Ave - Regionen 10 - Land Des Schwarzen Bären [PDF]

  • 0 0 0
  • Gefällt Ihnen dieses papier und der download? Sie können Ihre eigene PDF-Datei in wenigen Minuten kostenlos online veröffentlichen! Anmelden
Datei wird geladen, bitte warten...
Zitiervorschau

++

BORflLAITDt VBE�WALS

--_i"';�

I

---.....::.;::-

ITD RgTE SiCH

VLRjCH KjESOW GEwiDmET, DEm GEis"tiGETI VA"tER- DER- SPiELWELT AVEnTvR,jETI.

G ESAm"tRlöDARjion fLoRjAn Don-SCHAvm. tHomAS R.9mER.. LEKtORj\"t

fLoRjAn Don-SCHAvEn. tHomAS R.9mER.. COVER..BiLO

ALAn LAtHWELL

V mSCH LAGG ES"tAL"tUnG, GRj\PHiSCHE K..onlEp"tion unD SA"tZ R.f\LF BERSlVCK. innEniLLUS"tR..A"tionEn

niCOLAS BAV. BjÖRJ1 BER_CHAV En. BOR..OS-Sli KSlA i/ Acmtv R..K..OH LStEDt. CARYAo. VincEnt DvtRElit. R.yvo VAn GiFFEn. HoRYs. inA K..RElmER.. nOR!3ER:!' LÖSCHE.

j ÖR�

R.f\oOAtl. miA StEincR.1\BER..

FLoRIAn S1'itl. Vcvl�An YÜCE JEß Nach d e m Ersten Drachenkrieg: Orks, Goblins, Echsen und andere kulturschaffende Urrassen wie Drachen, Trolle, Grypho­ nen und Spinnenartige bewohnen vermutlich das Bornland. um 10000 bis um 5500 v.BF: Die Hochelfen errichten ihre Stadtrei­ che und drängen Orks und Goblins zurück; vermutlich auch erste Nivesen. um 5 1 00 v.BF: Beginn des großen Sturms namenloser Horden auf die Hochelfenreiche im Bornland um 5000 v.BF: Entscheidu ngsschlachten zwischen Hochelfen und Namenlosen Horden an den Quellen des Walsach; Hochelfen errichten wichtige Siedlungen und Städte im südlichen Bornwald, in den Rotaugensümpfen und nördlich des Totenrnoores. um 2250 v.BF: Elfen kämpfen am Totenrnoor gegen Pyrdacors Namenlose Horden. 2. Jahnausend v.BF: Goblins erobern Lebensräume zurück, Aus­ breitung der Auelfen in Miuelaventurien. 1 684 v.BF: Hesinde offenbart sich den AI'Hani und den Beni Nurbad. 1671 v.BF: Erster Exodus der AJ'Hani: In den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten werden sie zum einem wandernden Volk auf der Suche nach der 'sicheren Heimat'. um 1 650 v.BF: AI'Hani und Beni urbad lassen sich in ebachot nieder. um 1600 v.BF: Zweiter Exodus der AJ'I rani: Weiterzug über die Troll­ zacken, einige Ausgestoßene werden zu Trollzacker Barbaren. 1 571 v.BF: Gründung von Bey-el-Unukh (das heutige Beilunk) 1 5 1 8 v.BF: Gründung von War-Hunk (das heutige Warunk) um 1 500 v.BF: iamh Goldhaar erschafft den Silvanden'Fae den Karen im nördlichen Bornland. 1381 v.BF: Frieden 11011 Zorrigan - Nebachot verpflich[Ct sich, für die Magiermogule gegen das AJ'Hani-Reich zu ziehen. 1 380 v.BF: Dritter Exodus der AJ'Hani: Viele AJ'Hani aus Nebachot fliehen zu ihren Brüdern und Schwestern jenseits der Trollzacken; die Sippen der Gajka, unnur und Serach fliehen nach Nordwe ten. um 1 375 v.BF: Gajka, Nunnur und Scrach erreichen die Grauen Berge im heutigen Thorwal. 1 370 v.BF: Die Gajka werden weiter nach orden vertrieben, aus ihnen werden die Gjalskaländer. 1 362 v.BF: Ende des Krieges Nebachots gegen das AI'Hani-Reich 1 0 1 6 v.BF: Der Diamantene Sultan Sheranbil I. fordert die Unter­ werfung der AJ'Hanis; daraufhin vermählt sich deren Königin Bilkis mit ihm und macht 'Echsenzauberei' im Diamantenen Sul­ tanat wieder populär. um 1 000 v.BF: Ambosszwerge werden von Goblins in der Roten Sichel vernichtet; Zwerge zerschmettern Goblins in der Schlacht

von Yaquirquell. 883 v.BF: Bosparanische Legionäre begegnen am Yaquir erstmals den Goblins. 882 v.BF: Elitesoldaten des Reiches vertreiben die Goblins aus AJmada. 873 v.BF: Siedler im heutigen Nostria und Andcrgast vertreiben die Goblins des "Großen Westkönigreichs". 873-856 v.BF: Trollkriege, Goblins und Orks drängen wieder tief in die Reiche der Menschen vor. 872 v.BF: Bosparaner Legionen nehmen Bey-e1-Unukh ein und brennen die Stadt nieder, Ysil'elah (Ysilia) wird neue Hauptstadt des neuen Königinnenreichs Alhanien. 81 1 v.BF: AJhanier zerstören Rommilys und erobern Beilunk zurück. 699 v.BF: Kampflose Unterwerfung der Alhanier an Kaiser Yulag­ Horas; Beilunk wird Hauptstadt der Provinz Alhanien.

569 v.BF: Alhanien schickt Kämpfer zur Unterstützung de Gare­ thcr Aufstands. Dunkle Zeiten: Alhanien wird wieder unabhängiger vom Reich; .osparanische Siedler fliehen nach AJhanien; Kulturaustausch der Alhanier mit den Goblins. 444 v.BF: Lex Imperia: Das Königinnenreich AJhanien wird zum Königreich Ysilien. 338-325 v.BF: Tyrannenherrschaft des Alhanierkönigs Amagomer 303 v.BF: Jel-Horas beginnt eines blutigen Krieg gegen das König­ reich Ysilien. 301 v.BF: Eroberung Beilunks, Königin Merishja und ihr Gemahl Sildroyan sterben auf dem Scheiterhaufen; die alhanischen Königsinsignien gehen verloren; Königreich Ysilien wird dem neuen Herzogtum Tobrien zugeschlagen; Vierter Exodus: Vertrei­ bung unzähliger Alhanier nach orden ins Bornland. 2 1 5 v.BF: Stammesführerin Agnitha heiratet tobrischen Herzog, die Macht geht stillschweigend wieder auf die Alhanierinnen über. 32 v.BF: Herzogin Jaunava verweigert Kaiser Murak-Horas ihre Unterstützung bei einem Orkfeldzug, es kommt zum Fünften Exodus: Die alhanische Bevölkerung wird ins Bornland vertrieben. 25 v.BF: Vertriebene Alhanier gründen Starpnika (heute or­ burg). Bosparans Fall: Das Bosparanische Reich versinkt im Chaos, Goblins verheeren die Gebiete im Lieblichen Feld. 1 BF: Die Goblinkönigin Uspuschanna die Blutige erobert Arivor 3 BF: Uspuschanna wird aus Arivor vertrieben; Gründung des Theaterritter-Ordens im Theater zu Arvior. 5 BF: Der Theaterritter Pakhizal al'Marfim tötet Uspuschanna. 6 BF: Lutisana von Kullbach wird Komturin von Phecadien, Kaiser Raul lässt sie als Hochverräterin hinrichten. 10 BF: Gründung Vallusas 18 BF: Fertigstellung der Arivorcr Ordensburg des Theaterordens ab 50 BF: Die Kunga Suula eint die Goblins und schafft ein Groß­ reich zwischen Born und Walsach. 1 30: Gründung der Feste Leuhagen 1 33-134: Goblinkn'ege in Weiden; Griniguld die Starke wird zur Heidin im Kampf gegen die Goblins. 1 77: Die Kunga Suula nimmt Leuhagen ein, Umbenennung in Kungutzka; Eroberung von Vallusa; Kaiser Gerbald 1 . schickt den Theaterordcn ins Bornland. 1 83: Gründung Pilkamms; Umsiedlung hunderter Leibeigener und Sklaven ins Bornland 1 89: Gründung Festums durch Festo von AJdyra 1 9 1 : Schlacht von Kungutzka: Rückeroberung Kungutzkas im 'Schwertwunder von Leufurten'; bald darauf Gründung der Sil­ bernen Horde 1 97: Gründung Neersands 1 98: Verlegung des Hauptsitzes des Theaterordens von Arivor nach Pilkamm 243: Schlacht von Wjassullla: Die Goblins der Kunga Suula werden vernichtend geschlagen. 264: orbarden wird der Landbesitz verboten. um 270: Erbauung der Löwenbllrg in Festum; Verlegung des Amtssitzes dorthin 283: Gründung otmarks 292: Litprant von Glodenhof wird ermordet, die Theaterriner ziehen gegen die Silberne Horde, die in die Walberge geflohen ist. 298: Eroberung Starpnikas durch die Theaterriuer, Vertreibung der orbarden in ihrem Sechsten Exodus 32 1 : Anshag von Glodenhof kehrt aus dem Exil zurück und wird neuer Marschall; letzte goldene Zeit der Theaterriuer.

24

335: Emtefest-Massakel': Die Praios-Kirche zerschlägt die Rondra­ Kirche reichsweit; Bogu mil von Arivor, Hochmeister der Theater­ ritter, stirbt im Theaterrund der Ordensburg. 337: Anshag von Glodenhof sti rbt in der Schladlt am Drachenspalt; Auszug der letzten Theaterritter gen Riesland. 337-338: Die Priesterkaiser bringen das Bornland unter ihre Kon­ trolle, Verfolgung von Rondra-Gläubigen, Hexen, Norbarden und Magiern (Siebter Exodus). 404: Kaufleute errichten das pätere Firunen. 467: Das Bornland schüttelt die Priesterkaiser-Herrschaft ab. 503: Das Bornland schließt sich freiwillig dem Miltelreich an. 5 1 1 : Rohals Expedition zu Fuldigor 588: Gründung des Ordens der Heiligen Ardare in Arivor als Nach­ folgeorden der Theaterritrer um 600: die Taten des Urnislaw von Uspiauen 692: /unkerattJstand in Nordtobrien und Süd-Born land 697: Vallusa wird durch das llsurer Edikt u nabhängig. 755: Das Bornland sagt sich vom M ittelreich los; Große Einung und erste Wahl des Adelsmarschalls 771 : Das Festurner Edikt sagt den Nivesen Autonomie zu. 796: Fund der drei Flügelpaare d u rch Treson von I1menstein, Ulmia von Ask und Dilja von Notmark 914-920: Bornischer Krieg 925-928: Atmaskot Blutsäufer übernimmt auf der Festumer Spei­ cherinsel die Macht; daraufhin Festurner Drachenhatz in den fol­ genden Jahrzehnten. 966: Gründung von Port Stoerrebrandt 1008: Das Bornland und Festum erklären A1'Anfa im Khom-Krieg den Krieg.

1 010: Kaiser Hai verschwindet im Bornland. 1 0 1 3 : Tjeika von Notmark wird als Adelsmarschallin zunächst entführt und von Helden gerettet. 1 01 8: Thesia von I1menstein unterliegt knapp Tjeika von Notmark bei der Adelsmarschallswahl; Goldrausch an der Letra. 1 019: Glorana die Schöne ernennt sich zur Königin von Paavi. Ende 1 019: Flüchtlinge aus der Borbarad-Invasion in Tobrien ziehen nach Norden. 1 020: Schändung des Firun-Tempels zu Bjaldorn durch Borba­ radianer; Uriel von Notmark ruft den Bornisehen Trutzhund des Nordens aus und beginnt seinen Feldzug; Schlacht um Bjaldorn; Schlacht bei Ochs und Eiche, in der Thesia von I1menstein dem Heer U riels u nterl iegt. 1 02 1 : Tjeika von Notmark verteidigt Neersand gegen die Truppen ihres Vaters; in der Sclzlacht auf den VaLLusanischen Weiden greifen die Geflügelten ein und stoppen Borbarads Feldzug im Bornland; Seeschlacht der Vier Völker. 1 025: Yppolita von Gareth geht ins bornische Exil. 1 026: Thesia bleibt Adelsmarschallin; Fertigstellung des Weidener Sieben-Baronien-Stieges. 1 027: Swerrebrandt zieht mit seinem Handelshaus von Festum nach Gareth. 1 029: Überfall A1'Anfas auf Port Stoerrebrandt 1 030: Ugo von Eschenfurt wird neuer Adelsmarschall; Rückerobe­ rung Port Swerrebrandts. 1 03 1 : Die wichtigsten born ischen Handelshäuser gründen den Freibund.

DAS BOR.IT LAIT n Geographische Grenzen: Misa, Drachensteine, Rote Sichel, Grüne Ebene, Nordwalser Höhen, Ehernes Schwert, Perlenmeer Landschaften: überwiegend waldreich, größere Sumpfgebiete, Kulturland um Dörfer Gebirge: Walberge, Ehernes Schwert, Rote Sichel, Drachensteine Wichtige Gewässer: Born (460; dazu Linker Born (80) und Rechter Born (90» , Walsach (540), Perlenmeer Geschätzte Bevölkerungszahl: ca. 1 50.000 (davon 33.000 in Festum ) ; 1 5 % Norbarden, 5 % Nivesen, mehrere Tausend Goblins Wichtige Städte und DÖlfer: Festum, Vallusa (nominell eigenständig), Norburg, Firunen, Ouvenmas, otmark, Neersand, Rodebrannt Wichtige Verkehrswege: Born und Walsach (Wasserstraßen); Stra­ ßen von Festum nach orburg, von Brinbaum nach Pervin und von Torsin nach Notmark, Küstenstraße von Vallusa über Festum nach Neersand, Seehäfen Festum u nd eersand, Goblinstieg von Drachenzwinge nach Salthel in Weiden, Raulsjoch von Pera ine­ furten nach I rberod Vorherrschende Religion : Zwölfgötter, vor allem Ronclra (beim Adel), Travia, Peraine, Hi rn; Aberglaube, Heil igenverehrung Hemchaftsf01m : Adelsrepublik mit Adelsmarschall Ugo von Eschenfurt an der Spitze Wappen: silberner Firnwolf auf rotem Grund bzw. Firnwolf mit Fischschwanz vor blauer Scheibe auf rotem Grund (Wappen zur See)

Sozialstruktur: feudale Bronnjarenherrschaft, größtenteils mit leibeigenen Bauern, einzelne Freie Städte

Wichtige Adelsgeschlechtel!einflussreiche Familien : I1menstein, Not­ mark, Ask (Adelsfamilien), Surjeloff, Alatzer (Handelshäuser) Lokale Helden ! Heilige ! mysteriöse Gestalten : Urnislaw von Uspi­ aunen (Erzmagier), Marschall Anshag von Glodenhof (Theater­ ritter, letzter Marschall), Rondragabund von Riedemer (Rondra­ Heilige, Theaterritterin ) , Festo von A1dyra (Drachentöter, Grün­ der Festums und Neersands), Niamh Goldhaar (Lichtelfe im Silvanden Fae'den Karen), der Riese Milzenis, die Kunga Suula ( unsterbliche Hochschamanin der Goblins), Nahema (geheim­ nisvolle, mächtige und alterslose Magierin), Thesia von I1men­ stein (ehemalige Adelsmarschallin und Heidin im Kampf gegen Borbarad), sehr viele Lokal- und Familienheilige Wundersame Örtlichkeiten : das Eherne Schwert, Totensümpfe, Nagrach, Überwals, Bornwald, Große Mosse, Rotaugensümpfe, Neer, Silvanden Fae'den Karen und viele andere Lokale Fest- und Feiertage, Messen: 8. Firun ( ationalfeiertag) , I . Phex (Tag der Erneuerung), I . Travia (Tag der Heimkehr), 7 . bis 1 2 . Peraine (alle vier Jahre Bardentreffen in Norburg), I. Efferd (Flottenparade zu Festum), Warenschauen im I ngerimm und Travia in Festum (ab dem I . Markttag eine Woche lang)

25

G E O G RA PH i E Das Bornland hat nur dort klare Grenzen, wo Gewässer deutliche Scheidelinien bilden: die Misa im Süden, das Perlen meer im Südosten und der Walsach im Osten. Im Norden markieren die Nordwalser Höhen den Übergang zum Eisreich Glorania, doch nach Grenzstei­ nen sucht man im dichten Nornja-Tannicht vergebens. Nach Westen begrenzt der Born etwa bis zur Mündung der Aspe die Region, wo er in den Bornwald abbiegt - der ebenfalls zum Bornland gehört, doch wo dieser im Südwesten endet und die Rote Sichel beginnt, das hat niemand je vermessen. Die Drachensteine im Süden gehören nomi­ nell zum Herzogtum Tobrien, was ihre umtriebigsten Bewohner, die Drachen, aber nicht daran hindert, sich auch an bornischem Vieh gütlich zu tun.

SEWE�En Sewerien, das Stammland der Bronnjaren, ist die größte, waldreichste und unwirtlichste Region des Bornlands. Mehrere kleinere Flüsse durchziehen das Land: Ilum, Sewereja, Dmlga, Brinna, Volle und Olive, doch von diesen ist nur die Brinna schiflbar. Born und Wal­ sach bilden auch hier die West- und die Ostgrenze der Provinz. Die Südgrenze markieren grob die Rotaugensümpfe. Die ordgrenze verläuft "so weit der Schwertarm reicht", wie die Sewerier sagen. Die nördlichsten Siedlungen sind Notmark, Brandthusen und Wosna. Jen­ seits davon erstrecken sich nur noch die unheimlichen Totensümpfe und die gewaltigen Wälder der Nordwalser Höhen.

Vo n E FF E RP S S E G E n u n D F iR... u n s GRi m m E n

D i E LA n D Es1'E i LE D E S B OR...n LA n D E S »Und glaube nicht, dass das Land am Bom ein einiges ist, wie unsre Gol­ dene Au! Märker, Swerene, Festenländer, einer stolzer aufsein Sumpfloch als der andere, und der eigene Herr ist immer der beste! Schlimmer als der Sklave des Tulamid! Und warum nur? Stechwiitige Sclmaken überall, finstre Wäldel; kein trocken Fuss kann man nit setzen und im Winterfrisst die Rantz das Vieh. Da lob ich mir doch uIISerfreies Garetien.« -Briefeines Händlers aus der Raulsmark, Ingerimm 1029 BF Das Bornland teilt sich in drei Regionen: Mark, Festenland und Sewe­ n·en. Genau festgelegt sind die Grenzen zwischen ihnen jedoch nicht, denn diese Landesteile sind nicht wie etwa die Provinzen des Mit­ telereiches Herrschaftsgebiete eines Fürsten oder Herzogs, sondern unterscheiden sich vor allem auf Grund ihrer Landschaften, ihrer Historie und Kultur.

D i E lII A RK. Die Mark, südwestlichster Teil des Landes, erstreckt sich längs der Perlenmeerküste von Vallusa bis zur Bornmündung. Die Drachel/Steine bilden nach Westen beziehungsweise nach Süden hin eine Barriere. Der Born ist im Osten die Grenze zwischen Mark und Festenland. Im Bereich zwischen Firllnen und Bomstein dient er als Grenze zwischen Mark und Sewerien. Wie weit nach Norden sich die Mark erstreckt, ist unklar, da niemand den Bomwald als echten Teil der Mark ansieht. Die meisten Ortschaften findet man nahe des fischreichen Perlen­ meers. Aber auch im Landesinneren sorgen guter Ackerboden, auf dem die berühmten Bornländer Kartoffeln gedeihen, und saftige Weiden fur Rinder, Ziegen und Schafe sowie die nahe Kronstraße rur gute Lebensbedingungen. Die Besiedlung des Landes wird nach Nordwesten hin spärlicher: Das Hinterland zwischen Drachenstei­ nen und Bornwald ist geprägt von Sümpfen, Seen und undurchdring­ lichen Waldgebieten. Erst in den letzten Jahren sind dort einige der kleinen Weiler wie Drachenzwinge dank der Anbindung an den neuen Sieben-Baronien-Stieg und durch Flüchtlinge aus Tobrien zu echten Dörfern herangewachsen.

DAS FEs1"E n LA ß O Das Festenland ist der kleinste, aber bevölkerungsreichste Landesteil. Seine Grenzen bilden der Bom im Westen, das Perlenmeer im Süden und der l-Valsach im Osten. Wo im Norden die Grenze zu Sewerien verläuft, ist nicht festgelegt, denn die tückischen Rotaugensümpfe, aus denen besonders in harten Wintern die gefährlichen Sumpfran­ zen hervorkommen, möchte keine der bei den Regionen gerne zu ihrem Gebiet zählen. Die meisten Bewohner des Festenlandes leben in den Städten Festurn und Neersand. Die restlichen Dörfer und Weiler konzentrieren sich an den beiden großen Flüssen Born und Walsach und an der Küste, wo das Land mit hohen Dünen und den Sümpfen der Großen Mosse an das Perlenmeer grenzt.

Lange, schneereiche und firunkalte Winter mit dem ersten Schnee im Efferd sowie kurze, warme Sommer prägen das Bornland. In den Regionen nahe des Perlenmeeres wird das Wetter durch die See gemildert, so dass hier das beste Ackerland zu finden ist. Im Frühling und Herbst gehen heftige Regenfalle über dem Land nieder, wenn die Wolken sich vor den Walbergen stauen. Von Phex bis Ingerimm kommt noch das Schmelzwasser dazu, so dass das Land dann nur aus flachen Tümpeln, knietiefem Schlamm und Morast zu bestehen scheint und über weite Strecken unpassierbar ist. Vor allem im Phex ziehen dichte Seenebel bis weit ins Landesinnere. Im Sommer bringt der Wind die Ausläufer des Rondn'kallS als donnerndes Gewitter heran. Je weiter man nach Norden kommt, desto kälter und unwirtlicher wird das Land. Der Einfluss des unheiligen Eisreiches Glorallia sorgt fur ungewöhnlich harte Winter, und in Sewerien ist Na?;l'achs Hauch selbst im Sommer zuweilen in Form von plötzlichen eiskalten Böen zu spüren. Eine Besonderheit des Bornlandes ist der Drachenodem, ein unregelmäßig auftretender, aber stetiger Wind, der südwärts aus den Walbergen braust und Asche und Brandgeruch mit sich trägt. Die Bauern verstopfen sich dann die Ohren mit Bienenwachs, denn es heißt, dass im Heulen des Sturms die Stimmen der verdammten Theaterritter klingen, die auf dem Weg ins Riesland scheiterten, und wer ihre Rufe höre, der müsse ihnen bis ins eigene Verderben folgen.

Vo n F iR... u n S FÖ H � n u n D WA L n V S S E n Finstere adelwälder und ausgedehnte Sümpfe, so mag man sich gemeinhin das Bornland vorstellen. In weiten Teilen trifft dies auch zu, auf dem sandigen Boden der Mark u nd im Festenland herrscht jedoch lichter Kiefern- und Steineichenwald vor. Im Norden domi­ niert die Schwarzfichte und die Schwerttanne. Lagerstellen werden oft in der Nähe der als Heim schutzbringender Baumgeister geltenden Eberesche a ngelegt, die von den orbarden als heiliger Baum ver­ ehrt wird. Am Sumpf und weiter gen orden wächst die Moorfohre und im offenen Gelände, etwa zur Grünen Ebene hin, gedeihen vor allem Espen und Weiden. In ganz Sewerien findet man dazu weite Birkenwälder. Zum Bild der Berghänge des Bornlands gehört auch die Lärche, deren festes, harzduftendes Holz gerne für Möbel ver­ wendet wird. An wilden Obstbäumen wachsen im Bornland Thosapfelbaum, Troll­ birnbaum, auch Bodirbime genannt, sowie Sauerkirschen. l-Valnuss­ bäume findet man insbe ondere im Walsachtal, ihr Öl wird von den Norbarden als Sonnenschutz feilgeboten, während die Früchte Ver­ wendung in der bornischen Küche finden. Bomische Brennnessel (ZBA 206) , Morgendom (ZBA 254 und Seite 79) und Moorwurz (ZBA 232) gehören zu den Gefahren des Landes, doch hält die Flora auch weit erfreulichere Gewächse bereit wie duftende Levkoje oder prächtige Akelei. (Eine umfangreichere Übersicht über die Pflanzen des Born­ landes finden Sie in ZBA 279f.)

26

V o n E LC H E n v n D S v m P F Rj\. nZ E n

H AVS'fi ERF

Die meisten typischen Tierarten Nordaventuriens (siehe ZBA 279ff. ) sind auch im Bornland heimisch. Als das bornische Tier schlechthin muss jedoch der Elch, 'der Alte des Waldes' wie man ihn hier auch nennt, gelten. Mit seinem Bart, der hängenden Unterlippe, dem Buckel und der riesigen Ramsnase gäbe er eher eine skurril anmu­ tende Erscheinung ab, wäre er nicht mit 12 Spann Stockmaß und über 800 Stein Gewicht ein imposantes B i ld urtümlicher Kraft. In Rage geraten wird er zu einer ernstzunehmenden Bedrohung. Sein Tritt kann Bärenschädel zerschmettern, ein Hieb mit der Schaufel (mit einer Spannweite von bis zu zwei Schritt) einem Pferd alle Kno­ chen brechen. Er gilt als a usgesprochen nachtragend und jähzornig. Als Fleischlieferant freilich genießt der Elch in der Küche der Bronn­ jaren hohes Ansehen. Er kann sogar zum (störrischen) Reittier abge­ richtet werden. Neben dem Elch sind als typische Vertreter der born ischen Fauna vor allem der Schwarzbär (ZBA 74), die Sumpjranze (ZBA 68 und Seite 78) und der mutige Sonnenluchs anzuführen (ZBA 1 29). In den letzten Jahren im Nordosten häufiger anzutreffen ist zudem der gefürchtete Schneelaurer (ZBA 168). Harmlosere, vor allem im Norden des Bornlandes anzutreffe nde Pelzträger sind als Pelzlieferanten von hohem Nutzen: Hennelin, Zobel und der Nerz, dessen Fellfarbe von Blaugrau (Norburg, oberer Born) über Sandbraun (Ouvenmas) bis hin zu Silbrigweiß (Silsach-Nerze) reicht, ebenso wie Dachs, Biber und Fuchs. Nicht minder begehrt sind die Felle des Silberbocks (ZBA 109), des bornischen Wildkaninchens. In den tiefen Wäldern sollen Einhörner (ZBA 89f.) heimisch sein, während die Reviere der Drachen (ZBA 80ff.) der Drachensteine und Walberge sowie der Hippogrijfe (ZBA 109) der Roten Sichel bis in born ische Gefilde reichen. Als ifirnheilig verehrte Singschwäne, die gelbbraune, traviaheilige Gold­ gans und der peraineheilige Storch sind weit verbreitet. Gegen drohen­ den Hunger errichten die Bauern für sie Nisthilfen aus alten Wagenrädern und legen tote Frösche als Futter aus. Die Raben des Bornlandes gelten auf Grund ihrer Größe und ihrer bemerkenswert neugierigen, dem Menschen zugewandten Wesensart neben verschiedenen Eulenarten als klassische Hexentiere. In besonders entlegenen Gebieten lebt der Goldadler (Werte ähn­ lich dem Königsadler, ZBA 65). Aus seinen mächtigen, goldbraunen Schwingen mit den kupferroten Schwungfedern werden die Flügel­ harnische der Reiter (siehe Seite 48) des Hauses Ilmenstein gefertigt. Echsen sind bis auf die harmlosen Nattern der Norbarden selten. Die Flüsse des Bornlands sind reich an schmackhaften Speisefischen, besonders wohlschmeckendes Fleisch liefert der Salm oder Lachs, Kaviar der Bomstör. Auch der wehrhafte Flusskrebs stellt eine Deli­ katesse dar, ebenso die an der Küste des Perlenmeeres anzutreffenden Schmollmuscheln, Efferdschneckenhöl11e1; Swafoirtaler und natürlich die seltenen Perlenaustern. Vieltausendfach verflucht, blutrünstiger als die wildeste Sumpfranze und unbesiegbar wie Fuldigor ist das am häufigsten vorkommende Tier des Bornlands: die Mücke. Vom Frühsommer bis zum ersten Frost sammeln sich Mücken, Blutjliegen, Bremsen und vielerlei mehr blutsaugende Insekten zu Schwärmen und machen Mensch und Vieh das Leben zur Qual. Rauchige Torffeuer und mancherlei Hausmittel sollen Abhilfe schaffen, verlässlich ist jedoch n ur der teure Mirbelstein (ZBA 251 ) .

»Fünfzehn Meilen hinter Groniza kreuzte eine Prozession von Eichzan­ gen unseren J#g, fußlangen, grau-grünen Käfern, vor Nässe glänzend, die sich der Kälte wegen mit matten Bewegungen vorwärts schleppten. Zwei der Tiere zogen schwere Ketten hinter sich her; den Erläuterungen meiner Begleiter zufolge waren sie ehedem als lebende Fangeisen gehalten worden . . « -aus dem Buch der Schlange der Hesinde-Geweihten Vanjescha Sterpen­ stedt, Firunen, 1011 BF .

