Allokation der Eigentumsrechte an Unternehmensberatungen : eine ökonomische Analyse 9783835091726, 3835091727 [PDF]


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Allokation der Eigentumsrechte an Unternehmensberatungen : eine ökonomische Analyse
 9783835091726, 3835091727 [PDF]

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Zitiervorschau

Katrin Schroder Allokation der Eigentumsrechte an Unternehmensberatungen

WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFT Forschung Schriftenreihe der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL International University SchloB Reichartshausen Herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. Utz Schaffer

Band 61

Die EUROPEAN BUSINESS SCHOOL (ebs) - gegriindet im Jahr 1971 - ist Deutschlands alteste private Wissenschaftliche Hochschule fiir Betriebswirtschaftslehre im Universitatsrang. Dieser Vorreiterroile fuhlen sich ihre Professoren und Doktoranden in Forschung und Lehre verpflichtet. Mit der Schriftenreihe prasentiert die EUROPEAN BUSINESS SCHOOL (ebs) ausgewahlte Ergebnisse ihrer betriebs- und volkswirtschaftlichen Forschung.

Katrin Schroder

Allokation der Eigentumsrechte an Unternehmensberatungen Eine okonomische Analyse

Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jean-Paul Thommen und Ansgar Richter, Ph.D.

Deutscher Universitats-Verlag

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Natlonalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber abrufbar.

Dissertation European Business School Oestrich-Winkel, 2006 D1540

I.Auflage August 2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Ute Wrasmann / Britta Gohrisch-Radmacher Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheBlitz Gedrucktauf saurefreiem und chlorfrei geblelchtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-0317-8 ISBN-13 978-3-8350-0317-0

Geleitwort

Die optimale Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmen gehort zu den zentralen Themen der Wirtschaflswissenschaften. In den vergangenen 30 Jahren sind verschiedene mikrookonomische Theorien vorgelegt worden, die die Allokation von Eigentumsrechten zu erklaren versuchen oder diese zumindest tangieren. Die empirische Forschung hat mit der Theorieentwicklung zum Thema Allokation von Eigentumsrechten bislang nicht mitgehalten. Es existieren nur wenige Studien, die Hypothesen zur Verteilung der Eigentumsrechte an Untemehmen empirisch testen. Mit der vorliegenden Arbeit tragt Katrin Schroder zur SchlieBung dieser Liicke bei. Als Untersuchungsgegenstand wahlt sie dabei die Verteilung der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen. Diese Wahl ist insofem interessant, als auffallend viele Firmen in dieser Branche als Partnerschaften organisiert sind. Gleichzeitig ist gerade in den vergangenen beiden Jahrzehnten der Eintritt von nicht partnerschaftlich gefuhrten Firmen, z.B. von borsennotierten Gesellschaflen, in den Untemehmensberatungsmarkt zunehmend zu beobachten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Einflussfaktoren der Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen zu identifizieren und dadurch ein theoretisch und empirisch fundiertes Verstandnis der Vor- und Nachteile verschiedener Optionen zur Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen zu entwickeln. Die Autorin verwendet als theoretisches Fundament dazu die Neue Institutionenokonomik. Aufbauend auf den okonomischen Eigentumstheorien entwickelt Katrin Schroder funf Hypothesen. Die formulierten Ursache-Wirkungs-Zusammenhange beschreiben, welche Faktoren die Allokation der Eigentumsrechte an die Partner begiinstigen oder aber die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist, reduzieren. Zur Uberprufling der Hypothesen verwendet die Autorin einen selbst erhobenen Datensatz aus 103 Untemehmensberatungen. Bei den Untemehmen handelt es sich iiberwiegend um intemational agierende Beratungsfirmen mittlerer bis groBer Dimension. Als Analysemethode werden binare logistische Regressionen verwendet.

Die Ergebnisse bestatigen zum groBen Teil die Aussagen der okonomischen Eigentumstheorien. Ein steigender Kapitalbedarf oder ein zunehmendes Geschaftsrisiko einer Untemehmensberatung reduzieren die Wahrscheinlichkeit der AUokation der Eigentumsrechte an die leitenden Angestellten, die Partner. Gleiches gilt flir die Kosten kollektiver Entscheidungen. Mit zunehmenden Kosten koUektiver Entscheidungen sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist. Dahingegen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist, je schwieriger sich das Monitoring von Agenten erweist. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen diskutiert die Autorin theoretische und praktische Implikationen sowie Einschrankungen der Untersuchung und zeigt Ansatzpunkte fiir zuktinftige Forschungsarbeiten auf. Katrin Schroder leistet einen erheblichen wissenschaftlichen Beitrag, in dem sie einen systematischen Test von Kemaussagen der aktuellen mikrookonomischen Theorien zur AUokation von Eigentumsrechten bietet. Ein derartiger Test liegt bislang nicht vor. Die Arbeit bringt somit wesentliche neue Erkenntnisse und schafft zugleich die Gmndlage flir weitere Forschungsarbeiten. Die vorliegende Arbeit ist nicht nur fiir Organisationswissenschaftler und Institutionenokonomiker von groBem Interesse, sondem liefert auch Partnem und Managem von Professional Services Firmen - vor allem von Untemehmensberatungen - eine hervorragende Gmndlage zur Beurteilung unterschiedlicher Eigentumsformen.

Prof Dr. Jean-Paul Thommen Ansgar Richter, Ph.D.

VI

Vorwort

Die vorliegende Arbeit entstand wahrend meiner Forschungstatigkeit am Department of International Management and Consulting (IMC) der European Business School (ebs) und wurde im Dezember 2005 vom Promotionsausschuss als Dissertation angenommen. An dieser Stelle mochte ich mich bei all denen bedanken, die jeweils auf ihre Art und Weise einen Beitrag zum Gelingen meines Vorhabens geleistet haben. Mein besonderer Dank gilt meinem sehr geschatzten Doktorvater, Prof. Dr. Thommen. Er gab mir wahrend meiner Arbeit den notwendigen akademischen Freiraum und stand mir jederzeit mit konstruktiven Anregungen hilfreich zur Seite. Herzlich bedanken mochte ich mich auch bei Prof Dr. Caspers fiir die unbiirokratische Ubernahme des Zweitgutachtens. Meine wissenschaftlichen Mitstreiter und Freunde am Lehrstuhl haben wesentlich zum erfolgreichen Abschluss meiner Dissertation beigetragen. Mein besonderer Dank gilt Ansgar Richter, PhD, far seine fachliche und motivierende Betreuung, gepaart mit stetem Vertrauen. Er hat es in bester Weise verstanden, mich wahrend des Forschungsprojekts immer wieder „on track" zu halten. Ebenfalls danken mochte ich Dr. Michael Graubner, Dr. Sandra Niewiem und Dr. Robert Urlichs fur die wertvollen Diskussionen und ihre Unterstutzung. Dass ich dieses Promotionsvorhaben tiberhaupt realisierte, verdanke ich vor allem meiner Familie. Ohne die dezenten Aufforderungen und Ermunterungen meines Schwiegervaters und meines Mannes hatte ich vermutlich nicht das Dissertationsprojekt in Angriff genommen. Wahrend des Vorhabens stand mir mein Mann Christian als fachlicher Diskussionspartner und in der Endphase als Korrekturleser zur Seite. Dariiber hinaus waren und sind vor allem sein Verstandnis, seine moralische Unterstutzung und Zuversicht eine unverzichtbare Basis. Tiefste Dankbarkeit gilt meinen Eltem und meinen GroBeltem. Sie haben mir nicht nur eine hervorragende Ausbildung ermoglicht,

VII

sondem alle meine Plane gefordert und dabei immer voll hinter mir gestanden. Ihnen ist deshalb diese Arbeit gewidmet.

Katrin Schroder

VIII

Inhaltsiibersicht

Inhaltsubersicht

IX

Inhaltsverzeichnis

XI

Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkurzungsverzeichnis 1

2

3

4

XVII XIX XXIII

Einfiihrung

1

1.1 Hintergrund und Problemstellung

1

1.2 Forschungsziele

4

1.3 WissenschaftstheoretischeCharakterisierung

5

1.4 Aufbau der Arbeit

8

Neue Institutionenokonomik und Unternehmensberatungen

11

2.1 Einleitung

11

2.2 Neue Institutionenokonomik und Eigentumstheorien

13

2.3 Untemehmensberatung: Dienstleistungen, Anbieter und Eigentumer

30

2.4 Kapitelzusammenfassung

69

Okonomische Eigentumstheorien und Hypothesen

71

3.1 Einleitung

71

3.2 Agency-Kosten

72

3.3 KapitalbedarfundRisiko

92

3.4 KoUektive Entscheidungen

101

3.5 Kapitelzusammenfassung

109

Design der empirischen Untersuchung

Ill

4.1 Einleitung und Uberblick

Ill

4.2 Forschungsrahmen

Ill

4.3 Empirische Forschung zu okonomischen Eigentumstheorien

112

4.4 Stichprobenbildung und Forschungsdesign

117 IX

5

6

7

4.5 Operationalisierung der Hypothesen

127

4.6

Statistische Analyse

140

4.7 Kapitelzusammenfassung

145

Datenanalyse und Ergebnisse

147

5.1 Einleitung

147

5.2 Deskriptive Ergebnisse

148

5.3 Binare logistische Regression

160

5.4 Exkurs: Zusammenhang Eigentumsform und Gesellschaftsform

195

Diskussion

199

6.1 Diskussion der Ergebnisse und theoretischen Implikationen

199

6.2 Praktische Implikationen

213

6.3 Reflexion der Pramissen okonomischer Eigentumstheorien

215

6.4 Einschrankungen der Untersuchung

217

6.5 Ansatzpunkte fiir zukiinftige Forschungsarbeiten

222

Schlussbetrachtung

231

7.1 Beurteilung der Ergebnisse

231

7.2 Resumee

233

Anhang

237

Literatur

251

X

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

XVII

Tabellenverzeichnis

XIX

Abkiirzungsverzeichnis 1

XXIII

Einfuhrung

1

1.1 Hintergrund und Problemstellung

1

1.2 Forschungsziele

4

1.3 Wissenschaftstheoretische Charakterisierung

5

1.3.1

Forschungsperspektive

5

1.3.2

Forschungsmethodik

6

1.3.3

Forschungsresultate

7

1.4 Aufbau der Arbeit 2

8

Neue Institutionenokonomik und Unternehmensberatungen

11

2.1 Einleitung

11

2.2 Neue Institutionenokonomik und Eigentumstheorien

13

2.2.1 Neue Institutionenokonomik als theoretischer Zugriff

13

2.2.2 Okonomische Eigentumstheorien

16

2.2.2.1

Einleitung und Uberblick

2.2.2.2

Transaktionskosten- und neuere

16

Property-Rights-Theorie

18

2.2.2.3

Identitatsbezogene Eigentumstheorien

22

2.2.2.4

Fazit okonomische Eigentumstheorien

24

2.2.2.5

Effizienzkriterium

25

2.2.2.6

Untemehmen und Eigentum

27

2.3 Untemehmensberatung: Dienstleistungen, Anbieter und Eigentiimer

30

2.3.1 Stand der Untemehmensberatungsforschung zur Eigentumsallokation

31

2.3.2 Untemehmensberatung und Untemehmensberatungsleistungen

34

2.3.3 Untemehmensberatung als Dienstleistung

37 XI

2.3.3.1

Intangibilitat

38

2.3.3.2

Interaktion

41

2.3.3.3

Individualisierung

43

2.3.4 Beratungsanbieter

44

2.3.5 Eigentum an Untemehmensberatungen

46

2.3.5.1

Mogliche Eigentumergruppen von Untemehmensberatungen

2.3.5.2

Eigentum an Untemehmensberatungen aus materieller Sicht

2.3.6 Exkurs: Gesellschaftsfomien von Untemehmensberatungen

50

Gesellschaftsformen in den USA

52

2.3.6.2

Gesellschaftsformen in Deutschland

60

2.3.6.3

Vergleich und Diskussion der Gesellschaftsformen 67

2.4 Kapitelzusammenfassung

69

Okonomische Eigentumstheorien und Hypothesen

71

3.1 Einleitung

71

3.2 Agency-Kosten

72

3.2.1 Einleitung

72

3.2.2 Theoretischer Hintergmnd

73

3.2.3 Agency-Kosten in Untemehmensberatungen

78

3.2.3.1

Beziehung zwischen Eigentumem und Management

3.2.3.2

Beziehung zwischen Management und leitenden Angestellten

3.2.3.3

79 82

Beziehung zwischen leitenden Angestellten und „einfachen" Mitarbeitem

86

3.3 KapitalbedarfundRisiko

92

3.3.1 Einleitung

92

3.3.2 Theoretischer Hintergmnd

93

3.3.3 Kapitalbedarf und Risiko in Untemehmensberatungen

97

3.4 KoUektive Entscheidungen

XII

48

2.3.6.1

in den USA und in Deutschland

3

46

101

3.4.1 Einleitung

101

3.4.2 Theoretischer Hintergmnd

102

3.4.3 Kollektive Entscheidungen in Untemehmensberatungen

4

3.5 Kapitelzusammenfassung

109

Design der empirischen Untersuchung

Ill

4.1 Einleitung und Uberblick

Ill

4.2 Forschungsrahmen

Ill

4.3 Empirische Forschung zu okonomischen Eigentumstheorien

112

4.4 Stichprobenbildung und Forschungsdesign

117

4.4.1 Einleitung

117

4.4.2 Grundgesamtheit und Stichprobenbildung

117

4.4.3 Forschungsdesign

121

4.4.3.1

Forschungsmethode und Datenerhebung

121

4.4.3.2

Datenanfragen und Datenblatt

124

4.4.3.3

Informationsquellen

126

4.4.3.4

Datenrucklauf

126

4.5 Operationalisierung der Hypothesen

127

4.5.1 Abhangige Variable

128

4.5.2 Unabhangige Variablen

129

4.5.3 Kontrollvariablen

137

4.6 Statistische Analyse

5

106

140

4.6.1 Binare logistische Regression

140

4.6.2 Software

144

4.7 Kapitelzusammenfassung

145

Datenanalyse und Ergebnisse

147

5.1 Einleitung

147

5.2 Deskriptive Ergebnisse

148

5.2.1 Eigentumsform

148

5.2.2 IT-Hardware-/Software-Implementierung

150

5.2.3 Umsatzpro Mitarbeiter

151

5.2.4 Outsourcing

152

5.2.5 Geografische Diversifikation

152

5.2.6 Umsatzvolatilitat

153

5.2.7 Anzahl Mitarbeiter

153

5.2.8 Anzahl Industrien

156 XIII

5.2.9 Untemehmensalter

157

5.2.10 Ursprungsland

159

5.2.11 Fazit

160

5.3 Binare logistische Regression 5.3.1 Univariate logistische Regressionen

162

5.3.2 Korrelationen und MultikollinearitatsmaBe

166

5.3.3 Multivariate logistische Regressionen

171

5.3.3.1

Einleitung

171

5.3.3.2

Ausfuhrliches Mitarbeitermodell

172

5.3.3.3

Reduziertes Mitarbeitermodell

180

5.3.3.4

Ausfuhrliches Geografiemodell

182

5.3.3.5

Reduziertes Geografiemodell

184

5.3.3.6

Zusammenfassende Beurteilung der Modelle und Hypothesen

6

160

186

5.4 Exkurs: Zusammenhang Eigentumsform und Gesellschaftsform

195

Diskussion

199

6.1 Diskussion der Ergebnisse und theoretischen Implikationen

199

6.1.1 Theoretische Implikationen hinsichtlich der Uberpriifling der Hypothesen 6.1.2 Theoretische Implikationen hinsichtlich der Kontrollvariablen 6.1.2.1

Untemehmensalter

6.1.2.2

Ursprungsland

199 208 208 ...210

6.1.3 Exkurs: Theoretische Implikationen aus der Diskrepanz zwischen Eigentumsformen und Gesellschaftsformen 6.2 Praktische Implikationen

213

6.3 Reflexion der Pramissen okonomischer Eigentumstheorien

215

6.4 Einschrankungen der Untersuchung

217

6.4.1 OperationaHsierung der Hypothesen

217

6.4.2 Datenerhebung und Messung

219

6.4.3

219

Stichprobengrofie

6.4.4 Kontextgebundenheit 6.5 Ansatzpunkte ftir zukiinflige Forschungsarbeiten 6.5.1 Alternative Forschungsdesigns XIV

211

220 222 222

6.5.2

7

Differenziertere Betrachtung der Eigentumsformen

223

6.5.3 Ubertragbarkeit auf andere Branchen

223

6.5.4 Dynamische Betrachtung

224

6.5.5 Alternative theoretische Perspektiven

225

6.5.5.1

Pfadabhangigkeitstheorien

226

6.5.5.2

Professional-Services-Theorien

227

Schlussbetrachtung

231

7.1 Beurteilung der Ergebnisse

231

7.2 Resiimee

233

Anhang

237

Literatur

251

XV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Eigentum an Untemehmen

30

Abbildung 2: Gesellschaftsformen von US-amerikanischen Untemehmensberatungen

53

Abbildung 3: Gesellschaftsformen von deutschen Untemehmensberatungen

61

Abbildung 4: Zusammenhang Eigentumsform und Gesellschaftsform

68

Abbildung 5: Betrachtete Prinzipal-Agenten-Beziehungen bei Investoreneigentum und in der Partnerschaft Abbildung 6: Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von

79

Untemehmensberatungen Abbildung 7: Beispielhafter Verlauf der logistischen Regressionsfunktion

110 143

Abbildung 8: Verteilung der Eigentumsformen der 150 Untemehmensberatungen... 149 Abbildung 9: Verteilung der Eigentumsformen der Untemehmensberatungen der Stichprobe

150

Abbildung 10: Haufigkeitsverteilung und Normalverteilungskurve

156

Abbildung 11: Haufigkeitsverteilung der Variable Anzahl Industrien

157

Abbildung 12: Haufigkeitsverteilung und Normal verteilungskurve

159

Abbildung 13:Zusammenhang zwischen den verschiedenen Log-LikelihoodWerten Abbildung 14:Zusammenfassung der Ergebnisse der Hypothesenuberprtifung Abbildung 15:Marktanteile im Untemehmensberatungsmarkt nach Beratungsleistungen Abbildung 16: Anteil fuhrender Untemehmensberatungen am weltweiten Marktvolumen Abbildung 17:Kostenverstandnis und Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation nach Hansmann (1996)

174 195 238 238 239

Abbildung 18:Anschreiben

240

Abbildung 19: Datenblatt

241

Abbildung 20: Haufigkeitsverteilung und Normalverteilungskurve

247

XVII

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1:

Uberblick forschungsorientierte Literatur zum Thema Eigentum und Untemehmensberatungen

32

Tabelle 2:

Typologie der Untemehmensberatungen

45

Tabelle 3:

Uberblick iiber empirische Untersuchungen zur Identifikation der Einflussfaktoren auf die Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmen

114

Beschreibung und Messung der Variablen und ihres Einflusses auf die Eigentumsallokation

139

Haufigkeit des Angebots der Leistung IT-Hardware-/SoftwareImplementierung

151

Tabelle 4: Tabelle 5: Tabelle 6:

Deskriptive Merkmale der Variable Umsatzpro Mitarbeiter (in USD)

151

Tabelle 7:

Haufigkeit des Angebots von Outs ourcing-Leistungen

152

Tabelle 8:

Deskriptive Merkmale der Variable geografische Diversifikation

153

Tabelle 9:

Deskriptive Merkmale der Variable Umsatzvolatilitdt

153

Tabelle 10:

Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Mitarbeiter

154

Tabelle 11:

Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Industrien

156

Tabelle 12:

Deskriptive Merkmale der Variable Unternehmensalter

158

Tabelle 13:

Haufigkeiten der Variable Ursprungsland

160

Tabelle 14:

Ergebnisse der univariaten binaren logistischen Regressionen

162

Tabelle 15:

Bivariate Korrelationsanalyse

168

Tabelle 16:

Toleranz- und VIF-Werte der Ausgangsvariablen

170

Tabelle 17:

Globaler Likelihood-Ratio-Test des ausfuhrlichen Mitarbeitermodells Klassifikationsmatrix des ausfuhrlichen Mitarbeitermodells

174 176

Parameterschatzungen und Wald-Statistik des ausfiihrlichen Mitarbeitermodells

177

Tabelle 18: Tabelle 19: Tabelle 20:

Likelihood-Ratio-Test zur UberprUfung der Signifikanz der Variablen des ausfuhrlichen Mitarbeitermodells

179

Tabelle 21:

Globaler Likelihood-Ratio-Test des reduzierten Mitarbeitermodell

180

Tabelle 22:

Klassifikationsmatrix des reduzierten Mitarbeitermodells

180 XIX

Tabelle 23:

Parameterschatzungen und Wald-Statistik des reduzierten Mitarbeitermodells

181

Likelihood-Ratio-Test zur Uberpriifung der Signifikanz der Variablen des reduzierten Mitarbeitermodells

182

Globaler Likelihood-Ratio-Test des ausfuhrlichen Geografiemodells

182

Tabelle 26:

Klassifikationsmatrix des ausfuhrlichen Geografiemodells

183

Tabelle 27:

Parameterschatzungen und Wald-Statistik des ausfuhrlichen Geografiemodells

183

Tabelle 24: Tabelle 25:

Tabelle 28:

Likelihood-Ratio-Test zur Uberpriifung der Signifikanz der Variablen des ausfuhrlichen Geografiemodells

184

Tabelle 29:

Globaler Likelihood-Ratio-Test des reduzierten Geografiemodells

185

Tabelle 30: Tabelle 31:

Klassifikationsmatrix des reduzierten Geografiemodells Parameterschatzungen und Wald-Statistik des reduzierten Geografiemodells

185 185

Likelihood-Ratio-Test zur Uberpriifung der Signifikanz der Variablen des reduzierten Geografiemodells

186

Tabelle 32: Tabelle 33:

Zusammenfassung der Ergebnisse der multivariaten logistischen Regressionen

189

Tabelle 34:

Absolute und relative Haufigkeiten der Variable Gesellschaftsform.... 196

Tabelle 35:

Korrelationsmatrix der Variablen Anzahl Biiros, Anzahl Lander^ Anzahl Kontinente

242

Tabelle 36:

KMO-und Bartlett-Test

242

Tabelle 37:

Kommunalitaten

242

Tabelle 38:

Erklarte Gesamtvarianz

242

Tabelle 39:

Faktorenmatrix

242

Tabelle 40:

Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Biiros

243

Tabelle 41:

Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Lander

243

Tabelle 42:

Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Kontinente

243

Tabelle 43:

Kolmogorov-Smimov-Anpassungstest der Variable Anzahl Mitarbeiter

244

Tabelle 44:

Deskriptive Merkmale der Variable log(Anzahl Mitarbeiter)

244

Tabelle 45:

Kolmogorov-Smimov-Anpassungstest der Variable log(Anzahl Mitarbeiter)

244

XX

Tabelle 46:

Kolmogorov-Smimov-Anpassungstest der Variable Unternehmensalter

245

Tabelle 47:

Deskxiptive Merkmale der Variable log(Unternehmensalter)

245

Tabelle 48:

Kolmogorov-Smimov-Anpassungstest der Variable log(Unternehmens alter)

245

Tabelle 49:

Sensitivitatsanalyse des reduzierten Mitarbeitermodells

246

Tabelle 50:

Sensitivitatsanalyse des reduzierten Geografiemodells

246

Tabelle 51:

Kolmogorov-Smimov-Anpassungstest der Variable Umsatzvolatilitdt

247

Tabelle 52:

^Test der Variable Umsatzvolatilitat

248

Tabelle 53:

Mann-Whitney- t/-Test der Variable Umsatzvolatilitdt

248

Tabelle 54:

Parameterschatzungen und Wald-Statistik des reduzierten Mitarbeitermodells inklusive der Variable Umsatzvolatilitdt Parameterschatzungen und Wald-Statistik des reduzierten Mitarbeitermodells inklusive der Variable Umsatzvolatilitdt und ohne die Variable log (Unternehmensalter)

Tabelle 55:

249 249

XXI

Abkiirzungsverzeichnis

Abs.

Absatz

AG

Aktiengesellschaft

AktG

Aktiengesetz

BOB

Biirgerliches Gesetzbuch

BDU

Bund Deutscher Untemehmensberater

BMWA

Bundesministerium fur Wirtschafl und Arbeit

BRD

Bundesrepublik Deutschland

BRAO

Bundesrechtsanwaltsordnung

BORA

Berufsordnung der Rechtsanwalte

bspw.

beispielsweise

bzgl.

beziiglich

bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

CA

California

CEMP

Creation of European Management Practice

CFs

Capitalist Firms

CO

Colorado

CT

Connecticut Coneticut

DC

District Columbia

Df

Freiheitsgrade

Diss.

Dissertation

d.h.

das heiBt

e

Eulersche Zahl

E-business

Electronic Business

E-mail

Electronic Mail

erw. Zshg.

erwarteter Zusammenhang

EStG

Einkommenssteuergesetz

etal.

et alia/et alii (und andere)

XXIII

etc.

et cetera (und so welter)

EURAM

European Academy of Management

F

F-Wert

FAQ

Frequently Asked Questions

GbR

Gesellschaft des biirgerlichen Rechts

GmbH

Gesellschaft mit beschrankter Haftung

GmbHG

Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschrankter Haftung

GP

General Partnership

H

Hypothese

HGB

Handelsgesetzbuch

HK

Handwerkskammem

Hrsg.

Herausgeber

lAFEP

International Association for the Economics of Participation

ICMCI

International Council of Management Consulting Institutes

IFB

Institut fiir Freie Berufe

IHK

Industrie- und Handelskammem

IL

Illinois

IT

Informationstechnik

KG

Kommanditgesellschaft

KI

Konditionsindex

KMO

Kaiser-Meyer-Olkin

LLo

Devianz des NuUmodells

LLC

Limited Liability Company

LLP

Limited Liability Partnership

LLv

Devianz des vollstandigen Modells

LL-Wert

Log-Likelihood-Wert

log

Logarithmus

LP

Limited Partnership

LR-Test

Likelihood-Ratio-Tests

LSE

London School of Economics

MA

Massachusetts

XXIV

Max

Maximum

MBCA

Model Business Corporation Act

McF-R^

pseudo-R^-Statistik von McFadden

MI

Michigan

Min

Minimum

MN

Minnesota

N

Anzahl Beobachtungen/Fallzahl

NAICS

North American Industry Classification System

NJ

New Jersey

Nr.

Nummer

NY

New York

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

OH

Ohio

OHG

Offene Handelsgesellschaft

o.O.

ohne Ortsangabe

o.V.

ohne Verfasserangabe

P

Wahrscheinlichkeitswert

PA

Pennsylvania

PartG

Partnerschaftsgesellschaft

PartGG

Partnerschaftsgesellschaftsgesetz

r

Korrelationskoeffizienten nach Pearson

RMBCA

Revised Model Business Corporation Act

RULPA

Revised Uniform Limited Partnership Act

RUPA

Revised Uniform Partnership Act

S.

Seite

SIC

Standard Industrial Classification

Sig.

Signifikanz

SPSS

Statistical Package for the Social Sciences

Std.abw.

Standardabweichung

Std. fehler

Standardfehler

stand.

standardisiert XXV

t

t-Wert

T

Toleranz

Tsd.

Tausend

u.a.

unter anderem

ULPA

Uniform Limited Partnership Act

UPA

Uniform Partnership Act

US

United States

USA

United States of America

USD

US-Dollar

usw.

und so weiter

V

Variationskoeffizient

vgl.

vergleiche

VIF

Varianzinflationsfaktor

vs.

versus

WA

Washington

WiSt

Wirtschaftswissenschaftliches Studium

WOF

Worker-Owned Firms

www

World Wide Web

z.B.

zum Beispiel

XXVI

1 Einfiihrung

1.1 Hintergrund und Problemstellung Im Hinblick auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen sind in den vergangenen Jahren weit reichende Veranderungen zu beobachten. Viele Beratungsuntemehmen haben ihren Status als Partnerschaft - als Untemehmen, in dem die Eigentumsrechte in den Handen einer begrenzten Gruppe erfahrener Mitarbeiter liegen - aufgegeben. Zum Beispiel haben die Partner der Beratungsgesellschaft Oliver, Wyman & Company ihr Untemehmen im Jahr 2003 an Mercer Management Consulting, eine Tochter der US-amerikanischen Marsh & McLennan Gruppe, verauBert. Einige Beratungssparten der groBen Wirtschaftsprufungsgesellschaften

sind an die

Borse gegangen; Accenture (vormals Andersen Consulting) und BearingPoint (ehemals der Consulting-Bereich von KPMG) haben beispielsweise diesen Schritt im Jahr 2001 untemommen. Dariiber hinaus haben viele Untemehmensberatungen sich im Zuge des Borsenbooms Ende der neunziger Jahre bis zum Jahr 2001 intensiv mit der Frage des Borsengangs auseinander gesetzt und die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Eigentumsallokationsoptionen abgewogen. Auf der anderen Seite sind immer wieder auch gegenlaufige Verandemngen, teilweise unter grofiem offentlichem Aufsehen, zu beobachten. Manche Untemehmensberatungen haben ihren Status als Partnerschaft bewusst wiederhergestellt. Die leitenden Angestellten von Booz Allen Hamilton kauften nach dem Borsengang im Jahr 1970 bereits im Jahr 1976 ihr Untemehmen wieder zuriick. Booz Allen Hamilton war nach dem Borsengang in eine erhebliche wirtschaftliche Krise geraten (vgl. Kleiner 2004, S. 58-63). Auch die leitenden Angestellten des Untemehmens Roland Berger Strategy Consultants, welches von 1987 bis 1998 zum Deutsche Bank-Konzem gehorte, haben das Untemehmen 1998 durch einen Management-Buy-out^ in eine Partnerschaft iiberfiihrt (vgl. Lemer 2003, S. 119). Die Beispiele zeigen, dass die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen bzw. deren Eigentumsform unterschiedlich geregelt werden kann und moglicherweise Einfluss auf den Untemehmenserfolg ausiibt. Somit stellt sieftirEigenHiemnter wird die Ubemahme eines Untemehmens durch das eigene Management verstanden.

1

tiimer und Manager dieser Firmen eine substantielle Frage dar. Hiermit verbunden ist die Problemstellung, welche Faktoren in der Entscheidung zur Wahl einer Eigentumsform berucksichtigt werden sollten.^ Die Bedeutung der Frage der „richtigen" Eigentumsallokation wird weiter verstandlich, wenn die Implikationen aus einer bestimmten Eigentumsform naher betrachtet werden. Nach Milgrom und Roberts (1992, S. 288) ist Eigentum die effektivste Institution, urn Vermogenswerte zu schaffen, zu erhalten und zu verbessem. Ahnlich auBert sich Scott (1998, S. 116): „The most powerful incentive for intelligent professionals is, of course, ownership." Im Untemehmensalltag gibt es eine Vielzahl an Beispielen flir die Anreiz- und Motivationswirkungen von Eigentum. Der Niedergang der sozialistischen Ostblockstaaten Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wird beispielsweise zu groBen Teilen dem Umstand der Verstaatlichung bzw. Vergesellschaftung der Produktionsmittel zugerechnet. Ohne Privateigentum fehlen die Anreize, mit den Produktionsmitteln sorgsam umzugehen, sie bestmoglich einzusetzen, Risiken einzugehen und Vermogenswerte zu schaffen. Neben dem Zusammenhang zwischen der Verteilung der Eigentumsrechte und Arbeitsanreizen besteht auch beispielsweise eine Beziehung zwischen der Eigentumsform und den Finanzierungsmoglichkeiten einer Untemehmung; diese wirken sich letztendlich auf die Untemehmensstrategie und den Untemehmenserfolg aus. Die Allokation der Eigentumsrechte an einem Untemehmen ist somit eine Gestaltungsvariable vonfiindamentalerBedeutung. An dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit an. Sie befasst sich mit der Verteilung von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen. Die Betrachtung der Untemehmensberatung, als eine von vielen moglichen Branchen, erscheint in mehrerer Hinsicht besonders interessant. Erstens, die Untemehmensberatung hat als vergleichsweise junge, aber stark wachsende Branche in den vergangenen Jahrzehnten in vielen westlichen Volkswirtschaften eine bedeutende Stellung eingenommen. Neben dem steigenden Beitrag zum Bruttosozialprodukt und der Rolle als wichtiger Arbeitgeber leistet die Untemehmensberatungsbranche dariiber hinaus indirekt, aufgrund der Art der angebotenen Dienstleistungen, einen weiteren wichtigen volkswirtschaftlichen Beitrag: Untemehmens-

„Eigentumsform" und „Eigentumsallokation" werden in dieser Arbeit synonym verwendet. Die Betrachtung der Eigentumsform erfolgt dabei unabhangig von der Gesellschaftsform eines Untemehmens.

beratungen tragen zum Transfer und Austausch von Wissen bei und unterstutzen die Restrukturierung der Wirtschafl (vgl. z.B. Lowendahl 2001; Richter 2004). Zweitens, Untemehmensberatungen sind haufig durch eine ungewohnliche Verteilung der Eigentumsrechte charakterisiert. Die Eigentumsform Partnerschaft besitzt in der Untemehmensberatungsbranche eine hohe empirische Relevanz. Gesamtwirtschaftlich betrachtet ist diese Eigentumsform jedoch von untergeordneter Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum Untemehmensberatungen auffallend haufig als Partnerschaften gefiihrt werden. Dabei ist anzumerken, dass sich Untemehmensberatungen, im Gegensatz zu anderen Bemfszweigen (vgl. z.B. fiir Anwalte § 59a I, III und § 59e I, III Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO); § 30 Bemfsordnung (BORA)), freiwillig als Partnerschaften organisieren und keinen besonderen Vorschriflen in der Wahl ihrer Gesellschafler unterliegen. Drittens, in der Untemehmensberatungsbranche kommt ein sehr breites Spektmm an unterschiedlichen Eigentumsformen vor. Neben den bereits aufgefiihrten Partnerschaften konnen Untemehmensberatungen auch untemehmensextemen Investoren, Klienten (Inhouse Consulting), Lieferanten (z.B. Universitaten) oder dem Staat (z.B. Existenzgrundungsberatungen)gehoren. Viertens, wie bereits einleitend aufgezeigt, konnten in der Untemehmensberatungsbranche in den letzten Jahren haufig Wechsel in der Eigentumsform beobachtet werden. Dabei ist die Tendenz erkennbar, dass Untemehmensberatungen ihren Status als Partnerschaften aufgeben. Hingegen gewinnt die Borsennotiemng als Form untemehmensextemen Eigentums zunehmend an Bedeutung (vgl. Greenwood et al. 2003). Die bisherigen Ausfuhmngen haben gezeigt, dass ein praktisches Problem von Managem und Eigentiimem von Untemehmensberatungen die Frage der optimalen Eigentumsform ist. Diese Frage ist insofem von Bedeutung, als zwischen der AUokation der Eigentumsrechte und erfolgskritischer Faktoren, wie z.B. der Motivation von Mitarbeitem oder den Finanziemngsmoglichkeiten, ein Zusammenhang besteht. Diese Faktoren konnen den Untemehmenserfolg entscheidend beeinflussen. Die ubergeordnete Zielsetzung dieser Arbeit besteht daher in der Identifikation der Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen, Dabei konzentriert sich die Untersuchung auf die Partnerschaft und auf das Investoreneigentum. Untemehmensberatungen mit diesen beiden Eigentumsformen vereinigen den groBten Teil des Marktvolumens auf sich und besitzen somit eine hohe Bedeutung. Ziel dieser Arbeit ist zu er3

klaren, warum und unter welchen Umstanden bestimmte Untemehmensberatungen im Eigentum der leitenden Angestellten (Partner) sind, wahrend andere Untemehmensberatungen untemehmensextemen Investoren gehoren. Zur Untersuchung der aufgezeigten Problemstellung wird auf okonomische Eigentumstheorien zunickgegriffen, die dem ubergeordneten Forschungsgebiet der Neuen Institutionenokonomik zuzurechnen sind. Die okonomischen Eigentumstheorien betrachten die Eigentumsallokation als eine abhangige Variable, die von verschiedenen Faktoren (z.B. Kapitalbedarf) beeinflusst wird. Der Mafistab zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit unterschiedlicher institutioneller Arrangements ist das Effizienzkriterium. Bisher wurden diese Theorien nur in geringem Umfang empirisch getestet. Eine umfassende, systematische Identifikation und empirische Uberprufung der Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen hat bisher noch nicht stattgefunden.

1.2 Forschungsziele Die iibergeordnete Zielsetzung, die Identifikation der Einflussfaktoren der AUokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen, lasst sich in zwei theoretische Unterziele und ein praktisches Unterziel weiter konkretisieren, wobei der Schwerpunkt der Arbeit auf den theoretischen Zielen liegt.^ Das erste theoretische Unterziel ist erklarender Natur. Mit Hilfe der okonomischen Eigentumstheorien sollen die empirisch beobachtbaren Eigentumsformen - Partnerschaft und Investoreneigentum - erklart werden. Hierzu sind Einflussfaktoren auf die AUokation der Eigentumsrechte zu identifizieren. Daruber hinaus ist die Wirkungsweise dieser Faktoren zu erfassen. Im Vordergmnd steht somit die Formuliemng von UrsacheWirkungs-Satzen. Dabei sind die Besonderheiten der Untemehmensberatungsbranche zu berlicksichtigen. Es steht zu vermuten, dass Faktoren wie z.B. Risiko und Kapitalbedarf je nach Branche eine unterschiedliche RoUe bei der Eigentumsallokation spielen. Ziel ist, die empirisch beobachtbaren Eigentumsformen - Partnerschaft und Investoreneigentum - zu beschreiben und zu erklaren. Das zweite Unterziel ist iiberpriifender Natur und eng mit der Identifikation der Einflussfaktoren auf die AUokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen ^

4

Zu theoretischen und praktischen Zielen vergleiche z.B. Schanz (2000, S. 82-87), Thommen (2002, S. 125-126) Oder Wohe und Doring (2002, S. 33).

verbunden. Im Vordergrund steht die Beantwortung der Frage, wie gut die okonomischen Eigentumstheorien die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen erklaren. Erstens wird untersucht, ob die aus der Theorie abgeleiteten Zusammenhange auch empirisch beobachtbar sind, d.h. ob die Voraussagen eintreffen. Zweitens stellt sich die Frage nach der Erklarungskraft der okonomischen Eigentumstheorien. Genauer gesagt, in welchem Umfang kann die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen alleine durch den gewahlten theoretischen Zugriff erklart werden? Welche Rolle spielen moglicherweise Faktoren, die aufierhalb des theoretischen Blickwinkels liegen? Aufbauend auf den theoretischen Erkenntnissen verfolgt die Arbeit eine praktische Zielsetzung; diese ist allerdings nur von sekundarer Bedeutung. Die gewonnenen explikativen Aussagen konnen in Handlungsempfehlungen (technologische Aussagen) fiir Eigentiimer und Manager von Untemehmensberatungen umgeformt werden (vgl. Rieger 1998, S. 47-48; Ulrich 1984, S. 170-171). Die Handlungsempfehlungen beziehen sich auf die konkrete Ausgestaltung der Eigentumsverhaltnisse von Untemehmensberatungen. Somit kann die Entscheidungsfmdung von Eigenttimem und Managem in einer praktisch relevanten und substanziellen Fragestellung unterstiitzt werden.

1.3 Wissenschaftstheoretische Charakterisierung Im Folgenden wird zunachst die gewahlte Forschungsperspektive erlautert. Diese legt fest, mit welchem bestimmten Blickwinkel die Problemstellung beleuchtet werden soil (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 18-23). Es schlieBen sich Ausfuhmngen zur Forschungsmethodik an. Der Abschnitt 1.3 endet mit einer Charakterisiemng der Forschungsresultate. 1.3.1 Forschungsperspektive Die Forschungsperspektive wird auch als Paradigma, Basiskonzept oder Gmndausrichtung bezeichnet. Die Forschungsperspektive kann als Gmndlage fur den Problemlosungsprozess verstanden werden. Sie vermittelt ein Ordnungsmuster und beruht auf spezifischen Annahmen. Durch die Wahl einer Forschungsperspektive entsteht eine inhaltliche Vorselektion und Schwerpunktsetzung in der Art der Betrachtung der Problemstellung (vgl. Ulrich 2001, S. 85-100).

In der betriebswirtschaftlichen Forschung werden grundsatzlich zwei groBe Forschungsperspektiven bzw. Basiskonzepte unterschieden, die wiederum auf unterschiedliche Theorien zugreifen. Dabei handelt es sich um das systemisch-evolutorische und das okonomisch-rationale Basiskonzept (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 18-23; Specht 1997, S. 24-25; Thommen 2004, S. 441). Im systemisch-evolutorischen Basiskonzept werden wirtschaftliche Vorgange als Prozesse verstanden, die der Befriedigung menschlicher Bedurfnisse mittels Giitem und Waren dienen. Die Untemehmung wird als ein komplexes, nicht-deterministisches, offenes soziales System betrachtet, das mit seiner Umwelt interagiert. Analog ist auch das Menschenbild dadurch charakterisiert, dass der Mensch ein komplexes Wesen ist. Im okonomisch-rationalen Basiskonzept hingegen dienen wirtschaftliche Prozesse der Gewinnerzielung. Das Untemehmen wird als steuerbarer Produktionsapparat gesehen, und Menschen versuchen durch ihr Handeln ihren Nutzen zu maximieren. Das okonomische Basiskonzept teilt grundlegende Annahmen mit dem naturwissenschaftlichen Forschungsverstandnis. Das okonomisch-rationale Basiskonzept wird haufig von Vertretem des systemisch-evolutorischen Basiskonzepts wegen seiner vereinfachten, standardisierten Betrachtung der Wirklichkeit kritisiert (vgl. Schulein/Reitze 2002, S. 169-170). Hiermit verbunden ist auch eine Ablehnung der Kausalitatsvorstellungen des okonomisch-rationalen Basiskonzepts, da Wissenschaft als komplexer Prozess betrachtet wird (vgl. Schiilein/Reitze 2002, S. 178). Dieser Arbeit liegt das okonomisch-rationale Basiskonzept zu Grunde. Ein wesentliches Ziel der Dissertation ist das Aufdecken von Ursache-Wirkungs-Zusammenhangen. Im Vordergrund stehen Kausalbeziehungen. Fiir die Analyse einer solchen Problemstellung ist daher das okonomisch-rationale Basiskonzept besser geeignet als das systemisch-evolutorische Basiskonzept (vgl. Thommen 2004, S. 441; Willke 2000, S. 15). Abgesehen von der Tatsache, dass sich das okonomisch-rationale Basiskonzept inhaltlich zur Analyse der Problemstellung anbietet, ist diese Perspektive in Untersuchungen zu organisationswissenschaftlichen Fragen weithin etabliert. 1.3.2 Forschungsmethodik Diese Arbeit orientiert sich an Poppers Vorstellung der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung (vgl. z.B. Chalmers 1999, S. 41-77; Popper 1993; Schiilein/Reitze 2002, S. 149-157). Daher werden in einem ersten Schritt die okonomischen Eigentumstheorien auf die Problemstellung angewendet und konkretisiert. Hieraus lassen sich dann de6

duktiv - vom AUgemeinen auf das Besondere - Hypothesen zur AUokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen ableiten (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 41). Die Hypothesen beschreiben Ursache-Wirkungs-Zusammenhange, d.h. Vermutungen iiber die Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen. In einem zweiten Schritt werden die aufgestellten Hypothesen an der Empirie iiberpruft. Dadurch konnen die Schlussfolgerungen empirisch belegt oder widerlegt werden (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 37). Zur Uberpriifung der Hypothesen ist ein umfassendes empirisches Untersuchungsdesign erforderlich. Vor diesem Hintergrund werden Unternehmensberatungen zur Bildung der Stichprobe ausgewahlt. Fur diese Untemehmen werden anschliel5end die Daten mit einer Sekundaranalyse erhoben. Sind nicht alle benotigten Informationen iiber diese Datenerhebungsmethode erhaltlich, wird an die Untemehmensberatungen ein Datenblatt mit der Bitte, die fehlenden Informationen zu erganzen, versendet. Zur Auswertung der Daten und Uberpriifung der Hypothesen werden statistische Verfahren eingesetzt. Es handelt sich somit um eine quantitative Untersuchung. Konkret werden binare logistische Regressionen verwendet. Bestatigen sich die Hypothesen, gelten sie als vorlaufig bewahrt; anderenfalls sind die dahinter liegenden okonomischen Eigentumstheorien zu verwerfen. 1.3.3 Forschungsresultate SchlieBlich lasst sich die vorliegende Arbeit mit Hilfe der Forschungsresultate charakterisieren. Fiir die betriebswirtschaftliche Forschung sind in erster Linie deskriptive, explikative, technologische und normative Aussagen relevant (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 49-54; Thommen 2002, S. 130-133).^ Insgesamt hat die Arbeit eine uberwiegend theoretische Ausrichtung. Das bedeutet, dass in der vorliegenden Arbeit die Resultate des Forschens vor allem deskriptive und explikative Aussagen sein werden. Die deskriptiven Aussagen enthalten eine Feststellung und Beschreibung der Verteilung der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen. Das Was und Wie werden mit deskriptiven Aussagen beantwortet (vgl. z.B. Sachs/Hauser 2002, S. 50). Die explikativen Aussagen dieser Arbeit geben Auskunft uber das Wamm, d.h. wamm die Eigentumsverteilung ist, wie sie ist. Die explikativen Aussagen stellen aus den okonomischen Eigentumstheorien abgeleitete Hypothesen dar. Einen guten tjberblick iiber die unterschiedlichen Aussagekategorien liefert auch Raffee (1995, S. 26-44).

Es handelt sich bei ihnen um „wenn ..., dann ..."-Aussagen (Ursache-Wirkungs-Aussagen), die Zusammenhange zwischen konkreten Einflussfaktoren und Eigentumsformen darlegen. Bew^hrte „Ursache-Wirkungs-Aussagen" lassen sich in „Ziel-MittelAussagen" transformieren (vgl. Specht 1997, S. 19-20). Dadurch entstehen technologische Aussagen, die eine Antwort auf die Frage „Wie kann dieses oder jenes Ziel erreicht werden?" geben (vgl. Thommen 1983, S. 39). Die technologischen Aussagen in dieser Arbeit stellen Handlungsempfehlungen fiir Eigentiimer und Manager hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Eigentumsverhaltnisse von Untemehmensberatungen dar. SchlieBlich liegen der Arbeit auch normative Aussagen zu Grunde. Es handelt sich dabei um Werturteile im Basisbereich (z.B. Wahl der Forschungsmethode) und im Objektbereich (z.B. Beurteilung des Effizienzkriteriums), die unumganglich sind (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 52; Thommen 2002, S. 132).

1.4 Aufbau der Arbeit Die vorliegende Arbeit ist in sieben Kapitel unterteilt. Das erste Kapitel beginnt mit der Darstellung des Hintergrunds und der Relevanz der Problemstellung der Arbeit. Hierauf aufbauend werden die Ziele der Untersuchung aufgezeigt. Anschliefiend folgt im Rahmen der wissenschaftstheoretischen Charakterisierung eine Erlauterung, wie die Problemstellung bearbeitet werden soil. Dabei wird auf die gewahlte Forschungsperspektive, die methodische Vorgehensweise sowie die erwarteten Forschungsresultate eingegangen. Ziel des ersten Kapitels ist, ein Grundverstandnis iiber die Problemstellung, Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit zu geben. Das zweite Kapitel ist in einen „Theorie-" und einen „Beratungsteil" untergliedert. Zunachst wird im ersten Teil des Kapitels auf die Grunde fiir die Wahl des theoretischen Zugriffs - die okonomischen Eigentumstheorien - eingegangen. Dabei wird auch das in dieser Arbeit verwendete Effizienzkriterium sowie das zu Grunde liegende Verstandnis von Untemehmen und Eigentum naher erlautert. Der zweite Teil des Kapitels befasst sich mit der Untemehmensberatung. Zum einen wird festgelegt, was unter dem Begriff Untemehmensberatung verstanden wird. Zum anderen wird auf Merkmale der Unternehmensberatungsleistungen, auf Beratungsanbieter und auf Eigentum sowie Gesell-

schaftsformen von Untemehmensberatungen eingegangen. Kapitel 2 beabsichtigt, theoretische Grundlagen zur Bearbeitung der Problemstellung zu vermitteln. Aufbauend auf den Erkenntnissen des vorangegangenen Kapitels werden in Kapitel 3 die Hypothesen entwickelt. Dabei wird zunachst allgemein das theoretische Argument - die Wirkungsweise eines Faktors - vorgestellt, bevor eine Ubertragung auf die Unternehmensberatungsbranche erfolgt. Kapitel 2 und 3 bilden den theoretischen Teil der Arbeit. In Kapitel 4 wird das Design der empirischen Untersuchung vorgestellt. Im Vordergrund steht somit die Vorgehensweise zur empirischen Uberpriifung der vorher formulierten Hypothesen. Schwerpunkte in diesem Kapitel sind die Beschreibung der Stichprobenbildung und des Forschungsdesigns, die Operationalisierung der Hypothesen sowie die Vorstellung des gewahlten statistischen Analyseinstrumentariums. Hieran schliefit sich Kapitel 5 an, in dem die erhobenen Daten statistisch analysiert und prasentiert werden. Zunachst wird ein Uberblick iiber die Ergebnisse der deskriptiven Datenauswertung gegeben, bevor anschlieBend die Ergebnisse bivariater und multivariater Analysen dargestellt werden. Hauptgegenstand des Kapitels ist die empirische Uberpriifung der entwickelten Hypothesen. Kapitel 4 und 5 bilden den empirischen Teil der Arbeit. Im darauf folgenden Kapitel 6 werden aufbauend auf den Ergebnissen der statistischen Analyse die theoretischen und praktischen Implikationen der Untersuchung diskutiert, die Pramissen der okonomischen Eigentumstheorien und die Vorgehensweise in dieser Untersuchung kritisch reflektiert sowie Ansatzpunkte fiir zukiinftige Forschungsarbeiten aufgezeigt. Die Arbeit endet mit Kapitel 7, in dem der Erkenntnisbeitrag der Arbeit zusammengefasst und ein abschlieBendes Resiimee gezogen wird.

2 Neue Institutionenokonomik und Unternehmensberatungen 2.1 Einleitung Im vorausgegangenen Kapitel wurde die Forschungsfrage - die Identifikation der Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Unternehmensberatungen - formuliert. Zur Bearbeitung dieser Forschungsfrage sind zunachst theoretische und begriffliche Grundlagen fiir die weitere Analyse zu klaren. Dies ist Gegenstand des Kapitels 2, welches in zwei grofie Telle - „Theorie" und „Untemehmensberatung" - gegliedert ist. Beide Telle bilden die Grundlage fiir die theoretische Ableitung der Hypothesen in Kapitel 3, weshalb dort die beiden Telle zusammenlaufen. Da im Vordergrund der Arbeit die Eigentumsallokation an Untemehmen steht und Untemehmen der Untemehmensberatungsbranche den konkreten Anwendungsfall darstellen, beginnen die Ausfuhrungen mit dem theoretischen Zugriff (vgl. Abschnitt 2.2). Zur Bearbeitung der Forschungsfrage bedarf es im Rahmen des okonomischrationalen Paradigmas eines theoretischen Zugriffs, der festlegt, mit welchem speziellen Blick und mit welcher analytischen Grundlage die Problemstellung untersucht wird. Theoretisches Fundament dieser Arbeit sind okonomische Eigentumstheorien, die dem ubergeordneten Forschungsgebiet der Neuen Institutionenokonomik zuzurechnen sind. Okonomische Eigentumstheorien erlautem, welche Faktoren entweder die eine oder die andere Eigentumsform aus Effizienzgesichtspunkten begiinstigen. Nach der Bestimmung des theoretischen Zugriffs wird ein Uberblick iiber die unterschiedlichen Theoriestrome der okonomischen Eigentumstheorien gegeben. Es soil dabei gezeigt werden, dass vor allem jene Beitrage fiir die Entwicklung von Hypothesen von Bedeutung sind, die die Identitat des bzw. der Eigentiimer(s) (z.B. Investoren, Mitarbeiter) erklaren. Zum Abschluss von Abschnitt 2.2 werden zentrale Konstrukte wie Effizienz, Untemehmen und Eigentum bestimmt und erlautert. Sie bilden die Basis fiir die weitere Diskussion.

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Der zweite Teil des Kapitels (Abschnitt 2.3) befasst sich konkret mit Untemehmensberatungen sowie ihren Leistungen und hat folgende sechs Themenfelder zum Gegenstand: Erstens gibt das Kapitel einen kurzen Uberblick iiber den Stand der Untemehmensberatungsforschung. Hieraus wird ersichtlich, dass die Frage der Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen bisher unzureichend erforscht ist. Zweitens soil ein einheitliches Verstandnis des Begriffs „Untemehmensberatung" entwickelt werden. Dieser Begriff wird in der Arbeit durchgehend verwendet. Da „Untemehmensberatung" in Theorie und Praxis sehr vielfaltige Bedeutungen haben kann und haufig kontextspezifisch verwendet wird, ist eine klare Definition des Begriffs notwendig. Drittens gibt das Kapitel einen Uberblick iiber wesentliche Eigenschaften Intangibilitat, Interaktion, Individualisierung - von Untemehmensberatungsleistungen. Wie im Folgenden deutlich wird, beeinflussen die Charakteristika von Unternehmensberatungsleistungen die Allokation der Eigentumsrechte, weshalb ein tiefer gehendes Verstandnis unabdingbar ist. Beispielsweise wird im Rahmen der Ableitung der Hypothesen (Kapitel 3) deutlich, dass aufgrund der Humankapitalintensitat und Intangibilitat der Leistung erhebliche Informationsasymmetrien im Rahmen der Leistungsbeurteilung bestehen. In einer solchen Situation ist die Partnerschaft besser als das Investoreneigentum in der Lage, die Mitarbeiter zu iiberwachen und zu motivieren. Hieran schlieBt sich viertens eine Beschreibung der unterschiedlichen Beratungsanbieter als Erfahrungsobjekt der vorliegenden Untersuchung an. Das sehr heterogene Anbieterspektrum verdeutlicht vor allem im Rahmen der Entwicklung der Hypothesen, warum Untemehmensberatungen zum Teil unterschiedliche Eigentumsformen haben. Fiinftens zeigt das Kapitel auf, was unter „Eigentum an Untemehmensberatungen" zu verstehen ist. Hierzu wird zunachst auf die unterschiedlichen moglichen Eigentiimergmppen von Untemehmensberatungen eingegangen, insbesondere auf die Partnerschaft und das Investoreneigentum. AnschlieBend wird erlautert, was aus materieller Sicht unter Eigentum an Untemehmensberatungen zu verstehen ist und welche Implikationen sich hieraus fiir die Durchsetzbarkeit der Eigentumsrechte ergeben. SchlieBlich endet das Kapitel sechstens mit einem Exkurs zu den moglichen Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen. Zwar sind die Gesellschaftsformen kein eigentlicher Gegenstand dieser Untersuchung, doch erscheint eine nahere Betrachtung im Rahmen eines Exkurses aus mehreren Griinden interessant. Erstens 12

besteht zwischen der AUokation der Eigentumsrechte und der Gesellschaftsform ein Zusammenhang. Zweitens, die Gesellschaflsformen von Untemehmensberatungen wurden bisher kaum wissenschaftlich behandelt. .Drittens, es besteht eine Diskrepanz zwischen der Eigentumsallokation und der Gesellschaftsform, und zwar in dem Sinne, dass z.B. Untemehmensberatungen mit der Eigentumsform „Partnerschaft" haufig eine nicht partnerschaftliche Gesellschaftsform haben. Hieraus ergeben sich theoretische Implikationen flir zukiinftige Forschungsarbeiten, auf die noch im Kapitel 6 eingegangen wird. Prinzipiell ist anzumerken, dass im Rahmen dieser Arbeit versucht wird, Ausflihrungen zu Untemehmensberatungen an den Stellen anzubringen, wo sie zur UnterstUtzung der theoretischen Argumentation benotigt werden. Dennoch ist es erforderlich, einige zentrale und iibergreifende Themen zu Untemehmensberatungen vorab und als Ganzes zu behandeln. Dies bezieht sich insbesondere auf die begrifflichen Gmndlagen, die Eigenschaften von Untemehmensberatungsleistungen und die Anbieterstmktur. Auf diese Ausflihmngen wird im weiteren Verlauf der Untersuchung immer wieder an unterschiedlichen Stellen zuriickgegriffen, vor allem bei der Ableitung der Hypothesen.

