Führer durch die Krisenpolitik (Meilensteine der Nationalökonomie) (German Edition) 3540722114, 9783540722113 [PDF]

"Ein Buch, das dem Gebildeten – aber nicht gerade nationalökonomisch Gebildeten – auf wissenschaftlich einwandfreie

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German Pages 521 Year 2007

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3540722114......Page 1
Meilensteine der Nationalokonomie......Page 2
Beitrage zur Geldtheorie......Page 4
Vorwort......Page 8
Inhaltsverzeichnis......Page 15
Die reine Theorie des Geldmarktes.......Page 16
Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes......Page 129
Zum Problem des „Neutralen" Geldes......Page 224
Der Gleichgewichtsbegriff als Instrument der geldtheoretischen Analyse.......Page 373
Das Valutaproblem in den skandinavischen Landern.......Page 500
Namenverzeichnis......Page 519
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Führer durch die Krisenpolitik (Meilensteine der Nationalökonomie) (German Edition)
 3540722114, 9783540722113 [PDF]

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Zitiervorschau

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Meilensteine der Nationalokonomie

Meilensteine der Nationalokonomie F. A. Hayek (Hrsg.) • Beitrage zur Geldtheorie XVI, 511 Seiten. 2007 (Reprint von 1933). ISBN 978-3-540-72211-3 F. Machlup • Fuhrer durch die Krisenpolitik XX, 232 Seiten. 2007 (Reprint von 1934). ISBN 978-3-540-72261-8 0. Morgenstern • Die Grenzen der Wirtschaftspolitik XII, 136 Seiten. 2007 (Reprint von 1934). ISBN 978-3-540-72117-8 E. Salin • Geschichte der Volkswirtschaftslehre XII, 106 Seiten. 2007 (Reprint von 1929). ISBN 978-3-540-72259-5 G. Schmolders • Finanzpolitik XVI, 520 Seiten. 2007 (Reprint von 1970). ISBN 978-3-540-72213-7

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W. Sombart • Die Ordnung des Wirtschaftslebens XII, 65 Seiten. 2007 (Reprint von 1927). ISBN 978-3-540-72253-3

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F W. Taylor, A. Wallichs • Die Betriebsleitung insbesondere der Werkstatten X, 158 Seiten. 2007 (Reprint von 1919). ISBN 978-3-540-72147-5

Friedrich A. Hayek (Herausgeber)

Beitrage zur Geldtheorie

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von Marco Fanno, Marius W. Holtrop, Johan G. Koopmans, Gunar Myrdal, Knut Wicksell

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Reprint der 1. Auflage Wien, 1933

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ISBN 978-3-540-72211-3 Springer Berlin Heidelberg New York

Bibliografische Information der Deutschen Nation alb ibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nation alb ibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfaltigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassungzulassig. Sieistgrundsatzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Springer ist ein Unternehmen von Springer Science-i-Business Media springer.de © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2007 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Herstellung: LE-TEX Jelonek, Schmidt & Vockler GbR, Leipzig Umschlaggestaltung: WMX Design GmbH, Heidelberg SPIN 12056668

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Gedruckt auf saurefreiem Papier

BEITRAGE ZUR

GELDTHEORIE VON

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MARCO FANNO MARIUS W. HOLTROP JOHAN G. KOOPMANS GUNAR MYRDAL KNUT WICKSELLf HERADSGEGEBEN VON

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FRIEDRICH A. HAYEK

WIEN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1933

ex pL sU p ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1933 BY JULIUS SPRINGER IN VIENNA PRINTED IN AUSTRIA

Vorwort.

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Wenn die folgenden Arbeiten auch in der Form, in der sie hier vorliegen, mit einer Ausnahme erst fur diese Sammlung verfaBt wurden, so unterscheidet diese sich doch von den meisten auBerlich ahnlichen Werken dadurch, daB die in den einzelnen Beitragen entwickelten Gedankengange von ihren Verfassern durchwegs ganz unabhangig von ihrer schlieBlichen Wiedergabe in dieser Gestalt ausgearbeitet •wurden, jedoch in einer Form, in der sie einem groBen Teil des internationalen wissenschaftlichen Publikums nicht zuganglich waren. Nicht der Plan zur Herausgabe eines Sammelbandes gab hier also den AnstoB zur Entstehung der Arbeiten, sondern das Bestehen von Arbeiten, deren Bedeutung es dem Herausgeber wiinschenswert erscheinen lieB, sie weiteren Kreisen zuganglich zu machen, gab den AnlaB dazu, sie in geeigneter Form in deutscher Sprache zu veroffentlichen. Wahrend man heute wohl annehmen darf, daB jeder wissenschaftliche Nationalokonom imstande ist, die wissenschaftliche Literatur der groBen Weltsprachen zu verfolgen und hier auch eine weit groBere Haufigkeit von Ubersetzungen wissenschaftlicher Werke die schwere Behinderung nicht wettmachen konnte, die eine Unkenntnis dieser Sprachen darstellt, so ist doch die Nutzbarmachung der Literatur in' den weniger verbreiteten Sprachen ein bisher ungelostes Problem. DaB zu diesen Sprachen, deren Kenntnis unter Nationalokonomen weniger verbreitet ist, zu Unrecht auch das Italienische gehort, obwohl diese Sprache den Zugang zu einer mindestens ebenso reichen und wichtigen modernen Literatur in unserem Gebiet eroffnet wie irgend eine andere, ist leider eine unbestreitbare Tatsache. Besonders schwierig wird das Problem aber dadurch, daB auch das Schrifttum wirklich kleiner Sprachgebiete, wie insbesondere das der nordischen Lander, einen Reichtum an wichtigen Beitragen zur Nationalokonomie aufweist, der ganz auBer Verhaltnis zur Zahl ihrer Nationalokonomen steht. Weder die vollstandige und unveranderte Ubersetzung der wichtigsten Originalwerke noch die ja nun immer haufiger werdende Veroffentlichung von Aufsatzen auslandischer Gelehrter in deutschen Zeitschriften konnen diese Schwierigkeiten vollig iiberwinden. Die Veroffentlichung einer Gesamtubersetzung der Originalwerke ist meist mit B.ucksicht auf ihren Umfang buchhandlerisch nicht moglich, auch wenn sie wissenschaftlich hochst erwiinscht ware; sie ist aber vielfach auch nicht notwendig. Gerade in kleineren Sprachgebieten muB ein Werk, um seinen Vertrieb zu ermoglichen, meist eine erschopfende Ubersicht des Gebietes bringen, zu dem der Verfasser einen Beitrag zu leisten hat, und somit

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Vorwort.

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der Vollstandigkeit halber vieles enthalten, woriiber die verfiigbare Literatur schon ausreichende Darstellungen bietet. Eine sich vorwiegend an den Fachmann richtende Darlegung kann naturgemaB wesentlich kiirzer gefaBt sein, ohne daB es deswegen moglich sein muB, sie bis auf den Umfang eines Zeitschriftenaufsatzes zu komprimieren. Es macht sich hier der so oft unangenehm empfundene Umstand geltend, daB es seit dem Aussterben der selbstandigen wissenschaftlichen Broschiire keine geeignete Publikationsform fiir Arbeiten gibt, deren Umfang zwischen dem eines eigentlichen Zeitschriftenaufsatzes und dem eines Buches liegt. In Fallen jedoch, in denen dieses Problem bei einer Mehrzahl von Arbeiten iiber das gleiche oder verwandte Gebiete besteht, liegt es nahe, es durch ihre Zusammenfassung in einem Bande zu losen. Auf dem Gebiet der Geldtheorie im besonderen waren nicht nur alle diese Voraussetzungen gegeben; wir haben hier auch im gegenwartigen Augenblick vielleicht mehr noch -als anderswo alien AnlaB, fiir jeden Beitrag dankbar zu sein, der uns hilft, in einem wichtigen Punkt klarer zu sehen. H a t doch die jiingste, unleugbar sehr lebhafte Entwicklung auf diesem Gebiete mindestens ebensoviel neue Probleme aufgedeckt als alte gelost und uns damit nicht nur bewuBt gemacht, wie komplex und wie wenig verstanden noch viele der wichtigsten monetaren Phanomene sind, sondern auch wie sehr sie in alle anderen Sonderdisziplinen der Nationalokonomie eingreifen, so daB es kaum ein Problem der angewandten Nationalokonomie gibt, dessen Losung nicht auch von der Beantwortung geldtheoretischer Fragen abhinge. Es ist dies schlieBlich nicht verwunderlich, da ja die G-eldtheorie nicht eine isolierbare Sondererscheinung behandelt, sondern nur ein Schritt und in vieler Hinsicht der schwierigste und bedeutsamste Schritt in dem ProzeB abnehmender Abstraktion ist, der von der abstraktesten „reinen" Theorie naher an die Erklarung der konkreten Erscheinungen heranfuhrt. Es ist nicht lange her, daB man glaubte, daB die Geldtheorie in vieler Hinsicht der abgeschlossenste und gesichertste Teil der Volkswirtschaftslehre sei; und wenn wir heute auch mehr denn je anzunehmen berechtigt sind, daB viele der grundlegenden Erkenntnisse friiherer G-enerationen zum unverlierbaren Bestande unseres Wissens gehoren, ja es sogar den Anschein hat, als ob es auf manchen Gebieten immer noch galte, verlorene Einsichten dieser Generationen wieder zu gewinnen, so kann doch anderseits auch kein Zweifel bestehen, daB sich viele der uberkommenen Formeln als allzu vereinfacht erweisen, so wie wir versuchen, sie in der Analyse verwickelter, dynamischer Verhaltnisse zu verwenden. So ziemlich alle neueren Versuche, unsere Erkenntnis in einem einzelnen Punkte vorzutreiben, haben den Erfolg gehabt, uns zu BewuBtsein zu bringen, wie viel wichtige Fragen wir noch nicht zu losen vermogen, und die meisten Forscher sind sich bewuBt, vielfach mit ceteris paribus Annahmen zu arbeiten, wo ihre Zulassigkeit recht zweifelhaft ist, einfach weil es methodisch unmoglich ist, alle auftauchenden neuen Fragen gleichzeitig zu beantworten. DaB der Fortschritt bei der Behandlung

Vorwort.

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der verschiedenen zusammenhangenden Probleme ungleich ist, weil bei dem einen eine gliickliche Idee zu eifriger Bearbeitung AnlaB gibt, bei einem anderen vielleicht die ubliche Stellung des Problems den Fortschritt erschwert, ist unvermeidlich. Dieselben Umstande machen es aber auch nicht unwahrscheinlich, daB sich die zur Abrundung des Bildes fehlenden Gedankengange vielleicht in einem andern, nicht ganz den gleichen wissenschaftlichen Traditionen und Moden unterworfenen Forscherkreise finden. Meine Hoffnung, daB die in diesem Bande gesammelten Arbeiten wirklich Liicken in der allgemein verfiigbaren geldtheoretischen Literatur fullen helfen werden, griindet sich besonders darauf, daB mir selbst die ersten Anregungen zur Herausgabe einer solchen Sammlung anlaBlich des Versuches kamen, fur eine systematische Darstellung des Gebietes eine Ubersicht iiber das wesentliche neuere Material zu gewinnen. Es ergab sich, daB es gerade iiber Fragen, iiber die die international bekannte Literatur wenig Befriedigendes bot, in engeren Kreisen hochangesehene Arbeiten gab, die nur aus sprachlichen Griinden bisher nicht den EinfluB ausgeubt haben, den sie verdienen. Meine eigenen sprachlichen Kenntnisse reichten gerade nur aus, um mich von dem Wert dieser Arbeiten zu iiberzeugen, ohne daB ich aus ihnen in der Form, in der sie vorlagen, den vollen Gewinn zu ziehen vermocht hatte. Da sich hier das eigene Interesse mit einer Gelegenheit, die allgemeine Erorterung der Probleme zu fordern, deckte, lag der Plan dieses Bandes nahe, fiir dessen Verwirklichung ich an dem Verlag Julius Springer sogleich die entscheidende Unterstiitzung fand. Dank dem Entgegenkommen der in Aussicht genommenen Mitarbeiter entspricht der nun vorliegende Band im wesentlichen dem urspriinglichen Plan. Die einzelnen f olgenden Arbeiten sind voneinander vollig unabhangig; der Herausgeber hat keinerlei Versuch gemacht, sie durch EinfluBnahme auf Inhalt oder Abgrenzung des Gebietes oder durch ihre Anordnung zu einem systematischen Ganzen zu vereinigen, noch haben die einzelnen Mitarbeiter die anderen Beitrage vor Veroffentlichung gesehen. Es braucht auch kaum betont zu werden, daB weder zwischen den Mitarbeitern noch auch zwischen diesen und dem Herausgeber in alien Punkten Ubereinstimmung besteht und in mancher Hinsicht wird der Leser sogar recht wesentliche Gegensatze bemerken. Die Gegensatze scheinen mir jedoch nicht von einer Art, die eine Verstandigung schwierig gestalten. So verschieden auch die nationale Herkunft der einzelnen Autoren ist, so scheint mir doch, daB sie in ihrem Ausgangspunkt und ihren Methoden mehr ubereinstimmen, daB sie mehr die gleiche wissenschaftliche Sprache sprechen als dies der Fall ware, wenn man aus einem Land eine gleiche Anzahl Arbeiten jener zahlreichen Autoren sammelte, die glauben, unsere Wissenschaft vom Grund auf neu aufbauen zu miissen. Wenn auch die in den folgenden Beitragen dargestellten Gedankengange bisher nicht in deutscher (noch auch englischer oder franzosischer) Sprache zuganglich waren, so sind doch die Namen der meisten der Mitarbeiter dem deutschen wissenschaftlichem Publikum wohl bekannt.

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Vorwort.

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Trotzdem mag es manchem Leser willkommen sein, hier zur Orientierung einen kurzen Hinweis auf die fruheren Veroffentlichungen der Mitarbeiter iiber mehr oder weniger verwandte Gebiete zu erhalten. Professor MARCO FANNO, der den Lesern durch mehrere in den letzten Jahren in deutscher Sprache veroffentlichte Aufsatze besonders bekannt sein diirfte, 1 verdanken wir wichtige Beitrage zu einer Reihe von verschiedenen Problemen. Nachdem er sich zunachst mit Fragen der Kolonialpolitik beschaftigt hatte, 2 wandte er sich Studien auf dem Gebiet der Geld- und Kredittheorie zu, deren Ergebnis neben dem groBen Werk, in dem die im folgenden wiedergegebenen theoretischen Gedankengange vor allem dargestellt wurden und das auch eine wichtige Quelle fiir die Geschichte und Organisation der Einrichtungen des Geldmarktes bildet, 3 noch eine Reihe kleinerer, damit zusammenhangender Sonderuntersuchungen war. 4 Wahrend aber der internationale EinfluB des groBen Buches uber den Geldmarkt und die Banken wohl infolge des Umstandes, daB es kurz vor Ausbruch des Krieges erschien und nun seit vielen Jahren vergriffen und auBerordentlich schwer zu beschaffen ist, der Bedeutung des Werkes keineswegs entspricht, so sind seither von Professor FANNOS Arbeiten auf dem Gebiete der reinen Theorie zumindest seine Untersuchungen iiber verbundene Kosten und Ersatzgiiter 5 wert iiber die Grenzen Italiens hinaus bekannt geworden. Neben einer Studie iiber Alfred Marshall 6 gehoren in das Gebiet der reinen Theorie noch zwei weitere Arbeiten, 7 die nach ihrem Titel schon dem letzten Hauptarbeitsgebiet Professor FAJSTNOS, der Finanzwissenschaft, anzugehoren scheinen, iiber das er in jiingster Zeit auch ein Lehrbuch 8 veroffentlicht hat. Dr. M. W. HOLTEOP, der Verfasser des zweiten Beitrages, darf fiir sich den ungewohnlichen Erfolg verzeichnen, schon mit seiner ersten und bisher einzigen groBeren Arbeit, obwohl sie bisher nur in hollandischer Sprache vorliegt, einen betrachtlichen EinfluB auf die internationale 1 Steuern, Anlcihen und Vermehrung des Umlaufes als Mitte] auCerordentlicher Einnahmen, Die Wirtschaftstheorie der Gegenwart, Band IV, Wien 1928; Die Elastizitat der Nachfrage nach Ersatzgiltern, Zeitschrift fiir Nationalokonomie, Band I, Wien 1929; Irrtiimer in der Zeit als TJrsachen wirtschaftlicher Schwankungen, ebendort Band IV Wien 1932. 2 II Regime e la concessione delle terre nelle colonie moderne, Archivio Giuridico, Pisa 1905. L'Espansione eommerciale e coloniale degli stati moderni, Bocca 1906. 3 Le Banche e il mercato monetario, Rom 1912. 4 La moneta, le currenti monetarie e il riordinamento della circolazione nei paesi a finance dissestate, Bocca 1908; La funzione dei riporti nella operazione di Borsa, Annuario della Scuola Superiore de Genova, Anno 1906/7; La teoria del mercato monetario, Giornali degli Economisti, Marz 1913; Circolazione cartacea e commercio internazionale, Economia 1924; Cicli di produzione, cicli del credito e fluttuazione industriali, Giornali degli Economisti, Mai 1931. 5 Contribute alle teorie dell'offerta a costi congiunti, Giornale degli Economisti, Oktober 1914; Contribute alia teorie economica dei beni succedanei, Annali di Economia 1926. 6 Problemes fondamentaux de politique douaniere, Scientia August 1924; Punti controversi della teoria dei dazi doganali, Giornale degli Economisti, Februar 1924. ' ALFREDO MARSHALL, Annali di Economia, Mailand 1925. 8 Elementi di Scienza delle Finanze, Turin 1930, 3. Aufl., 1932.

Vorwort.