Selbstverständlich findet man im Bornland auch weniger exoti­ sche Haustiere als die auch als 'Eichzangen' bezeichneten Großen Schröter (ZBA 1 1 7). Alle Haustiersorten, die man auch von anderen nördlichen Regionen Aventuriens kennt, sind hier heimisch, die Rin­ derrasse Bomländer Bunte findet man heute in ganz Aventurien. In den Ausläufern der Drachensteine und der Roten Sichel sind Haa­ rige Gepürgsküh unentbehrliche Helfer der dortigen Bauernschaft. Im östlichen Bornland leben die halbwilden Walbergwidder, die zwar wärmende Wolle liefern, sich jedoch mit ihrem stattlichen Horn­ schmuck gegen jeden Schurversuch zur Wehr setzen. Eine weitere Besonderheit des Bornlandes ist der Bronnsoi, ein schritthoher, braun-weiß gefleckter Hetz­ hund mit langem, lockigem Fell, der bei den Wolfsjagden der Bronnjaren eingesetzt wird. Er entvvickelt zu Menschen, die der Hesinde in tiefem Glauben verbunden sind, unverbrüchliche Treue und soll eine norbardische Züch­ tung des Siebenwindläufers (ZBA 1 14) sein. Was die Pferde betrifft, sind neben dem berühmten Norburger Riesen (ZBA 1 53) und Firnponys (ZBA 1 5 1 ) insbesondere die Züchtungen des Hauses Ilmenstein zu erwähnen. In ihnen soll unter anderem das Blut der legendären Amazo­ nenrösser fließen. Das für den Handel vielleicht wichtigste Nutz­ tier allerdings ist jedoch die Honigbiene, Imme genannt, die den Norbarden als heilig gilt. Von Honig und Wachs, die in den waldreichen Gebieten Seweriens und der Mark gewonnen werden, zehrt der ganze aventurische Kontinent. Vor allem der würzige Tannenhonig, für den die Immen das Sekret der Föhrlaus sammeln, erfreut sich in den gehobenen Kreisen des Südens, von Vinsalt bis Khunchom, höchs­ ter Beliebtheit. Im Bornland soll auch die Tierkönigin der Bienen, die Bienenkaiserin leben. Ihr Honig, so erzählt man sich, solle reines Lebenselixier sein (. 1 85 D) .

Vo n D E n F LV S S E n D E R.. B OR..D Er ernährt sie, ist der wichtigste Handelsweg, düngt fürsorglich mit seinem Schlamm die Äcker oder spült in seinem Zorn Haus und Krume fort: 'Väterchen Born' nennen die Bornländer ihren Fluss und vereinen darin Verehrung, Liebe und Furcht. Seine Quellflüsse, der linke und der rechte Born, entspringen in den Nordwalser Höhen und vereinigen sich nördlich von Norburg zum eigentlichen Born. Nach der Durchquerung des Bomwalds wird er zur Lebensader des Landes, auf der Flöße und Schiffe ihre Waren nach Festurn bringen. Hat der Born das Firuner Luch, den südlichsten Ausläufer der Rot­ augensümpfe, hinter sich gelassen, säumen ihn kleine Ansiedlungen und einzelne Höfe. In Festum schließlich ergießt sich der Born ins Perlen meer.

27

D E � WALSACH Bildet der Born nur nördlich des BornwaIds d i e Grenze des Landes, so ist der Walsach ein echter Grenzfluss: Er scheidet das Flachland vom Gebirge, die zivil isierte Welt von unwirtlicher Wildnis, die von den Zwölfen behüteten Lande von unheimlichen und geheimnis­ vollen Wesen. Der Fluss entspringt am Rand der ordwalser Höhen und schlängelt sich durch den dunklen Nornja-Tannicht. Ab Notmark folgt er den Westausläufern der Walberge nach Süden und mündet bei Neersand ins Meer. eben den beiden Strömen gibt es noch eine Vielzahl von Flüssen und Bächen. Von ihnen kann nur die Brinna bis Silling für die Schiff­ fahrt genutzt werden. Eine Sonderstellung nimmt der Nagrach ein, der als unheilig und verflucht gilt.

D i E V Ö L � R.S C H A FT E n n E S B O R.n LA n n S Die meisten heutigen Bewohner des Bornlands sind achfahren von Theaterrittern oder Siedlern aus dem Mittelreich. Vor diesen lebten schon Nivesen und Norbarden hier. Die meisten Norbarden haben sich ihre traditionelle Lebensweise erhalten, obwohl sie von den Theaterrittern von ihren Ländereien vertrieben wurden und seither als fahrende Händlersippen umherziehen (ausführlich werden die orbarden in diesem Band ab Seite 1 1 8 beschrieben ) . D i e nomadisch lebenden Nivesenstämme ziehen mit ihren großen Karenherden durch die nordwestlichen Tundren und werden ausführlich in einem eigenen Regionalband zum hohen orden beschrieben. Die meisten im Bornland heimischen 1 ivesen leben sess­ haft im westlichen Sewerien. Sie haben überwiegend ihren Glauben an die Himmelswälfe aufgegeben und beten stattdessen zu Firun, !firn und u·avia. Daneben verehren sie weiterhin, als Töchter Travias, ihre Gabetaj, freundliche, meist weibliche Hausgeister, und die Pirtinaj, die Schützerinnen der Schwitzbäder. Die ersten kulturschaffenden Bewohner des Landes waren jedoch wahrscheinlich die Gob/ins, deren Kultur ausführlich ab Seite 130 in diesem Band beschrieben wird. Orks verirren sich nur sehr selten einmal ins Bornland und werden dann von den Ritterschaften der Bronnjaren gnadenlos gejagt. ZweIge

leben nur als Zugereiste in eersand, Norburg und Festum, wo sie als gefragte Steinrnetze, Mechaniker, Waffen- und Goldschmiede ein gutes Auskommen haben. Die Elfen haben während Borbarads Rück­ kehr bis aufeinige wenige das Bornland in Richtung Westen verlassen. Im Sumpf der Mi aauen sind die Molochen heimisch, ein fremdartiges Volk efferdfürchtiger Wesen (siehe Seite 5 1 ) .

Vo n W E G v n n STEG ­ � i s E n i m B O R.n LA n n Ins Bornland gelangt man, neben dem Seeweg, vor allem über den

Sieben-Bamnien-Stieg, der von Salthel in Weiden bis nach Dra­ chenzwinge im Bornland führt, oder über den Roten Pass zwischen Salamadersteinen und Roter Sichel durch die Grüne Ebene nach Norburg. Das Raulsjoch führt von Salderkeim durch das geheimnisvolle Tal der Tiilme (siehe Schild des Reiches 8 1 ) bis ins tobrische Perainefurten, doch nach der Befreiung des Misamunder Landes nimmt seine vormals zentrale Rolle im Handel mit Tobrien langsam ab. Vier große Straßen, gepflastert und regelmäßig in Stand gehalten, durchkreuzen das Bornland: Die Kronstraße von Brinbaum nach Norbwg vereinigt sich in Pervin mit der zweiten Kronstraße, die von Festurn aus gen orden fü hrt. Eine weitere Kronstraße zieht sich an der Küste entlang und verbindet Festurn und Neersand. Die Land­ straße zwischen Torsin und Notmark ist der Hauptver­ kehrsweg Seweriens. Die Straße von u'eie nach Brand­ t1lt1sen war frü her ein wichtiger Handelsweg, der über Bjaldorn bis nach Paavi führte, heute aber nur noch bis nach Vierwinden stärker frequentiert ist. Eine wei­ tere, die Weststraße, wird zur Zeit ausgebaut. Sie ist das Abschiedsgeschenk Stoerrebrandts und verbindet den Sieben-Baronien-Stieg mit der Kronstraße am Born. Der neu gegründete Freibund hat sich ihren Ausbau auf die Fahnen geschrieben, um das Bornland endgültig zurück zu alter (Handels-) Größe zu führen. Bei diesen Straßen können sich Reisende recht gut darauf verlassen, dass eventuelle Schäden zügig ausgebessert werden, da diese Arbei­ ten von der Adelsversammlung beauftragt und bezahlt werden. Alle anderen Straßen jedoch fallen in die Zuständigkeit der Bronnjaren, durch deren Land sie führen. So kann es geschehen, dass sich eine eben noch gepflasterte Straße hinter dem Grenzstein in einen Kar­ ren weg verwandelt. Auch ist das Land in weiten Gebieten so beschaf­ fen, dass Straßenbau völlig unmöglich ist und sich viele Orte nur über Trampelpfade, halb im Morast versunkene Knüppeldämme, unsi­ chere Pisten oder gar nur querfeldein erreichen lassen. Die üblichste und günstigste Reisezeit im Bornland ist zwischen Ende I ngerimm und Anfang Travia. Dann sind die meisten Wege anders als während der regenreichen Zeit in Frühjahr und Herbst gut benutzbar, und es lässt sich mancherorts auch recht gut quer­ feldein wandern oder reiten. Ab dem Spätherbst wird zumeist mit der Kaleschka gereist, einer Mischung aus Kutsche und Schlitten. Im Winter wird auch der offene Walsach-Schlitten auf den Flüssen oder die kleinen u nd flachen !firnsschlitten, von Pferden gezogen, benutzt.

D i E Bo�n LÄ n D E � Die B ronnjaren, Leibeigenen und Bürger der Freien Städte des Bornlandes sind zum größten Teil Nachfahren der güldenlän­ dischen Einwanderer, die zuerst in Gestalt der legendären Thea­ territter aus dem Lieblichen Feld kamen, um das von Goblins beherrschte Land zu erobern, und später nach der Befriedung als Siedler aus dem Mittelreich, um die neuen Gebiete zu bewohnen. Auch mit den tulamidischstämmigen orbarden fand über die Jahr-

hunderte eine Vermischung von Lebensweise und Kultur statt (die Beschreibung der Händlerkultur der fahrenden Norbarden finden Sie ab Seite 1 1 8 ) . Neben starken norbardischen Einflüssen in Spra­ che u nd Kultur finden sich auch Spuren der nivesischen Lebens­ art (siehe Geographia 2 1 ) . Doch auch wenn in vielen Bornländern norbardisches oder n ivesisches Blut fließt, trifft man überraschend wenige Menschen mit schwarzem oder rotem Haar an. Blond in

28

allen Schattierungen ist, besonders in Sewerien, die dom inierende Haarfarbe, und auch von Statur und Hautfarbe her herrscht der mittelreich ische Typ vor.

Gastfreundlich, ihrem Stand und ihren Traditionen verhaftet, stur und oft zur Melancholie neigend - das sind die wichtigsten Wesenszüge der Bornländer. Die Landbevölkerung ist im Allgemeinen als sehr gutmütig bekannt. Gern lädt man Fremde zu einer Kohlsuppe oder einem Glas Meskinnes ein und versucht dabei, aus dem Wenigen, das man hat, das Beste zu machen. Denn einem Auswärtigen würde man niemals sein Leid klagen oder ihn mit unangenehmen Dingen behelligen, so hart das eigene Los auch sein mag. Außer vor den Bronnjaren fürchten sich die einfachen Bornländer vor allem vor dem Winter - denn der kann stets schneller und härter zuschlagen, als man es erwartet. Die Bürger der Freien Städte gelten als gewitzt u nd verstehen es ausgezeichnet, aus einem Groschen einen Batzen zu machen. Die 'Festumer Pfeffersäcke', wie sie vom ansässigen Adel oft genannt werden, sind wortgewandt, politisch nach allen Seiten offen und stets auf i h ren Vorteil bedacht.

G LA V B E v n D A B E R-G LA V B E Die Bornländer sind zwölfgöttergläubig. Auf dem Land genießen vor allem Peraine als Herrin der Feldfrüchte und Travia, die Göttin des Herdfeuers, Verehrung. Beide verschmelzen im Glauben der Leibei­ genen bisweilen zu einer einzigen Gottheit, die als mütterliche Frau mit rosigen Wangen, grünem Gewand und orangefarbenem Mantel mit einer Gans i m Arm und einer Ährenkrone auf dem Haupt darge­ stellt wird. Im Winter bittet man den grimmigen Herrn Firun durch dessen Tochter Hirn um Milde. Dem Praios-Kult haben die Bornlän­ der nie gänzlich den Untergang des Theaterordens und die fi nstere Herrschaft der Priesterkaiser verziehen, weshalb dieser hier deutlich schwächer ausgeprägt ist als anderswo und beim Adel zugunsten der Rondra-Verehrung zurücktritt, die für die Bornländer noch immer in der Tradition des Theaterordens steht. Daneben gibt es insbesondere abseits der Städte auch verschiedene ketzerische Gruppen und Kultisten, wie den tlleaterritterlich inspi­ rierten Korsmal-Bund (0. 1 7 1 C), eine Sekte i m Überwals, die einem chimärischen Stierwidder Einhörner opfert, oder die ominösen �r­ künder von Dharasnon, die einen völlig unbekannten Götzen anbeten und deren Ursprünge im Dunkeln liegen. Keine dieser Glaubensrich­ tungen hat jedoch mehr als lokale Bedeutung.

GÖTTi n n E ll B i LD C H E n Besonderer Ausdruck bornischer Frömmigkeit sind die sogenannten Göttinnenbildchen, die vor allem in Sewerien sehr verbreitet sind und denen dort in jeder Kate und auf jedem Bronnjarensitz ein besonde­ rer Platz wie ein kleiner Altar freigehalten wird. Am häufigsten trifft man Darstellungen von Peraine und Travia sowie von Ifirn an, die stets als Schwan abgebildet wird. Dazu kommen noch auf den Bronn­ jarenburgen Abbildungen der stolzen Rondra. Die Maler dieser recht­ eckigen Holztäfelchen sind in den meisten Fällen keine geschulten Künstler, sondern Bauern oder Handwerkerinnen aus dem Dorf, die diese Werke der Frömmigkeit dennoch mit größter Sorgfalt ausfuh­ ren.

H AVSGE isTE R.. Vor allem im orden des Bornlands glaubt man an die Hausgeister, die aufDere noch Wichtiges zu erledigen haben, ehe sie über das Nir­ gendmeer in Borons ewiges Reich gehen dürfen. Gerade Seelen, die sich zu Lebzeiten etwas zu Schulden haben kommen lassen, sollen so lange als Geister in Marksteinen und beschnitzten Stämmen hausen, bis sie ihre Fehler wiedergutgemacht haben - indem sie die Ernte zu verbessern helfen, die Schneelasten von den Dächern fegen, die

Funken im Herd nicht vergli m men lassen, die Krankl1eiten auf der Schwelle aufhalten und dergleichen mehr. In der Mark und teilweise im Festenland sieht man vor vielen Häu­ sern ein zweites Haus - eine Miniatur des Woh n hauses, auf einem stabilen Stecken befestigt und bemalt oder mit kunstvoller Schnitze­ rei verziert, in denen die guten Geister des Hauses wohnen sollen. Wann immer man ein Haus betritt, begrüßt man zuerst die Geister, zeigt ihnen die Geschenke, die man den Gastgebern mitzubringen gedenkt, und erläutert das Anliegen seines Besuches, aufdass die Geis­ ter es für gut befinden können.

H E L D E ll V ll D H Ei Li G E Viele Helden des Bornlands, derer heute noch gedacht wird, stammen natürlich aus den Reihen des Theaterordens, wie Festo von Aldyra, der als Drachentöter und Gründer von Festum verehrt wird. Zuweilen sagt man ihm nach, er sei außerdem einer der ersten Träger eines der drei legendären Flügelpaare (siehe Seite 48) gewesen. Die Rondra-Heilige Rondragabund von Riedemer rettete einst mehrere Dutzend von der Göttin selbst geweihte Rondrakämme vor den Pries­ terkaisern (siehe Seite 1 8, 0. 1 7 1 A) und soll Trägerin von Gnorakir, dem heute verschollenen mymischen Schwert der Rondra-Kirche, gewesen sein. I h r Name wird oftmals beschworen, um Waffen vor einem anstehenden Kampf zu segnen. Des letzten Marschalls Anshag von Glodenhof, auch 'Anshag der Erneuerer' genannt, der den von Dekadenz geprägten Theaterorden wieder auf den Weg des rechten Glaubens führte und in der legendä­ ren Schlacht im Drachenspalt gegen die Priesterkaiser unterlag, wird zusammen mit der Heiligen Rondragabund und der Heiligen Ardare am Tag der Helden (4. Travia) gedacht. Als ein schierer 'Geron des Nordens' gilt Ritter Rondramir von Jekdisit, der um das Jahr 250 BF herum bis zur Quelle des Hursach vorge­ drungen sein und dabei unglaubliche Abenteuer mit Feenwesen und Biestingern erlebt haben soll - so unglaublich, dass die Bezeichnung 'Ritter-Rondramir-Geschichte' noch heute fur eine überaus bunte Lügengeschichte steht. Der Magier Umislaw von Uspiaunen (0. 1 66 B) ist so etwas wie der 'Nationalheilige' des Bornlands und wird vor allem wegen der Ban­ nung des Riesen Milzenis verehrt. Hesinde-Anhängern gilt er als ein Gefahrte Rohals, und die Bauernschaft kennt ihn als Freund der ein­ fachen Leute, dem Hochmut und Standesdünkel fremd waren. Der 'Heilige Urnislaw' (obwohl von keiner Kirche heiliggesprochen) wird vor allem zur Bannung böser Geister und Nachtwesen angerufen, aber auch, um über die mangelnde Einsicht eines Gesprächspartners zu klagen. Sein Geburtstag, der 1 1 . Rondra, wird insbesondere im Festenland als Feiertag begangen. Vor allem in harten Wintern wird der Heilige Mikail von Bjaldom als Mittler zu Firun angerufen. Die Heilige Masclla soll sich in der kaiserlosen Zeit um d ie Verzweifelten verdient gemacht haben, die aus dem Mittelreich ins Bornland flohen, und gilt heute als Beschüt­ zerin der Frierenden und Flüchtlinge sowie der entflohenen Leib­ eigenen.

S i TTE n v n D B Rii V C H E Das erste, was Reisende selbst i n den abgelegensten Weilern über die Sitten der Bornländer erfahren, ist ihre große Gastfreundschaft. Gerade während der unwirtlichen Winterszeit wird man gerührt sein von der Freigebigkeit der Gastgeber, die für diese oft mit erheblichen Einschränkungen verbunden ist. Für Übernachtungsgäste wird meist gar - falls vorhanden - ein eigenes Zimmer geräumt. Heizsteine und die wärmsten Decken für die Gäste sind eine Selbstverständlichkeit, auch wenn dies kalten Schlaf für die Bewohner bedeutet. Im Gegen­ zug erwartet man von Reisenden spannende Geschichten aus der Ferne. Weniger der Gastfreundschaft als vielmehr der strengen Hand der Adligen entstammt der sewerische Brauch, für den örtlichen Bronnjaren stets die Herrschaftssuppe bereitzuhalten.

29

D E R- W i OTERßOLD Aus Sewerien stammt auch der Brauch vom Winterbold, in dem - so der Volksglaube - ein Schutzgeist seine vorübergehende Wohnung bezieht. Der Bold selbst ist eine über zwei Schritt hohe Strohpuppe von annähernd menschlicher Gestalt, die eine Perücke aus weißen Wollfaden trägt und ein weißes Hemd, auf das all das gemalt wird, das der ihm innewohnende Geist beschützen soll: Menschen, Vieh, Pflanzen und Häuser. Den Winterbold zu bauen, auf seinem Podest zu befestigen und zu bewachen ist Aufgabe der Dorfjugend. Mit dem ersten Schnee wird er aufgestellt und bleibt dann den ganzen Winter über an seinem Platz - falls er nicht von den j ungen Leuten des achbardorfs gestohlen wird, was Unglück bringen soll. Am I. Phex wird er abgenommen und in einer lustig-feierlichen Prozession durchs Dorf getragen. Anschließend wird die Puppe auf dem Marktplatz verbrannt; die Hitze des Feuers befreit den Geist aus der Strohpuppe, und er fl iegt mit dem Rauch zurück in seine Heimat über Ifirns Ozean. Für dieses Ereignis putzen die Dörfler sich fein heraus, und der Meskinnes fließt in Strömen.

D E R- i F i RJ\ STA O Z Mit dem I firnstanz begrüßen die Kinder barfuß und nur mit einem dünnen, weißen Hemd bekleidet tanzend den ersten Schnee. Denn sanfte, weiche Schneeflocken, Ifirnssterne genannt, gelten als I fi rns Boten, und indem man sie gebührend empfangt, erweist man der Göttin selbst die Ehre. Das wiederum, so hoffen die Menschen, stimmt sie freundlich, u nd wem die milde Ifirn gewogen ist, für den wird sie bei ihrem strengen Vater auch ein gutes Wort einlegen (und dann wird der Winter - hoffentlich - nicht gar so lang und stürmisch).

S P i E L E v n o V E R.,G n V GV n G E n Spiele sind etwas für Adlige und Freie, sagen die Bauern, Leibeigene hätten zum Spielen keine Zeit. Doch natürlich rollen abends am Wirtshaustisch auch die Würfel der Hörigen, zumal im Winter, wenn alles verschneit und z ugefroren ist. Einige der üblichen winterlichen Vergnügungen sind Kufenlaulen (für das eine Schweinerippe oder ein -unterkiefer unter den Schuh geschnallt wird), Schneeballschlachten oder das Bauen von Schneefiguren (vor allem im Festenland ein ver­ breitetes Vergnügen). In Adelskreisen sind auch Schlitten-Wettfahrten sehr beliebt, welche die Bronnjaren zumeist mit Zweispännern oder Troikas bestreiten. eben diesen Wintervergnügen gibt es im Bornland selbstverständ­ lich auch (Wettkampf-)Spiele, die unabhängig von der Jahreszeit durchgeführt werden können: Almdrücken und Würfelspiele sind in allen Schenken beliebt. Ein typisches Spiel der bornländischen Fuhrleute ist das Deut­ Sclmickeln : Auf einen Balken wird eine kleine M ünze gelegt, in der Regel ein Deut, den es gilt, mit der Peitsche fortzu'schnickeln'. Das Bomdornweljen ä h nelt dem Bolze/lwerfen aus dem Tralloper Raum. Dabei wird mit Borndornen auf eine quadratische, in unterschied­ lich große, verschiedenfarbige Rechtecke unterteilte Scheibe gewor­ fen.

mAGiE (0. 1 69 C) Obwohl in den Grenzen des Bornlands immerhin drei gildenma­ gische Akademien - zu Festum, Neersand und Norburg - ansässig sind, haben Gildenmagier im Bornland keinen besonders etablierten Rang. Vom Volk werden die Magier eher als Kuriosum empfunden, als seltsame Leute, die mit Elfen reden und in zugigen Türmen in Sümpfen hausen.

Das Amt des 'Hofmagus' ist im Bornland weitgehend unbekannt, was in erster Linie am unerschütterlichen Rondra-Glauben der Bronnja­ ren und der geringen Verbreitung der Hesinde-Kirche liegen mag. So zieht es einen guten Teil der Akademieabgänger hinaus in die Fremde, ins Abenteuer. Höheren Ansehens erfreuen sich dagegen die sogenannten Lohnmagier - wenn auch nur bei den Handelsherren, die sich solche Zauberei leisten können. Viel eher denkt man bei den Zauberkundigen des Bornlands schon an die Hexen, die hier verborgen in den urtümlichen, weiten Wäldern ihre Feste feiern, dort, wo die Kräfte der atur am stärks­ ten wirken. Wie fast überall auf der Welt werden sie vom einfa­ chen Volk und auch so mancher hochgestellten Persönlichkeit gefürchtet. Da niemand das Hexenvolk wirklich versteht, weiß man auch nicht genau, was sie beleidigt oder ihren Zorn erregt. Andererseits kann eine Hexe, die einem gewogen ist, sehr von Nutzen sein. Und so wird im Bornland niemand eine Hexe, nur weil sie eine Hexe ist, vor den Bronnjaren, den Stadtbüttel oder einen der hier eher seltenen Praios-Priester zerren ( 1 68 A). Druiden gibt es nur wenige zwischen Misa und Walsach, und die meisten von ihnen sind dort zu finden, wo sonst kaum ein Mensch seinen Fuß hinsetzt: in den Wäldern der Drachensteine und am westlichen Rand des Bornwaids, einige wenige sogar in unzugäng­ lichen Schluchten und auf sturmumtosten Höhen im Ehernen Schwert. Die meisten bornischen Druiden sind überzeugte Sumu­ Anhänger und heiligen das Element Humus in Gestalt der alten Wälder, einige haben sich aber auch auf Erz oder Luft spezialisiert, ganz selten einmal auf Eis. Scharlatane sind - wie Gauklervolk überhaupt - normalerweise höchstens in Festurn anzutreffen. Recht verbreitet sind die 'Schau­ zauberer' allerdings unter den orbarden, denn insbesondere deren männliche Magiebegabte werden oft in dieser Kunst ausgebildet. atürlich findet man auch im Bornland die eine oder andere Magie­ dilettantin, was angesichts der Abgeschiedenheit vieler Dörfer gerade in Sewerien nicht verwundert, wo ein Talentsucher der Mephaliten oder eine Hexe auf der Suche nach einer 'Ziehtochter' noch keinen Fuß hingesetzt haben. Gerade die oft innerlich zerrissenen Magie­ dilettanten neigen zur Flucht aus der Leibeigenschaft und versu­ chen, sich in den Freien Städten mit ihren ungewöhnlichen Talenten durchzuschlagen. Überraschen mag, dass das Bornland recht viele Schelme hervor­ bringt, von denen aber fast alle ihr Glück in der Fremde suchen, denn in einem Land, in dem ein trunksüchtiger Bronnjar einem wegen eines harmlosen Scherzes schon einmal die Hand abhacken oder die Zunge herausreißen lässt, sind die Koboldbankerte deutlich fehl am Platz. Informationen zu den Schamaninnen der Goblins finden Sie auf Seite 1 36 und in WdZ 34 1 ; zu den Zibiljas der Norbarden auf Seite 1 24 und in WdZ 330.

f R,A C H't v n o B EW A F F n V n G I m Bornland herrscht eine strenge Kleiderordnung. Die leibeige­ nen Bauern tragen meist nur einen Leinenkittel, der zuweilen mit einfachen Stickereien verziert ist, mit weiten Hosen darunter oder großen Fransentüchern darüber sowie Strohschuhe oder Fußlappen - sommers wie winters. Wer einen eigenen Überwurf aus Wolle oder Fellresten besitzt, darf sich glücklich schätzen. Bei den Ärmsten muss manchmal ein warmer Mantel fLir die ganze Familie reichen. Pelze können sich einfache Bauern zumeist ohnehin nicht leisten, und wenn doch, dann ist ihnen Hund, Katze, Iltis, Ratte oder Hamster erlaubt. Freie dürfen immerhin die Felle aller Nutztiere tragen, dazu die von Hase, Rotpüschel, Reh und Elch. So ärmlich und dürftig die Kleidung der Leibeigenen oft ausfallt, so prächtig kleiden sich die reichen Bronnjaren. Aus schwerem Samt oder Brokat sind die Obergewänder, boden lange steife Mäntel mit breiten Kragen und Verbrämungen aus den Pelzen von Luchs, Hermelin oder

30

Bronnjarin

Brückenbaron

31

Silberfuchs. Dazu kommt meist die klassische hohe Bärenfellmütze. Unter dem Mantel tragen sie wadenlange Seidengewänder, die von einer breiten Schärpe in der Leibe mitte zusammengehalten werden. Bewaffnung (und seltener Rüstung) dürfen Leibeigene nur tragen, wenn sie von ihren Bronnjaren als Bauernwehr für einen Heeres­ zug ausgerüstet werden, doch selbst dann ziehen sie oft lediglich mit Sensen, Knüppeln und Äxten in den Kampf. Anders dagegen ihre Herren: Der ganze Stolz eines bornischen Heeres ist seine schwere Reiterei, die wie andernorts auch mit Brünne, Kriegslanze und Streit­ kolben oder Reitersäbel gewappnet ist, die legendären bornischen Flügelreiter tragen dazu noch die namensgebenden Flügelharnische (siehe Seite 48) .

m v s i � tA n z v rr D S C H A VS p i E L �v rr s1' Die langen bornischen Winter mit ihren düsteren Abenden laden geradezu ein, sich mit dem Erzählen von - meist traurigen - Geschichten, Versesch m ieden und dem Musizieren auf K1amfa, Flöte und Fiedel die Zeit zu vertreiben, und so sind diese Künste die am weitesten verbreiteten im Bornland. Gemeinhin sagt man, die Musik, zu der ja auch die Sangeskunst zählt, sei ein Ausdruck von Lebensfreude und Fröhlichkeit. Wer im Bornland nur den Liedern der Flößeri n nen, Bauern, Schifferi nnen und Fuhrleute lauscht, wird diese Meinung vielleicht bestätigt finden - vielleicht, und auch nur, wenn er den wenig kunstvollen, dafür oftmals um so derberen Texten mehr Aufmerksamkeit zollt als den Melodien. Denn selbst diese volkstümlichen Weisen sind oft von tiefer Schwer­ mut durchdrungen, die in getragenem Vortrag und der Vorliebe für weiche Tonarten ihren Ausdruck fi ndet und bisweilen zum I nhalt der Lieder - Es säuft der Adel, was er kalln, Levthans Weibchen, 0 Schnappes, du mein einz'ger Freund, um nur einige zu nennen - so gar nicht passen will.

Lied vom Elend

Win terlied

Sieh, Bmder, was geschieht in deinem Borne/and, in dem man gar nichts sieht als Mühsal, Not und Schand.