2.2 Neue Institutionenokonomik und Eigentumstheorien 2,2.1 Neue Institutionenokonomik als theoretischer Zugriff Wie bereits in der Einleitung aufgezeigt, eignet sich das okonomisch-rationale Basiskonzept fiir die Analyse von Ursache-Wirkungs-Zusammenhangen. Innerhalb dieses Rahmens ist im nachsten Schritt der theoretische Blickwinkel festzulegen, mit dem die Problemstellung betrachtet werden soil. Das zu verwendende theoretische Fundament hangt dabei von der Fragestellung ab und soil in diesem Fall helfen, neue Erkenntnisse uber die Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen zu entwickeln. Hierzu wird die Theorie auf die Problemstellung angewendet und gepruft, welche Hypothesen fur den speziellen Fall von Untemehmensberatungen abgeleitet werden konnen. Hypothesen sind nach Wolf (2003, S. 4) „(...) Vermutungen tiber die Realitat (...), die vemiinftig bzw. logisch erscheinen." Wie im Abschnitt 2.3.1 zum Stand der Untemehmensberatungsforschung noch gezeigt wird, liegen bisher keine theoretisch fiindierten Untersuchungen der Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen vor. Daher fehlt ein 13

klares Verstandnis, warum manche Untemehmensberatungen untemehmensextemen Investoren gehoren und andere wiederum den Partnem. Die Betrachtung der wissenschaftlichen Untemehmensberatungsforschung in einem breiteren Kontext zeigt, dass die Neue Institutionenokonomik eine sehr haufig verwendete Theorie darstellt. Da die Neue Institutionenokonomik auch fiir die vorliegende Arbeit das theoretische Fundament bildet, wird auf sie im Folgenden kurz eingegangen. Nach Richter und Furubotn (2003, S. 582) ist eine Institution „(...) ein System von Normen (...), deren Zweck es ist, das individuelle Verhalten in eine bestimmte Richtung zu steuem." Weitere Beispiele fur Institutionen sind das Eigentum, die Untemehmung etc. Die Neue Institutionenokonomik beschaftigt sich nach Picot, Dietl und Franck (2002, S. 54) „(...) mit den Auswirkungen von Institutionen auf menschliches Verhalten. Sie untersucht insbesondere Moglichkeiten des effizienten Designs von Institutionen [z.B. Eigentum]." Somit stimmt der Fokus der Neuen Institutionenokonomik mit der hier formulierten Problemstellung - der effizienten Allokation von Eigentumsrechten - grundsatzlich iiberein. Zentraler Gedanke der Neuen Institutionenokonomik ist, dass in einer arbeitsteiligen Welt in der Interaktion zwischen Menschen Motivations- und Koordinationsprobleme entstehen, die durch Institutionen bewaltigt werden konnen (vgl. Gobel 2002, S. VII). Ziele der Neuen Institutionenokonomik sind daher erstens die Erklarung der Entstehung, Entwicklung und Auspragung von Institutionen sowie zweitens die Beurteilung der Effizienz unterschiedlicher Institutionen bzw. institutioneller Arrangements (vgl. Wolf 2003, S. 259).^ Die Neue Institutionenokonomik stellt kein einheitliches und geschlossenes Theoriegebaude dar. Sie besteht stattdessen aus einer Reihe von Einzeltheorien, die teilweise komplementar sind und aufeinander aufbauen, sich in einzelnen Aspekten aber auch widersprechen konnen. Bis heute besteht keine einheitliche Auffassung hin-

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14

Die Neue Institutionenokonomik geht wesentlich auf die Arbeit von Coase (1937) zuriick (vgl. Coase 1998, S. 72). Der amerikanische Volkswirt hat sich kritisch mit der Neoklassik, der im 18. und 19. Jahrhundert vorherrschenden Theorie, auseinander gesetzt und Anregungen zur Erweiterung bzw. Verfeinemng der Neoklassik gegeben. Obwohl das Werk von Coase eine gewisse Aufmerksamkeit erregte, kam es nicht unmittelbar zu einer Theorieanpassung oder -entwicklung. Erst in den 70er Jahren erlebte die Neue Institutionenokonomik ihren Durchbruch. Die Vertreter der Neuen Institutionenokonomik haben die zum Teil abstrakten und „realitatsfemen" Pramissen (z.B. vollstandige Information) der Neoklassik hin zu einer realitatsnaheren Sichtweise angepasst (vgl. Gobel 2002, S. VII). Der Begriff der „Neuen Institutionenokonomik" wurde erst spater und insbesondere von Williamson gepragt (vgl. Coase 1998, S. 72).

sichtlich der inhaltlichen Abgrenzung, Zuordnung und Strukturierung der Neuen Institutionenokonomik (vgl. z.B. die unterschiedlichen Einteilungen von Erlei et al. 1999; Picot et al. 2002; Richter/Furubotn 2003). Die Neue Institutionenokonomik kann zur Analyse unterschiedlicher Institutionen (z.B. Markte, Untemehmen, Staaten) herangezogen werden. Innerhalb der Neuen Institutionenokonomik hat sich ein Forschungsbereich herausentwickelt, der sich intensiv mit Eigentum an Untemehmen auseinander setzt. Bei diesen Beitragen, die im Folgenden als okonomische Eigentumstheorien bezeichnet werden, handelt es sich um Ansatze, die sich direkt oder indirekt mit Eigentum an Untemehmen befassen. Diese okonomischen Eigentumstheorien werden in der vorliegenden Untersuchung auf Untemehmensberatungen iibertragen. Die Neue Institutionenokonomik wird in der Untemehmensberatungsforschung insbesondere im Zusammenhang mit der Untersuchung und Erklamng von Zusammenhangen und Kausalbeziehungen verwendet. Beispielsweise untersucht Canback (1998; 1999) die Grunde fur die Existenz von Untemehmensberatungen und Einflussfaktoren auf die Nachfrage von Untemehmensberatungsleistungen. Einen ahnlichen Fokus hat Haase (2002). Er erforscht, unter welchen Umstanden ein Untemehmen Untemehmensberatungsleistungen am Markt kaufen oder aber selbst erstellen soil. Schade (1995) konzentriert sich auf unterschiedliche Marketing-Mafinahmen von Untemehmensberatungen und pruft ihre empirische Relevanz bzw. ihren Einfluss. Die Liste der wissenschafllichen Beitrage zur Untemehmensberatungsforschung, die die Neue Institutionenokonomik zu ihrem theoretischen Fundament gemacht haben, lieBe sich weiter fortsetzten (vgl. z.B. auch Niewiem 2005; Weiershauser 1996). Neben der Eignung der Neuen Institutionenokonomik fur die Analyse von Kausalbeziehungen nennt Haase (2002, S. 101-110) einen weiteren wichtigen Gmnd fur die haufige Verwendung der Neuen Institutionenokonomik in der Beratungsforschung: Die Pramissen der Neuen Institutionenokonomik passen mit den wesentlichen Charakteristika der Untemehmensberatung iiberein, bzw. die Neue Institutionenokonomik thematisiert jene Aspekte (z.B. Informationsasymmetrie), die bei Untemehmensberatungen hervorzuheben sind. Die Bedeutung dieses Punktes fiir die vorliegende Untersuchung wird in Kapitel 3 deutlich. Im Rahmen der Ableitung der Hypothesen wird die Theorie vor dem Hintergmnd der Eigenschaften von Untemehmensberatungen und ihrer Leistungen reflektiert. 15

Dariiber hinaus sprechen insbesondere vier weitere Grunde fur die Verwendung der Neuen Institutionen5konomik (vgl. z.B. Ebers/Gotsch 1999, S. 249-251; Wolf 2003, S. 283-285): Erstens, die Neue Institutionenokonomik ist durch eine einfache und klare Theoriekonstruktion gekennzeichnet, die es zulasst, das „Unwesentliche" auszublenden und sich auf die Problemstellung zu konzentrieren. Zweitens, die Neue Institutionenokonomik hat einen erklarenden Anspruch und erlaubt, tief greifende Einsichten in Wirkungszusammenhange (Mechanismen) zu gewinnen. Hiermit verbunden ist die Moglichkeit der Formulierung von robusten Ursache-Wirkungs-Satzen, die eine Grundlage fur die hier untersuchte Fragestellung darstellen. Drittens erlaubt die Neue Institutionenokonomik auf der Basis von Ursachen die Formulierung von zukunflsgerichteten Aussagen (Prognosen). SchlieBlich ist es ihr auch viertens moglich, praktische Handlungsempfehlungen, d.h. Hilfestellungen fur die untemehmerische Praxis, zu geben, weshalb sie eine „emanzipierte" Theorie darstellt (vgl. Wolf 2003, S. 7-9). Fur die vorliegende Untersuchung ist insbesondere der erklarende Anspruch von Bedeutung. 2,2,2 Okonomische Eigentumstheorien 2,2,2,1 Einleitung und ijberblick Warum sind die Eigentiimer grofier Firmen so haufig untemehmensexteme Investoren? Warum gehoren manche Untemehmen den Kunden und andere Untemehmen den Mitarbeitem oder beispielsweise dem Staat? Gibt es Gesetzmafiigkeiten, die die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmen bestimmen? Seit langer Zeit befassen sich Wirtschaftswissenschaftler mit derartigen Fragen und versuchen herauszufinden, welche Faktoren die Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmen beeinflussen. Die von ihnen entwickelten Aussagesysteme werden im Folgenden als okonomische Eigentumstheorien bezeichnet. Ein Merkmal der okonomischen Eigentumstheorien ist die Verwendung eines Effizienzkriteriums als MaBstab zur Beurteilung der Vorteilhafligkeit unterschiedlicher institutioneller Arrangements. Dariiber hinaus unterstellen die Vertreter der okonomischen Eigentumstheorien, dass die Eigentumsform eine abhangige, d.h. eine zu erklarende Variable ist, die durch ge-

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gebene Faktoren bestimmt wird. Ein solcher Faktor kann zum Beispiel der Kapitalbedarf eines Untemehmens sein.^ Die fur diese Untersuchung relevanten Theorien sind aus dem Themenfeld okonomischer Eigentumstheorien zu wahlen. Dabei lasst sich die Vielzahl der unterschiedlichen Beitrage nur sehr schwer klassifizieren. Im Folgenden werden die Beitrage in zwei Gruppen unterteilt. Der ersten Gruppe werden Beitrage zugeordnet, die die Eigentumsallokation vor allem im Zusammenhang mit der vertikalen Integration betrachten und die die Spezifizitat^ eines Transaktionsgegenstandes als zentralen Einflussfaktor auf die Eigentumsform auffassen. Hierbei handelt es sich um die Transaktionskostentheorie und die neuere Property-Rights-Theorie. AnschlieBend wird die zweite Gruppe von Beitragen beleuchtet. Deren Theorien setzen sich vordergriindig mit der Identitat der Eigentiimer, d.h. einem bestimmten Eigentumstyp (z.B. Mitarbeitereigentum) auseinander. Hierbei handelt es sich um die identitatsbezogenen Eigentumstheorien. Die zweite Gruppe von Beitragen ist vor allem fur die vorliegende Untersuchung von Bedeutung.^ Der Abschnitt zu den okonomischen Eigentumstheorien endet mit einer Erlauterung und Bestimmung der Begrifflichkeiten Effizienz, Untemehmen und Eigentum. Diese Konstrukte stehen im Zentrum der weiteren Diskussion, weshalb ein klares Begriffsverstandnis unabdingbar ist. Mit den nachfolgenden Ausftihrungen werden drei Ziele verfolgt: Erstens soil ein kurzer Uberblick liber die unterschiedlichen Theoriestrange der okonomischen Eigentumstheorien gegeben werden. Zweitens soil deutlich werden, auf welche Theoriestrange sich die Entwicklung der Hypothesen zur AUokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen stiitzt (vgl. Kapitel 3) und warum diese Theoriestrange hierzu ausgewahlt wurden. Drittens dient der Abschnitt 2.2.2 der Festlegung und Erlauterung von zentralen Konstrukten, um eine Basis fiir die weitere Analyse zu bilden.

In anderen Untersuchungen wird die Eigentumsform haufig als eine exogene Variable aufgefasst. Beispielsweise befasst sich ein sehr groBes Forschungsgebiet mit dem Zusammenhang zwischen der Eigentumsform und dem Untemehmenserfolg (vgl. z.B. Kang/Sorensen 1999). Spezifische Investitionen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie innerhalb eines bestimmten Vertragsverhaltnisses einen hoheren Wert haben als auBerhalb dieses Vertragsverhaltnisses (vgl. Williamson 1996, S. 59-60). Zusatzlich gibt es eine Reihe von Beitragen, die Einflussfaktoren auf die Konzentration von Eigentumsrechten untersuchen (vgl. z.B. Demsetz 1983; Demsetz/Lehn 1985; Jensen/Meckling 1976).

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2.2,2.2 Transaktionskosten- und neuere Property-Rights-Theorie Die erste Gruppe der Eigentumstheorien - die Transaktionskostentheorie und die neuere Property-Rights-Theorie^ - betrachtet die AUokation von Eigentum im Kontext der Frage, ob und in welchem MaBe okonomische Aktivitaten in die an einem Wertschopfungsprozess beteiligten Parteien integriert werden sollen, d.h. es geht vor allem um die Frage der vertikalen Integration. Dariiber hinaus ist es ein weiteres Merkmal dieser Theorien, dass die Spezifizitat eine zentrale Rolle bei der AUokation von Eigentumsrechten an Untemehmen einnimmt. Im Folgenden wird kurz die Transaktionskostentheorie vorgestellt und ihre Eignung beurteilt. AnschlieBend wird ausfuhrlicher auf die neuere Property-Rights-Theorie eingegangen. Der Abschnitt endet mit einer tibergreifenden Beurteilung der Theorien. Im Zentrum der Transaktionskostentheorie (vgl. Williamson 1975, 1985) stehen die mit einer Transaktion anfallenden Transaktions- und Produktionskosten. Sie sind der MaBstab fiir die Beurteilung der effizienten Organisationsform. Williamson (1985, S. 20-22) unterteilt die Transaktionskosten in Kosten zur Herstellung von Transaktionsmoglichkeiten (ex ante Transaktionskosten, wie z.B. Such-, Informationskosten) sowie die Kosten nach Vertragsabschluss (ex post Transaktionskosten, wie z.B. Verwaltungs-, Uberwachungs- und Durchsetzungskosten) (vgl. auch Richter/Furubotn 2003, S. 55-65 zum Transaktionskostenbegriff). Die Hohe der Transaktionskosten und somit die Wahl eines institutionellen Arrangements hangt von den Transaktionsbedingungen, vor allem von der Spezifizitat des Transaktionsgegenstandes sowie von den Umweltbedingungen und den unterstellten Verhaltensannahmen ab (vgl. Williamson 1975, 1985). Ziel der Theorie ist die Identifikation der kostengunstigsten Organisationsform bzw., bei gegebenen institutionellen Arrangements, deren Riickfuhrung auf die vorherrschenden Transaktionsbedingungen. Nach der Transaktionskostentheorie stellt das Untemehmen die optimale Koordinationsform dar, solange die Kosten der Organisation einer zusatzlichen Transaktion im Untemehmen die Kosten derselben Transaktion iiber den Markt nicht iiberschreiten (vgl. Coase 1937, S. 395). Zu diesem binaren EntscheidungsDie Property-Rights-Theorie ist keine geschlossene, monolithische Theorie, sondem besteht aus einem breiten Spektrum an verwandten Ansatzen. Foss und Foss (2001) unterscheiden zwischen der „alten" und „neuen" Property-Rights-Theorie. Die alte Property-Rights-Theorie befasst sich insbesondere mit der Bedeutung von Eigentum sowie der Beziehung zwischen Eigentum, den Property-Rights und dem Rechtssystem. Als Beginn der neueren Property-Rights-Theorie ist der Ansatz von Grossman und Hart (1986) zu sehen, mit dem eine Verschiebung der Betrachtung innerhalb der Property-Rights-Theorie und eine starkere Formalisierung stattfand.

modell - Markt versus Untemehmen - sind im Rahmen der Weiterentwicklung der Theorie weitere Organisationsformen hinzugetreten, die sich zwischen diesen beiden Extremen befinden.^^ Des Weiteren hat sich auch der Anwendungsbereich der Transaktionskostentheorie - von der ursprunglichen Betrachtung vertikaler Beziehungen - im Laufe der Zeit deutlich erweitert (z.B. Wahl der optimalen Intemationalisierungsstrategie). Die Transaktionskostentheorie hat durch eine Vielzahl empirischer Untersuchungen eine beachtliche Bestatigung erfahren und liefert deshalb einen erprobten theoretischen Bezugsrahmen (vgl. z.B. Richter/Niewiem 2004; Rindfleisch/Heide 1997; Shelanski/Klein 1995). Jedoch wird die Frage der optimalen Eigentumsform nur mittelbar adressiert. Die klassische Transaktionskostentheorie beschafligt sich im Kern mit „Make-or-buy"-Problemen, d.h. mit der Frage, ob Produkte bzw. Dienstleistungen organisationsintem erstellt oder aber untemehmensextem bezogen werden sollen. Durch die Auswahl einer Koordinationsform auf dem Kontinuum zwischen den Extremen der hierarchischen und der marktlichen Abwicklung wird implizit der optimale Eigentiimer der jeweiligen Transaktion bestimmt. Dabei ist die Klarung der Eigentumsfrage eher ein „Nebenergebnis". Richter und Furubotn (2003, S. 500) bezeichnen die neuere Property-RightsTheorie auch als die „Eigentumsrechtstheorie der Untemehmung". Vor diesem Hintergrund ist zu priifen, inwiefem diese Theorie zur Untersuchung der Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen von Bedeutung ist. Die neuere Property-Rights-Theorie geht insbesondere auf die Arbeiten von Grossman und Hart (1986) sowie Hart und Moore (1990) zuriick. Die Autoren betrachten die Allokation von Eigentumsrechten als einen Mechanismus, um effiziente Investitionen ex ante sicherzustellen. Die Anreizwirkung von Eigentum steht somit im Zentrum der Theorie. Mit ihrer Hilfe soil sich der effiziente Eigentiimer von Vermogenswerten (z.B. Untemehmen) bestimmen lassen. Die neuere Property-Rights-Theorie weist Parallelen in der Klarung der Eigentumsfrage zur Transaktionskostentheorie auf. Beiden ist gemeinsam, dass sie von unvollstandigen Vertragen und spezifischen Investitionen ausgehen, was die Gefahr von ex post Verhandlungen und somit opportunistischem Verhalten nach Vertragsabschluss

Formen solcher „hybriden" Koordination sind beispielsweise Joint Ventures oder das Franchising.

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hervorruft. Dennoch bestehen in der Argumentation deutliche Unterschiede, die im Folgenden anhand der Grundgedanken des so genannten GHM-Modells, welches auf Grossmann, Hart und Moore zuruckgeht, aufgezeigt werden (ftir eine vergleichende Beurteilung siehe z.B. Holmstrom/Roberts 1998; Whinston 2001; Williamson 2000, S. 605-607). Ein Untemehmen wird als Ansammlung von physischen Vermogenswerten definiert. Eigentum wird verstanden als der Erwerb der residualen Kontrollrechte, also solcher Rechte, die verbleiben, sobald die legitimen Kontrollrechte aller anderen Parteien, die mit dem Untemehmen in einer vertragsrechtlichen Beziehung stehen, spezifiziert sind. Die Spezifizierung der Residualrechte ist de facto aber zu kostspielig. Im Modell konnen zwei Wirtschaftsakteure - Kaufer und Verkaufer - transaktionsspezifische Investitionen ex ante in ihr Humankapital tatigen, die zum einen nicht vertraglich festgelegt werden konnen und zum anderen komplementar zu Vermogenswerten sind. Dabei ist der Anreiz, in das Humankapital zu investieren, vom Eigentum an den Vermogenswerten abhangig. Nachdem die Investitionen getatigt sind, bestimmen ex post Verhandlungen die Aufleilung des aus den Investitionen resultierenden Uberschusses. Da der Eigentiimer den anderen Akteur von der Verwendung der Vermogenswerte ausschlieBen kann, besitzt er eine groBere Verhandlungsmacht, weshalb er den groBten Teil des Uberschusses fiir sich beanspruchen kann. FlieBt der aus einer Investition eines Akteurs resultierende Nutzen nicht zu demselben Akteur voUstandig zuriick, dann sind dessen Anreize, spezifische Investitionen zu tatigen, begrenzt. Es kommt zu einer Unterinvestition in spezifische Vermogenswerte und somit zu einem Effizienzverlust. Durch die Allokation der Eigentumsrechte an den Vermogenswerten an den betreffenden Akteur kann effizientes Verhalten sichergestellt werden. AUerdings geschieht dies auf Kosten einer Schwachung der Investitionsanreize des anderen Akteurs. Somit ist bei der Allokation der Eigentumsrechte ein Abwagen („Trade-off') dieser Effekte erforderlich. Aus

diesem und

ahnlichen

Modellen

(z.B. Holmstrom/Milgrom

1994;

Holmstrom/Tirole 1991; Rajan/Zingales 1998) der neueren Property-Rights-Theorie ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen ftir die Allokation von Eigentumsrechten. Zum Beispiel argumentieren Grossman und Hart (1986, S. 717): „Integration ist dann optimal, wenn die Investitionsentscheidungen eines Untemehmens besonders bedeutend im Vergleich zum anderen Untemehmen sind." 20

Im Hinblick auf die vorliegende Fragestellung ist an der neueren Property-RightsTheorie vor allem positiv zu werten, dass der optimale Eigentiimer von Vermogenswerten im Zentrum steht, wohingegen sich die Transaktionskostentheorie mit der optimalen Koordination einer Transaktion befasst. Des Weiteren ist es der neueren Property-Rights-Theorie im Zuge ihrer Weiterentwicklung gelungen, konkrete Aussagen zu machen, unter welchen Umstanden kollektives Eigentum (z.B. Partnerschaft) effizient ist (vgl. Hart/Moore 1990, S. 1133-1135). Femer kommt diese Theorie mit wenigen axiomatischen Annahmen aus (Okonomiepostulat), was allerdings auch zur Folge hat, dass die Ansatze der neueren Property-Rights-Theorie sehr formal, spezifisch und restriktiv sind; sie betrachten Einzelaspekte und modellieren Spezialprobleme einer hochst komplizierten Wirklichkeit (vgl. Foss/Foss 2001, S. 27). Dies ist auch eine Ursache, warum die neuere Property-Rights-Theorie bisher kaum getestet wurde (vgl. Whinston 2003, S. 20; Williamson 2000, S. 605). Neben den bisher gemachten Einschrankungen zur Eignung der Transaktionskosten- und der neueren Property-Rights-Theorie als theoretisches Fundament dieser Arbeit gilt wieterhin einschrankend ftir beide Theorien, dass sie Vermogensbeschrankungen ausblenden. Das bedeutet, dass die zur Finanzierung des Erwerbs der Eigentumsrechte benotigten Mittel als gegeben unterstellt werden. Dabei spielen beispielsweise

in der Praxis, wie an Start-up-Untemehmen

deutlich wird,

Finanzierungsbedarf und -moglichkeiten eine entscheidende RoUe fiir die Allokation von Eigentumsrechten. Dariiber hinaus eignen sich beide Theorien vor allem deshalb nicht, da sie sich erstens schwerpunktmaBig auf Fragen der vertikalen Integration konzentrieren und zweitens spezifische Investitionen eine zentrale Rolle im Rahmen der Allokation von Eigentumsrechten einnehmen. Es erscheint durchaus plausibel anzunehmen, dass in anderen Branchen spezifische Investitionen einen entscheidenden Einfluss auf die Eigentumsform ausiiben, far die Untemehmensberatungsbranche jedoch erscheint dies eher unwahrscheinlich. Mitarbeiter in Untemehmensberatungen verfiigen iiber ein sehr hohes, aber nicht firmenspezifisches Humankapital (vgl. Franck/Pudack 2002, S. 150151). Somit ist es unwahrscheinlich, dass firmenspezifische Humankapitalinvestitionen einen entscheidenden Einflussfaktor auf die Allokation von Eigentumsrechten an Unter-

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nehmensberatungen darstellen. In Abschnitt 3.2 wird dieser Aspekt noch genauer beleuchtet.^^ Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Transaktionskostentheorie und die neuere Property-Rights-Theorie wenig geeignet sind, um die Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen zu analysieren. Im Folgenden werden deshalb Beitrage beleuchtet, die sich vordergriindig mit der Identitat der Eigentiimer auseinander setzen. 2.2.2.3 Identitatsbezogene Eigentumstheorien Die nachfolgenden Beitrage versuchen die Allokation der Eigentumsrechte an eine (bzw. mehrere) bestimmte Gruppe(n) von Eigentumem zu erklaren. Mogliche Eigentiimergruppen sind beispielsweise Investoren, Mitarbeiter, Kunden, der Staat etc. Somit steht die Begriindung der Identitat der moglichen Eigentiimer im Vordergrund. Da sich die vorliegende Untersuchung mit der Allokation von Eigentumsrechten an leitende Angestellte (Partner) und Investoren befasst - und somit die Identitat der Eigentiimer im Vordergrund steht -, liefert dieser Theoriestrang der Neuen Institutionenokonomik wertvolle Erkenntnisse ftir die Identifikation der Einflussfaktoren auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen. Die einzelnen Beitrage lassen sich dahingehend weiter untergliedem, ob sie sich auf einzelne bestimmte Eigentumsformen beschranken oder aber umfassende Eigentumstheorien darstellen. Zunachst wird auf die erste Untergruppe von Beitragen eingegangen. Dabei sollen die kommenden Ausfahrungen in erster Linie einen Literaturiiberblick geben, da die relevanten Theorien noch im Rahmen der Ableitung der Hypothesen ausfiihrlich behandelt werden. In die erste Untergruppe fallt eine groBe Anzahl an Beitragen. Sie erlautem die Identitat eines moglichen Eigentiimers im Vergleich zu einer (bzw. wenigen) altemativen Eigentumsform(en). Die Beitrage versuchen eine Antwort darauf zu geben, warum es eine bestimmte Eigentumsform gibt, warum sie vorteilhaft ist und welche Faktoren die Entstehung begiinstigen bzw. die Eigentumsform bestimmen. Diesem Themenfeld sind zum Beispiel Beitrage zuzuordnen, die die Einflussfaktoren auf den Ubergang von genossenschaftlichem Eigentum zu Investoreneigentum ^^

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Dariiber hinaus ist anzumerken, dass die Transaktionskosten- und die neuere Property-RightsTheorie die Bedeutung von spezifischen Investitionen fiir die Allokation von Eigentumsrechten auf Kosten anderer moglicher Faktoren prinzipiell uberbetonen (vgl. Holmstrom/Roberts 1998, die z.B. auf die Bedeutung der Agency-Kosten eingehen).

erforschen (vgl. z.B. Viswanathan/Cummins 2003). Andere Beitrage beschaftigen sich z.B. mit einer bestimmten Eigentumsform, z.B. dem Familieneigentum (vgl. z.B. Lim/Kim 2005). Fiir die vorliegende Untersuchung sind jedoch vor allem die Beitrage relevant, die sich mit der Allokation der Eigentumsrechte an die Mitarbeiter bzw. leitenden Angestellten befassen. Im Zuge der Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung der Neuen Institutionenokonomik wurden relativ bald auch Theorien zu Mitarbeitereigentum entwickelt (vgl. z.B. Jensen/Meckling 1979; Williamson 1980). Oftmals erfolgt die Erklarung des Mitarbeitereigentums in Abgrenzung zum Investoreneigentum. Die Betrachtung des Mitarbeitereigentums ist insofem fiir die vorliegende Untersuchung von Bedeutung, da Partnerschaften lediglich eine besondere Form des Mitarbeitereigentums darstellen. Viele der entwickelten Argumente lassen sich daher auf Partnerschaften iibertragen. Hauptvertreter dieser Theoriestromung sind insbesondere Ben-Ner (vgl. z.B. 1984; 1988a), Bonin (1993), Bowles und Gintis (vgl. z.B. 1993; 1994; 1996), Dow (vgl. z.B. 1993; 2003), Hansmann (1990) sowie Putterman (vgl. z.B. 1984). Neben diesen Eigentumstheorien, die allgemein Mitarbeitereigentum erklaren („Mitarbeitereigentumstheorien"), gibt es spezifische Beitrage, die aufzeigen, unter welchen Bedingungen Partnerschaften eine effiziente Eigentumsform darstellen („Partnerschaftstheorien"). Diese Beitrage erlautem die Vorziige und Nachteile von Partnerschaften im Vergleich zum Investoreneigentum und erklaren, welche Faktoren entweder

die

eine

oder

andere

Eigentumsform

begiinstigen

(vgl.

z.B.

Greenwood/Empson 2003; Jensen/Meckling 1979; Levin/Tadelis 2005; Russell 1985).^^ Wie bereits zu Beginn dieses Abschnitts erlautert, lassen sich die identitatsorientierten Eigentumstheorien in zwei Untergruppen aufteilen. Neben den bereits besprochenen Theorien, die sich auf einzelne (wenige) Eigentumsformen konzentrieren, sind fiir die vorliegende Untersuchung insbesondere die umfassenden Eigentumstheorien von Bedeutung. Hierunter werden Theorien verstanden, die mehrere alternative Eigentumsformen gleichzeitig behandeln und die Bedingungen fiir die Effizienz der jeweiligen Form aufzeigen. In diesen umfassenden Eigentumstheorien werden somit Mitarbeitereigentum und Partnerschaften als eine von mehreren Eigentumsformen diskutiert.

^^

Nicht von Relevanz sind in diesem Zusammenhang die Theorien, die die Vorteile von Partnerschaften im Vergleich zu Freiberuflem erklaren (vgl. z.B. Bodenhom 2000; Gaynor/Gertler 1995; Lang/Gordon 1995; Paroush 1984; Steiner 2000).

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Bisher wurden nur sehr wenige umfassende Eigentumstheorien entwickelt (vgl. Thomsen/Pedersen 1998, S. 387). Bei den wenigen Beitragen handelt es sich insbesondere um die Arbeiten von Fama und Jensen (1983a; 1983b), Putterman (1993) und Hansmann (1988; 1996). Diese drei Theorien unterscheiden sich zum einen hinsichtlich der betrachteten Eigentumsformen und zum anderen in Bezug auf die identifizierten Einflussfaktoren auf die Allokation von Eigentumsrechten. Hansmanns (1996) Theorie ist die mit Abstand umfangreichste Arbeit in diesem Forschungsfeld, sowohl was die Erklarung unterschiedlicher Eigentumsformen als auch das breite Spektrum der identifizierten Einflussfaktoren angeht. 2,2,2,4 Fazit okonomische Eigentumstheorien Die vorliegende Untersuchung beabsichtigt, Einflussfaktoren auf die Allokation der Eigentumsrechte an die Mitarbeiter bzw. Partner (leitende Angestellte) zu identifizieren. Vor diesem Hintergrund erscheinen insbesondere die Beitrage von Bedeutung, die erklaren, unter welchen Umstanden und warum Mitarbeitereigentum und Partnerschaften eine effiziente Form der Eigentumsallokation darstellen. Somit sind insbesondere die drei Theoriestrome „Mitarbeitereigentumstheorien", „Partnerschaftstheorien" sowie die umfassenden Eigentumstheorien fiir die Ableitung der Hypothesen von Bedeutung. Die „Mitarbeitereigentumstheorien" und die „Partnerschaftstheorien" diskutieren Faktoren fur das Zustande- bzw. Nicht-Zustandekommen der jeweiligen Eigentumsform. In den umfassenden Eigentumstheorien werden Mitarbeitereigentum und Partnerschaften als eine von mehreren Eigentumsformen mit behandelt. Mit der Verwendung dieser drei Theoriestromungen liegt dieser Arbeit somit ein sehr breites theoretisches Fundament zu Grunde. Insbesondere aus zwei Griinden erfolgt keine starkere Fokussierung auf eine einzelne Theorie: Erstens, ausgehend vom jetzigen Stand der Forschung gibt es keinen Beitrag, der als unumstritten erprobt und „bestatigt" gilt. Hierzu liegen bisher viel zu wenige empirische Untersuchungen vor. Zweitens, Ziel der Arbeit ist es, die Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation moglichst umfassend zu analysieren. Trotz groBer inhaltlicher Uberschneidungen in den diskutierten Wirkungsmechanismen bestehen zum Teil dennoch Unterschiede - zum einen in den identifizierten Einflussfaktoren, zum anderen in der Betonung der Bedeutung einzelner Faktoren. Hansmann hebt z.B. die Kosten kollektiver Entscheidungen hervor, wohingegen diese wiederum bei Fama und Jensen keine Rolle spielen. Vor diesem Hintergrund konnte eine Konzentration auf eine ein24

zelne Theorie moglicherweise dazu fuhren, dass wichtige Einflussfaktoren unter Umstanden keine Beriicksichtigung finden. Wenn im Folgenden von okonomischen Eigentumstheorien die Rede ist, dann sind damit die drei oben genannten Theoriestrome gemeint, die der Hypothesenbildung zu Grunde liegen. Auf die Darstellung der inhaltlichen Argumente der Theorien wurde in diesem Abschnitt verzichtet, da die Hauptaussagen (Wirkungsmechanismen) in Kapitel 3 erlautert werden. 2,2,2,5 Effizienzkriterium GemaB Williamson betrachten organisationsokonomische Untersuchungen die Effizienz von Organisationen (1981, S. 549): „Economic approaches to the study of organization, (...), generally focus on efficiency". Somit ist eine Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Theoriestrome die Verwendung eines MaBstabs - der Effizienz - zur Beurteilung der Vorteilhafligkeit unterschiedlicher institutioneller Arrangements. Nach Fees (1997, S. 748) wird die „(...) okonomische Effizienz synonym mit ,okonomischem Prinzip' verwendet und verlangt einen minimalen Aufwand bei gegebenem Ertrag bzw. einen maximalen Ertrag bei gegebenem Aufwand. Unter Verwendung von PreisgroBen entspricht dies der Minimalkostenkombination (...)."^^ Diese allgemeinen Ausfuhrungen lassen sich auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmen ubertragen. Auch hier wird ein MaBstab zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit unterschiedlicher Eigentumsformen benotigt. Zentrale Vorstellung der okonomischen Eigentumstheorie ist, dass je nach Zuteilung der Eigentumsrechte an eine mogliche Eigentumsgruppe (Partner oder Investoren) die Kosten der Eigentumsform signifikant positiv oder negativ beeinflusst werden. Somit weisen einzelne Eigentumsformen je nach Untemehmenskontext Vorteile gegentiber anderen Losungen auf Beispielsweise haben Partnerschaften im Vergleich zu Investoren einen Kostennachteil beim Treffen koUektiver Entscheidungen (siehe Abschnitt 3.4). Auf der anderen Seite gelingt es Partnerschaften besser, opportunistisches Verhalten der Mitarbeiter zu unterbinden (siehe Abschnitt 3.2). Im Rahmen der Allokation der Eigentumsrechte werden Untemehmen dazu tendieren, die Eigentumsform zu wahlen, die die geringsten Kosten 13

Der Effizienzbegriff ist vielschichtig und wird haufig unterschiedlich konkretisiert. Deshalb haben die verschiedenen Theoriestrome der Neuen Institutionenokonomik ein zum Teil abweichenc|es Verstandnis des Effizienzbegriffs. Beispielsweise ist in der Transaktionskostentheorie diejemge institutionelle Losung zu wahlen, die die Summe aus Transaktionskosten und Produktionskosten minimiert. Die Principal-Agent-Theorie verwendet als MaBstab zur Beurteilung unterschiedlicher Institutionen die Agency-Kosten (vgl. z.B. Picot et al. 2002, S. 148).

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aufweist.^"^ In der vorliegenden Untersuchung wird die kostenminimierende Eigentumsform im Sinne einer effizienten Eigentumsform verstanden. Auf die konkreten unterschiedlichen Kostenvor- und -nachteile von Partnerschaften und Investoreneigentum wird im Rahmen der Entwicklung und Ableitung der Hypothesen eingegangen.

Effizienz wurde in den vorausgegangenen Ausfuhrungen als ein normatives Konzept zur Beurteilung unterschiedlicher Eigentumsformen verstanden. Effizienz kann aber auch als ein positives Prinzip mit erklarender und voraussagender Kraft verwendet werden. Voraussetzung hierftir ist, dass die Eigentumsrechte an Untemehmen zwischen Parteien frei handelbar sind und dass die Parteien ihre Entscheidungen durchsetzen konnen (vgl. Milgrom/Roberts 1992, S. 23-25). Unter solchen Umstanden kommt es zum Verkauf der Eigentumsrechte und zur Einstellung effizienter Eigentumsformen, sofem die bestehende Eigentumsallokation sich nicht als optimal erweist. Eine wesentliche Annahme der okonomischen Eigentumstheorien ist daher, dass sich zumindest langfristig effiziente Eigentumsformen einstellen.^^ Diese Annahme erscheint aus zwei Grunden plausibel: •

Erstens, die Stakeholder (Anspruchsgruppen) eines Untemehmens haben einen Anreiz, eine kostenminimale Eigentumsform zu wahlen, da sie die Kosteneinsparungen unter sich aufteilen konnen (vgl. z.B. Hansmann 1996, S. 22-23; Milgrom/Roberts 1992, S. 291).



Zweitens ist zu erwarten, dass ineffiziente Eigentumsallokationen aufgrund des Wettbewerbsdrucks von kostengunstigeren Eigentumsformen langfristig abgelost werden (vgl. Roberts/Greenwood 1997, S. 348-353). Der letzte Aspekt, den Putterman (1984, S. 185) als „okonomischen Darwinismus"

bezeichnet, offenbart das groBe Vertrauen der Organisationsokonome in die Selektionskrafte der Markte. Unter der Annahme, dass diese Selektionskrafte tatsachlich wirken, kann daraus geschlossen werden, dass die dominante Eigentumsform einer Branche kostengunstiger ist als andere Eigentumsformen dieser Branche. Zusammenfassend steht zu erwarten, dass Eigentumsformen mit Kostennachteilen durch den Wettbewerbsdruck vom Markt verdrangt und von einer kostengiinstigeren

Im Vordergrund steht somit die komparative Effizienz unterschiedlicher Eigentumsformen. Ein sehr eindrucksvolles und aktuelles Beispiel ist die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmen in den Transformationslandem Osteuropas. Die Eigentumsallokation, die sich unmittelbar nach den politisch motivierten Massenprivatisierungen ergab, wurde im Laufe der darauf folgenden Jahre in vielen Untemehmen tief greifend verandert (vgl. z.B. Estrin/Rosevear 2003).

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Allokation der Eigentumsrechte abgelost werden. Daher auBert sich Demsetz (1983, S. 384): „The structure of ownership that emerges is an endogenous outcome of competitive selection in which various cost advantages and disadvantages are balanced (...)." 2.2.2.6 Unternehmen und Eigentum Gegenstand dieses Abschnitts ist die inhaltliche Bedeutung von Unternehmen und Eigentum. Diese Arbeit untersucht die Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen. Vor diesem Hintergrund ist darzulegen, was unter Unternehmen, Eigentum an Unternehmen und Eigentum an Untemehmensberatungen zu verstehen ist. Zunachst wird auf den Untemehmensbegriff naher eingegangen, bevor dieser im Zusammenhang mit Eigentum diskutiert wird. Im Abschnitt 2.3 werden die Uberlegungen auf Untemehmensberatungen iibertragen. In den einzelnen Theoriestromen der okonomischen Eigentumstheorien hat der Begriff „Untemehmen" haufig eine unterschiedliche Bedeutung (vgl. z.B. Foss et al. 2000, S. 639-643; Gobel 2002, S. 169-176). Beispielsweise wird in der neueren PropertyRights-Theorie ein Unternehmen durch das Eigentum an Vermogenswerten definiert. Hierzu Grossman und Hart (1986, S. 692): „We define the firm as being composed of the assets (e.g., machines, inventories) that it owns." Noch praziser in Bezug auf die Vermogenswerte ist eine neuere Definition von Hart und Moore (1998, S. 2): „(...) a firm is defined by its non-human assets (...)." Dieser Arbeit wird jedoch ein anderes Verstandnis des Begriffs „Untemehmen" zu Grunde gelegt: Ein Unternehmen wird als ein Netzwerk vertraglicher Beziehungen verstanden. Im Gegensatz zur neueren Property-Rights-Theorie, die in ihrer UntemehmensDefinition Mitarbeiter als Teil des Untemehmens ausblendet (vgl. Canback 2002, S. 21), werden Mitarbeiter in der dieser Arbeit zu Grunde liegenden Definition als Teil des Vertragsnetzwerkes betrachtet. Dieses Bild der Untemehmung wurde maBgeblich von Jensen und Meckling (1976; 1979) und Fama (1980, S. 290) gepragt, wobei sie diese Vorstellung auf der Basis der Uberlegungen von Alchian und Demsetz (1972, S. 777778, 783) entwickelten. Nach Jensen und Meckling (1976, S. 311) ist ein Unternehmen wie folgt definiert: „The (...) corporation (...) is simply one form of legal fiction which serves as a nexus for contracting relationships (...)." Das Unternehmen (die Gesellschaft) wird somit als ein legaler Rahmen verstanden; dabei kann das Unternehmen in unterschiedlichen Gesellschaflsformen organisiert sein, z.B. als Partnerschaftsge27

sellschaft oder Aktiengesellschaft. Des Weiteren ist das Untemehmen ein Mantel fiir Vertragspositionen. Das Untemehmen halt verschiedenste vertragliche Beziehungen, beispielsweise zu Mitarbeitem oder Lieferanten. Die im Rahmen des Leistungserstellungsprozesses eingesetzten Produktionsfaktoren konnen dem Untemehmen gehoren, sie miissen es aber nicht (vgl. z.B. Ellemian 1992, Kapitel 1). Haufig werden Gebaude und Anlagen geleast bzw. gemietet, d.h. vertraglich ftir einen bestimmten Zeitraum erworben. Beim Kauf eines Untemehmens kommt es in erster Linie zu einer Ubemahme der vertraglichen Positionen, da dies fxir den Kaufer giinstiger ist, als die vertraglichen Positionen selbst aufzubauen (vgl. Ellemian 2004, S. 16). Streng genommen stellt somit ein Anteilserwerb keinen „Untemehmenskauf' dar. Der Kaufer erwirbt vielmehr eine Position bzw. Rolle in der Gesellschaft, die mit bestimmten Rechten verbunden ist. Auf diese Rechte wird im nachsten Abschnitt genauer eingegangen. Das erlauterte definitorische Verstandnis ist far die Betrachtung der Allokation der Eigentumsrechte insofem hilfreich, als dass vertragliche Beziehungen zwischen unterschiedlichen Anspmchsgmppen zentraler Bestandteil der Analyse sind. Beispielsweise geht es um Beziehungen zwischen untemehmensextemen Eigentumem und leitenden Angestellten, Partnem und einfachen Mitarbeitem usw. SchlieBlich wird diese Definition auch deshalb gewahlt, weil sie im Einklang mit den dieser Arbeit zu Gmnde liegenden Theoriestromen steht. Im Vergleich zu anderen Wissenschaftsbereichen wie der Philosophic, den Politikoder Rechtswissenschaften ist die betriebswirtschaftliche Auseinandersetzung mit dem Begriff und den Attributen von „Eigentum" (Ownership) relativ junger Natur. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass in dieser Literatur der Begriff vielfaltig verwendet und verstanden wird und haufig kontextspezifisch ist (vgl. Learmount/Roberts 2002, S. 1). Auch innerhalb der einzelnen Theoriestrome der okonomischen Eigentumstheorien besteht kein einheitliches Begriffsverstandnis. AUgemein formuliert ist Eigentum eine Kombination aus unterschiedlichen Rechten und Pflichten in Bezug auf einen bestimmten Vermogenswert (vgl. Monks/Minow 2001, S. 81). In der Regel unterscheiden sich die vielen unterschiedlichen Eigentumsde-

28

finitionen dahingehend, welche Elemente (z.B. residuale KontroUrechte, Zugang zu Informationen) sie als konstitutiv fiir den Eigentumsbegriff verstehen.^^ Dieser

Arbeit

liegt

ein

sehr

verbreitetes

Eigentumsverstandnis

(vgl.

Milgrom/Roberts 1992, S. 288-291; Richter/Furubotn 2003, S. 420) zu Grunde. Demnach sind Eigentumer eines Untemehmens jene Subjekte (Individuen oder rechtsfahige Institutionen), die zwei Arten von formalen Rechten haben: 1)

Eigentumer verftigen iiber die residualen KontroUrechte. Hierbei handelt es sich urn das Recht, tiber ex ante nicht vertraglich oder gesetzlich geregelte Sachverhalte, die das Untemehmen betreffen, zu entscheiden.^^ Dies beinhaltet z.B. den Einfluss auf zentrale Untemehmensentscheidungen wie die Besetzung des Aufsichtsrats, die strategische Ausrichtung des Untemehmens (z.B. Fusionen, Akquisitionen) etc.

2)

Eigentumer haben Anspruch auf den Residualgewinn. Das ist der Betrag, der verbleibt, nachdem die Forderungen aller anderen Anspruchsgruppen (z.B. Lieferanten, Staat, Mitarbeiter) befriedigt sind (vgl. Milgrom/Roberts 1992, S. 291). Die Betonung des Begriffs „formal" ist insofem von Bedeutung, als dass die Eigen-

tiimer haufig Dritte (angestellte Manager) mit der tatsachlichen Ausubung der KontroUrechte beauflragen. Zusammenfassend kann ein Untemehmen als ein Netzwerk vertraglicher Beziehungen gesehen werden. Die Anteilseigner dieser Untemehmen sind jene Subjekte, die formal uber die residualen KontroUrechte und das Recht auf den Erhalt des Residualgewinns verfiigen. In dieser Untersuchung wird der Frage nachgegangen, welche Gmppe von moglichen Eigentiimem - untemehmensexteme Investoren oder leitende Angestellte - diese Eigentumsrechte halt. Investoreneigentum ist dadurch gekennzeichnet, dass die residualen KontroUrechte und der Anspmch auf den Residualgewinn bei unternehmensextemen Investoren liegen. Eine Partnerschaft ist eine Eigentumsform, bei der die KontroUrechte und der Anspmch auf den Residualgewinn bei den leitenden Angestellten liegen. Die beiden Eigentumsallokationsoptionen konnen auch in einem weiteren Sinne als „Govemance"-Formen bezeichnet werden. Greenwood und Empson Rousseau und Shperling (2003, S. 555-559) geben einen Uberblick iiber unterschiedliche Definitionsansatze und zeigen dabei, welche Elemente (Privilegien) haufig im Zusammenhang mit Eigentum diskutiert werden (vgl. auch Learmount/Roberts 2002). Dahinter steht die Vorstellung, dass Vertrage unvollstandig sind. Eine Ursache hiefiir ist z.B. die beschrankte Moglichkeit der Voraussicht, d.h. es konnen nicht alle Eventualitaten vorausgesehen werden.

29

(2003, S. 912) verstehen unter „Govemance" „(...) arrangements that define authoratively in whose interest an organization should be controlled." Die bisherigen Ausflihrungen zu Eigentum an Untemehmen sind zusammenfassend in Abbildung 1 skizziert.

Abbildung 1: Eigentum an Unternehmen

2.3 Unternehmensberatung: Dienstleistungen, Anbieter und Eigentiimer Die bisherigen Ausfuhrungen haben sich vor allem mit dem theoretischen Zugriff der vorliegenden Arbeit und dem damit verbundenen Begriffsverstandnis auseinander gesetzt. Der zweite Teil des Kapitels 2 befasst sich mit Untemehmensberatungen und ihren Leistungen. Im Folgenden wird - bezogen auf die vorliegende Fragestellung - ein kurzer tJberblick uber den Stand der Untemehmensberatungsforschung gegeben und die bestehende Forschungsliicke herausgearbeitet. Anschliefiend wird auf den Begriff Unternehmensberatung, die Merkmale der Unternehmensberatung als Dienstleistung sowie die verschiedenen Beratungsanbieter naher eingegangen. Wie im Rahmen der Ableitung der Hypothesen noch deutlich wird, beeinflussen die Eigenschaften der Unternehmensberatung und ihrer Leistungen maBgeblich die Allokation der Eigentumsrechte. Hierauf folgt eine Erlauterung, was unter „Eigentum an Untemehmensberatungen" zu verstehen 30

ist. Der zweite Teil endet mit einem Exkurs zu den Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen. 2.3.1 Stand der Unternehmensberatungsforsch ung zur Eigentumsallokation Im folgenden Uberblick iiber den Stand der Untemehmensberatungsforschung wird deutlich, dass erst seit Mitte der 80er Jahre ein merkliches wissenschaftliches Interesse an Untemehmensberatungen besteht. Die Frage der optimalen Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen ist bisher noch nicht ausreichend erforscht worden. Das SchlieBen dieser Forschungsliicke ist Ziel der vorliegenden Arbeit. Ibielski (2002, S. 9700), Walger (1995, S. 1) u.a. werfen der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Literatur zum Teil massive Forschungsdefizite in der Auseinandersetzung mit Untemehmensberatungen vor. Allerdings ist festzustellen, dass im Zuge der wachsenden volkswirtschaftlichen Bedeutung der Untemehmensberatungsbranche auch der Umfang der Publikationen deutlich zugenommen hat (vgl. Mohe 2004, S. 693696; Sperling/Ittermann 1998, S. 58). Diese Entwicklung vollzog sich analog in der englischsprachigen Literatur. Seit Mitte der 80er Jahre ist das wissenschaftliche Interesse an der Untemehmensberatungsbranche stark gestiegen (vgl. Clark/Fincham 2002, S. 5; Kipping/Engwall 2002, S. 1). Die Veroffentlichungen zum Themenkomplex Unternehmensberatung stammen von Wissenschaftlem, Praktikem (Untemehmensberater und Klienten), Verbanden und Joumalisten. Aus diesem breiten Autorenspektmm resultieren sehr heterogene Beitrage mit einem unterschiedlichen Informations- und Erklamngsgehalt (vgl. Armbriister/Kieser 2001, S. 690-691). Die Betrachtung von Eigentum spielt sowohl in der deutsch- als auch englischsprachigen Untemehmensberatungsliteratur eine untergeordnete Rolle. Nur sehr wenige Beitrage beschaftigen sich direkt mit diesem Thema. Praxisorientierte^^ Beitrage geben in erster Linie einen tJberblick iiber die gesellschaflsrechtlichen, formalen Aspekte von Eigentum. So finden sich in Handbuchem fur Untemehmensberater kurze Abschnitte, die die verschiedenen moglichen Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen behandeln (vgl. z.B. Biech 1999, S. 57-59; Kolli 2000, S. 76-77; Kubr 2002, S. 763-767). Die Autoren liefem in erster Linie Hilfestellungen bei der Wahl einer geeigneten GeArmbriister und Kieser (2001, S. 690-691) klassifizieren die Untemehmensberatungsliteratur in eine praxisorientierte Literatur, eine forschungsorientierte Literatur und eine „Enthullungsliteratur" (vgl. auch Wolf2000,S. 21-51).

31

sellschaftsform. Empfehlungen zur AUokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen finden sich in dieser Literatur dahingegen nicht. Die forschungsorientierte Literatur diskutiert neben legalen Aspekten auch das Eigentum an Untemehmensberatungen von einer Govemance-Perspektive aus. Tabelle 1 gibt einen Uberblick iiber diese Literatur. Allerdings befasst sich auch die forschungsorientierte Literatur nur bedingt direkt mit der Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen.

Tabelle 1: tFberblick forschungsorientierte Literatur zum Thema Eigentum und Untemehmensberatungen

Wie aus der Tabelle 1 deutlich wird, befassen sich die Beitrage zwar mit Eigentum an Untemehmensberatungen, verfolgen aber jeweils inhaltlich unterschiedliche und von dieser Arbeit abweichende Erkenntnisziele. In den Beitragen von Empson und Chapman (2004) sowie Greenwood et al. (2003) ist die Eigentumsform eine erklarende (unabhangige) Variable. Die Autoren untersuchen die Fragestellung, welchen Einfluss die Eigentumsform auf einen bestimmten Sachverhalt (z.B. Untemehmensprofitabilitat) ausubt. In den Beitragen von Frigo und Litman (2004) und Becker und Schade (1995) ist hingegen die Eigentumsform - wie in dieser Arbeit auch - unmittelbarer Gegenstand der Untersuchung, d.h. die abhangige, zu erklarende GroBe. Allerdings steht bei Becker und Schade die Betriebsform und nicht die Eigentumsform im Vordergrund der Betrachtung. Frigo und Litman thematisieren dahingegen im Rahmen einer Fallstudie die Frage, ob sich eine offentlich notierte Untemehmensberatung aufgrund der Veroffentlichungspflichten und den Forderungen der Analysten nach schnellen Erfolgen nicht besser von der Borse zuriickziehen sollte. 32

Neben diesen Beitragen, die sich - wenn auch mit anderem Fokus - direkt mit Eigentum und Untemehmensberatungen befassen, gibt es noch eine Reihe weiterer praxis- und forschungsorientierter Veroffentlichungen mit dem Fokus auf „Make-orBuy-Untersuchungen" (vgl. z.B. Canback 1999; Haase 2002; Niewiem 2005). Gegenstand dieser Beitrage ist die Beantwortung der Frage, ob Beratungsleistungen organisationsintem (Inhouse Consulting) erstellt oder von extemen Untemehmensberatem bezogen werden sollen. Haufig ist die theoretische Grundlage dieser Beitrage die Transaktionskostenokonomie (vgl. z.B. Williamson 1975; Williamson 1985), die sich - wie bereits gezeigt - mit Fragen der vertikalen Integration auseinandersetzt. Indirekt geben diese Beitrage auch Empfehlungen, wer der Eigentiimer (Trager) der Untemehmensberatungsleistung sein soil. AUerdings ist Inhouse Consulting eine Eigentumsform, die nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist. Die bisher aufgefiihrte Literatur befasst sich unmittelbar mit der Untemehmensberatungsbranche. Daruber hinaus sind auch Beitrage der Professional-Services-Literatur^^ fur die Untemehmensberatungsforschung von Interesse, da deren Erkenntnisse hieraus zum Teil auf Untemehmensberatungen iibertragen werden konnen. Fiir die hier analysierte Fragestellung ist insbesondere der Beitrag von Greenwood und Empson (2003) hervorzuheben. Ausgehend von der Feststellung, dass die Anzahl der Partnerschaften (im juristischen Sinne) seit Jahrzehnten riicklaufig ist, verfolgen die Autoren die Frage, was die Vorziige und Einschrankungen von Partnerschaften im Vergleich zu andem Gesellschaftsformen (z.B. borsennotierte Aktiengesellschaft) sind. Auf den konzeptionellen Beitrag von Greenwood und Empson wird in Kapitel 3 noch zuriickgegriffen. AbschlieBend bleibt festzuhalten, dass eine umfassende, systematische Identifikation und Uberpriifung der Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen - mit Ausnahme der Make-or-Buy-Untersuchungen - bisher weder

19

Den Professional Services werden zum Beispiel die Leistungen von Anwalten, Architekten, Steuerberatem und Wirtschaftspriifem zugeordnet. Ob Untemehmensberatungsleistungen auch zu den Professional Services gehoren, daruber besteht in Wissenschaft und Praxis Uneinigkeit (vgl. z.B. Alvesson/Johansson 2002, S. 228; Lynch 2001, S. 60; Rassam 2001, S. 31-33). Eindeutig ist auf jeden Fall, dass Untemehmensberatungsleistungen in vielen Fallen ahnliche Attribute (z.B. personalintensiv) wie Professional Services aufweisen (vgl. z.B. DeLong/Nanda 2000, S. 2; MullerStewens et al. 1999, S. 21-23; Nachum 1999b, S. 6). Hier wird daher die Auffassung vertreten, dass die Untemehmensberatung in einem weiteren Sinne den Professional Services zugeordnet werden kann. Personen, die Professional Services erbringen, werden im Folgenden als Professionals bezeichnet. 33

konzeptionell noch empirisch stattgefUnden hat. Diese Forschungslucke hat vermutlich zwei Ursachen: Zum einen sind Untemehmensberatungen sehr zuruckhaltend mit der Bereitstellung von untemehmensbezogenen Daten. Zum anderen stand lange Zeit kein geeignetes, umfassendes theoretisches Analyseraster zur Verftigung. Mit der vorUegenden Arbeit soil versucht werden, diese Forschungslucke zu schlieBen. 2.3.2 Unternehmensberatung und Unternehmensberatungsleistungen Der Begriff „Untemehmensberatung" kann sehr unterschiedlich definiert werden. Dies liegt zum einen daran, dass Unternehmensberatung sowohl eine Institution, ein Prozess Oder auch eine Leistung sein kann. Zum anderen ist der Begriff der Unternehmensberatung keine gesetzlich geschiitzte Berufsbezeichnung. Jeder kann sich als Untemehmensberater betatigen und als Untemehmensberater bezeichnen. Da die Grenzen der Unternehmensberatung nicht klar umrissen sind, besteht in der Literatur eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen des Begriffs. Die unterschiedlichen Definitionen sind haufig kontextspezifisch, d.h. zum Beispiel abhangig vom jeweiligen Problem, das untersucht werden soil. Neben der Defmitionsvielfalt besteht auch eine Begriffsvielfalt. Managementberatung, Wirtschaftsberatung, Organisationsberatung, Consulting, Strategieberatung etc. werden haufig in Theorie und Praxis synonym ftir Unternehmensberatung verwendet. Allerdings implizieren die verschiedenen Begriffe teilweise Unterschiede in den Leistungsinhalten, -arten, im Objekt der Beratung oder dem Adressat der Untemehmensberatungsleistung. Es fehlt somit zuweilen an Prazision im Umgang mit dem Begriff Unternehmensberatung (vgl. Steyrer 1991, S. 7). In dieser Arbeit wird nicht der Versuch untemommen, die Vielzahl der existierenden Definitionen von Untemehmensberatungsleistungen abzugrenzen und zu vergleichen.^^ Stattdessen werden mit Hilfe zweier ausgewahlter Definitionsbeispiele die konstitutiven Elemente der Untemehmensberatungsleistungen im Sinne der Fragestellung erfasst. Hierauf aufbauend wird eine eigene Definition abgeleitet. •

Nach dem „Intemational Council of Management Consulting Institutes" (ICMCI 2004) ist Management Consulting: „The rendering of independent advice and Dies ware im Hinblick auf den Fokus der Arbeit nicht zielfuhrend. Einen guten Uberblick uber die unterschiedlichen Defmitionsversuche und -klassifizierungen geben Krober (1991), Sanchez (2003, S. 15-18) und Weiershauser (1996, S. 10-11).

