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German Pages 358 Year 2006
Nejc Martin Jakopin Einflussfaktoren des Internationalisierungserfoigs von Mobilfunknetzbetreibern
GABLER EDITION WISSENSCHAFT
Nejc Martin Jakopin
Einflussfaktoren des Internationalisierungserfolgs von Mobilfunknetzbetreibern Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Torsten J. Gerpott
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber abrufbar.
Dissertation Universitat Duisburg-Essen, Campus Duisburg, 2006
1. Auflage November 2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Brigitte Siegel / Stefanie Brich Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschutzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und dahervon jedermann benutzt werden dijrften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurl/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheBlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-0597-9 ISBN-13 978-3-8350-0597-6
Geleitwort Seit Ende der 1980er Jahre wurden in nahezu alien Landem der Welt jeweils von zumeist mehreren im Wettbewerb zueinander stehenden Untemehmen digitale zellulare Funkzugangsnetze errichtet, die es ermoglichen, standortunabhangig dasselbe Endgerat einzusetzen, um Dienste zur Telekommunikation (TK) zu nutzen. Von diesen Untemehmen angebotene Mobilfunkanschliisse, -sprachverbindungen und -kurztextnachrichten haben global eine hohe Nachfrage hervorgerufen. Heute sind zumindest in entwickelten Industrienationen die flachendeckende Verfiigbarkeit und intensive Nutzung von Mobilfunkdiensten fur breite Bevolkerungsschichten zu einer alltaglichen Selbstverstandlichkeit geworden. Fiir Untemehmen, die friiher als (lizensierte) Netzbetreiber in den Mobilfunkmarkt in einem Land eingetreten waren, stellte sich schnell ab Beginn der 1990er Jahre angesichts des in anderen Staaten erst zeitversetzt erfolgenden Aufbaustarts von digitalen Mobilfunknetzen die Frage, inwieweit es fur sie betriebswirtschaftlich sinnvoU ist, sich mit Direktinvestitionen als Mobilfunknetzbetreiber (MEN) in anderen Staaten zu engagieren. Diese Frage wurde von vielen MEN insbesondere europaischer Herkunft dahingehend beantwortet, dass wiederholt Eigenkapitalanteile von existierenden auslandischen MEN erworben oder Finanz- und Personalressourcen fiir den Aufbau von neu zu griindenden MEN bereitgestellt wurden. Als Griinde fiir diese Intemationalisiemngsschritte wurden und werden von MEN-Managem und -Beratem haufig eher vage die Teilhabe an Nachfragewachstumschancen im Ausland sowie die Ausschopfung von GroBen- und Verbundvorteilen durch grenziiberschreitende Geschaftsaktivitaten angefuhrt. Fallbeispiele wie etwa der Riickzug des britischen Mobilfunkkonzems Vodafone aus dem japanischen Markt oder der skandinavischen Untemehmensgmppe TeliaSonera aus dem deutschen Msirkt liefem allerdings Indizien dafur, dass Intemationalisiemngsschritte von MEN generell zugeschriebene Vorteilspotenziale nicht „automatisch" zu einer tatsachlichen Erhohung des betriebswirtschaftlichen Erfolgs der Expandierer fiihren. Offenbar hangen die Erfolgsniveaukonsequenzen von IntemationalisiemngsmaBnahmen von MEN von einem komplexen Bundel von Faktoren ab, Angesichts des hohen wirtschaftlichen Gewichts des Mobilfunksektors und der Vielzahl von seit Anfang der 1990er Jahre bei MEN zu beobachtenden Intemationalisiemngsschritten verwundert es, dass bislang kaum weder in deutscher noch in englischer Sprache publizierte betriebswirtschaftliche Forschungsarbeiten vorgelegt wurden, welche den Versuch untemehmen, potenzielle BestimmungsgroBen des Intemationalisiemngserfolgs von MEN auf ihre empirische Relevanz hin zu erkunden. An dieser Eorschungsliicke setzt die Untersuchung von Nejc M. Jakopin an. Sie ist somit auf einen Problemkomplex ausgerichtet, dem sowohl fiir die wissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre als auch fur MEN in der Praxis eine groBe Bedeutung beizumessen ist. Die Arbeit, die am Lehrstuhl fur Untemehmens- und Technologieplanung, Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft, der Universitat Duisburg-Essen (Standort Duisburg) als Dissertation vorgelegt wurde, vermittelt eine breite Ubersicht der empirischen Forschung zu betriebswirt-
schaftlichen Erfolgsimplikationen der Untemehmensintemationalisierung und hinsichtlich wirtschaftswissenschaftlicher Publikationen zur Internationalisierung der Aktivitaten von TKNetzbetreibem. Aus dieser Synopse werden mit Blick auf MFN 35 Hypothesen und sechs Forschungsfragen zu Assoziationen zwischen (1) Markteintrittsforaien, (2a) dem Anteil von auslandischen Geschaftsaktivitaten am Gesamtgeschaft, (2b) der Streuung von Auslandsengagements iiber verschiedene Lander/Regionen, (2c) der Haufigkeit von IntemationalisierungsmaBnahmen in der jiingeren Vergangenheit, (3) dem Zeitpunkt des Auslandsmarkteintritts relativ zu anderen Wettbewerbem in diesem Markt sowie (4) dem landerubergreifenden Standardisierungsgrad von Marketinginstrumenten einerseits und Kriterien des betriebswirtschaftlichen Internationalisierungserfolgs andererseits abgeleitet. Die Hypothesen und Forschungsfragen werden zum einen mit einer jahresabschlussorientierten Teilstudie zu Korrelaten von Untemehmenserfolgsindikatoren, die als HilfsgroBen zur Abbildung von betriebswirtschaftlichen Intemationalisierungserfolgen interpretiert werden, adressiert. In diese Teilstudie werden 18 im bedeutsamen AusmaB international agierende MFN iiberwiegend europaischer Herkunft einbezogen, die zum Jahresende 2004 insgesamt 140 MFN-Mehrheits- und 38 -Minderheitsbeteiligungen in 84 verschiedenen Landem aufwiesen und auf die zu diesem Zeitpunkt anteilsgewichtet 38% aller Mobilfunk-SIM-Karten weltweit entfielen. Zum anderen werden die Hypothesen und Forschungsfragen in einer zweiten Teilstudie mit empirischen Daten konfrontiert, in der bei der Suche nach „Treibem" des Intemationalisierungserfolgs von MFN als abhangige Kriterien abnormale Aktienkursrenditen im Zusammenhang mit der Ankiindigung von 148 strategisch bedeutsamen intemationalen MarkterschlieBungsmaBnahmen von 29 MFN aus 16 Landem im Zeitraum von Dezember 1989 bis Dezember 2004 betrachtet werden. Die Ergebnisse der beiden Teilstudien deuten Ubereinstimmend darauf hin, dass eine zunehmende Internationalisierung des Geschafts von MFN entweder nicht oder gar negativ mit betriebswirtschaftlichen Untemehmenserfolgsindikatoren korreliert. Aufgabe der weiteren Forschung und der Praxis bleibt es also, detaillierter den Ablauf von Prozessen der Untemehmensintemationalisiemng in der TK-Wirtschaft zu reflektieren, um besser zu verstehen, wie intemationalisierungsbezogene Unternehmenswertsteigerungshoffnungen in tatsachliche Wertsteigerungen umgesetzt werden konnen. In einer Gesamtwiirdigung ist festzuhalten, dass es sich bei der vorliegenden Schrift um eine breit angelegte, literarisch gut verankerte, empirisch sehr solide Arbeit handelt, die einen beachtlichen eigenstandigen wissenschaftlichen Beitrag zum betriebswirtschaftlichen Erkenntnisfortschritt leistet. Sie orientiert sich in ihrem empirischen Vorgehen sehr stark an der in englischsprachigen „(Intemational/Strategic) Management Joumals" iiblichen Argumentationstiefe sowie sekundaranalytischen Nutzung untemehmensbezogener „objektiver" Daten, die oft nur eine indirekte Operationalisiemng untersuchungsrelevanter Konstmkte und eher gmndsatzlich ge-
VI
haltene Gestaltungshinweise fiir die Managementpraxis zulasst. Diese Wahl der Vorgehensweise ist - ungeachtet ihrer Beschrankungen - wissenschaftlich durchaus als vertret- und fruchtbar einzustufen, nicht zuletzt auch deshalb, well fiir MFN entsprechende Vorlauferuntersuchungen bislang gefehlt haben. Daher wtinsche ich der Studie von Nejc M. Jakopin, dass sie in Wissenschaft und Praxis gleichermafien Beachtung fmdet.
Univ.-Prof, Dr. TorstenJ. Gerpott
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Vorwort Dieses Vorwort habe ich mit meinem neuen Mercator School o/Mana^^m^nr-Kugelschreiber zu Papier gebracht. Offenkundig war die mit Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung verwobene Arbeit an der Universitat Duisburg-Essen fiir mich in vielerlei Hinsicht pragend. Meine ^Credits" mochte ich an dieser Stelle mit den verschiedenen Bildungsinstitutionen beginnen, die mich bis zur Promotion begleitet haben. Die Gerhard-Mercator-Universitdt Duisburg, die Indiana University of Pennsylvania und die UCLA, University of California at Los Angeles, haben den Gmndstein fiir die vorliegende Schrift gelegt. Bin bedeutendes Puzzlestiick war auch die Zusammenarbeit mit der Untemehmensberatung Arthur D. Little und dem Lehrstuhl fiir Planung und Organisation im Rahmen meiner Diplomarbeit. Besonderer Dank gilt meinem akademischen Lehrer und friiheren Chef, Herm Univ.-Prof Dr. Torsten J. Gerpott, dessen hoher akademischer Anspruch und konstruktive fachliche Kritik bei unseren gemeinsamen Forschungsprojekten und der Dissertationsschrift meinen Lemfortschritt sehr begiinstigten. Ich freue mich schon heute auBerordentUch auf zukunftige Forschungs-JointVentures und die unkompHzierte Zusammenarbeit mit ihm. Mein herzlicher Dank gilt weiterhin Frau Univ.-Prof Dr. Annette G. Kohler fiir die freundliche Unterstutzung als Zweitgutachterin sowie den Herren Univ.-Prof Dr. Volker Breithecker, Univ.Prof Dr. Dieter Cassel und Univ.-Prof. Dr. AlfKimms fiir ihre Mitwirkung in der Priifungskonmiission. Zu aufrichtigem Dank verpflichtet bin ich auBerdem Christian SchabbeU Sandra E. Thomas, Dr. Andreas Klein, Hendrik Wanke, Alexander Hoffmann, Monika Bunn, Anna Pechan, Henning Kassen, Roman Kohne, Kerstin und Juma Jakopin, Agnes und Wolfgang Hochstrat sowie Jelena, Ana und Jernej fiir ihre mannigfaltigen Beitrage zum Gelingen dieses Projekts. Bin betrachtlicher Teil des benotigten Zeitbudgets wurde von Kerstin und Juma Jakopin zur Verftigung gestellt und wird kaum wieder einzuspielen sein. Btwas Statistik bzw. eine kleine Analyse schadet auch hier nicht: Insgesamt wurden 4.376 Seiten Papier mit Textentwiirfen bedruckt, 6.169 Literaturverweise in der Datenbank eingetragen und 77 Sicherungskopien der Textdatei erstellt. Zur Umsetzung wurden sieben PCs gebraucht und 14 Programme verwendet. Parallel habe ich u.a. vier Baume gefallt, fiinfzig Kirschlorbeerbusche in unserem Garten gepflanzt und eine Terrassentreppe betoniert sowie bei diversen Umziigen geholfen. Hoch korreliert waren im Verlauf der vier Jahre zur Brstellung der Dissertation insbesondere die Intensitat spatabendlicher Analysen und der urlaubslosen Urlaubstage sowie der intrinsische Zufriedenheitszustand mit zunehmendem Arbeitsfortschritt, wahrend zwischen der eigenen Gewichtszunahme und dem Konsum bestimmter wissenschaftlicher Fachartikel kein nennenswerter Zusammenhang bestand. Daruber hinaus war die Assoziation zwischen dem Konstrukt des kollegialen Austausches zwischen den wissenschaftlichen Mitarbeitem am Lehrstuhl fiir
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Untemehmens- und Technologieplanung, Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft, und der Publikationenanzahl statistisch auf dem 99%-Niveau signifikant. Kausale Interpretationen und weitere Schlussfolgerungen aus diesen Befunden iiberlasse ich der werten Leserschaft.
