutzung mechanisch ableitbarer Energie aus Wind»951 lässt sich keineswegs als eine Erfindung des Industriezeitalters benennen, vielmehr reichen die geschichtlichen Ursprünge der Nutzbarmachung des Windes952 bzw dessen kinetischen Energiepotentiales, bis in das babylonische Reich des Königs Hammurabi zurück.953 Den Windmüllern der damaligen Kulturepoche waren jedoch Ausdrücke wie verwaltungsbehördliche Bewilligungserfordernisse und Genehmigungsverfahren sowie die Frage, ob die Nutzung der Windenergie grundsätzlich «jedermann freisteht»,954 weitestgehend unbekannt.955 Das seinerzeitige Anwendungsgebiet war streng auf die Erfordernisse der Agrarwirtschaft limitiert.956 Die europäische Bockwindmühle, mit horizontaler Achse, wurde erstmals «in einer Urkunde aus dem Jahre 1180 in der Normandie und in einem englischen Gebetbuch aus dem 12. Jahrhundert»957 erwähnt.958 Unter energiewirtschaftlichen Aspekten betrachtet, erstreckt sich der zeitliche Horizont der Windenergiege-

951 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 29. 952 Wind «entsteht durch Ungleichheiten der Temperatur und des Luftdruckes in den Luftschichten, die durch Luftströmungen ausgeglichen werden» vgl Leitner, Interaktive Karten zur Windenergie, 6. 953 Ungefähr 1750 v. Chr. vgl Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 28; vgl auch Reichel, Markteinführung, 24. 954 Schwimann, Windenergienutzung, 16. 955 Die Windenergie ist in diesem Sinnzusammenhang als Gemeingut anzusehen, dessen «Benützung jedermann im Rahmen der Gesetze gestattet ist» vgl Schwimann, Windenergienutzung, 137. 956 Beispielsweise zur Bewässerung der Felder vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 33; vgl auch Tippe/Reisinger, Hemmnisse der Windkraftnutzung, 19. 957 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 136. 958 Mitte des 18. Jahrhunderts «waren in Europa bereits 200.000 Windmühlen in Betrieb», welche aber zunehmend von der Dampfmaschine verdrängt wurden vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 21.

129

Der Wind als regenerativer Energieträger

stehung auf ungefähr 110 Jahre.959 Dänemark begann bereits Ende des 19. Jahrhunderts960 anhand der Windenergienutzung vornehmlich «ländliche Gebiete mit der damals neu entwickelten Energieform Elektrizität zu versorgen».961 Auch Deutschland zog dieser Tendenz folgend nach, und installierte in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Vielzahl von WEA.962 Unterbrochen durch die Kriegswirren963 und den Aufbauprozess der Nachkriegszeit,964 erlebte die Windkraft «erst mit den Ölkrisen der 70er Jahre eine Renaissance».965 Getrieben vom anfänglichen Hype konstruierte man damals wagemutige, dem seinerzeitigen technischen Stand nicht entsprechende Prestigeanlagen.966 In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Energiemarkt bald wieder normalisiert hatte und der Forschungsschwerpunkt im Bereich der Windenergie auf kleinen Anlagen beruhte, sowie dem Umstand, dass «Erprobungsund Absatzmöglichkeiten auf dem Heimatmarkt fehlten»967, kamen die heimischen Forschungsanstrengungen in «der zweiten Hälfte der 80er Jahre wieder zum Erliegen».968 Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl markierte speziell in Deutschland den Beginn einer steilen und bis heute anhaltenden technologischen Weiterentwicklung von Windkraftanlagen.969 Bedingt durch diese nukleare Havarie in der Ukraine «und die zunehmende Diskussion über die Klimaveränderung durch den ungebremsten Ausstoß von Kohlendioxid, sowie durch die gesetzliche Subventionierung der Einspeisungsvergütung durch das Stromeinspeisungsgesetz von 1991 kam es zu einem Anstieg der in Betrieb befindlichen Anlagen».970 Der rasante Bedeutungszuwachs der Windenergienutzung 959 Vgl Heymann, Die Geschichte der Windenergienutzung, 140. 960 Genauer gesagt 1891 aufgrund der technischen Weiterentwicklung der Windstromanlagen durch den Dänen Paul la Cour vgl Rosenbaum, Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen, 8. 961 Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 3. 962 Zu den Plänen von Honnef, Windenergieanlagen mit einer Höhe von 430m zu bauen vgl Heymann, Die Geschichte der Windenergienutzung, 167. 963 Lediglich England und Frankreich investierten zu dieser Zeit Geld in die Windforschung vgl Heymann, Die Geschichte der Windenergienutzung, 302. 964 Die Tiefpreise fossiler Energieträger um 1960 machten die «Windenergietechnik wirtschaftlich uninteressant» vgl Heier, Windkraftanlagen, 6. 965 Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 173; vgl auch Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 37; wie auch Pittnauer, Windenergieerzeugung in Österreich, 3. 966 So zB die 3 MW Anlage Growian in Brunsbüttel, die nach erheblichen, wetterbedingten Beeinträchtigungen wieder rückgebaut werden musste vgl Heier, Windkraftanlagen, 9. 967 Pittnauer, Windenergieerzeugung in Österreich, 3. 968 Pittnauer, Windenergieerzeugung in Österreich, 3. 969 Deutschland ist bis dato noch weltweit führender Anbieter im Bereich der Windenergietechnologie vgl Alt, Wind, in Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 171. 970 Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 23; vgl auch Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 2.

130

Geschichte der Windenergiegestehung

in den 10 darauffolgenden Jahren ist an mehreren Faktoren festzumachen: Zum einen konnten beachtliche technische Fortschritte in der Systemtechnik von anfänglich 100 kW Energieertrag bis zu 5 MW gegenwärtig erzielt werden.971 Zum anderen konnte ein signifikanter «Kurswechsel in der Förderpolitik»972 der jeweiligen Länder verzeichnet werden. Als die dritte bedeutende Säule hinsichtlich der Förderung von Windenergie bzw der regenerativen Energiegestehung generell lässt sich auf völkerrechtlicher Ebene die Diskussion rund um das Thema Nachhaltigkeit973 benennen bzw als Ausfluss derselben die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls.974 Als die wohl strukturell stärkste Veränderung ist jedoch die durch das ElWOG 1998975 neu eingeführte gesetzliche Abnahmepflicht von Strom aus erneuerbaren Energien anzuführen.976 Darauf aufbauend wurde wenige Jahre später das Ökostromgesetz977 verabschiedet, mit dem Ziel, als sog lex specialis die erneuerbaren Energien gezielt zu fördern. Die Bundesrepublik Deutschland hat beinahe parallel dazu im Jahr 2000 mit dem Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG)978 ein «materielles Energierecht außerhalb des EnWG»979 beschlossen, welches ua ähnliche Ziele verfolgt wie das österreichische Ökostromgesetz. Um den historischen Abriss der Windenergienutzung abzuschließen, ist es wichtig, hinzuweisen, dass neben den unterschiedlichen Förderungsregimen auch die gesellschaftliche Akzeptanz der Windenergie essentiell wichtig ist. Mit Sicherheit hat die gegenwärtige energiewirtschaftliche Situation mit den steigenden Preisen für fossile Primärenergieträger sowie die auf völkerrechtlicher Seite eingegangene Verpflichtung hinsichtlich des Kyoto-Protokolls die Gestehung von Energie aus Wind mitfavorisiert. Davon abgesehen stellen – neben gesell-

971 Vgl Lubosny, Wind Turbine Operation, 3; vgl auch Kramer-Krone, Wind, 26. 972 Spatzek, Alternativenergie, 22. 973 Näheres zu den geschichtlichen Ursprüngen der Nachhaltigkeit vgl Renn/Knaus/Kastenholz, Wege, in Breuel (Hrsg), Agenda 21, 17. 974 Sowohl Österreich, als auch Deutschland und die EU haben das Protokoll ratifiziert vgl Schlögl, Recht im Wind, 15. 975 So sieht das BGBl I 1998/143 mehrere Bestimmungen vor anhand derer «die Erzeugung von Strom mittels umweltfreundlicher Energieträger gefördert wird» vgl Heidinger/ Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43. 976 Bis zum 31.12.1996 gab es in Österreich lediglich ein «freiwilliges Rahmenabkommen hinsichtlich der Abnahme von Strom aus Windkraftanlagen» vgl Schneider/Dreer, Herausforderung, 1. 977 Bundesgesetz, mit dem Neuregelungen auf dem Gebiet der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern und auf dem Gebiet der Kraft-Wärme-Kopplung erlassen werden BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. 978 BGBl I S. 305 vom 29.03.2000 zuletzt geändert durch Art 1 Erstes Änderungsgesetz vom 7.11.2006 BGBl S. 2550 idF BGBl 2008 S 2074 vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG, 1. 979 Koenig/Kühling/Rasbach, Energierecht, 173.

131

Der Wind als regenerativer Energieträger

schaftlichen980 wie auch auf einem neuen Umweltbewusstsein981 basierenden Werthaltungen – va marktwirtschaftlich gut angepasste Einspeisetarife optimale Anreize für eine technologische Weiterentwicklung dar.982

Abbildung 3: Windkraftleistung in MW in Deutschland Quelle: Janzing, Windkraft, in Petermann (Hrsg), Sichere Energie im 21. Jahrhundert, 227; vgl auch Staiß/Schmidt/Musiol, Vorbereitung und Begleitung bei der Erstellung eines Erfahrungsberichts gemäß § 20 EEG, 176.

980 Zum Kommunikationswert des Stroms und der Abhängigkeit der Motivationslage vgl Haderer, Ökostrom und Motivation, 53, 64. 981 Zum Umweltbewusstsein als intrinsische Motivation vgl Haderer, Ökostrom und Motivation, 62. 982 So «wird bei einem System mit festen Einspeisetarifen dem Ökoanlagenbetreiber für seinen aus regenerativen Quellen erzeugten Strom gesetzlich festgelegte und erhöhte Vergütungspreise bezahlt» vgl Rosman, Ökostromgesetz, 36.

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Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger

B. Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger 1. Begriffsabgrenzung a) Energieträger Unter Energieträgern versteht man wie eingangs bereits erwähnt «Stoffe, die Energie gebunden haben»983 und aus denen «direkt oder durch eine oder mehrere Umwandlungen Nutzenergie gewonnen werden kann».984 An dieser Stelle wird ersichtlich, dass «Energieträger nach dem Grad der Umwandlung in Primär- und Sekundärenergieträger unterteilt werden».985 Dem muss jedoch die Tatsache vorausgeschickt werden, dass «die gesamte der Menschheit prinzipiell zur Verfügung stehende Energie als Energiebasis bezeichnet wird».986 Diese charakterisiert sich durch das Produkt «der meist endlichen Energievorräte und der weitgehend regenerativen Energiequellen».987 Hierbei muss ergänzend hinzugefügt werden, dass «die auf der Erde nutzbaren Energieströme grundsätzlich drei unterschiedlichen Primärquellen entstammen: der Solarstrahlung, der Erdwärme sowie der Planetengravitation und -bewegung».988 Die Energievorräte ihrerseits werden anhand nachfolgender Charakteristika unterschieden. aa) Energievorräte (i) Fossile Energievorräte «Fossile Energievorräte sind Vorräte, die in vergangenen geologischen Zeitaltern durch biologische und/oder geologische Prozesse gebildet wurden».989 Anhand der chemischen Ausgangsstoffe wird zwischen fossil biogenen und fossil mineralischen Energievorräten unterschieden. Erdöl, Erdgas sowie auch Steinund Braunkohle sind eindeutig biologischen Ursprungs und werden als fossil

983 Kraus, Lexikon der Energiewirtschaft, 73. 984 Neubarth/Kaltschmitt, Einführung, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 2. 985 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 2. 986 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 3. 987 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 3. 988 Neubarth/Kaltschmitt, Einführung, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 1. 989 Maslaton/Zschiegner, Grundlagen, 2.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

biogene Energievorräte bezeichnet.990 Demgegenüber werden Uranerze bzw Kernfusionsausgangsstoffe zu den fossil mineralischen Energievorräten gezählt.991 Weltweit werden nahezu 66% der fossil biogenen Energievorräte der Verstromung zugeführt.992 (ii) Rezente Vorräte Die rezenten Vorräte unterscheiden sich dadurch, dass sie «in gegenwärtigen Zeiten zB durch biologische Prozesse gebildet werden».993 Ein typisches Beispiel dafür ist der Energiegehalt von Biomasse wie auch die potentielle Energie eines natürlichen Stausees. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal ist die «vergleichsweise kurze Zeit der Neubildung».994 bb) Regenerative Energiequellen Während die Energievorräte im Wesentlichen durch ihre Endlichkeit definiert sind, werden «unter erneuerbaren Energien die Primärenergien verstanden, die – gemessen in menschlichen Dimensionen – als unerschöpflich angesehen werden».995 Die Windenergie ist das klassische Beispiel einer regenerativen Primärenergie.996 Sie zeichnet sich im Gegensatz zu den erschöpfbaren Ressourcen dadurch aus, dass «sie selbst durch zu starke Nutzung niemals vollständig aufgebraucht werden kann».997 Als erschöpfbare Ressourcen werden beispielsweise in der Betriebswirtschaft prinzipiell «Sachgüter verstanden, die von der Natur potentiell bereitgestellt werden und direkt oder indirekt der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen».998 Darüber hinaus charakterisieren sich diese Sachgüter weiters dadurch, dass sie «weder der Output eines Produktionsprozesses, noch durch Investitionen vermehrbar sind und ihre Bestandshöhe begrenzt ist».999 Der Wind als regenerative Primärenergiequelle weist im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien die Besonderheit auf, dass er sowohl lokal als auch global unbegrenzt zur Verfügung steht und dass keine Lagerbestände – wie beispielsweise bei der thermolytischen Stromge990 Vgl Wagner, Wettlauf um die Lagerstätten, 29. 991 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 4. 992 Vgl Heinloth, Energiefrage, 138. 993 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 4. 994 Maslaton/Zschiegner, Grundlagen, 2. 995 Kaltschmitt, Einführung, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 4. 996 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 27. 997 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 9. 998 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 8. 999 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 8.

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Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger

winnung durch Biomasse – angehäuft werden müssen. Wobei an dieser Stelle vermerkt sein soll, dass Strom als klassischer Sekundärenergieträger niemals regenerativ ist – auch wenn oftmals von Ökostrom die Rede ist – sondern lediglich der eingesetzte Primärenergieträger regenerativ sein kann. Das Ökostromgesetz trägt diesem Faktum Rechnung und nimmt teilweise Strom, der aufgrund eines thermolytischen Prozesses gewonnen wird, von seinem Geltungsbereich aus.1000

Abbildung 4: Energiewandlung Quelle: Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 5.

b) Der Aspekt der Erneuerbarkeit bzw Nachhaltigkeit Der Begriff der Nachhaltigkeit ist im Zusammenhang mit der gegenwärtig geführten Diskussion rund um die erneuerbaren Energieträger per se zum untrennbaren Begleiter derselben geworden. Nachhaltigkeit und Erneuerbarkeit können begrifflich jedoch auch isoliert betrachtet werden. Der vermehrte Einsatz von regenerativen Energiequellen zur Elektrizitätserzeugung stellt zwar ein nachhaltiges Engagement dar, aber auch die Erhöhung des Wirkungsgrades bei der Verstromung von fossilen Primärenergieträgern ist ein Zeichen in Richtung Nachhaltigkeit. Der historischen Vollständigkeit halber lässt sich feststellen, dass der sächsische Oberberghauptmann von Carlowitz diesen Begriff erstmalig in seinem 1713 erschienenen Buch Sylvicultura Oeconomica 1000 Vgl Ökostromgesetz § 2 Abs 2 Z 1 BGBl I 2008/144.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

verwendet hatte.1001 Weltweite Bekanntheit erlangte der Terminus jedoch erst anhand der begrifflichen Eingrenzung durch den Brundtland Bericht im Jahre 1987. Demzufolge ist eine nachhaltige Entwicklung «eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen».1002 Die EU hatte sich, unter Verweis auf eine nachhaltige Entwicklung, die Frage gestellt, wie eine gemeinsame Energiestrategie «am besten dem Klimaschutz Rechnung tragen und die Ziele Umweltschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit miteinander vereinbaren kann».1003 Der Brundtland Bericht läutete demzufolge eine Trendwende in der internationalen und nationalen Klimapolitik ein. Die im Zuge der internationalen Klimakonferenzen beschlossenen Rechtsakte aufzuzählen, würde den Umfang der Arbeit sprengen. Umso mehr gilt es festzuhalten, dass dem Begriff der Erneuerbarkeit va eine technische bzw naturwissenschaftliche Notion zukommt. Diese Auffassung steht im Gegensatz zur Bedeutungstiefe der Nachhaltigkeit, welche sich vermehrt als politischer Handlungsauftrag herauskristallisiert hat. Demzufolge sind mehrere Ansätze zu beachten, falls man weiterhin geneigt ist, der Windenergie einen sicheren und beständigen Platz in der «europäischen Energiepolitik»1004 einzuräumen. Hierbei erfahren die unterschiedlichsten Denkansätze eine Bedeutungserhöhung, weil «die Konkretisierung des Konzepts der Nachhaltigkeit und die Erarbeitung praxisorientierter Umsetzungsstrategien in den letzten Jahren als eine große Herausforderung für die Wissenschaft begriffen worden»1005 ist. Dieser Aussage muss vorangestellt werden, dass sich der Begriff der Nachhaltigkeit nicht aus «dem ökologischen oder einem anderen naturwissenschaftlichen Wissen ableitet, sondern vielmehr ein normatives Prinzip, das für alle Menschen der Erde gelten soll, darstellt».1006 Unter Zugrundelegung dieser Definition spricht man auch vom Konzept der kritischen Nachhaltigkeit, das «nicht auf Bestände, sondern auf Nutzungsmöglichkeiten unter Einschluss von Substitutions- und Innovationspotentialen eingeht und unter Beachtung kritischer Grenzen»1007 gesehen werden muss. Eine nachhaltige 1001 Renn/Knaus/Kastenholz, Wege, in Breuel (Hrsg), Agenda 21, 17. 1002 Renn/Knaus/Kastenholz, Wege, in Breuel (Hrsg), Agenda 21, 17; zu Recht wird hierbei kritisiert, dass «das Kriterium der zukünftigen Generationen auf unbekannte Größen verweist und die Formulierung konkreter politischer Ziele daher erschwert» vgl Wolff, Nachhaltigkeitsgrundsatz, ZUR 2003, 357. 1003 Kommission, Grünbuch für eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, KOM(2006) 105 endg. 5. 1004 Kommission, Grünbuch für eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, KOM(2006) 105 endg. 5. 1005 Renn/Knaus/Kastenholz, Wege, in Breuel (Hrsg), Agenda 21, 20. 1006 Renn/Knaus/Kastenholz, Wege, in Breuel (Hrsg), Agenda 21, 20. 1007 Nutzinger, Effizienz, in Nutzinger (Hrsg), Regulierung, Wettbewerb und Marktwirtschaft, 99.

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Energiewirtschaft umfasst «als Energiewende einen Systemwandel auf drei Ebenen: Die Gewinnung und Umwandlung von Energie, die Endenergienutzung und die Energieträgerstruktur».1008 Ein nachhaltiges Denken und Handeln sollte deshalb stets unter Beachtung des Ressourcenproblems – «welches in der Formulierung des bestmöglichen Einsatzes der in beschränktem Umfang auf unserem Planeten verfügbaren natürlichen Rohstoffe besteht»1009 – erfolgen. Diese Betrachtungsweise schließt neben der ökonomischen Komponente auch ökologische, soziale, politische und technologische Aspekte in den Entwicklungsprozess ein.1010 Aus diesem Grunde «sind bei der Beurteilung alternativer Verwendungsstrategien die jeweiligen Interdependenzen zwischen den einzelnen Subsystemen, wie dem ökonomischen, sozialen, ökologischen oder politischen System, zu beachten und Kreislaufzusammenhänge innerhalb des gesellschaftlichen Gesamtsystems in die Bewertung einzubeziehen».1011 Auf die Windenergienutzung umgelegt bedeutet dies, dass im Hinblick auf eine nachhaltige Energiewirtschaft sämtliche rechtlichen, ökonomischen und regionalpolitischen Aspekte und Haltungen derart klar ausgestaltet sein müssen, dass eine zukunftsorientierte Entscheidung für die Windenergienutzung keinen Zweifel an der gesamtwirtschaftlichen Realisierung offen lässt.1012 Dazu gehören neben der Ausgestaltung von wirtschaftlich reizvollen Einspeisetarifvergütungen va die verfahrensrechtlichen Normen rund um das Repowering von Altanlagen als auch Rechtsvorschriften hinsichtlich des Leitungsbaus und bauplanerische Aspekte.1013 Das naturwissenschaftliche Faktum der Erneuerbarkeit des Energieträgers Wind müht dem nachhaltigen Handeln eine Vielzahl an Denkprozessen ab, welche niemals isoliert, sondern immer als Gesamtvorschau in die weitere Planung miteinbezogen sein müssen.1014 In diesem Sinne gilt die Nachhaltigkeit als eine Prämisse für einen klaren und flexiblen Rahmen innerhalb der Energiepolitik.1015 Ein Rahmen der von sehr vielen externen wie

1008 Jänicke/Wiesenthal, Eckpunkte und Entwicklungslinien, ZUR Sonderheft 2004, 385. 1009 Pelizon. Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 7. 1010 Wie Wilhelm Molterer ausgeführt hat: «Es geht um ein neues, langfristiges Leitbild für die österreichische Umwelt-, Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Sozialpolitik» vgl Molterer, Nachhaltiges Österreich, Österreichische Monatshefte 2/2002, 8. 1011 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 7. 1012 Diesbezüglich sollen auch die unterschiedlichen Einspeisetarife im ElWOG I und II angesprochen werden. 1013 Vgl Berkemann, Rechtsprobleme, in Maslaton/Wolf, Energierecht im Wandel, 15 ff; vgl auch Gramlich, Leitungsrechte für Windenergieanlagen, in Maslaton/Wolf, Energierecht im Wandel, 42 ff. 1014 Vgl Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 12. 1015 Kommission, Grünbuch für eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, KOM(2006) 105 endg. 5; dem ist anzufügen, dass bereits vor 20 Jahren «die Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen in der Gemeinschaft, insbesondere durch verstärkte Forschungsanstrengungen und die Verbreitung

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auch internen Faktoren entscheidend beeinflusst bzw gesteuert werden kann. Die nachfolgenden Potentialanalysen sind nur einige, dafür aber essentiell wichtige Parameter, welche bei der Implementierung von WEA in das Verbundsystem berücksichtigt werden müssen. Die verfügbaren Windenergiepotentiale «bestimmen die Möglichkeiten des regenerativen Energieangebotes zur Deckung der Energienachfrage»1016 und sind Grundlage jedes weiteren juristischen und wirtschaftlichen Planungsschrittes. 2. Potentialanalysen a) Das theoretische Windenergiepotential Unter dem theoretischen Windenergiepotential wird «das physikalische Angebot des Windes innerhalb einer gegebenen Region zu einer bestimmten Zeit verstanden».1017 Dabei tragen die lokalen Windverhältnisse «entscheidend dazu bei, ob die planungsrechtlich verfügbaren Standorte tatsächlich wirtschaftlich genutzt werden können».1018 Da das theoretische Windenergiepotential «allein durch die physikalischen Nutzungsgrenzen bestimmt wird, kann es auch wegen unüberwindbarer technischer, ökologischer, struktureller und administrativer Schranken meist nur zu sehr geringen Teilen erschlossen werden».1019 Anhand der Bestimmbarkeit durch meteorologische Messungen gilt es aber als Grundkriterium hinsichtlich des potentiellen Anlagenstandortes.1020 In Deutschland lässt sich eine mittlere Windgeschwindigkeit an Land von 3–7 m/s verzeichnen1021, während hingegen in Österreich nur für das Bundesland Niederösterreich vergleichsweises Datenmaterial vorliegt1022, welches Windgeschwindigkeiten von 4,2 m/s im Westen und 6,8 m/s im Osten nachweist.1023

1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022

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der dabei erzielten Ergebnisse, zu den vordringlichen Zielen der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Energiepolitik gehört» hatte; in diesem Rahmen wurden auch «sog Demonstrationsvorhaben von der Gemeinschaft finanziell gefördert» vgl Bleckmann, Europarecht, 814; zum konkreten und aktuellen Vorhaben der «Forschungsplattformen in Nord- und Ostsee» vgl Rosenbaum, Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen, 20. Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 12. Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 12. Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 14. Träxler, Der Windenergiemarkt, 17. Näheres zur Wind-Atlas-Methode vgl Heier, Windkraftanlagen, 389. Vgl Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 15; vgl auch Reichel, Markteinführung, 27. Für «Standorte, an denen nicht auf Messungen zurückgegriffen werden kann, wurden Modellrechnungsverfahren entwickelt, die es erlauben, Windpotentiale mit relativ guter Genauigkeit abzuschätzen» vgl Heier, Windkraftanlagen, 389. Vgl Träxler, Der Windenergiemarkt, 26.

Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger

Das weltweite theoretische Windenergiepotential «von etwa 2% der eingestrahlten Sonnenenergie beträgt ungefähr 4 × 106 TW, was in etwa dem dreißigfachen des derzeitigen Weltenergieverbrauches entspricht».1024 In Österreich liegt das errechnete theoretische Windenergiepotential «bei etwa 0,5 EJ/a bzw 139 TWh/a was einem – berechnet auf der Grundlage physikalisch maximaler Wirkungsgrade von Windkraftanlagen – theoretischen Stromerzeugungspotential von rund 82 TWh/a entspricht».1025 b) Das technische Windenergiepotential «Das technische Potential der Windenergie beschreibt den Anteil des theoretischen Potentials, der unter Berücksichtigung der gegebenen technischen Restriktionen nutzbar ist».1026 Wichtiger «Einflussfaktor des Stromertrages»1027 sind somit die «technischen Kenngrößen marktgängiger Windkraftanlagen».1028 Neben «den Annahmen über geeignete Umwandlungstechniken bzw Referenzanlagen liegt der Ermittlung»1029 des technischen Windenergiepotentials «häufig eine Analyse der für eine windtechnische Nutzung prinzipiell geeigneten Standortflächenpotentiale zu Grunde».1030 Laut einer deutschen Studie lassen sich für Deutschland Werte für das technische Potential von 55 TWh/a bis zu 127 TWh/a finden.1031 Im Hinblick auf das Flächenpotential ist zu notieren, dass vom betrachteten Gebiet die nachfolgenden «Flächen subtrahiert werden, die offensichtlich für eine Nutzung der Windenergie nicht oder nur sehr eingeschränkt geeignet sind».1032 · · · ·

Gewässer, Wälder, Sumpfgebiete, Gebirgsregionen Verkehrswege und sonstige Infrastruktureinrichtungen Bebaute Flächen Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und Gebiete der Naherholung · Militärische Übungsgebiete

1024 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 13. 1025 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 171. 1026 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 13. 1027 Klinski/Buchholz/Krüger, Entwicklung einer Umweltstrategie, 16. 1028 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 171. 1029 Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 9. 1030 Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 9. 1031 Vgl Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 43; vgl auch Reichel, Markteinführung, 27. 1032 Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 9.

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Die Flächenauswahl ist jedoch einzig unter der Prämisse sinnvoll, dass «nur Gebiete berücksichtigt werden, die einen Betrieb von Windkraftanlagen mit Volllaststunden von über 1400 h/a ermöglichen, was ungefähr einer jahresmittleren Windgeschwindigkeit in Nabenhöhe von 5 m/s entspricht».1033 Angesichts der Realität, dass «der Stand der Technik einem dynamischen Wandel unterliegt, ist auch das technische Potential zeitabhängig und tendenziell steigend».1034 Für Österreich ergibt sich derzeit nach zusätzlicher «Berücksichtigung rechtlicher Restriktionen eine Fläche von 185 km2 zur windtechnischen Nutzung».1035 Dabei wird von einem Flächenverbrauch von 0,1 km2 pro Konverter ausgegangen. Bei einem Rotordurchmesser von 55m und einer Leistung von 1 MW beträgt das technische Windenergiepotential in Österreich derzeit rund 1850 MW.1036 Angesichts der prognostizierten Volllaststunden sowie der meteorologischen Begünstigung kommt in Österreich vor allem der östliche wie auch der südöstliche Teil des Landes für eine Windenergienutzung in Frage. Der bergreiche Westen stellt sich aufgrund seiner Topographie einer wirtschaftlich sinnvollen Windenergienutzung entgegen.1037 c) Das wirtschaftliche Windenergiepotential Unter dem «wirtschaftlichen Potential wird der Anteil des technischen Potentials verstanden, der wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden kann».1038 Diese Analyse wird ua sehr stark von «konventionellen Vergleichssystemen»1039 und «den aktuellen Energieträgerpreisen beeinflusst».1040 Als weitere Kenngröße der Wirtschaftlichkeit lässt sich vor allem auch die Abschreibdauer anführen, sowie die einzelnen Einspeisetarifvergütungen, welche gegenwärtig den stärksten Investitionsanreiz darstellen. d) Das erschließbare Windenergiepotential Das «erschließbare Potential beschreibt den zu erwartenden tatsächlichen Beitrag der Windenergie zur Energieversorgung».1041 Beim erschließbaren Poten1033 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 172. 1034 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 13. 1035 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 172. 1036 Vgl Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/ Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 172. 1037 Vgl Richter, Windkraft in Österreich, 52 ff. 1038 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 16. 1039 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 16. 1040 Träxler, Der Windenergiemarkt, 18. 1041 Träxler, Der Windenergiemarkt, 18.

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tial taucht das Phänomen auf, dass es «auch größer als das wirtschaftliche Potential sein kann, wenn beispielsweise die betreffende erneuerbare Energie aufgrund administrativer oder sonstiger Maßnahmen subventioniert wird».1042 An diesen Punkt knüpft in Deutschland das EEG, in Österreich das Ökostromgesetz an. Diese beiden Gesetze normieren eine zu behördlich festgesetzten Preisen erstattete Einspeisetarifvergütung. Anhand dieser wird die produzierte Windenergie zu einem über dem Marktpreis liegenden Preis abgenommen. Das erschließbare Potential ist aktuell somit höher als das wirtschaftliche jedoch geringer als das technische Potential. Da es sich bei den Einspeisetarifvergütungen mehrheitlich jedoch um degressive Tarife handelt, wird abzuwarten sein, inwieweit die technische Weiterentwicklung sich von der Deckelung der Tarife befreien kann. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Höhe der hoheitlich normierten Einspeisetarifvergütungen wohl am eindrucksvollsten das staatliche Bekenntnis zur Windenergienutzung veranschaulicht. 3. Vorteile gegenüber den fossilen Primärenergieträgern a) Energieversorgungssicherheit «Der Aspekt der Versorgungssicherheit gewinnt nach den drastischen Ölpreissteigerungen der letzten zwei Jahre, dem kurzzeitigen Lieferstopp Russlands für Gas an die Ukraine und den Stromausfällen in verschiedenen europäischen Ländern zunehmend an Bedeutung».1043 Die Europäische Kommission äußerte in ihrem Grünbuch über die Versorgungssicherheit unzweifelhaft das Bestreben, dass «sichere und CO2-arme Energiequellen einen bestimmten Mindestanteil am gesamten Energieträgermix in der EU ausmachen sollen».1044 Per 2006 wurde in der EU eine Windenergiekapazität «installiert, die der von 50 Kohlekraftwerken entspricht».1045 Bereits im Jahre 2000 veröffentlichte die Europäische Kommission ein Dokument, aus dem hervorging, dass «wenn nichts unternommen wird, die Union ihren Energiebedarf in 20 bis 30 Jahren zu 70% mit eingeführten Produkten gegenüber 50% zum gegenwärtigen Zeitpunkt decken wird müssen».1046 Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Stromimporte forderte die Europäische Kommission, dass inner1042 Träxler, Der Windenergiemarkt, 18. 1043 Krewitt/Schlomann, Externe Kosten der Stromerzeugung, 32. 1044 Kommission, Grünbuch für eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, KOM(2006) 105 endg, 5. 1045 Kommission, Grünbuch für eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie, KOM(2006) 105 endg, 5. 1046 Kommission, Grünbuch hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit, KOM(2000) 769 endg, 2.

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halb der EU «die Netze besser mit den Netzen der Bewerberländer und Russlands zusammengeschaltet werden müssen».1047 Als eine der Hauptvoraussetzungen für dieses Unterfangen mahnt sie die «Beseitigung der Engpässe durch Errichtung der fehlenden Infrastruktur».1048 Die Windkraft hat das Potential, die Energieabhängigkeit bei der Stromgestehung teilweise zu beseitigen.1049 Anschauliches Beispiel für die Untermauerung dieser Behauptung sind die jüngst veröffentlichten Zahlen hinsichtlich der kumuliert installierten Windenergieleistung in Deutschland sowie die Prognosen für die nachfolgenden Jahre.1050 Trotz der Tatsache, dass Österreich nicht unbedingt als ein typisches Windenergieland1051 zu bezeichnen ist, trägt auch hier jedes MW an installierter Leistung dazu bei, den Energieversorgungsmix stärker zu diversifizieren, denn die konsequente und langfristige Windenergienutzung kann bereits heute enorme Mengen an fossilen Primärenergieträgern, die alternativ dazu zur Verstromung thermolytisch umgewandelt werden müssten, substituieren. Unter der Prämisse, dass das weltweite natürliche Primärenergieaufkommen des Windes mit einem Äquivalent von 380 Mrd Tonnen SKE beziffert werden kann (bei einem Weltenergieverbrauch von 11 Mrd Tonnen SKE), erschließen sich ganz neue Perspektiven hinsichtlich einer Lösung des Problems der Energieabhängigkeit.1052 Wind ist ein tatsächlich in unerschöpflichem Ausmaße vorhandener Energieträger. Was die unterschiedlichen Prognosen hinsichtlich der Lagerstättenproblematik1053 bzw der Verfügbarkeit und Reichweite der unterschiedlichen fossilen Primärenergieträger anbelangt, wird an dieser Stelle

1047 Kommission, Grünbuch hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit, KOM(2000) 769 endg, 83; auf dem «EU-Gipfel in Barcelona im März 2002 wurde in Einklang mit der Mitteilung der Kommission über die europäische Energieinfrastruktur das Ziel gebilligt, für Elektrizität einen Verbundgrad anzustreben, der 10% der installierten Erzeugungskapazität entspricht» vgl Ehricke, Der europäische Regelungsansatz, ZNER 2004, 213. 1048 Kommission, Grünbuch hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit, KOM(2000) 769 endg, 83. 1049 Eindringlich dazu vgl Schulze, Energiesicherheit, 3. 1050 Dem ist jedoch anzufügen, dass WEA vermehrt im Offshore-Bereich geplant werden und bereits mit Stand vom 12.02.2008, 19 Genehmigungen für den Bau und den Betrieb von Windparks in der AWZ vorliegen vgl Staiß/Schmidt/Musiol, Erfahrungsbericht gemäß § 20 EEG, 181. 1051 In Österreich geht man derzeit von einem technischen Windenergiepotential von ungefähr 1885 MW aus, welches unter Zugrundelegung der regional unterschiedlichen Volllaststunden ein technisches Angebotspotenzial von 3 TWh/a ergibt vgl Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 172. 1052 Vgl Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 9. 1053 Hinsichtlich der weltgrößten Lagerstätten für Erdöl und Erdgas, die sich in der sog strategischen Ellipse befinden vgl Campbell, Ölwechsel, 43 ff.

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nur auf die gegenwärtige Literatur verwiesen.1054 Angesichts des drohenden Peak Oil – bzw des nach manchen Experten schon überschrittenen Fördermaximums – verwundert es denn nicht, in facheinschlägiger Literatur nachfolgende Aussage zu finden: «Es ist keine Utopie, den Beitrag der Windenergie an der deutschen Stromversorgung in wenigen Jahren – also schon vor dem Jahr 2020 – auf über 40% zu steigern, klaren politischen Willen aller Verantwortlichen in den Bundesländern und Kommunen als Standortgenehmiger vorausgesetzt».1055 In diesem Zusammenhang lässt sich abschließend feststellen, dass die fossilen Primärenenergieträger – aufgrund des hochkomplizierten Förderprozesses und der Eigenschaft der Endlichkeit – auf lange Sicht gesehen zu teuer werden, um «lediglich» verstromt zu werden. Vor allem die bereits begonnene Renaissance der Atomkraft untermauert diese Sicht der Dinge.1056 Darüber hinaus könnten sich bei einer schrittweisen Substitution der fossilen Primärenergieträger Erdöl und Erdgas in der Stromerzeugung gewisse geopolitische Konflikte entschärfen lassen.1057 Unbeschadet der vorherigen Ausführungen ist ergänzend zu bemerken, dass «der jeweilige Grad der Verfügbarkeit eines Rohstoffes sich auf den Preis auswirkt, was wiederum das allgemeine Preisniveau einer Volkswirtschaft beeinflusst».1058 Im Hinblick auf den postulierten Windenergieausbau lässt sich feststellen, dass dieser – respektive der Energieinhalt des Windes – in Anbetracht des Diktums der Energieversorgungssicherheit bzw angesichts der geforderten Minimierung der Energieabhängigkeit «bereits als extrahierte Ressource»1059 beschrieben werden kann. b) Klimaschutz Im Zusammenhang mit dem Klimaschutz lässt sich in der Literatur – vornehmlich der englischen – oftmals der Begriff der «Social Costs of Carbon»1060 vernehmen. Diese Schadenskosten des Klimawandels werden «normalerweise als Netto Gegenwartswert der Kosten angegeben, die durch die Emission einer Tonne Kohlenstoff innerhalb der nächsten hundert Jahre verursacht wer1054 Martin/Imai/Steeg, Energiesicherheit, 27 ff; Gerling, Situationsbeschreibung aus Sicht der BGR, 14; Campbell, Ölwechsel, 88 ff. 1055 Scheer, Die Windkraft als Schrittmacher, in Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 10. 1056 Vgl Eerkens, The Nuclear Imperative, 38 ff. 1057 Vgl Wolf, Sturzflug in die Krise, 137; Klevemann, Heiliges Feuer, 98, vgl auch Follath, Treibstoff, in Follath/Jung (Hrsg), Der neue Kalte Krieg, 27; zum ungelösten Energiekonflikt im Nahen Osten vgl Le Monde Diplomatique, Atlas der Globalisierung, 118; vgl dazu § 1 EEG. 1058 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 4. 1059 Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 4. 1060 Krewitt/Schlomann, Externe Kosten der Stromerzeugung, 10.

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den».1061 In der Diskussion bezüglich einer zukünftigen Steuererhebung je Tonne CO2 Ausstoß, wird diese Kostenstruktur allzu gern als Rechtfertigungsgrundlage eingefordert. Innerhalb dieser Kontroverse werden mögliche steuerliche Abgaben von 50 US Dollar bis hin zu 200 US Dollar pro Tonne genannt. Viel wichtiger als kontraproduktive Steuerdiskussionen erscheint jedoch momentan die Einhaltung der im Kyoto-Protokoll vereinbarten Ziele. Demnach «sollen die Emissionen im Zeitraum 2008–2012 weltweit um 5,2% unter das Niveau von 1990 abgesenkt werden».1062 Die EU1063 und Österreich haben noch ehrgeizigere Ziele abgegeben und wollen ihre Treibhausgasemissionen um rund 8% bzw 13% verringern.1064 Deutschland hat «sich durch die Annahme des Kyoto-Protokolls im Jahre 1997 verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasemissionen bis zum besagten Zeitraum um rund 21% zu senken».1065 Das Kyoto-Protokoll sieht aber vor allem vor, «mit Hilfe eines CO2Emissionslizenzmarktes eine Reduktion des CO2-Gases zu erwirken»1066, was an dieser Stelle nur als ein kurzfristiges Denken abgetan werden kann und nur die Symptome, nicht aber die Ursache des Problems bekämpft.1067 Die Gestehung von Strom aus Windkraft zeichnet sich gegenwärtig schon durch eine – wie an späterer Stelle noch genauer zu zeigen sein wird – ausgeglichene Energiebilanz aus.1068 Die Windenergienutzung substituiert bereits gegenwärtig in großem Maße fossile Primärenergieträger – «welche die Hauptursache für den anthropogenen Treibhauseffekt darstellen».1069 Bereits auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahre 1992 wurde ein Rahmenübereinkommen1070 zum Klimaschutz 1061 Krewitt/Schlomann, Externe Kosten der Stromerzeugung, 10. 1062 Lagler, Windenergie in Österreich, 34. 1063 Dem ist anzufügen, dass die «EU nur 5 bis 6% der Weltbevölkerung repräsentiert aber 14 bis 15% der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht» vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 13. 1064 Vgl Schlögl, Recht im Wind, 13. 1065 Rosenbaum, Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen, 13. 1066 Schwarzmayr, Windkraft in Deutschland, 53; zu den «Wechselwirkungen zwischen dem CO2-Emissions-Lizenz-System und dem EEG» vgl Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Zur Förderung erneuerbarer Energien, ZUR Sonderheft 2004, 401. 1067 Zu den klimapolitisch rationalen Punkten vgl Wicke/Spiegel/Wicke-Thüs, KyotoPlus, 117. 1068 Vgl Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/ Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 332. 1069 Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 36; Der Trend geht jedoch leider nach wie vor in die falsche Richtung, so «emittierte Österreich 2003 16,5% mehr Treibhausgase im Vergleich zum Kyoto Basisjahr 1990» vgl Schlögl, Recht windig, 15. 1070 Zur institutionellen Struktur der Klimarahmenkonvention vgl Borsch/Hake (Hrsg), Klimaschutz, 256; Dem ist anzumerken, dass die «Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel unter der Schirmherrschaft des UNEP erarbeitet und be-

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vereinbart mit dem Ziel, «die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird».1071 Die nächste Zukunft1072 lässt jedoch noch keine guten Nachrichten hinsichtlich einer erfolgten Treibhausgasreduzierung erhoffen.1073 Nachdrücklich soll an dieser Stelle nochmals auf die Unerschöpfbarkeit sowie die Treibhausgasneutralität des Energieträgers Wind und auf die Endlichkeit der fossilen Energieträger hingewiesen werden.1074 In diesem Kontext muss auch erwähnt werden, dass Wind ein Energieträger ist, welcher sich lokal darbietet respektive nützen lässt, während hingegen die konventionellen Primärenergieträger erst über weltweite Transportwege beschafft werden müssen. Wenn man sich vor Augen führt, dass – auch ein modernes – Tankschiff äußerst schwefelhaltiges Schweröl zum Antrieb nützt, lassen sich auch hierbei Einsparpotentiale erzielen. Von der Umweltbelastung durch Ballastwasser ganz zu schweigen. Aus dem EGV bzw aus Art 174 Abs 1 Spiegelstrich 3 lässt sich eindeutig erkennen, dass «die Umweltpolitik der Gemeinschaft unter anderem zur umsichtigen und rationellen Verwendung der natürlichen Ressourcen beizutragen hat».1075 Darüber hinaus müssen gemäß Art 2 und Art 6 EGV «die Erfordernisse des Umweltschutzes insbesondere zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung im Rahmen der Gemeinschaftspolitiken einbezogen, sowie ein hohes Maß an Umweltschutz eingehalten werden».1076 Eine WEA mit einer Leistung von 5 MW spart «im europäischen Durchschnitt ca 13.600.000 kg Kohlendioxid, 20.720 kg Schwefeldioxid, 8.550 kg Kohlenmonoxid und 72 kg Atommüll».1077

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reits im Vorfeld des Rio-Gipfels am 9. Mai 1992 in New York unterzeichnet wurde» vgl Wirthenberger, Erneuerbare Energien, 28. Heinloth, Die Energiefrage, 217. Zur detaillierten Weiterentwicklung der internationalen Klimapolitik vgl Borsch/Hake (Hrsg), Klimaschutz, 247. So war aber auch beispielsweise der Beitrag der Windenergie in Deutschland zur «Erreichung des Zieles, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 gemessen am Basisjahr 1998 um 25% zu verringern ein zu ehrgeiziges Vorhaben» vgl Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 3; auch in Österreich «steigt der Einsatz fossiler Energieträger sowie die von ihnen verursachten CO2-Emissionen in eklatantem Widerspruch zu Klimaschutzzielen» vgl Schönbauer, Förderung erneuerbarer Energie, 152. Auf Prognosen hinsichtlich der Reichweite von fossilen Primärenergieträgern wird in dieser Arbeit verzichtet, da es fast unmöglich ist, objektive Vorhersagen zu erlangen. Wobei aber zu konstatieren ist, dass manche Autoren bei Erdöl und Erdgas bereits den Peak Oil überschritten sehen vgl Campbell, Ölwechsel, 75 ff. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 13. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 13. Lagler, Windenergie in Österreich, 82.

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c) Luftschadstoffbelastung Einleitend ist zu notieren, dass «die Stromerzeugung aus Windenergie ohne eine direkte Freisetzung an toxischen Stoffen oder Partikeln einhergeht».1078 Dem ist weiters anzufügen, dass jede thermolytische Stoffumwandlung mit einem Ausstoß an gesundheitsschädlichen Gasen bzw Luftschadstoffen verbunden, da die Massenerhaltung bei der chemischen Energieumwandlung ein Naturgesetz darstellt.1079 So werden bei der Verstromung von fossilen Primärenergieträgern wie Erdöl und Kohle neben Schwefeldioxid auch Stickoxid, Kohlenmonoxid, Ozon und vor allem auch «aromatische Kohlenwasserstoffe mit Ringmolekülen»1080 freigesetzt.1081 Vertreter Letztgenannter sind beispielsweise Benzol oder Benz-A-pyren, welche beide im Verdacht stehen, krebsauslösend zu sein. Neben der großen Gruppe der Gase sind gleichberechtigt auch noch Stäube und Aerosole zu nennen. «Aerosole sind feinste Flüssigkeitströpfchen, die auch Feststoffe enthalten können»1082 und die vor allem «bei der Reaktion von gasförmigen Schadstoffen mit der Luftfeuchtigkeit zB als Schwefelsäure entstehen».1083 Es bedarf keiner gesonderten Erklärung, dass Aerosole bzw Stäube im Allgemeinen eine Erhöhung der Zahl von Erkrankungen der Atmungsorgane nach sich ziehen. Wenn man sich bewusst wird, dass global gesehen nahezu 66% «des jährlichen Energiebedarfs für Erzeugung von elektrischer Energie aus fossilen Primärenergieträgern stammt»1084, und man sich das theoretische Windenergiepotential der Welt1085 vor Augen führt, lässt sich unschwer erkennen, dass speziell für die Windkraft – unter der Prämisse der technischen Machbarkeit – noch sehr große Ausbaupotentiale vorhanden sind. In Deutschland «decken fossile Primärenergieträger derzeit 62% der jährlichen Stromerzeugung von rund 530 TWh».1086 In Österreich wurde im 1078 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 179. 1079 Vgl Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 89. 1080 Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 35. 1081 Dabei wird oft vergessen, dass die «Lärm- bzw Geräuschemissionen einer konventionellen Energieanlage eine zweite wesentliche Störquelle darstellen, deren Genehmigung in Deutschland dem Bundes-Immissionsschutzgesetz unterliegt» vgl Mohr/Ziolek/ Gernhardt/Skiba/Unger/Ziegelmann, Zukunftsfähige Industrietechnologien, 98. 1082 Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 31. 1083 Wagner/Borsch, Energie und Umweltbelastung, 32. 1084 Heinloth, Die Energiefrage, 138. 1085 Dieses beträgt ca 4,3 1015 W vgl Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 155; bereits in Deutschland bewegt sich das theoretische Windenergiepotential zwischen 8 und 12 PWh/a; ein Wert der zweifelsohne erheblich oberhalb der gegenwärtigen Bruttostromerzeugung liegt vgl Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 339. 1086 Heinloth, Die Energiefrage, 139.

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Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger

«Jahre 2004 die Elektrizitätsproduktion zu 35,4% aus fossilen Primärenergiestoffen bestritten bei einem Gesamtjahresverbrauch von 65,6 TWh».1087 d) Niedrige energetische Amortisationszeit Die Primärenergie-Bilanz einer «modernen Windkraftanlage ist innerhalb weniger Monate positiv, das heißt in dieser Zeit erwirtschaftet sie jene Energie, die zu ihrer Errichtung aufgewendet werden muss».1088 e) Externe Kosten im Speziellen Unter dem Stichwort der speziellen externen Kosten sollen nur am Rande die Schäden erwähnt werden, die durch den jahrelangen untertägigen Abbau von Braun- und Steinkohle entstanden sind, bzw exemplarisch die Renaturierungsmaßnahmen des ehemaligen Tagebaus der Wismut AG im Osten von Deutschland.1089 Hierbei mussten nach Schließung der Grube Finanzmittel in der Höhe von mehreren Milliarden EUR flüssig gemacht werden, um das Sanierungskonzept zu einem Abschluss bringen zu können.1090 Die «Metamorphose vom russischen Atomprojekt zur bundesdeutschen Umweltsanierungsfirma»1091 kostete den deutschen Steuerzahler nach vorsichtigen Schätzungen umgerechnet 7 Milliarden EUR. Das Sanierungskonzept des ehemaligen Urantagebaus der Wismut AG stellt aber nur einen Sanierungsfall unter vielen dar. Die Liste würde sich beliebig erweitern lassen. So sind beispielsweise im Ruhrgebiet tausende von Wasserpumpen im Einsatz, um ein Volllaufen der alten Stollen und eine daraus folgende Einsackung des Bodens zu verhindern.1092 Des Weiteren werden unter den externen Kosten auch die Unversicherbarkeit von Atomunfällen sowie Ölkatastrophen angeführt.1093 Alles Kosten, die beim Einsatz eines flächendeckenden Windenergieanlagennetzes naturgemäß nicht anfallen. Da bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Kraftwerkstechnolo1087 Hinterwirth, Ökostromförderung in Österreich, 6. 1088 Schlögl, Recht windig, 5; zu der Gegenüberstellung der einzelnen energetischen Amortisationszeiten vgl Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 34. 1089 Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Tagebau für die Uranförderung vgl Beleites, Altlast Wismut, 9. 1090 Unter anderem waren 500 Millionen Tonnen radioaktiver Schlamm und Abraum unter den Hinterlassenschaften vgl Beleites, Altlast Wismut, 9. 1091 Beleites, Altlast Wismut, 78. 1092 Die Stadt Essen wäre beispielsweise zum Teil ein großer See, würden die Pumpen nicht 24 Stunden laufen vgl ua http://www.braunkohle.de (22.10.2008). 1093 Die Betriebskostenanalysen der konventionell befeuerten Kraftwerke enthalten nicht die «volle ökologische Wahrheit», denn die sog externen Umweltkosten, also in «Geld bewertete, monetarisierte Umweltschäden müssen bis dato nicht vom Verursacher, sondern von der Allgemeinheit getragen werden» vgl Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 43.

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gien externe Kosten nicht berücksichtigt werden, volkswirtschaftlich betrachtet aber alle Kosten in die Preisberechnung miteinbezogen werden müssten, muss der Staat hier regulierend eingreifen,1094 denn «Ziel der Internalisierung von externen Kosten ist es, mögliche Fehlallokationen von Ressourcen zu vermeiden».1095 Aus diesem Grunde sollten «externe Kosten nach dem Verursacherprinzip in die betriebswirtschaftliche Rechnung eingehen und somit internalisiert werden».1096 Ein Ansatz, der bei vorher genanntem Beispiel – welches stellvertretend für unzählige andere genannt wurde – geringe Resonanz bei privaten Unternehmen gefunden hat. So werden bei der Gewinnung der fossilen Primärenergieträger noch immer gewaltige Umweltverschmutzungen leichtfertig in Kauf genommen, anstatt sich Gedanken zu machen, inwiefern sich die nationale Energieversorgung durch lokal verfügbare Energieträger ergänzen lässt.1097 Gegner der Atomkraft führen bezüglich des ungelösten Problems der externen Kosten gerne an, dass beispielsweise bei einem atomaren Gau «die möglichen Kosten in Deutschland nach Berechnungen des Prognos-Instituts bei rund 5,49 Billionen EUR liegen»1098 würden. Dem stehen jedoch nur 2,5 Milliarden EUR an gesetzlicher Pflicht-Haftpflichtversicherung für deutsche Atomkraftwerke entgegen. Müsste dementsprechend also das «volle Risiko abgedeckt werden, würde sich der Strompreis um 21,5 bis 50 Ct verteuern».1099 Die konkreten Schäden durch die Verfeuerung der fossilen Primärenergieträger wiegen jedoch gegenwärtig stärker als ein abstrakt angenommener Gau eines deutschen Atomkraftwerkes. Dem ist hinzuzufügen, dass Deutschland – als weltweit größter Braunkohleproduzent – rund 36% seiner Treibhausgasemissionen aufgrund der installierten Kohlekraftwerke in die Atmosphäre entweichen lässt.1100 Der Wind als regenerativer Energieträger kommt jedoch ohne thermolytische Verbrennungsprozesse aus. Bislang wurden beispielsweise in der deutschen Kohlewirtschaft 100 Milliarden EUR an Subventionen «unter Tage versenkt»1101, werden jährlich rund «500 Millionen EUR fällig für Bergbaufolgeschäden»1102, mussten bis dato «rund 2300 km2 dem Kohleabbau weichen»1103 1094 1095 1096 1097

1098 1099 1100 1101 1102 1103

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Vgl Schwarzmayr, Windkraft in Deutschland, 5. Schwarzmayr, Windkraft in Deutschland, 5. Schwarzmayr, Windkraft in Deutschland, 5. In diesen Gedanken fließen auch Überlegungen ein, die einen weiteren Ausbau der Wasserkraft favorisieren; deutschen Berechnungen zufolge «liegt die durch Windkraft substituierbare Kraftwerksleistung zwischen 5 und 65 Prozent» vgl Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 16; zur Wegeführung von Tankschiffen vgl, Ehlers, Schiffssicherheit, ZUR 2003, 346. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 2. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 2. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 11. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 10. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 10. Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 11.

Die Windenergie im System der erneuerbaren Energieträger

und gibt es in den «Mitteldeutschen und Lausitzer Braunkohlerevieren ein Trinkwasserdefizit von über 15 Milliarden m3».1104 Dazu kommen noch weitere Subventionen in Form von Steuergeschenken1105, denn «während Betreiber von Gaskraftwerken für jede kWh aus Erdgas 0,184 ct Steuern bezahlen müssen, bleiben Stein- und Braunkohle vom Fiskus unbehelligt».1106 So hat der BUND ausgerechnet, dass in diesem Zusammenhang dem Staat jährlich Steuern in der Höhe von 1,4 Milliarden EUR entgehen.1107 Diese Zahlen lassen eine steigende Windenergieförderung in einem differenzierteren Licht erscheinen Aus gegenwärtiger Sicht lässt sich feststellen, dass «die derzeitigen Strompreise weder die verursachten Schäden an Menschen, Umwelt und Weltklima, noch die Risiken aus dem Anlagenbetrieb berücksichtigen. Würden alle Kosten in die Kalkulation einbezogen, wären die konventionellen Energien nicht konkurrenzfähig».1108 Allein dieser Umstand sollte bereits dazu anregen, sich über die externen Kosten der gegenwärtigen Energieaufbringungsstruktur Gedanken zu machen und etwaige Alternativen, die sich substituierend auswirken können, in zukünftige Überlegungen mit einzuschließen. Es kann nicht angehen, den erneuerbaren Energien lediglich aus aktuellen Kostenerwägungen die Daseinsberechtigung zu erschweren bzw sie generell in Frage zu stellen.

Abbildung 5: Externe Kosten der Stromerzeugung in Deutschland nach ExternE Quelle: ExternE-Studie der Europäischen Kommission, Zwischenbericht 2003.

1104 Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 11. 1105 In der Atomwirtschaft kommen diese Steuergeschenke vor allem in Form «von steuerfreien Rücklagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle in der Höhe von 13, 5 Milliarden EUR allein im Jahre 1999, zu Tage» vgl Kramer-Krone, Wind – Energieträger der Zukunft, 113. 1106 Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 10. 1107 Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 10. 1108 Bundesverband Windenergie, Externe Kosten, 1.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

Die vorstehende Abbildung soll den Leser zum Nachdenken animieren und ein Verständnis dafür generieren, in welchem Verhältnis die aktuellen Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien zu den verursachten externen Kosten der thermolytischen Stromgewinnung stehen. Ergänzend ist anzufügen, dass es sich bei diesen Werten um reine Mittelwerte handelt, bei denen speziell die externen Kosten der fossilen Primärenergieträger Erdöl, Kohle und Erdgas einer Schwankungsbreite von 20% unterworfen sind. 4. Nachteile gegenüber den fossilen Primärenergieträgern a) Ungenauigkeit der Windprognosen Die Faktizität, dass die Windenergie eine stochastisch fluktuierende Energiequelle darstellt und somit nicht steuerbare Energie liefert1109, macht ihren planmäßigen Einsatz und die dazugehörige Kraftwerksregelung außerordentlich schwierig.1110 Im Gegensatz zu Erdöl, Kohle und Erdgas können – wie bereits im Kapitel über die mangelnde Speicherbarkeit ausgeführt – naturgemäß auch keine Pufferlager errichtet werden. Auf das Problemfeld hinsichtlich des Charakteristikums der stochastischen Einspeisung sowie der Vorhaltung an Reserveleistung wird an nachfolgender Stelle jedoch noch gesondert eingegangen. b) Gesellschaftliche Akzeptanz Die gesellschaftliche Akzeptanz der Windenergie lässt sich am besten anhand des NIMBY Phänomens1111 darstellen. Obgleich erneuerbare Energien oder auch die Windenergie im Speziellen sich einer breiten Zustimmung erfreuen können1112, ist es nicht jedermanns Sache, in direkter Nachbarschaft zu großen Windkraftwerken zu leben.1113 Wie die nachfolgende Auflistung anschaulich zeigt, stellen WEA aufgrund ihrer systemtechnischen Bauweise sehr starke, 1109 Zur mangelnden Planbarkeit vgl, Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 39; vgl auch Arnold, Stützung von Elektrizitätsversorgungsnetzen, 69. 1110 Vgl Obersteiner/Auer, Zusatzkosten durch vermehrte Integration von Windenergieanlagen, 7; Vortrag anlässlich der 4. Internationalen Energiewirtschaftstagung an der TU Wien 16.02.2005–18.02.3005; vgl auch Schulz, Untersuchung von Netzrückwirkungen, 2. 1111 Näheres zur visuellen Empfindlichkeit der Landschaft vgl Kinsperger, Windkraft, 110 ff; vgl auch Kaltenbrunner, Visual Impact von WEA, 34 ff; dazu vergleichbar vgl Scheer, Wandel, in Alt/Scheer (Hrsg), Wind des Wandels, 15. 1112 Laut einer WWF Umfrage aus dem Jahre 2003 sind 90% der Österreicher für einen Ausbau der Windkraft vgl Perschy, Akzeptanz erneuerbarer Energie, 74. 1113 Zur maximalen Beschattungsdauer von bebauten Grundstücken sowie einer allfälligen Wertminderung vgl Hasse, Einfluss von Windkraftanlagen, Allgemeine ImmobilienZeitung, 2003/08, 30.

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optisch auch bewusst wahrnehmbare Landschaftseingriffe dar, welche naturgemäß die in der unmittelbaren Nachbarschaft lebende Bevölkerung in ihren Interessen beeinträchtigen können und aus diesem Grunde nicht vernachlässigt werden dürfen. Aus besagtem Grunde kommt daher sowohl dem verwaltungsrechtlichen Genehmigungsverfahren als auch speziellen zivilrechtlichen Aspekten große Bedeutung zu. Wobei diese vitalen Interessen der betroffenen Parteien – aus energiewirtschaftlicher Sicht – eine untergeordnete Rolle spielen müssen und deswegen auch nicht mehr vertieft ausgeführt werden. c) Weitere Nachteile Die Nachteile bzw die rechtlichen Hemmnisse der Windenergiegestehung werden vielerorts durch subjektiv betroffene Parteien, Personen und Verbände lediglich aus Gründen der individuellen Benachteiligung ins Feld geführt, weswegen eine objektive Darstellung aller negativen Aspekte der Windenergienutzung auch nicht möglich ist. Aus Gründen der empirischen Nachweisbarkeit werden nachfolgend auch nur die geläufigsten nachteiligen Momente von WEA aufgelistet.1114 · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

Flächenverbrauch Schattenwurf Diskoeffekt Schallimmissionen Vogelschlag Eisschlag Gefährdung der Seeschifffahrt bei Offshore-Windparks Gefährdung der Luftfahrt Bodenversiegelung Schädigung der Avifauna Visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Wertminderung von Grundstücken Beeinträchtigung der Naherholung Beeinflussung des Jagdbetriebes Wildwuchs von WEA im Außenbereich der Gemeinden Austritt von Getriebeöl Störung der bodennahen Windverhältnisse Blitzschlaggefahr Umknicken der Türme Brandgefahr

1114 Vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 45 ff; zu den Schäden bzw den negativen Umweltauswirkungen von Offshore-Anlagen vgl Brandt/Runge, Kumulative und grenzüberschreitende Umweltwirkungen, 65 ff.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

5. Anteil der Windenergie an der Elektrizitätserzeugung a) Österreich In Österreich sind mit Stichtag 31.12.2007 «insgesamt 612 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 981,5 MW installiert».1115 Diese WEA erzeugen rund 2 TWh Strom pro Jahr (wobei rund 7,3 TWh/a technisch möglich wären), was in etwa 3% der Elektrizitätserzeugung ausmacht.1116 Dabei verzeichnen die Bundesländer Niederösterreich und Burgenland mit je 338 bzw 206 WEA die höchste Anlagendichte.1117 Berechnungen zufolge wird für das Jahr 2020 eine installierte Leistung von 1.494 MW erwartet.1118 b) Deutschland Die Bundesrepublik Deutschland weist für denselben Referenzzeitraum rund 19.460 WEA mit «einer kumulierten Leistung von 22.247 MW auf»1119. Für das Jahr 2006 entspricht dies in etwa einem Bruttostromerzeugungspotential von 30,710 TWh bzw einem 5,5% Anteil der Windkraft an der gesamten Bruttostromerzeugung.1120 Wobei sich in Deutschland, gegenwärtigen technischen Potentialberechungen zufolge, aktuelle Windstromerzeugungspotentiale von 55 TWh/a bis zu 127 TWh/a erzielen lassen würden.1121 c) Europäische Union Wie bereits eingangs erwähnt, sind in der gesamten Europäischen Union so viele Windkraftanlagen installiert, dass deren Leistung etwa 50 Großkohlekraftwerken entspricht. Somit sind in der EU ungefähr 57.136 MW an Windkraftleistung installiert, die «Strom im Ausmaß von ca dem doppelten gesamten Stromverbrauch Österreichs erzeugt».1122 Darüber hinaus ist noch zu erwähnen, dass der Ausbau der Windkraft «mit 8.554 MW neuer Kraftwerksleis-

1115 http://www.igwindkraft.at/index.php?mdoc_id=1007893 (22.10.2008); dies entspricht einer Steigerung von 642,2 MW zum Referenzjahr 2002 um 842,2 MW vgl Gruber, Entwicklung von Windkraftanlagen, 28. 1116 Für das Jahr 2010 wird ein «realisierbares Potential von 2,8 TWh angegeben» vgl Nopp/Schneider/Steinmüller/Tichler/Wegmayr, Betrachtungen von Ökostrom, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 75. 1117 Vgl http://www.igwindkraft.at/index.php?mdoc_id=1007893 (22.10.2008). 1118 Vgl Auer, Systemmodell zur Optimierung, 3. 1119 Eurostat, Bruttostromerzeugung für Deutschland. 1120 Vgl Eurostat, Bruttostromerzeugung für Deutschland. 1121 Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 43; vgl auch Reichel, Markteinführung, 27. 1122 http://www.igwindkraft.at/index.php?mdoc_id=1007897 (22.20.2008).