34

assistance about the process of management to clients with management responsibilities." •

Der Bundesverband Deutscher Untemehmensberater (BDU 2004a) definiert auf seiner Homepage Untemehmensberatung als „(•••) Rat und Mithilfe bei der Erarbeitung und Umsetzung von Problemlosungen in alien untemehmerischen, betriebswirtschaftlichen und technischen Funktionsbereichen." Aus diesen Definitionen lassen sich die folgenden vier konstitutiven Eigenschaften

von Untemehmensberatungsleistungen extrahieren. Erstens, es handelt sich um eine Dienstleistung. In Abgrenzung zu Wirtschaftsgiitem ist eine Dienstleistung eine immaterielle, interaktive, verrichtungsorientierte Tatigkeit am Nachfrager (Klienten) bzw. am vom Nachfrager angegebenen Objekt (vgl. Meffert/Bruhn 2000, S. 22). Auf die Dienstleistungseigenschaft der Untemehmensberatung und die daraus resultierenden Implikationen wird noch im Abschnitt 2.3.3 genauer eingegangen. Zweitens, Inhalt oder Gegenstand der Untemehmensberatungsleistung sind Unternehmensfuhrungs- und Unternehmensorganisationsprobleme. Dies ist ein sehr weit gefasstes Begriffsverstandnis, das unterschiedlichste Leistungsinhalte einschlieBen kann. Drittens, die Erbringung der Untemehmensberatungsleistung ist unabhdngig, im Sinne einer personellen Trennung des organisierten Tragers der Untemehmensberatung und des Auftraggebers. Das Attribut „organisiert" impliziert, dass informelle Ratschlage unter Mitarbeitem nicht Teil des Begriffsverstandnisses von Untemehmensberatung sind, dass aber sehr wohl Untemehmensberatungsleistungen durch Stabe oder inteme Untemehmensberatungen valide Organisationsformen darstellen. Die Extemalitat, im Sinne einer organisatorischen, fmanziellen und zum Teil auch rechtlichen Unabhangigkeit vom Klienten, wird im Gegensatz zu anderen Autoren (vgl. z.B. Bartling 1985, S. 12; Lutz 1981, S. 56) nicht als konstitutiv angesehen. Dies gilt auch fiir die im Zusammenhang mit der Unabhangigkeit haufig angefahrte Objektivitat, denn Untemehmensberatungen befinden sich in diversen direkten und indirekten Abhangigkeitsverhaltnissen.^^ Viertens, aus der Definition des ICMCI wird deutlich, dass der Auftraggeber der Untemehmensberatungsleistung in der Regel das Management ist. Dieser Umstand ergibt sich aus der Art der zu losenden Probleme. Unabhangig vom Auftraggeber kann der Adressat der Untemehmensberatungsleistung auch ein Angestellter ohne Management-Funktion sein.

^^

Wolf (2000, S. 39-42) geht ausflihrlich auf die vertragliche, hierarchische, konzeptionelle, kommunikative und gesellschaftsrechtliche Abhangigkeit ein.

35

Aus den oben aufgefuhrten konstitutiven Eigenschaflen lasst sich im Sinne der Fragestellung eine Definition von Untemehmensberatungsleistungen ableiten.^^ Eine Definition hat einen Oberbegriff, der durch weitere Kriterien spezifiziert wird. Der Oberbegriff ist in diesem Fall das Attribut Dienstleistung. Die Unabhangigkeit, die Beauflragung durch das Management und der Gegenstand der Untemehmensberatungsleistung, namlich Untemehmensfiihrungs- und Untemehmensorganisationsprobleme, stellen die spezifizierenden Kriterien dar. Somit ergibt sich fiir diese Arbeit folgende Definition: Untemehmensberatungsleistungen

sind Dienstleistungen,

Managements von unabhdngigen Dritten erbracht werden und und Untemehmensorganisationsprobleme

die im Auftrag

des

Untemehmensfiihrungs-

zum Gegenstand haben.

Die Definition erscheint vorteilhafl, weil sie auf der einen Seite alle wichtigen, konstitutiven Merkmale einbezieht und auf der anderen Seite den umfassenden Charakter von Untemehmensberatungsleistungen beriicksichtigt. Dadurch konnen die verschiedensten Untemehmensberatungsleistungen - IT-Beratung, Strategieberatung etc. - eingeschlossen werden. Ein Defizit der entwickelten Definition ist, dass als zentraler Begriff der Ausdmck „Untemehmensberatung" verwendet wird. Der Begriff Untemehmensberatung ist historisch entstanden, da friiher im Wesentlichen Untemehmen Gegenstand der Beratung waren. Seit einigen Jahren hat sich die Beratung auch auf andere Organisationen wie z.B. Behorden oder Stiflungen ausgeweitet, so dass der Bergriff „Organisationsberatung" im Hinblick auf den Adressaten der Beratung umfassender und damit realitatsnaher ware. Trotzdem wird in der vorliegenden Arbeit von „Untemehmensberatung" gesprochen, da sich dieser Begriff in Wissenschaft und Praxis durchgesetzt hat und am weitesten verbreitet ist (vgl. Weiershauser 1996, S. 12). An dieser Stelle soil darauf hingewiesen werden, dass Untemehmensberatung, Beratung und der angelsachsische Begriff Consulting in dieser Arbeit als Synonyme verwendet werden. Entsprechend wird von Untemehmensberater, Berater oder Consultant

Viele Verfasser von Definitionen betrachten eine Reihe weiterer Attribute als konstitutiv. Diese Attribute sind bewusst nicht in unten stehende Definition eingeflossen. Zum einen handelt es sich bei den genannten Merkmalen eigentlich wiedemm um Attribute von Dienstleistungen (z.B. Immaterialitat). Zum anderen besteht bei einem Teil der genannten Attribute ein anderes Verstandnis in Bezug auf die Richtigkeit und Wesentlichkeit. Neben den bereits oben diskutierten Attributen der Objektivitat und Extemalitat werden vor allem die Entgeltlichkeit, Umsetzungsverantwortung, Qualifikation und Professionalitat haufig als weitere konstitutive Attribute aufgeftihrt.

36

gesprochen. Die Institutionen, die Untemehmensberatungsleistungen erbringen, werden als Untemehmensberatungen, Beratungen oder Consulting-Untemehmen bezeichnet. 2,3,3 Unternehmensberatung als Dienstleistung Im vorangegangenen Abschnitt wurde festgestellt, dass Untemehmensberatungen Dienstleistungen erbringen. Die Eigenschaften von Dienstleistungen - Intangibilitat, Interaktion, Individualisierung - beeinflussen die Beziehungen der Unternehmensberatung zu ihren unterschiedlichen Anspruchsgruppen und letztendlich die Allokation der Eigentumsrechte. Deshalb ist ein tiefer gehendes Verstandnis der Unternehmensberatung als Dienstleistung unabdingbar. Beispielsweise ist die Leistung eines Untemehmensberaters aufgrund der Intangibilitat des Ergebnisses und der gemeinsamen Leistungserstellung mit KoUegen und Klientenmitarbeitem schwer zu beurteilen. Dies eroffnet den am Leistungserstellungsprozess Beteiligten einen Spielraum fur opportunistisches Verhalten. Die Leistungsbeurteilung ist besonders bei leitenden Angestellten schwierig, da diese relativ autonom arbeiten. Eine Moglichkeit, opportunistischem Verhalten entgegenzuwirken, ist, die leitenden Angestellten zu Partnem zu machen, d.h. ihnen die Eigentumsrechte an der Unternehmensberatung zu iibertragen. Auf die im Folgenden vorgestellten Dienstleistungsmerkmale von Untemehmensberatungsleistungen wird im Verlauf der Arbeit vielfaltig zuruckgegriffen. Vor diesem Hintergmnd wird dieses iibergreifende Themenfeld vorab an dieser Stelle behandelt. Die Ausfiihmngen beginnen zunachst mit der Identifikation der Dienstleistungsmerkmale, bevor diese anschliefiend einzeln - bezogen auf Untemehmensberatungsleistungen - erlautert werden. Die friihe Dienstleistungsforschung hat versucht, die Charakteristika von Dienstleistungen durch eine Abgrenzung von Sachleistungen abzuleiten (vgl. Lovelock 1996, S. 15). Eine weit verbreitete Meinung in der englischsprachigen Literatur ist, dass die folgenden vier Eigenschaften konstitutiv ftir den Dienstleistungsbegriff sind (vgl. z.B. Reardon et al. 1996, S. 62; Zeithaml et al. 1985, S. 33-35): Intangibilitat, Untrennbarkeit, Heterogenitat und Verganglichkeit (Nichtlagemngsfahigkeit). Ein sehr ahnliches Verstandnis - wenn auch mit leicht abweichenden Begrifflichkeiten - hat sich ebenfalls in der deutschsprachigen Literatur herausgebildet (vgl. Meffert/Bmhn 2000, S. 23-26). Die Verganglichkeit (Nichtlagemngsfahigkeit) wird in der vorliegenden Arbeit nicht als eigenstandiges Merkmal, sondem als akzessorische Eigenschaft der Intangibilitat aufge37

fasst (vgl. Meffert/Bruhn 2000, S. 51). Im Folgenden werden die Eigenschaften von Dienstleistungen kurz skizziert (vgl. hierzu Palmer 1994, S. 3-6; Woodruffe 1995, S. 18-20; Zeithaml/Bitner 1996, S. 18-21), bevor auf sie anschliefiend im Zusammenhang mit Untemehmensberatungsleistungen naher eingegangen wird. Unter Intangihilitdt ist zu verstehen, dass die Ergebnisse von Dienstleistungen intangibel sind, was impliziert, dass sie beispielsweise nicht gesehen oder angefasst werden konnen. Interaktion bedeutet, dass der Verkaufer und der Kaufer der Dienstleistung im Rahmen der Leistungserstellung interagieren. Produktion und Konsum fallen somit zum Teil zusammen. Sachleistungen dahingegen werden erst produziert, dann verkauft und schliefilich konsumiert. Mit Individualisierung wird der Sachverhalt bezeichnet, dass Dienstleistungen in einem gewissen AusmaB auf Kundenbedtirfnisse zugeschnitten sind, also kundenspezifisch sind. Die drei genannten, konstitutiven Merkmale von Dienstleistungen gelten auch zum Teil far Sachleistungen. Umgekehrt weisen nicht alle Dienstleistungen jede dieser Eigenschaften auf Von daher sind die Eigenschaften auf einem Kontinuum anzusiedeln; Dienstleistungen sind uberwiegend immateriell, interaktiv und individualisiert (vgl. Payne 1993, S. 7-8). 2.3.3.1 Intangibilitdt Untemehmensberatungsleistungen sind in einem hohen MaBe intangibel.^^ Diese Aussage bezieht sich sowohl auf den Input als auch den Output des Leistungserstellungsprozesses. Der Untemehmensberater mit seiner Erfahrung, seinem Prozess-Know-how, seiner Branchenkenntnis und seinem Methodenwissen ist der Hauptproduktionsfaktor (vgl. Graubner/Richter erscheint 2006; Sarvary 1999). Das Ergebnis des Leistungserstellungsprozesses ist ebenso weitestgehend immaterieller Natur. Hieraus entstehen vielfaltige Qualitatsbeurteilungsprobleme bzw. Qualitatsunsicherheiten (vgl. z.B. Levitt 1981; Lowendahl 2001, S. 32-35). Diese eroffnen einen Spielraum fur opportunistisches Verhalten. Das opportunistische Verhalten selbst, aber auch die Anstrengungen zur Vermeidung opportunistischen Verhaltens, verursachen Kosten. Je nach Allokation der Eigentumsrechte werden die Kosten unterschiedlich hoch sein.

^^

38

Andere Dienstleistungen, wie z.B. Fast Food, konnen einen erheblichen materiellen Anteil haben.

Immaterielle Leistungen sind in der Regel in ihrer ErstQllung personalintensiv (vgl. Clark 1995, S. 44). Hiermit zusatzlich verbunden ist im Falle von Untemehmensberatungsleistungen eine hohe Wissensintensitdt. Die Personal- und Wissensintensitat verscharfen die durch die Intangibilitat resultierenden Qualitatsunsicherheiten der Unternehmensberatungsleistungen. Fiir einen potenziellen Klienten einer Untemehmensberatung ist es schwierig, ex ante die Qualitat einer Untemehmensberatung und der versprochenen Leistung zu beurteilen. Deshalb ist auch der Vergleich der Dienstleistungen verschiedener Anbieter schwierig. Im Endeffekt kauft der Klient ein Leistungsversprechen (vgl. Levitt 1981, S. 96) und ist gezwungen, zwischen verschiedenen Leistungsversprechen abzuwagen. Durch die Wahl einer Untemehmensberatung setzt sich der Klient somit einem Qualitats- und letztendlich auch einem Preisrisiko aus. Selbst nach der Durchfuhmng der Untemehmensberatungstatigkeit ist es fur den Klienten nicht moglich, die Qualitat der Leistung vollstandig zu beurteilen (vgl. z.B. Day/Barksdale Jr. 1994, S. 49; Franck et al. 2002, S. 36). Bedingt durch die Arbeitsspezialisiemng des Untemehmensberaters und die hohe Informationsintensitat der Leistung hat der Untemehmensberater einen Informationsvorteil (Informationsasymmetrie) gegeniiber dem Klienten. Dieser Informationsvorspmng des Untemehmensberaters ist in der Regel auch die Auftragsursache. Ein aktuelles Beispiel hierzu ist das Thema OffShoring.^'* Klienten, die ein solches Projekt in Erwagung ziehen, sind vermutlich schlechter informiert als ein Untemehmensberater, der schon eine Vielzahl derartiger Projekte fiir andere Klienten durchgeflihrt hat. Das bedeutet, dass der Klient nicht selten in unzureichendem MaBe iiber das Wissen und die Erfahmng verfiigt, die far eine prazise Beurteilung der Qualitat der Empfehlungen, des Implementiemngsplans etc. notwendig waren. Das Problem der ex post Qualitatsbeurteilung durch den Klienten hangt maBgeblich von der Art der Problemstellung und der Art der Untemehmensberatungstatigkeit ab. Zum Beispiel ist die ex post Qualitatsunsicherheit bei einer standardisierten SAP-Implementiemng wesentlich geringer als bei der Empfehlung, ein neues Geschaftsfeld zu erschliefien. Dies liegt daran, dass weniger Unsicherheiten (z.B. Wettbewerber, Reguliemng) auf den Leistungserstellungsprozess einwirken, der Klient in der Regel bereits Erfahmng mit ahnlichen Projekten (anderen Software-Implementie-

^"^

Hierunter ist die Umsiedlung von Geschaftsprozessen in Niedriglohnlander zu verstehen.

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rungen) gesammelt hat und am Projektende uberpruft werden kann, ob das System dem vereinbarten Anforderungskatalog entspricht. Problematisch an der Qualitatsunsicherheit ist, dass sie dem Untemehmensberater den Spielraum eroffnet, sich opportunistisch zu verhalten. So kann er zum Beispiel eine Beratungsleistung von mittlerer Qualitat erbringen, aber einen Premiumpreis dafur verlangen, ohne dass es dem Klienten auffallen muss. AbschlieBend sei noch angemerkt, dass die Informationsasymmetrie auf beiden Seiten besteht. Auch der Klient kann gegentiber dem Untemehmensberater einen Wissensvorsprung haben (vgl. hierzu z.B. Richter 2004). Die oben beschriebene QuaHtatsunsicherheit besteht nicht nur in der Beziehung zwischen Untemehmensberatung und KHent. Exteme Eigenttimer stehen haufig vor dem Problem, die Qualitat des Managements zu beurteilen. Das Management wiederum muss innerhalb der Untemehmensberatung die Qualitat der Leistungserstellung sichem. In der Manager-Mitarbeiter-Beziehung zum Beispiel verfugt der Mitarbeiter uber einen Informationsvorspmng, da der Mitarbeiter sich vorrangig mit einem spezifischen Klientenproblem auseinander setzt. Die Qualitatsunsicherheit in dieser Beziehung ist aber schwacher als in der Klientenbeziehung. Zum einen bestehen innerhalb der Unternehmensberatung andere Kontrollmoglichkeiten. Zum anderen haben Manager in der Regel mehr Erfahmng mit den Problemstellungen als Klienten. Dennoch ist die Gefahr des opportunistischen Verhaltens durch die Mitarbeiter gegeben. Welche Moglichkeiten haben die verschiedenen Anspmchsgmppen, um die beschriebene Qualitatsunsicherheit und die daraus resultierenden Kosten zu begrenzen? Klienten werden vor dem Kauf auf leistungsiibergreifende Informationssurrogate achten, um auf das Leistungspotenzial der Untemehmensberatung zu schlieBen (vgl. z.B. Spence 1976). Beispielsweise sind Reputation, Referenzen, langfristige Beziehungen, die formale Qualifikation der Mitarbeiter und das Erscheinungsbild des Beraters von groBer Bedeutung fur die Auswahl einer Untemehmensberatung (vgl. Becker/Schade 1995, S. 330; Dawes et al. 1992). Umgekehrt wird die Untemehmensberatung ihr Moglichstes tun, glaubhafte Informationen hinsichtlich ihres Leistungspotenzials zu signalisieren (Signaling) und die oben genannten Informationssurrogate bereitzustellen. Hieraus ergibt sich, dass der Auswahl, Evaluation, Entwicklung, Bindung

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und Trennung von Mitarbeitem eine zentrale Rolle in Untemehmensberatungen zukommt (vgl. z.B. Graubner/Richter 2003). Eine zusatzliche Moglichkeit besteht darin, die Eigentumsrechte so zu verteilen, dass die Qualitatsunsicherheit und die daraus resultierenden Kosten minimiert werden. Auf diesen Punkt wird in Abschnitt 3.2 genauer eingegangen. 2,3,3,2 Interaktion Das im vorangegangenen Abschnitt angesprochene Problem der Qualitatsunsicherheit im Zusammenhang mit der Intangibilitat der Leistung wird durch die Interaktion zwischen Klient und Untemehmensberatung zusatzlich verstarkt. Die Interaktion erschwert die Zurechenbarkeit von Arbeitseinsatz und -ergebnis, erhoht daher die Informationsasymmetrien und erschwert die Leistungsbeurteilung durch Klienten, Eigentiimer und leitende Angestellte. Untemehmensberatungsleistungen werden gemeinsam von Untemehmensberatem und Klient erstellt (vgl. Kaas/Schade 1995, S. 1071). Dabei wird der Interaktionsgrad in erster Linie von der Problemstellung beeinflusst.^^ Im Falle einer Marktstudie z.B. interagieren Untemehmensberatung und Klient haufig nur zu Beginn und am Ende des Projekts. Andere Problemstellungen erfordem dahingegen, dass der Klient fortlaufend Informationen zur Verfugung stellt. Die Daten werden durch Interviews, Workshops, Datenerhebungsbogen etc. eingesammelt. Bei manchen Problemstellungen findet ein intensiver, taglicher Austausch statt. Die Projektteams sind dann haufig sowohl mit Klientenmitarbeitem als auch Untemehmensberatem besetzt. In diesem Fall kann auch vom Klienten als Koproduzent gesprochen werden (vgl. Richter 2004). Die Interaktion zwischen Klient und Untemehmensberatung ist durch eine beidseitige Informationsasymmetrie gekennzeichnet (vgl. Lowendahl 2001, S. 35-40). In Abschnitt 2.3.3.1 wurde bereits aufgezeigt, dass der Untemehmensberater aufgmnd seiner Spezialisiemng und seinem Prozess- und Methoden-Know-how einen Informationsvorteil gegeniiber dem Klienten hat. Allerdings hat auch der Klient gegeniiber dem Untemehmensberater einen Wissensvorspmng. So verfiigt der Klient iiber spezifisches Organisationswissen, Vertriebswissen etc. Im Rahmen der Interaktion und ProblemDariiber hinaus ist bei gegebener Problemstellung die Form und Haufigkeit der individuellen Interaktion abhangig von der jeweiligen Position in der Klienten- und Untemehmensberatungsorganisation. Die Geschaftsleitung (Manager) des Klienten- und Untemehmensberatungsuntemehmens nimmt ublicherweise nur an Ergebnisprasentationen (Lenkungsausschussen etc.) teil, wahrend Klientenmitarbeiter und Berater auf der Arbeitsebene tendenziell intensiver und haufig miteinander interagieren.

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losung ist das Untemehmensberatungs- und Klientenwissen zusammenzufuhren, weshalb eine beidseitige Abhangigkeit besteht. Im Zusammenhang mit der Interaktion ist zu erwahnen, dass sowohl auf Klientenals auch auf Beraterseite nicht ein einzelnes Individuum fiir die Problemlosung verantwortlich ist. Vielmehr findet auf beiden Seiten eine Teamproduktion statt. Die Geschaftsleitung des Klientenuntemehmens delegiert die Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der Problemstellung innerhalb des eigenen Untemehmens weiter. Die Geschaftsleitung der Untemehmensberatung bestimmt die Berater, die an dem spezifischen Klientenproblem arbeiten soUen. Auch innerhalb der beiden Teams bestehen Informationsasymmetrien und divergierende Interessen (vgl. Schade 1995, S. 47-48). Die Interaktion von Klient und Untemehmensberatung fuhrt zur Koproduktion der Beratungsleistung. Im Rahmen der Koproduktion beeinflussen sowohl Untemehmensberater als auch Klient das Ergebnis der Untemehmensberatungsleistung. Hieraus entsteht eine Zurechnungsproblematik, d.h. der Beitrag des einzelnen ist nicht messbar (vgl. z.B. Alchian/Demsetz 1972; Holmstrom 1982). Die in Abschnitt 2.3.3.1 beschriebene Problematik der Beurteilung der Untemehmensberatungsleistung wird durch die Zurechnungsproblematik wesentlich verstarkt. FUr den Klienten besteht zum Beispiel die Gefahr, dass der Berater einen Projekterfolg seinem Arbeitseinsatz zurechnet und damit wirbt, obwohl Klientenmitarbeiter maBgeblich dafur verantwortlich sind (der umgekehrte Fall ist nattirlich ebenso moglich). Aus der Interaktion resultieren auch fur die Untemehmensberatung erhebliche Risiken und Unsicherheiten. So kann es sein, dass der Klient nicht die zugesagten Ressourcen (Mitarbeiter) far das Projekt zur Verfagung stellt. Um den Erfolg der Beratungsleistung nicht zu gefahrden, ist die Untemehmensberatung unter Umstanden genotigt, weitere Untemehmensberater auf das Projekt zu holen, die sie aber dem Klienten nur schwer verrechnen kann. Manchmal kommt es auch vor, dass die Geschaftsfiihmng des Klienten zwar Mitarbeiter abstellt, dass diese aber nicht ausreichend qualifiziert oder aber nicht motiviert sind. Beispielsweise wird im Rahmen eines Kosteneinsparprojektes die Untemehmensberatung tendenziell als Bedrohung wahrgenommen, weshalb benotigte Informationen (z.B. Abteilungskosten, Mitarbeiterzahlen) nur zuruckhaltend und selektiv herausgegeben werden. Die Beispiele zeigen, dass die Klient-Untemehmensberatung-Beziehung durch beidseitige Abhangigkeiten, Informationsasymmetrien und Ri42

siken beeinflusst ist (vgl. z.B. Richter 2004). Die bewusste und zielgerichtete Steuerung des Interaktionsprozesses ist somit erfolgskritisch. Deshalb benotigen Untemehmensberatungen sozial kompetente, offene, kommunikative Mitarbeiter, die in der Lage sind, auf Klientenmitarbeiter zuzugehen, sie zu motivieren und einzubinden. Eine weitere Implikation aus der Interaktion ist, dass das Problem der Leistungsbeurteilung einzelner Untemehmensberater sowohl durch die Koproduktion mit dem Klienten als auch durch die Teamproduktion innerhalb der Beratung weiter erschwert wird, da der Leistungsbeitrag des Einzelnen noch schwieriger erfasst werden kann. Die Koproduktion fuhrt auch zu einer weiteren Erschwerung der Leistungsbeurteilung der Geschaflsleitung der Untemehmensberatung durch die Eigentiimer. 2.3.3.3 Individualisierung Auch die Individualisierung von Dienstleistungen verstarkt das Problem der Qualitatsunsicherheit. Durch die Interaktion erfahrt die Untemehmensberatung die Klientenbediirfnisse und -vorstellungen, die dann in individuellen Losungen berucksichtigt werden konnen. Nach Meffert und Bmhn (2000, S. 24) spannt der Individualisierungsgrad „...ein Kontinuum zwischen der Standardisierung von Leistungen und der individuellen Kundenorientierung im Sinne einer ^Customization'' auf. Untemehmensberatungsleistungen waren urspriinglich sehr spezifisch auf die Kundenbediirfnisse zugeschnitten. Bedingt durch die rasante Entwicklung der IT-Beratung und vorgefertigter Konzepte (z.B. Balanced Score Card) hat sich in den letzten Jahren das Beratungsangebot einzelner Anbieter zunehmend standardisiert. Haufig sind diese Losungen und Konzepte nur noch geringfiigig an die spezifische Klientensituation anzupassen. Je starker individualisiert eine Dienstleistung ist, desto diffiziler wird es, die Qualitatsstandards der Leistung ex ante zu bestimmen (vgl. Lowendahl 2001, S. 33). Entsprechend ist auch ex post die Leistungsbeurteilung schwieriger, da z.B. klare Qualitatsanforderungen, Erfahrungen mit der Leistung und ein Vergleichsmafistab fehlen. Beispielsweise ist aufgrund der hohen Standardisierung die Beurteilung der Qualitat der Leistungserstellung eines Hamburgers bei McDonalds sehr einfach. Dies gilt sowohl fiir Vorgesetzte als auch fiir den Kunden. Hingegen ist eine speziell fur einen Klienten entwickelte, innovative Markteintrittsstrategie sehr viel schwieriger zu bewerten. Diese beriicksichtigt die kundenindividuellen Moglichkeiten und Nebenbedingungen (z.B. Kapitalressourcen, Produktspektrum). Die Qualitatsunsicherheiten sind somit bei starker individualisierten Leistungen groBer als bei standardisierten Leistungen (vgl. auch 43

Graubner erscheint 2006 zum Zusammenhang zwischen "Productization" und Unsicherheit). 2.3,4 Beratungsanbieter In diesem Abschnitt sollen die verschiedenen Beratungsanbieter (Untemehmenstypen) behandelt werden. Die Darstellung des sehr heterogenen Anbieterspektrums verdeutlicht, warum Untemehmensberatungen zum Teil verschiedene Eigentumsformen aufweisen. Die Untemehmensberatungsbranche ist durch eine sehr heterogene Anbieterstruktur gekennzeichnet. Die einzelnen Untemehmen lassen sich auf sehr unterschiedliche Art beschreiben. Haufig werden eindimensionale Klassifizierungen vorgeschlagen. Die drei gangigsten Merkmale sind die Klientenbranche, die funktionale und die geographische Diversifizierung?^ Die Klientenbranche beriicksichtigt z.B., ob eine Untemehmensberatung auf eine oder mehrere Branchen spezialisiert ist oder nicht und um welche Branche es sich dabei handelt. So berat die First Manhattan Consulting Group ausschlieBlich Finanzdienstleister, wahrend die Boston Consulting Group Klienten aus vielen verschiedenen Branchen hat. Die einzelnen Merkmale konnen fur eine weitere Spezifizierung der Eigenschaften der Untemehmensberatungstypen zu zwei- oder mehrdimensionalen Klassifizierungen kombiniert werden (vgl. z.B. James et al. 1989, S. 38-45; Rassam 2001, S. 39-43). Die sehr umfassende, mehrdimensionale Typologie von Kubr (2002, S.45-50), welcher zehn Untemehmensberatungstypen identifiziert, ist in Tabelle 2 dargestellt.

Weitere mogliche Unterscheidungsmerkmale von Untemehmensberatungen sind z.B. die UntemehmensgroBe (vgl. KoUi 2000, S. 6), die Governance-Struktur und Unabhangigkeit der Untemehmensberatung (vgl. Gushurst/Deinlein 2004).

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Tabelle 2: Typologie der Unternehmensberatungen Quelle: In Anlehnung an Kubr (2002, S.45-50)

Obwohl Kubrs Typologie sehr ausftihrlich ist, sind z.B. interne Unternehmensberatungen Oder studentische Unternehmensberatungen nicht beriicksichtigt. Des Weiteren erweist es sich manchmal als schwierig, einzelne Untemehmen eindeutig zuzuordnen. Allerdings gelten diese Einschrankungen auch fur viele andere Typologien. 45

2.3,5

Eigentum an

Unternehmensberatungen

In diesem Abschnitt wird das Eigentum an Unternehmensberatungen genauer betrachtet. Zunachst wird auf die unterschiedlichen Gruppen eingegangen, die als Eigentumer von Unternehmensberatungen in Frage kommen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Gruppen, den leitenden Angestellten und den unternehmensextemen Investoren. Zusatzlich werden noch weitere Anspruchsgruppen (z.B. Kunden, Staat) behandelt, um das Spektrum und die Vielfalt der moglichen Eigentumer von Unternehmensberatungen zu illustrieren. AnschlieBend wird aufgezeigt und diskutiert, was Eigentum an Unternehmensberatungen aus materieller Sicht bedeutet.

2.3.5,1

Mogliche Eigentumergruppen von

Unternehmensberatungen

GemaB der Vorstellung, dass ein Untemehmen ein Netzwerk vertraglicher Beziehungen ist und eine der Vertragsparteien die Eigentumsrechte am Untemehmen halt, handelt es sich bei den moglichen Eigentumergruppen eines Untemehmens um die Mitarbeiter, die Kapitalgeber, die Kunden, die Lieferanten und den Staat (vgl. Hansmann 1996). Die zentrale Frage ist daher, welche der moglichen Eigentumergruppen unter welchen Bedingungen die residualen Kontrollrechte und den Anspruch auf den Residualgewinn an einer Untemehmensberatung halt.

Die Partnerschaft ist eine spezielle Form des Mitarbeitereigentums. Kennzeichen der Partnerschaft ist, dass die Eigentumsrechte ausschlieBlich in den Handen einer begrenzten Gruppe erfahrener Mitarbeiter liegen. Diese leitenden Angestellten werden als Partner bezeichnet. Die Partner sind die alleinigen Eigentiimer der Untemehmung und haben die residualen Kontrollrechte. Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam von den Partnem besprochen und konsensorientiert beschlossen. Cooper, Greenwood und Hinings (vgl. Cooper et al. 1996; Greenwood/Hinings 1988; Greenwood et al. 1990; Minings et al. 1999) sprechen von einer Fusion von ..Ownership and Control". Administrative Managementaufgaben werden haufig auf mehrere Partner verteilt. In groBeren Partnerschaften wird in der Regel aus dem Kreis der Partner ein dediziertes Management gewahlt, welches aktiv die Geschicke des Untemehmens lenkt. Prinzipiell sind Verantwortung und KontroUe stark dezentralisiert. Partner arbeiten relativ eigenstandig und unabhangig voneinander. Sie haben jeweils kleine Teams, fur

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die sie verantwortlich sind. Die Kontrolle erfolgt iiber Partnerkollegen und finanzielle Zielvorgaben (vgl. Cooper et al. 1996; Minings et al. 1999, S. 134). An dieser Stelle sei noch erwahnt, dass neben der Partnerschaft in der Untemehmensberatungsbranche zwei weitere Formen des Mitarbeitereigentums existieren: 1) Mitarbeiterkooperativen: Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass die Eigentumsrechte ausschlieBlich bei den Mitarbeitem liegen und unter ihnen breit gestreut, d.h. nicht nur auf die leitenden Angestellten beschrankt sind. In der Praxis kommen Mitarbeiterkooperativen selten vor. 2) Eigentumergeftihrte Untemehmen: Das Untemehmen gehort einer einzelnen natiirlichen Person, die im Untemehmen aktiv ist. Diese Eigentumsform ist sehr verbreitet, insbesondere bei kleineren Untemehmensberatungen. Von Investoreneigentum wird in dieser Arbeit gesprochen, wenn untemehmensexteme Kapitalgeber die residualen Kontrollrechte und den Anspruch auf den Residualgewinn halten. Bei den Eigentiimem handelt es sich um juristische oder naturliche Personen. Es besteht eine Trennung zwischen Eigentum und Kontrolle. Die Eigentumer setzen ein dediziertes Management zur Untemehmensfuhrung ein. Investoreneigentum kann daruber hinaus dahingehend beschrieben werden, wie breit die Anteile gestreut sind und ob die Eigentumsrechte an der Untemehmensberatung offentlich gehandelt werden, d.h. ob das Untemehmen borsennotiert ist oder nicht. BearingPoint ist ein Beispiel fiir eine borsennotierte Untemehmensberatung mit einer breiten Streuung der Anteile. Untemehmen wie Mercer Management Consulting oder NERA Economic Consulting sind dahingegen nicht im offentlichen Eigentum, sondem gehoren einem Investor, namlich der Marsh & McLennan Gmppe (welche wiedemm offentlich gehandelt wird). Neben den beiden Anspmchsgmppen - Mitarbeiter und exteme Kapitalgeber - als Eigentumer hat insbesondere das ,JCundeneigentum" (Inhouse Consulting) in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnnen (vgl. Wimmer et al. 2003, S. 64). Beim Inhouse Consulting ist die Klientenorganisation als Abnehmer der Beratungsleistung auch gleichzeitig Eigentumer. Empirisch konnen sehr unterschiedliche Organisationsformen des Inhouse Consultings beobachtet werden. In wenigen Fallen ist das Inhouse Consulting in einem rechtlich selbstandigen Untemehmen organisiert (z.B. Deutsche Post World Net Business Consulting GmbH). Haufig handelt es sich vielmehr um Ab47

teilungen und Stabsstellen. In manchen Untemehmen sind auch Kombinationen dieser Organisationsformen anzutreffen. Eine Eigentumsform von geringerer empirischer Bedeutung ist das Eigentum von Zulieferern von Produktionsfaktoren. Neben den bereits behandelten Produktionsfaktoren Arbeit (Mitarbeitereigentum) und Kapital (Investoreneigentum) benotigt eine Untemehmensberatung - als wissensintensive Leistung - vor allem noch Konzepte, Methoden und Theorien. Derartiges Wissen wird haufig an Universitaten oder Forschungsinstituten generiert. Ein Untemehmensbeispiel ist die Enterprise LSE, die Untemehmensberatung der London School of Economics and Political Science?^ Eine weitere Gruppe von Untemehmensberatungen wird vom Staat (der offentlichen Hand) getragen. Beispielsweise bieten Industrie- und Handelskammem (IHK), Handwerkskammem (HK) und kommunale Einrichtungen Beratungsleistungen an (vgl. Sperling/Ittermann 1998, S. 27). AbschlieBend bleibt anzumerken, dass neben den hier vorgestellten Eigentumsformen in der Praxis auch sehr haufig Mischformen auftreten, so dass eine eineindeutige Zuordnung nicht immer moglich ist. 2,3,5.2 Eigentum an Untemehmensberatungen aus materieller Sicht In diesem Abschnitt wird beleuchtet, was aus materieller Sicht unter Eigentum an Untemehmensberatungen zu verstehen ist. Die allgemeinen theoretischen Ausfuhmngen zum Eigentum an Untemehmen haben gezeigt, dass die Anteilseigner eine vertragliche Position mit der Gesellschaft haben. Vor diesem theoretischen Hintergmnd stellt sich die Frage, was Eigentum an Untemehmensberatungen faktisch bedeutet. Hierzu werden wiedemm die vertraglichen Positionen und das Eigentum der Gesellschaft betrachtet. Die vorangegangenen Ausfuhmngen zu den Merkmalen der Untemehmensberatungsleistung (Abschnitt 2.3.3) haben bereits verdeutlicht, dass es sich bei der Unternehmensberatung um eine wissensintensive und immaterielle Dienstleistung handelt. Die wichtigste Ressource sind daher die Mitarbeiter mit ihrem Wissen und ihrer Erfahmng. Obwohl physisches Kapital eine vergleichsweise geringe Bedeutung einnimmt, benotigen Untemehmensberatungen dariiber hinaus zur Leistungserstellung vor allem ^^

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Empirisch ist zu beobachten, dass Wissenschaftler haufig den Weg in die Selbstandigkeit suchen, um mit den von ihnen entwickelten Konzepten eigene Untemehmensberatungen zu griinden (z.B. Monitor, Horvath & Partners, Simon Kucher & Partners).

Grundstiicke und Immobilien sowie IT- und Telekommunikationsanlagen. Diese Vermogenswerte werden oft geleast oder gemietet. SchlieBlich verfiigen Untemehmensberatungen haufig uber Rechte, Lizenzen und einen Markennamen. Da die Untemehmensberatung nicht Eigentiimer der wichtigsten Ressource, der Mitarbeiter, sein kann, sondem nur eine vertragliche Beziehung unterhalt, ist das mogliche Eigentum der Untemehmensberatung im Vergleich zu Untemehmen aus anderen Branchen gering. Entsprechend auBert sich Teece (2004, S. 900): „A fiindamental distinction between industrial enterprises and professional enterprises arises because the main source of capital used in professional services - namely human capital^^ - cannot in a free society be owned by the firm." In den folgenden Ausfiihrungen schreibt Teece (2004, S. 900) des Weiteren zum Eigentum von ProfessionalServices-Untemehmen: „It is also important to recognize that very little can be 'owned' by the professional service enterprise. Much of the firm's assets reside with key individuals, and is quite transportable beyond the boundaries of the firm." Das Humankapital der Untemehmensberater (z.B. Ausbildung, Prozess- und Methodenwissen, Erfahrung) ist in der Regel nicht firmenspezifisch und somit unternehmens- sowie haufig sogar brancheniibergreifend einsetzbar (vgl. Becker 1993, S. 2951). Mitarbeiter von Untemehmensberatungen verfiigen deshalb uber eine erhebliche berufliche Mobilitat (vgl. z.B. Lowendahl 2001, S. 82; Pinnington/Morris 1996, S. 842). Diese Art der Humankapitalintensitat kann in hohe Kosten fiir die Beschaffung und Bindung geeigneter Arbeitskrafte, gerade in Bezug auf erfahrene Berater, resultieren. Eine etwas andere, aber daran ankniipfende Perspektive nimmt Lowendahl (2001, S. 77-92) ein. Professional-Services-Untemehmen und somit auch Untemehmensberatungen benotigten vier Ressourcen zur Leistungserstellung. Dabei handelt es sich um finanzielle Mittel, tangible Vermogenswerte (z.B. Gebaude, Infrastmktur), Human Resources (Personaleinsatz) und vor allem intangible Ressourcen. Die intangiblen Ressourcen sind die wichtigsten Produktionsfaktoren und fiir den Untemehmenserfolg entscheidend. Diese Ressourcen konnen sowohl individuelle (z.B. Erfahmng, Wissen), d. h im Personal verkorpert, als auch organisationale Ressourcen (z.B. Reputation) darstellen. Eine zentrale Herausfordemng fur das Untemehmen resultiert daraus, dass ein

^^

Gobel (2002, S. 310) versteht unter Humankapital einen Bestand an Fahigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, der in Personen verkorpert ist und durch Ausbildung, Weiterbildung und Erfahrung erworben wird.

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GroBteil der intangiblen Ressourcen sich der vollstandigen Untemehmenskontrolle entzieht. Die zur Verfugungstellung der Ressourcen kann zwar vertraglich mit den Mitarbeitem vereinbart werden, letztendlich besteht aber die Problematik, dass die Untemehmensberatung nicht kontroUieren kann, ob die Ressourcen auch vollstandig in der erforderlichen Qualitat eingebracht werden. Somit besteht das Problem der Qualitatsunsicherheit nicht nur in der Beziehung Klient-Untemehmensberatung (vgl. Abschnitt 2.3.3), sondem auch in der Beziehung zwischen Untemehmensberatung und Mitarbeiter. Hieraus resultiert nach Lowendahl (2001, S. 88) eine zentrale Herausforderung fur Professional-Services-Untemehmen: „(...) one of the most fundamental strategic management challenges involves the management of competences and other intangible resources which are only partially controlled by the firm." In einer solchen Situation sind die residualen KontroUrechte der Eigentiimer schwieriger durchzusetzen. Die mit dem Eigentum verbundenen Rechte haben somit eine andere Bedeutung (vgl. Rousseau/Shperling 2003, S. 556-557). Auf die Implikationen hieraus (z.B. die teilweise Ubertragung der residualen KontroUrechte auf die leitenden Angestellten) wird im Rahmen der Entwicklung der Hypothesen noch naher eingegangen. 2.3.6 Exkurs: Gesellschaftsformen von Unternehmensberatungen Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf den beiden Anteilseignergruppen Investoren und Partner. Die Betrachtung der Eigentumsformen erfolgt dabei unabhangig von der Gesellschaftsform des Untemehmens. Im Zusammenhang mit der Allokation der Eigentumsrechte an Unternehmensberatungen drangt sich jedoch die Frage auf, woran die Anteilseigentiimer beteiligt sind. Bisher wurde allgemein vom Untemehmen als gesellschaftlicher Rahmen gesprochen. Im folgenden Exkurs soil nun der Frage nachgegangen werden, welche gesellschaftsrechtlichen Moglichkeiten zur „Ummantelung" des Untemehmens bestehen. Dadurch wird deutlich, an welchen unterschiedlichen Gesellschaften die Anteilseigner beteiligt sein konnen bzw. wovon sie Anteilseigner in einem formal-rechtlichen Sinne sind. Dariiber hinaus ist eine nahere Betrachtung der Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen im Rahmen eines Exkurses aus zwei weiteren Grunden von Interesse: 1) Erstens, bisher wurde den moglichen Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen sowie vor allem einer vergleichenden Betrachtung der US-amerikanischen und deutschen Gesellschaftsformen relativ wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Auf50

grund der inhaltlichen Nahe zwischen Gesellschaflsform und Eigentumsallokation wird dieses Thema deshalb bei dieser Gelegenheit tiefer gehend behandelt. 2) Zweitens wird hier vermutet, dass Eigentumsformen und Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen stark voneinander abweichen. Beispielsweise ist die Partnerschaft eine Eigentumergruppe, die Eigentumsrechte an einem Untemehmen halten kann, welches nicht formal-rechtlich den Status einer Partnerschaftsgesellschaft (oder z.B. einer General Partnership) hat. Ein Untemehmensbeispiel ist McKinsey. Die Firma hat bereits 1956 die Gesellschaftsform Partnership zu Gunsten der Gesellschaflsform einer Corporation aufgegeben (vgl. Bower 1979, S. 239). Unabhangig von der Gesellschaftsform handelt es sich bei der hier gewahlten Betrachtungsperspektive bei McKinsey um eine Partnerschaft, da die Eigentumsrechte in den Handen der leitenden Angestellten liegen. Diesen Blick teilen auch die Untemehmensberatungen selbst. Firmen wie Bain, McKinsey etc. sprechen von sich selbst als Partnerschaften, obwohl sie es von der Gesellschaftsform her nicht mehr sind (vgl. Greenwood/Empson 2003, S. 914). Falls tatsachlich Eigentumsform und Gesellschaftsform stark auseinander fallen, ergeben sich theoretische Implikationen fur weitere Forschungsarbeiten. Im Rahmen bisheriger Beitrage wird namlich haufig nicht klar genug zwischen diesen beiden Institutionen - Gesellschaftsform Partnerschaft und Eigentumsform Partnerschaft differenziert. Da im Rahmen der empirischen Untersuchung der vorliegenden Arbeit iiberwiegend Daten zu US-amerikanischen und deutschen Untemehmen erhoben wurden, wird sowohl auf US-amerikanische als auch auf deutsche Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen eingegangen. Gmndsatzlich unterliegen Untemehmensberatungen in beiden Landem keinen standesrechtlichen Vorschriften bei der Wahl ihrer Gesellschaftsform. Dementsprechend existieren sowohl in den USA als auch in Deutschland verschiedene Gesellschaftsformen ftir Untemehmensberatungen nebeneinander. In den folgenden beiden Abschnitten werden nur Gesellschaftsformen vorgestellt, die fiir Untemehmensberatungen von Bedeutung sind. Die Ausfiihmngen beziehen sich dabei immer auf den allgemeinen - gesetzlich geregelten - Fall, d.h. spezifische gesellschaftsvertragliche Vereinbamngen werden nicht beriicksichtigt.

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Im kommenden Abschnitt werden zunachst fiir Untemehmensberatungen mogliche US-amerikanische Gesellschaftsformen

vorgestellt, bevor anschlieBend auf die

deutschen Formaltemativen eingegangen wird. Dabei werden jeweils zunachst die Personengesellschaflsformen und anschlieBend die Kapitalgesellschaftsformen behandelt. Der Exkurs zu den Gesellschaftsformen endet mit einer komparativen Analyse der Verteilung der Gesellschaftsformen in den beiden Landem und der Betrachtung des Verhaltnisses von Gesellschaftsform und Eigentumsallokation. 2.3.6.1 Gesellschaftsformen in den USA Untemehmensberatungen unterliegen keiner Zwangsmitgliedschaft in Verbanden. Die Grundgesamtheit ist unbekannt bzw. variiert je nach Definition und Abgrenzung, weshalb konsistente Aussagen tiber die Verbreitung einzelner Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen nur bedingt vorliegen. Eine mogliche Datenquelle stellen die wirtschaftlichen Erhebungen des „US Census Bureau" (US-amerikanisches Bundesamt zur Durchfiihmng von Volkszahlungen) dar, die Fakten tiber die Stmktur der US-amerikanischen Wirtschaft liefem. Das US Census Bureau flihrt alle funf Jahre nationale Erhebungen durch. Unten stehende Daten stammen aus der Erhebung von 1997, deren Ergebnisse 2000 veroffentlicht wurden. Das US Census Bureau stellt Untemehmensdaten auf Basis des NAICS-Systems („North American Industry Classification System") zur Verfugung. Dieses System teilt die nordamerikanischen Volkswirtschaften in 20 Sektoren, 96 Sub-Sektoren, 313 Industriegmppen und 1.170 Industrien auf. Der NAICSCode 54161 reprasentiert die Industrie „Management Consulting Services" (vgl. US Census Bureau 2000b, S. 1). Unter Zugmndelegung dieses NAICS-Codes sind ca. 84% der US-amerikanischen Untemehmensberatungen Corporations, 11% Sole Proprietorships und fast 5% Partnerships (vgl. Abbildung 2).

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Abbildung 2: Gesellschaftsformen von US-amerikanischen Unternehmensberatungen Quelle: US Census Bureau (2000a, S. 135)

Allerdings sind die Daten aufgrund verschiedener Ursachen nur eingeschrankt reprasentativ und aussagefahig. Erstens, die Erhebung wird nicht auf der Ebene einzelner Untemehmen durchgefuhrt, sondem auf der Basis von Niederlassungen (Establishments). Da ein Untemehmen mehrere Niederlassungen haben kann, werden somit die Gesellschaftsformen der Niederlassungen und nicht nur die ultimative Gesellschaftsform der Untemehmensberatung erfasst. Da die Auswertung auf 60.794 Niederlassungen beruht, die zu 58.152 Firmen gehoren, ist die Diskrepanz aber relativ gering (vgl. US Census Bureau 2000a, S. 105,135). Zweitens, die Daten beriicksichtigen nur Untemehmen, deren Hauptaktivitat die Untemehmensberatung ist, wodurch das Unternehmen dem NAICS-Code 54161 zugeordnet wird. Eine Vielzahl an Untemehmen erbringen aber in erheblichem Umfang neben dem eigentlichen Kemgeschaft Beratungsleistungen. Diese Untemehmen werden anderen NAICS-Codes zugeordnet und sind hier nicht berticksichtigt. SchlieBlich ist der umgekehrte Fall moglich. Der NAICSCode 54161 beriicksichtigt Dienstleistungen wie z.B. die Personalsuche und -vermittlung (NAICS-Code 541612). Ob diese Dienstleistungen tatsachlich den Untemehmensberatungsleistungen zugeordnet werden konnen, ist sehr umstritten. Unabhangig von der exakten prozentualen Aufteilung ist ersichtlich, dass die Gesellschaftsformen Sole Proprietorship, Partnership und Corporation eine hohe 53

empirische Relevanz besitzen, weshalb sie im Folgenden vorgestellt werden. Zusatzlich wird noch auf die Limited Liability Company eingegangen. Letztere ist eine relativ junge Gesellschaftsform, die zunehmend an Bedeutung gewinnt (vgl. Cheeseman 1997, S. 583-585). Diese vier Gesellschaftsformen werden auch von Biech (1999, S. 57-59; vgl. auch Kolli 2000, S. 76-77; Kubr 2002, S. 763-767) als die wichtigsten Optionen ftir Untemehmensberatungen erachtet. Das amerikanische Recht ist per Verfassung in Bundesrecht und Recht der Einzelstaaten gegliedert. Gesetze zur Regelung der Gesellschaftsform von Untemehmen fallen weitgehend in den Verantwortungsbereich der einzelnen Bundesstaaten (vgl. Turcon/Zimmer 1994, S. 2). Dies fuhrt dazu, dass die Gesetze der Einzelstaaten teilweise sehr unterschiedlich ausfallen, obwohl sich die einzelstaatlichen Regelungen sehr haufig an so genannten Mustergesetzen und Empfehlungen orientieren (vgl. Elsing 1985, S. 150,153-154). Charakteristisch fiir die Sole-Proprietorship-Form ist, dass eine Person Eigentiimer des Untemehmens ist. Diese Gesellschaftsform ist vergleichbar mit dem deutschen Einzeluntemehmen. Der Sole Proprietor kann die einzige Arbeitskraft im Untemehmen sein Oder aber iiber Angestellte verfiigen. Das Untemehmen hat keine eigenstandige Einheit. Die Grundung erfordert nur den Erwerb einer Lizenz. Die Registriemng bei einer Behorde oder ein bestimmtes Mindestkapital sind nicht erforderlich. Das Unternehmen wird mit dem Tod oder der Aufgabe der Geschaftstatigkeit durch den Sole Proprietor eingestellt (vgl. Anderson et al. 1999, S. 820). Wichtigste Vorziige der Sole-Proprietorship-Form sind, dass das Untemehmen sehr einfach gegrundet werden kann und dass der Sole Proprietor als alleiniger Eigentiimer die uneingeschrankte KontroUe und Entscheidungsgewalt sowie den vollstandigen Anspmch auf den Gewinn hat (vgl. Davidson et al. 1998, S. 844). Der groBte Nachteil ist die uneingeschrankte und personliche Haftung gegeniiber Glaubigem des Untemehmens. Des Weiteren sind die Finanziemngsmoglichkeiten bei der Sole-ProprietorshipForm eingeschrankt und abhangig vom Vermogen des Sole Proprietors. SchlieBlich ist das Untemehmen nicht auf Dauer angelegt und erlischt mit dem Tod des Sole Proprietors (vgl. Anderson et al. 1999, S. 820). Vor diesem Hintergmnd wahlen in der Regel kleinere oder junge Untemehmensberatungen diese Gesellschaftsform (vgl. Kolli 2000, S. 76-77).