Herr Fil1ln hat aufs ganze Land ein weißes Tuch gebreitet, es glitzert wie ein Festgewand, es knirscht, wenll man draufschreitet.

Der Bauer pflügt das Feld dem Wind und StU/m entgegen, kriegt weder Lohn noch Geld, man zahlt mit Schimpf und Schlägen.

Und gläsern Eis bedeckt den See, das Bächlein IIl1d deli Weihel; die Föhre trägt eill Kleid alls Schnee, rein, wie ein Hochzeitsschleiel:

Der Herr besitzt deli Bodell, er hemchet göttergleich lind lässt die Bauern roden, die machen all ihn reich.

Und weIße Mützen, weich wie Bausch, aufSchornstein, Zaun und Zinnen, die ganze Welt ein einz'ger Rallsch ausji-isch gebleichtem Linnen.

Musst, Bmder, dich dreinfinden, die Götter haben's g'wollt, dass der Herr dich tut schinden, macht deine Müh zu Gold.

10m Himmeljetzt kein Regen rillnt, ljimssteme schwebell, ulldfröhlich tanzend mit dem Wind die Pracht sie weiterwebell.

Trink, Bmder, aus den Humpen voll Tränen, Schweiß und Blut, leg ab den elend Lumpen und wirf ihn in die Glttt.

Doch diese Pracht ist kalt, so kalt, so ledigjeden LebellS, Stein ist der Ackel; Erz der Wald, lind alle Lieb vergebellS!

Der Tod steht allfder Schwelle lind grüßt dich: '''s ist vorbei!" I1thrt sich nicht von der Stelle, nun, Brt/del; bist du frei!

Hohl hallt der Wölfin Klagelied, dumpfknurrt ihr leerer Magen, und ob sie auch den Hasen sieht, sie ist zu schwach zllm Jagen.

11111'

32

Der Hasefind't nicht Krallt noch Blatt, so sehr er scharrt lind schauet, er ist so müde, ist so malt, glallbt nimmeI; dass es tauet. Das Kraut ist längst vom Frost geknickt und unterm Schnet: begraben, lind durch den Stuml, den Firull schickt, schallt schrill der Schrei des Raben. Horch, Liebchen, horch 11111; wie er schreit, mach dich bereit zllm Sterben, der Winter währt zu lange Zeit, drum Mensch und Vieh verderben.

Natürlich wird, wie überall in Aventurien, auch im Bornland getanzt, zumal auf Hochzeiten, beim Erntefest und wenn Jahrmarkt ist. Und ob nun die Musikanten auf dem Dorfplatz aufspielen oder im Festsaal des Schlosses - die Bronnjarin wird ebenso ausgelassen hüpfen, krei­ seln und die Beine schwingen wie das Bäuerlein. Erfordern manche der bornischen Tänze auch viel Gewandtheit, Kraft und Schnellig­ keit, so sind sie doch nichts weiter als volkstümliche Belustigungen. Dennoch hat einer dieser Tänze über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangt: die Walsarella, bei der die Partner einander gegenüberstehen, sich bei den Händen fassen und dann in schnellem seitlichem Galopp den Tanzboden überqueren. ur im südlichen Festenland und in der Mark können die Menschen damit rechnen, dass einmal eine wandernde Schauspieltruppe in ihrem Dorf die Bühne aufbaut. Neben den Widrigkeiten, die weiter im Norden das Reisen erschweren, und der Armut der Bauern, die kaum aufeine a ngemessene Entlohnung hoffen lässt, liegt es vor allem auch am Repertoire dieser wenigen Wandertheater, dass sie Sewerien meiden. Denn neben dramatisierten Fassungen der beliebtesten bor­ nischen Balladen werden gern Schwänke und Possen zur Aufführung gebracht, die in vielerlei Varianten immer dasselbe zeigen: wie das Bäuerlein mit seiner Gewitztheit den herrischen, aber dummen Bron­ njaren übertölpelt, wobei der Bronnjar an der hohen Mütze und der gedrechselten Redeweise kenntlich ist, der Bauer an der purpurfarben geschminkten 'Meskinnesnase'.

S P E i s V ß D t � ß KK.i:\ RjoFFELn, B O R-nTlSCH v n D B Ä Rj; n S C H i n K.e n - vo m S P E i s E n »Kal1offelbatzen mit Zimtbutter/ Schnepfenbrüste in Biersoße / Schwa70ze Hasenblutsuppe / Grobgestampftes Kartoffelpüree mit Buttermilch / Gnitzenpudding mit Ei-Meskinnes-Schaum / Süße Gebratene Kar·toffeln mit Schinkenstreifen I Große Piroggen, gefüllt mit Rindfleischstücken und Ziegenkäse I Feines Kar·toffelpüree mit Zwiebelrahmsoße I Kleine Piroggen, gefüllt mit Hasenragout I Schweinebraten mit Kümmelkohl und Roten Beeten I Wi:lrme Honigkringel / Meskinnesdotzen I Stücke von Kuhkäse und Schweinswurst I Kartoffelpfannkuchen mit Birnenkompott und Quittenlikör« -Speisefolge eines Gelanges der sewel1schen Bronnjaren auf Schloss llmenstein, 1021 BF, zwöljGänge sind nach alter 7i'adition den Göttern dmet, einer dem Adelsmarschall, einer dem Koch Die Küche des einfachen Volkes besteht in erster Linie aus Eintöpfen (vor allem aus Weißkohl, aber auch aus Wirsing, Grünkohl und Rüben zubereitet) und dünnen Schmortöpfen (zum Beispiel dem typischen Borntzsch aus Kohl, Roten Rüben und Kartoffeln) sowie Fischsuppen. Dazu wird Brot gereicht, vom Haferfladen über Sauerteigbrot bis hin zu einem schwarzen Vollkornbrot mit Kleie, dem sogenannten Raug­ mikla, das für das Bornland charakteristisch ist. Ein Merkmal der born ischen Küche ist die vielfältige Verwendung von saurer Sahne u nd Quark, die nicht nur als Beilage zu den meis­ ten Speisen dienen, sondern auch köstliche Nachspeisen liefern, zum Beispiel die Paßcha mit Eiern, Honig, Trockenfrüchten und Nüssen. Bei jenen, die es sich leisten können, erfreuen sich aus Raritäten wie Tschokolat, Walbergnüssen und Mir-Theniok zusammengemischte Plätzchen großer Beliebtheit (die häufig ihr Gewicht in Silber wert sind). Fleisch wird nur selten und nahezu ausschließlich in Bronnjaren­ kreisen verzehrt. Als Delikatessen zählen der rauchige, dunkelrote Bärenschinken, gehobeltes Trockenfleisch vom Karen (nivesisch: Pimmikaan ) und gepökelte Elchzunge. Vom einfachen Volk als Gipfel derischer Kochkunst gepriesen werden Gerichte, die sich der in der Bronnjarenküche anfallenden Fleischabfälle bedienen, wie etwa Gänse-Schwarzsauer (gesäuertes, mit Blut angedicktes Gänseklein ) . Die Kartoffel - erstaunlich anpassungsfä h iger Nachfahr d e r von den Waldinseln eingeführten I1tok-Knolle - als das sicherlich bekannteste

Gemüse des Bornlandes wird in der Küche häufig verwendet und ins­ besondere am Hofe der Bronnjaren nach den raffiniertesten Rezep­ ten verarbeitet: gekocht, gebraten, als Suppe oder Brei, zu Klößen geformt, Waffeln oder Pfannkuchen. Fisch kommt im Bornland häufig auf den Tisch, sei es als gekoch­ ter Süßwasserfisch, wie Karpfen und Stör, oder als Lachs. Eine große Delikatesse ist Ikra, der schwarzgraue Rogen des Bornstörs oder der rote des Lachses, die oft auf hauchdünnen Dinkelfladen namens Plinyi genossen werden. Am anderen Ende der Preisskala steht Wobla, getrockneter und gesalzener Fisch, der wegen seiner Zähigkeit lang­ sam gekaut und mit viel Kwassetz heruntergespült wird. Erwähnenswert ist noch, dass die born ische Küche zahlreiche Metho­ den kennt, um Nahrungsmittel für die langen Winter zu konser­ vieren: Obst, Gesäuertes Gemüse und Soleier werden eingemacht, Hülsenfrüchte getrocknet, Speck und Fische geräuchert. Die viel­ schrittlangen Pilzschnüre, auf denen getrocknete Helmlinge, Blaue Eichpilze, Honigmorcheln und Ogerohren aufgefädelt sind, gehören ebenso zum Bild der born ischen Küchen wie die Säckchen mit Dörr­ obst, Nüssen und Kastanien. Milch und Sahne werden zu Blöcken gefroren im Freien unter einer ledernen Plane gelagert - bei Bedarf wird davon einfach ein Stück abgehackt.

�W.A.SS ETl, m ET v n D m Es Ki n n E S - vo m t R-v n � »Bevor man die Stube betritt, tauscht man die Straßenschuhe gegen fil­ zene Taposchen aus, die der Gastgeber aufdem großen Kachelofen aufge­ wärmt bereithält. Noch ehe man Platz nehmen kann, bekommt man das erste Glas Met oder Meskinnes gereicht, das zügig "auf die Freundschaft" geleert wird. In rascher Folge schließen sich weitere Gläser an, auf die Gesundheit, die Güte des Bronnjaren und das Leben an sich, bIS schließ­ lich nur noch ein kräftiges "Pojechalil" ("Hinunter damit!") die zuneh­ mende Ausgelassenheit signalzsiett.« -Auszug aus einem ReIsebericht des Hesinde-Geweihten Jandoreo von PertaktS, Kuslit 1003 BF

Nirgendwo in Aventurien (außer vielleicht in Thorwal und bei den Zwergen) werden berauschende Getränke konsequenter konsumiert als im Bornland. Wo schon früh der erste Frost die Wiesen ergrauen lässt und Wald- und Feldarbeit mehr Mühen als andernorts bereitet, bedarf es einer regelmäßigen inneren AufWärmung, an die schon Heranwachsende gewöhnt sind. Beliebt ist der Met aus vergorenem Honig, der rasch in den Kopf und die Beine geht. Gebrannt (und wiederum mit viel Honig versetzt) ist er als Meskinnes bekannt und geradezu mörderisch für die, die ihn nicht so gewohnt sind wie die einheimische Bevölkerung. Ein edler Beerenlikör ist der Bjaldorner Waldschrat, der seit dem Fall Bjaldorns als echte Rarität gilt. Das am weitesten verbreitete Erfrischungsgetränk ist Kwassetz aus vergorenem Roggenbrot und Trockenkirschen, das im Glas perlt und nur schwache berauschende Wirkung zeigt (wenn es nicht mit einem kräftigen Schuss Meskinnes 'veredelt' wurde). Noch weit unbedenkli­ cher als Kwassetz kann freilich Tee aus Kräutermischungen genossen werden, der gern mit reichlich Honig und Sahne versetzt wird.

33

S P� C H E v n D n A m E n »Ei, nu schau nich so verbiestert drein, mein Bowke, stell erstmal de Schlorren draußen vor de Türe, damit de mir kein Dreck in die Stube bringst. Und dann verlöten mer erstmal ein Schlubberchen vom Mesch­ kinnes, und datm gibts eine schöne warme WrukellSuppe. Die neue Zoche is noch in Arbeit, die Pinunsen dafür kanllste mir dann später geben.« -gehört in einer Schmiede im Ouvemnasschen, neuzeitlich Im Bornland spricht man Garethi, jedoch mit vielen norbardischen und nivesischen Lehnwörtern durchsetzt sowie je nach Landstrich von eigenständigen Dialektbegriffen durchdrungen. Die amensgebung ist zwar eine typisch mittelländische mit Vor­ und Familiennamen (wobei die Leibeigenen üblicherweise keinen solchen besitzen ) , aber stark vom orbardischen durchdrungen. Sehr verbreitet ist die Sitte, andere mit einer Koseform des Vor­ namens anzureden, deren Bildung keinen strengen Regeln unter­ liegt; gelegentlich wird ein und dieselbe Person gar innerhalb der Familie mit drei oder mehr Namen gerufen. (Manche Kosenamen sind so verbreitet, dass sie als eigenständige amen Eingang in die Namensliste gefunden haben.) Einige Beispielefür Kosefomlbildung: Suschin - Suschka - Suschinka; Stane - Stanjuscha; Matajew - Matjescha; Grimje - Grimjenka; essa - essaschka; Jadwige - Jadwinja.

G Ä n G i G E B O RJI i S C H E n A m E n Männlich: Albin, Arvid, Bae�an, Baerow, Berschin, Bi�ew, Bosjew, Boutsen, Daanje, Dabbert, Damian, Danow, Duchjo, Dulgjew, Dunjew, Dunjoscha, Elkjow, Elko, Elkwin, Ertzel, Firnjan, Firunjew, Fredo, Galjan, Goljew, Grimjan, Hane, Helmjew, Hurdo, Iber, Ilmin, I�an, Ischtan, Jaakon, Jasper, Jarlow, Joost, Joschin, Jucho, Kolkja, La�an, Linjan, Littjew, Ljasew, Ljubow, Maris, Matajew, Meljow, Mew, Miljan, Mjesko, asjan, Nee�an, Neesdan, Olko, Orschin, Oswin, Panek, Peraenjow, Pedder, Pettar, Pitjow, Pjerow, Rowin, Rudjew, Semkin, Stane, Suschin, Tannjew, Thezmar, Tirulf, To�in, Travin, Ugo, Ulmjan, Ulmew, Vigo, Wassjew, Wolpje, Wulfen, Wulfjew, Xebben Weiblich: Alinja, Alwinje, Baernja, Bernischa, Danja, Dorlin, Duna, Dunjascha, Eljascha, Elkwine, Elmjescha, Firu nja, Frinja, Gari, Geertja, Grimje, Gritten, Gudwinja, Helvja, Hesinja, Ifirnja, Ilmjescha, Irinja, Isidra, Jadvige, Janne, Jassia, Jedwinja, Jella, Karinja, Kundra, Libussa, Luta, Lysminja, Maline, Ma�a, Marissja, Moschane, adjescha, adschenka, essa, Nuschinja, Olja, Paale, Peraenja, Peranka, Rabescha, Rassia, Rihinja, Rowena, Rowinja, Rudwischa, Selwine, Sewje­ scha, Sulja, Tesbinja, Thila, Tineke, Tjeika, Travjescha, Turiken, Ulmjescha, U�elke, Vanjescha, Verisja, Vcstissja, Wa�a, Winja, Wolpjanc, Wulfjascha, Xinja, Yadwinja, Yasinde, Zidonje

G Ä n G i G E .A n s i c H1'E n D E R.. B O RJI LÄ ß D E R.. V B E R..

• • •

... Norbarden: Fleißige Händler sind's, und sie bringen schöne Sachen mit, wenn sie mal durchs Dorf ziehen. Aber ich hab gehört, dass die sogar mit Goblins und Schwarzländern han­ deln sollen, und das is ja nu nich fein. Und diebisch wie die Elstern, wenn man nicht aufpasst . ... Goblins: Da seien der Bronnjar und die Ronnrianer vor, dass wir mit denen nähere Bekanntschaft machen. In Festum sollen ja die Rotpelze unter Menschen hausen, also das würd's bei uns aber nich geben. ... Nivesen: Ja, ab und an kommen die mit ihren Herden hier durch, da wächst hinterher kein Gras mehr. Es gibt hier aber auch welche, die wohnen ordentlich in Häusern und beten zur Herrin Travia, wie sich's gehört. ... Elfen: Sie erzählen dem Riesen Milzenis von jedem, der in den Bornwald geht, also nehmt Euch besser vor denen in Acht. Obwohl, gesehen hat man von den Elfen hier ja schon lange keinen mehr, vielleicht haben die sich ja alle in Bäume ver­ wandelt . ... Zwerge: Zwerge? Wohnen die nicht im Ehernen Schwert, wo's nur Höhlen und Felsen gibt? In Rodebrannt harn sie im Tempel ein Standbild der Frau Rondra, das die Zwerge gemacht haben sollen. Und ich dachte immer, die Zwerge kennen gar keine Frauen. ... Mittelreicher: Die haben's leichter getroffen als wir hier mit dem Dämoneneis im Norden und der Blutigen See im Süden. Gareth soll ja auch von Dämonen angegriffen worden sein, aber wenn der Stoerrebrandt schon dahingezogen ist, kann's so schlimm ja nicht sein. ... AI�faner: Das sollen ja alles Sklaven händler und Piraten sein. Die sollen ruhig bleiben, wo der Pfeffer wächst - obwohl, wir haben don unten doch auch Kolonien, oder? ... Waldmenschen und ähnliche Exoten: Du aus Port Stoerre­ brandt, was? Du bös Menschenfresser oder du gut Matrose und arbeiten für Freibund ?

H E L D E n A V S D E m B O RJI LA ß D Die ländlichen Bornländer gehören der Kultur Bomland an (WdH 44f.), die Bewohner Festums und Vallusas sollten eher nach der Kultur Mittelländische Städte (WdH 40t:) generiert werden. Bewohner der Mark können gegebenenfalls nach der Kultur Mittelländische Landbevölkerung (WdH 41t:) generiert werden, während die Bewohner eersands, Firunens und or­ burgs die Wahl zwischen den Kulturen Bomland und Mittel­ ländische Städte haben. In all diesen Gebieten ist die Rasse Mit­ telländer (WdH 25) dominierend, aber auch Norbarden (WdH 27) und Nivesen (WdH 26f.) kommen vor. (Die Stammkulturen letzterer sind Norbardensippe (WdH 72t:) bzw. Nivesenstämme (WdH 70» . Die meisten born ischen Helden der kämpfenden Professionen (WdH 94ft:) sind Krieger, ind der Regel von den Akademien in Festum und eersand, sowie Ritterinnen aus den Adelshäu­ sern, dazu Gardisten mit verschiedenen Aufgabenbereichen. In Festum und Neersand sind dazu noch Einheiten von Seesolda­ tinllen stationiert. Im Bornland sind die meisten der reisenden und Wildnis-Pro­ fessionen (WdH 1 22ff.) vertreten, i nsbesondere erwähnens­ wert sind Fuhrjrallen und Femhändler, Fischer an den Flüssen u nd am Perlen meer sowie die Flößer, Filissschiffer und Flusspi-

Nachnamen: Alwinnen, Arauken, Baerensen, Baerow, Born ki, Brinnske, Dappersjen, Dobelstcen, Donsemkin, Drulgosch, Ebersen, Eelkinnen, Elkensen, Elmsjen, Firnske, Firunkis, Gartimpski, Gerbensen, Gerberow, Grumpen, Hinske, Hol­ lcrow, Ilmensen, Ilumkis, JannerlofT, Jannske, Juchski, Karen­ kis, Ka�ensen, Kruschin, Kunzke, Laikis, Larinow, LuminofT, Meskinske, Miljes, Muselken, agragski, otjes, Ouvensen, Parenkis, Peddersen, Peddersjepen, PerschofT, Puschinske, Pus­ persen, Rodensen, Ruderow, Salderken, Schorkin, Sewerski, Siveling, Sjepensen, Stipkow, Timpski, Tuljow, Tu�elefT, Ulmensen, Ulmski, Walroder, Walsjakow, WalsarefT, Wolpjes, Wulfski

34

raten (für alle siehe die Profession Schiffer) an Born und Walsach. Als Besonderheit seien die bornischen Bernsteinsammlerinnen erwähnt, die als Prospektorinnell generiert werden können. Die gesellschaftlichen Professionen (WdH 1 33ft:) findet man vor allem in den Freien Städten, ebenso wie die meisten anspruchs­ volleren Handwerks-Professionen (WdH 144ft:). Die bornischen Leibeigenen werden in der Regel als eine Variante des Bauern gene­ riert, können aber auch Handwerkerinnen, Hirten und Bergleute sowie Köhler oder Holzfoller (siehe unter der Profession Tagelöh­ nerin) sein. Als Besonderheit seien die zahlreichen Imker erwähnt (die als Bauem bzw. Viehzüchter generiert werden) . An magischen Professionen (WdH 154ft:) sind im Bornland neben den Magiern der Akademien Festum, Neersand und Norburg vor allem die Hexen erwähnenswert. In Festum werden zudem Alchi­ misten vom Bund des Roten Salamanders ausgebildet. (Zu Zibiljas und den Schamaninnell der Gab/ins siehe die entsprechenden Kapi­ tel in diesem Band.) An Geweihten der Zwölfgötter (WdH 206ft:) sind vor allem die von ROlldra, 1/'avia, Peraine, Efferd und !firn anzutreffen, eher ver­ einzelt jene von Firtl/l , Boran, Phex, lngerimm und Praios. Helden aus dem Bornland sind meist fröhliche Kameraden, die nur manchmal ein wenig enttäuscht darüber sind, dass ihre Helden-

freunde so wenig Meskinnes vertragen können. Und nur, wenn sie selber genug davon intus haben, zeigt sich, dass auch in ihnen die schwermütige born ische Seele wohnt. Sollte Ihr Held von (seweri­ sehern) Adel sein, wird er flir die 'weichherzige' Haltung, die mit­ telreichische oder horasische Lehnsherren gegenüber ihrer Bauern­ schaft zeigen, wenig Verständnis aufbringen. (Zu adligen und leibei­ genen Helden aus dem Bornland siehe auch Seite 43 und 46.)

DAS B O RJI LA O D i m S P i E L Das Bornland ist ru r viele Heldentypen interessant. Streuner mhlen sich in Festum wohl, Wildniskundige, Hexen und Druiden in den urwüchsigen Wäldern, wo die Kräfte der Erdmutter Sumu stark sind. Kriegerinnen und Rondra-Geweihte werden allerorten in Geschichten und Hinterlassenschaften die noch immer leben­ dige Erinnerung an die Theaterritter spüren. Die Winter hier oben sind hart und lang; betonen Sie außerdem die menschenleere Weite u nd die riesigen Wälder. Für abenteu­ erliche Situationen kann auch der absolute Herrschaftsanspruch der Adligen über ihre Leibeigenen und die Verschrobenheit des Niederadels sorgen, und rur eine Fülle interessanter Begegnungen der Charme der Menschen, die in dieser rauen Weite ihr Leben meistern.

H A ß D EL V ß D W i RtSCHA Ft Bis vor wenigen Jahren galten das Bornland und insbesondere die Stadt Festum als aufstrebende Handelsmacht, vor allem dank der Vormachtstellung des Handelshauses Stoerrebrandt, das mit seinen aventurienweiten Verbindungen, einer gut ausgebauten Flotte und mehreren Kolonialstützpunkten auch dem Wohlstand des Bornlands diente. Doch seit der Entstehung der B lutigen See wurde das Bornland zunehmend vom Seehandel und mit der Ent­ stehung der tobrischen Heptar­ chien auch von seinem wich­ tigsten Landhandelsweg abge­ schnitten. Insbesondere Festum litt darunter, denn seine Bewoh­ ner konnten kaum noch über den Seeweg mit Getreide versorgt werden, und das, was der bornische Boden selbst hergab, reichte für die große Stadt nie aus. Im Jahr 1027 BF zog Stover Regolan Stoerre­ brandt die Konsequenzen aus der 'Insellage' des Bornlandes und verlegte den Hauptsitz seines Handelsimperiums von Festurn nach Gareth. (Zu diesen Entwicklungen siehe auch Seite 20 und 22f.) ach dem Weggang Stoerrebrandts wurden die Anteile des borni­ sehen Handels unter den verbliebenen Häusern neu aufgeteilt, was schließlich zur Gründung eines neuen Bündnisses führte: dem Freien

Bll11d der Kaufleute und Händler zur Förderung des Handels und mer­ kantiler Beziehungen (siehe unten). Durch das Engagement seiner Mitglieder um die Festigung und Sicherung der Fern- und Seehan­ delsrouten und eine in j üngster Zeit einsetzende Abschwächung der Blutigen See scheint das Bornland nun langsam die schlimmsten Zeiten überstanden zu haben. Die bornische Landbevölkerung lebt vor allem vom Ackerbau, teil­ weise von der Viehzucht und an den Flüssen und der Küste auch vom Fischfang. Die Ländereien, auf denen Land- und Holzwirt­ schaft betrieben sowie andere Rohstoffe abgebaut werden, sind fast ausschließlich den Adligen zu eigen, weshalb die Händler der Freien Städte auf den Handel mit ihnen angewiesen sind, während diese

wiederum jene KauAeute als Abnehmer brauchen (auch wenn beide Seiten diese gegenseitige Abhängigkeit gern so weit wie möglich redu­ ziert sähen). Der Handel zwischen Festurn und dem bornischen H interland fernab der großen Flüsse wird hauptsächlich von den fahrenden Norbardensippen abge­ wickelt. Ebenfalls erwähnt seien die einzeln reisenden norbardischen Händler, die im ganzen Bornland mit großen Rucksäcken, Hundekarren oder -schlitten oder Kaleschkas von Dorf zu Dorf wandern oder fahren, um dort Haushalts­ u nd andere Kleinwaren zu verkaufen. Kostbareres Gut wird meist bestellt und bei der nächsten Reise mitge­ bracht, worauf man manchmal ein halbes bis ein ganzes Jahr warten muss. (Zu den norbardischen Händlern siehe auch Seite 1 25.)

H A IT D E LS GVTE R.. Einer der wichtigsten Rohstoffe und bedeutendstes Exportgut des Bornlandes ist das Holz, insbesondere das von Tanne, Rotföhre und Lärche (für Mobiliar), von Festumsföhre und besonders Steineiche (für den Schiffbau) und daneben das edle Walnussholz aus dem Über­ wals. Das Holz der großen Wälder wird fast ausschließlich über die Flüsse an seinen Bestimmungsort gebracht. Die bornischen Flößer verstehen es meisterlich, die Stämme zu gewaltigen schwimmenden Teppichen zusammenzubinden, die sie dann mit dem Strom treiben lassen. Ein einträgliches Geschäft ist auch der Handel mit den edlen Pelzen von Zobel, Nerz, Hermelin und Blaufuchs, Wol f, Bär und Silberbock, die bis ins Liebliche Feld verkauft werden. Weniger edel, dafür aber in größeren Mengen verfügbar ist Karenleder, das die Festurner Gerbe­ reien allherbstlich nach dem nivesischen Karentrieb verarbeiten.

35

Ebenfalls wichtige born ische Handelswaren sind Eisenerz und Schiefer aus der Roten Sichel, Kupfer aus den Ausläufern der Dra­ ehensteine, Marmor und Salz aus dem Ehernen Schwert und aus Kannemünde, Bernstein von der Küste des Perlenmeeres, außerdem Pech und Teer aus den Rotaugensümpfen sowie Bienenwachs, das in vielen Tempeln gegenüber Talg für Kerzen bevorzugt wird. Auch die Pferde aus den drei wichtigen Zuchten des Bornland sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Die orburger Riesen sind falb­ farbene Verwandte des Tralloper Kaltbluts, die hochbeinigen, aber breitbrustigen Ilmensteiner vereinen Kraft u nd Schnelligkeit, und die Drauhager sind durch Ferdoker veredelte Abkömmlinge des Lowan­ ger Kaltbluts. Auch wenn das Bornland abgesehen von den reichlich angebauten Kartoffeln an Grundnahrungsmitteln immer zu wenig hat, um die Bewohner der Städte selbst zu versorgen, so handelt es doch mit einer Reihe von erlesenen und begehr­ ten Del i katessen wie Walnüssen, Honig, Bärenschinken, Hartkäse, Ikra und geräuchertem Lachs und anderen Fischen. Ebenfalls weit bekannt sind diverse bor­ nische Brände und Liköre wie der allgegenwärtige Meskinnes, der weniger scharfe Honigmet, der edle und mittlerweile selten gewordene Bjaldorner Waldschrat und der märkische Kirschwein. Eine sehr ungewöhnliche, aber in höchstem Maße ergiebige Quelle fUr Geldeinnahmen ist der vor allem von der Festurner Wechsel­ u nd Einlagenhalle betriebene Handel mit eben jenem Geld. Die im Volksmund ordland­ bank genannte Einrichtung ist im Besitz des überwiegenden Anteils der Goldvorräte im nördlichen Aventurien, sei es durch Schuld­ scheine oder Wertgüter.

L A H LV IT Gs m i TT E L Das Bornland besitzt eine eigene Währung: Ein goldener Batzen entspricht zehn Silbergroschen oder hundert aus Messing gefertigten Deut. Daneben gelten die Duka­ ten und Silbertaler des Mittelreichs unei ngeschränkt im offi ziellen Verhältnis von einem Batzen zu einem Dukaten. Außerdem werden natürlich in allen großen Städten des Landes die Wechselscheine der Nordlandbank angenommen und ihrem Wert entsprechend in Batzen ausgezahlt. Ein ausschließlich innerbornisches Zahlungsmittel ist das Hacksilber: Groschen und Taler sind mit der Zeit abgegriffen und beschädigt, so dass sie nur noch ausgewogen statt gezählt werden können. Häufig findet man auf den Märkten von orburg und Ouvenmas halbe und geviertelte Taler und Groschen. Ebenfalls in den nördlichen Regionen des Bornlands trifft man auch die Bezahlung mit Körnern von unge­ prägtem Gold an, die nach Gewicht gehandelt werden. Als Skurrilität des born ischen 'Geldgeschäfts' sei der Asker Batzen erwähnt: Hier handelt es sich um eine vor allem im Phexmond gepflegte Narretei der örtlichen Jugend, aus der kunstvoll beschnitzte, aber wertlose Holz- oder Hornplättchen hervorgehen. Diese versu­ chen die Ortsansässigen gerne bei ahnungslosen Fremden als 'echte Asker' gegen Metallbatzen zu tauschen. Generell ist jedoch zu sagen, dass bornlandweit dem Münzhandel eine eher untergeordnete Bedeutung zukommt. Vor allem im orden

des Landes herrscht das Tauschgeschäft vor - falls man überhaupt etwas zu veräußern hat und nicht, wie viele der ärmsten Leibeige­ nen, nur auf Gefalligkeiten oder das Anbieten bescheidener 'Freund­ schaftsdienste' setzen kann. Gerade in den abgeschiedensten Gebieten hat sich ein vielfältiges, seit Generationen überliefertes Geflecht von 'Tarifen' entwickelt, die kaum eine Arbeits- oder MaterialienaufWen­ dung auslassen. So herrscht im Allgemeinen beispielsweise Einigkeit darüber, wie viele Maß Rüben es wert ist, ein im Morast eingebroche­ nes Zugtier gerettet zu haben.

