korper und seele- ratgeber fгr ein besseres verstфndnis [PDF]

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Zitiervorschau

M i t u n s g e h t ’s I h n e n g u t .

G E K - G E S U N D H E I T S - I N F O T H E K

Körper und Seele Ratgeber f ü r e i n b e s s e re s Ve rs t ä n d n i s

Mit uns geht’s Ihnen gut.

Impressum Herausgeber: GEK Gmünder ErsatzKasse Hauptverwaltung, Gottlieb-Daimler-Straße 19, 73521 Schwäbisch Gmünd http:\\www.GEK.de · e-mail: [email protected] Mit der wissenschaftlichen Unterstützung und Beratung durch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

© GEK Gmünder Ersatzkasse ©, Konzept und Realisation: nexus – Beratungsnetz im Gesundheitswesen GmbH,

Aachener Straße 6, 40223 Düsseldorf

Gesamtgestaltung und Druck: W. A. Meinke, Düsseldorf

Mit uns geht’s Ihnen gut.

Körper und Seele R AT G E B E R F Ü R E I N B E S S E R E S V E R S T Ä N D N I S

Inhalt Einleitung: „1. Nichts gefunden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2. Wetten mit dem vegetativen Nervensystem . . . . . . . . . . . . . . . 4 3. Ist unsere Software veraltet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 4. Eine Ursache, unterschiedliche Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 5. Das autonome Nervensystem im Verbund . . . . . . . . . . . . . . . . 15 6. Typische psychosomatische Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . 17 7. Angst und psychosomatische Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . 22 8. Was tun? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 9. Welcher Psychotherapeut ist der richtige für mich? . . . . . . . . . . 27 Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

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Einleitung ERKRANKUNGEN DES KÖRPERS UND DER SEELE

1. „Nichts gefunden“ Bei etwa der Hälfte seiner Patienten findet der Hausarzt sogenannte funktionelle Störungen. Damit ist gemeint, daß zwar Körperfunktionen offensichtlich gestört sind, aber eine körperliche Grundlage oder Ursache hierfür nicht ersichtlich ist. Für viele ist es unbefriedigend, wenn sich bei den körperlichen Untersuchungen nichts Krankhaftes finden läßt. Sie drängen auf weitere, möglicherweise sogar riskante Untersuchungen, um endlich eine körperliche Ursache zu entdecken. Wenn der Hausarzt bei etwa der Hälfte seiner Patienten eine funktionelle Störung feststellt, so ist das für ihn etwas durchaus Geläufiges und in keiner Weise irritierend. Er weiß, daß die meisten funktionellen Störungen über das vegetative Nervensystem zustande kommen. Die Bandbreite reicht von Beschwerden wie Schwindelgefühl, Muskelverspannungen oder Schlafstörungen bis hin zu schwerwiegenden Krankheiten wie Magengeschwür oder Darmentzündung. Der Hausarzt wird nach Belastungen fragen. Leidet man unter Belastungen, sollte man das an dieser Stelle auch sagen. Sonst geht die vergebliche Suche nach körperlichen Ursachen weiter.

bei der neben den körperlichen Ursachen auch psychische und soziale Faktoren gleichberechtigt berücksichtigt werden. Der Begriff Psychosomatik hat dieselbe Bedeutung. Die Psychosomatik beschäftigt sich mit körperlich auftretenden Krankheiten, an deren Entstehung und Verlauf psychische Faktoren maßgeblich beteiligt sind.

Sollte sich herausstellen, daß seelische Probleme für die körperlichen Beschwerden mitverantwortlich sind, kann eine langwierige, vergebliche Suche nach körperlichen Ursachen abgekürzt werden. Man spricht dann von einer psychosomatischen Störung (Psyche = Seele, Soma = Körper). Unter psychosomatischer Medizin versteht man eine Betrachtungsweise des Menschen und seiner Krankheiten,

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2. Wetten mit dem vegetativen Nervensystem

Das vegetative oder auch autonome Nervensystem ist das Bindeglied zwischen psychischen Problemen und körperlichen Beschwerden. Wie das funktioniert, soll an einer kurzen Geschichte deutlich werden: Sie handelt von einer Gruppe junger Leute, die eine Schule für Fallschirmspringer besuchen. Mit ihrem Ausbilder haben sie ausgiebig trainiert für den Tag ihres ersten Sprunges aus einem Flugzeug. Bevor das Flugzeug mit der Gruppe startet, schließt er mit den Schülern eine Wette ab. Sie lautet: Keiner der Schüler wird es eine Minute vor dem Sprung schaffen, zu spucken. Keinen Tropfen Speichel werden sie hervorbringen. Und tatsächlich: Keiner der Schüler schafft es. Der Mund ist wie ausgetrocknet. Diese Wette könnte der Aus-

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bilder mit jeder Gruppe vor ihrem ersten Sprung eingehen. Er würde fast immer gewinnen. Schaut man sich die Springer näher an, so fällt auf, daß die meisten von ihnen die Hände zu Fäusten verkrampft haben; eine scheinbar sinnlose Haltung. Jedenfalls macht das keiner bewußt so. Und würde man den Schülern den Puls messen, so würde auffallen, daß er dramatisch beschleunigt ist.

W I E I S T E S Z U D I E S E N U N W I L LKÜRLICHEN REAKTIONEN G E KO M M E N ?

Mit unserem willkürlichen Nervensystem steuern wir bestimmte Funktionen unseres Organismus: Ich be-

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schließe z. B., den Arm zu heben, bestimmte Muskeln ziehen sich zusammen, der Arm geht nach oben. Das unwillkürliche (= autonome, vegetative) Nervensystem funktioniert dagegen unabhängig von unserem Willen, quasi automatisch. Eine kluge Einrichtung der Natur. Die meisten Vorgänge im Organismus laufen unwillkürlich ab, ohne daß wir daran denken müssen. Die Reaktionen der Fallschirmspringer traten nicht während einer körperlichen Belastung auf – dann wäre der beschleunigte Herzschlag und die Fausthaltung ja zu verstehen. Auslöser dieser Reaktionen vor dem Absprung war die Vorstellung, die Erwartung. Gewissermaßen: Achtung, Alarm, gleich geht es um höchsten Einsatz. Die Alarmreaktion überwältigt nicht nur diese Fallschirmspringer, sie läuft bei jedem ab, der in einer Alarmsituation ist: der Prüfling, der Wettkämpfer oder auch die Beteiligten an einem Streit. Das Faszinierende: Alle reagieren auf Alarm in der gleichen Weise, ohne es bewußt zu wollen.

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Wie funktioniert nun dieses autonome Nervensystem bei Alarm: Die Springer wußten über ihr Gehör und ihre Augen, daß der Moment des Absprungs nah war. Diese Information verläuft vom Großhirn zum Zwischenhirn, der eigentlichen Steuerungszentrale des autonomen Nervensystems. Dort wird der Alarm ausgelöst. Eine Art Kettenreaktion kommt in Gang, die den gesamten Organismus erfaßt.