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Das amerikanische Gesellschaftsrecht unterscheidet mehrere Partnership-Formen; sie sind mit den deutschen Personengesellschaften vergleichbar.^^ Zunachst wird auf die General Partnership eingegangen. Anschliefiend folgen Ausfuhrungen zur Limited Partnership und zur Limited Liability Partnership. Die General Partnership (GP) ist vergleichbar mit der deutschen OHG (Offene Handelsgesellschaft). Die einzelstaatlichen Gesetze beruhen mit Ausnahme des Bundesstaates Louisiana auf dem „Uniform Partnership Act" (UPA) und dessen iiberarbeiteten Version, dem „Revised Uniform Partnership Act" (RUPA).^^ UPA und RUPA regeln die Beziehungen zwischen Partnem in Situationen, in denen kein Partnerschaftsvertrag geschlossen wurde bzw. dieser liickenhafl ist (vgl. Anderson et al. 1999, S. 834; Cheeseman 1997, S. 564). Nach UPA §§ 6(1) ist eine Partnership „(...) an association of two or more persons to carry on as co-owners a business for profit (...)."^^ Die Registrierung bei einer Behorde ist zur Grundung einer General Partnership nicht erforderlich. Femer bestehen keine Mindestkapitalanforderungen. Eine General Partnership kann miindlich vereinbart werden, ein schriftlicher Vertrag ist allerdings empfehlenswert (vgl. Miller/Jentz 1994, S. 585). Bei dieser Gesellschaftsform sind alle Partner Eigentumer und Manager. Sie unterliegen jeweils den gleichen Rechten und Pflichten. Die wichtigsten Rechte eines Partners sind, Einblick in die Biicher zu bekommen, iiber den Geschaftsverlauf informiert zu werden, an der Geschaftsfiihrung teilzunehmen, das Untemehmen zu vertreten, einen Anteil des Gewinns zu erhalten und in alle wesentlichen Entscheidungen, die die Partnerschaft betreffen, eingebunden zu werden. Fiir Beschlussfassungen, die die gewohnliche Geschaftsfiihrungstatigkeit betreffen, gilt das Mehrheitsprinzip. Fiir auBerordentliche Entscheidungen, wie z.B. die Aufnahme neuer Partner, ist das Einstimmigkeitsprinzip anzuwenden (vgl. z.B. Davidson et al. 1998, S. 872-873). Die Partner sind u.a. dazu verpflichtet, sich gegenseitig zu informieren, der Gesellschaft gegeniiber loyal zu handeln und im Geschaftsalltag die notwendige Sorgfalt walten zu lassen. Die Hauptverantwortung eines Partners ist jedoch die unbeschrankte und gesamtschuldRibstein (2001) gibt einen Oberblick iiber die unterschiedlichen Partnership-Formen und ihre Entwicklung. UPA ist ein Modellgesetz, dass urspriinglich 1914 von einer Gruppe von Rechtsanwalten, Richtem und Rechtswissenschaftlem („National Conference of Commissioners on Uniform State Laws") entworfen wurde, mit dem Ziel, ein ahnliches Partnership-Recht landesweit sicherzustellen (vgl. Elsingl985,S. 150). Bei den Personen kann es sich auch um juristische Personen handeln, so dass eine dem deutschen Recht vergleichbare Rechtsform wie die GmbH & Co KG gebildet werden kann (vgl. Elsing 1985, S. 150-151). 55

nerische Haftung. Das bedeutet, dass ein Partner flir Verluste und Schulden der General Partnership auch mit seinem personlichen Vermogen einstehen muss, falls das Vermogen des Untemehmens nicht ausreicht (vgl. z.B. Anderson et al. 1999, S. 858-863; Cheeseman 1997, S. 571-576). General Partnerships werden per Gesetz bei Tod oder Konkurs eines Partners, per Gerichtsbeschluss, nach Zeitablauf oder aufgrund des Wunsches eines der Partner aufgelost (vgl. Davidson et al. 1998, S. 912-919). Die geringen formalen Anforderungen zur Grundung des Untemehmens stellen einen wesentlichen Vorzug dieser Gesellschaftsform dar. Des Weiteren konnen im Vergleich zum Sole Proprietorship Synergien (z.B. Nutzung der Buroausstattung) realisiert und Risiken geteilt (diversifiziert) werden (vgl. Kubr 2002, S. 764). Zusatzlich erweist sich die Gesellschaftsform gegenuber der Corporation als relativ flexibel; so konnen in General-Partnership-Vertragen Stimmrechte, Gewinnanteile etc. den Bediirfnissen entsprechend individuell ausgestaltet werden. Nachteile dieser Gesellschaftsform ergeben sich aus der uneingeschrankten gesamtschuldnerischen Haftung, der ungewissen Fortdauer (Bestand), dem hohen Abstimmungsbedarf der Partner untereinander und den im Vergleich zu anderen Gesellschaftsformen (z.B. Corporation) eingeschrankten Finanzierungsmoglichkeiten (vgl. z.B. Anderson et al. 1999, S. 820; Davidson et al. 1998, S. 844; Kubr 2002, S. 764). Vor diesem Hintergrund bietet sich die General Partnership insbesondere ftir kleine und mittelgroBe Beratungen an. Bei der Grundung der Beratung sollte ein General-Partnership-Vertrag zur Regelung aller Eventualitaten verfasst werden, um mogliche spatere Konflikte zu vermeiden (vgl. KoUi 2000, S. 81; Kubr 2002). Die Limited Partnership (LP) ist vergleichbar mit der deutschen KG (Kommanditgesellschaft).^^ Hauptunterschied zwischen LP und GP ist, dass die LP zwischen General Partner und Limited Partner unterscheidet. General Partner haben die gleichen Rechte und Pflichten wie Partner im GP. Limited Partner unterliegen dahingegen besonderen Vorschriften. Die groBte Besonderheit ist, dass ihre Haftung auf die Hohe ihrer Einlagen beschrankt ist. Dariiber hinaus sind Limited Partner von der Geschaftsfuhrung ausgeschlossen und besitzen keine Vertretungsbeftignis.^^ Jede LP muss mindestens einen General Partner und einen Limited Partner haben. Femer bedarf die

Die Regelungen der einzelnen Bundesstaaten zur Limited Partnership (LP) basieren, analog zu UPA und RUPA bei der General Partnership, auf dem „Uniform Limited Partnership Act" (ULPA) und dem „Revised Uniform Limited Partnership Act" (RULPA) (vgl. Turcon/Zimmer 1994, S. 5), Allerdings haben Limited Partner je nach gesetzlicher Ausgestaltung bestimmte Stimmrechte.

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Grundung der Schriftform und der offentlichen Registrierung (vgl. z.B. Cheeseman 1997, S. 579-582; Miller/Jentz 1994, S. 617-621). Im Vergleich zur GP ist der Hauptvorteil der LP, dass mehrere Limited Partner zur Finanzierung herangezogen werden. Insgesamt spielt diese Gesellschaftsform fiir Unternehmensberatungen nur eine sehr geringe Bedeutung. Die Gesellschaftsform der Limited Liability Partnership (LLP) ist relativ neu und auch noch nicht in alien Bundesstaaten umgesetzt (vgl. z.B. Anderson et al. 1999, S. 869). Die LLP weist Ahnlichkeiten mit der deutschen Partnerschaftsgesellschaft auf. Hauptunterschied und Vorteil der LLP im Vergleich zum GP ist, dass ein Partner nur unbeschrankt und personlich fiir seine eigenen Fehler und die seiner ihm unmittelbar unterstellten Mitarbeiter haftet, aber nur beschrankt fiir die Fehler seiner PartnerKoUegen aufkommen muss. Wie beim LP auch bedarf die Grundung der schriftlichen Form und der offentlichen Registrierung. Die Gesellschaftsform genieBt groBen Zulauf von Rechtsanwalten und Wirtschaftspriifem. In manchen Bundesstaaten ist die Verwendung dieser Gesellschaftsform zum Teil auf bestimmte Berufsgruppen (z.B. Rechtsanwalte) beschrankt (vgl. Anderson et al. 1999, S. 869-870; Davidson et al. 1998, S. 869-870). Die Corporation ist mit der deutschen Aktiengesellschaft vergleichbar und kann somit den Kapitalgesellschaften

zugeordnet werden. Die Gesetzgebung iiber

Corporations unterliegt dem Zustandigkeitsbereich der Einzelstaaten. Ahnlich wie bei den Partnership-Formen lehnen sich aber die einzelstaatlichen Regelungen an die von der „American Bar Association" und dem „American Law Institute" erarbeiteten Mustergesetzen, dem „Model Business Corporation Act" (MBCA) bzw. dem „Revised Model Business Corporation Act" (RMBCA), an. Einzelne Bundesstaaten wie z.B. Delaware sind jedoch eigene Wege gegangen. Delaware ist fiir eine besonders liberale und flexible Gesetzgebung bekannt, weshalb viele Untemehmen und auch Untemehmensberatungen dort inkorporiert sind (vgl. z.B. Cheeseman 1997, S. 599; Elsing 1985, S. 153-155).^"^ Eine Corporation ist eine juristische Person, deren Eigentiimer als Aktionare (Shareholders) bezeichnet werden. Eine Corporation muss mindestens einen Aktionar ^^

Gesetze des Griindungsstaates bestimmen die interne Struktur der Gesellschaft. Deshalb ist der Grundungsstaat sorgfaltig auszuwahlen (vgl. Elsing 1985, S. 153-155).

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haben. Der Griindungsvorgang ist im Gegensatz zu den bisher besprochenen Gesellschaftsformen aufwandig. Regelungen zu Mindestkapitalanforderungen sind in den einzelnen Bundesstaaten sehr verschieden, aber insgesamt im Vergleich zu Deutschland gering (vgl. z.B. Anderson et al. 1999, S. 881-883; Miller/Jentz 1994, S. 638-640). Die Auflosung des Untemehmens geschieht entweder per Gesellschafterbeschluss oder durch gerichtliche Anordnung (vgl. Elsing 1985, S. 179-180).^^ Die Struktur der Corporation ist durch drei Organe gekennzeichnet, die flir die Kontrolle und Geschaftsfiihrung der Gesellschaft zustandig sind. 1) Das „Board of Directors" bestimmt den Rahmen der Geschaftspolitik und -ftihrung. Es wird von den Aktionaren gewahlt, es ist ihnen gegentiber aber nicht weisungsgebunden. 2) Die „Officers" sind flir die alltagliche Geschaftsftihrung und Vertretung der Gesellschaft verantwortlich. Sie unterliegen den Weisungen des Board of Directors und werden von ihm auch bestellt und abberufen. Officers konnen gleichzeitig Mitglied des Board of Directors sein (vgl. Davidson et al. 1998, S. 894-897; Turcon/Zimmer 1994, S. 10-12).^^ Directors und Officers unterliegen Treue- und Sorgfaltspflichten. Werden sie diesen nicht gerecht, so konnen sie fiir einen eventuell hieraus resultierenden Schaden personlich haftbar gemacht werden (vgl. Davidson et al. 1998, S. 898-900). 3) Die Aktionare iiben iiber die Wahl des Board of Directors und die Abgabe ihrer Stimme zu fundamentalen Fragen der Gesellschaftsstruktur und -auflosung des Untemehmens ihren Einfluss aus. Des Weiteren haben sie Anspruch auf eine Dividende (im Falle einer Ausschuttung) und auf eine eingeschrankte Einsicht in die Biicher der Corporation. Die Haftung der Aktionare ist in der Regel auf die Hohe ihrer Einlagen beschrankt (vgl. Anderson et al. 1999, S. 904-910; Davidson et al. 1998, S. 887-889).^^ Die Corporation ist durch eine Reihe an Vorztigen gekennzeichnet. Zu diesen gehoren insbesondere der breite Zugang zu Investoren, die leichte Ubertragbarkeit der Anteile, die begrenzte Haftung der Eigentiimer, die Zentralisierung der Managementfunktionen auf wenige Personen (reduziertes Konfliktpotenzial) und die auf Dauer angelegte Existenz des Untemehmens (vgl. z.B. Davidson et al. 1998, S. 845, 853; vgl. Kubr 2002, S. 765; o.V. 1994, S. 61-62). Zu den Nachteilen der Corporation zahlen hauptsachlich, anders als bei den Partnership-Formen, die hoheren formalen An-

^^ ^^

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Ahnlich wie bei der Registrierung bei Grundung des Untemehmens sind bei der Auflosung „Articles of Dissolution" einzureichen (vgl. Elsing 1985, S. 179-180). Sie werden in diesem Fall als „Insider " bezeichnet. Nur in seltenen Fallen (bei Missbrauch) kann die beschrankte Haftung aufgehoben werden (vgl. Anderson et al. 1999, S. 911).

forderungen bei der Registrierung, die umfangreicheren Berichts- und Buchftihrungspflichten sowie der groBere Verwaltungsaufwand (z.B. Abhalten von Aktionarstreffen, Board-Treffen) (vgl. Davidson et al. 1998, S. 845; Kubr 2002, S. 765-766). Corporations lassen sich unterschiedlich klassifizieren. Auf die wichtigsten Formen aus Sicht der Untemehmensberatung wird im Folgenden kurz eingegangen (vgl. z.B. Cheeseman 1997, S. 630-638; Miller/Jentz 1994, S. 600-601). Die meisten Untemehmensberatungen sind Close (privately held) Corporations (vgl. Kubr 2002, S. 766). Diese sind dadurch charakterisiert, dass die Anteile nicht offentlich gehandelt werden, die Eigentiimer ausgewahlte Personen oder Institutionen sind und letztere haufig aktiv an der Untemehmensfuhrung teilnehmen. In Close Corporations unterliegt die Ubertragung der Anteile in der Kegel Einschrankungen (vgl. Miller/Jentz 1994, S. 633-634). Beispielsweise ist in vielen Untemehmensberatungen (z.B. Booz Allen Hamilton) eine prozentuale Anteilsobergrenze festgelegt. Des Weiteren ist haufig der Anteil bei Verlassen der Untemehmensberatung zuruckzugeben (z.B. McKinsey). Eine weitere wichtige Form ist die Public Corporation (Publikumsgesellschaft). Ihre Anteile werden offentlich gehandelt. Sie unterliegt besonders hohen gesetzlichen und formalen Anforderungen. Ihr grofier Vorteil ist der leichte Zugang zu Kapital und die uneingeschrankte Ubertragbarkeit der Anteile (vgl. z.B. Anderson et al. 1999, S. 877). Untemehmensberatungen sind vergleichsweise selten Public Corporations, und in der Regel handelt es sich dabei um groBe Untemehmen wie z.B. Accenture oder Hewitt Associates. An dieser Stelle sei noch kurz angemerkt, dass es in vielen Bundesstaaten fiir bestimmte Bemfsstande (z.B. Anwalte, Arzte) nur die Form der Professional

Corporation

gibt. Professional Corporations unterliegen besonderen Einschrankungen hinsichtlich der Wahl ihrer Eigentiimer, die zugelassene „Professionals" sein miissen. Des Weiteren haftet der einzelne Professional in der Regel personlich und unbeschrankt fiir eigene Fehler oder die seiner ihm unterstellten Mitarbeiter.^^ Untemehmensberatungen fallen jedoch nicht unter die Regelungen der Professional Corporation. AbschlieBend soil noch auf die Gesellschaftsform der Limited Liability Company (LLC) eingegangen werden, die als hybride Form die Vorziige der Partnership-Formen

Somit sprechen fur die Wahl dieser Rechtsform in erster Linie steuerrechtliche und pensionstechnische Uberlegungen (vgl. z.B. Cheeseman 1997, S. 601; Hillman 2003, S. 6-9).

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und der Corporation kombiniert.^^ Die LLC wird haufig mit der deutschen GmbH verglichen und nimmt eine Zwitterstellung zwischen Personen- und Kapitalgesellschaften ein. Die Eigentumer der LLC werden als „Members" (Mitglieder) bezeichnet. Die Grundung einer LLC weist Ahnlichkeiten mit der einer Corporation auf: In den meisten Staaten ist eine Erklarung („Articles of Organization") beim „Secretary of State" des jeweiligen Bundesstaates einzureichen. Des Weiteren sind mindestens zwei Griindungsmitglieder (auch juristische Personen) erforderlich. Die Hohe des Mindestkapitals variiert je nach Bundesstaat (vgl. z.B. Miller/Jentz 1994, S. 589-591; Turcon/Zimmer 1994, S. 23). Prinzipiell wird empfohlen, ein „Operating Agreement" (ahnlich einem Partnership-Vertrag oder den Statuten einer Corporation) zu schlieBen, das die Rechte und Pflichten der Members regelt. Die Untemehmensfiihrung erfolgt durch die Members, kann aber altemativ an einzelne Members oder aber an Nicht-Members delegiert werden. Die Verteilung des Gewinns wird im Operating Agreement bestimmt. Die Regelungen zur Auflosung des Untemehmens variieren stark zwischen den Bundesstaaten und sind per Gesetz oder Operating Agreement festgelegt (vgl. Anderson et al. 1999, S. 866-868). Der Hauptvorzug und wesentliches Charakteristikum der LLC ist die Beschrankung der Haftung aller Members auf die Hohe ihrer Einlagen. Dies ist ein groBer Unterschied gegenuber den Partnership-Formen. Gleichzeitig diirfen alle Members an der Geschaftsfuhrung teilhaben. Eine weitere Eigenschaft ist, dass die Gesellschaflsform die Flexibilitat der Partnership-Formen in der Ausgestaltung des Innenverhaltnisses (z.B. Managementstrukturen) beibehalt. Zusatzlich kann eine LLC unter bestimmten Bedingungen die gleichen steuerlichen Vorziige wie Partnerships genieBen. Hauptnachteil der LLC ist, dass sie aufgrund der Registrierungsanforderung im Vergleich zu den Partnership-Formen einen hoheren formalen Aufwand in sich birgt (vgl. z.B. Davidson et al. 1998, S. 860-862; Miller/Jentz 1994, S. 590-591). 2,3.6.2

Gesellschaftsformen in Deutschland

Auch in Deutschland erschwert eine unzureichende Datenlage prazise Aussagen iiber die Verbreitung der Gesellschaftsformen. Die kurzlich durchgefuhrt Untersuchung des BDU (2004b) sowie die Analyse von Streicher und Lunendonk (2003b, S. 76) Die LLC wurde zum ersten Mai 1977 im Bundesstaat Wyoming eingefiihrt. In den darauf folgenden Jahren haben immer mehr Bundesstaaten das Gesetz in mehr oder weniger veranderter Form ubernommen. Heute ist die Ausgestaltung des Gesetzes von Bundesstaat zu Bundesstaat sehr unterschiedlich (vgl. z.B. Miller/Jentz 1994, S. 589-591).

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vermitteln diesbeziiglich zumindest einen ersten Eindruck. Die beiden Untersuchungen sind allerdings nur eingeschrankt reprasentativ. Daruber hinaus ist die Stichprobe bei Streicher und Liinendonk sehr klein. Die Ergebnisse der beiden Arbeiten sind in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung 3: Gesellschaftsformen von deutschen Unternehmensberatungen Quelle: BDU (2004b), Streicher und Lunendonk (2003b, S. 76)

GemaB der Untersuchung des BDU ist mit 41% die am haufigsten gewahlte Gesellschaftsform von Unternehmensberatungen die Gesellschaft mit beschrankter Haftung (GmbH), auf die Aktiengesellschaft (AG) entfallen 3%. In Summe sind somit 44% der Untemehmen Kapitalgesellschaften. Auf die Gesellschaft des burgerlichen Rechts (GbR) entfallen 5% und auf die Partnerschaflsgesellschaft (PartG) 8%, so dass die Personengesellschaften nur etwa 13% ausmachen. Von den verbleibenden Untemehmen sind 37% klassische Einzel-Freiberufler, 6% weisen andere Gesellschaftsformen auf. Nach der Studie von Streicher und Lunendonk ergibt sich ein etwas anderes Bild. Hiemach sind ca. 83% der Untemehmen Kapitalgesellschaften, die sich aufteilen in 66% GmbHs und 17% AGs. Herausstechende Gemeinsamkeiten beider Untersuchungen sind jedoch die Dominanz der GmbH als Gesellschaftsform und die groBere Bedeutung von Kapitalgesellschaften im Vergleich zu Personengesellschaften. Hiervon abgesehen,

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bestehen groBe Unterschiede zwischen den beiden Ergebnissen. Die Ursachen werden im Folgenden diskutiert. Der BDU (2004b) hat in seiner Umfrage 220 Untemehmensberater befragt „(.•)? die theoretisch (...) eine Partnerschaft eingehen konnten." Mit dem Begriff „Partnerschaft" meint der BDU in diesem Zusammenhang die Gesellschaflsform der Partnerschaftsgesellschaft. Eigentliches Ziel der Befragung des BDU war herauszufinden, wie weit diese spezielle und relativ neue Gesellschaftsform verbreitet ist. Da sich die Form der Partnerschaftsgesellschaft tendenziell weniger flir groBe Untemehmensberatungen eignet, wurden diese deshalb von vomeherein von der Befragung ausgeschlossen. Dadurch ist die Untersuchung nur eingeschrankt reprasentativ fur den Untemehmensberatungsmarkt als Ganzes und hinsichtlich kleinerer Untemehmen verzerrt."^^ Die Analyse von Streicher und Lunendonk (2003b, S. 76) spiegelt hingegen ausschliefilich die Verteilung der Gesellschaflsformen

groBer Untemehmensberatungen wider.

Streicher und Liinendonk ermitteln jahrlich die groBten Managementberatungen (nach Umsatz) auf dem deutschen Markt. Auf Basis der fuhrenden 35 Untemehmen wurde das Ergebnis in Abbildung 3 generiert. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass z.B. die Form des Einzel-Freibemflers nicht erscheint. SchlieBlich kann ein voneinander abweichendes Begriffsverstandnis von „Untemehmensberatung" zu einer weiteren Einschrankung der Vergleichbarkeit der Ergebnisse gefiihrt haben. Streicher und Lunendonk haben in dieser Untersuchung ausschlieBlich Untemehmensberatungen berucksichtigt, die mindestens 60% ihres Umsatzes mit Strategic-, Organisations-, Fiihmngs-, Logistik- oder Marketingberatung erwirtschaften. Der BDU hat dahingegen ein breiteres Begriffsverstandnis (vgl. Abschnitt 2.3.2). Zusammenfassend liegt die Vermutung nahe, dass bezogen auf den Untemehmensberatungsmarkt als Ganzes der Anteil der GmbHs und AGs beim BDU wahrscheinlich zu niedrig ausgewiesen wird, aber geringer ist als bei Streicher und Lunendonk. Entsprechend wird der Anteil der Einzel-Freibemfler und Personengesellschaften (GbR und Partnerschaftsgesellschaft) vermutlich etwas geringer ausfallen als vom BDU ermittelt. Im Folgenden werden diese fiinf Gesellschaftsformen kurz vorgestellt.

Telefonische Auskunft vom 12.08.2004 von Herm Kai Haake (Telefon: 0228/9161-18; Email: [email protected]), stellvertretender Geschaftsfiihrer des BDUs und zustandig fur berufs- und wirtschaftspolitische Fragen.

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Vorab ist zu erwahnen, dass selbstandige Untemehmensberater in Deutschland unter Umstanden den Freiberuflem zugeordnet warden konnen."^^ Ist dies der Fall, so resultieren hieraus insbesondere rechtliche und steuerliche Konsequenzen und Besonderheiten. Die rechtlichen Konsequenzen sind, dass der Untemehmensberater sich als Einzel-Freiberufler betatigen darf und eine Partnerschaftsgesellschaft grunden kann; diese Formen stehen nur Freiberuflem zur Verfugung. Auf die steuerlichen Konsequenzen wird weiter unten eingegangen (vgl. BMWA 2003, S. 1). Das Einkommenssteuergesetz (EStG) §18 Abs. 1 Nr. 1 fuhrt freibemfliche Tatigkeiten auf, zu denen auch die Tatigkeiten von beratenden Volks- und Betriebswirten gehoren. Das bedeutet, dass Untemehmensberater als Einzel-Freiberufler eingestuft werden konnen. Wird ein Untemehmensberater den selbstandigen Freibemflem zugeordnet, so genieBt er insbesondere die Vorzuge, dass er kein Gewerbe anmelden muss, keine Gewerbesteuer zu zahlen hat und keine doppelte Buchfuhmng zu erstellen braucht (vgl. IFB 2002b, S. 2). Die konkrete Anerkennung als selbstandiger Freibemfler hangt von den Qualifikationen und der Tatigkeit des Untemehmensberaters im Einzelfall ab. In manchen Fallen wird ein selbstandiger Untemehmensberater auch den gewerblichen Bemfen zugerechnet, z.B. mangels nachweisbarer Qualifikationen (wie einem akademischen Abschluss) oder weil die Beratung in nicht betriebswirtschafllichen Themengebieten stattfindet (vgl. Gmnewald 2004). Ist dies der Fall, bietet sich die Grundung eines Einzeluntemehmens an. Die Rechtsquellen befinden sich im Handelsgesetzbuch (HGB) §§ 1-104. Das Einzeluntemehmen entspricht in seinen wesentlichen Merkmalen der US-amerikanischen Gesellschaftsform des Sole Proprietorships."^^ Die im Folgenden betrachtete Gesellschaft des burgerlichen Rechts (GbR) gehort gemeinsam mit der Partnerschaftsgesellschaft zu den Personengesellschaften. Nach Vorstellung des Gesetzgebers sind Personengesellschaften (HeBe/Enders 2001, S. 7) „(...) auf eine kleine Zahl von regelmaBig festen Mitgliedem angelegte Vereinigungen." Im Partnerschaftsgesetz §1 Abs. 2 ist definiert: „Die Freien Bemfe haben im allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schopferischer Begabung die personliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhangige Erbringung von Dienstleistungen hoherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt." Ein Einzeluntemehmen hat einen Eigentiimer, der personHch und unbeschrankt fiir die Schulden des Untemehmens haftet. Das Untemehmen hat keine eigene Rechtspersonhchkeit, und die Finanzierungsmoglichkeiten sind beschrankt. Dem stehen Vorteile wie insbesondere die alleinige Untemehmensleitung, geringe formale Anforderungen, kein Mindestkapital und alleiniger Anspruch auf den Gewinn gegeniiber (vgl. Bea 1997, S. 359-360).

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Die rechtlichen Grundlagen zur GbR befinden sich im Biirgerlichen Gesetzbuch (BGB) §705 bis §740. Die GbR gilt als Grundtyp aller Personengesellschaften. Sie ist ein vertraglicher Zusammenschluss von zwei oder mehr Personen zur Verfolgung eines gemeinsamen Zweeks. Der Vertrag kann sowohl schriftlich wie auch miindlich zustande kommen. Die Gesellschafter haflen personlich als Gesamtschuldner und sind befugt, das Untemehmen zu vertreten und die Geschaftsfiihrung auszuiiben. Nicht-Gesellschafter diirfen diese Funktionen nicht ausuben, weshalb bei der GbR von einer „Selbstorganschafl" gesprochen wird. Des Weiteren haben samtliche Gesellschafter einen gleichmafiigen Anspruch auf die Beteiligung an Gewinnen und Verlusten des Untemehmens. Bei Ausscheiden eines Gesellschafters ist die GbR aufzulosen. Diese Regelungen gelten, insofem keine anderen vertraglichen Vereinbarungen bestehen (vgl. z.B. HeBe/Enders 2001, S. 11-23; Worlen 2003, S. 85-95). Vorteile der GbR sind die einfache Griindung, die geringen formalen Anforderungen (z.B. keine Publizitatspflichten, keine Eintragung ins Handelsregister), die Mitbestimmungsmoglichkeiten der Gesellschafter sowie das Fehlen von Mindestkapitalanforderungen. Als Nachteile sind insbesondere die eingeschrankten Finanzierungsmoglichkeiten, die vergleichsweise aufwandige Ubertragung von Gesellschaftsanteilen, die Haftungsvorschriflen und das Konfliktpotenzial beim Fehlen schriftlicher vertraglicher Regelungen zu erwahnen (z.B. BMWA 2003, S. 8; IFB 2002c, S. 3). Vor diesem Hintergrund bietet sich die GbR insbesondere bei kleinen Untemehmensberatungen an, deren Gesellschafter ein Grundkonsens verbindet und die eine langfristige und bestandige Untemehmensorientierung haben.

Das Partnerschaftsgesellschaftsgesetz (PartGG) trat 1995 in Kraft, weshalb die Partnerschaftsgesellschaft

(PartG) als eine relativ junge Gesellschaftsform gilt. Sie

steht ausschlieBlich Angehorigen der freien Berufe zur Verftigung."^^ Die PartG ist stark an die GbR angelehnt, weist aber gewisse Besonderheiten auf. Sie stellt einen Zusammenschluss von mindestens zwei Angehorigen der freien Berufe dar, die einen gemeinsamen, nicht gewerblichen Zweck verfolgen. Gesellschafter (Partner) konnen nur diejenigen natiirlichen Personen werden, die aktiv an der Bemfsausiibung beteiligt sind. Zur Griindung der Gesellschaft bedarf es eines schriftlichen Gesellschaftsvertrags. Angehorige freier Berufe (z.B. Anwalte, Arzte) unterliegen aufgrund von gesellschaftsrechtlichen und standesrechtlichen Bestimmungen haufig Einschrankungen in der Wahl ihrer Rechtsform. Die PartG eroffnet eine neue Gesellschaftsform fiir den Zusammenschluss von Freiberuflem zur gemeinsamen Bemfsausiibung (vgl. Eisenhardt 2002, S. 197).

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Die Gesellschaft ist beim Amtsgericht in das Partnerschaftsregister einzutragen. AUe Partner sind im gleichen MaBe zur Geschaftsflihrung und Vertretung befugt, sofem es nicht anders vereinbart wurde. Die Partnerschaft ist rechtsfahig, jedoch keine juristische Person. Sie kann in ihrem Namen Rechte erwerben und Verbindlichkeiten eingehen. Fur Verbindlichkeiten der Partnerschaft haften das Partnerschaftsvermogen und die Partner personlich als Gesamtschuldner. Die Haftung fur berufliche Fehler ist allerdings beschrankt auf den Partner, der den Fehler verursacht hat (vgl. z.B. Eisenhardt 2002, S. 197-206; Klunzinger 2002, S. 335-337). Wesentliche Vorteile der PartG gegeniiber der GbR sind insbesondere die Moglichkeit der Haftungsbeschrankung bei beruflichen Fehlem, der eigene, geschtitzte Name sowie die Rechtsfahigkeit unter diesem Namen. Dem steht in erster Linie ein hoherer formaler Aufwand (z.B. Eintragung, Schriftform des Partnerschaftsvertrags) gegeniiber (vgl. z.B. IFB 2002a, S. 5). Ahnlich wie die GbR eignet sich die PartG insbesondere fiir kleinere Untemehmensberatungen mit geringem Kapitalbedarf und bestandiger Eigentiimerstruktur. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass alle Partner aktiv die Untemehmensberatungstatigkeitausuben. Die im Folgenden betrachtete GmbH gehort gemeinsam mit der AG zu den Kapitalgesellschaften. Die gesetzlichen Grundlagen sind in erster Linie im GmbH-Gesetz (GmbHG) geregelt. Die GmbH ist nach Hel3e und Enders (2001, S. 151) „(...) eine aus einem oder mehreren Gesellschaftem bestehende Handelsgesellschaft mit eigener Rechtspersonlichkeit, die zu jedem gesetzlich zulassigen Zweck errichtet werden kann." Die Griindung erfordert den Abschluss eines notariell beurkundeten Gesellschaftsvertrags, die Bestellung der Organe (Geschaftsflihrer und Gesellschafterversammlung),'^'^ die Auft^ringung der Stammeinlage sowie die Anmeldung und Eintragung in das Handelsregister. Die Gesellschafter der GmbH beteiligen sich an der so genannten Stammeinlage, welche in Summe mindestens 25.000 Euro betragen muss. Die Gewinn- und Verlustbeteiligung der Gesellschafter erfolgt in Abhangigkeit des Anteils an der Stammeinlage. Die Haftung beschrankt sich auf das Gesellschaftsvermogen. Die Geschaftsanteile sind veraufierbar und vererbbar, die Ubertragung erfordert allerdings einen in notarieller Form geschlossenen Vertrag. Beschlussfassungen erfolgen in der Gesellschafterversammlung durch einfache Mehrheit. Zur Anpassung des GesellBei GmbHs mit mehr als 500 Mitarbeitem ist zusatzlich ein Aufsichtsrat als IJberwachungsorgan zu bilden.

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schaftsvertrags ist eine qualifizierte Mehrheit erforderlich. Die Gesellschafter haben Weisungskompetenz gegenuber dem(n) Geschaftsfuhrer(n). Neben den bereits angesprochenen Vermogens- und Stimmrechten verfugen die Gesellschafter zusatzlich iiber bestimmte Informationsrechte (vgl. z.B. HeBe/Enders 2001, S. 151-197; Klunzinger 2002, S. 220-264). Im Vergleich zur GbR und PartG weist die GmbH eine Reihe an Vorziigen auf. Hierzu zahlen die Moglichkeiten der Grundung durch nur einen Gesellschafter, die leichtere Entscheidungsfindung bei vielen Gesellschaftem, die Moglichkeit der Ubertragung der Leitungs- und Vertretungskompetenzen an Nicht-Gesellschafter, die Haftungsbeschrankung, der vergleichsweise einfache Wechsel von Gesellschaftem sowie - speziell gegenuber der PartG - die Moglichkeit der Aufiiahme von nicht in der Berufsausiibung aktiven Gesellschaftem. Diesen Vorteilen stehen insbesondere die Aufbringung der Stammeinlage, die Publizitats- und Prufiingspflichten sowie ein aufwandigeres Andem des Gesellschaftsvertrages als Nachteile gegeniiber (vgl. z.B. Eisenhardt 2002, S. 379; IFB 2002a, S. 5-6). Die GmbH eignet sich insbesondere ftir kleine und mittlere Untemehmensberatungen und ermoglicht die Beteiligung von reinen Financiers. Nach HeBe und Enders (2001, S. 210) ist die AG „(...) eine Handelsgesellschaft mit eigener Rechtspersonlichkeit und einem in Aktien zerlegten Gmndkapital, ftir deren Verbindlichkeiten den Glaubigem nur das Gesellschaftsvermogen haftet." Die Rechtsgmndlagen zur AG stehen im Aktiengesetz (AktG). Der Griindungsvorgang ist vergleichsweise aufwandig und kostspielig. Eine oder mehrere Personen leisten Einlagen von in Summe mindestens 50.000 Euro (Gmndkapital) und erhalten im Gegenzug Aktien. Die AG besteht aus drei Organen - Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung -, die gesetzlich vorgeschriebene Rechte und Pflichten haben. Die Geschaftsflihmng und Vertretung erfolgt durch den Vorstand, der durch den Aufsichtsrat bestimmt wird. Der Aufsichtsrat besteht in der Regel aus gewahlten Vertretem der Anteilseigner und Mitarbeiter. Seine Aufgabe ist insbesondere die Kontrolle und Uberwachung des Vorstands. Auf der Hauptversammlung konnen die Aktionare bspw. iiber die Zusammensetzung des Aufsichtsrats, die Verwendung des Gewinns und Satzungsandemngen mitentscheiden. Neben diesen Stimmrechten haben die Aktionare insbe-

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sondere Gewinnanspruchs- und Informationsrechte.'^^ Die wichtigsten Vorziige der AG sind die vergleichsweise einfache Ubertragung der Gesellschaftsanteile, die beschrankte Haftung der Eigentumer sowie die einfacheren Finanzierungsmoglichkeiten. Demgegenuber bietet die AG weniger Spielraum zur Ausgestaltung des Innenverhaltnisses und erfordert einen groBeren formalen Aufwand (z.B. Publizitats- und Buchfuhrungspflichten) (vgl. z.B. Hefie/Enders 2001, S. 221; Klunzinger 2002, S. 221-222). Aufgrund ihrer Vorziige bietet sich die AG insbesondere bei groBen und kapitalintensiveren Untemehmensberatungen an. 2.3,6,3 Vergleich und Diskussion der Gesellschaftsformen in den USA und in Deutschland Durch die in jungster Zeit entwickelten Gesellschaftsformen der LLP und der LLC in den USA sowie der PartG in Deutschland stehen amerikanischen und deutschen Unternehmensberatungen weitgehend vergleichbare Gesellschaftsformen zur Verfiigung. Allerdings wird in den beiden Landem von diesen Gesellschaftsformen unterschiedlich Gebrauch gemacht. Dies verdeutlicht ein Vergleich der Untersuchungen des „US Census Bureau" und des BDU. In den USA nimmt die Corporation eine dominante Stellung ein. In Deutschland haben nur sehr wenige Untemehmensberatungen die vergleichbare Form der AG gewahlt. Dafur spielt in Deutschland die GmbH im Vergleich zur US-amerikanischen LLC eine groBere Rolle. Eine mogliche Ursache fiir diesen Unterschied ist, dass die LLC noch eine relativ junge Gesellschaftsform ist. Lange Jahre stand nur die Corporation als eine mit der GmbH vergleichbaren Gesellschaftsform mit Haftungsbeschrankung zur Verftigung. Die Betrachtung der Verteilung der Gesellschaftsformen auf einem hoheren Aggregationsniveau zeigt, dass eine groBe Gemeinsamkeit zwischen den beiden Landem insofem besteht, als die Formen der Kapitalgesellschaft von herausragender Bedeutung ftir Untemehmensberatungen sind. Dahingegen spielen Personengesellschaften nur eine untergeordnete Rolle. Was die Einzeluntemehmen (Einzel-Freibemfler und Sole Proprietor) betrifft, so nehmen diese in Deutschland eine wesentliche Rolle ein. In den USA hingegen ist diese Gesellschaftsform ftir Untemehmensberatungen von begrenzter Relevanz. Die Rechte der Aktionare sowie die Ubertragbarkeit der Aktien hangen von der Aktienart ab. Im Normalfall haben alle Aktionare die gleichen Rechte, und die Obertragbarkeit unterUegt keinen Einschrankungen, z.B. Zustimmung der anderen Anteilseigner (vgl. z.B. HeBe/Enders 2001, S. 216217).

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Die Ausfiihrungen zu den Voraussetzungen der Wahl der einzelnen Gesellschaftsformen haben daruber hinaus gezeigt, dass bei im Untemehmen aktiven Eigentiimem sowohl Personengesellschaften (im Folgenden auch als partnerschaftliche Gesellschaftsformen bezeichnet) als auch Kapitalgesellschaften gewahlt werden konnen. Dadurch ist es durchaus moglich, dass Eigentumsform und Gesellschaftsform auseinander fallen. Dies ist bspw. der Fall, wenn eine US-amerikanische Untemehmensberatung, die sich im Eigentum der leitenden Angestellten befindet, die Gesellschaftsform einer Corporation wahlt. Umgekehrt kann keine partnerschaftliche Gesellschaftsform gewahlt werden, wenn sich die Eigentumsrechte vollstandig in den Handen untemehmensextemer Kapitalgeber befinden."^^ Im zweiten Fall besteht fiir die Eigentiimer lediglich die Auswahl zwischen unterschiedlichen Kapitalgesellschaftsformen. Infolgedessen wird durch die Festlegung der Eigentumsform bereits der Rahmen ftir die Auswahl einer Gesellschaftsform gesetzt. Es besteht somit ein Zusammenhang zwischen Eigentumsform und Gesellschaftsform. Der Zusammenhang wird in Abbildung 4 verdeutlicht.

Abbildung 4: Zusammenhang Eigentumsform und Gesellschaftsform

Mischformen und Gesellschaftsformen wie z.B. die Limited Partnership oder die KG werden aufgrund ihrer geringen empirischen Bedeutung fiir Untemehmensberatungen hier nicht betrachtet.

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Wahrend bereits in der Einleitung auf die empirische Bedeutung der Partnerschaft als Eigentumsform fur Untemehmensberatungen hingewiesen wurde, fallt auf, dass die partnerschaftlichen Gesellschaftsformen - wie z.B. die General Partnership oder die LLP in den USA und z.B. die Partnerschaftsgesellschaft in Deutschland - nur von geringer bzw. untergeordneter Bedeutung sind. Somit kann auf eine deutliche Diskrepanz zwischen den gewahlten Gesellschaftsformen auf der einen Seite und der AUokation der Eigentumsrechte auf der anderen Seite geschlossen werden: Viele Untemehmensberatungen, die im Eigentum der leitenden Angestellten sind, haben keine partnerschaftliche Gesellschaftsform. Das Ausmafi der Diskrepanz ist unklar, da bisher nur die Verteilung der Gesellschaftsformen, aber nicht die der Eigentumsformen betrachtet wurde. Da im Zuge der empirischen Datenerhebung fiir diese Arbeit sowohl die Eigentumsform als auch die Gesellschaftsform von Untemehmensberatungen erhoben wurden, erfolgt im Rahmen der Datenanalyse und Diskussion (Kapitel 5 und 6) eine genaue Untersuchung der Starke der Diskrepanz, der Ursachen hierfiir und der diesbeziiglichen theoretischen Implikationen.

2.4 Kapitelzusammenfassung Dieses Kapitel befasste sich zunachst mit den okonomischen Eigentumstheorien als dem theoretischen Fundament der Arbeit. Eine Gemeinsamkeit der unterschiedlichen theoretischen Beitrage ist, dass sie die Eigentumsallokation als abhangige Variable betrachten, die durch gegebene Faktoren (z.B. Kapitalbedarf) bestimmt wird. Daruber hinaus legen okonomische Eigentumstheorien zur Beurteilung verschiedener institutioneller Arrangements (Eigentumsformen) das Effizienzkriterium als MaBstab zu Gmnde. Zentrale Vorstellung der okonomischen Eigentumstheorien ist, dass je nach Zuteilung der Eigentumsrechte an eine mogliche Eigentumsgmppe (Investoren oder Partner), die Kosten der Eigentumsform signifikant positiv oder negativ beeinflusst werden. Somit weisen einzelne Eigentumsformen je nach Untemehmenskontext Vorteile gegentiber anderen Losungen auf Des Weiteren wird in dieser Arbeit ein Untemehmen als ein Netzwerk vertraglicher Beziehungen verstanden. Die Eigentiimer eines Unternehmens sind jene Subjekte, die iiber die residualen Kontrollrechte und das Recht auf den Erhalt des Residualgewinns verfiigen. 69

Der zweite Teil des Kapitels befasste sich mit der Untemehmensberatung. Zunachst wurde aufgezeigt, dass bisher keine theoretisch fiindierten und empirisch iiberpriiften Untersuchungen zu den Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Unternehmensberatungen vorliegen. AnschlieBend wurde auf den Begriff Untemehmensberatung, die Merkmale von Untemehmensberatungsleistungen sowie die unterschiedlichen Anbieter dieser Leistungen eingegangen. Abschnitt 2.3.5 diskutierte die moglichen Eigentiimergruppen von Untemehmensberatungen und das Eigentum an Unternehmensberatungen aus materieller Sicht. Das Kapitel endete mit einem Exkurs zu den unterschiedlichen Gesellschaflsformen US-amerikanischer und deutscher Untemehmensberatungen sowie der Vermutung, dass in der Praxis haufig eine Diskrepanz zwischen der Gesellschaftsform und der Eigentumsallokation einer Untemehmensberatung besteht. Im folgenden Kapitel 3 bilden die theoretischen Uberlegungen zu den okonomischen Eigentumstheorien und die Ausfiihmngen zu Untemehmensberatungen die Gmndlage fur die Ableitung der Hypothesen.

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3 Okonomische Eigentumstheorien und Hypothesen

3.1 Einleitung AuBerhalb der Professional-Services-Industrie gehoren groBe Untemehmen in der Regel untemehmensextemen Investoren. Vor diesem Hintergrund ist es auffallig, dass sich innerhalb der Professional-Services-Industrie viele groBe und kleine Untemehmen im Eigentum der leitenden Angestellten (Partner) befinden. Hieraus leitet sich die folgende Frage ab: Warum kommt die Eigentumsform Partnerschaft in der Professional-ServicesIndustrie so haufig vor? Auf den folgenden Seiten wird diese Frage, bezogen auf Unternehmensberatung, naher analysiert. Dabei wird die Eigentumsform als endogene Variable verstanden, die von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst wird. Ausgangspunkt ist die Uberlegung, dass verschiedene Eigentumsallokationen fiir ein bestimmtes Untemehmen mit unterschiedlich hohen Kostenvor- und -nachteilen verbunden sind. Hieraus folgt, dass einzelne Eigentumsformen Effizienzvorteile gegentxber anderen Losungen aufweisen. Ein Untemehmen wird aufgmnd der in Abschnitt 2.2.2.5 genannten Griinde dazu tendieren, die Eigentumsform mit den geringsten Kosten zu wahlen. Somit ist eine bestimmte Eigentumsform das Ergebnis eines Kosten-Trade-offs. Im Folgenden werden die Altemativen Partnerschaft und Investoreneigentum naher betrachtet. Es wird aufgezeigt, unter welchen Umstanden die Allokation der Eigentumsrechte an die Partner eine effiziente Losung gegeniiber dem Investoreneigentum darstellt. Wie in Abschnitt 2.2.2 dargelegt wurde, gibt es eine Vielzahl an Beitragen, die sich mit der Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmen befassen. Die nachfolgende Entwicklung der Hypothesen greift auf unterschiedliche Beitrage zurtick. Neben den umfassenderen okonomischen Eigentumstheorien von Fama und Jensen (1983a; 1983b) und Hansmann (1996) sind vor allem die Theorien von Bedeutung, die sich mit Mitarbeitereigentum und speziell Partnerschaften auseinander setzen (vgl. z.B. Dow 2003; Dow/Putterman 2000; Jensen/Meckling 1979). Im Rahmen der Entwicklung der Hypothesen werden die zugmnde liegenden Theoriestrome aufgezeigt. Daruber hinaus sttitzen sich die zu entwickelnden Hypothesen auf die im vorangegangenen Kapitel dargelegten Gmndlagen uber Untemehmensberatungsleistungen (Ab71

schnitt 2.3.3). So wird spater noch deutlich, dass beispielsweise die Eigenschaften von Beratungsleistungen einen wesentlichen Einfluss auf die Allokation der Eigentumsrechte haben. Im folgenden Abschnitt wird auf die Einflussfaktoren auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen naher eingegangen. Die Ausfiihrungen beginnen mit der Darstellung der Agency-Kostenvorteile von Partnerschaften. In Anbetracht dieses Vorzugs stellt sich die Frage, warum nicht alle Untemehmensberatungen als Partnerschaften organisiert sind. Ein Grund hierftir ist, dass die Agency-Kostenvorteile unter bestimmten Umstanden durch Kostennachteile in anderen Bereichen iiberkompensiert werden. Daher wird anschlieBend auf die moglichen Nachteile von Partnerschaften im Aufbringen von Kapital, Tragen von untemehmerischen Risiken und Treffen koUektiver Entscheidungen eingegangen. Dabei wird zunachst allgemein das theoretische Argument, die Wirkungsweise eines Faktors, vorgestellt, bevor eine Ubertragung auf die Untemehmensberatungsbranche erfolgt. Die Uberlegungen schlieBen jeweils mit der Ableitung einer Hypothese, die im weiteren Verlauf der vorliegenden Untersuchung empirisch iiberpruft wird.

3.2 Agency-Kosten 3.2,1 Einleitung Untemehmen existieren, um Menschen in ihren wirtschaftlichen Aktivitaten zu koordinieren und zu motivieren (vgl. Roberts 2004, Kapitel 4). Dabei stehen Untemehmen vor einer „Motivationsherausfordemng", denn Mitarbeiter verfolgen ihre eigenen Interessen, die nicht immer im Untemehmensinteresse sein mtissen. Ursache der Interessendivergenz ist, dass Mitarbeiter nicht vollstandig die Kosten (bzw. den Nutzen) ihrer MaBnahmen und Entscheidungen spiiren, d.h. es liegen Extemalitaten vor. Folglich treffen Mitarbeiter Entscheidungen (z.B. wie hart sie arbeiten), die ihren eigenen Nutzen maximieren und nicht zum Vorteil des Untemehmens sein miissen. Hieraus resultieren Agency-Kosten, womnter Jensen und Meckling (1976, S. 308) die Summe aus den Monitoring-Kosten des Prinzipals, den Bonding-Kosten des Agenten und dem Residualverlust (Residual Loss) verstehen. Monitoring-Kosten umfassen alle Ausgaben des Prinzipals (z.B. zur Beobachtung des Agenten), die darauf abzielen, das Verhalten des 72

Agenten im Sinne des Prinzipals zu beeinflussen. Bonding-Kosten kennzeichnen Ausgaben des Agenten zum Abbau der Informationsasymmetrien (z.B. durch Reporting) und zur Herbeifiihrung einer Zielharmonie. Der Residualverlust bezeichnet die Differenz zwischen der aus Sicht des Prinzipals optimalen Losung und der tatsachlichen Losung, z.B. die Differenz zwischen der optimalen und tatsachlichen Leistung des Agenten. Um das Motivationsproblem zu losen, sind die Interessen des Untemehmens und der Mitarbeiter starker in Einklang zu bringen (vgl. Roberts 2004, Kapitel 4). Ein haufig genannter Vorzug von Partnerschaften ist, dass sie im Vergleich zu Untemehmen, die sich im Eigentum von Investoren befinden, besser das Motivationsproblem losen konnen und somit Effizienzvorteile aufweisen (vgl. z.B. Bai/Xu 1996; Greenwood/Empson 2003). Die Vorziige von Partnerschaften entfalten sich insbesondere dann, wenn - wie es in der Untemehmensberatungsbranche der Fall ist - die Arbeitsleistung des Einzelnen schwer zu beobachten und zu beurteilen ist. Die im nachsten Abschnitt folgende Darstellung besteht aus zwei Teilen. Zunachst werden kurz die Grundlagen zu Prinzipal-Agent-Beziehungen aufgezeigt und dargelegt, unter welchen Umstanden Agency-Probleme entstehen und wie sie gelost werden konnen. Im zweiten Teil werden hierauf aufbauend und unter Berucksichtigung der Theorie von Fama und Jensen (1983a; 1983b) die theoretischen Uberlegungen zur AUokation von Eigentumsrechten ausftihrlich vorgestellt. Die beiden Autoren erklaren die mogliche Effizienz von Partnerschaften mit Hilfe von Agency-Kostenvorteilen. In Abschnitt 3.2.3 werden am Beispiel der Untemehmensberatungsbranche die Vorziige der Partnerschaft beim Monitoring und Setzen von Anreizen verdeutlicht. 3,2.2 Theoretischer Hintergrund Bevor die theoretischen Vorziige der Partnerschaft in der Reduktion von AgencyKosten erlautert werden, soil zunachst auf die Merkmale einer Prinzipal-Agent-Beziehung eingegangen werden. Im einfachsten Fall besteht eine Prinzipal-Agent-Beziehung aus einem Prinzipal und einem Agenten, der im Auftrag des Prinzipals handelt. Agenten sind z.B. Manager gegeniiber den Eigentiimem oder unterstellte Mitarbeiter gegeniiber Managem. Potenzielle Probleme in dieser Beziehung lassen sich auf die folgenden vier Pramissen zunickfiihren (vgl. Gobel 2002, S. 100; Milgrom/Roberts 1992, Kapitel 5 und 7; Roberts 2004, Kapitel 4): 73

1) Die Handlungen des Agenten beeinflussen das Wohlbefinden bzw. den Nutzen des Prinzipals. 2) Sowohl Agent als auch Prinzipal beabsichtigen, jeweils ihren eigenen Nutzen zu maximieren. 3) Agent und Prinzipal haben divergierende Interessen. 4) Der Agent hat einen Informationsvorsprung, d.h. er kann besser seine Handlungen, Anstrengungen etc. beurteilen als der Prinzipal. Somit besteht zwischen Agent und Prinzipal eine Informationsasymmetrie.'^^ In Anbetracht dieser Pramissen besteht die Gefahr, dass der Agent nicht die Interessen des Prinzipals verfolgt, sondem sich opportunistisch verhalt. Hierunter wird die Verfolgung der eigenen Interessen unter Zuhilfenahme von List verstanden (vgl. Williamson 1985, S. 47-49). Zur Bewertung unterschiedlicher Losungsaltemativen wird ein Prinzipal die Agency-Kosten als Entscheidungskriterium verwenden. Generell konnen Agency-Probleme sehr unterschiedliche Ursachen haben. Haufig werden die Agency-Probleme in vier Typen unterteilt, die sich anhand des Entstehungszeitpunktes - vor oder nach Vertragsabschluss - naher beschreiben lassen (vgl. Gobel 2002, S. 100-103): 1) Der Problemtyp Hidden Characteristics ist dadurch gekennzeichnet, dass der Prinzipal vor Vertragsabschluss {ex ante) nicht die Eigenschaften des Agenten bzw. der von ihm angebotenen Leistung kennt. Da der Agent den Prinzipal hinsichtlich der Eigenschaften tauschen kann, besteht die Gefahr, dass es zu einer Negativauswahl {Adverse Selection) kommt. 2) Im Fall des Hidden-Action-FvoblQms kann der Prinzipal nach Vertragsabschluss {ex post) die Handlungen des Agenten nicht voUstandig beobachten, bzw. dieses ware zu kostspielig. Hinzukommt, dass das Arbeitsergebnis haufig keinen Riickschluss auf die Arbeitsleistung ermoglicht, bspw. wenn das Ergebnis schwer messbar ist und/oder auch von anderen Faktoren (z.B. Teamproduktion) beeinflusst wird. Dementsprechend kann der Agent die bestehenden Informationsasymmetrien zu seinen Gunsten ausnutzen, indem er sein Arbeitsleid durch Leistungszuruckhaltung {Shirking) reduziert. 3) Der Problemtyp Hidden Information ist dadurch charakterisiert, dass der Prinzipal nach Vertragsabschluss {ex post) zwar (zumindest in einem gewissen Umfang) die

"^^

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Die Informationsasymmetrien sind in der Praxis meist beidseitig.

Handlungen des Agenten beobachten kann, ihm allerdings das notige Fachwissen zur Beurteilung der Leistung fehlt. Beispielsweise konnen Aktionare in der Regel aufgrund ihrer fehlenden Spezialkenntnisse oft nicht beurteilen, ob vom Management durchgefuhrte Investitionen tatsachlich im Interesse der Eigentiimer oder aber im Interesse des Managements (z.B. Machtzuwachs durch eine Akquisition) sind. 4) Im Fall des Hidden-Intention-VxohXQvas kann der Prinzipal vor Vertragsabschluss nicht die Absichten des Agenten beurteilen. Selbst wenn der Prinzipal ex post die Leistung des Agenten beobachten und einschatzen kann, besteht immer noch die Gefahr des opportunistischen Verhaltens seitens des Agenten. Dies ist dann der Fall, wenn der Prinzipal spezifische Investitionen tatigt. Die daraus resultierende Abhangigkeit des Prinzipals kann der Agent zu seinen Gunsten und zu Lasten des Prinzipals ausnutzen {Hold-up). Zur Reduktion der Agency-Probleme bieten sich unterschiedliche Losungsmechanismen an (vgl. Gobel 2002, S. 110-125 fiir einen Uberblick). Der Prinzipal kann z.B. versuchen, die Informationsasymmetrien durch Monitoring zu reduzieren oder durch den Abschluss eines geeigneten Vertrages die Interessen beider Parteien zu harmonisieren. Der Vertrag ist dann so zu gestalten, dass der Agent bei Verfolgung seines eigenen Interesses gleichzeitig im Interesse des Prinzipals handelt. Die Entwicklung von Anreizvertragen bietet sich an, wenn der Prinzipal zwar nicht unmittelbar die Arbeitsleistung des Agenten, jedoch das Ergebnis beobachten kann. Die Gestaltung derartiger Anreizstrukturen ist allerdings haufig mit Problemen verbunden, insbesondere in Multitasking-Situationen (vgl. Holmstrom/Milgrom 1991), in denen der Agent mehrere unterschiedliche Aufgaben zu erfuUen hat. Auf diesen Aspekt wird noch naher eingegangen. Die theoretischen Grundlagen zu Prinzipal-Agent-Beziehungen"^^ konnen im Rahmen der Eigentumstheorie von Fama und Jensen (1983a; 1983b) sowie in der darauf folgenden Ableitung der Hypothesen angewendet werden. Fama und Jensen betrachten das Untemehmen als ein Netzwerk von Vertragen. Die zentralen Vertrage spezifizieren drei grundlegende Rechte,

Neben der bisher erlauterten einfachen Prinzipal-Agent-Beziehung treten in der Realitat dagegen haufig viel komplexere Konstellationen auf. Beispielsweise gibt es Beziehungen mit mehreren Agenten, mehreren Prinzipalen oder mehrstufige und mehrperiodige Beziehungen, was die AgencyProbleme noch verstarkt.