D E R.... F � i BV IT D F � i E R.... B V IT D D E R.... K.f\. V F LEVTE V IT D H Ä IT D L E R.... ZV R.... F Ö R,P E R...V. IT G D ES H A ß D E LS V ß D m E R...K.A . ß T i L E R.... B EZi E H V ß G E ß »Schließlich solle der Ratschluss des Bundes gültig sein, alsbald er in den Markthallen und Kontoren des Bundes kundgetan sei. Dem Bundes­ genossen, welcher dem Cemeinsamen Ratschluss entgegen handelt, sei aber das Stimmrecht für den Bundestag entzogen, bis dass eine angemessene Entschädigung dorten beschlos­ sen sei. Ist aber die Unkenntnis des Ratschlusses glaubhaft versichert, so werde Zuwiderhandeln nur mit einem Mahngeld gebiißet, welches von dem BundmeisterJestgelegt sei.« -aus der Cründungsakte des Frei­ bunds, FiI�men 1031 BF Lange Zeit bestimmte das über­ mächtige und beinahe allgegen­ wärtig erscheinende HandeIsim­ perium der Familie Stoerrebrandt wesentliche Bereiche des borni­ schen Handels. Das selbstbewusste Bürgertum in den Städten wurde durch dessen Tätigkeit bei seinen Geschäften stark beschränkt und musste sich häufig mit dem begnü­ gen, was Stoerrebrandt übrig ließ. Doch mit dem Umzug des bisheri­ gen Platzhirsches ins ferne Gareth brach in den Stuben und Kontoren der Kaufleute des Nordens eine hektische Rangelei aus. Egal ob sie nun in Norburg, eersand, Vallusa oder eben in Festurn ihr Zuhause hatten, jedes Handelshaus versuchte sich seinen Teil des Kuchen zu sichern. Rasch entstanden daraus hit­ zige Auseinandersetzungen um eine neue Ordnung, die von Stover Stoerrebrandts Großneffen Arvid, dem Leiter des Festurner Kontors (siehe Seite 1 53 ) , bisweilen sogar noch geschickt geschürt wurden. icht immer ging es dabei besonders phexgefällig elegant zu, wie manche arbe im Gesicht eines Fuhrknechts erzählen könnte. Dass Stoerrebrandt einen Großteil der bornischen Flotte durch die damalige Adelsmarschalin Thesia von Ilmenstein zuge proehen bekam und in andere Häfen verlegte (siehe AB 1 25, Seite 8) sowie der kostspielige Streit um die aufgegebenen Geschäfte und Beteili­ gungen Stoerrebrandts führten dazu, dass die Handelshäuser und Kaufmannsgilden viel Gold verloren. Daher mühten sie sich, unter der Vermittlung der Phex-Kirche und in strengster Geheimhaltung eine Basis des gemeinsamen Auskommens zu finden, was schließlich zu einem Bündnis führte: dem Freien Bund der Kalif/eute und Händler zur Förderung des Handels lind merkantiler Beziehungen (siehe dazu auch AB 128, Seite 1 1 ) .

36

D i E M iTGLi E O E R- O ES F R-E i B U n O S Der Freibund ist alles andere als eine Liebesheirat, denn z u unter­ schiedlich sind die Interessen der Beteiligten. So gibt es mit den Surjeloffs (siehe Seite 1 29) eine alte norbardische Händlersippe, die rege im bornischen Binnenhandel tätig ist, wohingegen das Festu ­ mer Handelshaus I l u m kis (siehe Kasten Seite 91) seinen Reichtum in den letzten Jahren unter dubiosen Umständen mit dem riskan­ ten Seehandel verdiente. Die festenländischen Grafen und Groß­ händler Alatzer (siehe Kasten Seite 9 1 ) haben, alleine schon ihrer geographischen und adligen Herkunft gemäß, ein anderes Interesse als der Bornkönig Idrick ter Goom (siehe Seite 1 5 1 ), der mit seiner Gefolgschaft u nter den Bornschiffern maßgeblich den Handel am Born entlang prägt. Die Kaufleute Firunens hingegen suchen nach einer größeren Unabhängigkeit gegenüber dem großen Bruder Festum und erhoffen sich, dass innerhalb eines größeren B u ndes das Gewicht Festums schwindet. Norburgs Händler hingegen möchten die neu gewonnene Bedeutung ihrer Stadt als Tor zum Norden weiter ausbauen und bestehen auf einer Förderung des Nordland­ handels. Die Kaufleute der unabhängigen Stadt Val lusa haben während der schweren Jahre, als Schwarztobrien gleich hinter der Stadtmauer begann, häufiger die Hilfe des Bornlands und von dessen Han­ delshäusern in Anspruch nehmen müssen. Nach der Befreiung des Umlands entwickeln die Kaufherren Vallusas inzwischen wieder neues Selbstbewusstsei n, betonen ihre Unabhängigkeit vom Bornland und sehen sich selbst innerhalb des Bunds, nicht ganz zu Unrecht, als Gegenpol zum reichen und mächtigen Festum. Ihnen nützt dabei, dass Vallusa zu einem der wichtigsten Umschlagplätze für den born­ ländischen Handel mit dem Mittelreich (und letzter Halt für Kon­ vois durch die Blutige See) wurde. Milota Tsirkevist (siehe Seite 1 5 1 ) hingegen, die greise Leiterin der Nordlandbank, interessieren derlei Überlegungen wenig - die Klienten ihres Bankhauses sind ohnehin in allen Städten zu finden. Manche Kauffrau denkt bereits an künftige Mitglieder im Bund und kennt dabei weder Landes- noch geographische Grenzen. Trifft ein Handelszug des Freibunds in fremden Städten wie Uhdenberg oder dem fernen Riva ein, so vergessen die Kaufleute des Bundes selten, bei den dortigen Händlern von den Vorteilen des Freibunds zu schwär­ men. Die Bundmeisterin Radulja Swerenski (siehe Seite I SO) geht in ihren kühnen Träumen gar noch einen Schritt weiter und strebt nach einem Städtebund, in dem nicht nur einzelne Kaufleute, son­ dern die Städte selbst, vertreten durch ihren Magistrat und Bürger­ meister, Mitglieder sein sollen. Während das für die Bedeutung des Bundmeisteramts u nd fü r das machtpolitische Selbstbewusstsein der Städte gegenüber den Bronnjaren ein Gewinn wäre, ist diese Frage für die einfachen Einwohner der Städte kaum von Belang; bereits heute stellen die Kaufleute häufig die stärkste Fraktion im Magistrat und prägen gemeinsam mit anderen Gilden und Patriziern damit das Schicksal einer Stadt. Doch auch wenn der Bund in seinen Statuten die Aufnahme weite­ rer Mitglieder ausdrücklich begrüßt, steht bereits fest, dass mancher Händler wohl nie Mitglied werden wird. Während das Handelshaus Stoerrebrandt von Beginn an nie in die Verhandlungen einbezogen wurde, waren das Neersander Handelshaus Torvinnen und andere Händler der Stadt durchaus an einem Beitritt interessiert. Doch in den Verhandlungen forderten die Neersander Kaufleute zahlrei­ che Rechte und Maßnahmen, die ihre Konkurrenten aus Festurn zu geben nicht bereit waren, so dass es zu keiner Einigung kam. Inzwi­ schen zeigt sich mehr und mehr, dass sich die Neersander Händler mit der Stoerrebrandtschen Werft im Rücken sowohl im Schiffsbau als auch im Seehandel zu einem ernsthaften Rivalen des Freibunds ent­ wickeln. Dass sie in diesem Wettkampf durch das Entgegenkommen ihrer Kronvögtin Tjeika von Notmark unterstützt werden, mag ihre Absage an den Bund erleichtert haben. Doch auch außerhalb Neer­ sands sieht es der Adel ungern, wenn sich die Händler ihrer Städte mit anderen verbünden, denn je größer der Einfluss der Pfeffersäcke,

umso geringer wird ihre eigene Macht. Ihren Unmut über solcherlei Überlegungen haben die machtbewussten Bronnjaren 'ihre' Händler bereits das eine oder andere Mal spüren lassen. Bislang haben sich die Kaufleute der Städte unter adliger Herrschaft wie Rodebrannt, Not­ mark oder Ouvenmas daher noch immer für ein gutes Auskommen mit ihrem Bronnjaren entschieden und nicht um Aufnahme in den Freibund gebeten.

STO E R-Rjö B AA n OT u n o o ER.. F Rjö i B U n O Obwohl der reichste Mann Aventuriens seinen Sitz nach Gareth verlegt hat, spielt sein Handelshaus mit seinem Sohn und Nachfol­ ger Emmeran an der Spitze nach wie vor eine gewichtige Rolle im Bornland. Noch immer gehen seine Besitztümer, die aus zahlreichen Kontoren, Viehzuchten, Mietshäusern, Monopolen und einer Werft bestehen, weit über das Vermögen jedes einzelnen Handelshauses im Bornland hinaus. Doch heute muss er um jeden Batzen und jeden Kontrakt hart kämpfen, wo er früher den Handel sicher beherrschte. Die Beteiligung Stoerrebrandts an der Nordlandbank besteht wei­ terhin, sein Einfluss auf die Entscheidungen des Bankhauses ist seit der Gründung des Freibunds allerdings deutlich geschwächt. Viele der kleineren Teilhaber, die er bei seinem Einstieg in die Bank mit­ brachte, sind mittlerweile selbst Mitglieder des Bunds und geben bei Unstimmigkeiten zwischen den größten Eignern Stoerrebrandt und Tsirkevist in Abstimmungen eher der Bundesgenossin ihre Stimmen. Inzwischen lässt der Magnat seine Kontore lieber wieder selbst Geld verleihen und Wechsel ausstellen, anstatt auf die Bank zurückzugrei­ fen, die sich im Gegenzug immer stärker auf Kunden aus den Städten des Bundes konzentriert.

A RjJ E i T u n o POLiTi R.. O E S F Rjö i B V n OS Fernhandel ist im Bornland eine aufwändige und mitunter gefähr­ liche Angelegenheit. Daher ist eine der wicht.igsten Aufgaben des Freibunds, seinen Mitgliedern auf Reisen Beistand und Schutz zu gewähren. Für diese Aufgabe stellt er Handelszüge oder Schiffskon­ vois zusammen und heuert Bewaffnete, Ortskundige oder andere Spezialisten an. Dazu treten die Mitglieder mit der (Finanz-)Macht des Bundes im Rücken in fernen Städten mit neuem Selbstbewusstsein auf und wähnen sich und den Freibund gar schon auf Augenhöhe mit dem Handelsimperium Stoerrebrandts. Diese Ei nschätzung ist in man­ cherlei Hinsicht recht zutreffend. Denn der neue Bund besitzt vor allem in Nord- und Ostaventurien beinahe ähnlich viele Kontore wie Stoerrebrandt, die von ihren Besitzern als Beitrag in den Bund gebracht wurden u nd heute allen Händlern des Freibunds zur Ver­ fügung stehen. Bei all den Verhandlungen um günstigere Konditionen, Verträge und Privilegien unterstützt der Freibund seine Mitglieder und stellt ihnen beispielsweise in fernen Städten vertrauenswürdige ortskundige Führer oder Advokaten zur Verfügung, stellt Lager- und Frachträume bereit oder bürgt mit Hilfe der Nordlandbank für ausgestellte Wechsel seiner Mitglieder. Bei den unregelmäßig von der B u ndmeisterin einberufenen Sitzun­ gen stehen vielfältige Themen auf der Tagesordnung. I m mer wieder wird der künftige Bau beziehungsweise Erwerb neuer Kontore und Geleitschiffe debattiert. Die Mitglieder des Freibunds wollen künftig die Kosten und das Risiko von Schiffsbauten gemeinsam tragen, um so verlorengegangenen Boden gegenüber dem Haus Stoerrebrandt wiedergutzumachen. Bis das erste Schiff die Festurner Werft verlässt, mag es allerdings noch eine Weile dauern, denn es ist ein mühsames Unterfangen, aus der Bundeskasse das hierfür benötigte Geld zu erhalten. Mindestens ebenso häufig werden aber auch Aufnahme oder Ausschluss von Mitgliedern, interne Streitigkeiten oder Sanktionen gegen Städte, Handelshäuser oder selten auch einmal Adlige beraten. Natürlich stehen bei diesen Bundestagungen auch stets der Bei­ tragssatz der Mitglieder und die gemeinsam erhobenen Abgaben für die vom Freibund genutzten Kontore, Schiffe und Söldner auf

37

der Agenda. Gerade bei den Beratungen über die Verwendung der gemeinsamen Kasse geht es oft hoch her und es wird mit harten Ban­ dagen um jeden Batzen gekämpft. Der weitere Ausbau der Weststraße als Anbindung an den Weidener Sieben-Baronien-Stieg beispielsweise ist zwar dringend geboten, doch profitieren davon die Handelshäuser und Städte recht unterschiedlich (genau genommen chadet er eini­ gen sogar). Es dürfte also noch eine Weile dauern, ehe hier spürbare Fortschritte erzielt werden. Ähnlich umstritten sind auch der direkte Stimmkauf und die anderen Geschäfte mit dem bornischen Adel, die auf den Einfluss in der Adelsversammlung zielen. Wenn dann einmal alle Appelle an die gemeinsamen Ziele des Bundes und die kunstvollen Vermittlungsversuche der Bundmeisterin nicht ausreichen, um diese Streitereien aus der Welt schaffen, schickt Radu­ lja Swerenski nach einem Geweihten der Phex-Kirche, die schon bei der Gründung des Bundes wohlwollend vermittelte. ach außen hin einig, herrscht innerhalb des Bundes noch immer reges Konkurrenzdenken und Misstrauen, so dass manches stolz verkündete Projekt allzu lange auf seine Umsetzung wartet, wenn es nicht sogar von einer neu zusammengefundenen Mehrheit bei der nächsten Beratung schon wieder zurückgezogen wird.

D E R.. F � i BV n D i m S P i E L M i t dem Freibund betritt eine Partei die bornische Bühne, die als Auftraggeber fü r geHihrliche Reisen fungieren kann, bei denen kostbare Rohstoffe oder Märkte zu erschließen sind. Eben 0 sind diffizile diplomatische Missionen in ferne Länder denkbar, bei denen neue Handelsverträge abgeschlossen werden sollen. Der Bund kann aber auch selbst als Schauplatz raffinierter Intrigen dienen. Denn so geeint der Bund nach außen auftreten mag, im Inneren brodelt es. Es werden geheime ebenabsprachen getroffen, komplizierte Kompromisse ausgehandelt, an dIe sich später keiner erinnern und halten will, Vorzugskonditio­ nen gewährt und Geschäftsgeheimnisse ausspioniert oder auch gezielt Propaganda betrieben, um bestimmte Maßnahmen zu verhindern. M itten in die em Wirrwarr steht die Bundmei te­ rin Radulja Swerenski, die alle Hände voll damit zu tun hat, den Bund zusammenzuhalten und die verschiedenen Interes­ sen auszugleichen. Dabei kann sie immer wieder die Unter­ stützung findiger Helden gebrauchen. Auch die Gegner des neuen Bundes ruhen nicht und bemühen sich, ihn in seiner Entfaltung zu stören. Arvid Stoerrebrandt und andere Händler, die der Idee eines Handelsbunds nichts abgewinnen können, begegnen dem neuen Konkurrenten mit Misstrauen und mitunter gar offen feindselig (und auch diese bedürfen dann der Hilfe von Helden, um gegen den Freibund vorzugehen) .

Von D ER- H ER-RSCHA F'f D E S L A n D E S Das Bornland ist ein eigentümliches Gebilde - am ehesten kann man es mit einem Flickenteppich vergleichen. Im Grunde darf hier jeder Adlige auf seinem Gut schalten und walten, wie es ihm beliebt. Fast jeder Bronnjar ist sein eigener Herr und unumschränkter Herrscher auf seinem Land, und sei es nur so groß wie ein Bettlaken. Er ist keinem Grafen oder Fürsten verantwortlich, und eine Lehenspyra­ mide mit einem König oder gar Kaiser an der Spitze gibt es schon gar nicht. In einigen Gegenden (etwa im märkischen Kirsch­ hausen) gibt es jedoch auch Ausnahmen: Dort sind dem örtlichen Grafen zuweilen ein oder mehrere Barone oder Edle untergeben. Nur wenige Klammern halten dieses lose Gefüge zusammen. Das grundlegende Fundament eines gemeinsamen Bornlandes ist die Berufung auf das Erbe des Theaterordens. Als echter Adliger gilt nur, wer seine Abstammung von einem Theaterritter nachweisen kann. Ebenso rühmt sich eine Reihe von Orden und Institutionen (auch wenn dort mitunter der Wunsch Vater des Gedankens ist), Theraterritter-Traditionen aufzugreifen oder zu neuer Blüte zu führen - die 'Rondragefällige und Theaterritterliche Kriegssch u le der bornischen Lande zu Neer­ sand' etwa trägt dies sogar im Namen.

D i E A D E LSVE RS A m m LV n G Alle Bronnjaren, die von Theaterriuern abstammen, haben Sitz und Stimme in der Adelsversammlung. Zweimal jährlich - im Praios, wenn der Sommer gute Fahrtbedingungen für Kutschen beschert, und Mitte Firun, wenn der Frost die bequeme Anreise per Kaleschka erlaubt - treten sie zusammen. Meist ist die Adelsversammlung in Festum zu Gast (auf diese Formulierung legen die Bewohner der Freien Stadt großen Wert).

Die Adelsversammlung übt das Recht zur Gesetzgebung aus. Dabei stellen ihre Gesetze mitunter eher unverbindliche Übereinkünfte zwischen den Bronnjaren dar, denn echte Mittel zur Durchsetzung hat die Versammlung nicht - je einmütiger ein Beschluss aber gefasst wurde, desto ehrenrühriger ist es, ihn zu missachten. Ähnliches gilt für die Gerichtsbarkeit in Adelsdingen einschließlich der Grenzstreitigkeiten. Außerdem wählt die Versammlung alle fünf Jahre den Adelsmarschall und ist berechtigt, dessen Maßnahmen zu überprüfen, gegebenenfalls zu widerrufen und ihm direkte Anweisungen zu erteilen, auch wenn Letzteres äußerst unüblich ist. Grundlage dieser Befugnisse ist die Große Einung von 755 BF, die dem Adel die herrschende Stellung im Staat zusicherte, während man die Freiheit der Städte Festum, orburg und Firunen anerkannte. Jeder anwesende Adlige hat in dieser Versammlung genau eine Stimme, sei er nun ein Fürst oder ein Junker - wobei im Bornland ein hochtrabender Titel ohnehin nur selten einen Rückschluss auf das Vermögen oder den Einfluss seines Trägers erlaubt. Typische bornische Adelstitel, die teils von den Theaterrittern mitge­ bracht, teils später nach dem Vorbild des Miuelreiches übernommen und bis heute tradiert wurden, obwohl ihre ursprüngliche Bedeutung bald verloren ging, sind: Fürst, Herzog, Graf, Baron, Junker und Edler. Die Adelsversammlung lässt sich grob in drei Gruppen aufgliedern, die aber keineswegs so fest umrissen sind, dass man von Parteiungen oder gar Blöcken sprechen könnte - dazu sind die einzelnen Bronn­ jaren viel zu sehr auf ihre Unabhängigkeit bedacht. Der Adel 'nach alter Siue' - vor allem die traditionsbewussten Häuser Seweriens mit ihrem riesigen Landbesitz - will seine althergebrachten Rechte wahren und steht jeglicher euerung misstrauisch gegenüber. Er ehrt

38

die ritterlichen Tugenden und hält es für unter der Wü rde eines Bron­ njaren, sein Geld mit Handel zu verd ienen. Andere Adlige (herablassend 'Geldadel' genannt) ziehen ihren Vor­ teil gerade aus Handel und Wandel und sind daher vorrangig an guten wirtschaftlichen Bedingungen interessiert. Die Vertreter dieser Gruppe sind meist in der Mark und der Umgebung der Freien Städte zu finden, sie sind mit den dortigen Händlern mitunter nicht nur geschäftlich, sondern immer öfter auch durch Heirat verbunden. Die dritte Gruppe sind die spöttisch als 'Flachadel' bezeichneten verarmten achkommen von Theaterrittern. Die meisten besit­ zen kaum mehr als eben ihr Stimmrecht in der Adelsversammlung.

nischen Streiter in die Schlacht. Die Hoheit hinsichtlich der Gesetz­ gebung und Steuererhebung für das gesamte Land - eigentlich das entscheidende Recht eines Herrschers - bleibt hingegen ausdrücklich der Adelsversammlung vorbehalten. Das genaue Ausmaß der Rechte und Befugnisse des Adelsmarschalls ist nicht zu bestimmen - dazu ist es zu stark vom Selbstverständnis, aber auch dem Charisma und der Autorität des jeweiligen Amtsinha­ bers abhängig: Ein 'bodenständiger' Marschall begnügt sich damit, als treuer Amtswalter die Beschlüsse der Adelsversammlung umzu­ setzen. Ein willensstärkerer Vertreter - wie zuletzt Tjeika /Ion Not­ mark oder Thesia /1011 llmemteill und nunmehr Ugo /Ion Eschen/urt (so unterschiedlich die drei sonst auch sein mögen) - versucht, die Beschlüsse der Versammlung in seinem Sinne zu beeinAussen; eine unliebsame Entschei­ dung kann auch schon etwas länger aufgescho­ ben werden, bis sie gültig gesiegelt wird. Der Amts­ vorgänger Jucho /Ion Dal­ lenthin und Persanzig hatte gar die Chuzpe, Entschei­ dungen erst zu treffen und sie hernach von der Adels­ versammlung absegnen zu lassen.

DiE .A. D E LS K...O mTV�

Damit bestreiten sie ihren Lebensunterhalt - viele, indem sie für eine warme Mahlzeit und einen Krug Meskinnes ihre Stimme verhökern, die Gewieftesten, indem sie konkurrierende Interessen gegeneinander ausspielen und den Preis für ihre Stimme so in ungeahnte Höhen treiben können. Diese Adligen stammen meist aus dem Festenland - arme Schlucker in Sewerien schlüpfen meist bei einem reichen Ver­ wandten unter. Über den Flachadel üben auch die reichen Händler einen indirekten EinAuss auf die Adelsversammlung aus. Wer genügend 'Brückenfürs­ ten' - wie man die verarmten Adligen despektierlich nennt (womit man unterstellt, sie würden unter Brücken hausen) - auf seine Seite zieht, kann damit eine so einträgliche Entscheidung durchbringen, dass sich die Investition allemal rechnet. Die Adelsversammlung selbst ist für die Beteiligten natürlich nicht nur ein Gremium für Diskussionen und Abstimmungen, sondern auch eine Gelegenheit für angeregte persönliche Gespräche, die Aus­ tragung privater Fehden oder fü r ausgelassene Feste. So mancher Bronnjar hat den Versammlungssaal schon in völlig unzurechnungs­ fähigem Zustand betreten - wenn er ihn überhaupt noch gefunden hat. Trinkfestigkeit ist unerlässlich für jeden, der aufder Versammlung seine Ziele durchsetzen will - besonders für den Adelsmarschall.

D E � .A. D E Ls m ARS C H A L L Als 'Erster unter Gleichen' verkörpert der Adelsmarschall das Born­ land - wenn es denn tatsächlich einmal mit einer Stimme spricht. Er siegelt die Beschlüsse der Adelsversammlung und setzt sie dadurch offiziell in Kraft. Er empfä ngt fremde Gesandte und erfüllt allgemein die repräsentativen Aufgaben eines Staatsoberhaupts. Als Amtsnach­ folger der Marschälle des Thearerordens hat er auch das Recht, Kriege zu erklären - dann zieht der Marschall als oberster Feldherr der bor-

Wie einst der Theaterorden seinen Rat der Croßgebie­ tiger, besitzt das Bornland einen Kreis hoher Würdenträger, die zusammen mit dem Marschall von der Adelsversammlung gewählt werden. Vorrecht des Marschalls ist sodann, diesen Komturen ihre Aufgaben und Titel zu verlei­ hen. Von einer Regierung kann man dabei jedoch kaum sprechen: Die Komtureien sind eher als Ehrenämter anzusehen. Keiner der Gewählten (auch der Marschall nicht) erhält für seine Dienste Geld aus dem Staatssäckel - ja, selbst sein Personal muss er aus eigener Tasche entlohnen oder aus dem Kreise seiner Leibeigenen auswählen. Kein Wunder, dass sich einerseits der Arbeitseifer dieser Amtsträger in Grenzen hält - genau dies ist den stets misstrauisch über ihre Unab­ hängigkeit wachenden Bronnjaren nur recht - und andererseits man­ cher Komtur für finanzielle Zuwendungen (oder einen unauffälligen Griff in die Kasse) durchaus empfänglich ist. Folgende Ämter werden meist vergeben: Der Landeskanzler ist für die verhältnismäßig geringe auswärtige und binnenländische Korrespon­ denz und deren Archivierung zuständig, der Landes/logt verwaltet die wenigen Ländereien in Staatsbesitz. Der Wappenkönig wacht über die Adelslisten und prüft Stammbäume und strittige Erbansprüche: So befindet er darüber, ob ein Bornländer einen Titel führen und in der Adelsversammlung abstimmen darf - eine fraglos sehr verantwor­ tungsvolle (und mitunter einträgliche) Aufgabe. Der Schatzmeister hütet und mehrt (hoffentlich) den mit den Erträgen der Staatslän­ dereien, den Beiträgen des Adels und den Zuwendungen der Städte eher schlecht als recht gefüllten Staatsschatz. Adelsmarschall Ugo /Ion Eschen/urt hat die von seiner Vorgängerin geschaffenen Posten beibe­ halten: Der Rüstmeister soll die Verteidigung des Landes sicherstellen (ein Amt, dessen Umfang ebenfalls stark von der Überzeugungskraft des Inhabers bestimmt wird). Der Zuchtmeister soll über die guten Sitten und die Frömmigkeit im Adel wachen (was zumal während der Adelsversammlung selbst eine schier unlösbare Aufgabe ist) und vor allem jegliche borbaradianischen U mtriebe vereiteln. Außerdem

39

führte Ugo noch ein neues Komtursamt ein: Der Brau- und Brannt­ meister ist zuständig für die Güte bornischer Alkoholika. (Beschrei­ bungen der aktuellen I n haber der Komtursämter finden Sie ab Seite 39) .

D i E KR..o n VÖ GTE Einige Landstriche gehören weder einem Adelshaus noch einer Stadt, sondern tatsächlich dem Bornland - meist wichtige Burgen entlang der Kronstraßen und an der Grenze. Regiert werden sie von adligen Kronvögten, die vom Adelsmarschall eingesetzt werden, um 'den Frieden und die Sicherheit des Landes zu schützen'. Zu ihren Aufgaben zählt die Anwendung der Gesetze, wenn sie ein Bronnjar darum ersucht - dahinter kann sich die Jagd aufWegelage­ rer, die (meist vergebliche) Unterbindung von Fehden, ja, sogar die Aufklärung von Verbrechen verbergen; das alles aber nur dann, wenn sie dazu aufgefordert werden. Von sich aus darf ein Kronvogt kaum einmal außerhalb seines direkten Kronlandes tätig werden - dann etwa, wenn ein Übeltäter in mehreren Adelsherrschaften sein Unwe­ sen treibt (wobei so mancher Bronnjar dem Kronvogt dieses Recht nicht gönnt) oder wenn "der gute Glauben verheißt, dass der Betrof­ fene den Kronvogt um Hülf bitten täte, wenn er um den Nutzen wüsst, den das bringt", wie ein alter Beschluss der Adelsversammlung unvergleichlich schwammig formuliert. Ebenso ist der Kronvogt zuständiger Richter, wenn kein einzelner Adelsherr verantwortlich ist - etwa, wenn der Beschuldigte einem anderen Adligen untertan ist als der Ge chädigte oder aus dem Aus­ land kommt. Doch da viele Bronnjaren den damit verbundenen Auf­ wand scheuen u nd man 'schuldige' Störenfriede ohne viel Federlesens aufknüpfen kann, erfahrt der Kronvogt oftmals nichts von solchen Fällen, wenn ihn nicht Freunde oder Begleiter des Angeklagten eiligst verständigen.

