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HERFRIED MUNKLER
BERLIN
DER
DREISSIGJÄHRIGE KRIEG EUROPÄISCHE KATASTROPHE, DEUTSCHES TRAUMA 1618-1648
Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg: Herfried Münkler verbindet große Geschichtsschreibung mit dem Blick auf unsere Gegenwart
Als am 23. Mai 1618 protestantische Adelige die Statthalter des römisch deutschen Kaisers Ferdinand II. aus den Fenstern der Prager Burg stürzten, konnte niemand ahnen, was damit seinen Anfang nahm: der längste Krieg auf deutschem Boden, zugleich der erste im vollen Sinne «europäische Krieg». Herfried Münkler erzählt vom Schwedenkönig Gustav Adolf und von großen Feldherren wie Wallenstein oder Tilly, von geschickter Bündnis politik, dramatischen Schlachten und einer nie da gewesenen Gewalt, die ganze Landschaften verheerte. Dabei behält er auch unsere Zeit im Blick: Besser als alle späteren Konflikte, so zeigt Münkler, lässt uns der Dreißigjährige Krieg die Kriege der Gegenwart verstehen.
«Eine monumentale Darstellung ... Münkler zeichnet den Dreißigjährigen Krieg mit einem Detailreichtum nach, den es in der deutschsprachigen Geschichtsschreibung seit mehr als hundert Jahren nicht mehr gegeben hat.» GUSTAV SEIBT, SÜ D DEU TSCH E ZEITUNG
Noch heute gilt «Dreißigjähriger Krieg» als Metapher für die Schrecken des Krieges schlechthin, dauerte es doch Jahrzehnte, bis die Verwüstungen überwunden waren, die der längste Krieg auf deutschem Boden angerichtet hatte. Dabei war, als am 23. Mai 1618 protestantische Adelige die Statthalter des römisch deutschen Kaisers Ferdinand II. aus den Fenstern der Prager Burg stürzten, kaum abzusehen, was folgen sollte: ein Flächenbrand, der erste im vollen Sinne «europäische Krieg».
Fesselnd erzählt Herfried Münkler vom Schweden könig Gustav Adolf und dem Feldherrn Wallenstein, von Kardinalen und Kurfürsten, von den Lands knechten und den durch Krieg und Krankheiten ein Viertel der Bevölkerung fand den Tod - verheer ten Landschaften Deutschlands. Auch die europäi sche Staatenordnung lag in Trümmern - und doch entstand auf diesen Trümmern eine wegweisende Friedensordnung, mit der eine neue Epoche ihren Ausgang nahm.
Herfried Münkler führt den Krieg in all seinen Aspekten vor Augen, behält dabei aber auch unsere Gegenwart im Blick: Der Dreißigjährige Krieg kann uns, wie er zeigt, besser als alle späteren Konflikte die Kriege der Gegenwart verstehen lassen. Eine packende Gesamtdarstellung, die historische Erzäh lung und politische Analyse vereint.
Herfried Münkler geboren 1951, ist Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa «Die neuen Kriege» (2002), «Imperien» (2005), «Die Deutschen und ihre Mythen» (2009), das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, sowie «Der Große Krieg» (2013) und «Die neuen Deutschen» (2016), die beide monatelang auf der «Spiegel»Bestsellerliste standen.
Umschlaggestaltung: Frank Ortmann Umschlagabbildung: Radierung (17. Jh.) von Jan Martszen d. J. /bpk Foto des Autors: © Caro/Zensen
HERFRIED M Ü N K LER
DER D REISSIG JÄ H RIG E KRIEG EU RO PÄISCH E KA TA STRO PH E, DEUTSCHES TRAUM A 1618-1648
Rowohlt • Berlin
4- Auflage Dezember 2017 Copyright © 2017 by Rowohlt • Berlin Verlag GmbH, Berlin Karten Peter Palm, Berlin Satz Arno Pro O T F (inDesign) bei Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin Druck und Bindung G G P Media GmbH, Pößneck, Germany ISB N 978 3 87134 813 6
Für Marina
INHALT
EIN LEIT U N G DEU TSCH E ERIN N ER U N G UND DEUTSCHES TRAUM A Historische Zäsuren und antiquarisches Interesse 15
Die Westfälische
Ordnung, der Aufstieg des Staates und die Verstaatlichung des Krieges 22 Hierarchie und Gleichgewicht 24
Die Vielfalt der Kriegstypen 29
sourcenverbrauch, Kriegsfinanzierung und Heeresversorgung 31
Res Der
Dreißigjährige Krieg und wir 36
1. K A P I T E L « IH R K E N N T N IC H T DIE FO LG EN E U R E S T U N S » : AN FÄ N G E UND V O RG ESCH IC H TEN Fenstersturz in Prag 41
Anlässe und Ursachen 52
Der Streit um das
Marburger Land zwischen den hessischen Landgrafen 61 wirklich
«unvermeidlich»? 67
gegen Donauwörth 75
Kalenderstreit
und
War der Krieg Reichsexekution
Die Gründung von Union und Liga 82
schaftsstreit um das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg 101
Der Erb
Einige Schlussfol
gerungen für die Darstellung des Krieges 119
2. K APITEL EIN A U FST A N D , D ER DAS R E IC H E R S C H Ü T T E R T : DER BÖ H M ISCH -PFÄ LZISCH E K R IE G Auf Bündnissuche 121
Kaiser Ferdinand und Herzog Maximilian 137
A uf dem böhmischen Kriegsschauplatz 14s
König für ein Jahr: Friedrich
von der Pfalz in Böhmen 158
Entscheidungsschlacht am Weißen Berg 166
Das kaiserliche Strafgericht über die böhmischen Rebellen 184 um die Pfalz 193 schweig zos
Der Krieg
Der Markgraf von Baden und Christian von Braun
Das Ende des Kriegs um die Pfalz Z23
Symbolkrieg, Propa
gandakrieg und die Übertragung der Kurwürde 130
3. K APITEL FO RT G A N G UND A U SW EIT U N G : DER N IED ERSÄ CH SISC H -D Ä N ISCH E K R IE G Ein neuer Kriegsschauplatz entsteht 141 marks Kriegseintritt 261
Auftritt Wallenstein 251
Wallensteins Heer 270
Der Kampf um die Dessauer Brücke 290
Eine
Däne
Kriegsetappe:
Der oberösterreichische Bau
ernaufstand und der Ungarnfeldzug Mansfelds und Wallensteins 302 Die Schlacht von Lutter am Barenberg 324 ges 333
Die Weiterführung des Krie
Das spanisch-kaiserliche Ostseeprojekt 342
Stralsund: Episode oder Wende des Krieges? 356
Das Ringen um
Der Lübecker Friedens
schluss und das kaiserliche Restitutionsedikt 363
4. K A P IT E L IT A LIEN ISC H -PO LN ISC H ES ZW ISC H EN SPIEL Ein europäischer Krieg auf deutschem Boden 381 folgekrieg 392
Der mantuanische Erb
Wallensteins polnischer Diversionskrieg und der Feldzug
in die Niederlande 406
5. K A P IT E L D IE Z E I T D E R G R O S S E N S C H L A C H T E N : DER SCH W ED ISCH E K R IE G Gustav Adolfs Landung aufUsedom 41s Kriegsgründe 422
Die Debatte über Gustav Adolfs
Das Streben nach Neutralität: Die Zögerlichkeit der
protestantischen Fürsten, sich den Schweden anzuschließen 428 lensteins Entlassung 43s
Konsolidierung der schwedischen Position in
Mecklenburg und Pommern 440 Konvent 461
Gustav Adolfs Heer 453
Die Vernichtung Magdeburgs 464
Der Leipziger
Entscheidungszwang
und Entscheidungsvermeidung: Johann Georg von Sachsen 486 feld, die blutigste Schlacht des Krieges 491 Deutschland 504
Breiten
Gustav Adolfs Siegeszug durch
Zwischenspiele der Diplomatie 526
Lech und Donau 533
Wal
Tillys Ende an
Die Verwüstung Bayerns, das Schwanken Sachsens
und der Wiederaufstieg Wallensteins 547
Stellungskrieg bei Nürnberg
und Entscheidungsschlacht bei Lützen: zwei Etappen im Duell zwischen Gustav Adolf und Wallenstein 562 Stillstand 596
Politische Bewegung, militärischer
Wallensteins Ermordung in Eger 617
6. K A P I T E L EIN K R IE G , D ER N IC H T EN D EN W ILL: VOM Z E R F A L L D ER M A C H T Das Eigenleben des Krieges und seine Bilder 635
Die Schlacht bei Nörd-
lingen und der Zusammenbruch der schwedischen Macht in Oberdeutsch land 645
Vom Prager Frieden zur Schlacht von Wittstock 660
Die große
Klage: Unglücksbewältigung in Literatur und bildender Kunst 679
Das
Eingreifen Frankreichs: Verhandlungen, Bündnisse und der Krieg am Oberrhein 711
Der Niedergang der spanischen Macht: finanziell und
militärisch, zu Wasser und zu Lande 737
7. K A P I T E L ZW ISCH EN K R IE G UND FR IED EN : DER LAN GE W EG NACH M Ü N ST ER UND OSNABRÜCK Die Präliminarfriedensvereinbarung 745
Die zweite Schlacht von Brei
tenfeld und der schwedisch-dänische Krieg 758
Die Lage an Nieder- und
Oberrhein und der Untergang des kaiserlichen Heeres bei Jankau 769 Der Beginn der Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück 783 Der Westfälische Frieden 789
SCHLUSS DER D R EISSIG JÄ H R IG E K RIEG ALS AN ALYSEFO LIE G EG EN W Ä R TIG ER UND Z U K Ü N FT IG E R K R IE G E Was heißt «Ende der Westfälischen Ordnung»? 817 gien als methodische Herausforderung 821
Historische Analo
Die Kriege im Vorderen Ori
ent und in Nordafrika als neuer Dreißigjähriger Krieg 825 gien 834
Anmerkungen 845 Literatur 925 Namenregister 958 Dank 972 Bildnachweis 975
Strukturanalo-
EINLEITUN G DEUTSCHE ERINNERUNG UND DEUTSCHES TRAUMA
ie Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg war das große Trauma der Deutschen, bis dieses Trauma durch die kollektive Erinnerung an die Gewalt und Zerstörung abgelöst wurde, die mit den beiden Welt kriegen einhergingen. Die Verwüstung der Städte, die Verheerung des Lan des und das massenhafte Sterben der Menschen in den Jahren von 1618 bis 1648 standen beispielhaft für die Schrecken des Krieges,1 doch diente der Dreißigjährige Krieg darüber hinaus als Erklärung dafür, warum die deut sche Geschichte, so die Annahme, seit dem 17. Jahrhundert ganz anders verlaufen sei als die der meisten europäischen Nationen: Während diese politisch handlungsfähige Staaten gebildet und ihre jeweiligen Interessen in gegenseitiger Konkurrenz zur Geltung gebracht hätten, sei Deutschland zum Tummelplatz für die Heere ebenjener Mächte geworden und habe erst mit großer Verspätung einen eigenen Nationalstaat bilden können. Dass die Deutschen unter den Europäern zur «verspäteten Nation» wurden, wie die von dem Soziologen Helmuth Plessner geprägte Formel lautet,2 hat dieser Erinnerung zufolge ihre Ursache im Dreißigjährigen Krieg, der seinerseits wiederum auf die konfessionelle Spaltung des Landes zurück zuführen sei. Gemäß dieser Beschreibung ist Deutschland einen «Sonderweg» gegangen: Während sich bei den mächtigen Akteuren der europäischen Politik, bei Frankreich und England, Spanien und Schweden, eine verbind liche Konfession durchsetzte, blieb Deutschland konfessionell gespalten,
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und im Westfälischen Frieden wurde dies festgeschrieben. Die Spaltung, so die geschichtspolitische Meistererzählung weiter, habe sich im 18. Jahr hundert zum machtpolitischen Gegensatz zwischen dem protestantischen Preußen und dem katholischen Österreich, zwischen der Herrscherfami lie der Hohenzollern und dem Hause Habsburg zugespitzt, der bald zwei Jahrhunderte lang einer deutschen Nationalstaatsgründung entgegenstand. Folgt man dieser Sichtweise, so ist der im Dreißigjährigen Krieg ausgetra gene Konflikt erst 1866 in der Schlacht bei Königgrätz (beziehungsweise Sadowa, wie man in Österreich sagt) zugunsten des protestantischen Nor dens entschieden worden - geographisch nicht zufällig in Böhmen, also dort, wo der Dreißigjährige Krieg seinen Anfang genommen hat. Der Krieg habe Deutschland gegenüber seinen Nachbarn um zwei Jahrhunderte zurückgeworfen, und deswegen müssten die Deutschen in Jahrzehnten nachholen, wozu andere Jahrhunderte Zeit gehabt hätten. Die TraumaErzählung wurde damit zum Beschleunigungsimperativ der Politik. Als Spätankömmling, so die politische Pointe der Erzählung, habe Deutschland sich seinen Platz unter den europäischen Großmächten nach träglich erobern müssen, und dabei sei es vor allem mit jenen Mächten in Konflikt geraten, die sich im Dreißigjährigen Krieg Einfluss auf die deut sche Politik verschafft und diesen Einfluss im Westfälischen Frieden auf Dauer gefestigt hätten. Die drei Einigungskriege, die Preußen zwischen 1864 und 1870 geführt hat, konnten demnach als Revision der Ergebnisse des Dreißigjährigen Krieges angesehen werden, und die den Deutschen angetane Gewalt wurde zur Rechtfertigung für die nunmehr von den Deut schen den anderen zugefügte Gewalt. Wer sich als Opfer begreift, hat off keine Probleme damit, andere zum Opfer zu machen. Noch bei Beginn des Ersten Weltkriegs gehörte es zu den gängigen Begründungen für das mili tärisch offensive Vorgehen der Deutschen, man dürfe nicht zulassen, dass dem neuen Reich dasselbe Schicksal widerfahre wie dem alten Reich im Dreißigjährigen Krieg. Das im kollektiven Gedächtnis der Nation veran kerte Trauma wurde zur Rechtfertigung eines aggressiven Auftretens und zum Imperativ, die Wiederholung eines solchen Krieges auf deutschem Territorium unter allen Umständen zu verhindern. Das Mittel, das die Geschichtserzählung nahelegte, war eine Außenpolitik, die vor einem Prä-
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ventivkrieg nicht zurückschreckte. Dies wiederum, so die Anschlusserzäh lung von einem zweiten Trauma, habe dazu beigetragen, dass es in Europa im 20. Jahrhundert zu einem weiteren «Dreißigjährigen Krieg» gekom men sei, wie die beiden zu einem Geschehen zusammengefügten Welt kriege bezeichnet worden sind3 - eine überaus bittere Pointe, wenn vom «Lernen aus der Geschichte» die Rede ist. Lange Zeit stand neben dem traumagespeisten Imperativ aggressiver Machtpolitik die ebenfalls durch den Rückbezug auf den Dreißigjährigen Krieg gestützte Überzeugung, einen derart langen und gesellschaftlich ver heerenden Krieg nicht noch einmal zulassen zu dürfen. Es war der greise Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, der legendäre Sieger von Königgrätz und Sedan, der am 14. Mai 1890 in einer Reichstagsrede vor einem neuen großen Krieg in Europa warnte, einem Krieg, der nicht «in einem oder in zwei Feldzügen» erledigt sein werde; «es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden, - und wehe dem, der Europa in Brand steckt, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!»4 Nahm man diese Warnung ernst, so lief sie darauf hinaus, die Entste hung von politischen Konstellationen zu verhindern, die denen vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges ähnelten. Das konnte zu einer klug angelegten Entspannungspolitik führen, ebenso aber zur Planung kurzer Kriege, die in schnellen Feldzügen entschieden werden sollten. In diesem Fall wirkte das Geschichtsnarrativ des Dreißigjährigen Krieges wie eine Aufforderung, Kriege nach der zügig gesuchten Entscheidungsschlacht umgehend wie der zu beenden. Das Problem der deutschen Politik vor 1914 war, dass sie zwischen beiden Optionen, der Kriegsverhinderung auf der einen und der schnellen Niederwerfung des Gegners auf der anderen Seite, hin und her schwankte. Die Trauma-Erzählung ließ keine eindeutige Entscheidung und Festlegung zu. Ms Helmuth von Moltke vor einem neuen Dreißigjährigen Krieg warnte, äußerte er sich nicht nur als professioneller Militär, sondern brachte auch die Vorstellungswelt des deutschen Bürgertums zum Aus druck, die durch die Schilderungen des Dreißigjährigen Kriegs in Gustav Freytags weitverbreitetem Werk Bilder aus der deutschen Vergangenheit - erschienen in mehreren Bänden zwischen 1859 und 1867 - geprägt war.
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«Wie der Kampf», so resümiert Freytag die Situation nach Ende des Krie ges, «waren auch die Zustände, welche nach dem Kriege eintraten, außer allem Vergleich mit anderen Niederlagen kultivierter Völker. Gewiß sind in einzelnen Zeiträumen der Völkerwanderung große Landschaften Euro pas noch mehr verödet worden, zuweilen hat im Mittelalter eine Pest die Bewohner großer Städte ebensosehr dezimiert; aber solches Unglück war entweder lokal oder wurde leicht durch den Überschuß von Menschen kraft geheilt, der aus der Umgegend auf dem geleerten Grund zusammen strömte, oder es fiel in eine Zeit, wo die Völker nicht fester auf dem Boden standen als lockere Sanddünen am Strand, welche leicht von einer Stelle zur andern geweht werden. »
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Freytag ging es darum, das Exzeptionelle dieses Krieges herauszustel len, seine Einmaligkeit und Unvergleichbarkeit vor allem im Hinblick auf das Unglück und Elend, das den Deutschen widerfahren sei: «Hier aber wird eine große Nation mit alter Kultur, mit vielen hundert festgemauerten Städten, vielen tausend Dorffluren, mit Acker- und Weideland, das durch mehr als dreißig Generationen desselben Stammes bebaut war, so verwüs tet, daß überall leere Räume entstehen, in denen die wilde Natur, die so lange im Dienste des Menschen gebändigt war, wieder die alten Feinde des Menschen aus dem Boden erzeugt, wucherndes Gestrüpp und wilde Tiere. Wenn ein solches Unglück plötzlich über eine Nation hereinbräche, es würde ohne Zweifel auch eine kleine Zahl der Überlebenden unfähig machen ein Volk zu bilden, ja schon das Entsetzen würde sie vernichten; hier aber hat das allmähliche Eintreten der Verringerung den Überleben den das Schreckliche zur Gewohnheit gemacht. Eine ganze Generation war aufgewachsen innerhalb der Zeit der Zerstörung. Die gesamte Jugend kannte keinen anderen Zustand als den der Gewalttat, der Flucht, der all mählichen Verkleinerung von Stadt und Dorf, des Wechsels der Konfes sion. »
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Gustav Freytags Zeilen können als Kurzfassung der deutschen
Trauma-Erzählung gelten. Das von ihm prominent entfaltete Opfernarrativ hatte eine ambivalente Wirkung: 7 Auf der einen Seite fügte es sich in einen Zustand der Trauer, des melancholischen Erinnerns und der politischen Zurückhaltung; auf der anderen Seite verschaffte es denen, die als Opfer der Geschichte und
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der geopolitischen Konstellationen vorgestellt wurden, ein gutes Gewissen, wenn es darum ging, die eigenen Ansprüche durchzusetzen: Man war ja Opfer und hatte in der Vergangenheit gelitten, weswegen Gegenwart und Zukunft dafür entschädigen mussten. Je eindringlicher das Opfernarrativ, desto größer der Anspruch auf Ausgleich. Das lässt sich an der Haltung des deutschen Bürgertums beobachten, dem die meisten Leser Gustav Frey tags entstammten und von dem er, ein politisch Liberaler, erwartete, dass es im neugeschaffenen Deutschen Reich eine führende Rolle spielen werde.8 Es war vor allem das Bildungsbürgertum, das die Opfererzählung des Drei ßigjährigen Krieges aufsaugte und daraus schlussfolgerte, man dürfe unter keinen Umständen noch einmal in diese Rolle hineingedrängt werden. Man verstand Machtpolitik darum nicht als ein Projekt, dessen Chancen und Risiken, Erträge und Kosten kühl kalkuliert werden mussten, sondern glaubte, ein Recht auf die Umkehrung der früheren Konstellationen zu haben. Sobald moralische Ansprüche ins Spiel kommen, erscheinen Risi kokalkulationen und Kosten-Nutzen-Erwägungen als kleinliches Denken gegenüber dem, was als historische Gerechtigkeit verstanden wird. Hierin lag die politische Wirkung der Opfererzählung und der traumatischen Fixierung auf den Dreißigjährigen Krieg in der kollektiven Erinnerung der Deutschen.
Historische Zäsuren und antiquarisches Interesse Aber ist die Darstellung der Kriegsfolgen bei Gustav Freytag überhaupt zutreffend? Oder hatte er maßlos übertrieben? Hatte sich das deutsche Bürgertum im 19. Jahrhundert womöglich in ein Trauma «hineinerzählen» lassen, für das es keine Grundlage gab? Diente der Dreißigjährige Krieg nur als Pauschalentschuldigung für alles, was in der deutschen Geschichte schiefgelaufen war, und als Generalerklärung für alle Unterschiede etwa zur Entwicklung Frankreichs, das man sich ebenso zum Vorbild nahm, wie man zu ihm auf eine ressentimentgeladene Distanz ging? Musste man den
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Deutschen vielleicht das Narrativ ihrer Selbsttraumatisierung nehmen, um ihnen die Chance zu eröffnen, einen normalen Platz in der europäischen Völkerfamilie zu finden? Zwei ihrer Herkunft nach deutsche Autoren haben in englischsprachi gen Arbeiten diesen Weg beschriften und die These verfochten, der Drei ßigjährige Krieg habe keineswegs so tief in die deutsche Geschichte ein gegriffen, wie dies von vielen Historikern behauptet worden sei. In seinem 1956 erschienenen Buch The Myth of the All-Destructive Fury of the Thirty Years War hat Robert Ergang die Zahl der Kriegstoten heruntergerechnet, indem er nur die in Schlachten und Gefechten zu Tode Gekommenen als solche gelten ließ und die Opfer von Hunger und Seuchen, beides unmit telbare Folgen des Krieges, kurzerhand herausnahm9 - ein Verfahren, das der sonst üblichen Berechnung von Menschenverlusten entgegenstand und das gerade in diesem Krieg, in dem die Verwüstung des Landes eine bewusst eingesetzte Strategie war, in die Irre führen musste.10 Der Dreißig jährige Krieg wird bei Ergang zur Sammelbezeichnung für einige Schlach ten, die sich von denen der Kriege davor und danach eigentlich nicht unter scheiden. Zu einer größeren Debatte führte dann das zehn Jahre darauf erschie nene Buch The Thirty Years War and the Conflict for European Hegemony von Sigfried H. Steinberg, in dem dieser die Folgen des Krieges für Wirt schaft und Gesellschaft in Deutschland als vernachlässigbar darstellte und die These vertrat, die Bevölkerung in den Kriegsjahren sei insgesamt sogar leicht gewachsen.11 «A n die Stelle der Fabel von der allgemeinen Verwüs tung und dem Massenelend», so Steinberg, «ist daher die weniger sensa tionelle Erkenntnis zu setzen, daß zwischen 1600 und 1650 in Deutschland eine Umschichtung der Bevölkerungen und des Besitzes stattfand, die eini gen Gegenden, Ortschaften und Personen zum Vorteil und anderen zum Schaden gereichte. [... ] Im Jahre 1648 war Deutschland weder besser noch schlechter daran als im Jahre 1609: es war lediglich anders, als es ein halbes Jahrhundert zuvor gewesen war.»12 Dass Hunderte Dörfer und Tausende Gehöfte verschwanden, wird von Steinberg dementsprechend eher auf das Wirken feudaler Großgrundbesitzer zurückgeführt denn als Folge des Dreißigjährigen Krieges begriffen.13
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Wissenschaftlich sind Steinbergs Thesen längst widerlegt; hier geht es um ihre geschichtspolitische Funktion, den Deutschen das Narrativ von den verheerenden Wirkungen des Dreißigjährigen Krieges als rechtferti gende Erklärung für den Verlauf ihrer Geschichte im 19. und 20. Jahrhun dert zu entwinden: Während Ergang und Steinberg in der englischspra chigen Historiographie eher geringe Spuren hinterlassen haben,14 fanden sie hierzulande über Hans-Ulrich Wehlers Deutsche Gesellschaftsgeschichte Eingang in die Forschung und das Bild der Kriegsfolgen. «Unstreitig», schreibt Wehler, «hat jedoch auch der Mythos des großen Brennens und Mordens die realhistorische Wirkung der Feldzüge und Epidemien über mäßig dramatisiert. Das muß zurechtgerückt werden.»15 Wehler verweist auf den wirtschaftlichen Abschwung, der sich seit dem Ende der 1630er Jahre überall in Europa bemerkbar gemacht habe, «so daß es sich bei der ökonomischen Stockung keineswegs um eine deutsche Besonderheit handelte».16 Die Folgen des Krieges als «ökonomische Stockung» zu bezeichnen, ist freilich mindestens ein Euphemismus, eine Beschönigung und Verharmlosung der Kriegsfolgen. Sofern diese Wertung nicht aus einer unkritischen Übernahme der Thesen Ergangs und Steinbergs resultiert,17 ist sie nur aus dem geschichtspolitischen Motiv heraus zu verstehen, dem deutschen Selbstverständigungsdiskurs den Verweis auf den Dreißigjähri gen Krieg als allgemeine Erklärung und Entschuldigung für den weiteren \ erlauf der Geschichte zu entreißen. Diese Revision einer geschichtspo litischen Betrachtung des Krieges läuft darauf hinaus, ihn als historische Zäsur in Frage zu stellen und eher als einen Verstärker der großen Krisen zu begreifen, von denen die gesellschaftliche Entwicklung Europas in der frühen Neuzeit geprägt worden ist. Wichtiger als der Krieg waren demnach die sozioökonomischen Krisen, mit denen man sich stattdessen beschäfti gen solle. Das ist in zugespitzter Form die Sicht der Gesellschaftsgeschichte, die in kritischer Absetzung von der herkömmlichen Politikgeschichte ent worfen wurde. Es hätte dieser Perspektivenkontroverse in der Geschichtswissenschaft indes nicht bedurft, um die Bedeutung des Dreißigjährigen Krieges für das Selbstverständnis der Deutschen zu relativieren: Die beiden Weltkriege haben den Dreißigjährigen Krieg geschichtspolitisch längst in den Hinter-
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grund gedrängt. Er ist wohl nicht aus der historischen Erinnerung der Deut schen verschwunden, dient aber nicht mehr als Erklärungsmuster: Wenn gegenwärtige Entwicklungen in Deutschland oder besondere Mentalitä ten der Deutschen erklärt werden sollen, dann findet sich so gut wie keine Bezugnahme mehr auf den Dreißigjährigen Krieg. Der zeitliche Abstand ist zu groß geworden, als dass sich noch plausible Kontinuitätslinien bis zur Gegenwart ziehen ließen. Das zeigt sich auch im historischen Wissen über einzelne Städte und Regionen: Die Erinnerung an Belagerungen und Durchzüge von «Kriegsvölkern» in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges sind zu einer Angelegenheit der Lokalhistoriker geworden, und das Wissen um verwüstete und aufgegebene Ortschaften ist nur noch in Gemarkungs namen präsent. Dass der Zweite Weltkrieg im historischen Gedächtnis der Deutschen inzwischen die Stelle des Dreißigjährigen Krieges einnimmt, dürfte auch damit zu tun haben, dass er, ebenso wie der Dreißigjährige Krieg, nicht auf das Kampfgeschehen im engeren Sinn beschränkt blieb; als Vernichtungskrieg in Osteuropa und dann auch als Bombenkrieg rich tete er sich vor allem gegen die Zivilbevölkerung und ließ einen völlig ver wüsteten Raum zurück. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs haben im Geschichtsbewusstsein der Deutschen, wie eingangs erwähnt, die Schre cken des Dreißigjährigen Krieges überlagert und verdrängt. Geschichtspolitisch hat der Zweite Weltkrieg jedoch eine ganz andere Funktion als der Dreißigjährige Krieg: Stand in dessen Zentrum die große Erzählung von den Deutschen als Opfer - Opfer ihrer konfessionellen Zer rissenheit, Opfer der geopolitischen Konstellationen, Opfer des Machtwil lens der Nachbarstaaten - , so steht bei der Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg seit den 1980er Jahren die deutsche Täterrolle im Mittelpunkt. Lief das Geschichtsnarrativ des Dreißigjährigen Krieges immer auch auf eine Anklage der anderen hinaus - in der katholischen Historiographie erschien der Schwedenkönig Gustav Adolf als Aggressor und Eroberer, während in der protestantischen Historiographie der imperialen Politik Spaniens und des Kaisers eine vergleichbare Rolle zukam - , so wurde die Beschäftigung mit dem Zweiten Weltkrieg zur Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld und Verantwortung, von der Erpressungs- und Anne xionspolitik Hitlers vor Kriegsbeginn bis zum millionenfachen Mord an
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den europäischen Juden. Aus dem Trauma der Opferrolle ist das Trauma der Schuld an furchtbaren Verbrechen geworden.18 Die Vorstellung von der großen Zäsur in der deutschen Geschichte hat sich verschoben: Nicht mehr 1618 bis 1648, sondern 1933 bis 1945 war der tiefe Zivilisationsbruch. Inzwischen freilich ist auch das tiefsitzende Bedürfnis zu beobachten, die erinnerungspolitisch komfortable Position des Opfers zurückzuerlan gen. Seit einiger Zeit bemüht man sich etwa, den Zweiten Weltkrieg umzu erzählen oder einzelne Etappen herauszugreifen: Die Konzentration auf den Bombenkrieg zwischen 1943 und 1945, als Deutschland verstärkt zum Ziel alliierter Bomberflotten wurde, ist ein solches Verfahren der Umerzäh lung.19 Damit ist die Grundkonstellation der Erzählung vom Dreißigjäh rigen Krieg wiederhergestellt - und schon begegnen wir auch wieder ver gleichbaren Folgen. Die Warn- und Verbotsschilder, die vordem zu Vorsicht und Zurückhaltung im politischen Reden und Handeln aufgefordert haben, sind umgestellt worden oder verschwunden, und es macht sich, wo die Umerzählung vorherrscht, eine Stimmung des Trotzes und der Revision breit. Dazu gehört die Obsession, von den «Anderen» bedroht zu sein, die schnell in Aggression Umschlägen kann: Man sei der Welt nichts schuldig und habe auf nichts und niemand Rücksicht zu nehmen. Das ist eine Men talität, wie sie durch das Trauma- und Opfernarrativ des Dreißigjährigen Krieges befördert wurde, und insofern ist nachzuvollziehen, warum einige Historiker dieses Narrativ destruieren wollten. Sie wollten korrigieren, was sie als Folge einer bestimmten Geschichtspolitik ausgemacht hatten. Die Kontroversen über die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für die deut sche Geschichte gehören inzwischen der Vergangenheit an. Das Opfer narrativ lässt sich nicht nur wegen der zeitlichen Distanz und der beiden Weltkriege nicht mehr reaktivieren; es ist auch das Unverständnis für die konfessionellen Konflikte hinzugekommen. Dass man ein Land verheert und verwüstet, Menschen massenhaft tötet oder deren Lebensgrundlagen auf Jahre hinaus zerstört, weil man unterschiedliche Gottesvorstellungen hat und einen anderen Umgang mit dem Sakralen pflegt, ist für uns nicht mehr nachvollziehbar. Die große Distanz zum Dreißigjährigen Krieg als politisch-kulturellem Identitätsmarker der Deutschen resultiert nicht
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zuletzt daraus, dass wir gegenüber religiösen Kontroversen gleichgültig geworden sind. Wo man Derartiges beobachtet, wie in den Kriegen, Bür gerkriegen und terroristischen Attacken der islamischen Welt, reagiert man mit Abscheu und Unverständnis - um anschließend mit Erstaunen zur Kenntnis zu nehmen, dass es solche Kriege auch in unserer eigenen Geschichte gegeben hat. Geographischer Abstand im einen und histori scher Abstand im anderen Fall sorgen jedoch dafür, dass diese Konflikte als etwas zutiefst Fremdes begriffen werden.20 Friedrich Nietzsche hat die überhandnehmende Vergangenheitsori entierung ohne Bezug zur Gegenwart und ohne Nutzen für das Begreifen ihrer Herausforderungen als «antiquarisch» bezeichnet. Ein antiquari sches Interesse an der Geschichte sei vorherrschend, «wenn die Historie dem vergangenen Leben so dient, daß sie das Weiterleben und gerade das höhere Leben untergräbt, wenn der historische Sinn das Leben nicht mehr konserviert, sondern mumisiert [...]. Die antiquarische Historie entartet selbst in dem Augenblicke, in dem das frische Leben der Gegenwart sie nicht mehr beseelt und begeistert. Jetzt dorrt die Pietät ab, die gelehrtenhaffe Gewöhnung besteht ohne sie fort und dreht sich egoistisch-selbstge fällig um ihren eigenen Mittelpunkt. Dann erblickt man [... ] das widrige Schauspiel einer blinden Sammelwut, eines rastlosen Zusammenscharrens alles einmal Dagewesenen. Der Mensch hüllt sich in Moderduft; es gelingt ihm, selbst eine bedeutendere Anlage, ein edleres Bedürfnis durch die antiquarische Manier zu unersättlicher Neugier, richtiger Alt- und Allbe gier herabzustimmen; oftmals sinkt er so tief, daß er zuletzt mit jeder Kost zufrieden ist und mit Lust selbst den Staub bibliographischer Quisquilien frisst.»21 Wer die in den letzten zwei, drei Jahrzehnten entstandene Literatur zum Dreißigjährigen Krieg durchstöbert, stößt immer wieder auf ein sol ches antiquarisches Interesse; die Ereignisse von 1618 bis 1648 sind von den Historikern im buchstäblichen Sinn historisiert worden. Der Krieg gehört, liest man die einschlägigen Arbeiten, einer Vergangenheit an, die definitiv vergangen ist - im Unterschied zu den Vergangenheiten, von denen formel haft gesagt wird, dass sie «nicht vergehen wollen». Kaum etwas ist so kenn zeichnend für die Abgeschlossenheit eines Geschichtsabschnitts wie die Art
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seiner Darstellung: Wenn die Aufsätze zu Einzelaspekten des Geschehens überhandnehmen und so gut wie keine großen Gesamtdarstellungen mehr verfasst werden, dann zeigt das, dass der fragliche Geschichtsabschnitt tatsächlich nur noch von antiquarischem Interesse ist, Gegenstand eines Gesprächs von Fachgelehrten, die sich gegenseitig darauf hinweisen, wel che speziellen Aspekte des Krieges und seiner Folgen trotz aller bisherigen Bemühungen noch genauer untersucht werden müssen, aber mit keinem Wort darauf eingehen, welchen Erkenntniswert die weitere Erforschung dieser Spezialaspekte für uns heute haben könnte. Das ist kein Einwand gegen den Wert solcher Forschungen; außer dem ist die Eigenlogik der Wissenschaft selbstreferenziell, und die Frage nach dem Ertrag oder - mit Nietzsche - «Nutzen» der Forschung wird an eine wissenschaftliche Disziplin zumeist von außen herangetragen. Wo die Wissenschaft, zumal die Geistes- und Sozialwissenschaffen, sich von vornherein unter den Imperativ gesellschaftlicher und politischer Nützlich keit stellen soll, wird sie schnell zur bestellten Expertise, deren Wert und Bedeutung an die Interessen des Bestellers gebunden sind, was dem Selbst verständnis von Wissenschaft zuwiderläuft. Im Schatten der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit lässt sich sehr viel ruhiger und gelassener forschen, als wenn jedes Ergebnis, und sei es noch so vorläufig und fragil, sogleich im Fokus des allgemeinen Interesses steht. Das alles ist wahr. Und doch ist es für die Beschäftigung mit einem historischen Thema wichtig, dass sie irgendwann auf ein Interesse stößt, das über die freundli che Aufmerksamkeit der Fachkollegen hinausgeht. Dafür muss es freilich Gründe geben, die in der Sache selbst liegen. Die hier vorgelegte Darstel lung des Dreißigjährigen Krieges geht davon aus, dass es seit geraumer Zeit solche Gründe gibt. Nietzsches Beschreibung des antiquarischen Interesses soll ihr als Warnschild dienen: Es gibt keine unmittelbaren Verbindungslinien zwi schen uns und der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, und dass dieser sich auf einem Territorium abgespielt hat, das im Wesentlichen mit dem heuti gen Deutschland identisch ist, berührt uns wenig - solange man nicht bei Grabungen auf Skelette von Getöteten einer großen Schlacht dieses Krie ges stößt, wie vor geraumer Zeit nahe Wittstock an der Dosse. Wenn so
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etwas geschieht, lässt sich mit Hilfe moderner Untersuchungsmethoden ein genaueres Bild von der Ernährung und den Krankheiten der Bestatte ten gewinnen.22 Das Urteil über den Krieg selbst revidieren solche Funde und ihre Auswertung indes nicht: Sie sind ein Fall fürs Museum, und wenn sie entsprechende Aufmerksamkeit erregen, vergrößern sie die Zahl der Besucher oder werden unter Umständen gar zum Publikumsmagneten, der sich touristisch bewirtschaften lässt. Unser geneigtes Interesse wird befrie digt, unser Wissen vermehrt, aber unser politisches Selbstbild ändert sich dadurch nicht. Ganz anders ist das, sobald wir uns mit den jüngsten Kriegen an der europäischen Peripherie beziehungsweise der Peripherie der globa len Wohlstandszonen beschäftigen und mit Erstaunen feststellen, dass es strukturelle Ähnlichkeiten zwischen ihnen und dem Dreißigjährigen Krieg gibt. Ist dieser Krieg, den wir eben noch als ein überwundenes Trauma der Deutschen betrachtet haben, womöglich so etwas wie eine Blaupause für die Kriege des 21.Jahrhunderts? Das ist das nichtantiquarische Interesse, das im Hintergrund dieser Darstellung steht.23
Die Westfalische Ordnung, der Aufstieg des Staates und die Verstaatlichung des Krieges Dass uns der Dreißigjährige Krieg inzwischen so fernliegt und fremd gewor den ist, hat auch mit dem Westfälischen Frieden zu tun, der ihn beendete, vor allem aber mit der in Münster und Osnabrück ausgehandelten Ordnung, die von der amerikanischen Politikwissenschaft als «Westfälisches System» oder «Westfälische Ordnung» bezeichnet worden ist.24 Wenngleich man diese Bezeichnungen des Friedensschlusses als Westfälische Ordnung wie derholt kritisiert hat,25bringen sie doch eine grundlegende Veränderung im Verhältnis der Mächte zum Ausdruck. Der Westfälische Frieden hat, auch wenn er mit dem Anspruch formuliert wurde, ein «immerwährender», ein «ewiger» Friede zu sein,26 die Praxis des Kriegführens zur Durchsetzung politischer Ziele keineswegs beendet, und eigenüich war das auch nicht beabsichtigt. Er hat vielmehr den Krieg reguliert, ihn als das Recht eines
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jeden Souveräns festgeschrieben (ius ad bellum) und dadurch die Krieg führung einer Reihe von auf Symmetrie ausgelegten Regeln (ius in bello) unterworfen. Die Äquivalenz der Souveräne trat an die Stelle der Hierar chie, an deren Spitze der Kaiser als Garant der Friedensordnung stand. Die Anwendung von Gewalt, um einen politischen Willen durchzusetzen, war aus seiner Sicht, zumindest innerhalb des Reichs, Rebellion und Aufstand gewesen. Solange das so war, blieb die Beachtung des Kriegsrechts pre kär. Es kommt nicht von ungefähr, dass nur wenige der am Dreißigjähri gen Krieg beteiligten Mächte sich offiziell den Krieg erklärt hatten. In der Westfälischen Ordnung dagegen war (und ist nach wie vor) der souveräne Staat verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Regeln des Krieges beachtet und befolgt werden, und das beginnt mit dem Akt der Kriegserklärung. Die Westfälische Ordnung war so angelegt, dass die Durchsetzung der Regeln im Interesse der Staaten lag und es dafür keiner übergeordneten Instanz bedurfte.27 Sie war und ist eine «Ordnung ohne Hüter». Dem Grundsatz nach wurde die Entscheidung über Krieg und Frieden in der Westfälischen Ordnung gemäß den Interessen der Staaten und nicht unter Bezug auf Wertbindungen oder religiöse Verpflichtungen getroffen.28 Das hat den Krieg nicht aus der Welt geschafft, ihn aber sehr viel stärker einem rationalen Kalkül unterstellt, was nicht bedeutet, dass sich ein solches Kal kül immer durchsetzen konnte oder Fehlkalkulationen vermieden worden wären. Kalkülrational geführte Kriege sind jedenfalls in der Regel schneller und leichter zu beenden als Kriege, in denen Identität und Werte, Ambitio nen und Verpflichtungen, Machtgier und religiöse Solidarität ineinander verschränkt sind wie im Dreißigjährigen Krieg. Wo es in erster Linie um Macht und Interessen geht, sind Kompromisse sehr viel leichter zu finden, und jeder Beteiligte verfügt über einen prinzipiellen Maßstab, an dem sich ablesen lässt, ob die Fortführung des Krieges den eigenen Interessen noch entspricht oder nicht mehr; dazu müssen nur die wahrscheinlichen Kosten mit dem möglichen Nutzen ins Verhältnis gesetzt werden. Hätte man das im Dreißigjährigen Krieg getan - er hätte keine dreißig Jahre gedauert. Die entscheidende Veränderung, die mit der Westfälischen Ordnung gegenüber der vorherigen Ordnung des Politischen eintrat, war die Sepa rierung der Kriegstypen und die Entflechtung der Konfliktebenen. Die
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lange Dauer des Krieges resultierte nämlich auch daraus, dass in ihm unter schiedliche Kriegstypen und unterschiedliche Konfliktebenen ineinander verschränkt und miteinander verflochten waren. Alle den westfälischen Verhandlungen vorangegangenen Versuche, den Krieg zu beenden, sind an dieser Komplexität gescheitert. Sie vermochten sie nicht aufzulösen. Der Westfälische Frieden schuf die Grundlagen dafür, dass die Komplexität eines Krieges in die Ordnung des Friedens überführt werden konnte. Unter dem Eindruck der beiden Weltkriege ist das in Vergessenheit geraten. Die jüngsten Kriege im Nahen Osten, in der Maghrebregion und in der Sahelzone erinnern uns wieder daran.
Hierarchie und Gleichgewicht Der amerikanische Politikwissenschaftler Kenneth Waltz hat die These vertreten, internationale Konstellationen seien entweder nach dem Prinzip der Hierarchie oder dem der Anarchie strukturiert.29 Das ist angesichts der Fülle möglicher Ordnungsbildungen zu schematisch. So lässt sich als Vari ante dessen, was Waltz als Anarchie bezeichnet, durchaus ein sich selbst regulierendes Gleichgewicht vorstellen, ebenso eines, das keinen hegemonialen, sondern einen bloß balancierenden Ordnungshüter hat - eine Rolle, die Großbritannien im 18. und 19. Jahrhundert häufig zugeschrieben wurde.30 Beides ist kaum angemessen als Anarchie zu beschreiben, ebenso wenig aber kann die Rolle des Hegemons in einem System sich prinzipiell als gleich anerkennender Staaten als Hierarchie bezeichnet werden. Eher kann man diese Konstellation als eine Zwischenform, als Hybridbildung von Hierarchie und Anarchie begreifen, wenn man denn auf das Opposi tionspaar als heuristisches Hilfsmittel nicht verzichten will.31 Für eine ana lytische Beschreibung des Dreißigjährigen Krieges ist das insofern relevant, weil dieser sich nicht zuletzt um die Frage des politischen Ordnungsideals gedreht hat: Sollte Europa künftig nach den Vorgaben einer Hierarchie geordnet sein oder nach denen eines Systems gleichberechtigter Akteure, deren Interessen durch einen Hegemon in gewisser Weise gelenkt wür-
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den?32 Dabei spielten von vornherein die konkreten Interessen der großen Mächte eine Rolle, schließlich war zu entscheiden, wer am Ende davon prodtieren würde, wenn eine hierarchische Ordnung durch eine des potenziel len Gleichgewichts abgelöst wurde. Insofern war dieser Krieg ein «Welt»Ordnungskrieg, der als Hegemonialkrieg geführt wurde. Der Kaiser im «Heiligen Römischen Reich deutscher Nation», wie die offizielle Bezeichnung lautete, war der erste Aspirant auf die Position an der Spitze der europäischen Hierarchie; um diese aber wirklich einnehmen zu können, mangelte es ihm seit dem 13. Jahrhundert an den erforderlichen Ressourcen. Das Reich war der Verfassung nach ein Wahlkaisertum, und sobald der Kaiser die Mittel des Reichs in Anspruch nehmen wollte, war er auf die Zustimmung der Reichsstände angewiesen, die ihm häufig versagt blieb oder nur unter stark einschränkenden Bedingungen bewilligt wurde. Möglicherweise wäre im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges Wallenstein der Mann gewesen, das zu ändern, doch gerade weil sie das befürchteten, zwangen die Kurfürsten den Kaiser im Jahre 1630 zur Entlassung seines Generalissimus. Im Unterschied zum Wiener Zweig des Hauses Habsburg verfügte dessen Madrider Linie über wirkliche Macht, und spätestens Philipp II. herrschte über ein Reich, in dem, wie sein Vater Karl V. es einmal formu liert haben soll, «die Sonne nie unterging». Die Grundlage der spanischen Macht waren die Silbervorkommen der Neuen Welt und eine - wesentlich aus diesem Silber finanzierte - Infanterie, die bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein als das militärisch Beste galt, was es in Europa gab.33 König Philipp III. sowie sein Sohn Philipp IV. und deren leitender Minister Olivares verfolgten vor und während des Krieges eine Politik, die im Bündnis mit der Wiener Linie der Casa d’Austria an einer imperialen Ordnung mit den Habsburgern an der Spitze ausgerichtet war.34 Hätten sie sich durchge setzt, so wäre dies wohl auf eine Erneuerung des hierarchischen Modells der politischen Ordnung in Europa hinausgelaufen. Aber die spanische Macht war nach demographischen und fiskalischen Krisen im Kernland verwundbar, und ihre legendäre Infanterie stieß im Unabhängigkeitskrieg der Niederlande an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.35 Die Niederländer hatten sich neue Formen militärischer Disziplin und taktischen Agierens
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angeeignet, die sich denen der Spanier nach einiger Zeit als ebenbürtig erwiesen.36 Im Kriegsverlauf wurde die Kluft zwischen dem imperialen Anspruch und der schwindenden Macht Spaniens immer deutlicher. Die politische Ordnung in Europa wechselte auch deshalb, weil es niemanden mehr gab, der die erforderlichen Ressourcen für die Rolle des Hierarchen hatte. Der Krieg war gewissermaßen ein sich hinziehender Test auf konti nuierliche Ressourcenverfügbarkeit. Ein weiterer Aspirant auf den Platz an der Spitze der europäischen Hierarchie war die Römische Kurie, deren Einfluss in großen Teilen Euro pas mit Ausbreitung der Reformation jedoch deutlich abgenommen hatte. Zwar war die Papstkirche mit dem Konzil von Trient und dem Beginn der Gegenreformation beziehungsweise der katholischen Reform 37 wieder in die Offensive gekommen; es stand aber außer Zweifel, dass der Protes tantismus nur in einem großen Krieg umfassend zurückgedrängt werden konnte. Unter diesen Umständen wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass der Papst eifrig den Kaiser und Spanien unterstützte, denn diese hat ten sich den Kampf für den katholischen Glauben auf die Fahnen geschrie ben. Seit Errichtung des Kirchenstaates war der Papst jedoch auch ein italienischer Regionalfürst, und als solcher stimmte seine Machträson mit den Imperativen der Universalkirche nicht überein. Die spanische Macht in Italien schränkte die Handlungsfähigkeit der dortigen Fürsten ein, wes halb Urban V III. ein starkes Interesse daran hatte, Spanien zu schwächen und ein Gleichgewicht mit Frankreich herzustellen. Es kam also nicht zu einem Dreibund zwischen Kurie, Kaiser und Spanien, stattdessen unter stützte Urban V III. die antihabsburgische Politik Kardinal Richelieus.38 Die konfessionellen Fronten des Dreißigjährigen Kriegs waren keineswegs so eindeutig, wie die Bezeichnung als Konfessionskrieg es nahelegt; immer wieder kam es zu Koalitionsbildungen über die Glaubensbekenntnisse hin weg. Schon das macht es schwer, den Konflikt wesentlich als Religionskrieg zu sehen.39 Er war das zweifellos, aber zugleich war er noch viel mehr. Die französische Politik war in ihrer Opposition zur imperialen Stel lung des Hauses Habsburg keineswegs von Anfang an darauf ausgerichtet, ein System gleichberechtigter Staaten mit Frankreich als Schiedsrichter zu schaffen. Der sogenannte Große Plan Heinrichs IV., den der Herzog
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von Sully ausgearbeitet hat, drehte sich ebenfalls um die Oberhoheit über Europa - in diesem Fall freilich die Frankreichs. In dem von Ludwig X III. und Ludwig XIV. zeitweilig verfolgten Projekt, sich zum Kaiser des Heili gen Römischen Reichs wählen zu lassen, ist ein Nachklang dessen zu finden. Während des Dreißigjährigen Krieges stellte Richelieu derart weitgesteckte Ziele in den Hintergrund und beschränkte sich darauf, eine habsburgische Universalmonarchie, wie die zeitgenössische Bezeichnung für ein gesamt europäisches Imperium lautete, zu verhindern.40 Das hatte auch damit zu tun, dass Frankreich im konfessionellen Bürgerkrieg eine relative Schwä chung erfuhr und der hugenottische Widerstand periodisch wieder auf lebte.41 Selbst der schwedische König Gustav II. Adolf scheint nach seinem Sieg bei Breitenfeld im Jahr 1631 mit der Vorstellung geliebäugelt zu haben, sich zum deutschen Kaiser wählen zu lassen, womit das Übergewicht der Katholiken im Reich durch das der Evangelischen abgelöst worden wäre. Inwieweit damit die schwedische Ostseehegemonie hätte flankiert wer den sollen oder ob sich die Herrschaft Gustav Adolfs von Schweden nach Deutschland, von Stockholm nach Frankfurt oder Nürnberg verlagert hätte, mag hier dahingestellt bleiben.42 Bedeutsam für die Beschreibung des Krieges als Hybrid zwischen Imperial- und Hegemonialkrieg ist, dass selbst der «Löwe aus dem Norden», der in seinen offiziellen Proklamati onen das schwedische Eingreifen mit der Verteidigung des evangelischen Glaubens begründete, sich den imperialen Suggestionen nicht entziehen konnte, nachdem er zu einem maßgeblichen Kriegsakteur geworden war.43 Sobald eine Großmacht militärisch die Oberhand bekam, stand sie vor der Frage, ob sie das in einer imperialen oder hegemonialen Ordnung politisch festschreiben wollte. Der ständige Wechsel des Kriegsglücks führte jedoch dazu, dass die imperialen Projekte schnell zurückgestutzt wurden. Das Ergebnis des Krie ges war die Aufteilung Europas in Hegemonialsphären, die zur Grundlage der europäischen Pentarchie wurden, der Ordnung der fünf großen Mächte. Sie bestand im 17. Jahrhundert aus Spanien, Frankreich, England, dem Kai serhaus in Wien und Schweden. Mit dem Übergang vom 17. zum 18. Jahr hundert schieden Spanien sowie Schweden aus und wurden schrittweise durch Preußen und Russland ersetzt. Die Aufteilung der Hegemonialzonen,
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von denen die normative Ordnung der souveränen Staaten machtpolitisch überlagert wurde, ist im Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs ausgefochten worden. Diese Zonen waren so etwas wie ein realpolitischer Kompro miss zwischen den imperialen Ambitionen der Großmächte und dem System souveräner Staaten, als das die Westfälische Ordnung in den Völ kerrechtstexten beschrieben wird. Die Bildung eines solchen souveränen Staates fand in Deutschland jedoch nicht statt; das Heilige Römische Reich deutscher Nation blieb als Überrest der imperialen Ordnung bestehen. Die geopolitische Mitte des europäischen Raumes, also Deutschland, wurde auch deshalb zum Kriegsschauplatz der alten imperialen Mächte und der neuen Hegemonialaspiranten, weil am Reichsgedanken die Legi timität der alten Ordnung hing.44 Nach dem Westfälischen Frieden geriet das Reich in die ökonomischen und politischen Einflusssphären der euro päischen Pentarchie, die Zugriff auf die Verhältnisse in seinem Innern hatte: Schweden, insofern es mit dem Friedensvertrag zum Reichsstand wurde; Frankreich, dem das zuvor habsburgische Eisass zufiel, indem es eine bis zum Rhein und mitunter darüber hinaus reichende Einflusszone in Süd westdeutschland errichtete; die Habsburger in Wien durch ihre Stellung als Kaiser des Reichs; schließlich England, das den Handel in der Nordsee schrittweise unter seine Kontrolle brachte und dadurch die norddeutsche Wirtschaft kontrollierte. Allein Spanien hatte durch die in Münster festge schriebene Trennung der Wiener von der Madrider Linie der Habsburger seinen Einfluss auf das Reich verloren, und nach einiger Zeit schied es ganz aus der europäischen Pentarchie aus und zog sich auf die außereuropäi schen Territorien zurück. Die der Westfälischen Ordnung zugrundeliegenden Normen gleich berechtigter souveräner Staaten entsprachen also ebenso wenig der machtpolitischen Realität Europas, wie das zuvor die hierarchische Ord nungsvorstellung des Mittelalters getan hatte. Insofern ist es ratsam, die Normstruktur des Völkerrechts nicht mit den realen Machtkonstellationen zu verwechseln. Dennoch wirkten die neuen Normen auf die tatsächlichen Machtverhältnisse ein und veränderten sie dahingehend, dass die Vorstel lung von einer christlichen Einheit mit hierarchischer Spitze zunehmend obsolet wurde. Die großen Kriege wurden nunmehr um die Reichweite der
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Hegemonialzonen geführt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein ging es in Europa nicht mehr um prinzipiell andere Ordnungsmodelle.