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1) wer Anspruch auf den Residualgewinn des Untemehmens hat und somit das Risiko tragt (Residual Risk Bearing), 2) wer Entscheidungen vorbereitet und umsetzt {Decision Management) und 3) wer Entscheidungen beschlieBt und kontrolliert (Decision Control). Die Ausgestaltung und Verteilung dieser drei Vertragsrechte unterscheidet Unternehmen voneinander und erklart, warum manche Untemehmen Bestand haben und andere nicht. Somit stellt sich die Frage, wie diese Vertragsrechte zu verteilen bzw. zu kombinieren sind. In der Regel ist davon auszugehen, dass die Partei, die Anspruch auf den Residualgewinn hat und somit das untemehmerische Risiko tragt, auch das Recht auf die Decision Control hat. Bei der Verteilung der Decision-Management-Rechte besteht ein Trade-off zwischen Spezialisierungsvorteilen einerseits und Agency-Kosten andererseits. Spezialisierungsvorteile bestehen, sofem die Aufteilung der Rechte auf mehrere Parteien zu besseren Ergebnissen fiihrt als die Konzentration aller Rechte auf eine Partei. Zur Spezialisierung des Managements auBem sich Fama und Jensen (1983b, S. 330) beispielsweise wie folgt: „(...) managerial skills are not necessarily tied to wealth or willingness to bear risk, and incompetent managers who are important residual claimants can be difficult to remove." Sollen die Spezialisierungsvorteile realisiert werden, dann ergeben sich auf der anderen Seite Agency-Kosten. Sie entstehen aus der Verteilung des Anspruchs auf den Residualgewinn und des Decision-Managements auf unterschiedliche Parteien (z.B. Investor und Manager). Die drei zentralen Vertragsrechte sind in Partnerschaften auf die leitenden Angestellten (Partner) konzentriert. Durch die interne Allokation der Eigentumsrechte kommt es in kleineren Partnerschaften zu einer Personalunion aus Eigentiimem (Prinzipalen) und Managem (Agenten)."^^ Entscheidend ist, dass durch die Allokation der Rechte an die leitenden Angestellten Partnerschaften im Vergleich zu Untemehmen im Eigentum von Investoren den Vorzug geringerer Agency-Kosten, aber den Nachteil entgangener Spezialisierungsvorteile aufweisen. Die Agency-Kostenvorteile der Partnerschaft resultieren aus vergleichsweise geringeren Informationsasymmetrien und den damit verbundenen geringeren Monitoring-Kosten. Beispielsweise haben Mitarbeitereigenttimer ein besseres Geschafts-

In groBeren Untemehmen wird aus dem Kreis der Partner ein dediziertes Management gewahlt.

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verstandnis und konnen das Verhalten anderer leichter beobachten als untemehmensexteme Investoren. Zusatzlich steigen in der Partnerschaft die Anreize zur gegenseitigen Kontrolle {Mutual oder Peer Monitoring), da die Mitarbeitereigentumer einen Anspruch auf den Residualgewinn haben (vgl. Bowles/Gintis 1993, S. 28). Die geringeren Informationsasymmetrien reduzieren auch die Gefahr opportunistischen Verhaltens durch untergebene Mitarbeiter. Des Weiteren werden in der Partnerschaft die Interessen der Eigenttimer und eines Teils der Mitarbeiter (Partner) starker in Ubereinklang gebracht. Diese Zielharmonisierung induziert Arbeitsanreize und bindet die Mitarbeiter an das Untemehmen. Die Partnerschaft stellt so lange eine effiziente Eigentumsform dar, wie die Agency-Kostenvorteile nicht durch Opportunitatskosten aus entgangenen Spezialisierungsvorteilen iiberkompensiert werden. Hieraus lasst sich ableiten, dass, wenn mogliche Spezialisierungsvorteile sich im Laufe der Zeit flir ein Untemehmen ergeben bzw. bestehen, die Vorziige der Partnerschaft gegebenenfalls durch die Spezialisierungsvorteile konterkariert werden. Da nur ein geringer Teil der Untemehmen als Partnerschaften organisiert sind, mussen diese Spezialisiemngsvorteile vorliegen und die Agency-Kostenvorteile kompensieren. Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass die Partnerschaft eine effiziente Eigentumsform darstellen kann. Ihre Agency-Kostenvorteile im Vergleich zum Investoreneigentum ergeben sich zum einen aus geringeren Informationsasymmetrien und dem damit verbundenen effektiveren und kostengiinstigeren Monitoring sowie zum anderen aus der Zielharmonisiemng. Letztere induziert Arbeitsanreize, reduziert opportunistisches Verhalten und fiihrt somit zu einer Reduktion des Residualverlusts. Voraussetzung ftir die Uberlegenheit der Partnerschaft ist, dass die Opportunitatskosten aus entgangenen Spezialisiemngsvorteilen (z.B. Kapitalbeschafftmg) nicht die Agency-Kostenvorteile iiberkompensieren. Ahnlich wie Fama und Jensen (1983a; 1983b) sehen auch Alchian und Demsetz (1972) sowie Jensen und Meckling (1979) Partnerschaften als geeignete Eigentumsform an, da sie Leistungs- und gegenseitige Kontrollanreize induziert. Partnerschaften sind vor allem dann vorteilhaft, wenn die Beurteilung der Arbeitsleistung eines Individuums

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sehr schwierig und mit hohen Monitoring-Kosten verbunden ist.^^ Dariiber hinaus wird die Partnerschaft als Eigentumsform dem Investoreneigentum in solchen Situationen iiberlegen sein, in denen untemehmensinteme Parteien im Vergleich zu untemehmensextemen Eigentiimem Vorteile im Monitoring haben. Neben den bisher genannten Beitragen, die spezielle Aussagen zu den AgencyKostenvorteilen von Partnerschaften machen, gibt es auch eine breitere Literatur zu den Agency-Kostenvorziigen von Mitarbeitereigentum im Allgemeinen. Einen Uberblick iiber diese Literatur geben Bonin et al. (1993). 3.2.3 Agency-Kosten in Unternehmensberatungen In diesem Abschnitt werden die vorausgegangenen theoretischen Uberlegungen auf Unternehmensberatungen iibertragen. Dabei werden vor allem die Vorziige der Partnerschaft im Einsparen von Agency-Kosten im Vergleich zum Investoreneigentum erlautert und verdeutlicht. Um eine differenzierte Betrachtung sicherzustellen, werden drei zentrale Prinzipal-Agent-Beziehungen analysiert: 1. Eigentiimer als Prinzipale gegeniiber dem Management als Agenten 2. Management als Prinzipale gegeniiber den leitenden Angestellten als Agenten 3. Leitende Angestellte als Prinzipale gegeniiber den „einfachen" Mitarbeitem als Agenten Die Prinzipal-Agent-Beziehungen sind in Abbildung 5 fur Unternehmensberatungen mit Investoreneigentum und fiir Partnerschaften dargestellt. Dabei wird von groBeren Unternehmensberatungen ausgegangen,^^ was bei Partnerschaften zur Folge hat, dass aus dem Kreis der leitenden Angestellten (Partner) ein dediziertes Management gewahlt wird.

Alchian und Demsetz (1972) fuhren allerdings als Voraussetzung fiir die Vorteilhaftigkeit von Partnerschaften an, dass der Kreis von Partnem klein sein sollte, da andemfalls Free-RidingProbleme entstehen. Auf diesen Aspekt wird noch genauer am Ende von Abschnitt 3.2.3.3 eingegangen. Im folgenden Kapitel 4 wird erlautert, warum sich die vorliegende Arbeit auf groBere Unternehmensberatungen fokussiert.

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Abbildung 5: Betrachtete Prinzipal-Agenten-Beziehungen bei Investoreneigentum und in der Partnerschaft

Fiir jede dieser Prinzipal-Agent-Beziehungen wird zunachst gepruft, welche Agency-Probleme bei Investoreneigentum bestehen. AnschlieBend wird betrachtet, wie sich diese Probleme durch die interne Allokation (Partnerschaft) der Eigentumsrechte reduzieren lassen. Generell kann vorab darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der Art der Leistung (intangibel und humankapitalintensiv) und der Art der Leistungserstellung (dezentrale Teamproduktion) die unterschiedlichen Prinzipal-Agent-Beziehungen von Untemehmensberatungen durch eine hohe Informationsasymmetrie gekennzeichnet sind (vgl. Richter 2004). Die Informationsasymmetrie induziert erhebliche MonitoringKosten und eroffiiet einen Spielraum fiir opportunistisches Verhalten, was zu hohen Agency-Kosten fuhrt. Somit ist die „Motivationsherausforderung" in der Untemehmensberatung, im Vergleich zu vielen anderen Branchen, besonders hoch. Bei der Betrachtung der Allokation der Eigentumsrechte an einem Untemehmen ist jedoch immer auf den spezifischen Untemehmenskontext zu achten. i.2.3,1 Beziehung zwischen Eigentumern und Management Zunachst wird der Fall des Investoreneigentums betrachtet. Die Eigentiimer setzen zur operativen Fuhrung des Untemehmens ein Management ein, das aus einem oder 79

mehreren Managem bestehen kann. Das Problem in dieser Beziehung besteht darin, dass das Management zum Teil Ziele verfolgt, die nicht den langfristigen Untemehmenswert maximieren (vgl. z.B. Milgrom/Roberts 1992, S. 181; ShleiferA^ishny 1997, S. 742-744). Beispielsweise kann es sein, dass das Management zur Steigerung des kurzfristigen Gewinns langfristig profitable Investitionsprojekte unterlasst. Zur Reduktion dieses Agency-Problems konnten die Eigentiimer ihre Monitoring-Anstrengungen erhohen. Problematisch hierbei ist, dass viele Handlungen und Entscheidungen des Managements sich einer unmittelbaren Beobachtung durch die Eigentiimer entziehen. Daruber hinaus sind auch die Informationsmoglichkeiten der Untemehmensberatung nach auBen aufgrund der Vertraulichkeit der Dienstleistung sehr eingeschrankt. Altemativ konnen die Eigentumer versuchen, anhand des Arbeitsergebnisses das Management zu beurteilen. Hierbei ergibt sich die Problematik, dass erstens das Ergebnis auch von anderen Faktoren - z.B. technologischen Entwicklungen, politischen Instabilitaten in manchen Regionen - beeinflusst wird. Zweitens stellt sich das Ergebnis von vielen Management-Entscheidungen haufig erst langfristig ein. Folglich sind die Informationsasymmetrien in dieser Beziehung sehr hoch und die Moglichkeiten des Abbaus der Informationsasymmetrien begrenzt. Eine solche Situation eroffnet dem Management einen Spielraum fur opportunistisches Verhalten. Um mogliche Agency-Kosten zu reduzieren, konnen die Eigentumer altemativ versuchen, eine Interessenhomogenitat herzustellen (vgl. zur Problematik von Anreizvertragen z.B. Day et al. 2004; Eisenhardt 1985; 1988). Hierzu bieten sich in der Regel erfolgsabhangige Kompensationsregelungen an. Aufgrund der dargestellten Schwierigkeiten in der Leistungsbeurteilung des Managements sowie aufgrund weiterer, noch darzustellender Faktoren ist eine stark erfolgsabhangige Entlohnung nicht effektiv und kostspielig. Damit sind auch dem Setzten monetarer Anreize zur Verhinderung opportunistischen Verhaltens Grenzen gesetzt. Auf die Problematik der Gestaltung von Anreizvertragen wird im folgenden Abschnitt 3.2.3.2 noch genauer eingegangen. Die Ausfuhrungen haben deutlich gemacht, dass das Monitoring des Managements flir untemehmensexteme Parteien aufgrund der Art der Dienstleistung sehr schwierig ist. Die Herstellung einer Interessenhomogenitat durch Anreizstrukturen ist allerdings ebenso problematisch, so dass die Beziehung zwischen extemen Eigentiimem und Management durch hohe Agency-Kosten belastet ist. In grofieren Untemehmensberatungen, die als Partnerschaften gefiihrt werden, gibt es auch ein aus dem Kreis der 80

Partner gewahltes, dediziertes Management. Die Agency-Kosten zwischen dem Management und den Partnem werden durch die interne AUokation der Eigentumsrechte wesentlich verringert, da das Monitoring effektiver erfolgt und zusatzlich die Interessendivergenz deutlich reduziert wird. Insgesamt fuhrt dies zu geringeren AgencyKosten.^^ Zwischen den Partnem und dem Management bestehen wesentlich geringere Informationsasymmetrien als zwischen untemehmensextemen Eigentiimem und dem Management. Die Partner haben die Moglichkeit, das Verhalten des Managements aus unmittelbarer Nahe zu beobachten und zu steuem. Des Weiteren haben sie haufig eine bessere Informationsgrundlage (z.B. Monatszahlen) und ein tieferes Geschaftsverstandnis als untemehmensexteme Eigentiimer. Dies ftihrt zu einem effektiveren und kostengiinstigeren Monitoring des Managements. Neben den besseren Moglichkeiten zum Monitoring steigt auch unter Umstanden der Anreiz zum Monitoring in einer Partnerschaft. Als Empfanger des Residualgewinns haben die Partner ein hohes Interesse am Verhalten des Managements. Dahingegen kommt es in Untemehmen mit breit gestreutem extemen Eigentum haufig zum so genannten Free-Riding-Verhalten beim Monitoring des Managements (vgl. Hart 1995, S. 681). Monitoring stellt ein offentliches Gut dar. Sobald ein Aktionar die Aufgabe iibernimmt, profitieren auch alle anderen Aktionare davon. Da Monitoring mit Kosten verbunden ist, hoffen die einzelnen Aktionare, dass jeweils der andere die Monitoring-Aufgabe wahmimmt. Dies kann dazu fuhren, dass letztendlich das Management nicht ausreichend kontroUiert wird. Das effektivere Monitoring reduziert die Moglichkeiten des Managements, sich opportunistisch zu verhalten. AUerdings sinkt sowieso die Gefahr solcher Aktionen durch die interne AUokation der Eigentumsrechte, da das Management zum Miteigentiimer der Untemehmensberatung wird. Die Interessen von Eigentiimem und Managem (Partnem) werden infolgedessen weitestgehend in Ubereinklang gebracht. Durch ein potenzielles opportunistisches Verhalten schadet sich das Management letztendlich selbst. Die Zielharmonisiemng halt folglich die Kosten, die durch opportunistisches Verhalten entstehen, gering.

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In kleineren Untemehmensberatungen, die als Partnerschaft gefiihrt werden, besteht eine Personalunion zwischen Management und leitenden Angestellten. Die Agency-Kosten werden in diesen Untemehmen noch geringer sein, weshalb auf eine separate Darstellung verzichtet wird.

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Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass durch die interne AUokation der Eigentumsrechte Informationsasymmetrien abgebaut werden und ein effektiveres und kostengunstigeres Monitoring des Managements einsetzt. Daruber hinaus bewirkt die interne Eigentumsallokation eine Harmonisierung der Interessen zwischen Eigentumem und Managem. Vor diesem Hintergrund werden die Agency-Kosten in einer Partnerschaft wesentlich geringer als unter Investoreneigentum sein. 3.2.3.2 Beziehung zwischen Management und leitenden Angestellten Im Folgenden wird zunachst die Beziehung zwischen angestellten Managem (Prinzipalen) und leitenden Angestellten (Agenten) in einer Untemehmensberatung mit Investoreneigentum betrachtet. Diese Beziehung wird anschliefiend mit der korrespondierenden Konstellation in einer Partnerschaft verglichen. Das Management steht vor der Herausforderung, eine groBe Zahl leitender Angestellter zu kontroUieren. Hierbei handelt es sich um ein vertikales Monitoring. Fiir das Management ergibt sich erstens das Problem, dass es die Leistung der leitenden Angestellten schlecht beobachten kann und zweitens haufig nicht iiber das erforderliche Spezialwissen zur Leistungsbeurteilung verfiigt. 1) Zum Teil resultieren die Schwierigkeiten in der Leistungsbeobachtung aus dem professionellen Selbstverstandnis der Untemehmensberatungsbranche.^^ Viele Untemehmensberatungen ordnen sich selbst der Professional-Services-Branche zu und schatzen Werte wie Unabhangigkeit, Diskretion, Selbstregulierung, Autonomic und Kundenorientierung (vgl. z.B. Kubr 2002, S. 129-130; Schriesheim et al. 1977, S. 55-56). Insbesondere das Bedtirfnis der leitenden Angestellten nach Autonomic erschwert die Leistungsbeobachtung fur das Management. Im Rahmen der Leistungserbringung beanspruchen die leitenden Angestellten fiir sich groBe Entscheidungsfreiraume. Sic arbeiten sehr eigenstandig in Bezug auf die Vorgehensweise und Problemlosung (vgl. Wallace 1995, S. 231). Daruber hinaus befmden sie sich haufig vor Ort beim Klienten und sind deshalb geografisch sehr verstreut. Zusammenfassend entzieht sich der Arbeitseinsatz der leitenden Angestellten einer direkten Beobachtung des Managements. Die Verwendung des Arbeitsergebnisses als BewertungsmaBstab ist ebenfalls problematisch: Die Leistungen werden haufig 53

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Es besteht in Wissenschaft und Praxis Uneinigkeit daruber, ob Untemehmensberatungsleistungen tatsachlich den Professional Services zugeordnet werden konnen (vgl. z.B. Alvesson/Johansson 2002, S. 228; Lynch 2001, S. 60; Rassam 2001, S. 31-33).

kundenindividuell erbracht, so dass der VergleichsmaBstab fehlt. Daruber hinaus kann das Ergebnis von den Mitarbeitem des Klientenuntemehmens maBgeblich beeinflusst werden (vgl. Abschnitt 2.3.3). SchlieBlich lasst sich in manchen Projekten das Ergebnis der Beratungsleistung erst Jahre nach der Projektdurchfiihrung einschatzen. 2) Ein weiteres Problem in der Beziehung zwischen Management und leitenden Angestellten ist das oft unzureichende Spezialwissen des Managements zur Beurteilung der Leistung der leitenden Angestellten. GroBere Untemehmensberatungen sind in der Kegel in so genannte „Practices" (Fachbereiche) unterteilt. Diese unterscheiden sich z.B. hinsichtlich Branchenausrichtung und funktionalem Fokus. Aufgrund dieser Spezialisierung sind einem effektiven vertikalen Monitoring durch das Management Grenzen gesetzt. Infolgedessen bestehen zwischen Management und leitenden Angestellten erhebliche Informationsasymmetrien, die mit hohen Monitoring-Kosten verbunden sind. Des Weiteren werden die leitenden Angestellten versuchen, ihr „Arbeitsleid" zu begrenzen, was zu Kosten aus opportunistischem Verhalten fiihrt. Aufgrund der Monitoring-Schwierigkeiten und der Gefahr opportunistischen Verhaltens besteht fur das Management (und die Eigentiimer) die Herausforderung, die leitenden Angestellten zu motivieren und an das Untemehmen zu binden. Eine verbreitete Losung zur Herstellung einer Interessenhomogenitat ist die Verwendung von Anreizvertragen (vgl. zu dieser Thematik z.B. Day et al. 2004; Eisenhardt 1985; 1988). Dabei ist ein Vertrag so zu gestalten, dass der Agent bei Verfolgung seiner eigenen Interessen auch im Sinne des Prinzipals handelt. Dies erfolgt in der Kegel durch erfolgsabhangige Kompensationsregelungen, die jedoch, wie im Folgenden gezeigt wird, problematisch und kostspielig sein konnen. Werden die leitenden Angestellten an einem Ergebnis gemessen und dementsprechend erfolgsabhangig entlohnt, gehen sie ein schwer kontrollierbares Kisiko ein. Das Ergebnis ihrer Leistung hangt namlich auch von Dritten (z.B. Mitarbeiter des Klienten) bzw. extemen Faktoren (z.B. Wettberber des Klienten) ab. Fiir den Fall einer erfolgsabhangigen Entlohnung miissten daher die leitenden Angestellten fiir das zusatzliche Kisiko, welches sie eingehen, kompensiert werden (Kisikopramie). Vor diesem Hintergrund sind Vertrage mit einer starken erfolgsabhangigen Entlohnung kostspielig und bei einer sehr hohen Kisikopramie unter Umstanden nicht praktikabel.

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Das Problem der Gestaltung von Anreizvertragen vergroBert sich weiter, wenn Agenten gleichzeitig mehrere unterschiedliche Aufgaben (Multitasking) ftir Prinzipale ausftihren sollen (vgl. Holmstrom/Milgrom 1991). Dies ist typischerweise bei leitenden Angestellten der Fall. Sie haben ein sehr breites Aufgabenspektrum: Akquise, Projektbetreuung, Mentoring, Recruiting usw. In einer solchen Situation ist nicht nur allgemein die Motivation der Agenten sicherzustellen, sondem zusatzlich auch noch festzulegen, wie die Agenten ihre Zeit auf unterschiedliche Aufgaben verteilen sollen. Liegen den Aufgaben verschiedene BemessungsgroBen zu Grunde und konnen die Aufgaben unterschiedlich gut bzw. schlecht gemessen werden, dann verscharft sich die Problematik weiter. Bspw. konnten die leitenden Angestellten Umsatzvorgaben erhalten sowie den Auftrag bekommen, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Roberts (2004, Kapitel 4) zeigt, dass es in einer solchen Konstellation am effizientesten ist, fur beide Aktivitaten moderate Anreize zu setzen. Dies flihrt allerdings dazu, dass auch die leicht messbare Aktivitat (Umsatzvorgaben) mit weniger Motivation und Erfolg durchgefiihrt wird als bei einer starker erfolgsabhangigen Entlohnung. Andemfalls wurden sich jedoch die leitenden Angestellten iiberwiegend fur die Aktivitaten engagieren, die eine hohere Entlohnung bewirken, AbschlieBend bleibt festzuhalten, dass, wie bereits bei der Analyse der EigentiimerManagement-Beziehung deutlich wurde, auch in der Beziehung zwischen den Managem und den leitenden Angestellten eine erhebliche Informationsasymmetrie besteht, die mit hohen Monitoring-Kosten und einem groBen Spielraum fiir opportunistisches Verhalten verbunden ist. Die Erzeugung einer Interessenhomogenitat mit Hilfe rein monetarer Anreizstrukturen ist allerdings ebenfalls problematisch und kostspielig. Die Beziehung zwischen Management und leitenden Angestellten ist somit in einer Unternehmensberatung mit Investoreneigentum durch hohe Agency-Kosten belastet. Die Ubertragung der Eigentumsrechte auf die leitenden Angestellten - die dadurch Partner werden - ermoglicht es, die Agency-Kosten zu reduzieren. In einer Partnerschaft ist namlich das Monitoring effektiver und die Moglichkeiten und Anreize, sich opportunistisch zu verhalten, geringer. Auf die einzelnen Mechanismen zur Reduktion der Agency-Kosten wird im Folgenden eingegangen. Neben dem vertikalen Monitoring durch das Management bei Investoreneigentum greifl in einer Partnerschaft zusatzlich „Mutual Monitoring", d.h. die Partner werden

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sich untereinander beobachten. Diese informale, kollegiale Selbstkontrolle der Partner ist insbesondere bei Untemehmensberatungen sehr vorteilhaft. 1) Mutual Monitoring entspricht dem professionellen Selbstverstandnis der Untemehmensberatungsbranche. Oft erheben Professionals den Anspruch der Selbstkontrolle (vgl. z.B. Kubr 2002, S. 129-130; Schriesheim et al. 1977, S. 55-56), was bedeutet, dass ausschliefilich Professionals andere Professionals beurteilen und kontroUieren (konnen). 2) Mutual Monitoring ist vor allem bei nicht standardisierten, humankapitalintensiven Leistungen, wie sie in der Untemehmensberatung haufig auftreten, effektiv (vgl. Fama/Jensen 1983b; Hansmann/Kraakman 2000). In einer solchen Situation ist, wie bereits oben beschrieben, ein ausschlieBlich vertikales Monitoring schwierig, bzw. hierarchische KontroUsysteme stoBen an ihre Grenzen. Mutual Monitoring ist dahingegen sehr wirksam, weil erstens die Informationsasymmetrien geringer sind und zweitens ein hoher Anreiz zur gegenseitigen Kontrolle besteht. Die Partner sind intensiv in das operative Geschaft involviert und verfugen iiber funktionales und branchenspezifisches Wissen. Des Weiteren arbeiten haufig mehrere Partner an einem Projekt zusammen bzw. bei einem Klienten. Vor diesem Hintergrund steht zu erwarten, dass zwischen den Partnem (leitenden Angestellten) die Informationsasymmetrien geringer sind als in der Beziehung zwischen Management und leitenden Angestellten. Neben dem Effekt des zusatzlichen vertikalen Monitoring bietet die Partnerschaft auch den Vorzug, dass die Anreize, sich opportunistisch zu verhalten, geringer sind, bzw., dass sogar starke Leistungs- und Kooperationsanreize bestehen: 1) Die Anreize der Partner zum Mutual Monitoring sind sehr hoch. Sie haben einen Anspruch auf den Residualgewinn, und das Fehlverhalten eines KoUegen kann dem gesamten Untemehmen massiven Schaden zufiigen. Untemehmensberatungen, die auch als Gesellschaftsform eine Partnerschaft (z.B. General Partnership) sind (vgl. Abschnitt 2.3.6), unterliegen zusatzlich dem Risiko der personlichen Haftung der Partner (Eigentiimer), 2) Die leitenden Angestellten als Eigentiimer (Partner) haben groBere Anreize fur kooperatives und weniger opportunistisches Verhalten, da die materiellen Vor- und Nachteile aus diesen Aktivitaten ihnen zuflieBen. Morrison und Wilhelm (2003) zeigen z.B,, dass die Partnerschaft im Vergleich zu borsennotierten Gesellschaften groBere Anreize setzt, „tacit knowledge", d.h. schwer artikulierbares und nicht ko85

difiziertes Wissen (vgl. Polanyi 1966), von einer Mitarbeitergeneration auf die nachste durch Mentoring weiterzureichen.^"^ 3) SchlieBlich werden die leitenden Angestellten durch die Ubertragung der Eigentumsrechte an die Untemehmensberatung gebunden. Die Gefahr, dass sie das Unternehmen verlassen und Klientenbeziehungen mitnehmen, wird somit reduziert. Die Partnerschaft ist deshalb ein Mechanismus zur Bindung der erfolgskritischen Ressourcen an das Untemehmen (vgl. Russell 1985). Kummel (1996, S. 388) merkt hierzu an, dass Eigentum ein besonderes Instrument der Mitarbeiterbindung ist, da auch nicht monetare Bediirfnisse - z.B. Annerkennung, Zugehorigkeit - befriedigt werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass durch eine Ubertragung der Eigentumsrechte von untemehmensextemen Investoren auf die leitenden Angestellten (Partner) die Informationsasymmetrien verringert werden. Es kommt zum Mutual Monitoring, was im Fall von Untemehmensberatungen sehr effektiv ist. Dariiber hinaus ist die Partnerschaft ein Anreizvertrag, der die Interessen harmonisiert. Sie setzt somit Anreize fur kooperatives Verhalten und bindet die leitenden Angestellten an die Unternehmensberatung, was wiederum die Gefahr opportunistischen Verhaltens reduziert. 3.2.3.3 Beziehung zwischen leitenden Angestellten und „ einfachen ^^ Mitarbeitern AbschlieBend soil noch kurz auf die Beziehung zwischen den leitenden Angestellten als Prinzipalen und den „einfachen" Mitarbeitern als Agenten eingegangen werden. Auch hier fiihrt die Ubertragung der Eigentumsrechte auf die leitenden Angestellten (Partner) zu einer Reduktion der Agency-Kosten: Erstens wird das vertikale Monitoring intensiviert, und zweitens wird die Neigung der „einfachen" Angestellten, sich opportunistisch zu verhalten, durch die Aussicht, in den Kreis der Partner aufgenommen zu werden, verringert. Auf diese beiden Aspekte wird im Folgenden genauer eingegangen. 1) Die Ubertragung der Eigentumsrechte an die Partnerschaft bewirkt nicht nur ein intensives Monitoring der Partner untereinander (Mutual Monitoring). Ebenso steigen auch die Anreize der leitenden Angestellten (Partner), die einfachen Mitarbeiter intensiver zu iiberwachen, da ein Fehlverhalten der Mitarbeiter letztendlich den Re-

Auch Mtiller und Wameryd (2001) erklaren die moglichen Effizienzvorteile von Partnerschaften mit Hilfe der Anreizwirkung von Eigentum. Die Autoren zeigen auf, dass wenn firmenspezifische Investitionen von leitenden Angestellten wichtig sind, die interne Allokation der Eigentumsrechte Effizienzvorteile aufweist.

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sidualgewinn der Partner reduziert. Das intensivierte vertikale Monitoring verringert die opportunistischen Verhaltensspielraume der einfachen Mitarbeiter. 2) Gleichzeitig verringert sich auch bei den einfachen Mitarbeitem der Anreiz, sich opportunistisch zu verhalten. Mit dem Partnerschaftsstatus werden in Untemehmensberatungen positive Attribute verbunden. Eine Aufnahme in die Partnerschafl hat somit den Charakter einer „Belohnung" (vgl. Kummel 1996, S. 388). Deshalb werden sich Mitarbeiter ohne Eigentumsrechte tendenziell so verhalten, dass sie letztendlich zur Eigentiimergruppe (Partnerschaft) zugelassen werden. Maister (1993, S. 186-187) identifiziert sieben Attribute, die den Partnerschaftsstatus begleiten. Hierbei handelt es sich um: •

Beteiligung am Eigenkapital: Partner haben einen Anspruch auf einen Anteil am ResidualgewinnZ-verlust.



Positionsanspruch: In den meisten Untemehmen ist ein einmal verliehener Partnerschaftsstatus nur sehr schwierig wieder zuriickzunehmen und bedarf in der Regel der Zustimmung der Partnerschaft.



Autonomic: Ein Partner hat in den meisten Fallen viel Freiraum. Er arbeitet relativ eigenstandig und unabhangig.



Beteiligung an der Entscheidungsfindung: Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam von den Partnem besprochen und beschlossen.



Hohes Einkommen: Partner verdienen in der Regel signifikant mehr als NichtPartner.



Intemer Status und Anerkennung: Mit der Position ist ein erheblicher intemer Status verbunden, denn die Wahl zum Partner signalisiert Wertschatzung und Anerkennung der Kollegen sowie eine herausragende Leistung.



Extemer Status und Anerkennung: Auch auBerhalb der Firma ist mit der Position des Partners Status und Anerkennung verbunden, da Klienten, Studienkollegen, Familie etc. um die Schwierigkeiten bei der Zulassung zur Partnerschaft wissen. Somit kann festgehalten werden, dass die Partnerschaft im Vergleich zum In-

vestoreneigentum - aufgrund von Monitoring-Vorteilen und geringeren Kosten aus opportunistischem Verhalten - auch in der Beziehung zu den „einfachen" Mitarbeitem geringere Agency-Kosten hat.

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Die genauere Betrachtung der fur diese Fragestellung relevanten Agency-Beziehungen hat deutlich gemacht, dass durch die interne Allokation der Eigentumsrechte Informationsasymmetrien abgebaut werden, das Monitoring effektiver wird und die Kosten aus opportunistischem Verhalten sinken. Unter sonst gleichen Bedingungen steht zu erwarten, dass Untemehmensberatungen mit intemem Eigentum effizienter sind als Untemehmen mit Investoreneigentum, da sie geringere Agency-Kosten aufweisen. Die aufgezeigten Monitoring-Vorteile der Partnerschafl bestehen vor allem dann, wenn aufgrund der Art der Beratungsleistung die KontroUe des Arbeitseinsatzes und des -ergebnisses besonders schwierig sind. Bei einer standardisierten, routinemaBig ablaufenden Tatigkeit (z.B. die Produktion von Kugelschreibem) ist die Informationsasymmetrie und der opportunistische Verhaltensspielraum vergleichsweise gering (vgl. Jones 1983). Es bestehen sowohl klare Erwartungen hinsichthch der Anzahl zu produzierender Kugelschreiber innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls als auch hinsichtlich deren Funktionsweise. Analog nehmen die Vorteile der intemen Allokation der Eigentumsrechte gegentiber extemen Eigentiimem in dem Mai3e ab, je standardisierter die angebotene Beratungsleistung und der Beratungsprozess sind. Maister (1982, S. 24; 1993, S. 24-27) klassifiziert die Leistungen von ProfessionalServices-Untemehmen nach ihrem Grad der Standardisierung in drei Typen von Beratungsprojekten: „Brain"-Projekte (konzeptionelle Projekte), „Grey Hair"-Projekte (Erfahrungsprojekte) und „Procedure"-Projekte (Effizienzprojekte).^^ Brain-Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass die Untemehmensberatung zur Losung einer neuartigen und komplexen Problemstellung gerufen wird. Der Klient kauft sich innovative, kreative Ideen und individuelle Problemlosungskonzepte ein. Im Rahmen von GreyHair-Projekten werden bereits weitgehend bekannte Probleme kundenindividuell gelost. Der Klient beauftragt den Untemehmensberater wegen seiner Erfahrung, seinem Wissen und seinem Urteilsvermogen. Bei Procedure-Projekten handelt es sich ebenfalls um haufig auftretende Probleme, so dass die Untemehmensberatung das Problem nach einer relativ standardisierten Vorgehensweise losen kann, was nicht ausschlieBt, dass das „Endprodukt" an die speziellen Klientenbediirfnisse angepasst ist (z.B. SAP-Implementierung). Procedure-Projekte konnen in der Kegel auch vom Klientenuntemehmen selbst durchgefiihrt werden, doch ist eine Untemehmensberatung, die dieses Standardproblem bereits vielfach gelost hat, in der Durchfuhmng effizienter. Vgl. auch Graubner (erscheint 2005), der ein Konzept zum Zusammenhang zwischen „Productization" von Beratungsleistungen und „Task Uncertainty" entwickelt hat.

Bei Untemehmensberatungen, die sich auf Brain-Projekte konzentrieren, sind die potenziellen Monitoring- und somit Agency-Kosteneinsparungen besonders hoch, da die Kontrolle des Arbeitseinsatzes und der Ergebnisse besonders schwierig sind. Durch den innovativen und kundenindividuellen Charakter der Projekte ist es schwierig, Qualitatsstandards ex ante zu bestimmen (vgl. Lowendahl 2001, S. 33). Entsprechend ist auch die Leistungsbeurteilung ex post problematisch, da z.B. klare Qualitatsanforderungen, Erfahrungen mit der Leistung und ein VergleichsmaBstab fehlen. Die Mitarbeiter konnen sich somit opportunistisch verhalten. Die Monitoring-Vorteile der Partnerschaft nehmen mit Grey-Hair-Projekten etwas und mit Procedure-Projekten stark ab, da der Grad der Standardisierung der angebotenen Beratungsleistungen steigt und die Informationsasymmetrien abnehmen. Nicht nur der Klient, sondem auch die Kollegen haben bei Procedure-Projekten in der Regel bereits Erfahrung mit der Problemstellung. Bei vielfach durchgefuhrten Projekten (z.B. SAP-Implementierung) ist die Unsicherheit hinsichtlich der zu erwartenden Leistung gering, da das Arbeitsergebnis ex ante klar spezifiziert werden kann. In einer solchen Arbeitssituation haben Mitarbeiter weniger Moglichkeiten, unbemerkt ihren Arbeitseinsatz quantitativ oder qualitativ zu reduzieren. Hieraus leitet sich Hypothese 1.1 ab:

H 1.1: Je schwieriger das Monitoring, des to grofier die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmensberatung eine Partnerschaft ist.

Eng verbunden mit der Monitoring-Hypothese ist das Argument, dass die Vorziige von Partnerschaften insbesondere dann bestehen, wenn die Gefahr fur opportunistisches Verhalten groB ist. Hohe potenzielle Kosten aus opportunistischem Verhalten bestehen vor allem bei den leitenden Angestellten.^^ Die Informationsasymmetrie ist insbesondere gegentiber leitenden Angestellten sehr hoch, da sie groBe Entscheidungsfreiraume haben, relativ autonom arbeiten und tiber ihr Projektgeschaft hinaus mit Aufgaben betreut sind. Daruber hinaus verfugen die leitenden Angestellten iiber Erfahrung, Know-how und insbesondere iiber KlientenbeDie Eigentumsrechte werden iiblicherweise nur auf einen begrenzten Teil der Mitarbeiter - namlich die leitenden Angestellten - ubertragen. Der Grund hierfur ist, dass die Beziehung zwischen Untemehmen und leitenden Angestellten die potenziell hochsten Agency-Kosten und somit Kosteneinsparungsmoglichkeiten aufweist. Vor diesem Hintergrund ist es besonders bei dieser Gruppe von Mitarbeitem wichtig, die Interessen durch die Ubertragung der Eigentumsrechte zu harmonisieren.

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ziehungen, die fiir die Akquise neuer Projekte erfolgskritisch sind (vgl. Russell 1985, S. 224). Allgemeiner formuliert haben die leitenden Angestellten ein sehr hohes Humankapital, was der wichtigste Produktionsfaktor einer Untemehmensberatung ist (vgl. Franck et al. 2002, S. 37). So auBem sich Hitt et al. (2001, S. 15) in diesem Zusammenhang wie folgt: „The human capital embodied in the partners is a professional service firm's most important resource." Entscheidend

dabei ist, dass das Humankapital

nicht

firmenspezifisch ist (vgl. Franck/Pudack 2002, S. 150-151). Es erhoht nach Becker (1993, S. 29-51) die Produktivitat der betreffenden Personen in vielen Firmen, potenziell sogar brancheniibergreifend. Die Transferierbarkeit von Fahigkeiten, Erfahrungen und Klientenbeziehungen verleiht Mitarbeitem berufliche Mobilitat und Flexibilitat (vgl. Jones 1983, S. 464; Lowendahl 2001, S. 82; Williamson 1981, S. 464).^^ Vor diesem Hintergrund wird verstandlich, warum die Untemehmensberatung haufig als „Karrieresprungbrett" betrachtet wird. In einer solchen Situation haben die leitenden Angestellten^^ eine enorme Verhandlungsmacht gegeniiber ihrem Untemehmen (vgl. Rousseau/Shperling 2003, S. 559-561; Svensson 2000, S. 21). Falls das Untemehmen nicht auf ihre Vorstellungen eingeht, besteht ftir sie die Moglichkeit, die Untemehmensberatung zu verlassen und ihre Klientenbeziehungen mitzunehmen. Beide Handlungsoptionen vemrsachen der Untemehmensberatung Agency-Kosten (vgl. Gilson/Mnookin 1985, S. 388; Lowendahl 2001, S. 88). AuBerdem erhoht sich die Mobilitat, wenn zur Leistungserbringung wenig Sachkapital benotigt wird (vgl. Russell 1985). Hierzu auBert sich Teece wie folgt (2004, S. 901): „In many industrial settings there is a co-specialization between the worker and the physical plant. The worker needs expensive plant and equipment to deliver value. This is less tme for professional services." Die Bedeutung von Sach- und Humankapital hangt vorrangig von den angebotenen Dienstleistungen der Untemehmensberatung ab. Beinhaltet das Leistungsspektmm neben originaren Beratungsleistungen auch IT-infrastmkturintensive Dienstleistungen (z.B. Outsourcing), dann kann auch ein im Vertrieb von OutsourcingLeistungen erfahrener Untemehmensberater sich nicht ohne weiteres selbstandig machen.

Siehe Hillman (2001) zu der in der Vergangenheit gestiegenen Mobilitat von Professionals (am Beispiel von Anwalten). Diese Ausfuhrungen treffen prinzipiell auch auf das Management zu. Auf eine separate Darstellung dieses Problems fur Manager wird jedoch verzichtet, da die Argumentationsstrukturen in beiden Fallen dieselben sind.

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Durch die interne AUokation der Eigentumsrechte werden die leitenden Angestellten zu Miteigentumem und somit an die Untemehmensberatung gebunden (vgl. Svensson 2000, S. 21; Teece 2004, S. 901). Die Gefahr opportunistischen Verhaltens wird deutlich reduziert. Die Vorteile der Partnerschaft gegenuber Investoreneigentum sind demnach umso groBer, je hoher die Gefahr opportunistischen Verhaltens, d.h. je hoher das Humankapital der Mitarbeiter und somit ihre Mobilitat und Verhandlungsposition sind. Hieraus leitet sich Hypothese 1.2 ab: H 1.2: Je grofier die Gefahr und die potenziellen Kosten opportunistischen Verhaltens, desto grofier die Wahrscheinlichkeit, dass die Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist. An dieser Stelle soil noch erwahnt werden, dass die Hypothese, dass Partnerschaflen Agency-Kostenvorteile gegenuber Untemehmen mit Investoreneigentum haben, nicht unumstritten ist. Alchian und Demsetz (1972) haben darauf hingewiesen, dass die Partnerschaft zwar auf der einen Seite Leistungs- und gegenseitige Kontrollanreize setzt, auf der anderen Seite aber Trittbrettfahrerprobleme (Free Riding) auftreten konnen. Nach Alchian und Demsetz ist das charakteristische Merkmal von Partnerschaften das Teilen des Residualgewinns (Profit Sharing). Im Vergleich zum Einzeluntemehmer werden dadurch die Leistungs- und Kontrollanreize der Partner verwassert. Die Folgen (Kosten) des opportunistischen Verhaltens werden nicht vollstandig intemalisiert, weshalb Trittbrettfahrerprobleme nicht auszuschlieBen sind und mit wachsender GroBe der Partnerschaft zunehmen. Jensen und Meckling (1979) sehen im Trittbrettfahrerproblem eine weitere Erklarung dafur, dass die Eigentumsrechte an Partnerschaften auf einen Teil der Mitarbeiter beschrankt werden. Insbesondere ausgehend von der Arbeit von Holmstrom (1982) wurden eine Vielzahl weiterer Modelle entwickelt (vgl. z.B. Legros/Matthews 1993; Leibowitz/Tollison 1980; Miller 1997), die unter restriktiven Pramissen aufzeigen, ob bzw. wie das Trittbrettfahrerproblem in Partnerschaften gelost werden kann. Steiner (2000) gibt in seiner Dissertation einen umfangreichen Uberblick iiber die unterschiedlichen Modelle. Er zeigt, dass das Trittbrettfahrerproblem iiber die adaquate Partnerauswahl sowie Organisations- und Teilungsregeln adressiert werden kann. GroBere Partnerschaften rekrutieren neue Partner bevorzugt aus dem Kreis der vorhandenen Mitarbeiter. Dadurch haben die Partner die Moglichkeit, Leistungseinsatz und -ergebnis eines Mitarbeiters iiber 91

einen langeren Zeitraum zu beobachten und Informationen zu sammeln. Deshalb werden sie nur Mitarbeiter mit einer „geeigneten Qualitat" zum Partner befordem (vgl. Steiner 2000, S. 85-92). Durch Partnerauswahlstrategien alleine ist aber noch nicht sichergestellt, dass ein Mitarbeiter nach Aufnahme in den Partnerkreis die bis dahin gezeigte Leistungsintensitat auch nachhaltig beibehalt. Hierzu sind adaquate Organisations- und Teilungsregeln zu formulieren. Steiner kommt zu dem Ergebnis, dass in einem statischen Kontext das Trittbrettfahrerproblem fiir grofiere Partnerschaften nicht zufrieden stellend gelost werden kann, wenn gleichzeitig optimale Teilungsregeln (aus einer Risikodiversifikationsperspektive) beibehalten werden sollen.^^ Dies liegt vor allem an den mangelnden dauerhaften Sanktionsmoglichkeiten. In einem dynamischen Kontext sind auch dauerhafte bzw. langfristige Sanktionen (z.B. Ausschluss aus der Partnerschaft) moglich, was kooperatives Verhalten induziert und Leistungszurtickhaltung unterbindet. Des Weiteren sei noch angemerkt, dass viele der Trittbrettfahrermodelle eine Aufteilung des Gewinns in gleich groBe Teile unterstellen. Dies trifft auf viele Partnerschaften allerdings nicht zu (vgl. Morrison/Wilhelm 2003, S. 5-6). Teilweise bestehen erhebliche Unterschiede in den Einkommen der Partner. Durch das Einfiihren flexiblerer, leistungsorientierter Teilungsregeln konnen bereits Leistungsanreize induziert werden, allerdings zu Lasten der Risikodiversifikation (vgl. z.B. Fama/Jensen 1983a, S. 335-336).

3.3 Kapitalbedarf und Risiko 3,3.1 Einleitung Im vorangegangenen Abschnitt wurden die Vorziige der Partnerschaft im Vergleich zum Investoreneigentum aufgezeigt. Sie reduziert Informationsasymmetrien, erlaubt ein effektives Monitoring und setzt Leistungsanreize. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, in welchen Konstellationen alternative Eigentumsformen zu Effizienzvorteilen gegeniiber der Partnerschaft fiihren. Im Rahmen der Diskussion der Agency-KostenHypothesen wurde bereits deutlich, dass fiir ein Untemehmen bei der Allokation der Eigentumsrechte ein Trade-off zwischen geringen Agency-Kosten auf der einen Seite ^^

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In kleineren Partnerschaften kann das Trittbrettfahrerproblem bereits in einem statischen Kontext zufrieden stellend gelost werden, denn Mechanismen wie z.B. Gruppendruck kommen in solchen Organisationen effektiver zur Entfaltung (vgl. z.B. Kandel/Lazear 1992).

und Spezialisierungsvorteilen auf der anderen Seite existiert (vgl. Fama/Jensen 1983a; 1983b). Somit stehen den Kostenvorteilen der Partnerschaft auch Kostennachteile gegeniiber, deren Umfang geringer sein muss, damit die Partnerschaft eine effiziente Eigentumsallokation darstellt. Bin weiterer Aspekt im Rahmen der Beurteilung der Effizienz von Partnerschaften ist die Frage der Kapitalaufbringung und des Eingehens von Risiken. Ein relativ verbreiteter Gedanke ist, dass Untemehmen im Eigentum von Mitarbeitem Nachteile in der Aufbringung von Kapital und im Tragen von untemehmerischen Risiken haben (vgl. z.B. Ben-Ner 1988a; Jensen/Meckling 1979; Meade 1972, S. 21; Putterman 1993). Auch fiir Partnerschaften, als eine spezielle Form des Mitarbeitereigentums, wird diese These haufig artikuliert (vgl. z.B. Fama/Jensen 1983a; 1983b; Jensen/Meckling 1979). In den kommenden Abschnitten wird zunachst allgemein ausgefuhrt, warum Mitarbeiter Schwierigkeiten in der Kapitalbeschaffung haben und warum sie in einer schlechteren Position sind als Investoren, untemehmerische Risiken zu absorbieren. AnschlieBend werden die Gedanken auf Untemehmensberatungen ubertragen. Die Ausfiihrungen zeigen, dass durch die Beschrankung der Eigentumsrechte auf einen Teil der Mitarbeiter, namlich die leitenden Angestellten, nur die relativ vermogenden Mitarbeiter zu Eigentumem werden. Allerdings wird deutlich, dass auch Partner in ihren Finanziemngsmoglichkeiten eingeschrankt und nicht bereit sind, unbegrenzt untemehmerische Risiken einzugehen. Im Folgenden wird haufig generell von „Mitarbeitereigentum" und nicht speziell von „Partnerschaflen" gesprochen. Dies liegt daran, dass viele theoretische Uberlegungen sich allgemein auf das Mitarbeitereigentum beziehen und nicht eigens fur Partnerschaften entwickelt wurden. Da die Partnerschaft eine spezielle Form des Mitarbeitereigentums darstellt, lassen sich jedoch viele der Argumente iibertragen. 3.3,2 Theoretischer Hintergrund Die „Kapitalbedarf- und Risiko-Theorien" wurden von unterschiedlichen Autoren entwickelt und vorangetrieben (vgl. z.B. Bowles/Gintis 1996; Putterman 1993).^^ Die meisten Ausfiihrungen zu diesem Themenfeld beziehen sich allgemein auf Untemehmen, die sich im Eigentum von Mitarbeitem befinden. Eine spezielle Betrachtung von Partnerschaften findet nur vereinzelt statt. Die jeweiligen Beitrage unterscheiden sich

Dow (2003, S. 325-330) gibt einen sehr guten Uberblick iiber die unterschiedlichen Beitrage.

93

zum Teil hinsichtlich ihrer Pramissen (z.B. Risikoeinstellung von Investoren/Mitarbeitem), laufen jedoch alle darauf hinaus, dass Mitarbeiter in einer schlechteren Position sind, Kapital zu beschaffen und Risiken zu absorbieren, als untemehmensexteme Investoren. Untemehmen setzen zur Erstellung von Leistungen Produktionsfaktoren ein. Das Ergebnis des Produktionsprozesses und somit der Umsatz stellen sich erst zeitlich verzogert ein, weshalb die Untemehmen fur ihre Geschaftstatigkeit Kapital benotigen. Zur Finanzierung der Geschaftstatigkeit stehen vor allem drei Moglichkeiten zur Verfugung. Erstens, die Untemehmen mieten bzw. leasen die Produktionsfaktoren. Zweitens, die Mitarbeitereigentiimer bringen das Kapital selbst auf. Drittens, das Untemehmen leiht sich Geld. 1) Haufig sind die zu finanzierenden Vermogensgegenstande intangibel. Daruber hinaus bestehen Informationsasymmetrien zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer mit der daraus resultierenden Gefahr opportunistischen Verhaltens. Vor diesem Hintergmnd ist es nicht immer moglich oder praktikabel, alle benotigten Produktionsfaktoren zu leasen oder zu mieten (vgl. Dow/Putterman 2000, S. 325326). Des Weiteren ist Liquiditat zur Finanziemng des laufenden Geschaftsbetriebs unabdingbar, so dass eine vollstandige Finanziemng durch Leasing oder Miete ausscheidet. 2) Der zweiten Moglichkeit, Finanziemng durch die Mitarbeitereigentiimer, sind ebenfalls Grenzen gesetzt. Mitarbeitereigentiimer unterliegen iiblicherweise Vermogensbeschrankungen. Sie sind haufig nicht in der Lage, die vom Untemehmen benotigten fmanziellen Mittel aufzubringen. Dariiber hinaus sind sie auch nur beschrankt bereit, aufgmnd der mangelnden Diversifiziemng einen grofien Teil ihres Vermogens in ein einzelnes Untemehmen zu investieren (vgl. z.B. Ben-Ner 1988a). Auf diesen Risiko-ZDiversifikationsaspekt wird weiter unten noch detaillierter eingegangen. 3) Somit bleibt drittens die Option, einen Teil des benotigten Kapitals zu leihen. Die Moglichkeit der Kapitalaufnahme wird im Folgenden genauer behandelt. Dabei beziehen sich die Ausftihmngen auf die Aufnahme von Fremdkapital bei Kreditinstituten. Fiir andere Fremdkapitalquellen (z.B. Lieferanten, Staat) wiirde die Argumentation sehr ahnlich verlaufen. Zwischen Untemehmen und Kreditinstitut besteht eine erhebliche Informationsasymmetric, sowohl vor („Adverse Selection") als auch nach Vertragsabschluss 94

(„Moral Hazard"). Dies kann dazu fiihren, dass ein Untemehmen moglicherweise nicht die benotigten Ressourcen erhalt oder aber zu hohe Kapitalkosten zu tragen hat. Die Gefahr opportunistischen Verhaltens (z.B. riskante Investitionen) nach Vertragsabschluss besteht unabhangig von der Eigentumsform, ist aber im Falle von Mitarbeitereigentum hoher. Dies ist darauf zuriickzufuhren, dass Mitarbeiter das Untemehmen bei einem drohenden Bankrott verlassen konnen (vgl. Schlicht/Weizsacker 1977, S. 56). Die Informationsasymmetrie vor Vertragsabschluss resultiert daraus, dass das Kreditinstitut nicht eindeutig zwischen „guten" und „schlechten" Kreditnehmem unterscheiden kann (vgl. z.B. StiglitzAVeiss 1971). Zur Reduktion der Informationsasymmetrie kann die Bank versuchen, Informationen iiber das Untemehmen zu beschaffen. Dieses Screening ist allerdings kostspielig. Die Herausfordemng fiir das „gute" Untemehmen besteht deshalb darin, die Bank von der eigenen Bonitat zu iiberzeugen („Signalling"). Beispielsweise kann das Untemehmen einen Teil des benotigten Kapitals selbst aufbringen, um dadurch zu zeigen, dass es an die Vorteilhaftigkeit des Investitionsprojekts glaubt. Diese Signalling-Strategic kann jedoch aufgmnd der bereits angesprochenen Vermogensbeschrankungen der Mitarbeitereigentiimer nur sehr begrenzt eingesetzt werden. Fiihren Screening und Signalling nicht zu den erwtinschten Ergebnissen, wird der Kredit unter Umstanden nicht gewahrt („Credit Rationing"). Um dennoch das benotigte Kapital zu erhalten, kann das Untemehmen im Mitarbeitereigentum Sicherheiten stellen. Diese Vorgehensweise bietet sich an, wenn das Kapital in wertbestandige, fungible Anlagen investiert wird. Jedoch generieren nicht alle Investitionsprojekte derartige Sicherheiten. Haufig werden Mittel in intangible (z.B. Aufbau von Reputation, Erschliefiung neuer Markte) oder sehr spezifische und somit nicht fungible Projekte investiert. Zur Finanziemng derartiger Vorhaben miissen die finanziellen Mittel anderweitig aufgebracht werden. Eine Losung zur Deckung des Kapitalbedarfs ist daher haufig die Aufnahme von untemehmensextemen Investoren als Eigentiimer. Vor diesem Hintergmnd ist zu erwarten, dass sich insbesondere solche Unternehmen im Eigentum von Mitarbeitem befinden, die in Industrien mit geringem Kapitalbedarf angesiedelt sind. Sind dennoch Investitionen in grofierem Umfang erforderlich, so mussten diese Investitionen in fungible und wertbestandige Vermogensgegenstande getatigt werden, damit Mitarbeitereigentum eine effiziente Eigentumsallokation darstellt. 95

An dieser Stelle sei noch kurz angemerkt, dass eine alternative Interpretation der vorangegangenen Gedankengange das „Horizon-Problem" darstellt. Demnach haben Untemehmen im Eigentum der Mitarbeiter eine Tendenz, nicht ausreichend zu investieren. Dies liegt daran, dass entweder keine intemen Markte existieren, auf denen die Mitabeitereigentumsrechte gehandelt werden konnen, oder aber daran, dass diese Markte imperfekt sind.^^ Mitarbeitereigentiimer, die planen, das Untemehmen zu verlassen, werden folglich nicht Untemehmensinvestitionen untersttitzen, deren Rucklauf (Auszahlung) erst viele Jahre spater einsetzt bzw. sich tiber Jahre erstreckt. Sie verzichten auf langfristige Investitionen und ziehen stattdessen kurzfristig hohere Gehalter vor. Langfristig wird dies dazu fuhren, dass Untemehmen im Eigentum der Mitarbeiter im Vergleich zu Untemehmen mit Investoreneigentum weniger investieren, weniger schnell wachsen und ihre Anlagen vemachlassigen (vgl. fur einen Uberblick z.B. Bonin et al. 1993, S. 1307-1312; Dow 2001, S. 209-213). Zur empirischen Relevanz dieser Hypothese auBem sich Bonin et al. (1993, S. 1316): „(...) the empirical literature contains no econometric support for this hypothesis." Eng verbunden mit den Uberlegungen zur Schwierigkeit der Kapitalbeschaffung ist die „Risiko-Theorie". Demnach entstehen Eigentiimem durch den Anspmch auf den Residualgewinn „Risikokosten". Verschiedene Eigentiimergmppen sind unterschiedlich gut in der Lage, das Risiko zu tragen. Unter Risiko wird im weitesten Sinn die „Moglichkeit des Verlustes" verstanden (vgl. Rousseau/Shperling 2003, S. 563). Gmndsatzlich wird argumentiert, dass Mitarbeitereigentum deshalb so selten vorkommt, weil Mitarbeiter in einer schlechteren Position als z.B. Investoren sind, Risiken zu absorbieren. Diese Theorie wird von verschiedenen Autoren mit zum Teil unterschiedlichen Nuancen und Pramissen vertreten (vgl. z.B. Bonin et al. 1993, S. 1307-1312; Jensen/Meckling 1979; Meade 1972; Rousseau/Shperling 2003, S. 563-564). Die einzelnen Beitrage differenzieren z.B. hinsichtlich der unterstellten Risikoeinstellung von Mitarbeitem und Investoren. Der ursprunglichen Argumentation (vgl. z.B. Furubotn 1976; Jensen/Meckling 1979, S, 475) liegt implizit die Annahme zu Grunde, dass weder bei Eintritt noch bei Austritt finanzielle Mittel fiir die Anteile am Untemehmen fliefien. Dies traf fur die fruheren sozialistischen Untemehmen mit einer Arbeiter-Selbstverwaltung in Jugoslawien zu, trifft aber weder ftir viele westliche Kooperativen noch fiir Partnerschaften zu (vgl. Bonin et al. 1993; Dow 2001, S. 1295-1296). Bei Eintritt in die Partnerschaft kauft sich der leitende Angestellte in das Untemehmen ein. Bei Verlassen der Partnerschaft erhalt er einen „Verkaufserlos".

