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German Pages 110 Year 2000
Die JUNIOR.PUBLISHING GMBH ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Verlage Egmont Franz Schneider, Egmont Pestalozzi, Egmont Ehapa und der EM.TV & Merchandising AG
© 1997, 1998 Nintendo, CREATURES, GAME FREAK, T V Tokyo, Shopro, JR KIKAKU © PIKACHU PROJECT 1998 Licensed by EM.TV & Merchandising AG Betastraße 11, 85774 Unterföhring First published by Scholastic Inc., New York Übersetzung aus dem Amerikanischen: Ilse Rothfuss Erschienen 2000 bei Junior.Publishing GmbH Betastraße 11, 85774 Unterföhring Umschlaggestaltung und Layout: ART-DESIGN Wolfrath, München Gesamtabwicklung: Publishing Partner GmbH, Unterföhring Druck: Presse-Druck, Augsburg Bindung; Conzella Urban Meister, München-Dornach ISBN 3-934614-17-5
Pokémon-Wörterbuch Willkommen in der Welt der Pokémon! Damit ihr den Pokémon-Film und dieses Buch zum Film auch wirklich genießen könnt, haben wir einen kleinen Pokémon-Spickzettel für euch vorbereitet. Alles, was ihr wissen müsst, passt in einen Fingerhut - oder vielmehr in einen Pokéball!
Die Charaktere Ash Ketchum: An seinem zehnten Geburtstag wird Ash ein Pokémon-Trainer - das ist jemand, der Pokémon fängt und sich um sie kümmert. Ash hat eine ganze Sammlung von Pokémon: ein Tauboss, Sleimok, Tauros, Lapras, Bisasam, Glurak, Schiggy - und natürlich vor allem sein Pikachu! Rocko: Rocko ist ein erfahrener Trainer und war früher einmal der Arenaleiter. Dann lernte er Ash kennen, und seither ist er mit ihm unterwegs, um neue Pokémon zu fangen. Rocko möchte alles lernen, was man wissen muss, um starke, gesunde Pokémon aufzuziehen. Seine Pokémon - Kleinstein, Onix, Zubat und Vulpix - sind immer mit dabei. Giovanni: Er ist der finstere Anführer des Team Rocket. Sein Ziel ist es, eines Tages die mächtigsten und 3
seltensten Pokémon der Welt zu beherrschen. Mew: Niemand hatte dieses Urzeit-Pokémon jemals lebend gesehen - bis ein paar Wissenschaftler zufällig Mews versteinerte Augenbraue entdeckt haben. Das war für sie eine willkommene Chance, das Klonen auszuprobieren und dadurch Mewtu zu schaffen. Mewtu: Mewtu, ein Klon aus der versteinerten Augenbraue von Mew, ist wütend auf die Wissenschaftler, die es geschaffen haben. Misty: Misty ist in der schönen Azuria City geboren und auf Wasser-Pokémon spezialisiert. Sie reist mit Ash und Rocko herum. Auch Misty hat immer ihre Pokémon dabei - ihr Starmie, Sterndu, Goldini, Seemon und Enton. Pikachu: Ash bekam dieses Elektro-Pokémon an dem Tag, an dem er Trainer wurde. Zuerst verstanden sie sich nicht so gut, aber inzwischen ist Pikachu nicht nur sein Pokémon, sondern auch sein bester Freund. Pokémon: Pokémon gibt es in allen Formen und Größen, und jedes von ihnen hat seine eigene Persönlichkeit. Pokémon-Trainer fangen Pokémon und trainieren sie für den Kampf mit anderen Pokémon. Die meisten Pokémon können sich zu höheren Formen weiterentwickeln, indem sie Kampferfahrung sammeln oder mit speziellen Steinen in Berührung kommen. Es 4
gibt mindestens 151 Pokémon auf der Welt - und die Trainer finden immer wieder neue Arten! Das Team Rocket: Eine böse Pokémon-Diebesbande, zu der Jessie, James und ihr sprechendes Pokémon Mauzi gehören. Die drei stehen unter Giovannis Befehl, der sie dazu anstiftet, seltene Pokémon zu stehlen - zum Beispiel Pikachu. Bis jetzt haben sie allerdings nicht sehr viel Glück gehabt!
Pokémon-Arten Jedes Pokémon ist anders, aber man kann die verschiedenen Pokémon in mehrere Grundtypen zusammenfassen. Jede Pokémon-Art hat spezielle Waffen, die im Kampf eingesetzt werden können. Manche Pokémon sind auch aus mehreren PokémonGrundtypen zusammengesetzt. 1. Käfer-Pokémon: Diese Krabbelwesen sehen wie Insekten aus, sind aber viel größer! 2. Drachen-Pokémon: Sie sehen wie Drachen aus dem Märchen aus und verfügen über ungeahnte Kräfte. 3. Elektro-Pokémon: Mit ihren Blitzen und anderen Elektrowaffen sind diese Pokémon wahre SchockKämpfer! 5
4. Kampf-Pokémon: Diese muskelbepackten Pokémon können gewaltige Fausthiebe austeilen! 5. Feuer-Pokémon: Das sind mächtige, flammensprühende Geschöpfe - wer sich mit ihnen einlässt, verbrennt sich leicht die Finger! 6. Flug-Pokémon: Sie haben einen großen Vorteil beim Kampf, weil sie in der Luft direkt aus dem Flug angreifen können! 7. Geist-Pokémon: Diese Pokémon sind nicht nur unheimlich, sondern auch sehr schwer zu fangen! 8. Pflanzen-Pokémon: Sie sehen meistens wie Tiere aus, haben aber Ranken, Blätter und andere Pflanzenteile, die sie beim Kampf als Waffen benützen. 9. Boden-Pokémon: Das sind kräftige, stämmige Pokémon, die am oder sogar unter dem Boden leben. 10. Eis-Pokémon: Die frostigen Attacken dieser Pokémon lassen den Gegnern das Blut in den Adern gefrieren. 11. Normal-Pokémon: Sie heißen so, weil sie keine speziellen Kampftechniken haben, die mit Eis oder Feuer in Verbindung stehen. Ansonsten sind sie alles andere als normal!
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12. Gift-Pokémon: Wenn diese Pokémon ihr Gift verspritzen, gibt es nur eins: sofort in Deckung gehen! 13. Psycho-Pokémon: Ihre Spezialität sind übersinnliche Kräfte wie zum Beispiel Telekinese, mit denen sie ihre Gegner gedanklich beeinflussen. 14. Gestein-Pokémon: Sie sind aus Stein gemacht und hart wie Eisen. Es ist fast unmöglich, sie zu besiegen. 15. Wasser-Pokémon: Meistens leben sie im Wasser und setzen Wasserwaffen im Kampf gegen ihre Gegner ein.
Poké-Ausrüstung Pokéball: Ein rotweißer Ball, mit dem die Trainer Pokémon fangen und festhalten. Die Pokémon kommen frei, wenn der Trainer den Ball wirft oder einen Knopf am Ball drückt. Pokédex: Ein winziger Computer, den die Trainer in der Hand herumtragen. In ihm sind die genauen Daten über sämtliche Pokémon der Welt gespeichert.
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Unsere Geschichte beginnt... Vielleicht kennt ihr die uralte Legende: Vor Millionen Jahren hatte ein schrecklicher Sturm alle Pokémon bis auf wenige Exemplare ausgelöscht. Die Tränen der überlebenden Pokémon regneten auf die Erde herunter. Und durch die Kraft dieser Pokémon-Tränen ist das Leben auf der Erde neu erstanden. Das war vor vielen Millionen Jahren, und heute erleben wir die Entstehung eines ganz anderen Lebens - eine neue Legende wird geboren!
Prolog Computer-Tagebuch von Professor John Smith LABOR ZUM POKÉMON-KLONEN - New Island 1. Januar Unsere Kollegen haben heute mitten im AmazonasDschungel eine aufregende Entdeckung gemacht: in einer Höhle haben sie eine versteinerte Augenbraue 8
gefunden. Neben der Augenbraue wurde eine alte Höhlenzeichnung des legendären Urzeit-Pokémon Mew entdeckt. Niemand hat dieses Mew jemals lebend erblickt. Mew soll über unglaubliche Kräfte verfügen! Wenn die versteinerte Augenbraue tatsächlich Mew gehört, haben wir die Chance, eine sensationelle Erfindung zu machen... 14. März Das Team arbeitet Tag und Nacht im Labor und gönnt sich kaum Zeit zum Essen oder Schlafen. Wir haben die DNA des Mew isoliert. Sobald wir unsere Maschine zum Klonen fertig haben, starten wir unseren ersten Versuch, ein Klon von Mew zu schaffen. Ich kann es selbst kaum fassen - wir schaffen neues Leben aus etwas, das seit unvorstellbaren Zeiten tot ist! 4. Juni Es gibt Streit unter den Wissenschaftlern. Ein paar Mitglieder des Teams möchten die DNA von Mew ändern, um das geklonte Pokémon noch stärker zu machen als das echte. Andere finden, dass wir die DNA so lassen sollten, wie sie ist. Aber dürfen wir uns diese Chance entgehen lassen? Wenn wir nicht wenigstens versuchen, das Klon mächtiger zu machen, haben wir unser Wissenschaftspotential nicht ausgenützt. 15. Juli Alle haben zugestimmt, die DNA zu verändern. Dieser Klon wird vermutlich das mächtigste Pokémon 9
der Welt sein. Und wir stehen kurz davor, das sensationellste Experiment aller Zeiten zu machen! 31. August Die DNA wurde verändert. Die Maschine zum Klonen ist einsatzbereit. Heute Abend starten wir das große Experiment. 3. September Das Experiment ist gelungen! Der Mew-Klon schläft in einem Flüssigkeitsbehälter im Labor. Wir wollen ihn Mewtu nennen. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis er aufwacht...
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Mewtu erwacht Seltsame Bilder schwebten durch den Traum des schlafenden Pokémon: Blasen, die in kristallblauem Wasser tanzen. Eine Insel irgendwo mitten im Ozean. Ein kleines Wesen ohne Flügel, das durch die Luft schwirrt. Und Menschen. Viele Menschen. Das Pokémon regte sich langsam. Es öffnete seine Augen und sah, dass es in einem Glasbehälter schwamm, der mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. Eine Gruppe von Menschen stand um den Glasbehälter herum. Menschen in langen, weißen Mänteln: Forscher. Sie starrten es an und wisperten miteinander. »Es ist wach!«, rief einer der Forscher erfreut und aufgeregt. Wach... ich bin wach. Das Pokémon schaute an seinem Körper hinunter. Starke Muskeln wölbten sich unter seinem weißen Fell. Es war tatsächlich wach. Mehr als wach sogar. Es fühlte sich unglaublich stark. Das Pokémon schloss die Augen und stellte sich vor, 11
dass der Glasbehälter in tausend Stücke zersprang. Im nächsten Moment zersplitterte das Glas um ihn in tausend Stücke. Rote Flüssigkeit floss auf den Boden und bildete eine große Pfütze. Es hockte auf dem Boden und fragte: »Wo bin ich?« Seine tiefe, kräftige Stimme erfüllte den Raum. »Und wer bin ich eigentlich?« Einer der vielen Forscher trat vor. »Mewtu ist fertig!«, sagte der Mann. »Mewtu?«, fragte das Pokémon. »Das ist dein Name«, sagte der Wissenschaftler. »Wir haben das seltenste Pokémon der Welt benutzt, um dich zu schaffen. Es heißt Mew.« Der Mann zeigte auf einen Computerbildschirm. Ein Bild war auf dem Computer zu sehen. Es war ein alt wirkendes Bild - ähnlich einer Kreidezeichnung auf einer Höhlenwand. Das Bild stellte ein katzenähnliches Pokémon dar. Das Wesen sah wie Mewtu aus, nur kleiner. Es hatte große Augen und einen langen, dünnen Schwanz. Mewtu kniff die Augen zusammen. Das war das Wesen aus seinen Träumen! »Du sagst, ihr habt Mew genommen, um mich zu schaffen. Was bedeutet das?«, fragte Mewtu. Der Mann strahlte. »Eine wissenschaftliche Sensation! Wir haben eine DNA-Probe von Mew genommen und eine Kopie von ihm gemacht - einen Klon. Du bist das Ergebnis dieses Experiments.« »Warum?«, fragte Mewtu verwirrt. »Warum habt ihr das gemacht?« 12
»Wir wollten sehen, ob es möglich ist, das legendäre Mew zu klonen«, erklärte der Forscher. »Und jetzt haben wir bewiesen, dass es geht.« In Mewtus Kopf drehte sich alles. Die Menschen waren so stolz auf ihr Werk! Aber Mewtu fühlte sich nicht wie ein wissenschaftliches Experiment. Es war ein lebendes, fühlendes Wesen! »Und was wollt ihr dann jetzt mit mir machen?«, fragte Mewtu. »Wir werden dich studieren«, sagte der Wissenschaftler. »Wir glauben, dass du stärker bist als Mew. Wir wollen herausfinden, wozu du fähig bist.« Zorn stieg in Mewtu auf. Diese vielen Forscher hatten es nur geschaffen, um Tests mit ihm zu machen! Sie behandelten es wie einen Gegenstand! Aber Mewtu war kein Gegenstand. Es war lebendig! »Euch werd ich's zeigen, wozu ich fähig bin«, sagte Mewtu böse. Seine Augen verengten sich. Im Raum standen noch mehr Glasbehälter mit roter Flüssigkeit. Auf sie konzentrierte sich Mewtu als Erstes. Krach! Mewtu brauchte nur an die Glasbehälter zu denken, und schon zersprangen sie in tausend Scherben! Die Menschen kreischten vor Schreck. Ein paar von ihnen stürzten aus dem Raum. Ihre Schreie waren Musik in Mewtus Ohren. Als Nächstes konzentrierte es sich auf den Computer-Bildschirm. Zap! Schon sprühten elektrische Funken aus dem Gerät. Bald stand der Raum in Flammen. »Mewtu, nein!«, schrie ein Wissenschaftler. Er streckte verzweifelt die Hand nach einem Knopf an der 13
Wand aus. Roboterarme schossen aus der Wand und kreisten Mewtu ein. Mewtu wehrte sich, indem es blaues Licht aus seinen Augen feuerte. Das Licht bildete eine riesige blaue Blase um Mewtu herum. Diese Blase trug den Pokémon-Klon unversehrt aus dem brennenden Raum und aus dem Gebäude hinaus. Das Gebäude musste irgendein Labor sein, so viel hatte Mewtu begriffen. Draußen sah es, dass das Labor auf einer kleinen Insel stand. Unter ihm schossen lodernde Flammen aus dem Labor auf. Ein ungeheures Machtgefühl durchzuckte Mewtu wie ein elektrischer Schlag. Es genoss dieses Gefühl. Mewtu schwebte in seiner Blase durch die Luft und landete auf dem Felsenstrand der Insel. Dort löste es die Blase auf. Aber was war das? Ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte die Luft. Als Mewtu aufschaute, sah es einen Helikopter über seinen Kopf hinwegfliegen, der auf dem Strand landete. Ein großer Mann in einem dunklen Anzug tauchte aus dem Hubschrauber auf. Er trug ein fleischfarbenes Pokémon auf seinem Arm, das wie eine exotische Katze aussah. Eine Perserkatze, dachte Mewtu, ohne dass es sagen konnte, woher es das wusste. »Du bist so mächtig, wie ich dachte«, sagte der Mann. »Komm mit mir, dann zeige ich dir, wie du deine Macht gebrauchen kannst. Gemeinsam können wir die Welt beherrschen.« Warum sollte ich einem Menschen vertrauen?, dachte Mewtu. Aber dieser Mann ist anders als die 14
Forschergruppe. Er hat gesagt, dass wir zusammen die Welt beherrschen können. Er weiß, dass ich mehr bin als bloß ein wissenschaftliches Experiment. Dieser Mann kennt meine Macht und weiß, wie stark ich bin. Wenn ich ihm vertraue, kann er mir vielleicht helfen. »Wer bist du?«, fragte Mewtu. »Ich heiße Giovanni. Ich bin der Anführer des Team Rocket«, sagte der Mann. Also ein Boss, sagte sich Mewtu. Ein mächtiger Mann wie dieser hatte ihm bestimmt viel zu bieten. Mewtu nickte. »Ich komme mit dir.« Mewtu kletterte in den Hubschrauber. Als sie wegflogen, sah das Pokémon gerade noch, wie das Labor als orangeroter Feuerball in die Luft flog.