D i E F � i E n STÄDTE I n der Großen Einung wurden d i e Stadtrechte von Festum, Firunen und Norburg bestätigt. Den drei Städten wurde Freiheit von jeglicher Adelsherrschaft zugesprochen. Auf dem Pergament haben die Freien Städte nur wenig Macht: Sie dürfen ihre eigenen Angelegenheiten regeln, kön nen aber keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Adelsversammlung ausüben. Nichts könnte jedoch von der Wirklichkeit weiter entfernt sein. Über persönliche oder finanzielle Bande sind die Freien Städte - oder genauer: die dort regierenden reichen Kaufleute - schon seit langem mit dem Adel verknüpft. Sie haben damit ausreichende Stimmrechte erlangt, um günstige Entscheidungen für sich durchsetzen zu können und sich gegen missliebige Anträge zu stemmen. Wenn es um ver­ meintlich dröge Handelsdinge geht, hält dies so mancher Bronnjar für unter seiner Würde und bleibt der Abstimmung fern. Überdies wird der Begriff der 'eigenen Angelegenheiten' weit ausgelegt, so dass der gesamte auswärtige Handel (für den sich der Adel selten interes­ siert) darunter fallt. Die Freiheit in eigenen Angelegenheiten wird von den Städten mit Adleraugen bewacht und verbissen verteidigt. So ist Tjeika von Not­ mark in Festum seit Jahren nicht mehr gut gelitten: Unmittelbar nach ihrer Krönung zur Adelsmarschallin im Jahr I O l 4 BF hatte sie die wackeren Recken, von denen sie aus der Geiselhaft ihres Vaters befreit worden war, zu 'Edlen von Festum' ernannt - als sei die Hauptstadt ihr als Lehen zu eigen. Ärger hätte sie die (am Vortag noch jubelnden) Bürger nicht vergrätzen können. ominell hat Festurn die Oberhoheit über die anderen Freien Städte inne. Faktisch bedeutet dies, dass Festumer Recht auch in orburg und Firunen gilt. I hre übrigen Angelegenheiten können die beiden Städte üblicherweise selber regeln. In jüngerer Zeit ist für die drei Städte wegen ihrer Erwähnung in der Großen Einung der Begriff 'Altfreie Städte' aufgekommen (zuweilen

wird auch Vallusa dazugezählt). Diese Bezeichnung lässt den - von vielen Adligen vehement bestrittenen - Schluss zu, es gebe auch neue Freie Städte. Dies ist eine Frage des Blickwinkels: Gerade in den Städ­ ten entlang des Borns haben Händler und Bürger von den jeweiligen Herrschern - aus politischer Weitsicht oder auf Druck aus Festum hin - verschiedene Vorrechte gewährt bekommen. Häufig hat der ört­ liche Adlige die Gerichtsbarkeit dem Festurner Recht unterstellt - was Händlern in einem Land, in dem "der Reisende das Recht öfter wech­ selt als die Pferde", überaus gelegen kommt. Die Rechtsprechung in diesen Städten üben die Fahrsprecher aus, reisende Richter aus Festum, die für die gleichartige Auslegung des Rechts Sorge tragen. Eine Sonderrolle spielt eersand, das als Stadt auf Kronland eigent­ lich dem Adelsmarschall direkt u nterstellt ist und durch einen Kron­ vogt verwaltet wird. Doch Jucho von Dallenthin und Persanzig hat seinerzeit dem Rat der Stadt Festum auf 99 Jahre das Gerichtsrecht und andere Privilegien für Neersand verliehen (für eine ungenannte Gegenleistung). Die Rechte sind so umfassend, dass Manche Neer­ sand schon zu den Freien Städten zählen. .

STE V E R.n v rr D F i n A nZ E n

Seit jeher ist die born ische Obrigkeit von Geldnöten geplagt. Das ist Absicht: Kein Adelsmarschall soll sich mit Hilfe einer gut gefüllten Schatulle zum Despoten über seine Standesgenossen aufschwingen können. Darum achten die Bronnjaren sorgfältig darauf, was mit Geldern geschieht, nachdem ihr Zweck sich erfüllt hat: Kriegskas­ sen etwa werden zu Beginn eines Krieges neu angelegt und später mit Zuschüssen und Beute angefüllt - wenn nach Kriegsende aber alle Verpflichtungen beglichen sind, kommen die Restbestände kei­ neswegs dem Staat zugute. ein, sie werden wieder an die Adligen ausgeschüttet - im Wortsinne: Eine ansonsten völlig unwichtige Auseinandersetzung mit Uhdenberg über Bergbaurechte ist in die Überlieferung als der 'Vierzehn-Urn-Krieg' eingegangen, weil jeder Adlige danach seine Steuern vom Schatzmeister in besagter Menge Meskinnes zurückerhielt. ur die Adelsversammlung darf landesweite Steuern bewilligen, und dabei sind Bronnjaren sehr zurückhaltend. Die wenigen regel­ mäßigen Abgaben wie der Gemeine Groschen oder der Kammerbatzen werden ergänzt um Sondersteuern, die auf Vorschlag des Marschalls beschlossen werden - und zwar meist nur für das halbe Jahr bis zur nächsten Adelsversammlung. Der Kampf gegen die Schwarzen Lande hat Einiges an zusätzlichen Abgaben erfordert. Allmählich erlahmt die Opferbereitschaft der Adli­ gen zwar - sei es, weil sie den Feind vor ihrer eigenen Haustür haben, sei es, weil sie von dem Kon flikt verschont geblieben sind. Aber Adels­ marschall Ugo von Eschenfurt - der selbst heldenhaft in diesem Krieg gefochten hat - schafft es noch immer, mit flammenden Appellen (in der Versammlung selbst oder auf seinen berüchtigten Zechgelagen) die Geldkatzen zu lockern. Plötzlichen Finanzbedarf muss der Adelsmarschall aber meist durch Darlehen der reichen Festurner Bürgerschaft oder der ordlandbank decken. Auch auf diesem Wege erlangen die Händler Einfluss auf die born ische Politik.

40

D i E B O R!1 i S C H E P o L i 1' i :�j m S P i E L Bei allen Ereignissen der letzten Jahre ist das Bornland doch im Kern erne statische Region. Große Erschütterungen und umwäl­ zende Ereignisse sind nicht zu erwarten. Die einflussreichen Gruppen (Adel und Kaufleute) sind an Veränderungen wenig interessiert - Erstere aus Tradition, Letztere weil sie ungestört ihren Geschäften nachgehen können. Das soll beileibe nicht heißen, dass es nicht Machtkämpfe und Intrigen geben könnte. I n nerhalb der großen Blöcke finden sich schließlich viele einzelne Strömungen, die ihre Macht gerne au bauen würden - doch unüberbrückbare Gräben zwischen ihnen verhindern meist, dass sich Mehrere verbünden: Nach dem Kriegszug des Grafen Une/ von NOlma7'k ist der sewerische Adel in Anhänger u nd Gegner gespalten, Kronvögtin Tjeika hat es sich mit den Kaufleuten verscherzt, weil sie den Versuch wagte, deren Privilegien zu beschneiden - und so weiter. Das bedeutet nicht, dass die born ische Politik unverrückbar und langweilig wäre - ganz im Gegenteil. Die Wahl des Adelsmar­ schalls und der Komture ist von hartnäckigem Ringen um Einfluss begleitet. Alles spielt sich gewissermaßen eine Ebene tiefer ab: Der Status Quo bleibt unverändert, aber innerhalb des Systems können sich Verschiebungen ergeben. Daher sind die wenigsten Würden-

träger im Bornland namentlich benannt: Von der obersten Füh­ rung einmal abgesehen, stehen alle Ämter und Posten im Spiel zu Ihrer freien Verfügung. Insbesondere die Ernennung eines verdien­ ten Charakters zum Kronvogt bietet eine Menge Spielpotenzial: vom ehrenvollen Altenteil nach einem erfüllten Abenteurerleben bis zu einem neuen Kapitel mit I ntrigen zwischen Adelsmarschall und Bronnjaren, Fehden und Scharmützeln aller Art. Politische Intrigen sind übrigens keineswegs au fFestu m beschränkt. In den Städten am Born bis hinauf nach Firunen, in denen der Adel schon eine Reihe an Freiheiten gewährt hat, ringen Händler und Zünfte um das größte Stück vom Kuchen - durch die Grün­ dung des Freibundes haben sich die Gewichte j üngst zugunsten der Kaufleute verschoben. In Orten wie Rodebrannt oder Treie haben sich die ansässigen Händler und Handwerker erste Privilegien ertrotzt, aber noch nicht gesichert. Besonders kompliziert ist die Lage in denjenigen Städten, denen der adlige Herrscher gewisse Vorrechte gewährt hat, ohne dass sie schon als Freie Städte zählen könnten. In diesen Orten trifft mitunter ein freier Handwerker - ohne eine mächtige Zunft in seinem Rücken - auf Leibeigene im selben Gewerbe. Notmark und Ouvenmas stehen noch stark unter der Knute ihrer Herrscher, aber auch dort beginnt sich Widerstand zu regen.

B �on n j A � n Tv m v n D L E i B E i G E n SCHA FT "So ist es doch immer schon gewesen", hört man oft, wenn über Bronn­ jaren und Leibeigene im Bornland gesprochen wird. Der Satz hat seine Berechtigung: So mancher Theaterritter, der seinerzeit ins wilde Land jenseits der Misa zog, war von Adel und brachte seine Höri­ gen aus der Heimat mit - diese Familien sind im Bornland niemals frei gewesen. Anders ist es Siedlern ergangen, die als freie Menschen in die Gebiete zogen, die der Wildnis und den Goblins abgerungen worden waren: Irgendwann kam bei den allermeisten von ihnen die Zeit, wo sie die Steuern und den Zehnt, den Wehr- und Waffe n­ dienst nicht mehr schultern konnten und sich im Tausch fü r Schutz und Obhut in die Schuldknechtschaft des Adels begaben. Rechtlich wird streng genommen zwar zwischen diesen beiden Gruppen von Leibeigenen unterschieden. Schu ldknechte können sich theoretisch wieder freikaufen, außerdem sind sie an die Scholle gebunden, die sie einst dem Bronnjaren verpHindet haben - sie dürfen also nur mit dem Land zusammen veräußert werden. Wo es dazu einen schriftli­ chen Vertrag - oder gar einen einst von der Praios-Kirche bezeugten Eidsegen - gibt, der nicht Plünderungen, Kriegswirren oder einfach Satinavs schabenden Hörnern zum Opfer gefallen ist, sind solcherlei Rechte auch noch nachweisbar. In der Praxis allerdings ist vielerorts die Lage von Schuld knechten und erbuntertänigen Bauern fast gleich - zumal sich so mancher Bronnjar einen feuchten Kehricht um alte Rechte seiner Hörigen schert. Leibeigenschaft gibt es natürlich auch anderswo in Aventurien. Im Bornland zeigt sie sich jedoch in ihrer a usgeprägtesten Form - hier finden sich fast ausschließlich völlig rechtlose Hörige und die him­ melweit über ihnen stehenden Bronnjaren. In den verhältnismäßig fruchtbaren und friedlichen Gegenden der Mark und des Festenlands - zumal entlang der Kronstraßen - gibt es noch einige Freibauern. Aber je weiter man nach Norden und Osten reist, desto dünner sind sie gesät. In Sewerien hat es seit jeher wenige Freie gegeben, aber praktisch keiner von ihnen ist frei geblieben. Eine schlechtere Ernte in diesem kargen Landstrich reichte mitunter aus, um einer Bauern­ familie die Schulden über den Kopf wachsen zu lassen - zumal die Bronnjaren gerade diese Siedler besonders drangsalierten.

H E R-G E B AA C HTE � C HTE v n D P F L i C HTE n Im Grunde genommen ist das Verhältnis zwischen Bronnjar und Leibeigenen fast so wie das zwischen den Eltern und einem unmün­ digen Kind. Hörige haben allen Befehlen ihrer Herrschaft zu gehor­ chen. Weil sie als Mündel nicht rechts- und geschäftsfähig sind, dürfen sie kein Eigentum besitzen und nicht ohne Genehmigung die Ehe eingehen. Im Regelfall haben die Leibeigenen von ihrer Ernte und den übrigen Erzeugnissen ihres Hofes einen festen Anteil als Abgabe zu leisten. Außerdem sind sie zu Frondiensten auf dem Hof des Bronnjaren verpflichtet: Häufig müssen sie eines oder mehrere ihrer Kinder als Mägde oder Knechte ganzjährig auf den Gutshof schicken, auch wenn diese Arbeitskraft auf der eigenen - der in die Schuldknecht­ schaft eingebrachten oder vom Gutsherrn zur Bearbeitung zugewie­ senen - Scholle bitter nötig wäre. Wann immer besonders viel zu tun ist - zur Aussaat und zur Erntezeit -, hat meist die ganze Familie auf den Feldern des Bronnjaren alle Arbeiten zu erledigen, bevor sie sich um das eigene Stückchen Acker kümmern darf. Schon mancher Hörigen hat ein Sommergewitter die eigene kärgliche Ernte verha­ gelt, während sie eilends die Ähren des Bronnjaren einbringen musste - woraufhin sie ihre Abgaben nicht wie gefordert entrichten konnte und noch tiefer in die Schuld geriet. Die Leibeigenen sind an das Land ihres Herrn gebunden und dürfen es nur mit ausdrücklicher Genehmigung verlassen. Wer ohne einen solchen 'Freibrief' jenseits der Grenzen des Bronnjarenguts angetrof­ fen wird, muss mit harten Strafen rechnen. Wie bereits erwähnt, bestimmt der Bronnjar, ob und wen Leibeigene heiraten dürfen. Einer ehrerbietig vorgetragenen Bitte, eine Hochzeit zu gestatten, wird sich der Adlige in Travias amen nur selten ver­ schließen. Wenn die E hegatten ver chiedenen Adligen untertan sind, müssen diese noch über die Kinder - die selbstverständlich ebenfalls in die Hörigkeit geboren werden - entscheiden. Ein traviagefälliger Bronnjar wird die Familie nicht trennen und statt dessen seinem achbarn 'gleichwertigen Ersatz' - einen anderen ledigen Leibeige­ nen - überlassen. Ebenso sind aber auch Vereinbarungen möglich,

41

nach denen die Kinder - gleich nach der Geburt oder sobald sie für einfache Arbeiten alt genug sind - zwischen den Herrschaften auf­ geteilt werden. Manche besonders strenge Bronnjaren schätzen ihre Hörigen kaum höher als ihr Vieh - so dass sie, ähnlich wie sie es bei Pferden, Rindern und Hunden täten, darauf achten, dass die kräftige Magd nicht mit einem schwächlichen Knecht achkommen zeugt. Immer wieder einmal wird über das den Bronnjaren angeblich seit alters her zustehende 'Recht der ersten acht' geraunt. Meist aber wissen die Travia- oder Peraine-Geweihten, die den Ehebund segnen, ein solches Ansinnen abzuweh­ ren. (Andererseits: Wann i m mer der Graf ein Auge auf die Stall­ magd wirft oder die Baronin Gefallen am Pferdeknecht findet - wer würde sie daran hindern können oder wolle n ? ) D i e althergebrachte PAicht des Bronnjaren ist es, seine Unterta­ nen zu beschützen. In den a ller­ meisten Fällen legt der Adel diese VerpAichtung so aus, dass er seine Hörigen zur Arbeit und zum Frondienst anzuleiten hat ("weil diese schlichten Geister sonst nicht wüssten, was sie den lieben langen Tag zu schaffen hätten, und am Ende glatt verhungern täten"). Wenn aber tatsächlich einmal eine Räuberbande ihr Unwesen in der Gegend treibt, Bär und Wolf heru mstreunen oder der nahe Fluss über die Ufer tritt, dann ist der Bronnjar verpAichtet, dieser Bedrohung entgegenzutreten. Kann er nicht verhindern, dass seine Hörigen Schaden an Hab und Gut oder Leib und Leben erleiden, gebie­ tet es die Tradition, dass er sie für die Verluste entschädigt oder wenigstens ihre Abgaben ver­ m indert. In welchem Ausmaß er das tut, hängt von seiner Men­ schenfreundlichkeit und seiner Tageslaune ab. Aber diese Regel gänzlich zu missachten, fiele nur den ehrvergessensten Bronnjaren ein - denn wer seine Untertanen nicht schützen kann, verliert auch rasch das Ansehen bei den adligen Nachbarn.

S E L B STVE RST Ä n D n i s D E R. B R.o n n j A R,!:: n Der Ruf unter ihresgleichen ist wohl das Einzige, was rechte Bronn­ jaren wahrhaftig in die Schranken weisen kann. Denn natürlich zählt für einen stolzen Adligen nur die Meinung seiner Standesgenossen - außer vielleicht noch der eines Geweihten, der sich bei ihm Respekt verschaffen konnte. Erwerben kann man dieses Ansehen - zusätzlich zu dem Ruf, den ein langer und ehrenwerter Stammbaum verleiht - durch ein Leben nach den traditionellen Grundsätzen des Adels: Eines Adligen würdig sind im Grunde nur das Herrschen und das Kämpfen. Die firungefa llige Jagd zählt ebenfalls dazu - wobei es vorrangig um das mutige Kräftemessen mit dem wilden Tier geht. Jagd nur um des Fleisches willen gilt als 'bäuerlich'. Natürlich wird der erjagte Bärenschinken oder die Wildschweinkeule hi nterher nicht verschmäht - das wiederum wäre schließlich ein Frevel am gestren­ gen Herrn Firun.

Für den traditionsbewussten Bronnjaren ist fast jede Tätigkeit undenkbar, bei der er mit seiner eigenen Hände Arbeit Geld ver­ dienen müsste. Ackerbau, Handwerk und vor allem der den 'Pfeffer­ säcken' vorbehaltene Handel kommen daher für viele - insbesondere sewerische - Adlige nicht im Entferntesten in Betracht. Zulässig ist rur den Adel natürlich jede ehrenvolle Form des Waffen handwerks sei es als Ritter oder Gardist in Diensten eines mächtigen Bronnjaren. Ebenso ist die Beschäftigung mit der Zucht edlcr Pferde oder Hunde gern gesehen. Nicht als ehrenrührig gelten weiterhin Dichtkunst und Bardensang und die häufig damit verbundene Tätigkeit als Hauslehrer oder Erzieher - viele verarmte Adlige haben so ihr Auskommen auf dem Gut eines wohlhabenden Verwandten gefunden. Auch das eine oder andere edle Handwerk - Bogen­ schnitzen, Goldschmiedekunst, Steinschneiderei, Instrumenten­ bau - ist als Beschäftigung noch denkbar, sofern es nicht dem schnöden Gelderwerb dient, son­ dern ausschließlich dem Zeitver­ treib (ein Wort, das ohnehin nur in den höchsten Kreisen Verwen­ dung findet). Ein Leben ganz nach diesen Prinzipien können sich natür­ lich nur die mächtigsten Adligen ohne Weiteres leisten - wobei bemerkenswert viele 'Brücken­ fürsten' sich unter Berufung auf die Tradition ebenso weigern, auch nur einen Handschlag für ihren eigenen Unterhalt zu tun. Sie liegen statt dessen ihren wohlhabenden Verwandten auf der Tasche oder lassen sich von einem reichen Festumer aushal­ ten, der sich mit ihrer adligen Gesellschaft schmücken will. Auf kleineren Gütern wird die Bronnjarenfamilie nicht umhin kommen, zur Erntezeit selbst Hand anzulegen. Und während die Abneigung des sewerischen Bronnjaren gegen alle Handelsdinge mitunter so weit geht, dass er selbst die Abrechnung des Zehnts seinem Vogt oder Schreiber über­ lässt, gibt es in der Mark und im Festenland Familien ohne derartige Berührungsängste, die sich durch Handel mit Bauholz oder anderen Gütern einen beträchtlichen Wohlstand erwirtschaftet haben. Einige verarmte Adlige in Festum und andernorts haben sich den Umstän­ den vollends gebeugt und leben von ihrer Hände Arbeit - in Stoerre­ brandts Festumer Kontor waren zeitweilig gleich drei echte Fürsten als Schreiber beschäftigt.

42

rR

A D E L u n D E NJ E

A D Li G E H E L D E n

Als unumschränkter Herrscher auf seiner Scholle entscheidet der Bronnjar natürlich auch allein darüber, wer dereinst sein Erbe antritt. Das Erbrecht im Born land ist von Familie zu Familie unterschiedlich: Je nach der ursprünglichen Herkunft des Hauses - der Theaterorden hatte Mitglieder aus vieler Herren Länder - erbt mal nur das älteste, mal nur das j ü ng­ ste Kind, mal alle Nachkommen zu gleichen Teilen, mal jedes Kind nur halb so viel wie das nächstältere. Außerdem bleibt es dem jeweiligen Oberhaupt des Hauses natürlich unbe­ nommen, frei über das Erbe zu entscheiden - wobei man für ein Abweichen von jahrhu ndertealten Traditionen sehr gute Gründe haben sollte. Die Erbteilung einerseits führt zu einer unüberschauba­ ren Zersplitterung der Ländereien: So kann die Baronin von Rantzig von der Großmutter noch einen Weiler bei Schossko und vom Großvater einen Fronhof im Ouvenmasschen geerbt haben. Andererseits haben sich Familien, die das Erbe zusam­ menhalten konnten, darüber hinaus zu 'Sammlern bornischer Erde' entwickelt - indem sie ihren Nachbarn deren winzige und zerstückelte Güter abgekauft und zu einem großen Gut vereinigt haben. Verkauf und Tausch fernab gelegener Güter sind nicht unüblich; dreiste Bronnjaren erlauben sich mitunter, benachbarte Ländereien 'in ihre Obhut zu nehmen', wenn der rechtmäßige Besitzer sich lange nicht mehr hat blicken lassen. Oft geschieht dies, wenn ein Bronnjar ohne Erben - oder ohne ein Testament - verstorben ist. Bei unklarer Erbfolge gehört es zu den Aufgaben des Wappenkönigs, einen würdigen Erben zu suchen. Wen er aus welchen Gründen für 'würdig' erachtet, bleibt ihm überlassen - es kann sich lohnen, aufgutem Fuß mit diesem Adelskomtur zu stehen. Über einen gewichtigen Teil seines Erbes kann der Adlige aber nicht nach Belieben verfügen: das Stimmrecht in der Adelsver­ sammlung. Nach der Großen Einung steht es allen leiblichen (und erwachsenen) Nachkommen eines Theaterritters zu. Es kann daher nicht durch Adoption - ein beliebtes Mittel zur Änderung der Erbfolge - erworben und nicht durch Enterbung entzogen werden: Tjeika von Notmark ist nicht die erste mit Schimpf und Schande davongejagte Erbin, die dem Vater auf der Adelsversammlung wiederbegegnete. Immer wieder hat der Wappenkönig auch zu klären, ob bei einem Spross aus der Verbindung zwischen Adligen und Gemeinen noch genug Theaterritterblut in den Adern Rießt, um ihn als Adligen anzuerkennen. Feste Regeln gibt es dazu nicht, so dass er einen großen Spielraum nach seinem Gutdün­ ken nutzen kann. Einschränku ngen gelten für den so genannten 'neuen' Adel. Bekannteste Vertreterin war die von Gräfin Thesia belehnte Baronin Mirhiban von Pervin; auch andernorts sind tapfere Recken für ihre Verdienste in den Adelsstand erhoben worden (so hat schon manches Mitglied des Widderordens ein - eher nominelles - Lehen im Überwals erhalten). Sie haben alle Adelsrechte, nur keine Stimme in der Adelsversammlung.

So mancher Bronnjar ist zum Helden geboren. Der Vorteil

Adlige Abstammung (WdH 246) ist für bornische Helden als 'Abstammung von Theaterrittern' zu verstehen. Der Sozialsta­ tus hängt dabei nicht allein vom Adelstitel ab, denn der hat im Bornland selten mit dem Einfluss seines Trägers zu tun: Ein Herzog kann ein armer Schlucker sein, der am Hofe eines rei­ chen Junkers Unterschlupf gefunden hat - oder eben als Aben­ teurer sein Auskommen sucht. Die unterste Grenze für den SO - bei einem abgerissenen Brückenfürsten - liegt bei 5. Der Träger eines solchen Adelstitels kann in die unterschiedlichsten Abenteuer rund um die Adelsversammlung verwickelt werden - von der subtilen politischen Intrige bis zum handfesten Mordanschlag. Er kann aber auch ein klassisches Heldenleben fü h ren (beispielsweise als eine verarmte Form des Taugenichts, als Streuner, Privatlehrer, Söldner oder gar als Bettler), vielleicht mit dem Ziel, i rgendwann genug Gold zusammenzubekom­ men, um doch ein kleines Stückchen Land (zurück-)kaufen und sich als 'echter' Bronnjar im Bornland niederlas en zu können. Der Vorteil Adliges Erbe (WdH 246) bedeutet, dass der Held Ansprüche auf ein Stück Land erheben kann - ob das ein karger Acker ist oder ein Rorierendes Städtchen, lässt sich wiederum d u rch den SO abbilden. Da solch ein Held meist jedoch keinem Lehnsherrn verpflichtet ist, kann er, wenn ihm danach ist, auch weiterhin auf Abenteuerfa h rt gehen - seine Besitztümer werden währenddessen von einem (hoffentlich kompetenten und zuverlässigen) Vogt verwaltet. Aber auch auf der heimischen Scholle gibt es Manche zu erleben: Gefahren drohen von Räubern oder skrupellosen l achbarn, geheim­ nisvolle Orte oder Relikte der Theaterritter harren ihrer Ent­ deckung. Vielleicht möchte der Held das von seinen Vorfah­ ren heruntergewirtschaftete Gut zu neuer Blüte fü hren und braucht dafü r unkonventionelle Hilfe von seinen Gefährten. Da die Größe u nd Bedeutung born i eher Bronnjarentümer stark variieren kann u nd nur wenige Adlige offiziell festgelegt sind, haben Sie hier eine große Bandbreite an Möglichkeiten, u m den Hintergrund eines Helden-Bronnjaren auszugestal­ ten. Die Krönung eines solchen adligen Heldenlebens könnte die Aufnahme u nter die Geflügelten des entsprechenden Flü­ gelherrn als Belohn u ng für außergewöhnliche Heldentaten sein (siehe Seite 48) . Ein Titel ohne Abstammung von Theaterrittern ist bei Neuer­ hebung in den Adelsstand möglich: Ritter des Widderordens, die ein Lehen im Überwals erhielten, haben inzwischen schon Kinder im Heldenalter. Dieser neue Adel entspricht dem Vor­ teil Amtsadel (WdH 246).

