Innovationsfähigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil : Messung, Determinanten, Wirkungen 9783835094369, 383509436X [PDF]


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Innovationsfähigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil : Messung, Determinanten, Wirkungen
 9783835094369, 383509436X [PDF]

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Zitiervorschau

Nadine Sammerl Innovationsfahigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil

GABLER EDITION WISSENSCHAFT Marktorientierte Unternehmensfiihrung und Internetmanagement Herausgegeben von Professor Dr. Bernd W. Wirtz

Die Schriftenreihe publiziert wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der marktorientierten Unternehmensfuhrung und des Internetmanagements. Im Mittelpunkt stehen innovative betriebswirtschaftliche Themenstellungen zu modernen Konzepten der marktorientierten Unternehmensfuhrung und der Bedeutung moderner Informationsund Kommunikationstechnologien fur die Unternehmensfuhrung. Die Untersuchungen widmen sich insbesondere wichtigen Managemententscheidungsproblemen auf einer empirischen Basis. Die Reihe setzt die 2003 gegrijndete Schriftenreihe „eBusinessStudien" fort.

Nadine Sammerl

Innovationsfahigkeit und nachhaltiger Wettbewerbsvoiteil Messung - Determinanten - Wirkungen

Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Bernd W. Wirtz

Deutscher Universitats-Verlag

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iJber abrufbar.

Dissertation Universitat Witten/Herdecke, 2006

l.AuflageDezember2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Brigitte Siegel /Sabine Scholler Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media, www.duv.de Das Werk einschlieSlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auSerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden dijrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheSlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8350-0589-1

Geleitwort Die hohe Bedeutung von neuen Produkten fur das Wachstum und den Erfolg von Untemehmen wird sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis vie! diskutiert und haufig betont. Die tendenziell steigenden Ausgaben der Unternehmen fur die Entwicklung neuer Produkte unterstreichen diesen Trend und belegen die grofien Hoffnungen, die mit Innovationen verbunden sind. Doch stehen erfolgreichen Innovationsprojekten auch eine hohe Zahl von nicht erfolgreichen Projekten gegenuber. Denn Innovationen sind fur die Unternehmen zumeist mit erheblichen Risiken behaftet. Trotz intensiver Forschungsbemuhungen Insbesondere im Bereich der Erfolgsfaktorenforschung kann bisher noch nicht davon gesprochen werden, dass ein genaues Bild von den kritischen Einflussgrolien des Innovationserfolges existlert. Die vorliegende Arbeit greift eine in diesem Kontext zentrale Fragestellung, namlich die Frage nach der Innovationsfahigkeit von Unternehmen auf. Ausgehend von dem Standpunkt, dass erfolgreich innovierende Unternehmen uber eine besondere Innovationsfahigkeit verfugen, verschreibt sich die Autorin Nadine Sammerl dem Untersuchungziel, Innovationsfahigkeit inhaltlich zu konkretiesieren und messbar zu machen. Die Autorin greift dafur auf den Resource-based View, respektive Dynamic Capability-Based View zuruck. Die theoretlsch gewonnen Erkenntnisse werden im Rahmen einer groflzahligen empirischen Untersuchung im verarbeltenden Gewerbe in Deutschland validiert. Durch diesen Untersuchungsansatz gelingt es der Autorin, das viel zitierte, aber selten definlerte Phanomen der Innovationsfahigkeit auf uberzeugende Weise greifund messbar zu machen. Geichzeitig wird dadurch ein Blld der kritischen Elnflufigroflen des Innovationserfolges gewonnen. Neben der Konzeptionalisierung und Operationallsierung der Innovationsfahigkeit von Unternehmen liefert die Untersuchung auch interessante Erkenntnisse uber die zentralen Determinanten der Innovationsfahigkeit sowie weiterhin uber die Bedeutung der Innovationsfahigkeit fur den langfristigen Unternehmenserfolg. Theoretlsch wie empirisch glelchermaflen gut abgesichert belegen die Untersuchungsergebnisse elndrucksvoH die zentrale Bedeutung der Innovationsfahigkeit fur den nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Die Untersuchungsergebnisse sind fur Wissenschaft und Praxis bedeutend. Der Praktiker gewinnt Einsichten uber die Prozesse und Elemente im Unternehmen, die der Innovationsfahigkeit forderlich sind. Mit diesen Erkenntnissen konnen gezielt Mafinahmen zur Steigerung der Innovationsfahigkeit ergriffen werden.

yi Gleichzeitjg beinhaltet die Arbeit neue Impulse fur die Innovationsforschung, der in der Vergangenheit oft Theorielosigkeit vorgeworfen wurde. Die Autorin zeigt, dass der Resource-based View hier in Zukunft moglicherweise neue, theoretisch fundierte Erkenntnisse ermoglicht. Aus diesen Grunden ist der Schrift eine weite Verbreitung in Wissenschaft und Praxis zu wunschen. Bernd W. Wirtz

Vl[

Vorwort Die Entwicklung von Neuheiten ist eine der wichtigsten Triebfedern von Wirtschaft und Gesellschaft. Man stelle sich unser heutiges Leben einmal vor, ohne dass jemals das Rad, die Dampfmaschine oder die Elektrizitat erfunden worden ware. Diese alte Erkenntnis uber die hohe Bedeutung von Innovationen mit einer relativ jungen Theohe (Dynamic Capability-based View) so zu verknupfen, dass daraus neue Einsicliten uber die Entstehung von innovativen Produkten gewonnen werden konnen, hat mich wahrend meines gesamten Dissertationsprojektes fasziniert und motiviert. Die vorliegende Schrift wurde von der Wirtschaftsfakultat der privaten Universitat Witten/Herdecke als Dissertationsschrift angenommen. Der erfolgreiche Abschluss dieser Dissertation war nur durch die Unterstutzung zahlreicher Personen moglich. Einen bedeutenden Beitrag zum Gelingen meiner Arbeit haben Prof. Dr. Wirtz und Prof. Dr. Burmann geleistet. Sie haben mir in einem fruhen Forschungsstadium wichtige Impulse gegeben und mich wahrend des gesamten Prozesses mit kompetenten Anregungen und Diskussionen begleitet. Prof. Wirtz als meinem Betreuer gilt besonderer Dank. Er hat mich immer unterstutzt, konstruktiv kritisiert und angespornt. Ihm verdanke ich es, dass ich das Dissertationsprojekt erfolgreich und zugig durchfuhren konnte. Mein herzlicher Dank gilt meiner Zweitgutachterin Prof. Dr. Wall und meinem Drittgutachter Prof. Dr. von der Oelsnitz. Sie haben sich trotz ihrer zeitlich hohen Belastung sofort zur Mitwirkung an meinem Dissertationsverfahren bereit erklart und durch zahlreiche konstruktiv-kritische Hinweise zur Verbesserung meiner Arbeit beigetragen. Dr. Niggemann mochte ich fur die Betreuung meines Akademiediskurses danken. Er hat mir mit seiner Hartnackigkeit und Geduld eine neue kritisch-reflektive Sichtweise uber das eigentliche Akademiediskursthema hinaus ermoglicht. Meine Kollegen am Lehrstuhl fur Unternhemensfuhrung und -entwicklung der Universitat Witten/Herdecke waren eine wichtige Unterstutzung uber die gesamte Zeit der Erstellung dieser Arbeit. Spezieller Dank gilt dabei Dr. Alexander Mathieu, der mir insbesondere zu Beginn viele wichtige Hinweise und Tipps gegeben hat und stets ein kompetenter Ansprechpartner fur mich war. Ebenso danke ich Dr. Daniel Becker fur seine Unterstutzung und Hilfsbereitschaft besonders in Bezug auf die Durchfuhrung der empirischen Erhebung. Bei meinen Kollegen und Freunden Dipl.-Kfm. Oliver Schiike und Dr. Bernd Storm van's Gravesande mochte ich mich fur viele wertvolle inhaltliche Diskussionen bedanken sowie daruber hinaus fur viel Spali bei der Arbeit! Fur die mentale Unterstutzung in etwas schwierigeren Phasen danke ich besonders meinem Freund Bernd und meiner Freundin Julia. Mit Geduld und langen Gesprachen haben sie mich stets ermuntert und mir den notwendigen Ruckhalt gegeben.

VIII

Bei Monika und Wilhelm mochte ich mich dafur bedanken, dass ich verschiedene Phasen meines Dissertationsprojektes in schonster und motivierender Umgebung verbringen konnte. Danke fur die tolle Zeit und den inspirierenden Blick auf den Wilden Kaiser! Ganz besonderer Dank gebuhrt meinen Eltern und GroBeltern. Ohne ihre umfassende Forderung und Unterstutzung wahrend meiner gesamten Schul-, Studien- und Promotionszeit ware diese Arbeit nicht moglich gewesen. Ich danke Euch herzlich! Meinen Eltern und Grofleltern mochte ich diese Schrift in Liebe und Dankbarkeit widmen. Nadine Sammerl

IX

Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis

XIII

Tabellenverzelchnis

XVII

Abkurzungsverzelchnis

XIX

1

2

Einleitung 1.1

Problemstellung

3

1.2

Forschungsfragen und Eingrenzung der Untersuchung

9

1.3

Aufbau der Untersuchung

Grundlagen der Untersuchung

13 15

2.1

WIssenschaftstheoretische Grundpositlon

15

2.2

Terminologische Grundlagen

23

2.2.1

Innovation

23

2.2.2

Innovationsfahigkeit

36

2.3

Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung

2.3.1

Empirische Innovationserfolgsfaktorenforschung

2.3.1.1 2.3.1.2 2.3.2

und Meta-Analysen

47

Zusammenfassende Bewertung

68

Innovationsfahigkeitskonstrukt

74 74 80

Forschungsbeitrage mit Hinweisen auf mogiiche Innovationsfahigkeitselemente

102

Zusammenfassende Bewertung

110

Beitrag der Corporate Entrepreneurship-Forschung

Theoretische Bezugspunkte und Modellentwicklung Theoretische Bezugspunkte

3.1.1

72

2.3.2.1.2 Empirische Untersuchungen

2.3.2.3

3.1

45

2.3.2.1.1 Theoretisch-konzeptionelle Beitrage 2.3.2.2

2.3.3

40

Uberblick uber eine Auswahl von zusammenfassenden Publikationen

Forschungsbeitrage zur Innovationsfahigkeit

2.3.2.1

3

1

Die Entwicklung des ressourcentheoretischen Ansatzes

113 119 120 121

3.1.2

Der klassische Resourced-based View

3.1.2.1

128

3.1.2.2

Der Ressourcenbegriff

133

3.1.2.3

Merkmale nachhaltig wettbewerbsvorteilsrelevanter Ressourcen

136

3.1.2.4

Isolationsmechanismen

140

3.1.2.5

Nachlialtiger Wettbewerbsvorteil

153

3.1.2.6

Zusammenfassende Darstellung der Bezugspunkte und des

3.1.3

3.2

Pramissen des Resource-based View

127

Erkenntnisbeitrags fur Innovationsfahigkeit

155

Weiterentwicklungen des Resource-based View

160

3.1.3.1

Competence-based View

160

3.1.3.2

Dynamic Capability-based View

167

3.1.3.3

Knowledge-based View

177

3.1.3.4

Zusammenfassende Darstellung des theoretischen Bezugsrahmens....190

Modellentwicklung

3.2.1

Konzeptionalisierungen und Hypothese zum Konstrukt Innovationsfahigkeit

3.2.1.1

Lernprozesse

197 198

3.2.1.1.1 Internes Lernen

199

3.2.1.1.2 Lernen von Kunden

200

3.2.1.2

Koordinations- und Managementprozesse

202

3.2.1.2.1 Innovationsprozessmanagement

205

3.2.1.2.2 Innovationsportfoliomanagement

207

3.2.1.2.3 Innovationskultur

209

3.2.1.3

Innovationsfahigkeit als funfdimensionales formatives Konstrukt zweiter Ordnung

3.2.2

197

212

Konzeptionalisierungen und Hypothesen zu den Determinanten der Innovationsfahigkeit

215

3.2.2.1

Organisationale Wissens- und Kompetenzbasis

217

3.2.2.2

Bereitgestellte Mittel und Ressourcen fur Innovationsaktivitaten

221

3.2.3

Konzeptionalisierungen und Hypothesen zum Innovationserfolg und zum nachhaltigen Wettbewerbsvorteil

224

3.2.3.1

Innovationshaufigkeit

226

3.2.3.2

Marktbezogener Innovationsgrad

228

3.2.3.3

Finanzieller Innovationserfolg

229

3.2.3.4

Nachhaltlger Wettbewerbsvorteil

231

3.2.4

Konzeptionalisierung und Hypothesen zum moderierenden Faktor....234

XI

3.2.5 4

Das Untersuchungsmodell und die Hypothesen im Uberblick

Methodik und Ergebnisse der empirischen Untersuchung 4.1

Methodische Aspekte der empirischen Untersuchung

240 240

4.1.1

Kovarianzstrukturanalyse und Partial-Least-Squares-Ansatz

241

4.1.2

Allgemeiner Ansatz von PLS-Strukturgleichungsmodellen

249

4.1.2.1 Spezifikation und Beurteilung von Messmodellen

4.2

250

4.1.2.1.1

Messtheoretische Grundlagen

251

4.1.2.1.2

Charakteristika und Gute reflektiver Messmodelle

253

4.1.2.1.3

Charakteristika und Gute formativer Messmodelle

263

4.1.2.1.4

Fehlspezifikationen und Bestimmung der Spezifikationsart

269

4.1.2.1.5

Mehrdimensionale latente Konstrukte zweiter Ordnung

272

4.1.2.2

Spezifikation und Beurteilung von Strukturmodellen

276

4.1.2.3

Berucksichtigung moderierender Variablen im Strukturmodell

282

4.1.2.4

Zusammenfassende Darstellung der Entwicklung und empirischen

4.1.3

5

238

Prufung des PLS-Pfadmodells

286

Datengrundlage und Datenerhebung

292

4.1.3.1 Grundgesamtheit der Erhebung

293

4.1.3.2 Datenerhebung

296

4.1.3.3 Datengrundlage

302

Ergebnisse der empirischen Untersuchung

307

4.2.1

Operationalisierung der Dimensionen der Innovationsfahigkeit

308

4.2.2

Operationalisierung der Determinanten

326

4.2.3

Operationalisierung der Erfolgskonstrukte

329

4.2.4

Operationalisierung des modeherenden Faktors

337

4.2.5

Wirkungsbeziehungen im Strukturmodell

340

4.2.6

Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der empirischen Untersuchung

351

Zusammenfassende Bewertung der Untersuchung 5.1

Zentrale Ergebnisse

355 355

5.2 Implikationen fur die weiterfuhrende betriebswirtschaftliche Forschung

359

5.3

362

Implikationen fiir die Unternehmenspraxis

XII

Anhang 1: E-Mail-Anschreiben - Haupterhebung

365

Anhang 2: Items

366

Literaturverzeichnis

368

XIII

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:

Kondratieff-Zyklen

1

Abbildung 2:

Grober Bezugsrahmen zur Problemstellung

Abbildung 3:

Grobes Untersuchungsmodell der Arbeit

Abbildung 4:

Gang der Untersuchung

15

Abbildung 5:

Phasennnodell eines idealtypischen Innovationsprozesses

30

Abbildung 6:

Abgrenzung von Innovations-, F&E-, Technologieentwicklungs- und

7 12

Technologiemanagement-Prozessen

32

Abbildung 7:

Inhalte des Forschungsuberblicks

44

Abbildung 8:

Oberblick zu den behandelten Untersuchungen des Forschungsuberblicks zur Innovationsfahigkeit

73

Abbildung 9:

Determinanten der Innovationsfahigkeit nach KOSTOPOULOS/SPANOS/PRASTACOS (2002)

78

Abbildung 10: Zusammenfassende Darstellung der auf Basis des Literaturuberblicks identifizierten moglichen Aspekte bzw. Determinanten der Innovationsfahigkeit Abbildung 11: Systematisierung der Entrepreneurship-Terminologie

112 115

Abbildung 12: Oberblick zur Entwicklung der ressourcentheoretischen Forschungbis 1997

126

Abbildung 13: Die Grundaussage des Resource-based View

128

Abbildung 14: Wissenschaftstheoretische Grundposition und Pramissensystem des Resource-based View

132

Abbildung 15: Merkmale und Wirkung von wettbewerbsvorteilsrelevanten Ressourcen

140

Abbildung 16: Pfadabhangigkeit von Unternehmen in Bezug auf die organisationale Lernfahigkeit

149

Abbildung 17: Isolationsmechanismen als wichtiges Element der Kausalstruktur des Resource-based View

152

Abbildung 18: Kontingenz-Modell des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils

155

Abbildung 19: Organisationale Kompetenzhierarchie

167

Abbildung 20: Integrierte Kausalstruktur des ressourcentheoretischen Ansatzes ...170 Abbildung 21: Dynamic Capabilities-Ansatz

177

Abbildung 22: Abgrenzung des Wissensbegriffs

182

Abbildung 23: Organisationale Kompetenz-Hierarchie der Wissensintegration

184

Abbildung 24: Zusammenhang zwischen Handlungen, Kompetenzen, Wissensbasis und Problemlosungsprozessen

186

XIV

Abbildung 25: Dimensionen von Dynamic Capabilities

194

Abbildung 26: Theoretischer Bezugsrahmen der Untersuchung

196

Abbildung 27: Ebenen der Koordination bzw. des Managements im Rahmen der Innovationsfahigkeit

204

Abbildung 28: Grundstruktur von Prozessen in Unternehmen

206

Abbildung 29: Dimensionen der Innovationsfahigkeit von Unternehmen aus ressourcentheoretischer Perspektive

212

Abbildung 30: Innovationsfahigkeit als mehrdimensionales formatives Konstrukt zweiter Ordnung

215

Abbildung 31: Innovationserfolg und nachhaltiger Unternehmenserfolg

226

Abbildung 32: Das Untersuchungsmodell im Uberblick

238

Abbildung 33: Beziehungen zwischen multivariaten Verfahren

242

Abbildung 34: Pfadmodell mit drei latenten Variablen

250

Abbildung 35: Zwei-Sprachen-Theorie

252

Abbildung 36: Reflektives Messmodell

253

Abbildung 37: Formatives Messmodell

264

Abbildung 38: Vorgehen zur Spezifikation und Validierung formativer Messmodelle

268

Abbildung 39: Beispiel fur formative und reflektive Operatlonalisierung

271

Abbildung 40: MIMIC-Modell

272

Abbildung 41: Alternative Spezifikationen mehrdimensionaler Konstrukte zweiter Ordnung

273

Abbildung 42: Strukturmodell in PLS

277

Abbildung 43: Schematische Darstellung des PLS-Schatzalgorithmus

279

Abbildung 44: Theoretisches Modell einer moderierten Wirkungsbeziehung

283

Abbildung 45: Modellierung des moderierenden Faktors mit reflektiven Indikatoren Abbildung 46: Vorgehen zur Modellierung und Bewertung moderierender

284

Faktoren (im Falle reflektiver Messmodelle)

286

Abbildung 47: Untersuchungsstufen bis zur empirischen Prufung des PLSPfadmodells Abbildung 48: Vorgehen zur Entwicklung des PLS-Pfadmodells

287 289

Abbildung 49: Zusammenfassende Darstellung des Prufschemas

292

Abbildung 50: Innovatorenanteile im verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2002

294

Abbildung 51: Einleitende Eingrenzung des Betrachtungsobjektes im Fragebogen der Haupterhebung

298

XV

Abbildung 52: Mehrstufiger Prozess zur Entwicklung des Erhebungsinstruments ..301 Abbildung 53: Position der Befragten im Unternehmen

303

Abbildung 54: Branchenverteilung

304

Abbildung 55: Grofienverteilung (gemessen an der Anzahl der beschaftigten Mitarbeiter)

305

Abbildung 56: Exemplarische Darstellung der Histogramme und Q-Q-Plots fur exemplarisch ausgewahlte Indikatoren

307

Abbildung 57: Funf DImensionen der Innovationsfahigkeit

308

Abbildung 58: Ergebnisse der ersten und zwelten Generation fur das Messmodell der Innovationsfahigkeitsdimenslon internes Lernen....310 Abbildung 59: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Innovationsfahigkeitsdimension Lernen von Kunden 313 Abbildung 60: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messnnodell der Innovationsfahigkeitsdimension Innovationsprozessmanagement 315 Abbildung 61: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Innovationsfahigkeitsdimension Innovationsportfoliomanagement 318 Abbildung 62: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Innovationsfahigkeitsdimension Innovationskultur 321 Abbildung 63: Ergebnisse der exploratorischen Faktorenanalyse fur das Konstrukt Innovationsfahigkeit 323 Abbildung 64: Prufung des Fornell-Larcker-Kriteriums fur das Konstrukt Innovationsfahigkeit

324

Abbildung 65: Innovationsfahigkeit als formatives funfdimensionales Konstrukt zweiter Ordnung

325

Abbildung 66: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Determinante Wissens- und Kompetenzbasis des Unternehmens 327 Abbildung 67: Ergebnisse fur die formativ operationalisierte Determinante bereitgestellte Ressourcen fur Innovationsaktivitaten

329

Abbildung 68: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Erfolgsgrofie Innovatlonshaufigkeit 331 Abbildung 69: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Erfolgsgrofle marktbezogener Innovationsgrad 333 Abbildung 70: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Erfolgsgrofie finanzieller Innovationserfolg 335

XVI

Abbildung 71: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Erfolgsgrofie nachhaltiger Wettbewerbsvorteil

337

Abbildung 72: Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell des moderierenden Faktors Technologiedynamik

339

Abbildung 73: Ergebnisse der PLS-Analyse zum Einfluss der zwei Determinanten auf die funf Dimenslonen der Innovatlonsfahigkelt (Submodell 1)....342 Abbildung 74: Ergebnisse der PLS-Analyse zum Einfluss der zwei Determinanten auf das Innovationsfahigkeitskonstrukt zweiter Ordnung 344 Abbildung 75: Ergebnisse der PLS-Analyse zur Erfolgswirkung der Innovatlonsfahigkelt und des Innovations-Outputs (Submodell 2)....346 Abbildung 76: PLS-Pfadmodelle zum Einfluss des moderierenden Faktors

349

Abbildung 77: Ergebnis der Analyse des moderierenden Effekts

351

Abbildung 78: PLS-Pfadmodell

353

XVII

Tabellenverzeichnis Ubersicht zu Definitionen von Innovation

24

Tabelle 2:

Ubersichtzu Definitionen von Innovationsfahigkeit

38

Tabelle 3:

Betrachtete Meta-Analysen zur empirischen

Tabellel:

innovationserfolgsfaktorenforscliung Tabelle 4:

48

Zentrale Ergebnisse des Literaturuberblicks von JOHNE/SNELSON (1988)

50

Tabelle 5:

Ergebnisse der Literaturanalyse von Hauschildt (1993)

56

Tabelle 6:

Theoretisch-konzeptionelle Beitrage zur Innovationsfahigkeit im Uberblick

80

Tabelle 7:

Auswahl von empirischen Beitragen zur Innovationsfahigkeit im

Tabelle 8:

Auswahl von Untersuchungen zu einzelnen moglichen Aspekten

Uberblick

102

der Innovationsfahigkeit im Uberblick

110

Tabelle 9:

Der Ressourcenbegriff im Resource-based View

133

Tabelle 10

Der Kompetenzbegriff im Competence-based View

162

Tabelle 11

Definitionen fCir Dynamic Capabilities

171

Tabelle 12

Dynamic Capabilities und Innovationsfahigkeit

172 239

Tabelle 13

Das Hypothesensystem der Untersuchung

Tabelle 14

Methodenvergleich zwischen PLS und Kovarianzstrukturanalyse....247

Tabelle 15

Gutekriterien der ersten und zweiten Generation fur reflektive Messmodelle

Tabelle 16

Kriterien zur Einstufung von Messmodellen als formativ oder reflektiv

Tabelle 17

263 270

Kriterien zur Gutebeurteilung des Strukturmodells in der PLSPfadanalyse

282

Tabelle 18

Inhaltllche Aspekte des Konstruktes Innovationskultur

319

Tabelle 19

Operationalisierung des marktbezogenen Innovationsgrades

332

Tabelle 20

Ergebnisse der Hypothesenprufung

354

XIX

Abkurzungsverzeichnis ABS

Anti-Blockier-System

AGFI

Adjusted-Goodness-of-Fit-lndex

a. M.

am Main

AMOS

Analysis of Moment Structures

bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

DBW

Die Betriebswirtschaft

DEV

Durchschnittlich erfasste Varianz

d. h.

das heifit

DIHK

Deutscher Industrie- und Handelskammertag

EBIT

Earnings before Interest and Taxes

EQS

Equation based Structural Program

ESP

Elektronisches Stabilitatsprogramm

et al.

et alii

F&E

Forschung und Entwicklung

f.

folgende

ff.

fortfolgende

FR

Faktorreliabilitat

GFI

Goodness-of-Fit-lndex

ggf.

gegebenenfalls

Hrsg.

Herausgeber

IT

Informationstechnologie

ITC

Item-to-Total-Correlation

Jg.

Jahrgang

KBV

Knowledge-based View

KMO

Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium

LISREL

Linear Structural Relationship Model

MA

Mitarbeiter

MIMIC

Multiple Indicators and Multiple Causes

NACE

Nomenclature g^nerale des activit^s economiques

NPD

New Product Development

Mr.

Nummer

OEM

Original Equipment Manufacturers

XX o. Jg.

ohne Jahrgang

o. V.

ohne Verfasser

PLS

Partial Least Squares

R&D

Research and Development

RBV

Resource-based View

S.

Seite

Sp.

Spalte

u. a.

unter anderem

vgl.

vergleiche

VIF

Variance Inflation Factor

VRIN

Valuable, Rare, Inimitable, Non-Substltutable

z. B.

zum Beispiel

ZEW

Zentrum fur EuropSische Wirtschaftsforschung

ZfB

Zeitschrift fur Betriebswirtschaft

ZfbF

Schmalenbachs Zeitschrift fur betriebswirtschaftliche Forschung

ZfO

Zeitschrift fur Organisation

ZFP

Zeitschrift fur Forschung und Praxis

„Die Fahigkeit zur Innovation entscheidet uber unser Schicksal. "^

1 Einleitung Jnnovation is the most important source of economic growth. '^ Innovatjonen sind fur die Entwicklung, den Fortschritt und den Erfolg von Volkswirtschaften und Untemehmen von fundamentaler Bedeutung.^ NIKOLAI D. KONDRATIEFF unternahm 1926 den Versuch, mjt seiner „Theorie der langen Wellen der Konjunktur" ein reales Abbild des gesellschaftlichen Wandels zu schaffen (vgl. Abbildung 1)/ Industriegesellschaft

• Dampfmaschine r. II • Baumwolle

• Eisenbahn o» ui • Stahl

Informationsgesellschaft

• Chemische Industrie

• Molekularbiologie

• Elektrizitat

• AutomobilIndustrie

• Informationstechnologie

OAAA 1800

Abbildung 1:

1850

1900

1950

1990

Zelt

Kondratieff-Zyklen

JOSEPH SCHUMPETER nahm eine Interpretation der langen Wellen von KONDRATIEFF vor und kam zu dem Ergebnis, dass Basisinnovationen Ausloser der KONDRATIEFFZyklen sind.^ Diese Basisinnovationen (z. B. Erfindung der Dampfmaschine) sind

Herzog (1997). Dieses Zitat stammt aus der denkwurdigen Rede „Aufbruch ins 21. Jahrhundert" von Alt-BundesprSsident ROMAN HERZOG am 26. April 1997 im Berliner Hotel Adion. Drezner(2001), S. 6. Vgl. Zahn (1986), S. 16. Vgl. Kondratieff (1926). In Aniehnung an Nefiodow (1999), S. 3; Wirtz (2005), S. 17. Vgl. Schumpeter (1961b).

von weit reichender Wirkung, sie geben den Anstofi fur eine Reorganisation von Wirtschaft und Gesellschaft.^ Gemafi SCHUMPETER stellen Innovationen eine untemehmerische Leistung und einen Schopfungs- und Durchsetzungsprozess neuer Kombinationen dar, wodurch eine „kreative Zerstorung" des wirtschaftlichen Glelchgewichts bewirkt wird.^ Innovationen losen vorhandene Produkte und Verfahren ab und ermoglichen die wirtschaftliche Weiterentwicklung. Entsprechend gilt eine konsequente innovatlonsorientierte Ausrichtung der Unternehmensaktivitaten seit vielen Jahren nach Ansicht von Vertretem aus Wissenschaft und Praxis als eine zentrale Voraussetzung fur die Sicherung der unternehmerischen Existenz sowie darijber hinaus fur die Schaffung einer langfristig uberlegenen Wettbewerbsposition.^ Jnnovationsst^rke wird mehr als fruher zum Schlussel einer hoheren WettbewerbsF^higkeit Die Halfte alter Produkte, die wir in funf Jahren verkaufen wollen, mussen wir erst entwickeln. "* So konnte in zahlreichen empirischen Studien ein positiver Zusammenhang zwischen innovationsalttivitaten und Unternehmenserfolg nachgewiesen werden.^ NEELY und Hii beschreiben die positive Wirkung von Innovationen fur Unternehmen wie folgt: „A firm with a high level of innovative capacity has a higher propensity to innovate. This, in turn, leads to higher levels of innovativeness, which result in competitive advantage in the marketplace. Ultimately this competitive advantage manifests itself in enhanced business performance, which allows the organization to devote more resources to innovation. Hence the virtuous cycle repeats. '* Innovationsaktivitaten bergen neben Chancen jedoch auch Risilten. Innovationsaktivitaten sind haufig mit erheblichen Ressourcenaufwendungen verbunden. Dies gilt

Vgl. Nefiodow(1999), S. 92. Vgl. Schumpeter (1931). S. 100 f.; Schumpeter (1942). Vgl. z. B. Abernathy (1978), S. 173; Booz, Allen & Hamilton (1982), S. 4; Albach (1989), S. 1338 f.; Nelson (1991), S. 68; Capon et al. (1992), S. 157; Craig/Hart (1992), S. 3; Fritz (1994), S. 1047 ff.; Higgins (1995), S. 33; Nelson (1995), S. 55, 79; Zahra/Covin (1995); Grant (1996a), S. 382; Kiernan (1996); Hinterhuber/Stuhec (1997), S. 4 ff.; Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 515; Tidd/Bessant/Pavitt (1997), S. 4ff.; Chandrashekaran et al. (1999), S. 95; Roberts (1999), S. 655; Sivadas/Dwyer (2000), S. 31; Danneels (2002), S. 1095; Rodriguez/Ricart/Sanchez (2002), S. 143 Salaman/Storey (2002), S. 147; Capaldo et al. (2003), S. 343. Ausspruch von Karl Heinz Beckurts (1930-1986), deutscher Manager. Zitiert nach www.zitate.de Vgl. z. B. Chaney/Devinney/Winer (1991); Rothwell (1992); Geroski/Machin/van Reenen (1993); Zahra/Covin (1995); Baldwin/Johnson (1996), S. 801; Neely/Hii (1998), S. 45; Roberts (1999); Wiklund (1999); Figg (2000); Harmsen/Grunert/Bove (2000); Yoo(2001), S. 356; Calantone/Cavusgil/Zhao (2002), S. 520; Weerawardena (2003a), S. 26. Neely/Hii(1999), S. 7.

insbesondere fur das verarbeitenden Gewerbe, in dem die Ausgaben fur Innovationen am hochsten sind; im Jahr 2003 wurden 71,2 Milliarden€ fur Innovationen aufgewendet.^ Das Risiko besteht darin, dass zum einen nicht alle Innovationsprojekte bis zu ihrer Marktreife gefuhrt werden und zum anderen erweisen sich nicht alle am Markt eingefuhrten Innovationen als erfolgreich. COOPER und KLEINSCHMIDT beispielsweise beziffern, dass fast 46 % der Ressourcen, die in Unternehmen fiir die Produktentwicklung und die Markteinfuhrung von Neuprodukten ausgegeben werden, in letztlich nicht-erfolgreiche Projekte fliefien.^ SIVADAS/DWYER weisen darauf hin, dass 50 % aller am Markt eingefuhrten Neuprodukte ein Misserfolg sind und haufig auch einen hohen finanziellen Verlust fur das innovierende Unternehmen bedeuten.^ Hohe und tendenziell steigende Ausgaben fur Innovationen bergen somit das Risiko von erheblichen Fehlallokationen.'^

1.1 Problemstellung Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Innovationen zum einen von hoher wirtschaftlicher Bedeutung sind, zum anderen aber auch erhebliche Kosten verursachen konnen und damit bisweilen ein hohes unternehmerisches Risiko bergen, stellt sich fur die Unternehmensleitung notwendigerweise die Frage nach den maflgeblichen Einflussfaktoren des Innovationserfolges bzw. -misserfolges. Dieses Interesse an den zentralen erfolgsrelevanten Grofien von Innovationsaktivitaten manifestiert sich unter anderem in einem grofien wissenschaftlichen Forschungsinteresse, das seit Ende der 50er Jahre zu einer erheblichen Anzahl an Publikationen im Bereich der Innovationsforschung gefuhrt hat. Insbesondere die empirische Innovationserfolgsfaktorenforschung beschaftigt sich seit vielen Jahren mit den kritischen Einflussgrofien des Innovationserfolges^ und kann mittlerweile eine beachtliche Anzahl von Publikationen aufweisen®. Nach Ansicht von Kritikern kann sie aber bis heute keine schlussigen und befriedigenden Ergebnisse in Bezug auf das Gefiige der Im Vergleich dazu wurden in den Dienstleistungssektoren insgesamt 24,9 € Milliarden fur Innovationen aufgewendet. Vgl. Rammer et al. (2005), S. 4. Vgl. Cooper/Kleinschmidt (1987), S. 169. Vgl. Sivadas/Dwyer (2000), 8. 31. Vgl. Crawford (1987), S. 20 ff.; Craig/Hart (1992), S. 3 f. und die darin zitierte Literatur; Kotzbauer (1992), S. 5; Little (1998), 8. 113; Gerpott (1999), 8. 9 ff.; Sivadas/Dwyer (2000). 8. 31; Ernst (2001), 8 . 2 f. Vgl. zu einem Uberblick z. B. die Meta-Analysen von Rothwell (1977); Johne/8nelson (1988); Hauschildt (1993); Brown/Eisenhardt (1995); Rudiger (1997); Garcia/Calantone (2002). Diese werden im Abschnitt 2.3.1.1 neben anderen noch ausfuhrlich betrachtet. Vgl. Wolfe (1994), 8. 425. Wolfe ermittelt im Rahmen seiner Literaturrecherche allein fur den Zeitraum von 1989 bis 1994 6.244 englischsprachige Zeitschriftenartikel und 1.336 Dissertationen zum Thema Innovation.

relevanten Einflussfaktoren von Innovationen vorweisen.^ Das Bild ist gepragt von exploratorischen Forschungsdeslgns sowie partiellen, nur eingeschrankt verallgemeinerbaren und bisweilen widersprijchlichen Forschungsergebnissen.^ Ohne die hohe Bedeutung dieses Forschungszweiges negieren zu wollen, zeigt sich, dass - obwohl die Erfolgsfaktorenforschung schon seit vielen Jahren Ergebnisse zu den erfolgskritischen Grofien im Innovationsprozess liefert - manche Untemehmen nach wie vor sehr viel erfolgreicher innovieren als andere.^ „The basic terms which make a new product attractive have been known for long why then has new product development been unable to utilize such knowledge in full?'" JENSEN und HARMSEN fuhren dies u. a. darauf zuruck, dass die in der Literatur identifizierten Erfolgsfaktoren nicht ausreichend operationalisiert wurden und der Frage der Implementierbarkeit wenig Bedeutung beigemessen wurde.^ Weiterhin werden der Erfolgsfaktorenforschung erhebliche theoretische und methodische Defizite angelastet.^ Das theoretische Defizit der Forschung zu den Erfolgsfaktoren von Innovationen begriindet sich im Wesentlichen daraus, dass kein „allgemein verwendbarer theoretischer Ansatz fur das Geflecht der Zusammenh^nge"^ existiert. Somit uberwiegt die induktive Methodik und „studies have a tendency to build on factors identified in previous studies"^. Die Konsequenz ist: „... the same variables are researched over and over again which leaves little chance of discovering new explanatory factors.'^ Ebenso ist man auch nicht in der Lage, bestimmte, als bedeutungslos erkannte Einflussgrofien in derweiteren Forschung zu vernachiassigen.^° Hieraus entspringt vielfach die Forderung nach einer Umorientierung in der empirischen Innovationsforschung. So formulieren Kritiker die Notwendigkeit einer verstSrkten theoretischen Orientierung bel der Suche nach den erfolgskritischen Grofien sowie einer unternehmensumfassenden Untersuchungsperspektive im Gegen-

Vgl. z. B. Hauschildt (1993), 8. 319 ff.; K5hler (1993), S. 288 ff.; Wolfe (1994), S. 405; Foss/Harmsen (1996), 8. 136 ff.; Souitaris (1999), S. 288; Jensen/Harmsen (2001), S. 37 ff. Vgl. z. B. Hauschildt (1993), 8. 319 ff.; KOhler (1993), 8. 288 ff.; Lindman (1997), 8. 33 f.; Foss/Harmsen (1996), 8. 136 ff; Specht/Beckmann (1996), 8. 30 ff.; Ernst (2001), 8. 76 ff.; Jensen/Harmsen (2001), 8. 37 ff. Vgl. Craig/Hart (1992). 13; Lindman (1997), 8. 34; Jensen/Harmsen (2001), 8. 37. Lindman(1997). 8. 34. Vgl. Jensen/Harmsen (2001), 8. 39. Vgl. z. B. Hauschildt (2004), 8. 35 f. und Abschnitt 2.3.1 der vorliegenden Untersuchung. Hauschildt(1993), 8. 320. Jensen/Harmsen (2001), 8. 38. Jensen/Harmsen (2001), 8. 38. Vgl. Hauschildt (1993), 8. 320.

satz zu der sonst vorherrschenden projektspezifischen.^ Insbesondere vor dem Hintergrund der fortschreitenden Entwicklung des ressourcentheoretischen Ansatzes, seiner hohen Relevanz fur den Forschungsgegenstand und seinem allgemein zunehmenden Bedeutungszuspruch, fjndet sich in diesem Zusammenhang immer ofter die Forderung nach einer ressourcentheoretischen Betrachtungsperspektive in der Neuproduktentwicklungsforschung.^ „... the resource based view of the firm is, like the NPD [New Product Development] literature on success factors, guided by the research question of why some firms are persistently more successful than others. In contrast to the NPD literature the results of the resource-based view of the firm are deduced from theory. '^ Die Ressourcentheorie versucht die Ursachen nachhaltigen Erfoigs von Unternehmungen zu klaren und bemuht sich urn eine Ableitung von Aussagen, welche Maflnahmen Unternehmen zum Zwecke der Erfolgserzielung ergreifen mussen.'* Dabei stehen die unternehmensindividuellen Ressourcen und Fahigkeiten im Mittelpunkt der Betrachtung.^ Daruber hinaus kann argumentiert werden, dass in der Innovationserfolgsfaktorenforschung eine sachlogisch vorgelagerte Fragestellung, die Frage nach dem grundsdtzlich notwendigen Potential, welches eine Unternehmung benotigt, urn innovative Ergebnisse hervorzubringen, weitgehend vernachlassigt wurde. In diesem Zusammenhang finden sich Hinweise darauf, dass insbesondere die Fahigkeiten eines Unternehmens von hoher Relevanz sind:^ „We find that innovation's success is, above all, determined by the capabilities of innovative firms. "^ Die hohe Bedeutung der Frage nach den notwendigen Fahigkeiten fur innovatives unternehmerisches Handein verdeutlicht sich des Weiteren, wenn nach den Ursachen von innovativitSts-Unterschieden zwischen Unternehmen gefragt wird.