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Einige Beispiele: – die Speichelproduktion wird gebremst – das Herz schlägt rascher und kräftiger – die Hautdurchblutung nimmt ab zugunsten der Muskeldurchblutung (man wird bleich) – die Darmtätigkeit wird gehemmt

Die „Alarm-Abteilung“ des autonomen Nervensystems benutzt für die Meldung an die Organe bestimmte Nervenstränge und Überträgerstoffe. Der medizinische Begriff für die „Alarm-Abteilung“ ist der „Sympathikus“. Neben dem Sympathikus verfügt das autonome Nervensystem noch über eine weitere Abteilung. Sie ist für Ruhe und Regeneration zuständig: der Parasympathikus. Auch er besteht aus einem bestimmten Nervengeflecht und

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Erholung

Abb. 1: Die beiden Reaktionsprogramme des autonomen Nervensystems

benützt spezielle chemische Überträgerstoffe. Was beispielsweise verändert sich, wenn der Parasympathikus vorherrscht: – das Herz schlägt langsamer, – die Hautdurchblutung wird gefördert (man bekommt ein rosiges Aussehen), – die Darmtätigkeit nimmt zu, ebenso auch die Speichelproduktion, die ja die erste Stufe der Verdauung ist.

In einem fein abgestimmten Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus programmiert das autonome Nervensystem unseren Organismus: Auf Phasen des Alarms oder der Entspannung. Wenn dieses Zusammenspiel gestört ist, sprechen Ärzte oft von „vegetativer Dystonie“.

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3. Ist unsere Software veraltet?

Die Regenerations- und Alarm-Reaktionen des autonomen Nervensystems haben sich im Laufe der Evolution über Millionen Jahre herausgebildet. Ob sie für uns heutige Menschen optimal sind, ist fraglich. Für unsere Vorfahren waren diese Reaktionsprogramme jedenfalls sinnvoll.

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Stellen wir uns einen solchen Urmenschen vor. Er ist Jäger und durchstreift gerade den urzeitlichen Wald.

Sein Kreislauf muß jetzt möglichst viel Blut transportieren: Also schlägt sein Herz rascher und kräftiger.

Plötzlich greift ihn ein Bär an. Jetzt bleibt nur noch: Kampf oder Flucht! Eine Alarmreaktion wird durch den Sympathikus in Bruchteilen von Sekunden in Gang gesetzt.

Für Kampf oder Flucht braucht er Energie: Die Zusammensetzung des Blutes ändert sich schlagartig: Zucker und andere energiereiche Stoffe werden in das Blut abgegeben.

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Die Darmtätigkeit würde jetzt stören: Also stoppt sie, ebenso die Speichelproduktion. Es kommt jetzt auf viel Muskelarbeit an: Die Hautdurchblutung wird gedrosselt zugunsten der Muskeldurchblutung. Nehmen wir an, unser Jäger hat den Bären erlegt und bereitet ihn am Feuer zu. Das erfordert Zeit. Was sein nun aktivierter Parasympathikus bewirkt, läßt sich leicht ableiten: Beim Anblick und Geruch des Bratens läuft ihm der Speichel im Mund zusammen, die Verdauung wird also eingeleitet. Das Herz stellt sich auf Ruhe ein, es schlägt langsamer, die Haut ist wieder rosig geworden. Übri-

gens, das Vorherrschen des Parasympathikus ist auch eine Voraussetzung, Lust auf Sexualität zu haben. In einer Alarmreaktion wäre so eine Regung ziemlich störend. Insgesamt sind diese beiden automatisch ablaufenden Reaktionsprogramme ausgesprochen sinnvoll – wenigstens für unsere Vorfahren. Ein moderner Zeitgenosse steht häufig unter Zeitdruck, was allein schon eine Alarmreaktion auslösen kann. Sein Sympathikus ist aktiviert, er springt in sein Auto.

Da wir für solche Mischsituationen nicht konstruiert sind, ist weder seine Reaktionsfähigkeit noch seine Verdauung optimal. Und dann landet er vielleicht in einem Stau. Sein gesamter Organismus ist auf Kampf oder Flucht eingestellt, dabei sollte er eigentlich besonnen und ruhig bleiben. Die bereitgestellte Energie wird nicht abgeführt. Geladen wie eine Kampfmaschine parkt er sein Auto und fährt mit dem Fahrstuhl in sein Büro …

Während der Fahrt ißt er rasch einen Imbiß, was seinen Parasympathikus aktiviert.

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IST DIE ALARMREAKTION DES S Y M PA T H I K US M I T S T R E S S G L E I C H Z US E T Z E N ?

thikus bereitgestellte und nicht benötigte Energie, die viele Alarmreaktionen „stressig“ werden läßt.

V E RT R Ä GT S I C H U N S E R E M O D E R NE LEBENSWEISE SCHLECHT MIT D E M SY M PA T H I K US - P R O G R A M M ?

Als unser Jäger den Bären erlegte, war er freudig bei der Sache. Er hat die vom Sympathikus bereitgestellten Energien verbraucht und war danach zwar vermutlich erschöpft, aber er würde es verneinen, unangenehmen Streß gehabt zu haben. Der Autofahrer jedoch empfand im Stau sicher etwas, das mit unangenehmem Streß bezeichnet werden kann. Ob also eine Alarmreaktion zu Streß wird, hängt z. B. davon ab, ob man die Folgen innerlich bejahen kann oder nicht. Zum anderen ist es gerade die vom Sympa-

Sollte der Autofahrer im Stau aussteigen und auf die anderen Autos einschlagen, um seine Energien abzuführen?

Die mangelnde Energieabfuhr ist ein wichtiger Aspekt. Körperliche Belastung hat aber noch viele weitere positive Wirkungen: auf das Skelett, auf das Herz-Kreislauf-System, auf das Hormonsystem, bis hin zu der bekannten Erfahrung von euphorischen Zuständen nach starker körperlicher Belastung.

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Unserer biologischen Programmierung entspräche das eher, als verkrampft hinter dem Lenkrad zu sitzen. Er könnte aber auch im Sitzen versuchen, durch Muskelübungen Energie abzubauen. Oder sich eine innere Haltung anzueignen, aus der heraus es gar nicht nötig ist, auf den Stau mit „Alarm“ zu reagieren.

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K A N N S P O RT DA S P R O B L E M M I T D E R „ V E R A LT E T E N S O F T WA R E “ LÖSEN?

Es ist sinnvoll, den Bewegungsmangel durch körperliche Betätigung auszugleichen. Aber unser moderner Lebensstil läßt sich nicht einfach auf unsere von der Natur vorgegebene Ausstattung abgleichen. Der Parasympathikus, das Reaktionsprogramm für Erholung und Regeneration, kommt nämlich in unserem Leben noch viel weniger zu seinem Recht als der Sympathikus.

Beispiel Zeitfenster: Früher orientierte sich der Tagesablauf an den natürlichen äußeren und inneren Gegebenheiten. „Freizeit“ war für unsere Vorfahren kein Thema. Waren sie müde, haben sie geschlafen. Die Siesta, das Mittagsschäfchen in südlichen Ländern, ist z. B. eine dem Parasympathikus entsprechende Gewohnheit. Heute sind wir eingezwängt in Zeitfenster, die den natürlichen Reaktionsweisen entgegenstehen. Wir beginnen nicht mit der Arbeit, wenn wir ausgeschlafen haben und es hell ist, sondern weil es „Zeit“ ist. In unserer Frei-Zeit neigen wir zu Tätigkeiten, die eher den Sympathikus stimulieren, wir haben auch hier das Gefühl, Leistungen erbringen zu müssen. Hingegen ist der Begriff „Muße“ nicht modern. Wir messen einem entspannten Da-Sein nicht die Bedeutung zu, die unserem Organismus zukommt.

S I N D P SY C H O S O M AT I S C H E E R K R A N K U N G E N S C H I C KSALHAFT?

Beispiel Ernährung: Früher haben die Menschen ihrem Organismus Zeit gelassen, sich auf das Essen einzustellen, heute haben wir „Fast Food“ und betrachten das Essen manchmal sogar als notwendiges Übel in unserer Geschäftigkeit.