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Mewtu wird getestet Metallklammern schlossen sich um Mewtus Handgelenke und Fußknöchel. Das Pokémon war in Giovannis Labor, irgendwo weit weg in einer abgelegenen Gebirgsregion. Giovanni hatte Mewtu mehr Macht versprochen, als es sich je hätte träumen lassen. Aber dieser Mensch hatte einen seltsamen Plan. »Wir müssen deine Kräfte kanalisieren, sonst zerstörst du die Welt und alles, was in ihr ist«, hatte Giovanni erklärt. »Die Rüstung hier wird deinen Körper beschützen und deine Kräfte in die richtigen Bahnen lenken. Wenn wir sie unter Kontrolle behalten, können wir damit die Welt beherrschen.« Anfangs war Mewtu nicht gerade begeistert. Aber Giovanni musste ein kluger Kopf sein, sonst hätte er es nicht so weit gebracht. Er wusste sicher, was er tat. Lass ihn erst mal machen, dachte sich Mewtu, Wir werden ja sehen, was dabei herauskommt. 16
Also hatte sich Mewtu bereitwillig in diesen großen Metallstuhl gesetzt. Mewtu hielt still, als die Klammern zuschnappten. Jetzt glitten silberglänzende Panzerplatten aus dem Stuhl hoch. Sie schlossen sich um Mewtus Arme, Beine, Brust und sogar um seinen Kopf. »Du kannst deine Macht immer noch gebrauchen«, beruhigte Giovanni das Pokémon. »Und was soll ich damit tun?«, fragte Mewtu den Anführer des Team Rocket. Giovannis Augen funkelten. »Du wirst kämpfen!« Der Team-Rocket-Führer drückte auf einen silbernen Knopf. Eine Tür ging auf. Ein riesiges Pokémon wartete dahinter, das wie eine große, steinerne Schlange aussah. Mewtus übersinnliche Kräfte sagten ihm, dass dieses Gestein-Pokémon Onix hieß. Bevor Onix angreifen konnte, konzentrierte sich Mewtu und schoss einen psychokinetischen Strahl auf es ab. Päng! Das Gestein-Pokémon stürzte auf den Boden. Mewtu hatte es in Sekundenschnelle besiegt. »Ausgezeichnet«, sagte Giovanni und streichelte die Perserkatze auf seinem Schoß. »Aber wir brauchen noch mehr Tests für deine Kraft. Noch mehr Schlachten.« Jeden Tag kämpfte Mewtu gegen neue Pokémon, und seine Gegner wurden von Mal zu Mal mächtiger. Aber immer blieb Mewtu Sieger. Nichts und niemand konnte es aufhalten. Mewtu stellte sich auf offenem Feld einer Herde von Tauros. Die stierähnlichen Pokémon griffen Mewtu mit 17
ihren spitzen Hörnern an. Mewtu konzentrierte sich und ließ einen Wirbelwind unter ihren Füßen aufschießen, der die wehrlosen Tauros in die Luft schleuderte. Mewtu kämpfte mit Simsala, einem fuchsähnlichen Pokémon, von dem es hieß, es sei das stärkste von allen Psycho-Pokémon. Es hielt zwei Löffel als Symbol seiner psychokinetischen Kräfte in den Händen. Bevor Simsala losschlagen konnte, feuerte Mewtu Wellen von schimmerndem blauen Licht auf es ab. Die Löffel verbogen sich, und Simsala war besiegt. Mewtu kämpfte mit Magneton, einem ElektroPokémon, das aus drei zusammengefügten Silberkugeln und starken Elektromagneten bestand. Magneton feuerte eine geballte Ladung magnetischer Energie auf Mewtu ab, aber Mewtu kehrte die Ladung um. Das Energiefeld schloss Magneton ein und ließ es krachend zu Boden stürzen. Nicht einmal Nidoking und Arkani konnten Mewtu besiegen. Nidoking, ein Gift-Pokémon mit scharfen Stacheln, und Arkani, ein blitzschnelles Feuer-Pokémon, griffen Mewtu mit voller Wucht an. Ein einziger Energiestrahl von Mewtu schleuderte die beiden in die Luft, und sie waren besiegt. Ein Pokémon nach dem anderen ließ Giovanni zum Kampf aufmarschieren, und Mewtu besiegte sie alle. Anfangs hatte Mewtu nichts gegen die Tests - im Gegenteil, sie machten ihm beinahe Spaß. Aber mit der Zeit fragte es sich, was Giovanni im Sinn hatte. »Sag mir, Mensch«, fing Mewtu bei einer guten Gelegenheit an. »Wofür kämpfe ich eigentlich?« 18
Mewtu und Giovanni waren im Labor. Giovanni saß auf einem Balkon hoch über dem Fußboden des Labors. Giovanni schaute auf Mewtu hinunter und lächelte. »Du kämpfst natürlich für mich«, sagte er. »Jedes Pokémon braucht einen Menschen, der sein Meister ist.« »Einen Menschen als Meister?«, fragte Mewtu. »Ich dachte, wir beherrschen die Welt als gleichwertige Partner?« Giovanni lachte. »Gleichwertig? Das ist unmöglich«, sagte er. »Wir Menschen haben dich geschaffen. Du kannst nie auf gleicher Stufe mit uns sein.« Mewtu starrte Giovanni an. Dieser Mensch will mich beherrschen, sagte es sich. Aber warum sitzt er dann so weit weg? Er hat Angst vor mir. »Du hast Recht. Ich bin kein Mensch«, sagte Mewtu. »Aber ich bin auch nicht als Pokémon geboren. Ich wurde geschaffen. Und meine Schöpfer haben mich ausgenutzt und betrogen.« Mewtu war tief enttäuscht von Giovanni. Im nächsten Moment verwandelte sich seine Enttäuschung in Wut. Funken sprühten aus Mewtus Rüstung. »Ich brauche keine Menschen, die mir helfen, die Welt zu beherrschen«, verkündete Mewtu. »Das kann ich ganz alleine.« Giovanni war starr vor Schreck, als er das unheimliche blaue Licht in Mewtus Augen sah. Die Rüstung platzte von Mewtus Körper ab. Und Giovanni begriff: die Kräfte des Pokémon waren entfesselt. »Mag sein, dass ihr Menschen mich geschaffen habt«, sagte Mewtu, »aber versklaven werdet ihr mich 19
nicht!« Eine blaue Blase legte sich um Mewtus Körper, und es schwebte hoch in die Luft. Das Pokémon bündelte seine psychokinetischen Kräfte und schoss einen gewaltigen Feuerstrahl in Giovannis Labor hinunter. Die Explosion ließ den Boden unter dem Labor erbeben. Die blaue Hülle platzte, und Mewtu zischte davon wie eine Rakete. Höchste Zeit, noch einmal von vorne zu beginnen! Mewtu flog über den Ozean. Es landete auf der Insel, auf der es geschaffen worden war. Das Labor zum Pokémon-Klonen lag in Trümmern. Egal. Es würde das Labor eben wieder aufbauen. Mewtu blickte über das Meer hinaus. »Bald werde ich meine Rache haben«, sagte es. »Meine Rache an allen Menschen.«
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Ash Ketchum, der Pokémon-Trainer Ash Ketchum ließ sich ins Gras fallen. Er nahm seine Mütze ab und strich sich mit den Fingern durch sein braunes Haar. »Ich bin müde«, sagte Ash, »und Hunger habe ich auch. Lasst uns hier anhalten. Ich kann keinen einzigen Schritt mehr gehen.« Seine Freundin Misty schüttelte den Kopf. »Du bist vielleicht ein Pokémon-Trainer, Ash! Du hast seit Wochen kein Pokémon mehr gefangen.« Ash schnitt eine Grimasse. Seit seinem zehnten Geburtstag war er als Pokémon-Trainer unterwegs. Eines Tages wollte er der beste Pokémon-Meister der Welt werden. Aber dazu musste er noch viele Pokémon fangen und trainieren. »Auch ein Pokémon-Trainer muss sich ab und zu mal 21
ausruhen«, meinte Rocko, ein erfahrener PokémonTrainer, der früher ein Arenaleiter gewesen war und jetzt mit Ash und Misty reiste. »Ich finde auch, dass wir anhalten sollten. Es ist ein schönes Plätzchen.« Erleichtert lehnte Ash sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Es war wirklich ein schöner Platz, dachte er. Sie standen auf einer Klippe, die hoch über dem Meer aufragte. Die Luft roch sauber und salzig. »Pika! Pika!« Ashs Pokémon Pikachu hüpfte auf seinen Schoß und lächelte ihn an. Es war leuchtend gelb, hatte spitze Ohren und einen blitzförmigen Schwanz. »Dir gefällt's hier auch, nicht wahr, Pikachu?«, sagte Ash. »Pika pi.« Ein winziges Pokémon hüpfte neben Pikachu hoch. Es war das seltene Pokémon Toggepi, das aus einem Ei geschlüpft war, das Ash gefunden hatte. Toggepi trug immer noch die untere Hälfte der Eierschale um seinen runden Körper. Sein winziger Kopf lugte über den Rand der Schale. Winzige Ärmchen und Beinchen ragten an den Seiten und unten heraus. »Toggi, Toggi«, zwitscherte Toggepi mit hoher Stimme. Pikachu sprang von Ashs Schoß, um mit Toggepi zu spielen. Misty öffnete ihren Rucksack und breitete ein Picknick auf dem Boden aus. Ihr rotes Haar leuchtete in der Nachmittagssonne. Rocko hatte ein Lagerfeuer angefacht und kochte das Pokémon-Essen in einem Topf. 22
Ich will nur kurz ein Nickerchen machen, dachte Ash und zog sich die Mütze über die Augen. Kaum hatte er sie geschlossen, da dröhnte eine laute Stimme durch die Lichtung: »Ash Ketchum!« Ash setzte sich auf. Ein älterer Junge lief auf ihren Picknickplatz zu. Ash fand, dass er wie ein Pirat aussah. Er hatte einen Schal um sein schwarzes Haar gebunden und trug eine Weste ohne Hemd darunter. An der Weste hingen rotweiße Pokébälle. »Bist du Ash Ketchum, der Pokémon-Trainer aus Alabastia?«, fragte der Junge. Ash sprang auf die Füße. »Ja, genau - der bin ich.« »Wie wär's mit einem Kampf?«, forderte der andere Junge ihn heraus. Ash riss einen Pokéball von seinem Gürtel. »Wenn du kämpfen willst, bitte!«, antwortete er. Misty schüttelte den Kopf. »Ich dachte, du könntest keinen Schritt mehr gehen«, meinte sie. »Ein Pokémon-Kampf ist für mich die reinste Erholung«, sagte Ash fröhlich. »Sei vorsichtig«, warnte ihn Rocko. »Der Junge sieht ganz schön gefährlich aus.« Ash und der andere Trainer standen sich im Gras gegenüber. Der größere Junge riss einen Pokéball von seiner Weste und warf ihn. Weißes Licht flammte auf, und ein Pokémon erschien. Es war ein Donphan, eine eben erst entdeckte Pokémon-Art. Das Donphan stand auf vier stämmigen Beinen. Zwei gebogene Hörner ragten von 23
seinem Kopf auf, und sein Körper war in eine silberne Rüstung gehüllt. »Pokéball, los!«, rief Ash und warf seinen Ball. »Bisasam, du bist an der Reihe!« Wieder stob ein Funkenregen auf, und Bisasam erschien. Es sah wie ein kleiner Dinosaurier aus, dem eine Pflanzenzwiebel aus dem Rücken wuchs. Donphan ging zum Angriff über. Es wirbelte in der Luft herum und bildete ein Rad mit seinem Körper. Dann raste es auf Bisasam zu. Krachend knallte Donphan in Bisasam und schleuderte es in die Luft. Bisasam wurde ziemlich durchgeschüttelt, aber es landete auf seinen Füßen. »Bisasam, Solarstrahl!«, befahl Ash. Die Pflanzenzwiebel auf Bisasams Rücken öffnete sich etwas. Winzige, glänzende Pflanzensporen schwebten hervor. Dann schoss ein greller Lichtstrahl aus der Zwiebel hoch. Bisasam richtete den Strahl wie ein Schwert auf Donphan und durchdrang es damit. Das Poké-mon wurde ohnmächtig und brach zusammen. »Du hast die erste Runde gewonnen, Ash!«, rief Rocko. Ash lächelte und umarmte Bisasam. Wütend rief der fremde Trainer Donphan zurück und nahm einen anderen Pokéball von seiner Weste. Er warf den Ball, und Machomei erschien. Jetzt wusste Ash, dass der andere Junge nicht zum Scherzen aufgelegt war. Machomei war mit seinem muskelbepackten grauen Körper und mächtigen Armen ein gefürchtetes Kampf-Pokémon. 24
»Bisasam, ruh dich aus«, sagte Ash. Er warf einen anderen Pokéball. »Schiggy, du bist an der Reihe!«, rief Ash. Ein Wasser-Pokémon, das wie eine Schildkröte aussah, erschien. Schiggy sah eigentlich viel zu lieb aus, um Machomei besiegen zu können, aber Ash wusste, wozu Schiggy fähig war. Machomei stürzte sich auf Schiggy und boxte mit allen Armen zugleich auf es los. Schiggy nutzte seine Wendigkeit und duckte sich unter den Hieben weg. »Schiggy, Blubbstrahl!«, rief Ash. Schiggy machte sein Maul auf. Gewaltige Wasserblasen schossen hervor und stürzten sich auf das andere Pokémon. Das war zu viel: Machomei wurde ohnmächtig, und Schiggy hatte gesiegt. »Das war super, Schiggy!«, jubelte Ash. Glücklich hob er Schiggy hoch. Rocko und Misty johlten Beifall. »Zwei zu null für dich, Ash«, rief Rocko. Das Gesicht des anderen Jungen wurde knallrot. »Ich bin noch nicht fertig mit euch!«, brüllte er. Dann warf er drei Pokébälle auf einmal in die Luft. Pinsir erschien. Pinsir war ein großes Käfer-Pokémon mit zwei gebogenen Klauen auf seinem Kopf, die eine Menge Schaden anrichten konnten. Ihm folgte Omot, ein fliegendes Käfer-Pokémon mit gefährlichem Giftstachel. Nur wenige Gegner überlebten seine Attacken. Das Dritte war Geowaz, ein Boden-Pokémon, das wie eine Steinschildkröte aussah. Es war beinahe unmöglich, es in einem Kampf zu verletzen. »Das sind harte Gegner«, meinte Rocko. »Was willst 25
du jetzt tun, Ash?« Der fremde Junge funkelte Ash an. »Pinsir! Omot! Geowaz!«, rief er. »Greift an, los!«
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Eine geheimnisvolle Einladung »Pikachu, los!«, brüllte Ash. »Pikachuuuu!« Pikachu sprang hoch in die Luft. Lichtblitze zuckten aus seinem Körper hervor, die Pikachu auf seine Angreifer schleuderte. Zap! Pinsir schlug auf den Boden auf. Zap! Omot stürzte neben Pinsir. Zap! Geowaz knallte auf Pinsir und Omot. Die Schlacht war vorüber. »Ich hab's geschafft!«, schrie Ash. Pikachu sprang in seine Arme. Der andere Junge rief seine Pokémon zurück und stapfte davon. Misty zuckte die Achseln. »Er war ein schwacher Gegner.« Ash runzelte die Stirn. »Kannst du nicht einfach mal zugeben, dass ich gut bin?« 27
Rocko trat zwischen die beiden. »Der Gegner muss noch etwas trainieren«, sagte er. »Aber du, Ash, wirst ein guter Trainer werden. Und jetzt lasst uns essen.« Die Freunde setzten sich und verspeisten ihre Sandwiches und das Pokémon-Essen. Keiner von ihnen bemerkte das Flug-Pokémon, das über ihnen aufstieg. Es war ein Ibitak, ein großes, vogelähnliches Pokémon, das eine Video-Kamera um den Hals hängen hatte. Die Kamera hatte Ashs Pokémon-Kampf aufgezeichnet und ihn auf einen Computerbildschirm übertragen, der auf einer Insel mitten im Ozean stand: Mewtus Insel. Mewtu sah sich die Schlacht auf dem Bildschirm an. Der Typ da ist gut, dachte es. Ein würdiger Gegner! Mewtu fuchtelte mit seiner pfotenähnlichen Hand herum. Ein großes Pokémon erschien - Dragoran. Es sah mit seiner runden Schnauze und den kleinen Flügeln auf dem Rücken wie ein Drache aus. Mewtu steckte eine kleine flache Dose in die Tasche auf Dragorans Rücken, dann flog es aus dem Fenster hinaus über den Ozean. Mewtu war nicht der Einzige, der Ashs PokémonKampf beobachtet hatte. Ein Mädchen mit langen, roten Haaren und ein Junge mit kurzem, dunklen Haar saßen hoch oben auf einem Felsvorsprung und belauerten Ash. Ein kleines, katzenartiges Pokémon kauerte neben ihnen. Die drei waren Jessie, James und ihr Pokémon Mauzi. Sie nannten sich »Team Rocket« und waren gefürchtete Pokémon-Diebe, die es schon lange auf Pikachu abgesehen hatten. Aber bis jetzt hatten sie kein Glück gehabt. 28