Vgl. Hauschildt (1993), S. 320; Foss/Harmsen (1996). Vgl. Danneels (1996), S. 1095 ff; Foss/Harmsen (1996); McGrath et al. (1996), S. 401; Lindman (1997), S. 23 ff., 84; Coombs/Metcalfe (2000), S. 209; Helfat/Raubitschek (2000), S. 961 ff.; Jensen/Harmsen (2001); Lawson/Samson (2001). Jensen/Harmsen (2001), S. 39. Vgl. FreiHng(2001a), S. 5. Vgl. z. B. Prahalad/Hamel (1990), S. 79 ff.; Grant (1991), S. 117 ff.; Grant (1996a), S. 375 ff. und insbesondere die Ausfiihrungen im Abschnitt 3.1.3.1. Vgl. z. B.Grant (1996a), S. 382. Schewe(1994b). S. 25.

„Hence, the questions as to why some firms are more innovative than others, and what factors affect the ability to innovate are fundamental in management research. "^ Es ist bekannt, dass Unternehmen in unterschiedlichem AusmaRe (z. B. Menge an Innovationen in einem Betrachtungszeitraum), in unterschiedlicher Intensitat (z. B. Neuheitsgrad der Innovation) und mit unterschiedlichem Erfolg innovieren. Die Autoren MAIRESSE/MOHNEN beispielsweise stellen fest, dass sich Lender, Industrien und Unternehmen hinsichtlich ihrer Innovativitat unterscheiden. Bine Gegenuberstellung von erwarteter Innovationsintensitat - ermittelt auf Grundlage des Industriezweiges, der Unternehmensgrofie, der Ausgaben fiir Forschung und Entwicklung sowie situativer Einflusse - zu der tatsachlich gezeigten Innovationsintensitat -gemessen an dem Umsatzanteil innovativer Produkte am Gesamtumsatz - ergibt eine Differenz, die die Autoren als Jnnovativeness" bezeichnen.^ Jnnovativeness .. [is] the part of the observed share of innovative sales that remains unexplained ...'^ Diese Jnnovativeness" kann in der Studie von MAIRESSE/MOHNEN positiv bis negativ ausgepragt sein. Beispielsweise haben die Autoren auf Landerebene die hochste Jnnovativeness" fur Deutschland ermittelt (+4,6) und die niedrigste fur Italien (-8,1)/ Diese Werte deuten MAIRESSE und MOHNEN als die bisher unerkl^rte Fahigkeit, Innovations-Input In Innovations-Output zu verwandeln.^ Diese von den Autoren beschriebene Fahigkeit stellt die Innovationsfahigkeit von Unternehmen dar: „...it reflects the extent of innovative ability...'^ Die Innovationsfahigkeit von Unternehmen kann als Teil des gesamtunternehmerischen Fahigkeitsgefuges aufgefasst werden und befahigt das Unternehmen zur Durchfuhrung von Innovationsprozessen/ Auch KOSTOPOULOS/SPANOS/PRASTACOS erachten die Innovationsfahigkeit als entscheidend, um Innovations-Input in Innovations-Output zu uberfuhren: „lf resources provide the inputs, organizational capabilities represent the firm's capacity to coordinate, put it in productive use, and shape inputs into innovative outputs.'^

SouitarJs(1999), 3.287. Vgl. Mairesse/Mohnen (2002), S. 228 f. Mairesse/Mohnen (2002), S. 229. Vgl. Mairesse/Mohnen (2002), S. 228. Vgl. Mairesse/Mohnen (2002), S. 226. Mairesse/Mohnen (2002), S. 226. Durch einen Prozess wird Input in Output transformiert. Vgl. Schmidt (1997), S. 1. Kostopoulos/Spanos/Prastacos (2002), S. 10.

Abbildung 2 illustriert diesen Sachverhalt und stellt gleichzeitig einen groben Bezugsrahmen zu der Problemstellung der vorliegenden Untersuchung dar. Dieser Bezugsrahmen bildet ein erstes Ordnungsschema fur das Innovationsfahigkeitsphanomen und erweist sich damit als Orientierungshilfe fur die weiteren Analysen.

tksfi0i(0)^^ Innovationsfdhigkeit Innovationsprozesse InnovationsInput

Abbildung 2:

InnQVjitipn^-PrQzg^g b Innovations-Prozess c Innovations-Prozess

InnovationsOutput

Grober Bezugsrahmen zur Problemstellung

Die hohe Relevanz einer Untersuchung des Innovationsfahigkeitsphanomens zur Erzielung eines Erkenntnisfortschritts in der Innovationsforschung verdeutlichen die Autoren LAWSON/SAMSON:

"The innovation capability construct has the potential to be developed to make a significant contribution furthering knowledge in the management of innovation. "^ Weiterhin gilt mit Blick auf die ressourcentheoretische Forschung, in der die Erklarung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile zentral ist, dass die Entwicklung und Einfuhrung von Produktinnovationen sowohl bei Vertretern der Ressourcentheorie als auch in der Innovationsforschung als Moglichkeit zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile erachtet wird.^ „Product innovation is increasingly valued as a key component of the sustainable success of a business's operations.'^

Lawson/Samson (2001), 8. 396. Vgl. z. B. Schewe (1991), S. 1; Stalk/Evans/Shulman (1992), S. 63; Amit/Schoemaker (1993), 8.36; Montgomery (1995), 8. 263; McGrath et al. (1996); Teece/Pisano/8huen (1997), 8. 515; Tidd/Bessant/Pavitt (1997), 8. 4ff.; Braganza/Edwards/Lambert (1999), 8. 83; Roberts (1999); Helfat/Raubitschek (2000), 8 . 9 6 1 ; Huang/8outar/Brown (2001), 8. 53; Jensen/Harmsen (2001), 8. 37; Johannessen/Olsen/Lumpkin (2001), 8. 20; Lawson/8amson (2001), 8. 380 f.; Rodriguez/ Ricart/Sanchez (2002), 8. 143; 8alaman/8torey (2002), 8. 147; Cavusgil/Calantone/Zhao (2003), 8. 10, 20; Weerawardena (2003a), 8. 20 ff. Henard/Szymanski (2001), S. 362.

„/ want to put forth the argument that it is organizational differences, especially differences in abilities to generate and gain from innovation, ..., that are the source of durable, not easily imitable, differences among firms''^ Es zeigt sich, dass die Frage nach der Innovationsfahigkeit von Unternehmen inharenter Bestandteil einer ressourcentheoretisch geleiteten Erklarung nachhaltigen Unternehmenserfolges ist: „Signifikante ressourcenbedingte Unterschiede zwischen Organisationen kdnnen dauerhaften Bestand haben, mussen dies aber nicht: Die Nachhaltigkeit der Unterschiede ... hangt von dem Erfolg der Innovations- bzw. Imitationsbemuhungen im Wettbewerb zueinander stehenden Organisationen ab. "^ Somit kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass das Konzept der organisationalen Innovationsfahigkeit einerseits wichtiger Bestandteil fur die Erklarung innovativen Verhaltens von Unternehmen und andererseits von zentraler Bedeutung fur die Frage nach den Ursachen langfristiger Erfolgsunterschiede ist. Daneben bietet es fur die Identifikation der wichtigen Einflussgrofien im Innovationsprozess einen perspektivisch und forschungsmethodisch anderen Ausgangspunkt gegenuber der Erfolgsfaktorenforschung und entsprechend die Chance auf neue inhaltliche Impulse und Vermeidung methodischer Schwachen. Es zeigt sich jedoch auch, dass in Bezug auf das Innovationsf^higkeitsphanomen erheblicher Forschungsbedarf besteht.^ „... we need to deepen our understanding of organizational capability for successful product innovations. "* Zum einen wird in der Praxis Innovationsfahigkeit vom Management oft als gegeben hingenommen und deswegen nur selten betrachtet.^ Zum anderen ist Innovationsfahigkeit, obwohl Oder gerade weil der Ausdruck Innovationsfahigkeit zum gangigen Sprachgebrauch zahit, zwar ein haufig benutzter Terminus, jedoch nur selten expliziter Gegenstand theoretisch und empirisch fundierter Analysen. „Thus, though many scholars have extolled the value of focusing on „core competencies", little empirical work exists regarding the relative impact of distinctive capa-

Nelson(1991), S. 72. Freiling(2001a), S. 79f. Vgl. Mairesse/Mohnen (2002), S. 226; Neely/Hii (1998), S. 22. Kusunoki(1997), S. 381. Vgl. Barney (1991), S. 110.

bilities on innovation. Wtiat variation in innovation is explained by market motives versus distinctive, unobservable, firm-level capabilities?"^ An dieser Stelle will die vorliegende Untersuchung anknupfen und das Phanomen der Innovationsfahigkelt von Unternehmen mit Hilfe der Ressourcentheorie naher untersuchen. Anspruch dieser Untersuchung ist es, eine differenzierte konzeptionelle und empirische Untersuchung der Innovationsfahigkelt und ihrer Wirkungen zu unternehmen.

1.2 Forschungsfragen und Eingrenzung der Untersuchung In den vorherigen Abschnitten wurde ein grobes Vorverstandnis fur den Begriff der Innovationsfahigkelt geschaffen und die Bedeutung dieses Phanomens fur die Innovationsaktivitaten und die Wettbewerbsfahigkeit von Unternehmen skizziert. Vor dem Hintergrund der Defizite der Innovationserfolgsfaktorenforschung sowie der praktischen Relevanz und des Forschungsbedarfs in Bezug auf das Innovationsfahigkeitsphanomen verfolgt die vorliegende Untersuchung das ubergeordnete Ziel, einen theoriegelelteten und hypothesentestenden Beitrag zu einem besseren Verstandnis der Innovationsfahigkelt von Unternehmen und ihrer Wirkungen zu leisten. Auf der Grundlage dessen lassen sich folgende Einzelziele und Fragestellungen der Untersuchung ableiten: I. Untersuchung des Innovatlonsfahlgkeltskonstruktes und seiner Determinanten - Was ist die Innovationsfahigkelt eines Unternetimens und wie kann sie gemessen werden? DIese Fragestellung fasst das erste und das zentrale Forschungsziel der vorliegenden Untersuchung zusammen. Fur das Phanomen der Innovationsfahigkelt finden sich in der Literatur unterschiedliche Definitions- und Messansatze, die jedoch In der Mehrheit am Innovations-Output ansetzen und damit keine Erkenntnisse daruber liefern, welche Fahigkeiten, Kompetenzen, Prozesse und Ressourcen die Innovationsfahigkelt von Unternehmen konstituieren.^ Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, ein Begriffsverstandnis und ein Konzept von Innovationsfahigkelt zu entwickein, welches uber die Inhalte der Innovationsfahigkelt Aufschluss gibt. Bisherlge Untersuchungen zur Innovationsfahigkelt von Unternehmen deuten darauf hin, dass es sich dabei um ein vielschichtiges, komplexes PhanoChandrashekaran etal. (1999), S. 101. Vgl. Abschnitt 2.2.2 und 2.3.2 der vorliegenden Untersuchung.

to men handelt.^ Dies bedeutet, dass die Innovationsfahigkeit ein komplexes, latentes Konstrukt darstellt, welches nicht direkt messbar ist. Daraus lasst sich die Notwendigkeit einer fundierten Konzeptionaiisierung und Operationalisierung des latenten Konstruktes der Innovationsfahigkeit von Unternehmen ableiten. Als Konzeptionaiisierung lasst sich in diesem Zusammenhang die theoretische Herleitung, Definition und inhattliche Konkretisierung eines Konstruktes bezeichnen.^ Weiterhin umfasst die Konzeptionaiisierung die Erarbeitung der relevanten Dimensionen des untersuchten Konstruktes.^ Die Operationallsierung baut auf der Konzeptionaiisierung auf und beinhaltet die Entwicklung eines IVIessinstruments zur empirischen Erfassung des Konstruktes."* Anspruch dieser Untersuchung ist es, ein reliables und valides Messinstrument fur die organisationale Innovationsfahigkeit zu entwickeln. Dies erfolgt In enger Aniehnung an die Ressourcentheorie, wodurch sich das Konzept der Innovationsfahigkeit grundsatzlich dem Anspruch stellt, Grundlage fur die Erzielung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils zu bilden. - Welche Einflussgroden determinieren die Innovationsfahigkeit eines Unternehmens? Urn ein umfassendes und moglichst differenziertes Bild vom Innovationsfahigkeitskonstrukt entwickeln zu konnen, sollen die Faktoren identifizlert werden, die die Auspragung der organisatlonalen Innovationsfahigkeit determinieren. Erklartes Ziel dieser Untersuchung ist es, die Determlnanten der Innovationsfahigkeit zu identifizieren, zu konzeptionalisieren und zu operationalisieren sowie Hypothesen uber die WIrkungsweisen der Determinante zu deduzieren und empirisch zu testen. II. Untersuchung der Wirkungen der Innovationsfahigkeit - Auf welctie Weise tragt die Innovationsfcihigkeit zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile bei? Es wurde bereits deutlich, dass sich in der Literatur Aussagen dazu finden, dass die Innovationsfahigkeit von Unternehmen zur Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils beitragen kann. Somit stellt sich die Frage, wann ein solcher Zusammenhang gegeben ist und wie sich dieser gestaltet. Wie noch zu zeigen sein wird, lassen die Erkenntnisse aus der Ressourcentheorie den Schluss zu, dass die Innovationsfahigkeit

Vgl. Abschnitt 2.3.2 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. Burmann (2002), S. 39. Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 5; Homburg (1998), S. 4. Vgl. Kieser/Kubicek (1992), S. 67 ff.; Burmann (2002), S. 39.

u_ nicht direkt, sondern uber ihren Output (Innovationsergebnis bzw. Innovationserfolg) zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen beitragt.^ Zielsetzung ist es, die zentralen Innovationsergebnisgroden, die wichtig fur einen innovationsbasierten nachhaltigen Wettbewerbsvorteil sind, zu identifizieren, konzeptionalisieren und operationalisieren. Weiterhin gilt es, das in der Ressourcentheorie viel zitierte Konstrukt des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils zu konzeptionalisieren und operationalisieren. Darauf aufbauend sollen Hypothesen uber die Wirkungsbeziehungen zwischen der Innovationsfahigkeit und dem Innovationserfolg einerseits und zwischen Innovationserfolg und nachhaltigem Unternehmenserfolg andererseits deduziert und empirisch getestet werden. - Beeinflussen situative Kontextfaktoren das Kausalmodell der Innovationsfahigkeit? Wie im Rahmen der Darstellung der methodologischen Leitideen der Untersuchung noch ausgefuhrt wird, will die vorliegende Untersuchung dem situativen Ansatz folgen und den unterschiedlichen Kontexten, in denen das Innovationsfahigkeitsphanomen zu beobachten ist, Rechnung tragen. Zur Beantwortung dieser Untersuchungsfrage gilt es, auf Basis der Ressourcentheorie den Oder die zentralen Kontextfaktor/en (im Folgenden moderierender Faktor genannt) zu identifizieren, konzeptionalisieren und operationalisieren. Weiterhin sind Hypothesen uber den moderierenden Einfluss abzuleiten und empirisch zu testen. Damit konnen die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung zu beantwortenden Forschungsfragen wie folgt zusammengefasst werden: 1. Wie kann die Innovationsfahigkeit von Unternehmen konzeptionalisiert und operationalisiert werden? 2. Welche Determinanten beeinflussen die Innovationsfahigkeit und wie wirken diese? 3. Auf welche Weise tragt die Innovationsfahigkeit von Unternehmen zur Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils bei? 4. Welche moderierenden Faktoren beeinflussen auf welche Weise die Wirkungsbeziehungen? Das Untersuchungsmodell dieser Arbeit stellt sich wie folgt dar:

Vgl. Abschnitt 3.2.3 der vorliegenden Untersuchung.

12

Determinanten

InnovationsfShigkeit

Innovationsergebnis

~A

-

Nachhaltiger Unternehmenserfolg

Moderierender Faktor

Abbildung 3:

Grobes Untersuchungsmodell der Arbeit

Nachdem die zentralen Zielsetzungen und die daraus resultierenden Untersuchungsfragestellungen dieser Arbeit herausgearbeitet wurden, gilt es, den Untersuchungsbereich in Bezug auf die betrachteten Institutionen und die Untersuchungsebene forschungsadaquat abzugrenzen. Die Untersuchungsfragestellungen implizieren die Wahl einer einzelwirtschaftlichen Perspektive. Als Akteure werden die Unternehmen besonders innovativer Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland definiert.^ Diese Fokussierung wird zunri einen damit begrundet, dass es sich beim verarbeitenden Gewerbe urn einen zentralen Bereich der deutschen Volkswirtschaft handelt, der rund ein Viertel zur gesamten Bruttowertschopfung beitragt.^ Weiterhin sind Innovationen sehr wichtig fur das verarbeitende Gewerbe; hier herrscht die hochste Innovationsintensit^t.^ Zum anderen erfolgt im weiteren Verlauf der Untersuchung eine Fokussierung auf Produktinnovationen mit bedeutenden neuen Merkmalen, wobei Dienstieistungen von der Betrachtung ausgeschlossen werden/ Damit wird ein gewisser Mindestanspruch an die Innovationsleistungen der Unternehmen und entsprechend der untersuchten Branchen gestellt, so dass sich im Rahmen des verarbeitenden Gewerbes der Blick auf die innovativsten Branchen richtet. Darunter fallen Unternehmen der Chemie-ZPharma-, Elektrotechnik-/Elektronik-, Fahrzeugbau-, Medizin-/Mess-/Steuer-/Regelungstechnik/Optik- und Maschinenbaubranche mit mehr als 50 BeschSftigten.^ In der betriebswirtschaftlichen Forschung wird zwischen verschiedenen Betrachtungsebenen einer Analyse unterschieden. Grundsatzlich kann zwischen einer geDie Unternehmen werden dabei als Quasi-HandlungstrSger verstanden und als selbstst^ndig handelnde Einheiten betrachtet. Vgl. Schanz (1977), S. 72. Vgl. Statistisches Bundesamt Deutschland (2005). Vgl. Rammer et al. (2005), S. 4 f. Die Innovationsintensitat ergibt sich aus dem VerhSltnis zwischen den gesamten Innovationsaufwendungen und dem Gesamtumsatz aller Unternehmen. Vgl. Rammer et al. (2005), S. 4. Vgl. Abschnitt 2.2.1 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. ausfuhrlich zur Definition der Grundgesamtheit der empirischen Erhebung Abschnitt 4.1.3.1 der vorliegenden Untersuchung.

13 samtuntemehmensbezogenen, einer geschaftsbereichsbezogenen und einer funktionsbereichsbezogenen Perspektive differenziert werden.^ In der Innovationsforschung findet sich daruber hinaus haufig eine projekt- bzw. produktbezogene Untersuchungsperspektive. Vor dem Hintergrund der aufgeworfenen Forschungsfragen fokussiert die vorliegende Untersuchung die Gesamtunternehmensebene. Ein solcher Ansatz wird auch in der Literatur postuliert: „... the firm must generally be oriented towards innovative activities. ... Without the whole firm being adapted to innovation activities, it is very difficult to make a single innovation project become a success. '* Damit wird Innovationsfahigkeit als ein die Gesamtorganisation umspannendes Phanomen charakterisiert.^ Die Untersuchung grenzt sich somit von einer Betrachtung von Innovationsfahigkeit als regionales bzw. nationales, unternehmensbereichsbzw. projektspezifisches oder indlvlduell-personelles Phanomen ab. Daraus folgt, dass nicht ein einzelnes Innovationsprojekt im Untersuchungsinteresse der Arbeit liegt, sondern das gesamte Produktinnovationsportfolio eines Unternehmens. Weitere Spezifizierungen des Untersuchungsgegenstandes werden an geeigneter Stelle im weiteren Verlauf der Arbeit - insbesondere im Abschnitt 2.2 ..Terminologische Grundlagen" - vorgenommen.

1.3 Aufbau der Untersuchung Im Anschluss an das erste einleitende Kapitel, in dem die Problemstellung, die Forschungsfragen und der Aufbau der Untersuchung thematisiert werden, erfolgt im zweiten Kapitel die Darstellung der Grundlagen der Untersuchung. ZunSchst soil im Abschnitt 2.1 die wissenschaftstheoretische Grundposition mit den methodologischen Leitideen und dem grundlegenden Forschungsdesign festgelegt werden. Daran anschliefiend wird das BegriffsverstSndnis fur die zentralen Termini dieser Untersuchung - Innovation und Innovationsfahigkeit - prazisiert (Abschnitt 2.2). Im Zuge dessen wird auch der Untersuchungsgegenstand spezifiziert und abgegrenzt. Im Abschnitt 2.3 wird eine Auswahl von bisherigen Forschungsarbeiten zum vorliegenden Untersuchungsgegenstand hinsichtlich ihres Erklarungsbeitrages fur die aufgeworfenen Untersuchungsfragen analysiert. Dabei werden zum einen erste Erkenntnisse in Bezug auf einzelne Untersuchungsfragen generiert und zum anderen Forschungsdefizite aufgedeckt. Vgl. Hofer/Schendel (1978), S. 27 ff. Schewe(1991), S. 20. Diese Perspektive steht in Einklang mit der dieser Untersuchung zugrunde liegenden Leitidee des liberalen methodologischen Individuallsmus. Vgl. Abschnitt 2.1 der vorliegenden Untersuchung.

^14

Das dritte Kapitel widmet sich der Darstellung der theoretischen Bezugspunkte und der Modellentwicklung. Im Abschnitt 3.1 werden der klassische Resource-based View, der Competence-based View, der Dynamic Capability-based View und der Knowledge-based View als theoretische Basis der Untersuchung vorgestellt. Die Darstellung erfolgt mit dem Ziel, einen spezifizierten theoretischen Bezugsrahmen fur die Modellentwicklung zu generieren. Daran anknupfend wird im Abschnitt 3.2 das Modell zur Erklarung des Innovationsfahigkeitsphanomens theoretisch deduziert. Im Zuge dessen werden die Innovationsfahigkeit (Abschnitt 3.2.1), die Determinanten der Innovationsfahigkeit (Abschnitt 3.2.2), der Innovationserfolg und der nachhaltige Unternehmenserfolg (Abschnitt 3.2.3) sowie der moderierende Faktor konzeptionalisiert (Abschnitt 3.2.4) und Hypothesen uber die Wirkungsbeziehungen hergeleitet. Zum Abschluss des dritten Kapitels (Abschnitt 3.2.5) werden zusammenfassend das Untersuchungsmodell und die Hypothesen im Oberblick dargestellt. Kapitel 4 befasst sich mit der empirischen Konzeption der Untersuchung. Zunachst sollen hier die methodischen Aspekte der Untersuchung dargestellt werden. Im Zuge dessen wird der Partial-Least-Squares-Ansatz vorgestellt und es werden allgemeine Grundlagen der Messung latenter Konstrukte sowie der Analyse von Dependenzen dargelegt. Im Abschnitt 4.1.3 werden die Datengrundlage und die Datenerhebung vorgestellt. Der Abschnitt 4.2 beinhaltet die Darstellung und Analyse der empirischen Untersuchungsergebnisse. Dabei werden zunachst die Operationalisierungen der latenten Konstrukte vorgestellt sowie die Reliabilitat und die Validitat der Messungen gepruft. Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der Dependenzanalysen prasentiert und diskutiert. Das vierte Kapitel schliefit mit einer zusammenfassenden Darstellung der empirischen Untersuchungsergebnisse. Das fijnfte und letzte Kapitel beinhaltet eine Darstellung der zentralen Ergebnisse der Untersuchung (Abschnitt 5.1). Daraufhin werden die Implikatlonen und Ansatzpunkte fur die weiterfuhrende betriebswirtschaftliche Forschung herausgestellt; dabei werden auch die Restriktionen der Untersuchung dargelegt (Abschnitt 5.2). Abschliefiend erfolgt die Ableitung der Implikatlonen fur die Unternehmenspraxis (Abschnitt 5.3). Der hier skizzierte Problemlosungsweg zur Beantwortung der Im Abschnitt 1.2 aufgeworfenen Forschungsfragen wird zusammenfassend in Abbildung 4 dargestellt.

15

©

© Grundlagen der Untersuchung

Einleitung

• Problemstellung • Forschungsfragen und Eingrenzung der Arbeit • Aufbau der Arbeit

• Wissenschaftstheoretische Grundlagen • Terminologische Grundlagen • Forschungsstand

Forschungsfragestellung

Grundlagen der Untersuchung und Identifikation der ForschungslUcke

©

©

Theoretische Bezugspunkte und Modeilentwickiung

Methodik und Ergebnisse der empirischen Untersuchung

• Ressourcentheoretische Anseltze als theoretischer Bezugsrahmen • Konzeptionatisierung der Konstrukte und Hypothesenentwicklung

• PLS-Strukturgleichungsmodelle • Datengrundlage und Datenerhebung • Ergebnisse der empirischen Untersuchung

© Zusammenfassung und implikationen

• Zentrale Ergebnisse • Ansatzpunkte fOr weitere Forschung • Implikationen fOr die Unternehmenspraxis

ja Abbildung 4:

Theoriegeleitetes, empirisch zu prtifendes Modell

Empirische Befunde

Implikationen der Untersuchung

Gang der Untersuchung

2 Grundlagen der Untersuchung In diesem Kapitel werden die erforderlichen Grundlagen der Untersuchung eriautert. Zunachst erfolgt die wissenschaftstheoretische Einordnung der Untersuchung (Abschnitt 2.1). Daraufhin werden zentrale Termini dieser Untersuchung -Innovation und Innovationsfahigkeit- auf Basis des einschlagigen Schrifttums diskutiert und prazisiert sowie im Rahmen dessen weitere Eingrenzungen des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen (Abschnitt 2.2). Daran anschlleflend erfolgt eine Darstellung und Analyse relevanter Untersuchungen, die einen Erkenntnisgewinn im Hinblick auf die Untersuchungsfragestellungen versprechen (Abschnitt 2.3).

2.1 Wissenschaftstheoretische Grundposition Im Rahmen der Darstellung der wissenschaftstheoretischen Grundposition werden die methodologischen Leitideen und das grundlegende Forschungsdesign behandelt.^ Realwissenschaftliche Forschung wird durch grundlegende Forschungs- oder Erkenntnisprogramme gepragt, die als Orientierungssysteme des wissenschaftlichen Handelns dienen.^ Zu den Elementen solcher Forschungs- und Erkenntnispro-

^

Die folgende Darstellung der wissenschaftstheoretischen Orientierung der Untersuchung folgt in weiten Teilen dem Argumentationsmuster von Fritz (1995), S. 17 ff. und S. 59 ff.

^

Vgl. Bohnen (1975), S. 4; Abel (1983), S. 1; Fritz (1995), S. 17.

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© Grundlagen der Untersuchung

Einleitung

• Problemstellung • Forschungsfragen und Eingrenzung der Arbeit • Aufbau der Arbeit

• Wissenschaftstheoretische Grundlagen • Terminologische Grundlagen • Forschungsstand

Forschungsfragestellung

Grundlagen der Untersuchung und Identifikation der ForschungslUcke

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Theoretische Bezugspunkte und Modeilentwickiung

Methodik und Ergebnisse der empirischen Untersuchung

• Ressourcentheoretische Anseltze als theoretischer Bezugsrahmen • Konzeptionatisierung der Konstrukte und Hypothesenentwicklung

• PLS-Strukturgleichungsmodelle • Datengrundlage und Datenerhebung • Ergebnisse der empirischen Untersuchung

© Zusammenfassung und implikationen

• Zentrale Ergebnisse • Ansatzpunkte fOr weitere Forschung • Implikationen fOr die Unternehmenspraxis

ja Abbildung 4:

Theoriegeleitetes, empirisch zu prtifendes Modell

Empirische Befunde

Implikationen der Untersuchung

Gang der Untersuchung

2 Grundlagen der Untersuchung In diesem Kapitel werden die erforderlichen Grundlagen der Untersuchung eriautert. Zunachst erfolgt die wissenschaftstheoretische Einordnung der Untersuchung (Abschnitt 2.1). Daraufhin werden zentrale Termini dieser Untersuchung -Innovation und Innovationsfahigkeit- auf Basis des einschlagigen Schrifttums diskutiert und prazisiert sowie im Rahmen dessen weitere Eingrenzungen des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen (Abschnitt 2.2). Daran anschlleflend erfolgt eine Darstellung und Analyse relevanter Untersuchungen, die einen Erkenntnisgewinn im Hinblick auf die Untersuchungsfragestellungen versprechen (Abschnitt 2.3).

2.1 Wissenschaftstheoretische Grundposition Im Rahmen der Darstellung der wissenschaftstheoretischen Grundposition werden die methodologischen Leitideen und das grundlegende Forschungsdesign behandelt.^ Realwissenschaftliche Forschung wird durch grundlegende Forschungs- oder Erkenntnisprogramme gepragt, die als Orientierungssysteme des wissenschaftlichen Handelns dienen.^ Zu den Elementen solcher Forschungs- und Erkenntnispro-

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Die folgende Darstellung der wissenschaftstheoretischen Orientierung der Untersuchung folgt in weiten Teilen dem Argumentationsmuster von Fritz (1995), S. 17 ff. und S. 59 ff.

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Vgl. Bohnen (1975), S. 4; Abel (1983), S. 1; Fritz (1995), S. 17.