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tung»1123 erstmals den Primärenergieträger Erdgas überholt hat und somit die Nummer eins beim Ausbau von Stromerzeugungskapazitäten ist. Somit wurden im Jahre 2007 ungefähr 13 Milliarden EUR in neue Windkraftprojekte investiert. d) Weltweit Weltweit ist die installierte Leistung an Windenergieanlagen im Jahre 2007 um 30% auf rund 94.112 MW angewachsen, wobei aber fast jede vierte Anlage in Deutschland beheimatet ist, obgleich sich die Vereinigten Staaten von Amerika mit 16.818 MW an installierter Leistung bereits den zweiten Platz «erkämpft haben».1124 Nachfolgendes Schaubild soll unterstreichen, wie schnell sich die Windkraft in Österreich, Dänemark und Deutschland im Zeitraum von 1990 bis 2007 entwickelt hat. Dabei kann bereits vorausgeschickt werden, dass speziell Deutschland anhand seines Stromeinspeisegesetzes aus dem Jahre 19911125 einen wesentlichen und va auch frühen Anreizvorteil verbuchen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass «anhand dieses Gesetzes sowie des EEG aus dem Jahre 2000 Rahmenbedingungen geschaffen wurden, welche die Windkraft zu konventionellen Energieträgern konkurrenzfähig machten»1126 verwundert es nicht, dass «durch die Windkraft bis zu einem Drittel des nationalen Strombedarfs gedeckt werden»1127 könnten. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass allein aufgrund der geographischen Flächenbeschaffenheit und Tiefe des Raumes unser nördlicher Nachbar gewisse Vorzüge aufweist. Nichtsdestotrotz ist auch in Österreich noch genügend Raum vorhanden, der sich für die Windenergienutzung eignen könnte. Bis dato ist jedoch ua aufgrund der systemtechnischen Eigenschaften ein Einsatz von WEA im gebirgigen Westen Österreichs noch nicht vorgesehen.

1123 http://www.igwindkraft.at/index.php?mdoc_id=1007897 (22.20.2008). 1124 http://www.igwindkraft.at/index.php?mdoc_id=1007897 (22.20.2008). 1125 Zur Schaffung der Rahmenbedingungen des Stromeinspeisegesetzes vgl Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 173; so wurde damals jede Kilowattstunde mit 16,61 Pfennig vergütet; es bestand jedoch bereits vor dem 1. Januar 1991 die Möglichkeit «der Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom in das Versorgungsnetz», jedoch ergab sich dieser Anspruch aus dem Wettbewerbsrecht vgl Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 44. 1126 Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 173. 1127 Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 173.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

Abbildung 6: Windstromerzeugung Quelle: Eurostat

C. Physikalische Grundlagen der Windenergiegestehung 1. Energiewandlung Grundlegend ist festzuhalten, dass «die Windenergie und damit die kinetische Energie der strömenden Luft durch Abbremsen der Luftmassen im Rotor einer Windkraftanlage in kinetische Energie des Windrotors umgewandelt werden kann».1128 Dabei zerlegen die aerodynamisch geformten Rotorblätter «den anströmenden Wind in eine Art zusammenhängender Scheiben, wobei jede dieser Scheiben den maximalen Grenzwert ihrer Strömung an die Rotorblätter weitergibt».1129 Innerhalb dieses Prozesses kann jedoch aufgrund des Betz’schen Leistungsbeiwertes der Strömung lediglich 59,3% an Energie entzogen werden.1130 Der Betz’sche Idealwert «ist ein theoretisch ermittelter Wert, der angibt, wieviel Prozent der im Wind zur Verfügung stehenden Energie maximal von einer WEA in mechanische Arbeit umgewandelt werden kann».1131 Dementsprechend ist sinngemäß festzustellen, dass «gängige Windenergiekonverter – aufgrund der Verluste in den unterschiedlichen Umwandlungsschritten – 1128 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 162. 1129 Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 33. 1130 Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 22. 1131 Maslaton, Windrechtsfibel, 54.

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Physikalische Grundlagen der Windenergiegestehung

rund 30 bis 40% der im Wind enthaltenen Energie in nutzbare elektrische Energie umwandeln».1132 Dabei wird zum Leistungsentzug aus dem Wind «das aerodynamische Auftriebsprinzip, welches auf einer Strömungsumlenkung im Rotor basiert, genützt».1133 Heutzutage stellen die Auftriebskonverter den Stand der Technik dar, weil mit diesen «neben der Widerstandskraft auch die Auftriebskraft»1134 genützt werden kann. Des Weiteren ergibt sich, dass «der Energieertrag einer WEA weniger von der Generatorgröße als von der Rotorfläche, der Nabenhöhe sowie der Regelungstechnik abhängt».1135 Aus diesem Grunde sowie aus der «starken Abhängigkeit der Leistung von der Windgeschwindigkeit lässt sich erkennen, wie wichtig der Aufstellungsort einer Windkraftanlage für eine optimale Energieausbeute ist».1136 Die richtige geographische Positionierung einer WEA bedingt jedoch die Prüfung einiger wichtiger Parameter. 2. Faktoren einer optimalen Energieumwandlung a) Windhöffigkeit des lokalen Verfügungsraumes Unter der Windhöffigkeit versteht man das Vorliegen möglichst konstanter Windverhältnisse über einen gewissen Zeitraum. Diese Energieprognosen liefern «auf der Basis der Messung von lokalen Windverhältnissen in Nabenhöhe einer geplanten Anlage»1137 sehr genaue Ergebnisse.1138 Aus Kostengründen werden diese Messungen jedoch in niedrigeren Höhen von 10 bis 20m durchgeführt und in der Folge rechnerisch auf die gewünschte Nabenhöhe extrapoliert. Die Häufigkeitsverteilung der Windgeschwindigkeit wird dabei anhand der «Weibull-Häufigkeitsverteilung bzw der Rayleigh-Verteilungsfunktion bestimmt».1139 In Bezug auf Anlagenstandorte in Österreich ist anzumerken, dass lediglich das Bundesland Niederösterreich über eine kartographische Erfassung der unterschiedlichen Höhenwindgeschwindigkeiten verfügt.1140 1132 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubart/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 168. 1133 Maslaton/Zschiegner, Grundlagen des Rechts erneuerbarer Energien, 99. 1134 Noack, Einführung in die elektrische Energietechnik, 140. 1135 Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 35. 1136 Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 52. 1137 Heier, Nutzung der Windenergie, 51. 1138 Die Nabenhöhe bewegt sich je nach Hersteller und Anlagentyp zwischen 50 und 100m. 1139 Heier, Nutzung der Windenergie, 51. 1140 In diesem Kontext ist auch zu erwähnen, dass auf Niederösterreich knapp «58% der Ende 1999 installierten Windkraftanlagen entfallen» vgl Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 158, 175.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

b) Windgeschwindigkeit Die optimale Windgeschwindigkeit, die gleichzeitig den Nennbetrieb einer WEA erwarten lässt, bewegt sich zwischen 12 bis 14 m/s. Bei höheren Geschwindigkeiten wächst die Energieausbeute «in der dritten Potenz mit der Windgeschwindigkeit»1141 bis hin zu einer Abschaltgeschwindigkeit von 24 bis 26 m/s.1142 Neuesten Schätzungen von Feuerschiffen zufolge kann davon ausgegangen werden, dass beispielsweise in der Deutschen Bucht in einer Höhe von 60m mittlere Windgeschwindigkeiten von 8 bis 10 m/s vorherrschen.1143 Diese Annahme würde die durchschnittlichen – an Land gewonnenen Energieerträge – um den Faktor 2 übertreffen. Eine Windgeschwindigkeit von unter 4 m/s würde im Gegensatz dazu den wirtschaftlichen Betrieb einer WEA nicht rechtfertigen1144, da unter diesen Voraussetzungen eine Volllaststundenzahl von 1.400 h/pa nicht erreicht werden kann, diese jedoch für die betriebswirtschaftliche Auslegung ein nicht verhandelbares Argument darstellt.1145 Windkraftwerke mit einer Anlagenhöhe von über 100m werden systemtechnisch als Höhentyp bezeichnet. Sie entziehen dem Wind vornehmlich in den Nachtstunden die Energie. Diese Tatsache resultiert aus dem Umstand, dass es aufgrund der unterschiedlichen thermischen Schichtung zwischen Tag und Nacht zu einer Umkehrung «des mittleren Tagesgangs der Windgeschwindigkeit»1146 kommt. Beim Bodentyp hingegen wird «bei störungsfreiem Wetter die kräftige Durchmischung der bodennahen Luftschicht während des Tages»1147 genützt. In diesem Kontext ist ergänzend hinzuzufügen, dass im Winterhalbjahr im Allgemeinen höhere Windgeschwindigkeiten zu erwarten sind als etwa im Sommerhalbjahr.1148 Ein weiteres Kriterium für die optimale

1141 Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 33. 1142 Bei diesen Windgeschwindigkeiten sind die mechanischen Beanspruchungen der WEA zu stark, sodass sie, um Schäden vorzubeugen, abgeschaltet und aus dem Wind gestellt werden müssen vgl Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 23. 1143 Vgl Rosenbaum, Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen, 19. 1144 Vgl Knies/Schierack, Elektrische Anlagentechnik, 52. 1145 Vgl Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/ Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 330; vgl auch Neubarth/Kaltschmitt/ Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 180. 1146 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 160. 1147 Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 160. 1148 Vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 53; vgl auch Neubarth/Kaltschmitt/Brauner, Stromerzeugung aus Windenergie, in Neubarth/Kaltschmitt (Hrsg), Erneuerbare Energien, 161; dieser Aspekt dient auch dazu, die Windkraft – im Verbund der Erneuerbaren Energieträger – als Partner der Wasserkraft zu sehen.

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Systemtechnische Beschreibung von Windenergiekonvertern

Standortwahl ist die Oberflächenbeschaffenheit des zukünftigen Einsatzgebietes.1149 c) Bodenrauhigkeit des Einsatzgebietes Die Bodenrauhigkeit ist bei der Standortwahl als ein «mikrostandörtliches Verhältnis»1150 zu bezeichnen. Dabei können Vegetation sowie das Geländerelief, aber auch Gebäude mit ihren spezifischen «Rauhigkeitslängen»1151 den Wind abschwächen. Die Folge solcher Bodenunebenheiten sind unerwünschte «Luftturbulenzen, die auf der windabgewandten Seite bis zu einer Entfernung der 15-fachen Hindernishöhe den Wind abschwächen».1152 Mit Rücksicht auf den Aspekt, dass große Freiflächen mit entsprechender Widmung zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Seltenheit darstellen und dass diese sich meist auch noch als bewaldete oder zum Teil bewaldete Gebiete darbieten, verwundert es nicht, dass viele Anlagenbetreiber ihre Planungen auf einen möglichen Offshore-Einsatz konzentrieren.1153 So lassen «Wassernähe und glatte Landflächen für die Windenergienutzung günstige Verhältnisse erwarten».1154

D. Systemtechnische Beschreibung von Windenergiekonvertern 1. Anlagenklassifizierung Anders als «bei Wasser-, Gas- oder Dampfturbinen bzw bei Dieselkraftwerken uä»1155 ist das «Wandlersystem einer WEA äußeren Einwirkungen unterworfen»1156, daher kann auch die Energiezufuhr nicht reguliert und den Verbraucherverhältnissen angepasst werden. Dieser Gesichtspunkt wirkt sich stark auf die Auslegung der Anlagen aus. Die Anlagenstrukturen haben sich in den vergangen 20 Jahren von Grunde auf verändert. Inzwischen sind Windkraft-

1149 1150 1151 1152 1153

Heier, Nutzung der Windenergie, 53. Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 15. Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 13. Zampich, Bewertung von Eignungsflächen, 15. So kann «nach einer vom DEWI durchgeführten Abschätzung für eine freistehende Windenergieanlage mit einer Nabenhöhe von 80m und einer Größenklasse von 3,5–5 MW an einem exemplarischen Offshore-Standort von ca 4000–4200 jährlichen Volllaststunden ausgegangen werden» vgl Rosenbaum, Errichtung und Betrieb von Windenergieanlagen, 20. 1154 Heier, Windkraftanlagen, 379. 1155 Heier, Windkraftanlagen, 1. 1156 Heier, Windkraftanlagen, 1.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

werke mit einem Rotordurchmesser von über 100m keine Seltenheit mehr und die Türme erreichen bisweilen Höhen von bis zu 160m.1157 Hinsichtlich der systemtechnischen Komponenten einer modernen WEA lassen sich folgende Bauteile benennen:1158 · · · · · · ·

Rotor mit Nabe Blattverstellmechanismus Getriebe Generator Windrichtungsnachführung Turm mit Fundament Netzanschluss

Im Folgenden werden nur die geläufigsten Konverter einer summarischen Erwähnung zugeführt, wobei darauf verwiesen sei, dass der Horizontalachskonverter als Stand der Technik gilt.1159 a) Horizontalachskonverter Der Horizontalachskonverter nützt fast ausschließlich das Auftriebsprinzip, dh «ein zur Anströmrichtung nicht symmetrischer Körper erfährt durch die Umströmung eine Kraft».1160 Diese anströmende Kraft der Luftmassen kann senkrecht zur Anströmung in eine Auftriebskomponente zerlegt werden, wobei diese Komponente «die Richtung des Geschwindigkeitsvektors beeinflusst».1161 Zusammen mit dem geringen Teil der Widerstandskraft – die parallel zur Strömung liegt – werden die Rotorblätter in Geschwindigkeit versetzt, die wiederum die «im Wind enthaltene Energie in eine mechanische Energie umwandeln»1162 und in weiterer Folge an den Triebstrang abgeben1163. Ein besonderes Unterscheidungsmerkmal beim Horizontalachskonverter ist der 1157 Heier, Windkraftanlagen, 20 ff; diese WEA weisen bereits Leistungen von über 5 MW auf. 1158 Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 27 ff. 1159 Vgl Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 191; üblicherweise werden die Bauformen nach «der Stellung der Rotorachse, der Anzahl der Rotorblätter, der Schnellläufigkeit, der Rotordrehzahl sowie der Möglichkeit der Leistungsregelung» unterteilt vgl Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/ Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 291. 1160 Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 22. 1161 Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 22. 1162 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 294. 1163 Vgl Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 21; zum eher komplizierten Strömungssystem zwischen Unterdruck und Überdruck an den Seiten der Rotorblätter vgl Seidel, Elektrische Energie, 21.

158

Systemtechnische Beschreibung von Windenergiekonvertern

Umstand, dass aufgrund der Windrichtungsnachführung «der Turmkopf mitsamt dem Rotor um 360 Grad gedreht werden kann»1164, dh er in die jeweils günstigste Stellung gebracht werden kann. Ergänzend sei noch erwähnt, dass bei diesem Anlagentyp meist Dreiblattrotoren im Einsatz sind. Schließlich und endlich ist aus energiewirtschaftlicher Sicht noch festzustellen, dass die Verluste beim Getriebe und beim Generator zwischen 4 und 7% liegen. Die aerodynamischen Verluste an den Rotorblättern werden von einer Reihe physikalischer Faktoren beeinflusst, weswegen darauf nicht speziell eingegangen wird, sie können aber bis zu 60% betragen. b) Vertikalachskonverter Der Vertikalachskonverter wird in der Fachsprache meist «Savonius oder auch Darrieus-Konverter genannt».1165 Größtes Unterscheidungsmerkmal hierbei ist der «überaus anmutende Aufbau»1166 sowie die Tatsache, dass bei diesem Anlagentyp der Generator meist in der Nähe des Fundaments angesiedelt ist.1167 Ursprünglich «im Hinblick auf arktische Einsatzmöglichkeiten getriebelos eingeführt»1168, blieb er auf spezielle «Einzelausführungen begrenzt»1169 und wird «heutzutage nicht mehr verwendet».1170 Vertikalachskonverter sind als reine Widerstandsläufer konzipiert. c) Konzentrierende Maschinen Hierunter versteht man allgemein die Systemtechnik eines Aufwindkraftwerkes.1171 Dabei wird «mit Hilfe von statischen Bauwerken, welche auf den Rotor wirken, versucht, die Windgeschwindigkeit zu erhöhen».1172 Aktuell werden Aufwindkraftwerke lediglich zu Versuchszwecken errichtet, und gelten wegen ihrer hohen Kosten als noch nicht marktfähig. Für sehr sonnenreiche Gegenden wie Südeuropa bzw Nordafrika stellen diese Anlagen jedoch sicherlich Alternativen für die Zukunft dar.

1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171 1172

Seidel, Elektrische Energie, 21. Seidel, Elektrische Energie, 25, 26. Heier, Nutzung der Windenergie, 61. Heier, Nutzung der Windenergie, 60. Heier, Nutzung der Windenergie, 60. Heier, Nutzung der Windenergie, 60. Maslaton, Windrechtsfibel, 256. Vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 67. http://www.entaak.de/info-windkraft.htm (29.10.2008).

159

Der Wind als regenerativer Energieträger

E. Einsatzgebiete 1. Offshore Einsatz Ganz allgemein ist – vor allem unter betriebswirtschaftlichen wie energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten – in Zukunft das freie Meer bzw die OffshoreNutzung das Hauptanwendungsgebiet der Windkraft.1173 Für diese These spricht nicht nur die weitaus höhere Anzahl der erreichten Volllaststunden, sondern auch der zu erwartende Flächenverbrauch und mannigfaltige verwaltungsrechtliche Aspekte.1174 So werden auf freien Meeresflächen Immissionswerte milder beurteilt als etwa bei Standorten im Binnenland. Wobei in diesem Zusammenhang jedoch nicht zu vergessen ist, dass auch bei einer seegestützten Nutzung der Windkraft verschiedenste Kollisionsmöglichkeiten mit umweltschutzrechtlichen Aspekten denkbar sind.1175 Zukünftige Szenarien bzw Forschungsvorhaben belegen, dass die Überlegungen eher in die Errichtung seegestützter Anlagen gehen. Dabei wird wieder der Aspekt des Leitungsausbaus apparent. Denn wie in Kapitel 1 bereits ausgeführt, befinden sich die größten Stromverbraucher – zumindest in Deutschland – im Süden, während der Strom im äußersten Norden erzeugt wird.1176 Dieser Umstand nötigt den beteiligten Projektträgern sowie Netzbetreibern das postulierte rasche Handeln im Bereich des Netzinfrastrukturausbaus ab.1177

1173 So soll in der letzten Ausbaustufe bis in das Jahr «2030 in Deutschland rund 20 bis 25 GW Leistung durch Offshore-Windenergie erbracht» werden vgl Edle/Keller, Wasser und bauliche Anlagen, 136. 1174 Zur kommunalen Bauleitplanung und der Steuerung durch Raumplanung und Landesplanung vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 35, 89; zur überregionalen und «regionalen Abstimmung verschiedener Raumansprüche» vgl Ratzbor, Umwelt- und naturverträgliche Windenergienutzung, 17 ff. 1175 Zu den maritimen Schutzgütern vgl Brandt/Runge, Kumulative und grenzüberschreitende Umweltwirkungen, 65 ff. 1176 Ähnlich wie in Österreich, denn «das Verbundnetz kann in seinem heutigen Ausbauzustand nur in begrenzten Mengen Windenergie aufnehmen, so bewirkt bereits eine Anbindung von 1.500 MW eine Leitungsbelastung von 165% wenn alle Leitungen in Betrieb sind» vgl Brauner, Geplante Windkrafteinspeisungen im Nordosten Österreichs, in Forschung im Verbund Band 82, Leistungsfähigkeit der Netze, 29. 1177 Dazu werden «die Verstärkung der vorhandenen Stromtrassen, der Bau neuer Höchstspannungstrassen, der Bau von Querreglern zur gezielten Steuerung der Lastflüsse und der Bau von Anlagen zur Bereitstellung von Blindleistung erforderlich», wobei in diesem Zusammenhang der Stromtransport – auch über große Entfernungen von Windparks in Nord- und Ostsee zu Netzanschlusspunkten an Land – technisch ohne weiteres machbar ist vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 112.

160

Einsatzgebiete

2. Onshore Einsatz In Rücksicht auf die Einsatzmöglichkeiten im Binnenland1178 ist zu notieren, dass die geographischen Bedingungen – sowohl in Österreich als auch in Deutschland – es nicht zulassen werden, dass «die Windenergie dieserorts die Versorgungssicherheit in den nächsten Jahrzehnten gewährleisten kann».1179 Im Gegensatz dazu kann sie aber ein beschleunigender Faktor für eine zukünftig noch zu schaffende dezentrale Energieversorgungsstruktur sein, die mitunter enormes CO2-Einsparungspotential aufweist. In diesem Rahmen «stellt jeder nachhaltige Beitrag hierzu eine sinnvolle und notwendige Ergänzung bzw Substitution im Verhältnis zu den anderen fossilen sowie erneuerbaren Energieträgern dar».1180 Deswegen soll auch bei der weiteren Beleuchtung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie einer weiterhin zu erfolgenden Förderung der Windenergie – speziell in Österreich – stets der Fokus auf die Tatsache gelegt werden, dass in unseren Breiten die Windenergie lediglich als Beitrag zur nationalen Energieversorgungsstruktur angesehen werden muss und niemals die Größe wie in Deutschland erreichen kann.1181 Der Netzparallelbetrieb von Windkraftwerken stellt mit Sicherheit ein wichtiges Argument für die landgestützte Windenergienutzung dar. Anhand dieser Art des Betriebes ließe sich beispielsweise relativ kostengünstig – und vor allem auch unter Verzicht auf thermolytische Gestehungsweisen wie zb die Verbrennung von Biomasse – Strom für ein begrenztes Versorgungsgebiet gestehen.

1178 Aufgrund der Tatsache, dass der Wert bestehender Eignungsflächen für die Windenergienutzung stark ansteigt, wird hier eine möglichst optimale Nutzung angestrebt, was durch ein gezieltes Repowering von Altanlagen ermöglicht wird vgl Rehfeldt/Gerdes, Potentialanalyse, 3. 1179 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 41; dabei ist ergänzend zu beachten, dass beispielsweise Deutschland ein «Zuverlässigkeitsniveau der Versorgungssicherheit von 99,99% aufweist» vgl Sontow, Energiewirtschaftliche Analyse, 90; weiters wird gegenwärtig dem Repowering von bestehenden Anlagen sehr viel Bedeutung geschenkt vgl Maslaton/Kupke, Rechtliche Rahmenbedingungen des Repowerings, 15. 1180 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 41. 1181 Nopp/Schneider/Steinmüller/Tichler/Wegmayr, Betrachtungen von Ökostrom, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich,75; dafür spricht auch der bis in das Jahr 2020 erwartete Zubau an installierter Leistung von lediglich rund 700 MW in Österreich und 17.000 MW in Deutschland vgl Auer, Systemmodell zur Optimierung, 3.

161

Der Wind als regenerativer Energieträger

F. Energiewirtschaftliche Analyse der Windenergiegestehung 1. Der Energieertrag zwischen realem und idealem Windenergiekonverter Der Energieertrag beim idealen Windenergiekonverter – dessen physikalisch maximale Windleistungswandlung sich anhand eines theoretischen Modells ableiten lässt – ist von folgenden Prämissen abhängig:1182 · · · ·

Reibungsfreie, stationäre Strömung Gleichförmige, scherungsfreie Windströmung Drallfreie, inkompressible Strömung Frei umströmter Windenergiekonverter

Das theoretische Modell funktioniert «unabhängig von der technischen Realisierung einer Windkraftanlage»1183, ist aber nur in der Theorie anwendbar. In Anbetracht komplizierter Modellrechnungen ergibt sich «ein Maximum des theoretischen Leistungsbeiwertes von 16/27».1184 Exakt dieser Wert wird in Anlehnung an Albert Betz – der ihn bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jhdt berechnet hatte – Betz’scher Leistungsbeiwert genannt. Dieser liegt bei rund 60%, was bedeutet, dass «aufgrund physikalischer Restriktionen immer mindestens 40% der Windleistung der ungestörten Strömung auf der von einem Windenergiekonverter überstrichenen Fläche nicht nutzbar sind».1185 Somit liegt der Energieertrag beim idealen Windenergiekonverter bei 60% der theoretischen Windleistung. Der reale Windenergiekonverter operiert jedoch in aller Regel mit einem geringeren bis deutlich geringeren Leistungsbeiwert. Je nachdem wie die Leistungsdichte des Windes ausgestaltet ist bzw die Rauhigkeitslängen des Anlagenstandortes sowie die Systemtechnik der Anlage es zulassen, liegt der Energieertrag eines modernen – dem Stand der Technik entsprechenden – Windenergiekonverters zwischen 20 und 40% der theoretischen Windleistung.1186 Hinzu kommen noch Verluste wie beispielsweise 1182 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 278. 1183 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 278. 1184 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 282. 1185 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 282. 1186 Vgl Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 179 ff; vgl auch Maslaton, Windrechtsfibel, 54; Kaltschmitt/Fischedick beziffern den sog aerodynamischen Wirkungsgrad «bei den heute üblichen Rotoren zwischen 42 und 48%» vgl Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 27.

162

Energiewirtschaftliche Analyse der Windenergiegestehung

«Reibungsverluste in Lagern und Dichtungen der Rotorwelle»1187, so dass der Leistungsregelung eine zentrale Rolle bei der Optimierung einer unter energiewirtschaftlichen Aspekten betrachteten effizienten Betriebsweise zukommt. 2. Leistungsregelung a) Pitch-Regelung Bei WEA, deren Leistungsregelung mittels der Pitch-Regelung erfolgt, «werden die Rotorblätter aktiv mechanisch gesteuert»1188, was zur Folge hat, dass sie den jeweiligen Windgeschwindigkeiten automatisch angepasst bzw «je nach Winddargebot mehr oder weniger in den Wind gedreht werden».1189 Die Leistungsaufnahme durch die Rotorblätter bleibt konstant bzw passt sich durch den Blattverstellmechanismus den steigenden Windgeschwindigkeiten an, denn bei dieser Art der Leistungsregelung «kann der Anstellwinkel durch aktive Veränderung des Blatteinstellwinkels vergrößert oder verkleinert werden».1190 Obwohl der konstruktive «Aufwand einer pitch-geregelten WEA aufwändiger als der einer stall-geregelten WEA ist – bei ersterer müssen die Rotorblätter in der Rotornarbe drehbar gelagert sein»1191 – kann bei dieser Form der Leistungsregelung auch nach «Erreichen der Nennleistung bzw oberhalb der Nenngeschwindigkeit die Leistung konstant gehalten werden».1192 Angesichts des Umstandes, dass diese Regelung dem mechanischen Verschleiß bei Stürmen vorbeugt, wird der Pitch-Regelung bei modernen WEA deutlich der Vorzug gegeben. 1193 b) Stall-Regelung Stall-geregelte WEA bewirken durch «die konstruktiv vorgegebene Flügelform», dass es ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit zu einem Abriss der Luftströmung an den Rotorblättern kommt».1194 Durch diesen Strömungsabriss kann der Rotor keine Leistung mehr aufnehmen und bleibt letztendlich

1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193

Maslaton, Windrechtsfibel, 287. Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 25. Richter, Windkraft in Österreich, 36. Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 195. Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 195. Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 195. Darüber hinaus verursachen «Stall-Anlagen auch höhere Lärmemissionen» vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 36; zur Schadensvorbeugung vgl Lagler, Windenergie in Österreich, 79. 1194 Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 25.

163

Der Wind als regenerativer Energieträger

stehen. Im Hinblick auf die technischen Eigenheiten nötigen Stall-Anlagen den mechanischen Komponenten die höchsten Anforderungen ab.1195 Darüber hinaus können «neue Anforderungen an eine Einbindung in Energieversorgungsnetze nur mit Umbauten erfüllt»1196 werden. Aus diesen beiden Hauptgründen ist der – wenngleich auch teureren – Pitch-Regelung wiederum eindeutig der Vorzug zu geben.1197 3. Stromgestehungskosten In Rücksicht auf die Stromgestehungskosten ist einleitend festzuhalten, dass diese «die gesamten Kosten – also Investitionskosten, Rohstoffe, Betriebskosten und zumindest einen Teil der externen Kosten – der Stromerzeugung eines neuen Kraftwerkes über eine bestimmte Laufzeit enthalten».1198 Ein wirtschaftlicher Betrieb in Bezug auf die Anlagenkosten ist erst bei Anlagen mit einer Leistung von mehr als 0,5 MW gewährleistet. Bei Kleinanlagen im Bereich von 1 bis 10 kW liegen die Investitionskosten im Hinblick auf die Anlagenkosten trotz Netzeinspeisung und Einspeisungsvergütung einfach zu hoch.1199 Unter Zuhilfenahme der «Gesamtinvestitionen und den jährlich anfallenden Aufwendungen sowie den zu erwartenden Energieerträgen können»1200 die Stromgestehungskosten mit Hilfe der Annuitätenmethode exakt berechnet werden. Dabei «wird eine reale Diskontrate von 4,5% und eine Abschreibdauer in Höhe der technischen Anlagenlebensdauer von 20 Jahren»1201 angenommen. Gemessen an diesem Parameter lässt sich folglich konstatieren, dass die Windenergie die billigste Art der Stromgestehung ist «und die Stromerzeugungskosten einer WEA mit einer durchschnittlichen Leistung von 2 MW über einen 20 jährigen Zeitraum an einem durchschnittlichen Standort 6,4 ct/ kWh, an der Küste, wo beste Windverhältnisse herrschen, sogar nur 4,5 ct/ 1195 Vgl Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 36. 1196 Heuck/Dettmann/Schulz, Elektrische Energieversorgung, 36. 1197 Bei der Stall-Regelung sind auch Fragen hinsichtlich der – aufgrund der fix mit der Rotornabe montierten Rotorblätter – auftretenden Vibrationserschütterungen noch nicht hinreichend geklärt vgl Lagler, Windenergie in Österreich, 80. 1198 Bundesverband Windenergie, Windenergie Report 2005, 3; in den externen Kosten sind auch Kosten für die Entsorgung bzw auch Rückbaukosten enthalten vgl PschorrSchoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 21. 1199 Hierbei kann mit Anlagenkosten von rund 1.500 bis 3.000 EUR pro kW gerechnet werden vgl Heier, Nutzung der Windenergie, 127. 1200 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 329. 1201 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 329; elektrische Betriebsmittel von konventionellen Kraftwerken weisen aufgrund ihrer längeren Betriebsspanne meist eine Abschreibdauer von mehr als 20 Jahren bis hin zu 40 Jahren auf vgl FN 828.

164

Energiewirtschaftliche Analyse der Windenergiegestehung

kWh betragen».1202 Dem stehen nachfolgende Grundlast-Stromerzeugungskosten gegenüber: Tabelle 9: Stromgestehungskosten Grundlast

Braunkohle

8 Ct/kWh

Steinkohle

9 Ct/kWh

Kernenergie

10 Ct/kWh

Erdgas

10 Ct/kWh

Quelle: Bundesverband Windenergie, Windenergie Report 2005, 3.

Generell gesehen basieren die Stromgestehungskosten im Allgemeinen sowohl auf den Anlagenkosten wie auch den Brennstoffkosten und den externen Kosten. Wobei letzteren aufgrund der komplexen empirischen Nachweisbarkeit keine Bedeutung geschenkt wird. Die Anlagenkosten haben sich im Verlauf der letzten Jahre spürbar verringert.1203 Von anfänglichen 2.500 EUR per kW liegen sie gegenwärtig bei 1.200 EUR per kW.1204 Manche Experten beziffern die aktuellen Anlagekosten von 2 bis 3 MW Anlagen gar mit 700 bis 800 EUR per kW.1205 Im selben Zeitraum – 1990 bis 2004 – fielen «die Investitionskosten pro kWh Jahresenergieertrag von 0,80 EUR um 53% auf 0,38 EUR».1206 Langfristig ausgelegte Berechnungen gehen zukünftig von mittleren Windstromgestehungskosten zwischen 3 und 8 Ct/kWh aus.1207 Hinsichtlich der Brennstoffkosten für die fossil befeuerten Grundlastkraftwerke ist zu notieren, dass «der Wert von langfristigen Preisprognosen generell in Frage zu stellen ist, da die meisten Prognosen eher aktuelle Trends fortschreiben als sich abzeichnende zukünftige Änderungen berücksichtigen».1208 Die Prognosen der letzten Jahre haben – basierend auf Lagerstättenberechnungen1209 und Förderprofilen von renommierten Fachkräften – aufgezeigt, dass in absehbarer Zeit keine wesentlichen Verbilligungen auf den Primärenergiemärkten erwartet werden kön1202 Bundesverband Windenergie, Windenergie Report 2005, 3. 1203 Vgl Staiß, Wirtschaftliche Beurteilung der Integration von Windenergieanlagen, 12 ff. 1204 Kaltschmitt/Fischedick, Wind- und Solarstrom, 48; vgl auch Quaschning, Regenerative Energiesysteme, 232. 1205 Heier, Nutzung der Windenergie, 127; vgl auch Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/ Weindorf, Offshore-Windenergie, 35. 1206 Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 35. 1207 Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 36, 37. 1208 Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 22. 1209 Zum Unterschied der Begriffe Reserven und «dem vom US Bureau of Mines und dem US Geological Survey entwickelten Klassifikationsschema für mineralische Ressourcen» vgl Pelizon, Theorie der erschöpfbaren Ressourcen, 9 ff.

165

Der Wind als regenerativer Energieträger

nen.1210 Die Preiskapriolen von Erdöl und Erdgas dürften hinlänglich bekannt sein, der Preis für Uran hat sich aber in den letzten 5 Jahren mehr als verfünffacht und lässt für die Zukunft eine weitere Preissteigerung befürchten.1211 Umso mehr gilt es, Brennstoffkosten bei der Stromgewinnung zu minimieren bzw zu optimieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Letztgenannter Aspekt leitet geradewegs zum Thema der energetischen Amortisationszeiten über. 4. Energetische Amortisationszeiten Unter der energetischen Amortisationszeit versteht man «die Zeit, die ein System benötigt, um die Energie, die zur eigenen Herstellung notwendig war, wieder zu erzeugen».1212 Konventionell befeuerte Kraftwerke können sich unter streng physikalischen Gesichtspunkten betrachtet energetisch zu keinem Zeitpunkt amortisieren, da während ihrer gesamten Betriebsdauer jeweils Energie zugeführt werden muss.1213 Der Erntefaktor hingegen gibt an, «wie häufig die Amortisationszeit einer Anlage während ihrer betrieblichen Nutzungsdauer durchschritten wird».1214 Daraus folgt, dass «je geringer die energetische Amortisationszeit und je größer der Erntefaktor sind, umso energetisch effektiver die Stromerzeugung mit Windenergieanlagen ist».1215 Nachfolgende Tabelle veranschaulicht die unterschiedlichen energetischen Amortisationszeiten und Erntefaktoren von WEA, wobei in diesem Kontext notiert werden muss, dass diese Werte lediglich Richtwerte darstellen und stark vom Anlagentypus sowie dem Anlagenstandort abhängen.

Tabelle 10: Energetische Amortisationszeiten von WEA bei 240 Monaten Lebensdauer

Windgeschwindigkeit in m/s

Energetische Amortisationszeit

Erntefaktor

4 m/s

7 bis 22 Monate

11 bis 36

5,5 m/s

4 bis 11 Monate

21 bis 63

7 m/s

2 bis 7 Monate

31 bis 93

Quelle: http://www.herzo-agenda21.de/_PDF/emsolar.ee.pdf (4.11.2008)

1210 1211 1212 1213 1214 1215

166

Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 18. Vgl Pschorr-Schoberer/Schindler/Stiller/Weindorf, Offshore-Windenergie, 23. Heier, Nutzung der Windenergie, 137. Vgl http://www.herzo-agenda21.de/_PDF/emsolar.ee.pdf (4.11.2008). Heier, Nutzung der Windenergie, 137. http://www.geowissenschaften.de/dossier-detail-249 –6.html (4.11.20089.

Ökonomische Gesichtspunkte der Windenergienutzung

In Anbetracht dieser eindrucksvollen Zahlen kann man getrost von einer mehr als ausgeglichenen energetischen Bilanz der Windenergie sprechen. Dieser Aspekt wird noch verstärkt, wenn man sich zusätzlich die Zahlen für Rückbaukosten sowie die Brennstoffpreise der letzten Jahre in Erinnerung ruft. Unter energetischen Gesichtspunkten ist die Windenergie mit Sicherheit eine sehr zukunftsträchtige Hochtechnologie.

G. Ökonomische Gesichtspunkte der Windenergienutzung 1. Gesamtinvestitionen beim Errichten Neben den bereits erwähnten Anlagenkosten von 800 bis 1.200 EUR per kW installierter Leistung ist bei den Gesamtinvestitionskosten einer WEA noch zu berücksichtigen, dass «eine Reihe zusätzlicher Leistungen erbracht werden muss, bevor eine WEA in Betrieb gehen kann».1216 Nebenkosten fallen als nicht unbeträchtlicher finanzieller Aufwand für nachfolgende Parameter an:1217 · · · · · · · · ·

Fundament Planung Wegerrichtung Netzanschluss Montage Inbetriebnahme Versicherung Grundstück Entsorgung

Diese «Investitionsnebenkosten schwanken je nach örtlichen Gegebenheiten»1218 und liegen «meist im Bereich von 25 bis 30% der Anlagekosten».1219 Zusätzlich werden die Gesamtinvestitionen naturgemäß noch von den Betriebskosten beeinflusst.

1216 1217 1218 1219

Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 106. Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 326. Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 106. Kleemann, Nutzungsmöglichkeiten, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 19; vgl auch Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 328.

167

Der Wind als regenerativer Energieträger

Abbildung 7: Struktur der Investitionsnebenkosten Quelle: Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 106.

Abbildung 8: Struktur der Betriebskosten Quelle: Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 106.

Die Graphiken berücksichtigen die Nebenkosten bei landgestützten Anlagen in mehr oder weniger gut erschlossenem Gebiet. Bei in abschüssigem oder in schwer exponiertem Gelände situierten Anlagen wie beispielsweise «bei Offshore-Windparks ist zu erwarten, dass die Investitionsnebenkosten auf Grund der wesentlich höheren Kosten für Fundamentierung und Netzanbindung 168

Ökonomische Gesichtspunkte der Windenergienutzung

deutlich über denen der Onshore-Windparks liegen werden».1220 Gegenwärtig kursieren darüber Zahlen die von 70 bis 105% der eigentlichen Anlageninvestitionen reichen.1221 Die Netzanschlusskosten werden in nachfolgenden Kapiteln einer Erörterung zugeführt. 2. Exportfunktion der Windkrafttechnologie Die Exportfunktion der Windkrafttechnologie ist vor allem in Deutschland von steigenden Zahlen gekennzeichnet. So wurden im Jahr 2007 Exporte in der Höhe von 4,59 Milliarden EUR verbucht.1222 Im Jahre 2005 betrug der Anteil Deutschlands am Weltmarkt für Windkrafttechnologie 19,4%, im Jahre 2007 bereits 35%. Darüber hinaus betrug «die deutsche Wertschöpfung an allen weltweit produzierten Anlagen und Komponenten im Jahr 2005 gut 4 Milliarden EUR gegenüber 3,1 Milliarden EUR im Jahr 2004, was einer Steigerung von 28% entspricht».1223 Die Zahlen für das vergangene Jahr bringen zu Tage, dass die Gesamtwertschöpfung der Windkrafttechnologie rund 7,517 Milliarden EUR erreichen wird.1224 Für den Zeitraum von 2010 bis 2015 geht man – unter Annahme eines mittleren Wachstums des Weltmarkts um 16,4% jährlich – von einem prognostizierten globalen «Investitionsvolumen von über 100 Milliarden EUR»1225 aus. 3. Auswirkungen auf die Beschäftigungssektoren In Anbetracht des Umstandes, dass «es in Österreich keine Firmen gibt, die gesamte Windkraftanlagen herstellen, werden nur durch die Produktion von Komponenten, die Installation und den Betrieb von Windkraftanlagen Arbeitsplätze geschaffen».1226 Darüber hinaus könnte neben der Bauindustrie auch die Baunebenindustrie von zukünftig zu schaffenden Arbeitsplätzen pro-

1220 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 328. 1221 Wobei diese Angaben «wesentlich von der Wassertiefe sowie von der Entfernung zum nächsten Netzknoten abhängen» vgl Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, in Kaltschmitt/Streicher/Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 328. 1222 http://www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Presse_Hintergrund/HG_Arbeits plaetze.pdf (5.11.2008). 1223 Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien; 111. 1224 Vgl http://www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Presse_Hintergrund/HG_Ar beitsplaetze.pdf (5.11.2008). 1225 Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 112. 1226 Eder, Stromgewinnung aus Windenergie in Österreich, 73; für Zahlen in Niederösterreich vgl Träxler, Der Windenergiemarkt, 27.

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Der Wind als regenerativer Energieträger

fitieren.1227 Ingesamt waren bis Ende 2008 rund 2.300 Menschen in Österreich direkt oder indirekt der Windenergiebranche zuzuordnen.1228 Das Wirtschaftsblatt berichtete in seiner Ausgabe vom 20. Jänner 2005, dass allein im Jahr 2004 950 Arbeitsplätze durch die Windenergie geschaffen wurden.1229 Weitaus eindrucksvoller als in Österreich stellt sich jedoch das Bild in Deutschland dar. Wie bereits erwähnt, befinden sich annähernd alle renommierten Hersteller von WEA in Deutschland. Aufgrund dieser Realität verwundert es nicht, dass von den geschätzten 157.000 Arbeitsplätzen der EE-Branche im Jahre 2004 rund 64.000 der Windenergiebranche zuzuordnen sind.1230 Neueste Berechnungen gehen sogar davon aus, dass gegenwärtig mehr als 74.000 Arbeitskräfte direkt in der Windenergiebranche beschäftigt sind, wobei «Arbeitsplatzeffekte, die in der Wissenschaft und in der öffentlichen Verwaltung durch Windenergienutzung entstehen, wegen einer nicht verifizierbaren Datenlage keine Berücksichtigung finden».1231

H. Ökologische Aspekte der Windkrafttechnologie 1. Lebenszyklusorientierte Gestaltung von Windenergieanlagen Zu einer «umweltgerechten Produktgestaltung gehört die ökologische Betrachtung des gesamten Lebenszyklus, dh von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung».1232 Dabei lassen sich im Folgenden drei wesentliche Aspekte einer lebenszyklusorientierten Gestaltung von WEA herausarbeiten:1233 · Materialsparende Produktgestaltung · Recyclinggerechte Produktgestaltung · Flankierende Maßnahmen Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist eine möglichst materialsparende Produktgestaltung eine naturgemäße Notwendigkeit, da «erneuerbare Energiesysteme sich gegenüber konventionellen Einrichtungen auf Dauer nur durchsetzen können, wenn durch ihre Anwendung wesentliche Vorteile in technischer 1227 So waren im Jahre 2000 rund 645 Arbeitskräfte in der gesamten Windenergiebranche tätig vgl Hatsch/Adensam/Salletmaier/Hessl/Holzinger, Wirtschaftsfaktor Windenergie, 11. 1228 http://igwindkraft.at/index.php?xmlval_ID_KEY[0]=1052 (5.11.2008). 1229 http://igwindkraft.at/index.php?xmlval_ID_KEY[0]=1052 (5.11.2008). 1230 Vgl Staiß, Jahrbuch Erneuerbare Energien, 37. 1231 http://www.wind-energie.de/fileadmin/dokumente/Presse_Hintergrund/HG_Arbeits plaetze.pdf (5.11.2008). 1232 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 51. 1233 Vgl Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 51 ff.

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Ökologische Aspekte der Windkrafttechnologie

Hinsicht erzielt werden».1234 Da die gegenwärtig im Einsatz befindlichen «Windenergieanlagen größtenteils aus metallischen Werkstoffen bestehen»1235, kommt «auch der Wiederverwertung der Werkstoffe große Bedeutung zu».1236 Als bedeutende flankierende Maßnahme kann die «künftig freiwillige Rücknahmeverpflichtung von ausgedienten Windkraftanlagen durch die Hersteller»1237 bezeichnet werden. Wesentlich mehr Signifikanz erfährt vor dem Hintergrund einer stetigen Verteuerung der Werkstoffe die recyclinggerechte Produktgestaltung von Windkraftanlagen. Ein Aspekt, welcher den Autor einen Übergang zur werkstofflichen Beschaffenheit einer WEA finden lässt. 2. Werkstoffliche Beschaffenheit einer Windenergieanlage Die werkstoffliche Beschaffenheit einer WEA wird im Folgenden anhand einer Referenzanlage mit einer Leistung von 600 kW – wohlwissend, dass gegenwärtig Anlagen mit einer Leistung bis zu 5 MW technisch realisierbar und bereits im Einsatz sind – beschrieben.1238 So besteht eine solche Anlage je kW installierter Leistung aus:1239 · 7 kg GFK · 165 kg Stahl (ohne Pfahlgründung) · 400 kg Beton (ohne Pfahlgründung) · 5 kg Kupfer · 1 kg Getriebeöl während einer Lebensdauer von 20 Jahren Wenn man weiters von einer nach 20 Jahren zu entsorgenden Leistung von 1 Gigawatt (was in etwa 1.800 Referenzanlagen entspricht) ausgeht, dann «handelt es sich dabei um folgende Abfallmenge»:1240 · 0,014 Millionen Tonnen GFK1241 · 0,165 Millionen Tonnen Stahl · 0,4 Millionen Tonnen Beton 1234 Heier, Windkraftanlagen, 394. 1235 Kehl/Kaltschmitt/Streicher, Stromerzeugung aus Windenergie, Kaltschmitt/Streicher/ Wiese (Hrsg), Erneuerbare Energien, 338. 1236 Heier, Nutzung der Windenergie, 136. 1237 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 53. 1238 Für andere WEA mit größerer Leistung sind bis dato noch keine Vergleichswerte verfügbar bzw dem Autor nicht bekannt. 1239 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 48. 1240 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 49. 1241 Die Erhöhung der GFK Abfallmenge resultiert aus dem Umstand, dass bei den Rotorblättern eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 Jahren angenommen wird und die übrigen Werte einer Schwankung von bis zu 50% unterworfen sein können vgl Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 49.

171

Der Wind als regenerativer Energieträger

· 0,005 Millionen Tonnen Kupfer · 0,001 Millionen Tonnen Getriebeöl Somit ließe sich eine moderne WEA – abgesehen von dem 2% Anteil an kohleverstärkten Verbundstoffen – zu annähernd 98% recyceln. Ein im Hinblick auf konventionelle Kraftwerke und deren Wiederverwertbarkeit bzw Rückbaukosten erstaunlich positiver Wert. a) Energetische Evaluation der Entsorgung In Anbetracht der oben erwähnten Referenzanlage lässt sich notieren, dass «das stoffliche Recycling neben der beträchtlichen Einsparung von Roh- und Abfallstoffen, die Einsparung von etwa 525.000 kWh Primär- bzw 175.000 kWh elektrischer Endenergie sowie der damit verbundenen energiebedingten Stoffströme»1242 ermöglicht. In Anbetracht der energetischen Evaluation ergibt sich folglich «bei 2.200 Volllaststunden einer solchen Anlage eine Verringerung der energetischen Rückzahldauer um etwa 1,75 Monate».1243

I. Fazit Mit Blick auf den systemtechnischen Aufbau, die energetische Amortisationszeit sowie die Energieausbeute sind WEA heutzutage durchaus in der Lage – unter der Prämisse, dass sie an optimalen Standorten angesiedelt werden – einen großen Anteil an fossilen Primärenergieträgern in der Verstromung zu substituieren. Der sehr detaillierte Aufbau sowie die inhaltliche Tiefe der beiden letzten Kapitel waren nötig, um aufzuzeigen, dass aus technischer Sicht durchaus die Realisierbarkeit einer flächendeckenden Windenergienutzung gegeben ist. Wenngleich nachgeschickt werden muss, dass eine rechtliche bzw wirtschaftliche Förderung nicht nach dem Gießkannenprinzip zu erfolgen hat, sondern einzig und allein in den Gebieten, die den besprochenen Kriterien entsprechen bzw anhand deren sich die Windenergiegestehung optimieren lässt. So macht in den unzugänglichen Gebieten der Alpen – nicht nur allein aus naturschutzrechtlichen Erwägungen heraus – eine großflächige Windkraftnutzung keinen Sinn. Die optimierte Form einer dezentralen Energieversorgungsstruktur sieht vor, dass jedes Land bzw alternativ dazu ein regional begrenztes Gebiet jene Energieerzeugungsanlagen bereitstellt, die anhand seiner lokal verfügbaren Ressourcen am besten dafür geeignet erscheinen. Die Windkraftnutzung in Österreich wird anhand der momentanen Systemtechnik sowie dem aktuellen Flächenangebot derzeit mit Sicherheit als eine lohnende Alternative 1242 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 50. 1243 Kehrbaum, Entsorgung, in Kleemann/Erp/Kehrbaum, Windenergieanlagen, 50.

172

Fazit

bzw als nachhaltiger Beitrag zum Energieversorgungsmix anzusehen sein, kann aber niemals das Ausmaß erreichen wie in Deutschland. Unbestrittenermaßen ist aber eine weitere Förderung in den dafür geeigneten Gebieten als unbedingte Nezessität anzusehen. Etwaige Fördermaßnahmen müssten jedoch eng an die jeweiligen Windenergiepotentiale angepasst werden. Aus der Sicht des Autors kann die Windenergie hierzulande als der Wegbereiter einer dezentralen Energieversorgungsstruktur angesehen werden. Angesichts der Tatsache, dass auch der heimische Energiemarkt sich in einem Umbruch befindet – vor allem hinsichtlich der Netzinfrastrukturen –, ist die Windkrafttechnologie in diesem Kontext als eine Art Vorreiter zu sehen. Angesichts des gegenwärtigen Forschungsstandes hinsichtlich zukünftiger elektrischer Speichertechnologien wird ersichtlich, dass diese Hochtechnologie erst am Anfang steht und pro futuro noch enormes Potential aufweist. Es ist dem Autor ein Anliegen, die Windenergie losgelöst vom allgemeinen Hype rund um die erneuerbaren Energien zu sehen und folglich die technischen Besonderheiten und spezifischen Charaktereigenschaften dieser Art der Stromgewinnung zu beleuchten. Ein Vorwissen hinsichtlich der spezifischen Eigenschaften dieser Energiegestehungsart stellt ein essentielles Kriterium für die zukünftige Ausgestaltung von effektiven Fördersystemen dar. Das politische Bestreben, den erneuerbaren Energien bzw der Windkrafttechnologie zur Marktreife zu verhelfen, ist eindeutig zu erkennen. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass WEA an manchen Standorten bereits hocheffizient Strom produzieren können und den Vergleich mit konventionellen Kraftwerken nicht scheuen müssen. Des Weiteren werden die Windprognoseverfahren mit zunehmender Forschungsintensität deutlich besser und erlauben mittlerweile Aussagen mit nur noch 5% Abweichungen. Hinsichtlich der Regelenergieleistung ist zu notieren, dass an dieser Stelle zweifelsfrei die politischen Entscheidungsträger gefordert sind, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es der Windenergie erlauben, auf eine möglichst rasche Bereitstellung von Reserveleistung in kürzester Ansprechzeit zu vertrauen. Denn in Anbetracht der Worte Dürrenmatts «Die Methode der Physik geht nur die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen. Was alle Menschen angeht, können nur alle lösen»1244 kann bei aller Bedachtnahme auf den Umfang und der Komplexität bestimmter verwaltungsbehördlicher Verfahren festgestellt werden, dass vor allem im Hinblick auf die energiewirtschaftliche Situation in Österreich die Planungs- bzw Projektierungsphase von Wasser- respektive Großwasserkraftwerken deutlich beschleunigt werden muss. Ansonsten kann der Fall eintreten, dass genau die regenerativen Energien – in einem viel stärkeren Maß als bisher – bei der Reserveleistungsvorhaltung auf Atomstrom angewiesen sind, der wiederum billig aus Exportländern wie Frankreich eingeführt werden muss. Doch auch hierbei werden in Zukunft Probleme auftreten, denn wie im Kapitel über die Netzinvestitionen bereits angedeutet worden ist, 1244 Scheer, Energieautonomie, 9.

173

Der Wind als regenerativer Energieträger

zeigen auch diese Hochspannungsleitungen deutliche Ermüdungserscheinungen und müssen stetig einer Weiterentwicklung unterzogen werden. Es lässt sich also erkennen, dass das Thema Windenergienutzung sehr vielschichtig und von vielen Faktoren bestimmt ist. Anhand der bisherigen Ausführungen soll dem Leser ein möglichst klares und kohärentes Bild hinsichtlich der Schwierigkeiten des Netzinfrastrukturausbaus sowie der systemtechnischen Besonderheiten der Windkrafttechnologie dargeboten werden. Die nächsten Kapitel beschäftigen sich nun eingehend mit den rechtlichen Fördermaßnahmen, die sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene initiiert worden sind, um den gesetzlichen Selbstverpflichtungen – vornehmlich der Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase sowie der Verringerung der Energieabhängigkeit – nachzukommen. Inwiefern sich dabei die bis dato etablierten Förderinstrumente als effektiv erwiesen haben bzw dem Attribut «zukunftsträchtig» gerecht werden können, wird zu erörtern sein. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle mit Hilfe des nachfolgenden Zitats noch auf die große Lobby und den gewaltigen Einfluss der konventionellen Energiewirtschaft hingewiesen. Ein Gutachten «über erneuerbare Energien des Wissenschaftlichen Beirats beim deutschen Bundesministerium für Wirtschaft, das im Januar 2004 vorgelegt wurde, belegt, dass das EEG im Interesse ökonomischer Rationalität und ökologischer Vernunft zugunsten des Handels mit fossilen Emissionsrechten abgeschafft werden kann».1245 Dabei verliert dieses Gutachten kein Wort über die früheren und gegenwärtigen konventionellen Energiesubventionen und keines über die sozialen Folgeschäden sowie über schwindende Ressourcen.1246 Das CO2-Lizenzsystem des Kyoto-Protokolls wurde vom Autor bereits kritisiert, aber dieses Gutachten macht ersichtlich, wie irrwitzig die Diskussionen hinsichtlich einer weiteren Förderung von EE geführt werden können. Eine Studie des Energiewissenschaftlers André de Moor aus dem Jahr 2001 brachte zu Tage, dass von den weltweit 244 Milliarden US-Dollar an ausbezahlten Subventionen lediglich 9 Milliarden auf die Nutzung erneuerbarer Energien entfallen, was einem Prozentsatz von knapp 3,7% entspricht.1247 Den Löwenanteil beanspruchen dabei Kohle mit 53 Milliarden, Erdöl mit 52 Milliarden, Erdgas mit 46 Milliarden und Atomenergie mit 16 Milliarden US-Dollar.1248 Diese Zahlen lassen manches politische Bekenntnis zur Förderung der EE doch eher zu einem Lippenbekenntnis verkommen. Wobei es – wie auf den nächsten Seiten ausführlich dargestellt wird – auch positive Entwicklungen zu vermelden gibt.

1245 1246 1247 1248

174

Scheer, Energieautonomie, 195, 196. Vgl Scheer, Energieautonomie, 196. Vgl Scheer, Energieautonomie, 135. Vgl Scheer, Energieautonomie, 135.

V. Der legistische Rahmen der Windenergieförderung A. Völkerrechtliche Grundlagen 1. Meilensteine der internationalen Klimakonferenzen Die völkerrechtlichen Klimaschutzkonferenzen bzw das Sachgebiet der erneuerbaren Energiequellen weisen innerhalb des internationalen Umweltrechts eine kurze Entwicklungsgeschichte auf. Während «Energie aus Atomkraftquellen auf internationaler Ebene bereits seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Internationalen Atomenergiebehörde über ein breites Forum verfügt, stand der gesamte Bereich des internationalen Umweltrechts bis vor kurzem nicht im Rampenlicht».1249 Dieser Umstand verwundert nicht, da «der Umweltschutz prinzipiell ein Verteilungskonflikt des Rechts auf Umweltverschmutzung im Dienste des Fortschritts der Produktion und des Konsums ist».1250 Daher ist es nicht selbstverständlich, dass «gemeinsame Interessen der Menschheit wie zB der Umweltschutz gesetzlich verankert sind, da sie eigentlich dem Individuum und Staat mehr Lasten auftragen als Nutzen».1251 Obgleich sich genau genommen die rudimentären Anfänge des internationalen Umweltrechts bis zum Abschluss bilateraler Fischfangverträge ins 19. Jahrhundert rückdatieren lassen1252, wurden völkerrechtliche Klimaschutzkonferenzen erst in den letzten 15 bis 20 Jahren aus der Taufe gehoben.1253 Als Ursachen für diese späte Geburtsstunde des globalen Klimaschutzes lassen sich sowohl ein geändertes Bewusstsein als auch neue Forschungserkenntnisse anführen. Dementsprechend kann aus der Präambel des 1987 beschlossenen Montreal-Proto1249 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 24; vgl dazu auch Müller-Kraenner, Energiesicherheit, 121. 1250 Kakas, Windenergie in Österreich und Ungarn, 23. 1251 Kakas, Windenergie in Österreich und Ungarn, 23. 1252 Vgl Sands, Principles of international environmental law, 26. 1253 So zB das am 16. September 1987 abgeschlossene Montrealer Protokoll über Stoffe die zu einem Abbau der Ozonschicht führen vgl http://www.unep.ch/ozone/mp-text. shtml (11.11.2008).

175

Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

kolls1254 entnommen werden, dass «die Vertragsparteien im Bewusstsein der möglichen klimatischen Auswirkungen von Emissionen»1255 handeln. Weitaus genauer bzw gravierender mussten die Erkenntnisse wiegen, welche die Regierungsvertreter auf der ersten Weltklimakonferenz über die Veränderung der Atmosphäre in Toronto im Jahre 1988 veranlasst haben, nachfolgendes Schlusskommuniqué zu verfassen: «Die Menschheit führt ungewollt ein weltweites Experiment durch, das in seinen schlimmsten Konsequenzen nur von einem globalen Atomkrieg übertroffen werden könnte. Die Erdatmosphäre wird in beispielloser Geschwindigkeit von Schadstoffen verändert, die durch menschliche Aktivitäten, durch den ineffizienten und verschwenderischen Einsatz fossiler Energien und durch die Folgen eines raschen Bevölkerungswachstums in vielen Regionen entstehen. Diese Veränderungen stellen eine schwerwiegende Bedrohung der internationalen Sicherheit dar und zeitigen schon heute in vielen Bereichen der Welt negative Folgen».1256 Dieser «anthropozentrische Ansatz, welcher davon ausgeht, dass der Mensch im Mittelpunkt der Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung steht»1257, impliziert auch ein ungeschriebenes «Menschenrecht der dritten Generation».1258 Da bekanntermaßen «bei der Verwendung fossiler Brennstoffe zur Strom- bzw Energiegewinnung klimawirksame Spurengase freigesetzt werden»1259, wird «die gesetzliche Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien vorwiegend mit den Belastungen für die Umwelt begründet, die sich eben aus der Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen ergeben».1260 Im Gegensatz zum natürlichen Treibhauseffekt1261, aufgrund dessen «die durchschnittliche Temperatur der Erdoberfläche konstant 15 Grad Celsius»1262 beträgt, wird der «anthropogene Treibhauseffekt für den globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg von 0,7 Grad Celsius gegenüber dem Jahre 1870 verantwortlich gemacht».1263 Das Wort «global» verdeutlicht, dass sowohl die Energie- als auch die Klimapolitik

1254 1255 1256 1257 1258 1259 1260 1261

Vgl BGBl 1989/283. http://www.unep.ch/ozone/mp-text.shtml (11.11.2008). Ramakrishna, Klimaveränderung, in Leggett (Hrsg), Global Warming, 478. Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 52. Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 52. Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 21. Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 20. Dieser wurde bereits «Ende des 19. Jahrhunderts durch den schwedischen Wissenschafter Svante Arrhenius beschrieben» vgl Marberger, Die internationale Umweltpolitik, 43. 1262 Turk, Alternativenergie, 17. 1263 Turk, Alternativenergie, 18; zu den Ergebnissen des IPCC Reports aus dem Jahre 1990 vgl Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 25; zu den Schäden durch den anthropogenen Treibhauseffekt vgl Schneider/Stiglbauer, Energiebesteuerung in Österreich, 3.

176

Völkerrechtliche Grundlagen

aller Länder zugunsten dieser Problembewältigung «aufeinander abgestimmt sein müssen; dh sie sollen dieselben Ziele verfolgen und dürfen sich nicht gegenseitig behindern».1264 Dieser Aussage muss der Vollständigkeit halber angefügt werden, dass «von den unterschiedlichen Wirtschaftssektoren die Energienutzung mit etwa 50% den größten Anteil zum Treibhauseffekt liefert».1265 Um diese konzertierende globale Zusammenarbeit «zwischen den einzelnen nationalen Regierungen»1266 abzustimmen, «wurde von den Mitgliedern der WMO und der UNEP im Jahre 1988 das IPCC geschaffen».1267 Erst die Gründung des Intergovernmental Panel on Climate Change mit Sitz in Genf «gab den Anstoß für internationale Verhandlungen auf politischer Ebene, die die Stabilisierung der Treibhausgase zum Ziel hatten».1268 Aufbauend auf dem «Brundtland Bericht – benannt nach der norwegischen Premierministerin Gro Harlem Brundtland – im Jahre 1987»1269 sowie auf der zweiten Weltklimakonferenz in Genf im Jahre 19901270 – im Zuge deren «eine Deklaration verabschiedet wurde, welche die Forderung nach der Erstellung einer Klimakonvention im Rahmen der VN»1271 enthielt – erschien der erste Report des IPCC. Aufgrund dieser beiden Gegebenheiten beauftragte «die UN-Vollversammlung ein International Negotiating Committee, diese Klimakonvention zu erarbeiten».1272 Das zentrale Ereignis der unmittelbar darauffolgenden nächsten Klimakonferenz – des Erdgipfels von Rio de Janeiro im Jahre 1992 – war dann «die Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention (Framework Convention on Climate Change, FCCC) durch über 150 Länder».1273 a) Die UN-Klimarahmenkonvention Die Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel, deren Ziel es war, «die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Stö-

1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270

Rosman, Ökostromgesetz, 6. Borsch/Hake, (Hrsg), Klimaschutz, 123. Rosman, Ökostromgesetz, 6. Rosman, Ökostromgesetz, 6. Schlögl, Recht windig, 12. Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 27. Anlässlich dieser Konferenz «riefen Wissenschaftler ständig politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger dazu auf, die Auswirkungen des anthropogenen Treibhauseffektes wahrzunehmen und diesen entgegenzuwirken» vgl Kakas, Windenergie in Österreich und Ungarn, 23. 1271 Schlögl, Recht windig, 12. 1272 Schlögl, Recht windig, 12. 1273 Gunter, Entwicklung der Klimaschutzziele, 3.

177

Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

rung des Klimasystems verhindert wird»1274, wurde «unter der Schirmherrschaft des UNEP erarbeitet und bereits im Vorfeld des Rio Gipfels am 9. Mai 1992 in New York unterzeichnet».1275 Ingesamt wurde die Klimarahmenkonvention von 154 Staaten unterzeichnet und trat am 21.3.1994 in Kraft.1276 Die KRK «markiert einen ersten Schritt in Richtung einer einheitlichen und verbindlichen Klimaschutzpolitik und ist mittlerweile von 189 Staaten ratifiziert worden».1277 Als einziger Wermutstropfen konnte der Umstand qualifiziert werden, dass es «hinsichtlich eines Zeitraumes oder gar exakter quantitativer Ziele keine genaue Festlegung gab»1278, sondern lediglich «vereinbart wurde, dass die Mitgliedstaaten Informationen und Technologien zur Verminderung der Treibhausgase austauschen, gemeinsam Strategien gegen deren Vermehrung entwickeln und bei den Anpassungsbemühungen an den Klimawandel zusammenarbeiten werden».1279 Demgemäß lassen sich rechtswirksame Zielvorgaben in der KRK trotz intensiver Suche nicht lokalisieren, wenngleich Art 3 KRK besagt, dass «das Fehlen völliger wissenschaftlicher Gewissheit bei drohenden, nicht wiedergutzumachenden Schäden nicht als Grund für das Aufschieben von Maßnahmen dienen sollte».1280 Rechtsverbindliche Formulierungen sollten daher erst «auf den in Art 7 KRK geregelten Vertragsstaatenkonferenzen ausgearbeitet werden».1281 Im Kreis der zahlreichen darauf folgenden Klimaschutzkonferenzen erwuchs vor «allem der 3. Vertragsstaatenkonferenz im japanischen Kyoto, deren wichtigstes Ereignis am 11.12.1997 die Verabschiedung des sog Kyoto-Protokolls darstellt, größte Bedeutung».1282 Das zentrale Bewegmotiv für die nunmehr zu beobachtende Geschwindigkeit im Rechtssetzungsprozess war die Dringlichkeit der Agenden sowie direkt daran gekoppelt «die Angst vor katastrophalen Auswirkungen auf das Weltklima».1283 Das KyotoProtokoll ist weltweit das erste völkerrechtliche Übereinkommen mit praktischen Auswirkungen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Klimaschutzpolitik, weil «dadurch ein erster Versuch eingeleitet wurde, die Entwick1274 Kakas, Windenergie in Österreich und Ungarn, 24; Näheres zu den materiellen Zielen der KRK vgl Thöni, Klimapolitik, 41 ff; bereits «in den 80er Jahren wurde vermutet, dass sich die Konzentration dieser Gase in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung und ganz besonders durch die Verbrennung fossiler Primärenergieträger signifikant erhöht hat» vgl Marberger, Die internationale Umweltpolitik, 43. 1275 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 28. 1276 Vgl Schlögl, Recht windig, 13; vgl auch Thöni, Klimapolitik, 24. 1277 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 11. 1278 Schlögl, Recht windig, 13. 1279 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 28. 1280 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 11. 1281 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 11. 1282 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 11. 1283 Hagenleither, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 17; vgl auch Ramakrishna, Klimaveränderung, in Leggett (Hrsg), Global Warming, 480.