In gewisser Weise ist es unser Schicksal, daß die Entwicklung der letzten Jahrhunderte uns einen Lebensstil gebracht hat, der sich mit unserem autonomen Nervensystem nicht verträgt. Aber wenn man diese Zusammenhänge kennt, kann man versuchen, unseren beiden autonomen Reaktionsprogrammen besser gerecht zu werden, vor allem dem Parasympathikus, wie wir noch sehen werden. Die „veraltete“ Software bzw. unser moderner Lebensstil: Führt das zu einer Zunahme von psychosomatischen Erkrankungen?

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Zunächst einmal führt es dazu, daß auch viele Gesunde Schwierigkeiten haben, mit dieser modernen Lebensart einigermaßen unbeschadet über die Runden zu kommen. Gehäufte Schlafstörungen z. B. (Parasympathikus) sind wenigstens zum Teil ein Resultat dieser Entwicklung. Aber auch die psychosomatischen Krankheiten im engeren Sinn wie Bronchialasthma, Magengeschwür, Dickdarmentzündung oder Magersucht scheinen in engem Zusammenhang mit der Industrialisierung und Zivilisation zu stehen. So gibt es zum Bei-

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spiel in Grönland eine Gruppe von Eskimos, die isoliert unter einfachsten Bedingungen lebt. Eine mit ihnen verwandte Gruppe hat dagegen seit langem Kontakt mit der westlichen Zivilisation. Bei dieser Gruppe sind psychosomatische Erkrankungen 4- bis 5mal häufiger als bei der „primitiven“ Gruppe. Oder wenn in Peru die Indios aus ihren Andendörfern in die Stadt ziehen, bekommen viele von ihnen psychosomatische Krankheiten, die in ihren Dörfern praktisch unbekannt waren.

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4. Eine Ursache, unterschiedliche Folgen

Beobachten wir unseren durch Stau und Zeitdruck alarmierten Autofahrer noch ein wenig. Die paar Schritte aus dem Fahrstuhl ins Büro verbrauchen nur einen Bruchteil der bereitgestellten Energie. Er ist immer noch geladen wie eine Kampfmaschine. Seinen „Dampf“ läßt er an Sekretärin Nr. 1 ab, er beschimpft sie ungerechtfertigt. Die Sekretärin hat eine akute Sympathikusreaktion. Sie schnappt sich den nächsten Ordner und donnert ihn ihrem Chef an den Kopf. – Vom Standpunkt des autonomen Nervensystems aus gesehen ist das sicher die „gesündeste“ Reaktion.

Auch Sekretärin Nr. 2 wird beschimpft. Sie will ihren Job behalten. Sie bleibt beherrscht. Die Alarmreaktion behindert ihre Konzentration und führt zu einem feinen Zittern der Hände, bedingt durch Sympathikusaktivierung. Sie verschiebt den Kampf auf den Feierabend. Beim Tennisspielen baut sie den aufgestauten Groll gegen den Chef ab. Sekretärin Nr. 3 scheint mit dem aggressiven Verhalten des Chefs am besten fertig zu werden. Sie zeigt keine Zeichen der Alarmierung, bleibt äußerlich völlig ruhig. Zu Hause vor dem Einschlafen (Parasympathikus)

holt sie die Alarmreaktion nach. Dieses Nachholen hat sie schon öfter erlebt: Sie hat Herzklopfen, Schwindelgefühl, mal friert sie, mal ist ihr heiß, sie ist innerlich unruhig und getrieben, und dabei müßte sie jetzt doch einschlafen, um am nächsten Morgen fit zu sein … Hinter diesen merkwürdigen Beschwerden verbirgt sich eine BalanceStörung des autonomen Nervensystems. Das kann sich unterschiedlich auswirken: – Es kommt zu einem raschen Wechsel im Einfluß von Sympathikus und Parasympathikus,

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– eines der Programme überwiegt, setzt sich dauerhaft durch, – oder der Organismus reagiert besonders empfindlich auf Signale, die Erholung und gleichzeitig Alarm nach sich ziehen (Bei Sekretärin Nr. 3: die scheinbar vernünftige Entscheidung zu schlafen, setzt den Parasympathikus voraus, aber die wiederkehrenden Gefühle rufen eine Alarmreaktion hervor).

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Solche vegetativen Störungen können viele Ursachen haben, die sich aus der Vernetzung des autonomen Nervensystems im Gesamtorganismus ergeben. Wenn die vegetativen Störungen über längere Zeit anhalten, können daraus körperliche Krankheiten entstehen.

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5. Das autonome Nervensystem im Verbund

Zwischenhirn (autonomes Nervensystem)

Hypophyse (Hormonsystem)

Abb. 2: Autonomes Nervensystem und Hormonsystem beeinflussen sich wechselseitig

Die Steuerzentrale des autonomen Nervensystems ist das Zwischenhirn. Unterhalb davon sitzt die Hirnanhangsdrüse oder Hypophyse, die wiederum das Hormonsystem steuert. Zwischenhirn und Hypophyse stehen über Nerven und Blutgefäße miteinander in Verbindung. Das Zwischenhirn ist also nicht nur Steuerzentrale des autonomen Nervensystems, sondern es reguliert über die Hypophyse fast das gesamte Hormonsystem, also z. B. Schilddrüsen-, Wachstums- oder Sexualhormone. Die meisten Frauen kennen es: Wenn sie längere Zeit überbeansprucht sind, kann der Zyklus unregelmäßig werden. In Krisenzeiten (= Daueralarmierung) setzt bei vielen Frauen die Monatsblutung sogar ganz aus. Den Zusammenhang von Alarm oder Streß mit einem anderen System des Körpers kennen viele Menschen aus eigener Erfahrung: Nach einer Reihe von zermürbenden Streß-Tagen bricht plötzlich ein Fieberbläschen (Herpes

labialis) auf, oder man bekommt plötzlich eine Erkältung. Die Wissenschaft konnte solche Beobachtungen lange nicht erklären. Erst in den letzten Jahren hat sich die sogenannte Psychoneuroimmunologie entwickelt. Sie erforscht die Zusammenhänge zwischen seelischen Vorgängen, Nerven- und Immunsystem. Das Immunsystem kann man sich als militärische Eingreiftruppe des Organismus zur Abwehr von Schädlingen von außen (Viren, Bakterien) und von innen (Krebszellen) vorstellen. Ein Teil dieser Zellen ist in Organen kaserniert, ein Teil schwimmt als Patrouille in der Blutbahn. Jahrzehntelang gab es keine Beweise für einen Informationsaustausch zwischen autonomem Nervensystem und Immunsystem, man betrachtete beide als unabhängig nebeneinander existierend. In einem kürzlich durchgeführten Experiment wurde mit einer Miniaturelektrode die elektrische Aktivität im Zwischenhirn gemessen. Im Körper wurde nun eine Immunreaktion aus-

gelöst, etwa einem Bienenstich vergleichbar. Das Überraschende: Die Reaktion des Immunsystems zog auch eine elektrische Aktivität im Zwischenhirn nach sich! Einbahnstraßen sind im Organismus selten, und so suchte man nach Beweisen, daß das autonome Nervensystem das Immunsystem beeinflussen kann. Und erst vor wenigen Jahren entdeckte man, daß weiße Blutkörperchen in der Milz Kontakt mit Nervenzellen des autonomen Nervensystems haben. Zusätzlich konnte man nachweisen, daß ein Informationsaustausch zwischen den Nerven und den weißen Blutkörperchen besteht. 1993 konnte von einer Arbeitsgruppe in Hannover gezeigt werden, daß sich bei Fallschirmspringern die Zahl der natürlichen Killerzellen (spezialisierte Abwehrzellen) im Blut unmittelbar nach dem Sprung verdoppelt und eine Stunde später unter den Ausgangswert sinkt.