J6 gramme zahlen u. a. die methodologischen und die theoretischen Leitideen.^ Die theoretischen Leitideen werden im Abschnitt 3.1 ausfuhrlich dargestejlt. Die methodologischen Leitideen legen die formalen Erkenntnis- und Erklarungsprinzipien fur einen Forschungsgegenstand fest.^ Sie grenzen somit den forschungslogischen Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung ab, indem sie z. B. bestimmte Problemlosungsverfahren und -ergebnisse fur zulassig bzw. unzulassig erklaren.^ Aus den methodologischen Leitideen ergeben sich auch Konsequenzen fur das grundlegende Forschungsdesign der Untersuchung. •

Idee der Erklarung

Hinsichtlich der methodologischen Leitideen nimmt die Idee der Erklarung eine zentrale Rolle in der vorliegenden Untersuchung ein. Es ist das Ziel realwissenschaftlicher Forschung, auf Grundlage von Theorie und Empirie gesicherte Erkenntnisse uber reale Phanomene und ihre komplexen Wechselbeziehungen zu eriangen. Gemafi POPPER besteht das oberste Ziel der Realwissenschaften in der Erklarung erklarungsbedurftiger Sachverhalte: „lch nehme an, dass es das Ziel der empirischen Wissenschaft ist, befriedigende ErklSrungen zu finden fur alles, was uns einer Erklarung zu bedurfen erscheint. "* Die ErklSrungsidee wird laut ALBERT als allgemein akzeptiertes Erkenntnisprogramm in den theoretischen Realwissenschaften angesehen.^ Im Sinne der Erklarungsidee wird zunachst der zu erklarende Sachverhalt (Explanandum) moglichst prazise dargestellt und spezifiziert, um dann im Rahmen des Erklarungshintergrundes nach empirisch gehaltvollen Gesetzeshypothesen und Randbedingungen (Explanans) zu suchen.® GemSfi FRITZ Ist Insbesondere bel Innovativen Fragestellungen die deskriptive Darstellung des erkldrungsbedurftlgen PhSnomens in prSziser Form eine wesentllche Aufgabe Im Rahmen der erkiarungsorientierten Forschung, die den explikativen Untersuchungsschritten notwendigerweise vorausgeht.^ Auch In dieser Untersuchung wird der Darstellung des InnovatlonsfShigkeitsphanomens grofite Aufmerksamkelt gewldmet, da es sich dabei um ein komplexes Phanomen handelt, zu dessen Abbildung und Erfassung erst noch geeignete Modellvorstellungen und Operationalisierungen entwickelt werden mussen.

Vgl. Fritz (1995), 8. 17. Vgl.Bohnen (1975), 3.4. Vgl. Fritz (1984), 3.73. Popper(1973), 3. 213. Vgl. Albert (1987), 3. 102. Vgl. Popper (1973), 3.213 f. Vgl. Fritz (1995), 3.20 f.

r7_ Die Prazisierung der ErklSrungsidee erfolgt in der vorliegenden Untersuchung nach dem wissenschaftstheoretischen Leitbild des kritischen RationalismusV Die Vernunft und die empirische Beobachtung stellen im kritischen Rationalismus die zentralen Quellen der Erkenntnis dar.^ Kennzeichen des kritischen Rationalismus ist die Ablehnung der induktiven Methode.^ Im Rahmen der betriebswirtschaftlichen Methode der Induktion werden Einzelbeobachtungen verallgemelnert, um Gesetzmafiigkeiten nachzuweisen/ Gemafi POPPER ist das Induktionsprinzip jedoch nicht geeignet, generelle Aussagen abzuleiten: „Bekanntlich berechtigen uns noch so viele Beobachtungen von weiflen Schwanen nichtzu dem Satz, dass alle Schw^ne weifl sind."^ Demgegenuber ist die deduktive Methode dadurch gekennzeichnet, dass nur Schlijsse vom Allgemeinen auf das Besondere zulassig sind.^ Grundsatzlich sind in der Betriebswirtschaftslehre verschiedene Varianten der Deduktion moglich: die axiomatisch-deduktive, die realtheoretische Methode der Modellanalyse, die deduktivnomologische Erklarungsmethode und die deduktiven Deutungsansatze der Erklarung/ In dieser Untersuchung wird die deduktiv-nomologische Erklarungsmethode des kritischen Rationalismus bzw. genauer der PropensitStsansatz der Erklarung nach POPPER, welcher eine Generalisierung des deduktiv-nomologischen Erklarungsmodells darstellt,® verfolgt. Nach der deduktiv-nomologischen Erklarungsmethode, auch als HEMPEL-OPPENHEIModer HEMPEL-POPPER-Schema bezeichnet, wird das Explanandum aus dem Explanans logisch abgeleitet und damit erklart.® Kritiker dieses Schemas wenden ein, dass die logische Deduktion des Explanandum aus dem Explanans nur aufgrund deterministischer Gesetzmaftigkeiten moglich \sV^ In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind jedoch in der Regel nur stochastische Hypothesen oder Tendenzaussagen moglich.^^ Dem kommt die Erweiterung des deduktiv-nomologischen Modells

Vgl. z. B. Popper (1965), S. 33 ff.; Popper (1971). Vgl. Kern (1979), S. 12. Vgl. Brown (1977), S. 69; Hunt (1991), S. 290. Vgl. Raffle (1993), S. 14. Popper(1971), S. 3. Vgl. Albert (1980), S. 11 f. Vgl. Raffee (1993), S. 16. Vgl. Popper (1979), S. 312. Vgl. Hempel/Oppenheim (1948) S. 136 ff.; Popper (1982), S. 31 ff. Vgl. Stegmuller (1973), S. 82 f.; Schwemnrier (1976), S. 61; Raffle (1993), S. 19 f.; Fritz (1995), S. 21 Vgl. z. B. Witte (1981), S. 19; Raff6e (1974), S. 42

18

zum Propensitatsansatz der Erklarung entgegen.^ Dabei bleibt das Grundmuster der Erklarung dasselbe, jedoch konnen die Erklarungen mit Hilfe deterministischer als auch indeterministischer (probabilistischer) Gesetzeshypothesen gewonnen werden.^ Deterministische Erklarungen stellen den seltenen Spezialfall dar, dass die Erklarungshypothese in jeder Situation alle Ursachen fur den zu erklarenden Sachverhalt erfasst. Probabllistische Erklarungen hingegen umfassen nicht alle Ursachen und das Erklarungsmodeil ist sltuatlonsabhangig.^ •

Multikausalltat und SItuatlonsabhangigkeit

Die Prazisierung der grundlegenden Erklarungsidee nach Mafigabe des Propensitatsansatzes hat Konsequenzen fur die vorliegende Untersuchung/ Grundsatzlich werden in der vorliegenden Untersuchung dem Prinzip der Deduktion folgend auf deduktiv-logischem Weg Aussagen (Hypothesen) aus einem theoretischen Aussagensystem (Ressourcentheorie) in Bezug auf den zu erklarenden Sachverhalt (Innovationsfahigkeit) abgeleitet und empirisch getestet (Anwendung des Falsifikationsprinzips)^ Die Propensitatsidee der Erklarung betont dabei die Multikausalltat realer Phanomene, welcher in der Forschungspraxis Rechnung getragen werden muss. Entsprechend wird angenommen, dass die Innovationsfahigkeit Ergebnis multipler Kausalfaktoren ist, welche wiederum durch verschiedene Determinanten in ihrer Auspragung beeinflusst werden. Ferner ist anzunehmen, dass Innovatlonen nIcht vollstandig nachhaltige Wettbewerbsvorteile erklSren konnen (Teilursache).® Weiterhin betont POPPER den Aspekt der SItuatlonsabhangigkeit, wonach die deduzierten Erklarungshypothesen in ihrer Aussagekraft durch den jeweiligen situativen Kontext des Sachverhaltes beeinflusst werden.^ Entsprechend muss die Situation, in der ein zu erklarendes Ereignis stattfindet, berucksichtigt werden. Hiermit wird die Bedeutung des situativen Ansatzes unterstrichen. Im situativen Ansatz werden traditionelle „One-best-way"-Aussagen zu situationsabhSngigen Handlungsempfehlungen relativiert.® Demnach gibt es nicht eine generell gultige, optimale Handlungsmoglichkeit, sondern mehrere, verschiedenen Situationen angemessene.® Ziel ist es. Vgl. zur Diskussion des Propensitatsansatzes Fritz (1984), S. 81 ff. Vgl. Popper (1979), 8. 312; Raff6e (1993), S. 20; Fritz (1995), S. 21 ff. Vgl. Popper (1979), S. 312; Popper/Eccles (1982). S. 49 ff.; Fritz (1995), S. 22. Vgl. zu den folgenden Ausfuhrungen insbesondere Fritz (1995), S. 22 ff. GemSfi des Falsifikationsprinzips des kritischen Rationalismus kann eine empirische Uberprufung von Theorien bzw. der daraus abgeleiteten Hypothesen nicht zu deren Bestatigung, sondern nur zu deren Widerlegung oder Nicht-Widerlegung fuhren. Vgl. Popper (1965), S. 55. Vgl. Fritz (1990), S. 104; Fritz (1995), S. 23. Vgl. Popper/Eccles (1982), S. 49 f.; Popper (1995), S. 31 f. Vgl. Staehle (1991), 8.47. Vgl. 8taehle(1981), 8. 215.

19^

„Situationsmodelle bzw. Quasi-Theorien mittlerer Reichweite"^ und somit Aussagen, die zwar nur begrenzt verallgemeinerbar, aber dennoch uber einen hohen empirischen Gehalt verfugen, zu entwickeln.^ Entsprechend ist anzunehmen, dass Innovationen nur eine unter mehreren Handlungsoptionen darstellen, die je nach Situation zur Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile beitragen kdnnen. Der situative Ansatz wird im Rahmen der vierten Forschungsfrage der vorliegenden Untersuchung berucksichtigt.^ Dabei wird dem Einwand von Kritikern, die die Theorielosigkeit des situativen Ansatzes bemangein/ dadurch begegnet, dass nur solche situativen Faktoren (auch nnoderierende Faktoren genannt) in die Untersuchung mit einbezogen werden, die sich auf Basis der ressourcentheoretischen Ansatze identifizieren und begrunden lassen.^ "

Monotheoretisches Vorgehen

Aus der Orientierung am wissenscliaftstheoretischen Leitbild des kritischen Rationalismus und aus der methodologischen Leitidee der Multikausalitat wird bisweilen die methodologische Leitidee des theoretischen Pluralismus abgeleitet.® Der Leitidee des theoretischen Pluralismus folgend, werden im Interesse des Erkenntnisfortschritts mehrere theoretische Ansatze - seien sie konkurrierender oder konkurrenzfreier Natur -^ fur die Erklarung des interessierenden Sachverhaltes genutzt.® Es wird argumentiert, dass durch die Nutzung verschiedener Theorien eine insgesamt hohere Erklarungskraft erreicht werden kann und weiterhin interdisziplinare Forschung sowie das Auffmden alternativer ErklSrungen fur ein Phanomen ermoglicht wird.® Kritiker des multitheoretischen Vorgehens wie FREILING entgegnen, dass unterschiedliche theoretische Ansatze zumeist von unterschiedlichen Annahmen und Voraussetzungen ausgehen, wodurch die Integration der verschiedenen Ansatze erschwert wird. Unbedingt bedarf es einer expliziten Berucksichtigung der verschiedenen Basisannahmen, da ansonsten die Gefahr verfalschter Ergebnisse besteht.^° So Staehle(1981), S. 216. Vgl. Fritz (1995), S. 24. Vgl. auch Venkatraman/Camillus (1984), S. 513 ff.; ZeithamlA/aradarajan/ Zeithaml(1988). S. 37. Vgl. Abschnitt1.2. Vgl. z. B. Abel (1979), S. 141 f.; Kubicek/Kieser (1980), Sp. 1543 ff.; Schanz (1982), 8. 264; Picot (1991), S. 157. Vgl. ahnlich Fritz (1995), S. 25. Vgl. auch Homburg (2000), S. 70. Vgl. z. B. Fritz (1995), S. 26; Mathieu (2004), S. 23. Vgl. dazu Fritz (1995), S. 26 f. Vgl. z. B. Feyerabend (1965), S. 223 ff.; Spinner (1974), S. 80 ff.; Albert (1980), S. 49ff.; Fritz (1984), 8. 116ff. Vgl. Fritz (1984), 8. 117ff. Vgl. Freiling (2001b), 8. 15ff.

20

kommentiert FREILING die Praxis der Integration von Gedanken eines theoretischen Ansatzes (z. B. aus der neoklassischen Mikrookonomie oder der Transaktionskostentheorie) in den Kontext des Resource-based View wie folgt: „Eine solche Vorgehensweise ist wissenschaftstheoretisch bedenklich, solange kein schlussiger Nachweis daruber erbracht wird, dass die AnsStze bezuglich der PrSmissen und der Verwendung findenden Argumentationsweisen kompatibel sind. "^ Weiterhin entspricht der theoretische Pluralismus nicht dem wissenschaftstheoretischen Ideal der Priifung einer geschlossenen Theorle.^ Daruber hinaus wird in der Literatur fur die ErklSrung des Innovationsfahigkeitsphanomens explizit die (monotheoretische) Verwendung der Ressourcentheorie empfohlen.^ Somit wird in der vorliegenden Untersuchung ein monotheoretisches Vorgehen verfolgt, bei dem nur eine und zwar die Theorie verfolgt wird, die zur Erklarung des Untersuchungsgegenstandes am geeignetsten erscheint. Hierbei handelt es sich urn die Ressourcentheorie, die sich welter in verschiedene Forschungsstromungen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten gliedert (klassischer Resource-based View, Competence-based View, Dynamic Capability-based View und Knowledge-based View)/ "

Liberaler methodologischer Individualismus

EIne weitere methodologische Leitidee der vorliegenden Untersuchung bildet der IIberale methodologische Individualismus.^ Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass soziale PhSnomene (z. B. Lernen, Kompetenzen) auf das Handein von Individuen zuruckgefuhrt werden.^ Dabei rSumt der llberale methodologische Individualismus die Moglichkeit ein, dass Organisationen als „Quasi-Handlungstrager" verstanden werden konnen, die ein „Quasi-Verhalten" aufweisen, fur das sich Aggregathypothesen formulieren lassen/ Voraussetzung dafur ist, dass sich diese Aggregathypothesen prinzipiell auf Hypothesen uber das Handein von Individuen in der Organisation zuruckfijhren lassen.® Im Gegensatz zum radikalen oder kategorischen Individualismus ist dabei die zwingende Ableitung von Kollektivaussagen aus Individualaussagen

Freiling(2001a), S. 63. Vgl. Popper (1971), 8 . 4 1 . Vgl. Foss/Harmsen (1996), S. 133 ff. Vgl. dazu ausfuhrlich Abschnitt 3.1.1 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. Opp (1979), 8. 151 f.; Fritz (1984). 8. 107 ff.; Fritz (1995), 8. 28 f. Vgl. Dieckmann (2000), 8. 102 ff. Vgl. Fritz (1995), 8. 28. Vgl. Popper (1969), 8. 122; Watkins (1972), 8. 338; 8chanz (1977), 8. 290 ff.; Schanz (1988), 8.67.

21_

nicht notwendig, so dass auch institutionelle Zusammenhange zur Erklarung mit einbezogen werden konnen.^ Der Ansatz des liberalen methodologischen Individualismus hat in den WJrtschaftsund SozJalwissenschaften weite Verbreitung gefunden.^ Dies ist dadurch zu erklaren, dass es im liberalen methodologischen Individualismus zulassig ist, soziale Institutionen respektive Unternehmen als „Ganzheiten" zu betrachten, ohne dabei die Abhangigkelt des koHektiven Verhaltens von dem individuellen Verhalten vollstandlg zu negieren.^ Letzteres kame einem holistischen Standpunkt gleich/ Da Unternehmen von Personen gebildet und gesteuert werden, werden in der vorliegenden Untersuchung zur Erklarung organisationaler Phanomene Bezuge zu den Elgenschaften und dem Verhalten der Organisationsmitglieder hergestellt.^ Der llberale methodologische Individualismus bildet die Basis dafur, dass die Innovationsfahigkeit von Unternehmen im institutionalen Sinne analysiert werden darf und gleichzeitig auch mit dem individuellen Verhalten der Organisationsmitglieder argumentiert werden kann.^ "

Kritik am wissenschaftstheoretischen Leitbild des kritischen Rationalismus

Dem kritischen Rationalismus wird insgesamt eine hohe Bedeutung fur die wissenschaftstheoretische Orientierung der Betriebswirtschaftslehre zugesprochen/ Gleichzeitig finden sich auch Kritiker des Ansatzes.® Diese stellen die Durchfiihrbarkeit einer konsequenten Anwendung des deduktiven Prinzips aufgrund einer unzulanglichen theoretischen Durchdringung vieler betriebswirtschaftlicher Teilgebiete in Frage.^ In der vorliegenden Untersuchung wird jedoch davon ausgegangen, dass die Ressourcentheorie die Moglichkeit bietet, die im Abschnitt 1.2 aufgeworfenen Forschungsfragen unter Anwendung des deduktiven Prinzips zu beantworten.^° Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die empirische Falsifikatlon von theoretlsch deduzierten Aussagen. Kritiker befinden die konsequente Anwendung des FalsifiVgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Lenk (1975), S. 199 ff.; Opp (1979), S. 151 f.; Fritz (1995), S. 28 z. B. Kirsch (1977), S. 96 f.; Raff6e (1993), S. 7; Fritz (1995), S. 27 ff.; Freiling (2001a), S. 84. Fritz (1995), 8.28. Dieckmann (2000), S. 102 ff.

Vgl. Raff6e(1993), S. 7. Vgl. ahnlich Fritz (1995), S. 28 f. Vgl. von Kortzfleisch (1971), S. 3; Kern (1979), S. 11; Schanz (1988), S. 53 ff.; Albach (1993), S. 9; Raff6e(1993). S. 18. Vgl. zu den folgenden Ausfuhrungen insbesondere Homburg (2000), S. 61 ff.; Mathieu (2004), 8. 25 f. Vgl. Kublcek (1977), 8. 10 f.; Witte (1977), 8. 271 f.; Witte (1981). 8. 18 f.; Martin (1989), 8. 148; Homburg (2000), 8. 63 f. Vgl. dazu auch Abschnitt 3.1.3.4 der vorliegenden Untersuchung.

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kationsprinzips fur nicht moglich. Nach ihrer Ansicht kann aufgrund des Einflusses von nicht vollstandig kontrollierbaren Kontextfaktoren, der probabiiistischen Natur sozialwissenschaftlicher Hypothesen und der Messfehlerproblematik bei komplexen sozialwissenschaftlichen Konstrukten eine Hypothese niemals zweifellos falsifiziert werden.^ Die vorliegende Untersuchung versucht dieser Kritik zu begegnen, indem erstens explizit der situative Kontext des Untersuchungsgegenstandes mit einbezogen wird und so zumindest der Versuch unternommen wird, den Einfluss zentraler Kontextfaktoren zu berucksichtigen. Zweitens wird der Propensitatsansatz der Erklarung verfolgt, wodurcli der angesproclienen probabiiistischen Natur sozialwissenschaftlicher Hypothesen Rechnung getragen wird.^ Drittens schlagt POPPER zur Losung der Messfehlerproblematik bei komplexen sozialwissenschaftlichen Konstrukten die „Steigerung der Meflgenauigkeit'^ vor. Hieraus leitet sich die Forderung nach einer moglichst hohen Reliabilitat und Validitat der Messung ab/ Entsprechend werden die in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Messmodelle mittels leistungsstarker Gutekriterien der ersten und zweiten Generation auf Reliabilitat und Validitat gepruft.^ Messmodelle, die den Reliabilitats- und Vallditatsanforderungen nicht genugen, werden verworfen bzw. modifiziert. -

Forschungsdesign

Das grundlegende Forschungsdesign der vorliegenden Untersuchung wird in Anlehnung an die Klassifikation empirischer Untersuchungen von FRITZ charakterisiert.^ Das Forschungsdesign leitet sich weitestgehend aus den zuvor dargelegten methodologischen Leitideen der Untersuchung ab. FRITZ unterscheidet zwischen dem Untersuchungsziei, welches grundsatzlich exploratorischer (Entdeckung von Zusammenhangen) oder konfirmatorischer Art (Prufung von Hypothesen) sein kann, und der Aussagenart, die deskriptiver (beschreibend), explikativer (erklarend) oder instrumenteller Natur (gestaltungsorientiert) sein kann/ Da in dieser Untersuchung dem klassischen Rationalismus und dem Prinzip der Deduktion gefolgt wird, ist das Untersuchungsziel als konfirmatorisch zu bezeichnen. Das bedeutet, dass auf die Prufung von theoretisch deduzierten Hypothesen abgestellt wird. Weiterhin werden sowohl deskriptive als auch expllkative sowie instrumentelle Aussagen angestrebt.

Vgl. insbesondere Kubicek (1977), S. 8; Witte (1981). S. 18; Martin (1989), S. 23 f.; Homburg (2000), S. 64 f.; Mathieu (2004), S. 25. Vgl. dazu auch Homburg (2000), S. 64 f. Popper(1982), S. 87. Vgl. Frit2(1984), S. 98. Vgl. Abschnitt 4.1.2 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. Fritz(1995), S. 59ff. Vgl. Fritz (1995), 3.60.

23

Bevor im Rahmen der konfirmatorisch-explikativen Untersuchungsstufe die Wirkungszusammenhange zwischen den verschiedenen Konstrukten des Kausalmodells gepruft werden konnen, bedarf es der Konstruktentwicklung (Konzeptionalisierung und Operationalisierung) im Rahmen der konfirmatorisch-deskriptiven Untersuchungsstufe. Zum Abschluss der Untersuchung werden letztlich auch instrumentelle Aussagen abgeleitet, die die praktischen Konsequenzen der Untersuchungsergebnisse fur die Unternehmens- und Forschungspraxis darlegen sollen.

2.2 Terminologische Grundlagen Im Rahmen dieses Abschnittes soil das Verstandnis fur wichtlge Begrifflichkeiten der nachfolgenden Untersuchung - Innovation und Innovationsfahigkeit - prazisiert werden. Dazu werden Definitionen und Konzepte aus dem Schrifttum vorgestellt und kritisch diskutiert. Im Zuge dessen werden weitere Abgrenzungen des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen und es wird die Konstruktbildung vorbereitet. 2.2.1 Innovation Das in der Praxis weit reichende sowie immer aktuelle Innovationsthema hat auch im wissenschaftlichen Schrifttum grofie Beachtung gefunden. Das dem Schrifttum zugrunde liegende Verstandnis von dem, was eine Innovation ist, ist dabei nicht einheitlich;^ es findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen fur den Innovationsbegriff. Von der etymologischen Bedeutung her bezeichnet die Innovation eine Neuerung.^ Der Aspekt der Neuheit ist unbestritten bei den unterschiedlichen Definitionsansatzen; Uneinigkeit besteht jedoch daruber, unter welchen Voraussetzungen etwas als neu zu bezeichnen ist.^ Tabelle 1 gibt einen Uberblick uber ausgewahlte definitorische Ansatze einschlagiger Autoren.

Vgl. z. B. Hauschildt (1993), S. 319; Maier (1995), S. 23 ff.; Garcia/Calantone (2002); Trott (2002), S. 11 ff.; Hauschildt (2004), S. 4 ff. Vgl. Marr (1980), Sp. 948 f. Vgl. Maier (1995), S. 27 f.

24 Definition

Autor BARNETT(1953)

„An innovation is ... any thought, behaviour or thing that is new because it is qualitatively different from existing forms."^

VEDIN(1980)

„An innovation is an invention brought to its first use, its first introduction into the market."^

MARR(1980)

„Der Begriff Innovation (etymologisch: „Erneuerung") wird in der Literatur prozessual (Innovation als Erneuerungsprozess) Oder objektbezogen (Innovation als ErgebnIs eines Erneuerungsprozesses) definiert. Aber weder die prozessuale noch die objektbezogene Begriffsauffassung ist einheitlich. Bei prozessualer Interpretation stehen sich eine ganzheitliche (Innovation als alle Phasen des Erneuerungsprozesses einschliefiend) und ein phasenbezogene Auffassung (Innovation als die der Ideenentwicklung bzw. Invention folgende Durchsetzung einer Neuerung) gegenuber. Divergenz bei objektbezogener Interpretation resultieren vor allem aus unterschiedlichen Ansichten daruber, wann etwas als „neu" zu bezeichnen ist."^

WlTTE(1988)

„lnnovation ist die erstmalige (okonomische) Nutzung einer Erfindung.""*

BROCKHOFF(1994)

„Liegt eine Erfindung vor und verspricht sie wirtschaftlichen Erfolg, so werden Investitionen fur die Fertigungsvorbereitung und die Markterschliefiung erforderlich, Produktion und Marketing mussen in Gang gesetzt werden. Kann damit die Einfuhrung in dem Markt erreicht werden Oder ein neues Verfahren eingesetzt werden, so spricht man von einer Produktinnovation oder einer Prozessinnovation. Hiermit ist im engeren Sinne von Innovationen die Rede."^

PLESCHAK/SABISCH

„Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist Innovation die Durchsetzung neuer technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer und sozialer Probleml6sungen im Unternehmen. Sie ist darauf gerichtet, Unternehmensziele auf neuartige Weise zu erfijllen."®

(1996)

SCHLAAK(1999)

„Eine Innovation ist der Prozess und das Ergebnis einer aus der Sicht von Mitgliedem der Unternehmung neuen oder verSnderten Kombination von Zwecken und Mittein, die eine Verwendung im Markt oder Unternehmen gefunden

hat."' GERPOTT(2001)

„Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind Innovationen von Unternehmen mit der Absicht der Verbesserung des eigenen Erfoigs am Markt oder intern im Unternehmen eingefiihrte qualitative Neuerungen. Bel diesen Neuerungen kann es sich einerseits um Produkte fur den Absatzmarkt oder interne Leistungserstellungsverfahren handein, ..."®

HAUSCHILDT (2004)

„lnnovationen sind im Ergebnis qualitativ neuartige Produkte oder Verfahren, die sich gegenuber dem vorangegangenen Zustand merklich - wie immer das zu bestimmen ist - unterscheiden."®

Tabellel:

Ubersicht zu Definitionen von Innovation

Barnett(1953), S. 7. Vendin (1980), S. 22. Marr(1980). Sp. 948f. Witte(1988), S. 144. Brockhoff(1994), S. 28. Pleschak/Sabisch (1996), S. 1. Schlaak(1999), S. 31. Gerpott(2001), S. 241. Hauschildt (2004), S. 7.

1

25^

Bei einem Vergleich dieser verschiedenen Definitionen des InnovatJonsbegriffs aus Tabelle 1 fallt jnsbesondere die fast durchgangige Erwahnung einiger weniger, jedoch zentraler Merkmale auf. Nahezu alle Definitionsansatze heben den Aspekt der Neuheit hervor bzw. problematisieren den Neuheitsgrad, weisen auf den Innovationsprozess hin und umschreiben das Innovationsobjekt in unterschiedlicher Art und Weise. Diese drei zentralen Charakteristika der Innovation -Objekt, Prozess und Neuheitsgrad - bedurfen einer genaueren Betrachtung, da sie bestimmen, was innovativ ist Oder sein soll.^ -

Innovationsobjekt

Fur eine Bestimmung des Innovationsobjektes („was ist neu?") finden sich verschiedene Ansatze in der Literatur. Es wird bisweilen in unterschiedlicher Weise zwischen Produkt-, Prozess-, Technologie- und Dienstleistungsinnovationen sowie organisatorischen und sozialen Innovationen als Substrat der Innovation unterschieden.^ Bin weit verbreitetes Klassifizierungsschema ist dabei die nicht immer trennscharfe Gegenuberstellung von Produkt- und Prozessinnovationen.^ Produkt- und Prozessinnovationen konnen gemali MARR unter dem Begriff der technischen Innovationen zusammengefasst werden. Diese resultieren aus „der Erweiterung des naturwissenschaftlich-technischen Wissens als Ergebnis erfolgreicher Forschungs- und EntwicklungsWtigkeit"^ und reprasentieren den technischen Fortschritt. Produkt- und Prozessinnovationen sind wesentliche Quelien der wirtschaftlichen Dynamik.^ Bei Produktinnovationen handelt es sich urn neue oder merklich verbesserte Produkte, die ein Unternehmen auf den Markt bringt.^ Produktinnovationen stellen somit Veranderungen in den Marktieistungen von Unternehmen dar und konnen sich sowohl auf das Ersetzen alterer Produkte als auch auf die Erweiterung bestehender Absatzprogramme beziehen/ Mit Produktinnovationen sollen Kundenbedurfnisse nutzbringend auf neuartige Weise befriedigt werden. Prozessinnovationen hingegen umfassen neue oder merklich verbesserte Fertigungs- und Verfahrenstechniken, die zu einem effizienteren Leistungserstellungsprozess fuhren und in der Regel nur

Vgl. Gerpott (1999), S. 39 ff.; Hauschildt (2004), S. 7 ff. Vgl. z. B. Thorn (1980), S. 32 ff.; Sabisch (1991), S. 9; Pleschak/Sabisch (1996) S. 14 ff.; Brockhoff (1999), S. 37; Gerpott (1999), 8. 39 ff; Johannessen/Olsen/Lumpkin (2001), S. 21; Trott (2002), 3. 14; Hauschildt (2004), S. 11 ff. Vgl. z. B. Marr (1980), Sp. 950 f.; Brockhoff (1999), S. 37; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 14; Hauschildt (2004), S. 11. Marr(1980), Sp. 950f. Vgl. Marr (1980), Sp. 950 f. Vgl. Janz et al. (2002), S. 2. Vgl. Maier (1995), 3 . 3 1 .

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innerbetrieblich eingefuhrt werden.^ Zu beachten ist, dass Produkt- und Prozessinnovationen auf vielfaltige Art und Weise miteinander verknupft sind und sich oft gegenseitig bedingen. So weist SCHUMPETER darauf hin, dass Produktinnovationen eines Industriezwelges zu Prozessinnovationen einer nachgelagerten Branche werden konnen.^ Fuhrt eine Prozessinnovation zu innovativen Produkteigenschaften und Marktieistungen, dann kann dies ebenfalls als Produktinnovation bewertet werden. Andersherum fuhren neue Marktieistungen haufig auch zu veranderten und verbesserten Unternehmensprozessen; ^ dies ist jedoch fur die vorliegende Untersuchung von nachrangiger Bedeutung. An dieser Stelle erfolgt eine weitere Spezifizierung des Untersuchungsobjektes: Die vorliegende Untersuchung will sich auf Produktinnovationen fokussieren. Dies erfolgt primar vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Produkte eines Unternehmens dessen zentrale Grofte im wirtschaftlichen Handein darstellen/ Des Weiteren haben SEN und EGELHOFF in ihrer Arbeit herausgestellt, dass Unternehmen im Rahmen ihrer Innovationstatigkeit uber Kernkompetenzen verfugen, die entweder produkt- Oder prozessspezifischer Natur sind: „This is because the capabilities inherent in developing product innovations are different from the capabilities required to be a good process innovator. "^ Somit erscheint eine Fokussierung auf einen Innovationstypus im Rahmen der Untersuchung der Innovationsfahigkeit von Unternehmen als notwendig. Dabei ist zu beachten, dass der Begriff Produkt zumeist eine grofie Extension erfahrt und bisweilen mit dem Begriff des Wirtschaftsgutes gleichgesetzt wird: „Unter Produkt wird folglich nicht nur das technologische Ergebnis eines industriellen Erzeugungsprozesses ... verstanden. Auch reine Dienstleistungen sind in diesem Sinne Produkte.'^ Der Produktbegriff umfasst in diesem Sinne neben Waren auch Dienstleistungen/ Dienstleistungen sind immaterielle Produkte, die zumeist im Zusammenwirken mit dem Kunden erstellt werden, nicht zu lagern sind und im Ergebnis eine qualitative

Vgl. Marr (1980), Sp. 951; Pleschak/Sabisch (1996), S. 14 ff.; Janz et al. (2002). S. 2; Hauschildt (2004), S. 11 f. Vgl. Schumpeter (1961a), S. 96. Vgl. Maier (1995), 8.35. Vgl. Vahs/Burmester (2002), S. 73. Sen/Egelhoff (2000), S. 175. Thorn (1980), S. 33. Vgl. zu einem ahnlichen Begriffsverstandnis auch Fritz/von der Oelsnitz (1996), S. 106. Vgl. Freudenmann (1974), Sp. 1717.

27;

Schwankungsbreite aufweisen (z. B. Haarschnitt, Reparaturleistungen).^ Auch hier empfiehit sich eine weitere Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes. In dieser Untersuchung werden Produkte unter Ausschluss von Dienstleistungen betrachtet und es wird auf den substantiellen Produktbegriff abgestellt, wonach es sich bei einem Produkt urn ein abgrenzbares (physisches) Kaufobjekt handelt.^ Dienstleistungs- und Prozessinnovationen werden somit in dieser Untersuchung nicht weiter betrachtet. Die Gestaltungsfelder einer Produktinnovation sind damit die Produkttechnologien, die Produktfunktionen, der Produktaufbau, die Produktqualitat, das Produktdesign sowie ggf. die Produktverpackung.^ Technologien haben eine hohe Bedeutung fur Produktinnovationen. Allgemein bezeichnet Technologie fundierte wissenschaftliche Kenntnisse - insbesondere aus den Natur-, Formal- und Ingenieurwissenschaften - uber Ziel-/Mittelbeziehungen, die bei der Losung praktischer Probleme angewendet werden/ Demgegenuber findet sich im deutschen Sprachgebrauch eine Abgrenzung des Begriffes Technik, welcher die materialisierte Anwendung von Technologien in Produkten oder Verfahren meint.^ Diese Differenzierung zwischen materieller Technik und immaterieller Technologie ist in der englischsprachigen Fachliteratur nicht ubiich, da die Ubergange zumeist flie(iend sind. „Technology is knowledge applied to products or production processes.'^ In Sinne dieser weiteren Begriffsauffassung, der auch die vorliegende Schrift folgen will, sind Technologien in Produkten und Prozessen konkretisiertes Wissen. Analog zu Produkt- und Prozessinnovationen lassen sich dabei Produkt- und Prozesstechnologien unterscheiden. Produkttechnologien sind in der verkauften Leistung in materieller Form enthalten; Prozesstechnologien finden Verwendung bei der Leistungserstellung, sind aber keine materielle Komponente des Endproduktes/ Eine Produkttechnologie entspricht damit aber noch nicht dem Gesamtprodukt aus Kundensicht, welches zumeist verschiedene Technologien zu einem vollstandigen Systemverbund integriert. Beispielsweise sind die elektronische Stabilitatskontrolle (ESP), das Antl-Blockier-System (ABS) und die Sprachsteuerung Technologien, die

Vgl. Fritz/von der Oelsnitz (1996), S. 108. Vgl. Brockhoff (1988), S. 8. Der Definitionsbestandteil „physisch" verliert mit der Online-Distribution von Waren (z. B. Computerspiel) an Bedeutung, da dadurch Produkte nicht mehr notwendigerweise an physische Tragermedien (z. B. CD) gebunden sind. Vgl. Sabisch(1991), S. 69. Vgl. zu den folgenden Ausfuhrungen Gerpott (1999), S. 17 ff. Vgl. Burgel/Haller/Binder (1996), S. 13; Seibert (1998), S. 15 f. Trott (2002), S. 14. Vgl. Gerpott (1999), S. 26.