Die Verehrung der Zwölfgötter ist für jeden Bronnjaren selbstver­ ständlich. Da kann es nicht schaden, dem Glauben ein sichtbares und dauerhaftes Zeichen zu setzen - nicht zuletzt, um sich damit nach dem Tode einen Platz in einem der alveranischen Paradiese zu sichern. So hat - zumal in Sewerien - fast jedes Adelshaus, das etwas auf sich hält, ein Kloster oder eine Abtei gestiftet. Viele dieser Stif-

tungen sind schon Jahrhunderte alt, einige sind aber gerade in den letzten Jahren neu gegründet worden - zum Teil als Ersatz für erlo­ schene Häuser, denn Uriels Mordbrenner haben zum Entsetzen der gläubigen Bornländer nicht einmal vor Tempeln und Klöstern halt gemacht. Meist sind diese Häuser der Peraine gewidmet, denn das Wohlwollen dieser Göttin ist im kargen und kalten Bornland von größter Bedeu­ tung für Adlige und Untertanen gleichermaßen. Ebenfalls recht vcr-

43

breitet sind Klöster von Travia und Rondra, während man die Stifte anderer Götter (fast ausschließlich Praios, Boron und Firun mit seiner Tochter Ifirn) wohl jeweils an einer Hand abzählen kann. Sitten und Gebräuche in diesen Klöstern sind so unterschiedlich wie in den Bronnjarengütern. Zu einem Stift wird stets ein Stück Land gehören, um die Bewohner des Klosters zu versorgen. Meist hat der Stifter gleich einen Hof oder gar ein ganzes Bauerndorf der Kirche überschrieben, so dass die dortigen Leibeigenen nun der Äbtissin unterstehen. In solchen Fällen kann sich die Klostervorsteherin stets eine Geweihte - fast genauso verhalten wie eine Bronnjarin. Die Auslegung der göttlichen Gebote unterscheidet sich dabei mitunter vom Üblichen: Bekanntlich schätzt Peraine die ehrliche, eigenhän­ dige Arbeit auf dem Feld - aber die Stiftsherrin eines Peraine-Ordens kann es durchaus als ihre vordringliche Aufgabe betrachten, ihre 'Schäfchen' zur Arbeit anzuhalten. Dabei wird sie nicht zwangsläufig milder und gütiger sein als ihr weltlicher Nachbar. Die Ausprägungen des Glaubens spiegeln sich im Lebensstil der Klos­ terbewohner wider. Es gibt Orden, wo sich Stiftsjunker (wie man die adligen, nicht geweihten Bewohner nennt) und Leibeigene um eine gemeinsame Tafel versammeln und mit Peraines Segen zusammen essen. Genauso finden sich aber Stifte, bei denen die Hörigen schlim­ mer schuften müssen als unter der Knute eines Bronnjaren, während sich die Ordensmitglieder den Bauch mit den erlesensten Speisen vollschlagen - u nd nach außen Enthaltsamkeit und Bescheidenheit predigen. Neben dem erhofften Götterlohn gibt es - was kaum ein Bronnjar ernsthaft leugnen würde - auch ganz pragmatische Gründe für die Einrichtung eines Stiftes. Ordensmitglieder und Geweihte sind meist vom Erbrecht ausgeschlossen, so dass eine untragbare Zerstückelung des Grundbesitzes vermieden werden kann, indem man die j üngeren Kinder einer Kirche überantwortet - "das Dritte trägt die Kutte" ist eine verbreitete Redewendung. Dass dieses Kind sich dann als Stifts­ junker auch Gebeten fur das Seelenheil der eigenen Familie widmen kann, ist ein willkommener Nebeneffekt. Und je nachdem, wie sehr sich das Kloster von der Außenwelt abschottet und dem reinen Göt­ terdienst widmet, kann es auch als Verbannungsort für unliebsame Mitglieder der Familie herhalten. Manche Stifte mögen gar vorrangig aus diesem Grund errichtet worden sein.

oder verschiedene Innereien - wenn der Gutsherr sie nicht lieber seinen Hunden gibt. Häufig ist es die nackte ot, die Hörige dazu bringt, im Wald eine Schlinge fur das Rotpüschel auszulegen, mit der Steinschleuder auf die Pirsch zu gehen oder die Angelschnur auszuwerfen. Manche Bronnjaren werten es sogar als Wilderei, wenn eine Unfreie sich gegen ein Tier nur zur Wehr setzt - und tollkühn mit dem Dreschfle­ gel auf ein Wildschwein losgeht, das gerade ihr Gemüsebeet durch­ wühlt. Auch der tapfere Schäferbursche, der einen Wolfin die Flucht schlägt, kann nicht immer mit Lob und Dank rechnen: Jederzeit kann sich der Adlige darauf berufen, dass die Bekämpfung wilder Tiere seine Aufgabe ist, und die 'Anmaßung' des Leibeigenen bestrafen. (So streng betrachten es allerdings bei weitem nicht alle Bronnjaren. Ein Schulterklopfen, ein paar lobende Worte und vielleicht ein Becher Meskinnes sind meist als Belohnung fur den Mut zu erwarten - das erlegte Tier steht natürlich dem Gutsherrn zu.) Etwas weniger als bei den Speisen unterscheiden sich Herr und Knecht bei den Getränken - und bei den Trinkgewohnheiten. Zwar werden Unfreie üblicherweise nur selten einmal an Meskinnes heran­ kommen und sich deswegen mit üblerem Fusel oder Kwassetz begnü­ gen; doch besaufen, dass man alles um sich herum vergisst, kann man sich mit dem guten Brannt ebenso wie mit dem billigen Gesöff. Das weiß der Adel genau, und deswegen gestattet er seinen Hörigen meist, sich in ihrer Kate Met anzusetzen oder Rübenschnaps zu brennen. Wenn zum Gut noch ein Brauhaus gehört, dann können sich die Leibeigenen dort mit Bier eindecken, wenn sie ihren Dienst geleistet und die Ernte abgeliefert haben. Die Zechgelage des Adels sind weithin berüchtigt. Dort ist es noch lange kein Grund, mit dem Saufen aufzuhören, nur weil man schon einmal die ' Kröten gegrüßt' hat - wie eine der unzähligen humorvoll gemeinten Umschreibungen für die unappetitliche Folge übermä­ ßigen Alkoholkonsums lautet. Hier aber sind Adel und Untertanen nicht weit auseinander: "Wenn der Bauer trinkt, ist er sein eigener Herr", sagt das Sprichwort. Manchmal säuft sich ein kleiner Haufen genug Mut an, um gegen den Bronnjaren aufzubegehren - dann kann auch schon einmal eine Scheune brennen. Die Strafen für solche Auf­ wiegelei sind grausam.

D A S S E LB STvERSTÄ n D n i s D E R- L E i B E i G E n E n

L E B E n SSTi L v n D STA n D E sv nTERS C H i E D E Luxuriös kann man den Lebensstil selbst der reichsten Bronnjaren nicht unbedingt nennen. Ein Schloss wie I1menstein, das nach hora­ sischen Vorbildern errichtet wurde (und im langen Winter ist unver­ kennbar, dass ein solches Gebäude in südliche Gefilde gehört), stellt die Ausnahme dar - die ältesten Adelsfamilien hausen in ehrwürdi­ gen, aber nicht eben wohnlichen Burgen aus der Zeit der Theaterrit­ ter. Andere Familien nennen eher einen Gutshof oder ein Wehrgehöft ihr Eigen, wobei sie das Anwesen dann noch immer gern als 'Burg' betiteln. Großer Wert wird auf die standesgemäßen Rechte gelegt. ach außen hin am deutlichsten zeigt sich das in zahllosen althergebrachten Vor­ schriften für Kleidung und Schmuck. Leder und edle Pelze, Silber und Gold - mit Ausnahme eines einfachen Ringes als Traviaband bei verheirateten Leibeigenen - sind der Herrschaft vorbehalten. Auch bei ahrung gelten die Standesunterschiede: Bärenschinken und Wildbret sind immer und überall der Herrschaft vorbehalten. Es soll schon Bronnjaren gegeben haben, die ihrer Schankmagd einen Happen anboten und sie bestraften, wenn sie ihn aß - und wenn sie beim nächsten Mal ablehnte, wurde sie wegen ihres "travialästerli­ chen Verhaltens" noch strenger gezüchtigt. Die meisten anderen Fleischsorten sind den Hörigen zwar nicht verboten - tatsächlich aber landet das Huhn der leibeigenen Bäuerin nicht in ihrem Suppentopf, sondern als Teil des Zehnts auf der Tafel des Bronnjaren. Auf den Tisch der Bauernfamilie kommt allenfalls einmal das Schmalztöpf­ chen, ein bisschen Speck, eine Suppe aus den ausgekochten Knochen

Selbst übermäßige Strenge wird aber meist gottergeben hingenom­ men - der Bronnjar wird schon wissen, was am besten für seine Leute ist. Nicht ohne Grund begreifen sich die Leibeigenen ein wenig als Mitglieder der Familie oder zumindest des Hausstandes ihres Herrn. Das geht so weit, dass sie zwar heimlich über ihn schimpfen und sich beklagen, bei Angriffen oder Kritik von außen aber unverzüglich für ihn Partei ergreifen. So werden sie einen Standesgenossen umgehend zurechtweisen, wenn er freche Worte über den Bronnjaren spricht - u nd ihn vielleicht gar bei der Herrschaft anschwärzen. Durchaus verbreitet im einfachen Volk ist auch die Ansicht, dass die Bronnja­ ren ohne Hilfe der Leibeigenen verhungern müssten (weil sie es nicht verstehen, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen) - aber "weil der Herr Praios sie so lieb hat", sind den Adligen die treuen und fle ißigen Hörigen zur Seite gestellt. Äußert ein freier Bürger - vielleicht ein reisender Held ? - sich despek­ tierlich über den Adligen, wird der Leibeigene lebhaft widersprechen und seinen Herrn wortreich verteidigen. Wenn er das nicht wagt zum Beispiel weil das Gegenüber bewaffnet ist oder einen Zauberstab bei sich trägt -, wird er eher etwas ichtssagendes grummeln und bei nächster Gelegenheit dem Bronnjaren berichten, was fur keckes Volk auf seinen Straßen unterwegs ist.

H i E AA R.C H i E Das Standesbewusstsein ist auch fur die Leibeigenen selbst von Bedeutung. In den Reihen der Hörigen haben sich - für den Außen-

44

stehenden oft unsichtbar - Hierarchien gebildet. Bereits erwähnt wurde die Abgrenzung zwischen 'ewig untertänigen' Bauern und den Schuldknechten. Bedeutsamer ist die Größe des Besitzes, den Hörige für den Herrn bewirtschaften. Die Bauernfamilie, die ein ausreichend großes Landstück ihr Eigen nennt, hält sich für etwas Besseres als die Kärnerin oder den Ziegenhirt; der Hausdiener rümpft die Nase über die Pferdemagd. Außer auf den kleinsten Gütern gibt es Leibeigene, die sich auf ein Handwerk verstehen (Schuster, Stellmacher, Grob­ schmiede, Zimmerleute und Ähnliches) und sich damit über den Bauernstand erheben wollen. Wenn ein Bronnjar eine größere Stadt sein Eigen nennt, kann es dort auch unfreie Handwerker geben, die einem edleren Gewerbe nachgehen - zum Beispiel Kürschner, Fein­ schmiede oder Schnapsbrenner. Solche Leibeigenen sind ihren Herrn meist so wichtig, dass sie einen eisernen Ring um den Hals tragen, der sie als Hörige ausweist. Nach altem Recht könnte der Bronnjar jedem seiner Untertanen einen solchen Halsreifaufzwingen - dass er es meist nur bei seinen wertvollsten Leibeigenen tatsächlich tut, hat diesen Reif auf eine verquere Weise zu einem Statussymbol werden lassen. Was aber ist mit denjenigen, die in der Hierarchie ihres Gutes zwei­ felsohne ganz unten stehen ? Köhlerin und Schweinehirt können noch immer über die Leibeigenen des achbargutes spotten - oder über die 'faulen Nivesen' oder die 'goldgierigen orbarden' schimpfen.

D i E sPRi c H wö Rt Li c H E FAU L H E iT Schimpfen wird auch der Bronnjar über seine Untergebenen, denn sie können es ihm kaum einmal recht machen. Sie tun die Arbeit, zu der sie verpflichtet sind, sie erfüllen seine Anweisungen, soweit es ihnen möglich ist - aber sie werden selten einen Handschlag darüber hinaus tun. Wozu auch? Besonderer Fleiß wird nicht belohnt: Dem Leibeigenen selbst verbleibt nichts von der Frucht seiner Arbeit, wenn er alles an seine Herrschaft abtreten muss. Wenn der Hörige doch einmal eine höhere Leistung erbringt, als er müsste, wirkt sich das eher zu seinen Ungunsten aus - denn vermutlich wird sein Bronnjar diese Leistung künftig immer von ihm erwarten und zornig werden, wenn er sie nicht wieder erhält. So tut ein Unfreier gut daran, her­ ausragende Talente und Fähigkeiten vor seinem Herrn zu verbergen. Kann er wundervolle Tierfiguren schnitzen, sollte seine Gutsherrin die nicht zu sehen bekommen - sonst mag es sein, dass sie ihm auf­ trägt, ihr ab sofort jede Woche eine solche Figur zu fertigen; ihn von seinen anderen Aufgaben zu befreien, käme ihr dabei meist nicht in den Sinn. Dass der Hörige seine besonderen Fertigkeiten verheimli­ chen muss, bedeutet nur zu häufig auch, dass sie verkümmern. Eine kleine Ausnahme gibt es, wenn ein Leibeigenenkind eine schöne, klare Singstimme aufWeist. Die meisten Bronnjaren lieben den Gesang; so wird der Knabe oder das Mädchen zwar regelmäßig bei abendlichen Feiern Lieder zum Besten geben müssen, bis nur noch ein heiseres Krächzen kommt - aber immerhin darf sich das Kind dafür an den Resten des herrschaftlichen Mahles satt essen und streicht hin und wieder sogar noch ein kleine Münze ein. icht nur besondere Fertigkeiten bedeuten für einen Leibeigenen meist nichts anderes als zusätzliche Mühen - auch wertvolle Funde bringen ihm selber nichts als Ärger. Wenn ein Höriger beim Pflügen seines Ackers eine Kiste voller Gold fande - das Klügste wäre wohl, sie sogleich wieder unterzupflügen. Denn brächte er sie seinem Herrn, würde dieser ihm aller Voraussicht nach befehlen, den gesamten rest­ lichen Acker nach weiteren Schätzen zu durchsuchen - ohne Rück­ sicht auf die Aussaat. Und nicht zuletzt würde der Bronnjar seinem Leibeigenen unterstellen, einen Teil des Schatzes für sich behalten zu haben - so dass er statt einer Belohnung womöglich eine Strafe zu erwarten hätte. Das Beispiel ist nicht allzu weit hergeholt: Es soll schon Leibeigene gegeben haben, die eine Erzader oder gar verschüt­ tete Hinterlassenschaften der Theaterritter vor ihrer Herrschaft ver­ schwiegen haben - wozu sollten sie etwas melden, was für sie nur weitere Plackerei bedeutet? Einige Bronnjaren haben dieses Problem erkannt und für derartige Glücksfälle einen Finderlohn ausgelobt.

A U F LE H n V n G v n o FLVCHT Die weitaus meisten Unfreien würden kaum jemals die göttergewollte Ordnung anzweifeln - erst recht kommt ihnen daher kein Gedanke an eine Flucht. Nur die aufsässigsten oder verzweifeltesten Burschen und Mädchen wagen es, sich heimlich davonzustehlen - und häufig kommen sie nicht weit. Kaum dass sie die Grenze ihrer Herrschaft überschritten haben, können sie nicht mehr auf Hilfe hoffen: Wenn man sie im benachbarten Edlengut erkennt, schickt man sie in Ketten zurück - und ihr Bronnjar kann sie dann nach seinem Gutdünken bestrafen. Auch wenn sie ihre Flucht in weitere Ferne führt, können sie sich dort auf niemanden verlassen. In den sewerischen Wäldern findet sich womöglich eine Räuberbande, der man sich für ein freies, aber hartes - und kurzes - Leben anschließen kann. Wer es schafft, den Walsach zu überqueren, kann vielleicht Mitglied einer Piraten­ truppe im Überwals werden. Die Freien Städte sind weit entfernt (wie weit, davon hat kaum ein sewerisches Bauernkind auch nur die geringste Ahnung), und dort tauscht man - dem Sprichwort "Stadt­ luft macht frei" zum Hohn - die frü here Leibeigenschaft mitunter nur gegen eine neue ein. Denn dass der Flüchtige Jahr und Tag in der Stadt ansässig war, muss ihm ein angesehener Bürger bezeugen. Meist wird dies ein zünftiger Handwerker sein, in dessen Werkstatt der Ent­ flohene die ganze Zeit schuften muss - auf die vage Aussicht hin, am Ende die Freiheit zu gewinnen. ur hat er gegen diesen Meister nichts in der Hand, wenn der sich nicht an die Vereinbarung halten will ... Schon so mancher Unfreie ist verzweifelt und von Heimweh geplagt zu seinem Herrn zurückgekehrt. Ohnehin kann selten einmal ein Leibeigener alle Brücken einfach hinter sich abbrechen. Schließlich lässt er Familie und Freunde zurück - in dem Wissen, dass der Bronnjar seinen Zorn an ihnen auslassen wird.

F RJ: i LA S S V n G u n o F RJ: i Kj\. U F An einen anderen Adligen darf der Bronnjar seine Leibeigenen jeder­ zeit verkaufen - die Schuldknechte nur zusammen mit ihrem Land, die erbuntertänigen Bauern auch ohne. Dies wird er tun, wenn er nicht alle hungrigen Mäuler auf seinem Gut versorgen kann oder er dringend Geld braucht. Es soll sich auch schon der eine oder andere aufmüpfige sewerische Hörige plötzlich im Besitz eines tulamidi­ sehen Händlers wiedergefunden haben, der sich in die Gegend ver­ i rrt hatte; ein solcher Verkauf ist zwar eigentlich nicht gestattet - aber darum muss man sich ja nicht scheren. Eine Freilassung des Leibeigenen im Wortsinn ist nicht möglich. Ein altes Gesetz der Adelsversammlung verbietet dies als 'Diebstahl an den eigenen Erben'. Natürlich ließe sich diese Vorschrift ohne Wei­ teres umgehen, indem man dem Schuld knecht erlaubt, sich für eine symbolische Summe freizukaufen - aber warum sollte ein Bronnjar das tun ? Der häufigste Fall (was nicht viel heißen mag) wird noch der Adlige sein, der eine Unfreie geschwängert hat und dieses Kind - in Ermangelung legitimer Nachkommen - als Erben anerkennen will; wenn er der werdenden Mutter rechtzeitig die Möglichkeit zum Freikauf gibt, gilt das Kind als frei geboren. Etwas verbreiteter ist der 'ordentliche' Freikauf durch einen Schuld­ knecht - wenn er sich soviel Geld zusammengespart hat, wie seine Gutsherrin von ihm verlangt. Einem geschickten Handwerker oder einem begabten Sänger mag dies im Laufe vieler Jahre durchaus gelingen - aber selbst er hat keine Gewähr, dass die Adlige die gefor­ derte Summe nicht plötzlich doch höher ansetzt oder ihm unterstellt, er habe die Summe nur zusammenbekommen, indem er sie jahrelang bei seinen Abgaben betrogen habe. Ein solcher Freikauf ist nicht unbedingt für die Ewigkeit. Mit der Freiheit sind auch Pflichten verknüpft. Eine lokale Adelsfehde oder eine schlechte Ernte können den Freien - oder seine Enkel - genauso wieder unter den Schutz eines Bronnjaren zwingen. Fast die einzige unbestreitbare Möglichkeit ist die Aufnahme in ein zwölfgöttliches Noviziat. Dem Ansinnen eines Geweihten, ein Kind in den Dienst an den Göttern aufzunehmen, wird sich kein götter-

45

fü rclniger Bronnjar verweigern. Der Eintritt in die Kirche zählt nicht als Freikauf - vielmehr veräußert der Bronnjar das Kind (für einen symbolischen Betrag) an dessen neuen Herrn, nämlich die Gottheit. Als Novize wird das Kind dann ohne Weiteres freigelassen, denn Gesetze der Adelsversammlung können schließlich nicht die Götter binden. Auch dieser Weg in die Freiheit ist recht selten: Die Geweih­ ten nehmen ihre Verantwortung zumeist sehr ernst und bitten daher nur um Kinder, von deren Eignung für den Götterdienst sie überzeugt sind (die Geweihten von Hesinde und Tsa, die grundsätzliche Beden­ ken gegen die Leibeigenschaft haben und i h re Privilegien womöglich zur Befreiung von Hörigen nutzen würden, sind i m Bornland sehr dünn gesät). Da aber gerade in der Peraine-Kirche das Priesteramt häufig innerhalb der Familie vererbt wird, besteht nur ein geringer Bedarf an ovizen von außerhalb. Der Vollständigkeit halber seien die Kinder von Unfreien erwähnt, bei denen rechtzeitig magische Fähigkeiten entdeckt wurden. Bei diesen ist der Bronnjar gut beraten, wenn er sie auf eine der born ischen Aka­ demien schickt und das nötige Schulgeld zusammenkratzt: So wird er einen potenziellen Unruhestifter los und gewinnt einige Jahre später einen Zauberkundigen, der ihm zu Dank verpflichtet ist. Knausert der Adlige hingegen, so wächst ein renitenter Leibeigener heran, der voll Verbitterung daran denkt, dass aus ihm ein großer Zauberer hätte werden können.

hält, steht auf einem anderen Blatt; Eine Rückkehr in die Heimat wird nach wie vor ein Abenteuer für sich sein.) Eine sehr reizvolle rollenspielerische Herausforderung ist es, einen Leibeigenen zu spielen, der seinen Herrn auf dessen Abenteuern begleitet. Ein Bronnjar sollte schließlich mit stan­ desgemäßem Gefolge unterwegs sein. Hier ist allerdings viel Fingerspitzengefühl gefragt: Ein konsequent ausgespieltes Ver­ hältnis zwischen Herrn und Knecht könnte für Letzteren bald ziemlich frustrierend werden - es ist ratsam, hier Charaktere zu wählen, zwischen denen eine gewisse Nähe besteht oder sich wenigstens allmählich entwickeln kann. Bei geweihten Helden aus dem Unfreienstand lohnt es sich, besonderes Augenmerk auf den Sozialstatus zu legen. Bei allem Respekt vor dem Priesterstand wird so mancher Adlige seine Geringschätzung für den ehemaligen Leibeigenen nicht verbergen können. Bei Perai ne und Travia, die haupt­ sächlich eben doch Göttinnen für d ie Bauern sind, mag eine niedere Herkunft noch zu akzeptieren sein. Auch eine Weihe des Efferd oder des Boron zieht selten Probleme nach sich. Schwieriger ist es bei Rondra, Firun oder Ingerimm. Zwar legen d ie Gottheiten wenig Wen auf eine adlige Abstammung - dass ein ehemaliger Leibeigener deswegen beim Adel oder den Zünften vorbehaltlose Anerkennung findet, ist damit aber noch lange nicht gesagt. Je nach der Vorgeschichte seiner Weihe - wenn er rondrianischen Mut i m Kampf gegen einen Bronnjaren und seine Gardisten zeigte oder Firuns Segen während seiner winterlichen Flucht aus der sewerischen Leib­ eigenschaft auf ihm lag - könnten Sie dem Charakter einen Makel auferlegen, der in seinen Auswirkungen dem Nachteil Randgruppe nahe kommt. Die Geweihten der übrigen Gott­ heiten sind in den ländlichen Gebieten des Bornlands kaum einmal anzutreffen. Bei Absolventen der Magierakademien kann man ebenso die Diskrepanz zwischen früherem und jetzigem Stand betonen - und dazu kommen noch erhebliche Schulden bei i h rem Gönner. Allen diesen Charakteren ist gemein, dass nur sie allein die Freiheit erlangt haben. Das weit entfernte Ziel ihrer Questen sollte daher sein, auch den Eltern, der kleinen Schwester oder der Jugendliebe den Freikauf zu ermöglichen. Dieses Vorhaben sollte nicht nur auf dem Charakterbogen stehen, sondern kann immer wieder einmal ins Spiel eingebaut werden. Vielleicht ist die Urkunde, mit der damals die Schuldknechtschaft besiegelt wurde, ja noch irgendwo zu finden - und enthält eine Klau­ sel, die eine Freilassung auf abenteuerlichen Wegen erlaubt. Vor allem die tragische Komponente sollten Sie dabei nicht vernachlässigen: die Entfremdung zwischen dem Helden und seiner Fami l ie (vor allem, wenn er damals geflohen war und sie an seiner Stelle bestraft wurden), oder der Fatalismus seiner alten Freunde, die sich ein Leben in Freiheit gar nicht vorstellen können oder wollen. Denn schließlich: "So ist es doch immer schon gewesen."

L E i B E i GE n E H E L D E n Schicksalsergebenheit mag bei Leibeigenen ein verbreiteter Charakterzug sein - aber es wird immer wieder Mädchen und Jungen geben, die sich mit ihrer Situation nicht abfinden wollen: Helden eben. Wenn Sie einen Charakter von unfreier Herkunft spielen wollen, sollten Sie besonderes Augenmerk darauf legen, wie und warum die Figur der Leibeigenschaft entkommen ist. Es könnte die pure Abenteuerlust gewesen sein, vielleicht aber auch die Flucht vor einer ungerechten Bestrafung durch den Bronnjarcn. Gerade bei einem solchen Hintergrund ist es nur wärmstens zu empfehlen, den Einstieg ins Abenteurerleben tatsächlich auszuspielen. Nach den Ereig­ nissen dieser Einfü h rungsgeschichte können Sie dann noch bei Bedarf etwas an den Werten feilen: Aus dem Nachteil Unfrci wird durch eine Flucht ein Gesucht I, bei einem sehr nachtra­ genden Bronnjaren womöglich gar Gesucht IJ. Ein Nachteil wie Jähzom oder U/lStet kann die Motivation für die Flucht lie­ fern. Andere Nachteile wie Rat/mangst, Dunkclangst, Angst vor Fellcr, Hunden, Ratten etc. können i h re Wurzel in Ereignissen auf der Flucht haben; die besonderen Fähigkeiten eines Magie­ dilettanten könnten sich ebenfalls erstmals zeigen - Ihr Meister hat dazu bestimmt einige Ideen. Mit der Flucht allein ist noch längst nicht die Freiheit gewon­ nen; das erfordert noch einige weitere Abenteuer - am Ende könnte als Belohnung stehen, dass ein Gönner in Festum als Zeuge für den Helden bürgt. (Was der ehemalige Herr davon

H E E R.. v n D F LOTTE »So viele Standarten, Wimpel, Ball/lei; Fa/wen und Flaggen mit unter­ schiedlichen Heereszeichen wie im Bomland habe ich noch bei keiner anderen A,mee Avelltttriens gesehen. Ich zählte mehr als zehn Dutzend verschiedene Wappenbilder des Ade/saufgebots und der Bauemwehren. Ein heilloses Winwan; aber hübsch anzuschauen!« -Graf Helme Haffax, Kaiserlicher Reichsmarschall, nach seiner Rück­ kehr VO/1 einer Truppenparade im Märkischen, 1 009 BF

Die Armee des Bornlands setzt sich hauptsächlich aus den Provinz­ streitkräften der landbesitzenden Adligen zusammen, die im Gefecht auch von diesen geführt werden und nur diesen gehorchen. Über ste­ hende Truppen verfügt das Bornland im Gegensatz zu Horas- und Mittelreich traditionell nicht - Ausnahmen sind die Garden der Frei­ städte und die Seesoldaten (die der Adelsversammlung, also den von ihr ernannten Admirälen unterstehen).

46

Wenn der Rufdes Adelsmarschalls erschallt, ist es für die Adligen des Bornlandes an der Zeit, ihren Beitrag zur Verteidigung der Heimat zu erbringen: Die Bronnjaren rüsten sich als Schlachtreiterei oder stehen mit ihrem Gefolge bereit (je nach Finanzkraft beritten oder zu Fuß). Aus dem Stand der Leibeigenen werden die Bauernweh­ ren rekrutiert, während die Freibauern und Stadtbürger (der einem Bronnjar untergebenen Städte) meist die Bogen- und Armbrust­ schützen stellen. Interessanterweise gibt es im Bornland weder Schanztruppen (eine Aufgabe, die meist die Bauernwehren übernehmen müssen) noch Botenreiter und, von den Seesoldaten abgesehen, auch keine mariti­ men Truppen. Die Wacht- und Zollschiffe auf Born und Walsach sind entweder von den reichen Kaufherren direkt bezahlt oder der Flotte beziehungsweise dem Widderorden zugeordnet. Söldner anzuheuern war für Bronnjaren schon immer verpönt. Seit dem Bürgerkrieg, als die Mietlinge vor allem in den Reihen des Ver­ räters Uriel zu finden waren, hat sich diese Einstellung eher noch verstärkt. Deshalb finden sich Söldlinge fast nur in Diensten reicher Handelshäuser.

Die Abgänger der Kriegerakademien (namentlich der zu Festurn und zu Neersand) wiederum, die in anderen Ländern oft den Kern der Garderegimenter bilden, finden entweder (als Bürgerliche) bei einer Stadtgarde Anstel­ lung oder schwören (als Adlige) einem Bronnjaren einen Eid, in der Hoffnung, vielleicht irgendwann mit einem Flecken Land belohnt zu werden. Davor allerdings - praktisch als Abschluss ihrer Lehrzeit - verbringen alle ein Jahr beim Widderorden auf den zugigen Festen am Walsach (siehe Seite 1 09). Und nicht Wenige suchen danach ihr Glück in der Fremde.

AUS R...VSTU nG u n o A U s B i L D U n G Während die Truppen des Adelsaufgebots überwiegend gut ausge­ stattet sind und die Adligen durch Turniere, Fehden und Jagden ihre Kampfkraft erhalten und verbessern, kann man dies von der Bauern­ wehr nicht behaupten: Die meisten ihrer Angehörigen müssen ihre Waffen selbst beschaffen, und da ein Leibeigener keine Waffe besitzen darf, hat dies zur Folge, dass sich ein Gegner unter Umständen den wütenden Hieben eines Stallknechts ausgesetzt sieht, der verbissen

47

Dreschflegel, Axt oder Mistforke schwingt. (Die meisten Schmiede sind allerdings in der Lage, binnen kürzester Zeit aus Sensen Sturm­ sensen oder aus einfachen Dresch- wuchtige Kriegsflegel herzustellen - was jedoch nicht heißt, dass die Bauersleute auch damit umzugehen wüssten.)

D i E G E F LV G E LTE I1 0. 1 75 B Es gibt zwar nur 99 'Geflügelte' im Bornland, doch gibt es wohl kaum ein Reiterheer in ganz Aventurien, das dieser born ischen Einheit an Tradition, Ruhm und Kampfkraft nahe kommt. Wer zu ihren Reihen zählt, ist von uraltem sewerischen Adel, und die Flügel vererben sich in den meisten Bronnjarengeschlechtern nunmehr seit über fünflwn­ dert Götterläufen. Nur dann, wenn ein Flügelreiter keinen achfol­ ger vom gleichen Blut benennen kann (oder will), werden die Flügel an ein neues sewerisches Haus verliehen - und dies mag nur einmal in hundert Jahren geschehen. Es sei einfacher, sagen manche, Kaiser im Mittelreich zu werden, als aufgenommen zu werden unter die Geflügelten. Die Herkunft der drei Original-Flügelpaare ist von Legenden und Gerüchten umgeben. Die auf Seite 1 5 aufgeführte Legende von den drei Flügeln ist nur eine von vielen Geschichten.

