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German Pages 352 Year 2006
Bettina Fischer Vertikale Innovationsnetzwerke
GABLER EDITION WISSENSCHAFT Forum Produkt- und Produktionsmanagement Herausgegeben von Professor Dr. Klaus Bellmann und Professor Dr. Frank Huber
Fiir Unternehmen in globalen, wettbewerbsintensiven Markten sind die prozessorientierte Interaktion und Kommunikation von Marketing und Produktion die erfolgskritischen Faktoren schlechthin. Nur sehr wenige Konzepte und Ansatze stellen bislang auf eine schnittstellenijbergreifende Verzahnung ab. Auffallig sind einerseits Defizite sowohl bei praktischen Konzepten als auch bei wissenschaftlichen Ansatzen zur Organisation, Planung und Kontrolle der Transformation von Kundenwunschen in Produktgestaltungsvorgaben (roll in, technology pull). Andererseits mangelt es ebenso an geeigneten Strategien zur Vermarktung innovativer Produkte und Dienstleistungen (roll out, technology push). Die Schriftenreihe will diese Lucke systematisch schlieBen, indem Autoren theoriegeleitet Konzepte und Ansatze zur Schnittstellengestaltung zwischen Marketing und Produktion prasentieren und diese in Wissenschaft und Praxis zur Diskussion stellen.
Bettina Fischer
Vertikale Innovationsnetzwerke Eine theoretische und empirische Analyse
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Frank Huber
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iJber abrufbar.
Dissertation Universltat Mainz, 2005
1.AuflageFebruar2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Brigitte Siegel / Sabine Scholler Der Deutsche Universltats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronlschen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. In diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden durften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, SchelSlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 3-8350-0179-5
Geleitwort Die Verkurzung von Innovations- und Produktiebenszyklen im Konnex mit der Individualisierung der Naclifrage induziert eine hohe Dynamik in einem Wettbewerb von intemationalem Ausmafi. Die traditionellen Organisationsmuster und Managementmetlioden en/veisen sich dabei zunehmend als ungeeignet, urn den neuen kompetitiven Herausforderungen erfolgreich zu begegnen. Innovationen sind, wie empirische Untersuchungen belegen, ein wesentliclier Faktor fur den unternehmerischen Erfolg: Bei erfolgreichen Unternehmen in Wachstumsbranchen tragen Produkte, die nicht alter als zwei Jahre sind, mit 50 % zum Umsatz bei. Produkte, die nicht alter als 5 Jahre sind, erreichen bereits einen Umsatzanteil von 80 %. Urn angesichts der fortschreltenden globalen Arbeitsteilung mit hoher Spezialisierung Erfoigs- und Wettbewerbspotenziale durch eine nachhaltige InnovationsfShigkeit zu sichern, ist eine Neuausrichtung der innovativen Leistungsprozesse erforderlich. In Praxis und Theorie werden in diesem Kontext intensiv neue Formen der interorganisationalen Zusammenarbeit diskutiert. Unternehmensubergreifende Kooperationen sind zwar nicht grundsStzlich neu, jedoch wird die Vernetzung von wirtschaftlich relativ autonomen, auf Kernkompetenzen fokussierten Organisatlonseinheiten zu Innovatlonsnetzwerken auf der Basis von Kooperation und Wettbewerb als neue Qualitat interorganisationaler Zusammenarbeit perzlplert. Vor diesem Hintergrund fokussiert die Autorin Ihre Untersuchung auf das Erkenntnisobjekt „Vertikale Innovationsnetzwerke" und formuliert zwei zentrale Forschungsbereiche: Zum einen widmet sle sich in ihrer Studie den Determinanten der Herausbildung und der Entwicklung vertikaler Innovationsnetzwerke. Zum anderen sucht sie eine Antwort auf die Frage, ob vertlkale Innovationsnetzwerke zur Steigerung des Innovationserfoigs beitragen. Um Erkenntnisse in diesen beiden Berelchen zu eriangen, baut die Wissenschaftlerin zunSchst den theoretischen Bezugsrahmen auf. Da theoretische Erkiarungsansatze zu vertlkalen Innovatlonsnetzwerken nicht existieren, unterzleht sie Ansatze, die allgemein Interorganisationsbeziehungen thematisleren, einer Analyse hinslchtlich Partialen zur Erklarung der Komplexitat als auch der Dynamik vertikaler Innovationsnetzwerke. Aus Transaktionskostentheorle, ressourcenorlentiertem Ansatz, dynamischem Kernkompetenzansatz sowie dem Interaktionsorientierten Netzwerkansatz extrahiert sie Erklarungselemente fur die Konzeptualisierung Ihres Modells. Dieses wird anschliefiend im Rahmen einer empirischen Studie uberpruft.
Die vorliegende Arbeit zeichnet sich hauptsaciilich durch ihre tief verstandene Wissenschaftlichkeit des Vorgehens aus. Zudem verschafft die Verfasserin dem Leser wertvolle Einsichten in das Phanomen der Innovations- und Netzwerkplanung. Das entwickelte Netzwerkmodell verkorpert einen originaren Beitrag und liefert wertvolle Ergebnisse im Hinblick auf strategische Empfehlungen. Ich hoffe daher, dass diese Arbeit auf ein reges Interesse in Theorie und Praxis stofien wird.
Univ.-Prof. Dr. Frank Huber
VI
Vorwort Nicht nur im unternehmenspolltischen, sondern auch im privaten Umfeld ermbglichen Netzwerke die Bewaltigung innovativer bzw. neuartiger Aufgaben. So entstand auch die vorliegende Dissertation, die im Juli 2005 vom Fachbereicii Rechts- und Wirtschaftswissensciiaften der Johannes Gutenberg-Universitat Mainz als Promotionsschrift angenomnfien wurde, nicht zuletzt durch die Unterstutzung einer Reihe von Personen. Mein besonderer Dank gilt zunachst meinem akademischen Lehrer Herrn Prof. Dr. Frank Huber fur die F5rderung der Arbeit. Er gab mir nicht nur die Gelegenheit, das Dissertationsvorhaben zugig zu realisieren, sondern trug durch eine Vielzahl kritischer und fachlicher Hinweise mafigeblich zum Gelingen der Arbeit bei. Danken mochte ich weiterhin Herrn Prof. Dr. Klaus Bellmann fur die Erstellung des Zweitgutachtens sowie Herrn Prof. Dr. Rolf Bronner und Herrn Prof. Dr. Hartwig Bartling fur die Abnahme der mundlichen Prufung. Unterstutzt wurde die Anfertigung der vorliegenden Arbeit durch die SCHOTT AG in Mainz. In erster Linie zu Dank verpflichtet bin ich Herrn Dr. Hans-JOrgen Lemke, der die berufsbegleitende Dissertation betreute und in den zwei Jahren der Promotion stets als Diskussionspartner zur VerfQgung stand. Es war nicht zuletzt sein Verdienst, dass die Promotionszeit nicht nur in fachlicher, sondern auch in persOnlicher Hinsicht ein Gewinn war. Danken mGchte ich ferner Herrn Prof. Dr. Norbert Meder und Christiane Graeben fQr kritische und wertvolle Hinweise bei der Durchsicht des Manuskripts sowie Annette Markworth und Dominique Glass fur die orthographische Prufung der Arbeit. Ein besonderes Aniiegen ist es mir, meiner Familie dafur zu danken, dass Sie mir in den zuruckliegenden Jahren meiner Ausbildung und meines beruflichen Werdegangs Ruckhalt geboten haben. Insbesondere der tatkrSftigen Unterstutzung meiner Eltern Gabriele und Manfred Markworth und meine Schwiegereltern Rita und Klaus Fischer ist es zu verdanken, dass die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Promotion nahezu reibungslos gelang. Mein herzlicher Dank gebuhrt auch meiner Grodmutter Medea Rech, die Blldung und Kultur als Werte unserer Familie immer hoch gehalten und die akademische Laufbahn ihrer Kinder und Enkel stets gefordert hat.
VII
Nicht zuletzt schulde ich meinem Ehemann Thomas Dank fur seinen Einsatz, seinen Beistand und seine Geduld sowie meinen Kindern Sara und Timm fur die notwendige Abwechslung. Sie sorgten dafur, dass auch in anstrengenden Phasen meiner beruflichen und akademischen Tatigkeit niemals der Blick fur das Wesentliche verloren ging. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet.