28

in dem Endprodukt Kraftfahrzeug integriert werden.^ Neue oder weiterentwickelte Produkt- und Prozesstechnologien sind haufig die Voraussetzung fur Produktinnovationen.^ Neue Technologien entspringen im Wesentlichen den Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten in Unternehmen sowie der wissenschaftlichen Forschung.^ •

Innovationsprozess und Innovationsprozessaktivitaten

Dem zweiten Charakteristikum einer Innovation, dem Innovationsprozess („wo beginnt und wo endet die Innovation?"), wird in der Literatur grofie Beachtung zutell/ Das Verstandnis von Innovation als Prozess der Erneuerung findet sich insbesondere im angloamerikanischen Sprachgebrauch.^ Unter dem Innovationsprozess sind alle zur Entwicklung, Einfuhrung und Durchsetzung einer Neuerung notwendigen Phasen und Aktivitaten zu subsumieren.® Die Innovation ist aus prozessbezogener Perspektive ein Entscheidungs- und Durchsetzungsprozess, der im Rahmen des Innovationsmanagements zielorientiert gestaltet werden kann/ In vielen Untersuchungen werden Innovationsprozesse in Form von sequentiellen Phasenmodellen illustriert.® Hierzu findet sich eine Vielzahl verschiedener Modelltypen, die sich im Hinblick auf die exakte Anzahl, den Umfang und die Abgrenzung einzelner Innovationsprozessphasen unterscheiden.® Das Spektrum reicht von groben dreiphasigen bis hin zu detailiierten vielphasigen Modellen.^° GERPOTT beispielsweise beschreibt einen dreiphasigen Innovationsprozess, der aus den Phasen Ideengenerierung, Ideenkonkretisierung und Ideenkommerzialisierung besteht/*^ SONG/MONTOYA-WEISS beschreiben etwas detailiierter sechs verschiedene Phasen: Strategische Planung, Ideenentwicklung und -selektion, Business- und Marktanalysen, technische Entwicklung, Produkttests und Kommerzialisierung.^^ Interessant ist Vgl. Gerpott (1999). S. 19. Vgl. Christensen/Bower (2001), S. 429. Vgl. Tidd/Bessant/Pavitt (1997), S. 108 f.; Gerpott (2001), S. 241. Vgl. z. B. Thorn (1980), S. 45 ff. und die darin zitierte Literatur; Ernst (2001), S. 19 ff. und die darin zitierte Literatur. Vgl. Fischer(1982), S. 29f. Vgl. Marr (1980), Sp. 948 f.; Hauschildt (1992), Sp. 1029. Vgl. Hauschildt (1992), Sp. 1034 ff. Vgl. Frese (1998), S. 473; Billing (2003), S. 36. Vgl. z. B. Thorn (1980), S. 45 ff.; Cooper/Kleinschmldt (1986); Albers/Eggers (1991), S. 48; Maler (1995), S. 42 ff.; Song/Montoya-Weiss (1998); Billing (2003), 8. 35 ff.; Millson/Wilemon (2002), S. 8; Hauschildt (2004), S. 24 f. Vgl. Billing (2003), 8. 36. Vgl. Gerpott (1999), 8. 52 f. ALBERS/EGGERS beispielsweise entwerfen ebenfalls einen DreiPhasen-Prozess, bei dem die Phasen allerdings etwas anders benannt werden: Ideengenerierung, Ideenumsetzung und Implementierung. Vgl. Albers/Eggers (1991), 8. 48. Vgl. Song/Montoya-Weiss (1998), 8. 126.

29^

hierbei, dass die Autoren zu Anfang einen strategischen Planungsschritt integrieren, der durch die Festlegung von strategischen Innovationsthemenfeldem die anschliefiende Ideenfindung steuern soil. KUCZMARSKI beschreibt sogar sehr detallliert zehn verschiedene Innovationsprozessphasen.^ Berechtigt erscheint die Kritik, die vereinzelt an solchen sequentiellen Phasengliederungen von Innovationsprozessen laut wird. Belspielsweise ist davon auszugehen, dass in der Realitat die Phasen nicht klar gegeneinander abzugrenzen sind und teilweise parallel ablaufen, dass einzelne Phasen ubersprungen werden und iterative Ruckkopplungen zwischen den Phasen bestehen.^ Weiterhin wird der Prozess durch den Neuheitsgrad der Innovation beeinflusst; inkrementelle Innovationen sind besser plan- und strukturlerbar als komplexe und expenmentelle Innovationen mit hohem Innovationsgrad.^ Dennoch erweisen sich Phasenmodelle zumindest als hilfreicher Orientierungsrahmen, urn den komplexen Innovationsprozess zu strukturieren, wichtige operative und dispositive AktivitSten zu identifizieren und Wirkungszusammenhange aufzudecken/ Weiterhin ist eine gewisse Abfolge von Aktivitaten im Innovationsprozess immer gegeben.^ Ein moglicher Losungsansatz besteht darin, einfache abstrakte Phasenmodelle zu entwerfen, die nicht deterministisch interpretiert werden und Spielraum fur flexible Anpassungen bieten.^ Abbildung 5 stellt eine Synopse ijber verschiedene Phasenmodelle im Schrifttum dar. Auf die Inhalte der einzelnen Prozessphasen und die Begrifflichkeiten wird nachfolgend detaillierter eingegangen.

Vgl. Kuczmarski (2000), S. 150. Vgl. Moore (1984), S. 5 ff.; Hauschildt/Petersen (1987), S. 1043 ff.; Gerpott (1999), S. 54. Vgl. Billing (2003), S. 39 f. Vgl. Thorn (1980), S. 51; Ernst (2001), 8. 19. Vgl. Albers/Eggers (1991), S. 48. Vgl. Billing (2003), 8 . 4 1 .

30 Innovationsprozess im weitesten Sinne Innovationsprozess im erweiterten Sinne Invention

Problemerkenntnis

Idee

Forschung

Innovationsprozess im engeren Sinne

Entwicklung Produktion

Marktein- Marktdurchftihrung setzung

Innovation im Sinne dieser Arbeit

Abbildung 5:

Phasenmodell eines idealtypischen Innovationsprozesses^

Wie bereits bei der Mehrzahl der ausgewShlten Definitionen in Tabelle 1 sichtbar wurde, ist die Markteinfuhrung das konstituierende Merkmal einer Produktinnovation. Der Begriff der Innovation ist damit von dem der Invention - „die im Ergebnis von Forschung und Entwicklung entstandene erstmalige tectinisctie Realisierung einer neuen Problemlosung"^ - abzugrenzen. Prozessbezogen gibt es verschiedene Extensionen des Innovationsbegriffs. Innovation im engeren Sinne fokussiert sich auf die Schritte der Produktions- und Markteinfuhrung einer nicht naher betrachteten Invention.^ Der Innovationsprozess im erweiterten Sinne umfasst hingegen auch den Inventionsprozess/ Der Innovationsbegriff im weitesten Sinne schliefit darijber hinaus die Durchsetzung von Innovationen am Markt und damit Diffusions- und Adoptionsprozesse mit in die Betrachtung ein.^ Diese Schrift will sich auf das weit verbreitete, erweiterte Begriffsverstdndnis konzentrieren, wonach der Innovationsprozess mit der Problemerkenntnis beginnt und mit der Markteinfuhrung des Neuproduktes endet. Idealtypisch umfasst der Innovationsprozess im erweiterten Sinne zunachst die Erkenntnis uber ein Problem bzw. einen Innovationsbedarf.^ In der sich anschlielienden exploratorischen Phase werden beispielsweise mit Hilfe von Kreativitatstechniken Ideen zur Problemlosung generlert und gesammelt/ Die Ideenbewertung

Eigene Darstellung in Aniehnung an Booz, Allen & Hamilton (1982), S. 11; Albers/Eggers (1991), 8. 48; Brockhoff (1994), S. 30; Maier (1995), S. 44; Pleschak/Sabisch (1996), 8.24; Gerpott (1999), 8. 50; Vahs/Burmester (2002), 8. 50; Hauschildt (2004), 8. 24 f. Pleschak/Sabisch (1996), 8. 6. Vgl. Gerpott (1999), 8. 49. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

z. B. Sabisch (1991), 8. 15; Trott (2002), 8. 12; Hauschildt (2004), 8. 24. Brockhoff (1994), S. 30; Gerpott (1999), 8. 51; Hauschildt (2004), 8. 25. Sabisch (1991), 8. 21 ff. Fitz/von der Oelsnitz (1996), 8. 112 ff.

3^_

bildet die Basis fur eine erste Selektion potentialtrachtiger Ideen. Diese Selektion erfolgt zumeist unter Berucksichtigung verschiedener Kriterien (z. B. Vereinbarkeit mit der Untemehmensstrategie, kommerzielle Erfolgsaussichten, untemehmensspezifische Ressourcenverfugbarkeitsbeschrankungen) und wird von Technologieprufungen, Machbarkeits- und Marktanalysen begleitet.^ Die sich anschlieflende Konkretisierung viel versprechender Ideen erfolgt im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten. Industrielle Forschung und Entwicklung zielt darauf ab, technische Inventionen zu schaffen.^ Grundsatzlich lassen sich die verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben in Grundlagenforschung, angewandte Forschung bzw. Technologieentwicklung, Vorentwicklung und Produktentwicklung differenzieren.^ Bei der Grundlagenforschung handelt es sich urn die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Kenntnisse, welche aufgrund des geringen praktischen Anwendungsbezuges meistens nicht in Unternehmen sondern in Universitaten und Forschungseinrichtungen stattfindet/ Bei der angewandten Forschung hingegen ist das Ziel die Gewinnung und Weiterentwicklung von wissenschaftlichem und technischem Wissen, urn eine konkrete Problemlosung voranzutreiben. Die Umsetzung der Forschungsergebnisse erfolgt in der Phase der Vor- und Produktentwicklung. Der Vorentwicklung kommt dabei primar die Aufgabe der zielorientierten „Ausentwicklung" von anspruchsvollen Technologien zu.^ Hier werden erste Produktkonzepte, Modelle und Prototypen entwickelt, welche nach Abschluss der Prijfungs- und Modifikationszyklen im Rahmen der Produktentwicklung in konkrete Produkte uberfuhrt werden.^ Vor der endgultigen Entscheidung uber die Einfuhrung einer Produktinnovation auf dem Markt werden zumeist umfangreiche Produkttests mit „Lead Usern" und auf Testmarkten durchgefuhrt/ Anschlleflend erfolgen der Produktionsanlauf und die Markteinfuhrung, womit das innovative Projekt endgultig und vollstandig in die Organisation und das operative Tagesgeschaft integriert wird. Versucht man das Verhaltnis von Innovatlonsprozessen, Forschungs- und Entwlcklungsaktivitaten, Technologieentwicklung und Technologiemanagement zueinander zu bestimmen, so zeigen sich grolie Uberschneidungen. Forschung und Entwicklung (F&E) ist im Sinne des erweiterten Innovationsbegriffsverstandnisses ein wichtiger Teil des Innovationsprozesses. Die Technologieentwicklung wiederum erfolgt im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten und ist damit auch Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Seibert (1998), S. 165 ff.; Schmelzer (1999), S. 207. Gerpott(1999), S. 28. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 14 f. Burgel/Haller/Binder (1996), S. 9. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 16. Hauschildt (2004), S. 25.

Vgl. Fritz/von der Oelsnitz (1996), 8. 120 f.

^2

Teil des Innovationsprozesses.^ Lediglich das Technologielebenszyklusmanagement, welches sich mit nicht-innovativen, also bereits selt langerem am Markt bzw. im Unternehmen befindlichen Technologien befasst, stellt keine Aufgabe des F&E- oder Innovationsmanagements dar.^ Abbildung 6 illustriert die Inhalte und Schnittmengen von Innovationsprozessen, Forschung und Entwicklung sowie Technologieentwicklung und Technologlemanagement.

Abbildung 6:

Abgrenzung von Innovations-, F&E-, Technologieentwicklungs- und Technologiemanagement-Prozessen nagement-Prozessen^

Grundsatzlich zeigen empirische Untersuchungen, dass die Existenz eines gut durchdachten formalen Innovationsprozesses den Erfolg von Innovationsprojekten positiv beeinflussen kann/ Einzelnen Prozessphasen und Aktivitaten wird dabei besondere Bedeutung zugesprochen, so belspielsweise der Projektselektion vor der Ideenkonkretisierung, der Projektplanung und -steuerung sowie der Ausrich-

Vgl. Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 16 Vgl. Gerpott (1999), S. 55 ff.; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 17. Eigene Darstellung in Aniehnung an Gerpott (1999), 8. 57; Gerpott (2001), S. 241 f.; Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 16 f.; Vahs/Burmester (2002), 8. 49; Hauschildt (2004). 8. 31 f. Vgl. z. B. Cooper/Klelnschmidt (1996), 8. 18 ff.

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tung des gesamten Prozesses an den Anforderungen des Marktes.^ Daruber hinaus sind Innovationsprozesse dadurch gekennzeichnet, dass sie sich nicht auf abgegrenzte Unternehmensbereiche beschranken, sondern eine Querschnittsfunktion uber das gesamte Untemehmen bilden.^ In jeder einzelnen Prozessphase ist der Austausch mit verschiedenen Unternehmensbereichen und gegebenenfalls anderen Innovationsprojekten wichtig. Angemerkt sei auch, dass der innovative Wertschopfungsprozess nicht notwendigerweise vollstandig in Eigenregie von dem Hersteller des Endproduktes durchgefuhrt werden muss. In der Automobilindustrie beispielsweise ist die Entwicklung von einzelnen Technologien und Fahrzeugkomponenten (z. B. Brems- und Lenksysteme) durch spezialisierte Zulieferer gangige Praxis. Im Rahmen von strategischen Partnerschaften kommt den Automobilherstellern immer haufiger die Aufgabe des ..Original Equipment Manufacturers" (OEM) zu, der die von Zulieferern entwickelten, produzierten und angelleferten Komponenten in das Fahrzeug integriert.^ "

Innovationsgrad

Ein weiteres Charakteristikum der Innovation, deren Neuheitsgrad, stellt ein wichtiges, viel und haufig kontrovers diskutiertes Merkmal dar.'* Der Neuheitsgrad wird von dem Ausmad der Novitat und damit von dem Umfang der Veranderungen gegenijber dem bisherigen Zustand („wie viel ist neu?") und der subjektiven Betrachtungsperspektive („fur wen ist es neu?") determiniert.^ „Die Einschatzung eines Innovationsgrades resultiert a us einem Vergleich eines zu beurteilenden Objektes mit einem passenden Objekt des durch den Beuiieiier herangezogenen Statuts quo zu einem bestimmten Zeitpunkt im Innovationsprozess. '* Innovationen werden von unterschledlichen Personenkreisen mit verschiedenen Erfahrungshintergrunden - wie z. B. von dem innovierenden Untemehmen oder dem Markt - wahrgenommen und bewertet.^ Die Grofie des Innovationsschrittes ist damit von dem subjektiven Wissens- und Erfahrungsstand des Beurteilenden abhSngig. Grundsatzlich kann hierbei in Aniehnung an BILLING eine Makro- und eine MikroPerspektive unterschieden werden.® Die Makro-Perspekive umfasst die Neuheit fur

Vgl. Ernst (2001), S. 28 ff. und 312. Vgl. Gerpott(1999), S. 63. Vgl. hierzu vertiefend von der Oelsnitz (2005), S. 186 ff. Vgl. Salomo (2003), S. 401 f. Vgl. Salomo (2003), S. 403; Hauschildt (2004), S. 8 ff. Schlaak(1999), S. 16f. Vgl. hierzu Witte (1988), S. 144. Vgl. hierzu und im Folgenden Billing (2003), S. 29.

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den Markt und im speziellen die Perspektiven Technologie, Kunde, Wettbewerber und Umfeld. Demgegenuber nimmt die Mikro-Perspektive den subjektiven Blickwinkel des innovierenden Unternehmens ein. Eine Innovation kann somit beispielsweise eine Neuheit fur das produzierende Unternehmen hingegen aber lediglich eine Imitation aus Branchenperspektive darstellen (Betriebsneuheit). Hiermit werden bereits verschiedene Innovationsgrade angesprochen. Prinzipiell ist die Neuheit von Innovationen als Kontinuum mit den beiden Extrempunkten sehr geringes Mali an Veranderungen und sehr hohe, fundamentale Abweichungen gegenuber dem bisherigen Zustand zu verstehen/ Da es bisher an einem allgemein akzeptierten System aus operationalen Messkriterien fur den Innovationsgrad fehit, stellt sich das Schrifttum im Hinblick auf die Messung und Klassifizierung der Innovationshohe heterogen dar; zahlreiche verschiedene Kategorisierungsansatze wurden in der Vergangenheit fur die Beurteilung des Neuheitsgrades von Innovationen entwickelt.^ So werden neben der Darstellung als Kontinuum haufig konkrete Innovationsgrad-Typen benannt. Im einfachsten Fall handelt es sich dabei um Dichotomien, im Rahmen derer die Innovativitat auf zwei Merkmalsauspragungen (z. B. radikale vs. inkrementale, revolutionSre vs. evolutionare Innovationen oder Basis- vs. Verbesserungsinnovationen) reduziert wird.^ Beliebt sind auch triadische Skalen, z. B. mit den Klassen inkremental, radikal und „architecturar oder die drei Innovationstypen nach FRITZ „market innovations", Jirm innovations" und ^product variations'^. Darijber hinaus finden sich Im Schrifttum weiter verfeinerte Ordlnalskalen mit vier und mehr Stufen.® Aufgrund dieser hohen HeterogenltSt der Messkonzepte ist eine vergleichende Befundinterpretatlon uber empirische Arbeiten zum Einfluss des Innovatlonsgrades nur begrenzt moglich.^ „Moreover, we find virtually no commonly accepted definition or measure of radical innovation, and in many cases we find operationalizations of radical innovation where the validity and reliability of those measures have never been tested. ... Con-

Vgl. z. B. Brose (1982), S. 16; Albach (1986), 8. 48 f.; Green/Gavin/Aiman-Smith (1995), S. 209; Gerpott (1999), S. 43; Billing (2003), S. 18; Johannessen/Olsen/Lumpkin (2001), S. 27. Vgl. z. B. die Literaturuberblicke von Danneels/Kleinschmidt (2001), S. 357 ff.; Hauschildt/Schlaak (2001), S. 164 ff.; Billing (2003), 8. 18 ff. Vgl. beispielsweise Mensch (1975), 8. 54 f.; Atuahene-Gima (1995); 8ong/Montoya-Weiss (1998); 8ivadas/Dwyer (2000). Vgl. Burgelman/Maidique/Wheelwright (2001), 8. 4. Vgl. Fritz (1989), 8. 38. Vgl. z. B. Hauschildt (1993), 8. 319; Hauschildt (2004), 8. 16. Vgl. Hauschildt (1991), 8. 451 ff.; Schlaak (1999), 8. 107.

35 sequently, It is almost Impossible to compare research results or to accumulate knowledge systematically about this interesting dimension of innovation."^ Aniasslich dieser Heterogenitats-Problematik finden sich in jungster Zeit vermehrt Untersuchungen und Meta-Analysen, die sich dem Ziel verschreiben, einer einheitlichen Messkonvention dienlich zu sein. In diesen Untersuchungen werden in der Regel zunachst die Unzulanglichkeiten der bisherigen Messkonzepte im Schrifttum aufgedeckt und anschliefiend findet eine multidimenslonale Konzeptlonalisierung des Innovationsgrades sowie die Validierung des Messmodells statt.^ Im Gegensatz zu den eindimensionalen Messansatzen bieten multidimensionale Ansatze den Vorteil differenzierterer Messungen. Multidimenslonale Ansatze erfassen die Innovationshohen fur verschiedene Dimensionen (z. B. Produkttechnologie, Absatzmarkt, Beschaffungsbereich, Produktionsprozess, Organisation, Kapitalbedarf)l Exemplarisch kann das vierdimensionale Messkonzept der Autoren GREEN, GAVIN und AIMAN-SMITH an-

gefiJhrt werden. Die Radikalitat einer Innovation wird von den Autoren uber die Jewells als Kontinuum verstandenen Dimensionen technologlsche Unsicherheit, technische Unerfahrenheit, geschaftliche Unerfahrenheit und Technologiekosten gemessen/ Dabei findet sowohl die betriebsspezifische als auch die branchenspezifische Perspektive Eingang in die Messung. SALOMO entwickelt ein valides Messkonzept fur den Innovationsgrad aus funf verschiedenen Dimensionen, welche die Aspekte Technologie (z. B. Verdrangung existierender Technologien), Makro-Markt I (positive Effekte der Innovation fur den Kunden), Makro-Markt II (Marktbarrieren), externer Ressourcen-Fit (z. B. Infrastrukturanpassungen) und interner Ressourcen-Fit (z. B. Anpassungen der Unternehmensstrategie und der Organisationsstruktur) erfassen.^ Dem Vorteil der Differenziertheit dieser Messkonzepte steht der Nachteil der erhohten Komplexitat und der vergleichsweise hohen Anzahl von Items gegenuber. Dieser Nachteil kann insbesondere fur empirische Untersuchungen, in denen der Innovationsgrad nur eine Einflussgrofie unter vielen darstellt, als bedeutend erachtet werden. Im Hinblick auf den Innovationsgrad wird eine weitere Einschrankung des Untersuchungsobjektes vorgenommen. Dabei werden in Aniehnung an BILLING die zwei ubergeordneten Dimensionen Markt- und Unternehmensperspektive als beson-

Green/Gavin/Aiman-Smith (1995), S. 203. Vgl. Green/Gavin/Aiman-Smith (1995); Schlaak (1999); Danneels/Kleinschmidt (2001); Garcia/Calantone (2002); Gatignon et al. (2002), S. 1103 ff.; Billing (2003). S. 17 ff.; Salomo (2003), S. 399 ff.; Salomo/Steinhoff/Trommsdorff (2004). Vgl. Hauschildt/Schlaak (2001), S. 170. Vgl. Green/Gavin/Aiman-Smith (1995), S. 203 ff. Vgl. Salomo (2003), 8.412 ff.

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ders bedeutend fur die Bewertung der Innovationshohe einer Innovation erachtet.^ Es werden nur Produkte, die sowohl innerhalb einer Branche als auch innerhalb eines Unternehmens erstmalig eingefuhrt werden, als Innovation verstanden.^ Dabei will sich die vorliegende Untersuchung auf Produktinnovationen, die aus Sicht des Unternehmens und des Marktes bedeutsame^ neue Merkmale aufweisen, fokussieren. Das bedeutet, prinzipiell wird Innovationsfahlgkeit vor dem Hintergrund sSmtlicher Neuheitsgrade betrachtet. Ausgeschlossen werden lediglich so genannte inkrementelle Innovationen"* in Form von kleineren Produktvariationen, Kostenreduktions- und Repositionierungsmaflnahmen bestehender Produkte. Im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand soil sowohl aus Markt- als auch aus Unternehmensperspektive ein Mindestmali an Innovativitat gegeben sein, damit von einer Produktinnovation gesprochen werden kann. Somit werden beispielsweise reine Imitationen von Konkurrenzprodukten sowie Marktexpansionen mit bestehenden Produkten nicht als Innovationen verstanden und von der Betrachtung ausgeschlossen. Auf Grundlage der vorangegangen Ausfuhrungen und Eingrenzungen des Untersuchungsobjektes kann das dieser Untersuchung zugrunde liegende Innovationsverstandnis wie folgt zusammengefasst werden: Urn eine Innovation im Sinne dieser Untersuchung handelt es sicti, wenn ein neues Produkt (ausgesctilossen sind Dienstleistungen), welcties aus Sictit des innovierenden Unternehmens und des Marktes bedeutsame neue Merkmale aufweist, am Markt eingefuhrt wird. 2.2.2 Innovationsfahlgkeit Der Begriff InnovationsfShigkeit setzt sich aus den zwei Einzelbegriffen Innovation (der Begriff wurde bereits im vorangegangenen Abschnitt 2.2.1 diskutiert und konkretisiert) und Fahigkeit zusammen und meint damit grundsStzlich „die Fahigkeit" von Unternehmen Produktinnovationen, die aus Sicht des innovierenden Unternehmens und des Marktes bedeutsame neue Merkmale aufweisen, zu entwickein und am Markt einzufuhren. Aus prozessualer Perspektive umfasst die Innovationsfahlgkeit somit im Einzelnen die Fahigkeit zur Problemerkenntnis, zur Ideengenerierung, zur Durchfuhrung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten sowie die Produktionseinfuhrungs- und Markteinfuhrungsfahigkeit.

Vgl. hierzu und im Folgenden Billing (2003), S. 29. Vgl. Hauschildt (2004), S. 24. Vgl. hierzu auch Hauschildt/Schlaak (2001), S. 164; Hauschildt (2004), S. 7, die von „merklich" unterscheiden sprechen. Vgl. dazu auch Mensch (1975), S. 55 ff. und Brose (1982), S. 25 die in diesem Zusammenhang von „Scheininnovationen" bzw. „Routineinnovationen" mit geSnderten, aber keine wichtige Verbesserung bedeutenden Eigenschaften sprechen.

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Problematisch ist bei einer solchen Charakterisierung von Innovationsfahigkeit jedoch die tautologische Verwendung des Begriffes Fahigkeit, womit kein Erkenntnisgewinn in Bezug auf den Inhalt des Konstruktes erzielt werden kann.^ Mit Blick auf die Definitionen von Innovationsfahigkeit in der einschlaglgen Literatur zeigt sich ein ahnliches Problem. Eine Auswahl von Begriffsverstandnissen im Schrifttum wird in der nachstehenden Tabelle 2 vorgestellt. Der Erkenntnisbeitrag fur die inhaltliche Bestimmung des Innovationsfahigkeitskonstruktes wird dabei herausgestellt. Autor LiNDMAN

(1997)

GREILING

(1998)

NEELY/HII

(1998)

LAWSON/ SAMSON

(2001)

NEELY/ FiLIPPINl/ FORZA/ ViNELLl/Hll

Definition „By capabilities is here meant all the skills or assets which are needed under given resources to perform any new product development activities in order to achieve desired ends."^

Erkenntnisbeitrag Fahigkeiten beziehen sich auf eine gegebene Ressourcenbasis

„Aufgrund der fehlenden exakten Definitionsvorschiage in der Literatur, soil die Innovationsfahigkeit im Folgenden als Eigenschaft verstanden werden, einen individuellen gegenwSrtigen und/oder zukunftigen Innovationsbedarf zu suchen, zu erkennen, zu bewerten, zu formulieren und ihn zum Abschluss zur Anwendung zu bringen."^ ..Innovative capacity is the potential of a firm, a region or a nation to generate innovative outputs; this potential is dependent on the synergetic interrelationships of the culture of the firm, internal processes and external environment.""*

Unternehmenskultur und -prozesse sowie externe Einflusse determinieren die Innovationsfahigkeit

„lnnovation capability is proposed as a higher-order integration capability, that is, the ability to mould and manage multiple capabilities. ... Organizations possessing this innovation capability have the ability to integrate key capabilities and resources of their firm to successfully stimulate innovation."^

Innovationsfahigkeit ist eine (higher-order-)MetaFahigkeit, die veschiedene Fahigkeiten und Ressourcen umfasst, steuert und integriert

„A firm's capacity to innovate can be thought of as the potential of that firm to generate innovative outputs."®

(2001)

Vgl. hierzu insbesondere Rasche/Wolfrum (1994), S. 511; Williamson (1999), S. 1093. Lindman(1997), S. 84. Greiling(1998), S. 31. Neely/Hii(1998), S. 23. Lawson/Samson (2001), S. 380. Neelyetal. (2001), 8. 117.

38 Autor

Definition

SUBRAMANIA MA/ENKATRA MAN (2001)

„We define transnational new product development capability as 'the abi Ity to consistently and successfully introduce new products simultaneously in multiple country markets'"^

TATIKONDA/ MONTOYAWEISS

„The ability to achieve quality, cost, and time objective represents an organization's product development capabilities."^

Erl^enntnisbeitrag

(2001) HAGEDOORN/ DUYSTERS

..Innovative capability concerns the specific expertise and competence related to the development and introduction of new processes and products."^

(2002) UN (2002)

Tabelle 2:

..The firm's innovative capability is its ability to mobilize the knowledge embodied in its employees and combine it to create new knowledge resulting in product and/or process innovation. This capability is dynamic in that it involves the interaction between a firm's internal knowledge and the demands of the external market."'*

Wissen, internes und externes Lernen sind fur die InnovationsfShigkeit von Bedeutung

Ubersicht zu Definitionen von Innovationsfahigkeit

Insgesamt finden sich nur wenig Mehrwert stiftende Definitionen fur den Begriff der Innovationsfahigkeit. Beispielhaft lassen sich hierfur die Definitionen von NEELY ET AL.,

SUBRAMANIAMA/ENKATRAMAN,

TATIKONDA/MONTOYA-WEISS

und

HAGEDOORN/

DuYSTERS anfuhren.^ Innovationsfahigkeit v\/ird hier primar uber den Output der innovationsfahigkeit definiert: „The construct innovative capability is represented by its outcome, in this case, ttie number of innovations each organization generated ...'* Ausnahmen hingegen stellen insbesondere die Definitionen von LAWSON/SAMSON und UN dar/ Beide Autoren nehmen in ihrer Untersuchung eine ressourcentheoretische Sichtweise ein. Die Definitionen der Autoren geben erste Hinweise darauf, dass es sich bei Innovationsfahigkeit urn eine dynamische Meta-Fahigkeif - im Sinne des Dynamic Capability-based View - handelt, die verschiedene Unternehmenskompetenzen und Ressourcen steuert und integriert und fur die Wissen und Lernprozesse eine zentrale Rolle spielen.

SubramaniamA/enkatraman (2001), S. 361. Tatikonda/Montoya-Weiss (2001), S. 157. Hagedoorn/Duysters (2002), S. 168. Un(2002). S. E l . Vgl. Tabelle 2. Un (2002), E3. Vgl. Tabelle 2. Vgl. hierzu ausfuhrlich Abschnitt 3.1.3.2, 3.1.3.4 und 3.2.1 der vorliegenden Untersuchung.

39

Betrachtet man den Innovationsfahigkeits-Begriffsbestandteil Fahigkeit isoliert, so zeigt sich, dass der Begriff der Fahigkeit oder auch Kompetenz in vielen Teilgebieten der Betriebswirtschaft regelmafiig Verwendung findet.^ Dabei variiert das Begriffsverstandnis zumeist mit der jeweiligen betriebswirtschaftlichen Disziplin. Beitrage aus der Personalwirtschaft und Organisationslehre verstehen Kompetenz zumeist als Macht- und Handlungsbefugnis. So wird in der Organisationslehre unter Kompetenz haufig der Handlungsspielraum verstanden, der bestimmten Personen in ihrer Rolle als Stelleninhaber ubertragen wird.^ Ein solches Begriffverstandnis kann als wenig relevant fur die Erklarung des Innovationsfahigkeitsphanomens beurteilt werden. Von Bedeutung hingegen ist ein Begriffsverstandnis, das Kompetenzen und Fahigkeiten auf organisationaler Ebene ais aktuetles Handlungspotential eines Unternehmens zur Erfijllung von Aufgaben und Erreichung von Zielen versteht.^ In diesem Sinne definiert Ritter, der sich dem Konzept der Netzwerk-Kompetenz widmet, Kompetenz „als die Fahigkeit eines Unternetimens zur Erreichung spezifischer Ziele"^. Ein grundsatzlich ahnliches Begriffsverstandnis findet sich auch In der Ressourcentheorie, in der organisationale Kompetenzen und Fahigkelten von zentraler Bedeutung fur die Wettbewerbsfahlgkeit sind: „A firm's competence is a set of differentiated technological skills, complementary assets, and organizational routines and capacities that provide the basis for a firm's competitive capacities in a particular business. ... In essence, competence is a measure of a firm's ability to solve both technical and organizational problems. '* Die Ausfuhrungen lassen vermuten, dass eine ausfuhrliche Betrachtung ressourcentheoretischer Argumentationsweisen tiefere Erkenntnisse uber das Innovationsfahigkeitskonstrukt verspricht. Folglich ist es Ziel des dritten Kapitels, die Begriffe Ressourcen, Kompetenzen, Fahigkelten und Meta-Fahigkeiten zu spezifizieren, abzugrenzen und In einen ressourcentheoretischen Sinnzusammenhang einzuordnen, um dadurch die Konzeptionalisierung und Operatlonalisierung von Innovationsfahlgkeit zu ermoglichen.

Vgl. Hennig-Thurau (1998), S. 40 ff. Vgl. Bleicher(1980), S. 1056 f. Vgl. Seisreiner (1999), S. 186. Ritter(1998), S. 53. Dosi/TeeceA/Vinter (1992), 8. 197 f. Die Definition von den Autoren Dosi, TEECE und WINTER sei hier beispielhaft fur einen Kompetenzbegriff in der ressourcenorientierten Literatur angefuhrt. Eine differenziertere Begriffsdiskussion findet im Rahmen der Erorterung der ressourcentheoretischen Grundlagen im Abschnitt 3.1 der vorliegenden Untersuchung statt.

40

Als Arbeitsgrundlage und unter Bezugnahme auf den im Abschnitt 1.1 entworfenen groben Bezugsrahmen zur Problemstellung (vgl. Abbildung 2) soil Innovationsfahigkeit an dieser Stelle zunachst als die Summe der unternehmensweiten Prozesse, die ein Unternehmen in die Lage versetzten, erfolgreich Produktinnovationen zu entwickein, zu produzieren und am IVIarkt einzufuhren, definiert werden. Innovationsfahigkeit wird in dieser Untersuchung in Einklang mit der methodologischen Leitidee des liberalen methodologlschen Individualismus als ex post beobachtbare, realisierte Fahigkeit von Unternehmen verstanden, die das Gesamtunternehmen betrifft.

2.3 Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung Im Rahman der folgenden Ausfuhrungen soil aufgedeckt werden, inwieweit die Forschungsfragen der Untersuchung bereits durch die vorhandene Literatur beantwortet werden konnen bzw. wo Forschungsdefizite bestehen. Der Literaturuberblick klart somit, welche Aspekte der Problemstellung schon bearbeitet und welche noch nicht bearbeitet wurden sowie daruber hinaus, wie die weiterfuhrenden Analysen angelegt sein mijssen, damit eventuelle bisherige Forschungsdefizite vermieden werden konnen, um einen moglichst hohen Erkenntnisfortschritt zu erzielen. Dabei beschrankt sich die Analyse konzeptioneller und empirischer Untersuchungsbeitrage nicht nur auf Arbeiten, die explizit das Konstrukt der Innovationsfahigkeit thematisieren, sondern das betrachtete Forschungsfeld wird weiter aufgespannt, um moglichst viele Anhaltspunkte zu generieren (vgl. Abbildung 7). Grundsatzllch stellt das Konzept der Innovationsfahigkeit einen interdisziplinaren Forschungsgegenstand dar;^ entsprechend stammen theoretische und emplrlsche Untersuchungen, die sich dem Innovationsfahigkeitskonstrukt nahern, aus verschiedenen Forschungslagern. Folglich finden sich Forschungsbeitrage zum Konstrukt oder Teilaspekten der Innovationsfahigkeit nicht nur in der Innovationsforschung, sondern z. B. auch im Bereich der Marketingforschung^ und der ressourcentheoretischen Forschungl Daruber hinaus finden sich auch Hinweise auf Aspekte der Innovationsfahigkeit von Unternehmen in der Corporate Entrepreneurshlp-Forschung."* Primar allerdings gehort das

Vgl. zur Interdisziplinaritat der Neuproduktentwicklungsforschung Craig/Hart (1992), S. 3 ff. 3

Vgl. z. B. Day (1994); Weerawardena (2003a). Vgl. beispielsweise Leonard-Barton (1992); Kusunoki/Nonaka/Nagata (1998). Vgl. beispielsweise Lumpkin/Dess (1996); Covin/Miles (1999); Yoo (2001).