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Literatur des Gegenstandes ausgeiibt zu haben. Angesichts des Umstandes, da6 sein Bueh uber die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes 1 bisher wohl die einzige befriedigende Monographie liber dieses so wicb-tige und schwierige Problem darstellt, ist dieser Erfolg nicht uberraschend. Neben den im folgenden Beitrag wiedergegebenen theoretischen Betrachtungen enthalt das hollandische Originalwerk auch eine umfassende Dogmengeschichte der Theorien uber die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes, von der jedoch zumindest der erste, die fruheren Autoren behandelnde Teil auch in einer Darstellung in englischer Sprache vorliegt. 2 Der Beitrag des Herrn J. G. KOOPMANS bildet insofern eine Ausnahme, als er der einzige ist, der Gedankengange darstellt, die nicht in der Muttersprache des Verfassers schon veroffentlicht wurden. In diesem Falle war mir jedoch der Vorzug zuteil geworden, durch mehrere Jahre, erst durch Berichte aus dritter Hand und dann durch Korrespondenz und personliche Bekanntschaft mit dem Verfasser die Entwicklung eines Werkes zu verfolgen, das in vollstandiger Form in naher Frist in hollandischer Sprache erscheinen soil und dessen Bedeutung mir dringend nach Veroffentlichung der wichtigsten Gedankengange in einer Weltsprache zu verlangen schien. Seine Untersuchungen haben, wie ich schon an anderer Stelle bemerkte und trotz seiner bescheidenen Ablehnung auch hier wiederholen mochte, schon vor ihrer Veroffentlichung einen gewissen EinfluB ausgeiibt, und ich habe keinen Zweifel, daB der Leser das Abgehen von der allgemeinen Kegel der Auswahl der Beitrage in diesem Falle gerechtfertigt finden wird. Einzelne Punkte seines Gedankenganges hat Herr KOOPMANS ubrigens in kleineren Veroffentlichungen, so in einem Diskussionsbeitrag auf der Utrechter Tagung der hollandischen „Vereeniging voor der Staathuishoudkunde en de Statistiek" im November 19293 und in Beitragen in den „Economisch-Statistischen Berichten" 4 schon im Druck dargelegt. Eine groBere, ein besonders schwieriges Gebiet der reinen Theorie behandelnde Arbeit Herrn KOOPMANS ist unlangst im hollandischen „Economist" erschienen. 5 Bevor ich auf den Verfasser des nachsten Beitrages zu sprechen komme, mochte ich, nicht nur um die alphabetische Reihenfolge, in der die Aufsatze angeordnet wurden, beizubehalten, sondern auch weil dieser Umstand auch auf die Gestalt des folgenden Beitrages von EinfluB gewesen ist, erwahnen, daB leider an dieser Stelle ein schon gewonnener Mitarbeiter ausgefallen ist. Professor E R I K LINDAHL, deutschen Lesern seit 1

De Omloopssnelheid, van het Geld, Amsterdam 1928. Theories ol the velocity of circulation ol money in earlier economic literature, Economic History (A Supplement to the Economic Journal), Band. I, Hett IV, 1929. 3 Vgl. Verslag van de Algemeene Vergadering der Vereeniging voor der Staathuishoudkunde en de Statistiek gehouden te Utrecht op November 1929. De Zin der Bankpolitiek, De Economist 1925, S. 811 if. 4 Economisch-Statistische Berichten, Algemeen Weekblad voor Handel, Nijverheid, Financien en Verkeer, Uigave van het Instituut voor Economische Geschriften, Rotterdam. Vgl. Ins. 17. Jahrgang, Nr. 876 u. 877, 12. und 19. Oktober 1932. 6 De Mogelijkheid van een meervoudige economisch Evenwicht, De Economist, 's-Gravenhage 1932, Nr. 10.—12. 2

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Vorwort.

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langem namentlich durch sein Buch iiber die Gerechtigkeit in der Besteuerung bekannt, hatte fur diesen Band einen Beitrag iiber die theoretischen Grundlagen der Wahrungspolitik ubernommen, in dem er die in seinen beiden schwedischen Biichern und einem Aufsatz 1 iiber diesen Gegenstand entwickelten Gedanken darstellen wollte. Unvoraussehbare und unvermeidliche Abhaltungen verhinderten ungliicklicherweise Professor LINDAHL an der Fertigstellung seines Beitrages. Ich mochte hier der Hoffnung Ausdruck geben, das diese Enttauschung fur den Herausgeber des Bandes doeh nur eine Verschiebung des Zeitpunktes bedeutet, in dem Professor LINDAHLS wichtige Beitrage zur Geldtheorie in seiner eigenen Darstellung weiteren Kreisen zuganglich gemacht werden. Die Hilfsbereitschaft eines anderen Mitarbeiters hat jedoch geholfen, die dadurch in diesem Bande entstandene Liicke zu schlieBen. Professor G U N A E MYEDAL, dessen Beitrag von Anfang an in Aussicht genommen war, hat in giitiger Weise auch noch die Behandlung eines Teiles der von Professor LINDAHL geplanten Darstellung ubernommen, indem er nicht nur iiber dessen Ideen referiert, sondern auch einen Uberblick iiber die Entwicklung der geldtheoretischen Ideen in Schweden in seinen Beitrag aufnahm. Auch Professor MYEDAL ist deutschen Lesern nicht mehr fremd. Sein in schwedischer (1930) und kiirzlich auch in deutscher Sprache erschienenes Buch iiber „Das politische Element in der nationalokonomischen Doktrinbildung" 2 hat ihn rasch bekannt gemacht. Die in seinem folgenden Beitrag dargestellten Ideen wurden von Professor MYEDAL zuerst in einer Anzahl in schwedischer Sprache veroffentlichter Arbeiten, vor allem in seinem vielbeachteten Buch ,,Prisbildningsproblemet och f oranderligheten" 3 sowie verschiedenen Aufsatzen 4 dargestellt. Von zahlreichen weiteren, in skandinavischen Zeitschriften veroffentlichten Aufsatzen iiber okonomische, sozialpolitische und finanzpolitische Fragen sind einige in der FuBnote erwahnt, 5 ebenso drei andere, zur Zeit im Erscheinen befindliche Arbeiten in deutscher und englischer Sprache. 6 Wenn es vielleicht auch schon bei manchem der vorangehenden Namen iiberflussig war, die Trager dem deutschen wissenschaftlichen Publikum besonders vorzustellen, so kommt dies gewiB bei dem letzten Namen, dem K N U T WICKSBLLS nicht in Frage. Einer Erklarung bediirftig ist hier hochstens die Auswahl des hier iibersetzten aus den zahlreichen wichtigen 1 Penningpolitikens Mai, Malmo 1929, Penningpolitikens Medel, Malmo-Lund 1930, sowie Prisbildningsproblemeis uppliiggning Iran lcapitalteoretisk synpunkt, Economisk Tidskrilt 1929. 2 Berlin, 1332. 3 Uppsala und Stockholm 1927. 1 U. a. einer kritischen Auseinandersetzung mit E. LINDAHL „Om penningteoretisk jamvikt", Economisk Tidskrilt 1931, V—VI. 6 Kring den praktiska nationalekonomiens problematik, Ekonomisk Tidskrilt 1931, Sveriges vag genom penningkrisen, Stockholm 1931. 6 The cost of living in Sweden, London 1933; Das Zweck-Mittel-Denken in der Nationalokonomie, Zeitschrift fiir Nationalokonomie, Band IV, 1933; Krise, Arbeitsbeschaffung und Staatsfinanzen, International Labour Review, 1933.

IX

Vorwort.

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geldtheoretischen Aufsatzen WICKSELLS, die nur in schwedischer Sprache vorliegen. Der Grund hiefur ist hauptsachlich der groBeEinfluB, den diese, wie ich glaube, letzte geldtheoretische Arbeit WICKSELLS auf die geldtheoretische Diskussion in Skandinavien ausiibte, und daB er darin Gedanken aussprach, die sich in seinen fruheren Arbeiten nicht vorfinden. Wenn es sich um eine weniger bedeutende Pigur als die WICKSELLS handelte, so wiirde ich wahrscheinlich gezogert haben, hier gerade eine Arbeit aufzunehmen, die, wie er selbst sagt, Ideen in einer ersten, vorlaufigen Form skizziert, die er, wenn es ihm vergonnt gewesen ware, sicher noch anders formuliert und in manchen Punkten vielleicht sogar betrachtlich. modifiziert hatte. Die Bedeutung WICKSELLS ist jedoch groB genug, um fiir seine Ansichten auch da Gehor zu heischen, wo sie vielleicht etwas unorthodox und mit manchen von ihm selbst anerkannten fundamentalen Satzen im Widerspruch zu stehen scheinen; und jedenfalls ist ihre Kenntnis wesentlich fiir das Verstandnis der jtingsten Entwicklung der Geldtheorie in Schweden, wofiir auch gerade der Aufsatz Prof. MYBDALS in diesem Band ein gutes Beispiel bietet. Fiir die Erlaubnis der Veroffentlichung dieses Aufsatzes mochte ich dem Sohn K. WICKSELLS, Herrn Professor SVEN WICKSELL in Lund meinen besten Dank aussprechen. Es bleibt mir nur noch die angenehme Aufgabe, nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den tJbersetzern und dem Verlag fiir die bereitwillige Mitarbeit und vielfaltige Unterstiitzung meinen aufrichtigen Dank auszusprechen.

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L o n d o n , Neujahr 1933.

F. A. v. Hayek.

Inhaltsverzeichnis. Seite

MARCO FANNO,

Padua, Die reine Theorie des Geldmarktes..

1

W. HOLTKOP, Ijmuiden, Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes 115

MARITXS

G. KOOPMANS, Den Haag, Zum Problem des „neutralen" Geldes 211

JOHAN

Stockholm, Der Gleichgewichtsbegriff Instrument der geldtheoretischen Analyse

GTJNAB MYRDAL,

als 361

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Namenverzeichnis

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WICKSELL t, Das Valutaproblem in den skandinavischen Landern 489

KNTJT

509

Die reine Theorie des Geldmarktes. Von MARCO FANNO, Professor fur Nationalokonomie an der E g l . Universitat Padua. (Aus d e m I t a l i e n i s c h e n i i b e r s e t z t v o n D r . H A N S F R I E D , W i e n . )

Inhaltsiibersicht.

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Einleitung E r a t e s K a p i t e l . Die Banken und die Umlaufsmittel 1. u n d 2. Die wicbtigsten Punktionen der Banken. — 3., 4. u n d 5. EinfluB des Kredits auf Umfang u n d Zusammensetzung der Umlaufsmittel. — 6. Einteilung der verscbiedenen Umlaufsmittel. Z w e i t e s K a p i t e l . Die Nachfrage nacli Bankdarlehen 1. Die verschiedenen Gruppen der Darlebensnebmer. — 2. Beziehungen zwiscben ZinsfuB, Diskont, Unternehmergewinn, Produktion u n d Preisen. — 3. Algebraiscbe Darstellung der Gesamtnaohfrage nacb Darlehen u n d ihre wesentlicben Eigenschaften. — 4. und 5. Stabiles u n d vorubergebendes Gleicbgewicbt der Darlebensnacbfrage. — 6. u n d 7. Unterteilung der Gesamtnacbfrage in: 1. Darlebensnacbfrage des Gutermarktes, und 2. Darlebensnacbfrage des Effektenmarktes. — 8. u n d 9. Stabile u n d vorubergebende Gleicbgewicbtslagen der Darlebensnacbfrage seitens des Gutermarktes. — 10. Darlebensnachfrage seitens des Effektenmarktes. — 11., 12. u n d 13. Seine stabilen u n d vorubergebenden Gleicbgewicbtslagen. — 14. u n d 15. Gegenseitige Beeinflussungen zwiscben den beiden Nacbfragegruppen u n d Variationsgesetze der Gesamtnacbfrage. D r i t t e s K a p i t e l . Das Angebot an Bankdarlehen 1. Algebraiscbe Darstellung des Darlebensangebotes und Einteilung in normales u n d aktuelles Angebot. — 2., 3. u n d 4. Mittel, uber welcbe die Banken verfugen, u m das Darlebensangebot zu erboben: insbesondere die open-market operations. — 5. Zusammenbange zwiscben Kreditausweitung, open-market operations u n d Darlehensangebot; Variationsgesetze des Darlebensangebots. V i e r t e s K a p i t e l . Die Gesetze des Geldmarktes 1. Die Gleicbung des Geldmarktes: A) Die Gesetze des OeldmarJctes im hypothetisehen Falle eines gesclilossenen Marhtes (erste Annaherung). 2. Stabile u n d vorubergebende Gleicbgewicbtspositionen des Geldmarktes. — 3. Verscbiedene Kategorien der Geldmarktstorungen. — 4., 5., 6. u n d 7. Storungen, welcbe trendhafte Bewegungen (moBeitrage zur Geldtheorie.

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M. F A N N O

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vimenti secolari) hervorrufen. — 8. und 9. Storungen, welche saisonmafiige Bewegungen hervorrufen. — 10. Storungen, welche syklische Bewegungen hervorrafen. B) Die Gesetze des GeldmarMes bei verkehrsverbundenen Ldndern. a) Lander mit gleiehem ZinsfuB (zweite Annaherung). — 12. und 13. Stabile u n d voriibergehende internationale monetare Gleichgewichtspositionen u n d die beztiglichen Gleichungen. — 14. Storungen, welche trendhafte Bewegungen hervorrufen. — 15. Storungen, welche saisonmaBige Bewegungen hervorrufen. — 16. Storungen, welche zyklische Bewegungen hervorrufen. b) Lander mit verschiedenem ZinsfuB (dritte Annaherung). — 17. Stabile u n d voriibergehende internationale monetare Gleichgewiohtspositionen, ihre Eigenschaften und Gleichungen. — 18. Die internationalen kurzfristigen Kredite und deren Bedeutung. •— 19. Wie werden monetare Spannungen von anleihegebenden und anleihenehmenden Landern uberwunden 1 ? — 20. Das Gesetz der internationalen Verteilung der Edelmetalle. F i i n f t e s K a p i t e l . Der Diskontsatz als Faktor des internationalen monetaren Gleichgewichtes 95 1. Offizieller und freier Diskontsatz u n d ihre gegenseitigen Beziehungen. — 2. u n d 3. Die verschiedenen internationalen Zahlungsmittel u n d der EinfluB des Diskontsatzes auf diese. — 4. Die ausgleichende Wirkung des Diskontsatzes. S e c h s t e s K a p i t e l . Die Struktur des internationalen Geldmarktes . . 101 1. Stellung der Agrarlander, der Industrielander und der in Dmbildung aus Agrar- in Industrielander begriffenen Lander auf dem internationalen Geld- und Kapitalsmarkt. — 2. u n d 3. Charakteristika des Geldmarktes dieser drei Landergruppen. — 4. Die Art der Herstellung einer ausgeglichenen Zahlungsbilanz bei ihnen. — 5. Stellung der Industrielander in dem internationalen Verteilungs- und UmverteilungsprozeB der Edelmetalle u n d auf dem internationalen Geldmarkt. — 6. Die Punktionen des internationalen Geldmarktes. — 7. Stellung Englands auf dem WeltGeldmarkt und die Grunde seines jetzigen Abstiegs. — 8. Bedingungen, von welchen das Funktionieren des internationalen Geldmarktes abhangt u n d Folgen des Nichtbestehens einiger oder aller dieser Bedingungen. Die gegenwartige Lage des Welt-Geldmarktes.

Einleitung. Die vorliegende A r b e i t stellt m i t gewissen Modifikationen u n d A b a n d e r u n g e n meine i m J a h r e 1912 in italienischer Sprache veroffentlichte Tbeorie des G e l d m a r k t e s d a r . 1 I c h s a g e : m i t gewissen Modifikationen u n d A b a n d e r u n g e n , weil es g a r n i e h t a n d e r s moglich ist, als daB diese Theorie, so wie sie d a m a l s ausgearbeitet w u r d e , sich h e u t e in einigen P u n k t e n als fehlerhaft, in a n d e r e n als ausgestaltungsbedurftig erweist, u n d d a h e r n a c h zwanzig J a h r e n n i c b t ohne irgend eine A b a n d e r u n g i i b e r n o m m e n w e r d e n k a n n ; u m so m e h r , als es sich d a m a l s 1

FANNO, Le Banche e il Mercato Monetario, Rom 1912. Teil II.