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Zwischenhirn (autonomes Nervensystem)

Immunsystem

Hypophyse (Hormonsystem)

Abb. 3: Autonomes Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem beeinflussen sich wechselseitig

Solche Untersuchungen sind für die Forscher in der Psychoneuroimmunologie natürlich außerordentlich spannend und fordern Spekulationen heraus: Wie steht es mit der Beobachtung von Eltern an ihren Kleinkindern, daß die Kinder nach dem Genesen von einer Erkrankung einen psychischen Reifungsschub durchgemacht zu haben scheinen? Hat hier das Immunsystem das Gehirn beeinflußt? Wenn das zutrifft: Inwieweit prägen die Krankheiten, die wir als Kinder durchmachen, unsere Persönlichkeitsentwicklung? Ist das auch im Erwachsenenalter noch so? Krebsfachleute, Psychologen und Psychotherapeuten berichten immer wieder von seltenen, aber um so eindrucksvolleren Phänomenen: Ein Krebspatient, von dessen baldigen Tod man überzeugt war, erholt sich überraschenderweise komplett. Am Wendepunkt der Krankheit fiel eine Veränderung im seelischen Erleben des Betrof-

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fenen auf. Solche Beobachtungen legen die Vermutung nahe, daß die Krebsabwehr – neben einer Vielzahl anderer Faktoren – auch von der Psyche abhängig ist.

WA S S O L L M A N M I T D I E S E M Z US A M M E N H A N G S - K N Ä U E L A N FA N G E N ?

Diese Komplexität ist auch für die Forscher nicht einfach. Denn je mehr Faktoren ein Experiment beeinflussen, um so schwieriger ist es, die Übersicht zu behalten. Für den gesundheitsbewußten Menschen ist es zunächst einmal wichtig, den ursprünglichen Sinn der automatischen Reaktionsprogramme (Sympathikus und Parasympathikus) und ihre Signale zu beachten. Also sich z. B. zu fragen: Warum empfinde ich gerade jetzt Herzrasen oder Mundtrockenheit? Wo ist in meinem Alltag Raum für den Parasympathikus, wo leiste ich mir Muße?

Wer diese Fragen in seinem Alltag beachtet, wird einen spürbaren Einfluß auf sein Befinden feststellen. Werden psychosomatische Krankheiten durch Fehlregulationen im autonomen Nervensystem verursacht? Die klassischen psychosomatischen Krankheiten wie Magengeschwür oder Bronchialasthma haben körperliche, oft erbliche Grundlagen. Man hat diese Krankheiten hinsichtlich ihrer psychischen Hintergründe besonders genau untersucht. Auch viele andere Erkrankungen werden psychisch mitverursacht. Sogar der Heilungsverlauf eines Knochenbruchs ist in gewissem Umfang von seelischen Faktoren abhängig. Der große Fortschritt in der psychosomatischen Medizin besteht darin, die alten Grenzen „nur körperlich/nur seelisch bedingt“ aufzugeben und bei allen Erkrankungen die Wirkungen beider Bereiche zu berücksichtigen.

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6. Typische psychosomatische Erkrankungen

Mit „klassischen“ psychosomatischen Erkrankungen sind einige Krankheitsbilder gemeint, für deren Auftreten seelische Vorgänge eine große Rolle spielen und die diesbezüglich besonders gut untersucht sind, z. B. Bronchialasthma, Magengeschwür, Dickdarmentzündung oder Magersucht. Beschwerden als „psychosomatisch“ zu betrachten, darf nicht dazu verführen, ausschließlich die Rolle des Seelischen zu sehen und die Bedeutung des Organischen zu vernachlässigen. Andererseits besteht die Gefahr, nach dem Motto zu verfahren: Wer keine psychosomatische Erkrankung hat, bei dem spielen seelische Vorgänge keine Rolle. Ein Beispiel: Ein Mann geht im Wald spazieren. Ein anderer Spaziergänger begegnet ihm und fragt ihn nach dem Weg. Der Mann bleibt stocksteif stehen, antwortet nicht. Er ist wie eingefroren. Erst nach einigen Minuten ist er wieder in der Lage zu gehen. Später berichtet er, daß er ein wenig ängstlich war, als ihm der andere Spaziergänger im Wald begegnete. Als er schließlich sogar angesprochen und nach dem Weg gefragt wurde, sei eine Art Panik über ihn gekommen, vielleicht die Angst, er könne jetzt versagen. Da sei er „eingefroren“. Wenn diesem Mann das häufiger passiert, wird jeder zustimmen: Er ist krank. Eine Überraschung, ein Schreck führt bei ihm zu einer Alarmreaktion des Sympathikus, in deren Gefolge er vorübergehend völlig steif wird. Hat er eine psychosomatische Krankheit? Der Mann leidet an der ParkinsonKrankheit, die u. a. mit einer abnormalen Muskelsteifigkeit einhergeht. Mit Medikamenten läßt sich die Steifigkeit gut behandeln. Die Aktivierung des Sympathikus kann die Steifigkeit schlagartig zu Tage kommen lassen.

Die Parkinsonkrankheit wird nicht als psychosomatische Erkrankung bezeichnet; es handelt sich um eine Stoffwechselstörung im Gehirn. Trotzdem liegen auch hier psychosomatische Störungen vor. Er konsultiert einen spezialisierten Verhaltenstherapeuten und lernt, mit mentalen (geistigen) Übungen das Aufkommen von Panik in solchen Situationen zu verhindern.

RÜCKENSCHMERZEN

Erinnern Sie sich, als Sie neulich unter Zeitdruck die Wohnung verließen; Sie waren spät dran. An der Haustür stellten Sie fest, daß Sie etwas vergessen hatten. Sie liefen zurück zur Wohnungstür, hatten den Schlüsselbund in der Hand und hatten – höchst ärgerlich – Probleme, den passenden Schlüssel herauszusuchen. Als Sie ihn unter den anderen Schlüsseln herausgeangelt hatten, hatten Sie Schwierigkeiten, den Schlüssel auf Anhieb ins Schlüsselloch zu stecken. Ausgerechnet jetzt!

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Ursache vorliegen, zusätzliche seelische Ursachen nicht ausgeschlossen sind.

W I E KO M M T S O E I N U NA N G E M E S S E N E S V E R H A LT E N Z US TA N D E ?

Eine der vielen Veränderungen im Gefolge der Alarmreaktion ist eine verstärkte Grundspannung der Muskulatur. Erinnern wir uns an „Kampf oder Flucht“ unserer Vorfahren: Nur wenn die Skelettmuskeln in einer erhöhten Grundspannung sind, können sie rasch und kraftvoll auf die Erfordernisse reagieren. Unser autonomes Nervensystem hat aber nicht vorgesehen, daß wir bei Alarm feinabgestimmte Bewegungen wie das Schlüssel-Angeln vollbringen sollen, sondern grobe, kraftvolle Bewegungen.

Beispiel: Ein Maurer, der noch nie Rückenschmerzen hatte, baut sich selbst ein Haus. Beim Heben eines Zementsackes fährt es ihm in den Rücken, er ist wochenlang krank. Auf den ersten Blick sieht alles „organisch“ aus. Es ergibt sich jedoch, daß er während der Zeit des Eigenheimbaus massive Probleme in seiner Ehe hatte, die ihn stark bedrückten.