Bettina Fisciier
VIII
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis
IX
Abbildungsverzeichnis
XIII
Tabellenverzelchnis
XV
Abkurzungsverzeichnis 1
2
3
XVII
Zur Notwendlgkeit einer theoretlschen und empirlschen Untersuchung vertikaler Innovationsnetzwerke 1.1 Innovationsnetzwerke als Reaktion auf ein verandertes Wettbewerbsumfeld 1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
1 1 4
Begriffliche Grundlagen und theoretischer Bezugsrahmen 2.1 Definition der zentralen Begriffe 2.1.1 Innovation, Innovationsprozess und Innovationsmanagement 2.1.2 Untemehmensnetzwerke 2.1.2.1 Zum Begriff Unternehmensnetzwerk 2.1.2.2 Merkmale von Untemehmensnetzwerken 2.1.2.3 Abgrenzung Kooperation - Allianz - Netzwerk 2.1.2.4 Typologisierung von Untemehmensnetzwerken 2.1.3 Vertikale Innovationsnetzwerke 2.1.3.1 Zum Begriff vertikaler Innovationsnetzwerke 2.1.3.2 Beispiele vertikaler Innovationsnetzwerke 2.1.3.2.1 Automobilindustrie 2.1.3.2.2 Biotechnologie 2.1.3.2.3 Strategische Netzwerke in Japan 2.2 Phanomen vertikaler Innovationsnetzwerke im Fokus der empirischen Forschung 2.3 Theoretische Ansatze zur Erklarung vertikaler Innovationsnetzwerke 2.3.1 Erklarungsperspektiven grundlegender Theorieansatze im Uberblick 2.3.2 Transaktionskostentheorie 2.3.3 Ressourcenorientierte Ansatze 2.3.4 InteraktionsorientierterNetzwerkansatz
8 8 8 17 17 21 25 27 31 31 37 39 43 45
Konzeptualislerung eines Modells vertikaler Innovationsnetzwerke 3.1 Konzeptionelle Voruberlegungen 3.2 Entwicklung von Beziehungen in Innovationsnetzwerken 3.2.1 Uberblick uber ausgewahlte Modelle zur Entwicklung interorganisationalerZusammenarbeit 3.2.2 Zentrale Prozesse in Netzwerkbeziehungen 3.2.2.1 Austauschprozesse 3.2.2.2 Koordinations-und Steuerungsprozesse
92 92 95
IX
52 58 58 62 70 81
95 100 101 102
4
3.2.2.3 Lern- und Anpassungsprozesse 3.2.3 Phasen der Innovationsnetzwerkformation 3.3 Determinanten der Netzwerkformation 3.3.1 Interaktionsspezjfische Einflussgrofien 3.3.1.1 Ressourcenkomplementaritat 3.3.1.2 Symmetrische Machtverteilung 3.3.1.3 Vertrauen 3.3.1.4 Zum Verhaltnis von Vertrauen und Macht 3.3.2 Unternehmensspezjfische Einflussgrofien 3.3.2.1 Leistungstiefe 3.3.2.2 Kooperationskultur 3.3.2.3 Unternehmensgrofie 3.3.3 Branchenspezifische Einflussgrofien 3.3.3.1 Technologieintensitat 3.3.3.2 Horizontaler Wettbewerbsdruck 3.3.3.3 Langedes Produktiebenszyklus 3.3.4 Strategische Zielsetzungen im Innovationsprozess 3.3.4.1 Reduktion der Innovationszeit 3.3.4.2 Senkung von Kosten und Risiken 3.3.4.3 Ressourcen-Zugang und Kompetenzgewinn 3.3.4.4 Verbesserung der Wettbewerbssituation 3.3.4.5 Starkung der Partnerbindung 3.4 Die Wirkung vertikaler Innovationsnetzwerke auf den Innovationserfolg 3.5 Bin Modell zur Beschreibung vertikaler Innovationsnetzwerke 3.6 Elemente des Modells zur Erklarung vertikaler Innovationsnetzwerke 3.6.1 Konzeptionelle Grundlagen zur Operationalisierung hypothetischer Konstrukte 3.6.2 Level der Netzwerkformation 3.6.3 Interaktionsspezifische Variablen 3.6.4 Unternehmensspezifische Variablen 3.6.5 Branclienspezifische Variablen 3.6.6 Strategische Innovationsziele 3.6.7 Innovationserfolg 3.7 Methodische Grundlagen der Modellschatzung 3.7.1 Anforderungen an die Analysemethode 3.7.2 Der Partial Least Squares (PLS)-Ansatz zur Analyse linearer Strukturgleichungsmodelle 3.7.2.1 Grundlagen der PLS-Analyse 3.7.2.2 Gutekriterien zur Beurteilung der PLS-Schatzung
106 115 123 123 124 128 131 141 142 143 145 147 149 150 152 153 154 156 157 158 158 159
199 199 207
Empirische Uberprufung des Innovationsnetzwerkmodells 4.1 Konzeption der empirischen Studie zur Modelluberprufung 4.1.1 Datenerhebungsmethode 4.1.2 Stichprobe und Datensatz 4.2 Empirische Ergebnisse der Modelluberprufung 4.2.1 Operationalisierung der Konstrukte 4.2.1.1 Reflektive Messmodefle 4.2.1.2 Formative Messmodelle
213 213 213 222 229 230 230 234
160 162 165 165 168 174 180 184 188 190 194 194
4.2.2 Strukturmodell 4.2.3 Zusammenfassung der empirischen Befunde 5
6
Interpretation der Ergebnisse und Handlungsempfehlungen fur das Management vertikaler Innovationsnetzwerke 5.1 Innovationserfolg durch vertikale Vernetzung 5.1.1 Ansatzpunkte fur die Optimierung der netzwerkinternen Prozesse 5.1.2 Innovationsnetzwerke als 'Access Relationships' 5.1.3 Gestaltung der Interaktionsfaktoren 5.1.3.1 Die Bedeutung von Vertrauen in der Innovationsnetzwerkbeziehung 5.1.3.2 Komplementaritat der Partnerressourcen als zentrales Kriterium der Netzwerkformation 5.1.3.3 Machtasymmetrie als Hindernis der Netzwerkentwicklung 5.1.4 Gestaltung unternehmensspezifischer Faktoren 5.1.5 Barometer der Netzwerkbildung: Technologieintensitat 5.2 Veranderte Rollenanforderungen an Manager vertikaler Innovationsnetzwerke Zusammenfassung und Ausblick
239 247 249 249 250 259 261 262 265 269 270 274 275 277
Literaturverzeichnis
283
XI
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1
Der Forschungsaufbau im Uberblick
Abbildung 2
Merkmale von Innovationen und ihre Beziehungsstruktur
13
6
Abbildung 3
Struktur eines strategischen Netzwerks in Japan
46
Abbildung 4:
Der Interaktionsansatz der IMP-Gruppe
83
Abbildung 5
Das Netzwerkmodell der Schwedischen Schule
86
Abbildung 6
Das Effizienz- und Innovationspotenzial von Unternehmensbeziehungen
89
Abbildung 7:
Prozessmodell interorganisationaler Zusammenarbeit nach Zajac/Olsen
97
Abbildung 8:
Phasen der Netzwerkformation
116
Abbildung 9:
Level der Netzwerkformation
122
Abbildung 10:
Die Dimensionen der Dualitat von Struktur
135
Abbildung 11
Zyklische Wirkungen von Misstrauen und Vertrauen
138
Abbildung 12
Das Hypothesensystem im Uberblick
164
Abbildung 13
Reflektive und formative Messmodelle Im Vergleich
166
Abbildung 14
Spezifikation der Messmodelle mit zugehorigen Fehlertermen ...201
Abbildung 15
Spezifikation des Strukturmodells mit Fehlerterm
201
Abbildung 16
Ablauf des PLS-Schatzalgorithmus
203
Abbildung 17
Konservative Prufkriterien fur PLS-Modelle
212
Abbildung 18
Teilnehmer der empirischen Studie (Auszug aus der Firmenliste)
223
Abbildung 19:
Pfaddiagramm
240
Abbildung 20:
Das Wirkungsgeftjge zur Erklarung vertikaler Innovationsnetzwerke - Ergebnis der PLS-Schatzung
242
Abbildung 2 1 :
Profilvergleich
268
XIII
Tabellenverzeichnis Tabelle 1
Economic and Organizational Evolution
Tabelle 2
Innovationsarten
3
Tabelle 3
Fokussierung des Phanomens 'Innovationsnetzwerk' in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur
32
Tabelle 4:
Empirische Studlen im Uberblick
53
Tabelle 5:
Ausgewahlte Theorieansatze zur Erklarung vertikaler Innovationsnetzwerke Im Uberblick
59
Tabelle 6:
Zielsetzungen bei der Bildung kooperativer Unternehmensverbindungen
Tabelle 7:
Ergebnisse empirischer Studlen zur Wirkung kooperativer Unternehmensverbindungen auf erfolgsrelevante Zielgrofien
160
Tabelle 8:
Konzeptualisierung des Levels der Netzwerkformation
173
Tabelle 9:
Konzeptuallsierung der Ressourcenkomplementarltat
175
Tabelle 10
Konzeptualisierung der symmetrischen Machtverteilung
176
Tabelle 11
Definitionsansatze des Vertrauenskonstrukts in der Literatur
176
10
155
Tabelle 12
