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Arne Schulz Aktienkursorientierte Vergütungssysteme für Führungskräfte
Arne Schulz
Aktienkursorientierte Vergütungssysteme für Führungskräfte Eine Analyse aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Carl-Christian Freidank
RESEARCH
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Dissertation Universität Hamburg, 2009
1. Auflage 2010 Alle Rechte vorbehalten © Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2010 Lektorat: Ute Wrasmann | Anita Wilke Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-2035-5
Geleitwort Die Abhandlung zielt im Kern darauf ab, Aktienoptionspläne daraufhin zu untersuchen, ob sie geeignete Instrumente für eine anreizkompatible Vergütung von Führungskräften (Vorstand und leitende Angestellte i.S. von § 5 Abs. 3 BetrVG) darstellen. Als Beurteilungskriterium zieht der Verfasser die mit der Einführung von Aktienoptionsprogrammen verbundenen Kosten heran und vergleicht diese im Rahmen eines Entscheidungsmodells mit den aus diesen Vergütungssystemen resultierenden Auswirkungen auf den Unternehmenswert. Darüber hinaus sollen einerseits Empfehlungen gegeben werden, wie ein Aktienoptionsprogramm bei gleichen Anreizwirkungen am kostengünstigsten auszugestalten ist. Andererseits wird beabsichtigt, Entscheidungshilfen für die Frage zu entwickeln, „… welche Ausgestaltungsmerkmale eines Aktienoptionsprogramms bei gleichen Kosten die größten Anreizwirkungen entfalten“ (S. 3). Die Ausführungen werden auf börsennotierte (Einzel-)Unternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien beschränkt, da bei diesen vom Aktienkurs als exogen vorgegebenes Beurteilungskriterium für den Unternehmenswert ausgegangen werden kann. Nach einführenden betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Betrachtungen zu Aktienoptionsplänen im ersten und zweiten Hauptteil entwickelt der Verfasser im dritten Hauptteil auf entscheidungsorientierter Analyse- und Beurteilungsgrundlage Bewertungskriterien für aktienkursorientierte Vergütungssysteme. Zunächst wird aus dem Blickwinkel des Unternehmens bzw. der Anteilseigner ein mehrperiodiges Modell konzipiert, das darauf ausgerichtet ist, „… die relative Vorteilhaftigkeit der einzelnen Durchführungsvarianten eines Aktienoptionsprogramms bei ansonsten gleichen Ausgestaltungsmerkmalen durch einen Kostenvergleich abschätzen zu können“ (S. 349). Der Ansatz basiert auf der Zielsetzung der Maximierung des Marktwertes des Eigenkapitals, der aus Sicht der Aktionäre dem Barwert aller Zahlungsüberschüsse entspricht, die ihnen im Rahmen des Planungszeitraumes zufließen (z.B. Dividendenund Kapitalauszahlungen). In diesem Zusammenhang werden der Eigenkapitalwert ohne und nach Einführung eine Aktionsprogramms miteinander verglichen, wobei der Unterschied dem Wertbeitrag entspricht, der die Kosten- und die Wertsteigerungskomponente des Programms repräsentiert. Unter Einbeziehung administrativer, optionsplanspezifischer und derivativer Zahlungsgruppen, handelsrechtlicher Ausschüttungsregeln, ertragsteuerlicher Wirkungen sowie struktureller Ausgestaltungen von Aktienoptionsprogrammen gelingt es, für den Grundfall eine Vorteilhaftigkeitsreihenfolge der Durchführungsvarianten, d.h. für „echte Optionsrechte, Wandel- und Optionsanleihen, Rückkauf eigener Aktien, Programmkauf und Stock Appreciation Rights, zu formulieren. Dabei wird die Vorteilhaftigkeitsreihenfolge der Durchführungsvarianten nach Maßgabe der geringsten Kosten bei gleichen Anreizwirkungen bestimmt. Die kostengünstigste Alternative zur Durchführung von Aktienoptionsprogrammen stellt nach den Analysenergebnissen die Gewährung von Stock Appreciation Rights dar. Darüber hinaus wird untersucht, ob eine Variation ausgewählter Rahmenbedingungen, wie Verfall der Optionsrechte, unzureichende finanzielle Mittel für Ausschüttungen, handelsbilanzielle und steuerliche Verlustsituationen, eine Veränderung dieser Reihenfolge nach sich ziehen kann.
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Geleitwort
Die anschließenden Analysen zielen darauf ab, eine betriebswirtschaftliche Beurteilung von Aktienoptionsprogrammen aus dem Blickwinkel der begünstigten Führungskräfte vorzunehmen. Zu diesem Zwecke wird die zuvor gesetzte Prämisse der Identität der Ausgestaltungsmerkmale der Optionsrechte für alle Durchführungsvarianten aufgehoben, da der den Führungskräften zufließende finanzielle Vorteil in Höhe der Differenz zwischen Aktienkurs und Ausübungszeitpunkt und dem Basispreis ausschließlich von den Ausgestaltungsmerkmalen der vergütungshalber gewährten Optionen bestimmt wird. Vor diesem Hintergrund wird untersucht, welche Optionstypen (Traditional Stock Options, Premium Options, Performanceabhängige Optionen, Repricable Options, Indexbezogene Optionen) bei gleichen Kosten den größten Anreiz für eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes geben. Der Verfasser führt eine Bewertung dieser ausgewählten Stock Options unter Rückgriff auf Optionspreismodelle, die auf dem Black-Scholes-Ansatz basieren, durch und kommt zu dem Ergebnis, dass indexgebundene Optionen den Führungskräften den stärkeren Anreiz für eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes geben und bei ihnen die Gefahr sog. „Windfall Profits“ am geringsten ist. Im Ergebnis gibt die Schrift einen umfassenden Überblick über unterschiedliche Bereiche von aktienkursorientierten Vergütungssystemen, die bislang in einer ähnlichen Form noch nicht geschlossen untersucht worden sind. Besonderer wissenschaftlicher Wert kommt dabei der Entwicklung quantitativer Modelle zu, mit deren Hilfe es möglich wird, Beurteilungskriterien zur Wahl einzelner Durchführungsvarianten von Aktienoptionsprogrammen bzw. Ausgestaltungsmerkmalen von Optionsrechten zu formulieren. Univ.-Prof. Dr. habil. Carl-Christian Freidank
Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsprüfung und Steuerwesen, Lehrstuhl für Revisions- und Treuhandwesen, der Universität Hamburg sowie meiner Tätigkeit für die Otto Group, Hamburg, die EOS Gruppe, Hamburg, sowie EOS Solutions Asia Limited, Hong Kong, und wurde im Sommersemester 2009 von der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Fachbereich Betriebswirtschaftslehre, als Dissertation angenommen. An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich in den letzten Jahren unterstützt haben: Aufrichtiger Dank gebührt vor allem meinem verehrten akademischen Lehrer und Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Carl-Christian Freidank, für die stetige Förderung, die wissenschaftliche Betreuung und die tatkräftige Unterstützung während meiner Zeit an der Universität Hamburg und während meines weiteren beruflichen Werdegangs. Herrn Prof. Dr. Markus Nöth danke ich für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens. Ein herzlicher Dank gilt auch meinen ehemaligen Kollegen und den wissenschaftlichen Hilfskräften am Lehrstuhl für die freundschaftliche, motivierende und hilfsbereite Zusammenarbeit. Frau Gisela Sehrndt, Akademische Verwaltung der Fachbereiche BWL und VWL, Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg, danke ich für die unkomplizierte Unterstützung und Durchführung meines Promotionsverfahrens. Meinen Freunden, früheren sowie aktuellen Kollegen möchte ich dafür danken, dass sie mich während der letzten Jahre so stetig begleitet und unterstützt haben. Ganz besonders möchte ich Frau Dr. Eva Griewel für die kritische Durchsicht des Manuskripts sowie die konstruktiven Anmerkungen danken. Ihr und Herrn Dr. Thomas Wernicke danke ich darüber hinaus für die zahlreichen gemeinsamen fachlichen Diskussionen. Sie haben maßgeblich zum erfolgreichen Abschluss meiner Promotion beigetragen. Meiner Lebensgefährtin Frau Dipl.-Bw. Andrea Springmann danke ich für ihre tatkräftige Unterstützung und ihre stete Motivation. Schließlich danke ich von ganzem Herzen meinem Vater (†) und meiner Mutter (†) dafür, dass sie mir meine Ausbildung ermöglicht haben. Sie haben mich auf meinem Lebensweg nach Kräften unterstützt und mir jederzeit Rückhalt gegeben. Ihnen widme ich in Dankbarkeit diese Arbeit. Arne Schulz
Inhaltsübersicht Geleitwort................................................................................................................................. V Vorwort.................................................................................................................................. VII Inhaltsübersicht......................................................................................................................IX Inhaltsverzeichnis...................................................................................................................XI Abkürzungsverzeichnis....................................................................................................... XXI Symbolverzeichnis............................................................................................................ XXXI Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... XLVII Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... XLIX 1 Einleitung ............................................................................................................................. 1 1.1 Problemstellung und Zielsetzung ..................................................................................... 1 1.2 Themenabgrenzung .......................................................................................................... 3 1.3 Gang der Untersuchung.................................................................................................... 6 2 Theoretische Grundlagen.................................................................................................... 9 2.1 Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen ....................... 9 2.1.1 Unternehmen als Instrument nutzenmaximierender Wirtschaftssubjekte ................ 9 2.1.2 Zielträger von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen............................. 10 2.1.3 Marktwertmaximierung als geeignete Zielfunktion ............................................... 11 2.1.4 Berücksichtigung von Marktunvollkommenheiten ................................................ 18 2.1.5 Principal-Agent-Konflikte bei managergeführten Unternehmen ........................... 25 2.1.6 Zwischenergebnis ................................................................................................... 42 2.2 Der Shareholder-Value-Ansatz ....................................................................................... 43 2.2.1 Grundlagen ............................................................................................................. 43 2.2.2 Ermittlung des Unternehmenswertes...................................................................... 48 2.2.3 Wertlücken.............................................................................................................. 59 2.2.4 Komponenten wertorientierter Unternehmensführung .......................................... 61 2.2.5 Zwischenergebnis ................................................................................................... 92 3 Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme............. 95 3.1 Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen ................................................................ 95 3.1.1 Vorbemerkung ........................................................................................................ 95 3.1.2 Vereinbarkeit von Aktienoptionsplänen mit dem deutschen Aktienrecht .............. 95
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Inhaltsübersicht
3.1.3 Zuständigkeitsbereiche der Gesellschaftsorgane im Zuge der Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms ............................................................................ 103 3.1.4 Gesellschaftsrechtliche Aspekte unterschiedlicher Durchführungsvarianten von Aktienoptionsprogrammen ............................................................................ 131 3.1.5 Zwischenergebnis ................................................................................................. 205 3.2 Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme.............. 208 3.2.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 208 3.2.2 Bilanzielle Behandlung von Optionsprogrammen nach IAS/IFRS...................... 210 3.2.3 Nationale Regelungen zur Abbildung aktienkursorientierter Vergütungsinstrumente im handelsrechtlichen Jahresabschluss .......................... 228 3.2.4 Transparenz von Aktienoptionsprogrammen........................................................ 258 3.2.5 Zwischenfazit ....................................................................................................... 273 3.3 Steuerrechtliche Konsequenzen.................................................................................... 275 3.3.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 275 3.3.2 Auswirkungen auf Ebene der Gesellschaft .......................................................... 275 3.3.3 Steuerliche Behandlung von Stock Options auf der Ebene der Begünstigten...... 290 3.3.4 Zwischenfazit ....................................................................................................... 307 3.4 Kapitalmarktrechtliche Aspekte von Aktienoptionsplänen .......................................... 308 3.4.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 308 3.4.2 Insiderrechtliche Behandlung von Aktienoptionsplänen...................................... 310 3.4.3 Die Ad-hoc-Publizität des § 15 WpHG ................................................................ 338 3.4.4 Zwischenfazit ....................................................................................................... 348 4 Betriebswirtschaftliche Analyse von Optionsplänen.................................................... 351 4.1 Untersuchung aus Sicht der Gesellschafter bzw. der Gesellschaft............................... 351 4.1.1 Grundlagen ........................................................................................................... 351 4.1.2 Erläuterung der Modellkomponenten................................................................... 357 4.1.3 Analyse des Grundfalls ........................................................................................ 362 4.1.4 Auswirkungen einer Variation der Rahmenbedingungen..................................... 409 4.2 Analyse der Anreizwirkungen ausgewählter Optionstypen ......................................... 417 4.2.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 417 4.2.2 Bewertung ausgewählter Stock Options............................................................... 419 4.2.3 Einfluss der Ausgestaltungsmerkmale auf die Anreizwirkungen......................... 428 5 Schlussbetrachtung.......................................................................................................... 455 Anhang .................................................................................................................................. 465 Literaturverzeichnis............................................................................................................. 485
Inhaltsverzeichnis Geleitwort................................................................................................................................. V Vorwort.................................................................................................................................. VII Inhaltsübersicht...................................................................................................................... IX Inhaltsverzeichnis................................................................................................................... XI Abkürzungsverzeichnis....................................................................................................... XXI Symbolverzeichnis............................................................................................................ XXXI Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... XLVII Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... XLIX 1 Einleitung ............................................................................................................................. 1 1.1 Problemstellung und Zielsetzung ..................................................................................... 1 1.2 Themenabgrenzung .......................................................................................................... 3 1.3 Gang der Untersuchung.................................................................................................... 6 2 Theoretische Grundlagen.................................................................................................... 9 2.1 Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen ....................... 9 2.1.1 Unternehmen als Instrument nutzenmaximierender Wirtschaftssubjekte ................ 9 2.1.2 Zielträger von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen............................. 10 2.1.3 Marktwertmaximierung als geeignete Zielfunktion ............................................... 11 2.1.4 Berücksichtigung von Marktunvollkommenheiten ................................................ 18 2.1.5 Principal-Agent-Konflikte bei managergeführten Unternehmen ........................... 25 2.1.5.1 Vorbemerkungen ......................................................................................... 25 2.1.5.2 Ansätze zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts.................................... 26 2.1.5.3 Modelltheoretische Analyse des Principal-Agent-Konflikts....................... 29 2.1.5.3.1 Annahmen ..................................................................................... 29 2.1.5.3.2 Formulierung des Entscheidungsproblems ................................... 35 2.1.5.3.3 First-best-Lösung .......................................................................... 37 2.1.5.3.4 Second-best-Lösung ...................................................................... 39 2.1.6 Zwischenergebnis ................................................................................................... 42 2.2 Der Shareholder-Value-Ansatz ....................................................................................... 43 2.2.1 Grundlagen ............................................................................................................. 43 2.2.2 Ermittlung des Unternehmenswertes...................................................................... 48
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Inhaltsverzeichnis
2.2.2.1 DCF-Verfahren ............................................................................................ 48 2.2.2.1.1 Überblick....................................................................................... 48 2.2.2.1.2 WACC-Ansatz............................................................................... 49 2.2.2.1.3 Total-Cashflow-Ansatz.................................................................. 54 2.2.2.1.4 APV-Ansatz................................................................................... 55 2.2.2.1.5 Equity-Ansatz................................................................................ 56 2.2.2.2 Ertragswertmethode..................................................................................... 57 2.2.3 Wertlücken.............................................................................................................. 59 2.2.4 Komponenten wertorientierter Unternehmensführung .......................................... 61 2.2.4.1 Unternehmenswertorientiertes Controlling ................................................. 61 2.2.4.1.1 Vorbemerkungen ........................................................................... 61 2.2.4.1.2 DCF-Konzept nach RAPPAPORT .................................................... 62 2.2.4.1.3 Wertsteigerungsansatz von COPELAND/KOLLER/MURRIN ............. 63 2.2.4.1.4 EVA- (MVA-)Konzept .................................................................. 64 2.2.4.1.5 CFROI- bzw. CVA-Ansatz ............................................................ 67 2.2.4.2 Kapitalmarktorientierte Informationspolitik ............................................... 69 2.2.4.3 Überwachungssysteme ................................................................................ 74 2.2.4.4 Wertorientierte Vergütungssysteme............................................................. 77 2.2.4.4.1 Anforderungen an ein Vergütungssystem...................................... 77 2.2.4.4.2 Komponenten eines wertorientierten Vergütungssystems............. 80 2.2.4.4.2.1 Bemessungsgrundlage.................................................. 80 2.2.4.4.2.2 Entlohnungsfunktion .................................................... 81 2.2.4.4.2.3 Aktienkursorientierte Entlohnungsformen................... 83 2.2.4.4.3 Aktienoptionen als Instrument zur Lösung des PrincipalAgent-Konflikts............................................................................. 84 2.2.4.4.4 Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms.................................. 86 2.2.4.4.4.1 Durchführungsvarianten............................................... 86 2.2.4.4.4.2 Ausgestaltungsmerkmale von Aktienoptionsplänen .................................................... 87 2.2.5 Zwischenergebnis ................................................................................................... 92 3 Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme............. 95 3.1 Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen ................................................................ 95 3.1.1 Vorbemerkung ........................................................................................................ 95 3.1.2 Vereinbarkeit von Aktienoptionsplänen mit dem deutschen Aktienrecht .............. 95 3.1.2.1 Die Leitungsverantwortung des Vorstands.................................................. 95 3.1.2.2 Shareholder-Value-Ansatz und Unternehmensinteresse ............................. 96
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3.1.2.3 Zulässigkeit einer variablen aktienkursorientierten Vergütung für Führungskräfte........................................................................................... 100 3.1.3 Zuständigkeitsbereiche der Gesellschaftsorgane im Zuge der Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms ............................................................................ 103 3.1.3.1 Vorstand..................................................................................................... 103 3.1.3.2 Aufsichtsrat ............................................................................................... 106 3.1.3.2.1 Abschluss der Vergütungsvereinbarung mit den Vorstandsmitgliedern................................................................... 106 3.1.3.2.1.1 Berücksichtigung im Anstellungsvertrag ................... 106 3.1.3.2.1.2 Grundsatz der beschränkten Amtszeit........................ 110 3.1.3.2.1.3 Grundsatz der Angemessenheit der Vorstandsbezüge......................................................... 115 3.1.3.2.1.3.1 Gesamtbezüge als Bezugsgröße 115 3.1.3.2.1.3.2 Angemessenes Verhältnis zur Lage der Gesellschaft 117 3.1.3.2.1.3.3 Angemessenes Verhältnis zu den Aufgaben eines Vorstandsmitglieds 121 3.1.3.2.1.3.4 Weitere Beurteilungsmaßstäbe 126 3.1.3.2.1.3.5 Haftung und Schadensersatz 127 3.1.3.2.2 Sonstige Aufgaben des Aufsichtsrats .......................................... 129 3.1.3.3 Hauptversammlung ................................................................................... 130 3.1.4 Gesellschaftsrechtliche Aspekte unterschiedlicher Durchführungsvarianten von Aktienoptionsprogrammen ............................................................................ 131 3.1.4.1 Vorbemerkungen ....................................................................................... 131 3.1.4.2 Ordentliche Kapitalerhöhung .................................................................... 132 3.1.4.3 Genehmigte Kapitalerhöhung.................................................................... 135 3.1.4.4 Bedingte Kapitalerhöhung......................................................................... 139 3.1.4.4.1 Eignung der bedingten Kapitalerhöhung für Aktienoptionsprogramme............................................................ 139 3.1.4.4.2 Inhalte des Hauptversammlungsbeschlusses............................... 144 3.1.4.4.2.1 Allgemeine Erfordernisse........................................... 144 3.1.4.4.2.2 Kreis der Bezugsberechtigten .................................... 146 3.1.4.4.2.3 Ausgabebetrag der jungen Aktien .............................. 147 3.1.4.4.2.3.1 Ausgangspunkt 147 3.1.4.4.2.3.2 Ansatzpunkte zur Gestaltung des Basispreises 149
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3.1.4.4.2.3.3 Nachträgliche Anpassungen des Basispreises 151 3.1.4.4.3 Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG.......................................... 159 3.1.4.4.3.1 Mitwirkungskompetenz der Hauptversammlung ....... 159 3.1.4.4.3.2 Ausschluss des Bezugsrechts ..................................... 161 3.1.4.4.3.2.1 Formelle Erfordernisse 161 3.1.4.4.3.2.2 Anwendbarkeit des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG 164 3.1.4.4.3.2.3 Erleichterungen durch das Siemens/Nold-Urteil des BGH 165 3.1.4.4.3.2.4 Materielle Erfordernisse 166 3.1.4.4.4 „Nackte“ Optionsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG .............. 170 3.1.4.4.4.1 Zustimmungs- oder Ermächtigungsbeschluss............ 170 3.1.4.4.4.2 Erweiterte Beschlussinhalte nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG .................................................................. 172 3.1.4.4.4.2.1 Aufteilung auf bezugsberechtigte Gruppen 172 3.1.4.4.4.2.2 Erfolgsziele 173 3.1.4.4.4.2.3 Erwerbszeiträume 181 3.1.4.4.4.2.4 Wartezeit 182 3.1.4.4.4.2.5 Ausübungszeiträume 183 3.1.4.4.4.2.6 Freiwillige Festsetzungen 184 3.1.4.4.4.2.7 Rechtsfolgen bei Verstößen 186 3.1.4.4.4.3 Ausschluss des Bezugsrechts und Berichtspflicht des Vorstands.............................................................. 186 3.1.4.5 Absicherung von Optionsprogrammen durch den Erwerb eigener Aktien ........................................................................................................ 189 3.1.4.5.1 Vorbemerkungen ......................................................................... 189 3.1.4.5.2 Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG........................................................................ 192 3.1.4.5.2.1 Inhalte des Hauptversammlungsbeschlusses.............. 192 3.1.4.5.2.2 Begrenzung des Erwerbsvolumens ............................ 194 3.1.4.5.2.3 Gleichbehandlungsgrundsatz nach § 53a AktG ......... 196 3.1.4.5.3 Verwendung eigener Aktien zur Bedienung von Optionsrechten ............................................................................ 197 3.1.4.6 Programmkauf ........................................................................................... 201
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3.1.4.7 Virtuelle Aktienoptionen ........................................................................... 203 3.1.5 Zwischenergebnis ................................................................................................. 205 3.2 Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme.............. 208 3.2.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 208 3.2.2 Bilanzielle Behandlung von Optionsprogrammen nach IAS/IFRS...................... 210 3.2.2.1 Vorbemerkungen ....................................................................................... 210 3.2.2.2 IFRS 2 „Share-Based Payment“................................................................ 211 3.2.2.2.1 Anwendungsbereich .................................................................... 211 3.2.2.2.2 Ansatz.......................................................................................... 213 3.2.2.2.2.1 Aktienkursorientierte Vergütungssysteme auf der Basis realer Optionen ................................................. 213 3.2.2.2.2.2 Stock Appreciation Rights.......................................... 215 3.2.2.2.2.3 Kombinationspläne .................................................... 216 3.2.2.2.3 Bewertung ................................................................................... 217 3.2.2.2.3.1 Gegenleistung in Form echter Eigenkapitalinstrumente............................................. 217 3.2.2.2.3.1.1 Höhe des Gesamtaufwands 217 3.2.2.2.3.1.2 Bewertungszeitpunkt 221 3.2.2.2.3.1.3 Zeitliche Verteilung 222 3.2.2.2.3.1.4 Nachträgliche Planänderungen 223 3.2.2.2.3.2 Gewährung von Stock Appreciation Rights ............... 225 3.2.2.2.3.3 Besonderheiten bei Kombinationsplänen................... 226 3.2.2.2.4 Ausweis ....................................................................................... 228 3.2.3 Nationale Regelungen zur Abbildung aktienkursorientierter Vergütungsinstrumente im handelsrechtlichen Jahresabschluss .......................... 228 3.2.3.1 Ausgangslage............................................................................................. 228 3.2.3.2 „Nackte“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG ......................... 231 3.2.3.2.1 Ansatz.......................................................................................... 231 3.2.3.2.2 Bewertung und zeitliche Verteilung ............................................ 236 3.2.3.2.3 Ausübung .................................................................................... 239 3.2.3.3 Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG ................................................................................................. 240 3.2.3.4 Eigene Aktien ............................................................................................ 243 3.2.3.4.1 Bilanzierung nach geltendem Recht............................................ 243 3.2.3.4.1.1 Bilanzielle Behandlung zurückerworbener eigener Anteile ........................................................... 243
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3.2.3.4.1.2 Ausweis einer Verbindlichkeits- oder Drohverlustrückstellung............................................. 244 3.2.3.4.1.3 Bilanzielle Konsequenzen in Abhängigkeit vom Erwerbszeitpunkt........................................................ 246 3.2.3.4.1.3.1 Rückkauf eigener Aktien bei Optionsausübung 246 3.2.3.4.1.3.2 Rückkauf eigener Aktien im Zeitpunkt der Gewährung 247 3.2.3.4.1.3.3 Rückkauf eigener Aktien während der Laufzeit des Optionsprogramms 249 3.2.3.4.2 Änderung der bilanziellen Behandlung eigener Aktien durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz............................ 249 3.2.3.5 Programmkauf ........................................................................................... 250 3.2.3.6 Stock Appreciation Rights......................................................................... 252 3.2.3.7 Kombinationspläne.................................................................................... 256 3.2.4 Transparenz von Aktienoptionsprogrammen........................................................ 258 3.2.4.1 Notwendigkeit umfangreicher Publizitätsvorschriften.............................. 258 3.2.4.2 Nationale Regelungen zur Publizität von Aktienoptionsplänen................ 259 3.2.4.2.1 Einmalige Offenlegungspflichten................................................ 259 3.2.4.2.1.1 Einladung zur Hauptversammlung bzw. Bekanntmachung des Beschlusses ............................. 259 3.2.4.2.1.2 Vorstandsbericht im Sinne von § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG ................................................................ 260 3.2.4.2.1.3 Berichtspflicht des Vorstands nach § 71 Abs. 3 Satz 1 AktG ................................................................ 261 3.2.4.2.2 Laufende Offenlegungspflichten................................................. 262 3.2.4.2.2.1 Anhangangaben aufgrund von § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB ................................................................ 262 3.2.4.2.2.2 Anhangangaben gemäß § 160 Abs. 1 Nr. 2, 3 und 5 AktG ........................................................................ 263 3.2.4.2.2.3 Anhangangaben über die Höhe der Gesamtbezüge von Organmitgliedern........................ 264 3.2.4.2.2.4 Vergütungsbericht....................................................... 267 3.2.4.3 Aktienoptionsplanbezogene Angaben gemäß IAS/IFRS .......................... 270 3.2.5 Zwischenfazit ....................................................................................................... 273 3.3 Steuerrechtliche Konsequenzen.................................................................................... 275 3.3.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 275
Inhaltsverzeichnis
XVII
3.3.2 Auswirkungen auf Ebene der Gesellschaft .......................................................... 275 3.3.2.1 Ausgabe „nackter“ Optionsrechte“ gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG........ 275 3.3.2.2 Gewährung von Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG ................................................................. 277 3.3.2.3 Bedienung der Optionen durch zurückgekaufte eigene Anteile................ 279 3.3.2.3.1 Maßgeblichkeit der handelsrechtlichen Behandlung für die Steuerbilanz ................................................................................. 279 3.3.2.3.2 Auswirkungen des § 8b KStG ..................................................... 285 3.3.2.3.2.1 Nicht zu berücksichtigende Gewinnminderungen nach § 8b Abs. 3 KStG ............................................... 285 3.3.2.3.2.2 Veräußerungsgewinnbefreiung nach § 8b Abs. 2 KStG........................................................................... 287 3.3.2.4 Programmkauf ........................................................................................... 288 3.3.2.5 Steuerrechtliche Behandlung virtueller Aktienoptionen ........................... 289 3.3.3 Steuerliche Behandlung von Stock Options auf der Ebene der Begünstigten...... 290 3.3.3.1 Vorbemerkungen ....................................................................................... 290 3.3.3.2 Qualifikation aktienkursorientierter Vergütungen als Arbeitslohn............ 291 3.3.3.3 Zuflusszeitpunkt und Bewertung des geldwerten Vorteils ........................ 293 3.3.3.3.1 Auffassungen im Schrifttum ....................................................... 293 3.3.3.3.2 Auffassung der Rechtsprechung und Finanzverwaltung............. 298 3.3.3.3.3 Übertragung der allgemeinen Grundsätze auf die einzelnen Durchführungsvarianten.............................................................. 299 3.3.3.4 Stock Options als Vergütung für eine mehrjährige Tätigkeit im Sinne von § 34 Abs. 2 Nr. 4 EStG ....................................................................... 301 3.3.3.5 Lohnsteuerabzug ....................................................................................... 304 3.3.3.6 Besteuerung der Veräußerung bezogener Aktien ...................................... 306 3.3.4 Zwischenfazit ....................................................................................................... 307 3.4 Kapitalmarktrechtliche Aspekte von Aktienoptionsplänen .......................................... 308 3.4.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 308 3.4.2 Insiderrechtliche Behandlung von Aktienoptionsplänen...................................... 310 3.4.2.1 Insiderrechtliche Rahmenbedingungen des WpHG .................................. 310 3.4.2.1.1 Insiderpapiere .............................................................................. 310 3.4.2.1.2 Insiderinformationen ................................................................... 311 3.4.2.1.3 Insider.......................................................................................... 313 3.4.2.1.4 Insiderhandelsverbot ................................................................... 316 3.4.2.2 Auswirkungen des Insiderrechts auf die Phasen der Durchführung eines Aktienoptionsplans........................................................................... 319
XVIII
Inhaltsverzeichnis
3.4.2.2.1 3.4.2.2.2 3.4.2.2.3 3.4.2.2.4
Vorüberlegungen ......................................................................... 319 Vorbereitung des Aktienoptionsplans.......................................... 320 Bereitstellung der Optionsrechte................................................. 322 Beschaffung der zugrunde liegenden Aktien durch Rückkauf am Sekundärmarkt (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG) ............. 323 3.4.2.2.5 Zuteilung der Optionen ............................................................... 324 3.4.2.2.6 Ausübung der Optionen .............................................................. 325 3.4.2.2.7 Veräußerung der bezogenen Aktien............................................. 331 3.4.3 Die Ad-hoc-Publizität des § 15 WpHG ................................................................ 338 3.4.3.1 Vorbemerkung ........................................................................................... 338 3.4.3.2 Gesetzliche Grundlagen ............................................................................ 339 3.4.3.3 Mehrstufige Entscheidungsprozesse ......................................................... 343 3.4.3.4 Ad-hoc-Publizitätspflichten bei der Umsetzung eines Aktienoptionsplanes .................................................................................. 345 3.4.4 Zwischenfazit ....................................................................................................... 348 4 Betriebswirtschaftliche Analyse von Optionsplänen.................................................... 351 4.1 Untersuchung aus Sicht der Gesellschafter bzw. der Gesellschaft............................... 351 4.1.1 Grundlagen ........................................................................................................... 351 4.1.2 Erläuterung der Modellkomponenten................................................................... 357 4.1.2.1 Zahlungsebene........................................................................................... 357 4.1.2.2 Handelsrechtliche Ebene ........................................................................... 358 4.1.2.3 Steuerliche Ebene ...................................................................................... 360 4.1.2.4 Struktur des Aktienoptionsprogramms ...................................................... 361 4.1.3 Analyse des Grundfalls ........................................................................................ 362 4.1.3.1 Vorbemerkungen ....................................................................................... 362 4.1.3.2 Ermittlung der Kosten der Durchführungsvarianten ................................. 365 4.1.3.2.1 „Nackte“ Optionsrechte............................................................... 365 4.1.3.2.2 Wandel- und Optionsanleihen ..................................................... 370 4.1.3.2.3 Rückkauf eigener Aktien............................................................. 376 4.1.3.2.4 Programmkauf............................................................................. 392 4.1.3.2.5 Stock Appreciation Rights........................................................... 395 4.1.3.3 Beurteilung der relativen Vorteilhaftigkeit................................................ 400 4.1.4 Auswirkungen einer Variation der Rahmenbedingungen..................................... 409 4.2 Analyse der Anreizwirkungen ausgewählter Optionstypen ......................................... 417 4.2.1 Vorbemerkungen................................................................................................... 417 4.2.2 Bewertung ausgewählter Stock Options............................................................... 419 4.2.2.1 Grundlagen des Bewertungsmodells ......................................................... 419
Inhaltsverzeichnis
XIX
4.2.2.2 Traditional Stock Options.......................................................................... 421 4.2.2.3 Premium Options....................................................................................... 423 4.2.2.4 Performanceabhängige Optionen .............................................................. 424 4.2.2.5 Repricable Options .................................................................................... 425 4.2.2.6 Indexgebundene Optionen......................................................................... 427 4.2.3 Einfluss der Ausgestaltungsmerkmale auf die Anreizwirkungen......................... 428 4.2.3.1 Normierung der Optionsanzahl ................................................................. 428 4.2.3.2 Anreize zur Steigerung des Aktienkurses.................................................. 431 4.2.3.2.1 Differentiation der Bewertungsgleichungen des Optionswertes.............................................................................. 431 4.2.3.2.2 Anreizwirkungen einzelner Optionen im Gewährungszeitpunkt.................................................................. 433 4.2.3.2.3 Anreizwirkungen im Gewährungszeitpunkt bei normierter Optionsanzahl.............................................................................. 435 4.2.3.2.4 Anreizwirkungen in Abhängigkeit von der Optionslaufzeit ....... 441 4.2.3.3 Anreiz zur verstärkten Übernahme von Risiken ....................................... 444 4.2.3.4 Anreiz zur Senkung der Dividendenzahlungen......................................... 447 4.2.3.5 Auswirkungen der Variation ausgewählter Ausgestaltungsmerkmale ...... 450 5 Schlussbetrachtung.......................................................................................................... 455 Anhang .................................................................................................................................. 465 Literaturverzeichnis............................................................................................................. 485
Abkürzungsverzeichnis a.F.
alte Fassung
ABlEG
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften/der Europäischen Union
Abs.
Absatz
Abschn.
Abschnitt
AG
Aktiengesellschaft
AG
Die Aktiengesellschaft (Zeitschrift)
AG
Arbeitsgruppe
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen
AICPA
American Institute of Certified Public Accountants
AktG
Aktiengesetz
AktG-E
Entwurf zur Neufassung des Aktiengesetzes
AMEX
American Stock Exchange
ÄndGInvZulG
Gesetz zur Änderung des Investitionszulagengesetzes
Anm.
Anmerkung
AnSVG
Anlegerschutzverbesserungsgesetz
AO
Abgabenordnung
AOG
Aktienoptionengesetz
APB
Accounting Principles Board
APT
Arbitrage Pricing Theory
APV
Adjusted Present Value
Art.
Artikel
Aufl.
Auflage
Az.
Aktenzeichen
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
BAnz
Bundesanzeiger
BAWe
Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel
BayObLG
Bayerisches Oberstes Landesgericht
BB
Betriebs-Berater (Zeitschrift)
BBK
Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung (Zeitschrift/Loseblattsammlung)
BDO
Binder Dijker Otte Deutsche Warentreuhand AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
BegrRegE
Begründung des Regierungsentwurfs
BetrVG
Betriebsverfassungsgesetz
XXII
BFA
Abkürzungsverzeichnis
Bankenfachausschuss
BFH
Bundesfinanzhof
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (Zeitschrift)
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
BGBl.
Bundesgesetzblatt
BGH
Bundesgerichtshof
BGHZ
Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen (Zeitschrift)
BIB
Bruttoinvestitionsbasis
BilMoG
Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz)
BilReG
Bilanzrechtsreformgesetz
BKR
Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht (Zeitschrift)
BMF
Bundesministerium der Finanzen
BMJ
Bundesministerium der Justiz
BörsG
Börsengesetz
BörsO
Börsenordnung für die Frankfurter Wertpapierbörse
BörsZulG
Börsenzulassungs-Gesetz
Br.
Breisgau
Br-Drs.
Bundesrats-Drucksache
BReg. Z
Beschwerderegister Zivilsachen (BayObLG)
BStBl.
Bundessteuerblatt
Bt-Drs.
Bundestags-Drucksache
BuW
Betrieb und Wirtschaft (Zeitschrift)
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
c.p.
ceteris paribus (lat. für „unter sonst gleichen Umständen“)
ca.
circa
CalPERS
The California Public Employees’ Retirement System
CAPM
Capital Asset Pricing Model
CARA
constant absolute risk aversion
CDFC
Konvexität der Verteilungsfunktion
CDU
Christlich Demokratische Union Deutschlands
CEO
Chief Executive Officer
CFROI
Cash Flow Return on Investment
CML
Capital Market Line
CRRA
constant relative risk aversion
Abkürzungsverzeichnis
CSU
Christlich Soziale Union in Bayern
CVA
Cash Value Added
d.h.
das heißt
DAI
Deutsches Aktieninstitut
DAV
Deutscher Anwaltverein
DAX
Deutscher Aktienindex
DB
Der Betreib (Zeitschrift)
DBW
Die Betriebswirtschaft (Zeitschrift)
DCF
Discounted Cashflow
DGAP
Deutsche Gesellschaft für Ad hoc-Publizität mbH
d.h.
das heißt
Dipl.
Diplomarbeit
Diss.
Dissertation
DRS
Deutscher Rechnungslegungsstandard
DRSC
Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee e.V.
DSR
Deutscher Standardisierungsrat
DStR
Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift)
DStRE
Deutsches Steuerrecht-Entscheidungsdienst (Zeitschrift)
DStZ
Deutsche Steuer-Zeitung (Zeitschrift)
DSWR
Datenverarbeitung, Steuer, Wirtschaft, Recht (Zeitschrift)
DVFA
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung e.V.
DZWir
Deutsche Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (Zeitschrift)
E-DRS
Entwurf-Deutscher Rechnungslegungsstandard
e.V.
eingetragener Verein
EBIT
Earnings before interest and taxes
EBITDA
Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization
EBT
Earnings before taxes
EBV
Economic Book Value
ECLR
European Company Law Review
ED
Exposure Draft
EFG
Entscheidungen der Finanzgerichte (Zeitschrift)
EG
Europäische Gemeinschaft
EK
Eigenkapital
EL
Ergänzungslieferung
engl.
englisch
EPS
Earnings per share
XXIII
XXIV
ERS
Abkürzungsverzeichnis
Entwurf einer IDW Stellungnahme zur Rechnungslegung
ES
Entwurf eines IDW Standards
ESOP(s)
employee stock ownership plan(s)
ESPP(s)
employee stock purchase plan(s)
EStG
Einkommensteuergesetz
EStR
Einkommsteuer-Richtlinien
et al.
et alii (lat. für „und andere“)
etc.
et cetera (lat. für „und die übrigen“)
EU
Europäische Union
EUREX
European Exchange
EuroEG
Euroeinführungsgesetz
EuZW
Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht
EVA
Economic Value Added
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EWiR
Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (Zeitschrift)
EWR
Europäischer Wirtschaftsraum
f.
folgende
FASB
Financial Accounting Standards Board
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Zeitung)
FB
Finanz Betrieb (Zeitschrift)
ff.
fortfolgende
FFG
Finanzmarktförderungsgesetz
FG
Finanzgericht
FIFO
first-in first-out
FIN
FASB Interpretation
FinMin
Finanzministerium
Fn.
Fußnote
FN-IDW
Fachnachrichten-IDW (Zeitschrift)
FR
Finanzrundschau (Zeitschrift)
FTD
Financial Times Deutschland
GAAP
Generally Accepted Accounting Principles
GewStG
Gewerbesteuergesetz
GG
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GmbHG
Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung
GmbHR
GmbH Rundschau (Zeitschrift)
Abkürzungsverzeichnis
GoB
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
H
Hinweis
Habil.
Habilitationsschrift
HARA
hyperbolic absolute risk aversion
HFA
Hauptfachausschuss
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
HS
Halbsatz
i.
im
i.d.F.
in der Fassung
i.e.S.
im engeren Sinne
i.S.
im Sinne
i.V.m.
in Verbindung mit
i.w.S.
im weiteren Sinne
IAS
International Accounting Standard(s)
IASB
International Accounting Standards Board
IASC
International Accounting Standards Committee
IASCF
International Accounting Standards Committee Foundation
i.d.F.
in der Fassung
IDW
Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.
IDW S
IDW Standard
IFRS
International Financial Reporting Standard(s)
INF
Die Information für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (Zeitschrift)
IRC
Internal Revenue Code
IStR
Internationales Steuerrecht (Zeitschrift)
IÜS
Internes Überwachungssystem
IWB
Internationale Wirtschaftsbriefe (Zeitschrift)
Jb.
Jahresband
JfB
Journal für Betriebswirtschaft
Jg.
Jahrgang
JITE
Journal of Institutional and Theoretical Economics (Zeitschrift)
Jr.
Junior
KapAEG
Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz
KapInHaG
Kapitalmarktinformationshaftungsgesetz
KapMuG
Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
XXV
XXVI
Abkürzungsverzeichnis
KoR
Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung (Zeitschrift)
KPMG
Klynveld Peat Marwick Goerdeler Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
krp
Kostenrechnungspraxis (Zeitschrift)
KStG
Körperschaftsteuergesetz
KuMaKV
Verordnung zur Konkretisierung des Verbots der Kurs- und Marktpreismanipulation
LAG
Landesarbeitsgericht
lat.
lateinisch
LEN
linear, exponentiell, normalverteilt
Lfg.
Lieferung
LIFO
last-in last-out
lit.
litera (lat. für „Buchstabe“)
LG
Landgericht
LStDV
Lohnsteuer-Durchführungsverordnung
LStR
Lohnsteuer-Richtlinien
MaKonV
Marktmanipulations-Konkretisierungsverordnung
mbH
mit beschränkter Haftung
MG
Metallgesellschaft
MLRC
monoton wachsende Likelihood Ratio
MVA
Market Value Added
n.F.
neue Fassung
NASDAQ
National Association of Securities Dealers Automated Quoting System
NBER
National Bureau of Economic Research
NJW
Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift)
No.
Number
NOA
Net Operating Assets
NOPAT
Net Operating Profit After Taxes
NOPLAT
Net Operating Profit Less Adjusted Taxes
Nr.
Nummer
NRW
Nordrhein-Westfalen
NWB
Neue Wirtschafts-Briefe (Zeitschrift)
NYSE
New York Stock Exchange
NZA-RR
Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht-Rechtsprechungsreport
NZG
Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht (Zeitschrift)
o.Ä.
oder Ähnliche(n/s)
Abkürzungsverzeichnis
o.Jg.
ohne Jahrgang
o.V.
ohne Verfasser
öAktG
österreichisches Aktiengesetz
öBGBl.
Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development
OFD
Oberfinanzdirektion
XXVII
ÖRdW
Österreichisches Recht der Wirtschaft
OLG
Oberlandesgericht
OWiG
Gesetz über Ordnungswidrigkeiten
p.a.
pro anno (lat. für „je Jahr”)
Par.
Paragraph
PublG
Gesetz über die Rechnungslegung bestimmter Unternehmen und Konzerne (Publizitätsgesetz)
q.e.d.
quod erat demonstrandum (lat. für „was zu beweisen war“)
R
Richtlinie
RefE
Referentenentwurf
RegE
Regierungsentwurf
rev.
revised
Rf.
Reform
RIW
Recht der Internationalen Wirtschaft (Zeitschrift)
Rn.
Randnummer
ROV
Return on Value
Rz.
Randziffer
S.
Seite(n)
S&P
Standard & Poor’s
SAP AG
Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung AG
SAR(s)
Stock Appreciation Right(s)
sbr
Schmalenbach Business Review (Zeitschrift)
SE
Societas Europaea (Europäische Aktiengesellschaft)
Sec.
Section
SEEG
Gesetz zur Einfürung der Europäischen Gesellschaft
SEC
Securities and Exchange Commission
SFAS
Statement of Financial Accounting Standards
SG
Schmalenbach-Gesellschaft/Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft
SGB IV
Viertes Sozialgesetzbuch
SIC
Standing Interpretations Committee
XXVIII
Abkürzungsverzeichnis
SML
Security Market Line
sog.
so genannte
SolZG
Solidaritätszuschlagsgesetz
Sp.
Spalte(n)
SPD
Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SprAuG
Sprecherausschussgesetz
St.
Sankt
STAR(s)
Stock Appreciation Programm(e)
StB
Der Steuerberater (Zeitschrift)
StEntlG
Steuerentlastungsgesetz
StGB
Strafgesetzbuch
StSenkG
Steuersenkungsgesetz
StuB
Steuern und Bilanzen (Zeitschrift)
StückAG
Stückaktiengesetz
StuW
Steuer und Wirtschaft (Zeitschrift)
StVergAbG
Steuervergünstigungsabbaugesetz
TCF
Total Cashflow
TIAA-CREF
Teachers Insurance and Annuity Association-College Retirement Equities Fund
TransPuG
Transparenz- und Publizitätsgesetz
Tz.
Textziffer(n)
UMAG
Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts
Unterabs.
Unterabsatz
UntStFG
Unternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz
UntStRefG
Unternehmensteuerreformgesetz
US / U.S.
United States
USA
United States of America
Var.
Variante
vgl.
vergleiche
Vol.
Volume
Vorb.
Vorbemerkungen
VorstAG
Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung
VorstOG
Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz
VROI
Value Return on Investment
WACC
Weighted Average Cost of Capital (gewogene Kapitalkosten)
Abkürzungsverzeichnis
WiB
XXIX
Wirtschaftsrechtliche Beratung (Zeitschrift)
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium (Zeitschrift)
WISU
Das Wirtschaftsstudium (Zeitschrift)
WM
Wertpapier Mitteilungen, Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht (Zeitschrift)
WpAIV
Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung
WPg
Die Wirtschaftsprüfung (Zeitschrift)
WpHG
Wertpapierhandelsgesetz
WPK-Mitt.
Wirtschaftsprüferkammer Mitteilungen (Zeitschrift)
WpÜG
Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz
z.B.
zum Beispiel
ZBB
Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft (Zeitschrift)
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft (Zeitschrift)
zfbf
Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (Zeitschrift)
zfo
Zeitschrift Führung und Organisation (Zeitschrift)
ZfP
Zeitschrift für Personalforschung (Zeitschrift)
ZGR
Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht (Zeitschrift)
ZHR
Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht (Zeitschrift)
Ziff.
Ziffer
ZIP
Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (Zeitschrift)
ZP
Zeitschrift für Planung (Zeitschrift)
zugl.
zugleich
Symbolverzeichnis §
Paragraf
§§
Paragrafen
|
unter der Bedingung, dass
für alle
ist Element von
€
Euro
Es gilt
daraus folgt
o
strebt gegen
³
Integral
&
und
%
Prozent
®
registered trademark (engl. für „eingetragenes Warenzeichen“) (Quadrat-)Wurzel
f
unendlich
ȕ
Betafaktor (Risikomaß)
ȕi
Betafaktor (Risikomaß) des Wertpapiers i
w w
Differentialoperator
wf ( x ) wx x
Wert der Ableitung von f nach x an der Stelle x = 0 0
G
kontinuierliche Dividendenrendite eines Wertpapiers
įI
kontinuierliche Dividendenrendite eines Referenzindexes
'
Delta, Differenz, Unterschiedsbetrag
H
standardnormalverteilte Zufallsvariable
K
Platzhalter bei der Bewertung von Stock Options
N
Platzhalter bei der Bewertung von Stock Options
Ȝ
Lagrange-Multiplikator der Teilnahmebedingung (First-best-Lösung)
Ȝ1
Lagrange-Multiplikator der Teilnahmebedingung (Second-best-Lösung)
Ȝ2
Lagrange-Multiplikator der Anreizbedingung (Second-best-Lösung)
Ȝi
Marktpreis des Risikos eines Wertpapiers i (SML)
XXXII
Symbolverzeichnis
Ȝj
faktorbezogene Risikoprämie
Ȝc
Marktpreis des Risikos (CML)
ș
Umweltzustand (Zufallsvariable)
Ĭ
Menge aller Umweltzustände ș
Q
Platzhalter bei der Bewertung von Stock Options
ȝ
Erwartungswert
ȝI
Erwartungswert der Rendite eines Vergleichsindex
U
Korrelationskoeffizient
ı
Volatilität des Aktienkurses
ıa
angepasste Standardabweichung der Rendite eines Wertpapiers
ıi
Standardabweichung der Rendite des Wertpapiers i
ıI
Standardabweichung der Rendite eines Referenzindexes
ı im
Kovarianz zwischen der Rendite des Wertpapiers i und der Rendite des Marktportfolios m
ım
Standardabweichung der Rendite des Marktportfolios m
ıp
Standardabweichung Rendite des Portfolios p
ıt
Volatilität des Aktienkurses
Ȉ
Summenoperator
W
(Rest-)Laufzeit einer Option
Ȧi
Anteil der im Zeitintervall i mindestens auszuübenden Optionsrechte
a
Aktivitätsniveau bzw. Arbeitseinsatz des Agents
ac
Aktivitätsniveau, das den Nutzen des Agents maximiert
a*
optimales Aktivitätsniveau bei einem „forcing contract“
A
Aktionenraum aller Aktivitätsniveaus a
Agio
Nachteil, der sich bei Wandel- oder Optionsanleihen aus einem Ausgabeaufschlag oder einer Unterverzinslichkeit ergibt
argmax
Menge der Argumente, die den Erwartungsnutzen des Agents maximieren
Anl0WO
Nominalwert vergütungshalber gewährter Wandel- oder Optionsanleihen
Aufw
adm , eA t
, nO Aufw adm t
Aufw
adm , SAR t
administrativer Aufwand beim Rückkauf eigener Aktien administrativer Aufwand bei „nackten“ Optionsrechte administrativer Aufwand bei Stock Appreciation Rights
Symbolverzeichnis , WO Aufw adm t
XXXIII
administrativer Aufwand bei Wandel- oder Optionsanleihen
Bet , eA t
Aufwendungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
, nO Aufw Bet t
Aufwendungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
,SAR Aufw Bet t
Aufwendungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
Aufw
des Rückkaufs eigener Aktien „nackter“ Optionsrechte von Stock Appreciation Rights , WO Aufw Bet t
Aufwendungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen
, nO Aufw GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung des Gewerbesteueraufwands bei „nack-
, eA Aufw GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung des Gewerbesteueraufwands beim
, Pr Aufw GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung des Gewerbesteueraufwands beim
, SAR Aufw GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung des Gewerbesteueraufwands bei Stock
ten“ Optionsrechten Rückkauf eigener Aktien Programmkauf Appreciation Rights , WO Aufw GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung Gewerbesteueraufwands bei Wandel-
p ,eA Aufw Im t
Aufwendungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der
oder Optionsanleihen Basis des Rückkaufs eigener Aktien Aufw
Im p , nO t
Aufw
Im p ,SAR t
Aufw
Im p , WO t
Aufwendungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte Aufwendungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Stock Appreciation Rights Aufwendungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen
, eA Aufw KSt t
optionsplanbedingte Veränderung des Körperschaftsteueraufwands Gewerbesteueraufwands beim Rückkauf eigener Aktien
Aufw
KSt , nO t
Aufw
KSt , Pr t
optionsplanbedingte Veränderung des Körperschaftsteueraufwands bei „nackten“ Optionsrechten optionsplanbedingte Veränderung des Körperschaftsteueraufwands beim Programmkauf
XXXIV , SAR Aufw KSt t
Symbolverzeichnis
optionsplanbedingte Veränderung des Körperschaftsteueraufwands bei Stock Appreciation Rights
Aufw
KSt , WO t
Aufw
opt , eA t
optionsplanspezifischer Aufwand beim Rückkauf eigener Aktien
Aufw
opt , nO t
optionsplanspezifischer Aufwand bei nackten“ Optionsrechten
optionsplanbedingte Veränderung des Körperschaftsteueraufwands bei Wandel- oder Optionsanleihen
, Pr Aufw opt t
optionsplanspezifischer Aufwand beim Programmkauf
, SAR Aufw opt t
optionsplanspezifischer Aufwand bei Stock Appreciation Rights
Aufw
opt , WO t
optionsplanspezifischer Aufwand beim Rückkauf eigener Aktien
Aufw
Pers ges
gesamter Personalaufwand
,eA Aufw Pers t
Personalaufwand für eigene Aktien
Aufw
Pers , nO t
Personalaufwand für „nackte“ Optionsrechte
Aufw
Pers , Pr t
Personalaufwand beim Programmkauf
Aufw
Pers ,SAR t
Personalaufwand bei virtuellen Optionsrechten
, WO Aufw Pers t
Aufw
Üb ,eA t
Personalaufwand für Wandel- oder Optionsanleihen kapitalisierte Aufwendungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
, nO Aufw Üb t
kapitalisierte Aufwendungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte
, WO Aufw Üb t
kapitalisierte Aufwendungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen
, WO Aufw ZA t
Zinsaufwand bei Wandel- oder Optionsanleihen
Ausz
adm t
administrative Auszahlungen
Ausz
adm ,eA t
administrative Auszahlungen beim Rückkauf eigener Aktien
, nO Ausz adm t
administrative Auszahlungen „nackter“ Optionsrechte
Ausz
adm , Pr t
administrative Auszahlungen beim Programmkauf
Ausz
adm ,SAR t
administrative Auszahlungen bei Stock Appreciation Rights
Symbolverzeichnis , WO Ausz adm t
XXXV
administrative Auszahlungen bei Wandel- und Optionsanleihen
Bet , eA t
Auszahlungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
, nO Ausz Bet t
Auszahlungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
, Pr Ausz Bet t
Auszahlungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans beim Pro-
,SAR Ausz Bet t
Auszahlungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis
Ausz
des Rückkaufs eigener Aktien „nackter“ Optionsrechte grammkauf von Stock Appreciation Rights , WO Ausz Bet t
Auszahlungen für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen
Ausz der t p ,eA Ausz Im t
derivative Auszahlungen Auszahlungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
p , nO Ausz Im t
Auszahlungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte
p , Pr Ausz Im t
Auszahlungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans beim Programmkauf
p ,SAR Ausz Im t
Auszahlungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Stock Appreciation Rights
Ausz
Im p , WO t
Ausz
opt t
optionsplanspezifische Auszahlungen
Ausz
opt ,eA t
optionsplanspezifische Auszahlungen beim Rückkauf eigener Aktien
Ausz
opt , Pr t
optionsplanspezifische Auszahlungen beim Programmkauf
Auszahlungen für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen
, WO Ausz opt t
Ausz
Üb ,eA t
optionsplanspezifische Auszahlungen bei Wandel- und Optionsanleihen kapitalisierte Auszahlungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
, nO Ausz Üb t
kapitalisierte Auszahlungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte
XXXVI , Pr Ausz Üb t
Symbolverzeichnis
kapitalisierte Auszahlungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans beim Programmkauf
, WO Ausz Üb t
kapitalisierte Auszahlungen für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen
b ij
Sensitivität der Rendite des Wertpapiers i hinsichtlich der Ausprägungen des Faktors j
Bd
Ausübungshürde (Barriere) eines „down-and-in“ Calls
Bt
Ausübungshürde (Barriere) zum Zeitpunkt t
Bu
Ausübungshürde (Barriere) eines „up-and-in“ Calls adm ,eA t
administrative Betriebsausgaben Aktienoptionsplans auf der Basis des
, nO BA adm t
administrative Betriebsausgaben eines Aktienoptionsplans auf der Basis
BA
Rückkaufs eigener Aktien „nackter“ Optionsrechte , Pr BA adm t
administrative Betriebsausgaben eines Aktienoptionsplans beim Pro-
, Pr BA adm t
administrative Betriebsausgaben eines Aktienoptionsplans bei Stock Ap-
grammkauf preciation Rights BA
adm , WO t
BA
Bet ,eA t
BA
Bet , nO t
BA
Bet , Pr t
BA
Bet ,SAR t
administrative Betriebsausgaben eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen Betriebsausgaben für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien Betriebsausgaben für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte Betriebsausgaben für die Betreuung eines Aktienoptionsplans beim Programmkauf Betriebsausgaben für die Betreuung eines Aktienoptionsplans bei Stock Appreciation Rights
, WO BA Bet t
Betriebsausgaben für die Betreuung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen
p ,eA BA Im t
Betriebsausgaben für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
Symbolverzeichnis p , nO BA Im t
XXXVII
Betriebsausgaben für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte
BA
Im p , Pr t
Betriebsausgaben für die Implementierung beim Programmkauf
BA
Im p ,SAR t
Betriebsausgaben für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf
p , WO BA Im t
Betriebsausgaben für die Implementierung eines Aktienoptionsplans auf
,eA BA opt t
optionsplanspezifische Betriebsausgaben beim Rückkauf eigener Aktien
, nO BA opt t
optionsplanspezifische Betriebsausgaben „nackter“ Optionsrechte
der Basis von Stock Appreciation Rights der Basis von Wandel- und Optionsanleihen
BA
opt , Pr t
optionsplanspezifische Betriebsausgaben beim Programmkauf
BA
opt ,SAR t
optionsplanspezifische Betriebsausgaben bei Stock Appreciation Rights
BA
opt , WO t
optionsplanspezifische Betriebsausgaben bei Wandel- und Optionsanleihen
,eA BA Pers t
personalbezogene Betriebsausgaben beim Rückkauf eigener Aktien
, Pr BA Pers t
personalbezogene Betriebsausgaben beim Programmkauf
BA
Pers ,SAR t
personalbezogene Betriebsausgaben bei Stock Appreciation Rights
BA
Üb ,eA t
kapitalisierte Betriebsausgaben für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
, nO BA Üb t
kapitalisierte Betriebsausgaben für die Überwachung von Veräußerungsbeschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis „nackter“ Optionsrechte
, Pr BA Üb t
kapitalisierte Betriebsausgaben für die Überwachung von Veräußerungs-
, WO BA Üb t
kapitalisierte Betriebsausgaben für die Überwachung von Veräußerungs-
beschränkungen beim Programmkauf beschränkungen eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- und Optionsanleihen BE opt t
optionsplanspezifische Betriebseinnahmen
, nO BE opt t
optionsplanspezifische Betriebseinnahmen „nackter“ Optionsrechte
BG t
Bilanzgewinn
BR
eA t ,i
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) beim Rückkauf eigener Aktien nach i Anpassungsschritten
XXXVIII
Symbolverzeichnis
BR SAR t ,i
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) bei Stock Appreciation Rights nach i Anpassungsschritten
BR
eA t
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) beim Rückkauf eigener Aktien
BR
nO t
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) bei „nackten“ Optionsrechten
BR SAR t BR
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) bei Stock Appreciation Rights
WO t
Wert eines Bezugsrechts (Verwässerung) bei Wandel- und Optionsanleihen
BIB
Bruttoinvestitionsbasis
BWt
Barwert eines Investitionsprojektes zum Zeitpunkt t
cA
fixer Anteil des Agents am Unternehmenserfolg
cP
fixer Anteil des Principals am Unternehmenserfolg
C
Options(-gesamt)wert
C BS
Options(-gesamt)wert eines Standard Calls nach BLACK-SCHOLES
C down in
Options(-gesamt)wert eines down-and-in Calls
C down out
Options(-gesamt)wert eines down-and-out Calls
Ci
Options(-gesamt)wert (Index i)
C IO
Options(-gesamt)wert einer indexgebundenen Option
C PSO
Options(-gesamt)wert einer „Premium Stock Option“
C PVO
Options(-gesamt)wert einer performanceabhängigen Option
C RPO
Options(-gesamt)wert einer „Repricable Option“
Ct
Options(-gesamt)wert
Cct
Options(-gesamt)wert im Falle des Rückkaufs eigener Aktien
C TSO CF
CFROI
Options(-gesamt)wert einer „Traditional Stock Option“ CFROI t
, CF
Brutto-Cashflow im CFROI-Ansatz
Eq t
Cashflow im Equity-Ansatz
naV T CFROI
Cashflow aus dem nicht abnutzbaren Vermögen am Ende des Detailpla-
CF CF
nungszeitraums (CFROI-Ansatz) SVA t
betrieblicher Cashflow im DCF-Konzept von RAPPAPORT
SVA fort
Fortführungswert des betrieblichen Cashflows im DCF-Konzept von
CF CF
RAPPAPORT ab der Periode TDPZ
Symbolverzeichnis
CFtTCF WACC t
CF
XXXIX
bewertungsrelevanter Cashflow im TCF-Ansatz bewertungsrelevanter Cashflow im WACC-Ansatz
CFROI
Cash Flow Return on Investment
cov( )
Kovarianzoperator
CVA
Cash Value Added
di
Platzhalter bei der Normalverteilung
dci
Platzhalter bei der Normalverteilung im Falle des Rückkaufs eigener Aktien
d
Differential
dz, dz I
Standard-Wiener-Prozesse
Di
Dividendenzahlungen (Index i)
D, D t
Dividendenzahlungen
Dct
Dividendenzahlungen im Falle des Rückkaufs eigener Aktien
D
AOP t
negative Auswirkung auf die Dividendenzahlung
D
eA t
Veränderung der Dividendenzahlung beim Rückkauf eigener Aktien
D nO t
Veränderung der Dividendenzahlung bei „nackten“ Optionsrechten
D
Pr t
Veränderung der Dividendenzahlung beim Programmkauf
D
SAR t
Veränderung der Dividendenzahlung bei Stock Appreciation Rights
D
WO t
Veränderung der Dividendenzahlung bei Wandel- oder Optionsanleihen
DSVA t
positive Auswirkung auf die Dividendenzahlung
e
Eulersche Zahl
E( )
Erwartungswertoperator
EBV, EBVt
Economic Book Value
Einz der t
derivative Einzahlungen
Einz
opt t
Einz
opt ,eA t
optionsplanspezifische Einzahlungen optionsplanspezifische Einzahlungen bei einem Aktienoptionsplan auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
, WO Einz opt t
optionsplanspezifische Einzahlungen von Wandel- und Optionsanleihen
EK, EK t
Marktwert des Eigenkapitals
EK
AOP t
Marktwert des Eigenkapitals mit einem Aktienoptionsplan
XL
Symbolverzeichnis
EK ut
Marktwert des Eigenkapitals eines unverschuldeten Unternehmens
EPt
Economic Profit opt , eA t
Ertr
optionsplanspezifischer Ertrag beim Rückkauf eigener Aktien
EVA fort
Fortführungswert der Economic Value Added nach Ende des Detailplanungszeitraums
EVA t
Economic Value Added
EVA t ,i
Economic Value Added im Geschäftsbereich i
f a z | a
Ableitung der bezüglich a parametrisierten Wahrscheinlichkeitsdichte von z nach a
f( )
Funktionsoperator
f(z|a)
parametrisierte Wahrscheinlichkeitsdichte von z bezüglich a
F(z|a)
parametrisierte Verteilungsfunktion von z bezüglich a
FK, FK t
Marktwert des Fremdkapitals
g
Wachstumsrate
g
UE t
betriebliche Gewinnmarge oder Umsatzüberschussrate
GK t
Marktwert des Gesamtkapitals
ht
Hebesatz
Ht
angepasster Basispreis bei indexgebundenen Optionen
i
Index i AV t
Investitionsrate ins Anlagevermögen
UV t
ir
Investitionsrate ins Umlaufvermögen
It
Stand des Vergleichsindexes zum Zeitpunkt t
ir
IC
Invested Capital
IC t
Invested Capital zum Zeitpunkt t
j
Index j
k
Anzahl der bewertungsrelevanten Risikofaktoren (APT)
k EVA t
Kapitalkostensatz (EVA-Konzept)
k TCF t
Kapitalkostensatz (TCF-Ansatz)
k WACC t
Kapitalkostensatz (WACC-Ansatz)
Kt
Kosten eines Aktienoptionsprogramms zum Zeitpunkt t
K
eA 0
Kostenkomponente beim Aktienrückkauf
Symbolverzeichnis
K 0nO
XLI
Kostenkomponente „nackter Optionsrechte“
K
Pr 0
Kostenkomponente beim Programmkauf
K
SAR 0
Kostenkomponente bei Stock Appreciation Rights
K 0WO
Kostenkomponente von Wandel- und Optionsanleihen
lim
Grenzwert
ln( )
natürlicher Logarithmus
m
Anzahl der Perioden innerhalb des Leistungszeitraums
m
Index: Marktportfolio
mt
Steuermesszahl gemäß § 11 Abs. 2 GewStG bzw. § 11 Abs. 2 Nr. 2 GewStG a.F.
max( )
Operator zur Bestimmung des maximalen Wertes
MVA, MVA t
Market Value Added
n, n t
Anzahl der ausstehenden Aktien
N( )
Standardnormalverteilung
Nt
Anzahl der gewährten Aktienoptionen
N
ausg
N
ausg , eA t
, N
ausg t
Anzahl der ausgegebenen Optionsrechte Anzahl der ausgegebenen Optionsrechte bei einem Aktienoptionsplan auf der Basis des Rückkaufs eigener Aktien
N ausst t
Anzahl der am Ende der Periode t ausstehenden Optionsrechte
N ausst t ,i
Anzahl der in i gewährten und in t ausstehenden Optionsrechte
N ausüb t ,i
Anzahl der in i gewährten und in t ausgeübten Optionsrechte
N
EVA t
N EVA t ,i
Gesamtzahl der in Abhängigkeit vom EVA gewährten Optionsrechte Zahl der einem Vorstand i in Abhängigkeit vom EVA gewährten Optionsrechte
N
ǻEVA t
N
ǻEVA t ,i
N
Sockel t
Gesamtzahl der erfolgsunabhängig gewährten Optionsrechte
N
Sockel t ,i
Zahl der einem Vorstand i erfolgsunabhängig gewährten Optionsrechte
Gesamtzahl der in Abhängigkeit von der EVA-Veränderung gewährten Optionsrechte Zahl der einem Vorstand i in Abhängigkeit von der EVA-Veränderung gewährten Optionsrechte
N tverf ,i
Anzahl der in i gewährten und in t verfallenen Optionsrechte
XLII
~ N vest
Symbolverzeichnis
Anzahl der Optionsrechte, die alle Ausübungsbedingungen erfüllen (Zufallsvariable)
NBV
nicht betriebsnotwendiges Vermögen
NOPATt
Net Operating Profit after Taxes
NOPLATt
Net Operating Profit Less Adjusted Taxes
p
Index p: Portfolio
pi
Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses zi
P0i ~ P1i
(sicherer) Preis eines Wertpapiers i zum Zeitpunkt 0
PA t
Performanceabschlag zum Zeitpunkt t
Preis eines Wertpapiers i zum Zeitpunkt 1 (Zufallsvariable)
r
(risikoadäquate) Verzinsung
rEK , rEK ,t
Eigenkapitalkosten bzw. -rendite
nSt nSt rEK , rEK ,t
Eigenkapitalkosten bzw. -rendite nach Steuern
rf , rf , t
Zinssatz auf risikofreie Anlagen
rFK , rFK ,t
Fremdkapitalkosten
~r ~r
(risikoadäquate) Verzinsung (Zufallsvariable) Eigenkapitalrendite (Zufallsvariable)
~r i
Rendite des Wertpapiers i (Zufallsvariable)
rM ~r
durchschnittlicher Marktzinssatz nach § 253 Abs. 2 HGB Rendite des Marktportfolios (Zufallsvariable)
~r p
Rendite des Portfolios p (Zufallsvariable)
rtEVA
Rendite auf das investierte Kapital (EVA-Konzept)
EK
m
r
WO
Nominalzins von Wandel- oder Optionsanleihen
r
WO , nSt
Nominalzins von Wandel- oder Optionsanleihen nach Steuern
R(z)
ARROW-PRATTSCHES-Risikomaß (absolute lokale Risikoaversion)
RA
absolute (lokale) Risikoaversion des Agents
RP
absolute (lokale) Risikoaversion des Principals
R R (z)
relative lokale Risikoaversion
RoIC t
Return on Invested Capital
s(z)
erfolgsabhängige Entlohnung des Agents in Abhängigkeit vom eingetretenen Ergebnis z
Symbolverzeichnis
XLIII
s(z,a)
erfolgsabhängige Entlohnung des Agents in Abhängigkeit vom eingetretenen Ergebnis z und dem Aktivitätsniveau a des Agents
sc(z)
Steigung der Entlohnungsfunktion
s ESt , s ESt ,t
kombinierter Einkommensteuersatz
s
* ESt , t
Einkommensteuersatz
s GewSt , s GewSt , t
Gewerbesteuersatz
s KSt , s KSt , t
effektiver Körperschaftsteuersatz
s
* KSt , t
Körperschaftsteuersatz gemäß § 23 Abs. 1 KStG
s KiSt , t
Kirchensteuersatz
sSolZ, t
Solidaritätszuschlag
s EVA t
Ertragsteuersatz auf Unternehmensebene (EVA-Konzept)
s
CF t
cashflowbezogener Ertragsteuersatz des Unternehmens
S
Aktienkurs
Si
Aktienkurs (Index i)
St
Aktienkurs zum Zeitpunkt t
Sct
Aktienkurs zum Zeitpunkt t im Falle des Rückkaufs eigener Aktien
Sct*
Mischkurs nach Ausübung der Optionsrechte beim Rückkauf eigener Aktien
* t
Mischkurs nach Ausübung der Optionsrechte
S
cum t
Aktienkurs zum Zeitpunkt t cum Dividende
S
ex t
Aktienkurs zum Zeitpunkt t ex Dividende
inv 0
Aktienkurs zum Zeitpunkt t bei Investition des Free Cashflows im Unter-
S
S
nehmen SÄ
Sicherheitsäquivalent
SÄ i
Sicherheitsäquivalent des Rückflusses in t = 1 eines Wertpapiers i
St
GewSt , eA t
optionsplanbedingte Veränderung der Gewerbesteuerzahlung beim Rückkauf eigener Aktien
, nO St GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung der Gewerbesteuerzahlung bei „nackten“ Optionsrechten
, Pr St GewSt t
optionsplanbedingte Veränderung der Gewerbesteuerzahlung beim Programmkauf
XLIV , SAR St GewSt t
Symbolverzeichnis
optionsplanbedingte Veränderung der Gewerbesteuerzahlung bei Stock Appreciation Rights
St
GewSt , WO t
St
KSt , eA t
St
KSt , nO t
St
KSt , Pr t
St
KSt , SAR t
optionsplanbedingte Veränderung der Gewerbesteuerzahlung bei Wandelund Optionsanleihen optionsplanbedingte Veränderung der Körperschaftsteuerzahlung beim Rückkauf eigener Aktien optionsplanbedingte Veränderung der Körperschaftsteuerzahlung bei „nackten“ Optionsrechten optionsplanbedingte Veränderung der Körperschaftsteuerzahlung beim Programmkauf optionsplanbedingte Veränderung der Körperschaftsteuerzahlung bei Stock Appreciation Rights
, WO St KSt t
optionsplanbedingte Veränderung der Körperschaftsteuerzahlung Wan-
St mA
Steuerentlastung eines Optionsprogramms mit Anpassungsregelungen im Falle von Kapitalmaßnahmen
St oA
Steuerentlastung eines Optionsprogramms ohne Anpassungsregelungen im Falle von Kapitalmaßnahmen
del- und Optionsanleihen
t
Zeit
tc
Ende des Planungszeitraums
ti
Zeitpunkt i
tm
„measurement date“
tr
Rückkaufzeitpunkt eigener Aktien
T
CFROI
Nutzungsdauer im CFROI-Ansatz
T DPZ
Ende des Detailplanungszeitraums
TÜ
Anzahl der Zeitintervalle im Übergangszeitraum
TSR t
Total Shareholder Return (gesamte Aktienrendite)
U
Nutzenfunktion
U 1
Umkehrfunktion der Nutzenfunktion
UA
Nutzenfunktion des Agents
U A1
Nutzenfunktion des Agents in Bezug auf seine Entlohnung
UA2
Nutzenfunktion des Agents in Bezug auf sein Aktivitätsniveau
UP
Nutzenfunktion des Principals
Symbolverzeichnis
XLV
UcA1
Erste Ableitung der Nutzenfunktion des Agents bezüglich s(z)
UcAc 1
Zweite Ableitung der Nutzenfunktion des Agents bezüglich s(z)
UcP
Erste Ableitung der Nutzenfunktion des Principals bezüglich s(z)
UcPc
Zweite Ableitung der Nutzenfunktion des Principals bezüglich s(z)
ˆ U A
Reservationsnutzen des Agents
UE t
Umsatzerlöse
UW
Unternehmenswert
UWi
Unternehmenswert (Index i)
VE tc
Veräußerungserlös am Ende des Planungszeitraums
VE
AOP tc
Verwässerungseffekt eines Aktienoptionsplans
VE
eA tc
Verwässerungseffekt beim Rückkauf eigener Aktien
VE nO tc
Verwässerungseffekt von „nackten“ Optionsrechte
VE
SAR tc
Verwässerungseffekt von Stock Appreciation Rights
VE
WO tc
Verwässerungseffekt von Wandel- und Optionsanleihen
VE
SVA tc
positive Auswirkungen eines Aktienoptionsplans auf den Veräußerungserlös am Ende des Planungszeitraums
VI
Veränderungsindex
w
Residualeinkommen des Principals
w
UE t
Wachstumsrate des Umsatzes
W
innerer Wert einer Option
Wi
innerer Wert einer Option (Index i)
WACCfort
gewogener Kapitalkostensatz ab der Periode TDPZ (Fortführungswert)
WACCt
gewogener Kapitalkostensatz
WACCCFROI
geschätzter gewogener Kapitalkostensatz im CFROI-Ansatz
WB ESt t
Wertbeitrag der Unternehmenssteuern, der aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen resultiert (APV-Ansatz)
WBUntSt t
Wertbeitrag der Einkommensteuer, der aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen resultiert (APV-Ansatz)
WBWO t
Wertbeitrag von Wandel- und Optionsanleihen
x
Anteil des Wertpapiers i an einem Portfolio
X
Basispreis einer Option
XLVI
Symbolverzeichnis
Xi
Basispreis einer Option (Index i)
Xt
Basispreis einer Option zum Zeitpunkt t
Xct
angepasster Basispreis einer Option zum Zeitpunkt t im Falle des Rückkaufs eigener Aktien
X
DS t
Dividendenschutz
y
Anteil am zusätzlich geschaffenen Unternehmenswert 'UW
z
Ergebnisgröße, die von den Handlungen a des Agents und dem zufälligen Umweltzustand ș beeinflusst wird (Zufallsvariable)
z
minimale Ausprägung des Ergebnisses z
z
maximale Ausprägung des Ergebnisses z
zi
diskretes Ergebnis z mit dem Index i
Z
Menge aller Ergebnisse z
ZD
AOP t
Summe optionsplanbedingter Zahlungen
ZD
eA t
optionsplanbedingte Zahlungen beim Rückkauf eigener Aktien
ZD
nO t
optionsplanbedingte Zahlungen bei „nackten“ Optionsrechten
ZD Pr t
optionsplanbedingte Zahlungen beim Programmkauf
ZD
SAR t
optionsplanbedingte Zahlungen bei Stock Appreciation Rights
ZD
WO t
optionsplanbedingte Zahlungen bei Wandel- oder Optionsanleihen
ZÜ t Zuz
Zahlungsüberschuss WA t
Zuzahlung bei Ausübung des Wandlungsrechts
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1:
Typen asymmetrischer Informationsverteilung....................................... 23
Abbildung 2:
Rechtsverlagerung der Dichtefunktion bei a 2 ! a1 ................................. 31
Abbildung 3:
Rechtsverschiebung der Verteilungsfunktion bei a 2 ! a1 ....................... 32
Abbildung 4:
Ansatzpunkte zur Bestimmung des Unternehmenswertes ...................... 47
Abbildung 5:
Systematisierung der Wertlücken............................................................ 59
Abbildung 6:
Ermittlungsschema für den NOPAT ........................................................ 64
Abbildung 7:
Ermittlungsschemata für EBV und NOA................................................ 65
Abbildung 8:
Ermittlungsschema für den Brutto-Cashflow (CFROI-Ansatz).............. 67
Abbildung 9:
Ermittlungsschema für die Bruttoinvestitionsbasis................................. 68
Abbildung 10:
Systematisierung aktienkursorientierter Entlohnungsformen ................. 84
Abbildung 11:
Entwicklung der Einflussstärke bei einem Personalwechsel ................ 113
Abbildung 12:
Optionsspiegel....................................................................................... 269
Abbildung 13:
Informationen über ausstehende Optionsrechte nach IFRS 2 ............... 271
Abbildung 14:
Anwendung der Tarifvergünstigung nach § 34 EStG............................ 303
Abbildung 15:
Bei der Untersuchung insiderrechtlich relevanter Sachverhalte zu berücksichtigende Phasen von Aktienoptionsprogrammen.............. 320
Abbildung 16:
Innerer Wert und Gesamtwert in Abhängigkeit vom Aktienkurs .......... 327
Abbildung 17:
Insiderrechtliche Konsequenzen der Veräußerung von Aktien ............. 333
Abbildung 18:
Reihenfolge der administrativen Kosten............................................... 402
Abbildung 19:
Reihenfolge der optionsplanspezifischen Steuerwirkungen ................. 405
Abbildung 20:
Relative Vorteilhaftigkeit der Durchführungsvarianten im Grundfall ............................................................................................... 409
Abbildung 21:
Relative Vorteilhaftigkeit bei Nichtausübung der Optionsrechte.......... 412
Abbildung 22:
Optionswerte im Gewährungszeitpunkt in Abhängigkeit vom Aktienkurs ............................................................................................. 429
Abbildung 23:
Anreizfunktionen einzelner Optionen im Gewährungszeitpunkt.......... 434
Abbildung 24:
Anreiz- und Entlohnungsfunktionen der einzelnen Optionstypen im Gewährungszeitpunkt bei normierter Optionsanzahl....................... 436
Abbildung 25:
Anreizfunktion indexgebundener Optionen in Abhängigkeit vom Aktienkurs und Vergleichsindex ........................................................... 439
XLVIII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 26:
Entlohungsfunktion indexgebundener Optionen in Abhängigkeit vom Aktienkurs und Vergleichsindex ................................................... 441
Abbildung 27:
Anreiz- und Entlohnungsfunktionen der einzelnen Optionstypen bei normierter Optionsanzahl und einer Restlaufzeit von sechs Jahren .................................................................................................... 443
Abbildung 28:
Abhängigkeit der Optionswerte von der Volatilität............................... 446
Abbildung 29:
Abhängigkeit der Optionswerte von der Dividendenrendite ................ 449
Abbildung 30:
Ableitung der Security Market Line (SML).......................................... 467
Abbildung 31:
Bestimmung der Steigung der Entlohnungsfunktion bei der First-best-Lösung .................................................................................. 468
Abbildung 32:
Beispiele prüfungsrelevanter Tatsachen im Rahmen der Publizitätspflicht ................................................................................... 469
Abbildung 33:
Auswirkungen eines Aktienrückkaufs auf den Aktienkurs ................... 470
Abbildung 34:
Anpassungen zur Wertneutralität beim Rückkauf eigener Aktien ........ 472
Abbildung 35:
Wertneutralität beim Rückkauf eigener Aktien während der Laufzeit des Optionsprogramms ........................................................... 473
Abbildung 36:
Vergleich der zusätzlichen Steuerzahlungen bei einem Aktienrückkauf im Gewährungszeitpunkt ............................................ 474
Abbildung 37:
Vergleich der optionsplanspezifischen Steuerwirkungen bei einem Aktienrückkauf im Gewährungszeitpunkt.................................. 475
Abbildung 38:
Vergleich der optionsplanspezifischen Steuerwirkungen bei einem Aktienrückkauf im Gewährungs- und Ausübungszeitpunkt.............................................................................. 477
Abbildung 39:
Ableitung des Wertes einer „Traditional Stock Option“ und einer „Premium Option“ bezüglich des Aktienkurses.................................... 478
Abbildung 40:
Ableitung des Wertes einer performanceabhängigen Option bezüglich des Aktienkurses ................................................................... 480
Abbildung 41:
Ableitung des Wertes einer „Repricable Option“ bezüglich des Aktienkurses.......................................................................................... 483
Abbildung 42:
Ableitung der Bewertungsgleichung einer indexgebundenen Option bezüglich des Aktienkurses ....................................................... 484
Tabellenverzeichnis Tabelle 1:
Ermittlung des Cashflows im WACC-Ansatz nach IDW S 1 ................. 50
Tabelle 2:
Ermittlung des Cashflows im WACC-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2................................................................................................ 50
Tabelle 3:
Ermittlung des Cashflows im TCF-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2................................................................................................ 54
Tabelle 4:
Ermittlung des Cashflows im Equity-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2................................................................................................ 56
Tabelle 5:
Umsetzung der Mitgliedsstaatenwahlrechte in Deutschland ................ 209
Tabelle 6:
Finanzielle Konsequenzen der Strategien, die zur Ausnutzung von Insiderwissen offen stehen ............................................................. 330
Tabelle 7:
Struktur eines Aktienoptionsprogramms............................................... 361
Tabelle 8:
Struktur des untersuchten Aktienoptionsprogramms ............................ 364
Tabelle 9:
Optionsplanbedingte Zahlungswirkungen bei „nackten“ Optionsrechten ...................................................................................... 369
Tabelle 10:
Optionsplanbedingte Zahlungswirkungen bei Wandel- oder Optionsanleihen..................................................................................... 374
Tabelle 11:
Optionsplanbedingte Zahlungswirkungen bei „nackten“ Optionsrechten ...................................................................................... 386
Tabelle 12:
Optionsplanbedingte Zahlungswirkungen beim Programmkauf .......... 394
Tabelle 13:
Optionsplanbedingte Zahlungswirkungen bei virtuellen Optionsrechten ...................................................................................... 399
Tabelle 14:
Vergleich administrativer Kosten .......................................................... 401
Tabelle 15:
Vergleich der optionsplanspezifischen Steuerwirkungen...................... 403
Tabelle 16:
Vergleich der Verwässerungseffekte ..................................................... 407
Tabelle 17:
Normierung der Optionsanzahl ............................................................. 430
Tabelle 18:
Variation der Ausgestaltungsmerkmale................................................. 453
1
Einleitung
1.1
Problemstellung und Zielsetzung
Für entwickelte Volkswirtschaften ist charakteristisch, dass ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung von Unternehmen erbracht wird, bei denen die Eigentumsrechte von der Leitungsmacht getrennt sind. Durch diese Delegation von Führungsverantwortung ist es möglich, dass sich an einem Unternehmen eine große Anzahl von Kapitalgebern beteiligen kann und damit auch sehr kapitalintensive Investitions- oder Forschungsvorhaben finanziert werden können. Außerdem wird Anlegern damit die Möglichkeit eröffnet, sich entsprechend ihrer Präferenzen an unterschiedlichen Unternehmen zu beteiligen und damit das unsystematische Risiko einzelner Investitionsprojekte durch Diversifikation zu eliminieren.1 Aus der Trennung von Eigentum und Leitungsmacht ergeben sich aber in der Regel Interessenkonflikte zwischen den Anteilseignern auf der einen und der angestellten Unternehmensleitung auf der anderen Seite (Principal-Agent-Konflikt). Verhält sich das angestellte Management als rational handelnder Eigennutzmaximierer, wird es sein Entscheidungsverhalten in erster Linie an den eigenen Bedürfnissen ausrichten und erst dann auf die Zielsetzungen der Anteilseigner eingehen.2 Vernachlässigt die Unternehmensleitung jedoch die Interessen der Anteilseigner, hat dies letztlich negative Auswirkungen auf den Unternehmenswert. Dadurch steigt wiederum die Gefahr einer (feindlichen) Übernahme, in deren Folge das aktuelle Management durch eine neue, wertorientiert handelnde Geschäftsführung ausgetauscht werden könnte. Diese latente Übernahmegefahr erhöht deshalb den Druck auf die Unternehmensleitung, wertorientierte Unternehmensführungskonzepte einzusetzen.3 Ein solches Konzept beschränkt sich nicht nur auf die Auswahl und Implementierung wertorientierter Steuerungsinstrumente. Die erfolgreiche Umsetzung erfordert vielmehr weitere flankierende Maßnahmen. Zum einen ist dies eine umfassende Informationspolitik, die gewährleistet, dass sich die im Unternehmen getroffenen
1
Vgl. BÜHNER 1989, S. 2181; ENGELSING 2001, S. 1; FAMA 1980, S. 291; FAMA/JENSEN 1983b, S. 311; FRANKE/HAX 1999, S. 415; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; KNOLL 2001b, S. 241; KRAFT/NIEDERPRÜM 1999, S. 787; LAUX 1994, S. 1261; MÜLLER 1993, S. 1; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 438; SCHWALBACH 1999, S. 593; SHAVELL 1979, S. 55; STRONG/WALKER 1987, S. 196; WINTER 1997, S. 615 bzw. WINTER 2000, S. 1.
2
Vgl. BEA/THISSEN 1997, S. 787; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 685f.; DECKER 1994, S. 1; ELSCHEN 1991b, S. 209; EWERT 1989, S. 283-285; FAMA/JENSEN 1983b, S. 312; FRANKE/HAX 1999, S. 415; GEDENK 1998, S. 22f.; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; JENSEN 1986, S. 323; JENSEN/MECKLING 1976, S. 313-319; JENSEN/MURPHY 1990b, S. 225f.; MIKUS 1999, S. 456f.; PELLENS/HILLEBRANDT/ULMER 2001, S. 1243; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 184; REES 1985a, S. 3; RIEGLER 2001a, S. 100; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 438f. und TROST 1995, S. 1.
3
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1393f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 82; COENENBERG/SCHULTZE 2002, S. 599; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 35; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 79; ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 684f.; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924; GÜNTHER 1997, S. 41; GÜNTHER 2002, Sp. 2658-2660; KÜHNBERGER 1998, S. 302; KÜMPEL/PRIEBE 2002, S. 169f.; LÖW 1999, S. 87f.; MÜLBERT 1997, S. 134; MÜLLER 1998, S. 137f.; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 358; PAPE 2000, S. 711; SABEL 2002, S. 128f.; SCHRÖDER 2002, S. 468f. bzw. WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 672.
2
Einleitung
Entscheidungen auch in einer Veränderung des Unternehmenswertes niederschlagen.4 Zum anderen gehört dazu der Aufbau geeigneter Überwachungssysteme, durch die verhindert werden soll, dass die Führungskräfte des Unternehmens ihren individuellen Nutzen zu Lasten der Anteilseigner maximieren.5 Es ist aber weder möglich noch sinnvoll, das Management vollumfänglich zu kontrollieren. Eine Ausweitung der Kontroll- und Überwachungsaktivitäten ist nur dann zu rechtfertigen, wenn die damit verbundenen zusätzlichen Kosten geringer ausfallen als der daraus resultierende Nutzen. Um die Interessen des Managements und der Anteilseigner anzugleichen und so zu einer Lösung des Principal-Agent-Konflikts beizutragen, ist schließlich als dritte flankierende Maßnahme ein anreizkompatibles Vergütungssystem erforderlich.6 Traditionelle Entlohnungsformen für Führungskräfte werden der Zielsetzung einer nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes jedoch nicht gerecht. Voraussetzung für die Anreizkompatibilität ist vielmehr, dass die Zielgröße der Anteilseigner Eingang in die Entlohnungsfunktion findet. Erfüllt der Kapitalmarkt bestimmte Bedingungen, handelt es sich beim Aktienkurs um eine solche von allen Anlegern akzeptierte Zielgröße. Er kann deshalb als geeignete Bemessungsgrundlage verwendet werden.7 Zu den Vergütungssystemen, die sich auf die Entwicklung des Aktienkurses beziehen, zählen insbesondere die hier untersuchten Aktienoptionspläne. Vor allem im Laufe der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise sind Aktienoptionsprogramme8 immer wieder in die Kritik geraten, da nach Ansicht der Öffentlichkeit zu oft ein Missverhältnis zwischen der Entlohnung der Führungskräfte und der Performance des Unternehmens besteht. Pressemeldungen über steigende Vorstandsgehälter trotz sinkender Aktienkurse machten schon in der Vergangenheit regelmäßig während der Hauptversammlungssaison die Runde.9 Außerdem wird gemutmaßt, Aktienoptionsprogramme seien zumindest indirekt auch für die 4
Vgl. AFRA/ADERS 2001, S. 101-103; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 86f.; ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 686688; ESSER 2000, S. 185f.; FUNK 1999, S. 769f.; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1623f.; LORSON S. 1331f.; MÜLLER 1998, S. 151-157; NEUBÜRGER 2000, S. 195f.; PAPE 1999, S. 169f.; PAPE 2000, S. 713f.; RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606f.; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 689-691 und ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 293f.
5
Vgl. BERTRAND/MULLAINATHAN 2000, S. 208; ELSCHEN 1991a, S. 1005 sowie ELSCHEN 1991b, S. 210.
6
Vgl. ACHLEITNER/WICHELS 2000, S. 2-7, BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; FRIEDRICHSEN 2000, S. 16-25; HOLLAND 2000, S. 2f.; WEBER 2000c, S. 29 und WEIß 1999a, S. 1-5.
7
Vgl. TITZRATH 1997, S. 34.
8
Die Begriffe (Aktien-)Optionsprogramm bzw. -plan und Stock Option Plan sind grundsätzlich gleichwertig, die Verwendung unterschiedlicher Bezeichnungen erfolgt lediglich aus sprachlichen Gründen.
9
Vgl. ADAMS 2002a, S. 8; BINZ/SORG 2002, S. 1277; BUTEWEG 2000, S. 18; CROMME 2002, S. 2; ESCHBACH 2002a, S. 10; EVERS 2002, S. 116; HEILMANN 2002, S. 11; HERZ 2002a, S. 1; HERZ 2002b, S. 13; HOFFBAUER 2002, S. 20; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 2, S. 828; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 36, S. 1024; LÜCKMANN 2001, S. 15; MOHR 1999, S. K1; O.V. 2001d, S. 25; O.V. 2001f, S. 30; O.V. 2002a, S. 13; O.V. 2002b, S, 25; O.V. 2002c, S. 29; O.V. 2002f, S. 1; O.V. 2002i, S. 1; O.V. 2002j, S. 1; O.V. 2002k, S. 16; O.V. 2003b, S. 11; PIEßKALLA 2002, S. 8; RIECKE 2002, S. 13; RIECKE/SCHÖNAUER 2002, S. 116; RIEDEL 2002, S. 15; SCHARBAU 2002, S. 116; ULLMANN 2002, S. 10; WALL STREET JOURNAL 2002, S. 16; WENGER 2000, S. W3 bzw. WINTER 1999, S. K1. Die Diskussion über der Angemessenheit der Führungskräftevergütung wurde auch bereits in den USA geführt, vgl. JENSEN/MURPHY 1990a, S. 138-153.
Themenabgrenzung
3
Übertreibungen an den Kapitalmärkten und die zahlreichen Bilanzskandale verantwortlich, da Manager durch unlautere Bilanzierungspraktiken über die tatsächliche Lage der Gesellschaft hinwegtäuschen konnten und somit eine viel zu hohe Börsenbewertung provoziert haben.10 Eine unabdingbare Voraussetzung für die Akzeptanz von Aktienoptionsprogrammen ist daher eine umfassende Publizität, da nur so der naheliegende Verdacht der Selbstbedienung entkräftet werden kann.11 Im Rahmen dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass Aktienoptionspläne grundsätzlich eine geeignete anreizkompatible Vergütung für die Führungskräfte börsennotierter Aktiengesellschaften darstellen. Mangels eines allgemeingültigen Maßstabs erfolgt jedoch keine Beurteilung der Angemessenheit einer bestimmten Vergütungshöhe. Es wird aber ein Modell entwickelt, mit dem sich die von den Anteilseignern zu tragenden Kosten im Zusammenhang mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms abschätzen lassen, die dann mit den zu erwartenden positiven Auswirkungen einer wertorientierten Unternehmensführung die Grundlage für Plausibilitätsüberlegungen zur Angemessenheit liefern können. Anhand des Modells sollen außerdem Empfehlungen abgeleitet werden, auf welche Art und Weise ein Aktienoptionsprogramm bei gleichen Anreizwirkungen am kostengünstigsten durchgeführt werden kann. Abschließend wird untersucht, welche Ausgestaltungsmerkmale eines Aktienoptionsprogramms bei gleichen Kosten die größten Anreizwirkungen entfalten.
1.2
Themenabgrenzung
Die Führungskräfte eines Unternehmens erhalten in der Regel neben ihrem Fixgehalt eine leistungsorientierte Vergütung, die sie dazu motivieren soll, ihr Verhalten und ihre Entscheidungen an den Unternehmenszielen auszurichten. Zur Gesamtvergütung gehören dabei nicht nur monetäre Bestandteile wie z.B. Tantiemen, Prämien, Provisionen oder eine betriebliche Altersvorsorge, sondern auch nicht-monetäre Vorteile. Oftmals besteht die Möglichkeit, das Entlohnungspaket den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Mitarbeiter anzupassen (so genanntes Cafeteria-Prinzip).12 Im Rahmen dieser Arbeit werden jedoch nicht alle denkbaren Ausprägungen leistungsorientierter Entlohnungssysteme betrachtet. Die Analyse anreizkompatibler Vergütungsinstrumente für Führungskräfte börsennotierter Unternehmen beschränkt sich auf Aktienoptionsprogramme. Den begünstigten Mitarbeitern wird dabei als Gegenleistung für ihre Arbeitskraft das Recht eingeräumt, während der Optionslaufzeit Aktien des eigenen Unternehmens zu einem zuvor vereinbarten Basispreis zu beziehen (reale Optionspläne) 10
Vgl. KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 2, S. 828 sowie SCHILDBACH 2003, S. 893.
11
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 372; JAHN 2003, S. 15; Menzel 2003, S. 9; O.V. 2003a, S. 13; O.V. 2003d, S. 13; O.V. 2003e, S. 2; O.V. 2003f, S. 7; O.V. 2003i, S. 1; O.V. 2003j, S. 1; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 152 oder SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 492.
12
Vgl. EVERS 1987, S. 2; BLEICHER 1992, S. 35; KRAUSE 2000, Fach 26, S. 3771-3778; LUTHER 1995, Sp. 1454-1456 oder PETERSEN 1989, S. 18.
4
Einleitung
oder im Falle der Ausübung der Optionen die Auszahlung des Differenzbetrags zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem zuvor vereinbarten Basispreis zu verlangen (virtuelle Optionspläne oder Stock Appreciation Rights). Als aktienkursorientierte Vergütung kommt neben der Gewährung von Optionsrechten auch die Ausgabe von (Mitarbeiter-)Aktien oder so genannten Phantom Stocks in Betracht. Bei letzteren handelt es sich zwar wie bei Stock Appreciation Rights um Wertsteigerungsrechte, im Gegensatz zu den virtuellen Optionen beinhalten sie aber eine zusätzliche Dividendenkomponente.13 Anders als Optionsprogramme dienen (Mitarbeiter-)Aktien bzw. Phantom Stocks aber vornehmlich der Mitarbeiterbindung und nicht der Entlohnung. Da bei aktienkursorientierten Vergütungsformen mit Optionscharakter außerdem die Anreizwirkungen zu unternehmenswertsteigerndem Verhalten ungleich größer sind, wird auf (Mitarbeiter-)Aktien und Phantom Stocks nicht vertiefend eingegangen. Grundsätzlich können Unternehmen aller Rechtsformen Optionsprogramme auflegen. Da jedoch bei der Übertragung von Unternehmensanteilen an Personengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung besondere (gesellschafts-)rechtliche Fragestellungen zu beachten sind, scheiden reale Optionspläne aus praktischen Erwägungen für solche Gesellschaften14 aus. Als Alternative bliebe zwar die Ausgabe virtueller Optionsrechte, doch ist die Bestimmung des Anteilswertes bei Personengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung nicht ohne weiteres möglich, da kein aktiver Markt für solche Anteile existiert.15 Der Anteilswert ist in der Regel das Ergebnis eines umfangreichen Unternehmensbewertungsprozesses. Die laufende Anpassung des Anteilswertes an neue Entwicklungen und Informationen ist damit zu aufwändig. Bei Unternehmen dieser Rechtformen bietet es sich daher an, das Vergütungs- bzw. Anreizsystem an anderen, leichter bestimmbaren und nachprüfbaren Größen festzumachen. Die gleichen Probleme bestehen grundsätzlich auch bei nichtbörsennotierten Gesellschaften. Da die Verfahren zur Bestimmung des Unternehmenswertes nicht im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, der Aktienkurs ist vielmehr das Ergebnis eines Informationsverarbeitungsprozesses auf dem Kapitalmarkt und kann daher als exogen vorgegeben angenommen werden, beschränkt sich die Analyse auf Optionsprogramme börsennotierter Gesellschaften. Es kann sich dabei sowohl um Aktiengesellschaften als auch um Kommanditgesellschaften auf Aktien handeln. Aus rechtlicher Sicht ist eine solche Einschränkung ebenfalls unproblematisch, da an börsennotierte Unternehmen vor allem im Hinblick auf Transparenz und Rechnungslegung ohnehin die höchsten Anforderungen gestellt werden. Zu den Begünstigten eines Optionsprogramms können grundsätzlich alle Mitarbeiter eines Unternehmens zählen. Allerdings kann nicht bei allen davon ausgegangen werden, dass ihre 13
Vgl. KESSLER/SUCHAN 2003f, Tz. 782-785, S. 236-238; ROß/BAUMUNK 2003j, Tz. 786-808, S. 238-242, ROß/BAUMUNK 2003k, Tz. 809-816, S. 242f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003f, Tz. 777-781, S. 235f. und WIESMANN 2003f, Tz. 817-820, S. 243f.
14
In der Regel werden die Begriffe „Gesellschaft“ und „Unternehmen“ als Synonyme verwendet.
15
Dies gilt auch für die aus der Entwicklung des Anteilswertes abgeleitete Rendite oder Volatilität. Diese beiden Parameter sind jedoch für die Bewertung von Optionsrechten unerlässlich, vgl. BREALEY/MYERS 2003, S. 601-606; PERRIDON/STEINER 2004, S. 331-342; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 623f.; STEINER/BRUNS 2002, S. 347-350 oder WESTON/COPELAND 1994, S. 418-42.
Themenabgrenzung
5
individuelle Arbeitsleistung einen unmittelbaren Einfluss auf den Börsenkurs hat. Dies dürfte in der Regel nur bei den Führungskräften des Unternehmens der Fall sein. Diese bilden deshalb die hier betrachtete Zielgruppe eines Aktienoptionsprogramms. Unter Führungskräften werden im Rahmen dieser Arbeit Mitglieder des Vorstands und leitende Angestellte im Sinne von § 5 Abs. 3 BetrVG verstanden.16 Die Beschränkung des Begünstigtenkreises eines Aktienoptionsprogramms ist sinnvoll, weil der Motivationsaspekt bei den übrigen Mitarbeitern im Vergleich zu den Vorständen und leitenden Angestellten vernachlässigt werden kann. Im Gegenteil, bei ihnen könnte aufgrund des Risikoaspekts eher eine gegenläufige Reaktion erzeugt werden.17 Für den Abschluss der Vergütungsvereinbarung ist bei den Vorständen der Aufsichtsrat und bei den leitenden Angestellten der Vorstand zuständig. Darüber hinaus hat der Sprecherausschuss, der nach § 28 Abs. 1 SprAuG Richtlinien über den Inhalt, den Abschluss oder die Beendigung von Arbeitsverhältnissen vereinbaren kann, bei leitenden Angestellten ein Mitspracherecht.18 Werden in Optionspläne auch die übrigen Mitarbeiter einbezogen, ergeben sich zahlreiche weitere arbeitsrechtliche Probleme. Dies können z.B. die Mitbestimmung des Betriebsrates bei der Ausgestaltung des Optionsprogramms oder die Beachtung tarifvertraglicher Regelungen sein. Auf den arbeitsrechtlichen Themenkomplex wird hier jedoch nicht weiter eingegangen.19 Aus Vereinfachungsgründen wird außerdem auf eine Analyse der Anreizwirkungen in einem mehrstufigen Konzern verzichtet.20 Konzernspezifische Fragestellungen, wie z.B. gesellschafts- oder steuerrechtliche Probleme im multinationalen Konzern, die Weiterbelastung von Personalaufwand der gewährenden Muttergesellschaft an Tochtergesellschaften oder die Ausgabe von Optionen an Doppelvorstände, werden bei der Untersuchung der rechtlichen Rahmenbedingungen ausgeklammert.21 Mangels eigenständiger Regelungen für den Einzelab16
Vgl. CLAUSSEN 1997b, S. 114; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2269; LÜCKMANN/MOERSCHEN 2002, S. 11; RAI2001, § 14 Tz. 48, S. 153f. oder SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 40, S. 18. Wenn nicht ausdrücklich anders vermerkt, werden diese Begriffe im Rahmen dieser Arbeit als gleichwertig behandelt.
SER 17
Vgl. ALEWELD/HÖLSCHER 1999, S. 228-232; LEUNER/LEHMEIER/RATTLER 2004, S. 260; PEUNTNER 1999, S. 220; STELTER/ROOS 1999, S. 1127; OSTERLOH 1999, S. 192f.; TUSCHKE 2002, S. 48; WEIßENBERGER/ WEBER 1999, S. 675 oder WENGER/KNOLL/KASERER 1999, S. 35f.; WILDNER 2000, S. 17. Auf Ebene der Mitarbeiter besteht außerdem ein Zurechnungsproblem, d.h. die Auswirkungen des Handelns des einzelnen auf die Ausprägung der Bemessungsgrundlage lässt sich nicht abschätzen. Allerdings könnte die Gewährung von Stock Options an Mitarbeiter, die keine Führungskräfte sind, dazu führen, dass diese Druck auf die Unternehmensleitung ausüben, auf einen höheren Aktienkurs hinzuwirken (bottom-up-approach), vgl. SCHOLES 1991, S. 806.
18
Vgl. FITTING ET AL. 2000, § 5 BetrVG Tz. 205, S. 219 oder KRAMARSCH 2000, S. 59.
19
Zu arbeitsrechtlichen Problemen bei Aktienoptionsplänen vgl. BAECK/DILLER 1998, S. 1405-1412; BUHR/ RADTKE 2001, S. 1882-1887; BUSCH 2000, S. 1294-1297; FEUDNER 1999, S. 742-745; HÖLSCHER 2004, Rn. 126-131, S. 37f.; JANKA 2000, S. 77f.; JUNGEN 2000, S. 200; KLEINDIEK/KREMPL 1999, S. 571-590; LAG NÜRNBERG 2002, S. 247f.; LEGERLOTZ/LABER 1999, S. 1658-1667; LEMBKE 2001, S. 1469-1477; MOHR/BIHN 2003a, Tz. 883-1175, S. 275-340; REUSCHENBACH 2000, Rn. 567-570, S. 153; RÖDER/GÖPFERT 2001, S. 2002-2006; SWOBODA/KINNER 2003, S. 418-423; TEPASS/LENZEN 2004, Rn. 417-568, S. 119137 oder WEILEP 1999, Fach 18, S. 3676-3678.
20
Vgl. PETERSEN 1989, S. 136-238.
21
Vgl. OECD (Hrsg.) 2004b und ZITZEWITZ 1999, S. 698-706.
6
Einleitung
schluss bilden jedoch die im Rahmen der Konzernrechnungslegung entwickelten Grundsätze zur handelsrechtlichen Abbildung von Aktienoptionsplänen die Grundlage für die hier durchgeführte Analyse, da von einer Ausstrahlungswirkung auf den Einzelabschluss ausgegangen werden kann.
1.3
Gang der Untersuchung
Gegenstand des ersten Hauptteils ist die theoretische Einordnung von Aktienoptionsprogrammen als anreizkompatibles Vergütungsinstrument für Führungskräfte. Es wird zunächst eine Begründung für die Existenz von Aktienoptionsplänen gegeben und dargelegt, warum sie grundsätzlich dazu geeignet sind, dem in der Realität bestehenden Principal-Agent-Konflikt zwischen Aktionären und Management entgegenzuwirken (deskriptive Betrachtungsweise). Auf der Basis der theoretischen Überlegungen werden Handlungsempfehlungen für rational handelnde Entscheidungsträger abgeleitet, die in einem Unternehmen ein Aktienoptionsprogramm einführen wollen (normative Betrachtungsweise). In Abschnitt 2.1 wird zunächst erörtert, warum die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie den geeigneten Rahmen für die Analyse von Optionsplänen darstellt. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bilden die individuellen Zielsetzungen der am Unternehmen direkt oder indirekt beteiligten Wirtschaftssubjekte (2.1.1-2.1.2). In Abschnitt 2.1.3 wird gezeigt, dass die Maximierung des Marktwertes eines Unternehmens eine sinnvolle Zielgröße für alle Anteilseigner ist, wenn der Kapitalmarkt bestimmte Bedingungen erfüllt. Reale Kapitalmärkte zeichnen sich jedoch durch Marktunvollkommenheiten aus, die zu Interessenkonflikten zwischen den unterschiedlichen Markteilnehmern führen (2.1.4). Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse des Principal-Agent-Konflikts zwischen den Anteilseignern einer börsennotierten Aktiengesellschaft auf der einen und dem angestellten Management auf der anderen Seite. Mithilfe des Grundmodells der Principal-Agent-Theorie wird in 2.1.5 hergeleitet, dass dieser Konflikt durch eine leistungsorientierte Vergütung gelöst werden kann. Daran anschließend wird der Shareholder-Value-Ansatz betrachtet, mit dem die theoretischen Ergebnisse des vorangegangenen Abschnitts in ein wertorientiertes Unternehmensführungskonzept umgesetzt werden können. Nach der Darstellung der Grundlagen des ShareholderValue-Ansatzes (2.2.1-2.2.3) wird auf die unterschiedlichen Ausprägungen des wertorientierten Controlling eingegangen. Ein solches Konzept kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn als flankierende Maßnahmen eine kapitalmarktorientierte Informationspolitik, geeignete Überwachungssysteme und wertorientierte Vergütungssysteme implementiert werden (2.2.4). Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt dabei auf den aktienkursorientierten Entlohnungsformen und ihren unterschiedlichen Durchführungsvarianten. Nach der ökonomischen Betrachtung des wertorientierten Unternehmensführungskonzepts wird im zweiten Hauptteil detailliert auf die rechtlichen Rahmenbedingungen eingegangen, die bei seiner Umsetzung zu beachten sind. Hierzu gehört neben dem Gesellschafts-, Handels-
Gang der Untersuchung
7
und Steuerrecht auch das Kapitalmarktrecht. Im Zuge der gesellschaftsrechtlichen Analyse des Abschnitts 3.1 werden drei Fragenkomplexe behandelt: Zunächst wird geprüft, ob die Einführung von Aktienoptionsplänen und die damit einhergehende Orientierung des Entscheidungsverhaltens der Führungskräfte an den Zielsetzungen der Anteilseigener überhaupt mit dem deutschen Aktienrecht vereinbar ist (3.1.2). Daran anschließend wird auf die Kompetenzen der einzelnen Unternehmensorgane im Rahmen der Implementierung von Aktienoptionsprogrammen eingegangen (3.1.3), bevor ausführlich die gesellschaftsrechtlichen Grundlagen der einzelnen Durchführungsvarianten untersucht werden (3.1.4). In Abschnitt 3.2 werden eingehend die handelsrechtlichen Aspekte von Aktienoptionsplänen erörtert. Aufgrund der Bedeutung der IAS/IFRS für börsennotierte Aktiengesellschaften wird zuerst auf die internationalen Regelungen zur Bilanzierung von Stock Option Plans eingegangen (3.2.2). Da der handelsrechtliche Einzelabschluss aber die Grundlage für Ausschüttungen an die Anteilseigner und aufgrund des Maßgeblichkeitsprinzips nach § 5 Abs. 1 Satz 1 EStG die Basis für die Ermittlung der Steuerlast des Unternehmens bildet (Zahlungsbemessungsfunktion), wird darüber hinaus die bilanzielle Abbildung der unterschiedlichen Durchführungsvarianten nach deutschem Handelsrecht untersucht (3.2.3). Außerdem ist eine hohe Transparenz im Zusammenhang mit Aktienoptionsplänen erforderlich. Nur wenn den Anteilseignern und dem Kapitalmarktpublikum in ausreichendem Maße geeignete Informationen zur Verfügung zu stehen, sind sie in der Lage die Auswirkungen der Einführung von Aktienoptionsplänen bei ihren Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen und die Angemessenheit der Vergütung der Führungskräfte zu überprüfen. Die Analyse der entsprechenden Offenlegungspflichten ist Gegenstand des Kapitels 3.2.4. Aufbauend auf den Ergebnissen zur handelsrechtlichen Ermittlung des mit Aktienoptionsprogrammen in Zusammenhang stehenden Personalaufwands wird in Abschnitt 3.3.2 untersucht, inwieweit sich bei den einzelnen Durchführungsvarianten steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben ergeben. Die Erörterung steuerrechtlicher Fragestellungen bleibt aber nicht auf die Gesellschaftsebene beschränkt. In Abschnitt 3.3.3 stehen die steuerlichen Probleme auf der Ebene der Begünstigten im Vordergrund. Es wird untersucht, inwieweit die Gewährung von Aktienoptionen zu Steuerzahlungen seitens der Führungskräfte führt. Den Schwerpunkt bilden dabei die Bestimmung des Besteuerungszeitpunkts und die Bewertung des den Begünstigten zufließenden wirtschaftlichen Vorteils. Der zweite Hauptteil schließt mit einer Darstellung der kapitalmarktrechtlichen Aspekte, die bei der Umsetzung aktienkursorientierter Vergütungssysteme einschlägig sind. Es wird darauf eingegangen, ob im Zuge der Durchführung eines Aktienoptionsplans die unzulässige Verwendung von Informationen möglich ist und zu einem strafbaren Verstoß gegen das Insiderhandelsverbot (3.4.2) führen kann. Außerdem wird in Kapitel 3.4.3 untersucht, ab welchem Zeitpunkt der Kapitalmarkt im Rahmen der Ad-hoc-Publizität über die Einführung eines Aktienoptionsprogramms informiert werden muss. Den Anknüpfungspunkt bilden dabei die einzelnen Durchführungsphasen eines Aktienoptionsprogramms. Die Ergebnisse der ersten beiden Hauptteile bilden die Grundlage für die Analyse von Aktienoptionsplänen aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Zunächst erfolgt dies aus dem Blickwinkel
8
Einleitung
des Unternehmens bzw. der Anteilseigner (4.1). Ziel ist es, mithilfe eines Modells die Durchführungsvariante eines Aktienoptionsprogramms zu bestimmen, die bei gleichen Anreizwirkungen die geringsten Kosten verursacht. Auf der Basis des in den Abschnitten 4.1.1-4.1.2 entwickelten Analyserahmens wird in Abschnitt 4.1.3 für den Grundfall eine Vorteilhaftigkeitsreihenfolge ermittelt und anschließend untersucht, ob eine Variation der Rahmenbedingungen zu einer Veränderung dieser Reihenfolge führt (4.1.4). In Abschnitt 4.2 werden Aktienoptionsprogramme schließlich aus Sicht der begünstigen Führungskräfte beurteilt. Da die Entlohnungsfunktion, die implizit durch die Gewährung der Optionsrechte vorgegeben wird, lediglich von den Ausgestaltungsmerkmalen der vergütungshalber gewährten Optionen abhängt, wird untersucht, welche Optionstypen bei gleichen Kosten den größten Anreiz für eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes geben. Hierzu werden in Abschnitt 4.2.2 die Entlohnungsfunktionen der unterschiedlichen Optionstypen („Traditional Stock Options“, „Premium Options“, performanceabhängigen Optionen, „Repricable Options“ und von indexgebundenen Optionen) ermittelt, bevor in Abschnitt 4.2.3 der Einfluss unterschiedlicher Ausgestaltungsmerkmale auf den Verlauf der jeweiligen Anreizfunktionen analysiert wird. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungstendenzen.
2
Theoretische Grundlagen
2.1
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
2.1.1
Unternehmen als Instrument nutzenmaximierender Wirtschaftssubjekte
Die traditionelle Investitions- und Finanzierungstheorie ist durch eine güterwirtschaftliche Sicht geprägt, d.h. Zielträger ist das Unternehmen an sich, das dem Sachziel der höchstmöglichen Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung durch die Produktion von Gütern dient. Der Leistungsbereich steht nach dieser Auffassung im Mittelpunkt der Betrachtung. Investition und Finanzierung sind nur Hilfsfunktionen (ersten und zweiten Grades), d.h. sie sind lediglich die notwendigen Voraussetzungen für den güterwirtschaftlichen Prozess im Unternehmen. Die Forschungsschwerpunkte der klassischen Investitions- und Finanzierungstheorie sind daher die Deckung des durch die Produktion vorgegebenen Kapitalbedarfs, die Wahrung des finanziellen Gleichgewichts, die Beschreibung und Systematisierung der unterschiedlichen Finanzierungsformen (Formenlehre) sowie die Finanz- und Liquiditätsplanung.22 Mit dem im deutschsprachigen Raum auf GUTENBERG zurückgehenden Paradigmenwechsel hin zu einer entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre hielten die neo-klassisch geprägten Denkschemata auch in die Investitions- und Finanzierungstheorie Einzug. Seit dem ist sie nicht mehr nur Hilfsfunktion, sondern hat die Optimierung der Investitions- und Finanzierungsentscheidungen zum Ziel.23 In der modernen Investitions- und Finanzierungstheorie ist das Unternehmen dagegen nur noch Mittel zum Zweck. Zielträger sind Personen oder Wirtschaftssubjekte, denen das Unternehmen als Instrument dient, ihre eigenen Zielsetzungen zu erreichen. Diese stimmen nicht zwangläufig mit dem Ziel der klassischen Investitions- und Finanzierungstheorie nach einer höchstmöglichen Bedürfnisbefriedigung überein. Die Wirtschaftssubjekte verfolgen vielmehr ihre eigenen, subjektiven Bedürfnisse. Dieses Ziel lässt sich allgemein als das Streben nach der Maximierung des individuellen Nutzens umschreiben. Das Prinzip der Nutzenmaximierung ist nicht spezifisch für die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie. Es liegt der neo-klassischen Markttheorie als Annahme für das Verhalten von Wirtschaftssubjekten zugrunde und prägt die gesamte entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre.24 Die Annahme der Nutzenmaximierung ist zwar abstrakt und allgemein formuliert, aber sie ist dennoch dazu geeignet, das Verhalten von rational handelnden Wirtschaftssubjekten zu erklären (deskriptive Betrachtungsweise) und Empfehlungen für Wirtschaftssubjekte abzuleiten, die sich rational verhalten wollen (normative Verwendung).
22
Vgl. BIDLINGSMAIER 1973, S. 42f.; BIEG 1999b, S. 425-436; BIEG 2000a, S. 7-12; BREUER 1998, S. 7-30; KÜRSTEN 1997, S. 63; LÜCKE 2001, S. 47f.; OTTERSBACH/BEHRINGER 2000, S. 928-932; PAPE 1999, S. 73f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 17-19; PLAGENS/BRUNOW 2004a, S. 102-108; PLAGENS/BRUNOW 2004b, S. 151-156; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 11-31; SÜCHTING 1995, S. 1-3 oder TYTKO/MAREK 2001, S. 675-678.