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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um einen ersten Versuch handelte, Theorien und Tatsachen organisch zusammenzufassen und in ein einheitliches System zu bringen, die bis dahin von den Theoretikern getrennt voneinander behandelt worden waren. Am starksten abgeandert wurde das Kapitel iiber das Angebot von Darlehen, das vollstandig umgearbeitet wurde, um auch die openmarket operations einzubeziehen, die einen wichtigen Faktor des Angebots darstellen und heutzutage in einigen Landern, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, einen machtigen Aufschwung genommen haben. Andere weniger einschneidende Ausfeilungen wurden an anderen Punkten der Arbeit vorgenommen. Das Kapitel iiber die Darlehensmc^/ragre, welches die Zentralfrage behandelt, ist im wesentlichen unverandert geblieben. So bewahrt also die von mir vor zwanzig Jahren aufgestellte Theorie des Geldmarktes trotz der Ausfeilungen und Modifikationen ihre wesentlichen Grundlinien. Ein ansehnlicher Teil dieser Abhandlung ist der Untersuchung der stabilen und der voriibergehenden Gleichgewichtslage des Geldmarktes gewidmet; und dies nicht deshalb, weil das die wirkliehen Marktpositionen sind, sondern weil ihre Untersuchung die Bande, die zwischen ihren verschiedenen Teilen bestehen, aufzeigen und daher notwendig sind, um ihr Verhalten gegeniiber den verschiedenen Storungsfaktoren und damit ihre Bewegungsgesetze festzustellen. Die Darstellung ist, wie der Leser bemerken wird, weitestgehend abstrakt und liefert eine schematische Darstellung der Struktur des Geldmarktes, der in ihm wirksamen Faktoren und seines Ablaufs. Deshalb ist der vorliegende Aufsatz „B,eine Theorie des Geldmarktes" betitelt. Aber bei jedem einzelnen Punkte der Arbeit, sei es bei seiner Problemstellung, sei es bei seiner Entwicklung, hielten wir uns stets die Verhaltnisse des wirkliehen Lebens vor Augen; demnach finden auch die Ergebnisse, trotz der Abstraktheit der Darstellung, in der Wirklichkeit ihre genauen Gegenbilder. Wir hatten zahlreiche von uns gesammelte und verarbeitete statistische Daten beziiglich der Geldmarkte Englands, der Vereinigten Staaten und Deutschlands zur Bestatigung unserer verschiedenen Ergebnisse anfiihren konnen. Aus P*aumgrimden sind wir jedoch davon abgestanden und beschranken uns darauf, in einzelnen FuBnoten auf sie hinzuweisen. Und schlieBlich eine letzte Bemerkung. Der Geldmarkt ist ein Teilstiick, ist nur ein Organ der Wirtschaften der verschiedenen Lander und der Weltwirtschaft. Sein statisches und dynamisches Gleichgewicht ist also Teil und Funktion des Gleichgewichts jener und dieses. Die vorliegende Untersuchung bleibt aber notwendig nur auf das Gebiet des Geldmarktes beschrankt. Wenn wir seine Gesetze untersuchen, beschranken wir uns also darauf, das Auftreten, das gegenseitige Aufeinanderwirken, die gegenseitige Anpassung nur jener Faktoren zu betrachten, die sich innerhalb des Geldmarktes geltend machen. Alle iibrigen Faktoren, die, wie die Profit- und die Zinsrate, die Bewegung der Geschafte, ebenfalls fur den Geldmarkt grundlegend sind, sich aber hauptsachlich auBerhalb desselben Widen und umbilden, werden von 1*

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uns als faktische Daten und daher als unabhangige Variable angesehen. Unsere Theorie des Geldmarktes ist daher infolge der Grenzen, die ihr gesetzt sind, von der Theorie des allgemeinen statischen und dynamischen wirtschaftlichen Gleichgewichts abgelost, wenn diese audi einen integrierenden Bestandteil von ihr bildet. Aber die auBerhalb des Geldmarktes liegenden Faktoren, die in ihr betrachtet werden, bilden die Klammern zwischen ihm und dem iibrigen Teil des Organismus der nationalen Wirtsehaften; diese Faktoren sind es also, mittels deren sich die Geldmarkttheorie in den Rahmen der allgemeinen Gleichgewichtstheorie und gleichzeitig, wie wir sehen werden, in die Theorie der wirtschaftlichen Schwankungen eingliedert.

Erstes

Kapitel.

Die Banken und die Umlaufsmittel.

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1. Die Darlehensoperationen, welche den Gegenstand der Tatigkeit des Geldmarktes bilden, stellen sich im wesentlichen als reine Tauschakte dar; als Tausch von gegenwartigen Giltem gegen zukiinftige Giiter. Aus wohlbekannten Griinden schatzen wir im allgemeinen — unter sonst vollig gleichen Bedingungen — die ersteren hoher ein als die letzteren. JSTicht alle jedoch schatzen die ersteren um dasselbe hoher als die letzteren. Innerhalb der Menschen besteht gewohnlich eine Versehiedenheit in der vergleichenden Einschatzung der beiden Giiterkategorien. Und aus dem Bestehen dieser Versehiedenheit folgen eben, wie bei jedem andern Tausch, die Darlehensoperationen. 1 Die Hoherschatzung der gegenwartigen gegeniiber den zukiinftigen Giitern driickt sich in einem bestimmten Hundertsatz aus, den der Darlehensnehmer dem Darlehensgeber auBer den erhaltenen gegenwartigen Giitern zahlen muB; dieser Hundertsatz erhalt den Namen „Zinsfufi". 2. I n Geldwirtschaften erfolgen die Darlehen zum groBten Teile in Geld und nicht in natura, das heiBt durch Uberlassung von gegenwartigem Geld gegen zukiinftiges Geld, gegen einen Titel, der das Versprechen einer zukiinftigen Zahlung enthalt. Geld hat aber keinen unmittelbaren, sondern einen mittelbaren Nutzen, entspringend aus dem Nutzen der Giiter, die man sich mit ihm verschaffen kann. 2 Die — sei es absoluten oder verglichenen —• Verschiedenheiten des Grenznutzengrades und damit des Wertes von gegenwartigem und von zukiinftigem Geld hangen also von den —• sei es absoluten oder verglichenen — Verschiedenheiten des Wertes der gegenwartigen und der zukiinftigen Giiter ab, die man mit dem Geld kaufen kann. Und der ZinsfuB der Gelddarlehen tendiert dazu, dem ZinsfuB der Naturaldarlehen gleich zu werden. Handelt es sich um langfristige Darlehen, so bedienen sich ihrer die Darlehensnehmer, um sich Produktionsgiiter von langer Dauer zu ver1 BOHM-BAWERK, Histoire critique des theories de l'interet du capital, Paris 1902; ders., La theorie du capital, Paris 1929; FISHER, The rate of interest, New York 1930. 2 PANTALEONI, Principii di Economia Pura, Florenz 1889, S. 260 u. ff.

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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schaffen (fixes Kapital). I n diesem Falle spricht man von Kapitaldarlehen. Sind es kurzfristige Darlehen, dann bedienen sich ihrer die Darlehensnehmer (oder miiBten sich wenigstens bedienen), urn sich Produktionsgiiter von kurzer Dauer zu verschaffen (zirkulierendes Kapital). Hier haben wir es mit den eigentlichen Gelddarlehen zu tun. 1 Und mit diesen wollen wir uns beschaftigen. 3. Die kurzfristigen Anleihen werden auf einem ganz eigenen Markte abgeschlossen: auf dem Geldmarkte. Hiebei sind besondere Organe tatig: die Emissionsbanken und die Depositenbanken (auch gewohnliche Banken genannt). Zusammen bilden diese beiden Gruppen von Banken im engen Sinne das Banksystem eines Landes. Sie uben zwei verschiedene, wenn auch miteinander verkniipfte Funktionen aus: eine Geld- und eine Bankfunktion. Wir werden die Verhaltnisse eines Landes mit Goldstandard betrachten; diese weichen aber von den Verhaltnissen in den Landern mit gold exchange standard, wie sie heute vorwiegen, nicht sonderlich ab. Unter Umlaufsmitteln eines Landes wollen wir die Gesamtheit aller dort verfiigbaren Tausch- und Zahlungswerkzeuge verstehen; unter Geld im engen Sinne nur das Metallgeld. Die Umlaufsmittel eines Landes mit Goldstandard, in welchem es keine Banken gibt, bestehen, abgesehen von den Scheidenriinzen, ausschlieBlich in dem Goldgeld, das unter Munzfreiheit gemiinzt wird. Das Goldgeld ist jedoch, so bequem es bei kleinen Zahlungen ist, bei groBeren Zahlungen nicht handlich. Bei diesen ist die Banknote bequemer. Und bei sehr groBen Zahlungen ist der Scheck noch bequemer. Die erste Funktion der Banken besteht darin, die Allgemeinheit mit diesen verschiedenen Sorten der Zirkulationsmittel zu versorgen. Und das tun sie auf folgende Weise: I n einem Lande, in welchem beide Gruppen von Banken bestehen, bleibt vor allem nicht das gesamte Goldgeld in Urnlauf. Ein Teil davon wird vom Publikum bei den Emissionsbanken eingelegt, das dagegen Banknoten zu erhalten wiinscht. Uberdies wird nicht das gesamte fur Geldzwecke verfugbare Gold tatsachlich gemiinzt. Ein Teil des gemiinzten und des nichtgenmnzten Goldes sammelt sich derart bei diesen Banken und stellt deren Metallvorrdte dar; und im Umlauf erscheint an deren Stelle die entsprechende Menge von Noten. Aber auch nicht alle Noten bleiben tatsachlich in Umlauf. Ein Teil von ihnen wird vom Publikum bei den gewohnlichen Banken eingelegt, um damit Bankguthaben zu schaffen, iiber welche man mittels Schecks verfiigen kann. Diese Einlagen bilden eine neue Art Umlaufsmittel: die sogenannte deposit currency, die die Stelle eines entsprechenden im Umlauf befindlichen Notenbetrages einnimmt. 2 Darauf beschranken sich aber die Banken nicht. Es tritt hier viel1 D E VITI DE MARCO, Moneta e prezzi, Citta di Castello, 1885, S. 75 u. If. Gegen die Auffassung, daB auch die kurzfristigen Darlehen Kapitalsdarlehen sind, siehe: H I L D E BRAND, Die Theorie des Geldes, Jena, 1883, und SUPINO, II mercato monetario internazionale, Mailand, 1910. 2 LAUGHLIN, The principles of money, London 1903, Kap. V, S. 115 u. 191; WITHERS, The meaning of Money, London 1918, Kap. V, S. 4 u. ff. FISHER, The purchasing power of money, New York, 1916, S. 33—35.

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mehr ihre zweite Funktion ins Spiel. Die Emissionsbanken pflegen Investitionen in offentlichen Schuldverschreibungen und Darlehensoperationen vorzunehmen, wobei sie den Inhabern der Schuldverschreibungen und den Darlehensnehmern die vereinbarten Betrage in Noten bezahlen. Zu der in Umlauf befindlichen Notenmenge, welche den Metallvorraten entspricht, kommt eine weitere Menge hinzu, die den Investitions- und Darlehensoperationen entstammt. So kommt es, daB die Menge der ausgegebenen Noten die vorhandenen Metallvorrate iibersteigt. In analoger Weise pflegen die gewohnlichen Banken auf Grund der bei ihnen vom Publikum eingelegten Noten Investitionen in offentlichen Schuldverschreibungen durchzufiihren sowie Darlehen zu gewahren, und zwar fiihren sie dies meist so durch, daB sie den Verkaufern der Schuldverschreibungen und den Darlehensnehmern die zustehende Summe gutschreiben; das heiBt, sie schaffen fur den Betrag der Investitionen und Darlehen durch Hinzufugung zu den ersten Einlagen, die wir wirkliche nennen wollen, andere Einlagen, die eigentlich nur fihtiv sind, die aber, weil sie auBerlich den anderen gleichsehen, ebenfalls zur Schaffung einer entsprechenden deposit currency, der Grundlage fur den Umlauf von Schecks, fiihren. So tritt ebenso wie bei den Noten zu der aus den wirklichen Einlagen flieBenden deposit currency die aus der Schaffung fiktiver Einlagen flieBende deposit currency hinzu; und die Gesamtheit der deposit currency erreicht dann einen hoheren Betrag als die Notenreserven. Aus alledem ist ersichtlich, daB die Umlaufsmittel, die bei Nichtbestehen von Banken ausschlieBlich aus Metallgeld bestehen wiirden, nunmehr zum Teil aus solchem, zum Teil aus Noten und zum Teil aus deposit currency bestehen, also gerade aus den Tauschmitteln, die die Allgemeinheit verlangt. 1 Die Bankfunktion vervollstandigt daher die Geldfunktion. Durch die letztere versorgen die Banken die Allgemeinheit mit den verschiedenen Sorten von Umlaufsmitteln, die gebraucht werden. Durch die Bankfunktion liefern sie der Allgemeinheit diese verschiedenen Sorten von Umlaufsmitteln in dem von ihr verlangten AusmaBe, ohne daB darum bei ihnen ebensoviel genrimztes oder ungemunztes Gold eingelegt werden miiBte, das heiBt, ohne daB sich das Publikum dieses im vorhinein verschaffen miiBte. Durch ihre Bankfunktion gelingt es ihnen also, den Geldbedarf des Publikums bei Verwendung einer verhaltnismaBig iiberaus kleinen Goldmenge zu befriedigen. Das Ergebnis ihrer Tatigkeit ist demnach eine betrachtliche Ersparnis an diesem Edelmetall. 4. Bezeichnen wir mit N das in einem Lande fiir Geldzwecke verfiigbare Gold (ausgedriickt in Geldeinheiten des betreffenden Landes) und mit S den die Metallvorrate der Emissionsbanken bildenden Teil davon, dann ist (N —• S), abgesehen von privaten Hortungen, das umlauf ende Metallgeld. Bezeichnen wir mit n das Vielfache der von den Emissionsbanken im Verhaltnis zu ihren Reserven 8 ausgegebenen Noten, mit D die die 1 In Landern mit gold exchange standard sind Umlaufsmittel nur die Noten und die deposit currency, da kein Metallgeld in Umlauf ist und das gesamte fiir Geldzwecke verfiigbare Gold bei den Emissionsbanken aufgehauft ist.

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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Reserve der Depositenbanken bildenden Noten, und mit TIX das Vielfache der von den Depositenbanken im Verhaltnis zu ihren Notenreserven D geschaffenen deposit currency, so ist der Gesamtumfang an Umlaufsmitteln B durch folgenden Ausdruck dargestellt: B =

(N — S) + (Sn — D) + DJIX

(1)

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Aus (1) ergibt sich, daB ein gegebener Umlaufsmittelbedarf B eines bestimmten Landes mit einer verfiigbaren Metallmenge N befriedigt werden kann, die um so kleiner sein kann, je groBer erstens S im Verhaltnis zu N, und D im Verhaltnis zu Sn ist, und je groBer zweitens die Koeffizienten TZ und nx sind. Die Ersparnis an edlen Metallen, die durch das Banksystem ermoglicht wird, ist daher um so groBer, je vollkommener diese beiden Bedingungen erfullt werden. 1 Von welchen weiteren Bedingungt hangen aber umgekehrt deren Erfullung selbst ab ? Die Erfullung der ersten hangt von den Proportionen der drei Teile der Zirkulation zueinander ab. Diese Proportionen sind nun nicht willkurlich. Wie gesagt, eignet sich das Metallgeld fur kleine Zahlungen, die Noten fur mittlere und der Scheck fur groBe Zahlungen. Nicht jedermann ist aber mit den drei Sorten der Umlaufsmittel gleichermaBen vertraut. Es gibt Bevolkerungskreise, die aus Gewohnheit oder MiBtrauen nur Metallgeld verwenden; andere sind zwar mit Banknoten nicht aber mit Schecks vertraut und wieder andere, verwenden alle drei Zahlungsmittel, und zwar jedes von ihnen dort, wo es am meisten geeignet ist. Infolgedessen bestehen in jedem Augenblick in einem bestimmten Lande bestimmte Proportionen zwischen den drei Umlaufsmitteln, die am allerbesten den Anspriichen des Publikums und den Voraussetzungen der drei Zahlungsarten geniigen.2 Denn wenn in einem gegebenen Zeitpunkt zu viel Metallgeld im Verhaltnis zu den Noten und der deposit currency umlauft, wird das Publikum Metallgeld zu den Emissionsbanken tragen, um dafur Noten einzutauschen, und nach und nach wird es Noten in die Depositenbanken tragen, um mehr Schecks gebrauchen zu konnen; und die entsprechendsten Proportionen werden sich wiederum einstellen. Umgekehrt geschieht es im entgegengesetzten Fall. So sind die Proportionen der drei Arten von Umlaufsmittel von den Gewohnheiten des Publikums und von den Proportionen der verschiedenen Arten von Zahlungen abhangig, die es vornehmen will. Und da von diesen Proportionen unter anderem die Ersparnis an Metallgeld abhangt, die die Banken erzielen konnen, hangt also diese Ersparnis vor allem von den erwahnten Bedingungen ab. Was die Koeffizienten n und nx anlangt, so hangen diese von der 1

Es gibt einen anderen Fall, wo die Ersparnis noch groBer ist, und zwar dort, wo die Depositenbanken (wie es z. B. in England geschieht), beinahe ihre gesamten Reserven Z>bei den Emissionsbanken eingelegt halten. Diesen Fall tibergehen wir jedoch der Einlachheit halber. 2 Der statistische Beweis, daB diese Proportionen die Tendenz zeigen, sich verhaltnismaBig unverandert zu erhalten, kann fur die Vereinigten Staaten crbracht werden aus: BECKHARDT, Discount policy of the Federal Reserve System, N. Y. S. 137; dieser HeJert uns einerseits die Daten ilber das umlaulende Geld (in dem weiten Sinne der offiziellen amerikanischen Ausdrucksweise) und andererseits iiber die individuellen Einlagen bei den verschiedenen Banken.