178

Völkerrechtliche Grundlagen

lung des weltweiten Energiesystems in Richtung Nachhaltigkeit mittels eines gewichtigen Prozesses der Konsensbildung zwischen den Nationen zu leiten».1284 b) Das Kyoto-Protokoll Die «Vertragsstaatenkonferenz von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, vorbereitet auf zwei vorangegangenen Tagungen in Berlin 1995 und Genf 1996 und konkretisiert in acht Verhandlungsrunden durch Vertreter der Staaten zwischen 1995 und 1997, zielte auf den Abschluss und die Ratifizierung einer verbindlichen Vereinbarung, welche eine Treibhausgasreduktion herbeizuführen hat».1285 Es mussten jedoch 7 Jahre vergehen, ehe das Kyoto-Protokoll am «16.02.2005 – nachdem mit der Ratifizierung durch Russland die 162 Vertragsstaaten für nunmehr 61,6% der CO2-Emisssionen verantwortlich sind – in Kraft treten konnte».1286 In Anbetracht der nunmehrigen Rechtsgültigkeit «wird den Industriestaaten – im Wesentlichen den Annex-I-Staaten der Klimarahmenkonvention – vorgeschrieben, in den Jahren 2008 bis 2012 den gemeinsamen Ausstoß der sechs klimarelevanten Treibhausgase um 5,2% im Vergleich zum Basisjahr 1990 zu reduzieren».1287 Bei den im Anhang A des Protokolls angeführten Treibhausgasen handelt es sich um Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), die teil- und vollfluorierten Kohlenwasserstoffe (HFC und PFC) sowie Schwefelhexafluorid (SF6).1288 Diese als Treibhausgase «bezeichneten Spurengase besitzen jeweils typische Absorptionsbanden im Bereich der Wärmerückstrahlung der Erde, die zu einer teilweisen Rückstrahlung dieser Wärme»1289 und demgemäß zu einer kontinuierlichen Temperaturerhöhung führen. In Rücksicht auf die Schäden, welche die klimawirksamen Spurengase bisher verursacht haben, und die alarmierenden Berichte des IPCC hat es nur Sinn gemacht, möglichst rasch eine Reduktion derselben herbeizuführen.1290 In Bezug auf die Zielerreichung kann 1284 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 78; Thöni führt dazu aus, dass «die Entwicklungen im internationalen Umweltrecht, im Speziellen aber auch der Umgang mit der Klimaproblematik den Strukturwandel des Völkerrechts per se von einem Recht der Koexistenz zu einem Recht der Koordination und Kooperation verdeutlicht» vgl Thöni, Klimapolitik, 41. 1285 Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 29. 1286 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 12; näheres zu den Ratifizierungserfordernissen vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 81; zu den Konkretisierungen hinsichtlich des «Buenos Aires Plan of Action» vgl Braito, Das Kyoto-Protokoll, 27. 1287 Schlögl, Recht windig, 13. 1288 Vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 78. 1289 Turk, Alternativenergie, 19. 1290 Der dritte Report des IPCC zeichnet ein besorgniserregendes Bild; demnach «könnte der Temperaturanstieg im 21. Jahrhundert mit bis zu 4,5 Grad Celsius noch bedeuten-

179

Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

notiert werden, dass diese aufgrund der staatlichen Eigenentscheidungen individuell festgelegt wird, wobei für «die gesamte EU eine Quote von minus 8% zum Referenzjahr 1990 und für Österreich eine Reduktion von 13% vorgesehen»1291 ist. Deutschland hat sich als Vertragspartei des Kyoto-Protokolls «zur Reduktion der CO2-Emissionen um 21% verpflichtet».1292 Diese Selbstverpflichtung muss vor dem Hintergrund gesehen werden, dass Deutschland zu den führenden Industrienationen zählt «und im Jahre 2000 für 7,4% der weltweiten CO2Emissionen verantwortlich war».1293 Im Verbund der erneuerbaren Energien kommt speziell der Windenergie bei der Zielerreichung des Kyoto-Protokolls sowohl in Deutschland wie auch in Österreich und in der EU eine fundamentale Bedeutung zu. Da «erneuerbare Energiequellen und im Speziellen die Windkraft keine CO2-Emissionen verursachen, besteht die Möglichkeit, trotz wachsenden Strombedarfs, die schädlichen Emissionen zu senken».1294 Der hohe systemtechnologische Stand der Windkraftnutzung hat in weiterer Folge dazu geführt, dass sich die deutsche Wirtschaft am 9.11.2000 «im Rahmen der Selbstverpflichtungserklärung über die Kyoto-Verpflichtungen hinwegsetzte und eine Reduktion der Treibhausgase von 35% bzw eine Verminderung der CO2-Emissionen um 28% bis 2010 anstrebt».1295 Diese visionäre Nachhaltigkeitsstrategie basiert va auf der «Übereinstimmung mit den nationalen Verpflichtungen aus der Richtlinie 2001/77/EG, die vorsieht, bis zum Jahre 2010 12,5% des Stromverbrauchs sowie bis Mitte dieses Jahrhunderts rund 50% des Energiebedarfs aus regenerativen Energiequellen bereitzustellen».1296 Die Windkraft soll dabei die Zielerreichung – aufgrund der Steigerung ihres Anteils auf 25% an der Bruttostromerzeugung bis zum Jahr 2025 – wesentlich beschleunigen. Obwohl realistische Prognosen aus dem Jahre 2003 zunächst einen hohen Grad an Übererfüllung konstatiert hatten, liegt Deutschland gegenwärtig leicht unter der Erreichung dieses individuellen Lastenteilungszieles. Die Zielrealisierung in Österreich lässt für den fixierten Zeitraum 2008–2012 keine guten Zahlen erhoffen, so emittierte «Österreich im Vergleich zum Kyoto-Basisjahr 1990 im Jahre 2003 16,5% mehr Treibhausgase wobei sich der CO2-Ausstoß allein von 2000 bis 2001 um 6,5% erhöht hat».1297 Diese Fakten verdeutlichen, dass das Einsparungspotential, welches die erneuerbaren Energien schaffen können, bis dato nicht ausreichend genützt wird. Bereits im Jahre 2001 lag in der EU «das

1291 1292 1293 1294 1295 1296 1297

180

der ausfallen als bisher gefürchtet, der Meeresspiegel könnte in weiterer Folge um bis zu 88 cm steigen» vgl Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 25. Schlögl, Recht windig, 13. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 19. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 20; genaueres zur Selbstverpflichtung vgl Böcken, Klimapolitik, 7. Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 84. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 19. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 19. Schlögl, Recht windig, 15.

Völkerrechtliche Grundlagen

jährlich geschätzte Reduzierungspotential im Bereich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern bei 100 Millionen Tonnen CO2».1298 Die nachfolgende Tabelle der Universität Athen aus dem Jahre 2003 listet die CO2-Reduktion aufgrund des Windenergieausbaus bis zum Jahre 2010 auf.1299 Abbildung 9: CO2-Reduktion aufgrund des Windenergieausbaus im Jahre 2010

Installierte Kapazität (MW)

CO2-Reduktion 2010 (Mio t/pa)

Kyoto Ziel 2010 (Mio t/pa)

CO2-Reduktion in Prozent des Kyoto-Ziels

5.000

8,70

41,4

21,0%

15.000

25,49

232,3

11,0%

Schweden

2.600

3,40

53,1

6,4%

Irland

1.000

1,98

34,4

5,8%

Deutschland

22.000

40,99

751,3

5,5%

Griechenland

2.000

4,83

88,6

5,5%

Niederlande

2.500

4,39

143,8

3,1%

Portugal

700

1,39

50,0

2,8%

Finnland

500

0,77

51,6

1,5%

3.000

5,25

363,3

1,4%

Österreich

480

0,63

47,8

1,3%

Frankreich

3.000

3,96

352,4

1,1%

Großbritannien

2.600

4,55

498,8

0,9%

20

0,04

7,6

0,5%

200

0,31

97,2

0,3%

Dänemark Spanien

Italien

Luxemburg Belgien EU 15

60.600

107

2.814

3,8%

Quelle: Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 63.

Die widersinnige Realität ist, dass bedauerlicherweise selbst die EU bei der Erreichung des Kyoto-Ziels säumig ist. Der European Union Energy Outlook to 2020 sagt in einem «Basisszenario einen Anstieg der CO2-Emissionen 1298 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 84. 1299 Hierbei muss angemerkt werden, dass diese Studie einen eher konservativen Ausbau der Windkraft angenommen hat; die vollständige Publikation erschien im Wind Energy Journal 2003 S 309–319 und ist unter http://adsabs.harvard.edu/abs/2003Wi En...6..309Z einsehbar (12.11.2008).

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Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

um 7% voraus».1300 Die Entwicklung der CO2-Emissionen in der EU belegt, ausgehend von einem Referenzwert aus dem Jahre 1990 mit 3.079 Millionen Tonnen pa und einem Kyoto-Ziel im Jahre 2010 von 2.814 Millionen Tonnen pa sowie einem Basisszenario mit 3.298 Millionen Tonnen im Jahre 2010, dass das Kyoto-Ziel im Jahre 2010 um rund 484 Millionen Tonnen niedriger als das Basisszenario liegen wird.1301 Im Gegensatz dazu belegen die obigen Studienergebnisse aus dem Jahr 2003 eindrucksvoll die Geschwindigkeit, mit welcher der Ausbau der Windkraft im europäischen Schnitt vorangetrieben wird. So wird ersichtlich, dass ein Großteil der für das Jahr 2010 anvisierten Ziele schon erreicht wurde. Wie aus der Tabelle weiters erkennbar ist, entspricht die windbedingte Reduktion der Treibhausgase bereits gegenwärtig mehr «als 3,8% der Gesamtemissionen nach dem Kyoto-Ziel bzw 23% der notwendigen CO2-Reduktion».1302 Ausgehend von einem optimistischen bzw aktuell realistisch gewordenen Ausbau der Windenergie in Europa, werden bis zum Jahr 2010 «über 30% der notwendigen Einsparungen durch die Windenergie geliefert».1303 Das Kyoto-Protokoll diesbezüglich vorschnell als Stein der Weisen1304 zu bezeichnen, wäre ebenso falsch wie Steuern je Tonne verbrauchten Kohlenstoffes erheben zu wollen.1305 Beide Ansätze stellen nicht die Lösung des Problems dar, sondern müssen vielmehr als integraler Bestandteil eines viel größeren Prozesses gesehen werden. In diesem Kontext kann die gegenständliche völkerrechtliche Verpflichtung als Vorreiter im System zur Förderung der Windenergie bzw der erneuerbaren Energien gesehen werden – vor allem soll ersichtlich gemacht werden, welchen Beitrag die konsequente Windkraftnutzung innerhalb des konzertierenden Maßnahmenpakets zur Erreichung des Kyoto-Ziels leisten kann. Gewisse Entscheidungsprinzipien von höchster Stelle einzufordern, ist ein Prozess der auf Kompetenzen zur Erlassung diesbezüglicher spezifischer Rechtsakte angewiesen ist.1306 Dieser Aspekt führt zwangsläufig zur Frage, welche Kompe1300 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 63; vgl dazu http://www.iccfglobal.org/ pdf/brussels/cozzi.pdf (23.11.2008). 1301 Vgl Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 63. 1302 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 64. 1303 Welchert, Ausbau der Windenergienutzung, 64; vgl dazu auch Kerschner/Raschauer, Editorial, RdU 2007, 1. 1304 Lomborg, Cool it, 76. 1305 Zur optimalen bzw schadensorientierten Kohlendioxidsteuer je Tonne CO2 vgl Lomborg, Cool it, 59; in Bezug auf die «Leviathan-Hypothese sowie zum strukturellen Effekt und der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs bei Erhebung einer CO2-Steuer» vgl Schneider/Stiglbauer, Energiebesteuerung in Österreich, 33, 34. 1306 Auf «Ebene der Europäischen Gemeinschaften sind die Richtlinien 2001/77/EG zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im Elektrizitätsbinnenmarkt und die Richtlinie 2004/8/EG über die Förderung einer am Nutzwärmebedarf orientierten KWK im Energiebinnenmarkt und zur Änderung der Richtlinie 92/

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tenzen die EU hinsichtlich einer gemeinsamen Energiepolitik bzw einer gemeinsamen Förderpolitik aufweist.1307 Einzelstaatliche Maßnahmen sind durchaus wünschenswert, doch ist ein gemeinsames Vorgehen aller EU-Staaten notwendig, um die verbindlichen Ziele zu erreichen. Im Hinblick auf die bisherige Rechtspraxis muss deswegen untersucht werden, welche Rechtsgrundlagen die EU befähigen, auf dem Gebiet der Ökostromförderung tätig zu werden. Im Zuge dieser Fragestellung lässt sich ebenfalls der Stellenwert eines europäischen Bekenntnisses zu erneuerbaren Energieträgern herausarbeiten.

B. Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben 1. Primäres Gemeinschaftsrecht a) Der Energiebegriff in den europäischen Verträgen Einleitend ist festzustellen, dass «der EGV weder ein eigenständiges EnergieKapitel noch an anderer Stelle einheitliche Vorschriften, betreffend das Elektrizitätsrecht, enthält».1308 Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Faktizität, dass «bisher jeder Nationalstaat in der Europäischen Union versucht hat, eine Energiepolitik, ausgerichtet an den natürlichen Ressourcen im eigenen Land und speziellen historischen Entwicklungen sowie sicherheitspolitischen Überlegungen zu entwickeln und beizubehalten».1309 Somit scheiterte die Schaffung eines eigenständigen Energie-Kapitels im EGV nicht zuletzt deswegen, weil «die Mitgliedstaaten den betreffenden Wirtschaftssektor als sensiblen Bereich betrachten und dementsprechend unabhängig handeln und keine Kompetenzen abgeben wollen».1310 Dabei wird allzu oft vergessen, dass eine gemeinsame Energiepolitik «durchaus wirtschaftliche Synergieeffekte schaffen kann»1311 und darüber hinaus «auch der Marktabschottung»1312 entgegenwirken könnte. Gegenwärtig lässt sich deshalb eine strukturelle Zersplitterung des europä-

1307 1308 1309 1310 1311

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42/EG die wesentlichen Umsetzungsmaßnahmen nach dem Protokoll von Kyoto» vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, Rz 45. Zur Auseinandersetzung der «Institutionen der EU mit dem Problem des Klimawandels» vgl Böckem, Die Bedeutung der EU-Institutionen in der Klimapolitik, 9. Zabukovec, Ökostromgesetz, 2; vgl auch Forgo, Energierechtliche Neuigkeiten, ecolex 2002, 734; wie auch Raschauer, Handbuch Energierecht, 12. Opilio, Europäisches Energie-Recht, 12. Zabukovec, Ökostromgesetz, 2. Opilio, Europäisches Energie-Recht, 12; zur Europäisierung der Energiepolitik bzw zur Energiesolidarität im EU-Reformvertrag vgl Geden, Energiesolidarität, SWP-Aktuell 2007/34, 1. Opilio, Europäisches Energie-Recht, 12.

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ischen Energierechts feststellen1313, was va auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass «zwei von drei Gründungsverträgen – der EGKS-Vertrag und der EAG-Vertrag – jeweils eine Energieart zum Gegenstand haben und auf diese abgestimmte Regelungen beinhalten».1314 Unter dem Begriff Energiepolitik versteht man allgemein «die Gesamtheit aller hoheitlicher Maßnahmen, die auf Angebot und Nachfrage der Primärenergien (Kohle, Erdöl, Erdgas, Kernbrennstoffe, Sonnenenergie, Wasserkraft, Erdwärme usw) und der Sekundärenergien Elektrizität, Erdölprodukte, Koks, Briketts usw) Einfluss nehmen».1315 In Anbetracht der Tatsache, dass «die Gründungsverträge lediglich Regelungen für Kohle und Kernenergie enthalten»1316, verwundert es nicht, dass «die Regelungen für die Verwirklichung einer gemeinsamen Energiepolitik sich jeweils nach dem in Rede stehenden Energieträger beurteilen».1317 Folglich lässt sich beispielsweise hinsichtlich des fossilen Primärenergieträgers Kohle eine «teilintegrative Energiepolitik in der Europäischen Gemeinschaft»1318 beobachten, die «bereits im Jahre 1952, durch die Gründung der Montanunion, verwirklicht wurde».1319 In Rücksicht auf zukünftige Bestrebungen ist zu notieren, dass schon «in der 1. Erklärung zur Schlussakte des Vertrags von Maastricht zwar die Einfügung eines Energie-Titels pro futuro anvisiert wurde»1320, es bis dato aber nicht dazu gekommen ist. Ein Hauptgrund liegt mit Sicherheit in den vorherigen Ausführungen, aber auch im UAbs 2 dieser Erklärung, welcher besagt hatte, dass «die Gemeinschaft ihre Tätigkeit in diesen Bereichen auf der Grundlage der bisherigen Bestimmungen der Verträge zur Gründung der Europäischen Gemeinschaften fortsetzen wird».1321 Abschließend ist zu konstatieren, dass, «wenn der Rat auf dem Gebiet der Energiepolitik tätig wird»1322, er sich nicht auf einen einheitlichen Kompetenzartikel stützen kann. Eine diesbezügliche «explizite Erwähnung der EE bzw der Windenergie im Primären Gemeinschaftsrecht»1323 sucht man vergeblich. Abhilfe hätte nur die Verfassung für Europa bzw der Reformver1313 Vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 2. 1314 Zabukovec, Ökostromgesetz, 2; obgleich der EGKSV ausgelaufen ist, wirken Teile noch nach. 1315 Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2008. 1316 Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2009. 1317 Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2009. 1318 Opilio, Europäisches Energie-Recht, 24. 1319 Opilio, Europäisches Energie-Recht, 24; allerdings verteilt sich die «EU-Energieverfassung» nach Auslaufen des «EGKSV im Jahre 2002 auf den EGV als lex generalis für alle Energiearten mit Ausnahme der Kernenergie, für die der EAGV die lex specialis darstellt» vgl Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 14. 1320 Zabukovec, Ökostromgesetz, 2. 1321 Zabukovec, Ökostromgesetz, 3. 1322 Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2010. 1323 Zabukovec, Ökostromgesetz, 3.

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trag schaffen können.1324 Dort lässt sich unter dem Titel Energie der Artikel 176a lokalisieren. In dessen Abs 1 lit d wird ersichtlich, dass «die Förderung der Energieeffizienz und von Energieeinsparungen, sowie die Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen»1325 von der «Energiepolitik der Union im Geiste der Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten im Rahmen der Verwirklichung oder des Funktionierens des Binnenmarkts und unter Berücksichtigung der Notwendigkeit der Erhaltung und Verbesserung der Umwelt verfolgt wird».1326 Angesichts des noch nicht ratifizierten Reformvertrages lässt sich konsequenterweise feststellen, dass «aufgrund der nationalen Unterschiede hinsichtlich der Energiereserven, der Nachfragestruktur, der Wirtschaftsentwicklung und der staatlich/gesellschaftlichen Traditionen daher sehr unterschiedliche Energiekonzepte bestehen, die eine Vergemeinschaftung hemmen».1327 Dass dieses Regelwerk noch keine Rechtsverbindlichkeit entfalten konnte1328, schwächt naturgemäß «Gemeinschaftsaktionen in diesem Bereich außer in den Fällen, in denen die Angelegenheit einer anderen Gemeinschaftspolitik (insbesondere Binnenmarkt-, Wettbewerbs-, und nicht zuletzt Umweltpolitik) zugeordnet werden kann, wie etwa im Falle des Strombinnenmarktes».1329 Aus 1324 Die EU-Verfassung aus dem Jahre 2004 hätte in «Art I-13 EV erstmals eine zwischen der EU und den Mitgliedstaaten geteilte allgemeine EU-Zuständigkeit für Energie begründet»; die Ziele dieser «Energiezuständigkeit der Union wären nach dem maßgeblichen Art III-256 EV die Sicherstellung des Funktionierens des Energiemarkts, die Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit in der Union und die Förderung der Energieeffizienz und von Energieeinsparungen sowie Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen gewesen» vgl Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 39; der Verfassungsvertrag hätte am 1.11.2006 in Kraft treten sollen, sofern bis dahin alle Ratifikationsurkunden hinterlegt worden wären vgl Obwexer, Die neue Verfassung, ecolex 2004, 703. 1325 Fischer, Der Vertrag von Lissabon, Art 176a Abs 1 lit d, 323. 1326 Fischer, Der Vertrag von Lissabon, Art 176a Abs 1, 323; dem ist darüber hinaus anzufügen, dass die «Umweltpolitik mit ihrer Einbeziehung in den EWGV durch die EEA zu einer rechtlichen Größe geworden ist» vgl Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2017. 1327 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 99; vgl auch Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 40. 1328 Obwohl diesbezügliche Initiativen bereits Jahre zurückreichen und die «Gemeinschaft gerade auch auf energiepolitischem Gebiete höchst aktiv ist» sowie angesichts des Umstandes, «dass die Aufteilung der gesetzgeberischen Zuständigkeiten zwischen den Mitgliedstaaten und der EU eine der Kernfragen im Europäischen Verfassungsbund darstellt», reichte der Konsens bis dato – der Reformvertrag ist gegenwärtig immer noch nicht in Kraft – nicht aus, um einen einheitlichen Energietitel primärrechtlich zu normieren vgl Forgo, Energierechtliche Neuigkeiten, ecolex 2002, 734; wie auch Eilmannsberger, Kompetenzverteilung in der EU, JRP 2003, 113; Lengauer, Der Reformvertrag, ZfRV 2008, 9. 1329 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 99.

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diesem Grunde erscheint es notwendig, die gegenwärtigen Rechtsetzungskompetenzen der EU va im Bereich der Förderung von EE herauszufiltern.1330 b) Die Rechtssetzungskompetenz der EU im Energiebereich Obwohl «die Entwicklung neuer und erneuerbarer Energiequellen in der Gemeinschaft zu den vordringlichen Zielen der Gemeinschaft auf dem Gebiet der Energiepolitik»1331 gehört, stellt sich in einer juristischen «Gesamtbetrachtung die EU-Energiepolitik bisher eher wie ein Flickenteppich gemeinschaftlich koordinierter nationaler Politiken als eine gemeinschaftliche europäische Politik dar».1332 Dieses Faktum zieht nach sich, dass die EU ihre gegenwärtigen Kompetenzen zur Schaffung von Sekundärrecht im Energiebereich ua auf die Bestimmungen der Grundfreiheiten sowie auf die Wettbewerbsvorschriften stützt.1333 Gemäß dem «Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung bleibt die energiepolitische Zuständigkeit bei den Mitgliedstaaten»1334 und die EU ist gezwungen, ihre sekundärrechtlichen Akte va auf Basis der Art 3, 6, 55, 95 und 174 ff zu erlassen. In Bezug auf die obige Fragestellung kommt dabei einerseits den Artikeln 3, 6 EGV sowie der Binnenmarktkompetenz in Art 95 EGV und der Umweltschutzkompetenz in Art 174 ff wesentliches Augenmerk zu. Demnach listet Art 3 EGV die Tätigkeiten der Gemeinschaft auf und spricht in lit u von «Maßnahmen in den Bereichen Energie, Katastrophenschutz und Fremdenverkehr».1335 Wenngleich man verleitet ist, in diesem Zusammenhang von einer Kompetenz zu sprechen, wird man ernüchternd feststellen müssen, dass dieser Artikel «allerdings weder eine eigenständige Kompetenz der Gemeinschaft auf den genannten Gebieten begründet, noch dadurch eine Konkretisierung im Vertragstext selbst substituiert werden kann».1336 Von den genannten Agenden hat ausschließlich die Energie «einen korrespondierenden Kompetenzartikel in Art 154 über die Transeuropäischen Netze»1337, diese betreffen jedoch wiederum «nicht nur und ausschließlich den Bereich Energie und beziehen sich darüber hinaus lediglich auf ein Element einer umfassenden Energiepolitik, und zwar auf die (Netz-)Infrastruktur».1338 Insofern wird ersichtlich, 1330 Wobei an dieser Stelle angemerkt sei, dass der EAGV von einem diesbezüglich zu erfolgenden Rechtsregime ausgenommen sein wird und somit in Folge auch weiterhin als «Sonderregime unverändert erhalten bleibt» vgl Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 39. 1331 Pieper, Energiepolitik, in Bleckmann, Europarecht, Rz 2017. 1332 Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 40. 1333 Vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 3. 1334 Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 37. 1335 Opilio, Europäisches Energie-Recht, 212. 1336 Zabukovec, Ökostromgesetz, 3. 1337 Opilio, Europäisches Energie-Recht, 213. 1338 Zabukovec, Ökostromgesetz, 3; vgl auch Wirthenberger, Erneuerbare Energien, 52.

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dass der «Energiebereich im EGV nur an wenigen Stellen randständig erwähnt wird».1339 Unter Berücksichtigung der nachfolgend zu besprechenden Richtlinien ist hervorzuheben, dass diese mehrheitlich auf der Grundlage des Umwelttitels und der Binnenmarktkompetenz des EGV erlassen worden sind. So spricht beispielsweise Art 2 EGV «von einem hohen Maß an Umweltschutz und der Verbesserung der Umweltqualität»1340 und verlangt Art 6 EGV als Querschnittsklausel und Integrationsprinzip, dass «die Erfordernisse des Umweltschutzes bei der Festlegung und Durchführung der in Art 3 EGV genannten Gemeinschaftspolitiken und Maßnahmen insbesondere zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung einbezogen werden müssen».1341 Dieser Artikel «hat das Potential in sich, für die Zukunft – va in Hinblick auf die Umweltpolitik im Allgemeinen als auch die explizit genannte nachhaltige Entwicklung – einen prägenden Einfluss auf die gesamte europäische Rechtssetzung auszuüben».1342 Rein vordergründig betrachtet erscheint diese, den Schutz der Umwelt betreffende Normierung als wohlgemeinter programmatischer Ansatz. Angesichts der zu erörternden Förderung der Windenergie bzw der EE hat diese Bestimmung jedoch tiefergreifende Auswirkungen und Möglichkeiten, da eine nachhaltige Entwicklung nicht nur Umweltschutzbelange beinhaltet, sondern alle Bereiche von der Erzeugung von Produkten für Kraftwerke, über die Energiegewinnung bis zum Verbrauch umfasst. Diese Aufzählung erfährt vornehmlich in Bezug auf Art 174 Abs 1 und in weiterer Folge auf Art 175 Abs 2 eine Bedeutungserhöhung.1343 Vor allem der Art 175 EGV besteht als «sektorale Kompetenz im Energiebereich»1344 und stellt somit die «Kompetenzgrundlage für rechtssetzende Aktivitäten der Gemeinschaft dar».1345 Innerhalb des Abs 2 lit c findet sich eine solche sektorale Kompetenz im Bereich des Umweltschutzes, worauf «Maßnahmen möglich sind, welche die Wahl eines Mitgliedstaates zwischen verschiedenen Energiequellen und die allgemeine Struk-

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Oppermann, Europarecht, § 20 Rz 15. Opilio, Europäisches Energie-Recht, 213. Zabukovec, Ökostromgesetz, 5. Opilio, Europäisches Energie-Recht, 213; der Ansicht Winklers folgend «ist die Verwirklichung des Elektrizitätsbinnenmarktes ausdrücklich an den Umweltschutz gebunden» vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 107; spätestens «mit dem Vertrag vom Amsterdam, hier insbesondere durch die Neupositionierung und -formulierung der umweltrechtlichen Querschnittsklausel des Art 6 EGV, kann gesagt werden, dass das objektiv rechtliche Umweltverfassungsrecht der EU hinreichend konturiert ist und vom EuGH demgemäß auch zur Anwendung gebracht wird» vgl Calliess, Umweltkompetenzen der EG, ZUR Sonderheft 2003, 129. 1343 Vgl Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 53; wie auch Opilio, Europäisches EnergieRecht, 214; zu den 10 umweltpolitischen Prinzipien vgl Winter, Umweltrechtliche Prinzipien des Gemeinschaftsrechts; ZUR Sonderheft 2003, 137. 1344 Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 38. 1345 Zabukovec, Ökostromgesetz, 4.

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tur seiner Energieversorgung erheblich berühren».1346 Darüber hinaus ist für die Nutzung und Förderung «der erneuerbaren Energien der Art 174 Abs 2 von Bedeutung, wonach die Umweltpolitik der Gemeinschaft auf den Grundsätzen der Vorsorge und Vorbeugung, auf dem Grundsatz, Umweltbeeinträchtigungen mit Vorrang an ihrem Ursprung zu bekämpfen, sowie auf dem Verursacherprinzip beruht».1347 In diesem Kontext ist die Umweltpolitik nicht nur «eine sektorielle Politik der Gemeinschaft neben vielen anderen, sondern vielmehr Bestandteil aller Gemeinschaftspolitiken».1348 Anhand der bisherigen Ausführungen sowie «durch die imperative Formulierung des Art 6 EGV und seiner systematischen Stellung unter den Grundsätzen»1349 wird ersichtlich, welche Aufwertung der Umweltschutz innerhalb der Gemeinschaft in den letzten Jahren erfahren konnte. Formaljuristisch bedeutet dieser Moment, dass «Aktivitäten der Gemeinschaft in umweltexternen Bereichen nur mit Rücksicht auf deren Umweltauswirkungen stattfinden dürfen und die Erfordernisse des Umweltschutzes ständig mitzudenken sind».1350 Dieser Aspekt führt zwangsläufig dazu, dass im «Ergebnis auch jegliches Sekundärrecht im Bereich Energie auf seine Umweltauswirkungen hin überprüft werden muss und das Binnenmarktziel somit nach geltender Gemeinschaftsrechtslage nicht ohne Beachtung von Umweltschutzgesichtspunkten verfolgt werden kann».1351 Diesen Aspekt betont va auch das 5. Umweltaktionsprogramm, welches die «Basis der EU-Umweltpolitik für die Jahre 1993 bis 2000»1352 darstellt. Das 5. Umweltaktionsprogramm ist deswegen von Bedeutung, weil es einerseits das erste seit Inkrafttreten des Unionsvertrages ist und zweitens die Hilflosigkeit der EU in punkto gesetzgeberischer Tätigkeit basierend auf dem Primärrecht unterstreicht. Obwohl die Integration ökologischer Fragestellungen im Energiebereich im Vordergrund steht, kann sich die EU nicht auf einen primärrechtlich normierten Kompetenzartikel stützen.1353 Daher bilden die «Binnenmarktkompetenz des Art 95 EGV sowie die Umweltschutzkompetenz des Art 175 die typischen Rechtsgrundlagen im Energiebereich».1354 Im Endeffekt lässt sich registrieren, dass innerhalb des primären 1346 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 53. 1347 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 53. 1348 Zabukovec, Ökostromgesetz, 6; der österreichische Gesetzgeber steht demgegenüber unter dem verfassungsrechtlichen Gebot zum umfassenden Umweltschutz, nämlich «zur Bewahrung der natürlichen Umwelt als Lebensgrundlage des Menschen vor schädlichen Einwirkungen» vgl Draxler, E-Recht, 145; vgl auch § 1 B-VG über den umfassenden Umweltschutz BGBl 1984/491. 1349 Zabukovec, Ökostromgesetz, 6. 1350 Zabukovec, Ökostromgesetz, 6. 1351 Zabukovec, Ökostromgesetz, 6. 1352 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 101. 1353 Vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 101. 1354 Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 38.

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Gemeinschaftsrechts die Förderung der Windenergie bzw generell der erneuerbaren Energien durch das Fehlen einer ausdrücklichen Kompetenzzuweisung in den Verträgen direkt an die Erfordernisse des Umweltschutzes gekoppelt wird.1355 2. Sekundäres Gemeinschaftsrecht a) Die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie 1996 Durch die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie1356 «stimmten die Mitgliedstaaten erstmals dem Konzept einer stufenweisen Liberalisierung des Elektrizitätssektors zu».1357 In diesem Kontext ist die EBRL «unmittelbarer Anlass für die Neugestaltung des Elektrizitätssektors in Europa, welcher erstmals – wenngleich anfangs auch nur in einem Teilbereich – den Regeln des Wettbewerbsrechts unterworfen wird».1358 Der Entwicklungsprozess lässt sich über mehr als 10 Jahre – beginnend beim 1985 verabschiedeten Weißbuch über die Vollendung des Binnenmarktes zum 1988 präsentierten Arbeitsdokument «Binnenmarkt für Energie»1359 – verfolgen.1360 Diese Richtlinie war die erste1361, die von der «Europäischen Gemeinschaft auf dem Elektrizitätssektor erlassen wor1355 Dies soll aber nicht heißen, dass sich die Gemeinschaft nicht oder nicht ausreichend um die Förderung von EE kümmert; vgl Entschließung des Rates vom 13.2.1975 betreffend Maßnahmen zur Erreichung der vom Rat am 17.12.1974 festgelegten Ziele der Energiepolitik, ABl 1975 C 153, 6; wie auch den Beschluss des Rates 75/510/ EWG vom 22.8.1975 zur Festlegung eines Forschungs- und Entwicklungsprogramms auf dem Gebiete der Energie ABL 1975 L 231, 1 ff; darin wird gestützt auf Art 235 EWG ein vierjähriges Forschungsprogramm auf den Gebieten Sonnenenergie, Photoelektrische Energieumwandlung und Geothermie lanciert; die Windenergie wird aufgrund des damaligen Forschungsstandes noch nicht erwähnt, sie wird erst in der Empfehlung des Rates 88/349/EWG vom 9.6.1988 zur stärkeren Nutzung der erneuerbaren Energien in der Gemeinschaft ABL 1988 L 160, 46–48, thenatisiert; hiermit soll va neben der Wasserkraft auch die Windkraft zukünftig auf Grundlage der regionalen Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und angemessener gesetzgeberischer, verwaltungstechnischer und finanzieller Maßnahmen entwickelt werden. 1356 Richtlinie 96/92/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Dezember 1996 betreffend gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt ABl 1996 L 027. 1357 Haderer, Ökostrom und Motivation, 13. 1358 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 103. 1359 Näheres zu den Zielen des Binnenmarktes für Energie sowie dessen Entstehungsgeschichte vgl Steinecker, Stromeuropa, 39 ff. 1360 Zu den 300 Vorschlägen zur Strommarktharmonisierung vgl Eder, Vom 2. VerstaatlichungsG 1947 zum ElWOG 98, 46; vgl auch Klammer, Regulierungsbehörden in liberalisierten Märkten, 50. 1361 Allein aus diesem Grunde weist sie bereits richtungsweisenden Charakter auf.

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den war»1362, und beabsichtigte va einen «marktorientierten, nicht diskriminierenden Wettbewerb hinsichtlich der Stromaufbringung zu verwirklichen»1363 sowie «eine Effizienzsteigerung bezüglich der Erzeugung, Übertragung und Verteilung, eine Verbesserung der Versorgungssicherheit und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft»1364 zu schaffen. Dem Erwägungspunkt 4 der EBRL zufolge soll diese Stärkung des Wettbewerbs jedoch immer unter «Wahrung des Umweltschutzes»1365 geschehen. Als zentrale Eckpfeiler der RL lassen sich vor allem «die Beseitigung der ausschließlichen Rechte der Elektrizitätserzeugung, die buchhalterische Entflechtung sowie das Unbundling des Managements von integrierten Unternehmen»1366 herausarbeiten. Unter diesen Voraussetzungen erfahren die erneuerbaren Energien in dieser RL naturgemäß noch keine bedeutende Erwähnung. Nichtsdestotrotz ist eine diesbezügliche Kann-Bestimmung in Bezug auf die Förderung von EE bereits in den Erwägungsgründen angeführt. Dementsprechend ist erkennbar, dass «aus Gründen des Umweltschutzes der Elektrizitätserzeugung auf der Grundlage erneuerbarer Energien der Vorrang eingeräumt werden kann».1367 Des Weiteren sah die EBRL vor, dass «die Mitgliedstaaten dem Betreiber des Übertragungsnetzes zur Auflage machen, dass er bei der Inanspruchnahme von Erzeugungsanlagen solchen den Vorrang gibt, in denen erneuerbare Energieträger eingesetzt werden».1368 Speziell diese Bestimmung erscheint vor dem Hintergrund der zukünftigen Einspeisetarifvergütungen sowie der gesetzlichen Abnahmepflichten von zentraler Bedeutung. Letztendlich lässt sich gedanklich skizzieren, dass «die Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie Umweltschutzgesichtspunkte zwar nicht völlig außer Acht lässt, aber auch keine allgemein gültigen Vorrangregelungen für erneuerbare Energieträger beinhaltet».1369 Am offenkundigsten wird die «stiefmütterliche Behandlung der erneuerbaren Energie1362 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 80. 1363 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 105; so weist Art 3 Abs 1 EBRL darauf hin, dass «die MS Sorge dafür zu tragen haben, dass Elektrizitätsunternehmen im Hinblick auf den Binnenmarkt wettbewerbsorientiert betrieben werden» vgl Maier, Elektrizitätsversorgungssicherheit, 20; wie auch Nußbaumer, Strommarktliberalisierung, 7. 1364 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 80; vgl Draxler, E-Recht, 43. 1365 Erwägungspunkt 4 RL 96/92/EG, ABl 1996 L 027 S 1. 1366 Eder, Die Implementierung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie in Österreich, 53; dazu ausführlich Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 26. 1367 Erwägungspunkt 28 RL 96/92/EG, ABl 1996 L 027 S 2. 1368 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 80; vgl auch Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 107; dieser Aspekt wird für «Übertragungsnetzbetreiber in Art 8 Abs 3 und für Verteilungsnetzbetreiber in Art 11 Abs 3 präzisiert» vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 26; hierbei muss aber «der wirtschaftliche Vorrang berücksichtigt werden, wie dies dem Art 2 Z 13 EBRL zu entnehmen ist» vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 34. 1369 Zabukovec, Ökostromgesetz, 14.

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träger»1370 angesichts der Tatsache, dass von den in Art 2 der RL verwendeten 23 Definitionen sich keine mit den EE beschäftigt. b) Die Beschleunigungsrichtlinie 2003 Angesichts der «Neufassung der EBRL1371 soll die Liberalisierung des europäischen Strommarktes vorangetrieben»1372 – und im Sinne einer «etappenweisen Liberalisierung der nationalen Strommärkte»1373 – vor allem «der Elektrizitätsbinnenmarkt vollendet werden».1374 Mit Rücksicht auf den Umstand, dass bei der Erlassung der Beschleunigungsrichtlinie1375 die Richtlinie zur Förderung von erneuerbaren Energiequellen1376 bereits in Kraft war, verwundert es nicht, dass in dieser Novelle nur vage «Regelungen zur Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern vorhanden sind».1377 So wurde beispielsweise eine «neue Bestimmung hinsichtlich der erneuerbaren Energien im Zusammenhang mit der neu einzuführenden unabhängigen Regulierungsbehörde geschaffen».1378 Demnach müssen «Bedingungen und Tarife für den Anschluss neuer Elektrizitätserzeuger geschaffen werden, um zu gewährleisten, dass diese objektiv, transparent und nicht diskriminierend sind, unter besonderer Berücksichtigung der Kosten und der Vorteile der verschiedenen Technologien zur Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, der dezentralen Erzeugung und der Kraft-Wärme-Kopplung».1379 Auf die zwischenzeitlich verabschiedete «Erneuerbare-Energiequellen-Richtlinie fin1370 Zabukovec, Ökostromgesetz, 14. 1371 Die EBRL «wurde 2003 durch die Richtlinie 2003/54/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2003 über gemeinschaftliche Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 96/92/EG ersetzt» vgl Wirthenberger, Erneuerbare Energien, 80. 1372 Zabukovec, Ökostromgesetz, 19. 1373 Hagenleithner, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 35; zum Drei-Phasenkonzept der Vollendung des Binnenmarktes vgl Oberndorfer, Die österreichische Elektrizitätswirtschaftsordnung, 137. 1374 Zabukovec, Ökostromgesetz, 19; zu den «wesentlichen Änderungen der Richtlinie gehörten die beschleunigte Marktöffnung und die verbindliche Vorgabe des regulierten Netzzugangs auf der Grundlage veröffentlichter Tarife» vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 36. 1375 Richtlinie 2003/54/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2003 über gemeinschaftliche Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 96/92/EG, ABl 2003 L 176/37. 1376 Richtlinie 2001/77/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 27. September 2001 zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen im Elektrizitätsbinnenmarkt ABl 2001 L 283/33. 1377 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 26. 1378 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 80. 1379 Art 23 lit f RL 2003/54/EG, ABl 2003 L 167 S 49.

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det sich allerdings in der gesamten neuen Fassung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie kein expliziter Hinweis, lediglich die Definition der erneuerbaren Energieträger selbst wurde übernommen».1380 Dieser Umstand ist insofern verwunderlich, da «die Neufassung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie den Mitgliedstaaten generell weniger Umsetzungsspielräume lässt»1381 und in diesem Sinne die Mitgliedstaaten hinsichtlich zusätzlicher Fördermaßnahmen bei den erneuerbaren Energieträgern stärker hätte verpflichten können.1382 Letzten Endes scheint es in einem geöffneten Markt unzureichend, den Mitgliedstaaten lediglich die Möglichkeit einzuräumen, erneuerbarer Energie einen Vorrang im Netzbetrieb zu gewähren. Umso wichtiger wiegt der Gesichtspunkt «Fördermechanismen zu entwickeln, die erneuerbaren Energien im freien Markt eine Entwicklung garantieren, und welche zudem mit den Regeln des Binnenmarktes im Einklang stehen».1383 Die nationalen Regelungen hinsichtlich der Umsetzungsverpflichtung beider bzw aller drei Richtlinien haben zunächst mit Sicherheit finanzielle Anreize geschaffen, anhand derer eine eindeutige anfängliche Steigerung der Windkraftnutzung bzw der generellen Nutzung der EE verzeichnet werden konnte. Jedoch werden die gesetzlich garantierten Einspeisetarife zunehmend degressiver gestaffelt, was einem weiteren Windkraftausbau per se nicht zuträglich sein kann.1384 c) Die Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energiequellen Die bereits mehrfach zitierte Richtlinie 2001/77/EG über die Förderung der erneuerbaren Energiequellen «stellt die zentrale Spezialnorm dar, in der die Förderung regenerativer Energieträger für den Elektrizitätsbinnenmarkt der Gemeinschaft geregelt wird».1385 Die RL wurde auf der Rechtsgrundlage von

1380 Zabukovec, Ökostromgesetz, 24. 1381 Zabukovec, Ökostromgesetz, 24. 1382 Vor allem wenn im Erwägungspunkt 1 der Richtlinie 2001/77/EG nachzulesen ist, dass «das Potential zur Nutzung der erneuerbaren Energiequellen derzeit nur unzureichend genutzt wird» vgl RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 33. 1383 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 111. 1384 Die degressive Staffelung der Einspeisetarife wird vor allem dadurch gerechtfertigt, dass «anhand der jährlichen Absenkung der Vergütungssätze Innovation und Kostensenkung bei der Windenergie angestoßen werden» vgl Reeker, Kostenentwicklung erneuerbarer Energien, 119. 1385 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 82; durch die «Richtlinie 2001/77/EG soll insbesondere auch erreicht werden, dass erneuerbare Energieträger auch nach Vollendung der Liberalisierung des Elektrizitätsbinnenmarktes ihren Stellenwert behalten und va ihren Beitrag zur Kyoto-Zielerreichung leisten» vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostrom, 38; vgl auch Sötebier, Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung, ZUR 2003, 66.

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Art 175 Abs 1 EGV1386 erlassen und zielt «auf die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Stromverbrauch der Gemeinschaft bis zum Jahr 2010 auf 22,1%».1387 Darüber hinaus «gibt sie der Gemeinschaft das globale Richtziel von 12% Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Bruttoenergieverbrauch (also einschließlich der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr) bis zum Jahre 2010 vor».1388 In direkter Relation zu dieser RL stehen zwei weitere Dokumente der Kommission.1389 Hierbei handelt es sich va um das «Weißbuch Energie für die Zukunft»1390 sowie das «Grünbuch hin zu einer europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit»1391. Von der strukturellen Seite her gesehen, gliedert sich die RL in «22 Erwägungsgründe für die Erlassung der RL sowie in die 11 Artikel und in den Anhang mit den Referenzwerten für die nationalen Ziele».1392 Der Gemeinschaft war bei der Erlassung der Umstand, dass «das Potential zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen innerhalb der Gemeinschaft nur unzureichend genutzt wird»1393, durchaus bewusst. Aus diesem Grund fordert sie eindringlich, dass «erneuerbare Energiequellen prioritär zu fördern sind, da deren Nutzung zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt».1394 Hinsichtlich der Begriffsbestimmungen des Art 2 EERL ist festzuhalten, dass unter erneuerbaren Energiequellen «erneuerbare nichtfossile Energiequellen wie Windenergie, Wasserkraft etc»1395

1386 Vgl Präambel RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283/33; ursprünglich schlug die Kommission vor. «die stärker zwingenden Regeln des Binnenmarktes als Kompetenzgrundlage heranzuziehen» vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 120. 1387 Oschmann/Sösemann, Erneuerbare Energien im deutschen und europäischen Recht, ZUR 2007, 3; für den Verbrauch «der elektrischen Energie aus erneuerbaren Energiequellen bedeutet dies zum Zeitpunkt der Erlassung der Richtlinie ein Anheben des Anteils von 13,9% auf 22,1% im Jahre 2010» vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 119; durch den «Beitritt der 10 neuen EU-Mitgliedstaaten 2004 musste das Richtziel nach unten auf 21% revidiert werden» vgl Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 83. 1388 Oschmann/Sösemann, Erneuerbare Energien im deutschen und europäischen Recht, ZUR 2007, 3. 1389 Vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 24. 1390 KOM(97) 599 endg. 1391 KOM(2000) 769 endg. 1392 Achleitner, Das Ökostromgesetz, 12. 1393 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 30. 1394 Erwägungspunkt 1 der RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 33; die zunehmende Nutzung von «Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist ein wesentliches Element des Maßnahmenbündels, das zur Einhaltung des Protokolls von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen benötigt wird» vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostrom, 48; zur Funktion als Beschleuniger vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 47. 1395 Art 2 lit a RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 35; vgl auch Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 46.

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verstanden werden und Strom aus erneuerbaren Energiequellen Strom ist, der «in Anlagen erzeugt wurde, die ausschließlich erneuerbare Energiequellen nutzen, einschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der zum Auffüllen von Speichersystemen genutzt wird».1396 Darüber hinaus «gelten die Begriffsbestimmungen der Richtlinie 96/92/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Dezember 1996 betreffend gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt».1397 Die einzelnen Erwägungsgründe belegen sehr anschaulich die Dringlichkeit der von der Kommission verfolgten Ziele.1398 So sollen «um das Gemeinschaftsziel zu erreichen, bindende und ehrgeizige Zielvorgaben für erneuerbare Energieträger auf einzelstaatlicher Ebene festgesetzt werden».1399 Des Weiteren wird es für wichtig erachtet, «den Strom aus erneuerbaren Energiequellen wettbewerbsfähig und für die Bürger attraktiv zu machen».1400 Ein zentraler Aspekt der EERL ist im vorletzten Satz zu bemerken, denn die Richtlinie «verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, sich selbst Richtziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor zu setzen, die im Einklang mit den europäischen Zielen stehen».1401 Da das «21%Ziel ein gemeinschaftliches Ziel ist, enthält der Anhang der RL Referenzwerte für die nationalen Richtziele der Mitgliedstaaten für den Anteil von Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen».1402 Österreich hat sich dementsprechend verpflichtet, «seinen Ökostromanteil bis zum Jahre 2010 auf 78,1% zu erhöhen».1403 Diese Verpflichtung kam allerdings unter der Prämisse zustande, «dass im Jahre 2010 der Bruttoinlandsstromverbrauch 65,1 TWH betragen wird».1404 Dieser Passus – in der Literatur oft als Fußnote(3) tituliert – hat bereits zu regen Diskussionen geführt1405, da seine «rechtliche Stellung nicht

1396 Art 2 lit c RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 35. 1397 Hauer, Wozu ist Österreich verpflichtet, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 21. 1398 Vgl Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, 3. 1399 Vgl Erwägungspunkt 4 RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 33. 1400 Achleitner, Das Ökostromgesetz, 13; vgl auch Erwägungspunkt 18 RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 34. 1401 Oschmann/Sösemann, Erneuerbare Energien im deutschen und europäischen Recht, ZUR 2007, 3; dabei soll «die Richtlinie das ungestörte Funktionieren der unterschiedlichen nationalen Förderungssysteme gewährleisten und dadurch das Vertrauen der Investoren erhalten, bis ein gemeinschaftlicher Markt für erneuerbare Energiequellen geschaffen worden ist» vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 21. 1402 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 111. 1403 Hauer, Wozu ist Österreich verpflichtet, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 21; dies entspricht «einer Erhöhung um 8,1 Prozentpunkte oder um rund 4,8 TWh» vgl Rosman, Ökostromgesetz, 28. 1404 Achleitner, Das Ökostromgesetz, 16. 1405 Vgl Schlögl, Recht windig, 25 ff.

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völlig geklärt ist».1406 In Anbetracht der Tatsache, dass zweifelsohne der Gemeinschaftsrechtsgesetzgeber als «unmittelbarer Urheber dieser Fußnote(3) zu bezeichnen ist, sowie des Umstandes, dass er kraft seiner Normsetzungshoheit auf diese Fußnote auch hätte verzichten können – dies aber bis dato nicht tat – wäre es verfehlt, ihr von vornherein jede Bedeutung abzusprechen».1407 Nach Ansicht des Autors drückt diese Fußnote jedoch eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Zielerreichung aus oder, provokanter formuliert, eine mangelnde «Opferbereitschaft».1408 Man möchte sich einerseits um die erneuerbaren Energiequellen verdient machen, jedoch nur unter gewissen – die Wasserkraft betreffenden – Voraussetzungen. Ob in diese Prognose etwaige Berechnungsmodelle bezüglich der konsequenten Windenergienutzung miteingeflossen sind oder nicht kann gegenwärtig nicht mehr eruiert, wohl aber bezweifelt werden. Deutschland hat sich anlässlich der RL verpflichtet, «den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2010 auf mindestens 12,5% und bis zum Jahr 2020 auf mindestens 20% zu erhöhen».1409 Die EERL «verzichtet – angesichts der Tatsache, dass die Erfahrungen hinsichtlich der verschiedenen Förderregelungen für einen einheitlichen Gemeinschaftsrahmen noch nicht ausreichen würden – auf die Harmonisierung der derzeit in den Mitgliedstaaten bestehenden Fördermodelle».1410 Innerhalb der einzelnen Fördersysteme stellen sowohl die gesetzlich normierten Einspeisetarife sowie die Abnahmepflicht für Strom aus Windenergieanlagen – neben den begleitenden Maßnahmen wie der Vereinfachung der Ver-

1406 Hauer, Wozu ist Österreich verpflichtet, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 28. 1407 Hauer, Wozu ist Österreich verpflichtet, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 28; Österreich begründete diese Fußnote damit, dass «die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen in hohem Maße von der Wasserkraft abhängt und man die Zahlen für 1997 und 2010 anhand eines Langzeitmodells mit hydrologischen und klimatischen Daten berechnen werde» vgl Achleitner, Das Ökostromgesetz, 16 1408 Laut Karollus stellt der «für Österreich vorgegebene prozentuelle Referenzwert eine verbindliche Vorgabe des Gemeinschaftsrechts dar; es wäre jedenfalls gemeinschaftsrechtlich bedenklich, wenn Österreich von vornherein von einem unrichtig berechneten, weil auf den Verbrauch des Jahres 1997 abstellenden Referenzwert ausgeht» vgl Karollus, Stellungnahme, 24. 1409 Oschmann/Sösemann, Erneuerbare Energien im deutschen und europäischen Recht, ZUR 2007, 3; vgl auch § 1 Abs 2 EEG, Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien vom 25. Oktober 2008 BGBl I S 2074; bis 2030 soll in Deutschland «der Anteil der Stromerzeugung an Land und auf See von jetzt 4,8% auf mindestens 25% (an Land 10% und auf See 15%) steigen» vgl BMU, Themenpapier Windenergie, 4; zum politischen Bekenntnis vgl Oschmann/Thorbecke, Erneuerbare Energien, ZNER 2006, 304. 1410 Zabukovec, Ökostromgesetz, 28; vgl auch Forgo, Energierechtliche Neuigkeiten, ecolex 2002, 738.

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waltungsverfahren und einem vorrangigen Netzzugang1411 – die wirtschaftlich sinnvollsten Anreize zum Ausbau der Windkrafttechnologie dar.1412 Gegenwärtig nutzt die «weit überwiegende Mehrheit der Mitgliedstaaten Preisregelungen mit festen Einspeisetarifen»1413, um die Markteinführung von erneuerbaren Energien im Stromsektor zu favorisieren. Ein Vergleich anhand der «Erfahrungen mit den Fördersystemen zeigt, dass optimierte Einspeisesysteme in praktisch jeder Hinsicht überlegen sind».1414 Angesichts dieser Aussage müssen die Einspeisetarifvergütungen1415 an späterer Stelle einer genaueren Erörterung zugeführt werden. In diesem Kontext lässt sich ermitteln, dass die EERL lediglich die Rahmenbedingungen bzw die Referenzwerte auf einzelstaatlicher Ebene normiert. Die Umsetzung bzw die Schaffung von konkreten Maßnahmen erfolgt erst durch die Implementierung der RL in die nationale Gesetzgebung. Dieser Umstand impliziert eine Betrachtung der nationalen Ökostromförderung. In Hinblick auf die Rechtsnatur der gesetzlichen Einspeisetarife soll eingangs noch ein Blick auf die einschlägige Rechtsprechung des EuGH geworfen werden. d) Die Rechtsprechung des EuGH Der EuGH «nahm in seinem Urteil vom 13. März 2001 im Rahmen eines Vorabentscheidungsverfahrens in der Rechtssache Preussen Elektra AG/Schleswag 1411 Diesbezüglich sind die einzelnen MS «verpflichtet – um Hemmnisse rechtlicher oder anderer Natur, die dem angestrebten Ausbau der Regenerativenergie entgegenstehen, abzubauen bzw die jeweiligen Verfahren zu rationalisieren und zu beschleunigen sowie sicherzustellen, dass die Vorschriften, objektiv, transparent und nichtdiskriminierend sind – ihren jeweiligen ordnungspolitischen Rahmen zu bewerten» vgl Schlögl, Recht windig, 30; vgl dazu Art 6 RL 2001/77/EG, ABl 2001 L 283 S 36 der wiederum auf Art 4 RL 96/92/EG, ABl 2003 L 176/37 verweist; wie auch Draxler, E-Recht, 150. 1412 Vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 125. 1413 Oschmann/Sösemann, Erneuerbare Energien im deutschen und europäischen Recht, ZUR 2007, 3. 1414 Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 86; die EU wollte die unterschiedlichen Fördersysteme (insbesondere Abnahmepflicht samt Einspeisetarif einerseits und Zertifikatssystem andererseits) zunächst beobachten und erst dann einheitliche Fördermechanismen normieren vgl Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, 4; auch die «EU favorisiert feste Einspeisetarife, weil sie grundsätzlich billiger und effektiver als sog Quotensysteme sind» vgl Oschmann/Ragwitz/Resch, Die Förderung von Strom, ZNER 2006, 7. 1415 Bei einem «System mit festen Einspeisetarifen (fedd-ins) werden dem Ökoanlagenbetreiber für seinen aus regenerativen Quellen erzeugten Strom gesetzlich festgelegte (erhöhte) Vergütungspreise bezahlt, wobei die Laufzeit der garantierten Tarife im Voraus festgelegt werden und der Netzbetreiber zu einer Abnahme verpflichtet ist» vgl Rosman, Ökostromgesetz, 36; zur Steigerung der Kostendeckung durch das EEG von 59,3% auf 63% vgl Reeker, Kostenentwicklung erneuerbarer Energien, 141.

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AG zu beihilfenrechtlichen Aspekten des deutschen Stromeinspeisungsgesetzes Stellung».1416 Dem Urteil1417 lag folgender Sachverhalt zu Grunde: Im Jahre 1998 verklagte die Preussen-Elektra AG die Schleswag AG – an der sie 65,3% der Gesellschaftsanteile hält – auf Rückzahlung von Mehrkosten aus der Abnahme von Windstrom. Diese Mehrkosten resultierten aus dem Umstand, dass «die Schleswag AG einen Teil der Kosten für Einspeisungsvergütungen – die sie an Windparks in Schleswig Holstein gezahlt hatte – an die Preussen Elektra AG weitergereicht hatte».1418 Dem muss vorausgeschickt werden, dass die Schleswag AG aufgrund des in Deutschland bereits 1990 verabschiedeten Stromeinspeisungsgesetzes verpflichtet war, Strom aus erneuerbaren Energien zu einem Festpreis abzunehmen. Exakt diese Festpreisbestimmung schürte beim Landgericht Kiel Zweifel, ob «das Stromeinspeisungsgesetz wegen seiner Festpreisregelung und anderer Bestimmungen mit dem Beihilfenrecht und dem Recht der Warenverkehrsfreiheit der EG vereinbar sei».1419 Der Europäische Gerichtshof musste sich in der mit Beschluss vom 13.10.1998 vom LG Kiel vorgelegten Vorabentscheidung1420 mit der Frage beschäftigen, «ob die gesetzliche Abnahmepflicht privater Unternehmen zu einem festgesetzten Mindestpreis unter Mehrkostenerstattung durch andere private Unternehmen als staatliche Beihilfe iSd Art 87 EGV qualifiziert werden kann, weil sie den Ökostromerzeugern wirtschaftliche Vorteile verschaffe, aber nicht aus staatlichen Mittel finanziert wurden».1421 Bezüglich der wirtschaftlichen Vorteile führt der EuGH in 1416 1417 1418 1419

Hagenleither, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 68. Vgl EuGH Rs C-379/98, Preussen Elektra, Slg 2001, I-2099. Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 40. Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 40; nach Art 87 EGV sind «staatliche oder aus staatlichen Mitteln gewährte Beihilfen, gleich welcher Art, die bestimmte Unternehmen oder Produktionszweige begünstigen und dadurch den Wettbewerb verfälschen oder zu verfälschen drohen, mit dem gemeinsamen Markt unvereinbar, wenn sie den zwischenstaatlichen Handel beeinträchtigen; für Beihilfen zum Zwecke des Umweltschutzes gelten Sonderregelungen» vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, 25: das Beihilfenverbot «in Art 87 EGV bezieht sich allerdings nicht auf Gemeinschaftsbeihilfen» vgl Wimmer/Müller, Wirtschaftsrecht, 229; in der Folge hat die EU einen Gemeinschaftsrahmen für staatliche Umweltbeihilfen geschaffen vgl Gemeinschaftsrahmen für staatliche Umweltschutzbeihilfen ABL 2001 C 37; der Gemeinschaftsrahmen wurde von der Kommission am «3.2.2001 (also vor dem Urteil des EuGH) im Amtsblatt kundgetan: in Punkt 24 des Gemeinschaftsrahmens nimmt die Kommission zunächst allgemein auf erneuerbare Energieträger Bezug und vertritt die grundsätzliche Auffassung, dass Maßnahmen zugunsten der erneuerbaren Energieträger unter bestimmten Bedingungen akzeptiert werden können» vgl Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, 7. 1420 Vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 40. 1421 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 28; vgl auch Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 171.

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seinem Urteil aus, dass «die Abnahmeverpflichtung zu Mindestpreisen den Erzeugern von Strom aus erneuerbaren Energiequellen ohne Risiko höhere Gewinne sichere und dadurch einen wirtschaftlichen Vorteil verschaffe»1422, aber nur solche «Vorteile als Beihilfen iSd Art 87 EGV anzusehen sind, die unmittelbar oder mittelbar aus staatlichen Mitteln gewährt wurden».1423 Hinsichtlich des Faktums, dass «die Abnahmepflicht nur für Strom aus erneuerbaren Energiequellen gilt und sie den innergemeinschaftlichen Handel potentiell beeinträchtigen könnte»1424 ist festzuhalten, dass «das Fördern der Nutzung erneuerbarer Energiequellen dem Umweltschutz diene sowie zur Verringerung der Treibhausgase beitrage, und aus diesem Grunde gerechtfertigt ist».1425 Weiters stellte der EuGH fest, dass es «sich um Privatvermögen handelt, welches auf gesetzlicher Grundlage zwischen den Unternehmen fließt»1426 und nur dann als Beihilfe qualifiziert werden kann, «wenn die durch den Verrechnungspreis bewirkte Belastung von Elektrizitätsunternehmen die Verwendung staatlicher Mittel darstellt».1427 Obwohl das richtungsweisende Urteil des EuGH bereits einige Jahre alt ist, verstummt die Kritik nicht. So «vertrat der Wettbewerbskommissar der Europäischen Kommission, Mario Monti, noch im Anschluss an das EuGH-Urteil die Auffassung, dass die Beihilfeproblematik für das EEG mit der Entscheidung zum StrEinspG nicht beigelegt sei».1428 Dieser begründete seine Auffassung damit, dass «der EuGH das Tatbestandsmerkmal der staatlichen Mittel im Urteil nur hinsichtlich privater Elektrizitätsunternehmen beurteilt hat».1429 Hauer/Pflüglmayer knüpfen an diesen Gesichtspunkt an und stellen – hinsichtlich der Einspeisetarifvergütung im nationalen Rechtsrahmen – fest, dass einiges dafür spricht, dass «die den Ökostromanlagenbetreibern gewährten wirtschaftlichen Vorteile, soweit sie zu Lasten der mehr1422 Zabukovec, Ökostromgesetz, 49; vgl auch EuGH Rs C-379/98, Preussen Elektra, Slg 2001, I-2099, Rz 54. 1423 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 28. 1424 Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, 25. 1425 Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, 25; vgl auch Hauer/Pflüglmayer, Rechtliche Beurteilung, in Steinmüller (Hrsg) Ökostrom in Österreich, 170; in Hinblick auf Art 8 Abs 3 sowie Art 11 Abs 3 der RL 96/92/EG vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 28. 1426 Hagenleither, Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, 68, daran ändert auch der Umstand nichts, «dass sich die finanziellen Belastungen durch die Abnahmepflicht negativ auf das wirtschaftliche Ergebnis der betroffenen Unternehmen auswirken» vgl Zabukovec, Ökostromgesetz, 49. 1427 Hauer/Pflüglmayer, Rechtliche Beurteilung, in Steinmüller (Hrsg) Ökostrom in Österreich, 169. 1428 Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 167; zu den beihilferechtlich problematischen Investitionshilfen aus Mitteln des Ausgleichsfonds vgl Tremmel, Beihilfenrecht, ecolex 2001, 576. 1429 Hauer/Pflüglmayer, Rechtliche Beurteilung, in Steinmüller (Hrsg) Ökostrom in Österreich, 169; vgl auch Karollus, Stellungnahme, 11.