96

Der zentrale Gedanke der unterschiedlichen Beitrage ist, dass Mitarbeiter als Eigentiimer ihres Untemehmens auf Diversifikationsmoglichkeiten verzichten, well ein groBer Teil ihres Vermogens in ein einzelnes Untemehmen investiert wird. Ein aus Risiko- und Rendite-Gesichtspunkten optimales Investitionsportfolio (vgl. Markowitz 1952) wurde einen kleineren Anteil am Untemehmen des Mitarbeiters bedeuten, als dies durch das Mitarbeitereigentum erforderlich ist. Der Mitarbeitereigentiimer vergibt somit Diversifikationsmoglichkeiten und setzt sich dadurch einem erhohten Risiko aus. Dieses Risiko nimmt mit einem steigenden Geschaftsrisiko zu. Zusatzlich wird das Risiko dadurch vergroBert, dass der Mitarbeiter seine Arbeitsleistung nur selten diversifizieren kann (vgl. Bowles/Gintis 1993, S. 22). Bei einer Untemehmensinsolvenz verliert der Mitarbeitereigentiimer somit nicht nur seine Finanzinvestition, sondem auch noch seinen Arbeitsplatz (vgl. z.B. Ben-Ner 1988b, S. 290; Meade 1972, S. 426-427; Putterman 1993, S. 253). Investoren hingegen konnen das untemehmensspezifische Risiko durch eine Diversifikation ihrer Investitionen eliminieren. Daruber hinaus sind sie in der Regel wohlhabender als Mitarbeiter und somit auch risikotoleranter. Vor diesem Hintergrund steht zu erwarten, dass bei einem sehr hohen Geschaftsrisiko die Vorteile einer untemehmensintemen Allokation der Eigentumsrechte durch die Risikokosten iiberkompensiert werden. Des Weiteren ist davon auszugehen, dass unter sonst gleichen Bedingungen eher vermogende und risikotolerante Mitarbeiter Eigentiimer ihres Untemehmens sein werden. 3.3.3

Kapitalbedarf und Risiko in

Unternehmensberatungen

Die Untemehmensberatung ist traditionell eine Branche mit einem vergleichsweise geringen Kapitalbedarf (vgl. Teece 2004, S. 902). In Abschnitt 2.3.3 wurde gezeigt, dass der Leistungserstellungsprozess personal- und wissensintensiv ist. Der Untemehmensberater ist mit seiner Erfahmng und seinem Know-how der Hauptproduktionsfaktor (vgl. Sarvary 1999). Durch die Beschrankung der Eigentumsrechte auf die leitenden Angestellten werden die relativ vermogenden Mitarbeiter zu Eigentiimem, da mit zunehmender Bemfserfahmng und Senioritat auch das Einkommen eines Beraters steigt. In der Vergangenheit konnte somit in der Regel der vergleichsweise geringe Kapitalbedarf von Untemehmensberatungen durch die Partner gedeckt werden. In den letzten Jahrzehnten hat jedoch der Kapitalbedarf einzelner Untemehmensberatungen stark zugenommen. Ursache hierfur sind vor allem erstens die zunehmende Bedeutung von kapitalintensiven Informationstechnologien sowie zweitens die geogra97

phische Expansion der Untemehmensberatungen (vgl. z.B. Empson/Chapman 2004, S. 12; Greenwood/Empson 2003, S. 923-924; Nachum 1999a, S. 931). 1) Die Bedeutung von Informationstechnologien ist in der Vergangenheit kontinuierlich gestiegen. Zum einen miissen Untemehmensberatungen in IT-Infrastruktur investieren, um ihre intemen Kommunikationskanale, Prozesse und Ablaufe effizient zu gestalten. Zum anderen, was entscheidender ist, steigt der Kapitalbedarf aufgrund des Angebots von infrastrukturintensiven Leistungen. Dies betrifft insbesondere Untemehmen, die im Marktsegment IT-Beratung aktiv sind, das mittlerweile 50% des weltweiten Beratungsumsatzes ausmacht (vgl. Kennedy Information 2004, S. 70 sowie Abbildung 15 im Anhang 1). Zudem bieten Untemehmensberatungen zunehmend beratungsnahe Dienstleistungen wie z.B. Outsourcing-Services, an. Unter Outsourcing wird die Abgabe von Aufgaben an untemehmensexteme Dienstleister verstanden. Untemehmensberatungen iibemehmen somit Aufgaben bzw. Geschaftsprozesse von anderen Untemehmen (fur die unterschiedlichen Formen des Outsourcings vgl. z.B. Corbett 2004; Hodel et al. 2004). Die Outsourcing-Services stellen daher keinen den Outsourcing-Prozess begleitende Beratung dar (z.B. Evaluation von Outsourcing-Moglichkeiten, Identifikation von Outsourcing-Anbietem), sondem beinhalten die konkrete Ubemahme des Outsourcings fiir ein Klientenunternehmen. Dabei kann es sich z.B. um den Betrieb eines Firmenrechenzentmms, die Ubemahme des Einkaufs oder - im HR-Bereich - um die Verwaltung von Versorgungs- und Nebenleistungen handeln. Outsourcing-Dienstleistungen stellen aus Sicht der in Abschnitt 2.3.2 gegeben Definition keine originaren Untemehmensberatungsleistungen dar. AUerdings bieten immer mehr Untemehmensberatungen Outsourcing-Leistungen an, vor allem groBe multifunktionelle Beratungshauser, IT- und e-Business-Beratungen sowie Employee-Benefit-Beratungen (vgl. BDU 2003, S. 11; Kennedy Information 2004, S. 16). Diese Leistungen sind zum Teil sehr infrastmktur- und kapitalintensiv. 2) Auch die geografische Expansion birgt einen hohen Kapitalbedarf in sich. Fiir die Eroffnung von Btiros und die ErschlieBung neuer geografischer Markte miissen haufig grofiere Anfangsinvestitionen getatigt werden. Die Ertrage der Investitionen stellen sich dahingegen erst zeitlich verzogert ein. Der Kapitalbedarf kann zum einen daher riihren, dass die Untemehmensberatung in dem neu anvisierten regionalen Markt einen Wettbewerber aufkauft. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil eines raschen Markteintritts, impliziert aber in der Re98

gel eine hohe Akquisitionspramie (vgl. Grassy 1993, S. 57). Zum andem erfordert auch ein organisches Wachstum (Eigenaufbau) erhebliche finanzielle Mittel. Dabei handelt es sich weniger um benotigtes Kapital fur Biiros und Gebaude, denn diese konnen gemietet werden. Vielmehr erfordert die Eroffnung eines Biiros umfangreiche Vorabinvestitionen. Beispielsweise mussen Mitarbeiter abgestellt werden, um Biiroraume zu suchen, IT-Infrastruktur aufzubauen und Personal einzustellen. Da die Akquise und der Aufbau neuer Klientenbeziehungen ein langwieriger Prozess ist, stellt sich der Ertrag einer solchen Investition erst zeitlich verzogert ein. In manchen Fallen amortisieren sich diese Investitionen aber auch gar nicht. Beispielsweise haben viele US-amerikanische und europaische Untemehmensberatungen nach der Wahrungskrise in den 90er Jahren und dem Anschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center ihre Biiros in Asien und Siidamerika wieder geschlossen (vgl. z.B. Kleiner 2004). Sind die leitenden Angestellten nicht in der Lage, die aufgezeigten Investitionen zu fmanzieren, so miissen sie sich das erforderliche Kapital leihen. Aufgrund der Natur der Beratungsleistung besteht eine hohe Informationsasymmetrie zwischen Kreditgeber und Untemehmensberatung, so dass ein Monitoring durch das Kreditinstitut schwierig und kostspielig ist.^^ Die Bereitstellung von Sicherheiten ist ebenfalls nur eingeschrankt moglich. Investitionen in IT-Infrastruktur sind nicht langfristig wertbestandig und haufig an die spezifischen Untemehmensbedingungen angepasst. Aufwendungen zur Erschliefiung neuer Markte bieten noch weniger Sicherungsmasse, denn die Mittel werden zum groBen Teil in immaterielle Leistungen investiert (z.B. Aufbau einer Reputation, Einstellung neuer Mitarbeiter). Untemehmensberatungen sind folglich in der Kapitalbeschaffung iiber exteme Kreditmarkte stark begrenzt. Ist der Kapitalbedarf einer Untemehmensberatung so groB, dass die Partner nicht die erforderlichen Mittel in ausreichendem MaBe bereitstellen konnen, dann werden untemehmensexteme Investoren benotigt. Diese Investoren erhalten im Gegenzug Eigentumsrechte an der Untemehmensberatung.

H 2.1: Je hoher der Kapitalbedarf einer Untemehmensberatung,

desto geringer die

Wahrscheinlichkeit, dass die Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist.

Die Monitoring-Problematik ist mit der des untemehmensextemen Eigentumers vergleichbar. Jedoch werden einem Kreditgeber noch weniger Informationen zur Verfugung stehen als einem Eigentumer.

99

Prinzipiell vergeben Mitarbeitereigentiimer in Untemehmensberatungen Diversifikationsmoglichkeiten und haben damit im Vergleich zu einem Investor, der sein Vermogen in unterschiedliche Anlageobjekte investieren kann, hohere Risikokosten. Voraussichtlich wird dieser Nachteil fiir die leitenden Angestellten geringer sein als fur weniger vermogende, jungere Mitarbeiter. Erstens sinkt mit zunehmendem Vermogen die Aversion vor einem schwankenden Einkommen. Zweitens hangt die Risikotoleranz eines Mitarbeiters auch von seinen Fahigkeiten ab, die Geschaftsentwicklung zu beurteilen. Hierzu auBem sich Rousseau und Shperling (2003, S. 566) wie folgt: „The attractiveness of ownership and its privileges to workers varies with their ability to understand, manage, and cope with potential losses." Vor diesem Hintergrund sind die leitenden Angestellten im Gegensatz zu Berufsanfangem vergleichsweise geeignete Eigentiimer. Allerdings ist auch die Bereitschaft der Partner, Risiken zu absorbieren, beschrankt. Mit zunehmendem Risiko nimmt deshalb die Attraktivitat der Partnerschaft ab (vgl. Graubner/Richter 2003, S. 43). Das Geschaftsrisiko einer Untemehmensberatung hangt von unterschiedlichen Faktoren ab. Prinzipiell gilt, je diversifizierter das Leistungsspektrum, desto geringer das Geschaftsrisiko. Die Diversifikation bezieht sich dabei auf die bearbeiteten Industrien, die geografische Verbreitung und die fiinktionale Diversifikation (IT-Beratung, Strategie-Beratung etc.). Untemehmensberatungen, die sich z.B. ausschlieBlich auf die IT-Beratung konzentrieren, werden in einer Phase der wirtschaftlichen Stagnation starker mit riicklaufigen Umsatzen zu kampfen haben als Untemehmensberatungen, die dariiber hinaus noch im Geschaftsfeld „Operations" (z.B. Kosteneinsparprogramme) aktiv sind. Zusatzlich spielt in den letzten Jahren das Risiko, verklagt zu werden, eine zunehmend wichtige RoUe.^^ Eine Reihe von Untemehmen (insbesondere Wirtschaftspriifungsgesellschaften) haben vor diesem Hintergmnd ihre Gesellschaftsform verandert (z.B. vom General Partnership zum Limited Liability Partnership oder zur Corporation), um die Haftung der Eigentiimer zu begrenzen (vgl. van Lent 1999, S. 251). Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Attraktivitat der Partnerschaft mit einem steigenden Geschaftsrisiko abnehmen wird. Hieraus leitet sich Hypothese 2.2. ab:

^^

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Im Zuge der Insolvenz der US-amerikanischen Energiehandelsgesellschafl ENRON ist deren WirtschaftsprufUngs- und Beratungsgesellschaft Arthur Andersen verklagt worden und musste ihr Geschaft aufgeben (vgl. Greenwood/Empson 2003, S. 925).

H 2.2: Je grofier das Geschdftsrisiko einer Unternehmensberatung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmensberatung eine Partnerschaft ist.

An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass die umfangreichen Veranderungen der Eigentumsformen in anderen Branchen der Professional-Services-Industrie auch in groBem Umfang einem steigenden Kapitalbedarf und zunehmenden untemehmerischen Risiken zugeschrieben werden. Beispielsweise haben in den 70-er/80-er Jahren viele groBe Investment-Banken (z.B. Salomon Brothers, Lehmann Brothers, Bear Steams) ihren Status als Partnerschaft aufgegeben und exteme Investoren in den Eigentiimerkreis aufgenommen. Dieser Schritt wurde u.a. erforderlich, urn die an Bedeutung gewinnende IT-Infrastruktur (z.B. im Handel) zu finanzieren und am rasanten intemationalen Wachstum teilnehmen zu konnen. Des Weiteren wurde zu dem Zeitpunkt auch der riskante Derivatehandel eingeftihrt (vgl. Levin/Tadelis 2005).

3.4 KoUektive Entscheidungen 3.4.1

Einleitung

Die Partnerschaft kann fiir Untemehmensberatungen eine effiziente Eigentumsft)rm darstellen, da sie ein effektives Monitoring erlaubt und Arbeitsanreize induziert. Der Partnerschaft gelingt es somit besser als anderen Eigentumsformen, ihre Mitarbeiter zur Leistung zu motivieren. Im vorangegangenen Abschnitt wurde aufgezeigt, dass jedoch hoher Kapitalbedarf und hohes Risiko die Vorzuge der Partnerschaft konterkarieren. Es soil nun gezeigt werden, dass ein weiterer potentieller Nachteil von Partnerschaften im Treffen kollektiver Entscheidungen liegt. Das Problem kollektiver Entscheidungen nimmt in Beitragen, die sich mit der Allokation der Eigentumsrechte an Mitarbeiter befassen, eine wichtige Rolle ein. Insbesondere Hansmann (1988; 1990; 1996) hat sich diesem Aspekt gewidmet und sieht in den Kosten kollektiver Entscheidungen den Haupteinflussfaktor auf die Eigentumsform von Untemehmen. Die unterschiedlichen Beitrage lassen sich zu zwei Hauptargumentationslinien zusammenfassen: Erstens, Untemehmen im Eigentum der Mitarbeiter haben vergleichsweise hohe Entscheidungskosten (vgl. z.B. Benham/Keefer 1991;

101

Jensen/Meckling 1979; Milgrom/Roberts 1992).^'^ Zweitens, Untemehmen im Eigentum der Mitarbeiter stellen aufgrund der Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung eine instabile Organisationsform dar (vgl. z.B. Ben-Ner 1988b, S. 306-307; Ognedal 1993). Allen Beitragen liegt die Annahme zu Grunde, dass heterogene Interessen die Problemursache sind. Zusatzlich soil die Interessenhomogenitat innerhalb der Gruppe der Mitarbeiter groBer sein als innerhalb der Gruppe der Investoren.^^ Im nachsten Abschnitt wird das theoretische Konstrukt „kollektive Entscheidungen" im Rahmen der umfassenden Eigentumstheorie von Hansmann (1996) naher vorgestellt. Dabei wird deutlich, welchen Einfluss dieser Faktor auf die Effizienz unterschiedlicher Eigentumsformen nehmen kann. Hierauf aufbauend folgt im Abschnitt 3.4.3 eine Ubertragung der Gedanken auf die Untemehmensberatungsbranche. Insbesondere durch die Beschrankung der Eigentumsrechte auf einen Teil der Mitarbeiter (Partner) gelingt es Untemehmensberatungen im Eigentum der Mitarbeiter vergleichsweise gut, das Problem koUektiver Entscheidungen zu handhaben. Allerdings kann es auch innerhalb einer Partnerschaft schwierig werden, eine kostengiinstige Konsensbildung aufrechtzuerhalten, wenn mit steigender Untemehmensgrofie die Heterogenitat der Interessen der Eigentumer zunimmt. Bei sehr heterogenen Eigentumerinteressen fiihrt Mitarbeitereigentum zu hohen Kosten koUektiver Entscheidungen, die die Agency-Kostenvorteile iiberkompensieren. Ahnlich wie bereits bei den Ausfuhrungen zum Kapitalbedarf und Risiko orientiert sich die theoretische Argumentation zu den Kosten koUektiver Entscheidungen vor allem am Mitarbeitereigentum. 3,4,2 Theoretischer Hintergrund Die folgenden allgemeinen Ausfuhrungen zu den Kosten koUektiver Entscheidungen basieren hauptsachlich auf den Uberlegungen von Hansmann (1996). Sein Beitrag hat die Entwicklung des theoretischen Konstrukts der Kosten koUektiver Entscheidungen maBgeblich vorangetrieben (vgl. Dow 2003, S. 200, 255; Holmstrom 1999, S. 407). Jensen und Meckling (1979) sprechen in diesem Zusammenhang von dem „Control Problem". Milgrom/Roberts (1992, S. 562-563) diskutieren zum einen direkt das Problem der Heterogenitat fur Kooperativen. Zum anderen ftihren sie den Begriff der „Influence Costs" ein (vgl. Milgrom/Roberts 1992, S. 192-194, 271-283). Diese Beeinflussungskosten hangen u.a. auch von der Heterogenitat der Interessen ab und konnen als eine Form von Kosten koUektiver Entscheidungen aufgefasst werden, sofem sie durch die Eigentumer verursacht werden. Dow (2003, S. 200-206) gibt einen guten tJberblick iiber die unterschiedlichen Beitrage.

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Hansmann entwickelt ahnlich wie Fama und Jensen (1983a; 1983b) eine umfassende Eigentumstheorie. Diese baut auf der Annahme auf, dass die Untemehmung in ein Netzwerk vertraglicher Beziehungen eingebunden ist (vgl. auch Jensen/Meckling 1976). Die Frage der optimalen AUokation der Eigentumsrechte an einem Untemehmen wird mit Hilfe des Effizienzkalkiils beantwortet, wobei Hansmann effizient mit kostenminimal gleichsetzt (vgl. Hansmann 1996, S. 23). Die Eigentumsrechte sind so zuzuteilen, dass die Kosten samtlicher Untemehmenstransaktionen - die Summe aus „Market Contracting Costs" und „Ownership Costs" - iiber alle potenziellen Eigentiimergruppen (Vertragsparteien) hinweg minimiert werden.^^ Market Contracting Costs bestehen in Vertragsbeziehungen zwischen dem Untemehmen und Nicht-Eigentumem (z.B. Zulieferem), die ihre Ursache in Marktunvollkommenheiten (z.B. Informationsasymmetrien) haben. Die Ownership Costs entstehen ausschliefilich den Eigentiimem und ergeben sich aus den Eigentumsrechten, namlich dem Anspruch auf den Erhalt des Residualgewinns und den residualen Entscheidungsrechten. Konkret entstehen die Kosten aus der KontroUe des Managements, der Erzielung kollektiver Entscheidungen und dem Tragen der untemehmerischen Risiken. Zwei der von Hansmann betrachteten potenziellen Eigenttimergruppen sind Investoren und Mitarbeiter, wobei Partnerschaften als eine spezielle Form des Mitarbeitereigentums verstanden werden. Zentrale Vorstellung der Theorie ist, dass je nach Zuteilung der Eigentumsrechte an eine Vertragspartei die Gesamtkosten signifikant positiv Oder negativ beeinflusst werden. Somit weisen einzelne Eigentumsformen Kostenvorteile gegeniiber anderen Losungen auf. Dieser kurze Uberblick verdeutlicht, dass Hansmann ein umfassendes Verstandnis der Einflussfaktoren auf die Eigentumsform von Untemehmen hat. Er beschrankt sich nicht auf einzelne „ubermachtige" Faktoren (wie z.B. die Spezifizitat). Stattdessen werden mit einem breit angelegten Framework eine Vielzahl an Faktoren ins Kalkul einbezogen. Dabei greift Hansmann in seiner Theorie auf Erkenntnisse friiherer Beitrage (z.B. Fama/Jensen 1983a; Fama/Jensen 1983b; Jensen/Meckling 1979) zuriick und beriicksichtigt z.B. die bereits angesprochenen theoretischen Konstmkte wie Agency-Kosten, Kapitalbedarf und Risiko. Daruber hinaus entwickelt er eine eigene Eigentumstheorie, die weitere theoretische Konstmkte identifiziert und in die Kostenanalyse einbezieht

^^

Abbildung 17 in Anhang 2 liefert einen detaillierten Uberblick uber das umfassende Kostenverstandnis von Hansmann. Dabei kann jeder einzelne Kostenblock als Einflussfaktor auf die Eigentumsallokation interpretiert werden.

103

(z.B. die Kosten kollektiver Entscheidungen). Vor diesem Hintergrund kann Hansmanns Arbeit auch als eine Zusammenfahrung und Weiterentwicklung der zuvor entwickelten okonomischen Eigentumstheorien interpretiert werden. Im Folgenden werden die Kosten kollektiver Entscheidungen naher analysiert. Hierunter versteht Hansmann jene Kosten, die aus den heterogenen Interessen der Eigentiimer resultieren (vgl. Hansmann 1996, S. 40). Die betrachteten potenziellen Eigentiimergruppen sind Investoren und Mitarbeiter. Im Kern zeigen die Ausfuhrungen, dass Mitarbeiter unter sonst gleichen Bedingungen (z.B. Anzahl Eigentiimer, Streuung der Eigentumsrechte) heterogenere Praferenzen haben als Investoren. Deshalb fiihrt Mitarbeitereigentum zu hoheren Kosten kollektiver Entscheidungen. Diese im Vergleich zum Investoreneigentum zusatzlichen Kosten reduzieren die Wahrscheinlichkeit - trotz bestehender Agency-Kostenvorteile -, dass ein Untemehmen sich im Eigentum der Mitarbeiter befindet. Gehort ein Untemehmen mehreren Eigentumem, so miissen sie gemeinsam Entscheidungen treffen, die sich auf das Untemehmen beziehen (z.B. strategische Ausrichtung). Die Interessen und Vorstellungen der Eigentiimer konnen dabei divergieren. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Eigentumer unterschiedlich von den Entscheidungen betroffen sind. In solchen Situationen kann es zu langwierigen und konfliktaren Entscheidungsfindungsprozessen kommen. Durch die Verwendung bestimmter Entscheidungsregeln (z.B. Mehrheitsentscheidungen) konnen die Konflikte gelost werden, Allerdings induziert die Verwendung von Entscheidungsregeln Kosten. Die Kosten kollektiver Entscheidungen lassen sich unterteilen in erstens Kosten aus einem

suboptimalen

Entscheidungsergebnis

und

zweitens

Kosten

fiir

den

Entscheidungsfindungsprozess. 1) Die Kosten aus suboptimalen Entscheidungen konnen unterschiedliche Ursachen haben. Werden z.B. Entscheidungen durch Mehrheitsentscheidungen getroffen, dann ftihrt dieser Wahlmechanismus dazu, dass die unterschiedlichen Praferenzauspragungen der Wahler nicht ausreichend beriicksichtigt werden. Aus Effizienzgesichtspunkten ware ein Ergebnis nahe dem Durchschnittswahler vorzuziehen (vgl. Buchanan/Tullock 1999, S. 3.10.1-3.10.31). Eine weitere Ursache ineffizienter Entscheidungen ist die Dominanz von nicht reprasentativen Minderheiten in Entscheidungssituationen. Minderheiten treffen unter

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Umstanden Entscheidungen, die zu ihrem eigenen Vorteil und nicht im Interesse der gesamten Gruppe der Eigentiimer sind.^^ 2) Auch der Prozess der Entscheidungsfindung kann kostspielig sein. Beispielsweise mussen sich Eigentiimer iiber Sachverhalte, die sie entscheiden sollen, informieren und absprechen. Verhalten sich manche Eigentiimer in Entscheidungsfindungssituationen strategisch, dann entstehen zusatzliche Kosten, z.B. um die wahren Praferenzen herauszufinden. Die Beitrage zum Problem kollektiver Entscheidungen haben die Gemeinsamkeit, dass Mitarbeiter als Eigentiimer heterogenere Praferenzen und somit hohere Kosten kollektiver Entscheidungen haben als Investoren (vgl. z.B. Hansmann 1990, S. 167). Die Interessen der unterschiedlichen Investoreneigentiimer lassen sich wie folgt zusammenfassen: Sie mochten den Barwert der zukiinftigen Ergebnisse maximiert wissen. Das bedeutet nicht, dass zwischen Investoreneigentiimem keine Konflikte bestehen; diese konnen z.B. aus unterschiedlich groBen Untemehmensanteilen, verschiedenen Steuersatzen, abweichenden Risikopraferenzen etc. resultieren (vgl. Bainbridge 1996, S. 665). Die Interessenheterogenitat unter Investoren ist jedoch im Vergleich zu Mitarbeitereigentiimem geringer. Mitarbeitereigentumer verfolgen zusatzlich zu den monetaren Zielen haufig weitere Ziele in Abhangigkeit zu ihrer speziellen Position im Untemehmen (vgl. Benham/Keefer 1991, S. 707). Deshalb konnen Mitarbeitereigentiimer sehr unterschiedlicher Auffassung sein, etwa hinsichtlich der Tatigung von Investitionen, der SchlieBung von Standorten, der Festlegung von Gehaltem usw. Hohe Kosten kollektiver Entscheidungen unter Mitarbeitereigentum entstehen vor allem dann, wenn Mitarbeitereigentiimer von Entscheidungen unterschiedlich betroffen sind. Dies ftihrt zwangslaufig zu Konflikten. Daher sind in den meisten empirisch beobachtbaren Untemehmen mit Mitarbeitereigentum die Mitarbeiter hinsichtlich der durchzufiihrenden Tatigkeiten, der Qualifikation, der Produktivitat, dem Alter, des kulturellen Hintergrunds etc. relativ homogen. Vor diesem Hintergrund versuchen die Untemehmen, die Kosten kollektiver Entscheidungen zu reduzieren (vgl. z.B. Benham/Keefer 1991, S. 708-710; Hansmann 1990, S. 169-171). Hierzu bieten sich zwei Strategien an: Erstens, ein Untemehmen Beispielsweise gibt es in Wohnhausem mit mehreren Eigentumem haufig die Situation, dass eine kleine, aktive Gruppe (z.B. Rentner) auf den Eigentumerversammlungen uberproportional vertreten ist und Einfluss ausiibt. Es ist z.B. denkbar, dass die Rentner als Eigenttimerminderheit eine Entscheidung fur den Bau eines Fahrstuhls oder die Befestigung von Griffgelandem im Treppenhaus fallen, obwohl die Mehrheit der Eigentiimer an diesen Investitionen kein Interesse hat bzw. den Ausbau von Parkplatzen bevorzugen wiirde.

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kann versuchen, eine Interessenhomogenitat herzustellen (z.B. durch Beschrankung der Eigentumsrechte auf einen homogenen Kreis von Mitarbeitem). Zweitens, das Unternehmen schrankt die mit Eigentum verbundenen Rechte ein (z.B. durch Delegation von Entscheidungen an Gremien). Sind trotz unterschiedlicher MaBnahmen die Kosten koUektiver Entscheidungen immer noch sehr hoch, besteht eine mogliche Losung darin, die Eigentumsrechte an Investoren zu iibertragen. Dies ist ein Weg, den sehr viele Professional-Services-Unternehmen (z.B. Werbeagenturen, Investment-Banken) in den vergangenen Jahrzehnten gegangen sind. Einer der Grlinde ftir diesen Eigentumswechsel ist, wie bereits beschrieben, der gestiegene Kapitalbedarf der Untemehmen. Ein anderer, haufig genannter AnstoB sind die Kosten kollektiver Entscheidungen (vgl. Hansmann 1996, S. 96-97; Morrison/Wilhelm 2003, S. 20-21). Ein bekanntes Beispiel in der Untemehmensberatungsbranche ist die Abspaltung der Untemehmensberatung Accenture (ehemals Andersen Consulting) von Arthur Andersen nach jahrelangen intemen Konflikten zwischen den beiden Untemehmensbereichen. Hierzu aufiert sich Bums (2002, S. 12) wie folgt: „Disputes over money and control between the accountants and consultants divided the firm for years, eventually prompting a bitter divorce that became final in 2000." 3,4.3

Kollektive Entscheidungen in

Unternehmensberatungen

Das Problem der Kosten kollektiver Entscheidungen wird in diesem Abschnitt in Bezug auf die Untemehmensberatungsbranche naher analysiert. Dabei wird auch beleuchtet, welche Mechanismen Unternehmensberatungen einsetzen, um die Kosten kollektiver Entscheidungen moglichst gering zu halten. Der Abschnitt endet mit der Ableitung einer Hypothese. Auffallend an Untemehmensberatungen im Eigentum der Mitarbeiter ist, dass in den seltensten Fallen alle Mitarbeiter Eigentiimer sind. In der Regel werden die Eigentumsrechte nur an eine kleine Gmppe leitender Angestellter iibertragen, die durch einen Auswahlprozess selektiert wurde. Diese Beschrankung der Eigentumsrechte dient der Reduktion der Interessenheterogenitat. Die Gmppe der Partner in Untemehmensberatungen ist in sich vergleichsweise homogen. Sie verfiigen alle uber eine langjahrige Bemfserfahrung, sie haben ahnliche Fahigkeiten und fiihren vergleichbare Tatigkeiten durch. In der Regel haben sie bis zur Aufnahme in die Partnerschaft bereits ein gewisses Vermogen aufgebaut. Daruber hinaus befinden sie sich alle innerhalb eines Alters106

korridors.^^ Des Weiteren durchlaufen sie im Zuge ihrer Karriere einen Sozialisationsprozess, indem sie die Werte und Kulturmerkmale der Untemehmensberatungsbranche und ihres Untemehmens intemalisieren (vgl. z.B. Covaleski et al. 1998, die sogar von "Corporate Clones" sprechen). Die Bedeutung dieses Prozess kommt darin zum Ausdruck, dass viele groBere Untemehmensberatungen auf Partnerebene nur eingeschrankt untemehmensfremde Mitarbeiter fest einstellen (vgl. Steiner 2000, S. 85-92). Falls dies dennoch geschieht, handelt es sich haufig um Mitarbeiter aus vergleichbaren Untemehmensberatungen. Diese Beschrankungs-, Selektions- und SozialisationsmaBnahmen fuhren zu einer relativ homogenen Gruppe an Eigentumem, die von Untemehmensentscheidungen ahnlich betroffen ist. Wurden beispielsweise auch jiingere Untemehmensberater oder aber Nicht-Untemehmensberater (z.B. Sekretarinnen, Mitarbeiter aus der IT-Abteilung etc.) Eigentumsrechte erhalten, so ist mit einem erheblich groBeren Konfliktpotenzial zu rechnen. Streitpunkte konnten sich in der Bestimmung der Gehalter, der Finanzierung von Investitionen, dem Eingehen von Risiken, Kosteneinsparungen etc. ergeben. Neben den bereits genannten MaBnahmen fordem Untemehmensberatungen auch durch institutionelle Arrangements die Interessenhomogenitat der Eigentiimer. Hierzu zahlt z.B. die Begrenzung der maximalen Beteiligungshohe eines Partners, wodurch Konflikte zwischen „GroB- und Kleinaktionaren" vermieden werden. Weitere institutionelle MaBnahmen sind die Delegation von Entscheidungen an Gremien oder die Formuliemng von eindeutigen Entscheidungsregeln (z.B. zur Durchfiihrung von Investitionen) sowie die Bestimmung von mathematischen Verteilungsformeln (z.B. zur Berechnung von Boni) (vgl. Maister 1993, S. 289-299). Trotz der unterschiedlichen MaBnahmen zur Fordemng der Interessenhomogenitat und der Moglichkeit von institutionellen Arrangements kann es auch innerhalb einer Partnerschaft schwierig werden, eine effiziente Konsensbildung aufrechtzuerhalten. Dies ist aus drei Grunden der Fall: Erstens vemrsachen alle aufgefiihrten MaBnahmen entweder direkt oder aber indirekt (durch den Verlust an Produktivitat) Kosten. Zweitens, auch beim Einsatz von Gremien und der Zentralisation von Entscheidungen werden Mitsprache- und Entscheidungsrechte der Partner nicht vollstandig eingeschrankt. Die Partner bleiben in zentrale Untemehmensfragen eingebunden (z.B. ^^

Bodenhom (2002, S. 18-22) hat in einer historischen Analyse festgestellt, dass die Partner in Partnerschaften ein ahnliches Alter aufweisen.

107

Wahl neuer Partner, Erschliel3ung neuer Geschaftsfelder).

In Bezug auf die

Entscheidungsprozesse von Partnerschaften spricht Maister sogar von partizipativen Demokratien (vgl. Maister 1993, S. 291). Durch die Mitsprache der Partner lasst sich somit das hohe Konfliktpotenzial nicht ausschlieBen, sondem nur reduzieren. Drittens verlieren Partnerschaften zum Teil an Effektivitat, wenn die GroBe der Untemehmensberatung zunimmt. Eine steigende UntemehmensgroBe hat insbesondere zwei Effekte, welche die Interessenvielfalt erhohen und somit die Konsensbildung erschweren. Dabei handelt es sich zum einen um die tendenziell zunehmende Anzahl der Partner bei steigender UntemehmensgroBe. Zum anderen steht zu erwarten, dass mit steigender GroBe eines Untemehmens auch der Grad der Spezialisierung und die Diversifikation des Untemehmens zunehmen (vgl. Greenwood/Empson 2003, S. 921-923; Hansmann 1996, S. 95-97). Dabei bezieht sich die Diversifikation auf die funktionale Verbreitemng des Leistungsspektmms, die geografische Ausweitung der Untemehmensberatung und das Spektmm der bedienten Klientenindustrien (vgl. Greenwood et al. 1993, S. 311). Eine Folge der funktionalen Diversifikation wird sein, dass Mitarbeitereigentiimer nicht mehr wie bisher ahnliche Aufgaben durchflihren. Die dargestellte Argumentation bedeutet, dass Partnerschaften, insbesondere bei einer geringeren UntemehmensgroBe mit tendenziell weniger Partnem, eine effiziente Eigentumsform darstellen. Weniger Partner implizieren eine geringere Anzahl unterschiedlicher Interessen und damit ein niedrigeres Konfliktpotenzial. Daruber hinaus gilt far die Spezialisiemng und Diversifikation: Abstimmungsprobleme sind einfacher zu losen und Entscheidungsprozesse schneller durchzufiihren, je weniger diversifiziert das Leistungsspektmm ist, je weniger Industrien bedient werden, je weniger Biiros das Untemehmen hat und in je weniger Landem das Untemehmen aktiv ist (vgl. auch Empson/Chapman 2004, S. 10-11). Hieraus leitet sich Hypothese 3 ab:

H 3: Je heterogener die Interessen der potenziellen

Mitarbeitereigentumer,

geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die Untemehmensberatung

desto

eine Partnerschaft

ist.

Sind die oben genannten Bedingungen (z.B. geringe Diversifikation der Untemehmensberatung) nicht erfullt, ermoglicht die Allokation der Eigentumsrechte an Investoren moglicherweise Effizienzvorteile.

108

3.5 Kapitelzusammenfassung Auf der Basis okonomischer Eigentumstheorien wurde die Hypothese formuliert, dass die Partnerschaft eine effiziente Eigentumsform darstellen kann, da sie ein effektives Monitoring der Mitarbeiter erlaubt, hohe Arbeitsanreize setzt, opportunistisches Verhalten reduziert und die erfolgskritischen Ressourcen an das Untemehmen bindet. Insgesamt gelingt es der Partnerschaft somit besser als anderen Eigentumsformen, Mitarbeiter zu Leistung zu motivieren. Vor diesem Hintergrund wurde der Frage nachgegangen, warum nicht alle Untemehmensberatungen als Partnerschaften organisiert sind. Es hat sich gezeigt, dass die genannten Vorteile durch bestimmte Nachteile iiberkompensiert werden konnen. Die WahrscheinHchkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist, sinkt mit einem steigenden Kapitalbedarf, einem zunehmenden Geschaftsrisiko und der Interessenheterogenitat der Mitarbeitereigentumer. Die Entwicklung der Hypothesen stutzt sich auf die im vorangegangenen Kapitel dargelegten Charakteristika von Untemehmensberatungsleistungen (z.B. Intangibihtat, Interaktion). Dariiber hinaus bilden okonomische Eigentumstheorien das theoretische Fundament der Hypothesen. Genauer gesagt wurde auf Mitarbeitereigentumstheorien, Partnerschaftstheorien und die umfassenden okonomischen Eigentumstheorien im Rahmen der Hypothesenentwicklung zuriickgegriffen. In Abschnitt 2.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass dieser relativ breite theoretische Zugriff aus zwei Grunden gewahlt wurde: Erstens gibt es bisher keinen Beitrag, der als unumstritten erprobt und bestatigt gilt. Zweitens ermoglicht der Riickgriff auf mehrere Theorien eine umfassende Identifikation der Einflussfaktoren auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen. Dennoch ist festzuhalten, dass innerhalb dieser drei Theoriestrome eine gewisse Selektion stattgefunden hat. Erstens wurde darauf geachtet, dass die identifizierten Einflussfaktoren auch fiir die Untemehmensberatungsbranche von Bedeutung sind. Im Uberblick uber die okonomischen Eigentumstheorien wurde bereits aufgezeigt, dass die Spezifizitat ftir andere Branchen von grofier Relevanz ist, jedoch fur Untemehmensberatungen eine untergeordnete Rolle spielt. Zweitens war mit der gewahlten Vorgehensweise auch die Intention verbunden, die Anzahl der kausalen Faktoren iiberschaubar zu halten. So hat Mohe (2004, S. 698) in einer Meta-Untersuchung herausgeftinden, dass ein generelles Problem der empirischquantitativen Beratungsforschung in der Entwicklung von so genannten „Kriterien109

batterien" zu sehen ist. Eine Vielzahl an Variablen tragt zwar dem multikausalen Charakter der Eigentumsform Rechnung, flihrt aber auch dazu, dass letztendlich nicht mehr klar differenziert werden kann, welche Variablen welchen Einfluss auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen haben. Die entwickelten Hypothesen zur Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung die Eigentumsform der Partnerschaft hat, sind in Abbildung 6 zusammenfassend aufgefiihrt. Im kommenden Kapitel wird dargelegt, wie die Hypothesen empirisch uberpruft werden konnen.

Abbildung 6: Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen gemaO den Hypothesen

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4 Design der empirischen Untersuchung

4.1 Einleitung und LFberblick Die Ergebnisse der empirischen Analyse dienen der Beurteilung der zuvor aufgestellten Hypothesen und der dahinter stehenden Theorien. Kapitel 4 zeigt dazu auf, wie (d.h. mit welcher Vorgehensweise, Methode etc.) die Hypothesen empirisch iiberpruft werden. Im folgenden Abschnitt 4.2 wird zunachst auf den Forschungsrahmen der Untersuchung eingegangen. Dabei wird deutlich, dass der Arbeit eine deduktive, empirische Vorgehensweise zu Grunde liegt. Im anschliefienden Schritt wird beleuchtet, wie in ahnlichen empirischen Studien vorgegangen wurde. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wird in Abschnitt 4.4 die Grundgesamtheit definiert, die Generierung der Stichprobe beschrieben und das Forschungsdesign der vorliegenden Arbeit vorgestellt. Hierauf folgt die Operationalisierung der Hypothesen: Die in den Hypothesen enthaltenen theoretischen Konstrukte (Begriffe) sind nicht direkt messbar, so dass ihnen empirisch beobachtbare Sachverhalte (Variablen) zugeordnet werden miissen. Im Rahmen der Auswahl, Erlauterung und Definition der Variablen wird zunachst auf die abhangige Variable, die Eigentumsform, und anschlieBend auf die unabhangigen Variablen sowie die Kontrollvariablen eingegangen. Das Kapitel 4 endet mit der Darlegung der statistischen Analysemethoden. Die erhobenen Daten werden in erster Linie mit Hilfe binarer logistischer Regressionen ausgewertet. Die Berechnungen erfolgen mit dem Software-Programm SPSS.

4.2 Forschungsrahmen Ausgehend von der Forschungsfrage und dem aktuellen Stand der Forschung zu den Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen wurde als wissenschaftliche Grundposition der vorliegenden Arbeit die des kritischen Rationalismus eingenommen.^^ GemaB der Wissenschaftstheorie des kritischen Rationalismus erfolgt Erkenntnisgewinnung uber Deduktion, worunter die Ableitung vom Allgemeinen auf das BeDer kritische Rationalismus geht auf Karl Popper zuriick (vgl. z.B. Schulein/Reitze 2002, S. 143151).

Ill

sondere zu verstehen sind (vgl. Sachs/Hauser 2002, S. 40-41). Im vorangegangenen Kapitel wurden allgemeine okonomische Eigentumstheorien herangezogen und auf Unternehmensberatungen iibertragen. Anschliefiend wurde konkretisiert, welchen Erklarungsbeitrag diese Theorien zur Forschungsfrage haben. Im Ergebnis wurden theoretisch-deduktiv Hypothesen zur Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen aus Eigentumstheorien abgeleitet. Folglich bestehen a priori (vor Beginn der empirischen Untersuchung) Vorstellungen iiber Ursache-Wirkungs-Zusammenhange. Diese Hypothesen soUen in einem nachsten Schritt empirisch getestet werden. Ziel der Uberprufung ist festzustellen, ob die vermuteten Kausalbeziehungen in signifikanter Weise durch die erhobenen Daten gestiitzt werden. Ist dies der Fall, konnen die entwickelten Hypothesen bis auf weiteres als bestatigt bzw. nicht widerlegt betrachtet werden.^^ Gegenstand dieses Kapitels ist aufzuzeigen, wie die Hypothesen iiberpriift werden. Die Wahl einer deduktiven Vorgehensweise erscheint in Anbetracht des fortgeschrittenen Forschungsstands zu den Einflussfaktoren der Eigentumsallokation von Untemehmen sinnvoll. Es liegen bereits verschiedene Theorien und Ansatze zur Uberpriifung vor. Demzufolge ist es nicht erforderlich, zunachst mit Hilfe der Empirie Annahmen iiber Zusammenhange zu gewinnen und hieraus Hypothesen zu entwickeln, wie es im Rahmen einer induktiven Vorgehensweise iiblich ware. Stattdessen wird die Empirie Priifstein der Theorie und nicht wie bei der induktiven Methode ihr Baustein (vgl. Borchert et al. 2004, S. 12).^^

4.3 Empirische Forschung zu okonomischen Eigentumstheorien In diesem Abschnitt werden empirische Studien zu okonomischen Eigentumstheorien betrachtet. Durch ein tiefer gehendes Verstandnis iiber das verwendete empirische Untersuchungsdesign in anderen Studien konnen zum einen Forschungsliicken identifiziert und zum anderen Anregungen bei der Entwicklung eines eigenen Untersuchungsdesigns gewonnen werden. Obwohl sich die betrachteten Studien mit sehr ahnlichen Fragestellungen wie die vorliegende Arbeit befassen, unterscheiden sich die einzelnen Studien in ihren SchwerSomit ist diese Arbeit auch den empirischen Forschungsarbeiten zuzuordnen, da die Schlussfolgerungen durch Daten empirisch belegt sind. Im Gegensatz dazu beruhen rein theoretische Forschungsarbeiten laut Sachs und Hauser (2002, S. 36), „(...) auf theoretischen Grundlagen und logisch aufeinander aufbauenden Erklarungen, den so genannten Plausibilitatsbegriindungen." Fiir einen weiterfiihrenden UberbHck zur induktiven Methode siehe Schweitzer (2000, S. 69).

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punkten. Manche Studien betonen die Identifikation der Einflussfaktoren der Eigentumsallokation, wahrend sich andere Studien insbesondere mit der Theorieuberprufung befassen. Des Weiteren differenzieren sich die Studien hinsichtlich der untersuchten Eigentumsformen und Einflussfaktoren. Dariiber hinaus ist die Erklarung der Identitat der Eigentiimer ofters nur eine von verschiedenen untersuchten Fragestellungen dieser Beitrage. In Tabelle 3 sind die im Folgenden naher analysierten empirischen Studien zusammengefasst. Dabei wird auf die betrachteten Eigentumsformen, den geografischen Fokus, die Branchenorientierung sowie die verwendeten Forschungs- und Analysemethoden der Studien eingegangen. Die Operationalisierung der Hypothesen und die Ergebnisse der Studien werden separat in Abschnitt 4.5 bzw. Abschnitt 6.1 diskutiert.^^ Da ein Grossteil der Studien zu okonomischen Eigentumstheorien die Veranderung von Eigentumsformen in Transformationslandem analysiert und Transformationslander nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind, stellt die Tabelle nur einen Ausschnitt dar.

Fiir die Operationalisierung der theoretischen Konstrukte sind des Weiteren noch solche Arbeiten von Interesse, die Einflussfaktoren auf die Streuung (Konzentration) der Eigentumsrechte untersuchen (vgl. z.B. Demsetz/Lehn 1985; Grosfeld/Hashi 2003). Da die Streuung der Eigentumsrechte nicht Gegenstand dieser Arbeit ist, soil auf diese Beitrage nicht naher eingegangen werden.

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Beim Blick auf die Studien in Tabelle 3 fallt auf, dass die empirischen Untersuchungen erst in den letzten Jahren durchgefiihrt wurden. Eine Erklarung hierfur ist, dass das theoretische Fundament - die okonomischen Eigentumstheorien - erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurde. Des Weiteren fallt auf, dass bisher vergleichsweise wenige empirische Untersuchungen (aufierhalb der Transformationslanderforschung) zur Uberpriifung okonomischer Eigentumstheorien durchgefiihrt wurden. Somit bestehen zwar umfassende theoretische Uberlegungen zu den Mechanismen der Eigentumsallokation an Untemehmen, empirisch uberpruft wurden die Aussagesysteme bisher allerdings nur selten. Hieraus lasst sich ein erheblicher Forschungsbedarf ableiten. In den empirischen Studien wird die Identitat der Eigentiimer als eine abhangige Variable betrachtet, die durch unabhangige Variablen erklart wird. Wie aus der Spalte „Eigentumsformen" ersichtlich wird, ist eine Gemeinsamkeit der Studien, dass sie zwei oder mehrere unterschiedliche Eigentumsformen erforschen. Daneben existieren eine Vielzahl an Studien, die sich ausschliefilich mit einer einzelnen Eigentumsform auseinander setzen und hier daher nicht aufgefiihrt wurden (vgl. z.B. Ben-Ner et al. 2000). Aui3erdem wird aus der Tabelle deutlich, dass erstens in den einzelnen Studien die untersuchten Eigentumsformen variieren, zweitens diese zum Teil von der vorliegenden Untersuchung abweichen und drittens die betrachteten Eigentumsformen zum Teil sehr differenziert sind (z.B. inlandische versus auslandische Investoren).^^ Die ersten vier Studien in Tabelle 3 gehoren einem wachsenden Forschungsgebiet an, welches sich mit der Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmen in Transformationslandem auseinander setzt. Die Studien haben Untemehmen in Russland, Estland und Slowenien zum Gegenstand. In diesen Transformationslandem wurde zunachst durch staatlich gesteuerte Privatisiemngsprozesse eine bestimmte Stmktur der Eigentumsallokation erzeugt, welche haufig nicht effizient war. Daher hat sich im Anschluss an die Privatisiemngsprozesse haufig die Stmktur der Eigentumsallokation verandert. Die Studien untersuchen beispielsweise, wie sich im Anschluss an Privatisiemngsprozesse die Eigentumsformen anpassen und welche Faktoren die Eigentumsformen bestimmen. Da in diesen Transformationslandem den politischen und historischen Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation haufig eine andere Bedeutung zukommt als z.B. in Deutschland oder den USA, ist eine Ubertragung der Erkenntnisse auf andere In verschiedenen Studien wird die Eigentumsform (im Sinne der Identitat der Eigentiimer) mit Hilfe der Streuung der Eigentumsrechte gemessen und festgelegt (vgl. z.B. Earle/Estrin 1997).

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Lander nur mit Einschrankungen moglich. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, je nach Problemstellung landerspezifische Untersuchungen durchzufiihren. Im Hinblick auf die Branchenorientierung ist festzustellen, dass bisher uberwiegend brancheniibergreifende Studien durchgefuhrt wurden und nur wenige branchenspezifische Untersuchungen vorliegen. Es wurde jedoch bereits gezeigt, dass manche Einflussfaktoren, wie z.B. spezifische Investitionen oder der Kapitalbedarf, in unterschiedlichen Branchen von unterschiedlicher Bedeutung sind. Daher erscheint es erforderlich, fur Aussagen zur Verteilung der Eigentumsrechte an Untemehmen innerhalb einer bestimmten Branche auch eine branchenspezifische Untersuchung durchzufiihren. Mit Ausnahme der Studie von van Lent (1999) — er wahlt den Weg, seine theoretischen Uberlegungen mit Hilfe einer Fallstudie zu untermauem - verwenden die restlichen, oben aufgefiihrten Studien sehr ahnliche Forschungsansatze. Sie greifen im Rahmen so genannter Sekundaranalysen auf bereits vorhandenes Datenmaterial zuriick. Die Daten stammen z.B. von nationalen statistischen Bundesamtem, aus Branchenreports oder aus vorhandenen Datenbanken. Auch in dieser Arbeit wird eine Sekundaranalyse durchgefuhrt. In der Studie von Jones et al. (2003) wurde die Sekundaranalyse zusatzlich durch eine schriftUche Befragung erganzt. Der Vergleich der Datenauswertungsmethoden liefert ein ahnlich stringentes Bild. Fast alle Studien setzten auf quantitative Auswertungen der Daten. Die Mehrzahl der Studien, wie auch die vorliegende Untersuchung, verwenden multivariate Regressionsmodelle. Diese Modelle bilden Zusammenhange zwischen einer abhangigen und mehreren unabhangigen Variablen ab. Mit Hilfe der Regressionsanalyse konnen vermutete Kausalbeziehungen statistisch iiberpruft und relevante Einflussfaktoren identiflziert werden. Das konkrete Regressionsmodell (Funktionsverlauf) wird in Abhangigkeit der Skalierung der Variablen und der Fragestellung ausgewahlt. In den untersuchten Studien werden in vier von fiinf Fallen Logit-Regressionen (logistische Regressionen) eingesetzt (fur Details siehe Abschnitt 4.6.1).

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4.4 Stichprobenbildung und Forschungsdesign 4.4.1 Einleitung Auf Basis des aufgezeigten Forschungsrahmens wird in diesem Abschnitt das Forschungsdesign der vorliegenden Arbeit entwickelt. Die folgende Darstellung der empirischen Vorgehensweise in dieser Untersuchung gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird auf die Grundgesamtheit und die Stichprobe eingegangen. Zur Uberpriifung der Hypothesen ist zunachst die Grundgesamtheit zu definieren. AnschlieBend werden aus der Grundgesamtheit einzelne Untemehmen zur Bildung einer Stichprobe ausgewahlt. Im zweiten Teil wird das Forschungsdesign erlautert. Es beschreibt, wie fiir die ausgewahlten Untemehmensberatungen Daten erhoben werden. Dabei handelt es sich schwerpunktmaBig um eine Sekundaranalyse. Diese wird, wo erfordedich, durch direkte Datenanfragen bei den Untemehmensberatungen erganzt. Des Weiteren wird in diesem Teil auf die Informationsquellen sowie auf den Datenriicklauf eingegangen. Bei den Informationsquellen handelt es sich sowohl um untemehmensinteme als auch untemehmensexteme Quellen. Der Datenriicklauf kann insgesamt als sehr zufrieden stellend bezeichnet werden. 4.4.2 Grundgesamtheit und Stichprobenbildung Die Bildung der Stichprobe setzt voraus, dass die Grundgesamtheit definiert ist. Die Grundgesamtheit kennzeichnet die Objekte, iiber die eine Aussage getroffen werden soil. Mit der Bestimmung der Grundgesamtheit wird somit der Objektbereich festgelegt (vgl. Schnell et al. 1999, S. 247). In der vorliegenden Arbeit beziehen sich die zu testenden okonomischen Eigentumstheorien auf Untemehmensberatungen mit der Eigentumsform Partnerschaft oder Investoreneigentum. Somit besteht die Gmndgesamtheit aus Untemehmensberatungen, die eine dieser beiden Eigentumsformen aufweisen. Daruber hinaus wird die Gmndgesamtheit dahingehend spezifiziert, dass es sich bei den Untemehmensberatungen um national bzw. intemational groBere Untemehmen (mehr als 10 Mitarbeiter) handelt. Kubr (2002, S. 35) schatzt, dass im weltweiten Untemehmensberatungsmarkt ca. 650.000 - 750.000 Untemehmensberater agieren. Davon arbeitet die iiberwiegende Mehrzahl in kleinen Untemehmensberatungen, viele auch als Einzelberater. Fiir diese 117

„Ein-Mann-Beratungen" bzw. Kleinstberatungen stellt sich die Frage nach Partnerschaft Oder Investoreneigentum haufig nicht. Daruber hinaus erscheint eine Fokussierung auf grofiere Untemehmensberatungen insofem auch gerechtfertigt, als der Markt fur Unternehmensberatungsleistungen bereits eine fortgeschrittene Konzentration aufweist. So betragt der Marktanteil der weltweit fiihrenden 20 Untemehmensberatungen in 2002 fast 60% (vgl. Abbildung 16 im Anhang 1). Dementsprechend ftihrt die Fokussierung auf groBere Untemehmen dazu, dass die Gesellschaften Beriicksichtigung finden, die den Untemehmensberatungsmarkt maBgeblich beeinflussen. Zusammengefasst bilden grofie und fiihrende Untemehmensberatungen mit den Eigentumsformen Partnerschaft und Investoreneigentum die Gmndgesamtheit dieser Arbeit. Die Erkenntnisse der vorliegenden Untersuchung sollten somit auch nur bei Untemehmensberatungen mit diesen Merkmalen Anwendung finden. In Anlehnung an die Vorgehensweise von Greenwood et al. (2003) sowie Hitt et al. (2001) erfolgte die Identifikation der groBten und fiihrenden Untemehmensberatungen auf der Basis eines Verfahrens der bewussten Auswahl. Die Erzeugung einer Zufallsstichprobe ware insofem auch problematisch, als weder weltweit noch landerspezifisch vollstandige Informationen uber die Gmndgesamtheit vorliegen. Dies liegt erstens daran, dass im Gegensatz zu Arzten, Anwalten etc. der Bemfsstand der Untemehmensberater in den meisten Landem kein Standesrecht hat (vgl. Niedereichholz 2001, S. llf^ und die Bemfsbezeichnung nicht gesetzlich geschutzt ist. Folglich kann sich jeder als Untemehmensberater betatigen (vgl. Kipping/Armbriister 1999, S. 7). Zweitens ist die Mitgliedschaft in Untemehmensberatungsvereinigungen wie z.B. dem BDU freiwillig. Zur Auswahl der Untemehmensberatungen wurde auf Untemehmens-Rankings zuruckgegriffen. Analog zu Hitt et al. (2001) wurden hierzu Veroffentlichungen fuhrender Research-Untemehmen mit anerkannter Branchenkompetenz im Untemehmensberatungsmarkt verwendet. Der Riickgriff auf mehrere Rankings war notwendig, um eine ausreichend groBe Stichprobe zu erzielen. Bei den Quellen handelte es sich im Einzelnenum 1) das Kennedy-Information-Ranking (2004, S. 150-152) der in 2002 weltweit 75 umsatzstarksten Untemehmensberatungen, Bin Berufsrecht fiir Untemehmensberater existiert nur in Osterreich und Kanada (vgl. Niedereichholz 2001, S. 17).