Konzeptualisierung von Vertrauen
180
Tabelle 13
Konzeptualisierung der Leistungstiefe
181
Tabelle 14
Konzeptualisierung der Kooperationskultur
183
Tabelle 15
Konzeptualisierung der Unternehmensgrofie
183
Tabelle 16
Konzeptualisierung der Technologieintensitat
185
Tabelle 17
Konzeptualisierung des hoizontalen Wettbewerbsdrucks
187
Tabelle 18
Konzeptualisierung derLangedes Produktiebenszyklus
188
Tabelle 19
Konzeptualisierung der strategischen Ziele der Netzwerkformation
190
Tabelle 20:
Konzeptualisierung des Innovatlonserfoigs
194
Tabelle 21:
Methodenvergleich zur Auswahl einer geeigneten Analysemethode
198
Tabelle 22:
Kognitive Pretest-Techniken
217
Tabelle 23:
Uberarbeitung der Konzeptualisierung von Ressourcenkomplementarltat
218
Tabelle 24:
Werte der psa- und Csv-lndizes
219
Tabelle 25:
Beschreibung der Stichprobe anhand der Gesamtanzahl der Unternehmen im Innovationsnetzwerk
224
Tabelle 26:
Struktur der Stichprobe nach Branchen
225
Tabelle 27:
Grofie der befragten Unternehmen nach Mitarbeitergroflenklassen Beschreibung der Stichprobe anhand der Positionen der befragten Manager
Tabelle 28:
XV
225 226
Tabelle 29:
Unternehmensklassifizierung nach Betatigungsfeld
226
Tabelle 30:
Klassifizierung der Unternehmen im Innovationsnetzwerk
227
Tabelle 31:
Ergebnisse der T-Tests auf Gleichheit der Mittelwerte zwischen den Early Respondents und den Late Respondents fur ausgewahlte Merkmale
228
Tabelle 32:
Kreuztabelle
231
Tabelle 33:
Operationalisierung von Vertrauen
231
Tabelle 34:
Operationalisierung der symmetrischen Machtverteilung
232
Tabelle 35:
Operationalisierung der Technologieintensitat
233
Tabelle 36:
Operationalisierung des Innovationserfoigs
234
Tabelle 37:
Operationalisierung der Ressourcenkomplementaritat
235
Tabelle 38:
Operationalisierung der Leistungstiefe
235
Tabelle 39:
Operationalisierung der Kooperationskultur
236
Tabelle 40:
Operationalisierung des Ziels 'Kostensenkung'
237
Tabelle 41:
Operationalisierung des Ziels 'Ressourcenzugang und Kompetenzgewinn' Operationalisierung des Ziels 'Verbesserung der Wettbewerbssituation'
238
Operationalisierung des Levels der Netzwerkformation
239
Tabelle 42: Tabelle 43:
237
Tabelle 44:
R^-Werte der endogenen Modellkonstrukte
245
Tabelle 45:
Zusammenfassung der empirischen Befunde
247
Tabelle 46:
Techniken der Konfliktiosung
252
Tabelle 47:
Totaleffekte im Strukturmodell
262
XVI
Abkurzungsverzeichnis Aufl.
Auflage
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
DEV
durchschnittlich erfasste Varianz
d. h.
das heif^t
etal.
et alii (und andere)
etc.
et cetera
f. ff. F&E
folgende
ggfHrsg.
gegebenenfalls
i. d. R.
in der Regel
Jg.
Jahrgang
LISREL
Linear Structural Relationship
fortfolgende Forschung und Entwicklung Herausgeber
No. Nr. OEM PLS S.
Seite
sog.
so genannt
Sp.
Spalte
Number Nummer Original Equipment Manufacturer Partial Least Squares
usw.
und so welter
vgl.
vergleiche
VIF
Variance Inflation Factor
Vol.
Volume
vs.
versus
z. B.
zum Beispiel
XVII
1
Zur Notwendigkeit einer theoretischen und empirischen Untersuchung vertikaler Innovationsnetzwerke
1.1 Innovationsnetzwerke als Reaktion auf ein verandertes Wettbewerbsumfeld Der sozio-technische Wandel im Umfeld von Unternehmen hat in den letzten Jahrzehnten stark an Dynamik gewonnen. Prozesse der Globalisierung, Deregulierung und technologischen Innovation gipfelten Ende der 90er Jahre in einem Sprung in die 'neue Okonomie', die das Management mit vollkommen veranderten Rahmenbedingungen und Spielregein konfrontierte.^ Der infolge dieser Entwicklungen vorherrschende Wettbewerbs- und Innovationsdruck zwang die Unternehmen verstarkt zum Uberdenken traditioneller Wettbewerbsleitbilder und Organisationsmuster.^ Bine ausschliefilich auf Rivalitat und Konfrontation ausgerichtete Wettbewerbsstrategie verbunden mit streng hierarchischen Unternehmensstrukturen, vollstandiger vertikaler Integration sowie herkommlichen Prozessen der betrieblichen Wertschopfung zeigte sich nunmehr wenig geeignet, um in diesem neuen Wettbewerbsumfeld zu bestehen.^ Die bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschende klassische ManagementSichtweise der Unternehmensfuhrung gemafi dem Leitblld der 'Competition' geriet daher zunehmend auf den Prufstand. Als Alternative hierzu ruckt In jungerer Zeit die Maxime der 'Coopetition' in den Vordergrund, die unternehmensubergreifende Kooperationen im Dienste der Konkurrenzfahigkeit propagiert."^ Auf Basis der Erkenntnis, die eigene Wettbewerbsposition nur schwer im Alleingang sichern zu konnen, setzen Unternehmen Im beginnenden 21. Jahrhundert verstarkt auf partnerschaftliche und interaktive Strategien. Andere Unternehmen gelten nun vielfach als Unterstutzer und Komplementatoren der eigenen Unternehmensaktivitaten und gemeinschaftliche Formen der Leistungserbringung in Form strategischer Netzwerke Oder Allianzen treten in den Vordergrund.^
Vgl. Leek/Naude/Turnbull (2003), S. 87ff.; Peitz (2002), S. 1f. Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (2003), S. 2ff. Vgl. Gulati/Nohria/Zaheer (2000), S. 203; Haritz (2000), S. 1. Wie Gerybadze (2003), S. 447, herausstellt, wurde strategisches Management sowohl in der Literatur als auch in der Praxis lange Zeit mit einer Wettbewerbsstrategie gleichgesetzt, die ausschliefilich auf Beherrschung, Verdrangung oder Bekampfung anderer Unternehmen ausgerichtet war. Hierbei gait es, Markte zu erobern, Marktanteile zu gewinnen und die Wertschopfungskette zu dominieren. Vgl. zur Darstellung der Entwicklungsetappen des strategischen Managements auch Bruhn (2001), 8. 2; Gerybadze (2000); Muller-Stewens/Lechner (2001); Klaus (2002), S. 15; Al-Laham (1997); Rumelt/Schendel/Teece (1994). Vgl. Brandenburger/Nalebuff (1996). Vgl. Gerybadze (2003), S. 447. Die Differenzierung zwischen intra- und interorganisationalen Prozessen hat hierdurch einen entscheidenden Bedeutungswandel erfahren, da Organisationsgrenzen zunehmend transzendierbar werden. Sie dienen in vielen Fallen mittlerweile eher als Kontaktstellen interorganisationaler Netzwerke und fungieren weniger als Grenzen im Sinne von
1