Nejc M. Jakopin
I've got respect from the community I've got my bridge game to look forward to I've got this chance, a golden opportunity As long as I keep doing what I'm supposed to nofx
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Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkiirzungs-und Symbolverzeichnis 1. Einleitung
XV XVII XXI 1
1.1
Problemstellung der Arbeit
1
1.2
Stand der Diskussion in Wissenschaft und Praxis 1.2.1 Forschung zur Intemationalisierung der Telekommunikationswirtschaft 1.2.2 Markt- und ressourcenorientierte Forschung zur Erklarung und Gestaltung von Untemehmenserfolgsunterschieden
4 4 12
1.2.3 Empirisch ausgerichtete Forschung zu Intemationalisierungserfolgen
15
1.3
Zielsetzung der Arbeit
27
1.4
Aufbau der Arbeit
28
2. Okonomische Besonderheiten der Markte fiir Mobilfunkdienste 2.1 2.2
Notwendigkeit mobilfunkbranchenspezifischer betriebswirtschaftlicher Forschung Mobilfunknetzbetreiber als Untersuchungseinheit und Teilbereich der Telekommunikationswirtschaft 2.2.1 Einordnung der Mobilkommunikation anhand von Klassifikations merkmalen fiir Telekommunikationsnetze 2.2.2 Mobilfunkwertschopfungskette und -netzbetreiber
3. Konzeptioneller und empirischer Forschungsstand sowie eigene UntersuchungshypothesenZ-fragen 3.1
3.2
Landermarkt-, untemehmens- und strategiebezogene Einflussfaktoren des betriebswirtschaftlichen Intemationalisierungserfolgs von Mobilfunknetzbetreibern im Uberblick Landermarktbezogene Einflussfaktoren des Intemationalisierungserfolgs 3.2.1 Intemationalisierungsrelevante Merkmale der Stammlander von Mobilfunknetzbetreibem 3.2.1.1 Generelle Investitionsrahmenbedingungen im Stammland 3.2.1.2 Mobilfunkspezifische Regulierungsintensitat im Stammland 3.2.1.3 Wettbewerbsintensitat und Marktsattigung im Stammland 3.2.2 Merkmale von Ziellandmarkten 3.2.2.1 Geographische und kulturelle Distanzen 3.2.2.2 Mobilfunkspezifische Regulierungsintensitat 3.2.2.3 Politisch-rechtliches Risiko 3.2.2.4 Wirtschaftliche Marktattraktivitat
31 31 35 35 38
41
41 45 46 46 49 55 56 57 62 63 64 XI
3.2.2.5 Anbieterkonzentration und Marktpotenzial 3.3
3.4
3.5
Untemehmensbezogene Merkmale von Mobilfunknetzbetreibem als Einfluss faktoren des Intemationalisierungserfolgs 3.3.1 UntemehmensgroBe von Mobilfunknetzbetreibem 3.3.2 Ressourcenausstattung von Mobilfunknetzbetreibem 3.3.3 Auslandserfahmng von Mobilfunknetzbetreibem 3.3.4 Mobilfunkanteil der Konzemaktivitaten Intemationalisiemngsstrategien von Mobilfunknetzbetreibem als Einflussfaktoren des Intemationalisiemngserfolgs 3.4.1 Definition und Systematisiemng von Dimensionen von Intemationalisiemngsstrategien 3.4.1.1 Definitionsiibersicht 3.4.1.2 Systematisiemngsansatze und Eingrenzung relevanter Dimensionen fur die eigene Arbeit 3.4.2 Markteintrittsfomien 3.4.2.1 Systematisiemng von Markteintrittsfomaen 3.4.2.2 Argumentationslinien und empirische Befundlage zur Bedeutung verschiedener Markteintrittsfomien fiir den Intemationalisiemngserfolg 3.4.3 Marktiibergreifendes Expansionsmuster: Intemationalisiemngstiefe, -breite und -programmeinbettung 3.4.3.1 Begriffsprazisiemngen 3.4.3.2 Erfolgsbedeutung der Tiefe und Breite der Intemationalisiemng von Mobilfunknetzbetreibem 3.4.3.3 Direkte und moderierende Effekte der landermarktubergreifenden Programmeinbettung von Mobilfunknetzbetreiberintemationalisiemngsmafinahmen 3.4.4 Landermarktspezifischer Markteintrittszeitpunkt 3.4.5 Intemationaler Standardisiemngsgrad von Marketinginstmmenten von Mobilfunknetzbetreibem 3.4.5.1 Produkt-und Leistungspolitik 3.4.5.2 Preispolitik 3.4.5.3 Kommunikationspolitik 3.4.5.4 Distributionspolitik Relatives Gewicht aller Erklamngsfaktorgmppen
Jahresabschlussbezogene empirische Analyse von Einflussfaktoren des Internationalisierungserfolgs von Mobilfunknetzbetreibem 4.1
XII
Datenerhebung und -auswertungsprinzipien 4.1.1 Untemehmensauswahl und Datenquellen 4.1.2 Auswertungsprinzipien
69 71 72 75 79 81 83 83 83 86 90 90
95 102 102 104
109 Ill 114 117 119 121 122 125
127 127 127 132
4.2
Operationalisiening von Eifolgskriterien und KontroUvariablen
135
4.3
PotenzielleErfolgsdeterminanten 4.3.1 Intemationalisiemngstiefe, -breite und -programmeinbettung 4.3.1.1 Operationalisiening 4.3.1.2 Erfolgskorrelationen 4.3.2 Intemationaler Standardisierungsgrad von Marketinginstnimenten 4.3.2.1 Besonderheiten der Operationalisierung von Erfolgskriterien und KontroUvariablen in den Standardisierungsgradanalysen 4.3.2.2 Operationalisiening des intemationalen Standardisieningsgrades von Marketinginstnimenten bei Mobilfunknetzbetreibem 4.3.2.3 AusmaB der intemationalen Standardisiening von Marketinginstnimenten bei Mobilfunknetzbetreibem 4.3.2.4 Erfolgskorrelationen 4.3.3 Stamm- und Auslandsmerkmale 4.3.3.1 Operationalisiemng 4.3.3.2 Erfolgskorrelationen 4.3.4 Untemehmensmerkmale 4.3.4.1 Operationalisiemng 4.3.4.2 Erfolgskorrelationen 4.3.5 Gesamtanalysen
141 142 142 147 157
168 173 181 182 185 187 187 190 193
Intemationalisierungsstrategien und kapitalmarktbezogener Erfolg von Mobilfunknetzbetreibem: Ereignisstudie
197
157 161
5.1
Datenbasis und Methodik der Ereignisstudie 5.1.1 Vorgehensmuster der borsenkursbezogenen Ereignisstudie 5.1.2 Merkmale der Stichprobe 5.1.3 Datenquellen 5.1.4 KontroUvariablen
197 197 210 213 214
5.2
Abnormale Renditen der Gesamtstichprobe intemationaler MarkterschlieBungsmafinahmen von Mobilfunknetzbetreibem
218
5.3
Potenzielle Erfolgsdeterminanten 5.3.1 Stamm- und Auslandsmerkmale 5.3.1.1 Operationalisiemng 5.3.1.2 Erfolgskorrelationen 5.3.2 Untemehmensmerkmale 5.3.2.1 Operationalisiemng 5.3.2.2 Erfolgskorrelationen 5.3.3 Intemationalisiemngsstrategiemerkmale 5.3.3.1 Operationalisiemng 5.3.3.2 Erfolgskorrelationen
221 221 221 229 235 235 238 241 241 244
xm
5.3.4 Gesamtanalysen 6. Fazit und Ausblick
255 263
6.1
Zusammenfassung
263
6.2
Implikationen der Studienergebnisse fiir die Untemehmenspraxis 6.2.1 Verzahnung der intemationalen Geschaftstatigkeit von MFN 6.2.2 Wertkettenbezogene Ansatzpunkte fiir Strategiebeurteilungen in der Praxis 6.2.3 Schwerpunktsetzung im Prozess intemationaler Markteintrittsentschei dungen vonMFN
271 272
Offene Forschungsfragen
287
6.3
Literaturverzeichnis
XIV
277 281
295
Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Abb. 2:
Einordnung der Themenstellung in drei Forschungsfelder
4
Konzeptioneller Bezugsrahmen zu Einflussfaktoren des Erfolgs von Mobilfunknetzbetreibem
27
Abb. 3:
Gang der Arbeit und Leitfragen der Untersuchung
29
Abb. 4: Abb. 5:
Wertschopfungskette im Mobilfunkmarkt Landermarkt-, untemehmens- und intemationalisierungsstrategiebezogene Einflussfaktoren des Intemationalisierungserfolgs von Mobilfunknetzbetreibem
39
Abb. 6:
Ausstattung mit Produktionsfaktoren und Institutionen als landesbezogene Handlungsbasis
48
Abb. 7:
Potenzielle Regulierungsvorgaben in der Mobilfunkbranche
51
Abb. 8:
42
Uberfiihrung der Dimensionen von Intemationalisierungsstrategien in im Rahmen der eigenen Arbeit untersuchte Teilstrategien
88
Abb. 9:
Grenziiberschreitende Markteintrittsformen von Mobilfunknetzbetreibem
92
Abb. 10:
Dimensionen zur Abbildung des marktiibergreifenden Expansionsmusters von Mobilfunknetzbetreibem
104
Abb. 11:
Vertriebswege in der Mobilfunkbranche
123
Abb. 12: Abb. 13:
Betrachtungszeitfenster und Schatzperiode der vorliegenden Ereignisstudie Verlauf der DKAR bei intemationalen MarkterschlieBungsmaBnahmen von Mobilfunknetzbetreibem fiir Falle mit am Ereignistag positiven und negativen abnormalen Renditen bei Verwendung des DJWTI Transfereffekte zwischen dem Stammland, bearbeiteten Landermarkten im Ausland und neu erschlossenem Auslandsmarkt Beispielhafte Bewertung der Existenz strategischer Gestaltungspotenziale im Rahmen der Intemationalisiemng von Mobilfunknetzbetreibem fiir verschiedene Dienste- und Funktionsbereiche
203
278
Stmkturiemng des strategischen Managementprozesses bei intemationalen Expansionsschritten von Mobilfunknetzbetreibem
283
Abb. 14: Abb. 15:
Abb. 16:
220 274
XV
Tabellenverzeichnis Tab. 1:
Studien zur Intemationalisierung von Telekommunikationsnetzbetreibem
7
Tab. 2:
Empirische Studien zum Zusammenhang von Intemationalisierungsgrad und Erfolg von Untemehmen
17
Tab. 3:
Empirische Studien zum Zusammenhang zwischen intemationalen Standardisierungsgraden von Marketinginstrumenten und Erfolgen von Untemehmen
21
Tab. 4:
Empirische Ereignisstudien zum Erfolg von IntemationalisierungsmaBnahmen
25
Tab. 5: Tab. 6:
Studien zu Diffusionseffekten von allgemeinen sektoriibergreifenden wirtschaftlichen Marktattraktivitatsindikatoren in der Mobilfunkbranche 67 Defmitionen der Begriffe „Untemehmensstrategie" und „Untemehmensinternationalisierung" 84
Tab. 7
Defmitionen des Begriffs „Intemationahsierungsstrategie"
85
Tab. 8
88
Tab. 9
Systematisierung der Dimensionen von Intemationalisierungsstrategien Profilierung der in den Jahresabschlussanalysen untersuchten 18 Mobilfunknetzbetreiber im Jahr 2004/zum Jahresende 2004
130
Tab. 10:
Operationalisierung von Erfolgskriterien fur Mobilfunknetzbetreiber
136
Tab. 11:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen der jahresabschlussbasierten Erfolgskriterien in Durchschnittsanalysen im Zeitraum von 1997 bis 2004 137
Tab. 12:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen der Kontrollvariablen in Durchschnittsanalysen im Zeitraum von 1997 bis 2004
140
Tab. 13:
Variablen zur Messung der Intemationalisierungstiefe, -breite und -programmeinbettung von Mobilfunknetzbetreibem und deskriptive Statistiken fiir den Untersuchungszeitraum von 1997 bis 2004
143
Tab. 14:
Durchschnitt und Standardabweichung von sieben Intemationalisierungsindikatoren im Zeitraum von 1997 bis 2004 bei 18 Mobilfunknetzbetreibem
145
Tab. 15:
Korrelations- und Regressionsbefunde zur Erklamng jahresabschlussbezogener Erfolgsindikatoren durch die Intemationalisiemngstiefe, -breite und -programmeinbettung von Mobilfunknetzbetreibem 149
Tab. 16:
Partial Least Squares-Analysen zur Erklamng jahresabschlussbezogener Erfolgsindikatoren durch die Intemationalisiemngstiefe, -breite und -programmeinbettung von Mobilfunknetzbetreibem 150
Tab. 17:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen der Erfolgskriterien in Gesamt- und Auslandstochtergesellschaftsanalysen des intemationalen Standardisiemngsgrades von Marketinginstmmenten
158
Tab. 18:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen der Kontrollvariablen in Auslandstochtergesellschaftsanalysen des intemationalen Standardisiemngsgrades von Marketinginstmmenten
161
Variablen zur Messung des intemationalen Standardisiemngsgrades der Marketinginstmmente von Mobilfunknetzbetreibem auf Konzemebene
163
Tab. 19:
XVII
Tab. 20:
Tab. 21:
Tab. 22:
Grad der intemationalen Standardisierung von Marketinginstrumenten in 65 auslandischen Mehrheitsbeteiligungen von 15 intemationalisierten MobilfunkKonzemen im Jahr 2003 Deskriptive Statistiken und Korrelationen der Indizes des intemationalen Standardisieningsgrades von Marketinginstrumenten in Gesamt- und Auslandstochtergesellschaftsanalysen
169
172
Korrelationen zwischen dem Grad der intemationalen Standardisiemng von Marketinginstmmenten und Erfolgsindikatoren von Mobilfunknetzbetreibem auf der Konzem- und Auslandstochtergesellschaftsebene
174
Tab. 23:
Regressionsanalysen zur Erklamng von Erfolgskriterien durch den intemationalen Standardisiemngsgrad von Marketinginstmmenten auf der Auslandstochtergesellschaftsebene von Mobilfunknetzbetreibem
178
Tab. 24:
Partial Least Squares-Analysen zur Erklamng von Erfolgskriterien durch den intemationalen Standardisiemngsgrad von Marketinginstmmenten auf der Auslandstochtergesellschaftsebene von Mobilfunknetzbetreibem 179
Tab. 25:
Bestandteile des Indexes zur Messung der Mobilfunkreguliemngsintensitat und Durchschnittsanalysen im Zeitraum von 1997 bis 2004
184
Tab. 26: Regressionsanalysen moderierender Effekte von Stammlandmerkmalen auf den Zusammenhang zwischen Intemationalisiemngstiefe, rbreite und -programmeinbettung und jahresabschlussbezogenen Erfolgskennzahlen 186 Tab. 27:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von UntemehmensgroBenindikatoren in jahresabschlussbezogenen Analysen im Zeitraum von 1997 bis 2004 188
Tab. 28:
Regressionsanalysen moderierender Effekte der UntemehmensgroBe von Mobilfunknetzbetreibem auf den Zusammenhang zwischen Intemationalisiemngstiefe, -breite und -programmeinbettung und jahresabschlussbezogenen Erfolgskennzahlen 191
Tab. 29:
Regressionsanalysen zur Erklamng jahresabschlussbezogener Erfolgsindikatoren durch die Gesamtheit von Landermarkt-, Untemehmens- und Intemationalisie mngsstragiemerkmalen und KontroUvariablen 194
Tab. 30:
Profiliemng der erfassten 148 intemationalen MarkterschlieBungsmaBnahmen von Mobilfunknetzbetreibem
211
Tab. 31:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von KontroUvariablen der Ereignisstudie
216
Tab. 32:
Abnormale Renditen fiir die Gesamtstichprobe intemationaler MarkterschlieBungsmaBnahmen von Mobilfunknetzbetreibem
219
Tab. 33:
Operationalisiemng der Stamm- und Auslandsmerkmale
222
Tab. 34: Tab. 35:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von Landermarktmerkmalen in der Ereignisstudie Korrelations- und Regressionsanalysen zur Erklamng kumulierter abnormaler Renditen in den [-l;+r]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem durch Stamm- und Auslandsmerkmale
Tab. 36:
Operationalisiemng der Untemehmensmerkmale
XVIII
224 230 236
Tab. 37:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von Untemehmensmerkmalen in der Ereignisstudie Korrelations- und Regressionsanalysen zur Erklarung kumulierter abnormaler Renditen in den [-1;+1]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem durch Untemehmensmerkmale von Mobilfunknetzbetreibem
239
Tab. 39:
Operationalisierung der Intemationalisierungsstrategiemerkmale
242
Tab. 40:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von Intemationalisierungsstrategiemerkmalen in der Ereignisstudie
243
Tab. 38:
237
Tab. 41:
Kumulierte abnormale Renditen in den [-1 ;+l]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenster bei verschiedenen intemationalen Markteintrittsformen von Mobilfunknetzbetreibem 246
Tab. 42:
Regressionsanalysen zur Erklarung kumulierter abnormaler Renditen in den [-1;+1]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem durch unterschiedliche Markteintrittsformen von Mobilfunknetzbetreibem
248
Tab. 43:
Regressionsanalysen moderierender Effekte von Untemehmens- und Auslandsmerkmalen auf die Beziehungen zwischen Markteintrittsformen und kumulierten abnormalen Renditen in den [-1;+!]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem 250
Tab. 44:
Korrelations- und Regressionsanalysen zur Erklamng kumulierter abnormaler Renditen in den [-1;+!]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem durch landermarktiibergreifende Programmeinbettungsstrategieindikatoren von Mobilfunknetzbetreibem 252
Tab. 45:
Regressionsanalysen zur Erklamng kumulierter abnormaler Renditen in den [-1;+1]- und [-10;+5]-Tage-Betrachtungszeitfenstem durch landermarktbezogene zeitliche Strategieindikatoren von Mobilfunknetzbetreibem
Tab. 46:
Regressionsanalysen zur Erklamng kumulierter abnormaler Renditen durch die Gesamtheit von Landermarkt-, Untemehmens- und Intemationalisiemngsstrategiemerkmalen und Kontrollvariablen 256
Tab. 47:
Zusammenfassende Gegeniiberstellung von Untersuchungshypothesen und -ergebnissen
254
265
XIX
Abkiirzungs- und Symbolverzeichnis a.
Alpha des Untemehmens i
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
AMOS
Analysis of Moment Structures
ARit
Abnormale Rendite des Untemehmens i am Tag t
ARPU
Average revenue per user
ATG
Auslandstochtergesellschaft(en)
fii
Beta des Untemehmens /
BIP
Bmttoinlandsprodukt
BZF
Betrachtungszeitfenster
cand. rer. oec. candidatus remm oeconomicamm CRSP
Center for Research in Security Prices
DARt
Durchschnittliche abnormale Rendite am Tag t
DJWI
Dow Jones World Index
DJWTI
Dow Jones World Telecommunications Index
DJWR
Durchschnittliche jahrliche Wachstumsrate
DKAR
Durchschnittliche kumulierte abnormale Rendite
€
Euro
Bit
Unsystematische StorgroBe der Rendite des Untemehmens / am Tag t
E(Rit)
Erwartete Rendite des Untemehmens / am Tag t
EBIT
Eamings before interest and taxes
EBITDA
Eamings before interest, taxes, depreciation and amortization
et al.
et alii
ETSI
European Telecommunications Standards Institute
EU
Europaische Union
F
Forschungsfrage
FCC
Federal Communications Commission
GB
Gesamtbewertung
GKR
Gesamtkapitalrentabilitat
GPRS
General Packet Radio Service
GSM
Global System for Mobile Communication
H
Hypothese
HHI
Herfindahl-Hirschman-Index
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
XXI
ISM
Intemationaler Standardisierungsgrad von Marketinginstrumenten
ITU
International Telecommunications Union
K
Aktienkurs
Kap.
Kapitel
KARj
Kumulierte abnormale Rendite des Untemehmens /
LISREL
Linear Structural Relationships
M
Arithmetischer Mittelwert
Max.
Maximum
MBV
Market-based view
Med.
Median
MF
Mobilfunkgeschaft
MFN
Mobilfunknetzbetreiber
Min.
Minimum
Mio.
Millionen
MMS
Multimedia Messaging Service
Mrd.
Milliarden
MNO
Mobile network operator
MVNO
Mobile virtual network operator
N
Anzahl der Ereignisse
n
Fallzahl
Nr.
Nummer
o.a.
oben angegeben(en)
OECD
Organisation for Economic Co-Operation and Development
OFCOM
Office of Communications
OLS
Ordinary Least Squares
p
Irrtumswahrscheinlichkeit von Signifikanztests
pic.
public limited company
PLS
Partial Least Squares
PTO
Public Telecommunication Operator
r
Pearson Korrelationskoeffizient
Rjt
Beobachtete Rendite des Untemehmens / am Tag t
R^t
Rendite des Kapitalmarktes am Tag t
REV
Resource-based view
RegTP
Regulierungsbehorde fiir Telekommunikation und Post
ROA
Return on assets
ROS
Return on sales
S
Standardabweichung
XXII
s. s.a. SEC SIM SMS SPSS T t T Tab. TEM
siehe siehe auch Securities and Exchange Commission Subscriber Identity Module Short Message Service Superior Performing Software System Kendall Korrelationskoeffizient (tau) Tag Letzter Tag des Betrachtungszeitfensters Tabelle Telefonica Moviles
TIM
Telecom Italia Mobile
TK TKG
Telekommunikation Telekommunikationsgesetz
TKN u. u.a. UMTS
Telekommunikationsnetzbetreiber und unter anderem Universal Mobile Telecommunications System
URL
Uniform Resource Locator
USA
United States of America
USD VIE vgl.