D i E G E B i ET i G ER... D E R... G E FLVG E LT E IT Die Geflügelten verbindet vor allem die Tradition mit ihren Befeh­ ligern, die sie Flügelträger oder Gebietiger rufen (ein Begriff, der aus der Zeit des Theaterordens stammt). Wenn man die Grafen von Ilmenstein (Adlerflügei) , Ask (Drachenflügei) und Notmark (Silber­ schwanenflügel) auch außerhalb des Bornlands als die wichtigsten Bronnjaren Seweriens kennt, dann vor allem deswegen, weil diesen drei Edelleuten die Geflügelten auf Gedeih und Verderb in jeden Kampffolgen. Tatsächlich sind sie den Flügelherren zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet (sollte jedoch ein anderer würdiger Träger die Flügel anlegen, kann sich diese Verpflichtung auch auf diesen über­ tragen, wie in der Schlacht aufden Vallusanischen f#iden geschehen) . Sind also Bronnjaren wie die Grafen von Schossko oder die Barone von Firunshag eigentlich ihre eigenen Herren, so verbindet sie als Adlerflügelreiter doch eine unverbrüchliche Treue mit dem Grafen­ geschlecht Ilmenstein. Jedes der drei Flügelträger-Geschlechter hat im Laufe der Zeit 32 Gefolgsleute um sich versammelt, so dass die Geflügelten insgesamt nicht einmal zwei Schwadronen zählen. Die derzeitigen Gebietiger der Geflügelten sind Gräfin Thesia von flmenstein, Graf WahnJi"ied von Ask und GrafAlderich von Notmalt

Bronnjaren verlustreiche Kämpfe mit den Kriegern des Sonnenmar­ schalls Praioslob austrugen. Die Grafen von Ilmenstein zogen mit ihren Geflügelten in den Kaiserlosen Zeiten hinab zur Misagrenze, ohne sich jedoch in ein Scharmützel verwickeln zu lassen; der Graf von Ask gürtete seine Flügel auf der Drachenhatz von Notmark und zog mit seinen Reitern Prinz Brin zu Hilfe, als dieser gegen Graf Answin stritt; von den Notmärker Geflügelten hingegen weiß man, dass sie bis 1 02 1 BF in über hundert Jahren kein einziges Mal in die Schlacht gezogen sind. Zum ersten Mal stritten alle drei Flügelträger und ihr Gefolge gemeinsam in der Schlacht auf den Vallusanischen f#iden, in der sich entschied, ob der Dämonenmeister Borbarad seinen Einfluss auch auf das Bornland ausdehnen würde (siehe Seite 22). In dieser Schlacht wurde das Silberschwanenflügelpaar der Grafen von Notmark jedoch stark beschädigt und ist unbrauchbar geworden.

D i E F LOTTE D E S B O R.I1 LA I1 D S Es ist wohlbekannt, dass der Reichtum des Bornlands vom Seehan­ del abhängt und Piraten für den Handel existenzbedrohend sind. Im Gegensatz zu anderen Reichen kann und will sich das Bornland keine Flotte aus reinen Kriegsschiffe n leisten, und so sind die born­ ländischen Schiffe immer Kriegs- und Handelsschiff zugleich, wobei die Grenze zwischen 'bewaffneten Kauffahrern' und 'lasttragenden Kriegsschiffen' fließend ist. Die bornländische Flotte gehört trotz der Unruhen der letzten Jahre noch immer zu den größten Aventuriens. Sie hat jedoch kürzlich eine Reihe ihrer Schiffe an das Handelshaus Stoerrebrandt abtreten müssen, das zu früheren Zeiten ohnehin immer die Flotte mitfinan­ ziert hat (0. 1 66 A) .

S C H i ff E . B A n n E R... V n D G A L i o n S Fi G v R.f; n Finanziert werden die Schiffe heutzutage von der Stadt Festum, dem Freibund und dem Adelsmarschallsamt (dessen Anteil wiederum zum größten Teil aus Krediten der Kaufleute finanziert wird). Einnah­ men kommen auch von den Kaperfahrern und freien Reedern, deren Schiffe gegen Entgelt in den bornischen Geleitzügen mitfahren. Die Schiffe der Flotte sind überwiegend in den Häfen Festum, Neer­ sand oder Tsastrand-Neuhaven registriert. Einige (gerade nach der Entstehung des Freibunds) geben auch Vallusa als Heimathafen an. Flaggschiff der Flotte ist immer noch die schwere Schivone Marschal­ lin Jadvige von Hummergarben, weitere berühmte Schiffe sind die als unbesiegbar geltende Milzenis, ein waffe nstarrender Holken, und die Königin von Festum, eine Dreimastkaravelle, deren Entdeckungsfahr­ ten so berühmt sind wie die der mittelreichischen Seeadler von Bei­

ltmk ·

D i E G EFLVGELTEIT i n D E R... SCK LACKT »Dies wal' unsere dunkelste Stunde, das sage ich euch! Doch dann geschah es: Der Boden begann zu zittern wie die Haut auf einer Ji·ommel. Von ganz fern war ein Singen, gleich dem Gesang von Silberschwänen zu hören. Und dann kamen sie! J.im Norden preschten sie heran, ihre Flügel rauschten im Wind. Sie galoppierten mit einer Geschwindigkeit, wie sie unmöglich von Schlachtreitern erreicht werden kann. Und doch sah ich kein Ross straucheln, !(einen Reiter verzagen! Und über ihnen, einem Buschfeuer gleich, fegten blaue, rote und weIße Flammen hinweg. Und dann stießen sie wie ein einziger mächtiger Keil in das Schwarze Heer vor - und noch immer machten sie nicht Halt.« -Soldat Ruben Warwitz erzählt von der Schlacht auf den Vallusanischen Weiden, 102/ BF Die sagenhaften Fähigkeiten, die die Flügel ihren Trägern verlei­ hen, sind bislang noch nicht eindeutig erforscht worden. Die Flügel wurden in der Geschichte nur selten in die Schlacht geführt, und oft reichte ihr bloßes Erscheinen, um Gefechte zu vermeiden und statt­ dessen Verhandlungen zu führen. Bis heute gerühmt werden die Taten der Geflügelten in den Zeiten der Priesterkaiser, als die sewerischen

Das bornische Hoheitszeichen zur See ist der 'Seewolf ', ein rotes Banner, das auf blauer Scheibe ein Mischwesen aus Wolf und Del­ phin zeigt. Nach diesem 'Seewolf ' haben sich auch die Piratenjäger benannt, die - meist auf eigene Verantwortung und eigene Rechnung - die 'Feinde der phexgeHilligen Seefahrt' über die Meere verfolgen und aufbringen. Sie sind auch in der Blutigen See und im Südmeer gefürchtet. Auf Grund der Rivalität zwischen Festurn und Neersand (und damit zwischen dem Freibund und Stoerrebrandt) werden fast alle größeren Schiffe des Bornlands in Festurn gefertigt, während die eersander Werften für Stoerrebrandt arbeiten. Auf den born ischen Schiffen ist es unüblich, bunte Segel oder Segel­ bilder zu führen, dafür schmücken sich die Schiffe aus Festurn oder Neersand meist mit besonders prächtigen Flaggen und Galionsfigu­ ren, die häufig der rondrianischen Tradition des Bornlandes entsprin­ gen. So zeigt die Galionsfigur der Königin von Festum beispielsweise den blitzeschleudernden Drachen Famerlor. Ebenfalls sehr beliebt ist es, den Steven als Schwanenhals und -kopf ausmodellieren zu lassen. Was die Ausrüstung der Schiffe angeht, so entspricht sie trotz der derzeit knappen Geldmittel nahezu dem höchsten Standard, von der

48

wichtigen Tatsache abgesehen, dass man aus rondrianischer Tradition offiziell auf Hylailer Feuer verzichtet (auch wenn einige Kapitäne 'zur Sicherheit' zwei oder drei Krüge Brandöl mitführen).

OFFiz i E R..E u n o m A n n SC H A Ft E n Die Mannschaften gelten als sehr gut ausgebildet und diszipliniert, wobei gerade die letztere Eigenschaft sicherlich größtenteils auf den harten Strafen beruht. eben Vollblutmatrosen und allerlei zweifel­ haften Existenzen finden sich unter den Seeleuten auch Leibeigene, die sich auf ein Jahr und einen Tag in d ie Flotte verpAichtet haben, denn der Dienst auf See verheißt genauso die Freiheit wie die Mauern einer Stadt.

Ebenfalls an Bord der meisten Schiffe zu finden sind Seesöldner (meist Aranier oder Khunchomer), womit die Flotte die einzige Insti­ tution im Bornland ist, die in größerem Umfang Söldlinge in ihren Reihen einsetzt. Bordmagier waren lange Zeit eine Seltenheit in der Bornländer Flotte, haben sich aber in den vergangenen Jahren zu einer otwendigkeit entwickelt (wenn sie sich auch oft dem Misstrauen der Mannschaft ausgesetzt sehen). Die Offiziere haben ihre Ausbildung oft auf der Festurner Marine­ schule Admiral-von-Seweritz (siehe Efferds Wogen 75) erhalten, die sowohl Adligen als auch Bürgern offensteht. Die drei Admiralsämter der Flotte - erstens: Festurn und die heimat­ lichen Küsten (auch 'Adliger Admiralissimus der Flotte zu Festum' genannt), zweitens: Kannemünde und Mhanerhaven (der 'Admiral der Ersten Sonne'), drittens: Port Stoerrebrandt, die Zimtinseln und das Feuermeer (der 'Admiral vom Feuermeer') - werden zwar durch

den Adelsmarschall ernannt, niclHsdestotrotz kommt es gerade hier­ bei aber immer wieder zu Vetternwirtschaft, da die Adelsversamm­ lung die Kandidaten vorschlägt. Während die Admirale also nicht unbedingt d u rch Kompetenz glänzen (und nicht einmal zur See gefa h ren sein) müssen, gelten die Kapitäne u nd Navigatoren des Bornlands als die wahrscheinlich besten Aventuriens, denn es gibt kaum andere, d ie schon so viele Meilen zur See zurückgelegt haben, wenn man von einigen ein­ zelnen liebfeldischen Gü ldenlandfa h rern und Thorwaler Piraten einmal absieht.

G ELEi-tzVGE Der Geleitzug ist eine besondere Eigenart der bornischen Flotte (und hat gar einen eigenen Schiffstyp - die 'Geleitschivone' - hervorge­ bracht). Für gewöhnlich spricht es sich in Festum immer schnell herum, wenn ein Schiff nach Port Stoerrebrandt oder Kannemünde aufbricht, so dass stets binnen kürzester Zeit weitere Kauffahrer und Schiffe zur Stelle sind, die sich dem Konvoi anschließen wollen. Die im so entstandenen Geleitzug laufenden Seefahrzeuge müssen eine offizielle Abgabe an die Admiralität tätigen - fLir 'Schutz und Trutz zur See'. In der Vergangenheit hat sich die Praxis der Geleitzüge auch meistens bewährt. Erst die Entstehung der Blutigen See hat die erfahrenen bornischen Kapitäne und waffenstarrenden Geleitschiffe auf ernste Hindernisse stoßen lassen. (Weitere Informationen zu Seefahrt, Schiffstypen und der bornländi­ schen Flotte finden Sie in der Spielhilfe Efferds Wogen.)

D A S BO R.ß LÄ ß n i sCH E K9 LO ß i AL � i cH Das Kolonialreich des Bornlands besteht aus einer Reihe von Han­ deIsposten entlang der Küste des Perlenmeers. Trotz der Ansprüche des Bornlands auf einige Waldinseln umfassen diese keinen nennens­ werten Landbesitz. Die übliche bornländische Praxis ist die Neugründung von Handels­ häfen. Diese sind weitgehend autonom, gehorchen aber den Festurner Gesetzen und stehen unter nomineller Oberhoheit der Fes/urner Colo-

nialcompagnie. Die KauAeute versuchen dann, mit den Einheimischen ins Geschäft zu kommen, indem sie diesen vor Ort nicht vorhandene Waren anbieten und dafür preiswert die Schätze des Landes aufkaufen. In der Vergangenheit war es vor allem das Handelshaus Stoerre­ brandt, dessen Hand auf den Kolonien lag, heute ringen mehrere Parteien um ihre Erzeugnisse: der Adelsmarschall, der Freibund und Stoerrebrandt selbst.

49

D i E Kg LO II i E II Die älteste Siedlung ist Kannemünde, an der M ü ndung des Chaneb in die Tränenbucht und Drehscheibe für den Salzhandel mit Unau. Dort leben noch immer viele Bürger bornländischer Herkunft. Port Stoerrebrandt auf der Waldinsel Iltoken war lange die erfolg­ reichste Kolonie. Die Siedlung ist jedoch quasi Privatbesitz des I-Ian­ deIshauses Stoerrebrandt.

Dagegen ist die Stadt Mhanerhaven in der Khunchomer Bucht nie wirklich zu Bedeutung gelangt und dient heute fast nur noch als Flottenstützpunkt, daneben aber auch dem Handel mit Anchopal und Gorien. Port Kellis am östlichsten Ausläufer der Echsensümpfe bewacht als Küstenfestung vor allem den Eingang zur Tränenbucht und dient dem Handel mit den Achaz. (Weitere Informationen zu den erwähnten Kolonien finden Sie in den Spielhilfen In den Dschungeln Meridianas, Raschtuls Atem und Land der Ersten Sonne.)

Geographische Grenzen: Born, Tobrische See, Misa, Drachensteine,

Magie: Hexen, Zibiljas; selten Druiden, Goblin-Schamaninnen,

Rote Sichel

Kobolde/Schelme; sehr selten Feen (Birgauer Forst, Bornwald), Elfen (Bornwald) und Drachen (Drachensteine) Ressourcen und Handel: Bienenwachs, Eisenerz ( Rote Sichel, Irberod) , Fisch, Holz, Honig, Kalk (Larsach, Sarauklis), Kupfer (Drachensteine), Leder und Pelze, Met, Meskinnes, utzvieh, Obst (vor allem Kirschen) , Zunderschwämme Lokale Helden / Heilige / mysteriöse Gestalten: Markgraf Ornald Drachenzwinger (Volksheiliger), Urnislaw von Uspiaunen (Erz­ magier, Volksheiliger), Anshag von Glodenhof (letzter Marschall des Theaterordens), Geskai mit der heilenden Hand (Fee im Bir­ gauer Forst), Kershwiki (Einhorn im Bornwald), M i lzenis (Riese im Bornwald) Wundersame Örtlichkeiten und Talismane: Ruine von Schloss Hum­ mergarben, Ailgrimms Kästlein (Salderholt), Sonnengong im Saldersee, Marschallseiche zu Baldrom, Mörderstein von Rathein, Bornwald Wichtige Fest- und Feiertage: I . Rondra (Wurmwehr-Fest in Dra­ chenzwinge), letzter Erdstag im Efferd (Fruchtfe t in Kirsch­ hausen), I . Travia (Tag der Heimkehr, Fest der Eingebrachten Früchte), 4. Travia (Tag der Helden, Marschallsgedenken), 7. Boron (Meskinnesstechen zu Meskinneskoje), 8. Firun (Natio­ nalfeiertag), 30. Firun (Tag der Ifirn), I. Peraine (Saatfest) Stimmung der Region: Gastfreundschaft und Annehmlichkeiten an der Küste, Pioniergeist u nd wilde atur im Landesinnern Was die Märker über die Region denken: "Ha, unsereins hat stets die Gefahr vor Augen! Goblins, Drachen und Schlimmeres, jawohl! Ist ein raues Fleckchen Erde hier! Aber wenn Ihr mich jetzt ent­ schuldigen wollt - ich will noch am Abend in Festurn sein."

Landschaften: Bornauen, Misa-Auen, Niedermark, nördliche Dra­ ehensteine, Hohemark, südlicher Bornwald, Hardener Seenplatte Wichtige Gewässer: Born (460), Westerbach ( 1 25), Haritz (95), Goblinka (85), M isa (70), Schalle (65) , Usna (65), Aspe (30), Sal­ dersee, 'die Sprenkel' ( Hardener Seenplatte) Geschätzte Bevölkerungszahl: 35.000 (davon 80 % in Niedermark und Bornauen), etwa 1 0 % Norbarden, einige Goblins, Elfen (Bornwald) und Molochen (Misa-Auen) Wichtige Städte: Skorpsky ( l . l 00), Salderkeim (900), Irberod (800), Usnadamm ( 1 .000), Kirschhau en (600) Bedeutende Burgen: Burg Usnadamm (Misa) , Feste Bangra (vor Festum), Gruschows Weh r (Westerbach), Schloss Salderkeim (Sal­ dersee) Wichtige Verkehrswege: Born, Kronstraße Festum-Skorpsky(-Val­ lusa), Weststraße und Goblinstieg (nach Weiden), Ornaldsjoch, Raulsjoch (Drachensteinpässe ins freie Tobrien) Sozialstruktur: feudale Bronnjaren-Herrschaft Wichtige Adelsgeschlechter und einflussreiche Familien: Ornaldinen (Markgrafen von Drachenstein, erloschen), Hummergarben ä.H. (Hauptlinie erloschen), Kirschhausen, Salderkeim, Geestwind koje, I rberod, Stoerrebrandt Wichtige Bronnjaren: Arvid von Geestwindskoje (Graf, Adelskom­ tur), Grimow von Salderkeim (Fürst), Marja von Kirschhausen (Herzogin) Religion: Zwölfgötterglaube; Mokoscha (Norbarden), Mailam Rekdai (Goblins); vereinzelt Sumukulte, sehr selten Drachenver­ ehrung (Drachensteine)

»[. . .] Jener Theyl aber, welcher eygen sey den Marschalken vom Thea­ ter, sey begrenzet von den Fluessen Misa Ulld Born, dem Aspe-Bache, den Gipfeln der Rothen Sichel und vom Quell der Misa dorten, wo des Kaisers Grenzen gesetzet [. . .]« --aus dem Kaiserlichen Schiedsspruch und Urteil betreffs die Nachfolge derer von Drachenstein zu Vallusa, 274 BF Die Mark ist der südliche Landesteil des Bornlands, begrenzt von Born und Misa, dem Perlenmeer sowie den Drachensteinen und der Roten Sichel. Auch Teile des Bornwaids zählen nominell zu märki­ schen Besitzungen, doch besteht dieser Anspruch nicht zuletzt a nge­ sichts des Riesen Milzenis nur in grauer Theorie. De facto besteht die Mark damit aus den Misa-Auen im Süden, dem Küstenstreifen der Niedermark, der Hohemark nördlich der Drachensteine, der Har­ dener Seenplatte und den Bornauen von Birgau bis zur Flussmün­ dung. Dicht besiedelt ist die Region allein entlang der Küste und des Born, wo Obst und Feldfrüchte gedeihen. Im Hinterland bestimmt die Schaf- und Rinderzucht das Bild, bis die Mark schließlich von dichten Wäldern eingenommen wird, die zwar wichtige Rohstoffe lie­ fern, aber nur wenigen Menschen eine Heimat bieten.

W E G V ll D STEG D i e wohl a m besten ausgebaute Straße der Region i s t die Kronstraße von Festum nach Skorpsky, von wo aus Usnadamm und über einen Knüppeldamm die Stadt Vallusa erreicht werden können. Paral­ lel zum Knüppeldamm verläuft etwa 50 Meilen weiter westlich die Straße vom festenländischen Alderow über Bullstadt nach Ritterfurt, die ebenfalls in deutlich schlechterem Zustand bis nach Usnadamm und von dort aus über die Misa nach Tobrien fortgeführt wird. Als nach der Entstehung der Blutigen See dem Landweg ins MitteI­ reich immer größere Bedeutung zukam, begann man, die Weststraße durch die Hohemark von Salderkeim aus weiter auszubauen. Von ihr zweigt der Goblinstieg zwischen Drachensteinen und Roter Sichel hindurch zum Weidener Sieben-Baronien-Stieg ab, während man über das Raulsjoch das freie Tobrien erreichen kann. Die Passage durch die Gebirge selbst ist trotz besserer Wege dorthin dank Wetterunbilden, Goblins oder gar Drachen noch immer ein Abenteuer. Der weitere Ausbau der Stiege und Pässe wird neben der ungezähmten Natur auch durch den Widerstand einiger skeptischer Bronnjaren und jener Handvoll Kaufleute und Städter erschwert, die von einem zugängli­ cheren Sieben-Baronien-Stieg nicht profitieren würden.

50

Ein Großteil des märkischen Warenverkehrs erfolgt daher notge­ drungen nach wie vor zu Wasser, sei es über die Bornschiffer oder per Küstensegler zwischen Festurn und Vallusa. Die Misa ist von Usna­ damm bis zu ihrer Mündung ebenfalls schiffbar.

D i E m i S A- A v E ß In direkter Flussnähe sind die Misa-Auen über weite Strecken ein unfruchtbares und mückenverseuchtes Sumpfgebiet, in dem es zu allem Ü berfluss nicht recht geheuer zu sein scheint. Das einst präch­ tige Wasserschloss Httmmergarben wurde im Lauf der Jahre regelrecht vom Sumpf verschluckt und ist heute eine verrufene Ruine, in der es spuken soll (. 1 73 A) . Vom Mörderstein von Rathein (. 1 72 A) geht die Sage, er sei das ungeweihte Grab eines götterlosen Schurken und bis heute der nächtliche Versammlungsort von Irrlichtern und Dämonenbündlern. Nach Norden hin, wo die Misa-Auen in die Niedermark übergehen, wird das Gebiet um einiges fruchtbarer und zugänglicher: An der Küste erheben sich mit Strandgras gekrönte Dünen von teils beein­ druckender Größe (so soll einst eine Wanderdüne mit der Zeit den kompletten Weiler Wulzen verschluckt haben). Das Landesinnere prägen lichte Wälder und Wiesen, die traditionell an Vallusa verpach­ tet werden und daher auch Vallusanische f#?iden heißen. Die berühmte Schlacht auf den Vallusanischen f#?iden wurde allerdings südlich der Misa geschlagen.

VSDADAmm Am Zusammenfluss von Usna u nd Goblinka zur Misa erhebt sich ein gut fünfzehn Schritt hohes Stauwehr aus dem Flussbett, das der Trinkwasserversorgung Vallusas dient. Von ihm hat die Stadt Usna­ damm (Einwohner: um 800 auf bornischer Seite, dazu etwa 200 im 'tobrischen Viertel' am Südufer; Tempel: Efferd, Peraine, Travia; Wappen: schwarzer Turm vor schwarzer Wellenlinie auf grünem über blauem Grund) ihren Namen. Die hiesige Furt durch die Misa ist auf Meilen der einzige gangbare Weg ans andere Flussufer. Seit der Vertreibung borbaradianischer Besatzer durch die vereinten Ksäfte des Bornlands, Tobriens und des Draconiterordens 1 025 BF hat der zum Ksonvogt erhobene sewerische Oberst Pjotr Wladimir Kariljew das Kommando über die eigentliche Burg nördlich der Misa. Das massive Vorwerk und der südliche Teil der Staumauer sind hingegen auf mittelreichischem Boden erbaut und unterstehen einem vom tobrischen Baron Tremal von Dunkelstein eingesetzten Burgvogt. Flüchtlinge haben dort unter dem Schutz der Festungsan­ lage eine eigene Ansiedlung erbaut, die noch immer wächst und in Usnadamm schlicht das tobrische Viertel genannt wird. Eingedenk der gemeinsam erlebten Bedrohung durch Borbarads Schergen haben sich Bornländer und Tobrier zusammengerauft und sorgen mit vereinten Ksäften fur Erhalt und Ernährung der vom Grenzfluss geteilten Stadt.

D i E M OLOCH E n Die in den Misasümpfen heimischen Molochen sind ein Men­ schenvolk, dessen offenbar einzige Siedlung das abgeschiedene Dorf Aurrghrhn"Opp etwa zwei Meilen jenseits des Knüppel­ damms zwischen Skorpsky u nd Vallusa ist. Die Molochen ha­ ben durchweg gelbe Haut und blondes Haar und tragen auch bei bitterer Kälte nur wenig Kleidung aus geflochtenem Schilf und Fischhaut. Sie gelten als einfaltig, aber überaus friedlich und besitzen offenbar eine große Affinität zum Wasser und sei­ nen Kreaturen. Der Sage nach sind sie die geläuterten Nachfahren von Floß­ leuten oder der norbardischen Molokai-Sippe, die einst den Zorn Efferds herausgefordert habe. Andere behaupten, die ers­ ten Molochen seien Chimären aus den Magierkriegen gewe­ sen, denen der Meeresgott wieder menschliche Gestalt gegeben habe. Efferd soll das kleine Volk unter seinen göttlichen Schutz gestellt und etwa die Menschen Vallusas mit einer Sturmflut bedroht haben, als sie die Molochen einst als Sklaven miss­ brauchten. Auch die daimoniden Schrecken der Blutigen See haben Aurrghrhrropp und seine Bewohner offenbar bislang nicht behelligt. Der Band Efferds Wogen widmet sich den Molochen ausführ­ lich ab Seite 1 44.

='::::::---

-

--

--

-

-

S�O�PSK:Y Die befestigte und durch eInen Wassergraben geschützte Stadt Skorpsky (Einwohner: um l . l 00; Tempel: Efferd, Peraine, Travia; Wappen: weißer Ksakenmolch auf grünem Grund) ist vor allem als Knotenpunkt zwischen Vallusa, Usnadamm und Festum von Bedeu­ tung. Außerdem werden hier Schriftrollen aus Schilfpapyrus herge­ stellt, die in der Efferd-Kirche der Region gern zur Niederschrift von liturgischen Texten verwendet werden. Seit Entstehung der Schwarzen Lande ist es üblich, dass regelmäßig so genannte 'Sumpfläufer' in den Marschen Ausschau nach Feinden oder Monstrositäten halten. Mutig und wehrhaft, wie die Märker sich gern geben, finden sich hierzu immer wieder Freiwillige bei Baron Setschin III. ein, der dabei auch die Hilfe von vertrauenswürdigen Ortsfremden in Anspruch nimmt.

D i E n i E D E R.m A R.� Die Küste der Niedermark ist von weiten Sandstränden geprägt, die im Landesinnern von sanften, bewaldeten Hügeln abgelöst werden, wo Holz für die bornischen Werften geschlagen wird. Zwei Orte an der Küste sind vor allem aus militärischer Sicht inter­ essant: Die Festung Bangra wurde ursprünglich als ein von Festurn und den dortigen Kaufleuten unabhängiger Tagungsort der Adelsver­ sammlung erbaut, ist mittlerweile jedoch fester Bestandteil der städti­ schen Verteidigungsanlagen. Im noch etwas weiter südlich gelegenen Ksiegshafen Tsastrand-Neuhaven leben heute fünf Mal so viele Söld­ linge und Matrosen wie ursprünglich einmal dort ansässige Fischer und Dörfler.

SI

i Rß E R.O D D i E S C H W A Rl E ffi A RS C H A LLSE i c H E z v B A L D R.O m

I n der Mark heißt es, i n Irberod (Einwohner: u m 800; Tempel: Rondra, Ingerimm, Travia, Effe rd; Wappen: drei gekreuzte silberne Speere auf blauem Grund) ende die zivilisierte Welt. Aus dem We terbach erhebt sich düster und abweisend Grusehows Wehr, die nach ihrem Erbauer Graf Grttschow ll. benannte Stamm­ burg des hiesigen Grafengeschlechts, eine der am besten zu verteidi­ genden Festen des Bornlands. Von hier aus führt Gräfin Rilka Nadje­ scha von Irberod-PlUskow ein strenges Regiment über die eigentliche Stadt. Der sprichwörtliche Freiheitsdrang der Märker stößt hier an seine Grenzen: Mancher Leibeigene wurde geblendet oder seiner vor­ lauten Zunge beraubt. In Irberod wird Eisenerz aus der Roten Sichel verhüttet und weiter verarbeitet. Rinderzucht, Fischfang und Kartoffelanbau reichen zur Versorgung der Stadt und zum Anlegen von Vorräten mehr als aus. Das Schlagen von Bau- und Feuerholz in ausreichenden Mengen gestaltet sich in der direkten achbarschaft des Riesen Milzenis und des angeblich recht launischen Einhorns Kershwiki allerdings zuwei­ len schwierig. Das Irberod lehnspAichtige Dorf Drachenzwinge ist vor allem als letzte Station vor dem Goblinstieg von Bedeutung. Immer am I . Rondra begeht man hier zudem das so genannte Wunnwehr-Fest, zu dem alljährlich der Rondra-Geweihte aus Irberod anreist, um den Segen der Leuin zu spenden. In feierlicher Prozession wird zuvor der Schädel jenes großen Höhlendrachen vor den Priester getragen, den vor etwa sechshundert Jahren an eben dieser Stelle Seine Gnaden Graf bj(l1l von lrbemd mit eigener Hand erschlagen haben soll. 1 020 BF jedoch steckte der Kaiserdrache Brakador den Ort in Brand, löschte die Baronsfamilie aus und nistete sich im Tempel ein, zum Beweis, dass seinesgleichen weder die Menschen noch deren Götter zu fürch­ ten habe. Brakador konnte vertrieben werden, die Spuren des Angriffs aber kann man auch ein Jahrzehnt später noch an den Häusern und ·in den Gesichtern der Menschen erkennen.