Von diesen InterorganJsationsverbindungen erhoffen sich die Unternehmen insbesondere im Bereich des fur den Unternehmenserfolg bedeutenden Innovationsmanagements ein grofies Potenzial.® Stark verkurzte Produktlebenszyklen^, hohe Flopraten von Produktinnovationen® sowie steigende Kundenanforderungen in Bezug auf die Variantenvielfalt® konstituieren einen hohen Innovationsdruck, dem die Unternehmen durch die Herausbildung netzwerkartiger Kooperationsbeziehungen zu anderen Unternehmen zu begegnen versuchen. In der empirischen Innovationsforschung fehit es demnach nicht an zahlreichen Belegen dafur, dass solche Beziehungen eine zentrale Bedingung erfolgreicher Innovationsprozesse darstellenJ° Das folgende Beispiel fuhrt diesen Zusammenhang illustrierend ein: Mitte der 90er Jahre kampfte die Reis GmbH, ein Hersteller von Maschinen und Robotern, ums Uberleben. Rezession und Preisdruck im Nacken wollte das Unternehmen den Markt mit einer neuen Produktgeneration zuruckerobern. Jedoch erschien dies nur moglich, wenn das Produkt zu einem 30% niedrigeren Preis angeboten werden konnte als sein Vorganger. Die Reis GmbH meisterte diese scheinbar unlosbare Aufgabe, indem - anders als bei fruheren Projekten - diesmal alle am Innovationsprozess beteiligten Unternehmen von Anfang an aufeinander abgestimmt arbeiteten. Hierbei gait es, das Wissen, die Ideen und Anregungen von Lieferanten und ausgewahlten Kunden sowohl in den Produktentwicklungs- als auch in den Umsetzungsprozess zu integrieren. Der Erfolg war uberwaltigend: Der Preis des neuen Produkts konnte um 40%, Entwicklungskosten und -zeit um 30% gesenkt werden. Bereits der Prototyp entpuppte sich als serienreifes Gerat.^^ Auch eine neuere Studie der IBM Unternehmensberatung und der UniversitSt Regensburg ('Made in Germany IT), die auf Interviews mit Topmanagern aus 123 deutschen Industrieunternehmen basiert, kommt zu der Erkenntnis, dass der Ruckgriff auf externe Partnerressourcen (Wissen, Fahigkeiten, Kompetenzen) eine zentrale Komponente des InnovationserfoIgs darstelltJ^ Wie der Berliner Wirtschaftswissenschaftler Duschek betont, zeigen Praxisbeispiele und Studien, dass gerade eine intelligente Verknupfung der Wettbewerbsfaktoren 'Innovation' und 'Netzwerk', die schon fur sich allein genommen als entscheidende Barrieren fur Wissens-, Material- und Kapitalfliisse. Vgl. hierzu Bachmann (2000), S. 107; Osterle/Fleisch/Alt (2002); Hinterhuber/Stahl (2001). ® Vgl. zur strategischen Relevanz des Innovationsprozesses fur den Unternehmenserfolg Hauschildt (1997), S. 285ff.; Rammert (1988), S. 25; Pleschak/Sabisch (1996). ^ Vgl. Droege/Backhaus/Weiber (1993), S. 55.; Gruner/Homburg (1999), S. 120. 8 Vgl. Crawford (1994), S. 6; Gruner/Homburg (1999), 8.120. 9 Vgl. Gruner/Homburg (1999), S. 120. '° Vgl. Duschek (2002), S. 1. ^^ Vgl. Deutsch (1996), S. 70; Duschek (2002), S. 1. ^^ Vgl. Deutsch (1996), S. 68f.; Duschek (2002), S. 2.
Triebkrafte der Wettbewerbsfahigkeit von Untemehmen gelten""^, zu einzigartigen Erfolgen fuhrenJ"^ Er kommt zum Schluss, dass die Zukunft schlagkraftigen Netzwerken von Unternehmen gehoren wird, die ihre Innovationsprozesse gemeinsam optimieren^^ - also sog. Innovationsnetzwerken.^^ Auch DeBresson/Amesse vertreten diese Einschatzung und konstatieren: „No firm, large or small, can innovate or survive without a network."^^ Miles und Snow argumentieren in ahnlicher Richtung und stellen in ihrer Beschreibung der okonomischen und organisationalen Entwicklung fest, dass mit Beginn des 2 1 . Jahrhunderts das Zeltalter der kontinuierlichen Innovation angebrochen sei (vgl. Tabelle 1).
Economic Era Meta-Capability Business Model Growth Driver Organizational Model Key Asset
Standardization
Customization
(80er Jahre)
(90er Jahre)
Innovation (ab 2000)
Coordination
Delegation
Collaboration
Market Penetration
Market Segmentation
Market Exploration
Learning Curve Gains
Know-how Transfer
Entrepreneurial
and Scale Economics
to New Markets
Empowerment
Functional
Divisional Matrix
Networks and Alliances
Information
Knowledge
Tangible Assets '"TB
Diese neue Ara verlangt von den Unternehmen insbesondere die Fahigkeit zur Kooperation mit anderen Unternehmen, um das fur den Innovationsprozess entscheidende Wissen in Netzwerken und Allianzen generieren und transferieren zu konnen.^^ Folgendes Zitat bringt diese Erkenntnis auf den Punkt:
„The ability to innovate, however, comes from a skill that is underdeveloped in most companies: collaboration. Knowing how to collaborate helps a company to create and transfer knowledge. Knowledge creation and utilization, in turn, lead to innovation. Companies that understand this long-linked process, and make the appropriate investments needed to establish and maintain it, will be the big winners in the twenty-first century global economy."^°
Vgl. fur Innovationen bspw. Albach (1989), S. 1339; Vrakking (1990), S. 95; Ladwig (1996), S. 41; Tidd/Bessant/Pavitt(2001), S. 10. Vgl. etwa Leonard-Barton (1992), S. 112; Cooke (1996), 8. 58; Ritter/Gemunden (1999), 8. 387ff. Vgl. Wissema/Euser (1991). 8. 38f.; Heidenreich (1997), 8. 230; Catells (1996), 8. 170. Vgl. Duschek (2002). 8. 2. 8iehe hierzu auch Freeman (1991); Perry (1993); Cooke (1996). Kowohl (1998), Haritz (2000); Bellmann/Haritz (2001). DeBresson/Amesse (1991), 8. 370. Eigene Darstellung in Aniehnung an Miles/8now (2000), 8. 2. Vgl. Miles/8now (2000), 8. 3ff. Miles/8now (2000), 8. 1.
Die vorangegangenen Ausfuhrungen verdeutlichen die von vielen Experten getragene Einschatzung, dass Untemehmen dem Zeit-, Kosten- und Leistungsdruck auf iliren Markten nur noch dann standhalten konnen, wenn sie in ein Beziehungsnetzwerk mit geeigneten Innovationspartnern eingebunden sind.^^ Geeignete Partner finden sich im Umfeld des betrachteten Unternehmens auf horizontaler Ebene (z. B. Wettbewerber), diagonaler Ebene (z. B. Kreditinstitute, Forschungseinrichtungen) Oder vertikaler Ebene (z. B. Kunden, Lieferanten). Wie beispielsweise die Betrachtung der Automobilbranche als Vorreiterindustrie der deutschen Wirtschaft zeigt, ist insbesondere Netzwerken zwischen Untemehmen direkt aufeinanderfolgender Wertschopfungsstufen eine hohe strategische und praktische Relevanz zu bescheinigen.^^ Von solchen vertikalen Innovationsnetzwerken versprechen sich Untemehmen eine nachhaltige Steigerung ihres Innovationserfoigs durch eine konsequente Rekonfiguration bzw. Optimierung der Wertkette und die Nutzung von synergetischen Ressourcen- und Know-how-Potenzialen. Fur Untemehmen gilt es infolge der skizzierten Uberlegungen, die Herausbildung und Entwicklung vertikaler Innovationsnetzwerke zu forcieren, um im aktuellen Wettbewerbsumfeld zu bestehen. Jedoch zeigen empirische Befunde, dass eine Vielzahl von Netzwerken bereits vor der Zielerreichung scheitern und die Unternehmen das Potenzial dieser Interorganisationsverbindungen nicht hinreichend ausschdpfen konnen.^^ Als Grunde hierfur fuhren Forscher insbesondere die mangelnde Kooperationsfahigkeit bzw. eine schwach ausgepragte Netzwerkkompetenz der Untemehmen an. Das Wissen uber das Zustandekommen und die Funktionsweise von Netzwerken ist bislang noch nicht stark ausgepragt und dem Netzwerkmanagement mangelt es vielfach an Ansatzpunkten fur eine erfolgrelche Netzwerksteuerung. ^^
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit Das untemehmenspolitische Interesse zur Bildung und erfolgreichen Steuerung vertikaler Innovationsnetzwerke trifft auf ein Erkenntnisdefizit in der betriebswirtschaftlichen Forschung. Bislang fehit es an einem theoretischen und empirisch uberprufbaren Konzept, das die Entstehung und die Entwicklung vertikaler Innovationsnetzwerke umfassend thematisiert. Auch der Nachweis einer zielfuhrenden 21 22 23
Vgt. RItter (1999), S. 68f.: GemOnden/Ritter/Heydebreck (1996), S. 449ff. Vgl. z. B. Sydow (1992a), 8. 20ff. Vgl. Madhok/Tallman (1998); Bleeke/Ernst (1993); Parkhe (1991); Gugler/Pasquier (1997); Dodgson (1993a); Pearce (1997); Hoffmann (1999), S. 56. Vgl. bspw. Ritter (1999); S. 68; Miles/Snow (2000), S. 13.