United States Dollar Variance Inflation Factor vergleiche
z.B. z.T.
zum Beispiel zum Teil
XXIII
1.
Einleitung
1.1
Problemstellung der Arbeit
Landeriibergreifend findet seit Ende der 1980er Jahre ein grundlegender Wandel der Telekommunikationsmarkte statt. Zwar werden bereits seit Jahrzehnten grenziiberschreitend und insofem international Telekommunikations(TK)-Dienste von TK-Netzbetreibem (TKN) angeboten.' Der Expansion mittels direkter Investitionen auBerhalb des Stammlandes kommt jedoch erst seit relativ kurzer Zeit ein hoherer Stellenwert fiir die Intemationalisierung der TK-Wirtschaft zu. Im Zuge der Ausweitung des TK-Geschafts erwerben TKN dabei Beteiligungen an etablierten TKN im Ausland oder realisieren dort mit Partnem oder im Alleingang Neugriindungen.^ Voraussetzungen solcher Expansionsschritte waren und sind die Privatisierung staatlicher TKN und die Offnung von TK-Markten fiir nationalen und intemationalen Wettbewerb.^ Speziell im Mobilfunksegment der TK-Wirtschaft resultierte diese Entwicklung seit Ende der 1980er Jahre daher, dass weltweit in den meisten Staaten mehrere Lizenzen fiir digitale Mobilfunknetze der zweiten Generation ausgeschrieben wurden, die groBtenteils nach dem Global System for Mobile Communication (GSM)-Standard einzurichten waren und auch an nicht in Staatseigentum befmdliche Untemehmen neben dem bisher Monopolrechte wahmehmenden TKN vergeben wurden."* Hierdurch eroffneten sich fiir TKN verschiedener Staaten Moglichkeiten, auBerhalb ihres Stammlandes Mobilfunklizenzen zu erwerben und Mobilfunknetze allein oder mit Partnem aufzubauen. Als Segment des TK-Dienstemarktes verzeichnen Mobilfunkdienste und -netze iiberproportionale Zuwachsraten. Die Umsatze mit Mobilfunkdiensten lagen in Deutschland im Jahr 2005 mit € 29,8 Mrd. zwar niedriger als die Festnetzumsatze mit € 37,1 Mrd.^ Weltweit waren jedoch schon im Jahr 2002 mehr Mobilfunk- als Festnetzanschliisse geschaltet und im Jahr 2005 ubertraf die Zahl der Mobilfunkanschliisse mit 2,15 Mrd. weltweit die der Festnetztelefonanschliisse von 1,27 Mrd. deutlich.^ Bereits diese Globalkennzahlen lassen die wirtschaftliche Relevanz des Mobilfunkmarktes und der Untemehmen, die Mobilfunknetze betreiben und Dienstleistungen in diesem Bereich erbringen, erahnen. Diese als Mobilfunknetzbetreiber (MFN)^ bezeichneten Organisationen sehen sich in ihren Heimatlandem mit sinkenden Kundenwachstumsraten konfrontiert, so dass sie sich i.d.R. mit Moglichkeiten der Intemationalisiemng ihrer Aktivitaten zur Si-
S. etwaEinhom 2002: 60-62; Elixmann/Schnoring 1994: 91; Johansson 1994: 472; Schwandt 1996: 26. S. Bohlin/Granstrand 1994a: 10; Clegg/Kamall 1998: 70-83; Granstrand 1994: 523; Johansson 1994: 471; Sarkar et al. 1999: 374-375. S. etwa Dengler 2000: 147-152; Dowling et al. 1994: 59-60; Gerpott 1998: 58-62 u. 94-97; Ruhle 1996: 68, 89; Siemen 1999: 17-20. Vgl. Curwen 2002: 2-15; Sarkar et al. 1999: 370; Ruhle 1996: 154-155; s.a. Muller et al. 2002: 176. Vgl. Dialog ConsultA^ATM 2005: 1. Abweichend werden die Umsatze mit Mobilfunk- und Festnetzdiensten von der Bundesnetzagentur (bis Juli 2005 Regulierungsbehorde fiir Telekommunikation und Post {RegTP)) aufgrund anderer Teilmarktabgrenzungen (z.B. fehlendes (Festnetz-)Carrier-Geschaft mit € 7,9 Mrd.) - auf € 28,0 Mrd. und € 25,1 Mrd. im Jahr 2005 geschatzt. Vgl. Bundesnetzagentur 2006: 37 u. 47. Vgl. EITO 2006: 248 u. 250; EMC World Cellular Database 2006; OECD 2003: 13; OECD 2005: 21. Diese Bezeichnung entspricht inhaltlich dem haufig verwendeten englischen Begriff „mobile network operator" (MNO).
cherung des weiteren Untemehmenswachstums auseinanderzusetzen haben.^ In vielen Veroffentlichungen wird gar der Eindruck vermittelt, dass auch fiir TK- oder Mobilfunkanbieter ein Intemationalisierungsimperativ gili.^ Als allgemeine betriebswirtschaftliche Griinde fiir die Intemationalisierung der Aktivitaten von Untemehmen werden haufig produktions-, finanz-, absatz- und/oder beschaffungspolitische Argumente angefiihrt/° die in unterschiedlichem Ma6 auch fiir TKN bzw. MFN relevant sein konnen. In einschlagigen Publikationen werden insbesondere GroBen- und Verbundvorteile, Differenzierungs- bzw. Repositionierungsmoglichkeiten, Wachstums- und Ertragssteigerungs- bzw. Kapitalmarktanforderungen als Intemationalisierungstriebkrafte innerhalb der TK-Wirtschaft genannt.'' Weiter wird die Gewinnung zusatzlichen Wissens und die verbesserte Nutzung eigener TK-Kemkompetenzen durch intemationale Expansionsschritte erwahnt.'^ SchlieBlich soil die Zielgruppe der international tatigen (Geschafts-)Kunden durch eine bessere Befriedigung ihrer spezifischen TK-Bediirfnisse verstarkt an einen MFN gebunden werden.'^ Trotz dieser Vorteilspotenziale ist strittig, ob Intemationalisierung per se zu einem hoheren Untemehmenswert beitragt.''^ Speziell in der TK-Wirtschaft hat der oft als wenig iiberzeugend wahrgenommene Erfolg zahlreicher intemationaler GroBinvestitionen von TKN und MFN eine kritische Auseinandersetzung mit dem Leitbild des Intemationalisierungsimperativs bzw. der vorherrschenden Management- und Marketingpraxis ausgelost.^^ So wurden auch die ersten TKInternationalisierungsversuche von manchen Autoren als „Experimentieren" und „Trial-and-
Dowling et al. 1994: 59-61; Warf 2003: 332-336. Vgl. Bosshart 1995: 54 u. 164; Elixmann 1999: 112; Gerum et al. 2003: 253; Giger 1999: 472; HSBC 2004: 7 u. 24; loannidis 1994: 398-399; Isem/ Rios 2002: 87; Knoll 2000: 169; Mansfeld 2001: 56; Nederkoom 1997: 38; Sarkar et al. 1999: 365; Stienstra et al. 2004: 275; Van Marrewijk 1997: 371 u. 379; Welfens/Graack 1996: 25. S.a. allgemein Doukas/Travlos 1988: 1169-1170; Fatemi 1984: 1341-1342; Makhija et al. 1997: 686; Prahalad/ Lieberthal 2003: 109-110. Auch groBe TKN stellen seit Jahren in Geschaftsberichten die Bedeutung der Internationalisiemng fur das eigene Unternehmen besonders heraus. S. etwa Deutsche Telekom 2000: 58-60; France Telecom 1998: 22-23. Vgl. Kieser/Kubicek 1992: 266-268. S.a. Glaum 1996: 62-63; Glaum et al. 2003: 827; Hilger 2001: 131. Vgl. Borrmann 2001: 16; Chan-Olmsted/Jamison 2001: 321; Curwen 1999: 142 u. 155-157; Dengler 2000: 164167; ElixmannAVorter 2001: 17; Gerpott 1998: 221; Gerpott 2000: 28; Gerum et al. 2003: 234; Glaum et al. 2003: 824; Jamison 1998: 704; Mansfeld 2001: 56-60; Nederkoom 1997: 36; Pelzel 2001: 31, 211; s. friiher Bosshart 1995: 55; Granstrand 1994: 527; Greupner 1996: 274. Diese Triebkrafte werden allgemein ohne Bezug zu einem TK-Teilmarkt bzw. mit Bezug zu TK-Dienstemarkten allgemein genannt, konnen allerdings z.gr.T. auch auf den Mobilfunkmarkt iibertragen werden. S.a. die Argumente im tJbemahmeangebot von Vodafone an die Mannesmann-Aktionare. Vodafone AirTouch 1999: 5. Vgl. Clegg/Kamall 1998: 62-67; Gerpott 1998: 223. Vgl. Gerpott 1998: 223; s.a. ahnlich Clegg/Kamall 1998: 67; Gries 1998: 85-86; Patema 1996: 88; Pelzel 2001: 31. S. als Beispiel fiir brancheniibergreifende Studien mit negativen Werteffekten der Intemationalisierung Denis et al. 2002: 1951-1953 und fiir positive Werteffekte der Intemationalisiemng Riahi-Belkaoui 1999: 193-195. Vgl. weiter die Literaturiibersicht in Kap. 1.2.3 sowie die eigenen empirischen Untersuchungen in Kap. 4.3 und 5.25.3. Vgl. Fransman 2002: 141-142; Gerpott 2000: 27; Gerpott 2002a: 16; Gerpott 2005a: 1217; Gerpott/Jakopin 2004c: 14-15; Gmnwald/Schwellbach 1999: 185-186; Mandela 2002: 10-11; Mansfeld 2001: 72-73; Moffett/Hixon 1999: 1-8. S.a. brancheniibergreifend etwa Ghemawat/Ghadar 2000: 65-66; Rugman 2003: 8; Rugman/Hodgetts 2001: 333-334.
error"-Strategie bezeichnet.'^ Dementsprechend finden sich zwar zahlreiche Beispiele fiir Au6erungen hochrangiger Fiihrungskrafte von TKN/MFN, in denen die Bedeutung der Intemationalisierung fiir das eigene Untemehmen bekraftigt wird, die aber meist wenig Hinweise auf inhaltlich gehaltvolle Strategien geben.'^ „Trial-and-error"-Intemationalisierungs„strategien" sind angesichts der fiir eine Geschaftsexpansion in bisher nicht bearbeitete Landermarkte erforderlichen erheblichen Ressourcen'^ aus Sicht verschiedener Stakeholdergruppen von MFN (Eigen- und Fremdkapitalgeber, Mitarbeiter) jedoch wenig zufriedenstellend. Unter einer Intemationalisierungsstrategie wird vielmehr ein langerfristig geplantes Biindel von MaBnahmen verstanden, die zur zielgerichteten Entwicklung oder Fortfiihrung von Auslandsaktivitaten eines Unternehmens eingesetzt werden.'^ Wahrend der Wettbewerb bei Festnetztelefondiensten durch nationale sektorspezifische Regulierungsmafinahmen merklich beeinflusst wird und stark von den ehemaligen Monopolanbietem gepragt ist, die auch iiber einen GroBteil der Infrastruktur verfiigen und oftmals noch als Marktfiihrer agieren, ist fiir den bereits langer wettbewerbsoffenen^° Mobilfunkmarkt eher davon auszugehen, dass der Erfolg von Intemationalisierungsbestrebungen der Untemehmen auch wesentlich von den betriebswirtschaftlichen Strategien der expandierenden Anbieter beeinflusst wird und somit fiir eine empirische Untersuchung der Erfolgsimplikationen unterschiedlicher Intemationalisierungsstrategien besser geeignet ist. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorUegende Arbeit empirisch Intemationalisierungsstrategien sowie Stamm-ZAuslands- und Untemehmensmerkmale als Einflussfaktoren betriebswirtschaftlicher Intemationalisierungserfolgskriterien von Mobilfunk-Geschaftsbereichen diversifizierter TKN und fokussierter (= eigenstandiger, nicht zu einem Vollsortimenter TK-Konzem zugehoriger) MFN als besonders exponierten Anbietergruppen des Mobilfunkteilmarktes der TK-Wirtschaft.
S. Gerpott 2000: 37; Patema 1996: 260 u. 296. Dies liegt vor allem daran, dass zwar die neuen Wettbewerbsund Marktkonstellationen auch in der Mobilfunkdienstebranche - wie zuvor bereits in vielen produktionsbezogenen Industrien - zur Intemationalisierung des Geschafts genutzt wurden, fiir exteme Analysten aber eine abgestimmte Gesamtstrategie bei der raumlichen Geschaftsausweitung meist nicht zu erkennen war und ist. S. Gerpott 2002a: 16; Muller et al. 2002: 174; Monlouis 1998: 641. Vgl. Grewlich 1993: 28; Grunwald/Schwellbach 1999: 71, 90 u. 106; Hofmann 2003: 42; loannidis 1994: 398; Nederkoorn 1997: 38; Ricke 1994: 37; Roulet 1994: 20; s.a. Konig 1997: 11, 122, 126-141 u. 148-151; Van Marrewijk 1997: 379. S. Ehrmann/Steiger 1998: 248-250; Roth 1999: 485-486; Sarkar et al. 1999: 368 u. 370-371. S. Barney 2002: 516; Gerpott 2000: 29; Griffin/Pustay 2005: 310; Hodgetts/Luthans 2000: 247; Meffert 1986: 689; Nieschlag et al. 2002: 214-215; Perlitz 2004: 64; SchoU 1989: 985. S.a. Kap. 3.4.1. Von den OECD-Landem weisen im Mobilfunkbereich bereits seit 1993 weniger als die Halfte der Lander monopolistische Marktstrukturen auf, wahrend dies im Festnetzbereich erst 1998 der Fall war. Vgl. OECD 2001: 12. Bezogen auf TK-Dienstemarkte im AUgemeinen ist festzuhalten, dass die Offnung fiir Direktinvestionen in den meisten Landem graduell erfolgte. Beltz spricht in diesem Zusammenhang von einer relativ hohen Marktoffenheit. S. Beltz 1997: 63. Wang steUt aber auch fest, dass Beschrankungen fiir Direktinvestitionen zwar reduziert wurden, jedoch nach wie vor in etwa der Halfte aller Lander erhebliche Einschrankungen vorliegen.S. Wang 2003: 275 sowie ahnlich Drake/Noam 1997: 804; Fredebeul-Krein/Freytag 1997: 479.