Deshalb stellen wir uns in Alarmsituationen manchmal so ungeschickt an.

Auch bei scheinbar klar organischen Ursachen für eine Krankheit sollte also der Blick auf mögliche seelische Ursachen nicht getrübt sein.

Auch Angst löst eine Alarmreaktion aus. Vielleicht erinnern Sie sich an einen Zahnarztbesuch, bei dem Sie auf dem Behandlungsstuhl auf den Bohrer warteten. Ihr Körper, vor allem Ihr Rumpf, war in Streckstellung und bretthart angespannt. Nach einer längeren Sitzung beim Zahnarzt kann es vorkommen, daß der Patient aufsteht und massive Kreuzschmerzen hat, weil er unwillkürlich, ohne es zu wollen, seine Rückenmuskulatur verspannt hat. Auf diese Weise können Angst, Sorgen, Ärger zu chronischen Verspannungen der Rückenmuskulatur führen. Die Schmerzen verursachen in dem betroffenen Gebiet nochmals eine Zunahme der Muskelspannung, so daß Nerven und Bandscheiben gequetscht werden können. Der gleiche Mechanismus kann auch im SchulterNacken-Bereich auftreten und dort Schmerzen verursachen, die bis in den Kopf ausstrahlen.

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Rückenschmerzen sind ein gutes Beispiel für die Bandbreite der Ursachen von Erkrankungen: Auf der einen Seite können Rückenschmerzen akut z. B. beim Heben eines zu schweren Gegenstandes auftreten, wobei die Bandscheibe verletzt oder in eine unnatürliche Position gebracht wird. Manchmal sind auch gynäkologische Krankheiten und andere „rückenferne“ Erkrankungen der Grund für den Rückenschmerz. In den allermeisten Fällen sind jedoch seelische Probleme für den Rückenschmerz mitverantwortlich oder sogar hauptverantwortlich. Man sollte darauf achten, daß auch, wenn Anhaltspunkte für eine körperliche

In vielen Fällen zeigt es sich, daß Menschen mit Rückenschmerzen ihre Bedürfnisse oder Ängste gewaltsam unterdrücken, „sich zusammenreißen“. Oft entsteht das Bild von jemandem, der unbewußt das Kreuz versteift, als gelte es, eine schwere Last zu tragen.

HERZBESCHWERDEN

Ein athletischer, durchtrainierter junger Mann arbeitet als Industriekaufmann. Er ist außerordentlich leistungsorientiert und beruflich erfolgreich. Seit 2 Jahren lebt er mit seiner Freundin zusammen. Eines Tages, beim Krafttraining im Fitneßstudio, beginnt sein Herz zu jagen, er spürt die Herzschläge bis zum Hals. Er ist in panischer Angst, einen Herzinfarkt zu haben und wird vom Notarzt in die Klinik gebracht. Dort läßt sich nichts

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Krankhaftes feststellen. Am nächsten Tag geht er wieder arbeiten, aber die Zustände wiederholen sich. Untersuchungen bei verschiedenen Herzspezialisten ergeben allesamt: Kein krankhafter Befund am Herzen. Mit der Zeit lebt der junge Mann zunehmend in Angst vor den Zuständen, und sie häufen sich. Er sucht einen Psychotherapeuten auf und der erfährt: Die Eltern waren sehr streng und leistungsorientiert. Auch die Mutter verband in seiner Erinnerung ihre Zuwendung mit Leistungsanforderungen, etwa: Ich hab’ dich lieb, wenn ... In den Wochen, bevor es zu den Zuständen kam, hatte es in der Firma des jungen Mannes Probleme gegeben. Am Abend vor dem ersten Zustand hatte die Freundin eine kritische Bemerkung über die Beziehung gemacht.

Das ganze Ausmaß seiner Trennungs- und Vernichtungsängste trat aber erst am folgenden Tag hervor, als er beim Krafttraining eine durchaus normale Beschleunigung seines Herzschlages hatte, diese dann aber einen Anknüpfungspunkt für tiefere seelische Schichten darstellte.

ist, wird sie nicht wahrgenommen. Die Wirkung der Angst auf das autonome Nervensystem aber läßt sich nicht unterdrücken: Alarm. Und der führt dann zu einer Beschleunigung des Herzschlages.

BRONCHIALASTHMA

Neben Herzjagen kann auch nervöses Herzklopfen, unregelmäßiger Herzschlag und „Kreislaufschwäche“ mit und ohne Schwindel Ausdruck einer psychosomatischen Störung sein. Bei vielen Menschen mit psychosomatischen Herzbeschwerden steht eine Angst, vor allem eine Verlust-Angst im Hintergrund. Da die Angst in tieferen seelischen Schichten verborgen

Bei einem Asthmaanfall verkrampfen sich die Bronchiolen, die kleinen Verästelungen der Atemwege in den Lungen. Gleichzeitig schwellen die Bronchialschleimhäute an und es entwickelt sich ein zäher Schleim. Ein Asthmaanfall ist eine dramatische Situation, der Betroffene leidet an quälender Atemnot.

Vermutlich ist die Leistungorientiertheit des jungen Mannes wenigstens zum Teil auf die (ihm nie bewußt gewordene) Lernerfahrung im Elternhaus zurückzuführen: Ich werde geliebt, wenn ich etwas bringe. Von dieser Haltung konnte er sich nie lösen, aber alles lief ja offenbar problemlos. Unbewußt übertrug er diese Haltung auch auf seine Freundin. In seinen Augen war also ihre Liebe mit seinen Leistungen verknüpft. Als es Schwierigkeiten im Betrieb gab, berichtete er dem Psychotherapeuten, habe er die Äußerungen der Freundin besonders genau auf Ablehnung beobachtet. Als sie dann tatsächlich eines Abends etwas Kritisches über die Beziehung gesagt habe, habe er nicht besonders ängstlich reagiert, eher traurig im Sinne von: Ich hab’s gewußt, damit habe ich gerechnet ...

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Früher dachte man, Asthma sei ein „nervöses“ Leiden, bis man die Allergene entdeckte. Allergene sind Reizstoffe, gegenüber denen Allergiker überempfindlich reagieren. Jeder Stoff kann im Prinzip als Allergen wirken. Manche vertragen Metallegierungen in Schmuck oder Zahnfüllungen nicht, andere Schokolade, Hausstaub, Blütenpollen oder Tierhaare.

allergisch. Wer gegen Katzenhaare allergisch ist, bekommt unter Umständen bereits einen Asthmaanfall allein dadurch, daß er in einem Auto fährt, in dem sich Tage zuvor eine Katze befunden hatte.

Mit der Entdeckung der Allergene glaubte man, bald auch die Behandlung des Asthma in den Griff zu bekommen, denn die meisten Asthmakranken reagieren auf bestimmte Stoffe

Hingegen ist inzwischen klar geworden, daß seelische Faktoren bei der Auslösung eines Asthmaanfalles sehr wichtig sind und das Auseinandersetzen mit diesen seelischen Konflikten oft drastische Besserungen mit sich bringen kann.

Heute läßt sich die Luftnot beim Asthma mit Medikamenten zwar bekämpfen, aber selten heilen.

Bei vielen Asthmatikern zeigt es sich, daß sie als Kinder ungewöhnlich stark Angst hatten, die Liebe der Mutter zu verlieren. Dahinter kann eine tatsächlich stattgefundene Ablehnung durch die Mutter stecken. Aber auch die Geburt eines Geschwisterkindes und die darauf folgende „übermäßige“ Zuwendung und eventuell Bevorzugung kann eine solche Entwicklung begünstigen.