James beobachtete Pikachu durch ein Fernglas. »Das war ein toller Kampf«, sagte James. »Pikachu wird immer besser.« »Irgendwann werden wir Pikachu erwischen«, sagte Jessie. »Genau!«, sagte Mauzi. »Aufgeben - das Wort kennen wir nicht.« »Was machen sie jetzt?«, fragte Jessie James. Dessen Magen knurrte. »Sie essen. Sieht köstlich aus«, sagte er. Sein Magen knurrte noch lauter. »Ich hab solchen Hunger.« »Mit leerem Magen können wir Pikachu nicht fangen«, sagte Jessie. Sie reichte Mauzi eine Bratpfanne. »Mauzi, mach uns was zu essen.« »Wir haben doch gar nichts da«, sagte Mauzi. »Soll ich das Essen aus der Luft zaubern?« James hatte aber andere Sorgen. »Apropos Luft passt auf!« Das große Dragonar zischte vom Himmel herunter. Wuussch!, hatte es das Team Rocket umgeworfen. Dann sauste es im Sturzflug auf Ashs Picknickplatz hinunter. Eine Staubwolke stieg auf, als Dragonar landete und schlitternd zum Halten kam. Ash starrte das große, orangene Pokémon verwundert an. Dragonar griff in seine Tasche und zog die kleine flache Dose heraus, die es Ash überreichte. Der Dosendeckel ging automatisch auf. Eine kleine Laser-Diskette schwirrte darin herum. Plötzlich erschien das dreidimensionale Bild einer Frau. »Mann, ist die schön!«, rief Rocko. 29
»Das ist ein Hologramm«, erklärte Ash. Das Hologramm begann zu sprechen: »Das ist eine Botschaft für alle viel versprechenden PokémonTrainer. Ich lade euch zu einer Party bei meinem Meister ein, dem größten Pokémon-Trainer der Welt. Die Party findet im Pokémon-Palast auf New Island statt.« Das Bild der Frau erlosch. Stattdessen leuchtete eine Karte auf, die eine kleine Insel mitten im Ozean zeigte. Ein weißer Umschlag flatterte aus Dragorans Tasche. Die Frau erschien wieder. »Am Landeplatz wartet eine Fähre, die alle Teilnehmer auf die Insel hinüberbringt«, sagte sie. »Bitte kreuzt auf der Karte an, ob ihr teilnehmen möchtet oder nicht.« Dann verschwand die Frau endgültig. Pikachu hob die Antwortkarte auf und reichte sie Ash. Es waren nur zwei Kästchen aufgedruckt - eins für JA und eins für NEIN. »Ich kapiere das nicht«, sagte Misty. »Wer schickt uns denn so was?« Aber Ash hatte ganz andere Fragen. »Der größte Pokémon-Trainer der Welt«, sagte er. »Wer der Kerl wohl ist?« »Woher weißt du denn, dass es ein Er ist?«, wandte Misty ein. »Ist mir ganz egal, wer es ist«, sagte Ash. »Auf jeden Fall finde ich es gut, dass mich jemand für einen viel versprechenden Pokémon-Trainer hält.« »Und die Frau in dem Hologramm war so schön«, seufzte Rocko. Er hatte einen ganz verträumten Blick. 30
»Wir müssen unbedingt hingehen.« Misty nahm Ash die Karte ab. »Also gut. Ich kreuze JA an.« Sie schauten zu, wie das große Pokémon davonflog. »Das wird super«, rief Ash. »Lasst uns zum Landeplatz gehen!« Dragonar flog wieder in den Himmel hinauf, vorbei an dem Felsvorsprung, der über Ash und seinen Freunden aufragte - und knallte mit Schwung in das Team Rocket hinein. Jessie und James hielten Dragonar an der Schnauze fest. »Schön stillhalten, klar?«, befahl James. Jessie nahm die Einladung aus Dragonars Tasche heraus. »Ein Treffen für viel versprechende Pokémon-Trainer«, las Jessie vor. »Stell dir das mal vor - so viele Pokémon auf einem Haufen!« James' Augen funkelten. »Reiche Beute für uns!« »Miauz! Wir haben schon lange keine Party mehr aufgemischt«, meinte Mauzi. Von seinem Inselturm aus blickte Mewtu auf das glatte Meer hinaus. Langsam hob es eine Pfote und malte Kreise in der Luft. Die Menschen, die mit mir kämpfen, müssen würdige Gegner sein, überlegte Mewtu. Ich muss dafür sorgen, dass nur die Stärksten die Insel erreichen. Auf Mewtus Befehl hin geriet das Meer in Bewegung. Hohe Brecher rollten gegen den Strand an. Dunkle Wolken ballten sich am Himmel zusammen. 31
Ein eisiger Regen brach aus den Wolken hervor. Kommt nur zu mir, dachte Mewtu hämisch und freute sich über das Unwetter, das es geschaffen hatte. Kommt nur alle her - wenn ihr könnt! Währenddessen braute sich in fernen Gewässern etwas anderes zusammen. Ein Pokémon lag schlafend in einer rosa Blase am Grund eines hellblauen Sees. Langsam wachte es auf und öffnete ein Auge. »Mew«, schnurrte es. Die rosa Blase glitt sanft durch das Wasser. Als sie an die Oberfläche kam, platzte sie, und Mew flog anmutig zum Himmel auf. Mew wusste genau, wo es hinmusste. Es gab eine Felseninsel mitten im Ozean. Etwas wartete dort auf es. Mew hatte eine Aufgabe zu erledigen.
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Der Kampf gegen das Unwetter Eisiger Regen klatschte vom Himmel, als Ash mit Pikachu im Arm zum Landeplatz hinunterrannte. Misty lief mit Toggepi nebenher, und Rocko folgte ihnen. Krach! Ein Donnerschlag ließ die Erde erbeben. »Wir schaffen es nicht!«, rief Ash. Ein Gebäude stand am anderen Ende des Landeplatzes. »Das muss die Werft sein«, sagte Rocko. »Wir sind beinahe da.« Ash kämpfte sich durch Wind und Regen bis zu dem Unterschlupf vor. Mit einem erschöpften Grunzen zog er die Tür auf. Hinter der Tür lag ein großer Raum mit vielen Fenstern, die auf den Landeplatz hinausgingen. In dem Raum wimmelte es von Pokémon-Trainern und vor allem ihren Pokémon. »Schau mal, da ist ein Kingler!«, sagte Ash und zeigte auf ein großes, krebsähnliches Pokémon mit 33
scharfen Scheren. Ein gelbes Pokémon mit schwarzen Blitzen auf seinem Körper sauste vorbei. »Cool! Ein Elektek!« Eine laute Stimme drang durch das Tohuwabohu in dem Raum. »Wie bitte? Was soll das heißen, die Fähre geht heute nicht?« Ash wirbelte herum. Eine junge Polizistin namens Rocky blockierte den Aufgang zum Landesteg. Neben ihr stand eine ältere Frau in einem blauen Anzug, der wie eine Uniform aussah. Die laute Stimme gehörte einem großen, stämmigen PokémonTrainer mit kurzem, schwarzen Haar. Er trug ein rotes Muskelshirt und gelbe Shorts. Ash fand, dass er wie ein Surfer aussah. »Ich bin Fergus, einer der größten Pokémon-Trainer der Welt«, sagte er. »Und ich muss unbedingt auf diese Insel kommen. Ich habe eine Einladung.« Ein hübsches junges Mädchen mit schulterlangem braunen Haar trat neben Fergus vor. »Er ist nicht der Einzige. Ich will auch auf diese Insel.« »Und mich haltet ihr auch nicht ab«, verkündete ein weiterer Trainer. Es war ein großer, dünner Junge mit struppigem dunklen Haar. Mich auch nicht, dachte Ash. Rocky, die Polizistin, hob ihre Hände hoch. »Ruhig, Leute. Die Frau hier ist für den Fährbetrieb verantwortlich.« Die Frau in dem blauen Anzug trat vor. »Ich heiße Miranda. Niemand kennt die Gewässer hier so gut wie ich. Und ich kann euch versichern, vorläufig kommt keiner hier weg. Ich habe noch nie einen so schlimmen 34
Hurrikan erlebt. Er ist schlimmer als der sagenhafte Sturm damals.« Ash wandte sich an Rocko und Misty. »Sagenhafter Sturm? Was für eine Sage meint sie?« »Du weißt doch sonst immer alles, Ash«, frotzelte Misty. »Sie redet von dem Sturm am Anfang der Welt.« Rocko nickte. »Das ist eine alte Geschichte. Ein Sturm hatte alles Leben auf der Erde ausgelöscht, außer ein paar Pokémon. Die überlebenden Pokémon haben vor Kummer und Verzweiflung geweint. Ihre Tränen regneten auf die Welt hinunter und ließen das Leben auf der Erde wieder neu erstehen.« »Pokémon-Tränen? Das ist die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte Ash. Fergus verschränkte herausfordernd die Arme. »Ich habe keine Angst vor dem Sturm. Damit komme ich schon klar.« Miranda schüttelte den Kopf. »Ich bin für den Hafen hier verantwortlich, und ich kann euch nicht einer solchen Gefahr aussetzen.« »Tut mir Leid, aber die Fähre läuft nicht aus, und damit basta«, sagte die Polizistin energisch. Ash war tief enttäuscht. Er hatte sich so auf die Insel gefreut - das aufregendste Abenteuer, das er je erleben würde! Und jetzt war alles zu Ende, noch bevor es überhaupt angefangen hatte. Ash ließ seinen Blick über die Gesichter der anderen Trainer schweifen. Die meisten sahen enttäuscht aus - aber ein paar von ihnen wirkten entschlossener als die anderen. Fergus nahm einen Pokéball aus seiner Tasche. 35
»Kein Problem für meine Pokémon. Sie sind alle wasserfest«, prahlte Fergus. »Gleich werdet ihr sehen, wie ich über den Ozean flitze!« Fergus warf seinen Pokéball an Mirandas Kopf vorbei über den Landesteg und ins Wasser hinein. Zap! Ein grelles weißes Licht flammte auf, und Garados erschien. Das Wasser-Pokémon sah wie eine riesige Seeschlange aus. Miranda und Rocky erstarrten vor Schreck, als sie Garados sahen. Fergus nutzte seine Chance. Er raste an ihnen vorbei und sprang auf Garados' Rücken. »Wiedersehn!«, brüllte er und ritt in den Sturm davon. »Warte!«, rief Miranda hinter ihm her. »Wenn dein Pokémon verletzt wird, gibt es keine Möglichkeit, ihm zu helfen. Das Pokémon-Center ist geschlossen.« »Was soll das heißen?«, fragte Ash. Rocky, die Polizistin, zeigte auf ein Poster an der Wand. Auf dem Poster war Schwester Joy abgebildet. Sie und ihre Kolleginnen behandelten verletzte Pokémon in Pokémon-Centern auf der ganzen Welt. »Schwester Joy ist vor einer Woche verschwunden«, erklärte Rocky. »Niemand weiß, wo sie ist.« Rocko starrte auf das Poster. »Sie ist so schön«, sagte er verträumt. »Irgendwie kommt sie mir bekannt vor. Als ob ich sie schon mal gesehen hätte.« Misty seufzte. »Klar hast du sie schon mal gesehen, Rocko. Es gibt in jeder Stadt eine Schwester Joy. Sie sehen alle gleich aus.« Rocko hörte gar nicht hin. »Sie ist so schön«, wiederholte er. 36
Plötzlich ertönte lautes Flügelschlagen in der Luft. Ash blickte auf. Der dünne Trainer sauste auf einem Flug-Pokémon in den Sturm hinaus - auf einem Tauboga. Auch das braunhaarige Mädchen stürzte sich ins Abenteuer. Sie lief auf den Landesteg und sprang auf den Rücken eines Jugong, eines weißen WasserPokémon. Die Polizistin Rocky rannte ihnen nach. »Halt! Oder ich verhafte euch!«, brüllte sie. Miranda legte einen Arm um Rockys Schultern. »Du kannst Pokémon-Trainer nicht aufhalten. Das sind Abenteurer. Leute, die nicht so leicht aufgeben, sonst wären sie gar nicht hier.« Entschlossen drehte sich Ash zu Misty und Rocko um. »Ich gebe auch nicht so leicht auf!« Ash lief auf den Landesteg hinaus. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht, und die Sturmwogen wälzten sich unter einem pechschwarzen Himmel heran. »Wir müssen irgendwie auf die Insel kommen«, sagte Ash. »Unmöglich«, protestierte Rocko. »Wir können uns nicht von unseren Pokémon hinübertragen lassen, das ist zu gefährlich. Du hast doch gehört, was die Polizistin gesagt hat. Wenn sie verletzt werden, ist kein Pokémon-Center da. Das ist nicht in Ordnung.« Ash starrte auf seine Turnschuhe hinunter. »Du hast Recht, Rocko. Ich schätze, wir können nichts tun.« »Hallo, ihr da! Kann es sein, dass ihr jemanden sucht, der euch übers Wasser bringt?« Ash schreckte hoch. Ein großes, hölzernes Boot hat37
te sich an den Landesteg geschoben. Zwei Gestalten saßen an den Rudern. Sie waren wie echte Wikinger gekleidet - mit Fellen und Helmen mit Hörnern darauf. Vorne am Bug ragte eine Galionsfigur auf: ein Wikinger-Mädchen mit langen Zöpfen und einem langen Umhang. Ash blinzelte. Die Galionsfigur sah verdächtig nach einer Katze aus. »Also - wollt ihr mitfahren, ja oder nein?«, fragte einer der beiden Wikinger. Ash musterte das Boot misstrauisch. »Mit so einem Ding? Wie wollt ihr das schaffen?« »Ich habe in den Gewässern des Amazonas trainiert«, sagte der Wikinger. »Raue Überfahrten sind meine Spezialität.« Ash drehte sich zu seinen Freunden um. »Lasst uns mitfahren! Es ist unsere einzige Möglichkeit!« »Pika?« Pikachu wirkte ziemlich nervös. »Es sieht gefährlich aus«, sagte Misty. Sie drückte Toggepi fest an sich. »Aber ich will auch gern auf die Insel.« »Also gut, von mir aus«, sagte Rocko. »Alles an Bord!« Ash und seine Freunde kletterten in das Boot und setzten sich auf die Holzbänke. Die Wikinger nahmen die langen Ruder zur Hand und ruderten los. Die See wurde immer stürmischer, und der Sturm nahm stetig zu. Das Boot hüpfte wie eine Nussschale in den stürzenden Wellen auf und ab. »So schlimme Wellen habe ich noch nie erlebt«, sagte Misty. 38
Plötzlich machte die Galionsfigur den Mund auf und redete. »Es kommt noch viel besser - hier, seht mal!« Ein riesiger Brecher türmte sich über ihnen auf. Es gab kein Entrinnen. Die Welle brach über dem Boot zusammen. Salzwasser brannte in Ashs Augen. Als er sie aufmachte, sah er, dass das Wasser die Helme und Felle der Wikinger davongeschwemmt hatte. Überraschung! Es waren überhaupt keine Wikinger! »Das Team Rocket«, schrie Ash. Er starrte die Galionsfigur an. »Und Mauzi!« Ein böses Grinsen breitete sich auf Jessies Gesicht aus. »Stimmt«, sagte sie. »Macht euch auf was gefasst!« »Und zwar...«, fing James an. Aber Mauzi unterbrach ihn: »Keine Zeit für lange Reden! Da kommt noch ein Brecher!« Ash versuchte, sich gegen die zweite, noch größere Welle zu wappnen, die jetzt gegen das Boot krachte. Aber diesmal gab es kein Halten mehr. Ash klammerte sich verzweifelt an das Boot - vergeblich. Die Welle brachte das Boot zum Kentern und schleuderte alle zusammen ins Meer hinaus.