Die Vielfalt der Kriegstypen Mit der Charakterisierung des Krieges als Ständeaufstand, Staatenkrieg, Konfessionskrieg sowie Imperial- und Hegemonialkrieg ist die Fülle der zwischen 1618 und 1648 ineinander verschränkten Kriegstypen noch immer nicht erschöpft. Der Dreißigjährige Krieg enthielt obendrein Elemente emes genuinen Bürgerkriegs, insofern es in seinem Verlauf zu Bauernauf ständen kam, die vom Militär niedergeschlagen wurden.45 Es gab diese Bau ernaufstände in vielen Gebieten des Reichs, auch wenn sie nirgendwo die Ausdehnung und Intensität des oberösterreichischen Aufstandes annahmen. Andernorts mündeten sie in einen Kleinkrieg gegen einzelne Solda tentrupps, die von den Bauern überfallen und niedergemacht wurden. Das waren Racheakte für die Gewalt, die marodierende Söldner wie reguläre Einheiten den Bauern auf der Suche nach Geld und Gut angetan hatten.46 Dabei entstammten die meisten Söldner selbst der Bauernschaft und waren Soldaten geworden, um der Drangsalierung durch das Militär zu entgehen. Das berühmteste Beispiel für einen solchen Wechsel ist Grimmelshausens mit autobiographischen Zügen ausgestattete Romanfigur Simplicius Simplicissimus: Simplicissimus wird nach einem Überfall schwedischer Solda ten auf den elterlichen Bauernhof nach einiger Zeit selbst Soldat und ver übt Überfälle auf Bauern und Reisende, bis er sich schließlich wieder in einen Bauern zurückverwandelt.47 So entwickelte sich neben den anderen Kriegstypen ein «Krieg im Kriege», der durchaus Züge eines Bürgerkrie ges trug. Dieser «kleine Krieg» wurde im Verlauf der 1620er Jahre zum stän digen Begleiter des «großen Krieges». Es gehört zu den folgenreichen Leistungen der Westfälischen Ordnung, den «großen Krieg» reguliert und den «kleinen Krieg» auf die bewaffnete Macht des Gegners gerich tet zu haben.48 Für mehrere Jahrhunderte wurde der kleine Krieg zu einer
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auf die Logistik der gegnerischen Armeen zielenden Strategie. Erst im antinapoleonischen Partisanenkrieg der Spanier ist er als «Volkskrieg» in die europäische Kriegführung zurückgekehrt, und prompt stellten sich erneut die Grausamkeiten gegen die ländliche Bevölkerung ein, wie sie für den Dreißigjährigen Krieg typisch waren. Francisco de Goya hat in seinen an die Arbeiten Hans Ulrich Francks erinnernden Desastres de la Guerra diese Grausamkeiten festgehalten. Davor und auch wieder danach gelang es im Rahmen der Westfälischen Ordnung, die völkerrechtliche Trennung von Kombattanten und Nonkombattanten bis in die Kleinkriegführung durch zusetzen. Sieht man von Entwicklungen an der europäischen Peripherie ab, in Spanien, auf dem Balkan und im Kaukasus, so hatte sie bis ins 20. Jahr hundert Bestand.49 Um dieser Trennung zwischen Kombattanten und Nonkombattanten als Kernbestand regulierter Kriegführung Geltung zu verschaffen, bedurfte es nach dem Dreißigjährigen Krieg einer grundlegenden Veränderung des Militärwesens. Diese lässt sich unter der Überschrift «Verstaatlichung» zusammenfassen: An die Stelle der Söldnerverbände, die von Kriegsunter nehmern aufgestellt worden waren, traten nun Armeen, die «des Königs Rock» trugen, also aus staatlichen Magazinen uniformiert und bewaffnet und aus Staatsmitteln versorgt und besoldet wurden. Vorläufer und erste Ansätze lassen sich bereits während des Dreißigjährigen Krieges beobach ten;50 die Geschichte des Krieges ist ein ständiges Hin und Her zwischen Verstaatlichung und Entstaatlichung. In der Westfälischen Ordnung muss ten die Truppen im Kriegsfall nicht erst angeworben werden, sondern standen in den Garnisons- und Festungsstädten zum Einsatz bereit. Sie mussten lediglich, wie es zeitgenössisch hieß, vom «Friedens- auf den Kriegsfuß» versetzt werden, was bedeutet, dass die für landwirtschaftliche Arbeiten abgestellten Soldaten zu ihren Einheiten zurückbeordert wurden. Die Unterhaltskosten des stehenden Heeres waren im Frieden niedriger als im Krieg, doch war der Unterschied nicht mehr so groß wie zuvor, als Frie den hieß, dass sämtliche Truppen abgedankt wurden.51 Obendrein wurden jetzt systematisch und von langer Hand Magazine zur Versorgung des Mili tärs errichtet, und es wurde ein Staatsschatz gebildet, durch den die Kosten eines Krieges für einige Zeit gedeckt waren. So wurde zum Ausnahmefall,
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was im Dreißigjährigen Krieg noch die Regel war: dass die angeworbenen Verbände keinen regelmäßigen Sold erhielten und, da sie nicht anderweitig versorgt wurden, raubten und plünderten. Dass der Dreißigjährige Krieg zum Trauma der Deutschen wurde, lag mehr am «kleinen» als am «gro ßen Krieg». Die Vermischung der unterschiedlichen Kriegstypen war es, die es so ungemein schwierig gemacht hat, den Krieg zu beenden. Wäre es nur darum gegangen, mit Waffengewalt die Frage zu klären, ob ein bestimmter Landstreifen oder eine Region zu diesem oder jenem Herrscher gehörten, so hätte sich das in einer Entscheidungsschlacht der beiden Konkurrenten schnell klären lassen. Da aber im Dreißigjährigen Krieg die Probleme der unterschiedlichen Kriegstypen noch hinzukamen, war keine Schlacht aus reichend, um von den kriegführenden Parteien als Entscheidung anerkannt zu werden. Es waren zu viele Fragen, die gleichzeitig beantwortet werden mussten. Erst in der Westfälischen Ordnung wurde der Krieg als praktika ble Entscheidungsinstanz politischer Konflikte wiederhergestellt.
Ressourcenverbrauch, Kriegsfinanzierung und Heeresversorgung Jeder Krieg ist eine Form erhöhten und letztlich unproduktiven Ressour cenverbrauchs. Aber die Kriege unterscheiden sich durch das Maß, in dem ihr Ressourcenverbrauch den in Friedenszeiten übertrifff. Ebenso unterscheiden sie sich durch die Folgen, die sich bei ihrem Ende aus dem zeitweilig erhöhten Ressourcenverbrauch ergeben. Die oben diskutierten Thesen Ergangs, Steinbergs und Wehlers, denen zufolge die Verwüstungen und Menschenverluste im Dreißigjährigen Krieg lange Zeit überschätzt worden seien, beruhen auf der Annahme, dass für den erhöhten Ressour cenverbrauch im Krieg ausschließlich die Waffentechnik verantwortlich sei. Insbesondere Steinberg hat seine Thesen daher mit dem Verweis auf die sehr viel größere Zerstörungskraft der Waffen begründet, die in den Welt kriegen des 20. Jahrhunderts eingesetzt wurden.“ Dabei wird der Einfluss
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der Militärorganisation auf den Ressourcenverbrauch übersehen, und die ser Einfluss dürfte mindestens ebenso groß gewesen sein wie die der Waf fentechnik geschuldeten Effekte. Die Beschäftigung mit dem Niveau des Ressourcenverbrauchs im Krieg ermöglicht einen neuen Blick auf die traumatischen Folgen des Drei ßigjährigen Krieges in Deutschland. Die Westfälische Ordnung hat Krieg unter anderem dadurch wieder führbar gemacht, dass sie die ineinander verschränkten Kriegstypen voneinander getrennt und den Krieg einer an den Staatsinteressen ausgerichteten Kalkülrationalität unterworfen hat. Zugleich hat sie den Ressourcenverbrauch im Krieg so weit gesenkt, dass dieser wieder als ein Mittel der Politik, «ein wahres politisches Instru ment», wie es bei Clausewitz heißt, gelten konnte.53 Allgemein formuliert bedeutet das: Das Militär wurde so reorganisiert, dass der Ressourcenver brauch in Friedenszeiten erhöht und die Ressourcenvernichtung in Kriegs zeiten begrenzt wurde. Die Folge war, dass die Differenz zwischen Krieg und Frieden nicht mehr als so dramatisch erfahren wurde, wie das im Drei ßigjährigen Krieg der Fall war. Diese eher abstrakte Überlegung zum Verhältnis von Militärwesen und Kriegführung lässt sich an einigen Beobachtungen zur Heeresversorgung im Dreißigjährigen Krieg konkretisieren. Dabei sind vier Versorgungstypen zu unterscheiden. Da ist zunächst das System der Kontributionen, das Wallen stein während seines ersten Generalats von 1625 bis 1630 perfektionierte.54 Dieses System beruhte darauf, dass die Truppen über einen größeren Land strich verteilt und «einquartiert» wurden, was heißt, dass diese Gebiete nicht nur Unterkünfte und Lebensmittel für die Soldaten bereitstellen, son dern auch noch für ihre Besoldung aufkommen mussten. Zumeist erfolgten solche Einquartierungen in «Feindesland». Sie waren der Preis, den eine Bevölkerung zu zahlen hatte, wenn ihr Landesherr Krieg führte, aber sein Territorium nicht vor gegnerischen Truppen schützen konnte. Einquar tierung bedeutete, dass das Mehrprodukt des Landes, sein Überschuss an Gütern, von den Besatzungstruppen verzehrt wurde. Das traf zunächst den Landesherrn, denn eigentlich war er es ja, der sich dieses Mehrprodukt in Form von Abgaben aneignete, um seine Hofhaltung, seine Repräsentati onsprojekte, sein Heer und anderes mehr damit zu finanzieren. Einquar-
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tierungen verwehrten einem Landesherrn also den Zugriff auf das Mehr produkt seines Landes. Solange es dabei blieb, waren die Folgen begrenzt. Sobald aber die für die einquartierten Truppen aufzubringenden Leistun gen höher waren als das, was der Landesherr in Friedenszeiten abschöpfte, hatte die gesamte Bevölkerung schwer zu leiden. Das Besondere an der von Wallenstein praktizierten Methode der Einquartierung bestand darin, dass er sie nicht auf gegnerisches Gebiet beschränkte, sondern auch auf eigene Territorien ausdehnte, was im Ergebnis auf die Eintreibung einer Steuer zur Fmanzierung der Armee hinauslief. Wallenstein scheint eine sehr genaue Vorstellung davon gehabt zu haben, dass ein stehendes Heer einen effekti ven Steuerstaat zur Voraussetzung hattet5 Im Prinzip war dieses System eine Land und Leute belastende, aber relativ erträgliche Form der Kriegsfinanzierung. Da Nachhaltigkeit belohnt ■ wurde und die Soldaten selbst davon profitierten, wenn sie Menschen, Vieh und Gebäude schonend behandelten, kam es in der Regel nicht zu sinnlo sen Zerstörungen. Außerdem ließ sich die Disziplin des für längere Zeit ein quartierten Militärs leidlich aufrechterhalten. Das war anders beim zwei ten Versorgungstyp, der dadurch gekennzeichnet war, dass die Truppen in Bewegung waren und das Interesse der Soldaten am schonenden Umgang mit Land und Leuten schwand. Man hat das Heer auf dem Marsch als •wandernde Stadt» bezeichnet,56 weil eigentlich alles mitgeführt wurde, was zum täglichen Leben erforderlich war. Wenn aber die mitgeführten Vorräte zur Neige gingen und es für die Soldaten zu einer Frage des Über lebens wurde, wo und wie sie an Nahrungsmittel kamen, verwandelte sich das Heer in eine große Zerstörungsmaschine. Mochten die Ersten, die ein Dorf plünderten, noch allerhand Brauchbares zurücklassen, so fand doch iede Gruppe, die danach kam, immer weniger vor, und wenn auch mit Gewalt und Folter bei den Bauern nichts mehr zu holen war, nahm die Wut überhand. Die Bauern, ihre Frauen, Kinder und Knechte wurden erschla gen, ihre Höfe in Brand gesetzt. Dass die Soldaten damit sich selbst scha deten, wenn sie einige Wochen später erneut durch die verwüstete Gegend marschierten, spielte dabei keine Rolle. Was bei der Armee auf dem Marsch immer wieder vorkam, war bei Söldnerverbänden wie denen Ernst von Mansfelds die Regel; sie stehen
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für den dritten Versorgungstyp. Da diese Söldner ständig den Auftraggeber wechselten, gab es für sie keinen wirklichen Unterschied zwischen Feindes und Freundesland. Längere Einquartierungen kamen nicht vor, da sie nur für den Einsatz und nicht für die Präsenz in einem bestimmten Raum besol det wurden. Es gab für die Söldner also keinen Grund, die Bevölkerung zu schonen. Ihre Art der Kriegführung folgte den Grundsätzen der Verwüs tungsstrategie, selbst wenn dabei keine strategische Devise zugrunde lag.57 Während der ersten Phase des Krieges gehörten die Mansfeld’schen Reiter zu den am meisten gefürchteten Söldnern. Wo sie auftauchten, verbreite ten sie Angst und Schrecken. Sie hinterließen eine Spur der Verwüstung, und dies hatte nicht einmal den Zweck, dem Gegner einen politischen Wil len aufzuzwingen, sondern war schlichtweg das typische Verhalten dieser Söldner. Es gab aber auch Heerführer, von denen die Verwüstung eines Landes in strategischer Absicht eingesetzt wurde, beispielsweise Gustav Adolf, der das bis dahin vom Krieg noch kaum berührte Bayern systema tisch verwüsten ließ58 - sei es aus Rache für die vorherige Plünderung der protestantischen Gebiete, sei es, weil der Schwedenkönig damit Kurfürst Maximilian in die Knie zwingen wollte. War Maximilian erst einmal ausge schaltet, glaubte Gustav Adolf mit dem Kaiser leichtes Spiel zu haben - was sich als Fehlrechnung erweisen sollte. Die schlimmsten Folgen hatte aber die Bildung von Marodeurshaufen, die plündernd und sengend durchs Land zogen. Das war der vierte Versor gungstyp. Die Marodeure glichen mehr großen Räuberbanden als einem Truppenverband. Grimmelshausen berichtet in dem Kapitel «Von dem Orden der Merode-Brüder» seines Simplicissimus: «Wenn ein Reiter sein Pferd oder ein Musketier seine Gesundheit verliert oder wenn ihm seine Frau oder sein Kind krank wird und Zurückbleiben will, so hat man schon anderthalb Merode-Brüder - ein Völkchen, das sich am ehesten mit den Zigeunern vergleichen lässt, weil es nach eigenem Belieben vor oder hinter oder neben der Armee oder mittendrin herumstreicht, und das diesen auch in Sitten und Gebräuchen ähnelt.»59 Grimmelshausen wollte die Maro deure gegen die Soldaten absetzen, aber er wusste durchaus, dass auch sie ein Produkt des Krieges waren: «Denn sie gleichen den Drohnen in den Bienenkörben, die, wenn sie ihren Stachel verloren haben, nicht mehr arbei-
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ten und keinen Honig mehr machen, sondern nur noch fressen können.»60 Diese als «Marode-Brüder» oder «Schnapp-Hahnen» bezeichneten Ban den trugen die Verheerungen des Krieges in alle Gebiete Deutschlands und beschränkten sich im Unterschied zu den Streifscharen, die den Durchzug eines Heeres begleiteten, nicht auf einen spezifischen Kriegsschauplatz. Das hatte Folgen für den Grad der Verwüstungen, die der Krieg hin terließ: Wo die Schröpfung der Landbevölkerung auf das Gebiet begrenzt blieb, in dem für einen Sommer und Herbst «das Kriegstheater aufgeschla gen» worden war, bot sich die Möglichkeit zur Erholung der bäuerlichen Wirtschaft im darauffolgenden Jahr - wenn denn der Krieg nicht erneut in diesem Gebiet stattfand. Die Bauern hatten nämlich die Gewohnheit, ihr Vieh in die Wälder zu treiben und auch Frauen und Kinder dort zu verste cken, sobald sich die Nachricht von heranziehenden Soldatentrupps ver breitete. Das im Wald verborgene Vieh war nach Abzug der Soldaten die Grundlage für die Wiederaufnahme der bäuerlichen Wirtschaft. Mit den Marodeursbanden entwickelte sich der bereits erwähnte Kleinkrieg zwischen Soldateska und Landbevölkerung. Nachdem die großen Schlachten in der Mitte des Krieges keine Entscheidung gebracht hatten und das Kriegsgeschehen mehr und mehr zerfaserte, griff das Maro deurswesen um sich. Die intensive Kriegsgewalt, wie sie bei Belagerungen und Feldschlachten anzutreffen war, verschwand zwar nicht völlig aus dem Kriegsgeschehen, aber sie wurde durch eine diffuse Gewalt überlagert, die dem Krieg seine desaströse Wirkung verlieh. Wer nur die von der Waffentechnik abhängige Intensität der Kriegsgewalt im Auge hat, wie Ergang, Steinberg und Wehler, um auf dieser Grundlage die mittel- und langfristi gen Folgen des Krieges abzuschätzen, hat das für den Dreißigjährigen Krieg Typische übersehen: die lange Dauer der diffusen Gewalt. Viel stärker als die großen Schlachten, die keine Entscheidung im Ringen um Macht und Einfluss gebracht haben, hat sie den Krieg in das kollektive Gedächtnis der Deutschen eingeschrieben. Das ist im Übrigen einer der Aspekte, die den Dreißigjährigen Krieg im Europa des 17.Jahrhunderts mit einigen Kriegen unserer Gegenwart an der Peripherie Europas verbinden. Diese Kriege werden nicht nach den Vorgaben der von Clausewitz so bezeichneten «Niederwerfungs-
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Die Hinrichtung der siebenundzwanzig zum Tode verurteilten Anführer des böhmischen Aufstands vor dem Prager Rathaus erfolgte in einer feierlichen Zeremonie, durch die der Aufstand formell gesühnt und damit beendet wurde. Auf dem Rathausbalkon vorne links haben sich die neuen Herren mit dem kaiserlichen Statthalter Fürst Karl zu Liechtenstein an der Spitze versammelt. Die Verurteilten werden nach Rang und Stand exekutiert: Drei Bürgerliche werden gehängt, zwei auf dem Exekutionspodest, einer gesondert im rechten oberen Bildviertel, während die Adligen durch das Schwert hingerichtet werden. Die abgeschlagenen Köpfe der wichtigsten Personen wurden anschließend am Brückenturm aufgehängt (rechts oben), um möglichen Nachahmern als Abschreckung zu dienen.
Schwert gerichtet zu werden; Bürger mussten mit dem Strick vorliebneh men. Dr. Jan Jessenius, Mediziner und Rektor der Prager Universität, wurde zuvor noch die Zunge herausgeschnitten. Die Exekutionen zogen sich über vier Stunden hin, ständig von Trommelwirbel begleitet, der verhindern sollte, dass die Verurteilten sich an die Menge wenden konnten, die sich auf dem Altstädter Ring versammelt hatte. Der Scharfrichter Jan Mydlär ver-
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rrauchte vier Schwerter, da ein Richtschwert nach sechsmaligem Gebrauch i_s stumpf galt. Er verdiente an diesem Tag 634 Taler, eine stattliche Summe. Gemäß der Logik der Zeit machte er seine Sache gut, es kam zu keinen Pan nen. Die Köpfe von zwölf Verurteilten, dazu zwei abgehackte Hände und i:e Zunge des Dr. Jessenius wurden am Turm der Altstädter Moldaubrü cke aufgehängt und blieben dort zehn Jahre lang, bis sie bei einem Vorstoß sächsischer Truppen nach Prag entfernt wurden. Der böhmische Aufstand endete am Vormittag des 21. Juni 1621 vor dem Rathaus der Prager Altstadt. Aber der Krieg ging weiter. Mehr noch: Er begann jetzt erst richtig.
Der Krieg um die Pfalz Ferdinand habe in Wien seinen Sieg gefeiert, aber die wahren Sieger dieser ersten Phase des Krieges seien der spanische König Philipp III. und der
3 ayernherzog Maximilian gewesen - so das Urteil der britischen Historike rin Cicely Veronica Wedgwood.141 Legt man das Frühjahr 1621 zugrunde, so hatten spanische Truppen die Rheinpfalz besetzt, womit die Spanier zwar die logistischen Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Krieges gegen die niederländischen Generalstaaten zweifellos verbessert, zugleich aber eine weitere Front eröffnet hatten, an der Soldaten und Ressourcen gebunden waren. Ob das von Vorteil sein würde, musste sich erst noch zeigen. Immerhin, die nördlichen Niederlande hatten, entgegen den der Union gegebenen Zusagen, keinen Diversionskrieg gegen die südlichen Niederlande eröffnet, um die spanischen Truppen dort zu binden. Es war durchaus möglich, dass der über zwölfJahre geltende und nun auslaufende Waffenstillstand verlängert werden würde. Spanien wollte dem aber nur unter Bedingungen zustimmen, die für das Weltreich günstiger waren als die bisherigen,142 und ob die Holländer dann noch zur Verlängerung des Waffenstillstands bereit wären, blieb abzuwarten. Genaugenommen hatte Spanien noch gar nichts gewonnen, sondern nur seine Ausgangspositionen verbessert. Das galt nicht weniger für den Bayernherzog Maximilian: Er war zwar der glänzende Sieger des Böhmenkriegs, und Kaiser Ferdinand
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stand tief in seiner Schuld, aber weder hatte Bayern zu diesem Zeitpunkt den erhofften Gebietszuwachs erfahren, noch war die in einem geheimen Zusatz zum Münchner Vertrag in Aussicht gestellte Übertragung der pfäl zischen Kur auf Maximilian erfolgt. 143 Maximilian hatte Oberösterreich als Pfand in der Hand, mehr nicht. Den eigentlichen Sieger der Ereignisse nennt Wedgwood nicht: Es war Johann Georg von Sachsen, der nicht nur die Kontrolle über die Ober- und Niederlausitz erlangt, sondern sich auch als der wahre und weitsichtige Füh rer der deutschen Protestanten positioniert hatte. Sein Rivale Friedrich V. hatte sein Renommee verspielt; selbst in Brandenburg wollte (und konnte) man ihm keinen Schutz gewähren, eine Rückkehr in die Pfalz war infolge der Kriegslage und der am 29. Januar 1621 erfolgten Ächtung des Pfalzgrafen unmöglich, und die Union, deren Direktor der Pfälzer war, stand kurz vor der Auflösung. Der einzige Ort, wo er einen einigermaßen sicheren Exilauf enthalt fand, war Den Haag in den Niederlanden.144Aus Sicht der Luthera ner in Dresden, Darmstadt und weiten Teilen Norddeutschlands war jetzt die Gelegenheit, Frieden zu schließen und die Verhältnisse im Reich so zu ordnen, dass dieser Friede von Dauer war. Aber ein solcher Friedensschluss war für den reichskonservativen Pro testantismus nicht einfach zu erreichen. Cicely Veronica Wedgwood, die das Problem in den 1930er Jahren sorgfältig durchdacht hat, nennt vier Vor aussetzungen für einen Friedensschluss nach dem Ende des böhmischen Krieges:145 Kurfürst Friedrich musste unter Verzicht auf die böhmische Krone den Kaiser um Vergebung bitten, und dieser musste die erbetene Amnestie gewähren; sodann musste Spanien sich aus der Pfalz zurückzie hen und die dort errungenen Vorteile wieder aufgeben, damit Friedrich in die Kurpfalz zurückkehren konnte; weiterhin musste der in der Oberpfalz mit der Neuaufstellung eines Heeres beschäftigte Mansfeld seine Soldaten abdanken; und schließlich musste Ferdinand seine Schulden bezahlen, und zwar vollständig, damit die im geheimen Zusatz zum Münchner Vertrag vorgesehene Übertragung der Kurwürde nicht vollzogen werden musste. Tatsächlich wurde keine dieser Voraussetzungen erfüllt. Die letztgenannte war sachlich unerfüllbar, und zwei weitere hätten die Akteure gezwun gen, gegen ihre objektiven Interessen zu handeln. Nur auf die böhmische
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Offiziell wurde der Friedensvertrag von Osnabrück zwischen dem Kaiser und der Königin von Schweden geschlossen. Für Schweden haben auf der rechten Seite die Gesandten Johan Oxenstierna und Johan Adler Salvius unterschrieben, als Bevollmächtigte des Kaisers Johann Maximilian Graf von Lamberg und Johannes Crane, darunter die Vertreter der Kurfürsten. Kurköln und Kurtrier fehlen, was rechtlich jedoch ohne Bedeutung blieb.
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einige Zeit dauerte, bis der «freudensreiche Postillion», der die Nachricht überbrachte, überall im Reich vorbeigekommen war und die teilweise noch in vollem Gang befindlichen Kampfhandlungen, wie etwa die Belagerung Prags durch die Schweden, beendet hatte.94 Der Dreißigjährige Krieg war nicht nur ein Amalgam verschiedener Kriegstypen, vom Bürgerkrieg bis zum Staatenkrieg, vom Religionskrieg bis zum Hegemonialkrieg, sondern auch ein Sammel- und Anlagerungskrieg für viele andere Kriege in Europa, die sich auf je unterschiedliche Weise mit dem Krieg in Deutschland verbunden hatten. Die erste Herausforderung für die in Münster und Osnabrück versammelten Gesandtschaften bestand also darin, diese unterschiedlichen Kriegstypen und diversen Kriegsebe nen voneinander zu trennen und so zu ordnen, dass sie verhandelbar wur den. Hier zeigte sich die Ambivalenz des Universalfriedenskongresses, wie er von Frankreich und Schweden durchgesetzt worden war, im Vergleich zu den Separatfriedensverträgen, die der Kaiser lange Zeit bevorzugt hatte: Der Kongress sorgte dafür, dass der Kaiser nicht durch die Vorauswahl der zu behandelnden Fragen zum faktischen Herrn des Geschehens wurde und sämtliche Streitpunkte und Forderungen der Kriegsparteien auf den Verhandlungstisch kommen konnten. Es gab jedoch eine solche Fülle von Problemen unterschiedlichster Art, dass diese weder gleichzeitig noch gleichgewichtig verhandelt werden konnten, weswegen auch in Münster und Osnabrück eine Vorsortierung stattfinden musste, die vor allem von der kaiserlichen, der französischen und der schwedischen Delegation vor genommen wurde. Die beherrschende Figur dabei wie auch bei der Bearbeitung der ein zelnen Komplexe war der kaiserliche Hauptbeauftragte Trauttmansdorff. Der Verlauf des Kongresses wird deshalb in vielen Darstellungen in drei Phasen untergliedert: die Phase vor dem Eintreffen Trauttmansdorffs, die Phase seiner Verhandlungsführung vom November 1645 bis zum Juli 1647 und die Phase nach Trauttmansdorffs Abreise am 16. Juli 1647, durch die der Kongress zunächst in eine tiefe Krise geriet und zeitweilig am Rande des Scheiterns stand.95 Trauttmansdorffs Abreise belegt indes nicht nur das hohe Risiko des Scheiterns, das den Kongress von Anfang bis Ende beglei tete, sondern auch den klugen Blick des kaiserlichen Delegationsleiters, der
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Als Maximilian Graf von Trauttmansdorff-Weinsberg am 25. November 1645 in Münster eintraf, war er 61 Jahre alt; seit Rriegsbeginn hatte er in diplomatischen Missionen und im unmittelbaren Umfeld zweier Kaiser politische Erfahrungen sammeln können. Er war ein Spezialist der Kompromissfindung und wurde zum eigentlichen Konstrukteur des Westfälischen Friedens.
offenbar begriffen hatte, dass das, was er selbst zum Erfolg der Verhandlun gen hatte beitragen können, geleistet war und seine weitere Anwesenheit in Münster mehr eine Belastung als eine Hilfe darstellen würde. Wenn er gleichwohl enttäuscht abreiste, dann vor allem deswegen, weil es ihm nicht vergönnt war, den Verhandlungsmarathon zum erfolgreichen Abschluss zu bringen. Es bedurfte dazu der Bildung einer aus den Reichsständen bestehen den «Friedenspartei» beziehungsweise «Dritten Partei»,96 und letztlich konnten erst erneute Kriegshandlungen den Frieden herbeiführen.97 Der Durchbruch zum Frieden wäre allein mit den Mitteln der Kongressdiplo matie nicht möglich gewesen; den Ausschlag gaben zuletzt unter ande rem die Niederlage bayerisch-kaiserlicher Verbände in der Schlacht von Zusmarshausen am 17. Mai 1648,98 der schwedische Vorstoß auf Prag99 und schließlich die Erkenntnis, dass selbst für die auf den Kriegsschauplätzen erfolgreichen Mächte Frankreich und Schweden die Weiterführung des Krieges so hohe Belastungen bedeutete, dass es auch für sie angezeigt war, in die auf dem Tisch liegenden Kompromisse einzuwilligen. Der doppelte
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Anstoß eines forcierten Friedenswillens und einer erneuten Verschärfung des Kriegsleidens musste die letzten Hindernisse auf dem Weg zum Frie den beseitigen. Dazu war selbst ein Verhandlungsgenie wie Graf Trauttmansdorff nicht in der Lage. A uf den unterschiedlichen Ebenen der Parteien und ihrer Verwicklung in den Krieg wurden die Verhandlungen auch in unterschiedlicher Form geführt.100 Frankreich etwa bediente sich bei den Verhandlungen mit dem Kaiser und mit Spanien zweier Mediatoren: des päpstlichen Nuntius Chigi und des venezianischen Botschafters Contarini. Die beiden übermittel ten, wie das im Hamburger Präliminarfrieden vorgesehen war, zwischen den Parteien Vorschläge und Stellungnahmen, beschränkten sich aber nicht auf bloße Botentätigkeit, sondern kommentierten die überbrachten Vorschläge auch und gaben Hinweise, wo sich Kompromisse finden lie ßen und wo nicht. Es handelte sich also um Dreiecksverhandlungen, die überwiegend schriftlich geführt wurden. Der mündliche Austausch blieb, wenn es ihn denn überhaupt gab, auf die Mediatoren beschränkt. Dagegen verhandelten die Schweden unmittelbar mit der kaiserlichen Seite und den Reichsständen. Das hatte seinen Grund zum einen darin, dass der dafür vorgesehene dänische Vermittler nach dem Krieg von 1644/45 nicht mehr zur Verfügung stand; zum anderen war man auf schwedischer Seite offen bar nicht an einem Vermittler interessiert. Auch die spanisch-niederlän dischen Verhandlungen wurden ohne Vermittler geführt. Mitunter trafen sich die Verhandlungsleiter persönlich, doch im Unterschied zur heutigen Zeit war das eher selten der Fall. Man arbeitete in Münster und Osnabrück also flexibel und zwang die Delegationen nicht in ein festes Korsett, son dern ließ ihnen alle Freiheit, eine Art der Verhandlungsführung zu wählen. Das war schon darum sinnvoll, weil ja keineswegs jeder mit jedem verhan delte, sondern jeweils nur diejenigen, die gegeneinander Krieg geführt hat ten. Schweden und Spanien etwa verhandelten nicht miteinander, ebenso wenig die Generalstaaten mit dem Kaiser, wohingegen Frankreich und Schweden, die Verbündeten, die ihre Verhandlungen an unterschiedlichen Orten führten, sich immer wieder abstimmten, um zu verhindern, dass sie von der kaiserlichen Delegation gegeneinander ausgespielt wurden. Die beschriebene Verhandlungsstruktur betraf indes nur die Gesprä-
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che der Großmächte untereinander, also, um es etwas schematisch auszu drücken, die Beendigung des Hegemonial- und des Staatenkrieges. Die Gespräche zur Beilegung des Religionskonfliktes im Reich und zur Klärung der mit ihm verbundenen Verfassungsfragen wurden auf eine ganz andere Weise verhandelt. Da die protestantischen Reichsstände sich aus nahelie genden Gründen Schweden als ihren Patron und Fürsprecher ausgesucht hatten, wurde dieser Teil der Gespräche von Osnabrück aus geführt. Im Prinzip wurden alle das Reich betreffenden Fragen nach Vorgabe der Reichstagsverhandlungen in drei Kurien geführt: An der Spitze stand das Kollegium der sieben Kurfürsten, dann folgte die Kurie der etwa 70 geist lichen und weltlichen Fürsten und sodann die Kurie der über 60 Freien Reichsstädte. Der Kurfürstenrat verhandelte zumeist in Münster, der Städ terat dagegen in Osnabrück, und aus praktischen Gründen richtete sich der Fürstenrat an beiden Orten ein. In diesen Kurien zu verhandeln, was in reichsrechtlichen Fragen durchaus sinnvoll war, führte bei religionsrecht lichen Problemen jedoch nicht weiter, und so konferierten die konfessio nellen Gruppierungen, wie sie sich vor der Selbstparalyse des Reichstags herausgebildet hatten, über die Kurien hinweg: das Corpus Evangelicorum mit dem Standort Osnabrück und das Corpus Catholicorum mit dem Haupttagungsort Münster. Beide waren zwar in der Reichsverfassung nicht als Körperschaften vorgesehen, aber ihre formelle Festigung im Verlauf der Verhandlungen wurde zur Lösung einer zentralen Herausforderung des Friedens: der itio in partes, die vorgab, dass keines der beiden konfessionel len Corpora überstimmt werden konnte. Faktisch lief das auf ein Vetorecht der Minderheit hinaus.101 Aus der Verhandlungsführung heraus entstanden institutioneile Strukturen, die als Querverstrebung zwischen den bestehen den Reichstagsinstitutionen dienten und diesen die politische Stabilität verliehen, die ihnen vor Kriegsbeginn gefehlt hatte. Fasst man den Westfälischen Frieden im Hinblick auf seine Struktur ins Auge, so lassen sich vor allem zwei Dimensionen voneinander unterschei den, die im Verhandlungsverlauf zwar immer wieder zusammenspielten, aber getrennten Lösungen zugeführt wurden: der deutsche Verfassungs und der europäische Friedenskongress. Als dritte Dimension lässt sich dem
Im Herbst 1648 suchte der schwedische Feldmarschallleutnant Hans Christian von Königsmarck, ein gebürtiger Brandenburger, dem Fortgang der Ereignisse durch die Eroberung Prags neuen Schwung zu geben. Es gelang indes nur die Eroberung der Prager Kleinseite, da die Stadt von ihren Bürgern entschlossen verteidigt wurde. Die am 5. Oktober begonnene Belagerung endete erst am 2. November - so lange hatte der am 25. Oktober in Münster abgefertigte Bote mit der Nachricht vom Friedensschluss für den Weg nach Prag gebraucht.
der Religionsparteienkongress hinzufügen102 oder aber die Novellierung der Reichsverfassung einschließlich religionsrechtlicher Fragen und die territo rialen Veränderungen des Reichs.103 Was die Reichsverfassung anging, war das zentrale Problem, wie man mit der Herausforderung des Reichs durch den seit dem 16. Jahrhundert in Frankreich aufgekommenen Souveränitäts begriff umgehen sollte. Dabei ging es nicht nur um die Frage, bei wem die Souveränität liegen sollte, beim Kaiser oder bei den Kurfürsten, die nicht zu beantworten war, ohne den Charakter des Reichs und seine politische Verfasstheit in Frage zu stellen, sondern vor allem auch um das Bündnis recht (iusfoederis) der Reichsstände:104Durften diese sich aus eigener Befug nis mit Mächten verbünden, die nicht dem Reich zugehörten, um damit womöglich die eigene Durchsetzungskraft bei der Klärung reichsinterner Angelegenheiten zu erhöhen? Oder durfte nur der Kaiser solche Bündnisse
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eingehen? Diese Frage hatte in den Anfängen des Krieges, etwa in den weit ausgreifenden Bündnisprojekten, wie sie von den Heidelberger Reformier ten entworfen wurden,105 aber auch im Kriegsverlauf, etwa in den Bündnis sen Hessen-Kassels und Kurbrandenburgs mit Schweden und Frankreich, eine entscheidende Rolle gespielt. Zudem ging es um das ius armorum, das Recht einzelner Territorialfürsten, Truppen aufzustellen, die unter dem eigenen Kommando standen und kein Teil der Reichsarmee waren. Wie man die Bündnisrechtsfrage beantwortete, hatte unmittelbar machtpolitische Konsequenzen, da man entweder den Kaiser stärkte oder aber den Reichsständen politischen Spielraum verschaffte. Sie hatte aber auch eine staatsrechtliche Dimension, und diese betraf den Charakter des Reichs: Handelte es sich um einen von außen her undurchdringlichen Ver band oder um einen politischen Körper, der für die angrenzenden Mächte durchlässig war? Damit kam eine dritte Dimension der Bündnisrechtsfrage ins Spiel, wobei es um die Verfasstheit des europäischen Staatensystems ging, das, zunächst von Italien ausgehend und dann von Frankreich forciert, einen wachsenden Anpassungsdruck auf die noch vorstaatlich verfassten Gebiete Europas ausübte. Zugespitzt hieß das: Würde sich in der geopolitischen Mitte der lateinischen Christenheit ein starker und durchsetzungs fähiger Staat befinden, oder hätte man es mit einem eher offenen Raum zu tun, auf den man einwirken konnte, ohne mit einer gleichgelagerten Gegenreaktion rechnen zu müssen? Das europäische Staatensystem nach 1648 erhielt letztlich eine weiche Mitte, und das lag nicht zuletzt daran, dass den Reichsständen in Münster und Osnabrück das Bündnisrecht zugestan den wurde. In der jüngeren Literatur ist verstärkt darauf hingewiesen worden, dass das im Westfälischen Frieden festgeschriebene Bündnisrecht keine grund legende Veränderung gegenüber der Tradition darstellt, da dieses Recht den Fürsten des Reichs seit jeher zugestanden worden sei. Nicht einmal im Prager Frieden von 1635, so Konrad Repgen, sei es grundsätzlich aufgeho ben worden.106 Dabei wird jedoch übersehen, dass der ausschlaggebende Bezugspunkt hier nicht die historische Tradition, sondern die Entstehung der Staatenkonkurrenz seit dem 15./16. Jahrhundert ist. Vor allem in Frank reich war unter dem Eindruck des Hundertjährigen Krieges und danach
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des konfessionellen Bürgerkriegs in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die mächtigen Familien des Landes mit auswärtigen Interventen pak tierten, die Monopolisierung des Bündnisrechts beim König durchgesetzt worden. Diese Entwicklung erlangte Vorbildcharakter für viele andere Monarchien in Europa, und so veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Beibehaltung der Tradition im Reich. Zwar blieben die Verhältnisse gleich, doch die Situation war nunmehr eine andere: Nach den Erfahrun gen des Krieges hatten die protestantischen Reichsstände allein aus kon fessionspolitischen Gründen ein starkes Interesse an der Garantie ihres Bündnisrechts, und auch die katholischen Reichsstände waren nach dem Druck, unter den sie in der Zeit Wallensteins geraten waren, an der Bewah rung der «teutschen libertet» interessiert, wie die Sammelbezeichnung für die Selbständigkeit der Reichsstände lautete. Dass sie dabei von Schweden und Frankreich unterstützt wurden, lag aus deren machtpolitischem Kalkül nahe. Vermutlich konnte es bei der inneren Befriedung des Reichs nach einem um religions- wie verfassungspolitische Fragen geführten Krieg gar keine andere Entscheidung geben, als den Reichsständen das Bündnis recht zuzugestehen. Aber das ändert nichts daran, dass die Folgen dieser Entscheidung nicht nur das Innere des Reichs, sondern auch die Macht verhältnisse in Europa betrafen. Durch das Bündnisrecht der Reichsstände wurde im Westfälischen Frieden festgeschrieben, dass der Kaiser eher der Verlierer als der Gewinner des Krieges war. Am schwierigsten hatten sich in Münster und Osnabrück die Ver handlungen über das Religionsrecht gestaltet, wenngleich es den Augs burger Religionsfrieden von 1555 gab, an den man nur - um einige Bestim mungen erweitert - anknüpfen musste. Aber diese Erweiterungen waren umstritten, und in mancher Hinsicht hatte man den Krieg auch um die verbindliche Interpretation des Augsburger Religionsfriedens geführt. In den Artikeln V und V II des Osnabrücker Friedens sind die Ergänzungen festgehalten. Die wichtigste davon bestand darin, dass es in religionspoli tischen Fragen keine Mehrheitsentscheidung gab (itio in partes), so dass keine Konfession befürchten musste, überstimmt und in die Position des Unterlegenen gedrängt zu werden. Das war, was typisch ist für ein so kom plexes Vertragswerk wie den Westfälischen Frieden, eine Festlegung, die
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im Grunde das Bündnisrecht relativierte. Dass die itio in partes tatsächlich zur konfessionspolitischen Befriedung des Reichs führen würde, war am 24. Oktober 1648 noch nicht abzusehen. Eher handelte es sich um ein Ver sprechen auf die Zukunft. Im Übrigen gehört in diesen Zusammenhang die süffisante Bemerkung Konrad Repgens, die Suspendierung der Mehr heitsentscheidung in religionsrechtlichen Fragen sei ihrerseits mit einer reichsständischen Mehrheitsentscheidung durchgesetzt worden.107 Diese Mehrheitsentscheidung stand unter Vorbehalt, weil der päpstliche Nuntius Fabio Chigi insbesondere wegen der religionsrechtlichen Regelungen das gesamte Friedenswerk abgelehnt hatte. Diese Ablehnung wurde 1650 noch einmal durch ein päpstliches Breve bekräftigt.108 Das war ein hinreichender Grund für die evangelischen Reichsstände, auf einem uneingeschränkten Bündnisrecht zu bestehen: Sie fürchteten einen Einfluss des Papstes auf den Kaiser und wollten dazu ein Gegengewicht schaffen. Die zweite religionsrechtliche Neuerung des Westfälischen Friedens gegenüber dem Religionsfrieden von Augsburg war die völlige Gleichstel lung der drei Konfessionen, nämlich der Katholiken, der Lutheraner und der Reformierten. Letztere waren durch die Augsburger Bestimmungen nicht geschützt worden, und das war einer der Gründe für die aggressive Politik, die sie in den beiden Jahrzehnten vor dem Krieg betrieben hat ten. Durch ihre religionsrechtliche Anerkennung sollten die Reformierten politisch befriedet werden - und das gelang. Verfassungspolitisch wurden die drei Konfessionen indes als zwei Blöcke in die Ordnung des Reichs integriert, nämlich als Corpus Catholicorum und als Corpus Evangelicorum, womit Lutheraner und Reformierte gezwungen waren, sich miteinander zu verständigen.109 Hinzu kam die dritte große Neuerung durch die Stichtags regelung des Normaljahres (1. Januar 1624), das für die Besitzverhältnisse des Kirchenguts eingeführt wurde.110 Die Regelung wäre nicht Bestandteil des Westfälischen Friedens gewesen, wenn es nicht auch Ausnahmen gege ben hätte: Die kaiserlichen Erblande waren davon ausgenommen. Ein großer Fortschritt gegenüber dem Augsburger Religionsfrieden bestand darin, dass die Regel des cuius regio, eius religio dadurch relati viert wurde, dass ein Konfessionswechsel des Landesherrn nicht mehr die Zwangsbekehrung der Landeskinder nach sich zog.111 Das ius reformandi,
Die Wiederherstellung der Bikonfessionalität fiel nach dem Friedens schluss nicht immer leicht. Die freie Religionsausübung war durch die Bestimmungen des Osnabrücker Vertrags garantiert, doch die Rücküber tragung der enteigneten Kirchen ließ auf sich warten. Also wurde in Augsburg im Innenhof des ehemaligen Kollegiums von St. Anna unter freiem Himmel ein Gottesdienst gefeiert.
das landesherrliche Recht, nach seinen Vorstellungen die Konfession des Landes festzulegen, wurde auf die Zulassung und Privilegierung anderer Bekenntnisse neben der Landeskonfession begrenzt, und aus dem ius emigrandi, dem Recht, bei einem Konfessionswechsel des Landesherrn der Zwangskonvertierung durch Auswanderung zu entgehen, wurde das Recht, zu bleiben und zumindest im eigenen Haus sein Bekenntnis zu praktizie ren. Diese neue Freiheit, von der wiederum die habsburgischen Erblande ausgenommen blieben, war dreistufig organisiert und erreichte nicht die völlige Gleichstellung. Es handelte sich um ein von der Toleranz des Lan desherrn abhängiges Freiheitsrecht: An erster Stelle stand das exercitium publicum religionis, die öffentliche Ausübung des Bekenntnisses, «das heißt mit Kirchen, Türmen, Glocken, Prozessionen, staatlich autorisierte [n] Pfarrherrn», somit in Form des offiziellen Staatsbekenntnisses; dann
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folgte, eine Stufe darunter, das exercitium privatum religionis, also «nur mit Bethaus, Dachreiter, privaten Predigern (mit und ohne Habit)», das heißt «ohne öffentliche Staatsrangposition»; schließlich die devotio domestica, die Hausandacht, zu der sich die Anhänger einer Konfession in der Wohn stube versammelten. Die Gewissensfreiheit, libertas conscientiae, war auf diese Weise gesichert, und das machte Deutschland zum Vorreiter einer - freilich auf die christlichen Bekenntnisse beschränkten - Religionsfreiheit in Europa. Die religionsrechtlichen Regelungen waren im Übrigen ein Sieg der Staatsräson über jene Unnachgiebigen innerhalb des Corpus Catholicorum, die mit Wertbindungen und Wahrheitsansprüchen argumentierten. Gegen deren Einspruch hatte Trauttmansdorff diese Fragen seit Februar 1647 mit den Schweden verhandelt, die sich ihrerseits mit dem Corpus Evangelicorum abstimmten.112 Durch die am 13. Juni 1647 erfolgte Veröffentlichung der Regelungen, des sogenannten Trauttmansdorffianums, entstand eine Situa tion, in der dieser Kompromiss nicht mehr so leicht anfechtbar war. Über haupt diente das Wechselspiel von Geheimhaltung und Veröffentlichung bei den Verhandlungen in Münster und Osnabrück als ein wichtiges Instru ment, um Kompromisslinien auszuloten und Übereinkünfte, zu denen man gelangt war, noch vor Vertragsunterzeichnung und -ratifizierung so festzu zurren, dass man kaum noch dahinter zurückkonnte, wenn man nicht als Friedensverhinderer und Kriegstreiber dastehen wollte. Genauso erging es den kompromissunwilligen Katholiken, die gegenüber den kompromissbe reiten Katholiken in der Mehrheit waren, nunmehr jedoch in der undank baren Rolle der Protestierer feststeckten. Sie setzten am 7. Oktober zwar einen Beschluss des Corpus Catholicorum durch, in dem alle seit dem Som mer gemachten Konzessionen an die evangelische Seite widerrufen und als einseitige Zugeständnisse der Kaiserlichen dargestellt wurden, aber sie liefen damit nur einer Entwicklung hinterher, die sie nicht mehr rückgängig machen konnten. Im Zusammenwirken mit den katholischen Reichsstän den von Kurmainz und Kurköln, Kurbayern sowie Bamberg und Würzburg ging der Kaiser im November 1647 über den Einspruch hinweg und ließ die letzte Verhandlungsrunde mit den Schweden auf der Grundlage des Trautt mansdorffianums führen.