Wirkung dieser Netzwerkverbindungen auf den Innovationserfolg wurde bislang nicht erbracht. Aus diesem Grund erscheint eine umfassende wissenschaftliche Analyse des Phanomens vertikaler Innovationsnetzwerke erforderlich. Im Mittelpunkt stehen hierbei im Wesentlichen zwei Forschungsfragen: 1. Welche Deternninanten beeinflussen die Herausbildung und Entwicklung vertikaler Innovationsnetzwerke? 2. Tragen vertikale Innovationsnetzwerke zur Steigerung des Innovationserfoigs bei? Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen ist eine detaillierte Betrachtung von Einzelfragestellungen notwendig. So ist der Begriff vertikaler Innovationsnetzwerke zu klaren und abzugrenzen. Es ist zu ermittein, welche theoretischen Konzepte sich grundsatzlich zur Ableitung eines Modells vertikaler Innovationsnetzwerke eignen, wie die dynamische Entwicklung dieser Netzwerkarrangements idealtypisch verlauft, welche Einflussgrofien diese Entwicklung determinieren und welchen Einfluss die Entwicklung vertikaler Innovationsnetzwerke auf den Innovationserfolg ausubt. Daruber
hinaus sind die ermittelten
Bestimmungsfaktoren
einer
empirischen
Uberprufung zu unterziehen und es gilt zu erortern, welche Mafinahmen Unternehmen ergreifen konnen, urn vertikale Innovationsnetzwerke erfolgreich zu inltiieren und zu steuern. Im Zentrum der Forschungsbemuhungen steht somit die Konzeptualisierung und empirische Oberprufung eines Modells zur ErklSrung der Entwicklung und Wirkung vertikaler Innovationsnetzwerke, auf dessen Basis sich anschlieliend Handlungsempfehlungen fur das Management ableiten lassen. Zur Bewaltigung dieser Forschungsaufgabe wird die in Abbildung 1 dargestellte Vorgehensweise gewahlt. Der Aufbau der Arbeit gliedert sich demnach in sechs Teile. Im Anschluss an dieses Einleitungskapitel geht es im 2. Kapitel zunachst darum, die Grundbegriffe Innovation, Innovationsprozess und Innovationsmanagement sowie Unternehmensnetzwerk und vertikales Innovationsnetzwerk auf der Basis der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur in komprimierter Form einzufuhren sowie Beispiele des PraxisphSnomens vertikaler Innovationsnetzwerke zu illustrieren. Nach einer Ubersicht uber die bisherige empirische Forschung steht die Beleuchtung unterschiedlicher Theorieansatze im Vordergrund und es gilt, diese auf ihren Beitrag zur Erklarung des Realphanomens hin zu uberprufen.
1. Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
1 2. Begriffliche Grundlagen und theoretischer Bezugsrahmen 1 1
2.1: Definition der Grundbegriffe
2.2: PhSnomen vertikaler Innovationsnetzwerke im Fokus der empirischen Forschung
1
\
\ 2.3: Theoretische AnsStze zur ErklSrung vertikaler innovationsnetzwerke
\ \
3. Konzeptualisierung eines Modells zur Erkldrung vertikaler Innovationsnetzwerke
\ 3.1 und 3.2: Voruberlegungen und Entwicklung von Beziehungen in Innovationsnetzwerken
3.3: Determinanten der Netzwerkformation (Formulierung der Untersucliungshypotliesen)
\ \
3.4: Die Wirkung vertikaler Innovationsnetzwerke auf den Innovationserfolg
3.5: Ein Modell zur Beschreibung vertikaler Innovationsnetzwerke
j
1 1
3.6: Operationalisierung der hypothetischen Konstrukte
3.7: Methodische Grundlagen der Modellschdtzung
\ 4. Empirische Qberprtifung des Modells 4.1: Konzeption der empirischen Studie
4.2: Ergebnisse der Modelluber-
— ........... prufung
5. Handlungsempfehlungen ftir das Management vertikaler innovationsnetzwerke 5.1: Innovationserfolg durch vertikale Vemetzung
5.2: Veranderte Rollenanforderungen
.............. .............. an das Management vertikaler Innovationsnetzwerke
6. Zusammenfassung und Ausbiick Abbildung 1:
Der Forschungsaufbau im Uberblick
Ausgangspunkt der im 3. Kapitel angestrebten Konzeptualisierung eines Modells vertikaler
Innovationsnetzwerke
bildet
die
Erarbeitung
eines
detaillierten
Ent-
wicklungsverstandnisses von Innovationsnetzwerkbeziehungen sowie eines dementsprechenden Phasenmodells der Netzwerkformation. Anschliefiend liegt das Hauptaugenmerk auf der Identifikation relevanter Determinanten der Netzwerkformation und
der
Formulierung
entsprechender
Untersuchungshypothesen.
Die
darauf
folgende Analyse der Wirkung vertikaler Innovationsnetzwerke auf den Innovations-
erfolg dient der spateren Uberprufung des Zielerreichungsgrades dieser Netzwerkverbindungen. Die gewonnenen Erkenntnisse moglicher Ursache-Wirkungs-Zusammenhange munden schliefilich in ein Modell zur Beschreibung vertikaler Innovationsnetzwerke. Zur empirischen Uberprufung dieses Modells ist es notwendig, die verwendeten theoretischen Konstrukte einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen und mittels geeigneter Indikatoren zu operationalisieren. Den Abschluss des Kapitels bilden Uberlegungen hinsichtlich der Auswahl einer geeigneten Analysemethode zur Schatzung des entwickelten Modells. Zielsetzung des 4. Kapitels ist die Uberprufung der postulierten Wirkungszusammenhange in der Realitat. Nach einer Darstellung der Untersuchungskonzeption steht daher die Konfrontation des theoretischen Modells mit empirischem Datenmaterial sowie die Auswertung der Untersuchung mit Hilfe moderner statistischer Verfahren im Fokus. Auf der Basis der gewonnenen theoretischen und empirischen Einsichten schlieflt sich in Kapitel 5 die Interpretation der Ergebnisse sowie die Formulierung von Handlungsempfehlungen fur die Gestaltung und das Management vertikaler Innovationsnetzwerke an. Kapitel 6 fasst die wichtigsten Ergebnisse kurz zusammen und gibt einen Ausblick.
2
Begriffliche Grundlagen und theoretischer Bezugsrahmen
2.1 Definition der zentralen Begriffe 2.1.1 Innovation, Innovationsprozess und Innovationsmanagement Eine einheitliche und allgemein akzeptierte Definition des Begriffs der Innovation existiert in der betriebswirtschaftlichen Literatur bislang nicht.^^ Die Ursache hierfur ist vor allem im Fehlen einer in sicii geschlossenen, umfassenden Innovationstheorie zu sehen.^^ Der Begriff Innovation stammt aus etymologischer Sicht vom lateinischen Wort 'innovatio' ab, was Neuerung, Neuheit, Neueinfuhrung oder Erneuerung bedeutet und sich auf 'novus' (neu) zuruckfuhren lasst.^^ Allen Definitionsansatzen zur Innovation^® in der Literatur ist daher eine Verknupfung des Innovationsbegriffs mit den Merkmalen der Neuheit und Veranderung eines Zustands oder Prozesses gemeinsam.^^ Die Autoren Pleschak und Sabisch definieren Innovation als „die Durchsetzung neuer technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer und sozialer Problemlosungen im Unternehmen. Sie ist darauf gerichtet, Unternehmensziele auf neuartige Weise zu erfullen."^° Eine Betrachtung dieser Definition zeigt, dass zwischen Innovationen und Inventionen, den Erfindungen, klar zu differenzieren ist.^^ Urn die Durchsetzung einer Problemlosung am Markt zu erreichen, gilt es, eine bestehende Idee bzw. Erfindung uber die technische Realisierung hinaus konsequent bis zur Markteinfuhrung umzusetzen.^^ Im Gegensatz zur Invention weist eine Innovation daher immer eine Marktkomponente auf.^^ So stellt EDISON, mit uber 1000 registrierten Patenten einer der erfolgreichsten Innovatoren in den USA, fest:
Vgl. Garcia/Calantone (2002), 8. 110-112. Vgl. Duschek (2002), S. 14. Vgl. Vahs/Burmester (2002), S. 45; Borchert/Goos/Hagenhoff (2004), S. 2. Vgl. fur einen Uberblick uber verschiedene AusprSgungen des Innovationsbegriffs Vahs/Burmester (2002), S. 43f., Hauschiidt (1997), 8. 3ff., Albers/Brockhoff/Hauschildt (2001). Vgl. Pleschak/8abisch (1996), 8. 1. Pleschak/Sabisch (1996), 8. 1. Eine prSzise wissenschaftliche Bedeutung hat der Begriff 'Innovation' in der lnnovations5konomie gewonnen, die zwischen der 'Invention' (der bloRen Erfindung), der 'Innovation' (der erfolgreichen Einfuhrung der Invention) und deren 'Diffusion' (Verbreitung) unterscheidet. Die Innovationsokonomie geht auf die Arbeiten von Joseph Schumpeter zuruck, der in seiner 'Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung' davon ausgeht, dass der wirtschaftliche Fortschritt hauptsSchlich von kreattven Neuschopfungen dynamischer Untemehmer ausgel5st wird, die sich am Markt durchsetzen. Vgl. Schumpeter (1987). Vgl. Borchert/Goos/Hagenhoff (2004), 8. 2; Freeman (1991), 8. 499. Vgl. Vinkemeier (1998), 8. 20. 8iehe hierzu auch Albach (1989), 8. 1338f., der in diesem Zusammenhang von Innovationen als „durch Wettbewerb gefilterte Kreativitat" spricht.