M AG E N S C H L E I M H AU T E N T Z Ü N D U N G ( GA S T R I T I S ) U N D M AG E N G E S C H W Ü R

Verschiedene Ursachen werden heute für das Auftreten von Entzündungen der Magenwand verantwortlich gemacht: eine ererbte Veranlagung, Bakterien, Medikamente und andere Stoffe können sie verursachen. Meistens spielen auch seelische Faktoren eine Rolle oder sind sogar die einzig faßbare Ursache der Beschwerden.

W I E KO M M E N D I E S E E R K R A N K U N G E N Z US TA N D E ?

Drüsen in der Magenwand geben in das Mageninnere die Magensäure ab, die zur Verdauung erforderlich ist. Bei einer Entzündung oder einem Geschwür schädigt die Magensäure die Magenwand. Der gesunde Magen verfügt über Schutzmechanismen vor dem „Angefressenwerden“ durch die Säure. Diese Schutzmechanismen funktionieren nur dann optimal, wenn die Durchblutung der Magenwand normal ist. Ist die Durchblutung über längere Zeit vermindert, kann die Säure die Magenwand angreifen; es kommt zunächst zu einer Entzündung und später zu einem Geschwür. Zusätzlich häufig nachweisbar: der Magen produziert abnormal viel Säure, der Magensaft ist aggressiver als normal. Erinnern wir uns an die beiden Programme des autonomen Nervensystems: Die Alarmreaktion des Sympathikus bereitet auf Kampf oder Flucht vor. Der gesamte Verdauungstrakt, zu dem der Magen ja gehört, wird quasi stillgelegt und seine Durchblutung vermindert, weil

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alle Energie den Muskeln zur Verfügung gestellt werden soll. Die verminderte Magendurchblutung schwächt auch die Schutzmechanismen der Magenwand. Der Parasympathikus (Erholung und Regeneration) sorgt für die Aktivierung des Verdauungstrakts und verstärkt die Durchblutung. Die verstärkte Durchblutung fördert die Schutzmechanismen. Solange der Mensch in einem ausgewogenen Verhältnis von Phasen mit Sympathikuswirkung und Parasympathikuswirkung lebt, kann nichts passieren. Wenn es aber zu einer längerdauernden Alarmreaktion ohne Erholungspausen kommt, ist die Magenwand schutzlos der aggressiven Säure ausgeliefert. Bei Menschen, die gleichsam zwischen zwei Haltungen hin- und hergerissen sind, können sympathische und parasympathische Wirkungen gemeinsam den Magen angreifen: Zu der geschwächten Schutzfunktion kommt noch die vermehrte Säureproduktion hinzu.

verfolgen. So kann das Bedürfnis des Säuglings nach der Mutterbrust, nach „umsorgt werden“ unter bestimmten Umständen weiterbestehen bis in das Erwachsenenalter hinein. Der Wunsch selbst ist dem Betreffenden als Erwachsener nicht bewußt, aber seine vegetativen Folgen: Immer dann, wenn er „Umsorgtwerden“ und „Fütterung“ besonders nötig hat, reagiert sein autonomes Nervensystem wie zu Säuglingszeiten: In Erwartung der Muttermilch wird dem Magen vermehrt Säure zur Verfügung gestellt.

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Kopfschmerzen Schwindel Eßstörungen Durchfall und Verstopfung Darmentzündungen Rheuma Sexualstörungen – Neurodermitis

In anderen Fällen sind die Gründe nur wenige Tage oder Wochen zurückliegend, z. B. eine Trennung oder berufliche Überlastung. Andere körperliche Erkrankungen, die häufig seelisch ausgelöst oder verursacht werden, sind:

Eine überstarke oder übermäßig lange Alarmreaktion wird allgemein auch als „Streß“ bezeichnet. Magengeschwüre im Gefolge von Streß sind so häufig, daß es dafür den Begriff „Streßgeschwür“ oder „Streßulkus“ gibt. Solche Geschwüre treten sehr häufig nicht nur nach schweren körperlichen Verletzungen und Operationen auf, sondern auch nach längerdauernden seelischen Belastungen. Die Ursachen dieser Belastungen lassen sich oft bis in die frühe Kindheit zurück-

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7. Angst und psychosomatische Störungen

Wenn wir Angst haben, so sind wir davon überzeugt, daß Gefahr droht. Während einer Bergwanderung löst sich ein Felsbrocken von der Wand und poltert herunter. Die bedrohten Wanderer rennen voller Angst weg. Sie waren in der Lage, so schnell zu reagieren, weil in ihrem autonomen Nervensystem eine Alarmreaktion ausgelöst wurde. Die körperlichen Auswirkungen der Angst gleichen im wesentlichen den körperlichen Folgen der Alarmreaktion: Das Herz schlägt rascher, der Blutdruck steigt, der Atem geht schneller, der Mund wird trocken, der Appetit ist weg, usw.

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Wenn wir nicht die Fähigkeit zu solchen Angstreaktionen hätten, würden wir vermutlich nicht lange leben. Angst ist also zunächst einmal etwas sehr Sinnvolles. Häufig entspringt die Angst aber nicht einer äußeren Gefahr, sondern einer inneren. Erinnern wir uns an unseren jungen Industriekaufmann im Abschnitt „Herzbeschwerden“: Die Freundin macht ein paar kritische Bemerkungen über die Beziehung zu ihm. In ihm steigt das Gefühl auf, sie könne sich von ihm trennen. Das Gesündeste wäre, zu fragen: Willst du dich von mir trennen?

Er stellt die Frage aber nicht. Vielleicht würde das Thema Verlassenwerden alte Wunden schmerzhaft aufreißen, was er vermeiden will. Er schiebt die Angst vor dem Verlassenwerden beiseite, er verdrängt sie. Ohne die Angst selbst zu spüren, bemerkt er aber ihre körperlichen Auswirkungen: Am nächsten Tag merkt er das Herzjagen und kommt mit der Überzeugung in die Klinik, einen Herzinfarkt zu haben. Nun empfindet er tatsächlich Angst, aber es ist die Angst um sein Herz. Die eigentliche Ursache für seine Zustände ist ihm verborgen. In den meisten Fällen von angstbedingten körperlichen Störungen

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wissen wir um die Zusammenhänge. Der Prüfling spürt als Folge seiner Prüfungsangst das Herz bis zum Hals schlagen und wird in der Regel dennoch nicht die Angst vor einer Herzerkrankung entwickeln, weil die Ursache der Angst offensichtlich ist. Wenn aber die Angst einen besonders wunden, in unserem Lebensweg vielleicht ungeklärten Punkt in uns trifft, kann es sein, daß wir nicht bereit sind, uns die Quelle der Angst klar zu machen. Ein sensibler junger Mann arbeitet seit Jahren bei einer Gerüstbaufirma. Es ist zwar nicht sein Traumberuf, aber er ist zufrieden mit dem Verdienst und hat keine Mühe, in großer Höhe zu arbeiten. Eines Tages tritt bei ihm schlagartig eine Höhenangst auf mit quälendem Schwindel. Unten auf dem Erdboden fühlt er sich vollkommen in Ordnung. Die Höhenangst ist derart ausgeprägt, daß er nicht mehr auf das Gerüst kann und einen Berufswechsel erwägt.