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New Island Ash packte Pikachu, als es von der gewaltigen Welle in die Tiefe gedrückt wurde. Er wusste, dass sie in der tobenden See ohne Hilfe verloren waren. Er griff nach seinem Gürtel, riss einen Pokéball ab und drückte auf einen Knopf. Schiggy, sein Wasser-Pokémon, erschien. Ash und Pikachu klammerten sich an Schiggys Rücken. Die Zeit wurde knapp. Ash hatte das Gefühl, dass seine Lungen im nächsten Moment platzen würden. Schiggy schwamm zur Oberfläche. Ash und Pikachu schnappten nach Luft. Der Regen peitschte ihnen ins Gesicht, und Ash versuchte verzweifelt, seinen Kopf über Wasser zu halten. Auch Misty und Rocko waren an der Oberfläche aufgetaucht. Sie klammerten sich an Mistys Starmie, ein Wasser-Pokémon, das wie ein großer Seestern aussah. »Ich kann nicht mehr«, rief Ash durch das Brüllen 40
des Meeres hindurch. »Wir müssen unter Wasser tauchen«, rief Misty zurück. Ash wusste, dass sie Recht hatte. Wenn sie an der stürmischen Oberfläche blieben, würden sie erbarmungslos von den Wellen herumgeschleudert werden und nirgends hinkommen. Ash holte tief Luft, dann tauchte er mit Schiggy und Pikachu unter die Wellen. Misty und Rocko schwammen vor ihnen. Die schwarzen Wassermassen strudelten und wogten um sie herum. Schiggy kämpfte sich in der starken Strömung vorwärts. Ash hielt durch, so lange er konnte. Aber er brauchte Luft. Er klopfte auf Schiggys Rücken. Schiggy nickte und schwamm an die Oberfläche zurück. Mistys Starmie folgte ihm. Kalte Luft strömte in Ashs Lungen. Er machte die Augen auf. Plötzlich war das Meer um sie herum ganz still. Keine Wellen stürmten gegen sie an. Kein Regen fiel vom Himmel. Ash schaute nach oben. Er war mit seinen Freunden in einem weiten Ring aus wirbelnden Winden gefangen. Aber der Himmel über ihnen war klar und ruhig. Der Vollmond leuchtete hell herunter. »Wir sind im Auge des Hurrikans«, sagte Misty. »Für den Moment sind wir sicher«, erwiderte Ash. »Aber was ist nachher?« Pikachu zeigte nach vorne. »Pika pi.« Ein trübes gelbes Licht schimmerte in der Dunkelheit. »Das könnte von New Island kommen«, rief Ash aufgeregt. 41
»Es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden«, meinte Rocko tapfer und schwamm auf das Licht zu. Jetzt, wo das Meer ruhig war, fiel ihnen das Schwimmen viel leichter als vorher im Sturm. Das Licht wurde heller und heller. Bald erkannte Ash einen langen hölzernen Landesteg, der ins Wasser ragte. Das Licht kam von einer Laterne. Ash und die anderen schwammen näher heran. Jetzt sah Ash eine Gestalt, die die Laterne hielt. Es war eine Frau - die Frau aus dem Hologramm! Ash kletterte auf den Steg hinauf und zog Schiggy und Pikachu mit sich. Misty rief Starmie zu sich her und stand mit dem erschrockenen Toggepi im Arm auf dem Steg. Rocko starrte die Frau an, die die Laterne hielt. Sie trug einen weißen Hut, der wie eine Schachtel aussah, und ein langes, altmodisches rotes Kleid mit Puffärmeln. Ihr rotes Haar hing in langen Zöpfen über ihren Rücken herunter. »Da seid ihr also«, sagte die Frau mit leiser, verträumter Stimme. »Bitte zeigt mir eure Einladung.« Ash nahm die flache Dose aus seinem tropfnassen Rucksack. »Meinen Sie das hier?« Die Dose ging auf, und das Hologramm erschien. »Die Trainer hier sind eingeladen«, verkündete das Hologramm. »Du kannst sie hereinlassen.« Rocko konnte seine Augen nicht von der Frau losreißen. »Ich wusste doch, dass ich Sie irgendwoher kenne«, sagte er. »Sie sind Schwester Joy!« »Joy?«, fragte die Frau. 42
Rocko wandte sich an Ash. »Das ist Schwester Joy - die, die wir auf dem Poster in der Werft gesehen haben.« »Stimmt - jetzt sehe ich es auch. Sie sehen alle gleich aus«, sagte Misty. Die Frau war verwirrt. »Ich weiß nicht, was ihr meint«, sagte sie. »Ich lebe in diesem Schloss, seit ich auf der Welt bin.« Sie wandte sich ab. »Bitte folgt mir.« Ash und die anderen gingen hinter ihr den langen Steg hinunter. New Island war hügelig und mit grauen Steinblöcken bedeckt. Ein großer Turm mit einer Windmühle oben drauf stand mitten auf der Insel. »Das muss der Pokémon-Palast sein«, sagte Ash. »Schöner Palast«, brummte Misty. »Sieht mehr wie ein Gespensterschloss aus.« Ash fand, dass Misty Recht hatte. Der Ort war wirklich unheimlich. Auf dem Steg kamen sie zu einem Tunnel, der in den Fels gehauen war. Die Laterne der Frau erhellte den dunklen Gang nur spärlich. Schleimiges Wasser tropfte von den Tunnelwänden. »Wo bringt sie uns hin?«, fragte Misty mit rauer Flüsterstimme. »Ich weiß nicht«, flüsterte Ash zurück. »Aber wir werden es ja hoffentlich bald herausfinden.« Kurz darauf beleuchtete die Laterne zwei graue Türflügel. Ash sprang zurück, als das Tor vor ihnen aufflog. Hinter dem Tor kam eine große, lange Halle 43
zum Vorschein. Eine riesige Festtafel stand in der Mitte des Raumes. Eine Wendeltreppe führte bis zur Spitze des Turms hinauf. Fackeln an den Wänden verbreiteten einen hellen Schein. Drei Pokémon-Trainer saßen an dem langen Tisch. Ash kannte sie alle von der Werft. »Jetzt sind alle Trainer versammelt, die eine Audienz bei meinem Meister verdient haben«, sagte die Frau. »Nur drei?«, fragte Misty. »Aber es waren doch so viele am Landeplatz!« »Nur wer sich gegen den Sturm behaupten konnte, ist für meinen Meister würdig genug«, sagte die Frau. Rocko blickte nachdenklich drein. »Soll das heißen, dass der Sturm ein Test war?« Die Frau ignorierte ihn. »Lasst eure Pokémon aus euren Pokébällen und nehmt Platz«, sagte sie. »Ihr seid die auserwählten Trainer.« »Auserwählt wofür?«, fragte Ash, aber die Frau ging aus dem Raum. Ash zuckte mit den Schultern. »Wir werden es ja bald erfahren«, sagte er. Dann nahm er einen Pokéball von seinem Gürtel und ließ Bisasam frei. Rocko holte sein Vulpix, ein rotbraunes Feuer-Pokémon, das wie ein Fuchs aussah. Misty rief Enton, ein gelbes WasserPokémon, das wie eine Ente watschelte. Zusammen gingen sie in die Halle. »Ihr habt es also auch geschafft«, begrüßte sie einer der Trainer. Ash erkannte Fergus sofort, der mit der Polizistin gestritten hatte. Jetzt meldete sich auch der magere andere Trainer 44
mit den struppigen Haaren zu Wort. »Ich bin Corey. Ich habe es auch geschafft«, sagte er. »Für mein Tauboga ist so ein Hurrikan nur ein laues Lüftchen.« Corey zeigte auf sein Tauboga, das zu ein paar anderen Pokémon hinüberflog. Corey hatte auch ein Bisaflor, die am höchsten entwickelte Form eines Bisasam. Er besaß außerdem ein Kicklee, ein Kampf-Pokémon, das gewaltige Tritte austeilen konnte, und auch noch Sandamer, ein Boden-Pokémon. Zu dieser Gruppe gehörten weiterhin Rihorn, das wie ein Rhinozeros aussah, und ein Sichlor, ein fliegendes Käfer-Pokémon mit scharfen, gebogenen Klauen. »Wow«, staunte Ash. »Eine tolle Pokémon-Sammlung.« Fergus mischte sich ein. »Also, ich bin auf meinem Garados herübergeschwommen. Meine Pokémon sind unschlagbar!« Ash blickte zu Fergus' Pokémon hinüber. Das riesige Garados schwamm in einem Becken mit anderen Wasser-Pokémon: Entoron, einer weiterentwickelten Form von Enton; Tentacha, einem giftigen WasserPokémon; Aquana, die entwickelte Wasserform eines Pokémon namens Evoli, und schließlich Seemon, ein Pokémon, das wie ein gewaltiges Seepferdchen aussah. Außer den Wasser-Pokémon besaß Fergus noch Nidoqueen, ein Boden-Pokémon mit einem tückischen Giftstachel. Schließlich kam das braunhaarige Mädchen zu Ash und schüttelte ihm die Hand. Ash erkannte das Mädchen von der Werft. »Ich heiße Neesha«, sagte sie. 45
»Ich habe das Wasser auf meinem Jugong überquert. Das da sind meine Pokémon!« Neesha besaß ein flauschiges rosafarbiges Knuddeluff, das ein geheimnisvolles Lied singen konnte; ein Turtok, die weiterentwickelte Form eines Schiggy; und ein Giflor, das giftige Pflanzen-Pokémon, das wie ein Pilz oder eine Blume aussah. Außerdem gehörten ihr zwei der allerschönsten Pokémon: ein pelziges weißes Vulnona mit neun buschigen, wehenden Schwänzen, und ein Gallopa, ein weißes, pferdeähnliches Pokémon mit flammender Mähne und Schweif. »Das ist auch eine tolle Sammlung«, meinte Ash beeindruckt. Insgeheim war er ein bisschen nervös. Würde er mit all diesen Trainern kämpfen müssen? Er wusste, dass sie keine leichten Gegner waren. Und was war mit diesem größten Pokémon-Trainer der Welt? Ash war nicht so sicher, ob er ihn schlagen könnte. Die Frau aus dem Hologramm kam zurück in die Halle. »Entschuldigt bitte das Warten«, sagte sie. »Aber dafür werdet ihr jetzt den größten Pokémon-Trainer der Welt kennen lernen.« Ein grelles Licht flammte auf und fiel auf eine große Röhre am Ende des Raumes, die mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war. Die Pokémon im Raum erstarrten und machten sich zum Kampf bereit. Pikachu und Toggepi versteckten sich hinter Ashs Beinen. Ash schaute staunend zu, wie eine Gestalt in der Röhre herunterschwebte. Die Gestalt hatte nichts Menschliches an sich. Sie sah wie - ein Pokémon aus! Das Pokémon glitt unten aus der Röhre heraus und 46
landete sanft auf dem Boden. Es war groß und katzenhaft mit mächtigen Arm- und Beinmuskeln und einem langen, gebogenen Schwanz. »Ein Pokémon? Das gibt's doch nicht«, staunten die Trainer. »Hier ist er: der beste Pokémon-Trainer der Welt - und das mächtigste Pokémon der Welt«, verkündete die Frau. »Mewtu!«
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Mewtus psychokinetische Kräfte »Mewtu«, wiederholte Ash. Er starrte das mächtige Pokémon ehrfürchtig an. Erregt sprang Fergus von seinem Stuhl auf. »Ein Pokémon kann doch kein Pokémon-Trainer sein! Das ist ja lächerlich!« »Was du nicht sagst«, erwiderte Mewtu ruhig, und die Frau plapperte seine Worte gleichzeitig mit. Es ist, als ob sie von Mewtu beherrscht würde, dachte Ash verwundert. Wie eine Marionette! Mewtu funkelte Fergus an. Ein grelles blaues Licht glühte in den Augen des Pokémon. Mewtu feuerte dieses Licht auf Fergus ab. Das blaue Licht schloss Fergus ein, dann hob es den Trainer hoch in die Luft, Die anderen Trainer schnappten vor Schreck nach Luft. Von dem blauen Licht getragen, schwebte Fergus höher und 48
höher, bis an die Decke hinauf. »Lass ihn runter«, befahl Ash. Mewtus Kopf fuhr herum. Es feuerte einen Lichtstrahl ab, und im nächsten Moment wirbelte Fergus durch den Raum. Mit einem lauten Platsch!, landete der Trainer in dem Becken, in dem seine WasserPokémon schwammen. Fergus stand auf. »Du arbeitest mit psychokinetischen Kräften, was?«, sagte Fergus. »Kein Problem. Garados, greif an!« Das riesige Pokémon hob seinen langen Hals aus dem Wasserbecken und starrte Mewtu an. »Garados, Hyperstrahl!«, befahl Fergus. Garados riss sein riesiges Maul auf. Ein gewaltiger, goldener Lichtstrahl schoss daraus hervor, den das Pokémon mit voller Wucht auf Mewtu richtete. Mewtu hielt ruhig eine Hand hoch. Es fing den Strahl auf und jagte ihn zu Garados zurück. Fang! Der Strahl zischte in die riesige Seeschlange. Garados fiel um und klatschte ins Wasserbecken. Einen Augenblick lang war es totenstill im Raum. Mewtu hat gerade eines der mächtigsten Pokémon der Welt besiegt, dachte Ash entsetzt. Garados hatte keine Chance gegen ihn! Mewtu blickte zufrieden auf das gestürzte Garados hinunter. Dann wandte er sich um und hob eine Hand hinter der Frau hoch, die ihm geholfen hatte. »Für dich habe ich keine Verwendung mehr«, sagte Mewtu kühl. Die Frau wankte zuerst, dann brach sie auf dem Boden zusammen. Rocko stürzte an ihre Seite. Ihr Hut rutschte auf den Boden, und zum ersten Mal 49
konnte man ihr Gesicht richtig sehen. »Schwester Joy!«, rief Rocko. »Das ist ja Schwester Joy!« Schwester Joy blickte sich verwirrt im Raum um. »Wo bin ich?«, fragte sie. »Was mache ich hier?« Mewtu ergriff das Wort. »Ich habe dich vom Pokémon-Center hierher gebracht, weil ich deine Hilfe brauchte. Ich wollte jemanden um mich haben, der sich mit dem Pokémon-Organismus auskennt. Du warst mir sehr nützlich. Aber du kannst dich an nichts erinnern, was?« Schwester Joy schüttelte den Kopf. Rocko stand auf. Er sah wütend aus. »Was gibt dir das Recht, so etwas mit ihr zu machen?«, sagte er. Mewtu zuckte mit den Schultern. »Ich bin das mächtigste Wesen der Welt. Ich kann mit euch Menschen machen, was ich will.« Ein eisiger Schauder lief Ash über den Rücken. Mewtu war mit Abstand das mächtigste Wesen, das er je gesehen hatte. Er ahnte nicht, was Mewtu vorhatte. Und er wusste vor allen Dingen nicht, ob er es aufhalten konnte!