10
Theoretische Grundlagen
2.1.2
Zielträger von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen
Als Wirtschaftssubjekte, die ihren Nutzen durch im Unternehmen zu treffende Investitionsund Finanzierungsentscheidungen maximieren wollen oder von solchen Entscheidungen berührt werden, kommen eine Vielzahl von Personen und Personengruppen infrage. Hier ist zunächst die Gruppe der Kapitalgeber zu nennen. Diese lassen sich aufgrund der unterschiedlichen Zielsetzungen weiter in Eigen- und Fremdkapitalgeber unterteilen.25 Diese beiden Gruppen sind in sich aber nicht homogen. So können Eigenkapitalgeber danach unterschieden werden, ob sie ein Einzelunternehmen gründen oder sich an einer Personen- bzw. Kapitalgesellschaft beteiligen. Abgrenzungskriterium ist in diesen Fällen der Grad der Haftung oder die Einflussmöglichkeit auf die Geschäftsleitung. Bei einer Kommanditgesellschaft werden z.B. die von dem oder den Komplementären verfolgten Zielsetzungen nicht zwangsläufig mit denen der Kommanditisten übereinstimmen. Gleiches gilt auch bei den Beteiligten an einer Aktiengesellschaft. So ist die Motivation der Kleinanleger, die keinen Einfluss auf die Geschäftspolitik haben, nicht zwangsläufig identisch mit der der Großaktionäre, die durch ihre Stimmrechtsmacht maßgeblichen Einfluss auf das Entscheidungsverhalten der Unternehmensleistung nehmen können. Fremdkapitalgeber können wiederum danach unterschieden werden, in welchem Umfang sie dem Unternehmen Finanzmittel zur Verfügung stellen. So werden die Ziele der Gläubiger von Großkrediten von denen der Fremdkapitalgeber abweichen, die dem Unternehmen nur in geringen Umfang Kredite gewährt haben. Darüber hinaus ist auch eine Unterscheidung hinsichtlich der Ausgestaltungsmerkmale der Fremdkapitaltitel (z.B. gewährte Sicherheiten oder Höhe bzw. Bezugsgröße der vereinbarten (Zins-)Zahlungen) denkbar.26 Eine zweite Gruppe, die versuchen kann, ihren individuellen Nutzen durch Investitions- und Finanzierungsentscheidungen zu maximieren, ist die Unternehmensleitung. Dabei ist nicht nur die Höhe der gegebenenfalls erfolgsabhängigen Bezüge gemeint, sondern kann auch in der Gestaltung des Arbeitsumfelds, d.h. dem Konsum nichtmonetärer Vorteile (Büroausstattung, Dienstreisen oder Dienstwagen) und im Machtstreben oder Prestigedenken durch den Ausbau einzelner Geschäftsfelder oder der Akquisitionspolitik zum Ausdruck kommen.27 Bei (kleineren) Personengesellschaften stellen die Eigenkapitalgeber in der Regel auch die Unternehmensleitung, so dass ein solches Verhalten nicht zu Zielkonflikten zwischen diesen beiden Gruppen führt. Anders verhält es sich jedoch, wenn wie bei Kommanditgesellschaften oder Kapitalgesellschaften insbesondere in Form der (Publikums-)Aktiengesellschaft Eigenkapi23
Vgl. KÜRSTEN 1997, S. 63f. und SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 31-37.
24
Vgl. ARROW/DEBREU 1954, S. 265-289, BIDLINGSMAIER 1973, S. 43; KÜRSTEN 1997, S. 63-65; SCHMIDT/ TERBERGER 1999, S. 40; SÜCHTING 1995, 3-7 und WENTGES 2000, S. 201.
25
Vgl. WEISS/HEIDEN 2000, S. 35.
26
Vgl. WEISS/HEIDEN 2000, S. 35.
27
Vgl. ENGELSING 2001, S. 27; KRAFT/NIEDERPRÜM 1999, S. 787; PELLENS 1994, S. 71-75; SCHRÖDER/ SCHWEIZER 1999, S. 610 oder SCHWETZLER 1999, S. 333.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
11
talgeber(-gruppen) existieren, die von der Unternehmensleitung ausgeschlossen sind oder das Unternehmen aufgrund seiner Größe ein angestelltes Fremdmanagement erfordert. Neben den Kapitalgebern und der Unternehmensleitung kommen als Zielträger von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen auch die Arbeitnehmer, die Kunden und Lieferanten des Unternehmens und der Staat bzw. die Öffentlichkeit in Betracht. Bei all diesen Gruppen wird das erreichbare Nutzenniveau direkt oder indirekt durch die im Unternehmen getroffenen Investitions- und Finanzierungsentscheidungen beeinflusst.28 In der modernen Investitions- und Finanzierungstheorie stehen als Zielträger die Investoren, d.h. Eigenkapitalgeber im Vordergrund. Mit dieser Festlegung werden die Zielsetzungen der anderen Unternehmensbeteiligten jedoch nicht vernachlässigt.29 Sie stellen vielmehr Nebenbedingungen dar, die im Investitions- und Finanzierungsentscheidungsprozess berücksichtigt werden müssen. Dies gilt nicht nur für ihre expliziten Ansprüche, die mit vertraglich vereinbarten und marktgerechten Zahlungen vollständig abgegolten sind, sondern auch für die impliziten Ansprüche.30 Eine an den Zielsetzungen der Eigenkapitalgeber ausgerichtete Investitions- und Finanzierungspolitik ist demnach auch im Interesse der übrigen Unternehmensbeteiligten. Nur ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen ist in der Lage, langfristig seinen finanziellen und nicht-finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.31 Die Fokussierung auf die Eigenkapitalgeber als Zielträger lässt sich auch damit begründen, dass nur sie bzw. das von ihnen beauftragte Management die Möglichkeit und Macht besitzen, Investitions- und Finanzierungsentscheidungen durchzusetzen. Allerdings bietet die Umsetzung eines solchen anteilseignerorientierten Konzepts vor allem im kurz- und mittelfristigen Steuerungsbereich häufig Anlass zur Kritik.32
2.1.3
Marktwertmaximierung als geeignete Zielfunktion
Nachdem die Anteilseigner als Zielträger von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen identifiziert wurden, stellt sich die Frage nach dem geeigneten Zielinhalt und der Zielerreichungsvorschrift. Grundsätzlich lassen sich die verfolgten Ziele in finanzielle und nichtfinanzielle Ziele einteilen. Zu den nicht-finanziellen Zielen gehören zum Beispiel das Streben nach Macht und Ansehen, das Übernehmen besonderer sozialer Verantwortung, Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung oder die Schonung natürlicher Ressourcen. Nicht-finanzielle Ziele 28
Vgl. BADEN 2001, S. 398; BUSSE S. 202f.
29
Vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 7; KÜRSTEN 1997, S. 64 bzw. SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 44.
30
Vgl. CORNELL/SHAPIRO 1987, S. 5-13; DRUKARCZYK 1980, S. 8; LÜCKE 2001, S. 48f. und WENTGES 2000, S. 200.
31
Vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 11-13 oder WEISS/HEIDEN 2000, S. 37f.
32
Vgl. hierzu WEISS/HEIDEN 2000, S. 38.
VON
COLBE 1997, S. 272; MÜLLER 1998, S. 145 sowie WENTGES 2000,
12
Theoretische Grundlagen
können von den Zielträgern neben oder zu Lasten finanzieller Ziele verfolgt werden. Ihre Berücksichtigung im Rahmen von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen ist aufgrund ihrer mangelnden Quantifizierbarkeit jedoch problematisch, so dass sie trotz ihrer unter Umständen herausragenden Bedeutung außerhalb der quantitativen Modelle zur Investitions- und Finanzierungsrechnung betrachtet werden müssen.33 Trotz der Vielzahl denkbarer finanzieller Ziele (z.B. Maximierung des Gewinns bzw. Umsatzes, des Einkommens oder des Vermögens) lassen sich alle unter einem einzigen subsumieren: Dem Streben nach der Realisierung des effizienten34 Konsumplans bzw. Konsumstroms, der den höchsten Nutzen verspricht.35 Der Konsumstrom lässt sich durch den Konsumeinkommensstrom charakterisieren, d.h. den Geldbetrag, der einem Wirtschaftssubjekt zufließt und für Konsumausgaben verwendet wird.36 Der Konsumeinkommensstrom besitzt dabei drei Dimensionen: Die Breite, d.h. die Höhe der Konsumausgaben einer Periode, die zeitliche Struktur (die zeitliche Verteilung der Konsumausgaben über die Perioden hinweg) und die Unsicherheit, in der die Wahrscheinlichkeit, mit der Konsumausgaben einer bestimmten Höhe und zeitlichen Struktur realisiert werden können, zum Ausdruck kommt.37 Der Nutzen eines Konsumeinkommensstroms hängt von den individuellen Präferenzen der einzelnen Wirtschaftssubjekte ab.38 Das bedeutet, dass der Nutzen des durch konkrete Investitions- und Finanzierungsprojekte induzierten Konsumeinkommensstroms nicht für alle Wirtschaftssubjekte identisch sein muss. Die Bewertung eines Investitions- oder Finanzierungsprojektes ist demnach präferenzabhängig und zieht zwangsläufig Interessen- und Zielkonflikte nach sich, wenn mehrere Wirtschaftssubjekte gemeinsam Entscheidungen über solche Projekte treffen sollen. Einstimmigkeit kann nur dann erzielt werden, wenn die Entscheidung über das zu realisierende Investitionsprogramm unabhängig von den Präferenzen der einzelnen Wirtschaftssubjekte ist.39 Zur Lösung des Problems der präferenzabhängigen Bewertung von Konsumeinkommensströmen geht die neo-klassische Investitions- und Finanzierungstheorie von der Existenz eines vollkommenen Kapitalmarktes aus.40 Ein vollkommener Kapitalmarkt kann dann angenom33
Vgl. SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 46f. Eine Möglichkeit, nicht-finanzielle Ziele im Entscheidungsprozess trotzdem zu berücksichtigen, kann darin bestehen, diesen Zielen ein finanzielles Äquivalent zuzuordnen, das dann Eingang in die entsprechenden Modelle finden kann, vgl. SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 47.
34
Effizient bedeutet in diesem Zusammenhang, dass kein anderer Konsumplan bzw. Konsumstrom existiert, der in jedem Zeitpunkt unter allen Umständen wenigstens gleich hohe Konsumausgaben vorsieht und in mindestens einem Zustand höhere Konsumausgaben ermöglicht, vgl. KÜRSTEN 1997, S. 65 oder RICHTER 1998, S. 15.
35
Vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 9-11; FRANKE/HAX 1999, S. 150; RICHTER 1998, S. 15 oder SCHMIDT/TERBER1999, S. 47.
GER 36
Vgl. SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 47f. Werden Teile des Einkommens nicht für Konsumausgaben verwendet, zählen diese nicht zum Konsumeinkommen, da ein solches Sparen den Konsum nur auf spätere Zeitpunkte verlagert. Das Vermögen kann darüber hinaus als Konsumpotential aufgefasst werden.
37
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1391; FRANKE/HAX 1999, S. 287 und SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 47-51.
38
Vgl. FRANKE/HAX 1999, S. 302-305 bzw. SPREMANN 1996, S. 426-430.
39
Vgl. SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 54-56.
40
Vgl. FERSTL 2000, S. 55; KÜRSTEN 1997, S. 70; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 56f.; SPREMANN 1996, S. 431 sowie WENTGES 2000, S. 201.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
13
men werden, wenn die folgenden konstitutiven Bedingungen erfüllt sind: Die Durchführung eines Investitionsprojektes beeinflusst die Marktpreise anderer Finanztitel nicht, d.h. das Bewertungssystem für Zahlungsströme bleibt trotz der Investition bzw. Finanzierung unverändert. Die Marktteilnehmer zeichnen sich durch ein Mengenanpasserverhalten aus. Für sie stellt der Marktpreis eines Zahlungsstroms ein Datum dar, das sie nicht beeinflussen können („competitivity“-Bedingung).41 Außerdem muss der Kapitalmarkt vollständig sein. Dies ist dann gegeben, wenn jeder beliebige Zahlungsstrom gehandelt werden kann und jeder mit einem Investitions- oder Finanzierungsprojekt verbundene Zahlungsstrom mit den auf dem Kapitalmarkt gehandelten Wertpapieren dupliziert werden kann („spanning“-Bedingung). Dies impliziert insbesondere die unbeschränkte Teilbarkeit der Finanztitel sowie die Möglichkeit von Leerverkäufen. Darüber hinaus können die Wirtschaftssubjekte zu einem einheitlichen Zinssatz in beliebigem Umfang Geld anlegen bzw. Kredit aufnehmen.42 Es wird außerdem angenommenen, dass der Kapitalmarkt arbitragefrei ist und weder Steuern noch Informationsoder Transaktionskosten existieren. Alle Wirtschaftssubjekte besitzen über alle Finanztitel die gleichen, kostenlos zugänglichen Informationen und ziehen daraus die gleichen Schlussfolgerungen (homogene Erwartungen).43 Die neo-klassische Theorie unterstellt, wie bereits oben erwähnt, den so genannten „homo oeconomicus“, einen rational handelnden Eigennutzmaximierer, der sich durch vollkommene Voraussicht, vollkommene Markttransparenz und unendlich große Reaktionsgeschwindigkeit auszeichnet.44 Sind die Bedingungen eines vollkommenen Kapitalmarktes erfüllt, so sind sich alle Wirtschaftssubjekte darüber einig, dass das Investitions- oder Finanzierungsprogramm realisiert
41
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 102; BREID 1995, S. 835f.; BREUER 1999, S. 271; FERSTL 2000, S. 58; FISCHER/ LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999a, S. 1489; FRANKE/HAX 1999, S. 153; GILLENKIRCH/VELTHUIS 1997, S. 137; GROSSMAN/STIGLITZ 1977, S. 389-401; KRUSCHWITZ 1999, S. 39; KÜRSTEN 1997, S. 70f.; LAUX 1998b, S. 221; RICHTER 1999, S. 21; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 57; STEINER/BRUNS 2002, S. 3; STRONG/WALKER 1987, S. 72 und WENTGES 2000, S. 202.
42
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 103; BREID 1995, S. 835f.; BIEG 2000b, S. 55f.; BREUER 1999, S. 271; DRUKARCZYK 1980, S. 148; FERSTL 2000, S. 58; FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999a, S. 1489; GERKE 2001b, Sp. 1695f.; GROSSMAN/STIGLITZ 1977, S. 389-401; KRUSCHWITZ 1999, S. 39; KÜRSTEN 1997, S. 71; LAUX 1998b, S. 221; RICHTER 1999, S. 21; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 57; STEINER/BRUNS 2002, S. 3; STRONG/WALKER 1987, S. 72 sowie WENTGES 2000, S. 202.
43
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 102f.; BIEG 2000b, S. 55; BREUER 1999, S. 271; DRUKARCZYK 1980, S. 148f.; FERSTL 2000, S. 55; FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999a, S. 1489; FRANKE/HAX 1999, S. 153; HARTMANN-WENDELS 2001, S. 528; KRUSCHWITZ 1999, S. 37-39; KÜRSTEN 1997, S. 71f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 21; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 57; STEINER/BRUNS 2002, S. 3 bzw. WENTGES 2000, S. 201. Zur Bedeutung von Transaktionskosten vgl. LANGERFELDT 2002, S. 653-655. Arbitragefreiheit bedeutet, dass auf dem Kapitalmarkt keine Möglichkeiten bestehen, durch geeignete Transaktionen risikolose Gewinne zu erzielen. Dies hat zur Folge, dass der Kapitalwert umlaufender Finanztitel null ist, vgl. KÜRSTEN 1997, S. 72 oder NIETERT 2001, S. 202-206.
44
Vgl. BREUER 1999, S. 271; HARTMANN-WENDELS 2001, S. 528; KRÄMER 2002a, S. 90; KRUSCHWITZ 1999, S. 39; O.V. 2002e, S. 1361-1364; STEINER/BRUNS 2002, S. 3 oder WIED-NEBBELING 2002, S. 65f. In wirtschaftlichen Entscheidungssituationen verhalten sich Menschen jedoch nicht immer so, wie dies durch die Annahmen in der neo-klassischen Theorie unterstellt wird. Eine Erweiterung stellt insofern die so genannte Prospect Theory dar, vgl. O.V. 2002e, S. 1361-1364.
14
Theoretische Grundlagen
werden soll, dessen Zahlungsstrom den höchsten Marktwert erzielt.45 Denn entspricht der marktwertmaximierende Zahlungsstrom nicht den Präferenzen der Wirtschaftssubjekte, so können sie diesen durch entsprechende Transaktionen auf dem Kapitalmarkt in den Zahlungsstrom transformieren, der sich mit ihren Wünschen deckt. Marktwertmaximierung ist aber nicht nur die geeignete Zielgröße für die Beurteilung einzelner Investitionsprojekte, es ist auch sinnvoll, die Maximierung des Marktwertes als oberstes Unternehmensziel festzuschreiben und zwar unabhängig davon, ob das Unternehmen eignergeführt wird oder wie bei Kapitalgesellschaften eine angestellte Geschäftsführung besitzt.46 Um aus der übergeordneten Zielsetzung der „Marktwertmaximierung“ geeignete operationale Handlungsempfehlungen ableiten zu können, müssen die Prozesse betrachtet werden, die auf dem Kapitalmarkt der Preisbildung von Zahlungsströmen zugrunde liegen. Die Basis hierfür bildet die von MARKOWITZ entwickelte Portfolio-Theorie. Sie beschreibt, wie durch Diversifikation, d.h. die Kombination unterschiedlicher risikobehafteter Anlageformen, das Risiko eines Portfolios verringert werden kann.47 Die zentralen Größen, die die Wirtschaftssubjekte bei ihren Anlageentscheidungen zugrunde legen, sind zum einen der Erwartungswert der Rendite einer Anlageform bzw. eines Wertpapiers als Maß für den Ertrag und zum anderen die Standardabweichung der Rendite als Maß für das dieser Anlageform innewohnende Risiko.48 Ausgehend von diesen zwei Parametern lässt sich zunächst die Menge der effizienten Portfo45
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1392f.; BOHNE/KNOLL 1999, S. 39; DRUKARCZYK 1980, S. 171; FAMA/JENSEN 1983a, S. 330; FERSTL 2000, S. 57f.; FRANKE/HAX 1999, S. 158; LAUX 1998b, S. 221f.; LAUX 2001, S. 2 und SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 58. Es gilt das FISHER-Separationstheorem, das besagt, dass auf einem vollkommenen Kapitalmarkt Investitions- und Finanzierungsentscheidungen separierbar sind, d.h. sich gegenseitig nicht beeinflussen, vgl. BREUER 1999, S. 272f.; FRANKE/HAX 1999, S. 155; KRUSCHWITZ 1999, S. 21-23; LAUX 1998b, S. 222; PERRIDON/STEINER 2004, S. 20; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 111 und SPREMANN 1996, S. 431f. MILLER/MODIGLIANI haben darüber hinaus nachgewiesen, dass die Finanzierungsstruktur des Unternehmens keinen Einfluss auf seinen Marktwert hat (Irrelevanz der Finanzierung), vgl. BIEG 2000b, S. 52-57; BREUER 1998, S. 61-88; DRUKARCZYK 1980, S. 143-170; FRANKE 1995, Sp. 1179-1181; FRANKE/HAX 1999, S. 330; HARTMANN-WENDELS 2001, S. 528; KRUSCHWITZ 1999, S. 220; KÜRSTEN 1997, S. 87; NIPPEL 2002, S. 69-74; PAPE 1999, S. 77-82; PERRIDON/STEINER 2004, S. 22; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 262f.; SCHNEIDER 1992, S. 552 oder SÜCHTING 1995, S. 475-486. Gleiches gilt auch für die Höhe der Ausschüttungen (Irrelevanz der Dividendenpolitik). Der Marktwert wird in diesem Modell ausschließlich durch die leistungswirtschaftlichen Erfolge determiniert. Erst durch die Berücksichtigung von Steuern und Kosten finanzieller Anspannung ist die Kapitalstruktur für die Ermittlung des Marktwertes von Bedeutung, vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 66-68, S. 219f., S. 253-255 und S. 260-291; FRANKE 1995, Sp. 1185-1181; KRUSCHWITZ 1999, S. 230-240 bzw. KÜRSTEN 1997, S. 87f.; PAPE 1999, S. 82f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 517-519 bzw. SCHNEIDER 1992, S. 553-563.
46
Zu Konzepten einer wertorientierten Unternehmensführung siehe Abschnitt 2.2.4.
47
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 105; BIEG 1999c, S. 258f.; BREALEY/MYERS 2003, S. 165-168; BROLL/MILDE 1999b, S. 572f.; BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 48f.; DRUKARCZYK 1980, S. 296-301; FRANKE/HAX 1999, S. 307-309; KRUSCHWITZ 1999, S. 155; KRUSCHWITZ 2000, S. 306-314; PERRIDON/STEINER 2004, S. 265; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 313-324; SCHNEIDER 1992, S. 480; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 184-190; SPREMANN 1996, S. 505-514; STEINER/BRUNS 2002, S. 12f. und WESTON/COPELAND 1994, S. 352-354.
48
Vgl. BIEG 1999c, S. 254f.; BREALEY/MYERS 2003, S. 160f.; BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 49; DRUKARCZYK 1980, S. 293; FRANKE/HAX 1999, S. 306; GERKE 2001b, Sp. 1694f.; KRUSCHWITZ 1999, S. 118-120; KRUSCHWITZ 2000, S. 307f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 107-112; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 314; SCHNEIDER 1992, S. 474; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 149-155; SPREMANN 1996, S. 515; STEINER/BRUNS 2002, S. 7f. sowie WESTON/COPELAND 1994, S. 329f.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
15
lios bestimmen („efficient frontier“), die sich dadurch auszeichnet, dass keine andere Kombination von Wertpapieren existiert, die bei (mindestens) gleichem Ertrag ein geringeres Risiko oder bei (höchstens) gleichem Risiko einen höheren Ertrag aufweist.49 Das aus Sicht eines Anlegers optimale Portfolio risikobehafteter Wertpapiere ist dann dasjenige, was ihm unter Zugrundelegung seiner individuellen Risikoneigung, d.h. hinsichtlich des Austauschverhältnisses von Ertrag und Risiko, den höchsten Nutzen verspricht.50 Erweitert man die Betrachtung um die Möglichkeit einer risikolosen Kapitalanlage bzw. Kreditaufnahme, lässt sich die Lösung des Entscheidungsproblems eines Anlegers in zwei Schritte unterteilen (so genannte „TOBIN-Separation“).51 Im ersten Schritt wird die optimale Struktur des Portfolios risikobehafteter Wertpapiere bestimmt. Da im Falle einer risikolosen Anlage- bzw. Verschuldungsmöglichkeit nur ein effizientes, ausschließlich aus risikobehafteten Wertpapieren bestehendes Portfolio existiert, alle anderen werden von Kombinationen dieses Portfolios und einer risikolosen Geldanlage- bzw. -aufnahme dominiert, hängt seine Struktur nicht mehr von den Präferenzen des Anlegers ab. Erst im zweiten Schritt wird die individuelle Risikoneigung durch eine geeignete, nutzenmaximierende Kombination aus risikoloser Anlage- oder Verschuldungsmöglichkeit mit dem optimalen Portfolio risikobehafteter Wertpapiere, der „efficient frontier“, berücksichtigt.52 Wegen der in der Regel unterschiedlichen subjektiven Erwartungen der einzelnen Anleger ist diese „efficient frontier“ aber ebenfalls subjektiv, d.h. anlegerspezifisch.53 Die Portfoliotheorie ist normativ ausgerichtet, d.h. sie trifft lediglich Aussagen darüber, wie sich rational handelnde Wirtschaftssubjekte entscheiden bzw. entscheiden sollten. Die Kapitalmarkttheorie als positive Theorie beschreibt hingegen die Eigenschaften des Gleichgewichts auf dem Kapitalmarkt, wenn sich alle Anleger rational im Sinne der Portfoliotheorie verhalten. Unterstellt man darüber hinaus homogene Erwartungen, d.h. die Erwartungswerte, Standardabweichungen und Kovarianzen der Wertpapierrenditen stimmen überein, so ist die 49
Vgl. BIEG 1999c, S. 260f.; BREALEY/MYERS 2003, S. 191; DRUKARCZYK 1980, S. 308f.; FRANKE/HAX 1999, S. 309; GERKE 2001b, Sp. 1695; GÖTZE/BLOECH 1995, S. 382; KRUSCHWITZ 1999, S. 187; KRUSCHWITZ 2000, S. 316; PERRIDON/STEINER 2004, S. 266; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 326; SCHNEIDER 1992, S. 480; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 171; SPREMANN 1996, S. 517; STEINER/BRUNS 2002, S. 9 sowie WESTON/COPELAND 1994, S. 345f.
50
Vgl. BAMBERG 1995, Sp. 1651f.; BIEG 1999c, S. 261; FRANKE/HAX 1999, S. 312f.; GÖTZE/BLOECH 1995, S. 389f.; KRUSCHWITZ 1999, S. 187; KRUSCHWITZ 2000, S. 316f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 269f.; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 331; SCHNEIDER 1992, S. 481f.; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 173f. bzw. STEINER/BRUNS 2002, S. 13f. Technisch gesprochen ist dies der Tangentialpunkt der Menge effizienter Portfolios und der individuellen Nutzenindifferenzkurven des Anlegers in Bezug auf Ertrag und Risiko.
51
Vgl. BIEG 1999a, S. 300; BREALEY/MYERS 2003, S. 193f.; DRUKARCZYK 1980, S. 322; FRANKE/HAX 1999, S. 313-316; GERKE 2001b, Sp. 1700.; KRUSCHWITZ 1999, S. 180f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 275; RAUBREDOW 1996, S. 810; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 332-334; SCHNEIDER 1992, S. 495f.; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 215-329; SPREMANN 1996, S. 526 oder STEINER/BRUNS 2002, S. 22.
52
Vgl. BATTERMANN/BROLL/WAHL 2002, S. 210f.; BIEG 1999a, S. 300; BREALEY/MYERS 2003, S. 194; BROLL/MILDE 1999b, S. 570f.; DRUKARCZYK 1980, S. 303-307; FRANKE/HAX 1999, S. 313-316; GERKE 2001b, Sp. 1699f., MILDE/SHIN 2000, S. 1095; PERRIDON/STEINER 2004, S. 275; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 334-338; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 215-219 und SPREMANN 1996, S. 528.
53
Vgl. PERRIDON/STEINER 2004, S. 275 sowie SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 344.
16
Theoretische Grundlagen
Portfoliostruktur risikobehafteter Wertpapiere für alle Anleger identisch und entspricht im Kapitalmarktgleichgewicht der Struktur des Marktportfolios. In das Marktportfolio gehen alle risikobehafteten Kapitalanlagen im Verhältnis ihres Marktwertes zum Gesamtwert des Marktportfolios ein.54 Die „efficient frontier“ tangiert die Menge effizienter Portfolios ohne Existenz einer risikolosen Anlageform genau im Marktportfolio, d.h. sie umfasst alle Kombinationen aus risikoloser Geldanlage bzw. -aufnahme und dem Marktportfolio. Die individuelle Risikoeinstellung kann wiederum durch eine Kombination aus risikoloser Anlageform und Marktportfolio berücksichtigt werden („Two-Funds-Separation“).55 Die „efficient frontier“ ist für alle Investoren dieselbe und gibt an, welche Rendite ein Anleger im Marktgleichgewicht von einem beliebigen effizienten Portfolio erwarten kann, wenn er bereit ist, ein bestimmtes Anlagerisiko einzugehen. Formal lässt sich dieser auch als Kapitalmarktlinie („Capital Market Line“) bezeichnete Zusammenhang zwischen der Portfoliorendite und dem übernommenen Risiko wie folgt ausdrücken:56 (2-1)
E~rm rf E ~rp rf ıp ım mit:
E~rm rf ım
bzw.:
E~rm rf ı p (Risikoprämie) ım
Ȝc (Marktpreis des Risikos)
Diese Gleichung lässt jedoch noch keine Aussage darüber zu, welcher Risiko-Ertrags-Zusammenhang im Marktgleichgewicht für einzelne Aktien oder ineffiziente Portfolios gilt. Da das unsystematische Risiko eines einzelnen Wertpapiers oder Portfolios durch Diversifikation eliminiert werden kann, ist allein das systematische oder Kovarianz-Risiko bewertungsrelevant. Es ist der Risikobeitrag eines einzelnen Wertpapiers oder Portfolios zum Gesamtrisiko des Marktportfolios.57 Ausgehend vom Marktportfolio ergibt sich unter Berücksichtigung der 54
Vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 319; FRANKE/HAX 1999, S. 342; GERKE 2001b, Sp. 1701; KÜRSTEN 1997, S. 79f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 275; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 346f.; SCHNEIDER 1992, S. 509; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 228-231; SPREMANN 1996, S. 501 bzw. STEINER/BRUNS 2002, S. 22f.
55
Vgl. BIEG 1999a, S. 300; FRANKE/HAX 1999, S. 343; GERKE 2001b, Sp. 1700; KÜRSTEN 1997, S. RIDON/STEINER 2004, S. 276f.; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 348; SCHNEIDER 1992, S. 509; ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 229 und STEINER/BRUNS 2002, S. 25.
56
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 103; BIEG 1999a, S. 300f.; BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 51; DRUKARCZYK 1980, S. 323; FRANKE/HAX 1999, S. 343; GERKE 2001b, Sp. 1701; KRUSCHWITZ 1999, S. 188-190; KRUSCHWITZ 2000, 329-332; KRUSCHWITZ/SCHÖBEL 1987, S. 68f.; KUßMAUL 1999d, S. 179; PERRIDON/ STEINER 2004, S. 277f.; RICHTER 1999, S. 58; ROLFES 1992, S. 35f.; SCHNEIDER 1992, S. 511; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 232; SPREMANN 1996, S. 527; STEINER/BRUNS 2002, S. 23 oder WESTON/COPELAND 1994, S. 349f.
57
Vgl. BIEG 1999a, S. 301f.; DRUKARCZYK 1980, S. 324-326; GERKE 2001b, Sp. 1701; KÜRSTEN 1997, S. 8183; MAREK 2000, S. 185; PERRIDON/STEINER 2004, S. 281; RUDOLPH 1988, S. 683f.; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 351; SCHNEIDER 1992, S. 514; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 234; bzw. STEINER/BRUNS 2002, S. 25.
80; PERSHARPE/
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
17
Bedingung, dass im Kapitalmarktgleichgewicht weder ein Nachfrage- noch ein Angebotsüberschuss an risikobehafteten Wertpapieren besteht, ein linearer Zusammenhang zwischen der erwarteten Rendite eines einzelnen Wertpapiers bzw. Portfolios und seinem individuellen, bewertungsrelevanten Risiko. Diese Beziehung wird Wertpapiermarktlinie oder Security Market Line genannt und ist die zentrale Bestimmungsgleichung des Capital Asset Pricing Model:58 (2-2)
ı E~ri rf E~rm rf im ı 2m mit: ȕ i
ı im bzw. Ȝ i ı 2m
rf
E~rm rf ı im ı 2m
E~rm rf ı 2m
Das CAPM kann aber nicht nur als erklärende Theorie zur Ableitung von Gleichgewichtskursen und -renditen angesehen werden, sondern lässt auch eine Interpretation im Sinne einer gestaltenden Kapitalkostentheorie zu, mit deren Hilfe risikoadäquate Kapitalkostensätze bzw. Kalkulationszinsfüße ermittelt werden können.59 Dies wird besonders deutlich, wenn man die Preisgleichung des CAPM betrachtet, die unter Zugrundelegung des definitorischen Zusammenhangs für die erwartete Rendite eines Wertpapiers i aus der obigen Darstellung abgeleitet werden kann. Sie gibt an, welcher Preis für ein bestimmtes Wertpapier im Marktgleichgewicht gezahlt wird. Dieser ergibt sich, indem entweder der erwartete unsichere Rückfluss mit dem risikoadäquaten Zinssatz (Risikozuschlagsmethode) oder das Sicherheitsäquivalent des erwarteten unsicheren Rückflusses mit dem Zinssatz für risikolose Anlagen (Risikoabschlagsmethode) diskontiert wird:60 (2-3)
P0i
E(~ri ) 1 rf Ȝ i ı im
~ E(~ri ) Ȝ i cov(P1 j , ~rm ) 1 rf
SÄ i 1 rf
Das CAPM bildet somit eine Grundlage zur Ableitung wertorientierter Unternehmensführungskonzepte aus dem Oberziel der Marktwertmaximierung.61 Empirische Untersuchungen 58
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 105; BIEG 1999a, S. 302f.; BREALEY/MYERS 2003, S. 195; BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 52; DRUKARCZYK 1980, S. 325; FRANKE/HAX 1999, S. 343; GERKE 2001b, Sp. 1701; KRUSCHWITZ 1999, S. 192; KRUSCHWITZ 2000, S. 331-333; KRUSCHWITZ/SCHÖBEL 1987, S. 69f.; KUßMAUL 1999d, S. 181; MAIER 2001, S. 299; PERRIDON/STEINER 2004, S. 279f.; RICHTER 1999, S. 58; ROLFES 1992, S. 37; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 353-355; SCHNEIDER 1992, S. 513f.; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 235; SPREMANN 1996, S. 538f.; STEINER/BRUNS 2002, S. 27 sowie WESTON/COPELAND 1994, S. 364366. Zur Herleitung der SML siehe Abbildung 30 im Anhang.
59
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 106f.; KRUSCHWITZ 1999, S. 243-249; KRUSCHWITZ 2000, S. 335-340; NIPPEL/ SCHEINERT 2000, 557-561; PERRIDON/STEINER 2004, S. 272f. und S. 522-527; RÖDER/MÜLLER 2001, S. 225-233; ROLFES 1992, S. 36-48; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 360-370; SCHNEIDER 1992, S. 515-526 sowie WESTON/COPELAND 1994, S. 371-375.
60
Vgl. ADELBERGER 1981, S. 105f.; KRUSCHWITZ 2000, S. 335-339; KRUSCHWITZ/SCHÖBEL 1987, S. 70f.; KUßMAUL 1999d, S. 176; RICHTER/DRUKARCZYK 2001, S. 628; RÖDER/MÜLLER 2001, S. 225f. oder WESTON/COPELAND 1994, S. 375f.
61
Siehe hierzu ausführlich Abschnitt 2.2.4.1.
18
Theoretische Grundlagen
bestätigen zwar einen signifikanten Einfluss des Betafaktors auf die Rendite, dieser fällt aber schwächer aus als vom CAPM prognostiziert. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass noch weitere erklärende Faktoren für die Höhe der Rendite relevant sind. Einen alternativen Ansatz zum CAPM entwickelte ROSS mit der Arbitrage-Pricing-Theory.62 Dabei handelt es sich um ein lineares Mehrfaktoren-Modell, mit dessen Hilfe die erwartete Rendite eines Wertpapiers i in Abhängigkeit von einer bestimmten Zahl von Risikofaktoren ermittelt wird.63 Die APTBewertungsgleichung setzt sich aus dem Zinssatz für risikofreie Anlageformen und der Summe der mit den Faktorsensitivitäten gewichteten Risikoprämien zusammen:64 (2-4)
k
E~ri rf ¦ Ȝ j bij j 1
mit: Ȝ j
2.1.4
Erm , j rf
Berücksichtigung von Marktunvollkommenheiten
Die Ausführungen der vorangegangenen Kapitel beruhen auf der neo-klassischen Investitionsund Finanzierungstheorie. Sie unterstellt einen vollkommenen und vollständigen Kapitalmarkt, dem als zentrale Annahme zugrunde liegt, dass alle Wirtschaftssubjekte über die gleichen vollständigen Informationen verfügen (symmetrische Informationsverteilung) und dass sich alle Verträge kostenlos abschließen und durchsetzen lassen, d.h. keine Transaktionskosten anfallen. Diese Bedingungen führen dazu, dass alle notwendigen Tauschvorgänge direkt über den Markt abgewickelt werden. Ein solches Bild entspricht aber nicht den Beobachtungen, die in der Realität gemacht werden können. So liefert die neo-klassische Investitions- und Finanzierungstheorie keine ökonomische Begründung für die Existenz von Unternehmen, Finanzintermediären, unterschiedlichen Finanzierungs- und Rechtsformen oder sonstigen rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese Lücke versucht die neo-institutionalistische Finanzierungstheorie, unter der zahlreiche verschiedene Ansätze subsumiert werden können, zu schließen. Unter Aufgabe der Annahme eines vollkommenen Marktes wird untersucht, welchen Einfluss die 62
Vgl. FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999a, S. 1489; KRUSCHWITZ 2000, S. 334f.; KÜRSTEN 1997, S. 83; KUßMAUL 1999d, S. 181f.; PAPE 1999, S. 119f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 288f.; SHARPE/ALEXANDER/ BAILEY 1999, S. 283; STEINER/BRUNS 2002, S. 29f. und WESTON/COPELAND 1994, S. 385.
63
Empirische Studien haben ergeben, dass dies im Wesentlichen fünf Faktoren sind: Index der industriellen Produktion, kurzfristiger Realzins, kurz- und langfristige Inflation sowie das Ausfallrisiko für Schuldverschreibungen nicht erstklassiger Schuldner, vgl. FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999b, S. 1631; KRUSCHWITZ 2000, S. 334f.; PAPE 1999, S. 121f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 289-291; SHARPE/ALEXANDER/ BAILEY 1999, S. 291-297; STEINER/WALLMEIER 1999, S. 845 oder WESTON/COPELAND 1994, S. 385.
64
Vgl. BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 57; FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999b, S. 1632; KRUSCHWITZ 2000, S. 334; KUßMAUL 1999d, S. 182; PERRIDON/STEINER 2004, S. 291; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 292; STEINER/BRUNS 2002, S. 33f.; STEINER/WALLMEIER 1999, S. 846 und WESTON/COPELAND 1994, S. 386f.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
19
unterschiedlichen Marktunvollkommenheiten auf die Tauschvorgänge selbst und die damit verbundenen Vertragsbeziehungen haben.65 Zunächst ist die auf COASE zurückgehende Property-Rights-Theorie zu nennen, nach der als Gegenstand der Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Wirtschaftssubjekten nicht physische Güter, sondern vielmehr Eigentums-, Verfügungs- oder Handlungsrechte zu betrachten sind.66 Die Property-Rights-Theorie untersucht, welche Auswirkungen rechtliche und institutionelle Regelungen auf das Verhalten der einzelnen Wirtschaftssubjekte haben, und inwieweit hierdurch eine effiziente Verteilung der Eigentums-, Verfügungs- und Handlungsrechte erreicht werden kann.67 Darauf aufbauend entwickelte WILLAMSON den so genannten Transaktionskosten-Ansatz. Sein Erkenntnisobjekt ist der Werteverzehr von Gütern und Dienstleistungen, der durch wirtschaftliche Austauschbeziehungen verursacht wird. Hierzu zählen Anbahnungs-, Vereinbarungs-, Kontroll- und Anpassungskosten. Die Existenz von Unternehmen lässt sich dann damit begründen, dass je nach Spezifität, Häufigkeit bzw. Unsicherheit einer Transaktion sowie der Messbarkeit des durch die Transaktion geschaffenen Zusatznutzens die Koordination von Austauschprozessen innerhalb eines Unternehmens kostengünstiger erfolgen kann als über den Markt.68 Ein weiterer Zweig der neo-institutionalistischen Investitions- und Finanzierungstheorie, die Agency-Theorie, ist jedoch für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Analyse von Aktienoptionsprogrammen als anreizkompatibles Vergütungsinstrument von weit größerer Bedeutung als die beiden vorangegangenen Ansätze. Gegenstand der Agency-Theorie ist die Untersuchung der vertraglichen Beziehungen zwischen einem Auftraggeber (Principal) und einem Auftragnehmer oder Beauftragten (Agent).69 Dabei haben sich zwei unterschiedliche For65
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 15f.; KIENER 1990, S. 1; KLEINE 1996b, S. 23f.; KÜRSTEN 1997, S. 92; LAUX 1998b, S. 312-324; MEINHÖVEL 1999, S. 21-23; MÜLLER 1993, S. 3; PAPE 1999, S. 90; PERRIDON/STEINER 2004, S. 538; TERBERGER/TYRELL 2001, S. 1450; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 397; VINCENTI 2002, S. 56 bzw. WIED-NEBBELING 2002, S. 66.
66
Hierdurch ist auch die Internalisierung externer Effekte möglich. Ein aktuelles Beispiel ist z.B. die Schaffung von Emissionsrechten und den dazugehörigen Märkten.
67
Vgl. DECKER 1994, S. 9; FAMA 1980, S. 289; HESS 1999, S. 1505; JENSEN/MECKLING 1976, S. 307f.; KAULMANN 1989, S. 443-447; KIENER 1990, S. 3f.; KLEINE 1996b, S. 25f.; LIPKA 1995, S. 24-31; MIKUS 1999, S. 451f.; MÜLLER 1993, S. 6-9; PERRIDON/STEINER 2004, S. 539; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 386389; SCHNEIDER 1987, S. 485-489; WESSELS 1996, S. 8; WIESE/CASAJUS 2001, S. 1546 oder ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290.
68
Vgl. DECKER 1994, S. 6f.; HESS 1999, S. 1505; KIENER 1990, S. 2f.; KLEINE 1996b, S. 26f.; LANGERFELDT 2002, S. 653f.; LIPKA 1995, S. 21-23; MIKUS 1999, S. 452; PERRIDON/STEINER 2004, S. 538f.; SCHMIDT/ TERBERGER 1999, S. 398; SCHNEIDER 1987, S. 476-478; SPREMANN 1996, S. 663f.; WINDSPERGER 1998, S. 266f. sowie ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290.
69
Vgl. DECKER 1994, S. 1; ELSCHEN 1991a, S. 1004; EWERT 1989, S. 283; FISCHER 1995a, S. 320; GERKE 2001a, Sp. 24; GÜNTHER 1997, S. 43; GROSSMANN/HART 1983, S. 7; HESS 1999, S. 1505; JENSEN/MECKLING 1976, S. 308; KELLER 1995, S. 166; KIENER 1990, S. 4; KLEINE 1996a, S. 475; KLEINE 1996b, S. 28; KLEMUND 1999, S. 9; MEINHÖVEL 1999, S. 7-11; MENSCH 1999a, S. 937; MENSCH 1999b, S. 686; MIKUS 1999, S. 452; PAPE 1999, S. 90; PERRIDON/STEINER 2004, S. 539; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 2f.; SCHNEIDER 1987, S. 26; STIGLITZ 1987, S. 966f.; STRONG/WALKER 1987, S. 166; TROST 1995, S. 3 bzw. ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290.
20
Theoretische Grundlagen
schungsrichtungen herausgebildet: die positive Agency-Theorie und die so genannte PrincipalAgent-Theorie. Die eher deskriptiv ausgerichtete positive Agency-Theorie befasst sich mit der Beschreibung und Erklärung der institutionellen Ausgestaltung von Auftragsbeziehungen. Sie kann auch als Antwort auf die Kritik der verhaltenswissenschaftlichen Theorie an den Ergebnissen der neo-klassischen Investitions- und Finanzierungstheorie aufgefasst werden.70 Die normative, formal-analytische Principal-Agent-Theorie versucht dagegen im Wege der Deduktion anhand mathematischer Modelle aus den getroffenen Annahmen über die zugrunde liegenden vertraglichen Beziehungen Empfehlungen für die optimale Gestaltung der Vertragsbedingungen zu geben.71 Für die Auftragsbeziehungen, die im Rahmen der Agency-Theorie untersucht werden, ist charakteristisch, dass der Principal Entscheidungsbefugnisse und Ausführungskompetenzen auf den Agent überträgt, damit er diese Aufgaben im Interesse des Auftraggebers wahrnimmt. Der Agent ist aber ein rational handelnder Eigennutzmaximierer, der sich grundsätzlich opportunistisch verhält. Er verfolgt seine eigenen Ziele, die nicht zwangsläufig mit denen des Principals übereinstimmen müssen. Die Folge sind Zielkonflikte zwischen Principal und Agent. Da der Agent gegenüber dem Principal einen Informationsvorsprung hinsichtlich der von ihm verfolgten Ziele, der Handlungssituation (Beurteilung der Ergebnisse des Handelns) und der Handlungen selbst (Beurteilung des Verhaltens bzw. Anstrengungsniveaus) hat, wird er die hieraus resultierenden Freiräume zu seinem Vorteil nutzen.72
70
Vgl. BREID 1995, S. 822; DECKER 1994, S. 12; ELSCHEN 1991a, S. 1006; FAMA 1980, S. 288-306; FERSTL 2000, S. 23; FISCHER 1995a, S. 320; GEDENK 1998, S. 24; GILLENKIRCH 1997, S. 19; HESS 1999, S. 1505; JENSEN/MECKLING 1976, S. 309f.; KIENER 1990, S. 5; KLEINE 1996b, S. 28; KLEMUND 1999, S. 11; KORN 2000, S. 29; MEINHÖVEL 1999, S. 24; MENSCH 1999b, S. 687; MIKUS 1999, S. 452; MÜLLER 1993, S. 12; NEUS 1989, S. 11-14; SCHNABEL 1998, S. 31; SCHWAGER 1999, S. 824; STRONG/WALKER 1987, S. 193-201 und ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290.
71
Vgl. ARROW 1985, S. 37-50; BREID 1995, S. 822; DECKER 1994, S. 12; ELSCHEN 1991a, S. 1006; FERSTL 2000, S. 24f.; FISCHER 1995a, S. 320; GEDENK 1998, S. 24; GILLENKIRCH 1997, S. 19; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HESS 1999, S. 1505; KARMANN 1992, S. 557; KIENER 1990, S. 4f.; KLEINE 1996b, S. 28; KLEMUND 1999, S. 10f.; KORN 2000, S. 27; MEINHÖVEL 1999, S. 24f; MENSCH 1999b, S. 687; MIKUS 1999, S. 452; MÜLLER 1993, S. 12; NEUS 1989, S. 11-14; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 1-35; ROSS 1973, S. 134-139; SCHNABEL 1998, S. 31; SCHWAGER 1999, S. 823f.; SPREMANN 1989, S. 3-35; STRONG/WALKER 1987, S. 167-193 oder ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290-292.
72
Eine solche Situation ermöglicht es dem Agent, sich vor der Arbeit zu drücken („shirking“) oder Konsum am Arbeitsplatz zu betreiben („consumption on the job“), vgl. ARROW 1985, S. 37f.; BIEG 1999a, S. 305; BLICKLE-LIEBERSBACH 1990, S. 1; BREID 1995, S. 823-826; DECKER 1994, S. 15f.; ELSCHEN 1991a, S. 1006; ELSCHEN 1991b, S. 209f.; EWERT 1989, S. 283-285; FAMA/JENSEN 1983a, S. 327; FISCHER 1995a, S. 320; FRANKE/HAX 1999, S. 411f.; GEDENK 1998, S. 23; GEIL 2000, S. 49; GILLENKIRCH 2000, S. 347; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 143; HESS 1999, S. 1505; KARMANN 1992, S. 557f.; KELLER 1995, S. 167f.; KIENER 1990, S. 19-23; KIRSTEIN 1998, S. 41; KLEINE 1996b, S. 29f.; KLEMUND 1999, S. 9; KÖNIGSTEIN 1998, S. 56; KORN 2000, S. 27f.; KRAFT/REICHLING 2000, S. 151; KÜRSTEN 1997, S. 92; LIPKA 1995, S. 31; MEINHÖVEL 1999, S. 11-13; MENSCH 1999a, S. 937; MENSCH 1999b, S. 686f.; MEYER 1992, S. 43; MIKUS 1999, S. 452; PERRIDON/STEINER 2004, S. 539f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 184; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 2-4; RICHTER 1999, S. 18f.; ROSS 1973, S. 134; ROSS 1974, S. 215; ROSS 1979, S. 308; SCHNABEL 1998, S. 32; SCHRÖDER/SCHWEIZER 1999, S. 609; SCHWAGER 1999, S. 823; SHAVELL 1979, S. 57; SIDDIQUI 1999a, S. 172; SPENNER 1999, S. 20f.; STIGLITZ 1987, S. 967; TROST 1995, S. 3; WEIß 1999a, S. 39; WIED-NEBBELING 2002, S. 66 bzw. ZECHNER 1982, S. 182.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
21
Während der einzelnen Phasen einer Vertragsbeziehung, hierzu gehören neben der Auswahl des Agents unter anderem der Vertragsabschluss, die Handlungen des Agents und seine Entlohnung, können unterschiedliche Formen von Principal-Agent-Problemen auftreten, die sich mittels verschiedener Typen von Informationsasymmetrien klassifizieren lassen. So handelt es sich um ein hidden-characteristics-Problem, wenn der Principal vor dem Vertragsabschluss keine genaue Kenntnis von den Eigenschaften des Agents oder der von diesem angebotenen Leistungen hat. Zu den Eigenschaften, hinsichtlich derer der Agent einen Informationsvorsprung gegenüber dem Principal besitzt, gehören neben seinen Begabungen und Fähigkeiten auch sein Zielsystem in Bezug auf seine Risikoeinstellung, den Grad der Arbeitsaversion und den Nutzen, den ihm eine bestimmte Entlohnungshöhe stiftet.73 Für den Principal besteht bei einem hidden-characteristics-Problem die Gefahr, dass er einen ungeeigneten Agent auswählt bzw. das von ihm erworbene Gut nicht seinen Ansprüchen genügt. Hieraus kann ein Prozess der negativen Auslese („adverse selection“) entstehen, der bis zu einem Marktzusammenbruch führen kann.74 Um dies zu verhindern, kann der Principal bereits im Vorfeld des Vertragsabschlusses Informationen über den Agent einholen und so seine Eignung überprüfen („screening“). Die Beschaffung der entsprechenden Informationen ist jedoch mit Kosten verbunden, die ihrem erwarteten Nutzen gegenübergestellt werden müssen. Eine weitere Möglichkeit, der „adverse selection“ zu begegnen, besteht darin, dem Agent unterschiedliche Vertragsvarianten zur Auswahl zu stellen und aus seiner Entscheidung Rückschlüsse auf seine Eigenschaften und Ziele zu ziehen („self selection“). Schließlich kann der Agent seine Fähigkeiten darlegen (z.B. durch Zeugnisse oder Referenzen) und so selbst zu einem Abbau der Informationsasymmetrie beitragen („signalling“).75
73
Dieses Problem wird auch als Qualitätsunsicherheit bezeichnet, vgl. ALEWELL 1994, S. 58-59; BLICKLELIEBERSBACH 1990, S. 16; BREID 1995, S. 823-826; FRANKE/HAX 1999, S. 410; GÜNTHER 1997, S. 43; HARTMANN-WENDELS 1989, S. 715; HESS 1999, S. 1505; KRAFT/REICHLING 2000, S. 151; KRAPP 1997, S. 2; MENSCH 1999b, S. 687; MIKUS 1999, S. 452; NEUS 1989, S. 14f.; ROTH 2001, S. 372; SCHRÖDER/ SCHWEIZER 1999, S. 609; SPREMANN 1989, S. 11; SPREMANN 1996, S. 698f.; TUSCHKE 1999, S. 37f. bzw. ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 292.
74
Orientiert sich der Principal bei dem Preis, den er für ein Gut oder eine Leistung zu zahlen bereit ist, an der Durchschnittsqualität des Marktes, werden die qualitativ besten Angebote (bzw. Agents) dem Markt fern bleiben, da sie nicht dazu bereit sein werden, ihre Leistungen zu diesem, nach ihrer Einschätzung zu niedrigen Preis anzubieten. Die Folge hiervon ist eine geringere Durchschnittsqualität des Marktes und ein weiteres Absinken des vom Principal maximal gezahlten Preises. In letzter Konsequenz führt dies zu einem Marktversagen, vgl. ARROW 1985, S. 40; BLICKLE-LIEBERSBACH 1990, S. 16f.; DECKER 1994, S. 19f.; FRANKE/HAX 1999, S. 410f.; GONTERMANN, 2003, S. 192-194; GÜNTHER 1997, S. 44f.; KARMANN 1992, S. 558; KIENER 1990, S. 25; KLEMUND 1999, S. 14; MATSCHKE 2001, S. 435; MEINHÖVEL 1999, S. 14f.; NEUS 1989, S. 15; PERRIDON/STEINER 2004, S. 540f.; REES 1985b, S. 85; ROTH 2001, S. 372-378; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 68; SCHNEIDER 1992, S. 615f.; SPREMANN 1996, S. 699; TERBERGER/ TYRELL 2001, S. 1450f.; TROST 1995, S. 4; TUSCHKE 1999, S. 38f.; VINCENTI 2002, S. 57; WILSON 1979, S. 313-317 oder ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 292.
75
Vgl. ALEWELL 1994, S. 60f.; ARROW 1985, S. 42-46; BLICKLE-LIEBERSBACH 1990, S. 17f.; BREID 1995, S. 824; FRANKE/HAX 1999, S. 413-415; GÜNTHER 1997, S. 45f.; HARTMANN-WENDELS 1989, S. 715; HESS 1999, S. 1508; KARMANN 1992, S. 558; MATSCHKE 2001, S. 435; MEINHÖVEL 1999, S. 15; MENSCH 1999b, S. 687; MIKUS 1999, S. 453f.; NEUS 1989, S. 15; PERRIDON/STEINER 2004, S. 541f.; SCHNEIDER 1992, S. 616; SPREMANN 1989, S. 11 und S. 30-35; SPREMANN 1996, S. 698f.; STRONG/WALKER 1987, S. 143165; TERBERGER/TYRELL 2001, S. 1451; VINCENTI 2002, S. 58f. aber auch WIED-NEBBELING 2002, S. 66.
22
Theoretische Grundlagen
Vor oder nach dem Vertragsabschluss können so genannte hidden-intention-Probleme auftreten, deren Ursache die ex-ante verborgenen Absichten und Verhaltensmerkmale des Agents sind. Anders als bei den „hidden characteristics“ können diese aber vom Agent beeinflusst werden. Das mit „hidden intentions“ verbundene Risiko wird als „hold up“ bezeichnet und resultiert daraus, dass der Principal unumkehrbare Entscheidungen trifft, deren Erfolg vom Verhalten des Agents abhängt. Dieses Risiko kann durch ein entsprechendes „signalling“ des Agents oder den Einfluss, den sein Verhalten auf die ihm zugeschriebene Reputation hat, verringert werden. Aber auch der Abschluss langfristiger Verträge ist eine denkbare Lösungsmöglichkeit.76 Ein hidden-information-Problem tritt nach Vertragsabschluss auf, wenn der Agent gegenüber dem Principal einen Informationsvorsprung hinsichtlich der anstehenden Entscheidungssituation besitzt. Dies kann sich sowohl auf die Anzahl der bestehenden Handlungsalternativen, als auch auf die fundierte Vorstellung der Wahrscheinlichkeitsverteilung der möglichen Umweltzustände und/oder Ergebnisse beziehen. So verfügt der Agent über ein umfangreicheres Fachwissen bzw. eine bessere Kenntnis des Marktumfelds, der Konkurrenzsituation oder anstehender Innovationen. Der Principal kann zwar die Ergebnisse des Handelns des Agents beobachten, ist aber nicht in der Lage, diese auch zu beurteilen. Er kann nicht abschätzen, ob es andere Handlungsalternativen gegeben hätte, die ihm einen höheren Nutzen gestiftet hätten. Der sich aus der mangelnden Beurteilungsmöglichkeit ergebende Handlungsspielraum kann vom Agent dazu verwendet werden, seinen eigenen Nutzen zu maximieren und dies unter Umständen auch auf Kosten des Principals („moral hazard“). Einem solchen Verhalten kann der Principal durch verstärkte Kontrolle bzw. Informationsbeschaffung („monitoring“) oder mit der Einführung eines Anreizsystems („incentives“) entgegenwirken. Ein Informationsund Kontrollsystem soll eine Reduzierung des Informationsvorsprungs des Agents bewirken, wohingegen das Anreizsystem darauf abzielt, die Interessen des Agents denen des Principals anzugleichen.77 Nach Vertragsabschluss können nicht nur hidden-information-Probleme auftreten, nach der Entscheidung bzw. Handlung des Agents kann auch ein hidden-action-Problem bestehen. Es tritt dann auf, wenn der Principal zwar das Ergebnis der Entscheidungen bzw. Handlungen des Agents unmittelbar beobachten kann, nicht aber das Handeln selbst und das damit verbundene 76
Vgl. ALEWELL 1994, S. 62-69; BREID 1995, S. 825; ELSCHEN 1991a, S. 1005f.; GÜNTHER 1997, S. 46f; HESS 1999, S. 1507; KARMANN 1992, S. 558; KLEMUND 1999, S. 14f.; MÜLLER 1993, S. 117-119; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 6; SPREMANN 1996, S. 700-702 und S. 709f.; TROST 1995, S. 3 oder TUSCHKE 1999, S. 33-36.
77
Vgl. ARROW 1985, S. 39f.; BLICKLE-LIEBERSBACH 1990, S. 12; BREID 1995, S. 824; DECKER 1994, S. 19f.; ELSCHEN 1991a, S. 1004f.; FISCHER 1995a, S. 320; FRANKE/HAX 1999, S. 410; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 76; HARTMANN-WENDELS 1989, S. 715; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 143; HESS 1999, S. 1505-1507; KARMANN 1992, S. 558f.; KLEMUND 1999, S. 14f.; KÖRNER 1994, S. 25; KRAFT/REICHLING 2000, S. 151; KRAPP 1997, S. 2; MATSCHKE 2001, S. 435; MEINHÖVEL 1999, S. 13f.; MENSCH 1999a, S. 937; MENSCH 1999b, S. 687; MEYER 1992, S. 44; MIKUS 1999, S. 454; PERRIDON/STEINER 2004, S. 540f.; PETERSEN 1989, S. 32; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 4-15; SPREMANN 1996, S. 702f.; STIGLITZ 1987, S. 967; TROST 1995, S. 4; TUSCHKE 1999, S. 26-33; VINCENTI 2002, S. 57 sowie ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 290292. Darüber hinaus wird auch „self selection“ als möglichen Lösungsansatz genannt, vgl. BREID 1995, S. 824; FRANKE/HAX 1999, S. 413-415; KIENER 1990, S. 24 und MIKUS 1999, S. 454.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
23
Anstrengungsniveau. Der Principal kann daher nicht beurteilen, ob das beobachtbare Ergebnis eine Folge der Anstrengungen bzw. Entscheidungen des Agents ist oder auf Umwelteinflüssen beruht, die nicht von diesem zu verantworten bzw. ihm zuzurechen sind. Diesen Freiraum kann der Agent ähnlich wie beim hidden-information-Problem zu seinem eigenen Vorteil nutzen („moral hazard“, „shirking“ oder „consumption on the job“). Als Lösungsansätze kommen auch hier wiederum Informations-, Kontroll- und Anreizsysteme in Betracht.78 Typ Vergleichskriterium
hidden characteristics
hidden intention
hidden information
Entstehungszeitpunkt
vor Vertragsabschluss
vor oder nach nach VertragsabVertragsabschluss schluss vor Entscheidung
Entstehungsursache
ex-ante verborgene Eigenschaften des Agents
ex-ante verborgene Absichten des Agents
Problem
hidden action nach Vertragsabschluss nach Entscheidung
nicht beobachtbarer Informationsstand des Agents
nicht beobachtbare Aktivitäten des Agents
Eingehen der Durchsetzung Vertragsbeziehung impliziter Ansprüche
Ergebnisbeurteilung
Verhaltens- bzw. (Leistungs-) beurteilung
Resultierende Gefahr
adverse selection
hold up
moral hazard
moral hazard shirking consumption on the job
Lösungsansätze
signalling screening self selection
signalling reputation
monitoring incentives self selection
monitoring incentives
Abbildung 1:
Typen asymmetrischer Informationsverteilung79
Die aus der asymmetrischen Informationsverteilung resultierenden Nutzeneinbußen gegenüber dem Idealzustand, der sich durch vollkommene Information und kostenlose Vertragsab-
78
Vgl. ALEWELL 1994, S. 69-72; ARROW 1985, S. 38f.; BLICKLE-LIEBERSBACH 1990, S. 13-16; BREID 1995, S. 824-826; DECKER 1994, S. 21-23; ELSCHEN 1991a, S. 1004-1006; ELSCHEN 1991b, S. 210f.; FISCHER 1995a, S. 320; FRANKE/HAX 1999, S. 410; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; GROSSMANN/HART 1983, S. 7; HARRIS/RAVIV 1979, S. 232; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 76; HARTMANN-WENDELS 1989, S. 714f.; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 143f.; HESS 1999, S. 1505-1507; HOLMSTRÖM 1979, S. 74; HOLMSTRÖM/RICART I COSTA 1986, S. 835; KARMANN 1992, S. 558; KIENER 1990, S. 24f.; KLEINE 1996a, S. 475; KLEINE 1996b, S. 23f.; KLEMUND 1999, S. 14f.; KÖRNER 1994, S. 25f.; KRAFT/NIEDERPRÜM 1999, S. 788; KRAPP 1997, S. 2; KÜRSTEN 1995, S.527; MEINHÖVEL 1999, S. 13f.; MENICHETTI 1999, S. 512; MENSCH 1999a, S. 937; MENSCH 1999b, S. 687f.; MEYER 1992, S. 44; MIKUS 1999, S. 454f.; NEUS 1989, S. 17; PERRIDON/STEINER 2004, S. 542f.; PETERSEN 1989, S. 31f.; REES 1985b, S. 79; ROSS 1973, S. 134; ROSS 1974, S. 215f.; ROSS 1979, S. 308; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 67f.; SCHNEIDER 1992, S. 616-618; SCHRÖDER/ SCHWEIZER 1999, S. 609; SPREMANN 1996, S. 702f.; STIGLITZ 1987, S. 967; TROST 1995, S. 3; TUSCHKE 1999, S. 26-33; VARIAN 1990, S. 154-170 oder ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 292.
79
Vgl. BREID 1995, S. 824; KIENER 1990, S. 25; KLEMUND 1999, S. 15 sowie MIKUS 1999, S. 454.
24
Theoretische Grundlagen
schlüsse auszeichnet, werden als Agency Costs bezeichnet.80 Sie setzen sich aus den Monitoring Costs, den Bonding Costs und dem so genannten Residual Loss zusammen.81 Monitoring Costs sind die Aufwendungen, die einem Principal für die Überwachung und Kontrolle der Vertragsbeziehung mit dem Agent entstehen und der Verringerung des Informationsvorsprungs des Agents dienen sollen. Eine Ausweitung des Überwachungs- und Kontrollumfangs ist solange sinnvoll, wie der zu erwartende Nutzenzuwachs aus der Verringerung des Informationsvorsprungs größer ist als die anfallenden Monitoring Costs.82 Beim Agent fallen dagegen Bonding Costs an, die dadurch entstehen, dass er das Vertragsverhältnis überhaupt eingeht und dass er sich im Rahmen einer Selbstbindung dazu verpflichtet, sich so zu verhalten, dass er den Principal nicht schädigt. Zu den Bonding Costs zählen daher auch Rechenschafts- und Garantieaufwendungen bei Fehlverhalten. Diese Kosten werden ebenfalls vom Principal getragen und zwar indirekt über die vom Agent geforderte Höhe der Vergütung.83 Der verbleibende Residualverlust ist schließlich die in Geld bewertete Nutzeneinbuße, die dadurch entsteht, dass der Agent trotz strenger Kontrolle und effizienter Anreizsysteme Handlungen wählt, die dazu führen, dass nicht das unter diesen Gegebenheiten erreichbare Wohlfahrtsoptimum des Principals realisiert wird.84 Eine Erhöhung der Überwachungs- und Kontrollaufwendungen sowie der Anreize (monitoring and bonding activities) ist nur so lange sinnvoll, wie der dadurch erzielte Nutzenzuwachs die von ihnen verursachten Kosten übersteigt.85
80
Beim Idealzustand spricht man von der so genannten „First-best-Lösung“. Das Optimum, das sich ergibt, wenn die Annahme kostenloser Vertragsabschlüsse und einer asymmetrischen Informationsverteilung aufgegeben wird, ist demgegenüber die „Second-best-Lösung“. Der Unterschied zwischen der „First-best-„ und der „Second-best-Lösung“ entspricht den Agency Costs, vgl. ELSCHEN 1991a, S. 1008; FISCHER 1995a, S. 321; GERKE 2001a, Sp. 26; KÜRSTEN 1995, S. 527; MIKUS 1999, S. 455; MÜLLER 1993, S. 40; PRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 3; SCHMIDT 1989, S. 495-508; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 404f. oder SPREMANN 1989, S. 8. MEINHÖVEL und SCHNEIDER stehen dem Konzept der Agency Costs dagegen kritisch gegenüber, vgl. MEINHÖVEL 1999, S. 50-55 und SCHNEIDER 1989, S. 481-493.
81
Vgl. ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 82; FAMA/JENSEN 1983a, S. 327; FAMA/JENSEN 1983b, S. 304; FERSTL 2000, S. 20; FISCHER 1995a, S. 321f.; GERKE 2001a, Sp. 28f.; GÜNTHER 1997, S. 49f.; JENSEN/MECKLING 1976, S. 308f.; KLEMUND 1999, S. 22f.; MEINHÖVEL 1999, S. 42; MIKUS 1999, S. 455; MÜLLER 1993, S. 40; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 404f.; SCHNEIDER 1989, S. 483; SPREMANN 1989, S. 22; STRONG/WALKER 1987, S. 194; ZECHNER 1982, S. 182 bzw. ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 292.
82
Vgl. FISCHER 1995a, S. 322; GERKE 2001a, Sp. 28f.; GÜNTHER 1997, S. 49; VEL 1999, S. 42; MÜLLER 1993, S. 40; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 404f. und STRONG/WALKER 1987, S. 195.
83
Vgl. FISCHER 1995a, S. 322; GERKE 2001a, Sp. 29; GÜNTHER 1997, S. 50; KAULMANN 1989, S. 440; KLEMUND 1999, S. 23; MEINHÖVEL 1999, S. 42; MÜLLER 1993, S. 40; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543 sowie SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 405. MIKUS spricht auch von Signalisierungskosten, vgl. MIKUS 1999, S. 455.
84
Vgl. FISCHER 1995a, S. 322; GERKE 2001a, Sp. 29; GÜNTHER 1997, S. 50; KLEMUND 1999, S. 23; MEINHÖVEL 1999, S. 42; MÜLLER 1993, S. 40; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543 oder STRONG/WALKER 1987, S. 194.
85
Vgl. FISCHER 1995a, S. 322; GERKE 2001a, Sp. 29f.; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; GÜNTHER 1997, S. 50; MÜLLER 1993, S. 41-45 bzw. STRONG/WALKER 1987, S. 194.
KLEMUND 1999, S. 22; MEINHÖPRATT/ZECKHAUSER 1985, S. 3;
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
2.1.5
Principal-Agent-Konflikte bei managergeführten Unternehmen
2.1.5.1
Vorbemerkungen
25
Charakteristisch für die im Rahmen dieser Arbeit betrachteten börsennotierten Unternehmen ist die personelle Trennung von Eigentum und Leitungsmacht.86 Ein Grund für die Delegation der Führungsverantwortung von den Kapitalgebern auf ein angestelltes Management ist darin zu sehen, dass es nur durch die Trennung von Eigentum und Leistungsmacht möglich ist, eine große Zahl von Kapitalgebern entsprechend ihrer Bedürfnisse (beispielsweise hinsichtlich der Bereitstellung von Eigen- oder Fremdkapital, unterschiedliche Laufzeiten, Risiken oder Haftungsbeschränkungen) am Unternehmen zu beteiligen und so die Voraussetzung für die Finanzierung auch kapitalintensiver Investitionen in neue Technologien oder Geschäftssysteme zu schaffen. Da bei den Kapitalgebern außerdem der Zeitaufwand entfällt, der mit einem detaillierten Wahrnehmen ihrer Entscheidungsrechte verbunden wäre, haben sie die Möglichkeit, sich an mehreren Unternehmen zu beteiligen. Durch Diversifikation können sie das unsystematische Risiko eines einzelnen Wertpapiers bzw. Portfolios eliminieren und so die Risiko-Ertrags-Struktur optimal ihren individuellen Präferenzen anpassen. Schließlich ist die Delegation der Entscheidungsbefugnisse an hoch qualifizierte Manager sinnvoll, da sie aufgrund ihrer Position im Unternehmen in der Regel besser über bestehende Handlungsalternativen, die Konkurrenzsituation, Marktbedingungen oder zu erwartende technologische Entwicklungen informiert sind als die Anteilseigner.87 Aus der Trennung von Eigentum und Leitungsmacht bei managergeführten Unternehmen resultieren jedoch auch Principal-Agent-Konflikte zwischen den Anteilseignern auf der einen und der angestellten Unternehmensleitung auf der anderen Seite.88 Aufgrund der sich ihnen bieten86
Vgl. AGRAWAL/MANDELKER 1987, S. 823; BÜHNER 1989, S. 2181; FAMA 1980, S. 291; FAMA/JENSEN 1983b, S. 311; FRANKE/HAX 1999, S. 415; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; KNOLL 2001b, S. 241; KRAFT/NIEDERPRÜM 1999, S. 787; LAUX 1994, S. 1261; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 438; SCHWALBACH 1999, S. 593; SHAVELL 1979, S. 55; STRONG/WALKER 1987, S. 196 sowie WINTER 1997, S. 615.
87
Vgl. DECKER 1994, S. 16-18 und S. 25; GÜNTHER 1997, S. 42f.; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77; KNOLL 2001b, S. 241; LAUX 1998b, S. 325f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 184; SCHMID 1997, S. 68; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 440; SPREMANN 1996, S. 674-684 oder WEIß 1999a, S. 39.
88
Vgl. BEA/THISSEN 1997, S. 787; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 685f.; DECKER 1994, S. 1; ELSCHEN 1991b, S. 209; EWERT 1989, S. 283-285; FAMA/JENSEN 1983b, S. 312; FRANKE/HAX 1999, S. 415; GEDENK 1998, S. 22f.; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; JENSEN 1986, S. 323; JENSEN/MECKLING 1976, S. 313-319; JENSEN/MURPHY 1990b, S. 225f.; MIKUS 1999, S. 456f.; PELLENS/HILLEBRANDT/ULMER 2001, S. 1243; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 184; REES 1985a, S. 3; RIEGLER 2001a, S. 100; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 438f. und TROST 1995, S. 1. Principal-Agent-Konflikte bestehen bei (börsennotierten) Unternehmen aber nicht nur zwischen den Anteilseignern und dem Management. Auch innerhalb des Unternehmens sind asymmetrisch verteilte Informationen die Regel. In diesem Fall ist die Geschäftsleitung der Principal und die Mitarbeiter untergeordneter Hierarchieebenen sind die Agents. Die Untersuchung dieser Konstellationen ist Gegenstand der so genannten finanziellen AgencyTheorie und soll im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt werden, vgl. hierzu ARROW 1976, S. 226-231; BAMBERG/LOCAREK 1992, S. 657-668; BREID 1995, S. 822; BUDDE/GÖX/LUHMER 1998, S. 3-19; GROVES/ LOEB 1979, S. 221-230; GÜTH/KÖNIGSTEIN/KOVÁCS/ZALA-MEZÕ 2001, S. 82-100; KIRSTEIN 1998, S. 4149; LOCAREK/BAMBERG 1994, S. 10-14; MIKUS 1999, S. 456f.; NAGAR 2002, S. 379-394; OSSADNIK/LANGE/MORLOCK 1999, S. 47-64; PFEIFFER 2003, S. 43-56; POSSELT 1997, S. 363-380; RIEGLER 2001a, S. 102-
26
Theoretische Grundlagen
den Handlungsspielräume können die Manager ihren Nutzen auf Kosten der Anteilseigner nicht nur durch pekuniäre und nicht-pekuniäre Einkünfte erhöhen. Hierzu zählen z.B. „consumption on the job“, d.h. eine teure Büroausstattung, ein großer Dienstwagen, weite Geschäftsreisen oder das Streben nach Prestige durch den Aufbau großer Firmenimperien. Aus Sicht des Managers kann es außerdem vorteilhaft sein, auch solche Cashflows im Unternehmen zu belassen, für die keine Investitionsmöglichkeiten mit positivem Kapitalwert mehr bestehen und deshalb eigentlich an die Anteilseigner ausgeschüttet werden sollten (Überinvestitionsproblem). Durch die Investition dieser Beträge kann das Management aber unter Umständen die eigene Machtposition stärken oder sein Ansehen in der Öffentlichkeit erhöhen.89 Daneben kann aber auch ein Unterinvestitionsproblem existieren. Dieses ist darauf zurückzuführen, dass die Manager bei ihren Entscheidungen vom gesamten Unternehmensrisiko ausgehen, weil sie mit ihrem Humankapital an die Gesellschaft gebunden sind und ihr Einkommen, insbesondere bei einer variabel gezahlten Vergütung, vom Erfolg des Unternehmens abhängt. Sie sind wie die Anteilseigner in der Lage, alle unsystematischen Risiken durch Diversifikation zu eliminieren. Sie weisen daher bei ihren Entscheidungen tendenziell eine zu geringe Risikobereitschaft auf.90
2.1.5.2
Ansätze zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts
Zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts existieren unterschiedliche Ansätze. So kann vom (Manager-)Arbeitsmarkt eine disziplinierende Wirkung ausgehen. Auf einem solchen Arbeitsmarkt, der sowohl unternehmensintern als auch -extern besteht, werden die Leistungen der Führungskräfte beurteilt. Nur erfolgreiches und zielgerichtetes Handeln führt zu einem 119; TROST 1995, S. 1 sowie SCHILLER 2001, S. 3-16. Solche Interessenkonflikte können dagegen nicht auftreten, wenn die Unternehmen in ein System vollkommener Märkte eingebettet sind. Einerseits würden sich auf einem vollkommenen, informationseffizienten Kapitalmarkt die Entscheidungen des Managements unmittelbar ohne Verzögerung in den (Eigen- und Fremd-) Finanzierungskonditionen des Unternehmens widerspiegeln, andererseits würde bei Führungskräften die persönliche Reputation und somit ihr Wert auf dem Managerarbeitsmarkt von ihrer Leistung abhängen, vgl. BREID 1995, S. 827. 89
Vgl. DECKER 1994, S. 101-105; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 82; ENGELSING 2001, S. 27; FRANKE/HAX 1999, S. 415; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 437; JENSEN 1986, S. 323; JENSEN/MECKLING 1976, S. 313-319; JENSEN/MURPHY 1990b, S. 226; LAUX 1990, S. 1342; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 184; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 439f.; SCHWALBACH 1999, S. 593-597 oder WEIß 1999a, S. 41-43. Der Abschluss eines Anstellungsvertrags, der für alle möglichen Umweltzustände und Entscheidungssituationen Vorgaben enthält, könnte zwar verhindern, dass sich der Agent nicht im Sinne der Interessen des Principals verhält, doch scheitert dies zum einen an der unvollständigen Information über sämtliche Umweltzustände und Entscheidungssituationen und an den unangemessen hohen Kontrollkosten, zum anderen würde durch einen solchen Vertrag der Entscheidungsspielraum des Agents gerade eingeschränkt, den er eigentlich im Interesse des Principals ausfüllen soll.
90
Vgl. AGRAWAL/MANDELKER 1987, S. 824; BREID 1995, S. 832; ELSCHEN 1991b, S. 211; GILLENKIRCH/ VELTHUIS 1997, S. 122; KNOLL 1998b, S. 136; KLEMUND 1999, S. 17; KNOLL 1998a, S. 97; KNOLL 1998b, S. 136; KORN 2000, S. 29f.; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 630f.; KÜRSTEN 1995, S.527f.; KÜRSTEN 2000, S. 375; LAUX 1991a, S. 358f.; LAUX 2001c, S. 2; MENICHETTI 1999, S. 513 OSTERLOH 1999, S. 187f.; RAMAKRISHNAN/THAKOR 1984, S. 230-236; SCHWETZLER 1998a, S. 9 bzw. SCHWETZLER 1999, S. 333.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
27
Anstieg des Marktwertes der Manager. Dies impliziert allerdings einen Grad an Informationseffizienz dieses Arbeitsmarktes, der in der Realität kaum gegeben sein dürfte. Aufgrund der bestehenden Informationsasymmetrien scheidet daher diese Möglichkeit als Lösung für den Principal-Agent-Konflikt aus.91 Eine Senkung der Agency Costs durch eine Disziplinierung des Managements kann aber auch indirekt über den Markt für Verfügungsrechte an Unternehmen („market for corporate control“) erfolgen. Auf dem „market for corporate control“ schlägt sich ein gläubigerschädigendes Verhalten oder eine mangelnde Orientierung an den Zielsetzungen der Anteilseigner in höheren Zinssätzen und Sicherungskosten oder niedrigeren Aktienkursen nieder. Ein schlecht geführtes Unternehmen ist daher ein potenzieller Übernahmekandidat, da der Übernehmer durch den Austausch des Managements bzw. die Zerschlagung des Unternehmens in seine Einzelteile zum Teil deutliche Wertsteigerungen erzielen kann.92 Aufgrund empirischer Ergebnisse ist diese Lösungsmöglichkeit jedoch auch kritisch zu beurteilen. Bestehende Informationsineffizienzen schränken die Entfaltung wirksamer Marktmechanismen und der damit verbundenen Disziplinierungsfunktion zum Teil erheblich ein.93 Neben den oben genannten marktbezogenen Ansätzen können auch verstärkte Kontrollen zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts beitragen. Durch konkrete Handlungsanweisungen und allgemeine Verhaltensvorschriften soll verhindert werden, dass die Führungskräfte ihren individuellen Nutzen zu Lasten der Anteileigner maximieren.94 In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Überwachungsaktivitäten des Aufsichtsrats oder der Internen Revision, ein (unternehmenswertorientiertes) Controlling, aber auch die gesetzlich vorgeschriebene Abschlussprüfung durch einen Wirtschaftsprüfer zu nennen.95 Da Vorstände das Unternehmen in 91
Vgl. AGRAWAL/MANDELKER 1987, S. 823; BENZ/STUTZER 2003, S. 7-10; BREID 1995, S. 827f.; FAMA 1980, S. 291-307; HOLMSTRÖM 1999, S. 170; KLEMUND 1999, S. 19f.; KORN 2000, S. 31; KÖRNER 1994, S. 32-34; RICHTER 1999, S. 18; SCHMID 1997, S. 68; SPENNER 1999, S. 21; SPREMANN 1996, S. 685f.; TUSCHKE 1999, S. 47-49 und WEIß 1999a, S. 57f.
92
Vgl. AGRAWAL/MANDELKER 1987, S. 823; BEA 1997, S. 45f.; BEA/THISSEN 1997, S. 787f.; BREID 1995, S. 828; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 83; DECKER 1994, S. 118-122; FAMA 1980, S. 295; FAMA/JENSEN 1983b, S. 313; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; JENSEN/RUBACK 1983, S. 5f.; KLEMUND 1999, S. 20; KORN 2000, S. 31; KÖRNER 1994, S. 34-36; PERRIDON/STEINER 2004, S. 545; RICHTER 1999, S. 18; SPENNER 1999, S. 21; SPREMANN 1996, S. 685; STRONG/WALKER 1987, S. 143; TUSCHKE 1999, S. 43-46 bzw. WEIß 1999a, S. 58-60. Aber nicht nur vom Markt für Unternehmenskontrolle gehen disziplinierende Wirkungen aus, auch die Kapitalstruktur, d.h. das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital, kann die Entscheidungen der Geschäftsleitung beeinflussen, vgl. KLEMUND 1999, S. 20 oder LAUX 1996.
93
Vgl. BERTRAND/MULLAINATHAN 2000, S. 203f.; BREID 1995, S. 828; JENSEN/RUBACK 1983, S. 47; kritisch auch SCHNEIDER 1987, S. 642-645.
94
Die Überwachung hat dabei eine Präventiv-, Korrektiv- und Sicherheitswirkung. Vollständige Verträge, die für jeden möglichen Umweltzustand eine konkrete Handlungsanweisung enthalten, sind jedoch nicht möglich, vgl. GEIL 2000, S. 50 oder SIDDIQUI 1999a, S. 172.
95
Besondere Bedeutung kommt dabei dem Aufsichtsrat und vor allem dem Wirtschaftsprüfer zu, deren Prüfungsleistungen als von den Anteilseignern delegierte Monitoringmaßnahmen aufgefasst werden können. vgl. ANTLE 1984, S. 1f.; EWERT 2007, S. 1117f.; MÜLLER 2006, S. 9f.; PAULITSCHEK 2009, S. 20f.; PFAFF/STEFANI 2007, S. 1048f.; RUHNKE 2007, S. 386 und ZIMMERMANN 2008, S. 57f. Die Einbeziehung von Aufsichtsrat und Wirtschaftsprüfer in die Analyse führt zur so genannten „doppelstöckigen“ PrincipalAgent-Theorie. Neben die Beziehung zwischen den Anteilseignern und dem Management (Delegation der Führungsverantwortung) treten darüber hinaus die Principal-Agent-Beziehungen zwischen den Anteilseig-
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Theoretische Grundlagen
der Regel gemeinschaftlich (§ 77 AktG) leiten, führt dies aufgrund der Gesamtverantwortung ebenfalls zu verstärkten gegenseitigen Kontrollen. Eine effektive Überwachung des Entscheidungsprozesses kann bei börsennotierten Unternehmen jedoch nur erfolgen, wenn die Überwachungsinstanz von den jeweiligen Entscheidungsträgern getrennt ist. Durch die Trennung von Entscheidungsbefugnis und Kontrolle auf allen Ebenen des Unternehmens kann einem unangemessenen Ausnutzen bestehender Handlungsspielräume entgegenwirkt werden. Eine Ausweitung der Kontrollaktivitäten ist jedoch nur so lange sinnvoll, wie die Nutzeneinbuße durch die anfallenden Kontrollkosten geringer ist als der Nutzenzuwachs durch die Verhinderung anteilseignerschädigenden Verhaltens.96 Eine umfassende Informationspolitik des Unternehmens kann darüber hinaus den Informationsvorsprung verringern, den die Geschäftsleitung gegenüber den Anteilseignern besitzt. So dienen Investor Relations Aktivitäten, d.h. die langfristige, strategisch angelegte direkte und indirekte Kommunikation mit potenziellen und aktuellen Eigenkapitalgebern, dem Abbau von Informationsasymmetrien durch die Schließung von Wahrnehmungslücken hinsichtlich des Risikos und der Höhe zukünftiger Zahlungsströme sowie der Risikoreduktion durch Vertrauensbildung. Letzteres kann zu einer Senkung des systematischen und unsystematischen Risikos und somit zu einer Verringerung der Kapitalkosten führen. Entsprechende Informationen sollte das Unternehmen aber nicht nur den Eigenkapitalgebern, sondern auch den Fremdkapitalgebern zur Verfügung stellen, da durch eine weitreichende Bankenkommunikation (Creditor Relations) die Fremdkapitalkosten gesenkt werden können. Die Instrumente, die im Rahmen der Investor Relations Aktivitäten zum Einsatz kommen, lassen sich danach unterscheiden, ob sie gesetzlich verpflichtend (Geschäfts- oder Zwischenberichte, Ad-hoc-Mitteilungen und Hauptversammlungen) oder freiwillig sind, wie z.B. der Internetauftritt, ein InvestorenHandbuch, Aktionärsbriefe, Unternehmensbroschüren, Roadshows oder Analystenkonferenzen.97 Allerdings ist der Einsatz von Kontroll- und Informationssystemen nur bis zu einem gewissen Grad wirtschaftlich sinnvoll, da mit zunehmenden Kontroll- und Informationsaktivitäten die entsprechenden Kosten steigen und der zu erwartende Grenznutzen abnimmt. Als weitere Möglichkeit zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts bietet sich daneben die Einführung eines leistungsorientierten Vergütungssystems an. Durch eine variable Entlohnung nern auf der einen und dem Wirtschaftsprüfer (Delegation der Prüfung des Abschluss) bzw. Aufsichtsrat (Delegation der internen Überwachung) auf der anderen Seite. Außerdem ist der Aufsichtsrat im Rahmen seiner Überwachungstätigkeit als Principal und das Management als Agent anzusehen. Ähnliches gilt für die Vergabe des Prüfungsauftrages durch den Aufsichtsrat (Principal) an den Wirtschaftsprüfer (Agent). 96
Vgl. BALLWIESER 1989, S. 327-344; BÖCKING/WESNER 2004, S. 99; BÜHNER 1989, S. 2181; DECKER 1994, S. 81-99; FAMA/JENSEN 1983a, S. 331; FAMA/JENSEN 1983b, S. 303 und S. 313; GÜNTHER 1997, S. 48f.; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; HOLMSTRÖM 1979, S. 74; JENSEN/MECKLING 1976, S. 323-326; KLEMUND 1999, S. 18f.; KORN 2000, S. 31; MIKUS 1998, S. 456f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543; SCHEWE/LITTKEMANN/ BECKEMEIER 1999, S. 1483-1488; SCHNABEL 1998, S. 42f.; SCHWAGER 1999, S. 824; SIDDIQUI 1999a, S. 172; SPREMANN 1996, S. 686 sowie WEIß 1999a, S. 47. Eine Beeinflussung des Verhaltens der Wirtschaftssubjekte ist auch durch die Organisationsstruktur möglich. Dies ist Gegenstand der Kontingenztheorie, vgl. SCHWAGER 1999, S. 824.
97
Vgl. BALLWIESER 1989, S. 327-344; FRANKE/HAX 1999, S. 413; FREI 1998, S. 165-181; GÜNTHER 1997, S. 49; GÜNTHER 2002, Sp. 2659; KÖRNER 1994, S. 39-41; MÜLLER 1998, S. 151-157; PERRIDON/STEINER 2004, S. 543-549 oder SPREMANN 1996, S. 685.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
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soll das Management dazu motiviert werden, die Zielsetzungen der Anteilseigner zu verfolgen.98 Ziel ist der Abschluss effizienter Vergütungsvereinbarungen, die den bestehenden Informationsasymmetrien Rechnung tragen.99 Die Analyse solcher Vertragbeziehungen, zu denen auch aktienkursorientierte Vergütungssysteme gehören, ist Gegenstand der Principal-AgentTheorie. Welche Bedingungen ein Entlohnungsschema erfüllen muss, um eine optimale Anreizund Risikoaufteilung zu erreichen, wird im folgenden Kapitel modelltheoretisch analysiert.
2.1.5.3
Modelltheoretische Analyse des Principal-Agent-Konflikts
2.1.5.3.1
Annahmen
Im Grundmodell der Principal-Agent-Theorie wird davon ausgegangen, dass ein Principal eine Aufgabe an einen Agent delegiert. Hierzu schließen die beiden Parteien einen Kooperationsvertrag ab, der unter anderem die Entlohnung des Agents für die zur Verfügung gestellte Arbeitskraft regelt. Die beiden Parteien können auch aus mehreren Personen bestehen. In diesem Fall sind der Principal und der Agent als Repräsentant der jeweiligen Gruppe aufzufassen, d.h. aber auch, dass die Konflikte der Gruppenmitglieder untereinander nicht Gegenstand der Analyse sind. Ein Beispiel für eine derartige Principal-Agent-Beziehung ist eine (börsennotierte) Aktiengesellschaft, bei der die Aktionäre als Eigentümer des Unternehmens ihre Entscheidungsbefugnis auf ein angestelltes Management übertragen, damit dieses für sie die Leitungsfunktion übernimmt.100 Der Agent wählt nun eine Aktion a aus der Menge A aller zulässigen Handlungsalternativen aus. Die Menge A umfasst dabei nicht nur die möglichen Entscheidungen und Handlungen eines Agents, sondern auch seine quantitative bzw. qualitative Arbeitsleistung, sein Verhalten oder seine Sorgfalt bei der Auswahl der Handlungsalternativen. Im Folgenden wird bei a ver-
98
Vgl. BEA/THISSEN 1997, S. 788; BUCHNER 1994, S. 514; BÜHNER 1989, S. 2181; DEFUSCO/JOHNSON/ZORN 1990, S. 617; ELSCHEN 1991b, S. 216-218; FRANKE/HAX 1999, S. 413; KORN 2000, S. 31f.; KÖRNER 1994, S. 36-39; LAUX 1990, S. 1342; MENSCH 1999b, S. 687f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 545-547; RIEGLER 2001a, S. 100; SCHASCHL 2000, S. 22f.; SCHMIDT/TERBERGER 1999, S. 439; SCHWAGER 1999, S. 823; SPENNER 1999, S. 21-23; SPREMANN 1996, S. 684f. oder STELTER/ROOS 1999, S. 1123.
99
Ein Vertrag ist dann effizient, wenn es keinen anderen gibt, der mindestens einen der Vertragspartner besser stellt, ohne gleichzeitig einen anderen schlechter zu stellen (Pareto-Optimalität). In den Verträgen muss das opportunistische Verhalten der Geschäftsleitung antizipiert und durch geeignete Anreize sowie Informations- und Mitwirkungsrechte berücksichtigt werden, vgl. FRANKE/HAX 1999, S. 416f.
100
Vgl. BREID 1995, S. 829; DECKER 1994, S. 27; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; HOLMSTRÖM/WEISS 1985, S. 403; JENSEN/MURPHY 1990b, S. 225f.; KRAFT/REICHLING 2000, S. 151; MEYER 1992, S. 45; NEUS 1989, S. 19; PETERSEN 1989, S. 29f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 188; ROSS 1973, S.134 und SPREMANN 1989, S. 9. Zu Principal-Agent-Konflikten in (hierarchischen) Organisationen oder Gruppen vgl. BECKMANN 1989, S. 379-388; GAYNOR/KLEINDORFER 1989, S. 390-411; HOLMSTRÖM 1982, S. 324-339; PETERSEN 1989, S. 136-238 und THEILEN 1996, S. 60-165. Auf eine formale Darstellung der „doppelstöckigen“ Principal-Agent-Theorie unter Einbeziehung des Wirtschaftsprüfers als weiteren Agenten wird an dieser Stelle verzichtet, siehe hierzu insbesondere ANTLE 1984, S. 3-10 und auch ZIMMERMANN 2008, S. 58-60.
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Theoretische Grundlagen
einfachend vom Aktivitätsniveau oder Arbeitseinsatz des Agents gesprochen.101 Die vom Agent gewählte Aktion a führt zusammen mit dem zufälligen Einfluss T 4, der den Umweltzustand widerspiegelt,102 zum Ergebnis z
z (a , ș) Z = [z, z] .103 Bei dem Ergebnis z
kann es sich z.B. um eine Gewinngröße, einen Zahlungsüberschuss oder auch einen Aktienkurs handeln.104 Der Principal und der Agent treffen ihre Entscheidungen auf der Grundlage identischer Wahrscheinlichkeitsurteile bezüglich der möglichen Umweltzustände T. Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeitsverteilung von T herrscht demnach Informationssymmetrie.105 Da z vom zufälligen Umweltzustand T abhängt, ist z ebenfalls eine Zufallsvariable, die darüber hinaus über den Aktionenraum A parametrisiert ist. Für z soll gelten: (2-5)
wz w 2z t 0 und 2 0 ș Ĭ wa wa
Diese Bedingung bedeutet, dass eine Erhöhung des Aktivitätsniveaus ceteris paribus zu einer Verbesserung des Ergebnisses führt, jedoch mit einer abnehmenden Grenzrate.106 Durch die Wahl des Aktivitätsniveaus determiniert der Agent die parametrisierte Wahrscheinlichkeits101
Bei Führungskräften gehört zu diesen Aktionen z.B. der Aufbau einer effizienten Organisation, die Suche nach neuen Geschäftsfeldern, die Erschließung neuer Märkte oder die Umsetzung neuer Technologien, vgl. BREID 1995, S. 825; DECKER 1994, S. 27; FRANKE/HAX 1999, S. 428f.; GILLENKIRCH 1997, S. 55; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1978, S. 21; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 311; HOLMSTRÖM 1979, S. 75; HOLMSTRÖM/RICART I COSTA 1986, S. 835f.; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 43; KRAFT/REICHLING 2000, S. 152; KRÄMER 2002b, S. 143; MEINHÖVEL 1999, S. 64; MEYER 1992, S. 45; PETERSEN 1989, S. 36f.; REES 1985a, S. 3; SPREMANN 1989, S. 11f.; STIGLITZ 1987, S. 967; TROST 1995, S. 5; VELTHUIS 1998, S. 43; WAGENHOFER 1996, S. 155 bzw. WAGENHOFER/RIEGLER 1999, S. 72.
102
Als zufällige Umwelteinflüsse kommen z.B. das Klima, das Verhalten der Wettbewerber, die Konjunktur oder politische Veränderungen in Betracht.
103
Vgl. BREID 1995, S. 829; FRANKE/HAX 1999, S. 428; HARRIS/RAVIV 1978, S. 21f.; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HOLMSTRÖM 1979, S. 75; HOLMSTRÖM/WEISS 1985, S. 404f.; JASPER 1995, S. 40; KIENER 1990, S. 43; KRAFT/REICHLING 2000, S. 152; MEINHÖVEL 1999, S. 78f.; MEYER 1992, S. 45; NEUS 1989, S. 51; PETERSEN 1989, S. 36; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; REES 1985a, S. 3; ROSS 1973, S. 134; SPREMANN 1989, S. 12; STIGLITZ 1987, S. 967; THEILEN 1996, S. 7 TROST 1995, S.5; VELTHUIS 1998, S. 43 sowie WAGENHOFER 1996, S. 156f. Diese Darstellung der Wirkungsweise des Aktivitätsniveaus direkt auf die Ergebnisgröße wird als Zustandsraum-Formulierung bezeichnet, vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 56f.; HOLMSTRÖM 1979, S. 76’; MÜLLER 1993, S. 17 und ROSS 1973, S. 134.
104
Vgl. HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 311 oder PETERSEN 1989, S. 36.
105
Vgl. BREID 1995, S. 829; GILLENKIRCH 1997, S. 30; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234f.; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HOLMSTRÖM 1979, S. 76; JASPER 1995, S. 41; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154; MEYER 1992, S. 45; NEUS 1989, S. 51; PETERSEN 1989, S. 42f.; ROSS 1973, S. 134; TROST 1995, S. 5 bzw. VELTHUIS 1998, S. 43.
106
Vgl. BREID 1995, S. 829; HOLMSTRÖM 1979, S. 76; NEUS 1989, S. 51 oder PETERSEN 1989, S. 36. Teile der Literatur formulieren diese Bedingungen für z restriktiver, indem sie fordern, dass z bezüglich a streng monoton wachsend ist, d.h. wz / w a> 0gilt, vgl. DECKER 1994, S. 28, HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; JASPER 1995, S. 7 oder THEILEN 1996, S. 7. Nach BREID ist bei unsicherheitsbehafteten, strategischen Investitionsentscheidungen jedoch nicht grundsätzlich von der Geltung der stochastischen Dominanz auszugehen, vgl. BREID 1995, S. 826.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
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dichte f(z|a) bzw. die dazugehörige Verteilungsfunktion F(z|a) der Zufallsvariablen z. Für F(z|a) gilt:107 Fz1 | a
(2-6)
z1
³ f z | a dz z
Aufgrund der Annahme wz / wa t 0 gilt wF(z,a) / wa d 0, wobei für jedes z mindestens ein a A existieren muss, für das die strenge Ungleichung w F (z, a) / w a < 0 erfüllt ist, d.h. für zwei Aktivitätsniveaus a 1 , a 2 mit a 2 ! a1 ergibt sich F (z | a1) t F (z | a2). Ökonomisch bedeutet die Rechtsverschiebung der Dichte- und der Verteilungsfunktion,108 dass bei einer Erhöhung des Aktivitätsniveaus des Agents die Wahrscheinlichkeit für eine bessere Ergebnisrealisation zunimmt bzw. schlechte Ergebnisse weniger wahrscheinlich werden. Diese Bedingung wird als stochastische Dominanz 1. Ordnung bezeichnet.109
f (z | a )
f (z | a1 )
z Abbildung 2:
f (z | a 2 )
z Rechtsverlagerung der Dichtefunktion bei a 2 ! a1
107
Außerdem seien f(z|a) und F(z|a) stetig differenzierbar in a, vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 55; HOLMSTRÖM 1979, S. 77; KARMANN 1992, S. 559; MEYER 1992, S. 46; ROSS 1973, S. 134 und VELTHUIS 1998, S. 43. Diese auf MIRRLEES zurückgehende Formulierung geht nicht wie die Zustandsraum-Formulierung von einer expliziten Abhängigkeit der Ergebnisgröße von der Arbeitsleistung und dem Umweltzustand aus, sondern unterstellt vielmehr eine Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeits- bzw. Dichtefunktion über z vom Anstrengungsniveau z, vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 56f.; HARRIS/RAVIV 1979, S. 234; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77-79; HOLMSTRÖM 1979, S. 76f.; JASPER 1995, S. 42; MIRRLEES 1974, S. 246; PETERSEN 1989, S. 52f.; REES 1985a, S. 5 sowie ROSS 1973, S. 134.
108
Vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 114; BREID 1995, S. 829; GILLENKIRCH 1997, S. 60; JASPER 1995, S. 43; KIENER 1990, S. 45f.; MEYER 1992, S. 48; NEUS 1989, S. 67; PETERSEN 1989, S. 43 bzw. PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185.
109
Vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 112-116; BREID 1995, S. 829; DECKER 1994, S. 25f.; GILLENKIRCH 1997, S. 57; Gillenkirch 1997, S. 60; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1978, S. 22; HOLMSTRÖM 1979, S. 77; JASPER 1995, S. 43; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 45f.; MEINHÖVEL 1999, S. 79; MEYER 1992, S. 47; MÜLLER 1993, S. 17; PETERSEN 1989, S. 43; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; SCHUHMACHER 1999, S. 145f.; SHAVELL 1979, S. 57; THEILEN 1996, S. 7; TROST 1995, S. 5 sowie WILLINSKY 2001, S. 49.
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Theoretische Grundlagen
F( z | a ) 1
F(z | a1 )
F( z | a 2 )
0
z Abbildung 3:
z Rechtsverschiebung der Verteilungsfunktion bei a 2 ! a1
Im Rahmen der Analyse des Principal-Agent-Konflikts wird unterstellt, dass die Entlohung des Agents erfolgsabhängig ist, d.h. zum Teil durch das erreichte Ergebnis z bestimmt wird. Im Kooperationsvertrag wird deshalb eine Verteilungsregel zwischen dem Principal und dem Agent hinsichtlich des unsicheren Ereignisses z festgelegt: Der Agent erhält den Anteil s(z) und der Principal den verbleibenden Betrag in Höhe von w = z - s(z).110 Es wird davon ausgegangen, dass der Principal und der Agent rational handelnde Eigennutzmaximierer sind, die ihre Entscheidungen auf der Basis des Erwartungsnutzenkriteriums fällen. Sie realisieren die Handlungsalternative, die ihnen den höchsten Erwartungsnutzen verspricht.111 Der Erwartungsnutzen ergibt sich aus der Summe der mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten gewichteten Werte der jeweiligen Nutzenfunktion. Die Grundlage des Erwartungsnutzenkriteriums ist das Bernoulli-Prinzip.112 Es besagt, dass für den Entscheidungsträger eine auf der Menge aller Ergebnisse z definierte, bis auf eine positive Lineartransformation eindeutige 110
Vgl. BREID 1995, S. 829f.; FRANKE/HAX 1999, S. 429; GILLENKIRCH 1997, S. 55; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1978, S. 22; HARRIS/RAVIV 1979, S. 235; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 311f.; HOLMSTRÖM 1979, S. 76; KARMANN 1992, S. 559; KRAFT/REICHLING 2000, S. 152; MEYER 1992, S. 45; PETERSEN 1989, S. 36; SPREMANN 1989, S. 12 und VELTHUIS 1998, S. 43.
111
Vgl. DECKER 1994, S. 25; FRANKE/HAX 1999, S. 412; GILLENKIRCH 1997, S. 18; HARRIS/RAVIV 1979, S. 235; JASPER 1995, S. 41; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 630; LAUX 1994, S. 1261; MEYER 1992, S. 49; ROSS 1973, S. 134 bzw. ROSS 1974, S. 216.
112
Vgl. BROLL/MILDE 1999a, S. 517; DECKER 1994, S. 25; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 211f.; GILLENKIRCH 1997, S. 18; JASPER 1995, S. 7; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154 oder MEYER 1992, S. 49.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
33
Nutzenfunktion U existiert, die sich durch die Eigenschaft auszeichnet, dass durch sie die unterschiedlichen Alternativen aufgrund des zugehörigen Nutzenerwartungswertes beurteilt werden können. Durch U wird somit eine Präferenzordnung hinsichtlich der einzelnen Alternativen festgelegt.113 Aus dem Dominanzprinzip folgt außerdem, dass die Nutzenfunktion U streng monoton steigend ist, d.h. ein besseres Ergebnis in jedem Fall einem schlechteren Ergebnis vorgezogen wird.114 In der Art der Steigung der Nutzenfunktion, d.h. in ihrer Krümmung bzw. zweiten Ableitung bezüglich des Ergebnisses z, kommt außerdem die Risikoeinstellung des Entscheidungsträgers zum Ausdruck.115 So ist eine lineare Nutzenfunktion gleichbedeutend mit einem risikoneutralen Entscheidungsträger, der die sich ihm bietenden Alternativen ausschließlich auf der Grundlage des Erwartungswertes der Ergebnisse beurteilt. Die Verteilung der Ergebnisse um den Erwartungswert bleibt bei der Einschätzung einer Alternative demnach außen vor. Bei einem risikoneutralen Entscheidungsträger stimmen daher das Sicherheitsäquivalent116 und der Erwartungswert des zufällig verteilten Ergebnisses überein. Die Risikoprämie, d.h. der Abschlag vom Erwartungswert, ist somit null. Eine konvexe Nutzenfunktion impliziert dagegen einen risikofreudigen Entscheidungsträger. In diesem Fall ist das Sicherheitsäquivalent größer als der Erwartungswert der Ergebnisse, oder anders formuliert, die Risikoprämie ist negativ. Bei einer kon113
Außerdem sei U zweimal (partiell) differenzierbar, vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 85-87; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 212f.; GILLENKIRCH 1997, S. 30; KIENER 1990, S. 43; MEYER 1992, S. 49; NEUS 1989, S. 29-31 sowie SHAVELL 1979, S. 58.
114
Vgl. KRAFT/REICHLING 2000, S. 154 und NEUS 1989, S. 34.
115
Die Krümmung lässt zwar Rückschlüsse auf die grundsätzliche Risikoeinstellung des Entscheidungsträgers zu, sie ist jedoch kein geeigneter Maßstab für die in der Nutzenfunktion zum Ausdruck kommende Risikoaversion des Entscheidungsträgers, da ihr Wert durch eine positive Lineartransformation der Nutzenfunktion einen anderen Wert annimmt. Eine positive Lineartransformation beeinflusst zwar nicht die durch die Nutzenfunktion bewirkte Präferenzordnung, wohl aber deren zweite Ableitung. Ein Maßstab, der diesen Einfluss eliminiert, ist das so genannte ARROW-PRATTSCHE-Risikomaß oder absolute lokale Risikoaversion: w2U 2 w2U 2 wz und die daraus abgeleitete relative lokale Risikoaversion: R ( z ) z wz . R (z) R wU wU wz wz Anhand dieser Kennzahlen können bestimmte Klassen von Nutzenfunktionen charakterisiert werden, die in der Praxis oft zur Lösung entscheidungstheoretischer Probleme verwendet werden. Dies ist zum einen die CARA-Klasse, die sich durch eine konstante absolute Risikoaversion auszeichnet, zum anderen sind die HARA- oder CRRA-Klasse zu nennen, bei denen die relative Risikoaversion über den gesamten Verlauf der Nutzenfunktion konstant ist, vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 95-98; BROLL/MILDE 1999a, S. 517; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 225f.; MEYER 1992, S. 54-56 sowie NEUS 1989, S. 36-38.Auf die in der deutschsprachigen Literatur intensiv geführte Diskussion um das Bernoulli-Prinzip, die Höhenpräferenz und die Risikopräferenz soll hier nicht weiter eingegangen werden, vgl. hierzu BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 109112; BITZ 1998, S. 916-930; BITZ 1999, S. 484-487; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 242-248; KÜRSTEN 1992a, S. 485f.; KÜRSTEN 1992b, S. 467-469; NEUS 1989, S. 33; O.V. 1985, S. 632-634; O.V. 1986, S. 465f.; SCHILDBACH 1992, S. 479-482; SCHILDBACH 1999, S. 480-483; SCHOTT 1992, S. 198; WILHELM 1985, S. 635-638 und WILHELM 1986, S. 467-485.
116
Ist ein Entscheidungsträger indifferent zwischen einem sicheren Ergebnis SÄ und einem zufallsabhängigen Ergebnis z, d.h. stiftet SÄ dem Entscheidungsträger den gleichen Nutzen wie der Erwartungswert der Ergebnisse, wird SÄ als Sicherheitsäquivalent bezeichnet. Es gilt: U(SÄ) = E(U(z)) bzw. SÄ = U–1(E(U(z))), vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 88; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 222; MEYER 1992, S. 53 oder NEUS 1989, S. 35.
34
Theoretische Grundlagen
kaven Nutzenfunktion ist die Risikoprämie dagegen positiv. Das Sicherheitsäquivalent, das ein Entscheidungsträger einer Alternative beimisst, ist kleiner als der Erwartungswert der Ergebnisse. Da der Entscheidungsträger Verluste überproportional, Gewinne dagegen unterproportional gewichtet, wird er als risikoscheu bezeichnet.117 Es wird davon ausgegangen, dass in die Nutzenfunktion des Principals ausschließlich der auf ihn entfallende Anteil am Unternehmenserfolg eingeht. Je höher der Betrag w ist, der dem Principal zufließt, desto größer ist der ihm entstehende Nutzen, wobei ihm zusätzliche Beträge einen immer geringeren Nutzenzuwachs stiften. Dies entspricht der Annahme eines positiven, aber abnehmenden Grenznutzens:118 (2-7)
w 2 U P w wU P w d 0 119 ! 0 und ww 2 ww
In die Nutzenfunktion des Agents geht nicht nur seine Entlohnung s(z), sondern auch sein Arbeitseinsatz bzw. sein Aktivitätsniveau ein.120 Im Grundmodell der Principal-Agent-Theorie wird angenommen, dass das Vermögen des Agents keinen Einfluss auf sein Entscheidungsverhalten hat. Es wird daher nicht explizit in seiner Nutzenfunktion berücksichtigt. Gleichwohl ist davon auszugehen, dass in der Realität der Nutzen, den eine erfolgsabhängige Entlohnung einem Manager stiftet, von seinem individuellen Vermögen abhängt. Je größer das Vermögen ist, desto geringer wird der Nutzenzuwachs einer zusätzlichen Vergütung sein.121 Für die Entlohnung wird ein positiver, aber abnehmender Grenznutzen unterstellt, wohingegen beim Arbeitseinsatz davon ausgegangen wird, dass er zu einer Nutzeneinbuße beim Agent führt, die häufig als Arbeitsleid interpretiert wird. Die Nutzeneinbuße aufgrund des Arbeitseinsatzes, d.h. der Grenznutzen, wird mit steigendem Arbeitseinsatz größer. Die Nutzenfunktion sei außerdem additiv-separabel:122 117
Vgl. BAMBERG/COENENBERG 2002, S. 92-95; EISENFÜHR/WEBER 1999, S. 222f.; MEYER 1992, S. 52-54 sowie NEUS 1989, S. 34f.
118
Vgl. BREID 1995, S. 830; DECKER 1994, S. 25; FRANKE/HAX 1999, S. 429; GILLENKIRCH 1997, S. 55; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1979, S. 236; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77; HARTMANNWENDELS 1993, S. 147; HOLMSTRÖM 1979, S. 75f.; JASPER 1995, S. 40; KARMANN 1992, S. 559; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154; MEYER 1992, S. 50; PETERSEN 1989, S. 40; REES 1985a, S. 4; ROSS 1973, S. 134; SHAVELL 1979, S. 57; THEILEN 1996, S. 8; TROST 1995, S. 5 und VELTHUIS 1998, S. 43.
119
Da davon ausgegangen werden kann, dass der Prämiensatz nicht über 100% steigt, d.h. eine Zunahme des Unternehmenserfolges z auch eine Erhöhung des dem Principal zufließenden Betrags w nach sich zieht, gilt diese Bedingung auch in Abhängigkeit von z.
120
Da die Nutzenfunktionen des Principals und des Agents nicht identisch sind, besteht die Möglichkeit opportunistischen Verhaltens.
121
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 30 und S. 55; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154; ROSS 2004, S. 207f. oder WULFF 2000, S. 87.
122
Eine höhere Vergütung ist als Motivationsinstrument für eine höhere Arbeitsleitung geeignet. Sättigungseffekte treten in der Regel nicht auf. Zur Lösung des folgenden Entscheidungsproblems wird außerdem davon ausgegangen, dass der Principal die Gestalt der Nutzenfunktion des Agents kennt, vgl. BREID 1995, S. 830; DECKER 1994, S. 25f.; EVERS 1987, S. 2; FRANKE/HAX 1999, S. 429; GILLENKIRCH 1997, S. 21 und S. 55; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARRIS/RAVIV 1979, S. 235f.; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 77; HARTMANNWENDELS 1993, S. 147; HOLMSTRÖM 1979, S. 76; JASPER 1995, S. 40; KARMANN 1992, S. 559; KIENER
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
(2-8)
U A sz , a U A1 sz U A 2 a
mit
wU A1
wsz
! 0;
w 2 U A1 wsz
2
35
d0
wU A 2 w2UA2 t0 ! 0; wa 2 wa
und
2.1.5.3.2
Formulierung des Entscheidungsproblems
Das Entscheidungsproblem des Principals besteht nun darin, den optimalen Entlohnungsvertrag zu bestimmen, der seinen individuellen Erwartungsnutzen bezüglich seines Anteils am Unternehmenserfolg w maximiert. Wegen der Unsicherheit des zukünftigen Unternehmenserfolgs kommt dem Entlohnungssystem jedoch neben der Steuerungsfunktion auch eine Risikoverteilungsfunktion zu. Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Principal und dem Agent muss demnach neben dem Anreiz- auch das Risikoverteilungsproblem lösen.123 Die durch einen geeigneten Entlohnungsvertrag zu maximierende Zielfunktion des Principals ergibt sich somit wie folgt:124 (2-9)
max E U P z sz max ³ U P z sz f z | a dz s ( z ), a
s ( z ), a
1990, S. 43; KOLB 2001, S. 1106; KRAFT/REICHLING 2000, S. 154; MEYER 1992, S. 50f.; PETERSEN 1989, S. 41f.; REES 1985a, S. 4; ROSS 1973, S. 134; SHAVELL 1979, S. 57; SPREMANN 1989, S. 13; THEILEN 1996, S. 8; TROST 1995, S. 8; VELTHUIS 1998, S. 43 UND WAGENHOFER 1996, S. 157. Eine additiv-separable Nutzenfunktion wird unterstellt, weil sie sich durch die Eigenschaft auszeichnet, dass die Änderungen der Entlohnung keinen Einfluss auf die Grenznutzeneinbuße der Arbeitsleistung und eine Änderung des Aktivitätsniveaus keinen Einfluss auf den Grenznutzen des Einkommens hat, da die Kreuzableitungen der Nutzenfunktion null sind, vgl. KIENER 1990, S. 43 sowie MEYER 1992, S. 51. 123
Vgl. BREID 1995, S. 829; DECKER 1994, S. 11; GILLENKIRCH 2000, S. 347 oder HARRIS/RAVIV 1979, S. 236.
124
Es wird davon ausgegangen, dass z kontinuierlich auf dem Intervall [ Z, Z] verteilt ist. Der Nutzenerwartungswert ergibt sich aus der Nutzen- und der zugehörigen Dichtefunktion: Z
max E( U( z ) s ( z ), a
³ U(z ) f (z ) dz . Z
Bei diskret verteiltem z ergäbe sich der Nutzenerwartungswert aus der Summe der mit den jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeiten gewichteten Ausprägungen von z: E( z ) ¦ U( z i ) p i , vgl. BREID 1995, S. 830; DECKER 1994, S. 11; FRANKE/HAX 1999, S. 429f.; HARRIS/RAVIV 1978, S. 22; HARRIS/RAVIV 1979, S. 236f.; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 78; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 312; HOLMSTRÖM 1979, S. 76f.; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 68; KRAFT/REICHLING 2000, S. 153; MEINHÖVEL 1999, S. 79; MEYER 1992, S. 56f.; NEUS 1989, S. 55f.; PETERSEN 1989, S. 44f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; ROSS 1973, S. 135; SHAVELL 1979, S. 58; SPREMANN 1989, S. 15f.; STRONG/WALKER 1987, S. 173; THEILEN 1996, S. 10-13; VELTHUIS 1998, S. 43 bzw. WAGENHOFER 1996, S. 157.
36
Theoretische Grundlagen
Der Agent ist jedoch nur dann bereit, dem vom Principal angebotenen Entlohnungsvertrag zuzustimmen, wenn er dadurch mindestens einen bestimmten, exogen vorgegebenen Mindestbzw. Reservationsnutzen erwarten darf. Dieses Nutzenniveau ergibt sich z.B. aus der Situation auf dem Arbeitsmarkt, d.h. der Entlohung einer vergleichbaren Tätigkeit oder den individuellen Einschätzungen des Agents. Ausgehend vom Reservationsnutzen lässt sich somit die Teilnahmebedingung oder „participation constraint“ formulieren:125 (2-10)
EU A sz , a
³ U sz , a f z | a dz t Uˆ A
A
Da sich aber nicht nur der Principal, sondern auch der Agent eigennutzmaximierend verhält, muss neben der Teilnahmebedingung die so genannte Anreizkompatibilitätsbedingung oder „incentive compatibility constraint“ beachtet werden. Der Agent wird nur dann ein bestimmtes, aus Sicht des Principals nutzenmaximierendes Aktivitätsniveau wählen, wenn dabei auch sein eigener Nutzen maximiert wird. Formal lässt sich dies wie folgt ausdrücken:126 (2-11)
a arg max EU A sz , a c arg max ³ U A sz , ac f z | a c dz a cA
a cA
Mit den Gleichungen (2-9) bis (2-11) ist das Entscheidungsproblem genau spezifiziert, um die Entlohnungsfunktion zu bestimmen, die den Nutzen des Principals unter Einhaltung der Nebenbedingungen maximiert. Im Folgenden wird zunächst davon ausgegangen, dass der Principal das Aktivitätsniveau des Agents jederzeit und kostenlos beobachten kann und er den Agent durch die Androhung von Sanktionen davon abhalten kann, andere als für den Principal optimale Entscheidungen zu treffen. Ein solcher Kooperationsvertrag, der zu einer paretooptimalen127 oder First-best-Lösung des Entscheidungsproblems führt, wird als „forcing contract“ bezeichnet. In diesem Fall wird das Principal-Agent-Problem ohne Wohlfahrtsverluste gelöst.128 Kann der Principal dagegen das Aktivitätsniveau des Agents nicht beobachten 125
Vgl. BREID 1995, S. 830; FRANKE/HAX 1999, S. 430; GILLENKIRCH 1997, S. 21 und S. 55; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 78; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 312; HOLMSTRÖM 1979, S. 76f.; JASPER 1995, S. 41; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 68; KNOLL 1997a, S. 462; KÖNIGSTEIN 1998, S. 60; KRAFT/REICHLING 2000, S. 152f.; MEINHÖVEL 1999, S. 66; MEYER 1992, S. 51 und S. 57; NEUS 1989, S. 56; PETERSEN 1989, S. 44-46; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; REES 1985a, S. 6; ROSS 1973, S. 135; ROSS 1974, S. 217; SHAVELL 1979, S. 58f.; STRONG/WALKER 1987, S. 173f.; THEILEN 1996, S. 10; TROST 1995, S. 6; VELTHUIS 1998, S. 43 oder WAGENHOFER 1996, S. 157.
126
Vgl. BREID 1995, S. 830; FRANKE/HAX 1999, S. 429f.; GILLENKIRCH 1997, S. 22; HARRIS/RAVIV 1978, S. 22; HARRIS/RAVIV 1979, S. 236f.; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 78; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 312; HOLMSTRÖM 1979, S. 76f.; HOLMSTRÖM/WEISS 1985, S. 403; JASPER 1995, S. 44; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 68; KNOLL 1997a, S. 462; KRAFT/REICHLING 2000, S. 153; MEYER 1992, S. 62; NEUS 1989, S. 56; PETERSEN 1989, S. 45f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; ROSS 1973, S. 134f.; ROSS 1974, S. 217; SHAVELL 1979, S. 58; STRONG/WALKER 1987, S. 173f.; THEILEN 1996, S. 13; TROST 1995, S. 6f.; VELTHUIS 1998, S. 43 bzw. WAGENHOFER 1996, S. 157.