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In religionsrechtlicher Hinsicht war der Westfälische Frieden somit eher ein Erfolg der Evangelischen und eine Niederlage der Katholi schen. Dass Ferdinand III. in diese Regelungen einwilligte, zeigt einen Unterschied zu seinem Vater und Vorgänger im Amt des Kaisers, der dazu schwerlich bereit gewesen wäre. Neben der ungünstigen Kriegslage - inzwischen hatte sich sogar Kurfürst Maximilian zeitweilig vom Kaiser losgesagt - 113 war es die Aussicht auf Vorteile bei anderen Kompromissen, die Ferdinand III. dazu veranlassten.114 Der Westfälische Frieden kam auch deswegen zustande, weil in Wien die politischen Präferenzen neu geordnet wurden, wobei die Grundsätze der Gegenreformation ins zweite und dritte Glied rückten. Das nimmt sich im Rückblick glatter und unproblematischer aus, als es tatsächlich war. Tatsächlich standen die westfälischen Friedens verhandlungen mehrfach am Rande des Scheiterns; verhindert hat dieses Scheitern, dass sich im Lauf der Zeit eine Gruppe von Kompromiss willigen herausbildete, die sich in harten Auseinandersetzungen gegen die Unnach giebigen durchsetzte. Die religionsrechtlichen Fragen waren zusammen mit den Rechten und Befugnissen der Reichsstände jedoch nur die eine Klippe der Verhand lungen. Die Kompromisse, die man hier fand, beendeten den Dreißigjäh rigen Krieg als Religions- und Verfassungskrieg. Die andere große Klippe war die Neuverteilung von Besitz und Macht, von den territorialen Ansprü chen Schwedens und Frankreichs bis zur Regelung der pfälzischen Frage, die bislang allen Übereinkünften im Weg gestanden hatte. Es ging darum, den Krieg auch als Staaten- und Hegemonialkrieg zu beenden, was auf die Umverteilung von Einflussgebieten und Grenzverschiebungen hinauslief. Letzteres darf man sich nicht als eine Neuordnung nationaler Grenzen vorstellen, wie sie bei den Pariser Friedensverhandlungen von 1919 vorge nommen wurde; eher verteilte man Steuereinnahmen, Loyalitätserwartun gen und die Unterhaltung von Garnisonen in einem bestimmten Gebiet um. Alle diese Fragen wurden unter den Rechtstiteln «Restitution» und «Satisfaktion» behandelt.115 Die Restitution, also die Wiedereinsetzung der Entmachteten und Ver triebenen in ihren früheren Besitz und die mit ihm verbundenen Rechte, hing an der vorangegangenen Amnestie. Die Straffreiheit war ein zentraler
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Bestandteil des vormodernen Friedensschlusses: Was geschehen war, sollte vergeben und vergessen sein. Der Frieden durfte nicht mit der Hypothek des Erinnerns belastet werden. War die Amnestie in einem kaiserlichen Akt gewährt, so stand der Restitution im Sinne einer Wiederherstellung der Vorkriegsverhältnisse nichts mehr im Wege. Im Verlauf der Friedensver handlungen traten jedoch zwei Probleme auf: zum einen Ansprüche, die auf dem Weg der Restitution nicht rückgängig gemacht werden konnten, ohne dass eine Folge neuer Ansprüche entstand, für die es keinen «Recompens», keine Entschädigung mehr gab, weil nichts mehr da war, was sich umverteilen ließ; zum anderen der Umstand, dass der Krieg viel zu lange gedauert hatte, als dass sich das Geschehene mit einer Unterschrift ver gessen machen ließ. Man konnte zwar Territorien und Rechte restituieren, aber das Land, das zurückgegeben wurde, war nicht mehr dasselbe wie vor dem Krieg: Es war zerstört und entvölkert. Insofern lag Amnestie und Restitution als Elementen der Friedensstiftung die Einsicht aller Beteilig ten zugrunde, dass es sich dabei um rechtliche Fiktionen handelte, die mit den realen Verhältnissen wenig zu tun hatten. Der Weg zum Frieden wurde beschritten, indem man die Fiktion für die Wirklichkeit nahm beziehungs weise die Realität in einer Rechtsfiktion aufgehen ließ. Möglich war das 1648 beziehungsweise in der Zeit danach, weil in den Bestimmungen des Friedensschlusses die Bevölkerung, die das Elend und die Not des Krie ges hatte ertragen müssen, keine politisch relevante Größe darstellte. Sie kam als Anwalt der «wirklichen Wirklichkeit» gegen die «fiktive Wirklich keit» der Rechtsfiktionen nicht an oder war von dem langen Krieg so sehr erschöpft, dass sie alles hinnahm, wenn er nur bald endete. Das sollte sich im Zeitalter des Nationalismus nach der Französischen Revolution ändern, als die Bevölkerung an politischem Gewicht gewann. Komplementär zur Frage der Restitution war die der Satisfaktion, der «Genugtuung», zu klären. Hier ging es um das, was in späteren Zeiten «Kriegsentschädigung» genannt worden ist. In den westfälischen Frie densverhandlungen erhoben vor allem Schweden und Frankreich Satis faktionsansprüche: Sie hätten, so das Argument, um den ursprünglichen Rechtszustand aufrechtzuerhalten - Schweden bezog sich vorwiegend auf die konfessionellen Konstellationen, Frankreich stärker auf die Verfassung
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Kosten und Lasten auf sich genommen, für die sie nunmehr
entschädigt werden müssten. Dahei dachten sie nicht an Geldzahlungen, sondern an Territorien, die an sie abgetreten werden sollten. Man kann Konrad Repgen darum schwerlich widersprechen, wenn er schreibt: «Daß die Sieger sich im Jahre 1648 dafür [für ihre Annexionsforderungen] einer Vokabel bedienten, die eigentlich etwas rechtlich geschuldetes bezeichnete, war politische Semantik. Sie verschleierte, daß es sich um nur politisch legi timierbare Forderungen handelte, um Annexionen. Die Satisfaktionsver handlungen waren kaum verschleierte Machtpolitik.»116 Hinzuzufügen ist freilich, dass die Semantik des Rechts einen Effekt hatte, der wesentlich zum Erfolg des Westfälischen Friedens beitrug, da damit jener Begriff vermieden wurde, der gleich am Anfang des RepgenZitats auffaucht: der des Siegers, dem dann der des Verlierers korrespon diert. Selbstverständlich war den in Westfalen Verhandelnden klar, dass es Sieger und Verlierer gab und dass man bei der Wiederherstellung des Frie dens nicht an den Ergebnissen des Krieges vorbeikam. Indem man jedoch darauf verzichtete, das explizit zum Ausdruck zu bringen, erleichterte man gerade jenen, die am stärksten auf die Einlösung ihrer ursprünglichen Kriegsziele verzichten mussten, den Vertrag zu akzeptieren. Das gilt nicht nur für den Akt der Unterzeichnung und die anschließende Ratifikation, sondern auch für die Jahre undjahrzehnte danach, als sich die Betreffenden wieder so weit erholt hatten, dass sie an eine Revision des Ausgehandelten hätten denken können. Die große Leistung der Friedensverträge von Müns ter und Osnabrück war, dass keiner von denen, die dort in weitreichende Kompromisse eingewilligt hatten, die Westfälische Ordnung grundsätz lich in Frage stellte. Bis zu den Kriegen der Französischen Revolution und Napoleons fanden alle Kriege, die in Europa geführt wurden, innerhalb der in Westfalen geschaffenen Ordnung statt, und die napoleonischen Kriege wiederum wurden damit beendet, dass auf dem Wiener Kongress die West fälische Ordnung wiederhergestellt wurde.117 Wie sahen nun die konkreten Bestimmungen zu Restitution und Satisfak tion aus, die in Münster und Osnabrück festgelegt wurden? Der Amnestie und Restitution betreffende Artikel IV des Osnabrücker Vertrags umfasst
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fünfundvierzig Paragraphen mit Sonderregelungen, in denen die Prinzipien des Vertrags mit den im Kriegsverlauf entstandenen konkreten Verhältnis sen in Übereinstimmung gebracht wurden. Diese Paragraphen betrafen vor allem die Fürstenhäuser der Pfalz, Badens und Württembergs und müssen hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden. Wichtig ist allein die Regelung der pfälzischen Frage, denn die war in den von Frankreich und Schweden vorgelegten Propositionen zu einer Bedingung für den Abschluss des Frie dens gemacht worden - von Schweden sehr deutlich, von Frankreich mit Rücksicht auf Bayern zurückhaltender. Der Kompromiss, der schließlich ausgehandelt wurde - im August 1647 wurde ein Vorvertrag zwischen dem Kaiser, Schweden und Frankreich unterzeichnet, dessen Bestimmungen dann in die Friedensverträge Eingang fanden - , lief auf einen Erfolg der bayerischen Verhandlungsstrategie hinaus, die auf eine gewisse Rückende ckung durch Frankreich setzen konnte.118 Bayern blieb im erblichen Besitz der pfälzischen Kurwürde; für Karl Ludwig, den Sohn des «Winterkönigs», wurde eine neue, achte Kur geschaffen, mit der er belehnt werden sollte, sobald er den Friedensvertrag angenommen und dem Kaiser in einem Eid seinen Gehorsam versichert hatte. Weiterhin verblieb Bayern im erblichen Besitz der Oberpfalz, womit das religionsrechtliche Normaljahr 1624 miss achtet wurde. Karl Ludwig wiederum erhielt mit Heidelberg als Zentrum die rechts wie links des Rheins etwas verkleinerte Unterpfalz, wobei er einige religionsrechtliche Auflagen zu beachten hatte.119 Die immer wieder mit Frankreich geführten Verhandlungen hatten sich für Bayern also gelohnt. Die Satisfaktion Schwedens bestand in der Übertragung Vorpommerns mit Stettin und der Insel Rügen an die schwedische Krone, dazu kamen der Hafen von Wismar als Flottenstation und schließlich die Bistümer Bremen und Verden, die vom Kaiser zuvor zu weltlichen Herzogtümern erklärt worden waren. Damit kontrollierten die Schweden die Flussmündungen von Oder, Elbe und Weser, und folglich flössen die dort erhobenen Zölle in ihre Kasse.120 Schweden, das auf diesem Weg Reichsstand wurde, kann also als einer der großen Sieger des Krieges angesehen werden; es hatte seine Kriegsziele weitgehend erreicht. Dass es seine Position nicht auf Dauer halten konnte und noch im 17. Jahrhundert wieder zurückgedrängt wurde, steht auf einem anderen Blatt. Die schwedische Macht war bei Kriegsende
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überdehnt, da der Militärapparat, mit dem die Erfolge im Reich errungen worden waren, zu einem erheblichen Teil mit französischen Subsidien finanziert worden war und zu mehr als zwei Dritteln aus in Deutschland geworbenen Söldnern bestanden hatte. Mit dem Wegfall der Subsidien schrumpfte der Militärapparat und damit auch die auf ihm beruhende Machtstellung Schwedens. Ende der 1640er Jahre aber gelang es der schwe dischen Delegation in Münster, die starke Position auf den Kriegsschau plätzen unmittelbar in politische Macht umzuformen. Dabei vergaß man nicht, dass politische Macht auch auf wirtschaftlicher Potenz beruht, und sicherte sich Zolleinnahmen. Da Kurbrandenburg der Leidtragende der Satisfaktion Schwedens mit Vorpommern war, musste für das Gebiet, das ihm sonst gemäß Erbschafts vertrag zugefallen wäre, ein angemessener «Recompens» gefunden wer den. Immerhin hielten sich die Ansprüche in Grenzen, da Hinterpommern, also das Land rechts der Odermündung, an Brandenburg fiel, nachdem die Schweden kein größeres Interesse daran gezeigt hatten. Ursprünglich hatte auch Schlesien zu den schwedischen Satisfaktionsforderungen gehört, doch wurde bei den Verhandlungen schnell klar, dass es eine Maximal forderung war, die als Verhandlungsmasse eingesetzt wurde.121 So erhielt Brandenburg als Recompens die Hochstifte Halberstadt und Minden, dazu die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg, die nach dem Tod des bishe rigen Administrators einzulösen war. Die schwedisch-brandenburgische Regelung war nur durch umfas sende Säkularisationen beziehungsweise die verfassungsrechtliche Aner kennung von De-facto-Säkularisationen in Norddeutschland möglich, was das Gegenteil der gegenreformatorischen Zielsetzungen aus der Entste hungsphase des Krieges war. Misst man die Schweden und Brandenburg betreffenden Regelungen am kaiserlichen Restitutionsedikt von 1627, so gehörte die katholische Seite zu den Verlierern des Krieges, und das macht nachvollziehbar, warum die Unnachgiebigen unter den Katholiken den Westfälischen Frieden mehr oder weniger deutlich ablehnten. Das wie derum hatte zur Folge, dass eine Reihe von evangelischen Reichsständen bei der Vertragsunterzeichnung dem Frieden misstrauten und vorerst an den im Krieg entstandenen Bündnissen festhielten. Als sich der Frieden
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dann jedoch als stabil erwies, lösten sich diese Kriegsbündnisse schnell auf, und es entwickelten sich gänzlich andere Konstellationen. Auch Frankreich machte in seiner Proposition vom n.Juni 1645 Satis faktionsforderungen geltend und verlangte für seine «Mühen, Verluste und Ausgaben» den habsburgischen Besitz im Ober- und Untereisass sowie im Sunt- und Breisgau, dazu die Kontrolle über die Festungen Breisach und Philippsburg. Zunächst wollte man daraus ein Reichslehen bilden, mit dem Frankreich wie Schweden Reichsstand geworden wäre. Als im Verlauf der Verhandlungen jedoch klar wurde, wie gering die habsburgischen Besit zungen im Eisass letzten Endes waren, änderten die Franzosen ihre Ver handlungsstrategie und verlangten das gesamte Eisass für sich, also nicht nur habsburgische Erblande, sondern Reichsgebiet. Sie gaben das Ziel auf, in reichsständische Rechte und Pflichten einzutreten, und bestanden auf der territorialen Abtretung des Eisass und seiner Einverleibung in fran zösisches Staatsgebiet.122 Die das Eisass betreffenden Regelungen, die bis zuletzt bei einer Reihe von Reichsständen auf großen Widerstand stießen, wurden auf die seit 1552 unter französischem Protektorat stehenden Städte und Bistümer Metz, Tirol und Verdun ausgeweitet. Auch Breisach und Phi lippsburg gelangten unter französische Kontrolle und dienten fortan als Brückenköpfe in Deutschland. Mit diesem Ergebnis kann die französische Krone als ein weiterer Sieger der westfälischen Verhandlungen angesehen werden. Der Kaiser und mit ihm die Casa d’Austria waren dagegen Verlierer gemessen jedenfalls an den Zielen, die sie verfolgt hatten, und an dem, was im Verlauf des Krieges für sie immer wieder erreichbar erschien. Am Ende hatte dem Kaiser und seinen Verbündeten der lange Atem gefehlt, beziehungsweise es waren ihm die Ressourcen und die Verbündeten aus gegangen, die vonnöten waren, um den Krieg weiterzuführen. Man war, zumal nach dem zeitweiligen Abfall so wichtiger Verbündeter wie Bayern und der beiden rheinischen Kurfürsten, zu weitreichenden Konzessionen bereit, um den Krieg zu beenden, da man befürchten musste, dass sich die eigene Verhandlungsposition bei einem Fortgang der Kampfhandlungen noch weiter verschlechtern würde. In der Umgebung Ferdinands III. kam man letztlich zu dem Ergebnis, man sei alles in allem glimpflich davonge-
Die Gesandten des Kaisers, der Kurfürsten und der schwedischen Krone haben sich 1650 in Nürnberg versammelt, um letzte strittige Punkte zu klären und zu überprüfen, ob die in Münster und Osnabrück eingegan genen Verpflichtungen eingehalten wurden: Truppenabdankung, Zahlung von Kriegsentschädigung, Amnestie. Auf dem Tisch liegen die noch einmal miteinander abgeglichenen Vertragsexemplare. Sie sind gerade unter schrieben worden. Der Krieg war damit definitiv beendet.
kommen, und so gab man nach einigem Sträuben dem Drängen der zur «Friedenspartei» verbundenen Reichsstände nach und unterschrieb die Verträge von Münster und Osnabrück.123 Damit endeten die Kampfhand lungen - jedenfalls sobald die Nachricht vom Friedensschluss in Münster und Osnabrück auf den Kriegsschauplätzen eingetroffen war. Es gab aber ein weiteres Problem, das gelöst werden musste: die Abdankung der Truppen, die noch überall in Deutschland standen. Abdankung bedeu-
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tete, dass der ausstehende Sold auszubezahlen war, und dabei stellte sich die Frage, wer das Geld dafür aufbringen sollte. Im französischen Fall war die Antwort einfach, da Frankreich, nachdem es sich mit Spanien in Müns ter nicht hatte einigen können, weiterhin Krieg führte und die Armeen an den nördlichen und südlichen Landesgrenzen brauchte. In gewisser Hin sicht war es ein Glücksfall für den Frieden im Reich, dass der Krieg zwi schen Frankreich und Spanien andauerte und gerade nicht der angestrebte europäische Universalfrieden erreicht wurde, denn so sparte man sich die Demohilisierungskosten der französischen Armeen, die angesichts der Probleme mit Schweden vermutlich nicht aufzubringen gewesen wären. Zudem saugten der französisch-spanische Krieg wie auch die wiederauf lebenden Kriege im Mittelmeer gegen die Osmanen sowie der Krieg zwi schen Russland und Polen die beschäftigungslos gewordenen Söldner an und ersparten Deutschland eine jahrelange Auseinandersetzung mit maro dierenden Söldnerhaufen auf der Suche nach Unterhalt und Beschäftigung. Die Eindämmung des Marodeurswesens war auch der Grund, warum man die Söldner nicht einfach entließ, sondern ein Interesse daran hatte, sie formgerecht abzudanken und den noch ausstehenden Sold zu zahlen. Dabei erwies sich vor allem das schwedische Heer in Deutschland als ein Problem, da für Schweden nicht in Frage kam, was für einige Reichs stände die Lösung war: Teile der Truppen zu behalten, um aus ihnen ein stehendes Heer aufzubauen. Künftig sollten die Heere dauerhaft unterhal ten werden, um bei Bedarf schnell vom Friedens- auf den Kriegsfuß versetzt werden zu können. Der Historiker Johannes Burkhardt hat die neuen ste henden Heere darum als die «stehengebliebenen Heere» des Dreißigjäh rigen Krieges bezeichnet.124Auch das war eine Möglichkeit, einem sprung haften Anstieg der Gewalttaten und Verbrechen nach der Entlassung von etwa 200 ooo Gewaltspezialisten entgegenzuwirken. Mit den Truppen Hessen-Kassels,125 Bayerns und des Kaisers konnte man so verfahren, aber nicht mit den schwedischen, da diese wesentlich durch Subsidien und die Ausplünderung des besetzten Landes finanziert wurden. Die von Schwe den für die Abdankung ursprünglich geforderte Summe von 20 Millionen Reichstalern wurde in Osnabrück auf fünf Millionen heruntergehandelt, bevor es zur Vertragsunterzeichnung kam. Aber wer sollte diese Summe
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aufbringen? Sie wurde auf sieben Reichskreise verteilt, die sie in drei Raten zu zahlen hatten. Sie brachten das Geld tatsächlich auf, und die Summe reichte dann auch aus, um die 60 ooo schwedischen Soldaten in Deutsch land abzudanken, die auf 80 feste Plätze verteilt waren.126 A uf dem Nürnberger Exekutionstag, der vom Mai 1649 bis zum Juli 1650 dauerte,127 sollte die Umsetzung des in Münster und Osnabrück Beschlos senen überwacht werden. Entgegen vielerlei Befürchtungen stellte man fest, dass die Abdankung der Truppen erfolgt und ein Großteil der Soldaten aus Deutschland verschwunden war. In der Wahrnehmung der Menschen war der Krieg damit tatsächlich zu Ende. Paul Gerhardt brachte das neue Gefühl des Friedens in die Verse: Wohlauf und nimm nun wieder Dein Saitenspiel hervor, O Deutschland, singe Lieder In hohem vollen Chor, Erhebe dein Gemüte Zu deinem Gott und sprich: Herr, Deine Gnad und Güte, Bleibt dennoch sicherlich.128
SCHLUSS DER D REISSIG JÄ H RIG E K RIEG ALS ANALYSEFOLIE GEGENW ÄRTIGER UND Z U K Ü N FTIG ER KRIEGE
Was heißt «Ende der Westfälischen Ordnung»?
D
ie Westfälische Ordnung hat Europa keinen dauerhaften Frieden beschert. Aber sie hat religiöse Kriegsgründe zumindest innerhalb
des Reichs weitgehend beseitigt und langfristig Kriege als Staatenkriege etabliert. Mit der nachfolgenden Ablösung von Söldnerheeren durch steu erfinanzierte reguläre Armeen hat sie zudem verhindert, dass die kriegfüh renden Parteien das von ihnen besetzte Land ausplünderten, verheerten und ihre Gewalt in erster Linie gegen die Zivilbevölkerung richteten. Vie les davon ist 1899 in die Haager Landkriegsordnung aufgenommen wor den. Doch schon für die Kolonialkriegführung galt das Erreichte nur sehr
begrenzt, wenn überhaupt. Im Gefolge des Ersten und im Zweiten Welt krieg sowie den anschließenden antikolonialen Befreiungskriegen ist die Westfälische Ordnung von ihren Grundsätzen her in Frage gestellt worden. Daran haben auch die Genfer Konventionen von 1864,1929,1949 und 1977, deren letzte erstmals Regelungen zum Umgang mit Nonkombattanten auf genommen hat, nichts zu ändern vermocht. Es scheint also, als könne man aus der Westfälischen Ordnung nichts mehr lernen. Dafür aber lässt sich umso mehr aus dem Dreißigjährigen
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Krieg lernen, dessen Formen der Kriegführung im großen Stil in die Pra xis der Kriege zurückgekehrt sind. Wie im Dreißigjährigen Krieg ist mit der Wiederkehr des «kleinen Kriegs» die Gewalt gegen die Bevölkerung beziehungsweise die Auflösung des Unterschieds zwischen regulären Truppen, Söldnerheeren und Marodeuren zurückgekommen. Der «kleine Krieg» kennt eine strikte Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nonkombattanten nicht. So kann es kaum überraschen, dass in den Neuen Kriegen sehr viel mehr am Kampf Unbeteiligte der Gewalt zum Opfer fal len als solche, die sich bewaffnet und einer gewaltsam agierenden Gruppie rung angeschlossen haben.1 Diese Beobachtung ist zeitlich eng mit dem Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert verbunden. Inzwischen stellt sich die bereits vor Jahren aufgeworfene Frage2 neu und sehr viel dringlicher: Haben wir es über das Ende der Westfälischen Ordnung hinaus mit einer Wiederkehr des Drei ßigjährigen Krieges zu tun? Kann die modelltheoretische Betrachtung des Dreißigjährigen Krieges so etwas wie den Analyserahmen für gegenwärtige und zukünftige Kriege bieten? Damit verliert der Blick auf den Dreißigjäh rigen Krieg das «Antiquarische», genauso aber das «Monumentalische», um zwei Begriffe Nietzsches aufzugreifen. Er erhält dafür eine selbstrefle xiv-kritische Dimension, mit der man die ausschließlich selbstbezogene Beschäftigung mit der eigenen Geschichte hinter sich lässt und wie in einem «fernen Spiegel»3 die Vergangenheit betrachtet, um die Gegenwart zu begreifen und womöglich sogar in die Zukunft zu sehen. Die folgenden Überlegungen gehen von der These aus, dass mit dem Ende der Westfä lischen Ordnung im Verlauf des 20. Jahrhunderts keineswegs, wie erhofft, der Krieg als Geißel der Menschheit verschwunden ist, sondern dass wir erneut mit einer Verschränkung der Kriegstypen konfrontiert sind, wie sie schon im Dreißigjährigen Krieg zu beobachten war. Man brauche für den Nahen Osten einen neuen Westfälischen Frieden, hat Frank-Walter Steinmeier, damals noch deutscher Außenminister, im Herbst 2016 bei der Verleihung des Westfälischen Friedenspreises erklärt. Es kann dahingestellt bleiben, ob er sich darüber im Klaren war, dass der Friedensschluss von Münster und Osnabrück nicht zu einer dauerhaften
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Friedensordnung geführt hat, sondern dass seine wesentliche Leistung in einer Trennung der Kriegstypen und einer Rationalisierung der Kriegs gründe durch deren Ausrichtung auf die Staateninteressen bestand. Das neue Regime von Krieg und Frieden, das in Münster und Osnabrück entwi ckelt wurde und sich danach in Europa durchgesetzt hat, machte die unbe dingten Wertbindungen und Wahrheitsansprüche des Religiösen zu etwas Nebensächlichem - lange vor Beginn der Aufklärung. Wenn Steinmeier den Westfälischen Frieden als politische Orientierung hervorgehoben hat, dann ist das wohl so zu verstehen, dass der Weg zum Westfälischen Frieden in anderen Teilen der Welt nachgeholt werden müsse, insbesondere eben im Nahen und Mittleren Osten. Mit dieser Ansicht stand und steht Steinmeier nicht allein. Auch im Nahen Osten selbst scheint die Analogie zum Dreißigjährigen Krieg prä sent zu sein, etwa wenn der jordanische Politikwissenschaftler Hassan Abu Hanieh im Interview mit einer deutschen Tageszeitung erklärt: «Nach dem Ende der kolonialen Nationalstaaten stehen wir am Anfang einer neuen Ära. Sie wird beherrscht vom Kampf um die Identität des Staats und der Gesellschaft, vom Fehlen einer Dynamik, die zu einer Einheit führt, und von Gewalt. Viele Menschen glauben, dafür sei der Westen verantwortlich. Es ist nicht der Westen, es ist die innere Dynamik, die stärker ist, und ich sehe nichts am Horizont, wie wir den Radikalismus und die Gewalt loswer den können. [... ] Gewalt wird diese Region beherrschen. In Europa hat es nach dem Dreißigjährigen Krieg Versöhnung gegeben. Wir haben diese Phase noch nicht erreicht. Wir befinden uns erst in der ersten Stufe dieser Spirale der Gewalt.»4 Diese Beschreibung der Lage ist noch harmlos, wenn denn die These zutreffen sollte, dass die Kriege der Gegenwart und Zukunft, zu einem Teil jedenfalls, dem Dreißigjährigen Krieg strukturell ähnlicher sind bezie hungsweise sein werden als den Staatenkriegen des 18. und 19. Jahrhun derts. Neben der Kriegführung durch nichtstaatliche Akteure, die nicht an ein bestimmtes Territorium oder eine bestimmte Bevölkerung gebunden sind, und dem Auftreten von Kriegsunternehmern, den Warlords, für die der Krieg eher ein Geschäftsmodell als ein politisches Vorhaben mit Ziel und Zweck ist, sind als weitere Strukturähnlichkeiten die Verflechtung der
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Kriegstypen und die Überlagerung von Kriegsformen zu nennen, wie sie sich vor allem im Nahen und Mitderen Osten, aber auch in Afrika beobach ten lassen. Die Beschäftigung mit dem Dreißigjährigen Krieg eröffnet die Möglichkeit, ein Analysemodell zu entwickeln, das auf einen großen Teil der gegenwärtigen Kriege angewandt werden kann und aus dem ersichtlich wird, mit welchen Eskalationsdynamiken man in diesen Kriegen rechnen muss und auf welche Stoppmechanismen man setzen kann. Eine analytische Beschreibung des Dreißigjährigen Krieges, die zeigt, wann und wo welche Entscheidung oder Nichtentscheidung welche Fol gen hatte, kann wesentliche Anhaltspunkte zur Orientierung im Labyrinth der gegenwärtigen Kriege liefern. Das gilt etwa für die Frage, ob von außen kommende Politikakteure Möglichkeiten haben, einen Krieg zu beenden oder doch zumindest sein Ende wahrscheinlicher zu machen, und welche Formen der Intervention oder Nichtintervention voraussichtlich die ent gegengesetzten Effekte haben. Nicht zuletzt in dieser Absicht ist die vorlie gende Darstellung des Dreißigjährigen Krieges verfasst worden, und aus ihr speist sich auch der Blick auf alternative Geschichtsverläufe, also die Frage, was passiert wäre, wenn die wichtigen Akteure dieses Krieges in bestimm ten Situationen andere Entscheidungen getroffen hätten. Die Beschäfti gung mit dem Dreißigjährigen Krieg ist also nicht einem «interesselosen Wohlgefallen» geschuldet und auch nicht bloß dem Interesse daran, «wie es denn wirklich gewesen» (Ranke), sondern folgt - auch - einer aus den politischen Herausforderungen der Gegenwart erwachsenen Suchbewe gung. Im Unterschied zum deutschen Trauma vom Dreißigjährigen Krieg und dessen Bekräftigung durch entsprechende Erzählungen ist diese Such bewegung offen und kritisch. Sie wird nur von der begründeten Vermutung angeleitet, dass es eine Reihe von Analogien zwischen dem Dreißigjähri gen Krieg und einigen Entwicklungen der Gegenwart geben könnte, und geht dieser Vermutung nach. Ziel ist es, die analytische Beschreibung des Krieges als «fernen Spiegel» für die Klärung gegenwärtiger und zukünf tiger Herausforderungen nutzen zu können, wenn sich diese Analogien bestätigen sollten.
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Historische Analogien als methodische Herausforderung Nun sind methodenbewusste Wissenschaftsdisziplinen solchen Analogien stets mit großem Misstrauen begegnet. Nicht zu Unrecht wurde einge wandt, wer historische Analogien herstelle, blende die Fragen der Gegen wart bloß in eine beliebige Vergangenheit zurück, wo man dann auf genau die Antworten stoße, die durch die Art der Frage zuvor in die Geschichte hineinprojiziert worden seien. Von einer an soziologischen Methoden aus gerichteten Politikwissenschaft wird dagegen das statistische Verfahren der großen Zahlen ins Spiel gebracht, bei dem Daten nach bestimmten Krite rien klassifiziert werden, um die daraus entstandenen Linien und Kurven in die Zukunft zu verlängern.5 Ein solches Verfahren ist auch in der jün geren Kriegsursachenforschung zur Anwendung gekommen. Diese Metho dik hat jedoch zur Folge, dass man - erstens - nur sehr kurze Zeitspannen beobachten kann und sich damit auf einen bestimmten Typ von Krieg beschränkt. Solange nur eine etwas weiter gefasste Gegenwart in den Blick genommen wird, sind Annahmen über zukünftige Entwicklungen nichts anderes als Projektionen gegenwärtiger Konstellationen. Brüche und tief greifende Veränderungen können so nicht vorhergesehen werden. Man schaut notorisch durch ein Mikroskop, wo doch ein Periskop vonnöten wäre. Da man bei dieser Herangehensweise - zweitens - auf die Zusam menstellung großer Datenmengen angewiesen ist, werden alle Kriege gleich gewichtet, und man kommt nicht dazu, Kriege, in denen sich neue Entwicklungen abzeichnen, von solchen zu unterscheiden, die noch ganz herkömmlich geführt werden: Qualitative Differenzen werden durch die Methodik des Quantitativen aufgezehrt. Es wird keine Urteilskraft ausge bildet, um zu erkennen, was sich verändert hat und welche Veränderungen Schule machen könnten. Statistische Extrapolationen, so nützlich sie in mancher Hinsicht sind, übersehen obendrein die reflexive Dimension, die der Krieg für diejenigen hat, die ihn führen - das heißt: Sie sind unsensibel gegenüber den Lernprozessen der Kriegsparteien. Wer sich an diese Her angehensweise hält, bleibt «blind» für das sich abzeichnende Neue oder
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bestreitet gewohnheitsmäßig, dass es etwas Neues im Kriegsgeschehen gebe.6 Das ist die paradoxe Folge der methodischen Immunisierung gegen über einem sorgfältigen Blick in die Geschichte: Man kann das Neue und die großen Veränderungen nicht erkennen, weil man sich mit dem Alten nicht beschäftigt hat. Wer sich auf die Vergangenheit nicht einlässt, bleibt an die Gegenwart gekettet, und die Zukunft ist dann nichts anderes als eine verlängerte Gegenwart. Zur Immunisierung gegen die Beobachtung von Neuem trägt bei, dass die Fähigkeit zur Analyse politisch-historischer Zäsuren durch bestimmte Methoden eingeschränkt wird. Die sozialwissenschaftlich angeleitete Kriegsbeobachtung neigt dazu, Kontinuitäten zu konstatieren, und inso fern ist es ratsam, sie durch eine historisch-vergleichende Kriegsanalyse zu ergänzen. Durchaus im Wissen, dass diese eine geringere methodi sche Schärfe aufweist, können damit sozialwissenschafflich-quantitative Beobachtungen ergänzt und korrigiert werden.7 Die These, dass der Drei ßigjährige Krieg als Analysefolie gegenwärtiger und zukünftiger Kriege dienen kann - wohlgemerkt keineswegs aller Kriege, aber doch einiger von ihnen -, soll hier in diesem Sinne vertreten werden. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die dem Dreißigjährigen Krieg ähnlichen Kriege unserer Gegenwart auch jene sind, die eine grundlegende Herausforderung der bestehenden Weltordnung darstellen. Sie haben infolgedessen politisch besondere Relevanz. Analogien zwischen gegenwärtigen Entwicklungen und vergangenen Epochen können auf recht unterschiedliche Weise hergestellt werden. So kann man die Rolle der Visualisierung von Gewalt in Langzeitkonflikten untersuchen, wie es Till Ansgar Baumhauer in einem Vergleich der Bilder des Afghanistankrieges mit denen des Dreißigjährigen Krieges getan hat.8 Dabei zeigt sich, dass die Darstellung des Schreckens, der Gewalt und des Elends im Dreißigjährigen Krieg durch Hans Ulrich Franck und Jacques Callot9 eine Fülle von Pendants bei afghanischen Künstlern gefunden hat. Was beides verbindet, ist die lange Dauer des Krieges, bei der Einzelereig nisse als mögliche End- oder Wendepunkte des Geschehens ihre Bedeu tung verlieren und die Bilder das Eindringen der Gewalt in alle gesellschaft lichen Beziehungen zeigen. In solchen Vergleichen kommt ein Gespür
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für die untergründige Präsenz der Gewalt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und der heutigen Kriege zum Vorschein, das einen Blick auf das Geschehen jenseits der Statistik ermöglicht. Eine politikwissenschaftliche Analogiebildung muss indes Parallelen finden, die über die Visualisierung von Gewalt, Schmerz und Leid hinaus gehen. Dazu gehört, dass man auf jene Faktoren achtet, durch die sich die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts von unserer Gegenwart unterscheidet. Als Erstes gilt das für die Rolle der Religion in gesellschaftlichen und politi schen Konflikten. Der Dreißigjährige Krieg war durch den konfessionellen Gegensatz seit der Reformation geprägt. Die religiös-konfessionelle Frage verschärfte die bestehenden politischen Konflikte, und die politischen Konflikte zogen ihrerseits konfessionelle Auseinandersetzungen an.10 Die Westfälische Ordnung beruhte deshalb auf dem Imperativ, die religiös konfessionelle Überformung von Konflikten zu neutralisieren und die vor handenen Konflikte strikt von religiösen Fragen zu trennen. Das ist, wie oben angedeutet, weitgehend gelungen, bis im Gefolge der Französischen Revolution mit dem Nationalismus als neuer «politischer Religion»11 abermals Unbedingtheitsvorstellungen ins Spiel kamen, die einer kalkül rationalen Interessenabwägung entgegenstanden. Grundsätzlich aber kann die Entwicklung der europäischen Gesellschaften seit Mitte des 17. Jahrhun derts - jedenfalls in politischer Hinsicht - auf der Grundlage des Säkulari sationstheorems beschrieben werden: Religiöse Bindungen spielten für die öffentliche Positionierung der Menschen eine immer geringere Rolle, und der religiöse Glaube wurde schrittweise zu einer privaten und persönlichen Angelegenheit.12 Religionskriege wurden bald als überwunden angesehen, und als maßgebliche Zäsur galt dabei neben der Aufklärung vor allem der Westfälische Frieden. Die Aufklärung wurde aus kulturwissenschaftlicher Perspektive als Zäsur angenommen, die politische Historiographie stellte dafür den Westfälischen Frieden ins Zentrum. Bis vor kurzem ist, jedenfalls in der westlichen Welt, der Prozess der Säkularisierung als eine Entwicklung betrachtet worden, hinter die es kein Zurück mehr gebe. Das hat lange den Blick darauf verstellt, dass Reli gion und Politik abermals Verbindungen eingegangen sind, die Gewalt befördern. Dieser Vorgang ist nicht auf die arabisch-muslimische Welt
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beschränkt geblieben, sondern lässt sich durchaus auch in christlichem oder jüdischem Zusammenhang beobachten; als Treiber politischer Kon flikte wirkt die Religion jedoch am stärksten im Islam, wobei der arabische Raum derzeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.13 Die definitive Zäsur, die der Dreißigjährige Krieg im west- und mit teleuropäischen Selbstverständnis bildet, ist also nicht zu einer globalen Zäsur geworden. Der ungeordnete Krieg, bei dem Religions- und Bürger krieg, Staaten- und Hegemonialkrieg, «kleiner Krieg» und «großer Krieg» ineinander verwoben sind, gehört nicht ein für alle Mal der Vergangenheit an, sondern ist zum Begleiter unserer Gegenwart geworden. Das ist die eine Perspektive, aus der heraus die Aktualität des Kriegstypus von 1618 bis 1648 betrachtet werden kann. Sie beruht auf einer strikt eurozentrischen Sicht, die den Verlauf der west- und mitteleuropäischen Geschichte zum verbind lichen Maßstab der Weltgeschichte macht. Eine alternative Perspektive, die eine solche Eurozentrik vermeidet, kann auf die von Ernst Bloch geprägte Formel von der «Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen» zurückgreifen, mit der die Vorstellung eines einsinnigen geschichtlichen Fortschritts relativiert und die Idee der Irreversibilität des einmal Erreichten gestrichen wird.14 Denjenigen, der die politische Welt gemäß Blochs Formel betrachtet, kann die Ausbreitung von Kriegen nach dem Strukturmodell des Drei ßigjährigen Krieges eigentlich nicht überraschen. Die Vorstellung von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen lässt sich nutzen, um das, was der Vergangenheit angehört, also gut erforscht und vielfältig beschrieben worden ist, zum Verständnis der Gegenwart und der Zukunft einzusetzen. Prognosen, die auf einer historisch-vergleichenden Herangehensweise beruhen, sind nicht durch große Zahlenmengen und deren Extrapolation in die Zukunft gedeckt, sondern versuchen, zukünftige Entwicklungen durch Analogien zu Ereignissen der Vergangenheit zu plausibilisieren. Das setzt voraus, dass die Zusammenhänge der vergangenen Ereignisse nicht völlig kontingent waren, sondern Strukturmustern folgten, die mit gewis sen Variationen in der je zur Debatte stehenden Gegenwart wiederkehren. In einer berühmten Passage aus der Vorrede seiner Rechtsphilosophie hat Hegel sich skeptisch über die Möglichkeit geäußert, das Zukünftige gedank lich vorwegzunehmen. Zugleich sprach er über eine Anleitung politischen
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Handelns und Gestaltens durch Philosophie und Wissenschaft: «Um noch über das Belehren, wie die Welt sein soll, ein Wort zu sagen, so kommt dazu ohnehin die Philosophie immer zu spät. Als der Gedanke der Welt erscheint sie erst in der Zeit, nachdem die Wirklichkeit ihren Bildungsprozess voll endet und sich fertig gemacht hat. [... ] Wenn die Philosophie ihr Grau in Grau malt, dann ist eine Gestalt des Lebens alt geworden, und mit Grau in Grau lässt sie sich nicht verjüngen, sondern nur erkennen; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.»15 Wenn nun aber tatsächlich die alt gewordene, infolge ihres Alters indes gut zu erkennende Gestalt des Lebens in junger Gestalt wiederkehrt, dann hat vielleicht nicht «die Philosophie», wohl aber die politische Geschichte eine Chance, zum Belehren nicht grundsätzlich zu spät zu kommen. Schließlich sollte die Funktion des kollektiven Gedächtnisses nicht unterschätzt werden. So viel von den Ursachen und Gründen des Drei ßigjährigen Krieges auch in Vergessenheit geraten ist, darf man doch nicht übersehen, dass historische Analogien und Parallelen, wenn man sie nicht explizit macht, immer wieder uneingestanden und unbemerkt ins Spiel kommen. So wirken sie unreflektiert auf die Wahrnehmung und Beurtei lung von Herausforderungen ein, die sich der üblichen sozialwissenschaft lichen Prognostik entziehen. Auch deshalb soll der Dreißigjährige Krieg hier offen als Analysefolie für die gegenwärtigen Kriege genutzt werden.