8
„(...) the real challenge in innovation was not invention - coming up with new ideas but in making them work technically and commercially."^"^ Innovation und Marktorientierung sind demnach eng miteinander verknupft.^^ Die Forscher Jaworski und Kohli betonen: "...because a market orientation essentially involves doing something new and different in response to market conditions, it may be viewed as a form of innovative behavior"^^ und konstatieren einige Jahre spater: "market orientiation is an antecedent to innovation."^^ Zur Differenzierung des Innovationsbegriffs werden in der Literatur unterschiedliche Dimensionen von Innovationen unterschieden, wobei meist eine Trennung in eine ergebnisorientierte sowie eine prozessorientierte Sichtweise erfolgt.^^ Im Rahmen der ergebnisorientierten Dimension lasst sich eine weitere Differenzierung nach dem Innovationsobjekt, dem Innovationsgrad sowie der Perspektive zur Feststellung der Neuheitseigenschaft vornehmen.^^ Die Differenzierung in Bezug auf das Innovationsobjekt, von Hauschildt auch als inhaltliche Dimension bezeichnet, verfolgt hierbei die Frage 'Was ist neu?' und trennt zwischen Produkt-, Prozess- und Sozialinnovationen.'^° In der Literatur werden als weitere Innovationsarten aufierdem Verfahrens-, Struktur- und organisatorische Innovationen genannt, wobei die Verwendung der Begriffe Prozess- und Verfahrensinnovation sowie Struktur- und organisatorische
Innovation vielfach synonym
erfolgt.'*^ Tabelle 2 liefert eine Beschreibung dieser Innovationsarten.
34 35 36
Zitiert nach Tidd/Bessant/Pavitt (2001), S. 37. Vgl. Friedrich (1986), S. 561; Kirchmann (1996), S. 442; Servatius (1987), S. 101f. Jaworski/Kohli(1993), S. 56. Jaworski/Kohli (1996), S. 120. Vgl. Gerpott (1999), S. 39-49; Hauschildt (1997), S. 7ff. Hauschildt erganzt diese Klassifizierung zunSchst noch urn die normative Dimension, d. h. als Innovationen werden Produkte und Verfahren bezeichnet, die eine Verbesserung gegenuber dem Status quo ermSglichen. Jedoch zeigt er in seinen weiteren Ausfuhrungen, dass sich das normative Argument zur Bestimmung eines managementrelevanten Innovationsbegriffs nicht eignet, da eine Beurteilung der potenziellen Verbesserung durch eine Innovation je nach Interessenstandpunkt des Betrachters differieren kann. Vgl. Hauschildt (1997), 8. 22f. Vgl. Thom (1980), S.32ff. Vgl. Perl (2003), S. 35f.; Vahs/Burmester (2002), 8. 72ff.; Pleschak/Sabisch (1996), S. 14ff.
Produktinnovationen
Prozess- bzw. Verfahrensinnovationen Soziaiinnovationen
Strukturinnovationen bzw. organisatorische Innovationen Tabeile 2: Innovationsarten
Diese
Innovationsarten
Neue Oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein Untemehmen auf den Markt gebracht hat. Erneuerung der absatzfShigen Leistungen (Wirtschaftsguter materieller Oder immaterieller Art) von Untemehmen. Neue Oder merklich verbesserte Fertigungs- und Verfahrenstechniken, die Im Untemehmen eingefiihrt werden. Erneuerung der betrieblichen Leistungserstellungsprozesse. Planmassige Verbesserungen im Humanbereich sowohl bei Individuen (z. B. QualifikationserhOhung) als auch im Beziehungsgefuge zwischen Individuen (z. B. Fuhrungsstil, Kooperation). Neugestaltung bzw. Verbesserung in der Aufbau- und Ablauforganisation einer Unternehmung
treten jedoch selten
isoliert auf,
sondern stehen in
interdependenter Verbindung. So kann eine Produktinnovation beispielsweise eine Umstellung im Fertigungsverfahren auslosen sowie spezielle Schulungen der Mitarbeiter voraussetzen."^^ Insbesondere zwischen den Prozess-, Sozial- und Strukturinnovationen besteht ein enger Bezug."^"^ Die
Differenzierung
nach
dem
Innovationsgrad
('Wie
neu?')
betrachtet
die
Abweichung der neuen Produkte und Verfahren im Vergleich zu den bisherigen Produkten und Verfahren und nimmt eine Unterscheidung zwischen radikalen und inkrementellen
Innovationen
vor.
Radikale
Innovationen
(sog.
Breakthroughs)
basieren auf neuen Technologien und resultieren in vollkommen neuen Produkten, Marktgleichgewichten
und nicht selten auch in neuen
diskontinuierlichen Quantensprungen erfolgenden
Industrien."^^ Diese in
Innovationen werden oftmals
durch wissenschaftlich-technische Durchbruche ermoglicht und schaffen eine neue Marktnachfrage (Market-Push-lnnovationen). Beispiele fur radikale Innovationen sind die Erfindung des Transistors durch die Bell Laboratories (1947), auf deren Basis sich das Informationszeitalter mit PC, Software, Internet und neuen Kommunikationstechnologien entwickelte. Inkrementelle Innovationen (sog. Step-wise innovation) entstehen demgegenuber aus einer Kombination von bereits bestehendem Wissen. Im Gegensatz zu radikalen Innovationen stellen sie relativ geringfugige, kontinuierliche Veranderungen von Produkten und Prozessen dar. Sie werden oftmals durch eine veranderte Marktnachfrage ausgelost und daher auch als Market-PullInnovationen bezeichnet.'^^
42 43
Vgl. zu den emzetnen Begriffsdefinitionen z. B. Hauschitdt (1997), S. 3ff. Vgl. Thom (1994), S. 325. Vgl. Vahs/Burmester (2002). S. 78. Vgl. Garcia/Calantone (2002), S. 120f. Vgl. Pleschak/Sabisch (1996), S. 68ff.