127
Vgl. FRANKE/HAX 1999, S. 416; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 74; HOLLAND 2000, S. 136; NEUS 1989, S. 52f.; ROSS 1973, S. 135; SCHNABEL 1998, S. 29 und WIESE/CASAJUS 2001, S. 1541.
128
Vgl. BREID 1995, S. 831; GILLENKIRCH 1997, S. 66; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HOLMSTRÖM 1979, S. 74; JASPER 1995, S. 45; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 62; KRAFT/REICHLING 2000, S. 156f.; MEYER 1992, S. 56; NEUS 1989, S. 58f.; PETERSEN 1989, S. 55f.; REES 1985a, S. 6 oder ROSS 1974, S. 218.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
37
und aufgrund externer Umwelteinflüsse nicht auf den Arbeitseinsatz des Agents schließen, führt dies zu einem Wohlfahrtsverlust. Damit der Agent sich zielkonform verhält, muss der Principal ihm einen Anreiz bieten, der auf Seiten des Principals zu einer Nutzeneinbuße gegenüber der First-best-Lösung führt. Diese Second-best-Lösung des Entscheidungsproblems ist durch den Trade-off zwischen Risikoteilung und Motivation gekennzeichnet.129
2.1.5.3.3
First-best-Lösung
Da der Principal bei der First-best-Lösung annahmegemäß die Arbeitsleistung des Agents beobachten kann, ist es möglich, die Arbeitsleistung a* in einer Entlohnungsvereinbarung festzuschreiben, die gerade den Nutzen des Principals maximiert. Ein solcher „forcing contract“ lässt sich wie folgt formulieren:130 (2-12)
s( z , a )
s( z ), ® ¯0,
falls a
a*
falls a z a *
Da das Aktivitätsniveau des Agents vom Principal durch den „forcing contract“ festgelegt wird, kann zur Bestimmung der First-best-Lösung die Anreizbedingung vernachlässigt werden. Das Entscheidungsproblem reduziert sich daher auf die Zielfunktion: (2-13)
max EU P z sz max ³ U P z sz f z | a dz s ( z ), a
s ( z ), a
und die Teilnahmebedingung: (2-14)
EU A sz , a
³ U sz , a f z | a dz t Uˆ A
A
Hieraus ist nun die Entlohnungsfunktion zu bestimmen, die unter Berücksichtigung des Reservationsnutzens den Nutzen des Principals maximiert. Das Optimierungsproblem lässt sich mithilfe des Lagrange-Verfahrens lösen und führt zu dem Ergebnis, dass die marginale Substitutionsrate zwischen dem Nutzen des Principals und dem Nutzen des Agents konstant ist und dem Lagrange-Multiplikator O der Teilnahmebedingung entsprechen muss. Bei der Lösung handelt es sich um die Bedingung, der eine optimale Entlohnungsfunktion genügen muss:131
129
Vgl. DECKER 1994, S. 25f.; ELSCHEN 1991a, S. 1008; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HOLMSTRÖM 1979, S. 74 sowie MEYER 1992, S. 43f. und S. 49.
130
Vgl. BREID 1995, S. 831; HARRIS/RAVIV 1979, S. 246; JASPER 1995, S. 45; KIENER 1990, S. 62; KRAFT/ REICHLING 2000, S. 156; MEYER 1992, S. 58f.; NEUS 1989, S. 58f. und PETERSEN 1989, S. 56f.
131
Da Ȝ und somit auch der Quotient aus dem Grenznutzen des Principals und des Agents konstant ist, ist s(z) pareto-optimal, vgl. BREID 1995, S. 830f.; GILLENKIRCH 1997, S, 31f.; HOLMSTRÖM/WEISS 1985, S. 408; JASPER 1995, S. 46; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 51 und S. 66f.; KNOLL 1997a, S. 461; LAUX
38
Theoretische Grundlagen
(2-15)
UcP z sz UcA1 sz
O
Diese Bedingung lässt allerdings noch keine Aussagen über die Gestalt der optimalen Entlohnungsfunktion zu. Um dies zu erreichen, wird Gleichung (2-15) nach z differenziert und der definitorische Zusammenhang für das ARROW-PRATTSCHE-Risikomaß berücksichtigt. Für die Steigung der optimalen Entlohnungsfunktion ergibt sich dann:132 (2-16)
scz
R P z sz
R P z sz R A sz
Die Steigung der Entlohnungsfunktion entspricht somit dem Verhältnis der Risikoaversion des Principals zur Summe der Risikoaversionen des Principals und des Agents. Die konkrete Gestalt der Entlohnungsfunktion hängt somit vom Verlauf der individuellen Risikoeinstellung des Principals und des Agents ab. Ist der Principal risikoneutral, ist dies gleichbedeutend mit einer absoluten Risikoaversion von null. Für die Steigung der optimalen Entlohnungsfunktion ergibt sich dann ebenfalls ein Wert von null für alle z. Der Agent bekommt demnach ein konstantes Fixgehalt, d.h. die Entlohnungsfunktion lässt sich durch die Gleichung s(z) = cA beschreiben. Dieses Ergebnis leuchtet auch intuitiv ein, da es für den risikoneutralen Principal keine Nutzeneinbuße bedeutet, wenn er das gesamte erfolgswirtschaftliche Risiko trägt.133 Ist dagegen der Agent risikoneutral, so trägt er das gesamte Erfolgsrisiko und der Principal erhält einen konstanten fixen Anteil vom Unternehmenserfolg. Da in diesem Fall die absolute Risikoaversion des Agents null ist, hat die optimale Entlohnungsfunktion die Steigung eins, d.h. s(z) = z - cP.134 Die optimalen Entlohnungsfunktionen bei einem risikoneutralen Principal bzw. risikoneutralen Agent sind somit Randlösungen, zwischen denen die optimalen Entlohnungsfunktionen für den Fall eines risikoaversen Principals und eines risikoaversen Agents liegen, d.h. es gilt s(z) [cA; z - cP].135 Aus Gleichung (2-16) folgt außerdem, dass die optimale Entlohnungsfunktion genau dann linear ist, wenn die absolute Risikoaversion des Principals und die des Agents konstant ist. Da sich exponentielle Nutzenfunktionen gerade durch eine konstante absolute Risikoaversion auszeichnen, implizieren sie lineare pareto-optimale Vergütungsvereinbarungen. ROSS hat darüber hinaus gezeigt, dass die optimale Entlohnungsfunktion immer dann linear ist, wenn die zugrunde liegenden Nutzenfunktionen des Principals und des Agents aus der HARA2001, S. 5; MEINHÖVEL 1999, S. 67; MEYER 1992, S. 58f.; PETERSEN 1989, S. 55f.; REES 1985a, S. 7; ROSS 1973, S. 135; ROSS 1974, S. 218 und VELTHUIS 1998, S. 17. 132
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 32f.; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 52; MEINHÖVEL 1999, S. 68 oder REES 1985a, S. 9.
133
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 33; KRAFT/REICHLING 2000, S. 157; PETERSEN 1989, S. 56 und REES 1985a, S. 9.
134
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 33; JASPER 1995, S. 47f.; KIENER 1990, S. 52; KRAFT/REICHLING 2000, S. 157; NEUS 1989, S. 60; PETERSEN 1989, S. 58f.; REES 1985a, S.9f. und SHAVELL 1979, S. 59.
135
Vgl. HOLMSTRÖM 1979, S. 78; MEYER 1992, S. 59-61; NEUS 1989, S. 59-61; PETERSEN 1989, S. 56-59 und VELTHUIS 1998, S. 43.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
39
Klasse stammen.136 In allen anderen Fällen eines risikoaversen Principals und risikoaversen Agents ist die optimale Entlohnungsfunktion zwar grundsätzlich auch monoton steigend, ob sie jedoch konvex oder konkav ist, hängt vom konkreten Verlauf der individuellen absoluten Risikoaversion des Principals bzw. des Agents ab.137
2.1.5.3.4
Second-best-Lösung
Kann der Principal das Aktivitätsniveau des Agents nicht beobachten oder vom erzielten Ergebnis nicht direkt auf dessen Arbeitseinsatz schließen, muss neben der Teilnahmebedingung auch die Anreizbedingung in das Optimierungsproblem einbezogen werden. Hierzu wird der so genannte „First Order Approach“ verwendet, bei dem nicht nach den Maxima der Anreizbedingung gesucht wird, sondern die Nullstellen ihrer ersten Ableitung bestimmt werden:138 (2-17)
max EU P z sz max ³ U P z sz f z | a dz s ( z ), a
s ( z ), a
136
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 34f.; GILLENKIRCH/VELTHUIS 1997, S. 128 und S. 253; KIENER 1990, S. 53f.; KNOLL 1997a, S. 461 sowie insbesondere ROSS 1973, S. 136, und ROSS 1974, S. 223. Hieran knüpft das vor allem im deutschsprachigen Raum weitverbreitete LEN-Modell zur Analyse optimaler Entlohnungsverträge an. Dem LEN-Modell liegen folgende Prämissen zugrunde, die eine explizite Lösung des obigen Optimierungsproblems ermöglichen: 1. Das Ergebnis hängt linear vom Arbeitseinsatz und vom Umweltzustand ab (Linearität der Produktionsfunktion), die Entlohnungsfunktion ist linear. 2. Der Principal und der Agent haben exponentielle Nutzenfunktionen und damit konstante Risikoaversionen. 3. Die Umweltzustände sind normalverteilt mit dem Erwartungswert null. Als Ergebnis erhält man dann die Parameter der unter diesen restriktiven Annahmen optimalen Entlohnungsfunktion, vgl. FRANKE/HAX 1999, S. 431-437; GÖX/BUDDE/ SCHÖNDUBE 2002, S. 68-76; GRAßHOFF/SCHWALBACH 1999, S. 438-442; HARTMANN-WENDELS 1989, S. 716-731; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 148; KARMANN 1992, S. 561f.; KIENER 1990, S. 79f.; KLEINE 1995, S. 3-7; KLEINE 1996a, S. 476-478; KRAPP 1997, S. 7-14; MEINHÖVEL 1999, S. 91-93; MENSCH 1999a, S. 938; NEUS 1996, S.1128-1130; PFINGSTEN 1995, S. 518-526; SPREMANN 1989, S. 17-22; VELTHUIS 1998, S. 53-71; WAGENHOFER 1996, S. 158f. bzw. WAGENHOFER/EWERT 1993, S. 375-377.
137
Vgl. insbesondere GILLENKIRCH 1997, S. 33f. und GILLENKIRCH 2000, S. 348.
138
Vgl. BREID 1995, S. 830; GILLENKIRCH 1997, S. 61f.; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 312f.; HOLMSTRÖM 1979, S. 76f.; JASPER 1995, S. 49f.; KARMANN 1992, S. 559f.; KIENER 1990, S. 67f.; MEINHÖVEL 1999, S. 70; MEYER 1992, S. 61-63; NEUS 1989, S. 55-57; PETERSEN 1989, S. 44f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; SHAVELL 1979, S. 59 bzw. VELTHUIS 1998, S. 44f. Die Anwendung des „First Order Approach“ ist jedoch nur dann zulässig, wenn die Bedingungen einer monoton wachsenden Likelihood Ratio (MLRC) und einer Konvexität der Verteilungsfunktion (CDFC) erfüllt sind. Die MLRC, die einen monoton wachsenden Quotienten, die Likelihood Ratio, f a (z | a ) wf ( z | a ) mit f a ( z | a ) unterstellt, besagt, dass bei der Beobachtung eines höheren Ergebnisses f (z | a ) wa die Wahrscheinlichkeit dafür größer ist, dass der Agent ein höheres Aktivitätsniveau gewählt hat. Die w 2 F( z | a ) t 0 , besagt dagegen, dass die Wahrscheinlichkeit für ein hohes Ergebnis nicht überCDFC, d.h. wa 2 proportional mit dem Aktivitätsniveau steigt, vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 63-66; GROSSMANN/HART 1983, S. 23-29; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 84f.; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 147; KARMANN 1992, S. 560; KRAFT/REICHLING 2000, S. 166f.; MEYER 1992, S. 71-76; NEUS 1989, S. 67f.; PETERSEN 1989, S. 54f. und THEILEN 1996, S. 18-22.
40
Theoretische Grundlagen
unter den Nebenbedingungen (2-18)
EU A sz , a
(2-19)
wU a ³ U sz f z | a dz wa A1
³ U sz , a f z | a dz t Uˆ A
A2
a
A
und
0
Dieses Problem lässt sich genau wie bei der First-best-Lösung mithilfe des LagrangeVerfahrens lösen und führt zu folgender Bedingung für die optimale Entlohnungsfunktion, wobei O1 und O2 die jeweiligen Lagrange-Mulitplikatoren der Teilnahme- bzw. Anreizbedingungen sind:139 (2-20)
UcP z sz UcA1 sz
O1 O 2
f a z | a f z | a
Anders als bei der First-best-Lösung ist die marginale Substitutionsrate zwischen dem Nutzen des Principals und dem Nutzen des Agents jetzt nicht mehr konstant. Der Grund hierfür ist der zweite Term auf der linken Seite der Gleichung (2-20): Da der Lagrange-Multiplikator O2, der der Anreiznebenbedingung zugeordnet ist, größer als null sein muss und eine konstante Likelihood Ratio im Widerspruch zur stochastischen Dominanz erster Ordnung stünde, kann der gesamte Ausdruck ebenfalls nicht konstant sein. Das bedeutet aber, dass eine pareto-optimale Risikoaufteilung nicht möglich ist, wenn der Principal die Arbeitsleitung des Agents nicht beobachten kann. Die Second-best-Lösung bewirkt vielmehr einen optimalen Ausgleich zwischen Risikoallokation und Anreizwirkung bei asymmetrischer Informationsverteilung bzw. bestehendem moral hazard-Problem. Die Second-best-Lösung ist der First-best-Lösung daher immer unterlegen.140 Ausnahme hiervon ist lediglich der Fall eines risikoneutralen Agents. Die optimale Entlohnungsfunktion entspricht dann der der First-best-Lösung, d.h. der Agent trägt das gesamte erfolgswirtschaftliche Risiko und der Principal erhält einen fixen Anteil am Unternehmenserfolg: s(z) = z - cP.141
139
Vgl. BREID 1995, S. 830; GILLENKIRCH 1997, S. 73; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HART/HOLMSTRÖM 1987, S. 84; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 148; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 313; HOLMSTRÖM 1979, S. 77; JASPER 1995, S. 51; KARMANN 1992, S. 559; KIENER 1990, S. 68f.; KNOLL 1997a, S. 462; MEINHÖVEL 1999, S. 80; MEYER 1992, S. 64f.; NEUS 1989, S. 57; PETERSEN 1989, S. 60f.; PFAFF/ZWEIFEL 1998, S. 185; ROSS 1973, S. 135; STRONG/WALKER 1987, S. 175; THEILEN 1996, S. 14; VELTHUIS 1998, S. 45 und WIED-NEBBELING 2002, S. 66.
140
Die Second-best-Lösung nähert sich jedoch umso stärker der First-best-Lösung an, je effizienter die Anstrengung des Agents ist, vgl. BREID 1995, S. 831; GILLENKIRCH 1997, S. 73f.; GILLENKIRCH 2000, S. 347; HARTMANN-WENDELS 1993, S. 148; HOLMSTRÖM 1979, S. 77f.; JASPER 1995, S. 51f.; KARMANN 1992, S. 559f.; KIENER 1990, S. 70; KRAFT/NIEDERPRÜM 1999, S. 788; KRAFT/REICHLING 2000, S. 161; MEINHÖVEL 1999, S. 77 und S. 80; MENICHETTI 1999, S. 514; MEYER 1992, S. 66; NEUS 1989, S. 56-58; PETERSEN 1989, S. 60f. sowie SHAVELL 1979, S. 56 und 67f.
141
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 69f.; HARRIS/RAVIV 1978, S. 24; HOLMSTRÖM 1979, S. 78; JASPER 1995, S. 42f.; KARMANN 1992, S. 560; KRAFT/REICHLING 2000, S. 163; MEINHÖVEL 1999, S. 77; MEYER 1992, S. 66f.; NEUS 1989, S. 59-61; PETERSEN 1989, S. 60; REES 1985a, S. 14f. und SHAVELL 1979, S. 59f.
Die moderne Investitions- und Finanzierungstheorie als Analyserahmen
41
Wie bei der First-best-Lösung sagt Gleichung (2-20) nichts über die konkrete Gestalt der Entlohnungsfunktion aus. Hierzu leitet man Gleichung (2-20) nach z ab und erhält für ihre Steigung folgende Bedingung:142 (2-21)
sc(z) !
R P z sz
R P z sz R A sz
Aus Gleichung (2-21) folgt unmittelbar, dass die Steigung der optimalen Entlohungsfunktion auch dann positiv ist, wenn der Principal risikoneutral ist (RP = 0). Im Gegensatz zur First-bestLösung (s(z) = cA) trägt der Principal das erfolgswirtschaftliche Risiko nicht mehr nur allein, sondern auch der Agent wird am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Da die Arbeitsleistung des Agents nicht beobachtet werden kann, ist ein solcher echter Anreiz notwendig. Für den Agent wäre es ansonsten optimal, lediglich das minimale Aktivitätsniveau zu wählen.143 Durch eine leistungsabhängige Entlohnung wird somit immer ein höheres Gesamtnutzenniveau erreicht als ohne eine solche Vergütung. Ihr Einsatz ist daher aus ökonomischer Sicht sinnvoll. Ob die optimale Entlohnungsfunktion konvex, konkav oder linear ist, hängt von den konkreten Risikoeinstellungen des Principals und des Agents sowie vom Verlauf der Likelihood Ratio ab. Eine modelltheoretisch abgeleitete allgemeingültige Aussage über ihre Gestalt ist daher nicht möglich. Als Ergebnis lässt sich jedoch festhalten, dass die optimale Entlohnungsfunktion grundsätzlich monoton steigend in z ist und die First-best-Lösung schneidet, d.h. im unteren Bereich unterhalb und im oberen Bereich oberhalb der First-best-Entlohnungsvereinbarung verläuft.144 Die oben abgeleiteten Ergebnisse gelten auch für Vereinbarungen, bei denen das Verlustrisiko des Agents begrenzt ist (konvexe Entlohnungsformen). Der Agent erhält in diesem Fall erst dann eine erfolgsabhängige Vergütung, wenn ein bestimmter Mindestwert erreicht wurde. Insbesondere Aktienoptionsprogramme zeichnen sich durch eine solche asymmetrische Erfolgsbeteiligung aus.145 Für die Analyse des Kapitels 4.2 bedeuten die hier abgeleiteten Ergebnisse jedoch, dass die Entlohnungsfunktionen, die durch die verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten der Akti142
Vgl. GILLENKIRCH 1997, S. 83f.; KIENER 1990, S. 70f.; PETERSEN 1989, S. 61-63 oder VELTHUIS 1998, S. 48f.
143
Vgl. BREID 1995, S. 831; GÄCHTER/FEHR/ZANELLA 2001, S. 161; HAUBRICH 1993, S. 1-14; JASPER 1995, S. 49f.; KARMANN 1992, S. 559; KRAFT/REICHLING 2000, S. 163-165; NEUS 1989, S. 60-62; PETERSEN 1989, S. 61; SCHNABEL 1998, S. 36-39; SHAVELL 1979, S. 56 bzw. VELTHUIS 1998, S. 48. KÖNIGSTEIN betrachtet das Principal-Agent-Problem aus verhaltenstheoretischer Sicht und kommt zu dem Ergebnis, dass auch Fixlöhne leistungsfördernd wirken können. Man kann daher nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass ein Agent, dem keine leistungsabhängige Vergütung gewährt wird, nur Minimalleistungen erbringt, vgl. KÖNIGSTEIN 1998, S. 72 ähnlich auch SIDDIQUI, der ein solches Verhalten als intrinsische Motivation bezeichnet, vgl. SIDDIQUI 1999a, S. 173.
144
Vgl. BOHNE/KNOLL 1999, S. 40; GILLENKIRCH 1997, S. 82-94; GILLENKIRCH 2000, S. 348; HAUBRICH 1991, S. 2-19; HAUBRICH/POPOVA 1994, S. 1; KARMANN 1992, S. 559f.; KNOLL 1998a, S. 112f.; KRAFT/ REICHLING 2000, S. 165-168 oder LAUX 2001, S. 7. Voraussetzung ist, dass die MLRC erfüllt ist. Nach TROST muss die Entlohnungsfunktion konvex (konkav) sein, wenn der Agent (Principal) risikoaverser ist als der Principal (Agent), vgl. TROST 1995, S. 17.
145
Vgl. CARPENTER 2000, S. 2311; GILLENKIRCH 1997, S. 100-128 und S. 221-223. LAUX äußert sich dagegen kritisch zur Anreizwirkung von Vergütungssystemen mit Verlustbeschränkung, vgl. LAUX 2001a, S. 179197 bzw. LAUX 2001a, S. 29.
42
Theoretische Grundlagen
enoptionen vorgegeben werden, nicht anhand des einen, aus theoretischer Sicht richtigen Maßstabs beurteilt werden können, sondern dass nur ein Vergleich der einzelnen Varianten untereinander möglich ist. Die theoretische Analyse des Principal-Agent-Konflikts hat aber gezeigt, dass eine erfolgsabhängige Vergütung in jedem Fall dazu geeignet ist, das gemeinsame Nutzenniveau von Principal und Agent gegenüber einer Situation ohne eine solche Entlohnungsform zu steigern.
2.1.6
Zwischenergebnis
Die neo-klassische Investitions- und Finanzierungstheorie fasst das Unternehmen als Instrument auf, mit dessen Hilfe nutzenmaximierende Wirtschaftssubjekte versuchen, ihre Ziele zu erreichen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei Investoren bzw. Anteilseigner. Ist für den Kapitalmarkt, auf dem die Beteiligungstitel gehandelt werden, die „competitivity“- und die „spanning“-Bedingung erfüllt, ist die Maximierung des Marktwertes eine geeignete Zielfunktion für alle Wirtschaftssubjekte und die Einführung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts aus Sicht der Anteilseigner grundsätzlich sinnvoll. Allerdings wurde auch deutlich, dass in der Realität aufgrund bestehender Marktunvollkommenheiten und der sich daraus ergebenden Principal-Agent-Konflikte weitere flankierende Maßnahmen für eine erfolgreiche Umsetzung eines solchen Konzepts notwendig sind. Zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts können marktbezogene Ansätze (Managerarbeitsmarkt oder der „market for corporate control“) sowie Kontroll- und Informationssysteme beitragen. Eine herausragende Rolle bei der Lösung spielen aber leistungsorientierte Vergütungssysteme. Anhand des Grundmodells der Principal-Agent-Theorie konnte gezeigt werden, dass durch die Einführung einer leistungsorientierten Entlohnung der Gesamtnutzen des Principals und des Agents erhöht werden kann. Kann der Principal die Handlungen des Agents beobachten, besteht das Entscheidungsproblem aus der Zielfunktion des Principals und der Teilnahmedingung, die gewährleistet, dass der Agent mindestens seinen exogen vorgegebenen Reservationsnutzen erhält. Der Principal hat dann die Möglichkeit, durch einen „forcing contract“ eine pareto-optimale oder First-best-Lösung seines Entscheidungsproblems zu erreichen. Kann der Principal dagegen die Aktionen des Agents nicht direkt beobachten, sondern nur indirekt über das Ergebnis auf seine Leistung schließen, ist auch die Anreizbedingung zu berücksichtigen. Es ergibt sich dann eine Second-best-Lösung, die zwar nicht mehr paretooptimal ist, aber dennoch einen optimalen Ausgleich zwischen Anreizwirkung und Risikoallokation gewährleistet. Obwohl das Entscheidungsproblem theoretisch lösbar ist, lässt sich der tatsächliche Verlauf der optimalen Entlohnungsfunktion kaum bestimmen. Die Gestalt der Entlohnungsfunktion hängt nämlich von den individuellen Risikoeinstellungen des Principals und des Agents ab, die in der Regel nicht exakt bestimmt werden können. Es lassen sich daher nur Tendenzaussagen treffen: Die Entlohnungsfunktion muss monoton steigend sein und schneidet die First-
Der Shareholder-Value-Ansatz
43
best-Lösung. Eine leistungsorientierte Entlohnung ist aber in jedem Fall dazu geeignet, das Gesamtnutzenniveau zu steigern. Dies gilt insbesondere für asymmetrische Entlohnungsformen, zu denen die hier untersuchten Aktienoptionen zählen. Als Erweiterung des hier dargestellten Grundmodells kommt die Einbeziehung des Wirtschaftsprüfers als zusätzlichen Agent der Anteilseigner in Betracht, der in deren Auftrag die Überprüfung des Jahresabschlusses vornimmt.146 Im Rahmen dieser so genannten „doppelstöckigen“ Principal-Agent-Theorie wird unter anderem untersucht, welchen Einfluss die Vertragsbeziehungen zwischen dem Unternehmen und Wirtschaftsprüfern auf dessen Unabhängigkeit und die Verifikation von Jahresabschlussinformationen haben.147 Da sich durch diese Analyse jedoch grundsätzlich nichts an den Tendenzaussagen über den Verlauf der optimalen Entlohnungsfunktion ändert, wird auf eine formale Darstellung aus Vereinfachungsgründen verzichtet.
2.2
Der Shareholder-Value-Ansatz
2.2.1
Grundlagen
In Kapitel 2.1.3 wurde gezeigt, dass die Maximierung des Marktwertes eines Unternehmens eine sinnvolle Zielgröße für alle Anteilseigner ist, wenn für den Kapitalmarkt die „competitivity“- und die „spanning“-Bedingung erfüllt sind. In diese Richtung zielt auch der Shareholder-Value-Ansatz, dessen Leitidee die Ausrichtung der Unternehmensführung an den finanziellen Zielen der Anteilseigner ist.148 Der Shareholder-Value-Ansatz umfasst dabei alle zielgerichteten Maßnahmen, die auf eine Steigerung des Marktwertes des Eigenkapitals ausgerichtet sind.149 Seinen Ursprung hat der auf RAPPAPORT zurückgehende Shareholder-ValueAnsatz Mitte der 80er-Jahre. Infolge zahlreicher misslungener Unternehmenszusammen146
Die Richtigkeit und Verlässlichkeit der Jahresabschlussinformation ist aufgrund ihrer Bewertungsrelevanz von großer Bedeutung. Sie fließen letztlich in den Preisbildungsprozess auf dem Kapitalmarkt ein.
147
Vgl. ANTLE 1984, S. 3-10; MÜLLER 2006, S. 9f.; PAULITSCHEK 2009, S. 20f.; PFAFF/STEFANI 2007, S. 1048f.; ZIMMERMANN 2008, S. 57f. Eine Beeinträchtigung der Unabhängigkeit des Wirtschaftsprüfers kann sich auch ergeben, wenn dieser neben der Prüfungsleistung noch weitere Beratungsleistungen für das Unternehmen erbringt. Um die Beurteilung einer möglichen Befangenheit des Wirtschaftsprüfers zu ermöglichen, ist gemäß § 285 Nr. 17 HGB das Gesamthonorar des Wirtschaftsprüfers nach Abschlussprüfungsleistungen, sonstigen Bestätigungs- und Bewertungsleistungen, Steuerberatungsleistungen und sonstigen Leistungen aufzugliedern. Außerdem muss der Abschlussprüfer gemäß § 171 Abs. 1 Satz 3 AktG diese zusätzlichen Leistungen mit dem Aufsichtsrat oder Prüfungsausschuss diskutieren und die Risiken für seine Unabhängigkeit erörtern. In die gleiche Richtung zielt auch die mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes neu eingeführte Erklärung des Abschlussprüfers zu seiner Unabhängigkeit als gesonderter Abschnitt des Prüfungsberichts (§321 Abs. 4a HGB), vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 91 und S. 105; MELCHER 2009, S. 365f. oder ZIMMERMANN 2008, S. 61f.
148
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1392f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 685; FERSTL 2000, S. 58; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924; GRÜNDL/SCHMEISER 2002, S. 799f.; KORN 2000, S. 42; KÜRSTEN 2000, S. 373; KUßMAUL 1999b, S. 382; LAUX 2001, S. 16-20; PFEIFFER 2000, S.68f.; SCHMIDT/MAßMANN 1999, S. 19 sowie WENTGES 2000, S. 200.
149
Vgl. GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924f. und KUßMAUL 1999b, S. 382.
44
Theoretische Grundlagen
schlüsse wurde nach einem neuen Maßstab gesucht, anhand dessen überprüft werden konnte, ob es sich bei einem potenziellen Übernahmenkandidaten um ein lohnenswertes Akquisitionsobjekt handelte.150 Diesen fand man im Shareholder Value, der aufbauend auf der dynamischen Investitionsrechnung die Bewertung einzelner Strategien und ganzer Unternehmen auf Basis operationaler Zielsetzungen (z.B. erwartete Free Cashflows) erlaubt.151 Außerdem entstand aufgrund zurückhaltender Dividendenzahlungen zahlreicher Unternehmen der Verdacht, dass die Ausschüttungs- und Thesaurierungspolitik nicht mit den Zielsetzungen der Anteilseigner übereinstimmte.152 Eine solche Vernachlässigung der Aktionärsinteressen schränkt aber mittel- bis langfristig die Finanzierungsmöglichkeiten über zusätzliches Eigenkapital ein und führt letztlich zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsposition des Unternehmens. Gehen die Anteilseigner nämlich davon aus, dass das Unternehmen keine risikoadäquate Verzinsung für ihr eingesetztes Kapital erwirtschaftet, werden sie verstärkt mit Verkäufen reagieren oder sich nur bei für die Gesellschaft ungünstigeren Bedingungen an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Niedrige Aktienkurse, die ihre Ursache in einer nicht an den Zielsetzungen der Aktionäre orientierten Unternehmensführung haben, bergen für das Management zudem die Gefahr, dass das Unternehmen selbst zum Übernahmekandidaten wird und sie in der Folge durch eine andere, wertorientierter handelnde Geschäftsführung ausgetauscht werden. Die veränderten Rahmenbedingungen an den internationalen Kapitalmärkten und die daraus resultierende latente Übernahmegefahr verstärkten somit den Druck auf das Management, wertorientierte Unternehmensführungskonzepte einzuführen.153 Allerdings wird der Shareholder-Value-Ansatz wegen seiner monistischen Ausrichtung an den Zielsetzungen der Anteilseigner auch heftig kritisiert. Stattdessen sollte die Unternehmensleitung vielmehr bestrebt sein, die Interessen aller Anspruchsgruppen, den so genannten Stakeholdern, zu berücksichtigen. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass bis auf die Anteilseigner alle anderen Stakeholder, hierzu zählen neben Mitarbeitern, Lieferanten, Kunden, Fremdkapitalgebern, dem Staat auch die interessierte Öffentlichkeit, vertraglich oder gesetzlich fixierte Ansprüche haben, die im Rahmen des Shareholder-Value-Ansatzes bei der Maximierung des Nutzens der Residualanspruchsberechtigten als Nebenbedingungen sehr wohl berücksichtigt 150
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1392; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 35f.; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 79; KÜHNBERGER 1998, S. 302 sowie PAPE 2000, S. 711.
151
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1383; BUCHNER 1994, S. 513f.; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 99-103 und KÜHNBERGER 1998, S. 302.
152
Werden verfügbare finanzielle Mittel, für die im Unternehmen keine Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert existieren, nicht ausgeschüttet, führt dies zu so genannten „agency costs of free cashflows“, vgl. BALLWIESER 1994 , S.1381; BISCHOFF 1994, S. 63-74; KÜHNBERGER 1998, S. 302 oder SCHWETZLER 1998a, S. 6-8.
153
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1393f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 82; COENENBERG/SCHULTZE 2002, S. 599; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 35; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 79; ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 684f.; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924; GÜNTHER 1997, S. 41; GÜNTHER 2002, Sp. 2658-2660; KÜHNBERGER 1998, S. 302; KÜMPEL/PRIEBE 2002, S. 169f.; LÖW 1999, S. 87f.; MÜLBERT 1997, S. 134; MÜLLER 1998, S. 137f.; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 358; PAPE 2000, S. 711; SABEL 2002, S. 128f.; SCHRÖDER 2002, S. 468f. bzw. WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 672. SCHNEIDER äußert sich dagegen kritisch zu einer wertorientierten Unternehmensrechnung, vgl. SCHNEIDER 1998, S. 1473-1478.
Der Shareholder-Value-Ansatz
45
werden. Nur unter der Voraussetzung, dass auch alle übrigen Anspruchsgruppen langfristig zufrieden gestellt werden können, ist eine Maximierung des Aktionärsvermögens möglich.154 Aus dem Shareholder-Value-Ansatz lassen sich folgende konkrete Handlungsempfehlungen ableiten: -
Mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sind nur solche Investitionsprojekte zu realisieren, die mindestens eine risikoadäquate Verzinsung des eingesetzten Kapitals erwarten lassen (Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert);
-
Geschäftsfelder oder Tochtergesellschaften, die ihre Kapitalkosten langfristig nicht erwirtschaften sind zu verkaufen oder einzustellen, d.h. Desinvestition von Geschäftsfeldern bzw. Tochtergesellschaften mit negativem Kapitalwert;
-
im Falle knapper finanzieller Ressourcen ist das Investitionsprogramm zu wählen, das den höchsten Kapitalwert erwarten lässt155 und
-
frei verfügbare finanzielle Mittel, für die keine Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert mehr bestehen, sind an die Anteilseigner auszuschütten.156
Damit diese Handlungsempfehlungen operativ umgesetzt werden können, muss der Wert des Unternehmens oder einzelner Strategien ermittelt werden. Nach GÜNTHER und PAPE bieten sich für die Bestimmung des Unternehmenswertes fünf verschiedene Ansatzpunkte.157 Der aus investitionstheoretischer Sicht geeignetste Ansatzpunkt ist die einzahlungsorientierte Sicht 154
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1389f.; BERNHARDT/WITT 1997, S. 94f.; BIEL 1999, S. 268; BISCHOFF 1994, S. 168-193; BÖCKING/WESNER 2004, S. 99; BUSSE VON COLBE 1997, S. 271f.; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 36 und S. 57f.; FERSTL 2000, S. 59-76; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1623; KLEMUND 1999, S. 31; KORN 2000, S. 42-45; KÜRSTEN 2000, S. 374; LIEBL 1997, S. 16-19; LÖW 1999, S. 89f.; LÜCKE 2001, S. 48f. und S. 58f.; MEFFERT 1998, S. 1; MÜLBERT 1997, S. 138-140; MÜLLER 1998, S. 145-147; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 358; PAPE 2000, S. 141-144; PAPE 2000, S. 712; RIEGLER 2001b, S. 89; SCHWETZLER 1998a, S. 6; TUSCHKE 1999, S. 16 aber auch WILLINSKY 2001, S. 33-36.
155
Das sich hieraus ergebende Problem ist einerseits durch die zeitliche Verteilung und andererseits durch die Unsicherheit der zukünftigen Zahlungsströme gekennzeichnet. Als Nebenbedingungen sind unter anderem die finanziellen Restriktionen der einzelnen Perioden einzubeziehen. Grundsätzlich kann dieses Problem mithilfe der Verfahren zur stochastischen nicht-linearen Optimierung gelöst werden.
156
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1381; BLAUFUS 2002, S. 1518; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 685; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; COENENBERG/SCHULTZE 2002, S. 605; DIERKES/KLOOCK 1999, S. 119; ENGLERT/ SCHOLICH 1998, S. 688; FERSTL 2000, S. 45; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924; GROTE 1999, S. 22f.; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1623; JENSEN 1986, S. 323; KÜMPEL/PRIEBE 2002, S. 170; KRUSCHWITZ/ LÖFFLER 1998, S. 1041; KUßMAUL 1999b, S. 382; LAUX 2001, S. 2; LORSON 1999, S. 1329; MÜLBERT 1997, S. 132 oder PFAFF/KUNZ/PFEIFFER 2000b, S. 562f. In diesem Zusammenhang hat sich eine rege Diskussion zu dem Problem der Bewertung eines Unternehmens mit unendlicher Lebensdauer entwickelt, das aufgrund der Fähigkeit des Managements, ständig neue Investitionsmöglichkeiten mit positivem Kapitalwert zu finden, stets einen Free Cashflow von null hat. Bei der angenommenen unendlichen Lebensdauer und niemals erfolgenden Ausschüttungen wäre dieses Unternehmen in der skizzierten Modellwelt jedoch wertlos, wenn als Wertuntergrenze nicht der Liquidationserlös angenommen wird, vgl. KRUSCHWITZ/LÖFFLER 1998, S. 1041-1043; KRUSCHWITZ/LÖFFLER 1999, S. 922f. und KRUSCHWITZ/LÖFFLER 2003, S. 1401f. Kritisch dagegen BLAUFUS 2002, S. 1517-1519; HÖTZEL/BECKMANN 2000, S. 699; LÖHR 2001, S. 353 sowie MATSCHKE/HERING 1999, S. 920-922.
157
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 78-81 und PAPE 1999, S. 93. Ähnlich auch COENENBERG/SCHULTZE 2002, S. 603-605.
46
Theoretische Grundlagen
des Anteilseigners. In das Bewertungskalkül werden neben den Zahlungen zwischen dem Anteilseigner und dem Unternehmen, hierzu zählen Dividenden, Kapitaleinlagen und -rückzahlungen, auch die Zahlungen von und an Dritte einbezogen.158 Bei letzteren handelt es sich im Wesentlichen um Steuerzahlungen bzw. -erstattungen und um Transaktionskosten. Geht man nicht von einer unendlichen Lebensdauer des Unternehmens aus, muss darüber hinaus ein Liquidationserlös berücksichtigt werden. Bei der praktischen Umsetzung stößt dieser Ansatz jedoch auf große Probleme, da die individuellen Rahmenbedingungen aller Anteilseigner in die Bewertung mit einbezogen und unter Umständen gegeneinander abgewogen werden müssten. Bei einer Aktiengesellschaft mit nur einem oder wenigen Eigentümern kann dieses Problem zwar noch gelöst werden, anders verhält es sich jedoch bei den hier betrachteten (Publikums-)Aktiengesellschaften.159 Der zweite Ansatzpunkt ist die rein ausschüttungsorientierte Sicht der Anteilseigner. Betrachtet werden hierbei nur die direkten Zahlungen zwischen dem Unternehmen und den Eigentümern. Zahlungen an Dritte, also insbesondere Steuern und Transaktionskosten, finden keine Berücksichtigung. Der Unternehmenswert entspricht dann der Summe aller mit dem risikoadäquaten Zinssatz diskontierten erwarteten Dividenden (Dividendendiskontierungsmodell). Die zu beobachtenden Kursveränderungen beruhen dann auf den erwarteten Dividenden. In empirischen Untersuchungen konnte ein Zusammenhang zwischen den Ausschüttungen und der Entwicklung des Aktienkurses nicht verifiziert werden.160 Mit der dritten Möglichkeit ändert sich der Blickwinkel der Betrachtung. Die Bewertung erfolgt nicht mehr aus der Sicht des Anteilseigners, zugrunde liegt vielmehr die zahlungsorientierte Sicht des Unternehmens. In das Bewertungskalkül fließen demnach sämtliche Ein- und Auszahlungen zwischen dem Unternehmen und dem Unternehmensumfeld ein. Ein Vorteil des veränderten Blickwinkels ist darin zu sehen, dass die individuellen Präferenzen der einzelnen Eigentümer bei der Bewertung des Unternehmens dann keine Rolle mehr spielen, d.h. das Unternehmen kann als eine Einheit betrachtet werden. Problematisch an der reinen Zahlungsorientierung ist jedoch, dass der auf Basis des in den einzelnen Perioden erwirtschafteten Zahlungsmittelüberschusses ermittelte Zukunftserfolgswert durch Kreditgeschäfte mit Gläubigern und Schuldnern verzerrt ist.161 Das Problem der Kreditbeziehungen wird dagegen bei der cashfloworientierten Sicht des Unternehmens vermieden. Bei den DCF-Methoden wird zur Ermittlung des Unternehmenswertes anstelle des Zahlungsüberschusses, der auch Ein- und Auszahlungen an Gläubiger und 158
Vgl. DRUKARCZYK 1980, S. 13; GÜNTHER 1997, S. 79; HELBLING 1998, S. 351; HENSELMANN 2000a, S. 388; KNOLL/MÖLLER 1999, S. 69; LORSON 1999, S. 1329 bzw. PAPE 1999, S. 93. Der Veräußerungserlös, den ein einzelner Aktionär beim Verkauf seiner Anteile erzielen kann, spielt bei der Bewertung des Unternehmens keine Rolle, wohl aber bei der Bewertung des Einzelinvestments des Aktionärs. Das Bewertungskalkül umfasst dann neben den oben genannten Zahlungen auch den erwarteten (Netto-)Veräußerungserlös. Der Planungszeitraum eines einzelnen Aktionärs ist üblicherweise endlich.
159
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 79; PAPE 1999, S. 93 und S. 81 sowie SCHMIDBAUER 2002a, S. 1253.
160
Vgl. COENENBERG/SCHULTZE 2002, S. 605f.; ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 685; FELDHOFF 2000, S. 1237; GÜNTHER 1997, S. 79 und S. 81f. oder PAPE 1999, S. 93.
161
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 80 und S. 82 sowie PAPE 1999, S. 93f.
Der Shareholder-Value-Ansatz
47
Schuldner berücksichtigt, als zu diskontierende Größe der Free Cashflow verwendet. Der Free Cashflow entspricht dabei dem Teil der erwirtschafteten Finanzmittel, der auf Unternehmensebene nach Realisierung aller Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert und zur Bedienung der Ansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber zur Verfügung steht.162 Als letzter Ansatzpunkt kommt schließlich die gewinnorientierte Sicht des Unternehmens in Betracht, bei der der Zukunftserfolgswert auf der Basis modifizierter Aufwands- und Ertragsgrößen ermittelt wird. Außerordentliche Ertragsbestandteile bleiben aufgrund ihrer mangelnden Nachhaltigkeit unberücksichtigt. Da Einzahlungs- und Ertragsüberschüsse auseinander fallen, ist darüber hinaus eine separate Finanzbedarfsrechnung erforderlich. Die sich daraus ergebende Unter- oder Überdeckung führt zu einer Anpassung der Fremdkapitalzinsen. Da die modifizierte Ertragswertmethode an den erwirtschafteten Gewinnen und nicht an den gezahlten Dividenden anknüpft, spielt das Ausschüttungsverhalten bei der Bewertung des Unternehmens keine Rolle.163 In der Praxis haben sich die beiden letztgenannten Methoden zur Bestimmung des Unternehmenswertes (die DCF- und Ertragswertverfahren) durchgesetzt. Sie werden daher im folgenden Abschnitt eingehender betrachtet. Im Rahmen dieser Arbeit sind diese beiden Verfahren von Bedeutung, weil das in Kapitel 4.1 entwickelte Modell zur Abschätzung der Kosten eines Aktienoptionsprogramms auf den hier vorgestellten DCF- bzw. Ertragswertverfahren basiert. Abbildung 4 fasst die unterschiedlichen Ansatzpunkte zur Ermittlung des Unternehmenswertes nochmals zusammen.
Ausschüttungen, Kapitalrückzahlungen (Entnahme)
Einzahlungen
n ge n un tte hl r i Za on D v
einnahmeorientierte Sicht des Eigentümers
Abbildung 4:
rein ausschüttungsorientierte Sicht des Eigentümers
zahlungsorientierte Sicht des Unternehmens
Investitionen, Ausgaben
Einnahmen
Schnitt 5
Cashflow-orientierte Sicht des Unternehmens
Abschreibungen, Aufwendungen
Erträge
Umfeld (Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter etc.)
Einnahmen des Eigentümers
Auszahlungen
Schuldner
Kapitaleinzahlungen (Einlage)
Unternehmen
Investor (Eigentümer)
Ausgaben des Eigentümers
Schnitt 4
zeitliche und sachliche Abgrenzung
Schnitt 3
Gläubiger
Schnitt 2
Z an ahlu D ng rit en te
Schnitt 1
gewinnorientierte Sicht des Unternehmens
Ansatzpunkte zur Bestimmung des Unternehmenswertes164
162
Vgl. BLAUFUS 2002, S. 1518; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 801f.; GÜNTHER 1997, S. 80 und 82f.; HELBLING 1998, S. 354f.; JENSEN 1986, S. 323; KRUSCHWITZ/LÖFFLER 1998, S. 1041 bzw. PAPE 1999, S. 94f.
163
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 80f. und S. 84-86.
164
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 78 bzw. PAPE 1999, S. 91.
48
Theoretische Grundlagen
2.2.2
Ermittlung des Unternehmenswertes
2.2.2.1
DCF-Verfahren
2.2.2.1.1
Überblick
Bei den DCF-Verfahren wird der Unternehmenswert grundsätzlich durch die Abzinsung zukünftig erwarteter Zahlungsmittelüberschüsse mit einem risikoadäquaten Zinssatz ermittelt. Die Bewertung erfolgt dabei unter Einbeziehung ertragsteuerlicher Einflüsse sowohl auf Unternehmensebene (Gewerbeertragsteuer, Körperschaftsteuer und Solidaritätszuschlag) als auch auf Ebene der Anteilseigner (persönliche Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer), d.h. der Berechnung des Unternehmenswertes liegen lediglich Nettozuflüsse zu Grunde. Die Besteuerungswirkungen sind aber nicht nur bei dem zu bewertenden Unternehmen, sondern auch bei der Alternativanlage zu berücksichtigen.165 Die Prognose der zukünftigen Zahlungsmittelüberschüsse stellt das Kernproblem der Unternehmensbewertung dar. Da mit zunehmender Länge des Planungszeitraums die Unsicherheit bezüglich der zu bestimmenden Cashflows zunimmt, wird der Planungszeitraum in Abhängigkeit von der Detailtiefe der getroffenen Annahmen üblicherweise in einzelne Phasen unterteilt. So ist es in der Regel möglich auf der Grundlage einer Vergangenheitsanalyse mithilfe einer integrierten Bilanz-, Gewinn- und Verlustrechnungs- sowie Finanzplanung in einer Detailplanungsphase, die etwa drei bis fünf Jahre umfassen sollte, die bewertungsrelevanten Zahlungsmittelüberschüsse zu ermitteln. In der zweiten Planungsphase können dagegen nur noch pauschalere Annahmen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung getroffen werden. Durch eine Fortschreibung der zu erwartenden Trends lässt sich ein Restwert ermitteln, der jedoch von seiner Bedeutung den Beitrag der Detailplanungsphase zum Unternehmenswert oft um ein Vielfaches übersteigt.166 Die unter der Bezeichnung DCF-Verfahren zusammengefassten Methoden lassen sich danach unterteilen, ob sie auf eine Bruttokapitalisierung (Entity-Ansätze) oder eine Nettokapitalisierung (Equity-Ansatz) abstellen. Bei den Entity-Ansätzen, zu denen der WACC-, der APV- und der Total-Cashflow-Ansatz zählen, ist die Bestimmung des Marktwertes des Eigenkapitals ein mehrstufiger Prozess. Im ersten Schritt wird zunächst der Unternehmensgesamtwert ermittelt. Dieser ergibt sich aus der Abzinsung der Zahlungen an alle Kapitalgeber, d.h. sowohl die Cashflows an Eigen- als auch die an Fremdkapitalgeber werden bei der Ermittlung der zu diskontierenden Größe berücksichtigt. Im zweiten Schritt wird dann der Marktwert des Fremdkapitals vom Unternehmensgesamtwert abgezogen wird, um den Marktwert des Eigenkapitals zu erhalten. 165
Vgl. BAMBERGER 1999, S. 666; BARTELS/ENGLER 1999, S. 917; GÜNTHER 1998, S. 382-387; GÜNTHER 1999, S. 2425; HOMMEL/BRAUN/SCHMOTZ 2001, S. 344f.; HÖTZEL/BECKMANN 2000, S. 696f.; HUNDSDOERFER 1999a, S. 190f.; HUSMANN/KRUSCHWITZ/LÖFFLER 2002, S. 24f.; IDW S 1, Tz. 32, S. 10; KOHL/ SCHULTE 2000, S. 1149f.; KUßMAUL 1999a, S. 340; LÖHR 2001, S. 351f.; POPP 1998, S. 543; SCHILDBACH 2000a, S. 709f.; SCHMIDBAUER 2002b, S. 212; SIEGEL 1997, S. 2389; SIEPE/DÖRSCHEL/SCHULTE 2000, S. 952f. sowie WEBER 2000d, S. 466f.
166
Vgl. BAUER/REITER/WÜNSCHL/KUMMERT 1999, S. 5; HENSELMANN 2000, S. 151-157 und IDW S 1, Tz. 7692, S. 18-21.
Der Shareholder-Value-Ansatz
49
Beim Equity-Ansatz werden ausschließlich die Zahlungen an die Eigenkapitalgeber berücksichtigt. Der Marktwert des Eigenkapitals wird direkt berechnet, d.h. ohne den Umweg über den Unternehmensgesamtwert. Trotz der abweichenden Rechentechnik führen die einzelnen DCF-Verfahren bei einer konsistenten Anwendung grundsätzlich zu den gleichen Ergebnissen.167 Im Folgenden werden die Grundzüge der unterschiedlichen Bewertungsverfahren erläutert. Sie dienen als Grundlage für die detaillierte Entwicklung des Modells in Kapitel 4.1, mit dessen Hilfe die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms verbundenen Kosten für die Anteilseigner quantifiziert werden.
2.2.2.1.2
WACC-Ansatz
Beim WACC-Ansatz wird der Gesamtunternehmenswert durch die Diskontierung der Cashflows an alle Kapitalgeber mit den gewogenen Kapitalkosten ermittelt. Die bewertungsrelevanten Zahlungsmittelüberschüsse entsprechen dabei dem Cashflow vor der Berücksichtigung der Finanzierungsstruktur, d.h. vor Zinsen,168 aber nach Investitionen und nach Steuern bei einem fiktiv rein eigenfinanzierten Unternehmen. Die Steuerersparnis aufgrund der bestehenden Fremdfinanzierung (Tax Shield) wird beim WACC-Ansatz nicht bei der Ermittlung der Cashflows, sondern im Diskontierungssatz berücksichtigt.169 Das IDW schlägt in IDW S 1 zur Berechung des bewertungsrelevanten Cashflows im WACC-Ansatz folgendes Schema vor:
167
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1383; BALLWIESER 1998, S. 81f.; BAUER/REITER/WÜNSCHL/KUMMERT 1999, S. 5; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 82; DINSTUHL 2002, S. 79; DRUKARCZYK 2003, S. 199f.; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 8; FERSTL 2000, S. 160; FISCHER/MANDL 2000, S. 460; GÜNTHER 1997, S. 104-109; HEITZER/DEUTSCHMANN 1999, S. 1464; IDW S 1, Tz. 134, S. 31; JACOB 2001, S. 41f.; HELBLING 1998, S. 74f.; KEUPER 2002, S. 469; KOHL/SCHULTE 2000, S. 1148f.; KUßMAUL 1999a, S. 336f.; KUßMAUL 1999c, S. 147; KÜTING/EIDEL 1999, S. 830f.; RICHTER 1999, S. 34; SCHILDBACH 2000a, S. 709-711; SCHMIDBAUER 1999, S. 365; SCHMIDBAUER 2000a, S. 153; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 296-298; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 117f.; SCHÜLER 2000b, S. 1531; SIEPE/DÖRSCHEL/SCHULTE 2000, S. 953f. WALLMEIER 1999, S. 1474 bzw. WEBER 2000d, S. 469472. Neben den DCF-Verfahren und dem Ertragswertverfahren, das im nächsten Kapitel erläutert wird, besteht auch die Möglichkeit, den Unternehmenswert und die bestehenden Entscheidungsmöglichkeiten (z.B. den Aufschub einer Investition) mithilfe von Optionsbewertungsverfahren zu bestimmen, vgl. hierzu CRASSELT/TOMASZEWSKI 1999, S. 556-559; FISCHER/HAHNENSTEIN/HEITZER 1999, S. 1216-1219; HERING 2000, S. 449f.; LÖHR/RAMS 2000, S. 1983-1989; RAMS 1998, S. 676-680; RAMS 1999, S. 349-364 sowie BALLWIESER 2002, S. 185-197 und die dort aufgeführte Literatur. Ähnlich auch SMITH 1998, S. 1690-1706.
168
Es kann sich dabei sowohl um Fremdkapitalzinsen, die aufgrund expliziter Vereinbarungen zu zahlen sind (z.B. Kreditverträge), als auch um implizite Zinsen handeln, die z.B. bei Pensionsverpflichtungen oder finance-lease-Verträgen zu berücksichtigen sind, vgl. BALLWIESER 1998, S. 87; BREUER 2001d, S. 1512; IDW S 1, Tz. 138, S. 32 und KUßMAUL 1999a, S. 340.
169
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 84f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; GÜNTHER 1997, S. 105; KUßMAUL 1999a, S. 340; NIPPEL/STREITFERDT 2003, S. 404; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 297f.; SCHÜLER 2000b, S. 1532; SIEPE/DÖRSCHEL/SCHULTE 2000, S. 955 aber auch WEBER 2000d, S. 469f.
50
Theoretische Grundlagen Handelsrechtliches Jahresergebnis
+
Fremdkapitalzinsen
-
Unternehmenssteuer-Ersparnis infolge der Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen (tax shield)
+
Abschreibungen und andere zahlungsunwirksame Aufwendungen
-
zahlungsunwirksame Erträge
-
Investitionsauszahlungen
+/=
Verminderung/Erhöhung des Nettoumlaufvermögens CFtWACC
Tabelle 1:
Ermittlung des Cashflows im WACC-Ansatz nach IDW S 1170
Der bewertungsrelevante Cashflow kann aber auch auf der Grundlage der Berechnungsschemata des DRS 2 „Kapitalflussrechnung“ ermittelt werden. Er setzt sich dann aus der Summe des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit (berechnet nach der direkten oder indirekten Methode) und dem Cashflow aus der Investitionstätigkeit zusammen. Da jedoch die Fremdkapitalzinsen und die auf Unternehmensebene gezahlten Steuern bereits bei der Ermittlung des Cashflows aus laufender Geschäftstätigkeit als Abzugsposten berücksichtigt wurden, müssen die Fremdkapitalzinsen hinzugerechnet bzw. das Tax Shield abgezogen werden, um den im WACC-Ansatz zur Anwendung kommenden Cashflow zu erhalten: Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit -
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
+
Fremdkapitalzinsen
-
Unternehmenssteuerersparnis infolge der Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen (Tax Shield)
=
CFtWACC
Tabelle 2:
Ermittlung des Cashflows im WACC-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2171
Wie bereits oben erwähnt, müssen bei der Unternehmensbewertung nicht nur die Steuerzahlungen auf Unternehmensebene, sondern auch die persönlichen Ertragsteuern der Anteilseigner berücksichtigt werden. Da im WACC-Ansatz die Cashflows unter der Prämisse einer reinen Eigenfinanzierung ermittelt werden, handelt es sich bei den Zahlungen an die Kapitalgeber gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG um Einkünfte aus Kapitalvermögen, die der persönlichen Einkommensteuer unterliegen. Letztmalig für den Veranlagungszeitraum 2008 gilt für die vom 170
Vgl. IDW S 1, Tz. 137, S. 31f.
171
Zu einer detaillierten Aufgliederung des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit und des Cashflows aus der Investitionstätigkeit vgl. BURGER/BUCHHART 2001a, S. 804f.; COENENBERG 2001, S. 740-754. Weitere Möglichkeiten die bewertungsrelevanten Cashflows zu ermitteln, finden sich bei BALLWIESER 1998, S. 85f.; BECK/LINGAU 2000, S. 8; BITZ/TERSTEGE 2003, S. 2-7; FISCHER/MANDL 2000, S. 461; GÜNTHER 1997, S. 142f.; KUßMAUL 1999a, S. 337f.; KUßMAUL 1999c, S. 145; PAPE 1999, S. 92-102 oder SCHIRMEISTER 2000, S. 654-660.
Der Shareholder-Value-Ansatz
51
Unternehmen gezahlten Dividenden das mit dem StSenkG eingeführte Halbeinkünfteverfahren. Danach wird die Hälfte der erhaltenen Ausschüttungen gemäß § 3 Nr. 40 lit. d EStG steuerfrei gestellt.172 Als problematisch erweist sich bei der Berechnung der auf die Ausschüttungen (hier die Cashflows) entfallende Einkommensteuer der nach § 32a Abs. 1 EStG progressive Tarif der Einkommensteuer, da sich für jeden Anteilseigner unter Zugrundelegung seiner persönlichen steuerlichen Verhältnisse ein individueller Einkommensteuersatz ergibt. Zur Komplexitätsreduktion wird für Zwecke der Unternehmensbewertung üblicherweise ein typisierter Einkommensteuersatz verwendet, der sich auf 35% beläuft. Er umfasst nicht nur die Einkommensteuer, sondern auch den Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls die Kirchensteuer.173 Die zu diskontierenden Zahlungsmittelüberschüsse im WACC-Ansatz betragen demnach CFtWACC (1 0,5 s ESt ,t ) . Mit dem Inkrafttreten des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 wird ab dem Veranlagungszeitraum 2009 das Halbeinkünfteverfahren durch die Abgeltungssteuer ersetzt.174 Danach unterliegen sämtliche im Privatvermögen zufließenden Kapitaleinkünfte nicht mehr dem progressiven Einkommensteuertarif nach § 32a Abs. 1 EStG, sondern gemäß § 32d Abs. 1 EStG dem gesonderten Steuertarif in Höhe von 25%. Für die zu diskontierenden Zahlungsmittelüberschüsse ergibt sich somit CFtWACC (1 s ESt , t ) mit s ESt , t 25% .175 Der im WACC-Ansatz verwendete Abzinsungsfaktor ergibt sich aus der Summe der Eigenund Fremdkapitalkosten, die mit dem jeweiligen Verhältnis des Marktwertes des Eigen- bzw. Fremdkapitals zum Marktwert des Gesamtkapitals gewichtet werden. Die Eigenkapitalkosten entsprechen dabei den risikoangepassten Renditeforderungen der Eigenkapitalgeber, die auf der Basis des CAPM ermittelt werden können.176 Sie können mit der erwarteten Rendite auf 172
Vgl. BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686f.; DRUKARCZYK 2003, S. 41f.; HUSMANN/KRUSCHWITZ/LÖFFLER 2002, S. 30 und SCHMIDBAUER 2002a, S. 1253. Das Halbeinkünfteverfahren hat das bis dahin gültige körperschaftsteuerliche Anrechungsverfahren ersetzt. Eine Anrechnung der auf Unternehmensebene gezahlten Körperschaftsteuer ist nicht möglich. Es handelt sich daher jetzt um eine Definitivbelastung mit Körperschaftsteuer.
173
Vgl. BARTELS/ENGLER 1999, S. 917; DINSTUHL 2002, S. 80f.; IDW ES 1, Tz. 53f., S. 13f.; GÜNTHER 1998, S. 383; HOMMEL/BRAUN/SCHMOTZ 2001, S. 344; HUNDSDOERFER 1999a, S. 191; JACOB 2001, S. 32f.; KOHL/SCHULTE 2000, S. 1153; KUßMAUL 1999a, S. 343; SCHMIDBAUER 2002a, S. 1253; SCHMIDBAUER 2002b, S. 212; SIEPE/DÖRSCHEL/SCHULTE 2000, S. 959 sowie WEBER 2000d, S. 467. Sollen dagegen individuelle Einkommensteuersätze verwendet werden, beläuft sich der kombinierte Ertragsteuersatz auf: s ESt, t s*ESt, t (1 sSolZ, t s KiSt ) .
174
Im betrieblichen Bereich wird das Halbeinkünfteverfahren ab dem Veranlagungszeitraum 2009 durch ein Teileinkünfteverfahren ersetzt. Danach werden nur noch 40% der in § 3 Nr. 40 EStG aufgeführten Einkünfte steuerfrei gestellt, vgl. BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 57 und S. 73f. sowie § 52a Abs. 14 EStG.
175
Ist der Anteilseigner kirchensteuerpflichtig, muss dies bei der Berechnung der Gesamtsteuerlast berücksichtigt werden. Darüber hinaus wird bei der Berechnung der auf die Ausschüttungen entfallenden Einkommensteuer nicht mehr auf die persönlichen steuerlichen Verhältnisse der Anteilseigner abgestellt. Für Zwecke der Unternehmensbewertung braucht daher nicht mehr auf den typisierten Einkommensteuersatz von 35% zurückgegriffen werden. Es kommt der gesonderte Steuertarif in Höhe von 25% (gegebenenfalls unter Berücksichtigung der Kirchensteuer) zur Anwendung.
176
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 81f.; BEHRINGER 1999, S. 734-736; BUCHNER 1994, S. 514; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; HOMMEL/BRAUN/SCHMOTZ 2001, S. 346; KUßMAUL 1999a, S. 336f.; KÜTING/EIDEL 1999, S. 830; RICHTER 1999, S. 56-64 und SIEPE/DÖRSCHEL/SCHULTE 2000, S. 954f. Die Verwendung von Eigen-
52
Theoretische Grundlagen
eine risikoadäquate Alternativanlage gleichgesetzt werden. Da auch die Einnahmen aus der Alternativanlage der Einkommensteuer unterliegen, müssen die Eigenkapitalkosten noch um die persönliche Einkommensteuer zu korrigiert werden. Auch bereits vor dem Inkrafttreten des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 unterlagen die Einnahmen aus der Alternativanlage anders als die Ausschüttungen nicht dem Halbeinkünfteverfahren.177 Bis zum Veranlagungszeitraum 2008 kommt der persönliche, nach § 32a Abs. 1 EStG ermittelte Steuersatz zur Anwendung, wohingegen ab dem Veranlagungszeitraum 2009 die Einnahmen aus der Alternativanlage genau wie die Ausschüttungen dem gesonderten Steuertarif nach § 32d Abs. 1 EStG in Höhe von 25% unterliegen.178 Die Fremdkapitalkosten ergeben sich aus dem gewogenen durchschnittlichen Zinssatz der einzelnen Fremdkapitalbestandteile. Wie bereits oben erwähnt, muss beim WACC-Ansatz im Abzinsungsfaktor der Vorteil, der sich aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdfinanzierungskosten ergibt (Tax Shield), erfasst werden. Da sich diese Steuerersparnis nicht nur auf die Unternehmenssteuern beschränkt, sondern auch die persönliche Einkommensteuer der Anteilseigner einschließt, ist hierfür ein zusätzliches Tax Shield im WACC zu berücksichtigen. Dabei ist zu beachten, dass die Fremdkapitalkosten bis zum Veranlagungszeitraum 2008 aufgrund des Halbeinkünfteverfahrens nur mit dem hälftigen persönlichen Einkommensteuersatz belastet werden und ab dem Veranlagungszeitraum 2009 der gesonderte Steuertarif nach § 32d Abs. 1 EStG zur Anwendung kommt.179 Auf Unternehmensebene fallen die Körperschaft- und Gewerbeertragsteuer sowie der Solidaritätszuschlag an. Mit dem Inkrafttreten des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 wurde der Körperschaftsteuersatz ab dem Veranlagungszeitraum 2008 von 25% auf 15% gesenkt.180 Bemessungsgrundlage ist gemäß § 8 Abs. 1 KStG das nach einkommen- und körperschaftsteuerlichen Vorschriften ermittelte zu versteuernde Einkommen. Auf die Körperschaftsteuer ist zusätzlich der Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5% zu entrichten (§ 4 SolzG 1995 i.V.m. § 3 SolzG 1995).181 Die Bemessungsgrundlage der Gewerbeertragsteuer (Gewerbeerkapitalkosten, die auf der Grundlage des CAPM ermittelt werden, wird aber auch durchaus kritisch gesehen, vgl. BALLWIESER 1998, S. 81f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 687-689 oder RICHTER 1999, S. 60-64. 177
Vgl. HUNDSDOERFER 1999a, S. 191; HUNDSDOERFER 1999b, S. 314 und MAIER 2002, S. 75-77. HOMMEL/ BRAUN/SCHMOTZ sehen es durchaus kritisch, dass bei der Besteuerung der Alternativanlage die Gewerbesteuer außen vor bleibt, da unterstellt wird, dass die Alternativanlage im Privatvermögen und nicht im Betriebsvermögen getätigt wird, vgl. HOMMEL/BRAUN/SCHMOTZ 2001, S. 345. Da jedoch unterstellt wird, dass die Alternativanlage nicht der definitiven Körperschaftsteuer unterliegt, nimmt die relative Vorteilhaftigkeit gegenüber der zu bewertenden Investition bei einem unterstellten pauschalisierten Einkommensteuersatz in Höhe von 35% zu, vgl. EBERLEIN/WALTHER 2001, S. 466-469; LOBE 2001, S. 645-652 oder RHIEL 2001, S. 17.
178
Die bisher bestehende Differenzierung bei der steuerlichen Behandlung unterschiedlicher Kapitaleinkünfte wird somit abgeschafft, vgl. BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 57.
179
Vgl. § 52a Abs. 14 EStG; BALLWIESER 1998, S. 84f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; KOHL/SCHULTE 2000, S. 1156f.; KUßMAUL 1999a, S. 340; SCHMIDBAUER 2002b, S. 213f.; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 297 oder WEBER 2000d, S. 469f.
180
Vgl. 34 Abs. 11a KStG und BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 53.
181
Vgl. KOHL/SCHULTE 2000, S. 1153 sowie SCHMIDBAUER 2002a, S. 1253. Der effektive Körperschaftsteuersatz einschließlich Solidaritätszuschlag beträgt: s KSt , t s*KSt , t (1 sSolZ, t ) .
Der Shareholder-Value-Ansatz
53
trag) ist der nach den Vorschriften des Einkommen- oder Körperschaftsteuergesetzes ermittelte Erfolg aus Gewerbebetrieb vermehrt um die Hinzurechnungen nach § 8 GewStG und vermindert um die Kürzungen nach § 9 GewStG. Von besonderer Bedeutung war bis zum Erhebungszeitraum 2007 die hälftige Hinzurechnung der Dauerschuldzinsen im Sinne von § 8 Nr. 1 GewStG a.F. Mit dem Unternehmensteuerreformgesetz 2008 wurde die Hinzurechnung nach § 8 Nr. 1 GewStG zwar auf alle Entgelte für Schulden erweitert, doch wurde gleichzeitig der Hinzurechnungsprozentsatz auf 25% gesenkt.182 Außerdem war die Gewerbeertragsteuer nach alter Rechtslage als Betriebsausgabe abzugsfähig und hat somit ihre eigene Bemessungsgrundlage gekürzt. Diese Abzugsfähigkeit der Gewerbeertragsteuer wurde mit der Umsetzung des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 für Erhebungszeiträume, die nach dem 31. Dezember 2007 enden, abgeschafft.183 Für den periodenindividuellen Diskontierungssatz im WACC-Ansatz ergibt sich nach alter Rechtslage für den vereinfachenden Fall, dass es sich bei den gesamten Fremdkapitalkosten um Dauerschuldzinsen im Sinne von § 8 Nr. 1 GewStG a.F. handelt und dass keine weiteren Hinzurechnungen und Kürzungen berücksichtigt werden müssen, d.h. die Bemessungsgrundlagen der Gewerbeertrag- und der Körperschaftsteuer bis auf die Dauerschuldzinsen übereinstimmen:184 (2-22)
k WACC t
rEK , t 1 s ESt , t
EK t FK t rFK , t 1 0,5 s GewSt , t 1 s KSt , t 1 0,5 s ESt , t GK t GK t
Nach neuer Rechtslage beträgt der periodenindividuelle Diskontierungssatz im WACC-Ansatz dagegen: (2-23)
k WACC t
rEK , t 1 s ESt , t
EK t FK t rFK , t 1 0,75 s GewSt , t s KSt , t 1 s ESt , t GK t GK t
Der Unternehmensgesamtwert beläuft sich dann auf:
182
Vgl. BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 54 und S. 131-133 sowie § 36 Abs. 5a GewStG.
183
Vgl. BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 74f.; § 4 Abs. 5b EStG und § 52 Abs. 12 Satz 7 EStG und zur alten Rechtslage BALLWIESER 1998, S. 87 bzw. HUNDSDOERFER 1999a, S. 191. Für den effektiven Gewerbeermt h t tragsteuersatz bei Kapitalgesellschaften ergab sich nach alter Rechtslage: s GewSt , t . Die Steuer1 mt h t messzahl mt belief sich gemäß § 11 Abs. 2 Nr. 2 GewStG a.F. auf 5%. Nach neuer Rechtslage ergibt sich für den effektiven Gewerbeertragsteuersatz ab Erhebungszeiträumen, die nach dem 31. Dezember 2007 enden, jetzt: s GewSt ,t m t h t bei einer Steuermesszahl mt von 3,5%, vgl. BEGRREGE UNTSTREFG 2008, S. 53.
184
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1384; BALLWIESER 1998, S. 84; BUCHNER 1994, S. 514; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 261; DINSTUHL 2002, S. 84-90; FRÖHLING 2000, S. 50f.; KEUPER 2002, S. 469; KOHL/SCHULTE 2000, S. 1156f.; KUßMAUL 1999a, S. 340; LORSON 1999, S. 1339; NIPPEL/STREITFERDT 2003, S. 410; PAPE 2000, S. 712; SCHMIDBAUER 1999, S. 365f.; SCHMIDBAUER 2000a, S. 154; SCHMIDBAUER 2002b, S. 213f.; SCHÜLER 2000b, S. 1532; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 298; W ALLMEIER 1999, S. 1477 sowie WEBER 2000d, S. 470.
54
Theoretische Grundlagen
(2-24)
GK t
¦ t
(2-25)
GK t
¦ t
CFtWACC 1 0,5 s ESt , t
1 k
(nach alter Rechtslage)
WACC t t
CFtWACC 1 s ESt , t
1 k
(nach neuer Rechtslage)
WACC t t
Um den Marktwert des Eigenkapitals zu erhalten, muss vom Unternehmensgesamtwert noch der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen werden: (2-26)
EK t
GK t FK t
¦
CFtWACC (1 0,5 s ESt , t )
1 k
t
(2-27)
EK t
GK t FK t
¦
CFtWACC 1 s ESt , t
t
2.2.2.1.3
WACC t t
1 k
WACC t t
FK t 185 (nach alter Rechtslage)
FK t
(nach neuer Rechtslage)
Total-Cashflow-Ansatz
Der Total-Cashflow-Ansatz ähnelt sehr dem WACC-Ansatz, allerdings wird nicht mehr ein rein eigenfinanziertes Unternehmen unterstellt, sondern von der tatsächlichen Finanzierungsstruktur ausgegangen. Die aus der Abzugsfähigkeit der Fremdfinanzierungskosten resultierende Steuerersparnis wird demzufolge nicht mehr bei der Berechnung des Diskontierungssatzes, sondern bei den zu diskontierenden Zahlungsmittelüberschüssen berücksichtigt.186 Legt man das Berechnungsschema für Kapitalflussrechnungen des DRS 2 zugrunde, ergibt sich für den Cashflow im Total-Cashflow-Ansatz: Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit -
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
+
Fremdkapitalzinsen
=
CFtTCF
Tabelle 3:
Ermittlung des Cashflows im TCF-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2
185
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1384; BALLWIESER 1998, S. 84f.; BAUER/REITER/WÜNSCHL/KUMMERT 1999, S. 6; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686f.; BURGER/BUCHHART 2001, S. 802; DINSTUHL 2002, S. 84-90; FISCHER 1999, S. 781f.; GÜNTHER 1997, S. 105; KUßMAUL 1999a, S. 340; KUßMAUL 1999c, S. 147; LORSON 1999, S. 1339; SCHMIDBAUER 1999, S. 365f.; SCHMIDBAUER 2000a, S. 154; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 298 und WALLMEIER 1999, S. 1477.
186
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 91; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; GÜNTHER 1997, S. 105f.; KOHL/SCHULTE 2000, S. 1158; KUßMAUL 1999a, S. 341 oder SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 297f.
Der Shareholder-Value-Ansatz
55
Um die bewertungsrelevanten Zahlungsmittelüberschüsse zu erhalten, muss wie beim WACCAnsatz die persönliche Einkommensteuer berücksichtigt werden, die die Anteilseigner auf die erhaltenen Dividenden zu entrichten haben. Die zu versteuernden Einkünfte aus Kapitalvermögen entsprechen dem Cashflow im TCF-Ansatz abzüglich der Fremdkapitalzinsen.187 Bis zum Veranlagungszeitraum 2007 (Halbeinkünfteverfahren) ergibt sich für die zu diskontierenden Zahlungsmittelüberschüsse demzufolge CFtTCF 1 0,5 s ESt , t 0,5 s ESt , t rFK , t FK t und ab dem Veranlagungszeitraum 2008 CFtTCF 1 s ESt , t s ESt , t rFK , t FK t .
Da das Tax Shield bereits bei der Ermittlung des Cashflows berücksichtigt wurde, ist eine Anpassung des Diskontierungssatzes wie im WACC-Ansatz nicht mehr notwendig.188 Die gewogenen Kapitalkosten im TCF-Ansatz betragen sowohl nach alter als auch nach neuer Rechtslage daher: (2-28)
k TCF t
rEK , t (1 s ESt , t )
EK t FK t rFK , t GK t GK t
Unter Zugrundelegung dieser Beziehungen ergibt sich für den Marktwert des Eigenkapitals: (2-29)
EK t
¦
CFtTCF 1 0,5 s ESt ,t 0,5 s ESt ,t rFK , t FK t
1 k
TCF t t
t
(2-30)
EK t
¦
CFtTCF 1 s ESt , t s ESt ,t rFK , t FK t
t
2.2.2.1.4
1 k
TCF t t
FK t
FK t (nach alter Rechtslage)
(nach neuer Rechtslage)
APV-Ansatz
Der APV-Ansatz gehört ebenfalls zu den Entity-Ansätzen. Im Gegensatz zum WACC- und TCF-Ansatz wird der Unternehmensgesamtwert jedoch komponentenweise ermittelt. Zunächst wird von einer ausschließlichen Eigenfinanzierung ausgegangen und so der Marktwert eines unverschuldeten Unternehmens ermittelt. Hierzu werden die bewertungsrelevanten Cashflows an die Anteilseigner mit den Renditeforderungen diskontiert, die sich im Falle einer ausschließlichen Eigenfinanzierung ergäben. Die Bestimmung der Eigenkapitalkosten eines rein eigenfinanzierten Unternehmens bereitet jedoch Schwierigkeiten, da die Werte, die für deren Ermittlung notwendig wären, nicht beobachtet werden können. Im zweiten Schritt 187
Vgl. KOHL/SCHULTE 2000, S. 1158. Vereinfachend wird davon ausgegangen, dass die Cashflows im TCFAnsatz abzüglich der Fremdkapitalzinsen ausschließlich für Ausschüttungen und nicht für Rückführungen des Fremdkapitals verwendet werden. Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit und die Veränderung des Finanzmittelfonds bleiben demnach außen vor.
188
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 91; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; GÜNTHER 1997, S. 106; KUßMAUL 1999a, S. 341; LORSON 1999, S. 1339 bzw. SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 297f.
56
Theoretische Grundlagen
wird der Wertbeitrag der tatsächlichen Kapitalstruktur ermittelt, der sich aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen ergibt. Wird neben den auf Unternehmensebene anfallenden Steuern auch die persönliche Einkommensteuer mit in die Betrachtung einbezogen, lässt sich die zweite Komponente des Unternehmensgesamtwertes in einen Unternehmensund einen Einkommensteuereffekt zerlegen. Der Marktwert des Eigenkapitals wird dann im dritten Schritt dadurch ermittelt, dass der Gesamtunternehmenswert um den Marktwert des Fremdkapitals einschließlich eventueller Pensionszusagen reduziert wird:189 (2-31)
2.2.2.1.5
EK t
EK ut WBUntSt WBESt FK t t t
Equity-Ansatz
Im Rahmen des Equity-Ansatzes wird der Marktwert des Eigenkapitals direkt ermittelt, indem die Zahlungsströme, die den Anteilseignern zufließen, mit den risikoadäquaten Eigenkapitalkosten diskontiert werden. Bei der Ermittlung der bewertungsrelevanten Zahlungsmittelüberschüsse müssen ausgehend vom Cashflow aus laufender Geschäfts- und Investitionstätigkeit die Zahlungen an die Fremdkapitalgeber und den Fiskus (Unternehmenssteuern) als Abzugsposten berücksichtigt werden.190 Legt man das Ermittlungsschema der DRS 2 zugrunde, ergibt sich für den Cashflow im Equity-Ansatz:191 Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit -
Cashflow aus der Investitionstätigkeit
±
Sonstige Zahlungen an/von Fremdkapitalgebern
=
CFtEq
Tabelle 4:
Ermittlung des Cashflows im Equity-Ansatz auf der Grundlage des DRS 2
189
Ausführlich zum APV-Ansatz vgl. BALLWIESER 1998, S. 91f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; BREUER 2001d, S. 1512f.; DRUKARCZYK 2003, S. 209-258; FERSTL 2000, S. 165-169; FISCHER 1999, S. 782f.; GÜNTHER 1997, S. 106-109; HEITZER/DEUTSCHMANN 1999, S. 1465f. HUSMANN/KRUSCHWITZ 2001, S. 642f.; HUSMANN/KRUSCHWITZ/LÖFFLER 2002, S. 32; IDW ES 1, Tz. 147f., S. 33f.; KUßMAUL 1999a, S. 341-343; LORSON 1999, S. 1339; SCHÜLER 2000b, S. 1532; SCHÜLER/KROTTER 2004, S. 433-435; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 296-314; SCHWETZLER/DARIJTSCHUK 1999, S. 120-130; WALLMEIER 1999, S. 1477; WEBER 2000d, S. 470-472 oder WITT 2000a, S. 252-254. Beim APV-Ansatz wird insbesondere die Frage kontrovers diskutiert, ob der Wertbeitrag, der sich aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen ergibt, mit dem Zinssatz für risikofreie Anlagen oder einem risikoadäquaten Zinssatz diskontiert werden muss (sicheres Tax Shield versus unsicheres Tax Shield), vgl. KROLLE 2001, S. 24-30.
190
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 82f.; BÖCKING/NOWAK 1998, S. 686; BREUER 2001d, S. 1512; KUßMAUL 1999a, S. 343; KUßMAUL 1999c, S. 147 und SCHÜLER/KROTTER 2004, S. 435f.
191
Da die Fremdkapitalzinsen in der Regel bei der Ermittlung des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit berücksichtigt werden, enthalten die Sonstigen Zahlungen an/von Fremdkapitalgebern die Tilgungen und Kreditaufnahmen der jeweiligen Periode. Sie zählen neben den Zahlungsbeziehungen mit den Eigenkapitalgebern zum Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit.
Der Shareholder-Value-Ansatz
57
Die Unternehmenssteuern brauchen nicht explizit als eigenständiger Posten erfasst werden, da sie bereits bei der Berechnung des Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit berücksichtigt wurden. Die Zahlungen an die Anteilseigner zählen zu den Einkünften aus Kapitalvermögen und unterliegen somit der Einkommensteuer. Wie oben bereits dargestellt wurde, ist diese bis zum Veranlagungszeitraum 2008 nach dem Halbeinkünfteverfahren zu ermitteln und danach gemäß den Regelungen zur Abgeltungssteuer. Die risikoangepasste Renditeforderung der Anteilseigner, in der sich sowohl das operative Risiko des Unternehmens als auch dessen Kapitalstrukturrisiko widerspiegelt, kann wie bei WACC-Ansatz mithilfe des CAPM ermittelt werden. Da die Alternativinvestition ebenfalls der persönlichen Einkommensteuer unterliegt, muss der Diskontierungssatz um die Einkommensteuerbelastung korrigiert werden.192 Für den Marktwert des Eigenkapitals ergibt sich somit:193 (2-32)
EK t
¦ t
(2-33)
EK t
¦ t
2.2.2.2
CFtEq 1 0,5 s ESt ,t
1 r
EK , t
t
CFtEq 1 s ESt , t
1 r
EK , t
(alte Rechtslage)
1 s ESt , t
1 s ESt , t
t
194
(neue Rechtslage)
Ertragswertmethode
Das Ertragswertverfahren ermittelt genau wie der Equity-Ansatz den Marktwert des Eigenkapitals direkt durch die Diskontierung der erwarteten zukünftigen finanziellen Überschüsse an die Anteilseigner. Diese ergeben sich aber nicht aus den Cashflows, die dem Equity-Ansatz zugrunde liegen, sondern werden mithilfe einer Ertragsüberschussrechnung aus den zukünftigen handelsrechtlichen Erfolgen unter Berücksichtigung der zu leistenden Unternehmenssteuern abgeleitet.195 Ausgehend von einer um Sondersachverhalte bereinigten Vergangenheitserfolgsrechnung werden die Aufwendungen und Erträge sowie das Vermögen und die Schulden für die einzelnen Planungsperioden festgelegt. Um das schwankende Finanzierungsvolumen und die daraus resultierenden Zinsaufwendungen und -erträge korrekt berücksichtigen zu können, muss die Ertragsüberschussrechnung um eine Finanzbedarfsrechnung ergänzt wer192
Vgl. KUßMAUL 1999a, S. 344f.
193
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 82, KUßMAUL 1999a, S. 344; FISCHER 1999, S. 781; FISCHER/MANDL 2000, S. 460f.; GÜNTHER 1997, S. 104; KUßMAUL 1999c, S. 147; LORSON 1999, S. 1339; SCHMIDBAUER 1999, S. 365; SCHWETZLER/DA-RIJTSCHUK 1999, S. 296-298 sowie WALLMEIER 1999, S. 1477.
194
Aufgrund der mit dem Inkrafttreten des Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 umgesetzten Regelungen unterscheiden sich die Cashflows im Equity-Ansatz nach alter und neuer Rechtslage. Auf eine detaillierte Differenzierung wird hier jedoch verzichtet.
195
Vgl. BAMBERGER 1999, S. 666; BEHRINGER 2001, S. 719-723; IDW ES 1, Tz. 112, S. 25f. oder WEBER 2000d, S. 468.
58
Theoretische Grundlagen
den. Ergebnis einer solchen integrierten Bilanz-, Gewinn und Verlustrechnungs- sowie Finanzplanung ist dann der (Plan-)Jahresüberschuss, der grundsätzlich für Ausschüttungszwecke zur Verfügung steht.196 Dieser Betrag muss genau wie beim Equity-Ansatz um die persönliche Einkommensteuer, d.h. unter Berücksichtigung des Halbeinkünfteverfahrens bzw. der Abgeltungssteuer, korrigiert werden, um die finanziellen Überschüsse zu erhalten, die den Anteilseignern letztlich zufließen.197 Auch im Ertragswertverfahren muss das Unternehmensrisiko erfasst werden, das aus der Unsicherheit der zukünftigen Zahlungsüberschüsse resultiert. Dies kann entweder durch die Verwendung von Sicherheitsäquivalenten der zukünftigen Zahlungsüberschüsse oder durch Zuschläge zum Diskontierungszinssatz erreicht werden.198 Der Risikozuschlag, der sowohl das operative als auch das Kapitalstrukturrisiko berücksichtigt, kann aus den individuellen Risikoeinschätzungen der Anteilseigner, den sich bietenden Anlagealternativen und den sonstigen Rahmenbedingungen abgeleitet werden. Grundsätzlich ist aber auch beim Ertragswertverfahren die Verwendung marktdeterminierter Risikoprämien möglich, die z.B. anhand des CAPM ermittelt wurden. Da die Überschüsse aus der Alternativanlage bei den Anteilseignern ebenfalls der persönlichen Einkommensteuer unterliegen, muss auch beim Ertragswertverfahren ein entsprechender Korrekturfaktor einbezogen werden.199 Unterstellt man, dass der anhand der Ertragsüberschussrechnung ermittelte Bilanzgewinn in voller Höhe an die Anteilseigner ausgeschüttet wird, ergibt sich für den Marktwert des Eigenkapitals:200 (2-34)
EK t
¦ t
(2-35)
EK t
¦ t
BG t 1 0,5 s ESt ,t
1 r
EK , t
1 s ESt , t
t
BG t 1 s ESt , t
1 r
EK , t
1 s ESt , t
t
(alte Rechtslage)
(neue Rechtslage)
196
Gegebenenfalls müssen darüber hinaus Ausschüttungssperren (z.B. Aufwendungen für die Ingangsetzung oder Erweiterung des Geschäftsbetriebs nach § 269 HGB) oder Thesaurierungsstrategien der Unternehmensleitung (Einstellungen in Kapitalrücklagen nach § 150 AktG oder Ausübung der in § 58 AktG eingeräumten Wahlrechte) berücksichtigt werden, um auf den Bilanzgewinn zu kommen, über dessen Verwendung gemäß § 174 AktG die Hauptversammlung entscheidet, vgl. BEHRINGER 2001, S. 720-722; DRUKARCZYK 2003, S. 304 und IDW ES 1, Tz. 119-121, S. 28.
197
Vgl. BEHRINGER 2001, S. 723 oder IDW ES 1, Tz. 38-40, S. 11.
198
Grundsätzlich führen beide Vorgehensweisen bei konsistenter Anwendung zu den gleichen Ergebnissen, vgl. RHIEL 2000, S. 551 bzw. IDW ES 1, Tz. 98, S. 22. Zu einer detaillierten Auseinandersetzung mit dem Problem der Verwendung von Sicherheitsäquivalenten bei der Unternehmensbewertung vgl. KRUSCHWITZ 2001, S. 2409-2413; KÜRSTEN 2002, S. 128-142; SCHWETZLER 2000, S. 469-485; SCHWETZLER 2002a, S. 145-157 und SCHWETZLER 2002b, S. 390f.
199
Vgl. BEHRINGER 1999, S. 731-734; BEHRINGER 2001, S. 723f.; HOMMEL/BRAUN/SCHMOTZ 2001, S. 345f. sowie IDW ES 1, Tz. 102f., S. 23.
200
Vgl. BEHRINGER 2001, S. 719 und WEBER 2000d, S. 468.
Der Shareholder-Value-Ansatz
2.2.3
59
Wertlücken
Der Unternehmenswert, der mithilfe der in den vorangegangenen Abschnitten vorgestellten Verfahren ermittelt werden kann, spiegelt vor allem die Einschätzungen und den Informationsstand des Bewerters in Bezug auf Höhe und Verteilung der künftig zu erwartenden Zahlungsüberschüsse wider. Das bedeutet aber, dass nur im Idealfall eines vollkommenen Marktes mit homogenen Erwartungen und symmetrisch verteilten, kostenlos verfügbaren Informationen alle Wirtschaftssubjekte, die das Unternehmen bewerten, zum gleichen Ergebnis gelangen. Da die Realität jedoch durch asymmetrisch verteilte Informationen und inhomogene Erwartungen gekennzeichnet ist, hängt der ermittelte Unternehmenswert von dem jeweiligen Entscheidungsfeld und Informationsstand des Bewerters ab. So kann der Unternehmenswert, den die Geschäftsleitung aufgrund der ihr zugänglichen (Insider-)Informationen ermittelt hat, signifikant von dem Wert abweichen, den ein Investor auf der Basis öffentlich verfügbarer Informationen berechnet hat oder den ein potenzieller Käufer dem Unternehmen unter Einbeziehung eventuell erzielbarer Synergieeffekte beimisst. Die Differenzen zwischen den jeweiligen Unternehmenswerten werden als Wertlücken bezeichnet und lassen sich wie folgt systematisieren: Gegenwärtiger Marktwert Bestehende Bewertungsdifferenzen
Wert des Unternehmens im gegenwärtigen Zustand
1
Maximales Wertsteigerungspotenzial für Aufkäufer
2
5
Gesamtes Wertsteigerungspotenzial einschließlich Synergieeffekte
Strategische und operative Verbesserungsmöglichkeiten
3 Potenzieller Wert nach internen Verbesserungen
Abbildung 5:
Optimierter Wert nach Umstrukturierung
4 Externe Verbesserungsmöglichkeiten
Potenzieller Wert nach externen Verbesserungen
Systematisierung der Wertlücken201
Der Marktwert des Unternehmens entspricht dem Aktienkurs, der das Ergebnis eines Preisbildungsprozesses auf dem Kapitalmarkt ist. Da von einem mittelstreng informationseffizienten
201
Vgl. COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 68; FERSTL 2000, S. 44; GÜNTHER 1997, S. 339 und RICHTER 1999, S. 158.
60
Theoretische Grundlagen
Kapitalmarkt ausgegangen werden kann, fließen alle frei verfügbaren, öffentlichen Informationen in diesen Preisbildungsprozess ein.202 Der Ermittlung des Unternehmenswertes im gegenwärtigen Zustand durch das Management liegen dagegen alle verfügbaren Informationen, d.h. auch Insiderinformationen, zugrunde. Der Unterschied zwischen dem Marktwert und dem Wert des Unternehmens im gegenwärtigen Zustand, der auch als Wahrnehmungslücke bezeichnet wird, kann im Wesentlichen auf zwei Ursachen zurückgeführt werden. So ist es möglich, dass die allen Kapitalmarktteilnehmern zur Verfügung stehenden Informationen nicht oder nicht korrekt im Preisbildungsprozess verarbeitet werden. Dieses Problem kann zwar durch Maßnahmen verringert werden, die auf eine effizientere Informationsverarbeitung oder verbesserte Abwicklung des Börsenhandels abzielen, sie liegen aber außerhalb des Einflussbereichs des Unternehmens. Anders verhält es sich mit den Bewertungsunterschieden, die aus der asymmetrischen Informationsverteilung zwischen den Kapitalmarktteilnehmern und der Unternehmensleitung resultieren. Diese Wertlücke kann durch eine umfassendere Informationspolitik seitens des Unternehmens, z.B. durch zusätzliche Investor Relations-Maßnahmen, geschlossen werden.203 Die übrigen Wertlücken sind darauf zurückzuführen, dass bestehende Wertsteigerungspotenziale noch nicht genutzt werden. Dabei können drei Ebenen unterschieden werden, die sich durch das ihnen jeweils zugrunde liegende Entscheidungsfeld charakterisieren lassen. Auf der ersten Ebene werden alle internen Maßnahmen einbezogen, die ausgehend vom gegenwärtigen Zustand des Unternehmens zu einer Wertsteigerung führen. Die grundsätzliche Struktur des Unternehmens (z.B. die Zahl der Geschäftsbereiche und/oder Tochterunternehmen) bleibt dabei jedoch noch unangetastet (potenzieller Wert nach internen Verbesserungen bzw. interne Restrukturierungslücke). Erst auf der zweiten Ebene wird die Aufgabe oder Veräußerung von Unternehmensteilen mit in Betracht gezogen. Es wird geprüft, ob der intern ermittelte Unternehmenswert größer oder kleiner ist als der im Falle eines Ausstiegs realisierbare Betrag (potenzieller Wert nach externen Verbesserungen bzw. externe Restrukturierungslücke). Bei der Bewertung des Unternehmens auf der dritten Ebene werden schließlich die Wertsteigerungspotenziale mit einbezogen, die sich aus Veränderungen der Finanzierungsstruktur und/oder Synergieeffekten, d.h. aus der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, ergeben (finanziel202
Ein Kapitalmarkt ist informationseffizient, wenn die Preise der gehandelten Aktiva zu jedem Zeitpunkt den in geeigneter Weise diskontierten zukünftigen Zahlungen entsprechen, die den Inhabern dieser Aktiva zufließen werden und sich alle Informationen über diese zukünftigen Zahlungen unverzüglich und in angemessener Weise in den Preisen niederschlagen, vgl. ARNETH 2001, S. 9 und KRÄMER 2001, Sp. 1267. FAMA unterscheidet drei Formen der Kapitalmarkteffizienz, die sich aus dem Umfang ergeben, in dem bewertungsrelevante Informationen in den Kursbildungsprozess einbezogen werden. Ein Kapitalmarkt ist demnach schwach informationseffizient, wenn im aktuellen Kurs als bewertungsrelevante Informationen lediglich die historischen Preise berücksichtigt werden. Bei halbstrenger Informationseffizienz fließen alle öffentlich zugänglichen Informationen in die Bewertung der Aktiva ein. Beim Vorliegen strenger Informationseffizienz werden schließlich alle bewertungsrelevanten Informationen, also auch solche, die nur bestimmten Gruppen (Insidern) bekannt sind, in den Kursen verarbeitet, vgl. BRUNS/MEYER-BULLERDIEK 1996, S. 59-61; FAMA 1970, S. 383; KRÄMER 2001, Sp. 1269f.; PERRIDON/STEINER 2004, S. 274 und SCHREMPER 2002, S. 687f.
203
Vgl. BÖCKING/WESNER 2004, S. 104; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 68-72; FERSTL 2000, S. 52f.; FISCHER 2002, S. 214; GÜNTHER 1997, S. 340; LORSON 1999, S. 1331; RICHTER 1999, S. 153f.; RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606 bzw. STEINHAUER 1999, S. 304-306.
Der Shareholder-Value-Ansatz
61
le Restrukturierungslücke).204 Der Unterschied zwischen dem optimierten Wert nach erfolgter Umstrukturierung einschließlich Synergieeffekte und dem aktuellen Marktwert entspricht dem maximalen Wertsteigerungspotenzial des Unternehmens.205 Im Interesse der Anteilseigner muss die Zielsetzung der Geschäftsleitung daher eine Minimierung dieses Unterschiedsbetrags durch die konsequente Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts sein, dessen Komponenten in den folgenden Abschnitten eingehender erläutert werden.
2.2.4
Komponenten wertorientierter Unternehmensführung
2.2.4.1
Unternehmenswertorientiertes Controlling
2.2.4.1.1
Vorbemerkungen
Zielsetzung einer wertorientierten Unternehmenssteuerung ist die optimale Verwendung der finanziellen Ressourcen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die ständige Bewertung bestehender und potenzieller Handlungsalternativen erforderlich. Die Informationen, die zur Ermittlung von Unternehmenswerten oder von Wertbeiträgen einzelner Strategien notwendig sind, werden vom wertorientierten Controlling zur Verfügung gestellt. Das wertorientierte Controlling umfasst somit die Vorbereitung strategischer Entscheidungen, wie z.B. die Portfolio-Optimierung, d.h. die Identifikation von Akquisitions-, Kooperations- oder Desinvestitionsmöglichkeiten, die Beurteilung von Synergiepotenzialen bzw. Strategiealternativen oder die Optimierung der Kapitalstruktur.206 Wie in den vorangegangenen Abschnitten gezeigt wurde, ergibt sich der Unternehmenswert oder der Wertbeitrag einer Strategie grundsätzlich aus der Diskontierung der zukünftig erwarteten Zahlungsmittelüberschüsse mit den entsprechenden Kapitalkosten. Aufbauend auf den DCF-Verfahren hat sich in der Praxis eine Vielzahl unterschiedlicher Konzepte zur wertorientierten Unternehmensführung entwickelt.
204
Die Zusammenarbeit reicht dabei von losen Abreden über langfristige vertragliche Vereinbarung und Joint Ventures bis hin zu Unternehmenszusammenschlüssen durch Fusion oder Übernahme.
205
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1386; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 68-85; FERSTL 2000, S. 44; GÜNTHER 1997, S. 340f.; GÜNTHER 2002, Sp. 2658f.; LORSON 1999, S. 1331f.; RICHTER 1999, S. 154 oder RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606.
206
Vgl. BURGER/BUCHHART 2001c, S. 82f.; BURGER/BUCHHART 2002, S. 594; FERSTL 2000, S. 212; FUNK 1999, S. 764-769; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 924; PAPE 1999, S. 179-182; MÜLLER 1998, S. 144; PAPE 2000, S. 713; PELLENS/TOMASZEWSKI/WEBER 2000, S. 1829-1832; STELTER/ROOS 1999, S. 1123 und WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 685-687.
62
Theoretische Grundlagen
2.2.4.1.2
DCF-Konzept nach RAPPAPORT
Bei dem DCF-Konzept nach RAPPAPORT, dessen Ziel- und Steuerungsgröße der Marktwert des Eigenkapitals ist, handelt es sich um einen Entity-Ansatz. Der Gesamtunternehmenswert setzt sich aus dem Barwert der betrieblichen Cashflows während des Detailplanungszeitraums, der in der Regel fünf bis zehn Jahre beträgt, dem Residualwert am Ende der Planungsperiode und dem Wert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens zusammen. Der betriebliche Cashflow steht zur Bedienung der Ansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber zur Verfügung und muss daher mit den gewogenen Kapitalkosten diskontiert werden, denen die nach dem CAPM ermittelte Renditeforderung der Eigenkapitalgeber und die durchschnittliche Verzinsung des Fremdkapitals unter Berücksichtigung der Zielkapitalstruktur zugrunde liegt. Die Planung des betrieblichen Cashflows erfolgt anhand von Werttreibern, bei denen RAPPAPORT davon ausgeht, dass sie in einem funktionalen Zusammenhang zum Unternehmenswert stehen. Hierzu zählt er den Umsatz bzw. das Umsatzwachstum, die betriebliche Gewinnmarge oder Überschussrate und die Investitionsrate ins Anlage- und Umlaufvermögen. Für den betrieblichen Cashflow beim DCF-Konzept nach RAPPAPORT ergibt sich entsprechend der so genannten Wertgeneratorenformel:207 (2-36)
UE CF UE AV UE t 1 1 w UE irtUV t g t 1 s t UE t 1 w t irt
CFtSVA
Der Residualwert entspricht dem Liquidationswert bzw. dem Fortführungswert, der sich aus der ewigen nachschüssigen Rente des am Ende des Detailplanungszeitraums ermittelten betrieblichen Cashflows ergibt, wobei unterstellt wird, dass nur noch die Kapitalkosten verdient werden.208 Dies führt zu folgendem Marktwert des Eigenkapitals beim DCF-Konzept nach RAPPAPORT: (2-37)
EK
T DPZ
¦ t 1
CFtSVA
1 WACCt
t
SVA CFfort
WACCfort 1 WACCT DPZ
T DPZ
NBV FK
Die Wertbeiträge einzelner Strategien können mithilfe des Shareholder Value Added ermittelt werden. Er entspricht der Differenz zwischen dem Unternehmenswert, der sich mit und ohne die Durchführung dieser Strategie ergibt.
207
Vgl. BÜHNER 1996, S. 392f.; CRASSELT 2001, S. 165-171; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 22f.; DRUKARCZYK 1997, S. 219; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 926f.; GÜNTHER 1997, S. 144f.; KÜMPEL/PRIEBE 2002, S. 171; LORSON 1999, S. 1333; PAPE 1999, S. 126f. oder PAPE 2000, S. 714f.
208
Vgl. DRUKARCZYK 1997, S. 220; LORSON 1999, S. 1333; PAPE 1999, S. 127 sowie PAPE 2000, S. 715.
Der Shareholder-Value-Ansatz
2.2.4.1.3
63
Wertsteigerungsansatz von COPELAND/KOLLER/MURRIN
Der Wertsteigerungsansatz von COPELAND/KOLLER/MURRIN ähnelt sehr dem Shareholder Value-Konzept nach RAPPAPORT. Zielgröße ist auch hier der nach dem Entity-Ansatz ermittelte Marktwert des Eigenkapitals, der sich aus dem Unternehmensgesamtwert, bestehend aus dem Barwert der während des fünf- bis zehnjährigen Planungszeitraums erwirtschafteten Zahlungsüberschüsse, dem Residualwert und dem Marktwert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens unter Abzug des Marktwertes des Fremdkapitals, ableiten lässt. Als Diskontierungsgröße verwenden COPELAND/KOLLER/MURRIN den so genannten operativen freien Cashflow, der indirekt aus Planbilanzen und Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen ermittelt wird. Ausgehend vom operativen Ergebnis werden die hierauf entfallenden Steuern berechnet. Dies impliziert, dass der Vorteil aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen bei der Ermittlung der bewertungsrelevanten Zahlungsüberschüsse nicht berücksichtigt wird. Der operative freie Cashflow ergibt sich aus dem operativen Ergebnis nach Steuern (NOPLAT), indem dieses um zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge korrigiert und um die Investitionen in das Anlage- und Nettoumlaufvermögen vermindert wird.209 Analog zum DCFKonzept nach Rappaport kann der operative freie Cashflow mithilfe von multiplikativ verknüpften Werttreibern ermittelt werden.210 Als Diskontierungssatz dienen die gewogenen Kapitalkosten, in die auch der Vorteil aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen („tax shield“) einfließt. Der Residualwert erfasst schließlich alle Zahlungsüberschüsse nach Ablauf des Detailplanungszeitraums und wird mithilfe einer Wertgeneratorenformel geschätzt.211 Als ergänzende Steuerungsgröße zur periodenbezogenen Bestimmung der Wertbeiträge einzelner Strategien oder Geschäftsbereiche haben COPELAND/KOLLER/MURRIN den Economic Profit entwickelt, der dem Wertzuwachs entspricht, der in einer Periode über die gewogenen Kapitalkosten hinaus erwirtschaftet werden kann:212 (2-38)
EPt
ICt RoIC t WACCt NOPLATt ICt WACCt
Der Barwert des Economic Profits der einzelnen Perioden des Detailplanungszeitraums ergibt zusammen mit dem Residualwert und dem Marktwert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens wieder den Gesamtunternehmenswert. Der Marktwert des Eigenkapitals unter Zugrundelegung des Economic-Profit-Modells berechnet sich somit wie folgt:213 209
Vgl. BÜHNER 1996, S. 393; COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 160-162; FERSTL 2000, S. 193; LORSON 1999, S. 1333f.; PAPE 1999, S. 127f. und PAPE 2000, S. 715.
210
Vgl. BÜHNER 1996, S. 393 sowie LORSON 1999, S. 1333.
211
Vgl. hierzu COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 295 bzw. LORSON 1999, S. 1333f.
212
Vgl. COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 171; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 18; FERSTL 2000, S. 192f.; PAPE 1999, S. 128f. oder PAPE 2000, S. 715.
213
Vgl. COPELAND/KOLLER/MURRIN 1998, S. 171-175 und S. 295; FERSTL 2000, S. 192f. bzw. LORSON 1999, S. 1333f.
64
Theoretische Grundlagen
(2-39)
T DPZ
¦
EK
t
2.2.4.1.4
EPt
1 WACCt t
§ · NOPLATT DPZ 1 ¨1 g RoICT DPZ ¸¹ © IC NBV FK DPZ WACCfort g 1 WACCT DPZ T
EVA- (MVA-)Konzept
Anders als die beiden vorangegangenen Verfahren ist das EVA-Konzept nicht zahlungsstromorientiert, sondern verwendet als Ziel- und Steuerungsgröße mit dem Economic Value Added eine buchhalterische Periodenerfolgsgröße.214 Ausgangspunkt der Berechnung des Economic Value Added ist das aus Jahresabschlussdaten abgeleitete Betriebsergebnis, bei dem Einflüsse aus dem nicht betrieblichen Bereich eliminiert und Korrekturen für finanzielle, steuerliche und bewertungsbedingte Verzerrungen vorgenommen werden, um den so genannten Net Operating Profit After Taxes zu erhalten.215 Betriebsergebnis + Erhöhung der Wertberichtigungen auf Forderungen + Abschreibungen von derivativen Geschäfts- oder Firmenwerten +
Erhöhung der Differenz zwischen der Vorratsbewertung nach LIFO- gegenüber dem FIFOVerfahren
+ Erhöhung des Barwertes der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen + Sonstige betriebliche Erträge + Erhöhung der sonstigen Rückstellungen -
Steuern216
+ Marktwertbildende Vorlaufkosten = NOPAT Abbildung 6:
Ermittlungsschema für den NOPAT
Werden vom NOPAT die Kapitalkosten abgezogen, erhält man den Economic Value Added der Periode. Die Gesamtkapitalkosten ergeben sich, indem das eingesetzte Kapital am Perio214
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1387; BALLWIESER 2000, S. 163f.; BECK/LINGAU 2000, S. 8; BECKER 2000, S. 54; FERSTL 2000, S. 188; GÖTZE/GLASER 2001, S. 31; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 935; KELLER/ PLACK 2001, S. 347; KUßMAUL 1999b, S. 383f.; LORSON 1999, S. 1334; MÄNNEL 1999, S. 17; PAPE 1999, S. 129f.; PAPE 2000, S. 715; SCHMIDBAUER 2000a, S. 154 sowie WURL/KUHNERT/HEBELER 2001, S. 1362f.
215
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 9; FISCHER 2000, S. 7; GÖTZE/GLASER 2001, S. 33; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 936; KELLER/PLACK 2001, S. 348; KUßMAUL 1999b, S. 385; LORSON 1999, S. 1334; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 360; SCHMIDBAUER 1999, S. 368; SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 561 und WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 495. Ähnlich auch BÖRSIG 2000, S. 167-173.
216
Es handelt sich um die Steuern auf das Betriebsergebnis vor Zinsen, d.h. es wird eine vollständige Eigenfinanzierung unterstellt. Der Vorteil aus der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen wird im WACC berücksichtigt, vgl. BEHRINGER/OTTERSBACH 2001, S. 99.
Der Shareholder-Value-Ansatz
65
denanfang mit dem WACC multipliziert wird. Zur Berechnung des eingesetzten Kapitals wird der bilanzielle Buchwert des Anlage- und Umlaufvermögens um Einflüsse, die aus dem nicht betrieblichen Bereich stammen, um Effekte aus versteckten Finanzierungsformen (z.B. Leasing) und um Sachverhalte, die der vollständigen Erfassung des Eigenkapitals dienen, korrigiert. Ergebnis ist der so genannte Economic Book Value. Alternativ kann das eingesetzte Kapital auch über die Net Operating Assets bestimmt werden, bei denen ausgehend von der Bilanzsumme bestimmte Anpassungen vorgenommen werden, um von der buchhalterischen zu einer wirtschaftlichen Betrachtungsweise zu gelangen.217 Grundsätzlich führen beide Verfahren aber zum gleichen Ergebnis. Buchwert des Anlagevermögens + Buchwert des Umlaufvermögens
Bilanzsumme -
aktiviertes, nicht betrieblich gebundenes Vermögen
- nicht verzinsliche kurzfristige Verbindlichkeiten
+ betrieblich gebundenes, nicht aktiviertes Vermögen
- marktgängige Wertpapiere
-
nicht zinstragende kurzfristige Verbindlichkeiten
- Anlagen im Bau
-
aktive latente Steuern
+ passivische Wertberichtigungen auf Forderungen
+ Eigenkapitaläquivalente
+
Differenzen aus der Vorratsbewertung nach LIFOund FIFO-Verfahren
+
kumulierte Abschreibungen von derivativen Geschäfts- oder Firmenwerten
+ kapitalisierte Miet- und Leasingaufwendungen +
kapitalisierte Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen
+ kapitalisierte Vorlaufkosten = EBV Abbildung 7:
Differenzen aus der Vorratsbewertung nach LIFO- und FIFO-Verfahren
Aufwendungen mit Investitionscharakter (z.B. Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen oder kumulierte Abschreibungen auf derivative Geschäfts- oder Firmenwerte)
stille Rücklagen im Sach- und Finanzanlagevermögen
passivische Wertberichtigungen auf Forderungen
= NOA Ermittlungsschemata für EBV und NOA218
Formal lässt sich der Economic Value Added aus der Differenz zwischen dem NOPAT und den Kapitalkosten oder anhand einer Value-Spread-Formel bestimmen:219
217
Es handelt sich dabei um Operating Conversions, Funding Conversions, Tax Conversions und Shareholder Conversions, vgl. FISCHER 2000, S. 7-9; KELLER/PLACK 2001, S. 348 und KUßMAUL 1999b, S. 385.
218
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 9; BEHRINGER/OTTERSBACH 2001, S. 100; FISCHER 2000, S. 7; GÖTZE/GLASER 2001, S. 32f.; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 936; KELLER/PLACK 2001, S. 349; KUßMAUL 1999b, S. 384f.; LAUX 2001c, S. 14; LORSON 1999, S. 1334; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 361; SCHMIDBAUER 1999, S. 368 bzw. SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 561.
219
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1388; BECK/LINGAU 2000, S. 8; BEHRINGER/OTTERSBACH 2001, S. 100f.; BIEL 1999, S. 268; BISCHOFF 1994, S. 151; BÜHNER 1996, S. 395; DEIMEL 2002a, S. 508; FERSTL 2000, S. 188; FISCHER 2000, S. 2f.; GLEIßNER/MEIER, S. 6; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 935; GÜNTHER 2002, Sp. 2663; KELLER/PLACK 2001, S. 347; KUßMAUL 1999b, S. 385; KÜTING/EIDEL 1999, S. 834; LAUX 2001c, S. 13; LORSON 1999, S. 1334; PAPE 1999, S. 129f.; PAPE 2000, S. 715; SCHMIDBAUER 1999, S. 367; SCHMIDBAUER 2000a, S. 155; SCHÜLER 2000a, S. 2106; SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 560 oder
66
Theoretische Grundlagen
(2-40)
EVA t
NOPATt WACCt EBVt 1 oder
(2-41)
EVA t
§ NOPAT · t EBVt 1 ¨ WACCt ¸ ¨ ¸ © EBVt 1 ¹
Der Barwert, der sich auf der Grundlage des für den Detailplanungszeitraum ermittelten EVA zuzüglich des EVA-basierten Residualwertes ergibt, wird auch als Market Value Added bezeichnet. Die Summe aus Market Value Added, Economic Book Value und dem Marktwert des nicht betriebsnotwendigen Vermögens entspricht unter bestimmten Voraussetzungen dem Gesamtunternehmenswert, so dass für den Marktwert des Fremdkapitals gilt:220 (2-42)
EK
MVA EBV NBV FK
mit
MVA
T DPZ
¦ t
EVA t
1 WACCt
t
EVA fort
WACCfort 1 WACCT DPZ
T DPZ
Einschränkend bleibt anzumerken, dass das EVA-Konzept zwar zur Steuerung von Konzernen oder Geschäftsbereichen geeignet ist, auf tieferliegenden Ebenen, wie z.B. Produkt- oder Kundengruppen, muss dagegen auf andere Controllinginstrumente zurückgegriffen werden.221
WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 495. Der Quotient aus dem NOPAT und dem EBV wird auch als Stewart’s R bezeichnet. 220
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1388; BÜHNER 1996, S. 395; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000a, S. 74f.; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 11; FERSTL 2000, S. 189; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 936; KELLER/PLACK 2001, S. 350; KUßMAUL 1999b, S. 385; KÜTING/EIDEL 1999, S. 833; LORSON 1999, S. 1334; MÄNNEL 1999, S. 17; PAPE 1999, S. 130; PAPE 2000, S. 715f.; SCHMIDBAUER 1999, S. 369; SCHMIDBAUER 2000a, S. 155; SCHÜLER 2000a, S. 2106; SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 560; WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 495f. und ZEHETNER 2001, S. 20. Gilt das LÜCKE-Theorem und insbesondere das Kongruenzprinzip, d.h. über die Totalperiode hinweg entspricht die Summe der Zahlungsüberschüsse der Summe der Betriebsergebnisse, so ist der Barwert der zukünftigen Zahlungsüberschüsse (der „korrekte“ Unternehmenswert) genauso hoch wie der Barwert der um die Kapitalkosten auf das gebundene Kapital verminderten zukünftigen Periodenerfolge. Bei einem informationseffizienten Kapitalmarkt sind dann der auf Basis des MVA berechnete Unternehmenswert und die Marktkapitalisierung identisch, vgl. BECKER 2000, S. 53; BÖCKING/WESNER 2004, S. 100; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000a, S. 73f.; DEIMEL 2002a, S. 508f.; DIERKES/KLOOCK 1999, S. 121f.; FISCHER 2000, S. 10; FÖRSTER/RUß 2002, S. 2664f.; GÖTZE/GLASER 2001, S. 32-34 und S. 37; GÜNTHER 1997, S. 86-88; HENSELMANN 2001, S. 162-185; HERING 2000, S. 435f.; HOFMANN 1999, S. 109; KNOLL 1998a, S. 97; LAUX 1994, S. 1261; LAUX 1998a, S. 135; LAUX 2001, S. 2; PFEIFFER 2003, S. 45f.; SCHILLER 1999, S. 90; SCHMID-GROTJOHANN 2001, S. 382; SCHMIDBAUER 1999, S. 367; SCHMIDBAUER 2000a, S. 155; SCHÜLER 2000a, S. 2107f.; THIEßEN 1999, S. 398-400 sowie WURL/KUHNERT/HEBELER 2001, S. 1367f.
221
Vgl. BALLWIESER 2000, S. 164; LORSON 1999, S. 1336; SCHMIDBAUER 1999, S. 373f. und ZEHETNER 2001, S. 20.
Der Shareholder-Value-Ansatz
2.2.4.1.5
67
CFROI- bzw. CVA-Ansatz
Der CFROI gibt die durchschnittliche inflationsbereinigte Verzinsung des eingesetzten Kapitals an und wird nach der Methode des internen Zinssatzes ermittelt. Der CFROI entspricht demnach dem Zinssatz, bei dem der Barwert der Brutto-Cashflows genauso so groß ist wie die Anfangsauszahlung einer Investition, die im Rahmen des CFROI-Ansatzes als BruttoInvestitionsbasis bezeichnet wird.222 Anders als bei den vorangegangenen Methoden wird der Brutto-Cashflow im Rahmen des CFROI-Ansatzes als Cashflow vor Zinsen und Investitionen definiert, d.h. bewertungsrelevant ist nicht nur der Cashflow, der zur Bedienung der Ansprüche der Eigen- und Fremdkapitalgeber zur Verfügung steht, sondern auch der Cashflow, der für Investitionen verwendet werden kann. Der Brutto-Cashflow lässt sich mithilfe des folgenden Schemas ermitteln:223 Jahresüberschuss nach Steuern + Abschreibungen auf das abnutzbare Sachanlagevermögen + Fremdkapitalzinsen (einschließlich Miet- und Leasingaufwendungen) + LIFO-FIFO-Anpassung r Inflationsgewinn / Inflationsverlust aus der Netto-Liquiditätsposition
= CF CFROI Abbildung 8:
Ermittlungsschema für den Brutto-Cashflow (CFROI-Ansatz)
Eine Besonderheit ist darin zu sehen, dass die Aufwendungen für die Bildung von Rückstellungen wie zahlungswirksame Aufwendungen behandelt werden. Als Begründung wird angeführt, dass es sich bei Rückstellungen um geschäftsspezifische Verbindlichkeiten handelt und die Liquidität aus deren Bildung den Kapitalgebern nicht zur Entnahme zur Verfügung steht.224 Dem Barwert der Brutto-Cashflows steht die Brutto-Investitionsbasis gegenüber, die das in einem Geschäftsfeld gebundene Kapital angibt. Sie umfasst alle Vermögenswerte, die zur Erwirtschaftung des Brutto-Cashflows benötigt werden abzüglich der unverzinslichen Verbindlichkeiten und zuzüglich versteckter Finanzierungsformen. Die (abnutzbaren) Vermögenswer222
Vgl. BALLWIESER 2000, S. 164; BECK/LINGAU 2000, S. 9; BECKER 2000, S. 54; BÜHNER 1996, S. 394; COENENBERG 2002, S. 1022f.; DEIMEL 2002a, S. 507; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 30-32; FERSTL 2000, S. 191; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 928; GÜNTHER 2002, Sp. 2663; HACHMEISTER 1997, S. 556f.; KUßMAUL 1999b, S. 386; LORSON 1999, S. 1335; MÄNNEL 1999, S. 17; MÄNNEL 2000, S. 325f.; MÄNNEL 2001a, S. 44; MÄNNEL 2001b, S. 13-16; PAPE 1999, S. 131; PAPE 2000, S. 716; SCHMIDBAUER 1999, S. 369 aber auch WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 496.
223
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 10; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 930f.; KUßMAUL 1999b, S. 387; LORSON 1999, S. 1335; MÄNNEL 2001a, S. 41f. bzw. SCHMIDBAUER 1999, S. 370.