41_

Erkenntnisobjekt der vorliegenden Untersuchung der mikrookonomischen Innovationsforschung an/ Allgemein ist das Feld der Innovationsforschung aufierst umfassend und vielschichtig. Dies resultiert nicht zuletzt aus den Besonderheiten des Untersuchungsgegenstandes Innovation, welcher sich durch Interdisziplinaritat, hohe Komplexitat, hohe Dynamik, extreme Unsicherheit und hohen Konfliktgehalt auszeichnet.^ „Es kann von daher nicht uberraschen, dass die erfolgreiclie Gestaltung der Neuproduktentwicklung zu den komplexesten und zugleich wiclitigsten Aufgaben des Management getiort. "^ Forscher unterschiedlichster Disziplinen beschaftigen sich deshalb seit vielen Jahrzehnten mit den soziologischen, historischen, volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Aspekten von Innovationen. Den Grundstein fur eine umfassende betriebswirtschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Innovation legte nach Auffassung vieler Autoren SCHUMPETER"^ durch seine theoretischen Vorleistungen.^ Die Innovationsforschung ist von der hier nicht betrachteten Diffusions- und Adoptionsforschung abzugrenzen. Letztere befassen sich mit den Innovationsprozessstufen der Verbreitung von Neuerungen in sozialen Systemen® (Diffusion) und der Obernahme von Neuerungen durch den Nutzer sowie seiner Akzeptanzbereitschaft^ (Adoption).^ In der Innovationsforschung variiert die Untersuchungseinheit von makrookonomischen (Gesellschaft, WIrtschaftssystem, Industrie) bis zu mikrookonomischen Objekten (Unternehmen, F&E-Abteilung, Innovationsprojekt, Produkt).^ In diesem Zusammenhang ist die vorliegende Untersuchung der mikrookonomischen Perspektive zuzuordnen. Fur die mikrookonomische Innovationsforschung finden sich in der Literatur verschiedene Systematisierungsansatze. NIETO beispielsweise differenziert chronologisch zwischen ..Operational"-, ..Structure-Conduct-Performance"und ,.Resource-based"-Ansatzen.^° BROWN/EISENHARDT hingegen differenzieren in ih-

Vgl. z. B. Burgelman/Kosnik/van den Poel (1988); Brockhoff (1997); Harmsen/Grunert/Bove (2000); Ritter/Gemunden (2003). Vgl. Hauschildt (1993), S. 297. Ernst(2001), S. 2. Vgl. Schumpeter(1934). Vgl. z. B. Hauschildt (1993), S. 297; Thielmann (2000), S. 49. Vgl. z. B. Mahajan/Muller (1979). Vgl. z. B. Pechtl (1991); Rogers (1995). Vgl. Bierfelder(1987), S. 7. Vgl. Nieto (2003), S. 137. Vgl. Nieto (2003), S. 136ff.

42

rer - spater noch genauer betrachteten - Synopsis zwischen den drei Forschungsstromungen Erfolgsfaktorenforschung, Innovationsprozesse als Kommunikationsnetzwerke und Innovationsprozesse als gefuhrte Problemlosungsprozesse.^ Ein zentrales und grofies Forschungsgebiet der mikrookonomischen Innovationsforschung ist die berelts erwahnte empirische Erfolgsfaktorenforschung. Sie hatte ihren Durchbruch Anfang der siebziger Jahre. Wichtige Vorlaufer der grofizahligen empirischen Untersuchungen waren die extensiven Fallstudien der Projekte HINDSIGHT^ und TRACES^ in den sechziger Jahren/ Seitdem haben sich eine Fulle von Publikationen mit den Einflussfaktoren von Innovationsaktivitaten und -erfolg beschaftigt. Dies hat bis heute zu einer groften Menge an identifizierten Erfoigsfaktoren gefuhrt.^ „Die Forschung uber Erfoigs- und Misserfolgsfaktoren in der Neuproduktpolitik hat inzwischen einen betrachtlichen Umfang angenommen. '* Traditioneller Ausgangspunkt dieses Forschungszweiges ist die Annahme, dass Innovationsaktivitaten primar durch umweltbedingte Kontextfaktoren und Charakteristika der Organisationsstruktur beeinflusst werden/ Seit Ende der achtziger Jahre finden sich jedoch verstarkt auch Arbeiten mit einem anderen Untersuchungsansatz. Hierbei zeigt sich eine Abkehr von der industrieokonomisch gepragten Perspektive hin zu einer zunachst von den Verhaltenswissenschaften und der Evolutionstheorie beeinflussten Perspektive.^ Diese neuen Ansatze zeichnen sich durch eine dynamische Sichtweise und die Berucksichtigung pfadabhangiger, kumulativer und interdependenter Innovationsprozesse aus.^ Im Rahmen dessen haben bereits NELSON/WINTER sowie Dosi zu Anfang der achtziger Jahre Innovationsaktivitaten unter Berucksichtigung von organisationalen Ressourcen und Fahigkeiten thematisiert.^° Daran anknijpfend finden sich seit den neunziger Jahren verstarkt Arbeiten aus dem ressourcentheoretischen Lager. Insbesondere seit der mafigeblich von PRAHALAD/HAMEL angestofienen Diskussion urn Kernkompetenzen^^ haben sich eine Vielzahl von Autoren urn eine Verknupfung von Innovationsforschung und ressourVgl. Brown/Eisenhardt (1995). S. 345. Vgl. Isenson (1968). Vgl. Globe/Levy/Schwartz (1973). Vgl. Hauschildt (1993), S. 297. Vgl. Souitaris (2002), S. 61; Craig/Hart (1992), S. 4, 6. Kohler (1993), S. 258. Vgl. auch Rudiger (1997), S. 1. Vgl. Kostopoulos/Spanos/Prastacos (2002), S. 7. Vgl. z. B. Nelson/Winter (1982a); McKelvey/Aldrich (1983). Vgl. Nieto (2003), S. 142. Vgl. Dosi (1982); Nelson/Winter (1982a). Vgl. Prahalad/Hamel (1990).

43^

centheoretischer Betrachtungsperspektive bemuht.^ Die wenigen Arbeiten, die sich explizit und schwerpunktmafiig mit dem Innovationsfahigkeitskonstrukt beschaftigen, sind in der Mehrzahl der Falle dieser Forschungsorientierung zuzuordnen.^ Die Auswahl an identifizierten und relevanten Untersuchungen, die in denn voriiegenden Forschungsuberblick berucksichtigt werden, gehoren drei unterschiedlichen Forschungsfeldern an (vgl. Abbildung 7). Zunachst werden Beitrage aus dem Forschungsgebiet Erfolgsfaktoren von Innovationen vorgestellt und analysiert (Abschnitt 2.3.1). Die Innovationserfolgsfaktorenforschung befasst sich zwar nicht explizit mit dem Konzept der Innovationsfahigkelt, soil aber aus folgenden drei Grunden trotzdem naher betrachtet werden: (1.) ist sie zentraler Bestandteil der mikrookonomischen Innovationsforschung, (2.) kann ein Grundverstandnis fur zentrale erfolgskritische Grofien im Innovationsprozess gewonnen werden und (3.) sollen die bereits angesprochenen Defizite der Innovationserfolgsfaktorenforschung naher betrachtet werden. Insbesondere die Erkenntnisse in Bezug auf die Defizite der Innovationserfolgsfaktorenforschung bilden eine wichtige Grundlage fur die weiteren Untersuchungen, da versucht werden soli, diese theoretischen und methodischen Schwachen im weiteren Problemlosungsprozess zu vermeiden. Im Abschnitt 2.3.2 werden Forschungsbeitrage, die sich mit dem Konstrukt der Innovationsfahigkelt bzw. moglichen Tellaspekten oder Determlnanten der Innovationsfahigkeit beschaftigen, vorgestellt. Im letzten Abschnitt 2.3.3 zur Bestandsaufnahme der bisherigen Forschung wird der Beitrag der Corporate EntrepreneurshlpForschung sklzziert. Diese befasst sich ebenfalls nicht explizit mit dem Innovationsfahigkeitskonstrukt, jedoch lasst z. B. das Konstrukt der Entrepreneurial Orientation zunachst eine inhaltliche Nahe zum Innovationsfahigkeitsphanomen vermuten. Die Abbildung 7 gibt einen Uberblick uber die unterschiedlichen Forschungslager, denen die nachfolgend analysierten Beitrage entsprlngen:

So zum Beispiel die Autoren Pavitt (1991); Leonard-Barton (1992); lansiti/Clark (1994); Lindman (1997); Verona (1999); Eisenhardt/Martin (2000); Helfat/Raubitschek (2000); Jensen/Harmsen (2001); Lawson/Samson (2001); Coates/McDermott (2002); Danneels (2002); Kostopoulos/Spanos/Prastacos (2002); Souitaris (2002). Ausnahmen davon stellen z. B. die Arbeiten von Muller Philips Sohn (1976) und Greiling (1998) dar.

44

Untersuchte ForschungsbeitrSge Abschnitt

Abschnitt

2.3.1

Innovationserfoigsfaktorenforschung

2.3.2

Abschnitt

Untersuchungen mit Hinwelsen auf das Innovationsfllhigkeltskonstrukt

(Analyse von 20 Meta-Analysen, die einen Oberblick Qber die Erfotgsfaktorenforschung aus den Jaliren 1957 bis 2002 geben)

2.3.3

Beitrag der Corporate EntrepreneurshipForschung

(Analyse von 50 Beitrdgen)

Relevante Forschungslager

in EntrepreneurshipForschung

Innovationsforschung ZI7 Mikrodkonomische Innovationsforschung* MakroOkonomische Innovationsforschung

^ OporaUonal

Structure-! ConductPerformance

Ressourcenorientierte Forschung (RBV, DynamicCapabiiity4M«Ml Vimv, Knowladga-basad Vl«w)

Resource-

• Einleilung in Aniehnung an Nieto (2003). S 146

Abbildung 7:

MarketingForschung

Firm-ievel EntrepreneurshipResearch

Corporate Entrapr*naurship/ Entrtprtnaurial l0rlmitetk>n|

Sonstige (z. B. Opportunity Recognition) I Nichl berucksichtigt

Inhalte des Forschungsuberblicks

Es sei darauf hingewiesen, (Jass eine erschopfende Analyse der drei Forschungsfelder - Innovationserfolgsfaktorenforschung, Untersuchungen zur Innovationsfahigkeit und Corporate Entrepreneurship-Forschung -aufgrund der kaum noch uberschaubaren Anzahl an Veroffentlichungen beinahe ausgeschlossen ist. Dieses 1st jedoch Im Interesse der Untersuchung nicht zwingend erforderllch. Es wird deshalb im Folgenden versucht, die Jewells zentralen untersuchungsrelevanten Entwicklungslinlen und Ergebnisse der drel Forschungsfelder zu skizzleren, urn den darin erreichten Forschungsstand fur die weltere Untersuchung zu berucksichtlgen. Dazu erfolgt neben der Darstellung der zentralen Untersuchungslnhalte und -ergebnisse auch eine methodenkritlsche Beurtellung der Arbelten.

45

2.3.1 Empirische Innovationserfolgsfaktorenforschung Die sehr weit reichende und zugleich heterogene Erfolgsfaktorenforschung ist mittlerweile zu einer festen Grofie in der Managementlehre herangewachsen.^ Im Folgenden soil daher ein kurzer Uberblick uber diese Forschungsrichtung im Allgemeinen^ und der Innovationserfolgsfaktorenforschung im Speziellen gegeben werden. Die betriebswirtschaftliche Erfolgsfaktorenforschung verfolgt das Ziei, diejenigen Einflussgrollen zu ermittein, die maflgebiich uber den Unternehmenserfolg entscheiden. Wichtige Grundpramisse dieser Forschungsrichtung stellt die Annahme dar, dass trotz der Mehrdimensionalitat und Multikausalitat des Unternehmenserfolges einige wenige, kritische Einflussgrofien existieren, die den unternehmerischen Erfolg maligeblich beeinflussen.^ Erfolgsfaktoren konnen mit unterschiedlicher Validitat und Reliabiiitat aus Theorien, Piausibilitatsuberlegungen und den Daten empirischer Untersuchungen abgeleitet werden. Entsprechend der gewahlten Vorgehensweise kann zwischen einem induktiven und deduktiven Vorgehen sowie einem exploratorischen und einem konfirmatorischen Forschungsdesign unterschieden werden/ In diesem Zusammenhang wird der Erfolgsfaktorenforschung vielfach ein erhebliches Theoriedefizit angelastet, da der uben/viegende Tell der Studien einen induktiven und exploratorischen Charakter hat.^ Das bedeutet, dass zumeist eine ausreichende theoretische und bisweilen auch empirische Fundierung nicht gegeben ist. Die Erfolgsfaktoren und Wirkungsbeziehungen werden im Forschungsprozess erschlossen, ohne dass a priori Hypothesen uber das Erfolgsfaktorenmodell hergeleitet wurden. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Betriebswirtschaftslehre uber kein geschlossenes, umfassendes und gleichermaflen anerkanntes theoretisches Modell zur Erklarung des unternehmerischen Erfolges verfugt.^ In der Innovationserfolgsfaktorenforschung wird nach dem Erfolgskonzept von Innovationen gesucht. Dabei ist nicht der Unternehmenserfolg die abhangige Variable, sondern der Innovationserfolg. Die Innovationserfolgsfaktorenforschung ist durch eine grofle konzeptionelle, inhaltliche und methodische Heterogenltat gekennzeichnet. Zunachst stammen die Beitrage zum Innovationserfolg aus verschiedenen Forschungslagern, wie beispielsweise der Managementforschung, der MarketingVgl. Nicolai/Kieser (2002), 8. 580 f. Vgl. vertiefend Lange (1982); Grimm (1983); Fritz (1990); Schrdder (1994); G6ttgens (1996). Vgl. Leidecker/Bruno (1984), S. 24; Hoffmann (1986), S. 832; Diller/Lucking (1993), S. 1230; Gottgens(1996), 8. 34. Vgl. dazu die Ausfuhrungen im Abschnitt 2.1. Vgl. Fritz (1990). 8. 103; Foss/Harmsen (1996), 8. 133; Gdttgens (1996), 8. 40 f. Vgl. z. B. Schanz (1988), 8. I l l ; Jacobs (1992), 8. 35; GGttgens (1996), 8. 40. Vgl. daruber hinaus zu einer umfassenden Kritik an der Erfolgsfaktorenforschung in der Betriebswirtschaftslehre Nicolai/Kieser (2002).

46

forschung und den technischen Disziplinen.^ Des Weiteren unterscheiden sich die Studien hinsichtlich ihres grundsatzlichen Untersuchungsvorgehens. Hierbei konnen drei verschiedene Typen identifiziert werden.^ Die erste Gruppe umfasst Studien, die erfolgreiche Innovationen betrachten und dabei nach den maf3»geblichen Erfolgsfaktoren forschen. Die zweite Gruppe untersucht nicht-erfolgreiche Innovationen und fragt nach den Grunden des Misserfoigs, urn aus diesen Ergebnissen Ruckschlusse auf mafigebliche Erfolgsfaktoren zu Ziehen. Beim dritten Typus erfolgt ein paarweiser Vergleich. Dabei werden sowohl erfolgreiche als auch nicht erfolgreiche Innovationen analysiert und die diskriminierenden Faktoren identifiziert. Darijber hinaus konnen Innovationserfolgsfaktorenstudien hinsichtlich ihres Fokusses in generelle (Ziel ist die Identifikation eines Sets von kritischen Einflussfaktoren) und spezielle (es erfolgt eine Fokussierung auf ausgewahlte Faktoren) Untersuchungen differenziert werden.^ Zentrales Element und Ausgangspunkt der Innovationserfolgsfaktorenforschung bildet die Definition des Innovationserfolges. Hier liegt aufgrund von uneinheitlichen und unzureichend exakten Definitionen und Operationalisierungen eine grofie Limitation der Innovationserfolgsfaktorenforschung."* Des Weiteren unterscheiden sich die Studien stark im Hinblick auf die betrachteten Innovationsarten (z. B. Produkt- vs. Prozessinnovationen, inkrementale vs. radikale Innovationen), die vorherrschenden situativen Bedingungen und die Untersuchungsebene. In einer Vielzahl von Fallen handelt es sich um Untersuchungen mit einer hohen Spezifitat, die nur unter Einschrankungen verallgemeinerbar und unterelnander verglelchbar sind.^ Ein weiterer kennzeichnender Aspekt der empirischen Innovationserfolgsfaktorenforschung ist wie bereits angedeutet deren erheblicher Umfang. Einschlagige Arbeiten weisen darauf hin, dass der Forschungsbereich der empirischen Erfolgsfaktorenforschung von Innovationen so umfangreich ist, dass eine Totalerhebung zu diesem Thema nahezu unmoglich ist.^ „Eine Berichterstattung uber die Befunde bisheriger Arbeiten zum Produktinnovationserfolg kann nicht den Anspruch auf VollsWndigkeit erheben. "^

^ ^ ' ^ ^ ^ ^

Vgl. Craig/Hart (1992), 3 . 6 . Vgl. LilienA'oon (1989), S. 3; Weiss/Neyer (1990), S. 92; Craig/Hart (1992), S. 9; Huang/Soutar/ Brown(2001), S. 53. Vgl. Craig/Hart (1992), 3 . 6 f. Vgl. z. B. Hauschildt (1991), 3. 451 ff. Vgl. hierzu ausfuhrlich Abschnitt 2.3.1.2. Vgl. Weiss/Neyer (1990), 3. 55; K6hler (1993), 3. 258; Rudiger (1997), S. 1; Balachandra/Friar (1997), 3. 277. Ernst (2001), 3. 17.

47^

Einen Uberblick uber dieses umfangreiche Forschungsfeld vermittein mittlerweile eine ebenfalls betrachtliche Zahl von Meta-Analysen.^ Das Ziel solcher zusammenfassenden Arbeiten Oder Meta-Analysen ist eine Synopsis sowie inhalts- und methodenkritische Analyse eines bestimmten Forschungsgebietes. Dies kann zum einen in einer qualitativen Form und zum anderen auf quantitative Weise durch sekundarstatlstische Auswertungen erfolgen.^ Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse erscheint eine eigenstandige Analyse aller originaren empirischen Studien zum Thema „Erfolgsfaktoren von Innovationen" im Rahmen dieser Untersuchung als nur schwer moglich und nicht notwendig. Der Ruckgriff auf zusammenfassende Publikationen und Meta-Analysen bietet hingegen eine sinnvolle Alternative. Deshalb werden im Folgenden einschlagige MetaAnalysen zu dem Themenkomplex Innovationserfolgsfaktorenforschung vorgestellt. Dazu werden zunachst im Abschnitt 2.3.1.1 die einzelnen Arbeiten und ihre wichtigsten Ergebnisse prasentiert, um dann im Abschnitt 2.3.1.2 den Erkenntnisgewinn zusammenfassen zu konnen. 2.3.1.1 Uberblick uber eine Auswahl von zusammenfassenden Publikationen und Meta-Analysen Im Folgenden werden die wichtigsten Arbeiten aus dem Forschungsbereich zusammenfassende Arbeiten und Meta-Analysen zur empirischen Innovationserfolgsfaktorenforschung behandelt. Die Auswertung der Arbeiten erfolgt dabei mit zwei Analyseschwerpunkten: Inhalt und Methodik. Dabei sollen zum einen Hinweise auf zentrale Erfolgsfaktoren, die auch von Bedeutung fur das Innovationsfahigkeitsphanomen sein konnten, erkannt werden. Zum anderen sollen forschungsmethodische Unzulanglichkeiten aufgedeckt werden, um die Anforderungen an die vorliegende Untersuchung formulieren zu konnen. Auf der Grundlage dessen soil im sich anschlieflenden Abschnitt 2.3.1.2 eine Bewertung der Aussagekraft der empirischen Innovationserfolgsfaktorenforschung im Allgemeinen erfolgen und die Werthaltigkeit sowie der Erkenntnisbeitrag im Speziellen fur die hier aufgeworfenen Forschungsfragestellungen beurteilt werden. In der Tabelle 3 findet sich eine Ubersicht zu den berucksichtigten Studien. 20 einschlagige Publikationen finden Eingang in die Betrachtung und werden mit der Absicht, dem Leser einen Eindruck uber die Entwicklungsgeschichte zu vermittein, chronologisch abgehandelt. Die Tabelle zeigt, dass diese Meta-Analysen einen Ein-

' ^

Vgl. Rudiger(1997), S. 1. Vgl. Ernst(2001), S. 4.

48

blick uber die empirische Innovationserfolgsfaktorenforschung der Jahre von 1957 bis 2000 vermitteln. Berticksichtigte Publikationen Fokus der Untersuchung

Autor(en)/Jahr

Studien aus den Jahren

Erfoigs- und Misserfolgsfaktoren von Innovationen

1957-1976

Erfolgsfaktoren von Neuproduktprogrammen

1979-1987

LiLiENATooNCigeQ)

Determinanten industrieller Innovationsergebnisse

1973-1986

WEISS/NEYER

Bewertung der Nutzbarkeit von Ergebnissen aus Innovationserfolgsfaktorenstudien

1968-1984

ROTHWELL(1977) JOHNE/SNELSON

(1988)

(1990) CRAIG/HART (1992)

Inhaltsanalyse der Neuproduktentwicklungsforschung

KOTZBAUER(1992)

Erfoigs- und Misserfolgsfaktoren von Produktinnovationen

1964-1987

ScHEWE(1991); SCHEWE (1994b)

Identifikation und Bedeutung von Schlusselfaktoren fur das Innovatlonsmanagement

1968-1989

HAUSCHILDT(1993)

Einflussfaktoren des Innovationserfolges, die vom Management gestaltet werden kSnnen

1963-1991

KOHLER(1993)

Zusammenhang zwischen der strategischen Stofirichtung und dem Produktinnovationserfolg

1979-1990

Meta-Analyse zu den Determinanten des Produktinnovationserfolges

1974-1992

Erfolgsfaktoren von Produktentwicklungsprojekten

1969-1995

Ressourcentheoretisch-orientierte Analyse von Innovationserfolgsfaktorenstudien

1990,

FRIAR (1997)

Einfluss von Kontingenzfaktoren auf den Zusammenhang zwischen Determinanten und Innovationserfolg

1964-1991

MONTOYA-WEISS/ CALANTONE(1994) BROWN/ EISENHARDT(1995) FOSS-HARMSEN

(1996) BALACHANDRA/

k.A.

1992

RUDIGER(1997)

Khtische Analyse der Studien von COOPER und KLEINSCHMIDT

1975-1996

1

SOUITARIS(1999)

Determinanten technologischer Innovationen

1963-1997

1

HENARD/

Quantitative Meta-Analyse zu den Determinanten des Produktinnovationserfolges

SZYMANSKI(2001) ERNST (2001); ERNST (2002) GARCIA/ CALANTONE (2002)

Tabelle 3:

ca. 1980-1997

Faktoren des Neuprodukterfolges

1974-1999

Kritische Reflektion der Begriffverwendungen in der Innovationsforschung

1979-2000

Betrachtete Meta-Analysen zur empirischen Innovationserfolgsfaktorenforschung

Der Autor ROY ROTHWELL stellt bereits in seiner zusammenfassenden Publikation aus dem Jahre 1977 fest, dass ein umfassender „body of empirical l o 2-o E c o -c V U

©ss^-.,,^^^

1

s;i SE

P

^2

Niedrig (Bestdtigung) Zeit

Abbildung 16:

AusmaH der handlungsstiftenden Wirkung von Information

Pfadabhangigkeit von Untemehmen in Bezug auf die organisationale Lemfahigkeit^

Die Pfadabhangigkeit stellt einen wirksamen Isolationsmechanismus dar, da sie Konkurrenten in ihrer Flexibilitsit und ihrem Handlungsspielraum einschrankt. Es ist Konkurrenzunternehmen nicht moglich, die Ressourcen eines anderen Unternehmens zu substituieren, imitieren oder nach einer Akquisition sinnvoll zu integrieren, solange sich die Entwicklungspfade und Wissensbestande der Unternehmen nicht angenShert haben.^ Inhaltlich eng verbunden mit der Pfadabhangigkeit ist das Phanomen der so genannten „time compression diseconomies".^ Hierdurch wird der Sachverhalt beschrieben, dass langjahrige Lernprozesse eines Unternehmens nicht in erheblich kijrzerer Zeit nachgeholt werden konnen. Bei dem Versuch Zeit durch vermehrt eingesetzte Produktionsfaktoren zu substituieren gilt das Prinzip der abnehmenden Grenzertrage. Als Beispiel fuhren die Autoren DIERICKX und COOL das F&E-Knowhow eines Unternehmens an. Demnach kann ein Unternehmen selbst bei Verdoppelung des F&E-Budgets innerhalb eines Jahres nicht den gleichen Erfahrungsschatz im Bereich Forschung und Entwicklung erwerben wie ein anderes Unternehmen in-

Eigene Darstellung in Aniehnung an Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 515; von WeizsScker (1974),

8.99. Vgl. Becker (2005), S. 184. Vgl. hierzu insbesondere Dierickx/Cool (1989), S. 1507; Ghemawat (1991), S. 21 ff.; Rasche (1994), 8. 78 ff.; Burki (1996), 8. 136; Burmann (2002), 8. 147.

150

nerhalb von zwei Jahren bei einfachem F&E-Budget.^ Der Aufbau solcher akkumulierten wissensbasierten Ressourcen ist zeitintensiv und nicht beliebig verkurzbar. Des Weiteren gilt, dass sich im Zuge der Ressourcenentwicklung unter Zeitdruck die Fehlerwahrscheinlichkeit erhoht.^ Deshalb betont GRANT die Vorteile einer kontinuierlichen und langfristigen Ressourcenentwicklung: „Thus, 'crash programs' of R&D and 'blitz advertising' campaigns tend to be less productive than similar expenditures over a long period. '^ Ferner begunstigen klassische Grodenvorteile die Ressourcenakkumulation und sichern die Nachhaltigkelt eines Wettbewerbsvorteils. Die so genannten „asset mass efficiencies" beschreiben den Sachverhalt, dass eine grofie Ressourcenbasis die weitere Ressourcenakkumulation aufgrund von Skalen-, Synergle- und Erfahrungskurveneffekten fordert."* So ist belspielsweise eine grofie, umfassende Basis an akkumuliertem Wissen vorteilhaft fur den Erwerb neuen unternehmensexternen WIssens (z. B. Wissen uber Markte, Kunden, Konkurrenten, Technologien). Diese so genannte absorptive Kapazitaf - verstanden als Fahigkeit, den Wert externer Inputguter abschatzen, die als relevant erachteten Inputguter aufnehmen sowie diese integrieren und nutzen zu konnen - ist infolgedessen in hohem Mafte von dem bereits akkumulierten Know-how-Bestand abhangig.® „Accumulating absorptive capacity in one period will permit its more efficient accumulation in the next. "^ Ubertragen auf das Erstmaligkeits-Bestatigungs-Modell von VON WEIZSACKER bedeutet dies prinzipiell, dass der Bereich des effektiven organisationalen Lernens bei einem Unternehmen mit einer groden Wissens- und Kompetenzbasis grofler ist als bei einem Unternehmen mit geringerem Know-how-Bestand; Ersteres hat dadurch mehr Handlungsspielraum fur die Zukunft.^ Demnach wachst mit dem einem Unternehmen zur Verfugung stehenden Wissen dessen grundsatzliches Potenzial innovative Produkte zu entwickeln.®

Vgl. Dierickx/Cool (1989), S. 1507. Vgl. Freiling (2001a), S. 139. Grant (1995), S. 140. Vgl. Itami (1987). S. 41; Dierickx/Cool (1989), S. 1507 f.; Rasche (1994), S. 80 f.; Burki (1996), S. 137; Freiling (2001a), S. 138ff. Vgl. dazu ausfuhrlich Cohen/Levinthal (1990). Vgl. Cohen/Levinthal (1990), S. 135 f.; Rasche (1994), S. 80 f.; Freiling (2001a), S. 148 f. Cohen/Levinthal (1990), S. 136. Vgl. ahnlich Freiling (2001a), S. 142 f. Vgl. ahnlich Burmann (2002), S. 14.

151^

Ein weiteres Beispiel fur den Grofienvorteil einer Ressource ist der Marktanteil eines Unternehmens. Eine in der Vergangenheit installierte hohe Kundenbasis determiniert haufig auch den gegenwartigen und zukunftigen Absatz („success breeds success")\ Dies gilt insbesondere in Markten mit Netzwerkeffekten^ (z. B. Markt fur Videospiele und Videospielekonsolen).^ Ein hoher Marktanteil schafft die Voraussetzung fur die Etablierung von Standards, was der nachhaltigen Verdrangung der Konkurrenz dienllch ist/ Insgesamt gilt, dass Grofienvorteile zur Sicherung eines ressourcenbaslerten Wettbewerbsvorteils beitragen, indem sie die Imitations- und Substitutionsbestrebungen der Konkurrenz erschweren. •

Historische Kontextbedingungen

Weiterhin von Bedeutung fur die zeitlich bedingte Nicht-lmitierbarkeit von strategischen Ressourcen sind besondere historische Ereignisse in der Unternehmensgeschichte.^ Historische Kontextbedingungen sind einzigartig, nicht reproduzierbar und deshalb auch nicht imitierbar. Als Beispiel hierfur wird haufig das lange Zeit wettbewerbsvorteilsrelevante Vertriebs- und Servicenetzwerk des Baumaschinenherstellers Caterpillar angefuhrt.^ Mit Hilfe massiver Subventionen der Alliierten konnte sich Caterpillar im zweiten Weltkrieg ein weltumspannendes und dichtes Logistikund Kundendienstnetzwerk aufbauen. Es verschaffte Caterpillar in der Folgezeit uber mehrere Jahrzehnte hinweg einen uberlegenen Wettbewerbsvorteil, well das Unternehmen in der Lage war, weltweit innerhalb kurzester Zeit auf Kundenanfragen und technische Probleme zu reagieren. Zusammenfassend lasst sich festhalten, dass wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen durch Isolationsmechanismen kreiert und vor Akquisitions-, Imitations- und Substitutionsbemuhungen der Konkurrenz geschutzt werden konnen. Dabei sind die hier betrachteten Isolationsmechanismen nicht unabhangig voneinander, sondern sie bauen aufeinander auf, wirken zusammen und verstarken sich gegenseitig. Beispielsweise fuhrt eine grofie Ressourcenbasis nicht nur zu klassischen Grofienvorteilen in Form von „Multiplikatoreffekten bei der Ressourcenakkumulation"^ sondern auch zu einer komplexen Ressourcenbasis, die eine hohe kausale Ambiguitat

Dierickx/Cool (1989), S. 1507. In Markten mit Netzwerkeffekten steigt der Nutzen eines Produktes fur den Konsumenten nnit der steigenden Anzahl der Nutzer. Vgl. Katz/Shapiro (1985), S. 424 ff. Vgl. Hunt/Morgan (1996), S. 111. Vgl. Dierickx/Cool (1989), S. 1508; Freiling (2001a), S. 142 f. Vgl. Barney (1991), S. 108; Burki (1996), S. 141 ff.; Stimpert/Wassermann/Jayaram (1998), S. 51 ff. Vgl. zu diesem Beispiel Barney (1995), S. 53 f.; Burmann (2002), S. 147. Rasche(1994), S. 80.

152 aufweist/ Die Isolationsmechanismen und ihre Stellung in der Kausalstruktur des Resource-based View sind in der Abbildung 17 dargestellt. Der Kausalzusammenhang zwischen wettbewerbsvorteilsrelevanten Ressourcen und nachhaltigem Unternehmenserfolg wird im nachfolgenden Abschnitt naher betrachtet.

Unternehmen A mit wettbewerbsvorteilsrelevanten Ressourcen

Nachhaltiger Unternehmenserfolg des Unternehmens A

Merkmale nachhaltig wettbewerbsvorteilsrelevanter Ressourcen • Wertstiftend

• NichtImitierbar

• Selten

• NichtSubstituierbar

• NichtTransferierbar

Isolationsmechanismen • Unternehmensspezifitat • NIchteinrSiumung von VerfOgungsrechten • Jnterconnectedness" und soziale Komplexitat • Kausale AmbiguitSt • PfadabhSngigkeiten und Ressourcenakkumulationseffekte • Historlsche Kontextbedingungen

/

Inputguter • Auf Faktormarkten erwerbbar

Wissenschaftstheoretische Position • Gemafligter Voluntarismus • EvolutionSre Perspektive/ PfadabhSngigkeit • Untersuchung von Organisationen

Zentrale PrSmissen • Faktormarktinsuffizienzen (unvollkommene und nicht-existente Faktormarkte) • Unsicherheit im wirtschaftlichen Handein • Ressourcenheterogenitat

Abbildung 17:

Isolationsmechanismen als wichtiges Element der Kausalstruktur des Resourcebased View

Vgl.Freiling (2001a), S. 144.

153^

3.1.2.5

Nachhaltiger Wettbewerbsvorteil

Nachdem in den vorangegangenen Ausfuhrungen die Merkmale wettbewerbsvorteilsrelevanter Ressourcen und die Isolationsmechanismen dargestellt wurden, stellt sich die Frage nach deren Erfolgswirkung. Prinzipiell ist die zentrale Erfolgsgrofle im Kontext des Resource-based View „sustained competitive advantage", d. h. der nachhaltige Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens.^ Wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen fijhren unter gunstigen situativen Bedingungen zu Wettbewerbsvorteilen, welche sich durch die Wirkung von Isolationsmechanismen zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen entwickeln.^ Dabei stellt sich die Frage, wie genau sich ein solcher nachhaltiger Wettbewerbsvorteil fur Unternehmen darstellt. Es zeigt sich, dass trotz der grofien Bedeutung des Konzepts vom nachhaltigen Wettbewerbsvorteil in der ressourcentheoretischen Literatur klare Definitionen hierfur selten sind.^ Fur eine Konkretisierung dieses Konzeptes bedarf es einer Klarung der zwei Begriffe Wettbewerbsvorteil und Nachhaltigkeit. Wettbewerbsvorteil ist ein relatives Konzept und setzt immer einen Vergleich von mindestens zwei Unternehmen in einem spezifischen Kontext voraus."* Grundsatzlich kann unter einem Wettbewerbsvorteil eine im Wettbewerbsvergleich ijberlegene Leistung eines Unternehmens verstanden werden,^ mit der sich das Unternehmen von einer vergleichbaren Gruppe, wie z. B. von Wettbewerbern in einem speziellen Produkt-Markt-Segment oder einer ganzen Branche, abhebt.® Von groliter Bedeutung ist ein Wettbewerbsvorteil, den ein Unternehmen gegenuber seinen wichtigsten Konkurrenten hat/ Der wettbewerbliche Positionlerungsvorteil eines Unternehmens kann sich dabei als Kostenvorteil und/oder als Differenzierungsvorteil darstellen.® Wie bereits im Abschnitt 3.1.2.3 in Zusammenhang mit dem Werthaltigkeitskriterium von Ressourcen ausgefuhrt wurde, besteht ein Kostenvorteil,

Vgl. z. B. Barney (1986b), S. 656 ff.; Reed/DeFillippi (1990), 8. 88 ff.; Barney (1991), S. 99 ff.; BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 83 ff.; Brumagim (1994), S. 84 ff.; Barney (1994), S. 119f.; Fahy/Smithee (1999), S. 4 f.; Wiggins/Ruefli (2002), S. 82 ff. Die kausale Beziehung zwischen wettbewerbsvorteilsrelevanten Ressourcen eines Unternehmens und Wettbewerbsvorteilen stellen die Autoren BHARADWAJ, VARADARAJAN und FAHY in einen situativen Kontext. Das bedeutet, dass die wettbewerbliche Positionierung neben den Ressourcen von weiteren EinflussgrGflen, wie beispielsweise Branchencharakteristika und Produktcharakteristika abhSngig ist. Vgl. BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 86. Vgl. Reed/DeFillippi (1990), S. 98; Brumagim (1994), S. 85; Fahy/Smithee (1999), 8. 4. Vgl. Hu (1995), 8. 74. Vgl. Homburg/8imon (1995), 8. 2754. Vgl. Kay (1993), 8. 17 ff.; Fahy/Smithee (1999), 8. 4. Vgl. ahnlich Despahnd6/Farley/Webster (1993), 8. 29; Ernst (2001), 8. 169. Vgl. Grant (1991), 8. 118; BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), 8. 86; Wiggins/ Ruefli (2002), 8. 84; Weerawardena/O'Cass (2004), 8. 422.