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heitlich im staatlichen Eigentum stehenden Elektrizitätsunternehmen finanziert werden, als Beihilfen im Sinne von Art 87 Abs 1 EGV zu qualifizieren sind».1430 In Anbetracht der oben getroffenen Formulierungen sowie der Realität, dass die EERL «nicht in die nationalen Fördersysteme eingreift, sondern lediglich ein gemeinschaftsweit einheitlicher Förderrahmen pro futuro in Aussicht gestellt wird, ist das Preussen-Elektra Urteil nach wie vor aktuell und muss von den nationalen Gesetzgebern bei der Ausgestaltung der Fördermechanismen beachtet werden».1431

C. Die Implementierung der Richtlinien in das nationale Recht 1. Der österreichische Rechtsrahmen a) Das ElWOG 1998 aa) Einleitende Worte Unmittelbarer «Anlass für die Neugestaltung des österreichischen Elektrizitätswirtschaftsrechts und prägend in der konkreten Ausformung»1432 des ElWOG 19981433 (in weiterer Folge als ElWOG I bezeichnet) war «die Umsetzung der Mindesterfordernisse der Elektrizitätsbinnenmarkt-RL».1434 Das ElWOG I trat am 19.2.1998 in Kraft und sollte vornehmlich die «von der Europäischen Union angestrebte Öffnung und Liberalisierung der Strommärkte»1435 favorisieren, um in letzter Konsequenz den Energiebinnenmarkt für Energie zu vervollständigen.1436 Wenngleich der tragende Gedanke dieses Gesetzes die etap1430 Hauer/Pflüglmayer, Rechtliche Beurteilung, in Steinmüller (Hrsg) Ökostrom in Österreich, 169; negativ dazu vgl Tremmel, Beihilfenrecht, ecolex 2001, 576. 1431 Zabukovec, Ökostromgesetz, 55; ähnlich dazu vgl Karollus, Stellungnahme, 12; die Zulässigkeit «nationaler Fördermodelle findet ihre gemeinschaftsrechtliche Grenze, wo der innergemeinschaftliche Handel mit Strom unverhältnismäßig beeinträchtigt wird» vgl Tremmel, Beihilfen eoclex 2001, 579. 1432 Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 99. 1433 Bundesgesetz, mit dem die Organisation auf dem Gebiet der Elektrizitätswirtschaft neu geregelt wird BGBl I 1998/143. 1434 Schanda, Energierechtsentwicklung in Österreich, ZNER 2002, 35, dazu gehört vor allem auch die Organisation des Netzzugangs; das ElWOG als Grundsatzgesetz sieht somit «in der vom Parlament verabschiedeten Fassung für die Organisation des Netzzugangs generell das Modell des geregelten Netzzugangs vor» vgl Heidinger/Wolf/ Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 30; zum rTPA vgl § 17 Abs 4 RL 96/92/EG, ABl 1996 L 027 S 9. 1435 Haderer, Ökostrom und Motivation, 19; zur Einstellung auf den Wettbewerb vgl Nußbaumer, Die Konsequenzen der Strommarktliberalisierung, 12.

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penweise Etablierung eines liberalisierten Strommarktes war1437, wurde auch «eine erste österreichische Rechtsgrundlage zur Förderung erneuerbarer Energien geschaffen».1438 Dieses Bundesgesetz normierte erstmals «als Grundsatzbestimmung eine Abnahmeverpflichtung im steigenden Ausmaß für Energie, die aus Anlagen stammt, die auf Basis des erneuerbaren Energieträgers Wind betrieben werden».1439 In Anbetracht der in Art 12 B-VG vorgesehenen «Kompetenzrechtslage ist das ElWOG I vom Wesen her ein Bundesgrundsatzgesetz; die zur Umsetzung erforderlichen Landesgesetze sind im Wesentlichen rechtzeitig vor dem 19.2.1999 ergangen».1440 bb) Umweltschutzziel und Begriffsbestimmungen In Anbetracht der Faktizität, dass «die Grundsatzbestimmungen des § 3 ElWOG I ua als Ziele die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energieträger in der österreichischen Elektrizitätswirtschaft»1441 vorsehen, gleichzeitig aber auch kostengünstige Elektrizität in hoher Qualität fordern, kann man von gewissen Spannungskonflikten sprechen.1442 Umso bedeutender ist § 3 Z 4 ElWOG I, der die «Schaffung eines Ausgleichs für gemeinwirtschaftliche Verpflichtungen im Allgemeininteresse, die 1436 Vgl Schanda, Liberalisierung, wbl 1999, 46; auch das Elektrizitätspreisrecht erfuhr mit dem ElWOG I eine Neukonzeption; mit dem neuen Bundesgesetz wurden die bisherigen Preisbestimmungen aus dem PreisG herausgelöst «und in der Form von unmittelbar anwendbaren bundesgesetzlichen Bestimmungen eigenständig in das ElWOG integriert» vgl Raschauer, Systemnutzungstarife, wbl 2002, 241. 1437 Die Liberalisierung des Strommarktes zielt vor allem auf die Schaffung von wettbewerbsorientierten Bedingungen ab; durch den geregelten Netzzugang konnte die erforderliche Ausgliederung des Netzbetriebes realisiert werden; der geregelte Netzzugang basiert «auf einem gesetzlichen Kontrahierungszwang, indem der Netzbetreiber verpflichtet wird, den Berechtigten durch Abschluss privatrechtlicher Verträge Netzzugang zu gewähren, wobei die Bedingungen und das Entgelt bereits festgelegt worden sind», dieser Umstand ist vor allem für die Abnahme von Windstrom von zentraler Bedeutung vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 65; zur bisherigen freiwilligen Abnahme von Windstrom durch die EVU’s vgl Schneider/Dreer, Herausforderung, 1; vgl auch Nußbaumer, Die Konsequenzen der Strommarktliberalisierung, 7. 1438 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 33. 1439 Ramsauer/Schneider; Das neue Ökostromgesetz, RdU 2003, 6; vgl auch Thunn-Hohenstein, Die Windkraftenergie, 49; vgl § 3 ElWOG BGBI I 1998/143; zur Einengung des Ermessensspielraums durch den Grundsatzgesetzgeber, vgl Thurnher, ElWOG, 90. 1440 Brodey, Grundlagen, in Nemec (Hrsg), Liberalisierung österreichischer Infrastrukturmärkte, 44. 1441 Haderer, Ökostrom und Motivation, 20; vgl § 3 Z 3 ElWOG BGBI I 1998/143. 1442 Wallnöfer erkennt völlig zu Recht, dass das «ElWOG im Rahmen einer notwendigen Neustrukturierung des Sektors eine schwierige Brücke von den traditionellen Leitlinien der österreichischen Energiepolitik einer sozial- und umweltverträglichen, auf Versorgungssicherheit und Kostenminderung ausgerichteten monopolisierten Stromversor-

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den Elektrizitätsunternehmen auferlegt werden und sich ua auf den Umweltschutz beziehen»1443, normiert.1444 cc) Vereinfachtes Verfahren zur Errichtung von Ökostromanlagen Das vereinfachte Verfahren1445 zur Errichtung von «Stromerzeugungsanlagen, die mit bestimmten umweltfreundlichen Energieträgern betrieben werden»1446, stellt eine weitere Begünstigung der Windenergienutzung dar. Angesichts dieser Bestimmung können die «Ausführungsgesetze vorsehen, dass Stromerzeugungsanlagen, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen, bis zu einer bestimmten Leistung einem vereinfachten Verfahren oder einer bloßen Anzeigepflicht zu unterziehen sind».1447 Ob allerdings «eine Anlage nun aus der elektrizitätsrechtlichen Genehmigungspflicht ausgenommen ist oder nicht, wurde in das Ermessen des Landesausführungsgesetzgebers gestellt».1448 dd) Abnahmepflicht Eine «weitere Förderung erneuerbarer Energieträger besteht darin»1449, dass «die Ausführungsgesetze eine Verpflichtung für Betreiber von Verteilernetzen vorzusehen haben, elektrische Energie aus Anlagen, die auf Basis erneuerbarer Energieträger betrieben werden, zu beziehen».1450 Damit sollte der «Anteil an ökologisch erzeugtem Strom (ausgenommen der Wasserkraft) bis zum Jahr 2005 von 0,3% auf 3% vervielfacht werden».1451 Hat jedoch ein «Verteilernetzbetreiber die 3% Quote erreicht, so besteht für ihn keine weitere Abnahmepflicht mehr».1452

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gung hin zu den liberalen Zielen der jüngeren europäischen Entwicklung schlagen sollte» vgl Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 56. § 3Abs Z 4 ElWOG BGBI I 1998/143. Dieser Umstand verdeutlich nochmals die Realität, dass Art 3 ElWOG ein «Zielbündel zum Teil gegenläufiger Interessen» enthält vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 136; Thurnher «vermeint hier einen Verstoß gegen den EGV zu erblicken, wenn im Rahmen des Umweltschutzes die inländische Wertschöpfung sichergestellt werden soll» vgl Eder, Die Implementierung der Elektrizitätsbinnenmarktrichtlinie in Österreich, 96. Vgl § 12 Abs 2 ElWOG BGBI I 1998/143. Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43. Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43. Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 138; vgl auch Wirtenberger, Erneuerbare Energien, 107. Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43. Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 139; die Festlegung der Mindestpreise war ebenfalls den Landesgesetzgebern überlassen vgl Ramsauer/Schneider, Das neue Ökostromgesetz, RdU 2003, 5; vgl § 12 Abs 2 ElWOG BGBI I 1998/143. Vgl § 31 Abs 3 ElWOG BGBI I 1998/143; wie auch Thunn/Hohenstein, Die Windkraftenergie, 49; kritisch dazu Raschauer, Die Liberalisierung, in Pauger, Ein Jahr ElWOG, 18.

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ee) Vergütungspflicht Des Weiteren wurden die Länder «verpflichtet, neue Einspeisetarife für die verschiedenen erneuerbaren Energien festzulegen».1453 Gemäß § 41 Abs 1 ElWOG I hat der «BMWA die Landeshauptleute durch VO zu beauftragen, die Bestimmung von Mindestpreisen für die Einlieferung von elektrischer Energie, die auf Basis alternativer Energieträger betrieben werden, an seiner Stelle auszuüben».1454 Dieser Umstand hatte zur Folge, dass in einigen Bundesländern anhand der Festsetzung von großzügigen Einspeisetarifen ein wirtschaftlich rentabler Betrieb von Windenergieanlagen ermöglicht wurde.1455 Den Netzbetreibern «ist ein durch die Bestimmung von Einspeisungstarifen entstehender allfälliger Mehraufwand zu ersetzen, indem die Landeshauptmänner durch VO des BMWA ermächtigt werden, einen monetären Zuschlag zum Systemnutzungstarif je kWh festzusetzen».1456 Ähnlich wie bei der Abnahmepflicht ist auch die Vergütungspflicht nur an die 3%-Quote gebunden. Darüber hinausgehende «Kapazitäten sind am freien Markt zu verkaufen».1457 ff) Netzzugang Gemäß § 23 Abs 1 Z 4 ElWOG I sind «Betreiber von Übertragungsnetzen verpflichtet, bei der Inanspruchnahme von Erzeugungsanlagen solche Anlagen zu bevorzugen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden».1458 Die Ausführungen des § 19 ElWOG I normieren, dass wenn «die bereits vorhandenen Leitungskapazitäten für regelzonenüberschreitende Lieferungen nicht ausreichen, um allen Anträgen auf Netzzugang eines Systems zu entsprechen, der Netzzugang in einer festgelegten Reihung zu erfolgen hat».1459 Die Grundaussage hinsichtlich des Netzzugangs ist in § 15 ElWOG I zu finden: Demnach haben «die 1452 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 140. 1453 Thunn/Hohenstein, Die Windkraftenergie, 49, was dazu geführt hat, dass eine Unzahl an verschiedenen landesgesetzlichen Förderentgelten bzw Einspeisetarifen geschaffen worden sind; vgl Draxler, E-Recht, 159. 1454 Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43. 1455 Durch dieses sehr zersplitterte Fördersystem kam es aber auch dazu, dass zB «WEA im nördlichen Burgenland mit einem anderen Tarif gefördert wurden als WEA im südöstlichen Niederösterreich» vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 36; Gruber merkt an, dass va «jene Länder, die über ein großes Windenergiepotential verfügen, unwirtschaftliche Tarife festgesetzt haben» vgl Gruber, Die Entwicklung von Windkraftanlagen in Österreich, 47. 1456 Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 43; vgl auch § 47 Abs 1 ElWOG BGBI I 1998/143; dieser Zuschlag «ist jährlich durch die Landeshauptleute in Groschen pro kWh für die im jeweiligen Versorgungsgebiet bezogene elektrische Energie zur Abdeckung dieses Mehraufwandes festzusetzen» vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 144. 1457 Haider, Strom aus erneuerbaren Energieträger, 140. 1458 Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 44.

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Ausführungsgesetze Netzbetreiber – sowohl Betreiber von Übertragungsnetzen als auch Betreiber von Verteilernetzen – zu verpflichten, zugelassenen Kunden, unabhängigen Erzeugern, und Eigenerzeugern den Netzzugang zu den genehmigten Allgemeinen Bedingungen und bestimmten Systemnutzungstarifen zu gewähren».1460 Obgleich die Prioritätenreihung des § 19 ElWOG I an erster Stelle «für die Transporte aufgrund bestehender vertraglicher Verpflichtungen»1461 geschaffen worden war, wurde an zweiter Stelle der Transport von Elektrizität aus erneuerbaren Energieträgern angesprochen.1462 Die Verweigerung «des Netzzugangs war bei Vorliegen von außergewöhnlichen Netzzuständen, bei mangelnder Netzkapazität sowie beim Verdrängen von Elektrizität aus Ökostromanlagen möglich».1463 Schließlich und endlich sah § 39 Abs 1 Z 1 ElWOG I für unabhängige Erzeuger1464 einen «direkten Marktzugang zu allen Kunden – also über den Kreis der zugelassenen Kunden hinaus – vor, soweit sie Elektrizität aus Ökostromanlagen abgeben».1465 gg) Änderung des Starkstromwegerechts Heidinger/Wolf/Schneider führen aus, dass sich die inhaltlichen Änderungen des Starkstromwegerechts1466 auf die Förderung des Ökostroms zurückführen lassen. Demnach «sind Leitungsanlagen, die ausschließlich zur Ableitung der mit alternativen Energieträgern erzeugten Elektrizität dienen, zukünftig unabhängig von der Betriebsspannung von der Bewilligungspflicht befreit, auch wenn sie nicht zu Eigenkraftanlagen gehören».1467

1459 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 67. 1460 Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 30. 1461 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 67; vgl auch Schanda, Energierecht, 64 ff. 1462 Diesbezüglich findet auch die RL 90/537/EWG vom 29.10.1990 über den Transport von Elektrizitätslieferungen über große Netze Beachtung vgl RL 90/547/EWG, ABl 1990 L 313/30. 1463 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 67. 1464 Ein unabhängiger Erzeuger ist gemäß § 7 Z 4 ElWOG BGBI I 1998/143 ein «Erzeuger, der weder Elektrizitätsübertragungs noch -verteilungsfunktionen in dem Gebiet des Netzes ausübt, in dem er eingerichtet ist» vgl § 7 Z 4 ElWOG BGBI I 1998/143. 1465 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 36; vgl Heidinger/ Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 44. 1466 Das StarkstromwegeG sieht «grundsätzlich für alle Leitungsanlagen über 1000 V eine Bewilligungspflicht vor» vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 148. 1467 Heidinger/Wolf/Schneider, Das neue Elektrizitätswirtschaftsrecht, 44; vgl auch Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 66; vgl § 3 Abs 2 BGBl 1968/71 idF BGBl I 1998/144.

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hh) Kritik Retrospektiv stellte va das sehr zersplitterte Fördersystem den wesentlichsten Kritikpunkt am ElWOG I dar. Das System war sehr kompliziert, was nur mehr aus historischer Sicht zu erklären ist. Es wäre «höchstwahrscheinlich schon im ElWOG I möglich gewesen, die eingehobenen Mittel ohne Umweg an die Kraftwerksbetreiber als Förderung auszubezahlen».1468 Des Weiteren wäre es besser gewesen, nicht die LH zu beauftragen, per VO einen Zuschlag zum Systemnutzungstarif festzusetzen1469, sondern «dies bundeseinheitlich zu regeln».1470 Der erste Aspekt hat in der Folge dazu geführt, hinsichtlich «des systemtechnischen Ansatzes, der in den Energieverordnungen gewählt wurde, folgende Unterschiede festzustellen:1471 · Saisonale bzw tageszeitliche Tarifdifferenzierung (Burgenland, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark) gegenüber Bestimmungen, die keine zeitliche Tarifdifferenzierung vorsehen (Tirol, Vorarlberg, Wien). · Energieträgerspezifische Tarifdifferenzierung. · Differenzierung nach der Anlagenleistung (Kärnten, Salzburg, Tirol) versus keine Staffelung nach der Größe (übrige Bundesländer). · Differenzierung danach, ob die Anlage die gesamte Jahresstromerzeugung (Volleinspeiser) einliefert oder nur Überschüsse (Oberösterreich, Wien) versus keine derartige Unterscheidung. · Differenzierung danach, ob die Anlage die gesamte Erzeugung oder nur einen Teil an den Netzbetreiber liefert. Eine derartige Differenzierung gab es in Wien und sie hatte bewirkt, dass Anlagenbetreiber, die ihren Ökostrom teilweise an Endkunden direkt vermarkteten, geringere Einspeisetarife erhalten hatten. · Differenzierung nach Errichtungsdatum (Wien, Oberösterreich) versus altersunabhängige Tarifgestaltung. · Begrenzung der Pflicht zur Bezahlung der Mindestpreise bis zu einer maximalen Anlagenleistung in einem Bundesland bzw Versorgungsgebiet (Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich, Wien) versus unbegrenzte Zahlungspflicht. Auch hinsichtlich der «Höhe der Einspeisetarife waren ebenso große Unterschiede zwischen den Bundesländern»1472 feststellbar. So haben sich diese zwi1468 Achleitner, Das Ökostromgesetz, 8. 1469 Vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 36. 1470 Achleitner, Das Ökostromgesetz, 8; ein Umstand, der erst im Ökostromgesetz verwirklicht wurde und der aufgrund der sich daraus ergebenden Rechtssicherheit begrüßt wurde vgl Ramsauer/Schneider, Das neue Ökostromgesetz, RdU 2003, 3. 1471 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 67. 1472 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 68.

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schen 45 und 115,8 g/kWh bewegt.1473 Diese Unterschiede lassen sich eindeutig auf die «Kompetenzverteilung im ElWOG I zurückführen».1474 Pauger notiert in diesem Zusammenhang treffend, dass «diese Kompetenzrechtsproblematik den Gesetzgeber in beträchtliche Schwierigkeiten stürzt und die inhaltliche Umsetzung des EU-Rechts mit einer Fülle von technischen Problemen belastet».1475 Der Meinung von Pauger folgend, wäre «ein radikaler Schnitt ehrlicher und überzeugender gewesen».1476 Stattdessen «wurde die Komplexität der Kompetenzverteilung durch neue Formen vermehrt. So hat sich der Bundesverfassungsgesetzgeber mit § 24 Abs 1 gleich als Landesorganisationsgesetzgeber betätigt, indem er den Ländern die Genehmigungsbehörde für die allgemeinen Bedingungen der Übertragungsnetzbetreiber definitiv vorgegeben hat».1477 Abschließend soll auf die Worte Wallnöfers verwiesen werden, welcher zielsicher formuliert hatte, dass «das ElWOG im Rahmen einer notwendigen Neustrukturierung des Sektors die schwierige Brücke von den traditionellen Leitlinien der österreichischen Energiepolitik einer sozialund umweltverträglichen, auf Versorgungssicherheit und Kostenminderung ausgerichteten, monopolisierten Stromversorgung hin zu den liberalen Zielen der jüngeren europäischen Entwicklung wie zB der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit schlagen sollte».1478 Wenngleich das ElWOG I in Form von Novellierungen einer weiteren intensiven juristischen Behandlung durch den Gesetzgeber zugeführt worden ist und vielfach Bestimmungen – va durch die Erlassung eines eigenen Gesetzes zur Förderung der erneuerbaren Energien – obsolet geworden sind, war es dem Autor ein Anliegen, die Grundzüge des ElWOG I hinsichtlich der sich abzeichnenden Förderung von EE bzw der Windenergie aufzuzeigen. Die Windenergie muss dabei immer im Verbund zu den übrigen EE gesehen werden. Das ElWOG I stellt, wie eingangs bereits erwähnt, das erste Gesetz in Österreich dar, mit dem ua den EE zur Marktreife verholfen werden sollte. Mit Sicherheit konnte dieses Bundesgesetz eine Brücke zu den programmatischen Ansätzen der europäischen Wettbewerbspolitik schlagen. Im Bereich der Ökostromförderung kam es hingegen über rudimentäre Ansätze nicht hinaus. Nichtsdestotrotz lässt sich festmachen, dass diese Ansätze einen Schritt – 1473 Um dennoch in manchen Regionen Österreichs den wirtschaftlichen Betrieb von Ökostrom-Erzeugungsanlagen zu gewährleisten, «waren zusätzlich zum ElWOG I und zu den landesrechtlichen Ausführungsbestimmungen Investitionsförderungen durch die öffentliche Hand notwendig» vgl Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 70. 1474 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 68. 1475 Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 102; vgl auch Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 37. 1476 Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 102. 1477 Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 102. 1478 Wallnöfer, Elektrizitätswirtschaftsrecht in Österreich, 56; wie auch FN 1442.

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wenngleich auch einen sehr komplizierten – in eine zukunftsweisende Richtung darstellen. In der Realität erweist es sich als schwierig, so viele unterschiedliche Ziele in ein Gesetz formulieren zu wollen. In weiterer Folge wird in aller Kürze das ElWOG II angesprochen, um dann direkt das Ökostromgesetz, va aber die Einspeisetarifvergütungen, zu erörtern. b) Das ElWOG II aa) Einleitende Worte Das ElWOG I wurde durch das Energieliberalisierungsgesetz1479 im Jahre 2000 umfassend novelliert, um eine «vollständige Liberalisierung des österreichischen Elektrizitätsmarktes mit Stichtag 1.10.2001 zu erreichen».1480 Aus dem ElWOG II1481 geht hervor, «dass erneuerbare Energien im Sinne eines nachhaltigen und ökologischen Wirtschaftens gefördert werden sollen».1482 In Anbetracht des Postulats, dass die «Marktchancen für Ökostrom auch in einer 100%-igen Liberalisierung sichergestellt werden müssen»1483, ergaben sich im ElWOG II «einige wesentliche Änderungen in Bezug auf die Förderung von EE»1484, die ein kohärentes «System der marktkonformen Einbeziehung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen schaffen»1485 sollten. Mit der nunmehrigen Novelle sind sowohl die Versorgungspflicht als auch der Gebietsschutz weggefallen.1486 Besondere Netzzugangsberechtigungen entfallen durch die Novelle. Das ElWOG II sah weiters vor, dass «Stromerzeugung und Strom1479 BGBl I 2000/121. 1480 Brodey, Grundlagen in Nemec (Hrsg), Liberalisierung österreichischer Infrastrukturmärkte, 45; das ElWOG II wurde durch Art 2 BGBl I 2002/149, durch die materielle Derogationsnorm der Verfassungsbestimmung des § 32 Abs 5 ÖkostromG BGBl I 2002/149, durch BGBl I 2004/63 und BGBl I 2005/44 sowie durch BGBl I 2006/106 geändert. 1481 Bundesgesetz, mit dem die Organisation auf dem Gebiet der Elektrizitätswirtschaft neu geregelt wird (Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz – ElWOG), das Bundesverfassungsgesetz, mit dem die Eigentumsverhältnisse an den Unternehmen der österreichischen Elektrizitätswirtschaft geregelt werden, erlassen wird und das Kartellrecht 1988 und das Preisgesetz 1992 geändert werden BGBl I 1998/143 idF BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106. 1482 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 154; dazu auch die Erläuterungen zur Regierungsvorlage vgl ErlRV zu BGBl I 1998/143 idF BGBl I 2000/121, wonach ein «Ausbau des Anteils der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen gefordert wird». 1483 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 154; vgl wiederum Winkler, welcher argumentiert, dass die «Verwirklichung des Elektrizitätsbinnenmarktes ausdrücklich an den Umweltschutz gebunden ist» vgl Winkler Elektrizitätsrecht, 168. 1484 Novak, Die Förderung von erneuerbaren Energieträgern in Österreich, 38. 1485 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 154. 1486 Anstelle der Versorgungspflicht rückte die allgemeine Anschlusspflicht, dh jeder Strombezieher kann und muss seinen Bedarf selbst decken.

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verkauf marktmäßig organisiert werden»1487 und lediglich der «Stromnetzbetrieb weiterhin ein Monopol bleibt, welches der elektrizitätsrechtlichen Aufsicht unterstellt bleibt».1488 Eine weitere wichtige Neuerung im ElWOG II, das Unbundling betreffend, «war die Einführung eines Bilanzgruppensystems als Grundlage für das Ausgleichs- und das Abrechnungssystem».1489 Daraus ergaben sich auch die Bildung einer eigenen Bilanzgruppe von Ökoenergie sowie der Entfall einer Bevorzugung von Ökostrom zum Netzzugang.1490 Die nachfolgenden Paragraphen beziehen sich, sofern nicht anders erwähnt, auf die Stammfassung aus dem Jahre 2000. bb) Das Fördersystem im ElWOG II (i) Die Legaldefinition des § 7 In Bezug auf die begriffliche Abgrenzung bestimmt § 7 Z 11 der Stammfassung aus dem Jahre 2000, dass sowohl Wasserkraft, Biogas, Biomasse als auch geothermische Energie, Wind- und Sonnenenergie als erneuerbare Energiequellen gelten.1491 Gefördert werden jedoch nur die in § 40 ElWOG II angeführten Ökostromanlagen.1492 Angesichts der vorherigen Ausführung ist zu notieren, dass § 7 Z 28 ElWOG II den Netzbetreiber als Betreiber von Übertragungsoder Verteilernetzen mit einer Nennfrequenz von 50 Hz definiert.1493 Die Verteilung beschreibt den Transport von Elektrizität mit mittlerer und niedriger Spannung über Verteilernetze zum Zwecke der Stromversorgung von Kunden.1494 Vor dem Hintergrund der neu eingeführten Ökobilanzgruppe ist den Begriffsbestimmungen des § 7 Z 2 ElWOG II zu folgen, wonach eine Bilanzgruppe die Zusammenfassung von Lieferanten und Kunden zu einer virtuellen Gruppe ist, innerhalb der ein Ausgleich zwischen Aufbringung und Abgabe 1487 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 71. 1488 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 72; diese funktionale Dreiteilung der EWirtschaft ist eine wesentliche Prämisse für das Funktionieren eines liberalisierten Marktes vgl Schanda, Energierecht, 10 ff. 1489 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 72. 1490 Vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 38; von nun an bestand keine Verpflichtung mehr auf Seiten des Betreibers von Übertragungsnetzen iSd § 23 Abs 1 Z 4 ElWOG I für eine bevorzugte Behandlung von Ökostromanlagen; des Weiteren verpflichtete § 29 Z 14 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106 die Verteilernetzbetreiber zur Schaffung einer besonderen Bilanzgruppe für Ökoenergie. 1491 Vgl § 7 Z 11 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106; diese Regelung entsprach dem § 7 Z 23 ElWOG I, jedoch mit dem Zusatz, dass Müll und Klärschlamm jedenfalls nicht als erneuerbare Energie galten. 1492 Die Großwasserkraft zählt nicht dazu, wohl aber Anlagen auf der Basis von Windenergie, Sonnenenergie, Biogas, Deponiegas, Biomasse etc. 1493 Vgl § 7 Z 28 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106. 1494 Vgl § 7 Z 44 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106.

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erfolgt.1495 Aus den «Einschränkungen in § 29 Z 14 ergibt sich, dass die Ökobilanzgruppen keine Vollfunktionsbilanzgruppen sind».1496 Dieser Umstand erscheint speziell im Hinblick auf die Erstellung von Fahrplänen sowie auf das Spezifikum der stochastisch fluktuierenden Windenergieeinspeisung bedenklich. Schanda führt diesbezüglich aus, dass «soweit einer Öko-Bilanzgruppe auch Kunden angehören, die Abweichung vom Fahrplan durch Ausgleichsenergie ausgeglichen werden muss».1497 Unter Berücksichtigung der Realität, dass die vom Regelzonenführer abgerufene Ausgleichsenergie idR keine Ökoenergie ist, kann es vorkommen, dass auch Nicht-Ökoenergie in der besonderen Bilanzgruppe für Ökoenergie vorkommt. (ii) Quoten und Abnahmepflicht Die Grundsatzbestimmungen des § 32 Abs 1 ElWOG II bestimmen, dass die Ausführungsgesetze Betreiber von Verteilernetzen zu verpflichten haben, die ihnen aus an ihrem Verteilernetz angeschlossenen Anlagen angebotene elektrische Energie abzunehmen.1498 Dabei hat die Menge an abgenommener elektrischer Energie aus Ökoanlagen in steigendem Ausmaß zu erfolgen:1499 · · · ·

Ab 1. Oktober 2001 mindestens 1 Prozent Ab 1. Oktober 2003 mindestens 2 Prozent Ab 1. Oktober 2005 mindestens 3 Prozent Ab 1. Oktober 2007 mindestens 4 Prozent

1495 Den Ausführungen Schandas zufolge dient das System der Bilanzgruppen «der Prognose des Elektrizitätsbedarfs je Zeiteinheit als Grundlage für den Kraftwerksabruf durch den Regelzonenführer und der Bildung von Risikogemeinschaften bei der Abrechnung von Ausgleichsenergie» vgl Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, 55. 1496 Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern in Österreich, 55. 1497 Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern in Österreich, 55. 1498 Vgl § 32 Abs 1 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106; Schanda spricht angesichts dieser Regelung, von einer Durchbrechung des Prinzips der Entflechtung, denn nach Abs 1 dieser «Bestimmung sollen die (Verteiler-) Netzbetreiber verpflichtet sein, elektrische Energie im eigenen Namen anzukaufen. Dabei werden die Funktionen der Energieaufbringung und des Netzbetriebs vermengt, was jedoch im Hinblick auf die ökologischen Erwägungen vertretbar scheint» vgl Schanda, Energierecht, § 32 Rz 5. 1499 Die RV sprach noch davon, dass die «Verteilernetzbetreiber zu verpflichten sind, Energie aus Ökostromanlagen bis zu einem Ausmaß abzunehmen, das den bekannten Quoten entspricht, aufgrund der nunmehrigen Ausführung bezieht sich die Wendung «in steigendem Ausmaß» nicht mehr auf die Abnahmepflicht, sondern nach dem Gesetzeswortlaut nur noch auf die Quote» vgl Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, 40.

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Durch diese Vorgaben kam es bei den «Elektrizitätsunternehmen zu einer fieberhaften Suche nach Strom aus erneuerbaren Energieträgern, die im Jahr 2007 4% des verkauften Stroms ausmachen mussten».1500 Diese Suche hatte ganz eindeutig die Gestehung von Strom aus Windenergie favorisiert, da va das Potential an ressourcenschonender und umweltfreundlicher Energiegewinnung in verstärktem Maße genützt werden soll. Die Windenergie war zum damaligen Zeitpunkt – wie bereits in den Kapiteln zuvor ausgeführt – schon auf einem hohen technologischen Stand. Die obigen Prozentziele mussten von den Netzbetreibern erfüllt werden, ansonsten sollte die auf das Prozentziel fehlende Menge von einem Ökostromproduzenten, Stromhändler oder anderen Netzbetreibern zugekauft werden. Beim Verfehlen der Ziele war eine Abschlagszahlung vorgesehen und bei Übererfüllung konnte der überschüssige Ökostrom an andere Verteilernetzbetreiber verkauft werden.1501 Ohne auf die einzelnen landesgesetzlichen Einspeisetarifbestimmungen1502 spezifisch einzugehen, soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass allein die bindende Verpflichtung der Abnahme auf Basis von fixen Richtwerten als ein Meilenstein seitens der Förderung von EE bewertet werden kann. Um aber in den Genuss dieser Regelung zu kommen, bedurften Windenergieanlagen vordringlich einer Anerkennung als Ökostromanlage. (iii) Anerkennung als Ökostromanlage § 40 ElWOG II bestimmte als «Voraussetzung des Rechts auf Abnahme von elektrischer Energie die Anerkennung einer Anlage als Ökoanlage».1503 Diese Anerkennung hat durch die jeweilige Landesregierung zu erfolgen.1504 Der Paragraph 40 stellt somit das Herzstück der Ökostromförderung im ElWOG II dar. Während § 32 ElWOG II eine Verpflichtung der Verteilernetzbetreiber zur Abnahme von Ökoenergie vorsieht, normiert § 40 Abs 1 letzter Satz leg cit korrespondierend dazu das Recht für Betreiber von anerkannten Ökoanlagen, die Abnahme der darin erzeugten Energie von jedem Verteilernetzbetreiber zu verlangen, an dessen Netz sie angeschlossen sind. Abschließend lässt 1500 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 156. 1501 Situm, Rechtliche Hürden durch Umweltschutz, 74; übersteigen «die Aufwendungen für die Abnahme von elektrischer Energie aus Ökostromanlagen die Erlöse, die der Netzbetreiber aus dem Verkauf dieser elektrischen Energie erzielen konnte, so war dem Verteilernetzbetreiber gemäß § 34 Abs 3 der Mehraufwand zwischen den Mindest- oder Kaufpreisen und den Erlösen zu ersetzen» vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 40; vgl § 32 ElWOG II BGBl I 2000/121. 1502 Die Mindesteinspeisetarife, die von den Netzbetreibern für den an deren Netze abgegebenen Strom zu zahlen sind, wurden nicht einheitlich geregelt, sondern wiederholt wie im ElWOG I vom jeweiligen Landeshauptmann durch VO festgelegt vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 40. 1503 Schanda, Energierecht, § 40 Rz 1. 1504 Vgl Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 106.

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sich feststellen, dass «§ 32 iVm § 40 den Betreibern von anerkannten Ökostromanlagen einen Rechtsanspruch gegenüber allen Netzbetreibern auf Abnahme von Ökostrom gewährt» hatte.1505 (iv) Kritik am ElWOG II Die Kritik bezieht sich einmal mehr auf die sehr verwirrende Kompetenzzersplitterung.1506 In Anbetracht der Faktizität, dass die Normen des ElWOG II iSd Art 12 Abs 1 Z 5 B-VG Bundesgrundsatzbestimmungen sind, welche zur Rechtsverbindlichkeit der weiteren Ausführung durch die Landesgesetzgeber bedürfen, kam es wiederholt zu völlig unterschiedlichen und nicht nachvollziehbaren Einspeisetarifen seitens der jeweiligen Landeshauptleute.1507 An dieser Stelle «kommt das föderalistische Prinzip zu tragen, mit dem den Bundesländern die Möglichkeit gegeben wird, die Nutzung bestimmter erneuerbarer Energien nach eigenen energiewirtschaftlichen Gegebenheiten zu fördern».1508 Der Umstand, dass die Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern in Österreich durch insgesamt 10 verschiedene Gesetze (ein Grundsatz-

1505 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 160. 1506 Die Kompetenzrechtslage war Pauger zufolge weiterhin «vollkommen unbefriedigend», Pauger kommentiert diesen Umstand wie folgt: «Notwendig wäre aber eine komplette Übertragung der Kompetenz für das Elektrizitätswesen auf den Bund gewesen; die Regelung in einem Bundesgesetz mit einem bunten Nebeneinander von Verfassungsbestimmungen, Grundsatzbestimmungen und unmittelbar anwendbarem Bundesrecht sowie in neun Ausführungsgesetzen der Länder ist wirtschaftspolitisches Harakiri und als verschleierte Beschränkung der Warenverkehrsfreiheit auch ein Verstoß gegen den Binnenmarkt» vgl Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, supra FN 87 bzw Pauger/Pichler, Das österreichische Elektrizitätsrecht, 47; hinsichtlich des Verstoßes gegen die Warenverkehrsfreiheit notiert Tremmel, dass «die Abnahmepflicht der Verteilernetzbetreiber bzw Endverbraucher und Stromhändler für Strom aus heimischen Ökostromanlagen zwar ein potentielles Hindernis für den innergemeinschaftlichen Handel darstellen kann und somit eine nach Art 28 EGV grundsätzlich verbotene Maßnahme mit gleicher Wirkung wie eine Einfuhrbeschränkung ist, beim gegenwärtigen Stand des EG-Rechts aber aus Gründen des Umwelt- und des Gesundheitsschutzes gerechtfertigt ist» vgl Tremmel, Beihilferecht, ecolex 2001,576; dabei schließt er sich der Grundhaltung des EuGH im Fall PreussenElektra an. 1507 Im Unterschied zum ElWOG I bedarf es für die Bestimmung der Mindestpreise für die Abnahme von Ökostrom nicht mehr einer Ermächtigung durch VO des BMWA vgl Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 164. 1508 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 74, vgl auch Schanda, Strom aus erneuerbaren Energieträgern, V; Pauger spricht in diesem Zusammenhang davon, dass «dem Bund die Übertragung gerade dieser Angelegenheiten an die Länder nicht unwillkommen gewesen sein dürfte», dem mag wohl zuzustimmen sein, aber aus energiewirtschaftlicher Sicht ist dieser Umstand nicht zu begrüßen vgl Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 106.

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gesetz und neun Landesausführungsgesetze) geregelt wird, kann sowohl der Windenergie als auch den EE gesamt nicht zum Vorteil gereichen. Die Mindestpreise haben so hoch zu sein, dass «die jeweiligen Stromerzeugungskosten unter Berücksichtigung der Wertigkeit der eingespeisten Energie»1509 – darunter werden insbesondere die Vorhersagbarkeit der Einspeisung sowie die Anzahl der Volllaststunden zu verstehen sein – abgedeckt werden können.1510 c) Das Ökostromgesetz aa) Das Ökostromgesetz als lex specialis Anhand des Ökostromgesetzes1511 wird in Österreich va die ErneuerbareEnergiequellen-Richtlinie umgesetzt.1512 Das Ökostromgesetz wurde am 10.7.2002 im Nationalrat verabschiedet, am 23.8.2002 kundgemacht und trat am 1.1.2003 vollständig in Kraft.1513 Aus entstehungsgeschichtlicher Sicht waren va zwei Gründe kausal für das Zustandekommen dieses speziellen Gesetzes. Abgesehen davon, «dass die Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen relativ kurz nach der Verabschiedung des ElWOG II die Diskussion über den rechtlichen Rahmen für Ökostrom ausgelöst»1514 hatte, war va «bereits aufgrund des starken Auseinanderklaffens der Bestimmungen der verschiedenen Landesgesetze ein Reformbedarf in Richtung Vereinheitlichung dieses Bereichs gegeben».1515 Diesen Umstand haben vereinzelte Landtage schon im Jahre 2001 treffend erkannt und die «Landesregierungen aufgefordert, auf den Bund einzuwirken, die gesetzlichen Grundlagen für einen bundesweiten Ausgleich betreffend Ökoenergie zu schaffen».1516 Während in der Folge «zunächst eine Vereinbarung zwischen Ländern und Bund nach Art 15a B-VG im Raum stand, die wohl erneut zu Rechtsvielfalt geführt hätte, fanden letztendlich Bund und Länder gemeinsam den Weg zum 1509 Situm, Rechtliche Hürden für Umweltschutz, 74. 1510 Haider, Strom aus erneuerbarer Energie, 164. 1511 Bundesgesetz, mit dem Neuregelungen auf dem Gebiet der Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energieträgern und auf dem Gebiet der Kraft-Wärme-Kopplung erlassen werden (Ökostromgesetz) sowie das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) und das Energieförderungsgesetz 1979 (EnFG) geändert werden BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/143. 1512 Ausweislich § 3 ÖkostromG BGBl I 2002/149. 1513 Vgl Schlögl, Recht windig, 41. 1514 Unterpertinger, Das Ökostromgesetz, in Ofner (Hrsg), Droht uns ein Black-out? Die neue Energiewelt nach dem Fall der Monopole, 344; in diesem speziellen Fall lässt sich rückblickend bemerken, dass die EERL jedenfalls eine Novellierung des ElWOG II notwendig gemacht hätte; vgl Schlögl, Recht windig, 41. 1515 Ramsauer/Schneider, Das neue Ökostromgesetz, RdU 2003, 4; vgl auch Pflüglmayer, Ökostromgesetzgebung, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 6. 1516 Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, 50.

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Bundesgesetz».1517 Durch das ÖkostromG wurden viele Förderbestimmungen im ElWOG I und II obsolet1518 und der «Fragenkreis – auf der Basis einer besonderen Verfassungsbestimmung bundeseinheitlich – völlig neu geregelt».1519 Die bisherigen Regelungen zur Förderung von EE wurden zT aus dem ElWOG I und II herausgelöst und in das neu geschaffene Spezialgesetz integriert.1520 Manchen Autoren zufolge geschah diese Normintegration zu schnell. So führt Zabukovec aus, dass das «an strittigen Auslegungsfragen gewiss nicht arme Ökostromgesetz auf einem Antrag des Wirtschaftsausschusses beruht»1521 und deswegen das Fehlen von Erläuterungen bei der Interpretation nicht hilfreich sei. Drastischer formuliert es Hauer, der beklagt, dass Gesetze wie im Fall des ÖkostromG im «Schnellverfahren durchgepeitscht werden».1522 Dieser weiter, «wenn die mittlerweile bisweilen in fieberhafte Hektik übergehende Schnelligkeit über die Qualität gestellt wird, darf es nicht verwundern, wenn sich letztere zurückzieht».1523 Korinek bemängelt, dass «wegen der für die entsprechende Kompetenzrechtsänderung notwendigen Verfassungsmehrheit und Zustimmung des Bundesrates»1524 einige Bestimmungen Kompromisscharakter aufweisen. All diese Kritikpunkte mögen unter juristischen Blickwinkeln sicherlich stimmen, für die Förderung der Windenergienutzung ist dieses Gesetz aber ein Segen. Erstmalig wurden Einspeisetarife für ganz Österreich verbindlich geregelt. Diese harmonisierende Vorgehensweise stärkt va die Rechtssicherheit. Im Anschluss soll daher die Grundkonzeption des ÖkostromG aufgezeigt werden, um ein Verständnis für die Förderinstrumente zu erlangen. Die Stammfassung des ÖkostromG aus dem Jahre 2002 ist inzwischen mehrfach novelliert worden, weswegen die erst vor kurzem novellierte Fassung besprochen wird und sich die zitierten Paragraphen ausnahmslos auf die letzte

1517 Korinek, Das neue Ökostromgesetz, ecolex 2001, 730. 1518 Da die Zeit «zu einer Bereinigung der Rechtslage nicht ausreichte, ordnet die Verfassungsbestimmung des § 32 Abs 5 pauschal an, dass widersprechende Regelungen in einschlägigen Bundes- und LandesG mit 24.8.2002 außer Kraft treten» vgl Raschauer, Energierecht, 104; zur materiellen und formellen Derogation der §§ 32, 34, 40, 41, 43 Abs 3 und 61a im ElWOG II BGBl I BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106 vgl Hauer/Oberndorfer, ElWOG 2007, 366. 1519 Raschauer, Energierecht, 104. 1520 Die Grundsatzbestimmung des § 12 Abs 2 ElWOG II BGBl I 2000/121 idF BGBl I 2006/106 hinsichtlich des vereinfachten Verwaltungsverfahrens verbleibt auch nach der mit dem ÖkostromG einhergehenden Novellierung durch die Verfassungsbestimmung des § 32 Abs 5 ÖkostromG vgl Pflüglmayer, Ökostromgesetzgebung, in Steinmüller (Hrsg), Ökostrom in Österreich, 12. 1521 Zabukovec, Ökostromgesetz, 56. 1522 Novak, Die Förderung erneuerbarer Energieträger in Österreich, 70. 1523 Hauer, Änderungen im ElWOG, in Hauer (Hrsg), Aktuelle Fragen des Energierechts 2002, 50. 1524 Korinek, Das neue Ökostromgesetz, ecolex 2002, 731.

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Novellierung beziehen.1525 Die dynamische Weiterentwicklung der jungen Materie sowie die unheimlich vielschichtige Kompetenzrechtslage des Elektrizitätswesens bedingen – nach Ansicht des Autors – einen grundlegenden Überblick über die gewachsene österreichische Ökostromförderung. Dem Leser soll – bevor in letzter Konsequenz auf die Einspeisetarifvergütungen eingegangen wird – ein Überblick über die wichtigsten Gesetzesstellen und über den Förderrahmen dargeboten werden. Das ÖkostromG hat im Zuge seines erst jungen Bestandes mehrfach Kritik von Verfassungs- und Verwaltungsjuristen auf sich gezogen. Dieser Umstand lässt sich mit Sicherheit sowohl auf die Schnelligkeit des Gesetzwerdungsprozesses als auch auf die zT unbedachten Novellierungen zurückführen. Vornehmliches Ziel dieser Arbeit soll es aber sein, einen möglichst aktuellen kohärenten Rahmen bezüglich der Windenergieförderung darzubieten, weswegen ein kurzer Blick auf die Besonderheiten, Ziele und Förderinstrumente vonnöten sein wird. (i) Besonderheiten des Gesetzes Die gesetzliche Abnahmepflicht von Strom aus erneuerbaren Energien zu gestützten Preisen ist in einem marktwirtschaftlich orientierten System nicht üblich, da aber die EE ansonsten wirtschaftlich nicht überleben könnten, als gerechtfertigt anzusehen.1526 Diese Vorgehensweise kann auch bei anderen Wirtschaftslenkungsgesetzen beobachtet werden und wird daher nicht weiter kommentiert. Umso interessanter ist die in Verfassungsrang stehende Kompetenzdeckungsklausel des § 1 ÖkostromG, welche besagt, dass «die Erlassung, Aufhebung und Vollziehung von Vorschriften, wie sie in diesem Bundesgesetz enthalten sind, auch in den Belangen Bundessache sind, hinsichtlich derer das B-VG etwas anderes bestimmt».1527 Ob «diese Klausel entgegen dem insoweit eindeutigen Wortlaut (Erlassung, Vollziehung und Aufhebung) auch eine Änderung des Ökostromgesetzes umfasst, bleibt zweifelhaft».1528 Des Weiteren führt Schlögl aus, dass die Formulierung «Vorschriften, wie sie in diesem Bundesgesetz enthalten sind», dem Rechtsanwender einen sehr großzügigen Auslegungsspielraum eröffnet.1529 Unter Beachtung der bisherigen Informationen ergeben sich somit 2 Möglichkeiten. Erstens könnte man angesichts der Kompetenzdeckungsklausel verleitet werden, einen neuen Kompetenztatbestand der Ökostromförderung auf Bundesebene festzustellen, oder zweitens die Möglichkeit erblicken, dass sich die «kompetenzrechtliche Deckung lediglich auf das konkrete Ökostromgesetz bezieht und somit eine sehr strenge Verknüpfung zwischen Deckungsklausel und dem Inhalt der dazugehörigen einfachge1525 1526 1527 1528 1529

BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. Näheres dazu vgl Raschauer, Energierecht, 104. § 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. Zabukovec, Ökostromgesetz, 56. Schlögl, Recht windig, 43.

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setzlichen Regelungen besteht».1530 Letztgenanntem Gesichtspunkt ist aus Sicht des Autors zu folgen. Der Gesetzgeber wollte mit dieser Deckungsklausel lediglich die Bestandskraft des Gesetzes erhöhen, damit «jede Novellierung abermals durch eine Verfassungsbestimmung abgedeckt werden muss».1531 Das Ökostromgesetz wurde bereits mehrfach novelliert und so stellt sich die neueste Fassung – die genau aus diesem Grunde so lange auf sich warten ließ – mit Erscheinungsdatum 8. August 2008 dar.1532 (ii) Anwendungsbereich Das ÖkostromG regelt gemäß § 2 leg cit die Voraussetzungen für die Förderung der Erzeugung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energieträgern sowie die bundesweit gleichmäßige Verteilung der durch die Förderung der Erzeugung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energieträgern entstehenden Aufwendungen. Ausweislich Abs 2 leg cit wird die Förderung durch Mindestpreise und Kontrahierungspflicht gewährleistet. (iii) Ziele des Ökostromgesetzes Die Ziele des ÖkostromG liegen gemäß § 4 Abs 1 leg cit allesamt im Interesse des Klima- und Umweltschutzes. Die Erläuternden Bemerkungen der Regierungsvorlage sprechen in Bezug auf die Ökostromziele davon, dass «die bis 2015 zusätzlich realisierbaren Erzeugungsmengen von Ökostrom maßgeblich von der erfolgreichen Nutzung der Potentiale im Bereich Wasserkraft und Windkraft» abhängen.1533 Des Weiteren ist den Erläuterungen zur Novelle zu entnehmen, dass in punkto «forciertem Windkraftausbau die Standortauswahl nach Windqualitäten, Regionalplanungen, Flächenwidmungen und Stromnetzausbauten zu koordinieren ist».1534 Im selben Abschnitt kann auch bemerkt werden, dass – laut Annahme des Gesetzgebers – der forcierte Windkraftausbau aufgrund bis zu 2-jähriger Lieferfristen auf Anlagenseite nicht vor dem Jahr 2010 beginnen könne. Aufgrund dieses Passus werden auch keine detaillierten jährlichen quantitativen Ziele in das ÖkostromG aufgenom-

1530 Schlögl, Recht windig, 47. 1531 Schlögl, Recht windig, 48; Zabukovec zufolge ermöglicht «die Kompetenzdeckungsklausel in Verfassungsrang ein Tätigwerden abweichend von der einschlägigen Kompetenzverteilung zwischen Bund und Länder, denn nach dieser ist in Angelegenheiten des Elektrizitätswesens soweit es nicht unter Artikel 10 fällt gem Art 12 Abs 1 Z 5 B-VG die Gesetzgebung über die Grundsätze Bundessache, Landessache hingegen die Erlassung von Ausführungsgesetzen und die Vollziehung» vgl Zabukovec, Ökostromgesetz 76. 1532 BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. 1533 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 7. 1534 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8.

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men. An dieser Stelle muss dem Gesetzgeber der Vorwurf gemacht werden, nicht zu 100% an der Realisierung des Windkraftausbaus festhalten zu wollen. Die Ziele des novellierten ÖkostromG sind wie folgt festgelegt: · Erreichung des in der EERL angegebenen Zielwertes von 78,1% erneuerbarer Energie an der Gesamtstromerzeugung im Jahr 2010. · Effiziente Einsetzung der Mittel zur Förderung erneuerbarer Energieträger. · Technologische Schwerpunktsetzung im Hinblick auf die Marktreife neuer Technologien. · Gewährleistung der Investitionssicherheit für bestehende und zukünftige Anlagen. · Förderung der Erzeugung von erneuerbarer Energie gemäß der RL 2001/ 77/EG und 2003/54/EG. · Erreichung eines Gesamtanteils von 15% erneuerbarer Energie bis 2015 gemessen an der Abgabemenge an Endverbraucher aus öffentlichen Netzen (mit Ausnahme von Wasserkraftwerken mit einer Engpassleistung von mehr als 20 MW). · Errichtung von 700 MW Windkraft mit einer auf ein Durchschnittsjahr bezogenen zusätzlichen Ökostromerzeugung von 1.500 GWh für den Zeitraum 2008 bis 2015. (iv) Begriffsbestimmungen Windenergieanlage als Ökostromanlage Damit eine WEA als Ökostromanlage anerkannt wird, müssen bestimmte Eigenschaften vorliegen. Die Begriffsbestimmungen für das ÖkostromG sind in § 5 festgelegt. Demgemäß werden erneuerbare Energien auch in der novellierten Fassung als «erneuerbare nichtfossile Energieträger (Wind, Sonne, Erdwärme, Wellen- und Gezeitenenergie, Wasserkraft, Biomasse, Abfall mit biogenen Anteil, Deponiegas, Klärgas und Biogas) einschließlich Tiermehl, Ablauge oder Klärschlamm»1535 bezeichnet. Nach Z 26 leg cit ist Ökostrom «elektrische Energie aus erneuerbaren Energieträgern»1536 und eine Ökostromanlage gemäß Z 27 eine «Erzeugungsanlage, die aus erneuerbaren Energieträgern Ökostrom erzeugt und als solche anerkannt ist».1537 Damit eine WEA, die den bisherigen Kriterien entspricht, auch vollständig in die Förderregelungen fällt, muss sie gemäß § 7 ÖkostromG auch anerkannt sein. So normiert § 7 leg cit, dass «Anlagen zur Erzeugung elektrischer Energie, die ausschließlich auf Basis erneuerbarer Energieträger betrieben werden, auf Antrag der Betreiber vom 1535 § 5 Z 11 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. 1536 § 5 Z 26 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. 1537 § 5 Z 27 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114.

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Landeshauptmann des Landes, in dem sich die Anlage befindet, mit Bescheid als Ökostromanlagen anzuerkennen sind».1538 Bekanntermaßen stellt eine WEA eine nicht rohstoffgeführte Ökostromanlage dar. Aus diesem Grunde müssen diesem Antrag lediglich Unterlagen betreffend «die technischen Größen (wie Engpassleistung) und Ausführung der Anlage (wie eingesetzte Technologie), die eindeutige Bezeichnung des Zählpunktes, über den die erzeugte Strommenge physikalisch in ein öffentliches Netz eingespeist wird, sowie Name und Adresse des Netzbetreibers, an dessen Netz die Anlage angeschlossen ist, in zweifacher Ausfertigung angeschlossen werden».1539 (v) Förderinstrumente Die Änderung der bisherigen Einspeisetarifstruktur ist ein erklärtes Ziel der Novelle des Ökostromgesetzes. Da der Ausbau der Windkraft ex lege (es wird auf den obigen Einwand des Autors verwiesen) unbedingt gewollt und zur Zielerreichung nötig ist, orientieren sich die «Tarifstrukturen für neue, zusätzliche Windkraftanlagen an den Konditionen der Ökostromverordnung 2002 – welche zu einem Ausbauboom geführt haben».1540 Die Förderung der Windkraft basiert maßgeblich auf dem zentralen § 10 ÖkostromG. Dieser besagt, dass «die Ökostromabwicklungsstelle verpflichtet ist, nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Fördermittel für Ökostromanlagen, die ihr angebotene elektrische Energie aus Ökostromanlagen durch Abschluss von Verträgen über die Abnahme und Vergütung von Ökostrom zu den gemäß § 18 genehmigten Allgemeinen Bedingungen und zu nachstehenden Preisen abzunehmen».1541 Der Terminus der Abnahmepflicht wird aus Gründen der Rechtssicherheit durch den Begriff der Kontrahierungspflicht ersetzt. Die Kontrahierungspflicht ist in Verbindung mit § 7 leg cit für jeden Windkraftanlagenbetreiber von essentieller Bedeutung.1542 Des Weiteren wird die wirtschaftliche Konsensbildung bezüglich der Errichtung sowie des Betriebs von WEA wesentlich durch die Dauer bzw durch die Höhe der in den Ökostromverordnungen normierten Einspeisetarife beeinflusst. Diese beiden Kennwerte erfahren im letzten Kapitel eine ausführliche Erwähnung und werden deshalb nicht weiter erörtert. An dieser Stelle sei lediglich festgehalten, dass die Windenergieförderung in Österreich vornehmlich aufgrund spezieller und legistisch sehr komplizierter Kontrahierungspflichten mit Hilfe erhöhter bzw über dem Marktpreis liegender Einspeisetarife gefördert wird. Das deutsche Pendant zum ÖkostromG

1538 1539 1540 1541 1542

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§ 7 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 7 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. § 10 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 7 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114 normiert die Anerkennung einer Ökostromanlage durch den Landeshauptmann.

Die Implementierung der Richtlinien in das nationale Recht

war zunächst das Stromeinspeisegesetz 1991 bis es im Jahr 2000 durch das EEG abgelöst wurde. 2. Der deutsche Rechtsrahmen a) Das Stromeinspeisegesetz Das deutsche Stromeinspeisegesetz aus dem Jahre 1990 markierte den Beginn der spezialgesetzlichen Normierung der deutschen Ökostromgesetzgebung. Bereits vor 1990 war «die Einspeisung von Strom durch unabhängige Erzeuger in die allgemeinen Versorgungsnetze möglich».1543 Die rechtliche Grundlage dafür bestand einerseits durch die Verbändevereinbarung zwischen der öffentlichen Elektrizitätsversorgung und der industriellen Kraftwirtschaft und andererseits durch das Kartellrecht aufgrund eines Missbrauchsverfahrens, welches das Bundeskartellamt gegen den Energiekonzern RWE angestrebt hatte.1544 Die bis zu diesem Zeitpunkt bestehende Verbändevereinbarung wurde vom Gesetzgeber – in Bezug auf die Netzintegration von Strom aus erneuerbaren Energien – als nicht mehr ausreichend betrachtet.1545 Aus diesem Grunde ist «die auf der Grundlage der stromwirtschaftlichen Verbändevereinbarung bestehende Bereitschaft der EVU, regenerativ erzeugten Strom in das öffentliche Netz aufzunehmen, ausdrücklich als Abnahmepflicht in das StrEinspG aufgenommen»1546 worden. Abnahmepflichtig waren die EVU, die ein Netz zur allgemeinen Versorgung unterhalten hatten. Die Höhe der Einspeisungsvergütungen sollte «einerseits die stärker vermiedenen externen Kosten berücksichtigen»1547 und sich andererseits an den Durchschnittserlösen orientieren.1548 1543 Von Rottenburg/Mertens, Die Förderung erneuerbarer Energien, ZNER 2006, 321. 1544 Vgl dazu den Tätigkeitsbericht 1977 des Bundeskartellamts in Bundestags-Drucksache 8/1925, 86; Niedersberg führt als rechtliche Grundlage va die Verbändervereinbarung an, darin erklärten sich «die Beteiligten (öffentliche Elektrizitätsversorgung und industrielle Kraftwirtschaft) grundsätzlich bereit, Überschussstrom anzukaufen, wenn dadurch Primärenergien – also Gas, Kohle und Öl – eingespart würden» vgl Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 97. 1545 Eine «verstärkte Förderung erneuerbarer Energien war im Vorfeld des neuen Gesetzes im Deutschen Bundestag schon verschiedentlich gefordert worden, insbesondere von der oppositionellen Fraktion. Die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP hatten dies jedoch stets abgelehnt und hielten eine gesetzliche Förderung der Windkraft noch im Februar 1990 für nicht erforderlich». Die Realität holte jedoch die Regierungsparteien ein und das Gesetz wurde in der Folge verabschiedet vgl von Rottenburg/Mertens, Die Förderung erneuerbarer Energien, ZNER 2006, 322. 1546 Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 110. 1547 von Rottenburg/Mertens, Die Förderung erneuerbarer Energien, ZNER 2006, 322. 1548 Auf der Grundlage dieses Gesetzes erhielten «die Windenergieanlagenbetreiber seit dem 1. Januar 1991 für jede kWh anstatt zuvor 9,3 Pfennig nun 16,6 Pfennig» vgl Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 111.

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Die Windkraft konnte damals von den Tarifen, die mindestens 90% der Durchschnittserlöse betragen hatten, durchaus profitieren. Dieser Umstand hatte dazu geführt, dass «sich der Anteil der installierten Windkraftleistung zwischen 1990 und 1999 von 70 MW auf 4.445 MW erhöht hat».1549 Doch auch das StrEinspG war nicht von Kontroversen verschont geblieben und musste mehrfach novelliert werden.1550 Im Jahre 2000 wurde das StrEinspG in das Erneuerbare-Energien-Gesetz umbenannt und grundlegend geändert. b) Das Erneuerbare-Energien-Gesetz aa) Normzweck des Gesetzes Die Stammfassung des EEG1551 wurde seit Erlassung im Jahre 2000 mehrfach novelliert – jüngst am 25.10.2008. Die aktuelle Fassung entfaltet ab 1. Januar 2009 ihre Rechtsgültigkeit. Aus diesem Grunde wird im Folgenden nur auf die novellierte Fassung Bezug genommen. Ausweislich § 1 Abs 1 EEG ist der erklärte Zweck dieses Gesetzes, «insbesondere im Interesse des Klima-, Naturund Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die Einbeziehung langfristiger externer Effekte zu verringern, Natur und Umwelt zu schützen, einen Beitrag zur Vermeidung von Konflikten um fossile Energieressourcen zu leisten und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien zu fördern».1552 Bereits aus den Zielsetzungen des EEG wird ersichtlich, dass die Beweggründe, die zum Erlass des Gesetzes geführt haben, viel weitsichtiger bzw klarer ausformuliert sind als jene des österreichischen ÖkostromG. Innerhalb des § 1 EEG wird sowohl das Problem der externen Effekte als auch die Konfliktvermeidung bezüglich der Beschaffung von Kohlenwasserstoffen angesprochen. Kritik zu Lasten des österreichischen Bundesgesetzes wird im weiteren Verlauf der Arbeit noch an mehreren Stellen zu vernehmen sein, denn insgesamt lässt sich konstatieren, dass die deutsche Legistik hinsichtlich der Förderung der Windkraft weitaus genauer und überdachter ausgefallen ist als etwa

1549 Reshöft, Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 45. 1550 Zur Entscheidung des BVerfG zum sog Kohlepfennig vgl Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 112; das StrEinspG wurde nach nur einmonatiger Beratung am 5. Oktober 1990 verabschiedet und musste während seiner knapp 10-jährigen Gültigkeit 7-mal novelliert werden vgl von Rottenburg/Mertens, Die Förderung erneuerbarer Energien, ZNER 2006, 322. 1551 Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1552 § 1 BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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die österreichische.1553 Des Weiteren normiert Abs 2 leg cit, dass dieses Gesetz den Zweck verfolgt, «den Anteil von Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bis zum Jahr 2010 auf mindestens 12,5 Prozent und bis zum Jahre 2020 auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen».1554 Demzufolge benennt § 1 leg cit die Motive für die Konkretisierung des Umweltstaatsprinzips von Art 20a GG und enthält damit auch die wichtigsten Rechtfertigungsgründe für die mit den im EEG normierten Verpflichtungen teilweise einhergehenden Grundrechtseingriffe. Das StrEinspG enthielt demgegenüber keine vergleichbaren Zweck- oder Zielvorstellungen. Des Weiteren lässt sich festhalten, dass der Nachhaltigkeitsbegriff des EEG sehr weit gefasst ist. Dieser Umstand kann auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass die Ermöglichung einer nachhaltigen Energieversorgung das vordringliche Motiv rund um die Erlassung dieses Gesetzes darstellt. Umso weniger erstaunt der Punkt, dass in den Kommentarunterlagen direkte Verweise sowohl auf die KRK als auch auf das Kyoto-Protokoll und Art 6 EGV zu finden sind.1555 Das EEG verwendet den Nachhaltigkeitsbegriff stets in Verbindung mit drei Grundregeln: Das Regenerationsprinzip, das Substitutionsprinzip sowie das Prinzip der Anpassungsfähigkeit.1556 Ein weiterer positiver Aspekt des EEG ist das Charakteristikum, dass dieses Gesetz explizit auf die externen Kosten der konventionellen Stromerzeugung sowie auf die Wirtschaftlichkeitspotentiale der Windkraft Bezug nimmt. In diesem Rahmen soll das EEG helfen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung zu verringern. Zum einen soll diese Facette «durch die Begünstigung neuer Erzeugungskapazitäten, zum anderen durch die im Gesetz ausdrücklich erwähnte Einbeziehung langfristiger externer Effekte»1557 erreicht werden. Darüber hinaus soll dieses Gesetz dazu beitragen, gewisse geosoziale Konflikte zu entschärfen. Dem deutschen Gesetzgeber war der Umstand bewusst, dass der «weltweit steigende Energiebedarf aufgrund des Weltbevölkerungswachstums bei gleichzeitig abnehmender Verfügbarkeit fossiler Ressourcen das Risiko zunehmender internationaler Konflikte um diese Energieträger erhöht».1558 Dieses Argument wird vom Autor bereits unter dem Stichwort der lokalen Verfügbarkeit des Energieträgers Wind im Kapitel über die Potentialanalysen positiv angeführt. Die verstärkte Nutzung des sich 1553 Dem österreichischen Gesetz ist im Zielkatalog beispielsweise keine Bestimmung zu entnehmen, die direkt auf die Vermeidung von externen Kosten und die Vermeidung von Konflikten rund um die fossilen Energieressourcen abzielt, stattdessen bezieht sich § 4 Abs Z 4 lediglich auf die RL 2001/77/EG und RL 2003/54/EG; Thurnher/ Pfefferkorn liegen daher mit ihrer Kritik hinsichtlich einer näheren Konkretisierung absolut richtig vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, § 4 Rz 4. 1554 § 1 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1555 Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 7. 1556 Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 8. 1557 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 8. 1558 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 8.