Die Kriege im Vorderen Orient und in Nordafrika als neuer Dreißigjähriger Krieg Die Frage, ob sich die auf den ersten Blick voneinander unabhängigen Kriege im Vorderen Orient (die Bürgerkriege in Syrien und im Jemen, der Krieg gegen den sich selbst so bezeichnenden «Islamischen Staat» in Syrien und im Nordirak, schließlich der Bürgerkrieg in Libyen) sowie die Kriege auf dem afrikanischen Kontinent (von Somalia und dem Sudan über Nigeria bis nach Mali) und der Dreißigjährige Krieg in eine Analo gie bringen lassen, führt zunächst zu einer zentralen Frage der historischen
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Forschung über den Krieg der Jahre 1618 bis 1648: der nämlich, ob es sich dabei überhaupt um einen zusammenhängenden und einheitlichen Krieg gehandelt habe oder ob er erst von den Geschichtsschreibern des 19. Jahr hunderts dazu gemacht worden sei. So lautet einer der Einwände der revi sionistischen Historiographie gegen das angeblich überkommene Bild des Dreißigjährigen Krieges: «Alle größeren und kleineren Kriege», so etwa Sigfried H. Steinberg, «die seit 1609 in dem einen oder anderen Teil Mit tel- und Osteuropas aufgeflammt waren, wurden durch Waffenstillstandsoder Friedensverträge beendet. Die Vergegenwärtigung dieser Reihe, vom spanisch-holländischen Waffenstillstand des Jahres 1609 bis zum Frieden zwischen Schweden und Dänemark im Jahre 1645, reicht an sich aus, um den Begriff eines einzigen dreißigjährigen Krieges > in Mißkredit zu brin gen.»16 Tatsächlich beschreibt die jüngere Forschung den Krieg von 1618 bis 1648 zumeist als eine Abfolge von (mindestens) vier Kriegen: dem böh misch-pfälzischen Krieg von 1618 bis 1623, dem niedersächsisch-dänischen Krieg von 1624 bis 1629, dem schwedischen Krieg von 1630 bis 1634 und schließlich dem schwedisch-französischen Krieg von 1634 bis 1648.17 Mit jeder dieser Etappen war eine räumliche Verlagerung des Kriegsgeschehens verbunden. Dennoch hat sich die Vorstellung durchgesetzt - und diese Sicht konnte auch von der revisionistischen Geschichtsschreibung nicht abgelöst werden
dass dieser Krieg ein einziger zusammenhängender
Konflikt war, der bereits von den Zeitgenossen als solcher wahrgenommen wurde.18 Bei der Beschäftigung mit der Frage, ob einzelne Kriege in einem so ausgeprägten Zusammenhang miteinander stehen, dass sie als ein einziger Krieg betrachtet werden können, auch wenn dieser Krieg in unterschied lichen Räumen ausgetragen wird und unterschiedliche Entwicklungsetap pen aufweist, zeigt sich, dass nicht nur frühere Kriege und deren historiographische Darstellung ein «ferner Spiegel» gegenwärtiger Kriege sein können, sondern dass dies auch umgekehrt gilt: Wir können durch die Beobachtung der Kriege unserer Zeit etwas über die Kriege der Vergan genheit lernen, das wir in dieser Weise sonst vermutlich nicht sehen wür den. Noch werden die Kriege in Syrien und im Nordirak, im Jemen und in Libyen weitgehend voneinander unabhängig betrachtet, wenngleich in
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ihnen (vom sogenannten Islamischen Staat bis zu den Interventionsmäch ten) dieselben Akteure eine Rolle spielen. Wenn es gelingt, sie bald zu been den und für jeden Konflikt eine geeignete Friedensformel zu finden, wird man im Rückblick späterer Zeiten wahrscheinlich von einzelnen Kriegen sprechen, die zwar untergründige Verbindungen hatten, aber doch eigen ständig waren. Wenn es hingegen nicht gelingt, die Kriege bald zu been den, was im Fall des Vorderen Orients und der Sahelzone wahrscheinlich ist, wird eine spätere Historiographie voraussichtlich von einem einzigen zusammenhängenden Krieg sprechen, der zwar an verschiedenen Orten begonnen habe, dann aber durch seine innere Dynamik und das Eingreifen weiterer Mächte immer mehr zu einem einzigen Krieg zusammengewach sen sei. Rückblickend dürfte das auch für den Dreißigjährigen Krieg gelten: Wäre er 1620/21 mit der Niederschlagung des böhmischen Aufstands been det worden, so hätte er keine dreißig Jahre gedauert und sich auch nicht mit den europäischen Hegemonialkonflikten verbunden. Da der Krieg jedoch immer weiterging, hat er wie ein großer Magnet das gesamte Kriegsgesche hen in Europa auf sich ausgerichtet.19 Etwas Vergleichbares dürfte im Vor deren Orient geschehen, wenn die Kriege in Syrien und im Jemen nicht so schnell wie möglich beendet werden. Es sind nicht zuletzt die Länder in den Randzonen eines politisch-kulturell zusammenhängenden Raumes, die das Feuer am Lodern halten. Insofern könnte Libyen, das eigentlich gar nicht zum Nahen Osten gehört, eine «böhmische Rolle» zufallen. Das «Zusammenerzählen» von Kriegen, die durch Waffenstillstände oder Friedensschlüsse voneinander getrennt und mitunter auch räumlich voneinander entfernt sind, ist ein Integrationsakt der politischen Histo riographie, die für sich in Anspruch nimmt, damit eine tiefere Schicht des Kriegsgeschehens herauszuarbeiten. Begründet hat diese Art der Ge schichtsschreibung der attische Historiker Ihukydides, der einzelne Kriegs handlungen zwischen Athen und Sparta mit dem athenischen Ausgreifen ins westliche Mittelmeer, der «sizilianischen Expedition», zusammenge bracht und beides als einen einzigen, nahezu dreißig Jahre währenden Krieg, den Peloponnesischen Krieg, beschrieben hat. Sein Werk ist deswegen zu nächst unter dem Titel Xyngraphie, «Zusammenschreibung», überliefert worden.20In Anlehnung an diesen Begriffhaben dann auch revisionistische
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Historiker gegen Friedrich Schiller eingewandt, dieser habe, orientiert am Vorbild des Thukydides, ein diffuses Kriegsgeschehen zwischen 1618 und 1648 unter der Überschrift Geschichte des Dreißigjährigen Krieges «zusam mengeschrieben».21 Tatsächlich hat Schiller aber, wie Konrad Repgen detailliert gezeigt hat,22 einen für den Krieg längst gebräuchlichen Begriff aufgenommen, um ihn zu popularisieren und in der historischen Vorstel lungswelt des deutschen Bürgertums fest zu verankern. Damit sich eine sol che Deutung durchsetzen kann, muss sie auf eine Öffentlichkeit treffen, die sie als sinnfällig und plausibel empfindet. Das war hier der Fall, nicht aber, um ein Gegenbeispiel zu nennen, bei dem Versuch, die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts zu einem weiteren «Dreißigjährigen Krieg» zusam menzuerzählen. Wir sprechen nach wie vor vom Ersten und vom Zweiten Weltkrieg sowie von einer zwanzigjährigen Zwischenkriegszeit. Was ist für den Vorderen Orient zu erwarten? Welche Strukturanalogien lassen sich zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den Kriegen im Nahen Osten beziehungsweise in der Sahelzone beobachten? Und was bedeutet das für die Chancen, in diesen Räumen Frieden zu erreichen? Zu den Strukturanalogien zählt zunächst die Unübersichtlichkeit der wechselnden Bündniskonstellationen und Feindschaften, die typisch für den Dreißigjährigen Krieg war. Wer eben noch Verbündeter war, konnte morgen schon Gegner sein. Ähnlich verhält es sich in den jüngsten Krie gen im Vorderen Orient. In beiden Fällen agierten beziehungsweise agie ren regionale Großmächte aus dem Hintergrund heraus - im 17. Jahrhun dert sind vor allem Spanien und Frankreich zu nennen, heute die Türkei, Saudi-Arabien und der Iran. Das reicht von Legitimitätserklärungen und der finanziellen Unterstützung einer der Kriegsparteien bis zur Entsendung von Freiwilligenverbänden und schließlich dem offenen militärischen Ein greifen auf einem Kriegsschauplatz, durchgängig ohne Kriegserklärung oder eine der Formalitäten, die in der Westfälischen Ordnung dafür vor gesehen waren. Die in das Geschehen involvierten Mächte verhindern auf diese Weise, dass der Krieg «ausbrennt», weil Kämpfer, Waffen und Muni tion ausgehen. Das gilt seit Jahren für die Kriege im Vorderen Orient und zunehmend auch für die der Sahelzone. In diesen Konflikten wechseln die
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kämpfenden Gruppierungen immer wieder die Fronten, und für Außenste hende ist kaum auszumachen, wer gerade auf welcher Seite steht. Dasselbe haben bereits zeitgenössische Beobachter in einigen Phasen des Dreißig jährigen Krieges festgestellt, dessen Geschichte unter anderem in einer nicht abreißenden Folge von Bündniswechseln, Neutralitätserklärungen und Wiedereintritten in den Krieg besteht. Unter diesen Umständen hal ten sich auch heutige Betrachter und Kommentatoren off an das, was gleich bleibt: die konfessionellen Frontlinien, die in ihrer tatsächlichen Relevanz für den Krieg jedoch häufig überzeichnet werden. Sie werden zu Orientie rungszeichen, auch wenn die politischen Akteure wechseln, die hinter die sen Konfliktlinien stehen. Das war im Dreißigjährigen Krieg so, und es ist nicht anders bei den Kriegen im Vorderen Orient, wo der konfessionelle Gegensatz zwischen Sunniten und Schiiten zur Orientierungslinie gewor den ist. Der Blick auf den Dreißigjährigen Krieg lehrt uns jedoch, dass diese religiösen Gegensätze keineswegs die einzigen Konfliktlinien sind, die eine Rolle spielen. In den gegenwärtigen Kriegen des Vorderen Orients und der Sahelzone verbinden sich religiöse beziehungsweise konfessionelle Konflikte mit solchen, die sich um die Machtverteilung im Innern eines Staates drehen, und dabei ist nur schwer zu erkennen, welche Konfliktebene der kriegsauslösende Faktor war und welche anschließend die Situation verschärft hat. Auch in den Auseinandersetzungen um die Hegemonie des Raumes spie len die Religionskonflikte eine Rolle. Bei den innerstaatlichen Konflikten haben wir es indes mit Konstellationen zu tun, in denen die institutionel len Strukturen einer Machtbalance fehlen, es keine verlässlichen Prozedu ren des Machtwechsels gibt und Einzelpersonen mit Hilfe ihrer Familien und Clans eine schamlose Form von Bereicherung praktizieren. Akteure wie Ernst von Mansfeld und Albrecht von Wallenstein können in der Ver bindung von Warlord und Kleptokrat als Prototypen dieser modernen Akteure angesehen werden. Der Widerstand gegen solche Verhältnisse hat im Vorderen Orient und im Maghreb in bewaffneten Aufständen, Sezes sionsregimen sowie politischen Massenbewegungen seinen Niederschlag gefunden. In der Regel sind diese oppositionellen Bewegungen aber in sich derart zerstritten, dass sie, wenn sie erfolgreich sind, keine stabile Ordnung
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hervorzubringen vermögen, sondern den nächsten (Bürger-)Krieg gegen einander beginnen. Das zeigt sich in Syrien und Libyen, im Südsudan und in Somalia. Der Aufstand der Niederlande und die Rebellion der Böhmen, beide gegen die Herrschaft des Hauses Habsburg gerichtet, waren im Vorfeld und zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges strukturanalog zu dem, was inzwischen als «Arabischer Frühling» bezeichnet wird. Im Fall des nie derländischen Aufstandes führten politische und geographische Faktoren dazu, dass der sich über achtzig Jahre hinziehende Krieg weitgehend auf das Gebiet des heutigen Belgiens und der Niederlande beschränkt blieb. Freilich wurde er - unbeschadet der für den nordwesteuropäischen Kriegs schauplatz ausgehandelten Waffenstillstände - während der gesamten Zeit als Kaperkrieg zur See ausgetragen, in dem um Handelswege und Koloni albesitz in Amerika und Südostasien gekämpft wurde. Im Fall des böhmi schen Aufstandes ließen sich die beteiligten Mächte auf eine Ausweitung beziehungsweise Verlagerung des Kriegsschauplatzes ein, und so verband sich der böhmische Krieg mit vielen anderen Kriegen in Europa, die schließlich zu einem einzigen Krieg verschmolzen. Diese alternativen Ver laufsmodelle eines Aufstandes gegen die bestehende Ordnung lassen sich auch im Nahen Osten und in der Sahelzone beobachten: Während der nun bald vier Jahrzehnte andauernde Krieg in Somalia im Wesentlichen auf das Gebiet dieses Landes beschränkt geblieben ist und nur in Form von Pira terie auf den Indischen Ozean ausgegriffen hat, ist der Aufstand gegen den Assad-Clan und dessen Anhänger in Syrien zum Brennpunkt eines Krieges geworden, der die gesamte arabische Welt erfasst hat. Alle Kriege in der Sahelzone und im Vorderen Orient sind entweder mit Auseinandersetzungen zwischen christlichen und muslimischen Bevöl kerungsgruppen verbunden, wie im Sudan oder in Nigeria, oder werden durch das islamische Schisma zwischen Sunniten und Schiiten angeheizt. Diese religiös-konfessionelle Überformung der seit langem bestehenden Konflikte zwischen unterschiedlichen Produktionsweisen (Hirten gegen Bauern) oder der Auseinandersetzungen um Macht und Teilhabe hat zu einer folgenreichen Verfestigung von Feindschaften geführt. Sobald eine Kriegspartei den Anspruch erhebt, im Besitz der wahren Religion zu sein,
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wird nicht nur einer der üblichen Konfliktverschärfer wirksam, sondern es werden auch alle auf materieller Interessenabwägung beruhenden Kom promisse als Voraussetzung der Kriegsbeendigung blockiert. Der religiös konfessionelle Gegensatz ist, wie gezeigt, weder im Dreißigjährigen Krieg die alleinige Konfliktursache gewesen, noch ist er das in den strukturana logen Kriegen der Gegenwart. Aber er sorgt dafür, dass politisch lösbare Konflikte von einem Geist der Unversöhnlichkeit erfasst werden, der kei nerlei Vermittlungs- und Ausgleichsebenen mehr kennt. Religiös-konfes sionelle Frontbildungen führen dazu, dass sich eine durch völkerrechtliche Regelungen eingeschränkte Gegnerschaft in bedingungslose Feindschaft verwandelt, bei der jede Form von Grausamkeit und Gewalt zulässig ist.23 Kriegen vom Typus «Dreißigjähriger Krieg» ist eigen, dass darin unterschiedliche Formen oder Intensitäten von Feindschaft anzutreffen sind. So lassen sich zwischen 1618 und 1648 durchaus Formen konventionel ler Feindschaft beobachten, etwa wenn belagerte Städte kapitulierten und die Verteidiger daraufhin mit Waffen und «in allen Ehren» abzogen24 oder wenn die in einer Feldschlacht gefangen genommenen Soldaten umstands los in die Regimenter des Siegers eingegliedert wurden. Ebenso aber gab es Formen absoluter Feindschaft, etwa bei der Eroberung der Marienfestung oberhalb Würzburgs, als die Verteidiger von den schwedischen Eroberern mit dem Zuruf getötet wurden, man nehme Rache für das von kaiserlichligistischen Truppen verübte Massaker bei der Eroberung Magdeburgs.25 Vor allem bei der Erstürmung von Städten kam es immer wieder zu Mas sakern an deren Einwohnern - auch dann, wenn diese sich nicht an den Kämpfen beteiligt hatten. Es kommen jene Grausamkeiten hinzu, die nur durch Habgier und Mordlust veranlasst waren und unabhängig vom jeweili gen Glaubensbekenntnis alle betrafen, die einer marodierenden Soldateska in die Hände fielen. Daneben gab es aber immer wieder auch Gewaltakte, die sich speziell gegen Repräsentanten der je anderen Konfession richte ten: gegen Mönche und Nonnen im einen und gegen protestantische Pfar rer im anderen Fall. Jenseits der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nonkombattanten waren die Konfessionsvertreter Objekte gesteiger ter Feindschaft, und dies genügte als Lizenz zu gesteigerter Grausamkeit. Letzteres ist auch in den Kriegen des Nahen Ostens und der Sahelzone zu
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beobachten, wo die Trennung von Kombattanten und Nonkombattanten etwa bei der Belagerung und Eroberung von Städten gleichermaßen aufge hoben wird und die Repräsentanten der anderen Religion oder Konfession für etwas stehen, was im Namen der Religion bekämpft wird. Die Zuspitzung religiös-konfessioneller Unterschiede zu Gegensätzen und deren Politisierung zu Feindschaften wird, wie auch im Dreißigjähri gen Krieg der Fall, in den Kriegen des Vorderen Orients und der Sahelzone von Hegemonialkonflikten überlagert, die infolge des Niedergangs der her kömmlichen Vor- und Ordnungsmächte an Schärfe gewonnen haben. Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges war es die Schwäche der Habsburger durch den «Bruderkrieg im Hause Habsburg»,26 die beim böhmischen Adel die Vorstellung aufkommen ließ, sich der habsburgischen Herrschaft entledigen zu können. Und ebendiese Schwäche der Habsburger als Kaiser des Reichs war es, die bei den pfälzischen Politikern die Vorstellung nährte, man könne, wenn man nur entschlossen genug vorgehe, die Machtverhält nisse im Reich umkehren und einen Protestanten zum deutschen Kaiser wählen. Beide, böhmische Adlige wie pfälzische Politiker, täuschten sich, weil sie auf einen wiedererstarkten Selbstbehauptungswillen des Hauses Habsburg stießen. Dabei spielten indes auch kontingente Faktoren eine Rolle, etwa der Umstand, dass Ferdinand II., der neue böhmische König und deutsche Kaiser, tief vom Geist der Gegenreformation durchdrungen war und eine Entschlossenheit und Handlungsbereitschaft zeigte, die sei nen Vorgängern Rudolf II. und Matthias abgegangen war. Die Strukturanalogie im Vorderen Orient liegt im Niedergang Ägyp tens, das die traditionelle Hegemonialmacht des Raumes war, und im Schei tern des Irak bei dem Versuch, diese Position zu übernehmen. Die Instabi lität des Nahen Ostens beginnt nicht erst mit dem militärischen Eingreifen der USA gegen Saddam Hussein, sondern bereits mit dem Reputationsver lust Ägyptens bei den arabischen Staaten infolge des Friedensschlusses mit Israel im Jahr 1978. Nach dem Camp-David-Abkommen war die bisherige Hegemonialmacht desavouiert, und ihr Platz war neu zu besetzen. Der Iraker Saddam Hussein machte seinen Anspruch darauf geltend, indem er von 1980 bis 1988 gegen den Iran, eine nichtarabische Macht, einen ver lustreichen Krieg führte und danach die daraus resultierenden Schulden
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durch die Besetzung und Annexion Kuwaits zu kompensieren suchte.27 Die Weltordnungsmacht U SA schritt ein, und nach der zweiten amerikanisch geführten Intervention wurde der Irak als geschlossener Staat und rele vanter Politikakteur des Raumes faktisch aufgelöst. Das Land wurde zum Sammelraum für dschihadistische Gruppierungen, und das so entstandene machtpolitische Vakuum führte dazu, dass Saudi-Arabien begann, eine auf den Vorderen Orient bezogene Hegemonialpolitik zu betreiben. Auch die Türkei und der Iran, nahegelegene, aber der arabischen Welt selbst nicht zugehörige Akteure, suchten zunehmend Einfluss auf die politischen Kon stellationen des arabischen Raumes zu nehmen: der Iran als Schutzmacht der Schiiten und die Türkei, als sie in neo-osmanischer Attitüde an ihre alte Rolle einer Ordnungsmacht im Vorderen Orient anknüpfen wollte. Diese machtpolitischen Umbrüche haben im Nahen Osten den Boden für einen Krieg des Typs «Dreißigjähriger Krieg» bereitet. Es war eine Kombination innerer Entwicklungen mit Interventionen auswärtiger, aber raumnaher Mächte, die das Entstehen eines solchen Krieges möglich gemacht haben. Mit den Bündniswechseln, die diese Veränderungen nach sich zogen, veränderte sich auch die Position der Weltmächte im Machtgefüge des Nahen Ostens. Zunächst intervenierten die USA, in einigen Fällen eher verdeckt, in anderen offen, wobei der Krieg von 2003, der mit dem Sturz des Saddam-Regimes endete, das folgenreichste Eingreifen war; dann such ten die Russen als Nachfolger der untergegangenen Sowjetunion ihre ver lorene geopolitische Stellung zurückzugewinnen und stellten sich auf die Seite des Assad-Regimes. Schließlich sahen sich auch die Europäer, nicht zuletzt auf der Grundlage menschenrechtlicher Erwägungen und in Reak tion auf demonstrative Grausamkeiten und Massaker, dazu genötigt einzu greifen. Wenngleich es ihnen darum ging, den Krieg möglichst schnell zu beenden und dem Leiden der Bevölkerung ein Ende zu bereiten, so haben sie doch, unter anderem vermutlich aufgrund ihres unentschlossenen und halbherzigen Auftretens, zur Verlängerung des Krieges beigetragen. Der Typus «Dreißigjähriger Krieg» ist dadurch gekennzeichnet, dass er von außen nur schwer zu beenden ist und ein militärisches Eingreifen zumeist das Gegenteil dessen bewirkt, was offiziell beabsichtigt ist.
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Strukturanalogien Betrachtet man die Interventionen auswärtiger Mächte und deren Legi timation, so befindet sich der Westen im Vorderen Orient in der Rolle Richelieus im Dreißigjährigen Krieg. Der Kardinalpremier setzte lange auf indirekte Interventionen in Form von Diplomatie und Subsidienzahlungen, weil er mit eigenen Truppen in Deutschland nicht eingreifen wollte und zunächst auch nicht konnte.28 Sein Problem war, dass die französische Gesellschaft gerade einen langen konfessionellen Bürgerkrieg hinter sich hatte und die Frontlinien in Deutschland genau umgekehrt zu denen im eigenen Land verlaufen wären. Außerdem hätte ein direktes militärisches Engagement genau den kriegsbefürwortenden Teil der Hocharistokratie gestärkt, der Richelieu bei seiner Politik einer Zentralisierung der franzö sischen Administration fortgesetzt Schwierigkeiten bereitete. Schließlich kam hinzu, dass Frankreich zu dieser Zeit über keine Armee verfügte, die den Truppen auf dem deutschen Kriegsschauplatz gewachsen gewesen wäre. Indirekte Interventionen hatten indes ihren Preis, und der bestand darin, dass die französische Politik auf ihre Verbündeten nur begrenzten Einfluss hatte und off hinnehmen musste, dass diese mit Hilfe französi schen Geldes ihre eigenen Ziele verfolgten. Das war so bei Gustav Adolf, als dieser sich auf dem Höhepunkt seiner Macht befand, und es war aber mals so bei Bernhard von Weimar, der sich notorisch weigerte, von seinem Heer gehaltene strategische Schlüsselpositionen französischer Kontrolle zu unterstellen.29 Indirekt in einen Konflikt einzugreifen, birgt immer das Risiko, dass sich die Unterstützten keineswegs als die getreuen Erfüllungs gehilfen ihres Geldgebers herausstellen. Diese Politikregel ist auch im Verhältnis «des Westens» zu den Krie gen im Nahen Osten und in der Sahelzone zu beobachten. So haben einige europäische Staaten, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland, Kur den für den Kampf gegen den IS aufgerüstet und an den entsprechenden Waffensystemen ausgebildet. Die kurdischen Einheiten aber bekämpfen nicht nur den IS, sondern verfolgen auch das Ziel eines eigenen Kurden staates, was wiederum keinesfalls im Interesse des Westens liegt, weil das zu
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massiven türkischen Reaktionen führen und eine weitere Konfliktlinie in den ohnehin nur schwer überschaubaren Fronten des Krieges in Syrien und im Nordirak schaffen könnte. Der Einsatz europäischer Bodentruppen, bei dem es das Problem der Verselbständigung nicht gäbe, kommt aber schon deswegen nicht in Frage, weil die europäischen Gesellschaften «posthe roische» Gesellschaften sind, in denen eine prinzipielle Aversion gegen militärische Interventionen vorherrscht. Auch sind diese Gesellschaften nicht bereit, die damit verbundenen Verluste eigener Soldaten zu tragen.30 Die halbherzige, auf Luftangriffe beschränkte Intervention in Libyen, die zum Sturz Gaddafis, aber nicht zum Aufbau einer neuen politischen und gesellschaftlichen Ordnung führte, war die eine Folge dessen; die andere war der Verzicht auf eine Intervention gegen das Assad-Regime in Syrien, als es den Aufstand der Bevölkerung mit brutalsten Mitteln niederschlug und sich daraus ein Bürgerkrieg entwickelte. In den griff «der Westen» dann mit Luftangriffen gegen den IS ein, entwickelte aber keine Vorstel lung davon, wie das Land wieder befriedet werden konnte. Die Bilanz der westlichen Interventionen in beiden Kriegsregionen ist insgesamt desas trös: Wo die Interventionen Wirkung gezeigt haben, lief das eher auf die Verlängerung der Kriege als auf deren Beendigung hinaus. Allein von ihren Ergebnissen her betrachtet, war die russische Art des Eingreifens deutlich effektiver als die des Westens. Die vergleichende Betrachtung fördert insofern nicht nur Strukturana logien in den inneren Dynamiken zutage, sondern zeigt auch Gemeinsamkei ten in den Handlungsmustern externer Akteure. Da die Grenzen zwischen internen und externen Akteuren oft fließend sind, sollen hier als extern nur diejenigen bezeichnet werden, deren Staatsgebiet oder Handlungszentrum eindeutig außerhalb des Kriegsgebiets liegt. Für sie stellen Intervention und Nichtintervention tatsächliche alternative Optionen der Politik dar, was heißt, dass sie selbst und ohne strukturelle Zwänge entscheiden, ob sie in die Konflikte eingreifen oder sich heraushalten. Der englische Histo riker Geoffrey Parker hat mit Blick auf die Interventionsmächte des Drei ßigjährigen Krieges davon gesprochen, bei ihnen hätten «Interventionisten gegen Isolationisten» gekämpft.31 In diesem Sinne waren Schweden, Eng land, Frankreich und in gewisser Hinsicht auch Spanien externe Akteure.
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Die englischen Könige haben dabei trotz ihrer engen verwandtschaft lichen Bindungen mit dem pfälzischen Kurfürsten die größte Distanz gewahrt und sich, von der Entsendung eines kleinen Truppenverbandes in der Anfangsphase des Krieges und einigen Subsidienzahlungen abgese hen, weitgehend aus dem Krieg herausgehalten. In der zweiten Hälfte des Krieges hat König Karl I. sich vor allem auf diplomatische Interventionen beschränkt, und auch die gingen mit dem Beginn der Revolution Ende der 1630er Jahre zu Ende. Diese Politik der Nichtintervention ist in Teilen der englischen Öffentlichkeit auf erhebliche Kritik gestoßen: Die Puritaner etwa wünschten sich eine nachdrücklichere Unterstützung der protestan tischen Sache auf dem Kontinent. Es handelte sich um jene Teile der engli schen Gesellschaft, die von den Stuart-Königen Abstand nahmen und zum Träger des Widerstands gegen deren Herrschaffsverständnis wurden.32 Neben den konfessionellen Sympathien dürfte bei der Präferenz für ein Eingreifen zugunsten des pfälzischen Kurfürsten eine Rolle gespielt haben, dass dieser als Verteidiger reichsständischer Libertät auftrat, während die Habsburger als Vertreter einer absolutistischen Politik galten, wie sie auch von den Stuart-Königen betrieben wurde. Ob die Stuart-Könige durch eine Militärintervention auf dem europäischen Kontinent die revolutio näre Entwicklung im eigenen Land hätten verhindern können, muss offen bleiben. Immerhin wurden England, vor allem aber Schottland und Irland, zum Rekrutierungsgebiet für Söldner, die auf dem deutschen Kriegsschau platz kämpften.33 Die Söldner von den Inseln spielten im Dreißigjährigen Krieg eine wichtigere Rolle als die englische Politik.34 Den stärksten Gegensatz zu England bildet Spanien, das sich schon vor dem Krieg im Onate-Vertrag35 eng an Österreich gebunden hatte und auf die politische Einheit des Hauses Habsburg, der Casa d’Austria, setzte. Ohne die spanische Unterstützung hätte das Wiener Kaiserhaus in ent scheidenden Phasen des Krieges schlecht dagestanden. Das beginnt mit der Entsendung wallonischer Söldner unter dem General Bucquoy, die wesentlich an der Niederwerfung des böhmischen Aufstands mitwirkten, und reicht bis zur Schlacht von Nördlingen, die ohne den Zuzug der spani schen Armee unter dem Kardinalinfanten Ferdinand von den Kaiserlichen nicht gewonnen worden wäre.36 Von allen vier Großmächten hat sich Spa
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nien am längsten in diesen Krieg verstrickt. Dabei hat nicht nur die katho lische Solidarität und das Zusammengehörigkeitsgefühl des Hauses Habs burg eine Rolle gespielt, sondern mehr noch das Interesse, die spanische Hegemonie in Europa aufrechtzuerhalten. Spanien ist unter den externen Interventen der große Verlierer: Es konnte keines seiner Kriegsziele errei chen, stattdessen hat es seine Ressourcen erschöpft und wurde zuletzt von inneren Aufständen und Sezessionsbewegungen in Portugal und Katalo nien geschwächt, die seine europäische Stellung endgültig untergruben.37 Wenn England und Spanien das Paar der großen Gegensätze bilden, so sind Frankreich und Schweden das Paar der kleinen Gegensätze: Beide grif fen in den Krieg ein, und beide gehörten zu denen, die danach als Sieger mächte dastanden. Sie hatten ihre Ziele erreicht: Schweden die Hegemonie über die Ostsee und die Kontrolle der östlichen und südlichen Küstenre gionen sowie, wenn man die religionspolitischen Ziele einbezieht, die Ret tung des Protestantismus in Deutschland;38 Frankreich die politische Tren nung der Wiener und der Madrider Linie des Hauses Habsburg, die das definitive Ende des imperialen Anspruchs der Habsburger bedeutete, dazu die Eingliederung des Eisass in den französischen Staat, das zum Sprung brett für militärische Interventionen in den süddeutschen Raum wurde.39 Schweden und Frankreich sind freilich auf recht unterschiedlichen Wegen zum Ziel gekommen: Schweden, indem es alles auf die militärische Karte setzte, weil es über keine anderen relevanten Möglichkeiten verfügte; Frankreich durch den sukzessiven und kombinierten Einsatz von diploma tischem Raffinement, finanziellen Mitteln und schließlich eigenem Militär. Schwedens Erfolg hing daran, dass seine Armeen erfolgreich waren. Dage gen waren die eigenen Armeen, die Frankreich in der Schlussphase des Krieges auf dem deutschen Kriegsschauplatz einsetzte, nie so erfolgreich wie die der Schweden. Den wenigen Erfolgen der französischen Streitkräfte stehen mindestens ebenso viele Niederlagen gegenüber, aber Frankreich konnte Niederlagen und Rückschläge wegstecken, weil das Portfolio sei ner Machtsorten sehr viel gleichmäßiger bestückt war als das der Schwe den. Das Land im Norden spielte bei jeder Schlacht Vabanque; Frankreich hingegen hatte stets so viel in der Hinterhand, dass es eine Schlappe ver schmerzen konnte.
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Schweden war sehr viel stärker als Frankreich darauf angewiesen, dass ihm das Glück hold war, und wenn das nicht der Fall war, wie beim Tod Gus tav Adolfs auf dem Schlachtfeld von Lützen, stand es sofort am politischen Abgrund. Richelieu dagegen konnte sich darauf verlassen, dass ihm das Glück schon irgendwann hold sein würde, wenn er es mit diplomatischen Mitteln und finanziellen Verlockungen umgarnte - und dafür hatte der Kar dinalpremier sehr viel Garn zur Verfügung. Richelieu war kein strahlender Held wie Gustav Adolf, aber er musste es auch nicht sein; Gustav Adolf wiederum musste glänzende Erfolge auf dem Schlachtfeld erringen, und nur weil ihm das gelang und die Generäle, die nach dem Tod des Königs an seine Stelle traten, überwiegend fähige Strategen und Truppenführer waren, erging es Schweden in diesem Krieg nicht wie dem Dänenkönig Christian IV., der große politische Ambitionen hatte und nach mehreren militärischen Niederlagen froh sein konnte, ohne größere Gebietsverluste aus dem Krieg herausgekommen zu sein. Die französische Politik war weniger auf Risiko angelegt, und sie konnte sich das leisten, weil sie nie wie die schwedische darauf angewiesen war, Gelegenheiten und Chancen zu erzwingen. Frankreich hat unter Richelieu den Platz zurückgewonnen, den es zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits innegehabt, aber infolge des konfessionellen Bürgerkriegs eingebüßt hatte. Schweden dagegen tauchte aufgrund seiner militärischen Erfolge wie ein Stern aus dem Nichts auf und wurde dabei zum politischen Vorbild für Preußen, das unter Friedrich II. einen ähnlichen Weg gegangen ist.40 Der hier angestellte Vergleich zwischen den äußeren Mächten mit Interventionsoption lässt sich auf die heutigen Konflikte im Nahen Osten und in der Sahelzone nur bedingt übertragen. Die politischen Konstel lationen und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind doch zu verschieden. Die USA, die EU und Russland haben allerdings ähnliche Möglichkeiten wie die beschriebenen Akteure, und diese reichen von einer klugen oder auch nur unentschlossenen Politik des Heraushaltens bis zum entschiedenen Ausspielen der militärischen Karte, vom geschickten Dosie ren des Einsatzes der eigenen Macht, das sich immer Rückzugspositionen offenhält, keine Risiken eingeht, die man nicht verschmerzen könnte, und die politischen Ziele über lange Zeitstrecken hin verfolgt, bis hin zu einem
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Sich-verstricken-Lassen in ein Konfliktfeld, in dem man über Jahre und Jahrzehnte hinweg seine Kräfte verzehrt. Von England über Schweden und Spanien bis zu Frankreich lassen sich diese Optionen am Dreißigjährigen Krieg studieren. Die Analyse der Interventionen äußerer Mächte zeigt eine einzige Abfolge von Warnschildern: Sie mahnen gegenüber machtpo litischen Zielsetzungen, aber auch gegenüber humanitären Absichten, so schwer das manchmal zu ertragen ist, zu Vorsicht und Zurückhaltung; sie weisen aber ebenso darauf hin, dass bloßes Heraushalten und Nichthan deln mitunter ebenso riskant sein kann wie ein Eingreifen in den Krieg. Dabei ist ein wichtiger Unterschied zwischen dem 17. und dem 21. Jahr hundert zu beachten: Aufgrund der veränderten Transport- und Kommu nikationsmöglichkeiten ist die Welt heute kleiner geworden, und Kriege, die räumlich weiter voneinander entfernt sind als die in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges, liegen heute sehr viel dichter beieinander. Die viel zitierte Vorstellung, die der Bürger im Osterspaziergang aus Goethes Faust formuliert, gilt heute nicht mehr: «Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, / Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, / Wenn hinten, weit, in der Türkei, / Die Völker aufeinanderschlagen. / Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus / Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten; / Dann kehrt man abends froh nach Haus, / Und segnet Fried und Friedenszeiten.»41 Diese Sicht eines nur auf seine eigene Behaglichkeit achtenden Bürgers war bereits am Ende des 18. Jahrhunderts überholt. Schon im Dreißigjährigen Krieg spielten die Kriege der Tür ken gegen die Perser für die militärische Handlungsfähigkeit des Kaisers eine entscheidende Rolle, denn wenn der Sultan, weil im Südosten seines Reiches Friede herrschte, seine Aufmerksamkeit dem Balkan zuwandte, konnte der Kaiser auf den Kriegsschauplätzen in Mittel- und Westeuropa nicht so agieren, wie er das sonst hätte tun können. Aber das waren geostrategische Fragen, mit denen sich damals allein die politisch-militärische Elite beschäftigte. Das ist heute anders. Neben den vier äußeren Interventen und Nichtinterventen zeigt die geopolitische Analyse des Dreißigjährigen Krieges eine weitere Gruppe von Akteuren, die in den Krieg sehr viel stärker involviert waren, weil sein
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Ausgang für sie unmittelbare politische Folgen hatte. Zu nennen sind die Niederlande und Dänemark sowie Polen und Siebenbürgen. Das eine Gegensatzpaar bilden Polen und Siebenbürgen: Polen hat sich aus dem Krieg weitgehend herausgehalten,42 und die in Polen regierende ältere Linie des Hauses Wasa verzichtete auch darauf, den vorherigen Krieg gegen die jüngeren Wasa in Schweden wiederaufzunehmen, um die Bin dung der schwedischen Militärmacht an den deutschen Kriegsschauplatz auszunutzen.43 Einige Male hatte es den Anschein, als wolle Polen einen Krieg gegen Schweden beginnen, aber dann sorgten Richelieus Diploma ten dafür, dass der schwedisch-polnische Waffenstillstand verlängert wurde und die schwedischen Kräfte uneingeschränkt gegen den Kaiser eingesetzt werden konnten. Dagegen führte Bethlen Gabor, der calvinistische Fürst von Siebenbürgen, dessen Herrschaftsgebiet unter der Oberhoheit des Osmanischen Reichs stand, auf eigene Faust Krieg und fiel immer wieder in Ungarn ein. Mehrere Male stießen seine Truppen bis nach Wien vor und versetzten die Stadt in Angst und Schrecken. Aber Bethlens leichte Reiter waren strategisch nur im Verbund mit anderen Waffengattungen zu gebrau chen, und über die verfügte der Woiwode von Siebenbürgen nicht. Die regelmäßigen Vorstöße Bethlens sorgten zwar für große Aufregung, blie ben für den Kriegsverlauf aber folgenlos. Obwohl Polen und Siebenbürgen eine geradezu entgegengesetzte Politik verfolgten, hatten beide tendenziell den gleichen Einfluss auf den Krieg in Deutschland - keinen. Das war anders im Fall der Niederlande und Dänemarks. Für die nörd lichen Niederlande, die sich im Verlauf des antispanischen Aufstands zu einem eigenständigen Staatswesen entwickelt hatten, war die politische und militärische Entwicklung in Deutschland von existenzieller Bedeutung. Schon vor dem Krieg standen die Niederländer in einem engen Verhält nis zu den pfälzischen Kurfürsten, und nach dem Scheitern Friedrichs V. in Böhmen waren sie sein letzter zuverlässiger Bündnispartner, von der Finanzierung der Söldnerheere Friedrichs bis zur Einrichtung eines Exil hofs für ihn im Haag.44 Die Niederländer waren einer der wichtigen Finan ziers des Krieges; gleichzeitig achteten sie aber sehr genau darauf, dass sie nicht militärisch in ihn verwickelt wurden, und stellten ihren Verbündeten keine eigenen Truppen zur Verfügung. Deswegen widerstanden Kaiser und
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Liga den Spaniern, als diese darauf drängten, den Krieg in Deutschland auf die Niederlande auszuweiten. Tilly forderte eine militärische Intervention in den Niederlanden, doch Kurfürst Maximilian untersagte seinem Gene ral ausdrücklich den Vorstoß über den Rhein in niederländisches Gebiet.45 Die Folge war, dass beide Kriege weitgehend voneinander getrennt blieben. Maximilian und Ferdinand dürften mit ihrer Zurückhaltung richtig gelegen haben: Sie wollten eine Ausweitung des Krieges vermeiden, weil sie fürch teten, dass sie gerade dadurch die Formierung einer «protestantischen Internationale» zum Schutz der Niederlande bewirken würden. Im Unterschied zu den Niederlanden hat sich Christian IV. von Däne mark offen in den Krieg in Deutschland eingemischt und ist für zwei Jahre zur Kriegspartei geworden. Er hat also eine ganz andere Politik betrieben als die Niederländer. Dafür gibt es mehrere Erklärungen.46Als Herzog von Holstein war Christian Reichsstand und insofern von den Entwicklungen in Deutschland unmittelbar betroffen. Während in den Niederlanden die Stände die Politik bestimmten und dabei Vorsicht und Umsicht walten ließen, konnte sich Christian infolge seiner Einnahmen aus den ÖresundZöllen gegen die ablehnende Haltung der Stände durchsetzen. Ausschlag gebend für seinen Entschluss dürfte indes gewesen sein, dass die Politik im Haag und in London ein protestantisches Bündnis schaffen wollte, in dem der Schwede Gustav Adolf die militärische Führungsaufgabe übernehmen sollte. Um das zu verhindern, stellte sich Christian an die Spitze der neuen Kriegskoalition gegen den Kaiser und zog in den Krieg. Dabei musste er dann eine Reihe bitterer Niederlagen einstecken. Die aus Polen und Siebenbürgen, den Niederlanden und Dänemark bestehende Vierergruppe potenzieller Interventen unterschied sich von der erstgenannten Gruppe dadurch, dass es für sie schwerer war, sich aus dem Krieg herauszuhalten, ohne Nachteile hinnehmen zu müssen. Vollständig blieb nur Polen dem Krieg fern, aber auch dazu musste es immer wieder durch die französische Diplomatie sowie französisches Geld motiviert wer den. Siebenbürgen und Dänemark griffen militärisch offen in den Krieg ein, wovon Bethlen Vorteile hatte, während Christian IV. dadurch die dänische Position im Ostseeraum schwächte. A uf den Kriegsverlauf haben beide nur geringen Einfluss gehabt. Entscheidenden Einfluss genommen haben
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dagegen die Niederlande, die bis zur Intervention Schwedens das Zentrum des antikatholischen und antihabsburgischen Widerstands waren und ihre reich sprudelnden Finanzquellen dazu nutzten, den Krieg in Deutschland am Laufen zu halten. Auch für die Analysen der gegenwärtigen Kriege im Nahen Osten und in der Sahelzone muss dieser Aspekt berücksichtigt wer den: Die offen militärischen Unternehmungen sind das eine, die verdeck ten Finanzströme, die den Krieg nähren, das andere. Die Beschäftigung mit den Niederlanden als einem Spiritus Rector des Krieges in seinem ersten Jahrzehnt zeigt, dass die Analyse von Ursachen und Faktoren auf mehreren Ebenen erfolgen muss und auch verborgene Einflussnahmen nicht überse hen werden dürfen. Zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den gegenwärtigen Kriegen im genannten Raum lassen sich zwei weitere Ähnlichkeiten ausmachen: das vermehrte Auftreten von Gewaltakteuren, die nicht unter der Direk tionsgewalt eines Territorialstaats stehen, sowie die Entstehung großer Flüchtlingsbewegungen, die teilweise auf systematische Vertreibungen zu rückgehen, mit denen bestimmte Gebiete religiös vereinheitlicht werden sollen. Einige der Exilanten nehmen das Schicksal der Vertreibung nicht hin, sondern versuchen sich an deren Revision - entweder dadurch, dass sie andere zur militärischen Intervention drängen, oder indem sie in das Militär eines kriegsbeteiligten Staates eintreten und dem Kriegsgeschehen eine besondere Kompromisslosigkeit verleihen. Die Zunahme an nichtter ritorialen Kämpfergruppen und Flüchtlingsbewegungen steht dafür, dass auch in dieser Hinsicht die Ära der Westfälischen Ordnung zu Ende ge gangen ist und mit einer Rückkehr zu «vorwestfälischen» Verhältnissen zu rechnen ist. Die Wiederkehr der Condottieri in Gestalt von Warlords47 ist ein untrüglicher Indikator dafür. Nach dem Grundsatz einer «Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen» könnte man schlussfolgern, die Kriege im Vorderen Orient und in der Sahel zone seien Ereignisse, in denen nachgeholt werde, was in Europa vor vier Jahrhunderten stattgefunden habe. Dass dies so ist, lässt sich nicht prinzipi ell ausschließen. A uf den ersten Blick könnte man den «Islamischen Staat» als ein Beispiel für die Territorialisierung vagabundierender Kämpfer ansehen, die aus dem arabischen Raum und aus Europa nach Syrien und in den
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Nordirak gekommen sind, um dort den Kalifatsstaat wiederzuerrichten. Es wäre möglich gewesen, politisch darauf zu reagieren, indem man ihnen den Raum für dieses Projekt überlassen, sie in die Probleme und Mühen eines Staatsaufbaus involviert und so domestiziert hätte. Das hat «der Westen» nicht getan, sondern sich für die Zerschlagung des IS entschieden. War das womöglich ein Fehler? Ein Vergleich zwischen den Söldnern des Dreißigjährigen Krieges und den Kämpfern des IS kann zwei Argumente dafür beisteuern, warum ein derartiges Domestikationsprojekt im Fall des IS wohl nicht erfolgreich gewesen wäre. Die Söldner des Dreißigjährigen Krieges wollten ein Ter ritorium erobern, durch das sie sich in die soziopolitische Welt der dama ligen Zeit eingliedern konnten: der Anführer als Herzog, die Offiziere als landbesitzende Edelleute und der Rest als Besitzer eines kleinen Bauern hofs. Es handelte sich um eine Truppe auf der Suche nach einem Gebiet, das die Chance zu sozialem Aufstieg bot. Dieses Territorium war begrenzt, und man hatte nicht vor, von dort aus die soziopolitischen Verhältnisse umzustürzen. Im Gegenteil: Man praktizierte Umsturz in Form von Erobe rungen und Beutezügen, um einer zu werden, der so war wie die andern. Diese konservative Grunddisposition und die Begrenzung des Raumes sind im Fall des islamischen Dschihadismus jedoch nicht gegeben.48 Ter ritorialisierung läuft hier nicht auf die Domestikation sozioökonomischer Vagabundage hinaus, sondern wird zum Ausgangspunkt weiterer Erobe rungen, die bis weit nach Europa hinein ausgreifen sollen. Außerdem haben, so das zweite Argument, die dschihadistischen Kämpfer nicht zu den Waf fen gegriffen, weil sie darin eine probate Form des Gelderwerbs sehen wie die Söldner des Dreißigjährigen Krieges, sondern sie folgen damit einem ideellen Projekt, das sich nicht mit kleiner Münze erledigen lässt. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der historisch-vergleichenden Methode: Sie för dert nicht nur Ähnlichkeiten, sondern ebenso Unterschiede zutage und zeigt, dass es im 17. Jahrhundert Wege zu einem Frieden gegeben hat, die heute nicht mehr zu beschreiten sind. Auch aus solchen Unterschieden und nicht nur aus Ähnlichkeiten - lässt sich für den Umgang mit den Her ausforderungen der Gegenwart lernen.
ANMERKUNGEN
EIN LEITU N G DEUTSCHE ERIN N ERU N G UND DEUTSCH ES TRAUM A
1 Die Erinnerung an dieses inzwischen verblasste Trauma findet sich noch in den Ti teln populärer Kriegsdarstellungen, etwa Milner, Gegen L a n d und Leute, oder Huf, z Plessner hat in seinem gleichnamigen Buch den Be zug zum Dreißigjährigen Krieg selbst hergestellt, als er schrieb: «In Europa gibt es drei große Völker, welche an der Entwicklung des modernen Staatsbewußtseins seit dem 17. Jahrhundert nicht teilgenommen haben: Spanien, Italien und Deutschland. Denn in dem entscheidenden Zeitraum war das Schicksal gegen sie.» Und als Be gründung im deutschen Fall hielt er fest: «Deutschland zerfiel in den Glaubens kämpfen, in dem Gegeneinander der Fürsten und der Kaisermacht.» In der Folge sei der Volksbegriff für das nationale Selbstbewusstsein sehr viel wichtiger geworden als der Staatsbegriff. (D ie verspätete Nation, S. 58). 3 Zur dieser Bezeichnung vgl. Traverso, Im Bann der Gewalt, S. 40 ff; kritisch dazu Münkler, D er Große Krieg, S. 10 £ 4 Moltke, «Rede im Reichstag am 14. Mai 1890»; in: Stumpf (Hg.), Kriegstheorie und Kriegsgeschichte, S. 505. 5 Freytag, B ild er aus der deutschen Vergangenheit, Bd. 3, S. 227. 6 Ebd., S. 227 f. 7 Zu Gustav Freytag vgl. Hahn/Oschmann (Hgg.), Gustav Freytag (1816-1895), passim. 8 Dazu Hahn, «Gustav Freytag und die bürgerliche Lebenswelt des 19.Jahrhunderts»; in: Hahn/Oschmann (Hgg.), Gustav Freytag, S. 13-29. 9 Ergang, The M yth o fth e All-Destructive Fury, passim. 10 Zur gängigen Berechnung von Kriegstoten vgl. Kolko, D as Jahrhundert d er Kriege, S. 95-110, insbes. S. 107 ff. 11 Steinberg, The Thirty Years War; dt. Ausgabe D er Dreißigjährige Krieg, S. 126-143. 12 Ebd., S. 7. 13 Ebd., S. 140 f. 14 Vgl. das zusammenfassende Kapitel «Der Krieg und die deutsche Gesellschaft» in: Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 300-308. 15 Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 53 f. 16 Ebd., S. 54. Die Fixierung auf den Dreißigjährigen Krieg, so auch ManfredJakubowski-Tiessen in dem Diskussionsband Krisen des 17. Jahrhunderts, habe «lange Zeit den Blick dafür verstellt, daß die Zeit von 1580 bis 1720 insgesamt eine Zeit voller Spannungen und Erschütterungen gewesen ist» (S. 7). 17 Wehler folgt den Zahlen Steinbergs, wenn er schreibt: «Keineswegs sank die Einwohnerzahl des Reiches von ca. 16 Milk imJah re 1620 auf ca. 10 Mill. imJahre 1650, wie man es in der Literatur manchmal liest. Viel mehr schwankte sie vermutlich um 15 Milk, zwischen 15 und 16 Milk imJahre 1650.» M it Gottes Segen in die Hölle,
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Bd. i, S. 54) Dagegen resümiert Geoffrey Parker durchaus in kritischer Absetzung gegen ältere Schätzungen: «Nach neueren, weit vorsichtigeren Schätzungen lebten vor dem Krieg im Heiligen Römischen Reich rund 20 Millionen Einwohner, 16 bis 17 Millionen waren es bei dessen Ende, das ent spricht einer Einbuße von etwa 15 bis 20 Prozent.» (D er D reißigjährige Krieg, S. 303) Ganz ähnlich auch Gerhard Schormann («Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648», S. 269): «Die jüngste Schätzung für die Gesamtbevölkerung geht von etwa 20 Milli onen aus und von 16 bis 17 Millionen bei Kriegsende, was einem Verlust von 15 bis 20 % entspricht. Die verschiedenen, zumeist als bezeichneten Seuchen haben die mit Abstand größte Zahl an Todesopfern gefordert. Dieser Tatbestand ist aber eine Auswirkung des Krieges.» Dass der Krieg nach wie vor eine geschichtspolitische Dimension hat, zeigt die heftige und angesichts des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen in Europa zweifellos überzogene Reaktion des Erlanger Historikers Axel Gotthard auf die Thesen Steinbergs und Wehlers: «Nein, Steinberg und Wehler ha ben nicht recht. Der Dreißigjährige Krieg war der schlimmste Krieg der Weltge schichte.» (D er Dreißigjährige Krieg, S. 213) Für jüngere Arbeiten zu den wirtschaftli chen, sozialen und demographischen Folgen des Krieges vgl. u. a. Press, «Soziale Folgen des Dreißigjährigen Krieges», S. 239-268; Haan, «Prosperität und Dreißig jähriger Krieg», S. 91-118; von Hippel, «Bevölkerung und Wirtschaft im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges», S. 413-448, sowie Theibault, «The Demography of the Thirty Years War Re-revisited: Günther Franz and his Critics», S. 1-21. 18 Stell vertretend für viele einschlägige Arbeiten sei hier verwiesen auf Heer/Naumann (Hgg.), Vernichtungskrieg, den wissenschaftlichen Begleitband zu der vom Hambur ger Institut für Sozialforschung veranstalteten Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht. 19 Paradigmatisch hierfür ist das Buch D er B ran d von Jörg Friedrich. 20 Zur Eigen-Fremd-Unterscheidung und deren Bedeutung für das Selbstverständnis von Gesellschaften vgl. die Beiträge in Münkler (Hg.), Furcht und Faszination. 21 Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen, S. 122 f. 22 Eickhoff/ Schopper (Hgg.), 1636. Ihre letzte Schlacht, S. 12-21 sowie 153-180. 23 Vgl. Münkler, «Der Dreißigjährige Krieg als Analysefolie für heutige Kriege», S. 47-51. 24 Als Vordenker dieser Bezeichnung im Sinne eines Ordnungsmodells der internationalen Beziehungen sind Waltz (ih e o ry o f InternationalPolitics) und Gilpin (W ar and Change in World Politics ) zu nennen. 25 Für eine prinzipielle Kritik an der verbreiteten Vorstellung vom Westfälischen System vgl. Teschke, The M yth o f 1648, S. 13-45. 26 Dazu Barudio, «Der ewige Frieden von 1648», S. 57 ff. 27 Mit dem Westfäli schen Frieden ging zugleich die von der spanischen Neuscholastik geprägte Epoche des Völkerrechts zu Ende. Diese Epoche war stark durch naturrechtliche Vorstellun gen geprägt und wurde durch die Herausforderung der «Neuen Welt» bestimmt. Mit dem Westfälischen Frieden trat wieder die Regelung der europäischen Probleme in den Mittelpunkt der Völkerrechtsordnung. Das Jahr 1648 ist dabei freilich nur eine (Deutsche Gesellschaftsgeschichte,
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gesetzte Zäsur, und so, wie sich das Staatensystem schon in der Zeit davor entwickelt hat, ist auch der neuen Völkerrechtsordnung ideenpolitisch vorgearbeitet worden, insbesondere durch Hugo Grotius’ Schrift Vom Recht des Krieges und des Friedens aus dem Jahre 1625; dazu Grewe, Epochen der Völkerrechtsgeschichte, S. 163 ff. und 323 ff, sowie Kimminich, «Die Entstehung des neuzeitlichen Völkerrechts», S. 91 ff. 28 Dazu ausführlich Kunisch, Staatsverfassung und M achtpolitik, passim. 29 Waltz, Theory o f International Politics, S. 114-116; theoretisch weniger ambitioniert, dafür stärker an den Wendungen und Konflikten der europäischen Geschichte orientiert ist Dehio, Gleichgewicht oder Hegemonie. 30 Vgl. hierzu nach wie vor den brillanten Aufsatz von Alfred Vagts «Die Chimäre des europäischen Gleichgewichts» aus dem Jahr 1942. 31 Die heuristische Begrifflichkeit führt zu einer bestimmten Fokussie rung des Blicks, etwa wenn das, was Eduard Fueter ( Geschichte des europäischen Staa tensystems) als dynamische Veränderung eines in sich stabilen Systems beschrieben hat, von Brendan Simms (K a m p f um Vorherrschaft, S. 37-80) als Ringen um Hegemo nie dargestellt wird. 32 Wie offen hierbei die Terminologie von Imperium und He gemonie ist, zeigt ein Vergleich zwischen meinem Buch Im perien und Ulrich Menzels D ie O rdnung der Welt: Während für Menzel Imperialität gegenüber Hegemonie die weichere Herrschaftsform ist, verhält es sich in meiner Studie genau umgekehrt. Bei de Arbeiten kommen oft zu denselben Ergebnissen - freilich unter entgegengesetzter Begrifflichkeit. 33 Zu Entstehung und Kampfweise der spanischen Tercios vgl. Schwarz, Gefechtsformen der Infanterie, S. 100 £, 120 f. und 210 ff., sowie White, «The Experience of Spains Early Modern Soldiers», S. 1-38. 34 Dazu ausführlich Straub, P a x et Im perium , S. 44 ff. und 109 ff, sowie Elliott, «Foreign Policy and Domestic Crisis», S. 185 ff. 35 Vgl. Parker, D er Aufstand der N iederlande, S. 184 ff. und 248 ff, sowie van der Lern, D ie Entstehung der N iederlande aus der Revolte, S. 95 ff. und 139 ff. 36 Dazu Hahlweg, D ie Heeresreform der Oranier, sowie Oestreich, «Der römische Stoi zismus und die oranische Heeresreform», S. 11 ff; weiterhin Schulze, «Die Heeresre form der Oranier», S. 233-239. 37 Inzwischen hat sich für das Zeitalter der Glau benskämpfe der Begriff der Konfessionalisierung durchgesetzt, der den Vorzug hat, gegenüber den kämpferischen Begriffsprägungen beider Seiten Distanz zu ermögli chen; vgl. Zeeden, D ie Entstehung der Konfessionen; ders., Konfessionsbildung; Schmidt, Konfessionalisierung, sowie Schilling, «Die Konfessionalisierung im Reich». 38 Zur antihabsburgischen Politik Urbans vgl. Wedgwood, D er D reißigjährige Krieg, S. 168 f., 214 f. und öfter. Es fällt auf, dass in der katholisch geprägten Kirchengeschichtsschrei bung das Problem zumeist übergangen oder kleingeredet wird; vgl. etwa Schuchert, Kirchengeschichte, Bd. 2, S. 742 f., sowie Tüchle, Reform ation und Gegenreformation, S. 192. 39 Zum Begriff des Religionskriegs vgl. Repgen, «Was ist ein Religions krieg?», S. 84-97, sowie Burkhardt, «Religionskrieg», S. 681-687; vor allem Bireley, «The Thirty Years War as Germany’s Religious War», S. 85-104. 40 Zu Idee und Begriff der Universalmonarchie allgemein Bosbach, M onarchia Universalis, S. 35-63;
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zum habsburgischen Projekt einer Universalherrschaft und der dadurch provozierten Gegnerschaft vieler europäischer Mächte ebd., S. 87-106. 41 Auch in Frankreich waren die konfessionellen Konflikte in «feudale Konflikte», wie Mieck (D ie Entste hung des modernen Frankreich, S. 244 fr.) sie nennt, verwoben, so dass es auch in die sem Fall allzu einfach ist, die Hugenottenkriege umstandslos als Konfessionskriege zu bezeichnen. Zu den Folgen dieser Kriege für die politische Handlungsfähigkeit Frankreichs vgl. ebd., S. 261-270. 42 Dazu Findeisen, Gustav II. A d o lf von Schweden, S. 153 ff; Junkelmann, Gustav A d o lf S. 393-404; dagegen spielt Barudio (G ustav A d olf, S. 560 f.) diesbezügliche Äußerungen des Königs herunter und meint, ein libertäres Kaisertum sei für den König «politisch kaum erstrebenswert gewesen». 43 So auch Burkhardt, D er Dreißigjährige Krieg, S. 51 ff. 4 4 Zur Bedeutung der Mitte in den geopolitischen Strukturen Europas vgl. Simms, K a m p f um Vorherrschaft, pas sim. 45 Vgl. dazu die ausführliche Schilderung des zweimaligen Bauernaufstands in Oberösterreich bei Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 93-99 und 266-273. 46 Diese Dimension des Krieges ist vor allem von Herbert Langer in sei ner Kulturgeschichte des Dreißigjährigen Krieges herausgestellt worden; Langer, D er D reißigjährige Krieg, S. 103 ff. 47 Zur Biographie Grimmelshausens und deren Spie gelungen in der Gestalt des Simplicius vgl. Boehncke/Sarkowicz, Grimmelshausen, insbes. S. 18 ff. und 196 ff. 48 Zu Theorie und Praxis des «kleinen Krieges» im West fälischen System vgl. Kunisch, D er Kleine Krieg, passim. 49 Dazu Schulz (Hg.), P a r tisanen und Volkskrieg, sowie Münkler (Hg.), D er Partisan. 50 Dazu Burschei, «Krieg, Staat, Disziplin», S. 640 ff. 51 Vgl. hierzu Hans Schmidt, «Staat und Armee im Zeitalter des », S. 213 ff. 52 «Die Verwerfung des herkömmli chen Bildes des Dreißigjährigen Krieges als einer fürchterlichen Katastrophe gründet sich nicht auf die Entdeckung neuer Quellen, sondern zur Hauptsache auf die Erfah rungen zweier Weltkriege.» Steinberg, D er Dreißigjährige Krieg, S. 111. 53 Clausewitz, Vom Kriege, S. 210. 54 Dazu Mann, Wallenstein, S. 375 ff. 55 Zum Zusammen hang von Militärwesen und Steuersystem vgl. Stolleis, Pecunia nervus rerum, S. 68 ff. 56 So Martines, Blutiges Zeitalter, S. 154 f. 57 In der grundlegenden Arbeit von Walter Krüssmann (Ernst von M ansfeld ) wird die spezifische Verknüpfung von Strategie und Logistik nur beiläufig thematisiert (etwa S. 322 ff. oder S. 345 ff); einem ähnlichen System wie Mansfeld folgte auch Christian von Braunschweig, für den ty pisch war, dass er die Beute aus den geplünderten Gebieten mit sich führte, um damit seine Söldner zu bezahlen; dazu Smid, D er Tolle Halherstädter, S. 18 f. und 24 £ sowie 32 und 50. Die durch seine Söldner angerichteten Verheerungen hielten sich zunächst dennoch in Grenzen, weil die Soldaten zumeist so schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren. 58 Vgl. Findeisen, Gustav II. A dolf, S. 172 f. 59 Grimmels hausen, D er abenteuerliche Simplicissimus, Bd. 1, S. 382. 60 Ebd. 61 Clausewitz, Vom Kriege, S. 211. 62 Der Begriff der Ermattungsstrategie findet sich bei Clausewitz in dieser Form nicht, sondern geht auf den Kriegshistoriker Hans Delbrück zurück,
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der ihn in der Debatte über die Strategie Friedrichs des Großen eingeführt hat; vgl. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst, Bd. 4, S. 497 ff.