224
Vgl. KUßMAUL 1999b, S. 387b; LORSON 1999, S. 1335 und MÄNNEL 2001a, S. 42. SCHMIDT/MAßMANN und SCHNEIDER stehen der Verwendung des EVA-Konzepts als Instrument einer wertorientierten Steuerung dagegen kritisch gegenüber, vgl. SCHMIDT/MAßMANN 1999, S. 8-17; SCHNEIDER 2001, S. 2509- 2514 und SCHNEIDER 2002a, S. 2666f.
68
Theoretische Grundlagen
te gehen mit ihren aktualisierten historischen Anschaffungskosten in die Berechnung ein, wobei nicht die Wiederbeschaffungspreise, sondern die Buchwerte zuzüglich der kumulierten Abschreibungen unter Berücksichtigung der Inflationsrate seit dem Investitionszeitpunkt verwendet werden. Das nicht abnutzbare Anlagevermögen wird dagegen mit seinem Buchwert angesetzt. Die Brutto-Investitionsbasis kann anhand des folgenden Schemas bestimmt werden:225 Bilanzsumme (buchmäßige Aktiva) + Kumulierte Abschreibungen auf das abnutzbare Sachanlagevermögen + Inflationsanpassung des abnutzbaren Sachanlagevermögens + kapitalisierte Miet- und Leasingkosten -
Erworbene Geschäfts- oder Firmenwerte226
-
unverzinsliches Fremdkapital (einschließlich aller Rückstellungen)
= BIB Abbildung 9:
Ermittlungsschema für die Bruttoinvestitionsbasis
Die Nutzungsdauer, für die der CFROI als interner Zinssatz ermittelt wird, entspricht dem Zeitraum, in dem Rückflüsse aus der Brutto-Investitionsbasis erwartet werden. Sie wird durch den Quotienten aus den historischen Anschaffungskosten des abnutzbaren Sachanlagevermögens und den entsprechenden linearen Abschreibungen geschätzt. Bei der Berechnung des CFROI wird außerdem davon ausgegangen, dass das nicht abnutzbare Vermögen am Ende der Nutzungsdauer ausgekehrt wird. Für den CFROI gilt somit folgender Zusammenhang:227 (2-43)
0
BIB
T CFROI
¦ t 1
CFtCFROI
CFTnaV CFROI
1 CFROI t 1 CFROI T
CFROI
Da sich diese Gleichung nicht nach dem CFROI auflösen lässt, muss dieser iterativ bestimmt werden. Für die Überprüfung der Vorteilhaftigkeit einer Investition wird der CFROI mit den gewogenen Kapitalkosten verglichen. Diese werden anders als bei den oben dargestellten Verfahren nicht mathematisch-statistisch mithilfe des CAPM oder der APT, sondern qualitativ
225
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 10; COENENBERG 2002, S. 1023; FERSTL 2000, S. 191; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 929f.; HACHMEISTER 1997, S. 561f.; KUßMAUL 1999b, S. 386f.; LORSON 1999, S. 1335; MÄNNEL 2001a, S. 42f.; PAPE 2000, S. 716 oder SCHMIDBAUER 1999, S. 369.
226
Der Geschäfts- oder Firmenwert ist dann abzuziehen, wenn nur die Leistung des Geschäftsbereichs bewertet werden soll. Der vom Käufer gezahlte Preis, der zur Bildung des Geschäfts- oder Firmenwertes geführt hat, liegt nicht im Verantwortungsbereich des Managements, vgl. GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 930; HACHMEISTER 1997, S. 562; KUßMAUL 1999b, S. 387 bzw. SCHMIDBAUER 1999, S. 370.
227
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 10; COENENBERG 2002, S. 1024; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000b, S. 205; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 928; KUßMAUL 1999b, S. 387 oder SCHMIDBAUER 1999, S. 369.
Der Shareholder-Value-Ansatz
69
ermittelt. Da die Brutto-Cashflows inflationsbereinigt sind, handelt es sich außerdem um reale risikoadäquate Gesamtkapitalkosten.228 Als ergänzende Größe zum CFROI kann auch der Cash Value Added verwendet werden. Analog zum Economic Value Added handelt es sich beim Cash Value Added um eine periodenbezogene (absolute) Erfolgsgröße, die sich aus dem Produkt der Brutto-Investitionsbasis und der Spanne zwischen dem CFROI und den gewogenen Kapitalkosten ergibt. Investitionsprojekte mit positivem Cash Value Added haben demzufolge Werte geschaffen, wohingegen Strategien mit negativem Cash Value Added Werte vernichtet haben.229 (2-44)
2.2.4.2
CVA
CFROI WACC
CFROI
BIB
Kapitalmarktorientierte Informationspolitik
Unterstellt man die idealtypischen Annahmen eines vollkommenen, streng informationseffizienten Kapitalmarktes, spiegelt der aktuelle Aktienkurs des Unternehmens alle Informationen wider, d.h. öffentlich zugängliche Informationen aber auch Insiderinformationen. Unter diesen Voraussetzungen schlagen sich die Ergebnisse der wertorientierten Unternehmenssteuerung unmittelbar im Aktienkurs nieder. In der Realität kann jedoch allenfalls von mittelstreng informationseffizienten Kapitalmärkten ausgegangen werden. In den Kursbildungsprozess fließen nur alle öffentlich zugänglichen Informationen ein. Die Unternehmensleitung besitzt somit gegenüber dem Kapitalmarktpublikum einen erheblichen Informationsvorsprung, insbesondere hinsichtlich der zu erwartenden Geschäftsentwicklung.230 Eine Verringerung dieser Wahrnehmungslücke, d.h. der Abbau der bestehenden Informationsasymmetrie zwischen Anteilseignern und Unternehmensleitung, ist nur durch eine umfassende Informationspolitik möglich. Die Zielsetzung der kapitalmarktorientierten Informationspolitik ist daher die Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen aus dem operativen und strategischen Bereich, die von Dritten gar nicht oder nur zu unverhältnismäßig hohen Kosten beschafft werden können. Den aktuellen und potenziellen Anteilseignern soll so die Bewertung des Unternehmens erleichtert werden und damit die Wertlücke zwischen aktuellem Börsenkurs und gegenwärtigem, intern ermitteltem Unternehmenswert verringert werden.231 Eine umfassende In228
Vgl. BÜHNER 1996, S. 394; FERSTL 2000, S. 192; KUßMAUL 1999b, S. 388f.; LORSON 1999, S. 1335 oder PAPE 1999, S. 131.
229
Vgl. BECK/LINGAU 2000, S. 10; COENENBERG 2002, S. 1024; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000b, S. 206f.; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 21f.; FERSTL 2000, S. 190; GÜNTHER 2002, Sp. 2664; KUßMAUL 1999b, S. 388; LORSON 1999, S. 1335; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 369; PAPE 1999, S. 132; PAPE 2000, S. 716; SCHMIDBAUER 1999, S. 371 sowie WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 496.
230
Vgl. ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 686; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1624; PAPE 1999, S. 169f. oder PAPE 2000, S. 713f.
231
Vgl. BÖCKING 1998, S. 44f.; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; EWERT 1999, S. 39-45; FISCHER 2002, S. 211; FISCHER/WENZEL/KÜHN 2001, S. 1209; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1627; KEßLER/KÜHNBERGER
70
Theoretische Grundlagen
formationspolitik ist daher unter den bestehenden Marktunvollkommenheiten eine unabdingbare Voraussetzung für die Wirksamkeit eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts.232 Sie kann darüber hinaus auch selbst einen positiven Wertbeitrag erzielen, da sie zu einer Ausweitung der externen Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten und über eine Verbesserung der Risikobeurteilung des Kapitalmarktpublikums und die glaubwürdige Umsetzung des Shareholder-Value-Ansatzes zu einer Verringerung der von den Eigenkapitalgebern geforderten Verzinsung beitragen kann.233 Eine kapitalmarktorientierte Unternehmenspublizität (Business Reporting) besteht zum einen aus dem Financial Accounting, d.h. den Instrumenten der traditionellen Rechnungslegung (z.B. Jahresabschluss, Zwischenberichte oder Lagebericht) und zum anderen aus ergänzenden unternehmenswertorientierten Informationen, dem so genannten Value Reporting.234 Das Value Reporting, das sich in das Corporate Governance-Reporting und das Value Reporting i.e.S. unterteilen lässt, umfasst dabei nicht nur die Kommunikation von Zielen und Zielsystemen, Grundsätzen oder Strategien, sondern auch die Erläuterung des Aufbaus des (wertorientierten) Controllingsystems und die Veröffentlichung der Ergebnisse der internen wertorientierten Steuerung (z.B. des Value Added).235 Das Corporate Governance-Reporting soll dabei Auskunft über die am Unternehmenswert ausgerichtete Unternehmensführung und -überwachung durch die Organe der Gesellschaft geben.236 Es lässt sich grundsätzlich in drei Themenkomplexe unterteilen: Die Führung des
2000, S. 629f.; LÖW 1999, S. 90-92 und S. 609; MÜLBERT 1997, S. 133; PAPE 1999, S. 169f.; PAPE 2000, S. 713f.; RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 604 bzw. STEINLE/THIEM/KRÜGER 2001, S. 489-500. 232
Vgl. AFRA/ADERS 2001, S. 101-103; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 86f.; ENGLERT/SCHOLICH 1998, S. 686688; ESSER 2000, S. 185f.; FREIDANK/WEBER 2009, S. 310; FUNK 1999, S. 769f.; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1623f.; LORSON S. 1331f.; MÜLLER 1998, S. 151-157; NEUBÜRGER 2000, S. 195f.; PAPE 1999, S. 169f.; PAPE 2000, S. 713f.; RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606f.; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 689-691 und ZIMMERMANN/WORTMANN 2001, S. 293f.
233
Vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 317-319; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1624; LORSON 1999, S. 1332 und PAPE 1999, S. 172f.
234
Vgl. FISCHER/WENZEL/KÜHN 2001, S. 1209; FREIDANK/WEBER 2009, S. 311-313; KÜMPEL 2002, S. 799 oder RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606-608.
235
Allerdings ist die Weitergabe interner Informationen dann nicht mehr sinnvoll, wenn dadurch bestehende Wettbewerbsvorteile in Gefahr gebracht werden, vgl. ACHLEITNER/BASSEN 2002, S. 1196f.; AFRA/ADERS 2001, S. 106; BEA 1997, S. 48; BÖCKING 1998, S. 23-39; BÖCKING/WESNER 2004, S. 102-106; BURGER/BUCHHART 2001b, S. 551-553; BURGER/BUCHHART 2001c, S. 86f.; EWERT 1999, S. 39-45; FISCHER/WENZEL/KÜHN 2001, S. 1209-1211; ESSER 2000, S. 185f.; FREIDANK/WEBER 2009, S. 313; FUNK 1999, S. 769f.; GÜNTHER 2002; Sp. 2669-2675; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1624; LÖW 1999, S. 90-92; MÜLBERT 1997, S. 133; NEUBÜRGER 2000, S. 195f.; PAPE 1999, S. 177-179; PAPE 2000, S. 714; RUHWEDEL/SCHULTZE 2002, S. 606-608 bzw. STEINLE/THIEM/KRÜGER 2001, S. 489-500. Auch die traditionelle Rechnungslegung musste sich in der Vergangenheit den Informationsbedürfnissen des Kapitalmarktes anpassen, so z.B. durch die Ergänzung des Konzerabschlusses um eine Kapitalflussrechnung, eine Segmentberichterstattung bzw. einen Eigenkapitalspiegel oder die Einführung internationaler Rechnungslegungsstandards (IAS/IFRS).
236
Vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 312 und STEINMEYER 2009, S. 283.
Der Shareholder-Value-Ansatz
71
Unternehmens durch den Vorstand, die Überwachung durch den Aufsichtsrat sowie dessen Unterstützung durch den Abschlussprüfer.237 Als Inhaltskomponenten des Corporate Governance-Reporting kommen dabei zunächst Angaben zu den einzelnen Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern, zur Zusammensetzung und Arbeitsweise des Vorstands und Aufsichtsrats bzw. seiner Ausschüsse sowie zur Informationsversorgung des Aufsichtsrats durch den Vorstand in Betracht. Zusammen mit Informationen zum Anteilsbesitz von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern am Unternehmen und dessen Entwicklung im Zeitablauf (Directors´ Dealings) wird den Adressaten die Einschätzung der Qualität, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der jeweiligen Gesellschaftsorgane ermöglicht. Um die Qualität der Unternehmensführung beurteilen zu können, müssen im Corporate Governance-Reporting Informationen über die vom Unternehmen verfolgten strategischen Zielsetzungen und deren Transformation sowie Details zur Ausgestaltung des wertorientierten Steuerungssystems und des (unternehmensführungs-)internen Überwachungssystems, bestehend aus Interner Revision, Internem Kontrollsystem und Risikomanagementsystem mit seinen Bestandteilen Frühwarnsystem und Risiko-Controlling zur Verfügung gestellt werden. Damit die Kosten der Unternehmensführung abgeschätzt werden können, ist in einem Vergütungsbericht die Vorstandsvergütung individualisiert und in ihre Bestandteile aufgegliedert anzugeben. Außerdem sollte ein solcher Vergütungsbericht eine detaillierte Beschreibung der eingesetzten Vergütungssysteme, z.B. eines Aktienoptionsprogramms, enthalten. Analog ist auch die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder individualisiert und aufgegliedert darzustellen, um so einen Eindruck von den Kosten der Überwachung durch den Aufsichtsrat zu vermitteln. Schließlich ist die Zusammenarbeit von Aufsichtsrat und Abschlussprüfer zu erläutern sowie das Gesamthonorar des Abschlussprüfers, das er der Gesellschaft für von ihm erbrachte Leistungen in Rechnung gestellt hat, aufzuschlüsseln.238 Mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes hat der Wirtschaftsprüfer gemäß des neu eingefügten § 171 Abs. 1 Satz 3 AktG dem Aufsichtsrat oder Prüfungsausschuss Informationen über seine mögliche Befangenheit zu geben. Außerdem muss er über die Leistungen berichten, die er zusätzlich zu den Abschlussprüfungsleistungen erbracht hat.239 Das Corporate Governance-Reporting ist (bisher) allerdings kein eigenständiges Berichtselement. Vielmehr finden sich diesbezügliche Informationen an verschiedenen Stellen des An-
237
Zur folgenden fallbezogenen Analyse siehe insbesondere FREIDANK/WEBER 2009, S. 319-325 und S. 328; TESCH/WIßMANN 2009, S. 272f. sowie STEINMEYER 2009, S. 283. Als weitere Inhaltskomponente ist die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG sowie die Erläuterung und Begründung der nicht angewendeten Empfehlungen der REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX zu nennen.
238
Diese Angaben können Aufschluss über die Unabhängigkeit des Abschlussprüfers geben, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 91 und S. 105; MELCHER 2009, S. 365f. oder ZIMMERMANN 2008, S. 61f.
239
Hierbei handelt es sich um die Umsetzung von Art. 42 Abs. 1 lit. b und c der Abschlussprüferrichtlinie in nationales Recht, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 105; RICHTLINIE 2006/43/EG, S. 104; TESCH/WIßMANN 2009, S. 266 und THEISEN 2009, S. 353.
72
Theoretische Grundlagen
hangs und Lageberichts.240 Hieran ändert auch nichts, dass der Gesetzgeber mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes die Corporate Governance bezogenen Berichtspflichten deutlich erweitert hat. Vor dem Hintergrund des Erfordernisses eines umfangreichen Corporate Governance-Reporting sind diese Vorgaben jedoch als rudimentär zu bezeichnen.241 So müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen242 gemäß § 289 Abs. 5 HGB im Lagebericht zukünftig die wesentlichen Merkmale des rechnungslegungsbezogenen Internen Kontroll- und Risikomanagementsystems beschreiben.243 Um zu verhindern, dass dem Unternehmen durch die Veröffentlichung von Informationen über das gesamte Interne Kontroll- und Risikomanagementsystem Nachteile entstehen, liegt der Fokus auf dem Prozess der Rechnungslegung sowie den Strukturen, durch die die Erfassung, Aufbereitung und Würdigung unternehmerischer Sachverhalte und ihre Übernahme in die Rechnungslegung ermöglicht wird.244 Eine solche Einschränkung der Veröffentlichungspflicht lediglich auf einen Teilaspekt des Internen Kontroll- und Risikomanagementsystems ist jedoch kritisch zu beurteilen.245 Eine Einrichtungspflicht für ein rechnungslegungsbezogenes Internes Kontroll- und Risikomanagementsystem kann aus § 289 Abs. 5 HGB aber ebenso wenig abgeleitet werden wie die Pflicht des Vorstands zu einer Wirksamkeitsaussage. Jedoch soll im Lagebericht angegeben werden, wenn keine entsprechenden Systeme eingerichtet wurden. Eine diesbezüglich Begründung ist allerdings nicht erforderlich. Der Gesetzgeber verbindet mit der Publizitätspflicht die Hoffnung, dass dadurch der Anreiz zur Einrichtung und inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Effektivität solcher Systeme geschaffen wird.246 Darüber hinaus hat der Wirtschaftsprüfer in Umsetzung von Art. 41 Abs. 4 der Abschlussprüferrichtlinie den Aufsichtsrat bzw. Prüfungsausschuss in dessen Bilanzsitzung über wesentliche Schwächen des Internen
240
Von dem in Art.46a Abs. 2 der Bilanzrichtlinie in der Fassung der Abänderungsrichtlinie eingeräumten Mitgliedstaatenwahlrecht, das Corporate Governance-Reporting als vom Lagebericht unabhängiges Berichtselement zu etablieren, hat der Gesetzgeber keinen Gebrauch gemacht, vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 327 und RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 5.
241
Vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 324.
242
Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz wurde in § 264d HGB eine Legaldefinition des Begriffs „kapitalmarktorientierte Unternehmen“ eingefügt, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 63 oder TESCH/WIßMANN 2009, S. 258.
243
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 76; ERNST/SASSEN 2009, S. 43f. bzw. TESCH/WIßMANN 2009, S. 257. Es handelt sich hierbei um die Umsetzung von Art. 46a Abs. 1 lit. c der Bilanzrichtlinie in der Fassung der Abänderungsrichtlinie, vgl. RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 4. Die Angaben nach § 289 Abs. 5 HGB können mit denen nach § 289 Abs. 2 Nr. 2 HGB und § 285 Nr. 23 HGB zu einem einheitlichen Risikobericht zusammengefasst werden, ERNST/SASSEN 2009, S. 44.
244
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 76f. und TESCH/WIßMANN 2009, S. 260. Zur Konkretisierung des Berichtsgegenstands rechnungslegungsbezogener Teil des Internen Kontrollsystems und Risikomanagementsystems vgl. TESCH/WIßMANN 2009, S. 260-265.
245
So auch FREIDANK/WEBER 2009, S. 321.
246
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 76; ERNST/SASSEN 2009, S. 44; STEINMEYER 2009, S. 284 sowie TESCH/ WIßMANN 2009, S. 259f. und S. 267.
Der Shareholder-Value-Ansatz
73
Kontroll- und Risikomanagementsystems bezogen auf den Rechnungslegungsprozess zu informieren (§ 171 Abs. 1 Satz 2 AktG).247 Mit dem neu durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz eingefügten § 289a HGB werden die hier untersuchten börsennotierten Aktiengesellschaften außerdem dazu verpflichtet, eine Erklärung zur Unternehmensführung abzugeben.248 Gemäß § 289a Abs. 2 HGB setzt sie sich aus drei Inhaltskomponenten249 zusammen. Zunächst ist dies die Entsprechenserklärung nach § 161 AktG, in der Vorstand und Aufsichtsrat die Anwendung der Empfehlungen der REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX versichern sowie Abweichungen davon begründen.250 Als zweites sind, deren Relevanz vorausgesetzt, Angaben zu Unternehmensführungspraktiken, die über die gesetzlichen Anforderungen hinaus angewandt werden, erforderlich. Dies schließt auch den Hinweis auf deren Veröffentlichungsort ein. Als Beispiele sind hierfür ethische Standards, Arbeits-, Sozial- oder Umweltstandards aber auch Regelung zur Betriebssicherheit zu nennen.251 Als drittes ist die Zusammensetzung und Arbeitsweise von Vorstand und Aufsichtsrat bzw. deren Ausschüssen zu beschreiben. Da die Zusammensetzung der Gesellschaftsorgane bereits nach § 285 Nr. 10 HGB im Anhang anzugeben ist, lässt der Gesetzgeber zur Vermeidung von Doppelnennungen den Verzicht auf diesbezügliche Angaben in der Erklärung zur Unternehmensführung zu. Dies ist aus Sicht der Adressaten jedoch kritisch zu beurteilen, da sich so inhaltlich ergänzende Informationen nicht in einer geschlossenen Darstellung, sondern in verschiedenen Teilen der Unternehmensberichterstattung finden.252 Gemäß § 289a Abs. 1 HGB ist die Erklärung zur Unternehmensführung entweder als gesonderter Abschnitt in den Lagebericht aufzunehmen oder, bei einem entsprechenden Verweis im Lagebericht, auf der Internetseite des Unternehmens zugänglich zu machen.253 Da die Erklä247
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 104; RICHTLINIE 2006/43/EG, S. 103; TESCH/WIßMANN 2009, S. 266 und THEISEN 2009, S. 353.
248
Die Veröffentlichungspflicht beschränkt sich nicht nur auf börsennotierte Aktiengesellschaften, sondern schließt nach § 289a Abs. 1 Satz 1 HGB auch solche Unternehmen ein, deren Aktien zwar lediglich über ein multilaterales Handelssystem gehandelt werden, die aber dennoch andere Wertpapiere emittiert haben, die an einem organisierten Markt (§ 2 Abs. 5 WpHG) zum Handel zugelassen sind. Mit der Aufnahme von § 289a HGB in nationales Recht werden ebenfalls (nur) europarechtliche Vorgaben, hier Art. 46a Abs. 2 und 3 der Bilanzrichtlinie in der Fassung der Abänderungsrichtlinie, umgesetzt, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 77; FREIDANK/WEBER 2009, S. 324; RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 5 und TESCH/WIßMANN 2009, S. 267f.
249
Diese leiten sich aus den europarechtlichen Vorgaben des Art. 46a Abs. 1 lit. a, b und f der Bilanzrichtlinie in der Fassung der Abänderungsrichtlinie ab, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 77 bzw. RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 4f.
250
Die Pflicht zur Begründung von Abweichungen wurde mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz neu in § 161 AktG eingefügt, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 77f. und S. 104; STEINMEYER 2009, S. 293; TESCH/WIßMANN 2009, S. 268f. sowie THEISEN 2009, S. 354.
251
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 78; RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 4; STEINMEYER 2009, S. 293 und TESCH/ WIßMANN 2009, S. 269.
252
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 78; RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 5; STEINMEYER 2009, S. 294 aber auch TESCH/WIßMANN 2009, S. 269-270.
253
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 77; FREIDANK/WEBER 2009, S. 327; RICHTLINIE 2006/46/EG, S. 5 und TESCH/WIßMANN 2009, S. 271. Wird die Erklärung zur Unternehmensführung in den Lagebericht aufge-
74
Theoretische Grundlagen
rung zur Unternehmensführung vornehmlich gesellschaftsrechtliche Aspekte und Informationen zur Unternehmensführung behandelt und der Lagebericht eigentlich ergänzende Analysen und Kommentierungen zum Jahresabschluss beinhalten und vertiefend über die wirtschaftlichen Verhältnisse berichten soll, ist die Verortung der Erklärung zur Unternehmensführung als gesonderter Teil des Lageberichts nicht sachgerecht. Außerdem kommt es hierdurch zu einer Durchbrechung des Prinzips der Kongruenz von Zuständigkeit und Berichtspflicht, da allein der Vorstand zur Aufstellung des Lageberichts verpflichtet ist.254 Abschließend bleibt zu erwähnen, dass als Kommunikationsmedien wertorientierter Informationen neben dem Geschäftsbericht, den Zwischenberichten und Ad-hoc-Mitteilungen auch Analystengespräche, Pressemeldungen, Finanzanzeigen, Road Shows oder sonstige Investor Relationsaktivitäten, in Betracht kommen.255
2.2.4.3
Überwachungssysteme
Zu den flankierenden Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts gehört neben einer umfassenden Informationspolitik auch die Implementierung geeigneter Überwachungssysteme, durch die verhindert werden soll, dass die Führungskräfte des Unternehmens ihren individuellen Nutzen zu Lasten der Anteilseigner maximieren.256 Bei einem solchen Überwachungssystem sind grundsätzlich zwei Ebenen zu unterscheiden: Die Überwachung des Vorstands und die Überwachung der übrigen Führungskräfte. Eine besondere Rolle im Rahmen eines wertorientierten Überwachungssystems kommt deshalb dem Aufsichtsrat zu, der gemäß § 111 Abs. 1 AktG die Geschäftsführung zu überwachen hat. Daneben ist der Aufsichtsrat auch für die Bestellung und den Abschluss des Anstellungsvertrages des Vorstands zuständig (§ 84 AktG). Er hat somit nicht nur eine Kontrollfunktion, sondern kann über die Gestaltung der im Anstellungsvertrag festgelegten Rahmenbedingungen maßgeblichen Einfluss auf das Verhalten der Vorstandsmitglieder nehmen. Durch die Vorgabe konkreter Handlungsanweisungen und allgemeiner Verhaltensvorschriften kann der Aufsichtsrat erreichen, dass der Vorstand die ihm übertragene Leitungsmacht im Sinne der Anteileigner ausübt. Eine solche Input- bzw. verhaltensorientierte Steuerung setzt dabei nicht am Ergebnis des Führungshandelns, sondern an der Überwachung der tatsächlich erbrachten nommen, ist sie nicht Gegenstand der Abschlussprüfung (§ 317 Abs. 2 Satz 3 HGB). Der Lagebericht kann daher künftig aus einem prüfungspflichtigen und einem nicht prüfungspflichtigen Teil bestehen, vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 86; STEINMEYER 2009, S. 297 sowie TESCH/WIßMANN 2009, S. 271. 254
Vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 327; STEINMEYER 2009, S. 295-297 oder THEISEN 2009, S. 354.
255
Vgl. FISCHER/WENZEL/KÜHN 2001, S. 1209; FREIDANK/WEBER 2009, S. 311-313; FUNK 1999, S. 769-771; GÜNTHER/BEYER 2001, S. 1624; KLEMUND 1999, S. 29f. oder PAPE 1999, S. 175-177 bzw. PAPE 2000, S. 714.
256
Vgl. ELSCHEN 1991a, S. 1005 sowie ELSCHEN 1991b, S. 210.
Der Shareholder-Value-Ansatz
75
Leistungen an. Der Abschluss eines vollständigen Anstellungsvertrages, der jedem denkbaren Umweltzustand bzw. jeder Entscheidungssituation eine bestimmte Verhaltensvorschrift zuordnet, ist aber weder möglich noch gewünscht. Der Entscheidungsspielraum des Vorstands darf durch eine zu starke Reglementierung des Führungshandelns nicht derart eingeengt werden, dass die Vorteile aus der Delegation der Entscheidungsbefugnis verloren gehen.257 Bei Geschäften, die für die Gesellschaft von besonderer Bedeutung sind, kann der Aufsichtsrat gemäß § 111 Abs. 4 AktG jedoch festlegen, dass sie nur mit seiner ausdrücklichen Zustimmung vorgenommen werden dürfen.258 Damit der Aufsichtsrat seine Kontrollaufgabe auch erfüllen kann, benötigt er eine möglichst breite Informationsbasis. Der Gesetzgeber sieht hierzu zahlreiche Instrumente vor, die eine ausreichende Informationsversorgung des Aufsichtsrats gewährleisten sollen. So werden dem Vorstand in § 90 Abs. 1 AktG weitreichende Berichtspflichten auferlegt, denen er entweder regelmäßig oder bei besonderer Bedeutung für die Geschäftsentwicklung unverzüglich nachzukommen hat. Außerdem muss der Vorstand dem Aufsichtsrat gemäß § 170 AktG den Jahresabschluss, den Lagebericht und den Gewinnverwendungsvorschlag unverzüglich nach ihrer Aufstellung vorlegen, damit sie der Aufsichtsrat entsprechend § 171 AktG prüfen kann.259 Daneben werden dem Aufsichtsrat in § 111 Abs. 2 AktG umfangreiche Einsichts- und Informationsrechte eingeräumt. Grundsätzlich sollte es auch möglich sein, dass der Aufsichtsrat im Rahmen seiner Überwachungstätigkeit neben dem Vorstand und Abschlussprüfer weitere Informationsquellen in Anspruch nimmt. Dies können externe Berater, die unternehmensinternen Informationssysteme, die Interne Revision oder andere Unternehmensmitarbeiter sein. Eine vollständige Überwachung ist jedoch weder möglich noch gewünscht. Mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes wurden die Aufgaben des Aufsichtsrats konkretisiert. Er hat gemäß § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG i.d.F. des BilMoG den Rechnungslegungsprozess, die Wirksamkeit des Internen Kontrollsystems, des Risikomanagementsystems, des Internen Revisionssystems und der Abschlussprüfung zu überwachen.260 257
Vgl. ENGELSING 2001, S. 29; GEIL 2000, S. 50; HÜFFER 2008, § 111 AktG Tz. 2-10, S. 555-555; SIDDIQUI 1999a, S. 172 oder WILDNER 2000, S. 8.
258
Vgl. HÜFFER 2008, § 111 AktG Tz. 16-22, S. 562-565; WEIß 1999a, S. 50f. und WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 687f. Darüber hinaus wird das Führungshandeln durch gesetzliche Haftungsnormen eingeschränkt. Verstößt der Vorstand gegen die ihm obliegenden Sorgfaltspflichten eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters, so ist er der Gesellschaft unter bestimmten Voraussetzungen zum Ersatz des entstandenen Schadens verpflichtet (§ 93 AktG), vgl. BegrRegE UMAG 2004, S. 18-21 und WEIß 1999a, S. 54f.
259
So muss der Vorstand über die Geschäftspolitik, die Unternehmensplanung und insbesondere über Abweichungen der tatsächlichen Entwicklung von der ursprünglichen Planung („Follow-up“-Berichterstattung) Rechenschaft ablegen (§ 90 Abs. 1 Nr. 1 AktG) und mindestens vierteljährlich über den Gang der Geschäfte und die Lage der Gesellschaft berichten (§ 90 Abs. 1 Nr. 2 i.V.m. Abs. 2 Nr. 2 AktG). Einmal jährlich hat er Aussagen über die Rentabilität der Gesellschaft und insbesondere über die Rentabilität des Eigenkapitals zu treffen (§ 90 Abs. 1 Nr. 3 i.V.m. Abs. 2 Nr. 3 AktG).
260
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 102f.; ERNST/SASSEN 2009, S. 44 und THEISEN 2009, S. 349f. Mit § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG i.d.F. des BilMoG wurden die europarechtlichen Vorgaben des Art. 41 Abs. 2 der Abschlussprüferrichtlinie in nationales Recht umgesetzt, vgl. RICHTLINIE 2006/43/EG, S. 103. THEISEN sieht hierin eine Ausweitung der bisherigen Aufgaben des Aufsichtsrats, da sich die Überwachungspflicht bisher zum einen lediglich auf die Prüfung und Kontrolle des Rechnungslegungsergebnisses und nicht auf den Rechnungslegungsprozess bezog und zum anderen die Prüfung der Systemfunktionalität des Internen Kon-
76
Theoretische Grundlagen
Diese Aufgaben können vom Aufsichtsrat in seiner Gesamtheit wahrgenommen oder entsprechend § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG i.d.F. des BilMoG an einen Prüfungsausschuss delegiert werden.261 Kapitalmarktorientierte Unternehmen, die keinen Aufsichts- oder Verwaltungsrat haben, der die Voraussetzung des § 100 Abs. 5 AktG erfüllen muss, sind gemäß § 324 Abs. 1 HGB dazu verpflichtet, einen Prüfungsausschuss einzurichten, der die in § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG i.d.F. des BilMoG genannten Aufgaben übernimmt. Dieser Regelung kommt somit die Funktion eines Auffangtatbestandes zu.262 Der Gesetzgeber hat mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz darüber hinaus in § 100 Abs. 5 AktG ein Besetzungserfordernis für den Aufsichtsrat und, sofern er eingerichtet wurde, den Prüfungsausschuss eingeführt. Danach muss mindestens ein unabhängiges Mitglied über Sachverstand auf den Gebieten Rechnungslegung oder Wirtschaftsprüfung verfügen (so genannter „Financial Expert“).263 Neben den oben genannten Aufgaben, hat sich der Aufsichtsrat oder der Prüfungsausschuss mit der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers und den zusätzlich von ihm erbrachten Dienstleistungen zu befassen. Hierzu hat der Abschlussprüfer dem Aufsichtsrat bzw. Prüfungsausschuss gemäß in seiner Bilanzsitzung gemäß § 171 Abs. 1 Satz 3 AktG entsprechend Bericht zu erstatten. Der Abschlussprüfer ist nicht nur eine zusätzliche unabhängige Informationsquelle des Aufsichtsrats, sondern selbst eine externe Überwachungsinstanz, die indirekt über das Prüfungsurteil disziplinierend auf den Vorstand wirkt.264 Neben dem Aufsichtsrat und Abschlussprüfer kommen für eine Überwachung des Führungshandelns der Vorstandsmitglieder grundsätzlich auch die Aktionäre infrage. Bei einer Publikums-Aktiengesellschaft ist dies jedoch nur eingeschränkt möglich, da sich der einzige direkte Kontakt mit den Führungsgremien in der Regel auf die einmal jährlich stattfindende Hauptversammlung beschränkt. Haben Aktiengesellschaften dagegen große institutionelle Investoren als Anteilseigner, lässt sich empirisch eine insgesamt niedrigere und leistungsabhängigere Entlohnung als bei einer Publikums-Aktiengesellschaft feststellen. Dies lässt den Schluss zu, dass bei diesen Aktiengesellschaften Anreizkosten in Form einer hohen Vor-
trollsystems, des Risikomanagementsystems, des Internen Revisionssystems und der Abschlussprüfung durch eine Wirksamkeits-, d.h. ergebnisorientierte Prüfung ersetzt wurde, vgl. THEISEN 2009, S. 350f. 261
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 102 sowie ERNST/SASSEN 2009, S. 44. Kritisch zur Delegation von Überwachungsaufgaben an den Prüfungsausschuss äußert sich dagegen THEISEN, der insbesondere hinsichtlich der Berichtspflicht des Abschlussprüfers und der diesbezüglichen Informationsbedürfnisse der Aufsichtsratsmitglieder, die nicht dem Prüfungsausschuss angehören, die Gefahr einer unbotmäßigen Einschränkung sieht, vgl. THEISEN 2009, S. 352f.
262
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 91-94 bzw. ERNST/SASSEN 2009, S. 44f. Ein solcher Prüfungsausschuss muss gemäß § 324 Abs. 2 HGB außerdem das Besetzungserfordernis nach § 100 Abs. 5 AktG erfüllen.
263
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 101f.; ERNST/SASSEN 2009, S. 44 und ausführlich THEISEN 2009, S. 347349. Eine Personalidentität des „Financial Expert“ im Aufsichtsrat und Prüfungsausschuss ist möglich.
264
Vgl. HÜFFER 2008, § 111 Tz. 12a, S. 560 oder WEIß 1999a, S. 51f. So hat der Abschlussprüfer gemäß § 171 Abs. 1 Satz 2 AktG an der Sitzung des Aufsichtsrats, in der der Jahresabschluss verhandelt wird, teilzunehmen und über das Ergebnis seiner Prüfung zu berichten. Der Prüfungsbericht ist dem Aufsichtsrat vorzulegen (§ 321 Abs. 5 HGB).
Der Shareholder-Value-Ansatz
77
standsvergütung durch Kontrollkosten der Großinvestoren ersetzt wurden, um so ein zielentsprechenderes Verhalten der Vorstandsmitglieder zu erreichen.265 Die Überwachung der übrigen Führungskräfte fällt dagegen in den Verantwortungsbereich des Vorstands. Er hat dafür Sorge zu tragen, dass das Verhalten der ihm unterstellten Führungskräfte und Mitarbeiter mit dem übergeordneten Unternehmensziel der Steigerung des Shareholder Value in Einklang steht. Hierfür benötigt der Vorstand ein geeignetes Überwachungssystem, zu dessen Einrichtung er nach § 91 Abs. 2 AktG verpflichtet ist. Zu einem solchen internen Überwachungssystem zählen neben Managementinformations- und Risikomanagementsystemen auch die Interne Revision und das Controlling.266 Eine effektive Überwachung des Verhaltens und der Entscheidungsprozesse ist nur dann möglich, wenn die Überwachungsinstanzen und die jeweiligen Entscheidungsträger nicht identisch sind. Nur durch die Trennung von Entscheidungsbefugnis und Kontrolle auf allen Ebenen des Unternehmens kann ein unangemessenes Ausnutzen bestehender Handlungsspielräume verhindert werden.
2.2.4.4
Wertorientierte Vergütungssysteme
2.2.4.4.1
Anforderungen an ein Vergütungssystem
Wie jedes andere betriebswirtschaftliche Instrument muss auch ein wertorientiertes Vergütungssystem dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit genügen. Dies bedeutet grundsätzlich, dass der Aufwand für seine Pflege zusammen mit der Vergütung nicht größer sein darf als der Nutzen aus der verbesserten Leistung der Führungskräfte. Allerdings besteht insbesondere bei wertorientierten Vergütungssystemen das Problem, den dadurch erzielten Nutzenzuwachs zu quantifizieren. Eine exakte Beurteilung im Sinne einer Gegenüberstellung der Grenzkosten mit den Grenzerträgen des Vergütungssystems ist in der Praxis nicht möglich. Die Analyse muss sich im ersten Schritt auf die Kostenseite beschränken, um die relative Vorteilhaftigkeit einzelner Durchführungsvarianten beurteilen zu können. Erst im zweiten Schritt kann durch Plausibilitätsüberlegungen abgeschätzt werden, ob der erwartete Nutzenzuwachs, der mit der Einführung eines wertorientierten Vergütungssystems voraussichtlich erzielt werden kann, die mit ihm verbundenen Kosten übersteigt oder nicht.267 Durch ein wertorientiertes Vergütungssystem und insbesondere Aktienoptionspläne sollen die Zielsetzungen des Managements denen der Anteilseigner angeglichen werden, d.h. die Anreizkompatibilitätsbedingung muss erfüllt sein. Ein Vergütungssystem ist genau dann anreizkompatibel, wenn es dann zu einem finanziellen Vorteil des Agents bzw. des Managements 265
Vgl. HARTZELL/STARKS 2003, S. 2358-2361 und S. 2372 sowie WEIß 1999a, S. 52f.
266
Vgl. GIESE 1998, S. 451f.; HÜFFER 2008, § 91 Tz. 8 S. 451; KLESS 1998, S. 93-96; LACHNIT/MÜLLER 2001, S. 366-383; LÜCK 1998a, S. 1925-1930; LÜCK 1998b, S. 8-14; LÜCK 1998c, S. 182-186; LÜCK 1999, S. 141f. oder RÖSSLER 2001, S. 133-140.
267
Vgl. BLEICHER 1992, S. 19, FERSTL 2000, S. 32; WINTER 1996, S. 72f. und insbesondere Abschnitt 4.1.
78
Theoretische Grundlagen
führt, wenn dies auch für den Principal, d.h. den Anteilseigner gilt.268 Die Anreize, die von einem wertorientierten Entlohnungssystem ausgehen, müssen demzufolge mit den Unternehmenszielen, d.h. der nachhaltigen Steigerung des Shareholder Value in Einklang stehen. Die Führungskräfte sollen zu einem strategischen Leistungsverhalten und langfristig orientierten Handeln veranlasst werden. Das ist aber nur möglich, wenn die Zielerreichung und die daraus abgeleitete Bemessungsgrundlage durch Handlungen der Führungskräfte beeinflussbar sind. Allerdings besteht üblicherweise kein deterministischer Zusammenhang zwischen dem Anstrengungsniveau des Managements und der daraus resultierenden Zielerreichung. Das Leistungsergebnis kommt vielmehr durch die Entscheidungen bzw. das Verhalten des Agents und einen stochastischen Umwelteinfluss zustande.269 Die Bemessungsgrundlage, die dem Anreizsystem zugrunde gelegt werden sollte, muss eindeutig und intersubjektiv nachvollziehbar sein, d.h. der Zusammenhang zwischen der Ausprägung der Bemessungsgrundlage und der Entlohnungshöhe muss für alle Begünstigten transparent sein. Voraussetzung hierfür ist unter anderem, dass sie mit vertretbarem Aufwand ermittelt werden kann. Die Bemessungsgrundlage darf sich darüber hinaus nicht durch Fehlinformationen des Agents beeinflussen lassen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass der Principal durch Manipulationen des Agents geschädigt wird.270 Eine weitere Voraussetzung dafür, dass das Entlohnungssystem die gewünschten Motivationswirkungen entfalten kann, ist eine umfassende Transparenz. Zum einen muss die Ausgestaltung des Anreizsystems, seiner Elemente und Anwendungsbedingungen durchschaubar und nachvollziehbar sein, zum anderen ist Transparenz für die Beurteilung der Gerechtigkeit erforderlich.271 Mangelnde Transparenz kann dazu führen, dass sich Führungskräfte aus ihrer subjektiven Sicht im Vergleich zu anderen Führungskräften benachteiligt fühlen und so die Motivationswirkung des Vergütungssystems verloren geht. Bei der Beurteilung der Gerechtigkeit sind drei unterschiedliche Aspekte zu beachten. Als erstes sollte die Vergütung marktgerecht sein, d.h. sie sollte dem Niveau entsprechen, welches für eine vergleichbare Position auf dem externen Arbeitsmarkt gezahlt wird (Marktgerechtigkeit). Nur so kann erreicht werden, dass die leistungsfähigsten Führungskräfte auch langfristig an das Unternehmen gebunden werden. Als zweites muss die Vergütung der Position innerhalb des Unternehmens angemessen sein, d.h. für gleiche Positionen darf das Gehalt nicht zu stark differieren und für Posi268
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 88; BÖCKING/WESNER 2004, S. 99f.; BOHNE/KNOLL 1999, S. 40; BÜHNER 1989, S. 2181; ELSCHEN 1991a, S. 1009; ELSCHEN 1991b, S. 212; FERSTL 2000, S. 35f.; GILLENKIRCH/ SCHNABEL 2001, S. 227; GILLENKIRCH/VELTHUIS 1997, S. 128; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 631f.; KNOLL 1998a, S. 97; LAUX 1994, S. 1261; LAUX 1998a, S. 135; LAUX 2001, S. 2; OSTERLOH 1999, S. 187; PFEIFFER 2003, S. 45; SCHNABEL 1998, S. 44; STELTER/ROOS 1999, S. 1123; TUSCHKE 2002, S. 46; TUSCHKE 2003, S. 61; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 680; WINTER 1996, S. 90f. oder WINTER 1998, S. 1120f. Diese Bedingung wird auch als Ähnlichkeit bezeichnet, vgl. KNOLL 1998a, S. 97.
269
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 88; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 632; WILDNER 2000, S. 13f. und WINTER 1996, S. 76-78.
270
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 88; ELSCHEN 1991a, S. 1009; ELSCHEN 1991b, S. 213; FERSTL 2000, S. 31f.; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 632; LAUX 1994, S. 1261 bzw. SCHRÖDER/SCHWEIZER 1999, S. 611.
271
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 88; BLEICHER 1992, S. 19; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 639f.; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 678 und WINTER 1996, S. 73f.
Der Shareholder-Value-Ansatz
79
tionen mit einem höheren Maß an Verantwortung und/oder fachlicher Breite muss eine signifikant höhere Vergütung gezahlt werden. Das Gehaltsgefüge muss demnach mit der Organisationsstruktur in Einklang stehen (Funktionsgerechtigkeit). Damit ein Vergütungssystem die gewünschten Motivationswirkungen entfalten kann, muss es schließlich auch das unterschiedliche Leistungsniveau der einzelnen Führungskräfte berücksichtigen (Leistungsgerechtigkeit).272 Eine in allen Belangen gerechte Entlohnung ist nur dann möglich, wenn die Leistungen der einzelnen Führungskräfte ihrem individuellen Wertbeitrag zur Erfolgsgröße zugeordnet werden können. In der Praxis mangelt es jedoch oft an einer solchen Zurechenbarkeit. Die unzureichende Erkennbarkeit der Konsequenzen des Führungshandelns kann aber die Anwendbarkeit eines leistungsorientierten Vergütungssystems einschränken. Die Wahl falscher Maßgrößen kann im Extremfall sogar zu Fehlsteuerungen führen. Für ein Unternehmen muss nicht zwangsläufig nur ein einziges, für alle Führungskräfte gleiches leistungsorientiertes Vergütungssystem gelten, vielmehr muss sich das Vergütungssystem den unterschiedlichen organisatorischen Rahmenbedingungen anpassen (Flexibilität des Vergütungssystems). Da die Zurechenbarkeit des Erfolges bei der Zugrundelegung einer übergeordneten Spitzenkennzahl mit abnehmender Hierarchieebene sinkt, müssen die Maßgrößen auf den einzelnen Hierarchieebenen so gewählt werden, dass die Auswirkungen der Entscheidungen bzw. des Verhaltens der Führungskräfte diesen auch entsprechend zugeordnet werden können. Die jeweiligen Maßgrößen, d.h. die Bemessungsgrundlagen müssen sich dabei allerdings konsistent in das Zielsystem des Unternehmens einfügen.273 Ob ein Vergütungssystem den obigen Anforderungen gerecht wird, hängt von der konkreten Ausgestaltung seiner einzelnen Komponenten (Bemessungsgrundlage, Entlohnungsfunktion und Entlohungsform) ab, auf die im Folgenden gesondert eingegangen wird.274
272
Vgl. BLEICHER 1992, S. 19; EVERS 1987, S. 6, FERSTL 2000, S. 29; SCHRÖDER/SCHWEIZER 1999, S. 611 sowie WINTER 1996, S. 73-76.
273
Vgl. BLEICHER 1992, S. 19; FERSTL 2000, S. 30; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 632-639; PETERSEN 1989, S. 19; STELTER/ROOS 1999, S. 1123 und WINTER 1996, S. 76-80. PELTZER bezweifelt dagegen jede verlässliche und messbare Korrelation zwischen der Leistung und der Bezahlung eines Vorstandsmitglieds, vgl. PELTZER 2002, S. 15. Ähnlich auch BERNHARDT, der der Ansicht ist, dass es nicht möglich ist, den Erfolg (gemessen in einem Anstieg des Aktienkurses) dem Führungshandeln eines einzelnen Vorstandsmitglieds zuzurechnen, da der Aktienkurs auch durch zahlreiche, nicht im Einflussbereich des Managements liegenden Umwelteinflüsse determiniert wird, vgl. BERNHARDT 1998, S. 21.
274
Vgl. BÖCKING/WESNER 2004, S. 100; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 84; GILLENKIRCH/SCHNABEL 2001, S. 219; KÖRNER 1994, S. 37 oder WINTER 1997, S. 616.
80
Theoretische Grundlagen
2.2.4.4.2
Komponenten eines wertorientierten Vergütungssystems
2.2.4.4.2.1
Bemessungsgrundlage
Bei der Bestimmung der Bemessungsgrundlage eines wertorientierten Vergütungskonzepts im Rahmen des Shareholder-Value-Ansatzes muss die Zielsetzung der Anteilseigner im Vordergrund stehen.275 Aus Sicht der Anteilseigner ergibt sich der Unternehmenswert dabei grundsätzlich aus den erwarteten Dividendenzahlungen während des Planungszeitraums und dem Veräußerungserlös, der am Ende des Planungszeitraums voraussichtlich erzielt werden kann. Die Bemessungsgrundlage des Vergütungssystems müsste sich daher idealerweise an der gesamten Aktienperformance orientieren.276 In der Praxis wird als Anknüpfungspunkt eines wertorientierten Vergütungssystems häufig die Dividende verwendet, die das Unternehmen jährlich an die Aktionäre ausschüttet. Sie kann ohne großen Zusatzaufwand ermittelt werden und ist leicht intersubjektiv nachvollziehbar.277 Im Rahmen des Shareholder-Value-Ansatzes sollte die Unternehmensleitung genau die Beträge als Dividenden auszuschütten, für die innerhalb des Unternehmens keine risikoadäquate Verzinsung mehr erzielt werden kann. Da die Höhe der Ausschüttung jedoch in bestimmten, aktienrechtlich vorgegebenen Grenzen im Ermessen der Unternehmensleitung liegt, besteht bei der Verknüpfung von Vergütung und Dividendenhöhe die Gefahr von Fehlanreizen. Die Unternehmensleitung könnte versucht sein, auch solche finanziellen Mittel auszuschütten, für die im Unternehmen noch sinnvolle Investitionsmöglichkeiten bestehen. Die Anreizkompatibilität ist somit nicht in vollem Umfang gegeben.278 Da die Maximierung des aktuellen Marktwertes des Unternehmens unter den in Kapitel 2.1.3 dargelegten Voraussetzungen eine geeignete Zielsetzung für alle Anteilseigner ist, bietet sich als zweite Möglichkeit für eine Bemessungsgrundlage der Aktienkurs an, der die Einschätzungen aller Kapitalmarktteilnehmer über die zu erwartenden Ausschüttungen und die zukünftige Kursentwicklung widerspiegelt. Die Anreizkompatibilitätsbedingung ist somit grundsätzlich erfüllt. Der Aktienkurs kann bei börsennotierten Unternehmen ohne großen Aufwand ermittelt werden und ist für jeden Beteiligten direkt nachvollziehbar.279 Aber auch beim Aktienkurs besteht die Gefahr, dass sich die Unternehmensleitung auf Kosten der Anteilseigner eigennutzmaximierend verhält. Um ein Absinken des Aktienkurses infolge der Dividendenzahlung zu verhindern, ist es aus Sicht des Managements günstiger, auch in solche Projekte zu investieren, die nicht mehr ihre Kapitalkosten decken. Um dieses Verhalten zu 275
Vgl. HESS/LÜDERS 2001, S. 13.
276
Vgl. KNOLL 1997c, S.24.
277
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 88; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 631 und kritisch KNOLL 1997c, S. 24 und WEIß 1999a, S. 70.
278
Vgl. BERNHARDT 1998, S. 20 oder WEIß 1999a, S. 70f.
279
Vgl. BÜHNER 1989, S. 2183; CRASSELT 2000, S. 135; ETTINGER 1999, S. 19; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 633-635; SCHOLES 1991, S. 804; VON ROSEN 1997, S. 379 bzw. WEIß 1999a, S. 74-81. Kritisch dagegen ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 89-91.
Der Shareholder-Value-Ansatz
81
verhindern und die Anreizkompatibilitätsbedingung in vollem Umfang zu erfüllen, muss die Bemessungsgrundlage so gestaltet werden, dass sie unabhängig von der gewählten Dividendenpolitik ist. Die Anbindung der Vergütung an den Aktienkurs oder den daraus abgeleiteten Größen ist jedoch nur für das Topmanagement sinnvoll, da nur bei diesem davon ausgegangen werden kann, dass ihr Wertbeitrag in ausreichendem Maße quantifiziert werden kann.280 Auf unteren Hierarchieebenen muss wegen der geringeren Einflussmöglichkeit des einzelnen auf den Aktienkurs eine andere Bemessungsgrundlage zur Anwendung kommen. In Betracht kommen z.B. der Residualgewinn oder andere wertorientierte Steuerungsgrößen, die sich konsistent in den Shareholder-Value-Ansatz einfügen. Die Ermittlung erfolgt dann unter Verwendung bereichsspezifischer Informationen des internen Rechnungswesens.281
2.2.4.4.2.2
Entlohnungsfunktion
Durch die Entlohnungsfunktion wird die Bemessungsgrundlage, die einem wertorientierten Vergütungssystem zugrunde liegt, mit der Entlohnung der Führungskräfte verknüpft. Sie definiert demnach, wie hoch die Gehaltszahlung in Abhängigkeit von der Ausprägung der Bemessungsgrundlage ausfällt. Die Entlohungsfunktion kann entweder explizit vorgegeben werden, oder sie wird implizit durch die Wahl der Entlohnungsform bestimmt, da dieser jeweils ein bestimmter funktionaler Zusammenhang zwischen Bemessungsgrundlage und Entlohnungshöhe zugeordnet werden kann. Für die Praxis von besonderer Bedeutung sind dabei lineare Vergütungsregeln. Die Entlohnung verändert sich in diesem Fall proportional zur Bemessungsgrundlage. Eine lineare Entlohnungsfunktion wird bei aktienkursorientierten Vergütungssystemen durch die Gewährung von Mitarbeiteraktien oder Phantom Stocks erreicht. Die begünstigten Mitarbeiter partizipieren in gleichem Maße wie die Anteilseigner an positiven Kursentwicklungen, sind aber auch von Kursverlusten betroffen.282 Wird das Verlustrisiko dagegen eingeschränkt, handelt es sich um eine begrenzt lineare Vergütungsregel. Ein Beispiel hierfür wäre wiederum die Gewährung von Mitarbeiteraktien, die jedoch mit einer Kapitalgarantie seitens des Unternehmens ausgestattet sind. Die Mitarbeiter können dann von Kursgewinnen profitieren, sind aber gegen Vermögensverluste abgesichert. Das Gewinnprofil einer Aktienoption weist im Ausübungszeitpunkt ebenfalls eine begrenzt bzw. stückweise lineare Gestalt auf. Bei Aktienkursen unterhalb des Basispreises werden die begünstigten Führungskräfte auf eine Ausübung verzichten, d.h. ihre Optionsentlohnung ist 280
Vgl. BERNHARDT 1998, S. 21; VON ROSEN/LEVEN 2004, Rn. 23, S. 6f. oder WENGER 1998, S. 64.
281
Vgl. BASSEN/KOCH/WICHELS 2000, S. 12f.; BÖCKING/WESNER 2004, S. 100-102; CRASSELT 2000, S. 135; SCHILLER 1999, S. 90f.; WAGENHOFER/RIEGLER 1999, S. 71 und S. 76-87 oder WILDNER 2000, S. 9.
282
Vgl. SCHNABEL 1998, S. 71f.
82
Theoretische Grundlagen
null. Liegt der Aktienkurs dagegen oberhalb des Basispreises, verändert sich der Wert der Option in gleichem Maße wie der Aktienkurs.283 Formal bedeutet das: (2-45)
wC wS
0 für S < X
und
wC 1 für S >X wS
Während der Laufzeit ist die durch die Gewährung einer Option vorgegebene Entlohnungsfunktion jedoch nicht stückweise linear, sondern verläuft stetig und konvex mit einem unteren Grenzwert von null.284 Allerdings hängt die Steigung neben dem Aktienkurs auch von der Restlaufzeit ab. Je näher der Ausübungszeitpunkt rückt, desto mehr nähert sich die Entlohnungsfunktion der stückweise linearen Gestalt am Ende der Laufzeit an. Da den Managern in der Regel laufend Optionen gewährt werden, halten sie üblicherweise ein Portfolio aus Stock Options unterschiedlicher Restlaufzeiten. Die daraus resultierende stetige und konvexe Entlohnungsfunktion ist daher weitgehend unabhängig von der Restlaufzeit einer einzelnen Option.285 Um das Management auch an negativen Kursentwicklungen, d.h. an einem Absinken des Aktienkurses unterhalb des Basispreises zu beteiligen, kann eine Kombination aus Call- und PutOptionen dienen. Den Führungskräften wird dann nicht nur eine Kaufoption gewährt, sondern sie sind gleichzeitig Stillhalter einer Put-Option, die dem Unternehmen das Recht einräumt, den Begünstigten eigene Aktien zum vereinbarten Basispreis anzudienen.286 Wie bereits in Abschnitt 2.1.5.3.4 dargestellt wurde, ist eine allgemeingültige Aussage über die Gestalt der optimalen Entlohnungsfunktion nicht möglich, da sie von der individuellen Risikoeinstellung des Principals und des Agents abhängt. Als unmittelbar einsichtige Tendenzaussage ist festzuhalten, dass sie monoton steigend verlaufen muss. Diese Bedingung ist ohne Frage bei allen oben dargestellten Entlohnungsfunktionen erfüllt. Um die Konkavität der Nutzenfunktion eines risikoaversen Agents zu kompensieren, sollte die Entlohnungsfunktion als deren Inverse aber eher konvex verlaufen oder zumindest konvexe Bestandteile enthalten.287
283
Vgl. HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 310; SCHNABEL 1998, S. 72 bzw. WINTER 1998, S. 1121f.
284
Zur genaueren Analyse des Steigungsverhaltens von Optionen mit unterschiedlichen Ausgestaltungsmerkmalen siehe Kapitel 4.2.
285
Vgl. HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 310 und KNOLL 1998a, S. 107-109. Für die Gestalt der durch Optionen vorgegebenen Entlohnung ist es irrelevant, ob den Führungskräften reale oder virtuelle Optionsrechte gewährt werden.
286
Vgl. BÜHNER 1989, S. 2185f.
287
Vgl. HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 324; HESS/LÜDERS 2001, S. 13; KNOLL 1998a, S. 97-101 und LAUX 1994, S. 1279-1283.
Der Shareholder-Value-Ansatz
2.2.4.4.2.3
83
Aktienkursorientierte Entlohnungsformen
Zur Spezifizierung eines Anreizsystems gehört neben der Festlegung der Bemessungsgrundlage und der Entlohungsfunktion auch die Auswahl einer geeigneten Entlohnungsform, die dazu geeignet ist, die Bemessungsgrundlage mit der gewünschten Entlohnungsfunktion zu verknüpfen. Die infrage kommenden Entlohnungsformen lassen sich im Falle eines aktienkursorientierten Vergütungssystems zum einen danach unterscheiden, ob sie Aktien- oder Optionscharakter haben und zum anderen danach, ob sie als reale oder virtuelle Eigenkapitalinstrumente ausgestaltet sind. Zu den Entlohnungsformen mit Aktiencharakter zählen neben Belegschaftsaktien auch Phantom Stocks. Bei Belegschaftsaktien gewährt das Unternehmen den Mitarbeitern eigene Aktien zu Vorzugskonditionen. Sie sind dividendenberechtigt und in der Regel auch mit einem Stimmrecht ausgestattet. Um die Motivations- und Bindungswirkung zu verstärken, unterliegen sie jedoch bestimmten Verfügungsbeschränkungen. So wird in der Regel eine Sperrfrist vereinbart, innerhalb derer die Aktien nicht veräußert werden dürfen. Um dies sicherzustellen, werden die Belegschaftsaktien den Mitarbeitern üblicherweise auf einem treuhänderisch verwalteten Konto gutgeschrieben. Die Wertentwicklung der Belegschaftsaktien richtet sich nach dem Börsenkurs, d.h. die Begünstigten profitieren in voller Höhe von einem Kursanstieg, sind jedoch auch in voller Höhe von einem Kursrückgang betroffen. Anders als bei Entlohnungsformen mit Optionscharakter ist es bei Belegschaftsaktien daher möglich, dass die Mitarbeiter Vermögensverluste hinnehmen müssen, wenn der aktuelle Börsenkurs unter den Kaufkurs fällt.288 Bei Phantom Stocks werden den Begünstigten keine realen, sondern fiktive Aktien in Form von Bucheinheiten auf einem Konto gutgeschrieben. Die Wertentwicklung dieses Kontos wird durch die zwischenzeitlichen Dividendenzahlungen und die Veränderung des Börsenkurses der Aktie bestimmt. Am Ende einer vorher vertraglich fixierten Sperrfrist erhält der Mitarbeiter dann die Differenz aus aktuellem Börsenkurs und fiktivem Kaufpreis der Phantom Stocks ausgezahlt, gegebenenfalls zuzüglich der aufgelaufenen Dividenden, sofern diese nicht schon vorher an den Mitarbeiter ausgekehrt wurden.289 Aufgrund des Eigeninvestments und der Möglichkeit einen Vermögensverlust hinnehmen zu müssen, sind Entlohnungsformen mit Aktiencharakter als Motivationsinstrument eher ungeeignet.290
288
Vgl. CRASSELT 2000, S. 136; ETTINGER 1999, S. 12f.; KESSLER/SUCHAN 2003f, Tz. 782-785, S. 236-238; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 301; MENICHETTI 1999, S. 514; REUSCHENBACH 2000, Rn. 468f., S. 139; ROLLER 2000, S. 4f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 153-157, S. 46f.; ROß/BAUMUNK 2003j, Tz. 786-808, S. 238-242, ROß/BAUMUNK 2003k, Tz. 809-816, S. 242f.; SCHNABEL 1998, S. 106-108; SUCHAN/BAUMUNK 2003f, Tz. 777-781, S. 235f.; VON ROSEN 1997, S. 374-378; VON ROSEN/LEVEN 2004, Rn. 13-17, S. 4f.; WENGER/KNOLL 1999a, S. 567-569 oder WIESMANN 2003f, Tz. 817-820, S. 243f.
289
Vgl. CRASSELT 2000, S. 136; ETTINGER 1999, S. 11; FERSTL 2000, S. 154; KESSLER/SUCHAN 2003f, Tz. 782-785, S. 236-238; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 302; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 141-143, S. 43; ROß/BAUMUNK 2003j, Tz. 786-808, S. 238-242, ROß/BAUMUNK 2003k, Tz. 809-816, S. 242f.; SCHNABEL 1998, S. 119f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003f, Tz. 777-781, S. 235f.; VON ROSEN/LEVEN 2004, Rn. 25, S. 7 oder WENGER/KNOLL 1999a, S. 567-569.
290
So auch CRASSELT 2000, S. 136.
84
Theoretische Grundlagen
Durch die Gewährung von Aktienoptionen wird den Begünstigten das Recht eingeräumt, innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt Aktien des eigenen Unternehmens oder in Konzernen Aktien der Obergesellschaft zu einem zuvor festgelegten Basispreis zu erwerben. Sie werden als Kauf- oder Call-Optionen bezeichnet. Übersteigt der aktuelle Aktienkurs den in den Optionsbedingungen vereinbarten Basispreis, ist eine Ausübung der Kaufoptionen sinnvoll. Der realisierte Gewinn entspricht dann der Differenz aus dem zu zahlenden Basispreis und dem aktuellen Aktienkurs. Das Verlustrisiko ist dagegen auf den Wert der Option im Gewährungszeitpunkt begrenzt, da bei Optionsrechten keine Pflicht zur Ausübung besteht.291 Bei virtuellen Optionen bzw. Stock Appreciation Rights handelt es sich analog zu den Phantom Stocks um Bucheinheiten, deren Wertentwicklung an den Aktienkurs gekoppelt ist. Den Begünstigten wird anders als bei realen Optionen dagegen das Recht auf Differenzausgleich zwischen dem Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt und dem zuvor vereinbarten Basispreis („cash settlement“) gewährt. Sie bilden somit die Zahlungsstruktur realer Optionen für den Fall nach, dass die bezogenen Aktien im Ausübungszeitpunkt sofort wieder veräußert werden.292 Reale Eigenkapitalinstrumente
Virtuelle Eigenkapitalinstrumente
Aktiencharakter
Belegschaftsaktien bzw. Restricted Stocks
Virtuelle Aktien bzw. Phantom Stocks
Optionscharakter
Reale Aktienoptionen bzw. Stock Options
Virtuelle Aktienoptionen bzw. Stock Appreciation Rights
Abbildung 10: Systematisierung aktienkursorientierter Entlohnungsformen
2.2.4.4.3
Aktienoptionen als Instrument zur Lösung des Principal-Agent-Konflikts
Sind die in Kapitel 2.1.3 dargestellten Kapitalmarktbedingungen erfüllt, so ist der Aktienkurs eine geeignete Zielgröße für alle Anteilseigner. Da der Aktienkurs der maßgebliche Bestimmungsfaktor des Optionswertes ist, führt die Gewährung von Aktienoptionen dazu, dass die Entlohnung der Führungskräfte mit der Zielgröße der Anteilseigner verknüpft wird und so 291
Vgl. BÜHNER 1989, S. 2183-2185; CRASSELT 2000, S. 135f.; ENGELSING 2001, S. 20 und S. 24; ETTINGER 1999, S. 7; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 301; PEUNTNER 1999, S. 220; ROLLER 2000, S. 6f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 158, S. 48; SCHNABEL 1998, S. 110-114; SCHWETZLER 1998a, S. 6; STELTER/ROOS 1999, S. 1126; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 673; WENGER/KNOLL 1999a, S. 567-569 und WINTER 1998, S. 1121.
292
Vgl. VON BREDOW 1999, S. 232; CRASSELT 2000, S. 135f.; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 302; SCHNABEL 1998, S. 118f.; VON ROSEN/LEVEN 2004, Rn. 25, S. 7; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 673f. bzw. WENGER/KNOLL 1999a, S. 567-569.
Der Shareholder-Value-Ansatz
85
eine Interessenharmonisierung zwischen Anteilseigner und Management erreicht werden kann. Da Aktienoptionsprogramme in der Regel Laufzeiten von mehreren Jahren haben, wird das Management dazu veranlasst, seine Entscheidungen im Sinne einer langfristigen und nachhaltigen Steigerung des Aktionärsvermögens zu treffen. Die Führungskräfte realisieren aus der Optionsentlohnung nur dann einen finanziellen Vorteil, wenn auch die Aktionäre von der Kursentwicklung profitieren. Da die Anreizkompatibilitätsbedingung erfüllt ist, ist die Einführung von Aktienoptionsprogrammen grundsätzlich zur Entschärfung des PrincipalAgent-Konflikts geeignet. Außerdem wird durch Aktienoptionen eine konvexe Entlohnungsfunktion induziert, die die Konkavität der Nutzenfunktion des risikoaversen Managements kompensieren kann.293 Maßgeblichen Einfluss auf den Wert der Optionsrechte und somit auf die Höhe der Entlohnung der Führungskräfte hat die Volatilität. Dies legt die Vermutung nahe, dass Manager durch eine Optionsentlohnung dazu veranlasst werden, risikoreichere Projekte zu realisieren. Dies ist durchaus im Sinne der Anteilseigner, da es dem Unterinvestitionsproblem entgegenwirkt. Da das Management auch unsystematischen Risiken ausgesetzt ist, weisen sie bei ihren Entscheidungen eher eine zu geringe Risikobereitschaft auf.294 Ob der Manager durch Optionen jedoch tatsächlich dazu veranlasst wird, mehr Risiken in Kauf zu nehmen, hängt von seiner individuellen Risikoeinstellung, d.h. dem Verlauf seiner Risikonutzenfunktion ab.295 Die Eignung von Stock Options zur Verringerung des Principal-Agent-Konflikts wird jedoch auch kritisch diskutiert.296 Auf der Basis empirischer Untersuchungen sind Teile der Literatur der Auffassung, dass der Zusammenhang zwischen einer aktienkursorientierten Vergütung und hier insbesondere Aktienoptionsprogrammen sowie einer Steigerung des Unternehmenswertes nur gering ist. Sie beurteilen die Wirksamkeit solcher Entlohnungsformen daher eher kritisch.297 Ein Grund für das Unterschätzen der Wirksamkeit einer leistungsbezogenen Ver293
Vgl. BERNHARDT 1998, S. 25; ENGELSING 2001, S. 29f.; HAUBRICH 1991, S. 2-19; HAUBRICH/POPOVA 1994, S. 15f.; HAUGEN/SENBET 1981, S. 630-639; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 324; HESS/LÜDERS 2001, S. 13; KNOLL 1998a, S. 97-101; LAUX 1994, S. 1279-1283; LEHNER 1998, S. 34; MEFFERT 1998, S. 2; MENICHETTI 1999, S. 514; SCHNABEL 1998, S. 104; SCHOLES 1991, S. 804 bzw. WILDNER 2000, S. 18-21.
294
Vgl. AGRAWAL/MANDELKER 1987, S. 824f. und S. 829-833 mit empirischen Belegen; BREID 1995, S. 832; DEFUSCO/JOHNSON/ZORN 1990, S. 618; ELSCHEN 1991b, S. 211; GILLENKIRCH/VELTHUIS 1997, S. 122; GUAY 1999, S. 65f.; HAUGEN/SENBET 1981, S. 640f.; HEMMER/KIM/VERRECCHIA 2000, S. 308; KLEMUND 1999, S. 17; KNOLL 1998a, S. 97; KNOLL 1998b, S. 136; KORN 2000, S. 29f.; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 630f.; KÜRSTEN 1995, S.527f.; KÜRSTEN 2000, S. 375; LAUX 1991a, S. 358f.; LAUX 2001c, S. 2; MENICHETTI 1999, S. 513 OSTERLOH 1999, S. 187f.; RAMAKRISHNAN/THAKOR 1984, S. 230-236; SCHNABEL 1998, S. 48; SCHOLES 1991, S. 804 bzw. WILDNER 2000, S. 14. ROSS zeigt dagegen, dass eine solche Wirkungsweise des Anreizsystems nicht zwangläufig, sondern in Abhängigkeit gegenläufiger Effekte zu sehen ist, vgl. ROSS 2004, S. 209-224.
295
Vgl. CARPENTER 2000, S. 2311. Eine empirische Untersuchung von GUAY hat ergeben, dass Aktienoptionen das Investitionsverhalten der Führungskräfte hin zu risikoreicheren Projekten beeinflussen, vgl. GUAY 1999, S. 65f.
296
Vgl. hierzu insbesondere GILLENKIRCH 2001a, S. 1509-1514; GILLENKIRCH 2001a, S. 1531f.; KÜRSTEN 2001a, S. 249-262 und KÜRSTEN 2001b, S. 1517-1526.
297
Vgl. JENSEN/MURPHY 1990b, S. 261f.; KAGERMANN/MORITZ 1999, S. 606f.; SCHNABEL 1998, S. 134-137; TUSCHKE 2003, S. 63; WINTER 1997, S. 615 und kritisch auch CORE/GUAY 1999, S. 179f. Zu anderen Ergebnissen kommen jedoch z.B. HALL/LIEBMAN, vgl. HALL/LIEBMAN 1998, S. 685f.
86
Theoretische Grundlagen
gütung können die Lageparameter der Entlohnungsfunktionen bezogen auf einzelne Unternehmen sein. Die jeweiligen Entlohnungsfunktionen hängen demnach viel stärker von der Leistung der Führungskraft ab, wohingegen eine aggregierte Entlohnungsfunktion nur einen geringen Zusammenhang zwischen Leistung und Entlohnung suggeriert.298
2.2.4.4.4
Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms
2.2.4.4.4.1
Durchführungsvarianten
Bis zum Inkrafttreten des KonTraG bestand die einzige Möglichkeit zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms, bei dem den Begünstigten das Recht zum Bezug eigener Aktien des Unternehmens gewährt wurde, in der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen, die durch eine bedingte Kapitalerhöhung abgesichert wurden (§ 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG).299 Mit dem KonTraG hat der Gesetzgeber den Unternehmen zwei weitere Alternativen eingeführt. Zum einen ist dies die Gewährung „nackter“ Optionsrechte, die gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG durch eine bedingte Kapitalerhöhung abgesichert werden.300 Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Optionen mit eigenen Aktien bedient werden, die auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauft wurden.301 Neben den oben genannten Alternativen, bei denen das Unternehmen Stillhalter der gewährten Optionen ist, besteht die Möglichkeit der Kooperation mit einem unternehmensfremden Dritten, der die Bedienung der Optionsrechte sicherzustellen hat und hierfür vom Unternehmen eine entsprechende Prämie erhält.302 Grundsätzlich kann ein solcher Programmkauf durch den Erwerb marktgängiger Optionen umgesetzt werden. Da die auf dem Kapitalmarkt gehandelten Optionen jedoch standardisiert sind und somit nicht auf die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind, scheiden sie für den Programmkauf aus. Üblicherweise wird ein Unternehmen, welches einen Programmkauf plant, mit einem Kredit298
Vgl. SCHMID 1997, S. 69 oder SCHNABEL 1998, S. 137f.
299
Vgl. BERNHARDT 1998, S. 18; BRANDHOFF 1999, S. 222; ENGELSING 2001, S. 72-74; ETTINGER 1999, S. 53-62; FERSTL 2000, S. 99-101; KLAHOLD 1999, S. 76-110; LEHNER 1998, S. 29; ROLLER 2000, S. 112130; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 180-184, S. 53-55; VON ROSEN 1997, S. 382f.; WEIß 1999a, S. 152-156; WILDNER 2000, S. 62f. und insbesondere Abschnitt 3.1.4.4.3.
300
Vgl. BRANDHOFF 1999, S. 222; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 74-79; ETTINGER 1999, S. 6367; FERSTL 2000, S. 105f.; KLAHOLD 1999, S. 240-255; ROLLER 2000, S. 110-112; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 185-187, S. 55f.; WEIß 1999a, S. 210-222; WILDNER 2000, S. 63f. und Abschnitt 3.1.4.4.4.
301
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 87-95; FERSTL 2000, S. 104f.; FRIEDRICHSEN 2001, S. 214; HÜFFER 1997, S. 243; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19g, S. 336f.; KLAHOLD 1999, S. 255-257; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; PETERSEN 2001, S. 217; PÖRNBACHER 2000, S. 16; ROLLER 2000, S. 97-108; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 168-204, S. 51f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003c, Tz. 547, S. 170f.; WEIß 1999a, S. 244f.; WEIß 1999b, S. 360; WILDNER 2000, S. 64-66 sowie Abschnitt 3.1.4.5.
302
Vgl. CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 95-97; KALLMEYER 1999, S. 102; PELLENS/CRASSELT 1998, S. 150; SPENNER 1999, S. 134f.; WALTI 1998, S. 103-106; WEIß 1999a, S. 253 und WILDNER 2000, S. 66.
Der Shareholder-Value-Ansatz
87
oder Finanzdienstleistungsinstitut einen Optionsvertrag abschließen, der genau den Anforderungen hinsichtlich der gewünschten Ausgestaltungsmerkmale entspricht. Die so erworbenen Optionsrechte kann das Unternehmen dann zu Vergütungszwecken an die Mitarbeiter weitergeben.303 Als letzte Durchführungsvariante ist schließlich die Gewährung von virtuellen Aktienoptionen zu nennen, mit denen die Wertentwicklung realer Optionen nachgebildet wird. Es handelt sich jedoch um Vergütungsmodelle auf rein schuldrechtlicher Basis, d.h. die Ausübung der Optionsrechte zieht keine Lieferung der Aktien des eigenen Unternehmens, sondern einen Barausgleich nach sich.304
2.2.4.4.4.2
Ausgestaltungsmerkmale von Aktienoptionsplänen
Im Rahmen der Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms muss zunächst grundsätzlich festgelegt werden, welche Mitarbeiter zum Kreis der Begünstigten zählen und nach welchen Grundsätzen die Optionsrechte auf die einzelnen Personen oder Gruppen verteilt werden sollen. Im Falle realer Optionen muss dies bereits im entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss erfolgen, wohingegen bei Stock Appreciation Rights die Festlegung des Begünstigtenkreises und die Aufteilung der Optionen nicht an solche formalen Erfordernisse gebunden ist.305 In der Rahmenvereinbarung zur Einführung eines Aktienoptionsprogramms werden außerdem ein oder mehrere Erwerbszeiträume festgelegt, innerhalb derer den Führungskräften die Optionsrechte gewährt werden können bzw. sie die Möglichkeit erhalten, die Optionen zu zeichnen.306 Ein standardisiertes Verfahren zur Gewährung der Optionsrechte soll verhindern, dass die Führungskräfte durch geschicktes Timing ihnen bekannte Insiderinformationen zu ihrem Vorteil ausnutzen. Die Erwerbszeiträume beginnen daher meistens im Anschluss an die Veröffentlichung von Geschäfts-, Zwischen- und Quartalsberichten oder nach Bilanzpressekonfe303
Vgl. FERSTL 2000, S. 101f.; SPENNER 1999, S. 134 oder WEIß 1999a, S. 253f.
304
Vgl. ACHLEITNER/WICHELS 2002, S. 14; BECKER 1990, S. 41; BERNHARDT 1998, S. 19f.; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 97-99; FERSTL 2000, S. 147f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 107, S.69; HERZIG 1999b, S. 1; HIRTE 2000, S. 220; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 48, S. 1868; KUßMAUL/WEIßMANN 2001a, S. 302; MÄGER 1999, S. 1393; PELLENS/CRASSELT 1998, S. 130f.; ROLLER 2000, S. 133f.; SPENNER 1999, S. 41f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003e, Tz. 680, S. 210; VON EINEM 1999, S. 567f.; WALTI 1998, S. 103 oder WILDNER 2000, S. 67f.
305
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 59, S. 122; FRIEDRICHSEN 2000, S. 136f.; KALLMEYER 1999, S. 100; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 143, S. 57; KLAHOLD 1999, S. 246; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; LUTTER 1997a, S. 6; TEGTMEIER 1998, S. 356; VOGEL 2000, S. 937 oder VON EINEM 1999a, S. 563.
306
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ENGELSING 2001, S. 76; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; FRIEDRICHSEN 2000, S. 138f.; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; JUNGEN 2000, S. 210; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 150, S. 59f.; KRAMARSCH 2000, S. 49-51; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; SEIBERT 1998, S. 43; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 109; WEIß 1999a, S. 216 oder WEIß 1999b, S. 357.
88
Theoretische Grundlagen
renzen bzw. Analystengesprächen, da dann davon auszugehen ist, dass der Informationsunterschied zwischen Kapitalmarktteilnehmern und Management relativ gering ist.307 Analog zu den Erwerbszeiträumen sehen die Optionsbedingungen auch Zeiträume vor, in denen die Führungskräfte ihre Optionsrechte ausüben dürfen. § 193 Abs. 2 Nr. 4 schreibt bei Optionsprogrammen auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung die Angabe der Ausübungszeiträume sogar zwingend vor.308 Auch mit der verbindlichen Festlegung der Ausübungsfenster, die ebenfalls üblicherweise im Anschluss an die Veröffentlichung des Geschäfts-, Zwischen- oder Quartalsberichts beginnen, soll verhindert werden, dass das Management Informationsvorsprünge zu Lasten der übrigen Kapitalmarktteilnehmer ausnutzt.309 Um die Bindungswirkung noch zu verstärken, werden in Aktienoptionsprogrammen oftmals auch Mindesthaltefristen der bezogenen Aktien festgeschrieben.310 Die Gewährung der Optionsrechte erfolgt ist in der Regel unter der Voraussetzung eines fortgesetzten Arbeitsverhältnisses während der gesamten Laufzeit. Scheidet der Mitarbeiter vorzeitig aus, verfallen die Optionen ungenutzt.311 Die Optionsvereinbarung muss daher für den Fall Regelungen enthalten, dass eine Führungskraft vorzeitig aus dem Unternehmen ausscheidet, sei es aufgrund der Kündigung des Arbeits- bzw. Anstellungsverhältnisses durch den Manager oder die Gesellschaft, des Eintritts in den Ruhestand oder des Todes des Bezugsberechtigten.312 Zentrales Gestaltungselement eines Aktienoptionsprogramms ist der Basis- oder Ausübungspreis, zu dem die Begünstigten im Ausübungszeitpunkt Aktien des Unternehmens beziehen können (reale Optionen) bzw. der die Grundlage zur Berechnung des auszuzahlenden Differenzbetrags ist (virtuelle Optionen). Der Basispreis kann entweder betraglich genau fixiert 307
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; FRIEDRICHSEN 2000, S. 252f.; S. 109; WEIß 1999a, S. 216 und WULFF 2000, S. 91.
308
Vgl. ENGELSING 2001, S. 76f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127; FRIEDRICHSEN 2000, S. 267; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; KLAHOLD 1999, S. 37; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRAMARSCH 2000, S. 51; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; PELTZER 2002, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 193, S. 57 oder WEIß 1999a, S. 219.
309
Vgl. AHA 1997, S. 2227; CRASSELT 2000, S. 136; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127; FRIEDRICHSEN 2000, S. 180; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 804; JUNGEN 2000, S. 211; KLAHOLD 1999, S. 38; KNOLL 1998a, S. 110; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 193, S. 57; SEIBERT 1998, S. 44; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 109; WEIß 1999a, S. 219; WEIß 1999b, S. 358 sowie WULFF 2000, S. 94f.
310
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381; ENGELSING 2001, S. 61; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 40, S. 1866; KLAHOLD 1999, S. 39; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 58 sowie SEIBERT 1998, S. 47. Die Veräußerungsbeschränkung kann lediglich schuldrechtlich vereinbart werden, da keine Möglichkeit besteht, die Verfügbarkeit über Aktien auch mit dinglicher Wirkung einzuschränken, vgl. KESSLER/ SUCHAN 2003g, Tz. 1244, S. 361f.; KESSLER/SUCHAN 2003h, Tz. 1261f, S. 366f. und PULZ 2004, S. 1109f.
311
So CRASSELT 2000, S. 136 und PEUNTNER 1999, S. 220.
312
Vgl. BAUMS 1997a, S. 19f.; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381f.; ENGELSING 2001, S. 18; FERSTL 2000, S. 105; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 40, S. 1866; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KRAMARSCH 2000, S. 182f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; LUTTER 1997a, S. 7; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 59 und SEIBERT 1998, S. 46f. Zur Notwendigkeit solcher Regelungen siehe auch die Ausführungen in Abschnitt 3.1.3.2.1.2
VON
EINEM/PAJUNK 2002,
Der Shareholder-Value-Ansatz
89
werden oder es wird eine Berechnungsgrundlage festgelegt, nach der sich der später von den Führungskräften zu zahlende Betrag ergibt. Ein Kriterium zur Unterscheidung der Optionsrechte ist das Verhältnis von Basispreis und Aktienkurs. Entspricht der Basispreis dem aktuellen Aktienkurs, spricht man von „at-the-money“ Optionen oder davon, dass die Option am Geld ist. Liegt der aktuelle Aktienkurs unterhalb des Basispreises, ist die Option „aus dem Geld („out-of-the-money“ Option). Sie werden auch als „Premium Options“ bezeichnet. Ihr Wert entspricht wie bei der „at-the-money“ Option dem Zeitwert des Optionsrechts. Anders ist es bei Optionen, die „im Geld“ sind („in-the-money“ Optionen), deren Wert sich aus der Summe aus innerem Wert, d.h. der Differenz aus aktuellem Aktienkurs und Basispreis, und dem Zeitwert ergibt.313 Da Kapitalmaßnahmen, Aktiensplits oder die Ausgabe von Wandel- bzw. Optionsanleihen Auswirkungen auf die Höhe des Aktienkurses haben und somit mittelbar den Wert der vergütungshalber gewährten Optionsrechte vermindern, kann dies dazu führen, dass Führungskräfte, deren Entlohnung an die Höhe des Aktienkurses gekoppelt ist, solche Finanzierungsformen nicht mehr in Betracht ziehen. In den Optionsvereinbarungen muss daher geregelt werden, wie solche Sachverhalte im Basispreis berücksichtigt werden sollen. Aktionären steht bei den oben genannten Kapitalmaßnahmen grundsätzlich ein Bezugsrecht zu, das die sich ergebende Vermögensverwässerung kompensieren soll. Da die Inhaber von Optionen aber grundsätzlich keinen Anspruch auf Bezugsrechte oder andere Kompensationen haben, müssen in den Optionsvereinbarungen geeignete Verwässerungsschutzklauseln enthalten sein, um einen Gleichlauf der Interessen von Anteilseignern und Management sicherzustellen.314 Neben den oben genannten Kapitalmaßnahmen führen auch Ausschüttungen zu einem Rückgang des Aktienkurses in Höhe der ausgezahlten Dividenden. Entsprechend den Anforderungen des Shareholder-Value-Ansatzes sind solche Beträge auszuschütten, für die im Unternehmen keine Investitionsalternativen mit positivem Kapitalwert mehr existieren. Diese Beträge werden auch als Free Cashflows bezeichnet.315 Da sich durch die Zahlung einer Dividende 313
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1498; BAUMS 1997a, S. 43; BegrRegE KonTraG 1998, S. 23; BRUNS/ BULLERDIEK 1996, S. 199; BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 13f., S. 26; CRASSELT 2000, S. 136, FERSTL 2000, S. 98; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 55, S. 120; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 803; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; HULL 2000, S. 154; JOHNSON/TIAN 2000b, S. 4; JUNGEN 2000, S. 204; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KLAHOLD 1999, S. 31 und S. 273-296; KLEMUND 1999, S. 72; KOHLER 1997, S. 248; KUNZI/HASBARGEN/KAHRE 2000, S. 286f.; LEUNER/LEHMEIER/RATTLER 2004, S. 264; LEVEN 1998, S. 195; PERRIDON/STEINER 2004, S. 332; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19f.; SPENNER 1999, S. 34-36; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 100-102 sowie WEIß 1999a, S. 183.
314
Vgl. BAUMS 1997a, S. 19; FISCHER 1995b, Sp. 1193-1200; FRIEDRICHSEN 2000, S. 178; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 2, S. 944; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 61-63, S. 1109f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 172-190, S. 80-87; KLAHOLD 1999, S. 40, KNOLL 1998a, S. 109f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018f.; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 58, S. 210; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 121, S. 556 und § 221 AktG Rn. 130-132, S. 559; LUTTER 1997a, S. 7; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 45, S. 20; SHARPE/ ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 603; SPENNER 1999, S. 62f.; TUSCHKE 2002, S. 48 oder WENGER/KNOLL 1999a, S. 574. Zur genaueren Analyse von Verwässerungsschutzklauseln vgl. Abschnitt 3.1.4.4.2.3.3.
315
In der Literatur existieren zahlreiche unterschiedliche Cashflow- und Free Cashflow-Definitionen. Die hier verwendete Abgrenzung des Free Cashflow orientiert sich am DRS 2. Danach ergibt sich der Free Cashflow als Summe aus dem Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit (einschließlich der Fremdkapitalzinsen) und dem Cashflow aus Investitionstätigkeit. Der Free Cashflow steht somit genau genommen nicht nur für Ausschüttungszwecke zur Verfügung, sondern kann auch zur Tilgung von Fremdkapital oder zum Aufbau einer
90
Theoretische Grundlagen
aber auch mittelbar der Wert der Optionsrechte verringert, kann die Anbindung der Führungskräftevergütung an den Aktienkurs dazu führen, dass sich die Dividendenpolitik des Managements nicht mehr an den Interessen der Anteilseigner orientiert.316 Es besteht grundsätzlich ein Anreiz, den Free Cashflow zu thesaurieren und trotzdem innerhalb des Unternehmens zu investieren, da der sich daraus ergebende Kursrückgang geringer ist, als dies bei einer entsprechenden Ausschüttung der Fall wäre. In den Optionsvereinbarungen muss daher ein geeigneter Dividendenschutz berücksichtigt werden, damit der Unternehmensleitung kein Anreiz gegeben wird, Free Cashflows zu thesaurieren statt auszuschütten.317 Eine nachträgliche Anpassung des Basispreises wird in der Praxis gelegentlich auch dann vorgenommen, wenn der Aktienkurs stark gesunken ist und die Optionsrechte aus diesem Grund sehr weit aus dem Geld sind. Ein solches als Repricing bezeichnetes Absenken des Basispreises soll dazu dienen, die Anreizwirkungen eines Aktienoptionsprogramms wieder zu erhöhen.318 Ein vertraglich fixiertes Repricing ist jedoch abzulehnen, da das Management dazu verleitet werden könnte, Maßnahmen einzuleiten, die ein noch stärkeres Absinken des Aktienkurses zur Folge hätten, um so in den Genuss eines herabgesetzten Basispreises zu kommen.319 Von besonderer Bedeutung ist neben dem Basispreis die Laufzeit der Optionen. Können die Optionsrechte während der Laufzeit ausgeübt werden, handelt es sich um so genannte amerikanische Optionen. Ist dagegen eine Ausübung nur am Ende der Laufzeit möglich, spricht man von einer europäischen Option. Bei vergütungshalber gewährten Aktienoptionen handelt es sich in der Regel um amerikanische Optionen. Die Laufzeit beträgt bis zu zehn Jahren, doch können auch kürzere Laufzeiten im Sinne einer langfristigen Vergütung sein. Die Lauf-
Liquiditätsreserve (Anstieg des Finanzmittelfonds) verwendet werden, vgl. BALLWIESER 1998, S. 85f.; BERNHARDT/WITT 1996, S. 87; BLAUFUS 2002, S. 1518; BUSSE VON COLBE 1997, S. 272-274; DEIMEL 2002b, S. 82; JENSEN 1986, S. 323; KRUSCHWITZ/LÖFFLER 1998, S. 1041; LORSON 1999, S. 1329; MÜLLER 1998, S. 140; PAPE 1999, S. 97-102 und SCHWETZLER 1999, S. 340. 316
Vgl. BAUMS 1997a, S. 14; KLEMUND 1999, S. 73; KLEY 1999, S. 1055; LEVEN 1998a, S. 198; MCCANN 1994, S. 93-98; PELLENS/CRASSELT/ROCKHOLTZ 1998, S. 16; SCHWETZLER 1999, S. 336 sowie WEIß 1999a, S. 101.
317
Vgl. ABOODY/KASZNIK 2001, S. 17; ARNOLD/GILLENKIRCH 2002; BAUMS 1997a, S. 16f.; BERNHARDT 1998, S. 22; CRASSELT 2000, S. 136; DEFUSCO/ZORN/JOHNSON 1991, S. 38; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 53, S. 119; FRIEDRICHSEN 2000, S. 165f.; JOLLS 1998, S. 1f.; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KLAHOLD 1999, S. 36f.; KLEMUND 1999, S. 72f.; KNOLL 1998a, S. 109f.; LAMBERT/LANEN/LARCKER 1989, S. 411 und S. 424; LAUX 1998a, S. 169; SMITH JR./WATTS 1992, S. 279f.; TUSCHKE 2002, S. 48; WEIß 1999a, S. 101f.; WENGER/KASERER/KNOLL 1999, S. 488; WENGER/KNOLL 1999a, S. 574; WINTER 1998, S. 1132; WINTER 2001, S. 122 oder auch VON BREDOW 1999, S. 232.
318
Vgl. ACHARYA/KOSE/SUNDARAM 2000, S. 66; ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1497f.; BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90; BRENNER/SUNDARAM/YERMACK 2000, S. 104; CASPER 2004, S. 1391f.; CHANCE/KUMAR/TODD 2000, S. 130-132; FRIEDRICHSEN 2000, S. 179 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 102f.
319
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90; BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1577; BERNHARDT/WITT 1996, S. 89f.; CASPER 2004, S. 1393; DAILY/CERTO/DALTON 2002, S. 9; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 92f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 179; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6; RINGLEB 2003c, Rn. 540, S. 157 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 103. Zur rechtlichen Analyse des Repricing siehe auch Abschnitt 3.1.4.4.2.3.3.
Der Shareholder-Value-Ansatz
91
zeit sollte jedoch fünf Jahre nicht unterschreiten.320 Um den langfristigen Charakter der Aktienoptionsprogramme zu unterstreichen, können die Optionsrechte frühestens nach einer mehrjährigen Wartezeit oder Sperrfrist ausgeübt werden. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine mindestens zweijährige Sperrfrist, tatsächlich beträgt sie üblicherweise drei Jahre.321 Um die Motivationswirkungen von Aktienoptionsplänen zu verstärken und „Windfall Profits“ zu vermeiden, werden in den Optionsvereinbarungen außerdem rechtliche oder wirtschaftliche Erfolgsziele festgelegt.322 Bei rechtlichen Erfolgszielen wird eine Ausübungshürde vorgegeben, die erreicht werden muss, damit die Optionen überhaupt ausgeübt werden können. In Betracht kommen hierfür z.B. Mindestkurssteigerungen oder das Erreichen bestimmter betriebswirtschaftlicher, aus dem Rechnungswesen abgeleiteter Kennzahlen. Als Ziele können aber auch qualitative Größen herangezogen werden.323 Rechtliche Erfolgsziele zeichnen sich dadurch aus, dass der Basispreis unabhängig von der Ausübungshürde ist. Im Gegensatz dazu wird bei wirtschaftlichen Erfolgszielen die Ausübungshürde implizit durch die Gestaltung des Basispreises vorgegeben. Als Möglichkeiten kommen hier neben der Gewährung von „Premium Options“ die kontinuierliche Erhöhung des Basispreises entsprechend einer geforderten Mindestverzinsung oder die Bindung des Basispreises an einen Vergleichsindex bzw. ein Vergleichsportfolio in Betracht. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Erfolgsziele in der Praxis häufig sehr niedrig angesetzt werden.324 320
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 69-71; ETTINGER 1998, S. 51; FEDDERSEN/POHL 2001, S. 32; FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; HÜFFER 1997, S. 221; JUNGEN 2000, S. 198; KAU/ LEVERENZ 1998, S. 2273; KLEINDIEK 1998, S. 28; KORN 2000, S. 88; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; MARTENS 1996, S. 346; PETERSEN 2001, 202f.; PIRCHEGGER 2001, S. 12-15; PORTNER 1997b, S. 787; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 296.; ROLLER 2000, S. 131-133; SPENNER 1999, S. 136-139; STELTER/ROOS 1999, S. 1123; VON EINEM 1999a, S. 562; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 96; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670; WEIß 1999a, S. 195; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 677f.; WILDNER 2000, S. 60f. oder WULFF 2000, S. 42f.
321
Vgl. AHA 1997, S. 2226; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 77; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 73, S. 128; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; JUNGEN 2000, S. 209; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 152f., S. 60f.; KNOLL 1998a, S. 110; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; PEUNTNER 1999, S. 220; SEIBERT 1998, S. 43; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110; WALTI 1998, S. 35; WEIß 1999a, S. 217 bzw. WEIß 1999b, S. 357.
322
Vgl. AHA 1997, S. 2226f.; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 61, S. 123f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144-146; JUNGEN 2000, S. 207f.; KRAMARSCH 2000, S. 157; LUTTER 1997a, S. 6; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104f.; WEIß 1999b, S. 358 oder WULFF 2000, S. 79-87.
323
Vgl. BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; CRASSELT 2000, S. 136; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 67, S. 125; FRIEDRICHSEN 2000, S. 150; HIRTE 2000, S. 219; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801f.; KLAHOLD 1999, S. 31-36; KRAMARSCH 2000, S. 165; LEUNER/RATTLER 2001, S. 228f.; LG MÜNCHEN I 2001, S. 288; PIRCHEGGER 2001, S. 19; SEIBERT 1998, S. 46; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105; WEIß 1999b, S. 358 aber auch WILDNER 2000, S. 39f.
324
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12-18; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; BRANDHOFF 1999, S. 225; CRASSELT 2000, S. 136; ELKART/SCHMUSCH 1999, S. 93, ENGELSING 2001, S. 44; FLEISCHER 1998, S. 51f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 64, S. 124 und Tz. 67, S. 125; FRIEDRICHSEN 2000, S. 150-152; HIRTE 2000, S. 219; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 38, S. 1865; JUNGEN 2000, S. 206f.; KALLMEYER 1999, S. 100; KLAHOLD 1999, S. 31-33; KNOLL 1997c, S. 24; KNOLL 1998a, S. 106-111; KRAMARSCH 2000, S. 51; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 43, S. 1026f.; LUTTER 1997a, S. 6; MEFFERT 1998, S. 4; PELTZER 2002, S. 16; PEUNTNER 1999, S. 220; PIRCHEGGER 2001, S. 18; SCHNABEL 1998, S. 113; SEIBERT 1998, S. 44; STELTER/ROOS 1999, S. 1126; TUSCHKE 2002, S. 50; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105; WEIß
92
Theoretische Grundlagen
Damit die Aktienoptionsprogramme die intendierten Anreizwirkungen auch entfalten können, ist es darüber hinaus erforderlich, dass den Führungskräften die Veräußerung oder Verpfändung der vergütungshalber gewährten Optionsrechte sowie die Durchführung von Gegengeschäften (Hedging), z.B. durch den Verkauf marktgängiger Aktienoptionen an Dritte untersagt wird. Andernfalls wäre es möglich, dass sie einen unmittelbaren risikolosen finanziellen Vorteil erzielen könnten und somit der langfristige Charakter der Optionsentlohnung verloren gehen würde.325
2.2.5
Zwischenergebnis
Der Shareholder-Value-Ansatz fußt auf dem in Kapitel 2.1.3 abgeleiteten Ergebnis, dass die Maximierung des Marktwertes eines Unternehmens unter bestimmten Bedingungen eine geeignete Zielgröße für alle Anteilseigner ist. Um den Unternehmenswert zu bestimmen, können die anglo-amerikanisch geprägten DCF-Verfahren verwendet werden. Sie orientieren sich nicht direkt an den Zahlungen, die den Anteilseignern zufließen, sondern stellen vielmehr auf die Free Cashflows auf Unternehmensebene ab. Da definitionsgemäß für Free Cashflows im Unternehmen keine Investitionsmöglichkeiten mit positivem Nettobarwert mehr existieren, sollten diese Beträge an die Anteilseigner ausgeschüttet oder zur Rückführung des Fremdkapitals verwendet werden. Bei dem im deutschsprachigen Raum weit verbreiteten Ertragswertverfahren wird der Marktwert des Eigenkapitals dagegen auf der Basis der um Sondersachverhalte korrigierten, zukünftigen handelsrechtlichen Ertragsüberschüsse ermittelt. Diese beiden Verfahren sind jedoch für eine Anwendung im Rahmen eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts nicht geeignet. Hierfür ist es erforderlich, operationale Zielgrößen zu entwickeln, die eine Verknüpfung der übergeordneten Zielsetzung der Steigerung des Unternehmenswertes mit konkreten Handlungsempfehlungen ermöglichen. Steuerungsgrößen eines derart ausgestalteten wertorientierten Controlling können der Economic Value Added (EVA) oder der CFROI bzw. Cash Value Added (CVA) sein. Zur erfolgreichen Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts müssen darüber hinaus zwei Aspekte berücksichtigt werden. Damit sich die auf Unternehmensebene durchgeführten Maßnahmen zur nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes auch in einem Anstieg des Aktionärsvermögens niederschlagen, ist einerseits eine umfassende, kapi1999a, S. 218; WEIß 1999b, S. 358; WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 677; WENGER/KNOLL/KASERER 1999, S. 36f.; WILDNER 2000, S. 39-43; WINTER 1997, S. 622 sowie WULFF 2000, S. 79-84. 325
Vgl. BAUMS 1997a, S. 17f.; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381; BREID 1995, S. 833f.; CRASSELT 2000, S. 136; ENGELSING 2001, S. 17; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; GILLENKIRCH/VELTHUIS 1997, S. 128; HÜFFER 2008, § 198 AktG Tz. 6, S. 1003; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 633; KLAHOLD 1999, S. 38f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KORN 2000, S. 70; LAMPE/STRNAD 2000, S. 118; LAUX 1990, S. 1343-1353 (bei einperiodiger Betrachtung); LAUX 1991a, S. 358; LAUX 1991b, S. 479-484 (bei mehrperiodiger Betrachtung); LAUX 1994, S. 1285; LAUX 1998a, S. 160-162; RefE KonTraG 1996, S. 2138; SEIBERT 1998, S. 46; SPINDLER 2004, S. 44b; THÜSING 2003, S. 500; WEIß 1999a, S. 100; WINTER 2004, S. 624f. aber auch WULFF 2000, S. 86f.
Der Shareholder-Value-Ansatz
93
talmarktorientierte Informationspolitik erforderlich, da reale Kapitalmärkte in der Regel nur im halbstrengen Sinne informationseffizient sind, d.h. in den Kursbildungsprozess nur öffentliche Informationen eingehen. Andererseits ist davon auszugehen, dass sich das Management des Unternehmens eigennutzmaximierend und nicht zwangsläufig im Sinne der Anteilseigner verhält. Eine Entschärfung dieses Principal-Agent-Konflikts ist entweder durch verstärkte Überwachungsaktivitäten oder durch eine anreizkompatible Vergütung möglich.326 Ausgehend von der für die Anteilseigner abgeleiteten Zielsetzung der Marktwertmaximierung sollte bei börsennotierten Unternehmen als Bemessungsgrundlage für ein anreizkompatibles Vergütungssystem der Aktienkurs verwendet werden. Entsprechende Entlohnungsformen können dabei entweder Aktien- oder Optionscharakter haben. Im Gegensatz zu realen oder virtuellen Aktienoptionsprogrammen steht bei Belegschaftsaktien und Phantom Stocks jedoch mehr die Bindungs- und weniger die Anreizwirkung im Vordergrund. Zur Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms stehen dem Unternehmen unterschiedliche Durchführungsvarianten zur Verfügung. Neben der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG können den Führungskräften „nackte“ Optionsrechte gewährt werden (§ 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG) oder das Optionsprogramm kann mit eigenen, auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauften Aktien unterlegt werden. Daneben besteht für die Gesellschaft noch die Möglichkeit der Vergütung mit Optionen, die von unternehmensfremden Dritten erworben wurden oder die Gewährung von Stock Appreciation Rights. Von besonderer Bedeutung aus Sicht der Begünstigten sind jedoch nicht die Durchführungsvarianten, sondern die Ausgestaltungsmerkmale. Durch sie wird die Entlohnungsfunktion festgelegt, die implizit durch ein Aktienoptionsprogramm vorgegeben wird. Ihre Anreizwirkungen werden in Kapitel 4.2 untersucht. Im folgenden Hauptteil werden zunächst eingehend die rechtlichen Rahmenbedingungen für Aktienoptionsprogramme analysiert. Dabei werden in Kapitel 3.1 die gesellschaftsrechtlichen Aspekte betrachtet, die bei der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts von Bedeutung sind. Dies betrifft sowohl die grundsätzliche Vereinbarkeit des Shareholder-Value-Ansatzes mit dem Aktienrecht als auch die Kompetenzen des Vorstands und Aufsichtsrats im Zusammenhang mit Einführung eines Aktienoptionsprogramms sowie die gesellschaftsrechtlichen Voraussetzungen der einzelnen Durchführungsvarianten. Daran anschließend werden in Kapitel 3.2 die handelsrechtlichen und in Kapitel 3.3 die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen analysiert, die die Grundlage für die Modellbildung im dritten Hauptteil bilden. Da eine umfassende Informationspolitik zu den notwendigen Voraussetzungen der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts zählt, werden in Abschnitt 3.2.4 die Publizitätsvorschriften und in Kapitel 3.4 die kapitalmarkrechtlichen Regelungen betrachtet.
326
Vgl. GEDENK 1998, S. 28; GÜNTHER 1997, S. 50; HESS 1999, S. 1505; KNOLL 2001b, S. 214; KÜHNBERGER 1998, S. 302 oder PELLENS/HILLEBRANDT/ULMER 2001, S. 1243.
3
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.1
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
3.1.1
Vorbemerkung
Im vorangegangenen Hauptteil wurden die theoretischen Grundlagen der wertorientierten Unternehmensführung erörtert, und es wurde gezeigt, dass der zwischen Anteilseignern und Führungskräften bestehende Principal-Agent-Konflikt mittels geeigneter Entlohnungsfunktionen entschärft werden kann. Diese Betrachtung darf aber nicht nur aus ökonomischer Sicht erfolgen. Damit diese Konzepte auch tatsächlich umgesetzt werden können, muss darüber hinaus untersucht werden, ob der Shareholder-Value-Ansatz und die mit ihm verbundenen aktienkursorientierten Vergütungssysteme mit den rechtlichen Rahmenbedingungen in Einklang stehen. Hierzu zählt zum einen die eher binnenorientierte Sichtweise des Gesellschafts-, Handels- und Steuerrechts, zum anderen sind aber auch die Regelungen mit einzubeziehen, die das Verhältnis der Gesellschaft zum Kapitalmarkt bestimmen.
3.1.2
Vereinbarkeit von Aktienoptionsplänen mit dem deutschen Aktienrecht
3.1.2.1
Die Leitungsverantwortung des Vorstands
Dem Vorstand obliegt nach § 76 Abs. 1 AktG die eigenverantwortliche Leitung der Gesellschaft, bei der es sich um einen herausgehobenen Teilbereich der ihm gemäß § 77 Abs. 1 AktG zustehenden Geschäftsführungsbefugnis handelt, die alle tatsächlichen und rechtsgeschäftlichen Tätigkeiten für die Aktiengesellschaft umfasst.327 Die dem Vorstand hierdurch zugewiesene Leitungsmacht erstreckt sich sowohl auf die Bestimmung der Unternehmenspolitik, d.h. die Festlegung der grundsätzlichen Zielsetzung des Unternehmens, als auch auf die im Rahmen der Unternehmensleitung zu treffenden Entscheidungen und Vorgaben hinsichtlich der Organisation, der Führungsgrundsätze, der Geschäftspolitik (Investitions- und Finanzierungsvorhaben, Forschungs- und Entwicklungsprojekte, Beschaffung, Produktion und Absatz) sowie der Besetzung von Führungsstellen im Unternehmen, d.h. der Vorstand trifft vor allem Führungsentscheidungen in Bezug auf die Unternehmensplanung, -koordinierung und -kontrolle, die zur Verwirklichung der Unternehmenspolitik erforderlich sind.328 327
Vgl. HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 7, S. 365; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn. 4, S. 19; MEYER-LANDRUT 1972a, § 76 AktG Anm. 2, S. 580-582; RAISER 2001, § 14 Tz. 1, S. 137; SCHMIDT 2002, S. 804f.; SPENNER 1999, S. 67; TURIAUX/KNIGGE 2004, S. 2201 oder WIESNER 2007c, § 19 Tz. 12f., S. 191f.
328
Vgl. ETTINGER 1999, S. 46; GROßMANN 1980, S. 87-89; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 8, S. 365f.; IDW (HRSG.) 2002, S. 11; KIESER/SPINDLER/WALGENBACH 2002, S. 398f.; KLAHOLD 1999, S. 140; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn 10, S. 22; MEYER-LANDRUT 1972a, § 76 AktG Anm. 2, S. 580-582; MICHEL 1999, S. 73; RAISER 2001, § 14 Tz. 12, S. 140f.; SPENNER 1999, S. 67; TURIAUX/KNIGGE 2004, S. 2201f.; VON WERDER 2003a, Rn. 71, S. 33 oder WIESNER 2007c, § 19 Tz. 12-14, S. 191f.
96
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Die Implementierung eines Aktienoptionsplans ist eine flankierende Maßnahme im Zuge der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts. Es handelt sich mithin also um eine Leitungsentscheidung im Sinne des § 76 Abs. 1 AktG, die Einfluss auf die Zielsetzung des Unternehmens hat. Folglich fällt die grundsätzliche Entscheidung zur Einführung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems in den Verantwortungsbereich des Vorstands.329 BAUMS spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Grundlagenentscheidung, da die Zielsetzung des Unternehmens und die Zielvorgabe der Unternehmensleitung betroffen sind.330 Jedoch ist hierunter weder eine Grundlagenentscheidung im Sinne von § 119 Abs. 1 AktG zu verstehen,331 noch ist es eine gesetzlich nicht geregelte Strukturmaßnahme, die nach § 119 Abs. 2 AktG der Beteiligung der Hauptversammlung am Entscheidungsprozess bedarf (so genannter Holzmüller-Fall).332 Mit der zunehmenden Shareholder Value-Orientierung verschieben sich im Zielsystem des Unternehmens die Gewichte der mit dem Unternehmen in Beziehung stehenden Gruppen hin zu den Anteilseignern.333 Es stellt sich die Frage, ob eine solche Ausrichtung der Unternehmensführung an den Zielsetzungen der Anteilseigner vor dem Hintergrund der aktienrechtlichen Vorgaben überhaupt zulässig ist.334
3.1.2.2
Shareholder-Value-Ansatz und Unternehmensinteresse
Die dem Vorstand durch § 76 Abs. 1 AktG übertragene eigenverantwortliche weisungsfreie Leitung der Gesellschaft bedeutet, dass ihm bei seinen Führungsentscheidungen und seinem unternehmerischen Handeln ein Spielraum zusteht, den er nach eigenem Ermessen nutzen kann. Solange sich seine Entscheidungen in den Grenzen dieses Ermessensspielraums bewegen, kann ihm nicht vorgeworfen werden, dass er die Sorgfaltspflichten eines ordentlichen 329
Vgl. HÜFFER 1997, S. 217 und S. 224; JUNGEN 2000, S. 173f.; KLAHOLD 1999, S. 140; MICHEL 1999, S. 73 bzw. SPENNER 1999, S. 68.
330
Vgl. BAUMS 1997a, S. 28f.
331
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; HÜFFER 1997, S. 224; HÜFFER 2008, § 119 AktG Tz. 2-10a, S. 595597; MICHEL 1999, S. 73; RAISER 2001, § 16 Tz. 10, S. 227; SEIBERT 1998, S. 46; SEMLER 2007a, § 34 Tz. 9-13, S. 494-496 und SPENNER 1999, S. 68.
332
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 79-82, S. 118-123; BGH 1982, S. 131f.; HENZE 2001, S. 60; HÜFFER 2008, § 119 AktG Tz. 11-18c, S. 597-602; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 644; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KREMER 2003a, Rn. 165, S. 65; RAISER 2001, § 16 Tz. 11-17, S. 227-231; SEMLER 2007a, § 34 Tz. 14-20, S. 496-498 oder SPENNER 1999, S. 68. Der GREENBURY REPORTS empfiehlt, langfristige Vergütungspläne der Zustimmung der Hauptversammlung zu unterwerfen. Im deutschen Aktienrecht ist lediglich bei realen Aktienoptionsplänen aufgrund der mit ihnen zusammenhängenden Kapitalmaßnahmen implizit eine Beteiligung der Hauptversammlung vorgesehen, vgl. BAUMS 1997a, S. 29; GREENBURY COMMITTEE 1995, S. 16 und S. 33; HÜFFER 1997, S. 224 sowie TEGTMEIER 1998, S. 257.
333
Vgl. HÜFFER 1997, S. 217 und S. 224; JUNGEN 2000, S. 173f.; MICHEL 1999, S. 73 oder SPENNER 1999, S. 68.
334
Vgl. BROCKHOFF 1997, S. 3; ETTINGER 1999, S. 45; FRIEDRICHSEN 2000, S. 44; HÜFFER 1997, S. 217; JUNGEN 2000, S. 173-175; SCHNEIDER 1996, S. 1769f.; SPENNER 1999, S. 68 oder VON WERDER 1997, S. 11.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
97
und gewissenhaften Geschäftsleiters im Sinne des § 93 Abs. 1 Satz 1 AktG verletzt.335 Eine gesetzliche Festlegung des Ermessensspielraums, wie dies noch durch § 70 Abs. 1 im Aktiengesetz von 1937 der Fall war,336 existiert nicht mehr, jedoch ist die herrschende Meinung im Schrifttum der Auffassung, dass die Unternehmensführung am Unternehmensinteresse337 auszurichten ist.338 Das Unternehmensinteresse lässt sich dadurch inhaltlich konkretisieren, dass der Vorstand bei seinen Leitungsentscheidungen die Interessen aller am Unternehmen beteiligten Gruppen (Stakeholder) zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen hat. Es wird in diesem Zusammenhang auch vom Gebot der praktischen Konkordanz gesprochen.339 Diese Auffassung spiegelt sich auch in den nationalen und internationalen Corporate Governance Grundsätzen wider, die unter anderem Verhaltensmaßstäbe für eine ordnungsgemäße Unternehmensleitung festlegen.340 So fordern sowohl die OECD341 als auch die GRUNDSATZ-
335
Vgl. BUCHTA 2004, S. 695f.; DILGER 2004, S. 444; GROßMANN 1980, S. 7f.; HEFERMEHL 1974a, § 76 Tz. 14, S. 20f.; HENN 2002, § 18 Tz. 570, S. 299f.; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 10, S. 366; IDW (HRSG.) 2002, S. 11; JUNGEN 2000, S. 171f.; KLAHOLD 1999, S. 55; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn 10, S. 22; RAISER 2001, § 14 Tz. 13, S. 141; SCHILLING 1997, S. 377; SPENNER 1999, S. 68; THÜMMEL 1998, Rn. 160-170, S. 83-87 oder auch WIESNER 2007c, § 19 Tz. 20, S. 196.
336
Der Vorstand hatte „unter eigener Verantwortung die Gesellschaft so zu leiten, wie das Wohl des Betriebes und seiner Gefolgschaft und der gemeine Nutzen von Volk und Reich es erfordern“, SCHMIDT 2002, S. 805. Vgl. auch HEFERMEHL 1974a, § 76 Tz. 19, S. 23; HÜFFER 1997, S. 217; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 12, S. 367; KLAHOLD 1999, S. 58; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn 1, S. 18; MÜLBERT 1997, S. 147f.; RAISER 2001, § 14 Tz. 14, S. 142; SCHILLING 1997, S. 377; SEMLER 1995b, S. 294 und WENGER 1996b, S. 422f.
337
Das Unternehmensinteresse steht im Mittelpunkt des unternehmensrechtlichen Regelungsansatzes zur Interpretation des § 76 Abs. 1 AktG. Die Aktiengesellschaft wird demnach als eine interessenpluralistische Veranstaltung verstanden, bei der vor allem die Interessen der Kapitalgeber, der Arbeitnehmer sowie der Allgemeinheit (mit Hinweis auf die Sozialbindung des Eigentums nach Art 14 Abs. 2 GG) gegeneinander abzuwägen sind. Im Gegensatz dazu geht der verbandsrechtliche Regelungsansatz davon aus, dass die Aktiengesellschaft in erster Linie auf die Interessen und den Schutz der Anleger ausgerichtet ist. An diesen Vorgaben hat sich dann der Vorstand bei seinen Entscheidungen zu orientieren. Vgl. zu einer Gegenüberstellung des verbandsrechtlichen und des unternehmensrechtlichen Ansatzes: KLAHOLD 1999, S. 55-57 und SPENNER 1999, S. 70-81.
338
Vgl. ETTINGER 1999, S. 46; FRIEDRICHSEN 2000, S. 44; GROßMANN 1980 S. 87- 194; HEFERMEHL 1974a, § 76 Tz. 19-27, S. 23-29; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 12-15, S. 367-369; JUNGEN 2000, S. 174f.; MÜLBERT 1997, S. 147-149; RAISER 2001, § 14 Tz. 13, S. 141; SCHILLING 1997, S. 377-381; SCHMIDT 2002, S. 805f.; WIEDEMANN/FREY 2002 S. 383f. sowie WIESNER 2007c, § 19 Tz. 20, S. 196. Zu Grundsätzen ordnungsmäßiger Unternehmensleitung vgl. VON WERDER 1999, S. 2221f. Dies wird durch die Ergänzung des § 93 AktG im Zuge der Umsetzung des UMAG unterstrichen, wonach ein Vorstandsmitglied nicht für Fehler im Rahmen seines unternehmerischen Ermessens haftet (so genannte „Business judgement rule“), wenn er ohne grobe Fahrlässigkeit annehmen durfte, dass er auf der Grundlage angemessener Informationen zum Wohle der Gesellschaft handelt, vgl. BegrRegE UMAG 2004, S. 18-21; DILGER 2004, S. 443f.; ROTH 2004, S. 1066-1069 und THÜMMEL 2004, S. 472. Kritisch ULMER 2004, S. 859-863.
339
Vgl. ETTINGER 1999, S. 46; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 12, S. 367; KORN 2000, S. 52; KÜHNBERGER/KEßLER 1999, S. 459; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn 19, S. 26; SCHILLING 1997, S. 379 oder WEIß 1999a, S. 126.