10
Ob ein Produkt oder Verfahren eine Innovation darstellt, lasst sich objektiv nicht bestimmen. Vielmehr basiert Innovation auf einer subjektiven EinschStzung daruber, ob ein merklicher Unterschied zum vorangegangenen Zustand vorliegt. Diese Einschatzung ist vom gewahlten Bezugssystem abhangig. Die Perspektive zur Feststellung der Neuheitseigenschaft bezieht sich daher auf die Frage 'Neu fur wen?' und lasst sich z. B. mit den folgenden Aussagen beantworten"*^: •
neu fur ein Individuum bzw. einen Konsumenten
•
neu fur eine Unternehmung
•
neu fur eine Branche
•
neu fur eine Nation (nationale Volkswirtschaft)
•
neu fur die Welt (Weltneuhelt)
Die prozessorientierte Dimension schliefllich ruckt die Innovation als Ergebnis eines Erneuerungsprozesses"*® in den Mittelpunkt der Betrachtung und bezieht sich auf die Beantwortung der Frage 'Wo beginnt, wo endet die Neuerung?' Innovation wird hierbei als Probleml6sungsprozess verstanden, an dessen Ende ein neuartiges Produkt Oder ein neuartiges Verfahren steht.'*^ Die Entstehung einer Innovation vollzieht sich demnach in einem Prozess, der von der Ideenfindung fur die neuartige ProblemlGsung bis hin zur praktischen Nutzung reicht.^° Zur Darstellung des einzelwirtschaftlichen Innovationsprozesses bietet die betriebswlrtschaftliche Literatur eine Vielzahl von Konzepten fur die Untergliederung In typische Phasen, Stufen oder Schritte an.^^ Diese Modelle weisen hinsichtllch der Anzahl und Struktur der Phasen des Innovationsprozesses erhebliche Unterschiede auf. Hdufig basieren sie auf einer Dreiteilung des Gesamtprozesses in eine Ideengenerierungs-, Ideenakzeptierungs- (oder -evalulerungs-) und Ideenrealisierungsphase. Eine allgemeingultlge bzw. empirisch gestutzte Phasengllederung kann die betriebswirtschaftllche Forschung jedoch bisher nicht vorweisen.^^ Die Grunde hierfur sind In der Natur einer Innovation zu sehen, die Van de Ven et al. als nichtlineares, dynamisches System kennzeichnen, das nur schwer standardisierbar und vorhersehbar ist.^^ Die Autoren beschreiben den Weg einer Innovation bis hin zur Markteinfuhrung, den sle als 'Innovation Journey' bezelchnen, mittels eines zwolfstuflgen
Prozesses
mit den Hauptphasen
'Initiation', 'Development'
Vgl. Garcia/Calantone (2002), 8. 112f.; Hauschildt (1997), S. 16ff. Vgl. Marr (1980), S. 948; Thorn (1994). 8. 323. Vgl. Borchert/Goos/Hagenhoff (2004). 8. 2. Vgl. Pleschak/Sablsch (1996). 8. 24ff. Vgl. fur einen Oberblick bspw. Thorn (1980). Hauschildt (1997). 8. 349ff.. Geschka (1983). Vgl. Vinkemeier (1998). 8. 20ff. Vgl. Van de Ven etal. (1999).
11
und
'Implementation'. Jedoch betonen sie: „as we will see, this journey is often highly unpredictable and uncontrollable. As a result, a process theory may never reach the precision to tell managers exactly what to do and how an innovation will turn out. Nevertheless it may produce some fundamental 'laws of innovating' that are useful for explaining a broad class of processes, sequences and paths that are central to managing the innovation journey."^ Weiterhin stellen die Autoren heraus, dass ein idealtypisch gezeichneter und in Phasen verlaufender Innovationsprozess in der Realitat durch redundante Elemente sowie Ruckkopplungsschleifen gepragt ist und selten in War voneinander abgrenzbaren Schritten verlauft.^^ Eine von den Autoren Craig und Hart durchgefuhrte MetaAnalyse kommt zu dem Schluss, dass ein sequentiell ablaufender Produktentwicklungsprozess sehr zeitintensiv und somit in der Praxis auch aufgrund des herrschenden Zeitdrucks nicht anzuwenden ist. Die Autoren setzen daher auf die Entwicklung integrierter, uberlappender Prozesse innerhalb der Unternehmen, die eine Reduktion der 'Time to Market' sowie eine Schnittstellenoptimlerung ermoglichen.^^ Wie eine Betrachtung der in der Literatur angefuhrten Phasen des einzelwirtschaftlichen Innovationsprozess zeigt, ist ein Unternehmen in alien Phasen des Prozesses auf Impulse des externen Unternehmensumfeldes angewiesen.^^ Diese Impulse vermitteln dem Unternehmen wichtige Informationen und Einblicke der externen Umwelt, ohne die eine erfolgreiche Entwicklung und spStere Markteinfuhrung der Innovation kaum gelingen kann. Der vorgestellte Innovationsprozess verlauft somit nur selten ausschliefllich intraorganisational, sondern erfordert die Einbindung weiterer Marktakteure. Je nach Intensitat dieser Einbindung in der Ideengenerierungs-, Ideenakzeptierungs- und Ideenrealisierungsphase wandelt sich der intraorganisationale Innovationsprozess somit in einen interorganisationalen Prozess. Das Verstandnis solcher interorgansiationaler Prozesse bildet eInen Schwerpunkt der Netzwerkforschung und ist fur die Betrachtung vertikaler Innovationsnetzwerke als Untersuchungsobjekt der vorliegenden Arbeit von besonderer Bedeutung. Innovationen bzw. Innovationsprozesse lassen sich durch die konstituierenden Merkmale Komplexitat, Unsicherheit und Risiko, Neuigkeitsgrad sowie Konfliktgehalt 54 55
VandeVenetal. (1999), 3.4. Van de Ven et al. (1999), S. 25ff. entwicl0.7) (>0,7) (>0,6) 13 TR1 0,76 16,53 13 TR2 0,81 21,29 0,84 13 TR3 25,25 0,94 0,62 0,62 > 0,30 0,52 0,398 < 0,4 21,82 13 TR4 0,83 0,87 13 TR5 29,53 0,74 31,52 13 TR6 0,77 16,83 13 TR8 0,82 23,80 13 TR11 Indikatoren I3_TR1 Wir kttnnen den Informationen, die uns unsere Partner zur Verfugung stellen, ohne Bedenken glauben. Unsere Netzwerkpartner halten Absprachen zuverldssig ein. 13 TR2 Wir kttnnen uns auf unsere Partner immer veriassen. 13 TR3 Unsere Partner sind Immer ehrllch zu uns. 13 TR4 Unsere Partner besitzen eine hohe Integritat. 13 TR5 Bel auftretenden Problemen sind unsere Partner offen zu uns. 13 TR6 Unsere Partner nutzen die Vorteile der Zusammenarbelt nicht zu unseren Lasten aus. 13 TR8 13 TR11 Wir k5nnen unseren Partnern vollstdndig vertrauen. Tabelle 33: Operationalisierung von Vertrauen
Nur die reflektiven Konstrukte Vertrauen und Innovationserfolg sind durch mehrere Indikatoren reprasentiert. Von einer Unldimensionalitat dieser Konstrukte ist auszugehen, wenn die Indikatoren eines Konstrukts nur miteinander eine hohe Korrelation aufweisen. R^max= Maximalwert der quadrierten Korrelation des Konstrukts Vertrauen mit den ubrlgen Modellkonstrukten. KLmax = Maximalwert der Kreuzladung von Indikatoren des betrachteten Konstrukts auf andere Konstrukte. Vgl. hierzu Tabelle 32. 1101 DEV = Durchschnittlich erfasste Varianz. 1102 KR = Konstruktreliabilitat.
231
•
Symmetrische Machtverteilung
Zur Erfassung des Konstrukts der symmetrischen Machtverteilung wurden zwei reflektive Indikatoren erhoben. Jedoch musste der Indikator 'Ein Partner dominiert das Innovationsnetzwerk jm Hinblick auf Machtverteilung' aufgrund zu niedriger Signifikanzwerte von der weiteren Analyse ausgeschlossen werden. Das Messmodell zur Erfassung der symmetrischen Machtverteilung basiert somit auf nur einem Indikator. Gutekritierien zur Oberprufung von Reliabilitat und Validitat konnen an dieser Stelle somit nicht herangezogen werden. Die spatere Betrachtung des Strukturmodells wird zeigen, inwiefern sich die postulierten Beziehungen zwischen diesem Konstrukt mit weiteren Modellkonstrukten bestatigen. Interne Konsistenz Indikator
Ladung t-Wert (>0.7) 12 GEW 1.00 Indikatoren I2_GEW Die Partner haben Gewicht. Tabelle 34: Operationalisierung
•
Konve rgenzvali(jitdt
DEV (>0.6) 1,00
KR (>0.7) 1,00
Diskriminanzvaliditdt
Vorhersagevaliditdt
Unidimensionalitdt
DEV>R2„ax
Q^>0
KL^x < 0,4
Im Rahmen des Managements des Innovationsnetzwerks gleiches der symmetrischen Machtverteilung
Technologieintensitat
Das Konstrukt Technologieintensitat umfasst mit der Erhebung der Branchenzugehfirigkeit, der F&E-Quote (F&E-Ausgaben In Prozent vom Umsatz) sowie der Grdfle der F&E-Abteilung im Verhaitnis zur UnternehmensgrGfle drei reflektive Indikatoren. Basierend auf den ermittelten Signifikanzwerten sind fur eine adequate Erfassung der Technologieintensitat die Indikatoren zur Erfassung der F&E-Quote sowie der BranchenzugehOrigkeit zu eliminieren. Das sich ergebende Messmodell besteht infolgedessen wiederum nur aus einem Indikator. Gutekriterien kfinnen hier nicht uberpruft werden. Die Entscheidung bzgl. der Eignung dieser Variable zur ErklSrung der endogenen Variable 'Level der Netzwerkformation' muss demnach im Rahmen der Betrachtung des Stmkturmodells erfolgen.