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2) den Vault-Bericht 2003 (vgl. Lemer 2003), der die 50 renommiertesten Untemehmensberatungen weltweit auffuhrt sowie 26 weitere Untemehmensberatungen nennt, die fur das Ranking analysiert wurden, 3) die Lunendonk-Rankings (1998; 1999; 2000; 2001; 2002; 2003a; 2004) der „fuhrenden Managementberatungs-Untemehmen in Deutschland" der Jahre 1998 bis 2004. Im Folgenden sollen kurz die Analysemethoden und Inhalte der drei Rankings beschrieben werden. Das einzige umfassende Ranking uber die groBten Untemehmensberatungen weltweit wird jahrlich von der Research-Firma Kennedy Information herausgegeben. Das Ranking erfolgt auf Basis des weltweiten Umsatzes der Untemehmensberatungen. Die Verwendung des Kennedy-Information-Rankings weist eine Reihe von Vorztigen auf, weshalb auch in anderen empirischen Untersuchungen auf Daten von Kennedy Information zuriickgegriffen wird (vgl. z.B. Greenwood et al. 2003). Zum einen enthalt das Ranking bereits die 75 groBten Untemehmensberatungen weltweit, so dass in der spateren Stichprobe ein groBer Teil der Untemehmen aus derselben Quelle stammen. Zum anderen gilt Kennedy Information in der Beratungsbranche als Marktfuhrer fur globale Markt- und Untemehmensanalysen. Das Untemehmen ist seit iiber 30 Jahren im Segment Consulting Research aktiv und verfugt iiber detaillierte Branchenkenntnisse. Fiir die Bildung der Stichprobe wurden alle 75 Untemehmensberatungen des KennedyInformation-Rankings des Jahres 2003 iibemommen. Eine weitere Gmppe von Untemehmensberatungen, die in die Stichprobe eingeschlossen wurde, stammt aus dem Vault-Bericht des Jahres 2003. Die Firma Vault erstellt jahrlich ein Ranking der 50 renommiertesten Untemehmensberatungen weltweit. Das Ranking ist Teil eines umfangreichen Berichts, in dem auch die Profile der betreffenden Untemehmen abgedmckt werden. Daruber hinaus enthalt der Bericht eine Reihe von weiteren Untemehmen (26 Untemehmensberatungen in 2003), die zwar nicht unter den ersten 50 rangierten, aber deshalb analysiert wurden, weil sie einen guten Ruf haben. Im Gegensatz zu Kennedy Information verwendet Vault als Kriterium das Unternehmensprestige.^^ Dadurch sind im Vault-Bericht zum Teil auch kleinere bzw. mittelNach Lemer (2003, S. 7) definiert als „(...) prominence in the consulting industry and (...) interest to job seekers".

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grofie Untemehmensberatungen (z.B. Putnam Associates, Value Partners) enthalten, sofem sie iiber ein hohes Renommee verfugen. Vault publiziert seit mehreren Jahren diese Studie, die auf einem intensiven Research beruht (vgl. Lemer 2003, S. 1-7). Dabei erstellt Vault den Bericht auf der Grundlage der Beurteilungen von Untemehmensberatern.^^ Somit reflektiert das Ranking eine Einschatzung von Branchen-Insidem. Bei der Bildung der Stichprobe wurden sowohl die 50 renommiertesten Untemehmensberatungen als auch die 26 weiteren Untemehmen beriicksichtigt. Die letzte Gruppe von Untemehmen, die bei der Bildung der Stichprobe beriicksichtigt wurde, ist dem Liinendonk-Ranking der fuhrenden ManagementberatungsUntemehmen in Deutschland entnommen. Mangels weiterer weltweiter Rankings musste zur Erweitemng der StichprobengroBe ein nationales Ranking in die Stichprobe aufgenommen werden. Das Ltinendonk-Ranking bot sich aufgmnd der relativen Grol3e des deutschen Untemehmensberatungsmarkts und des leichteren Zugangs zu den Unternehmen und Untemehmensinformationen an. Die Firma Liinendonk veroffentlicht seit Beginn der 80er Jahre ihre Rankings. Der Ranking-Platz einer Untemehmensberatung wird auf Basis des in Deutschland bilanzierten Umsatzes ermittelt. Dadurch enthalten die Liinendonk-Rankings auch eine Vielzahl auslandischer Untemehmensberatungen. Die Liinendonk-Rankings flihren nur die jeweils 25 fuhrenden Untemehmensberatungen auf Dementsprechend hatte die Einbeziehung nur eines Rankings nur zu wenigen weiteren Untemehmensberatungen in der Stichprobe gefiihrt. Vor diesem Hintergmnd wurden samtliche Untemehmensberatungen, die in den LunendonkRankings der Jahre 1998 bis 2004 aufgefiihrt wurden, zur Bildung der Stichprobe beriicksichtigt.'^'^ Ahnlich wie Kennedy Information und Vault ist auch Liinendonk eine sehr etablierte Research-Firma mit jahrelanger Erfahmng und detaillierten Branchenkenntnissen. Fiir den deutschen Untemehmensberatungsmarkt existieren keine vergleichbaren Untersuchungen anderer Anbieter.

Der Vault-Bericht 2003 basiert auf der Einschatzung von 1.700 Untemehmensberatem (vgl. Lemer 2003, S. 1). Neben den Rankings veroffentlicht Liinendonk zusatzlich jahrlich die Liinendonk-Studie zu den „fiihrenden Managementberatungs-Untemehmen in Deutschland". In diesen Studien wird das voUstandige Ranking (z.B. Top 35 anstatt nur Top 25 wie im Liinendonk-Ranking) der fuhrenden Managementberaungs-Untemehmen in Deutschland aufgefiihrt. Fiir die Jahre 2001 bis 2003 wurden die Untemehmensberatungen der voUstandigen Rankings in die Stichprobe einbezogen, um die Anzahl der Untemehmen zu erhohen.

120

Nach Konsolidierung der Listen, Ausschluss von Doppelnennungen und nicht mehr existenten Firmen umfasst die vorlaufige Liste zur Bildung der Stichprobe 150 Unternehmen. Aufgrund der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine Informationen uber die Eigentumsformen vorliegen, beinhalten die 150 Untemehmen auch unter Umstanden Untemehmensberatungen, die eine von der Partnerschaft oder dem Investoreneigentum abweichende Eigentumsform aufweisen. Allerdings sind nur Untemehmensberatungen mit diesen Eigentumsformen Teil der Grundgesamtheit. Daher werden im Anschluss an die Datenerhebung zur Bildung der Stichprobe aus den 150 Untemehmensberatungen nur jene Untemehmen ausgewahlt, die die Eigentumsformen Partnerschaft oder Investoreneigentum aufweisen. Auf die Verteilung der Eigentumsformen der 150 Untemehmensberatungen und die letztendliche Stichprobe wird in Abschnitt 5.2 genau eingegangen. Bei den bisher ausgewahlten Untemehmensberatungen handelt es sich vor allem um groBe multiftinktionelle Beratungshauser, Strategic- und Managementberatungen, IT- und e-Business Beratungen, Employee-Benefit-Beratungen, mittelgroBe Generalisten und Spezialisten sowie um nicht-traditionelle Anbieter. Die Untemehmen stammen uberwiegend aus den USA und Europa. Prinzipiell ist festzuhalten, dass die verwendeten Rankings zur Bildung der Stichprobe von Research-Firmen erstellt wurden, die iiber eine groBe Erfahmng, detailliertes Branchenwissen sowie eine exzellente Reputation verftigen. Des Weiteren sind die Rankings relativ umfangreich. Eine Vielzahl anderer veroffentlichter Rankings fiihren nur die Top-10-Untemehmensberatungen auf bzw. sind wesentlich kiirzer (vgl. z.B. Alpha Publications 2002, S. 20; Student/Werres 2004, S. 39). Waren derartige Rankings verwendet worden, hatten die Untemehmen der Stichprobe aus sehr vielen unterschiedlichen Quellen gestammt. 4.4.3

Forschungsdesign

4.4.3.1

Forschungsmethode und Datenerhebung

Ziel des Abschnitts 4.4.3 ist es darzulegen, wie fiir die bisher ausgewahlten Untemehmensberatungen im nachsten Schritt die Daten (z.B. Anzahl Mitarbeiter, Untemehmensalter) erhoben werden. Hierzu bieten sich unterschiedliche Untersuchungsformen (z.B. Fallstudien) und Datenerhebungsmethoden (z.B. Befragungen) sowie Kombinationen derselben an (vgl. z.B. Schnell et al. 1999, S. 297-386). In dieser Arbeit wird als Haupt121

untersuchungsform die Sekundaranalyse verwendet. Die Sekundaranalyse greift auf bereits vorhandenes Datenmaterial zuruck. Demgegeniiber werden bei der Primarforschung (z.B. schriftliche Befragung) gezielt originare Daten erhoben (vgl. z.B. Joas 1996, S. 34). Fiir jede Untemehmensberatung konnte bereits durch die Informationen aus den Untemehmens-Rankings ein Datenstamm generiert werden. Dieser Datenstamm wurde anschliefiend mit Hilfe untemehmensintemer und untemehmensextemer Sekundarquellen weiter erganzt. Je nach Untemehmen envies sich die Datenlage als sehr unterschiedlich. Fiir borsennotierte Untemehmensberatungen lagen in der Regel alle erwiinschten Informationen bereits offentlich verfiigbar vor. Demgegeniiber waren fiir andere Untemehmensberatungen, insbesondere mittelgroBe und kleinere Partnerschaften, manchmal die Informationen nur eingeschrankt offentlich zuganglich. Hauptsachlich diese Untemehmen wurden zur Erganzung und Uberpriifiing der Daten zusatzlich per Email kontaktiert. Hierzu erhielten die Untemehmensberatungen ein Anschreiben und ein Datenblatt, in dem alle bereits recherchierten Informationen iiber das Untemehmen eingetragen waren. Die Befragten wurden gebeten, die bereits vorhandenen Angaben zu iiberpriifen (gegebenenfalls zu korrigieren), die fehlenden Daten zu erganzen und anschlieBend das Datenblatt zuriickzumailen. Das Forschungsdesign lasst sich daruber hinaus als eine Querschnittuntersuchung charakterisieren. Fiir stichtagsbezogene Variablen ist der Referenzzeitpunkt der 31.12.2003. Die eigentliche Datenerhebung erstreckte sich iiber die Monate Marz bis August 2004. Die Querschnittuntersuchung wurde gewahlt, well die einleitend formulierte Problemstellung statisch ist, d.h. es geht um die Identifikation der gegenwdrtigen Einflussfaktoren auf die Eigentumsallokation von Untemehmensberatungen. Die dynamische Veranderung der Einflussfaktoren im Zeitablauf ist nicht Gegenstand der Analyse. Eine derartige Fragestellung konnte mit einer Langsschnittanalyse untersucht werden. Fiir die Wahl des oben dargestellten Forschungsdesigns - Sekundaranalyse mit zum Teil erganzender Datenanfrage - waren mehrere Griinde ausschlaggebend: 1) Prinzipiell ist es schwierig, Informationen iiber Untemehmensberatungen zu erhalten. Die Untemehmensberatungsbranche ist vergleichsweise verschwiegen (vgl. z.B. Mohe 2004, S. 700). Wohlgemut (1995, S. 17-18) spricht in diesem Zusammenhang 122

auch vom „diskreten" Berufsstand. Durch die Sekundaranalyse wurde die Abhangigkeit von der Antwortbereitschaft der Untemehmen reduziert. Es konnten Unternehmensberatungen in die Untersuchung eingeschlossen werden, die an einer Befragung unter Umstanden aus Verschwiegenheitsgrunden nicht teilgenommen hatten. 2) Hiermit verbunden ist auch der Vorzug, dass durch das gewahlte Verfahren „SelfSelection" weitestgehend vermieden werden konnte. Bei einer reinen Befragung hatte die Gefahr bestanden, dass nur die erfolgreichen Beratungen geantwortet hatten. Untemehmensberatungen mit bspw. anhaltend riicklaufigen Umsatzen hatten sich ggf. der Untersuchung entzogen, um diese nicht angeben zu miissen. 3) Ein weiterer Aspekt bei der Entwicklung des Forschungsdesigns war, dass Gegenstand der Untersuchung Untemehmensberatungen (Organisationen) und nicht etwa Menschen sind. Meinungen, Einstellungen etc. von Menschen lassen sich besser mit Hilfe von Interviews oder Fragebogen erheben. Allerdings besteht fur die Sammlung von Fakten dann die Gefahr, dass die Informationen manipuliert werden (z.B. zum Zweck der Selbstdarstellung). Daher soUte bei der Datenerhebung bewusst eine exteme Perspektive eingenommen werden, weshalb sich die Sekundaranalyse anbietet. Daruber hinaus hatte bei personlichen oder telefonischen Interviews vermutlich ein Teil der Informationen im Gesprach schlecht erhoben werden konnen (z.B. Umsatzentwicklung), da der Befragte diese Daten zunachst hatte recherchieren miissen. 4) SchlieBUch wurde das Forschungsdesign auch deshalb gewahlt, weil es zur Erfassung der umfangreichen Datenmengen geeignet ist. Der hohe Erhebungsumfang beruht zum einen auf der groBen Anzahl an ausgewahlten Untemehmen, zum anderen auf dem umfangreichen Datensatz pro Untemehmen. Bei einer originaren Datenerhebung, z.B. durch eine Befragung, ware daher der Datenerhebungsaufwand enorm gewesen. Neben diesen wesentlichen Grunden fiir die Wahl des Forschungsdesigns weist die gewahlte Vorgehensweise noch weitere Vorziige auf (vgl. z.B. Bmhn 2001, S. 100-102; Joas 1996, S. 41-43): •

Geringe Kosten: Durch den Ruckgriff auf bereits vorhandene Daten, den Verzicht auf eine umfangreiche Feldorganisation (z.B. Fahrten zu Interviews) sowie den Dmck und Versand von Fragebogen hielten sich die Kosten in Grenzen.



VoUstandigere Datensatze: Fehlende Daten konnten durch Untemehmensangaben erganzt werden. 123



Raumliche und zeitliche Ungebundenheit: Die Sekundaranalyse und das Kontaktieren per Email erforderten keine ortliche Nahe oder zeitliche Abstimmung, so dass das Forschungsdesign einen weltweiten Fokus haben konnte. Diesen Vorziigen stehen insbesondere folgende Einschrankungen gegeniiber (vgl.

z.B. Bruhn 2001, S. 100-102; Joas 1996, S. 41-43): •

Aufwandige Datenbeschaffung: Die verwendeten Daten aus der Sekundaranalyse lagen nicht systematisch vor, sondem stammten aus vielen unterschiedlichen Quellen und waren deshalb zum Teil sehr aufwandig zu beschaffen.



Qualitat der Daten: Die verwendeten Daten beruhen teilweise auf Schatzungen untemehmensextemer Branchen-Insider (z.B. bei Ruckgriff auf Kennedy-InformationDaten). Dariiber hinaus dienen die Untemehmensangaben (bspw. von Broschuren und Intemetseiten) der Selbstdarstellung, wobei (wie bereits erwahnt) zu bezweifeln ist, dass bei einer Befragung der Untemehmensberatungen der Aspekt der Selbstdarstellung in den Hintergrund getreten ware.



Codierer-Einfluss: Es gibt keine vom Subjekt unabhangige Wahmehmung. Somit sind die Codier-Ergebnisse letztendlich abhangig von der Wahmehmung des Codierers.



Nachteile aus standardisierter und strukturierter Vorgehensweise: Da Riickfragen nur sehr eingeschrankt moglich waren, erlaubte es das gewahlte Forschungsdesign nicht - anders als es mit Interviews moglich gewesen ware -, komplexe Sachverhalte abzufragen.

4.4.3.2 Datenanfragen und Datenblatt Falls nicht alle benotigten Informationen fur eine Untemehmensberatung im Rahmen der Sekundaranalyse erhoben werden konnten, wurden die ausgewahlten Untemehmen zur Erganzung und Uberprtifung der Daten per Email mit einem Datenblatt kontaktiert. Das Anschreiben und das Datenblatt wurden an unterschiedliche Personengruppen innerhalb der Untemehmensberatung gesendet. Bei kleineren Untemehmensberatungen wurde in der Regel direkt die Untemehmensleitung bzw. das Sekretariat der Untemehmensleitung angeschrieben. Bei groBeren Untemehmensberatungen wurden die Marketing-/PR-Abteilungen kontaktiert. Die Ansprechpartnerdaten (Name, Position, Email-

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Adresse) konnten entweder direkt dem Intemetauftritt der Untemehmensberatungen entnommen werden oder wurden durch telefonische Anfragen ermittelt. Die Konzeption des Datenblatts erfolgte auf der Grundlage von theoretischen Uberlegungen, intensiven Expertengesprachen und Erkenntnissen aus Pre-Tests (zum Pre-Test vgl. z.B. Schnell et al. 1999, S. 324-328). Dem letztendlich verwendeten Datenblatt gingen mehrere Uberarbeitungsschritte voraus. Ein Beispiel des Anschreibens und des Datenblatts befinden sich im Anhang 3. Das Datenblatt wurde in Excel erstellt. Es ist eine DIN-A4-Seite groB und enthalt 18 Fragen bzw. Frageblocke. Das Anschreiben und das Datenblatt wurden sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfasst. Zielsetzungen bei der Gestaltung des Anschreibens und des Datenblatts waren, dem Empfanger 1) Seriositat, 2) Interesse an der Thematik und 3) leichte Handhabbarkeit zu vermitteln, um dadurch eine moglichst hohe Rucklaufquote zu erzielen. 1) Seriositat sollte dadurch signalisiert werden, dass das Schreiben gemeinsam von Doktorandin und Dozent unterzeichnet wurde, einen Absatz zur Vertraulichkeit und Anonymitat der Daten enthielt und dem Schreiben noch ein umfangreiches wissenschaftliches Manuskript zur Thematik beigefugt wurde. 2) Das Interesse, an der Untersuchung teilzunehmen, sollte nicht nur durch den erwahnten wissenschafllichen Beitrag geweckt werden, sondem auch durch das Angebot, eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchung zu erhalten. 3) Die einfache Handhabbarkeit fur den Empfanger der Anfrage ergab sich durch unterschiedliche Faktoren. Erstens waren der Versand und die Riicksendemoglichkeit per Email sehr zielgruppengerecht. Mitarbeiter von Untemehmensberatungen sind in der Regel den Umgang mit modemer Informationstechnologie gewohnt und dariiber hinaus haufig auf Reisen, so dass postalische Anfragen ggf zu Verzogerungen gefiihrt batten. Zweitens war das Datenblatt sehr anschaulich formatiert, klar strukturiert und enthielt kurze Erlauterungen. Drittens beanspruchte die Bearbeitung des Datenblatts nicht viel Zeit. Dies lag zum einen daran, dass die Ergebnisse der Sekundarforschung bereist in dem iibersendeten Datenblatt eingetragen waren, so dass sich der Aufwand fur den Empfanger auf die Erganzung einzelner Datenpunkte (z.B. Umsatzangaben) und die Uberpriifung bereits ermittelter Angaben beschrankte. Zum anderen war eine schnelle Beantwortung aufgrund der Art der Fragenformulierung moglich. Die Beantwortung der Fragen beschrankte sich auf die Angabe eines Wortes oder einer Zahl. 125

4.4.3.3 Informationsquellen Im Rahmen der Datenerhebung wurde auf unterschiedliche Quellen zuriickgegriffen. Diese konnen in untemehmensinteme und untemehmensexteme Informationsquellen unterteilt werden. Untemehmensinteme Quellen sind neben den erganzten Datenblattem vor allem der Intemetauftritt der Untemehmen mit Finanzberichten, Beschreibungen der Unternehmensgeschichte, des Leistungsspektmms etc. Die untemehmensextemen Informationsquellen lassen sich in Branchen-Publikationen und elektronische Untemehmensdatenbanken unterscheiden. Bei den verwendeten Branchen-Publikationen handelt es sich (iberwiegend um Research- und Recmiting-Berichte. Typische Inhalte dieser Publikationen sind Marktanalysen, Rankings und Untemehmensprofile. Konkret wurden Berichte der Firmen Kennedy Information, Vault, Ltinendonk und Alpha Publications genutzt. Bei den verwendeten elektronischen Quellen handelt es sich um die Datenbanken von LexisNexis und Markus. LexisNexis ist eine Meta-Datenbank, die weltweit auf eine Vielzahl an Unternehmensdatenbanken (z.B. Gale Group, Dun & Bradstreet, Hoppenstedt) Zugriff hat. Die Markus-Datenbank stellt dahingegen nur Geschaftsinformationen zu deutschen (und osterreichischen) Untemehmen zur Verfugung. Die verwendeten Untemehmensdatenbanken geben insbesondere Auskunft zur Tatigkeit, zum Umsatz, zur Mitarbeiterzahl und zur Eigentumerstmktur eines Untemehmens. Durch den parallelen Zugriff auf unterschiedliche Datenquellen und Erhebungsmethoden wurde versucht, eine moglichst hohe Reliabilitat der Daten (vgl. Schnell et al. 1999, S. 145) zu erzielen. Die Reliabilitat eines Untersuchungsverfahrens ist gegeben, wenn es eine Merkmalsauspragung prazise und stabil misst und somit eine wiederholte Erhebung des gleichen Objekts zu gleichen Ergebnissen fuhrt. In der vorliegenden Untersuchung wurden die erhobenen Daten untereinander abgeglichen und plausibilisiert. Diese Vorgehensweise soUte sicherstellen, dass als Priifinstanz fiir die Hypothesen moglichst belastbare Werte fiir die Untemehmen erhoben werden. 4.4.3.4 Datenriicklauf Fiir 43 der 150 Untemehmen (29%) wurden alle erforderlichen Daten bereits durch die Sekundaranalyse erhoben. Die weiteren 107 Untemehmensberatungen wurden zur 126

Erganzung oder Uberprufung der schon ermittelten Daten schriftlich per Email und Datenblatt kontaktiert. Von diesen Untemehmen sendeten 50% (54 Untemehmensberatungen) das Datenblatt teilweise oder voUstandig ausgefullt zuriick. Weitere 17% (18 Untemehmensberatungen) schrieben zuriick, dass sie an der Untersuchung nicht teilnehmen werden. Somit antworteten insgesamt 61% der kontaktierten Untemehmen auf die Anfrage. Lediglich 33% (35 Untemehmensberatungen) haben iiberhaupt nicht reagiert. Die vergleichsweise hohe Antwortquote ist mafigeblich darauf zuriickzufuhren, dass Untemehmen ohne unmittelbaren Riicklauf mehrfach kontaktiert wurden: Reagierten die Untemehmen zunachst nicht auf die Anfrage, wurden sie mit bis zu zwei weiteren Emails emeut gebeten, an der Untersuchung teilzunehmen. In vielen Fallen wurden die Emails von Anmfen begleitet.

4.5 Operationalisierung der Hypothesen In Kapitel 3 wurden mit Hilfe okonomischer Eigentumstheorien Hypothesen zur Allokation von Eigentumsrechten an Untemehmensberatungen formuliert. Die Hypothesen sind so aufgestellt, dass von einem bestimmten theoretischen Konstmkt (z.B. Kosten koUektiver Entscheidungen) ein Einfluss auf die Eigentumsallokation ausgeht. Da die theoretischen Konstmkte bzw. Begriffe in den Hypothesen nicht direkt messbar sind, miissen ihnen beobachtbare Sachverhalte zugeordnet werden, d.h. die Begriffe sind zu operationalisieren. Schnell et al. (1999, S. 123-124) verstehen die Operationalisiemng eines Begriffs als „Angabe einer Anweisung, wie Objekte mit Eigenschaften (Merkmalen), die der theoretische Begriff bezeichnet, beobachtbare Sachverhalte zugeordnet werden konnen." Im Rahmen der Operationalisiemng werden somit Mess- oder Beobachtungsvorschriften (Korrespondenzregeln) aufgestellt, die theoretischen Konstmkten empirische Sachverhalte zuordnen (vgl. Schnell et al. 1999, S. 125). Die empirisch beobachtbaren Sachverhalte werden auch als Variablen bezeichnet. Im Folgenden wird zunachst auf die Operationalisiemng der abhangigen Variable - die Eigentumsallokation - eingegangen. AnschlieBend wird die Operationalisiemng der unabhangigen Variablen beleuchtet, deren kausaler Einfluss auf die abhangige Variable Gegenstand der Regressionsanalyse ist. Zusatzlich enthalt die Untersuchung die KontroUvariablen Unternehmensalter und Ursprungsland,

ni

4.5.1 Abhangige Variable Die abhangige Variable in der vorliegenden Untersuchung ist die Eigentumsform. In vorausgegangenen empirischen Studien wurden bereits sehr unterschiedliche Eigentumsklassifizierungen eingesetzt (vgl. z.B. Cubbin/Leech 1983). Dies liegt daran, dass Untemehmenseigentum mindestens drei Dimensionen hat (vgl. Pedersen/Thomsen 1999): 1) Die Identitat des Haupteigentiimers, 2) die Konzentration der Eigentumsrechte und 3) die Gesellschaftsform des Untemehmens. Aufgrund dieser unterschiedlichen Merkmale von Eigentum existieren nicht nur eine Vielzahl verschiedener Klassifizierungen, sondem auch Messverfahren von Eigentum. Pittatore und Turati (2000, S. 36) beispielsweise erheben die Gesellschaftsform eines Untemehmens und verbinden mit der Gesellschaftsform eine bestimmte Eigentumsallokation, die sich an der Identitat der Eigentumer orientiert. Bei Demsetz und Lehn (1985) ist die abhangige Variable kontinuierlich und misst den Eigentumsanteil der groBten 5 bzw. 20 Eigenttimer. Jones und Mygind (1999, S. 427-429) konzentrieren sich auf die Identitat des Haupteigentiimers, und wieder andere Studien setzten Klassifizierungen ein, die sowohl die Streuung der Eigentumsrechte als auch die Identitat des Haupteigentiimers beriicksichtigen (vgl. z.B. Thomsen/Pedersen 1996). Wie bereits aufgezeigt, betrachtet die vorliegende Untersuchung die Identitat der Eigenttimer der Untemehmensberatung. Die abhangige Variable ist dabei dichotom und weist die Merkmalsauspragungen Partnerschaft und Investoreneigentum auf Untemehmen mit Eigentumsformen, die nicht in eine der beiden Kategorien fallen, sind nicht Gegenstand der Analyse. In der vorliegenden Untersuchung nimmt die abhangige Variable den Wert Partnerschaft an, wenn folgende drei Bedingungen erftillt sind: (1) Die Eigentumsrechte werden von zwei oder mehr Mitarbeitem entweder direkt oder indirekt gehalten.^^ (2) Bei den Mitarbeitem handelt es sich um leitende Angestellte, d.h. um Personen, die Arbeitgeberbefiignisse (z. B. Einstellungs- und Entlassungsbefiignis, Prokura) besitzen. (3) Kein einzelner Mitarbeiter halt mehr als 50% der Eigentumsrechte. Die Definition stellt sicher, dass es sich bei den Eigentumem um Insider handelt. Da aber Insider-Eigentum auch in der Form von Mitarbeiterkooperativen und eigen^^

128

Manche Untemehmen (z.B. Roland Berger Strategy Consultants) haben eine Holding-Gesellschaft, die die Anteile an der Untemehmensberatung halt. Die Mitarbeiter sind an der Holding beteiligt.

tumergefiihrten Untemehmen auftreten kann, sind durch die Bedingungen (2) und (3) diese Eigentumsformen zusatzlich definitorisch ausgegrenzt. Die abhangige Variable nimmt den Wert Investoreneigentum ein, sofem Eigentumsrechte in den Handen von untemehmensextemen, natiirlichen oder juristischen Personen liegen, die nicht als Mitarbeiter im Untemehmen aktiv sind. Dies ist eine breite Definition, die beispielsweise borsennotierte Untemehmensberatungen, Konzemtochter und Untemehmensberatungen berucksichtigt, die zu einer Finanzholding gehoren. 4,5.2 Unabhdngige Variablen Hypothese 1.1 bezieht sich auf Agency-Kosten in Untemehmensberatungen, im Speziellen auf die Monitoring-Vorzuge von Partnerschaften. Es wurde gezeigt, dass in Unternehmensberatungen eine vergleichsweise hohe Informationsasymmetrie besteht, die einen Spielraum fiir opportunistisches Verhalten eroffnet. Ebenso ist die Arbeitsleistung nicht ohne weiteres anhand des Arbeitsergebnisses zu beurteilen, da das Arbeitsergebnis von Faktoren beeinflusst wird, die der Mitarbeiter nicht zu verantworten hat. In solchen Situationen werden haufig erfolgsabhangige Kompensationsregelungen eingesetzt, um die Interessen von Mitarbeitem und Untemehmen mit Hilfe von monetaren Anreizen in Ubereinklang zu bringen. Die Gestaltung von Anreizvertragen ist jedoch haufig kostspieHg und problematisch (z.B. Fehlen geeigneter Bemessungsgmndlagen). Durch die inteme AUokation der Eigentumsrechte werden die Informationsasymmetrien reduziert. Die Monitoring-Vorziige der Partnerschaft sind vielfahig: Bspw. steigen die Monitoring-Anreize durch die Interessenharmonisiemng; zusatzlich setzt ein sehr effektives „Mutual Monitoring" ein. Im Zuge des effektiveren Monitorings werden auch die Moglichkeiten reduziert, sich opportunistisch zu verhalten. Die Monitoring-Vorteile der Partnerschaft bestehen vor allem dann, wenn aufgmnd der Art der Beratungsleistung die Kontrolle des Arbeitseinsatzes und der Arbeitsergebnisse schwierig ist. Wie bereits in Abschnitt 3.2.3 gezeigt wurde, sind die Informationsasymmetrien insbesondere bei kundenindividuellen Losungen hoch. Dahingegen nehmen die Vorteile der Partnerschaft gegeniiber dem Investoreneigentum in dem MaBe ab, je starker standardisiert die angebotene Beratungsleistung und der Beratungsprozesse sind. In anderen empirischen Studien wird der Grad der Standardisiemng von Dienstleistungen haufig mit Hilfe von Fragebogen erhoben (vgl. z.B. Robinson et al. 2002; Skaggs/Huffman 2003). Befragte werden gebeten, auf einer Likert-Skala eine Einschat129

zung uber den Grad der Standardisierung des Leistungsspektrums abzugeben. Problematisch an einer solchen Vorgehensweise ist, dass jeder Befragte eine subjektive Einschatzung hat, was standardisierte bzw. kundenindividuelle Leistungen sind. Somit liegt den Beobachtungen kein einheitlicher Mafistab zu Grunde. Das Problem wiirde etwas abgemildert, wenn eine Person alle Untemehmen auf Basis von Leistungsbeschreibungen klassifiziert. Allerdings ist auch diese Vorgehensweise sehr subjektiv gepragt und die Zuordnung von Untemehmen auf einer Skala nicht eindeutig. Das Angebot standardisierter Dienstleistungen wird in dieser Untersuchung durch die dichotome Variable IT-Hardware-/Software-Implementierung

abgebildet. Hierbei

geht es darum, ob eine Untemehmensberatung „fertige" Software-Pakete (z.B. SAP, Oracle) bei Klienten einflihrt. Diese Tatigkeit beinhaltet ein stark routinemafiiges und standardisiertes Vorgehen. Haufig werden die Berater vorab in der Implementierung dieser Produkte speziell geschult. Im Gegensatz zur Entwicklung einer Markteintrittsstrategie kann ein Berater relativ schnell und selbstandig derartige Leistungen erbringen. Die Kontrolle der Arbeitsergebnisse ist des Weiteren vergleichsweise einfach durch die Uberprufung der Funktionsweise des Systems moglich. Dahingegen lassen sich Qualitat und Erfolg einer Markteintrittsstrategie, wenn iiberhaupt, nur sehr viel schwieriger beurteilen. Bietet eine Untemehmensberatung die Implementiemng von Hardware/Software an, dann nimmt die Variable den Wert 1 ein, andemfalls 0.

Die Hypothese 1.2 kniipft an die vorausgegangene Argumentation an. Die AgencyKostenvorziige der Partnerschaft bestehen insbesondere bei hohen potenziellen Kosten aus opportunistischem Verhalten. Wie bereits aufgezeigt, ist der opportunistische Verhaltensspielraum vor allem bei den leitenden Angestellten betrachtlich. Sie besitzen ein beachtliches, nicht-firmenspezifisches Humankapital, da sie iiber Erfahmng, Know-how und vor allem Klientenbeziehungen verfugen. In einer solchen Situation sind die leitenden Angestellten sehr mobil, weshalb sie eine grofie Verhandlungsmacht gegentiber dem Untemehmen haben. Geht das Untemehmen nicht auf ihre Vorstellungen ein, konnen sie das Untemehmen verlassen und die Klientenbeziehungen mitnehmen. Durch die AUokation der Eigentumsrechte an die leitenden Angestellten wird die Gefahr opportunistischen Verhaltens deutlich reduziert. Die Vorziige der Partnerschaft gegentiber dem Investoreneigentum sind umso groBer, desto hoher das Humankapital der Mitarbeiter ist.

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Das Humankapital wird in empirischen Untersuchungen auf ganz unterschiedliche Art und Weise operationalisiert. Hitt et al. (2001) verwenden z.B. die Qualitat der universitaren Ausbildung und die Anzahl Jahre an Berufserfahrung. Ein weiterer haufig verwendeter Indikator in der Professional-Services-Industrie ist das Gehalt eines Mitarbeiters (vgl. z.B. MacDonald/Reynolds 1994; Nachum 1999b, S. 46). Das Gehalt reflektiert Ausbildung, Erfahrung und Qualifikation des Mitarbeiters. Allerdings ist dieser Indikator nicht besonders geeignet, wenn Untemehmen mit der Eigentumsform Partnerschaft betrachtet werden, da das Gehalt keinen Aufschluss iiber eine wesentliche Entlohnungskomponente der Partner, die Beteiligung am Untemehmenserfolg, gibt. Somit weisen die Personalkosten systematisch zu niedrig die Entlohnung aus (vgl. Nachum 1999a, S. 928). Daruber hinaus ist die Ermittlung von Personalkosten nicht borsennotierter Untemehmensberatungen haufig nicht moglich, was auf die bereits dargestellte Verschwiegenheit der Branche zuriickzufuhren ist. In dieser Untersuchung wird daher der Umsatz pro Mitarbeiter verwendet. Das Humankapital ist der wichtigste Produktionsfaktor von Untemehmensberatungen. Die Klienten werden bei der Beauftragung der Untemehmensberatung eine Abwagung der Aufwands-Ertrags-Relation vomehmen, unter der Annahme, dass ein hoheres Humankapital der Beratung zu besseren Beratungsergebnissen fiihrt. Der Umsatz pro Mitarbeiter spiegelt deshalb die Hohe der Zahlungsbereitschafl der Klienten basierend auf dem Humankapital der Mitarbeiter der Untemehmensberatung wider. Der Umsatz pro Mitarbeiter wird in US-Dollar ausgewiesen. Zur Berechnung des Werts wurde der durchschnittliche Umsatz pro Mitarbeiter in den Jahren 2002 und 2003 verwendet. Hypothese 2.1 diskutiert den Nachteil von Partnerschaften im Vergleich zu Unternehmen im Eigentum von Investoren in der Beschaffiing von Kapital. Es wurde gezeigt, dass, wenn eine Untemehmensberatung einen groBeren Kapitalbedarf hat, dieser aufgmnd von Informationsasymmetrien und mangelnden Sicherheiten nur unzureichend durch Leasing und Kredite gedeckt werden kann. Da Partner Vermogensbeschrankungen unterliegen, sind auch ihre Finanziemngsmoglichkeiten begrenzt. In einer solchen Situation werden untemehmensexteme Investoren benotigt, die im Gegenzug zu ihrer Einlage Eigentumsrechte erhalten. Somit fahrt ein steigender Kapitalbedarf zu einer sinkenden Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung als Partnerschaft organisiert ist.

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Der Kapitalbedarf von Untemehmensberatungen wird in dieser Untersuchung durch die zwei Variablen Outsourcing und geografische Diversifikation

operationa-

lisiert. Outsourcing bezeichnet hier die Ubemahme von outgesourcten Leistungen und nicht die Beratung bei Outsourcing-Prozessen und erfordert deshalb umfangreiche Investitionen in die IT-Infrastruktur (vgl. Abschnitt 3.3.3)/^ Die Variable nimmt den Wert 1 an, falls die Untemehmensberatung Outsourcing-Leistungen anbietet, ansonsten den Wert 0.^^ Einen erhohten Kapitalbedarf spiegelt auch die zweite Variable, die geografische Diversifikation der Untemehmensberatung, wider. In Abschnitt 3.3.3 wurde erlautert, dass sowohl die geografische Expansion durch Eigenaufbau, als auch durch die Ubernahme eines Wettbewerbers mit erheblichen finanziellen Mitteln und Vorabinvestitionen verbunden ist. Die Variable geografische Diversifikation wurde mit Hilfe einer Faktorenanalyse erzeugt (vgl. z.B. Backhaus et al. 2003, S. 259-332; Bamberg/Baur 1996, S. 233-239 zur Faktorenanalyse). Hierzu wurden drei stark miteinander korrelierende Einzelvariablen - Anzahl Biiros, Anzahl Lander und Anzahl Kontinente, in denen die Untemehmensberatung aktiv ist - in die Analyse eingeschlossen. Die Ergebnisse der Faktorenanalyse befinden sich im Anhang 4.^^ Durch die Faktorenanalyse konnte aus den drei Variablen ein gemeinsamer Faktor - die aggregierte Variable geografische

Diversifi-

kation - ermittelt werden, die einen Eigenwert von 2,286 aufweist und 76% der Varianz der Variablen erklart. Die Faktorenladungen der drei Einzelvariablen sind fur Anzahl Biiros: 0,839, Anzahl Lander: 0,887 und Anzahl Kontinente: 0,892. In anderen empirischen Untersuchungen wird haufig der Kapitalbedarf mit Hilfe von Bilanzkennzahlen operationalisiert. Beispielsweise verwenden Jones et al. (2003) als Variable das durchschnittliche Anlagevermogen pro Mitarbeiter (vgl. z.B. auch Earle/Estrin 1997, S. 63; Viswanathan/Cummins 2003). Derartig detaillierte Kennzahlen stehen in dieser Untersuchung allerdings nicht zur Verftigung. Erstens ist der Im Rahmen der Datenerhebung wurde ermittelt, ob die Untemehmensberatungen Outsourcing und/oder Call-Center-Dienstleistungen anbieten. Da Call-Center-Leistungen von untergeordneter Bedeutung waren, wird im Folgenden schlicht von „Outsourcing" gesprochen. Die Variable Outsourcing konnte auch als ein weiterer Indikator fur ein eher standardisiertes Leistungsspektrum verwendet werden (Hypothese 1.1). Die Entwicklung und Umsetzung eines Outsourcing-Konzepts ist zwar auf die Bediirfhisse der Kunden zugeschnitten, der tagliche, operative Betrieb ist dahingegen stark standardisiert und lauft nach vordefinierten Schemata ab. Brosius (1998, S. 639-670) gibt einen guten Uberblick zur Durchfuhrung und Interpretation von Faktorenanalysen. An dieser Stelle wird auf eine weitergehende Darstellung und Diskussion der Ergebnisse bewusst verzichtet, da die Faktorenanalyse nur ein Zwischenschritt ist und nicht die zentrale Analysemethode der vorliegenden Untersuchung darstellt.

132

uberwiegende Teil der betrachteten Untemehmensberatungen nicht borsennotiert und entzieht sich damit den strengen Publizitatsanforderungen. Zweitens ist die Untemehmensberatungsbranche vergleichsweise verschwiegen, weshalb derartige Informationen nur selten bereitgestellt werden, selbst dann, wenn sie im Rahmen einer wissenschafllichen Untersuchung erhoben werden sollen. Eng verbunden mit der „Kapitalbedarf-Hypothese" ist die „Risiko-Hypothese". Wie bereits in Abschnitt 3.3.3 erlautert, vergeben Partner durch das Eigentum an ihrem Untemehmen Diversifikationsmoglichkeiten, da sie mehr Anteile halten, als aus Risikound Rendite-Gesichtspunkten optimal ware. Die Vergabe risikostreuender Diversifikationsmoglichkeiten wiegt umso schwerer, je groBer das Geschaftsrisiko der Unternehmensberatung ist. Insbesondere in kleineren und mittelgroBen Untemehmensberatungen ist der Erwerb von Untemehmensanteilen ftir leitende Angestellte eine substanzielle Frage. Die erforderlichen Einlagen stellen teilweise fur jemanden mit ca. 6 bis 10 Jahren Berufserfahrung eine beachtliche Summe dar. Haufig leihen sich die neuen Partner Geld von der Partnerschaft, um die finanzielle Einlage aufbringen zu konnen (vgl. MorrisonAVilhelm 2003, S. 9). Vor diesem Hintergrund werden leitende Angestellte nur dann in das Untemehmen investieren, wenn sie an den Erfolg glauben und das Risiko ftir iiberschaubar halten. Das Geschaftsrisiko wird in dieser Untersuchung durch die Umsatzvolatilitdt abgebildet. In der Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre ist das Geschaftsrisiko eines Untemehmens zusammengefasst reflektiert. Zur Berechnung der Umsatzvolatilitdt wird der Variationskoeffizient {V) verwendet und mit 100 multipliziert. Der Variationskoeffizient ist ein relatives StreuungsmaB und als Quotient aus der empirischen Standardabweichung (5) und dem arithmetischen Mittel (^X^definiert:

v= l X Die empirische Standardabweichung (*S) ist ein StreuungsmaB fur metrisch skalierte Variablen und bezieht sich auf das arithmetische Mittel:

'=^¥^

Die GroBe gibt somit an, wie viel Prozent des durchschnittlichen Umsatzes (Mittelwert) die Standardabweichung betragt (vgl. Schulze 1994, S. 65-77). Je groBer 133

der Wert, desto groBer das Geschaftsrisiko. Zur Berechnung der Umsatzvolatilitdt einer Untemehmensberatung werden die Umsatze von 1999 bis 2003 (5 Jahre) verwendet. Die hier gewahlte Vorgehensweise zur Operationalisierung des Risikos wurde auch bei anderen Untersuchungen gewahlt. So verwenden beispielsweise Jones et al. (2003, S. 32) ebenfalls den Variationskoeffizienten des Umsatzes. Thomsen und Pedersen (1998, S. 393) wahlen eine ahnliche Operationalisierung; sie nehmen die Standardabweichung der Eigenkapitalrendite (vgl. auch Demsetz/Lehn 1985, S. 1164). Zur Berechnung des Variationskoeffizienten miissen die Umsatzangaben fur das Untemehmen fiir jedes Jahr innerhalb der Zeitspanne von 1999 bis 2003 vorliegen. Eine vollstandige Erhebung der benotigten Daten war jedoch nur flir 61 Untemehmen der Stichprobe moglich. Um eine ausreichend hohe Anzahl an Beobachtungen in den Regressionsmodellen zu haben, wird die Variable Umsatzvolatilitdt deshalb nicht in die Analyse eingeschlossen. Stattdessen wird ihre Beziehung zur Eigentumsallokation auf Basis bivariater Statistiken Uberpruft. Hypothese 3 bezieht sich auf die Kosten koUektiver Entscheidungen in Untemehmensberatungen. In Abschnitt 3.4.3 wurde argumentiert, dass Mitarbeitereigentumer bzw. Partner heterogenere Interessen haben als untemehmensexteme Eigentumer. Diese heterogeneren Interessen konnen zu aufwandigen und ineffizienten Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen fuhren. Bei sehr heterogenen Mitarbeiterinteressen konnen die Agency-Kostenvorteile der Partnerschaft unter Umstanden durch die Kosten kollektiver Entscheidungen iiberkompensieren werden. In einer solchen Situation ist die Allokation der Eigentumsrechte an untemehmensexteme Investoren die effizientere Losung. Im Rahmen der Ableitung der Hypothese wurde deutlich, dass die Heterogenitat der Interessen in Partnerschaften mit zunehmender UntemehmensgroBe steigt und die Aufrechterhaltung einer effizienten Konsensbildung behindert. Die UntemehmensgroBe wirkt sich auf die Anzahl der Partner und die Diversifikation (hinsichtlich funktionaler Leistungen, geografischer Verbreitung und bedienter Klientenindustrien) der Untemehmensberatung aus. Je hoher die Anzahl der potenziellen Mitarbeitereigentumer und je diversifizierter die Untemehmensberatung, desto groBer die Heterogenitat der Interessen und die Kosten kollektiver Entscheidungen. Zur Abbildung der Heterogenitat der Eigentiimer und ihrer Interessen ist eine Vielzahl unterschiedlicher Variablen denkbar. Empirische Studien, die allgemein den Zusammenhang zwischen Gmppenheterogenitat und -konflikten untersuchen, verwenden 134

haufig demografische Merkmale der Gruppenmitglieder (z.B. Alter, Ausbildung) als Variablen (vgl. z.B. Eisenhardt et al. 1997; Pelled et al. 1999). In dieser Untersuchung wird wie bereits bei Jones et al. (2003, S. 12) die UntemehmensgroBe (in Form der Anzahl der Mitarbeiter) als Variable fur die Heterogenitat der Interessen verwendet. Die Werte der Variable Anzahl Mitarbeiter werden aus dem Durchschnitt der Anzahl der Mitarbeiter in den Jahren 2002 und 2003 ermittelt. Zur Reduktion der rechtsschiefen Verteilung werden die logarithmierten Werte in die Analysen einbezogen {log(Anzahl Mitarbeiter)).^^ Die Interessenheterogenitat wird neben der UntemehmensgroBe als eine Art ubergeordnete Variable, die sowohl auf die Anzahl der Mitarbeitereigentiimer als auch die Untemehmensdiversifikation einwirkt, in der Anzahl der bedienten Klientenindustrien reflektiert. Untemehmensberatungen sind haufig in so genannten Industry

Groups,

Practices oder Divisions organisiert, denen die Mitarbeiter zugeordnet werden. Es ist denkbar, dass einzelne Industriegruppen sich z.B. untereinander um Ressourcen streiten. Beispielsweise muss eine Partnerschaft entscheiden, ob sie Erlose in den Aufbau einer weiteren Industriegruppe investiert, den Ausbau einer bestehenden Industriegruppe fordert oder aber einfach die Erlose an die Partner ausschtittet. Ist eine Untemehmensberatung auf eine (wenige) Industrie(n) fokussiert, steht deshalb zu erwarten, dass das Konfliktpotenzial geringer ist. Die Variable Anzahl Industrien ist nominal skaliert und misst im Minimum eine und im Maximum zwolf bediente Industrien (vgl. z.B. auch Jones/Mygind 1999). Die Definition der Industrien basiert auf Kennedy Information (2004, S. 63) und beinhaltet folgende Kategorien: Business Services, Communications & Media, Consumer Packaged Goods, Energy & Chemicals, Financial Services, Healthcare, High Tech, Industrial Manufacturing, Public Sector, Retail & Leisure, Transportation und Utilities. Zusatzlich zu den Variablen log(Anzahl Mitarbeiter) und Anzahl Industrien kann die bereits besprochene geografische Diversifikation als weitere Variable zur Abbildung der Interessenheterogenitat hinzugezogen werden. Die Variable beeinflusst sowohl direkt die Heterogenitat der potenziellen Eigentiimer als auch indirekt die Interessenheterogenitat. Beispielsweise konnen Konflikte zwischen Partnem entstehen, wenn es um die Eroffnung/SchlieBung zusatzlicher Biirostandorte im Ausland geht oder um die Verteilung des Gewinns zwischen den Standorten/Regionen. Auch Earle und Estrin Dies ist ein in organisationsokonomischen Studien iibliches Verfahren (vgl. z.B. Kimberly 1976; Skaggs/Huffman 2003). Zur Verteilung der Variable siehe auch Abschnitt 5.2.

135

(1997, S. 64) haben die geografische Verbreitung zur Operationalisierung der Interessenheterogenitat verwendet. Allerdings messen sie mit Hilfe eines Herfindahl-Indexes die Konzentration der Umsatze in den geografischen Markten. Eine direkte Variable zur Abbildung der fiinktionalen Diversifikation und damit der Heterogenitat des Leistungsspektrums (wie z.B. bei Earle/Estrin 1997, S. 64) ware wiinschenswert gewesen, da sehr unterschiedliche Tatigkeiten (Geschaftsfelder) innerhalb einer Untemehmensberatung vermutlich Konflikte iiber die Allokation von Ressourcen zwischen den Geschaftsfeldem auslosen. Zur Erfassung der funktionalen Diversifikation eines Untemehmens wurde in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl unterschiedlicher Messverfahren entwickelt. Manche Messverfahren beschranken sich auf die Anzahl unterschiedlicher Aktivitaten (Produkte) eines Untemehmens, andere beruhen auf der Berechnung von Spezialisierungskennzahlen (Diversifikationsindices) und wieder andere berucksichtigen die Beziehung zwischen den unterschiedlichen Tatigkeiten und/oder die strategische Richtung der Diversifikation. Richter (1998, S. 142-154) gibt hierzu einen guten Uberblick (vgl. z.B. auch Hoskisson et al. 1993; Montgomery 1982; Pitts/Hopkins 1982). Wegen der eingeschrankten Datenlage wurde zu Beginn dieser Untersuchung versucht, die Heterogenitat des Leistungsspektrums einer Untemehmensberatung basierend auf der Anzahl unterschiedlicher Tatigkeiten zu messen. Als Gmndlage wurde das nordamerikanische Klassifikationssystem NAICS verwendet.^^ NAICS steht fiir „North American Industry Classification System" und ordnet einem Untemehmen, je nach Art der Tatigkeit, einen oder mehrere Codes zu (vgl. z.B. Sabroski 2000 fur mehr Informationen zu NAICS).^"^ Die Verwendung dieses Systems ist ein sehr ubliches Verfahren zur Erfassung der Diversifikation eines Untemehmens (vgl. z.B. Montgomery 1985; RamanujanvVaradarajan 1998, S. 538-540). Bei der Verwendung des NAICS-Systems traten allerdings eine Reihe von Problemen auf, weshalb von der direkten Operationalisiemng der Diversifikation des Leistungsspektmms letztendlich abgesehen wurde. Erstens waren nicht fur alle betrachteten Untemehmen Codes verfiigbar. Zweitens musste auf die Klassifikationen unterschiedlicher Research-Firmen (Gale Group, Hoppenstedt etc.) zuruckgegriffen werden, die teilweise inkonsistent waren. Drittens erwiesen sich die NAICS-Codes als nicht

Das nordamerikanische NAICS-System bietet sich insofem an, als der iiberwiegende Teil der Untemehmen in der Stichprobe aus den USA stammt. Das NAICS-System hat das SIC-System („Standard Industrial Classification") 1997 abgelost.

136

differenziert genug. Sie eignen sich somit nicht zur Erfassung und zum Vergleich des Ausmafies der Diversifikation von Untemehmen innerhalb einer Industrie, sondem sind insbesondere zur Analyse des Diversifikationsgrades von Untemehmen mit sehr unterschiedlichen Tatigkeiten von Nutzen. 4,5,3 Kontrollvariablen Zusatzlich zu den theoretisch abgeleiteten und bereits behandelten unabhangigen Variablen werden das Unternehmensalter und das Ursprungsland als Kontrollvariablen in die Analyse eingeschlossen. Beide Variablen stehen in dieser Untersuchung nicht fur theoretische Konstrukte, die auf der Basis okonomischer Eigentumstheorien entwickelt wurden. Da aber diese Variablen moglicherweise einen Einfluss ausiiben, der vielleicht mit einem anderen theoretischen Zugriff erklart werden kann, werden das Unternehmensalter und das Ursprungsland zusatzlich als KontroUvariable eingeschlossen. Diese Variablen sind im engeren Sinne auch unabhangige Variablen, da ihr Einfluss auf die Eigentumsallokation untersucht wird. Mit dem Unternehmensalter werden in anderen empirischen Studien (zur Professional-Services-Industrie) haufig sehr unterschiedliche theoretische Konstrukte assoziiert. Beispielsweise steht das Unternehmensalterfiirdie gesammelte Erfahrung Oder die immateriellen Vermogenswerte eines Untemehmens (vgl. Nachum 1999b, S. 38, 183-184). In dieser Untersuchung wird das Alter eines Untemehmens mit der Anzahl Jahre im Geschaft gemessen. Zur Reduktion der rechtsschiefen Verteilung werden emeut die logarithmierten Werte verwendet.^^ Die in die Regressionsanalyse eingeschlossene Variable wird deshalb als log(Unternehmensalter) bezeichnet. Die Variable Ursprungsland beschreibt, in welchem Land das Untemehmen gegriindet wurde. Vertreter politischer Eigentumstheorien unterstellen, dass der nationale Hintergmnd und die damit verbundenen institutionellen Wesensmerkmale die Eigentumsallokation beeinflussen, weshalb sich Eigentumsstmkturen von Land zu Land unterscheiden (vgl. z.B. Moerland 1995; Prowse 1996). Die Variable Ursprungsland isi nominal skaliert und weist drei Merkmalsauspragungen auf. Stammt das Untemehmen

Zur Verteilung der Variable siehe auch Abschnitt 5.2.

137

aus den USA, nimmt die Variable den Wert 0 an. Fiir Deutschland nimmt die Variable den Wert 1 und fiir alle iibrigen bzw. mehrere^^ Lander den Wert 2 an. Tabelle 4 enthalt einen zusammenfassenden Uberblick iiber die verwendeten theoretischen Konstrukte, ihre Operationalisierung, ihre Messung und ihren erwarteten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist.

86

138

Haben in der Vergangenheit zwei oder mehr gleichberechtigte Untemehmensberatungen aus zwei verschiedenen Ursprungslandem miteinander fusioniert, dann wird dem daraus entstandenen Unternehmen die Variablenauspragung 2 zugewiesen.

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Die logistische Regressionsgleichung stellt nun eine Wahrscheinlichkeitsbeziehung zwischen dem Ereignis Partnerschaft (y = 1) und den unabhangigen Variablen dar. Sie berechnet in Abhangigkeit der Merkmalsauspragungen der unabhangigen Variablen (z.B. Alter, Anzahl Mitarbeiter) die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Untemehmensberatung k die Eigentumsform Partnerschaft aufweist. Die Schatzung der Regressionskoeffizienten Pj fiir die unabhangigen Variablen ist die eigentliche Zielsetzung der binaren logistischen Regression, denn die Regressionskoeffizienten spiegeln die Einflussgewichte der unabhangigen Variable auf die Eintrittswahrscheinlichkeit Partnerschaft {y = \) wider. Die Schatzung der Regressionskoeffizienten erfolgt iiber die Maximum-Likelihood-Methode (vgl. z.B. AndreB et al. 1997, S.

142

40-47; Pampel 2000, S. 40-45). Die Regressionskoeffizienten werden haufig auch als Logit-Koeffizienten und die z-Werte als Logits bezeichnet. Allgemein lasst sich aus der Regressionsgleichung (3) ablesen, dass steigende Logits den Nenner verkleinem und dementsprechend die Wahrscheinlichkeit des Eintretens der Eigentumsform Partnerschaft steigt. Somit erhohen (reduzieren) Regressionskoeffizienten mit einem positiven (negativen) Vorzeichen die Wahrscheinlichkeit der Eigentumsallokation an die Partner. Eine derartige binare logistische Funktion weist einen S-formigen Verlauf auf; sie ist illustrativ in Abbildung 7 dargestellt.