1. K A P I T E L « IH R K E N N T N IC H T DIE F O L G E N E U R E S T U N S » : AN FÄNG E UND V O RG ESCH IC H TEN
1 In den neueren Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges wird der Prager Fenster sturz zumeist nur kurz erwähnt und sein Ablauf nicht weiter erzählt; eine Ausnahme ist Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 59-78. Für eine ausführliche Darstellung vgl. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 34-43; auch Moriz Ritter hat in seinem Werk Deutsche Geschichte im Zeitalter d er Gegenreformation und des Dreißig jährigen Krieges, Bd. 2, S. 453-458, die Prager Ereignisse gewürdigt. Die wichtigste Quelle beider ist der Bericht des Statthalters Martinitz, eines der Hauptbetroffenen, über den Tumult in der Burg und den Fenstersturz. Dieser ist auszugsweise abge druckt in Roeck (Hg.), Gegenreformation und D reißigjähriger Krieg, S. 191-198; voll ständig in Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte und zu den Anfängen des D reißigjäh rigen Krieges, S. 221-232. 2 Jörg-Peter Findeisen bezeichnet Thurn in seiner Kurzbiographie als den «Kopf jener Verschwörung, die Böhmen veränderte», weist aber «den zweifelhaften Ruhm» zurück, wonach Thurn «der des Drei ßigjährigen Krieges» gewesen sei; Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 140 und 141. 3 Der Majestätsbrief findet sich in deutscher Übersetzung bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 146-152; ebenso Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 92-100. Utraquisten ist die Bezeichnung für diejenigen, die seit dem 16. Jahrhundert in Böhmen das Abendmahl «in beiderlei Gestalt», also in der Form von Brot und Wein, feierten, dogmatisch aber dem Katholizismus verbunden blieben. Ihnen wurden im MajestätsbriefLutheraner und Calvinisten subsumiert. 4 Press, Kriege und Krisen, S. 173; vgl. auch Rill, K aiser M atthias, S. 145 ff. 5 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. 2, S. 454. 6 Ebd. 7 Ebd., S. 456; ausführlich Müller, «Der Fall Klostergrab», S. 59 fT. 8 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 31; die Metaphorik von Fuchs und Löwe geht auf Machiavellis Principe (Kapitel XVIII) zurück. 9 Zur Biographie Klesls vgl. Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 124-130; Press, «Melchior Khlesl, Kardinal», S. 265-267, Krones, «Kardinal Mel chior Klesl», S. 143-184, sowie Hermann, «Klesl», S. i486. Die Schreibweise des Namens differiert und wurde hier wie an weiteren Stellen zu Klesl vereinheit licht. 10 Press, K riege und Krisen, S. 170. 11 «Bericht des Statthalters Martinitz», zit. nach Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 192. 12 Ebd., S. 193. 13 Die Hussitenkriege werden gelegentlich den Kreuzzügen zugerechnet,
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weil der Papst dazu aufgerufen hatte und sich ihnen Ritter aus ganz Europa anschlos sen. Insgesamt kam es zu fünf Hussitenkreuzzügen, von denen jedoch keiner das angestrebte Ziel erreichte; vgl. Riley-Smith, D ie Kreuzzüge, S. 384 f. 14 Press, Kriege und Krisen, S. 192. 15 Zit. nach Roeck (Hg.), Gegenreformation und D reißigjähriger Krieg, S. 196. 16 Ebd., S. 197. 17 Huch, D er D reißigjährige Krieg, Bd. 1, S. 198. 18 Ebd., S. 199. 19 Der Abfall der Niederlande von Spanien hatte im Jahr 1565 begon nen; die Aufständischen hatten sich in drei Wellen gegen die Weltmacht behauptet. Der 1609 für zwölf Jahre geschlossene Waffenstillstand lief de facto auf die staats rechtliche Anerkennung der niederländischen Republik hinaus; vgl. Parker, D er A u f stand der N iederlande, passim. Aus dem Blickwinkel von 1618 dürfte das niederländi sche Beispiel eine ermutigende Wirkung auf die Böhmen gehabt haben. 20 Das im Jahr 1526 an die Habsburger gefallene Königreich Böhmen war ein politisch komple xes Gebilde; neben dem eigentlichen Königreich gehörten zu ihm auch noch die «Länder der Wenzelskrone»: Mähren, Schlesien und die beiden Lausitzen. Die Zugehörigkeit Böhmens zum Heiligen Römischen Reich war unklar; einerseits war mit der böhmischen Krone die vierte weltliche Kurstimme verbunden (neben der Kurpfalz, Kursachsen und Brandenburg), so dass Böhmen an der Kaiserwahl teil nahm; andererseits war es aber nicht im Kurverein vertreten, beteiligte sich nicht weiter an den Reichstagen und Kurfürstentagen und hatte auch sonst keinen Vertre ter in den Reichsinstitutionen. 21 Zu den Problemen der Unterscheidung von Anlass und Ursache vgl. Burkhardt, «Worum ging es im Dreißigjährigen Krieg?», S. 67-87. 22 Thukydides selbst spricht vom «Krieg zwischen den Peloponnesiern und den Athenern»; die Bezeichnung «Peloponnesischer Krieg» findet sich erst mals bei Diodor im ersten vorchristlichen Jahrhundert. 23 Zum Auftauchen der Bezeichnung «Dreißigjähriger Krieg» in der Schlussphase des Krieges und zu ihrer Fortdauer vgl. ausführlich Repgen, «Seit wann gibt es den Begriff dreißigjähriger Krieg>?», S. 59-70, ders., «Die Entstehung und Verwendung des Terminus Dreißig jähriger Krieg von 1620 bis 1695», S. 3-79, sowie ders., «Der Dreißigjährige Krieg im deutschen Geschichtsbild von Schiller», S. 112-134. Repgen («Über die Geschichts schreibung des Dreißigjährigen Krieges», S. 23, Fn. 111) hat auch auf den Vorbildcha rakter des thukydideischen Werks für die zeitgenössische Wahrnehmung des großen Krieges in Mitteleuropa hingewiesen. 24 Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges I, 9-24, S. 27-36. 25 Ebd., I, 23, S. 36. 26 Dedicatio zu Theatri E u ro paei, sechster und letzter Teil, Frankfurt 1652, unpaginiert. 27 So Merzhäuser, «Über die Schwelle geführt», S. 74. 28 Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, I, 24, S. 37. 29 So bemerkt Thukydides über die spartanische Entscheidung, den Vertrag über einen Dreißigjährigen Frieden nach nur vierzehnjähriger Laufzeit für beendet zu erklären: «Zu diesem Beschluß der Spartaner, daß der Vertrag gebro chen und der Krieg nötig sei, hatten freilich die Verbündeten mit ihren Reden weni ger beigetragen als die Furcht vor Athen, daß es immer mächtiger werden könne, da
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sie ihm doch den größten Teil von Hellas bereits untertan sahen.» (1, 88, S. 7ö) Und noch einmal, die spartanische Politik resümierend: «Nun aber, da die Macht Athens so augenscheinlich stieg und ihren Bund [das Bündnissystem Spartas] antastete, da riß ihre Geduld, und sie entschlossen sich, anzugreifen und alles einzusetzen, um seine Größe zu stürzen, wenn sie könnten, und eben den Krieg zu erklären.» (1, 118, S. 93). 30 Ebd., I, 44, S. 50. 31 Zu den spezifischen Tücken einer Kriegsursachen analyse wie der des Thukydides vgl. Münkler, «Die Weisheit der Regierenden», S. 80 ff. 32 So etwa der einschlägige Band 10 von Gebhardts H andbuch der deutschen Geschichte, in dem Maximilian Lanzinner das konfessionelle Zeitalter und Gerhard Schormann den Dreißigjährigen Krieg behandeln; weiterhin Schilling, Aufbruch und Krise, sowie Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter; Zeeden, Hegemonialkriege und Glaubenskäm pfe, sowie Lutz, D as Ringen um deutsche E inheit und kirchliche Erneuerung; ebenso Klueting, D as konfessionelle Zeitalter. 33 Press, Kriege und Krisen, S. 163. 34 Dazu Rill, K aiser Matthias, S. 121-144. 35 In der zeitgenössischen Begrifflichkeit war von der melancholia des Kaisers die Rede. Wahrscheinlich litt der Kaiser aber weniger unter melancholischer Apathie als unter einer agitiert-depressiven Erkrankung; womöglich hatte er auch Schübe von Schizophrenie; vgl. Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 16; zur Biographie Rudolfs vgl. Press, «Rudolf II. (1576-1612)», S. 99-111, sowie ausführlich Evans, R u d o lf II. Ohnm acht und Einsam keit. 36 Für eine Vita des Kaisers vgl. Rill, K aiser M atthias; für eine Kurzbiographie Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 42-49, sowie Press, «Matthias (1612-1619)», S. 112-123; zur Vermittlungspolitik des Kaisers ausführlich Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 359-417. 37 Zit. nach Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 72. Parker gibt eine russische Quelle für das Zitat an und weist darauf hin, dass es sonst nicht auf taucht. Er benutzt es als eine der Antizipationen der kommenden Ereignisse. 38 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. I, S. 412; ausführlich Gräf, Konfession und interna tionales System, S. 201-327. 39 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 239 t 40 Zum wechselvollen Schicksal der früheren Landgrafschaft Hessen-Marburg während des Dreißigjährigen Krieges vgl. Albrecht, «Die Kriegs- und Friedensziele der deutschen Reichsstände», S. 241 ff; zum «Kasseler Einigungsvertrag», durch den das marburgische Oberhessen, Katzenelnbogen und Schmalkalden zu Hessen-Kassel kamen, vgl. ebd., S. 253. Ausführlich dazu Press, «Hessen im Zeitalter der Landesteilung», S. 267-331. 41 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 238. 42 Ebd. 43 Ebd., S. 239. 4 4 Vgl. Albrecht, «Die Kriegs- und Friedensziele», S. 242. 45 Zum Begriff der Konfessionalisierung und der so bezeichneten Praxis der konfessionellen Verein heitlichung landesherrschaftlicher Territorien vgl. Zeeden, D ie Entstehung der Konfes sionen, sowie ders., Konfessionsbildung; weiterhin Schmidt, Konfessionalisierung, sowie Schilling, «Die Konfessionalisierung im Reich». 46 Vgl. oben, S. 44. 47 Im Prin zip sah der geistliche Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum), festgehalten in § 18 des Augsburger Religionsfriedens, vor, dass geistliche Territorien, die nach dem Stichjahr
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1552 noch im Besitz der katholischen Kirche waren, nicht säkularisiert werden durften. Solche Säkularisierungen fanden aber in Norddeutschland weiterhin statt, und der Kaiser legitimierte das in Form eines Lehensindults. Im Prinzip hätte diese vorläufige Belehnung vom Papst bestätigt werden müssen, aber eine Bestätigung wurde nie ein geholt. Das entsprach einer Politik des Kompromisses, da die protestantische Seite bei den Verhandlungen in Augsburg den geistlichen Vorbehalt als diskriminierend abgelehnt hatte (vgl. Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter, S. 47). Die Erz stifte Bremen und Magdeburg waren auf diese Weise in protestantische Hände gelangt (vgl. Press, Kriege und Krisen, S. i6if. und i8ö£). Dann aber begann Kaiser Rudolf damit, die Indulte zu verweigern, womit er nicht nur Sitz und Stimme der evangelischen Administratoren auf den Reichstagen in Frage stellte, sondern auch die Praxis der Inbesitznahme seit 1552 delegitimierte. Die Einsetzung von Adminis tratoren ehemaligen Kirchenbesitzes war eine beliebte Praxis evangelischer Fürsten familien, die ihre zweiten und dritten Söhne dadurch angemessen ausstatteten, ohne dafür eine weitere Teilung ihres Herrschaftsgebiets vornehmen zu müssen. Seit den späten 1580erJahren machte die selbstbewusster gewordene katholische Seite jedoch Rückgabeforderungen auf säkularisierte Kirchengüter geltend, was die Polarisierung zwischen Protestanten und Katholiken deutlich verschärfte. 48 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 433 ff., sowie Press, Kriege und Krisen, S. 189 f. 49 Ritter, Deut sche Geschichte, Bd. II, S. 377 f. 50 Vgl. Stolleis (Hg.), Staatsdenker, S. 13 t 51 Zur Rolle des hostis externus als zum «Burgfrieden» nötigendes Element vgl. Walter, Nützliche Feindschaft ?, passim. Selbst Luther, der eine Bekämpfung «des Türken» als apokalyptischem Feind der Christen ablehnte, hat sich in dieser Frage immer wieder zu Kompromissen genötigt gesehen, vgl. Roper, D er Mensch Luther, S. 492 h 52 Dazu ausführlich, wenn auch mit einer ausgesprochen spanienfreundlichen Grund einstellung: Straub, P a x et Im perium , S. 109-129. 53 Zur Frage der Erbansprüche und der Optionen Ferdinands vgl. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 4 f. 54 Zur Rolle Erzherzog Maximilians vgl. Press, K riege und Krisen, S. 189. 55 Vgl. Straub, P a x et imperium, S. 121. 56 Vgl. die Kurzbiographie Eggen bergs bei Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 245-253. 57 Zum Onate-Vertragvgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 432, sowie Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 106 {.; zur «spanischen Gasse» und ihrer strategischen Bedeutung insgesamt Par ker, T h eA rm y o fF lan d ers and the Spanish R oad, S. 80-105; skeptisch gegenüber der Relevanz der «spanischen Gasse», des Cam ino real, wie man in Spanien sagte, für die Madrider Verhandlungsstrategie Straub, P a x et imperium, S. 122 f. 58 Vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 106. 59 Vgl. unten, S. 139 ff. 60 Vgl. Egler, D ie Spanier in der linksrheinischen Pfalz, S. 25 ff. 61 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 9; allge mein dazu Zemanek, K alender und Chronologie, sowie Landwehr, G eburt der Gegen wart, S. 263-270. 62 Am Beispiel Augsburgs wird das exemplarisch dargestellt bei Roeck, E ine Stadt in K rieg und Frieden. 63 Vgl. Friedrichs, «German town revolts
Anmerkungen
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and the 17dl Century crisis», S. 27 ft. 64 Für eine ausführliche und detaillierte Dar stellung der Vorgänge in Donauwörth vgl. Stieve, D er Ursprung des Dreißigjährigen Krieges, sowie Breitling, «Der Streit um Donauwörth», S. 278 ff.; eine gute zusam menfassende Darstellung bei Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 213-215 und 220-223. 65 Die Umzüge des protestantischen Oranierordens in Nordirland, die während der letzten Jahrzehnte in Belfast immer wieder zu gewalttätigen Auseinan dersetzungen geführt haben, folgen demselben Muster einer symbolischen Markie rung von Räumen als «Eigenräume». 66 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 215. Neben den Klagen des Augsburger Bischofs scheint auch der Kapuziner Laurentius von Brindisi bei der Erwirkung des kaiserlichen Mandats eine gewisse Rolle gespielt zu haben. Laurentius weilte zwei Monate nach den Vorkommnissen in Donauwörth und wurde im Benediktinerkloster davon unterrichtet. In einer in Prag gehaltenen Predigt machte er für die dort ausgebrochene Pest die Zugeständnisse an die Donauwörther Protestanten verantwortlich. Im Zusammenhang mit einem Exorzismus an der angeblich geistesgestörten Ehefrau Herzog Maximilians von Bayern soll er auf diesen eingewirkt haben, in Donauwörth einzugreifen und die dortigen Katholiken zu schützen. Als er anschließend nach Prag zurückkehrte, versicherte er dem Kaiser die Bereitschaft des Bayernherzogs, in Donauwörth für die Geltung des Augsburger Religionsfriedens zu sorgen; so die Darstellung von Carmignano, «La part de S. Lau rent de Brindes dans le ban de Donauwörth», S. 460 ff. Vermutlich war der Kapuzi nermönch aber bloß der Beschleuniger einer Entwicklung, die auch ohne ihn ihren Gang genommen hätte. 67 Der Text der über Donauwörth verhängten Reichsacht findet sich bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 133-134; zu den juristischen Kontroversen über die Donauwörther Angelegenheit vgl. Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1, S. 148-150, der zeigt, dass hier Reichsverfas sungsrecht und Römisches Recht gegeneinander standen. 68 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 222. 69 Zit. nach Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 85. 70 Dazu ebd., S. 87, sowie Press, Kriege und Krisen, S. 164; ausführlich van Schelven, «Der Generalstab des politischen Calvinismus», S. 117-141. 71 Vgl. Press, Kriege und Krisen, S. 163 £; zur Entwicklung der Kurpfalz in dieser Zeit auch ders., Calvinis mus und Territorialstaat, passim. 72 Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 89. 73 Zusammenfassend Zernack, «Das Zeitalter der nordischen Kriege», S. 55-79- 74 Dazu Gotthard, «Politice seint wir Bäpstisch», S. 275 ft, sowie Müller, «Der Absturz vom Grat», S. 52ff. 75 Dazu Wandruska, «Vom Begriff des in der Poli tik des Dreißigjährigen Krieges», S. 175ft 76 Dazu eingehend Münkler/Grünberger/Meyer, N ationenbildung, S. 290 ft 77 Zu Luthers Lehre von der weltlichen Obrigkeit vgl. Münkler, «Politisches Denken in der Zeit der Reformation», S. 635-648; zur Konzeption des Widerstandsrechts im Calvinismus vgl. Bermbach, «Widerstandsrecht, Souveränität, Kirche und Staat», S. 107-124. 78 Die folgende Darstellung des Regensburger Reichstags folgt im Wesentlichen Ritter, Deutsche
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ANHANG
Bd. II, S. 223-229; vgl. auch Heckei, Deutschland im konfessionellen Z eital ter, S. 96-98. 79 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 227. 80 Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter, S. 98 81 Bei den Verhandlungen, die unter der Leitung Christians von Anhalt in Vertretung des pfälzischen Kurfürsten stattfanden, überbot der Herzog von Pfalz-Neuburg die Kurpfälzer Vorschläge, als er einen an der Torgauer Bundesakte von 1591 orientierten Vertragsentwurf vorlegte, der einen gemein samen Bundesschatz und ein einheitliches Bundesheer mit einer Normalstärke von 20 000 Mann ins Gespräch brachte. Das wurde dann so auch in die Bundesverfassung aufgenommen; vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 247; weiterhin Horstkemper, «Die protestantische Union und der Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges», S. 21-51. 82 «Der Vertrag von Auhausen» (im Dokument selbst Ahausen); in: Roeck (Hg.), Gegenreformation und D reißigjähriger Krieg, S. 138-144, hier S. 140; voll ständig abgedruckt bei Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 66-77. 83 Zit. nach Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 141. 84 So Findei sen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 80; zur Biographie Friedrichs V. vgl. Joestel, «Kur fürst Friedrich V. von der Pfalz», S. 152-158. 85 Zu Leben und Person Christians vgl. die Kurzvita bei Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 131-137, sowie Schubert «Christian I.», S. 221 ff.; zur Widersprüchlichkeit in Christians Leben gehört auch, dass er sich, nachdem er zu Beginn der 1620er Jahre in Stockholm und Kopenhagen vergeblich neue Verbündete zum Kampf gegen Kaiser und Liga gesucht hatte, 1624 in Wien Kaiser Ferdinand unterwarf und von ihm Gnade erlangte. Auf Vermittlung Wallensteins, mit dem er sich offenbar gut verstand, erhielt er «eine großzügig dotierte Kammerherrenstelle beim Kaiser [...], nicht eben ein sonderliches Zeugnis eines ungebrochenen konfessionellen Kämpfers» (Findeisen, S. 137). In sein Klein fürstentum Bernburg zurückgekehrt, starb er am 17. April 1630, zu einem Zeitpunkt des Krieges somit, als es für die protestantische Sache überaus schlecht stand. 86 Bei der Pfalz lag die erste Stimme der weltlichen Kurfürsten; das verlieh ihr politi sches Gewicht. Geographisch war das pfälzische Territorium zweipolig: einerseits die Oberpfalz, die an Böhmen grenzte und enge Verbindungen mit den Markgraf schaften Kulmbach und Ansbach hatte, andererseits die Unterpfalz mit den Gebieten um Heidelberg, Neustadt und Alzey. Die Pfalz hatte dadurch Einfluss nach vielen Seiten hin, war im Kriegsfall dafür aber hochgradig verwundbar. Die geopolitische Lage mag für eine aktive Bündnispolitik gesprochen haben, legte aber gleichzeitig nahe, keine größeren politischen Risiken einzugehen. 87 Dazu Weiss, D ie Unter stützung Friedrichs V. von der P falz durch Jakob I. und K a rl I. von England. 88 Dazu Kraus, M axim ilian I., S. 324 f.; Albrecht, «Maximilian I. von Bayern», S. 477 ff; Lan ger, «Kurfürst Maximilian I. von Bayern», S. 142 ff; Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 63-68, sowie Bireley, M axim ilian von Bayern, A d a m Contzen und die Gegenre form ation, passim; zur bayerischen Politik vor Kriegsausbruch vgl. Edel, «Politik und Macht bei Herzog Maximilian von Bayern», S. 107-139. 89 So Roeck (Hg.), GegenGeschichte,
Anmerkungen
«SS
S. 152. 90 Dazu Neuer-Landfried, D ie katholi passim. 91 Press, K riege und Krisen, S. 175. 92 Für eine detaillierte Dar stellung der unterschiedlichen Erbansprüche vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 126-128,199 f. sowie 277-283; für eine knappe Zusammenfassung vgl. Press, Kriege und Krisen, S. 174-177. 93 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 126. 94 Ebd., S. 128 f. 95 Ebd., S. 280 f. 96 Heinrich hat sich über seine Pläne nicht eindeutig geäußert, weshalb sie in Form eines «Indizienverfahrens» aus einzelnen Aktionen und Äußerungen rekonstruiert werden müssen. In der Forschung herrscht Einigkeit darüber, dass es ihm um mehr als nur die FestungJülich ging, denn dafür hätten auch geringere Streitkräfte als die ins Feld geführten ausgereicht. Umstritten ist indes die Frage, ob der König lediglich mit einem großen Krieg («rupture generale») rech nete oder ob er ihn gezielt herbeiführen wollte. Moriz Ritter ist von Letzterem ausge gangen, und dabei haben für ihn der Umstand, dass Heinrich die Armee gegenJülich in eigener Person anführen wollte, und die Pläne für einen zeitgleichen Angriff auf das Herzogtum Mailand, den Schlüssel zur Herrschaft über Italien, eine zentrale Rolle gespielt (Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 316 ff.). Dagegen spricht Geoffrey Parker (beziehungsweise sein Mitarbeiter Simon Adams) nur davon, dass die Einmischung des französischen Königs den Erbfolgestreit von Jülich-Kleve-Berg zu einer «interna tionalen Krise» ausgeweitet hätte. Da Heinrich diese Ausweitung aber gefürchtet habe, so schlussfolgert er, sei es dem König darum gegangen, die protestantische Union unter seine Kontrolle zu bringen (D er Dreißigjährige Krieg, S. 93). Das sind die beiden «Außenpositionen» bei der Erklärung des französischen Agierens. In jünge ren Darstellungen wird dem Jülicher Erbfolgestreit unterschiedliche Bedeutung auf dem Weg in den Krieg beigemessen: sehr knapp bei Kampman, Europa und das Reich, S. 26£, eingehend bei Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 46-53. 97 Eberhard Straub, der diese Periode aus spanischer Sicht dargestellt hat, kommt zu dem Ergeb nis, dass die Entwicklungen im Osten des Reichs, also in Böhmen und Ungarn, die spanische Politik sehr viel stärker beunruhigt hätten als alles, was sich im Westen ereignete: Im Westen war Spanien mit eigenen Kräften handlungsfähig, während es im Osten darauf angewiesen war, dass die österreichische Linie der Casa d'Austria Herr des Geschehens blieb; Straub, P a x et Im perium , S. 109-129. In der neueren For schung wird herausgestellt, dass der Herzog von Lerma, der maßgebliche Akteur der spanischen Politik zu dieser Zeit, dem Mittelmeer als Eckpfeiler der spanischen Macht eine größere Bedeutung beimaß als der Nordsee, vgl. Schmidt, «Philipp III.», S. 91 f. 98 Diese Dimension des Konflikts ist von Burkhardt (D er Dreißigjährige Krieg, S. 30-63) herausgearbeitet worden - nur dass bei ihm Spanien keine große Rolle spielt. 99 Zur Vita des Königs vgl. Hinrichs, «Heinrich IV.», S. 143ff., zur Außenpolitik S. 167 ff.; allgemein Greengrass, Franee in the A ge o f H enry IV, sowie Bei derbeck, Zwischen Religionskrieg, Reichskrise und europäischem Hegemoniekampf, S. 412-458. 100 Vgl. Schmidt, «Philipp III.», S. 90 ff. 101 Ebd., S. 90. 102 Zit. reformation und D reißigjähriger Krieg,
sche Liga,
8s6
ANHANG
nach Parker, Der Dreißigjährige Krieg, S. 108. 103 Vgl. Dickermann, «Henry IV and the Juliers Cleves crisis », S. 626 ff. 104 Zum Problem der Analyse von Entwicklun gen durch kontrafaktische Konstruktionen vgl. Evans, Veränderte Vergangenheiten, S. 59-105. 10s Zum Verlauf des Erbfolgekriegs bis zur Eroberung der FestungJülich vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 283-327, sowie Press, Kriege und Krisen, S. 174-182. 106 Der Dortmunder Rezess ist auszugsweise abgedruckt in Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 144-146, Zitat S. 145. Für die vollständige Fassung samt Ausführungsbestimmungen vgl. Lorenz (Hg.), Quellen zur Vorgeschichte, S. 81-87. Die Datierung auf den 10.Juni folgt dem gregorianischen Kalender; da beide vertragschließenden Parteien protestantisch waren, datierten sie die Vertragsunterzeichnung gemäß dem julianischen Kalender auf den 31. Mai. 107 Zu den Auseinandersetzungen um den Reichshofrat vgl. Ehrenpreis, «Die Tätigkeit des Reichshofrats», S. 27ff. 108 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 295. 109 Ritter (ebd., S. 339) schätzt die Kräfteverhältnisse auf 30 000 Belagerer gegenüber 2000 Verteidigern. 110 Ebd., S. 342 ff. 111 Ebd., S. 346 ff. 112 Ebd., S. 348. 113 Vgl. oben, S. i02f. 114 Dazu Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 363-366. 115 Ebd., S. 371. 116 Als die Eheschließung zwischen Wolfgang Wilhelm und Prinzessin Magdalena am 11. November 1613 in München stattfand, gingen sowohl der Vater Wolfgang Wilhelms als auch Herzog Maximilians Freunde davon aus, dass es sich um eine gemischt konfessionelle Ehe handele; zur Pendelbrautschau des Neuburgers vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. II, S. 371 £ und 398. 117 Ebd., S. 407-410, sowie Press, Kriege und Krisen, S. 183 f. 118 Dazu die rechtsgeschichtlichen Ausführungen bei Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter, S. 122 £, ebenso Stolleis, Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1, S. 126-141. 119 Dazu Brightwell, «Spain and Bohemia», S. 117 ff.
2. K A P IT E L E IN A U F ST A N D , D E R DAS R E IC H E R S C H Ü T T E R T : DER BÖ H M ISCH -PFÄLZISCH E K R IE G 1 Die wahren Absichten und Ziele der Politik Klesls sind ob seiner zahlreichen Wen dungen und Winkelzüge schwer auszumachen. Gotthard (D er Dreißigjährige Krieg, S. 78) spricht davon, Klesl habe tatsächlich auf Verhandlungen gesetzt, Kampmann (Europa und das Reich, S. 38) geht eher von einer «Orientierungslosigkeit der kaiser lichen Politik» aus; bei Parker (D er Dreißigjährige Krieg, S. 159) ist sogar davon die Rede, Klesl habe «hinter den Kulissen einen Einigungsversuch mit den Aufständi schen aushandeln» wollen. Zu Klesl allgemein: Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 124-130, sowie Press, «Melchior Khlesl, Kardinal», S. 265ff. 1 Ritter, Deutsche
Anmerkungen
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Bd. III, S. 8; für eine ausführliche Schilderung der Verhaftung und Depor tation Klesls sowie des Eindringens von Ferdinand und Maximilian bei Kaiser Mat thias, der sie zunächst nicht hatte vorlassen wollen, vgl. Gindely, Geschichte des drei ß igjährigen Krieges, Bd. 1, S. 55-57. 3 So etwa Kampmann, E uropa und das Reich, S. 38, und Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 78. 4 Das Referat der Denkschrift folgt Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 5 f. 5 Vgl. Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 126 £ 6 In marxistischer Terminologie heißt das, dass es sich um eine Adelsre volte und nicht um eine «frühbürgerliche Revolution» gehandelt hat. 7 Vgl. Gott hard, D er D reißigjährige Krieg, S. 81 £; Kampmann, Europa und das Reich, S. 36 £ 8 Vgl. Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 126. 9 So etwa Press, Kriege und Krisen, S. 195 ff. ( «der deutsche Krieg») und 218ff. («der europäische Krieg»); eine dezi dierte Gegenposition vertritt Kampmann, Europa und das Reich, S. 1: «Der Dreißig jährige Krieg war ein europäischer Konflikt. Zwar war vornehmlich das römisch deutsche Reich der Schauplatz dieses Krieges, ein ist er jedoch von Anfang an nicht gewesen.» Letzteres ist gegen Günter Barudio gerichtet, der seine Darstellung des Dreißigjährigen Krieges D er Teutsche K rieg betitelt hat. 10 Vgl. oben, S. 107 £ 11 Vgl. Straub, P a x et Im perium , S. 132-136, sowie Guarino, «The Spanish Monarchy and the Challenges of the Thirty Years War», S. 55 ff 12 Zu den in der legenda negra enthaltenen antispanischen Ressentiments vgl. Pollmann, «Eine natürliche Feindschaft», S. 73-93, sowie Schmidt, Spanische Universalmonarchie oder «teutsche L ib ertet», S. 273-294; zur Entstehung der antispanischen Propaganda im Unabhängigkeitskrieg der Niederlande vgl. Arndt, «Die Kriegspropaganda in den Niederlanden», S. 239 ff 13 Dazu Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 117. 14 Vgl. Straub, P a x et Im perium , S. 146 £ 13 Zum Theorem des Portfolios von Machtsorten vgl. Mann, Geschichte der M acht, Bd. 1, S. 46-56. 16 Vgl. Depner, D as Fürstentum Siebenbürgen im K a m p f gegen Habsburg, S. 36-92. 17 Zu Bethlen Gabor vgl. Findei sen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 101-104. 18 Die Probleme der pfälzischen Politik im Vorfeld der Kaiserwahl sind ausführlich dargestellt bei Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 106-114; relativ knapp Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 41 £, sowie Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 86 £ 19 Die nachfolgende Darstellung folgt Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 113 £ 20 Es fällt auf, dass mit Ausnahme von Gindely die Frankfurter Wahl in den meisten Dar stellungen des Dreißigjährigen Krieges nur kurz abgehandelt wird, obwohl sie von den Verfassern derselben Darstellungen als der entscheidende Vorgang für den Aus gang des böhmisch-pfälzischen Krieges und damit für die erste Phase des Dreißigjäh rigen Krieges erklärt wird; so etwa bei Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 81 und 83, und bei Kampmann, Europa und das Reich, S. 40. 21 Die Union setzte diese Trup pen auch ein, als sie eine für Ferdinand geworbene Einheit von 500 Reitern zer sprengte; vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 42 b 22 Ebd., S. 43. 23 Zur Vita Johann Georgs vgl. Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 69-78, sowie Blaschke, Geschichte,
8 s8
ANHANG
«Johann Georg I. Kurfürst von Sachsen», S. 525 f. Der sächsische Kurfürst gehört zu den in Hinblick auf den Verlauf des Krieges zumeist unterschätzten Akteuren; eine Ausnahme bildet Wedgwood, die in ihrer Darstellung des Dreißigjährigen Krieges immer wieder aufJohann Georg zu sprechen kommt, was ihr von Seiten Steinbergs (D er D reißigjährige Krieg, S. 152) den Vorwurf eingetragen hat, ihr Buch werde «durch die sentimentale, sachsenfreundliche Einstellung der Verfasserin beeinträch tigt ». 24 Vgl. Beyreuther, «Matthias Hoe von Hoenegg», S. 300-301. 25 Vgl. Gollwitzer, «Arnim von Boitzenburg», S. 372-373, sowie Helbig, «Arnim-Boitzenburg». 26 Dazu oben, S. 90 ff. 27 Zu dieser Phase des Mansfeld sehen Söldner verbands vgl. Krüssmann, E rnst von M ansfeld, S. 125-176. 28 Gindely ( Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 128) schreibt über Elisabeth, sie habe zu keiner Zeit die ehrgeizigen Pläne ihres Gemahls missbilligt. Gotthard (D e r Dreißigjährige Krieg, S. 88) nennt Elisabeth eine «ehrgeizige Frau». 29 Zit. nach Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 90. 30 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 51. 31 So Gin dely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 127. 32 Ebd., S. 128-130; Gott hard, D er D reißigjährige Krieg, S. 89 f. 33 Dazu ausführlich Goldie, «Absolutismus, Parlamentarismus und Revolution in England», S. 288 f. 34 In dem Konflikt um Oldenbarnevelt ging es sowohl um konfessionelle als auch politische Fragen: die Aus legung der Prädestinationslehre (Arminianer versus Gomaristen), die Möglichkeit einer Politik des friedlichen Ausgleichs mit dem Süden oder einer Politik der Rück eroberung und schließlich auch Fragen der Aufstellung von Stadtmilizen; vgl. Parker, D er Aufstand der N iederlande, S. 301-303, sowie von der Lern, D ie Entstehung der N ie derlande, S. 181-184. 35 Vgl. Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 127. 36 Vgl. oben, S. 127 fr. 37 Die überlegene Position Maximilians bei diesen Verhandlungen stellt Gotthard heraus (D er Dreißigjährige Krieg, S. 84-87). 38 Zit. nach Roeck (Hg.), Gegenreformation und D reißigjähriger K rieg, S. 210; der vollständige Text des Münch ner Vertrags unter Einschluss seiner lateinischen Fassung bei Lorenz, Ausgewählte Quellen, S. 398-407. 39 Ebd., S. 211. 40 Ebd., S. 212. 41 Gotthard, D er Dreißig jährige Krieg, S. 85. 42 Kraus, M axim ilian I., S. 324 und 326. 43 Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 68; zur Bündnispolitik Maximilians und seinem «außenpoliti schen» Agieren vgl. Albrecht, D ie auswärtige Politik M axim ilians von Bayern, passim, sowie Altmann, D ie Reichspolitik M axim ilians I., passim; zur Kriegspolitik des Bay ernherzogs allgemein Lanzinner, «Maximilian I. von Bayern», S. 85 fF. 44 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 25; zur Vita Ferdinands II. vgl. Findeisen, D er Dreißig jährige Krieg, S. 50-61; Hantsch, K aiser Ferdinand II .; Franzi, Ferdinand II., sowie Albrecht, «Ferdinand II. (1619-1637)», S. 125-141. 45 Albrecht, «Ferdinand II.», S. 126; zur frühabsolutistischen Herrschaftsvorstellung Ferdinands vgl. Sturmberger, K aiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus; zu Ferdinands Vorstellung von der Gegenreformation als seiner Aufgabe vgl. Bireley, Religion and Politics in the A ge o f Counterreformation, sowie ders., The Jesuits and the Thirty Years War, S. 33-62.
Anmerkungen
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46 Findeisen, Der D reißigjährige Krieg, S. 54. 47 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 25. 48 Ebd. 49 Zur komplexen Motivlage des Kurfürsten Gindely, Geschichte Bd. 1, S. 171 f. so Vgl. ebd., S. 173. Johann Georg handelte dabei in Abstimmung mit Landgraf Ludwig von Hessen-Darmstadt, der dem Kaiser eng verbunden war. 51 Ebd., S. 173. 52 Ebd., S. 174; ausführlich zu den Verhand lungen in Mühlhausen Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 82-89. 53 Zur Zusam menstellung von Mansfelds Söldnerverband vgl. Krüssmann, E rnst von M ansfeld, S. 118-124; zur Einnahme Pilsens ebd., S. 139-146; zu den Truppen Bucquoys vgl. Par ker, The A rm y ofF la n d ers, S. 271 ff.; zur Rekrutierungspraxis von Söldnerverbänden vgl. Kröner, «», S. 53 ffl, sowie Burschel, Söldner im Nordwestdeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts, S. 54-96. 54 Zu den taktischen Formationen im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert und deren Bedeutung für die Gefechtsführung vgl. Fiedler, Taktik und Strategie der Landsknechte, S. 89 sowie 145 ff, und insbesondere Ortenburg, Waffen der Landsknechte, S. 106-138, weiterhin Rogers, «Tactics and the face of battle», S. 203-235. Lauro Martines (B lu tiges Zeitalter ) beschäftigt sich eher mit dem Durchzug von Heeren, deren Logistik sowie der Belagerung von befestigten Städten als mit der offenen Feldschlacht; für eine knappe Zusammenfassung der zeitgenössischen Gefechtsformationen vgl. Junkelmann, Tilly, S. 23-29. 55 Vgl. Krüssman, Ernst von M ansfeld, S. 25-139. 56 Vgl. oben, S. 139 ff 57 Dazu Krüssmann, Ernst von M ansfeld, S. 142-154; zum Typus des Militär- beziehungsweise Kriegsunternehmers vgl. vor allem Redlich, The Germ an M ilitary Enterpriser and his Work Force, sowie Glete, «Warfare, entrepreneurship and the fiscal-military state», S. 300-321. 58 Dazu grundsätzlich Burschei, Söldner, S. 165-206, sowie Redlich, «Der Marketender», S. 227-252. 59 Dazu Redlich, D e Praeda M ilitari, sowie Burschei, Söldner, S. 206-217, und Martines, Blutiges Zeitalter, S. 187-204. 60 Vgl. Krüssmann, E rnst von M ansfeld, S. 143 ff. Infolge der Belagerung war das wirtschaftliche Leben Pilsens weitgehend zum Erliegen gekommen; im Früh jahr 1619 waren von den 1500 bis 1800 Einwohnern nur noch 150 übrig; ebd., S. 145. 61 Vgl. Kröner, «Soldat oder Soldateska?», S. 118. 62 Zu Bürgerwehren, Bauernaufgeboten und spätem Rittertum vgl. Delbrück, Geschichte der Kriegskunst, Bd. 3, S. 489-543, sowie Dörfer, «Vom Niedergang der feudalen Heeresverfassung zum Militärwesen der frühen Neuzeit», S. 13-35, und Wohlfeil, «Das Heerwesen im Übergang vom Ritter- zum Söldnerheer», S. 107-127; zur Modernisierung der Bau ernaufgebote in Form des Defensionswesens vgl. Schulze, «Die deutschen Landesdefensionen im 16. und 17.Jahrhundert», S. 129-149; zu den Condottieri und den Ordonnanz-Kompanien Delbück, Geschichte der Kriegskunst, Bd. 3, S. 581-626; wei terhin Trease, D ie Condottieri, sowie Mallett, M ercenaries and their Masters; zu dieser Zwischenzeit oder Übergangsphase insgesamt Haie, War and Society in Renaissance Europe, Parker, D ie militärische Revolution, S. 25-67, Parrott, «From military enterprise to Standing armies», S. 74 ff, sowie van Nimwegen, «The transformation of des dreißigjährigen Krieges,
86 o
ANHANG
army Organization», S. 159 ff.; für den Abschluss dieser Transformation vgl. Schmidt, «Staat und Armee im Zeitalter des », S. 213-248. 63 Der Begriff der «militärischen Revolution» im frühneuzeitlichen Europa geht auf Michael Roberts (The M ilitary Revolution) zurück, der ihn Mitte der 1950er Jahre in die wis senschaftliche Debatte eingeführt hat; Roberts’ Überlegungen werden weitergeführt bei Parker, The M ilitary Revolution; zur Debatte über diesen Begriff und seine Bedeu tung für die Wissenschaft vgl. Rogers (Hg.), The M ilitary Revolution Debate. Das Kon zept der militärischen Revolution ist eine der Erklärungen für die Überlegenheit der Europäer gegenüber dem «Rest der Welt» seit der Frühen Neuzeit. Zur Diskussion dieser Fragen vgl. auch Croxton, «A Territorial Imperative?», S. 253-279. 64 Das hatte sich in der Schlacht von Liegnitz (1241) noch ganz anders dargestellt, als ein mongolisches Reiterheer ein schwer gepanzertes Ritteraufgebot vernichtend schlug; vgl. Schmielewski, «Liegnitz/Wahlstatt», S. 207-231. Zur strategisch-taktischen Überlegenheit der Reiterschwärme vgl. Hofer, «Das Ende des langen Rittes», S. 156-176; zur europäischen Rezeption des Gebrauchs leichter Reiterei vgl. Ägoston, «Empires and warfare in east-central Europe, 1550-1750», S. 110 ff. 65 Krüssmann, E rnst von M ansfeld, S. 192 ff. und 237 fr. 66 Vgl. oben, S. 152. 67 Vgl. oben, S. 151 f. 68 Zu Karl Bonaventura von Bucquoy und dessen Agieren auf dem böhmi schen Kriegsschauplatz vgl. Broucek, «Feldmarschall Bucquoy als Armeekomman deur», S. 25-57; allgemein Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 168-172. 69 Zur Meuterei, um ausstehende Soldzahlungen zu erzwingen, vgl. Burschei, Söldner, S. 195 ff., sowie ders., «Krieg, Staat, Disziplin», S. 648 ff. 70 Ebd., S. 217 ff. 71 Burschel (Söldner, S. 220) schätzt das Problem der Desertion während des Dreißigjähri gen Krieges als eher gering ein und vertritt die These, Desertion sei erst nach dem Krieg «zu dem innermilitärischen Problem schlechthin» geworden. Zu diesem Ergebnis kommt er auf der Grundlage gründlichen Aktenstudiums. In den Akten fin det sich indes nur, was als Problem wahrgenommen und wogegen angegangen wurde. Wo das nicht der Fall war, entstanden auch keine Akten. Der notorische Schwund der Mannschaftsstärke von Einheiten war sicherlich auch eine Folge von Seuchen und Krankheiten, aber in ihm fand auch eine kontinuierliche Desertionsrate ihren Nie derschlag; vgl. Kaiser, « » , S. 103 ff., sowie ders., «Ausreißer und Meuterer im Dreißigjährigen Krieg», S. 49 ff; weiterhin Burschei, «Die Erfindung der Desertion», S. 72-85. Profiteure der Desertion waren nicht zuletzt die Obristen und Hauptleute, weil sie den so eingesparten Sold, den sie gegenüber dem Kriegsherrn weiterhin geltend machten, in die eigene Tasche steck ten. Zum Problem der notorischen Differenz zwischen Nominal- und Realstärke der Truppen vgl. Burschei, Söldner, S. 120 f. 72 Dazu Gindely, Geschichte des dreißigjähri gen Krieges, Bd. 1, S. 145 f. 73 Zur Unterscheidung zwischen Zweck und Ziel in der Kriegführung vgl. Clausewitz, Vom Kriege, S. 960 ff. 74 Gindely, Geschichte des drei ß igjährigen Krieges, Bd. x, S. 147. 75 Ebd., S. 97 ff; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III,
Anmerkungen
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S. 29 f. 76 Parker (D er D reißigjährige Krieg, S. 118) stellt einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Gefecht von Sablat und dem Rückzug Thurns her; ebenso Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 8t; zu dem Gefecht selbst Krüssman, E rnst von M ansfeld, S. 162-167, der im Übrigen davon spricht, Thurn habe die Nieder lage des Mansfelders als «willkommenen Vorwand [genutzt], das eigene Versagen zu verhüllen» (S. 164). 77 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 30. 78 Dazu Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 148-153. 79 Ebd., S. 131-136. 80 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 421. Krüssmann (Ernst von M ansfeld, S. 258) bemerkt zu Camerarius, er sei «immer nörgelnd» gewesen. Zu Camerarius’ Leben und Wirken, zunächst in pfälzischem, später in schwedischem Dienst, vgl. Schubert, L u d w ig Camerarius, sowie die Besprechung der Neuauflage dieser Biogra phie bei Wolgast, «Ludwig Camerarius und die Politik der Kurpfalz», S. 334 ff- 81 Zit. nach Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 65. 82 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quel len zu r Vorgeschichte, S. 423. 83 Ebd., S. 422. 84 Dazu Gindely, Geschichte des drei ß igjährigen Krieges, Bd. 1, S. 135. 85 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 422. 8 6 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 65. 87 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 426. 88 Dazu Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 65 ff. 89 Vgl. ebd., S. 80 f. 90 Dazu ausführlich Gotthard, «Benjamin Bouwinghausen», S. 69-103; knapp ders., D er Dreißigjährige Krieg, S. 94-96. 91 Vgl. oben, S. 139; zum Verhältnis zwischen Spanien und den Niederlanden in dieser Zeit vgl. Israel, «A Conflict of Empires, S. 35 ff, sowie Straub, P a x et Im perium , S. 131 ff 92 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 79 f. 93 «König Philipp III. von Spanien an Erzherzog Albrecht in Brüssel», 5. November 1619; zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Vorgeschichte, S. 426. 94 Zit. nach ebd., S. 431t; zu den Beratungen im spani schen Staatsrat, die dieser Entscheidung vorangingen, vgl. Straub, P ax et Im perium , S. 151-159. 95 Ritter (Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 90 und S. 92) schreibt diese Idee dem Markgrafen Joachim Ernst von Ansbach zu, dem Generalleutnant der Uni onstruppen. 96 Ebd., S. 92. 97 Der Vertragstext ist abgedruckt bei Lorenz, Quel len zu r Vorgeschichte, S. 473-475. 98 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 93. 99 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 197. 100 Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 99 h 101 Krüssmann, Ernst von M ansfeld, S. 183. 102 Ebd., S. 184-187 sowie 192 f. 103 Vgl. ebd., S. 197 b 104 Hierzu und zum Folgenden Rit ter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 97-99. 105 Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 97; zu Herberstorffs Leben und seiner Rolle im Krieg vgl. Findeisen, D er Dreißig jährige Krieg, S. 176-177; dessen Resümee: Herberstorff sei «als Landeigentümer wie auch als Statthalter [ein] wenig befähigter Landwirt und Beamter gewesen» (S. 177); allgemein Sturmberger, A d a m G ra f Herberstorff. 106 Zu Tilly vgl. Rill, Tilly, und Junkelmann, Tilly, sowie ders., «Tilly», S. 58-79. 107 Zu einer eigenständigen Mili tärkultur in Nordwesteuropa und ihren intellektuellen Voraussetzungen vgl. Schwa ger, M ilitärtheorie im Späthumanismus, S. 91-289. 108 «Man muss nicht leichtlich
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ANHANG
ohne grossen vortheil mit dem feinde schlagen, ob er sich schon praesentiret, es were denn, dass mangelt proviant und gelt auszuharren, darzu zwingen thete, denn nicht geschlagen zu werden ist auch eine grosse victoria, welche sonsten sehr ungewiss, wan man es allein daraufwaget [...].» Zit. nach Frauenholz, Söldnertum , S. 49 f. 109 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 97. 110 Hierzu und zum Folgenden Krüssmann, E rnst von M ansfeld, S. 201 ff. 111 Die Verluste des ligistischen Heeres resultier ten aus Hunger und Krankheiten, schlechtem Wasser und der nächtlichen Herbst kälte seit Oktober; vgl. Riezler, «Kriegstagebücher», S. 83 ff. und 87 ff.; zur Rolle von Krankheiten in der Kriegführung der Frühen Neuzeit allgemein Burschei, Söldner, S. 258-272. 112 Vgl. Krüssman, Ernst von M ansfeld, S. 205-2x0; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 102 f. Das Problem Mansfelds bei diesen Verhandlungen war, dass er wegen eines früheren (verräterischen) Frontwechsels imJahre 1610 von Kaiser Matthias geächtet worden war. Selbstverständlich verlangte er bei diesen Verhand lungen die Aufhebung der kaiserlichen Acht, aber solange er ein Geächteter war, konnte er sich nicht sicher sein, ob sich die Gegenseite an ihr Wort gebunden fühlen würde. 113 Bucquoy war seit 1606 Ritter des Ordens vom Goldenen Vließ und kai serlicher Feldmarschall; er war damals 49 Jahre alt und hatte den böhmischen Krieg bereits zwei Jahre lang für den Kaiser geführt. 114 Die Zahlen nach Guthrie, Battles ofth e Thirty Years War, S. 61 f.; zum Schlachtverlauf selbst ebd., S. 64-67; Chaline, L a bataille de la montagne blanche, S. 33-213; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 105-109; Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 115-228; Wedg wood, D er 30jährige Krieg, S. 110-112. In jüngeren deutschsprachigen Arbeiten zum Dreißigjährigen Krieg wird häufig auf eine ausführliche Darstellung der Schlacht ver zichtet und nur deren Ergebnis mitgeteilt. 115 Die nachfolgende Darstellung der Schlacht am Weißen Berg gründet sich auf Guthrie, Battles, S. 63-66; Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 215-219; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 105-108, sowie Rill, Tilly, S. 92-95. 116 Die Arkebuse war leichter als die Muskete, die am Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum Schuss auf eine Gabel gelegt wurde, um sicherer zielen zu können; vgl. Ortenburg, Waffen der Landsknechte, S. 52-57. 117 Polisensky und Kollmann ( Wallenstein , S. 63) gehen dagegen davon aus, dass das Heer wenige Tage vor der Schlacht Sold erhalten habe und gerade des wegen nicht besonders kampfmotiviert gewesen sei. 118 Die Episode findet sich in allen größeren Darstellungen der Schlacht am Weißen Berg; am ausführlichsten ist sie bei Chaline ausgearbeitet: L a bataille, S. 137-140; siehe auch Gotthard, D er D rei ß igjährige Krieg, S. 100 f. 119 Der Titel eines Generalwachtmeisters entspricht nach heutigen Vorstellungen dem eines Generalmajors; zu der Vita und den militärischen Verwendungen Tiefenbachs vgl. Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 174 f. Trotz des Erfolgs am Weißen Berg und der ausdrücklichen Belobigung Tiefenbachs durch Maximilian blieb dieser stets ein «Mann der zweiten Reihe» - vielleicht auch des wegen, weil Wallenstein seine Heerführerqualität als eher gering einschätzte.