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Bankverfassung ab. Die Banknoten sind auf Sicht in Goldgeld einzutauschen, und die deposit currency in Banknoten. Aber nachdem diese wie jene die Tendenz haben, aus den oben angefiihrten Griinden untereinander und gegeniiber dem Goldgeld bestimmte Proportionen aufrechtzuerhalten, so macht das Publikum, solange es Vertrauen in die Banken hat, von dieser seiner Moglichkeit keinen Gebrauch, und die Noten wie die deposit currency werden, wiewohl konvertierbar, nicht konvertiert. Deshalb konnen die Banken durch Ankauf von offentlichen Schuldverschreibungen und Gewahrung von Darlehen fur einen hoheren Betrag Noten ausgeben und deposit currency schaffen, als es ihren betreffenden Reserven entsprache, d. h. sie konnen, wie man zu sagen pflegt, Kredit schaffen.1 Und deshalb entspricht dem Koeffizienten n und TIX gewbhnlich ein Wert, der hoher ist als Eins. Wie groB ist aber in den einzelnen Fallen wirklich ihr Wert ? Der Koeffizient n ist jedesmal durch die Statuten der Emissionsbanken oder durch die Erfahrung bestimmt, und, auBer in aufierordentlichen Fallen, zeigt er die Tendenz, wenigstens durch eine gewisse Zeit konstant zu bleiben, wenn er auch zeitweiligen Veranderungen unterworfen ist. 2 Fiir den Koeffizienten nr gelten die folgenden Erwagungen. Das Publikum verfiigt normalerweise iiber seine wirklichen und fiktiven Einlagen mittels Schecks. Und die Banken kompensieren durch die Glearinghduser die Gutschriften und Belastungen, die durch die von ihren Kunden ausgegebenen Schecks entstanden sind. Die Kompensation ist aber nie eine vollstandige. Es bleiben iiberdies nicht kompensierte Differenzen ubrig, die die einen Banken den anderen schulden und die, sofern es nicht Kompensationsorgane hoherer Ordnung gibt, von den Schuldnerbanken in Noten beglichen werden miissen. Trotz des Gebrauchs von Schecks seitens des Publikums sind also die Depositenbanken in die Notwendigkeit versetzt, im AusmaB der nicht kompensierten Betrage Zahlungen in Noten vorzunehmen, und ihre Notenreserven miissen zumindest fiir diese Zahlungen ausreichen. J e groBer nun die Anleihen sind, die eine Bank gewahrt, oder die Investitionen, die sie vornimmt, um so hoher ist der Betrag der auf sie gezogenen Schecks, um so hoher der Betrag, den sie im Clearingverkehr schuldet, und u m so groBer sind, wenn auch die iibrigen Banken nicht anders vorgehen, die wahrscheinlich nicht kompensierten Differenzen, die ausbezahlt werden miissen. 3 Die gesamten auf Sicht riickzahlbaren, wie immer 1 Die Moglichkeit liir die Banken.-Kredit zu schaffen, behaupten: WITHERS, a. a. O. London 1918; ROBERTSON, Banking policy and price level, London 1926; PIGOU, Industrial Fluctuations, London 1927, S. 124 u. ff.; CRICK, The genesis of bank deposit, in: Economica, Juni 1927, S. 141—201; hingegen verneinen diese Moglichkeit: LAUGHLIN, The principles of money, London 1919, S. 116/17; CANNAN, in: Economica, 1920, S. 31. Als kritische Darstellung der Kontroverse siehe: REISCH, Die Deposit-Legende in der Banktheorie in der Zeitschrift fur Nationalokonomie, Januar 1930. 2 Der statistische Nachweis fur die verhaltnismaBige Bestandigkeit dieses Verhaltnisses kann gefunden werden: fiir Deutschland zwischen 1900 und 1914 in: Die Reichsbank, Berlin, Tafel 15, S. 33 des Anhangs; fiir Italien zwischen 1907 und 1913 in den verschiedenen Jahrgangen des Annuario statistico Italiano; fiir die Vereinigten Staaten in dem „Annual Report of the Federal Reserve Board". 8 HAWTBEY, Trade and Credit, London 1928, S. 5; PHILIPPS, Bank Credit, New York 1928, S. 2 1 ; LAWRENCE, Borrowed reserves and Bank expansion, in dem Quarterly Journal of Economics, Aug. 1928, S. 615 u. ff.

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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geschaffenen Bankeinlagen diirfen demnach nicht die Grenzen iiberschreiten, jenseits deren der Betrag der Zahlungen, die die Bank gegebenenfalls in Noten vornehmen muB, den ihr zur Verfiigung stehenden Notenbetrag tibersteigt. Ja, aus offenliegenden Griinden der Vorsicht miissen sie unterhalb dieser Grenzen bleiben, und zwar sei es, um solche Zahlungen so weit als moglich zu vermeiden, sei es (was sehr wichtig ist), um der Allgemeinheit das Gefiihl zu geben, daB die Bank jederzeit gegen jede Eventualitat geriistet ist. Wenn es also auch angesichts der Fahigkeit der Depositenbanken Kredit zu schaffen, fur die Ausdehnung der Darlehen und Investitionen keine materiell uniibersteigbare Grenze gibt, so gibt es doch eine Grenze, die die Vorsicht gebietet. Diese bestimmt sich nach den Notenreserven, und zwar nicht nach der absoluten Hohe der Reserven, sondern nach deren relativen Hohe im Verhaltnis zu alien kurzfristigen Engagements der Bank einschlieBlich der durch Anleihen und Investitionen geschaffenen, also im wesentlichen uberhaupt zu alien auf Sicht riickzahlbaren wirklichen und fiktiven Einlagen zusammen. Es besteht fiir jede Bank ein Verhaltnis zwischen den in Reserve gehaltenen Noten und auf Sicht riickzahlbaren Einlagen, das zu iiberschreiten unvorsichtig ist. Dieses Verhaltnis bezeichnet fiir jede Bank zu jedem Zeitpunkt die normale Maximalgrenze der Kreditausdehnung. Es zeigt aber auch die Grenze, bis zu der sich auszubreiten normalerweise jede Bank strebt, weil ein mit der Sicherheit der Bank vereinbarliches Minimum an nicht arbeitenden Reserven fiir sie am giinstigsten ist. Dieses Verhaltnis wechselt von Land zu Land, und in demselben Land von Bank zu Bank und von Augenblick zu Augenblick. Jede Bank setzt aber auf Grund ihrer eigenen Erfahrung ein bestimmtes Verhaltnis fest und bemuht sich, es, wenn es einmal festgesetzt ist, wenn sie es auch notigenfalls zeitweisen Abweichungen unterwirft, wenigstens eine gewisse Zeit hindurch aufrechtzuhalten. Und zwar kann sie entweder so vorgehen, daB sie durch Erhbhung ihres EinlagenzinsfuBes oder durch Rediskont bei den Emissionsbanken ihre Notenreserve verandert, oder indem sie die Darlehen einschrankt oder die Investitionen verringert, oder aber indem sie zu beiden Hilfsmitteln auf einmal greift. Der Koeffizient der Kreditausdehnung aller Depositenbanken TCX ist der gewogene Durchschnitt der individuellen Koeffizienten aller einzelnen Banken. Und nachdem jede Bank zu jedem Zeitpunkt einen Koeffizienten hat, denwir den normalen nannten, gibt es zu jedem Zeitpunkt einen JVbrmaZkoeffizienten nx, dem sich in GemaBheit der angegebenen Bedingungen die Banken in ihrer Gesamtheit anzugleichen streben. Um zusammenzufassen, hangt also der Gesamtumfang der Zirkulation, den sich ein Land mit einem bestimmten Metallvorrat schaffen kann, von folgendem a b : 1. von den Gewohnheiten des Publikums; 2. von den Statuten und der Kreditpolitik der Banken. Von diesen Verhaltnissen hangt daher auch ab, welche Ersparnis an Metallgeld die Banken ermoglichen. 5. Die Beziehungen zwischen den verschiedenen Faktoren, die die Umlaufsmittel eines Landes bilden, und die in unseren obigen Ausfiih-

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rungen dargestellt wurden, lassen erkennen, welche Riickwirkungen die Veranderung irgendeines dieser Faktoren haben muB. Vermindert sich z. B. unter sonst gleieh bleibenden Bedingungen infolge Goldausfuhr der Wert N, so werden sich vermindern: erstens (N — S); zweitens S und daher 871; drittens D und daher Dnx; und infolgedesseii wird sich der Gesamtumfang der Zirkulation proportional vermindern. Vermindert sich JIV weil es die gewohnlichen Banken fiir klug halten, das Vielfache ihrer Zirkulation zu vermindern, oder weil das Publikum das Vertrauen in einige von ihnen verliert, so wird sich Dnx verkleinern und mit ihm wird in diesem Falle auch der Gesamtumfang der Zirkulation abnehmen. Analog, aber wegen der Haufung von Ruckwirkungen intensiver, ist der Vorgang, wenn der Koeffizient n kleiner wird. Verbreitert sich schlieBlich infolge einer Veranderung der Publikumsgewohnheiten die Verwendung der Noten und der Schecks, so wird ein groBerer Teil des verfiigbaren Goldes den Emissionsbanken zuflieBen, was eine rc-fache Zunahme der Noten veranlassen wird; ein groBerer Teil dieser Noten als bisher wird bei den gewohnlichen Banken eingelegt werden, was eine jz r fache Zunahme der deposit currency veranlassen wird, und das Ergebnis wird eine Zunahme des Zirkulationsumfangs sein, ohne daB eine dementsprechende Veranderung der Metallmengen notwendig ware. 6. Geht man von der Art der Umlaufsmittel aus, dann kommt man zu den drei angegebenen Arten; geht man von ihrem Ursprung aus, dann kann man zu verschiedenen Einteilungen gelangen. Wir haben gesehen, daB ein Teil der Noten von den Banken als Ersatz fiir eben so groBe bei ihnen erliegende Metallvorrate ausgegeben wird, wahrend ein anderer Teil der Noten von ihnen gelegentlich der Kreditoperationen ausgegeben wird. Wir haben weiters gesehen, daB in ahnlicher Weise ein Teil der deposit currency von den gewohnlichen Banken als Ersatz fiir ebenso groBe bei ihnen erliegende Notenmengen geschaffen wird, wahrend ein anderer Teil gelegentlich der Kreditoperationen geschaffen wird. Im Hinblick auf den Ursprung konnen also die Umlaufsmittel eines Landes vor allem in diese zwei Teile geteilt werden: in einen ersten Teil, der, wenn er auch wenigstens teilweise von den Banken kommt, seinem Ursprung nach von Kreditoperationen unabhangig ist; und in einen zweiten Teil, der hingegen ausschliefilich solchen Operationen entspringt. Der erste Teil besteht aus umlaufenden Noten, deposit currency und Metallgeld; er ist gleieh diesem Metallgeld plus den Bank-Metallvorraten, d. h. dem Metallvorrat des Landes, und bildet daher eine zur Ganze gedeckte Zirkulation; der zweite Teil enthalt nur Noten und deposit currency und ist zur Ganze ungedeckt. Die Zusammensetzung dieser beiden Teile kann aus (1) leicht ersehen werden. Nach dem Gesagten ist der erste Teil der Zirkulationsmittel gleieh {N-S)

+ (s-±)+2-

= N

d. h. gleieh dem Betrage des Metallvorrates; da er aber gleichzeitig aus den drei Sorten von Umlaufsmitteln gebildet wird, bezeichnen wir ihn mit dem Symbol M (Moneta). Wir konnen dann schreiben:

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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M = (N-S)+(S~^)+^

(2)

Dividieren wir (1) durch (2), so erhalten wir das Verhaltnis, das den Gesamtkoeffizienten der Kreditausdehnung bezeichnet und als Index fur die Ersparnis an Metallgeld angesehen werden kann, deren Erzielung das Banksystem zulaBt. 1 Ziehen wir von der Gleichung (1) die Gleichung (2) ab, so erhalten wir den zweiten Teil des Geldumlaufs, welchen wir mit Mx bezeichnen wollen. Wir schreiben nun: M1 = S

(TI —

1) + D

(TI1

— 1)

(3)

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Dieser zweite Teil stellt, wie gesagt, das von den Banken geschaffene Umlaufsmittel, d. h. das Volumen des Bankkredits dar. (3) umschreibt also dieses Volumen. Und wir werden dieses Volumen normal, oder, was dasselbe ist, die Kreditausdehnung eine normale nennen, wenn sie den Koeffizienten TI und 7iv die wir die normalen nannten, sowie den normalen Proportionen der verschiedenen Sorten von Umlaufsmitteln entspricht. 2 Der zweite Teil der Zirkulation entspringt aber zum Teil aus unmittelbaren Investitionen der Banken in offentlichen Schuldversehreibungen und zum Teil aus Anleihen. Im Hinblick auf die spezifischen Operationen, denen sie ihren Ursprung verdanken, unterteilt sich also dieser Teil wiederum doppelt. Bezeichnen wir mit Te die von Emissionsbanken, und mit Td die von den Depositenbanken zu Investitionszwecken er-. worbenen Wertpapiere, mit Pt ihren Preis und mit L den durch derartige Investitionen geschaffenen Teil der Umlaufsmittel, so ist

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L=TePt + Td Pt (4) Bezeichnen wir schlieBlich mit Op den durch die Darlehensoperationen geschaffenen Teil der Umlaufsmittel, also ihr Angebot, so erhalten wir: Ov = [S(7t-

1)] + [D {nx -

1)] -

[Te Pt + Td Pt]

(5)

Zusammenfassend konnen wir daher sagen, da8 die gesamten Umlaufsmittel (B) im Hinblick auf die allgemeinen Operationen, aus denen sie hervorgehen, in die beiden Teile geteilt werden konnen, die durch die Gleichungen (2) und (3) dargestellt werden; im Hinblick aber auf die spezifischen Operationen, aus denen sie hervorgehen, in drei Teile, und 1 LEHFELDT hat diesen Koeffizienten fur einige Lander berechnet und fand, daB er fur die Vereinigten Staaten zwischen 1896 und 1910 gleich 5,3 war, in GroBbritannien zwischen 1895 und 1910 durchschnlttlich gleich 5,5, und in Frankreich zwischen 1891 und 1903 gleich 2,3 war. (LEHFELDT, Gold prices and the Witwaterstand, S. 121/22.) 2 Diese Unterteilung der Zirkulation in die beiden angegebenen Teile deckt sich nicht mit der von FISHER und LAUGHLIN angewendeten in Geld (M) und deposit currency (Mj). Die Unterteilung FISHERS beruht auf rein technischen Gesichtspunkten. Er teilt die Umlaufsmittel in die beiden Teile M und Mv je nachdem ob sie sich auf die Operation des Einlegens beziehen oder nicht. In die erste Kategorie schliefit er das Metallgeld und alle Banknoten ein, in die zweite die ganze deposit currency, ohne bei der einen und bei den anderen zu unterscheiden, welcher Teil von Kreditoperationen herstammt, und welcher nicht davon herstammt; gerade das bildet aber die Grundlage unserer Klassifikation. Der wirtschaftliche Inhalt unserer Symbole M und Mx ist daher ein anderer als derjenige der analogen Symbole

bei

FISHER (a.

a.

O.,

S. 48

u.

ff.).

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zwar: 1. in einen erstenTeil (M), bestehend aus dem umlaufenden Metallgeld und aus Noten und Einlagen, die von den Banken als Ersatz fur die gleiche Menge bei den Emissionsbanken eingelegten Goldes geschaffen wurden; dieser Teil ist daher zur Ganze gedeckt und wird von der Gleichung (2) dargestellt; 2. in einen zweiten Teil (L), der den unmittelbaren Investitionen der Banken entspringt, zur Ganze ungedeckt ist und von der Gleichung (4) dargestellt wird; 3. in einen dritten Teil, der wirklichen Darlehensoperationen entspringt, ebenfalls zur Ganze ungedeckt ist und von der Gleichung (5) dargestellt wird. Diese doppelte Unterteilung der Umlaufsmittel muB im Auge behalten werden, weil sie fur den weiteren Aufbau unserer Untersuchung grundlegend ist. Zweites

Kapitel.

Die Nachfrage nach Bankdarlehen.

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1. Der Geldmarkt funktioniert durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage von kurzfristigen Darlehen. Die Nachfrage stammt von all denjenigen, die aus irgendwelchen Griinden zu einem Kredit greifen. Das Angebot stammt zum groBten Teil von den Emissionsund Depositenbanken. Wir werden beide getrennt behandeln. Wer ein Darlehen verlangt, t u t das im allgemeinen erstens um unmittelbar Investitionen in ertragbringenden Giitern (meistens in Wertpapieren) vorzunehmen; oder zweitens um Produktionsgiiter zu erwerben oder bereits erworbene zu bezahlen, in der Absicht, sie einer neuen Produktion zuzufiihren; oder drittens um sich sofort jene Verbrauchsguter zu verschaffen, deren Verbrauch er sonst hinausschieben miiBte. Die Wertpapiere bringen einen Ertrag, der, in einem Verhaltnis zu ihrem Wert ausgedriickt, Zinsfufi genannt wird; die Produktionsgiiter verschaffen dem, der sie verwendet, einen Gewinn, der, ebenfalls im Verhaltnis zu ihrem Wert ausgedriickt, ihr Profitsatz genannt wird; die Verbrauchsgiiter verschaffen dem, der sie unmittelbar verbraucht, einen hoheren wirtschaftlichen Nutzen, als ihn zu diesem Zeitpunkt die erst kiinftig verfugbaren Giiter haben; dieser Nutzen ist um den psychischen Zins jedes Individuums hoher, d. h. um so viel, als jedes Individuum die gegenwartigen Giiter gegeniiber den zukiinftigen hoher bewertet. 1 Gereinigt von der Differentialpramie fur die Puisken und von alien iibrigen unterscheidenden Elementen zeigt der reine Profitsatz auf lange Sicht die Tendenz, sich dem reinen ZinsfuB anzugleichen; und sich diesem letzteren anzugleichen, ist auch die Tendenz des psychischen Zinses eines jeden Individuums. Wer aber Geld als Darlehen nimmt, muB dafiir einen Preis bezahlen; der Preis ist der Diskontsatz oder richtet sich jedenfalls nach diesem. Die Gesamtnachfrage setzt sich aus den verschiedenen Einzelnaehfragen zusammen. Und diese stammen von all denjenigen, die unter 1 BOHM-BAWERK, The positive theory of capital, London 1891, S. 260 u. ff.; FISHER, The theory ot interest, New York 1930, S. 61.

Die reine Theorie des Geldma,rktes.