1.2
Stand der Diskussion in Wissenschaft und Praxis
Einflussfaktoren des betriebswirtschaftlichen Erfolgs der Intemationalisierung von Untemehmen werden in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung seit einigen Jahren diskutiert. Die vielfaltigen Diskussionsbeitrage lassen sich unter Beriicksichtigung der StoBrichtung der eigenen Arbeit in drei sich zum Teil uberlappende Gebiete (s. Abb. 1) gliedem, namlich: (1) Branchenspezifische Forschung zur Intemationalisierung der TK-Wirtschaft, (2) generische markt- und ressourcenorientierte Forschung zur Erklarung und Gestahung von Untemehmenserfolgsunterschieden sowie (3) empirisch ausgerichtete Forschung zu Intemationalisierungserfolgen. Die vorliegende Arbeit ist in der Schnittmenge dieser drei Forschungsstrange positioniert. Um die konzeptionelle Basis der Arbeit vorzustellen sowie Erkenntnisliicken aufzuzeigen, wird im Folgenden ein kurzer UberbHck zum Stand der Forschung in den drei Feldem gegeben. 1.2.1 Forschung zur Intemationalisierung der Telel^ommunikationswirtschaft „The globalization of telcos is one of the most fascinating developments of the last decade. Profound changes in the institutional structure of the sector, the dizzying speed and volumes of investment flowing across borders, and the strategic importance of this industry in an informationintensive society, all increase its research relevance."^' Wissenschaftliche Untersuchungen, die der in diesem Zitat zum Ausdruck kommenden Tragweite der TK-Intemationalisierungsthematik Aufmerksamkeit widmen, befassen sich hauptsachlich (1) mit Beweggriinden von AuslandsenAbb. 1:
Einordnung der Tliemenstellung in drei Forschungsfelder
Sarkaretal. 1999:377.
gagements aus Sicht des expandierenden Untemehmens {Warum?y^, (2) mit der Privatisierung und Marktoffnung bzw. Deregulierung einhergehenden Wachstumsbestrebungen der fruheren Monopolanbieter bzw. Incumbents/Public Telecommunication Operators (PTO) im Ausland^^ und (3) mit Verhaltensoptionen der Regulierungsinstanzen gegeniiber potenziellen Markteintritten auslandischer Wettbewerber im eigenen Land.^"^ Die Ergebnisse dieser Veranderungen und Strategien werden indes kaum betrachtet. In einer interdisziplinaren Literatursichtung, in der, neben betriebs- und volkswirtschaftlichen Forschungsergebnissen, auch Arbeiten aus den Rechts-, Ingenieur-, Sozial- und Politikwissenschaften beriicksichtigt wurden, konnten 350 Beitrage zur Intemationalisierung von TKN identifiziert werden.^^ Die Halfte dieser Publikationen ist dem Themenfeld des grenziiberschreitenden TK-Verkehrs und internationaler Institutionen zur Beeinflussung grenziiberschreitender TKNetzzusammenschaltungen zuzuordnen und damit fiir die vorliegende Arbeit weitgehend irrelevant.^^ Kaum Bezug zu Intemationalisierungsstrategien von MFN weisen weitere 50% der verbleibenden Beitrage auf, die uberwiegend deskriptiv in Form von Fallstudien durch die Einfiihrung von Wettbewerb und (Teil-)Privatisierungen ausgeloste Reaktionen ehemaliger Monopolanbieter auf Festnetzmarkten nachzeichnen.^^ Mit rund 18% (51%) erschienen wenige (viele) der 350 Arbeiten vor 1991 (1999). Bis Anfang der 1990er Jahre wurden Mobilfunk- und andere innovative TK-Dienste nur von wenigen Kunden genutzt und fanden deshalb auch in der betriebs-
Vgl. z.B. Ruhle 1996. Paterna geht sogar soweit, festzustellen, dass Intemationalisierungstheorien nur die Erklarung des „Warum?" zum Ziel haben und nicht etwa die Untersuchung der Griinde fiir einen Erfolg oder Misserfolg von IntemationalisierungsmaBnahmen. Vgl. Patema 1996: 235. Anders dagegen Nocker 2001: 2-3. Vgl. z.B. Dowling et al. 1994: 61-82; Graack 1999: 86-92 u. 96-99; Kashlak/Joshi 1994; Lera Salso 1990: 136146; Oh 1996: 715-718; Stienstra et al. 2004: 275-279; Trebing/Estabrooks 1995: 539-543. Dabei uberwiegen qualitativ-kasuistische Beschreibungen der Intemationalisierung einzelner TKN. S. als Beispiele fiir entsprechende Arbeiten ohne groBere empirische Basis Curwen 2002; Curwen/Whalley 2004; Ehrmann/Steiger 1998; Giger 1999; Patema 1996; Roth 1999. Vgl. Bernard 1994: 383-391; Globerman 1995: 28; Jenkins 1991: 175; Joseph 1995: 416-417 u. 424-426. Der friiheste beriicksichtigte Beitrag wurde 1961 publiziert. Veroffentlichungen wurden nur in die Literatursynopse aufgenommen, wenn sie sich explizit empirisch oder konzeptionell mit grenziiberschreitenden Aktivitaten in der TK-Wirtschaft und dort insbesondere von Netzbetreibem beschaftigen. Veroffentlichungen, welche sich primar auf Voraussetzungen der TK-Intemationalisiemng wie z.B. Dereguliemng, Privatisiemng und Standardisiemng beziehen, wurden nicht aufgenommen. Gerade Standardisiemngsthemen werden haufig im intemationalen Kontext diskutiert, s. dazu etwa Genschel 1997: 607-612; Lembke 2002: 51-64; Tan 2001: 119-126. Weiterhin wurden Studien, in denen verschiedene Lander vergleichend analysiert werden, ebenfalls nicht beriicksichtigt. Entsprechende komparative Arbeiten haben Amendola/Ferraiuolo 1995: 35-41; Kim 2002: 343-363; Ruhle 2002: 361-364; Pehrson 2001: 79-146 vorgelegt (s.a. die Literaturiibersicht zu solchen Vergleichsstudien bei Snow 1988: 167-170). Strikt rechtswissenschaftUche (s. fur viele Bamett et al. 1988; EUger/Kluth 1992), auf interaationale Massenkommunikation via Satellit (s. etwa Snow 1988: 165-167) oder sozialwissenschaftliche Aspekte der intemationalen TK (s. Barnett 2001 und dort zitierte Literatur) ausgerichtete Publikationen wurden ebenfalls nicht erfasst. SchlieBlich sind Verordnungen und weitere (inteme) Dokumente von Reguliemngsbehorden und Verbanden (wie etwa Federal Communications Commission (FCC) und International Telecommunication Union (ITU)) nicht in der Auswertung enthalten. S. zu einschlagigen Dokumenten etwa die Angaben bei Johnson 1989: 61-63; Thuswaldner 2000: 49. Die Beitrage wurden durch wiederholte Recherchen in den Datenbanken EBSCO und WISO identifiziert sowie durch Auswertung der Literaturlisten der gefundenen Beitrage erganzt. S. ahnlich das Vorgehen bei David/Han 2004: 42-43; King et al. 2004: 191. Von den identifizierten Quellen wird in der vorliegenden Arbeit nur ein geringer Teil zitiert, da die meisten Beitrage keine ausreichende Relevanz fiir die Untersuchung von Einflussfaktoren des Intemationalisiemngserfolgs von MFN aufweisen. Hierzu zahlen u.a. Antonelli 1995; CaveAVaverman 1999; Einhorn 2002; Frieden 1996; Galbi 2003; Killaly 1998; Knorr 1999; Langenfurth 2000; Stanley 1973; Tang 2003. S. fur viele Crandall 1998; Elixmann/Schnoring 1994; Fransman 1994; Inkpen 1998; Jamison 1998; McDavid 2000; Oh 1996; Trebing/Estabrooks 1995.
wirtschaftlichen Literatur weniger Beachtung. Funf Konferenzsammelbande, von denen vier 1994 und einer 1997 erschienen, sind eher deskriptiv/fallstudienartig angelegt und zeigen die Entwicklungen im Bereich der Festnetz-TK-Intemationalisierung auf.^^ Dies ist ein Hinweis dafur, dass der Intemationalisierung im Festnetzbereich bereits zu Beginn der 1990er Jahre auch aus praktischer Sicht eine erhebliche Bedeutung zukam. Nur wenige Beitrage priifen empirisch Fragestellungen, die fiir die Erklarung von Intemationalisierungserfolgsunterschieden von MFN Bedeutung haben. Tab. 1 zeigt, welche Fragestellungen bisher in uberwiegend empirischdeskriptiv angelegten Arbeiten im Forschungsfeld „Internationalisierung der TK-Wirtschaft" aufgegriffen wurden. Konzeptionell weisen die Schriften keine einheitliche Fundierung auf. Noch am haufigsten wird auf das eklektische Paradigma von Dunning^^ zu Eigentums-, Standort- und Intemalisierungsvorteilen zuriickgegriffen, um Interaationalisierungsschritte zu erklaren (s. Tab. l).^ Dementsprechend werden Griinde fiir und Einfliisse auf InternationalisierungsmaBnahmen von TKN haufig aus untemehmens- sowie stamm- und ziellandermarktbezogenen Merkmalen abgeleitet.^' Weitere konzeptionelle Argumente der Studien werden zudem gelegentlich an die Diversifikations- und Realoptionsforschung angelehnt.^^ In Studien, die eine Untemehmensstichprobe analysieren, wurden als Analysebasis zwischen zwei und 43 TKN herangezogen (s. Tab. 1). Entsprechend dominieren in empirisch ausgerichteten Beitragen Aufzahlungen und fallstudienartige Darstellungen der intemationalen Beteiligungen einzelner Marktteilnehmer.^^ Ein GroBteil der in Tab. 1 zusammengefassten Analysen greift die Entwicklung von TK-Auslandsaktivitaten in den 1990er Jahren auf,^"^ wobei studieniibergreifend die Beschreibung der von TKN zur Intemationalisierung verwendeten Markteintrittsformen im Vordergrund stand. Lediglich die Griinde fiir eine Intemationalisierung des Mobilfunknetzbetriebs und Rahmenbedingungen, die das Vorgehen von TKN beeinflussen, wurden bisher in
Bohlin/Granstrand 1994b; Noam/Pogorel 1994; NoamAVolfson 1997; Pogorel 1994; Witte 1994. In der betriebswirtschaftlichen Forschung werden seit Langem Fragen der Intemationalisierung und multinationaler Unternehmen behandelt. Vgl. insbesondere Aharoni 1966; Buckley/Casson 1976; Caves 1971; Hymer 1976; Kindleberger 1969; Perlmutter 1969; Rugman 1975; Vernon 1966. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden verschiedene Aspekte isoliert betrachtet, die 1977 von Dunning zu einem eklektischen Paradigma bzw. einer eklektischen Theorie zusammengefuhrt wurden. Diese greift die drei wesentlichen Kategorien von Intemationalisierungsvorteilen auf, um die Fragen nach dem „Warum", dem „Wie", und dem „Wo" der Intemationalisierung zu beantworten. Vgl. Dunning 1977: 398-406; Dunning 1979: 275-276; Dunning 2001: 174-175. Auf diesen Bezugsrahmen wird in der Literatur haufig zuriickgegriffen, obwohl zahlreiche Kritikpunkte gegeniiber dem Ansatz von Dunning vorgebracht wurden. S. die Zusammenfassungen bei Glaum 1996: 74-75; Hilger 2001: 73-74; MuUer/Kommeier 2002: 279; Nocker 2001: 22-26; Perlitz 2004: 111-112. S. etwa Clegg/Kamall 1998: 62-69; Pateraa 1996: 41-43; Ruble 1996: 133-145; Sarkar et al. 1999: 363-367. Vgl. Bronner/Mellewigt 2001: 730-734; Clegg/Kamall 1998: 62-69; Ehrmann/Steiger 1998: 250-252; Kashlak/ Joshi 1994: 605-606; Lera Salso 1990: 136-139; Pateraa 1996: 229-257; Ruble 1996: 156-227; Wymbs 2002: 89-91. Vgl. Croson et al. 1998: 37-38; Joshi et al. 1998: 543-545; Kashlak/Joshi 1994: 605-609; Lera Salso 1990: 140142; Roth 1999: 493-498. S. Dowling et al. 1994: 61-82; Gerpott 2000: 31-36; Kashlak/Joshi 1994: 607-609; Pateraa 1996: 258-288. S. Clegg/Kamall 1998: 70-89; Elixmann 1996a: 53-62; Joshi et al. 1998: 544-546; Lera Salso 1990: 141-145; Sarkar et al. 1999: 370-376; Wymbs 2002: 94-101.
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einer Uber die reine Aufzahlung/Beschreibung hinausgehenden Weise erforscht.^^ Insbesondere wurde bislang kaum empirisch untersucht, inwiefem die diskutierten (1) Landermarkt-, (2) Unternehmens- und (3) Intemationalisierungsstrategiemerkmale auch als Intemationalisierungserfolgsdeterminanten von MFN zu sehen sind.^^ Insgesamt zeigt die Literatursichtung, dass bisherige Analysen haufig auf eine Beschreibung des historischen Ablaufs der Internationalisierung einzelner Anbieter (oder TK-Landermarkte) beschrankt bleiben.^^ Es fehlen theoretisch und empirisch fundierte Untersuchungen von Einflussfaktoren des Intemationalisierungserfolgs von TK-Konzemen. Als solche Determinanten sind insbesondere (1) landermarktstrukturabhangige Einflussfaktoren, (2) Unternehmensmerkmale sowie (3) Intemationalisierungsstrategiemerkmale - z.B. Eintrittsform, zeitliche Abstimmung der Markteintritt(sabfolg)e, Marketinginstrumente - von MFN zu nennen.^^ Konzeptionell sind insbesondere die Determinanten (1) und (2) dem zweiten Forschungsfeld zuzuordnen (s. Abb. 1). 1.2.2 Markt- und ressourcenorientierte Forschung zur Erklarung und Gestaltung von Unternehmenserfolgsunterschieden Zur Erklarung von Erfolgsunterschieden zwischen Untemehmen werden haufig zwei Perspektiven angefiihrt, die entweder Umfeld- oder Unternehmensmerkmale in den Mittelpunkt stellen. Diese Forschungsstrange werden unter den Oberbegriffen „marktorientierter Ansatz" („marketbased view" (MBV) bzw. „industrial organization"-Denkschulen) und „ressourcenorientierter Ansatz" („resource-based view" (RBV)) gefiihrt.^^ Der MBV ist der Industrieokonomik zuzuordnen, die ein heterogenes Forschungsfeld darstellt, innerhalb dessen verschiedene Schwerpunkte gesetzt wurden."^ Einer der wesentlichen friihen Theoriestrange des MBV ist das Bain (1951) und Mason (1939) zugeschriebene Structure-Conduct-Performance-Paradigma, wonach die
S. Gimeno et al. 2005: 309-313; Ruble 1996: 155-214; Stienstra et al. 2004: 276-279. S. als Ausnahmen Gerpott/Jakopin 2005a: 642-657; Gerpott/Jakopin 2005b: 214-223; Gerpott/Jakopin 2005c: 116; Gerpott/Jakopin 2006a: 1068-1091; Trillas 2002: 274-276. Vgl. Clegg/Kamall 1998: 70-89; Graack 1996: 342-351; Patema 1996: u.a. 93-126; Pelzel 2001: u.a. 29-81. Diese Dreiteilung basiert auf dem eklektischen Paradigma nach Dunning 1977: 398-406; Dunning 1979: 276276. Vgl. a. Zou/Cavusgil 1996: 61, bei denen die Dreiteilung aus dem markt- und ressourcenorientierten Ansatz abgeleitet wird (s. Kap. 1.2.2). S.a. BambergerAVrona 1996: 149; Eden et al. 2003: 37; Hawawini et al. 2003: 14; Robson et al. 2002: 394. An dieser Stelle werden fiir die Untersuchung relevante Argumentationslinien und Forschungsergebnisse nur kursorisch umrissen. Abhandlungen, in denen beide Ansatze synoptisch erfasst werden sind u.a. in akademischen Fachpublikationen (s. Conner 1991: 132-133; Hoskisson et al. 1999: 418-444; Jenner 1999: 51-126; Zou/Cavusgil 1996: 57-64), wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbiichera (s. Bamberger/Wrona 2004: 40-51 u. 207; Barney 2002: 74-192; Zentes et al. 2004: 27-33) und wissenschaftlichen Qualifikationsschriften (s. Burr 2002: 27-102; Knoll 2000: 24-82) zu fmden. Dariiber hinaus gibt es zahlreiche Schriften, die sich mit einer der beiden Forschungsrichtungen isoliert auseinandersetzen. S. etwa zum MBV Biihler/Jaeger 2002; Carlton/Perloff 2005 Knieps 2001; Porter 1981: 609-617; Scherer/Ross 1990; sowie zum RBV Bamberger/Wrona 1996: 130-139: Freiling 2001: 5-169; Hsu 2003: 19-29; Knyphausen-AufseB 1993: 771-786; Mahoney/Pandian 1992: 363-375 Mellewigt 2003: 51-74; Nocker 2001: 37-73; Padberg 2000: 94-106; Szeless 2001: 9-24. S. Uberblick bei Conner 1991: 122-132; Mahoney/Pandian 1992: 371-373. Die weit verbreitete deutsche Bezeichnung des MBV oder des Structure-Conduct-Performance-Paradigmas als „Industrie6konomik" ist irrefuhrend, da sich diese zunehmend anderen Themen zugewendet hat bzw. mit zahlreichen anderen Forschungsbereichen assoziiert wird. S. Bester 2004: 2-5; Buhler/Jaeger 2002: 2-3; Freiling 2001: 70; Martin 2001: 2; Tirole 1988: 3.