232
Interne Konsistenz
Konvergenzvaliditdt
Diskriminanzvaliditdt
Vorhersagevaliditdt
t-Wert Ladung DEV>R% Q^>0 DEV KR (>0.6) (>0.7) (>Q.7) 1.00 1.00 1.00 U4 TI3 Indikatoren U4 TI3 GrOlie der F&E-Abteilung im VerhSltnis zur UnternehmensgrOlie = Quotient aus: 1. Wie viele Mitarbeiter Ihres Untemehmens arbeiten in der Entwicklung? 2. Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen insgesamt? Tabelle 35: Operationalisierung der Technologieintensitdt Indikator
•
Unldimensionalitdt
KL^x < 0.4
Forschung und
Innovationserfolg
Zur Erfassung des Konstrukts Innovationserfolg wurden im Rahmen der empirischen Analyse sieben formative und zwei reflektive Indikatoren erhoben, um eine alternative Darstellung des Konstrukts mittels geeigneter Indikatoren zu ermoglichen. Eine erste Begutachtung der Indikatoren des formativen Messmodells zeigte jedoch tellweise schwache Signifikanzwerte, worauf nacheinander vier der sieben formativen Indikatoren entfernt wurden. Darunter befand sich auch der Indikator 'Die Gewinn- und Umsatzziele des Projekts (bzw. Kosteneinsparungsziele bei Prozessinnovationen) wurde erreicht', der die Beurteilung des okonomischen Innovationserfolgs reprSsentierte. Da die intendierte Konstruktbreite mit den verbleibenden Indikatoren 'Die Zeit- und Kostenziele des Innovationsprojekts wurden eingehalten', 'Die technische
LeistungsfShigkeit
des
entwickelten
Produkts
bzw.
eingefuhrten
Prozesses ist hoch' und 'Das gemeinsame Innovationsprojekt ermOglichte uns den Zugang zu neuen Ressourcen und Technologien' nicht mehr gewahrleistet war, musste das angestrebte Ziel einer formativen Operationalisieaing
aufgegeben
werden und es erfolgte ein Ruckgriff auf die verbleibenden reflektiven Indikatoren.''^^^ Beide Indikatoren konnen bei ausreichend hohen Signifikanz- und Ladungswerten einen Varianzanteil von 84% erklSren. Die weiteren Gutemade zur Erfassung der Konstruktreliabilitdt, der Diskriminanzvaliditdt sowie zur VorhersagevaliditSt weisen gute Ergebnisse auf. Eine abschlieHende Oberprufung der Unidimensionalitat zeigt aufierdem, dass die Indikatoren des Konstrukts Innovationserfolg nur miteinander eine hohe Korrelation aufweisen und die Kreuzladungen mit den Indikatoren anderer Konstrukte unter dem kritischen Wert von 0,4 bleiben.''^^^ Die beiden ausgewahlten
Wie berelts dargestellt, ist die Darstellung des Einflusses vertikaler Innovationsnetzwerke auf den Gesamtinnovationserfolg der beteiligten Unternehmen fur das Ergebnis der Analyse primSr von Interesse. Die zusdtzlich angestrebte formative Operationalisierung hdtte daruber hinaus zudem konkrete StellgrOlien des Innovationserfoigs und somit weitere Ansatzpunkte fur das Management identifiziert. ' Vgl. hierzu Tabelle 32.
233
Indikatoren bilden daher ein reliables und valides Messlnstrument zur Erfassung des Innovatlonserfolgs. Interne Konsistenz Indikator
Ladung (>0.7) 0,97 0.85
t-Wert
Konvergenzvaliditdt
DEV (>0.6)
KR (>0,7)
Diskriminanzvalidit^it
Vorhersagevaliditdt
Unidimensionalitdt
DEV>R2„ax
Q'>0
KUax < 0,4
20,47 E 8 0.84 > 0.22 0,47 0.84 0,91 0,38 < 0,4 6.91 E 9 Indikatoren Das gemeinsame Innovationsprojekt war aus unserer Sicht sehr erfolgreich. E 8 Wir planen weitere gemeinsame Innovationsprojekte mit unseren Partnern. E 9 Tabelle 36: Operationalisierung des Innovatlonserfolgs
4.2.1.2 Formative Messmodelle •
Ressourcenkomplementaritat
In die empirische Untersuchung wurden zwei formative Indikatoren zur Erfassung der Ressourcenkomplementarit^t aufgenommen. Die t-Werte beider Indikatoren llegen uber der geforderten Signifikanzgrenze. Der Indikator zur Erfassung der Relevanz der Partnerressourcen fur den Innovationserfolg weist mit 0,63 ein etwas grofleres Gewicht auf als der Indikator 'Die Ressourcen und FShigkeiten unserer Partner ergSnzen unsere eigene Ressourcenausstattung' (Gewicht 0,51). Mit Hilfe des Variance Inflation Factors (VIF) wurde anschliefiend das Auftreten von Multikollinearitat zwischen den belden formativen Indikatoren uberpruft. Der VIF-Wert von 1,43 zeigt, dass eine Verletzung dieser PrSmisse im vorliegenden Fall nicht gegeben jg^ 1105 vveiterhin dient eine Betrachtung der Konstruktkorrelationen zur Uberprufung der Diskriminanzvallditat. Hierbei zeigt sich ein maximaler Korrelationswert von 0,5, womit die kritische Grenze von 0,9 deutlich unterschritten wird. Somit qualifiziert sich der Ansatz zur Messung des Konstrukts Ressourcenkomplementaritat ohne Anderung fur das Gesamtmodell.
* Da das betrachtete Konstrukt nur zwei Indikatoren enthait, ist der VIF-Wert fQr beide Indikatoren gleich.
234
Indikator
11 RELE 11 KOMP Indikatoren I1_RELE
Gewicht
t-Wert
0.63 0,51
3,63 2,77
Multikollinearitat
Diskriminanzvaliditdt
VIP < 10
Konstruktkorrelationen
1,43
0,50''°^ < 0,9
Die Ressourcen und FShigkeiten unserer Partner sind fOr den Erfolg des gemeinsamen Innovationsprojekts relevant. Die Ressourcen und Fahigkeiten unserer Partner ergSnzen unsere eigene I1_K0MP Ressourcenausstattung. Tabelle 37: Operationalisierung der Ressourcenkomplementariteit
•
Leistungstiefe
Zur Messung des Konstrukts Leistungstiefe wurden zwei formative Indikatoren erhoben. Der Indikator zur Erfassung des prozentualen Anteils am Endprodukt in Bezug auf die F&E-Leistungen musste jedoch aufgrund zu geringer Signifikanz entfernt werden. Ubrig bleibt ein Messmodell, das nur durch einen formativen Indikator reprasentiert ist und daher die Uberprufung weiterer Gutekriterien nicht zulSsst. Wie bereits bei der Darstellung reflektiver Messmodelle gezeigt, kann die Entscheidung der Eignung solcher Ein-lndikatoren-MessansStze zur ErklSrung der postulierten Wirkungszusammenhange erst bei der Betrachtung des Strukturmodells getroffen werden. Die Entscheidung uber eine Entfernung formativer Indikatoren aus dem Messmodell kann jedoch niemals allein aufgrund statistischer Messwerte getroffen werden. Vielmehr gilt es zusStzlich abzuwSgen, ob die Eliminierung eines solchen Indikators die ursprunglich intendierte Konstruktbreite maligeblich beeinflusst und somit die ursprungliche Argumentationskette der Hypothesenbildung verSndert. Im vorliegenden Fall des Konstrukts Leistungstiefe kann der Eliminierung des Indikators auch unter diesem Gesichtspunkt zugestimmt werden. Die Konstruktbreite wird hierdurch zwar verringert, jedoch behait die der Hypothesenbildung zu Grunde liegende Argumentationskette ihre Gultigkeit. Sollte sich der Wirkungspfad des Konstrukts der Leistungstiefe auf den Level der Netzwerkformation nach der Schatzung des Strukturmodells signifikant zeigen, muss die spStere Interpretation jedoch auf der Basis der neuen Konstruktdefinition erfolgen. Indikator
U2 PERT Indikatoren U2_FERT
Gewicht
t-Wert
Multikollinearitdt
Diskriminanzvaiiditdt
VIF