154 wenn ein Unternehmen zu niedrigeren Kosten die gleichen Marktleistungen erbnngen kann wie seine wichtigsten Konkurrenten. Ein Differenzierungsvorteil besteht, wenn die Kunden einen wichtigen Unterschied bei den angebotenen Produkten gegenuber den Konkurrenzprodukten wahmehmen (z. B. innovative Produktmerkmale). Der wettbewerbliche Positionierungsvorteil manifestiert sich in den quantifizierbaren Unternehmenserfoigsgrofien

Markterfolg (z. B. Marktanteil,

Kundenzufriedenheit)

und finanzieller Erfolg (z. B. Return on Investment, Shareholder Value).^ Gemafi Ressourcentheorie ist der Wettbewerbsvorteil bzw. der uberlegene Unternehmenserfolg von Nachhaltigkeit, wenn dieser vor Imitation, Substitution und Akquisition durch aktuelle und potentielle Wettbewerber geschutzt ist.^ „A firm is said to liave a sustained competitive advantage wfien it is implementing a value creating strategy not simultaneously being implemented by any current or potential competitors and when these other firms are unable to duplicate the benefits of this strategy. "^ Diese Begriffsauffassung von Nachhaltigkeit lasst sich nur schwer operationalisieren, so dass es insbesondere im Rahmen von empirischen Arbeiten zu Diskussionen uber eine zeitliche Bemessung von Nachhaltigkeit gekommen ist/ Dementsprechend interpretieren verschiedene Autoren den Begriff der Nachhaltigkeit als eine zeitliche Periode, die langer andauert.^ Jn its most basic sense, sustaining an advantage simply means keeping it going over time. '^ Die sich in diesem Zusammenhang stellende Frage, wie lang genau ein solcher langerer Zeitraum ist, findet unterschiedliche Beantwortung in der Literatur. So fuhren beisplelsweise REED und DEFILLIPPI den individuellen Planungszeitraum eines Unternehmens an;^ WIGGINS und RUEFLI hingegen verweisen auf Branchencharakterlstika, wie z. B. die Dauer des Produktiebenszyklus, und nehmen einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren an.® MICHALISIN, KLINE und SMITH hingegen legen einen Fiinf-

Vgl. Porter (1985), S. 1, 8. 11; Grant (1991), S. 118; BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 87; Hunt/Morgan (1995), S. 108; Chaharbaghi/Lynch (1999), S. 45 ff.; Fahy/Smithee (1999), S. 4; Wiggins/Ruefli (2002), S. 84 ff.; Weerawardena/O'Cass (2004), S. 422. Vgl. z. B. Dierickx/Cool (1989), S. 1504 ff.; Barney (1991), S. 99 ff.; Grant (1991), S. 114 ff. Barney (1991), S. 102. Vgl. z. B. Brumagim (1994), S. 85; Michalisin/Kline/Smith (2000), S. 98; Wiggins/ Ruefli (2002), S. 84 ff. Vgl. Porter (1985), S. 1 ff.; Brumagim (1994), S. 84 ff.; Wiggins/Ruefli (2002), S. 84 ff. Reed/DeFillippi (1990), S. 98. Vgl. Reed/DeFillippi (1990), S. 98. Vgl. Wiggins/Ruefli (2002), 8. 84 f.

155

jahreszeitraum fest.^ Wichtig ist in diesem Zusammenhang weiterhin, dass ein nachhaltig erfolgreiches Untemehmen kontinuierlich seine Ressourcenbasis weiterentwickelt, um auch zukunftig uber wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen zu verfugen.^ Zusammenfassend ist das Konzept des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils in Abbildung 18 dargestellt. Produktcharakteristika

Wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen z. B. • Unternehmenskultur • Reputation • Know-how

Wettbewerbsvorteil

Nachhaltiger Wettbewerbsvorteil

• Differenzierungsvorteil • Kostenvorteil

• Differenzierungsvorteil • Kostenvorteil

Unternehmenscharakteristika

Abbildung 18:

3.1.2.6

Imitations-, Substitutionsund Akquisitions-Barrleren

Nachhaltiger Untemehmenserfolg

• Markterfolg • Finanzieller Erfolg

Reinvestment

Kontingenz-Modell des nachhaltigen Wettbewerbsvorteils

Zusammenfassende Darstellung der Bezugspunkte und des Erkenntnisbeitrags fur Innovationsfahigkeit

Aufbauend auf der zentralen Pramisse insuffizienter Faktormarkte versucht der klassische Resource-based View nachhaltige Wettbewerbsvorteile von Untemehmen zu erklaren. Insofern stellt der Resource-based View einen geeigneten Bezugsrahmen fur die vorliegende Untersuchung dar, als dass die Frage nach der Bedeutung der Innovationsfahigkeit fur nachhaltige Wettbewerbsvorteile beantwortet werden soil. Gemafi dem klassischen Resource-based View sind wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen und Fahigkeiten mit den Charakteristika wertvoll, selten, nicht-imitierbar, nicht-substituierbar und nicht-transferierbar belegt. Wertvoll sind Ressourcen und Fahigkeiten, wenn sie einen kosten- oder leistungsspezifischen Vorteil implizieren. Innovationsfahigkeit stellt eine solche wertvolle

Vgl. Michalisin/Kline/Smith (2000), 8. 98. Vgl. Porter (1985), S. 20; Day/Wensley (1988), S. 2 f.; BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 87; Chaharbaghi/Lynch (1999), S. 49. In Aniehnung an BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 85.

156

Fahigkeit dar, wenn sie dazu beitragt, dass ein Untemehmen innovative Produkte an den Markt bringt, die sich von denen der Konkurrenz abheben und dem Kunden einen Zusatznutzen verschaffen.^ Dabei kann die Innovationsfahigkeit ein Untemehmen in die Lage versetzen, nicht nur auf veranderte Marktbedingung zu reagieren, sondern auch neue Geschaftsmoglichkeiten und Markte zu schaffen und somit Markte aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig werden durch kontinuierliche Innovationsaktivitaten Isolationsmechanismen in Gang gesetzt (insbesondere Pfadabhangigkeiten, „time compression diseconomies" und Grofienvorteile der Ressourcenakkumulation), die das Unternehmen und seine innovativen Produkte vor den Imitations- und Substitutionsbemuhungen der Konkurrenz schutzen. Die Ausfijlirungen zum klassischen Resource-based View haben auch gezeigt, dass Innovationsfahigkeit von Unternehmen als unternehmensspezifisches, sozial komplexes interdependentes Ressourcen- bzw. Fahigkeitsgefuge aufgefasst werden kann: Innovationsfahigkeit beruht auf komplexen Prozessen und Routinen, die auf der Interaktion und Zusammenarbeit von einer Vielzahl von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen basieren. In der Regel betrifft die Innovationsfahigkeit nicht nur einen abgrenzbaren Unternehmensbereich (z. B. F&EAbteilung), sondern erstreckt sich insbesondere bei hoch innovativen Produkten uber das gesamte Unternehmen (z. B. Verzahnung des Vertriebs- und Servicesystems mit der Produktentwicklung).^ Ebenso zeichnen sich Innovationsprojekte haufig durch Kooperationen mit Externen (z. B. Zulieferer oder Kunden) aus, was die Komplexitat weiterhin erhoht. Daruber hinaus hat das spezielle Unternehmensumfeld, welches z. B. mit besonders motivierenden und innovationsforderlichen Aspekten behaftet ist, einen Einfluss auf die Innovationsfahigkeit. „Several firms may all posses the same physical technology, but only one of these firms may possess the social relations, culture, traditions, etc. to fully exploit this technology in implementing strategies. '^ Eine derart innovationsfordernde Unternehmenskultur stellt eine hochgradig unternehmensspezifische Ressource dar, und kann beispielsweise dazu fuhren, dass abgeworbene F&E-Mitarbeiter in einem anderen Unternehmen mit einer geringer ausgepragten Innovationskultur weniger kreativ und produktiv sind als in ihrem angestammten Unternehmen/

Bei erfolgreichen Produktinnovationen ist zumeist von einem Differenzierungsvorteil auszugehen. DemgegeniJber wird ein Kostenvorteil hSufig auf Basis von Prozessinnovationen erzielt. Vgl. Rasche(1994). S. 74. Barney (1991), S. 110. Vgl. ahnlich Grant (1991), S. 126.

157

Des Weiteren sind Lernprozesse zentral fur die Innovationsfahigkeit, da Innovationen zumeist auf zusatzlichen Erkenntnissen, neuem Wissen und neuen Fahigkeiten basieren.^ „Proze(l-, Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen werden hier als das Ergebnis neuer organisationaler Fahigkeiten interpretiert. '^ Die vorangegangen Ausfijhrungen haben gezeigt, dass Lernen in hohem Mafia pfadabhangig ist und insbesondere von dem vorhandenen Wissens- und Kompetenzbestand in^i Unternehmen abhangt. Daneben konnen Innovationen auch primar auf der Rekombination bestehenden Wissens zu neuen Kompetenzfeldern in Verbindung mit lediglich inkrementalen Lernen basieren.^ Dies bedeutet zum einen, dass die grundsatzlichen Moglichkeiten eines UnterneJimens neue Produkte zu entwickeln, von dessen vergangenen Aktivitaten, Erfahrungen und akkumulierten Wissensbestanden determiniert sind. „... creation of new products and new knowledge depends on existing products, along with the underlying path-dependent knowledge and capabilities. "^ Weiterhin stellt eine grolle, umfangreiche Wissensbasis, die insbesondere einen hohen impliziten Wissensanteil aufweist, eine strategisch relevante, komplexe und ambiguitare Ressource dar,^ die durch Grofienvorteile die weitere Wissensakkumulation begijnstigt. Andererseits implizieren Pfadabhangigkeit und Lokalitat des Lernens, dass durch zeitintensive Wissensakkumulationsprozesse erzielte Wettbewerbsvorteile nicht durch Wettbewerber in viel kijrzerer Zeit nachgeholt werden konnen.® Als konkretes Beispiel hierzu kann in Aniehnung an ITAMI und NUMAGAMI die Entwicklung der LCD-Technologie angefuhrt werden, die heute eine wichtige Rolle im Markt fur Computer- und Fernsehbildschirme spielt. Unternehmen, die in der Vergangenheit bereits langjahrige Erfahrungen mit der LCD-Applikation und -Produktion aus der Uhrenherstellung gesammelt hatten, konnten dieses Wissen fur die Entwicklung von LCD-Computer- und Fernsehbildschirmen nutzen. Sie hatten damit einen zeitaufwendig akkumulierten Wissensvorsprung, der fur Unternehmen ohne diese Entwicklungsgeschichte nicht in kurzer Zeit aufzuholen war.^

Vgl. z. B. lansiti/Clark (1994), S. 557 ff.; Helfat/Raubitschek (2000), S. 961 ff.; Collinson (2001) 8. 73 ff. Burmann (2002), S. 238. Vgl. Nelson/Winter (1982a), S. 130 f.; Burmann (2002), S. 238 ff. Helfat/Raubitschek (2000), S. 968. Vgl. Reed/DeFiliippi (1990), S. 91; Freiling (2001a), 8. 116ff. Vgl. z. B. Dierickx/Cool (1989), 8. 1507. Vgl. Itami/Numagami (1992), 8. 121 ff.

158

Doch nicht nur die einzigartigen, unternehmensspezifischen Ressourcen und Fahigkeiten sind wettbewerbsvorteilsrelevant, sondern auch die auf Faktormarkten gehandelten InputgiJter, die die Grundvoraussetzung fur die Handlungsfahigkeit eines Untemehmens bilden, sind von Bedeutung.^ Diese sind eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Grundlage fur einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Fur die Innovationsaktivitaten eines Untemehmens konnen die fur Innovationen bereitgestellten MIttel (z. B. in Form von Forschungs- und Entwicklungsbudget) als wichtige Inputguter angenommen werden. Sie bilden eine notwendige Voraussetzung fur die Innovationsaktivitaten in einem Unternehmen.^ Daruber hinaus haben die Ausfuhrungen gezeigt, dass nicht nur die Innenverhaltnisse des Untemehmens, sondern auch situative Kontextbedingungen im Umfeld des Untemehmens Einfluss auf die Erzielung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils haben.^ Demnach kann der Kausalzusammenhang zwischen der Innovationsfahigkeit und der Etablierung eines nachhaltigen Wettbewerbsvortells durch situative Bedingungen positiv oder negativ beeinflusst werden/ Es wird deutlich, dass aus dem klassischen Resource-based View bereits erste interessante Erkenntnisse fur das Innovationsfahigkeitsphanomen gewonnen werden konnen. Ein innovationsfahiges Untemehmen ist in der Lage, immer wieder neue Produkte am Markt einzufuhren, die diesem bestandig neue Differenzierungsvorteile verschaffen. Die Innovationsfahigkeit selbst ist durch Isolationsmechanismen charakterisiert und geschutzt.^ Dementsprechend kann die Innovationsfahigkeit eines Untemehmens als wettbewerbsvorteilsrelevante Ressource und somit als potenzielle Quelle fur einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bezeichnet werden.® Lernprozesse, der in der Vergangenheit akkumulierte Wissens- und Kompetenzbestand, eine innovationsfreundliche Untemehmenskultur sowie ausrelchende Mittel fur Innovationsaktivitaten lassen sich auf Basis des Resource-based View als mogliche wichtige Aspekte der Innovationsfahigkeit erschlieflen. Weiterhin spielen die situativen Kontextbedingungen fur die Durchsetzung eines nachhaltigen Wettbewerbsvortells auf Basis der Innovationsfahigkeit eine Rolle. Diese Einsichten gilt es im Rahmen der weiteren Ausfuhrungen zu prufen und gegebenenfalls zu spezifizieren.

Vgl. Barney (1991), S. 106 f.; Barney (1995), S. 52. Vgl. z. B. de Brentani/Kleinschmidt (2004), S. 313 ff.; Hauschildt (2004), S. 151 f. Vgl. BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 86. Vgl. dazu auch North (1990), S. 73 ff. Vgl. hierzu auch Becker (1993), S. 386. Vgl. zu einer Shnlichen Anslcht beispielsweise Clark/Fujimoto (1991); Amit/Schoemaker (1993), S. 36; Michalisin/Kline/Snnith (2000), S. 98.

159^

Trotz dieser ersten Erkenntnisse weist der klassische Resource-based View auch Unzulanglichkeiten auf, die dessen Erklarungsgehalt fur die vorliegende Fragestellung begrenzen.^ So bezieht sich ein wichtiger Kritikpunkt auf die uberwiegend statisch-deskriptive Ausrichtung des Ansatzes.^ In der Literatur wird insbesondere kritisiert, dass eine Konzentration auf generische Charakteristika von Ressourcen erfolgt und die Wettbewerbsvorteilsrelevanz dieser Ressourcen erst nachtraglich identifiziert wird. Damit ist dieser Ansatz zum einen ungeeignet fur die Prognose zukunftig bedeutsamer Ressourcen und zum anderen gibt er nur begrenzt Hinweise darauf, auf welche Weise ein Unternehmen seine Ressourcenbasis bestmoglich nutzen, ijber die Zeit weiterentwickein und an neue Umweltsituationen anpassen kann.^ MAHONEY verdeutlicht insbesondere die Defizite fur die Managementpraxis: „Resource-based analysis cannot be sufficient for management science because it cannot articulate management practices that will enable firms to earn rents. ... The issue of the creation, maintenance, and sustainability of techniques for accumulating and deploying resources may become a focal point for research. "* Daruber hinaus zeigt sich mit Blick auf die „VRIN-Attribute" wettbewerbsvorteilsrelevanter Ressourcen, dass je mehr eine Ressource diese Merkmale erfullt, desto geringer ihre Flexibilitat wird.^ Bei Veranderungen der Unternehmensumwelt sind es insbesondere die in hohem Made pfadabhangigen und nur schwer vom Management steuerbaren (z. B. aufgrund hoher sozialer Komplexitat und kausaler Ambiguitat) „VRIN"-Ressourcen, die die Handlungsmoglichkeiten eines Unternehmens einschranken.® In diesem Zusammenhang hat die Arbeit von LEONARD-BARTON gezeigt, wie schnell vormals wichtige Ressourcen und Kompetenzen zu Rigiditaten fur Produktinnovationsprozesse werden konnen/ An diesen Kritikpunkten setzen der Capability- und insbesondere der Dynamic Capability-based View an. Die Ansatze wurden aufbauend auf den Uberlegungen des klassischen Ressourcenansatzes entwickelt und sollen erklaren, wie und warum bestimmte Unternehmen Wettbewerbsvorteile in dynamischen und insbesondere auch innovationsintensiven MSrkten aufbauen konnen.

Vgl. zu einer ausfuhrlichen Diskussion der Kritikpunkte am Resource-based View Freiling (2001a), S. 41 ff. Obwohl der klassische Resource-based View einige fruhe dynamisch ausgerichtete Arbeiten vorzuweisen hat, vgl. z. B. Penrose (1959); Wernerfelt (1984); Dierickx/Cool (1989), folgten viele nachfolgende Arbeiten einem statisch-deskriptiven Konzept. Vgl. Priem/Butler (2001a), S. 33. Vgl. Williamson (1999), S. 1093; Priem/Butler (2001a), S. 33; Priem/Butler (2001b), S. 64. Mahoney (1993), S. 19 zitiert in Rasche (1994), 8. 92. Vgl. Montgomery (1995), S. 258 ff.; Burmann (2002), S. 164 f. Vgl. Lei/Hitt/Bettis (1996), 8. 565; Priem/Butler (2001a), 8. 33; Burmann (2002), 8. 165. Vgl. Leonard-Barton (1992), 8. 118 ff.

160

3.1.3 Weiterentwicklungen des Resource-based View Der Capability-based View, der Dynamic Capability-based View und der Knowledge-based View stellen gedankliche Weiterentwicklungen und zum Tail auch Verengungen des klassischen Resource-based View dar.^ Die Zielsetzung dieser Ansatze ist es, uber die statlsch-deskriptive Charakterlsierung einzigartiger Ressourcen hinaus, die Prozesse der Kombination und Entwicklung von Firmenressourcen und -kompetenzen zu beleuchten.^ Dabei zelgt sich, dass die drei Ansatze nicht trennscharf sind, sondern aufeinander aufbauend ineinander ubergehen: „Fundamental to all of this is the idea that it is knowledge which is the common denominator, which ties the capability into a co-ordinated unity, so that the capabilities perspective could just as easily be seen as overlapping with a knowledge-based view of the firm ...'^ Fur eine bessere Ubersichtlichkeit der Darstellung wird dennoch nachfolgend versucht, die zentralen Aussagen der Ansatze getrennt vonelnander zu referleren. Dies erfolgt immer im Hinblick auf das Ziel, einen Erkenntnlsgewinn fur die Beantwortung der im Abschnitt 1.2 aufgestellten Untersuchungsfragestellungen zu erzielen. 3.1.3.1

Competence-based View

Der Competence-based View, auch bezeichnet als Capability-based View oder kompetenzorientlerter Ansatz, stellt eine gedankliche Fortfuhrung des Resource-based View in der HInsicht dar, dass neben den Ressourcen die firmenspezifischen Kompetenzen zur Erklarung nachhaltiger Wettbewerbsvortelle starker in die Betrachtung mit einbezogen werden. Der Competence-based View thematisiert die Nutzung und Ausschopfung des Handlungspotentials von Inputgutern und Ressourcen durch Kompetenzen. Im Gegensatz zum Dynamic Capability-based View dominiert weiterhin eine statlsch-deskriptive Sichtwelse. Im Rahmen des kompetenzorientierten Ansatzes werden Unternehmen als Kompetenzbundel betrachtet. Dabei determiniert die Kompetenzausstattung die Handlungsmoglichkeiten und den langfristigen Erfolg der Unternehmen. Die Produkte eines Unternehmens werden als Manifestationen der Unternehmenskompetenzen und -fahigkeiten erachtet."* Der Ansatz betont „'behaviorar aspects of strategy in contrast

Vgl. Bea/Haas (2001), S. 28; Muller-Stewens/Lechner (2001), S. 282; Welge/AI-Laham (2001), 8.261. Vgl. Sanchez/Heene/Thomas (1996), S. 3 ff. Coombs/Metcalfe (2000), S. 219. Vgl. Prahalad/Hamel (1990), S. 80 ff.; Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 529.

161 to the traditional structural model."^ Foss fasst die Besonderheiten der Kompetenzperspektive wie folgt zusammen: „By 'a competence perspective on firms and firms strategies', then, is meant, first, a consistent conceptualization of firms in terms of competence: firms are seen essentially as repositories of competence. And, second, it is firms' ability to accumulate, protect and eventually to deploy competences to product markets that is seen as determinative of their long-run competitive advantages.'^ Bei einer naheren Betrachtung der Begrifflichkeiten in der Literatur zum Competence-based View fallt auf, dass das Verstandnis von Kompetenzen - ahnlich wie beim Ressourcen beg riff- uneinheitlich ist und eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffe verwendet werden. In der englischsprachigen Literatur sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Begriffe „skiHs"^ „competences"'*, „capabilities"^ „core competences"® und „core capabilities"^ zu finden. So stellt COLLIS bereits 1994 fest: „... there are almost as many definitions of organizational capabilities as there are authors on the subject. '^ FREILING spricht in diesem Zusammenhang von „terminologischen Verwirrungen" und „begrifflichem Wildwuchs",^ Rasche von „terminologischen Schwierigkeiten".^^ Kritisch zu bewerten ist, dass unterschiedliche Sachverhalte zum Teil mit gleichen Begriffen belegt werden und gleiche Sachverhalte zum Teil durch unterschiedliche Begriffe reprasentiert werden.^^ Vor dem Hintergrund dieser Begriffsvielfalt ist es notwendig, verschiedene Begrifflichkeiten vergleichend zu betrachten und mogliche unterschiedliche Sachverhalte bzw. Konzepte zu identifizieren und verdichten. ZunSchst soil ein grundlegendes Verstandnis von Kompetenzen im Sinne des Competence-based View erarbeitet werden. Darauf aufbauend soil eine Spezifizierung und Differenzierung verschiedener Kompetenz-Typen erfolgen. In der nachfolgenden Tabelle 10 wird eine Auswahl von Kompetenz-Definitionen vorgestellt, die ein Verstandnis von den grundsatzllchen Merkmalen organisatlonaler Stalk/Evans/Shulman (1992), S. 66. Foss (1996), S. 1. Vgl. z. B. Irvin/Michaels (1989), S. 4. Vgl. z. B. Lado/Boyd/Wright (1992), S. 82. Vgl. Z.B.Grant (1991), S. 116. Vgl. z. B. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 516. Vgl. z. B. Schoemaker (1992), S. 75. Collis (1994), S. 144 f Vgl. Freiling (2001a), S. 24 Vgl. Rasche (1994), S. 398. Vgl. Burki (1996), 8.56 f.

162

Kompetenzen im Sinne des Competence-based View vermitteln. Die Begriffe „competences" und ..capabilities" sind bei diesen Definitionen synonym zu verstehen, sie reprasentieren keine unterschiedlichen Konzepte. 1

Autor

GRANT

(1991)

Definition „... capabilities involve comp ex patterns of coordination between people and people and other resources.... A capability is, in essence, a routine, or a number of interacting routines."^

A M IT/

„Capabllities, in contrast, refer to a firm's capacity to deploy Resources, usually In SCHOEMAKER combination, using organizational processes, to effect a desired end. They are information-based, tangible or intangible processes that are firm-specific and are devel(1993) oped over time through complex interactions among the firm's Resources."^

COLLIS (1994)

„... this paper will define organizational capabilities as the socially complex routines that determine the efficiency with which firms physically transform inputs into outputs. ... Organizational capabilities ... reside in the corporate culture and network of employee relations."^

SANCHEZ/ HEENE/THO-

„Competence is an ability to sustain the coordinated deployment of assets in a way that helps a firm achieve its goals. Here we use the word ability in the ordinary language meaning of a "power to do something.""'*

MAS(1996) TEECE/PISANO/SHUEN

(1997)

DUTTA/ NARASIMHAN/

RAJIV (2005)

Tabelle 10:

„When firm-specific assets are assembled in integrated clusters spanning individuals and groups so that they enable distinctive activities to be performed, these activities constitute organizational routines and processes. Examples include quality, miniaturization, and systems integration. Such competences are typically viable across multiple product lines, and may extend outside the firm to embrace alliance partners."^ „One can think of capabilities as the efficiency with which a firm uses the inputs available to it (i.e.. Its resources such as R&D expenditure), and converts them into whatever output(s) it desires (i.e., its objectives, such as developing innovative technologies). This reasoning suggests that capabilities are clearly an 'intermediate transformation ability' between resources (i.e. inputs) and objectives."® Der Kompetenzbegriff im Competence-based View

Alle Definitionen zeichnen sich dadurch aus, dass das Unternehmen die Bezugsebene ist und nicht das Individuum als Trager von Fahigkeiten betrachtet wird. Um von organisationalen an Stelle von individuellen Fahigkeiten sprechen zu konnen, ist zum einen kollektives Handein notwendig und zum anderen die Existenz von Komplementaritaten bzw. Synergien/ Das Vorliegen von Synergien bedeutet in diesem Fall, dass durch eine bestimmte Zusammenfassung von Individualkompetenzen eine Gesamtkompetenz erzielt wird, die grower ist als die Summe der individuelGrant(1991), S. 122. Amit/Schoemaker (1993), 8. 35. Collis(1994), S. 145. Sanchez/Heene/Thomas (1996), S. 8. Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 516. Dutta/Narasimhan/Rajiv (2005), 8. 278. Vgl. Burmann (2002), 8. 153.

163

len Einzelkompetenzen.^ Ware der Effekt des Handelns eines jeden Einzelnen im Untemehmen ganzlich unabhangig vom Verhaltensergebnis der Gruppe, dann konnten organisationale Kompetenzen nicht zu Wettbewerbsvorteilen fuhren, da die einfache Summe der Einzelleistungen leicht von Konkurrenten zu imitieren und akquirieren ware.^ Verdichtet man die Inhalte der verschiedenen Definitionen aus Tabelle 10, so lassen sich die Kompetenzen einer Organisation als Prozesse^ des zielgerichteten effizlenten Handelns und als Transformationsprozesse, die Inputs in Outputs uberfuhren, beschreiben. Eine zentrale Leistung von Kompetenzen ist demnach die Koordination und Integration von Ressourcen. Die Autoren GRANT, COLLIS und TEECE/PISANO/SHUEN bezeichnen Kompetenzen weiterhin als Routinen"^ und betonen damit die organisatorische Verankerung von Kompetenzen und die Notwendigkeit, Kompetenzen unternehmensintern zu akkumulieren^ Routinen reprasentieren sich wiederholende, regelbasierte und iiberindividuelle Verhaltensmuster fur interdependente Handlungen im Untemehmen.^ Diese stellen nicht notwendigerweise reine Automatismen dar, sondern konnen auch in gezielter und situationsgerechter Weise eingesetzte Fertigkeiten reprasentieren/ Daruber hinaus sind Kompetenzen prinzipiell durch hohe soziale Komplexitat, externe Intransparenz, hohe Spezifitat und Starke Pfadabhangigkeit gekennzeichnet, so dass BECKER Kompetenzen einen inharenten Imitationsschutz zuschreibt.^ Auf Basis dieser grundlegenden Charakterisierung von organisationalen Kompetenzen im Sinne des Competence-based View soil eine weitere Begriffsdifferenzierung erfolgen. Im Rahmen dieser Arbeit erweist es sich als zweckmafiig fur den Untersuchungsgegenstand, zwischen den Kompetenzen, Kernkompetenzen und (dynamischen) Meta-Fahigkeiten eines Unternehmens zu differenzieren.^ Einige Autoren verzichten explizit auf eine Differenzierung zwischen Kompetenzen und Fahigkel-

Vgl. ahnlich Welge/AI-Laham (1999), S. 318. Vgl. Burmann (2002), S. 153. Prozesse kGnnen allgemein als eine Abfolge aufgabenbezogener TStigkeiten definiert werden. Vgl. Garvin(1988), 8. 33. Vgl. Grant (1991), S. 122; Collis (1994), 8. 145; Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 16 und Tabelle 10. Vgl. Christensen (1996), 8. 113. Vgl. Rasche (1994), 8. 98; Burmann (2002), S. 162. Vgl. ausfuhrlich zum Konzept organisationaler Routinen in diesem Kontext Freiling (2001a), 8. 127 ff.; Feldman/Pentland (2003), 8. 94 ff. Vgl. Pentland/Rueter (1994), 8. 468 ff.; Freiling (2001a), 8. 129. Vgl. Becker (1993), 8. 386. Diese Begriffswahl erfolgt in Einklang mit den von TEECE/PISANO/8HUEN verwendeten Begriffiichkeiten im Rahmen ihrer Ausfuhrungen zum Dynamic Capability-based View. Vgl. Teece/Pisano/8huen (1997), 8. 516.

164

ten und begrunden dies mit einem Mangel an Erkenntniszuwachs fur ihre Arbeit.^ Andere Autoren hingegen fuhren eine „Hierarchy of Corporate Resources"^ ein und unterscheiden auf dieser Basis verschiedene Arten organisationaler Kompetenzen und Faiiigkeiten.^ Dabei werden Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen und fur verschiedene Funktionen unterschieden: „... capabilities are bundles of behaviours, they are multidimensional, and they differ according to the function and level at which they are identified. "* STALK/EVANS/SHULMAN beispielsweise beschreiben Kompetenzen als spezifische Expertise, die sich auf spezielle Aktivitaten oder Aufgaben (insbesondere technischer Art) an einem bestimmten Punkt innerhalb der Wertschopfungskette beziehen. Organisational Fahigkeiten hingegen fassen die Autoren breiter und beziehen sie auf die gesamte Wertekette eines Unternehmens.^ HENDERSON/COCKBURN und YEOH/ROTH unterscheiden „Component Competences" bzw. „Component Capabilities", welche lokal begrenzt und fundamental fur die tSglichen Routineprozesse und Problemlosungen sind, von „Architectural Competence" bzw. „lntegrative Capabilities", die das Potenzial zur effektiven Integration, Erneuerung und Entwicklung der erstgenannten Kompetenzen reprSsentieren.® Letztgenannte integrative Fahigkeiten basieren auf organisationalem Wissen und Lernen und sind nachhaltig wettbewerbsvorteilsrelevant/ Weiterhin konstatiert DANNEELS, dass die Neuproduktentwicklungsfdhigkeit auf den integrativen Fdhigkeiten des Unternehmens basiert.^ CRISTENSEN unterscheidet zwischen der „lower-order functional or inter-functional, technical capacity to mobilize resources for productive activities" und der „higherorder managerial capacity ...to mobilize, harmonize and develop resources and capabilities".^ DANNEELS schlagt vor, zwischen Kompetenzen erster und zweiter Ordnung zu dlfferenzieren.^° Kompetenzen erster Ordnung sind demnach TechnologleVgl. zu einem solchen Vorgehen Lieberman/Montgomery (1998); Burmann (2002), S. 157; Freiling (2001a), 3.24. Brumagim (1994), S. 90. Vgl. z. B. Klein/Edge/Kass (1991), S. 1 ff.; Stalk/Evans/Shulman (1992), S. 66; Brumagim (1994), S. 89 ff.; Henderson/Cockbum (1994), 8. 65 ff.; Christensen (1996), S. 114f.; Grant (1996a), 8. 378; Yeoh/Roth (1999), 8. 640 ff.; Danneels (2002), 8. 1112 ff. Vgl. Coombs/Metcalfe (2000), S. 217. Vgl. Stalk/Evans/Shulman (1992), 8. 66. Vgl. ahnlich auch Grant (1996a), 8. 378, der eine wissensbasierte Perspektive einnimmt und weitere Zwischenebenen organisationaler Kompetenzen einfuhrt, dabei aber nicht begrifflich zwischen Kompetenzen und Fahigkeiten differenziert. Vgl. auch Abschnitt 3.1.3.3. Vgl. Henderson/Cockburn (1994). 8. 65 ff.; Yeoh/Roth (1999), 8. 640 ff. Vgl. Yeoh/Roth (1999), 8. 642. Vgl. Danneels (2002), 8. 1115. Christensen (1996), 8. 115. Vgl. Danneels (2002), 8. 1112 ff.