340
Bei der Entwicklung von Corporate Governance Grundsätzen haben große institutionelle Anleger, namentlich die US-amerikanischen Pensionsfonds CalPERS und TIAA-CREF eine Vorreiterrolle übernommen, vgl. BASSEN ET AL. 2000, S. 693; CALPERS (HRSG.) 1998, S. 3 und TIAA-CREF (HRSG.) 2000. Maßgebend für Europa waren der CADBURY REPORT, der GREENBURY REPORT und der HAMPEL REPORT, die zum COMBINED CODE führten, dessen Beachtung für an der Londoner Börse gelistete Unternehmen obligatorisch ist, vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 5, S. 49f.; CADBURY COMMITTEE 1992; COMBINED CODE 2000; GREENBURY COMMITTEE 1995; HAMPEL COMMITTEE 1998 bzw. SCHNEIDER 2000, S. 2415f. Auch in Deutschland ist der
98
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
CORPORATE GOVERNANCE,342 der BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE343 und die REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GO344 dass der Vorstand die Interessen aller Stakeholder (Aktionäre, ArbeitVERNANCE KODEX, nehmer, Kreditgeber, Kunden, Lieferanten oder die Allgemeinheit) bei seinem Entscheidungsverhalten miteinbeziehen soll, um die nachhaltige und langfristige Erhöhung des Unternehmenswertes zu gewährleisten. Der Wert eines Unternehmens bemisst sich in diesem Sinne nach der Fähigkeit, die Ansprüche der unterschiedlichen Unternehmensbeteiligten zu erfüllen345 und so eine wohlstandsmehrende Zusammenarbeit mit den Stakeholdern zu fördern. Gleichzeitig wird aber auch klargestellt, dass den Interessen der Anteilseigner eine herausgehobene Stellung zukommt, da die Aktionäre letztendlich das unternehmerische Risiko tragen und sich als Empfänger des Residualeinkommens346 darauf verlassen müssen, dass die Unternehmensleitung effektiv mit den von ihnen investierten Mitteln umgeht.347 Nicht nur in der Corporate Governance Diskussion wird dies besonders betont. Auch der Gesetzgeber hat durch das KonTraG, das KapAEG, das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz und durch das TransPuG deutlich gemacht, dass er die Zielsetzungen der Aktionäre in den Vordergrund stellt und durch die zunehmende Kapitalmarktorientierung der unterschiedlichen Gesetzgebungsverfahren eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen um das Anlagekapital auch internationaler Investoren anstrebt, was gleichzeitig eine verstärkte Hinwendung zum Shareholder-Value-Ansatz impliziert.348 KOMMISSION
Einfluss institutioneller Anleger auf den Umsetzungsprozess von Corporate Governance Grundsätzen zu beobachten, vgl. BASSEN 2002, S. 436. 341
Vgl. HOMMELHOFF 2001, S. 248f.; OECD (HRSG.) 1999, S. 343 und SEIBERT 1999, S. 338.
342
Vgl. GRUNDSATZKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 238f.; HOMMELHOFF 2001, S. 250 sowie SCHNEIDER/STRENGER 2000, S. 108.
343
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1573 und HOMMELHOFF 2001, S. 250.
344
Vgl. REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6; PFITZER/OSER/ WADER 2002, S. 1121 oder VON WERDER 2002, S. 803f. SCHÜPPEN stellt heraus, dass es sich hierbei lediglich um eine gesetzesinterpretierende Feststellung handelt, vgl. SCHÜPPEN 2002, S. 1118. Gleichlautend auch HOMMELHOFF, der festhält, dass zur Umsetzung dieser Forderung der unterschiedlichen Kodices in Deutschland keine Novellierung des Aktienrechts notwendig ist, da das geltende Recht, insbesondere § 76 Abs. 1 AktG, ohnehin schon in diesem Sinne interpretiert wird, vgl. HOMMELHOFF 2001, S. 250f.
345
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1573f.; SCHILLING 1997, S. 377 oder VON WERDER 2003a, Rn. 87, S. 42.
346
Im Gegensatz zu den Aktionären erhalten die übrigen Stakeholder ein so genanntes Kontrakteinkommen, vgl. zur Unterscheidung von Kontrakt- und Residualeinkommen z.B. BUSSE VON COLBE 1997, S. 289f. oder FRANKE/HAX 1999, S. 4-9.
347
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1573; OECD (HRSG.) 1999, S. 340 sowie VON WERDER 2002, S. 804.
348
Vgl. BegrRegE 4. FFG 2002, S. 62f.; BegrRegE KapAEG 1997, S. 7-11; BegrRegE KonTraG 1998, S. 11; BegrRegE TransPuG 2002, S. 10f.; GROH 2000, S. 2157f.; RegE KapAEG 1998, S. 1; RegE KonTraG 1998, S. 1 und RegE TransPuG 2002, S. 1. Beim KonTraG wird dies z.B. an der Einführung des § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG oder den Änderungen in den §§ 192 Abs. 2 und 193 Abs. 2 AktG sowie der Erweiterung der Informationspflichten börsennotierter Mutterunternehmen deutlich, die nach § 297 Abs. 1 HGB eine Kapitalflussrechnung und eine Segmentberichterstattung aufzustellen haben.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
99
Der Vorstand bewegt sich folglich innerhalb des ihm gesetzlich eingeräumten Ermessensspielraums, wenn er sich dafür entscheidet, ein wertorientiertes Unternehmensführungskonzept einzuführen, das den Interessen der Anteilseigner eine besondere Bedeutung beimisst.349 Dies heißt jedoch nicht, dass die Interessen der übrigen Stakeholder bei den Leitungsentscheidungen keine Beachtung mehr finden. Sie sind vielmehr aufgrund der zahlreichen vertraglichen (z.B. Arbeitsverträge, Kaufverträge oder Kreditverträge) und gesetzlichen Regelungen, wie dem Arbeits-, Mitbestimmungs- und Sozialrecht oder dem Steuer- und Insolvenzrecht, als Nebenbedingungen im Rahmen des Shareholder-Value-Ansatzes zu berücksichtigen und somit in ausreichender Weise geschützt.350 Im juristischen Schrifttum351 wird aber auch die Auffassung vertreten, dass der von § 76 Abs. 1 AktG eingeräumte Ermessensspielraum verlassen wird, wenn mit einer übersteigerten und einseitigen Orientierung an den Zielen der Anteilseigner eine kurzfristige Erhöhung des Shareholder Value zu Lasten der Interessen der übrigen Unternehmensbeteiligten beabsichtigt wird.352 Dieser Argumentation liegt die Annahme zugrunde, dass sich der Unternehmenswert durch Maßnahmen steigern lässt, die eine kurzfristige Verbesserung der Ertrags- bzw. Cashflow-Situation versprechen (z.B. durch Personalabbau oder Kürzungen im Bereich Forschung- und Entwicklung). Es wird davon ausgegangen, dass diese kurzfristigen Effekte von den Kapitalmarktteilnehmern stärker gewichtet werden als die damit unter Umständen verbundenen negativen Folgen, die langfristig zu einer Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit (z.B. durch Auswirkungen auf das im Unternehmen gebundene Humankapital, die Kundenbindung oder die Kreditwürdigkeit) führen. Dem Shareholder-Value-Ansatz ist somit die Gefahr des Kurzfristdenkens zu Lasten der übrigen Stakholder immanent.353 Diese Annahme widerspricht den Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung. Es ist davon auszugehen, dass auf einem funktionierenden (informations-)effizienten Kapitalmarkt nicht nur die zeitlich näher liegenden Verbesserungen der Ertragslage oder des Cashflows ihren Niederschlag im Unternehmenswert finden, sondern dass sich auch die langfristigen, negativen Fol-
349
Vgl. ENGELSING 2001, S. 36; ETTINGER 1999, S. 46; HOMMELHOFF 1997, S. 18; HÜFFER 1997, S. 218; HÜFFER 2008, § 76 AktG Tz. 12, S. 367; JUNGEN 2000, S. 175; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 125, S. 48; KORN 2000, S. 52f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; RAISER 2001, § 14 Tz. 13, S. 141f.; SCHMIDT/MAßMANN 1999, S. 17f. oder WIESNER 2007c, § 19 Tz. 21f., S. 197. Es ist daher nicht notwendig eine am Shareholder Value orientierte Unternehmenspolitik gesetzlich festzulegen, vgl. zu dieser Auffassung den Diskussionsbericht von DRYGALA 2002, S. 777.
350
Teilweise wird auch die Notwendigkeit der Berücksichtigung der Interessen der Allgemeinheit aufgrund der Sozialpflichtigkeit des Eigentums nach Art. 14 Abs. 2 GG angeführt, vgl. BUSSE VON COLBE 1997, S. 289; FRIEDRICHSEN 2000, S. 44f.; MÜLBERT 1997, S. 139; SCHILLING 1997, S. 381; SPENNER 1999, S. 85-87; TITZRATH 1997, S. 36 oder WEIß 1999a, S. 127.
351
Die deutsche Corporate Governance Diskussion ist eher rechtswissenschaftlich als betriebswirtschaftlich geprägt, vgl. LUTTER 2001, S. 225f.
352
Vgl. ETTINGER 1999, S. 46; HOMMELHOFF 1997, S. 19; HÜFFER 1997, S. 218; SEMLER 1995b, S. 298; SPENNER 1999, S. 87f.; TITZRATH 1997, S. 36 und VON WERDER 2002, S. 804.
353
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 94f.; BAUMS 1997a, S. 9; BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1573; KLAHOLD 1999, S. 63f.; KORN 2000, S. 52; MÜLBERT 1997, S. 139f.; MÜLLER 1998, S. 147; VON WERDER 1997, S. 13f. sowie WEIß 1999a, S. 86.
100
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
gen in angemessener Weise im Börsenkurs widerspiegeln.354 Eine kurzfristig orientierte Unternehmenspolitik, die nicht auf die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswertes ausgerichtet ist, würde somit nicht nur den Interessen der übrigen Stakeholder zuwiderlaufen, sondern auch gegen die Ziele der Anteilseigner verstoßen.355
3.1.2.3
Zulässigkeit einer variablen aktienkursorientierten Vergütung für Führungskräfte
Bis zu seiner Aufhebung durch das TransPuG356 wurde die grundsätzliche Zulässigkeit einer variablen Vorstandsvergütung auf § 86 Abs. 1 Satz 1 AktG zurückgeführt.357 In der Regel sollte die Gewinnbeteilung gemäß § 86 Abs. 1 Satz 2 AktG in einem Anteil am Jahresgewinn bestehen. In diesem Fall war für die Bestimmung der Höhe der Tantieme die in § 86 Abs. 2 AktG normierte Berechnungsmethode zwingend anzuwenden,358 jedoch wurde durch diese Vorschrift nicht ausgeschlossen, dass sich die variable Vergütung auch nach anderen Bemessungsgrundlagen als dem Jahresgewinn richten konnte. Es konnten demnach auch dividendenabhängige Tantiemen, Umsatztantiemen, Ermessenstantiemen oder Mindest- bzw. Garantietantiemen vereinbart werden,359 sie mussten lediglich berücksichtigen, dass der Vorstand die Verantwortung für das Gesamtwohl des Unternehmens trägt.360 Da diesem Grundsatz auch solche Vergütungssysteme gerecht werden, die sich an der Entwicklung des Börsenkurses orientieren, dieser spiegelt die Einschätzungen der Kapitalmarktteilnehmer in Bezug auf den 354
Vgl. BERNHARDT/WITT 1997, S. 94f.; WEIß 1999a, S. 86 und eher kritisch BAUMS 1997a, S. 9.
355
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1573; KLAHOLD 1999, S. 63f.; KORN 2000, S. 52; VON WERDER 1997, S. 13f. und WAGNER 1998, S. 26-29.
356
Vgl. Art. 1 Nr. 4 und Art. 5 TransPuG.
357
Vgl. ETTINGER 1999, S. 47; FUCHS 1997, S. 667; HEFERMEHL 1974d, § 86 Tz. 1, S. 190; HÜFFER 2002, § 86 AktG Tz. 2f., S. 417f.; KLAHOLD 1999, S. 47; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 327; MARX 2003, S. 152; MERTENS 1996, § 86 AktG Rn 2, S. 204; SCHNEIDER 1996, S. 1771; SEIBERT 1998, S. 31; SEMLER 1995a, S. 600 und SPENNER 1999, S. 105. Im Hinblick auf die Vergütung der übrigen Führungskräfte, den leitenden Angestellten, existieren keine einschränkenden gesetzlichen Regelungen. Die Ausgestaltung der Vergütungsvereinbarung liegt demzufolge im Verantwortungsbereich des Vorstands, vgl. ENGELSING 2001, S. 39; JUNGEN 2000, S. 176; MERTENS 1996, § 86 AktG Rn 21, S. 208 und Abschnitt 3.1.3.1.
358
Vgl. MEYER-LANDRUT 1972c, § 86 AktG Anm. 3 und Anm. 5, S. 671-673 und ausführlich HEFERMEHL 1974d, § 86 Tz. 13-32, S. 193-198; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 5-31, S. 1857-1862; MERTENS 1996, § 86 AktG Rn 15-16, S. 207f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 204, S. 61 oder TEGTMEIER1998, S. 292-297.
359
Vgl. BGH 2000, S. 1748-1750; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 5, S. 1858 und Abschn. S Rn. 32-34, S. 1863f.; JUNGEN 2000, S. 177; MERTENS 1996, § 86 AktG Rn 5-9, S. 204-206; MEYER-LANDRUT 1972c, § 86 AktG Anm. 3, S. 671f.; PIRCHEGGER 2001, S. 11; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 294.; SCHMITTMANN 2000, S. 958f.; SEMLER 1995a, S. 603f.; TEGTMEIER1998, S. 294-304 und WIESNER 2007e, § 21 Tz. 39-44, S. 242-244.
360
Vgl. BAUMS 1997a, S. 27; ETTINGER 1999, S. 47; FUCHS 1997, S. 667; HEFERMEHL 1974d, § 86 Tz. 5-7, S. 191f.; HÜFFER 1997, S. 218f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 5, S. 1858; JUNGEN 2000, S. 177; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; MERTENS 1996, § 86 AktG Rn 5, S. 204; SEMLER 1995a, S. 600f.; SPENNER 1999, S. 105f.; TEGTMEIER1998, S. 292 sowie WEIß 1999a, S. 130f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
101
Gesamterfolg des Unternehmens wider, waren Aktienoptionsprogramme bereits mit § 86 AktG vereinbar.361 Die Vorschriften des § 86 AktG wurden aber zurecht als überflüssig angesehen. Zum einen ergibt sich bereits aus § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG, dass eine Gewinnbeteiligung von Vorstandsmitgliedern zulässig ist. Zum anderen galt die Anknüpfung der Berechnung einer erfolgsorientierten Tantieme am rechtlich unpräzisen Begriff des Jahresgewinns als überholt.362 Somit ist es nur folgerichtig, dass der Gesetzgeber im Rahmen des TransPuG den Empfehlungen der REGIERUNGSKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE gefolgt ist363 und den § 86 AktG ersatzlos gestrichen hat.364 Dass Aktienoptionsprogramme und vergleichbare aktienkursorientierte Gestaltungen nach der Auffassung des Gesetzgebers eine geeignete variable Vergütungskomponente mit langfristiger Anreizwirkung darstellen, wurde bereits im Gesetzgebungsverfahren des KonTraG deutlich. Mit der Einführung des § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG und den Änderungen in den §§ 192 Abs. 2 Nr. 3 bzw. 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG wurden die rechtlichen Grundlagen für die Durchführung von Aktienoptionsprogrammen als Vergütungskomponente für Führungskräfte auf der Basis des Rückkaufs eigener Anteile bzw. einer bedingten Kapitalerhöhung in Verbindung mit der Ausgabe „nackter“ Optionen geschaffen.365 Mit der im TransPuG vorgenommenen Klarstellung, dass zu den nach § 285 Nr. 9a HGB im Anhang des Jahresabschlusses einer Kapitalgesellschaft anzugebenden Gesamtbezügen der Mitglieder des Geschäftsführungsorgans auch aktienbasierte Vergütungen zählen, wurde diese Ansicht vom Gesetzgeber abermals unterstrichen.366 Darüber hinaus sind Vorstand und Aufsichtsrat einer börsennotierten Gesellschaft aufgrund des ebenfalls mit dem TransPuG eingefügten § 161 AktG zur Abgabe einer Entsprechenserklärung verpflichtet, in der sie angegeben müssen, ob die Verhaltensempfehlungen der RE367 beachtet wurden und GIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX 361
Vgl. BAUMS 1997a, S. 27; ENGELSING 2001, S. 38; HÜFFER 1997, S. 219; JUNGEN 2000, S. 177; KLAHOLD 1999, S. 70; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; KORN 2000, S. 86; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 327; WEIß 1999a, S. 130f.; ZEIDLER 1998, S. 791. Dies wird auch durch die Begründungen zum KonTraG unterstrichen, vgl. RefE KonTraG 1996, S. 2137 und BegrRegE KonTraG 1998, S. 23.
362
Vgl. ALBRECHT 2002, Fach 18, S. 3881f.; BDO (HRSG.) 2003, S. 19; BegrRegE TransPuG 2002, S. 13; CASPER 1997, S. 302f.; HUCKE/AMMANN 2002, S. 693; IHRIG/WAGNER 2002a, S. 793; SCHNEIDER 1996, S. 1771 oder SEMLER 1995a, S. 609.
363
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 41, S. 83f.
364
Vgl. Art. 1 Nr. 4 TransPuG und BegrRegE TransPuG 2002, S. 13.
365
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23; ENGELSING 2001, S. 74 und S. 89; ETTINGER 1999, S. 49f. und S. 52f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 35, S. 1864f.; KORN 2000, S. 91f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; MICHEL 1999, S. 89f.; PIRCHEGGER 2001, S. 11; SEIBERT 1998, S. 34-37; SPENNER 1999, S. 239f. und S. 250f.; VON EINEM/PAJUNK 2000, S. 86-88 oder WEIß 1999a, S. 210-212 und 244f.
366
Vgl. Art. 2 Nr. 1 lit. a TransPuG; BegrRegE TransPuG 2002, S. 25; ALBRECHT 2002, Fach 18, S. 3885; HUCKE/AMMANN 2002, S. 696; IHRIG/WAGNER 2002a, S. 796 sowie ROß/POMMERENING 2002, S. 380f.
367
Im DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX wird zwischen gesetzesinterpretierenden Feststellungen, Empfehlungen, die durch die Verwendung des Wortes „soll“ gekennzeichnet sind, und Anregungen, die durch Begriffe wie „sollte“ oder „kann“ kenntlich gemacht werden, unterschieden, vgl. BegrRegE TransPuG 2002, S. 21; HUCKE/AMMANN 2002, S. 692; MARX 2003, S. 150; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 2; RINGLEB 2003b, Rn. 34-38, S. 21; SCHOLTISSEK 2003, S. 343; SCHÜPPEN 2002, S. 1118f.; SEIBERT 2002, S. 582f.; SEIBT 2002, S. 250 und VON WERDER 2002, S. 802f.
102
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
werden oder von welchen Empfehlungen abgewichen wurde bzw. wird.368 Da der DEUTSCHE CORPORATE GOVERNANCE KODEX Aktienoptionsprogramme als geeignete anreizkompatible Entlohnungsform für Vorstandsmitglieder ansieht und Empfehlungen hinsichtlich ihrer Ausgestaltung und des Ausweises im Konzernanhang gibt, sind Aktienoptionspläne auch Gegenstand der gesetzlich vorgeschriebenen Entsprechenserklärung.369 Der Gesetzgeber unterstützt folglich die Forderungen der unterschiedlichen nationalen und internationalen370 Corporate Governance Kodices nach aktienkursorientierten Vergütungssystemen, um die Unternehmensleitung dazu zu veranlassen, die Zielsetzungen der Anteilseigner in angemessener Weise bei ihren Leitungsentscheidungen zu berücksichtigen. Aber auch die Rechtsprechung hat sich der herrschenden Meinung angeschlossen. In mehreren Urteilen zu den Optionsprogrammen der DaimlerChrysler AG, der Deutsche Bank AG und der Volkswagen AG wurde die Auffassung vertreten, dass deren Einführung durchaus im Interesse des Unternehmens sei. Nach Auffassung der Gerichte ist die Umsetzung des Shareholder-Value-Ansatzes und die Entlohnung der Führungskräfte mit Aktienoptionen aus aktienrechtlicher Sicht grundsätzlich zulässig.371 Als Ergebnis lässt sich somit festhalten, dass sowohl der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts, das den Interessen der Aktionäre eine besondere Bedeutung beimisst, als auch der Implementierung einer aktienkursorientierten Vergütung für Vorstandsmitglieder aus aktienrechtlicher Sicht nichts entgegensteht, der Grundsatz des Gleichlaufs also in ausreichendem Maße beachtet wird.372 Im Folgenden ist zu untersuchen, welche Kompetenzen die einzelnen Gesellschaftsorgane bei der Vorbereitung und Durchführung eines Aktienoptionsprogramms haben. 368
Vgl. Art. 1 Nr. 4 TransPuG und BegrRegE TransPuG 2002, S. 13 sowie ULMER 2002, S. 157. Die Entsprechenserklärung betrifft aber nur die Empfehlungen und nicht die Anregungen. Ebenso muss nicht auf die gesetzesinterpretierenden Feststellungen eingegangen werden, da deren Einhaltung ohnehin zwingend ist, vgl. BegrRegE TransPuG 2002, S. 21; IDW 2002, S. 77; HUCKE/AMMANN 2002, S. 692; IHRIG/WAGNER 2002a, S. 790f.; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 491-499, S. 1192-196; RINGLEB 2003b, Rn. 36-38, S. 21; SEIBERT 2002, S. 583; SEIBT 2002, S. 251; THEISEN 2002, S. 38f. sowie VON WERDER 2003b, Rn. 101, S. 48.
369
Vgl. ALBRECHT 2002, Fach 18, S. 3878f.; IHRIG/WAGNER 2002a, S. 792; PFITZER/OSER/WADER 2002, S. 1123; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6f.; SCHÜPPEN 2002, S. 1118f.; SEIBERT 2002, S. 583 oder VON WERDER 2002, S. 807 und S. 809. Im Anhang ist gemäß § 285 Nr. 16 HGB darauf hinzuweisen, dass die Entsprechenserklärung abgegeben worden ist und den Anteilseignern in geeigneter Weise zugänglich gemacht worden ist, vgl. HUCKE/AMMANN 2002, S. 692; SEIBT 2002, S. 257 und ULMER 2002, S. 157.
370
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1577; CADBURY COMMITTEE 1992; Nr. 4.40, S. 29; CALPERS (HRSG.) 1998, S. 6; GREENBURY COMMITTEE 1995, S. 16-18; GRUNDSATZKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 239f.; HAMPEL COMMITTEE 1998, S. 33f.; PFITZER/OSER/WADER 2002, S. 1121; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6; SEIBERT 2002, S. 583; TIAA-CREF (HRSG.) 2000 und VON WERDER 2002, S. 807.
371
Vgl. LG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 668; LG FRANKFURT AM MAIN 1997, S. 518; LG STUTTGART 1997, S. 2423; LG STUTTGART 2000, S. 2221; OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2024; OLG STUTTGART 1998, S. 1759f. und OLG STUTTGART 2001, S. 1604f. sowie ADAMS 2002b, S. 5 und S. 25; BAYER/ERNST 1998, S. 1014; HERGETH 2001, S. 1673; JÄGER 1999, S. 31; KALLMEYER 1999, S. 100; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 643f.; KRAMARSCH 2000, S. 48; MICHEL 1999, S. 59-64 oder ZEIDLER 1998, S. 792.
372
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 60-70 und SCHNEIDER 1996, S. 1771f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
103
3.1.3
Zuständigkeitsbereiche der Gesellschaftsorgane im Zuge der Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms
3.1.3.1
Vorstand
Wie bereits in Abschnitt 3.1.2.1 dargestellt wurde, betrifft der Entschluss, die zukünftige Unternehmenspolitik am Shareholder Value-Konzept auszurichten und als flankierende Maßnahme einen Aktienoptionsplan einzuführen, die Zielsetzung des Unternehmens und die Zielvorgabe der Unternehmensleitung.373 Es handelt sich daher um eine Leitungsentscheidung im Sinne des § 76 Abs. 1 AktG, die vom Vorstand zu treffen ist,374 ohne dass den anderen Gesellschaftsorganen (Aufsichtsrat oder Hauptversammlung) ein Weisungsrecht zusteht. Auch der Versuch, über die Satzung der Gesellschaft Einfluss auf das Verhalten des Vorstands zu nehmen, ist nicht möglich, da eine solche Klausel eine nach § 23 Abs. 5 Satz 1 AktG unzulässige Abweichung von § 76 Abs. 1 AktG darstellen würde.375 Die grundsätzliche Entscheidung zur Einführung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems fällt folglich in den Verantwortungsbereich des Vorstands.376 Wird beabsichtigt, einen Aktienoptionsplan zur Entlohnung der Führungskräfte auf der Basis eines Rückkaufs eigener Anteile oder einer bedingten Kapitalerhöhung durchzuführen, ist hierzu ein Beschluss der Hauptversammlung erforderlich, da in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen wird. So darf die Gesellschaft nur aufgrund einer Ermächtigung der Hauptversammlung eigene Aktien nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG erwerben, und die Durchführung einer bedingten Kapitalerhöhung bedarf gemäß § 192 Abs. 1 AktG ebenso eines Hauptversammlungsbeschlusses wie die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen (§ 221 Abs. 1 Satz 1 AktG). Die Hauptversammlung kann aufgrund von § 124 Abs. 4 Satz 1 AktG über diese Sachverhalte nur beschließen, wenn diese Gegenstand der Tagesordnung sind377 und ordnungsgemäß bekannt gemacht wurden.378 Nach § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG muss der Vorstand zu jedem Gegenstand der Tagesordnung einen Beschlussvorschlag machen. Demzufolge muss er der Hauptversammlung auch einen Vorschlag zur Beschlussfassung über die Rahmenbedingungen der Durchführung eines Aktienoptionsplans auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 373
Vgl. SPENNER 1999, S. 68 und BAUMS 1997a, S. 28f.
374
Vgl. MERTENS 1996, Vorb. § 76 AktG Rn. 21, S. 10 oder WIESNER 2007c, § 19 Tz. 12-14, S. 193f.
375
Vgl. HÜFFER 2008, § 23 AktG Tz. 34-36, S. 115f.; KLAHOLD 1999, S. 140; KRAFT 1988b, § 23 AktG Rn. 82f., S. 306f.; MÜLBERT 1997, S. 164 sowie WIESNER 2007a, § 6 Tz. 9f., S. 56f.
376
Vgl. HÜFFER 1997, S. 217 und S. 224; JUNGEN 2000, S. 173f.; KLAHOLD 1999, S. 140; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; MICHEL 1999, S. 73 oder SPENNER 1999, S. 68.
377
Vgl. § 124 Abs. 4 Satz 1 AktG; ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 61-64, S. 131; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 18, S. 642 und SEMLER 2007b, § 35 Tz. 57, S. 526.
378
Hierzu ist eine Veröffentlichung in den Gesellschaftsblättern erforderlich. Dies ist nach § 25 Satz 1 AktG zwingend der elektronische Bundesanzeiger, jedoch kann die Satzung auch weitere Blätter vorsehen (§ 25 Satz 2 AktG), vgl. ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 18f., S. 119; HÜFFER 2008, § 25 AktG Tz. 1-3 und Tz. 5, S. 122-124; KRAFT 1988c, § 25 AktG Rn. 4-9, S. 327f.; NOACK 2002, S. 2025-2028; RÖHRICHT 1996a, § 25 AktG Tz. 1-7, S. 106f. und WIESNER 2007b, § 9 Tz. 7-9, S. 71f.
104
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Nr. 8 AktG oder § 192 Abs. 2 AktG unterbreiten.379 Bedenklich ist in diesem Zusammenhang aber, dass dem Vorstand so eine Einflussmöglichkeit auf die Gestaltung seiner eigenen Vergütung gegeben wird, wenn auch er zu den Begünstigen des geplanten Aktienoptionsprogramms zählt.380 Um dem entgegenzuwirken, sollte § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG dahingehend erweitert werden, dass nicht nur bei der Wahl von Aufsichtsratsmitgliedern und Prüfern,381 sondern auch bei Beschlüssen, die Auswirkungen auf die Vergütung der Vorstandsmitglieder haben, ausschließlich der Aufsichtsrat dazu berechtigt und verpflichtet ist, der Hauptversammlung geeignete Vorschläge zu machen. So könnte verhindert werden, dass der Vorstand Einfluss darauf nehmen kann, wer ihn überwacht oder prüft bzw. wie seine Entlohnung ausgestaltet ist.382 In den Zuständigkeitsbereich des Vorstands fällt aufgrund seiner Leitungs- bzw. Geschäftsführungsverantwortung, die ihm durch die §§ 76 Abs. 1 und 77 Abs. 1 AktG übertragen wird, auch die Anstellung und Entlohnung sämtlicher Mitarbeiter unterhalb der Vorstandsebene,383 d.h. er übt die Arbeitgeberfunktion für die Gesellschaft aus.384 Deshalb hat der Vorstand die Aufgabe, die konkreten Bedingungen des Aktienoptionsprogramms für die leitenden Angestellten festzulegen.385 Dabei hat er keine besonderen gesetzlichen Regelungen zu beachten, da die Vorschriften des § 87 AktG lediglich auf die Vergütungsvereinbarungen des Vorstands mit dem Aufsichtsrat anwendbar sind.386 Allerdings würde der Vorstand die ihm durch § 93 Abs. 1 Satz 1 AktG auferlegten Sorgfaltspflichten eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters verletzen, wenn er den leitenden Angestellten ein unangemessen hohes, nicht leistungsbezogenes Gehalt zubilligen würde. Ihm obliegt daher die Angemessenheitskontrol379
Vgl. § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG; ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 27, S. 121f.; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 12, S. 640; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 132, S. 51; RAISER 2001, § 16 Tz. 26, S. 234; SEMLER 2007b, § 35 Tz. 53, S. 525 und WERNER 1993, § 124 AktG Tz. 66, S. 88f.
380
Vgl. CLAUSSEN 1998, S. 185. Unproblematisch sind dagegen Beschlussvorschläge des Vorstands, die die Entlohnung von Führungskräften unterhalb der Vorstandsebene betreffen.
381
Hierzu gehören der Abschlussprüfer (§ 318 Abs. 1 HGB) und Sonderprüfer (§ 142 Abs. 1 AktG), vgl. HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 13, S. 640f.; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 308-310; SEMLER 2007b, § 35 Tz. 56, S. 526 und WERNER 1993, § 124 AktG Tz. 73, S. 90.
382
Vgl. BAUMS 1997a, S. 48; FRIEDRICHSEN 2000, S. 89; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 13, S. 640f. oder KLEINDIEK 1997, S. 31.
383
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46; ETTINGER 1999, S. 61; FUCHS 1997, S. 667; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KLAHOLD 1999, S. 72; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; WEIß 1999a, S. 148 sowie WILDNER 2000, S. 64.
384
Vgl. HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 11, S. 408f.; MERTENS 1996, § 76 AktG Rn. 62, S. 48 oder WIESNER 2007c, § 19 Tz. 39f., S. 202.
385
Vgl. ENGELSING 2001, S. 39; ETTINGER 1998, S. 61; FRIEDRICHSEN 2000, S. 82f.; HÜFFER 1997, S. 232; KALLMEYER 1999, S. 99f.; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 132, S. 51; KLEINDIEK 1998, S. 30; KOHLER 1997, S. 265; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330 und SEIBERT 1998, S. 46. Im Gesetzgebungsverfahren des KonTraG war jedoch zunächst vorgesehen, dass bei der Durchführung des Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage des Rückkaufs eigener Anteile oder einer bedingten Kapitalerhöhung die Hauptversammlung alle wesentlichen Bedingungen des Aktienoptionsprogramms festlegen sollte, da angenommen wurde, dass die begünstigten Organe befangen seien, vgl. RefE KonTraG 1996, S. 2138. Wegen der geäußerten Kritik wurde der Einfluss der Hauptversammlung auf die für die Anteilseigner wesentlichen Eckpunkte eines Aktienoptionsplans beschränkt, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23; DAV 1997, S. 173 und KOHLER 1997, S. 265.
386
Vgl. ENGELSING 2001, S. 39; KLAHOLD 1999, S. 72; SEIBERT 1998, S. 31 aber auch WEIß 1999a, S. 148.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
105
le.387 Bei der Ausgestaltung der Optionsbedingungen hat der Vorstand aber darauf zu achten, dass er im Innenverhältnis an die Beschlüsse der Hauptversammlung gebunden ist, sofern eine Durchführungsvariante gewählt wird, die in die Gesellschaftsrechte der Aktionäre eingreift.388 Der Vorstand vertritt außerdem die Gesellschaft, wenn durch einen Vertragsschluss zwischen ihr und den begünstigten Führungskräften unterhalb der Vorstandsebene die Bezugsrechte des Aktienoptionsprogramms begründet werden.389 Besonders hervorzuheben ist, dass die vom Vorstand getroffenen Vergütungsregelungen gemäß § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG dem Zustimmungsvorbehalt des Aufsichtsrats unterworfen sein können, wenn sie für das Unternehmen nach Umfang, Gegenstand, Bedeutung oder Risiko aus dem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb herausragen oder von besonderer unternehmensstrategischer Bedeutung sind.390 Da diese Voraussetzung bei einem Aktienoptionsplan in der Regel erfüllt ist, kann entweder die Satzung oder der Aufsichtsrat bestimmen, dass die Umsetzung eines solchen Vergütungssystems von seiner Zustimmung abhängt.391 Bei einer Verweigerung des Aufsichtsrats kann der Vorstand gemäß § 111 Abs. 4 Satz 3 AktG verlangen, dass die Hauptversammlung über die Zustimmung zu dem vorgeschlagenen Aktienoptionsprogramm beschließt.392 Außerdem hat der Vorstand dafür Sorge zu tragen, dass die organisatorischen Voraussetzungen für eine reibungslose Abwicklung eines Aktienoptionsplans geschaffen werden. Insbesondere zählen hierzu die laufende Verwaltung und Überwachung der Optionsrechte, der Rückkauf eigener Anteile, sofern der Aktienoptionsplan auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG durchgeführt werden soll, die Anmeldung des Beschlusses über die bedingte Kapitalerhöhung zur Eintragung ins Handelsregister oder der Aufbau einer Compliance-Organisation, um Verstößen gegen insiderrechtliche Bestimmungen frühzeitig zu begegnen.393
387
Vgl. FUCHS 1997, S. 667; KLAHOLD 1999, S. 72; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 644 und WEIß 1999a, S. 148.
388
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46; FUCHS 1997, S. 667; HEFERMEHL 1974b, § 82 Tz. 14, S. 107; HÜFFER 1997, S. 224f.; HÜFFER 2008, § 82 AktG Tz. 4, S. 399; KALLMEYER 1999, S. 100; KESSLER/SUCHAN 2003g, Tz. 1215, S. 349; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27; LUTTER 1995f, § 197 AktG Rn. 3f., S. 320f.; MERTENS 1996, § 82 AktG Rn. 3, S. 122 sowie MICHEL 1999, S. 73f.
389
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46; FRIEDRICHSEN 2000, S. 136; FREY 2001c, § 197 AktG Tz. 37, S. 198; HÜFFER 2008, § 198 AktG Tz. 5, S. 1003 oder LUTTER 1995f, § 197 AktG Rn. 3f., S. 320f.
390
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46f.; GEßLER 1974, § 111 AktG Tz. 66f., S. 222; HOFFMANN-BECKING 2007, § 29 Tz. 39, S. 388f. sowie MERTENS 1996, § 111 AktG Rn. 66, S. 588.
391
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46f.; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 644; LUTTER 1997a, S. 7 und MERTENS 1996, § 111 AktG Rn. 66, S. 588. In Österreich zählt die Einführung eines Aktienoptionsplans für leitende Angestellte seit dem Inkrafttreten des AOG gemäß § 95 Abs. 5 Nr. 10 öAktG zu den gesetzlich vorgegebenen zustimmungspflichtigen Geschäften, vgl. Art. 1 Nr. 5 lit. a) AOG und DEHN 2001, S. 194.
392
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47; GEßLER 1974, § 111 AktG Tz. 79-82, S. 224f.; HOFFMANN-BECKING 2007, § 29 Tz. 43, S. 389f. sowie HÜFFER 2008, § 111 AktG Tz. 20, S. 565.
393
Vgl. hierzu Abschnitt 3.4.2.2.7.
106
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.1.3.2
Aufsichtsrat
3.1.3.2.1
Abschluss der Vergütungsvereinbarung mit den Vorstandsmitgliedern
3.1.3.2.1.1
Berücksichtigung im Anstellungsvertrag
Der Aufsichtsrat hat aufgrund von § 84 AktG gegenüber den Vorstandsmitgliedern die ausschließliche Personalkompetenz. Er ist gemäß § 84 Abs. 1 Satz 1 AktG nicht nur für die Bestellung, d.h. den körperschaftlichen Akt zuständig, durch den die organschaftliche Stellung als Vorstandsmitglied begründet wird,394 sondern er vertritt nach § 84 Abs. 1 Satz 5 AktG i.V.m. § 112 AktG die Aktiengesellschaft beim Abschluss oder der Änderung des Anstellungsvertrages.395 Da die Vergütungsvereinbarung ein Bestandteil des Anstellungsvertrages ist, ergibt sich hieraus, dass dem Aufsichtsrat auch die alleinige Entscheidungskompetenz hinsichtlich der Ausgestaltung eines Aktienoptionsprogramms zur Entlohnung der Vorstandmitglieder zusteht.396 Im Gegensatz zur Bestellung kann der Gesamtaufsichtsrat die Vorbereitung und die endgültige Entscheidung über den Anstellungsvertrag an einen Personal-, Präsidial- oder einen sonstigen Ausschuss delegieren, da § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG diesen Fall nicht nennt. Eine Beteiligung des Vorstands auf Seiten der Gesellschaft, z.B. durch die Bildung einer gemeinsamen Kommission, die dem anglo-amerikanischen Compensation Committee vergleichbar wäre,397 ist aufgrund der aktienrechtlichen Kompetenzverteilung nicht zulässig.398 Es ist allerdings gängige Wirtschaftspraxis, dass der Vorstand die Bedingungen der für ihn bestimmten Aktienoptionen festlegt, die tatsächliche Umsetzung der vorbereiteten Vergü394
Vgl. HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 5, S. 133.; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 4, S. 406; KREMER 2003b, Rn. 643, S. 180; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 332-336, S. 131-133; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 3, S. 142; MEYER-LANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 1f., S. 641f.; RAISER 2001, § 14 Tz. 45, S. 152; SPINDLER 2004b, S. 36 aber auch WIESNER 2007d, § 20 Tz. 12, S. 206f. Die Bestellung muss vom Gesamtaufsichtsrat beschlossen werden (§ 108 AktG), da eine Übertragung an einen Ausschuss nach § 107 Abs. 3 Satz 2 AktG ausgeschlossen ist, vgl. GRUMANN/GILLMANN 2003, S. 770; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 5, S. 406 und MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 9, S. 144.
395
Die Vorstandsmitglieder stehen zur Gesellschaft also nicht nur in einer organisationsrechtlichen, sondern auch in einer schuldrechtlichen Beziehung (so genannte Trennungstheorie), vgl. GRUNEWALD 2002, Abschn. 2.C. Tz. 49, S. 244; KREMER 2003b, Rn. 645, S. 180; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 385, S. 155; MEYER-LANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 1, S. 641; RAISER 2001, § 14 Tz. 46, S. 152f.; SCHNEIDER 1996, S. 1773; WEIß 1999a, S. 203 sowie WIESNER 2007d, § 20 Tz. 12, S. 206f.
396
Vgl. BAUMS 1997a, S. 15; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ETTINGER 1998, S. 61; FUCHS 1997, S. 667; HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 49, S. 148; HIRTE 2000, S. 225; HÜFFER 1997, S. 232f.; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 12, S. 409; KALLMEYER 1999, S. 100; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 132, S. 51; KLEINDIEK 1997, S. 30; KORN 2000, S. 85, S. 155; KPMG (HRSG.), S. 28; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 55, S. 158; MICHEL 1999, S. 76; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 286; RAISER 2001, § 14 Tz. 50, S. 154; WEIß 1999a, S. 203; WIESNER 2007e, § 21 Tz. 15f., S. 234f. und WILDNER 2000, S. 64.
397
Vgl. hierzu BAUMS 1997a, S. 15; HÜFFER 1997, S. 233; KOHLER 1997, S. 265; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 337, S. 133 und Rn. 387-389, S. 155-157; MICHEL 1999, S. 78; SPINDLER 2004b, S. 36 sowie WEIß 1999a, S. 205f.
398
Vgl. BAUMS 1997a, S. 30; HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 39, S. 144f.; HÜFFER 1997, S. 232; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 12, S. 409; KLEINDIEK 1997, S. 30; KREMER 2003b, Rn. 649-653, S. 181f. und Rn. 699, S. 191; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 47, S. 155; MICHEL 1999, S. 78; RAISER 2001, § 14 Tz. 47, S. 153; RÖSSLER 2001, S. 240; SPINDLER 2004b, S. 36 oder WIESNER 2007e, § 21 Tz. 15f., S. 234f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
107
tungsvereinbarung aber von der Zustimmung des Aufsichtsrats abhängt.399 Die Rechtsprechung hat diese so genannte Zustimmungslösung in mehreren Urteilen zu Aktienoptionsplänen, die vor dem Inkrafttreten des KonTraG auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen durchgeführt wurden, nicht beanstandet, da der Aufsichtsrat den Vorschlägen des Vorstands ganz oder teilweise zustimmen, sie ablehnen oder aber seine Zustimmung von bestimmten Änderungen abhängig machen kann.400 Auch Teile der Literatur halten diese Vorgehensweise für unbedenklich, da ihrer Meinung nach die Entscheidung über die Vergütung des Vorstands bis zuletzt in den Händen des Aufsichtsrats liege und somit den aktienrechtlichen Anforderungen entsprochen wird.401 Diese Auffassung wird aber zurecht heftig kritisiert, da in diesem Fall die Aufgabe des Aufsichtsrats nur noch darin bestehen würde, eine vom Vorstand zu seiner eigenen Entlohnung ausgearbeitete Vergütungsregelung anzunehmen oder abzulehnen.402 Die Alleinzuständigkeit des Aufsichtsrats für den Anstellungsvertrag eines Vorstandsmitglieds muss aber immer auch das Initiativrecht des Aufsichtsrats beinhalten und kann nicht auf einen bloßen Zustimmungsvorbehalt reduziert werden,403 der lediglich der präventiven Überwachung der Geschäftsführung dient.404 Die Kontrollaktivitäten der Aufsichtsräte großer (Publikums-)Aktiengesellschaften sind auch deshalb kritisch zu beurteilen, weil die Mitglieder der Aufsichtsgremien oft in anderen Unternehmen im Management tätig sind und dort zu den Begünstigten ähnlicher Entlohnungssysteme gehören.405 Dass ausschließlich der Aufsichtsrat für die Erarbeitung eines geeigneten anreizkompatiblen Vergütungssystems für den Vorstand zuständig ist, steht zudem auch im Einklang mit der immer lauter werdenden Forderung nach einer Stärkung der Positi399
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47; FRIEDRICHSEN 2000, S. 84; JUNGEN 2000, S. 179f.; KNOLL 1997, S. 35; KOHLER 1997, S. 266 und MICHEL 1999, S. 79.
400
LG FRANKFURT AM MAIN 1997, S. 518; LG STUTTGART 1997, S. 2424; OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2022f. sowie OLG STUTTGART 1998, S. 1758. Ermächtigt die Hauptversammlung gleichzeitig den Vorstand und den Aufsichtsrat, sich gegenseitig gleichwertige Aktienoptionen zu gewähren, wird dies von der Rechtsprechung als nicht mit dem deutschen Aktienrecht vereinbar eingestuft, vgl. OLG MÜNCHEN 2002, S. 2152-2154; anders noch die Vorinstanz, vgl. LG MÜNCHEN I 2001, S. 287-289.
401
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47f.; KOHLER 1997, S. 265; WAGNER 1998, S. 129-133; WEIß 1999a, S. 204-206; ZEIDLER 1998, S. 792f. und sinngemäß SEIBERT 1998, S. 46.
402
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 87 oder KLEINDIEK 1997, S. 30f.
403
Vgl. BAUMS 1997a, S. 29f. und S. 39; BAYER/ERNST 1998, S. 1014; FRIEDRICHSEN 2000, S. 86-88; HÜFFER 1997, S. 232f.; KLEINDIEK 1997, S. 30f.; KNOLL 1997, S. 35; LUTTER 1997a, S. 7; MENICHETTI 1996, S. 1692 sowie MICHEL 1999, S. 79f. Auch die Gesetzesbegründung zum KonTraG spricht davon, dass der Aufsichtsrat für die Festsetzung der Bedingungen der Aktienoptionen für Vorstandsmitglieder verantwortlich ist und nicht dass die Optionsbedingungen der Zustimmung des Aufsichtsrats bedürfen, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24.
404
Vgl. HÜFFER 2008, § 111 AktG Tz. 16, S. 562f.; MERTENS 1996, § 111 AktG Rn. 59-61, S. 586f. aber auch MEYER-LANDRUT 1972e, § 111 AktG Anm. 14, S. 883.
405
Vgl. ADAMS 1989, S. 334f.; ADAMS 1997b, S. 9; BAUMS 1997b, S. 26f.; CLAUSSEN 1996a, S. 484; KNOLL 1997b, S. 35, KOENEN 2003, S. 12; WENGER 1996a, S. 180, WENGER 1997, S. 58 und WINTER 1996, S. 30. BAUMS und THÜSING weisen in diesem Zusammenhang auch auf die Gefahr eines möglichen „back scratching“ hin, vgl. BAUMS 1997a, S. 15; BAUMS 1997b, S. 36; SEIBERT 1997, S. 64; SEIBERT 1998, S. 40 und THÜSING 2003, S. 466. Dieses Problem ist nach KNOLL darauf zurückzuführen, dass Aufsichtsräte und begünstigte Vorstandsmitglieder aus demselben Honoratiorenkartell stammen, vgl. KNOLL 1997c, S. 25 oder BENZ/STUTZER 2003, S. 16.
108
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
on des Aufsichtsrats.406 Trotzdem sollte er sich bei der Konzeption eines Aktienoptionsprogramms zweckmäßigerweise der Hilfe eines sachverständigen Dritten bedienen.407 Die Gefahr, dass das Entscheidungsverhalten des Aufsichtsrats in irgendeiner Art und Weise präjudiziert wird, besteht aber nicht nur bei der oben beschriebenen Zustimmungslösung. Wird die Einführung eines Aktienoptionsplans beabsichtigt, der neben dem Vorstand auch die übrigen Führungskräfte der Gesellschaft begünstigen soll, führt dies zu einer Aufspaltung der Vergütungskompetenz, da der Aufsichtsrat ausschließlich für die Entlohung der Vorstandsmitglieder zuständig ist und der Abschluss der Vergütungsvereinbarung mit den leitenden Angestellten als Geschäftsführungsmaßnahme in den Verantwortungsbereich des Vorstands fällt.408 Die Implementierung eines im Rechtssinne einzigen Optionsprogramms ist daher nicht möglich.409 Eine Verletzung der aktienrechtlich vorgegebenen Kompetenzen kommt dann in Betracht, wenn eine unzulässige Kopplung der Entscheidungen des Aufsichtsrats und des Vorstands vorliegt (Kopplungseinwand).410 So können durch die Beschlussfassung des Vorstands über die Konditionen des Aktienoptionsprogramms für leitende Angestellte Tatsachen geschaffen werden, die der Aufsichtsrat bei seiner Entscheidung hinsichtlich der Entlohnung der Vorstandsmitglieder nicht ohne weiteres ignorieren kann.411 Als besonders problematisch erweist sich der Fall, dass dem Aufsichtsrat nach einem Vorstandsbeschluss über ein einheitliches Gesamtvergütungskonzept für alle Führungskräfte des Unternehmens nichts anderes übrig bleibt, als diesen Vorschlägen auch in Bezug auf die Entlohnung der Vorstandsmitglieder zuzustimmen, da ansonsten die beabsichtigte Einheitlichkeit des Aktienoptionsprogramms für alle Begünstigten scheitern würde (so genannte Sogwirkung).412 Eine solche faktische Beeinflussung der Entschließungsfreiheit des Aufsichtsrats durch die Beschlussfassung des Vorstands über die Konditionen des Aktienoptionsplans für die leitenden Mitarbeiter wird aber sowohl von der herrschenden Literaturmeinung als auch von der Rechtsprechung verneint. Begründet wird dies zum einen mit dem Hinweis auf die aktienrechtliche Zuständigkeitsverteilung, zum anderen mit den drohenden Schadensersatzansprüchen seitens der Gesellschaft, wenn der Aufsichtsrat gegen die ihm nach § 116 AktG i.V.m. § 93 Abs. 1 AktG auferlegten Sorgfaltspflichten verstößt.413 Aus diesem 406
Vgl. BegrRegE TransPuG 2002, S. 10; FRIEDRICHSEN 2000, S. 88; HUCKE/AMMANN 2002, S.690f. oder IHRIG/WAGNER 2002a, S. 793.
407
Vgl. BAUMS 1997a, S. 30; FRIEDRICHSEN 2000, S. 87; KLEINDIEK 1997, S. 31 und MICHEL 1999, S. 79.
408
Vgl. BAUMS 1997a, S. 39; ENGELSING 2001, S. 47; FUCHS 1997, S. 667; KLEINDIEK 1997, S. 30; MICHEL 1999, S. 87 oder WEIß 1999a, S. 203.
409
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47.
410
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47; JÄGER 1999, S. 30; OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2022; OLG STUTTGART 1998, S. 1758; WEIß 1999a, S. 203 sowie WULFF 2000, S. 169.
411
Vgl. BAUMS 1997a, S. 39, KLEINDIEK 1997, S. 30, KNOLL 1997, S. 35; KOHLER 1997, S. 266; MENICHETTI 1996, S. 1692; MICHEL 1999, S. 87; WEIß 1999a, S. 203f. oder WULFF 2000, S. 169.
412
Vgl. BAUMS 1997a, S. 39; KLEINDIEK 1997, S. 30, KNOLL 1997, S. 35; KOHLER 1997, S. 266; MENICHETTI 1996, S. 1692; WEIß 1999a, S. 203f.; WULFF 2000, S. 169 und ZEIDLER 1998, S. 792.
413
Vgl. zur Rechtsprechung LG FRANKFURT AM MAIN 1997, S. 518; LG STUTTGART 1997, S. 2424; OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2022f.; OLG STUTTGART 1998, S. 1758 sowie OLG Stuttgart 2001, S. 1607 und
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
109
Grund wird von den Befürwortern eines einheitlichen Aktienoptionsprogramms gefordert, dass sich Aufsichtsrat und Vorstand bereits im Vorfeld der Beschlussfassung über geeignete Ausstattungsmerkmale verständigen. Die Planung sollte aber von oben her erfolgen, d.h. der Aufsichtsrat sollte vor allem in Bezug auf die Vorstandsvergütung die ausschließliche Entscheidungskompetenz haben.414 Es stellt sich aber die Frage, ob die von großen Teilen der Literatur als wünschenswert erachtete Einheitlichkeit des Aktienoptionsplans für alle Führungskräfte415 überhaupt sinnvoll ist. Ein einheitliches Optionsprogramm impliziert nämlich eine für alle Führungskräfte bis auf eine von der Zahl der zugewendeten Optionsrechte abhängige Lineartransformation identische Entlohnungsfunktion. Da jedoch der Einfluss des Aktivitätsniveaus der einzelnen leitenden Mitarbeiter auf den Unternehmenswert in der Regel von dem der Vorstandsmitglieder abweicht, ist das optimale Anreizsystem von den individuellen Charakteristika der einzelnen Begünstigten abhängig. Daher würde eine zumindest gruppenindividuelle Gestaltung der Aktienoptionspläne, getrennt nach leitenden Mitarbeitern und Vorstandsmitgliedern, zu einem höheren Zielerreichungsgrad für das Unternehmen führen, als dies bei einer einheitlich Lösung der Fall wäre.416 Die Rechtsprechung und Teile des Schrifttums sehen in der Möglichkeit, dass der Vorstand bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen den für seine eigene Vergütung zur Verfügung stehenden Anteil am bedingten Kapital durch die Anzahl der Optionsrechte, die er den leitenden Mitarbeitern gewährt, mittelbar beeinflussen kann, keine unzulässige Kopplung von Entscheidungen des Aufsichtsrats und Vorstands.417 Im Schrifttum wird aber auch die Ansicht vertreten, dass diese Vorgehensweise nicht im Einklang mit der ausschließlichen Personalkompetenz des Aufsichtsrats steht.418 Mit dem Inkrafttreten des KonTraG wurde diese Problematik zumindest bei Aktienoptionsplänen auf der Basis von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG dadurch entschärft, dass der Hauptversammlungsbeschluss über ein solches Optionsprogramm gemäß § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG zwingend eine Regelung über die Aufteilung der Optionsrechte auf die Mitglieder der Geschäftsführung und die übrigen Führungskräfte enthalten muss.419 zur Literaturmeinung ENGELSING 2001, S. 47f.; JÄGER 1999, S. 30; KOHLER 1997, S. 266; WEIß 1999a, S. 204 und ZEIDLER 1998, S. 792f. 414
Vgl. HÜFFER 1997, S. 232f.; KLEINDIEK 1998, S. 31; KOHLER 1997, S. 266; MICHEL 1999, S. 78-80 sowie WEIß 1999a, S. 204f.
415
Vgl. ENGELSING 2001, S. 47; FRIEDRICHSEN 2000, S. 87f.; KLEINDIEK 1998, S. 30f.; KOHLER 1997, S. 266; LUTTER 1997a, S. 7; WEIß 1999a, S. 64 und S. 203f. oder WULFF 2000, S. 170.
416
Vgl. PETERSEN 1989, S. 241 und RIEGLER 2001a, S. 114-119.
417
Auch in diesem Fall wird die Kompetenzverteilung als gewahrt angesehen, vgl. LG FRANKFURT AM MAIN 1997, S. 518; LG STUTTGART 1997, S. 2424; OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2022f.; OLG STUTTGART 1998, S. 1758 sowie OLG Stuttgart 2001, S. 1607 sowie ENGELSING 2001, S. 47f.; JÄGER 1999, S. 30; KOHLER 1997, S. 266; WEIß 1999a, S. 204 oder ZEIDLER 1998, S. 792f.
418
Vgl. BAUMS 1997a, S. 39; HÜFFER 1997, S. 233; KLEINDIEK 1997, S. 30f.; KNOLL 1997, S. 35 und MENICHETTI 1996, S. 1692.
419
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 59f., S. 122f.; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; und FRIEDRICHSEN 2000, S. 84 sowie Abschnitt 3.1.4.4.4.2.1. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Hauptversammlungsbeschlüsse zu Aktienoptionsplänen auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen.
110
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Als Zwischenergebnis lässt sich festhalten, dass der Aufsichtsrat durch die gängige Praxis beim Abschluss des Anstellungs- und/oder Vergütungsvertrags mit den Vorstandsmitgliedern grundsätzlich nicht in der ihm nach § 84 AktG zustehenden Personalkompetenz eingeschränkt wird, seine Entschließungsfreiheit bleibt somit in vollem Umfang gewahrt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Aufsichtsrat bei der Festlegung der Vertragsbedingungen völlig freie Hand hat. Er hat vielmehr die gesetzlichen Beschränkungen nach § 84 Abs. 1 AktG und § 87 Abs. 1 AktG zu beachten, die in den folgenden Abschnitten näher untersucht werden.
3.1.3.2.1.2
Grundsatz der beschränkten Amtszeit
Der Aufsichtsrat kann den Vorstand gemäß § 84 Abs. 1 AktG auf höchstens fünf Jahre bestellen. Eine wiederholte Bestellung bzw. Verlängerung der Amtszeit ist zwar zulässig, kann aber wiederum nur für fünf Jahre erfolgen und ist an einen erneuten Aufsichtsratsbeschluss gebunden, der nach § 84 Abs. 1 Satz 3 frühestens ein Jahr vor Ende der laufenden Amtszeit gefasst werden kann. Gleiches gilt für den Anstellungsvertrag des Vorstandsmitglieds mit der Gesellschaft, wobei jedoch vereinbart werden kann, dass dieser für den Fall der Verlängerung der Amtszeit bis zu deren Ablauf weitergilt. Durch diese Regelungen soll die Entschließungsfreiheit des Aufsichtsrats hinsichtlich der Wiederbestellung bzw. des Widerrufs des Vorstands gewährleistet werden.420 Dies hat zur Folge, dass solche Vereinbarungen im Anstellungsvertrag nach § 134 BGB unzulässig sind, die dazu führen, dass die ausschließliche Personalkompetenz des Aufsichtsrats faktisch eingeschränkt wird.421 Dies wäre insbesondere dann der Fall, wenn dem Vorstandsmitglied für die Zeit nach seinem Ausscheiden422 unangemessen hohe Leistungen versprochen werden, die den Aufsichtsrat dazu veranlassen könnten, die Bestel-
420
Vgl. HEFERMEHL 1974c, § 84 AktG Tz. 29, S. 140f.; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 1, S. 405 und Tz. 6, S. 406f.; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 131, S. 50f.; MERTENS1996, § 84 AktG Rn. 11, S. 145; MEYERLANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 9f., S. 644f.; RAISER 2001, § 14 Tz. 33-35, S. 148f. sowie WIESNER 2007d, § 20 Tz. 24, S. 211.
421
Vgl. BAUMS 1997a, S. 32; HEFERMEHL 1974c, § 84 AktG Tz. 29 und Tz. 45, S. 140f. und S. 146f.; HÜFFER 1997, S. 236; MEYER-LANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 13, S. 646; MICHEL 1999, S. 85; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 289f.; SEMLER 1995a, S. 602; SPENNER 1999, S. 121 oder WEIß 1999a, S. 142. Die unzulässige Vereinbarung wirkt sich jedoch nicht auf den gesamten Arbeitsvertrag aus, der nach § 139 BGB mit Ausnahme der unwirksamen Zusage nach auch weiterhin gültig bleibt, vgl. MEYER-LANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 13, S. 646 und WEIß 1999a, S. 142.
422
Als Gründe für das Ausscheiden kommen z.B. in Betracht: Ablauf der Amtszeit, Abberufung aus wichtigem Grunde und Amtsniederlegung, Tod oder Ruhestand des Vorstandsmitglieds sowie Umwandlung oder Auflösung der Gesellschaft, vgl. BAUMS 1997a, S. 19; HEFERMEHL 1974c, § 84 AktG Tz. 61-105, S. 153-168; HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 23-42, S. 412-419; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 91-125, S. 171-182; MICHEL 1999, S. 85; SCHMIDT 2002, S. 808f. oder ausführlich GRUMANN/GILLMANN 2003, S. 770-775. Da die organschaftliche Bestellung von der Anstellung der Vorstandsmitglieder zu unterscheiden ist, muss der Anstellungsvertrag aus Sicht der Gesellschaft bei vorzeitiger Beendigung der Amtszeit ebenfalls gekündigt werden. Es handelt sich dabei um eine außerordentliche Kündigung nach § 626 BGB, vgl. HÜFFER 2008, § 84 AktG Tz. 38, S. 417 oder SCHMIDT 2002, S. 809f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
111
lung zu verlängern oder von einem Widerruf der Bestellung Abstand zu nehmen, um so die Zahlung dieser unangemessenen Leistungen durch die Gesellschaft zu vermeiden.423 Vor diesem Hintergrund sind auch die Regelungen zu beurteilen, die in Aktienoptionsprogrammen für den Fall vorgesehen sind, dass ein Begünstigter aus dem Vorstand ausscheidet. Diese sind notwendig, da die Laufzeit der zu Vergütungszwecken gewährten Optionsrechte oftmals zehn Jahre beträgt und folglich die Dauer mindestens einer Amtszeit des Vorstandsmitglieds übersteigt. Es muss daher zunächst untersucht werden, welche Gründe überhaupt für eine Optionsausübungsmöglichkeit nach Beendigung der Vorstandstätigkeit sprechen könnten, bevor zu überprüfen ist, ob durch Vereinbarungen, die dem Vorstand die Ausübung der Optionsrechte auch noch nach seinem Ausscheiden ermöglichen, die Entschließungsfreiheit des Aufsichtsrats hinsichtlich der Wiederbestellung bzw. des Widerrufs der Bestellung in unzulässiger Weise eingeschränkt wird.424 Eine besondere Rolle bei der Gestaltung der Optionsbedingungen, welche die Ausübungsmöglichkeiten im Falle des Ausscheidens eines Vorstandsmitglieds regeln, spielt das so genannte „Horizontproblem“.425 Es resultiert daraus, dass die Leistungen des Managements und die von ihm in die Wege geleiteten Maßnahmen (z.B. Entscheidungen zur Investitionspolitik, zur Forschung und Entwicklung oder zur Aufgabe von bestehenden strategischen Geschäftseinheiten bzw. zum Eintritt in neue Märkte) zum Teil erst langfristig, d.h. auch nach seinem Ausscheiden, wirksam werden. Knüpft das Vergütungssystem nur an den sichtbaren Erfolgswirkungen an und endet mit dem Ausscheiden automatisch jede Form der Entlohnung, so kann dies ein opportunistisches Verhalten des Managers zur Folge haben. Der Vorstand wird bei bekanntem Ausscheidenszeitpunkt kurzfristige Maßnahmen, die noch während seiner verbleibenden Amtszeit zu besseren Ergebnissen führen, gegenüber solchen bevorzugen, die zwar langfristig einen größeren Unternehmenserfolg versprechen, für ihn aber nicht mehr vorteilhaft sind, da sie erst nach seinem Weggang wirksam werden.426 Dieses Problem kann aber dadurch gelöst werden, dass für das Vergütungssystem ein Maßstab gewählt wird, der den Einfluss der Leistungen und Entscheidungen des Managements auf den Unternehmenswert unverzüglich wiedergibt. Für die Führungskräfte besteht dann kein Anreiz mehr, die langfristigen Unternehmensinteressen zu Gunsten kurzfristig sichtbarer Erfolge zu vernachlässigen, vielmehr ist es auch für sie selber von Vorteil, die Maßnahmen zu ergreifen, die den höchsten Unternehmenswert versprechen.427 Mit der Einführung eines Optionsplans 423
Vgl. HEFERMEHL 1974c, § 84 AktG Tz. 45, S. 146f.; MERTENS1996, § 84 AktG Rn. 11, S. 145; MEYERLANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 13, S. 646; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 289f.; SEMLER 1995a, S. 602; WEIß 1999a, S. 143 sowie WIESNER 2007d, § 20 Tz. 24, S. 211.
424
Vgl. BAUMS 1997a, S. 32; HÜFFER 1997, S. 236; MICHEL 1999, S. 85; SEMLER 1995a, S. 602; SPENNER 1999, S. 122 und WEIß 1999a, S. 142f.
425
Vgl. BAUMS 1997a, S. 20; DECHOW/SLOAN 1991, S. 51-79; MICHEL 1999, S. 85f. SPENNER 1999, S. 122 sowie WINTER 1996, S. 144 und S. 162.
426
Vgl. BAUMS 1997a, S. 20; BECKER 1990, S. 162; MICHEL 1999, S. 85f.; SPENNER 1999, S. 122; WEIß 1999a, S. 122 oder YERMACK 1995, S. 243f. Zur formalen Begründung des von WINTER auch als Überdauerprinzip bezeichneten Problems vgl. WINTER 1996, S. 163-167.
427
BAUMS 1997a, S. 20; SPENNER 1999, S. 123 und WINTER 1996, S. 162.
112
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
scheint auf den ersten Blick ein Beitrag zur Lösung des Horizontproblems geleistet zu werden, da der Aktienkurs die der variablen Managemententlohnung zugrunde liegende Bemessungsgrundlage ist und im Idealfall den Barwert aller zukünftigen Ausschüttungen widerspiegelt und somit letztendlich nichts anderes ist als das Ergebnis sämtlicher, in geeigneter Weise diskontierter Zahlungen, die aus vergangenen und geplanten Unternehmensaktivitäten resultieren.428 Weil aber davon auszugehen ist, dass der Kapitalmarkt höchstens halbstreng informationseffizient ist, fließen lediglich öffentlich bekannte Informationen in den Kursbildungsprozess ein.429 Zwar schlagen sich die Einschätzungen des Kapitalmarktes im Aktienkurs nieder, doch werden Insiderinformationen der Führungskräfte, die sich häufig auf die genaue Konkretisierung langfristig-strategischer Managementmaßnahmen beziehen, nicht im Kurs des Wertpapiers berücksichtigt.430 Dies wäre aber notwendig, um im Zeitpunkt des Ausscheidens eines Vorstandsmitglieds eine angemessene Bewertung der ihm zustehenden Entlohnung vornehmen zu können und so trotzdem einen Anreiz zur Ausrichtung der Unternehmenspolitik am langfristigen Unternehmenserfolg zu geben.431 Diesem Problem kann zwar durch eine umfangreichere Informationspolitik seitens des Unternehmens entgegengewirkt werden, allerdings findet dies dort seine Grenzen, wo der positive Effekt aus einer genaueren Marktbewertung durch die damit verbundenen Kosten und Nachteile (z.B. zusätzliche Ausgaben für Investor Relations-Aktivitäten oder negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsposition des Unternehmens) gerade kompensiert wird.432 Es ist daher auch bei Aktienoptionsprogrammen erforderlich, dass die Informationen über die Managementleistungen bzw. -maßnahmen, die noch keinen Niederschlag im Aktienkurs gefunden haben, auf einem anderen Weg in die Bemessung der Vorstandsvergütung im Falle des Ausscheidens einfließen. In der betriebswirtschaftlichen Literatur werden hierzu zwei unterschiedliche Vorgehensweisen diskutiert. Zum einen besteht die Möglichkeit, dem ausscheidenden Manager im Zeitpunkt der Beendigung seiner Vorstandstätigkeit eine einmalige Abfindungszahlung zu gewähren, die sich aus einer Abschlussbewertung seiner Gesamtleistung ergibt.433 Bei Aktienoptionsprogrammen könnte dies durch eine Anpassung des vom Begünstigten zu zahlenden Basispreises erfolgen, d.h., dass bei zu erwartenden positiven Entwicklungen, die auf den ausscheidenden Vorstand zurückzuführen sind, ein entsprechender Abschlag beim Basispreis gewährt wird und im umgekehrten Fall eine entsprechende Erhöhung des Basispreises vorgenommen wird. Es besteht 428
Vgl. SPENNER 1999, S. 123 sowie WINTER 1996, S. 162.
429
Dies gilt nicht nur für den amerikanischen, sondern größtenteils auch für den deutschen Kapitalmarkt, vgl. MÖLLER 1985, S. 504-516; MÖLLER 1995, Sp. 1148f.; PIEPER/SCHIERECK/WEBER 1993, S. 83; SAPUSEK 1998, S. 215-217; SCHMIDT/MAY 1993, S. 503 oder WINTER 1996, S. 120f. und die dort angegebenen Verweise auf zahlreiche empirische Arbeiten.
430
Dies wäre nur beim Vorliegen der strengen Informationseffizienz der Fall, vgl. WEIß 1999a, S. 144 und WINTER 1996, S. 162.
431
Vgl. SPENNER 1999, S. 122f.; WEIß 1999a, S. 144 oder WINTER 1996, S. 162.
432
Zu den direkten und indirekten Kosten der Veröffentlichungspolitik des Unternehmens vgl. ALVAREZ/WOTSCHOFSKY 2000, S. 653.
433
Vgl. BECKER 1991, S. 163; SPENNER 1999, S. 123 und WINTER 1996, S. 145.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
113
allerdings das Problem, dass hierzu Leistungen des Vorstandsmitglieds bewertet werden müssen, deren Auswirkungen sich unter Umständen erst in Ansätzen abzeichnen. Aus dem sich bietenden Bewertungsspielraum kann dann aber ein nicht unerhebliches Konfliktpotenzial zwischen dem ausscheidenden Vorstand und dem Bewertungsgremium entstehen, so dass diese Vorgehensweise letztendlich nicht praktikabel sein dürfte.434 Die zweite Möglichkeit wäre, den Führungskräften über den Zeitpunkt ihres Ausscheidens hinaus eine Erfolgsbeteiligung zu gewähren und zwar so lange, bis sich die Konsequenzen aus ihrer Vorstandstätigkeit vollständig in der dem Vergütungssystem zugrunde liegenden Bezugsgröße niedergeschlagen haben.435 Bei Aktienoptionsplänen kann dies dadurch erreicht werden, dass den Begünstigten auch für die Zeit nach ihrem Weggang aus dem Unternehmen noch das Recht eingeräumt wird, die ihnen vergütungshalber gewährten Aktienoptionen auszuüben. Jedoch führt diese über das Ausscheiden hinaus andauernde Erfolgsbeteiligung zu einem Zurechnungsproblem, da der wirtschaftliche Erfolg nach einem Personalwechsel nicht nur auf die langfristig angelegten Entscheidungen des ausscheidenden Managers (A) zurückzuführen ist, sondern auch von dem Einfluss des neu eintretenden Managers (B) abhängt.436 Abbildung 11 soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Einfluss des Managers A
Einfluss des Managers B
100 %
0% Abbildung 11:
0%
Personalwechsel
Zeit
100 %
Entwicklung der Einflussstärke bei einem Personalwechsel437
434
Vgl. WINTER 1996, S. 145.
435
Vgl. BECKER 1987, S. 41-43; SPENNER 1999, S. 123; WEIß 1999a, S. 144 oder WINTER 1996, S. 145.
436
Vgl. WINTER 1996, S. 145
437
Vgl. WINTER 1996, S. 145.
114
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Es erscheint daher empfehlenswert, die Ausübungsmöglichkeit auf einen überschaubaren Zeitraum nach dem Ende der Amtszeit des Vorstandsmitglieds zu beschränken (z.B. ein bis zwei Jahre) und eine Staffelung der pro Zeitintervall (z.B. Quartal oder Halbjahr) mindestens auszuübenden Optionsrechte vorzugeben, um so den sinkenden Einfluss des ausscheidenden Managers auf den Unternehmenserfolg zu berücksichtigen. Die Länge des Übergangszeitraums hängt unter anderem davon ab, wie schnell die Leistungen des Managers Eingang in den Kursbildungsprozess finden und wird daher maßgeblich vom Grad der Informationseffizienz des Kapitalmarktes bestimmt. Je informationseffizienter der Aktienmarkt ist, desto kürzer kann der Übergangszeitraum gewählt werden. Es wäre beispielsweise denkbar, während eines Übergangszeitraums von zwei Jahren im ersten Halbjahr die Ausübung von mindestens 50%, im zweiten von 30% und im dritten bzw. vierten Halbjahr von 15% bzw. 5% der zum Zeitpunkt der Beendigung des Vorstandsverhältnisses noch ausstehenden Optionsrechte vorzuschreiben. Allgemein lässt sich dies folgendermaßen formulieren: (3-1)
TÜ
¦Ȧ
i
100%
i 1
Es liegt demnach durchaus im Interesse des Unternehmens, dem Vorstand auch für die Zeit nach seinem Ausscheiden Ausübungsrechte einzuräumen, da so ein Anreiz zu langfristigem Handeln und nachhaltiger Erhöhung des Unternehmenswertes gegeben wird. Es stellt sich aber die Frage, ob solche Vereinbarungen überhaupt mit dem deutschen Aktienrecht in Einklang zu bringen sind. Nach herrschender Meinung ist grundsätzlich nichts gegen geldliche oder nicht geldliche Leistungen nach der Beendigung der Vorstandstätigkeit einzuwenden.438 „Solche Abreden sind durch den Zweck gerechtfertigt, dem sie dienen, und finden darin zugleich ihre sachliche Begrenzung.“439 Eine generelle Pflicht zur Beendigung des Aktienoptionsprogramms mit dem Ausscheiden des Vorstands lässt sich somit aus § 84 Abs. 1 AktG nicht ableiten. Da aber die Entschließungsfreiheit des Aufsichtsrats im Hinblick auf die Wiederbestellung oder Abberufung nicht eingeschränkt werden darf, ist es unzulässig, dem Vorstandsmitglied für die Zeit nach dem Ablauf seiner Amtsperiode unangemessen hohe Leistungen zu versprechen. Eine solche Unangemessenheit ist insbesondere dann anzunehmen, wenn die Leistungen, die für die Zeit nach dem Weggang vereinbart werden, in etwa der Vorstandsvergütung während der aktiven Tätigkeit entsprechen.440 Deshalb ist der Aufsichtsrat dazu verpflichtet, bei der Regelung der Möglichkeiten, die Optionsrechte auch im Anschluss an die Vorstandstätigkeit noch ausüben zu können, die positiven Effekte auf die Anreizwirkungen und die aus den Folgekosten resultierenden Nachteile für die Gesellschaft gegeneinander abzuwägen.441 Insbesondere 438
Vgl. BAUMS 1997a, S. 32; HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 45, S. 146; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 11, S. 145; MEYER-LANDRUT 1972b, § 84 AktG Anm. 13, S. 646; WEIß 1999a, S. 145 oder WIESNER 2007d, § 20 Tz. 24, S. 211.
439
HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 45, S. 146.
440
Vgl. HEFERMEHL 1974c, § 84 Tz. 45, S. 146; MERTENS 1996, § 84 AktG Rn. 11, S. 145 sowie WIESNER 2007d, § 20 Tz. 24, S. 211.
441
Vgl. SPENNER 1999, S. 126 oder WEIß 1999a, S. 145.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
115
erscheint es sinnvoll, dass in den Optionsvereinbarungen hinsichtlich der verschiedenen Gründe für das Ausscheiden eines Vorstandsmitglieds differenziert wird und dem jeweiligen Umstand entsprechend angepasste Regelungen getroffen werden.442
3.1.3.2.1.3
Grundsatz der Angemessenheit der Vorstandsbezüge
3.1.3.2.1.3.1 Gesamtbezüge als Bezugsgröße Der Aufsichtsrat hat beim Abschluss des Anstellungs- und/oder Vergütungsvertrages mit den Vorstandsmitgliedern aber nicht nur den Grundsatz der beschränkten Amtszeit, sondern auch den Grundsatz der Angemessenheit zu beachten.443 Gemäß § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG hat er dafür Sorge zu tragen, dass die Gesamtbezüge eines einzelnen Vorstandsmitglieds in einem angemessenen Verhältnis zu dessen Aufgaben und zur Lage der Gesellschaft stehen, wobei beide Vergleichsmaßstäbe kumulativ beachtet werden müssen.444 Bei § 87 AktG handelt es sich jedoch nicht um eine Schutzvorschrift für den Vorstand, durch die eine untere Grenze der Vergütung festgelegt bzw. ein Anspruch auf eine angemessene Entlohnung begründet wird,445 vielmehr dient er durch die Festlegung einer oberen Grenze dem Schutz der Aktiengesellschaft, der Anteilseigner, Arbeitnehmer und Gläubiger vor sachlich ungerechtfertigten und überhöhten Bezügen der Vorstandsmitglieder.446 Der Gesetzgeber stellt bei der Angemessenheitsbeurteilung auf die Gesamtbezüge, d.h. auf alle Leistungen, die einem aktiven Vorstandsmitglied von der Gesellschaft für seine Tätigkeit gewährt werden, ab.447 Hierzu zählen nach § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG das Gehalt, Gewinnbeteiligungen, Aufwandsentschädigungen, Versicherungsentgelte und Provisionen aber auch Nebenleistungen aller Art,448 wie z.B. die Überlassung einer Dienstwohnung bzw. eines Dienstwagens, die Einräumung zinsgünstiger Darle442
Vgl. BAUMS 1997a, S. 19 und ausführlich WEIß 1999a, S. 145f.
443
Die von SCHNEIDER ebenfalls geforderte Einhaltung des Grundsatzes des Gleichlaufs wurde bereits in Abschnitt 3.1.2.3 eingehend erörtert, vgl. SCHNEIDER 1996, S. 1771 aber auch JUNGEN 2000, S. 178; KESSLER/ SUCHAN 2003, Tz. 127, S. 49 und SPENNER 1999, S. 109.
444
Vgl. ADAMS 2002b, S. 45; ENGELSING 2001, S. 40; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 7, S. 202; HOFFMANNBECKING 1999, S. 798; HÜFFER 1997, S. 234; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 2, S. 422f.; JUNGEN 2000, S. 178; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 128, S. 49f.; SEMLER 1995a, S. 601; SPINDLER 2004b, S. 38 oder WEIß 1999a, S. 131.
445
Vgl. MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 3, S. 210; SPENNER 1999, S. 109 sowie WIESNER 2007e, § 21 Tz. 29, S. 239.
446
Vgl. ADAMS 2002b, S. 46; BAUMS 1997a, S. 30; ETTINGER 1998, S. 48; FRIEDRICHSEN 2000, S. 46; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 1, S. 201; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 1, S. 422; JUNGEN 2000, S. 178; KLAHOLD 1999, S. 46; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 2, S. 210; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; MICHEL 1999, S. 81; SCHNEIDER 1996, S. 1771; SPENNER 1999, S. 109 und WULFF 2000, S. 19.
447
Vgl. ADAMS 2002b, S. 45; BAUMS 1997a, S. 30; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 4, S. 201; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 3, S. 423; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 1, S. 675; SPINDLER 2004b, S. 37f. oder WIESNER 2007e, § 21 Tz. 29, S. 239.
448
Diese Aufzählung hat keinen abschließenden Charakter, vgl. MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 4, S. 211.
116
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
hen, Vergünstigungen beim Bezug von Waren oder Dienstleistungen oder Aktienoptionen.449 EVERS schlägt als Systematisierung eine Dreiteilung in festes Grundgehalt, variable Erfolgsbeteiligung und Zusatzleistungen vor, doch erscheint für die hier vorzunehmende Analyse die Unterscheidung zwischen fester und variabler Entlohnung zweckmäßiger.450 Die vom Unternehmen vergütungshalber eingeräumten Optionsrechte gehören nach allgemeiner Ansicht zur variablen Vergütung des Vorstands für seine Tätigkeiten in den Diensten der Aktiengesellschaft.451 Werden Aktienoptionen zu Vergütungszwecken gewährt, so sollten andere Vergütungsbestandteile wegfallen bzw. angepasst werden. Aktienoptionsprogramme sollten keine reine Zusatzvergütung darstellen.452 Gleichwohl ist es vertretbar, dass die erwartete Gesamthöhe der Vorstandsentlohnung im Zuge der Einführung eines Aktienoptionsplans steigt, da sie aufgrund der Aktienkursbindung einem verstärkten Risiko unterliegt. Um zu verhindern, dass die Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder, also einschließlich der Aktienoptionen, ein als unangemessen erachtetes Niveau erreichen, wird oft die Forderung nach der vertraglichen Festlegung einer Obergrenze (Deckelung) geäußert.453 Dies ist aber grundsätzlich abzulehnen, da die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms verfolgten Anreizwirkungen mit dem Erreichen dieser Obergrenze verloren gingen. Die Führungskräfte hätten dann kein Interesse mehr daran, den Unternehmenswert weiter zu erhöhen.454 449
Vgl. BDO (HRSG.) 2003, S. 65; BMJ/BMF 2003, Punkt 3; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 4, S. 201; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 6, S. 424f.; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 8, S. 211; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 1, S. 675; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 293; SCHNEIDER 1996, S. 1771, SEIBERT 2003b, S. 40; TEGTMEIER 1998, S. 319f. und WIESNER 2007e, § 21 Tz. 29, S. 239.
450
Vgl. EVERS 1987, S. 2; TEGTMEIER 1998, S. 319f. sowie WINTER 1996, S. 96.
451
Vgl. ADAMS 2002b, S. 45f.; BAUMS 1997a, S. 30; ETTINGER 1998, S. 48; FONK 1999, Abschn. I Rn.109, Fn. 277, S. 482; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 798; HÜFFER 1997, S. 234; KALLMEYER 1999, S. 100; KOHLER 1997, S. 255; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 34, S. 1024f.; SPENNER 1999, S. 111; SPINDLER 2004b, S. 43; WIESNER 2007e, § 21 Tz. 30, S. 239f. sowie ZEIDLER 1998, S. 791.
452
Vgl. BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1577; KOHLER 1997, S. 255; MICHEL 1999, S. 83 und PELTZER 2002, S. 16.
453
Vgl. BAUMS 1997a, S. 30f.; BDO (HRSG.) 2003, S. 64; BMJ/BMF 2003, Punkt 3; BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE 2000, S. 1577; BRAUER 2004, S. 506f.; ENGELSING 2001, S. 45; HÜFFER 1997, S. 235; KLEY 1999, S. 1055; LUTTER 2003, S. 739f.; SEIBERT 2003b, S. 39; SEMLER 1995a, S. 605 und S. 610; SPENNER 1999, S. 111; SPINDLER 2004b, S. 43; WACLAWIK 2002, S. 1462 sowie WILDNER 2000, S. 51-53. Erreicht werden kann dies, indem den Führungskräften ein so genannter „Cap“ gewährt wird. Die Manager erhalten dann zwar auch eine Kaufoption, sind aber zugleich Stillhalter einer weiteren Kaufoption mit einem Basispreis in Höhe der gewünschten Obergrenze.
454
Vgl. ENGELSING 2001, S. 45 und KIETHE 2003, S. 1579. Die REGIERUNGSKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE hat ebenfalls eine quantitative Deckelung der Vorstandsvergütung diskutiert, aber nicht als notwendig erachtet, vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 44, S. 88f. Die Regierungskommission hat aber auf die Möglichkeit der Einführung einer de-facto-Deckelung durch die Steuergesetzgebung hingewiesen, wie dies in den USA mit dem Omnibus Budget Reconciliation Act of 1993 beabsichtigt wurde, vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 44 S. 88; ROSE/WOLFRAM 2000a, S. 197 und ROSE/WOLFRAM 2000b, S. 1. Nach IRC Sec. 162 (m) wird für so genannte „publicly held corporations“ unter bestimmten Voraussetzungen die steuerliche Abzugsfähigkeit der Vergütung des CEO und der weiteren vier höchstbezahlten Führungskräfte des Unternehmens auf je 1.000.000 US-$ beschränkt, vgl. DEUTSCHMANN 2000, S. 268f.; ROSE/WOLFRAM 2000a, S. 197 und ROSE/WOLFRAM 2000b, S. 2f. Ein signifikanter Einfluss auf die Höhe der Entlohnung konnte jedoch nur bei Unternehmen festgestellt werden, die Vorstandsgehälter in der Nähe von 1.000.000 US-$ gezahlt haben, ROSE/WOLFRAM 2000a, S. 201 und ROSE/WOLFRAM 2000b, S. 23.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
117
Aufgrund des starken Drucks der Öffentlichkeit und der Politik, so hat das Bundesjustizministerium eine gesetzliche Deckelung variabler Vergütungsformen wie z.B. Aktienoptionen erwogen,455 hat sich die REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX jedoch dazu entschlossen, die Festlegung von Obergrenzen für Vorstandsvergütungen für den Fall außerordentlicher, nicht vorhergesehener Entwicklungen in den Katalog der Empfehlungen des DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX aufzunehmen, ohne jedoch konkret anzugeben, was unter solchen außergewöhnlichen Ereignissen überhaupt zu verstehen ist.456
3.1.3.2.1.3.2 Angemessenes Verhältnis zur Lage der Gesellschaft Um nun beurteilen zu können, ob die Forderung nach einem angemessenen Verhältnis der Gesamtbezüge eines Vorstandsmitglieds zur Lage der Gesellschaft erfüllt ist, muss zunächst die Bedeutung des Begriffs der „Lage der Gesellschaft“ geklärt werden. So besteht im juristischen Schrifttum Einigkeit darüber, dass unter der wirtschaftlichen Lage die Gesamtsituation des Unternehmens zu verstehen ist. Es muss daher nicht nur der Standpunkt der Anteilseigner berücksichtigt werden, auch die Interessen der übrigen Anspruchgruppen sind relevant.457 Unterschiedliche Meinungen ergeben sich lediglich bei der Frage, ob der Ertraglage458 oder der Vermögenslage459 eine größere Bedeutung beizumessen ist. Allen Autoren ist aber gemein, dass sie den Schwerpunkt bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage implizit auf die gegenwärtige Situation des Unternehmens legen.460 Diese statische Sichtweise kann auch die häufig am Börsenkurs als Gradmesser für die wirtschaftliche Lage des Unternehmens geäußerte Kritik erklären, wonach der Aktienkurs, der nicht nur eine Funktion der Ertragslage ist, sondern auch von unternehmensexternen Faktoren beeinflusst wird,461 lediglich eine Bewer455
Vgl. BMJ/BMF 2003, Punkt 3, O.V. 2003g, S. 11; O.V. 2003h, S. 7; SEIBERT 2003b, S. 40; THÜSING 2003a, S. 1612 oder THÜSING 2003b, S. 458. KIETHE sieht dagegen in einer gesetzlichen Implementierung von Vergütungshöchstgrenzen einen Eingriff in Art. 2 Abs. 1 GG bzw. Art. 12 Abs. 1 GG. Seiner Meinung nach wäre eine entsprechende Regelung daher verfassungswidrig. Er ist der Ansicht, dass die Vergütungshöhe im Rahmen der Angemessenheitsprüfung des § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG beurteilt werden muss, vgl. KIETHE 2003, S. 1574-1574. Ablehnend hinsichtlich einer gesetzlichen Obergrenze auch LUTTER 2003, S. 740.
456
Vgl. BMJ 2003, S. 2; O.V. 2003d, S. 13; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 7; SEIBERT 2003b, S. 40; SPINDLER 2004b, S. 43; THÜSING 2003a, S. 1613 bzw. THÜSING 2003b, S. 469f. Gegen die Aufnahme absoluter Vergütungshöchstgrenzen spricht sich KIETHE aus, vgl. KIETHE 2003, S. 1578.
457
Vgl. ADAMS 2002b, S. 46; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 798; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; SPENNER 1999, S. 115 oder WEIß 1999a, S. 134.
458
Vgl. ADAMS 2002b, S. 46; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 8, S. 203 oder SPENNER 1999, S. 115. KALLMEYER weist darauf hin, dass auf die Lage des Konzerns abzustellen ist, vgl. KALLMEYER 1999, S. 100f.
459
Vgl. MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; SPENNER 1999, S. 115 und WELLKAMP 2001, S. 494.
460
Vgl. BAUMS 1997a, S. 31; ELLROTT 2003b, § 289 Tz. 15, S. 1296f. und WEIß 1999a, S. 134.
461
Vgl. PELTZER 1996, S. 313.
118
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
tung des Kapitalmarktes wiedergibt und somit nur ein unzureichendes Spiegelbild der tatsächlichen Lage der Gesellschaft ist.462 Um trotzdem eine hinreichende Annäherung an die Lage der Gesellschaft zu erreichen, wird deshalb gefordert, den Börsenkurs durch weitere Parameter (z.B. einen Branchenvergleich bzw. eine Indexierung) zu ergänzen.463 Die herrschende Meinung in der betriebswirtschaftlichen Literatur versteht unter der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens dagegen den Zielerreichungsgrad bzw. die Fähigkeit, in Zukunft die gesetzten Unternehmensziele zu realisieren.464 Der Begriff ist demnach, im Gegensatz zu der zuvor dargestellten Auffassung, zukunftsbezogen, d.h. dynamisch zu interpretieren.465 Nur so lässt sich auch erklären, weshalb in Unternehmen, die sich in einer besonders schlechten wirtschaftlichen Situation befinden, die Zahlung eines relativ hohen Gehalts gerechtfertigt sein kann. Geeignete Führungskräfte werden aufgrund des großen Risikos für die eigene Reputation und wegen der möglicherweise negativen Auswirkungen auf ihren Wert auf dem Managerarbeitsmarkt zwar eine höhere Vergütung verlangen,466 der Aufsichtsrat wird aber nur dann dazu bereit sein, diesen Forderungen zu entsprechen, wenn die Prognose der Entwicklungschancen des Unternehmens unter Einbeziehung der Fähigkeiten der Führungskräfte auf eine erfolgreiche Sanierung schließen lässt. Ansonsten wäre lediglich die Anstellung eines eher gering bezahlten Abwicklers als angemessen anzusehen.467 Diese leistungspotenzialorientierte Sichtweise der Lage der Gesellschaft deckt sich mit dem ökonomischen Wertbegriff eines Unternehmens, der dem Barwert der erwarteten zukünftigen Zahlungsströme an die Eigentümer entspricht und die Basis des Shareholder-Value-Ansatzes bildet.468 Für diese in geeigneter Weise diskontierten Zahlungen an die Anteilseigner kann der Börsenkurs, trotz gewisser Anomalien,469 als zuverlässiger Indikator der langfristigen Wertentwicklung angesehen werden und spiegelt demzufolge auch die Lage des Unternehmens 462
Vgl. HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; HÜFFER 1997, S. 235f.; JUNGEN 2000, S. 179; PELTZER 1996, S. 313; SCHNEIDER 1996, S. 1771; SPENNER 1999, S. 116 oder Zeidler 1998, S. 791.
463
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12f.; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 803; HÜFFER 2002, § 87 AktG Tz. 2a, S. 420; KOHLER 1997, S. 260 sowie ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 206, S. 61.
464
So insbesondere LEFFSON 1984, Rn. 65, S. 36f., aber auch BAETGE/FEIDICKER 1992, S. 2089f.; BAETGE/ KIRSCH/THIELE 2002, S. 600; BAETGE/ZÜLCH 2002, Sp. 2519; JUNG 1996, S. 19; KOHL 2001, S. 11f.; OLBRICH 1991, S. 46 und PLENDL 1990, S. 38.
465
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1995b, § 289 HGB Tz. 84f., S. 211f.; BAETGE/ZÜLCH 2002, Sp. 2519; HACHMEISTER 2002, Sp. 1435 oder PFAFF/STEFANI 2002, Sp. 690. Nicht die vergangenheitsorientierte, sondern die zukunftsbezogene Sichtweise entspricht dem Willen des Gesetzgebers, vgl. COENENBERG 1986, S. 155-162; ENGELSING 2001, S. 43 und PFAFF/STEFANIE 2002, Sp. 690.
466
Vgl. ADAMS 2002b, S. 46; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 8, S. 203; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 2, S. 422f.; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 6, S. 210; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; SEMLER 1995a, S. 602; WIESNER 2007e, § 21 Tz. 30, S. 239f.
467
Vgl. WEIß 1999a, S. 134f.
468
Vgl. KOHL 2001, S. 12; MOXTER 1997, S. 722; PLENDL 1990, S. 39 und WEIß 1999a, S. 135.
469
Zu den Anomalien im Kursbildungsprozess zählen z.B. Bubbles, Fads und Fashions, Market Overreaction, Mean Reversion, Noise, Positive Feedback, Informationswahrnehmungs-, beurteilungs- und –speicherungsprozesse oder auch Firm-Size-Effekte, Turn-of-the-Year bzw. Januar-Effekte, Monats- bzw. Monatswechsel-Effekte und Feiertags-, Wochenend- bzw. Montags-Effekte, vgl. BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 67-73 sowie SAPUSEK 1998, S. 141-186 mit zahlreichen weiteren Quellenangaben oder THIEMER 2002, S. 1232.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
119
wider.470 Dass der Aktienkurs, wie von juristischer Seite angemerkt wird, auch dem Einfluss unternehmensexterner Faktoren unterliegt, ist zwar zutreffend,471 aber für die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage nicht von Belang. Auch sind die geforderten Ergänzungen des Börsenkurses, z.B. durch einen Branchenvergleich,472 zu einer genaueren Abbildung der Lage der Gesellschaft nicht zwingend erforderlich. Vielmehr werden auch Formen der Gewinnbeteiligung als zulässig erachtet, deren Bemessungsgrundlagen ebenfalls von außerhalb des Unternehmens liegenden Faktoren beeinflusst werden, nur nicht in dieser unmittelbaren Art und Weise.473 Gleichwohl sprechen gewichtige betriebswirtschaftliche Gründe für zusätzliche Ausgestaltungsmerkmale (z.B. eine Indexierung zur Vermeidung von „Windfall Profits“ bzw. relative oder absolute Kurshürden), um geeignete Anreize zur Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts zu geben. Hierauf wird im weiteren Verlauf noch genauer einzugehen sein.474 Als Zwischenergebnis lässt sich somit festhalten, dass der Aktienkurs als geeigneter Maßstab für die Lage der Gesellschaft angesehen werden kann. Es stellt sich jetzt die Frage, wie hieraus Anhaltspunkte abgeleitet werden können, anhand derer der Aufsichtsrat beurteilen kann, ob die Entlohnung der Vorstandsmitglieder in einem angemessenen Verhältnis zur wirtschaftlichen Lage steht. Der Gesetzgeber stellt bei dieser Angemessenheitsprüfung zwar auf die Gesamtbezüge ab, doch soll der Schwerpunkt der Analyse auf der variablen Entlohnung in Form von Aktienoptionen liegen.475 Der Aufsichtsrat steht somit vor dem Problem, dass er sich bei der Bestimmung des Gesamtvolumens des dem Vorstand zuzubilligenden Aktienoptionsprogramms in einem Rahmen bewegen muss, welcher der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens angemessen ist. Wird darüber hinaus beabsichtigt, den Vorstandsmitgliedern in jedem Geschäftsjahr Aktienoptionen als anreizkompatible Entlohnungskomponente zu gewähren, so muss der Aufsichtsrat mit den Vorstandsmitgliedern bereits im Vorwege genaue Vereinbarungen zur Bestimmung des Umfangs des Aktienoptionsplans treffen oder jedes Jahr von neuem die Angemessenheit des Gesamtvolumens anhand nachvollziehbarer Kriterien prüfen, um sich nicht dem Vorwurf der willkürlichen und nicht im Einklang mit der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens stehenden Vorstandsvergütung auszusetzen. 470
Vgl. PELLENS/CRASSELT/ROCKHOLTZ 1998, S. 14f.; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 523; STEINER/ BRUNS 2000, S. 221-234 und WEIß 1999a, S. 135.
471
Vgl. ENGELSING 2001, S. 44; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; HÜFFER 1997, S. 235; MICHEL 1999, S. 84; SPENNER 1999, S. 117 sowie ZEIDLER 1998, S. 791.
472
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12; BUSSE VON COLBE 1997, S. 288; ENGELSING 2001, S. 44f.; FUCHS 1997, S. 661; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 803; HÜFFER 1997, S. 236; KOHLER 1997, S. 260; KORN 2000, S. 87; LUTTER 1997a, S. 6; MENICHETTI 1996, S. 1690-1692; MICHEL 1999, S. 84; SPENNER 1999, S. 117; WENGER 1997, S. 64 oder WINTER 1996, S. 119f.
473
So bezog sich die Berechnungsformel des aufgehobenen § 86 AktG auf einen absoluten Jahresgewinn, der zweifellos auch dem Einfluss unternehmensexterner Faktoren unterliegt und nicht auf die Entwicklung im Vergleich zu anderen Unternehmen, vgl. WEIß 1999a, S. 135f. und Abschnitt 3.1.2.3.
474
Siehe hierzu eingehend die Analysen in Abschnitt 4.2.
475
Die Untersuchung, auf welche Art und Weise die Angemessenheit des gesamten Entlohnungsportfolios geprüft werden kann, erfolgt erst am Ende dieses Abschnitts.
120
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Wie bereits oben dargestellt wurde, versteht man unter der Lage der Gesellschaft den Zielerreichungsgrad bzw. die Fähigkeit, in Zukunft die gesetzten Unternehmensziele zu realisieren. Die mit der Einführung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems beabsichtigte Angleichung der Interessen des Managements und der Anteilseigner zielt darauf ab, die Unternehmenspolitik am Shareholder Value auszurichten.476 Bezieht man dies in die Überlegungen ein, so lässt sich ein erster Anhaltspunkt für die Bestimmung des Gesamtvolumens eines Aktienoptionsprogramms Vges dadurch gewinnen, dass überprüft wird, ob es den Führungskräften gelungen ist, für das Aktionärsvermögen eine Rendite zu erzielen, die oberhalb der von den Anteilseignern geforderten risikoadäquaten Verzinsung liegt.477 Die tatsächliche Entwicklung des Aktionärsvermögens ergibt sich aus der Veränderung des Unternehmenswertes UW478 zuzüglich der Zahlungen D, die das Unternehmen an die Anteilseigner leistet (z.B. Dividenden oder Kaufpreiszahlungen beim Rückkauf eigener Anteile).479 Die Differenz aus tatsächlicher und erwarteter (geforderter) Vermögensentwicklung entspricht dem zusätzlich geschaffenen Unternehmenswert und lässt sich formal folgendermaßen darstellen: (3-2)
ǻUW
UW1 D1 UW0 1 E~r
Dieser zusätzlich geschaffene Unternehmenswert sollte einen maßgeblichen Einfluss auf den Umfang der eingeräumten Aktienoptionen haben.480 Damit die Führungskräfte in jedem Fall eine anreizkompatible Entlohnung erhalten, ist es jedoch notwendig, dass ein Sockelbetrag (VSockel) unabhängig davon gewährt wird, ob das Management eine Überrendite auf das von den Aktionären eingesetzte Kapital erzielen konnte oder nicht. Für den gesamten Umfang eines Aktienoptionsplans ergibt sich somit: (3-3)
V ges
VSockel max0 ; y ǻUW
476
Sie entspricht den Eigenkapitalkosten und kann aus dem CAPM oder der APT abgeleitet werden, vgl. ACHLEITNER/WICHELS 2000, S. 2-7; BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; BRANDHOFF 1999, S. 222; CRASSELT 2000, S. 135; EVERS 1998, S. 63-65; FRIEDRICHSEN 2000, S. 16-25; HOLLAND 2000, S. 2f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 9; LEVEN 1998a, S. 189f.; MENICHETTI 1999, S. 512-514; SCHÄFER 1998, S. 49; VON ROSEN/LEVEN 2004, Rn. 21, S. 6; WEBER 2000c, S. 29 oder WEIß 1999a, S. 1-5.
477
Vgl. BIEG 1999a, S. 298-305; BREALEY/MYERS 2003, S. 194-208; DRUKARCZYK 2003, S. 360-370; FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999a, S. 1488-1494; FISCHER/LOCKERT/HAHNENSTEIN 1999b, S. 16311635; FRANKE/HAX 1999, S. 342-348; KRUSCHWITZ 2000, S. 329-335; PERRIDON/STEINER 2004, S. 274292 bzw. SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 227-297.
478
Der Unternehmenswert ergibt sich aus dem Produkt der Zahl der ausstehenden Aktien n und dem Aktienkurs S: UW = n S.
479
Aus Vereinfachungsgründen wird hier davon ausgegangen, dass nur Dividendenzahlungen geleistet werden und keine Kapitalmaßnahmen durchgeführt werden, so dass die Zahl der ausstehenden Aktien im betrachteten Zeitraum konstant bleibt. Diese Restriktion kann jedoch ohne weitere Schwierigkeiten aufgehoben werden.
480
ROSCHMANN/ERWE regen eine Koppelung des Umfangs eines Aktienoptionsprogramms an den Anstieg oder Rückgang des Gewinns an. Dies deckt sich mit der hier vorgeschlagenen Vorgehensweise, wenn man den Gewinnbegriff nicht nur bilanzbezogen interpretiert, vgl. ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 162, S. 49. Eine Anbindung der erfolgsabhängigen Vergütung an zusätzlich geschaffene Unternehmenswerte findet sich auch bei WINTER, vgl. WINTER 1996, S. 117-127.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
121
mit: 0 d y 1 481 Doch darf sich der Umfang des Aktienoptionsprogramms nicht nur danach richten, was das Unternehmen als Entlohnung zu leisten im Stande ist. Der Aufsichtsrat muss ebenfalls die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms in Zusammenhang stehenden Kosten abschätzen, d.h. er muss sich unter anderem eine Vorstellung über den ökonomischen Wert der Optionsrechte verschaffen482 und überprüfen, ob es plausibel ist, dass die auf den Anreizwirkungen des Aktienoptionsplans beruhenden positiven Effekte mindestens diesen Kosten entsprechen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Vorstandsvergütung in einem angemessenen Verhältnis zum Wert der zukünftig zu leistenden Dienste stehen muss.483 Allerdings ist die exakte Bestimmung des optimalen Umfangs eines Aktienoptionsprogramms wegen der Komplexität der wirtschaftlichen Zusammenhänge nicht möglich.484
3.1.3.2.1.3.3 Angemessenes Verhältnis zu den Aufgaben eines Vorstandsmitglieds Der Gesetzgeber fordert in § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG aber nicht nur die Angemessenheit der Vorstandsvergütung im Verhältnis zur Lage der Gesellschaft, auch den Aufgaben eines Vorstandsmitglieds muss der Aufsichtsrat bei der Festsetzung der Gesamtbezüge in geeigneter Weise Rechnung tragen. Die Mitglieder des Vorstands sind individuell zu entlohnen, wobei die Bedeutung der ihnen obliegenden Aufgaben, zusätzliche Verantwortung oder besondere Leistungen485 eine Differenzierung der Vergütungshöhe rechtfertigen.486 Daraus folgt aber 481
Ist VSockel dem Kapitalmarkt bekannt, so schlägt sich diese Tatsache im Fall der halbstrengen Informationseffizienz bereits im Aktienkurs und somit auch im Unternehmenswert nieder und muss nicht gesondert bei der Bestimmung des Wertebereichs von y berücksichtigt werden. Durch y < 1 soll eine so genannte Gewinnauszehrung vermieden werden, d.h. die Vorstandsmitglieder sollen nur anteilmäßig und nicht allein von den geschaffenen Werten profitieren, vgl. ENGELSING 2001, S. 43.
482
Vgl. KORN 2000, S. 87 und WEIß 1999a, S. 139. Zu den Auswirkungen der unterschiedlichen Durchführungsvarianten eines Aktienoptionsplans auf den Unternehmenswert siehe insbesondere Abschnitt 4.1.
483
Die Vergütung muss dem Wirtschaftlichkeitsprinzip folgen, vgl. WEIß 1999a, S. 137 sowie WINTER 1998, S. 1129.
484
Vgl. ENGELSING 2001, S. 42.
485
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 43, S. 43f.; CASPER 1997, S. 301; JUNGEN 2000, S. 179; KOHLER 1997, S. 254f.; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; MICHEL 1999, S. 83; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6; RINGLEB 2003c, Rn. 510-516, S. 150f. oder VON WERDER 2002, S. 807. Nach HEFERMEHL sind unter Aufgaben nicht die Leistungen des Vorstandsmitglieds zu verstehen, zumal sie zum Zeitpunkt der Vereinbarung der Bezüge nicht immer bekannt sein werden. Vielmehr kommt es seiner Meinung nach ausschließlich auf die Art der Aufgaben an, die einem Vorstand anvertraut werden, vgl. HEFERMEHL 1974e, § 87 AktG Tz. 7, S. 204. Durch die in dieser Arbeit vorgestellte Vorgehensweise zur Aufteilung eines Aktienoptionsprogramms wird im Vorwege zwar nicht die genaue Höhe des individuellen Anteils je Vorstandsmitglied festgelegt, es wird jedoch ein genau bestimmtes, nachvollziehbares Vergabeverfahren vereinbart. Eine angemessene bzw. gerechte Leistungsbewertung erscheint daher möglich und in diesem Zusammenhang auch sinnvoll.
486
Vgl. ADAMS 2002b, S. 46; JUNGEN 2000, S. 179 oder SEMLER 1995a, S. 601.
122
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
auch, dass große unbegründete Unterschiede als Indiz für die Unangemessenheit dienen können und demnach unzulässig sind.487 Aus diesem Grund ist es notwendig, eine differenzierte Funktions- und Leistungsbewertung des einzelnen Vorstandsmitglieds vorzunehmen.488 In die Überlegungen sind dabei sowohl die bisherigen als auch die zu erwartenden Leistungen einzubeziehen.489 Die individuellen Aufgaben und Leistungen können dann durch die Zahl der den Vorständen zuzuteilenden Optionsrechte berücksichtigt werden.490 Eine Beurteilung der Vorstände anhand des anteiligen geschaffenen Marktwertes wäre zwar die theoretisch richtige Vorgehensweise, doch lässt die Börsenkursentwicklung aufgrund des hohen Aggregationsgrads keinen direkten Rückschluss auf den Erfolgsbeitrag eines einzelnen Managers (oder Geschäftsbereichs) zu. Der Kurs der Aktie reflektiert vielmehr die Leistungen aller Unternehmensbeteiligten.491 Dies könnte eine Begünstigung von Trittbrettfahrern zur Folge haben. Der Vorstand ist jedoch als Kollegialorgan organisiert (vgl. § 77 Abs. 1 AktG), so dass davon ausgegangen werden kann, dass die vorstandsinternen Koordinations- und Überwachungsaktivitäten ausreichen, das free rider-Problem zu begrenzen. Jedoch werden die Interdependenzen bei nachgeordneten Führungsebenen schwächer, so dass es zunehmend zu Trittbrettfahrerverhalten kommen kann.492 Es stellt sich die Frage nach einem geeigneten Aufteilungsmaßstab der vergütungshalber gewährten Optionsrechte. Das Ziel muss dabei sein, einen Zusammenhang zwischen dem Aktienkurs als externem Performancemaßstab, der den Barwert der Wertbeiträge aller Konzern- bzw. Unternehmensbereiche widerspiegelt,493 und den internen Steuerungssystemen herzustellen. Es bietet sich daher an, die Aufteilung der Aktienoptionen anhand interner, aus dem operativen unternehmenswertorientierten Controlling gewonnener Bezugsgrößen vorzunehmen. In Betracht kommen hierbei z.B. der CFROI und der CVA,494 der VROI,495 der EVA und der MVA496 oder die Ba487
Vgl. HEFERMEHL 1974e, § 87 AktG Tz. 7, S. 204; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 6f., S. 211; MEYERLANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; SEMLER 1995a, S. 602 sowie SPENNER 1999, S. 112.
488
Vgl. BDO (HRSG.) 2003, S. 19 oder MICHEL 1999, S. 83.
489
Vgl. MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676.
490
Vgl. BRANDHOFF 1999, S. 224; CASPER 1997, S. 301; ENGELSING 2001, S. 41; JUNGEN 2000, S. 179; KOHLER 1997, S. 254f.; KORN 2000, S. 87 und SPENNER 1999, S. 112.
491
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12; ENGELSING 2001, S. 40; HEITZER/KLOSE/STEINER 2000, S. 349; KOHLER 1997, S. 254f.; KORN 2000, S. 87; MICHEL 1999, S. 83; NALBANTIAN 1993, S. 26 sowie SPENNER 1999, S. 112f.
492
Vgl. ELSCHEN 1991b, S. 215; ENGELSING 2001, S. 42f.; WEIß 1999a, S. 87-89 und WINTER 1997, S. 623.
493
Vgl. HEITZER/KLOSE/STEINER 2000, S. 349.
494
Vgl. BALLWIESER 2000, S. 164; BECK/LINGNAU 2000, S. 9-11; BECKER 2000, S. 54f.; BÜHNER 1996, S. 394f.; BURGER/BUCHHART 2001a, S. 802; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000b, S. 205-207; DEIMEL 2002a, S. 507f.; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 21-24; FERSTL 2000, S. 190-192; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 927-931; GÜNTHER 1997, S. 209 und S. 213-221; GÜNTHER 2000, S. 81f.; HACHMEISTER 1997, S. 556574; KUßMAUL 1999b, S. 386-389; LORSON 1999, S. 1335; MÄNNEL 2001a, S. 39-51; PAPE 2000, S. 716; SCHMIDBAUER 1999, S. 369-371; STEINER/BRUNS 2000, S. 242f.; THIEßEN 1999, S. 391-393 aber auch WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 496.
495
Vgl. GÜNTHER 1997, S. 241-243 und RAPPAPORT 1995, S. 123f.
496
Vgl. BALLWIESER 2000, S. 163f.; BECK/LINGNAU 2000, S. 8f.; BECKER 2000, S. 54; BEHRINGER 2000, S. 1485; BEHRINGER/OTTERSBACH 2001, S. 99-101; BÜHNER 1996, S. 395f.; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000a, S. 74; DEIMEL 2002a, S. 508f.; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 9-11; FERSTL 2000, S. 188-190;
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
123
lanced Scorecard.497 Allen Kennzahlen bzw. Kennzahlensystemen ist gemein, dass sie sich sowohl aggregiert auf Unternehmensebene ermitteln lassen, als auch bezogen auf einzelne Verantwortungsbereiche bestimmt werden können.498 Prinzipiell ist es somit möglich, Rückschlüsse hinsichtlich der individuellen Erfolgsbeiträge der einzelnen Führungskräfte zu ziehen. Eine weitere Anknüpfungsmöglichkeit für Aktienoptionspläne ergibt sich vor allem in stark diversifizierten Unternehmen, wenn die Gesellschaft Geschäftsbereichsaktien, so genannte Tracking Stocks, ausgegeben hat.499 Die individuellen Leistungen des für den Geschäftsbereich verantwortlichen Vorstandsmitglieds können dann mittels der Einführung eines bereichsspezifischen Aktienoptionsprogramms entlohnt werden.500 Allerdings ist bei geschäftsbereichsübergreifenden oder gemeinsamen Verantwortlichkeiten sowie bei nachgeordneten Führungskräften trotz der Anbindung an die Wertentwicklung der Tracking Stocks ein Aufteilungsmaßstab für die Optionsrechte entsprechend der individuellen Erfolgsbeiträge der einzelnen Begünstigten erforderlich. Aufgrund der zunehmenden Verbreitung des EVA-Konzepts501 wird hier ein Modell vorgestellt, welches die Anzahl der jährlich zuzuteilenden Optionen (Nt) zum größten Teil von der EVA-Performance der jeweiligen Begünstigten abhängig macht.502 Auf diese Weise wird eine FÖRSTER/RUß 2002, S. 2666; GRÄFER/OSTMEIER 2000, Fach 26, S. 935-937; GÖTZE/GLASER 2001, S. 3138; GRETH 1998, S. 73; GÜNTHER 2000, S. 81; KELLER/PLACK 2001, S. 347-350; KUßMAUL 1999b, S. 383386; LORSON 1999, S. 1334; MÜLLER/KLATT/PFITZMAYER 2001, S. 360-362; SCHMIDBAUER 1999, S. 367369; SCHÜLER 2000a, S. 2106; SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 560; STEINER/BRUNS 2000, S. 236-242 sowie WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 495f. Zur Integration des EVA in das Rechnungswesen vgl. ZEHETNER 2001, S. 19-21 und ausführlich HENSELMANN 2001, S. 159-186. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem EVA-Konzept auch als Anknüpfungspunkt eines Incentive-Systems findet sich bei FÖRSTER/RUß 2002, S. 2664-2666; SCHNEIDER 2001, S. 2509-2514 oder SCHNEIDER 2002a, S. 2666f. 497
Vgl. BURGER/BUCHHART 2002, S. 596-599; FINK/HEINEKE 2002, S. 157-166; GREINER/TRETTER 2001, S. 498-501; KUNZ 1999, S. 488-493; OSSOLA-HARING 2000, S. 470-472; PAMPEL/SASSE 2001, S. 73-79; PFAFF/KUNZ/PFEIFFER 2000a, S. 40-52; PFAFF/KUNZ/PFEIFFER 2000c, S. 129-131; SCHMITZ 2001, S. 248251; WEBER/SCHÄFFER 2000, S. 2-7; WERNER 2000, S. 455-457; WUNDER 2001, S. 134-138; ZIMMERMANN/JÖHNK 2001, S. 518-520 oder ähnlich auch MÜLLER 1999, S. 109-114.
498
Vgl. hierzu OSTERLOH 1999, S. 192f. sowie ausführlich EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 9-33; GÜNTHER 1997, S. 205-335 und GÜNTHER 2000, S. 84-86. GÜNTHER untersucht nicht nur weitere Ansätze, sondern stellt auch dar, wie hieraus ganze Kennzahlensysteme abgeleitet werden können, die eine wertorientierte Unternehmensführung bis in die kleinsten organisatorischen Einheiten erlauben.
499
Zu den Einsatzmöglichkeiten von Tracking Stocks auch in Deutschland vgl. BRAUER 1993, S. 324-334; FUCHS 2003, S. 167-217; LANGNER 2004, S. 673-679; MELLERT/MAURER 2004, S. 493f. und TONNER 2002, S. 317-324. Zu den theoretischen Grundlagen und den US-amerikanischen Rahmenbedingungen vgl. NATUSCH 1995, S. 145-186.
500
Auf Vorstandsebene ist insoweit nur eine Beurteilung der Lage des Geschäftsbereichs notwendig. Zum Einsatz von Tracking Stocks als Vergütungsmöglichkeit, vgl. BALMES/GRAESSNER 2002, S. 639; BAUMS 1996b, S. 26; EISELE/WALTER 2002, S. 65; ENGELSING 2001, S. 41; FRIEDL 2002, S. 1162f.; FUCHS 2003, S. 175; FLICK 1995, S. 231f.; LANGNER 2004, S. 674f.; MELLERT/MAURER 2004, S. 497-500; MÜLLER 1997, S. 57; NATUSCH 1995, S. 76f.; NATUSCH 1998, S. 460; NATUSCH 1999, S. 45; OLBRICH 2002, S. 694; PERRIDON/STEINER 2004, S. 386-390; PRINZ 2001, S. 286; SIEGER/HASSELBACH 1999, S. 1277; STEINER/NATUSCH 1996, S. 581 und WEIßENBERGER/WEBER 1999, S. 692.
501
Vgl. EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 5; PELLENS/ROCKHOLTZ/STIENEMANN 1997, S. 1937f. oder PELLENS/TOMASZEWSKI/WEBER 2000, S. 1829.
502
PERTL/KOCH/SANTORUM deuten ein solches Vorgehen an, vgl. PERTL/KOCH/SANTORUM 2000, S. 276. ENGELSING fordert lediglich, dass die Aufteilung entweder konstant, in Höhe eines bestimmten Faktors in Be-
124
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Verbindung der Entlohnung in Form von Aktienoptionen, die sich an der externen Wertschaffung orientiert, mit der internen Steuerungs- bzw. Bewertungsgröße des EVA erreicht.503 Der EVA einer Periode t kann vereinfachend wie folgt definiert werden:504 (3-4)
EVA t
NOPATt k EVA EBVt t
mit: k EVA t
WACCt
und: rtEVA
NOPATt EBVt
rEK , t
r
EVA t
k EVA EBVt t
EK t FK t rFK , t 1 s EVA t GK t GK t
Die Orientierung am EVA-Konzept steht im Einklang mit der Umsetzung des ShareholderValue-Ansatzes, da der Marktwert des Eigenkapitals auch auf der Basis des EVA ermittelt werden kann.505 So entspricht der Barwert aller zukünftigen EVA-Werte auf einem (informations)effizienten Kapitalmarkt dem MVA.506 Addiert man zu diesem Wert das investierte Kapital des Betrachtungszeitpunkts, so erhält man den Marktwert des Gesamtkapitals. Dieser setzt sich wiederum aus der Summe der Marktwerte des Eigen- und des Fremdkapitals zusammen: (3-5)
¦ t
EVA t
1 k EVA t
EBV0
MVA 0 EBV0
GK 0
EK 0 FK 0
Im Folgenden wird ein Modell zur Aufteilung der Aktienoptionen auf die einzelnen Führungskräfte entwickelt. Den Ausgangspunkt bildet dabei die Gesamtzahl der Optionsrechte, die sich rechnerisch aus dem Quotienten des Gesamtwertes eines Aktienoptionsprogramms und dem Wert einer einzelnen Option ergibt: zug zum Grundgehalt oder in Anknüpfung an die Höhe einer oder mehrerer variabler Gehaltsbestandteile erfolgen kann, ohne allerdings eine konkrete Ausgestaltung vorzuschlagen, vgl. ENGELSING 2001, S. 41. Ein Modell zur Ermittlung der leistungs- und erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteile findet sich bei SEMLER, vgl. SEMLER 1995a, S. 610-614. Auch dieses könnte auf Aktienoptionspläne übertragen werden. Ein weiterer Vorteil der Anknüpfung am EVA ist auch die davon ausgehende Motivationswirkung, da die Bereichsperformance und somit auch die Höhe der erfolgsorientierten Entlohnung durch den Verantwortungsträger unmittelbar beeinflussbar ist, vgl. HEITZER/KLOSE/STEINER 2000, S. 349f. 503
Vgl. KELLER/PLACK 2001, S. 350 oder STELTER/ROOS 1999, S. 1124-1128.