Anmerkungen
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120 Heinrich Wilhelm Graf Solms-Laubach, der die böhmische Kavallerie am Wei ßen Berg führte. 121 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 108; zu den Toten auf dem Schlachtfeld müssen noch die etwa 1000 in der Moldau ertrunkenen Husaren sowie die vor der eigentlichen Schlacht Getöteten hinzugerechnet werden; Guthrie (Battles, S. 66) spricht von 4000 Gefallenen oder Gefangenen bei den Böhmen und 800 Gefallenen auf Seiten der kaiserlich-ligistischen Truppen, die meisten davon aus dem Regiment Tiefenbach-Breuner. 122 Vgl. Chaline, L a bataille, S. 456-460; Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 101 f. 123 In dem Bericht Christians von Anhalt über die Schlacht am Weißen Berg (abgedruckt in Lorenz [Hg.], Quellen zur Vorgeschichte, S. 501-511) wird die Flucht des Königs nachträglich gerechtfertigt: «Vornehmblich so seind Ihre Majestät je mehr und mehr innen worden des großen Falschs, Untreue und Verrätherei, so bei Großen und Kleinen daselbst unterbawet und vorgeloffen, daß es auch auf dem und die Königliche Majestät in Gefahr gestan den, es möchten dieselben arrestirt und dem Feinde verrathen und übergeben wer den. Inmaßen dann es bei den Thoren ohne das sehr schwer zugegangen und von männiglichen davor gehalten und judicirt worden, hätten sich Ihre Majestät noch eine Stunde länger aufgehalten, daß sie von der Bürgerschaft nicht hinaus gelaßen worden wären.» (S. 511) 124 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 223. 125 Vgl. dazu die auf den 17. April 1621 datierte Erklärung Kaiser Ferdinands, in der die zwischen Kursachsen und den schlesischen Ständen getroffene Vereinba rung ratifiziert wird; abgedruckt bei Lorenz (Hg.), Quellen zu r Vorgeschichte, S. 539-542. 126 Zur Vita Liechtensteins, der in Böhmen zu einem der reichsten Männer aufstieg, vgl. Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 144 f. 127 Gotthard, D er D reißigjährige Krieg, S. 104. 128 Hierzu und zum Folgenden vgl. ebd., S. 105 f. 129 Zur Vita Lamormainis Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 145 £; ausführlich zu sei ner Rolle Bireley, Religion and Politics in the A ge o f Counterreformation, passim; zurückhaltender, was die Rekatholisierung anbetrifft, Brockmann, Dynastie, K aiser am t und Konfession, passim. 130 Vgl. hierzu Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 104 £; weiterhin Bergerhausen, «Die in Böhmen 1627», S. 327-351. 131 Hierzu und zum Folgenden Gindely, Geschichte des dreißigjäh rigen Krieges, Bd. 1, S. 237-241. 132 Ebd., S. 237. 133 Vgl. Mann, Wallenstein, S. 189-215; Diwald, Wallenstein, S. 169-194, sowie Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 69-93. 134 Insofern gilt die auf den älteren Cato (Livius, Röm . Geschichte, XXXIV, 9,12) zurückgehende Formel, wonach der Krieg den Krieg ernähre - bellum se ipse alet - , nicht nur für Geld und materielle Ressourcen, sondern auch für die Personen, die durch den Krieg hervorgebracht und vom Krieg auch wieder verzehrt werden. 135 Wedgwood, D er30jährige Krieg, S. 123. 136 Vgl. Krüssmann, M ansfeld, S. 233-237; letzte Reste des Widerstands hielten sich bis November 1621 in Tabor und bis Anfang März 1622 in Wittingau (Tfebon). 137 Hierzu und zum Folgenden Gin dely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 240-244, sowie Wedgwood, D er
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ANHANG
S. 124 £ 138 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 241 f. 139 Ebd., S. 242. 140 Diwald, Wallenstein, S. 146. 141 Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 115. 141 Vgl. oben, S. 108. 143 Vgl. oben, S. 139 b 144 Vgl. Mout, «Der Winterkönig im Exil», S. 257 ff 145 Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 116. 146 In einigen Darstellungen ist davon die Rede, die Kriegsschauplätze seien infolge der Eroberung Böhmens durch den Kaiser und die Liga voneinander getrennt worden: Der Krieg im Südosten, der von Bethlen Gabor und dem Herzog von Jägerndorf geführt wurde, sei nun räumlich von den Kriegshandlungen im Westen getrennt gewesen. Diese Beschreibung des Geschehens folgt freilich zu sehr der Sicht Fried richs; außerdem wird zwischen dem Hauptkriegsschauplatz und den Nebenkriegs schauplätzen nicht unterschieden: Die Kriege Bethlen Gabors wurden nun zum Nebenkriegsschauplatz, während der Hauptkriegsschauplatz von Böhmen in die Pfalz und angrenzende Gebiete verlagert wurde. Zum Begriff des «Kriegsschauplat zes» und dem des «Kriegstheaters», die im Folgenden verwendet werden, vgl. UhleWettler, «Theatre of War», S. 1064 ff, sowie allgemein Füssel, «Theatrum Belli», S. 205 ff. 147 Vgl. oben, S. 140. 148 Vgl. oben, S. 101 ff. 149 Rrüssmann, M ans feld , S. 237-277. 150 Bucquoy war im Frühjahr 1621 mit dem Gros der kaiserlichen Truppen nach Mähren marschiert, wo er die erneut eingefallenen Streifscharen Beth len Gabors bekämpfte. Bethlens leichte Reiter konnten gegen die Infanterie Bucquoys keine Schlacht schlagen, und Bethlen neigte ohnehin nicht dazu, alles auf eine Karte zu setzen und sich auf eine Schlacht einzulassen. Bucquoys Streitmacht wie derum war nicht in der Lage, die siebenbürgisch-ungarischen Reiter zur Schlacht zu stellen. Das änderte sich im Herbst 1621, als der Herzog von Jägerndorf, der bis dahin im schlesisch-böhmisch-sächsischen Grenzgebiet operiert und dort den sächsischen wie den kaiserlichen Truppen zu schaffen gemacht hatte, zu Bethlen stieß, so dass dieser zahlenmäßig überlegen war. Zu diesem Zeitpunkt war Bucquoy bereits tot: Am 10. Juli 1621 war er in dem Gefecht bei Neuhäusel tödlich verwundet worden. Gegen Mansfeld stand Tilly nicht die gesamte Streitmacht der Liga zur Verfügung, da Maximilian bei seiner Rückkehr aus Böhmen von mehreren Regimentern begleitet worden war. 151 Zu dieser Phase des stillstehenden Krieges vgl. Krüssmann, M ans feld , S. 295-304, sowie Rill, Tilly, S. 107-110. 152 Dazu Krüssmann, M ansfeld, S. 304-315, sowie Rill, Tilly, S. 110f. 153 Krüssmann, M ansfeld, S. 317. 154 Vgl. Reit zenstein, D er Feldzug des Jahres 1621, passim, sowie Weiß, D ie Unterstützung F ried richs V. von der Pfalz, S. 24-27. 155 Zum Festungs- und Belagerungskrieg vgl. Duffy, Siege Warfare, weiterhin Haas, «Belagerungskrieg», S. 289ff; Eichberg, «Geometri scher Krieg», S. 131 ff, sowie Heinisch, «Die Stadt als Festung», S. 283 ff. 156 Dazu Parker, D ie militärische Revolution, S. 26-36. 157 Eine vorzügliche Darstellung der zeitgenössischen Schriften über das Festungswesen findet sich bei Büchi, Fortifikationsliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts; vgl. auch die Beiträge in Marten u. a. (Hgg.), Festungsbau. 158 Vgl. Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 72 b 159 Zit. nach Rill, 30jährige Krieg,
Anmerkungen
86s
S. 113; auch die pfälzischen Truppen scheinen sich nicht viel besser in «ihrem» Land verhalten zu haben: Die Soldaten des pfälzischen Heeres, heißt es, hätten «ärger als die Feinde gehaust, Kisten und Kasten eröffnet und alles preis gemacht, die Früchte aus den Scheuern und die Pfähle aus den Weingärten weggeführet, die Türen ausgehoben und die Hütten daraus gemacht, Kühe und Schweine niedergeschossen und alles verwüstet, daher der Pfalz Defensores [Verteidiger] ihre Devoratores [Ver wüster] genennt worden. Sonst haben die Spanischen auch große Furcht und Flen nen von einem Ort zum andern ins Land verursacht ...» Zit. nachJessen (Hg.), D er D reißigjährige K rieg in Augenzeugenberichten, S. 131. 160 Dazu ausführlich Krüssmann, M ansfeld, S. 322. 161 Ebd., S. 326, sowie Rill, Tilly, S. 111 f. 162 Hierzu und zum Folgenden Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 133 ff. 163 Diese Entscheidung des Landgrafen Moritz wird in der einschlägigen Literatur (Malettke, «Der Dreißig jährige Krieg in Hessen», S. 61 ff.; Weiand, Hessen-Kassel und die Reichsverfassung, S. 24 ff.) zumeist in ihrer politischen Tragweite unterschätzt, weil Hessen-Kassel im Jahr darauf - nach dem Auffauchen Christian von Braunschweigs auf dem Kriegs schauplatz - wieder eine aktive Kriegspolitik betrieb, freilich eine, die wesentlich an seinen oberhessischen Gebietsansprüchen orientiert war. 164 Diese Zahlen nach Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 32 h Sie mögen etwas zu hoch gegriffen sein; vermutlich handelte es sich dabei nicht nur um die Kampftruppen, sondern auch um die Trossknechte und den sonstigen Anhang der Söldner. 165 Vgl. die Kurzbiographie Georg Friedrichs bei Findeisen, D er D reißigjährige K rieg, S. 118 £; zur Charakteristik des Markgrafen vgl. auch Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 153. 166 Dazu Guthrie, Battles, S. 87. 167 Zur Vita Christians vgl. Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 105-111; ausführlich Wertheim, D er Tolle Halberstädter, sowie Smid, D er Tolle Halberstädter. 168 Im Spätherbst 1621 stieß Christian mit einigen tausend Mann, die er auf eigene Kosten geworben hatte, nach Süden vor, wurde aber von dem Grafen Anholt, einem Unterführer Tillys, bei Kirtorf gestoppt und musste sich nach Niedersachsen zurückziehen. 169 Zum Gefecht bei Mingolsheim vgl. Guthrie, Battles, S. 87 f.; Krüssmann, M ansfeld, S. 399-401, sowie Rill, Tilly, S. 118 f. 170 Zit. nach Rill, Tilly, S. 120. 171 Vgl. oben, S. 178. 172 Zu den mögli chen Gründen der Trennung vgl. Krüssmann, M ansfeld, S. 403 £, sowie Rill, Tilly, S. 120. 173 So auch Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 158. 174 Zum Schlacht verlauf vgl. Guthrie, Battles, S. 89 £, sowie Rill, Tilly, S. 120-123; in der älteren Litera tur Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 35 h, sowie Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 158 £.; für eine kritische Studie der Quellen zur Schlacht vgl. Gmelin, «Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei Wimpfen», S. 332 ff. 175 Diese Angaben nach Guthrie, Battles, S. 90; in der älteren Literatur werden die Verluste Til lys in der Schlacht von Wimpfen niedriger angegeben. 176 Vgl. oben, S. 184. 177 Vgl. Gmelin, «Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei Wimpfen», S. 340. 178 Vgl. Krüssmann, M ansfeld, S. 405-407, sowie Rill, Tilly, S. 123h 179 Krüssmann, M ansTilly,
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ANHANG
S. 407-414. 180 Welche Rolle Mansfeld bei diesen Entscheidungen spielte, ist unklar, denn er scheint zu dieser Zeit schwer krank gewesen zu sein und konnte das Heer nicht begleiten; ebd., S. 411 f. 181 Vgl. Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 23-27. 182 Zur Schatzbildung Christians vgl. ebd., S. 24; dass Christian sich und seine Offiziere in einem eroberten Kloster von nackten Nonnen habe bewirten lassen, ist wohl eine Erfindung, die ihn als Wüstling charakterisieren sollte. Sie wird in der Literatur aber weiterhin kolportiert, etwa bei Franzi, Ferdinand II., S. 197. 183 Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 23. 184 Zur Schlacht von Höchst vgl. Guthrie, Battles, S. 98 £; Rill, Tilly, S. 126-129, und Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 28-32. 185 Dazu ausführlich Ortenburg, Waffen der Landsknechte, S. 104 ff. sowie 126 f. 186 Das Fal konett war ein leichtes Geschütz, das Kugeln von drei Pfund verschoss; es gab auch halbe Falkonetts, die Kugeln von eineinhalb Pfund abfeuerten. Als Feldstücke bezeichnete man nicht weiter normierte Kanonen geringeren Kalibers, die der leich ten Artillerie zuzurechnen waren. Karthaunen waren schwere Geschütze, die Kugeln mit einem Gewicht von etwa fünf Pfund verschossen. Das Falkonett hatte ein deut lich längeres, in der Regel doppelt so langes Kanonenrohr wie die Karthaune, und seine optimale Schussentfernung war mit etwa 750 Metern größer als die der Kart haune, die bei etwa 500 Metern lag. Das Falkonett war für das Distanzgefecht somit besser geeignet, während die Karthaune eine Waffe des Nahgefechts war. Der Einsatz beider Geschütztypen war auch darum so kompliziert, weil es gerade die Waffe fürs Nahgefecht war, die nach Beginn der Schlacht so gut wie unbeweglich war. Wollte man sie nicht an einen schnell attackierenden Feind verlieren, so waren die Schwer punkte der eigenen Gefechtsführung durch die Aufstellung der Karthaunen vorgege ben. 187 Tilly verfügte außerdem über sieben leichte Kanonen, die aber nicht ein gesetzt, sondern offenbar in Reserve gehalten wurden. 188 Diese Zahlenangaben folgen Guthrie, Battles, S. 99, nicht Rill, Tilly, S. 128, der davon ausgeht, dass Christian nur ein Drittel seiner Armee habe retten können. 189 So etwa Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 37; ähnlich auch Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 161, der von einer «entblößten und demoralisierten Truppe» spricht, die Christian dem Pfalzgrafen zugeführt habe; Rill, Tilly, S. 128 £, folgt diesem Urteil. 190 Am Anfang dieser Sicht steht Wedgwood (D er 30jährige Krieg, S. 135); sie findet sich wei terhin (zurückhaltend) bei Guthrie, Battles, S. 99; Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 32, sowie Flieger, D ie Schlacht bei Stadtlohn, S. 59-90, insbes. S. 86-89; außerdem Krüssmann, M ansfeld, S. 416£ 191 Zur Praxis des «Untersteckens» oder «Unterstel lens» von Gefangenen in den eigenen Truppen vgl. Burschei, Söldner, S. 158 £ 192 Zu dieser «Moral» von Callots Radierungen vgl. Schuchter, Jacques Callot, S. 125 ff., sowie Chone, «Die Kriegsdarstellungen Jacques Callots», S. 409-426. 193 Dazu Rill, Tilly, S. 128 f. 194 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 161. 195 Dazu Krüssmann, M ansfeld, S. 4 17 {., sowie Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 32. 196 Vgl. oben, S. 139 £ 197 Ausführlich Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 161-163; es fällt fe ld j
Anmerkungen
867
auf, dass die Brüsseler Verhandlungen in jüngeren Darstellungen des Krieges, wie denen von Press, Kampmann und Gotthard, keinerlei Rolle spielen, ja nicht einmal erwähnt werden. 198 Für Mansfeld war das ein Geschäftsmodell, für Christian von Halberstadt ein politisches Projekt; zu dieser «Zwischenphase» für die beiden Kriegsunternehmer vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 4x8-436, sowie Smid, Der Tolle H al berstädter, S. 34. 199 Vgl. oben, S. 118. 200 Die langwierigen Verhandlungen, die immer wieder durch Finten gegenüber Frankreich und Spanien abgesichert werden mussten, sind ausführlich dargestellt bei Krüssmann, Mansfeld, S. 436-444. 201 Vgl. hierzu und zum Folgenden Krüssmann, Mansfeld, S. 444-454, und Smid, Der Tolle Halberstädter, S. 34-36; einige knappe Bemerkungen, die sich auf die Angaben zu den in der Schlacht bei Fleurus eingesetzten Regimentern beschränken, finden sich bei Guthrie, Battles, S. 100 f. 202 Vgl. etwa Krüssmann, Mansfeld, S. 452 (linke Hand); Smid, Der Tolle Halberstädter, S. 36 (oberhalb des Ellbogens). 203 Zit. nach Jessen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenberichten, S. 148. 204 Zit. nach Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 37. 205 Vgl. ebd., S. 45 f. 206 Hierzu und zum Fol genden Flieger, Die Schlacht bei Stadtlohn, S. 129. 207 Eine Abbildung des zeitge nössischen Stichs von Bartholomäus Kilian findet sich bei Lahrkamp, Dreißigjähriger Krieg, Westfälischer Frieden, S. 127. 208 Dazu Rill, Tilly, S. 131-133. 209 Ebd., S. 132. 210 Zit. nach Jessen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 144. 211 Das gilt für Rill, Tilly, S. 132 £, aber auch für Junkelmann, Tilly, der dem Bild des Feldherrn in der kol lektiven Erinnerung der Deutschen einen eigenen Abschnitt gewidmet hat («Apoka lyptisches Ungeheuer und verhöhnter Verlierer», S. 75-82). 212 Dazu Ritter, Deut sche Geschichte, Bd. III, S. 167. 213 Die Bestände der Bibliotheca Palatina sind inzwischen digitalisiert und in dieser Form in Heidelberg verfügbar. 214 So Gott hard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 114. Zu dieser Streitfrage vgl. Keunecke, «Die Vorbe reitung der Heidelberger Bücherentführung», S. 408-415. 215 Zur Plünderung Mantuas durch Gallas und Aldringen vgl. Martines, Blutiges Zeitalter, S. 200-204, sowie unten, S. 403 f. 216 Hierzu und zum Folgenden Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 172 t 217 Vgl. oben, S. 107 f.; ausführlich Straub, P ax et Imperium, S. 163-204; insbes. S. 173ff. 218 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 176. 219 Dazu allgemein Schmidt, Spanische Universalmonarchie, S. 95 ff. 220 Vgl. oben, S. 130 ff. 221 Vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 324 £ 222 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 177. 223 Gotthard (D er Dreißigjährige Krieg, S. 112 f.) spricht davon, die kaiserlich-katholische Seite habe «ihren Triumph so maßlos aus[genutzt], dass das den Fortgang von Kampfhandlungen geradezu provozieren musste». Kampmann (Europa und das Reich, S. 48) schreibt, die Belehnung Maximilians mit der pfälzi schen Kur habe «ein kaum überwindbares Hindernis für eine Rückkehr zum Frie den im Reich aufgerichtet». 224 Zum politiktheoretischen Hintergrund dieser Auseinandersetzung vgl. Dreitzel, «Ständestaat und absolute Monarchie», S. 19-50, insbes. S. 34 £; zur Bedeutung des Kaisers als Akteur, Nutznießer und schließlich Ver-
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lierer des Krieges vgl. Kampmann, «The Emperor», S. 39 ff. 225 Gindely, Geschichte Bd. 2, S. 47; Gotthard (D er Dreißigjährige Krieg, S. 114) spricht gar von einer «irregulären Versammlung». 226 Für eine ausführliche Dar stellung dieser Beratungen vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 185-187. 227 Zit. nach ebd., S. 187, Fn. 3 und 4. 228 Zit. nach ebd., S. 188. 229 Zit. nach Jessen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 153; in der Analyse Bireleys war das der Auftakt zu dem, was er als «triumph of militance» bezeichnet und auf die Zeit zwischen 1624 und 1629 datiert (Bireley, The Jesuits, S. 63 fF.). 230 Zit. nach Jessen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 153. des dreißigjährigen Krieges,
3.
K A P IT E L
FO RTG AN G UND A U SW EITU N G: DER N IED ERSÄ C H SISC H -D Ä N ISC H E K RIEG
1 Schormann, «Dreißigjähriger Krieg 1618-1648», S. 226 ff.; ders., D er Dreißigjährige S. 34 ff; Arndt, D er D reißigjährige Krieg, S. 84 ff; diese Zurechnung geht auf ältere Darstellungen zurück, etwa Klopp, D er dreißigjährige Krieg, der den «däni schen Krieg» 1625 beginnen lässt. Dagegen werden bei Ritter (Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 225ff.) und Gindely (Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 56ff.) die Ereignisse der «Zwischenphase» dem niedersächsisch-dänischen Krieg als des sen Auftakt zugerechnet; dieser Sicht folgen unter den jüngeren Historikern explizit Kampmann (E uropa und das Reich, S. soff.) und implizit Gotthard (D er D reißigjäh rige Krieg, S. 117f.). 2 Vgl. oben, S. 61 ff. 3 Rill, Tilly, S. 138£, sowie Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 246 h; speziell für den Raum Friedberg vgl. Rock, «Die Reichs stadt Friedberg zur Zeit des 30jährigen Krieges», S. 3-74. 4 Dazu ausführlich Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 1, S. 387 ff. 5 So Stadler, Pappenheim und die Z e it des D reißigjährigen Krieges, S. 131. 6 Vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 50 £; zur Bedeutung der Reichskreise für die Organisation des Militärwesens vgl. Magen, «Die Reichskreise in der Epoche des Dreißigjährigen Krieges», S. 409-460, insbes. S. 429 ff. 7 Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 1, S. 412 ff. 8 Vgl. Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 44. 9 Rill, Tilly, S. 138 f. 10 Zur Lebensform und den Existenzproblemen «gartender» Landsknechte, das heißt abgedankter Soldaten, die keinen neuen Soldherrn haben, vgl. Burschei, Söldner, S. 277 ff. 11 Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 45; Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 1, S. 437 ff 12 Es ist unklar, unter welchem äußeren Druck Christian bei dieser Entscheidung stand; es gibt Berichte, dass seine Offiziere Widerstand gegen eine Abdankung angemeldet hätten (Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 46). Christians Abdankung als Administra tor des Stifts Halberstadt war daran gebunden, dass das Domkapitel den Sohn des Krieg,
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dänischen Königs Christian I V.; der bereits das Bistum Verden innehatte und Anwär ter auf Bremen war, zu seinem Nachfolger wählte. Das war mehr als eine Geste der Dankbarkeit gegenüber dem Dänenkönig, dem Patenonkel Christians; es ging Chris tian darum, Dänemark in den Krieg hineinzuziehen, und je stärkere Interessen die in Dänemark regierende Dynastie der Oldenburger im Reich und an der protestanti schen Sache hatte, desto wahrscheinlicher war ihr Eingreifen in den Krieg; vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. 3, S. 251. 13 Hierzu und zum Folgenden Krüssmann, M ans feld, S. 460-475. 14 Vgl. ebd., S. 489-498. 15 Ebd., S. 500-503. 16 Vgl. Kaiser, Politik und Kriegführung, S. 205-207. 17 Vgl. oben, S. 208. 18 Dazu Smid, Der Tolle Halberstädter, S. 50; Flieger, Stadtlohn, S. 163; Rill, Tilly, S. 142, sowie Guthrie, Battles, S. 106. 19 In der Literatur ist häufig von einem Entschluss zur Flucht die Rede. Es ging aber nicht um Flucht, sondern um geordneten Rückzug. 20 Dabei dürfte die Übermüdung der Soldaten infolge des hohen Marschtempos bei großer Hitze, aber auch der starke Zuspruch zu alkoholischen Getränken am Vorabend eine Rolle gespielt haben; vgl. Flieger, Stadtlohn, S. 164. 21 Zur Schlachtbeschreibung vgl. Flie ger, Stadtlohn, S. 165-187; Smid, Der Tolle Halberstädter, S. 50-52, sowie Guthrie, Batt les, S. 109-116. 22 So Junkelmann, Tilly, S. 37. 23 Zit. nach Rill, Tilly, S. 145. 24 Zu Johann Jakob Freiherr von Bronkhorst, Graf von Anholt vgl. Flieger, Stadtlohn, S. 93-102. Anholt hatte hier die Truppen Mansfelds beobachtet; er war darum mit den räumlichen Gegebenheiten bei Stadtlohn vertraut. 25 Vgl. Rill, Tilly, S. 146 f. 26 Vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 514-517. 27 Der «Immisionsrezeß», mit dem die Verpfändung öffentlich angezeigt wurde, ist bei Lorenz (Hg.), Quellen zur Vorgeschichte, S. 572-575, abgedruckt. 28 Dazu Rebitsch, Wallenstein, S. 20 ff. 29 Ausführlich Bermbach, «Widerstandsrecht, Souveränität, Kirche und Staat», S. 101-162. 30 Zu Tschernembl vgl. Sturmberger, Georg Erasmus von Tschernembl. 31 Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 19. 32 Die Vorgänge in Altdorf sind ausführlich geschildert bei Diwald, Wallenstein, S. 29-32, sowie Mann, Wallen stein, S. 24-31. 33 Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 19. 34 Vgl. das Stichwort «Hofmann» in Münkler/Münkler, Lexikon der Renaissance, S. 147-151; zu Wallen steins Italienpräferenz vgl. Rebitsch, Wallenstein, S. 24 f. 35 «Wallenstein entledigte sich der Pflichten gegen die Kirche, zu der er übergetreten war, indem er in der Oster zeit zu den Sakramenten ging und in seinen Herrschaften den Jesuiten eine Stätte ihrer Wirksamkeit bereitete, im Übrigen hatten die Gedanken von Religion und Kir che über seine öffentliche Wirksamkeit keine Macht.» Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 305. 36 Mit den 92 Untertanenfamilien, die zu Gut Hermanitz/ Hermanice, Wallensteins Erbe, gehörten, stand er «weit unten auf der Stufenleiter der feudalen Grundherrn»; Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 17. 37 Zur Beur teilung der militärischen Leistungen Wallensteins vgl. Schmidt, «Wallenstein als Feldherr», S. 241-260, sowie Rebitsch, Wallenstein, S. 51-95; vgl. auch die Charakte risierung Wallensteins bei Wedgwood, D er Dreißigjährige Krieg, S. 150 ff.; zu den orga-
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nisatorischen Fähigkeiten Wallensteins vgl. Kunisch, «Wallenstein als Kriegsunter nehmer», S. 153-161. 38 Vgl. das Kapitel «Die rätselhaften Krankheiten Wallensteins» in Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 23-27; zu Wallensteins Krank heiten auch Rebitsch, Wallenstein, S. 48-50. 39 Zu Kepler und seinem Horoskop für Wallenstein vgl. Posch, Johannes Kepler, S. 192-195, sowie Rebitsch, Wallenstein, S. 45-48; ausführlich Geiger, Wallensteins Astrologie. 40 Zu den Umständen des Horoskops und dessen Wortlaut auch Mann, Wallenstein, S. 86-95, sowie Diwald, Wallenstein, S. 48-54. 41 Vgl. oben, S. 243. 42 Dazu Diwald, Wallenstein, S. 212-221, und Mann, Wallenstein, S. 230-235; in manchen Darstellungen ist die zah lenmäßige Überlegenheit Bethlens noch größer. 43 Wallenstein an Harrach am 10. November 1623; zit. nach Jessen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenbe richten, S. 161; ebenso Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 66 f. 44 Diwald, Wallenstein, S. 223-246; Mann, Wallenstein, S. 254-285; Polisensky/Koll mann, Wallenstein, S. 85-93; speziell Ernstberger, Wallenstein als Volkswirt. 45 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 68. 46 Diwald, Wallen stein, S. 258. 47 Das ist das vor allem von Hellmut Diwald gezeichnete Wallenstein bild; zum Wechsel des Wallenstein-Bildes in der Geschichte vgl. Kampmann, «Albrecht von Wallenstein», S. 109-127. 48 Im Sommer 1625, also schon kurz nach der Übertragung des Oberkommandos über die kaiserlichen Streitkräfte, schrieb Wallenstein an Collalto: «Dieser Tag hat mir der Coloredo [Rudolf Graf von Colloredo-Waldsee, zu diesem Zeitpunkt mit einem Werbepatent für die Aufstellung eines Regiments Fußsoldaten ausgestattet] gesagt, daß der Don Balthasar [Marradas] ihm gesagt hätte, es nehme ihn groß Wunder, daß ich ohne einiger hohen Offiziers Anzie hung vermeine, die Armada zu führen»; zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenberichten, S. 170 f. 49 Zu den Madrider Gesprächen aus spani scher Sicht Straub, F ax et Imperium, S. 190 ff. 50 Vgl. Asch, Jakob I., S. 195 f., sowie Weiß, Die Unterstützung Friedrichs V. von der Pfalz, S. 58 f. 51 Dazu Krüssmann, Mansfeld, S. 528-534. 52 Dazu Externbrink, Le cceur du monde, S. 59 ff.; speziell zu den Pässen des Veltlins und Graubündens vgl. Wendland, D er Nutzen der Pässe und die Gefährdung der Seelen, S. 133 f.; allgemein Bely, «France and the Thirty Years War», S. 87-99. 53 Zu dieser Position und dem Ringen darum in der Zeit Richelieus vgl. Kampmann, Arbiter und Friedensstiftung, S. 140-169. 54 Zu Richelieu vgl. Burk hardt, Der Dreißigjährige Krieg, S. 45 ff; zu den Leitlinien der Politik Richelieus Dick mann, «Rechtsgedanke undMachtpolitikbei Richelieu», S. 36ff; Weber, «Une Paix süre et prompte», S. liiff, sowie Wollenberg, Richelieu, S. 39-114; allgemein Babel, Deutschland und Frankreich im Zeichen der habsburgischen Universalmonarchie. 55 Vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 534-539. 56 Dazu ausführlich Weber, Frankreich, Kur trier, der Rhein und das Reich, passim, sowie ders., «Vom verdeckten zum offenen Krieg», S. 203 ff; zur Politik des Trierer Erzbischofs und Kurfürsten von Sötern vgl. ausführlich Baur, Philipp von Sötern, 2 Bde.; zur Deutschlandpolitik Richelieus Burck-
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hardt, Richelieu, Bd. 2, S. 239-425. 57 Für einen Überblick zu zweieinhalb Jahrhun derten Rivalität in Skandinavien und im Baltikum vgl. Zernack, «Das Zeitalter der Nordischen Kriege», S. 55-79. 58 Vgl. Junkelmann, Gustav Adolf, S. 250-284. 59 Vgl. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 66. Gustav Adolf bot an, «12 Regimenter Fußvolk und 2000 Reiter auszurüsten, wenn England, die General staaten und einige deutsche Fürsten sich an dem Bündnisse beteiligen und 21 Regi menter Fußvolk und 6000 Reiter aufstellen und zwei Drittel der Kriegskosten tragen würden» (ebd.). Den Oberbefehl über dieses Heer beanspruchte Gustav Adolf für sich selbst; ausführlich Barudio, G ustaf Adolf, S. 315 ff.; zur imperialen Politik Schwe dens vgl. Lundkvist, «The Experience of Empire», S. 20-57; zum Problem der Legi timation des Kriegseintritts vgl. Piirimäe, «Just War in theory and practice: the legitimation of Swedish intervention», S. 499-523, sowie Junkelmann, Gustav Adolf, S. 285-288. 60 Zu Dänemark und Christian IV. vgl. Lockhart, Denmark in the Thirty Years' War, sowie in Kurzfassung ders., «Denmark», S. 65-76. 61 Gotthard ( Der Dreißigjährige Krieg, S. 125) nennt als weiteren Grund für den Kriegseintritt Christians persönlichen Ehrgeiz: Er war 48 Jahre alt und hatte noch keinen strahlen den Sieg errungen. 62 Vgl. Krüger, «Dänische und schwedische Kriegsfinanzie rung», S. 277 ff. 63 Barudio, Der Deutsche Krieg, S. 267 fr., sowie zum Erfordernis, die Stände in die Außenpolitik einzubinden, Goetze, Die Politik des schwedischen Reichskanzlers Oxenstierna, passim. 64 Der Allianzvertrag ist auszugsweise abge druckt bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 250-255; für die vollständige Fassung des Allianzvertrags vgl. Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 99-104. 65 Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 251. 66 Hierzu und zum Folgenden Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 309 ff. 67 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 101. 68 Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 122; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 310. 69 Dazu Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 65 ff. 70 Ebd., S. 69. 71 Dazu Gotthard, «. Kursachsen und der deutsche Protestantismus», S. 275-319. 72 Gindely, Geschichte, Bd. 2, S. 84f.; Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 316 f. 73 Es gibt für die früheren Angebote Wallen steins keine Belege, aber in den 1625 geführten Verhandlungen wurde darauf zurück verwiesen. 74 Zu den Beratungen des Eggenberg’schen Gutachtens im engsten Kreis der kaiserlichen Berater vgl. Diwald, Wallenstein, S. 253 f. 75 Vgl. oben, S. 79 £ und S. 66 f. 76 Vgl. dazu Whaley, D as Heilige Römische Reich, S. 603 ff. 77 Zit. nach Gindely, Wallenstein während seines ersten Generalats, S. 50. 78 Ebd. 79 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 87 h 80 Zit. nach Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 209 f. 81 Dazu ausführlich Diwald, Wallenstein, S. 258 £, ebenso Rebitsch, Wallenstein, S. 55 fF. 82 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 97k 83 Ebd., S. 93. 84 Die fundamentale Machtverschiebung durch die Ernennung Wallensteins zum General
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und die Aufstellung einer kaiserlichen Armada ist in den wenigsten Darstellungen zum Dreißigjährigen Krieg zutreffend erkannt beziehungsweise gezeigt worden; vgl. etwa die Ausführungen zum ersten Generalat Wallensteins bei Kampmann, Europa und das Reich, S. 56-59, oder bei Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 187-191. 85 Kampmann, Europa und das Reich, S. 51. 86 Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 90. 87 Franz Christoph Graf Khevenhüller war von 1616 bis 1631 kai serlicher Gesandter in Madrid; er verfasste anschließend die Annales Ferdinandi, in denen diese Äußerung überliefert ist. Sie ist in dem Zusammenhang, in den sie von Khevenhüller gestellt wurde, zweifellos falsch, trifft der Sache nach aber den Kern von Wallensteins Vorgehen. 88 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 277. 89 In der Forschung wird die Entstehung des Kontributionssystems verschiedentlich so darge stellt, als habe Wallenstein nach einiger Zeit gemerkt, dass er die Armee nicht aus eigenen Mitteln unterhalten könne, und erst dann zum Instrument der Kontributio nen gegriffen. Infolgedessen habe er sich doppelt entschädigen lassen: durch die Pra xis der Kontributionen und die Aufrechnung der Armeekosten gegenüber dem Hof (so Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 187-197). Das ist unzutreffend: Wallenstein hat, wie die erwähnten Einlassungen seines Schwiegervaters Karl von Harrach gegen über dem Kaiser zeigen, von Anfang an mit offenen Karten gespielt, und was er vom Hof erstattet haben wollte, waren seine Ausgaben für die Vorfinanzierung der Armee. Er drängte auf Rückzahlung des Kredits, den er dem Kaiser gewährt hatte, und als der Kaiser dem nicht nachkommen konnte, wurde Wallenstein mit dem Herzogtum Mecklenburg «entschädigt». Die Armee hingegen finanzierte sich durch das Kontri butionssystem. 90 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 22. 91 Ebd., S. 20. 92 Döblin, Wallenstein, S. 469; verschiedentlich ist bei Döblin auch von Tyrannei die Rede. 93 Schmitt, «Exkurs über Wallenstein als Diktator», S. 79-96, hier S. 80. 94 Ebd., S. 82 ff. 95 Die Kontributionen sind freilich in der Instruktion nur sehr vage Umrissen; sie werden zentral in den Verabredungen von Bruck an der Leitha aus dem Jahre 1626, durch die Wallenstein von seiner angedrohten Demissionierung abgehalten wurde. In Bruck wurden Wallensteins Befugnisse noch einmal deutlich erweitert; vgl. Diwald, Wallenstein, S. 367 fr. 96 Vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 58. 97 Ebd., S. 59. 98 Machiavelli, D er Fürst, S. 29. 99 Schmitt, «Exkurs über Wallenstein als Diktator», S. 86. 100 Vgl. dazu am Beispiel der engli schen Revolutionen Schröder, Die englischen Revolutionen, S. 167 f. und 207-217. 101 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 8f. 102 Vgl. Simms, K am pf um Vorherrschaft, S. 43-62. 103 Garl Schmitts Urteil über Wallensteins zweites Generalat unterscheidet sich nicht wesentlich von seiner Beurteilung des ersten Generalats, wobei er sich freilich auf die formalen Festlegungen konzentrierte und die tatsächliche Macht weitgehend außer Acht ließ; vgl. Schmitt, «Exkurs über Wal lenstein als Diktator», S. 87 ff. 104 Meier, Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar, S. 17-100. 105 Diese Debatte ist mit den in ihren Wertungen gegensätzli-
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chen Wallenstein-Biographien Hellmut Diwalds und Golo Manns zu einem vorläufi gen Abschluss gekommen: Die Quellen sind erschlossen, mit einer Klärung der noch offenen Fragen durch den Fund neuer Quellen ist nicht mehr zu rechnen, aber die Urteile über Wallenstein bleiben konträr. Sie sind von dem Urteil über die Verfassung des Reichs seit dem Westfälischen Frieden bis zu seinem Ende zu Beginn des 19. Jahr hunderts abhängig. Während die «borussische» Historiographie die Schwäche des Reichs beklagt und in ihr den Grund dafür sah, dass äußere Mächte Reichsgebiete entfremdet und Deutschland zum Kriegsschauplatz Europas gemacht haben, ist in der Historiographie der Bundesrepublik parallel zum Fortschritt des europäischen Einigungsprozesses die Reichsverfassung zum Paradigma eines friedlichen Europa geworden: eine föderative Struktur, Austragung von Konflikten und Dissensen in Form von Rechtsauseinandersetzungen, keine militärische Expansionsfähigkeit nach außen; vgl. Aretin, D as Alte Reich, Bde. 1 und 2, sowie Whaley, D as Heilige Römische Reich, Bd. 1, S. 461-500. Damit war auch das Wallenstein-Problem stillgestellt, bezie hungsweise Wallensteins Scheitern war bei einer insgesamt positiven Bewertung der Reichsverfassung geschichtspolitisch keine Katastrophe mehr, über deren Revision nachzudenken war. 106 Vgl. Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 4-8. 107 Ein zentrales Spiegelelement Wallensteins in Schillers Trilogie ist der Bezug auf Machiavelli und dessen Ratschläge zum politischen Erfolg. Der Machiavelli-Bezug enthistorisiert jedoch Wallenstein und macht ihn zum zeitlosen Paradigma politischen Han delns und Scheiterns; vgl. Alt, Schiller, Bd. 2, S. 441. 108 Im Zentrum von Döblins Wallenstein-Roman steht entgegen den durch den Titel geweckten Erwartungen Kaiser Ferdinand II., der als Spiegelbild von Wilhelm II. gelesen werden kann. Ferdi nand ist bei Döblin ein schwacher Mann, in seinen Entscheidungen hin- und her schwankend, ständig um Rat nachsuchend und mit einer starken Neigung, den Zumutungen des politischen Betriebs zu entfliehen: in politische Traumwelten, in denen er sich als allmächtige kaiserliche Majestät und souveräner Herrscher im Zen trum Europas imaginiert, in rührselige Frömmelei, die zur Folge hat, dass die diessei tige Welt im Vergleich mit demJenseits eine unbedeutende Rolle spielt, oder in herr scherliche Beschäftigungen, wie ausgedehnte Jagdaufenthalte. All das ist bei Kaiser Wilhelm vor und vor allem während des Ersten Weltkriegs ebenfalls zu finden. Es handelt sich um Fluchten aus der Politik und dem Erfordernis, sich im Machtkampf behaupten zu müssen. Eine Folge dieser Überforderung ist bei Döblin, dass die den Kaiser Beratenden und Beeinflussenden zunehmend das Steuer der Politik überneh men: Sie führen an Stelle von Ferdinand dessen Kriege, und je länger sie das tun, desto stärker treten ihre eigenen Interessen in den Vordergrund. Bei Döblin sind es vor allem drei Mächte, die Ferdinand bedrängen: Herzog Maximilian von Bayern, der die Pfälzer Kurwürde haben will, die ihm Ferdinand in einem Augenblick der politi schen Leichtfertigkeit als Motivation für seine Hilfe im Böhmenkrieg zugesagt hat; sodann Papst Urban VIII., der auf die Restitution der einstmals katholischen Kir-
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chengüter drängt und damit den Kampf um die Macht im Reich in einen Glaubens krieg verwandelt; schließlich Wallenstein, der den Religionskrieg gerade nicht will und darauf aus ist, den Krieg als Kampf gegen Aufständische und Rebellen zu fuhren und die Fragen der Konfession so weit wie möglich herauszuhalten. Dieser Wallen stein ist ein Mann des Krieges, weil er nur in einer Konstellation des gewaltsamen Umsturzes sein eigentliches Ziel, die Errichtung eines Herzogtums entlang der Elbe von Böhmen bis nach Mecklenburg, erreichen kann. Damit ist das Wallenstein-Bild Döblins dem Schillers entgegengesetzt: Zeichnet Schiller einen Wallenstein, der zwi schen Kriegsherr und Friedensstifter hin- und herschwankt (vgl. Müller-Seidel, Fried rich Schiller und die Politik, S. 136 f.), so begegnen wir bei Döblin einem Wallenstein, der als der eigentliche Antipode der «Verfassungspartei» im Reich dargestellt wird. Diese Partei will den Status quo ante wiederherstellen, und sie besteht aus den ligistischen Mächten unter Führung des Bayernherzogs Maximilian sowie den lutheri schen Herrschern unter Führung des sächsischen Kurfürsten Johann Georg. Wallen stein dagegen präferiert den Krieg als großen Umsturz, um seine Ziele erreichen zu können. 109 Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 194. 110 Ebd., S. 195 und 197. 111 Zit. nach Klopp, Der dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 23. 112 Rebitsch, Wallenstein, S. 149. 113 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 89. 114 Ebd., S. 89. In Augustinus’ De civitate Dei heißt es: «Quod sunt regna remota iustitia nisi magna latrocinia» - was sind Königreiche, wenn die Gerechtig keit aus ihnen verschwunden ist, anderes als große Räuberbanden. 115 Ebd. 116 Diwald, Wallenstein, S. 405. 117 Vgl. ebd., S. 281 ff. 118 Ebd., S. 280. 119 Zu Hans de Witte, dem reformierten Holländer, der mit dem katholischen Sieg über die pro testantischen Aufständischen in Böhmen und seiner Beteiligung am Prager Münz konsortium reich geworden war und als Bankier Wallensteins die Finanzierung des Heeres sicherte, vgl. Ernstberger, H ans de Witte. 120 Vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 568-573. 121 Rill, Tilly, S. 161-167. 122 Diwald, Wallenstein, S. 325-331. 123 So Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 180; bei Parker (D er Dreißigjährige Krieg, S. 146) findet sich die erstaunliche Behauptung, der Däne Christian und sein Heer seien 1625 nur darum «der totalen Vernichtung» entgangen, weil Tilly und Wallenstein sich nicht «über ihre Zuständigkeiten einigen konnten». Davon kann keine Rede sein. 124 Diwald, Wallenstein, S. 398. 125 Zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjäh rige Krieg in Augenzeugenberichten, S. 172. 126 Zum Treffen von Hemmersdorf vgl. die Biographien von Diwald, Wallenstein, S. 333 £, und Rill, Tilly, S. 166 ff, die das Tref fen je aus der Sicht ihrer Protagonisten darstellen; zum Verhältnis Wallenstein-Tilly auch Mann, Wallenstein, S. 362 f. und 381 ff. 127 Zit. nach Klopp, Der dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 24. 128 Vor allem im Hinblick auf die Größe und den Zustand von Wallensteins Heer schwanken die Angaben; während Diwald (Wallenstein, S. 339) davon ausgeht, dass Wallensteins Heer inzwischen eine Stärke von 30 000 Mann erreicht hatte, verweist Ritter (Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 318) auf einen BriefWal-
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lensteins an Collalto, in dem Wallenstein schreibt, er verfüge über 18 ooo Mann, von denen zwei Drittel vollverwendungsfähig seien; vgl. auch Krüssmann, Mansfeld, S. 583. 129 Hierzu und zum Folgenden Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 319 ff. 130 Dazu Smid, D er Tolle Halberstädter, S. 59 ff. 131 Vgl. Wedgwood, Der 30jährige Krieg, S. 182; im Theatrum Europaeum wird eine andere Erklärung für Chris tians Tod genannt: «Als die Doctores den Körper eröffnet und besichtigt, haben sie das Ingeweid und sonderlich die partes um das Herz schwarz, und gleichsam schwarze Blattern daran gefunden, daraus man auf alt Gift schließen wollen, das lang sam Effekt erreicht habe.» Zit. nach Jessen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in Augen zeugenberichten, S. 182. 132 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 324. 133 Wedg wood, Der 30jährige Krieg, S. 131. 134 Zu Fuchs von Bimbach vgl. Guthrie, Battles, S. 125. 135 Ich folge hier den Überlegungen von Krüssmann, Mansfeld, S. 584 £ 136 Vgl. oben, S. 198. 137 Zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige Krieg in Augenzeu genberichten, S. 172. 138 Vgl. Guthrie, Battles, S. 120. 139 Krüssmann, Mansfeld, S. 587. 140 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 342. 141 Hierzu und zum Folgenden Guthrie, Battles, S. 120ff.; Krüssmann, Mansfeld, 8.590-595; Diwald, Wallenstein, S. 342-347; sowie Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 322 f. 142 Zu Aldringen vgl. Duch, «Aldringen», sowie Rebitsch, Wallenstein, S. 165-168. 143 Krüssmann, Mansfeld, S. 590. 144 So argumentiert Krüssmann, Mansfeld, S. 593. 145 Guthrie, Battles, S. 121. 146 Ebd., S. 122, und Krüssmann, Mansfeld, S. 595. 147 Vgl. Mann, Wallenstein, S. 363 ff. 148 Hierzu und zum Folgenden vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 597 f. 149 Ebd., S. 596 und 598. 150 Hierzu und zum Folgenden erneut Krüss mann, Mansfeld, S. 599-602. 151 Dazu ausführlich Sturmberger, «Der oberösterrei chische Bauernkrieg», sowie Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht, Bd. 1, S. 69 £; knapp Gindely, Der dreißigjährige Krieg, Bd. 2, S. 95-98, sowie Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 344 f. 152 Zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige Krieg in Augenzeugenberichten, S. 175. 153 Ebd., S. 175 f. 154 Vgl. Chaune, «Die Kriegsdar stellungen Callots», S. 409 ff., sowie Schuchter, Callot, S. 128, den das Würfelspiel an das Würfeln der Soldaten um die Kleider Christi unter dessen Kreuz erinnert. 155 Scultetus hatte bei der «Säuberung» der Prager Kirchen durch Friedrich V. eine unglückliche Rolle gespielt und erheblich zur Abneigung der Bevölkerung gegen den reformierten Pfälzer beigetragen; vgl. oben, S. 162 f. 156 Gindely, Der dreißigjährige Krieg, Bd. 2, S. 97. 157 Zur Biographie Pappenheims gibt es erstaunlich wenig Lite ratur; neben der älteren Arbeit von Heß, G raf zu Pappenheim, sind hier nur Stadler, Pappenheim und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, sowie Querengässer, Feldmar schall Pappenheim, zu nennen; weiterhin zu Familie und Herkunft Schwackenhofer, Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim; vgl. auch das Kurzporträt Pappenheims bei Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 275-284. 158 Dazu oben, S. 174 ff, sowie Junkelmann, Gustav Adolf, S. 210 ff. 159 Der Plattenhar nisch eines Kürassiers wog etwa 25 Kilogramm. Im Unterschied zu den Ritterrüstun-