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Berucksichtigung der augenblicklichen Verhaltnisse die Moglichkeit eines wirtschaftlichen Vorteils sehen, wenn sie Geld als Darlehen aufnehmen, um es entweder in ertragbringenden Giitern oder in irgendeiner Art von Produktion oder im Erwerb von Verbrauchsgutern anzulegen. 1 Die Nachfrage nach Darlehen steigt daher, sobald der DiskontzinsfuB (unter Beriicksichtigung der entsprechenden Abziige fiir Eiskenpramien usw.) niedriger ist als der Profit- und Zinssatz; sie fallt, sobald er hoher ist; und sie bleibt unverandert, sobald er gleich ist. Aber jedesmal, sobald der Diskontsatz vom Zins- oder vom Profitsatz abweicht, hat die Erhbhung oder Verminderung der Darlehen, die Ausdehnung oder Einschrankung der Produktionsspanne, die Kaufe und Verkaufe von ertragbringenden und Verbrauchsgutern, die daraus folgen, die Tendenz, den Diskontsatz zum Steigen oder zum Fallen und den Profitund den Zinssatz zum Fallen oder zum Steigen zu bringen, und somit die drei Satze wieder aneinander anzugleichen. Der Zustand einer ungleichgewichtigen Nachfrage nach Darlehen, der durch das Bestehen eines Unterschiedes zwischen diesen drei Satzen hervorgerufen ware, kann daher als vorubergehend betrachtet werden. Die Position, der die Nachfrage nach Darlehen zudrangt und der sie, wie immer auch ihre Anfangsposition gewesen sein mag, sich schheBlich anzugleichen bestrebt ist, ist eine Gleichgewichtslage, deren Kennzeichen die Gleichheit dieser drei Satze ist. 2

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1 Auf den ersten Blick mag es iiberfliissig erscheinen, unter die Ursachen der Nachfrage nach Darlehen und damit auch unter die Faktoren, die darin eine Veranderung hervorrufen konnen, den vorweggenommenen Erwerb von Verbrauchsgutern einzubeziehen, weil dies von geringer Bedeutung sei. Genau betrachtet ist dem aber in Wirklichkeit nicht so. Abgesehen von den ausgesprochenen Konsumdarlehen jenesTypus, die in friiheren Zeiten vorherrschend waren und heutzutage einen groBen Teil ihrer Bedeutung eingebiiBt haben, haben sich in letzter Zeit neue Darlehensformen entwickelt, die sich im Hinblick aut die sie bestimmenden Faktoren als die im Text beschriebenen erweisen. Ich spiele aul das System der Ratenkaufe an, das heute nicht bloB bei Produktions-, sondern auch bei Verbrauchsgutern gebrauchlich ist. Mit dem Erwerb von Verbrauchsgutern auf Raten nimmt der Kaufer ihren Verbrauch oder ihren Gebrauch und damit den GenuB der in ihnen enthaltenen Nutzwirkungen vorweg, er muB aber einen Preiszuschlag zahlen, der abgesehen von den auflaufenden Spesen als dem Diskontzins entsprechend angesehen werden kann. Wahrend also der Kaufer den psychischen Zins durch den verfriihten GenuB erzielt, verfallt er der Belastung durch den Geldzins (Diskont); und der Ratenkauf schlieBt jedesmal mit einem Vorteil fiir ihn ab, wenn jener hoher ist als der um die Nebenspesen vermehrte Geldzins. Daraus folgt, daB ein bestimmter Kauf, der vorteilhaft ist und daher ausgefilhrt wird, solange der DiskontzinsfuB eine bestimmte Hohe hat, nicht mehr vorteilhaft sein und daher nicht mehr ausgefiihrt werden kann, sobald sich dieser ZinsfuB hebt, geradeso wie es im Text dargestellt ist. Allerdings kann es scheinen, daB der Ratenverkauf fiir den Kaufer ein Hilfsmittel darstelle, um seinerseits die Aufnahme eines Darlehens zu vermeiden. Die Aufnahme eines Darlehens vermeidet er aber nur scheinbar, weil die Zustimmung des Verkaufers zum Zahlungsaufschub schon an und fiir sich ein verhulltes Darlehen ist, aus dem dann in Wirklichkeit ein richtiges Darlehen auf dem Geldmarkt folgt. Erzeuger oder Handler, die in groBerem AusmaB auf Raten verkaufen, miissen sich die Verkaufe von irgend einem Bankinstitut finanzieren lassen. In den Vereinigten Staaten sind zu diesem Zwecke sogar eigene Kreditinstitute entstanden. (Siehe: SELIGMAN, The Economics of installment selling, New York 1927, Bd. I, Kap. II, S. 40—51.) Je groBer also der Erwerb von Verbrauchsgutern auf Raten seitens der Verbraucher ist, um so groBer sind die Finanzierungen, die die Fabrikanten Oder Handler von den eigens geschaffenen Bankinstituten verlangen miissen, und um so groBer ist die Nachfrage nach Darlehen. Angesichts des Ratenverkaufssystems ist also der antizipierte Erwerb von Verbrauchsgutern heutzutage ein Element, das bei der Nachfrage nach Bankdarlehen nicht vernachlassigt werden darf. Eben darum tragen wir ihm im Texte Rechnung, indem wir ihn in die Theorie des Geldmarktes einfiigen. 2

,,The average rate of discount is determined by the average level of interest in my

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2. Die Produktionsvermehrung, die jedesmal eintritt, wenn der Diskontsatz niedriger ist als die beiden anderen, ruft, sobald sie eintritt, eine vermehrte Nachfrage nach Produktionsgiitern und damit eine Steigerung ihrer Preise hervor. Der erhohte Erwerb von Verbrauchsgiitern seitens der Verbraucher, der bei dieser Sachlage ebenfalls eintritt, laBt den Preis auch dieser Giiter steigen. SchlieBlich rufen die Effektenkaufe, die von Banken und Privaten zweifelsohne werden vorgenommen werden, eine Steigerung auch von deren Preisen hervor. Aus all diesen Griinden zeigen die Preise, sobald die Diskontrate unter die Profit- und Zinsenrate fallt, wenn auch in verschiedenem AusmaB und Rhythmus, die Tendenz zu steigen; und sobald diese Rate die anderen iibersteigt, aus umgekehrten Griinden die Tendenz zu fallen. Und zwar wird ihr Steigen und Fallen durch das Steigen oder Fallen des Volumens der Umlaufsmittel ermoglicht, das infolge der Ausdehnung oder Einschrankung der Bankdarlehen gleichzeitig eintritt. Doch ist das Steigen oder Fallen der Preise, das die Ausdehnung oder Einschrankung der Nachfrage nach Darlehen begleitet, von einer Angleichbewegung der Diskont-, Profit- und Zinsrate gefolgt; schlieBlich kommt es daher wieder zu ihrer Ubereinstimmung. Und in dem Augenblick, in dem diese eintritt, hort, wie wir sahen, die Nachfrage nach Darlehen auf zu steigen oder zu fallen, ebenso wie die Preise aufhoren zu steigen oder zu fallen.1 Daher ist die Gleichgewichtsposition der Nachfrage ebenso die Gleichgewichtsposition der Preise. 2

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opinion and that is determined exclusively by the profitableness of business . . . " (MARSHALL, Minutes of evidence taken before the Royal Commission on gold and silver, London 1888, Bd. I, S. 4 und 6.) 1 Die Beziehungen zwischen Diskont, Profiten und Preisen wurden zum erstenmal von THORNTON klar gesehen (s. HAYEK, Prices and production, London 1931, S. 13). Der Autor aber, der sie als erster in ihrer ganzen Breite und Tiefe untersuchte, war WICKSELL (Geldzins und Giiterpreise, Jena 1898; ders., Der Bankzins als Regulator der Warenpreise, in: Jahrbilcher der Nationalokonomie 1897, S. 258 u. ff.; ders., Influence of the rate of interest on prices, in: The Economic Journal, 1907, S. 213-—220; ders., Vorlesungen iiber Nationalokonomie, Jena, 1928, Bd. II, S. 216 u. ff.). Die im Text angestellten Erwagungen bauen auf den Ergebnissen dieses Schriftstellers auf. In ihrer weiteren Entwicklung entfernt sich aber unsere Darstellung von jener WICKSELLS. Die Untersuchung iiber die Ausbaufahigkeit seiner Theorie, wobei aber gleichzeitig die Grenzen angegeben werden, innerhalb deren sie annehmbar ist, findet sich in unserer Schrift: Le Banche e il Mercato Monetario, Rom 1912, S. 189 u. ff., deren Grundlinien auch die vorliegenden Erwagungen iiber die Nachfrage nach Darlehen nahe folgen. Die Ansicht WICKSELLS ist heute wieder zu Ehren gekommen und es besteht insbesondere in Osterreich und Deutschland eine Schule, die man eine Neu-Wicksellianische nennen konnte. Zu ihr gehoren: MISES (Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, Miinchen 1912, Teil III, Kap. V; ders., Geldstabilisierung und Konjunkturpolitik, Jena 1928), NEISSER (Der Tauschwert des Geldes, Jena 1928), H A Y E K (Geldtheorie und Konjunkturtheorie, Wien 1929; ders., Prices and Production, London 1931). Auch der Englander K E Y N E S (A Treatise on Money, London 1930, Bd. I, S. 198) nimmt im wesentlichen die WicKSELLSche These an. Entgegengesetzt eingestellt sind aber u. a.: LORIA (II valore della moneta, in: Biblioteca dell'Economista, Reihe IV, Bd. VI, S. 94), SUPINO (II mercato monetario, S. 201), GRAZIANI (Problemi speciali di valore di scambio, Neapel 1910, S. 63—73), WAGEMANN (Economic Rythm, New York 1930, S. 190) und andere. 2 Aus den Ausfuhrungen des Textes ergibt sich, daC sich die Nachfragen nach Darlehen von seiten der Verbraucher wie der Erzeuger im wesentlichen gleich gestalten, und wir haben kurz die Ursache dieser Erscheinung angegeben. Aber nachdem dieser Punkt unserer Untersuchung auBer fur die Geldmarkttheorie auch fur die Preis- und die Konsumverteilungstheorie von Bedeutung ist, halten wir es fur angezeigt, uns dabei einen Augenblick aufzuhalten, um genauer als es im Texte geschehen ist, die wesentlichen, beiden Nachfragegruppen gemeinsamen Prinzipien herauszuarbeiten. Die Produktionsguter befriedi-

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3. Nachdem die Beziehungen zwischen Diskont, Preisen und Darlehensnachfrage festgestellt sind, trachten wir nun, die Elemente, aus denen diese Nachfrage zusammengesetzt ist, zu beschreiben und sie analytisch auszudriicken. Aus diesen Untersuchungen wird sich eine Eigenschaft der Nachfrage ergeben, die von grundlegender Bedeutung ist. Die tatsachliche GroBe dieser Nachfrage unter Gleichgewichtsver-

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gen die Bedurfnisse nicht unmittelbar, sondern mittelbar durch einen Produktionsvorgang, der eine bestimmte Dauer hat. Sie haben daher stets einen ausschlieBlich zukiinftigen Nutzen (BOHM-BAWERK, The positive theory of capital, London 1891, S. 260 u. If.). Und jeder Produktionsvorgang kann, losgelost aus dem Komplex der technischen Operationen, aus denen er besteht, vom Standpunkte der Erzeuger als der Erwerb von gegenwartigen Giitern mit zukunftigem Nutzen betrachtet werden. Daraus folgt, daB ihr gegenwartiger Wert gleich ist dem zukiinftigen Werte der unmittelbaren Verbrauchsguter, die mit ihrer HilJe erzeugt werden, abziiglich einer Abzugsquote, die nach dem Grade der Hoherbewertung der gegenwartigen Nutzen gegeniiber den zukiinftigen Nutzen, also dem psychischen Zins, bemessen wird. Und nachdem dieser bekanntlich zur Anpassung an die jeweilige Zinsrate tendiert, so kann man sagen, daB der gegenwartige Wert der Produktionsgiiter gleich ist dem zukiinftigen Wert der Verbrauchsguter, vermindert um die Zinsen wahrend der ganzen Produktionsdauer. Daraus ergibt sich, daB der Wert der Produktionsgiiter nach und nach in dem MaBe, in dem der Produktionsvorgang fortschreitet und die zur Fertigstellung des Enderzeugnisses notwendige Zeit ablauft, steigt, um schlieBlich in dem Augenblick, in dem sie zur Ganze in Fertigprodukte umgewandelt sind, mit dem Wert der Fertigprodukte zusammenzufallen. Eine Folge davon ist, daB der Wert der Fertigprodukte hoher ist, als der Wert der zu ihrer Erzeugung verwendeten Produktionsgiiter (BOHM-BAWERK, a. a. O., S. 304), und daB die Verwendung von Produktionsgiitern in der Produktion tatsachlich von einer Werterhohung begleitet ist. Und eben in dieser Werterhohung, die auf die angegebenen Umstande zuriickzufuhren ist, findet die Theorie der sogenannten Produktivitat des Kapitals ihre Begriindung und ihre Berechtigung (MARSHALL, Principles of economics, London 1905, 5. Aufl., Buch II, Kap. IV, § 8, S. 8 1 ; BARONE, Principii di Economia Politica, Rom 1908, S. 36—41; PANTALEONI, Principii di Economia Pura, Florenz 1894, S. 301; CLARK, The distribution of wealth, New York 1908, S. 135 und 186; CLARK, Essentials of economic theory, New York 1907, S. 146; TAUSSIG, Principles of economics, New York 1911, Bd. II, S. II u. ff.) unddeshalb ist auch diese Theorie mit der Theorie der Hoherbewertung der gegenwartigen Gilter gegeniiber den zukiinftigen vereinbarlich.

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Fur sich allein betrachtet, bedarf jedes Produktionsgut je nach der Natur des Produktionsprozesses einer verschieden langen Zeit um sich in ein Fertigprodukt zu verwandeln. Die Gesamtabzugsquote, die vom Wert des Fertigproduktes abgezogen wird, um daraus den Wert des Produktionsgutes zu erhalten, ist daher bei jedem Gut verschieden. Verschieden ist daher auch die Quote, um die sich insgesamt dieser Wert bei der Umwandlung in das Fertigprodukt an den Wert des Fertigproduktes annahert. Die Werterhohung erfolgt jedoch, wie tamer die Natur des Gutes und die absolute GroBe der gesamten Quote sei, schrittweise, und wahrend einer Zeiteinheit erfolgt sie fur samtliche Produktionsgiiter in den selben Proportionen, das heiBt in dem AusmaBe der Profitrate oder, was das gleiche ist, im Gleichgewichtsverhaltnis mit der Zinsrate. Wenn wir daher von den technischen Verschiedenheiten der einzelnen Produktionsgiiter absehen, um nur ihre gemeinsamen Wesensmerkmale festzustellen, so konnen wir diese als eine Menge gleichartiger Guter ansehen, deren Gesamtwert in einem MaBe, das der Zinsrate entspricht, eine allmahliche Erhohung erfahrt. Diese Wertsteigerung bildet eben den Gewinn desjenigen, der diese Guter in der Produktion verwendet. Die Produktionsgiiter konnen so, auf den gemeinsamen Nenner einer Menge gegenwartiger, mit zukunftigem Nutzen begabter Giiter gebracht, alle zusammen als eine Gutermasse betrachtet werden, welche zugunsten des sie Verwendenden einen Profit ergeben, der in seiner relativen Hohe gleich der Zinsrate ist. All dies vorausgeschickt, tritt die Ahnlichkeit der Produktions- mit den Verbrauchsgiitern klar zu Tage, ebenso wie die Ursache fur das analoge Verhalten der beiden Gutergruppen gegeniiber den Veranderungen des Diskontsatzes. Denn die Verbrauchsguter, die mit gegenwartigem Nutzen begabt sind, konnen unmittelbar zur Befriedigung unserer Bedurfnisse verwendet werden. Aber ihr Gebrauch kann — wenigstens so weit sie nicht verderblich sind — auch aufgeschoben werden. Sie k6nnen daher unterschiedslos zur Befriedigung gegenwartiger wie zukiinftiger Bedurfnisse verwendet werden. Der unbedingte Hedonist strebt danach, sie zwischen gegenwartigen und zukiinftigen Bediirmissen so zu verteilen, daB sich daraus der hochste Nutzen ergebe, und zwar erreicht er dies durch eine Verteilung, bei der die gegenwartigen und zukiinftigen Grenznutzen der verschiedenen Giiter gleich. sind, wobei samtliche Giiter auf den gemeinsamen Nenner des gegenwartigen Nutzens ge bracht werden milssen. Wenn er aber diese Verteilung vornehmen will, muB er samtliche

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haltnissen hangt vor allem von dem Gesamtgeldbedarf ab, der sich aus einem bestimmten Umsatzvolumen und einer bestimmten Preishohe ergibt. Firr einen Teil dieses Bedarfes sorgt vor allem der erste Teil (M) der Umlaufsmittel; aber auBerdem sorgt dafur, unabhangig von Darlehensoperationen, derjenige Teil von Mv der durch die unmittelbaren Bankinvestitionen geschaffen wurde. Die Kfachfrage nach Gelddarlehen