Beschmutzungsphobie hat, sagt: Ich weiß, daß meine Angst unsinnig ist, daß ich krankmachende Keime an den Händen habe, aber sie zwängt sich mir auf. Der Betreffende kann dann einen Waschzwang entwickeln: Er hat ein Gefühl der ängstlichen Unruhe, das sich durch Händewaschen aber nur vorübergehend legt. Die Zwangserscheinungen liegen sozusagen am anderen Ende eines Bogens von seelischen Störungen, der mit krankhafter Angst beginnt. Dabei kann es sich um Zwangsgedanken handeln. Z. B. der während eines Gottesdienstes unsinnig und verwerflich empfundene Gedanke, wie der Pfarrer wohl unbekleidet aussieht. Zwangshandlungen beziehen sich häufig auf Kontrollen: Ist der Wasserhahn wirklich geschlossen? Die Herdplatte tatsächlich ausgeschaltet?

Viele kennen Angststörungen (mit und ohne körperliche Erscheinungen), Phobien und Zwangserscheinungen von sich selbst. Häufig sind es vorübergehende Beschwerden oder man hat sich an solche „Marotten“ gewöhnt und kann damit leben. Wer aber längere Zeit unter solchen Beschwerden leidet, sollte nicht zögern, einen fachkundigen Therapeuten aufzusuchen. Denn verborgene, unbewußte Ängste sind häufig an der Entwicklung psychosomatischer Störungen beteiligt. Und auch wenn andere, körperlich faßbare Krankheiten vorliegen, können aktuelle Beschwerden durch ängstliches oder zwanghaftes Erleben verstärkt oder verfestigt werden. Eine entsprechende Behandlung durch Medikamente oder Psychotherapie führt dann oft zu bemerkenswerten Verbesserungen.

Bei der psychotherapeutischen Behandlung stellt sich heraus, daß wenige Wochen zuvor ein neuer Mitarbeiter den jungen Mann grob und ausdauernd hänselte. Der junge Mann fühlte sich dadurch äußerst gekränkt. Es drängten sich ihm immer wieder Bilder in seiner Phantasie auf, in denen er den Neuen vom Gerüst stieß und damit umbrachte. Er wehrte sich gegen diese inneren „Kurzfilme“, aber sie traten zwanghaft immer wieder auf. Seit die Höhenangst begonnen hatte, waren die „Kurzfilme“ verschwunden. Wenn die Angst wie in diesem Fall sich auf eine spezielle Situation bezieht, spricht man von Phobie. Beispielsweise die Angst, über einen freien Platz zu gehen (Agoraphobie), vor geschlossenen Räumen (Klaustrophobie) oder vor Mäusen. Wer z. B. eine

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8. Was tun?

Wer eine Erkrankung oder Störung hat, die seelisch bedingt oder mitbedingt ist, sollte zu einem Spezialisten für psychosomatische Medizin gehen. Das kann ein „Arzt für psychosomatische Medizin“ sein oder ein Psychotherapeut. Einen Überblick über die wichtigsten Psychotherapie-Formen erhalten Sie am Schluß dieses Kapitels. Aber man kann auch durch bestimmte Übungen Entscheidendes zur Heilung beitragen. Alle seelisch bedingten Gesundheitsstörungen hängen mit dem vegetativen (autonomen) Nervensystem mehr oder weniger zusammen. Wenn jemand z. B. aufgrund einer Trennung ein Magengeschwür bekommt, dann liegt die Ursache in der Trennung bzw. in der Art, wie er die Trennung verarbeitet. Bekommt er das Geschwür aufgrund von beruflichem Dauerstreß, so liegt der Grund in der Arbeitsbelastung bzw. wie er damit umgeht. In beiden Fällen kann eine Psychotherapie oder eine psychologische Beratung helfen. Aber Psychotherapien brauchen oft lange, bis sie wirken. Und im Fall von Streß ist es nicht immer möglich, die Ursachen zu beheben. Aber beiden Fällen und allen psychosomatischen Störungen gemeinsam ist, daß die Krankheit aus einem Mißverhältnis zwischen Sympathikus und Parasympathikus zustande gekommen ist. Fast immer ist der Sympathikus zu stark und der Parasympathikus vernachlässigt.

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Diese beiden Programme des vegetativen (autonomen) Nervensystems sind aber nicht unserer direkten willentlichen Beeinflussung zugänglich. Oder stellen Sie sich vor, Sie sind wütend, also in einer starken Alarmsituation, und jemand gibt Ihnen den wohlmeinenden Rat: Beruhige dich doch! Mit dem Willen läßt sich das autonome Nervensystem nicht beeinflussen. Aber wir können Methoden erlernen und einüben, die eine erstaunliche Wirksamkeit auf das autonome Nervensystem besitzen.

D A S AU TO G E N E T R A I N I N G

Dieses Verfahren arbeitet mit „Einbildung“ im positiven Sinn. Man liegt in einem ruhigen Raum auf dem Rücken und konzentriert sich auf bestimmte Vorstellungen oder Bilder: Beispielsweise, daß der Körper Stück für Stück schwer ist, daß er warm ist und dergleichen. Anfangs sind viele Menschen skeptisch, halten diese Technik für eine kindische Spielerei.

Die Wirksamkeit des autogenen Trainings auf das vegetative Nervensystem wurde mittlerweile jedoch wissenschaftlich untermauert. So ließ sich in einem Versuch z. B. die Temperatur der Fingerkuppen nur durch autogenes Training um 7° erhöhen. Allein die Vorstellung von Wärme führt offenbar zu einer Aktivierung des Parasympathikus. Der Parasympathikus bewirkt eine verstärkte Hautdurchblutung (vorher war ein Teil dieses Blutes durch Sympathikus-Einfluß in den Muskeln gewesen). Und je besser die Haut durchblutet ist, um so wärmer ist sie. Das autogene Training ist eines der wirksamsten Verfahren, um das autonome Nervensystem ins Gleichgewicht zu bringen. Man erlernt es am besten in einer Gruppe unter Anleitung. Aber es ist auch eines der anspruchsvollsten Verfahren. Es gehört viel Geduld und Durchhaltevermögen dazu, es sich wirklich gut anzueignen.

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entspannen („loslassen, immer weiter loslassen“). Es hat sich gezeigt, daß hiervon nicht nur Menschen mit Muskelverspannungen profitieren, sondern daß durch diese Übungen allgemein Entspannung, auch im seelischen Bereich, gefördert wird. Diese Methode zu erlernen und auszuführen ist bei weitem nicht so anspruchsvoll wie das autogene Training. Die Wirkungen sind auch nach der ersten Sitzung (15–20 Min.) bereits zu spüren. Jeder, der sich in kurzer Zeit in einen entspannten Zustand versetzen möchte, sollte diese Methode einmal ausprobieren. Einige Übungen unter Anleitung in der Gruppe genügen, um diese Methode allein, evtl. mit Hilfe einer Audiokassette, durchzuführen. Die progressive Muskelentspannung wird in psychotherapeutischen Praxen, Volkshochschulen und sogar in manchen Fitneßzentren angeboten.

Nur etwa 10 % aller, die angefangen haben, autogenes Training zu erlernen, halten durch. Wer es aber beherrscht und regelmäßig anwendet, verfügt über eine phantastische Methode. Es wird in psychotherapeutischen Praxen, aber auch in Einrichtungen wie z. B. Volkshochschulen angeboten.