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gen des Spätmittelalters, die für eine bestimmte Person angefertigt wurden und von großer technischer wie ästhetischer Kunstfertigkeit waren, handelte es sich hierbei um Massenware, die sehr viel kostengünstiger war als die früheren Ritterrüstungen. Dennoch war die Aufstellung eines Kürassierregiments relativ teuer: Ein Kürass kos tete in den 1620er Jahren neun Reichstaler, während man für eine Muskete nur zwei bis drei Reichstaler zahlen musste (vgl. Ortenburg, Waffen, S. 32-35, sowie Brnardic, Imperial Armies, Bd. 2, S. 3f.). Um zu verhindern, dass diese immer häufiger aus Ble chen anstatt gehärtetem Stahl gefertigten Harnische rosteten, wurden sie mit Leinöl geschwärzt. Pappenheims Kürassiere trugen solche schwarzen Harnische, die ihr Erkennungszeichen waren (vgl. Stadler, Pappenheim, S. 158 f.). Die hohen Ausrüs tungskosten führten mit der Zeit dazu, dass immer weniger Kürassierregimenter auf gestellt wurden; die «Pappenheimer» gehörten zu den letzten derartigen Einheiten des Dreißigjährigen Krieges, in dessen Schlussphase vorwiegend berittene Arkebussiere und Dragoner eingesetzt wurden. Zur Gefechtsführung der Kavallerie vgl. Junkelmann, Gustav Adolf, S. 216 ff. 160 Zur Analyse von Paniken im Gefecht vgl. Collins, «Vorwärtspaniken und die Dynamik der Massengewalt», S. 206-211 und 218-222, sowie ders., Dynamik der Gewalt, insbes. S. 139-172. 161 Vgl. hierzu und zum Folgenden Stadler, Pappenheim, S. 193-215, sowie Querengässer, Feldmarschall Pappenheim, S. 23-26. 162 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 344. 163 Vgl. etwa Wallensteins Brief an den Schlosshauptmann David Hain zu Löwenthal, in dem er diesen davon in Kenntnis setzt, «daß der leichtfertige Schelm Kristof von Redern um Friedland soll reiten und das Landvolk zu rebellieren persuadieren». Hain solle bekannt machen: Jeder, der «mit ihm die wenigste Gemeinschaft wird haben, soll Leib, Gut und Ehre verfallen sein, der mir ihn aber lebendig oder tot zu Händen wird bringen, soll 5000 Taler in continenti zu Recompens [dauerhaft als Ersatz/Belohnung] bekommen». Zit. nach Jessen (Hg.), Der Dreißigjährige Krieg in Augenzeugen berichten, S. 172. 164 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 98. 165 Die Zahlen differieren: Während Diwald (Wallenstein, S. 348) von 14000 Soldaten spricht, die Wallenstein mitgeführt habe, schreibt Mann ( Wallenstein, S. 328), Wallen stein habe mit 20 000 Infanteristen, Kavalleristen und Artilleristen die Elbe über quert. Rechnet man indes zu den 14000 Soldaten bei Diwald die schon früher losge schickten 5000 Kavalleristen unter Oberst Gabriel Pechmann von der Schönau hinzu, stimmen die Zahlen tendenziell überein. 166 Vgl. oben, S. 263 f. 167 Dazu Junkelmann, Gustav Adolf, S. 253 ff., sowie Findeisen, Gustav II. Adolf, S. 85 ff. 168 Vgl. Flieger, Stadtlohn, S. 133 f. 169 Vgl. Lammert, Seuchen, Hungers- und Kriegsnoth, S. 72 f. und 87-91. 170 Zu den Operationen Mansfelds und Johann Ernsts ausführ lich Opel, Der niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 2, S. 582 ff., sowie Krüssmann, M ans feld, S. 603-623; außerdem Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 344-348. 171 Zit. nach Krüssmann, Mansfeld, S. 607. 172 Vgl. hierzu die Darstellungen des Feldzugs aus der Perspektive Wallensteins und seines Heeres bei Diwald, Wallenstein,
Anmerkungen
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S. 348-362, Mann, Wallenstein, S. 327-333, sowie Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 120-126. 173 Vgl. oben, S. 255ff. 174 Dazu Rrüssmann, Mansfeld, S. 610, sowie Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 121; als eingehende Untersuchung der nur indi rekt bekannt gewordenen Pläne Mansfelds vgl. Grossmann, Mansfelds letzte Pläne. 175 So mit starker Betonung der Rolle Wallensteins Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 345. 176 Zu der «ausgefallenen» Schlacht von Dregelypalänk mit unter schiedlicher Akzentsetzung Diwald, Wallenstein, S. 360, Mann, Wallenstein, S. 331, sowie Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 123. 177 Zit. nach Mann, Wallenstein, S. 331. 178 Zit. nach Klopp, Der dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 20. 179 Dazu Polisensky/Kollmann, Wallenstein, S. 128 f., sowie Krüssmann, Mansfeld, S. 619 f. 180 Dazu Köhbach, «Warum beteiligte sich das Osmanische Reich nicht am Dreißigjäh rigen Krieg?», S. 277-294. 181 Auf die «Waffenhilfe» aus Isfahan für Wien hat mich Bernd Roeck nachdrücklich aufmerksam gemacht. 182 Hierzu und zum Fol genden vgl. Krüssmann, Mansfeld, S. 624 ff. 183 Aus dem Umstand, dass es sich bei dieser Inszenierung um einen Topos der römisch-antiken Literatur handelte - Sueton berichtet solches in den Kaiserviten von Vespasian, «decet imperatorem stantem mori», dem Kaiser gebühre es, im Stehen zu sterben -, schlussfolgert Krüssmann (Mansfeld, S. 625 £), es habe sich bloß um nachträgliche Propaganda gehandelt. Aber die Propaganda schließt eine Reinszenierung des Topos keineswegs aus. 184 Zu denken ist an die Tuberkulose, der wenige Monate zuvor Christian von Braunschweig erlegen war. 185 Vgl. oben, S. 294 f. 186 Rill ( Tilly, S. 176 f.) führt die Weigerung zu kapitulieren darauf zurück, dass Lawis ein Deserteur des ligistischen Heeres gewesen sei, dem der Strang drohte, wenn er Tilly in die Hände fiel. Als Beleg dafür macht er geltend, dass sich Lawis bei der Erstürmung der Stadt von seinem Diener erstechen ließ. Es könnte für Lawis freilich auch eine Frage der Ehre gewesen sein, sich denen nicht ergeben zu wollen, in deren Dienst er zuvor gestanden hatte. Hätte Lawis bei der ersten Aufforderung kapituliert, so wäre ihm wohl ein ehrenhafter Abzug gewährt worden, und er hätte Münden an der Spitze seiner Truppen verlassen. 187 Vgl. Lotze, Geschichte der Stadt Münden, S. 68 ff. 188 Vgl. dazu den Bericht Robert Monros über die Verteidigung und Eroberung von Schloss Breitenburg im Sommer 1627; Monro, Kriegserlebnisse, S. SS- 189 Vgl. oben, S. 231 f. 190 Rill, Tilly, S. 177. 191 Dazu ausführlich Sofsky, Traktat über die Gewalt. 192 Hierzu Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 325. 193 Diese Vorhaltung des Landgrafen ist von Rill (Tilly, S. 177) missverstanden worden, der aus dem Vorwurf einer Begünstigung des Luther tums, das von Moritz mit dem «Papismus» auf eine Stufe gestellt wurde, schlussfol gert, Tilly habe bei seinem Siegeszug nirgendwo die nichtkatholischen Bekenntnisse reprimiert oder drangsaliert. Tatsächlich hat Moritz die Stärkung der Ritterschaft und der Landstände insgesamt durchaus richtig verstanden: Sie würde über kurz oder lang auf die Rückkehr der Landgrafschaft zum lutherischen Bekenntnis hinaus laufen. Darin zeigt sich einmal mehr die Verquickung von verfassungs- und konfes-
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sionspolitischen Fragen im Dreißigjährigen Krieg. Tillys eigener Einfluss auf die an den Landgrafen gerichteten Forderungen dürfte sich im Übrigen auf die Frage der Festungen beschränkt haben; alles andere wurde von der Politik aus München oder Wien vorgegeben. 194 Vgl. oben, S. 293. 195 Guthrie, Battles, S. 123; Guthrie berechnet die Stärke des kaiserlich-ligistischen Heeres auf 17 000 Infanteristen, 7500 Kavalleristen und 16 Kanonen, alles in allem 25 000 Mann (S. 126), während das dänisch-niedersächsische Heer über 16 000 Infanteristen, 5000 Kavalleristen und 20 Kanonen, zusammen also über 21000 Mann verfügte (S. 128). Das war keine große Überlegenheit; zu den bloßen Zahlen kam aber hinzu, dass es sich bei Tillys Truppen um kampferprobte Regimenter handelte, während die meisten dänisch-niedersächsi schen Einheiten noch nie im Gefecht gestanden hatten. Christian hätte über eine deutliche Überzahl verfügen müssen, um diesen Nachteil auszugleichen. So war Tilly in doppelter Hinsicht im Vorteil. 196 Zur Schlacht von Lutter am Barenberg aus führlich Guthrie, Battles, S. 123-134, Rill, Tilly, S. 181-185, sowie knapp Ritter, D eut sche Geschichte, Bd. III, S. 337 fl, und Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 92 f.; Parker (D er Dreißigjährige Krieg, S. 149) verweist darauf, dass der Blick auf die Schlacht von Lutter durch die Flugblattpropaganda beider Seiten verstellt worden sei, resümiert aber: «Soweit sich sehen läßt, verdankte sich der Sieg Tillys weniger der Überlegenheit seiner Truppen als groben taktischen Fehlern auf der Seite des Königs.» 197 In dem Bericht des Obersten Monro spielt sicherlich auch nationaler Stolz eine Rolle, der seinerseits als verstärkender Faktor für den sozialen Zusammenhalt und die militärische Leistungsfähigkeit des Regiments bedeutsam gewesen sein dürfte; zur sozialen Kohäsion als Faktor militärischer Leistungsfähig keit vgl. Bröckling, «Schlachtfeldforschung», S. 196fl7.; die landsmannschaftliche Geschlossenheit in den nationalschwedischen Einheiten spielte bei den Siegen Gus tav Adolfs ebenfalls eine große Rolle; dazu Junkelmann, Gustav A dolf, S. 231. 198 Vgl. oben, S. 173. 199 Dazu Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 339 ff, sowie Guthrie, Battles, S. 134 h 200 Vgl. oben, S. 206. 201 Vgl. Rill, Tilly, S. 185. 202 Dazu ausführlich Mann, Wallenstein, S. 375-380; bei der Wallenstein-Kritik spielte Maximilian von Bayern aus dem Hintergrund eine bestimmende Rolle. 203 Die über weite Strecken apologetische Darstellung des Krieges von Onno Klopp (D er dreißigjährige K rieg ) sucht einen prinzipiellen Gegensatz zwischen Tilly und Wallen stein zu konstruieren, den es so nicht gegeben hat. Für Klopp war Tilly ein treuer Diener der Liga und des Kaisers, während er Wallenstein als einen habgierigen Verrä ter angesehen hat. 204 Vgl. Rill, Tilly, S. 189. 205 Ebd., S. 189 f. 206 Vgl. oben, S. 324 f. 207 Exemplarisch dafür ist das bereits erwähnte schottische Regiment Monros; es ist schwer zu entscheiden, ob die in Monros Bericht zum Ausdruck kom mende Kampfeslust nur für die Offiziere galt, die «Kavaliere», wie Monro sie gele gentlich nennt, oder ob sie auch die einfachen Soldaten erfasst hatte. Folgt man Monro, so war Letzteres der Fall; Monro, Kriegserlebnisse, S. 34 ff.; zur Rolle der
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Schotten im Krieg allgemein Murdoch (Hg.), Scotland and the Thirty Years' War; spe ziell zu Monro vgl. Brockington, «Robert Monro», S. 215-239. 208 Querengässer, Pappenheim , S. 28. 209 Dazu Stadler, Pappenheim , S. 255-257. 210 Zit. nach Rill, Tilly, S. 165; zum Hass der Soldaten auf Bauern vgl. auch die entsprechenden Passagen bei Monro, Kriegserlebnisse, S. 30 f., 59, 70 und öfter. 211 Die «Pappenheimer» scheinen an dieser Art von Kriegführung Gefallen gefunden zu haben, denn in den ersten Wochen des folgenden Jahres machten sie auf ähnliche Weise die Gegend zwi schen Gardelegen und Stendal unsicher; vgl. Querengässer, Pappenheim , S. 28. 212 Tilly fügte dem Leichnam Philipps einen Brief an den Vater bei, in dem er ihm sein Beileid für das Unglück ausdrückte; vgl. Rill, Tilly, S. 184. 213 Vgl. Findeisen, Gus tav II. A dolf, S. 13-22. 214 Vgl. Diwald, Wallenstein, S. 382. 215 Vgl. Stadler, P a p penheim , S. 258-264. 216 Zit. nach Heß, Pappenheim , S. 62. 217 So Guthrie, Battles, S. 134. 218 Hierzu und zum Folgenden Diwald, Wallenstein, S. 381t, Mann, Wallen stein, S. 396 f. 219 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 383. 220 Vgl. dazu die bei Jessen (D er Dreißigjährige K rieg in Augenzeugenberichten, S. 190 f.) wiedergegebenen Zeug nisse. 221 Zum Verlauf der Schlacht bei Wolgast, die in den meisten Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges allenfalls am Rande erwähnt wird, vgl. den ausführli chen Bericht Monros, dessen schottisches Regiment ebenfalls an der pommerschen Küste angelandet worden war: «Der Feind griff S. M. [Seine Majestät, also die Trup pen des dänischen Königs] heftig an und hatte 14 Ordonnanzstücke aufgefahren. Er feuerte damit auf die Schlachtaufstellung des Königs, bis dieser die Gefahr erkannte, aber da er nicht in der Lage war, dem Feind Widerstand zu leisten, zog er sich, völlig aus der Fassung gebracht, in großer Eile nach Wolgast zurück. Der König hatte, ohne gekämpft zu haben, den größten Teil seiner Armee verloren [...].» Monro, Kriegser lebnisse, S. 83 f. 222 Diese Art der Kriegführung ist aus Sicht des auf dänischer Seite daranbeteiligtenRobertMonro eingehend beschrieben worden; ebd., S. 58-68. 223 Mann, Wallenstein, S. 399 h 224 «Der König», so schrieb Wallenstein damals über Christian IV., «hält sich noch ganz in den Inseln, daher ich ihm denn noch nicht kann zu kommen; er sauft sich alle Tage voll, verhoffe zu Gott, daß er einmal im Rausch etwas wagen wird. Kriecht er heraus aus den wässerigen Örtern, so ist er gewiss unser.» Zit. nach Jessen (Hg.), D er D reißigjährige K rieg in Augenzeugenberich ten, S. 192. Das war bei Wolgast der Fall, wo Christian in die ihm von Wallenstein gestellte Falle ging und einen Großteil seines Landheeres verlor. Dennoch war Däne mark damit keineswegs, wie Guthrie (Battles , S. 136) meint, definitiv besiegt, denn Christian verfugte nach wie vor über seine Flotte, die stärkste im Ostseeraum, und gegen die besaß Wallenstein keine Gegenmittel. 225 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quel len zu r Geschichte Wallensteins, S. 157 h, Fn 1. 226 Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 211. 227 Dazu Schubert, «Wallenstein und der Staat», der auf die italienischen Condottieri als Vorbild Wallensteins verweist, aber zugleich die These vertritt, dass die Zeit der Condottieri damals bereits vorbei gewesen sei und Wallenstein scheitern
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musste (S. 195 ff.). 228 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 390. 229 Zum Begriff der Überdehnung Kennedy, Aufstieg und F a ll der großen M ächte, S. 12 und 759 f., sowie Münkler, Imperien, S. 172 fr. 230 Zum Mantuanischen Krieg ausführlich unten, S. 392 ff.; zu den spanischen Forderungen nach kaiserlicher Hilfe vgl. Straub, F a x et imperium, S. 327 fr. 231 Zur Rolle des spanischen Silbers bei der Entstehung der Weltwirtschaft und als Motor der ökonomischen Mobilisierung Europas vgl. Cipolla, D ie Odyssee des spanischen Silbers; Pomeranz, The G reat Divergence, sowie Findley/ O’Rourke, Pow er and Plenty, S. 212-226. 232 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 390. 233 Zit. nach ebd., S. 391. 234 Dazu Straub, F a x et Im perium , S. 288 ff. 235 Für eine ausführliche Referierung dieser Klagen vgl. Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 142-155. 236 Vgl. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 127. 237 Ausführlich Diwald, Wallenstein, S. 390 ff. 238 Zit. nach Klopp, D er drei ß igjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 172. 239 Zum Verlauf der osmanischen Perserkriege und zur inneren Schwäche des Osmanischen Reichs vgl. Jorga, Geschichte des Osma nischen Reichs, Bd. 3, S. 405-479; zur Geschichte des Safawidenreichs Newman, Safavid Iran, sowie Mazzaoui, Safavid Iran; zur politischen Geschichte als Ereignisabfolge vgl. Roemer, Persien a u f dem Weg in die Neuzeit, S. 309 fr. Wie Köhbach («Warum beteiligte sich das Osmanische Reich nicht am Dreißigjährigen Krieg?», S. 277-294) gezeigt hat, spielten dabei neben den Kriegen gegen das Safawidenreich die struktu relle Veraltung des osmanischen Heeres sowie fortgesetzte innere Machtkämpfe eine Rolle. 240 Dazu Rebitsch, Wallenstein, S. 128-136 und 151-155. 241 Dazu Posch, Johannes Kepler, S. 192 ff. 242 Zur «Kunst der Verstellung» vgl. Münkler, Im N am en des Staates, S. 306-313. 243 Zu Richelieu vgl. Burckhardt, Richelieu, insbes. Bd. 2, S. 316 ff; Erlanger, Richelieu, S. 263 fr.; zu Olivares vgl. Maranon, Olivares, S. 299-319. 244 Dazu ausführlich Straub, F a x et Im perium , S. 253-325, der freilich aufgrund seiner apologetischen Grundtendenz gegenüber der spanischen Politik den Aspekt der Optionsmehrung nicht erkannt hat und den Frieden als Olivares’ Leitvor stellung herausstellt. 245 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 397. 246 Zit. nach Roeck, Gegenreformation undD reißigjährigerK rieg, S. 262. 247 Zit. nach ebd., S. 266. 248 Dazu Dollinger, D ie Hanse, passim, sowie Graichen/ Hammel-Kiesow, D ie Deutsche Hanse, insbes. S. 67-105. 249 Vgl. Dollinger, D ie Hanse, S. 364 ff. 250 Zit. nach Opel, D er dänisch-niedersächsische Krieg, Bd. 3, S. 485. 251 Diese Maßnahmen und Verhandlungen sind ausführlich dargestellt bei Opel, D er dänisch-niedersächsische Krieg, Bd. 3, S. 483-511, ebenso bei Klopp, D er drei ß igjäh rige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 51-62. In den meisten jüngeren Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges wird dem Ostseeprojekt keine größere Aufmerksamkeit geschenkt; so wird von Arndt (D er Dreißigjährige Krieg, S. 92) nur Wallensteins Ernennung zum Admiral erwähnt; Schmidt (D er D reißigjährige Krieg, S. 40) lässt das Projekt an Wallensteins Desinteresse bzw. seiner Präferenz für die Pazifizierung der Ostsee scheitern, und Schormann (D er Dreißigjährige Krieg, S. 39) meint, ähnlich wie
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Schmidt, Wallensteins Titel habe die Seemächte auf die Machtansprüche des Kaisers überhaupt erst aufmerksam gemacht und die Lage für den Kaiser nur verschlech tert. 252 Vgl. Rebitsch, Wallenstein, S. 139. 253 Stralsund als Episode bei Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 1, S. 129 f.; dagegen als zentrales Kriegsge schehen bei Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 73-130, sowie Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 3, S. 544-620, dort unter der Kapitelüberschrift «Höhepunkt der Kaisergewalt in der Belagerung Stralsunds». Auch für Leopold von Ranke war die fehlgeschlagene Besetzung Stralsunds der Wendepunkt des Krie ges. 254 Die Verbindung des Katholischen mit dem Land, dem Tellurischen, und des Protestantischen mit dem offenen Meer, mehr noch dem Ozeanischen als dem Thalassischen, findet sich vor allem bei Carl Schmitt, L a n d und M eer, S. 52 f. und 78-85; ebenso ders., Röm ischer Katholizismus und politische Form , S. 14£ 255 So etwa am 2. Juli 1628 an Arnim; zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 94. 256 Ebd. Es gibt freilich keinen Beleg dafür, dass Wallenstein diesen Satz wirklich gesagt hat. Es könnte sich auch um ein von protestantischer Seite lanciertes Zitat handeln, durch das dem Ende der Belagerung eine zentrale Bedeutung zuge schrieben werden sollte. Die Ketten am Himmel, von denen die Rede ist, sprechen jedenfalls dafür. Andererseits war die Äußerung Wallensteins schon bald geläufig, wie ein Kommentar von Robert Monro zeigt: «Er [Wallenstein] schwor in seinem Zorn, er werde die Stadt in drei Nächten einnehmen, selbst wenn sie mit eisernen Ketten zwischen Himmel und Erde hinge. Aber da er vergessen hatte, Gott auf seine Seite zu ziehen, wurde er von ihm enttäuscht, der über alle Dinge nach seinem Gut dünken entscheidet, der der höchste Wächter selber ist und weder schlummert noch schläft.» Monroe, Kriegserlebnisse, S. 74. 257 Vgl. Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 3, S. 548. 258 Ebd., S. 546. 259 Das von Matthäus Merlan eigentlich erst 1633 in Nachfolge der Gottfried’schen Weltchronik begonnene Theatrum Europaeum wurde nachträglich um einen Band von 1618 bis 1629 ergänzt, der von Johann Philipp Abele (oder Abelin), einem Elsässer mit stark proschwedischen Präferenzen, verfasst worden ist. 260 Zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige K rieg in Augenzeugenbe richten, S. 193 f- 261 Monro, Kriegserlebnisse, S. 70; was den Zeitpunkt des Eintref fens der Schotten anbetrifft, folge ich Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, S. 563. 262 Monro, Kriegserlebnisse, S. 69. 263 Ebd., S. 81. 264 Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, S. 564. 265 Ebd., S. 598. 266 Hierzu und zum Folgenden ebd., S. 605 ff. 267 Monro, Kriegserlebnisse, S. 74 b 268 Ebd., S. 77. 269 Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 3, S. 606. 270 Zit. nach Klopp, D er dreißigjäh rige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 169. 271 Vgl. oben, S. 342 ff. 272 Opel, D er niedersäch sisch-dänische K rieg, Bd. 3, S. 683. 273 Dazu unten, S. 393 f. 274 Zit. nach Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, Bd. 3, S. 694. 275 Ebd., S. 718 f. 276 Ebd., S. 695-698. 277 Hierzu und zum Folgenden ebd., S. 698f. 278 Zit. nach ebd., S. 719 {.; zur Rolle Wallensteins bei den Lübecker Verhandlungen zusammenfassend
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Rebitsch, Wallenstein, S. 185-190. 279 Zit. nach Opel, D er niedersächsisch-dänische Bd. 3, S. 721. 280 Ebd. 281 Dazu ausführlich Diwald, Wallenstein, S. 393 und öfter. 282 Vgl. Opel, D er niedersächsisch-dänische Krieg, S. 702-710. 283 So Wal lenstein in seiner Denkschrift an den Kaiser; zit. nach ebd., S. 720. 284 Vgl. Diwald, Wallenstein, S. 439 ff. 285 Hierzu und zum Folgenden Opel, D er niedersächsisch dänische Krieg, S. 725 ff. 286 Zur Vorgeschichte des Restitutionsedikts und den juristischen Manövern beider Seiten auf den Reichstagen vor Ausbruch des Krieges vgl. Ritter, «Der Ursprung des Restitutionsedikts», insbes. S. 138-168. 287 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 2, S. 133. 288 Khevenhüller, Annales Ferdi nandei; zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige K rieg in Augenzeugenberichten, S. 203. 289 Zur Initiative des Kaisers bei der Vorbereitung des Restitutionsedikts ausführlich Brockmann, Dynastie, K aiseram t und Konfession, Kap. V, 6. Der Text des Restitutionsedikts ist auszugsweise abgedruckt bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und D reißigjähriger Krieg, S. 267-276; zum Verständnis des Edikts vgl. Frisch, Das Restitutionsedikt K aiser Ferdinands II., sowie Urban, D as Restitutionsedikt. 290 Schmitt, Zugang zum M achthaber, S. 20-27. 291 Vgl. Ritter, «Der Ursprung des Restitutionsedikts», S. 161 f. 292 Robert Bireley hat sich mit der Vorstellungswelt der beiden in jeweils einer eigenen Monographie beschäftigt; zu Contzen vgl. Bireley, Krieg,
M axim ilian von Bayern, A d am Contzen S.J. und die Gegenreformation in Deutschland,
zu Lamormaini ders., Religion and Politics in the A ge o f Counterreformation; für eine pointierte Zusammenfassung ders., «The Thirty Years War as Germany’s Religious War», S. 85-106. 293 Ders., «The Thirty Years War», S. 97 f.; zur Vorstellung vom «Heiligen Krieg» vgl. Colpe, D er «H eilige K rie g » , passim. 294 Zu Morelles und Päzmäny vgl. Bireley, «The Thirty Years War», S. 97 und 100. 295 Dazu Hobelt, Fer dinand III., passim. 296 Eine den französischen Politiques nahe Einstellung wird Wallenstein auch von Schubert attestiert, wenn er schreibt, «daß der Reichsfriede für Wallenstein ein ernstes und hohes Ziel dargestellt hat» («Wallenstein und der Staat», S. 190). 297 Diwald, Wallenstein, S. 425; zur Religionspolitik Wallensteins in seinen eigenen Territorien vgl. Rebitsch, Wallenstein, S. 117-121. 298 Zit. nach Jes sen (Hg.), D er D reißigjährige K rieg in Augenzeugenberichten, S. 205. 299 Diwald, Wallenstein, S. 425. Mit Arnim demissionierte einer der fähigsten Generäle Wallen steins nach Erlass des Restitutionsedikts. Heinrich Holk, ein weiterer Lutheraner, blieb in Wallensteins Diensten; für eine Kurzvita Holks vgl. Rebitsch, Wallenstein, S. 158-161. 300 Zit. nach Lorenz (Hg.), Quellen zu r Geschichte Wallensteins, S. 210. 301 Nach Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. 3, S. 424. 302 Zit. nach Jessen (Hg.), D er Dreißigjährige K rieg in Augenzeugenberichten, S. 205.
Anmerkungen
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4. K A P IT E L IT A LIEN ISC H -PO LN ISC H ES ZW ISC H EN SPIEL
1 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 419. 2 Vgl. oben, S. 369 f. 3 Straub, P a x et Im pe rium, passim; zu den Beratungen, in denen es um die großen Entscheidungen am Ende der 1620er Jahre ging, ebd., S. 327-431. 4 Zit. nach Erlanger, Richelieu, S. 140. s Entsprechende Äußerung aus Madrider wie Wiener Sicht finden sich bei Straub, P a x et Im perium , S. 354 f. und 377. 6 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 290 h 7 Ebd., S. 298. 8 Der Briefwechsel zwischen Suffren und Lamormaini ist auch deswegen interessant, weil sich hier zwei Angehörige desselben Ordens, derJesuiten, über die politischen Fronten hinweg miteinander verständigten und als potestates indirectae (Carl Schmitt) Neben-Außenpolitik betrieben. 9 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige K rieg, Bd. 3, Teil 1, S. 294!.; als Quelle gibt Klopp «ein römisches Privatarchiv» an. Der Brief ist auf Latein verfasst, die Übersetzung stammt von Klopp. 10 Zit. ebd., S. 295. 11 Dazu unten, S. 392 fr. 12 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 297. 13 Ebd., S. 297 h 14 Dazu oben, S. 261 ff. 15 Vgl. dazu die Nachzeichnung der in Madrid diesbezüglich geführten Debatten bei Straub, P a x et Im perium , S. 327-369. 16 Dazu Burckhardt, Richelieu, Bd. 2, S. 300-311. 17 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 396 f. 18 Zit. nach Diwald, Wallenstein, S. 398. 19 Dazu Burckhardt, Richelieu, Bd. 2, S. 316-319 und 323. 20 Zur Rolle Sigismunds in Schweden und Polen vgl. Findeisen, Gustav II. A dolf, S. 72 fr 21 In der einschlägigen Forschung besteht weit gehend Konsens, dass die Interventionsentscheidung Gustav Adolfs nicht erfolgte, um den Protestantismus in Deutschland zu verteidigen oder zu retten, auch wenn dieses Motiv dabei eine gewisse Rolle spielte, sondern dass es primär um machtpoli tische Motive ging; für eine zusammenfassende Darstellung der Forschung vgl. Buchholz, «Der Eintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg», S. 291-314. Wäh rend die jüngere schwedische Forschung mit dem Zentrum Lund sich vor allem mit der Ressourcenfrage und den verfassungspolitischen Voraussetzungen der Groß machtzeit beschäftigt hat (vgl. Lundkvist, «The Experience of Empire»), hat Klaus Zernack («Schweden als europäische Großmacht») die Gewährleistung von Sicher heit für den östlichen Reichsteil, die Entwicklung einer Alternative zur dänischen Ostseeherrschaft und ökonomisch-handelspolitische Zugewinne als die tragenden Motive der schwedischen Großmachtbildung herausgestellt (S. 338). Zernack betont dabei, dass diese Motive aus einer strukturell defensiven Position Mitte des 16. Jahr hunderts hervorgingen, als Schweden gleichzeitig von Russland und Dänemark her unter Druck geriet (S. 334ff.). 22 Dazu oben, S. 199. 23 Zu den Verzweigungen der Gonzaga-Familie und den Ansprüchen der beiden Prätendenten auf das mantuanische Erbe vgl. die ausführlichen Darlegungen bei Parrott, «The Mantuan Succession», S. 25-33. 24 Zit. nach Mann, Wallenstein, S. 541 und 542. 25 Zit. ebd., S. 542
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und 544. 26 In den großen Olivares-Biographien wird der Niedergang Spaniens im Untertitel des Werks annonciert, etwa bei Maranon (D er N iedergang Spaniens als Weltmacht) oder bei Elliott (The Statesman in an A ge ofD eclin e); zur Bedeutung des mantuanischen Erbfolgestreits für den spanisch-französischen Krieg, der über den Friedensschluss von Münster und Osnabrück hinaus fortdauerte, vgl. Stradling, Spains Strugglefor Em pire, darin insbesondere der Beitrag «Olivares and the Origins of Franco-Spanish War»; weiterhin Elliott, Richelieu and Olivares, S. 110-112, sowie Parrott, «The Causes of the Franco-Spanish War of 1635-59», allgemein Koenigsberger, The Hahshurgs and Europe. 27 Straub, R ax et Im perium , S. 354 £ und 377. 28 Zit. nach ebd., S. 353 f. 29 Parrott, «The Mantuan Succession», S. 30. 30 Vgl. oben, S. 210 f. 31 Hierzu und zum Folgenden Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 399 f£, sowie Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 163-169. 32 Anfang November 1628 wandten sich die Kurfürsten vom Mainz, Köln, Trier, Bayern und Sachsen an Ferdinand und nahmen für Karl von Nevers Partei. Nur der Brandenburger hielt sich aus der Angelegenheit heraus. 33 Die britische Historikerin Wedgwood hat in ihrer Darstellung des Dreißigjährigen Krieges die Rolle der Mittelpartei wesentlich für den sächsischen Kurfürsten reserviert und an seinem Beispiel das politische Drama der Mitte geschildert. 34 Für eine Kurzvita Urbans VIII. vgl. Findeisen, D er D reißig jährige Krieg, S. 215. Die sich verändernde Haltung der Kurie zum Krieg in Deutsch land schlug sich auch in der Subsidienfrage nieder. Während Paul V. und Gregor XV. in der Anfangsphase des Krieges zu einer nennenswerten Unterstützung der «katho lischen Sache» bereit waren, änderte sich das unter Urban VIII. Erst im Dezember 1631, nach dem Zusammenbruch der katholischen Macht in der Schlacht von Breiten feld und dem Beginn des schwedischen Siegeszugs in Deutschland erfolgten wieder Zahlungen: Urban gestand monatliche Subsidien von 6000 Talern zu; vgl. Albrecht, «Zur Finanzierung des Dreißigjährigen Krieges», S. 368-412, insbes. S. 396 f. 35 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 167. 36 So Rebitsch, M atthias Gallas, S. 53. 37 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 394. 38 Ebd., S. 286. 39 Zu Collalto vgl. Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 173, sowie Duch, «Collalto», S. 320-322. Wallenstein schätzte Collaltos militärische Fähigkei ten nicht sonderlich. «Ein politischer General ohne echtes Format», lautete eines seiner Urteile; seine Fähigkeiten blieben «hinter seiner Geltungssucht und Ruhmbe gier» zurück (zit. Findeisen, S. 173). 40 Vgl. Rebitsch, M atthias Gallas, S. 50. 41 Vgl. oben, S. 107 ff. 42 Zit nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 288 ff. 43 Dazu unten, Kap. 5, Anm. 408; im Schreiben Leopolds: «Merode hat meine Unterthanen so mitgenommen, daß in einigen Jahren nichts von ihnen zu hof fen» sei. Zit. ebd., S. 289. 44 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 292 f. 45 Martines (Blutiges Zeitalter, S. 200) spricht von 30 000 Infanteristen und 6000 Kavalleristen; Parker (D er D reißigjährige Krieg, S. 185) von 50 000 kaiserlichen Soldaten; Rebitsch (M atthias Gallas, S. 50) stützt sich auf Schätzungen des kaiserli-
Anmerkungen
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chen Nuntius Pallotto, der von 20 000 Fußsoldaten und 2000 Reitern spricht. 46 Dazu Ritter, «Wallensteins Eroberungspläne gegen Venedig», S. 47-58. 47 Marti nes, Blutiges Zeitalter, S. 201. 48 Ebd., S. 202. 49 Zur Familie Gonzaga vgl. Simons, Die Gonzaga, passim. 50 Martines, Blutiges Zeitalter, S. 203 f. 51 Zwischen Gallas und den Erben Aldringens kam es zu einem Rechtsstreit um die Beute von Mantua; dazu Rebitsch, Matthias Gallas, S. 399 ff. 52 Zu Ottavio Piccolomini mit eher nega tivem Grundtenor Findeisen, Der Dreißigjährige Krieg, S. 317-323; ausgewogen Bierther, «Piccolomini», S. 408-410, und Hallwich, «Piccolomini»; affirmativ und rechtfertigend dagegen Barker, «Generalleutnant Ottavio Fürst Piccolomini», S. 322-369. 53 Hierzu und zum Folgenden Martines, Blutiges Zeitalter, S. 202. 54 Zit. nach Parker, Der Dreißigjährige Krieg, S. 182. 55 Junkelmann, Gustav Adolf, S. 282. 56 Hierzu und zum Folgenden vgl. ebd., S. 282 £, außerdem Findeisen, Gus tav II. A dolf S. 92 f., sowie ders., Der Dreißigjährige Krieg, S. 298. S7 Dazu knapp Burckhardt, Richelieu, S. 323 £, ausführlich Erlanger, Richelieu, S. 38401, sowie grund sätzlich Bely, «France and the Thirty Years War», S. 88 £ 58 Junkelmann, Gustav Adolf, S. 325 £; zu den schwedischen Problemen mit den französischen Bedingungen ausführlich Barudio, Gustav Adolf S. 469-481. 59 Zit. nach Findeisen, Gustav Adolf, S. 93. 60 Junkelmann, Gustav A dolf S. 283. 61 Vgl. Findeisen, Gustav Adolf S. 93. 62 Dazu Krüger, «Dänische und schwedische Kriegsfinanzierung», S. 285 £ 63 Hierzu und zum Folgenden Straub, Pax et Imperium, S. 383 ff, sowie Rit ter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 438 ff. 64 Vgl. oben, S. 345. 65 Johann VIII., Graf von Nassau-Siegen, trat 1612 in Rom zum Katholizismus über und diente unter Spinola im spanischen Militär, bevor er 1623 in kaiserliche Dienste überwechselte. Im Unterschied zu seinem Vater Johann VII. war er weder in theoretischer noch in prak tischer Hinsicht ein bedeutender Militär. Die Ehe mit Ernestine Yolande de Ligue ermöglichte ihm ein luxuriöses Leben in Brüssel; vgl. Findeisen, Der Dreißigjährige Krieg, S. 328 £
5. K A P ITE L DIE Z E IT D ER G R O SSE N S C H L A C H T E N : DER SCH W ED ISCH E K R IE G 1 Vgl. Droysen, GustafA dolf Bd. 2, S. 161, sowie Junkelmann, Gustav Adolf, S. 309; im Unterschied zu Junkelmann beschreibt Findeisen ( Gustav Adolf, S. 131 f.) die Szene am Strand von Usedom als eine bewusste Selbstinszenierung. Das Gebet des Königs, das in zeitgenössischen Schriften und Flugblättern verbreitet wurde, findet sich bei Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster, S. 116 £ 2 Zum Gustav-Adolf-Bild im Wandel der Geschichte und zu den Perspektiven seiner «Dekonstruktion» vgl. Paul,
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«Gustav Adolf in der deutschen Geschichtsschreibung», insbes. S. 22-30; weiterhin Buchholz, «Der Eintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg», insbes. S. 293-305, sowie Junkelmann, Gustav A dolf, S. 13-29; zuletzt Oredsson, Geschichtsschreibung und K ult, passim. 3 Zu den biblischen Helden, die mit Gustav Adolf in Verbindung gebracht wurden, und zur Vorstellung vom «Löwen aus Mitternacht» vgl. Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster, S. 93-141 und 229-247. 4 Vgl. Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, S. 42 ff. s Zit. nach Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmus ter, S. 121. 6 Junkelmann, Gustav A dolf, S. 309; der Umstand, dass es sich um eine kleine Streitmacht handelte, konnte unter Verweis auf biblische Vorbilder ebenfalls heilsgeschichtlich interpretiert werden; für eine kurze Darstellung des schwedischen Kriegs in Deutschland vgl. Langer, «Der », S. 187-196, sowie Piirimäe, «Sweden», S. 77-85. 7 Vgl. oben, S. 363. 8 Junkelmann, Gustav A dolf, S. 309. 9 Zit. nach Mann, Wallenstein, S. 580 f. 10 Zit. nach ebd. 11 Zit. nach Barudio, Gustav A dolf, S. 441 f. 12 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 409. Klopp weist daraufhin, dass diese Passage nur bei einem schwedischen Historiker, nicht aber bei Philipp von Chemnitz zu finden ist. 13 Zur Theorie des «gerechten Krieges» in der Frühen Neuzeit vgl. Kimminich, «Die Entstehung des neuzeitlichen Völkerrechts», S. 84ff, sowie Janssen, «Bellum iustum und Völkerrecht im Werk des Hugo Grotius», S. 129-154. 14 Droysen, G u sta f A dolf, Bd. 2, S. 1-88. 15 Werner Buchholz hat auf die geschichtspo litische Einbettung des jeweiligen Gustav-Adolf-Bildes hingewiesen und gegen die durch Treitschke ( Gustav A d o lf und Deutschlands Freiheit ) repräsentierte national konservative Sicht, die den Schwedenkönig in affirmativer Absicht als Vorläufer der Hohenzollern gezeichnet hat, den Liberalen Droysen gestellt, dem es um einen mit unter kritischen, verschiedentlich aber auch affirmativen Blick auf die schwedische Machtpolitik gegangen sei (Buchholz, «Der Eintritt Schwedens in den Dreißigjähri gen Krieg», S. 294 ff). Dass mit Gustav Adolf Geschichtspolitik gemacht worden ist, steht außer Frage, wobei unter Geschichtspolitik die Konstruktion historischer Erzählungen nach Maßgabe politischer Zwecke verstanden wird; zum Konzept von Geschichtspolitik vgl. Wolfrum, Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland, sowie Assmann, D er lange Schatten der Vergangenheit. 16 Zit. nach Klopp, D er drei ß igjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 409. 17 Droysen, G u staf A dolf, Bd. 2, S. 3. 18 Klopp verweist hier darauf, dass diese Beobachtung von einem katholischen Augenzeugen stamme und also zuverlässig sei. 19 Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 482. 20 Vgl. Buchholz, «Der Eintritt Schwedens», S. 304 ff 21 Mehring, Gus tav A dolf, passim. 22 Zum Portfolio der Machtsorten vgl. Mann, Geschichte der M acht, Bd. 1, S. 46 ff; für eine historisch tragfähige Definition von Militarismus vgl. Vagts, A H istory o f M ilitarism , S. 13-37. *3 Clausewitz, «Strategische Beleuchtung mehrerer Feldzüge von Gustav Adolph, Turenne, Luxemburg und andere historische Materialien zur Strategie»; in: ders., Hinterlassene Werke, Bd. 9, S. 102. 24 Barudio,
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Gustav A d o lf - der Große, insbes. S. 64-81. 25 Ebd., S. 618 f. 26 Ebd., S. 450 ff 27 Vgl. Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster, S. 113. 28 Dazu Schindling, «Das Strafgericht Gottes», S. 11-51, sowie Krusenstjern, «Seliges Sterben und böser Tod», S. 469-496, und Schmidt-Biggemann, «Apokalypse und Millenarismus im Dreißig jährigen Krieg», S. 269-263. 29 Dazu mit entsprechenden Predigtbelegen auf evangelischer Seite Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster, S. 154 t und 186 f. 30 Ebd., S. 213; zur Thematisierung von Krieg und Frieden in den Predigten der Zeit vgl. Kaufmann, «Lutherische Predigt», S. 245-250. 31 Zur Politik Johann Georgs während des Dreißigjährigen Kriegs vgl. Gotthard, «Johann Georg I., 1611-1656», S. 137-147, sowie ders., «», S. 275-319. 32 Das Zuwarten der deutschen Fürsten und das Drängen Gustav Adolfs ist eingehend dargestellt bei Droysen, Gustav A dolf, Bd. 2, S. 147-166. 33 Beispiele dafür bei Tschopp, Heilsgeschichtliche Deutungsmuster, S. 175 f. 34 Für eine ausführliche Dar stellung dieser Sichtweise vgl. ebd., S. 217 ff 35 Ebd., S. 112 ff, 132 £, 143 f. und 214. 36 Lorentzen, D ie schwedische Arm ee, S. 2. 37 Zit. nach ebd., S. 3; zur Struktur und Zusammensetzung der schwedischen Armee vgl. auch Brzezinski/FIook, D ie A rm ee Gustav Adolfs, S. 8-19, sowie Ericson, «Die schwedische Armee und Marine während des Dreißigjährigen Krieges», S. 301-307. 38 Dazu eingehend Droysen, Gustav A dolf, Bd. 2, S. 156 und 161. 39 Ebd., S. 149. 40 Ebd. 41 Ebd., S. 159 f. 42 Der Wortlaut des Schreibens auszugsweise bei Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 476. 43 Zit. nach ebd., S. 477; diese Passage mit kleinen Textvarianten auch bei Junkelmann, Gustav A dolf, S. 312. 4 4 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 478; Parallelzitation bei Junkelmann, Gustav A dolf, S. 313. 45 Zit. nach Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 477. 46 Ebd. 47 Flierzu und zum Folgenden vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 449-452, sowie Hobelt, Ferdinand III., S. 56-62. 48 Golo Mann ( Wallenstein , S. 567-572) hat darauf auf merksam gemacht, dass Wallenstein zeit seines Lebens keinem der Kurfürsten (mit Ausnahme des Kaisers als dem Siebten im Kurfürstenkollegium) persönlich begegnet ist. Erweist daraufhin, dass die Stellung des Generalissimus am Wiener Hof bereits seit 1627 schwächer geworden sei, da sich die Zahl seiner Gegner erhöht habe. Zu ihnen gehörten Wilhelm Slawata, Max von Trauttmansdorff, Peter von Stralendorf und der Fürst von Meggau. 49 So etwa Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 189; dagegen geht Diwald (Wallenstein , S. 427) von einem entschlossenen Wallenstein aus, der das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen wollte. 50 Zu Wallen steins Memminger Aufenthalt vgl. Mann, Wallenstein, S. 577-584, sowie Diwald, Wallenstein, S. 429-434. 51 Vgl. Hobelt, Ferdinand III., S. 58f. 52 Das ist das zentrale Problem der gegenüber der Politik des Kaisers und der katholischen Kurfürsten apo logetischen Darstellung Onno Klopps, der Wallenstein für die Schwächung der kai serlichen Macht und den desolaten Widerstand gegen Gustav Adolf verantwortlich gemacht hat (Klopp, D er dreißigjährige Krieg, Bd. 3, Teil 1, S. 485-492). Dazu muss
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Klopp jedoch dem Herzog von Friedland eine Macht zusprechen, die er zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr hatte. Klopps Wallenstein-Bild ist durch die Annahme des späteren Verrats bestimmt, so dass Wallensteins Agieren imJahre 1630 als Vorwegnahme des vorgeblichen Verrats von 1633/34 beschrieben werden kann. Das ist umso bemerkenswerter, als die widerstandslose Hinnahme seiner Absetzung durch Wallenstein dieser Sicht deutlich entgegensteht. 53 Dazu ausführlich, Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 451h 54 Dazu oben, S. 405 f. 55 Zit. nach Hobelt, Ferdinand III., S. 56. 56 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 464. 57 Dazu Junkelmann, Gustav A dolf, S. 322. 58 Dazu ebd., S. 322-324, sowie ausführlich Droysen, G u staf A d o lf S. 166-175. 59 Clausewitz, Vom Kriege, S. 877. 60 Vgl. Stadler, P ap penheim , S. 444-447. 61 Dazu Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 1, S. 26-35. 62 Dazu unten, S. 464-486. 63 Vgl. Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 461 £ 64 Dazu zusammenfassend Gotthard, «», S. 310-319. Dort als Resümee: «Die Dresdner Regenten betrieben auch in den Jahren und Jahrzehn ten immer weiter anwachsender konfessioneller Polarität ihre Reichspolitik nicht als Protestanten, sondern zuallererst als Kurfürsten, und als jene waren sie, so die sächsi sche Interpretation, die , Räte des Kaisers, nicht etwa Repräsentanten des Reiches» (S. 315). Mit der Ausschreibung des Leipziger Kon vents verließ Sachsen diese Linie; dazu auch Burkhardt, «Der Dreißigjährige Krieg Einfluß der sächsischen Politik auf die deutsche Geschichte», S. 3-12. 65 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 462. 66 Junkelmann, Gustav A d o lf, S. 317. 67 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 463. 68Junkelmann, Gustav A dolf, S. 327. 69 Logau, Sinngedichte. 70 Speziell zu Leipzig vgl. Schenkrich «», S. 123ff, und Schulz, «Strafgericht Gottes oder menschliches Versagen?», S. 219ff. 33 Zillhardt, Der Dreißigjährige Krieg in zeitge nössischer Darstellung, S. 151. 34 Zit. nach ebd., S. 29. 35 Zit. nach Schreiner, «Die Katastrophe von Nördlingen», S. 67. 36 Vgl. oben, S. 660. 37 Vgl. dazu die Dar stellung der Gespräche zwischen Oxenstierna und Johann Georg im Dezember 1633 bei Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 1, S. 80 ff. 38 Vgl. Wedgwood, Der 30jährige Krieg, S. 339 f. 39 In der älteren protestantismusaffinen Historiographie des Krieges ist der aus den kursächsischen Verhandlungen hervorgegangene Prager Frieden darum auch als ein Kotau des kursächsischen Luthertums vor dem Kaiser dargestellt worden. In der jüngeren Historiographie hat der Prager Frieden eine insgesamt posi tivere Würdigung gefunden; vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 109-121; sehr
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viel zurückhaltender hingegen Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 248-257. 40 Vgl. Hobelt, Ferdinand III., S. 76-71; für die darauffolgenden Jahre S. 129-141. 41 Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 340. 42 Ebd., S. 344. 43 Dazu Kampmann, Europa und das Reich, S. 113; ausführlich zum Entzug des ius armorum der Fürsten und dessen Monopolisierung beim Kaiser Haan, «Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Reichsabsolutismus», S. 297-345. 44 Dazu Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 251 f. 45 Ebd., S. 255. 46 Diese Dimension des Krieges hat Günter Barudio in seinem Buch D er Teutsche Krieg stark in den Vordergrund gestellt. Das Problem sei ner Darstellung ist jedoch, dass er die Fragen der «teutschen Libertät» dabei überge wichtet und das Handeln verschiedener Akteure (insbesondere Schwedens) aus schließlich aus dieser Perspektive geschildert hat. 47 Der Text des Vertrags ist auszugsweise abgedruckt bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 341-359. 48 Vgl. oben, S. 436. 49 Vgl. dazu den Bericht, den William Crowne, ein Begleiter des Earl of Arundel, über dessen Behandlung in Regensburg gegeben hat; Crowne, Blutiger Sommer, S. 63-69. 50 «Anweisungen des Königs von England an den Earl of Arundel», zit. nach ebd., S. 87. 51 Ebd. 52 Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 257. 53 Vgl. oben, S. 363 ff. 54 Zur französischen Hilfe für das Heer Herzog Bernhards vgl. Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 88-100; zu den Feldzügen Bernhards im Jahre 1635, als der Prager Vertrag seine politische Wirkung entfaltete, ebd., S. 101-172. 55 Vgl. Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 255 f. 56 Dazu Wedgwood, Der 30jährige Krieg, S. 341. 57 Kampmann, Europa und das Reich, S. 117; ausführlich Öhman, D er K am pf um den Frieden, S. 66 ff. 58 Lundkvist, «Die schwedischen Kriegs- und Friedensziele», S. 222; in den einschlägi gen Texten ist zusätzlich von einer satisfactio coronae die Rede, doch wird nicht genauer spezifiziert, worin diese bestehen soll. 59 Gotthard, D er Dreißigjährige Krieg, S. 274 ff; ebenso Schormann, Der Dreißigjährige Krieg, S. 51 ff. Johannes Arndt (D er Dreißigjährige Krieg 1618-1648, S. 124 ff.) hat diesen Abschnitt des Krieges unter die Überschrift «Frankreich, Schweden und die Niederlande gegen die Habsburger» gestellt. 60 Zit. nach Öhman, D er K am pf um den Frieden, S. 68. 61 Zit. nach ebd. 62 Die Charakterisierung Baners folgt weitgehend Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 45f; für einen kurzen Abriss der Vita Baners vgl. Findeisen, D er Dreißig jährige Krieg, S. 431-433. 63 Vgl. Lorentzen, Die schwedische Armee, S. 12. 64 Ebd., S. 55-70. 65 Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 40 £, sowie Lorentzen, Die schwedische Armee, S. 81 ff. 6 6 Auch unter den 2007 im Massengrab bei Wittstock gefundenen 125 Skeletten, die einer pathologisch-traumatologischen Analyse unter zogen wurden, ist der Anteil der Schweden und Finnen auffällig hoch, ebenso der von Schotten. Das kann natürlich auf Zufälle oder eine Auswahl bei der Aufschich tung dieses Massengrabs zurückzuführen sein, stellt aber zumindest ein Indiz für die veränderte nationale Zusammensetzung des in Nordostdeutschland operierenden Heeres dar; vgl. Eickhoff/Schopper (Hgg.), 1636. Ihre letzte Schlacht, S. 153 ff. 67 Vgl.