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Marktstruktur den Untemehmenserfolg mafigeblich beeinflusst.'^^ Der ressourcenorientierte Ansatz basiert auf Arbeiten von u.a. Penrose (1959), Wernerfelt (1984) und Barney (1991).'*^ MBV und RBV fiihren zu unterschiedlichen Antworten auf die Fragestellung nach den Grundlagen langfristig uberdurchschnittlicher Untemehmensgewinne/^ ^Structure'' bzw. Industrie- oder Marktstruktur wird definiert als bestandige wirtschaftliche und/ Oder technische Dimension einer Branche, in deren Kontext Wettbewerb stattfindet."^ Die Struktur bestimmt insbesondere die Art des Wettbewerbs zwischen Verkaufem und deren Preise. Anbieterzahl/Konzentration auf Kaufer- und Verkauferseite, Produktdifferenzierung und Eintrittsvoraussetzungen werden in klassischen Studien als Strukturvariablen betrachtet/^ ..Conduct bzw. UntemehmensverhaltenZ-strategie wird verstanden als die Auspragung wesentlicher Unternehmensentscheidungen in Bezug auf Preise, Werbung, Mengen und Qualitat der Leistungen, die am Markt offeriert werden."^ Als ^Performance'' bzw. Ergebnis/Erfolg der Geschaftstatigkeit werden traditionell allokative und technische Effizienz bzw. Profitabilitat und Kostenminimierung sowie Innovationsfahigkeit herangezogen."^^ ..Resources'' bzw. Ressourcen/Inputgiiter werden definiert als „all assets, capabilities, organizational processes, firm attributes, information, knowledge, etc. controlled by a firm that enable the firm to conceive of and implement strategies that improve its efficiency and effectiveness"^l Ressourcen diirfen aber nicht als selbst „rent-producing" defmiert werden, da es sonst nicht mehr notwendig ist, deren Erfolgsbeitrag zu untersuchen."*^ Haufig werden physische, immaterielle (= intangible, unsichtbare), fmanzielle und organisationale Ressourcen unterschieden.^^ Konstituierende Merkmale von Ressourcen stellen die Fahigkeit zur Nutzenstiftung am Markt (= Wert/
Bain 1951: 293-294; Bain 1968: 3; Mason 1939: 63-70. S.a. Andreosso/Jacobson 2005: 13-14; Barney 2002: 7576; Buhler/Jaeger 2002: 4-8; Carlton/Perloff 2005: 4; Grabner-Krauter 1993: 279-280; Knoll 2000: 55-57; Porter 1981: 610-616; RuefliAViggins 2003: 864-865; Scherer/Ross 1990: 4-6; Shepherd/Shepherd 2004: 8; Zou/Cavusgil 1996: 57-58. Vgl. Freiling 2001: 1; Pitelis 2004: 523-524. S.Mellewigt2003:51. S. Bain 1968: 7; Porter 1981: 611. S.a. Barney 2002: 75; Shepherd/Shepherd 2004: 10 u. 70-74. Die Abgrenzung des relevanten Marktes ist dabei nach sachlichen, zeitlichen und raumlichen Kriterien vorzunehmen. S. auf TKDienste bezogen Gerum et al. 2003: 73-75; Immenga et al. 2001: 29; Koenig et al. 2004: 37-38 u. 113-118; Lee 2003: 10-14; Wichert-Nick 1999: 23-24; Walke 1999: 26-29; Wolf 1995: 62-68. S.a. allgemein Andreosso/Jacobson 2005: 90-93; Homburg/Krohmer 2003: 4-6; Martin 2001: 3-5; Meffert 2000: 36-44; Shepherd/Shepherd 2004: 62-63. S. Bain 1968: 7. Korrespondierend kann auch von Marktkonzentration, Eintrittsbarrieren, Austritts(= Mobilitats) barrieren und durchschnittlicher UnternehmensgroBe als wesentlichen Strukturmerkmalen gesprochen werden. Auf Basis dieser Uberlegungen wurde von Porter das Konzept der Branchenstrukturanalyse anhand der fiinf Wettbewerbskrafte entwickelt. S. etwa Porter 2000: 29. S. Bain 1968: 9-10; Porter 1981: 611. S.a. Barney 2002: 75. S. Bain 1968: 10-11; Porter 1981: 611. S.a. Shepherd/Shepherd 2004: 31-36; Scherer/Ross 1990: 4. Die in der vorliegenden Arbeit zugrundegelegten ErfolgsmaBe, die sowohl jahresabschluss-, kapitalmarkt- als auch wettbewerbsorientierte Variablen einschlieBen, werden in Kap. 4.2, 4.3.2.1 und 5.1.1 vorgestellt. Barney 1991: 101. S.a. Amit/Schoemaker 1993: 35; Hitt et al. 1995: 73; Mellewigt 2003: 58; Padberg 2000: 8081 sowie kritisch Freiling 2001: 14-27; Rasche/Wolfrum 1994: 515. S. Peteraf/Bamey 2003: 320. Wenn Ressourcen per se iiberdurchschnittliche Gewinne produzieren, ergibt sich keine Notwendigkeit mehr, deren Erfolgswirkung zu priifen. Vgl. Bamberger/Wrona 1996: 132-134; Barney 2002: 155-156; Grant 1991: 119; Gries 1998: 21-22; Massengeil 2001: 113. S.a. die Ubersicht verschiedener Klassifikationsansatze bei Mellewigt 2003: 58-59. 13
Nutzen, Kosten/Leistungsvorteil), Knappheit^^ Nicht-Imitierbarkeit/Dauerhaftigkeit^^ und NichtSubstituierbarkeit^^ dar.^"^ Intangible Ressourcen werden als besonders bestandige/dauerhafte Vorteile betont.^^ Am MBV wird kritisiert, dass Untemehmen bzw. deren Fuhning als „black box" betrachtet und brancheninteme Gewinnunterschiede unzureichend erklart werden.^^ Weiter wird angefiihrt, dass die reine Branchenorientierung als langfristige Strategiebasis eines Untemehmens nicht tragfahig ist und aus solchen Erkenntnissen ableitbare standardisierte Untemehmensstrategien den individuellen Unternehmenserfolg gefahrden. Barney kritisiert am MBV, dass das Konzept der Markteintrittsbarrieren bereits heterogene Ressourcen voraussetze^^ und bei Ressourcenhomogenitat und -mobilitat theoretisch keine bestandigen Wettbewerbsvorteile (z.B. resultierend aus einer Pionierposition) flir einzelne Untemehmen vorhanden seien.^^ Am RBV wird bemangelt, dass Begriffsabgrenzung und Messung von Ressourcen nicht ausreichend ausgearbeitet sind.^^ So erfordert die empirische Priifung des RBV Operationalisiemngen schwer greifbarer Konstrukte.^ Bin wesentliches Problem empirischer Tests des RBV ist die Unbeobachtbarkeit von Variablen, die gerade bei als Wettbewerbsvorteil haufig betonten immateriellen Ressourcen im Mittelpunkt stehen.^^ Entsprechend wird fiir die Ressourcenanalyse die Verwendung sehr kleiner Stichproben bzw. einzelner Untemehmen einer Industrie gefordert, die iiber eine Interview/Fragebogen-Primarerhebung hinausgeht und tiefer in die Funktionsweise eines Untemehmens vordringt, da mit konventionellen Methoden intangible Ressourcen nur unzureichend erfasst werden konnen.^^ SchlieBlich wird die tautologische Argumentation einiger S. Barney 1991: 107. Knappheit wird derart interpretiert, dass nicht alle Untemehmen am Markt iiber die Ressource verfiigen konnen. S. insbesondere Barney 1991: 107-110. Die Nicht-Imitierbarkeit erwachst aus der historischen Entwicklung, Unkenntnis oder fehlender Steuerbarkeit von Ressourcen. S. Barney 1991: 114; Conner 1991: 137. Die Ressource sollte folglich nicht handelbar/transferierbar sein. Entsprechend sind nicht alle Ressourcen als Grundlage fiir Wettbewerbsvorteile geeignet. Vgl. Amit/Schoemaker 1993: 37; BambergerAVrona 1996: 135-139; Barney 1991: 106-112; Wemerfelt 1984: 173-174. S.a. Barney 2002: 160-170; Knyphausen-AufseB 1993: 776; Mellewigt 2003: 65-73 und die dort zitierte Literatur sowie Nocker 2001: 42-47; Padberg 2000: 83-87. S. Amit/Schoemaker 1993: 39; Conner 1991: 137 und die dort zitierte Literatur; Mahoney/Pandian 1992: 373; Villalonga 2004: 206-207. Beispiele hierfiir sind spezifisches Wissen und Markennamen. S. Fahy 2002: 73. Vgl. FreiUng 2001: 71-72; Mellewigt 2003: 54-56. Vgl. Barney 1991: 105. S.a. Grant 1991: 117. Allerdings spricht auch Bain bereits von Wettbewerbsvorteilen einzelner Untemehmen. Bain 1968: 204-205. So bescheinigen auch Conner 1991: 125 und Knyphausen-AufseB 1993: 783 der klassischen MBV-Forschung, dass ein gewisses Ma6 an Heterogenitat zwischen Untemehmen zugelassen wird. Ebenso argumentiert Hymer in seiner stark von Bains Forschung beeinflussten Arbeit bereits mit Untemehmensfahigkeiten als Gmndlage der Intemationalisiemng. S. Hymer 1976: 25. S. Barney 1991: 103-104. Vgl. zur Homogenitatspramisse des MBV (= alle Untemehmen einer Branche sind gleich) Barney 1991: 100-101; Bamey 2002: 155; Mahoney/Pandian 1992: 374; Mellewigt 2003: 63; Nocker 2001: 39-41; Padberg 2000: 87-88; Peteraf/Bamey 2003: 311. S. Mellewigt 2003: 34-35. Vgl. Hoskisson et al. 1999: 442. Vgl. Hoskisson et al. 1999: 443. S. Rouse/Daellenbach 1999: 488-490 sowie die Schlussfolgemng aus der Feststellung, dass gerade die Einzigartigkeit eines jeden einzelnen Untemehmens die Kernannahme des RBV darstellt. Vgl. Freiling 2001: 12. S.a. Hoskisson et al. 1999: 423. Entsprechend wUrde die direkte Erfassung von Ressourcen mittels einer Primarerhebung auf Basis von Interviews/Fragebogen im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sich mit Validitatszweifeln auseinanderzusetzen haben.
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Vertreter des RBV kritisiert, nach der alle erfolgszutraglichen Ressourcen erfolgsrelevant sind (s. auch die oben angefiihrte klassische Definition von Bamey).^^ Die MBV-RBV-Diskussion richtet sich primar auf den Grad der Bedeutung von untemehmensvs. industriespezifischen Einfliissen fiir den Untemehmenserfolg und nicht auf deren gnindsatzliche Existenz.^ In der empirischen Forschung zu dieser Fragestellung finden sich sowohl Studien, die Industrieeffekten einen starkeren Erfolgseinfluss zusprechen^^ als auch Arbeiten, die Untemehmenseffekten - auf der Ebene der Geschaftseinheit, aber auch des Konzems - eine grofiere Bedeutung einraumen.^ Von zahlreichen Autoren wird entsprechend betont, dass sich die beiden Ansatze gegenseitig erganzen.^^ Zur Erklarung von Intemationahsierungsstrategien und Erfolgen von MEN wird in der vorliegenden Arbeit - konform mit dieser Einschatzung und der Ausrichtung neuerer empirischer Studien zu Fragestellungen der Intemationalisierung(sformen)^^ - ein gleichermaBen auf der MBV- und RBV-Perspektive aufbauender konzeptioneller Bezugsrahmen zugrunde gelegt (s. unten Abb. 2).^ 1.2.3 Empirisch ausgerichtete Forschung zu Internationalisierungserfolgen Das dritte Forschungsfeld (s. Abb. 1) umfasst empirische Analysen des Untemehmenserfolgs im Zusammenhang mit Prozess- und Statusbetrachtungen der Untemehmensintemationalisierung. Wegen des weitgehenden Fehlens empirischer Studien von TKN und MEN, die IntemationaUsierungserfolge messen, ist es unumgangUch, auch Arbeiten zu beriicksichtigen, die nicht zugleich einen MBV-RBV und/oder TK-Bezug aufweisen (s. Abb. 1) und somit nur mittelbar fiir die Themenstellung der vorliegenden Arbeit als Referenzpunkte relevant sind. Zahlreiche betriebswirtschaftliche Studienergebnisse liegen insbesondere zu drei Themenfeldem vor, die Aspekte des Erfolgs intemationalisierter/-ender Untemehmen betreffen.
Als Beispiel fiir eine solche Tautologie kann etwa die Feststellung angefuhrt werden, dass Untemehmen, deren Fuhrungskrafte bessere Fiihrungsqualitaten aufweisen und bessere Entscheidung treffen, auch insgesamt erfolgreicher sind. S. Barney 1991: 106; Barney 2002: 151. Vgl. AmatoAVilder 1990: 93. S.a. Peteraf/Bamey 2003: 312 und die dort zitierten Studien. S. AmatoAVilder 1990: 104; Schmalensee 1985: 346-347; vgl. a. die tJbersicht ahnlicher Ergebnisse bei Andreosso/Jacobson 2005: 367-369. S. Brush et al. 1999: 541; Chang/Singh 2000: 748-749; Hawawini et al. 2003: 11; Jenner 1999: 304; Mauri/Michaels 1998: 215-216; McGahan/Porter 1997: 23-27; McGahan/Porter 2002: 844-845; RuefliAViggins 2003: 873-874 sowie die Ubersichten bei Bowman/Helfat 2001: 7-10; Knyphausen-AufseB 1993: 773; McGahan/Porter 2002: 836; Schmalensee 1989: 971-972. S. BambergerAVrona 1996: 147-148; Barney 2002: 160; Datta et al. 1991: 550-552; Freiling 2001: 11; Knoll 2000: 77-80; Knyphausen-AufseB 1993: 785-786; Mahoney/Pandian 1992: 371, 375; Mauri/Michaels 1998: 213 u. 216; Mellewigt 2003: 56-57 und die dort zitierte Literatur; Padberg 2000: 78; Peteraf/Barney 2003: 312; Zou/Cavusgil 1996: 56. Vgl. a. die Forderung einer Erweiterung des MBV um Untemehmensstruktur-Zstrategievariablen bei Grabner-Krauter 1993: 281. S.a. die Uberlegungen zur empirischen Auswertung bei Fahy 2002: 74. S.a. die Analyseebenen Untemehmen vs. Industrie bei Peteraf/Bamey 2003: 312 sowie den Kommentar von Wallace/Schneider 2003: 222 zum eklektischen Paradigma von Dunning. Eine entgegengesetzte Ansicht, wonach sich MBV und RBV in weiten Teilen widersprechen, vertritt Makhija 2003: 449. S. etwa als MBV-RBV-verknupfende Studien Hanvanich/Cavusgil 2001: 141-142; Kallunki et al. 2001: 360364; Kim/Park 2002: 365-369; Markides/Ittner 1994: 344-348; Merchant 2002: 52-56; Merchant/Schendel 2000: 726-728. S. die Einschatzungen/Fordemngen bei Grabner-Krauter 1993: 295; Hoskisson et al. 1999: 444; Merchant 2000: 1843.
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Themenfeld 1: Zusammenhdnge zwischen demAusmafi grenzuberschreitender Untemehmenstdtigkeit und periodenbezogenen Untemehmenserfolgsindikatoren Die Frage, inwiefem das AusmaB grenzuberschreitender Untemehmenstatigkeit (= Intemationalisierungsgrad) eines Untemehmens zu besseren Ergebnissen aus jahresabschluss- und kapitalmarktbezogener Perspektive fiihrt, wurde bisher uberwiegend fur Stichproben untersucht, die brancheniibergreifend Produzenten von Realgiitem umfassen. Auf den Dienstleistungssektor Oder einzelne Branchen fokussierte Analysen bilden die AusnahmeJ" Deshalb werden in Tab. 2 neben branchenfokussierten auch brancheniibergreifend angelegte Studien aufgefiihrt, die seit dem Jahr 2003 veroffentlicht wurden. Als Pradiktorvariable, die das AusmaB der Intemationalisierung erfasst und oft synonym als Internationalisierungsgrad bezeichnet wird, wurde haufig der prozentuale Auslandsumsatzanteil eingesetzt. Eine solche, auf die Tiefe der Intemationalisierung (= dichotome Unterscheidung von Inlands- und Auslandstatigkeiten und Bestimmung des Auslandsanteils fiir einen Indikator^') abstellende, eindimensionale Erfassung ist jedoch erheblicher Kritik ausgesetzt/^ Die ausschlieBliche Betrachtung von Indikatoren, mit deren Hilfe die Breite der Intemationalisierung (= Verteilung der Aktivitaten in verschiedenen Landem bzw. Landerzahl) gemessen wird, ist jedoch ebenso problematisch. AUerdings konnten sich komplexere Vorschlage zur Abbildung des Internationalisiemngsgrades anhand verschiedener Dimensionen der Auslandstatigkeit, bisher nicht durchsetzen^^ Die Studienergebnisse konnen nicht als einheitlich beschrieben werden. Zwar kommt eine Mehrzahl der Analysen zu dem Schluss, dass ein linear-positiver Zusammenhang zwischen dem Internationalisiemngsgrad und dem Untemehmenserfolg besteht. Andererseits liegen auch jeweils etliche Studien vor, die negative, neutrale oder nicht-lineare Erfolgseffekte bestatigen. Die erste quantitative Metaanalyse zu dieser Forschungsfrage, in der 62 Studien beriicksichtigt wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass im Durchschnitt ein statistisch signifikanter, aber sehr kleiner positiver Zusammenhang {Pearson Korrelationskoeffizient r = 0,04) besteht.^"* Zur Erklamng der erheblichen Heterogenitat der Befunde wurde zwar eine Reihe von Kontextfaktoren wie UnternehmensgroBeZ-herkunft sowie Operationalisiemngen von Intemationalisiemngs- und Erfolgsin-
S. etwa Capar/Kotabe 2003: 349; Contractor et al. 2003: 9-10; Gerpott/Jakopin 2005a: 653-655; Jung/ChanOlmsted 2005: 193-198; Peltier 2004: 267; Rieck et al. 2005b: 18-22. S. zur Unterscheidung von Tiefe und Breite der Intemationalisierung Dorrenbacher 2000: 122; letto-Gillies 2002: 42; Ramaswamy 1992: 252-255; sowie Kap. 3.4.3.1. S. etwa Annavarjula/Beldona 2001: 61; Christophe/Lee 2005: 641-642; Dorrenbacher 2000: 125; Fisch/Oesterle 2003: 4-6; Hassel et al. 2000: 506; Nguyen/Cosset 1995: 70; Ramaswamy et al. 1996: 175; Sullivan 1994a: 325327. S. z.B. Intemationalisierungsindices von Fisch/Oesterle 2003: 7-12; Hassel et al. 2003: 709-711; letto-Gillies 1998: 23-28; Sullivan 1994a: 331-334; UNCTAD 2003: 188 sowie die bei Swoboda 2002: 18-26 erlauterten Konzepte. Vgl. RuigrokAVagner 2003a: 19.