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lokal darbietenden Energieträgers Wind mildert nicht nur die Importabhängigkeit, sondern verlängert auch die statistische Reichweite der fossilen Reserven. bb) Anwendungsbereich Das EEG verwendet, was zumindest den Anwendungsbereich angeht, eine sehr klare Sprache. So regelt § 2 leg cit «den vorrangigen Anschluss von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und aus Grubengas im Bundesgebiet einschließlich der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (Geltungsbereich des Gesetzes) an die Netze für die allgemeine Versorgung mit Elektrizität sowie die vorrangige Abnahme, Übertragung und Vergütung dieses Stroms durch die Netzbetreiber als auch den bundesweiten Ausgleich des abgenommenen und vergüteten Stroms».1559 Mit dem ausdrücklichen «Hinweis auf einen vorrangigen Anschluss wiederholt das Gesetz einerseits Vorgängerregelungen und erfüllt andererseits die europarechtlichen Vorgaben von Art 7 Abs 1 Satz 1 der EERL».1560 Ähnlich wie das ÖkostromG in Österreich steht das EEG «im Verhältnis zum allgemeinen Energiewirtschaftsrecht im Verhältnis der Spezialität».1561 cc) Begriffsbestimmungen In Bezug auf die Begriffsbestimmungen ist das EEG klarer und lesbarer strukturiert als das ÖkostromG. Im Sinne von § 3 Z 1 und 3 EEG ist eine Anlage «jede Einrichtung zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien».1562 Als erneuerbare Energien sind «Wasserkraft einschließlich der Wellen-, Gezeiten-, Salzgradienten- und Strömungsenergie, Windenergie, solare Strahlungsenergie, Geothermie, Energie aus Biomasse einschließlich Biogas, Deponiegas und Klärgas sowie aus dem biologisch abbaubaren Anteil aus Haushalten und Industrie»1563 zu verstehen. Bestimmungen, wonach eine Ökostromanlage erst mit Bescheid durch den Landeshauptmann bzw in Deutschland durch den Ministerpräsidenten anerkannt werden muss, sind dem EEG fremd. Bereits die Eintragung in das Anlagenregister löst den Vergütungsanspruch aus.1564 dd) Abnahme- und Übertragungspflicht Die Abnahme- und Übertragungspflicht ist in § 8 EEG geregelt. Demnach sind «Netzbetreiber verpflichtet, den gesamten angebotenen Strom aus er1559 1560 1561 1562 1563 1564

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§ 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 15, 21. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 1 Rz 19. § 3 Z 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 3 Z 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Vgl § 16 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

Die Implementierung der Richtlinien in das nationale Recht

neuerbaren Energien unverzüglich vorrangig abzunehmen, zu übertragen und zu verteilen».1565 Ein Netzbetreiber ist ausweislich § 3 Z 8 leg cit «ein Betreiber von Netzen aller Spannungsebenen für die allgemeine Versorgung mit Elektrizität».1566 Somit verzichtet das EEG in der Novelle 2009 auf umfangreiche Definitionen bezüglich der verschiedenen Netzbetreiber. Im Übrigen ergibt sich aus § 8 Abs 4 EEG, dass die Verpflichtungen zur vorrangigen Abnahme, Übertragung und Verteilung im Verhältnis zum aufnehmenden Netzbetreiber, der nicht Übertragungsnetzbetreiber ist · den vorgelagerten Übertragungsnetzbetreiber, · den nächstgelegenen inländischen Übertragungsnetzbetreiber, wenn im Netzbereich des abgabeberechtigten Netzbetreibers kein inländisches Übertragungsnetz betrieben wird oder, · insbesondere im Fall der Weitergabe jeden sonstigen Netzbetreiber treffen.1567 Die Abnahmepflicht wird lediglich durch § 11 Abs 1 EEG eingeschränkt. Dieser normiert, dass Netzbetreiber unbeschadet ihrer Pflicht nach § 9 EEG ausnahmsweise berechtigt sind, an ihr Netz angeschlossene Anlagen mit einer Leistung von über 100 kW zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien zu regeln, soweit · andernfalls die Netzkapazität im jeweiligen Netzbereich durch diesen Strom überlastet wäre, · sie sichergestellt haben, dass insgesamt die größtmögliche Strommenge an Erneuerbaren Energien und aus KWK abgenommen wird, und · sie die Daten über die Ist-Einspeisung in der jeweiligen Netzregion angerufen haben. Diese besondere Regelung darf nur in der Übergangszeit, bis die Maßnahmen nach § 9 EEG vorgenommen worden sind, zur Anwendung kommen. Der § 9 EEG ist demgemäß die zentrale Norm in Bezug auf die Erweiterung der Netzkapazitäten bzw den Erhalt der Netzinfrastruktur und ist in einer seltenen Ausdrücklichkeit und Klarheit gehalten. Inhaltlich lässt sich dieser Normierung folgende Formulierung entnehmen: «Netzbetreiber sind auf Verlangen der Einspeisewilligen verpflichtet, unverzüglich ihre Netze entsprechend dem Stand der Technik zu optimieren, zu verstärken und auszubauen um die Abnahme, Übertragung und Verteilung des Stroms aus Erneuerbaren Energien si1565 Vgl § 8 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1566 § 3 Z 8 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074; der Begriff des Netzbetreibers ist in § 3 Abs 2 und 3 EnWG in vergleichbarer Weise bestimmt; das EEG geht von der tatsächlichen Gewalt über das Netz und nicht vom Eigentum der Netze aus vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 3 Rz 88. 1567 Vgl § 8 Abs 4 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

cherzustellen. Sie müssen Anlagenbetreiber unverzüglich unterrichten, sobald die Gefahr besteht, dass ihre Anlage nach § 11 Abs 1 geregelt wird; dabei sind der zu erwartende Zeitpunkt, der Umfang und die Dauer der Regelung mitzuteilen».1568 Diese Pflicht erstreckt sich ausweislich Abs 2 «auf sämtliche für den Betrieb des Netzes notwendigen technischen Einrichtungen sowie die im Eigentum des Netzbetreibers stehenden oder in sein Eigentum übergehenden Anschlussanlagen».1569 Eine Auffangklausel für die Netzbetreiber stellt lediglich noch Abs 3 dar, wonach der Ausbau der Netze dann nicht verpflichtend sein soll, wenn dieser wirtschaftlich unzumutbar sein sollte – ein Aspekt, der sich angesichts der exorbitant hohen Gewinne der letzten Jahre wieder relativiert. Trotz dieses Gesichtspunkts darf nicht aus den Augen verloren werden, dass die Netzbetreiber bei schuldhaftem Verletzen ihrer Verpflichtungen von Einspeisewilligen schadenersatzrechtlich in Haftung genommen werden können.1570 Abschließend ist ergänzend zu bemerken, dass die Bestimmungen hinsichtlich der Abnahme- und Übertragungspflicht dazu dienen, «die Elemente der Umweltdienstleistungspflichten des Netzbetreibers gegenüber dem Betreiber von Anlagen zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien umfassend zu regeln».1571 ee) Vergütungspflicht Da die Vergütungspflicht an späterer Stelle noch eingehender untersucht werden soll, sei an dieser Stelle lediglich festgehalten, dass das EEG einen Vergütungsanspruch bereits zuerkennt, «wenn der Anlagenbetreiber die Eintragung der Anlage in das Anlagenregister beantragt hat».1572 Des Weiteren sind Anlagenbetreiber nach § 16 Abs 4 leg cit verpflichtet, den gesamten in ihrer Anlage erzeugten Strom, für den dem Grunde nach die Vergütungspflicht besteht, in das Netz einzuspeisen. Ein Netzparallelbetrieb wird ausweislich dieser Normstelle ausdrücklich ermöglicht.1573 In diesem Kontext muss jedoch erwähnt werden, dass § 16 EEG lediglich die allgemeine Vergütungspflicht normiert. Für die Vergütung von Strom aus Windkraft gelten im Folgenden die §§ 29, 30, 31 EEG. Diese «Aufspaltung der Pflichten der Netzbetreiber in die An1568 1569 1570 1571 1572

§ 9 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 9 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Vgl § 10 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 4 Rz 3. § 16 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074; hinsichtlich des Begriffs der Anlage ist zu notieren, dass «dieser zwar in vielen Rechtsgebieten, wie etwa dem Baurecht oder dem Immissionsschutzrecht, verwendet wird, es im deutschen Recht aber keinen einheitlichen Anlagenbegriff gibt; aus diesem Grunde ist im gegenständlichen Gesetz stets von einer Anlage iSd EEG die Rede» vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 3 Rz 36. 1573 Vgl «der nicht von ihnen selbst verbraucht wird» § 16 Abs 4 lit b EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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Fazit

schluss-, Abnahme- und Übertragungspflicht einerseits und die Vergütungspflicht andererseits folgt dem erweiterten Begriff der Erneuerbaren Energien des EEG 2004 und der sich daraus ergebenden Zweistufigkeit des Gesetzes».1574

E. Fazit Bereits nach Durchsicht einiger weniger Textstellen und der sich daraus ergebenden Vergleichswerte lässt sich zweifelsohne bemerken, dass das EEG dem ÖkostromG in Bezug auf die Lesbarkeit und Verständlichkeit weit überlegen ist. Dies kann nicht nur auf die fehlenden Kompetenzverweisungen zurückgeführt werden, sondern basiert va auf der Tatsache, dass dem EEG ein sehr präzise formulierter gesetzlicher Auftrag zu Grunde liegt.1575 Die unterschiedlichen Mitspracherechte sowohl der Mitgliedstaaten auf Gemeinschaftsebene als auch der Länder auf nationaler Ebene haben bisher ein fortschrittliches, durchdachtes und va kohärentes System der Ökostromförderung in der EU als auch in Österreich mehrheitlich gehemmt. Gerade weil sowohl die EU als auch Österreich die Förderung der erneuerbaren Energien vornehmlich in der Stromerzeugung beschleunigen und ausbauen möchten, verwundert es, warum bis heute keine einheitliche Kompetenzgrundlage auf Gemeinschaftsebene vorliegt und die nationale Ökostromgesetzgebung derart kompliziert ausgestaltet ist. Unter juristischen Aspekten betrachtet, kann solch eine legistische Verworrenheit niemals der Rechtssicherheit dienlich sein, geschweige denn dem einspeisewilligen Anlagenbetreiber Hilfestellung bieten. In diesem Kontext sei nochmals auf die treffenden Aussagen Hauers verwiesen.1576 Das Völkerrecht hat an dieser Stelle den Weg vorgegeben und anhand der konsensbildenden Maßnahmen des Kyoto-Protokolls anschaulich aufgezeigt, dass neben der Koexistenz auch ein konzertierender Zielkatalog verwirklicht werden könnte. Der gemeinschaftsrechtliche Harmonisierungsprozess im Energiebereich ist bedauerlicherweise zweimalig durch das Scheitern der Verfassung für Europa sowie durch den noch nicht ratifizierten Reformvertrag ins Stocken geraten. Des Weiteren blickt die österreichische Legistik im Bereich der Ökostromförderung mittlerweile bereits auf eine 10-jährige bewegte Ge1574 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 5 Rz 3. 1575 Die bisherigen Erfolge des EEG basieren vor allem auf einer Vielzahl an Berichten, Untersuchungen sowie der konzertierenden Vorgehensweise der dazu berufenen Behörden und Ministerien; näheres dazu in der konsolidierten Fassung des EEG vgl http://www.eeg-aktuell.de/fileadmin/user_upload/Downloads_Politik/BMU_eeg_ 2009_begr.pdf (26.11.2008). 1576 Hauer, Änderungen im ElWOG, in Hauer (Hrsg), Aktuelle Fragen des Energierechts 2002, 50; vgl dazu auch Pauger, Neuordnung, ÖZW 1998, 102.

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Der legistische Rahmen der Windenergieförderung

schichte zurück. Diese Tatsachen favorisieren weder die auf europarechtlicher Seite eingegangenen Verpflichtungen der EERL, noch die nationale Zielerreichung des Kyoto-Protokolls. Aus diesem Grunde wurden die Kapitel über die physikalischen Prämissen der elektrischen Energie und über die Windkraft als regenerativer Energieträger derart vertieft dargestellt. Unter Zuhilfenahme der technischen und physikalischen Ausführungen sollte erklärbar gemacht werden, inwieweit sich die Systemtechnik bereits vom juristischen Denkprozess losgelöst hat und welche Leistungen sie zu erbringen vermag. Die technische Anlagenkonzeption von modernen WEA ist gegenwärtig längst in der Lage, große Mengen an fossilen Primärenergieträgern in der Stromproduktion substituieren zu können – allerdings unter der Prämisse, dass optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das EEG hat im direkten Vergleich zum ÖkostromG bisher diesen Brückenschlag besser bewältigen können. Nachdrücklich sei aber darauf verwiesen, dass die Windenergiegestehung nicht als «Stein der Weisen» angesehen werden kann, sondern vielmehr als ein wichtiger Beitrag zur Diversifizierung des jeweiligen nationalen Energieversorgungsmixes. Es steht außer Zweifel, dass sich die ehemals sehr starre und monopolisierte sowie national abgeschottete Elektrizitätswirtschaft nur langsam an die neuen Gegebenheiten der dezentralen Energieversorgungsstruktur anpassen kann.1577 In Rücksicht auf die Dringlichkeit der Zielerreichung ist festzustellen, dass diese Anpassung bereits vor über 10 Jahren begonnen und nach wie vor nicht zu einem zufriedenstellenden Abschluss geführt hat. Die Ausführungen bezüglich der Netzneuinvestitionen in Kapitel 2 haben diesen Umstand sehr anschaulich verdeutlicht. Der Einfluss der großen Stromkonzerne ist nach wie vor groß, so dass sich die erneuerbaren Energieträger immer noch sehr starkem Gegenwind ausgesetzt sehen. Trotz all der Kritikpunkte sollen jedoch auch positive Akzente aufgezeigt werden. Die moderne österreichische Rechtstradition verlangt geradezu im Bereich des Elektrizitätsrechts einen sehr komplizierten – von vielen Mitspracherechten der Länder – gekennzeichneten strukturellen Aufbau. Dieses Ungemach stellt eine durch viele Gesetzgebungsperioden gewachsene Tatsache dar, welche an dieser Stelle nicht mehr weiter kommentiert wird. Den Ausführungen von Pauger und Korinek folgend, wäre es an der Zeit, eine gewisse Rechtsbereinigung vorzunehmen und speziell den Bereich der Ökostromgesetzgebung auf ein breiteres Fundament zu stellen. Das EEG hat im Gegensatz dazu diese breite Basis bereits erreicht und so verwundert es auch nicht, dass dieses Gesetz als «Exportschlager» bezeichnet werden kann.1578 Das ÖkostromG kann eine solche Exportfunktion 1577 Wahrscheinlich lässt sich das Wort «kann» durch den Terminus «will» ergänzen. 1578 So «dient das EEG heute als Vorbild für viele Länder und hat jüngst China unter intensiver Beratung von deutscher Seite einen entsprechenden gesetzlichen Rahmen für den Ausbau erneuerbarer Energien geschaffen; in Europa orientieren sich mittlerweile 16 der 25 Mitgliedstaaten am deutschen EEG, wobei sogar die EU-Kommission den

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Fazit

nicht vorweisen, schreibt aber für die nächsten Jahre ebenfalls sehr ehrgeizige Ziele fest. Speziell die Windkraft soll durch einen Zubau von 700 MW stärkere Beachtung erfahren. Inwiefern sich dieser Zubau an installierter Leistung juristisch bewerkstelligen lässt, sollen die Ausführungen der letzten beiden Kapitel veranschaulichen bzw hinterfragen. Einerseits soll ermittelt werden, welche Steuerungseffekte die Raumordnung in Bezug auf die Standortansiedelung von WEA liefern kann bzw andererseits, inwiefern die Elektrizitätswirtschaftsplanung auf Aspekte der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern Bedacht nimmt. Dabei werden vornehmlich ausgewählte raumordnungsrechtliche Bezüge in den jeweiligen Landesraumordnungsgesetzen untersucht, als auch die Fachplanungskompetenz des Bundes in der Elektrizitätswirtschaftsplanung examiniert. Den zu untersuchenden Rechtsrahmen stellen in diesem Zusammenhang die einschlägigen Normen der Bundesländer Steiermark, Oberösterreich, Niederöstererreich und Salzburg dar. Dieser Umstand resultiert aus der Realität, dass in diesen Bundesländern die Windenergiegestehung bereits in einem fortschrittlichen Maße betrieben wird und auf dementsprechend ausreichendes Dokumentationsmaterial zurückgegriffen werden kann. Der deutsche verwaltungsrechtliche Rechtsrahmen der Windenergieförderung soll vornehmlich unter Zugrundelegung der Fragestellung, wie die Ansiedelung von WEA durch die Raumordnung bzw durch die Bauleitplanung als Instrument der Raumordnung gesteuert werden kann, examiniert werden. Da Österreich kein bundeseinheitlich geregeltes Raumordnungsgesetz aufweist, bietet sich hier eine diesbezügliche Untersuchung an.

Erfolg des EEG als effektive und preiswerte Methode zur Förderung des Ausbaus der regenerativen Energieversorgung bestätigt» vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 28; was eine solche Exportfunktion von rechtlichen Dienstleistungen für die reale Anlagenwirtschaft bedeutet, kann nur erahnt werden.

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VI. Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht A. Allgemeines Die Ansiedelung von WEA iSv Energieerzeugungsanlagen kann anhand mehrerer Faktoren maßgeblich gesteuert werden. Wie bereits in den vorherigen Ausführungen angedeutet, stellen wirtschaftlich attraktive Einspeisetarifvergütungen einen sehr starken Anreiz für die Wahl eines zukünftigen Anlagenstandorts dar. In diesem Kapitel soll jedoch vorwiegend untersucht werden, welche Perspektiven sich einer gezielten Ansiedelungspolitik von Stromerzeugungsanlagen auf der Basis von erneuerbaren Energieträgern sowohl auf planungsrechtlicher als auch fachplanungsrechtlicher Ebene eröffnen. Es ist bekannt, dass «die Errichtung und Unterhaltung von Anlagen der leitungsgebundenen Energieversorgung, die sich über das gesamte Bundesgebiet verteilen, im Interesse einer sicheren und preisgünstigen Versorgung wie auch zum Schutz anderer öffentlicher Belange eine umfassende Planung erfordert».1579 Berka führt dazu im Weiteren aus, dass «sich die staatliche Raumordnungspolitik der Versorgung mit Energie zuwenden muss, wenn sie ihrer Aufgabe einer gesamthaften und vorausschauenden Gestaltung der räumlichen Ordnung gerecht werden will».1580 Angesichts dieser imperativen Aufforderung werden die nachfolgenden Ausführungen vornehmlich Aspekte der Raumordnung bzw der Energiewirtschaftsplanung beleuchten. Dabei wird, um herausarbeiten zu können, welches (Fach-) Planungsrecht eine besser strukturierte und in der Folge kohärentere Ansiedelung von WEA ermöglicht bzw welche Rechtsordnung sich in diesem Punkt ausschweigt respektive keine nähere Konkreti-

1579 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 401; hierzu muss ergänzend angefügt werden, dass in Bezug auf die Standortauswahl von Windenergieanlagen neben dem Kriterium der sicheren und preisgünstigen Versorgung auch noch «der bestmögliche Beitrag zum Klimaschutz bei weitestgehender Vermeidung der Umweltbeeinträchtigungen» von Bedeutung ist vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 77. 1580 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

sierung zulässt, vergleichsweise sowohl das deutsche als auch das österreichische Ordnungssystem einer Untersuchung zugeführt werden. Den gedanklichen Anknüpfungspunkt stellen in diesem Zusammenhang die Bestimmungen des § 29 Abs 3 EEG dar. Denen zufolge «ist der Netzbetreiber nicht verpflichtet, Strom aus Anlagen mit einer installierten Leistung über 50 Kilowatt zu vergüten, für die die Anlagenbetreiber gegenüber dem Netzbetreiber nicht vor Inbetriebnahme nachgewiesen haben, dass sie an dem geplanten Standort mindestens 60 Prozent des Referenzertrages erzielen können».1581 An dieser Stelle wird ersichtlich, dass die spezialgesetzlichen Normierungen des EEG einen Brückenschlag zu Bezügen der Raumordnung bzw zur Energiewirtschaftsplanung vollziehen. Auf Basis dieser Normstelle ist der Bundesgesetzgeber ermächtigt, die Vergütungspflicht für WEA von vornherein auszuschließen bzw Gebiete, die den obigen Referenzertrag zulassen, nach raumordnungsrechtlichen und energiewirtschaftlichen Gesichtspunkten sondergesetzlich auszuweisen.1582 Das Äquivalent zur Onshore-Windenergienutzung ist in § 31 Abs 3 leg cit für die Offshore-Windenergienutzung zu finden. Dementsprechend finden auf Anlagen, «deren Errichtung nach dem 31. Dezember 2004 in einem Gebiet der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone oder des Küstenmeeres genehmigt worden ist, das nach § 38 in Verbindung mit § 33 Abs 2 Bundesnaturschutzgesetz oder nach Landesrecht zu einem geschützten Teil von Natur und Landschaft erklärt worden ist»1583, die Regeln der Vergütungspflicht keine Anwendung. Aus dem gegenständlichen Konflikt zwischen den Zielen des Umweltschutzes und dem EEG wird erkennbar, dass dem raumordnungsrechtlichen Steuerungsrahmen, welcher «auch die negativen Auswirkungen der Anlagen berücksichtigen und derart in verträgliche Bahnen lenken muss, dass die Erzeugung von Energie durch Wind der ihr notwendige Raum bleibt»1584, essentielle Bedeutung zukommt. Im gleichen Moment stellt sich auch die Frage nach einem bundesweiten, einheitlichen Konzept hinsichtlich einer energiewirtschaftlichen Steuerung von Windenergieanlagen. Aus diesem Grunde eröffnen sich genau diese zwei Möglichkeiten, um die Standorte von Windenergieanlagen planerisch beeinflussen zu können.1585 Da1581 § 29 Abs 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1582 Altrock/Oschmann/Theobald führen dazu aus, dass «die eindeutige Formulierung des Gesetzes insoweit ausschließt, dass ein Anlagenbetreiber diese Prognose, wenn sie nicht eingeholt wurde oder einen Ertrag von weniger als 60 Prozent des Referenzertrages vorhergesagt hat, durch Nachweis eines tatsächlich höheren Ertrages nach Inbetriebnahme ersetzen und somit die Vergütungspflicht noch auslösen kann» vgl Altrock/ Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 95. 1583 Vgl § 31 Abs 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1584 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 77. 1585 Vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 33; diese verweist jedoch sofort auf die landesplanerische Ebene.

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Allgemeines

bei erfährt die «Interpretation und Konkretisierung der anzuwendenden Rechtsnormen sowie die einschlägige Rechtsprechung»1586 große praktische Bedeutung. Vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden dezentralen Energieversorgungsstruktur werden speziell die Normen des (Fach-) Planungsrechts über den zukünftigen Beitrag der Windenergie in der Elektrizitätswirtschaft entscheiden.1587 Die Ausführungen hinsichtlich der systemtechnischen (Weiter-) Entwicklung der Windenergienutzung haben aufgezeigt, dass die Windenergiegestehung keine Nischentechnologie mehr darstellt, sondern (unter der Prämisse einer energiewirtschaftlich Sinn stiftenden Ansiedelung) das dezentrale Kraftwerk der Zukunft.1588 Von diesem Faktum darf sich weder die Raumordnungs- noch die Energiewirtschaftsplanung abwenden.1589 Denn gerade aus der Realität, dass «Energieanlagen Raum beanspruchen und auf Ansprüche aus dem Raum antworten müssen, sind sie raumbedeutsame Maßnahmen und somit Thema der gesamträumlichen Planung».1590 Hermes führt dazu ergänzend aus, dass justament «die Gesamtheit dieser raumverändernden und raumbeanspruchenden Wirkungen von Energieversorgungsanlagen diese zum notwendigen Gegenstand gesamträumlicher Planung macht, die diese Herausforderung auch aufgegriffen hat und anerkennt, dass es unter Berücksichtigung der zu erwartenden technischen Entwicklung und Einbeziehung der notwendigen Forschungsprogramme einer langfristigen Planung bedarf, in der die Standorte und die Auslegung von Erzeugungsanlagen und Leitungsstraßen der großräumigen Verbundnetze auszulegen sind».1591 Ziel der nachfolgenden Ausführungen wird sein, die Steuerungseffekte der Raumordnung bzw der Energiewirtschaftsplanung in Bezug auf die Ansiedelung von WEA als Elektrizitätserzeugungsanlagen herauszuarbeiten.1592 Bevor jedoch eine rechtsvergleichende Analyse des deutschen und österreichischen 1586 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 77. 1587 Vgl dazu Nicolai, Raumordnerische Steuerung von Windenergieanlagen, ZUR 2004, 74. 1588 Detailliert zur dezentral ausgerichteten Stromerzeugung vgl Brunner/Fechner/Bründlinger, Dezentralisierung der Erzeugung, 25. 1589 Denn «bereits die kontroversen Diskussionen um Windenergieanlagen zeigen das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach einer Steuerung von deren Errichtung» vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 34; kritisch zur Ansiedelung im Alpenraum vgl Kals, Windenergieanlagen in den Alpen, Land und Raum 3/2008, 1 ff. 1590 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 405; zur Harmonisierung verschiedener Raumansprüche am Beispiel Energie vgl Unkart, Großwasserbauten, in Straube/ Weimar, FS Kühne, 222. 1591 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 405; Berka sieht unter «energiewirtschaftlichen Standpunkten die Raumordnung als ein Verfahren zur Verbesserung der Struktur der Versorgungsgebiete» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13. 1592 Zu den Steuerungseffekten in der Vergangenheit vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

Ordnungssystems angestrengt werden kann, ist es notwendig, einigen Begriffen inhaltliche Schärfe zu verleihen bzw die unterschiedlichen Zielsetzungen der jeweiligen Gesetze zu erörtern.

B. Begriffsabgrenzungen 1. Allgemeines Planungsrecht a) Begriffsunterschiede von Plan und Planung Den Ausführungen Hauers zufolge «versteht man unter einem Plan im Allgemeinen die vorausschauende Festlegung von Zielen und der zur Zielerreichung einzusetzenden Mittel».1593 Demgegenüber beschreibt die Planung den sich vollziehenden Prozess der Planwerdung. In logischer Konsequenz stellt somit der Plan das Produkt der Planung dar.1594 Den folgenden Erläuterungen kann vorweggenommen werden, dass sie sich ausführlich mit der Planung als dynamischem Element beschäftigen müssen. Das Ziel dieses dynamischen Moments der Planung soll darin liegen, ein «Qualifikationsprofil zur Integration energiesektoraler Raumnützungsansprüche in die Gesamtplanung»1595 darstellen zu können.1596 Beide Begriffe definieren sich maßgeblich über die ihnen zukommende «Zielorientierung und Zukunftsgerichtetheit».1597 Diese zwei Gesichtspunkte finden sich regelmäßig auch im Planungsgrundsatz der Nachhaltigkeit innerhalb der einzelnen Raumordnungssysteme wieder.1598 1593 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 2; vgl auch Rill/Schäffer, Die Rechtsnormen für die Planungskoordinierung, 21,22. 1594 Vgl Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raumund Fachplanungsrecht, 2. 1595 Vgl http://www.raumplanung.uni-dortmund.de/ves/PDF%20WS/WEA/WEA%2001 %20Einfuehrung.pdf (28.11.2008). 1596 Die Raumnützungsansprüche müssen auch vor dem Hintergrund einer sich stetig vergrößernden Bodenversiegelung gesehen werden, so soll diese in Deutschland zB 1% pro Dekade betragen vgl Durner, Konflikte räumlicher Planungen, 1. 1597 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 2. 1598 «Leitvorstellung bei der Erfüllung der Aufgabe nach Abs 1 ist eine nachhaltige Raumentwicklung» vgl § 1 Abs 2 des deutschen Bundesraumordnungsgesetz vom 18. August 1997 BGBl I S 2081 zuletzt geändert durch den Artikel des Gesetzes vom 9. Dezember 2006 BGBl I S 2833; zur Zukunftsgerichtetheit in der Raumplanung in Österreich hat der VfGH in seinem Erkenntnis 1954/ 2674 dem Begriff Gestaltung das Attribut «vorausschauend» vorangestellt vgl Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 341.

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Begriffsabgrenzungen

b) Raumordnung und Raumplanung aa) Unterschiede zwischen Raumordnung und Raumplanung Einleitend wird notiert, dass in der österreichischen Rechtsterminologie «eine allgemein gültige Definition weder für den Begriff der Raumplanung noch für den der Raumordnung existiert».1599 Eine Orientierungshilfe lieferte aber der VfGH, welcher den Begriff der Raumordnung im Jahr 1954 als die «planmäßige und vorausschauende Gestaltung eines bestimmten Gebietes in Bezug auf seine Bebauung, insbesondere für Wohn- und Industriezwecke einerseits und für die Erhaltung von im Wesentlichen unbebauten Flächen andererseits»1600 charakterisiert hatte. Da diese Interpretation immer noch keine genauen Aufschlüsse zulässt, sei auf die Ausführungen von Rill und Schäffer verwiesen. Deren Ansicht nach ist Raumordnung «die Gesamtheit staatlicher Akte hoheitlicher und nicht hoheitlicher Art, die darauf abzielen, den Staatsraum oder Teile hiervon nach den politischen Zielvorstellungen insbesondere im Sinne wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Leitlinien zu gestalten».1601 In Bezug auf den Raumplanungsbegriff verweist Hauer auf die Literatur, wonach die Raumplanung als «Bodennutzungsplanung in Form hoheitlicher Nutzungsfestlegung»1602 charakterisiert wird. Das deutsche Ordnungssystem sieht sich, angesichts der exakten begrifflichen Festlegung der beiden Termini, ähnlichen Konflikten ausgesetzt, weist aber einen entscheidenden Vorteil auf. Das Raumordnungsrecht wird in Deutschland – anders als in Österreich – anhand eines einzigen Bundesgesetzes – dem Bundesraumordnungsgesetz (im Folgenden nur noch BROG) geregelt.1603 Dementsprechend ist die Raumplanung «die Kurzbezeichnung für ein System, in dem verschiedene örtliche, regionale und länderübergreifende Planungsebenen aufeinandertreffen und unterschiedliche Planungsträger – Bund, Länder, Gemeinden, private und halbstaatliche Planungsträger und zunehmend auch die Europäische Gemeinschaft – in vielfälti-

1599 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 105. 1600 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 5. 1601 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 340; in diesem «Sinne bezeichnet die Raumordnung jede staatliche Maßnahme, die das Verhältnis der Dinge im Raum zueinander intentional regeln will» vgl Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 4; vgl auch Adamovich/ Funk, Verwaltungsrecht, 187. 1602 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 5. 1603 Bundesraumordnungsgesetz vom 18. August 1997 BGBl I S 2081, 2102 zuletzt geändert durch den Artikel 10 des Gesetzes vom 9. Dezember 2006 BGBl I S 2833.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

gen Handlungsformen sowie unter unterschiedlichen Zielsetzungen, Interessen und Präferenzen räumliche Vorgaben entwickeln».1604 Das Raumplanungsrecht wird somit gemeinhin «als Summe jener Normen definiert, die die hoheitlich, förmlich-systematische Nutzung des Raums festlegen».1605 Im Unterschied dazu wird der Raumordnungsbegriff1606 – ähnlich wie in Österreich – globaler verstanden und umfasst «Planungen und Maßnahmen, die der gezielten Gestaltung und Entwicklung des Raumes dienen. Leitvorstellung der Raumordnung ist eine nachhaltige Raumentwicklung mit gleichwertigen und gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Landesteilen».1607 Unter dem Begriff Raumordnungsrecht «werden alle Rechtsvorschriften, die staatliche Träger zur Raumordnungspolitik ermächtigen, zusammengefasst».1608 Aus der neuen Maxime des 1998 grundlegend novellierten Raumordnungsrechts ergibt sich, dass «der Leitvorstellung der nachhaltigen Raumentwicklung im systematischen Zusammenhang mit den Bestimmungen des Gesetzes, die Funktion zugedacht ist, den Auftrag der Raumordnung (§ 1 Abs 1 BROG) mit ihren Grundsätzen (§ 2 BROG) zu verknüpfen».1609 Runkel spricht in diesem Zusammenhang treffend von der «Scharnierfunktion»1610 der neuen Leitvorstellung. In Anbetracht der vorherigen Ausführungen lässt sich aufsummieren, dass «im Mittelpunkt der einfachgesetzlichen Standortsteuerung von WEA vornehmlich raumplanungsrechtliche Aspekte»1611 stehen, die sich maßgeblich auf die einzelnen bundesweit verbindlichen Ziele des Raumordnungsrechts stützen. Aus diesem Grunde stellen die Regelungen über die Ziele in den Programmen und Plänen der Raumordnung und Landesplanung einen tauglichen Anknüpfungspunkt für eine mögliche Einflussnahme dar.1612 Weil «die Ansiedelung von Windenergieanlagen in den Ländern zunehmend raumordnerisch»1613 gesteuert wird, kommt der Frage nach dem Gesetzgeber im Raumordnungsrecht

1604 Durner, Konflikte räumlicher Planungen, 1. 1605 Durner, Konflikte räumlicher Planungen, 33; in diesem Zusammenhang entspricht der Regelungsgehalt des Raumplanungsrechts im Wesentlichen der Definition der raumbedeutsamen Maßnahmen in § 3 Z 6 BROG Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1606 Vgl § 1 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1607 http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/raumordnung.htm (1.12.2008); Runkel zufolge ist Raumordnung «die zusammenfassende überörtliche und übergeordnete Planung zur Ordnung und Entwicklung des Raumes» vgl Runkel, in Bielenfeld/Erbguth/ Runkel, Raumordnungsrecht, § 1 Rz 61. 1608 Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 37. 1609 Beaucamp, Das Konzept der zukunftsfähigen Entwicklung, 413; vgl Appel, Zukunftsvorsorge, 421. 1610 Runkel, Zur geplanten Neuregelung des Rechts der Raumordnung, UPR 1998, 1, 2. 1611 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 84. 1612 Vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 36. 1613 Nicolai, Raumordnerische Steuerung von Windenergieanlagen, ZUR 2004, 74.

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Begriffsabgrenzungen

zentrale Bedeutung zu.1614 Eine bundesweite Vorgabe durch den Bundesgesetzgeber ermöglicht eine weitaus bessere und kohärentere Zielvorgabe bzw Zielfestlegung als ein System auf Basis der Berücksichtigungspflicht.1615 bb) Gesetzgeber im Raumordnungsrecht Die Materie der Raumordnung weist in Österreich seit jeher «eine sehr starke kompetenzrechtliche Zersplitterung auf»1616 und wird daher regelmäßig als «Querschnittsmaterie»1617 bezeichnet. Diese Konstellation lässt sich darauf zurückführen, dass die bundesstaatliche Kompetenzverteilung keinen Tatbestand, die Raumordnung betreffend, aufweist.1618 Demgemäß hielt der VfGH anlässlich eines Kompetenzfeststellungsverfahrens nach Art 138 Abs 2 B-VG grundlegend fest, dass «ein besonderer Kompetenztatbestand Raumordnung der gem Art 15 Abs 1 B-VG in die Zuständigkeit des Landesgesetzgebers falle, nicht besteht».1619 Aus diesem Grunde fällt die Raumordnung «daher nach der Generalklausel des Art 15 B-VG in Gesetzgebung und Vollziehung den Ländern zu, soweit nicht Teile davon in die Kompetenz des Bundes bzw in die Kompetenz der Gemeinden fallen».1620 Die für die gegenständliche Arbeit

1614 Berka merkt dazu treffend an, dass «örtliche (regionale) Energieversorgungskonzepte in Deutschland seit Anfang der 80er Jahre als energiepolitische Planungsinstrumente eingesetzt werden» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 14. 1615 Zum Berücksichtigungsprinzip in der österreichischen Raumordnung vgl Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 107. 1616 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 341. 1617 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 8; nach Berka hat die «Raumordnungskompetenz des Landes ihren Schwerpunkt va in den Zuständigkeiten für das Baurecht und die örtliche Raumplanung» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/ Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 16; zur Wirkung der örtlichen Raumplanung auf den Anlagenbau vgl Berka, Raumordnungsrechtliche Probleme, in Aicher/Korinek (Hrsg), Rechtsfragen des nationalen und internationalen Industrieanlagenbaus, 31 ff. 1618 Zur Stellung der Raumordnung im System des GG vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 36; Weber regt außerhalb der gegenständlichen Diskussion an, «über ein Kompetenzregime nachzudenken, das gegenüber den rasanten ökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen hin offen ist» vgl Weber, Verteilung, in Bußjäger/Larch (Hrsg), Die Neugestaltung des föderalen Systems vor dem Hintergrund des Österreich-Konvents (2004), 7. 1619 VfSlg 1954/2674. 1620 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 106; wie auch Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/ Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 341.

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maßgebliche Fachkompetenz des Bundes ist jene des Starkstromwegerechts in Art 10 Abs 1 Z 10 B-VG. Demzufolge wird der Bund zur Planung kompetenzrechtlich ermächtigt, wenn sich die Leitungsanlage auf zwei oder mehrere Länder erstreckt.1621 An diesem Punkt sei aber vermerkt, dass sich diese Regelung nicht auf Kraftwerke erstreckt, sondern lediglich auf den Netz- bzw Trassenbau zur Fortführung der Energie.1622 Die deutsche Rechtslage stellt sich im Gegensatz dazu etwas differenzierter dar. Ausweislich Art 75 Abs 1 Satz 1 Nr 4 GG besitzt der Bund die «Rahmenzuständigkeit für die Raumordnung und Landesplanung, während die Länder nach Art 75 GG mit Art 72 GG eine Rahmenausfüllungskompetenz für den Bereich der Raumordnung innehaben».1623 Hinsichtlich der unterschiedlichen Koordinationsregeln wird auf die nachkommenden Ausführungen sowie auf die einschlägige Literatur verwiesen.1624 Es gilt aber grundsätzlich festzuhalten, dass sich die deutsche Rechtslage va dadurch auszeichnet, dass durch das BROG ein bundesweiter Rahmen geschaffen worden ist, unter dessen Primat sich die Steuerungsmöglichkeiten wesentlich einfacher und in gebündelter Form darstellen lassen. cc) Ziele der Raumordnungspolitik In Ermangelung bundeseinheitlicher Zielbestimmungen können die österreichischen Raumordnungsziele nur in einem globalen Ansatz formuliert bzw anhand folgender programmatischer Punkte exemplarisch dargetan werden:1625 · Schutz der Umwelt und der natürlichen Lebensgrundlagen sowie vor Naturgewalten, · Sicherung und Verbesserung der Siedlungsstruktur, · Vorsorge für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Erfordernisse des Gemeinwohls, · Erhaltung einer lebensfähigen Land- und Forstwirtschaft, des Gewerbes, der Industrie und des Fremdenverkehrs,

1621 Vgl Funk, Übersicht über das Energierecht, in Aicher (Hrsg), Rechtsfragen der öffentlichen Energieversorgung, 47. 1622 Aufgrund «des Prinzips, dass die bundesstaatliche Kompetenzverteilung keine konkurrierenden Kompetenzen enthält, folgt aus der Anerkennung von Fachplanungskompetenzen des Bundes, dass die allgemeine Raumplanungskompetenz der Länder insofern entsprechend eingeschränkt zu denken ist» vgl Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 10. 1623 Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 36. 1624 Vgl Durner, Konflikte räumlicher Planungen, 79 ff. 1625 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 341.

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Begriffsabgrenzungen

· Vorsorge für die Bevölkerung (Sicherung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, Bildungssicherung und Energievorsorge). Berka formuliert hinsichtlich des Berücksichtigungsprinzips: «Die Raumordnungsgesetze der Bundesländer haben die Verwaltungsaufgabe Raumordnung als eine umfassende und vorausschauende Obsorge für eine anspruchsvollen gesellschaftspolitischen Zielen gerecht werdende Ordnung des Raumes konzipiert, die durch planende Einflussnahme auf alle raumwirksamen und raumbedeutsamen Aktivitäten verwirklicht werden soll».1626 Zur «Verwirklichung dieser Ziele finden sich in den einzelnen Landesraumordnungsgesetzen noch folgende zusätzliche Grundsätze, die bei der Zielverwirklichung zu beachten sind»:1627 · · · ·

sparsamer Umgang mit Grund und Boden, Vorrang für die Siedlungsentwicklung nach innen, sparsame Verwendung von Energie, Vorrang von öffentlichen Interessen vor Einzelinteressen.

Inwiefern sich eindeutige Ziele in Bezug auf die Energieversorgung eruieren lassen, soll in späteren Ausführungen beschrieben werden. An dieser Stelle sei lediglich festgehalten, dass es außerordentlich schwierig ist, die explizite Erwähnung der Energieversorgung bzw steuerungsrechtliche Aspekte derselben in der österreichischen raumordnungsrechtlichen Terminologie zu finden.1628 Die Raumordnungsziele im deutschen Ordnungssystem bestechen gerade deshalb durch eine systematische Kohärenz, weil sie verbindlich in einem Bundesgesetz zusammengefasst worden sind. Nachfolgend sollen nur die für die gegenständlichen Darstellungen gehaltvollsten Zielformulierungen einer Erwähnung zugeführt werden. Ausweislich § 1 Abs 1 BROG «sind der Gesamtraum der Bundesrepublik Deutschland und seine Teilräume durch zusammenfassende, übergeordnete Raumordnungspläne und durch Abstimmung raumbedeutsamer Planungen und Maßnahmen zu entwickeln, zu ordnen und 1626 Berka, Raumordnungsrechtliche Probleme, in Aicher/Korinek (Hrsg), Rechtsfragen des nationalen und internationalen Anlagenbaus, 27; Unkart führt dazu ergänzend aus, «dass Sinn der Raumordnung ist, die Ansprüche der Gesellschaft an dem Raum nur im jeweils erforderlichen Ausmaß und in einer sich gegenseitig möglichst nicht beeinträchtigenden Weise zu ermöglichen bzw Prioritäten zu setzen, durch die in bestimmten Gebieten eine bestimmte Raumnutzung zugunsten anderer eingegrenzt oder überhaupt hintangehalten wird» vgl Unkart, Grosswasserbauten, in Straube/ Weimar (Hrsg), FS Kühne, 222. 1627 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 341. 1628 In diesem Sinne verweist Berka auf die unterschiedlichen Landesziele, die unter dem Gesichtspunkt der Siedlungsstrukturen ihre Erwähnung finden vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 18 supra FN 14 ff.

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zu sichern. Dabei sind unterschiedliche Anforderungen an den Raum untereinander abzustimmen und die auf der jeweiligen Planungsebene auftretenden Konflikte auszugleichen».1629 Gemäß Abs 2 leg cit «ist Leitvorstellung bei der Erfüllung nach Abs 1 eine nachhaltige Raumentwicklung, die die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seinen ökologischen Funktionen in Einklang bringt und zu einer dauerhaften, großräumig ausgewogenen Ordnung führt».1630 Dabei sind ua die Standortvoraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen und Gestaltungsmöglichkeiten der Raumnutzung langfristig offen zu halten. Zur Erreichung dieser nachhaltigen Raumentwicklung sind folgende Grundsätze anzuwenden: «Die Infrastruktur ist mit der Siedlungs- und Freiraumstruktur in Übereinstimmung zu bringen. Eine Grundversorgung der Bevölkerung mit technischen Infrastrukturleistungen der Ver- und Entsorgung ist flächendeckend sicherzustellen».1631 Des Weiteren sind «zur Verbesserung der Standortbedingungen für die Wirtschaft in erforderlichem Umfang Flächen vorzuhalten, die wirtschaftsnahe Infrastruktur auszubauen sowie die Attraktivität der Standorte zu erhöhen. Für die vorsorgende Sicherung von standortgebundenen Rohstoffen sind die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen».1632 Bereits an dieser Stelle wird ersichtlich, wie exakt und weitsichtig die deutsche Rechtsordnung die Ziele in der Raumordnung formuliert und welche Steuerungsmöglichkeiten sich daraus ergeben. Die österreichische Landesgesetzgebung kann sich nicht auf einen solchen bundesweit verbindlichen Zielkatalog stützen, was den Wildwuchs an bzw die mangelnde Kohärenz von energiewirtschaftlichen Ansätzen in den Raumordnungsgesetzen der Länder erklären könnte. dd) Planungsinstrumente der Raumordnung In Bezug auf die Planungsinstrumente der Raumordnung ist darzulegen, dass in diesem Kontext va der örtlichen bzw der überörtlichen Raumplanung Bedeutung zukommt. Ohne die einzelnen Begriffe vertieft rechtsvergleichend definieren zu wollen, lassen sich hinsichtlich der planungsrechtlichen Steuerung folgende Instrumente anführen.

1629 § 1 Abs 1 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102; hinsichtlich der Zulassung von Windenergieanlagen kritisch vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 84. 1630 § 1 Abs 2 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1631 § 2 Abs 1 Z 4 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1632 § 2Abs 1 Z 9 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102.

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Begriffsabgrenzungen

(i) Landesentwicklungs- bzw Raumordnungsprogramme In Österreich erlässt die Landesregierung die Landesentwicklungs- oder Raumordnungsprogramme als Pläne bzw als Verordnung. Als Vorgaben dienen hierbei die gesetzlich festgelegten Landesraumordnungsgrundsätze. Ausgenommen von den Fachplanungskompetenzen stehen die «übrigen Planungskompetenzen von Bund und Ländern einander gleichrangig gegenüber. Der Bund kann daher nicht einseitig Raumordnungsziele der Länder festlegen, ebenso wenig können die Länder durch Festlegung von Raumordnungszielen den Bund in seinen Fachplanungskompetenzen binden».1633 Die Landesraumprogramme wiederum binden und konkretisieren alle nachgeordneten Akte, va auch jene der Gemeinden. In Deutschland stellen die Grundsätze des BROG die Leitlinien dar, anhand derer die Länder ihre Gesetze erlassen können.1634 Wobei § 4 Abs 1 BROG statuiert, dass die öffentlichen Stellen (darunter sind die Behörden des Bundes und der Länder, kommunale Gebietskörperschaften, bundesunmittelbare und die der Aufsicht eines Landes unterstehenden Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts zu verstehen) die Ziele bei ihren raumbedeutsamen Planungen1635 und Maßnahmen zu beachten haben.1636 Dieser Umstand wird auch als Bindung der Fachplanungen bezeichnet. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei den Zielen in § 3 Z 2 BROG «um abschließend abgewogene textliche oder zeichnerische Festlegungen handelt, verbleibt den öffentlichen Stellen keine Möglichkeit, die Ziele der Raumordnung durch Abwägung zu überwinden. Die Ziele der Raumordnung haben somit gegenüber dem gesamten Verwaltungsbereich der Länder einen Verbindlichkeitsanspruch».1637 (ii) Raumordnung auf kommunaler Ebene bzw Gemeindeebene Das «B-VG trennt in eine örtliche und überörtliche Raumplanung und behält der Gemeinde gem Art 138 Abs 3 Z 9 B-VG die Besorgung der örtlichen Raumplanung im eigenen Wirkungsbereich vor».1638 In diesem Sinne erlässt die Ge1633 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 343. 1634 Vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 39; vgl auch § 3 Z 2 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1635 Das Raumordnungsgesetz findet Anwendung, sofern es sich um raumbedeutsame Planungen oder Maßnahmen iSd § 3 Z 6 handelt; aufgrund der baulichen Anordnung moderner WEA kommt deswegen allen Anlagen die Raumbedeutsamkeit zu vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 88. 1636 § 4 Abs 1 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102; wie auch detailliert Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 415. 1637 Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 58. 1638 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 106.

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meinde sowohl den Flächenwidmungsplan als auch den Bebauungsplan, wobei die örtliche Raumplanung diesbezüglich der überörtlichen untergeordnet ist. In Deutschland existiert auf kommunaler Ebene die gleiche Regelung, jedoch ist dieser noch die Planungsebene der Regierungsbezirke bzw der Regionalplan vorgelagert. Somit verfügt das deutsche Ordnungssystem über eine Planungsebene bzw ein Planungsinstrument mehr. 2. Fachplanungsrecht Die Fachplanung bzw das Fachplanungsrecht wird im Allgemeinen als ein sachbezogener Teilausschnitt der Raumplanung charakterisiert.1639 Die deutsche herrschende Lehre spricht in Verbindung mit der Fachplanung auch meist von «Planfeststellungsverfahren». 1640 a) Energiewirtschaftsplanung Die Energiewirtschafts- bzw Elektrizitätswirtschaftsplanung beschäftigt sich folglich mit Fragen betreffend den «staatlich-hoheitlich zu erstellenden Kraftwerksstandortplan»1641 und die «staatlich-hoheitliche Starkstromwegeplanung».1642 aa) Ziel der Energiewirtschaftsplanung Die Ziele der Energiewirtschaftsplanung iSd Rahmenplanung liegen darin, eine möglichst kohärente und Sinn stiftende, nachhaltige Verteilung von Kraftwerken und Starkstromwegen unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit im Bundesgebiet zu erreichen. Im Vordergrund steht demnach, die «Standortsicherung für Kraftwerke und räumliche Fachpläne mit einer Vorsorgeplanung für verbrauchsnahe Kraftwerke»1643 zu schaffen.

1639 Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 5; zur österreichischen Fachplanungskompetenz des Bundes vgl FN 1626. 1640 Durner, Konflikte räumlicher Nutzung, 118. 1641 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1642 Hauer, Starkstromwegeplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 304. 1643 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 412, 413; dazu führt Berka aus, dass «das Hauptziel solcher Energieversorgungskonzepte, die Koordinierung verschiedener Energieträger unter dem Gesichtspunkt einer optimalen Versorgung mit Energie ist» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 14.

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Begriffsabgrenzungen

bb) Gemeinschaftsrechtliche Vorgaben Das europäische Sekundärrecht verpflichtet die Mitgliedstaaten nicht «zu elektrizitätswirtschaftsspezifischen Raumplanungsmaßnahmen».1644 Hauer führt in Verbindung dazu aus, «dass Art 6 Abs 2 lit d der Elektrizitätsbinnenmarkt-RL 2003 den Mitgliedstaaten allerdings gestattet, bei der Genehmigung von Elektrizitätserzeugungsanlagen auch Kriterien der Flächennutzung und Standortwahl aufzustellen und lässt damit eine staatliche Kraftwerksstandortplanung zu».1645 cc) Instrumente der Energiewirtschaftsplanung Wie bereits mehrfach erwähnt, wird die Energiewirtschaftsplanung maßgeblich durch die Ziele der Raumordnung gesteuert. In letzter Konsequenz «erscheint die Frage nach der Beachtlichkeit der allgemeinen Flächenwidmungspläne für Kraftwerksbauvorhaben also im Wesentlichen als eine Frage nach der Auslegung des jeweiligen einfachgesetzlichen Landesrechts».1646 Daher erfordert die Festlegung der Energiewirtschaftsplanung im Bereich der raumordnungsrechtlichen Steuerung von Kraftwerken eine Untersuchung der jeweiligen im Landesrecht liegenden Voraussetzungen. dd) Kollisionsmöglichkeiten Hierzu gilt es festzuhalten, dass bezüglich einer Kollisionsmöglichkeit der Energiewirtschaftsplanung mit sonstigen Planungskompetenzen in Österreich «das Prinzip der nichtkonkurrierbaren Exklusivität herrscht, welches besagt, dass ein und derselbe Gegenstand nicht zugleich der Gesetzgebungsautorität des Bundes und der Länder zufallen kann».1647 In Deutschland wird dem Gesichtspunkt der Kollisionsmöglichkeit mit dem Planfeststellungsverfahren begegnet bzw kann der Bund bestimmte planerische Tätigkeiten, die Infrastruktur betreffend, aufgrund eines generellen Vorbehalts an sich ziehen.1648 1644 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 299; in den Leitlinien der Transeuropäischen Netze finden sich allenfalls nur (unverbindliche) Vorgaben vgl, Donner, Planungskonflikte, 107. 1645 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1646 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1647 Berger, Netzwerk Raumplanung, 26; näheres dazu vgl Oberndorfer, Rechtsfragen der Genehmigung, in Aicher (Hrsg), Rechtsfragen der öffentlichen Energieversorgung, 119 ff; wie auch Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 15. 1648 Vgl dazu § 4 Abs 1 Z 1 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102; wie auch Bündenbender/Heintschel von Heinegg/Rosin, Energierecht I, 75 ff.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

C. Der österreichische Rechtsrahmen 1. (Fach-) Planungsrecht in der bundesstaatlichen Kompetenzverteilung a) Raumordnungsrecht Wie eingangs festgehalten wurde, sind «dem Querschnittscharakter der Materie entsprechend, die Rechtsvorschriften über Raumordnung und Raumplanung in zahlreichen Normen des Bundes und der Länder verstreut».1649 Abgesehen von den einzelnen Fachplanungskompetenzen des Bundes, kommt der Österreichischen Raumordnungskonferenz als offiziellem Organ aller Raumordnungsträger noch eine gewisse Bedeutung zu. Diese wurde 1971 als «politisches Konkordanzinstrument (in diesem Sinne dient sie als gemeinsames Organ des Bundes, der Länder und Gemeinden zur Kooperation der Gebietskörperschaften in Fragen der Raumordnung) geschaffen»1650, ohne jedoch in der Rechtsordnung verankert zu werden. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, dass «sie die Koordinierung raumbeeinflussender Maßnahmen insbesondere durch die Erstellung eines gemeinsamen Raumordnungskonzeptes für Österreich»1651 übernimmt. Angesichts des Faktums, dass ihre Beschlüsse aber als «politische Absprache im rechtsfreien Raum»1652 zu qualifizieren sind und ihre «Tätigkeit ausschließlich vorbereitender, beratender und koordinativer Natur ist»1653, kann sie aufgrund ihrer fehlenden Entscheidungsbefugnisse auch keinen tauglichen Anknüpfungspunkt für die gegenständliche Arbeit darstellen – sollte aber aus Gründen der Vollständigkeit angeführt werden. In Anbetracht ihrer spezifischen Ausgestaltung «übernimmt sie damit zum Teil jene Integrativfunktion, für die die Verfassung selbst keine institutionelle Basis zu bieten vermag».1654 Aus diesem Grunde wird den Steuerungsmöglichkeiten des Landes- bzw des Gemeindegesetzgebers mehr Beachtung geschenkt. aa) Steuerungsmöglichkeiten durch den Gesetzgeber Innerhalb des gesamten Zielsystems der unterschiedlichen Landesraumordnungsgesetze werden «die gesellschaftspolitischen Leitziele durch eine Reihe weiterer wirtschaftspolitischer, agrarpolitischer, umweltpolitischer sowie sozial-

1649 Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 191; vgl auch Fröhler/Binder, Bodenordnung, 37. 1650 Unkart, Großwasserbauten, in Straube/Weimar (Hrsg), FS Kühne, 224. 1651 Unkart, Großwasserbauten, in Straube/Weimar (Hrsg), FS Kühne, 224. 1652 Unkart, Großwasserbauten, in Straube/Weimar (Hrsg), FS Kühne, 224. 1653 Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 191. 1654 Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 191.

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Der österreichische Rechtsrahmen

politischer Subziele näher konkretisiert».1655 Dabei ist zu bemerken, dass diese Konkretisierung oftmals daseinsvorsorgende Elemente beinhaltet. So enthalten die ROG «als Zielsetzungen schließlich die Vorsorge für eine ausreichende Energieversorgung».1656 Dazu führt Berka treffend an, dass «die Raumordnungsgesetze der österreichischen Bundesländer seit jeher Aussagen über die Versorgung mit Energie getroffen haben und auf verschiedenen Ebenen und mit verschiedenen Instrumenten versucht haben, auf energiewirtschaftliche Entwicklungen Einfluss zu nehmen. Der Steuerungseffekt, den sie dabei entfalten konnten, dürfte allerdings nicht allzu hoch zu veranschlagen sein, vor allem weil sich die versorgungswirtschaftlichen Aussagen der ROG ebenso wie die auf ihrer Grundlage erlassenen Pläne meist auf sehr abstrakte Zielaussagen beschränkten».1657 Anhand exakterer Zielfestlegungen in den jeweiligen Planungsebenen könnte sich folglich eine Steuerung vornehmen lassen. Innerhalb des Bundeslandes muss jedoch zwischen der überörtlichen Raumplanung des Landesgesetzgebers und der örtlichen Raumplanung des Gemeindegesetzgebers unterschieden werden. (i) Überörtliche Raumplanung Die überörtliche Raumplanung «stellt nach hL eine Art Entwicklungsplanung in Form einer vorausschauenden und gestaltenden Planung dar».1658 Demzufolge lassen sich als Instrumente der Landesplanung vornehmlich die Entwicklungsprogramme bzw die Landesraumpläne herausarbeiten.1659 In diesem Zusammenhang hätte und hat der Landesgesetzgeber durchaus die Möglichkeit, die Ansiedelung von WEA positiv zu beeinflussen.1660 In diesem Kontext kommt vornehmlich die mit der Bodennutzungsplanung1661 verbundene Abstimmung der Siedlungsstrukturen mit den infrastrukturellen Einrichtungen zum Vorschein.1662 Aus planungsrechtlicher Sicht «kann es sich bei den Festle1655 Pernthaler/Fend, Kommunales Raumordnungsrecht, 77. 1656 Pernthaler/Fend, Kommunales Raumordnungsrecht, 79. 1657 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 14. 1658 Fröhler/Oberndorfer, Österreichisches Raumordnungsrecht II, 152. 1659 Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 191. 1660 Dazu Berka, dass «alle Raumordnungsgesetze gesetzliche Ziele und Grundsätze der überörtlichen Raumplanung formulieren, die sich auch der Versorgung mit Energie zuwenden oder andere für die Versorgungswirtschaft relevante Aussagen enthalten» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 14. 1661 Dazu meint Rill, dass «die in einem Kompetenztatbestand enthaltene Ermächtigung zu Bodennutzungsregelungen grundsätzlich die Regelung in Planform miteinschließt» vgl Fröhler/Binder, Bodenordnung, 33. 1662 Vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 18.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

gungen in den überörtlichen Plänen um Zielaussagen handeln. Nach näherer Regelung in den einzelnen Gesetzen können und sind in die Pläne aber auch Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele aufzunehmen».1663 Einen aktuellen Anknüpfungspunkt bieten an dieser Stelle die Raumordnungsgesetze der Bundesländer Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg, die im Folgenden in aller Kürze auf relevante Steuerungsmöglichkeiten hin untersucht werden. StmkROG Bevor explizit das Landesraumordnungsgesetz einer Erörterung zugeführt wird, soll die Verordnung der steiermärkischen Landesregierung vom 30. Jänner 1984, mit der ein Entwicklungsprogramm für Rohstoff- und Energieversorgung erlassen wurde, vorgestellt werden.1664 Diese Verordnung basiert auf der Rechtsgrundlage von § 8 StmkROG.1665 Da die VO aus dem Jahr 1984 stammt, kann eine ausdrückliche Erwähnung der Windenergie naturgemäß noch nicht lokalisiert werden, jedoch lassen sich unmissverständliche Hinweise auf erneuerbare Energieträger ermitteln. Ausweislich § 1 Abs 1 der VO ist «das Entwicklungsprogramm für Rohstoff- und Energieversorgung ein Entwicklungsleitbild für die Steiermark und stellt daher für die Bevölkerung und Planungsträger eine Orientierungshilfe dar».1666 Nach Maßgabe von Abs 3 leg cit beinhaltet «dieses Entwicklungsprogramm eine vorausschauende Grundlage zur Versorgung der Bürger mit der notwendigen Energie».1667 Unter dem Titel Grundsätze und Ziele der Energiepolitik kann § 4 Abs 3 Z 1 lit b leg cit entnommen werden, dass den im Bundesland Steiermark vorhandenen Primärenergien bei der Nutzung Priorität zukommt.1668 Des Weiteren lässt sich der Textierung von § 5 Abs 1 leg cit entnehmen, dass zum Abbau der Abhängigkeit von externen Energieträgern sowohl der Ersatz ausländischer Energieträger durch heimische als auch der Ersatz nicht erneuerbarer Energieträger durch erneuerbare wie auch die Erhöhung der Versorgungssicherheit durch Streuung der Energieträger sowie die Erhöhung der Versorgungssicherheit durch größere Flexibilität des Endenergiesystems anzustreben sind.1669 Di-

1663 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 19. 1664 Vgl LGBl 1984/29. 1665 § 8 Abs 1 StmkROG besagt, dass «die Landesregierung in Durchführung der Raumordnungsgrundsätze sowie der Aufgaben der überörtlichen Raumordnung (§ 6 Z 1) durch Verordnung Entwicklungsprogramme zu erlassen hat» vgl § 8 Abs 1 LGBl 1974/124 idF LGBl 2007/47. 1666 § 1 Abs 1 LGBl 1984/29. 1667 § 1 Abs 3 LGBl 1984/29. 1668 § 4 Abs 3 Z 1 lit b LGBl 1984/29. 1669 Vgl § 5 Abs 1 LGBl 1984/29.

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rekte Zielformulierungen an den nächsten Planungsträger enthält § 5 Abs 2 leg cit. Demnach sollen «auf der Basis dieses Entwicklungsprogrammes kommunale und regionale Energiepläne erstellt werden, welche in den Prozess der Orts- und Regionalplanung einzubeziehen sind».1670 Darüber hinaus «sollen regionale Energiepläne als besondere Schwerpunkte die Auffindung und Aktivierung der energetischen Ressourcen der jeweiligen Region enthalten und innovative, regionale Initiativen fördern. Des Weiteren stellt die Entwicklung von Strategien für den ländlichen Raum einen weiteren Schwerpunkt der regionalen Energieplanung»1671 dar. Zu guter Letzt statuiert § 5 Abs 4 leg cit, «dass die Energieforschung unter Beachtung obiger Grundsätze»1672 in Bezug auf die erneuerbaren Energieträger ausgebaut werden soll. Das ROG als Grundsatzgesetz statuiert in § 3 Abs 2 Z 2 unter den Zielen, «dass die Entwicklung der Siedlungsstruktur unter vermehrtem Einsatz von erneuerbaren Energieträgern»1673 zu verfolgen ist. Des Weiteren normiert § 10 Abs 1 Z 2 lit i leg cit, dass «regionale Entwicklungsprogramme regionsspezifische Ziele, insbesondere für die Energiewirtschaft, zu enthalten»1674 haben. Die Normstelle des § 26c leg cit ist an den nachgeordneten Planungsträger der Gemeinde gerichtet. Demnach können nach § 26c leg cit «im Flächenwidmungsplan Flächen für Einrichtungen und Anlagen, für die eine nachweisbare Notwendigkeit besteht, die öffentlichen Zwecken dienen und dem umliegenden Gebiet zugeordnet sind, wie Energieversorgungsanlagen, als Vorbehaltsflächen ausgewiesen werden».1675 Diesen Formulierungen im StmkROG kann man eindeutige energiepolitische Aussagen entnehmen, welche direkt – wenn auch etwas ungenau definiert – auf die Sicherung und den Ausbau der Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren Energieträgern Bezug nehmen.1676 OöROG Das oberösterreichische Raumordnungsgesetz1677 greift in seinem § 2 Abs 1 Z 8 die eingangs erwähnte «Abstimmung der Siedlungsstrukturen mit den in-

1670 Vgl § 5 Abs 2 LGBl 1984/29. 1671 § 5 Abs 2 LGBl 1984/29; in diesem Sinne könnte der Primärenergieträger Wind als heimische energetische Ressource gewertet werden bzw die Windenergietechnologie als innovative und daher unter raumordnungsrechtlichen Aspekten als förderungswürdige Systemtechnik beschrieben werden. 1672 § 5 Abs 4 LGBl 1984/29. 1673 § 3 Abs 2 Z 2 StmkROG LGBl 1974/124 idF LGBl 2007/47. 1674 § 10 Abs 1 Z 2 lit i StmkROG LGBl 1974/124 idF LGBl 2007/47. 1675 § 26c StmkROG LGBl 1974/124 idF LGBl 2007/47. 1676 Zu weiteren Aspekten vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 18. 1677 Vgl OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1.