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Gewinn- und Kostenelemente, die sich aul den sofortigen bzw. auf den aufgeschobenen Giiterverbrauch beziehen, berucksichtigen. Der sofortige Verbrauch verschafft dem Verbraucher im Vergleich zum aulgeschobenen Verbrauch einen durch seinen psychischen Zins ausgedriickten zusatzlichen Nutzen; er erlegt ihm aber auch Kosten auf. Denn entweder besitzt der Verbraucher, der seinen gegenwartigen Verbrauch ausdehnen will, schon die notigen Mittel dazu, oder er besitzt sie noch nicht. Im ersten Falle verliert er durch den sofortigen Erwerb und Verbrauch der Giiter den Profit, den er hatte erzielen konnen, wenn er die verfugbaren Geldmengen bis zum Augenblick des zukunftigen Verbrauchs als Darlehen verwendet hatte. Und zwar bemiBt sich dieser Gewinn nach dem Diskontsatz. Im zweiten Falle muB der Verbraucher, um sofort verbrauchen zu konnen, ein Darlehen aufnehmen und dafiir den Diskontsatz zahlen. DerDiskont nimmt im ersten Falle den Charakterdes ,.lucrum cessans", im zweiten Fall den des ,.damnum emergens" an. In beiden Fallen jedoch bildet er ein Kostenelement, das mit dem gegenwartigen Verbrauch verbunden ist. Im Vergleich zum kiinftigen Verbrauch verschafft also der gegenwartige Verbrauch dem Verbraucher zwar einen Nutzen, der durch den psychischen Zins ausgedriickt wird, er geht aber mit Kosten einher, die durch den Diskontsatz ausgedriickt werden. Und unter sonst gleichen Bedingungen hangt die Verteilung der Verbrauchsgiiter auf die gegenwartigen und zukunftigen Bedurfnisse von dem Verhaltnis zwischen diesen Kosten und diesem Nutzen ab. Auf die Dauer strebt das psychische Interesse der Verbraucher wie gesagt dazu, sich dem ZinsfuB des Marktes anzugleichen. Sooft also unter sonst gleichen Bedingungen der Gewinn, das heiBt der ZinsfuB, gleich ist dem Diskontsatz, besteht ein vollstandiger Gleichgewichtszustand in der Verteilung des gegenwartigen und des zukunftigen Verbrauchs der Gesellschaft. Sooft der Diskontsatz unter den ZinsfuB fallt, entsteht fur die Verbraucher der Anreiz, ihren gegenwartigen Verbrauch auf Kosten des zukunftigen auszudehnen, indem sie entweder die verfiigbaren Betrage sofort ausgeben oder in deren Ermanglung zum sofortigen Erwerb von Verbrauchsgiltern ein Darlehen aufnehmen. Sooft der Diskontsatz tiber den ZinsfuB hinausgeht, entsteht fur die Verbraucher der Anreiz, den gegenwartigen Verbrauch zugunsten des zukunftigen einzuschranken, indem sie Verbrauchsgiiter verkaufen und den Erlos als Darlehen geben. Aber die Kaufe des einen und die Verkaufe des anderen Falles haben die Wirkung, die Preise zum Steigen, bzw. zum Fallen zu bringen. Die Preise der Verbrauchsgiiter zeigen daher ebenso wie diejenigen der Produktionsguter die Tendenz, unter sonst gleichen Bedingungen konstant zu bleiben, sobald Diskont und Zins ubereinstimmen; zu steigen, sobald der Diskont niedriger ist als der Zins; zu fallen, sobald er hoher ist. Und sie steigen oder fallen solange weiter, bis die Spannungen zwischen den beiden Satzen verschwunden sind. So regelt das Prinzip, das, wie wir sahen, die Beziehungen zwischen Preisen, Diskont und Zins bei den Produktionsgutern regelt, ebenso die Preise der Verbrauchsgiiter. Dieses Prinzip wurde zum erstenmal von WICKSELL genau untersucht, aber von ihm nicht geniigend entwickelt; es wurde sodann vom Verfasser in dem Buch tiber die Banken und den Geldmarkt breit ausgefiihrt, jedoch stets nur in bezug auf die Produktionsmittel; aber erst jetzt stellt sich heraus, daB dieses Prinzip von viel grbBerer Ausdehnung und Bedeutung ist, ja es entpuppt sich als ein geradezu allgemeines Prinzip, welchem alle Giiterkategorien gehorchen. FISHER behauptet in seinen Werken (The rate of interest, S. 325 u. ff.; Elementary principles usw., S. 406), daB jeder Preis implicite einen ZinsfuB enthalt. Diese Behauptung erscheint uns aber nunmehr unvollstandig. Der ZinsfuB gehort ohne Zweifel zu der Bildung der individuellen Preise, da er ein Element ist, mit dessen Hilfe man aus dem zukunftigen Preis der Konsumguter den gegenwartigen Preis der Produktionsguter ableiten kann. Aber iiberdies spielt er auch bei der Bildung des allgemeinen Preisniveaus eine Rolle. Angesichts der alternativen Verteilbarkeit der Giiter auf gegenwartige und zuktinftige Bedurfnisse spielt der Zins- wie der Diskontsatz bei der Bildung der allgemeinen Preise eine Rolle, der eine als Profitelement, der andere als Kostenelement des gegenwartigen Gutergebrauchs im Vergleich zum zukunftigen. Jeder Preis ist daher, selbst wenn er ganz losgelost und allein steht, das Ergebnis des Zusammenwirkens einer Unzahl von Faktoren, unter denen der Zinsund Diskontsatz zu den allergewichtigsten gehoren. (Beziiglich einer breiten und umfassenden Darstellung der in dieser Anmerkung dargestellten Prinzipien vgl. den Aufsatz des Verf.: „La teoria del mercato monetario" in dem Giornale degli Economisti, Marz 1913.)

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ist daher gleioh dem gesamten Geldbedarf abziiglich: 1. des ersten Teiles (M) der Umlaufsmittel; 2. derjenigen Umlaufsmittel, die dureh Bankinvestitionen geschaffen wurden (also: Te Pt + Td Pt), wobei bezuglich beider und beziiglich der verbleibenden Umlaufsmittel auf die verschiedenen Umlaufsgeschwindigkeiten Riicksicht genommen werden muB. 1 Bezeichnen wir mit Q (Quanlita) die Gesamtgutermengen jeder Art, die in einem Lande zu einem bestimmten Zeitraum ausgetauscht werden; mit P ihren Preis, mit V die Umlaufsgeschwindigkeit von M, die zu dem bezeichneten Zeitraum festgestellt wurde ;2 mit Vt die Umlaufsgeschwindigkeit der durch die Bankinvestitionen geschaffenen Umlaufsmittel; mit F 2 die Umlaufsgeschwindigkeit der uhrigbleibenden Umlaufsmittel; 3 mit D die Nachfrage nach Darlehen: dann konnen wir schreiben: _ Q • P-IM

. V + (T. Pt + Td Pt) V,]

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Haben wir den analytischen Ausdruck der Darlehensnachfrage gefunden, so sehen wir nun, wie sich diese unter der Hypothese verhalt, da8 sich erstens das eine oder das andere der sie konstituierenden Elemente verandere; und zweitens das Angebot von Darlehen verandere. Wenn unter sonst gleichen Umstanden die Menge der ausgetauschten Guter, d. h. Q, anwachst, so wachst zunachst die Darlehensnachfrage an; aber die Steigerung des Diskontsatzes, die daraus folgt, wird die Nachfrage wieder zur Einschrankung zwingen. Da aber Q gestiegen ist, kann die Darlehensnachfrage, welche voriibergehenden Storungserscheinungen, auch immer auftreten mogen, nur als Folge einer Preissenkung endgiiltig sinken. Die Preise werden daher in dem MaBe sinken, das notwendig ist, um die Darlehensnachfrage auf ihren urspriinglichen Umfang zuriickzubringen und die Ubereinstimmung zwischen Profit, Diskontsatz und ZinsfuB wiederherzustellen. Das Analoge gilt aus entsprechenden Griinden, wenn sich M, V, Vlt V2 usw. verandern. Jegliche Veranderung in der Nachfrage, die einer Veranderung einer ihrer inneren Faktoren entSiehe oben, Kap. I, § 6. Auf Grand der Bedeutung, welche wir ihm im Texte verliehen, stellt das Symbol Q etwas mehr dar als einlach die Summe der umlaufenden Giiter. Da es die Menge der ausgetauschten Guter veranschaulicht, schlieBt es ein und dasselbe Gut so oftmal ein, als es in dem betrachteten Zeitraum getauscht wurde; Q bedeutet daher das, was man gemeiniglich den Umsatz nennt. 3 Wir bezeichnen die Umlaufsgeschwindigkeit der verschiedenen Teile des Umlauts mit verschiedenen Symbolen, weil sie hochstwahrscheinlich bei jedem einzelnen Teil verschieden sein wird. Die verschiedenen Sorten von Umlaufsmitteln (Metallgeld, Noten, Schecks) haben, jede fur sich betrachtet, eine bestimmte Umlaufsgeschwindigkeit. M ist aber aus Metallgeld, Noten und deposit currency zusammengesetzt. Seine mittlere Umlaufsgeschwindigkeit ist daher gleich dem gewogenen Mittelwert der Umlaufsgeschwindigkeiten der drei Sorten von Umlaufsmitteln. Der zweite Teil der Zirkulation, namlich Mlt besteht hingegen nur aus Noten und deposit currency, seine Umlaufsgeschwindigkeit ist daher von jener des M verschieden. Nur in Landern mit gold exchange standard ist sie gleich der von M, weil in diesen auch M nur aus Noten und deposit currency zusammengesetzt ist. Dieser zweite Teil wird aber, wie wir sahen, seinerseits in zwei Teile untergeteilt, in einen aus Investitions- und in einen anderen aus Darlehensoperationen stammenden. Alle beiden Teile bestehen aus Noten und deposit currency, aber nicht notwendigerweise in den gleichen Proportionen; denn diese Proportionen hangen vom Investitionsumfang der Notenbanken im Verhaltnis zu dem Investitionsumfang der Emissionsbanken ab. Auch die Umlaufsgeschwindigkeiten dieser beiden Teile sind daher hochstwahrscheinlich voneinander verschieden und eben deshalb war es notwendig, sie mit verschiedenen Symbolen zu bezeichnen. a

Beitrage zur Geldtheorie.

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springt, wird daher zuletzt wenigstens teilweise durch eine entgegengesetzte Veranderung der Preise korrigiert und ausgeglichen. Die Preise stellen demnach ein passives Element der Nachfrage dar, d. h. ein Element, das sich als Eunktion aller anderen Elemente ergibt. Und wegen dieses passiven Verhaltens der Preise verandert sich die Darlehensnachfrage nicht in dem Umfang, in dem sich mengenmaBig ihre anderen konstituierenden Elemente verandern. Anders ist es, wenn sich hingegen das Darlehensangebot andert. Denn wenn dieses fallt, steigt der Diskontsatz, die Produktionsspanne wird wenigstens zeitweilig enger und die Anlagen des Publikums in Wertpapieren nehmen ab. Die Darlehensnachfrage geht zeitweilig zuriick, der Umlauf nimmt ab und die Preise sinken; und zwar werden sie, welche voriibergehenden Storungen auch immer auftreten mogen, zuletzt um soviel sinken, als notwendig ist, um die Ubereinstimmung zwischen dem Diskontsatz und den beiden anderen Satzen wiederherzustellen, das heiBt, die Darlehensnachfrage in die Grenzen des nunmehr verringerten Angebots einzuschranken. Firr den Fall der Erhohung des Angebote tritt eine inverse Veranderung ein. Daher muB die Darlehensnachfrage, die sich, wie wir sahen, bei Veranderungen ihrer inneren Faktoren auf die Dauer nicht verandern kann, bei Veranderungen des Angebots Veranderungen erfahren. Aus alledem erhellt folgende wesentliche Eigenschaft dieser Nachfrage: daB sie weit davon entfernt ist, einen aktiven Faktor dea Geldmarktes darzustellen, der mit Eigenbewegung begabt ist, sondern vielmehr gewohnlich ein passiver Faktor ist, der sich in seiner Ausdehnung und Zusammenziehung der Ausdehnung und Zusammenziehung des Darlehensangebots anpaBt. In den Fallen jedoch, in denen sich das Angebot andert und eine analoge Anderung der Nachfrage nach sich zieht, wird diese wenigstens teilweise infolge einer gleichgerichteten Anderung der Preise modifiziert. Auch in diesen Fallen stellen also die Preise das passive Element dar, die einer Modifizierung unterliegen, um den Ausgleich zwischen Darlehensnachfrage und -angebot wiederherzustellen. Aus alledem geht hervor, daB die Preise nicht nur eine Funktion der inneren Faktoren der Nachfrage, sondern auch jener des Angebots sind, also kurz aller Faktoren des monetaren Gleichgewichts. Es besteht also in jedem Augenblick ein bestimmtes Preisniveau, das sich mittels des Geldmarktes als Funktion des Darlehensangebotes, der Zins- und Profitrate, der Menge der ausgetauschten Guter, der Menge der verfiigbaren Umlaufsmittel und der Umlaufsgeschwindigkeit der verschiedenen Arten von Umlaufsmitteln stabilisiert, und das aufrecht bleibt, solange alle diese Faktoren unverandert bleiben. Jede Veranderung auch nur eines von ihnen, die nicht irgendwie ausgeglichen wird, stort das Gleichgewicht zwischen Darlehensnachfrage und -angebot, verandert dadurch den Diskontsatz und ruft eine Angleichung der Darlehensnachfrage mittels einer Veranderung des Preisniveaus hervor. Und so verschieben sich durch die mittelbare Einwirkung der Bewegungen des Diskontsatzes — die selbst die Zusammenfassung und das Ergebnis der Bewegungen der verschiedenen Faktoren-

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des Geldgleichgewichts sind — die Preise bei jeder Veranderung der Faktoren des Geldgleichgewichts, ixnd durch diese Verschiebung gelangen sie von einer alten zu einer neuen Gleichgewichtsposition. 4. Die Nachfrage nach Darlehen, die in den stabilen Gleichgewichtspositionen des Marktes, wie wir sahen, ein passives Element bikiet, wird aber in zwei Fallen zu einem aktiven Element, das mit Eigenbewegung begabt und daher imstande ist, den Markt von seiner urspriinglichen Position zu verschieben und durch einige Zeit verschoben zu halten, und zwar: 1. in den Ubergangsperioden des Marktes von einer stabilen Gleichgewichtsperiode in eine andere, sofern dieser Ubergang vorausgesehen wird; und 2. im Falle voriibergehenden Storungen. In den Ubergangsperioden werden, sobald man voraussieht, da8 sich der Markt innerhalb einer bestimmten Zeit infolge irgendeiner Storung von seiner Gleichgewichtslage verschieben miisse, und dadurch unvermeidlich eine dementsprechende Verschiebung der Preise verursachen miisse, diese dazu tendieren, sich soweit als moglich wenigstens zum Teil sofort zu verschieben; sie werden also sofort steigen, wenn die Spekulanten ihre Steigerung, und sofort fallen, wenn die Spekulanten ihr Fallen fur wahrscheinlich halten. I n dem ersten Falle steigt aber infolge der sofortigen Preissteigerung die Nachfrage nach Darlehen. Uberdies steigt in Zeiten wachsender Preise, wie die Erfahrung lehrt, der Faktor Q; auch dies tragt dazu bei, da8 die Nachfrage nach Darlehen wachse. Im zweiten Falle geschieht das Umgekehrte. Wird also eine Storung des Geldmarktes vorausgesehen, die innerhalb einer bestimmten Zeit eine Veranderung der Preise herbeifuhren muB, so verandert sich die Nachfrage nach Darlehen sofort. Da sie sich aber sofort, also ehe noch die Storung eintritt, verandert, zwingt sie auch das Angebot dazu, sich entsprechend zu verandern, und zwingt den Geldmarkt dazu, sich von der stabilen Anfangs-Gleichgewichtslage zu verschieben und durch eine gewisse Zeit in einem Spannungs- oder aber Depressionszustand zu verbleiben, je nachdem, ob die vorweggenommene Preisbewegung in dem einen oder in dem anderen Sinne erfolgt. I n diesem Falle ist es daher nicht das Angebot, das die Nachfrage zu einer Veranderung drangt, sondern vielmehr die Nachfrage, die mit ihr en Veranderungen das Angebot zu einer Veranderung drangt. Und diese abnormale Lage halt so lange an, bis die erwartete, zum Teil bereits vorweggenommene Geldstorung eintritt und die neuen Preise schlieBlich den neuen Geldverhaltnissen entsprechen. 5. Die vorubergehenden Storungen fiihren zu verwickelteren Situationen. Treten Storungen des Geldmarktes ein, die die Darlehensnachfrage oder das Darlehensangebot oder beides zu verandern tendieren, so hort der Ausgleich zwischen diesem und jener auf, die Zinsrate entfernt sich von dem Profit- und Diskontsatz, die Darlehensnachfrage verandert sich noch mehr und die Preise verschieben sich. Da aber die Storung vorubergehend ist, endigt es damit, daB nach langerer oder kiirzerer Zeit der Geldmarkt und das Preisniveau wieder zu ihrer urspriinglichen Lage zuriickkehren. Das bedeutet, daB das anfangliche Preisniveau P 2*

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nicht bloB ein vergangenes, sondern auch ein zukiinftiges Preisniveau ist. Nun streben die gegenwartigen Preise danach, sich den zukiinftigen so anzugleichen, daB sie diesen gegeniiber indifferent werden. Und zwar wird ihr Indifferenzverhaltnis von folgenden Bedingungen bestimmt: Die Produktionsgiiter, die mittels Kredit zu Produktionszwecken erworben werden, unterliegen wahrend des Produktionsverfahrens, in dem sie verwendet werden, einer allmahlichen Wertsteigerung, die der Profitrate entspricbt. 1 Anderseits haben die Verbrauchsgiiter, die die Verbraucber mittels Kredit fur ihren unmittelbaren Verbrauch erwerben, wie wir saben, einen hoheren Wert als die namlichen, erst nacb einer bestimmten Zeit verfiigbaren Giiter, und zwar ist dieser Wert urn so viel hoher, als es ibrem psychischen Zins entspricbt, der aus den bekannten Griinden schlieBlich bei alien zu einer Angleicbung an den ZinsfuB des Marktes tendiert. 2 Die ertragbringenden Giiter schneBlich, die ebenfalls mittels Kredit erworben werden, geben einen Ertrag, der sich ebenfalls nacb dem ZinsfuB bemiBt. Daher muB derjenige, welcber auf Kredit gegenwartige Produktions-, Verbrauchs- oder ertragbringende Giiter unter Zugrundelegung der erwarteten Zukunftspreise kauft, einerseits den Diskontsatz, den er bezablen muB, beriicksichtigen und anderseits den (psycbiscben oder Geld-) Zins oder den Profit, den er erzielt, abzieben. Die gegenwartigen Preise sind also gleicb den zukiinftigen vermindert um den Diskont und vermebrt um den Profit oder den Zins. Wenn wir mit P die zukiinftigen Preise, mit P x die gegenwartigen Preise, mit s den Diskontsatz, mit i die Zins- und Profitrate, die in Gleichgewichtsverhaltnissen miteinander ubereinstimmen, und mit t die Wartezeit bezeicbnen, so ist: (1 + i)t

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Aus diesem Ausdruck gebt bervor, daB die gegenwartigen Preise gleich den zukiinftigen sind, wenn die Diskontrate gleicb der Zinsrate ist; daB die gegenwartigen Preise boher sind als die zukiinftigen, wenn sie niedriger, und daB die gegenwartigen Preise niedriger sind als die zukiinftigen, wenn sie hoher ist. Der Markt kann also zweierlei Wege einscblagen, um voriibergehende Storungen zu uberwinden. Entweder gleicben sich die Preise sofort und zur Odnze den Geldverhaltnissen des Augenbbcks an, und in diesem Falle geht der Markt ohneweiters, wenn auch nur voriibergehend, auf eine neue Gleichgewichtsposition iiber. Oder es behalten die Preise das bisherige Niveau, das nunmehr ihr zukiinftiges Niveau wird, und stabilisieren sich auf Grund des angegebenen Indifferenzgesetzes; und in diesem Palle verschiebt sich zwar der Markt von seiner urspriinglichen stabilen Gleicbgewichtslage, ohne aber die 1 , .Although nature does not of herself yield a fixed surplus above cost, which may be called interest, she offers a series of such opportunities of getting a surplus, of which opportunities man takes advantage, and with respect to which he adjusts his efforts to his returns until the surplus yielded corresponds to his subjective preference for present over future goods . . ." (FISHER, The rate of interest, New York 1907, S. 52.) 2 Siehe oben § 1 dieses Kapitels.