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Rebitsch, Matthias Gallas, S. 136-166, S. 185-203 sowie S. 277-298. 68 Dazu Guthrie, S. 40 f. 69 Schmidt, Der Dreißigjährige Krieg, S. 64. 70 Der zunehmend nationalschwedischen und schottischen Prägung des Baner sehen Heeres entspricht eine «Italianisierung» des kaiserlichen Heeres, für die der Trientiner Gallas (Gallasono), der Toskaner Piccolomini, dazu Montecuccoli und Colloredo sowie viele andere stehen. Man kann auch von einer durchgängigen «Rekatholisierung» des kaiserlichen Heeres nach der Ära Wallenstein sprechen. 71 Zu den Truppenbewegungen im Vorfeld der Schlacht bei Wittstock vgl. die ausführliche Darstellung bei Schmidt, Die Schlacht bei Wittstock, S. 40-59; knapp Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 51-53. 72 Melchior von Hatzfeld entstammte einer hessi schen Adelsfamilie, die stets enge Verbindungen zum habsburgischen Kaiserhaus unterhalten hatte; dazu Landmann, «Melchor Graf von Gleichen und Hatzfeld», S. 35£; sowie Engelbert, «Hatzfeld», S. 64f. Die Behauptung Guthries (The Later Thirty Years War, S. 47), Hatzfeld entstamme einer calvinistischen Familie, ist nicht zutreffend. Melchior von Hatzfeld hatte das Jesuitenkolleg in Fulda besucht, und seine Familie sah für ihn zunächst den geistlichen Stand vor. 73 Vgl. oben, S. 500. 74 Durch die Trennung der Kriegsschauplätze spielten solche Schwierigkei ten auf schwedisch-französischer Seite keine so große Rolle. Ganz anders bei den Kaiserlichen: Selbst was die Kooperation mit den Bayern im Südwesten betrifft, stößt man auf die ständige Klage, von der je anderen Seite nicht genügend unterstützt oder sogar im Stich gelassen worden zu sein. 75 Zur Schlacht bei Wittstock vgl. Schmidt, Die Schlacht bei Wittstock, S. 59-85; Delbrück, Geschichte der Kriegskunst, Bd. 4, S. 278-282; Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 54-57; Öhman, Der K am pf um den Frieden, S. 95-98, sowie Eickhoff/Schopper (Hgg.), 1636. Ihre letzte Schlacht, S. 136-141. 76 Vgl. Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 40; bis in die jüngere For schung hinein hängen die Angaben über die Truppenstärke davon ab, ob der Betref fende eher mit dem Stockholmer oder dem Dresdner bzw. Wiener Archiv gearbeitet hat. 77 Die Schanzen scheinen nicht besonders fest und hoch gewesen zu sein, wie archäologische Untersuchungen des Wittstocker Schlachtfelds in jüngerer Zeit gezeigt haben; vgl. Eickhoff/Schopper (Hgg.), 1636. Ihre letzte Schlacht, S. 142-145. 78 Baner war an der Alten Veste schwer verwundet worden, Torstensson in Gefangenschaft geraten, von deren gesundheitlichen Folgen er sich nie mehr gänzlich erholt hat. 79 Clausewitz, Vom Kriege, S. 399. 80 Ritter, Deutsche Geschichte, Bd. III, S. 601; Hobelt, Ferdinand III., S. 90-94. 81 Gindeley, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 3, S. 90. 82 Zit. nach Szyrocki, Die deutsche Literatur des Barock, S. 283; zu Logau vgl. Malapert, Friedrich von Logau. 83 Krusenstjern, Selbstzeugnisse der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. 84 Vgl. oben, S. 578. 85 Zit. nach Szyrocki, Deutsche Literatur des Barock, S. 286. 86 Zit. nach ebd., S. 283 f. 87 Gryphius, D as große Lesebuch, S. 36 f.; bei den «Threnen des Vaterlandes» handelt es sich um die überarbeitete Fassung des Gedichts «Trawrklage des verwüsteten The Later Thirty Years War,
Anmerkungen
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Deutschlandes», das zuvor erschienen ist; ebd., S. 26£ 88 Zu den Kriegserfahrun gen des aus Glogau stammenden Gryphius vgl. Szyrocki, Der junge Gryphius, S. 25-42, sowie Kaminski, Andreas Gryphius, S. 15-25. 89 Vgl. Szyrocki, Der junge Gryphius, S. 103; zu den Bezügen auf die Johannes-Offenbarung bei Gryphius vgl. van Ingen, «Poesie der Trauer», S. 348. 90 Zit. nach Szyrocki, Deutsche Literatur, S. 164. 91 Vgl. oben, S. 596 ff. 92 Der bekannteste von ihnen ist der Nürnberger Patriziersohn August von Leubelfing, der als Page Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen den Tod fand. Es war die Abenteuerlust, die Nürnberger Bürgersöhne dazu veranlasste, ihr relativ sicheres Leben aufzugeben und in den Krieg zu ziehen. Zweien von ihnen, Stephan Karl Behaim und Hans Jakob Behaim, hat Anton Ernstberger eine ausführli che Studie gewidmet: Ernstberger, Abenteurer des Dreißigjährigen Krieges. Das von diesen Männern gesuchte Abenteuer war das Gegenteil dessen, was in der Pastoraldichtung als Trost und Besänftigung angeboten wurde. 93 Gryphius, Das große Lesebuch, S. 300. 94 Ebd., S. 300 f. 95 Ebd., S. 301. 96 Ebd. 97 Es wurde 1653 erstmals veröffentlicht, also fünf Jahre nach dem Friedensschluss von Münster und Osnabrück, dürfte aber ein bis zwei Jahre vor der Veröffentlichung entstanden sein. Stellt man in Rechnung, dass bis 1650 Zweifel bestanden, ob der Westfälische Friede Bestand haben oder nur eine Zwischenetappe des Krieges sein würde, wie der Lübe cker und der Prager Friede zuvor, so tritt auch zeitlich der unmittelbare Zusammen hang zwischen der Kriegserfahrung und dem in die Natur gespiegelten Gottver trauen hervor; zu Gerhardts Lied vgl. Steiger, «Geh aus, mein Herz, und suche Freud», passim. 98Zit.nachSzyrocki,Deutsc/ieLiferaf«r,S. 277 f. 99ZÜ. ebd., S. 279. 100 Hagendorf, Tagebuch eines Söldners, S. 107. 101 Ebd., S. 113. 102 Ebd., S. 120. 103 Ebd., S. 125. 104 Ebd., S. 133 f. 105 Die drei genannten Werke Grimmelshausens sind in der originalsprachlichen Fassung verfügbar in Grimmelshausen, Werke in vier Bänden, sowie in einer von Reinhard Kaiser vorgenommenen Übersetzung aus dem Frühneuhochdeutschen des 17.Jahrhunderts: Grimmelshausen, Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage / Der seltsame Springinsfeld, sowie ders., Der abenteuerliche Simplicissimus Deutsch, 2 Bde.; zur Vita Grimmelhausens vgl. Boehncke/Sarkowicz, Grimmelshausen, sowie Heßelmann, «Grimmelshausen Leben und Werk», S. 7-21. Speziell zum Simplicissimus vgl. Arnold, «Grimmelshau sen in seinem », S. 116-127; zur Courage Lemke, «Grimmelshau sens », S. 161-172, sowie zum Springinsfeld Kaminski «», S. 173-201; zur Spiegelung Grimmelshausens im Simplicissimus vgl. Haberkamm, «Zeitgenosse - Augenzeuge - Autor», S. 365-399. 106 Grimmelshausen, Courage/Springinsfeld, S. 156. 107 Grimmelshausen, Werke, Bd. 1, S. 291. 108 Ebd., S. 250. 109 Ebd., Bd. 2, S. 32 f. 110 Ebd., S. 33. 111 Grimmelshausen, Courage, S. 9. 112 Grimmels hausen, Springinsfeld, S. 162 ff. 113 Grimmelshausen, Courage, S. 54. 114 Ebd., S. 49. 115 Die zentrale Differenz zwischen Grimmelshausens und Brechts Courage
9 io
ANHANG
liegt darin, dass Grimmelshausen das Schicksal seiner Hauptfigur aus ihren charak terlichen Dispositionen heraus entwickelt und dem Leser dabei nahelegt, dass man über die Kontrolle des eigenen Verhaltens die Kontrolle über sein Schicksal erlangen könne. Brecht hingegen zeigt die Courage als eine durch die äußeren Umstände gelenkte Frau, die gezwungen ist, ihre geschäftlichen Fähigkeiten und Findigkeiten auch im Krieg einzusetzen. Man muss, so Brechts Botschaft, die Verhältnisse ändern, wenn sich das Leben der Menschen ändern soll. 116 Grimmelshausen, Werke, Bd. 1, S. 224 fr. 117 Grimmelshausen, Springinsfeld, S. 144. 118 Ebd., S. 224. 119 Ebd., S. 226. 120 Vgl. ebd., S. 197 f. 121 Ebd., S. 207. 122 Ebd., S. 214. 123 Grimmels hausen, Werke, Bd. 1, S. 16. 124 Eine solche Deutung des Zyklus findet sich etwa bei Schuchter, Callot, S. 120 ff; sie zeigt sich unter anderem darin, dass Schuchter für die von ihm herausgegebene Ausgabe der Radierungen Callots als Übersetzung von Les Miseres et les M alheurs de la G uerre den Titel D ie Schrecken des Krieges gewählt hat. 12s Lorenz, «Mahnung - Dekorum - Ereignis», S. 216. 126 Dazu Schuchter, Callot, S. 85-89. 127 Vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 22yf. 128 Callot, D ie großen Schrecken des Krieges, S. 58. 129 Ebd., S. 58. 130 Vgl. Callot, D ie großen Schrecken des Krieges, Bild 5. 131 Callot, D ie großen Schrecken des Krieges, S. 59. 132 Grimmelshausen, Werke, Bd. 1, S. 17-99. 133 Ebd., S. 60. 134 Ebd. 135 Ebd., S. 61. 136 Schuchter, Callot, S. 136. Schuchter spricht von «einem fast gestelzt wir kenden Genrebild». «Still und luftleer wirkt der Raum, auch die sich drängenden Personen an den Rändern sind nichts mehr als Staffage für die Willkür der Macht, welcher der König vorsitzt» (S. 137). 137 Vgl. Lorenz, «Mahnung - Dekorum Ereignis», S. 217 £ 138 Zur Geschichte Augsburgs im Dreißigjährigen Krieg vgl. Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, passim, insbes. S. 239 ff. Es handelt sich um eine aus der Augsburger Perspektive verfasste Geschichte der Stadt, die als paradig matisch für die Darstellung städtischen Lebens in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gelten darf. Sie stützt sich auf das materialmäßig sehr viel umfänglichere und detailliertere zweibändige Werk desselben Verfassers: E ine Stadt in K rieg und Frieden. Die nachfolgenden Ausführungen folgen im Wesentlichen den Arbeiten Bernd Roecks. 139 Vgl. oben, S. 82 ff 140 Vgl. Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, S. 230-247. 141 Dazu Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, S. 2osff. 142 Ebd., S. 181 ff. 143 Zu den demographischen Folgen der Pestepidemien in ihren regiona len Differenzierungen vgl. Vasold, «Die deutschen Bevölkerungsverluste während des Dreißigjährigen Krieges», S. 147-160. 144 Vgl. oben, S. 392® 145 Dazu auch Englund, D ie Verwüstung Deutschlands, S. 44 ff. 146 Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, S. 205. 147 Dafür sind die entsprechenden Einträge im Tagebuch Maurus Frieseneggers aufschlussreich. 148 Vgl. Roeck, A ls wollt die Welt schier brechen, S. 271 ff. 149 Ebd., S. 279. 150 Vgl. hierzu und zum Folgenden Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 70-119; Kampmann, Europa und das Reich, S. 123-127, sowie Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 226-236. 151 Dazu Findeisen, A x e l Oxenstierna,
Anmerkungen
S. 323-342.
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152 Vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 232 k 153 Vgl. Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 70. 154 Kampmann, Europa und das Reich, S. 122. 155 Ebd., S. 123. 156 Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 80. 157 Ebd., S. 92. 158 Vgl. oben, S. 679 ff. 159 Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 108. 160 Ebd., S. 123. 161 Dazu Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 244 k 162 Vgl. Droysen, Bern hard von Weimar, Bd. 2, S. 175-200. 163 Die in der einschlägigen Literatur lange vor herrschende Charakterisierung, Gallas sei zwar ein durchaus kähiger Unterführer, aber zu selbständigen Operationen nicht in der Lage und mit strategischen Heraus korderungen überfordert gewesen, ist in einer neueren Monographie von Robert Rebitsch in Frage gestellt worden. Vor allem an den beiden Feldzügen von 1635 und 1636 hat Rebitsch zu zeigen versucht, dass die meisten der Negativurteile über Gallas auf Vorwürfe in bayerischen Berichten zurückgehen und Bestandteil der bei Koaliti onskriegen üblichen Reibereien und Konflikte sind. Vor allem geht Rebitsch aber davon aus, dass die Erwartung einer groß angelegten Offensive, die Richelieu zum politischen Einlenken und zum Rückzug aus dem Krieg im Reich hätte zwingen kön nen, auf unrealistischen Voraussetzungen beruhte und kaum zu verwirklichen war (Rebitsch, M atthias Gallas, S. 124-1 66). 164 Die nachfolgende Darstellung des Krieges am Oberrhein, im Eisass und in Lothringen sowie in der Picardie stützt sich im Wesentlichen auf Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 101-250, Lahrkamp, Jan von Werth, S. 33-65, sowie Rebitsch, M atthias Gallas, S. 124-166. 165 Dazu Lahr kamp, Ja n van Werth, S. 43. 1 66 Ebd., S. 44 ff. 167 Rebitsch, M atthias Gallas, S. 140 ff. 168 Ebd., S. 138. 169 Vgl. Allmayer-Beck, «Rudolf Graf von ColloredoWaldsee», S. 328 f. 170 Vgl. Barker, «Generalleutnant Piccolomini», S. 350 ff. 171 So auch Parker, D er D reißigjährige Krieg, S. 235. 172 Vor allem in der französischen Literatur zum Dreißigjährigen Krieg sind Analogien zwischen dem Zangenangriff von 1636 und dem deutschen Angriff im Sommer 1914 hergestellt worden; vgl. Pages, L a Guerre de Trente Ans, S. 204 f. 173 Es gibt in der einschlägigen Literatur eine Kon troverse darüber, ob das Koordinationsdefizit auf Gallas’ notorische Schwerfälligkeit und seine Abneigung gegenüber Offensivoperationen zurückzuführen ist oder ob die Mängel im Zusammenwirken beider Armeen daraus resultierten, dass ein Zangenan griff auf Frankreich zunächst gar nicht vorgesehen war und sich etwas, das sich so ausnahm wie ein Zangenangriff, erst aus einer überraschenden Umdisposition des Kardinalinfanten ergeben hat. Letztere Auffassung wird von Jonathan Israel («Olivares, the Cardinal-Infante and Spain’s Strategy», S. 273-276) und Robert Rebitsch (M atthias Gallas, S. 146-148) vertreten. Von der Planung eines Zangenangriffs gehen dagegen Eberhard Straub (P a x et Im perium , S. 451k) und Robert Stradling («Olivares and the Origins of the Franco-Spanish War», S. 69-94) aus. 174 Rebitsch, M a t thias Gallas, S. 144 und 149. 175 Ebd., S. 151. 176 Ebd., S. 154; die Franche Comte, die Freigrafschaft Burgund, hatte 1611 eine von den Schweizer Eidgenossen garan tierte Neutralität erlangt, die jedoch von den beiden Kriegsparteien nicht mehr aner-
912
ANHANG
kannt wurde. 177 Dazu Schulze, «Der Sommerfeldzug Johann von Werths», insbes. S. 57 ff. 178 Zu den Entsatzplänen für Hanau vgl. Droysen, B ernhard von Weimar, Bd. 2, S. 218-230; zur strategischen Bedeutung Hanaus vgl. Müller, «Bau und Bedeu tung der Festung Hanau im Dreißigjährigen Krieg», S. 93-122; zur Belagerung selbst vgl. Kurz, «Das Leben in der blockierten Festung Hanau», S. 123-134, sowie Bus, «Die Zeit der Verheerung», S. 208-214. 179 Zu Wilhelm Graf von Lamboy, einem der wichtigsten Heerführer des Kaisers im letzten Jahrzehnt des Krieges, vgl. Neu haus, «Lamboy», S. 440 f. 180 DazuPuppel, «AmalieElisabeth», S. 188-194. 181 Hierzu und zum Folgenden ausführlich Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 239-246. 182 Zit. nach ebd., S. 245. 183 Zit. nach ebd., S. 246; Gallas selbst gab seine Verluste mit nur 1000 Mann an; Rebitsch, M atthias Gallas, S. 165. 184 Vgl. oben, S. Ö74ff. 185 Dazu Rebitsch, M atthias Gallas, S. 170-183. 186 Zit. nach ebd., S. 183. 187 Vgl. oben, S. 457. Savelli hatte in Wien mächtige Fürsprecher und galt als ein Günstling der Kaiserinwitwe Eleonora Gonzaga. Für eine knappe Charakterisie rung seiner militärischen Fähigkeiten Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 82; für einige Invektiven Werths gegen Savelli vgl. Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 424. 188 Dazu Lahrkamp, Jan van Werth, S. 79-91; Droysen, B ernhard von Wei mar, Bd. 2, S. 251-325. 189 Dazu Greyerz, «Die Schweiz während des Dreißigjähri gen Krieges», S. 133-140, sowie Egger, «Johann RudolfWettstein und die internatio nale Anerkennung der Schweiz», S. 423-432. 190 Zit. nach Droysen, B ernhard von Weimar, Bd. 2, S. 333. 191 Vgl. Maurer, «Die württembergischen Höhenfestungen», S. 264-315. 192 Zit. nach Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 337. 193 Guthrie (The Later Thirty Years War, S. 82b) beziffert die Kräfteverhältnisse auf 7500 Mann Savellis und 6000 Mann Bernhards, auf beiden Seiten doppelt so viel Kavallerie wie Infanterie. An den Maßstäben der ersten Kriegshälfte gemessen, handelte es sich also um eine kleine Schlacht, wie sie zuvor für Nebenkriegsschauplätze typisch war. Zum Schlachtverlauf vgl. ebd., S. 83 t, sowie Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 340-342, und Lahrkamp, Ja n van Werth, S. 95b 194 Zur «zweiten Schlacht von Rheinfelden» vgl. Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 84-86, Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 343-346, und Lahrkamp, Ja n von Werth, S. 96-97. 195 Da die Truppen auf dem Marsch von Villingen nach Rheinfelden die Täler und Pässe des Schwarzwalds durchschreiten mussten, hatte Savelli die schwerfällige Artillerie zurückgelassen. Es ist ebenso nachvollziehbar wie unverständlich, dass er keinerlei Anstrengungen unternahm, dieses Manko nach seinem Erfolg vom 28. Februar durch die in Rheinfelden stehenden Kanonen auszugleichen. 196 Während Savelli schon bald ausgetauscht wurde, überstellte Bernhard Werth und Enckevort an die Franzo sen, die ein großes Interesse daran hatten, den gefürchteten Reitergeneral Jan von Werth für längere Zeit aus dem Krieg herauszuziehen. Erst im März 1642, also nach vierjähriger Gefangenschaft, wurde er gegen den schwedischen Feldmarschall Gus tav Horn ausgetauscht, der bei Nördlingen in kaiserliche Gefangenschaft geraten war;
Anmerkungen
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dazu Lahrkamp, Jan von Werth, S. 105-118. 197 Vgl. Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 368 f. 198 Ebd., S. 377 ff. 199 Ebd., S. 470 £ 200 Zur Schlacht von Wit tenweier vgl. ebd., S. 433-437, sowie Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 88-90, der daraufhinweist, dass mit den 16 000 Mann auf kaiserlicher Seite und den 18 800 Mann des Herzogs Bernhard es sich um eine deutlich größere Schlacht als die bei Rheinfelden gehandelt habe. 201 Zit. nach Droysen, Bernhard von Weimar, Bd. 2, S. 459 £ 202 Zit. nach Wedgwood, Der 30jährige Krieg, S. 370. 203 Vgl. Parker, Der Dreißigjährige Krieg, S. 256, und Guarino, «The Spanish Monarchy», S. 58 £ 204 Parker, Der Dreißigjährige Krieg, S. 1856; Maria Anna hatte sich mit dem Abschied von Spanien schwergetan, jedenfalls hatte sie sich mehr als einJahr Zeit gelassen, bis sie in Wien eingetroffen war; dazu Hobelt, Ferdinand III., S. 54 ff. 205 Vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 142; zum Fluss der spanischen Hilfsgelder vgl. Ernst, «Spani sche Subsidien für den Kaiser», S. 301 ff. 206 In einigen Quellen ist sogar von 24000 Soldaten die Rede, doch dürfte diese Zahl deutlich zu hoch liegen. 13000 ist dagegen plausibel: Von der durchschnittlichen Ladekapazität der Schiffe her kann man von etwa 200 Soldaten zusätzlich zur Besatzung an Bord ausgehen. 207 Das war das erste Mal, dass die später so bezeichnete «Linienschifftaktik» angewandt wurde. 208 Vgl. Israel, The Dutch Republic and the Hispanic World, S. 268-271. 209 Vgl. Thompson, «The Impact of War and Peace on Government and Society in Seventeenth Century Spain», S. 161 £ 210 Die Niedergangsthese ist in den Arbeiten John H. Elliots (Richelieu and Olivares; The Count-Duke of Olivares-, «Foreign Policy and Domestic Crisis», S. 185ff.) breit ausgearbeitet; vgl. dazu auch Pietschmann, «Spanien im Dreißigjährigen Krieg», S. 167-188, sowie Brinkmann, Aufstieg und Nie dergang Spaniens-, die Auffassung eines durchgängigen Niedergangs bezweifelt hinge gen Stradling, «Seventeenth Century Spain. Decline or Survival», S. 156-194, sowie ders., «Catastrophe and Recovery: the defeat of Spain 1639-1643», S. 205-219; zusammenfassend Kampmann, Europa und das Reich, S. 140-142. 211 Vgl. oben, S. 720 ff. 212 Zur Schlacht von Rocroi, die, wie Gotthard (Der Dreißigjährige Krieg, S. 280 f.) zu Recht moniert, in vielen Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges nicht vorkommt, obwohl sie auf die Schlussphase des Krieges großen Einfluss hatte, vgl. Wedgwood, Der 30jährige Krieg, S. 397-401, sowie Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 171-180. 213 Vgl. oben, S. 732 f. 214 Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 177.
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ANHANG
7. K A P I T E L ZW ISCH EN K R IE G UND FRIED EN : DER LAN GE WEG NACH M Ü N ST ER UND OSNABRÜCK 1 Aus der inzwischen kaum noch zu überschauenden Fülle der Literatur zum Westfä lischen Frieden stütze ich mich, was den Weg nach Münster und Osnabrück anbe trifft, auf Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 59-124, Öhman, D er K am pf um den Frieden, S. 154-199, Duchhardt (Hg.), D er Westfälische Friede, Moormann van Kappen/Wyduckel (Hgg.), Der Westfälische Frieden in rechts- und staatstheoretischer Per spektive, sowie Westphal, Der Westfälische Frieden, S. 24-40. 2 Diese Dimension des Westfälischen Friedens hat jüngst Derek Croxton im Untertitel The L a st Christian Peace seines Buchs Westphalia noch einmal sehr deutlich herausgestellt. 3 Bregnsbo, «Denmark and the Westphalian Peace», S. 361-368, sowie Jaitner, «Die Päpste im Mächteringen des 16. und 17. Jahrhunderts», S. 61-67; zum Problem der Vermittlung insgesamt Repgen, «Friedensvermittlung als Element europäischer Politik», S. 799-816. 4 Vgl. Dickmann, Der Westfälische Frieden, S. 120-124. 5 Vor allem Konrad Repgen hat sich mit der Rolle der Kurie bei der Vorbereitung der Friedensge spräche und während der Verhandlungen in Münster und Osnabrück eingehend befasst; vgl. hierzu insbesondere «Die Hauptinstruktion Ginettis», S. 425 f£, und «Fabrio Chigis Instruktion für den Westfälischen Friedenskongreß», S. 458 ff. 6 Hierzu und zum Folgenden vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 132-138, sowie Gotthard, Der Dreißigjährige Krieg, S. 310-320. 7 Dazu insbes. Burkhardt, Der Drei ßigjährige Krieg, S. 30-63, sowie ders., «Die entgipfelte Pyramide», S. 51-60. 8 Dazu Repgen, «Der Westfälische Friede und die Ursprünge des europäischen Gleichgewichts», S. 53-66, sowie Duchhardt, «Westfälischer Friede und internatio nales System», S. 529-543. 9 Vgl. oben, S. 735h 10 Vgl. oben, S. 669 h 11 Vgl. Öhman, Der K am p f um den Frieden, S. 139-148. 12 Ebd., S. 154-161. 13 Dazu Lorentzen, Die schwedische Armee, S. 101 ff.; Lorentzen erörtert auch die Frage, ob es eine Reihe von Offizieren gegeben habe, die gegen eine Fortsetzung des Krieges gewesen seien und sich als bewaffneter Kern einer «dritten Partei» verstanden hät ten (ebd., S. 97 fr.). 14 Für eine Kurzvita Torstenssons vgl. Findeisen, Der Dreißig jährige Krieg, S. 437-442; er bezeichnet Torstensson als «Schwedens bedeutendsten Heerführer nach Gustav Adolfs Tod» (S. 440). Guthrie ( 7he Later Thirty Years War, S. 110) schreibt über Torstensson, er sei ein exzellenter Taktiker, ein weit überdurch schnittlicher Stratege und der operativ beste Kopf des Krieges gewesen. 15 Kamp mann, Europa und das Reich, S. 135. 16 Insofern ist Gindelys zusammenfassende Beurteilung des Regensburger Reichstags viel zu optimistisch: «Es läßt sich nicht verkennen, daß die Friedenssehnsucht diesmal fast das ganze Deutschland um den Kaiser scharte und daß sich bei einem großen Teil der Reichsstände eine Ergebenheit
Anmerkungen
91S
für ihn zeigte, die man längst verschwunden wähnte.» (Gindely, Geschichte des drei Bd. 3, S. 126). Dagegen die Spannungen auf dem Reichstag beto nend Kampmann, Europa und das Reich, S. 135; zum Reichstag insgesamt Bierther, D er Regensburger Reichstag von 16 4 0 /4 1. 17 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 3, S. 122. 18 Vgl. unten, S. 780. 19 Dazu Weiland, Hessen-Kassel und die Reichsverfassung, S. 80 ff., sowie Puppel, D ie Regentin, passim. 20 Zur Vita Friedrich Wilhelms, einem späten Akteur des Krieges, vgl. Kiehm, «Friedrich Wilhelm von Brandenburg», S. 170-179, sowie Oestreich, Friedrich Wilhelm. D er Große K u r fürst. 21 Dazu Westphal, D er Westfälische Frieden, S. 33 ff., Dickmann, D er Westfäli sche Frieden, S. 103-113; der Vertragstext des Hamburger Präliminarfriedens in Auszü gen bei Roeck (Hg.), Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg, S. 365-368. 22 So Kampmann, Europa und das Reich, S. 136. 23 Zu den Kommunikationsverhältnissen der Zeit vgl. Behringer, Im Zeichen des M erkur, insbes. S. 51-126. 24 Vgl. oben, S. 739 f. 25 Für eine ausführlichere Darstellung dieser Verhandlungen vgl. Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 162 ff. 26 Zu den schwedischen Operationen im Früh jahr und Sommer 1642 vgl. ebd., S. 165 £, sowie Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 107. 27 Vgl. oben, S. 491 ff 28 Zum Verlauf der zweiten Schlacht bei Breitenfeld vgl. Preil, Österreichs Schlachtfelder, S. 71-84, Guthrie, The L a ter Thirty Years War, S. 110-122, und Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 166-178. Die Angaben zur Truppenstärke folgen Guthrie, S. 115 f.; Preil geht von auf beiden Seiten geringeren Truppenstärken aus; eine Schlachtbeschreibung aus der Perspektive eines schwedi schen Soldaten findet sich bei Englund, D ie Verwüstung Deutschlands, S. 284-289. 29 Hierzu und zum Folgenden Guthrie, The L a ter Thirty Years War, S. 117 f. 30 Ebd., S. 121. 31 Zur Schlacht als «Auswringen der Kräfte» vgl. Clausewitz, Vom Kriege, S. 420 f. 32 Vgl. Preil, Österreichs Schlachtfelder, S. 81. 33 Vgl. oben, S. 600. 34 Guthrie, The L a ter Thirty Years War, S. 121. 35 Das gilt auch für die sonst sehr auf merksame Darstellung von Wedgwood, D er 30jährige Krieg, S. 392 k 36 Findeisen, D er D reißigjährige Krieg, S. 389k 37 Vgl. Barker, «Generalleutnant Piccolomini», S. 355 und 358 £ 38 Dazu ausführlich, wenn auch nicht ohne apologetische Tendenz Rebitsch, M atthias Gallas, S. 230-318. 39 Zu diesem in den meisten Darstellungen des Krieges nur am Rande erwähnten «Filiationskonflikt» des Dreißigjährigen Krie ges vgl. die aus schwedischer Sicht verfasste Kriegsdarstellung von Peter Englund, D ie Verwüstung Deutschlands, S. 327 ff; weiterhin Böhme, «Lennart Torstensson und Helmut Wrangel in Schleswig-Holsein und Jütland 1643-1645», S. 46 ff 40 Vgl. oben, S. 363 ff 41 Dazu Englund, D ie Zerstörung Deutschlands, S. 330 £ 42 Vgl. oben, S. 574 £ 43 Vgl. Englund, D ie Zerstörung Deutschlands, S. 353 ff. 44 Zur See schlacht an der Kolberger Heide ebd., S. 376 ff 45 Zur Vita Wrangels, entfernt ver wandt mit dem im Heere Torstensson verbliebenen Reiterobristen Helmut Wrangel, vgl. Findeisen, D er Dreißigjährige Krieg, S. 459-462. 46 Zur Seeschlacht bei der Insel Fehmarn vgl. Englund, D ie Zerstörung Deutschlands, S. 399-402. 47 Zum Frie-
ß igjährigen Krieges,
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ANHANG
denvonBrömsebroebd., S. 431-436. 48 Hierzu und zum Folgenden ebd., S. 411-413, sowie Rebitsch, M atthias Gallas, S. 268-277. 49 Vgl. Gindely, Geschichte des dreißig jährigen Krieges, Bd. 3, S. 148 ff. s o Vgl. oben, S. 314 ff. s i Vgl. oben, S. 720 ff. s1 Dazu Engelbert, «Der Hessenkrieg am Niederrhein», Teil 1, S. 66 £ 53 Dazu oben, S. 111 ff. 54 Engelbert, «Hessenkrieg am Niederrhein», Teil 1, S. 72. 55 Ebd., S. 90-94. 56 Vgl. oben, S. 241. 57 Vgl. Gindely, Geschichte des dreißigjährigen K rie ges, Bd. 3, S. 158. 58 Zu Gallas’ Marsch nach Böhmen und zur Auflösung der Armee vgl. Rebitsch, M atthias Gallas, S. 277-298, Englund, D ie Verwüstung Deutschlands, S. 411-413, und Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 126-128. 59 Nach Guthrie (S. 126) waren es nur noch 6000 Mann, mit denen Torstensson loszog, während Gal las über 13 000 Mann verfügt haben soll; dabei muss freilich hinzugefügt werden, dass Torstensson ein sieben Kavallerieregimenter umfassendes Armeekorps unter Gene ral Hans Christoph von Königsmarck nach Westfalen zur Unterstützung des hessi schen Verbündeten entsandt hatte. 60 Zur Lage in Bernburg vgl. Rebitsch, M a t thias Gallas, S. 281-287; zu Magdeburg ebd., S. 288-294. 61 Unter anderem auch von Rebitsch, ebd., S. 297 £ 62 Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 3, S. 154. 63 Helmut Neuhaus schreibt über Mercy, er habe «durch seine weitbli ckende und bewegliche, die Artillerie einbeziehende Gefechtsführung Respekt und Anerkennung (auch seiner Gegner) erworben». Als «Meister der Defensive» habe er in hohem Maße über die Fähigkeit verfügt, «die Absichten des Gegners früh zu erkennen» («Mercy», S. 126). Zu Tuttlingen und Freiburg vgl. auchReusch, «Mercy, Franz Freiherr von». 64 Die Zahlenangaben folgen Broucek, D er Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 1645/46, S. 7; Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 133 h, geht von etwas höheren Truppenstärken aus, nimmt aber ebenfalls an, dass beide Seiten gleich stark waren. 65 Zur Schlacht von Jankau vgl. Englund, D ie Verwüstung Deutschlands, S. 420-429, sowie Guthrie, The L a ter Thirty Years War, S. 131-141. 66 Unter den Geschlagenen befand sich auch die bayerische Kavallerie Jan von Werths, die bei dem Angriffbis zum schwedischen Tross vorgedrungen war, dann aber, statt der schwedischen Infanterie in den Rücken zu fallen, den Tross zu plündern begon nen und auch schwedische Ofliziersfrauen gefangen genommen hatte. Als sie der Gegenangriff traf, flohen sie vom Schlachtfeld, und Werth entkam nur knapp einer Gefangennahme. Vgl. Lahrkamp, Ja n von Werth, S. 151 f. Franz von Mercy war im Übri gen nicht nach Böhmen gekommen und befand sich deswegen auch nicht unter den Gefangenen, wie Guthrie (S. 141) irrtümlich angibt. 67 Dazu ausführlich Broucek, D er Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 16 4$/46, S. 8 ff. 68 Im Allgemeinen wird die Schlacht nach dem in der Nähe liegenden Mergentheim benannt; in Grimmels hausens Courage wie im Springinsfeld wird sie mehrfach als die Schlacht von Herbst hausen bezeichnet: «Die ist dem Mercy auch gelungen, indem er unversehens über die Franzosen herfiel und sie bei Herbsthausen so kräftig verprügelte, dass Turenne ihm nicht nur das Feld, sondern auch viele hochrangige Offiziere und Generäle über-
Anmerkungen
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lassen musste.» (Grimmelshausen, D er seltsame Springinsfeld, S. 237) 69 Zu Turenne vgl. Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 200 £, sowie Findeisen, D er D rei ß igjährige Krieg, S. 463. 70 Zum Verlauf der Schlacht von Mergentheim/Herbsthausen, die in den meisten deutschsprachigen Darstellungen des Krieges keine Erwähnung findet, vgl. Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 214-221, und Lahr kamp, Ja n von Werth, S. 153-155. 71 Zum Verlauf der Schlacht von Alerheim vgl. Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 221-224, und Lahrkamp, Ja n von Werth, S. 156-158. 72 Unter einem «fliegenden Korps» (corps volante) werden berittene Einheiten verstanden, die nicht an einen bestimmten Kriegsschauplatz gebunden sind. Ihr Kommandant entscheidet nach Gelegenheit und eigenem Ermessen über die Truppenbewegung. Eine solche Truppe ist eher ein Bestandteil des «kleinen» als des «großen Krieges». 73 Zit. nach Lahrkamp, Ja n von Werth, S. 159. 74 Friesen egger, Tagebuch, S. 136-169. 75 Vgl. oben, S. 748 fr. 76 Dazu Gotthard, D er D reißig jährige Krieg, S. 315-320. 77 Vgl. Kampmann, Europa und das Reich, S. 162k, sowie Westphal, D er Westfälische Frieden, S. 44 ff.; zu den Delegationszahlen vgl. Repgen, «Die Hauptprobleme der Westfälischen Friedensverhandlungen», S. 404. 78 Dazu Asch, «Die englische Republik und die Friedensordnung von Münster und Osna brück», S. 421-444. 79 Hierzu Westphal, D er Westfälische Frieden, S. 49 fr. 80 Dazu Stiglic, «Zeremoniell und Rangordnung», S. 391-396, sowie Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 206 ff. 81 Dazu Roeck, «Venedigs Rolle im Krieg und bei den Friedensverhandlungen», S. 163 ff. 82 Westphal, D er Westfälische Frieden, S. 45. 83 Vgl. Sonnino, «Prelude to the Fronde», S. 217ff., und Bely, «The Peace Treaties of Westphalia and the French Domestic Crisis», S. 235. 84 Zu den Diffe renzen zwischen Oxenstierna und Salvius vgl. Öhman, D er K a m p f um den Frieden, S. 168-174, sowie Lundkvist, «Die schwedischen Friedenskonzeptionen», S. 349-368. 85 Dazu Lademacher, «», S. 335-348. Die Frage, ob die Niederlande in Münster die Unabhängigkeit vom Reich erlangt haben, ist umstritten. Konrad Repgen hat wiederholt darauf hingewiesen, dass über die staatsrechtliche Stellung der Niederlande zum Reich im Westfälischen Frieden kein Wort zu finden ist («Die Hauptprobleme der westfälischen Friedens verhandlungen», S. 407). De facto liefen die Verhältnisse aber darauf hinaus. 86 Dazu Rohrschneider, D er gescheiterte Frieden von Münster, passim. 87 Vgl. SänchezMarcos, «The Future of Catalonia», S. 273ff, und Cardim, « at Münster», S. 293 ff. 88 Schering Rosenhane und Matthias Biörenklou waren die schwedischen Residenten in Münster; dazu Ellenius, «Emblematisches Denken. Die Bildsprache von Schering Rosenhane in Münster», S. 397-402. 89 Auer, «Die Ziele der kaiserlichen Politik bei den westfälischen Friedensverhandlungen», S. 143 ff. 90 Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 243 f. 91 Repgen, «Die Haupt probleme der Westfälischen Friedensverhandlungen», S. 403. 92 Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 216-243. 93 Ter Borchs Bild befindet sich seit 1871 in der
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National Gallery in London. Es gibt ein ähnliches Bild aus dem Umkreis ter Borchs, das als Allegorie auf Hugo Grotius und den Westfälischen Frieden bezeichnet wird. Es zeigt ebenfalls die Münster sehe Ratskammer und eine im Zentrum fast identische Szene wie die auf dem Friedensschwur, in die jedoch ein Sarkophag mit Grabfigur hineingestellt ist - eine Reverenz an den 1645 verstorbenen Hugo Grotius als Verfas ser der D rei Bücher über K rieg und Frieden (D e iure belli ac pacis libri tres), der hier als der intellektuelle Wegbereiter des Westfälischen Friedens dargestellt wird. Für eine Abbildung vgl. Lahrkamp, D reißigjähriger Krieg. Westfälischer Frieden, S. 306. 94 Heinz Duchhardt hat deswegen demJahr 1648 eine Monographie gewidmet, in der er in einer Art panoramischem Rundblick durch Europa die Lage in den einzelnen Län dern Revue passieren lässt; vgl. Duchhardt, 1648. D as fa h r der Schlagzeilen, pas sim. 95 So etwa bei Westphal, D er Westfälische Frieden, S. 63-91; weniger ausge prägt bei Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 243 ff. und S. 406 ff.; im Unterschied dazu hat Croxton ( Westphalia ) eine zeitliche Strukturierung seiner Darstellung der Friedensverhandlungen nur als Hintergrund gewählt (BackgroundN egotiations, Conclusion ) und die Friedensverhandlung stattdessen problemorientiert dargestellt. Ähn lich Repgen («Die Hauptprobleme der Westfälischen Friedensverhandlungen»), an dem sich die nachfolgende Darstellung orientiert. Zum Forschungsstand und zur jüngeren Sicht des Friedenskongresses und seiner Ergebnisse vgl. Lanzinner, «Neu ere Forschungen zum Westfälischen Friedenskongress», S. 426-462, sowie Burk hardt, «Das größte Friedenswerk der Neuzeit», S. 592-612; in beiden Aufsätzen fin det sich auch ein zuverlässiger Überblick zur neueren Literatur. 96 Dazu Dickmann, D er Westfälische Frieden, S. 424 ff. 97 Vgl. ausführlich Höfer, D as E n de des D reißig jährigen Krieges, S. 142-227. 98 Vgl. ebd., S. 175-195, sowie Guthrie, The Later Thirty Years War, S. 243-245. 99 Vgl. Hojda, «Der Kampf um Prag 1648 und das Ende des Dreißigjährigen Krieges», S. 403-412. 100 Hierzu und zum Folgenden vgl. Repgen, «Die Hauptprobleme der Westfälischen Friedensverhandlungen», S. 405 ff. 101 Vgl. Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter, S. 205. 102 So Martin Heckei, ebd., S. 189-207. 103 So Repgen, «Die Hauptprobleme», S. 409-434. 104 Dazu Böckenförde, «Der Westfälische Frieden und das Bündnisrecht der Reichsstände», S. 448-478; zur Bedeutung des Bodin’schen Souveränitätsbegriffs für die Verhand lungen in Westfalen vgl. Wyduckel, «Rechts- und staatstheoretische Voraussetzun gen und Folgen des Westfälischen Friedens», S. 212 ff. 105 Vgl. oben, S. 121 ff. 106 Repgen, «Die Hauptprobleme», S. 411. 107 Ebd., S. 412. 108 Dazu Repgen, «Die Proteste Chigis und der päpstliche Protest gegen den Westfälischen Frieden», S. 539-561. 109 Zur damit erfolgten Suspension der religiösen Wahrheitsfrage und deren Folgen vgl. Heckei, Deutschland im konfessionellen Zeitalter, S. 199 k 110 Für eine ausführliche Darstellung der Normaljahresregelung in den Bestimmungen des Westfälischen Friedens vgl. Fuchs, Ein von 1650 bis 1695») detailliert nachgewiesen, dass der Begriff des Dreißigjäh rigen Krieges bereits bei den Zeitgenossen verbreitet war und sich schon bald nach Ende des Krieges die Vorstellung von einem zusammenhängenden Kriegsgeschehen allgemein durchgesetzt hat. 19 Diese Sicht wird am nachdrücklichsten bei Kamp mann, Europa und das Reich, ausgearbeitet. Ihr zufolge war der Dreißigjährige Krieg von Anfang an potenziell ein europäischer Krieg, aber er wurde dies tatsächlich erst durch seine Dauer. 20 Ihukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges; zum Fortwirken des Ihukydides und dem Einfluss seines Werks auf spätere Historiker vgl. Meister, Thukydides als Vorbild der Historiker. 21 Schiller, Geschichte des Dreißigjäh rigen Krieges; zu Schiller als Historiker dieses Krieges vgl. Alt, Schiller, Bd. 1, S. 587-675, speziell zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges S. 663 ff., weiterhin Safrankski, Schiller, S. 338 ff. 22 Vgl. oben, Schluss, Anm. 18. 23 Carl Schmitt hat in einer korri gierenden Erweiterung seiner Freund-Feind-Unterscheidung später zwischen dem «wirklichen» und dem «absoluten Feind» unterschieden (Schmitt, Theorie des P ar tisanen, S. 87ff). Er hätte, was bei einer Studie über den Typ des Partisanen indes nicht nahelag, die Figur des «konventionellen Feindes» danebenstellen können, der als eine Form der Einhegung von Feindschaft nach der Ära der religiös-konfessionel len Kriege, also der Westfälischen Ordnung, zu fassen ist. Dazu vertiefend Geulen/ von der Heiden/Liebsch (Hgg.), Vom Sinn der Feindschaft, sowie Brehl/Platt (Hgg.), Feindschaft. 24 Das ist auf dem berühmten Bild «Die Übergabe von Breda» von Veläzquez zu sehen; dazu oben, S. 637. 25 Vgl. oben, S. 474 ff. 26 Dazu Rill, Kaiser Matthias, S. 121-173. 27 Dazu Münkler, Der neue Golfkrieg, insbes. S. 29 ff. 28 Richelieus strategisches Dilemma tritt in den Darstellungen des Dreißigjährigen Krieges in der Regel stärker hervor als in den Biographen des Politikers, die zumeist auf seine Umsicht und sein Raffinement abheben; vgl. etwa Burckhardt, Richelieu, Bd. 2: Behauptung der M acht und kalter Krieg, S. 239-425. 29 Die Probleme der Franzosen mit dem selbstbewussten Bernhard von Weimar werden detailliert geschil dert von Gindely, Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 3, S. 74 ff. und 103 ff. 30 Zu Begriff und Erscheinungsform des Postheroischen in den modernen Gesellschaf ten «des Westens» vgl. Münkler, Kriegssplitter, S. 169 ff. 31 Parker, D er Dreißigjäh rige Krieg, S. 114. 32 Dazu Schröder, Die Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert, S. 21-48, der sich freilich vor allem auf die inneren Konflikte konzentriert und die Frage der englischen Außenpolitik weitgehend beiseitelässt; zur schwankenden Poli tik Jakobs gegenüber einem internationalen protestantischen Bündnis vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 95, 99 und öfter; zu den Puritanern, die den König zur Unterstützung der protestantischen Sache drängten, vgl. ebd., S. 114 und 132. 33 Dazu in knapper Zusammenfassung Parker, «The Soldiers of the Thirty Years War», S. 305 ff. 34 In diesem Zusammenhang ist an die Rolle der Obristen Gordon und Butler bei der Ermordung Wallensteins zu erinnern; vgl. oben, S. 628 ff. 35 Im Onate-Vertrag verzichtete Philipp III. auf den Anspruch, als einziger männlicher
Anmerkungen
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Enkel Kaiser Maximilians II. die größten Rechte auf die Nachfolge als Kaiser des Reichs zu haben; für dieses Entgegenkommen ließ er sich das Eisass und zwei Reich senklaven in Italien abtreten. Gleichzeitig stellte Spanien dem Erzherzog Ferdinand, mit dem dieser Vertrag ausgehandelt wurde, Barmittel in Höhe von einer Million Taler zur Verfügung, damit er Söldner für die Verteidigung der Stadt Gradiska anwer ben konnte; vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 103-106. 36 Vgl. oben, S. 646 ff. 37 Zum «Ende des spanischen Zeitalters» infolge seiner Verwicklung in den Dreißigjährigen Krieg vgl. oben, S. 737 ff. 38 Dazu Lundkvist, «Die schwedi schen Kriegs- und Friedensziele», S. 219 ff. 39 Zu den Leitlinien der französischen Politik in der Ära Richelieus vgl. Wollenberg, Richelieu, S. 55 ff. und 83 ff, sowie Weber, «Vom verdeckten zum offenen Krieg», S. 203 ff 40 Diese Parallele ist in der deut schen Historiographie nach 1871 des Öfteren gezogen worden; vgl. Findeisen, Gus tav II. A dolf, S. 231. 41 Goethe, Faust, Erster Teil, Zeilen 860-867. 42 Eine Aus nahme bildet der Zuzug von 8000 polnischen Kosaken, die 1636 das am Rhein operierende kaiserliche Heer unter General Gallas verstärken sollten. Ihre spezifi schen militärischen Fähigkeiten waren jedoch in Süddeutschland und im Eisass nur von geringer Relevanz. Sie hätten «unter furchtbaren Verwüstungen ganz Deutsch land durchzogen», bemerkt Gindely ( Geschichte des dreißigjährigen Krieges, Bd. 3, S. 87). «Der Kaiser hatte von diesen Hilfstruppen nicht nur keinen Gewinn, sondern nur Schaden, da er wegen dieser seiner Bundesgenossen tausendfach verwünscht wurde.» (Ebd.) 43 Für eine ausführliche Darstellung des Hauses Wasa und seiner Spaltung in eine polnische und eine schwedische Linie vgl. Droysen, G u staf A dolf, Bd. 1, S. 1-49; zur Politik des Schwedenkönigs gegenüber Polen vgl. ebd., S. 91 ff., sowie Bd. 2, S. 3-26. 4 4 Vgl. Parker, D er Dreißigjährige Krieg, S. 88 und 131. 45 Dazu Rill, T illy ,S . 142 ff 46 Für eine detaillierte Erörterung vgl. Parker, D er D reißig jäh rige Krieg, S. 142 ff. 47 Dazu Mallett, M ercenaries and their Masters, sowie Trease, D ie Condottieri. 48 Vgl. Huhnholz, Dschihadistische R aum praxis, S. 33 ff.
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