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Auspragung der z-Werte (Logits)

Abbildung 7: Beispielhafter Verlauf der logistischen Regressionsfunktion Quelle: Backhaus et al. (2003, S. 424)

Der Funktionsverlauf zeigt, dass alle Modellprognosen in dem Intervall [0;1] liegen, weshalb sie als Wahrscheinlichkeiten interpretiert werden konnen. Der Kurvenverlauf verdeutlicht auch den nicht-linearen Zusammenhang zwischen der abhangigen Variable und den unabhangigen Variablen. Der binaren logistischen Regression liegen bestimmte Annahmen und Voraussetzungen zugrunde (vgl. Backhaus et al. 2003, S. 418-477; Urban 1993, S. 13-14): 1) Fiir die Verwendung der binaren logistischen Regression muss die abhangige Variable dichotom sein. Hat die abhangige nominale Variable mehr als zwei Merkmals143

auspragungen, muss altemativ eine multinomiale logistische Regression verwendet werden. 2) Die unabhangigen Variablen konnen sowohl kategoriale als auch metrische Skalenniveaus aufweisen. Werden kategoriale Variablen mit mehr als zwei Merkmalsauspragungen in die Analyse eingeschlossen, so werden diese letztendlich in binare Variablen zerlegt. Fiir diese so genannten Dummy-Variablen werden eigenstandige Regressionskoeffizienten geschatzt. Ftir eine metrische Variable wird dahingegen nur ein Koeffizient geschatzt, der den Einfluss der unabhangigen Variable auf die Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses der abhangigen Variable wiedergibt. 3) Die unabhangigen Variablen soUten keine bzw. nur eine geringe lineare Abhangigkeit voneinander aufweisen (keine Multikollinearitat). Auf diese wichtige Voraussetzung wird im nachsten Kapitel noch genauer eingegangen. 4) Beziiglich der benotigten Anzahl an Beobachtungen werden in der Literatur unterschiedliche Werte aufgefiihrt. Nach Backhaus et al. (2003, S. 470) soUten pro Gruppe {Partnerschaft und Investoreneigentum) mindestens 25 Beobachtungen vorHegen. Urban (1993, S. 1, S. 13) spricht insgesamt von mindestens 50, Rese und Bierend (1999, S. 240) von mindestens 100 Beobachtungen. Da aber die benotigte Anzahl an Beobachtungen mit einer groBeren Anzahl an unabhangigen Variablen steigt, sind derartige Empfehlungen zu pauschal. Diesem Aspekt tragen Hosmer und Lemeshow (2000, S. 346-347) Rechnung. Ihr Vorschlag lautet, dass das Verhaltnis aus Anzahl an Beobachtungen in der kleineren Gruppe der abhangigen Variablen zur Anzahl der unabhangigen Variablen ca. 10 betragen sollte. 4,6.2 Software Die statistische Datenanalyse wurde mit Hilfe des Softwareprogramms SPSS 11.5 durchgeftihrt. Neben dem Basismodul von SPSS kam auch das Erweiterungsmodul Regression Models zum Einsatz. Regression Models stellt zusatzliche statistische Analyseverfahren bereit und enthalt unter anderem Prozeduren zur logistischen Regression. Die meisten kommerziell erhaltlichen Programme zur statistischen Datenanalyse produzieren sehr ahnliche Ergebnisse (vgl. Peng/So 2002). Vor diesem Hintergrund wurde SPSS ausgewahlt, da es iiber eine sehr bedienerfreundliche Benutzeroberflache verfiigt und daruber hinaus das weltweit am meisten verbreitete Programm zur statistischen Datenanalyse ist (vgl. Buhl/Zofel 2002, S. 15). Allerdings sei an dieser 144

Stelle angemerkt, dass sich die erhaltlichen Software-Pakete durchaus hinsichtlich Flexibilitat, grafischer Fahigkeiten, verfiigbarer Diagnoseverfahren etc. unterscheiden konnen.^^

4.7 Kapitelzusammenfassung In Kapitel 4 sollte aufgezeigt werden, wie die im vorangegangenen Kapitel deduktiv abgeleiteten Hypothesen empirisch iiberprufl werden sollen. Der Entwicklung eines eigenen empirischen Untersuchungsdesigns wurde in Abschnitt 4.3 zunachst eine Analyse des Designs anderer empirischer Studien vorangestellt. Dabei wurde vor allem deutlich, dass die okonomischen Eigentumstheorien bisher kaum empirisch iiberprufl wurden, weshalb auf diesem Gebiet ein erheblicher Forschungsbedarf besteht. Dariiber hinaus war interessant, dass in den meisten Studien die Sekundaranalysen als Forschungsform und die Regressionsanalyse zur Datenauswertung eingesetzt wurden. Anschliefiend wurde auf die Grundgesamtheit und die Bildung der Stichprobe eingegangen. Durch die Definition der Grundgesamtheit wurde festgelegt, iiber welche Art von Untemehmensberatungen letztendlich Aussagen getroffen werden sollen. Hierbei handelt es sich um groBe und fuhrende Untemehmensberatungen mit den Eigentumsformen Partnerschafl und Investoreneigentum. Die Auswahl der Untemehmensberatungen fiir die Stichprobe geschah durch ein Verfahren der bewussten Auswahl. Konkret wurden zur Auswahl der Untemehmensberatungen auf Untemehmens-Rankings zuruckgegriffen. Da erst nach der Durchfiihmng der Datenerhebung Aussagen iiber die Eigentumsformen der Untemehmensberatungen gemacht werden konnen, werden im nachsten Schritt (Kapitel 5) zur Bildung der Stichprobe aus den 150 identifizierten Untemehmensberatungen jene ausgewahlt, die die Eigentumsformen Partnerschaft oder Investoreneigentum aufweisen. Anschliefiend wurde beschrieben, wie iiber eine Sekundaranalyse die Daten fiir die vorlaufig ausgewahlten Untemehmen erhoben wurden. Konnten auf diesem Wege nicht alle erforderlichen Daten ermittelt werden, wurden zur Erganzung der Daten Untemehmensberatungen zusatzlich per Email und Datenblatt kontaktiert.

Der an dieser Thematik interessierte Leser findet einen Vergleich von sechs unterschiedlichen statistischen Software-Programmen, mit denen jeweils die selbe logistische Regressionsanalyse durchgeftihrt wurde, bei Peng und So (2002). Ziel der Analyse war ein Vergleich der Leistungsfahigkeit (z.B. Flexibilitat, Genauigkeit) der unterschiedlichen Programme.

145

Der darauf folgende Abschnitt 4.5 erlauterte die Operationalisiemng der Hypothesen. Da die in den Hypothesen enthaltenen theoretischen Konstrukte (Begriffe) nicht direkt messbar sind, miissen ihnen beobachtbare Sachverhalte zugeordnet werden. Im Rahmen der Operationalisiemng wurden somit letztendlich Mess- oder Beobachtungsvorschriften aufgestellt. Abschnitt 4.6 befasste sich mit der Datenauswertung. Aufgrund der beleuchteten Fragestellung und den Eigenschaften der Variablen ist fiir die vorliegende Untersuchung die binare logistische Regression ein geeignetes Modell zur Oberprufling der postulierten Zusammenhange. Im folgenden Kapitel 5 werden die Ergebnisse der Datenanalyse vorgestellt.

146

5 Datenanalyse und Ergebnisse

5.1 Einleitung Hauptgegenstand des Kapitels 5 ist die empirische Uberprufung der in Kapitel 3 formulierten Hypothesen. Ziel dieses Kapitels ist daher die Ermittlung von Modellen, die den vermuteten Zusammenhang zwischen der Eigentumsform und den unabhangigen Variablen moglichst gut abbilden. Bei den Modellen zur Uberprufung der Hypothesen handelt es sich um binare logistische Regressionen. Im kommenden Abschnitt 5.2 wird vorab ein Uberblick iiber die Ergebnisse der deskriptiven Datenauswertung gegeben. Zunachst wird auf die Verteilung der Eigentumsform der 150 Untemehmensberatungen der vorlaufigen Liste zur Bildung der Stichprobe eingegangen. Hierbei wird deutlich, dass die Partnerschaft und das Investoreneigentum von herausragender Bedeutung sind sowie eigentumergefuhrte Untemehmensberatungen und Mitarbeiterkooperativen nur eine untergeordnete RoUe spielen. AnschlieBend wird die Stichprobe gebildet und vorgestellt. Sie enthalt nur die Untemehmensberatungen mit den Eigentumsformen Partnerschaft und Investoreneigentum. Des Weiteren umfasst die Stichprobe ausschlieBlich jene Untemehmen, die fur die Regressionsanalyse ausreichend voUstandige Datensatze aufweisen. Im Rahmen der Darstellung der deskriptiven Ergebnisse der Stichprobe werden Informationen zu Haufigkeiten, Mittelwerten etc. geben, um einen Uberblick iiber die Eigenschaften der Untemehmen in der vorliegenden Untersuchung zu vermitteln. Der anschlieBende Abschnitt 5.3 widmet sich der Modellbildung den binaren logistischen Regressionen. Zunachst erfolgt die Berechnung univariater logistischer Regressionen mit nur einer unabhangigen bzw. erklarenden Variablen. Die Ergebnisse der univariaten logistischen Regressionen geben einen ersten Hinweis auf Variablen, die in den Erklamngsmodellen von Bedeutung sind. Im Anschluss an die Auswahl der Variablen ftir die Modellbildung werden diese noch auf Multikollinearitat hin gepruft. Hierauf aufbauend erfolgt die Ermittlung multivariater logistischer Regressionsmodelle. Dabei wird die Bedeutung einzelner Variablen im Zusammenwirken mit alien anderen eingeschlossenen Variablen betrachtet und beurteilt. Auf Basis der Modellergebnisse konnen die formulierten Hypothesen entweder bestatigt oder verworfen werden.

147

Das Kapitel endet mit einem Exkurs zur Analyse des Zusammenhangs zwischen Eigentumsformen und Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen. In Kapitel 2 wurde im Rahmen des Exkurses bereits die Vermutung formuliert, dass Eigentumsformen und Gesellschaftsformen von Untemehmensberatungen haufig voneinander abweichen konnen. In diesem Abschnitt soil diese Vermutung iiberpruft werden.

5.2 Deskriptive Ergebnisse 5.2. /

Eigentumsform

In Abschnitt 4.4.2 wurde die Vorgehensweise zur Bildung der Stichprobe aufgezeigt. Nach Konsolidierung der verschiedenen Listen und Ausschluss von Doppelnennungen und nicht mehr existenten Firmen ergeben sich 150 Untemehmen, die potenziell in die Analyse einbezogen werden konnen. Die Verteilung der Eigentumsformen dieser Unternehmen ist in Abbildung 8 dargestellt. Ca. 41% der Untemehmensberatungen sind Partnerschaften. Mitarbeiterkooperativen machen 2% der Untemehmen aus, und 6% der Untemehmensberatungen sind eigentiimergefiihrt. Die restlichen 51% befmden sich im Eigentum von Investoren. Dabei teilt sich dieser Anteil auf borsennotierte Untemehmensberatungen (ca. 17%) und Untemehmensberatungen im Eigentum sonstiger Investoren (ca. 35%) auf Die Ergebnisse bestatigen die empirische Relevanz der Partnerschaft als bedeutende Eigentumsform von Untemehmensberatungen. Auffallig ist auBerdem der hohe Anteil an Untemehmen mit Investoreneigentum.

148

Abbildung 8: Verteilung der Eigentumsformen der 150 Unternehmensberatungen

Es ist wichtig anzumerken, dass die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf den gesamten Untemehmensberatungsmarkt iibertragen werden konnen. Im Zuge der Auswahl der Untemehmen erfolgte eine Fokussierung auf groBe und ftihrende Unternehmensberatungen. Es erscheint daher plausibel, dass die eigentiimergefuhrten Unternehmensberatungen, die haufig kleiner sind, im Gesamtmarkt eine hohere empirische Relevanz haben, wahrend die Relevanz von Unternehmensberatungen im Investoreneigentum niedriger sein dtirfte. Die folgende Untersuchung zur Uberpriifung der Hypothesen konzentriert sich ausschlieBHch auf die beiden Eigentumsformen Partnerschaft und Investoreneigentum, da nur Untemehmen mit diesen Eigentumsformen Teil der Grundgesamtheit sind. Zur Bildung der Stichprobe sind daher zunachst die eigenttimergefiihrten Unternehmensberatungen und die Mitarbeiterkooperativen aus der vorlaufigen Liste zu entfemen, um die Stichprobe zu bilden. Dadurch reduziert sich die Anzahl der Untemehmen um 12. Es verbleiben 138 Untemehmen mit der Eigentumsform Partnerschaft oder Investoreneigentum. Trotz der hohen Antwortbereitschaft auf die schriftliche Befragung per Email konnten nicht fiir alle Untemehmen vollstandige Datensatze generiert werden. Von den 138 Untemehmen liegen nur ftir 103 Untemehmen die Daten vor, die fiir die Regressionsanalyse erforderlich sind. Somit bilden die 103 Untemehmen die Stichprobe 149

fur die weiteren Analysen. Von den 103 Untemehmensberatungen weisen 50 (48,5%) Untemehmen die Eigentumsform Partnerschaft auf. Bei den verbleibenden 53 (51,5%) Untemehmen liegen die Eigentumsrechte in den Handen der Investoren (vgl. Abbildung 9). Im Folgenden werden die Merkmale der betrachteten Untemehmensberatungen naher beschrieben, bevor im Abschnitt 5.3 der Einfluss der Variablen auf die Eigentumsform analysiert wird. Die Struktur der Darstellung der Variablen orientiert sich an der Reihenfolge der Hypothesen.

Abbildung 9: Verteilung der Eigentumsformen der Untemehmensberatungen der Stichprobe

5.2,2 IT-HardwareVSoftware-Implementierung Die Betrachtung der Haufigkeiten (vgl. Tabelle 5) der binaren Variable IT-Hardware-/ Software-Implementierung zeigt, dass ca. 46% der Untemehmensberatungen der Stichprobe diese Leistung anbietet. Laut Kennedy Information (2004, S. 70) wird ca. 49% des weltweiten Consulting-Umsatzes mit der IT-Beratung generiert, wovon die ITHardware-ZSoftware-Implementiemng einen Teilbereich darstellt.^^ Somit scheint die Bedeutung der IT-Beratung in der Stichprobe reflektiert zu sein. Das nachst groBere Marktsegment ist der Bereich „Operations" mit einem Anteil von ca. 22%, gefolgt von der Strategieberatung, die ca. 17% einnimmt, und Human Resources mit einem Anteil von ca. 11% (vgl. Kennedy Information 2004, S. 70 sowie Abbildung 15 im Anhang 1).

150

Interessant ist die Verteilung der Merkmalsauspragungen. Wahrend nur 12 von 50 Partnerschaften IT-Hardware-/Soflware-Implementierungsleistungen anbieten, sind es bei den Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum deutlich mehr. Hier sind 35 von 53 Untemehmen in diesem Segment aktiv.

Partnerschafl Investoreneigentum Gesamt

Absolute Anzahl der Untemehmen Nein Gesamt Ja 12 38 50 18 35 53 56 103 47

Prozentualer Anteil der Untemehmen Nein Gesamt Ja 36,9 48,5 11,6 34,0 17,5 51,5 54,4 100,0 45,6

Tabelle 5: Haufigkeit des Angebots der Leistung IT-Hardware-/SoftwareImplementierung 5.2.3

Umsatz pro Mitarbetter

Die Variable Umsatz pro Mitarbeiter ist in US-Dollar angegeben und definiert als der durchschnittliche Umsatz pro Mitarbeiter in den Jahren 2002 und 2003. Der Umsatz pro Mitarbeiter betragt iiber alle Untemehmen hinweg ca. USD 203 Tsd. (vgl. Tabelle 6). Dabei liegt der Umsatz pro Mitarbeiter bei den Partnerschaften mit ca. USD 232 Tsd. deutlich iiber dem der Untemehmen mit Investoreneigentum. Letztere erzielen einen Umsatz pro Mitarbeiter in Hohe von ca. USD 176 Tsd. Dieser Umstand spiegelt sich auch in den geringeren Minimum- und Maximum-Werten der Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum wider. Der geringste Umsatz pro Mitarbeiter betragt ca. USD 45 Tsd. und wird von einer Untemehmensberatung im Eigentum von Investoren erzielt. Der hochste Umsatz pro Mitarbeiter wird mit ca. USD 432 Tsd. von einer Partnerschaft erreicht. Allerdings ist anzumerken, dass die Standardabweichung der Partnerschaften deutlich hoher ist. Somit weichen die Umsdtze pro Mitarbeiter unter den einzelnen Partnerschaften starker voneinander ab, als dies beim Investoreneigentum der Fall ist.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

N 50

Mittelwert 232442,75

Median 208092,23

Std.abw. 89645,99

Min 106101,69

Max 431034,50

53

175692,12

162613,00

65567,20

44845,40

315209,05

103

203240,97

179488,00

82853,27

44845,40

431034,50

N = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 6: Deskriptive Merkmale der Variable Umsatz pro Mitarbeiter (in USD)

151

5,2.4

Outsourcing

Die Variable Outsourcing ist ebenfalls dichotom. Wie bereits erwahnt, handelt es sich beim Outsourcing um keine originare Beratungsleistung, sondem um eine beratungsnahe Dienstleistung, die in den letzten Jahren zunehmend Einzug in das Leistungsspektrum von Untemehmensberatungen gefunden hat. Outsourcing besitzt derzeit eine hohe Aktualitat und diirfte auch in den nachsten Jahren von herausragender Bedeutung fiir die Untemehmensberatungsbranche und ihre Klienten sein (vgl. Kennedy Information 2004, S. 26-27). Von den 103 Untemehmensberatungen der Stichprobe bieten 27 (26%) Gesellschaflen Outsourcing-Leistungen an (vgl. Tabelle 7). Besonders auffallend dabei ist, dass nur 3 von 50 Partnerschaften im Outsourcing-Geschaft aktiv sind, wohingegen dies bei den Untemehmensberatrungen mit Investoreneigentum 24 von 53 Gesellschaften sind.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

Absolute Anzahl der Untemehmen Ja Nein Gesamt 50 3 47 24 29 53 27 103 76

Prozentualer Anteil der Untemehmen Nein Gesamt Ja 2,9 45,6 48,5 28,2 23,3 51,5 26,2 73,8 100,0

Tabelle 7: Haufigkeit des Angebots von Outsourcing-Leistungen

5.2,5

Geografische Diversifikation

Die Variable geografische Diversifikation wurde mit Hilfe einer Faktorenanalyse erzeugt. Im Rahmen der Faktorenanalyse wurden die Variablen Anzahl Biiros, Anzahl Lander, Anzahl Kontinente TAX einer iibergeordneten Variable - der geografischen Diversifikation - gebiindelt. Die deskriptiven Merkmale der Variable geografische Diversifikation sind in Tabelle 8 zusammengestellt. Haupterkenntnis ist, dass Partnerschaften mit einem Mittelwert von -0,33 eine geringere geographische Diversifikation aufweisen als Untemehmensberatungen im Eigentum von Investoren. Des Weiteren ist auch die Standardabweichung der Partnerschaften kleiner als beim Investoreneigentum. Da die erzeugte Variable geografische Diversifikation schwierig zu interpretieren ist, sind im Anhang 5 zusatzlich die deskriptiven Ergebnisse der Ausgangsvariablen Anzahl Biiros, Anzahl Lander und Anzahl Kontinente dargestellt. Untemehmensberatungen im Eigentum von Investoren haben durchschnittlich mehr Biiros als Partnerschaften 152

(54,5 versus 20,2 Biiros), sind in mehr Landem aktiv (17,0 versus 8,9 Lander) und auf mehr Kontinenten (3,5 versus 2,7 Kontinente) vertreten. N Mittelwert -0,33 50 53 0,19 103 -0,06

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

Median -0,52 -0,07 -0,36

Std.abw. 0,67 1,01 0,90

Min -0,94 -0,94 -0,94

Max 1,35 2,62 2,62

A'^ = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 8: Deskriptive Merkmale der Variable geograflsche Diversifikation

5.2,6 Umsatzvolatilitat Die Variable Umsatzvolatilitat gibt an, wie viel Prozent des durchschnittlichen Umsatzes die Standardabweichung betragt (vgl. Schulze 1994, S. 65-77). Je grol3er die Umsatzvolatilitat, desto groBer das Geschaftsrisiko. Zur Berechnung der Umsatzvolatilitat sind die Umsatze einer Untemehmensberatung von 1999 bis 2003 erforderlich. Da es nicht moglich war, fur alle Untemehmensberatungen der Stichprobe vollstandige Daten zu erheben, kann die Umsatzvolatilitat nur fur 24 Partnerschaften und 37 Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum berechnet werden. Die deskriptiven Merkmale der Variable Umsatzvolatilitat sind in Tabelle 9 zusammengefasst. Im Durchschnitt betragt die Umsatzvolatilitat ca. 21% iiber alle Untemehmensberatungen hinweg. Auffallig ist, dass die durchschnittliche Umsatzvolatilitat mit ca. 15% und die Standardabweichung mit ca. 10% bei Partnerschaften geringer sind als bei Untemehmensberatungen im Investoreneigentum. Die Umsatzentwicklung der partnerschaftlich gefiihrten Untemehmensberatungen war somit im Zeitraum von 1999 bis 2003 weniger volatil.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

N Mittelwert 24 15,09 37 25,13 61 21,18

Median 11,65 26,35 18,20

Std.abw. 9,78 13,09 12,81

Min 4,40 2,77 2,77

Max 44,65 45,81 45,81

A'^ = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 9: Deskriptive Merkmale der Variable Umsatzvolatilitat

5.2.7 Anzahl Mitarbeiter Zur besseren Veranschaulichung werden im Folgenden die deskriptiven Merkmale der Variable Anzahl Mitarbeiter anstelle der logarithmierten Werte der Variable log(Anzahl 153

Mitarbeiter) vorgestellt. Allerdings flieBen nur letztere in die Regressionsanalyse ein. Die Verwendung der logarithmierten Werte erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Verteilung der Variable Anzahl Mitarbeiter stark von der Normalverteilung abweicht (vgl. Abbildung 10). Die Variable Anzahl Mitarbeiter ist defmiert als die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter in den Jahren 2002 und 2003. Tabelle 10 zeigt, dass iiber alle Untemehmensberatungen hinweg der Mittelwert ca. 4371 Mitarbeiter betragt. Dabei ist der Mittelwert bei Partnerschaften deutlich geringer als bei Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum. Partnerschaften sind somit im Durchschnitt kleiner. Gleiches gilt auch fiir die Standardabweichung. Die kleinste Untemehmensberatung in der vorliegenden Untersuchung hat 15 Mitarbeiter und ist eine Partnerschaft. Das kleinste Untemehmen mit Investoreneigentum weist 28 Mitarbeiter auf. Die groBte Partnerschaft beschaftigt ca. 35 Tsd. Mitarbeiter, und das groBte Untemehmen mit Investoreneigentum zahlt ca. 80 Tsd. Mitarbeiter.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

N 50 53 103

Mittelwert 1811,42 6785,51 4370,90

Median 184,50 1368,00 685,00

Std.abw. 5419,75 13926,85 10919,33

Min 15 28 15

Max 35050 79000 79000

A'^ = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 10: Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Mitarbeiter

Das Histogramm (Abbildung 10) stellt die Haufigkeitsverteilung der Variable Anzahl Mitarbeiter dar. Die Werte der Variablen Anzahl Mitarbeiter sind in gleich groBe Gruppen a 10000 Mitarbeiter zusammengefasst. Die Hohe der Balken zeigt an, wie viele Untemehmen sich im entsprechenden Wertebereich befinden. Im Wertebereich von 0 bis 10000 Mitarbeiter liegen 90 der 103 Untemehmensberatungen. Eine Kurve zur Priifung auf Normalverteilung ist zusatzlich in das Histogramm eingetragen. Die eingezeichnete Kurve hat den gleichen Mittelwert und die gleiche Standardabweichung wie die beobachteten Werte der Stichprobe (vgl. Brosius 1998, S. 900). Der Verlauf verdeutlicht, dass die empirische Verteilung von der Normalverteilung abweicht. Es besteht eine Starke Haufiing von Beobachtungen in den niedrigeren Wertebereichen. Eine derartige Verteilung wird als linkssteil oder rechtsschief bezeichnet. Der Median ist deutlich

154

kleiner als der Mittelwert. Entsprechend nimmt die Schiefe einen positiven Wert (Schiefe: 4,6) an (vgl. Schulze 1994, S. 77-84).^^ Zusatzlich zum optischen Eindruck kann mit Hilfe des Kolmogorov-Smimov-Tests (Signifikanztest) statistisch uberpruft werden, ob die Variable Anzahl Mitarbeiter normalverteilt ist.^^'^^ Die Nullhypothese {Ho) lautet dabei, dass die Werte der Variable Anzahl Mitarbeiter normalverteilt sind. Das Ergebnis des Kolmogorov-Smimov-Tests (siehe Tabelle 43 im Anhang 5) bestatigt den optischen Eindruck. Die Irrtumswahrscheinlichkeit beim Verwerfen von Ho ist sehr gering (p = 0,000). Die Werte sind daher nicht normalverteilt. Hamilton empfiehlt, vor der Durchfuhrung einer logistischen Regression sehr schiefe Werte zu transformieren (1992, S. 235): „If an X variable is badly skewed, seek a symmetrizing transformation before doing the logit analysis." Durch eine logarithmische Transformation kann die rechtsschiefe Verteilung der Variable an die Normalverteilung angenahert werden (vgl. Hamilton 1992, S. 17-23). Die emeute UberprufUng der Normalverteilung fur die nun logarithmierte Variable log(Anzahl Mitarbeiter) mit dem Kolmogorov-Smimov-Test (siehe Tabelle 45 im Anhang 5) bestatigt dies. Der Wert von p = 0,697 ist deutlich nicht signifikant. Im Anhang 5 (Tabelle 44) befmden sich auch die deskriptiven Merkmale der Variable log(Anzahl Mitarbeiter).

SchiefenmaBe beschreiben die Symmetrie der Verteilung (vgl. Schulze 1994, S. 77). Der Kolmogorov-Smimov-Test ist ein gangiges Verfahren zur Uberpriifling der Verteilungsform von Variablen. In diesem Fall wird die Normalverteilung uberpriifl. Fiir weitere Details zum Kolmogorov-Smimov-Test siehe z.B. Brosius (1998, S. 381-384). Zu den Prinzipien des Testens siehe z.B. Fahrmeir et al. (2001, S. 401-417).

155

Abbildung 10: Hduflgkeitsverteilung und Normalverteilungskurve der Variable Anzahl Mitarbeiter

5,2,8 Anzahl Industrien Die deskriptiven Ergebnisse der Variable Anzahl Industrien sind in Tabelle 11 zusammengefasst. Sie misst im Minimum eine und im Maximum zwolf bediente Industrien. Im Durchschnitt ist eine Untemehmensberatung in ca. 9 Industrien aktiv. Das bedeutet, dass die Mehrzahl der Untemehmensberatungen in der Stichprobe Klienten in vielen unterschiedlichen Industrien hat. Im Gegensatz zu den bisher behandelten Variablen ist der Unterschied zwischen Partnerschaften und Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum vergleichsweise gering. Mittelwerte, Mediane und Standardabweichungen weisen nur geringe Unterschiede zwischen den beiden Eigentumsformen auf.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

N Mittelwert 50 8,90 53 9,30 103 9,11

Median 10,00 11,00 11,00

Std.abw. 3,53 3,41 3,46

Max

Min 1 1 1

12 12 12

A'^ = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 11: Deskriptive Merkmale der Variable Anzahl Industrien

In Abbildung 11 ist die Haufigkeitsverteilung der Variable Anzahl Industrien mit einem Balkendiagramm dargestellt. Auf der Abszisse ist die Anzahl der durch eine Untemehmensberatung bedienten Industrien abgebildet; insgesamt gibt es zwolf Kate156

gorien. Die Ordinate zeigt die relativen Haufigkeiten an. Die Abbildung verdeutlicht, dass fast die Halfte (45%) aller Untemehmensberatungen Klienten in samtlichen der 12 Industrien hat (vgl. fiir die Definition der Industrien Abschnitt 4.5.2). Sehr wenige Untemehmensberatungen sind Branchenspezialisten, d.h. auf eine oder wenige Industrien fokussiert.

Abbildung 11: Haufigkeitsverteilung der Variable Anzahl Industrien

5.2,9

Unternehmensalter

Beim Unternehmensalter liegt ein ahnlicher Sachverhalt wie bei der Variable Anzahl Mitarheiter vor. Die Variable Unternehmensalter ist linkssteil bzw. rechtsschief, weshalb die logarithmisch transformierten Werte in die Regressionsanalyse aufgenommen werden. Im Folgenden werden zur Veranschaulichung - analog zur Variable Anzahl Mitarbeiter - die untransformierten Werte dargestellt. Die Variable Unternehmensalter ist definiert als die Anzahl der Jahre im Geschaft. Tabelle 12 zeigt, dass iiber alle Untemehmensberatungen hinweg der Mittelwert ca. 27 Jahre betragt. Dabei ist der Mittelwert bei Partnerschaften mit fast 31 Jahren deutlich hoher als bei Untemehmensberatungen mit Investoreneigentum (ca. 23 Jahre). Partnerschaften sind somit im Durchschnitt um 8 Jahre alter. Das alteste Untemehmen mit dem

157

Eigentumsstatus Partnerschaft ist 94 Jahre alt. Das alteste Untemehmen mit Investoreneigentum ist 78 Jahre alt.

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

N Mittelwert 50 30,64 53 22,85 103 26,63

Median Std.abw. 23,50 23,06 19,00 19,44 21,00 21,53

Min 2 2 2

Max 94 78 94

A'^ = Anzahl Beobachtungen; Std.abw. = Standardabweichung; Min = Minimum; Max = Maximum

Tabelle 12: Deskriptive Merkmale der Variable Unternehmensalter

Das Histogramm (Abbildung 12) stellt die Haufigkeitsverteilung der Variable Unternehmensalter dar. Die Werte der Variable Unternehmensalter sind in gleich groBe Gruppen a 10 Jahre zusammengefasst. Die Verteilung zeigt eine Haufiing von Beobachtungen bei den niedrigeren Werten, d.h. die Mehrzahl der Untemehmen ist vergleichsweise jung. Der Verlauf der Kurve zur Prufiing auf Normalverteilung lasst wieder eine Abweichung von der Normalverteilung vermuten. Die Verteilung ist leicht linkssteil, die Schiefe nimmt entsprechend einen positiven Wert von 1,24 an. Die Durchfuhrung des Kolmogorov-Smimov-Tests (siehe Tabelle 46 im Anhang 5) bestatigt den optischen Eindruck. Der Wahrscheinlichkeitswert (p = 0,019) ist deutlich signifikant. Die Werte sind daher nicht normalverteilt. Vor diesem Hintergrund werden in die binare logistische Regression die logarithmisch transformierten Werte eingeschlossen. Die Ergebnisse der deskriptiven Analyse sowie des Kolmogorov-Smimov-Tests ftir die Variable log(Unternehmensalter) befinden sich im Anhang 5 (Tabellen 47 und 48).

158

Abbildung 12: Hauflgkeitsverteilung und Normalverteilungskurve der Variable Unternehmensalter

5.2,10 Ursprungsland Die Variable Ursprungsland ist nominal skaliert. Sie weist drei Merkmalsauspragungen auf. Die absoluten und relativen Haufigkeiten sind in Tabelle 13 dargestellt. Die Unternehmen aus der Stichprobe stammen zu 58% aus den Vereinigten Staaten, zu 28% aus Deutschland und zu 14% aus einem anderen Land oder haben mehr als zwei Ursprungslander (bspw. durch Fusionen). Laut Kennedy Information (2004, S. 61) betragt der Anteil des nordamerikanischen Untemehmensberatungsmarkts am Weltmarkt in 2004 schatzungsweise 58%. Die zweitwichtigste Region mit 34% Weltmarktanteil ist Europa.^"^ Die beiden Regionen sind zusammen fur 92% des Weltumsatzes verantwortlich (vgl. auch Abbildung 15 im Anhang 1). Somit ist die Bedeutung Nordamerikas und Europas in Bezug auf den weltweiten Beratungsumsatz in der Stichprobe gut reflektiert. Die Betrachtung der Eigentumsformen zeigt, dass genau die Halfte der Untemehmensberatungen aus den USA im Eigentum der Partner ist. Bei den deutschen Unternehmensberatungen gibt es mehr Partnerschaften als Untemehmen im Investoreneigentum. Bei den restlichen Untemehmen dominiert das Investoreneigentum. Deutschland ist in Europa nach GroBbritannien der zweitgroBte Markt (vgl, Kennedy Information 2004, S. 77).

159

Partnerschaft Investoreneigentum Gesamt

Absolute Anzahl der Untemehmen USA BRD Sons- Gesamt tiges 2 18 50 30 11 12 30 53 60

29

14

103

Prozentualer Anteil der Untemehmen USA BRD Sons- Getiges samt 29,1 17,5 1,9 48,5 29,1 10,7 11,7 51,5 58,2

28,2

13,6

100,0

Tabelle 13: Hauflgkeiten der Variable Ursprungsland

5.2.11 Fazit In die folgende Regressionsanalyse werden 103 Untemehmensberatungen eingeschlossen. Davon sind 50 Untemehmen Partnerschaflen und 53 Untemehmen im Eigentum von Investoren. Es ist auffallend, dass in der Stichprobe die Anbieter von ITlastigen Dienstleistungen, wie die IT-Hardware-/Software-Implementiemng und das Outsourcing, weniger haufig als Partnerschaflen und vielmehr als Investoreneigentum organisiert sind. Des Weiteren weisen kleinere und weniger geografisch diversifizierte Untemehmensberatungen haufiger die Eigentumsform der Partnerschaft auf. Im Hinblick auf die Anzahl der bedienten Klientenindustrien besteht kein groBer Unterschied zwischen den beiden Eigentumsformen. Was das Urspmngsland betrifft, sind Partnerschaften sowohl in den USA als auch in Deutschland verbreitete Eigentumsformen fiir Untemehmensberatungen.

5.3 Binare logistische Regression Ziel dieses Abschnitts ist die Entwicklung eines oder mehrerer logistischer Regressionsmodelle, die den Zusammenhang zwischen der Eigentumsform von Untemehmensberatungen und bestimmten unabhangigen Variablen beschreiben. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Beurteilung der Bedeutung der einzelnen unabhangigen Variablen. Ziel ist, dass die finalen Modelle Variablen enthalten, die signifikant sind. Ein Modell soil also mit einer bestimmten Variable eine hohere Erklamngskraft hinsichtlich der Eigentumsform haben als ein Modell ohne diese Variable. Variablen, die nicht zur Klamng der abhangigen Variable beitragen, werden ausgeschlossen. Ziel dieses Verfahrens ist es, moglichst „sparsame" Modelle zu entwickeln, also Modelle, die mit moglich wenigen Variablen auskommen. So auBem sich Hosmer und Lemeshow (2000, S. 92) wie folgt: „The traditional approach to statistical model 160

building involves seeking the most parsimonious model that still explains the data." Diese Vorgehensweise ist insofem sinnvoll, als sparsame Modelle numerisch stabiler sind. Des Weiteren werden die geschatzten Standardfehler mit zunehmender Anzahl an Variablen groBer (vgl. Hosmer/Lemeshow 2000, S. 92).^^ Zur Modellbildung wird ein dreistufiges Vorgehen gewahlt: 1) Univariate Datenanalyse: Bevor alle Variablen im Rahmen eines multivariaten binaren logistischen Regressionsmodells analysiert werden, wird der Zusammenhang zwischen den einzelnen unabhangigen Variablen und der abhangigen Variable gepruft. Die univariate Datenanalyse liefert eine erste Indikation, welche Variablen moglicherweise von Bedeutung sind, und dient somit der Variablenselektion. Die univariate Datenanalyse kann deshalb als eine Vorstufe der Modellbildung interpretiert werden. Zur univariaten Datenanalyse wird fiir jede einzelne Variable eine logistische Regression gerechnet (vgl. Hosmer/Lemeshow 2000, S. 92-93; Peng/So 2002, S. 53-54). 2) Uberprufung auf Multikollinearitat: Bei einer starken linearen Abhangigkeit der unabhangigen Variablen voneinander (Multikollinearitat) kommt es im Rahmen von binaren logistischen Regressionen zu unprazisen Schatzungen der Koeffizienten und Standardfehler (vgl. Mason/Perreault Jr. 1991, S. 268; Schaefer 1986, S. 77-78). Teilweise nehmen Koeffizienten auch Vorzeichen entgegen den Erwartungen ein (vgl. Hamilton 1992, S. 135). Vor diesem Hintergrund wird vor der Durchfuhrung der multivariaten Regressionsanalyse das Vorliegen von moglichen MultikoUinearitatsproblemen uberpruft. 3) Multivariate Datenanalyse: Auf Basis der univariaten Datenanalyse und nach Uberprufung auf Multikollinearitat werden die Variablen zur Durchfuhrung der multivariaten binaren logistischen Regression ausgewahlt. Im Rahmen dieser multivariaten Datenanalyse werden mehrere unabhangige Variablen und ihr Einfluss auf die Eigentumsform von Untemehmensberatungen gleichzeitig untersucht. Neben der Schatzung und Beurteilung der Koeffizienten werden auch die Modelle als Ganzes bewertet. Zielsetzung hierbei ist, Modelle aufzustellen, die nicht mehr Variablen als notig enthalten.

^^

Dies macht es schwieriger die Nullhypothese abzulehnen, d.h. dass keine Beziehung zwischen der unabhangigen und der abhangigen Variable besteht.

161

5.3.1

Univariate logistische Regressionen

Einen ersten Einblick in den Einfluss der unabhangigen Variablen auf die Eigentumsform liefem die Ergebnisse der univariaten logistischen Regressionen in Tabelle 14.

Unabhangige Variablen

Regressionskoeffizient p

Standardfehler

Wald

Signifikanz

IT-Hardware-/SoftwareImplementierun^

-1,818

0,440

17,050

0,000

Umsatz pro Mitarbeiter

0,000

0,000

10,879

0,001

Outsourcing

-2,562

0,656

15,241

0,000

Geografische Divers ifikation

-0,730

0,260

7,865

0,005

Umsatzvolatilitdt

-0,073

0,026

8,009

0,005

log(Anzahl Mitarbeiter)

-0,571

0,134

18,214

0,000

Anzahl Indus trien

-0,034

0,057

0,350

0,554

0,497

0,227

4,810

0,028

0,492 -1,792

0,462 0,806

7,156 1,138 4,939

0,028 0,286 0,026

log(Unternehmens alter) Ursprungsland' BRD Sonstiges/mehrere Lander

Abhdngige Variable: Eigentumsallokation mit 1 = Partnerschaft; 0 = Investoreneigentum " Referenzkategorie: USA N - 103 fur alle Variablen mit Ausnahme der Umsatzvolatilitdt (N = 61)

Tabelle 14: Ergebnisse der univariaten binaren logistischen Regressionen

Fur jede einzelne unabhangige Variable wurde eine logistische Regression mit der Eigentumsform als der abhangigen Variable berechnet. Zu jeder Regression werden der geschatzte Regressionskoeffizient, der Standardfehler, die Wald-Statistik und die Signifikanz angegeben. Die im Folgenden behandelten theoretischen Hintergriinde beschranken sich auf die Beurteilung des Einflusses jeweils einer unabhangigen Variable. Daruber hinausgehende theoretische Grundlagen (z.B. Beurteilung der Modellgiite) werden im Rahmen der multivariaten logistischen Regression erlautert. Analog zur multivariaten binaren Regression erfolgt die Schatzung der Parameter mittels der Maximum-Likelihood-Methode. Die Bedeutung der einzelnen Variablen wird mit der Wald-Statistik iiberpruft. Die Wald-Statistik ist aquivalent zur Funktionsweise des ^Tests in der linearen Regression (vgl. Urban 1993, S. 59). Analog sagt die NuUhypothese aus, dass der Koeffizient einer Variablen i (fit) null ist (HQ: fit = 0) und 162

somit keinen Einfluss auf die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen ausubt. Die Teststatistik („Wald") hat die Formel (vgl. Menard 2001, S. 43):

Wald^

, mit: S r> als Standardfehler einer Variablen / Pi

Die berechnete PriifgroBe „Wald" ist asymptotisch chi-quadrat-verteilt. Bei einem Signifikanzniveau von 5% und einem Freiheitsgrad betragt der tabellierte Chi-QuadratWert 3,841. In der letzten Spalte der Tabelle 14 ist die Signifikanz (Irrtumswahrscheinlichkeit) angegeben. Der Signifikanzwert gibt die Wahrscheinlichkeit an, sich zu irren, wenn die Nullhypothese verworfen und die Altemativhypothese angenommen wird. Entsprechend bedeutet eine geringe Irrtumswahrscheinlichkeit nach Bortz und Doring (2002, S. 30), „(...) dafi sich das gefundene Stichprobenergebnis nicht gut mit der Annahme vereinbaren lafit, dass in der Population die Nullhypothese gilt. Man lehnt deshalb die Nullhypothese ab und akzeptiert die Altemativhypothese." Umgekehrt kennzeichnet eine hohe Irrtumswahrscheinlichkeit ein nicht-signifikantes Ergebnis. Als Schwelle zur Annahme der Altemativhypothese und zur Verwerfung der Nullhypothese wird in dieser Arbeit (und wie generell ublich) eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% angenommen. Prinzipiell ist noch anzumerken, dass aufgmnd des nicht-linearen Funktionsverlaufs die Koeffizienten wesentlich schwieriger zu interpretieren sind als in der linearen Regression. Aussagen wie z.B. „mit einer Zunahme der Anzahl der Mitarbeiter um 100 sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung im Eigentum der Partner ist, um 5%" sind nicht moglich. Der logistische Funktionsverlauf hat zur Folge, dass eine Andemng der Anzahl der Mitarbeiter von 100 auf 200 eine andere Wahrscheinlichkeitswirkung als von 10000 auf 10100 nach sich zieht. Somit ist die Wirkungsweise einer Variable nicht konstant, sondem abhangig vom Auspragungsbereich (vgl. Krafft 1997, S. 633; Rese/Bierend 1999, S. 239). AUerdings ist neben der Signifikanz einer Variable auch die Richtung des Einflusses einer Variable ablesbar. Ein Koeffizient mit einem positiven Vorzeichen fuhrt bei einem steigenden x zu einer Erhohung der Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemeh163

mensberatung die Eigentumsform Partnerschaft (y = 1) aufweist. Umgekehrt bedeuten negative Koeffizienten bei steigendem x eine groBere Wahrscheinlichkeit, dass die Untemehmensberatung sich im Eigentum der Investoren (y = 0) befindet (vgl. Rese/Bierend 1999, S. 239). Im Folgenden wird auf den Einfluss der vorliegenden Variablen im Detail eingegangen.

Die

Variable

IT-Hardware-/Software-Implementierung

weist

einen

hohen

Signifikanzwert auf und hat ein negatives Vorzeichen. Das bedeutet, dass das Angebot an IT-Hardware-/Softeware-Implementierungsleistungen die Allokation der Eigentumsrechte an Untemehmensberatungen beeinflusst. Konkret reduziert das Angebot dieser Leistungen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist. Eine analoge Interpretation trifft auch auf die Variable Outsourcing zu. Die metrischen Variablen geografische Diversifikation,

Umsatzvolatilitdt und log(Anzahl

Mitarbeiter) weisen ebenfalls hohe Signifikanzwerte auf und haben ein negatives Vorzeichen. Je starker geografisch diversifiziert, je hoher die Umsatzvolatilitat und je groBer die Anzahl der Mitarbeiter, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist. Die signiflkanten Variablen Umsatz pro Mitarbeiter und

log(Unternehmensalter)

haben dahingegen ein positives Vorzeichen. Ein steigender Umsatz pro Mitarbeiter und ein steigendes Untemehmensalter erhohen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung eine Partnerschaft ist. Die Variable Anzahl Industrien hat zwar ein negatives Vorzeichen, von ihr geht aber kein signifikanter Einfluss auf die Eigentumsallokation aus (Signifikanz = 0,554). Eine noch zu interpretierende Variable ist das Ursprungsland. Die Variable ist nominal skaliert und weist drei Merkmalsauspragungen auf. Eine sinnvolle inhaltliche Interpretation derartiger Variablen ist ohne weiteres nicht moglich. Deshalb sind so genannte Design-Variablen zu erstellen. Bei J Merkmalsauspragungen sind J-1 DesignVariablen zu definieren und in die Regressionsanalyse aufzunehmen (vgl. Hosmer/Lemeshow 2000, S. 56-59). Im vorliegenden Fall wurden zwei Design-Variablen mittels der Indikatorkodiemng gebildet, fiir die Referenzkategorie hingegen wird keine Design-Variable erstellt. Die gewahlte Referenzkategorie ist die erste Kategorie - die

164

USA -, da sie iiber ausreichend Falle verfugt und eindeutig definiert ist.^^ Nach AndreB et al. (1997, S. 278) schatzen die „Regressionsgewichte (...) die Abweichungen der Logits vom Logit der Referenzkategorie." Das positive Vorzeichen bei BRD (erste DesignVariable) zeigt somit, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Untemehmen aus Deutschland die Eigentumsform Partnerschaft aufweist, hoher ist als in der Referenzkategorie USA. Daftir ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Untemehmensberatung die Eigentumsform Partnerschaft hat, bei sonstiges/mehrere Lander (zweite Design-Variable) geringer im Vergleich zu den USA. Bei der Interpretation der Signifikanz von nominalen Variablen ist es wichtig, nicht ausschlieBlich auf die Signifikanz der einzelnen Design-Variablen zu schauen, sondem die Variable insgesamt zu betrachten. Hierzu auBert sich Menard (2001, S. 60) wie folgt: „Whenever design variables are used to represent the effect of a single nominal variable, it is important that the design variables be treated as a group, rather than as individual variables. The statistical significance of the individual design variables should be considered only if the design variables as a group have a statistically significant effect on the dependent variable." In SPSS wird die Signifikanz der nominalen Variable insgesamt mit angegeben. Im vorliegenden Fall ist die Gruppe der Variablen Ursprungsland insgesamt signifikant (Signifikanz = 0,028). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass im univariaten Fall, mit Ausnahme der Variable Anzahl Industrien, von alien unabhangigen Variablen ein Einfluss auf die abhangige Variable ausgeht. Des Weiteren stimmen die Vorzeichen mit den Erwartungen iiberein. Dariiber hinaus sind die beiden KontroUvariablen - log(Unternehmensalter) und Ursprungsland - ebenfalls signifikant. Die univariate Datenanalyse liefert somit eine erste Indikation, welche Variablen moglicherweise auch im multivariaten Fall von Bedeutung sein werden. Ublicherweise dient die univariate Regressionsanalyse auch der Selektion der Variablen fiir die multivariate binare logistische Regression. Das Kriterium (Signifikanzniveau) flir den Einschluss von Variablen variiert dabei je nach Wissenschaftsgebiet, Die Indikatorkodierung wird aufgrund ihrer vergleichsweise einfachen Interpretation sehr haufig verwendet und ist in SPSS standardmaBig voreingestellt (vgl. Hosmer/Lemeshow 2000, S. 62). Daneben gibt es auch noch eine Reihe altemativer Regeln zur Bildung von Design-Variablen (z.B. Effektkodierung). Die unterschiedlichen Verfahren haben keinen Einfluss auf die Modellgute, die Koeffizientenschatzungen der anderen Variablen und auch nicht auf die Signifikanz der nominalen Variable. Sie wirken sich in erster Linie auf die Schatzung der Koeffizienten der Design-Variablen sowie auf die Konstante aus (vgl. AndreB et al. 1997, S. 276-280).

165

Problemstellung und Modellbildungsphilosophie. Hosmer und Lemeshow (2000, S. 95) schlagen vor, dass alle Variablen mit einer Signifikanz von 0,250 oder kleiner in das Anfangsmodell der multivariaten binaren logistischen Regression ubemommen werden soUen. Zusatzlich empfehlen sie auch solche Variablen einzuschliefien, die aufgrund von sachlogischen Uberlegungen relevant sein konnten (vgl. auch Backhaus et al. 2003, S. 427; Peng/So 2002, S. 54). Da mit Ausnahme der Variable Anzahl Industrien die iibrigen Variablen das Kriterium fur den Einschluss erfullen, und die Variable Anzahl Industrien aus sachlogischen Uberlegungen von Bedeutung ist, werden alle betrachteten Variablen in die multivariate Regressionsanalyse iibemommen.^^ 5.3.2 Korrelationen und Multikollinearitdtsmafie Prinzipiell besteht fast immer in empirischen Daten eine gewisse MultikoUinearitat (vgl. Mela/Kopalle 2002, S. 269). Eine starke MultikoUinearitat ist problematisch. Deshalb ist der nachste Schritt im Modellbildungsprozess die Uberprufiing der MultikoUinearitat der unabhangigen Variablen, um durch einen moglichen Ausschluss von Variablen MultikoUinearitatsprobleme in der multivariaten binaren logistischen Regressionsanalyse zu vermeiden. Zur Diagnose bietet sich eine zweistufige Vorgehensweise an. In einem ersten Schritt wird mit Hilfe des Korrelationskoeffizienten (r) nach Pearson die Starke des linearen Zusammenhangs zweier Variablen untersucht. Der Koeffizient nimmt Werte zwischen +1,0 bis -1,0 an (vgl. Schulze 1994, S. 129-134). Beim Vorliegen positiver Werte besteht zwischen den Variablen ein positiver linearer Zusammenhang. Negative Werte kennzeichnen einen negativen Zusammenhang. Je hoher der absolute Wert des Koeffizienten, desto starker ist der Zusammenhang. Nach Menard (2001, S. 76) deuten hohe Korrelationskoeffizienten (grofier |0,8|) auf das Vorliegen von MultikoUinearitatsproblemen hin. Auch Mason und Perreault Jr. (1991, S. 270) nennen bivariate Korrelationswerte mit einem Betrag von |0,8| bis |0,9| als Schwellenwerte ftir das Vorliegen von MultikoUinearitatsproblemen. Bei Mela und Kopalle (2002, S. 667) werden dahingegen auch niedrigere Werte genannt. Zusatzlich zur Analyse der Korrelationsmatrix sind in einem zweiten Schritt die Ergebnisse spezifischer MultikollinearitatsmaBe - Toleranz, Varianzinflationsfaktor, Konditionsindex - zu untersuchen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass nicht nur zwischen zwei einzelnen Variablen eine Korrelation bestehen kann, sondem auch zwi^^

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Hiervon ausgenommen ist die Variable Umsatzvolatilitdt. Sie verfugt, wie bereits vielfach angesprochen, nicht iiber eine ausreichend groBe Fallzahl und wird deshalb noch separat analysiert.

schen Kombinationen mehrerer unabhangiger Variablen (vgl. Brosius 1998, S. 565). Um die Multikollinearitatsmafie zu erhalten, ist eine lineare Regression mit der gleichen abhangigen und den gleichen unabhangigen Variablen wie in der binaren logistischen Regression durchzufuhren (vgl. Menard 2001, S. 76).^^ Im Folgenden wird kurz auf die Schwellenwerte der MultikoUinearitatsmaBe flir das Vorliegen von Multikollinearitatsproblemen eingegangen. Ublicherweise gelten Toleranzwerte als kritisch, die kleiner 0,2 bis 0,1 sind (vgl. Hamilton 1992, S. 134; Menard 2001, S. 76).^^ Der Kehrwert zur Toleranz ist der Varianzinflationsfaktor (VIF). Bei VIF-Werten ab 10 wird gewohnlich von Multikollinearitatsproblemen ausgegangen (vgl. Brosius 1998, S. 565). Das dritte hier betrachtete MaB ist der Konditionsindex (KI).^^^ In der Literatur besteht weitestgehend Einigkeit darliber, dass Kl-Werte von liber 30 (vgl. Belsley et al. 1980, S. 177) bedenklich sind. Einige Autoren erachten aber auch schon deutlich geringere Werte, z.B. ab 20, als problematisch (vgl. z.B. Mela/Kopalle 2002, S. 676). In Tabelle 15 sind die Ergebnisse der bivariaten Korrelationsanalyse in einer Korrelationsmatrixzusammengefasst.

Die Verwendung der linearen Regression ist erforderlich, weil innerhalb der Software-Prozedur von SPSS fiir die logistische Regression die MultikoUinearitatsmaBe nicht zur Verfiigung stehen. Da der Funktionsverlauf nicht von Bedeutung ist, sondem nur der Zusammenhang der unabhangigen Variablen untereinander, ist die Verwendung der Prozedur zur linearen Regression unproblematisch (vgl. Menard 2001, S. 76). 2 Die Toleranz (T) einer z-ten unabhangigen Variable wird wie folgt berechnet: T. = 1 - R. . Nach Brosius (1998, S. 565) „(•••) bezeichneti?/ den Korrelationskoeffizienten, der sich ergibt, wenn die ite unabhangige Variable durch die tibrigen unabhangigen Variablen erklart wird." \Eigenwertry,^Y Der Konditionsindex (KI) ist wie folgt defmiert: KI^ = ^^^^^ . Nach Brosius (1998, S. y Eigenwert^ 566) „(•••) bezeichnet Eigenwertmax den groBten in der Schatzung vorkommenden Eigenwert der Kreuzproduktmatrix und Eigenwerti jeweils einen der ubrigen Eigenwerte."

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Zwischen der der Eigentumsallokation als abhangiger Variable und den meisten unabhangigen Variablen - mit Ausnahme der Variable Anzahl Industrien - besteht ein signifikanter Zusammenhang. Die Vorzeichen der Korrelationskoeffizienten entsprechen dabei den Erwartungen. Fur die Uberpriifung von Multikollinearitatsproblemen ist jedoch die lineare Korrelation der unabhangigen Variablen untereinander von Bedeutung. Die Variable ITHardware-ZSoftware-Implementierung weist eine positive, mittlere Korrelation mit den Variablen Outsourcing und log(Anzahl Mitarheiter) auf. Das bedeutet, dass Untemehmensberatungen, die IT-Hardware-/Software-Implementierungsleistungen

anbieten,

grofiere Untemehmensberatungen sind, die in vielen Fallen auch Outsourcing-Leistungen offerieren. Dariiber hinaus besteht ein negativer, mittlerer Zusammenhang zwischen dem Angebot von IT-Hardware-/Software-Implementierungsleistungen und dem Umsatz pro Mitarbeiter. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass zwischen der Variable Umsatz pro Mitarbeiter eine negative, schwache Korrelation mit den Variablen Outsourcing und log{Anzahl Mitarbeiter) vorliegt. Die Variable Outsourcing ist schwach positiv mit der Variable geogrqfische Diversifikation und schwach negativ mit der Variable log{Unternehmensalter) korreliert. Zwischen den Variablen Outsourcing und log(Anzahl Mitarbeiter) besteht eine mittlere positive Korrelation. Eine aus Multikollinearitatsgesichtspunkten bedenkliche Korrelation, mit einem Korrelationskoeffizienten von r = 0,764, liegt zwischen den Variablen geogrqfische Diversifikation und log{Anzahl Mitarbeiter) vor. Dieser Zusammenhang erscheint plausibel: Je groBer eine Untemehmensberatung ist, desto geografisch diversifizierter wird sie sein. Ansonsten besteht zwischen den beiden Variablen geografische Divers ifikation und log(Anzahl Mitarbeiter) sowie der Anzahl Industrien eine schwache positive Korrelation. Zusammenfassend besteht zwischen ca. 40% der unabhangigen Variablen ein signifikanter Zusammenhang. In 7 Fallen handelt es sich um eine schwache Korrelation (0,2