504
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1388; BEHRINGER/OTTERSBACH 2001, S. 99-101; DEIMEL 2002a, S. 508; KELLER/PLACK 2001, S. 347-349; PAPE 2000, S. 715f.; SCHMIDBAUER 1999, S. 367 und auch WEHRHEIM/ SCHMITZ 2001, S. 495.
505
Vgl. BALLWIESER 1994, S. 1388; BECK/LINGNAU 2000, S. 11f.; BÜHNER 1996, S. 395; DEIMEL 2002a, S. 508-510; CRASSELT 2001, S. 165-171; CRASSELT/PELLENS/SCHREMPER 2000a, S. 74-77; EWERT/WAGENHOFER 2000, S. 10-15; KÜTING/EIDEL 1999, S. 831-834; LORSON 1999, S. 1334; PAPE 2000, S. 715f.; SCHMID-GROTJOHANN 2001, S. 381-383; SCHMIDBAUER 1999, S. 369; SCHMIDBAUER 2000a, S. 154f.; SIEBRECHT/HEIDORN/KLEIN 2001, S. 560; STEINER/BRUNS 2002, S. 261f.; WEHRHEIM/SCHMITZ 2001, S. 495f. oder WURL/KUHNERT/HEBELER 2001, S. 1367f.
506
Für den US-amerikanischen Markt haben SCHREMPER/PÄLCHEN jedoch eine vergleichsweise geringe Wertrelevanz EVA-basierter Kennzahlen nachgewiesen. Der MVA war allerdings nicht Gegenstand der Untersuchung. Dieses Ergebnis ist unter anderem mit dem Verhalten der US-amerikanischen Anleger und Analysten zu erklären. Sie messen den traditionellen Kennzahlen immer noch eine große Bedeutung als Kriterien zur Entscheidungsfindung bei, vgl. SCHREMPER/PÄLCHEN 2001, S. 555 aber auch GÖTZE/GLASER 2001, S. 33.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
(3-6)
Nt
125
Vtges Ct
Diese Gesamtzahl setzt sich wiederum aus drei unterschiedlichen Komponenten zusammen, deren Umfang exogen vorgegeben werden muss: Einem Sockelbetrag, der unabhängig vom Erreichen bestimmter Erfolgsziele gewährt wird,507 einem Teilbetrag, der sich an der absoluten Höhe des EVA orientiert, und einer dritten Komponente, welche die zeitliche Entwicklung des EVA berücksichtigt.508 (3-7)
Nt
N Sockel N EVA N ǻt EVA t t
Die den drei Komponenten zugeordneten Optionen müssen dann im nächsten Schritt jeweils auf die Führungskräfte verteilt werden. Beim Sockelbetrag wird die Zahl der auf die einzelnen Vorstandsmitglieder entfallenden Optionsrechte durch den Aufsichtsrat anhand einer nachvollziehbaren Bewertung der individuellen Aufgaben bzw. Verantwortung festgelegt. (3-8)
N Sockel t
¦N
Sockel t ,i
i
Der Anteil eines Vorstandsmitglieds an der zweiten Komponente richtet sich nach dem Verhältnis des EVA, der in der abgelaufenen Periode im entsprechenden Verantwortungsbereich i erwirtschaftet wurde, zum aggregierten EVA aller Verantwortungsbereiche j. Damit Probleme hinsichtlich der beabsichtigten Motivationswirkungen vermieden werden, die sich bei einem negativen EVA (sowohl Verantwortungsbereichs- als auch Gesamt-EVA) ergeben, werden nur positive EVA-Werte in die Beurteilung einbezogen. (3-9)
N EVA t ,i
N EVA t
maxEVA t ,i ;0
¦ maxEVA
t, j
;0
j
(3-10)
N EVA t
¦N
EVA t ,i
i
Um die individuellen Leistungen der Führungskräfte zu honorieren, sollte sich die Zuteilung der Aktienoptionen nicht nur am absoluten EVA orientieren, sondern auch die Veränderungen des EVA gegenüber der Vorperiode berücksichtigen.509 Auf diese Weise ist es möglich, einen 507
Er sollte daher auch in enger Beziehung zu dem Volumen stehen, das unabhängig von einer eventuell erzielten Überrendite zugeteilt wird.
508
Vgl. JOCKEL 2001, S. 434-436. In welchem Verhältnis die beiden letztgenannten Komponenten zueinander stehen, hängt davon ab, ob der Erzielung eines absoluten EVA oder der zeitlichen Entwicklung des EVA eine größere Bedeutung beigemessen werden soll.
509
Es ist darüber hinaus denkbar, das Modell dahingehend zu verfeinern, dass innerhalb der erfolgsabhängigen Komponenten positive und negative Beträge miteinander verrechnet werden müssen oder dass negative Beträge vorgetragen werden, um mit später erzielten positiven Beträgen verrechnet zu werden, vgl. JOCKEL 2001, S. 434-436 oder WACLAWIK 2002, S. 1462. Auf eine genauere Darstellung wird hier jedoch verzichtet.
126
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Zuwachs des EVA (bzw. die Abnahme eines negativen EVA) in aufeinanderfolgenden Perioden zu belohnen. Dies ist insbesondere in den Geschäftsbereichen von Vorteil, die (im Moment) keinen positiven EVA erwirtschaften, deren Aufgabe oder Verkauf aber aus strategischen Überlegungen nicht geplant ist. Die Führungskräfte haben so ebenfalls einen Anreiz, sich wertorientiert zu verhalten. Hierzu wird entsprechend der Bestimmung des Anteils an der zweiten Komponente das Verhältnis aus individueller Veränderung des EVA und der Gesamtveränderung gebildet und mit der Gesamtzahl der Optionsrechte der dritten Komponente multipliziert.510 (3-11)
N 't ,EVA i
N 't EVA
maxEVA t ,i EVA t 1,i ;0
¦ maxEVA
t, j
EVA t 1, j ;0
j
(3-12)
N ǻt EVA
¦N
ǻEVA t ,i
i
Fasst man diese Zwischenergebnisse zusammen, so ergibt sich für die Gesamtzahl der Optionsrechte, die einem Vorstandmitglied nach diesem Modell gewährt werden: (3-13)
N t ,i
N EVA N Sockel t ,i t
maxEVA t ,i ;0
¦ maxEVA
t, j
;0
N 't EVA
j
maxEVA t ,i EVA t 1,i ;0
¦ maxEVA
t, j
EVA t 1, j ;0
j
Bei der Umsetzung dieses Modells stellt sich jedoch das Problem, dass der Aufsichtsrat bei der Zuteilung der Optionsrechte auf Datenmaterial angewiesen ist, dass aus einem Unternehmensführungssystem des Managements stammt. Um zu verhindern, dass die Führungskräfte so indirekt Einfluss auf die Höhe ihrer Vergütung nehmen können, muss sichergestellt sein, dass die Zahlen des internen Rechnungswesens den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen und frei von Manipulationen sind. Der Aufsichtsrat hat sich daher von der Funktionsfähigkeit des unternehmenswertorientierten Controlling zu überzeugen, bevor er einen EVA-gestützten Aufteilungsmaßstab für die Optionsrechte verwendet. Er kann hierzu unter Umständen auch auf die in diesem Zusammenhang durchgeführten Prüfungen der Internen Revision zurückgreifen.511
3.1.3.2.1.3.4 Weitere Beurteilungsmaßstäbe Neben der Lage der Gesellschaft und den Aufgaben eines Vorstandsmitglieds können noch weitere Kriterien maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der Vergütung haben. In Betracht kom510
Auch hier finden nur positive Werte Eingang in die Berechnung.
511
Vgl. RÖSSLER 2001, S. 103-106, der dies als besondere Aufgabe des Audit Committees ansieht, sowie SCHNEIDER 2000, S. 246-250.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
127
men z.B. die Qualifikation, die Verhandlungsposition beim Abschluss des Anstellungsvertrages, die Dauer der Zugehörigkeit zur Gesellschaft, familiäre Verhältnisse, die hierarchische Position oder die Loyalität mit dem Unternehmen.512 Eine besondere Bedeutung für die Festlegung einer angemessenen Höhe der Gesamtbezüge haben darüber hinaus die in vergleichbaren Gesellschaften gezahlten Vorstandsgehälter.513 Es wird gemeinhin angenommen, dass darin der Wert eines Vorstandsmitglieds auf dem Markt für Führungskräfte zum Ausdruck kommt. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass ein unverzerrter, transparenter und kompetitiver Managerarbeitsmarkt existiert.514 ADAMS und THÜSING kritisieren aber zurecht, dass diese Voraussetzung nicht zwangsläufig erfüllt sein muss. Insbesondere die Existenz eines funktionierenden internationalen Marktes für Führungskräfte darf bezweifelt werden.515 Es muss vielmehr darauf geachtet werden, dass der Vergleich auf die richtige Bezugsgruppe gerichtet ist und nur solche Vergütungen als zulässiger Vergleichsmaßstab dienen, die in einem von Kontrollproblemen unbelasteten Unternehmen gewährt werden. Nur dann kann verhindert werden, dass unangemessen hohe Vergütungen Eingang in die als Rechtfertigung dienende Marktvergütung finden. Die Anhebung der Vorstandsvergütung mit dem simplen Hinweis auf die Internationalisierung des Arbeitsmarktes für Führungskräfte geht demnach in die falsche Richtung, da deutsche Vorstandsmitglieder in der Regel nicht die Alternative haben, in vergleichbare Positionen ausländischer Gesellschaften zu wechseln. Eine Ausnahme bilden hier lediglich Tochtergesellschaften deutscher Konzerne. Von einer unreflektierten Übertragung US-amerikanischer Vergütungsstrukturen auf deutsche Verhältnisse ist daher abzusehen.516
3.1.3.2.1.3.5 Haftung und Schadensersatz Verstößt der Aufsichtsrat beim Abschluss des Anstellungs- und/oder Vergütungsvertrages gegen den Grundsatz der Angemessenheit, führt dies nicht automatisch zur Nichtigkeit der entsprechenden Vereinbarung, da es sich bei § 87 AktG nicht um ein Verbotsgesetz im Sinne des
512
Vgl. ADAMS 2002b, S. 47; ENGELSING 2001, S. 42; HEFERMEHL 1974e, § 87 AktG Tz. 7, S. 204; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 2, S. 422f.; JUNGEN 2000, S. 178; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 5f., S. 210f.; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 161, S. 48; SPENNER 1999, S. 111; TEGTMEIER 1998, S. 315-318 oder WEIß 1999a, S. 137.
513
Vgl. ADAMS 2002b, S. 47; BAUMS 1997a, S. 30; ENGELSING 2001, S. 42; HEFERMEHL 1974e, § 87 AktG Tz. 7, S. 204; HÜFFER 2008, § 87 AktG Tz. 2, S. 422f.; JUNGEN 2000, S. 178; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 5, S. 210; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 3, S. 676; SPENNER 1999, S. 111; SPINDLER 2004b, S. 38f.; TEGTMEIER 1998, S. 314f. sowie WEIß 1999a, S. 137.
514
Vgl. ADAMS 2002b, S. 47 und WEIß 1999a, S. 137.
515
Vgl. ADAMS 2002b, S. 47 sowie THÜSING 2003b, S. 465 und S. 469f. Probleme bereitet insbesondere, dass es sich bei Manager-Dienstleistungen um ein eher inhomogenes Gut handelt, vgl. WEIß 1999a, S. 137.
516
Vgl. ADAMS 2002b, S. 48-50 sowie WEIß 1999a, S. 137-139.
128
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
§ 134 BGB handelt.517 Nur dann, wenn die Zusage einer unangemessen hohen Vergütung auch die Voraussetzungen des § 138 BGB erfüllt, es sich demnach um ein sittenwidriges Rechtsgeschäft handelt, ist der Anstellungs- bzw. Vergütungsvertrag ungültig.518 Wird hingegen die durch § 138 BGB gezogene Grenze nicht überschritten, so bleibt der überhöhte Vergütungsanspruch des Vorstandsmitglieds zwar bestehen, allerdings ist der Aufsichtsrat aufgrund von § 116 AktG i.V.m. § 93 Abs. 2 AktG der Gesellschaft zum Ersatz des Schadens verpflichtet, der aus der Nichtbeachtung des Prinzips der angemessenen Vergütung entstanden ist.519 Dieser Anspruch muss grundsätzlich gemäß § 78 AktG durch den Vorstand geltend gemacht werden.520 Dass der Vorstand dies tut, ist aber eher unwahrscheinlich, da er sich damit gegen eine Vergütungsvereinbarung aussprechen müsste, die er zuvor akzeptiert hat.521 Es wird daher in der Regel darauf hinauslaufen, dass die Ersatzansprüche der Gesellschaft gegen die Aufsichtsratsmitglieder erst auf Verlangen der Aktionäre geltend gemacht werden. Nach § 147 Abs. 1 Satz 1 AktG kann die einfache Hauptversammlungsmehrheit vom Vorstand die Geltendmachung von Ansprüchen gegen den Aufsichtsrat verlangen.522 Mit dem Inkrafttreten des UMAG wurde das Minderheitenrecht zur Geltendmachung von Ersatzansprüchen erleichtert und zu einem zweistufigen Verfahren ausgebaut.523 Danach ist dem eigentlichen Klageverfah517
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 46; JUNGEN 2000, S. 179; KLAHOLD 1999, S. 46; KORN 2000, S. 85f.; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 3, S. 210; SPENNER 1999, S. 109 sowie WEIß 1999a, S. 142.
518
Vgl. ETTINGER 1998, S. 48; FRIEDRICHSEN 2000, S. 46; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 10, S. 204; HOFFMANNBECKING 1999, S. 798; JUNGEN 2000, S. 179; KORN 2000, S. 86; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 3, S. 210; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 4, S. 676; SEMLER 1995a, S. 602; SPENNER 1999, S. 109; THÜSING 2003a, S. 1612; WEIß 1999a, S. 142; WIESNER 2007e, § 21 Tz. 29, S. 239f. sowie WULFF 2000, S. 21.
519
Vgl. BRAUER 2004, S. 503; CLAUSSEN 1996a, S. 485; DILGER 2004, S. 444f.; ETTINGER 1998, S. 48; FRIEDRICHSEN 2000, S. 46; GRUNEWALD 2002, Abschn. 2.C. Tz. 85-87, S. 258f.; HEFERMEHL 1974e, § 87 Tz. 10, S. 204; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 798; JUNGEN 2000, S. 179; KAU/KUKAT 2000, S. 1048; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 168, S. 67; KLAHOLD 1999, S. 47; KORN 2000, S. 86; LUTTER 2003, S. 741; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 822, S. 309; MERTENS 1996, § 87 AktG Rn. 3, S. 210; MEYER-LANDRUT 1972d, § 87 AktG Anm. 4, S. 676; MICHEL 1999, S. 82; OSTERMEYER 2001, S. 225; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 360; SCHMIDT 2002, S. 826f.; SEMLER 1995a, S. 602; SPENNER 1999, S. 109; WEIß 1999a, S. 142; WIESNER 2007e, § 21 Tz. 29, S. 239f.; WULFF 2000, S. 21 und ZIMMER 1999, S. 1002. In diese Richtung tendiert auch die Bundesregierung, die unter Punkt 1 des 10-Punkte-Programms „Anlegerschutz und Unternehmensintegrität“ ausdrücklich von einer möglichen persönlichen Haftung der Aufsichtsräte spricht, wenn diese unangemessene Aktienoptionspläne zulassen, vgl. BMJ/BMF 2003, Punkt 1, Unterpunkt „Haftung und Vergütung“ sowie SEIBERT 2003a, S. 694 und SEIBERT 2003b, S. 36.
520
Vgl. BEZZENBERGER 1999, § 147 AktG Tz. 7, S. 158; GRUNEWALD 2002, Abschn. 2.C. Tz. 88, S. 259; KAU/ KUKAT 2000, S. 1049; LUTTER 2003, S. 741; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 854, S. 322 sowie POTTHOFF/ TRESCHER 2001, S. 364.
521
Vgl. BegrRegE UMAG 2004, S. 39; DORALT 1999, Abschn. M Rn. 47, S. 738; GRUNEWALD 2002, Abschn. 2.C. Tz. 88, S. 259; LUTTER 2003, S. 741; THEISEN 2002, S. 116 oder WULFF 2000, S. 21. THÜMMEL weist darauf hin, dass zwischen Aufsichtsrat und Vorstand ein eher kollegiales Verhältnis besteht, das der Geltendmachung von Ersatzansprüchen eher im Wege steht, vgl. HÜFFER 2008, § 147 AktG, Tz. 1, S. 797 bzw. THÜMMEL 1998, Rn. 175, S. 91.
522
Statt des Vorstands, kann die Hauptversammlung gemäß § 147 Abs. 2 Satz 1 AktG zu diesem Zweck einen besonderen Vertreter bestellen. Die Bestellung eines solchen Vertreters kann nach § 147 Abs. 2 Satz 2 AktG auch von einer qualifizierten Minderheit, die mindestens 10% des Grundkapitals oder einen anteiligen Betrag von einer Million Euro erreicht, beim zuständigen Gericht beantragt werden, vgl. BUCHTA 2004, S. 696; DORALT 1999, Abschn. M Rn. 47-50, S. 738f.; WULFF 2000, S. 22 und THÜMMEL 1998, Rn. 177, S. 91.
523
Die Neuregelung des Minderheitenrechts war notwendig, da die in der Vorgängerregelung festgelegten Hürden für die Geltendmachung eines Schadensersatzanspruchs der Gesellschaft so hoch waren, dass eine
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
129
ren ein Klagezulassungsverfahren beim zuständigen Prozessgericht vorgeschaltet. Gemäß § 148 Abs. 1 Satz 1 AktG können Aktionäre die Zulassung ihrer Klage auf Schadensersatz beantragen, wenn sie im Zeitpunkt der Antragstellung zusammen ein Prozent des Grundkapitals oder einen anteiligen Betrag von 100.000 € erreichen.524 Das Klagezulassungsverfahren soll unter anderem dazu dienen, aussichtslose oder zu missbräuchlichen Zwecken betriebene Klagen bereits im Vorfeld abzuweisen.525 Unabhängig von den Erleichterungen ist aber in jedem Fall die Bereitstellung umfangreicher Informationen über die Ausgestaltung und Durchführung eines Aktienoptionsprogramms notwendig, um eine ausreichende Zahl Anteilseigner von einer unter Umständen unangemessen hohen Vorstandsvergütung zu überzeugen und so auf einem Ausgleich des entstandenen Schadens bestehen zu können. Nur wenn den Aktionären solche Informationen bekannt sind und sie über geeignete Analysemethoden verfügen, können sie auch überwachen, ob die mit der Einführung eines Aktienoptionsplans intendierten Zielsetzungen überhaupt erreicht wurden bzw. erreicht werden können.
3.1.3.2.2
Sonstige Aufgaben des Aufsichtsrats
Wird beabsichtigt, das Aktienoptionsprogramm auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung oder eines Rückkaufs eigener Anteile durchzuführen, so muss gemäß § 124 Abs. 3 AktG der Aufsichtsrat genau wie der Vorstand der Hauptversammlung einen Vorschlag zur entsprechenden Beschlussfassung unterbreiten.526 Grundsätzlich kann sich das eine Organ zwar darauf beschränken, sich dem Vorschlag des anderen Organs anzuschließen, jedoch ist dies bei einem vom Vorstand ausgearbeiteten Beschlussvorschlag zu einem Aktienoptionsprogramm Haftung der Aufsichtsratsmitglieder aufgrund von pflichtwidrigem Verhalten rechtstatsächlich nicht existierte, vgl. ADAMS 1997b, S. 10; BAUMS 1995, S. 12f.; BAUMS 1997b, S. 27f.; BMJ 2002, Punkt 1 und 2 der Anlage; CLAUSSEN 1996a, S. 485; EHRHARDT/NOWAK 2002, S. 345; GÖTZ 1997, S. 3278; HEINACHER 2002, S. 9; HOPT 1997, S. 43; KÜBLER 1997, S. 49; LUTTER 1997b, S. 55; LUTTER 2003, S. 741; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 855-858, S. 322f.; MARSCHALL 2002, S. 9; O.V. 2002g, S. 3.; O.V. 2002h, S. 4; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 364f.; SCHIESSL 2002, S. 602; SEIBERT 1997, S. 67; THEISEN 2002, S. 116; THÜMMEL 1997, S. 263f.; THÜMMEL 2004, S. 472f.; WEIß 1999a, S. 142; WENGER 1996a, S. 179f.; WENGER 1997, S. 58f.; WULFF 2000, S. 22. und ZIMMER 1998, S. 3526f. 524
Im Gesetzgebungsverfahren war als Schwellenwert statt des anteiligen Betrags am Grundkapital von 100.000 € zunächst ein Börsenwert von 100.000 € vorgesehen. Ausgangspunkt für die Ermittlung des Börsenwertes sollte der nach Umsätzen gewichtete durchschnittliche Börsenkurs der Aktien nach § 5 Abs. 3 WpÜG-Angebotsverordnung während der letzten drei Monate vor Antragstellung sein. Die nachfolgende Diskussion um die Absenkung der Schwellenwerte für ein Klagezulassungsverfahren hat dann aber dazu geführt, das der Börsenwert als Bezugsgröße durch den anteiligen Betrag am Grundkapital ersetzt wurde, vgl. BegrRegE UMAG 2004, S. 41f.; BUNDESRAT 2005, S. 12; BUNDESREGIERUNG 2005, S. 43, RECHTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES 2005, S. 8 oder THÜMMEL 2004, S. 473.
525
Vgl. BegrRegE UMAG 2004, S. 40f. sowie THÜMMEL 2004, S. 473f.
526
Vgl. ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 27, S. 121f.; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 12, S. 640; KESSLER/ SUCHAN 2003, Tz. 132, S. 51; RAISER 2001, § 16 Tz. 26, S. 234; SEMLER 2007b, § 35 Tz. 53, S. 525; SPENNER 1999, S. 129 und WERNER 1993, § 124 AktG Tz. 66-79, S. 88-92.
130
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
für Vorstandsmitglieder durchaus kritisch zu beurteilen. Der Aufsichtsrat darf in seiner diesbezüglichen Personalkompetenz auf keinen Fall eingeschränkt werden.527 Das alleinige Vorschlagsrecht des Aufsichtsrats, das nach § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG auf die Wahl von Aufsichtsratsmitgliedern und Prüfern beschränkt ist, sollte um Vorstandsvergütungen, die in die Mitgliedschaftsrechte der Anteilseigner eingreifen, erweitert werden. Der Aufsichtsrat kann auch am Entscheidungsprozess über die Einführung eines Aktienoptionsprogramms für nachgeordnete Führungskräfte beteiligt sein, wenn entweder die Satzung oder der Aufsichtsrat bestimmt haben, dass gemäß § 111 Abs. 4 Satz 2 AktG die Umsetzung eines solchen Vergütungssystems dem Zustimmungsvorbehalt des Aufsichtsrats unterliegt.528 Dies ist zulässig, da davon auszugehen ist, dass ein Aktienoptionsplan für das Unternehmen nach Umfang, Gegenstand, Bedeutung oder Risiko aus dem gewöhnlichen Geschäftsbetrieb herausragt bzw. von besonderer unternehmensstrategischer Bedeutung ist. Die Durchführung dieses zustimmungspflichtigen Geschäfts verbleibt aber beim Vorstand, der trotz Zustimmung des Aufsichtsrats noch von einer Umsetzung absehen kann.529 Schließlich muss der Aufsichtsrat aufgrund von § 112 AktG die Gesellschaft beim Abschluss der Vereinbarung mit den begünstigten Vorstandsmitgliedern vertreten, die auf die Begründung der Optionsrechte gerichtet ist. Gleiches gilt für den Abschluss des Zeichnungsvertrages nach § 198 AktG, der die Aktiengesellschaft verpflichtet, Aktien im zuvor vereinbarten Umfang zur Verfügung zu stellen.530
3.1.3.3
Hauptversammlung
Die Hauptversammlung hat keinen Einfluss auf die grundsätzliche Entscheidung zur Einführung eines Aktienoptionsprogramms, da es sich weder um eine Grundlagenentscheidung im Sinne von § 119 Abs. 1 AktG noch um eine gesetzlich nicht geregelte Strukturmaßnahme handelt, die nach § 119 Abs. 2 AktG der Beteiligung der Hauptversammlung am Entscheidungsprozess bedarf.531 Im Gegensatz dazu empfiehlt zwar der GREENBURY REPORT, langfristige Vergütungspläne der Zustimmung der Hauptversammlung zu unterwerfen, dies ist aber, 527
Vgl. SPENNER 1999, S. 129.
528
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46f.; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 644 und LUTTER 1997a, S. 7. Bei einer Verweigerung des Aufsichtsrats kann der Vorstand gemäß § 111 Abs. 4 Satz 3 AktG verlangen, dass die Hauptversammlung über die Zustimmung zu dem vorgeschlagenen Aktienoptionsprogramm beschließt.
529
Vgl. LIEDER 2004, S. 2252-2255.
530
Vgl. BAUMS 1997b, S. 34; FRIEDRICHSEN 2000, S. 136; HIRTE 2000, S. 230; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272f. und KLEINDIEK 1998, S. 30.
531
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 79-82, S. 118-123; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; HÜFFER 1997, S. 224; HÜFFER 2008, § 119 AktG Tz. 2-20, S. 595-603; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 644; KORN 2000, S. 87f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27 und S. 30; MICHEL 1999, S. 73; RAISER 2001, § 16 Tz. 10-17, S. 227-231; SEIBERT 1998, S. 46; SEMLER 2007, § 34 Tz. 9-20, S. 494-498 und SPENNER 1999, S. 68.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
131
wie bereits dargelegt wurde, nicht aus dem deutschen Aktienrecht ableitbar.532 Die Hauptversammlung ist auch nicht direkt am Abschluss der Vergütungsvereinbarungen mit den Führungskräften beteiligt.533 Ein mittelbares Mitsprache- bzw. Entscheidungsrecht kommt ihr lediglich dann zu, wenn in die Mitgliedschaftsrechte eingegriffen wird. Die Durchführung von Aktienoptionsprogrammen auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen (§ 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG i.V.m. § 221 Abs. 1 AktG), von „nackten“ Optionsrechten gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG oder von zurückgekauften eigenen Anteilen (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG) setzt daher eine entsprechende Beschlussfassung der Hauptversammlung voraus.534 Ist die Durchführung des Aktienoptionsprogramms dagegen auf der Basis eines Programmkaufs oder virtueller Aktienoptionen geplant, so hat die Hauptversammlung keinerlei Einflussmöglichkeit, auch keine mittelbare, auf die Ausgestaltung der Optionsbedingungen.535
3.1.4
Gesellschaftsrechtliche Aspekte unterschiedlicher Durchführungsvarianten von Aktienoptionsprogrammen
3.1.4.1
Vorbemerkungen
Nachdem gezeigt wurde, dass die Ausrichtung der Unternehmenspolitik am ShareholderValue-Ansatz grundsätzlich mit dem deutschen Aktienrecht vereinbar ist und welche Aufgaben bzw. Kompetenzen die einzelnen Unternehmensorgane im Rahmen der Implementierung eines Aktienoptionsprogramms haben, werden im folgenden Abschnitt die Möglichkeiten untersucht, die der Gesellschaft zur Bereitstellung der dem Aktienoptionsplan zugrunde liegenden Aktien bzw. Optionsrechte prinzipiell offen stehen. Zum einen bietet sich die Schaffung neuer Aktien durch eine ordentliche, genehmigte oder bedingte Kapitalerhöhung an, zum anderen kann die Gesellschaft zur Bedienung der Aktienoptionen auch eigene Anteile zurückkaufen. Abschließend wird noch auf die gesellschaftsrechtlichen Aspekte der Durchführungsvarianten eingegangen, bei denen nicht die Gesellschaft, sondern ein Dritter die Stillhalterposition bei der Option einnimmt und bei denen keine realen Aktien Grundlage des Optionsprogramms sind, sondern lediglich deren finanzielle Konsequenzen nachgebildet werden.
532
Vgl. BAUMS 1997a, S. 29; GREENBURY TEGTMEIER 1998, S. 257.
533
Vgl. ENGELSING 2001, S. 46.
534
ENGELSING 2001, S. 46; HÜFFER 1997, S. 224-226; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 132, S. 51; KLEINDIEK 1998, S. 31-34; KPMG (HRSG.) 2000, S. 27 oder WEIß 1999a, S. 202. Auf eine genauere Darstellung der Anforderungen an die zu fassenden Hauptversammlungsbeschlüsse soll an dieser Stelle verzichtet werden, da dies Gegenstand des folgenden Abschnitts ist.
535
Diese Auffassung vertritt auch die REGIERUNGSKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE, vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 45, S. 88f.
COMMITTEE
1995, S. 16 und S. 33; HÜFFER 1997, S. 224 sowie
132
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.1.4.2
Ordentliche Kapitalerhöhung
Als erste Möglichkeit zur Schaffung neuer Aktien, die für die Bedienung der vergütungshalber gewährten Optionsrechte benötigt werden, kommt eine ordentliche Kapitalerhöhung in Betracht. Sie erweist sich in der Praxis als unzweckmäßig.536 So müssen im Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung, für den nach § 182 Abs. 1 Satz 1 AktG eine Mehrheit von mindestens drei Vierteln des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals erforderlich ist,537 alle wesentlichen Eckpunkte der Kapitalerhöhung festgelegt werden.538 Hieraus können Konflikte mit der ausschließlichen Personalkompetenz des Aufsichtsrats im Hinblick auf die Vergütung der Vorstandsmitglieder entstehen, wenn der Hauptversammlungsbeschluss den Aufsichtsrat in unzulässiger Weise in seiner diesbezüglichen Entscheidungsfreiheit einschränkt.539 Gleiches gilt auch für den Vorstand in Bezug auf die Entlohnung der übrigen Führungskräfte unterhalb der Vorstandsebene, die in seinen Verantwortungsbereich fällt. Als problematisch erweist sich auch, dass im Erhöhungsbeschluss der Hauptversammlung das Volumen des neu zu schaffenden Kapitals betragsmäßig genau zu bestimmen ist.540 Die Zahl der neu geschaffenen Aktien wird somit fest vorgegeben, obwohl im vorhinein noch nicht klar ist, ob und wann die zu Vergütungszwecken eingeräumten Aktienoptionen ausgeübt werden. Es ist zum Zeitpunkt der Kapitalerhöhung demnach ungewiss, in welchem Umfang überhaupt neue Aktien benötigt werden.541 Es besteht dann die Gefahr, dass die Kapitalerhöhung insgesamt scheitern würde, wenn nicht alle neu geschaffenen Aktien gezeichnet werden.542 536
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34; ENGELSING 2001, S. 70; ETTINGER 1998, S. 50; FRIEDRICHSEN 2000, S. 62; JUNGEN 2000, S. 199; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; KORN 2000, S. 88; PETERSEN 2001, S. 177; PIRCHEGGER 2001, S. 13; PORTNER 1997b, S. 786; ROLLER 2000, S. 130; ROSCHMANN/ ERWE 2004, Rn. 175, S. 52; SPENNER 1999, S. 135; TEGTMEIER 1998, S. 336f.; VON EINEM 1999a, S. 561f.; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3669; WEIß 1999a, S. 196; WILDNER 2000, S. 60 aber auch WULFF 2000, S. 40.
537
Da mit einer Kapitalerhöhung stets eine Satzungsänderung einhergeht, ist neben der oben genannten Dreiviertelmehrheit auch eine einfache Mehrheit der zu diesem Beschluss abgegebenen Stimmen notwendig, vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 22, S. 124; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 7, S. 912; KRIEGER 2007a, § 56 Tz. 13, S. 846; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 5, S. 107 oder WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 39, S. 171.
538
Zum Inhalt des Kapitalerhöhungsbeschlusses vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 51-79, S. 131-141; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 11-15, S. 913-915; KRIEGER 2007a, § 56 Tz. 22-35, S. 849-852; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 16-31, S. 110-117 und WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 54-79, S. 175-182.
539
Vgl. SPENNER 1999, S. 136 und auch Abschnitt 3.1.3.2.1.1.
540
Vgl. ENGELSING 2001, S. 69; HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 52, S. 132; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 12, S. 913f.; KRIEGER 2007a, § 56 Tz. 23, S. 849; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 17, S. 111; PETERSEN 2001, S. 177; SPENNER 1999, S. 136 sowie WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 55, S. 175f.
541
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34; ETTINGER 1998, S. 50; FRIEDRICHSEN 2000, S. 62; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; PETERSEN 2001, S. 177; ROLLER 2000, S. 130; TEGTMEIER 1998, S. 336; WEIß 1999a, S. 196; WIESE/SCHÄFER 1999, S. 2085; WILDNER 2000, S. 60 oder WULFF 2000, S. 40.
542
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 53, S. 132; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 12, S. 913f.; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 17, S. 111 und WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 55, S. 176.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
133
Um dem zu begegnen, kann die Hauptversammlung in ihrem Beschluss zwar einen Mindestund/oder Höchstbetrag der Kapitalerhöhung festsetzen, in diesem Fall muss der Hauptversammlungsbeschluss jedoch eine eng bemessene Zeichnungsfrist enthalten.543 Diese steht aber im krassen Gegensatz zu der langfristigen Ausrichtung eines Aktienoptionsprogramms, das den Begünstigten in der Regel für die Optionsrechte Ausübungsfristen von bis zu zehn Jahren einräumt.544 Werden dagegen keine Mindest- oder Höchstgrenzen bestimmt, kann zwar auf die Festlegung einer Durchführungsfrist der Kapitalerhöhung verzichtet werden, doch darf die Zeichnungsfrist ohnehin nicht zu großzügig bemessen sein, um die Grenze zum genehmigten Kapital nicht zu verwischen.545 Die ordentliche Kapitalerhöhung muss demzufolge unverzüglich abgewickelt werden. Ihr fehlt es daher an der zeitlichen Flexibilität, um eine geeignete Alternative zur Bereitstellung der zur Unterlegung des Aktienoptionsprogramms benötigten neuen Aktien zu sein.546 Eine weitere zeitliche Beschränkung ergibt sich zudem dadurch, dass die Mitgliedschaftsrechte aus der Kapitalerhöhung gemäß § 189 AktG konstitutiv mit der Eintragung ins Handelsregister entstehen und zwar alle gleichzeitig, unabhängig von der Ausübung der Optionsrechte durch die Führungskräfte.547 Die Lösung des Problems der fehlenden zeitlichen Flexibilität mittels der Übernahme der noch nicht von den Führungskräften abgerufenen jungen Aktien durch die Gesellschaft oder eines ihrer Tochterunternehmen ist aufgrund des strikten Selbstzeichnungsverbotes nach § 56 AktG nicht zulässig.548 In Betracht käme nur die Übernahme der jungen Aktien durch einen Treuhänder, der nicht unter § 56 Abs. 2 AktG fällt. Dies ist zwar grundsätzlich möglich, da der Treuhänder aber auf der einen Seite gemäß § 56 Abs. 3 Satz 2 AktG auf die volle Einlage haftet, ihm auf der anderen Seite jedoch keine entsprechenden Rechte aus der Aktie zustehen (§ 56 Abs. 3 Satz 2 AktG),549 wird er die Aktien bei dem von ihm getragenen Risiko nur dann 543
LUTTER bzw. KAU/LEVERENZ ziehen diese Grenze bei ca. sechs Monaten, PIRCHEGGER sogar bei nur zwei bis vier Monaten, vgl. ENGELSING 2001, S. 69; HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 55, S. 133; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 12, S. 913f.; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 17, S. 111; PIRCHEGGER 2001, S. 12; ROLLER 2000, S. 130; SPENNER 1999, S. 136; WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 56, S. 176 sowie WILDNER 2000, S. 60.
544
Vgl. ENGELSING 2001, S. 69; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; PIRCHEGGER 2001, S. 12; ROLLER 2000, S. 130; SPENNER 1999, S. 136 oder WILDNER 2000, S. 60.
545
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 182 AktG Tz. 55, S. 133; HÜFFER 2008, § 182 AktG Tz. 12, S. 913f.; LUTTER 1995a, § 182 AktG Rn. 17, S. 111 und WIEDEMANN 1995, § 182 AktG Tz. 56-58, S. 176f.
546
Vgl. MARTENS 1989, S. 74; PETERSEN 2001, S. 178; PORTNER 1997b, S. 786; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 175, S. 52; SPENNER 1999, S. 136f. oder WEILEP 1999, Fach 18, S. 3669.
547
Vg. PETERSEN 2001, S. 178 und WULFF 2000, S. 41.
548
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34; ENGELSING 2001, S. 70; FRIEDRICHSEN 2000, S. 62; PETERSEN 2001, S. 178; ROLLER 2000, S. 130; SCHMIDT 2002, S. 901; SPENNER 1999, S. 137; TEGTMEIER 1998, S. 336; WEIß 1999a, S. 196 und WILDNER 2000, S. 60. Verstößt die Gesellschaft gegen § 56 Abs. 1 AktG, so ist der Zeichnungsvertrag nach § 134 BGB unwirksam. Der verbotswidrige Erwerb junger Aktien durch eine Tochtergesellschaft ist zwar wirksam (§ 56 Abs. 2 Satz 2 AktG), jedoch sind die Aktien nach analoger Anwendung des § 71c AktG i.V.m. § 71d AktG binnen Jahresfrist zu veräußern, vgl. HENZE 2000, § 56 AktG Tz. 9f., S. 76 und Tz. 35-41, S. 82-84; HÜFFER 2008, § 56 AktG Tz. 4, S. 258 und Tz. 10f., S. 263; LUTTER 1988a, § 56 AktG Rn. 8, S. 626 und Rn. 19-31, S. 629-631; PETERSEN 2001, S. 178 sowie SPENNER 1999, S. 137.
549
So kann er die Aktien weder anderweitig, d.h. entgegen dem im Hauptversammlungsbeschluss bestimmten Zweck verwerten, noch stehen ihm Dividendenzahlungen zu.
134
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
übernehmen, wenn er dafür von der Gesellschaft ein entsprechendes Entgelt erhält. Diese Kosten sind aber ein gravierender Nachteil gegenüber den anderen Möglichkeiten zur Beschaffung der neuen Aktien.550 Um die dargestellten Probleme der mangelnden quantitativen und zeitlichen Flexibilität der ordentlichen Kapitalerhöhung zu vermeiden, wäre es denkbar, dass die Gesellschaft zuerst die Optionsvereinbarung mit den Führungskräften abschließt und erst dann die Kapitalerhöhung durchgeführt wird, wenn klar ist, in welchem Umfang neue Aktien zur Bedienung des Aktienoptionsplans benötigt werden. Die Einräumung des Bezugsrechts vor dem Kapitalerhöhungsbeschluss ist zwar möglich, sie steht aber nach herrschender Meinung unter dem Vorbehalt des gesetzlichen Bezugsrechts der Altaktionäre.551 Wegen dieses Vorbehalts ist die Bedienung der Optionsrechte extrem unsicher, da das Zustandekommen des Zeichnungsvertrages noch von der Entscheidung der bezugsberechtigten Altaktionäre abhängt. Es ist fraglich, ob die Optionsrechte unter diesen Voraussetzungen die mit ihrer Gewährung verfolgten Anreizwirkungen überhaupt entfalten können.552 Weitere Schwierigkeiten bei der Durchführung eines Aktienoptionsplans auf der Basis einer ordentlichen Kapitalerhöhung können sich auch daraus ergeben, dass den Altaktionären ein gesetzliches Bezugsrecht auf die neuen Aktien entsprechend ihres bisherigen Anteils am Grundkapital zusteht (§ 186 Abs. 1 Satz 1 AktG). Um den Führungskräften trotzdem Optionsrechte auf junge Aktien einräumen zu können, muss daher das Bezugsrecht der Altaktionäre im Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung ausgeschlossen werden.553 Dies ist aber nur dann zulässig, wenn der Bezugsrechtsausschluss im konkreten Fall erforderlich, geeignet und verhältnismäßig ist.554 Davon ist auszugehen, wenn der Bezugsrechtsausschluss notwendig ist, um das angestrebte Ziel zu erreichen, da gleichwertige Alternativen fehlen, die 550
Vgl. PETERSEN 2001, S. 178; WEIß 1999a, S. 196 oder WULFF 2000, S. 41f.
551
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 187 AktG Tz. 10, S. 303; HÜFFER 2008, § 187 AktG Tz. 4, S. 966; und LUTTER 1995c, § 187 AktG Rn. 10, S. 241. Andere Autoren vertreten jedoch die Auffassung, dass solche Zusicherungen vor dem Kapitalerhöhungsbeschluss generell unwirksam sind, vgl. ETTINGER 1998, S. 50; PIRCHEGGER 2001, S. 13; ROLLER 2000, S. 130; TEGTMEIER 1998, S. 334-336; WULFF 2000, S. 40 sowie WIEDEMANN 1995, § 187 AktG Tz. 8, S. 347.
552
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 62; SPENNER 1999, S. 138; TEGTMEIER 1998, S. 336 und WEIß 1999a, S. 196.
553
Der Bezugsrechtsausschluss ist Teil des Kapitalerhöhungsbeschlusses. Weitere formelle Voraussetzungen sind eine Dreiviertelmehrheit des bei der Beschlussfassung anwesenden Grundkapitals, eine ausdrückliche Ankündigung des geplanten Bezugsrechtsausschlusses sowie ein Vorstandsbericht über die Gründe des Bezugsrechtsausschlusses, vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 AktG Tz. 86-103, S. 263-268; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 20-24, S. 951f.; KREMER 2003a, Rn. 168, S. 66; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 5157, S. 207-210 und WIEDEMANN 1995, § 186 AktG Tz. 108-133, S. 307-314.
554
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 AktG Tz. 104-117, S. 268-273; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 25-28, S. 952f.; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 58-64, S. 210-213; PIRCHEGGER 2001, S. 12; PORTNER 1997b, S. 786; TEGTMEIER 1998, S. 336f.; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3669; WIEDEMANN 1995, § 186 AktG Tz. 139-147, S. 316-319 oder WULFF 2000, S. 40. Sondervorschriften für den vereinfachten Bezugsrechtsausschluss bei der Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter fehlen zwar, wären aber auch nicht sonderlich hilfreich. Vorstandsmitglieder zählen nicht zu der betreffenden Personengruppe und wären daher lediglich bei der Begünstigung der übrigen Führungskräfte anwendbar, vgl. ETTINGER 1998, S. 50; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; PORTNER 1997b, S. 786; VON EINEM 1999a, S. 561f. sowie WEILEP 1999, Fach 18, S. 3669.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
135
einen Ausschluss des Bezugsrechts vermeiden könnten.555 An solchen Alternativen mangelt es jedoch bei der Umsetzung eines Aktienoptionsplans nicht, so dass die Gefahr der Anfechtbarkeit des Kapitalerhöhungsbeschlusses besteht.
3.1.4.3
Genehmigte Kapitalerhöhung
Die zweite Möglichkeit zur Schaffung der Aktien, die zur Unterlegung des geplanten Optionsprogramms benötigt werden, ist die genehmigte Kapitalerhöhung. Im Gegensatz zur ordentlichen Kapitalerhöhung hat sie nicht den Nachteil mangelnder quantitativer Flexibilität. Der Hauptversammlungsbeschluss, der ebenfalls einer Dreiviertelmehrheit des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals bedarf (§ 202 Abs. 2 Satz 2 AktG),556 muss lediglich einen bestimmten Höchstbetrag enthalten. Inwieweit das genehmigte Kapital ausgenutzt wird, liegt dann, zwar mit Zustimmung des Aufsichtsrats, im Ermessen des Vorstands. Eine Verpflichtung zur Durchführung der genehmigten Kapitalerhöhung durch den Vorstand besteht nicht. Zulässig ist demnach auch die schrittweise Erhöhung des Grundkapitals in einzelnen Tranchen.557 Die zeitliche Flexibilität ist im Vergleich zur ordentlichen Kapitalerhöhung zwar deutlich größer, gemäß § 202 Abs. 2 Satz 1 AktG kann die Hauptversammlung dem Vorstand die Ermächtigung zur Durchführung einer genehmigten Kapitalerhöhung für die Dauer von bis zu fünf Jahre erteilen, doch erweist sich auch dieser maximal fünfjährige Ermächtigungszeitraum als zu kurz, da die Laufzeiten der Aktienoptionsprogramme bis zu zehn Jahren betragen. Eine Laufzeit von fünf Jahren erscheint insbesondere vor dem Hintergrund der in der Praxis üblicherweise vereinbarten Sperrzeiten von drei Jahren als relativ kurz.558 Um Laufzeiten von zehn Jahren zu ermöglichen, wären im Anschluss an den Ablauf des ersten Ermächtigungs555
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 AktG Tz. 113, S. 271f.; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 27, S. 953; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 62, S. 212 und WIEDEMANN 1995, § 186 AktG Tz. 144, S. 317f.
556
Im Gegensatz zur ordentlichen Kapitalerhöhung kann die Satzung nur eine höhere Kapitalmehrheit bestimmen, vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994a, § 202 AktG Tz. 9, S. 96f.; HIRTE 2001b, § 202 AktG Tz. 100, S. 324; HÜFFER 2008, § 202 AktG Tz. 9, S. 1016; KRIEGER 2007c, § 58 Tz. 4, S. 917 bzw. LUTTER 1995j, § 202 AktG Rn. 5, S. 354f.
557
Vgl. ENGELSING 2001, S. 71; HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994a, § 202 AktG Tz. 1, S. 94; HIRTE 2001b, § 202 AktG Tz. 91, S. 321; HÜFFER 2008, § 202 AktG Tz. 2, S. 1014; LUTTER 1995j, § 202 AktG Rn. 11, S. 356 sowie PETERSEN 2001, S. 193. Dass durch den Hauptversammlungsbeschluss ein Höchstbetrag fixiert wird, ohne dass klar ist, ob die Aktien durch die Führungskräfte überhaupt übernommen werden, ist daher im Gegensatz zur ordentlichen Kapitalerhöhung unproblematisch. Anders äußert sich dagegen WULFF 2000, S. 42.
558
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34; ENGELSING 2001, S. 71; ETTINGER 1998, S. 51; FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; HÜFFER 1997, S. 221; JUNGEN 2000, S. 198; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KLEINDIEK 1998, S. 28; KORN 2000, S. 88; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; MARTENS 1996, S. 346; PETERSEN 2001, 202f.; PIRCHEGGER 2001, S. 15; PORTNER 1997b, S. 787; POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 296.; ROLLER 2000, S. 132f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 176, S. 52; SPENNER 1999, S. 139; VON EINEM 1999a, S. 562; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 96; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670; WEIß 1999a, S. 195; WILDNER 2000, S. 60f. oder WULFF 2000, S. 42f. Für das Jahr 1999 ermittelten FEDDERSEN und POHL für Aktienoptionsprogramme eine durchschnittliche Laufzeit von 6,5 Jahren. Sperrfristen von drei Jahren wurden von etwa einem Drittel der Unternehmen vereinbart, vgl. FEDDERSEN/POHL 2001, S. 32.
136
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
zeitraums neue Kapitalerhöhungsbeschlüsse der Hauptversammlung notwendig. Dies ist jedoch nicht nur im Hinblick auf die entstehenden Kosten kritisch zu beurteilen, die Hauptversammlung kann daneben auch nicht zu einem erneuten Erhöhungsbeschluss verpflichtet werden, so dass eine erhebliche Unsicherheit ob der tatsächlichen Umsetzung bestehen bleibt, was wiederum die Entfaltung der gewünschten Anreizwirkungen eines Aktienoptionsplans infrage stellen kann.559 Eine weitere Einschränkung der praktischen Eignung einer genehmigten Kapitalerhöhung zur Unterlegung eines Aktienoptionsprogramms liegt darin begründet, dass die neuen Mitgliedschaftsrechte nach § 203 Abs. 1 AktG i.V.m. § 189 AktG erst mit der konstitutiven Eintragung der Durchführung der Kapitalerhöhung ins Handelsregister entstehen.560 Die Aktien dürfen erst im Anschluss an die Eintragung ausgegeben werden und stehen erst dann den Führungskräften zur uneingeschränkten Verfügung (§ 203 Abs. 1 AktG i.V.m. § 191 AktG).561 Da es aber unzweckmäßig und vor allem zu kostenintensiv ist, jede einzelne Optionsausübung beim zuständigen Registergericht anzumelden, kommt die Eintragung der Kapitalerhöhung nur in Form eines Sammelverfahrens in Betracht.562 Dies hat zur Konsequenz, dass der Entstehungszeitpunkt der Aktien nicht genau absehbar ist und es für die Führungskräfte zu teilweise unverhältnismäßig langen Wartezeiten zwischen der Ausübung der Optionsrechte und dem Erhalt der entsprechenden Aktien kommen kann.563 Eines der gravierendsten Probleme bei der Unterlegung eines Aktienoptionsprogramms für Führungskräfte mit jungen Aktien aus einer genehmigten Kapitalerhöhung liegt in der Tatsache begründet, dass gemäß § 204 Abs. 1 AktG der Vorstand für die Festlegung des Inhaltes der Aktienrechte und der Bedingungen der Aktienausgabe zuständig ist, sofern der Hauptversammlungsbeschluss keine entsprechenden Bestimmungen enthält.564 Entscheidet der Vorstand über 559
Vgl. ENGELSING 2001, S. 71; FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; ROLLER 2000, S. 132f.; SPENNER 1999, S. 140; WEIß 1999a, S. 195 oder WILDNER 2000, S. 61.
560
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994b, § 203 AktG Tz. 8f., S. 105; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 49-52, S. 383; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 18, S. 1029; LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 55f., S. 384 sowie VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 96.
561
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994a, § 203 AktG Tz. 11, S. 106; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 54, S. 384; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 20, S. 1029; KRIEGER 2007c, § 58 Tz. 56, S. 934 und LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 58, S. 385.
562
Vgl. JUNGEN 2000, S. 198; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; MARTENS 1996, S. 346f.; PETERSEN 2001, S. 198f.; SPENNER 1999, S. 140 und WEIß 1999a, S. 195.
563
Vgl. BAUMS 1997a, S. 34f.; ENGELSING 2001, S. 71; ETTINGER 1998, S. 51; FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; HÜFFER 1997, S. 221; JUNGEN 2000, S. 198; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KLEINDIEK 1998, S. 28; KUßMAUL/ WEIßMANN 2001b, S. 329; MARTENS 1996, S. 346f.; PETERSEN 2001, S. 199; PIRCHEGGER 2001, S. 14; PORTNER 1997b, S. 787; ROLLER 2000, S. 133; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 177, S. 52; SPENNER 1999, S. 140; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670; WEIß 1999a, S. 194f.; WILDNER 2000, S. 61 sowie WULFF 2000, S. 42.
564
Zur Festlegung des Inhalts der Aktienrechte zählen die Entscheidungen, ob Nennbetrags- oder Stückaktien begründet werden sollen, im ersten Fall ist auch der Nennbetrag festzulegen, welche Aktienart und Aktiengattung ausgegeben werden soll, mit welchen Stimmrechten die neugeschaffenen Aktien ausgestattet sind oder ab welchem Zeitpunkt eine Gewinnberechtigung besteht. Die Bedingungen betreffen dagegen insbesondere den Zeitpunkt der Aktienausgabe, die Fälligkeit der Einlageverpflichtung und die Bestimmung des Ausgabebetrages, vgl. EKKENGA 2001a, S. 569; HIRTE 2001d, § 204 AktG Tz. 9, S. 439f.; HÜFFER 2008, § 204 AktG Tz. 4f., S. 1038 bzw. LUTTER 1995l, § 204 AktG Rn. 7, S. 391f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
137
den Inhalt der Aktienrechte und über die Bedingungen der Aktienausgabe, so bedarf dies zwar unabdingbar der Zustimmung des Aufsichtsrats, dieser hat jedoch lediglich Kontrollaufgaben wahrzunehmen und besitzt keine eigenständigen Entscheidungsbefugnisse.565 Es besteht somit die Gefahr, dass der Vorstand unmittelbar Einfluss auf die Höhe seiner eigenen Vergütung nehmen könnte.566 Um dem entgegenzuwirken, wäre es notwendig, dass die Hauptversammlung sämtliche Optionsbedingungen genau festlegt, was wiederum eine Einschränkung der gegenüber der ordentlichen Kapitalerhöhung gewonnenen Flexibilität bedeuten würde.567 Beide Möglichkeiten stehen jedoch im Widerspruch zu der dem Aufsichtsrat gemäß § 84 Abs. 1 Satz 5 AktG und § 87 Abs. 1 AktG zustehenden alleinigen Personalkompetenz in Bezug auf die Festlegung der Bedingungen des Anstellungsverhältnisses eines Vorstandsmitglieds, da sie die Entscheidungsfreiheit des Aufsichtsrats übergebührlich einschränken.568 Vorstandsmitglieder scheiden daher als Begünstigte eines Aktienoptionsplans aus, sofern dieser auf der Grundlage einer genehmigten Kapitalerhöhung durchgeführt werden soll. Da die Entlohung der Führungskräfte unterhalb der Vorstandsebene in den Zuständigkeitsbereich des Vorstands fällt, ist in diesem Fall die Unterlegung der Optionsrechte mit Aktien aus einer genehmigten Kapitalerhöhung zwar unbedenklich, aber wenig praktikabel, da dann die Aktienoptionspläne für Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte auf unterschiedlichen Rechtsgrundlagen beruhen würden.569 Da den Altaktionären nach § 203 Abs. 1 AktG i.V.m. § 186 Abs. 1 Satz 1 AktG genau wie bei der ordentlichen Kapitalerhöhung ein gesetzliches Bezugsrecht auf den seiner bisherigen Beteiligungsquote entsprechenden Anteil an den neuen Aktien zusteht,570 muss das Bezugsrecht wirksam ausgeschlossen werden, um ein Aktienoptionsprogramm auf der Grundlage einer genehmigten Kapitalerhöhung durchführen zu können.571 Das Bezugsrecht kann von der Haupt565
Die Zustimmung kann auch einem Ausschuss übertragen werden, vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994c, § 204 AktG Tz. 2, S. 115; HIRTE 2001d, § 204 AktG Tz. 15f., S. 443f.; HÜFFER 2008, § 204 AktG Tz. 6, S. 1038; KRIEGER 2007c, § 58 Tz. 31, S. 926 sowie LUTTER 1995l, § 204 AktG Rn. 16, S. 395.
566
Vgl. BAUMS 1997a, S. 35; ENGELSING 2001, S. 70; ETTINGER 1998, S. 51; HÜFFER 1997, S. 221; KLEINDIEK 1998, S. 28; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329f.; PETERSEN 2001, S. 201; PIRCHEGGER 2001, S. 15; SPENNER 1999, S. 141; TEGTMEIER 1998, S. 337f.; WEIß 1999a, S. 195; WILDNER 2000, S. 61 und WULFF 2000, S. 43. Eine Lösung dieses Problems wäre nur dann denkbar, wenn dem Vorstand die ihm ansonsten zustehenden Kompetenzen entzogen würden, wenn auch Vorstandsmitglieder zu den Begünstigten eines Aktienoptionsplans gehören bzw. gehören sollen, vgl. HIRTE 2001d, § 204 AktG Tz. 14, S. 442f. und Tz. 18, S. 444.
567
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; HÜFFER 1997, S. 221; PETERSEN 2001, S. 201; SPENNER 1999, S. 141 oder WULFF 2000, S. 43. Damit die Hauptversammlung einen entsprechenden Beschluss fassen kann, müssen ihr sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat diesbezügliche Beschlussvorschläge unterbreiten. Die Einflussmöglichkeit des Vorstands auf seine Vergütung kann daher mittelbar bestehen bleiben. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in den Abschnitten 3.1.3.1 und 3.1.3.2.2.
568
Vgl. ETTINGER 1998, S. 51; FRIEDRICHSEN 2000, S. 63; HÜFFER 1997, S. 221; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; PETERSEN 2001, S. 196f. und SPENNER 1999, S. 141f.
569
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 63 oder HÜFFER 1997, S. 221
570
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994a, § 203 AktG Tz. 14, S. 106f.; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 16f., S. 374; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 7, S. 1025; KRIEGER 2007c, § 58 Tz. 42, S. 930; LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 7f., S. 383 sowie SCHMIDT 2002, S. 902.
571
Vgl. MARTENS 1996, S. 346; PELTZER 1996, S. 310; PETERSEN 2001, S. 197; WEIß 1999a, S. 195 aber auch WILDNER 2000, S. 60.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
versammlung gemäß § 203 Abs. 1 AktG i.V.m. § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG bereits im Kapitalerhöhungsbeschluss ausgeschlossen werden (so genannter „Direktausschluss“).572 Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Vorstand von der Hauptversammlung zum Ausschluss des Bezugsrechts ermächtigt wird (§ 203 Abs. 2 Satz 1AktG).573 Die Entscheidung des Vorstands, das Bezugsrecht der Altaktionäre auszuschließen, bedarf jedoch nach § 204 Abs. 1 Satz 2 AktG der Zustimmung des Aufsichtsrats, bei der es sich mithin um eine Wirksamkeitsvoraussetzung handelt.574 Im Gegensatz zur ordentlichen Kapitalerhöhung ist weder der Direktausschluss noch die Ermächtigung des Vorstands zum Bezugsrechtsausschluss an den materiellen Erfordernissen der Eignung, Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit zu messen.575 Infolge der Änderung der BGH-Rechtsprechung mit dem Siemens/Nold-Urteil vom 23. Juni 1997576 muss der Bezugsrechtsausschluss lediglich im wohlverstandenen Interesse der Gesellschaft erfolgen und der Hauptversammlung in abstrakter Form bekannt gegeben werden.577 Die konkrete Überprüfung der materiellen Voraussetzungen wird auf den tatsächlichen Zeitpunkt des Bezugsrechtsausschlusses bzw. auf den Zeitpunkt des Gebrauchmachens von der Ermächtigung zum Bezugsrechtsausschluss durch den Vorstand verschoben. HIRTE spricht in diesem Zusammenhang von einer doppelten Pflichtenbindung und damit auch doppelter Kontrolle.578 Als grundsätzlich zulässig wird der Ausschluss des Bezugsrechtes eingestuft, wenn er zur Bedienung eines Aktienoptionsplans für Führungskräfte erteilt wird.579 In diesem Fall muss die Ermächtigung aber in entsprechender Anwendung des § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG die dort geforderten zusätzlichen Angaben enthalten.580 Allerdings sollte die Entscheidung über den Ausschluss des Bezugsrechts nicht in den Kompetenzbereich des Vorstands fallen, wenn die neuen Aktien 572
Vgl. HIRTE 2001a, S. 578; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 19-25, S. 374-376; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 7-11a, S. 1025-1027; PETERSEN 2001, S. 197f. und POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 327f.
573
Vgl. HIRTE 2001a, S. 578; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 56-75, S. 385-395; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 21-29, S. 1029-1032; PETERSEN 2001, S. 197f. oder POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 328f.
574
Vgl. HIRTE 2001d, § 204 AktG Tz. 15-18, S. 443f.; HÜFFER 2008, § 204 AktG Tz. 7, S. 1038f.; LUTTER 1995l, § 204 AktG Rn. 16, S. 395 und POTTHOFF/TRESCHER 2001, S. 328f.
575
Vgl. EKKENGA 2001a, S. 569; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 11, S. 1026f. und Tz. 27, S. 1031; JUNGEN 2000, S. 198f. oder KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273.
576
Vgl. BGH 1998, S. 133-142.
577
Vgl. BUNGERT 2001, S. 742-744; EKKENGA 2001b, S. 616-618; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 22, S. 374376 und Tz. 66f., S. 390f.; HOFMEISTER 2000, S. 714-717; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 11, S. 1026f. und Tz. 27, S. 947f.; MEILICKE/HEIDEL 2000, S. 2358-2361; ROSCHMANN/ERWE 2004, Fn. 53, S. 54 oder VOLHARD 1998, S. 402. Zur herrschenden Meinung vor der Änderung der BGH-Rechtsprechung im Jahre 1997 vgl. statt vieler HEFERMEHL/BUNGEROTH 1994a, § 203 AktG Tz. 18f., S. 108 sowie LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 11, S. 369 und Rn. 18, S. 371.
578
Vgl. HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 76-83, S. 395-399; HÜFFER 2008, § 203 AktG Tz. 35, S. 1033 und ZÖLLNER 2002, S. 587.
579
Vgl. HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 91, S. 402f. Anderer Ansicht war 1995 noch LUTTER, vgl. LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 18, S. 372.
580
Vgl. HIRTE 2000, S. 248; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 62, S. 388 und Tz. 110, S. 411f. sowie VOLHARD 1998, S. 399f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
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aus der genehmigten Kapitalerhöhung zur Unterlegung eines Aktienoptionsprogramms bestimmt sind, bei dem auch die Vorstandsmitglieder selbst zu den Begünstigten zählen. Obwohl dies nicht ausdrücklich gesetzlich geregelt ist, sollte in diesem Fall ausschließlich der Aufsichtsrat über die Bedingungen der Aktienausgabe und den Ausschluss des Bezugsrechts entscheiden, um so dem Vorwurf der Selbstbedienung entgegenzuwirken.581 Zwar existieren bei der Durchführung einer genehmigten Kapitalerhöhung für den Fall Erleichterungen, dass die neuen Aktien an Arbeitnehmer ausgegeben werden sollen (§ 202 Abs. 4 AktG, § 203 Abs. 4 AktG und § 204 Abs. 3 AktG),582 jedoch gelten diese Vorschriften nicht für Vorstandsmitglieder, da sie keine Arbeitnehmer der Gesellschaft sind. Eine Inanspruchnahme der Erleichterungen wäre demnach nur für Aktienoptionspläne denkbar, welche die Führungskräfte unterhalb der Vorstandsebene begünstigen. Dies würde aber zu der nicht wünschenswerten Situation führen, dass die Aktienoptionspläne der Vorstandsmitglieder und die der übrigen Führungskräfte auf unterschiedlichen Rechtsgrundlagen beruhen. KAU/LEVERENZ und KUßMAUL/WEIßMANN sehen es als Vorteil an, dass das genehmigte Kapital gemäß § 202 Abs. 3 AktG bis zu 50% des Grundkapitals der Gesellschaft betragen darf und somit für solche Unternehmen von Interesse ist, die in erheblichem Umfang Aktienoptionsprogramme durchführen wollen.583 Allerdings erscheint es bedenklich, wenn ein Unternehmen einen derart großen Anteil des Grundkapitals zur Vergütung der Führungskräfte benutzt, da sich in so einem Fall unweigerlich die Frage aufdrängt, ob die den Führungskräften zugesagte Entlohnung überhaupt angemessen ist oder ob nicht vielmehr eine Selbstbedienung des Managements anzunehmen ist, wie dies regelmäßig in der öffentlichen Diskussion vermutet wird. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die genehmigte Kapitalerhöhung aufgrund der oben beschriebenen Problembereiche, hier sind insbesondere die eingeschränkte zeitliche Flexibilität sowie die Kompetenzverteilung bei der Festlegung des Inhaltes der Aktienrechte und der Bedingungen der Aktienausgabe zu nennen, ebenfalls nicht zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms für Führungskräfte geeignet ist.584
3.1.4.4
Bedingte Kapitalerhöhung
3.1.4.4.1
Eignung der bedingten Kapitalerhöhung für Aktienoptionsprogramme
Mit der bedingten Kapitalerhöhung eröffnet der Gesetzgeber eine dritte Möglichkeit, junge Aktien zur Unterlegung eines Aktienoptionsprogramms bereitzustellen. Sie ist dadurch ge581
Vgl. HIRTE 2000, S. 225; HIRTE 2001d, § 204 AktG Tz. 14, S. 442f. und Tz. 18, S. 444.
582
Vgl. ETTINGER 1998, S. 51; HÜFFER 1997, S. 221; PIRCHEGGER 2001, S. 14 oder SPENNER 1999, S. 139. ETTINGER hält es für fraglich, ob die Erleichterungen auch für Aktienoptionspläne gelten, vgl. ETTINGER 1998, S. 51.
583
KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273 und KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330.
584
So auch LEUNER/LEHMEIER/RATTLER 2004, S. 259.
140
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
kennzeichnet, dass sie im Gegensatz zur ordentlichen und genehmigten Kapitalerhöhung nur insoweit durchgeführt wird, wie von den Umtausch- oder Bezugsrechten Gebrauch gemacht wird (§ 192 Abs. 1 AktG).585 Die Bedingtheit liegt in der Ausübung des Umtausch- oder Bezugsrechts durch den Begünstigten begründet und bezieht sich mithin auf die Durchführung der Kapitalerhöhung. Da die Begünstigten zum Bezug junger Aktien berechtigt, aber nicht verpflichtet sind, bleibt die Durchführung sowohl hinsichtlich des Zeitpunktes, als auch hinsichtlich des Umfangs ungewiss.586 Der Erhöhungsbeschluss der Hauptversammlung ist dagegen genauso unbedingt wie der Bezugsanspruch des Begünstigten.587 Die bedingte Kapitalerhöhung besitzt aber nicht nur die nötige quantitative Flexibilität, die zur Umsetzung eines langfristigen Entlohnungssystems erforderlich ist. Auch die umfassende zeitliche Flexibilität ist gewährleistet, da im Gegensatz zu den Hauptversammlungsbeschlüssen über eine ordentliche bzw. genehmigte Kapitalerhöhung, die unverzüglich bzw. innerhalb von fünf Jahren umgesetzt werden müssen, keine Durchführungsfristen zu beachten sind.588 Ohne Frage ist es aber zulässig, dass die Hauptversammlung die Umtausch- oder Bezugsrechte nur befristet, z.B. durch die Festlegung eines frühesten (Sperrfrist) und/oder spätesten (maximale Laufzeit) Ausübungszeitpunktes, oder nur bedingt (z.B. Festlegung von Ausübungshürden) gewährt.589 Das Optionsrecht, das durch eine bedingte Kapitalerhöhung abgesichert werden soll, wird durch den Abschluss eines entsprechenden Vertrages zwischen den Begünstigten (Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte) und der Aktiengesellschaft, vertreten durch den Aufsichtsrat bzw. Vorstand, begründet.590 Voraussetzung ist nach § 197 Satz 2 AktG, dass der Kapitalerhöhungsbeschluss ins Handelsregister eingetragen ist. Die Führungskräfte und die Gesellschaft können aber auch bereits vor diesem Zeitpunkt einen Vertrag zur Einräumung eines Bezugs585
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 1, S. 2; ETTINGER 1998, S. 52; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 2, S. 981; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 1, S. 897; PETERSEN 2001, S. 180 oder SEIBERT 1998, S. 36.
586
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 18f., S. 34; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 2, S. 981; LUTTER 1995o, Vorb. § 192 AktG Rn. 5, S. 282; PETERSEN 2001, S. 180; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 178, S. 53 und SPENNER 1999, S. 142.
587
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 18f., S. 34; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 2 und Tz. 4, S. 981f.; LUTTER 1995o, Vorb. § 192 AktG Rn. 5, S. 282; PETERSEN 2001, S. 180 sowie SPENNER 1999, S. 142.
588
Vgl. KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 133f., S. 52; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; MARTENS 1996, S. 347; PETERSEN 2001, S. 178f.; PORTNER 1997b, S. 787; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 179, S. 53; SPENNER 1999, S. 143; VON EINEM 1999a, S. 562 oder WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670.
589
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 14, S. 5; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 25, S. 293 sowie SPENNER 1999, S. 143.
590
Vgl. BUNGEROTH 1994c, § 197 AktG Tz. 5f., S. 46; FREY 2001c, § 197 AktG Tz. 37, S. 198; HÜFFER 2008, § 197 AktG Tz. 5, S. 1001; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 34, S. 908 aber auch LUTTER 1995f, § 197 AktG Rn. 3, S. 320. Da ein solcher Optionsvertrag in der Regel standardisiert ist, kommt grundsätzlich die Anwendung der Regelungen zur Gestaltung rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse durch Allgemeine Geschäftsbedingungen in Betracht. Aufgrund der Bereichsausnahme für gesellschaftsrechtliche Vereinbarungen nach § 310 Abs. 4 Satz 1 BGB unterliegt ein solcher Vertrag nicht der Inhaltskontrolle nach § 307-309 BGB, sondern der nach § 242 BGB. Ist die Optionsvereinbarung jedoch Gegenstand des Arbeitsvertrages oder einer arbeitsvertraglichen Zusatzvereinbarung, so unterliegt sie der Inhaltskontrolle nach § 307-309 BGB, soweit sie nicht individuell mit dem begünstigten Mitarbeiter ausgehandelt worden ist, vgl. MOHR/BIHN 2003b, Tz. 1177-1188, S. 341-344 und Tz. 1190-1201, S. 344-346.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
141
oder Umtauschrechts schließen. Dieser steht jedoch unter dem Vorbehalt der Eintragung eines entsprechenden Kapitalerhöhungsbeschlusses der Hauptversammlung ins Handelsregister.591 Die Ausübung des Optionsrechts erfolgt schließlich durch eine schriftliche Erklärung des Begünstigten gegenüber der Aktiengesellschaft (§ 198 Abs. 1 Satz 1 AktG) und führt gemäß § 198 Abs. 2 Satz 1 AktG dazu, dass ein Zeichnungsvertrag zwischen den Vorstandsmitgliedern und übrigen Führungskräften auf der einen Seite und dem Unternehmen, das wiederum durch Aufsichtsrat oder Vorstand vertreten wird, auf der anderen Seite zustande kommt.592 Ein weiterer Vorteil der bedingten Kapitalerhöhung ist auch darin zu sehen, dass das Grundkapital gemäß § 200 AktG bereits mit der Ausgabe der jungen Aktien erhöht ist. Ihr kommt folglich eine konstitutive Wirkung zu.593 Im Gegensatz zur ordentlichen oder bedingten Kapitalerhöhung ist daher grundsätzlich eine zeitnahe Veräußerung der bezogenen Aktien durch die begünstigten Führungskräfte möglich.594 Die anschließende Eintragung der Kapitalerhöhung, die gemäß § 201 Abs. 1 AktG innerhalb eines Monats nach Ablauf des Geschäftsjahres vom Vorstand beim zuständigen Registergericht anzumelden ist, hat nur noch deklaratorische Wirkung.595 Die bedingte Kapitalerhöhung erweist sich somit grundsätzlich als praktikabelste Möglichkeit, wenn die vergütungshalber eingeräumten Bezugsrechte mit jungen Aktien unterlegt werden sollen.596 Allerdings ist die Durchführung einer bedingten Kapitalerhöhung aufgrund des niedrigeren Kontrollniveaus597 nur für die in § 192 Abs. 2 Nr. 1-3 AktG abschließend aufgezählten Zwecke zulässig.598 Wegen dieser Zweckgebundenheit steht den Altaktionären, im Unterschied zur 591
Vgl. BUNGEROTH 1994c, § 197 AktG Tz. 10, S. 47; FREY 2001c, § 197 AktG Tz. 37f., S. 198f.; HÜFFER 2008, § 197 AktG Tz. 5, S. 1001; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 157f., S. 62f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 34, S. 908 aber auch LUTTER 1995f, § 197 AktG Rn. 9, S. 322.
592
Vgl. BUNGEROTH 1994d, § 198 AktG Tz. 1-6, S. 51f.; FREY 2001d, § 198 AktG Tz. 8-33, S. 205-215; HIRTE 2000, S. 230; HÜFFER 2008, § 198 AktG Tz. 1-10, S. 1002-1004; KALLMEYER 1999, S. 99; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 159, S. 63; KESSLER/SUCHAN 2003g, Tz. 1226, S. 353f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 38-41, S. 910 oder LUTTER 1995g, § 198 AktG Rn. 2-9, S. 325-328.
593
Vgl. BUNGEROTH 1994f, § 200 AktG Tz. 1, S. 75; ENGELSING 2001, S. 85; ETTINGER 1998, S. 52; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; MARTENS 1996, S. 347; PORTNER 1997b, S. 787; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 178, S. 53; SEIBERT 1998, S. 36; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670 bzw. WILDNER 2000, S. 63.
594
Vgl. KPMG (HRSG.) 2000, S. 30.
595
Vgl. BUNGEROTH 1994g, § 201 AktG Tz. 1, S. 83f.; ENGELSING 2001, S. 85; ETTINGER 1998, S. 52; FREY 2001f, § 201 AktG Tz. 1, S. 263; HÜFFER 2008, § 201 AktG Tz. 2, S. 1011; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; LUTTER 1995i, § 201 AktG Rn. f., S. 345f.; MARTENS 1996, S. 347; PORTNER 1997b, S. 787; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 178, S. 53; SEIBERT 1998, S. 36; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670 oder WILDNER 2000, S. 63.
596
Vgl. ETTINGER 1998, S. 52; PIRCHEGGER 2001, S. 15 bzw. ROLLER 2000, S. 109.
597
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 49, S. 45 und FREY 2001g, Vor §§ 192-201 AktG Tz. 21, S. 6.
598
Vgl. BAUMS 1997a, S. 35; BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 16f., S. 6; ETTINGER 1998, S. 52; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 49, S. 45; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 8, S. 982f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 1a, S. 897f.; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 3, S. 285; PELTZER 1996, S. 310; SPENNER 1999, S. 143; TEGTMEIER 1998, S. 338 aber auch WIESE/SCHÄFER 1999, S. 2085. Mit dieser Einschränkung reagierte der Gesetzgeber zum einen auf den Wildwuchs der vor 1937 üblichen Vorratsaktien, zum anderen wollte er so vermeiden, dass sich die bedingte Kapitalerhöhung gegenüber den anderen
142
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
ordentlichen bzw. genehmigten Kapitalerhöhung, auch kein gesetzliches Bezugsrecht nach den Regelungen des § 186 AktG zu, da dies der Zielsetzung des bedingten Kapitals, anderweitige Bezugsrechte zu ermöglichen, entgegenstehen würde.599 Ein gesonderter Ausschluss des Bezugsrechts durch die Hauptversammlung analog zu § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG ist daher nicht erforderlich. Als Grundlage für die Implementierung eines Aktienoptionsprogramms kommt zum einen die von § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG eröffnete Möglichkeit der Gewährung von Bezugs- oder Umtauschrechten an die Gläubiger von Wandelschuldverschreibungen infrage, deren Ausgabe der Gesetzgeber in § 221 AktG gesondert geregelt hat. Wandelschuldverschreibungen (i.w.S.) sind dabei als Oberbegriff zu sehen, da nach heute üblichem Sprachgebrauch zwischen Wandelanleihen, diese werden auch als Wandelschuldverschreibungen i.e.S. bezeichnet, und Optionsanleihen unterschieden wird.600 Bei der Wandelanleihe handelt es sich um eine Schuldverschreibung nach Maßgabe der §§ 793-808 BGB, die dem Gläubiger neben dem Anspruch auf Zinszahlungen zusätzlich noch das Recht einräumt, die Schuldverschreibung in Aktien der emittierenden Gesellschaft, gegebenenfalls unter Leistung einer Zuzahlung, umzutauschen (Ersetzungsbefugnis).601 Mit dem Umtausch erlischt aber auch der Anspruch des Gläubigers auf Rückzahlung des Nennbetrags der Wandelanleihe, so dass eine Zahlung seitens des Unternehmens bei einer Ausübung der Option nicht mehr erforderlich ist.602 Optionsanleihen sind ebenfalls Schuldverschreibungen im Sinne der §§ 793-808 BGB. Der Gläubiger hat aber im Gegensatz zur Wandelanleihe nicht nur Anspruch auf Zinszahlungen, sondern in jedem Fall auch einen Anspruch auf Rückzahlung des Nennbetrags der Optionsanleihe am Ende der Laufzeit.603 Zusätzlich erhält der Gläubiger das von der Schuldverschreibung unabhängige Recht, eine bestimmte Zahl von Aktien des Unternehmens zu vorher festgelegten Bedingungen zu beziehen.604 Das Optionsrecht wird in der Regel in selbstständigen, abtrennbaren Optionsscheinen verbrieft, das dann unabhängig von der Schuldverschreibung übertragen oder
Möglichkeiten als Regelfall durchsetzt, vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 16, S. 6; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 5f., S. 29f. sowie LUTTER 1995o, Vorb. § 192 AktG Rn. 2, S. 282. 599
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 1, S. 2; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 117, S. 74; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 3, S. 981; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 1a, S. 897f.; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 27, S. 293 oder SPENNER 1999, S. 143.
600
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 3, S. 1091; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 7f., S. 13f.; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 2, S. 523 aber auch SPENNER 1999, S. 45.
601
Vgl. ETTINGER 1998, S. 55; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 4, S. 1091; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 19, S. 19; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 4, S. 1012; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 6, S. 524; NOLTE/NOLTING 2002, S. 917; PIRCHEGGER 2001, S. 19; SPENNER 1999, S. 45 oder TEGTMEIER 1998, S. 339.
602
Vgl. ETTINGER 1998, S. 55; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 20, S. 19 sowie ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 181, S. 53f.
603
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 6, S. 1091f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 4, S. 1012 und ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 181, S. 53f.
604
Vgl. ETTINGER 1998, S. 55; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 6, S. 1091f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 21, S. 19f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 4, S. 1012; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 6, S. 524; PIRCHEGGER 2001, S. 19; SPENNER 1999, S. 45 oder TEGTMEIER 1998, S. 339.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
143
ausgeübt werden kann.605 Bei der Umsetzung eines Aktienoptionsplans wird von dieser Möglichkeit jedoch kein Gebrauch gemacht werden, da ansonsten die vorzeitige Verwertung der aus Anreizgründen gewährten Optionsrechte erleichtert würde. In den Optionsbedingungen kann darüber hinaus vereinbart werden, dass bei der Ausübung der Option am Ende der Laufzeit der Schuldverschreibung eine Verrechnung des Rückzahlungsbetrags mit dem vom Gläubiger zu zahlenden Bezugspreis für eine Aktie erfolgt. In diesem Fall ist der wirtschaftliche Unterschied zur Wandelschuldverschreibung nur noch sehr gering.606 Vor dem Inkrafttreten des KonTraG konnte die Gesellschaft Führungskräften und insbesondere Vorstandsmitgliedern Optionsrechte auf den Bezug junger Aktien des Unternehmens nur in Verbindung mit der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen gewähren.607 Die Ausgabe „nackter“ Optionsrechte auf der Grundlage von § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG608 ist in der Literatur heftig umstritten.609 So entschied zuletzt das OLG STUTTGART, dass eine bedingte Kapitalerhöhung zur Bedienung reiner Optionsrechte nicht zulässig ist.610 Doch selbst wenn man die Begebung „nackter“ Optionsrechte und Absicherung durch eine bedingte Kapitalerhöhung auch nach alter Rechtslage für grundsätzlich möglich gehalten hat, war die Ausgabe von solchen Optionen an Führungskräfte im Rahmen eines Aktienoptionsprogramms
605
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 6, S. 1091f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 22f., S. 20; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 4, S. 1012; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 6, S. 524 bzw. SPENNER 1999, S. 45.
606
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 25, S. 21 und LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 159, S. 566.
607
Vgl. ETTINGER 1998, S. 54; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; HÜFFER 1997, S. 222; JÄGER 1999, S. 29; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 328f.; MARTENS 1997a, S. 87; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 181, S. 53f.; SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 489 sowie WEIß 1999b, S. 354. Die Bereitstellung der zugrunde liegenden jungen Aktien erfolgt durch eine bedingte Kapitalerhöhung. Denkbar ist zwar auch eine ordentliche oder genehmigte Kapitalerhöhung, aufgrund der oben dargestellten praktischen Probleme scheiden sie bei der Durchführung eines Aktienoptionsplans jedoch aus.
608
Als „nackt“ bezeichnet man Optionsrechte, die unabhängig von der Emission einer Schuldverschreibung oder eines anderen Finanztitels begeben werden, vgl. BUNGEROTH 1994, § 192 AktG Tz. 29, S. 10; FEDDERSEN/POHL 2001, S. 27; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 63, S. 51; FUCHS 1995, S. 433; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 75, S. 1113f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 27, S. 21; LUTTER 1995, § 221 AktG Rn. 185, S. 573 oder SPENNER 1999, S. 146. LITTLE und SHARPE/ALEXANDER/BAILEY bezeichnen Optionen als „naked“ oder „uncovered“ wenn der Stillhalter der Option die zugrunde liegenden Aktien nicht besitzt, bzw. als „covered warrants“, wenn diese mit bereits bestehenden Aktien unterlegt sind, vgl. LITTLE 1998, S. 29f. und SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 614.
609
Gegen die Zulässigkeit sprechen sich ACHLEITNER/WICHELS 2000, S. 2f.; BUNGEROTH 1994, § 192 AktG Tz. 29, S. 10; ETTINGER 1998, S. 56; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 65-68, S. 52f.; HÜFFER 1997, S. 223; JÄGER 1999, S. 29; JUNGEN 2000, S. 187; KLEINDIEK 1998, S. 27; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; LUTTER 1995, § 221 AktG Rn. 185, S. 573; MARTENS 1996, S. 347; MARTENS 1997a, S. 87; PORTNER 1997b, S. 787; TEGTMEIER 1998, S. 340f.; VON EINEM 1999a, S. 562; WEIß 1999b, S. 354 aber auch ZEIDLER 1998, S. 790 aus. Als kritisch sehen diese Möglichkeit ETTINGER 1998, S. 63; FERSTL 2000, S. 103f.; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 75, S. 1113f.; PIRCHEGGER 2001, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 184, S. 55 sowie WEILEP 1999, Fach 18, S. 3667 an, wohingegen CLAUSSEN 2000, § 9 Rn. 183, S. 553f.; FUCHS 1995, S. 445-451; FUCHS 1997, S. 665f. und KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 27-29, S. 21-23 die Begebung „nackter“ Optionsrechte auch nach altem Recht als zulässig ansehen.
610
Vgl. OLG STUTTGART 2002, S. 2638f. und SINEWE 2002, S. 2639f.
144
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
nicht zulässig, da sie in diesem Fall lediglich einen Vergütungsbestandteil darstellen und keine (notwendige) Finanzierungsfunktion erfüllen.611 Zum anderen besteht nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG die Möglichkeit der Gewährung von Bezugsrechten auf Basis einer bedingten Kapitalerhöhung an Arbeitnehmer und Mitglieder der Geschäftsführung der Gesellschaft oder eines verbundenen Unternehmens.612 Die zwingende Bindung von Bezugs- oder Umtauschrechten an Wandel- oder Optionsanleihen besteht nicht. § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG bildet somit die Grundlage für die Ausgabe „nackter“ Optionsrechte an Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte.613 Die beiden oben genannten Durchführungsvarianten sind durch spezifische Problembereiche gekennzeichnet, auf die in den Abschnitten 3.1.4.4.3 und 3.1.4.4.4 gesondert eingegangen wird. Im Folgenden werden zunächst jedoch allgemeine Sachverhalte der bedingten Kapitalerhöhung analysiert, die für beide Möglichkeiten gleichermaßen gelten.
3.1.4.4.2
Inhalte des Hauptversammlungsbeschlusses
3.1.4.4.2.1
Allgemeine Erfordernisse
Voraussetzung für die bedingte Kapitalerhöhung ist nach § 192 Abs. 1 AktG ein entsprechender Beschluss der Hauptversammlung, der gemäß § 193 Abs. 1 Satz 1 AktG mindestens einer Mehrheit von drei Vierteln des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals be-
611
Vgl. BAUMS 1997a, S. 35f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 65, S. 52; FUCHS 1995, S. 450f.; FUCHS 1997, S. 662; JÄGER 1999, S. 29; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329 bzw. SUCHAN/BAUMUNK 2003b, Tz. 416f., S. 137f.
612
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 6, S. 20 und Tz. 93f., S. 63f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 15-17, S. 985f.; JÄGER 1999, S. 30; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 135f., S. 52f.; KORN 2000, S. 91; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 6, S. 899; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 186f., S. 55f.; VON EINEM 1999a, S. 563; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670; WILDNER 2000, S. 61. Die Vorgängerregelung erlaubte nur die Gewährung von Bezugsrechten an Arbeitnehmer des Unternehmens, und auch nur dann, wenn diese die Aktien gegen Einlage von Geldforderungen bezogen, die ihnen aus einer von der Gesellschaft eingeräumten Gewinnbeteiligung zustanden. Eine praktische Bedeutung kam dieser Vorschrift aufgrund der restriktiven Anforderungen kaum zu, vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 6, S. 20 oder FUCHS 1997, S. 662.
613
Aufsichtsratsmitglieder sind aus dem Kreis der Begünstigten ausdrücklich ausgenommen. Im Referentenentwurf zum KonTraG aus dem Jahr 1996 war zwar noch von Organmitgliedern die Rede, so dass auch die Mitglieder des Aufsichtsrats zu den Begünstigten hätten zählen können, vgl. RefE KonTraG 1996, S. 2137f., jedoch entschied man sich im weiteren Gesetzgebungsverfahren gegen deren Einbeziehung. Zu der heftig und kritisch geführten Diskussion vgl. BAUMS 1997b, S. 34f.; CLAUSSEN 1998, S. 198; DAV 1997, S. 173; FUCHS 1997, S. 667f.; HÜFFER 1997, S. 244; MARTENS 1997a, S. 68 oder SEIBERT 1998, S. 42f. Sollen Aufsichtsräte trotzdem von einem Aktienoptionsprogramm begünstigt werden, so ist nur die Durchführung auf der Basis von § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG möglich. Zur Ausklammerung des Aufsichtsrats vgl. BGH 2004b, S. 621-623; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 6, S. 20; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 21, S. 988; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 37, S. 1865; JÄGER 1999, S. 30; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 136, S. 53; KLEINDIEK 1999, S. 638f.; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; PIRCHEGGER 2001, S. 16; RICHTER 2004, S. 949-957; VON EINEM 1999a, S. 563; WIECHERS 2004, S. 698 sowie WILDNER 2000, S. 63.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
145
darf.614 Als erstes inhaltliches Erfordernis muss im Hauptversammlungsbeschluss der Erhöhungsbetrag des bedingten Kapitals festgelegt werden. Es handelt sich dabei zwangläufig um einen Höchstbetrag, da zum Zeitpunkt der Beschlussfassung noch ungewiss ist, in welchem Umfang die bedingte Kapitalerhöhung tatsächlich durchgeführt wird.615 Bei der Festlegung des Höchstbetrags ist zu beachten, dass gemäß § 192 Abs. 3 AktG der Nennbetrag des bedingten Kapitals die Hälfte des Grundkapitals nicht übersteigen darf.616 Im Rahmen der Einführung eines Aktienoptionsplans ist diese Grenze insbesondere bei einem Beschluss nach § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG von Bedeutung. Wird dagegen beabsichtigt, den Arbeitnehmern und Mitgliedern der Geschäftsführung gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG Bezugsrechte auf Aktien des eigenen Unternehmens zu gewähren, ist zusätzlich noch die Beschränkung des für diese Zwecke geschaffenen bedingten Kapitals auf maximal 10% des Grundkapitals einzuhalten.617 Ein Verstoß gegen diese gesetzlich festgelegten Begrenzungen führt nach § 241 Nr. 3 AktG zur Nichtigkeit des ganzen Hauptversammlungsbeschlusses.618 Bei der Berechnung der entsprechenden Anteile ist dabei nicht nur auf das zu beschließende, sondern auch auf das bereits früher wirksam beschlossene bedingte Kapital abzustellen.619 Im Kapitalerhöhungsbeschluss muss als zwingend vorgeschriebene Festsetzung nicht nur der oben genannte Höchstbetrag enthalten sein. Da die bedingte Kapitalerhöhung auch immer mit einer Änderung der Satzung verbunden ist, sind Angaben zur Aktienart (z.B. Inhaber- oder Namensaktien), zur Aktiengattung (z.B. Stamm- oder Vorzugsaktien) sowie zum Nennbetrag, falls es sich um Nennbetragsaktien handelt, bzw. zur Aktienzahl im Falle von Stückaktien
614
Die Satzung kann die Beschlusserfordernisse auch verschärfen, vgl. BUNGEROTH 1994a, § 193 AktG Tz. 3f., S. 23; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 2, S. 991f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 36, S. 1865; KESSLER/ SUCHAN 2004, Tz. 137, S. 53f.; KRAMARSCH 2000, S. 49; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 11, S. 902; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 2f., S. 299f. oder WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670.
615
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 10, S. 5; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 28, S. 37; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 4, S. 992; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 22, S. 292; LUTTER 1997a, S. 6 und TEGTMEIER 1998, S. 358.
616
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 50-56, S. 17f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 132-135, S. 80f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 23, S. 989; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 138, S. 54; KRAMARSCH 2000, S. 49; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 10, S. 901; LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 29-31, S. 294 oder PIRCHEGGER 2001, S. 19.
617
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 140, S. 83; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 24, S. 989; JÄGER 1999, S. 34; KALLMEYER 1999, S. 100; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29f.; KRAMARSCH 2000, S. 49; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 10, S. 901; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3670 aber auch WILDNER 2000, S. 64. Das bedeutet, dass eine bedingte Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG auch dann unzulässig ist, wenn zwar die 10%-Grenze eingehalten wird, der Gesamtbetrag des bedingten Kapitals aber 50% des Grundkapitals übersteigt, vgl. HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 24, S. 989 und KEUL/SEMMER 2002, S. 2256.
618
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 52, S. 17f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 135, S. 81; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 23f., S. 989; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 163, S. 65; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 10, S. 901 sowie LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 30, S. 294.
619
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 55, S. 18; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 143, S. 84f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 23, S. 989; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 10, S. 901 aber auch LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 31, S. 294.
146
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
erforderlich (§ 23 Abs. 3 Nr. 4 und 5 AktG).620 Im Hauptversammlungsbeschluss muss nach § 193 Abs. 2 Nr. 1 AktG auch der Zweck der bedingten Kapitalerhöhung angegeben werden.621 Geschieht dies nicht, ist der gesamte Hauptversammlungsbeschluss nach § 241 Nr. 3 AktG nichtig.622 Bei dem festzulegenden Zweck muss es sich darüber hinaus um eine der in § 192 Abs.2 Nr. 1-3 AktG genannten Möglichkeiten handeln, da der Hauptversammlungsbeschluss ansonsten nach § 243 Abs. 1 AktG anfechtbar wäre.623
3.1.4.4.2.2
Kreis der Bezugsberechtigten
Neben dem Zweck der bedingten Kapitalerhöhung zählt auch die Feststellung des Kreises der Bezugsberechtigten (§ 193 Abs. 2 Nr. 2 AktG) zu den zwingenden allgemeinen Bestandteilen des Erhöhungsbeschlusses.624 Eine namentliche Nennung ist dabei weder praktikabel noch erforderlich. Es genügt, im Hauptversammlungsbeschluss geeignete Abgrenzungskriterien festzulegen, anhand derer eine genaue Bestimmung der Bezugsberechtigten möglich ist.625 Im Rahmen der Implementierung eines Aktienoptionsprogramms kann dies durch die Beschreibung der einzelnen begünstigten Gruppen geschehen, indem z.B. die Mitglieder des Vorstands bzw. der ersten Führungsebene der Gesellschaft und der mit der Gesellschaft verbundenen Unternehmen als Zielgruppe genannt werden.626 Mit dieser Feststellung der Bezugsberechtigten im Hauptversammlungsbeschluss erwerben diese jedoch noch keine Umtausch- oder Bezugsrechte. Diese werden vielmehr erst durch Rechtsgeschäfte zwischen den Begünstigten und der Aktiengesellschaft begründet, die gemäß § 112 AktG durch den Aufsichtsrat vertreten wird, wenn es sich bei den Begünstigten um Vorstandsmitglieder der Gesellschaft handelt. Ansonsten fällt der Abschluss der entsprechenden Verträge in den Verantwortungsbereich des
620
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 24, S. 27f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 15-17, S. 105f.; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 4, S. 992; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 14f., S. 902f.; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 5, S. 300; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 188, S. 56; SEIBERT 1998, S. 41; und VON EINEM 1999a, S. 563.
621
Vgl. KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 140, S. 55; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 188, S. 56; TEGTMEIER 1998, S. 356; VOGEL 2000, S. 937 oder VON EINEM 1999a, S. 563.
622
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 26, S. 28; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 80, S. 130f.; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 10, S. 994f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 22, S. 905 bzw. LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 18, S. 302.
623
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 46, S. 16; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 49, S. 45; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 80, S. 130f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 8, S. 982f. und LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 18, S. 292.
624
Vgl. KALLMEYER 1999, S. 100; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; LUTTER 1997a, S. 6; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 188, S. 56; TEGTMEIER 1998, S. 356; VOGEL 2000, S. 937 und VON EINEM 1999a, S. 563.
625
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 9f., S. 25; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 28f., S. 110; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 5, S. 992; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 17, S. 903 oder LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 9, S. 300.
626
Vgl. LUTTER 1997a, S. 6 oder TEGTMEIER 1998, S. 356.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
147
Vorstands.627 Nach allgemeiner Meinung führt auch eine fehlende Benennung der Bezugsberechtigten zur Nichtigkeit des Hauptversammlungsbeschlusses.628
3.1.4.4.2.3
Ausgabebetrag der jungen Aktien
3.1.4.4.2.3.1 Ausgangspunkt Die Hauptversammlung muss nach § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG im Kapitalerhöhungsbeschluss zwingend auch den Ausgabebetrag oder die Grundlagen, nach denen er sich berechnet, festlegen.629 Fehlt diese Festsetzung, so geht die herrschende Meinung ebenfalls davon aus, dass der gesamte Hauptversammlungsbeschluss nach § 241 Nr. 3 AktG nichtig ist.630 Der Ausgabebetrag umfasst den Gesamtwert sämtlicher Leistungen, die der Bezugs- oder Umtauschberechtigte für eine Aktie zu erbringen hat.631 Die Hauptversammlung kann den Ausgabebetrag grundsätzlich frei festlegen. Zu beachten ist jedoch, dass dieser aufgrund des Verbots der Unterpariemission gemäß § 9 Abs. 1 AktG den geringsten Ausgabebetrag nicht unterschreiten darf.632 Werden zur Durchführung des Aktienoptionsplans Wandelanleihen ausgegeben, so sind zusätzlich die Regelungen des § 199 Abs. 2 AktG einschlägig,633 die für den Fall, dass der Ausgabebetrag der zum Umtausch eingereichten Schuldverschreibungen niedriger ist als der geringste Ausgabebetrag der im Umtausch zu gewährenden Aktien, die Einhaltung des Verbots der Unterpariemis627
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 11, S. 25; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 31, S. 38; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 27, S. 110; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 5, S. 992; HÜFFER 2008, § 197 AktG Tz. 5, S. 1001; HÜFFER 2008, § 198 AktG Tz. 5, S. 1003; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 9, S. 300; LUTTER 1995f, § 197 AktG Rn. 3f., S. 320f. und TEGTMEIER 1998, S. 356.
628
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 26, S. 28; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 10, S. 994f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 22, S. 905 bzw. LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 18, S. 302. Anderer Ansicht ist dagegen FREY, der bei einer fehlenden Festlegung des Begünstigtenkreises lediglich von einer Anfechtbarkeit des zugrunde liegenden Hauptversammlungsbeschlusses ausgeht, vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 77, S. 129f. und Tz. 80-83, S. 130-132.
629
Vgl. KALLMEYER 1999, S. 100; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 140, S. 55; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 188, S. 56; SCHNEIDER 1996, S. 1773; TEGTMEIER 1998, S. 357; VOGEL 2000, S. 937 bzw. VON EINEM 1999a, S. 563.
630
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 26, S. 28; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 10, S. 994f.; KESSLER/ SUCHAN 2004, Tz. 162, S. 64; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 22, S. 905 und LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 18, S. 302. FREY geht auch bei fehlerhaften Feststellungen zur Bestimmung des Ausgabebetrags oder seiner Berechnungsgrundlage grundsätzlich nur von einer Anfechtbarkeit des zugrunde liegenden Hauptversammlungsbeschlusses aus, vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 77, S. 129f. und Tz. 80-83, S. 130-132.
631
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 12, S. 25 sowie FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 37, S. 113.
632
Vgl. BRÄNDEL 1992, § 9 AktG Tz. 9-18, S. 216-219; BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 18, S. 26; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 49, S. 117; HÜFFER 2008, § 9 Tz. 2, S. 48; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; KRAFT 1988a, § 9 AktG Rn. 13, S. 93; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 19, S. 904 und LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 10, S. 301. Der geringste Ausgabebetrag entspricht dem Nennbetrag der Aktie oder dem auf die einzelne Stückaktie entfallenden anteiligen Betrag des Grundkapitals, vgl. § 9 Abs. 1 AktG.
633
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 18, S. 26; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 48, S. 117; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 10, S. 301 aber auch TEGTMEIER 1998, S. 357.
148
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
sion nach § 9 Abs. 1 AktG garantieren.634 Darüber hinaus sind die Regelungen des § 255 AktG einschlägig, die dem vermögensrechtlichen Verwässerungsschutz dienen.635 Dies bedeutet, dass der Ausgabebetrag nicht unangemessen niedrig gewählt werden darf, da der Hauptversammlungsbeschluss über die bedingte Kapitalerhöhung ansonsten nach § 255 Abs. 2 AktG angefochten werden könnte.636 Die Überprüfung der Angemessenheit des Ausgabebetrags muss dabei anhand sämtlicher Umstände des Einzelfalls erfolgen. So ist in die Überlegungen auch einzubeziehen, welches Interesse die Gesellschaft an der Beteiligung der neuen Aktionäre haben kann.637 Bei Aktienoptionsplänen ist daher zu beurteilen, ob die Festlegung eines bestimmten Basispreises vor dem Hintergrund einer anreizkompatiblen Vergütung angemessen ist oder ob nicht in ungerechtfertigter Weise in die Mitgliedschaftsrechte der Altaktionäre eingegriffen wird. Bei der Festlegung des Ausgabebetrags ist aufgrund der spezifischen Besonderheiten eine Unterscheidung nach den einzelnen Durchführungsvarianten eines Aktienoptionsprogramms notwendig. Sollen an die Führungskräfte zu Vergütungszwecken Wandelanleihen ausgegeben werden, so ist im Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung neben dem Verhältnis, in welchem die Schuldverschreibungen in neue Aktien getauscht werden sollen, auch gegebenenfalls die Höhe der zu leistenden Zuzahlung anzugeben.638 Bei Optionsanleihen muss die Hauptversammlung neben dem Basispreis des Bezugsrechts, dieser entspricht dem Ausgabebetrag der jungen Aktien,639 auch das Bezugsverhältnis festlegen. Es gibt an, wie viele Aktien 634
So dürfen die Aktien nur ausgegeben werden, wenn entweder die Differenz zwischen dem Ausgabebetrag der Schuldverschreibungen und dem geringsten Ausgabebetrag der jungen Aktien bereits durch Abschreibungen gedeckt ist, der Gesamtbetrag, zu dem die Schuldverschreibungen ausgegeben worden sind mindestens den geringsten Ausgabebetrag der jungen Aktien insgesamt erreicht (§ 199 Abs. 2 Satz 2 AktG) oder der Unterschied zwischen dem Ausgabebetrag der Schuldverschreibungen und dem geringsten Ausgabebetrag der Bezugsaktien durch Zuzahlung des Umtauschberechtigten oder aus einer anderen Gewinnrücklage im Sinne von § 266 Abs. 3 A. III. Nr. 4 HGB ausgeglichen wird (§ 199 Abs. 2 Satz 1 AktG), vgl. BUNGEROTH 1994e, § 199 AktG Tz. 15-33, S. 67-72; FREY 2001e, § 199 AktG Tz. 38-67, S. 240-248; HÜFFER 2008, § 199 AktG Tz. 11-13, S. 1009; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 47-52, S. 912f. bzw. TEGTMEIER 1998, S. 357.
635
Vgl. HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 2, S. 1298 bzw. SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 1, S. 257. Der Hauptversammlungsbeschluss über die bedingte Kapitalerhöhung enthält zwar keine ausdrücklichen Bestimmungen über den Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre, jedoch entspricht die Zweckgebundenheit der Wirkung eines Bezugsrechtsausschlusses, vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 19, S. 27; HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 4, S. 1298f. sowie SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 10, S. 260. Da den Altaktionären bei der Durchführung eines Aktienoptionsplans mit Wandel- oder Optionsanleihen ein Bezugsrecht zusteht, ist auch § 255 Abs. 2 AktG zu beachten, vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 50, S. 117.
636
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 19, S. 27; HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 5, S. 1299 sowie SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 12, S. 261f. Gleiches gilt im Übrigen, wenn im Hauptversammlungsbeschluss lediglich die Grundlagen zur Berechnung des Ausgabebetrags festgelegt werden. § 255 Abs. 2 AktG ist dann analog anwendbar, vgl. HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 8, S. 1300 und SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 4, S. 258f.
637
Vgl. HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 5, S. 1299 oder SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 12, S. 261f.
638
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 13, S. 26; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 11, S. 301 und TEGTMEIER 1998, S. 357. Es ist sogar zulässig, dass der Nennbetrag der umzutauschenden Wandelanleihe kleiner ist als der geringste Ausgabebetrag der zu gewährenden neuen Aktien, d.h. das Verhältnis z.B. 1 zu 1,5 beträgt. Die Einhaltung des Verbots der Unterpariemission wird in diesem Fall, wie bereits oben ausgeführt wurde, durch § 199 Abs. 2 AktG sichergestellt.
639
Im Folgenden werden Basispreis und Ausgabebetrag als Synonyme verwendet, vgl. auch 2002, S. 100.
JUNK
VON
EINEM/PA-
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
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von Begünstigten je entsprechender Schuldverschreibung bezogen werden können.640 Werden Vorstandsmitgliedern und sonstigen Führungskräften dagegen „nackte“ Optionsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG eingeräumt, so muss im Hauptversammlungsbeschluss nur die Festlegung des Basispreises oder einer entsprechenden Berechnungsgrundlage enthalten sein.641 Eine Angabe des Bezugsverhältnisses ist entbehrlich.
3.1.4.4.2.3.2 Ansatzpunkte zur Gestaltung des Basispreises Bei der Gestaltung des Basispreises ist grundsätzlich zwischen variablen und festen Ausgabebeträgen zu unterscheiden.642 Feste Ausgabebeträge zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ab dem Zeitpunkt, in dem die Optionsrechte den Führungskräften gewährt werden, nicht mehr verändern. Es ist dafür nicht nötig, dass der Basispreis im Hauptversammlungsbeschluss betragsmäßig genau fixiert wird, es reicht auch aus, dass eine Berechnungsgrundlage bestimmt wird, die eine eindeutige Festlegung des Basispreises im Gewährungszeitpunkt erlaubt und nachträgliche Anpassungen nicht mehr zulässt. Enthält der Hauptversammlungsbeschluss oder die Optionsvereinbarung jedoch Regelungen, die solche nachträglichen Anpassungen zur Folge haben, spricht man von einem variablen Ausgabebetrag. So ist insbesondere die zeitliche Staffelung des Ausgabebetrags zulässig, die eine Festlegung periodenindividueller Basispreise ermöglicht.643 Ein weiteres Charakteristikum der Basispreisgestaltung betrifft die Höhe des Ausgabebetrages. Hierzu existieren grundsätzlich drei unterschiedliche Ansatzpunkte. Als erstes ist die in der Praxis am weitesten verbreitete Variante zu nennen, bei der der Basispreis der Option dem aktuellen Börsenkurs im Gewährungszeitpunkt entspricht.644 Man spricht dann von einer so genannten „at-the-money“ Option oder davon, dass die Option „am Geld“ ist.645 In den USA ist bei Incentive Stock Options zwingend vorgesehen, dass der Ausübungspreis (mindestens) 640
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 14, S. 26; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; TEGTMEIER 1998, S. 357.
641
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 53-55, S. 119f.; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; oder KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 41, S. 1026.
642
Vgl. BERNHARDT 1998, S. 17-19 FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 53f., S. 119 und FRIEDRICHSEN 2000, S. 171f.
643
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 13f., S. 26; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 45, S. 116; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 10, S. 301 oder TEGTMEIER 1998, S. 358.
644
Vgl. BAUMS 1997a, S. 43; BegrRegE KonTraG 1998, S. 23; BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 13f., S. 26; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 55, S. 120; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 803; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6, S. 992f.; JUNGEN 2000, S. 204; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KLAHOLD 1999, S. 31 und S. 273-296; KLEMUND 1999, S. 72; KOHLER 1997, S. 248; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 41, S. 1026, ROSCHMANN/ERWE 2000, Rn. 209, S. 58; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19f.; SPENNER 1999, S. 36; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 100-102 sowie WEIß 1999a, S. 183.
645
Vgl. BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 199; FERSTL 2000, S. 98; HULL 2000, S. 154; KLEMUND 1999, S. 72; PERRIDON/STEINER 2004, S. 332; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19 bzw. SPENNER 1999, S. 36.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
dem Börsenkurs des Gewährungszeitpunktes entspricht.646 Um den Einfluss zufälliger Kursausschläge zu verringern, ist es auch möglich, statt dieses Stichtagskurses den durchschnittlichen Aktienkurs während eines bestimmten Zeitraums vor der Gewährung der Optionsrechte zu verwenden.647 Die zweite Möglichkeit besteht darin, den Basispreis oberhalb des aktuellen Börsenkurses oder eines entsprechenden Durchschnittswertes im Gewährungszeitpunkt festzulegen.648 Solche Optionsrechte sind dann „aus dem Geld“, d.h. der der Option zugrunde liegende Aktienkurs muss in Zukunft erst noch ansteigen, damit die Option gewinnbringend ausgeübt werden kann. Solche Optionen heißen auch „Premium Options“649 oder „out-of-the-money“ Option.650 Die besondere Bedeutung, die „Premium Options“ unter Anreizgesichtspunkten zukommt, wird noch genauer im Rahmen der Analyse von Erfolgszielen herausgestellt.651 Als letzte Möglichkeit ist es auch denkbar, einen Basispreis zu wählen, der unterhalb des aktuellen Aktienkurses oder eines Durchschnittskurses im Zeitpunkt der Gewährung liegt.652 Die Optionen sind dann „im Geld“ („in-the-money“ Optionen“).653 Die Besonderheit solcher Optionen ist, dass sie bereits im Gewährungszeitpunkt einen inneren Wert besitzen. Aus diesem Grund wird von Teilen der Literatur ein Basispreis, der niedriger ist als der aktuelle Aktienkurs, als unzulässig erachtet, weil darin eine leistungsunabhängige Zuwendung an die begünstigten Führungskräfte zu sehen ist, die der sachlichen Rechtfertigung eines Aktienoptionsprogramms in der Regel entgegensteht.654 Dieser vereinfachenden Argumentation ist allerdings zu widersprechen, da sie die Beurteilung der Angemessenheit eines Aktienoptionsplans lediglich am Verhältnis des Basispreises zum aktuellen Börsenkurs festmacht, implizit also davon ausgeht, dass der innere Wert der Option das einzige zu berücksichtigende Kriterium ist. Ein positiver innerer Wert wird dabei als ungerechtfertigte Vergütung der Führungskräfte angesehen. Diese Auslegung des § 255 Abs. 2 AktG greift jedoch zu kurz. Der Ausübungspreis ist 646
Vgl. DEUTSCHMANN 2000, S. 243f. oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 100.
647
Vgl. BAUMS 1997a, S. 43; JUNGEN 2000, S. 204; LUTTER 1997a, S. 6 und VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 102.
648
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 55, S. 120; JUNGEN 2000, S. 204; KLEMUND 1999, S. 72; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 41, S. 1026; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19; SPENNER 1999, S. 34f. aber auch VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 100.
649
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1498; JOHNSON/TIAN 2000b, S. 4; KUNZI/HASBARGEN/KAHRE 2000, S. 286f.; LEUNER/LEHMEIER/RATTLER 2004, S. 264 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 102.
650
Vgl. BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 199 oder FERSTL 2000, S. 98; HULL 2000, S. 154; KLEMUND 1999, S. 72; PERRIDON/STEINER 2004, S. 332; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19f. sowie SPENNER 1999, S. 34f.
651
Vgl. Abschnitt 3.1.4.4.4.2.2 und 4.2 zum Einfluss der Höhe des Basispreises auf die Gestalt der durch die Optionsrechte implizierten Entlohnungsfunktion.
652
Vgl. HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 6-6b, S. 992f. oder SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19.
653
Vgl. BRUNS/BULLERDIEK 1996, S. 199 und FERSTL 2000, S. 98; HULL 2000, S. 154; KLEMUND 1999, S. 72; PERRIDON/STEINER 2004, S. 332; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 43, S. 19 sowie SPENNER 1999, S. 35f.
654
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 55, S. 120; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 803; JUNGEN 2000, S. 205f.; KLEMUND 1999, S. 72; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 41, S. 1026; SPENNER 1999, S. 35f. oder VON EINEM/PAJUNK 2000, S. 100f. LUTTER spricht von einem so genannten Vorweg-Geschenk, vgl. LUTTER 1997a, S. 6. Nur in besonderen Ausnahmefällen, z.B. bei der Sanierung der Gesellschaft, soll ein Basispreis vertretbar sein, der geringer ist als der Börsenkurs, vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 175f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
151
nicht der einzige wertbestimmende Faktor eines Aktienoptionsprogramms. Wie bereits im vorangegangen Abschnitt erörtert wurde, kann ein Urteil nur unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls abgegeben werden.655 Die Angemessenheitsprüfung muss daher anhand des Optionsgesamtwertes, der auch maßgeblich von den Erfolgszielen, der Laufzeit oder der Volatilität der zugrunde liegenden Aktie beeinflusst wird, sowie der Anzahl der den Führungskräften zu Entlohnungszwecken gewährten Optionen erfolgen.656 Diese „Kosten“ des Aktienoptionsprogramms sind, gegebenenfalls unter Berücksichtigung einer vereinbarten Absenkung der Festgehälter, mit dem intendierten Nutzen zu vergleichen. Nur wenn die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms verbundene Vermögensverwässerung der Altaktionäre in keinem angemessenen Verhältnis zu den erwarteten positiven Effekten auf den Unternehmenswert steht, sind die Parameter des Aktienoptionsplans falsch gewählt. Der Basispreis spielt dabei zwar eine bedeutende, aber nicht die einzige Rolle. Es ist daher nicht statthaft, von vornherein auf die Unzulässigkeit von „in-the-money“ Optionen zu schließen.657
3.1.4.4.2.3.3 Nachträgliche Anpassungen des Basispreises Die von der Hauptversammlung im Kapitalerhöhungsbeschluss festgelegten Grundlagen zur Berechnung des Ausgabebetrags neuer Aktien können auch Regelungen enthalten, die zu einer nachträglichen Anpassung des Basispreises führen. Ziel dieser Regelungen kann entweder sein, die Optionsberechtigten vor einer Beeinträchtigung ihrer Vermögensposition zu schützen oder Erfolgsziele über die Gestaltung des Ausübungspreises zu implementieren. Das so genannte Repricing des Aktienoptionsprogramms lässt sich keinem dieser beiden Fälle zuordnen und nimmt insoweit eine Sonderstellung ein. Nachträgliche Anpassungen des Basispreises, die als Erfolgsziele zu interpretieren sind, werden in Abschnitt 3.1.4.4.4.2.2 analysiert. a) Verwässerungsschutzklauseln Der Wert der den Führungskräften zu Vergütungszwecken gewährten Umtausch- oder Bezugsrechte kann während der Laufzeit durch zwischenzeitliche Kapitalmaßnahmen, Aktiensplits oder die Ausgabe neuer Wandel- bzw. Optionsanleihen mittelbar beeinträchtigt werden.658 Zum einen vermindert sich der Umfang der erwerbbaren Beteiligungsquote (Verwäs655
Vgl. HÜFFER 2008, § 255 AktG Tz. 5, S. 1299 oder SCHMIDT 1995, § 255 AktG Tz. 12, S. 261f.
656
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 55, S. 120 und WEIß 1999a, S. 183.
657
Diese Auffassung wird eher aus psychologischen Erwägungen vertreten. Die Führungskräfte sollen nur dann eine Belohnung erhalten, wenn auch eine Wertsteigerung erzielt worden ist. Außerdem soll durch eine derartige Basispreisgestaltung die Rechtfertigung eines Aktienoptionsplans erleichtert werden, vgl. WEIß 1999a, S. 183.
658
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 61, S. 1109; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 172, S. 80; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 121, S. 556; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 45, S. 20; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 603 oder SPENNER 1999, S. 62f. Im Fall der Kapitalherabset-
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
serung der Stimmrechtsmacht), zum anderen kann sich der Wert der zu beziehenden Aktien reduzieren, wenn der Ausgabekurs weiterer junger Aktien unterhalb des anteiligen, auf diese Aktien entfallenden Unternehmenswertes liegt (vermögensmäßige Verwässerung).659 Im Gegensatz zu den Altaktionären, denen zur Kompensation des Verwässerungseffektes in der Regel ein gesetzliches Bezugsrecht zusteht oder die zumindest über die Durchführung und Eckpunkte weiterer Kapitalmaßnahmen entscheiden können, sichert der Gesetzgeber den Optionsberechtigten gemäß § 216 Abs. 3 AktG lediglich für den Fall der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln einen entsprechenden Verwässerungsschutz zu.660 Kapitalerhöhungen, Aktiensplits oder die Ausgabe weiterer Wandelschuldverschreibungen sind daher nicht im Interesse der von einem Optionsprogramm begünstigten Führungskräfte. Voraussetzung für die Durchführung solcher Finanzierungsmaßnahmen ist zudem ein erneuter Hauptversammlungsbeschluss. Die Hauptversammlung darf nach § 124 Abs. 4 AktG jedoch nur über ordnungsgemäß bekannt gemachte Gegenstände der Tagesordnung beschließen. Da die Tagesordnung aber maßgeblich vom Vorstand bestimmt wird und gemäß § 124 Abs. 3 AktG Vorstand und Aufsichtsrat zu jedem Gegenstand der Tagesordnung der Hauptversammlung einen geeigneten Beschlussvorschlag unterbreiten müssen, besteht die Gefahr, dass aufgrund des mangelnden Interesses der Führungskräfte die oben genannten Kapitalmaßnahmen unterbleiben oder aber die Geschäftsleitung versucht, deren Rahmenbedingungen in ihrem Sinne und unter Umständen sogar zu Lasten der Aktionäre zu beeinflussen.661 Eine Folge könnte die Beeinträchtigung der Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten der Gesellschaft sein, was dazu führen kann, dass teurere Kapitalquellen in Anspruch genommen werden müssen oder ansonsten lohnende Investitionsvorhaben wegen Kapitalmangels nicht realisiert werden können. Um eigennutzmaximierendes Verhalten der Führungskräfte zu verhindern, welches nicht im Interesse der Aktionäre liegt, ist es erforderlich, in Aktienoptionsprogrammen vertragliche Regelungen zu treffen,662 welche die Führungskräfte vor einer möglichen Verwässerung ihrer Ansprüche durch zung oder der Zusammenlegung von Aktien gelten die hier gemachten Ausführungen mit „umgekehrtem Vorzeichen“, vgl. KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018. 659
Vgl. FISCHER 1995b, Sp. 1193f.; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 2, S. 944; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 172, S. 80; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 58, S. 210 sowie SPENNER 1999, S. 63.
660
Vgl. FISCHER 1995b, Sp. 1194-1197; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 63, S. 1110; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 172-181, S. 80-84 bzw. KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018. LUTTER nennt als weitere Möglichkeit eines gesetzlichen Schutzes § 192 Abs. 4 AktG für den Extremfall, dass die Rahmenbedingungen einer neuerlichen Kapitalerhöhung der faktischen Beseitigung des Wandlungsrechts gleichkommen, vgl. LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 122-124, S. 557. Im Regelfall stellen aber Beschlüsse über neuerliche Kapitalmaßnahmen keinen Verstoß gegen § 192 Abs. 4 AktG dar, vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 61, S. 20; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 160, S. 90; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 27, S. 990 und KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 36, S. 909.