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den augenblicklichen Verhaltnissen entsprechende zu erreichen, und fixiert sich daher fur die ganze Dauer der Stoning in einer dazwischenIwgenden vorubergehenden Gleichgewichtslage, in der der Diskontsatz hoher oder niedriger bleibt als die Profit- und Zinsrate. Von diesen zwei Wegen wird der Markt aus ZweckmaBigkeitsgriinden denjenigen wahlen, dem eine geringere Preisverschiebung entspricht. Tritt also eine geringere Verschiebung ein, wenn der Markt sofort zu den Verhaltnissen, die der augenblicklichen Gleichgewichtslage entsprechen, iibergeht, so wird es zu diesem Ubergang kommen; tritt sie hingegen ein, wenn der Markt zu einer vorubergehenden Gleichgewichtslage iibergeht, so wird das bisherige Preisniveau die Grundlage der gegenwartigen Preise bleiben. Und zwar gilt dies naturlich sowohl fiir den Pall voriibergehender Storungen, die zur Verursachung von Preissteigerungen, wie von solchen, die zur Verursachung von Preissenkungen tendieren. Wenn wir das anfangliche Niveau, zu welchem die Preise in der Zeit t zuruckzukehren streben, weiterhin mit P bezeichnen, und mit P 2 dasjenige Preisniveau, das den aus der Geldstorung hervorgehenden Gleichgewichtsbedingungen entspricht, so wird die Geldstorung einfach eine Verschiebung des anfanglichen Preisniveaus herbeifiihren und nicht den sofortigen Ubergang der Preise zu dem neuen Gleichgewichtsniveau P2, sobald im Falle einer vorubergehenden Geldspannung

ist; und sobald im Falle eines vorubergehenden Geldabzuges pd+*)< P

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ist. Im ersten Falle halten sie, wie man sieht, an einem Niveau fest, das hoher ist als jenes, das dem augenblicklichen Ausgleich des Marktes entsprache, und im zweiten Falle an einem, das niedriger ist als jenes. Und das Festhalten der Preise an einem hoheren oder an einem niedrigeren Niveau zwingt die Darlehensnachfrage im ersten Fall zu einem Umfang, der groBer, und im zweiten Fall zu einem Umfang, der geringer ist, als es dem augenblicklichen Gleichgewicht entsprache; das fiihrt zu dem Ergebnis, daB der Markt in einem Zustand der Anspannung oder der Depression erhalten wird, ohne daB dieser abnormale Umstand die Naehfrage beeinflussen wurde. Auch in diesen Fallen ist also die Nachfrage nach Darlehen kein passives Element des Geldmarktes, sondern wird zu einem aktiven Element, das durch seinen Druck auf das Angebot dieses zu einer Anpassung oder Angleichung an die Nachfrage zwingt. 1 1 Aus diesen Erwagungen ergibt sich klar ein erster wesentlicher Unterschied zwischen der WicKSEixschen und unserer Theorie; denn wahrend WICKSELL behauptet, daB die Preise zu der Anderung tendieren, sooft der Diskontsatz von der Zinsrate abweicht (The influence of the rate of interest on prices, in: The Economic Journal, Juni 1907, S. 213 u. ff.) geht aus unseren Untersuchungen hervor, daB es Falle gibt, in denen sich die Preise auch trotz bestehender Unterschiede zwischen der Diskont-, der Profit- und der Zinsrate eine gewisse Zeit hindurch unverandert erhalten konnen. H A Y E K hat kurzlich einen anderen Fall klargelegt, in dem die WicKSELLsche Theorie nicht zutrifft, namlich den Fall einer fortschreitenden Wirtschaft. In einer solchen Wirt_

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Gelegentlich jeder voriibergehenden Storung des Marktes bildet sich also eine Zone, innerhalb deren sich die Preise provisorisch regeln konnen. Diese Zone ist begrenzt auf der einen Seite durch das anfangliche Preisniveau, auf der anderen Seite durch das stabile Gleichgewichtsniveau, welches den augenblicklichen Verhaltnissen entspricht. Wenn die gegenwartigen Preise, die den erwarteten zukiinftigen Preisen entsprechen, in diese Zone fallen, dann kommt es zu der provisorischen Regelung; andernfalls verschieben sie sich sofort zum neuen Gleichgewichtsniveau. Im Falle einer voriibergehenden Geldanspannung liegt die Zone der provisorischen Preisregelung unter ihrem Anfangsniveau, im Falle eines voriibergehenden Geldabzuges liegt sie dariiber, und die Breite der beiden Zonen hangt von der GroBe und der voraussichtlichen Dauer der Storung ab. Innerhalb der Grenzen dieser beiden Zonen iibt das anfangliche stabile Gleichgewichtsniveau der Preise eine Anziehungskraft auf die gegenwartigen Preise aus, wobei es sie in seinem Umkreise halt und sie hindert, sich nach dem Preisniveau, das den Bedingungen des augenblicklichen Ausgleichs entsprache, zu richten. Und deshalb bedeuten innerhalb der beiden angegebenen Zonen die Preisverschiebungen, die gelegentlich voriibergehender Geldstorungen eintreten, keine endgiiltigen Verschiebungen zugunsten neuer Gleichgewichtspositionen, sondern vielmehr zeitweilige Abweichungen von dem bestehenden Preisniveau. 1

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schaft tendiert der Geschaftsumfang sich auszudehnen und die Preise konnten hier nur dann unverandert bleiben, wenn der Geldumlaut vermehrt wurde. Wenn jedoch die beiden Zinssatze gleich sind, so kann nach WICKSELLS Theorie keine Veranderung des Geldumlaufes erfolgen und die Preise werden nicht unverandert bleiben, sondern fallen. In einer fortschreitenden Wirtschaft miiBte daher, damit die Preise unverandert bleiben, der Marktzins dauernd unter dem natiirlichen Zins stehen. Das kann jedoch nicht geschehen, weil bei einem solchen Zinssatz die Nachfrage nach Darlehen das Angebot iibersteigen miiBte. Prof. HAYEK kommt daher zu der SchluBfolgerung, daB WICKSELLS Theorie fiir eine fortschreitende Wirtschaft nicht zutrifft. (HAYEK, Geldtheorie und Konjunkturtheorie, Wien 1929, S. 60, HAYEK, Prices and Production, London 1931, S. 23/24, HAYEK, Preise und Produktion, Wien 1931, S. 25 u. ff.) Ein in gewisser Hinsicht analoger Fall wird von uns weiter unten gelegentlich der sekularen Storungen des Geldmarktes untersucht (siehe 4. Kapitel, § 4). 1 Die Falle, welche in den beiden letzten Paragraphen behandelt wurden, sind fiir die Geld- und Kredittheorie von grundlegender Bedeutung, weil sich die Preise dort auf eine andere Weise bilden, als die herrschende Lehre angibt. In dem Falle einer dauernden Storung, die genau vorausgesehen sei, verschieben sich die Preise wahrend der tlbergangszeit aus eigenem Antrieb, noch ehe die Storung eintritt, d. h. noch ehe die Veranderung des Umlaufsvolumens, in der die Storung besteht, stattfindet. Im Falle voriibergehender Storungen verandern sich die Preise nicht in dem AusmaB, das der GroBe der Storungen entsprache, sondern in einem kleineren AusmaB und bleiben an der Grenze stehen, die den in den beiden angegebenen Zonen enthaltenen Indifferenzpreisen entspricht. In beiden Fallen ist es nicht die Menge der verfugbaren Umlaufsmittel, sondern es sind die Preise, welche, um an der Indifferenzgrenze, von der sie sich angezogen fuhlen, stehen bleiben zu konnen, einen Druck auf den Geldmarkt ausiiben, um das Umlaufsvolumen soweit zu verandern, daB sie sich auf dieser Grenze halten konnen. In diesen beiden Fallen funktioniert also das Quantitatsprinzip nicht mehr und es tritt an seiner Stelle das entgegengesetzte Prinzip in Erscheinung. Schon FISHER wies in seinem Werke nach, daB ,,the quantity theory will not hold true strictly during transition periods" (The purchasing power of money, New York 1916, S. 161). Also auch er erkannte an, daB Ausnahmen von der Quantitatstheorie bestehen. Die Ausnahmen wurden jedoch von ihm nicht alle eingesehen und nicht in der gebotenen Ausfiihrlichkeit untersucht. Dieser Punkt, der von FISHER und den anderen Anhangern der Quantitatstheorie zu gutem Teil in Dunkel belassen wurde, soil durch die Ausfiihrungen des vorliegenden Kapitels geklart werden. Hiemit sind also die Falle, in denen jenes Prinzip Anwendung findet, und die Falle, in denen es keine Anwendung findet, herausgearbeitet. Anwendung findet es niimlich in den stabilen Gleichgewichtspositionen des Marktes; keine

Die reine Theorie des Geldmarktes.

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6. Nachdem wir die Gesetze der Gesamtnachfrage nach Darlehen festgestellt haben, wollen wir diese nun in ihre einzelnen Teile zerlegen, um jeden fur sich zu betrachten. Die verschiedenen Wirtschaften, die auf dem Geldmarkte Darlehen begehren, beschaftigen sich. entweder mit der Erzeugung, der Verteilung und dem Verbrauch der eigentlichen wirtschaftlichen Giiter oder mit der Schaffung und Verteilung von Effekten, die Kapital darstellen, also der offentlichen Wertpapiere. Die Gesamtnachfrage nach Darlehen kann daher, grob gesagt, aus zwei groBen Nachfragekategorien zusammengesetzt vorgestellt werden; aus der Nachfrage, die von dem Oiltermarkt stammt, und aus der Nachfrage, die von dem WertpapiermarJct stammt. In bezug auf die drei von PARETO 1 betrachteten Produktions- (Guterumwandlungs-) Formen umfaBt die erste Kategorie: 1. die Darlehensnachfrage seitens der Agrarier, Industriellen, Bergwerksbesitzer, also der Produzenten im engeren Sinne; 2. jene der Handler; 3. jene der Warenspekulanten. Es enthalt aber iiberdies: 4. die Nachfrage nach Darlehen seitens der Verbraucher. Die zweite Kategorie enthalt die Nachfragen nach Darlehen seitens derjenigen, welche mit Wertpapieren spekulieren. Wenn wir nun zur Untersuchung der ersten Kategorie iibergehen, wollen wir uns nicht wieder bei den Nachfragen der Verbraucher aufhalten, weil wir uns mit diesen bereits eingehend auseinandergesetzt haben. 2 Wir wollen uns also bloB mit den drei anderen Nachfragegruppen beschaftigen. Industrielle, Agrarier und Bergwerksbesitzer erwerben Produktionsgiiter und personliche Leistungen, um beide fiir die Erzeugung anderer Giiter zu verwenden, und greifen insoweit zu Bankkrediten, als ihnen die eigenen Mittel, um dies durchzufiihren, fehlen. Sie steigern, wie wir sahen, die Nachfrage nach Darlehen, sobald die Profitrate hoher ist als der Diskontsatz, sie senken sie im umgekehrten Falle. Bei Gleich gewichtspositionen ist also die Darlehensnachfrage dieser Gruppe von Darlehensnehmern gleich dem Betrage, der fiir sie notwendig ist, um die Spanne der verschiedenen Produktionen so weit auszudehnen, bis der Profitsatz mit dem Diskontsatz zusammenfalle. Zu Veranderungen dieser Nachfragekategorie infolge anfanglichen Auseinanderfallens der beiden Raten, kann es dann kommen, wenn sich der eine oder der andere oder beide Satze verandern; und zwar ist es dabei gleichgiiltig, ob der eine von ihnen hoher oder niedriger ist als die andere. Eine positive Verschiedenheit zwischen Profit und Diskont hangt ausschlieBlich von ersterem ab, wenn der Diskontsatz normal (d. h. gleich dem ZinsfuB) und der Profit hoher als der Diskontsatz ist. Dies tritt immer dann ein, Anwendung findet es hingegen: 1. in den Ubergangsperioden aus einer Gleichgewichtspositlon zu einer anderen; 2. in den Fallen vorilbergehender Geldstorungen, d. h. im wesentlichen unter dynamischen Marktverhaltnissen. Man kann daher den SchluC Ziehen, daB die Quantitatstheorie die ausschlieBlich statische Geldtheorie ist. (Bezilglich einer ausfiihrlicheren Behandlung dieses Punktes siehe unseren Aufsatz: Le Banche e il Mercato Monetario, Rom 1912, S. 205 u. fl.) Zu ahnlichen Schlilssen gelangte kiirzlich W. C. MITCHELL, Business cycles, New York 1927, S. 128 u. If. 1 PARETO, Cours d'economie politique, Lausanne 1896, Bd. I, S. 19 u. ff. Manuel d'economie politique, Paris, Kap. I l l , § 72, S. 175/76. 2 Siehe oben § 1 des Textes und die ausliihrliche Anmerkung zu § 2 dieses Kapitels.