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Tab. 2:
Empirische Studien zum Zusammenhang von Internationalisierungsgrad und Erfolg von Unternehmen
a) Sortierkriterium = Erscheinungsjahr (absteigend sortiert). b) n = StichprobengroBe. Anzahl der Datenpunkte (entspricht nicht immer der Anzahl an Unternehmen, da haufig Angaben verschiedener Jahre von einem Unternehmen als eigene Datenpunkte aufgefasst werden). c) AUe Studien greifen zur Erhebung von Indikatoren ausschUeBlich auf Sekundardaten zuriick. Als Erfolgsindikatoren werden sowohl perioden- als auch stichtagsbezogene Kennzahlen auf Basis von Jahresabschluss- und Kapitalmarktdaten verwendet. d) ARPU = Durchschnittlicher monatlicher Kundenumsatz. EKR = Eigenkapitalrentabilitat. GKR = Gesamtkapitalrentabilitat. e) T/B = Indikator beschreibt primar die Tiefe (= T) und/oder Breite (= B) der Intemationalisierung eines Untemehmens.
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Tab. 2:
Empirische Studien zum Zusammenhang von Internationalisierungsgrad und Erfolg von Unternehmen (Fortsetzung)
a) Sortierkriterium = Erscheinungsjahr (absteigend sortiert). b) n = StichprobengroBe. Anzahl der Datenpunkte (entspricht nicht immer der Anzahl an Unternehmen, da haufig Angaben zu verschiedenen Jahre von Untemehmens als eigene Datenpunkte aufgefaBt werden). c)Alle Studien greifen zur Erhebung von Indikatoren auf Sekundardaten zuriick. Als Erfolgsindikatoren werden sowohl perioden- als auch stichtagsbezogene Kennzahlen auf Basis von Jahresabschluss- und Kapitalmarktdaten verwendet. d) EKR = Eigenkapitalrentabilitat. GKR = Gesamtkapitalrentabilitat. e) T/B = Indikator beschreibt primar die Tiefe (= T) und/oder Breite (= B) der Intemationalisierung eines Untemehmens.
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Tab. 2:
Empirische Studien zum Zusammenhang von Internationalisierungsgrad und Erfolg von Unternehmen (Fortsetzung)
a) Sortierkriterium = Erscheinungsjahr (absteigend sortiert). b) n = StichprobengroBe. Anzahl der Datenpunkte (entspricht nicht immer der Anzahl an Unternehmen, da haufig Angaben zu verschiedenen J ^ e von Untemehmens als eigene Datenpunkte aufgefafit werden). c) AUe Studien greifen zur Erhebung von Indikatoren auf Sekundardaten zuriick. Als Erfolgsindikatoren werden sowohl perioden- als auch stichtagsbezogene Kennzahlen auf Basis von Jahresabschluss- und Kapitalmarktdaten verwendet. d) GKR = Gesamtkapitalrentabilitat. e) T/B = Indikator beschreibt primar die Tiefe (= T) und/oder Breite (= B) der Intemationalisierung eines Untemehmens.
dikatoren angefiihrt/^ Zahlreiche weitere markt- und unternehmensbezogene Einfliisse (z.B. Branche, Marktanteil, Ziellandrisiko oder Ressourcenstarke) wurden allerdings bisher zu selten Oder gar nicht analysiert, so dass sie in der Metaanalyse nicht getestet werden konnten. Trotz der Ftille an Untersuchungen mangelt es vor dem Hintergrund dieser widerspruchlichen Befunde zum Intemationalisierungsgrad-Erfolgszusammenhang an Studien, die (1) branchenspezifisch (z.B. fiir den Mobilfunkmarkt) und (2) unter Beriicksichtigung einer moglichst umfassenden Betrachtung intemer und extemer Erfolgseinfliisse konkretere Hinweise fiir die Ausrichtung von Expansionsschritten im Ausland und fiir die Beantwortung der einer Intemationalisierungsstrategie vorgelagerten Frage geben, inwiefem uberhaupt eine grenzuberschreitende Geschaftsausweitung sinnvoll ist. Themenfeld 2: Zusammenhdnge zwischen dem Grad internationaler Standardisierung von Marketinginstrumenten und Untemehmenserfolgsindikatoren In der Marketing-Forschung gibt es zahlreiche Studien, die sich mit dem AusmaB und den BestimmungsgroBen internationaler Marketingstandardisierung befassen. Hingegen existieren nur wenige Arbeiten, die sich mit Zusammenhangen zwischen dem intemationalen Standardisierungsgrad von Marketinginstrumenten (ISM) und Untemehmenserfolgskriterien befassen.^^ Eine Bestandsaufnahme empirischer Arbeiten, die zumindest fiir einzelne Marketinginstrumente Erfolgseffekte der intemationalen Standardisierung untersuchen, zeigt Tab. 3. Seit dem Jahr 1989,
^^ Vgl. RuigrokAVagner 2003a: 20-21. ^^ S. insbesondere die Bestandsaufnahmen und Schlussfolgerungen bei Gerpott/Jakopin 2005b: 199-200; Theodosiou/Leonidou 2003: 162; Waheeduzzaman/Dube 2004: 42.
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in dem ein vielbeachteter Aufsatz von Jain mit Thesen und dem Appell zu weiterer empirischer Forschung in diesem Bereich erschienen ist^^ sind gemaB Tab. 3 zahlreiche Studien zu ISM-Erfolg-Beziehungen veroffentlicht worden. Trotzdem lassen sich aus den vorliegenden Arbeiten fiir die intemationale Untemehmensfiihrung im Dienstleistungsbereich bzw. der Mobilfunkbranche aus vier Grunden kaum Erkenntnisse gewinnen: (1) Es dominiert die mit zahlreichen Problemen behaftete Datenerhebung mittels schriftlicher postalischer BefragungenJ^ Gegeniiber solchen wahmehmungsbasierten Forschungsansatzen, die meist abhangige und unabhangige Variablen von einem Informanten pro Untemehmen erheben, werden vier Kritikpunkte vorgebracht: - Erstens weisen schriftliche Befragungen generelle Probleme auf, zu denen Suggestivfragen und Interpretationsspielraume bei Fragestellungen und zentralen Konstrukten, aber auch die Informantenidentitat bzw. Nicht-Kontrollierbarkeit der Befragungssituation zahlen.^^ - Zweitens sind Wahmehmungsverzemingen bei der Befragung nur eines Informanten pro Untemehmen, die aus dessen funktionaler oder hierarchischer Position resultieren, sehr wahrscheinlich.^° Insbesondere kann ein sogenannter „headquarters bias" von Mitarbeitem, die nicht aus der auslandischen Tochtergesellschaft stammen, deren Darstellung der Aktivitaten und des Erfolgs von Tochtergesellschaften beeinflussen.^' Weiter besagt das sogenannte „retrofit"-Argument, dass die subjektive Einschatzung des derzeitigen Unternehmenserfolgs durch dessen Mitarbeiter nicht zwingend an den urspriinglichen Zielsetzungen ausgerichtet ist, sondem eine Anpassung fiir modifizierte Strategien beinhalten kann.^^ Ebenfalls als Wahmehmungsverzerrung zu bezeichnen ist das so genannte Kompetenzparadoxon, demzufolge Unternehmensvertreter die Unternehmensleistungen in umgekehrtem Verhaltnis zu der tatsachlichen Wettbewerbsposition des Unternehmens einschatzen: Besonders erfolgreiche (erfolglose) Untemehmen unterschatzen (uberschatzen) ihre Leistung.^^
S. Jain 1989: 76. Li/Cavusgil 1995: 271; Theodosiou/Leonidou 2003: 145-148 kommen in ihren Forschungsanalysen zu einer ahnlichen These. S. etwa Bortz/Doring 2002: 255-256; Bryman 2004: 134-135; Huttner/Schwarting 2002: 73-77. S. Ambler/Kokkinaki 1997: 667; Ernst 2003: 1267-1268; Gerpott 2005b: 122-123; Hurrle/Kieser 2005: 587-598; March/Sutton 1997: 701-702; Mezias/Starbuck 2003: 6-16; Nicolai/Kieser 2002: 584; Nicolai/Kieser 2004: 633; Podsakoff et al. 2003: 879-883. S.a. die bei Hurrle/Kieser 2005: 587-589 und Kieser 2005: 6-7 angefuhrte Literatur. S. Bolz 1992: 46; Meffert/Bolz 1999: 458. Einschlagige Studien umgehen diesen Kritikpunkt weitestgehend nicht, da sie nicht auf mehrere Informanten pro Untemehmen, sondem auf einzelne „Schlusselinformanten" zuriickgreifen. Vgl. Theodosiou/Leonidou 2003: 145. S. Ambler/Kokkinaki 1997: 668-669. S. Ambler/Kokkinaki 1997: 669-670.
20
Tab. 3:
Empirische Studien zum Zusammenhang zwischen internationalen Standardisierungsgraden von Marketinginstnimenten und Erfolgen von Unternehmen
a) Sortierkriterium = Erscheinungsjahr (absteigend sortiert). b) n = StichprobengroBe = Zahl untersuchter Unternehmen. c) n(B) = Anzahl in der Stichprobe enthaltener Branchen. E = Es werden ausschlieBlich Exportbranchen bzw. Unternehmen, die Exporte durchfiihren, betrachtet. d) ISMl = Produktpolitik. ISM2 = Preispolitik. ISM3 = Kommunikationspolitik. ISM4 = Distributionspolitik. Likert-skalierte Indikatorwerte wurden in Relation zu der Skalenbreite gesetzt (und bei invertierter Skalierung umgekehrt), um die Ergebnisse verschiedener Studien und Skalen vergleichbar zu machen. Beispiel: Skala von 1 (= Keine Standardisierung) bis 5 (= VoUstandige Standardisierung): ISM-Grad = (Mittelwert - 1)/ 4 • 100. e) ISM = Aggregierter ISM-Index. f) n(I) = Gesamtzahl untersuchter ISM-Indikatoren/Frage-Items. AUe Studien greifen zur Datenerhebung auf schriftliche Fragebogen zuriick, die von einzelnen Informanten pro Unternehmen ausgefuUt wurden, die sowohl zu ISM-Variablenauspragungen als auch zu Erfolgsindikatoren Angaben machten. Ausnahmen stellen lediglich Gerpott/Jakopin 2005 und Ozsomer/Prussia 2000 dar, die Daten mittels Inhaltsanalyse und Sekundarquellen bzw. mit Hilfe personlicher Interviews erganzt um Sekundarquellen gewinnen. g) Es werden tiberwiegend jahresabschlussorientierte Erfolgsindikatoren verwendet, vereinzelt aber auch Absatz-ZMarktanteils- Oder Wachstumsziele. + = Positiver Zusammenhang. - = Negativer Zusammenhang. o = Insignifikanter Zusammenhang. h) Signifikanter (insignifikanter) Zusammenhang fur „au6er6konomische" (oknomische) Erfolgskriterien. i) In der Studie wurden Ergebnisse auf Konzem- und Auslandstochtergesellschaftsebene separat berichtet. j) In der Studie wurden Ergebnisse fiir Unternehmen aus verschiedenen Landem separat berichtet. k) .. = Marketinginstrument/Zusammenhang wurde in der Studie nicht untersucht. 1) n.a. = In der Studie nicht angegeben. m) Es liegt ein fiir p < 0,10 signifikanter indirekter Effekt vor. Der direkte Zusammenhang ist nicht signifikant. + p < 0 , l * p < 0 , 0 5 * * p < 0 , 0 1 *** po 00 r-
O CO
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* * * VO
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rJ en • 0,02 = schwacher, > 0,15 = moderater und > 0,35 = substanzieller Einfluss). d) Fiir den Determinationskoeffizienten wird in PLS-Analysen kein Signifikanzniveau ausgewiesen. Dieser soUte allerdings vergleichbar dem OLS-Koeffizienten interpretiert werden. S. Chin 1998: 316; Gotz/Liehr-Gobbers 2004: 730. Fiir einen signifikanten Determinationskoeffizienten in PLS-Modellen werden Grenzwerte zwischen 0,30 und 0,40 genannt. S. Chin 1998: 323; Herrmann et al. 2006: 61; Ringle 2004: 15. + perechnet werden. Um eine Gesamteinschatzung der Untemehmenswertentwicklung durch eine Ereignisart zu erhalten, ist eine Addition der tagesbezogenen abnormalen Renditen iiber die im BZF enthaltenen Tage und/oder uber die erfassten Ereignisse/Untemehmen bzw. Ereignis-ZUnternehmensteil-
807
URL: http//www.djindexes.com, zuletzt abgerufen am 29.01.2006. In acht Fallen, bei denen die Ereignisse vor Januar 1992 liegen, wurde statt des DJWI der gleichgewichtete CRSP-Index (Center for Research in Security Prices der Universitdt Chicago) verwendet. Fiir 21 andere Falle der eigenen Stichprobe konnte neben dem DJWI auch der CRSP-Index beschafft werden. Die Korrelation zwischen den zum einen unter Anwendung des DJWI und zum anderen mit Hilfe des gleichgewichteten CRSP-Indexes ermittelten KARj-Werten fiir das [-10;+5]-BZF belauft sich fiir diese 21 Ereignisse auf 0,93 und ist hoch signifikant (p < 0,001). Deshalb kann der ersatzweise Rijckgriff auf den CRSP-Index in acht Fallen als methodisch weniger problematisch eingestuft werden. Bei DJWTI-basierten AR-Kalkulationen miissen acht vor 1992 eingetretene Ereignisse ausgeschlossen werden, weil der DJWTI erst ab Januar 1992 berechnet wird und ein - anders als im CRSP-Fall - analoger TK-branchenspezifischer Aktienindex nicht exisitert. Vgl. auch Hauser 2003: 144; Rudolph/Johanning 2004: 6. Vgl. Binder 1998: 113; McWilliams/Siegel 1997: 636. S. als Beispiele fur Ereignisstudien, welche implizit Stationaritat unterstellen, ohne einen entsprechenden Test zur Pramisseniiberprufung durchzufiihren: Bohmer/ Loffler 1999: 307-308; Borde et al. 1998: 70; Buhner 1992: 449-450; Cakici et al. 1996: 315; Campa/Hemando 2004: 63; Datta/Puia 1995: 345-346; Doukas/Lang 2003: 157; Fatemi/Furtado 1988: 366-367; Gregory/McCorriston 2005: 107-108; Hanvanich/Cavusgil 2001: 145; Hanvanich et al. 2003: 7-8; Huang/Chan 2005: 432; Kallunki et al. 2001: 365; Kang 1993: 354; Lowinski et al. 2004: 321; Merchant 2002: 57; Merchant/Schendel 2000: 729; Moeller/Schlingemann 2005: 541; Park et al. 2002: 59-60; Rieck 2002: 9-12; Rudolph/Johanning 2004: 2426; Shusterman et al. 2003: 10; Wilcox et al. 2001: 469. Fur die eigene Untersuchung wurde auf Basis von 40 Fallen der Stichprobe, fiir die auch Borsenkursdaten ab dem sechsten Tag nach dem Ereigniszeitpunkt fiir 250 Handelstage verfiigbar waren, ein Stationaritatstest entsprechend dem Vorgehen bei Gerke et al. 1995: 810 vorgenommen. Es war keine signifikante Veranderung des (geschatzten) systematischen Risikos (^) in diesen Fallen im Vergleich zu den Schatzwerten 250 Tage vor dem jeweiligen Ereignis festzustellen, so dass die Annahme der Stationaritat robust ist. Ergebnisse: Bei Verwendung des DJWI: Mittelwert vonjS [-260;-ll] = 1,03 u n d ^ [+6;+255] = 1,003 (r-Test: p = 0,83, n = 40). Bei Kalkulationen mit dem DJWTI: Mittelwert vonjS [-260;-ll] = 0,829 und j5 [+6;-i-255] = 0,883 (f-Test: p = 0,46, n = 40). Fiir die aktienspezifische Konstante (a) traten ebenfalls keine signifikanten Mittelwertveranderungen im Zeitraum von 250 Tagen vor und 250 Tagen nach dem Ereigniszeitraum auf. Bei Verwendung des DJWI: Mittelwert von a [-260;-ll] = 0,0009 und a [+6;+255] = 0,0012 (f-Test: p = 0,46, n = 40). Bei Kalkulationen mit dem DJWTI: Mittelwert von a [-260;-ll] = 0,0010 und a [+6;+255] = 0,0013 (f-Test: p = 0,51, n = 40).