165

Oder Marketing-Kompetenzen, die in Kombination mit Inputgutern und Ressourcen fur die Fertigung von Produkten und die Ansprache bestimmter Kundengruppen benotigt werden. Kompetenzen zweiter Ordnung sind auf einer hoheren Ebene angesiedelt. Sie sind nach Auffassung der Autoren „not specific to a certain domain of knowledge and skill, but rather refer to the ability to learn new domains. "^ Kompetenzen zweiter Ordnung befahigen das Unternehmen neue technologie- und/oder kundenbezogene Kompetenzen zu erkennen, zu bewerten und einzubinden. So fuhrt die Abwesenheit von Kompetenzen zweiter Ordnung zu einer Einschrankung der „rene' wal options that firms pursue"^. Ahnlich ist auch das von KLEIN/EDGE/KASS eingefiihrte Konzept der Meta-Fahigkeiten zu verstehen.^ Nach Ansicht der Autoren „managen" Meta-Fahigkeiten den Kompetenz-Lebenszyklus im Unternehmen. Meta-Fahigkeiten sind spezielle Fahigkeiten, die nur darauf ausgerichtet sind, grundlegende organisationale Kompetenzen zu entwickein und einzusetzen. In diesem Zusammenhang weisen die Autoren explizit darauf hin, dass die Innovationsfahigkeit eine zentrale IVIeta-Fahigkeit darstellt/ Daruber hinaus gibt es auch Autoren, die eine noch differenziertere Stufenordnung fur organisationale Kompetenzen entwerfen: BRUMAGIM unterscheidet vier HierarchieStufen und GRANT identifiziert sogar funf Ebenen.^ Insgesamt ergibt die Analyse der verschiedenen Ansatze zur Hierarchisierung von Kompetenzen im Competence-based View, dass die meisten Autoren zwei Kompetenz-Ebenen unterscheiden. Hierbei zeigen sich trotz der unterschiedlichen Begrifflichkeiten hohe inhaltliche Ubereinstimmungen. Im Kern lassen sich die AnsStze darauf verdichten, dass es eine Basisebene aus funktionalen Kompetenzen gibt (z. B. operative Produktions- Oder Logistikkompetenzen), die in Kombination mit den Inputgutern und organisationalen Ressourcen dem Unternehmen die Ausfuhrung von AktivitSten und die Erfullung von Aufgaben im Rahmen des taglichen Tagesgeschaftes ermoglichen. Weiterhin lasst sich eine zweite, den Kompetenzen ubergeordnete Ebene aus organisationalen IVIeta-Fsihigkeiten unterscheiden. Diese dynamischen Fahigkeiten zweiter Ordnung dienen der Entwicklung und Integration von Ressourcen und Kompetenzen und letztlich der organisationalen Erneuerung.® Auf Grundlage dieser Erkenntnis werden auch in dieser Untersuchung zwei Ebenen organisationaler Kompetenzen unterschieden: Auf erster Ebene die grundlegenden Danneels (2002), S. 1112. Danneels (2002), S. 1113. Vgl. Klein/Edge/Kass (1991), S. 4 ff. Vgl. Klein/Edge/Kass (1991), S. 5. Vgl. Brumagim (1994), S. 89 ff.; Grant (1996a), S. 378. Vgl. ahnlich Pavlou/EI Sawy (2005a), S. 3.

166 funktionalen Kompetenzen und Kemkompetenzen sowie auf zweiter Ebene die dynamischen Meta-Fahigkeiten. Die funktionalen Kompetenzen erster Ordnung reprasentieren das aktuelle Ausfuhrungspotenzial des Unternehmens/ Die Kompetenz-Definition von FREILING wird in diesem Zusammenhang als umfassend und zutreffend erachtet: „Kompetenzen kennzeichnen die wiederholbare, nicht auf Zufalligkeit basierende Moglichkeit zum kollektiven Handein in einer Unternehmung, welches darauf beruht, verfugbare Inputguter in auf Marktanforderungen ausgehchteten Prozessen so zu kombinieren, dass dadurcti ein Sicti-bewahren-konnen gegenuber der Marktgegenseite gewahrleistet wird. "^ Weiterhin sind auf der ersten Ebene Kompetenzen und Kemkompetenzen voneinander abzugrenzen. Demnach tragen nicht notwendigenA^eise alle Kompetenzen zur Schaffung eines nachhaltigen Wettbewerbsvorteils bei, sondern nur Kemkompetenzen entfalten eine besondere Wert- und Nutzenstiftung am Markt und zeichnen sich durch einen weit reichenden Imitations- und Transferschutz vor der Konkurrenz aus.^ In Hinblick auf eine Unterscheidung zwischen Kompetenzen und Kemkompetenzen ist der nachhaltige Wettbewerbsvorteil das DIfferenzierungskriterium und konstituierendes Merkmal der Kemkompetenz/ Konkret bedeutet dies, dass sich Kemkompetenzen durch Werthaltigkeit, Seltenheit, Nicht-lmitier-, Nicht-Substituierund Nicht-Transferierbarkeit auszeichnen.^ In Aniehnung an FREILING lassen sich Kemkompetenzen wie folgt definieren: „Kernkompetenzen stellen eine spezielle Form von Kompetenzen dar, die zusatzlich dadurch gekennzeictinet ist, dass sie der Unternehmung zu einer Behauptung gegenuber der Konkurrenz durch die Herbeifuhrung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile verhilft.'^ Die

Meta-Fahigkeiten

sind

den

Kompetenzen

und

Kemkompetenzen

ijbergeordnet. Sie reprasentieren das Potenzial des Unternehmens, Kompetenzen und Ressourcen effektiv zu koordinieren und im Zeitverlauf zu entwickein, was einer dynamischen Perspektive entspricht. Dabei gilt nicht nur der einseitige Zusammenhang, dass die Meta-Fahigkeiten einen Einfluss auf die Ressourcen und Kompetenzen haben, sondern es kann auch ein Einfluss der Ressourcen- und Kompetenzbasis

Vgl. Seisreiner (1999), S. 186; Zollo/Winter (2002), S. 340. Freiling(2001a), S. 27. Vgl. Prahalad/Hamel (1990), S. 82 ff.; Schoemaker (1992), S. 75 f. Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1994), S. 25; Faix/Kupp (1999), S. 26; Freiling (2002), S. 22. Vgl. Eriksen/Mikkelsen (1996), S. 62 ff. Freiling(2001a), S. 27.

167^

auf die Meta-Fahigkeiten stattfinden.^ Beispielsweise bestimmt das vorhandene Wissen, inwieweit das Unternehmen in der Lage ist, neues Wissen im Rahmen von Lernprozessen zu akkumulieren.^ In der Abbildung 19 ist das zwei Ebenen Konzept organisatlonaler Kompetenzen und Fahigkeiten grafisch dargestellt.

/

Dynamische MetaFMhigkeiten

/ /

(z. B. Innovationsfahigkeit)

-o / / / / / /

Abbildung 19:

•o

X

Ressourcen

Kompetenzen

Kernkompetenzen

(z. B. Informationen/Wissen, Reputation, Marken und Patente)

(z. B. operative Produktions- und Logistikkompetenzen)

(z. B. Produktion von Produkten mit Ol)erdurchschnittlicher Lebensdauer)

\ \ \ \ \

Organisationale Kompetenzhierarchie

Dem Konzept der Meta-Fahigkeiten insbesondere im Kontext sich wandelnder Umweltbedingungen (z. B. „Schumpeterian world of innovation-based competition'^) widmet sich der Dynamic Capabilities-Ansatz. Dieser soil nachfolgend detaillierter betrachtet werden. 3.1.3.2

Dynamic Capability-based View

Viele Autoren betonen, dass sich ein nachhaltiger wettbewerblicher Positionierungsvorteil nicht nur aus einem aktuellen Vorteil begrundet, sondern dass dieser Vorteil auch in Zukunft haltbar sein muss. Das bedeutet, ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen investiert kontinuierlich in seine Ressourcen- und Kompetenzbasis und

^ ^ ^

Vgl. ahnlich Brumagim (1994), S. 99. Vgl. dazu die Ausfuhrungen in Abschnitt 3.1.2.4 (Pfadabhangigkeiten und Ressourcenakkumulationseffekte). Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 509.

168

entwickelt diese welter, um auch zukijnftig iJber wettbewerbsvorteilsrelevante Ressourcen und Kompetenzen zu verfugen.^ „..., sustainable competitive advantage represents a process tliat meets tlie competitive needs of the present wittiout compromising the ability of the organisation to meet future competitive needs. '^ Die Weiterentwicklung des Capability-based View zum Dynamic Capability-based View entspricht dieser Auffassung und ist im Wesentlichen durch eine Dynamisierung und zeitraumbezogene Betrachtung gekennzeichnet. Im Rahmen des klassischen Competence-based View wird generell davon ausgegangen, dass die Kompetenzen eines Untemehmens gegeben sind und dass die Strategie des Untemehmens darauf ausgehchtet werden sollte, diese Kompetenzen bestmdglich zu nutzen.^ Der Dynamic Capability-based View hingegen richtet den Fokus auf die Mechanismen, durch die Untemehmen neue Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen akkumulieren sowie auf die Einflusse, durch die diese Such- und Lernprozesse in ihrer Richtung und in ihrem Ausmafi beeinflusst werden/ Der Dynamic Capability-based View wurde mafigeblich durch die Arbeiten von ScHUMPETER^ beeinflusst und soil die Fahigkeit von Unternehmen zur Anpassung und Gestaltung insbesondere in innovationsintensiven und jungen, dynamischen Markten erklaren.^ „Dynamic Capability will be linked to consistency in a firm's response to environmental turbulence. "^ Dynamic Capabilities im Sinne des Dynamic Capability-based View reprasentieren die Fahigkeit zum Wechsel von Wettbewerbsvorteilen und stellen organisationale Meta-Fahigkeiten dar.® Dynamic Capabilities implizieren Adaption und Veranderung, indem sie Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen schaffen, integrieren und rekonfigurieren.^ Unternehmen unterscheiden sich signifikant im Hinblick auf ihre Dynamic Capabilities und ihre Bemuhungen, diese zu entwickeln.^° Dementspre-

Vgl. Porter (1985), S. 20; Day/Wensley (1988), S. 2 f.; BharadwajA/aradarajan/Fahy (1993), S. 87; Chaharbaghi/Lynch (1999), S. 49. Chaharbaghi/Lynch (1999), S. 49. Vgl. Kay (1993). S. 125 f. Vgl. Christensen (1996), S. 116. Vgl. Schumpeter (1934); Schumpeter (1942). Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 509; Makadok (2001), S. 388; Burmann (2002), S. 167. Iansiti/Clark(1994), 8. 563. Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 515; Burmann (2002), S. 168 f. Vgl. Helfat/Peteraf (2003), S. 997. Vgl. Kor/Mahoney (2005), S. 489.

16£ chend sind die dynamischen Meta-Fahigkeiten eines Unternehmens ein zentrales Element fur die dauerhafte Wettbewerbsfahigkeit und die Schaffung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile von Unternehmen, besonders in sehr dynamischen Markten.^ „Their value for competitive advantage lies in their ability to alter the resource base: create, integrate, recombine, and release resources. "^ Die Argumentationskette des ressourcentheoretischen Ansatzes ist aufgrund der Erkenntnisse aus dem Dynamic Capability-based View dahingehend zu modifizieren, dass erst die Kombination von Inputgutern, Isolationsmechanismen, Ressourcen, Kompetenzen, Kernkompetenzen und dynamischen Meta-Fahigkeiten nachhaltige Wettbewerbsvorteile ermogllcht. Nur wenn ein Unternehmen uber dynamische MetaFahigkeiten verfugt, ist es in der Lage, besondere Ressourcen und Kompetenzen zu entwickein, zu koordinieren und permanent weiterzuentwickein, so dass es auch in veranderten Marktsituationen der Konkurrenz immer einen Schritt voraus sein kann. Diese integrierte Perspektive basierend auf dem klassischen Resource-based View und dem Dynamic Capability-based View ist in der Abbildung 20 dargestellt. Dynamic Capabilities zeichnen sich ahnlich wie die funktionalen Kompetenzen und die Kernkompetenzen eines Unternehmens durch kollektives Handein aus.^ Bei dynamischen Meta-Fahigkeiten handelt es sich um Prozesse bzw. Routinen, durch die ein Unternehmen neue wertschaffende Strategien implementieren kann/* Dynamic Capabilities bllden somit die Basis fur die Schaffung von „nev\/ sources of competitive advantage."^ Determiniert werden die Dynamic Capabilities durch die organisationale Ressourcenposition und den spezifischen evotutionaren Entwicklungspfad des Unternehmens.^ Weiterhin spielen Lernprozesse und die bestehende organisationale Wissensbasis eine zentrale Rolle fur die dynamischen Fahigkeiten/

Vgl. ahnlich Helfat/Raubitschek (2000), S. 961; Kor/Mahoney (2005), S. 489. Eisenhardt/Martin (2000), S. 1116. Vgl. Zollo/Winter (2002), S. 340. Vgl. Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Vgl. lansiti/Clark (1994), S. 565; Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 524. Vgl. z. B. Helfat/Raubitschek (2000), 8. 963 ff.; Eisenhardt/Martin (2000), S. 1114f.; Zollo/Winter (2002), S. 340 ff.; Burr (2003), S. 361.

170

Inputguter Veredelungsprozesse/ Isolationsmechanismen

Dauerhaft uberlegene Produkte und Prozesse im Markt

Reinvestment

Abbildung 20:

Langfristig uberdurchschnittliche

Renditen

Integrierte Kausalstruktur des ressourcentheoretischen Ansatzes

In der nachstehenden Tabelle 11 werden verschiedene Definitionen zum Dynamic Capabilities-Begriff vorgestellt. Es zelgt sich, dass alle Definitionen auf die Generierung und Modifizierung von Kompetenzen und Ressourcen abstellen. TEECE/PISANO/SHUEN und EISENHARDT/MARTIN schliefien ebenfalls integrative Pro-

zesse in ihre Definition von Dynamic Capabilities mit ein.^ GALUNIC/EISENHARDT sprechen allgemeiner von organisatlonalen und strategischen Prozessen, durch die Manager die Ressourcenkonfiguration manipulieren.^ Grofie Verbreitung im Schrifttum hat insbesondere die Definition von TEECE/PISANO/SHUEN erfahren, die Dynamic Capabilities als Jhe firm's ability to integrate, build and reconfigure internal and external competences to address rapidly changing environments'^ definieren. Dieser Definition will auch die vorliegende Untersuchung folgen.

Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 516; Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Vgl. Galunic/Eisenhardt (2001), S. 1229. Vgl. auch Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 516.

171 Definition

Autor lANSITl/ CLARK

(1994) TEECE/PISANO/SHUEN

(1997) ElSENHARDT/ MARTIN

(2000)

GALUNIC/ ElSENHARDT

(2001) ZOLLO/ WINTER

(2002) Tabelle 11:

..Dynamic capability is the capacity of an organization to consistently nurture, adapt, and regenerate its knowledge base, and to develop and retain the organizational capabilities that translate that knowledge base into useful actions."^ „We define dynamic capabilities as the firm's ability to integrate, build and reconfigure internal and external competences to address rapidly changing environments. Dynamic capabilities thus reflect an organization's ability to achieve new and innovative forms of competitive advantage given path dependencies and market positions."^ ..The firm's processes that use resources - specifically the processes to integrate, reconfigure, gain and release resources - to match and even create market change. Dynamic capabilities thus are the organizational and strategic routines by which firms achieve new resource configurations as markets emerge, collide, split, evolve and die."' ..Broadly defined, dynamic capabilities are the organizational and strategic processes by which managers manipulate resources into new productive assets in the context of changing markets.""^ „A dynamic capability is a learned and stable pattern of collective activity through which the organization systematically generates and modifies its operating routines in pursuit of improved effectiveness."^ Definitionen fur Dynamic Capabilities

Dynamic Capabilities werden oft im Kontext von Innovationen und insbesondere Neuproduktentwicklungen untersucht.® Viele Autoren sind der Ansicht, dass die Fahigkeit eines Untemehmens neue Produkte zu entwickein eine Dynamic Capability im Sinne des Dynamic Capability-based View reprasentiert (vgl. dazu die Zitate in Tabelle 12). Der zentrale Grund dafur ist, dass Neuproduktentwicklungsprozesse eine Schlusselfunktion fur die Emeuerung und Transformation von Unternehmen haben/ Jnnovation is any renewal, designed and realized, that strengthiens the organization's position against its competitors', and which allows a long-term competitive advantage to be maintained. '*

lansiti/Clark(1994). S. 563. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 516. Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Galunic/Eisenhardt (2001), S. 1229. Zollo/Winter (2002), S. 340. Vgl. z. B. Henderson/Clark (1990); lansiti/Clark (1994); Dougherty/Hardy (1996); Helfat (1997); Deeds/DeCarolis/Coombs (1999); Eisenhardt/Martin (2000), S. 1108f; Helfat/Raubitschek (2000); Lawson/Samson (2001); Danneels (2002); Verona/Ravasi (2003). Vgl. Mahoney (1993). S. 10; Pavlou/EI Sawy (2005a). S. 4. Vrakking(1990). S. 95.

172

Die Neuproduktentwicklung ist ein integrativer Prozess,^ der auf dynamischen Fahigkeiten basiert und ebenso funktionale Kompetenzen, Ressourcen und Inputguter benotigt.^ Gleichzeitig gewinnt das Untemehmen durch die Entwicklung, Produktion und Vermarktung seiner Produkte im Zeitverlauf an Erfahrungen, Wissen und Kompetenzen hinzu, die wiederum in die Entwicklung neuer Produkte einflieflen.^ HELFAT und RAUBITSCHEK beschreiben diesen Zusammenhang als „coevolution of knowledge, capabilities, and products"^ Eine nahere Betrachtung der Dynamic Capabilities verspricht somit wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Innovationsfahigkeit von Untemehmen. Autor

Aussage ..Product development... provides a useful window on the general capabilitybuilding process."^ „... the capacity for problem solving that underlies effective product development is also the critical ingredient in dynamic capability more generally. Our interest in product development is motivated by a desire to understand the processes that govern dynamic capability and the sources of superior dynamic performance."^

IANSITI/CLARK

(1994)

RASCHE(1994)

..Rekapitulierend ISsst sich konstatieren, dass "MetafShigkeiten" im Sinne von KLEIN u.a. durch das Lern- und Innovationspotential einer Unternehmung reprSsentiert werden."^

ElSENHARDT/ MARTIN (2000)

„... the product development process, an important dynamic capability .."® „... firms with more effective dynamic capabilities such as superior product innovation ..."^

HELAFT/RAUBITSCHEK (2000)

..Dynamic capabilities .. enable firms to introduce new products and processes and adapt to changing market conditions ..."^°

LAWSON/ SAMSON (2001)

..Dynamic capabilities theory is thus well-suited to the study of orga-nisational innovation ..."^^

BURR (2003)

..Die dynamischen Fahigkeiten eines Unternehmens finden Ausdruck ... in der Innovationsfahigkeit eines Unternehmens ..."^^

Tabelle 12:

Dynamic Capabilities und Innovationsfahigkeit

Vgl. Danneels (2002). S. 1115. Vgl. ahnlich Pavlou/EI Sawy (2005a), S. 4. Vgl. Helfat/Raubitschek (2000), S. 961 ff. Vgl. Helfat/Raubitschek (2000). S. 975. Iansiti/Clark(1994), 8.559. Iansiti/Clark(1994), 8.566. Rasche(1994). 8. 163. Eisenhardt/Martin (2000), 8. 1108. Eisenhardt/Martin (2000). 8. 1117. Helfat/Raubitschek (2000). 8. 961. Lawson/Samson (2001). 8. 379. Burr(2003), 8. 361.

173^

Die bisherigen Ausfijhrungen lassen erkennen an, dass verschiedene Prozesse in Kombination die Dynamic Capabilities bilden. Unterstrichen wird dies durch die Aussage von COOMBS/METCALFE, die organisationale Fahigkeiten als multidimensional bezeichnen.^ Im Folgenden gilt es, die einzelnen Prozesse der dynamischen Fahigkeiten zu spezifizieren. Einen wiclitigen Beitrag hierfur leistet die Arbeit von TEECE/PISANO/SHUEN, welche nachfolgend nSher betrachtet wlrd.^ Ziel dieser Analyse ist es, ein Grundgerust zur theoretischen Konzeptionalisierung von Innovationsfahigkeit zu gewinnen. Den dynamischen Fahigkeiten liegt nach den Autoren TEECE/PISANO/SHUEN zufolge die Beherrschung von drei Arten von organisationalen Prozessen und Management-Prozessen zugrunde. Diese Prozesse werden von der firmenspezifischen Position und dem unternehmensindividuellen Entwicklungspfad beeinflusst.^ „Hence organizational processes, stiaped by the firm's asset positions and molded by its evolutionary and co-evolutionary paths, explain the essence of the firm's dynamic capabilities and its competitive advantage. "* •

Organisationale Prozesse und Management-Prozesse

Die von TEECE/PISANO/SHUEN beschriebenen Prozesse haben drei zentrale Funktionen: Koordination bzw. Integration, Lernen und Rekonfiguration.^ - Koordinationsprozesse sollen die effektive und effiziente Koordination bzw. Integration von internen und externen Aktivitaten, Kompetenzen, Kernkompetenzen und Ressourcen sicherstellen.® Diese Koordinationsprozesse sind als Routinen verankert und damit hochgradig unternehmensspezifisch. Als problematisch wird bisweilen erachtet, dass die Koordination von Ressourcen ein generelles Definitionsmerkmal von sSmtlichen organisationalen Kompetenzen darstellt/ Deshalb gilt, dass Koordinationsprozesse, welche ein konstitutives Element von Dynamic Capabilities bilden, auf einer MetaEbene angesiedelt sind und in engem Zusammenhang mit den den Dynamic Capabilities inharenten Transformationsprozessen stehen. GALUNIC/EISEN-

Vgl. Coombs/Metcalfe (2000), S. 217. Vgl. Teece/Pisano (1994); Teece/Pisano/Shuen (1997). Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 524. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 518. Ahnlich werden auch von EISENHARDT/MARTIN die Prozesse von Dynamic Capabilities spezifiziert. Sie identifizieren Prozesse, die Ressourcen (1.) integrieren, (2.) rekonfigurieren und (3.) gewinnen und abgeben. Vgl. Eisenhardt/Martin (2000), 8. 1107 f. Vgl. zu den folgenden Ausfuhrungen Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 518 ff. Vgl. Burmann (2002), 8. 174.

174

HARDT sprechen an Stelle von Koordinationsprozessen allgemeiner von Prozessen, in denen Manager Ressourcen „manipulieren", also von Managementprozessen.^ Als Beispiel fur einen Koordinationsprozess als Bestandteil einer Dynamic Capability nennen TEECE/PISANO/SHUEN die Koordination von Produktentwicklungsprozessen.^ Hierbei mussen eine Vielzahl von interdependenten Einzelaktivitaten leistungs- und zielorientlert gesteuert werden.^ Ferner fuhren die Autoren die Unternehmenskultur als Koordinationsinstrument im Rahmen von Dynamic Capabilities an. Die Unternehmenskultur, die auch als nichtstrukturelle Koordinationsform bezeichnet werden kann/ „can be a de facto governance system as it mediates the behaviour of individuals"^. Die Autoren WiLKiNS und OucHi gehen weiterhin davon aus, dass die Unternehmenskultur als Koordinationsinstrument insbesondere bei bereichsubergreifenden Aktivitaten, die mit einer hohen Unslcherheit und Komplexitat verbunden sind, von hoher Bedeutung ist.® Als weiteres Beispiel fur einen Koordinations- bzw. Managementprozess Im Rahmen von Dynamic Capabilities nennen EISENHARDT und MARTIN das Treffen von strategischen Entscheidungen durch das Management. Durch diesen strategischen Managementprozess werden die verschiedenen Geschaftsaktivitaten sowie die Entwicklung der funktionalen Kompetenzen und der Mitarbeiter-Expertise gelenkt.^ Lernprozesse als zwelter Bestandteil von Dynamic Capabilities werden In ihrer hohen Bedeutung explizit herausgestellt, jedoch nur relativ kurz beschrieben.® Lernen wird von den Autoren als soziaier und kollektiver Prozess verstanden, der auf indivldueller und organisationaler Ebene stattfindet. Nach Auffassung der Autoren handelt es sich belm Lernen um einen Prozess, bel dem durch Wiederholung und Experimentieren Aufgaben besser und schneller erfullt werden konnen. Jt also enables new production opportunities to be identified/^ Das Erkennen von solchen Absatzpotenzialen im Sinne von

Vgl. Galunic/Eisenhardt (2001), S. 1229. Vgl. hierzu auch Eisenhardt/Martin (2000), S. 1107. Vgl. Billing (2003), S. 49. Vgl. Kieser/Kubicek (1992), 8. 118 ff. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 520. Vgl. Wilkins/Ouchi (1983), S. 477. Vgl. Eisenhardt/Martin (2000), 8. 1107. Vgl. hierzu und im Folgenden Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 520. Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 520.

175^

..production opportunities" kann sich auf die Identifikation neuer Markte fur bereits existierende Produkte und die Entdeckung von Moglichkeiten fur Produktinnovationen beziehen.^ Weiterhin haben Problemlosungsprozesse, im Rahmen derer Mitarbeiter gemeinsam nach neuen Erkenntnissen und Losungen suchen, zentrale Bedeutung fur das Lernen in Unternehmen.^ Des Weiteren benotigt organisationales Lernen eine gemeinsame Sprache unter den Mitarbeitern und koordinierte Suchprozeduren. Darijber hinaus weisen TEECE/PISANO/SHUEN darauf hin, dass Kooperationen mit Externen eine wichtige Quelle fur neues Wissen sind und das Unternehmen vor „strategic blindspots'^ bewahren/ Die Lernprozesse konnen allgemein als Prozess der Erneuerung verstanden werden. - Rekonfigurationsprozesse als drittes Element von Dynamic Capabilities werden nur sehr knapp beschrieben und wenig konkretislert.^ Im Kern handelt es sich dabei um die Kompetenz, die Notwendigkeit einer Rekonfiguration der Ressourcen- und Kompetenzausstattung des Unternehmens fruhzeitig zu erkennen sowie die erforderlichen Maflnahmen (insbesondere Lernprozesse) fur eine schnelle und effiziente Transformation einzuleiten.^ TEECE/PISANO/SHUEN weisen darauf hin. dass VerSnderungen zumeist kostenintensiv sind und deshalb vorab eine exakte Ausrichtung der Organisation auf die notwendigen Veranderungen vorzunehmen ist. Zentrale Voraussetzung hierfur ist die kontinuierliche Beobachtung von Mdrkten, Wettbewerbern und Technologien. um so Entwicklungen im Umfeld fruher als die Konkurrenz identifizieren und nutzen zu konnen. In diesem Sinne ISsst sich die Rekonfiguration als strategische Ausrichtung des Unternehmens auf wichtige Zukunftsthemen und somit als geplante und zielgerichtete Steuerung des zuvor beschriebenen Lernprozesses verstehen. •

Positioner!

Dynamic Capabilities werden durch die spezielle Position eines Unternehmens determiniert. TEECE/PISANO/SHUEN verstehen diese Position als firmenspezifische

Vgl. Burmann(2001), S. 178. Vgl. hierzu auch lansiti/Clark (1994), S. 561. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 520. Vgl. ahnlich Eisenhardt/Martin (2000), S. 1108. Vgl. Burmann (2002), S. 179. Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 520 f.

176

Ausstattung mit Inputgutern, Ressourcen und Kompetenzen.^ Im Einzelnen unterscheiden die Autoren zwischen acht verschiedenen Positionen-Gruppen. Hierbei handelt es sich urn technologische, komplementare, finanzielle und organisationale Ressourcen sowie weiterhin urn die Reputation des Unternehmens, das Ausmafl der vertikalen, lateralen und horizontalen Integration und letztlich urn Aspekte der Marktstruktur und das regulative Umfeld. •

Pfade „l/l//7ere a firm can go is a function of its current position and tlie patfis ahead. "^

Im Rahmen der Ausfuhrungen zum klassischen Resource-based View wurde die Pfadabhangigkeit bereits als Isolationsmechanismus dargestellt.^ Pfade verkorpern in Abhangigkeit von den vergangenen und aktuellen Positionen die strategischen Handlungs- und Entwicklungsmoglichkeiten eines Unternehmens. Dynamic Capabilities sind in hohem Made pfadabhangig, da sie auf den aktuell bestehenden Ressourcen aufbauen. Die gegenwartige Position eines Unternehmens wiederum ist zu groflen Teilen das Ergebnis des bisherigen Entwicklungspfades/ Diese vorangegangenen Investitionen und Desinvestitionen sowie das Repertoire an Wissen, Erfahrungen, Routinen und Kompetenzen beeinflussen somit das zukunftige Verhalten. Entscheidend ist dabei die Lokalitdt des Lernens. Das bedeutet, dass insbesondere die Such- und Lernprozesse als zentrale Bestandteile der Dynamic Capabilities in hohem Mafie determiniert sind von dem vorhandenen Wissen und den bislang gesammelten Erfahrungen.^ Damit sind den Dynamic Capabilities naturliche Grenzen gesetzt. Zusammenfassend wird das Konzept der Dynamic Capabilities aus Prozessen, Positionen und Pfaden in Abbildung 21 dargestellt. Dieses Konzept stellt auch gleichzeitig den zentralen Bezugsrahmen zur Erkl^rung von InnovationsfShigkeit dar. Der Knowledge-based View, der weitere Erkenntnisse in Bezug auf die organisationale Wissensbasis und die Lernprozesse verspricht, ist Gegenstand des nachfolgenden Abschnittes.

Vgl. Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 521 f. Teece/Pisano/Shuen (1997), 8. 522. Vgl. Abschnitt 3.1.2.4 der vorliegenden Arbeit. Vgl. hierzu und im Folgenden Teece/Pisano/Shuen (1997), S. 522 f. Vgl. hierzu auch lansiti/Clark (1994), S. 564 f.

177

Position

Dynamic Capabilities

Organisationaie Prozesse und IVIanagement-Prozesse

z. B. •

Wissen

• Technologische Ressourc:en




Unternehmenserfolg

Leistungen



FortwMhrend Produkte mit Differenzierungsund/oder Kostenvorteil



Nachiialtiger Wettbewerbsvorteil

U.w.«.y„...K

Spezifizierung in Bezug auf die Untersuchungsfragestellung

Datormlnanten

Innovationsfihigkeit •

• Wissens- und Kompetenzbasis • FOr Innovationen bereitgestellte Ressourcen und InputgUter

|t::ST>

Koordinationsprozesse - Strateglsch - Operativ - Kultur

innovative Produkte mit Differenzierungsvorteii

Un,w.l..3 wird auf der Beobachtungsebene die latente Variable r\^ durch die manifesten Variablen xi und X2 reprasentiert; r\2 wird durch X3 gemessen. Da xi und X2gemeinsam Variable r|i abbilden besteht zwischen ihnen eine Kovarianz in Form von ri2. Die Kovarianzen r23 und ri3 stellen die empirische Auspragung des durch H postulierten theoretischen Zusammenhangs zwischen r|i und r|2dar.^ Den Korrespondenzregein kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie setzen latente und manifeste Variablen zuelnander in Beziehung. Dabei konnen prinzipiell zwei Wirkungsrichtungen unterschieden werden:^ - Wenn der theoretische Begriff die ihm zugeordneten Variablen verursacht, dann geht die Wirkung von der theoretischen Ebene auf die Beobachtungsebene aus. In diesem Fall liegt ein reflektives Messmodell vor. - Wird der theoretische Begriff als Resultat seiner zugeordneten Indikatoren verstanden, zeigen die Korrespondenzregein von der Beobachtungsebene zum latenten Konstrukt. Hierbei spricht man von einem formativen Messmodell.

^ ^ ^

In Aniehnung an Bagozzi (1998), S. 49 f.; Fassott/Eggert (2005), S. 34 f. Vgl. Fassott/Eggert (2005), S. 35. Vgl. Fassott/Eggert (2005), S. 36.

253

Latente Konstrukte konnen demnach mit Hilfe von reflektiven oder formativen Messmodellen operationalisiert werden. Die Eigenschaften, Besonderheiten und Moglichkeiten zur Gutebeurteilung von formativen und reflektiven Messmodellen sollen in den folgenden Abschnitten detaillierter betrachtet werden. 4.1.2.1.2 Charakteristika und Gute reflektiver Messmodelle Bei einem reflektiven Messmodell werden die Auspragungen der manifesten indikatoren durch die latente Variable verursacht (die Richtung der Pfeile in Abbildung 36 verdeutlicht dies).^ Damit verbunden ist die Annahme, dass Veranderungen in der Auspragung des latenten Konstruktes in gleichem Mafie zu Veranderungen bei alien dem Konstrukt zugeordneten Items fuhren. Beispiele fur die angemessene Nutzung von reflektiven Messskalen sind Einstellungs- und Verhaltenskonstrukte. Die Einstellung eines Menschen wird typischen/veise als Pradisposition fur ein bestimmtes Verhalten in einer konkreten Situation betrachtet und als Multi-ltem-Skala mit Endpunkten wie z. B. gut - schlecht oder mogen - nicht mogen operationalisiert.^ In Abbildung 36 ist ein reflektives Messmodell mit drei Items schematisch dargestellt.

Indikator

© Mathematische Form

® X2 = A,2 r| + 62 X3 = ?i3 Tl + 63

Abbildung 36:

Reflektives MessmodelP

^

Vgl. Fornell/Bookstein (1982b), S. 441; Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 200.

^ ^

Vgl. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 200 f. In Aniehnung an Haenlein/Kaplan (2004), S. 288 f; Fassott/Eggert (2005), S. 37.

254

Reflektive Messmodelle zeichnen sich dadurch aus, dass die Items des latenten Konstruktes stark korreliert sind, da sie austauschbare Messungen des Konstruktes darstellen.^ Die Entfernung eines Indikators verandert nicht den Charakter des zugrunde liegenden Konstruktes.^ Hohe Kovarianzen (ri2, r23 und na) sind grundsatzlich ein Hinweis auf ein reliables und valides Messmodell.^ Reflektive Indikatoren eines latenten Konstruktes sollten deshalb ein hohes Mad an interner Konsistenz aufweisen/ In einem reflektiven Messmodell ist jeder manifeste Indikator mit der latenten Variable mittels einfacher Regression verbunden.^ Entsprechend lasst sich die mathematische Form eines reflektiven Messmodells wie in Gleichung 1 formulieren:^ (1)

X = AxTl + Ax

Hierbei ist X der Vektor der Indikatoren (xi ... Xn). Ax reprasentiert die Matrize der Pfadkoeffizienten (X^ ... X,n) und somit die Faktorladungen zwischen den Indikatorvariablen (xi ... Xn) und der latenten Variable r\. Diese Faktorladungen der manifesten Indikatoren drucken aus, wie hoch die gemeinsame Varianz mit der latenten Variable ist.^ Ax ist der Vektor der Messfehler (5i ... 6n) der jeweiligen Indikatoren (xi ... Xn). Wurde es sich bei den Indikatoren um eine fehlerfreie Messung der latenten Variable handein, dann hatten alle Indikatoren untereinander einen Korrelationskoeffizienten von eins. Je hoher der Messfehler eines Indikators ausfallt, desto geringer ist dessen Korrelation mit den anderen Items des Konstruktes.® Die Qualit^t der reflektiven Messung eines theoretlschen Konstruktes durch manifeste Variablen wird durch die Reliabilitsit (Zuverlassigkeit) und die Validitat (Gultigkeit) des Messmodells bestimmt.® Die Indikatoren stellen eine fehlerbehaftete Messung des zugehorigen latenten Konstruktes dar.^° DIeser Messfehler kann In einen zufalligen (XRandom Error) und oinen systematischen Anteil (Xsystematic Error) zerlegt werden.^^ Der im Rahmen einer Messung ermittelte Wert (Xobserved score) setzt sich somit

Vgl. Bollen/Lennox (1991), S. 308. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 200. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Homburg/Glering (1996), 8. 8 ff. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 200. Henseler (2004), S. 6. Edwards/Bagozzi (2000), S. 161; Fassott/Eggert (2005), S. 36. Henseler (2004), S. 14. Fassott/Eggert (2005), S. 37.

Vgl. Jacoby (1978), S. 91; Churchill (1979), S. 65; Peter (1979), S. 6; Hildebrandt (1984), S. 41 f.; Homburg/Giering (1996), S. 6 f. Vgl. Homburg/Giering (1996), S. 6; Hunt (1991), S. 386. Vgl. hierzu und im Folgenden Churchill (1987), S. 381 f.; Homburg/Giering (1996), S. 7.