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frastrukturellen Einrichtungen als eigenständiges Raumordnungsziel auf».1678 Demnach hat nach oberösterreichischem Landesrecht die Raumordnung ua das Ziel «der Sicherung und Verbesserung einer funktionsfähigen Infrastruktur».1679 Ausweislich § 8 Z 4 leg cit ist es «Aufgabe der überörtlichen Raumordnung, insbesondere die Planungen von Sachbereichen, das sind die ordnenden Maßnahmen für bestimmte Sachbereiche, im gesamten Landesgebiet oder in Teilen des Landesgebiets»1680, festzulegen. Dieser Aspekt wurde auch jüngst von der ÖROK aufgegriffen, die unter dem Titel Empfehlungen zur Raumordnung «die räumliche Festlegung von Eignungsgebieten/Vorrangzonen für Windkraftwerke bzw einen Kriterienkatalog und Planungsleitfaden für Energieplanung gefordert hatte».1681 Diesem Gesichtspunkt soll die gesetzliche Regelung von § 11 Abs 2 leg cit nachgeliefert werden. Demgemäß «können Raumordnungsprogramme für das gesamte Landesgebiet (Landesraumordnungsprogramme) oder für Landesteile (regionale Raumordnungsprogramme) sowie für Sachbereiche der Raumordnung (Raumordnungsprogramme für Sachbereiche) erlassen werden».1682 Diese Perspektive nimmt ausdrücklich auf die Möglichkeit des Landesgesetzgebers Bezug, raumordnungsrechtlich auf die Standortentscheidung von WEA einwirken zu können. Schließlich und endlich normiert § 19 Abs 1 leg cit die Bestimmung, dass die Gemeinde im Rahmen ihrer örtlichen Raumplanungskompetenz «Vorbehaltsflächen, die öffentlichen Zwecken dienen, festlegen kann».1683 NöROG Das NöROG1684 regelt unter den Zielen in § 1 Abs 2 Z 1 lit b, dass die «Ausrichtung der Maßnahmen der Raumordnung auf nachhaltige Nutzbarkeit»1685 fokussiert sein muss, sowie die «Ordnung der einzelnen Nutzungen in der Art»1686 sichergestellt sein sollte, dass sie «jenen Standorten zugeordnet werden, die dafür die besten Eignungen besitzen».1687 Die Ziffer 2 derselben Normstelle bestimmt, dass die «Gewährleistung einer ausreichenden Versor-

1678 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 18. 1679 § 2 Abs 1 Z 8 OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1. 1680 § 8 Z 4 OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1. 1681 http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/2.Reiter-Raum_u._Region/3.Themen_und _Forschungsbereiche/2.Energie_u._Raumentwicklung/2._WS/6_SIR_RO_Strategien _u._Massnahmen.pdf (3.12.2008). 1682 § 11 Abs 2 OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1. 1683 § 19 Abs 1 OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1. 1684 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1685 § 1 Abs 2 Z 1 lit b NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1686 § 1 Abs 2 Z 1 lit b NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1687 § 1 Abs 2 Z 1 lit b NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72.

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gung»1688 ein besonderes Leitziel für die überörtliche Raumordnung darstellt. Anknüpfend an den besonderen Leitzielen statuiert § 3 Abs 1 leg cit, dass «die Landesregierung, wenn es zur planvollen Entwicklung des Landesgebietes erforderlich ist, Raumordnungsprogramme für Regionen oder einzelne Sachbereiche aufzustellen und zu verordnen hat».1689 Bei der «Aufstellung der überörtlichen Raumordnungsprogramme ist von den Leitzielen des Gesetzes auszugehen».1690 Ausweislich § 11 leg cit haben die «Raumordnungsprogramme für Sachbereiche die Infrastrukturmaßnahmen des Landes festzulegen».1691 Auch hier wird aus den Formulierungen ersichtlich, dass dem Gesetzgeber zweifelsohne die Möglichkeit zukommt, raumordnungsrechtlich die Standortwahl von WEA beeinflussen zu können. In Ermangelung sehr konkreter Vorgaben fallen die jeweiligen Textierungen noch ungenau aus und präzisieren nicht im erhofften Ausmaß eine landesweite Ansiedelung von Energieerzeugungsanlagen bzw Windkraftwerken. SbgROG Das SbgROG1692 legt in § 2 Abs 2 Z 5 leg cit fest, dass zur Verfolgung der Raumordnungsziele ua der Grundsatz des «vermehrten Einsatzes von heimischen erneuerbaren Energieträgern»1693 gelten soll.1694 In weiterer Folge verweist aber § 13 leg cit wiederum auf die Gemeinde, wonach «die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne grundsätzliche Aussagen über die Energieversorgungseinrichtungen zu treffen haben».1695 (ii) Örtliche Raumplanung Neben der «grundsätzlichen Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern sind im Bereich der Raumplanung noch die Gemeinden als autonome Selbstverwaltungskörper zu berücksichtigen».1696 Die örtliche Raumplanung der Gemeinde basiert vornehmlich auf der Rechtsgrundlage von Art 118 Abs 2 B-VG. Diese Art Generalklausel normiert, dass «der eigene Wirkungsbereich der Gemeinde alle Angelegenheiten umfasst, die im ausschließlichen oder überwiegenden Interesse der in der Gemeinde verkörperten örtlichen Gemeinschaft gelegen und geeignet sind, durch die Gemeinschaft innerhalb ihrer 1688 1689 1690 1691 1692 1693 1694

§ 1 Abs 2 Z 2 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. § 3 Abs 1 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. § 3 Abs 1 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. § 11 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. LGBl 1998/44 idF LGBl 2007/108. § 2 Abs 2 Z 5 SbgROG LGBl 1998/44 idF LGBl 2007/108. In diesem Sinne kann die Windkraft logischerweise als heimischer erneuerbarer Energieträger gesehen werden. 1695 § 13 SbgROG LGBl 1998/44 idF LGBl 2007/108. 1696 Berger, Netzwerk Raumplanung, 30.

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örtlichen Grenzen besorgt zu werden».1697 Ausweislich Art 118 Abs 3 Z 9 BVG «werden den Gemeinden zur Besorgung im eigenen Wirkungsbereich die behördlichen Aufgaben unter anderem auch in Angelegenheiten der örtlichen Raumplanung und der örtlichen Baupolizei übertragen».1698 Hinsichtlich dieser Übertragung lässt sich feststellen, dass «die von der Gemeinde im eigenen Wirkungsbereich zu besorgende örtliche Raumplanung von der überörtlichen Raumplanung determiniert sowie an diese gebunden ist».1699 Als Instrumente der Gemeindeplanung im Sinne der örtlichen Raumplanung kommen va neben den kommunalen Raumordnungsprogrammen1700 die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne in Frage.1701 Flächenwidmungsplan Der Flächenwidmungsplan stellt in Bezug auf die Standortwahl für WEA das wichtigste Steuerungsinstrument auf Gemeindeebene dar. Rechtsdogmatisch betrachtet, handelt es sich hierbei um eine «Verordnung, die vom Gemeinderat im eigenen Wirkungsbereich erlassen wird».1702 Mit Hilfe des Flächenwidmungsplans wird «die Art der Bodennutzung (Widmung) konkreter Grundflächen rechtsverbindlich festgelegt».1703 In diesem Sinne «muss die gebotene zukünftige Verwendung als Soll-Zustand festgelegt werden, auch wenn der Verordnungsgeber im Zuge der planerischen Gestaltung auf die tatsächlichen Gegebenheiten als ein Kriterium Bedacht zu nehmen hat».1704 Anknüpfend an 1697 Fröhler/Oberndorfer, Österreichisches Raumordnungsrecht II, 155. 1698 Berger, Netzwerk Raumplanung, 31; vgl auch Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 108; wie Baumgartner, Allgemeines Verwaltungsrecht, 77. 1699 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 350; zur Trennung bzw Bindung der örtlichen bzw überörtlichen Raumplanung vgl VfSlg 1979/8601 und VfSlg 1977/ 8150 beide abgedruckt in Jann/Oberndorfer, Die Normenkontrolle des VfGH im Bereich der Raumplanung, 58 ff; wie auch VfSlg 1988/626 abgedruckt in Hauer, Grundbegriffe, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, supra FN 66. 1700 Die kommunalen Raumordnungsprogramme weisen in ihrer Funktion als strategisches Planungsinstrument die gleiche Bedeutung wie die Landesraumprogramme auf; Leitl führt dazu an, dass «zum gesetzlichen Mindestinhalt des örtlichen Entwicklungskonzepts auch ein die Energieversorgung berücksichtigendes Infrastrukturkonzept gehört» vgl Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raumund Fachplanungsrecht, 106. 1701 Vgl Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 192. 1702 Pernthaler/Fend, Kommunales Raumordnungsrecht, 44. 1703 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 113. 1704 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 113.

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Der österreichische Rechtsrahmen

den Aspekt der zukünftigen Verwendung lässt sich notieren, dass der FWP «die Widmungskategorien und innerhalb dieser die spezifischen in den ROG vorgesehenen Widmungsarten flächendeckend für das gesamte Gemeindegebiet festzulegen hat».1705 Für die Widmungsfestlegung stehen folgende Hauptwidmungskategorien frei: · · · · ·

Bauland Verkehrsflächen Vorbehaltsflächen Grünland Sonderfläche

Die einzelnen ROG ihrerseits geben wiederum vor, welche Flächen innerhalb der einzelnen Widmungskategorien gesondert auszuweisen sind.1706 Für die gegenständliche Arbeit ist entscheidend, inwiefern sich in den einzelnen ROG Bestimmungen über die Ansiedelung von WEA in den FWP der Gemeinden eruieren lassen. Das NöROG spricht in § 19 Abs 2 Z 19 eine klare Sprache. Demnach gehören ausweislich Abs 1 leg cit «alle nicht als Bauland oder Verkehrsflächen gewidmeten Flächen zum Grünland».1707 Der Textierung von Abs 2 leg cit ist zu entnehmen, dass «das Grünland entsprechend den örtlichen Erfordernissen und naturräumlichen Gegebenheiten»1708 laut Z 19 ua in die Widmungskategorie Windkraftanlagen zu gliedern ist.1709 Der Widmungskategorie Grünland-Windkraftanlagen gehören «Flächen für Anlagen zur Gewinnung elektrischer Energie aus Windkraft ab einer Engpassleistung von 10 kW, erforderlichenfalls unter Festlegung der Anzahl der zulässigen Windkraftanlagen am gleichen Standort»1710 an. Darüber hinaus ordnet § 19 Abs 3a leg cit an, dass «bei der Widmung einer Fläche für Windkraftanlagen Mindestabstände von 1200m zu gewidmetem Wohnbauland, 750m zu landwirtschaftlichen Wohngebäuden und 2000m zu gewidmetem Wohnbauland, welches nicht in der Standortgemeinde liegt, einzuhalten sind».1711 Des Weiteren soll «bei der Widmung derartiger Flächen auf eine größtmögliche Konzentration von Windkraftanlagen hingewirkt und die Widmung von Einzelstandorten nach Möglichkeit vermieden werden».1712 Diese Textstelle verdeutlicht am ein1705 Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/ Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 353. 1706 Vgl Pernthlaer/Fend, Kommunales Raumordnungsrecht, 45. 1707 § 19 Abs 1 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1708 § 19 Abs 2 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1709 Vgl § 19 Abs 2 Z 19 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1710 § 19 Abs 2 Z 19 NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1711 § 19 Abs 3a NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72. 1712 § 19 Abs 3a NöROG LGBl 1976/8000 idF LGBl 2007/72; diese Bestimmung korreliert direkt mit § 35 Abs 3 Satz 3 des deutschen Baugesetzbuchs (Baugesetzbuch in der

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drücklichsten die Möglichkeiten des Landesgesetzgebers bzw des Gemeindegesetzgebers, auf eine Ansiedelung von WEA positiv einwirken zu können. Abschließend soll auf die Ausarbeitung eines Rahmenkonzeptes für Windkraftanlagen mit Ausweisung verschiedener Eignungs- und Ausschlusszonen im Bundesland Burgenland hingewiesen werden. Angesichts der «dynamischen Entwicklung von Windkraftanlagen in den letzten Jahren hat die Burgenländische Landesregierung Anfang 2002 das Österreichische Institut für Raumplanung (ÖIR) mit der Erarbeitung von Standortkonzepten für Windkraftanlagen beauftragt».1713 Hintergrund war der Wunsch, über eine «fundierte, verbindliche Grundlage zur Nutzung der Windenergie bzw für die Errichtung von Windkraftanlagen»1714 verfügen zu können. Dieses Konzept dient nun als fachliche Grundlage und wird in den bezughabenden Behördenverfahren herangezogen. Das Bundesland Burgenland verfügt somit österreichweit als einziges über ein solches Instrument zur Planansiedelung von WEA. Aufgrund dieses Planungskonzeptes konnte die «Parndorfer Platte als einer der besten Binnenlandstandorte für Windkraftanlagen in Europa ausgewiesen werden».1715 Neben den Eignungszonen wurden auch landesweit Ausschlusszonen festgelegt. Diese verkörpern «insbesondere Vogelschutzgebiete, Natura-2000-Gebiete sowie Gebiete, die aus Sicht von Naturschutz, Raumplanung und Landschaftsbild für Windkraftanlagen nicht geeignet sind».1716 Ein solches Planungskonzept wäre durchaus auch für andere Bundesländer wünschenswert. Mit dessen Hilfe wäre eine kohärente, von allen Planungsebenen mitbestimmte raumordnungsrechtliche Festlegung von Auswahlstandorten möglich. Zweifelsohne würde sich ein solches Konzept in die bereits genannten Landesraumordnungsziele integrieren lassen – politischen Willen und Konsens vorausgesetzt. Die Beschreibung der Systembauweise von WEA in Kapitel 3 hat veranschaulicht, dass allein schon wegen der Größe und der sich daraus ergebenden Raumbeanspruchung die modernen Windkraftwerke hinsichtlich ihrer Ansiedelung einer vorausschauenden Planung bedürfen. Die Ausführungen in Bezug auf die überörtliche Raumordnung zeigten ihrerseits

1713 1714 1715 1716

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Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 BGBL I 2004 S 2414 zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Dezember 2006 BGBl I 2006 S 3316), wonach «Konzentrationsflächen auszuweisen sind, um eine Bündelung der Windkraftanlagen in diesen Gebieten zu erreichen und ihre Errichtung an anderen Stellen verhindern zu können» vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 39. http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/2.Reiter-Raum_u._Region/1.OEREK/OER EK_2001/Sammelmappe/3-4konzeptwindkraftanlagenbgld.pdf (4.12.2008). http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/2.Reiter-Raum_u._Region/1.OEREK/OER EK_2001/Sammelmappe/3-4konzeptwindkraftanlagenbgld.pdf (4.12.2008). http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/2.Reiter-Raum_u._Region/1.OEREK/OER EK_2001/Sammelmappe/3-4konzeptwindkraftanlagenbgld.pdf (4.12.2008). http://www.oerok.gv.at/fileadmin/Bilder/2.Reiter-Raum_u._Region/1.OEREK/OER EK_2001/Sammelmappe/3-4konzeptwindkraftanlagenbgld.pdf (4.12.2008).

Der österreichische Rechtsrahmen

stringent auf, dass durchaus rechtliche (wenn auch etwas unscharf formulierte) Möglichkeiten vorhanden wären, die eine allfällige Steuerung von WEA in den Landesraumordnungen zulassen würden. In Ermangelung eines bundesweit – unter Einschluss der raumordnungsrechtlichen Steuerung von Energieerzeugungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energieträger – einheitlichen Pflichtenheftes an Raumordnungszielen stellen solche Aussagen bis dato aber lediglich gedankliche Ansätze für eine hoffnungsvollere Zukunft dar. Das Bekenntnis zu erneuerbarer Energie in der Stromversorgung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr als deutlich zu vernehmen. Was jetzt noch folgen muss, ist eine Sinn stiftende Verankerung dieser Ziele in den verschiedenen zur Zielerreichung notwendigen begleitenden Materiengesetzen. Zu diesen begleitenden Maßnahmen gehört – aus Sicht des Autors – untrennbar auch die raumordnungsrechtliche Berücksichtigung von Aspekten die dezentrale Energieerzeugung und -versorgung betreffend. Die Etablierung von Kraftwerken, welche durchwegs auf dem Prinzip der stochastisch fluktuierenden Stromerzeugung basieren, erfordert neue Rahmenbedingungen und lässt sich nicht mehr mit den bisher üblichen Denkansätzen bewerkstelligen.1717 Bebauungsplan Der Bebauungsplan stellt das kleinste Planungsinstrument der Gemeinde dar. Er legt «die Art der Bebauung und die verkehrsmäßige Erschließung fest und weist typischerweise Fluchtlinien, Gebäudehöhen, Bauplätze, Bauweisen, Mindestbaudichten, den Verlauf und die Breite der Verkehrsflächen sowie die Art der Energieversorgung aus».1718 Die Bestimmungen des Bebauungsplanes dürfen «dem Flächenwidmungsplan nicht widersprechen, dementsprechend besteht seine Aufgabe in der Konkretisierung der im Flächenwidmungsplan für das Bauland getroffenen Festlegungen».1719 Konkrete Vorgaben ergeben sich aus dem SbgROG sowie dem OöROG. Demgemäß bestimmt § 32 Abs 2 Z 7 OöROG, dass «der Bebauungsplan nach Maßgabe des § 31 darüber hinaus insbesondere den Verlauf der Anlagen der Energieversorgung festlegen oder ausweisen»1720 kann. Das SbgROG normiert in § 28 Abs 1, «dass der Aufstel-

1717 Obgleich das Koordinierte Kraftwerksausbauprogramm aus dem Jahre 1976 nur für die Verbundgesellschaft unmittelbare Auswirkungen entfaltet hatte, stellte es doch ein bundesweites Übereinstimmungskonzept für die E-Produktion dar, anhand dessen die Kraftwerksprojekte der Gesellschaften koordiniert worden sind vgl Rill/Schäffer, Investitionsplanung und Raumordnung, 188; ein solches Koordinierungsprogramm wäre im Hinblick auf zukünftig zu errichtende Windparks ebenso gut vorstellbar. 1718 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 121. 1719 Pernthlaer/Fend, Kommunales Raumordnungsrecht, 48; vgl auch Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 193. 1720 § 32 Abs 2 Z 7 OöROG LBGBl 1993/114 idF LGBl 2007/1.

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lung des Bebauungsplanes der Grundstufe die Erfassung und Feststellung der Einrichtungen und Möglichkeiten der Energieversorgung voranzugehen»1721 hat. Zu guter Letzt soll noch die Möglichkeit der Raumerheblichkeitsprüfung angerissen werden. Diese stellt zwar kein ausdrückliches planungsrechtliches Instrument dar, ist jedoch bei Erlassung bzw Festlegung des FWP zu beachten. Umwelterheblichkeitsprüfung Die Raumerheblichkeitsprüfung basiert auf den gemeinschaftsrechtlichen Vorgaben der SUP-RL.1722 Aus dem «Querschnittscharakter der Materie Raumordnung»1723 ergibt sich, dass die innerstaatliche Umsetzung der SUP-RL nicht anhand eines Bundesgesetzes, «sondern nur gesondert, dh einerseits durch den Bund und andererseits durch die Länder für die jeweils in ihre Gesetzgebungszuständigkeiten fallenden, von der SUP-RL betroffenen Bereiche»1724 realisiert worden ist. In logischer Konsequenz bedeutet diese Gegebenheit, dass sowohl die Raumordnungsprogramme als auch die Flächenwidmungspläne dem Anwendungsbereich der SUP-RL unterliegen.1725 Leitl führt dazu aus, dass «sie jedenfalls dann einer Umweltprüfung zu unterziehen sind, wenn sie geeignet sind, Grundlage für ein Projekt zu sein, das gemäß Anhang I des UVP-G einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen ist».1726 Des Weiteren ergibt sich «die Pflicht zur Durchführung einer Umweltprüfung, wenn sich Landesraumprogramme oder Flächenwidmungspläne voraussichtlich erheblich auf die Umwelt auswirken».1727 Der für die gegenständliche Arbeit tauglichste Anknüpfungspunkt liegt in Z 6 des Anhang I zum UVP-G.1728 Demnach muss bei Anlagen zur Nutzung der Windenergie mit einer elektrischen Gesamtleistung von mehr als 20 MW oder mit mindestens 20 Konvertern sowie bei Anlagen zur Nutzung von Windenergie in schutzwürdigen Gebieten der Kategorie A mit einer elektrischen Gesamtleistung von mindesten 10 MW oder mit mindestens 10 Konvertern eine Umweltverträglichkeitsprüfung verpflichtend durchge1721 § 28 Abs 1 Z 3 SbgROG LGBl 1998/44 idF LGBl 2007/108. 1722 Richtlinie 2001/42/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Juni 2001 über die Prüfung der Umweltauswirkungen bestimmter Pläne und Programme ABL 2001 L 197/30. 1723 Adamovich/Funk, Verwaltungsrecht, 191. 1724 Nußbaumer, SUP, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 47. 1725 Vgl Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 123. 1726 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 123. 1727 Leitl, Raumplanung, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 123. 1728 Vgl Bundesgesetz über die Prüfung der Umweltverträglichkeit BGBl I 1993/697 idF BGBl I 2005/14.

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führt werden.1729 In Bezug auf die FWP bedeutet dieser Gesichtspunkt, dass, falls eine solche Fläche im überörtlichen bzw örtlichen Raumordnungsprogramm bzw Raumordnungsplan vorgesehen ist, sie jedenfalls UVP-pflichtig wäre. Der verwendete Konjunktiv verdeutlicht, dass der Sachverhalt einer solchen Agglomeration von WEA an einem einzigen Standort in der Gemeinde bisher sehr selten ist und in aller Regel nur Windparks bzw Windfarmen davon betroffen sind. Da jedoch sowohl in den Bebauungsplänen als auch in den Flächenwidmungsplänen oftmals die Rede von verdichteter Bauweise und konzentrierenden Maßnahmen zur Ansiedelung von Energieerzeugungsanlagen ist, musste die Verpflichtung zur UVP der Vollständigkeit halber genannt werden. b) Energiewirtschaftsplanung Die Energiewirtschaftsplanung beschäftigt sich im Allgemeinen mit der Raumwirksamkeit und Raumbedeutsamkeit von (industriellen) Kraftwerken und elektrischen wie nicht-elektrischen Betriebsmitteln.1730 Die Notwendigkeit einer umfassenden Energiewirtschaftsplanung als integrativer Teil der Fachplanung leitet sich va aus dem Faktum ab, dass zum einen die «Standorte für Energieerzeugungsanlagen und für Versorgungsleitungen den knappen Raum beanspruchen, für den durch Raumordnungsmaßnahmen vorzusorgen ist»1731 und zum anderen die strukturierte Ansiedelung von Energieerzeugungsanlagen zur «Vermeidung unkoordinierter Entwicklungen auf dem Energiesektor»1732 beiträgt. Integraler Ansatzpunkt der Energiewirtschaftsplanung ist die «Koordinierung verschiedener Energieträger unter dem Gesichtspunkt einer optimalen Versorgung mit Energie, das heißt die Sicherung einer sicheren, preiswürdigen, umweltfreundlichen und ressourcenschonenden Energieversorgung durch ein sinnvolles Zusammenwirken der einzelnen Energieträger».1733 Industrielle Windkraftwerke spielen in diesem konzertierenden 1729 Vgl Z 6 Anhang I UVP-G BGBl I 1993/697 idF BGBl I 2005/14; in diesem Zusammenhang wird jedoch nur das vereinfachte Verfahren nach Spalte 1 bzw 2 zum Einsatz kommen. 1730 Berka führt in diesem Zusammenhang an, dass «aus der Sicht der Raumordnung jede industrielle Standortentscheidung raumwirksam ist, da sie Raum beansprucht, häufig den Raum belastet und mit konkurrierenden Raumansprüchen zu einem Ausgleich gebracht werden muss» vgl Berka, Raumordnungsrechtliche Probleme, in Aicher/Korinek (Hrsg), Rechtsfragen des nationalen und internationalen Industrieanlagenbaus, 28. 1731 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13. 1732 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13. 1733 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 14.

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Zusammenwirken eine nicht unbedeutende Rolle.1734 Zum einen sind sie aufgrund der Charakteristik der stochastisch fluktuierenden Stromerzeugung auf Grundlastkraftwerke angewiesen, zum anderen fordern sie beim Energiegestehungsprozess erhebliche Raumansprüche ein.1735 Aus dem Umstand, dass Windenergieanlagen als Prototypen einer dezentralen Energieversorgungsstruktur bezeichnet werden können, resultiert auch die Notwendigkeit, die bisherige Struktur der Energiewirtschaftsplanung an diese neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass bisher keine bundesweite Energiewirtschaftsplanung zu verzeichnen ist, welche auch nur ansatzweise versucht, die bisherige Situation der Kraftwerksansiedelung an die neuen Verhältnisse anzupassen.1736 Trotz des Faktums, dass «die in Sachgesetzlichkeiten angelegte wechselseitige Verwiesenheit von Raumordnung und industrieller Realisation normativ in den Raumordnungsgesetzen der Länder bestätigt wird»1737, treten hinsichtlich der Umsetzung – wie die folgenden Ausführungen zeigen werden – noch massive Probleme auf. Eine einheitliche und kohärente Energiewirtschaftsplanung hätte den Vorteil, auf die optimale Verteilung von Kraftwerken im Bundesgebiet Einfluss nehmen zu können bzw diese zu steuern und die Synergieeffekte der einzelnen Energieträger miteinander in Verbindung bringen zu können. Für die gegenständliche Arbeit ist die Elektrizitätswirtschaftsraumplanung als Teilgebiet der Energiewirtschaftsplanung von Interesse. aa) Elektrizitätswirtschaftsraumplanung (i) Allgemeines Die Elektrizitätswirtschaftsraumplanung beschäftigt sich mit der Thematik der raumordnungsrechtlichen Anordnung bzw Steuerung von Kraftwerken zur Stromerzeugung sowie der Fortführung der elektrischen Energie durch Versorgungsleitungen. In diesem Zusammenhang kommt zum Vorschein, dass sowohl die elektrischen Erzeugungsanlagen als auch die Netze von der Elektrizitätswirtschaftsraumplanung umfasst werden müssen. Vordergründig muss bedauerlicherweise festgestellt werden, dass «die Elektrizitätswirtschaftsrechtsvorschriften des Bundes und der Länder keine elektrizitätswirtschaftsspezifi1734 Nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige gehört die Energieversorgung zum sekundären Sektor bzw zum produzierenden Gewerbe; aus diesem Grunde trifft die Bezeichnung industriell eindeutig zu vgl Haupt, Industriebetriebe, in Schäffer/Poeschel, Wirtschaftslexikon Band 5, 2444. 1735 Solitär stehende WEA sind in diesem Zusammenhang nicht wünschenswert, denn vielmehr Windparks bzw Windfarmen. 1736 In diesem Kontext wird nochmals auf das koordinierte Kraftwerksprogramm aus dem Jahre 1976 verwiesen vgl Rill/Schäffer, Investitionsplanung und Raumordnung, 188. 1737 Berka, Raumordnungsrechtliche Probleme, in Aicher/Korinek (Hrsg), Rechtsfragen des nationalen und internationalen Industrieanlagenbaus, 28.

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schen Raumplanungsmaßnahmen regeln».1738 Das bedeutet, dass gegenwärtig «kein besonderer, staatlich-hoheitlich zu erstellender Kraftwerksstandortplan – sei es als Plan zur Lenkung der Kraftwerkserrichtung auf bestimmten Flächen, sei es als Maßnahme zur Sicherung von Flächen für Zwecke der Energieversorgung – vorgesehen ist».1739 Der gegenständliche Sachverhalt irritiert insofern, als dass die Elektrizitätswesen-Kompetenz des Art 12 Abs 1 Z 5 B-VG auch die Zuständigkeit zu elektrizitätswirtschaftsfachlichen Raumplanungen beinhaltet.1740 Doch sowohl der Bund, der für die Grundsatzgesetzgebung zuständig ist, als auch die Länder, welche sich für die Ausführungsgesetzgebung und Vollziehung verantwortlich zeichnen, erachten es nicht für notwendig, planerisch auf diesem Gebiet aktiv zu werden.1741 Diesbezügliche Regelungen, die Stromerzeugungsanlagen betreffend, normieren allenfalls das ElWOG und die jeweiligen Landesausführungsgesetze.1742 Diese Bestimmungen weisen aber keine explizite Planungskompetenz des Landes im Bereich der Kraftwerksfachplanung auf. Vielmehr werden «Kraftwerksprojekte der Landes-Elektrizitätsgesellschaften nach den Vorschriften der entsprechenden Gesetze (Wasserrecht, Elektrizitätsrecht usw) genau so behandelt wie Projekte von Privatunternehmen».1743 Darüber hinaus werden auch so wichtige Aspekte wie die «mittelund langfristige Ausbauplanung und deren Abstimmung mit den benachbarten Landesgesellschaften den privatwirtschaftlich agierenden Gesellschaften überlassen».1744 Donner führt in diesem Zusammenhang an, dass lediglich durch das umfassende Fördersystem des ÖkostromG bzw durch die Landesausführungsgesetze zum ElWOG eine gewisse Einflussnahme auf die Planungstätigkeit dieser Gesellschaften und damit eine zaghafte Steuerung erfolgen könnte. Da diesem Punkt in der Realität aber nicht wirklich Bedeutung zukommt, wird er auch in der Folge nicht weiter erörtert Dieses Ergebnis ist insofern frustrierend, weil erstens durchwegs von etablierten Elektrizitätsgesellschaften die Rede ist und zweitens diese «Maßnahmen nicht als hoheitliche Planungsmaßnahmen zu qualifizieren sind».1745 Die Ausgangsfrage kann demnach nicht zufrieden1738 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1739 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1740 Vgl Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1741 Wobei anzumerken ist, dass «den Ländern gemäß Art 15 Abs 6 B-VG im grundsatzfreien Raum erweiterte Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen» vgl Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 16. 1742 Vgl Donner, Planungskonflikte, 103. 1743 Donner, Planungskonflikte, 104. 1744 Donner, Planungskonflikte, 104. 1745 Donner, Planungskonflikte, 104.

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stellend beantwortet werden. Für die dezentrale Energieversorgung mittels zukünftiger Windfarmen hat diese Realität zur Folge, dass «die allgemeine Raumplanungskompetenz bei der Planung von Stromerzeugungsanlagen nicht verdrängt wird, sondern kumulativ zur Anwendung kommt».1746 Innerhalb dieses komplizierten Systems von gleichrangigen Bestimmungen wird jedoch oftmals der Gedanke vergessen, dass «energiewirtschaftliche Investitionen die Voraussetzungen für die Entwicklung von Räumen schaffen können».1747 Letzten Endes kann festgemacht werden, dass «im Bundesstaat die verfassungsrechtliche Kompetenzordnung eine relevante Schranke für eine integrierte Energiewirtschaftsplanung mit dem Instrumentarium der Raumordnung darstellt».1748 Hauer wirft dementsprechend die Frage auf, ob nicht eine «Bindung im Besonderen des Kraftwerksanlagenbaues an die allgemein-raumordnungsrechtlichen Flächenwidmungspläne der Gemeinden»1749 anzustreben wäre. (ii) Bindungswirkung des Kraftwerksanlagenbaus Berka merkt an, dass «die örtliche Planung auf Gemeindeebene verglichen mit der überörtlichen Raumplanung eine sehr viel dichtere Planung ist, was sowohl ihren Inhalt wie die daran geknüpften Rechtsfolgen angeht».1750 Dieser Ansicht entgegnet Hauer jedoch, dass «von einer allfälligen unmittelbaren Geltung von Flächenwidmungsplänen für Kraftwerksbauvorhaben die Anknüpfung an diese Raumpläne durch den Elektrizitätsanlagenrechtsgesetzgeber zu unterscheiden ist».1751 Prinzipiell wäre eine «einfachgesetzliche angeordnete Bindung von Verfassungs wegen denkbar, ist doch der Landesgesetzgeber in jedem Fall zur raumordnungsrechtlichen Regelung der Kraftwerksstandorte zuständig».1752 In der aktuellen Diskussion ist zu konstatieren, dass «die meisten Elektrizitätsvorschriften der Länder die Erteilung der elektrizitätswirtschaftsrechtlichen Anlagengenehmigung an die Übereinstimmung mit den Flächenwidmungsplänen der Gemeinden binden».1753 Donner skizziert diesbezüglich 1746 Donner, Planungskonflikte, 104. 1747 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 13. 1748 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 15. 1749 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1750 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 22. 1751 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1752 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 300. 1753 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 301.

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Der österreichische Rechtsrahmen

ein düsteres Bild, da «sich der Staat im Elektrizitätsrecht trotz seiner nach der Verfassung grundsätzlich bestehenden Kompetenz zur planenden Tätigkeit seiner Planungs- und Interventionsmöglichkeiten zur vorausschauenden Sicherung einer flächendeckenden Elektrizitätsversorgung weitestgehend wegbegeben und diesen Bereich in die Hände der am Markt tätigen Unternehmen gegeben hat».1754 Dieses Bild ist ua deshalb düster, weil gegenwärtig auch die Raumordnung nicht vermag, diesem Problem konkrete Lösungsvorschläge nachzuliefern. In diesem Kontext argumentiert Berka, dass «die Raumordnung mit hoheitlichen außenwirksamen Festlegungen, die unmittelbar Angelegenheiten der Versorgung mit Energie betreffen, Neuland betritt, wobei sich die kompetenzrechtliche Problematik diesbezüglich unter neue Vorzeichen stellt».1755 Dieser Argumentationsschiene ist aus Sicht des Autors unbedingt zu folgen. Auf der einen Seite werden gewisse Bindungswirkungen an die örtliche Raumplanung der Gemeinden in Form von FWP bejaht, auf der anderen Seite sprechen die Ziele der Raumordnung in den einzelnen Landesraumordnungsgesetzen eine sehr unklare Sprache in Bezug auf die Ansiedelung von Kraftwerken. Dieser Kritikpunkt lässt sich auch im Bereich des Netzinfrastrukturausbaus wiederholen. Zweifelsohne lassen sich gewisse Mindestanforderungen, die Umsetzung betreffend, eruieren, konkret ausformulierte Verpflichtungsmaßnahmen sucht man allerdings vergeblich. Ein Lösungsvorschlag könnte darin bestehen, die überörtliche und örtliche Raumplanung anhand expliziter und besser ausformulierter Zielaussagen, die Energieversorgung betreffend, zu ergänzen. Wenn sich die Ziele von der obersten Planungsebene zur untersten logisch nachvollziehen lassen würden, hätte das ein mehr oder minder tragfähiges Konzept zur Folge. «So wie das Instrument der örtlichen Entwicklungskonzepte für prinzipiell alle Festlegungen im Rahmen einer örtlichen kommunalen Entwicklungsplanung offen ist, könnten auch in ein Energieversorgungskonzept als Teil dieser Planung (bzw als Teil der überörtlichen Raumplanung) mehr oder weniger konkrete und umfassende wirtschaftliche Planungsaufgaben aufgenommen werden, von einzelnen Aussagen über die gegebene Versorgungsstruktur angefangen bis hin zu einer ambitionierten energiewirtschaftlichen Entwicklungsplanung».1756 Folgende Ansatzpunkte sollen dabei den Gedankengang unterstützen, gewisse Parallelen zum deutschen Ordnungssystem erkennen zu lassen und den möglichen Inhalt einer solchen Planung darzustellen:1757 1754 Donner, Planungskonflikte, 106. 1755 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 26. 1756 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 24. 1757 Berka, Rechtsprobleme einer Energiewirtschaftsplanung, in Jabornegg/Spielbüchler (Hrsg), FS Strasser, 24.

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· Darstellung des Ist-Zustandes der Energieversorgung des Planungsraums (zB der Anteile der verschiedenen leitungsgebundenen Energieformen und des Anteils lagerungsfähiger Energieträger, der gegebenen Standorte von Produktionsanlagen und von Versorgungsleitungen usw). · Eine räumliche Planung künftiger Standorte für Energieversorgungsanlagen und des Verlaufs von Versorgungsleitungen. · Die Ausweisung von Versorgungsgebieten und von Vorranggebieten für den Einsatz leitungsgebundener Energien, va für die konkurrierenden Wärmequellen Strom, Gas und Fernwärme. · Eine Investitions- und Ausbauplanung für die im Bereich des Planungsraumes tätigen Versorgungsunternehmen. · Die Formulierung von Präferenzen für den Einsatz bestimmter Energieformen (zB Zurückdrängung fossiler Brennstoffe und Favorisierung der Windkraft). · Vorschläge für stärker reglementierende Maßnahmen (Verwendungs- oder Lieferverbote für bestimmte Heizstoffe, Emissionsgrenzwerte für Heizanlagen, Anschluß- und Verwendungszwang in Verbindung mit einer Anschluß- und Versorgungspflicht für Versorgungsunternehmen). Bestimmte Gesichtspunkte können zum Teil bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt in den einzelnen Raumordnungsgesetzen bzw in den FWP ausgemacht werden. Für die industrielle Windkraftnutzung bzw für die Etablierung einer dezentralen und vorausschauenden Energieversorgungsstruktur ist dieses aktuelle Bemühen der jeweiligen dazu berufenen Gesetzgeber aber nicht ausreichend. Die Energieversorgung wird sich in den nächsten Jahren mit großen strukturellen Problemen konfrontiert sehen, weswegen es bereits jetzt dringlich erscheint, vorsorgende Maßnahmen zu treffen. Dieser Umbruch der Versorgungsstruktur, gepaart mit dem Faktum der gewollten Umstellung auf erneuerbare Energien in der Stromerzeugung, muss notwendigerweise auch seinen Niederschlag in den raumordnungsrechtlichen bzw energiewirtschaftsplanungsrechtlichen Bestimmungen finden. Um die vorherigen Ausführungen zu komplettieren, wird nachfolgend noch ein kurzer Blick auf die Problematik der Starkstromwegeplanung geworfen. (iii) Starkstromwegeplanung Kompetenzrechtliche Ermächtigung Der Kompetenztatbestand des Art 10 Abs 1 Z 10 B-VG normiert, dass die Gesetzgebung und die Vollziehung in Angelegenheiten des Starkstromwegerechts, soweit sich die Leitungsanlage auf zwei oder mehrere Länder erstreckt, Bundessache ist. Demgegenüber «fällt das Starkstromwegerecht hinsichtlich anderer Leitungsanlagen unter den Kompetenztatbestand des Elektrizitätswesens».1758 Hinsichtlich des Elektrizitätswesens ist festzuhalten, dass soweit es nicht unter 256

Der österreichische Rechtsrahmen

Art 10 B-VG fällt, gemäß Art 12 Abs 1 Z 5 B-VG die Grundsatzgesetzgebung Bundessache, die Erlassung von Ausführungsgesetzen und die Vollziehung hingegen Landessache ist. Das Starkstromwegegesetz des Bundes definiert eine Leitungsanlage als «elektrische Anlage, die der Fortleitung elektrischer Energie dient».1759 Als Starkstrom bezeichnet der Bundesgesetzgeber «elektrischen Strom mit einer Spannung über 42 Volt oder einer Leistung von mehr als 100 Watt».1760 Eine «befriedigende Definition des Begriffs der Starkstromanlage findet sich jedoch weder in der Literatur noch im Versteinerungsmaterial».1761 Hinsichtlich der niedrigen Grenzwerte bezüglich der Starkstromumschreibung sei auf Sladecek/Orglmeister verwiesen.1762 Deren Ansicht nach entstammt diese «Definition der Gewerberechtsnovelle 1965, die im § 19 lit a Spannungen von über 42 Volt oder Leistungen über 100 Watt als Starkstrom qualifiziert».1763 Das Starkstromwegegesetz ist den obigen Ausführungen zufolge als Fachplanungskompetenz des Bundes zu qualifizieren. Lediglich Starkstromwege, die sich bei der Planung nur auf ein Bundesland beschränken, sind den landesrechtlichen Ausführungsgesetzen überlassen. Lienbacher führt wie Hauer an, dass «diese Kompetenztatbestände – obwohl in der Judikatur nicht explizit geklärt – auch starkstromwegebezogene Fachraumplanungsmaßnahmen enthalten».1764 Dieser Aspekt hat zur Folge, dass dem Bundesgesetzgeber in diesem Rahmen theoretisch die Möglichkeit eröffnet wird, über die Planung von Starkstromwegen bzw Trassen zur Fortführung von elektrischer Energie direkten Einfluss auf die Energiewirtschaftsplanung zu nehmen. Bekanntermaßen bietet sich die Nutzung der Windkraft eher in Gebieten mit geringen Rauhigkeitslängen bzw exponierten und dünn besiedelten Landschaftsstreifen an. Der planerische Einschluss solcher Zonen in zukünftige Überlegungen wäre mit Sicherheit ein Akt der hoheitlichen Energiewirtschaftsplanung bzw Elektrizitätswirtschaftsfachplanung. Hauer argumentiert demgegenüber, dass «das Starkstromwegerecht keine vorausschauende, originär staatliche Starkstromwegeplanung derart vorsieht, dass ein hoheitlich agierender Planungsträger einen Starkstromwegeplan anlassunabhängig erließe, der ua die potentiellen Starkstromwegeerrichter positiv oder auch nur negativ binden würde».1765 Die Planungsinitiative bleibt in der 1759 1760 1761 1762 1763 1764

§ 2 Abs 1 Starkstromwegegesetz BGBL 1968/70 idF BGBl I 1998/144. § 2 Abs 2 Starkstromwegegesetz BGBL 1968/70 idF BGBl I 1998/144. Berger, Netzwerk Raumplanung, 36. Vgl Sladecek/Orglmeister, Starkstromwegerecht, 51. Holzinger, Möglichkeiten der Verwaltungsvereinfachung im Starkstromwegerecht, 102. Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 304; dazu Lienbacher «der Bund ist zum Erlass notwendiger raumordnungsrechtlicher Maßnahmen bei der Regelung der jeweiligen Materien zuständig» vgl Lienbacher, Raumordnungsrecht, in Bachmann/Baumgartner/Feik/Giese/Jahnel/Lienbacher (Hrsg), Besonderes Verwaltungsrecht, 342. 1765 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 304.

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Folge bei den Elektrizitätsnetzbetreibern. Nunmehr «treten als Planungsträger die Übertragungsnetzbetreiber auf».1766 Diese Faktizität erstaunt, weil ausweislich § 7 StarkstromwegeG «die Starkstromwegerechtsbehörden planerische Momente im starkstromwegerechtlichen Baubewilligungsverfahren einfließen lassen können».1767 Umso stärker wiegt der Kritikpunkt, dass «in der Entstehungszeit des geltenden Starkstromwegerechts die Elektrizitätsnetzbetreiber im wesentlichen Staatsunternehmen waren»1768 und insofern von einer zumindest mittelbaren staatlichen (nicht-hoheitlichen) Planung gesprochen werden konnte. Dieser Aspekt ist durch die erfolgten Teilprivatisierungen erheblich relativiert worden. Vor dem Hintergrund der europarechtlichen Entflechtungsbzw Zerschlagungsdiskussion erfährt dieser Sachverhalt eine beachtliche Signifikanz. Die Starkstromwegegesetze beziehen sich «folglich auf die Genehmigung der Stromverteilungsanlagen und schaffen die rechtlichen Voraussetzungen für deren Errichtung».1769 Ausweislich § 6 und 7 kann «diesen Bestimmungen nichts bzw nur Marginales»1770 in Bezug auf die Raumplanung entnommen werden. Insofern könnte als einziger Steuerungseffekt im Starkstromwegegesetz der § 7 leg cit angeführt werden, wobei jedoch Hauer in diesem Zusammenhang darauf verweist, dass «die gesetzlichen Genehmigungspflichten auslegungsbedürftig sind».1771 Zu guter Letzt soll noch die Möglichkeit einer Abstimmung mit «anderen durch die Leitungsführung berührten Interessen»1772 erörtert bzw erhoben

1766 Donner, Planungskonflikte, 107. 1767 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 304; diese planerischen Maßnahmen beziehen sich jedoch vornehmlich auf Maßnahmen, das Baurecht betreffend, bzw sind sehr allgemein gehalten; so muss die Behörde die starkstromwegerechtliche Baubewilligung erteilen, «wenn die elektrische Leitungsanlage dem öffentlichen Interesse an der Versorgung der Bevölkerung oder eines Teiles derselben mit elektrischer Energie nicht widerspricht» vgl § 7 Abs 1 Starkstromwegegesetz BGBL 1968/70 idF BGBl I 1998/144; dazu das Erkenntnis des VwGH vom 18.5.1993, dass «selbst den zur Wahrung der Interessen der Landeskultur und der Raumplanung berufenen Behörden und öffentlichrechtlichen Körperschaften nach dem letzten Satz dieser Bestimmung nur das Recht zukommt, im Ermittlungsverfahren gehört zu werden, woraus aber nicht ein darüber hinausgehender Anspruch darauf resultiert, in dem abgeführten Bewilligungsverfahren als Partei iSd § 8 AVG teilzunehmen» vgl Hauer, Das österreichische Starkstromwegerecht, 17. 1768 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 304. 1769 Donner, Planungskonflikte, 103. 1770 Berger, Netzwerk Raumplanung, 37. 1771 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 306. 1772 Donner, Planungskonflikte, 103.

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Der österreichische Rechtsrahmen

werden, inwiefern sich dabei aufgrund eines allfälligen Berücksichtigungsgebotes eine Steuerungsmöglichkeit ergeben könnte. Kollisions- und Steuermöglichkeiten Trotz der Realität, dass das Genehmigungsverfahren von Starkstromwegen eine Koordination mit Aspekten der Raumplanung, des Naturschutzes, der Wasserwirtschaft, des Forstrechts etc sowie ein «Anhörungsrecht für die zur Wahrung derselben berufenen Behörden und öffentlich-rechtlichen Körperschaften vorsieht»1773, sind diese Sachverhalte eindeutig nicht der Planungstätigkeit zuzurechnen. Dieser Ansicht schließt sich auch Hauer an, indem er formuliert, dass «das Starkstromwegerecht weder das Naturschutzrecht noch das Landes-Baurecht verdrängt».1774 Eine diesbezügliche energiewirtschaftliche Steuerungsfunktion des jeweiligen Gesetzgebers ist somit auszuschließen. Vielmehr noch, als dass nach einem Judikat des VwGH «der gemauerte Teil einer Umspannstation»1775 als «bauliche Anlage der Zuständigkeit der landesgesetzlichen Baugesetzgeber unterliegt».1776 Demzufolge schließt das Starkstromwegerecht eine präferierte Planungsermächtigung seiner Materie aus und muss stets im Verbund mit den übrigen Verwaltungsgesetzen der Länder gesehen werden. Dieser Umstand erscheint insofern bedauerlich, als eine etwaige bundesweit einheitliche Elektrizitätswirtschaftsfachraumplanung verhindert bzw gestört wird. Die vorstehenden Aussagen sollte man sich stets vor dem Hintergrund der seit Jahren geplanten 380-kV Ringleitung in Erinnerung rufen. In diesem Zusammenhang wäre eine bereinigte und ergänzte Kompetenzrechtslage sicherlich von Vorteil. Die Implementierung von WEA in das bisherige Kraftwerksnetzwerk ist massiv an das Vorhandensein neuer Trassen zur Fortführung der erzeugten Elektrizität gebunden. Wenn sich dabei die Planungstätigkeit an den sonstigen Verwaltungsmaterien stößt, kann nicht mehr von einer Steuerungsfunktion gesprochen werden. Höchstens die Fachplanungskompetenz des Bundes für Starkstromwege, welche sich über zwei Bundesländer erstrecken, könnte hierbei Abhilfe schaffen. Aufgrund der obigen Aussage Hauers lässt sich aber auch in diesem Zusammenhang kein tauglicher Ansatzpunkt für eine vorausschauende Elektrizitätswirtschaftsfachraumplanung lokalisieren. Ein Blick auf das deutsche Ordnungssystem könnte sich diesbezüglich als erfolgreicher herausstellen.

1773 Donner, Planungskonflikte, 103; zu den Anhörungsrechten der Gemeinden beim starkstromwegerechtlichen Verfahren vgl Holzinger, Möglichkeiten der Verwaltungsvereinfachung im Starkstromwegerecht, 81. 1774 Hauer, Elektrizitätserzeugungsanlagen, in Hauer/Nußbaumer (Hrsg), Österreichisches Raum- und Fachplanungsrecht, 309. 1775 VwSlg 1995/14.303A. 1776 Berger, Netzwerk Raumplanung, 41.

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D. Das deutsche Ordnungssystem 1. Planungsrechtlicher Hintergrund des Art 20a GG Die Staatszielbestimmung des Umweltschutzes in Art 20a GG steht im Mittelpunkt einer allfälligen verfassungsrechtlichen Grundentscheidung, welche den Hintergrund des einfachgesetzlichen Steuerungsrahmens für Windenergieanlagen darstellen könnte. Ansatzpunkt ist in diesem Kontext das in Art 20a GG zum Ausdruck kommende Prinzip der Nachhaltigkeit. Dieses verlangt ua den sparsamen Umgang mit nichterneuerbaren Ressourcen. Angesichts der Sachgesetzlichkeit, dass Art 20a GG bei planerischen Gestaltungsspielräumen als Direktive eine eigenständige Bedeutung erlangt und die Gemeinden als Teil der vollziehenden Gewalt ua Adressaten dieser grundgesetzlichen Bestimmung sind, kann festgestellt werden, dass bei Verwaltungsentscheidungen, die sich erheblich auf die Interessen der natürlichen Lebensgrundlage auswirken, die Belange des Art 20a GG in die Planung miteinbezogen werden müssen.1777 Minning spricht in diesem Zusammenhang von einer «Ökologisierung des Verwaltungsrechts».1778 Ob sich grundsätzlich aus Art 20a GG «eine generelle Aussage zugunsten der Windenergie im Sinne eines Vorrangs in der planerischen Abwägung entnehmen lässt»1779, kann bezweifelt werden. Das Staatsziel Umweltschutz ist maßgeblich durch eine Interessensabwägung charakterisiert, bei der eine planerische Bevorzugung von Windenergieanlagen nach allgemeinen Grundsätzen bei hinreichenden gegenläufigen Gründen auch zurückstehen muss.1780 Aufgrund der primär schützenswerten Belange, wie etwa des Naturund Landschaftsschutzes als auch der Naherholung, besteht aus bauplanungsrechtlicher Sicht innerhalb des Art 20a GG keine pauschale Begünstigung der Windenergienutzung. Eine derart extensive Auslegung der Staatszielbestimmung würde den Wortlaut übersteigen und verbietet sich demgemäß. Letzten Endes «kann daher aus Art 20a GG weder ein allgemeiner noch im Hinblick auf andere Umweltbelange ein genereller planerischer Abwägungsvorrang der Nutzung der Windenergie abgeleitet werden».1781 Der positive Nutzen der Windenergie hat aber in Deutschland dazu geführt, dass durchaus eine gewisse gesetzliche Privilegierung beobachtet werden kann. 1777 1778 1779 1780

Vgl Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 80. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 80. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 80. Dazu das Erkenntnis des BVerwG: «Dem Plan muss daher ein schlüssiges gesamträumliches Planugskonzept zugrunde liegen, das den allgemeinen Anforderungen des planungsrechtlichen Abwägungsgebots gerecht wird» vgl BVerwGE 118, 33 (37) von 12. Juli 2006; vgl auch das Urteil vom Oberverwaltungsgericht Koblenz vom 7. August 2003; wie auch zur aktuellen Rechtsprechung Stüer, Bauleitplanung, DVBl 2008, 270 ff. 1781 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 83.

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Das deutsche Ordnungssystem

2. Raumordnerische Steuerung In Deutschland erfährt die Raumordnung «durch eine enge Verknüpfung mit einer sich entfaltenden Umweltpolitik kräftigende Impulse».1782 Demzufolge bildet bereits gegenwärtig das Recht der raumbezogenen Planung (Gesamtund Fachplanung) das wichtigste Anwendungsfeld des integrierten Umweltschutzes und einen integralen Ansatzpunkt für die Steuerung der Ansiedelung von Windenergieanlagen. In der rezent angesprochenen nachhaltigen Raumentwicklung des deutschen BROG sowie in den Grundsätzen der Raumordnung1783, in denen vielfach und in ausgeprägterer Weise als bisher ökologische Belange thematisiert werden, manifestiert sich diese «enge Verknüpfung von Umweltpolitik und Raumordnung».1784 Augenfälliger Beleg für diese Entwicklung ist der Umstand, dass in den «meisten Ländern Umwelt und Raumordnung in einem Ministerium ressortieren».1785 Der raumordnungsrechtlichen Steuerung von Windenergieanlagen an Binnenstandorten liegt in Deutschland eine schon seit Jahrzehnten andauernde Diskussion zu Grunde. Seit dem Ende der 70er Jahre «weisen die Planer auf die planerische Steuerungsnotwendigkeit hin».1786 Das nunmehrige BROG sieht als Instrument für die planerische Steuerung von raumbedeutsamen Nutzungen grundsätzlich drei Gebietskategorien vor:1787 · Vorranggebiete · Vorbehaltsgebiete · und seit 1998 Eignungsgebiete In den Vorranggebieten kommt der Windenergienutzung ein besonderer Stellenwert zu. Innerhalb dieser Flächen sind «andere raumbedeutsame Nutzungen, die mit Windkraftanlagen nicht vereinbar wären, nicht zulässig».1788 Insofern stellen die Vorrangebiete als Ziel der Raumordnung eine planerische Letztentscheidung dar, die von der kommunalen Bauleitplanung nach § 1

1782 Battis, Raumordnungsrecht, 27. 1783 Vgl § 2 Abs 2 Z 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 10, 14 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1784 Battis, Raumordnungsrecht, 27. 1785 Battis, Raumordnungsrecht, 27. 1786 Specht, Standortbestimmung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanalgen in Raumordnung und Städtebau, 169. 1787 Vgl § 7 Abs 4 Z 1–3 Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1788 Specht, Standortbestimmung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 171; da der Anwendungsbereich des BROG erst eröffnet ist, wenn es sich um ein ein raumbedeutsames Vorhaben handelt und die modernen WEA diesen Aspekt mehr als erfüllen, wird dieser Umstand unkommentiert übernommen.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

Abs 3 BauGB zu beachten sind.1789 Hingegen kommt Windkraftanlagen in Vorbehaltsflächen eine deutlich schwächere Stellung zu, da die «kommunale Bauleitplanung den Vorbehalt zwar in ihre planerische Abwägung einzustellen und mit einem besonderen Gewicht zu versehen hat, sich letztendlich in der Abwägung aber für eine andere Nutzung im ausgewiesenen Vorbehaltsgebiet Windenergie entscheiden kann».1790 Die Eignungsgebiete nach § 7 Abs 4 Z 3 BROG «sollen raumbedeutsame Maßnahmen aufnehmen, die städtebaulich nach § 35 BauGB zu beurteilen sind und an anderer Stelle im Planungsraum ausgeschlossen werden».1791 Demzufolge liegt der verbindliche Regelungsgehalt der Eignungsgebiete in dem außergebietlichen Ausschluss raumbedeutsamer Nutzungen. Weil das BROG allerdings vorsieht, dass die Regelungswirkung von Vorranggebieten und Eignungsgebieten kombiniert werden kann1792, ist die Steuerung von Windkraftanlagen sowohl innergebietlich als auch außergebietlich letztverbindlich durch die Regionalplanung möglich.1793 In diesem Sinn ist es von zentraler Bedeutung, die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Windenergieanlagen va im vom § 35 BauGB umfassten Außenbereich zu klären. Der Außenbereich ist dadurch charakterisiert, dass sich «das Grundstück, auf dem eine Windkraftanlage errichtet und betrieben werden soll, weder im Geltungsbereich eines Bebauungsplans noch in einem im Zusammenhang bebauten Ortsteil»1794 befindet. Die planungsrechtliche Zulässigkeit des Außenbereichs beurteilt sich dementsprechend ausschließlich nach § 35 BauGB. In Verbindung mit dem planerischen Steuerungsansatz bleibt gleichwohl die Frage, ob «bereits auf der Ebene der Raumordnung eine planerische Steuerung vorzunehmen ist, oder ob besser auf der örtlichen Ebene, im Rahmen der Flächennutzungsplanung der Gemeinden, von der in § 35

1789 «Die Bauleitpläne sind den Zielen der Raumordnung anzupassen» vgl § 1 Abs 4 BauGB Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 BGBl I S 2414, zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Dezember 2006 BGBl I S 3316. 1790 Specht, Standortbestimmung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 171. 1791 Specht, Standortbestimmung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 172. 1792 «Es kann vorgesehen werden, dass Vorranggebiete für raumbedeutsame Nutzungen zugleich die Wirkung von Eignungsgebieten für raumbedeutsame Maßnahmen nach § 35 Abs 1 Z 3 haben können» vgl § 7 Abs 4 letzter Satz Bundesraumordnungsgesetz BGBl I 1997 S 2081, 2102. 1793 Vgl Specht, Standortbestimmung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 172; vgl auch Söfker, Errichtung von Windkraftanlagen, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 6. 1794 Porger, Die planungsrechtliche Zulässigkeit von Windkraftanlagen, in Spannowsky/ Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 116.

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Das deutsche Ordnungssystem

Abs 1 BauGB normierten Befugnis Gebrauch gemacht werden soll, unbeantwortet».1795 a) Raumordnungsplanung versus Flächennutzungsplanung Für eine mit anderen Nutzungsinteressen verträgliche Standortzuweisung von WEA kommt neben der Raumordnung va der Flächennutzungsplanung besondere Bedeutung zu. Das Verhältnis zwischen «Raumordnung und Bauleitplanung regelt § 1 Abs 4 BauGB, wonach Flächennutzungspläne als Bauleitpläne der Raumordnung anzupassen sind».1796 Unterschiede bestehen jedoch im Bereich der Planungsebene. Während im Rahmen der Raumordnung die Landesverwaltungen oder Regional- bzw Planungsverbände Planungsträger sind, übernehmen hingegen bei der Flächennutzungsfestlegung die Gemeinden selbst die Planung. Minning hält in diesem Zusammenhang fest, dass «den Gemeinden eine umfassendere Ortskenntnis zukomme und auch der höhere Detaillierungsgrad für eine stärkere Betonung der Ebene der Flächennutzungsplanung sprechen könnte».1797 Mitschang unterstützt mit seiner Aussage, dass «die Festlegung der regionalplanerischen Inhalte, wozu auch die Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen zu rechnen ist, stets der Gefahr der politischen Einflussnahme unterliegt»1798, die vorherige Formulierung. Dabei untermauert er seine Haltung mit der Ansicht, dass diese Art der Planung immer politischen Gremien obliege, welche sowohl auf die Standortzuweisung von Flächen für Windenergieanlagen als auch in Bezug auf den Ausschluss der übrigen Flächen im Planungsraum stärker einwirken können als bei der Flächennutzungsplanung auf örtlicher Ebene. Aus Sicht des Autors ist dieser Meinung nicht bzw nur teilweise zu folgen, da es gerade eine Stärke der Raumordnung ist, vorab beispielsweise «durch die Bündelung von Anlagen mit anderen Infrastruktureinrichtungen wie Hochspannungsleitungen weiträumig Nutzungskonflikte vermeiden zu können».1799 Es gilt aber festzuhalten, dass sowohl die Raumordnung aufgrund ihrer, in Bezug auf die raumordnungsrechtliche nachhaltige Entwicklung von Energieerzeugungsanlagen sehr präzisen Sprache als auch die Gemeinden im Rahmen der örtlichen Festlegung des Flächennutzungsplanes deutliche Akzente im Bereich der Ansiedelungspolitik von WEA setzen können. In der gegenwärtigen Planungspraxis

1795 Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 125. 1796 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 85. 1797 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 85. 1798 Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 125. 1799 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 86; vgl auch Portz, Windenergienutzung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 81.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

«findet bislang eine Steuerung auf beiden Ebenen mit wechselnden Präferenzen statt».1800 Minning konstatiert jedoch eine zunehmende Verlagerung der Planungsebene auf die Raumordnung.1801 In jedem Falle kommt der Raumordnung aber diesbezüglich durch die Möglichkeit einer frühzeitigen Lösung komplexer Nutzungskonflikte eine wichtige Rolle in der großräumigen Standortsteuerung von Windenergieanlagen zu. Darüber hinaus wirkt sie auch präventiv in punkto kommunalen Wildwuchses von WEA. Den Gemeinden als Normadressaten sowohl des Raumordnungsgesetzes als auch des Baugesetzbuches erwachsen in diesem Kontext nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Dieser Umstand ist auch durch ein Urteil des OVG NRW aus dem Jahre 2001 belegt. Jenes besagt, dass für «eine sachgerechte und den rechtlichen Erfordernissen Genüge tuende Steuerung von Windenergieanlagen stets erforderlich ist, dass die Gemeinde eine Untersuchung des gesamten Gemeindegebietes vorgenommen hat und ein schlüssiges Planungskonzept vorlegt».1802 Aus dem Planungskonzept muss die besondere Eignung der konkret ausgewiesenen Flächen im Rahmen ihrer Gesamtabwägung dargelegt sowie ersichtlich gemacht werden, welche Standorte auszuschließen sind. Dabei ist eine ausschließlich negativ wirkende Verhinderungsplanung oder eine sog Alibiplanung zur Vermeidung einer Positivplanung unzulässig.1803 Demzufolge ist es der Regionalplanung und der Flächennutzungsplanung verwehrt, «durch die Festlegung von Flächen, die objektiv ungeeignet sind oder sich in einer Alibifunktion erschöpfen, Windenergieanlagen unter dem Deckmantel der Steuerung in Wahrheit zu verhindern».1804 Rojahn führt dazu weiters aus, dass «auch eine Steuerung, die sich einseitig vom dem Ziel leiten lässt, die Erfüllung dieser Nutzungsart auf das rechtlich unabdingbare Minimum zu beschränken, unzulässig ist, weil eine derartige Planung nicht die Anforderung an ein ausgewogenes planerisches Nutzungskonzept erfüllt, das der im Außenbereich privilegierten Windenergienutzung substantielle Entfaltungsmöglichkeiten bietet».1805 Die Gemeinden sind daher in der Folge dazu gehalten, ihr Gemeindegebiet auf Kriterien zur Windenergienutzung hin zu untersuchen. Nach der Rechtsprechung des BVerwG ist Voraussetzung für eine wirksame Auswahlentscheidung der Gesichtspunkt, 1800 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 86. 1801 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 86; wie auch Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 55 ff. 1802 Portz, Windenergienutzung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 81. 1803 Vgl Portz, Windenergienutzung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 81; wie auch Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 163. 1804 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 163. 1805 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 163.