207
mengen hinweg vorzunehmen.^'" Zur Verdichtung der A/?,^-Werte werden in den vorliegenden Analysen folgende Indikatoren verwendet: 1 ^ • Durchschnittliche abnormale Rendite (DAR) fiir einzelne Tage t im BZF: DAR^ = —^A/^., ^
1=1
(mit N = Anzahl der Ereignisse) • Kumulierte abnormale Rendite (KAR) fiir ein einzelnes Ereignis/Untemehmen / im gesamten T
BZF: KAR^ = ^AR^^ (mit T = letzter Tag des BZF) f-i
• Durchschnittliche kumulierte abnormale Rendite (DKAR) pro Ereignis/Untemehmen im ge1
A^
r
T
^
N
samten BZF: DKAR = — X E ^ ^ v = S ^ ^ ^ =—^KAR. ^
i=l t=l
t=l
^
i=l
Welche Alternative in einer Analyse in den Vordergrund geriickt werden sollte, hangt von der Untersuchungsfragestellung ab. Eine Betrachtung der DAR^ ist fiir deskriptive Analysen der Kapitalmarktreaktionen auf eine spezifische Informationsart (z.B. Dividendenankiindigung, Unternehmensiibemahme) verbunden mit Aussagen zur Markteffizienz naheliegend.^" Eine Konzentration auf KARi impliziert, dass nach Kapitalmarktreaktionen auf ein Ereignis fiir ein bestimmtes Unternehmen gefragt wird.^'^ Wenn fiir alle Ereignisse oder Ereignisteilmengen Aussagen zur DKAR im gesamten BZF getroffen werden sollen, dann ist dies durch Berechnung des Mittelwertes der KAR^ pro Ereignis iiber alle Ereignisse oder der Summe der DAR, iiber alle Tage des BZF moglich.'^^ Zusammenfassend ist festzuhalten, dass in der vorliegenden Untersuchung als Kriterienvariablen fur die Hypothesentests die unter Anwendung der Ereignisstudienmethodik bestimmte DKAR iiber alle Ereignisse und die ereignisbezogen kumulierte abnormale Rendite KAR jeweils in den Zeitfenstem [-10;+5] und [-1;+1] verwendet wurden. Ad 7: Priifung der statistischen Signifikanz abnormaler Renditen Aufgabe von statistischen Signifikanztests ist es, auszuweisen, mit welcher Irrtumswahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden darf, dass ein Sachverhalt, der fiir eine Grundgesamtheit unterstellt wird (z.B. DKAR = 0), angesichts der in den erhobenen Daten fiir eine Stichprobe erfassten Realitat als bestatigt anzusehen ist.^'"^ Fiir solche Tests stehen sowohl parametrische statistische Verfahren, deren Anwendung voraussetzt, dass Verteilungsannahmen fiir Variablenauspragungen in der Grundgesamtheit zutreffen, als auch nicht-parametrische Verfahren ohne ent-
Vgl. Campbell et al. 1997: 160; Gerpott/Jakopin 2006b: 70; MacKinlay 1997: 21. Vgl. etwa Halpem 1983: 303; Ojah/Monplaisir 2003: 461; Picken 2003: 109-110. Vgl. etwa Garz 2004: 129; Malatesta 1983: 166; Rudolph/Johanning 2004: 27. Im Folgenden werden DAR und KAR vereinfacht ohne Subskript und ohne Kursivdruck berichtet. Die berichteten Indikatorwerte beziehen sich trotzdem weiterhin jeweils auf einzelne Tage (DAR) oder einzelne Ereignisse (KAR). S. Schnell et al. 2005: 447-454.
208
sprechende Verteilungspramissen zur Verfiigung.^'^ Speziell in Ereignisstudien sind zur Priifung der Hypothese, dass in der Grundgesamtheit keine von Null abweichenden abnormalen Renditen auftreten, der parametrische r-Test und der nicht-parametrische Vorzeichentestweit verbreitet.^'^ Beim r-Test wird die empirische r-PriifgroBe fiir die Hypothese, dass ein Ereignis nicht mit von Null abweichenden abnormalen Renditen einhergeht, bestimmt,^*^ indem die DAR oder die DKAR durch die Standardabweichung der durchschnittlichen abnormalen Tagesrenditen in der vor dem BZF liegenden Schatzperiode fiir die Marktmodellparameter dividiert wird. tJberschreitet der so empirisch ermittelte f-Wert den theoretischen f-Wert fiir eine definierte Irrtumswahrscheinlichkeit a, dann ist davon auszugehen, dass die ereignisbezogene abnormale Rendite mit einer Wahrscheinlichkeit von \-a von Null abweicht. Da oft nicht belegbar ist, inwieweit die einem r-Test zugrundeliegenden Verteilungsannahmen bei einem Ereignis in der Grundgesamtheit erfullt sind, wird empfohlen,^'^ zur Signifikanzpriifung von abnormalen Renditen in Ereignisstudien auf den nicht-parametrischen Vorzeichentest zuruckzugreifen. Der Vorzeichentest (= „sign test") priift, ob die Verteilung positiver und negativer abnormaler Renditen in der Stichprobe mit der erwarteten Verteilung ubereinstimmt.^'^ Meist wird eine Gleichverteilung (50/50) angenommen, die jedoch durch eine genauere Bestimmung aus der Schatzperiode ersetzt werden kann.^^° Errechnet wird die Statistik als Anzahl/Anteil negativer KAR (oder anderer aggregierter ZielgroBen), die mit den Parametern StichprobengroBe und Wahrscheinlichkeit p binomialverteilt ist.^^' Da in der Literatur keine Einigkeit dariiber besteht, welcher der beiden Testtypen in Ereignisstudien vorzuziehen ist,^^^ werden hier zur Uberpriifung, ob sich KAR- und DKAR-Auspragungen signifikant von Null unterscheiden, sowohl parametrische r-Tests als auch nicht-parametrische binomiale Vorzeichentests herangezogen.^^^ Ad 8: Erkldrung von abnormalen Renditeunterschieden In der vorliegenden Studie besteht nicht nur das Interesse zu erkunden, ob InternationalisierungsmaBnahmen von MEN mit einer signifikanten abnormalen Untemehmenswertveranderung verbunden sind. Vielmehr wird auch gefragt, inwieweit abnormale Renditen untemehmensbezogener Ereignisse in Abhangigkeit von Ereignis-, Untemehmens- und Untemehmensumweltmerkmalen variieren. Es wird also nach Griinden oder Erklarungsfaktoren fiir Kapitalmarkt' ' ' Vgl. Bamberg/Baur 2002: 173-186; Hackl/Katzenbeisser 2000: 262 ^'^ Vgl. Entrup 1995: 159-164; Hauser 2003: 148-153; Oerke 1999: 80-87; Roder 1999: 46-51. ^'^ Vgl. Backhaus et al. 2006: 73-76; Berry et al. 1990: 78-79; Buhner 1990a: 36-37; Buhner 1991: 38-39; Brown/ Warner 1985: 7-8; Merchant 2000: 1851; Peterson 1989: 43-44; Picken 2003: 111-113; Strong 1992: 550. ^•^ S. Armitage 1995: 43; Campbell et al. 1997: 172-173; MacKinlay 1997: 32; McWilliams/McWilliams 2000: 6. ^'^ Vgl. Bamberg/Baur 2002: 205-207; Campbell et al. 1997: 172; McWilliams/McWilliams 2000: 6-8. ^^" Vgl. McWilliams/McWilliams 2000: 8. ^^' Vgl. McWilliams/McWilliams 2000: 7. ^^^ Vgl. Campbell et al. 1997: 172-173; MacKinlay 1997: 32; McWilliams/McWilUams 2000: 3; Strong 1992: 550. ^^^ Formeln zur Bestimmung der Teststatistiken berichten u.a. BrownAVarner 1985: 7-8; Gerke et al. 1995: 810811; McWilliams/McWilliams 2000: 7-8; Peterson 1989: 43-44.
209
reaktionen im Zusammenhang mit einem Ereignistyp gesucht. Haufig sind entsprechende Ursachen- und Randbedingungsanalysen so angelegt, dass fiir den untersuchten Ereignistyp verschiedene Varianten differenziert, also (homogene) Teilmengen aller erfassten Ereignisfalle gebildet werden.^^"^ Fiir jede Ereignisvariante werden hier getrennt DAR oder DKAR berechnet, um dann mittels inferenzstatistischer Tests zu ermitteln, mit welcher Irrtumswahrscheinlichkeit die Hypothese zu verwerfen ist, dass sich der abnormale Renditeindikator nicht zwischen den Teilstichproben unterscheidet.^^^ Wenn ein signifikanter abnormaler Renditeunterschied zwischen den Teilgruppen gefunden wird, wird dies als Indiz dafiir gewertet, dass das zur Teilgruppenbildung herangezogene Merkmal geeignet ist, Unterschiede in den Kapitalmarktreaktionen auf einen Ereignistyp zu „erklaren". Um die Abhangigkeit abnormaler Renditen von mehreren Faktoren zu analysieren, ist ein Vergleich statistischer Kennwerte fiir die Renditevariable in den Teilstichproben nicht geeignet, da (1) mit zunehmender Zahl potenzieller Renditedeterminanten die Besetzung der Teilstichproben (zu) klein wird und (2) es sich bei moglichen Einflussfaktoren nicht stets um nominalskalierte Variablen handelt.^^^ Fiir die simultane Untersuchung der Einfliisse mehrerer Faktoren auf Kapitalmarktreaktionen im Zusammenhang mit einem untemehmensbezogenen Ereignis greift man i.d.R. auf das Verfahren der multiplen Regressionsanalyse zurtick.^^^ Dabei wird zumeist die kumulierte abnormale Rendite fiir ein EreignisAJntemehmen im BZF, also KAR als zu prognostizierendes Kriterium verwendet. 5.1.2 Merkmale der Stichprobe Tab. 30 informiert iiber die Zusammensetzung der gemaB dem in Kap. 5.1.1 beschriebenen Vorgehen ermittelten Stichprobe von 148 IntemationalisierungsmaBnahmen von MFN im Zeitraum von Dezember 1989 bis Dezember 2004 im Hinblick auf die sechs Merkmale (A) Zeitraum, in dem die Ankiindigung erfolgte, (B) Markteintrittsform, (C) absolute Investitionshohe, (D) Borsennotierung sowie (E) Start- und (F) Zielland des expandierenden MFN.^^^ Demnach fanden 15,5% (48,7%) der IntemationalisierungsmaBnahmen im ersten (letzten) Drittel des erfassten 15Jahreszeitraums statt. Bei 57,4% der intemationalen ExpansionsmaBnahmen wurden Investitio-
^^"^ S. etwa Aw/Chatterjee 2004: 342; Conn et al. 2005: 835-852; Goergen/Renneboog 2004: 21-31; Hanvanich et al. 2003: 9; Huang/Chan 2005: 434-439; Lowinski et al. 2004: 322-324; Moeller et al. 2004: 213-214; Picken 2003: 130-200. ^^^ S. etwa Buhner/Digmayer 2003: 670; Moeller et al. 2004: 213-214; Park et al. 2002: 61. ^^^ S. Gerpott/Jakopin 2006b: 71. ^^^ Vgl. etwa Buhner/Digmayer 2003: 671; Campa/Heraando 2004; 73-77; Conn et al. 2005: 858-862; Doukas/Lang 2003: 163; Gregory/McCorriston 2005: 120; Goergen/Renneboog 2004: 36-37; Lowinski et al. 2004: 326; Moeller/Schlingemann 2005: 555-556; Porrini 2004a: 285 und die Forschungsiibersicht bei May 1991: 322. ^^^ Die Ausfiihrungen zur Ereignisstudienstichprobe basieren weitgehend auf Gerpott/Jakopin 2006a: 1075-1077.
210
Tab. 30:
Profilierung der erfassten 148 internationalen Markterschlieftungsmaftnahmen von Mobilfunknetzbetreibern
A. Zeitraum der MaBnahmenankiindigung (Median =11/1999) - 12/1989-11/1994 - 12/1994-11/1999 - 12/1999-12/2004 B. Eintrittsform - Vertragliche Kooperation - Neugriindung Gemeinschaftsuntemehmen - Neugriindung ohne Partner - Beteiligungserwerb an bestehendem MFN Minderheitsbeteiligung Mehrheitsbeteiligung C. MaBnahmenbedingte absolute Investitionshohe (Mittelwert = USD 4,10 Mrd.) - USD 1.000 Mio.
Borsennotierung des expandierenden MFN am Ereignistag 15,5 35,8 48,7
- Borsennotierter MFN - Tochter/Division eines integrierten TK-Netzbetreibers EJF, Landerstruktur
% 6,8 33,8 2,7 56,7 18,2 38,5
% 42,6 27,0 30,4
-
Brasilien Danemark Deutschland Finnland Frankreich Griechenland GroBbritannien Italien Japan Mexiko Niederlande Norwegen Osterreich Portugal Schweden Schweiz Spanien USA Andere Lander
Startland" % 0,0 1,4 3,4 0,7 6,0 0,7 31,0 3,4 2,7 4,7 1,4 2,7 4,1 1,4 4,1 0,0 4,7 27,6 0,0
58,1 41,9 Zielland''^ 8,1 1,4 6,1 0,7 4,2 4,2 2,7 0,7 2,0 2,7 5,4 0,0 2,7 0,0 4,2 4,2 2,7 44,6^
a) Startland = Stammland des international expandierenden MFN. Zielland = Land, das mit einer internationalen MarkterschlieBungsmaBnahme adressiert wird. b) EinschlieBlich dreier landeriibergreifender vertraglicher Kooperationen, die nicht einem einzelnen Zielland zugeordnet werden konnen. 36 andere Lander: Belgien und Kroatien (jeweils 2,7%); Agypten, Irland, Neuseeland, Polen, Slowenien, Sudkorea und Ungam (jeweils 2,0%); Australien, Bangladesh, Bulgarien, Chile, Danemark, Indien, Indonesien, Russland und Venezuela (jeweils 1,4%); Albanien, Argentinien, Bolivien, Botswana, China, El Salvador, Ecuador, Ghana, Irak, Israel, Island, Litauen, Malaysia, Peru, Philippinen, Rumanien, friihere Tschechoslowakei (jetzt Slowakei und Tschechien) sowie Tiirkei (jeweils 0,7%). Quelle: Gerpott/Jakopin 2006a: 1077.
nen in Hohe von mindestens USD^^^ 100 Mio. angekiindigt. Die 29 in der Stichprobe enthaltenen MFN wiesen Ende 2004 einen weltweiten Mobilfunkkundenanteil von 42,1% (725,5 Mio. von 1.722,4 Mio.) auf.^^^ Auf die zehn eigenstandig borsennotierten MFN (= 34,5% der einbezogenen
Abweichend zu Kap. 4 warden in der Ereignisstudie alle in Geldeinheiten ausgedriickten Variablen in US-amerikanische Dollar umgerechnet, da der Untersuchungszeitraum von Ende des Jahres 1989 bis Ende des Jahres 2004 reicht und in mehr als 50% der Falle Ereignisse betrachtet wurden, die vor der Einfuhrung des Euro stattfanden, so dass cine einheitliche Darstellung in Euro nicht moglich war. Vgl. Kap. 4.1.1. Auch hier werden Kunden entsprechend dem von einem MFN-Konzem gehaltenen Eigenkapitalanteil an auslandischen MFN (= beteiligungsgewichtet) gezahlt.