255

aus dem tatsachlichen „wahren" Wert (Xirue score) zuzuglich der Fehlerwerte zusammen: (2)

Xo =

XT

+ Xs +

XR

Der zufallige Messfehler umfasst alle Aspekte, die ohne erkennbare Systematik die Ergebnisse der Konstruktmessung beeinflussen.^ Nimmt der zufallige Messfehler den Wert Null an (XR = 0), dann bezeichnet nrian den entsprechenden Indikator als vollstandig reliabel.^ ReliabilitSt bezieht sich somit auf das Ausmafl, in dem ein Messinstrument frei von zufdiligen Fehlern ist. Gutemaf^e fur die Reliabilitat schatzen deshalb die systematische Varianz einer Messung.^ Entsprechend ist die Reliabilitat eines Messmodells hoch, wenn ein wesentlicher Anteil der Varianz der Indikatoren durch die Assoziation mit dem Faktor erklSrt wird. Die Validitat bezeichnet Jhe degree to which instruments truly measure the constructs which they are intended to measure."^ Die ValiditSt zeigt das Ausmafi der konzeptionellen Richtlgkeit des Messmodells an und fordert, dass die Messung zusatzllch frei von systematischen Fehlern ist; sie setzt dabel die Abwesenheit von Zufallsfehlern voraus (XR = XS = 0).^ Der systematische Fehler tritt bei jeder Wiederholung der Messung immer wieder in gleicher Hohe auf.® Fur ein valides Messmodell gilt: Xo = XT. Die Reliabilitat stellt somit eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung fur die Validitat dar.^ Der Vallditatsbegriff ist vielschlchtig, so dass in der Literatur verschiedene Facetten behandelt werden.® Fur die vorliegende Untersuchung sind insbesondere die Konvergenz-, Diskriminanz-, Inhalts- und nomologische Validitat von Relevanz.^ „Erst wenn verifiziert wurde, dass ein Messmodell jeder dieser vier ValiditStsarten gerecht wird, kann man von einer validen Konstruktmessung ausgehen. "^° 1.

Die Konvergenzvaliditat bezeichnet das Ausmafi der Ubereinstimmung von zwei Oder mehreren unterschiedlichen Messungen eines theoretischen Konstruktes." Das Kriterium der Konvergenzvallditat erfordert, dass die dem Konstrukt Vgl. G6tz/Liehr-Gobbers (2004), S. 12. Vgl. Peter (1979), S. 7. Vgl. Peter/Churchill (1986), S. 4. Peter(1979), S. 6. Vgl. Churchill (1979), S. 65 f.; Homburg/Giering (1996), 8. 7. Vgl. Churchill (1987), S. 381 f. Vgl. Carmines/Zeller (1979), S. 13; Churchill (1979), S. 65; Peter (1979), S. 6. Vgl. Jacoby (1978), S. 91 f.; Carmines/Zeller (1979), S. 17 f.; Bagozzi (1980), S. 114f.; Peter (1981), 8. 136 ff.; Hildebrandt (1984), 8. 42 f. Vgl. Homburg/Giering (1996), 8. 7. Homburg/Giering (1996), 8. 8. Vgl. Peter (1981). 8. 136; Bagozzi/Phillips (1982), 8. 468.

256

zugeordneten Indikatoren eine ausreichend starke Beziehung untereinander aufweisen. Das bedeutet, dass die Indikatoren homogen und hoch korreliert sein mussen. 2.

Die Diskriminanzvalidit^it umfasst das Ausmafl, in dem sich die Messungen verschiedener Konstrukte unterscheiden.^ Hierbei wird der Zusammenhang zwischen den Indikatoren verschiedener Konstrukte uberpruft. Fur ein diskriminant valides Messlnstrument sollte die Assoziation zwischen den Indikatoren eines latenten Konstruktes grofler sein als die Assoziation zwischen Items die verschiedene Konstrukte messen.^ Das bedeutet, dass die Indikatoren unterschiedlicher theoretlscher Konstrukte nur eine geringe gemeinsame Varianz aufweisen soliten.

3.

Die Inhaltsvaliditat bezeichnet nach BOHRNSTEDT den Grad, zu dem die Variablen eines Messmodells dem inhaltlich-semantischen Bereich des Konstruktes angehfiren. Die Indikatoren mussen alle Bedeutungsinhalte und Facetten des Konstruktes abbilden.^

4.

Die nomologische ValiditSt bezeichnet das Ausmafi, in dem die von einer ubergeordneten Theorie postulierten Beziehungen zwischen dem interessierenden Konstrukt und anderen Konstrukten empirisch bestatigt werden/ Die Untersuchung der nomologischen ValiditSt verlangt daher die Einbindung des Konstruktes in einen ubergeordneten theoretischen Rahmen.^

Ausgehend von dem Anspruch, dass ein Messmodell reliabel und valide sein soil, werden in der Literatur verschiedene Gutekriterien zur Prufung von Messmodellen diskutiert. In Aniehnung an HOMBURG lassen sich dabei zwei grofie Gruppen von Kriterien - die der ersten und der zweiten Generation - unterscheiden.® Die Reliabilitats- und Validitsltskriterien der ersten Generation (hier kommen Cronbachsches Alpha, Item-to-Total-Korrelation und exploratorische Faktorenanalyse zum Einsatz) wurden bereits in den funfziger Jahren vorwiegend in der Psychometrie entwickelt/ Die jungeren Reliabilitdts- und Validitdtskriterien der zweiten Generation (hier kommen IndikatorreliabilitSt, Faktorreliabllitat, durchschnittlich erfasste Varianz und

Vgl. Bagozzi/Phillips (1982), 8. 469. Vgl. Campbell/Fiske (1959), S. 81; Bagozzi/Philljps BagozziA'i/Phillips (1991), S. 425

(1982), S. 469; Peter (1981). S. 137;

Vgl. Bohrnstedt (1970), S. 92. Ahnlich fuhren Carmines/Zeller (1979), S. 20 aus: "... content validity depends on the extent to which an empirical measurement reflects a specific domain of content." Vgl. Campbell (1960), 8. 547; Peter (1981), 8. 135. Vgl. Hildebrandt (1984), 8. 44; Peter/Churchill (1986), 8. 5. Vgl. Homburg (1998), 8. 72. Vgl. hierzu die Arbeiten von Cronbach (1951); Campbell/Fiske (1959); Campbell (1960).

257

Fomell-Larcker-Kriterium zum Einsatz) entstammen der konfirmatorischen Faktorenanalyse^ und werden als leistungsstSrker gegenuber den Kriterien der ersten Generation bezeichnet.^ Zunachst sollen jedoch die in der vorliegenden Untersuchung angewendeten Prufkriterien der ersten Generation vorgestellt werden:^ 1.

Das Cronbachsche Alpha beziffert die Reliabilitat der Gruppe von manifesten Indikatoren die ein latentes Konstrukt messen/ Das Cronbachsche Alpha berechnet sich gem^fi Formel (3): r

k

\ 2

(3) ^ mit:

a= — k-\

I-/

k = Anzahl der Indikatoren, die einem Faktor zugeordnet sind, / —(

[

^

A

X

Dimension 3 J

y2

Ys 1

yfi_

yih

h

1 1

n n 1

1 yT" A VA

^

Dimension 2 Jk

1

H

y« y?

1 1

yT"

YB

n ~\

Alternative Spezifikationen mehrdimensionaler Konstrukte zweiter Ordnung^

Vgl. z. B. Bassellier/Benbasat (2004), 8. 673 ff., die in ihrer Untersuchung „Business Competence" als mehrdimensionales Konstrukt dritter Ordnung konzeptionalisieren. Edwards (2001), S. 144. Vgl. z. B. Subramanian/Nilakanta (1996), 8. 633 f.; Venkatraman (1989), 8. 947 ff.; Hulland (1999), 8. 196f. Vgl. Chin (1998b), 8. x ; Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), 8. 204. Vgl. Bagozzi(1982), 8. 334. In Aniehnung an Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), 8. 205.

274

Anhand der Beziehungen (reflektiver oder formativer Natur) zwischen den manifesten Variablen, den Dimensionen und dem Konstrukt lassen sich verschiedene Typen von mehrdimensionalen Konstrukten unterscheiden (vgl. Abbildung 41).^ BURKE JARVIS, MACKENZIE und PODSAKOFF differenzieren entsprechend vier Grundtypen, die

sich daraus ergeben, dass sowohl die Konstrukte erster Ordnung entweder reflektive Oder formative Indikatoren haben konnen als auch die Konstrukte erster Ordnung reflektive oder formative Dimensionen des Konstruktes zweiter Ordnung bilden konnen.^ Daruber hinaus sind auch IVIischformen moglich, bei denen reflektive und formative Konstrukte gemeinsam die Dimensionen eines theoretischen Konstruktes bilden.^ Die Charakteristika reflektiver und formativer Messmodelle wurden in den vorangegangenen Abschnitten bereits fur eindimensionale Konstrukte erster Ordnung diskutiert. Fur mehrdimensionale Konstrukte hoherer Ordnung gelten diese Ausfuhrungen analog/ Deshalb soil an dieser Stelle nur kurz der zentrale Unterschied zwischen einem reflektiven und einem formativen Konstrukt zweiter Ordnung zusammengefasst werden:^ Besteht der Kausalzusammenhang vom ubergeordneten Konstrukt zu den Dimensionen, dann manifestiert sich das Konstrukt in seinen Dimensionen und es ist reflektiver Natur.® „However, whereas reflective measures are obsen/ed variables, the dimensions of a superordinate construct are themselves constructs that function as specific manifestations of a more general construct."^ Konstituiert sich hingegen das ubergeordnete Konstrukt - wie das in dieser Untersuchung betrachtete Innovationsfahigkeitskonstrukt - aus der Summe seiner Dimensi-

Vgl. Homburg/Giering (1996). S. 6; Law/Wong/Mobley (1998), 8. 741 ff.; Law/Wong (1999), S. 143ff.; Edwards (2001), 8. 145 ff.; Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), 8. 204; Williams/EdwardsA/andenberg (2003), 8. 909 ff. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzle/Podsakoff (2003), 8. 204. LAW, WONG und MOBLEY haben eine andere Taxonomie fur multidimensionale Konstrukte entwickelt und unterscheiden noch zus^tzlich das „Profile Model": „There are some multidimensional constructs scholars theohze at the same level as their dimensions but do not define as algebraic functions of their dimensions." Law/Wong/Mobley (1998), 8. 746. Aufgrund der vergleichsweise geringen Bedeutung des Profile Model in der Forschungspraxis sowie fur den voriiegenden Untersuchungsgegenstand, wird es hier nicht nSher betrachtet. Vgl. Burke Jarvis/MacKenzie/Podsakoff (2003), 8. 204. Vgl. Chin (1998b), 8. x; Edwards (2001), 8. 146 f.; G6tz/Liehr-Gobbers (2004), 8. 11 ff. Wenn im Folgenden von einem formativen oder reflektiven Konstrukt zweiter Ordnung gesprochen wird, dann bezieht sich diese Spezifikation nur auf die zweite Ebene und sagt noch nichts uber die Beziehung zwischen den Dimensionen und den manifesten Variablen aus. Vgl. Edwards (2001), 8. 146, der hierbei auch vom „8uperordinate Construct" spricht. Edwards (2001), 8. 146.

275

onen, die verschiedene inhaltliche Facetten abbilden und definierende Charakteristika des Konstruktes darstellen, dann liegt ein formatives Konstrukt vor.^ „Hov\/ever, whereas formative measures are observed variables, ttie dimensions of an aggregate construct are themselves constructs conceived as specific components of the general construct they collectively constitute. '^ Mehrdimensionale Konstrukte zweiter Ordnung kfinnen auf verschiedene Arten empirisch geschatzt werden;^ jedoch ist die Kovarianzstrukturanalyse dafur wie bereits ausgefuhrt nicht geeignet: „... second order factors modeled as being caused by first order LVs cannot be analyzed by SEM techniques such as LISREL "* Da die Innovationsfahigkeit von Unternehmen als mehrdimensionales formatives Konstrukt zweiter Ordnung konzeptionalisiert wurde,^ wird hier nur auf die Berechnung formativer Konstrukte zweiter Ordnung im Rahmen der PLS-Pfadanalyse eingegangen. PLS Graph bietet keine Moglichkeit, latente Konstrukte zweiter Ordnung direkt abzubilden. Urn dennoch das theoretische Konstrukt zweiter Ordnung entsprechend im Strukturmodell berucksichtigen zu konnen, wird hier das „Composlte-Second-Order"-Verfahren, wie es insbesondere bei Yi und DAVIS ausfuhrlich beschrieben wird, angewendet.® Yi und DAVIS testen in PLS ein Model! mit einem formativen Konstrukt zweiter Ordnung („Observational Learning Processes"), dessen vier Dimensionen reflektiv gemessen wurden/ Sie schlagen dazu folgendes Vorgehen vor: - Zunachst wird fur jede Dimension der Faktorwert ermittelt (PLS gibt diese aus). Damit erhalt man die Auspragung der latenten Konstrukte erster Ordnung pro Beobachtungsfall.^ - In einem zweiten Schritt gilt es, die Dimensionen mit dem latenten Konstrukt in Beziehung zu setzen. Dafur werden die zuvor ermittelten Faktorwerte als Indikatoren des Konstrukts zweiter Ordnung eingesetzt. Um instabile SchStzungen aufgrund moglicher Multikollinearitat zu vermeiden, werden dabei die Ladungen zwischen erster und zweiter Abstraktionsebene (und nicht wie bei formativen Messmodellen ubiich die Gewichte) ermittelt.

Vgl. Edwards (2001), S. 147, der hierbei auch vom ..Aggregate Construct" spricht. Edwards (2001), S. 147. Vgl. Edwards (2001), S. 153ff. Chin(1998b), S. X. Vgl. Abschnitt 3.2.1 der vorliegenden Untersuchung. Vgl. Yi/Davis (2003), S. 159 f. Vgl. auch Edwards (2001), S. 147 ff.; Bock et al. (2005), S. 96. Vgl. hierzu und im Folgenden Yi/Davis (2003), S. 160. Vgl. Backhaus et al. (2003). S. 302.

276

- Aus den Ladungen und den Faktorwerten der Dimensionen wird dann durch Multiplikation und Summation der Composite-Second-Order-Score bestimmt (dieser wird von PLS nicht ausgegeben und muss in einem Zwischenschritt z. B. mit Hilfe von Excel berechnet werden). - Im Strukturmodell wird der Composite-Second-Order-Score als manifester Indikator des mehrdimensionalen Konstruktes zweiter Ordnung spezifiziert. Zusammenfassend kann die Berechnung des latenten Konstruktes zweiter Ordnung gemali Forme! (8) dargestellt werden:^

(8)

AC =

mit:

AC - Aggregate Construct, Fi

f^F^,,

= Faktorwerte der Dimensionen,

Ai = Faktorladungen zwischen den Dimensionen und dem latenten Konstrukt zweiter Ordnung, n

4.1.2.2

= Anzahl der Dimensionen auf erster Abstraktionsebene.

Spezifikation und Beurteilung von Strukturmodellen

Die Wirkungsbeziehungen im PLS-Pfadmodell werden durch zwei verschiedene Systeme linearer Gleichungen beschrieben.^ Auf das Messmodell, welches die Beziehungen zwischen manifesten und latenten Variablen beschreibt, wurde bereits eingegangen. Im Strukturmodell werden die aufgrund theoretischer Voruberlegungen deduzierten Wirkungsbeziehungen zwischen den latenten Konstrukten abgebildet. Diese kausalen, linearen Beziehungen zwischen endogenen und exogenen Faktoren werden bei der PLS-Pfadanalyse in einem Strukturgleichungssystem als multiples lineares Regressionsmodell dargestellt (vgl. Abbildung 42).^

Vgl. Yi/Davis (2003), S. 160. Vgl. Betzin/Henseler (2005), S. 52. Vgl. Betzin/Henseler (2005), 8. 53.

277

Mathematische Form Abbildung 42:

n = Yi ^1 + Y2 ^2 + C

Strukturmodell in PLS^

Die jeweilige endogene Variable r\ wird als Regressand ihrer im Pfadmodell auftretenden direkten Vorganger ^j beschrieben. Die Koeffizienten yi zwischen den endogenen und exogenen Konstrukten werden als Pfadkoeffizienten bezeichnet.^ Dabei stellen die einzelnen Pfadkoeffizienten des PLS-Strukturmodells standardisierte Regressionskoeffizienten dar, die auch als Beta-Werte bezeichnet werden.^ C, reprasentiert die Residualgrofie, die durch die Regressionsfunktion bzw. die exogenen Variablen nicht erklSrt werden kann/ Fur sie wird ein Erwartungswert von Null zu Grunde gelegt.^ Entsprechend stellt sich die mathematische Form eines PLS-Strukturmodells wie in Gleichung (9) dar.®

(9)

r? = ^. V ^ ^ ^ Variable Z ^ ^

(

Exoqene Variable

\,

^^^Li>^ Abbildung 44:

T

_^/^^Endoqene Variable >(

_^^^_^^ 1

Theoretisches Model! einer moderierten Wirkungsbeziehung^

Zur Analyse moderierender Effekte in PLS wird neben der Bezlehung zwischen der exogenen und der endogenen Variable auch der Einfluss der moderierenden Variable und des Interaktionseffektes (Produkt aus exogener und moderierender Variabel) auf die endogene Variable untersucht (vgl. Abbildung 45).^ Grundsatzlich gilt, dass die Hypothese uber den moderierenden Einfluss der Variable Z auf die Wirkungsbeziehung zwischen X und Y unterstutzt wird, wenn die Interaktionsbeziehung (Pfad c) signifikant ist. Dies gilt unabhangig von den AusprSgungen der Pfadkoeffizienten a und b.'

in Aniehnung an Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 198. Vgl. Chin/Marcolin/Newsted (2003), 8. 198 ff.; Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 107 ff. Vgl. Baron/Kenny (1986). S. 1174.

GOtz/Liehr-Gobbers

(2004),

S.

9;

284

Abbildung 45:

Modellierung des moderierenden Faktors mit reflektiven Indikatoren^

Bei der Modellierung von Interaktionseffekten im PLS-Strukturgleichungsmodell ist zwischen Modellen mit reflektiven und formativen Indikatoren fur Exogene und Moderatorvariable zu differenzieren.^ Aufgrund der hohen Relevanz fiir die vorliegende Untersuchung, wird hier nur das Vorgehen fur reflektive Messmodelle beschrieben:^ - Im ersten Schritt werden die Indikatoren der exogenen und der moderierenden Variable standardisiert (Mittelwert glelch Null und Varianz gleich Eins) Oder zentrlert (Mittelwert gleich Null). Hierdurch soil zum einen einem moglichen Multlkollinearitatsproblem begegnet werden und zum anderen wird die Interpretation der Pfadkoeffizienten (a, b und c) erieichtert. - im zweiten Schritt werden durch paarweise Multiplikation der (standardisierten bzw. zentrlerten) Indikatoren der exogenen und der moderierenden Variable die Indikatoren der Interaktionsvariable berechnet. Existieren beispielsweise wie In Abbildung 45 dargestellt je drei manifeste Items fur den exogenen und

' In Aniehnung an Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 198; Eggert/Fassott/Heim (2005), S. 107. ^ Vgl. G6tz/Liehr-Gobbers (2004), S. 9. ^ Vgl. hierzu und im Folgenden Chin/Marcolin/Newsted (2003), S. 199; G6tz/Liehr-Gobbers (2004), S. 9 f.; Eggert/Fassott/Helm (2005), S. 108 f.

285

den moderierenden Faktor, dann wird der Interaktionseffekt durch neun Indikatoren gemessen.^ - Im dritten und letzten Schritt wird das Strukturgleichungsmodell mit der endogenen, der exogenen und der moderierenden Variable und der Interaktionsvariable geschatzt. Der Wert des berechneten Pfadkoeffizienten a gibt den Einfluss der exogenen auf die endogene Variable an, wenn die Moderierende ihren Mittelwert von Null annimmt. Der Pfadkoeffizient c quantifiziert das Ausmafl, in dem sich der Einfluss der Exogenen auf die Endogene verSndert, wenn sich der moderierende Faktor Sndert. Signifikanz und ein Vorzeichen, dass der postulierten Wirkungsbeziehung entspricht, stutzen die Hypothese uber den moderierenden Effekt. Daruber hinaus kann der Interaktionseffekt anhand der Verdnderung des Bestimmtheitsmaftes R^ beurteilt werden. Dabei wird das Ausmafl der Veranderung von R^ betrachtet, wenn zusStzlich zur exogenen und moderierenden Variable der Interaktionseffekt fur die ErklSrung der Varianz der endogenen Variable herangezogen wird.^ Dazu wird gemafl Forme! (11) die EffektstHrke P berechnet:^ /4 4 \

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Wir sind gut darin, im Unternehmen neues Wissen fur unsere Produktinnovationen 7.a zu entwickein Wir sind routiniert darin, unser bestehendes Wissen weiterzuentwickein und in 7.b neue Produkte zu Qberfuhren Wir lernen viel aus unseren unternehmensinternen Forschungs- und 7.C Entwicklungsaktivitaten

0,719

0,747

0,725

0,749

7.d Wir sind gut darin, innerhalb des Unternehmens Neues zu eriernen

0,782

0,811

Wir sind in der Lege, durch unsere F&E-Arbeit in fur das Unternehnnen neue 7.e Sachgebiete vorzudringen Es gelingt uns gut, Know-how auf neuen Thennengebieten im Unternehmen 7.f aufzubauen

0,754

0,781

0,812

0,846

0,768

0,797

7.g Wir sind gut darin, uns neues Wissen fur unsere Produktinnovationen anzueignen

0,821

0,856

Wir sind routiniert darin, unser unternehmensinternes Know-how bestandig zu 7.h erweitern

0,802

0,839

fliMlfiliiffwi HiMiirMIti iniiifc ^utiiwirf'

1 0,934

Cronbachsches Alpha (^ 0,7)

rniiliiiltii .dir jMiiiHWtoytiiStufi FiiltliBfiiiityiii. ' Hauptachsenanalyse

Extra ktionsmethode Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium (^0.7)

0,921

Anzahl extrahierter Faktoren Erkiarte Varianz (^ 50 %)

1 64.666 %

DSIM nmiflO 099 «• OWMinnfCM

1 TPMPNfiPnRlliniR | r R |

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_J^lillir^MEVIIklLSl 1 0.68

Wir sind gut darin, im Unternehmen neues Wissen fur unsere 7.a Produktinnovationen zu entwickein

0,62

Wir sind routiniert darin, unser bestehendes Wissen 7.b weiterzuentwickein und in neue Produkte zu Qberfuhren

0,62

7.C

0.70

Wir sind gut darin, innerhalb des Unternehmens Neues zu 7.d eriernen

Wir lernen viel aus unseren unternehmensinternen Forschungs- und Entwicklungsaktivitaten

0,66

Wir sind in der Lage, durch unsere F&E-Arbeit in fur das 7.e Unternehmen neue Sachgebiete vorzudringen

0,74

Es gelingt uns gut, Know-how auf neuen Themengebieten im 7.f Unternehmen aufzubauen

0,76

Wir sind gut darin, uns neues Wissen fur unsere 7.g Produktinnovationen anzueignen

0,74

Wir sind routiniert darin, unser unternehmensinternes Know7.h how bestandig zu erweitern

0.837?^*'^

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0.8134^111-FR: 0,947 DEV: 0,69

Signifikanzen 1 *aS 0,10; ** a 5 0,05 ***aS0,01;****a = 0,000|

Abbildung 58:

Ergebnisse der ersten und zweiten Generation fur das Messmodell der Innovationsfahigkeitsdimension internes Lernen

Die Gutekriterien der ersten Generation wurden fur die Items des Messmodells internes Lernen alle hinreichend erfijllt. Das Cronbachsche Alpha misst 0,934, der KMO-Wert hat 0,921 und die erklarte Varianz liegt bei fast 65 %. Im Rahmen der an-

311 schliefiend durchgefuhrten Validitatsprufung mit den Kriterien der zweiten Generation wurden ebenso sehr zufrieden steliende Ergebnisse erzielt. Die Indikatorreliabilitaten der einzelnen Items liegen zwischen 0,62 und 0,76, die Faktorreiiabiiitat liegt mit 0,947 uber dem JVIindestwert von 0,7 und die durchschnittlich erfasste Varianz ubersteigt mit einem Wert von 0,69 ebenfalls den Grenzwert von 0,5. Das Messmodell fur Internes Lernen wird somit nicht zurijckgewiesen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass das Messmodell internes Lernen eine hohe interne Konsistenz aufweist und die Spezifikation als reflektives Messmodell richtig war.^ In Abbildung 58 sind die Ergebnisse der Validitatsprufung fur das Messmodell des Faktors Internes Lernen im Einzelnen dargestellt. •

Lernen von Kunden

Die Fahigkeit, von relevanten unternehmensexternen Informations- und Wissensquellen zu lernen, ist ein bedeutender Bestandteil der Innovationsfahlgkelt. Eine zentrale externe Informations- und Wissensquelle fur Produktinnovationen stellen die vorhandenen und potenziellen Kunden des Unternehmens dar.^ Die Innovationsfahigkeltsdimension Lernen von Kunden wurde als das Ausmafi, in dem Kunden in die Produktentwicklung mit eingebunden und als Ideen-, Informations- und Wissensquelle fur Neuproduktentwicklungen verstanden und genutzt werden, definiert. Wie ERNST bereits schon fur den von ihm untersuchten Faktor „Kundenelnbindung in die Produktentwicklung" festgestellt hat,^ konnte auch fur die Dimension Lernen von Kunden auf kein etabliertes Messinstrument zuruckgegriffen werden. Unter Bezugnahme auf die inhaltllche Spezifizlerung des Konstruktes Im Abschnitt 3.2.1.1.2 sowie ausgewahlte, kundenbezogene Aspekte des ..Market Orientation"-Konzeptes'^ und weltere relevante Literaturbeitrdge^ wurde fur die Dimension Lernen von Kunden ein Messmodell mit neun reflektiven Items entwickelt (vgl. Abbildung 59). Dieses umfasst im Einzelnen die inhaltlichen Aspekte Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit

Vgl. dazu die Argumentation bei Diller (2004), S. 177; Eberl (2004), S. 13 f. Vgl. Cooper (1992), 8. 124; Li/Cavusgil (1999), S. 132. Vgl. Ernst (2001), S. 177. Vgl. insbesondere Narver/Slater (1990), S. 21 ff.; Kohli/Jaworski/Kumar (1993), S. 476; Desphand^/Farley/Webster (1993), S. 27 ff.; Li/Calantone (1998), S. 22; Baker/Sinkula (1999b), S. 411 ff.; Li/Cavusgil (1999), S. 144; V^zquez/Santos/Alvarez (2001), S. 89; Tippins/Sohi (2003), S. 760 f. Vgl. DiBella/Nevis/Gould (1996), S. 43; Ernst (2001), 8. 178 und 8. 254; 8chroeder/Bates/Junttila (2002), S. 117; Pavlou/EI 8awy (2005a), 8. i.

312

Kunden,^ Kundeneinbindung in die Produktentwicklung,^ Kundenbedurfnisse verstehen^ und Nutzung von KundeninformationenZ-wissen fur die Produktentwicklung"^. Das entwickelte Messmodell fur die Innovationsfahigkeitsdimension Lernen von Kunden ist reflektiver Natur, da die Indikatoren Manifestationen des Konstruktes reprasentieren und die Kausalitatsrichtung von dem Konstrukt zu den Items besteht.^ Die Indikatoren sind nicht uberschneidungsfrei; sie stellen austauschbare Messungen des latenten Konstruktes dar.^ Somit wurden zur Gutebeurteilung des Messmodells fur Lernen von Kunden die im Abschnitt 4.1.2.1.2 beschriebenen Kriterien fiir reflektive Messmodelie herangezogen. Fur die neun Indikatoren der Dimension Lernen von Kunden wurde ein Cronbachsches Alpha von 0,928 ermittelt. Das Kalser-Meyer-Olkln-Kriterium wird mit einem Wert von 0,928 erfullt und die durch den extrahierten Faktor erklarte Varianz erreicht knapp 60 %. Die Faktorladungen der Indikatoren erreichen im Rahmen der exploratorischen Faktorenanalyse einen Wert zwischen 0,668 (Item 8.a) und 0,828 (Item 8.e). Die Gutekriterien der ersten Generation werden somit alle hinreichend erfullt. Bei der Berechnung der Gutekriterien der zweiten Generation konnte eine Faktorreliabilitat von 0,942 und ein Wert fur die durchschnittlich erfasste Varianz von 0,643 ermittelt werden. Die Kriterien der zweiten Generation werden somit auf Faktorebene voll erfullt. Auf Indikatorebene wurden Indikatorreliabilitaten zwischen 0,51 (Item 8.a) und 0,71 (Item 8.e) erzielt. Obwohl die Indikatorreliabilitat des Items 8.a („Wir pflegen gute Kontakte zu unseren Kunden, um besser auf deren Wunsche eingehen zu konnen") den Mindestwert von 0,5 nur knapp uberschreltet, muss keine Anpassung des Messmodells vorgenommen werden. Insgesamt erfullt das Messmodell Lernen von Kunden alle Gutekriterien, so dass diese Spezifizierung nicht abgelehnt wird. Somit ist auch davon auszugehen, dass keine Fehlspezifikation des Messmodells vorliegt^ und das entwickelte Konstrukt Lernen von Kunden tatsachlich reflektiver Natur ist. Zusammenfassend sind alle Gutemafie in Abbildung 59 dargestellt.

Vgl. hierzu z. B. Kohli/Jaworski/Kumar (1993); VSzquez/Santos/Alvarez (2001), S. 89. Vgl. hierzu insbesondere Ernst (2001), S. 178 und S. 254. Vgl. insbesondere Narver/Slater (1990), S. 24. Vgl. hierzu z. B. Kohli/Jaworski/Kumar (1993); Li/Calantone (1998), S. 22; Baker/Sinkula (1999); V^zquez/Santos/Alvarez (2001), S. 89. Vgl. Fornell/Bookstein (1982b), S. 441; Burke Jan/is/MacKenzie/Podsakoff (2003), S. 200. Vgl. Bollen/Lennox (1991), 8. 308. Vgl. hierzu die Ausfuhrungen im Abschnitt 4.1.2.1.4 der vorliegenden Untersuchung.

313 ^ ..'^ ,

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Wir pflegen gute Kontakte zu unseren Kunden, urn besser auf deren Wunsche 8.a eingehen zu kOnnen Unsere Kunden verstehen wir als Partner, die wir in unsere Produktentwicklung 8.b einbinden Wir arbeiten mit unseren Kunden zusammen, urn deren aktuelle und zukunftige 8.C Produktanforderungen zu verstehen

0.634

S.d Wir holen von unseren Kunden Ideen zur Verbesserung unserer Produkte ein Aus der Zusammenarbeit mit Kunden gewinnen wir wichtige Informationen fur S.e unsere Produktinnovationen Wir berucksichtigen das Feedback unserer Kunden im Rahmen unserer S.f Produktentwicklungen

0,668

0,755

0,812

0,772

0,812

0,767

0.799

0,792

0.828

0,715

0,751

8.g Neue Produktkonzepte entwickein wir hSufig in Zusamnnenarbeit mit Kunden

0.726

0.748

Wir kooperieren mit unseren Kunden, um gemeinsam zu besseren Produkt8.h I6sungen zu gelangen Unsere Kunden stellen eine bedeutende Ideen- und Informationsquelle fur unsere S.i Produktentwicklungen dar

0.780

0,801

0,716

0,738

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Cronbachsches Alpha (^ 0,7)

Extraktionsmethode Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium (^ 0.7)

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0.928

Bffjpftltwlliit wCf M^PtofwOffNwMMl FwHOfWM^jMt HauptachsenAnzahl extrahierter Faktoren analyse 0,928

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Erkldrte Varianz (»Mii»ii^»iiiiiiiiiiMiri)i.w»jy|>».iw^^

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0,720 >

0,194

0,690 >

0,309

^^9d, '•''a/rfctore,, 0,186

0,094 0,742 > Fomell/Larcker erfUllt?

0,422

0,338

0,391

0,139

Ja

Ja

Ja

Abbildung 64: Prufung des Fornell-Larcker-Kriteriums fur das Konstrukt InnovationsfShigkeit Bis zu dieser Stelle ist das Funf-Dimensionen-Modell der Innovationsfahigkeit von Untemehmen aufgrund der sehr guten Erfullung aller Gutemafte der ersten und zweiten Generation auf Indikatoren-, Faktoren- und Gesamtmodellebene nicht abzulehnen. Aufgrund dessen erfolgt nun die Berechnung der Innovationsfahigkeit als fornnatives Konstrukt zweiter Ordnung. Unter Anwendung des in 4.1.2.1.5 beschriebenen Verfahrens bilden die Faktorwerte der Dimensionen die Indikatoren des ubergeordneten Innovationsfahigkeitskonstruktes. Die Faktorladungen und die Signifikanzen reprSsentieren die Beziehung zwischen Dimensionen und Konstrukt zweiter Ordnung. Wie in Abbildung 65 ersichtlich ist, laden alle Dimensionen posltiv und hoch signiflkant. Dabei fSllt die Dimension internes Lernen mit einer Faktorladung von 0,8522 am stSrksten und Lernen von Kunden mit einer Faktorladung von 0,6466 am wenigsten ins Gewicht bei der Bildung des Composite-Second-Order-Scores. Zusammenfassend kann aufgrund der dargestellten Untersuchungsergebnisse die Untersuchungshypothese Hi nicht abgelehntwerden. Hi: Das Konstrukt Innovationsfahigkeit ist ein mehrdimensionales fornnatives Konstrukt 2. Ordnung und weist funf voneinander abgrenzbare Dimensionen auf: internes Lernen, Lernen von Kunden, Innovationsprozessmanagement, Innovationsportfoliomanagement und Innovationskultur.

325 Bestimmung der Faktorwerte

\ \ / /

• Berechnung der Faktor werte fur jede der 5 Dimensionen des Konstrukts zweiter Ordnung

(^

Ermittlung der Faktorladungen

\ \ / /

• Die Faktorwerte bilden als formative Indikatoren das Obergeordnete Innovationsfdhigkeitskonstrukt 2. Ordnung • Die Faktorladungen und ihre Signifikanzen reprdsentieren die Beziehung zur InnovationsfShigkeit

Gewichtung der Faktorwerte Die Faktorladungen werden zur Gewichtung der Fakton/verte genutzt: Die Fakton/verte werden mit Ihren Ladungen multipliziert

\ \ Bestimmung Composite/ / Second-Order-Score

>

Durch Addition der gewichteten Faktonwerte wird der CompositeSecond-Order-Score ermittelt Dieser Wert bildet den Indikator der Innovationsfdhigkeitskonstruktes 2. Ordnung und kann in das Strukturmodell integriert werden

Internes Lernen J )

(" Lernen von KundenJ) j — \ z' Prozess^ o,7594""^^