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Das Team Rocket macht eine Entdeckung Während Ash und die anderen Trainer im Turm mit Mewtu Bekanntschaft schlossen, kam Mew, das legendäre Pokémon aus der rosa Hülle, auf New Island an. Komisch, dachte Mew und flog neugierig um den Turm herum. Die Arme der Windmühle bewegten sich sachte. Mew starrte sie gebannt an. Lächelnd hüpfte Mew auf den sich drehenden Armen herum. Aber Mew war nicht der einzige Besucher auf der Insel. Jessie, James und Mauzi - das Team Rocket - waren wenige Minuten vorher am Strand angespült worden. James rappelte sich auf. Seine Haare waren tropfnass. »Das Team Rocket hat es wieder mal geschafft!«, sagte er. »Und jetzt werden diese Pokémon-Trainer und ihre wunderbaren Pokémon eine kleine Überraschung erleben!« Jessie und Mauzi folgten James die Felsenküste 51
entlang zum Turmsockel. Zwei große Eisentore markierten den Eingang. Jessie rüttelte an den Toren. »Abgeschlossen!«, sagte sie. »Da kommen wir nicht rein.« »O doch«, sagte James. Er deutete auf ein Loch in der Turmmauer über ihnen, aus dem Wasser tröpfelte. Es sah aus wie ein Gulli oder ein Abzugsrohr. »Vergiss es«, sagte Mauzi. »Ich bin doch keine Kanalratte!« »Hier wird nicht gejammert«, schimpfte Jessie ärgerlich. Das Team Rocket kletterte die Turmmauer hinauf. Mew, das hinter ihnen herflog, beobachtete sie wie ein neugieriges Kätzchen. Es folgte Jessie, James und Mauzi, als sie in das Loch hineinkrochen. Der Schacht war so hoch, dass sie aufrecht darin stehen konnten. James nahm eine Taschenlampe von seinem Gürtel. Er ging voraus, und die anderen folgten ihm durch den dunklen Schacht. Bald traf der Lichtkegel von James' Taschenlampe auf eine Leiter, die an der Wand lehnte. »Sieht aus, als ob es da hereingeht«, sagte Jessie. »Los, beeilt euch!« Das Team Rocket kletterte die Leiter hinauf. In der Decke über ihnen war ein Loch, das mit einer runden Metallplatte abgedeckt war. Jessie stieß die schwere Platte beiseite, und dann hievten sie sich durch das Loch nach oben. Das Team Rocket starrte auf den spärlich erleuchteten Raum. An den Wänden waren Computer und seltsame Geräte nebeneinander aufgereiht. Das Merkwürdigste 52
aber war eine große Maschine, die mitten im Raum stand. Ein langes Förderband führte durch ein Loch in der Wand in ein Metallgehäuse mit Roboterhänden. Das Metallgehäuse führte in ein noch größeres Gehäuse, das wie ein gewundenes Schneckenhaus aussah. Mehrere Röhren, mit blaugrüner Flüssigkeit gefüllt, schlängelten sich aus der Maschine wie gläserne Ranken heraus. »Was soll das denn sein?«, fragte Mauzi. Jessie und James waren so überwältigt, dass sie kein Wort herausbrachten. Sie gingen näher an die Röhren heran. In dreien von ihnen lagen Pokémon - schlafende Pokémon. »Das da ist ein Bisaflor«, sagte Mauzi. »Und das ist ein Turtok«, sagte Jessie. James stand vor einer der Röhren. In ihr schwebte ein Flug-Pokémon, das wie eine Eidechse aussah. »Es könnte ein Glurak sein«, meinte James. »Glaube ich jedenfalls. Ich habe noch nie ein Pokémon unter solchen Bedingungen gesehen.« Jessie wich von den Röhren zurück. »Vielleicht sollten wir herausfinden... Auutsch!« Sie stolperte rücklings gegen eine Computer-Tastatur. Ein großer Bildschirm hinter ihr sprang an. James und Mauzi versammelten sich um den Bildschirm. Mew flog unsichtbar hinter ihnen her. Eine seltsame Maschine erschien auf dem Schirm, die der Maschine im Zimmer ähnelte. »Das hier ist ein Bericht des Labors zum PokémonKlonen auf New Island«, ertönte eine Stimme aus 53
dem Computer. »Die Maschine, die Sie hier sehen, wurde geschaffen, um Pokémon-Kopien herzustellen - Klone.« Die Maschine verschwand vom Bildschirm. Stattdessen erschien ein Foto. Es sah wie eine alte Höhlenzeichnung aus. Die Zeichnung stellte ein kleines, katzenähnliches Pokémon dar, das das Team Rocket bisher noch nie gesehen hatte. Die Computer-Stimme fuhr fort: »Für unsere erste Kopie haben wir eine versteinerte Augenbraue des legendären Pokémon Mew benützt. Die Augenbraue wurde in den Tiefen des Amazonas-Dschungels gefunden.« »Was ist ein Mew?«, fragte Mauzi verwundert. »Wir haben eine DNA-Probe von Mew genommen, um ein neues Pokémon zu schaffen - Mewtu. Wir ahnten nicht, worauf wir uns eingelassen hatten. Mewtu, unser Klon, ist viel zu mächtig... und unglaublich gewalttätig. Niemand kann es aufhalten! Wir müssen das Schloss sofort verlassen.« Der Bildschirm flimmerte und wurde schwarz. »Dann ist das hier also das Labor, das zerstört wurde?«, fragte Jessie. »Und wenn ja, wer hat es dann wieder aufgebaut?«, fragte James. Mauzi trat gegen den Computer. »Dieses Schrottteil taugt überhaupt nichts... He, Moment mal!« Der Bildschirm sprang wieder an. Ein Summen erfüllte die Luft, als die Maschine zum Leben erwachte. Zwei Roboterhände kamen heraus und packten Mauzi. Sie ließen das Pokémon auf das Förderband fallen. 54
»Oh, nein!«, schrie James. Er sprang auf das Förderband und packte Mauzi. Mit vereinten Kräften zerrten Jessie und James Mauzi aus den Roboterhänden heraus. »Autsch!«, schrie Mauzi. Die Hände rissen drei Haare aus Mauzis Schwanz. »Mein Haar! Gib es sofort zurück!« Das Team Rocket wirbelte herum, als die Stimme aus dem Computer wieder zu sprechen anfing: »Man braucht nur eine winzige Menge Pokémon-DNA für eine Kopie«, sagte die Stimme. Drei Haare erschienen auf dem Bildschirm. »Seht mal, die Haare da«, sagte Jessie, »ich glaube, das sind Mauzis Haare!« Das Bild von den Haaren erlosch. Stattdessen erschien das Bild eines Pokémon: Mauzi. »Das gefällt mir nicht«, brummelte Mauzi. »Ganz und gar nicht.« Wieder ertönte ein Summen im Raum. Eine der Röhren, die mit der Maschine verbunden waren, leuchtete grell auf. Das Team Rocket schaute zu, wie ein kleines Pokémon aus der Maschine herauspurzelte und in die Röhre glitt. Es sank die Röhre herunter und blieb auf dem Boden liegen. Jessie, James und Mauzi liefen zu dem Behälter. Ein schlafendes Mauzi lag in der blaugrünen Flüssigkeit! »Ich glaube, ich sehe doppelt!«, rief James. »Das ist eine Kopie von Mauzi«, entfuhr es Jessie. Mauzi schlug sich die Pfoten vor die Augen. »Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte es. »Ich bin geklont worden!« 55
Die drei Klone In dem Raum über dem Labor stand Mewtu den Trainern und ihren Pokémon gegenüber. Corey ging auf Mewtu zu. »Du bist ein Pokémon«, sagte er. »Du musst Respekt vor den Menschen haben.« Mewtu starrte Corey verächtlich an. »Die Menschen haben mich geschaffen. Einige wollten mich testen. Andere wollten, dass ich ihnen diene. Aber ich diene keinem Menschen! Ich bin mächtiger als ihr alle zusammen.« »Dann glaubst du also, dass Pokémon besser als Menschen sind?«, fragte Rocko. Mewtu schüttelte den Kopf. »Nein, die Pokémon taugen auch nichts. Sie haben zugelassen, dass die Menschen die Welt beherrschen. Und sie haben sich von den Menschen versklaven lassen.« Pikachu lief hinter Ashs Beinen hervor. »Pika! Pika! 56
Pika!«, rief Pikachu aufgeregt. Mewtu übersetzte Pikachus Worte. »Du sagst, du bist kein Sklave. Soll das heißen, dass du bei deinem Trainer bleibst, weil du es so willst?« »Pika pi«, erwiderte Pikachu. Mewtu sah einen Augenblick nachdenklich aus. Dann umwölkte sich sein Gesicht. Er funkelte Pikachu an. »Nein. Du hast Unrecht. Es ist nur Feigheit und Schwäche, wenn du bei deinem Menschen bleibst.« In Mewtus Augen funkelte ein blaues Licht. Es schoss einen psychokinetischen Strahl auf Pikachu ab. Der Strahl schleuderte Pikachu in die Luft. Ash sprang hinter Pikachu, um es aufzufangen, aber beide fielen zu Boden. Misty, Schiggy und Bisasam liefen zu Ash und Pikachu hinüber. Ash setzte sich langsam auf. Er war benommen, aber unverletzt. Auch Pikachu ging es gut. Ash rappelte sich auf und drehte sich zu Mewtu um. »Mach so was nicht noch mal mit meinem Pikachu!«, brüllte er. Corey war auch wütend. »Wenn du ein PokémonTrainer bist, kann ich dich mit einem Pokémon fangen«, rief er. »Los, Rihorn!« Das gewaltige Rihorn ging auf Mewtu los. Ash hatte schon mitangesehen, wie viel Schaden dieses bärenstarke Pokémon mit seinen mächtigen Gliedern und seinem langen, scharfen Horn anrichten konnte. Mewtu stand ruhig da und erwartete den Angriff. Es packte Rihorns Horn mit einer Hand. Dann schleuderte es Rihorn von sich. Das Pokémon krachte in den gro57
ßen Tisch und fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden. »Rihorn!«, schrie Corey. Er rannte zu seinem Pokémon. »Keine Chance - vergiss es«, sagte Mewtu. »Ich bin stärker als jedes andere Pokémon auf diesem Planeten.« »Es gibt nur eine Möglichkeit, wie wir herausfinden können, ob das stimmt«, sagte Ash. »Bist du sicher, dass du es wirklich herausfinden willst?«, konterte Mewtu. Ash ließ sich nicht einschüchtern. »Darauf kannst du Gift nehmen!« »Gut«, sagte Mewtu. Ein blauer Glanz erschien um seinen Kopf. Im Labor unten stand das Team Rocket vor den Röhren, die plötzlich aufleuchteten und einen blauen Schein verbreiteten. Auch Mew, das hinter ihnen schwebte, sah es. Plötzlich rührten sich die schlafenden Pokémon-Klone. Turtok machte als Erster die Augen auf. Das untere Ende der Röhre öffnete sich und setzte Turtok auf dem Boden ab. Turtok richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Zwei Aquaknarren schnellten unter seinem Panzer hervor. »Turtok!«, sagte es mit tiefer Stimme. Als Nächstes purzelte ein Glurak aus der Röhre. Es sah mit seinen Flügeln und seinem langen, flammenden Schweif wie ein ganz normales Glurak aus. Aber seine Lederhaut war mit braunen Zickzacklinien bedeckt. 58
Das geklonte Glurak schlug mit den Flügeln und ließ einen Feuerstrahl aus seinem Maul hervorzischen. Schließlich spuckte die Röhre noch ein Bisaflor aus. Das riesige, blaugrüne Untier riss sein Maul auf und stieß ein mächtiges Brüllen aus. Plötzlich erstarrten die geklonten Pokémon. Sie drehten ihre Köpfe um, als ob sie eine Stimme hörten. Dann stampften sie eines nach dem anderen zur Labortür hinaus. Mew schaute ihnen neugierig nach. »Mew!«, sagte es und flog hinter ihnen her - direkt am Team Rocket vorbei. »Was war das denn?«, stieß Mauzi hervor. »Ich glaube, das waren Pokémon-Kopien, die hier im Labor gemacht worden sind«, meinte Jessie. »Und das dahinter war ein Mew - das sagenhafte Pokémon, das wir auf dem Computer-Bildschirm gesehen haben«, fügte James hinzu. »Sollen wir ihnen nachgehen?«, fragte Jessie. Mauzi nahm ihnen die Entscheidung ab. »Ich glaube, hier sind wir besser aufgehoben...« In der Haupthalle oben schauten Ash und die Trainer fassungslos zu, wie sich drei große Löcher im Boden auftaten. Eines nach dem anderen tauchten die drei geklonten Pokémon an der Oberfläche auf. Die echten Pokémon starrten ihre Kopien an und wichen entsetzt zurück. »Ich habe ein paar ausgefeilte Formen der Pokémon geschaffen, auf die jeder von euch Möchtegern-Trainern total scharf ist«, verkündete Mewtu. »Turtok ist 59
die weiterentwickelte Form eines Schiggy. Bisaflor wurde aus einem Bisasam entwickelt, und das Glurak aus einem Glumanda.« »Ich besitze auch ein Bisaflor«, sagte Corey. »Es heißt Bruteroot.« Mit einem Grunzen trat Bruteroot an Coreys Seite. »Und ich ein Turtok«, sagte Neesha. »Shellshocker heißt es.« Shellshocker trat neben Neesha und machte seine Wasserkanonen bereit. Ash warf einen Pokéball. »Es hat zwar keinen Spitznamen, aber ich hab auch ein Glurak«, verkündete er. Ein grelles Licht flammte auf, und das Glurak erschien. Es warf nur einen Blick auf Mewtu, dann riss es sein Maul auf und schoss einen Feuerstrahl auf das Pokémon ab. Mewtu rührte sich nicht. Die Flammen umringten Mewtu und erstarrten sofort zu Eis. Dann klirrten sie als harmlose Eiszapfen auf den Boden. »Glur!«, knurrte das Glurak böse. »He, Glurak, ich hab dir noch keine Kampfbefehle gegeben«, protestierte Ash. Aber er konnte machen, was er wollte, er bekam sein Glurak einfach nicht in den Griff. Das Pokémon gehorchte ihm nur, wenn es Lust hatte. Mewtu wedelte mit den Händen. Die Wand hinter ihm löste sich auf und gab den Blick auf einen riesigen Innenhof frei, der als Pokémon-Arena hergerichtet war. Starke Scheinwerfer strahlten die Kampflinien auf dem Boden der Halle an. »Schluss mit den Kinkerlitzchen«, knurrte Mewtu. Es wirkte gefährlicher als je zuvor und 60