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Das deutsche Ordnungssystem

dass die im Flächennutzungsplan dargestellte Konzentrationsfläche sich als Standort für die Errichtung von Windenergieanlagen eignet und nicht so klein ist, dass sie, anstatt der Windenergienutzung substanzielle Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten, in Wahrheit auf eine Verhinderungsplanung hinausläuft.1806 Angesichts dieser Aussage kommt der einer Darstellung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen im Flächennutzungsplan zu Grunde liegenden planerischen Konzeption, in der die städtebaulichen Gründe, die eine räumliche Konzentration der Windenergieanlagen im Untersuchungsraum rechtfertigen, transparent und nachvollziehbar sind, erhebliche Bedeutung im Hinblick auf die durchzuführende bauleitplanerische Abwägung zu.1807 In Summe sind die Gemeinden in diesem Sinne in Bezug auf die planungsmethodischen Anforderungen an die Festlegung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen dazu gehalten, ihr Gemeindegebiet ua auf die Windhöffigkeit zu untersuchen. Falls diesbezüglich positive Ergebnisse vermerkt werden können, ist es dem kommunalen Planungsträger verwehrt, Ausschlussgebiete in den Flächennutzungsplan aufzunehmen.1808 Hierbei lässt sich sehr wohl ein gedanklicher Brückenschlag zu § 29 Abs 3 EEG finden, welcher bestimmt, dass lediglich diejenigen WEA gefördert werden, die mindestens einen Referenzertrag von 60% am geplanten Standort erwarten lassen.1809 Diesen beiden – in direkter Relation zueinander stehenden Bestimmungen – zufolge, lassen sich durchaus Steuerungsmöglichkeiten des örtlichen Planungsträgers lokalisieren. Die Darstellung «von Vorranggebieten für Windkraftanlagen in Flächennutzungsplänen sollte jedoch grundsätzlich auf die wichtigsten Festlegungen, insbesondere die Standorte, ihre Höhe und ihre Leistungsfähigkeit beschränkt werden».1810 Neben der «Raumordnung und Landesplanung spielt die kommunale Bauleitplanung eine entscheidende Rolle für die Frage, an welchem Ort Energieanlagen errichtet werden können».1811 Die diesbezüglichen Grundlagen finden sich im BauGB sowie in der das BauGB ergänzenden BauNVO. b) § 35 BauGB als Planungsgrundlage Aus dem Verhältnis des «BauGB zum ROG und der aufgrund dessen Charakter als Rahmengesetz vorgesehenen Landes-Raumplanung ergibt sich, dass Raumordnung und Landesplanung als vorgelagerte überörtliche Planungs1806 Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 130. 1807 Vgl Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 131. 1808 Vgl BVerwGE 4 B 49.06 vom 12. Juli 2006. 1809 Vgl § 29 Abs 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1810 Vgl Portz, Windenergienutzung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 83. 1811 Büdenbender/Heintschel von Heinegg/Rosin, Energierecht I, 230.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

ebene der Bauleitplanung einen durch Flächennutzungsplan und Bebauungsplan ausfüllungsfähigen Rahmen vorgeben, sie jedoch formal oder inhaltlich nicht ersetzen».1812 Aufgrund der Anpassungspflicht der Bauleitpläne an die Ziele der Raumordnung nehmen diese direkten Einfluss auf die Steuerung der Ansiedlungvon Windkraftanlagen. Gemäß § 1 Abs 6 BauGB «sind bei der Aufstellung der Bauleitpläne die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinander gerecht abzuwägen».1813 Für die gegenständliche Arbeit und Fragestellung ist jedoch der Außenbereich gemäß 35 BauGB von Relevanz. Niedersberg zufolge stellt der «bauplanungsrechtliche Außenbereich aufgrund seiner deutlich höheren Windhöffigkeit das Hauptgebiet für die Errichtung und den Betrieb einer Windenergieanlage dar».1814 Seit einer Änderung im Jahr 1997 zählt das BauGB «den Umweltschutz durch die Nutzung erneuerbarer Energien ausdrücklich zu den öffentlichen Belangen, die bei der Aufstellung von Bebauungsplänen zu berücksichtigen sind».1815 Des Weiteren privilegiert das BauGB seit 1. Jänner 1997 in § 35 die Errichtung von Windenergieanlagen in den Außenbereichen der Gemeinden und lässt ihre Konzentration durch gezielte Standortzuweisungen zu.1816 Diese Privilegierung wird weiters durch die in § 7 Abs 4 Z 1–3 BROG festgelegten Gebiete der Raumordnung ergänzt sowie vom Bundesnaturschutzgesetz dahingehend anerkannt, als dass der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung, insbesondere durch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien, als Grundsatz des Naturschutzes und der Landschaftspflege angeführt wird.1817 Vom generellen Standpunkt aus gesehen, wird der Flächenwidmungsplan in Anlehnung an § 1 Abs 2 BauGB als vorbereitender Bauleitplan definiert.1818 Minning zufolge beschränken «sich seine unmittelbaren rechtlichen Wirkungen heute nicht mehr auf den innergemeindlichen Bereich und erschöpfen sich nicht im Anpassungsgebot des § 8 Abs 2 BauGB».1819 Vielmehr kommt dem Flächenwidmungsplan angesichts der Regelung von § 35 Abs 3 Z 1 und 2 eine so bislang nicht bekannte und mit dem Bebauungsplan insoweit vergleichbare un1812 Stennecken, Planung von Windkraftanlagen, 55. 1813 Porger, Die planungsrechtliche Zulässigkeit von Windkraftanlagen, in Spannowsky/ Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 113. 1814 Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 49. 1815 Rojan, Die Rechtsprechung zur neuen Fachplanung, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 88. 1816 «Im Außenbereich ist ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende Erschließung gesichert ist und wenn es der Erforschung, Entwicklung oder Nutzung der Windenergie dient» vgl § 35 Abs 1 Z 5 BauGB BGBl I S 2414. 1817 Vgl § 2 Z 6 Bundesnaturschutzgesetz vom 25. März 2002 BGBl I S 1193 zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 8. April 2008 BGBl I S 686. 1818 Vgl § 1 Abs 2 BauGB BGBl I S 2414. 1819 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 100.

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mittelbare Bedeutung für die Vorhabenzulassung zu.1820 Angesichts dieser Aufgabenerweiterung wird «nicht nur der planerische Wille der Gemeinde über die weitere städtebauliche Entwicklung zum Ausdruck gebracht, sondern es werden bereits entscheidende Weichen für die Ansiedelung von Windenergieanlagen gestellt».1821 Des Weiteren lässt sich der Textierung von § 35 BauGB entnehmen, dass diese die Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergieanlagen fordert. An sich stehen, ausweislich § 35 Abs 3 letzter Satz, öffentliche Belange einer Windenergieanlage auch dann entgegen, wenn hierfür durch Darstellungen im Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist.1822 Demzufolge stellt diese Normstelle Windkraftwerke unter einen Planungsvorbehalt «der sich an die Gemeinden als Träger der Flächennutzungsplanung und an die Träger der Raumplanung, insbesondere der Regionalplanung, richtet».1823 Durch diesen Planungsvorbehalt, der zeitgleich mit der Privilegierung windkraftbezogener Vorhaben gemäß § 35 Abs 1 Z 5 BauGB in Kraft getreten ist, wurde «dem Planungsträger ein rechtliches Instrument zur Vermeidung eines unkontrollierten Wildwuchses von Windkraftanlagen an die Hand gegeben».1824 Die Ausschlusswirkung des § 35 Abs 3 letzter Satz setzt jedoch ein schlüssiges kommunales Plankonzept voraus, welches zunächst erfordert, dass die windhöffigen, das heißt die für die Windenergienutzung geeigneten Gebiete, ermittelt werden.1825 Durch diese Vorschrift «wird die positive Ausweisung einer Nutzungsart an einer bestimmten Stelle des Gemeindegebietes mit einer Ausschlusswirkung für den übrigen Planungsraum kombiniert, wobei sich die positive und negative Komponente bedingen».1826 Für die Flächennutzungsplanung bedeutet § 35 Abs 3 letzter Satz, dass «eine Flächendarstellung vorausgesetzt wird, bei der eine positive Standortzuweisung mit einer Ausschlusswirkung für das übrige Gemeindegebiet verknüpft wird».1827 Nach der Rechtsprechung des BVerwG «muss aus dem dem Flächennutzungsplan gemäß § 5 Abs 5 BauGB beigefügten Erläuterungsbericht hervorgehen, dass die im Sinne einer bestimmten Nutzung positiven Darstellungen im Flächennutzungsplan auch die einzi1820 «Eine Beeinträchtigung öffentlicher Belange liegt insbesondere vor, wenn das Vorhaben den Darstellungen im Flächenwidmungsplan oder den Darstellungen eines Landschaftsplans oder sonstigen Plans, insbesondere des Wasser-, Abfall- oder Immissionsschutzrechts widerspricht» vgl § 35 Abs 3 Z 1 und 2 BauGB BGBl I S 2414. 1821 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 101. 1822 Vgl § 35 Abs 3 letzter Satz BauGB BGBl I S 2414. 1823 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 161. 1824 Stennecken, Planung von Windkraftanlagen, 69. 1825 Vgl Koitek, Windenergieanlagen in der Raumordnung, 66. 1826 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 102. 1827 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 161.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

gen Standorte für diese Nutzung im Gemeindegebiet kennzeichnen sollen, sich die Nutzung also auf diese Standorte konzentrieren soll».1828 Diese Bestimmung stellt das Herzstück der raumordnungsrechtlichen Steuerung von Windenergieanlagen im deutschen Ordnungssystem dar. Anders als etwa in Österreich sind die Gemeinden dazu angehalten, sich mit der Thematik der Ansiedelung von Windkraftwerken eingehend auseinanderzusetzen. Ermöglicht wird dieses strukturierte Vorgehen aufgrund bundesgesetzlicher Vorgaben sowohl des Raumordnungsrechts als auch des Baugesetzes. Die Gemeinde als Planungsträger muss sich dementsprechend nicht nur mit «der Eignung der Konzentrationszone(n) auseinandersetzen, sondern sie muss vielmehr das gesamte Plangebiet auf eine mögliche Nutzung der Windenergie – und hinsichtlich der potentiell geeigneten Gebiete – auch auf entgegenstehende Belange wie Fremdenverkehr und Landschaftsschutz untersuchen».1829 Dabei muss die «Gemeinde deutlich machen, welche Gründe es rechtfertigen, den übrigen Planungsraum von Windenergieanlagen freizuhalten».1830 Insofern wird ein aktives Handeln des kommunalen Planungsträgers vorausgesetzt. Bekanntermaßen kann die negative Darstellung auch pauschal ausfallen, da nicht für jeden einzelnen Bereich parzellenscharf die städtebaulichen Hintergründe dargelegt werden können. In diesem Zusammenhang «können Kriterien wie Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege sowie die Erholungsfunktion der Landschaft, sofern sie städtebaulich begründet sind, zur Aussonderung sog Tabuflächen führen».1831 Angesichts dieses Faktums wird ersichtlich, dass die sich aus der Privilegierung nach § 35 Abs 1 Z 5 BauGB ergebende Zulässigkeit von Vorhaben der Windenergie im Außenbereich somit durch die Planung der Gemeinde relativiert werden kann, die typischerweise nicht wie im Falle des Entgegenstehens von öffentlichen Belangen nach § 35 Abs 3 Satz 1 BauGB an tatsächliche Gegebenheiten anknüpft, sondern ein planerisch wertendes Element enthält. Die Ausschlusswirkung von § 35 Abs 3 BauGB «hängt aber nicht nur von einer materiell-rechtmäßigen Planung ab, sondern setzt auch voraus, dass die Pläne formell in Kraft sind».1832 Nur auf diese Weise ist sichergestellt, dass den Darstellungen im Flächennutzungsplan das Gewicht eines öffentlichen Belangs zukommt, der wiederum Windkraftvorhaben an anderer Stelle im Gemeindegebiet entgegensteht.1833 Aus den bisherigen Formulierungen wird ersichtlich, welche umfangreichen rechtlichen und planungsmethodischen Anforderungen an die Erarbei1828 1829 1830 1831 1832

Stennecken, Planung von Windkraftanlagen, 70. Stennecken, Planung von Windkraftanlagen, 70. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 103. Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 104. Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 161. 1833 Vgl Stennecken, Planung von Windkraftanlagen, 70.

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Das deutsche Ordnungssystem

tung von Standortkonzeptionen für Windenergieanlagen gestellt werden.1834 Der zentrale Aspekt besteht jedoch in der Regelung des § 35 BauGB. Diesem zufolge ist sowohl «auf der Ebene der Raumordnung als auch auf der Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung die Möglichkeit der planerischen Steuerung der Ansiedelung von Windenergieanlagen gesetzlich verankert».1835 Zur generellen Steuerung von Windkraftanlagen hat der Bundesgesetzgeber die Kategorie der Eignungsgebiete in § 7 Abs 4 Z 1 BROG eingeführt. Diese «sollen raumbedeutsame Maßnahmen aufnehmen, die städtebaulich nach § 35 BauGB zu beurteilen sind und an anderen Stellen im Planungsraum ausgeschlossen werden».1836 Für die Gemeindeplanung bedeutet dieser Umstand, dass wenn ein «Gemeindegebiet geeignete Flächen für die Windenergienutzung aufweist, sie nicht das ganze Gemeindegebiet mit dem Instrument der Flächennutzungsplanung für die Windenergie sperren darf».1837 Obgleich das Kriterium der Windhöffigkeit an und für sich der wirtschaftlichen Sphäre des Investors zugerechnet werden muss, erlangt es für den Plangeber eine nicht zu unterschätzende Bedeutung.1838 Angesichts der aktuellen Rechtsprechung wird ersichtlich, dass eine negativ wirkende Verhinderungsplanung zu unterbleiben hat, weswegen es darauf ankommt, dass der Planungsträger nicht Vorrangebiete ausweist, in denen mangels Windhöffigkeit ein wirtschaftlicher Betrieb von Windkraftanlagen nur sehr eingeschränkt möglich ist.1839 Die Gemeinden sind aber auch nicht «verpflichtet vom Planungsvorbehalt des § 35 Abs 3 letzter Satz Gebrauch zu machen, wenn geeignete Flächen vorhanden sind».1840 Verzichten sie jedoch auf jegliche Planung, so richtet sich die Zulässigkeit von Windenergieanlagen nach § 35 Abs 1 Z 5 iVm Abs 3 Satz 1 und 2 BauGB. Kernüberlegung der vorherigen Bestimmungen war der Gedanke, dass sich die Gemeinden mit den «substanziellen Interessen der Windkraft auseinandersetzen müssen».1841 Für die deutschen Kommunen bedeutet dieser Gesichtspunkt, dass wenn ein Flächennutzungsplan ohne nähere Begründung überhaupt keinen Standort für Windenergieanlagen darstellt, ihm keine Ausschlusswirkung 1834 Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 146. 1835 Mitschang, Stadterhaltung und Stadtgestaltung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 146. 1836 Specht, Standortbestimmung für Windkraftanlagen durch die Raumordnung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 172. 1837 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 164. 1838 Specht, Standortbestimmung für Windkraftanlagen durch die Raumordnung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 176. 1839 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 107. 1840 Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 164. 1841 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 105.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

zukommen kann. Dem Regelungsgehalt von § 35 BauGB zufolge soll eine Steuerung der Agglomeration von Windkraftanlagen zwischen Siedlungskörpern einer Gemeinde hergestellt werden.1842 Dieses Konzept einer planerischen Kontingentierung setzt voraus, dass «sich Vorhaben, die an einer Stelle der Planung zurücktreten müssen, dafür an anderer Stelle durchsetzen können».1843 Minning führt dazu aus, dass «die Privilegierung der Windenergie somit nach Maßgabe der gemeindlichen Planungsvorstellungen zum Tragen kommt».1844 Rojahns Ansicht nach, stellt aber das Verkennen der Windhöffigkeit bzw die Nichtberücksichtigung potentieller windhöffiger Standorte von Windenergieanlagen ein zielwidriges Vorhaben dar, welches sich nachträglich als zulässig erweisen kann.1845 Abschließend lässt sich folglich konstatieren, dass das deutsche Ordnungsrecht durchaus Steuerungsmöglichleiten bietet, welche sich auch positiv auf die Standortaufstellung von WEA auswirken können. Der positivste Beitrag innerhalb dieser Diskussion ist demzufolge der Umstand, dass sich in Deutschland die Kommunen eingehend mit der Windkraft bzw ihrer zukünftigen Rolle in der Stromerzeugung auseinandersetzen müssen. Der deutsche Gesetzgeber wollte mit seinen bisherigen Regelungen keineswegs die raumordnungsrechtliche Verteilung der Windenenergie einseitig begünstigen bzw privilegieren, denn mehr die Grundlage für eine realitätsnahe dezentrale Entwicklung von Windkraftwerken schaffen. In diesem Rahmen haben die Planungsträger erkannt, welche Bedeutung der Stromgestehung aus Windkraft zukommt, welche Rolle sie im Verbund der Maßnahmen zum Klimaschutz darstellt und va welche Entwicklungspotentiale sie verborgen hält.1846 Diesbezügliche Ansätze sind zwar in Österreich auch zu bemerken, jedoch fehlen dieserorts sprachliche Präzisierungen, welche eine exakte Festlegung von Zielen erkennen lassen würden. Aus Sicht des Autors kommt an dieser Stelle dem Ausschluss der Vergütungspflicht gemäß § 29 Abs 3 EEG zentrale Bedeutung zu. Die Textierung dieser Normstelle verdeutlicht, dass der Gesetzgeber wirklich an eine realitätsnahe Förderung und Integration der Windenergie in das nationale Energieversorgungsnetz gedacht hat und einen sinnlosen Wildwuchs von WEA aufgrund hoher – auf Basis des Gießkannensystems beruhenden – Fördergelder von vornherein zu vermeiden versucht. Zu guter Letzt soll nachfolgend noch die Steuerungsfunktion des Fachplanungs- bzw des Energiewirtschaftsplanungsrechts für die Ansiedelung von WEA untersucht werden.

1842 Specht, Standortbestimmung für Windkraftanlagen durch die Raumordnung, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 176. 1843 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 105. 1844 Minning, Rechtsfragen und Standortsteuerung, 108. 1845 Vgl Rojahn, Windenergieanlagen im Außenbereich, in Spannowsky/Krämer, Windkraftanlagen in Raumordnung und Städtebau, 160. 1846 Vgl Rojahn, Der neue Fachplanungsvorbehalt für Energiefreileitungen, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 89.

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Das deutsche Ordnungssystem

3. Energiewirtschaftsplanungsrechtliche Aspekte Einleitend ist festzuhalten, dass das deutsche Ordnungssystem ein isoliertes Energiewirtschaftsplanungsrecht nicht kennt, sondern sich in diesem Zusammenhang der Begriffe Planfeststellungsverfahren und Plangenehmigungsverfahren bedient. Das neue Energiewirtschaftsrecht schreibt deswegen auch nicht generell, sondern nur für größere UVP-pflichtige Leitungsvorhaben ein Planfeststellungsverfahren vor.1847 Mit Sicherheit kann dieser Umstand ua darauf zurückgeführt werden, dass «nach § 4 Abs 1 EnWG die Energieversorgungsunternehmen verpflichtet sind, vor dem Bau, der Erneuerung, der Erweiterung oder der Stilllegung von Energieanlagen der Energieaufsichtsbehörde Anzeige zu erstatten».1848 Diese isolierte Handhabungsweise ist jedoch höchst bedenklich. Erstens wird dabei der dezentralen Energieversorgungsstruktur nicht die Bedeutung eingeräumt, die ihr notwendigerweise zukommen müsste, und zweitens erfordert «insbesondere die Realisierung von Fernleitungsvorhaben eine groß angelegte Planung, weil diese auf energiepolitischen Vorentscheidungen basiert».1849 Eine, in Bezug auf die kohärente Ansiedelung von Energieerzeugungsanlagen und Netzinfrastrukturen bundesweite Standortplanung kann nicht mehr unter der Prämisse der bisherigen Kraftwerksbetreiber und Gesellschaften gesehen werden.1850 In Zukunft werden sich vielerorts neue Kraftwerksbetreiber bzw dezentrale Energieversorgungseinrichtungen etablieren, die eine solche integrierte und vorausschauende Energiewirtschaftsplanung unbedingt notwendig machen. Für den Fall des Unterlassens solcher Planungsschritte werden sich dezentrale Stromerzeugungsanlagen bzw Netzinfrastrukturen willkürlich über das Bundesgebiet verstreuen, ohne dass ein bundesweites Konzept zur Koordinierung vorliegt. Ein Umstand, der wegen der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Elektrizitätsversorgung durchaus nicht erwünscht ist. Die österreichische Rechtslage sieht sich, wie hinreichend dargetan wurde, ähnlichen Konflikten ausgesetzt, nur kommt dieserorts dem Bund dennoch eine gewisse Steuerung durch das Starkstromwegegesetz zu.1851 In Bezug auf das rezent angesprochene Planfeststellungsverfahren kann jedoch notiert werden, dass «im Zuge der Vereinheitlichung des Verwaltungsverfah1847 In anderen Fällen kommt «das Instrument der Plangenehmigung zum Einsatz, wobei Leitungsvorhaben von weniger als 110 kV keiner fachplanerischen Zulassungsentscheidung unterliegen» vgl Rojahn, Der neue Fachplanungsvorbehalt für Energiefreileitungen, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 72. 1848 Rojahn, Der neue Fachplanungsvorbehalt für Energiefreileitungen, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 72. 1849 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 424. 1850 In diesem Kontext muss auch die Fachplanung anerkennen, dass neben den bisherigen EVU’s weitere Akteure am Erzeugungsmarkt auftreten werden und ihre Planung auf dieses Charakteristikum abstimmen. 1851 Vgl Donner, Planungskonflikte, 106.

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rens und der Stärkung des Verwaltungsverfahrensgesetzes auch die Regelungen über die Planfeststellung in erheblichem Maße harmonisiert worden sind».1852 Die dafür notwendige Rechtsgrundlage findet sich in § 72 ff VwVfG. Diese Schritte stellen aber genau genommen keine Planungsmaßnahmen dar, sondern ermöglichen lediglich eine gewisse Konzentrationswirkung im behördlichen Genehmigungsverfahren. Die Energiewirtschaftsplanung sollte sich grundlegend mit der Frage befassen, welche planerischen Akzente gesetzt werden müssen, um erstens eine optimale Ansiedelung von Kraftwerken und Betriebsmitteln zur Übertragung, Verteilung und zum Transport von Energie zu schaffen und zweitens die verschiedenen Energieträger miteinander in Einklang bringen zu können. Der Windenergienutzung kommt in diesem Kontext allein schon wegen der explosionsartigen Steigerung der Anlagenzahlen und der daraus resultierenden Umstellung des Kraftwerkparks sowie dem Erfordernis des Netzinfrastrukturausbaus essentielle Bedeutung zu. a) Notwendigkeit der energiewirtschaftlichen Planung Hermes zufolge indiziert der «Planungsbedarf, der aus den räumlichen Wirkungen von Energieversorgungsanlagen resultiert»1853, die Notwendigkeit einer energiewirtschaftlichen Planerfassung, die, indem «sie Überkapazitäten und Doppelinvestitionen vermeidet, die Sicherheit und Preiswürdigkeit der Versorgung gewährleistet».1854 Das deutsche Energiewirtschaftsrecht sieht die energiewirtschaftliche Planung meist als vorbereitenden Schritt im Zusammenhang mit einer zeitnah bevorstehenden Enteignung. Wobei diese Beurteilung der Dinge auf sehr kurzsichtigen und oberflächlichen Überlegungen basiert. Auf der einen Seite «fällt auf, dass es in der Bundesrepublik Deutschland im Gegensatz zu Straßen und Schienenwegen und auch anders als in anderen europäischen Ländern mit einer integrierten fachlichen Gesamtplanung der Energieversorgung auf der Ebene des Bundes an einer zentralen fachlichen Bedarfs- und Ausbauplanung für Energienetze und Kraftwerkskapazitäten fehlt».1855 Auf der anderen Seite wird, der Ansicht Hermes folgend, diese Art der Planung in die Eigenverantwortlichkeit der Unternehmen gelegt.1856 Vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Umwälzung der gegenwärtigen Energieversorgungsstruktur ist dies nicht mehr tragbar und im Hinblick auf die zukünftige Weiterentwicklung der Windkrafttechnologie auch nicht mehr 1852 1853 1854 1855 1856

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Durner, Konflikte räumlicher Planungen, 119. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 401. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 401. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 408. Vgl Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 408; zur österreichischen Problematik im Bereich der Starkstromwegeplanung bzw der Rolle der Netzbetreiber als Planungsträger Donner, Planungskonflikte 106.

Das deutsche Ordnungssystem

verantwortbar. Die Raumordnung liefert dahingehend bereits konkrete Antworten, sodass «die planerische Konzentration von Windenergieanlagen auf sog Konzentrationsflächen mit Ausschlusswirkung im restlichen Planungsraum künftig die Regel sein wird».1857 Die bisherige Planungspraxis im Energiebereich bzw im Elektrizitätssektor verschließt die Augen vor dringend notwendigen – die zukünftige Versorgung mit leitungsgebundener Energie betreffenden – Investitionen. Bekanntermaßen werden die Auswirkungen dieser Taktik des Verdrängens erst in einer zeitlichen Verzögerung von ein paar Jahren zu bemerken sein. Die Korrekturen müssen aber aktuell in Angriff genommen werden. Die Energiewirtschaftsplanung muss in diesem Kontext als eine vorausschauende und nachhaltige Bedarfsplanung betrachtet werden, in welche sämtliche Möglichkeiten zur Gewinnung sowie Verteilung1858 von leitungsgebundener Energie mit einkalkuliert werden müssen. Dabei «ist die Feststellung eines Transportbedarfs keineswegs eine Sache statistischer Erhebungen oder zuverlässiger Prognosen, vielmehr handelt es sich dabei um wertende Entscheidungen, die insbesondere den zukünftig zu erwartenden Verbrauch an Elektrizität oder die Systementscheidung zwischen zentraler und dezentraler Erzeugung betreffen».1859 Angesichts der Tatsache, dass die bisherigen Aussagen noch keinen direkten Aufschluss bezüglich einer allfälligen Steuerungsfunktion des Energiewirtschaftsplanungsrechts in Bezug auf die Standortauswahl von WEA zugelassen haben, soll abschließend noch in aller Kürze die Auswirkung der energierechtlichen Investitionskontrolle auf die Fachplanung untersucht werden. b) Fachplanung im Energiewirtschaftsgesetz aa) Investitionskontrolle im Energiewirtschaftsgesetz Das alte, bis zum 28.4.1998 gültige EnWG kannte in § 4 Abs 1 leg cit noch die «Bestimmung, dass ein EVU sämtliche Maßnahmen den Aus-, Weiter- und Zubau von Kraftwerken und Betriebsmitteln der Energieaufsichtsbehörde durch Anzeige zu erstatten habe».1860 Dieser kam nach Abs 2 leg cit die Befugnis zu, das Projekt zu beanstanden, zu genehmigen oder – wenn Gründe des Gemeinwohls dies erfordern – zu untersagen. Hermes führt dazu aus, dass «die traditionelle Auffassung im energierechtlichen Schrifttum die Beanstandungs- und Untersagungsbefugnis als herkömmlichen Eingriffstatbestand der repressiven

1857 Rojahn, Der neue Fachplanungsvorbehalt für Energiefreileitungen, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 89. 1858 Die Verteilung ist an dieser Stelle im technischen und nicht im juristischen Sinne zu verstehen. 1859 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 408. 1860 Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 424.

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Steuerung der Ansiedelung von WEA durch das (Fach-) Planungsrecht

Wirtschaftsaufsicht versteht».1861 Dieser Auffassung ist aus Sicht des Autors unbedingt zu folgen. Historisch gesehen konnte niemals von einer Fachplanung durch Investitionskontrolle, geschweige denn als Lenkungsinstrument fehlender staatlicher Infrastrukturplanung gesprochen werden. Die Befugnisse der Behörde hatten sich demnach auch nicht auf planerische Ermächtigungen erstreckt, denn mehr auf einfache verwaltungsrechtliche Aufgaben der Vorhabenszulassung bzw Versagung. Aus diesem Grunde argumentiert Büdenbender, dass das «nach der umfassenden Energierechtsreform in Kraft gesetzte neue Energierecht keine staatliche Investitionskontrolle mehr kennt».1862 Seiner Ansicht nach ist dieser Aspekt «Ausfluss des jetzt auch für die leitungsgebundene Energiewirtschaft gültigen Wettbewerbsprinzips, das Chancen und Risiken von Investitionen im Wettbewerb in die Verantwortung der Unternehmensleitung legt und es den gesellschaftsrechtlichen Kontrollmechanismen überlässt, auf nicht sachgerechte Investitionen dementsprechend zu reagieren».1863 Diese Neuerung stellt jedoch keinen dramatischen Rückschritt dar, da «selbst wenn man den Charakter der Investitionskontrolle als Instrument der materiellen Fachplanung akzeptiert»1864 hätte, erhebliche Zweifel bestanden hätten, «ob das Planungsrecht für Energieanlagen ausreichend Vorkehrungen trifft, um den oben dargelegten planerischen Bedarf zu befriedigen».1865 Zum Abschluss sei aber an die Worte von Hermes erinnert, denen zufolge das «Fehlen einer fachbezogenen Bedarfs-, Prioritäts- und Ausbauplanung (in diesem Sinne vornehmlich im Hinblick auf die Netzinfrastrukturen) die Raumordnung und Landesplanung schon deshalb nicht kompensieren kann, weil sie als Querschnittsplanung auf die vorangehenden Entscheidungen über fachliche Gesamtzusammenhänge und Prioritäten angewiesen ist».1866 Aus diesem Grunde bleibt letztendlich einerseits festzuhalten, dass das deutsche Energierecht keine dezidierte Elektrizitätswirtschaftsplanung – auch nicht mehr unter dem Schlagwort der Investitionskontrolle – kennt und andererseits die Raumordnung trotz ihres positiven Einflusses auf die Steuerung von Windenergieanlagen iSv Energieerzeugungsanlagen auf die räumliche Anordnung, einen diesbezüglichen Steuerungseffekt in Bezug auf die Netzinfrastrukturen nicht bietet. Im Schrifttum sind mehrere Ansätze zu finden, unter denen man einen materiellen Planungsbegriff im EnWG vermuten könnte, man wird aber dennoch zum Schluss kommen, dass diese Suche nicht von Erfolgt gekrönt ist.1867

1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867

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Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 427 Büdenbender/Heintschel von Heinegg/Rosin, Energierecht I, 2. Büdenbender/Heintschel von Heinegg/Rosin, Energierecht I, 2. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 431. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 431. Hermes, Staatliche Infrastrukturverantwortung, 431, 432. Rojahn, Der neue Fachplanungsvorbehalt für Energiefreileitungen, in Burgi (Hrsg), Planungssicherheit im Energiewirtschaftsrecht, 73, 81.

Das deutsche Ordnungssystem

An dieser Stelle wird gegenwärtig apparent, von wie vielen Seiten die Thematik der Windenergiegestehung beeinflusst wird. Mit Sicherheit sind prima facie wirtschaftlich Sinn stiftende Einspeisetarifvergütungen als stärkster Anreiz zu werten. Um die energiewirtschaftliche Bedeutung der Windkrafttechnologie aber wirklich zur Geltung bringen zu können, sind unterschiedlichste flankierende Maßnahmen nötig. Maßnahmen, die sich vom starren System der bisherigen Energieversorgungsstruktur lösen müssen und deutliche Signale in Richtung einer globalen Betrachtung des Themas aussenden. Innerhalb dieser Thematik stellen sowohl einfachplanerische als auch fachplanerische Elemente konkrete Anknüpfungspunkte dar. Das letzte Kapitel der Arbeit setzt sich mit den – für Anlagenbetreiber vordergründig sehr wichtigen – Einspeisetarifvergütungen auseinander.

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VII. Einspeisetarifvergütungen Reshöft zufolge hat sich «der Gesetzgeber mit der Einführung einer Preisregelung für Strom aus regenerativen Energieträgern eines ungewöhnlichen Instruments bedient»1868, da hierbei die Subventionierung Privater durch Private erfolgt, wobei das Wort Subventionierung nicht im beihilferechtlichen Sinn verstanden werden soll. Die Einspeisetarifvergütungen verfolgen – aufgrund ihres gesetzlichen Bestandschutzes in Bezug auf die Mindesthöhe und Mindestlaufzeit – primär die Zielsetzung, wirtschaftliche Anreize für die Erzeugung von Strom aus regenerativen Energiequellen zu bieten. In diesem Sinne stellen die Einspeisetarife vordergründig das wichtigste Entscheidungskriterium für die Errichtung und den Betrieb von WEA dar. Wesentliches Augenmerk kommt dabei der Laufzeit sowie der Höhe der garantierten Abnahmepreise zu. Die nachfolgenden Darstellungen sollen ein möglichst ausgewogenes Bild der unterschiedlichen Sichtweisen bieten. Aus der Perspektive der Anlagenbetreiber sollten garantierte Abnahmepreise möglichst über einen langen Zeitraum hoch ausgestaltet sein, während hingegen die gesamtwirtschaftliche Betrachtung eine andere Sichtweise erfordern kann. In diesem Kontext kommt va dem Ausschluss der Vergütungspflicht in § 29 EEG besondere Bedeutung zu. Die degressive Staffelung der Einspeisetarife erklärt sich aus dem Umstand, dass der Gesetzgeber mit diesem Faktum die Forschung und Entwicklung im Bereich der EE fördern und entwickeln möchte. Die Vergütungen sollen schrittweise gesenkt werden, bis sich letztendlich die Windenergienutzung bzw generell die EE dahingehend entwickelt haben, dass sie auf eine finanzielle Unterstützung nicht mehr angewiesen sind und den von ihnen erzeugten Strom im freien Wettbewerb verkaufen können. Dies setzt aber eine funktionierende dezentrale Energieversorgungsstruktur mit darauf abgestimmten Netzbedingungen voraus. Sowohl das österreichische ÖkostromG als auch das deutsche EEG sehen es als Ziel an, den EE in baldiger Zukunft zur Marktreife zu verhelfen. Inwiefern sich dieser programmatische Wunsch umsetzen lässt, soll anhand der Einspeisetarifvergütungen untersucht werden.

1868 Reshöft, Die Verfassungs- und Europarechtskonformität des EEG, 66.

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Einspeisetarifvergütungen

A. Das deutsche Einspeisetarifsystem Die Struktur der im EEG gewählten Einspeisetarife basiert vornehmlich auf der des Vorgängergesetzes – dem StrEinspG vom 7. Dezember 1990. Das damalige System orientierte sich an den Durchschnittserlösen «der von den Stromunternehmen an die Endkunden abgegebenen Strommenge»1869, wobei «die Höhe der Vergütung 90% dieser Erlöse entsprach».1870 Aufgrund der historischen Bestimmung des StrEinspG, dass auf große, 5 MW übersteigende Anlagen sowie auf Anlagen, bei denen die Bundesbeteiligung 25% übersteigt, die Vergütungsregeln nicht angewendet werden durften, wird ersichtlich, dass der Gesetzgeber va «kleine und mittlere Energieanlagen, die mit regenerativen Energien betrieben worden sind, vom freien Wettbewerb ausnehmen wollte und hierfür eine gesetzliche Mindesteinspeisungsvergütung festgeschrieben hatte».1871 Ein weiteres Charakteristikum des StrEinspG war der Umstand, dass dieses Gesetz von einer Pauschalvergütung ausgegangen ist, wodurch es teilweise zu einer «Übervergütung von Küstenanlagen kam, die wegen des immer verfügbaren Windpotentials weit über 6000 Jahresbenutzungsstunden (mehr als das Dreifache von Binnenlandanlagen) erreichen können».1872 Das EEG trug diesem Faktum dahingehend Rechnung, als dass mit der Schaffung «einer technikneutralen Differenzierung der Vergütungshöhen je nach Ertragskraft des Standorts vermieden wurde, dass an windhöffigen Standorten eine höhere Vergütung gezahlt wird, als für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig ist».1873 Die nunmehrige Regelung des EEG 2000 – eine nach Standorten differenzierte Festpreisvergütung – löste einen bis heute anhaltenden Windenergieboom aus. Obwohl die Grundvergütung allgemein abgesenkt worden ist, wurde «gleichzeitig die Zahlung der höheren Anfangsvergütung durch eine Änderung der Fristberechnung für windschwächere Standorte verlängert».1874 Die Novelle des EEG aus dem Jahr 2004 betonte wiederholt den Kurswechsel von der Pauschalvergütung zur Festpreisvergütung und gestaltete in dieser Novellierung die Preisregelung deutlich degressiv aus. Diese Maßnahme lässt sich auf die eingangs bereits erwähnten und vom Gesetzgeber ausdrücklich erwünschten Effizienzfortschritte zurückführen.1875 Des Weiteren haben die Vergütungsregeln des EEG 2004 zwischen Onshore-Anlagen und Offshore-Anlagen differenziert.1876 Gedanklicher Hintergrund dieser 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876

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Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 110. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 16. Niedersberg, Der Beitrag der Windenergie, 110. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 19. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 20. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 21. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 24. Vgl § 10 EEG 2004 vom 31. Juli 2004 BGBl I S 1918.

Das deutsche Einspeisetarifsystem

Unterscheidung war die im Januar 2002 veröffentlichte Strategie der Bundesregierung zur Windenergienutzung auf See. Den strategischen Eckpunkten dieses Dokuments konnte entnommen werden, «dass Offshore-Windparks gegenwärtig noch mit großen technischen, wirtschaftlichen und auch rechtlichen Unsicherheiten verbunden sind».1877 Die Bundesregierung erhoffte sich von der Offshore-Windenergienutzung erhebliche Zuwachspotentiale.1878 Da ersichtlich geworden ist, dass «die erheblichen Entwicklungs- und Investitionskosten für die Offshore-Technologie mit den Vergütungen des EEG 2000 nicht zu erwirtschaften sein würden»1879, wurde die Vergütung in den nachfolgenden Novellen stärker zugunsten der Offshore-Nutzung und entlang ihrer spezifischen Kostenfaktoren ausdifferenziert. Aus diesem Umstand heraus lässt sich auch erklären, warum im EEG 2004 die Grundvergütung für Strom aus Onshore-Anlagen deutlich abgesenkt worden ist, während man für die OffshoreAnlagen eine höhere Grundvergütung veranschlagt hatte.1880 Dieses Spezifikum wurde auch in der aktuellen Novelle beibehalten, weswegen es im weiteren Verlauf nicht verwundern darf, wenn von zwei verschiedenen Tarifen gesprochen wird. 1. Der allgemeine Vergütungsanspruch Der allgemeine Vergütungsanspruch, geregelt in § 16 EEG, ist die zentrale Vorschrift im bundesdeutschen System der Einspeisetarife. Der § 16 leg cit verweist hinsichtlich der Höhe und Dauer auf die besonderen Vorschriften der §§ 18 bis 33 EEG. Aus der inhaltlichen Perspektive bestimmt diese Normstelle die Grundvoraussetzungen, welche erfüllt werden müssen, um in den Genuss der besonderen Vergütungsregeln zu kommen. Aus struktureller Sicht müssen in diesem Kontext drei wesentliche Punkte besonders beachtet werden. Erstens wird der Vergütungsanspruch erst dann ausgelöst, wenn der Windenergieanlagenbetreiber seine Anlage den technischen Erfordernissen des § 6 EEG unterzogen hat.1881 Zweitens ermöglicht § 16 leg cit ausdrücklich den Netzpa1877 Strategie der Bundesregierung zur Windenergienutzung auf See vom 29. Januar 2002 http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/windenergie_strategie_br_ 020100.pdf (18.12.2008). 1878 Das Strategiepapier aus dem Jahr 2002 spricht dabei von 25 GW an installierter Offshore-Leistung bis in das Jahr 2030 (gegenwärtig sind im Vergleich dazu in der gesamten Bundesrepublik inklusive aller Onshore-Anlagen ungefähr 22 GW an Windenergieleistung installiert) vgl http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/ windenergie_strategie_br_020100.pdf (18.12.2008). 1879 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 27. 1880 Vgl § 10 Abs 1 und 3 EEG 2004 vom 31. Juli 2004 BGBl I S 1918. 1881 Die technischen Erfordernisse erschöpfen sich in der Einrichtung zur ferngesteuerten Reduzierung der Einspeiseleistung bei Netzüberlastung und zur Abrufung der jeweiligen Ist-Einspeisung vgl § 6 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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rallelbetrieb und drittens müssen die Netzbetreiber den Windenergieanlagenbetreibern auch dann den Strom abnehmen, wenn dieser zwischengespeichert worden ist. Speziell diesem Umstand kommt in näherer Zukunft größte Bedeutung zu. Wie die Ausführungen bezüglich der Speichertechnologien in Kapitel 3 aufgezeigt haben, erwartet man sich in den nächsten Jahren einen technologischen Sprung bei der Massenspeicherung von elektrischer Energie. Besonders der Lithium-Ionen-Technologie erwächst dabei eine große Bedeutung. Sie soll die Windfarmen insofern essentiell unterstützen, als dass mit ihrer Hilfe der von den WEA erzeugte Strom in größeren Mengen zwischengespeichert werden kann. Dieser Gesichtspunkt relativiert das spezifische Charakteristikum der stochastisch fluktuierenden Windstromerzeugung dahingehend, als dass mit der Speichermöglichkeit diese Art der Energiegewinnung in die Nähe der konventionellen Kraftwerke rückt. Das EEG trägt mit dieser Bestimmung diesem Moment Rechnung. Angesichts dieser Realität kann man dem EEG in diesem Bereich eine zukunftsorientierte technische Komponente nicht absprechen, sondern diesen gesetzgeberischen Weitblick nur befürworten. Der wohl bedeutendste Aspekt innerhalb des § 16 EEG liegt aber darin, dass, wie eingangs schon erwähnt, ein Vergütungsanspruch bereits dann ausgelöst wird, wenn der Anlagenbetreiber die Aufnahme der Anlage in das Anlagenregister beantragt hat. An dieser Stelle wird ersichtlich, dass das EEG deutlich auf eine Verwaltungsvereinfachung zielt und den künftigen Betreibern von WEA mühsame verwaltungstechnische Schritte ersparen möchte. Ziel des Anlagenregisters ist die «Erhöhung der Transparenz sowie die Vereinfachung des bundesweiten Ausgleichsmechanismus».1882 Da jedoch das Bundesumweltministerium, welchem durch Rechtsverordnung die Aufgabe zukommt, das Anlagenregister einzurichten, von dieser Möglichkeit bis dato noch keinen Gebrauch gemacht hat, bleibt abzuwarten, inwiefern sich die Behörde im EEG 2009 verhalten wird. a) Besondere Vergütungsvorschriften für Windenergieanlagen aa) Vergütung für Onshore-Anlagen Strom, welcher mit Hilfe von Onshore-Anlagen gewonnen wird, ist nach den Bestimmungen von § 29 EEG zu vergüten. Wobei Abs 1 eine klare Sprache verwendet und die Grundvergütung für Strom aus Windenergieanlagen an Land mit 5,02 Cent pro Kilowattstunde beziffert.1883 Die degressive Staffelung sowie die Dauer der garantierten Einspeisetarife werden in den §§ 20 und 21 EEG festgelegt.1884 Für die Windenergiegestehung bedeutet dies, dass Anla-

1882 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 15 Rz 33. 1883 Vgl § 29 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1884 Vgl §§ 20, 21 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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gen, die vor dem 1. Januar 2010 in Betrieb genommen werden, nach § 29 ff EEG abgerechnet werden, während hingegen Anlagen, die in den folgenden Kalenderjahren in Betrieb genommen werden, den jährlich degressiven Tarifstrukturen nach § 20 Abs 2 Z 7 lit a und b leg cit unterworfen sein werden.1885 Die degressive Preisgestaltung wirkt sich ab dem Jahr 2015 für Offshore-Anlagen mit einem jährlichen Abschlag von 5% und für sonstige Anlagen mit einem Abschlag von 1% aus.1886 Ausweislich § 21 Abs 2 leg cit «sind die Vergütungen jeweils für die Dauer von 20 Jahren zuzüglich des Inbetriebnahmejahres zu zahlen».1887 Die Vergütungen sind weiters ab dem Zeitpunkt zu zahlen, «ab dem der Generator erstmals Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien in das Netz eingespeist hat».1888 Wobei jedoch gemäß Abs 3 «der Austausch des Generators oder sonstiger technischer oder baulicher Teile nicht zu einem Neubeginn oder einer Verlängerung der Frist nach Abs 2 führt».1889 In Bezug auf die Grundvergütung führt § 29 Abs 2 leg cit im Weiteren aus, dass «abweichend von Absatz 1 die Vergütung in den ersten 5 Jahren ab der Inbetriebnahme der Anlage 9,2 Cent pro Kilowattstunde beträgt, wobei sich diese Frist um zwei Monate je 0,75 Prozent des Referenzertrags verlängert, um den der Ertrag der Anlage 150 Prozent des Referenzertrags unterschreitet».1890 Der Referenzertrag wird in der Anlage 5 zum EEG angeführt.1891 Diesem erwächst nicht nur an dieser Stelle eine signifikante Bedeutung, sondern auch im Hinblick auf den generellen Ausschluss der Vergütung. Bereits auf den ersten Blick wird ersichtlich, dass § 29 Abs 2 EEG dezidiert eine «technikneutrale Differenzierung der Vergütungshöhen je nach Ertragskraft des Standorts der zu vergütenden Anlage vornimmt».1892 Anders als bei den übrigen regenerativen Energieträgern, bei denen der Gesetzgeber va an der Anlagengröße anknüpft, wird bei der Windenergie der Ertrag der einzelnen

1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891

Vgl § 20 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Vgl § 20 Abs 2 Z 7 lit a, b EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 21 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 21 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 21 Abs 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 29 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. Gemäß Anlage 5 Z 3 ist «der Referenzertrag die für jeden Typ einer Windenergieanlage einschließlich der jeweiligen Nabenhöhe bestimmte Strommenge, der dieser Typ bei Errichtung an dem Referenzstandort rechnerisch auf Basis einer vermessenen Leistungskennlinie in fünf Betriebsjahren erbringen würde. Der Referenzertrag ist nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu ermitteln; die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik wird vermutet, wenn die Verfahren, Grundlagen und Rechenmethoden verwendet worden sind, die enthalten sind in den Technischen Richtlinien für Windenergieanlagen, Teil 5, in der zum Zeitpunkt der Ermittlung des Referenzertrags geltenden Fassung der Fördergesellschaft Windenergie e.V.» vgl Anlage 5 Z 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1892 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 57.

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Anlage mit berücksichtigt.1893 Insofern orientieren sich die Vergütungsregelungen von § 29 Abs 2 leg cit «gerade nicht an dem sonst angelegten Grundsatz, wonach aufgrund von Skaleneffekten die Wirtschaftlichkeit einer Anlage umso größer ist, je größer diese ist, sondern sie stellen auf die Windhöffigkeit bzw die Windgüte des Standorts ab».1894 Ein Aspekt, der durchaus begrüßt werden kann, da mit Hilfe dieser «Vergütungsdifferenzierung»1895 eine Überförderung vermieden wird. Anlagen an windbesseren Standorten kommen folglich in den Genuss der Förderbestimmungen nach § 29 Abs 1 und sind damit der kontinuierlichen nachhaltigen Absenkung der Anfangsvergütung unterworfen. Diese Bestimmung nimmt nicht nur «eine technikneutrale Differenzierung der Vergütungshöhen»1896 vor, sondern fördert auch den technologischen Fortschritt bzw die systemtechnische Weiterentwicklung, indem sie letztendlich «Anreize zur Entwicklung der technischen Effizienz»1897 schafft. Zu guter Letzt normiert der letzte Satz von § 29 Abs 2 leg cit, dass «sich die Anfangsvergütung für Strom aus Windenergieanlagen, die vor dem 1. Januar 2014 in Betrieb genommen werden, um 0,5 Cent pro Kilowattstunde (Systemdienstleistungs-Bonus) erhöht, wenn sie ab dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme die Anforderungen der Verordnung nach § 64 Abs 1 Satz 1 nachweislich erfüllen».1898 Diese Anforderungen beziehen sich ausweislich § 6 Abs 2 leg cit darauf, dass «sichergestellt wird, dass «eine Windenergieanlage am Verknüpfungspunkt mit dem Netz einzeln oder gemeinsam mit anderen Anlagen»1899 die rezent angeführten Erfordernisse nach § 64 Abs 1 Satz 1 leg cit erfüllt. Diese Anforderungen richten sich generell an die Netzintegration und speziell an: · · · · ·

das Verhalten der Anlagen im Fehlerfall, die Spannungshaltung und Blindleistungsbereitstellung die Frequenzhaltung das Nachweisverfahren den Versorgungswiederaufbau.

Wie die Titulierung dieser Vorschrift mit «Systemdienstleistungs-Bonus» bereits vermuten lässt, wollte der Gesetzgeber damit den Betreibern von WEA dahingehend entgegenkommen, als er technische Weiterentwicklungen honoriert, die sich augenfällig auf die Netzfrequenzhaltung sowie die Blindleistungsbereitstellung beziehen. Die Netzverluste sollen damit minimiert und 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899

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Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 58. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 57. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 62. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 20. Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 3. § 29 Abs 2 letzter Satz EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. § 6 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

Das deutsche Einspeisetarifsystem

die Netzseite insgesamt soll entlastet werden. Angesichts der bisherigen Ausführungen wird ersichtlich, inwieweit das System der Einspeisetarife nach dem EEG vom Gesetzgeber logisch durchdacht wurde und zukünftige technologische Weiterentwicklungen beim Gesetzwerdungsprozess bereits berücksichtigt worden sind. Dieses bewusste Mitdenken des Gesetzgebers wirkt sich über viele Strecken des Gesetzes positiv aus und lässt ein mehr oder minder rationales Handeln auf Seiten der handelnden Personen vermuten. Das österreichische ÖkostromG lässt im Gegensatz dazu über viele Stellen ein solch vorausschauendes und zukunftsorientiertes Denken1900 vermissen und erschöpft sich in beinahe unlesbaren, geschweige denn nachvollziehbaren Textpassagen.1901 Die deutsche Gesetzgebung orientiert sich demgegenüber nicht nur an konkreten technischen Vorgaben, sondern schafft diesbezüglich auch deutliche Anreize, welche eine Effizienzsteigerung ausdrücklich zulassen.1902 Diese Realität basiert va auf dem Bekenntnis der deutschen Bundesregierung zur Windenergienutzung. Aus diesem Grunde ist auch eine generelle Erhöhung der Rechtssicherheit, die bewusste Umsetzung betreffend, zu beobachten. Die konkrete Ausgestaltung der bundesdeutschen Einspeisetarife unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Vorgehens und versinnbildlicht den Umstand, dass die Nutzung der Windenergie konsequent gewollt ist und in absehbarer Zukunft auch größere Dimensionen als bisher erreichen soll. Angesichts der Höhe der Grundvergütungen sowie der diversen Zusätze, die sich aus § 29 Abs 1 und Abs 2 leg cit ergeben, kann man sich durchaus vorstellen, dass in Deutschland die Windenergiebranche ein durchaus lohnendes Investitionsumfeld ist, wobei aber bemerkt werden muss, dass sich die zukünftigen Ausbaupläne vermehrt in Richtung Offshore-Windenergienutzung orientieren werden.1903

1900 Obwohl die «Bedeutung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen bereits durch die Entschließung des Nationalrats vom 7.7.1998 E 128/XX GP, NR 133. Sitzung und vom 25.3.1999, E 167/XX, GP, NR 144. Sitzung vom 25.3.1999 zum Ausdruck gebracht» worden ist, weist die nationale legistische Umsetzung noch eindeutige Lücken auf vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, 39. 1901 Im Besonderen ist § 11 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/44 angesprochen; die Ausführungen hinsichtlich der Vergütungspflicht füllen beinahe 1 ½ DIN A4 Seiten aus; das EEG beispielsweise benötigt für ein Mehr an rechtlichen Bestimmungen deutlich weniger Text und ist darüber hinaus auch wegen des Fehlens zahlreicher Querverweise lesbarer augestaltet worden. 1902 Diesbezüglich sei auf die Seiten 166 ff verwiesen. 1903 Dieser Aspekt ist vor dem Hintergrund des Strategiepapiers der deutschen Bundesregierung zur Windenergienutzung auf See zu sehen; ausweislich der Überschrift 2 wird erkennbar, dass besonders die Offshore-Windenergienutzung eine Bedeutungserhöhung erfahren soll; «Ziel des Teilprojekts Offshore-Windparks ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die erheblichen Potentiale von Offshore-Windparks möglichst schnell erschlossen werden» vgl http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ application/pdf/windenergie_strategie_br_020100.pdf (20.12.2008).

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bb) Vergütung für Offshore-Anlagen Die besonderen Vergütungsregelungen für die Offshore-Windenergie sind in § 31 EEG festgelegt. Dem Abs 1 leg cit zufolge, «beträgt die Grundvergütung 3,5 Cent pro Kilowattstunde».1904 Der § 31 EEG ist eine Sondervorschrift für die Vergütung von Strom aus Windenergieanlagen auf See und versucht die Lücken zu schließen, die das Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz durch die Schaffung von neuen Regelungen eröffnet hatte.1905 Eine Definition des Begriffs Offshore-Windenergieanlagen findet sich in § 3 Z 9.1906 Gemäß Abs 2 leg cit «beträgt die Anfangsvergütung in den ersten 12 Jahren ab der Inbetriebnahme der Anlage 13 Cent pro Kilowattstunde».1907 Angesichts der spürbar erhöhten Anfangsvergütung wird ersichtlich, welchen Unterschied der Gesetzgeber zwischen Onshore- und Offshore-Nutzung macht. Diese Differenzierung bezieht sich speziell auf die zukünftig erschließbaren Potentiale. Des Weiteren führt Abs 2 leg cit aus, dass «sich die Anfangsvergütung nach Abs 1 für Anlagen, die vor dem 1. Januar 2016 in Betrieb genommen werden, um 2 Cent pro Kilowattstunde erhöht».1908 Mit dieser Regelung «soll ein früherer Inbetriebnahmezeitpunkt belohnt und damit verbundene An1904 § 31 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1905 Gesetz zur Beschleunigung von Planungsverfahren für Infrastrukturvorhaben – Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz – vom 9. Dezember 2006 BGBI I S 2833; dieses Gesetz brachte zwar keine Änderung des EEG, wohl aber des EnWG mit sich; die Netzanbindung der Offshore-Windparks wurde den nächstgelegenen Übertragungsnetzbetreibern auferlegt; der Gesetzgeber «reagierte hiermit auf die deutlichen Verzögerungen bei dem Ausbau der Offshore-Windenergie und wollte durch diese Neuregelung – die für die Anlagenbetreiber eine Kostenentlastung in Höhe von rund 25 bis 30 Prozent des Gesamtinvestments bedeutet – den notwendigen Impuls für die Offshore-Entwicklung setzen» vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 28; die Sonderregelung für die Netzanbindung bezieht sich allerdings nur auf küstennahe Projekte, den erläuternden Bemerkungen zur EEG Novelle 2009 ist zu entnehmen, dass «diese Bestimmungen für die Schwerpunktentwicklung der deutschen Offshore-Windenergienutzung nicht ausreichend sind und Kostenreduktionen erst dann erreicht werden können, wenn Erfahrungen mit der Technologie vorliegen und Serienproduktionen für Fundamente und die eingesetzten WEA aufgebaut werden» vgl ErlBM zu § 31 EEG http://www. erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ application/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1906 Dieser Normstelle zufolge ist eine Offshore-Anlage «eine Windenergieanlage, die in einer Entfernung von mindestens drei Seemeilen gemessen von der Küstenlinie aus seewärts errichtet worden ist. Als Küstenlinie gilt die in die Karte 2920 Deutsche Nordseeküste und angrenzende Gewässer, Ausgabe 1994; XII., sowie in der Karte 2921 Deutsche Ostseeküste und angrenzende Gewässer, Ausgabe 1994, XII., des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie im Maßstab 1: 375 000 dargestellte Küstenlinie» vgl § 3 Z 9 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1907 § 31 Abs 1 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1908 § 31 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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fangsschwierigkeiten ausgeglichen werden».1909 Bis zum 31. Dezember 2010 soll «sichergestellt werden, dass in einer ersten Stufe Windparks mit einer Leistung von insgesamt rund 3000 MW installiert werden können».1910 Den Abschluss von Abs 2 leg cit bildet die Normierung, dass «sich der Zeitraum der Anfangsvergütung nach Abs 1 und Abs 2 für Strom aus Anlagen, die in einer Entfernung von mindestens 12 Seemeilen und in einer Wassertiefe von mindestens 20 Metern errichtet worden sind, für jede über 12 Seemeilen hinausgehende volle Seemeile Entfernung um 0,5 Monate und für jeden zusätzlichen vollen Meter Wassertiefe um 1,7 Monate verlängert».1911 An diesem Punkt wird deutlich, wie grundlegend die Vergütungssystematik für Offshore-Anlagen von der Vergütung von landgestützten Anlagen abweicht.1912 Die Vergütungsregelungen orientieren sich hierbei nicht mehr am Ertrag des Anlagenstandorts, sondern an den wesentlichen Kostenfaktoren. Die jeweilige Verlängerung der Einspeisetarife trägt in diesem Kontext den beiden wesentlichen Kostenfaktoren Rechnung und soll somit eine an den tatsächlichen Kosten orientierte Vergütung gewährleisten.1913 Die Berechung dieser Verlängerung stellt sich wie folgt dar:1914 DVerl = (MEntf – 12) × 0,5 + (MTief – 20) × 1.7 Im Hinblick auf die Bestimmung der Wassertiefe ist «für die Zwecke des Abs 2 grundsätzlich nach der technischen Richtlinie, IHO Standards for Hydrographic Surveys, der International Hydrographic Organization, 4th Edition, April 1998 veröffentlicht vom International Hydrographic Bureau in Monaco, zu verfahren»1915, wobei «es den Anlagenbetreibern unbenommen ist, unter Beachtung des Stands von Wissenschaft und Technik eigenständig Messungen durchführen zu lassen».1916 1909 ErlBM § 31 Abs 2 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allge mein/application/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008); wobei das Erreichen dieses Wertes bereits mehrmals verschoben werden musste. 1910 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 81. 1911 § 31 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1912 Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 82. 1913 Hierbei wird wiederum ersichtlich, wie korrekt sich der Gesetzgeber bei der Textierung an das Strategiepapier der Bundesregierung hält, welches fordert, dass «auf der Angebotsseite zügige Voraussetzungen für die Errichtung von Offshore Windparks zu schaffen» sind vgl Strategiepapier der deutschen Bundesregierung zur Windenergienutzung auf See http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/windener gie_strategie_br_020100.pdf (20.12.2008). 1914 Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 82. 1915 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 84. 1916 ErlBM § 31 Abs 2 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allge mein/application/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008).

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Abschließend lässt sich notieren, dass die besonderen Vergütungsvorschriften der Offshore-Windenergienutzung auf das prognostizierte technische und va auch erschließbare Windenergiepotential rekurrieren. Aus besagtem Grunde darf es daher nicht verwundern, wenn die Anlagenbetreiber in diesem Zusammenhang auch deutlich höhere Einspeisetarife vergütet bekommen. Inwiefern diese Modellrechnung von Erfolg sein wird, werden die nächsten Jahre deutlich zeigen. Vielleicht ist in naher Zukunft auch der Schritt auf die offene See möglich. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird jedoch Strom, der aus solchen Anlagen gewonnen werden kann, (noch) nicht von der Vergütungssystematik des EEG umfasst.1917 Neben der Offshore- und Onshore-Windenergienutzung kommt im Folgenden noch speziell dem Begriff des Repowerings erhöhte Signifikanz zu. cc) Vergütung von Repowering-Anlagen Hermann Albers, Vizepräsident des Bundesverbandes Windenergie umschreibt den Begriff des Repowerings mit folgenden Worten: «Repowering ist Klimaschutz plus Innovation plus Investition».1918 Diese euphorische Sichtweise verschleiert aufgrund einer zu starken subjektiven Betrachtungsweise die exakte technische Bedeutung. Derzufolge versteht man unter Repowering «grundsätzlich das Ersetzen kleiner, älterer Anlagen durch wenige, leistungsstärkere und moderne Windenergieanlagen».1919 In diesem Zusammenhang wird der Terminus des Repowerings oft auch als «Zukunftsvision der Onshore-Standorte»1920 bezeichnet. Insofern kann man dem Ausspruch Albers in gewisser Weise folgen. Ein wesentlicher Vorteil des Repowerings liegt im Umstand, dass die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen bereits vorhanden sind und durch den Rückbau vorhandener Windenergieanlagen auf freiwerdenden Flächen neue, moderne und in der Regel auch größere Anlagen errichtet werden können. Theoretisch könnte im Zuge eines Repowerings, eine WEA mit Hilfe des bloßen Umtausches einzelner Komponenten eine deutliche Leistungssteigerung erfahren. Wobei jedoch Leistungssteigerungen um das 3–4fache bereits durch die statischen Momente der Fundamente in aller Regel Grenzen gesetzt sind.1921 Nichtsdestotrotz liefert das Repowering erfolgversprechende Resultate. Das EEG trägt diesem gewünschten Effekt mit einer eigenen, besonderen Vergütungsvorschrift Rechnung.1922 Der Notion von § 31 EEG zufolge «erhöht sich für Strom aus Windenergieanlagen, die im

1917 1918 1919 1920 1921 1922

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Vgl Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 79. Maslaton/Kupke; Rechtliche Rahmenbedingungen des Repowerings, 13. Maslaton/Kupke; Rechtliche Rahmenbedingungen des Repowerings, 14. Maslaton/Kupke; Rechtliche Rahmenbedingungen des Repowerings, 14. Vgl Maslaton/Kupke; Rechtliche Rahmenbedingungen des Repowerings, 14. Vgl § 30 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

Das deutsche Einspeisetarifsystem

selben oder in einem angrenzenden Landkreis eine oder mehrere bestehende Anlagen ersetzen, die mindestens zehn Jahre nach den ersetzten Anlagen in Betrieb genommen worden sind und deren Leistung mindestens das Zweifache und maximal das Fünffache der ersetzten Anlagen beträgt, die Anfangsvergütung um 0,5 Cent pro Kilowattstunde».1923 Diese Bestimmung verfolgt neben der Intention einer höheren Stromerzeugung und Effizienzsteigerung auch den Zweck, dass aufgrund der verbesserten Anlageneigenschaften auch eine Ameliorisierung der Netzsicherheit herbeigeführt wird. Dieser Umstand ist va vor dem Hintergrund der Spannungstrichter-Problematik zu sehen. Vor allem technisch weniger ausgereifte Anlagen, die «noch unter den früheren, für die Netzstabilität durchaus problematischen Netzanschlussbestimmungen an das Netz angeschlossen worden sind»1924, waren davon betroffen. Unter dem Gesichtspunkt der Netzsicherheit kann diese Initiative nur begrüßt werden. Die erläuternden Bemerkungen zur EEG Novelle 2009 sprechen davon, dass «durch das Repowering auch alte WEA, die vielfach va in Streulagen errichtet wurden, durch neue Anlagen in speziell für Windenergie ausgewiesenen Gebieten»1925 (durch Festlegung von Eignungsgebieten in Regionalplänen nach § 7 Abs 4 Z 3 BROG oder Darstellung von Konzentrationszonen in Flächennutzungsplänen nach § 35 Abs 3 BauGB) «ersetzt werden».1926 Insofern können die Einspeisetarife des Repowerings dazu beitragen, gewisse «Fehlentwicklungen der Vergangenheit beim Ausbau der Windenergie zu bereinigen».1927 Durch die Standortoptimierung kann nicht nur die gesamte Windenergielandschaft neu gestaltet, sondern auch in logischer Konsequenz dazu die Akzeptanz dieser Art der Stromerzeugung gesteigert werden. In diesem Kontext erkennt der Gesetzgeber völlig zu Recht, dass «das Repowering neben den wirtschaftlichen Anreizen auch einer Unterstützung durch die Bauleit- sowie Regionalplanung bedarf».1928 In Bezug auf den Terminus «ersetzen» ist zu notieren, dass in diesem Fall «ersetzen» nicht bedeutet, dass eine neue Anlage am selben Standort wieder errichtet werden muss, sondern dass die Altanlagen abgebaut und eben nicht mehr im selben oder angrenzenden Landkreis wieder aufgebaut werden müssen. Diesbezüglich wird weder eine Verschrottung der Altanlagen noch ein Ausschluss anderweitiger Verwendungsmöglichkeiten

1923 § 30 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1924 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 72. 1925 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1926 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1927 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1928 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008).

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außerhalb der jeweiligen Landkreise gefordert.1929 Das EEG schließt lediglich «eine weitere Vergütung der abgebauten Anlage insoweit aus, als dass eine Übertragung der Vergütungssätze der Altanlage auf die Neuanlage erfolgt ist».1930 Die Vergütungssystematik verfolgt demnach den Zweck «einer Entlastung des Landschaftsbildes»1931, die den Kommentarunterlagen zufolge auch «bereits dadurch erzielt wird, dass die Genehmigung der Repowering-Anlage nur in einer Konzentrationszone erreicht werden kann».1932 Dieser Umstand hat zur Folge, dass sich die neue Anlage in das Planungskonzept der Gemeinden einfügt. Insofern hat der Gesetzgeber mit § 30 EEG ein gewisses planungsrechtliches Moment zur Standortansiedelung von WEA in geschickter Art und Weise in das EEG eingefügt. Das einzige Hindernis, welches einem solchen Vorhaben im Wege stehen könnte, liegt in der Bestimmung, dass sich der «Energieertrag der alten und der neuen Anlage in einem angemessenen Verhältnis befinden»1933 muss. Der Gesetzgeber sieht eine spürbare Leistungssteigerung bereits dann als existent an, wenn die besagte Leistungssteigerung der neuen Anlage mindestens auf den zweifachen Wert der alten Anlage kommt. Im Übrigen unterliegen die Repowering-Anlagen den gesetzlichen Normierungen des § 21 Abs 2 leg cit, was bedeutet, dass die Laufzeit der garantierten Einspeisetarife gesetzlich auf 20 Jahre festgelegt ist. Aus Sicht des Autors wirkt sich diese inhaltliche Festlegung wesentlich auf die Etablierung eines bundesweiten kohärenten Anlagennetzes aus und verdeutlicht noch einmal den Stellenwert der Windenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde sowohl erkannt, dass dem technischen Fortschritt in dynamischer Art und Weise Rechnung zu tragen ist, als auch, dass mit dieser rechtlichen Normierung eine planerische Komponente eingeführt werden konnte, welche den Anlagenbetreibern den Umstieg auf eine modernere Anlage erleichtert. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten kann man diesbezüglich auch von einem sanften Zwang sprechen, der allerdings allen Beteiligten zum Vorteil gereicht. Schließlich und endlich ist die Textierung von § 30 EEG als ein legistischer «Glücksgriff» zu bezeichnen, der sich in einem verträglichen und vorausschauenden Rahmen auf die raumplanerische Steuerung von WEA auswirkt. In diesem Sinne ist auch dem nachfolgenden Unterpunkt eine gewisse raumplanerische bzw raumordnende Komponente nicht abzusprechen.