DIE PROGRESSIVE M US K E L E N TS PA N N U N G

Dieses Verfahren gründet auf der Beobachtung, daß wir häufig eine unnötige Muskelanspannung haben, ohne es zu merken. Wenn der Sympathikus z. B. unter längerem Streß ständig aktiv ist, führt das häufig zu Kreuz- oder Kopfschmerzen. Dann kann es vorkommen, daß der Arzt oder der Krankengymnast starke Verspannungen ertastet, der Patient aber nichts davon spürt. Bei der progressiven Muskelentspannung werden schrittweise verschiedene Muskelgruppen gezielt maximal angespannt, anschließend erfolgt die Anweisung, die Muskeln gezielt zu

P SY C H OT H E R A P I E - M E T H O D E N P SY C H OA NA LY S E U N D P SY C H O A NA LY T I S C H O R I E N T I E RT E P SY C H OT H E R A P I E

Diese Methode wird an den meisten psychosomatischen Kliniken angewandt. Die Psychoanalyse geht davon aus, daß unser seelisches Verhalten wesentlich von Vorgängen bestimmt ist, die uns nicht bewußt sind. Beispiel: Ein Kind wird in einem Klima erzogen, in dem Zuwendung und Liebe der Eltern an Leistung gekoppelt sind. Für das Kind wird es mit der Zeit ganz normal, daß es ständig Höchstleistungen anstrebt, um sich wohl zu fühlen. Vielleicht kommt das Kind als Erwachsener mit dieser Einstellung gut

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durchs Leben, vielleicht aber gerät er in einer bestimmten Situation auch in eine Krise mit psychosomatischen Symptomen (siehe Herzbeschwerden in dieser Broschüre). In einer psychoanalytisch orientierten Psychotherapie wird versucht, die unbewußten Ursachen für die aktuellen Probleme herauszufinden. Ein wichtiges Mittel dazu ist die sogenannte Übertragung, das sind die Gefühle und Haltungen, die der Patient dem Therapeuten entgegenbringt. In unserem Beispiel könnte der Patient sich auch dem Therapeuten gegenüber aufgerufen fühlen, „Leistung“ zu bringen. In der Therapie kann der Patient dann häufig auf „verschüttete“, ihm bislang nicht bewußte Gedanken und

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Gefühle kommen. Mit der Einordnung der Krankheitssymptome in die persönliche Lebensgeschichte bekommen die Symptome oft eine neue Bedeutung und werden dann oft nicht mehr „benötigt“.

gute Erfolge, manchmal führten sie zu einem Symptomwechsel, also daß beispielsweise durch das Training die Angst kontrolliert werden konnte, aber sich nun die zugrundeliegende Störung auf andere Weise äußerte, z. B. in einem psychosomatischen Symptom wie Schwindel.

V E R H A LT E N S T H E R A P I E

Früher hatte die Verhaltenstherapie den Ruf, sie kuriere an den Symptomen herum, kümmere sich aber nicht um die Ursachen. So kann z. B. ein Patient mit überstarken Ängsten ein „Angstbewältigungstraining“ machen, in dem unter konkreter Anleitung ein anderer Umgang mit angstbesetzten Situationen geübt wird. Manchmal hatten solche isolierten Trainings

Heutzutage interessiert Verhaltenstherapeuten die Lebensgeschichte des Patienten genauso wie Psychotherapeuten aus der psychoanalytischen Richtung verhaltenstherapeutische Methoden anwenden. Es hat hier also eine Annäherung der beiden Verfahren stattgefunden. Vermutlich sind sie beide gleich wirksam.

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9. Welcher Psychotherapeut ist der richtige für mich?

Wer sich vorstellen kann, sich mit dem Psychotherapeuten in die eigene Kindheits- und Lebensgeschichte zu vertiefen, der sollte sich an einen psychoanalytisch orientierten Psychotherapeuten wenden. Wer eher mit einer Schritt-fürSchritt-Technik Hilfe für die aktuellen Probleme erwartet, sollte eher zu einem Verhaltenstherapeuten gehen. Für manche Patienten ist es auch wichtig, ob die Psychotherapie bei einem Mann oder einer Frau stattfindet. Im Laufe einer Therapie verliert dieser

Gesichtspunkt meist an Bedeutung. Trotzdem: Als Patient sollte man sich die Frage stellen, wo man sich therapeutisch besser aufgehoben fühlt – bei einem Mann oder einer Frau. Die Qual der Wahl hat man natürlich nur, wenn man überhaupt unter verschiedenen Therapeuten wählen kann. Bei niedergelassenen Therapiepraxen trifft das oft zu, in einer Klinik nicht. Das muß jedoch nicht unbedingt ein Nachteil sein. Denn nach allen Erfahrungen in der Psychotherapie ist das Ausschlaggebende nicht allein die Methode, sondern die Zusammenarbeit

zwischen Psychotherapeut und Patient. Wenn Sie bei verschiedenen Psychotherapeuten eine Probesitzung vereinbaren (muß evtl. selbst bezahlt werden), dann achten Sie auf Ihren Eindruck: mit dem oder mit der kann ich, da fühle ich mich angenommen und verstanden. Dann sind Sie an der richtigen Adresse. Wenn nicht, lassen Sie es und gehen Sie zu jemand anderem. Wenn so etwas in der Klinik passiert, sprechen Sie es an. Ein erfahrener Psychotherapeut kennt das und respektiert es.

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Weiterführende Literatur:

Lieb/von Pein: Der kranke Gesunde, TRIAS, ISBN 3-89373-346-9

Stalmann: Psychosomatik, Fischer, ISBN 3-596-23332-1

Danzer: Psychosomatische Medizin, Fischer, ISBN 3-596-12550-2

Von Uexküll: Psychosomatische Medizin, Urban & Schwarzenberg, ISBN 3-541-17605-9

Nationale Kontaktund Informationsstelle Selbsthilfegruppen Albrecht-Achille-Straße 65 10709 Berlin Tel.: 0 30/8 91 40 19 Fax: 0 30/8 93 40 14

Bei der nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) in Berlin erhalten Sie allgemeines Informations- und Aufklärungsmaterial über Selbsthilfegruppen. Weitergegeben werden auch

Bundeskontakt-Adressen von Selbsthilfevereinigungen zu den verschiedensten Erkrankungen, Behinderungen, seelischen und sozialen Problemen sowie Kontaktadressen von

professionellen Selbsthilfekontaktstellen auf örtlicher und regionaler Ebene. NAKOS können Sie auch im Internet unter der Adresse http://www.nakos.de erreichen.

Mit uns geht’s Ihnen gut.

Mit uns geht’s Ihnen gut. Zehn Gründe für die Wahl einer ausgezeichneten Krankenkasse!

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Kompetenz

M i t u n s g e h t ’s I h n e n g u t .

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Fachausschuß der Bundesärztekammer, unterstützt die Bemühungen der Gmünder Ersatzkasse, ihre Versicherten umfassend über verschiedene Krankheitsbilder zu informieren. Diese Reihe von Ratgebern zu unterschiedlichen Krankheiten wurde

mit fachlicher Unterstützung und redaktioneller Mitarbeit der Arzneimittelkommission erarbeitet. Das bessere Verständnis für die Krankheiten soll dazu beitragen, mit ihnen bewußter umzugehen und sich aktiv in größerer Selbstverantwortung am Heilungsund Gesundungsprozeß zu beteiligen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft wünscht der Gmün-

der Ersatzkasse und ihren Versicherten, daß die Broschüren den in sie gesetzten Ansprüchen genügen und von den Patienten angenommen werden.

Dr. med. Karl-Heinz Munter Geschäftsführer der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

G E K - G E S U N D H E I T S - I N F O T H E K