. l 72 e

»Noch bevor die Mittelländer kamen und sich Sumus Leib ulller­ tan machen wollten, stand Unbaldroa, die Schwarzeiche, die wir als Tochter der Mutter ehren, tnltzig in Sommerstunn wie Winter­ wind. Auch die Gob/ins - oder zuwenigst ihre Altesten - erkannten die ungebändigte Kraft der Erdmutter, welche der Eiche inne­ wohnte. Bei Neumond sammelten sich hier ihre Stämme zum Kriegs/este, um hernach zu Hunderten und Tausenden in die mit­ täglichen Lande einzufallen. Eines Tages aber kamen Männer und Frauen ill Eisen geritten, die Unbaldroa zu folien trachteten. Dann nämlich würden die Gob­ lins verzagen und von ihren Kriegszügen wider die Menschen des Südens ablassen, so dachten sie. Voll lnbruTlSt gingen sie mit kalten Stahl ans I*rk. Töten aber konnten sie Unbaldroa nicht, wiewohl sie noch jung war lind ein Mann allein ihren Stamm umfassen k011/1te (und nicht deren viere nötig sind wie in unseren Tagen). Als sie mithin nach einem ihl·er Zauberer schicken wollten, offen­ barte sich ihnen Jarisch� der in jenen Monden für die Gemein­ schaft Slimus sprach. Hernach begnügte sich der Kn·egsmann, der ihr Anführer war, damit, sein Zeichen und seinen Namen in eine Tafel zu ritzen lindjene an den Stamm schlagen Zll lassen, doch mit einem hölzernen Zapfen, wie ihm Jarischk geraten hatte. Da erschien der Kriegerführer mächtig vor den Gab/ins und Men­ seilen, und darob hielten es nach dem ersten alle Herrscher der Menschen so, die an der Misa und seitherjene vom Born. Einzig die Knechte der Sonne trachteten die Eiche zu verletzen und nahmen Nägel vom gleißenden Gold ihres Gottes. Eine mutige Schwester aber ging des Nachts lind ersetzte sie insgeheim durch Birkenäste, die Unbaldroas Wunden heilten. Heuer gilt sie den Dörflern Bal­ droms als der Göttin Peraine heilig, und selbst die, die sich ihre Geweihten nennen, kommen von weit her und suchen im Rau­ schen der Blätter Erleuchtung Zll erheischen. Doch ist ihr Blick zu schmal, ihr Herzen nicht offen genug, die Stimme der M,ttler zu vemehmen.« -Überlieferung des Sumukults im Bomland und im nördlichen Tobrien

Ki RSC H H A V S E n

D i E H O H E ffi A R..K... ur wenige WeideAächen und Äcker wurden dem oft kargen Land der Hohemark abgetrotzt, stattdessen erheben sich düstere, vom Nordwind gebeugte adelwälder und schroffe, kahle Hügel bis hinauf in die Drachensteine, deren namensgebende Bewohner man hierzulande niemals ganz vergisst. So finden sich nicht von u ngefähr vor vielen Häusern Stelen und beschnitzte Pfähle, die dem Volksheili­ gen Ornald Drachenzwinger als Schutzpatron gegen Lindwürmer und allerlei wildes Getier gewidmet sind. Manche DörAer vertrauen sich jedoch lieber den Drachen selbst als den fernen Heiligen an und brin­ gen Apep dem Ewigen, dem zuweilen aus den Salamandersteinen auf­ tauchenden Stemenfeuer oder ihren jüngeren Artgenossen heimlich allerlei Opfergaben dar, um selbst verschont zu bleiben. Tatsächlich kommt es seitens der Drachen eher selten zu Ü bergriffen, was natür­ lich direkt auf die Heiligen oder die dargebrachten Opfer zurückge­ führt wird. Bis auf Kirschhausen und Meskinneskoje verbindet die Weststraße alle namhaften Orte der Hohemark miteinander und mit dem Gob­ linstieg. Zwischen Drachenzwi nge und den Hochmooren um Kar­ kriwen hat sie allerdings gerade mal die Qualität eines ausgetretenen Karrenpfades.

Der Stammsitz derer von Kirschhausen wirkt abseits aller wichtigen Handels- und Reiserouten fast fehl am Platze, hat das Herzogenhaus doch alles getan, um ihn als 'Hauptstadt' seiner Lehnslande heraus­ zuputzen: Inmitten von Kirsch- und Apfelhainen, in denen in Früh­ jahr u nd Sommer Hummeln und Honigbienen summen, blitzt eine weiße Stadtmauer mit nicht weniger als drei Toren und fünf eher der Repräsentation als der Verteidigung dienenden Türmen, deren größ­ ter und prächtigster die Residenz der Herzöge ist. Kirschhausen (Ein­ wohner: um 600; Tempel: Rondra, Travia, Hesinde-Schrein; Wappen: ein Kreis aus sieben weißen Blüten auf rotem Grund) wirkt, als hätten Feen es aus ihrer Welt in die Hohemark versetzt. Die Hauptstraße säumen hell getünchte Wohnhäuser, ordentliche Krämerläden, einige Handwerkerstuben und gleich drei gepAegte Gasthäuser, deren Wirte ihre Gäste für gewöhnlich seit Jahren kennen. Den Leibeigenen geht es hier freilich nicht anders als irgendwo sonst im Bornland, oder, wie man zuweilen hört: "Auch ein von Kir chhausen verströmt keinen Blütenduft auf dem Abort."

S A LD E � i m V U D S A L D E Rji O L1" Am Saldersee liegen die Besitzungen des Hauses Salderkeim: die gleichnamige Stadt (Einwohner: um 900; Tempel: Efferd, Peraine, Travia, Schreine des Praios u nd der Rondra; Wappen: rot über blau geteilt, im roten Feld zwei gekreuzte schwarze Schwerter) sowie Dorf und Feste Salderholt (etwa 200 Einwohner). Salderkeim lebt vor allem von Korn und Fisch, aber auch von from­ men Pilgern, denn im Namen Rondras folgen einige Gläubige dem letzten Marsch Anshags von Glodenhof hierher und weiter gen Dra­ chenspalt. Andere kommen pikanterweise wegen des praiosheiligen Sonnengongs im Saldersee. Die Verehrung des 'Heiligen Anshag' geht zum Glück selten so weit, dass es ob des Sieges der Priesterkaiser seinerzeit zwischen den Pilgern öfter zu Streit käme. In Salderkeim

52

AufSalderholt wird auch Ailgrimms Kästlein verwahrt, eine Truhe, der allerlei wundersame Eigenschaften nachgesagt werden (� 1 72 D) . Bei Salderkeim liegt auch ein größeres Winterlager der fahrenden orbarden.

DER,. SO n n E n co n c i m SA.L D E RS E E Als der Zauberer aber in Gareth deli Thron bestiegen, da hubeIl an Willkür, Mord und Brand, ulld viefe der getreuesten Diener des Herrn wurden erschlagen ... Gar schlimm trieben sie's in Salderkeim im Märkischen, wo sie auf das Dach des Tempels den Roten Hahn setzten, das Gold von den Wänden rissen, die Diener und Diene­ rinnen des Hen71 schändeten und an den Füßen über einem Feiler aufoingen, ja gar aus der Hirnschale des J#zhm:r ihren Schnappes soffen. Lund! abel; der jüngste Novize, elfüllt von der Kraft des Herrn, nahm den goldenen Gong, mit welchem zur PraiosstLtlld zum Gebete und Opftr gerufell ward, und führt ihn mit sich auf einem Boot, zufliehen der Mordbrenner Schal: Aber weh! Es war der Wille des HC1771, dass sein Zeichen aufalle Zeiten den Salderkeimern Mahnung sein sollt, und so kenterte das Schifflein aufdem Salde1:fee und nahm den Gong und den jungen LU/ich mit sich aufden Grund des Wasse1:f. Noch heute aber vernimmt mall sein Dröhnen am Ende der NamenLosen Tage, aufdass die Salderkeimer stets gemahnt, dass ihr namenloses Treiben überwunden vom He/171!« -aus den Aufzeichnungen im Tempel des Neuen Lichts Ztl Festt/m, um das Jahr 800 BF •

D i E H A RP E II E R 5 E E II P LATTE ( O D E R... ' S P � II KJ3 L ' ) Die 'Sprenkel' sind u m die sechzig kleine, von unterschiedlich dich­ tem Wald umgebene Seen und Teiche, die angeblich alle untereinan­ der durch natürliche Kanäle verbunden sind und von oben tatsächlich wie wahllos über das Land verspritzt wirken. Die Gewässer sind reich an Fischen, und neben essbaren Wurzeln, Beeren und Pilzen gedei­ hen in der Region auch verschiedene Heilpflanzen. Ein Großteil der hiesigen Bevölkerung gehört den norbardischen Sippen der Prischkajs, Wrimitows und Trebritzkis an, die hier seit meh­ reren Generationen quasi sesshaft sind. 'Quasi', denn mit i h ren klei­ nen Hausbooten können die Norbarden ohne Weiteres einfach auf einen benachbarten See ausweichen, wenn es i h nen geboten scheint. Der Ort Harden (um 500 Einwohner) ist über seine Grenzen hinaus höchstens für die Märkische Kaseme bekannt, oder besser berüchtigt, denn die in Harden stationierten Offiziere sind allesamt entweder dort­ hin fortgelobt worden (und dürfen somit als inkompetent gelten) oder wurden strafversetzt. Die entsprechend schlechte Stimmung der Solda­ ten droht sich bisweilen unter einem Vorwand gegen die Norbarden zu entladen, doch sind diese auf den Seen nahezu unangreifbar.

D i E B O R...II A V E II Die Bornauen sind das zweifellos fruchtbarste Gebiet innerhalb der Mark, doch hat der lebensspendende Strom auch seine - immerhin berechenbaren - Launen. Während der Frühjahrshochwasser werden die Bornauen größtenteils überschwemmt, und manche Dörfer können wochenlang n u r per Boot mit der Außenwelt in Kontakt treten. Diese Boote sind meist Eigentum der örtlichen Grundbesit­ zer und stellen das ganze Jahr über das wichtigste Verkehrsmittel dar, verläuft die Bomstraße doch am jenseitigen, festenländischen Fluss­ ufer. Hilgen und Hulga (jeweils etwas über 200 Einwohner) sind die Marktflecken und Fährhäfen der Region, Festurn jedoch ist letztlich der Abnehmer der meisten Handelsgüter. Viele Orte in den Bornauen sind auf natürlichen oder künstlichen Hügeln errichtet, und dennoch kommt es immer wieder vor, dass die Bornschiffer bei Hochwasser Vieh oder Menschen auf ihre Flöße retten müssen. Die Dankbarkeit der Dörfler zeigt sich in den Win­ terquartieren, die sie den Flussfahrenden bereitstellen. Diese Nähe zu der verschworenen Gemeinschaft der Bornschiffer führt letztlich dazu, dass man den Bewohnern der Bornauen ebenso wie jenen eine gewisse Wunderlichkeit nachsagt. Wunderlich geht es auch im Birgauer Forst zu, wo die Fee Geskai mit der heilenden Hand wohnt. Geskai ist freundlich und hilfsbereit, man munkelt jedoch, dass ihre Hilfe einen Preis habe, den die von ihr Geheilten verschweigen (� 1 73 C).

bietet man den Fremden gegen Entgelt eine Unterkunft, zuweilen auch passende Devotionalien, wobei mancher angebliche Fingerkno­ chen eines Theaterritters oder des treuen Praios- ovizen in Wahrheit wohl von der letzten Hühnerschlachrung stammt. Am ordrand des Ortes steht das aus rotem Marmor erbaute Fürs­ tenschloss, das jedoch auf Grund eines Ehevertrages unlängst in den Besitz des Hauses Stoerrebrandt überging. Der greise und freudlose Fürst Grimow von Salderkeim residiert seither auf der zugigen Feste Salderholt und hat die Stadtverwaltung Salderkeims in die Hände Graf Gulmans von SaLderl(eim-La1:fach gelegt.

Die Drachensteine bilden das Zentrum der vormaligen gleichnami­ gen Markgrafschaft, die nach dem 'Rübenkrieg' zwischen dem heu­ tigen Bornland und dem Herzogrum Tobrien aufgeteilt wurde. Aber auch wenn die Grafen von Irberod, die Fürsten von Salderkeim, die Barone von Ritterfurt und die Herzöge Tobriens allesamt seit Jahr­ hunderten ihre eigenen Ansprüche auf diesen Landstrich erheben, sind die wahren Herren des Gebirges die Drachen - ein Umstand, dem das tobrische Herzogenhaus mit der offiziellen Ernennung des Kaiserdrachen Apep zum Markwart der Drachensteine mittlerweile Rechnung getragen hat.

53

Das Gebirge, das sich bis zu 3.000 Schritt Höhe schroff aus Hohe­ märker Hügelland erhebt, besteht zu großen Teilen aus grauem Granit. Bisweilen regen sich Feuerberge, in deren Glut die Drachen sich paaren sollen. Wilde Gebirgsbäche wie Usna, Goblinka oder klei­ nere ZuAüsse des Westerbachs entspringen h ier, bilden Wasserfalle und graben sich ihr Bett durch bizarre Felsformationen. Schlammlawinen und Steinschlag, Goblins, wilde Tiere und manchmal gar die Dra­ chen selbst machen Reisen über die Gebirgspässe zu einem kräftezeh­ renden Abenteuer. Dennoch locken Bodenschätze oder sagenhafte Drachenhorte immer wieder Prospektoren und Glücksritter an. Die ersten Grafen von Irberod haben angeblich Schätze aus den Tagen der Theaterritter hier versteckt. Die Amazonenburg Yeshinna soll auf wundersame Weise im Gebirge verborgen liegen, ebenso die Ornaldi­ nen-Feste Eilsenhoch. Im Tal der Türme siedeln Menschen, die sich der Macht Apeps unterworfen haben, und berichten von Werwölfen und Elfengeistern, die am Grab des alten Schwertmeisters E,m Sen umgehen sollen. (Den Drachensteinen und ihren Mysterien widmet sich der Band Schild des Reiches ausführlich auf den Seiten 80ff und 1 77ff)

steife Mantel als Zeichen von Stand gelten. Allerdings neigt man hierzulande zu betont einfach geschnittener Kleidung, die Wohlstand allein durch die Qualität von Stoffen und Pelzen demonstriert.

S PE i s v n o tRA n K... Da ein Großteil der märkischen Bevölkerung entweder entlang der Küste, am Born oder an Seen lebt, ist es nicht verwunderlich, dass Fisch und Efferdsfrüchte die hiesige Küche dominieren. Die etwas streng schmeckende Milch der Haarigen Gepürgskühe wird zu ver­ schiedenen Käsesorten wie dem Raudupser Knoblauchbeißer verarbei­ tet. Der Ahrholter Apfelkäse hingegen ist eine Süßspeise aus Äpfeln, Honig, Quark und Eiern. Noch vor dem Essen aber ist das Trinken die wahre Freude der Märker. In ihrer Gastfreundlichkeit und Trinkfestigkeit können sie es angeblich durchaus mit den Thorwalern aufnehmen, zumindest sind ausgedehnte Gelage an langen Winterabenden, zu denen man auch Ortsfremde willkommen heißt, keine Seltenheit. eben dem allgegenwärtigen, ursprünglich wohl aus Meskinneskoje stammenden Meskinnes sind hier an alkoholischen Getränken vor allem Beerenweine und Obstbrände sowie Met und Bier verbreitet.

m ÄR.K.lSC H E f R.ö m m i G K...Ei"t Auch wenn die Zeit der ersten Siedler schon lange vorbei ist und die Grenzen der menschlichen Zivilisation längst weiter nach Norden verschoben wurden, betrachtcn sich die Märker doch immer noch als Pioniere. Je näher man den Gebirgen und dem Bornwald kommt, desto mehr präsentieren sie sich als raue, aber herzliche Bewohner eines wilden Landes, das sie aus eigener Kraft urbar machen müssen, um zu überleben. Diese Außenposten-Stimmung geht mit einem gewissen Stolz und Freiheitsdrang cinher. Tatsächlich ist der Anteil freier Bauern an der Bevölkerung verglichen etwa mit Sewerien rela­ tiv hoch, und das Joch der Bronnjaren-Herrschaft wiegt selbst für die Leibeigenen weniger schwer. Versuche, seinen Herrschaftsanspruch zu verschärfen, hat der Adel in der Vergangenheit oft mit für beide Seiten blutig endenden Aufständen bezahlt, und so haben sich Herr­ scher und Beherrschte mit der Zeit arrangiert.

Das Verhältnis der Märker zu den von ihnen verehrten Mächten ist ein ständiges Geben und Nehmen voller gegenseitiger VerpAichtungen. Wer sich alleine, aber besonnen gegen die Gefahren der Wildnis stellt, erwartet im Gegenzug den Beistand I firns oder Rondras. Was man gibt und teilt, wird einem sicherlich durch die gütige Travia einmal vergolten werden. Wer nichts verkommen lässt, den lässt Peraine auch in schlechten Zeiten nicht verhungern. Darüber hinaus kennt man in der Mark eine große Zahl an kleinen Segenssprüchlein, Anrufungen der Volksheiligen, Schutzzeichen und Verhaltensregeln, die die Drachen, Milzenis, die Goblins oder die Feen fern halten oder gnädig stimmen sollen. Auch der Glaube an Hausgeister, denen an Puppenstuben erinnernde Häuschen ein­ gerichtet werden, ist weit verbreitet.

W i C H T i G E A D E LS G E S C H L E C HTE � D E � m A �K...

W E H R.H Ö F E v n o D � c H E nTij R.m E Es gibt kaum einen freien Märker, der nicht mit Axt oder Spieß, Bogen oder Armbrust umgehen könnte. Auch viele Leibeigene üben sich an der Schleuder und wissen ihre Flegel nicht nur zum Dreschen von Getreide zu gebrauchen. Den Ortschaften der Mark sieht man das Erbe der Siedlerzeit eben­ falls deutlich an: Mensch und Tier leben oft gemeinsam unter einem Dach. Je abgelegener ein Gehöft oder ein Weiler ist, desto wehrhafter ist der Ort für gewöhnlich angelegt. Ein gemauerter Wehrturm bildet, ähnlich wie in Tobrien, das Zentrum vieler Dörfer. Dem Schulzen, Fronvogt oder gar dem örtlichen Adligen als ständiger Wohnsitz die­ nend, kann dieser Turm bei Gefahr zumindest fü r einige Zeit die gesamte Dorfbevölkerung aufnehmen. Hölzerne Palisaden oder gar steinerne Mauern sollen wilde Tiere und Goblin-Banden abhalten. Die so genannten Drachentürme der Hohemark allerdings dienen eher dazu, die Lindwürmer der Drachensteine rechtzeitig zu erspä­ hen, als ihre seltenen Besuche tatsächlich abzuwehren. Ein letzter Rückzugsort bei Gefahr aus der Luft ist dort oft der ansonsten als Vor­ ratsraum genutzte Keller (der aber auch zur tödlichen Falle werden kann).

D i E m Ä R.K.l S C H E tRACHT Die Alltagskleidung der einfachen Märker besteht meist aus Wickel­ rock, Bluse, Schnürmieder und Kopftuch bei den Frauen, bei den Männern aus Kittel, Hose und einer für die Region typischen dreizip­ feligen Filzkappe. Teurere Festtagstrachten werden für gewöhnlich über Generationen innerhalb der Familie vererbt. Die Adligen der Mark orientieren sich bei ihrer Kleidung gerne am sewerischen Vorbild, sodass auch hier die hohe Fellmütze und der

D i E O R.!1 A. LD i n E n ( E RJ.,OSCK E n ) " l 73 B

»Einfahrender Recke, Omald mit Namen, der in seinem blitzenden Panzer gerade­ wegs von Rondra geschickt schien, hatte auf seinem Weg über steinigen Bergpfad die Schreie der Jungfer in höchster Not gehört, sogleich die Lanze eingelegt und war ohne Vertun zur Hilfe geeilt! Lange währte der Kampf bis beide gemeinsam und mit der Leuin Hilfe das Untier endlich bezwingen konnten. Da weinte der Markgraf vor Glück und vel!ügte sogleich, dass der Held einst sein Nachfolger sein sollte, und auch die Pn·nzessin war in Liebe entbrannt und hochzeitete ihn im gleichen Mond.« -aus Geschlechter der Drachentöter, einer Sammlung von Helden­ Viten der neureich ischen Frühzeit, Festum, 738 BF »N 0 r d ar l or 0 ,. n a I d« -krakelige Randglosse in der lrberod-Abschrift von Geschlechter der Drachentöter, 950 BF, derzeit im Rondra-Schrein von Drachenzwinge Obwohl ihr Haus seit 274 B F erloschen ist, hält man die einstigen M arkgrafen von Vallusa im Bornland in bester Erinnerung. Omald Drachenzwinger, der die Linie der Ornaldinen mit dem Sieg über den Drachen Nordarlor begründete, wird im Volk als Heiliger verehrt,

54

und auch seine achfahren sollen allesamt von besonderer Kraft und Kühnheit gewesen sein. Brünne u nd Beinschienen des 'Drachengra­ fen' ( Wappen: roter Drache auf grünem Grund) werden als Reliquien in Vallusa verwahrt, Helm und Armschienen sind in Ysilia verschol­ len. Das Wissen um die genaue Lage von Burg EiJsenhoch, dem Familiengrab der Ornaldinen in den Drachensteinen, ist ebenfalls im Laufe der Zeit verloren gegangen.

D i E FVRSTEn vo n S A L D E R-Kt: i m

D i E H E l\lÖGE vo n H u m m E R-G A Rß E n ( H A U PTLi n i E E R,J.OSC H E n )

Die Fürsten von Salderkeim besitzen nominell sicher ein Zehntel des Bodens der Mark, gut die Hälfte davon aller­ dings liegt in den Drachensteinen, und der Rest bringt nicht so viel ein, wie man gern hätte. Das Fürstenhaus hat daraufhin das Wertvollste zu Markte getragen, was ein Bronnjar besitzt, und unter der Hand seine fürstliche Stimme in der Adelsversammlung den Kauf­ leuten angeboten. Das beste Geschäft machte wohl jedoch Stover Regolan Stoer­ rebrandt, der seine j üngste Tochter Alin mit Prinz !oost von Salderkeim vermählte. Nach dem Umzug des großen Han­ deIsherrn nach Gareth und der Bildung des Freibunds, der Stoerre­ brandts frü here Rolle im Bornland zunehmend ersetzt, sieht Fürst Grimow sich freilich um den Nutzen dieser Ü bereinku n ft betrogen. Auf der düsteren Burg Salderholt hadert der greise und verbitterte Patriarch mit dem Schicksal und gibt seinen Untertanen Anlass zu abergläubischem Gerede von wunderlichem Verhalten und dunklen Racheschwüren. Eine alte Nebenlinie der Familie ist das kopfstarke Haus von Salder­ keim-Larsach, das gemeinhin für seine Tapferkeit und Treue gerühmt wird (und adligen Helden als Hintergrund dienen kann).

Wappen: weißer Turm und roter Hum mer auf rot-weiß gespal­ tenem Grund Charakter: politische Boltanspieler mit hohem Einsatz Bedeutende Angehörige: Jadvige von Hummergarben (Marschal­ lin des Theaterordens), Herzogin Rhaljawa (spukt angeblich im verlassenen Stammsitz) Beziehungen: groß (ä.H.) / minimal (j.H) FinanzkraJt: groß (ä.H) / minimal (j.H.) Einst eines der einflussreichsten born ischen Adels­ häuser, brachte das Haus Hummergarben durch politisches Boltanspiel und plan­ volle Ä mterhäufung zunehmend die anderen Adligen gegen sich auf. I n den mittelreichischen Erbfolgekriegen unter­ stützte es den selbsternannten Kaiser Kunibrand und wurde 920 BF in der ersten Schlacht von Eslamsbück nahezu ausgelöscht. Herzogin Rhaljawa starb daraufhin angeblich in geistiger Umnach­ tung als letzte Bewohnerin von Schloss H u mmergarben. Das Haus wird in zwei Linien fortgeführt: Das ältere Haus Hummergarben zu Festu m hat noch immer großen Einfluss auf die bornische Handels­ politik und das Stimmengeschacher in der Adelsversammlung. Das jüngere Haus zu Ahrholt aber hat während des Bürgerkriegs auf Uriel von Notmark gesetzt und verloren. Wanjescha zu Ahrholt gelang es zwar durch rechtzeitige Unterwerfung, ihr Gut zu behalten, ihre urielstreuen Verwandten jedoch wurden geächtet und führen seitdem ein Leben als Gesetzlose.

D i E H E l\löGE vo n Ki RSCH H AU S E n Wappen: Kreis aus sieben weißen Kirschblüten a u f rotem Grund Charakter: Vorzeige-Bronnjaren mit blütenweißer Weste Beziehungen: groß FinanzkraJt: ansehnlich Herzöge von Kirschhausen verfügen über eine große politische und militärische Hausmacht, sind ihr doch die Grafen zu Harden und jene zu Hulga, die Barone zu Birgau und die zu Meskinneskoje untergeben, die alle wiederum Schitzen (Edle) als Vasallen haben. Diese Hausmacht hat es Gneto von Kirschhausen, dem letzten Herzog, erlaubt, sich in der Adelsver­ sammlung und den Festurner Kaufleuten gegenüber als harter und unabhängiger Verhandlungspartner zu zeigen, politisch stets 'sauber' zu bleiben und seine Familie dennoch zur wohl einflussreichsten der Mark zu machen. Nachdem nunmehr Boron den alten Patri­ archen zu sich gerufen hat, führt seine Tochter Marja die Familie von der schmucken Stadt Kirschhausen aus in seinem Sinne weiter.

Wappen: rot über blau geteilt, i m roten Feld zwei schwarze Schwerter Charakter: schachern risikoreich mit ihrem guten amen Beziehungen: groß FinanzkraJt: ansehnlich

D i E G Rj\ F E n von i Rß E R-O D Wappen: drei gekreuzte silberne Speere aufblauem Grund Charakter: harte Traditionalisten Beziehungen: hinlänglich FinanzkraJt: ansehnlich Der Ehrentitel der 'Drachengrafen', den einst die Ornaldinen trugen, wird heutzutage vom Grafenhaus Irberod beansprucht, das in seiner Ahnen­ reihe mit dem Rondrianer Graf bjan ebenfalls einen Drachentöter aufweist, auf den der Rondra-Tempel von Dra­ chenzwinge zurückgehen soll. Neben großem Mut zeigten die Herren von Irberod in der Vergangenheit allerdings auch eine geradezu drachische Härte, sei es gegen Feinde, aufsässige Leibeigene oder gegen unliebsame Vertreter der eigenen Familie, von denen sich der eine oder andere eingemauert in den Wänden der Stammburg Gruschows I#hr wiedergefunden haben soll.

D i E GRj\FEn vo n G E Es'tw i n Ds�o j E

55

Wappen: diagonal geteilt, rechts oben blaues Feld, links unten drei blaue Wellenkämme auf goldenem Feld Charakter: aufrechte Bronnjaren Bedeutende Angehörige: GrafArvid (Adelskomtur, LandeskanzIer des Bornlandes) Beziehungen: groß FinanzkraJt: ansehnlich

Das Haus Geestwindskoje, dessen Stammsitz an der märkischen Küste liegt, war von jeher recht a ngesehen. Seit seinem Einsatz in den Schlachten gegen Uriel von Notmark und die Borbaradianer ist GrafArvid bei vielen B ronnjaren jedoch geradezu zum Symbol bornischer Entschlossenheit und Unerschütterlichkeit geworden. Thesia von I l menstein machte ihren Kampfgefä h rten, als er von der Adelsver­ sammlung zum Komtur gewählt wurde, zum Landesvogt, unter Ugo von Eschen­ Furt dient er dem Bornland nunmehr als Lan­ deskanzler. Najescha von Geestwindskoje-Ouvenstam, die Witwe von Graf Arvids Vetter Semkin, stand in der Thronfolge des sewerischen Fürstenhau­ ses Ouvenstam an vorderster Stelle, doch dürfte dieser Anspruch mit dem Auftauchen des totgeglaubten Prinzen Wlaselgo (siehe Seite 1 57) vorerst hinfällig geworden sein.

Glück nicl(te traurig, aber dann schaute es ganz fröhlich drein und sagte: " Warum gehst du nicht in die Stadt? Ich bin doch ein Kaufmannsglüc� da kann ich dir beistehen!" Da verkaufte der arme Bauer seinen elendigen Hoffii r viele Batzen an den Landhen17 und machte sich auf in die große Stadt. Und da lestete i sein Glück ihm guten Dienst, wo's doch nun selber so glücklich wal: Tja, und bis an sein Lebensende aß er dann jeden Tag Bärenschinken und Honig und spülte beides mit feinem Meskinnes runteJ: War'n feines Zeug, das weIß ich, weil, er hat mich nämlich selber auf 'n Gläschen eingeladen.« -eine typische Mär vom 'Glück in der großen Stadt'

S A G E n v n D G ES C H i C HT E n D E R.. m A RK. Vom n VTZE O v n o F R..O m m E n m ÄR..K.i scH E R.. t Ri o Kl'EST i G KJ; i T »Im Schnajewald bei Meskinneskojefindet sich eine Köhlerkate, wo einst Köhler Zudikjo üble Schwarzkunst trieb. Den Oger Killdelfress sandte er aus, ihm Knaben und Mägde fürfinsteres Zauberwerk zu rauben, bis es dem wackeren Ritter Tholjin vom Krugenberg gelang, den Oger zum Kampfzu stellen. Doch nicht mit dem Schwerte bezwang er ihn, sondern im Zechen: Mit einem ganzen Fass Meskinnes soll er den Unhold derm·t trunken gemacht haben, dass er seinen Meister im Streit erschlagen habe. In Angedenk daran aberfeiert man in Meskinneskoje in jedem Boron ein Fest - da sticht ein jeder und einejede, es dem tapferen Zecher nachzutun! Die Köhler abel; welche sich gemeinhin vor nichts und niemandem fürch­ ten, hüten sich wohl, an diesem Tag im DOI!zu erscheinen.« -Erzählung aus KiI'schhausen

B A V E R..O G LÜCR.. V n o I