211
expandierenden MFN) entfielen 58,1% der Intemationalisierungsereignisse.^^' 31,0% (27,6%) der Auslandsexpansionsschritte wurden von MFN mit Stammland GroBbritannien (USA) unternommen. Bei weiteren 31,3% der Ereignisse stammte der intemationalisierende MFN aus einem anderen EU-15-Land. Insgesamt wurden mit den 148 Expansionsmafinahmen 52 Lander adressiert, wobei von mehr als 5% der Ereignisse nur die Ziellander Brasilien (8,1%), Deutschland (6,1%) und Niederlande (5,4%) betroffen waren. Hinsichtlich der Verteilung der 148 Ereignisse auf die in Kap. 3.4.2 differenzierten vier grundlegenden intemationalen Eintrittsformen bei Mobilfunkmarkten ist Ergebnisblock B in Tab. 30 zu entnehmen, dass nur bei 6,8% der erfassten Internationalisierungsschritte die Eintrittsform der vertraglichen Kooperation gewahlt wurde. 56,7% entfielen auf den Beteiligungserwerb an einem bereits bestehenden MFN, 33,8% auf die Neugriindung eines MFN im Ausland gemeinsam mit anderen Eigenkapitalgebern und 2,7% auf die Neugriindung einer auslandischen Mobilfunktochter ohne Partner, die Eigenkapitalanteile an dieser Tochter halten. Bei den 84 Beteiligungsakquisitionen an einem bestehenden MFN wurde in 27 Fallen (= 18,2% bzw. 32,1% aller Ereignisse bzw. Beteiligungskaufe) ein Eigenkapitalanteil von weniger als 50% und in 57 Fallen (= 38,5% bzw. 67,9% aller Ereignisse bzw. Beteiligungskaufe) eine Mehrheitsbeteiligung von mehr als 50% erworben.^^^ Die Aufstockung eines bereits vor dem betrachteten Ereignis von dem intemationalisierenden MFN kontrollierten Eigenkapitalanteils an dem MFN erfolgte in 20,2% aller Beteiligungsakquisitionen, so dass sich der Anteil der Ersterwerbsfalle an alien Beteiligungskaufen auf 79,8% belief. Bei den 50 Neugriindungsereignissen mit Partnem hielt der expandierende MFN in 40 Fallen (= 27,0% bzw. 80,0% aller Ereignisse bzw. Griindungen von Gemeinschaftsuntemehmen) einen Eigenkapitalanteil von weniger als 50%, bei 6 Fallen (=4,1% bzw. 12,0% aller Ereignisse bzw. Gemeinschaftsuntemehmensgrundungen) belief sich der Anteil des Expandierers auf 50% und bei 4 Ereignissen (= 2,7% bzw. 8,0% aller Ereignisse bzw. Gemeinschaftsunternehmensgriindungen) iibemahm der intemationalisierende MFN einen Anteil von mehr als 50% an dem neu gegriindeten Gemeinschaftsuntemehmen. Eine MindeststichprobengroBe wird fiir Ereignisstudien nicht vorgegeben. Kleine Stichproben etwa mit weniger als 20 Fallen (z.B. bei Teilgruppenbetrachtungen) - werden bei hohen abnormalen Renditen durchaus als nicht problematisch angesehen^^^ und in zahlreichen Untersuchun-
Diese 10 MFN waren Vodafone, Western Wireless, AirTouch, Nextel Communications, Orange pic, Telefonica Moviles, Orange SA, TIM, NTT DoCoMo und Cosmote, wahrend zu den 19 TKN die Untemehmen British Telecom, Telekom Austria, Tele2, Ameritech, Bell Atlantic, Deutsche Telekom, Telenor, France Telecom, SBC Communications, US West, Nynex, Portugal Telecom, KPN, TDC, Bell South, Mannesmann, Pacific Telesis, Sonera und Telia gehorten (jeweils absteigend sortiert nach der Anzahl in der Ereignisstudie beriicksichtigter IntemationalisierungsmaBnahmen). Transaktionen mit einem Beteiligungsanteil von exakt 50% sind in der Ereignisstichprobe nicht enthalten. Vgl. BrownAVamer 1985: 14-15; Campbell et al. 1997: 170-171; MacKinlay 1997: 30-31; McWilliams/McWilliams 2000: 3 entgegen McWilliams/Siegel 1997: 634-635.
212
gen berichtet.^^ Die vorliegende Untersuchung basiert somit insgesamt auf einer angemessen groBen Stichprobe. Die GroBe von Ereignisteilgmppen, die speziell fiir Markteintrittsformen (Merkmal B in Tab. 30) in den vorliegenden Analysen betrachtet werden, ist ebenfalls als weitgehend unproblematisch einzustufen. Lediglich die Fallzahl fiir vertragliche Kooperationen und Neugrundungen ohne Partner ist so niedrig, dass die Ergebnisse sehr vorsichtig interpretiert werden sollten. 5.1.3 Datenquellen Zur Identifikation von Intemationalisierungsereignissen sowie exakten Zeitpunkten, an denen von dem expandierenden Untemehmen, den Medien oder anderen Parteien erstmals eine InternationalisierungsmaBnahme offentlich angekundigt wurde, wurden die in den Zeitschriftendatenbanken LexisNexis und Newspaper Source (Ebsco) enthaltenen Eintrage fiir den Zeitraum von Dezember 1989 bis Dezember 2004 vom Verfasser und drei weiteren Forschern (DiplomKaufmann Henning Kassen, cand. rer. oec. Anna Pechan und Diplom-Kaufmann Oliver Pyzik) ausgewertet. Insgesamt wurden zwischen Marz 2004 und Marz 2005 mehr als 15.000 Artikel aus diesen Quellen gesichtet, urn den Tag, an dem die Ankiindigung eines Intemationalisierungsschrittes eines MEN erstmals dem Kapitalmarkt bekannt gemacht wurde, zuverlassig zu ermitteln und festzustellen, ob Storereignisse zu beobachten waren. Die zur Berechnung abnormaler Renditen als Intemationalisierungserfolgskriterien der Ereignisstudie erforderlichen Untemehmenskurs- und Marktindexdaten wurden offentlich zuganglichen Seiten der Internet-Sites der NASDAQ, von Dow Jones und von Yahoo sowie aus Zeitungsarchiven entnommen. Erganzt wurden diese Daten durch die in der Datenbank des Center for Research in Security Prices (CRSP) der Universitat Chicago hinterlegten historischen Borsenkurse fiir einige nicht mehr borsennotierte MEN. Zur Kodierung/Kalkulation von Stamm- und Auslandsmerkmalen erforderliche Daten wurden aus wissenschaftlichen Publikationen,^^^ Artikeln aus in der LexisNexis Datenbank archivierten PublikumszeitungenZ-zeitschriften, verschiedenen Jahrgangen der Zeitschrift Euromoney und der Worldbank „World Development Indicators" sowie aus frei zuganglichen Datenbanken der ITU und der GSM Association und den kostenpflichtigen Datenbanken EMC World Cellular Database und PriMetrica GlobalComms Database vom Verfasser im Zeitraum zwischen Marz 2004
S. Buhner 1992: 453; Doukas/Travlos 1988: 1168; Fatemi/Furtado 1988: 370; Gerke et al. 1995: 808; Hanvanich/Cavusgil 2001: 148; Huang/Chan 2005: 431; Johanning/Ruhle 2004: 147-153; Park et al. 2002: 61; Pettway et al. 1993: 86-91; Scheller 1999: 148; Seth et al. 2002: 934-935; Shusteraian et al. 2003: 9; Theerathora et al. 1991: 117; Wilcox et al. 2001: 466. S. Ashkanasy et al 2004: 304-306; Carl et al. 2004: 539-540; De Luque/Javidan 2004: 622-623; Den Hartog 2004: 410-411; Emrich et al. 2004: 365-366; Gelfand et al. 2004: 469-471; Hofstede 2001: 87, 151, 215 u. 286; Javidan 2004: 250-251; Kabasakal/Bodur 2004: 573-574; Ronen/Shenkar 1985: 449; Wan/Hoskisson 2003: 35. Vgl. auch die Literaturverweise in Tab. 33.
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und Marz 2005 zusammengetragen. Die Indexwerte zur Erhebung von Kulturunterschieden nach Schwartz wurden direkt vom Autor bereitgestellt.^^^ Die Kodierung von Kontroll-, Untemehmens- und Strategievariablen wurde auf Basis der zuvor zur Ereignisbestimmung untersuchten archivierten Pressemeldungen vorgenommen und vom Verfasser analog zu dem in Kap. 4.3.1.1 beschriebenen Vorgehen durch Riickgriff auf im Internet verfiigbare Geschaftsberichte der expandierenden MFN fur verschiedene Jahre gewonnen, in denen einzelne Ereignisse stattfanden. Die Erfassung erfolgte zwischen Mai 2004 und Marz 2005 und wurde von einem zweiten Forscher (cand. rer. oec. Anna Pechan) uberpriift. Es wurden keine Eingabeabweichungen festgestellt. 5.1.4 Kontrollvariablen Befunde zahlreicher Ereignisstudien zeigen, dass Unternehmenswertveranderungen bei intemationalen Markteintrittsankiindigungen nicht nur von Lander-, Unternehmens- und Strategiemerkmalen, sondem auch noch von weiteren Aspekten des Expansionsschrittes bzw. der jeweiligen Transaktion beeinflusst werden konnen.^^^ Deshalb wurden fur jedes Ereignis sechs Hintergrundvariablen erfasst, denen in der Forschung wiederholt Relevanz fiir die Erklarung von KARUnterschieden nach intemationalen MarkteintrittsmaBnahmen zugesprochen wurde :^^^ - Relative Investitionshohe: Die Hohe des mit einem Schritt verbundenen (= angekiindigten) Auslandsinvestitionsbetrags^^^ in Relation zum Mobilfunkgesamtumsatz des intemationalisierenden Untemehmens im Ereignisjahr stellt einen Indikator zur Messung der relativen finanziellen Bedeutung eines Ereignisses fiir ein Untemehmen dar.^"^ Fur diese Variable - und fiir ' Vgl. etwa Schwartz 2004: 45-50. In Aufsatzen publiziert Schwartz seine Rohdaten nicht. Vgl. z.B. Cakici et al. 1996: 321-322; Chen et al. 2000: 1758-1762; Danbolt 1995: 300-301; Datta et al. 1992: 75; Eun et al. 1996: 1576; Hayward 2002: 28; Kallunki et al. 2001: 366-367; Kang 1993: 359; Merchant 2000: 1839; Merchant/Schendel 2000: 727-728; Moeller et al. 2005: 770-773; Porrini 2004a: 285. Einige weitere Aspekte miissen oder konnen im Rahmen der vorliegenden Analysen nicht beriicksichtigt werden. Hierzu zahlt der Verwandtheits-ZDiversifikationsgrad der Produkte/Leistungen von MFN, der etwa in die Internationalisierungs-ereignisstudie von Kallunki et al. 2001: 361-362 einbezogen wird. Diese Strategiedimension ist nicht relevant, da in der vorliegenden Untersuchung nur horizontale Expansionen, die auch empirisch einen GroBteil der Internationalisierung von MFN ausmachen, betrachtet werden. Die Art des Kooperationspartners bei neu gegrundeten Gemeinschaftsunternehmen oder Minderheitsbeteiligungen (Unternehmen vs. Staat, s. Merchant 2002: 54-55) wird nicht beriicksichtigt, da der Staat in der Mobilfunkbranche eher selten direkt als Partner intemationalisierender MFN auftritt. Von Eigeninteressen der Entscheidungstrager gepragte Ereignisse werden in der vorliegenden Studie nicht gesondert bewertet. Solche Einfliisse haben - etwa in der Form von Aktienanteilen, die von Entscheidungstragern gehalten werden, - ebenfalls Auswirkungen auf Untemehmensstrategien und -erfolge. S. etwa Doukas/Holmen 2000: 193-194; Garz 2004: 145; Seth et al. 2002: 935-936. Nicht aufgenommen wurde die Differenzierung nach borsennotierten und nicht offentlich gehandelten (= privaten) Investitionszielen. S. etwa Capron/Shen 2004: 36-48; Fuller et al. 2002: 1779-1784; Moeller et al. 2004: 212-213. Dieser Aspekt ist insbesondere vor dem Hintergrund eines Bieterwettbewerbs von Bedeutung, der abnormale Renditen einschrankt. S. etwa RossiA^olpin 2004: 293. Die Internationalisierung von MFN findet iiberwiegend durch Beteiligungen an borsennotierten oder vormals staatlichen Unternehmen sowie iiber offentliche Vergabeverfahren statt. Um diese Markteintrittsmoglichkeiten konkurrieren meist mehrere potenzielle Investoren. Somit kann bei der MFN-Intemationalisierung von einem Bieterwettbewerb ausgegangen werden. Nicht beriicksichtigt wird dariiber hinaus die Zahl der Gebote, die Bieterstrategie und die Veranderung von strukturellen Rahmenbedingungen. S. a. die Diskussion derartiger Variablen bei Datta et al. 1992: 74. ' Bei vertraglichen Kooperationen wurde fiir den Auslandsinvestitionsbetrag der Wert Null verwendet. ' Vgl. Buhner 1990b: 21; Cakici et al. 1996: 321-322; Gerpott 1993: 267-271; Ghauri/Buckley 2003: 208; Picken 2003: 149-153.
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die weniger aussagekraftige aber ebenfalls haufig verwendete absolute GroBe erworbener Untemehmen - wurden sowohl nicht signifikante^' als auch signifikant positive^^ und negatives^ Zusammenhange zu abnormalen Renditen beobachtet. In der vorliegenden Stichprobe schwankte die relative Investitionshohe zwischen 0 und dem 12,34-fachen des Mobilfunkjahresumsatzes des expandierenden Untemehmens (M = 0,38, s. Variable Kl in Tab. 31). Stellt man den Auslandsinvestitionsbetrag in Beziehung zur Marktkapitalisierung des intemationalisierenden Untemehmens zum Ende eines Ereignisjahres, liegt der Maximalwert der relativen Investitionshohe bei dem 1,75-fachen der Marktkapitalisierung. Zwischen der verwendeten Variable Kl und diesem alternativen Indikator bestand eine hohe Korrelation (r = 0,51, T = 0,82, p< 0,001, n= 140). Transaktionsfinanzierung: Die Art der ExpansionsmaBnahmenfinanzierung - z.B. Bezahlung mit Barmitteln oder eigenen Aktien - wird in der Kapitalmarktforschung als Signal an Investoren verstanden, das zu Riickschliissen auf die Uber-/Unterbewertung zu einem bestimmten Zeitpunkt und damit zu Wertberichtigungen fiihren kann.^ Zahlreiche Studien zeigen fiir Ankiindigungen von Ubemahmen mittels Aktientausch eine schlechtere Bewertung am Kapitalmarkt als fiir mit Barmitteln finanzierte Beteiligungen.^^ Dieser Befund wurde allerdings bei intemationalen Ubemahmen nicht bestatigt.^"^ Zur Beriicksichtigung der Transaktionsfinanziemng wurde folgende Binarvariable kodiert: Die Transaktion wurde iiberwiegend mit Barmitteln (=1) oder Aktien (= 0) des expandierenden MFN finanziert. 97% der Falle, fiir die eine Angabe dieser Kontrollvariable sinnvoll war (fiir vertragliche Kooperationen wurde die Transaktionsfinanziemng nicht kodiert), wurden iiberwiegend mit Barmitteln durchgefiihrt (s. Variable K2 in Tab. 31).^^ Zwischen der Transaktionsfinanziemng und der relativen Investitionshohe bestand eine hoch signifikante Korrelation: Besonders groBe AuslandsexpansionsmaBnahmen wurden eher durch Aktientausch als mit Barmitteln fmanziert (s. Tab. 31).^^ Umsatzrentabilitdr. Eine Erklamng des (Miss-)Erfolgs von UntemehmensintemationalisiemngsmaBnahmen greift auch den bisherigen betriebswirtschaftlichen Erfolg der expandieren-
s ' S. Capron/Pistre 2002: 785. S.a. Doukas/Lang 2003: 163. s^ S. Antoniou et al. 2005: 11; Loderer/Martin 1990: 24-26; Markides/Ittner 1994: 361; Picken 2003: 149-153 sowie Bamberger 1994: 262-264 und die dort genannte Literatur. s^ Vgl. RamaswamyAVaegelein 2003: 121-123. ^ S. Halpern 1983: 315; Servaes 1991: 413; Shleifermshny 2003: 305; Yook 2003: 477 und die dort zitierten Studien sowie Datta et al. 1992: 74-75; King et al. 2004: 194; Walker 2000: 60-63. s^ S. Agrawal/Jaffe 2000: 36; Antoniou et al. 2005: 9; Louis 2004: 122-124; Moeller et al. 2004: 212-213; Rappaport/Sirower 1999: 148. Vgl. a. kritisch Mitchell et al. 2004: 54-61. ^^ S. den Befund bei Goergen/Renneboog 2003: 117-120 u. 139 sowie den nicht signifikanten Einfluss dieser KontroUvariablen bei Markides/Ittner 1994: 360. ^^ Als aktienfinanzierte Transaktionen wurden die Ubemahmen von AirTouch und Mannesmann durch Vodafone, das Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless von Vodafone sowie der Zusammenschluss von Sonera und Telia erfasst. ^^ Vgl. a. die ubereinstimmenden brancheniibergreifenden Befunde bei Faccio/Masulis 2005: 1358 u. Fuller et al. 2002: 1784.
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Tab. 31:
Deskriptive Statistiken und Korrelationen von KontroUvariablen der Ereignisstudie Korrelationen
Variable
M Med.
S
Min. Max.
n
Kl.
K2.
K3. K4. K5. K6.
Kl. Relative Investitionshohe0,38 0,03 1,56 0,00 12,34 148 Kl. " -0,82***0,02-0,03 0,03 0,23** K2.TransaktionsfinanzierungO,97 - 0,17 0 1 137 K2.-0,24*** - -0,04 0,03-0,05-0,20" K3.Umsatzrentabilitat(%) 7,00 16,30 35,06-194,00 46,30 148 K3. 0,02 0,02 - 0,04 0,09-0,05 K4.GeringeresStorereignis 0,32 - 0,47 0 1 148 K4.-0,05 0,03 -0,01 --0,05-0,02 K5. Durchfuhrung 0,94 - 0,24 0 1 148 K5. 0,07 -0,05 0,11 0,05 —0,05 K6. Borsenstimmung 0,24 - 0,43 0 1 148 K6. 0,08 -0,20* -0,10-0,02-0,05 a) Oberhalb (unterhalb) der Diagonale werden Pearson (Kendall) Korrelationskoeffizienten gezeigt. Aufgrund paarweise fehlender Werte gilt: 136