war bestens zum Kämpfen aufgelegt. »Jetzt könnt ihr zeigen, was eure Pokémon draufhaben!«
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Die erste Schlacht Mewtu und die geklonten Pokémon Turtok, Bisaflor und Glurak bauten sich am einen Ende der Halle auf. Am anderen Ende stand Corey neben Bruteroot, dem Bisaflor, Neesha neben ihrem Shellshocker und Ash bei seinem Glurak. Misty, Rocko und die anderen schauten von den Seitenlinien aus zu. »Und - wer will mein erster Gegner sein?«, fragte Mewtu. Corey trat vor. »Vorher war ich etwas übermütig«, gab Corey zu. »Aber diesmal bin ich bereit. Los, Bruteroot!« Bruteroot stapfte in die Mitte der Arena. Mewtus geklontes Bisaflor stapfte von der anderen Seite her auf Bruteroot zu und baute sich vor ihm auf. »Bruteroot, Rasierblatt!«, befahl Corey. Die riesigen grünen Blätter auf Bruteroots Rücken wirbelten davon und peitschten durch die Luft. Mit ungeheurer Wucht 62
stürmten sie auf das geklonte Bisaflor zu. »Bisaflor, Rankenhieb!«, befahl Mewtu. Zwei dicke grüne Efeuranken schossen aus der Pflanzenzwiebel auf dem Rücken des geklonten Bisaflor hervor. Die Ranken stießen die angreifenden Blätter beiseite. Dann zischten sie nach vorne und wickelten sich um Coreys Bruteroot. Bruteroot versuchte vergeblich, sich aus dem Würgegriff der Ranken zu befreien. Sie waren zu stark. Mewtu packte die Ranken und schleuderte Bruteroot durch die Luft. Mit einem dumpfen Geräusch knallte es an die Wand des Innenhofs. »Ihr könnt nicht gewinnen«, prahlte Mewtu. »Ich habe diese Pokémon so geschaffen, dass ihre Spezialwaffen mächtiger sind als die der normalen Pokémon.« Jetzt trat Neesha vor. »Das werden wir ja sehen«, sagte sie. »Los, Turtok!« Auch Mewtu zeigte auf sein geklontes Turtok. Die beiden Pokémon sprangen in die Mitte des Platzes und bauten sich voreinander auf. »Shellshocker, Hydropumpe!«, befahl Neesha. Gewaltige Wasserfontänen schossen aus den beiden Wasserwerfern von Neeshas Turtok hervor. Bevor der Strahl irgendeinen Schaden anrichten konnte, rief Mewtu: »Schädelwumme!« Mewtus Turtok wirbelte herum wie ein riesiges Rad. Immer schneller und schneller wurde das geklonte Turtok. Es zischte mühelos durch die Wasserwand. Im nächsten Moment prallte Mewtus Turtok mit Shellshocker zusammen und 63
schleuderte es rücklings auf den Boden. Shellshocker war kampfunfähig. »Zwei zu Null«, sagte Ash noch entschlossener als vorher. »Aber jetzt wirst du dein blaues Wunder erleben. Los, Glurak!« »Sei vorsichtig, Ash«, warnte ihn Misty. »Mewtus Pokémon sind wirklich sehr stark!« »Was nützt schon Kraft ohne Schnelligkeit?«, konterte Ash. »Glurak, Tempo-Attacken, los!« Ash schöpfte wieder Hoffnung, als sein Glurak ihm ausnahmsweise gehorchte und in die Luft flog. Mewtus Glurak folgte ihm. Ashs Glurak schoss einen Feuerstrahl aus seinem Maul ab. Mewtus Glurak duckte sich schnell unter dem Strahl weg. »Glur!« Mit lautem Gebrüll feuerte Ashs Glurak einen neuen Strahl ab. Erneut duckte sich Mewtus Glurak weg. Es sah aus, als ob die beiden Glurak einen Tanz in der Luft aufführten. Sobald eines angriff, wich das andere aus. Höher und höher flogen die beiden, bis sie schließlich ihren Kampf über den Wolken austrugen. Ash spähte in den dunklen Himmel hinauf. Er konnte nicht sehen, wer die Oberhand behielt. Am Ende siegte keines der beiden. Erschöpft schwebten die Pokémon wieder abwärts. Jetzt kämpften sie auf halber Höhe miteinander. Noch ein letztes Mal krachten die beiden Glurak mit voller Wucht zusammen. Dann trudelten sie kopfüber herunter. Mewtus Glurak landete auf Ashs Glurak, als beide auf den Boden knallten. Der Aufprall war zu viel für Ashs Glurak. Es lag 64
betäubt auf dem Boden. Ash stürzte zu ihm hin, um nachzusehen, ob es in Ordnung war. Mewtus Glurak schlug mit den Flügeln und brüllte triumphierend. »Deine Tempo-Attacken taugen auch nicht viel«, krähte Mewtu schadenfroh. »Als unbestrittener Sieger fordere ich jetzt meinen Preis - eure Pokémon!« »He, warte, das kannst du doch nicht machen!«, schrie Ash. Mewtu ignorierte ihn und hob seine Arme. Drei Pokébälle erschienen in der Luft. Sie sahen ganz anders aus als die Pokébälle, die Ash bis jetzt gesehen hatte. Sie waren schwarz und silbern. Auf Mewtus stummen Befehl hin flogen die Pokébälle über den Kampfplatz. Der erste Pokéball schwebte über Coreys gestürztes Bisaflor. In Sekundenschnelle wurde Bruteroot von einem roten Lichtstrahl verschluckt. Der zweite Pokéball flog zu Neeshas Turtok. Im nächsten Moment war Shellshocker verschwunden. »Nein!«, rief Ash. Er versuchte verzweifelt, den dritten Pokéball zu packen. Aber es war zu spät. Ein roter Lichtstrahl schoss daraus hervor, verschluckte sein Glurak und flog mit ihm schnell vom Kampfplatz weg. Mewtu hob wieder seine Arme. Sofort war die Luft mit silberschwarzen Pokébällen erfüllt. Misty hielt Toggepi fest an sich gedrückt. »Du willst unsere Pokémon stehlen!«, rief sie. »Stehlen?« Mewtu kicherte. »Nein, ich will sie nur benützen, um stärkere Kopien von ihnen zu machen. Kopien, die meiner würdig sind!« 65
»Aber das ist gegen die Regeln«, protestierte Ash. »Das hier ist jetzt meine Welt«, verkündete Mewtu energisch. »Und die Regeln bestimme ich.« Ein blauer Lichtstrahl schoss aus Mewtus Augen hervor und schleuderte Ash durch die Luft. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem Boden. Mewtu war nicht aufzuhalten. Es wedelte wieder mit den Armen, und die Pokébälle schwirrten durch die Luft. Anfangs versuchten die Pokémon, sie abzuwehren. Fergus' Garados schnappte mit seinen scharfen Zähnen nach ihnen. Zap! Garados wurde verschluckt. Coreys Tauboga zischte mitten in die Bälle hinein und wollte angreifen. Zap! Das Tauboga wurde verschluckt. Neeshas Jugong versuchte, die Pokébälle mit seinem Kopf wegzuknallen, als sie auf ihn zugeschwirrt kamen. Zap! Jugong wurde verschluckt. Eines nach dem anderen wurden die Pokémon im Raum von Mewtus Pokébällen eingefangen. Ash, der noch ganz benommen von Mewtus Angriff war, rappelte sich auf. Er schaute sich verzweifelt nach seinen Pokémon um. In einer Ecke entdeckte er Schiggy und Bisasam, die sich tapfer zur Wehr setzten. Schiggy schoss gewaltige Wasserfontänen auf die Pokébälle ab. Bisasam peitschte die Pokébälle mit den Ranken, die sich aus der Pflanzenzwiebel auf seinem Rücken herausringelten. Plötzlich hatte Ash eine Idee. »Ich hab's!«, rief er. 66
Er nahm zwei Pokébälle von seinem Gürtel. »Schiggy! Bisasam! Kommt sofort in euren Pokéball zurück!« Rotes Licht schoss aus Ashs Pokébällen und verschluckte Schiggy und Bisasam im Handumdrehen. Mewtu grinste hämisch. »Das nützt dir auch nichts«, sagte er. Zwei silberschwarze Pokébälle stürzten auf Ash zu. Zap! Schon hatten sie die Pokébälle eingefangen, in denen Schiggy und Bisasam waren. Rocko kam zu Ash hergelaufen. Er trug sein Vulpix im Arm. »Es nützt alles nichts, Ash«, sagte er. »Uns bleibt nur noch die Flucht!« Ash nickte. Rocko und Vulpix stürzten hinter Misty her, die Toggepi fest im Arm hielt. Enton watschelte hinter ihnen her. So schnell sie konnten, liefen sie zu den Eingangstoren des Turms. Aber sie waren nicht schnell genug. Zap! »Vulpix!«, schrie Rocko. Zap! »Oh, nein! Mein Enton!«, rief Misty. Ash musste hilflos mitansehen, wie die Pokémon seiner Freunde verschluckt wurden. Plötzlich wirbelte er in heller Panik herum. Wo war Pikachu? »Pika!« Pikachu rannte schnell über den Platz. Ein Schwarm von feindlichen Pokébällen folgte ihm. »Pikachu! Ich komme!« Ash rannte hinter Pikachu her. Pikachu sauste quer durch den Innenhof in die Haupthalle zurück. Es stürzte die Wendeltreppe hinauf, die zur Spitze des Turms führte. Immer weiter hetzte Pikachu die Stufen hinauf. Die silberschwarzen Bälle würden es bald ver67
schlucken! »Pikachu!« Pikachu schoss beim Laufen Elektroblitze auf die Pokébälle ab. Es funktionierte - aber nur für einen Augenblick. Im nächsten Moment waren ihm die Pokébälle wieder auf den Fersen. »Pikachu!« Pikachu feuerte weiter Blitze ab. Die Blitze ließen die Pokébälle zurückweichen, aber bald flogen sie wieder hinter Pikachu her. Ash hatte Pikachu jetzt fast eingeholt. »Halt durch, Pikachu! Ich bin gleich da!« Mewtus Pokébälle schossen auf Pikachu herunter. Zap! Schon hatte ein silberschwarzer Pokéball Pikachu mitten in der Luft verschluckt. Ash packte den Pokéball mit einer Hand und sprang im nächsten Moment mit ihm in das Wasserbecken. Als Ash auftauchte, hielt er den Ball umklammert, in dem Pikachu gefangen war. »Ich hab dich!«, rief er triumphierend. Aber der Ball sprang aus seiner Hand und schwirrte davon. »Nicht schon wieder!« Ash stürmte dem Ball hinterher, der in ein Loch am Boden hineinflog. Er rutschte durch das Loch in eine pechschwarze Dunkelheit. Mit einem unsanften Aufprall fiel er auf ein Förderband, das durch einen dunklen Tunnel lief. Ash kroch auf dem Förderband entlang. Der Ball, in dem Pikachu gefangen war, schwebte direkt vor ihm. Er musste diesen Pokéball unbedingt zu fassen kriegen! Der Tunnel mündete in einen großen Raum, der wie ein Labor aussah. Weiter vorne führte das Förderband 68
zu einer großen Maschine, die einem überdimensionalen Schneckenhaus glich. Das Förderband trug Pikachus Pokéball in ein Metallgehäuse. Ash robbte hinterher. Metallhände griffen nach dem Ball. Ash versuchte, die Hände von dem Ball wegzureißen. Im selben Moment schossen andere Roboterhände hervor und rissen an seinen Haaren und Kleidern. Sie wollten den Pokéball auf keinen Fall loslassen. »Ich lasse dich nicht im Stich, Pikachu!«, rief Ash. Mit aller Kraft zog Ash an dem Pokéball. Er flog nach hinten, als die Roboterhände den Ball losließen, und krachte auf den Boden. Der Pokéball prallte neben ihm auf und zersprang. Ein grelles Licht flammte auf. Dann stand Pikachu vor ihm. »Pika!« »Pikachu! Alles in Ordnung?« Ash umarmte das Pokémon. »Ash und Pikachu?« Ash schaute auf. Das Team Rocket starrte sie an. Sie sahen ein bisschen benommen aus. Ash sprang auf die Füße. Er blickte sich erstaunt im Labor um. »Was geht hier vor?«, fragte er das Team Rocket. Jessie zeigte auf den Computer-Bildschirm. »Hier, schau dir das an!«, sagte sie. Ein Bild von Pikachu flimmerte auf dem Computer-Bildschirm auf. Dann plumpste die Kopie eines Pokémon in eine der Röhren und sank auf den Boden hinunter. »Aha - so macht Mewtu also seine Kopien«, sagte Ash. 69
»Mit den anderen Pokébällen passiert genau dasselbe«, sagte James. Eine lange Reihe von silberschwarzen Pokébällen rollte auf dem Förderband heran. Sobald ein Ball in das Metallgehäuse purzelte, erschien das Bild eines Pokémon auf dem Bildschirm. Dann glitt ein Klon des betreffenden Pokémon in eine der Röhren hinein. Ash starrte voller Entsetzen auf die Röhren. Sie waren mit schlafenden Pokémon-Klonen gefüllt. Ganz verschiedene Arten lagen dort: Ein Garados, ein Jugong, ein Tauboga - sogar ein Pikachu war zu sehen! Plötzlich blieb das Förderband stehen. Die Maschine spuckte die silberschwarzen Bälle auf den Fußboden hinunter, und die Pokémon schlugen die Augen auf. »Die Klone sind wach!«, rief Ash. Die Röhren öffneten sich und setzten die Pokémon auf dem Boden ab. Sie bewegten sich wie Zombies. Langsam drehten sie sich um, stapften, schwebten und flogen aus dem Labor hinaus. »Mewtu hat es geschafft«, sagte Ash. »Es hat alle unsere Pokémon geklont!«
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Ash lässt sich nicht unterkriegen Der ganze Raum bebte, als die geklonten Pokémon aus dem Labor stampften, und die silberschwarzen Pokébälle krachten auf den Boden. Durch den Aufprall öffneten sich die Pokébälle und gaben die echten Pokémon frei. »Schiggy!« Schiggy erschien und umarmte Ash. »Bisasam!« Bisasam stampfte zu Ash hinüber und runzelte die Stirn. »Ist schon gut, Bisasam«, sagte Ash. »Jetzt ist alles in Ordnung.« »In Ordnung?«, jammerte James. »Gar nichts ist in Ordnung, solange die ganzen Kopien hier herumrennen!« Die Pokémon versammelten sich um Ash, der sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. »Wir werden es nicht zulassen, dass das Mewtu und seine Klone die 71