1929 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1930 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (20.12.2008). 1931 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 75. 1932 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 75. 1933 ErlBM § 30 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/ap plication/pdf/eeg_2009_begr.pdf (21.12.2008).

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dd) Ausschluss der Vergütungspflicht Die Bestimmung des § 29 Abs 3 EEG ist zwar bereits rudimentär erwähnt worden, verdient aber wegen der besonderen Signifikanz eine genauere Betrachtung. Dieser Normstelle zufolge «ist der Netzbetreiber abweichend von § 16 Abs 1 EEG nicht verpflichtet, Strom aus Anlagen mit einer installierten Leistung über 50 Kilowatt zu vergüten, für die die Anlagenbetreiber gegenüber dem Netzbetreiber nicht vor Inbetriebnahme nachgewiesen hat, dass sie an dem geplanten Standort mindestens 60% des Referenzertrages erzielen können».1934 Diese Regelung wurde vom deutschen Bundestag bereits «in seiner Sitzung am 18. Juni 2004 im Rahmen der Annahme der Beschlussempfehlung des Vermittlungsausschusses vom 17. Juni 2004 (Bundestagsdrucksache 15/3385) ohne nähere Begründung eingefügt».1935 Unter Zugrundelegung der bisherigen Ausführungen zur raumordnerischen Steuerung von WEA kommt – nach Ansicht des Autors – dieser Normierung aber gerade deswegen eine rechtliche Relevanz zu, da mit Hilfe dieser Vorgabe ein Wildwuchs an Anlagen vermieden wird. Angesichts dieses Vorgehens sollen WEA nicht nach dem «Gießkannenprinzip» gefördert werden, sondern nur an Standpunkten, welche einen Referenzertrag von mindesten 60% zulassen. Als «Maßstab für die Bemessung der Standortqualität ist bei der Vergütungshöhe für landgestützte Anlagen das Verhältnis des Ertrags der Anlage zum Ertrag der Referenzanlage gleichen Bautyps in Prozent anzusetzen».1936 Die Standortqualität wird nach nachfolgender Formel berechnet: EA × 100% Qs =— ER Den Kommentarunterlagen zufolge erfordert «die Beurteilung der Mindeststandortqualität als Voraussetzung für die Vergütungspflicht einen Nachweis der Standortqualität vor Inbetriebnahme der Anlage».1937 Diese Bescheinigung wird durch ein Sachverständigengutachten nach § 28 Abs 4 EEG erbracht werden können. Ausweislich der Anlage 5 Z 6 zum EEG «muss dieses Gutachten physikalische Standortbeschreibungen enthalten, standortspezifische Windmessungen oder extrapolierbare Betriebsdaten eines benachbarten Windparks zu Grunde legen und diese für eine prognostische Bewertung in einen Langzeitbezug zu vorhandenen Winddatenbanken setzen».1938 1934 § 29 Abs 3 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1935 ErlBM § 29 Abs 3 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allge mein/application/pdf/eeg_2009_begr.pdf (21.12.2008). 1936 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 93. 1937 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 94. 1938 Anlage 5 Z 6 zum EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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Der Ausschluss der Vergütungspflicht gilt sowohl für Onshore- als auch für Offshore-Anlagen.1939 Mit der Grenze von 50 Kilowatt beabsichtigt der Gesetzgeber «die Verbreitung der sog Kleinwindräder».1940 Angesichts dieser technischen Feinheiten und des damit in Kauf genommenen verwaltungstechnischen Aufwandes kommt zum Vorschein, dass diese Normierung einer sinnlosen Windkraftwerkserrichtung entgegenwirken soll. Anlagenbetreiber sind dazu gehalten, sich intensiv mit den optimalen Windverhältnissen am geplanten Standort auseinanderzusetzen. Dieser Umstand soll bewirken, dass nicht bloß die in Aussicht gestellte Vergütung als alleiniger Anreiz zur Errichtung einer WEA dient. Demgemäß kann dieser Textstelle eine raumordnende Komponente zugesprochen werden. Die Ansiedelung von WEA als integralem Bestandteil einer dezentralen Energieversorgung bzw Energieerzeugung muss sowohl auf sinnvollen und nachvollziehbaren technischen Parametern basieren, als auch vernünftigen rechtlichen Leitlinien folgen und darf nicht zu einem allgemeinen Hype rund um die Windenergienutzung führen. Windkraft soll dort gefördert werden, wo sie sinnvoll ist, und dort verunmöglicht werden, wo sie kaum ökonomischen Nutzen liefert. Diese Bestimmung ermöglicht dem Gesetzgeber eine solche Einflussnahme und wäre auch für den österreichischen Rechtsrahmen wünschenswert.

B. Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen 1. Allgemeines Einleitend ist festzuhalten, dass das österreichische Rechtssystem nicht über eine so lange und bedeutungsvolle Historie der Ökostromförderung wie das Recht in Deutschland verfügt, dessen StrEinspG bereits zu Beginn der 90er Jahre in Kraft getreten ist. Bis zum 31.12.1996 gab es in Österreich «lediglich ein freiwilliges Rahmenabkommen zwischen der Republik Österreich und dem VEÖ».1941 In Zuge dessen hatten sich die EVUs verpflichtet, ua für die Stromeinspeisung aus Windkraftanlagen einen 100%igen Zuschlag auf die entsprechenden (jeweils für Stromeinspeisungen für das beziehende EVU geltenden) Preise zu bezahlen.1942 Es wäre an dieser Stelle jedoch verfrüht, nur aufgrund der fehlenden historischen Entwicklung der Ökostromförderung der österreichischen Systematik bereits zu Beginn strukturelle Schwächen zu unterstellen.

1939 Altrock/Oschmann/Theobald, EEG Kommentar, § 10 Rz 97. 1940 ErlBM § 29 Abs 3 zum EEG http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allge mein/application/pdf/eeg_2009_begr.pdf (21.12.2008). 1941 Schneider/Dreer, Herausforderung, 1. 1942 Vgl Schneider/Dreer, Herausforderung, 1.

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Die nachfolgenden Ausführungen sollen versuchen, mögliche Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zum deutschen System herauszuarbeiten. 2. § 11 ÖkostromG als Zentralnorm Der § 11 ÖkostromG stellt die Zentralnorm im österreichischen Vergütungssystem dar. Eingangs kann notiert werden, dass in Österreich die Vergütungsregelungen ganz allgemein in einem einzigen Paragraphen – mit mehr oder weniger geringen Verweisen auf andere Normstellen – geregelt werden. Ob dieses Faktum zum Vorteil gereicht oder nicht, wird zu belegen sein. 3. Die Grundsystematik des österreichischen Einspeisesystems Das gemeinhin augenfälligste verbindende Merkmal beider Gesetze ist der Aspekt, dass sich beide für das Modell der gesetzlich garantierten Einspeisetarife entschieden haben. Wobei aber gleich an dieser Stelle erwähnt werden muss, dass das österreichische ÖkostromG deutlich geringere Laufzeiten in Bezug auf die garantierten Einspeisetarifvergütungen gewählt hat als etwa das deutsche Pendant des EEG. Hierzulande werden die gesetzlich garantierten Tarife grundsätzlich über eine Gesamtlaufzeit von 12 bzw 13 Jahren vergütet.1943 Diesem Gesichtspunkt ist weiters anzufügen, dass im ÖkostromG, anders als im EEG, die Tarife nicht im Gesetz selber festgelegt werden, sondern sich der Gesetzgeber dabei einer eigenen VO – der Ökostromverordnung1944 – bedient. Im Folgenden wird die Ökostromverordnung 2008 (im weiteren Verlauf nur noch ÖkostromVO) als rechtliche Grundlage für die Einspeisetarife herangezogen. Diese Verordnung wurde am 14. Februar 2008 auf der Grundlage von § 10a Abs 9 und § 11 des Ökostromgesetzes, BGBl I 2002/149, in der damaligen Fassung des Bundesgesetzes BGBl I 2007/10, erlassen und entfaltete rückwirkend auf den 1. Januar 2008 rechtsverbindliche Wirkung. Ausweislich § 1 Abs 1 und 3 leg cit hat diese VO die Festsetzung von Preisen für die Abnahme von elektrischer Energie aus Neuanlagen1945 zum Gegenstand, denen 1943 Vgl § 3 Abs 1 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59; vgl auch § 11 Abs 2a ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. 1944 59. Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit, mit der Preise für die Abnahme elektrischer Energie aus Ökostromanlagen auf Grund von Verträgen festgesetzt werden, zu deren Abschluss die Ökostromabwicklungsstelle im Kalenderjahr 2008 verpflichtet ist (Ökostromverordnung 2008) BGBl II 2008/59. 1945 Obwohl § 5 Z 22 des ÖkostromG davon spricht, dass die Erteilung der Genehmigung nach dem 31. Dezember 2002 erfolgen muss, kann trotzdem davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei um einen Fehler handelt und eine Neuanlage eine solche Anlage darstellt, deren für die Errichtung notwendigen Genehmigungen erster Instanz nach dem 31. Dezember 2004 erteilt worden sind.

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nach dem 31. Dezember 2004 die für die Errichtung notwendigen Genehmigungen in erster Instanz erteilt worden sind und die ua auf Basis des erneuerbaren Energieträgers Wind betrieben werden. Wobei nach Abs 3 der VO «die in der Verordnung bestimmten Preise nur jenen Verträgen zugrunde zu legen sind, zu deren Abschluss die Ökostromabwicklungsstelle nach Maßgabe des § 10a ÖkostromG verpflichtet ist».1946 Für die Abnahme elektrischer Energie aus Windkraft wird demnach ein Preis von 7,54 Ct/kWh bestimmt.1947 Hinsichtlich der Geltungsdauer der Preise bestimmt § 3 Abs 1 der ÖkostromVO, dass «die in dieser Verordnung enthaltenen Preise bzw Tarife für die Abnahme elektrischer Energie durch die Ökostromabwicklungsstelle für einem Zeitraum von 10 Jahren, gerechnet ab Inbetriebnahme der Anlage gelten».1948 Nach Ablauf dieser Frist besteht im 11. Jahr des Betriebes nur noch ein Anspruch auf Bezahlung von 75 vH dieses Preises und im 12. Jahr nur noch ein Anspruch von 50 vH.1949 In Rücksicht auf diese eklatante degressive Staffelung der Preise fügt der letzte Satz des Paragraphen 3 noch an, dass «sofern im 11. und 12. Jahr der gekürzte Preis niedriger als der Marktpreis ist, ein Anspruch auf Entgelt in der Höhe des Marktpreises gemäß § 20 ÖkostromG besteht».1950 In Bezug auf die generelle Preisgestaltung der Einspeisetarife hält § 11 Abs 1 fest, dass «sich diese an den durchschnittlichen Produktionskosten von kosteneffizienten Anlagen, die dem Stand der Technik entsprechen, zu orientieren haben».1951 Der BMWA «kann bei der Festlegung der Einspeisetarife folgende Kriterien berücksichtigen»:1952 · · · · ·

den verwendeten Primärenergieträger, technische und wirtschaftliche Effizienz, Effizienz des Standorts, Differenzierung nach Engpassleistung oder Jahresstromproduktion, zeitliche Unterscheidung nach Tag/Nacht und Sommer/Winter.

Trotz des Faktums, dass «die Preise in Abhängigkeit von den verschiedenen Primärenergieträgern festzulegen sind»1953 und dabei «die technische und wirtschaftliche Effizienz zu berücksichtigen ist»1954, lässt die Höhe der Windenergievergütung eine diesbezügliche Berücksichtigung ihrer Systembauweise bei der Preisgestaltung vermissen. Dieser Gesichtspunkt erscheint umso irritierender, wenn man sich die Ausführungen von § 11 Abs 2 ÖkostromG vor Augen 1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954

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§ 3 Abs 1 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. Vgl § 6 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. § 3 Abs 1 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. Vgl § 3 Abs 1 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. § 3 Abs 1 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. § 11 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, § 11 Rz 3. § 11 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 11 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114.

Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen

führt. Denen zufolge sind die «Preise entsprechend den Zielen dieses Bundesgesetzes so zu gestalten, dass kontinuierlich eine Steigerung der Produktion von elektrischer Energie aus Ökostromanlagen erfolgt».1955 Darüber hinaus erfährt der aufmerksame Leser, dass «eine Steigerung der Produktion von elektrischer Energie aus rohstoffabhängigen Ökostromanlagen nur bei nachweislich gesicherter Rohstoffversorgung anzustreben ist».1956 Diese Bestimmung sollte ausweislich der Beilagen zur RV der Beseitigung der Rohstoffknappheit für Ökostromanlagen dienen und steht in direktem Zusammenhang mit dem Zielvorschlag einer «Forcierung der Ökostromproduktion nach Maßgabe der vorhandenen Ressourcen».1957 Zeitgleich kann man § 11 Abs 1 leg cit entnehmen, dass Ökostromanlagen, deren Stromgewinnungsmethoden auf thermolytischen Verbrennungsprozessen basieren, ein Technologiebonus in der Höhe von 2 Cent/kWh gewährt wird.1958 Darüber hinaus normiert § 11 Abs 2a leg cit, dass «die Kontrahierungspflicht der Ökostromabwicklungsstelle für Anlagen, die nach Inkrafttreten des BGBl I 2008/114 in Betrieb genommen werden, zu den durch Verordnung gemäß Abs 1 bestimmten Preisen für rohstoffabhängige Technologien 15 Jahre und für alle anderen Ökostromtechnologien 13 Jahre ab Inbetriebnahme der Anlage beträgt».1959 Den Beilagen zur RV kann entnommen werden, dass «diese Differenzierung zwischen rohstoffabhängigen und nicht rohstoffabhängigen Ökostromtechnologien die Erwägung zugrunde liegt, dass bei rohstoffbezogenen Technologien eine Abschreibung des für die Errichtung der Anlage erforderlichen Kapitals aufgrund der Abhängigkeit von der Rohstoffversorgung, der vorhandenen Preisschwankungen auf den Rohstoffmärkten und der damit verbundenen Erschwernis bei der wirtschaftlichen Planung erst nach einem längeren Zeitraum möglich ist».1960 Diesem Aspekt ist mit Sicherheit zuzustimmen, aber erstens verläuft die Stromgewinnung aus Windkraft rohstoffunabhängig und zweitens wiegen die Anschaffungskosten für WEA ebenso hoch wie die eines durchschnittlichen industriellen Biomassekessels samt Brennstufe. Diese Haltung verdichtet sich weiters, wenn man wiederum den Beilagen zur RV entnimmt, dass «für einen forcierten Windkraftausbau die Standortauswahl nach Windqualitäten, Regionalplanungen, Flächenwidmungen und Stromnetzausbauten zu koordinieren ist».1961 Obwohl der Gesetzgeber sich durchaus bewusst ist, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, um eine strukturierte Ansiedelung von WEA in Österreich zu ermöglichen, unterlässt er – wie die Ausführungen zur raumordne1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961

§ 11 Abs 2 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 11 Abs 2 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 1. § 11 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 11 Abs 2a ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, § 11 Abs 2a. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8.

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rischen Steuerung von WEA aufgezeigt haben – sämtliche Handlungen, die ihn von Rechtes wegen durchaus befähigen würden, dieses Ziel Realität werden zu lassen. Dem Autor ist durchaus bewusst, dass sich zum einen nicht alle Gebiete in Österreich einer Erschließung durch die Windkraftnutzung eignen und zum anderen die energiewirtschaftliche Bedeutung der Windkraft in Österreich niemals den Stellenwert erreichen kann wie in Deutschland. Speziell im Hinblick auf den vorigen Vorwurf fasziniert es doch in gewisser Weise, wie der Gesetzgeber trotz sehr programmatischer Ziele, deren Realisierung dem sprachlichen Nebel der Ungenauigkeit preisgibt. Besonders das Kapitel bezüglich des Netzausbaus bzw des Netzneubaus hat deutlich gemacht, dass sich bereits die gegenwärtige Netzsituation als nicht zufriedenstellend darstellt und sich in näherer Zukunft zu verschärfen droht. Insofern wirkt es etwas skurril, wenn der Gesetzgeber begleitend dazu in den Beilagen zur RV «gut gemeinte Ratschläge» erteilt wie etwa, dass im Hinblick auf den Widerstand von Anrainern «eine aktive Unterstützung durch die Gebietskörperschaften auf Windkraftprojekte an optimalen Standorten ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Ausbauziele wäre».1962 Im weiteren Verlauf erkennt der Gesetzgeber völlig zu Recht, dass «dazu auf Landesebene in enger Kooperation mit den betroffenen Gemeinden, aber auch der jeweiligen Netzbetreiber eine Definition von Windkraft-Ausbauregionen zu finden ist».1963 Gleichzeitig wird dieses Unterfangen aber wieder relativiert, da augenscheinlich «die Lieferfristen für Windkraftanlagen derzeit etwa 2 Jahre betragen, weswegen ein forcierter Windkraftausbau nicht vor dem Jahr 2010 beginnen könne».1964 Im Hinblick auf die optimalen Standorte führt der Gesetzgeber in den Materialien zur Novelle weiters an, dass «Investoren innerhalb dieser Windkraftausbauregionen unter einfacheren Bedingungen und mit reduzierten Investitionsrisiken Einzelprojekte realisieren könnten».1965 Dieser Gedankengang lässt aber einen wesentlichen Faktor unberührt, nämlich den Umstand, dass bezüglich der Windkraftausbauregionen noch keine substanziellen Schritte eingeleitet worden sind, welche auf die raumordnerische Favorisierung einer dezentralen Energieversorgung schließen lassen könnten. Das Investitionsrisiko würde darüber hinaus auch dann gesenkt werden, wenn die Einspeisetarife für Windenergieanlagen ebenfalls einen Technologiebonus vergütet bekommen würden.1966 Derartige Regelungen sieht das ÖkostromG allerdings nur für Biogas-betriebene Anlagen vor.1967 Den Beilagen des Gesetzgebers zufolge 1962 1963 1964 1965 1966

ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. Vgl dazu die Zusammenfassung der Neuerungen der Novelle zum Ökostromgesetz ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 11, 12. 1967 Vgl § 11 Abs 1 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114.

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kam es durch den «vermehrten Einsatz von Primärenergieträger auf Basis von flüssiger Biomasse, Abfällen von hohem biogenen Anteil sowie von SubstratEinsatzstoffen für die Biogaserzeugung zu enormen Preissteigerungen für diese Energieträger».1968 Es ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein unbestrittenes Faktum, dass sich diese Preise auch in näherer Zukunft auf einem hohen Niveau austarieren werden. Aus diesem Grunde hat das ÖkostromG «die Gewährung von Rohstoffzuschlägen von höchstens 2 Cent/kWh für die Erzeugung von Ökostrom auf Basis von Biogas und flüssiger Biomasse geschaffen».1969 Der aufmerksame Betrachter kann sich in diesem Kontext nicht der Frage entziehen, inwiefern diese Realität mit den Windeinspeisetarifen in Verbindung zu setzen ist. Zur Lösung dieser Fragestellung kann entgegnet werden, dass sich im gesamten ÖkostromG nur sehr schwer rechtsverbindliche Passagen, die Windenergie betreffend, extrapolieren lassen und dass grundsätzlich den thermolytischen Verbrennungsprozessen mehr Beachtung geschenkt bzw Wertschätzung entgegengebracht wird. Diese Sachgesetzlichkeit wirkt sich weniger bedenklich, denn bedauerlich aus. Vor allem die Textstelle bezüglich der Gewährung eines Technologiebonus verstimmt in gewisser Art und Weise. Die systemtechnische Bauweise von WEA ist bereits gegenwärtig in der Lage, anhand relativ hoher Wirkungsgrade große Mengen an Strom gestehen zu können. Angesichts dieser Faktizität stimmt es verwunderlich, warum dieses technische Charakteristikum vom Gesetzgeber bei der legistischen Konzeption nicht mitberücksichtigt worden ist. Die nachfolgende Gegenüberstellung mit dem EEG basiert auf dem Versuch, die besonders kritischen Normstellen des ÖkostromG aufzuzeigen. Vom generellen Standpunkt aus lässt sich bereits an diesem Punkt festmachen, dass die Windkraftnutzung in Österreich in gewisser Weise stiefmütterlich behandelt wird. Diese Sicht der Dinge spiegelt nicht die subjektiv wertende Haltung des Autors wider, sondern fußt mehr auf der ungenauen und unsicheren legistischen Aufbereitung der Windenergienutzung durch den Gesetzgeber. Ausweislich des Zielkatalogs des ÖkostromG bezeichnet dieser den Ausbau der Windkraft auf zusätzliche 700 MW als notwendige Voraussetzung, um den Verpflichtungen aus der EERL nachzukommen. Im selben Moment wird aber auch eingestanden, dass «aufgrund der Vorlaufzeiten für den weiteren Windkraftausbau sowie aufgrund der Rohstoffverknappung (und daher Preissteigerungen) bei brennstoffabhängigen Ökostromanlagen ein Teil des freigegebenen Förderungsbudgets nicht kurzfristig ausgeschöpft werden kann».1970 Einen Technologiebonus direkt an die Rohstoffverknappung zu koppeln, anstatt verstärkt rohstoffunabhängige Systemtechniken zu fördern, ist vor dem Hintergrund der potentiellen Windkraftleistung ein Anachronismus und zeugt nicht von vorausschauen1968 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 9. 1969 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 9. 1970 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 11.

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dem Denken. An und für sich müsste angesichts dieser Tatsache die Windkrafttechnologie favorisiert werden. Abgesehen von der moralischen Tragweite, dass es sich nur reiche Industrienationen erlauben können, Nahrungsund Futtermittel für die Verstromung zu nützen, darf in diesem Kontext auch nicht der Aspekt vergessen werden, dass auch die Biomasse längst nicht mehr nur aus heimischer Produktion stammt, sondern über Drittländer eingeführt werden muss.1971 Der Wind als ständig lokal verfügbarer Primärenergieträger steht demgegenüber dauerhaft zur örtlichen Nutzung bereit. Der Gesetzgeber hat zwar in § 11 Abs 2 ÖkostromG die Bestimmung eingefügt, dass «eine Ausweitung des Ökostroms aus rohstoffabhängigen Ökostromanlagen nur insoweit erfolgen soll, als Biomasse ihrer stofflichen Nutzung nicht entzogen wird bzw Nahrungs- und Futtermittel ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nicht entzogen werden».1972 Diese Regelung kann aufgrund ihrer gesamtwirtschaftlichen Auswirkung auf die Futtermittelpreise durchaus begrüßt werden, jedoch ist die empirische Nachweisbarkeit dieser Relation kaum zu beweisen, geschweige denn ist zu belegen, ab wann die der Verstromung zugeführten Mengen an Biomasse direkt mit einer Erhöhung der Preise von Nahrungsund Futtermittel in Zusammenhang stehen. In Summe lässt sich festhalten, dass die Windenergieeinspeisetarife des österreichischen ÖkostromG keine hoffnungsvolle Zukunft für die Windenergiebranche vermuten lassen, vor allem wenn weiterhin Verbrennungsprozesse stärker gefördert werden als CO2freie Stromgestehungsmethoden. 4. Parallelen zum bundesdeutschen Ordnungssystem In Bezug auf die Gemeinsamkeiten des deutschen EEG und des österreichischen ÖkostromG kann festgemacht werden, dass beide Gesetze sich für das Modell der gesetzlich garantierten Einspeisetarife entschieden haben. In der bundesdeutschen Gesetzgebung wurden diese aufgrund diverser Zusätze, welche sich va auf technologische Weiterentwicklungen als auch auf andere Aspekte beziehen, weitaus durchdachter ausgestaltet. Darüber hinaus werden in beiden Materiengesetzen bestimmte Mindestlaufzeiten vorgegeben, innerhalb derer die Tarife einheitlich vergütet werden und die einer degressiven Staffelung unterworfen sind. Bezüglich zusätzlicher gemeinsamer Aspekte ist bedauerlicherweise anzumerken, dass die nationalen Bestimmungen hinsichtlich der Windkraft keine weiteren fundamentalen Berührungspunkte zulassen. Diese Realität ist insofern frustrierend, als sich das deutsche EEG als «Kassenschlager» erwiesen hat und in viele Länder exportiert worden ist. Ausweislich

1971 Die Auswirkungen dieses Phänomens in den Exportländern müssten hinlänglich bekannt sein. 1972 § 11 Abs 2 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114.

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der einzelnen Normierungen im ÖkostromG hatte Österreich letztendlich nicht diesem «Kundenstamm» angehört. Diesbezügliche, aus der deutschen Rechtssphäre stammende positive Akzente konnten aus diesem Grunde auch nicht in die Novelle eingearbeitet werden. In diesem Zusammenhang wäre man auch versucht zu spekulieren, dass das ÖkostromG noch vor der Sommerpause des Nationalrats beschlossen worden ist und der legistischen Ausarbeitung deswegen mangelnde Aufmerksamkeit von Seiten der beteiligten Personen und Experten zugewendet wurde. Es ist dem Autor durchaus bewusst, dass diese Aussagen provokant erscheinen mögen, aber es sollte deutlich gemacht werden, dass sich zweifelsfrei bessere Umsetzungsmöglichkeiten eröffnet hätten, wenn gewisse Parallelen zur deutschen Systematik bei der Bearbeitung des Gesetzestextes berücksichtigt worden wären. Das typisch österreichische Phänomen der Verweise auf Sonderregelungen in anderen Gesetzen sowie das Faktum des mangelnden technischen Vorwissens der am legistischen Prozess beteiligten Personen kann einem solch wichtigen Gesetz wie dem ÖkostromG nicht zum Vorteil gereichen. Obgleich die Ökostromförderung in Österreich bereits auf eine 6-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist es bis dato nicht gelungen, ein durchdachtes und in sich schlüssiges Bundesgesetz zu Papier zu bringen, welches den unterschiedlichen Energieträgern in gleicher Art und Weise sowohl auf technischer als auch auf rechtlicher Seite – va durch die Ausgestaltung adäquater Einspeisetarife – gerecht wird. Die Schlüssigkeit kann in diesem Sinne auch darin bestehen, gewisse Energieträger komplett aus der Vergütungspflicht auszunehmen. Dieser Umstand setzt aber voraus, dass die am Gesetzwerdungsprozess beteiligten Personen gewisse energiewirtschaftliche Vorentscheidungen, deren empirische Belegbarkeit durch Expertenwissen gesichert wird, berücksichtigen müssen. Für den Fall, dass beispielsweise die Windkraft aus physikalischen Betrachtungen heraus in Österreich bzw Teilen von Österreich keinen Sinn machen würde, könnte der Gesetzgeber dies explizit und mit einer ausreichenden Begründung in das ÖkostromG aufnehmen – dieser Schritt wäre ehrlicher und würde unnötige Diskussionen ersparen. In diesem Kontext kann letztendlich angeführt werden, dass lediglich schlecht ausformulierte Gesetze Anlass zu Kontroversen geben, während hingegen wohl formulierte und durchdachte Rechtsnormen selten zu Problemen führen. Diesbezüglich sei nochmals auf die Ausführungen Hauers verwiesen, welcher sagte, dass «wenn die mittlerweile bisweilen in fieberhafte Hektik übergehende Schnelligkeit über die Qualität gestellt wird, es nicht verwundern darf, wenn sich letztere zurückzieht».1973

1973 Hauer, Änderungen im ElWOG, in Hauer (Hrsg), Aktuelle Fragen des Energierechts 2002, 50.

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Einspeisetarifvergütungen

5. Rechtliche Differenzierungen Die augenfälligste rechtliche Differenzierung zwischen dem EEG und dem ÖkostromG besteht in der deutlich längeren Laufzeit der Einspeisetarife. Während das EEG einen Zeitraum von 20 Jahren1974 veranschlagt, spricht das ÖkostromG lediglich von maximal 13 Jahren1975, wobei die letzten Jahre durch eine deutliche Degression der Tarife gekennzeichnet sind. In Bezug auf die Höhe der Grund- bzw Gesamtvergütung ist entscheidend hervorzuheben, dass die deutsche Systematik sich dadurch auszeichnet, als dass sie diese an das Kriterium der Windhöffigkeit des Anlagenstandortes koppelt.1976 Diese Erhöhung macht mehr als 2 Cent/kWh aus.1977 Eine diesbezügliche Vorschrift lässt sich in Österreich nur für Biogas-Anlagen erkennen.1978 Dem besonderen Charakteristikum des Referenzertrags kommt in mehrfacher Hinsicht Bedeutung zu. Zum einem wird dem Anlagenbetreiber bewusst gemacht, dass falls die Anlagen in besonders gut geeigneten Gebieten zur Aufstellung kommen, er auch mit einer deutlich erhöhten Anfangsvergütung rechnen kann, zum anderen erlaubt diese Vorschrift auch den Ausschluss von der allgemeinen Vergütungspflicht. Exakt dieser Einwand wurde vom Autor kurz zuvor bemängelt. Das EEG verwendet diesbezüglich eine äußerst klare Sprache und schließt demnach Anlagen, die ganz allgemein eine schlechte bzw eine unter dem Referenzertrag liegende Energieausbeute erwarten lassen von vornherein von der Vergütungspflicht aus. In diesem Kontext kann dem ÖkostromG der Vorwurf der mangelnden Berücksichtigung solcher Faktoren gemacht werden. Ein weiterer positiver Aspekt der deutschen Vergütungsvorschriften liegt darin, dass aufgrund dieser Koppelung an die Windhöffigkeit auch eine gewisse raumplanerische Komponente in die Ansiedelungspolitik von WEA mit einfließt. Dem ÖkostromG sind solche Planansätze völlig fremd. Darüber hinaus verwendet es die Möglichkeitsform, um etwaige, die Raumordnung betreffende Akzente zu formulieren.1979 Des Weiteren ist dem EEG zu entnehmen, dass Betreibern von WEA ein Systemdienstleistungs-Bonus in der Höhe von 0,5 Cent/kWh zusätzlich zur Anfangsvergütung zu gewähren ist, falls sie ihre Anlage optimierten Netzverhältnissen anpassen und somit dazu beitragen, die Netzsicherheit zu erhöhen bzw das Netz zu entlasten.1980 Das sich negativ auswirkende österreichische Pendant dazu, lässt sich im Entwurf der SNT-VO 1974 Vgl § 21 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1975 Vgl § 11 Abs 2a ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114; wie auch § 3 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. 1976 Vgl § 29 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1977 Vgl § 29 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074. 1978 § 11 Abs 2a ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114; wie auch § 3 ÖkostromVO 2008 BGBl II 2008/59. 1979 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8. 1980 Vgl § 29 Abs 2 EEG BGBl I 2000 S 305 idF BGBl I 2008 S 2074.

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Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen

2009 finden.1981 Insgesamt kann festgehalten werden, dass auf die systemtechnischen Weiterentwicklungen der Windenergienutzung im österreichischen Normenbündel nicht dezidiert eingegangen wird, wobei sich demgegenüber das deutsche Recht diesem Umstand bereits im EEG 2004 verschrieben hat. Aus diesem Grund verwundert es auch nicht, dass das deutsche Ordnungssystem einen eigenen Paragraphen bezüglich des Repowerings aufweist. Wie die bisherigen Ausführungen deutlich gemacht haben, ermöglicht diese Normstelle das konsequente Ausnützen von systembedingten Weiterentwicklungen auf dem Windenergiemarkt und trägt darüber hinaus auch dazu bei, gewisse Fehlplanungen der Raumordnung aus vergangenen Jahren zu glätten. Im nationalen Rechtsrahmen lassen sich vergleichbare Vorschriften nur im Bereich der Wasserkraft, nicht aber bei der Windkraft finden. Dieser Umstand kann an dieser Stelle als bedauerlich kommentiert werden. Neben dem Gesichtspunkt des Ausschlusses von der Vergütungspflicht erfährt die Bestimmung zum Repowering, somit eine zentrale Bedeutung im System der Einspeisetarife. Diese beiden Realitäten ermöglichen über die Ausgestaltung der Tarifstruktur hinaus eine gewisse Planbarkeit einer dezentralen Energieversorgungsstruktur. Darüber hinaus wird angesichts dieser Vorschrift auch die Rechtssicherheit für zukünftige Investoren gewährleistet und erhöht. Diese können darauf vertrauen, dass erstens in windhöffigen Gebieten eine höhere Anfangsvergütung gewährt wird und zweitens sie ermächtigt werden, ältere Anlagen auszutauschen und eventuell an besseren Standorten wieder aufzustellen. Dabei gehen die für diese Anlagen zugelassenen Tarife nicht verloren, sondern werden sogar noch ein bisschen erhöht. Eben genau eine solche Bestimmung lässt das ÖkostromG in Österreich vermissen. Aus besagtem Grunde fiel die vorherige Kritik auch so harsch aus. Die Gesetzesmaterialien zur österreichischem Umsetzung der Ökostromförderung sprechen bezüglich der Investorensicherheit eine sehr zaghaft anmutende Sprache, die vieles, aber sicherlich nicht eine bewusst gewollte Rechtssicherheit dahinter vermuten lässt.1982 Dementsprechend wird ersichtlich, welche (Steuerungs-) Funktionen die Einspeisetarife übernehmen könnten, wenn sie legistisch geschickt als Anreiz für zukünftige Investitionen in das entsprechende Gesetz eingebaut wären. Dass in diesem Zusammenhang nicht auf die Offshore-Tarife des EEG eingegangen werden muss, erklärt sich aus geographischen Tatsachen. Eine weitere rechtliche Differenzierung, die direkt mit den Einspeisetarifen in Verbindung zu setzen ist, manifestiert sich im Anerkennungsvorgang einer Ökostromanlage. Während das deutsche Ordnungssystem auf eine Anerkennung nach österreichischem Vorbild verzichtet, hat diese nach dem Öko1981 Vgl Entwurf einer Verordnung der Energie-Control Kommission, mit der jene Verordnung, die die Tarife für die Systemnutzung bestimmt werden (Systemnutzungstarife-Verordnung 2006, SNT-VO 2006), geändert wird (SNT-VO 2006 Novelle 2009). 1982 ErlBM RV 553 der Beilagen XXIII GP, 8.

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Einspeisetarifvergütungen

stromG bescheidmäßig durch den Landeshauptmann zu erfolgen. Ein diesbezüglicher, den Vergütungsvorschriften vorgeschalteter behördlicher Verwaltungsakt, welcher in Österreich durch die bescheidmäßige Zuerkennung erledigt wird, ist aus gegenwärtiger Sicht als unnötiger Mehraufwand zu bezeichnen. Stattdessen könnte sich auch in Österreich der Gesetzgeber dazu entschließen, ebenfalls wie nach deutschem Vorbild ein spezielles Anlagenregister einzuführen. Diesbezüglich sei aber auf einen mit Sicherheit zu erwartenden Einwand seitens der einzelnen Bundesländer verwiesen. In Summe lässt sich sagen, dass, bei entsprechender Berücksichtigung, über das System der Einspeisetarife deutliche Steuerungseffekte vorgenommen werden könnten. Aus Sicht des Autors schöpft das ÖkostromG diese Möglichkeiten nicht ausreichend aus und verzichtet va im Bereich der Windkraft auf exakte inhaltliche Festlegungen. Demgegenüber akzentuiert das EEG gerade diese Aspekte und hebt auch den allgemeinen Stellenwert der Windenergie innerhalb des Förderungssystems der EE unmissverständlich hervor. Eine weitere österreichische Eigenheit ist die Sachgesetzlichkeit, dass die Einspeisetarife nicht im Gesetz selber, sondern in einer eigenen VO – der ÖkostromVO – festgelegt werden. Auch in diesem Punkt überzeugt das EEG aufgrund seiner einfachen Sprache und der sich daraus ergebenden Verständlichkeit des Gesetzes. Die letzte fundamentale Differenzierung besteht darin, dass das deutsche Ordnungssystem weder den Begriff des kontrahierbaren Einspeisetarifvolumens noch sonstige, ähnlich komplizierte Regelungen die Vergütung betreffend kennt. Das Einspeisetarifvolumen wird ex lege «als die über die Dauer der Kontrahierungspflicht akkumulierten prognostizierten Aufwendungen über den Kauf von Ökostrom zu den durch Verordnung bestimmten Preisen»1983 bezeichnet. Dabei setzt sich das jährliche Einspeisetarifvolumen aus «dem sich aus dem Unterstützungsvolumen ergebenden Betrag, der für die Abnahme von Ökostrom in einem Kalenderjahr zur Verfügung steht»1984, zusammen und stellt das kontrahierbare Einspeisetarifvolumen «das für den Neuabschluss von Verträgen über die Abnahme von Ökostrom in einem Kalenderjahr zur Verfügung stehende Einspeisetarifvolumen»1985 dar. Für die Windenergie ist in diesem Kontext vor allem der § 10 ÖkostromG von Bedeutung. Diesem zufolge «ist die Ökostromabwicklungsstelle nur verpflichtet, nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Fördermittel für Ökostromanlagen, die ihr angebotene elektrische Energie aus Ökostromanlagen durch Abschluss von Verträgen über die Abnahme und Vergütung von Ökostrom zu den gemäß § 18 genehmigten Allgemeinen Bedingungen und nachstehenden Preisen abzunehmen».1986 Nach Thurnher/Pfefferkorn bedeutet dies «eine massive Einschrän1983 1984 1985 1986

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§ 5 Abs 1 Z 9 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 5 Abs 1 Z 9 lit a ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 5 Abs 1 Z 9 lit b ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114. § 10 ÖkostromG BGBl I 2002/149 idF BGBl I 2008/114.

Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen

kung der Abnahmepflicht für Ökostrom».1987 Diese rechtliche Unsicherheit für Investoren ist im System des EEG unbekannt. Ohne jedoch diesbezüglich einen Diskurs über die Finanzierungsstruktur des ÖkostromG führen zu wollen, sei deshalb auf die treffenden Ausführungen von Thurnher/Pfefferkorn verwiesen.1988 Es gilt in diesem Kontext lediglich festzuhalten, dass speziell das nationale System der Kontrahierungspflicht in Verbindung mit dem Begriff des Einspeisetarifvolumens in Bezug auf die Verständlichkeit auch für geübte Rechtsanwender keine leichte Aufgabe darstellt. Es ist nicht ersichtlich, warum gerade diese zentrale Stelle derart kompliziert ausgestaltet worden ist. Eine solche Vorgehensweise dient nicht der Rechtssicherheit, sondern stiftet nur Verwirrung für zukünftige Ökostromanlagenbetreiber. Anschauliche Vergleichsmöglichkeiten für eine klare inhaltliche Darstellung liefern sowohl die §§ 20, 21 als auch § 29 ff EEG. Zu guter Letzt soll die für Windenergieanlagenbetreiber wesentliche Änderung der Novelle zur SNT-VO angesprochen werden. Dies geschieht va auch vor dem Hintergrund, dass im deutschen Ordnungssystem ein Systemdienstleistungs-Bonus gewährt wird. 6. Änderung der SNT-VO a) SNT-VO aa) Einleitende Bemerkungen Der SNT-VO 2006 kommt als Regelungsgegenstand die «Bestimmung der Grundsätze für die Ermittlung und die Zuordnung der Kosten, der Kriterien für die Tarifbestimmung sowie der Tarife für die folgenden, für die Netznutzung zu entrichtenden Entgelte zu»:1989 · · · · · ·

Netzzutrittsentgelt Netzbereitstellungsentgelt Netznutzungsentgelt Netzverlustentgelt Systemdienstleistungsentgelt Entgelt für Messleistungen

Rechtsdogmatisch betrachtet, handelt es sich bei der SNT-VO um eine Verordnung, die von der Energie-Control Kommission erlassen wird, um die Höhe dieser Entgelte zu bestimmen. Wesentliches Augenmerk soll in diesem 1987 Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, § 10 Rz 7. 1988 Vgl Thurnher/Pfefferkorn, Handbuch Ökostromrecht, § 10 Rz 8 ff. 1989 § 1 SNT-VO 2006.

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Einspeisetarifvergütungen

Zusammenhang den Netzverlustentgelten geschenkt werden. Nach der alten Rechtslage haben im Allgemeinen die Verbraucher die wesentlichen Komponenten der Systemnutzungsgebühren getragen.1990 Nun beabsichtigt aber die Energie-Control Kommission eine Novelle zur SNT-VO 2006, welche allem Anschein nach auch am 1. Januar 2009 in Kraft treten wird.1991 Diesem Entwurf zufolge sollen in Zukunft jedoch auch weitere dieser Komponenten von den Netzbenutzern, das sind sowohl Entnehmer als auch Einspeiser, getragen werden.1992 Die dazu berufenen Interessensgemeinschaften haben diesbezüglich auch bereits heftige Kritik an dieser geplanten Novelle geübt. Während nach alter Rechtslage die Untergrenze bzw die Befreiung von diesen Entgelten bei einer elektrischen Anlagenleistung von unter 1 MW lag, wurde sie nun auf 5 MW angehoben.1993 Das Ziel dieser Novelle ist ua eine Abgeltung, für die «vom Netzbetreiber für die Beschaffung der für den Ausgleich von Netzverlusten erforderlichen Energiemengen»1994 aufgewendeten Kosten. Der Stellungnahme der Wirtschaftskammer kann entnommen werden, dass «im Bereich der Einspeiser unter 1 MW Leistung davon ausgegangen werden kann, dass die dezentral ins öffentliche Netz eingespeiste Energie an Ort und Stelle verbraucht wird und damit die Netzverluste reduziert werden».1995 Mit der nunmehr ab 1. Januar 2009 verbindlichen Regelung, die dem aktuellen Vernehmen zufolge erst kurz vor Weihnachten beschlossen worden ist, wird die Windkraft als großer Verlierer dastehen.1996 bb) Auswirkungen auf die Windenergienutzung Am 12. Dezember 2008 «hat die E-Control verkündet, entgegen den vielen negativen Stellungnahmen, per 1.1.2009 die Netztarife für Erzeuger anzuheben. Die E-Control, die sich nach eigenen Angaben für mehr Wettbewerb im Strommarkt einsetzt, bedroht mit diesem Schritt in einem noch nicht da gewesenen Maß die unabhängigen Stromerzeuger.»1997 Diese Novelle belastet, ein-

1990 Vgl Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 29. 1991 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 1992 Vgl Würthinger, Systemnutzungstarife für Elektrizitätsnetze, 27 ff. 1993 Vgl http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063& ch=wirtschaft (22.12.2008). 1994 http://www.verbund.at/cps/rde/xchg/SID-3E1B22D8-05A8353D/internet/hs.xsl/554 _555.htm?glossar=N (22.12.2008). 1995 http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?AngID=1&StID=439480&DstID=0 (22.12. 2008). 1996 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008) 1997 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008).

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Der österreichische Rahmen der Vergütungsregelungen

schlägigen Quellen zufolge, va die Windenergienutzung in massiver Weise.1998 So kann in diesem Kontext eine «drastische Erhöhung der Netzgebühren für österreichische Erzeuger zwischen 130 und 270% (auf 0,25 bis 0,41 Cent/ kWh)»1999 festgestellt werden. Die E-Control argumentiert hinsichtlich der Anhebung der Befreiungsgrenze von unter 1 MW auf rund 5 MW, dass diese Regelung allen Ökostromanlagen problemlösend zu Gute kommt. Sie argumentiert weiters, dass mit dieser neuen Vorgehensweise die Verbraucher auf der Kostenseite entlastet werden und die 5 MW nur die großen Betreiber von Ökostromanlagen treffen würde.2000 Vor dem Hintergrund der Leistungsfähigkeit moderner WEA die gegenwärtig bis zu 5 MW pro Anlage zu leisten vermögen, stimmt die Umschreibung von großen Ökostromanlagenbetreibern nicht ganz. Umso weniger erstaunt dabei die Entgegnung des Geschäftsführers der IG Windkraft, Mag. Stefan Hantsch. Dieser kommentiert das Vorgehen bzw die Begründung der E-Control Kommission als «den schlechtesten Witz des ganzen Jahres».2001 Die von der E-Control gewählte Untergrenze betrifft 83% der installierten Windkraftleistung in Österreich. Diesbezüglich ist festzuhalten, dass die oben erwähnten 83% rund 820 MW darstellen, welche «zum überwiegenden Teil in Besitz von neuen und unabhängigen Stromerzeugern sind. Das führt zu einer existenzbedrohenden Reduktion der Wirtschaftlichkeit, auch wenn dies die E-Control durch seltsame Zahlenannahmen kleinzureden versucht. Da die Erlöse aus dem Windstromverkauf für die unabhängigen Erzeuger die Haupteinnahmequelle bedeuten, sind sie in aller Härte von diesem Kostenschock betroffen. Damit gefährdet die E-Control gerade neue Akteure am Strommarkt».2002 DDr Werner Steinecker von der Energie AG führt in diesem Kontext an, dass «die Erzeuger nicht auf den Kosten sitzen bleiben können, sondern sie als Kostenaufwand in ihren Produktionskosten berücksichtigen müssen».2003 Die Generalsekretärin des VEÖ, Dr. Barbara Schmidt, verwendet noch deutlichere Worte. Ihr zufolge «ist die sog Systemnutzungstarif-Verordnung (SNT-VO 2009) keine Reform, sondern eine Mogelpackung des Regulators, die schweren Schaden für die Stromversorgung, das Strompreisniveau, den Klimaschutz sowie für die Versorgungssicherheit und die Konjunktur nach sich

1998 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 1999 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 2000 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 2001 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 2002 http://www.ots.at/presseaussendung.php?schluessel=OTS_20081222_OTS0063&ch= wirtschaft (22.12.2008). 2003 http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1034824 (22.12.2008).

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ziehen würde».2004 In die gleiche Richtung argumentiert auch DI Martina Prechtl, Geschäftsführerin von Kleinwasserkraft Österreich. Auch dieser Verband «zweifelt eine tatsächliche Entlastung der Stromkunden ernsthaft an».2005 Die zusätzlichen Kosten für die Erzeuger würden sich deren Meinung nach wiederum in den Rechnungen der Stromkunden wiederfinden. Abschließend lässt sich notieren, dass die SNT-VO 2009 zwar nicht direkt mit den Einspeisetarifen des ÖkostromG zusammenhängt, aber in gewisser Weise das unstimmige Bild der Windenergieförderung in Österreich abrundet. Wenn diese VO wie geplant in Kraft treten sollte, wäre dies für die gesamte Windenergiebranche ein starker wirtschaftlicher Rückschlag, der ein wettbewerbsorientiertes Handeln gegenüber billig importiertem (Atom-) Strom nicht zulassen wird.

C. Kritik Da beinahe alle Kritikpunkte in den vorstehenden Ausführungen einer Erwähnung zugeführt worden sind, können sich die nachfolgenden Aussagen auf Grundsätzliches reduzieren. Das schwerwiegendste Negativum ist die mangelnde Lesbarkeit sowie Verständlichkeit und Schlüssigkeit des ÖkostromG. Anstatt das gesamte Normenbündel auf solide Beine zu stellen, hat sich der Gesetzgeber dazu entschlossen, den komplizierten Weg zu gehen, ohne dabei gewisse Mindestvorgaben, die einzelnen Energieträger betreffend, zu berücksichtigen. Ziel einer Ökostromförderung sollte es va sein, die Besonderheiten der diversen Energieträger und deren systemtechnische Eigenheiten bei der Stromgewinnung zu berücksichtigen. Diese Belange kommen im ÖkostromG va im Bereich der Windkraft eindeutig zu kurz. Während das deutsche EEG einen engen Schulterschluss mit zukünftigen Entwicklungen auf dem Sachgebiet der Speichertechnologie und allgemeinen technischen Weiterentwicklungen pflegt, kämpft das ÖkostromG mit Formulierungen, die weder der Rechtssicherheit noch der Investitionssicherheit zuträglich sein können. Aus der Sicht des Autors sollte vor Erlassung eines solchen Gesetzes klar festgestellt werden, welche Energieträger sowohl gewollt als auch bewusst, unter Zugrundelegung der jeweiligen bundesweiten Potentialanalysen, zu fördern sind. Dazu ist es aber vonnöten, dass diese Potentialanalysen mit Expertenwissen unterfüttert sind. Dieses Fehlen an empirischen wissenschaftlichen Daten kann im nationalen Umfeld der Ökostromförderung dazu führen, dass die anvisierten Ziele mit den bisherigen Mitteln nicht erreicht werden können. Im Gegensatz dazu befindet sich Deutschland auf dem besten Wege, diese Ziele va wegen der konsequenten Windenergienutzung und der voraus2004 http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1034824 (22.12.2008). 2005 http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1034824 (22.12.2008).

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Kritik

schauenden Effizienzverbesserung überzuerfüllen. Hätte man die Chance genutzt und die aktuelle Novelle des ÖkostromG auf solide Grundlagen gestellt, würden sich als direkte Folge daraus auch weniger Probleme und kontroverse Diskussionen auf Seiten der einzelnen Verbände ergeben. Vor allem aber hätte man ein klar strukturiertes Bekenntnis zur Windkraft erlangen können, welches auch keine Zweifel an der Realisierung offen lässt. Diese Zweifel sind mit der gegenwärtigen textlichen Ausgestaltung des ÖkostromG nicht kleiner, sondern größer geworden.

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VIII. Ausblick Die vorliegende Arbeit führt zur Erkenntnis, dass der gegenwärtige Stand der Technik und die energiewirtschaftlich relevanten Potentiale der Windkraft die weitere Erschließung durchaus rechtfertigen würden. Kein anderer – ausgenommen die Großwasserkraft – der gegenwärtig nutzbar gemachten regenerativen Energieträger weist ähnlich hohe Kenngrößen auf wie die Windkraft. Vor allem aber begünstigt innerhalb des Systems der EE kein anderer Primärenergieträger den Umbruch von der zentralen zur dezentralen Energieversorgung besser als die Windkraft. Dieser Aspekt lässt sich zweifelsfrei auf die energetischen Potentiale dieser Stromerzeugungsmethode zurückführen. Die Frage, ob gegenwärtig noch ein öffentlicher Auftrag in der Energieversorgung gegeben ist, lässt sich anhand der Untersuchungsergebnisse so beantworten, dass hinsichtlich der Netzinfrastrukturen keine direkten gesetzlichen Regelungen zu verzeichnen sind, die diesen elementaren Infrastrukturbereich ausreichend auf den bevorstehenden Umbruch der Energieversorgungslandschaft vorbereiten könnten. Im ElWOG lassen sich zwar unschwer einschlägige Rechtsnormen, diesen Bereich betreffend, herausarbeiten, doch können diese Normen das für die Zielerreichung notwendige Substrat nicht nachliefern. Ein unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit geplanter und vorangetriebener Netzausbau stellt eine fundamentale Voraussetzung für die weitere Netzintegration von stochastisch fluktuierender elektrischer Energie dar. Der direkte Vergleich mit den deutschen Gegebenheiten zeigt in diesem Kontext bedauerlicherweise beträchtliche Defizite auf österreichischer Seite. Allerdings ist anzumerken, dass die deutsche Energieversorgungsstruktur deutlich anders aufgebaut ist als die österreichische. Darüber hinaus wird der Windenergienutzung in Deutschland ein weit größerer Stellenwert beigemessen, weswegen auch die Thematik rund um mangelnde Netzinvestitionen mit einiger Gewissheit schneller gelöst werden wird. Vom Autor wird an mehreren Stellen der Arbeit auf den Umstand hingewiesen, dass die Windkrafttechnologie stets in Verbindung mit bzw sogar als Vorreiter der dezentralen Energieversorgungsstruktur angesehen werden muss. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften der elektrischen Energie sowie der spezifischen Charakteristika der stochastisch fluktuierenden Windenergieeinspeisung müssen auch die juristischen 307

Ausblick

Denkprozesse diesen technischen Vorgaben angepasst werden. In Zuge dessen wird jedoch klar, dass diesem Umstand zu wenig Beachtung geschenkt wird. Diese Behauptung manifestiert sich va in den eher laxen und die inhaltliche Tiefe vernachlässigenden Vorschriften, den Netzerhalt betreffend. Im weiteren Verlauf der Arbeit haben sich auch diametrale Auffassungen hinsichtlich der Ökostromziele eröffnet. Die Windkraft mit ihrer rohstoffunabhängigen Stromgestehungsmethode konnte sich innerhalb dieser divergierenden Standpunkte in Deutschland eine stärkere Position sichern als in Österreich. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, welche der Windkrafttechnologie zur Marktreife verhelfen sollen, wurden ausgehend von den völkerrechtlichen Klimaschutzkonferenzen bis hin zu den nationalen Umsetzungsmaßnahmen in den jeweiligen Materiengesetzen untersucht. Dabei ist erkennbar geworden, dass das deutsche EEG vermehrt rohstoffunabhängige, nicht auf thermolytischen Verbrennungsprozessen basierende Energieerzeugungsanlagen favorisiert, während das ÖkostromG diesen Aspekt in das Gegenteil verkehrt. Vor dem Hintergrund der sowohl von Deutschland als auch von Österreich eingegangenen völkerrechtlichen Verpflichtungen zur Schadstoffreduktion erscheint diese Sachgesetzlichkeit irritierend. Die Ausführungen hinsichtlich der potentiellen Energieerträge von Windfarmen sowie der Höhe der technisch und wirtschaftlich nutzbaren Windpotentiale haben deutlich gemacht, dass in diesem Zusammenhang noch enorme Entwicklungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden können. Diese technischen Potentiale müssen jedoch in Verbindung mit allfälligen juristischen Restriktionen gebracht werden. In diesem Kontext ist einerseits das Raumordnungsrecht, andererseits das Fachplanungsrecht berufen, Lösungsvorschläge in Bezug auf die Restriktionen im Zusammenhang mit der Standortauswahl von Energieerzeugungsanlagen zu schaffen. Diese beiden Kernmaterien des Verwaltungsrechts hätten die Aufgabe, Zielkonflikte im Bereich der dezentralen Energieversorgung und der Trassenplanung zu vermeiden und stattdessen Hilfestellung bei der Standortansiedelung zu bieten. In diesem Punkt liefert das deutsche Ordnungssystem aufgrund der privilegierenden Regelungen im BROG und im BauGB eindeutige Hinweise, welche auf eine begünstigende Ansiedelung von WEA in der Raumordnung schließen lassen. Allein die Fragestellung nach einer raumordnungsrechtlichen Steuerungsfunktion für dezentrale Erzeugungsanlagen bringt zu Tage, dass das Themenfeld der Windenergieförderung von unterschiedlichen Seiten begrenzt bzw beeinflusst wird. Aus diesem Grunde ist die gegenständliche Arbeit auch zunächst in sehr grob umfasste Kapitel gegliedert worden. Es war dem Autor ein bewusstes Anliegen, entgegen der zur Verfügung stehenden Literatur zu versuchen, gewisse Aspekte zueinander in Relation zu setzen, und damit aufzuzeigen, inwiefern sich die Windkraftnutzung in dieser angeblichen Dichotomie von Raumordnungs- und Energiewirtschaftszielen behaupten kann. Die Liberalisierung der Energiemärkte sowie die daraus folgenden einschneidenden künftigen Veränderungen im Netzbereich waren der 308

Kritik

Windenergienutzung zugleich Vorteil wie auch Nachteil. Der freie Wettbewerb im Elektrizitätssektor macht unbestritten auch nicht vor den regenerativen Energiequellen halt. Mit Sicherheit haben sich die von Grunde auf geänderten Netzzugangsbedingungen positiv auf die EE ausgewirkt, aber diese sind in einem nunmehr freien Wettbewerb auch dem Druck ausländischer Konkurrenten ausgesetzt. Dieser raue Wettbewerb wird zwar durch die garantierten Einspeisetarife etwas abgeschwächt, dennoch sind – wie in der Arbeit aufgezeigt wurde – noch viele andere Faktoren bei der Ökostromförderung zu berücksichtigen. Den Systemnutzungsentgelten kommt dabei eine nicht unwesentliche Bedeutung zu. Mit Blick auf den nationalen Rechtsrahmen wird abzuwarten sein, wie massiv sich die Neuerungen der SNT-VO auf die Windkraftanlagenbetreiber tatsächlich auswirken werden. Den bisherigen Formulierungen lässt sich entnehmen, dass die mangelnde Konnexität von rechtlichen Vorschriften und technischen Vorgaben bzw energiewirtschaftlichen Grundentscheidungen einen wesentlichen Kritikpunkt darstellt. Das deutsche EEG konnte demgegenüber innerhalb dieser beiden Sachgebiete eine relativ enge Übereinstimmung herstellen. Dabei haben sich va die mittlerweile 18-jährige Erfahrung mit der Ökostromförderung sowie die bisher gesammelten Daten, Untersuchungen und statistischen Erhebungen durchwegs positiv auf die legistische Gesamtumsetzung des EEG 2009 ausgewirkt. Selbst wenn man die fehlende historische Tradition der Ökostromförderung in Österreich berücksichtigt, muss dem ÖkostromG dennoch der Vorwurf der Unlesbarkeit und Inkohärenz gemacht werden. Das ÖkostromG wurde bereits zum Zeitpunkt seiner Entstehung im Jahr 2002 auf sehr schwache Grundlagen und Erfahrungen gestellt. Dieser Umstand hat sich sowohl in der mangelnden inhaltlichen Schärfe der Normen als auch in der allgemeinen Grundkonzeption niedergeschlagen. Bevor ein Spezialgesetz mit einer so bedeutenden Tragweite erlassen wird, sollte man sich auch über den notwendigen Unterbau bewusst sein sowie klare Ziele, welche notwendigerweise mit einem solchen Gesetz verfolgt werden, in die Verfassung integrieren. Wie die Ausführungen zur Daseinsvorsorge ergeben haben, lassen sich diesbezüglich keine tauglichen Ansätze finden, welche sich auch in ausreichendem Maße auf das Elektrizitätsrecht umlegen ließen. Diese Formulierung soll keinen versteckten Imperativ beinhalten, der auf einen höheren staatlichen Einfluss auf die E-Wirtschaft hinausläuft, sondern mehr den Wunsch zum Ausdruck bringen, dass die energiewirtschaftliche Situation betreffende Zielaussagen grundgesetzlich bzw verfassungsrechtlich verankert werden sollten. Die nächsten Jahre werden deutlich machen, welchen Preis die genannten Versäumnisse in der E-Wirtschaft fordern werden. Die Thematik der Windenergienutzung hätte in diesem Kontext ein positives Startsignal für die Etablierung einer dezentralen Energieversorgungsstruktur sein können. Die Zeiten, in denen Energie im Allgemeinen und Elektrizität im Speziellen in ausreichendem Maße und zu volkswirtschaftlich tragbaren Preisen zur Verfügung standen, ge309

Ausblick

hören wahrscheinlich endgültig der Geschichte an. Österreich hätte sich als ehemaliger Stromexporteur und nunmehriger Stromimporteur bereits vor Jahren Gedanken darüber machen sollen, inwiefern sich schnellstmöglich eine Trendumkehr bewerkstelligen lässt. Aufgrund der enormen Bedeutung der Wasserkraft in Österreich würden sich diesbezüglich auch für die Windenergienutzung große Synergieeffekte erzielen lassen. Um diese aber realisieren zu können, müssten neben wirtschaftlich sinnvollen Einspeisetarifen auch darüber hinaus gehende rechtliche Begleitmaßnahmen getroffen werden. An diesem Punkt kann festgestellt werden, dass ein solches konzertiertes Vorgehen der jeweiligen Gesetzgeber lediglich in Deutschland zu verzeichnen ist. Des Weiteren wurde vom Autor der Einwand erhoben, dass eine Windenergieförderung nur an solchen Orten erfolgen soll, wo die geographischen Gegebenheiten eine optimale Stromgestehung zulassen. Es wäre also notwendig und unabdingbar, eine solche Bestimmung zusätzlich mit einer rechtlich haltbaren Begründung in das ÖkostromG aufzunehmen. Das EEG kommt diesem Gedanken nach und schließt eine Vergütung von WEA, die einen bestimmten Referenzertrag unterschreiten, von vornherein aus. Zweifelsohne wäre dieser Schritt ein sehr radikaler, aber notwendiger Bruch mit bisherigen Grundsätzen, jedoch im Hinblick auf die Dringlichkeit sowohl des Klimaschutzes als auch der nationalen Energieaufbringungssituation ein durchaus gerechtfertigter. Auch im System der Förderung von EE sollte das Primat der klaren Sprache dominieren. Aufbauend auf empirisch belegbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen hätte vor Erlassung des Gesetzes festgestellt werden müssen, welche erschließbaren Potentiale unter welchen rechtlichen Restriktionen möglich sind. In weiterer Folge hätte man sich dezidiert der Zielumsetzung widmen können. Nach Durchsicht der einschlägigen heimischen Fachliteratur stößt man immer noch auf Beschreibungen von Referenzanlagen mit einer elektrischen Leistung von 600 kW bzw bis zu 2 MW. Der gegenwärtige Stand der Technik lässt aber bereits die Serienproduktion von WEA mit einer Leistung von über 5 MW zu. Mehrere dieser Anlagen zusammengeschaltet, würden ein respektables dezentrales Kraftwerk ergeben, welches durch Kooperation mit der Großwasserkraft als verlässlichem Partner durchaus zukunftsfähig wäre. Generell ist zu notieren, dass sich energiewirtschaftliche Betrachtungsweisen niemals auf die Windkrafttechnologie isoliert stützen sollten, sondern stets auch auf andere Aspekte, um so die Suche nach Synergiemöglichkeiten zu verfeinern. Die Windenergie kann bei gegenwärtigem Stand der Technik schon allein deshalb nicht isoliert betrachtet werden, weil sie sowohl zur Speicherung der erzeugten Elektrizität als auch zur Bereithaltung von Reserveenergieleistung auf Partner angewiesen ist. Aus diesem Grunde erscheint ein Schulterschluss mit der Großwasserkraft wünschenswert. Die Entscheidung zur Windkraftnutzung sollte klar und dezidiert von den dazu berufenen Entscheidungsträgern formuliert werden. Es müssen sowohl 310

Kritik

klare als auch realistisch erreichbare Ziele ausgearbeitet werden, die an einer tatsächlichen Umsetzung keinen Zweifel erkennen lassen. Die verwirrende rechtliche Lage der Ökostromförderung in Österreich kann diesem Postulat zum heutigen Zeitpunkt nicht entsprechen. Die nächsten Jahre werden zeigen, inwiefern der tatsächliche Beitrag der Windenergie die Entstehung und Weiterentwicklung der dezentralen Energieversorgung beeinflussen wird. Im Hinblick auf dieses Faktum stellt das Verkennen bzw das nicht rechtzeitige Erkennen der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung einer sicheren und preisstabilen E-Wirtschaft ein gefährliches Defizit dar. Österreich wird sich darüber größere Gedanken machen müssen als andere Länder in Europa. Eine Stromgewinnung durch Atomkraft ist hierzulande ebenso auszuschließen wie der Bau von großen Braunkohlekraftwerken. Lediglich die Großwasserkraft und ein funktionierendes System von vielen dezentralen Einspeisern mit hoher Leistung könnten diesen zukünftigen Problemen entgegenwirken. Dafür müssen aber erst weitere rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Diese müssen sich sowohl auf die Netzinfrastrukturen als auch auf die Erzeugungsanlagen selbst beziehen. Innerhalb dieses Maßnahmenbündels könnten die Erkenntnisse über die stochastisch fluktuierende Netzeinspeisung von Windstrom deutliche Optimierungspotentiale bieten sowie wichtige Beiträge zum Verständnis für die neue Energieversorgungslandschaft liefern. Trotz all dieser gegebenen Versäumnisse sind auch positive Akzente anzumerken, die sich dahingehend manifestieren, dass gegenwärtig der Diskurs mit stärkerem Realitätsbezug geführt wird als in der Vergangenheit. Aktuell lässt sich deshalb feststellen, dass ein größeres Maß an Sachlichkeit die Diskussion beherrscht. Wenn sich dieser Aspekt auch auf den notwendigen legistischen Prozess umlegen lässt, wird sich die Zukunft für regenerative Energieträger durchaus positiv darstellen.

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Elektronische Medien

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Literaturverzeichnis

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