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wenn infolge erhohter Bediirfnisse der Allgemeinheit oder aus anderen Grlinden der Preis der Verbrauchsgiiter im Vergleieh zu jenem der Produktionsgiiter, oder der Preis der Produktionsgiiter niederer Ordntmg im Vergleich zu denen entfernterer Ordnung auBerordentlich gestiegen ist. Diese Lage ist iiberdies charakteristisch fur die aufsteigende Phase der Produktionszyklen. 1 Eine aussehlieBlich auf der Prof ithohe beruhende positive Verschiedenheit zwischen Profit und Diskont tritt immer dann ein, wenn der Profitsatz normal und der Diskontsatz aus ausschlieBlich monetaren Griinden (z. B. infolge Einfuhr von Edelmetallen) niedriger ist. 2 Eine negative Verschiedenheit zwischen Profit und Diskont kann unversehens eintreten, wenn bei einem ubernormalen Profit- und bei einem unternormalen Diskontsatz der erste fallt und der zweite steigt. Diese Lage ergibt sieh im allgemeinen im Augenblieke des Ausbruchs einer Krise. Und sie hat zur Eolge, daB die Erzeugung, welche in Ausdehnung begriffen war, eine plotzliche, einschneidende Verminderung erfahrt. Die Handler, die fiir die Umwandlungen der Giiter im Raume und fiir ihre Ubertragung von Person zu Person sorgen, dienen als Vermittler zwischen den verschiedenen Produzenten, sowie zwischen diesen und den Verbrauchern. Urn diese ihre Aufgabe ohne Unterbrechung ausiiben zu konnen, pflegen sie gewisse Giitervorrate zu halten. Dazu brauchen sie aber Kapitalien, die sie nicht immer in der notigen Menge besitzen. Die Darlehensnachfrage der Handler hangt daher a b : 1. von dem Umfang ihrer Giitervorrate; 2. von deren Preisen; 3. von der Hohe ihrer eigenen Kapitalien, welche sie dem Handel zufuhren. Der Umfang der Vorrate schwankt aus verschiedenen Griinden von Handler zu Handler, aber jeder Handler ist bestrebt, unter normalen Bedingungen diejenigen Vorrate zu halten, die ihm nach seiner Erfahrung am zweckmaBigsten erscheinen. Alle zusammen werden sie daher bestrebt sein, einen bestimmten Gesamtvorrat zu halten, den wir den normalen nennen wollen. I n stabilen Gleichgewichtspositionen tendiert daher die Darlehensnachfrage der Handler zu der Ausdehnung, welche dem normalen Umfang ihrer Warenvorrdte und den iibrigen Verhaltnissen entspricht. I n Ubergangszeiten trifft dies jedoch nicht zu. Denn die Handler sind meistens bestrebt, ihre Warenvorrate zu vergroBern, sobald die Preise steigen; und sie tun ihr Moglichstes sie zu verkleinern, wenn die Preise 1

HAYEK, Prices and Production, S. 81 u. ff.; DERS., Preise und Produktion, S. 87 u. ff. Falls die Verschiedenheiten zwischen Diskont und Profit von Storungen monetaren Charakters herruhren, reichen diese hin, um den Ursprung und Ablaut der Bewegungen des Geldmarktes zu erklaren. Falls diese Verschiedenheiten von Veranderungen der Profite herruhren, sind sie hingegen ihrem Ursprung nach auf Veranderungen der Wirtschaftskonjunktur zuriickzufiihren. Um also den Ursprung dieser Verschiedenheiten zwischen Profit und Diskont und die daraufhin eintretenden Storungen auch nur soweit sie den Geldmarkt betreffen zu erklaren, geniigen die Prinzipien, welche den Geldmarkt regeln, nicht; man muB vielmehr diese in Verbindung mit der Entwicklung der Konjunktur betrachten. In diesem Falle wird also die Geldmarkttheorie der Konjunkturtheorie eingegliedert, und um den Ursprung und den Ablauf dieser Geldmarktbewegungen zu erklaren, mussen sie als ein AusfluB der Konjunktur betrachtet werden. Eine Untersuchung dieser Zusammenhange zwischen Geldmarkt und Wirtschaftszyklen findet sich in einer von uns vorbereiteten Arbeit, welche den Titel fiihren wird: „La Teoria del credito e della circolazione". 2

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fallen. Nun steigen die Preise der Produkte, wenn der Diskontsatz niedriger ist als der Profitsatz, wahrend sie im umgekehrten Falle steigen. Im ersten Falle steigt die Nachfrage der Handler nach Darlehen, weil sowohl die Warenvorrate wie deren Preise steigen; im zweiten Falle sinkt sie wegen des gleichzeitigen Sinkens beider. Bei Veranderungen des Diskonts verandert sick daher ikre Darlekensnachfrage in derselben Richtung wie jene der Produzenten. Die Spekulanten, welche fiir die Umwandlungen der Giiter in der Zeit sorgen, bauen ihre Tatigkeit auf Preisvoraussagen auf. Wenn sie voraussehen, da8 sie steigen werden, kaufen sie Produkte, um sie fiir spater aufzubewahren; aber dadurch, da8 sie so vorgehen, bewirken sie sofort die vorausgesehene Steigerung. Wenn sie voraussehen, daB die Preise fallen miissen, liquidieren sie ihre Vorrate oder verkaufen sogar in Blanko. Und dadurch verursachen sie um so fruher den vorausgesehenen Preisfall. Ihr Eingreifen ist jedoch nicht immer ein unmittelbares. Erwerb und Aufbewahrung von Produkten zu Spekulationszwecken bringen — um der Einfachheit halber von den Unkosten, die durch Einlagerung und durch etwaiges Verderben entstehen, abzusehen — Kosten mit sich; diese Kosten bestehen aus den Zinsen fiir die ganze Zeit, wahrend der die Spekulanten ihre Kapitalien in solchen Geschaften anlegen. I n dem Augenblick, in dem sie ihre Voraussagen xiber die Preissteigerung machen, besteht bereits eine hochste Grenze fiir die Preise, die sie bezahlen konnen. Und diese Grenze die wir die Indifferenzgrenze nennen wollen, ist gleich den vorhergesehenen zukiinftigen Preisen, zum ublichen Diskontsatz fiir die bis zu ihrem wirklichen Eintreten notwendige Zeit diskontiert. Sind die Preise der Produkte in dem Augenblick, in dem die Spekulanten ihre Vorhersagen machen, unter dieser Grenze, dann ist es fiir sie vorteilhaft, unmittelbar einzugreifen; und durch ihr Eingreifen steigen die Preise sofort bis zu dieser Grenze. Sind jedoch die gegenwartigen Preise hoher, so ist augenblicklich fiir sie ein Eingreifen nicht von Vorteil und sie werden es daher unterlassen. Aber in einem spateren Zeitpunkt werden sie freilich eingreifen. Denn je kiirzer allmahlich durch den Zeitablauf die fiir die Verwirklichung der Preissteigerung vorausgesehene Spanne wird, um so geringer wird die Abzugsquote, die die zukiinftigen Preise durch Diskontzinsen erleiden und die Indifferenzgrenze erhoht sich infolgedessen. Es kommt also fruher oder spater der Augenblick, in dem die zukiinftigen Preise, mbgen sie auch zunachst niedriger gewesen sein, hoher zu werden beginnen als die gegenwartigen. Von da an beginnt ein Eingreifen fiir die Spekulanten vorteilhaft zu sein, und wir konnen annehmen, daB sie eingreifen. Infolge des Voraussehens einer zukiinftigen Preissteigerung greifen demnach die Spekulanten jedenfalls ein, und zwar greifen sie sofort ein, wenn die gegenwartigen Preise der Produkte im Augenblick der Voraussage niedriger sind als die angegebene Indifferenzgrenze, wahrend sie hingegen in einem spateren Zeitpunkt eingreifen, wenn sie vorliiufig hoher sind. Um die Einkaufe, von denen hier die Rede ist, durchzufuhren, benotigen sie Kapital. Ihr Gesamtbedarf an

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Kapital hangt demnach von der Hohe ihrer Einkaufe ab, die sie vornehmen miissen, um die Preise der Produkte bis zu ihrer Indifferenzgrenze zu steigern. Aber ebenso wie die Handler, werden sie diesen Bedarf zum Teil durch eigene Mittel und zum Teil durch Darlehen decken. Dieser zweite Teil bedeutet eben ihre Nachfrage nach Bankdarlehen. — 7. Aber wenn es auch vier Gruppen von Darlehensnachfragen gibt, die vom Geldmarkt ausgehen, treten doch alle vier nicht immer gleichzeitig auf dem Markte auf. In stabilen Gleichgewichtspositionen haben die Produzenten und die Handler keine Veranlassung, ihre Erzeugung oder ihren Warenvorrat zu erhohen, bzw. zu vermindern; aber immerhin erzeugen sie in einem bestimmten AusmaB und halten Vorrate in einem bestimmten Umfange, sie benotigen also Bankdarlehen. Nicht so die Verbraucher und die Spekulanten. Sobald der Diskontsatz gleich dem ZinsfuB ist, haben die Verbraucher als Masse keinerlei Veranlassung, zum Kredit zu greifen, um ihren Verbrauch vorzuverlegen; ihre Nachfrage nach Darlehen ist daher gleich Null. Was die Spekulanten betrifft, haben diese, sobald sich der Gutermarkt im Gleichgewicht befindet und nicht irgendeine Preisveranderung in Sicht ist, keine Ursache, einzugreifen und Bankdarlehen anzusprechen. Hatten sie ubrigens in Voraussicht einer Preisanderung eingegriffen und Darlehen in Anspruch genommen, so beendigen sie ihre Operationen und zahlen die Darlehen sofort zuriick, wenn die vorausgesehenen zukunftigen Preise sich einstellen und der Markt die neue Gleichgewichtslage erreicht hat. In stabilen Gleichgewichtspositionen des Marktes ist daher auch die Nachfrage der Spekulanten nach Darlehen gleich Null. Daraus folgt, daB sich die vom Giitermarkt herruhrende Darlehensnachfrage in tjbergangsperioden aus Nachfragen aller vier Kategorien, hingegen in stabilen Gleichgewichtspositionen des Marktes nur aus den Nachfragen der Erzeuger und der Handler zusammensetzt. 8. All dies vorausgesetzt, wollen wir nun darangehen, die grundlegenden Faktoren der Darlehensnachfrage in algebraischen Symbolen darzustellen; wir wollen damit die Elemente erhalten, die notwendig sind, um allmahlich die Gleichung der Gesamtdarlehensnachfrage aufzustellen. Wenn wir mit Qvl die Menge der Produktionsgiiter und personlichen Leistungen, die die Landwirte, Industriellen und Bergwerksbesitzer im gegebenen Zeitraum insgesamt erwerben, und mit Pvl ihre Preise bezeichnen, so ist Qvl. Pvl der Geldwert ihrer Erwerbungen. Wenn wir mit Qv2 die wahrend der gleichen Zeit von den Handlern untereinander ausgetauschten Waren und mit Pp2 deren Preis bezeichnen, so ist Qv2 . Pp2 der Geldwert des Giiteraustausches der Handler. Wenn wir mit QI>S die wahrend der gleichen Zeit von den Verbrauchern erworbenen Giiter und mit PpS deren Preis bezeichnen, so ist QvZ . PpS der Geldwert der Erwerbungen der Verbraucher. Und wenn wir schlieBlich mit Qj, die Summe Qvl + Qv2 + Q9Z und mit Pv den gewogenen Mittelwert der drei Preise bezeichnen, so ist: Qp Pv = Qvl P B l + Qv2 Pvi + + Qj>3 Pj>3- V"on nun an wollen wir der Kiirze halber mit Q„ P„

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den Geldwert des Giiterumsatzes auf dem Markte bezeichnen. Er bedeutet den Bedarf des Giitermarktes an Umlaufsmitteln bei stabilen Gleichgewichtsverhaltnissen fur den betrachteten Zeitabschnitt. Treten plotzlich Storungen dauernder Art auf, so verandert sich dieser Bedarf infolge der Veranderung der ihn bestimmenden Faktoren. Uberdies erleidet er aber wahrend der Ubergangszeit weitere Storungen, die auf das Eingreifen der Spekulanten zuruckzufiihren sind. Wenn von einem gewissen Augenblick an eine dauernde Stoning, welche eine Preissteigerung erzeugen wird, vorhersehbar ist, greifen die Spekulanten, wie wir sahen, friiher oder spater ein und verursachen mit ihren Kaufen eine antizipierte Preissteigerung. Aber zu ihren Kaufen treten noch jene der Erzeuger, der Handler und der Verbraucher hinzu. Infolge ihres Eingreifens wecbseln also die Giiter, ehe sie zu den Verbrauehern gelangen, wenigstens um einmal mehr ihren Besitzer und der Gesamtumfang des Guteraustausches erhoht sich vor allem infolge ihrer Kaufe. AuBerdem bilden aber steigende Preise einen Anreiz fur die Erzeuger, ihre Erzeugung zu steigern und daher Produktionsgiiter in groBerer Menge zu erwerben; fur die Handler, mehr einzukaufen, um ihre Warenvorrate zu vergroBern; und fiir die Verbraucher, mehr einzukaufen, um noch die geltenden Preise auszuniitzen. Aus all diesen Griinden steigen die Preise im Falle einer vorhergesehenen Steigerung uber Pp; infolgedessen steigt der Umfang des Guteraustausches, sei es weil jedes Gut ofter seinen Besitzer wechselt, sei es weil nach und nach eine erhohte Gutermenge verfiigbar wird. Es erhoht sich daher der Geldwert des Giiterumsatzes. Nach alldem steigt demnach in der Ubergangszeit der Umlaufsmittelbedarf des Giitermarktes; und zwar friiher, als sich die Geldstorungen einstellen, die die vorausgesehene Preissteigerung verursachen sollten. Das Umgekehrte gilt fiir den Fall einer vorausgesehenen Preissenkung. 9. AuBer Storungen dauernder Art kann aber der Giitermarkt Storungen vorxibergehender Art ausgesetzt werden, die auf voriibergehende Storungen des Geldmarktes zuriickzufuhren sind. Wenn wir uns an § 5 dieses Kapitels erinnern und fiir die Giiterpreise wiederholen, was wir iiber die Preise im allgemeinen sagten, so wissen wir, daB bei einem Preisniveau Pv fiir jedes abweichende Preisniveau Pvl, das sich infolge voriibergehender monetarer Storungen von der Dauer t als voriibergehende Abweichung von diesem Grundniveau einstellt, die Formel gilt: P (s, i, t), wobei der Wert des (p, wenn s = i ist, gleich 1 ist; wenn s > i ist, ist sein Wert < 1; wenn s < i ist, ist der Wert der Funktion > 1. Aber angesichts der verschiedenen Werte, die die Funktion in den verschiedenen Fallen annimmt, bestimmt der Ausdruck Pv

= [&> Py 9(«. h m + lT -ptn(*,i,

+ (Te .Pt + Td Pt) F J

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Wir sind damit nach langer Analyse zu der urspriinglichen Gleichung der Darlehensnachfrage zuriickgekehrt, mit dem Unterschied, daB die Darlehensnachfragen seitens der beiden Markte, die in (6) zusammengefaBt waren, in (11) voneinander getrennt sind. Im Sinne unserer obigen Darlegungen bedeutet der erste Teil des zweiten Gliedes von (11) den Geldbedarf des Gutermarktes, und der zweite Teil des zweiten Gliedes jenen des Wertpapiermarktes in dem betrachteten Zeitraum; der dritte Teil bedeutet jenen Teil des Bedarfes, der von Umlaufsmitteln, welche unabhangig von Darlehensoperationen verfugbar sind, befriedigt wird; im ganzen bezeichnet also die Gleichung die Gesamtnachfrage nach Gelddarlehen, die den Gleichgewichtspreisen Pp der Giiter und Pt der Wertpapiere sowie alien Schwankungen um diese Preise herum entspricht, denen die Marktpreise beider infolge voriibergehender Abweichungen des Diskontsatzes vom Zinssatze voriibergehend unterliegen konnen. 1 1 Es mag scheinen, daB diese Art, die Darlehensnachfrage des Wertpapiermarktes zu bestimmen, mit der vorher aufgestellten Formel unvertraglich sei und zu zahlenmaBig verschiedenen Ergebnissen iuhre. Dem ist jedoch nicht so. Weiter oben haben wir folgenden Grundsatz ausgesprochen: daB die Darlehensnachfrage des Wertpapiermarktes gleich ist der Menge der fluktuierenden Wertpapiere multipliziert mit ihrem Preis (siehe § 11 dieses Kapitels). Es ist leicht zu beweisen, daB die eben angewendete Formel zu dem gleichen Ergebnis fuhrt. Greifen wir zu diesem Zweck zu einem zahlenmaBigen Beispiel und stellen wir uns den einfachsten Fall vor: Kaufe und Verkaufe von Wertpapieren, die anstatt zu

Beitrage zur Geldtheorie.

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15. Die derart gefundene und dargestellte Gesamtnachfrage nach Darlehen besitzt gewisse Eigenschaften, auf welche aufmerksam gemacht •werden soil. Da sie aus den beiden oben untersuchten Gruppen zusammengesetzt ist, gehort sie zu jenem Nachfragetypus, den die Nationalokonomen Terminen taglich liquidiert werden. Betrachten wir also einen bestimmten Markt wahrend eines Zeitraumes von 60 Tagen. Nehmen wir an, daB wahrend dieser Zeit 30 Millionen Stuck Effekten umgesetzt werden und daB ihr Durchschnittspreis 100 Lire sei. Das Produkt T . Pt unserer Gleichung wird sein: 30 Millionen 100 = 3 Milliarden Lire. Und nun nehmen wir an, daB von den 30 Millionen umgesetzten Stiicken 1 Million wirkliche Stiicke verkauft wurden von Sparern, die sie tatsachlich besaBen, von neuen Gesellschaften, die sie zum erstenmal ausgaben, und von Spekulanten, die sie vorher mit Bankkredit gekauft hatten und sich nun durch den Verkauf von ihrer Schuld gegentiber der Bank befreien wollen. Die iibrigen umgesetzten 29 Millionen Stuck stellen dann nichts anderes dar als ein sukzessives Hin- und Herwandern dieser 1 Million Stiicke. Von dieser 1 Million wurden nun 500000 Stuck, die auf dem Markte erschienen, von wirklichen Sparern erworben und seien daher nicht dazu bestimmt, wenigstens im Laufe der nachsten zwei Monate wieder aul dem Markte aulzutauchen. Die mit eigenem Gelde kaufenden Sparer sind im Besitze jenes Teiles der Umlaufsmittel, die den Borsen unabhangig von Bankkrediten zuflieBen. Die Summe, welche sie fiir diesen Zweck bestimmen, betragt 50 Millionen Lire (500000 x 100) und y'

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stellt in unserer Gleichung die Teilquote — von (M) und von [Te Pt + T Wa -f- Va, dann muB Za negativ sein, d. h. die Einfuhr muB die Ausfuhr ubersteigen. All dies vorausgesetzt, trachten wir jetzt die Faktoren, welche die verschiedenen Posten der Zahlungsbilanz bestimmen, festzustellen. Aus dem Bisherigen wissen wir, daB die Differenz Za die Tendenz hat, bei denjenigen Preisniveaus der Produkte, welche wir vereinbarungsgemaB als gleiche bezeichneten (s. § 12 dieses Kapitels), Null zu werden. Damit also eine positive (UberschuB der Ausfuhr von A) oder eine negative (UberschuB der Einfuhr von A) Differenz entstehe, muB das Preisniveau der Produkte in den beiden Landern in dem angegebenen Sinne verschieden sein; und zwar soil es im ersten Falle im Lande B hoher als im Lande A, und im zweiten in A hoher als in B sein. Diese positive oder negative Differenz zeigt die Neigung, im angegebenen Sinne um so groBer zu werden, je groBer die Differenz zwischen den Preisniveaus der Produkte in den beiden Landern ist. Sie kann daher als eine Funktion dieser letzteren Differenz aufgefaBt werden. Wenn wir, um das Problem sogleich fiir samtliche moglichen Falle (stabile und vorubergehende Gleichgewichtszustande) aufzustellen, wie in den Gleichungen (13)und (14) mit Ppa h) J e n e v o n ^ bezeichnen, so konnen wir schreiben: Z

a = Fa [Pvb