661
Zwar besteht nach § 124 Abs. 1 AktG die Möglichkeit, dass die Minderheit die Bekanntmachung eigener Vorschläge zur Beschlussfassung der Hauptversammlung verlangt und so auf entsprechende Kapitalmaßnahmen drängt, doch dürfte es ihr aufgrund der mangelnden unternehmensinternen Informationen regelmäßig schwer fallen, die Notwendigkeit solcher Maßnahmen zu begründen und die erforderlichen Mehrheiten zusammen zu bekommen.
662
Zum Teil wird zwar die Anpassung der Optionsbedingungen auf gesetzlicher Grundlage durch analoge Anwendung des § 216 Abs. 3 AktG auch über die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln hinaus bejaht, vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 175-181, S. 81-84, doch ist dies eher zweifelhaft, so dass die Anpas-
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
153
Kapitalmaßnahmen oder die Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen schützen.663 Zur Umsetzung des Verwässerungsschutzes kommen unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht: Die Gesellschaft kann sich verpflichten, keine weiteren Kapitalmaßnahmen durchzuführen, doch ist dies nicht nur unvernünftig, sondern auch unzulässig.664 Ein Verbot der zusätzlichen Ausgabe von Wandel- bzw. Optionsanleihen oder anderer, in § 221 AktG genannter Wertpapiere ist zwar grundsätzlich denkbar, aber ebenfalls sehr unpraktisch.665 Ein wirksamer Verwässerungsschutz wäre die Einräumung entsprechender Bezugsrechte für die Optionsinhaber in den Bedingungen des Aktienoptionsplans. Da diese aber unter dem Vorbehalt des gesetzlichen Bezugsrechts der Altaktionäre stehen, hängt ihre Wirksamkeit von einem späteren Bezugsrechtsausschluss durch die Hauptversammlung ab.666 Der einfachste Weg ist die nachträgliche Anpassung der Bezugsbedingungen. In der Praxis wird üblicherweise der Basispreis der Optionsrechte in entsprechender Höhe ermäßigt bzw. die beim Umtausch gegebenenfalls zu leistende Zuzahlung herabgesetzt.667 Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass der geringste Ausgabebetrag unterschritten wird, da ansonsten einen Verstoß gegen das in § 9 Abs. 1 AktG verankerte Verbot der Unterpariemission vorliegen würde. Bei Wandelanleihen kann der Verwässerungsschutz auch durch die Korrektur des Umtauschverhältnisses erreicht werden.668 Sollen die Optionsrechte für die Führungskräfte mit Verwässerungsschutzklauseln ausgestattet werden, so geschieht dies folglich in den Grundlagen zur Berechnung des Ausgabebetrags. Gemäß § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG gehört es demnach zum Verantwortungsbereich der Hauptversammlung, im Rahmen des Kapitalerhöhungsbeschlusses über einen geeigneten Verwässerungsschutz zu entscheiden. b) Berücksichtigung der Dividendenpolitik Wie bereits gezeigt wurde, ist die relevante Zielgröße der Anteilseigner der Unternehmenswert. Er besteht nicht nur aus dem Börsenkurs, zu dem die Aktien am Ende des Planungshorizonts veräußert werden können, sondern auch aus den während des Planungszeitraums zuflie-
sungen in jedem Fall durch vertragliche Regelungen fixiert werden müssen, vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 63, S. 1110. 663
Vgl. BAUMS 1997a, S. 19; FRIEDRICHSEN 2000, S. 178; KLAHOLD 1999, S. 40; LUTTER 1997a, S. 7; SPENNER 1999, S. 63 sowie WENGER/KNOLL 1999a, S. 574.
664
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 62, S. 1109f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 183, S. 85 und LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 126, S. 557.
665
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 62, S. 1109f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 184, S. 85 aber auch LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 126, S. 557f.
666
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 62, S. 1109f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 185-189, S. 85-87; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018 sowie LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 127, S. 558.
667
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 178; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 62, S. 1109f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 190, S. 87; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 22, S. 1018; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 130-132, S. 559 und SPENNER 1999, S. 63. Zur Bestimmung des notwendigen Verwässerungsschutzes bei einer Kapitalerhöhung gegen Einlagen, vgl. FISCHER 1995b, Sp. 1197-1200.
668
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 190, S. 87 oder LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 127, S. 558.
154
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
ßenden Dividenden669 sowie den sonstigen Rechten, die aus dem Besitz der Aktie resultieren (z.B. Bezugsrechte). Damit die Anreizkompatibilität der Führungskräftevergütung gewährleistet ist, muss die Entlohnung mit der Eigentümerrendite respektive dem Unternehmenswert verknüpft werden.670 Eine Steigerung des Unternehmenswertes ist durch solche Investitionsvorhaben möglich, deren Rendite oberhalb der entsprechenden risikoadäquaten Kapitalkosten liegt.671 Diese Projekte lassen sich dadurch charakterisieren, dass der Barwert der zu erwartenden Rückflüsse größer ist als die anfängliche Investitionssumme.672 Das Aktionärsvermögen wird also maximiert, wenn das Management nur solche Beträge ausschüttet, für die sinnvolle Investitionsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens fehlen. Diese für Ausschüttungszwecke verwendbaren Beträge sind der Teil des (operativen) Cashflows, der auf Unternehmensebene nach der Realisierung aller Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert noch zur Verfügung steht.673 Im Zeitpunkt der Ausschüttung führt dies, ceteris paribus, zu einem Rückgang des Aktienkurses um die ausgezahlte Dividende: (3-14)
Scum 0
Sex 0 D0 .
Der Kursrückgang hat keinen Einfluss auf die Vermögensposition der Anteilseigner, die wie oben beschrieben aus dem Wert der Aktie und den erhaltenen Dividenden besteht. Da sich aber der Aktienkurs und damit auch der Optionswert durch die Zahlung der Dividende verringert,674 kann die Anbindung der Führungskräftevergütung ausschließlich an den Aktienkurs dazu führen, dass die Entscheidungen des Managements über eine sachgerechte Dividendenpolitik aufgrund eigener Interessen beeinträchtigt werden.675 Für den Vorstand besteht grundsätzlich ein Anreiz, auf Ausschüttungen zu verzichten und den entsprechenden Anteil am Free Cashflow stattdessen innerhalb des Unternehmens zu investieren, da der daraus resultierende Kursrückgang geringer ausfällt als bei Zahlung einer Dividende, solange der einbehaltene Free Cashflow in Projekte mit einer erwarteten Rendite investiert wird, die größer ist als minus 100% (Totalverlust).676
669
Vgl. BADEN 2001, S. 398-400; BALLWIESER 1998, S. 82; BUSSE VON COLBE 1997, S. 274; DEIMEL 2002b, S. 77; ELSCHEN 1991b, S. 217f.; LORSON 1999, S. 1329; PAPE 1999, S. 92f.; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 45, S. 20 bzw. WENGER/KASERER/KNOLL 1999, S. 488.
670
Vgl. LAUX 2001b, S. 2f.; RAPPAPORT 1999, S. 4f. oder WINTER 1996, S. 90f.
671
Vgl. BERNHARDT/WITT 1996, S. 87; BUSSE 1999, S. 1329.
672
Vgl. LORSON 1999, S. 1329 und MÜLLER 1998, S. 140.
673
Vgl. BALLWIESER 1998, S. 85f.; BLAUFUS 2002, S. 1518; JENSEN 1986, S. 323; KRUSCHWITZ/LÖFFLER 1998, S. 1041; PAPE 1999, S. 97-102 sowie SCHWETZLER 1999, S. 340.
674
Vgl. MCCANN 1994, S. 97f. oder SCHWETZLER 1999, S. 336.
675
Vgl. BAUMS 1997a, S. 14; KLEMUND 1999, S. 73; KLEY 1999, S. 1055; LEVEN 1998a, S. 198; MCCANN 1994, S. 93f.; PELLENS/CRASSELT/ROCKHOLTZ 1998, S. 16; SCHWETZLER 1999, S. 336 sowie WEIß 1999a, S. 101.
676
Vgl. ARNOLD/GILLENKIRCH 2002. In dem hier vorgestellten einfachen Beispiel soll davon ausgegangen werden, dass sich die Informationen über die unvorteilhafte Anlage des Free Cashflows innerhalb des Un-
VON
COLBE 1997, S. 272-274; DEIMEL 2002b, S. 82; LORSON
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
(3-15)
Sinv 0
Scum D 0 BW0 0
Sex 0 D 0 D 0 BW0
155
Sex 0 BW0
mit: 0 BW0 D 0
inv cum Sex 0 S0 S0
Die übermäßige Thesaurierung führt dazu, dass der erwartete Aktienkurs und damit auch der Wert der Aktienoptionen höher ausfällt, als dies im Vergleich zur Kursentwicklung bei Ausschüttung des entsprechenden Anteils am Free Cashflows der Fall wäre. In der Praxis sind nahezu alle bisher aufgelegten Aktienoptionsprogramme für Führungskräfte ohne einen entsprechenden Dividendenschutz ausgestattet.677 Die drohende Vermögenseinbuße des Managements müsste demnach eine Abnahme des Ausschüttungsniveaus nach sich ziehen. Die Gültigkeit dieser Hypothese konnte für die USA bereits empirisch nachgewiesen werden.678 Ein solches Verhalten kann aber nicht im Interesse der Anteilseigner sein, da davon ausgegangen werden muss, dass die unternehmenswertorientierte Vergütung die Führungskräfte nicht nur dazu veranlasst hat, intensiver nach lohnenden Investitionsmöglichkeiten zu suchen, sondern dass aufgrund des Eigeninteresses der Unternehmensleitung sogar wertvernichtende Projekte durchgeführt werden, nur um ein stärkeres Absinken des Aktienkurses durch Ausschüttungen zu verhindern. Damit dem Management kein Anreiz gegeben wird, die Dividendenpolitik im eigenen Interesse zu beeinflussen, ist ein geeigneter Dividendenschutz, der zur Irrelevanz der Ausschüttungsentscheidung für die Vergütungshöhe führt, erforderlich.679 Ein Dividendenschutz lässt sich allgemein durch die Aufzinsung der Ausschüttungen auf den Ausübungstag beschreiben, wobei ternehmens unverzüglich im Aktienkurs widerspiegeln, d.h. der Aktienmarkt in hohem Maße informationseffizient ist. 677
Laut einer Untersuchung von MURPHY hatte in den USA gerade ein Prozent der betrachteten Aktienoptionspläne einen Dividendenschutz, vgl. MURPHY 1999, S. 2509f. aber auch LAMBERT/LANEN/LARCKER 1989, S. 411 und WEISBENNER 2000, S. 2.
678
Vgl. DEFUSCO/ZORN/JOHNSON 1991, S. 38; LAMBERT/LANEN/LARCKER 1989, S. 424; SCHWETZLER 1999, S. 340; SMITH JR./WATTS 1992, S. 279f. aber auch WEISBENNER 2000, S. 25. Eine andere Möglichkeit, den Free Cashflow an die Anteilseigner auszukehren, ist der Rückkauf eigener Aktien. Im Unterschied zu einer Dividendenzahlung führt er aber nicht zu einem Rückgang des Aktienkurses. Es ist vielmehr ein gegenteiliger Effekt zu beobachten, da die Kapitalmarktteilnehmer in so einem Fall davon ausgehen, dass das Management über Informationen verfügt, die den aktuellen Aktienkurs als zu niedrig erscheinen lassen. Die Führungskräfte müssten daher diesen Weg der „Ausschüttung“ gegenüber einer Dividendenzahlung bevorzugen. Auch diese Hypothese besitzt für den US-amerikanischen Markt Gültigkeit, ABOODY/KASZNIK 2001, S. 17 bzw. S. 26; FENN/LIANG 2000, S. 45-72; JOLLS 1998, S. 1f. und S. 13 oder WEISBENNER 2000, S. 25f.
679
Vgl. BAUMS 1997a, S. 16f.; BERNHARDT 1998, S. 22; CRASSELT 2000, S. 136; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 53, S. 119; FRIEDRICHSEN 2000, S. 165f.; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KLAHOLD 1999, S. 36f.; KLEMUND 1999, S. 72f.; LAUX 1998a, S. 169; WEILENMANN 1999, S. 295f.; WENGER/KASERER/KNOLL 1999, S. 488; WENGER/KNOLL 1999a, S. 574 aber auch VON BREDOW 1999, S. 232. AHA hält dagegen solche Regelungen für entbehrlich, da er unterstellt, dass ein Unternehmen, das eine restriktive Ausschüttungspolitik verfolgt, den Börsenkurs nicht nachhaltig steigern kann und außerdem viele Vorstände ohnehin Anspruch auf eine dividendenabhängige Vergütung haben, so dass Dividendenzahlungen durchaus auch in ihrem Interesse liegen können, vgl. AHA 1997, S. 2228 und WEIß 1999a, S. 102. Dieser Argumentation kann jedoch nicht gefolgt werden.
156
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
dieser aufgezinste Betrag der ursprünglichen Prämie des Managers zugeschlagen wird, die sich wiederum aus der Differenz von Aktienkurs und Basispreis ergibt.680 Problematisch ist bei dieser Vorgehensweise allerdings, dass der Aktienkurs als Datum anzusehen ist und eine Erhöhung der Prämie durch einen Zuschlag schwer darstellbar ist. Als praktikabler erweist sich daher die Absenkung des Basispreises der Optionsrechte um die aufgezinsten Dividenden.681 Offen bleibt jedoch die Frage nach dem geeigneten Aufzinsungssatz für die ausgeschütteten Dividenden. So schlägt LAUX vor, den Zinssatz für risikofreie Anlagen zu benutzen,682 wohingegen KLEMUND, MENICHETTI und SCHWETZLER eine Verzinsung mit den Eigenkapitalkosten des Unternehmens, d.h. der geforderten Rendite der Eigentümer, favorisieren.683 Eine weitere Möglichkeit ist die von WENGER/KASERER/KNOLL vorgeschlagene „Opération blanche“, die letztlich nichts anderes ist als die Aufzinsung der Ausschüttungen mit der tatsächlichen Rendite der Folgeperiode(n).684 Eine allgemeingültige Aussage zur Vorteilhaftigkeit der einzelnen Vorschläge ist allerdings nicht möglich.685 c) Repricing Der starke Verfall der Aktienkurse am Beginn dieses Jahrzehnts hatte dazu geführt, dass die meisten Aktienoptionsprogramme, die zu jener Zeit aufgelegt wurden, weit aus dem Geld waren und eine Ausübung der Optionsrechte auf absehbare Zeit nicht sinnvoll erschien. Als Folge davon tauchte zunächst in den USA der Begriff des Repricing auf, unter dem die nachträgliche Anpassung des festen Ausgabebetrags eines bestehenden Aktienoptionsprogramms zu verstehen ist.686 Davon zu unterschieden ist die Rücknahme von bereits ausgegebenen Optionen gegen Gewährung neuer Optionsrechte mit niedrigerem Basispreis und das Absinken des Ausgabebetrags unter den Börsenkurs im Gewährungszeitpunkt (ursprünglicher Basispreis), wenn die Ursache hierfür die im Hauptversammlungsbeschluss festgelegte Berechnungsgrundlage ist. Alle drei Möglichkeiten werden im Folgenden genauer betrachtet. 680
Vgl. ARNOLD/GILLENKIRCH 2002, S. 8. FRIEDRICHSEN 2000, S. 165; KLEMUND 1999, S. 73; MENICHETTI 1996, S. 1690f.; SCHWETZLER 1998, S. 13f. bzw. SCHWETZLER 1999, S. 340. Siehe auch beispielhaft LEHNER 1998, S. 34. Eine Vernachlässigung der Wiederanlageeffekte würde zu falschen Ergebnissen führen, vgl. KLEMUND 1999, S. 73.
681
Vgl. ARNOLD/GILLENKIRCH 2002, S. 8; FRIEDRICHSEN 2000, S. 178 oder LEVEN 1998a, S. 198.
682
Vgl. LAUX 1998a, S. 169f.
683
Vgl. KLEMUND 1999, S. 73; MENICHETTI 1996, S. 1690f. und SCHWETZLER 1999, S. 340 und wohl auch WINTER 2000, S. 181f. ARNOLD/GILLENKIRCH bezeichnen diese Zinssätze als deterministisch, vgl. ARNOLD/ GILLENKIRCH 2002, S. 10.
684
Es handelt sich daher um einen stochastischen Zinssatz , vgl. ARNOLD/GILLENKIRCH 2002, S. 12f. sowie WENGER/KASERER/KNOLL 1999, S. 488.
685
Eine ausführliche Analyse zu den Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Aufzinsungssätze findet sich bei ARNOLD/GILLENKIRCH 2002, S. 7-15.
686
Vgl. ACHARYA/KOSE/SUNDARAM 2000, S. 66; ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1497f.; BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90; BRENNER/SUNDARAM/YERMACK 2000, S. 104; CASPER 2004, S. 1391f.; CHANCE/KUMAR/TODD 2000, S. 130; FRIEDRICHSEN 2000, S. 179 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 102f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
157
Da nach § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG die Hauptversammlung im Kapitalerhöhungsbeschluss den Ausgabebetrag bzw. die Grundlagen, nach denen er sich berechnet, festlegen muss, fällt auch die nachträgliche Anpassung der Bezugsbedingungen und somit auch des Basispreises in ihren Verantwortungsbereich (Annexkompetenz).687 Ein Verstoß gegen § 192 Abs. 4 AktG kann ausgeschlossen werden, da ein diesbezüglicher Änderungsbeschluss der bedingten Kapitalerhöhung nicht entgegensteht und die Durchsetzung der den Führungskräften gewährten Bezugsrechte durch das Absenken des Basispreises weder rechtlich noch wirtschaftlich erschwert wird. Einer gesonderten Zustimmung der Begünstigten vor der Beschlussfassung bedarf es deshalb nicht.688 Darüber hinaus ist auch nicht davon auszugehen, dass durch das Repricing die in § 192 Abs. 2 Nr. 4 AktG normierte Ausübungssperrfrist von zwei Jahren erneut zu laufen beginnt.689 Festzuhalten bleibt, dass das Repricing durch einen ändernden Hauptversammlungsbeschluss grundsätzlich zulässig ist.690 Aufsichtsrat und Vorstand, als Vertreter des Aktiengesellschaft, dürfen beim Abschluss oder der Änderung des Optionsvertrages mit den begünstigten Führungskräften nicht von den Vorgaben der Hauptversammlung hinsichtlich der Eckdaten des Aktienoptionsprogramms abweichen.691 Vereinbaren sie entgegen anderslautender Festlegungen doch eine nachträgliche Herabsetzung des Basispreises, ohne dass ein entsprechender Hauptversammlungsbeschluss gefasst wurde, überschreiten sie zwar den Rahmen der ihnen erteilten Ermächtigung, gleichwohl wäre die Änderung des Optionsvertrags wirksam.692 Aufsichtsrat bzw. Vorstand dürfen in diesem Fall jedoch gemäß § 199 Abs. 1 AktG keine neuen Aktien ausgeben. Halten sie sich an das Ausgabeverbot, begründet dies einen Anspruch auf Schadensersatz seitens der Begünstigten gegenüber der Aktiengesellschaft. Diese kann aber wiederum aufgrund von § 93 Abs. 2 AktG und § 116 AktG den Aufsichtsrat bzw. den Vorstand für den ihr entstandenen Schaden haftbar machen.693 Geben Aufsichtsrat bzw. Vorstand entgegen des gesetzlichen Verbotes doch Aktien aus, so sind sie der Aktiengesellschaft ebenfalls zum Ersatz etwaiger Schäden verpflichtet.694 Ein eigenmächtiges Repricing der Verwaltung ist daher auszuschließen. 687
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1501; BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90; CASPER 2004, S. 1393; FREY 2001b, § 193 AktG, Tz. 46, S. 116f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 180; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 802 bzw. SEIBERT 1998, S. 41.
688
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1501; BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 60, S. 19f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 150, S. 87 und FREY 2001b, § 193 AktG, Tz. 46, S. 116f.
689
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1501f. sowie VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104.
690
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1501; CASPER 2004, S. 1393; FRIEDRICHSEN 2000, S. 180; HOFFMANNBECKING 1999, S. 802; SEIBERT 1998, S. 41 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104.
691
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; BUNGEROTH 1994c, § 197 AktG Tz. 8, S. 47; CASPER 2004, S. 1393; LUTTER 1995f, § 197 Rn. 6f., S. 321 und VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104.
692
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; BUNGEROTH 1994c, § 197 AktG Tz. 8, S. 47; FREY 2001c, § 197 Tz. 43, S. 201; HÜFFER 2008, § 197 AktG Tz. 5, S. 1001 sowie LUTTER 1995f, § 197 Rn. 8, S. 321.
693
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 167, S. 66f. und LUTTER 1995f, § 197 Rn. 8, S. 322.
694
Vgl. BUNGEROTH 1994e, § 199 AktG Tz. 39, S. 74; FREY 2001e, § 199 AktG Tz. 72, S. 249f.; HÜFFER 2008, § 199 Tz. 14, S. 1009 sowie LUTTER 1995h, § 199 AktG Rn. 11, S. 334.
158
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Da die Verwaltung keinen entscheidenden Einfluss auf die Festlegung des Ausgabebetrags der jungen Aktien haben darf, ist die Einräumung eines entsprechenden Ermessensspielraums im Rahmen des Ermächtigungsbeschlusses durch die Hauptversammlung nicht zulässig.695 Aufsichtsrat und Vorstand dürfen demzufolge auch nicht zur Anpassung des Ausübungspreises der Optionsrechte ermächtigt werden.696 Die Rücknahme bereits ausgegebener Optionsrechte gegen Gewährung neuer Aktienoptionen mit einem niedrigeren Basispreis hat den gleichen Effekt wie die nachträgliche Absenkung des Basispreises. Hierzu ist es jedoch erforderlich, dass die Begünstigten auf ihre durch § 192 Abs. 4 AktG geschützten Rechte verzichten.697 Die Ausgabe neuer Aktienoptionen mit einem niedrigeren Ausgabebetrag ist dagegen unproblematisch. Ist der ursprünglich festgelegte maximale Umfang des Aktienoptionsprogramms noch nicht erreicht und eine variable Bestimmung des Basispreises möglich (z.B. durch eine Orientierung am Börsenkurs im Ausgabezeitpunkt), muss kein neuer Hauptversammlungsbeschluss gefasst werden, um die neuen Optionsrechte auszugeben. Aus wirtschaftlicher Sicht erscheint die nachträgliche Absenkung des Basispreises sehr zweifelhaft, da sie der grundsätzlichen Zielsetzung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems widerspricht, den Shareholder Value zu maximieren. Eine Prämie sollte nur für Wertsteigerungen des Unternehmens gewährt werden.698 Da die nachträgliche Herabsetzung des Basispreises den Anschein hat, dass die Führungskräfte für eine schlechte Unternehmensführung auch noch belohnt werden, dürfte ein entsprechender Beschlussvorschlag in der Hauptversammlung nur schwer durchsetzbar sein.699 Deshalb fordern sowohl der BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE OF CORPORATE GOVERNANCE als auch die REGIERUNGSKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE ein generelles Verbot des Repricing.700 Im DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX wird empfohlen, dass die nachträgliche Änderung der Erfolgsziele ausgeschlossen sein soll, doch führt dies letztendlich zum gleichen Ergebnis wie ein Verbot der Änderung des Basispreises.701 Als Begründung für ein Repricing wird dagegen angeführt, dass ohne eine Verbesserung der Attraktivität der ausgegebenen Aktienoptionen ihr gewünschter Motivationseffekt verloren ginge und in der Folge die Gefahr bestehe, dass wichtige Leistungsträger das Unternehmen verlas695
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG, Tz. 51, S. 118 und Tz. 57, S. 121. Kritisch dagegen CASPER 2004, S. 1393 und S. 1395.
696
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; FREY 2001b, § 193 AktG, Tz. 46, S. 116 oder FRIEDRICHSEN 2000, S. 180. Ablehnend auch VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 103f. KLAHOLD hält dagegen eine Ermächtigung zum Repricing für möglich, vgl. KLAHOLD 1999, S. 42.
697
Vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 58, S. 19; CASPER 2004, S. 1394f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 148, S. 86f. bzw. LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 38.
698
Vgl. BERNHARDT/WITT 1996, S. 89f.; CASPER 2004, S. 1393 oder DAILY/CERTO/DALTON 2002, S. 9.
699
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 179 aber auch VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 103.
700
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90 und BERLINER INITIATIVKREIS GERMAN CODE GOVERNANCE 2000, S. 1577.
701
Vgl. REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 6 sowie RINGLEB 2003c, Rn. 540, S. 157.
OF
CORPORATE
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
159
sen könnten.702 Das Problem wird jedoch dadurch entschärft, dass den Führungskräften in der Regel nicht nur einmalig Aktienoptionen gewährt werden, sondern dass vielmehr regelmäßig neue, den individuellen Leistungen des Einzelnen angepasste Tranchen des Aktienoptionsprogramms zugeteilt werden. Die intendierte Anreizwirkung geht somit nicht nur von einzelnen Optionen, sondern von dem gesamten Aktienoptionsportfolio der Führungskräfte aus und sollte bei geeigneter Gestaltung im Zeitablauf stabil bleiben. Haben exogene Einflüsse, die nicht von den Führungskräften zu verantworten waren, zu einem erheblichen Rückgang des Aktienkurses geführt und erscheint deshalb die Ausübung der Optionsrechte nicht mehr sinnvoll, so käme ein Repricing nur dann infrage, wenn auf der anderen Seite Ansprüche der Begünstigten eingeschränkt werden.703 Die Probleme im Zusammenhang mit der nachträglichen Anpassung des Basispreises lassen sich dagegen durch eine Indexierung der Optionsrechte gänzlich vermeiden. Die Führungskräfte erhalten nur dann eine angemessene Entlohnung, wenn sich der Aktienkurs des Unternehmens besser entwickelt als ein geeigneter Vergleichsindex.704 Dies eröffnet auch bei sinkenden Aktienkursen die Möglichkeit einer anreizkompatiblen Vergütung. Die drei oben genannten Möglichkeiten dienen dazu, Fehlanreize oder Wertverluste, welche die Führungskräfte nicht zu verantworten haben, zu vermeiden. Auf weitere nachträgliche Anpassungen des Basispreises soll an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden, um so Überschneidungen mit der Analyse der Erfolgsziele in Abschnitt 3.1.4.4.4.2.2 zu verhindern.
3.1.4.4.3
Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG
3.1.4.4.3.1
Mitwirkungskompetenz der Hauptversammlung
Die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen, bei der es sich eigentlich um eine Maßnahme der Geschäftsführung handelt, darf gemäß § 221 Abs. 1 Satz 1 AktG nur aufgrund eines entsprechenden Beschlusses der Hauptversammlung erfolgen.705 Dieser kann entweder als Zustimmungs- oder als Ermächtigungsbeschluss gefasst werden. Im ersten Fall, der in § 221 Abs. 1 Satz 1 AktG gesetzlich verankert ist, stimmt die Hauptversammlung einem konkreten
702
Vgl. CHANCE/KUMAR/TODD 2000, S. 132 und VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 103.
703
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 42. Aus Sicht der Anteilseigner könnte im Gegensatz dazu aber auch eine sehr gute Kursentwicklung, die auf verbesserte Rahmenbedingungen und nicht auf die Leistungen des Managements zurückzuführen ist, für eine Erhöhung des Basispreises sprechen, doch ist dies in der Praxis nicht zu beobachten, vgl. CHANCE/KUMAR/TODD 2000, S. 132 mit einer Untersuchung in den USA. In Deutschland würde die geplante Anhebung des Basispreises allerdings an § 192 Abs. 4 AktG scheitern.
704
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; BAUMS 1997a, S. 17; FRIEDRICHSEN 2000, S. 179 oder THÜSING 2003, S. 499.
705
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 9, S. 1092f.; KLAHOLD 1999, S. 141; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 8, S. 1013; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 38, S. 535; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 46, S. 32; KESSLER/SUCHAN 2003b, Tz. 422, S. 140; PETERSEN 2001, S. 43 sowie SPENNER 1999, S. 167f.
160
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Emissionsvorhaben zu, das der Vorstand dann unverzüglich umzusetzen hat.706 Für Aktienoptionsprogramme ist diese Vorgehensweise in zeitlicher Hinsicht allerdings zu unflexibel, da sich die Einführung des kompletten Aktienoptionsprogramms unmittelbar an den Hauptversammlungsbeschluss anschließen müsste. Als geeigneter erweist sich die zweite, durch § 221 Abs. 2 Satz 2 AktG eröffnete Möglichkeit, den Vorstand für maximal fünf Jahre zur Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen zu ermächtigen.707 Es liegt dann in seinem pflichtgemäßen Ermessen über den konkreten Umfang und den Zeitpunkt der Ausgabe zu entscheiden. Gehören Vorstandsmitglieder zu den Begünstigten eines Aktienoptionsprogramms, so ist für die Ausgabe der Wandel- oder Optionsanleihen wegen der Kompetenzverteilung ausschließlich der Aufsichtsrat zuständig. Er hat gemäß § 112 AktG die Aufgabe, die Gesellschaft beim Abschluss der Vergütungsvereinbarung zu vertreten, um die Einflussmöglichkeit des Vorstands auf die Höhe seiner Entlohnung zu verhindern.708 Die Befristung auf fünf Jahre stellt kein Problem für die Durchführung des Aktienoptionsplans dar, da sie den Ausgabezeitraum, nicht aber die Laufzeit der Anleihen beschränkt. Dies führt lediglich dazu, dass nach fünf Jahren ein erneuter Hauptversammlungsbeschluss notwendig ist, um weitere Tranchen eines Optionsprogramms ausgeben zu können.709 Zur Beschlussfassung bedarf es sowohl im Falle der Zustimmung als auch der Ermächtigung der einfachen Stimmenmehrheit nach § 133 Abs. 1 AktG sowie gemäß § 221 Abs. 1 AktG einer Mehrheit von drei Vierteln des bei der Beschlussfassung vertretenen Kapitals.710 Werden die Wandel- oder Optionsanleihen Führungskräften gewährt, müssen im Hauptversammlungsbeschluss seit dem Inkrafttreten des UMAG die in § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG aufgezählten Eckdaten festgelegt werden (§ 221 Abs. 4 Satz 2 AktG).711 Darüber hinaus finden sich keine weiteren ausdrücklichen Vorgaben für den Inhalt des Hauptversammlungsbeschlusses. Es gilt jedoch als weitgehend anerkannt, dass zumindest angegeben werden muss, welcher Art die ausgegebene Schuldverschreibung sein soll (Wandel- oder Optionsanleihe) und ob es sich 706
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 46, S. 32 und Tz. 52, S. 34f.; KLAHOLD 1999, S. 141f.; PETERSEN 2001, S. 47f. oder WEIß 1999a, S. 152.
707
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 9, S. 1092f.; KALLMEYER 1999, S. 100; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 46, S. 32; KLAHOLD 1999, S. 141f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 9f., S. 1013f.; PETERSEN 2001, S. 43; SPENNER 1999, S. 169 und WEIß 1999a, S. 152f.
708
Vgl. HIRTE 2000, S. 225; KESSLER/SUCHAN 2003b, Tz. 421, S. 140; LUTTER/KRIEGER 2002, Rn. 414, S. 167f. oder SCHNEIDER 1996, S. 1773 und ausführlich Abschnitt 3.1.3.2. Soll der Kreis der Begünstigten von Wandelschuldverschreibungen auf die Aufsichtsratsmitglieder der Gesellschaft erweitert werden, genügt es nicht, dass die Hauptversammlung nur über die Erweiterung beschließt. Sie muss entweder den ursprünglichen Beschluss aufheben und mit dem erweiterten Begünstigtenkreis neu fassen oder das Volumen der Wandelschuldverschreibungen um den Betrag erhöhen, der den Aufsichtsratsmitgliedern gewährt werden soll, vgl. OLG SCHLESWIG 2002, S. 286.
709
Vgl. auch KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 55, S. 36.
710
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 14, S. 1094; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 62, S. 37f.; KLAHOLD 1999, S. 142; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 8, S. 1013; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 40, S. 535; PETERSEN 2001, S. 43f.; SCHNEIDER 1996, S. 1773; SPENNER 1999, S. 168; TEGTMEIER 1998, S. 353; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3671 sowie WEIß 1999a, S. 152.
711
Vgl. BDO (HRSG.) 2003, S. 64; BegrRegE UMAG 2004, S. 51f.; BMJ/BMF 2003 Punkt 3 oder SEIBERT 2003b, S. 40.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
161
um einen Zustimmungs- oder Ermächtigungsbeschluss handelt. Bei Letzterem ist auch die Bestimmung der Ermächtigungsfrist notwendig und wie hoch das vorgesehene Emissionsvolumen ist (Angabe des Gesamtnennbetrags oder eines Höchstbetrages).712 Darüber hinaus ist die Hauptversammlung auch dazu berechtigt, die konkreten Anleihe- und Optionsbedingungen festzulegen, wie z.B. den Emissionskurs, die Verzinsung, die Laufzeit, die Kündigungsrechte, das Umtausch- oder Bezugsverhältnis sowie den Basispreis. Der Vorstand ist dann bei der Ausgabe der Wandelschuldverschreibungen an diese Vorgaben gebunden.713 Spätestens bei der Ausgabe der Wandelschuldverschreibungen müssen die Anleihebedingungen jedoch verbindlich feststehen.714 Soll zur Absicherung der Optionsrechte eine bedingte Kapitalerhöhung dienen, so sind im diesbezüglichen Hauptversammlungsbeschluss ohnehin der Kreis der Bezugsberechtigten sowie der Ausgabebetrag der neuen Aktien festzulegen. Ebenso zu den fakultativen Beschlussbestandteilen gehört der Ausschluss des Bezugsrechts, der im folgenden Abschnitt genauer betrachtet wird. Mit dem Beschluss über die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen ist noch keine Entscheidung über die Absicherung der geschaffenen Umtausch- bzw. Bezugsrechte getroffen worden. Hierzu bedarf es eines zusätzlichen Hauptversammlungsbeschlusses, der zweckmäßigerweise auf derselben Hauptversammlung gefasst wird.715 Für die Durchführung eines Aktienoptionsplans kommt als Deckungsmaßnahme, wie oben bereits ausgeführt wurde, nur die bedingte Kapitalerhöhung infrage, da die ordentliche sowie die genehmigte Kapitalerhöhung sowohl in zeitlicher als auch in quantitativer Hinsicht zu unflexibel sind.716
3.1.4.4.3.2
Ausschluss des Bezugsrechts
3.1.4.4.3.2.1 Formelle Erfordernisse Durch die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen besteht für die bisherigen Aktionäre die Gefahr der Verwässerung sowie die eines Eingriffs in die Beteiligungsstruktur oder -quote. Um dem zu begegnen, steht ihnen gemäß § 221 Abs. 4 Satz 1 AktG ein gesetzliches Bezugs712
Diese Angaben werden als notwendiger Inhalt des Hauptversammlungsbeschlusses bezeichnet, vgl. HÜFFER 1997, S. 224; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 10, S. 1093; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 60, S. 37; KLAHOLD 1999, S. 142f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 9-11, S. 1013f.; PETERSEN 2001, S. 51 oder WEIß 1999a, S. 153.
713
Vgl. HÜFFER 1997, S. 224; HÜFFER 2008 § 221 AktG Tz. 11, S. 1093; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 60, S. 37; KLAHOLD 1999, S. 142f.; KLEINDIEK 1998, S. 29; LUTTER 1997a, S. 5f.; PETERSEN 2001, S. 51f.; SCHNEIDER 1996, S. 1773; SPENNER 1999, S. 169f. oder WEIß 1999a, S. 153. Auf die Kontroverse in der Literatur, ob bei einem Zustimmungsbeschluss auch die Anleihebedingungen zu den notwendigen Bestandteilen gehören, sei hier nur hingewiesen.
714
Vgl. WEILEP 1999, Fach 18, S. 3671.
715
Vgl. ETTINGER 1998, S. 56; FUCHS 1997, S. 662; HÜFFER 1997, S. 231; LUTTER 1997a, S. 1 und PELTZER 1996, S. 310.
716
Vgl. KLEINDIEK 1998, S. 28 sowie die Abschnitte 3.1.4.2 und 3.1.4.3.
162
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
recht auf die Wandelschuldverschreibungen zu.717 Damit ein Aktienoptionsprogramm auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr.1 AktG umgesetzt werden kann, muss dieses Bezugsrecht ausgeschlossen werden.718 a) Beschlussanforderungen Handelt es sich um einen Zustimmungsbeschluss zu einem konkreten Emissionsvorhaben (§ 221 Abs. 1 Satz 1 AktG), so bedeutet die sinngemäße Anwendung von § 186 Abs. 3 Satz 1 AktG, dass die Entscheidung über das Bezugsrecht und der Ausgabebeschluss zwingend eine Einheit bilden. Die Hauptversammlung schließt demzufolge selbst das Bezugsrecht der Altaktionäre aus.719 Wird hingegen der Vorstand zur Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 Abs. 2 Satz 1 AktG ermächtigt, so kann die Hauptversammlung zwar ebenfalls selbst und unmittelbar das Bezugsrecht ausschließen, doch besteht auch die Möglichkeit, den Vorstand aufgrund der Parallele zum genehmigten Kapital und der analogen Anwendung von § 203 Abs. 2 Satz 1 AktG zum Bezugsrechtsausschluss zu ermächtigen.720 Dies ist dann sinnvoll, wenn offen bleiben soll, ob und in welchem Umfang das Bezugsrecht ausgeschlossen werden soll. Da bei der Einführung eines Aktienoptionsplans jedoch schon klar ist, dass ein Bezugsrechtsausschluss notwendig ist und welchen Umfang das gesamte Programm haben soll, wird in der Regel das Bezugsrecht direkt von der Hauptversammlung ausgeschlossen.721 In beiden Fällen ist aber die den Ausschluss des Bezugsrechts betreffende Entscheidung Bestandteil des Hauptversammlungsbeschlusses nach § 221 Abs. 2 Satz 1 AktG.722 Unabhängig davon, ob die Hauptversammlung selbst über den Bezugsrechtsausschluss entscheidet oder sie den Vorstand dazu ermächtigt, ist als Quorum gemäß § 186 Abs. 3 Satz 3 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG eine qualifizierte Mehrheit von mindestens drei Vierteln des bei der Beschlussfassung vertretenen Grundkapitals sowie eine Stimmenmehrheit nach § 133 Abs. 1 AktG erforderlich.723 717
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 38, S. 1101f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 75f., S. 42f.; KESSLER/ SUCHAN 2003b, Tz. 425, S. 141; KLAHOLD 1999, S. 146; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 44, S. 536 oder auch PETERSEN 2001, S. 53.
718
Vgl. BAUMS 1997b, S. 36; ETTINGER 1998, S. 57; FERSTL 2000, S. 100; HÜFFER 1997, S. 226; KLAHOLD 1999, S. 146; MARTENS 1997a, S. 88; PETERSEN 2001, S. 55; SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 489f.; SPENNER 1999, S. 170; WEIß 1999a, S. 162 und WEIß 1999b, S. 354.
719
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 39, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 86, S. 46; KLAHOLD 1999, S. 146; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 16, S. 1016; PETERSEN 2001, S. 56 sowie SPENNER 1999, S. 171.
720
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 39, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 87, S. 46f.; KLAHOLD 1999, S. 146f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 16, S. 1016; PETERSEN 2001, S. 57f. bzw. SPENNER 1999, S. 170.
721
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 147f. und SPENNER 1999, S. 171.
722
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 40, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 87-89, S. 46f.; KLAHOLD 1999, S. 146f.; PETERSEN 2001, S. 57f.; SPENNER 1999, S. 170 oder TEGTMEIER 1998, S. 352.
723
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 40, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 98f., S. 51; KLAHOLD 1999, S. 169; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 53, S. 538; PETERSEN 2001, S. 58 aber auch SPENNER 1999, S. 171.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
163
b) Informationspflichten Der geplante Ausschluss des Bezugsrechts auf die Wandel- oder Optionsanleihen muss gemäß § 186 Abs. 4 Satz 1 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG ausdrücklich und ordnungsgemäß im Zusammenhang mit der Tagesordnung in den Gesellschaftsblättern bekannt gemacht werden (§ 124 Abs. 1 AktG). Gleiches gilt zumindest für den Wortlaut des Vorstandsberichts, in dem die Gründe für die Notwendigkeit des Bezugsrechtsausschlusses erläutert werden.724 Der Vorstand muss der Hauptversammlung gemäß § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG einen schriftlichen Bericht über die Gründe für den Ausschluss des Bezugsrechts vorlegen.725 Dieser soll die Hauptversammlung in die Lage versetzen, auf einer gesicherten Grundlage über den Bezugsrechtsausschluss, der einen wesentlichen Eingriff in ihre Mitgliedschaftsrechte darstellt, entscheiden zu können.726 Bei den inhaltlichen Anforderungen an den Vorstandsbericht ist zu unterscheiden, ob das Bezugsrecht unmittelbar ausgeschlossen werden soll oder ob der Vorstand hierzu ermächtigt wird. Im ersten Fall muss der Vorstand in seinem Bericht an die Hauptversammlung nicht nur umfassend und konkret die Gründe für den Ausschluss des Bezugsrechts darlegen, er muss insbesondere auch den vorgeschlagenen Ausgabebetrag begründen, d.h. er hat die wesentlichen Anleihebedingungen sowie die Umtausch- oder Bezugskonditionen zu rechtfertigen.727 Dies bedeutet, dass der Bericht des Vorstands an die Hauptversammlung auf sämtliche Eckpunkte des Aktienoptionsprogramms eingehen muss. Hierzu gehören der begünstigte Personenkreis, die Laufzeit des Optionsprogramms, Wartefristen sowie Ausübungssperren, Erfolgsziele, die Anleihekonditionen (z.B. Verzinsung) und nicht zuletzt der Basispreis, zu dem die Führungskräfte junge Aktien erwerben dürfen. Nur so können sich die Aktionäre ein Urteil darüber bilden, ob ein solcher Eingriff in ihre Mitgliedschaftsrechte überhaupt notwendig ist.728 Da sich die Ermächtigung des Vorstands zum Bezugsrechtsausschluss in der Regel nicht auf ein konkretes Emissionsvorhaben bezieht, müssen hinsichtlich der inhaltlichen Anforderungen an den entsprechenden Bericht Abstriche gemacht werden. Als Gründe genügen daher auch Prognosen, die aber nicht nur vage Umschreibungen sein dürfen, sondern hinreichend 724
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 40, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 91, S. 47; KESSLER/ SUCHAN 2003b, Tz. 425-427, S. 141f.; KLAHOLD 1999, S. 169; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 54f., S. 538; PETERSEN 2001, S. 58f.; TEGTMEIER 1998, S. 352f. und WEIß 1999a, S. 186f.
725
Vgl. BAUMS 1997b, S. 36; ETTINGER 1998, S. 60f.; FERSTL 2000, S. 100f.; HÜFFER 1997, S. 229f.; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 41, S. 1102f.; JÄGER 1999, S. 32f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 92, S. 47; KLAHOLD 1999, S. 169; KLEINDIEK 1998, S. 33f.; KORN 2000, S. 90; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 55, S. 538; MARTENS 1997a, S. 88; PETERSEN 2001, S. 59; SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 490; TEGTMEIER 1998, S. 353-355 sowie WEIß 1999a, S. 187.
726
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 41, S. 1102f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 93, S. 48; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 75, S. 544f. bzw. WEIß 1999b, S. 356.
727
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 41, S. 1102f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 92f., S. 47f.; KLAHOLD 1999, S. 169-172; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 75, S. 544; PETERSEN 2001, S. 59f. und WEIß 1999b, S. 356.
728
Vgl. BAUMS 1997a, S. 41f.; ETTINGER 1998, S. 60f.; HÜFFER 1997, S. 229f.; JUNGEN 2000, S. 197f.; KLAHOLD 1999, S. 169-172; LUTTER 1997a, S. 5f.; PETERSEN 2001, S. 59-61; SPENNER 1999, S. 196f.; TEGTMEIER 1998, S. 353f.; WEIß 1999a, S. 187-189 sowie WEIß 1999b, S. 356.
164
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
konkret sein müssen, um so eine fundierte Entscheidung der Hauptversammlung zu ermöglichen.729 Der spätere Vorstandsbeschluss zum Ausschluss des Bezugsrechts unterliegt dagegen wieder ohne Einschränkung den sachlichen Rechtfertigungsschranken.730
3.1.4.4.3.2.2 Anwendbarkeit des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG Nach der Erörterung der formellen Erfordernisse verbleibt noch die Frage nach dem Umfang der materiellen Voraussetzungen für einen Ausschluss des Bezugsrechts. Wegen des generellen Verweises in § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG auf § 186 AktG ist grundsätzlich auch die Vereinfachungsvorschrift des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG anwendbar, nach der es keiner besonderen sachlichen Rechtfertigung eines Bezugsrechtsausschlusses bedarf, wenn die Barkapitalerhöhung 10% des Grundkapitals nicht übersteigt und der Ausgabebetrag nicht wesentlich geringer ist als der Börsenpreis.731 Diese Erleichterung greift aber nach Ansicht des Gesetzgebers und der herrschenden Meinung bei der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen nicht, da die Voraussetzungen des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG in der Regel nicht erfüllt sein werden. Die Durchführung eines Preisvergleichs scheitert nämlich daran, dass praktisch keine börsengehandelten Wandelschuldverschreibungen existieren werden, die in sämtlichen Konditionen mit den neu auszugebenden übereinstimmen. Es gibt deshalb auch keinen (notwendigen) Börsenpreis, an dem sich der Ausgabebetrag der Wandel- oder Optionsanleihen orientieren kann.732 BUSCH vertritt dagegen die Auffassung, dass für den Preisvergleich nicht unbedingt ein Börsenpreis notwendig ist, sondern dass eine Erleichterung des Bezugsrechtsausschlusses nach § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG auch dann möglich ist, wenn der Ausgabebetrag den nach finanzmathematischen Verfahren ermittelten theoretischen Wert der Wandel- oder Optionsanleihen nicht wesentlich unterschreitet.733 Dem ist jedoch zu widersprechen, da dies der Zielsetzung des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG entgegensteht.734 729
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 96, S. 50 oder PETERSEN 2001, S. 60.
730
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 97, S. 50f.
731
Vgl. GROß 1994, S. 2435; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 43a, S. 1104; JUNGEN 2000, S. 192f.; KLAHOLD 1999, S. 152; LUTTER 1995n, Rn. 39, S. 845; PETERSEN 2001, S. 83; SPENNER 1999, S. 171f. und WEIß 1999a, S. 162f.
732
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 43a, S. 1104; JUNGEN 2000, S. 194; KLAHOLD 1999, S. 152; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 17, S. 1016f.; LUTTER 1995n, Rn. 39, S. 845; PETERSEN 2001, S. 83f.; RECHTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES 1994, S. 9; SPENNER 1999, S. 172; WEIß 1999a, S. 164 sowie WEIß 1999b, S. 354.
733
Vgl. BUSCH 1999, S. 59-62.
734
Eine Erleichterung des Bezugsrechtsausschlusses soll nur dann zulässig sein, wenn die Rechte der Aktionäre nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Hiervon ist aber nicht auszugehen, wenn die drohende Verringerung der Beteiligungsquote nicht verhindert werden kann, da ein Erwerb entsprechender Wandelschuldverschreibungen über die Börse ausschiedet, vgl. KLAHOLD 1999, S. 152; LUTTER 1995n, Rn. 4, S. 833f. und PETERSEN 2001, S. 84f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
165
Ebenso abzulehnen ist eine andere Mindermeinung, nach der nicht auf den Ausgabebetrag der Wandel- oder Optionsanleihe abzustellen ist, sondern es als ausreichend angesehen wird, wenn der Basispreis der Optionsrechte den Börsenkurs der entsprechenden Aktie im Ausgabezeitpunkt nicht wesentlich unterschreitet.735 Die Vermögensverwässerung für die Altaktionäre hängt aber nicht nur vom Verhältnis des Basispreises zum Börsenkurs der Aktie ab. Der Wert des Bezugsrechts, auf das sie verzichten sollen, wird maßgeblich auch von den übrigen Anleihebedingungen bestimmt. Die Anwendung des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG im Rahmen der Durchführung von Aktienoptionsprogrammen scheidet daher in jedem Fall aus.736
3.1.4.4.3.2.3 Erleichterungen durch das Siemens/Nold-Urteil des BGH Der BGH hat mit dem Siemens/Nold-Urteil unter Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung die materiellen Anforderungen an die Berichtspflicht des Vorstands beim Bezugsrechtsausschluss herabgesetzt. Es gilt der Grundsatz, dass die mit der genehmigten Kapitalerhöhung verfolgte Maßnahme lediglich im wohlverstandenen Interesse der Gesellschaft liegen und der Hauptversammlung in abstrakter Form bekannt gegeben werden muss. Der BGH verfolgte damit das Ziel, der genehmigten Kapitalerhöhung wieder die notwendige Flexibilität zu verleihen, um so schnell auf Marktentwicklungen reagieren zu können und strategische Planungen nicht zu früh Wettbewerbern bekannt geben zu müssen.737 Eine Übertragung dieser für das genehmigte Kapital aufgestellten Grundsätze auf den Ausschluss des Bezugsrechts bei der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen in Verbindung mit einer bedingten Kapitalerhöhung für Zwecke eines Aktienoptionsprogramms scheidet jedoch aus. Die Erwägungen des BGH, die zur Änderung seiner früheren Rechtsprechung geführt haben, sind bei der Einführung eines Aktienoptionsprogramms gerade nicht einschlägig. Die schnelle Reaktion auf sich bietende Marktchancen spielt keine Rolle, da es sich bei der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmenskonzepts um eine langfristige strategische Entscheidung handelt. Es besteht auch kein zusätzliches Geheimhaltungsbedürfnis, vielmehr erfordert die Implementierung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems eine verstärkte Transparenz sowie Kontrollmöglichkeit der Hauptversammlung, um so eine Selbstbedienung der begünstigten Führungskräfte zu verhindern.738 735
Vgl. BUSCH 1999, S. 60; GROß 1994, S. 2438; MARSCH-BARNER 1994, S. 538f. bzw. OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2023f.
736
Vgl. HÜFFER 1997, S. 226; JUNGEN 2000, S. 194; KLAHOLD 1999, S. 153; PETERSEN 2001, S. 85f.; SPENNER 1999, S. 173-176; WEIß 1999a, S. 163f. aber auch WEIß 1999b, S. 354.
737
Vgl. BGH 1998, S. 137; BUNGERT 2001, S. 743; EKKENGA 2001b, S. 616-618; HIRTE 2001c, § 203 AktG Tz. 22, S. 374-376 und Tz. 66f., S. 390f.; HOFMEISTER 2000, S. 714-717; HÜFFER 2008 § 203 AktG Tz. 11, S. 1026f. und Tz. 27, S. 1031; JUNGEN 2000, S. 194; KLAHOLD 1999, S. 150; MEILICKE/HEIDEL 2000, S. 2358-2361; ROSCHMANN/ERWE 2004, Fn. 53, S. 54; SPENNER 1999, S. 198; TEGTMEIER 1998, S. 344; VOLHARD 1998, S. 402; WEIß 1999a, S. 167 sowie WEIß 1999b, S. 354.
738
Vgl. JUNGEN 2000, S. 194f.; KLAHOLD 1999, S. 151; SPENNER 1999, 200f.; TEGTMEIER 1998, 344f.; WEIß 1999a, S. 169f. und WEIß 1999b, S. 354f.
166
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.1.4.4.3.2.4 Materielle Erfordernisse Da die oben beschriebenen Erleichterungen an den Umfang der sachlichen Rechtfertigung des Bezugsrechtsausschlusses bei Aktienoptionsprogrammen auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen keine Anwendung finden, muss bei der Beurteilung auf die von der Literatur und Rechtsprechung entwickelten allgemeinen Kriterien zurückgegriffen werden. Die materiellen Anforderungen richten sich demzufolge nach den vom BGH im Kali & Salz-Urteil entwickelten Grundsätzen: Der Ausschluss des Bezugsrechts muss im Interesse der Gesellschaft liegen, er muss zur Verwirklichung des angestrebten Ziels erforderlich und geeignet sein und auch in einem angemessenen Verhältnis stehen.739 Diese Kriterien sind nun mit Blick auf die Umsetzung eines Aktienoptionsplans zu analysieren. a) Gesellschaftsinteresse Die Einführung eines Aktienoptionsplans ist eine flankierende Maßnahme im Zuge der Umsetzung eines wertorientierten Führungskonzepts. Sie dient unter anderem der Verringerung des Principal-Agent-Konflikts zwischen Anteilseignern und Management. Die Führungskräfte sollen dazu motiviert werden, Entscheidungen im Sinne des Shareholder-Value-Ansatzes zu treffen. Wie bereits dargelegt wurde, ist die Ausrichtung der Unternehmenspolitik an den Zielsetzungen der Aktionäre mit dem deutschen Aktienrecht vereinbar.740 Ein weiteres Argument für die Einführung von Aktienoptionsprogrammen ist die stärkere Bindung der begünstigten Manager an das Unternehmen. Darüber hinaus wird auch die Position der Gesellschaft im internationalen Wettbewerb um die besten Führungskräfte gestärkt, da die Gewährung von Aktienoptionen zu den gängigen Vergütungsusancen zählt. Der Ausschluss des Bezugsrechts zum Zwecke der Einführung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen erfolgt daher im Interesse der Gesellschaft und ist somit zulässig.741 Er orientiert sich eben nicht an Partikularinteressen einzelner Aktionäre oder Aktionärsgruppen bzw. der Organmitglieder.
739
Vgl. BGH 1978, S. 40-53; HÜFFER 1997, S. 227; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 42, S. 1103; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 100, S. 51f.; KLAHOLD 1999, S. 151; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 56f., S. 538f.; PETERSEN 2001, S. 63; SPENNER 1999, S. 178; TEGTMEIER 1998, S. 344; WEIß 1999a, S. 169f. oder Weiß 1999b, S. 354f.
740
Siehe Abschnitt 3.1.2.
741
Vgl. BAUMS 1997a, S. 40; ETTINGER 1998, S. 59; FERSTL 2000, S. 100; HÜFFER 1997, S. 227f.; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 42, S. 1103; JÄGER 1999, S. 31; JUNGEN 2000, S. 195; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 103, S. 53f.; KLAHOLD 1999, S. 155f.; KLEINDIEK 1998, S. 28-40; KORN 2000, S. 88; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 329; PETERSEN 2001, S. 69f.; SCHNEIDER 1996, S. 1773; SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 489; SPENNER 1999, S. 179-185; TEGTMEIER 1998, S. 345f.; WEIß 1999a, S. 170f.; WEIß 1999b, S. 355; WILDNER 2000, S. 62 bzw. ZEIDLER 1998, S. 791f. Ablehnend hingegen LUTTER 1995k, § 203 AktG Rn. 18, S. 372, der seine Auffassung später korrigiert hat, vgl. LUTTER 1997a, S. 2-5.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
167
b) Eignung Mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms wird die Entlohnung der Führungskräfte mit dem Börsenkurs verknüpft. Auf einem informationseffizienten Kapitalmarkt742 kann dieser wiederum als geeigneter Maßstab für die Entwicklung des langfristigen Unternehmenswertes angesehen werden. So gelingt es, die Zielsetzungen der Anteilseigner mit denen des Managements in Übereinstimmung zu bringen. Voraussetzung für die Anreizwirkungen ist jedoch, dass die Begünstigten auch tatsächlich einen Einfluss auf den Aktienkurs haben. Es ist daher sinnvoll, die Ausgabe von Optionsrechten auf Vorstandsmitglieder und andere Führungskräfte der obersten Hierarchieebenen zu beschränken. Darüber hinaus entfaltet ein Optionsplan aufgrund der Laufzeit von bis zu zehn Jahren die gewünschte Bindungswirkung. Auch die anderen oben genannten Ziele werden von Aktienoptionsprogrammen grundsätzlich erfüllt. Eine ablehnende Haltung könnte nur damit begründet werden, dass sich die Führungskräfte nicht rational verhalten, d.h. eine geringere Vergütung einer höheren, durch Aktienoptionen bedingten Vergütung vorziehen würden oder der Kapitalmarkt in keiner Weise informationseffizient ist. Eine Beurteilung der konkreten Optionsbedingungen ist im Rahmen der Eignungsprüfung nicht notwendig. Es ist ausreichend, wenn eine Mittel-Zweck-Relation zwischen dem Bezugsrechtsausschluss und den angestrebten Zielen gegeben ist.743 Insbesondere besteht, entgegen der Auffassung von BAUMS und SPENNER,744 keine Verpflichtung, in diesem Zusammenhang den Verzicht auf Erfolgsziele oder Ausübungsbeschränkungen im Vorstandsbericht zu begründen.745 Dies hat vielmehr im Rahmen der Angemessenheitsbeurteilung der Hauptversammlung und des Aufsichtsrats bzw. Vorstands zu erfolgen. Es bleibt somit festzuhalten, dass Aktienoptionsprogramme grundsätzlich dazu geeignet sind, die mit seiner Einführung intendierten Ziele zu erreichen. Gleiches gilt daher auch für das Bezugsrecht, das bei der Durchführung auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen in Verbindung mit bedingtem Kapital zwingender Bestandteil des Aktienoptionsplans ist.746 c) Erforderlichkeit Der Bezugsrechtsausschluss ist erforderlich, wenn keine weiteren Entscheidungsalternativen bestehen oder kein schonenderes Mittel existiert, welches die angestrebten Ziele ebenso oder gar besser erreicht. Es darf also kein anderes Vergütungssystem geben, das mit geringeren
742
Es kann davon ausgegangen werden, dass der deutsche Kapitalmarkt hinreichend informationseffizient ist.
743
Vgl. HÜFFER 1997, S. 228 sowie PETERSEN 2001, S. 71.
744
Vgl. BAUMS 1997a, S. 40 und SPENNER 1999, S. 185-189.
745
So auch HÜFFER 1997, S. 228 oder KLAHOLD 1999, S. 158.
746
Vgl. ETTINGER 1998, S. 59; HÜFFER 1997, S. 40; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 42, S. 1103; JUNGEN 2000, S. 196; KLAHOLD 1999, S. 157f.; PETERSEN 2001, S. 71; TEGTMEIER 1998, S. 346f.; WEIß 1999a, S. 171f. sowie WEIß 1999b, S. 355. Mit Einschränkungen auch BAUMS 1997a, S. 40 und SPENNER 1999, S. 185-189.
168
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Eingriffen in die Aktionärsrechte den gleichen Erfolg erreicht.747 In Betracht kommen zunächst traditionelle Entlohnungsformen, die von buchhalterischen Größen abhängig sind. Diese sind aber mit Blick auf die beabsichtigte Anreizwirkung zur Unternehmenswertsteigerung keine sinnvollere Alternative, da von ihnen andere Verhaltensanreize ausgehen.748 Es kann allenfalls mittelbar eine Beziehung zum Marktwert des Eigenkapitals hergestellt werden. Als problematisch erweist auch die Gefahr, dass die Führungskräfte durch bilanzpolitische Maßnahmen die Höhe ihrer Vergütung in ungerechtfertiger Art und Weise beeinflussen können.749 Eine Möglichkeit, den drohenden Verwässerungseffekt zu verhindern und trotzdem eine aktienkursorientierte Vergütung zu gewähren, besteht in der schuldrechtlichen Nachbildung von Aktien (Phantom Stocks) oder Aktienoptionen (Stock Appreciation Rights).750 Sie entfalten zwar die gleichen Anreizwirkungen wie reale Optionsrechte, doch belasten sie stattdessen den Bilanzgewinn und führen zu einem Mittelabfluss im Ausübungszeitpunkt und belasten so die Liquidität der Gesellschaft. Aufgrund des unterschiedlichen Zahlungsprofils handelt es sich bei ihnen nicht um ein milderes, gleich gut geeignetes Mittel zur Erreichung des angestrebten Zwecks, sondern lediglich um ein anderes. Gleiches gilt auch für den Programmkauf, bei dem bereits im Erwerbs- bzw. Gewährungszeitpunkt der Optionsrechte ein Mittelabfluss zu verzeichnen ist. Weitere Alternativen zur Absicherung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems ist zum einen der Erwerb eigener Aktien nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG und zum anderen die Gewährung „nackter“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG. Beide Varianten stimmen hinsichtlich der Verhaltensanreize zwar mit Aktienoptionen auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen überein, doch zeichnen sie sich ebenso wie Stock Appreciation Rights oder von Dritten erworbene Optionsrechte durch abweichende Zahlungsstrukturen und andere Auswirkungen auf den Bilanzgewinn aus. Sie können demnach nicht als gleiche Mittel angesehen werden. Die Entscheidung, welche Durchführungsvariante gewählt werden sollte, muss im unternehmerischen Ermessen liegen und ist nur bedingt der richterlichen Überprüfung zugänglich. Ist die Einführung eines Aktienoptionsprogramms durch die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen geplant, so ist folglich das Kriterium der Erforderlichkeit des Bezugsrechtsausschlusses ohne Frage erfüllt.751
747
Vgl. BAUMS 1997a, S. 40; ETTINGER 1998, S. 59; HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 AktG Tz. 113, S. 271f.; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 27, S. 953; KLAHOLD 1999, S. 158f.; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 62, S. 212; SPENNER 1999, S. 189f.; TEGTMEIER 1998, S. 348 oder WEIß 1999a, S. 172.
748
Vgl. BAUMS 1997a, S. 41; KLAHOLD 1999, S. 159f.; PETERSEN 2001, S. 159; SPENNER 1999, S. 190; TEGTMEIER 1998, S. 348 bzw. WEIß 1999a, S. 172.
749
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 160; TEGTMEIER 1998, S. 348 sowie WEIß 1999a, S. 172.
750
BAUMS 1997a, S. 40f.; ETTINGER 1998, S. 59f.; KLAHOLD 1999, S. 159f.; SPENNER 1999, S. 190f.; TEGTMEIER 1998, S. 349 aber auch WEIß 1999a, S. 173.
751
Vgl. BAUMS 1997a, S. 40f.; ETTINGER 1998, S. 59f.; HÜFFER 1997, S. 228; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 42, S. 1103; JUNGEN 2000, S. 196; KLAHOLD 1999, S. 160f.; SPENNER 1999, S. 191; TEGTMEIER 1998, S. 348-350; WEIß 1999a, S. 173 und WEIß 1999b, S. 355.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
169
d) Angemessenheit Das Kriterium der Angemessenheit verlangt, dass das Gesellschaftsinteresse höher zu bewerten ist als die Nachteile, welche die Altaktionäre durch den Bezugsrechtsausschluss in ihrer Rechts- und Vermögensposition erleiden.752 Da es sich bei der Einführung eines Aktienoptionsplans um eine unternehmerische Entscheidung handelt, die auf den zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Daten und den Prognosen über die zukünftige Entwicklung beruht, kann sich die Überprüfung, auch durch die Gerichte, lediglich auf eine Plausibilitäts- und Missbrauchskontrolle beschränken.753 Bei den Nachteilen, die die Altaktionäre durch die Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen im Rahmen eines Aktienoptionsprogramms in Kauf nehmen, handelt es sich zum einen um eine vermögensmäßige Verwässerung, zum anderen um einen Verlust an Stimmkraft aufgrund einer geringeren Beteiligungsquote. Diese sind zu den Vorteilen ins Verhältnis zu setzen, die den Anteilseignern durch eine verstärkte Ausrichtung der Unternehmenspolitik am Shareholder-Value-Ansatz und der damit einhergehenden Verringerung des Principal-Agent-Konflikts zugute kommen.754 Im Hinblick auf die Verringerung der Beteiligungs- und Stimmquote sind Betrachtungen des auf eine einzelne Aktie entfallenden Anteils wenig hilfreich, da sich die Veränderungen bei den hier zu untersuchenden (Publikums-)Aktiengesellschaften im Bereich der sechsten oder siebten Nachkommastelle abspielen. Es ist jedoch nicht zulässig, aufgrund dieser zugegebenermaßen geringen absoluten Veränderung zu schlussfolgern, dass der Verlust an Beteiligungs- oder Stimmquote bei der Einführung eines Aktienoptionsplans in jedem Fall vernachlässigt werden kann.755 Es muss vielmehr auf die relative Verringerung des Stimmrechtsanteils oder der Beteiligungsquote abgestellt werden. Diese orientiert sich am Verhältnis aus vorhandenem Grundkapital zum bedingten Kapital, das zur Unterlegung des Optionsprogramms geschaffen werden soll. Bei bisher umgesetzten Aktienoptionsprogrammen betrug der Ermächtigungsrahmen regelmäßig weniger als 10% des Grundkapitals der Gesellschaft zum Zeitpunkt des Hauptversammlungsbeschlusses.756 Die daraus resultierende Abnahme des Stimmrechtsanteils wird durchaus noch als verhältnismäßig angesehen. Hierfür spricht auch die Höchstgrenze in § 192 Abs. 3 Satz 1 AktG, nach der es nicht zu beanstanden ist, wenn das bedingte Kapital, das zur Absicherung „nackter“ Optionsrechte im Sinne von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG dient, 10% des zum Zeitpunkt der Beschlussfassung vorhandenen Grundkapitals 752
Vgl. HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 AktG Tz. 114, S. 272; HÜFFER 2008, § 186 AktG Tz. 28, S. 953; KLAHOLD 1999, S. 161; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 63, S. 212f.; TEGTMEIER 1998, S. 351; WEIß 1999a, S. 173f. sowie WIEDEMANN 1995, § 186 AktG Tz. 146, S. 318.
753
Vgl. HÜFFER 1997, S. 229; LUTTER 1995b, § 186 AktG Rn. 61, S. 212; WEIß 1995a, S. 174f. oder WEIß 1999b, S. 355.
754
Vgl. BAUMS 1997a, S. 41; ETTINGER 1998, S. 60; HÜFFER 1997, S. 229; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 42, S. 1103; JUNGEN 2000, S. 196; KLAHOLD 1999, S. 162; PETERSEN 2001, S. 72; SPENNER 1999, S. 192; TEGTMEIER 1998, S. 351f. bzw. WEIß 1999a, S. 173f.
755
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 162; KOHLER 1997, S. 263f. sowie SPENNER 1999, S. 193. Kritisch hingegen Weiß 1999a, S. 175.
756
Vgl. LG FRANKFURT AM MAIN 1997, S. 518; LG STUTTGART 1997, S. 2423, OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2025; ROTTNAUER 1998, S. 2027 sowie WEIß 1999a, S. 175f. mit weiteren Nennungen.
170
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
nicht übersteigt. Gleiches gilt für den erleichterten Bezugsrechtsausschluss nach § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG, nach dem von einer wesentlichen Beeinträchtigung der Rechtsposition des Anlegers nicht ausgegangen wird, wenn die Kapitalerhöhung 10% des Grundkapitals nicht übersteigt.757 Problematischer ist dagegen die Beurteilung, ob die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms verbundene Verwässerung der Vermögensposition verhältnismäßig ist. Um dies überprüfen zu können, muss als Ursache für den Verwässerungsnachteil der Wert der den Führungskräften gewährten Aktienoptionen quantifiziert und den erwarteten positiven Effekten in Gestalt zu erzielender Motivations- und Unternehmenswertsteigerungen gegenübergestellt werden.758 Hierzu reicht es nicht aus, wenn lediglich der Basispreis der Optionsrechte mit dem Börsenkurs zum Ausgabezeitpunkt verglichen wird.759 Eine Betrachtung, die nur auf den inneren Wert der Optionsrechte abstellt, vernachlässigt, dass die Optionen vor allem wegen der sehr langen Laufzeit einen erheblichen Zeitwert haben können. Zur Bestimmung des Optionsgesamtwertes sind daher alle Parameter in einem Optionspreismodell zu berücksichtigen.760 Es muss darüber hinaus untersucht werden, welche negativen Auswirkungen ein Optionsplan auf Unternehmensebene haben kann. Dies kann z.B. zusätzlicher Personalaufwand sein, der zu einer Abnahme des Bilanzgewinns führt und letztlich das Ausschüttungspotenzial der Gesellschaft verringert. Diese „Kosten“ für das Unternehmen respektive die Aktionäre müssen geringer sein als die erwartete Zunahme des Shareholder Value. Diese genau abzuschätzen ist praktisch aber kaum möglich. Es kann lediglich geprüft werden, ob es plausibel ist, dass die leichter zu bestimmenden „Kosten“ des Aktienoptionsprogramms durch das zusätzliche Engagement der Führungskräfte mindestens kompensiert werden.
3.1.4.4.4
„Nackte“ Optionsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG
3.1.4.4.4.1
Zustimmungs- oder Ermächtigungsbeschluss
Mit dem KonTraG hat der Gesetzgeber durch die Änderung des § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG die Möglichkeit geschaffen, dass Unternehmen ihren Führungskräften zu Vergütungszwecken auch „nackte“ Optionsrechte gewähren können, die durch bedingtes Kapital abgesichert werden.761 Der hierzu notwendige Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung kann so757
Vgl. OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2023f.; PETERSEN 2001, S. 73f.; SPENNER 1999, S. 192-194 bzw. WEIß 1999a, S. 175f.
758
Vgl. LUTTER 1997a, S. 5; KLEINDIEK 1998, S. 39 oder WEIß 1999a, S. 178.
759
So aber KOHLER 1997, S. 262f. und SPENNER 1999, S. 192f.
760
Vgl. KLAHOLD 1999, S. 163 und WEIß 1999a, S. 176. Zur Bestimmung von Optionsgesamtwerten auf der Basis von Optionspreismodellen, die auch Parameter wie Ausübungshürden und Erfolgsziele berücksichtigen, siehe insbesondere Abschnitt 4.2.
761
Aufsichtsratsmitglieder dürfen nicht zu den Begünstigten eines Aktienoptionsprogramms auf der Basis von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG zählen, vgl. FEDDERSEN/POHL 2001, S. 29f.; HERZIG/LOCHMANN 2003, S. 837f.;
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
171
wohl im Wege der Zustimmung als auch der Ermächtigung erfolgen.762 Bei einem Zustimmungsbeschluss verpflichtet die Hauptversammlung den Vorstand bzw. Aufsichtsrat zur Durchführung des konkreten, ihr vorgelegten Aktienoptionsplans und zwar in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Beschlussfassung.763 Dieses Vorgehen ist in der Praxis jedoch eher die Ausnahme. Durch einen Ermächtigungsbeschluss wird der Verwaltung dagegen die notwendige (zeitliche) Flexibilität gegeben, die zur Umsetzung eines Optionsprogramms erforderlich ist.764 Sie ist zwar weiterhin an die Vorgaben der Hauptversammlung und insbesondere an die zwingenden Beschlussinhalte nach § 193 Abs. 2 Nr. 1-4 AktG gebunden, jedoch sind die Eckpunkte eines Aktienoptionsprogramms nicht wie beim Zustimmungsbeschluss kalendermäßig vorzugeben. Es ist ausreichend, wenn bestimmbare Zeitangaben festgelegt werden.765 Vorstand bzw. Aufsichtsrat können dann nach eigenem unternehmerischen Ermessen entscheiden, ob sie einen Aktienoptionsplan einführen und wenn ja, wann die Ausgabe der Optionsrechte an die begünstigten Führungskräfte erfolgen soll.766 Es bleibt die Frage zu klären, ob der Ermächtigungszeitraum zur Gewährung von Bezugsrechten an Führungskräfte ebenso begrenzt ist, wie dies für die Ermächtigung bei der Ausgabe von Wandel- oder Optionsanleihen (§ 221 Abs. 3 Satz 1 AktG) bzw. der genehmigten Kapitalerhöhung (§ 202 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 AktG) der Fall ist. Der Gesetzgeber hat in § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG zwar darauf verzichtet, eine maximale Dauer für die Ermächtigung zur Ausgabe von Optionsrechten an Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder festzulegen, jedoch führt nach Ansicht von FREY, KLAHOLD und WULFF eine richtlinienkonforme Auslegung des § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG im Ergebnis dazu, dass die Verwaltung gemäß Art. 25 Abs. 2 Satz 3 der EG-Kapitalrichtlinie767 nur für eine Höchstdauer von fünf Jahren zur Gewährung von BezugsKESSLER/SUCHAN 2003b, Tz. 419, S. 139; KREMER 2003b,Rn. 761-766, S. 203f.; OLTMANNS 2002, S. 312; PETERSEN 2001, S. 36f.; SAUTER/BABEL 2003a, Tz. 41, S. 18f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003b, Tz. 415, S. 136f. und WIECHERS 2003, S. 595f. 762
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; CLAUSSEN 1997b, S. 114; FRIEDRICHSEN 2000, S. 79; HIRTE 2000, S. 223; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 22, S. 988f.; JÄGER 1999, S. 34; KALLMEYER 1999, S. 99f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 330; MARTENS 1997a, S. 89 und PIRCHEGGER 2001, S. 17. Auf die Kritik an den Bezeichnungen Zustimmungs- bzw. Ermächtigungsbeschluss soll hier nicht weiter eingegangen werden, vgl. dazu KLAHOLD 1999, S. 240f.
763
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 110, S. 71; FRIEDRICHSEN 2000, S. 79; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 22, S. 988f.; KLAHOLD 1999, S. 241; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 40, S. 1025f. oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 94.
764
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 110f., S. 71; FRIEDRICHSEN 2000, S. 80-82; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 22, S. 988f.; KLAHOLD 1999, S. 241f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 40, S. 1025f.; MARTENS 1997a, S. 89 bzw. VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 94. Im Referentenentwurf war dagegen diese Möglichkeit noch nicht vorgesehen, die erst durch eine Anregung LUTTERS Eingang in das Gesetzgebungsverfahren erlangte, vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 111, S. 71; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 22, S. 988f.; LUTTER 1997a, S. 9; RefE KonTraG 1996, S. 2137f. sowie SEIBERT 1998, S. 48.
765
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30 und ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 198, S. 58.
766
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 81f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 22, S. 988f.; KLAHOLD 1999, S. 241-243; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 40, S. 1025f.oder SEIBERT 1998, S. 48.
767
Vgl. RICHTLINIE 77/91/EWG, S. 8.
172
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
rechten an Führungskräfte ermächtigt werden kann.768 Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie wird in diesem Fall für nicht anwendbar gehalten, so dass eine entsprechende Ausnahmeregelung nicht in Betracht kommt.769 In Übereinstimmung mit der Regierungsbegründung zum KonTraG gehen HÜFFER, MARTENS, SEIBERT und WEIß jedoch zumindest bei der Frage des Bezugsrechtsausschlusses davon aus, dass Art. 41 Abs. der EG-Kapitalrichtlinie greift.770 Als Folge wäre die von FRIEDRICHSEN vertretene Auffassung, dass eine Beschränkung der Ermächtigungsdauer auf fünf Jahre nicht erforderlich ist, europarechtskonform.771 Ohne die Frage der Notwendigkeit einer Befristung abschließend zu beantworten, sollte der Verwaltung eine Ermächtigung zur Gewährung von Bezugsrechten an Führungskräfte für höchstens fünf Jahre erteilt werden, um bei der Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms die Gefahr der Anfechtung aufgrund fehlender Europarechtskonformität zu vermeiden. Außerdem hat dies den Vorteil, dass die Hauptversammlung nach spätestens fünf Jahren die positiven und negativen Auswirkungen der Einführung eines Optionsplans würdigen und gegebenenfalls Anpassungen bei einem neu aufzulegenden Programm vornehmen kann.
3.1.4.4.4.2
Erweiterte Beschlussinhalte nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG
3.1.4.4.4.2.1 Aufteilung auf bezugsberechtigte Gruppen Bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG beinhaltet der Hauptversammlungsbeschluss über die bedingte Kapitalerhöhung nicht nur den maximalen Erhöhungsbetrag und den Kreis der Bezugsberechtigten, gemäß § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG muss auch die Aufteilung der Bezugsrechte auf Mitglieder der Geschäftsführungen und Arbeitnehmer von der Hauptversammlung festgelegt werden. Die Vergütungskompetenz des Aufsichtsrats bzw. Vorstands beschränkt sich somit darauf zu entscheiden, wie viele Bezugsrechte der einzelne Begünstigte erhält.772 Der Gesetzgeber hat zwar 768
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 113, S. 72f.; KLAHOLD 1999, S. 242f. sowie WULFF 2000, S. 72f.
769
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 113, S. 72 und WULFF 2000, S. 61-63. Sie sind aber auch der Meinung, dass Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie dann greift, wenn die Beteiligung von Arbeitnehmern am Kapital der Unternehmen gefördert werden soll, d.h. sozialpolitische Zwecke im Vordergrund stehen, FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 113, S. 72; RICHTLINIE 77/91/EWG, S. 12 sowie WULFF 2000, S. 63. Hiervon ist bei Aktienoptionsprogrammen im Rahmen eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts nicht zwangsläufig auszugehen.
770
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; HÜFFER 1997, S. 239f.; MARTENS 1997a, S. 89f.; SEIBERT 1998, S. 47 aber auch WEIß 1999a, S. 223.
771
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 82. Er hält Art. 25 Abs. 2 Satz 3 der EG-Kapitalrichtlinie für nicht einschlägig, da lediglich das genehmigte und nicht das bedingte Kapital behandelt wird und außerdem isolierte Bezugsrechte nicht von Art. 25 Abs. 4 der EG-Kapitalrichtlinie erfasst werden und somit eine Erweiterung auf Aktienoptionsprogramme ohnehin ausscheidet. Er verzichtet daher auf eine Untersuchung des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie.
772
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 59, S. 122; FRIEDRICHSEN 2000, S. 136f.; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 143, S. 57 oder KLAHOLD 1999, S. 246.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
173
keine bestimmte Hierarchieebene vorgesehen, die nicht unterschritten werden darf, doch sollten mit Blick auf die Beeinflussbarkeit des Aktienkurses lediglich Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte zu den Begünstigten zählen.773 Die Aufteilung des Gesamtvolumens kann sowohl durch die Angabe von Prozentsätzen als auch durch die absolute Anzahl der auf die einzelnen Gruppen entfallenden Bezugsrechte erfolgen.774 Der Gesetzgeber schreibt dabei nicht vor, zwischen wie vielen Gruppen zu differenzieren ist. Es spricht nichts dagegen, wenn lediglich zwischen Vorstandsmitgliedern und Arbeitnehmern unterschieden wird.775 Soll der Aktienoptionsplan dagegen sämtliche Führungskräfte in einem Konzern begünstigen, erscheint es sinnvoll, eine Unterteilung in Vorstandsmitglieder der Muttergesellschaft, Vorstandsmitglieder der anderen Konzerngesellschaften, Arbeitnehmer der Muttergesellschaft sowie Arbeitnehmer der übrigen Konzerngesellschaften vorzunehmen.776 Eine solche Unterscheidung in vier Gruppen ist aber nicht zwingend notwendig. So ist es auch denkbar, sämtliche Arbeitnehmer des Konzerns zu einer Gruppe zusammenzufassen.777 Bei konzernweiten Aktienoptionsplänen sind darüber hinaus Regelungen zu treffen, die Doppel- oder Mehrfachgewährungen einzelner Personen verhindern. Dies beträfe Vorstandsmitglieder der Muttergesellschaft, die gleichzeitig gesetzliche Vertreter einzelner oder mehrerer Konzernunternehmen sind.778
3.1.4.4.4.2.2 Erfolgsziele Neben der Aufteilung der Optionsrechte auf die bezugsberechtigten Gruppen muss die Hauptversammlung nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG in ihrem Kapitalerhöhungsbeschluss als weiteren
773
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; KRAMARSCH 2000, S. 50; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 190, S. 56f.; SEIBERT 1998, S. 42 sowie VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 100.
774
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ENGELSING 2001, S. 75; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2272; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 190, S. 56f.; SEIBERT 1998, S. 42 bzw. WULFF 2000, S. 77.
775
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 59, S. 122; HIRTE 2000, S. 217; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 37, S. 1865; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 42, S. 1026 aber auch VOGEL 2000, S. 938.
776
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 59, S. 122; HIRTE 2000, S. 216f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 37, S. 1865; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 143, S. 57; KRAMARSCH 2000, S. 50; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 42, S. 1026; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 190, S. 56f.; SEIBERT 1998, S. 42; WEIß 1999a, S. 215f. oder WEIß 1999b, S. 357. Schwierigkeiten kann die Begünstigung von Führungskräften in Konzernunternehmen mit sich bringen, wenn sich die Gesellschaften nicht in hundertprozentigem Besitz der Konzernmutter befinden. Es besteht dann die Gefahr, dass das Management einen Anreiz erhält, ausschließlich im Sinne des Mutterunternehmens zu entscheiden und die Belange der Minderheitsaktionäre vernachlässigt werden.
777
Vgl. HIRTE 2000, S. 217; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; VOGEL 2000, S. 938.
778
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 23f.; ENGELSING 2001, S. 75f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 190, S. 56f.; SEIBERT 1998, S. 42; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 98f. oder WULFF 2000, S. 77.
VON
EINEM/PAJUNK 2002, S. 100 und
174
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Eckpunkt des Aktienoptionsprogramms Erfolgsziele festlegen.779 Hierunter sind sämtliche Bedingungen zu verstehen, die Voraussetzung für eine lohnende Optionsausübung sind.780 Mit der Festlegung von Erfolgszielen sollen grundsätzlich die von einem Aktienoptionsprogramm ausgehenden Motivationswirkungen verstärkt werden. Sie sollen helfen, die Verknüpfung zwischen der Vergütungshöhe und den Zielsetzungen der Anteilseigner zu verbessern. So kann z.B. ein Mindesterfolg vorgegeben werden, der nach Einschätzung der Aktionäre respektive der Hauptversammlung erreicht werden muss, damit die Führungskräfte überhaupt von ihrer aktienkursorientierten Entlohnung profitieren können. Durch geeignete Erfolgsziele (Indexierung) kann aber auch verhindert werden, dass das Management in Zeiten haussierender Börsen für Steigerungen des Unternehmenswertes belohnt wird, die nicht auf ihren Leistungen, sondern vielmehr auf unternehmensexternen Faktoren beruhen (Vermeidung von „Windfall Profits“).781 Die Erfolgsziele im Sinne von § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG lassen sich in rechtliche und wirtschaftliche Erfolgsziele unterteilen.782 Bei einem rechtlichen Erfolgsziel kann es sich um eine aufschiebende Bedingung im Sinne von § 158 Abs. 1 BGB handeln, wonach das Rechtsgeschäft erst mit dem Eintritt dieser Bedingung wirksam wird.783 Die Optionen können demzufolge vor dem Erreichen der Erfolgsziele nicht ausgeübt werden. Als weitere Ausgestaltungsmöglichkeit eines rechtlichen Erfolgsziels kommt auch die Vereinbarung einer schuldrechtlichen Ausübungsbeschränkung in Betracht. Eine aufschiebende Bedingung im Sinne von § 158 Abs. 1 BGB besteht in diesem Fall nicht, d.h. die Ausübung der Optionsrechte ist 779
Der Begriff des Erfolgsziels geht auf eine Beschlussempfehlung des RECHTSAUSSCHUSSES DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES zurück. In den vorangegangenen Gesetzentwürfen war hingegen noch von Kurszielen die Rede. Dies erschien jedoch vor dem Hintergrund der Vielgestaltigkeit von Aktienoptionsprogrammen als eine zu enge Festlegung, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 64, S. 124; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 144, S. 57; KRAMARSCH 2000, S. 51; RECHTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES 1998, S. 26 oder WULFF 2000, S. 79.
780
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 62, S. 123f.; JUNGEN 2000, S. 206; SUCHAN/BAUMUNK 2003a, Tz. 119, S. 46; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104; WEIß 1999a, S. 218 und WEIß 1999b, S. 358.
781
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 61, S. 123f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144-146; JUNGEN 2000, S. 207f.; LUTTER 1997a, S. 6; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 104f. oder WEIß 1999b, S. 358. So spricht KRAMARSCH von zwei unterschiedlichen Zielsetzungen: Der verstärkten Verankerung der Interessen der Aktionäre in den Vergütungssystemen und der Vermeidung ungerechtfertigter Entlohnung, vgl. KRAMARSCH 2000, S. 157; ähnlich auch AHA, der als Erfolgsziele die Indexierung bzw. einen Mindesterfolg unterscheidet, vgl. AHA 1997, S. 2226f. oder WULFF, der vom Leistungsmaßstab und den Leistungsanforderungen spricht, vgl. WULFF 2000, S. 79-87.
782
Diese explizite Unterteilung geht auf VON EINEM/GÖTZE zurück, vgl. VON EINEM/GÖTZE 2002, S. 73 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 108. Ähnlich geht auch WILDNER vor, der zwischen einem fixen Ausübungspreis mit Ausübungsbeschränkungen (entspricht größtenteils einem rechtlichen Erfolgsziel) und einem variablen Ausübungspreis (wirtschaftliches Erfolgsziel) unterscheidet, vgl. WILDNER 2000, S. 39 und S. 45.
783
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 61, S. 123; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994 bzw. VON EINEM/GÖTZE 2002, S. 73. Unabhängig von der Frage, ob die Einräumung, so FREY und HÜFFER, oder wie nach Meinung von FRIEDRICHSEN, KRIEGER und VON EINEM/GÖTZE die Ausübung der Bezugsrechte bedingt ist, bleibt aus wirtschaftlicher Sicht letztlich die Ausübbarkeit der Optionsrechte beschränkt, vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 61, S. 123; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 43, S. 1026f. sowie VON EINEM/GÖTZE 2002, S. 73.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
175
grundsätzlich wirksam.784 Verstöße gegen ein schuldrechtliches Veräußerungsverbot ziehen aber unweigerlich eine Schadensersatzpflicht des Begünstigten nach sich, so dass eine Ausübung entgegen der vereinbarten Erfolgsziele keinen wirtschaftlichen Vorteil verspricht. Rechtliche Erfolgsziele legen demnach zusätzliche Ausübungshürden fest und haben keinen Einfluss auf die Höhe des Basispreises, der gemäß § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG unabhängig davon im Hauptversammlungsbeschluss anzugeben und in der Regel dem Aktienkurs im Gewährungszeitpunkt entspricht. Im Unterschied zu den rechtlichen Erfolgszielen wird bei wirtschaftlichen Erfolgszielen keine zusätzliche explizite Ausübungshürde vorgegeben. Diese ergibt sich vielmehr implizit aus der Festlegung des Basispreises bzw. der Grundlage seiner Berechnung. Die Optionsrechte können und dürfen zwar jederzeit ausgeübt werden, doch ist dies ökonomisch nur sinnvoll, wenn das Erfolgsziel erreicht ist, da nur dann der Börsenkurs über dem Basispreis der Optionsrechte liegt. Im Hauptversammlungsbeschluss wird das Erfolgsziel daher schon mit der nach § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG zwingenden Angabe des Ausgabebetrags bzw. der Grundlage seiner Berechnung festgelegt. Das bedeutet aber auch, dass der Basispreis in der Regel größer ist als bei Aktienoptionen mit rechtlichen Ausübungsbeschränkungen und der Ausübungsgewinn zwangläufig deutlich geringer ausfällt.785 Die explizite Festlegung eines Erfolgsziels ist nicht mehr notwendig. Es liegt auch kein Verstoß gegen § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG vor. Der Gesetzgeber hat nicht ausdrücklich erklärt, dass nur rechtliche Erfolgsziele in Form separater Ausübungsbeschränkungen zulässig sind. Ein Hauptversammlungsbeschluss, in dem wirtschaftliche Erfolgsziele verwendet werden, erfüllt somit die gesetzlichen Anforderungen.786 Die inhaltliche Festlegung der Erfolgsziele hat einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf der Entlohnungsfunktion, die mit der Gewährung der Optionsrechte verbunden ist. Die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten, die Gegenstand der Untersuchung in Abschnitt 4.2 sind, bestimmen daher maßgeblich die mit der Einführung von Aktienoptionsprogrammen intendierten Anreizwirkungen. Als Anknüpfungspunkt für die Festlegung geeigneter Erfolgsziele kommt zunächst die absolute Kursentwicklung der Aktie in Betracht.787 Bei rechtlichen Erfolgszielen wird hierzu eine bestimmte Kurssteigerung vorgegeben, die mindestens erreicht werden muss, damit die Optionsrechte überhaupt ausgeübt werden dürfen (z.B. durch die Angabe eines Prozentsatzes oder eines fixen Betrags). Bei wirtschaftlichen Erfolgszielen wird dagegen ein Basispreis vereinbart, der um den erforderlichen Kursanstieg über dem Börsenkurs im Gewährungszeitpunkt liegt.788 Die Optionsrechte sind in diesem Fall mehr oder weniger weit aus dem Geld. 784
Vgl. VON EINEM/GÖTZE 2002, S. 73.
785
Vgl. auch WILDNER 2000, S. 40f.
786
Vgl. VON EINEM/GÖTZE 2002, S. 76. Ein Erfolgsziel kann unter bestimmten Bedingungen sogar ein gesunkener Aktienkurs sein, vgl. OLG KOBLENZ 2002, S. 788.
787
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 67, S. 125; FRIEDRICHSEN 2000, S. 150; HIRTE 2000, S. 219; HOFFMANNBECKING 1999, S. 801f.; KLAHOLD 1999, S. 31f.; PIRCHEGGER 2001, S. 19; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 191, S. 57; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105 aber auch WILDNER 2000, S. 39f.
788
Vgl. BAUMS 1997a, S. 17f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 64, S. 124; FRIEDRICHSEN 2000, S. 150; HIRTE 2000, S. 219; JUNGEN 2000, S. 206f.; KLAHOLD 1999, S. 31-33; WILDNER 2000, S. 39f. sowie WULFF 2000,
176
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Wie bereits in Kapitel 3.1.4.4.2.3.3 gezeigt wurde, sollten zwischenzeitliche Kapitalmaßnahmen und/oder Dividendenzahlungen im Ausgabebetrag berücksichtigt werden, damit die Ausrichtung der Vergütung am Aktienkurs nicht falsche Anreizwirkungen bei den Führungskräften zur Folge hat. Gleiches gilt auch für die Erfolgsziele.789 Bei wirtschaftlichen Erfolgszielen führt dies quasi automatisch dazu, dass die Performance nicht mehr am Aktienkurs, sondern an der gesamten Aktienrendite gemessen wird. Bei Aktienoptionen, die mit einer rechtlichen Ausübungshürde versehen sind, sollte zwar auch eine Anpassung des Basispreises an eventuell durchgeführte Kapitalmaßnahmen bzw. Dividendenzahlungen erfolgen, um jedoch ein eigennutzmaximierendes Verhalten der Führungskräfte zu verhindern, das den Zielen der Anteilseignern widerspricht, müssen diese Sachverhalte auch in den rechtlichen Erfolgszielen berücksichtigt werden. Ansonsten würde die Ausübung der Optionen aufgrund des sinkenden Aktienkurses unwahrscheinlicher werden und somit Fehlanreize für das Management geben. Offen ist noch die Frage nach einer angemessenen Höhe des Kursanstiegs. Der Gesetzgeber hat zwar hinsichtlich eines Mindesterfolges keine Vorgaben gemacht,790 allerdings hat sich in Teilen der Literatur sowie der Rechtsprechung zur Zulässigkeit von Aktienoptionsplänen herauskristallisiert, dass Beschränkungen, die eine Erhöhung des Aktienkurses um mindestens 10% bis 20% (bezogen auf den Börsenkurs im Gewährungszeitpunkt) als Voraussetzung für die Ausübung der Optionsrechte fordern, durchaus als angemessen anzusehen sind.791 Bezieht man diese Kurszuwächse jedoch auf die bis zu zehnjährige Laufzeit der Aktienoptionsprogramme, so ist lediglich ein Anstieg des Börsenkurses um ca. 1-2% pro Jahr notwendig, damit die Optionen ins Geld kommen bzw. die Ausübungshürde überschritten wird. Da eine solche Verzinsung aber deutlich unterhalb der Durchschnittsrendite risikofreier Anlagen gleicher Laufzeit liegt, kann das Erreichen dieses Erfolgsziels nicht unbedingt als besondere Leistung des Managements angesehen werden.792 Es erschient daher sinnvoller, das Erfolgsziel an der von den Anteilseignern geforderten Aktienrendite auszurichten.793 Diese kann mithilfe des S. 83f. Üblicherweise wird nicht auf die Kurse an einzelnen Stichtagen abgestellt, sondern es werden vielmehr Durchschnittskurse der letzten Handelstage vor der Gewährung bzw. Ausübung der Optionsrechte ermittelt, um so zufällige Kurschwankungen, die z.B. auf kurzfristigen Kapitalmarktungleichgewichten beruhen können, auszuschließen, vgl. BAUMS 1997a, S. 18; FRIEDRICHSEN 2000, S. 150; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 38, S. 1865 und WULFF 2000, S. 81. 789
Vgl. BAUMS 1997a, S. 18; FRIEDRICHSEN 2000, S. 164f.; JUNGEN 2000, S. 209; KLEMUND 1999, S. 73 sowie WEIß 1999a, S. 101f.
790
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 64, S. 124; HIRTE 2000, S. 219 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 106.
791
Vgl. LG STUTTGART 1997, S. 2429 (15%); LG STUTTGART 2000, S. 2221 (20%); OLG BRAUNSCHWEIG 1998, S. 2025 (10%) und OLG STUTTGART 1998, S. 1759 (15%). In die gleiche Richtung tendieren auch IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 38, S. 1865 (8,5% bis 20%); JÄGER 1999, S. 34 (10%); JUNGEN 2000, S. 208 (10% bis 15%); KLAHOLD 1999, S. 32 (10% bis 20%) bzw. LUTTER 1997a, S. 6 (10%).
792
Vgl. BAUMS 1997a, S. 18f.; KRAMARSCH 2000, S. 161f.; MENICHETTI 1996, S. 1690; WILDNER 2000, S. 4042 und WULFF 2000, S. 82.
793
Vgl. HOFFMANN-BECKING 1999, S. 802 oder MENICHETTI 1996, S. 1690. Die Aktienrendite setzt sich aus der Kursentwicklung, den Dividendenzahlungen und den Erträgen aus der Verwertung sonstiger, aus dem Besitz der Aktie resultierender Rechte (Gratisaktien, Bezugsrechte o.Ä.) zusammen. Ähnlich argumentiert auch KRAMARSCH, der jedoch fälschlicherweise die WACC als Erfolgsmaßstab verwendet, die aber ein gewogenes Mittel der Eigen- und Fremdkapitalkosten darstellen, vgl. KRAMARSCH 2000, S. 160f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
177
CAPM ermittelt werden und als Grundlage der Berechnung eines periodenindividuellen Basispreises bzw. einer Ausübungshürde dienen, die jährlich um die erwartete Eigenkapitalverzinsung ansteigen.794 Unter der Annahme, dass der anfängliche Basispreis dem Aktienkurs im Gewährungszeitpunkt entspricht, kann diese Bedingung wie folgt formuliert werden: (3-16)
Xt
Bt
S0 1 rEK
mit: rEK und: ȕ ȕ i
t
E ~rEK rf E ~rm rf ȕ
ı im ı 2m
795
Die Führungskräfte können demnach ihre Optionsrechte erst dann gewinnbringend verwerten, wenn es ihnen gelingt, eine tatsächliche Aktienrendite zu erzielen, die oberhalb der von den Anteilseignern erwarteten Verzinsung des von ihnen eingesetzten Kapitals liegt. Die Festlegung einer absoluten Ausübungshürde wird aber häufig kritisiert, da die tatsächliche Kursentwicklung nicht nur auf den Leistungen der Führungskräfte beruht, sondern auch durch zahlreiche andere gesamtwirtschaftliche oder branchenspezifische Faktoren beeinflusst wird, wie z.B. Zinsentscheidungen der Zentralbank, Wechselkursschwankungen, Reformen im politischen bzw. sozialen System oder eine besondere Branchenkonjunktur. Es besteht daher die Möglichkeit, dass das Management für Steigerungen des Unternehmenswertes belohnt wird, die nicht auf seine Entscheidungen zurückzuführen ist, sie also „Windfall Profits“ erzielen.796 Sollen diese exogenen Faktoren jedoch bei der Bemessung der Vergütung der Vorstandsmitglieder und leitenden Angestellten keine Rolle spielen, ist das Erfolgsziel an der relativen Performance des eigenen Unternehmens auszurichten, d.h. die Ausübungshürde oder der Basispreis orientieren sich an der Entwicklung eines geeigneten Vergleichsmaßstabs (so genanntes „Benchmarking“).797 Dies bedeutet nicht anderes, als dass die Optionsrechte nur dann ausgeübt werden können bzw. eine Ausübung wirtschaftlich sinnvoll ist, wenn der Aktienkurs sich besser entwickelt hat als die entsprechende Vergleichsgröße.798 Durch die relativen Aus794
Eine zeitliche Staffelung des Ausgabebetrags ist grundsätzlich zulässig, so dass einer Festlegung periodenindividueller Basispreise nichts entgegensteht, vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 13f., S. 26; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 45, S. 116; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 10, S. 301 oder TEGTMEIER 1998, S. 358.
795
Vgl. BREALEY/MYERS 2003, S. 194f.; SHARPE/ALEXANDER/BAILEY 1999, S. 235 oder STEINER/BRUNS 2002, S. 27.
796
Vgl. AHA 1997, S. 2226; BAUMS 1997a, S. 12f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 155; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 38, S. 1865; JUNGEN 2000, S. 207; KRAMARSCH 2000, S. 163; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105 sowie WILDNER 2000, S. 42f.
797
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12f.; BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; ENGELSING 2001, S. 44; FLEISCHER 1998, S. 51f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 67, S. 125; FRIEDRICHSEN 2000, S. 151f.; HIRTE 2000, S. 219; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 38, S. 1865; JUNGEN 2000, S. 207; KALLMEYER 1999, S. 100; KLAHOLD 1999, S. 32; KRAMARSCH 2000, S. 51; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 43, S. 1026f.; LUTTER 1997a, S. 6; PELTZER 2002, S. 16; PIRCHEGGER 2001, S. 18; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 192, S. 57; SEIBERT 1998, S. 44; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105; WEIß 1999a, S. 218; WEIß 1999b, S. 358 oder WULFF 2000, S. 79f.
798
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 151f.; JUNGEN 2000, S. 207; WILDNER 2000, S. 43 aber auch WULFF 2000, S. 79f.
178
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
übungsbeschränkungen oder Basispreise wird demnach bei haussierenden Börsen und gleichzeitiger Unterperformance des Aktienkurses der eigenen Gesellschaft eine Ausübung der Optionsrechte verhindert.799 Obwohl im Gesetzgebungsverfahren und in der Literatur dieses Konzept weitgehend befürwortet wird, ist die Festlegung relativer Erfolgsziele vom Gesetzgeber nicht zwingend vorgegeben worden. Allerdings zählt die Anbindung der Vergütung an anspruchsvolle, relevante Vergleichsparameter zu den Empfehlungen der REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX, so dass von einer zunehmenden Verbreitung wirtschaftlicher Erfolgsziele auszugehen ist.800 Stellt man rechtliche und wirtschaftliche Erfolgsziele gegenüber, so zeigt sich allerdings, dass „Windfall Profits“ nur dann weitgehend vermieden werden können, wenn der Basispreis mit der Entwicklung des Vergleichindexes verknüpft wird. Bei der Vereinbarung separater Ausübungsbeschränkungen profitiert der Begünstigte nämlich nicht nur von der über die Entwicklung des Vergleichsmaßstabs hinausgehenden zusätzlichen Wertschaffung, sondern auch von Kursbewegungen, die auf unternehmensexternen Faktoren und nicht auf ihren eigenen Leistungen beruhen.801 Als Bezugsgrößen für die relative Performance kommen zunächst breit gefasste Gesamtmarktindices infrage (z.B. der DAX- oder die Dow Jones STOXX®-Familie), durch die Kursschwankungen aufgrund gesamtwirtschaftlicher Veränderungen ausgeblendet werden können.802 Allerdings können branchenindividuelle Entwicklungen bei der Verwendung solcher Marktindices nicht berücksichtigt werden. Hierzu ist ein Vergleich der Unternehmensperformance mit einem Branchenindex oder einer so genannten Peer Group erforderlich.803 Schwierigkeiten bereitet jedoch bei stark diversifizierten und international tätigen Unternehmen die Suche nach einem geeigneten Branchenindex oder einer Vergleichsgruppe.804 Bei der Verwendung eines Branchenindexes oder einer relativ kleinen Peer Group besteht allerdings die Gefahr, dass außergewöhnliche Leistungen des Managements nicht entsprechend honoriert werden, wenn die Vergleichsunternehmen ebenfalls sehr erfolgreich sind oder die Kursentwicklung der Aktien des eigenen Unternehmens den Verlauf des Vergleichsindexes aufgrund seiner hohen Gewichtung maßgeblich prägt.805 799
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24 und SEIBERT 1998, S. 44.
800
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FRIEDRICHSEN 2000, S. 161; JUNGEN 2000, S. 207; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 7; SEIBERT 1998, S. 44; SEIBERT 2003b, S. 40 oder WEIß 1999b, S. 358.
801
Vgl. hierzu auch FRIEDRICHSEN 2000, S. 156 und WILDNER 2000, S. 46.
802
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 154; DEUTSCHE BÖRSE AG (HRSG.) 2003, S. 6 sowie STOXX LIMITED (HRSG.) 2003, S. 8.
803
Vgl. CLOTTEN 1998, S. 109f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 154; KRAMARSCH 2000, S. 163; OTT 1998, S. 123 oder WILDNER 2000, S. 44. Die Deutsche Börse oder STOXX Limited stellen geeignete Branchenindices in ausreichendem Umfang zur Verfügung, vgl. DEUTSCHE BÖRSE AG (HRSG.) 2003, S. 7-10 aber auch STOXX LIMITED (HRSG.) 2003, S. 10.
804
Vgl. AHA 1997, S. 2227; BAUMS 1997a, S. 13; FRIEDRICHSEN 2000, S. 160; JUNGEN 2000, S. 207; KLAHOLD 1999, S. 32; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105 sowie WEIß 1999b, S. 358.
805
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 158 und WEIß 1999b, S. 358.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
179
Zur Festlegung des relativen Erfolgsziels stehen grundsätzlich zwei verschiedene Vorgehensweisen offen: Die Indexierung der Ausübungshürde bzw. des Basispreises oder die Verwendung eines so genannten Performanceabschlags. Im ersten Fall werden die Zielgrößen regelmäßig an die positiven oder negativen Veränderungen des Vergleichsmaßstabs angepasst.806 Beim Grundmodell wird zunächst der Quotient aus dem Indexstand im Zeitpunkt der Ausübung und der Gewährung der Optionsrechte gebildet und anschließend mit dem anfänglichen Basispreis bzw. der Ausübungshürde multipliziert: (3-17)
Xt
It X 0 bzw. B t I0
It B 0 807 I0
Der anfängliche Basispreis bzw. die Ausübungshürde können auch oberhalb des Börsenkurses im Gewährungszeitpunkt liegen. Dadurch wird gleichzeitig ein Mindesterfolg gegenüber der Entwicklung des Indexes vorgegeben. Als Erweiterung des Grundmodells wird vorgeschlagen, die Indexentwicklung um einen so genannten Veränderungsindex zu korrigieren. Dadurch sollen unternehmensspezifische, aber dennoch übliche Schwankungen des Aktienkurses im Vergleich zum Markt- bzw. Branchenindex berücksichtigt werden:808 (3-18)
Xt
§§ It · · ¨ ¨ 1¸ VI 1¸ X 0 bzw. B t ¸ ¨¨ I ¸ 0 ¹ © © ¹
§§ It · · ¨ ¨ 1¸ VI 1¸ B 0 ¸ ¨¨ I ¸ 0 ¹ © © ¹
So schlägt BECKER vor, den Veränderungsindex durch eine Vergangenheitsanalyse zu bestimmen. Hat sich z.B. herausgestellt, dass der Aktienkurs um 12% steigt (fällt), während sich der Vergleichsindex im gleichen Zeitraum um 10% erhöht (verringert) hat, so kann angenommen werden, dass auch in Zukunft die Schwankung des Aktienkurses um das 1,2-fache höher ausfällt als die des Indexes.809 Eine anderes Verfahren schlägt KRAMARSCH vor, der den Veränderungsindex aus dem Verhältnis der Volatilitäten der Aktie und des Marktindexes ermittelt.810 Denkbar wäre aber auch, dass der unternehmensspezifische Betafaktor als Veränderungsindex verwendet wird. Im Unterschied zu KRAMARSCHS Vorschlag werden nicht die entsprechenden Volatilitäten ins Verhältnis gesetzt, sondern die Kovarianz zwischen dem Wertpapier i und dem Marktportfolio wird durch die Varianz des Gesamtmarktindexes dividiert: (3-19)
VI
ıi oder VI ȕ i ım
ı im ı 2m
Wie bereits erwähnt, ist es bei der Festlegung des Basispreises oder der zusätzlichen Ausübungshürde zwingend erforderlich, zwischenzeitliche Dividendenzahlungen oder andere 806
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 152f.; KRAMARSCH 2000, S. 47; WENGER 1997, S. 64 oder WULFF 2000, S. 84.
807
Vgl. BREDOW 1998, S. 381. Dieser Ausdruck ist äquivalent zu der von MENICHETTI vorgeschlagenen Gleichung, in der der Quotient lediglich durch die aufgezinste jährliche Durchschnittsrendite des Indexes ersetzt wird, vgl. MENICHETTI 1996, S. 1690.
808
Vgl. BECKER 1990, S. 40 und KRAMARSCH 2000, S. 47.
809
Vgl. BECKER 1990, S. 40.
810
Vgl. KRAMARSCH 2000, S. 47.
180
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Erträge, die aus dem Besitz der Aktie resultieren, zu berücksichtigen, um Fehlanreize zu vermeiden. Die gilt bei der Verwendung relativer Erfolgsziele insbesondere dann, wenn auch der Vergleichsindex entsprechende Anpassungen vornimmt. Dies ist z.B. bei den Indices der Dow Jones STOXX®- oder DAX-Familie der Fall, die als Performance und nicht als Preisindices berechnet werden.811 Bei der zweiten Möglichkeit zur Bestimmung des Basispreises oder einer separaten Ausübungshürde ist ebenfalls denkbar, den Börsenkurs im Ausübungszeitpunkt um einen so genannten Performanceabschlag zu korrigieren.812 Hierzu wird zunächst der Total Shareholder Return (die gesamte Aktienrendite) bestimmt, der sich aus der Kursentwicklung, den ausgeschütteten Dividenden und sonstigen Erträgen zusammensetzt. Ist der Total Shareholder Return geringer als die Veränderung des Vergleichsmaßstabs, kommt eine Ausübung der Optionen nicht infrage. Konnte das Management jedoch eine Aktienrendite erzielen, die oberhalb der Rendite des Gesamtmarktes, der Branche bzw. der Peer Group liegt („Outperformance“), wird aus dem Verhältnis von Total Shareholder Return und Vergleichsrendite ein Performanceabschlag berechnet, um den der Börsenkurs im Ausübungszeitpunkt reduziert wird. Allgemein lässt sich dieser Ansatz wie folgt formulieren: (3-20)
Xt
St 1 PA t bzw. B t
mit: PA t
St 1 PA t
§ I · f ¨ TSR t , t ¸ PA t ¨ ¸ I0 ¹ ©
0 wenn TSR t
It I0
Der individuellen Gestaltung zur Berechnung des Performanceabschlags sind keine Grenzen gesetzt sind. Es besteht z.B. die Möglichkeit, den Abschlag je nach erzielter Outperformance zu staffeln oder auch nach oben zu beschränken. So entspricht der Performanceabschlag bei einem Aktienoptionsprogramm des Dresdner Bank Konzerns der Differenz aus der prozentualen Wertentwicklung der Dresdner Bank Aktie und dem Dow Jones STOXX® Bank. Liegt die Outperformance oberhalb von 5%, so verdoppelt sich der entsprechende Abschlag.813 Wird der Ausgabebetrag an die Entwicklung eines Vergleichsmaßstabs gekoppelt (Verwendung eines wirtschaftlichen Erfolgsziels) kann es dazu kommen, dass die Führungskräfte auch bei einem Kursrückgang ihre Optionsrechte gewinnbringend ausüben können. Dies ist dann 811
Vgl. CLOTTEN 1998, S. 110; DEUTSCHE BÖRSE AG (HRSG.) 2003, S. 27-33; FRIEDRICHSEN 2000, S. 166; KLEMUND 1999, S. 73; KNOLL 1997b, S. 41f.; LEHNER 1998, S. 34; STOXX LIMITED (HRSG.) 2003, S. 2123; WENGER 1997, S. 64 und WILDNER 2000, S. 43f.
812
Vgl. CLOTTEN 1998, S. 111-113; FRIEDRICHSEN 2000, S. 152; KLAHOLD 1999, S. 33; KNOLL 1997b, S. 41f.; KRAMARSCH 2000, S. 48f.; LEHNER 1998, S. 34-39 oder WULFF 2000, S. 85.
813
Vgl. CLOTTEN 1998, S. 111-113. Beträgt beispielsweise der Wertzuwachs der Aktie 9%, während der Referenzindex nur um 5% steigt, bedeutet dies eine Outperformance von 4%-Punkten, die zu einem Abschlag auf den aktuellen Börsenkurs in Höhe von 4% führt. Ein Anstieg des Aktienkurses um 15% wäre dagegen gleichbedeutend mit einer Outperformance von 10% und der Performanceabschlag läge bei 10% 2 = 20%. Ähnliche Regelungen finden sich im Aktienoptionsplan der adidas-Salomon AG. So wurde der Abschlag aus dem Vergleich mit einer Peer Group und/oder der absoluten Wertentwicklung der Aktie berechnet, vgl. ADIDAS-SALOMON AG 1999, S. 14-16.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
181
möglich, wenn die Entwicklung des Vergleichsmaßstabs noch negativer ausgefallen ist als die Wertminderung der eigenen Aktien. Durch ein solches relatives Erfolgsziel werden demzufolge nicht nur „Windfall Profits“, sondern auch „Windfall Losses“ des Managements vermieden.814 Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine leistungs- und aktienkursorientierte Entlohnung der Führungskräfte überhaupt berechtigt ist, wenn die Aktionäre im gleichen Moment noch nicht einmal ansatzweise die erwartete Aktienrendite erzielen oder sogar Vermögenseinbußen hinnehmen müssen.815 Als Lösungsmöglichkeit bietet sich die Kombination der relativen Erfolgsziele mit einer absoluten Ausübungsbeschränkung an. Bei einem rechtlichen Erfolgsziel kann es zwar auch passieren, dass die Ausübungshürde bei einem Kursrückgang erreicht wird, wenn die Performance der eigenen Aktien besser ist als die des Vergleichsindexes, trotzdem ist eine Ausübung der Optionsrechte aufgrund des unterhalb des Basispreises liegenden Börsenkurses ökonomisch nicht sinnvoll. Neben absoluten oder relativen Kurszielen kommt auch die Verwendung anderer Erfolgsparameter in Betracht, die aus buchhalterischen Daten abgeleitet werden können. Voraussetzung für die Ausübung der Optionsrechte ist dann das Erreichen bestimmter Vorgaben. Als Bezugsgrößen können z.B. bestimmte Umsatz- bzw. Ertragssteigerungen, der Gewinn pro Aktie, das DVFA/SG-Ergebnis, die Eigen- bzw. Gesamtkapitalrendite oder der EVA dienen.816 Aber auch die erfolgreiche Platzierung eigener Aktien an der Börse ist als Erfolgsziel zulässig.817 In der Praxis werden absolute bzw. relative Kursziele sowie sonstige Parameter alternativ, aber auch kumulativ verwendet. Dies richtet sich hauptsächlich nach den unternehmensindividuellen Zielsetzungen, die mit der Einführung eines Aktienoptionsplans verfolgt werden.
3.1.4.4.4.2.3 Erwerbszeiträume Ein weiterer zwingender Bestandteil des Hauptversammlungsbeschlusses über die bedingte Kapitalerhöhung ist nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG die Festlegung bestimmter Erwerbszeiträume. Dies ist die Zeitspanne, innerhalb derer den Führungskräften die Optionsrechte gewährt werden können, d.h. sie die Möglichkeit erhalten, die ihnen von der Gesellschaft angebotenen Bezugsrechte zu zeichnen. Ein Erwerbszeitraum wird demnach durch den Beginn und das Ende bzw. die Dauer der Zeichnungsfrist genau bestimmt, wobei eine kalendermäßi814
Vgl. BAUMS 1997a, S. 12f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 155; JUNGEN 2000, S. 207; KLAHOLD 1999, S. 32; vON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105; WILDNER 2000, S. 46 und WULFF 2000, S. 81.
815
Vgl. KRAMARSCH 2000, S. 165 sowie WILDNER 2000, S. 46.
816
Allerdings besteht bei Erfolgszielen, die sich an Daten des Rechnungswesens orientieren, die Gefahr, dass sie aufgrund rechnungslegungspolitischer Entscheidungen von den Führungskräften in gewissen Grenzen in ihrem Interesse beeinflusst werden können, vgl. BENNER-HEINACHER 2000, S. 253; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 802; KLAHOLD 1999, S. 35f.; KRAMARSCH 2000, S. 165; LEUNER/RATTLER 2001, S. 228f.; SEIBERT 1998, S. 46; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 106 oder WEIß 1999b, S. 358.
817
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 67, S. 125; LG MÜNCHEN I 2001, S. 288 bzw. VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 105.
182
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
ge Festlegung nicht erforderlich ist.818 Dabei muss es sich nicht zwangsläufig nur um einen Erwerbszeitraum handeln. Die Ausgabe der Optionsrechte an die begünstigten Führungskräfte kann auch in einzelnen Tranchen, z.B. jährlich in Abhängigkeit von der Wertentwicklung des Unternehmens, erfolgen.819 Durch die Festlegung von Erwerbszeiträumen soll verhindert werden, dass Führungskräfte ihnen bekannte Insiderinformationen zu Lasten der übrigen Kapitalmarktteilnehmer ausnutzen. Hängen nämlich der Basispreis und/oder die Ausübungsbeschränkungen vom Aktienkurs im Gewährungszeitpunkt ab, haben die Begünstigten durch die Wahl des Erwerbszeitpunkts Einfluss auf die Bezugsbedingungen und damit auch auf das Gewinnpotenzial der Optionsrechte.820 Ein solches Verhalten ist zwar insiderrechtlich unbedenklich, jedoch können die Führungskräfte trotzdem ungerechtfertigte finanzielle Vorteile erlangen und dadurch letztendlich das Vertrauen des Kapitalmarktes in Aktienoptionspläne als geeignete anreizkompatible Vergütung nachhaltig stören. Um dem entgegenzuwirken, sollte die Festlegung der Bezugsbedingungen standardisiert und so den Einflussmöglichkeiten des Managements entzogen werden. Dies lässt sich dadurch erreichen, dass die Zeichnung der Optionsrechte und die damit einhergehende Festlegung der Optionskonditionen nur dann möglich ist, wenn zwischen Kapitalmarktteilnehmern und Führungskräften kein zu großer Informationsunterschied besteht. Dies ist z.B. im Anschluss an die Veröffentlichung von Geschäfts-, Zwischen- und Quartalsberichten oder nach Bilanzpressekonferenzen bzw. Analystengesprächen der Fall.821 Es ist zwar denkbar, den Ausgabebetrag und die Erfolgsziele im Hauptversammlungsbeschluss betragsmäßig genau zu bestimmen, jedoch erweist sich diese Regelung in der Praxis vor allem bei solchen Optionsplänen als zu unflexibel, die in mehreren Tranchen ausgegeben werden sollen.