Welt beherrschen«, sagte Ash energisch. »Wir werden kämpfen, komme, was wolle.« Ash führte die Pokémon aus dem Labor. »Oh, gut«, sagte Jessie. »Viel Glück«, brummte James. »Wir warten solange hier.« In der Arena über ihnen bauten sich Mewtu, sein Bisaflor, Turtok und Glurak vor Misty, Rocko, Schwester Joy und den anderen Trainern auf. Mewtu winkte mit den Armen. Zwei Türen gingen auf beiden Seiten der Arena auf. Draußen tobte immer noch der Sturm. »Menschen«, sagte Mewtu. »Ich will euch das Leben schenken. Kehrt jetzt zurück, wenn ihr es wagt, dem Sturm zu trotzen.« »Wir denken gar nicht daran«, entgegnete Misty. »Warum machst du das? Warum willst du Kopien von unseren Pokémon machen?« »Die normalen Pokémon sind zu schwach«, erklärte Mewtu. »Sie lassen sich von den Menschen versklaven. Ich muss geklonte Pokémon schaffen, die unabhängig von den Menschen sind. Dann werden wir die Menschen vernichten und die Herrschaft über die ganze Welt an uns reißen!« Rocko funkelte Mewtu wütend an. »Das werden wir niemals zulassen!« »Wie du meinst«, sagte Mewtu. »Dann zeigt mal, ob ihr fähig seid, mich aufzuhalten!« Hinter Mewtu explodierte der Boden und jagte eine Wolke von Staub und Rauch in die Luft. Aus der Wolke tauchten die ge72
klonten Pokémon auf. Die Trainer schnappten nach Luft vor Entsetzen. Auf den ersten Blick sahen die geklonten Pokémon genauso aus wie ihre eigenen. Aber irgendetwas an ihnen war anders. Sie wirkten stärker und brutaler. Die Pokémon versammelten sich hinter Mewtu. Es sah aus wie ein General, der eine Armee befehligte. »Wir sind bereit«, verkündete Mewtu. »Bereit, die Herrschaft über den Planeten zu übernehmen!« »Nicht so voreilig, Mewtu!« Ash trat aus dem Staub und Rauch hervor. Pikachu, Schiggy und Bisasam gingen an seiner Seite. Ihnen folgten alle echten Pokémon. »Ash!«, riefen Misty und Rocko wie aus einem Mund. Ash trat vor Mewtu hin. »An uns kommst du nicht so leicht vorbei«, sagte er herausfordernd. »Dann hast du sie also herausgelassen«, sagte Mewtu. »Ärgerlich, aber unerheblich für mich.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stürzte sich Ash auf Mewtu. »Ich kämpfe selber mit dir!«, rief er. Ash holte aus und knallte seine Faust mit voller Wucht auf Mewtus Körper. Ein funkelndes blaues Licht schloss Mewtu ein. Das Licht beschützte Mewtu, und Ashs Faust traf ins Leere. »Hör auf, Ash!«, rief Misty. Ash hörte nicht auf sie. Erneut griff er Mewtu an. Dessen Schutzschild aus blauem Licht leuchtete noch heller. Ash schlug auf den 73
Lichtpanzer, der ihn zurückschleuderte und durch die Luft wirbelte. Er stürzte rücklings auf ein Mauersims hoch oben in der Turmwand. »Pika!« Pikachu bedeckte seine Augen. Ash stählte sich gegen den Aufprall. Doch er landete nicht auf hartem Stein, sondern auf etwas Weichem. »Häh?« Ash schaute hinunter. Er war gerettet. Gerettet von einer riesigen rosa Blase! Ein kleines, katzenähnliches Pokémon schwebte vor ihm in der Luft. Das Pokémon lächelte. »Mew!«, sagte es.
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Mew Mew kicherte und ließ die Blase platzen, die Ash gerettet hatte. Ash landete unversehrt auf dem Mauersims. Unten stand Mewtu und starrte böse zu ihnen herauf. »Du schon wieder«, knurrte Mewtu. »Mew«, erwiderte das kleinere Pokémon freundlich. »Wer ist das?«, rief Ash hinunter. »Das ist Mew, das legendäre Urzeit-Pokémon«, sagte Mewtu. »Wahrscheinlich gibt es Mew nur einmal auf der ganzen Welt. Und es ist das mächtigste aller lebenden Pokémon!« Mew flog sachte durch die Luft. »Mew, Mew«, sagte es. Ash wusste, dass es mit Mewtu redete. Mewtu hörte zu, dann wurde es wütend. »Aber jetzt bin ich das mächtigste«, fauchte Mewtu. »Ich bin stärker als du, auch wenn ich aus deiner DNA gemacht wurde!« 75
»Mew... und Mewtu«, sagte Ash. »Jetzt ist mir alles klar. Mewtu ist ein Klon von Mew.« Mewtus Augen funkelten wütend. »Das werden wir gleich sehen, wer von uns beiden der Stärkere ist«, fauchte es. »Ich werde mit dir kämpfen!« Als Antwort kicherte Mew. Wieder erschien eine riesige rosa Blase in der Luft. Mew hüpfte fröhlich auf die Blase und kümmerte sich nicht weiter um Mewtu. Mewtu wurde wütend. Es hob seine Hände. Ein schwarzer Strahl aus psychokinetischer Energie flammte auf. Silberne Funken sprühten aus dem Energieball. Es schleuderte den Energieball auf Mew und ließ die rosa Blase platzen. Mew schlug einen Salto in der Luft. Aber es lachte nur. Mewtu hob erneut seine Arme. Der nächste Energieball flammte auf. Mewtu schleuderte den Ball auf Mew. Mew duckte sich unter dem Ball weg und lachte übermütig. Das machte Mewtu noch wütender. Wuusch! Mewtu schleuderte einen dritten Energieball. Und dann noch einen Ball und wieder einen. Keiner von ihnen erwischte Mew. Ash beobachtete fassungslos den Kampf. Mew ist so klein, dachte er. Und trotzdem hat Mewtu bis jetzt keine Chance gegen es. Mewtu flog in die Luft und grapschte nach Mew. Es konnte Mew nicht fangen. Das kleinere Pokémon dachte nicht daran zu kämpfen. Es sauste im Zickzack um Mewtu herum und wich seinen Attacken aus. »Warum willst du nicht kämpfen?«, fragte Mewtu. 76
»Hast du Angst vor mir?« Mew lachte nur. Mewtu, das vor Wut fast platzte, schleuderte noch einen Ball, diesmal aus nächster Nähe. Fang! Der Ball hatte sein Ziel getroffen. Er krachte in Mew hinein und schleuderte das kleine Pokémon hoch über die Wolken. Totenstille herrschte im Raum. Mewtu schwebte auf den Boden zurück. Mit einem triumphierenden Grinsen stand es am oberen Ende der Arena. Doch dann erfüllte ein Dröhnen die Luft, das sich wie ein Flugzeugmotor anhörte, und eine glühende Feuerkugel kam vom Himmel heruntergeschossen. Mew flog hinter ihr her. »Mew hat den Energieball auf Mewtu zurückgelenkt«, rief Ash. Der Energieball schoss direkt auf Mewtu zu, das sich schnell in eine große blaue Blase hineinrettete. Mew schwebte vor Mewtu in der Luft. »Ich gebe zu, du hast Mumm in den Knochen«, fing Mewtu an. »Aber jetzt wollen wir sehen, wer stärker ist - meine mächtigen Klone oder deine lächerlichen Pokémon? Es geht um die Zukunft der Welt. Wer wird sie beherrschen - ich und meine Super-Klone oder deine Sklavenseelen von Pokémon und ihre herzlosen Meister?« »Mew«, redete Mew auf Mewtu ein. »Mew, mew.« Jessie, James und Mauzi sprangen aus einem Loch im Boden hervor. Mauzi hörte neugierig zu, was Mew erzählte. 77
»Was hat es gesagt?«, fragte James. »Mew sagt, es ist kein fairer Kampf, weil die Klone stärkere Spezialwaffen haben als die echten Pokémon«, übersetzte Mauzi. »Es meint aber, wenn die Pokémon miteinander kämpfen, ohne ihre Spezialwaffen einzusetzen, werden die echten nicht gegen die Kopien verlieren. Die Stärke der echten Pokémon kommt aus dem Herzen, sagt es.« »Aber wie sollen Mewtu und Mew die Pokémon daran hindern, dass sie ihre Spezialwaffen gebrauchen?«, fragte James. Mauzi hörte eine Weile zu. »Mew sagt, dass es und Mewtu die Pokémon während des Kampfes mit ihren psychokinetischen Kräften kontrollieren werden. So können sie sicher sein, dass die Pokémon keine Spezialwaffen benützen.« Mewtu breitete die Arme aus. Die geklonten Pokémon stellten sich kampfbereit dahinter auf. »Wir werden sehen, wer von uns besser ist«, sagte Mewtu. »Auf in den Kampf!«
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Kampf bis aufs Messer Ein schreckliches Gebrüll erfüllte die Luft, als die beiden Pokémon-Mannschaften in der Mitte der Arena aufeinander losstürzten. Ash verfolgte den Kampf von seinem Ausguck auf dem Mauersims aus. Die beiden Turtok gingen aufeinander los und teilten Schlag um Schlag aus. Sie kämpften so verbissen, dass sie sich gegenseitig in die Ecke drängten. Kopf an Kopf standen beide Glurak und stemmten sich gegeneinander, während die zwei Bisasam brüllten und krachend ihre Köpfe zusammenstießen. Die zwei Nidoqueen kämpften mit ihren scharfen Hörnern gegeneinander, und nicht weit von ihnen teilten die zwei Kicklee gewaltige Tritte aus. Mewtus Garados bleckte die Zähne und biss in den langen Hals von Fergus' Garados. Ash schaute sich nach seinen Pokémon um. »Schiggy! Bisasam! Seid vorsichtig!«, rief er. Unten auf dem 79
Hallenboden rang Schiggy mit seinem Klon. Die zwei Bisasam krachten verbissen ineinander. Zwei Sichlor bekämpften sich mit ihren scharfen, gebogenen Klauen, und sogar Mistys Enton beteiligte sich an der Schlacht. Es prügelte sich mit wilden Flügelschlägen mit seinem Klon. Mew schwebte über dem Kampfgetümmel, beschützt von seiner rosa Blase. Mewtu streckte seine Arme aus, und schon legte sich eine schimmernde blaue Blase um ihn herum. Die Blasen flogen hoch in den Himmel hinauf. Funken aus psychokinetischer Energie knisterten in der Luft, und die Blasen knallten mit voller Wucht aufeinander. Dann zischten sie zusammen in die Luft. Ash starrte auf das Schauspiel, und sein Magen zog sich zusammen. Wo war bloß Pikachu die ganze Zeit?, fragte sich Ash. Hoffentlich ging es ihm gut! Unten rannte Pikachu auf den Turmvorsprung zu. »Pikachu!«, rief das Pokémon zu Ash hinauf. Endlich sah Ash das kleine Pokémon. »Durchhalten, Pikachu!«, rief er. Aber plötzlich blieb Pikachu wie angewurzelt stehen: etwas versperrte ihm den Weg. Es war das geklonte Pikachu. Es funkelte Ashs Pikachu wütend an. »Pikachu!«, sagte Mewtus Pikachu böse. Es wollte kämpfen! Ashs Pikachu schüttelte den Kopf. »Pika, pika.« Ash starrte von dem Mauersims hoch oben in der Turmwand auf sein Pikachu herunter. Er begriff, was es meinte. Pikachu wollte nicht mit seinem Klon käm80
pfen. Ash geriet in Panik. Ich muss Pikachu helfen, dachte er. Wenn es nicht kämpft, wird sein Klon es zerstören! Ash überlegte fieberhaft, wie er hinunterkommen konnte. Die Turmwand hatte noch weitere Simse. Wenn er von einem zum anderen kletterte, würde er es vielleicht bis zum Boden hinunter schaffen. Aber die Wand zwischen den Simsen war glatt - es gab nichts, woran er sich festhalten konnte. »Pika!« Ein Schmerzensschrei tönte zu Ash herauf. Ash schaute hinunter. Das geklonte Pikachu landete einen gewaltigen Faustschlag auf Ashs Pikachu. »Ich komme, Pikachu!«, rief Ash. Er holte tief Luft und hangelte sich an dem Sims herunter. Mit den Füßen tastete er nach einem Halt an der glatten Mauer. Ein kleines Mauerstück ragte hervor. Ash setzte vorsichtig seinen Fuß darauf. Krach! Er war zu schwer für den wackeligen Halt. Ash rutschte an der Mauer ab und purzelte auf ein kleines Sims weiter unten. Sein Kopf traf mit einem dumpfen Schlag auf dem Stein auf. Unten in der Halle lieferten sich die feindlichen Pokémon eine erbitterte Schlacht. Die zwei Tauboga hackten mit ihren Schnäbeln aufeinander ein, und die beiden Vulnona zerkratzten sich das Gesicht. Alle Pokémon sahen erschöpft aus. Schwester Joy stand an der Seite und beobachtete die armen Geschöpfe mit mitleidigen Blicken. »Wozu diese ganzen Kämpfe?«, protestierte sie. »Es ist doch egal, welche Pokémon besser oder stärker sind. Es sind alles lebende Wesen.« 81
Rocko nickte. »Sie sind gleich stark - keines wird das andere besiegen können.« Misty schaute traurig auf das Kampfgetümmel. Toggepi spähte ängstlich aus ihrem Rucksack hervor. »Es ist schrecklich«, sagte Misty. »In dieser Schlacht gibt es keine Sieger. Nur Verlierer. Und das beweist, dass Kämpfen schlecht ist.« Auf der anderen Seite der Halle verfolgte das Team Rocket den Kampf. »Ich war darauf gefasst, dass es Ärger gibt... aber nicht auf so etwas«, sagte James. »Das kannst du laut sagen. Es ist furchtbar«, seufzte Jessie. »Sie verletzten sich noch alle«, meinte James. Der Mauzi-Klon kam zum Team Rocket herüber und baute sich herausfordernd vor Mauzi auf. Das echte Mauzi fuhr seine Krallen aus. Dann hielt es inne. »Ich kann nicht mit dir kämpfen«, sagte Mauzi. »Das wäre ja so, als ob ich mit mir selber kämpfen würde.« Das geklonte Mauzi runzelte die Stirn. »Mauz!«, schnurrte es. »Mauzi, Mauzi.« »Du sagst, du willst auch nicht kämpfen?«, fragte Mauzi. Das geklonte Mauzi nickte. Es seufzte, dann starrte es zum Himmel hoch. Der leuchtende Vollmond schien in den Innenhof. »Mauzi, Mauzi«, sagte das geklonte Mauzi. Mauzi lächelte. »Du sagst, der Mond ist so schön heute Nacht? Das finde ich auch.« Mauzi legte eine Pfote um seinen Klon. »Wir haben viel gemeinsam. Du hast einen sehr guten Geschmack!« Aber der friedliche 82
Augenblick währte nicht lange. In der Luft über ihnen heizte sich die Schlacht zwischen Mew und Mewtu immer mehr auf. Ash stöhnte und machte seine Augen auf. Funken sprühten um ihn herum. Mew in seiner rosa Blase und Mewtu in seiner blauen Blase schwirrten durch die Luft und krachten immer wieder zusammen. Der Aufprall wurde jedes Mal heftiger. Ash schaute zu, wie Mew und Mewtu zur Spitze des Turms hinaufflogen und ihren Kampf in den Wolken fortsetzten. Dann fiel es ihm wieder ein. »Pikachu!«, rief er. Unten in der Arena landete das geklonte Pikachu einen Faustschlag nach dem anderen in Pikachus Gesicht. »Pika pi!«, sagte das geklonte Pikachu böse. Es wollte, dass Ashs Pikachu zurückschlug. »Pika pi«, antwortete Ashs Pikachu traurig. Es würde nicht kämpfen, auch wenn es noch so sehr verletzt wurde. »Schluss jetzt!«, brüllte Ash dem geklonten Pikachu zu. »Hör auf damit!« Rocko hörte Ashs Schreie. »Das hilft nichts«, rief er zu Ash hinauf. »Die Schlacht hört nicht auf, solange Mew und Mewtu weiterkämpfen.« »Aber warum?«, fragte Misty. Schwester Joy antwortete ihr. »Das liegt in der Natur der Pokémon«, erklärte sie. »Sie kämpfen, bis sie ihren Gegner besiegt haben. Sie geben nicht auf.« Ash musste irgendwie nach unten kommen. Er klet83
terte an der Wand herunter. Hier ging es ein bisschen leichter. Er fand einen soliden Halt und arbeitete sich zum nächsten Vorsprung hinunter. Ash starrte nach unten. Der Boden der Halle war jetzt nicht mehr so weit entfernt. »Nicht aufgeben, Pikachu!« Er kletterte zum nächsten Mauersims. Bis zum Boden waren es ungefähr drei Meter. Nirgends war mehr ein Halt zu entdecken. Es gab nur eine Möglichkeit... »Ich komme!« Ash sprang von dem Mauervorsprung herunter und purzelte auf den Arenaboden. Er stürzte an Pikachus Seite. Das geklonte Pikachu war erschöpft. Es versetzte Ashs Pikachu einen letzten Schlag, dann brach es zusammen. Ashs Pikachu fing das erschöpfte Klon in seinen Armen auf. Ash umarmte sein Pikachu. »Pikachu! Es tut mir so Leid.« Ein entsetzliches Gebrüll erfüllte die Luft. Ringsherum brachen die Pokémon zusammen. Sie waren erschöpft und verzweifelt. Kaum eines hatte noch genug Kraft, um sich aufrecht zu halten, aber sie wollten nicht aufgeben. »Jetzt ist Schluss«, rief Ash. »Wir müssen etwas tun, damit das aufhört!« Plötzlich fegten Mew und Mewtu in ihren Blasen vom Himmel herunter. Die Blasen klatschten auf den Boden der Halle. Mew schwebte auf der einen Seite des Innenhofs. Es war jetzt nicht mehr in eine rosa Blase gehüllt, sondern von wütenden rosa Flammen umgeben. Mewtu starrte 84
Mew an. Wütende blaue Flammen schlossen es ein. Mews rosa Flammen glühten auf. Ein grelles weißes Licht brach aus seinem Körper hervor. Jetzt glühten Mewtus blaue Flammen auf. Ein grelles weißes Licht brach ebenfalls aus seinem Körper hervor. Ash konnte das nicht mehr mitansehen. Es hatte schon genug Zerstörung gegeben. Die Schlacht musste aufhören! »Halt!«, rief Ash. »Keine Kämpfe mehr!« Er rannte in die Mitte der Arena. Von beiden Seiten wurde er mit weißem Licht bombardiert. Die Lichtstrahlen trafen aufeinander und lösten eine gewaltige Explosion von weißem Licht aus. Und Ash steckte mittendrin! Das weiße Licht löste sich auf. Einen Augenblick lang hing Ash in der Luft, und sein ganzer Körper glühte. Dann stürzte er herunter. Reglos lag Ash am Boden.
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Pokémon-Tränen »Idiot«, sagte Mewtu. »Kein Mensch kann unseren Kampf stoppen.« Pikachu stürzte zu Ash, aber der rührte sich nicht. »Pikaaachu!«, schrie Pikachu. Es musste Ash irgendwie ins Leben zurückrufen. Schockwellen zuckten aus Pikachus Körper zu Ash. Aber Ash blieb reglos. »Was macht es?«, wisperte Misty. »Pikachu will Ash mit seinen Elektroschocks wiederbeleben«, erklärte Rocko. »Pikaaaaaachu!« Wieder feuerte Pikachu eine Schockwelle auf Ash ab. Nichts! »Pikaaaachu!« Wieder nichts. Lähmende Stille erfüllte den Raum. »Oh, nein«, schluchzte Misty. »Nicht Ash - bitte nicht.« Pikachu fing an zu weinen. Tränen strömten seine roten Wangen herunter. Und dann passierte etwas 86
Merkwürdiges: Alle Pokémon im Raum, auch die, die nicht gekämpft hatten, weinten um Ash. Beide Schiggys - das Klon und das echte Schiggy - vergossen dicke Tränen. Das geklonte Bisasam und das echte Bisasam weinten herzzerreißend. Ashs Glurak trauerte um seinen gefallenen Meister, und das geklonte Glurak trauerte mit. Sogar die beiden grimmigen Garados weinten um Ash. Die Tränen der Pokémon schimmerten wie Kristalle in der dunklen Halle. Sie schwebten in die Luft und erfüllten die Halle mit ihren farbigen Blitzen. Schiggys Tränen vereinten sich mit Bisasams Tränen. Gluraks Tränen verschmolzen mit Bisaflors Tränen, und Garados' Tränen mit Jugongs Tränen. Und die vielen Tränen aller dieser Pokémon flossen mit Pikachus Tränen zusammen. Aber plötzlich bildeten die Tränen eine schimmernde Spirale, die sich um Ash legte. Wie von Zauberhand verschwand diese Spirale in Ashs Körper, und sein Körper erstrahlte in einem sanften weißen Licht. Am Himmel über ihnen lösten sich die Wolken auf. Die ersten Strahlen der Morgensonne schienen in den Hof und ließen Ashs reglose Gestalt aufleuchten. Pikachu schaute Ash hoffnungsvoll an: er blinzelte. »Pika?« Pikachu hielt den Atem an. Ash setzte sich auf. Er war in Ordnung! »Pikachu!«, rief Ash. Pikachu stürzte sich in seine Arme. Die anderen Pokémon lachten und jubelten vor Freude. »Ash!«, rief Misty und lief zu ihm hin. Auch Rocko 87
rannte zu seinem Freund. »Das war toll!«, sagte er. »Die Pokémon-Tränen haben dich ins Leben zurückgeholt.« Ash blickte sich im Innenhof um. Alle Pokémon sahen jetzt glücklich aus. Die geklonten und die echten Pokémon lächelten einander an. »Heißt das, dass der Kampf vorbei ist?«, fragte Ash. Er sah Mewtu an. Eine einzige silberne Träne rollte über das Gesicht des Pokémon. Mew wandte sich zu Mewtu um. »Mew, mew, mew.« Mewtu ließ den Kopf hängen. »Ich habe verstanden. Es waren die Tränen der Pokémon. Sie haben mir gezeigt dass die Pokémon nicht nur Leben zerstören, sondern auch Leben retten können. Es war falsch, dass ich Pokémon geschaffen habe, um andere zu zerstören. Ich weiß jetzt, dass es egal ist, wie jemand geboren oder entstanden ist... es kommt nur darauf an, was er mit seinem Leben macht.« »Denk nur an Ash«, sagte Misty. »Er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Pokémon zu retten!« Mewtu nickte. »Wir Pokémon können in Frieden mit euch Menschen leben, das weiß ich jetzt.« Es wandte sich an Ash. »Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Pokémon zu retten. Bevor ich dich getroffen habe, habe ich geglaubt, dass alle Menschen böse sind. Du hast mir gezeigt, dass ich Unrecht hatte - und dafür danke ich dir.« »Ist schon gut«, meinte Ash. »Mew«, schnurrte Mew selig. Mew und Mewtu flogen in die Luft. Ein grelles wei88
ßes Licht erfüllte den Raum. Langsam schwebten die geklonten Pokémon in die Luft. Energiefunken sprühten um sie herum. Ash starrte gebannt nach oben. Der riesige GaradosKlon schwebte in der Luft, als ob er leicht wie eine Feder wäre. Der gewaltige Bisaflor-Klon lächelte staunend, als die psychokinetischen Energien ihn höher und höher trugen. Ashs Pikachu winkte seinem Klon zu. Alle geklonten Pokémon schauten Mewtu glücklich an. »Wo fliegen sie alle hin?«, fragte Ash. »Wir suchen uns einen Ort, wo wir in Frieden auf dieser Erde leben können«, sagte Mewtu. Das weiße Licht wurde noch heller, als Mew und Mewtu zur Turmspitze hinauf und in den blauen Himmel flogen. Die geklonten Pokémon schwebten hinterher. Mewtu schaute auf die Menschen und ihre Pokémon hinunter. Es dachte bei sich: »Ich werde nie vergessen, was hier passiert ist, aber es ist besser, wenn außer mir niemand etwas davon weiß. Ich werde mit meinen psychokinetischen Kräften das Gedächtnis von allen auslöschen. Ich bringe sie an den Ort zurück, an dem sie waren, bevor sie auf die Insel gekommen sind. Sie werden sich an nichts erinnern.« Plötzlich spürte Ash ein seltsames Kribbeln in seinem Körper und fühlte sich sonderbar leicht. Als er auf seine Füße hinunterstarrte, sah er, dass er auch schwebte! Ash war fassungslos. Sie schwebten alle: Misty und Toggepi, Rocko und Schwester Joy, Corey, Fergus und 89
Neesha. Sogar ihre Pokémon schwebten! »Was ist das denn?«, rief Ash. Er schloss die Augen, denn das weiße Licht wurde immer greller. Dann verlor er das Bewusstsein.
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Ein neuer Anfang »Wo bin ich?«, fragte Ash benommen. Ash schaute sich um. Er stand mit Misty, Rocko, Pikachu und Toggepi in einem Lagerhaus. In dem Raum waren lauter Pokémon-Trainer mit ihren Pokémon. Draußen tobte ein heftiger Sturm über das Meer, und Windböen stürmten um das Lagerhaus. Rocky, die Polizistin, wandte sich an die Menge. »Der Sturm ist so schlimm, dass heute keine Boote mehr rausfahren«, sagte sie. »Bitte verlasst jetzt die Werft und sucht euch irgendwo einen sicheren Unterschlupf. Wir müssen diesen fürchterlichen Sturm abwarten.« Schwester Joy trat aus der Menge hervor. »Wir können das Pokémon-Center aufmachen«, schlug sie vor. »Dort seid ihr alle in Sicherheit. So einen starken Sturm haben wir ja schon seit ewigen Zeiten nicht mehr erlebt!« 91
»Ist sie nicht schön?«, seufzte Rocko, der seine Augen nicht von Schwester Joy lösen konnte. Aber Ash war verwirrt. »Ich kapiere es immer noch nicht. Was machen wir hier eigentlich?« Misty zuckte die Achseln. »Keine Ahnung - wir sind einfach hier«, sagte sie. Sie sah auch ziemlich verwirrt aus und überlegte, was geschehen war. Mewtu hatte sie alle zu dem Landeplatz zurückgebracht und ihre Erinnerung ausgelöscht. Niemand konnte sich mehr an den heftigen Kampf erinnern. Die Pokémon-Trainer und ihre Pokémon verließen die Werft. Ash schaute aus dem Fenster auf den tobenden Sturm. Doch was war das? Die dunklen Wolken am Himmel lösten sich auf. Der heftige Wind legte sich. Das Meer lag jetzt glatt und ruhig da. Die Sonne leuchtete hell am blauen Himmel. Und da war plötzlich noch etwas: ein weißer Lichtblitz! Ash stürzte aus der Werft. Ein Pokémon flog in den Himmel. Ein Pokémon ohne Flügel. Es sah aus wie eine kleine rosa Katze und zog eine Spur aus funkelndem weißen Licht hinter sich her. Dann verschwand es hinter einer Wolke. Misty, Rocko und Pikachu rannten zu Ash, der völlig gebannt in den blauen Himmel starrte. »Was ist, Ash?«, fragte Misty besorgt. Ash schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich hätte etwas am Himmel gesehen... ein Urzeit-Pokémon, glaube ich. Es kam mir irgendwie bekannt vor. In einer rosa Blase schwebte es vorbei und 92
sah einer Katze ähnlich! Aber ich bin mir nicht ganz sicher.« »Nicht viele Leute bekommen ein Urzeit-Pokémon zu Gesicht, Ash«, sagte Rocko. »Wenn das wirklich eines war, wirst du es eines Tages bestimmt wieder sehen. Sie zeigen sich nur ganz selten, aber der Tag wird bestimmt kommen!« »Du hast Recht«, sagte Ash. »Ich suche so lange, bis ich das Urzeit-Pokémon gefunden habe, und dann werde ich bestimmt der größte Pokémon-Meister der Welt. Okay, Pikachu?« »Pika!« Pikachu sprang in Ashs Arme. Es war völlig einverstanden. Etliche Meilen weit entfernt kam das Team Rocket auf einer Insel mitten im Ozean zu sich. Die Insel sah unglaublich schön aus. Der Boden war mit wundervollen duftenden Blumen übersät. Bäume, beladen mit vielen köstlichen Früchten, wuchsen um sie herum und luden dazu ein, sich unter sie ins Gras zu legen. »Wie sind wir hierher gekommen?«, fragte Mauzi. »Ich weiß nicht«, sagte Jessie. »Aber irgendwie kommt mir der Ort hier bekannt vor.« »Ist doch egal«, meinte James. »Wir sind hier jedenfalls im Paradies.« Mauzi grinste. »Heißt das, dass das Team Rocket im Urlaub ist und eine Weile keine Pokémon klauen muss?« »Soll das ein Witz sein?«, fragte Jessie. »Ich meine, 93
was nützt uns das Paradies für unseren Auftrag? Stell dir unseren Boss vor, wenn wir keine seltenen Pokémon finden, die wir ihm mitbringen können!« »So wie Pikachu zum Beispiel?«, sagte James. »Genau!« Und das Team Rocket rief im Chor: »Pikachu, wir kriegen dich!«
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