3.1.4.4.4.2.4 Wartezeit Die Zeitspanne zwischen der aufschiebend bedingten Einräumung und der erstmaligen Ausübungsmöglichkeit der Optionsrechte wird als Wartezeit oder Sperrfrist bezeichnet.822 Die 818
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ENGELSING 2001, S. 76; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; JUNGEN 2000, S. 210; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 150, S. 59f.; KRAMARSCH 2000, S. 49-51; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; SEIBERT 1998, S. 43; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 109; WEIß 1999a, S. 216 oder WEIß 1999b, S. 357.
819
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; FRIEDRICHSEN 2000, S. 138f.; JUNGEN 2000, S. 210; WEIß 1999a, S. 216 sowie WEIß 1999b, S. 357.
820
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; FRIEDRICHSEN 2000, S. 252f.; S. 109; WEIß 1999a, S. 216 und WULFF 2000, S. 91.
821
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 69, S. 126; WEIß 1999a, S. 216 oder WULFF 2000, S. 91f.
822
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 73, S. 128; FRIEDRICHSEN 2000, S. 144; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 195, S. 57 und VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110.
VON
EINEM/PAJUNK 2002,
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
183
Wartezeit dient dazu, die langfristige Orientierung der Vergütung mit Aktienoptionen sicherzustellen. Die Führungskräfte sollen so ihr Verhalten und ihre Entscheidungen an der nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes ausrichten.823 Den Managern soll durch die Sperrfristen die Möglichkeit genommen werden, kurzfristige externe Kurseffekte im Anschluss an die Einführung eines Aktienoptionsprogramms zu ihren Gunsten auszunutzen.824 Aus diesen Gründen sollte die Wartezeit nicht zu kurz sein und in der Regel drei Jahre betragen,825 obwohl gesetzlich nur eine zweijährige Frist gefordert wird.826 In Anlehnung an die maximale Laufzeit des Anstellungsvertrages empfiehlt JUNGEN, dass die Wartezeit fünf Jahre nicht übersteigen sollte.827 Die Sperrfrist darf aber auch nicht zu lang sein, da die Optionsrechte wie „goldene Handschellen“ wirken können. Verfallen nämlich die Optionen, wenn eine Führungskraft während der Wartezeit aus dem Unternehmen ausscheidet, kann dies dazu führen, dass ein ansonsten sinnvoller Personalwechsel unnötig behindert wird. In der Praxis haben sich daher Wartezeiten zwischen zwei und vier Jahren durchgesetzt.828
3.1.4.4.4.2.5 Ausübungszeiträume Durch die ebenfalls in § 193 Abs. 2 Nr. 4 zwingend vorgeschriebene Angabe der Ausübungszeiträume werden der Beginn und das Ende der Möglichkeit festgelegt, die gewährten Optionsrechte auszuüben. Innerhalb dieser Frist muss der Gesellschaft die Bezugserklärung der Führungskräfte zugehen, um wirksam zu werden.829 Der Gesetzgeber verfolgt mit der verbindlichen Festlegung der Ausübungsfenster durch die Hauptversammlung das gleiche Ziel
823
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 73, S. 128; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; JUNGEN 2000, S. 209f.; KRAMARSCH 2000, S. 52; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110; WEIß 1999a, S. 217; WEIß 1999b, S. 357 oder WULFF 2000, S. 91.
824
Vgl. JUNGEN 2000, S. 209 und KLAHOLD 1999, S. 37.
825
Vgl. AHA 1997, S. 2226; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 73, S. 128; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 152f., S. 60f.; LUTTER 1997a, S. 6; SEIBERT 1998, S. 43; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110; WEIß 1999a, S. 217 bzw. WEIß 1999b, S. 357.
826
Vgl. AHA 1997, S. 2226; ENGELSING 2001, S. 77; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 73, S. 128; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; JUNGEN 2000, S. 209; KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 152f., S. 60f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 195, S. 57; SEIBERT 1998, S. 43; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110 oder WEIß 1999a, S. 217. Die kürzere Mindestwartezeit beruht auf einer Beschlussempfehlung des RECHTSAUSSCHUSSES DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES, vgl. RECHTSAUSSCHUSS DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES 1998, S. 9.
827
Vgl. JUNGEN 2000, S. 210.
828
Vgl. AHA 1997, S. 2226; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 110 und WALTI 1998, S. 35.
829
Vgl. ENGELSING 2001, S. 76f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127; FRIEDRICHSEN 2000, S. 267; HIRTE 2000, S. 219; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 9, S. 994; KLAHOLD 1999, S. 37; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRAMARSCH 2000, S. 51; PELTZER 2002, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 193, S. 57 oder WEIß 1999a, S. 219.
184
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
wie mit der Forderung nach Erwerbszeiträumen: Es soll verhindert werden, dass das Management Informationsvorsprünge zu Lasten der übrigen Kapitalmarktteilnehmer ausnutzt.830 Sehen die Optionsbedingungen variable Basispreise und/oder relative Erfolgsziele vor, so kann es den Führungskräften möglich sein, durch rechtzeitige Ausübung der Optionsrechte finanzielle Vorteile aus ihnen bekannten Insiderinformationen zu erzielen. Richtet sich z.B. der Ausgabebetrag nach der Outperformance der eigenen Aktien gegenüber der Entwicklung eines Vergleichsindexes und haben die Begünstigten Kenntnis über einen bevorstehenden Kursrückgang aufgrund noch nicht veröffentlichter, schlechter Unternehmensnachrichten, so können sie bestrebt sein, sich durch vorzeitige Ausübung der Optionsrechte einen höheren Performanceabschlag zu sichern. Ähnlich verhält es sich bei rechtlichen Erfolgszielen. Wurden die separaten Ausübungshürden bereits erreicht und droht durch das Bekanntwerden schlechter Unternehmensmeldungen ein erneutes Unterschreiten, kann das dazu führen, dass die Führungskräfte noch rechtzeitig ihre Optionen ausüben, bevor dies nicht mehr möglich ist. Ein Insiderverstoß im Sinne von § 14 WpHG ist hierin gleichwohl nicht zu sehen. Um dem Management die Möglichkeit zu nehmen, Insiderkenntnisse gewinnbringend zu verwerten, sollten standardisierte Ausübungsfenster festgelegt werden, die sich möglichst dann öffnen, wenn auch die übrigen Kapitalmarktteilnehmer über aktuelle Unternehmensinformationen verfügen, z.B. im Anschluss an die Vorlage des Geschäfts-, Zwischen- bzw. Quartalsberichts sowie nach Bilanzpressekonferenzen oder Analystengesprächen.831 Die Ausübungsfenster müssen sich aber nicht direkt an die Veröffentlichungen anschließen, es kann sogar sinnvoll sein, zunächst noch ein paar Tage verstreichen zu lassen, damit die neuen Informationen auch ihren Niederschlag im Aktienkurs gefunden haben.832
3.1.4.4.4.2.6 Freiwillige Festsetzungen Neben den durch § 193 Abs. 2 AktG zwingend erforderlichen Bestandteilen des Kapitalerhöhungsbeschlusses bleibt es der Hauptversammlung unbenommen, auch die weiteren Bedingungen des Aktienoptionsprogramms festzulegen. Ansonsten fällt dies in den Verantwortungsbereich des Aufsichtsrats, wenn die Aktienoptionen Mitgliedern der Geschäftsführung gewährt werden sollen bzw. in den Verantwortungsbereich des Vorstands, wenn Führungskräfte unterhalb der Vorstandsebene begünstigt werden sollen. Zu den freiwilligen Festsetzungen zählen nicht nur Fragen der technischen Abwicklung, wie z.B. die Regelung des Verfahrens 830
Vgl. AHA 1997, S. 2227; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127; KLAHOLD 1999, S. 38; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 193, S. 57; SEIBERT 1998, S. 44; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 109; WEIß 1999a, S. 219; WEIß 1999b, S. 358 und WULFF 2000, S. 94f.
831
Vgl. AHA 1997, S. 2227; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127; FRIEDRICHSEN 2000, S. 180; JUNGEN 2000, S. 211; KLAHOLD 1999, S. 38; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 45, S. 1028; SEIBERT 1998, S. 44; VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 109; WEIß 1999a, S. 219 sowie WEIß 1999b, S. 357.
832
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 71, S. 127 und HOFFMANN-BECKING 1999, S. 804.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
185
der Zeichnung und Ausübung der Optionsrechte, die Einrichtung eines Stock-Option-Kontos bzw. Depots, die Übernahme von Bankprovisionen, sondern auch die Dividendenberechtigung oder die Möglichkeiten einer Kreditfinanzierung bei einem entgeltlichen Erwerb der Aktienoptionen bzw. Wandelschuldverschreibungen.833 Andere Regelungen, die entweder im Kapitalerhöhungsbeschluss oder in den Optionsvereinbarungen getroffen werden können, sollen verhindern, dass die Begünstigten die mit der Einführung eines Aktienoptionsprogramms intendierten Anreizwirkungen durch geeignete Maßnahmen aufheben und einen unmittelbaren risikolosen finanziellen Vorteil erzielen können. Hierzu gehören die Unübertragbarkeit der Optionsrechte (Veräußerungsverbot),834 ein Verbot der Durchführung von Gegengeschäften (z.B. durch den Verkauf entsprechender Kaufoptionen an Dritte) oder Bestimmungen zur Verpfändbarkeit der Bezugsrechte.835 Um die beabsichtigten Anreizwirkungen zu verstärken oder im Interesse der Gesellschaft zu beeinflussen, können auch Mindesthaltefristen für die bei der Ausübung der Optionsrechte erworbenen Aktien festgeschrieben werden.836 Zur Lösung des Horizontproblems sind darüber hinaus Vereinbarungen für den Fall notwendig, dass die Führungskräfte vorzeitig aus dem Unternehmen ausscheiden, sei es wegen des Eintritts in den Ruhestand, des Todes des Bezugsberechtigten oder aufgrund der Kündigung des Arbeits- bzw. Anstellungsverhältnisses durch den Manager oder die Gesellschaft.837
833
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381f.; FERSTL 2000, S. 105; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 46, S. 1028; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 58 oder SEIBERT 1998, S. 46.
834
Zwar sind die Optionen grundsätzlich aufgrund von § 398 BGB i.V.m. § 413 BGB übertragbar, doch kann die Übertragbarkeit nach § 399 BGB ausgeschlossen werden, vgl. HÜFFER 2008, § 198 AktG Tz. 6, S. 1003.
835
Vgl. BAUMS 1997a, S. 17f.; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381; BREID 1995, S. 833f.; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; KLAHOLD 1999, S. 38f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; KORN 2000, S. 70; LAUX 1991a, S. 358; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 58; SEIBERT 1998, S. 46; SPINDLER 2004, S. 44b; THÜSING 2003, S. 500; WINTER 2004, S. 624f. aber auch WULFF 2000, S. 86f. LAMPE/STRNAD halten jedoch ein Verbot von Gegengeschäften für nur schwer kontrollierbar und daher für nicht besonders effektiv, vgl. LAMPE/STRNAD 2000, S. 118.
836
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 40, S. 1866; KLAHOLD 1999, S. 39; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 58 sowie SEIBERT 1998, S. 47. Die Veräußerungsbeschränkung kann lediglich schuldrechtlich vereinbart werden, da keine Möglichkeit besteht, die Verfügbarkeit über Aktien auch mit dinglicher Wirkung einzuschränken, vgl. KESSLER/SUCHAN 2003g, Tz. 1244, S. 361f.; KESSLER/SUCHAN 2003h, Tz. 1261f, S. 366f. und PULZ 2004, S. 1109f.
837
Vgl. BAUMS 1997a, S. 19f.; BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; BREDOW 1998, S. 381f.; FERSTL 2000, S. 105; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 76, S. 129; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 40, S. 1866; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2273; KRAMARSCH 2000, S. 182f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; LUTTER 1997a, S. 7; RefE KonTraG 1996, S. 2138; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 197, S. 58 und SEIBERT 1998, S. 46f. Zur Notwendigkeit solcher Regelungen siehe auch die Ausführungen in Abschnitt 3.1.3.2.1.2.
186
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.1.4.4.4.2.7 Rechtsfolgen bei Verstößen Wie bereits oben dargestellt wurde, ist nach allgemeiner Meinung ein Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung, bei dem die in § 193 Abs. 2 Nr. 1-3 AktG festgelegten Pflichtbestandteile (Zweck der bedingten Kapitalerhöhung, Kreis der Bezugsberechtigten und Ausgabebetrag bzw. dessen Berechnungsgrundlagen) fehlen, nichtig.838 Im Gegensatz dazu ist die Rechtsfolge bei einem Fehlen der zusätzlichen Festsetzungen nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG nur die Anfechtbarkeit des entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses, da hierin lediglich ein Kompetenzverstoß gesehen wird (Verlagerung von Entscheidungsbefugnissen der Hauptversammlung auf den Vorstand bzw. Aufsichtsrat).839 § 241 Nr. 3 AktG greift in diesem Fall nicht, da die fehlende Festlegung der Bestandteile nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG durch die Hauptversammlung weder einen Eingriff in die Kompetenzen anderer Organe darstellt, der mit dem Wesen der Aktiengesellschaft nicht vereinbar ist, noch ein Verstoß gegen Gläubiger- bzw. sonstige öffentliche Interessen vorliegt.840
3.1.4.4.4.3
Ausschluss des Bezugsrechts und Berichtspflicht des Vorstands
Aufgrund der in § 192 Abs. 2 Nr. 1-3 AktG normierten Zweckbindung des bedingten Kapitals ist ein gesetzliches Bezugsrecht der Altaktionäre grundsätzlich ausgeschlossen.841 Zu beachten ist zwar, dass die Regelungen des Art. 29 der EG-Kapitalrichtlinie einschlägig sind, da es sich bei § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG um eine Erhöhung des Grundkapitals gegen Bareinlagen handelt,842 doch sind der Gesetzgeber und die Literatur der Meinung, dass ein ausdrücklicher formeller 838
Vgl. BUNGEROTH 1994b, § 193 AktG Tz. 26, S. 28; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 10, S. 994f.; KRIEGER 2007b, § 57 Tz. 22, S. 905; LUTTER 1995e, § 193 AktG Rn. 18, S. 302 oder VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 112. FREY ist dagegen der Meinung, dass nur fehlende Festsetzungen nach § 193 Abs. 2 Nr. 1 AktG zur Nichtigkeit führen, ansonsten geht er nur von einer Anfechtbarkeit des Hauptversammlungsbeschlusses aus, vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 77, S. 129f. Handelt es sich bei dem festzulegenden Zweck nicht um eine der in § 192 Abs. 1-3 AktG genannten Möglichkeiten, ist der Hauptversammlungsbeschluss anfechtbar, vgl. BUNGEROTH 1994a, § 192 AktG Tz. 46, S. 16; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 49, S. 45; FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 80, S. 130f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG Tz. 8, S. 982f. und LUTTER 1995d, § 192 AktG Rn. 18, S. 292.
839
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 77, S. 129f.; HIRTE 2000, S. 226-228; HÜFFER 2008, § 193 AktG Tz. 10, S. 994f.; KALLMEYER 1999, S. 100; VOGEL 2000, S. 939 sowie VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 112-114. Anders noch das IDW, das als Rechtsfolge von einer Nichtigkeit ausgeht, vgl. IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 39, S. 1866.
840
Vgl. FREY 2001b, § 193 AktG Tz. 7-83, S. 130-132; HIRTE 2000, S. 227; VOGEL 2000, S. 939 aber auch VON EINEM/PAJUNK 2002, S. 112f. Anders jedoch KESSLER/SUCHAN 2003a, Tz. 162, S. 64f.
841
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 121, S. 76; FRIEDRICHSEN 2000, S. 89; HÜFFER 2008, § 192 AktG‚ Tz. 18, S. 986f. oder KLAHOLD 1999, S. 247.
842
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 90; MICHEL 1999, S. 96; PETERSEN 2001, S. 284; RICHTLINIE 77/91/EWG, S. 9 sowie WEIß 1999a, S. 222f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
187
Ausschluss des Bezugsrechts nicht erforderlich ist.843 In diesem Zusammenhang spielt es keine Rolle, ob zur Begründung der Richtlinienkonformität die Anwendung des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie angeführt wird844 oder ob von einem durch Art. 29 Abs. 4 der EGKapitalrichtlinie gedeckten inzidenten Ausschluss des Bezugsrechts im Rahmen des Beschlusses der Hauptversammlung über die bedingte Kapitalerhöhung ausgegangen wird.845 Bedeutung erlangen diese beiden unterschiedlichen Standpunkte jedoch, wenn es um die Beantwortung der Frage geht, ob ein Vorstandsbericht zur Durchführung eines Aktienprogramms auf der Grundlage von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG ein notwendiges formelles Erfordernis darstellt. Der Gesetzgeber und die herrschende Meinung vertreten die Auffassung, dass ein besonderer Bericht des Vorstands gemäß § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG nicht erforderlich ist und infolgedessen die Gefahr der Anfechtbarkeit des Hauptversammlungsbeschlusses verringert wird. Aufgrund der Ausnahmeregelung des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie steht diese Vorgehensweise auch mit den gemeinschaftsrechtlichen Regelungen in Einklang.846 Zur Befriedigung der Informations- und Transparenzbedürfnisse der Aktionäre treten die erweiterten Beschlussinhalte nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG an die Stelle der Berichtspflicht. Dennoch wird es als selbstverständlich erachtet, dass Vorstand und Aufsichtsrat ihre entsprechenden Beschlussvorschläge ausführlich erläutern und begründen, da sich die Anteilseigner nur dann für die Einführung eines Aktienoptionsprogramms entscheiden, wenn sie erwarten können, dass die positiven Auswirkungen auf den Unternehmenswert den mit der bedingten Kapitalerhöhung verbunde-
843
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ETTINGER 1998, S. 64; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 117, S. 74; JÄGER 1999, S. 30f.; JUNGEN 2000, S. 187; KLAHOLD 1999, S. 252; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 47, S. 1028f.; PIRCHEGGER 2001, S. 17f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 199, S. 58f.; SEIBERT 1998, S. 47; WEIß 1999a, S. 223-225; WEIß 1999b, S. 359 oder WULFF 2000, S. 110. Abweichend dagegen LUTTER 1997a, S. 8 und wohl auch PAEFGEN 1999, S. 70-73.
844
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; ETTINGER 1998, S. 64; HÜFFER 1997, S. 239; HÜFFER 2008, § 192 AktG‚ Tz. 18, S. 986f. JUNGEN 2000, S. 189; KLAHOLD 1999, S. 249f.; MARTENS 1997a, S. 89f.; WEIß 1999a, S. 223 und WEIß 1999b, S. 359f. Danach ist ein Abweichen unter anderem von Art. 29 Abs. 4 der EG-Kapitalrichtlinie zulässig, „soweit dies für den Erlaß oder die Anwendung von Vorschriften erforderlich ist, welche die Beteiligung der Arbeitnehmer oder anderer durch einzelstaatliches Recht festgelegter Gruppen von Personen am Kapital der Unternehmen fördern sollen.“, RICHTLINIE 77/91/EWG, S. 12. Die Führungskräfte als Begünstigte eines Aktienoptionsprogramms sind als eine solche Personengruppe im Sinne von Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie einzustufen, vgl. HÜFFER 1997, S. 239f.; KLAHOLD 1999, S. 249f. oder WEIß 1999a, S. 223; zweifelnd PETERSEN 2001, S. 286. Die Anwendbarkeit des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie wird jedoch von Teilen der Literatur bezweifelt, da sie nur einem begrenzten sozialpolitischen Zweck dient, vgl. hierzu FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 120, S. 75f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 9294; MICHEL 1999, S. 98f. aber auch WULFF 2000, S. 97f.
845
Art. 29 Abs. 4 der EG-Kapitalrichtlinie spricht nicht von einem ausdrücklichen Ausschluss des Bezugsrechts, sondern lediglich von einem Beschluss der Hauptversammlung (hier dem Kapitalerhöhungsbeschluss), als dessen Konsequenz den Aktionären kein Bezugsrecht mehr zusteht, vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 117, S. 74; FRIEDRICHSEN 2000, S. 95; MICHEL 1999, S. 96; RICHTLINIE 77/91/EWG, S. 9 und WULFF 2000, S. 110. Anderer Ansicht ist LUTTER, der auch einen inzidenten Bezugsrechtsausschluss für nicht ausreichend hält, vgl. LUTTER 1997a, S. 8.
846
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; CLAUSSEN 1998, S. 186; HÜFFER 2008, § 192 AktG‚ Tz. 18, S. 986f.; JUNGEN 2000, S. 188; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 47, S. 1026; MARTENS 1997a, S. 89f.; KLAHOLD 1999, S. 249-252; KPMG (HRSG.) 2000, S. 30; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 199, S. 58f.; SEIBERT 1998, S. 47; WEIß 1999a, S. 236-239; WEIß 1999b, S. 360 und WILDNER 2000, S. 63.
188
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
nen Verwässerungseffekt mehr als kompensieren werden.847 WENGER/KNOLL halten es deshalb in diesem Zusammenhang für notwendig, dass den Aktionären der Gesamtwert der Optionsrechte mitgeteilt wird, die den Führungskräften gewährt werden sollen.848 Darüber hinaus steht jedem Aktionär nach § 131 Abs. 1 AktG ein Auskunftsrecht in der Hauptversammlung zu, das er in Anspruch nehmen kann, um vom Vorstand oder Aufsichtsrat die Informationen zu bekommen, die er unter Umständen noch für eine sachgerechte Entscheidung benötigt.849 So fordert WENGER nicht nur eine umfangreiche Berichtspflicht zur Begründung des Beschlussvorschlags an die Hauptversammlung sondern auch alljährliche Folgeberichte, in denen die Veränderungen seit dem Beschlusszeitpunkt verständlich dargestellt und erläutert werden.850 Der Gesetzgeber und die herrschende Meinung setzen demnach auf eine verstärkte Kontrolle der Beschlussinhalte durch den Kapitalmarkt.851 Ein Aktienoptionsplan, der nicht den Anforderungen der Anteilseigner gerecht wird, hat keine Chance auf die zur Beschlussfassung erforderliche Mehrheit, da er bei Einführung zwangsläufig zu negativen Kursreaktionen führen würde. Anderer Ansicht ist dagegen der Teil der Literaturmeinung, der die Anwendbarkeit des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie bei der bedingten Kapitalerhöhung zur Absicherung eines Aktienoptionsprogramms gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG aufgrund der fehlenden sozialpolitischen Zwecksetzung ablehnt und somit Art. 29 der EG-Kapitalrichtlinie für einschlägig hält.852 Dies führt nach Art. 29 Abs. 4 Satz 3 der EG-Kapitalrichtlinie unmittelbar zu einer Pflicht des Vorstands, die Gründe für den inzidenten Ausschluss des Bezugsrechts in einem schriftlichen Bericht zu erläutern.853 Da der Gesetzgeber einen solchen Vorstandsbericht nach den Grundsätzen des § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG aber ausdrücklich nicht fordert, ist die Europarechtskonformität der Neuregelung des § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG im Zuge der Umsetzung des KonTraG nach Einschätzung dieses Teils der Literatur durchaus strittig, kann aber durch Auslegung und entsprechende Anwendung des § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG erreicht werden.854 847
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FRIEDRICHSEN 2000, S. 105f.; HÜFFER 2008, § 192 AktG‚ Tz. 18, S. 986f.; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 200, S. 59; WEIß 1999a, S. 236-239 oder WEIß 1999b, S. 360. Zu der ihrer Meinung nach ungenügenden Informationsversorgung der Hauptversammlung in der Schweiz vor der Beschlussfassung über einen Aktienoptionsplan vgl. HAYMANN/REUTTER 2000, S. 783f.
848
Vgl. WENGER/KNOLL 1999b, S. 81-85.
849
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; JÄGER 1999, S. 34; JUNGEN 2000, S. 188; KNOLL/MÖLLER 1999, S. 69-71; KREMER 2003a, Rn. 176-179, S. 68f.; WEIMAR/GROTE 2002, Fach 18, S. 3925; WEIß 1999a, S. 237f. bzw. WEIß 1999b, S. 359f.
850
Vgl. WENGER 1997, S. 63.
851
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 24; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 125, S. 78; WEIß 1999a, S. 232 sowie WEIß 1999b, S. 359.
852
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 92-94; MICHEL 1999, S. 98f. und WULFF 2000, S. 97f. FREY hält die Ausnahmeregelung des Art. 41 Abs. 1 der EG-Kapitalrichtlinie zumindest dann für anwendbar, wenn Arbeitnehmer zu den Begünstigten eines Aktienoptionsprogramms zählen, zweifelt aber bei Mitgliedern der Geschäftsführung den sozialpolitischen Zweck an, vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 120, S. 76.
853
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 120, S. 75f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 95; MICHEL 1999, S. 97 sowie WULFF 2000, S. 111f.
854
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 121, S. 76; MICHEL 1999, S. 98-107 und WULFF 2000, S. 113-119. Ähnlich auch FRIEDRICHSEN, der jedoch für eine im Hinblick auf Art. 29 Abs. 4 Satz 3 der EG-Kapitalrichtlinie konforme Auslegung des § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG eintritt, vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 105f.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
189
Eine materielle Inhaltskontrolle des Hauptversammlungsbeschlusses, wie dies bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Basis von Wandel- oder Optionsanleihen (§ 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG) erforderlich ist,855 erweist sich bei einer bedingten Kapitalerhöhung zur Absicherung von Aktienoptionen für Führungskräfte als nicht notwendig. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Neuregelung des § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG Ausdruck einer gesetzgeberischen Abwägungsentscheidung ist, nach der Aktienoptionspläne grundsätzlich im Einklang mit dem Gesellschafts- bzw. Unternehmensinteresse stehen. Ein entsprechender Hauptversammlungsbeschluss trägt daher seine sachliche Rechtfertigung in sich.856 Wie bereits oben ausgeführt wurde, soll die inhaltliche Kontrolle nach dem Willen des Gesetzgebers vom Kapitalmarkt, sprich den aktuellen und potenziellen Anteilseignern, ausgehen.
3.1.4.5
Absicherung von Optionsprogrammen durch den Erwerb eigener Aktien
3.1.4.5.1
Vorbemerkungen
Die Verpflichtungen, die der Gesellschaft aus der Gewährung von Optionsrechten an ihre Führungskräfte erwachsen, müssen nicht zwangsläufig durch Aktien abgesichert werden, die erst im Rahmen einer Kapitalerhöhung neu geschaffen werden. Als weitere Möglichkeit kommt die Unterlegung des Optionsprogramms mit bereits bestehenden und emittierten Aktien infrage, die zu diesem Zweck von der Gesellschaft wieder zurückgekauft werden. Im Unterschied zur Kapitalerhöhung führt der Rückkauf eigener Aktien zu einem Liquiditätsabfluss im Erwerbszeitpunkt und die damit verbundene Kapitalbindung zu einem Zinsverlust in den Folgeperioden, sofern der Rückkauf nicht durch eine Verringerung der Dividende finanziert werden kann. Als vorteilhaft wird zwar angeführt, dass auf die erworbenen eigenen Anteile keine Dividende gezahlt werden muss,857 da der Gesellschaften gemäß § 71b AktG keine Rechte aus eigenen Aktien zustehen,858 dies gilt jedoch nur, wenn in den Folgeperioden die 855
Vgl. Abschnitt 3.1.4.4.3.2.4.
856
Vgl. ETTINGER 1998, S. 64f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 125, S. 78; HÜFFER 2008, § 192 AktG‚ Tz. 18, S. 986f.; JUNGEN 2000, S. 187f.; KLAHOLD 1999, S. 252-255; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 48, S. 1029; WEIß 1999a, S. 225-235 und WEIß 1999b, S. 359f. Im Gegensatz dazu wendet WULFF die vom BGH im Kali & Salz-Urteil entwickelten Grundsätze zur Überprüfung der sachlichen Rechtfertigung auf die bedingte Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG an, vgl. WULFF 2000, S. 119-143. Auch FRIEDRICHSEN beurteilt die einzelnen Bestandteile den Kapitalerhöhungsbeschlusses anhand dieser Kriterien, kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass die sachliche Rechtfertigung aufgrund der vorweggenommenen Wertung des Gesetzgebers gerichtlich nur noch eingeschränkt überprüfbar ist, vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 106-134.
857
Vgl. BOSSE 2001, S. 598; ENGELSING 2001, S. 93; FRIEDRICHSEN 2000, S. 226-228; HIRTE 2000, S. 242; JUNGEN 2000, S. 181; KÖRNERT 1999, S. 9f.; KRAMARSCH 2000, S. 55; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 328; PETERSEN 2001, S. 228f.; PÖRNBACHER 2000, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 172, S. 51f.; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 500; SEIBERT 1998, S. 34; SPENNER 1998, S. 252; SUCHAN/BAUMUNK 2003c, Tz. 548, S. 171; WILDNER 2000, S. 65 und WULFF 2000, S. 192.
858
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 9; ENGELSING 2001, S. 90; HÜFFER 2008, § 71b AktG Tz. 5, S. 346; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274 oder KINDL 1999, S. 1277.
190
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
geplanten Dividenden pro Aktie nicht angepasst werden. Nach dem Shareholder-Value-Ansatz sind aber alle finanziellen Mittel auszuschütten, für die im Unternehmen keine Investitionsprojekte mit einer Rendite oberhalb der risikoadäquaten Verzinsung mehr gefunden werden können. Bei gleicher Gesamtsumme der in den Folgeperioden auszuschüttenden Dividende folgt daraus, dass sich die Dividende pro Aktie infolge des Aktienrückkaufs erhöht. Aus Sicht des Begünstigten ist es unerheblich, ob die Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen oder von der Gesellschaft zur Absicherung des Aktienoptionsprogramms zurückgekauft werden. Auf der Unternehmensebene zeichnen sich die einzelnen Durchführungsvarianten aber durch Unterschiede in den (finanziellen) Konsequenzen aus. Ihre eingehende Analyse ist Gegenstand des Abschnitts 4.1. Aufgrund der negativen historischen Erfahrungen hat der Gesetzgeber den Erwerb eigener Aktien grundsätzlich verboten und nur in den in § 71 Abs. 1 Nr. 1-8 AktG genannten Ausnahmefällen zugelassen.859 Nach § 71 Abs. 4 Satz 1 AktG führt ein Verstoß gegen die Erlaubnistatbestände nicht zur Unwirksamkeit des Erwerbs eigner Aktien,860 allerdings müssen die unzulässig erlangten Aktien gemäß § 71c Abs. 1 AktG binnen eines Jahres wieder veräußert werden. Entsteht der Gesellschaft hierdurch ein Schaden, können der Vorstand und/oder der Aufsichtsrat hierfür gemäß § 93 AktG bzw. § 116 AktG i.V.m. § 93 AktG haftbar gemacht werden. Darüber hinaus handelt es sich nach § 405 Abs. 1 Nr. 4 lit. a AktG um eine Ordnungswidrigkeit.861 Um zu vermeiden, dass das Erwerbsverbot durch geeignete Gestaltungen umgangen wird, wurden mit den §§ 71a, 71d und 71e AktG Regelungen eingeführt, die Umgehungsgeschäfte wie den Erwerb eigener Aktien durch Dritte auf Rechnung der Gesellschaft oder die Inpfandnahme eigner Aktien verbieten.862 Im Folgenden ist zu überprüfen, ob die Ausnahmetatbestände des § 71 Abs. 1 AktG zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms geeignet sind. Als rechtliche Grundlage für die Bereitstellung der zur Bedienung der Optionsrechte erforderlichen Aktien kommt zunächst § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG in Betracht. Danach darf die Gesellschaft, ohne dass hierfür ein Hauptversammlungsbeschluss notwendig wäre, eigene Aktien erwerben, wenn diese „Personen, die im Arbeitsverhältnis zu der Gesellschaft oder einem mit ihr verbundenen Unternehmen stehen oder standen, zum Erwerb angeboten werden sollen“.863 Da die Vorstandsmitglieder jedoch in keinem Arbeitsverhältnis zur Gesellschaft stehen, sondern vielmehr Arbeitgeberfunktionen übernehmen, sind sie nicht als Arbeitnehmer im Sinne 859
Vgl. BOSSE 2001, S. 595; BÜDENBENDER 1998a, S. 1f.; ETTINGER 1998, S. 49; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 1, S. 328; PETERSEN 2001, S. 212 sowie THOMA/LEUERING 2002, S. 195.
860
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 6 oder HÜFFER 2002, § 71a AktG Tz. 24, S. 343.
861
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 7; HÜFFER 2002, § 71a AktG Tz. 24, S. 343 und MARKWARDT 2002, S. 1113f. Zu einer Schadensersatzpflicht des Vorstands und/oder Aufsichtsrats gegenüber der Gesellschaft bei einem unzulässigen Erwerb vgl. ausführlich BÜDENBENDER 1998b, S. 57-61.
862
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 2; ENGELSING 2001, S. 90; HÜFFER 2008, § 71a AktG Tz. 1, S. 343; HÜFFER 2008, § 71d AktG Tz. 1, S. 349; HÜFFER 2008, § 71e AktG Tz. 1, S. 354f.; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274 aber auch VON ROSEN/HELM 1996, S. 435.
863
§ 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG. Siehe auch PETERSEN 2001, S. 212.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
191
von § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG zu qualifizieren.864 Die Absicherung der Vorstandsmitgliedern gewährten Optionsrechte durch eigene Aktien, die gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG zurückgekauft wurden, ist demnach nicht möglich.865 Doch auch der Einsatz als Deckungsmaßnahme im Rahmen eines Aktienoptionsprogramms für die Führungskräfte unterhalb der Vorstandsebene ist nicht ohne Probleme, da die erworbenen Aktien nach § 71 Abs. 3 Satz 2 AktG innerhalb eines Jahres an die Begünstigten ausgegeben werden müssen.866 Ein Erwerb der Aktien bereits im Gewährungszeitpunkt der Optionsrechte scheidet daher aufgrund der langfristigen Ausrichtung des Vergütungssystems aus. Dies führt aber dazu, dass die Gesellschaft einem erheblichen Kursrisiko ausgesetzt ist, da sie die Aktien nur zeitnah, d.h. innerhalb eines Jahres vor dem tatsächlichen Ausübungszeitpunkt, erwerben kann. Mit der Einfügung des § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG im Zuge der Umsetzung des KonTraG ist das grundsätzliche Erwerbsverbot dahingehend gelockert worden, dass der Rückkauf eigener Aktien in den gesetzlich normierten quantitativen Grenzen ohne bestimmte Zwecksetzung zulässig ist.867 Lediglich der Erwerb mit dem Ziel des Handels in eigenen Aktien ist gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 2 AktG auch weiterhin ausgeschlossen. Da § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG darüber hinaus keine weiteren beschränkenden Vorgaben hinsichtlich des Verwendungszwecks der zurückerworbenen Aktien enthält, können diese demnach auch zur Absicherung eines Aktienoptionsprogramms für sämtliche Führungskräfte genutzt werden. Eine Einschränkung wie in § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG, die nur eine Gewährung an Arbeitnehmer zulässt, sieht § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG nicht vor.868 Da § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG nicht zur Durchführung eines Optionsprogramms geeignet ist und es darüber hinaus nicht praktikabel erscheint, dass die Absicherung der Bezugsrechte für Vor864
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 12, S. 332; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 41, S. 893; PETERSEN 2001, S. 216; PÖRNBACHER 2000, S. 16 und WEIß 1999a, S. 240.
865
Vgl. BOSSE 2001, S. 595; ENGELSING 2001, S. 87f.; ETTINGER 1998, S. 49; FERSTL 2000, S. 102; HIRTE 2000, S. 239; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KRAMARSCH 2000, S. 54; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 328; PETERSEN 2001, S. 216; PIRCHEGGER 2001, S. 20; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 501; SEIBERT 1998, S. 34; WEILEP 1999, Fach 18, S. 3669; WEIß 1999a, S. 240-242 sowie WEIß 1999b, S. 360.
866
Vgl. ENGELSING 2001, S. 87; ETTINGER 1998, S. 50; FERSTL 2000, S. 102; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KRAMARSCH 2000, S. 54; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 328; PETERSEN 2001, S. 212-216; PIRCHEGGER 2001, S. 20; PÖRNBACHER 2000, S. 16 oder SEIBERT 1998, S. 34. WEIß führt außerdem an, dass Aktienoptionsprogramme dem mit dieser Regelung intendierten Zweck der Mitarbeiterbeteiligung nicht zwangsläufig entsprechen und § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG daher als Grundlage für Optionspläne nicht geeignet ist, vgl. WEIß 1999a, S. 242f.
867
Mit den übrigen Ausnahmetatbeständen des § 71 Abs. 1 Nr. 1-7 AktG sind immer bestimmte Zielsetzungen verbunden. Das grundsätzliche Verbot des Erwerbs eigener Aktien ist damit praktisch eher umgekehrt worden, vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19c, S. 335; KINDL 1999, S. 1276; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; SPENNER 1999, S. 251 und SUCHAN/BAUMUNK 2003c, Tz. 547, S. 170f.
868
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; FRIEDRICHSEN 2001, S. 214; HÜFFER 1997, S. 243; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19g, S. 336f.; JUNGEN 2000, S. 181; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 49f., S. 1029f.; PETERSEN 2001, S. 217; PIRCHEGGER 2001, S. 20; PÖRNBACHER 2000, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 169, S. 51; SEIBERT 1998, S. 34; SPENNER 1998, S. 251; SUCHAN/BAUMUNK 2003c, Tz. 547, S. 170f.; WEIß 1999a, S. 244f. oder WEIß 1999b, S. 360. Mitgliedern des Aufsichtsrats dürfen dagegen keine Aktienoptionen gewährt werden, die mit Aktien bedient werden, die auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauft wurden, vgl. BGH 2004b, S. 376f.; HOFF 2003, S. 912-914 und PELTZER 2004, S. 509-512.
192
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
standsmitglieder und für die übrigen Führungskräfte auf unterschiedlichen Rechtsgrundlagen beruht,869 wird im Folgenden auf aktienoptionsplanspezifische Fragestellungen vor dem Hintergrund des § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG eingegangen.
3.1.4.5.2
Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG
3.1.4.5.2.1
Inhalte des Hauptversammlungsbeschlusses
Im Gegensatz zu § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG liegt die Entscheidung über den Rückkauf eigener Aktien nicht im Ermessen des Vorstands, sondern ist gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 1 AktG an einen entsprechenden Ermächtigungsbeschluss der Hauptversammlung gebunden.870 Die Durchführung des Erwerbs ist dagegen eine Geschäftsführungsmaßnahme und fällt in den Verantwortungsbereich des Vorstands.871 Mangels anderer Vorgaben ist gemäß § 133 Abs. 1 AktG zur Beschlussfassung lediglich eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen erforderlich.872 Die maximale Ermächtigungsfrist zum Rückkauf eigner Aktien beträgt 18 Monate, d.h. der Vorstand muss innerhalb dieses Zeitraums den Erwerb abgeschlossen haben, da es danach nicht mehr statthaft ist. Die Frist muss im Hauptversammlungsbeschluss konkret angegeben werden.873 Für die Durchführung eines Aktienoptionsprogramms ist diese strikte Festlegung jedoch unproblematisch, da sie sich nur auf den Erwerbszeitraum bezieht und die Haltedauer der eigenen Aktien in keiner Weise beschränkt.874 Im Ermächtigungsbeschluss bedarf es grundsätzlich keiner Festlegung 869
Vgl. JUNGEN 2000, S. 181 und PETERSEN 2001, S. 216f.
870
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; BÜDENBENDER 1998a, S. 5; FRIEDRICHSEN 2000, S. 215; HIRTE 2000, S. 238; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19d, S. 335; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 551, S. 172; KINDL 1999, S. 1277; KLAHOLD 1999, S. 255; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; KRAMARSCH 2000, S. 55; MARKWARDT 2002, S. 1109; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 217; SEIBERT 1998, S. 34; WEIß 1999a, S. 247; WEIß 1999b, S. 361; WILDNER 2000, S. 64 aber auch WULFF 2000, S. 189.
871
Vgl. WEIß 1999a, S. 252 und WULFF 2000, S. 192.
872
Vgl. ENGELSING 2001, S. 89; HIRTE 2000, S. 240; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19d, S. 335; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 556, S. 174f.; KINDL 1999, S. 1278; MARKWARDT 2002, S. 1109; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135 bzw. WULFF 2000, S. 189. Zu den Mehrheitserfordernissen, die bei einer geplanten Absicherung des Optionsprogramms durch eigene Aktien notwendig sind, siehe Abschnitt 3.1.4.5.3.
873
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; BOSSE 2001, S. 598; ENGELSING 2001, S. 89; FRIEDRICHSEN 2000, S. 216; GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1757; HIRTE 2000, S. 242; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19e, S. 335f.; JUNGEN 2000, S. 182; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KINDL 1999, S. 1278; Klahold 1999, S. 255; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; KRAMARSCH 2000, S. 55; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b, S. 328; MARKWARDT 2002, S. 1109; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 217; PIRCHEGGER 2001, S. 20; PÖRNBACHER 2000, S. 16; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 171, S. 51; SEIBERT 1998, S. 34; SPENNER 1998, S. 251; THOMA/LEUERING 2002, S. 195; WEIß 1999a, S. 247; WEIß 1999b, S. 361; WILDNER 2000, S. 65 und WULFF 2000, S. 189.
874
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 92; FRIEDRICHSEN 2000, S. 223f.; GROBECKER/ MICHEL 2001, S. 1757; JUNGEN 2000, S. 182; KALLMEYER 1999, S. 101; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KINDL 1999, S. 1278; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28; KRAMARSCH 2000, S. 55; KUßMAUL/WEIßMANN 2001b,
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
193
eines bestimmten Verwendungszwecks der zurückgekauften eigenen Aktien.875 Gleichwohl bleibt es der Hauptversammlung unbenommen, den Erwerb eigener Aktien gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG auf bestimmte Zwecke zu begrenzen.876 So kann sie insbesondere vorsehen, dass die eigenen Aktien nur der Absicherung eines Aktienoptionsplans dienen sollen. Sieht die Hauptversammlung jedoch von entsprechenden Festlegungen ab, so ist die Bestimmung des Zwecks eine Maßnahme der Geschäftsführung und fällt somit in den Kompetenzbereich des Vorstands.877 Zwingend notwendig ist dagegen die Festlegung eines niedrigsten und höchsten Gegenwertes für den Erwerb der eigenen Aktien. Der minimale und maximale Rückkaufkurs muss hierzu im Ermächtigungsbeschluss aber nicht unbedingt betragsmäßig fixiert werden, es ist auch ausreichend, eine relative Anbindung an den künftigen Börsenkurs unter Angabe einer entsprechenden Spanne (z.B. Aktienkurs an der Frankfurter Wertpapierbörse r10%) vorzusehen.878 Nur so ist gewährleistet, dass der geplante Rückkauf eigener Aktien auch bei veränderten Marktbedingungen erfolgreich umgesetzt werden kann. Schwierigkeiten treten dagegen auf, wenn zum Erwerb eigener Aktien Eigenkapitalderivate eingesetzt werden sollen. Da erst im Ausübungszeitpunkt und nicht bereits mit dem Kauf der Optionsrechte von einem Erwerb eigener Aktien auszugehen ist,879 muss der Basispreis innerhalb der Preisgrenzen des Hauptversammlungsbeschlusses liegen. Ansonsten ist die Ausübung der Eigenkapitalderivate nicht zulässig.880 Schließlich muss im Ermächtigungsbeschluss der Hauptversammlung auch der maximale Umfang des Rückkaufprogramms (Erwerbsvolumen) als Anteil am Grundkapital gemäß § 266 Abs. 3 A. I. HGB angegeben werden.881 Fehlt eine der oben genannten notwenS. 328; PETERSEN 2001, S. 217; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 171, S. 51; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 500; SPENNER 1998, S. 251; THOMA/LEUERING 2002, S. 195; WEIß 1999a, S. 247 oder WEIß 1999b, S. 361. FERSTL bezieht den Erwerbszeitraum fälschlicherweise auf die Halteperiode, vgl. FERSTL 2000, S. 104f. und auch ETTINGER 1998, S. 49. 875
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 89; FRIEDRICHSEN 2000, S. 216; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19f, S. 336; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 218 oder SPENNER 1998, S. 251.
876
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; FRIEDRICHSEN 2000, S. 216; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19f., S. 336; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860 bzw. PETERSEN 2001, S. 219.
877
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 90; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19f, S. 336; KINDL 1999, S. 1278; MARKWARDT 2002, S. 1109; PETERSEN 2001, S. 219 und SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 501.
878
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; BOSSE 2001, S. 596; ENGELSING 2001, S. 89; FRIEDRICHSEN 2000, S. 216; GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1757; GÜNTHER/MUCHE/WHITE 1998, S. 342; HIRTE 2000, S. 241f.; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19e, S. 335f.; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 555, S. 174; KINDL 1999, S. 1278; KLAHOLD 1999, S. 255; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; MARKWARDT 2002, S. 1109; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 217; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 497f.; WEIß 1999a, S. 247; W EIß 1999b, S. 361 sowie WULFF 2000, S. 189f.
879
Vgl. MICK 1999, S. 1202f. und SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 494f.
880
Vgl. GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1764 oder SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 497f.
881
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; FRIEDRICHSEN 2000, S. 215; GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1757; GÜNTHER/MUCHE/WHITE 1998, S. 342; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19e, S. 335f.; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KINDL 1999, S. 1278; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; PETERSEN 2001, S. 217; WEIß 1999a, S. 248 bzw. WULFF 2000, S. 190.
194
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
digen Festsetzungen, zieht dies nach § 241 Nr. 3 AktG die Nichtigkeit des Hauptversammlungsbeschluss nach sich.882
3.1.4.5.2.2
Begrenzung des Erwerbsvolumens
Die Gesellschaft kann eigene Aktien nicht in unbeschränktem Umfang zurückkaufen. Der im Hauptversammlungsbeschluss festzulegende Anteil am Grundkapital darf gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 1 AktG 10% nicht übersteigen.883 Es handelt sich dabei um eine so genannte Erwerbsgrenze884, d.h. die Summe aller einzeln getätigten Rückkäufe darf 10% des Grundkapitals nach § 266 Abs. 3 A. I. HGB nicht übersteigen. Zwischenzeitliche Verkäufe dürfen dabei nicht gegengerechnet werden.885 Davon zu unterscheiden ist die Bestandsgrenze des § 71 Abs. 2 Satz 1 AktG, wonach ein Erwerb nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG unzulässig ist, wenn hierdurch der Anteil am Grundkapital, der auf die im Besitz der Gesellschaft befindlichen eigenen Aktien entfällt, größer ist als 10%.886 Darüber hinaus ist der Erwerb eigener Aktien nach § 71 Abs. 2 Satz 2 AktG nur zulässig, wenn die Gesellschaft eine nach § 272 Abs. 4 HGB vorgeschriebene Rücklage für eigene Anteile bilden kann, ohne das Grundkapital, gesetzliche oder satzungsmäßige Rücklagen, soweit sie nicht zu Zahlungen an Aktionäre verwandt werden dürfen, zu mindern (so genannte Kapitalgrenze).887 Hieran ändert auch nichts, dass der Gesetzgeber mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz eigene Aktien nicht mehr als Vermögensgegenstände ansieht, sondern vielmehr eine Abbildung des Rückkaufs auf der Passivseite vorsieht. Ein Rückkauf der eigenen Aktien ist gemäß der Neufassung des § 71
882
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19e, S. 335f.; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449 und MARKWARDT 2002, S. 1109.
883
Vgl. GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1757; JUNGEN 2000, S. 182; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 555, S. 174; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; KRAMARSCH 2000, S. 55; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PIRCHEGGER 2001, S. 20; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 169, S. 51; SEIBERT 1998, S. 34 oder WILDNER 2000, S. 65.
884
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 89; FRIEDRICHSEN 2000, S. 224; GROBECKER/MICHEL 2001, S. 1757; HIRTE 2000, S. 241; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19e, S. 335f.; KINDL 1999, S. 1279; KLAHOLD 1999, S. 255; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 450; MARKWARDT 2002, S. 1109; PETERSEN 2001, S. 217; WEIß 1999a, S. 248; WEIß 1999b, S. 361 sowie WULFF 2000, S. 190.
885
So auch FRIEDRICHSEN 2000, S. 224 und KINDL 1999, S. 1278.
886
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; FREIDANK 2000a, S. 49; FRIEDRICHSEN 2000, S. 224; GROBECKER/ MICHEL 2001, S. 1757; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 20, S. 341; KALLMEYER 1999, S. 101; KINDL 1999, S. 1278; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 450; PETERSEN 2001, S. 225; WEIß 1999a, S. 248; WEIß 1999b, S. 361 aber auch WULFF 2000, S. 190. Gleiches gilt auch für einen Erwerb nach § 71 Abs. 1 Nr. 1-3, Nr. 7 und Nr. 8 AktG.
887
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; ENGELSING 2001, S. 89f.; FREIDANK 2000a, S. 49; FREIDANK 2000b, S. 88f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 224; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 21, S. 341; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KINDL 1999, S. 1278; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; KRAMARSCH 2000, S. 55; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 226; THOMA/LEUERING 2002, S. 196; WEIß 1999a, S. 245 oder WULFF 2000, S. 190. Zur bilanziellen Behandlung siehe Abschnitt 3.2.3.4.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
195
Abs. 2 Satz 2 nur dann zulässig, wenn durch die Gesellschaft im Erwerbszeitpunkt eine oben genannte Rücklage gebildet werden könnte.888 Ein Erwerb eigener Aktien, der gegen die in § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG und § 71 Abs. 2 AktG normierten Höchstgrenzen verstößt, ist nach § 71 Abs. 4 Satz 1 AktG trotzdem wirksam.889 Allerdings müssen die unzulässig erworbenen Aktien gemäß § 71c Abs. 1 AktG binnen eines Jahres wieder veräußert werden.890 Sollte die Veräußerung nur zu Aktienkursen möglich sein, die unterhalb des gezahlten Einstandspreises liegen, können der Vorstand bzw. Aufsichtsrat gemäß § 93 AktG und § 116 AktG i.V.m. § 93 AktG der Gesellschaft gegenüber schadensersatzpflichtig sein.891 Außerdem handeln die Organmitglieder gemäß § 405 Abs. 1 Nr. 4 lit. a AktG ordnungswidrig und können mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 € belegt werden (§ 405 Abs. 4 AktG).892 Der Gesetzgeber hat mit § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG neben § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG ausdrücklich eine weitere Möglichkeit eröffnet, die zur Bedienung von Optionsplänen für Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte notwendigen Aktien bereitzustellen.893 Da sowohl § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 1 AktG als auch § 192 Abs. 3 Satz 1 AktG eine Begrenzung der für diesen Zweck bestimmten Aktien, die entweder zurückgekauft oder im Rahmen einer bedingten Kapitalerhöhung neu geschaffen werden, auf 10% des Grundkapitals vorsieht, stellt sich die Frage, ob eine wechselseitige Anrechnung der entsprechenden Volumina notwendig ist oder ob die Grenzen unabhängig voneinander sind, was im Ergebnis dazu führen kann, dass bis zu 20% des Grundkapitals für Aktienoptionsprogramme verwendet werden können. Aus dem Gesetzeswortlaut und den entsprechenden Materialien lässt sich zwar nicht entnehmen, ob eine wechselseitige Anrechung erforderlich ist,894 doch ist der wohl herrschenden Meinung zuzustimmen, dass es nicht nur der Intention des Gesetzgebers entspricht, sondern auch aus ökonomischer Sicht geboten ist, dass zur Absicherung der im Rahmen eines Optionsprogramms gewährten Bezugsrechte maximal 10% des Grundkapitals dienen dürfen, ganz gleich, 888
Vgl. RegE BilMoG 2008, S. 8 und S. 21 sowie BegrRegE BilMoG 2008, S. 65f. und S.101.
889
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 6; HÜFFER 2006, § 71 AktG Tz. 24, S. 341; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 76, S. 904 und SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 503.
890
Vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 7; HÜFFER 2008, § 71c AktG Tz. 2, S. 347; LUTTER 1988c, § 71c Rn. 4-7, S. 922f. sowie SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 503; § 71c Abs. 2 AktG, der eine dreijährige Veräußerungsfrist setzt, greift nicht, da es sich bei einem Rückkauf eigener Aktien aufgrund von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG, der die 10%-Grenze überschreitet, um einen unzulässigen Erwerb handelt. Anderes gilt nur bei einem der Erwerbstatbestände nach § 71 Abs. 1 Nr. 4-6 AktG, vgl. BÜDENBENDER 1998a, S. 8f.; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 4, S. 347 oder LUTTER 1988c, § 71c AktG Rn. 8, S. 923.
891
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 24, S. 342; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 82, S. 906 bzw. SCHMID/ MÜHLHÄUSER 2001, S. 503.
892
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 24, S. 342; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 83, S. 906; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 503 sowie VON ROSEN/HELM 1996, S. 435. Der Gesetzgeber hielt es jedoch für entbehrlich, § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG explizit in § 405 Abs. 1 Nr. 4 lit. a AktG zu erwähnen, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14.
893
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14.
894
Vgl. HOFFMANN-BECKING 1999, S. 804; IHRIG/WAGNER 2002b, S. 663; KEUL/SEMMER 2002, S. 2255f. und MUTTER 2002, S. 295f.
196
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
ob dies auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung oder des Rückkaufs eigener Aktien geschieht.895 Eine Begrenzung des Umfangs auf jeweils 10%, d.h. insgesamt 20% des Grundkapitals, wie dies von der Mindermeinung vertreten wird, ist daher abzulehnen.896
3.1.4.5.2.3
Gleichbehandlungsgrundsatz nach § 53a AktG
Der Gesetzgeber hat davon abgesehen, die Art und Weise des Rückkaufs eigener Aktien genauer zu regeln. Er fordert lediglich, dass der Erwerb dem in § 53a AktG normierten Grundsatz der Gleichbehandlung aller Aktionäre genügen muss. Als Möglichkeit, die diese gesetzlichen Anforderungen erfüllt, wird in § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 4 AktG exemplarisch der Kauf über die Börse genannt.897 Die Gesellschaft kann aber auch ein an alle Aktionäre gerichtetes Kaufangebot abgeben. Dies kann zum einen durch eine Festpreisofferte geschehen, bei der die Gesellschaft durch die Angabe eines fixen Rückkaufpreises dem Markt nicht nur signalisieren kann, dass sie das derzeitige Kursniveau der Aktie für zu niedrig hält, sondern sie kann dadurch auch verhindern, dass der Aktienkurs nur allein durch die Ankündigung des Rückkaufs und der damit voraussichtlich verbundenen erhöhten Nachfrage über ein bestimmtes Maß hinaus ansteigt.898 Gehen jedoch zu viele Aktionäre auf das Angebot ein, so dass das geplante Rückkaufvolumen überschritten werden würde, kommt ein Erwerb nach Quoten in Betracht.899 Zum anderen kann aber auch eine bestimmte Preisspanne angegeben werden, innerhalb derer die Gesellschaft einen Rückkauf beabsichtigt. Nach dem so genannten holländischen Auktionsverfahren werden die Angebote nach aufsteigenden Preisen, zu denen die Aktionäre bereit sind ihre Aktien zu verkaufen, bedient, bis das beabsichtigte Rückkaufvolumen 895
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 140, S. 83; HIRTE 2001b, § 202 AktG Tz. 151, S. 337; HOFFMANNBECKING 1999, S. 804; KEUL/SEMMER 2002, S. 2255-2258; KNOLL 2002b, S. 1382-1384 sowie KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 38, S. 1025.
896
Vgl. IHRIG/WAGNER 2002b, S. 663f. bzw. MUTTER 2002, S. 297. Der gleichen Ansicht sind auch ENGELSING und KLAWITTER, die eine solche Interpretation für gesetzeskonform halten, aber dennoch der Meinung sind, dass dies nicht mit der Intention des Gesetzgebers übereinstimmt, vgl. ENGELSING 2001, S. 99f. und KLAWITTER 2002, S. 76f.
897
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 91; GÜNTHER/MUCHE/WHITE 1998, S. 342; HILLEBRANDT/SCHREMPER 2001, S. 535; HIRTE 2000, S. 246; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19j, S. 338; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 556, S. 174f.; KINDL 1999, S. 1279; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860; MARKWARDT 2002, S. 1110, PAEFGEN 1999, S. 68; PETERSEN 2001, S. 219; THOMA/LEUERING 2002, S. 202 aber auch WEIß 1999a, S. 245. HUBER gibt jedoch zu bedenken, dass auch ein Erwerb über die Börse nicht immer eine Gewähr für die Einhaltung des Gleichbehandlungsgrundsatzes ist, vgl. HUBER 1997, S. 113f.
898
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 91f.; HILLEBRANDT/SCHREMPER 2001, S. 535; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449 oder THOMA/LEUERING 2002, S. 203-205.
899
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; ENGELSING 2001, S. 92; GÜNTHER/MUCHE/WHITE 1998, S. 342; HUBER 1997, S. 114f.; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19k, S. 338f.; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2531; KINDL 1999, S. 1279; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; MARKWARDT 2002, S. 1110; PETERSEN 2001, S. 219 sowie THOMA/LEUERING 2002, S. 203-205.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
197
erreicht ist. Die Angebote mit den höchsten Preisen innerhalb der vorgesehenen Bandbreite kommen deshalb unter Umständen nicht zum Zug.900 Vor dem Hintergrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes wird die in den USA häufig praktizierte Ausgabe von Verkaufsrechten an die Aktionäre entsprechend ihrer Kapitalbeteiligung als besonders geeignet angesehen. Diese übertragbaren und an der Börse gehandelten Andienungsrechte („transferable put rights“), bei denen es sich wirtschaftlich gesehen um „umgekehrte Bezugsrechte“ handelt, räumen dem Besitzer die Möglichkeit ein, der Gesellschaft eine bestimmte Zahl (oder einen Bruchteil) von Aktien zu einem vorher festgelegten, über dem aktuellen Börsenkurs liegenden Basispreis zu verkaufen.901 In Ausnahmefällen kann auch der Pakethandel mit einzelnen Großaktionären zulässig sein, aber nur dann, wenn die Gleichbehandlung dritter Aktionäre gewährleistet ist.902
3.1.4.5.3
Verwendung eigener Aktien zur Bedienung von Optionsrechten
Wie bereits oben dargelegt wurde, ist es grundsätzlich nicht notwendig, dass die Hauptversammlung im Ermächtigungsbeschluss einen bestimmten Verwendungszweck für die zurückgekauften Aktien festlegt. Bei der Veräußerung muss nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 3 AktG lediglich das in § 53a AktG normierte Gleichbehandlungsgebot beachtet werden, wobei ein Verkauf über die Börse diesen Anforderungen in jedem Fall genügt (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 4 AktG).903 Die Hauptversammlung kann gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 1. HS AktG jedoch eine andere Veräußerung, d.h. auch die Ausgabe an Führungskräfte im Rahmen eines Aktienoptionsprogramms, beschließen. Unklar ist zunächst, ob sich die in § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 AktG genannte „andere Veräußerung“ auf den vorangegangenen Satz 3 (Nichtbeachtung des Gleichbehandlungsgebots nach § 53a AktG) oder aber auf Satz 4, d.h. eine Veräußerung außerhalb der Börse bezieht. Aus der Gesetzesbegründung lässt sich zwar entnehmen, dass § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 1. HS AktG offenbar auf Satz 3 Bezug nimmt,904 doch birgt diese Auslegung vor allem bei der Verwendung eigener Aktien zur Absicherung eines Optionsprogramms 900
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 13; ENGELSING 2001, S. 91f.; HILLEBRANDT/SCHREMPER 2001, S. 535; HUBER 1997, S. 115; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19k, S. 338f.; KINDL 1999, S. 1279; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; PAEFGEN 1999, S. 69 oder THOMA/LEUERING 2002, S. 204f.
901
Vgl. HILLEBRANDT/SCHREMPER 2001, S. 535; HUBER 1997, S. 115f.; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19k, S. 338f.; KINDL 1999, S. 1279; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 450; PAEFGEN 1999, S. 68f. und THOMA/LEUERING 2002, S. 209f.
902
Vgl. HILLEBRANDT/SCHREMPER 2001, S. 536; GÜNTHER/MUCHE/WHITE 1998, S. 342 bzw. THOMA/LEUERING 2002, S. 210f.
903
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 218; HIRTE 2000, S. 246; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19j, S. 338; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2531; KINDL 1999, S. 1279; MARKWARDT 2002, S. 1110; PETERSEN 2001, S. 220 sowie WEIß 1999a, S. 245.
904
Dies deckt sich auch mit der Intention des Gesetzgebers, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; FRIEDRICHSEN 2000, S. 218; WEIß 1999a, S. 249 oder WEIß 1999b, S. 361.
198
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
einige Probleme in sich. Nach allgemeiner Ansicht ist nämlich ein Verstoß gegen § 53a AktG dann anzunehmen, wenn eine objektive Ungleichbehandlung der Aktionäre vorliegt, die zudem sachlich nicht gerechtfertigt ist.905 Bei einem Aktienoptionsprogramm wird der Grundsatz der Gleichbehandlung jedoch nicht verletzt, da alle Aktionäre vom Bezug eigener Aktien ausgeschlossen sind, sie mithin alle gleich schlecht behandelt werden.906 Sollten einige der Begünstigten gleichzeitig Anteilseigner der Gesellschaft sein, könnte zwar von einer Ungleichbehandlung gesprochen werden, diese wäre allerdings vor dem Hintergrund der Durchführung eines Optionsplans sachlich gerechtfertigt. Beide Fälle würden zu der paradoxen Situation führen, dass die für diesen Fall eigentlich als Schutzvorschrift vorgesehen Regelungen des § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG nicht zur Anwendung kämen.907 Bei mangelnder sachlicher Rechtfertigung wäre die Umsetzung des Aktienoptionsprogramms ohnehin nicht zulässig. Damit solche, der Intention des Gesetzgebers widersprechende Konsequenzen nicht eintreten, ist § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 AktG dahingehend zu interpretieren, dass die erweiterten Schutzvorschriften immer dann greifen, wenn vom Grundsatz der gleichmäßigen Zuteilung eigener Aktien an die Aktionäre abgewichen wird und keine Veräußerung über die Börse erfolgt.908 Dies ist bei der Durchführung eines Aktienoptionsplans auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zweifellos der Fall. Damit eigene Aktien zur Unterlegung eines Optionsplans dienen können, muss die Hauptversammlung gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 1. HS AktG deshalb diesen Verwendungszweck ausdrücklich in einem entsprechenden Beschluss bestimmen. Ein gesonderter Veräußerungsbeschluss ist in der Regel aber entbehrlich, da diese Festlegung bereits im Ermächtigungsbeschluss zum Erwerb der eigenen Aktien getroffen werden kann.909 Geschieht dies nicht, wäre allerdings ein weiterer Beschluss der Hauptversammlung notwendig.910 Da eine „andere Veräußerung“ und somit auch die Verwendung eigener Aktien zur Absicherung der Bezugsrechte für Führungskräfte wirtschaftlich einem Bezugsrechtsausschluss gleichkommt, hat der Gesetzgeber in § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG die analoge Anwendung von § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG und die damit einhergehenden strengen formellen und materiellen Anforderungen festgeschrieben.911 Dies gilt nach der wohl herrschenden 905
Vgl. HÜFFER 2008, § 53a AktG Tz. 8-10, S. 241f; LUTTER/ZÖLLNER 1988, § 53a Rn. 8-16, S. 578-580; WEIß 1999a, S. 249 und WEIß 1999b, S. 361.
906
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 218f.; HEFERMEHL/BUNGEROTH 1989, § 186 Tz. 119, S. 273f.; LUTTER 1995b, § 186 AktG Tz. 59, S. 210f. oder WIEDEMANN 1995, § 186 AktG Tz. 136, S. 315.
907
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 218f.; WEIß 1999a, S. 249f. bzw. WEIß 1999b, S. 361f.
908
Vgl. BOSSE 2001, S. 596; BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; FRIEDRICHSEN 2000, S. 229 aber auch WEIß 1999a, S. 250.
909
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; BOSSE 2001, S. 596f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 216; HIRTE 2000, S. 243; KLAHOLD 1999, S. 256; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 49, S. 1029f.; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135; PETERSEN 2001, S. 220 oder WULFF 2000, S. 190.
910
Vgl. KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2533 und KLAHOLD 1999, S. 256.
911
Vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; FRIEDRICHSEN 2000, S. 217; HIRTE 2000, S. 243; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19l, S. 339; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KESSLER/SUCHAN 2003c, Tz. 557, S. 175; KINDL
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
199
Meinung sowie des OLG SCHLESWIG auch für den Fall, dass mit den eigenen Aktien vergütungshalber gewährte Optionsrechte bedient werden sollen.912 Zur Beschlussfassung ist daher nicht nur die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen notwendig (§ 133 Abs. 1 AktG), aufgrund von § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG i.V.m. § 186 Abs. 3 Satz 2 AktG bedarf es vielmehr einer (qualifizierten) Mehrheit von drei Vierteln des vertretenen Grundkapitals.913 Neben der ausdrücklichen und ordnungsgemäßen Bekanntmachung (§ 124 Abs. 1 AktG) des Beschlusses obliegt dem Vorstand die Pflicht, in einem schriftlichen Bericht der Hauptversammlung die Gründe für die Durchführung des Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage eines Rückkaufs eigener Aktien sowie für die Höhe des Ausgabebetrags darzulegen (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG i.V.m. § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG).914 Die Erleichterung des § 186 Abs. 3 Satz 4 AktG kann bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG keine Anwendung finden, da der Ausgabebetrag für die Aktien in der Regel nicht dem Börsenpreis im Ausübungszeitpunkt entsprechen wird.915 Dies bedeutet aber, dass der Vorstand in seinem Bericht die von der Rechtsprechung entwickelten Grundsätze zur sachlichen Rechtfertigung des Bezugsrechtsausschlusses beachten muss.916 In Betracht kommt hier zum einen die Prüfung anhand der vom BGH im Kali & Salz-Urteil abgeleiteten Kriterien des Gesellschaftsinteresses sowie der Erforderlichkeit, Eignung und Angemessenheit,917 zum anderen könnte die materielle Inhaltskontrolle, wie dies von HIRTE und KESSLER/SUCHAN vorgeschlagen wird, auch an den Grundsätzen des Siemens/Nold-Urteils des BGH ausgerichtet werden.918 Zu bevorzugen ist jedoch der Vorschlag FRIEDRICHSENS, wonach an den Vorstandsbericht lediglich die gleichen materiellen Anforderungen zu stellen sind, die auch für Begründung der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG gelten.919 1999, S. 1279f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; PETERSEN 2001, S. 220; SPENNER 1998, S. 251; THOMA/LEUERING 2002, S. 197 sowie WULFF 2000, S. 191. 912
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 221; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 274, S. 853; HERZIG 1999b, S. 8; JUNGEN 2000, S. 182f.; KALLMEYER 1999, S. 101; KAU/LEVERENZ 1998, S. 2274; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2532; KINDL 1999, S. 1280; KPMG (HRSG.) 2000, S. 28f.; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860; OLG SCHLESWIG 2003, S. 103f.; PETERSEN 2001, S. 220; THOMA/LEUERING 2002, S. 198f. oder WULFF 2000, S. 191f.
913
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 221f.; HIRTE 2000, S. 243; KALLMEYER 1999, S. 101; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; KRAFT/ALTVATER 1998, S. 449; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 135 und WULFF 2000, S. 190f.
914
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 221f.; HIRTE 2000, S. 243; KALLMEYER 1999, S. 101; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530; OLG SCHLESWIG 2003, S. 103; PETERSEN 2001, S. 220 bzw. WULFF 2000, S. 191.
915
Vgl. KALLMEYER 1999, S. 101; JUNGEN 2000, S. 183 oder KPMG (HRSG.) 2000, S. 29.
916
Vgl. JUNGEN 2000, S. 183; KALLMEYER 1999, S. 101; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860 sowie WULFF 2000, S. 191.
917
Vgl. BGH 1978, S. 40-53; JUNGEN 2000, S. 183; KALLMEYER 1999, S. 101; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860 aber auch PETERSEN 2001, S. 220.
918
Vgl. BGH 1998, S. 133-142; HIRTE 2000, S. 243 und KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2530.
919
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 222 und ähnlich THOMA/LEUERING 2002, S. 199. In die gleiche Richtung tendiert auch das OLG SCHLESWIG, das die richterliche Überprüfung eines entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses auf eine Plausibilitätskontrolle beschränkt, um die inhaltlichen Anforderungen an einen Vorstandsbericht nicht zu überspannen, OLG SCHLESWIG 2003, S. 104f.
200
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Hierfür spricht auch, dass in dem Beschluss der Hauptversammlung, die zurückgekauften eigenen Aktien zur Absicherung der Vorstandsmitgliedern und leitenden Mitarbeitern gewährten Optionsrechte zu verwenden, gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG die in § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG aufgezählten zusätzlichen Festlegungen getroffen werden müssen.920 Die analoge Anwendung des § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG führt demnach dazu, dass auch bei der Umsetzung des Optionsplans auf der Basis zurückerworbener eigener Aktien die Aufteilung der Bezugsrechte auf Vorstandsmitglieder und sonstige Führungskräfte, Erfolgsziele, Erwerbs- und Ausübungszeiträume sowie die Wartezeit für die erstmalige Ausübung Gegenstand des (Ermächtigungs-)Beschlusses der Hauptversammlung sind.921 Ziel ist es, das Sicherheitsniveau beim Rückkauf eigener Aktien zur Unterlegung eines Aktienoptionsprogramms an das bei der bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG anzugleichen.922 Kritiker der herrschenden Meinung gehen davon aus, dass die in § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG geforderte entsprechende Anwendung von § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG sowie § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG alternativ erfolgen soll, d.h. § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG nur dann, wenn die Aktien zur Bedienung vergütungshalber gewährter Optionsrechte dienen sollen und § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG in den übrigen Fällen.923 Dem ist jedoch nicht zu folgen, da dies unter anderem dazu führen würde, dass ein Aktienoptionsprogramm auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG lediglich mit einer einfachen Stimmenmehrheit beschlossen werden könnte. Von einer Angleichung des Sicherheitsniveaus könnte dann kaum die Rede sein. Die Verpflichtung zur Abgabe eines Vorstandsberichts, in dem die Gründe für die Ausgestaltung des Optionsplans erläutert werden, führt grundsätzlich nicht dazu, dass über die im Rahmen der bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG hinausgehende inhaltliche Angaben zu machen sind. Lediglich ein erhöhtes Risiko der Anfechtung aufgrund formeller Fehler ist anzuerkennen.924 § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG enthält keinen ausdrücklichen Verweis auf § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG, so dass eine Festlegung des Ausgabebetrags für die eigenen Aktien im entsprechenden Hauptversammlungsbeschluss rechtlich nicht notwendig ist.925 Da sich allerdings die 920
Vgl. BOSSE 2001, S. 596; KALLMEYER 1999, S. 101, KINDL 1999, S. 1279f.; KLAHOLD 1999, S. 256; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 860; PETERSEN 2001, S. 220; WEIß 1999a, S. 248 oder WEIß 1999b, S. 361.
921
Die Zulässigkeit der Verweisung auf ein bereits beschlossenes Optionsprogramm im Ermächtigungsbeschluss ist dagegen eher kritisch zu sehen, insbesondere dann, wenn dieses schon einige Zeit zurückliegt, vgl. BOSSE 2001, S. 597.
922
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; BegrRegE KonTraG 1998, S. 14; FRIEDRICHSEN 2000, S. 217; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19l, S. 339; JUNGEN 2000, S. 183; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; ROSCHMANN/ ERWE 2000, Rn. 192, S. 53; SPENNER 1998, S. 251; THOMA/LEUERING 2002, S. 197; WILDNER 2000, S. 64f. bzw. WULFF 2000, S. 191.
923
Vgl. BOSSE 2001, S. 596f.; KLAHOLD 1999, S. 256f.; PÖRNBACHER 2000, S. 16; SEIBERT 1998, S. 35; WEIß 1999a, S. 252-254 und WEIß 1999b, S. 362. In die gleiche Richtung tendiert auch HIRTE, vgl. HIRTE 2000, S. 244f. KRIEGER hält die Anwendung von § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG in diesem Zusammenhang für unklar, da ein Bezugsrecht bei der bedingten Kapitalerhöhung nicht besteht, empfiehlt jedoch vorsichtshalber das Bezugsrecht separat auszuschließen und insbesondere eine sachliche Rechtfertigung zu geben, vgl. KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 51, S. 1030.
924
So auch FRIEDRICHSEN 2000, S. 221f. oder KALLMEYER 1999, S. 101f.
925
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499; BOSSE 2001, S. 596; FRIEDRICHSEN 2000, S. 223; KLAHOLD 1999, S. 256; KESSLER/SUCHAN 2000, S. 2532; WEIß 1999a, S. 248f. und WEIß 1999b, S. 361. Der aus-
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
201
gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 2. HS AktG i.V.m. § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG zwingend anzugebenden Erfolgsziele in der Regel am Basispreis orientieren oder erst durch ihn fixiert werden, ist eine vorzeitige verbindliche Festlegung des Ausgabebetrags auch außerhalb des Hauptversammlungsbeschlusses erforderlich.926 Schwierigkeiten bereitet der fehlende Verweis auf § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG im Hinblick auf die Gefahr der missbräuchlichen nachträglichen Anpassung des Basispreises (Repricing). Fehlt nämlich eine entsprechende Festlegung im Hauptversammlungsbeschluss, so können Aufsichtsrat bzw. Vorstand den Basispreis der Optionsrechte für Vorstandsmitglieder bzw. die übrigen Führungskräfte in ihrem Interesse beeinflussen.927 Schließlich ist zu beachten, dass der Vorstand nicht erst durch den Erwerb eigener Aktien die ihm gewährten Optionen ins Geld bringt. Ein ausreichend großer zeitlicher Abstand zwischen dem Ende des Ermächtigungszeitraums und dem Zeitpunkt der erstmaligen Ausübungsmöglichkeit ist daher zu wahren.928 Bei revolvierenden Optionsprogrammen sind jedoch weitere Schutzmechanismen einzurichten um eine diesbezügliche Missbrauchmöglichkeit eingrenzen.
3.1.4.6
Programmkauf
Beim Programmkauf nimmt die Gesellschaft im Unterschied zu den bereits dargestellten Durchführungsvarianten nicht die Stillhalterposition bei den Optionsrechten ein. Sie erwirbt die Optionen vielmehr von einem gesellschaftsfremden Dritten, der seinerseits für die Erfüllung der Optionsvereinbarung Sorge zu tragen hat, d.h. es ist seine Aufgabe, die Aktien des Unternehmens in irgendeiner Form bereitzustellen.929 Das Unternehmen muss dem Dritten
schließliche Verweis auf § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG führt auch dazu, dass die in § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG vorgenommene Einschränkung, nach der „nackte“ Optionsrechte nur an Arbeitnehmer oder Mitglieder der Geschäftsführung ausgegeben werden dürfen, hier nicht greift. Es ist daher grundsätzlich zulässig, Aufsichtsratsmitgliedern Optionen zu gewähren, die mit zurückgekauften eigenen Aktien abgesichert sind, vgl. OLG SCHLESWIG 2003, S. 102f.; OLTMANNS 2002, S. 312; THOMA/LEUERING 2002, S. 198 und WEIß 1999b, S. 391, anderer Auffassung ist dagegen KÖRNERT, vgl. KÖRNERT 1999, S. 9. 926
Vgl. ENGELSING 2001, S. 94; KLAHOLD 1999, S. 256; THOMA/LEUERING 2002, S. 198. sowie ausführlich Abschnitt 3.1.4.4.4.2.2. BOSSE ist aber der Meinung, dass dies aufgrund des klaren Wortlauts der Verweisung abzulehnen ist, vgl. BOSSE 2001, S. 596. FRIEDRICHSEN und WULFF sind darüber hinaus der Auffassung, dass der Vorstandsbericht auf den Ausgabebetrag einzugehen hat und dadurch das Fehlen der Verweisung auf § 193 Abs. 2 Nr. 3 AktG kompensiert wird, vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 223 und WULFF 2000, S. 191f. Zu bedenken ist hierbei jedoch, dass nach dem Wortlaut des § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG der Vorstand in seinem Bericht den vorgeschlagenen Ausgabebetrag zu begründen hat. Wie bereits oben dargestellt wurde, muss im Hauptversammlungsbeschluss aber gar kein Ausgabebetrag vorgeschlagen werden, so dass sich auch seine Begründung im Vorstandsbericht erübrigen könnte.
927
Vgl. ACKERMANN/SUCHAN 2002, S. 1499f. und WEIß 1999a, S. 248.
928
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 19l, S. 339; KÖRNERT 1999, S. 10; KPMG (HRSG.) 2000, S. 29; ROSCHMANN/ERWE 2004, Rn. 172, S. 51f. oder SEIBERT 1998, S. 35.
929
Vgl. ENGELSING 2001, S. 95 und WEIß 1999a, S. 253f.
202
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
dafür aber eine Prämie bezahlen,930 was wiederum zu einem Abfluss liquider Mittel führt.931 Darüber hinaus hat die Aktiengesellschaft jedoch keine zusätzlichen Ein- oder Auszahlungen zu erwarten. Zur Umsetzung eines Programmkaufs stehen dem Unternehmen grundsätzlich zwei Wege offen. Zum einen können marktgängige Optionen erworben werden, die dann an die Führungskräfte zu Vergütungszwecken weitergegeben werden. Allerdings dürfte es Schwierigkeiten geben, auf dem Kapitalmarkt geeignete Optionen zu finden, da diese in der Regel standardisiert sind und folglich nicht auf die besonderen Bedürfnisse des Unternehmens eingehen. Insbesondere die Ausgestaltung mit spezifischen Erfolgszielen dürfte bei solchen Optionen kaum anzutreffen sein.932 Darüber hinaus ist bei marktgängigen Optionsrechten die Gefahr unerlaubter Glattstellungsgeschäfte ungleich größer, da kein wirksames dingliches, sondern nur ein schuldrechtliches Veräußerungsverbot mit dem Begünstigten vereinbart werden kann.933 Um diese Nachteile zu vermeiden, wird ein Unternehmen, das einen Programmkauf plant, in der Regel mit einem Kredit- oder Finanzdienstleistungsinstitut einen individuellen Optionsvertrag abschließen, der genau den Anforderungen der Gesellschaft hinsichtlich der Erfolgsziele, Erwerbs- und Ausübungszeiträume oder der Wartezeit entspricht. Für die Übernahme der Stillhalterposition erhält das Kredit- oder Finanzdienstleistungsinstitut wiederum eine Optionsprämie. Das Unternehmen gibt anschließend die erworbenen Optionen nach zuvor festgelegten Kriterien an die Führungskräfte weiter. Im Ergebnis entsprechen die Optionsvereinbarungen mit den Begünstigten denen, die bei der Durchführung auf der Basis einer Kapitalerhöhung oder zurückgekaufter eigener Aktien abgeschlossen werden. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Aktien nicht von der Gesellschaft selbst, sondern von dem unternehmensfremden Dritten geliefert werden.934 Der Kauf der Optionsrechte fällt nicht unter die Regelungen der §§ 71-71e AktG, da von einem Erwerb eigener Aktien erst im Ausübungszeitpunkt gesprochen werden kann. Die Gesellschaft darf die Optionen zwar nicht ohne weiteres ausüben, die Weitergabe ist jedoch unbedenklich.935 Da beim Programmkauf nicht in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen wird, hat die Hauptversammlung grundsätzlich keinerlei Einflussmöglichkeit auf die Ausgestaltung 930
Vgl. ENGELSING 2001, S. 96; PELLENS/CRASSELT 1998, S. 150; WALTI 1998, S. 103-106 sowie WEIß 1999a, S. 253.
931
Vgl. ENGELSING 2001, S. 96; KALLMEYER 1999, S. 102; SPENNER 1999, S. 134f. oder WEIß 1999a, S. 263.
932
Vgl. SPENNER 1999, S. 134 bzw. WEIß 1999a, S. 253.
933
Vgl. § 399 BGB und WEIß 1999a, S. 253.
934
Als weitere Möglichkeit schlägt FERSTL ein so genanntes doppeltes Optionsgeschäft vor, wonach die Gesellschaft von Dritten Optionen erwirbt, die in den Ausstattungsmerkmalen identisch sind zu den Optionsvereinbarungen mit den Führungskräften. Üben diese ihre vergütungshalber gewährten Optionsrechte aus, übt auch die Gesellschaft ihrerseits die Optionen Dritter aus, um die bezogenen Aktien unmittelbar an die Führungskräfte weiterzureichen, vgl. FERSTL 2000, S. 101f. Dieses Vorgehen erscheint aus gesellschaftsrechtlicher Sicht jedoch problematisch, da ein Durchgangserwerb in jedem Fall vermieden werden sollte, so auch WEIß 1999a, S. 254.
935
Vgl. ENGELSING 2001, S. 96; KESSLER/SUCHAN 2003d, Tz. 657, S. 204; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 13, S. 883f.; MICK 1999, S. 1202f.; MUTTER/MIKUS 2001, S. 1950; SCHMID/MÜHLHÄUSER 2001, S. 494f.; SPENNER 1999, S. 134 aber auch WEIß 1999a, S. 254.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
203
der Optionsbedingungen, auch keine mittelbare.936 Dies führt aber dazu, dass eine nachträgliche Anpassung des Basispreises (Repricing) aufgrund veränderter Kapitalmarktbedingungen im Gegensatz zu den bisher dargestellten Durchführungsvarianten ohne weiteres möglich ist.937 Eine Beteiligung der Hauptversammlung aufgrund von § 119 AktG kommt ebenfalls nicht in Betracht.938 Die Festlegung der Konditionen obliegt daher in vollem Umfang den jeweiligen Vergütungsorganen, d.h. bei Aktienoptionen für Vorstandsmitglieder dem Aufsichtsrat (§ 84 Abs. 1 Satz 5 AktG) und bei den übrigen Führungskräften dem Vorstand (§ 76 Abs. 1 und § 77 Abs. 1 AktG). Die strengen inhaltlichen Anforderungen, die an die Hauptversammlungsbeschlüsse bei der Durchführung eines Optionsplans auf der Grundlage einer Kapitalerhöhung oder zurückerworbener eigener Aktien gestellt werden, gelten nicht mehr. Aufsichtsrat und Vorstand haben lediglich die allgemeinen Grundsätze der Angemessenheit der Vergütung und die ihnen obliegende Sorgfaltspflicht zu beachten. Es ist jedoch zu überdenken, ob der Hauptversammlung nicht unabhängig von der gewählten Durchführungsvariante eine Rahmenkompetenz eingeräumt werden sollte, wenn die Gesellschaft die Einführung eines wie auch immer gearteten aktienkursorientierten Vergütungssystems plant.939
3.1.4.7
Virtuelle Aktienoptionen
Virtuelle Aktienoptionen, die auch als Stock Appreciation Rights bezeichnet werden, bilden die Wertentwicklungen realer Optionen nach. Es handelt sich also um Vergütungsmodelle auf schuldrechtlicher Basis. Die Ausübung der Optionsrechte zieht demnach keine Lieferung der Aktien des eigenen Unternehmens nach sich, die Begünstigten erhalten vielmehr einen Barausgleich in Höhe der Differenz aus dem aktuellen Börsenkurs der Aktien und dem im Optionsvertrag vereinbarten Basispreis.940 Die Stock Appreciation Rights sind als eine Art aktienkursabhängige Tantiemezahlung einzustufen.941 Der damit verbundene Liquiditätsabfluss kann durchaus als Nachteil gesehen werden, doch zeichnet sich ein Aktienoptionsprogramm auf der 936
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 45, S. 88f.; KESSLER/SUCHAN 2003d, Tz. 657, S. 204; MUTTER/MIKUS 2001, S. 1950; SUCHAN/BAUMUNK 2003d, Tz. 653, S. 202 oder WEIß 1999a, S. 254.
937
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90 und WEIß 1999a, S. 254.
938
Vgl. WEIß 1999a S. 255f. und Abschnitt 3.1.2.1.
939
In diese Richtung deuten auch die Empfehlungen der EU-KOMMISSION, vgl. EU-KOMMISSION 2003, S. 19; EU-KOMMISSION 2004a, Abs. 6, S. 8f.; EU-KOMMISSION 2004b, S. 12f.; MAUL/LANFERMANN 2004, S. 2409; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293; SEIBERT 2003b, S. 40 und WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
940
Vgl. ACHLEITNER/WICHELS 2002, S. 14; BECKER 1990, S. 41; ENGELSING 2001, S. 97; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 107, S.69; HERZIG 1999b, S. 1; HIRTE 2000, S. 220; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 48, S. 1868; KUßMAUL/WEIßMANN 2001a, S. 302; MÄGER 1999, S. 1393; PELLENS/CRASSELT 1998, S. 130f.; SPENNER 1999, S. 41f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003e, Tz. 680, S. 210; VON EINEM 1999, S. 567f.; WALTI 1998, S. 103 oder WILDNER 2000, S. 67.
941
Vgl. BÜHNER 1989, S. 2183; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; KESSLER/SUCHAN 2003e, Tz. 684, S. 211; SPENNER 1999, S. 41f. sowie WILDNER 2000, S. 67.
204
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Basis virtueller Aktienoptionen verglichen mit den übrigen Durchführungsvarianten durch einen geringeren Verwaltungsaufwand und niedrigere Transaktionskosten aus.942 Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Optionsrechte auf einzelvertraglicher Basis zwischen der Gesellschaft und den Begünstigten abgeschlossen werden und eine Festlegung der Eckdaten des Optionsprogramms durch die Hauptversammlung nicht notwendig ist. Genau wie beim Programmkauf wird weder in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen, noch handelt es sich um eine Entscheidung nach § 119 Abs. 2 AktG.943. Auch sind virtuelle Aktienoptionen, d.h. schuldrechtliche Vereinbarungen, die auf den Ausgleich einer Kurswertdifferenz gerichtet sind, nicht als Genussrechte im Sinne von § 221 Abs. 3 AktG einzustufen, was eine Zuständigkeit der Hauptversammlung begründen würde.944 Die Vergütungskompetenz liegt demnach ausschließlich beim Aufsichtsrat, sofern Vorstandsmitgliedern Stock Appreciation Rights gewährt werden sollen, und in allen übrigen Fällen beim Vorstand gegebenenfalls mit einem Zustimmungsvorbehalt des Aufsichtsrats.945 Es sind lediglich die durch die §§ 76, 77 und 87 AktG gezogenen Grenzen einzuhalten.946 Allerdings sollte der Hauptversammlung auch in Bezug auf virtuelle Optionsprogramme eine gewisse Rahmenkompetenz eingeräumt werden.947 Problematisch ist, dass genau wie beim Programmkauf eine nachträgliche Anpassung des Basispreises durch die entsprechenden Vergütungsorgane möglich ist.948 Die Optionsbedingungen können genauso gewählt werden wie bei den bisher dargestellten Durchführungsvarianten. Es spricht nichts gegen die Vereinbarung von Erfolgszielen, Aus-
942
Vgl. BECKER 1990, S. 41; ENGELSING 2001, S. 98; SPENNER 1999, S. 42 bzw. WILDNER 2000, S. 67.
943
Vgl. KPMG (HRSG.) 2000, S. 35. KORN hält eine Anwendung der Holzmüller-Doktrin jedoch für möglich, vgl. KORN 2000, S. 110f.
944
Vgl. BUSCH 1999, S. 65; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 108, S.69; KESSLER/SUCHAN 2003e, Tz. 685, S. 212f.; KORN 2000, S. 110f.; KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 55, S. 1031 oder WOHLFARTH/BRAUSE 1997, S. 401. KAROLLUS und VON BREDOW stufen Optionen mit dem Recht auf den Ausgleich einer Kurswertdifferenz zwar als Genussrechte im Sinne von § 221 Abs. 3 AktG ein, doch greifen diese Regelungen bei der Ausgabe an Führungskräfte aufgrund der dann geltenden Spezialvorschriften gerade nicht, vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 241, S. 106 und Tz. 319, S. 133 sowie VON BREDOW 1999, S. 233-238. HIRTE hält es dagegen für angebracht, dass zur Gewährung virtueller Optionsrechte genauso Hauptversammlungsbeschlüsse notwendig sind, wie dies bei der Durchführung auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG der Fall ist, vgl. HIRTE 2000, S. 220f.
945
Vgl. BINZ/SORG 2002, S. 1275; ENGELSING 2001, S. 98; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 107, S.69; GROß 2000, S. 268f.; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 241, S. 106; KORN 2000, S. 110; KPMG (HRSG.) 2000, S. 35; MÄGER 1999, S. 1393; SUCHAN/BAUMUNK 2003e, Tz. 682, S. 210 und VON BREDOW 1999, S. 236f. Aufgrund der schon oben dargestellten Bedenken ist HIRTE anderer Meinung, vgl. HIRTE 2000, S. 220f.
946
Vgl. BRAUER 2004, S. 503; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 108, S.69f.; HOFFMANN-BECKING 1999, S. 801; KESSLER/SUCHAN 2003e, Tz. 685f., S. 211-213; KPMG (HRSG.) 2000, S. 35 oder VON BREDOW 1999, S. 236-238.
947
Vgl. BDO (HRSG.) 2003, S. 64f.; BMJ/BMF 2003, Punkt 3, EU-KOMMISSION 2003, S. 19; EU-KOMMISSION 2004a, Abs. 6., S. 8f.; EU-KOMMISSION 2004b, S. 12f.; EU-KOMMISSION 2004c, S. 58f.; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293; SEIBERT 2003b, S. 40; THÜSING 2003, S. 1614 und WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
948
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 46, S. 90.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
205
übungs- und Erwerbszeiträumen oder einer Sperrfrist.949 Die von virtuellen Aktienoptionen induzierten Anreizwirkungen gleichen daher denen realer Optionsrechte. Aus gesellschaftsrechtlicher Sicht bereitet aber die Umsetzung eines Aktienoptionsprogramms mithilfe von Stock Appreciation Rights die geringsten Schwierigkeiten.
3.1.5
Zwischenergebnis
Die nicht zuletzt durch die Corporate Governance Diskussion unterstrichene Forderung nach einer verstärkten Ausrichtung der Unternehmenspolitik an den Zielsetzungen der Anteilseigner und der damit einhergehenden Umsetzung eines wertorientierten Führungskonzepts ist grundsätzlich mit dem deutschen Aktienrecht vereinbar. Die Einführung eines Aktienoptionsprogramms ist als eine flankierende Maßnahme im Zuge dieses Umsetzungsprozesses zu sehen. Sie dient unter anderem der Verringerung des Principal-Agent-Konflikts zwischen Anteilseignern und Management, der aus der Trennung von Eigentum und Kontrolle bei den hier untersuchten börsennotierten (Publikums-)Aktiengesellschaften resultiert. Die Führungskräfte sollen durch die anreizkompatible Vergütung dazu motiviert werden, Entscheidungen im Sinne des Shareholder-Value-Ansatzes zu treffen. Gesetzliche Regelungen stehen Aktienoptionsplänen nicht entgegen, ihre Umsetzung wurde vielmehr durch das KonTraG wesentlich erleichtert. Da es sich bei der Einführung eines Aktienoptionsprogramms um eine Leitungsentscheidung im Sinne von § 76 Abs. 1 AktG handelt, fällt sie in den Verantwortungsbereich des Vorstands. Er ist auch zuständig für den Abschluss entsprechender Optionsvereinbarungen mit den Führungskräften unterhalb der Vorstandsebene, wobei er außer den ihm obliegenden Sorgfaltspflichten keine besonderen gesetzlichen Regelungen zu beachten hat. Anderes gilt für den Aufsichtsrat, zu dessen Aufgaben gemäß § 84 Abs. 1 Satz 1 AktG nicht nur die Bestellung der einzelnen Vorstandsmitglieder zählt, sondern als Vertreter der Gesellschaft schließt er auch die entsprechenden Anstellungsverträge und Vergütungsvereinbarungen ab (§ 112 AktG i.V.m. § 84 Abs. 1 Satz 5 AktG). Er hat dabei allerdings darauf zu achten, dass die Gesamtbezüge eines Vorstandsmitglieds in einem angemessenen Verhältnis zu dessen Aufgaben sowie zur Lage der Gesellschaft stehen (§ 87 Abs. 1 Satz 1 AktG). In Bezug auf Aktienoptionsprogramme bedeutet diese doppelte Angemessenheitsprüfung für den Aufsichtsrat, dass er zum einen bei der Festlegung des (jährlichen) Gesamtvolumens die Lage der Gesellschaft in seine 949
Vgl. IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 48, S. 1868f.; SUCHAN/BAUMUNK 2003e, Tz. 681, S. 210 oder WILDNER 2000, S. 67. Da die Optionsverträge in der Regel standardisiert sind, unterliegen sie den Regelungen zur Gestaltung rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse durch Allgemeine Geschäftsbedingungen. Die Bereichausnahme für gesellschaftsrechtliche Vereinbarungen nach § 310 Abs. 4 Satz 1 BGB greift bei virtuellen Aktienoptionsplänen nicht. Ist die Optionsvereinbarung Gegenstand des Arbeitsvertrages oder einer arbeitsvertraglichen Zusatzvereinbarung, so unterliegt sie ebenfalls der Inhaltskontrolle nach § 307-309 BGB, soweit sie nicht individuell mit dem begünstigten Mitarbeiter ausgehandelt worden ist, vgl. MOHR/BIHN 2003b, Tz. 1189, S. 344 und Tz. 1197, S. 345.
206
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Überlegungen mit einzubeziehen hat, zum anderen muss er aber auch anhand eines geeigneten Maßstabs die Aufteilung der Optionsrechte auf die einzelnen Mitglieder des Vorstands entsprechend ihrer individuellen Leistungen vornehmen. Eine Beteiligung der Hauptversammlung ist nur dann erforderlich, wenn in die Mitgliedschaftsrechte der Anteilseigner eingegriffen wird.950 Bei der Analyse der Durchführungsvarianten hat sich gezeigt, dass ordentliche oder genehmigte Kapitalerhöhungen zur Bedienung der Optionsrechte nicht geeignet sind. Einzig die bedingte Kapitalerhöhung besitzt die notwendige quantitative und zeitliche Flexibilität, die zur Unterlegung eines Optionsprogramms mit jungen Aktien erforderlich ist. Sie kann gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG als Absicherung der Umtausch- oder Bezugsrechte dienen, die den Gläubigern von Wandel- bzw. Optionsanleihen im Sinne von § 221 AktG gewährt wurden. Da den Altaktionären jedoch aufgrund von § 221 Abs. 4 Satz 1 AktG ein Bezugsrecht auf die Wandel- oder Optionsanleihen zusteht, muss dieses zunächst von der Hauptversammlung ausdrücklich ausgeschlossen werden, bevor die Optionen an die Führungskräfte ausgegeben werden können. Der hierfür notwendige Beschluss unterliegt strengen formellen und materiellen Anforderungen. So muss der Vorstand gemäß § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG der Hauptversammlung einen schriftlichen Bericht über die Gründe für den Ausschluss des Bezugsrechts vorlegen, in dem er klarstellen muss, dass der Aktienoptionsplan im Interesse der Gesellschaft liegt und zu seiner Umsetzung der Bezugsrechtsausschluss geeignet, erforderlich und insbesondere angemessen ist.951
950
Grundlage der Ergebnisse des Abschnitts 3.1 hinsichtlich der Kompetenzen der jeweiligen Unternehmensorgane im Rahmen der Einführung von Aktienoptionsprogrammen ist das Konzept der dualistischen Unternehmensverfassung. Wird stattdessen auf eine monistisch verfasste Europäische Aktiengesellschaft (SE) im Sinne der §§20-49 SEEG abgestellt, können sich bei einzelnen Teilaspekten Abweichungen ergeben (z.B. bei der Dauer der Bestellung, die bei Verwaltungsratsmitgliedern bis zu sechs Jahre betragen kann). So obliegt die grundsätzliche Entscheidung über die Einführung eines Aktienoptionsprogramms beim Verwaltungsrat, da dieser nach § 22 Abs. 1 SEEG die Gesellschaft leitet und die Grundlinien ihrer Tätigkeit bestimmt. Der Verwaltungsrat hat damit Kompetenzen inne, die im dualistischen System nach § 76 AktG dem Vorstand zustehen, vgl. AUSTMANN 2007, § 85 Tz. 14-17, S. 1589-1591; BegrRegE SEEG 2004, S. 91; BINDER ET AL. (HRSG.) 2007, Tz. 96f., S. 232f.; KORTS 2006, S. 14f. sowie VERORDNUNG (EG) 2157/2001, Art. 43 Abs. 1, S. 13. Auch hinsichtlich der Zuständigkeit für die Vergütung der Führungskräfte ergeben sich Unterschiede. So ist für die Vergütung der Verwaltungsratsmitglieder grundsätzlich die Hauptversammlung zuständig. Die Vergütung der geschäftsführenden Direktoren wird, auch wenn sie gleichzeitig Mitglieder des Verwaltungsrats sind, im Anstellungsvertrag mit der SE nach den Grundsätzen des § 87 AktG geregelt. Die SE wird dabei durch den Verwaltungsrat vertreten, vgl. § 40 Abs. 7 SEEG; AUSTMANN 2007, Tz. 13 S. 1589; BegrRegE SEEG 2004, S. 98; BINDER ET AL. (HRSG.) 2007, Tz. 118f., S. 237f. bzw. KORTS 2006, S. 17. Es ist darauf zu achten, dass beim Abschluss des Anstellungsvertrags eines geschäftsführenden Direktors, der gleichzeitig Mitglied des Verwaltungsrats ist, dieser auf Seiten der SE keinen Einfluss auf die Vertragsgestaltung hat. Es würde ansonsten eine unzulässige Vermischung der Kompetenzen vorliegen. Der Verwaltungsrat sollte daher einen Vergütungsausschuss einsetzen, der ausschließlich aus (unabhängigen) Verwaltungsratsmitgliedern besteht, die nicht auch gleichzeitig geschäftsführende Direktoren sind.
951
Die hier vorgenommene Angemessenheitsbeurteilung unterscheidet sich von der in § 87 Abs. 1 Satz 1 AktG, die auf die einzelnen Vorstandsmitglieder bezogen ist. Bei § 186 Abs. 3 und 4 AktG ist die Sichtweise etwas anders. Es wird von einem Eingriff in die Rechtsposition der Anteilseigner ausgegangen und beurteilt, ob dieser vertretbar ist, vgl. WEIß 199a, S. 177f. Allerdings ist auch hier eine Abschätzung der mit dem Aktienoptionsprogramm verbundenen Kosten notwendig, die dann den zu erwartenden positiven Auswirkungen auf den Unternehmenswert gegenüber gestellt werden müssen.
Gesellschaftsrechtliche Rahmenbedingungen
207
Gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG können seit dem Inkrafttreten des KonTraG auch „nackte“ Optionsrechte an Führungskräfte ausgegeben werden. Aufgrund der Zweckgebundenheit der bedingten Kapitalerhöhung steht den Anteilseignern in diesem Fall kein gesetzliches Bezugsrecht zu, weshalb es keines diesbezüglichen Ausschlusses und einer damit verbundenen sachlichen Rechtfertigung bedarf. Um trotzdem der Gefahr eines ungerechtfertigten Eingriffs in die Aktionärsrechte zu begegnen, hat der Gesetzgeber in § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG die Festlegung der Eckpunkte eines Aktienoptionsprogramms im entsprechenden Kapitalerhöhungsbeschluss der Hauptversammlung zwingend vorgeschrieben. Eine verstärkte inhaltliche Kontrolle soll darüber hinaus auch durch den Kapitalmarkt oder die Inanspruchnahme des Auskunftsrechts nach § 131 Abs. 1 AktG erfolgen. Die den Führungskräften vergütungshalber gewährten Optionsrechte können aber nicht nur mit jungen Aktien abgesichert werden, die aus einer Kapitalerhöhung stammen. Auch der Rückkauf eigener Anteile gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG ist als Deckungsmaßnahme geeignet. Der hierzu notwendige Hauptversammlungsbeschluss muss aber nicht nur den Anforderungen des § 186 Abs. 3 und 4 AktG genügen, er muss genau wie bei der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte im Sinne von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG die in § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG genannten zusätzlichen Beschlusserfordernisse enthalten. Aus gesellschaftsrechtlicher Sicht unproblematisch ist dagegen die Einführung eines Optionsplans mithilfe eines Programmkaufs oder virtueller Aktienoptionen. Da bei diesen Varianten nicht in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen wird, ist eine Beteiligung der Hauptversammlung nicht nötig. Die konkrete Ausgestaltung der Optionsvereinbarungen fällt somit ausschließlich in den Verantwortungsbereich der entsprechenden Vergütungsorgane. Um eine genaue Beurteilung der Angemessenheit eines Aktienoptionsplans im Hinblick auf die damit beabsichtigte Steigerung des Unternehmenswertes zu erlauben, ist eine von der gewählten Durchführungsvariante unabhängige und umfangreiche Information der Aktionäre bzw. des Kapitalmarktes erforderlich. Die einmalige Vorlage eines Vorstandsberichts oder die zusätzlichen Bestandteile des Hauptversammlungsbeschlusses nach § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG sind allein nicht ausreichend, um dem gerecht zu werden. Dies macht die Notwendigkeit geeigneter Transparenz- und Publizitätsvorschriften deutlich, welche die (laufenden) Informationsbedürfnisse aktueller und potenzieller Anteilseigner befriedigen. Im folgenden Kapitel werden daher zunächst die rechnungslegungspolitischen Fragestellungen erörtert, die sich mit der Abbildung eines Aktienoptionsprogramms und insbesondere des damit verbundenen Personalaufwands im Jahresabschluss auseinandersetzen, bevor die bestehenden Publizitätsvorschriften kritisch analysiert und mögliche Verbesserungen aufgezeigt werden.
208
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.2
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
3.2.1
Vorbemerkungen
Nachdem die gesellschaftsrechtlichen Rahmenbedingungen für Aktienoptionsoptionspläne im vorangegangenen Kapitel ausführlich erörtert wurden, ist jetzt der Frage nach der handelsrechtlichen Behandlung von Aktienoptionsplänen nachzugehen. Den Ausgangspunkt bilden dabei die Zwecke des Jahresabschlusses: Die Zahlungsbemessungsfunktion und die Informationsfunktion. Zum einen bildet der handelsrechtliche Einzelabschluss die Grundlage für Ausschüttungen an die Anteilseigner und aufgrund des Maßgeblichkeitsprinzips nach § 5 Abs. 1 Satz 1 EStG die Basis für die Ermittlung der vom Unternehmen zu leistenden Steuerzahlungen. Es wird daher untersucht, welchen Einfluss die Einführung eines Aktienoptionsprogramms auf die Höhe des nach den Regelungen des HGB ermittelten Jahresergebnisses hat. Die Ergebnisse sind die Basis für die Analyse der mit einem Aktienoptionsprogramm in Zusammenhang stehenden Kosten in Kapitel 4.1. Zum anderen müssen den Anteilseignern und dem Kapitalmarktpublikum in ausreichendem Umfang geeignete Informationen über die aktienkursorientierten Vergütungssysteme zur Verfügung gestellt werden, damit diese die Auswirkungen bewerten können und bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen können. Außerdem ist nur anhand einer umfangreichen Berichterstattung über Aktienoptionspläne eine Überprüfung der Angemessenheit der Vergütung der Führungskräfte möglich. Infolge der Globalisierung der Kapitalmärkte haben internationale Rechnungslegungsvorschriften auch für deutsche Aktiengesellschaften immer mehr an Bedeutung gewonnen. Aktiengesellschaften, die eine Zulassung ihrer Aktien zum Börsenhandel beantragen, müssen in der Regel internationale Transparenzanforderungen erfüllen. Unternehmen, die eine Aufnahme in den Prime Standard der Deutschen Börse anstreben, müssen gemäß § 47 Abs. 1 i.V.m. § 37v Abs. 2 und 3 WpHG sowie § 37y Nr. 1 WpHG einen Jahresabschluss nach den IFRS erstellen. Für Unternehmen, die den US-amerikanischen Kapitalmarkt in Anspruch nehmen wollten, war es bisher unumgänglich, Jahresabschlüsse auf der Basis der US-GAAP oder eine entsprechende Überleitungsrechnung aufzustellen. Mit dem Inkrafttreten der SEC Release No. 33-8879 am 4. März 2008 wurde für ausländische Unternehmen die Pflicht zur Erstellung einer Überleitungsrechnung abgeschafft, so dass jetzt auch Jahresabschlüsse nach IFRS den Anforderungen für die Erteilung einer entsprechenden Börsenzulassung genügen.952 Darüber hinaus ist die Aufstellung von Jahresabschlüssen nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften notwendig, um die Informationsbedürfnisse international agierender institutioneller Anleger zu befriedigen. Seit der Verabschiedung der Verordnung des europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Juli 2002 betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards sind ka952
Vgl. ISING 2008, S. 14 und SEC 2007, S. 6-8.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
209
pitalmarktorientierte Unternehmen953 dazu verpflichtet, für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2005 begonnen haben, einen Konzernabschluss nach IAS bzw. IFRS aufzustellen.954 Diese Pflicht wurde mit dem BilReG in § 315a HGB auch in nationalem Recht verankert.955 Darüber hinaus räumt die EU-Verordnung den Mitgliedstaaten ein Wahlrecht ein, ob sie für den Konzernabschluss der nicht kapitalmarktorientierten Gesellschaften und die Einzelabschlüsse aller Unternehmen die Anwendung der IAS bzw. IFRS vorschreiben oder zumindest gestatten.956 Der deutsche Gesetzgeber hat sich in § 315a HGB dafür entschieden, nicht kapitalmarktorientierten Gesellschaften ein Wahlrecht zur Aufstellung des Konzernabschlusses nach den Grundsätzen der IAS/IFRS zu gewähren. Für die Erstellung des Einzelabschlusses gelten nach wie vor die nationalen Rechnungslegungsvorschriften. Allerdings besteht gemäß § 325 Abs. 2a und Abs. 2b HGB die Möglichkeit, zu Informationszwecken einen Einzelabschluss nach internationalen Rechungslegungsstandards offen zu legen.957 Damit ergibt sich folgendes Bild:
kapitalmarktorientierte Unternehmen nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen
Tabelle 5:
Konzernabschluss nach IAS/IFRS
Einzelabschluss nach IAS/IFRS
Pflicht
Wahlrecht für Informationszwecke (§ 325 Abs. 2a und Abs. 2b HGB)
Wahlrecht
Wahlrecht für Informationszwecke (§ 325 Abs. 2a und Abs. 2b HGB)
Umsetzung der Mitgliedsstaatenwahlrechte in Deutschland
Aufgrund der großen Bedeutung der IFRS im Rahmen der Informationsfunktion des Jahresabschlusses wird zunächst der durch das IASB veröffentlichte IFRS 2 „Share-based Payment“ analysiert, bevor dann eingehend die nationalen Regelungen betrachtet werden, die sich unter anderem im E-DRS 11 des DSR niedergeschlagen haben. 953
Als kapitalmarktorientierte Gesellschaften gelten Unternehmen, deren Wertpapiere in einem beliebigen Mitgliedstaat zum Handel an einem geregelten Markt zugelassen sind, vgl. BÖCKING 2001, S. 1433; GÖTHEL 2001, S. 2058 oder VERORDNUNG (EG) 1606/2002, Art. 4, S. 3. Mit dem BilMoG wird in § 264d HGB Legaldefinition des Begriffs der kapitalmarktorientierten Kapitalgesellschaft gegeben, vgl. RegE BilMoG 2008, S. 8 und BegrRegE BilMoG 2008, S. 63.
954
Vgl. VERORDNUNG (EG) 1606/2002, Art. 2 und 4, S. 3; BURGER/ULBRICH 2003, S. 903; ERNST 2003, S. 1488; FREIDANK 2003, S. 8; GÖTHEL 2001, S. 2058; IDW 2003b, S. 2; KAHLE 2003, S. 262; KIRSCH 2003, S. 275f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 49; MANDLER 2003, S. 476; NIEHUS 2001, S. 738; SCHOLTISSEK 2003, S. 344; SEIBERT 2003a, S. 696; SEIBERT 2003b, S. 41f. sowie ZABEL 2002, S. 919. So auch schon VAN HULLE 2000, S. 543.
955
Vgl. BilReG 2004, S. 3169 und BegrRegE BilReG 2004, S. 43-47 und S. 69-74.
956
Vgl. BÖCKING 2001, S. 1433f.; BURGER/ULBRICH 2003, S. 903; ERNST 2003, S. 1488f.; FREIDANK 2003, S. 8f.; GÖTHEL 2001, S. 2058; KAHLE 2003, S. 262; KIRSCH 2003, S. 276f.; MANDLER 2003, S. 476; NIEHUS 2001, S. 739; SEIBERT 2003a, S. 696; SEIBERT 2003b, S. 41f. sowie VERORDNUNG (EG) 1606/2002, Art. 5, S. 3 und ZABEL 2002, S. 919.
957
Vgl. BilReG 2004, S. 3172f.; BegrRegE BilReG 2004, S. 43-47, S. 69-74 und S. 97-103; BMJ/BMF 2003, Punkt 4; IDW 2003b, S. 2f.; KIRSCH 2003, S. 278; SEIBERT 2003a, S. 696 bzw. SEIBERT 2003b, S. 41f.
210
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.2.2
Bilanzielle Behandlung von Optionsprogrammen nach IAS/IFRS
3.2.2.1
Vorbemerkungen
Bis zur Veröffentlichung des IFRS 2 „Share-based Payment“ am 19. Februar 2004 enthielten die IAS/IFRS keine verbindlichen Regelungen zur Bilanzierung aktienkursorientierter Vergütungsinstrumente.958 Die Unternehmen hatten bis dahin bei der Aufstellung des IASAbschlusses nach eigenem Ermessen solche Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze anzuwenden, die gewährleisteten, dass den Adressaten alle entscheidungsrelevanten Informationen zur Verfügung gestellt wurden. Dabei waren gemäß IAS 1 Par. 22 insbesondere Regelungen anderer IAS/IFRS in vergleichbaren Fällen, das IAS Framework und die Verlautbarungen anderer Standard Setter, soweit sie mit dem IAS Framework in Einklang stehen, zu berücksichtigen.959 Da die IAS/IFRS bis dato keine Regelungen zu vergleichbaren Fällen enthielten, orientierte sich die bilanzielle Abbildung aktienkursorientierter Vergütungssysteme an den US-amerikanischen Vorschriften.960 Bei realen Aktienoptionsplänen wurde daher auch im Rahmen der IAS/IFRS ein entsprechender Personalaufwand berücksichtigt. Die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Aufwands richtete sich üblicherweise nach dem Gesamtwert der Optionsrechte im Zusagezeitpunkt. Es war aber auch denkbar, den Personalaufwand auf der Basis des inneren Wertes zu ermitteln oder gänzlich zu vernachlässigen.961 Gewährte die Gesellschaft den Führungskräften zu Vergütungszwecken dagegen virtuelle Aktienoptionen, war auch schon vor dem Inkrafttreten des IFRS 2 eine Rückstellung für unge958
IAS 19 nahm zwar ausführlich zu den Angabepflichten Stellung, die das Unternehmen im Zusammenhang mit der Durchführung von Aktienoptionsplänen zu erfüllen hatte, doch wurde ausdrücklich klargestellt, dass IAS 19 keine Vorschriften zum Ansatz und zur Bewertung von Kapitalbeteiligungsleistungen enthielt, vgl. IAS 19, Par. 145; 19-64; EISOLT 1999, S. 763; HASBARGEN/SETA 2003, S. 516; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 36, S. 632; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 104, S. 30; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 9, S. 829; OSER/VATER 2001, S. 1267; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 30; SCHMIDT 2002, S. 2657, VATER 2000a, S. 1035 und WOLLMERT/HEY 2002, S. 164. Auch IAS 39 und SIC 16 haben Aktienoptionsprogramme aus ihrem sachlichen Anwendungsbereich explizit ausgeschlossen, vgl. IAS 39 (rev. 2000), Par. 1 lit. e, S. 39-12 und SIC 16, Par. 3, S. SIC-16-2. Unter den Kapitalbeteiligungsleistungen waren auch Optionsprogramme zu subsumieren. Dies gilt nach IAS 19, Par. 144 lit. a, S. 19-64 sowohl für reale Optionen als auch nach IAS 19, Par. 144 lit. b, S. 19-64 für Stock Appreciation Rights. Der Verzicht auf Regelungen zu Ansatz und Bewertung wurde damit begründet, dass seinerzeit international noch keine Einigkeit über die bilanzielle Behandlung solcher Vergütungssysteme bestand, vgl. IAS 19 (rev. 2000), App C, Par. 94, S. 19-134 oder EISOLT 1999, S. 763. Mit dem Inkrafttreten des IFRS 2 wurden die Offenlegungsvorschriften, die sich auf Aktienoptionsprogramme beziehen, aus dem Anwendungsbereich des IAS 19 herausgenommen und ausschließlich in IFRS 2 geregelt, vgl. IFRS 2, Par. C3, S. 46f.
959
Vgl. IAS 1, Par. 22, S. 1-13; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 104, S. 30; OSER/VATER 2001, S. 1267; ROß/BAUMUNK 2003c, Tz. 270f., S. 97f. bzw. WOLLMERT/HEY 2002, S. 165.
960
Zwar stimmen die US-GAAP und die IAS/IFRS in ihrer grundsätzlichen Zielsetzung überein, eine zwingende Anwendung der US-amerikanischen Vorschriften war jedoch nicht geboten, vgl. EISOLT 1999, S. 763; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 36, S. 855; OSER/VATER 2001, S. 1267; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 30; WOLLMERT/HEY 2002, S. 165 und WOLLMERT/MANTZELL 2000, S. 146.
961
So auch HASBARGEN/SETA 2003, S. 516; OSER/VATER 2001, S. 1267f.; WOLLMERT/HEY 2002, S. 165f. oder WOLLMERT/MANTZELL 2000, S. 146.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
211
wisse Verbindlichkeiten zu bilden, da alle in IAS 37 Par. 14 geforderten Ansatzkriterien erfüllt waren.962 Dabei sollte wie auch im Rahmen der US-GAAP nach der Nettomethode verfahren werden, da es sich bei der von den Begünstigten zu erbringenden Arbeitsleistung nicht um einen aktivierungsfähigen Vermögensgegenstand handelte. Die Bewertung hatte gemäß IAS 37 Par. 36 entsprechend der bestmöglichen Schätzung des Betrags zu erfolgen, der zur Erfüllung der gegenwärtigen Verpflichtung zum Bilanzstichtag erforderlich war.963 Da hierbei auf den Drittvergleich abgestellt wurde, sollte die aus der Gewährung virtueller Optionen resultierende Stillhalterverpflichtung mit dem (zeitanteiligen) Gesamtwert am Bilanzstichtag bewertet werden.964 Der so ermittelte Personalaufwand konnte dann gleichmäßig auf den Leistungszeitraum, der in der Regel der Sperrfrist entspricht, verteilt werden.965
3.2.2.2
IFRS 2 „Share-Based Payment“
3.2.2.2.1
Anwendungsbereich
In den sachlichen Anwendungsbereich des IFRS 2 fallen alle aktienkursorientierten Entgeltformen, bei denen als Gegenleistung für den Erhalt von Waren oder die Inanspruchnahme von Dienstleistung echte Eigenkapitalinstrumente des Unternehmens an den Lieferanten oder Dienstleister ausgegeben werden bzw. eine Zahlungsverpflichtung eingegangen wird, deren Höhe sich nach dem Wert eines Eigenkapitalinstruments des Unternehmens richtet.966 Zu den „Share-Based Payment Transactions“ im Sinne von IFRS 2 zählen aber nicht nur die Gewährung echter Eigenkapitalinstrumente („equity-settled“) oder aktienkursorientierter Barvergütungen („cash-settled“)967 als Gegenleistung für bezogene Waren oder Dienstleistungen, sondern auch Vereinbarungen, bei denen entweder das Unternehmen oder der Vertragspartner entscheiden kann, ob die Gegenleistung in Form von Zahlungsmitteln oder Eigenkapitalin-
962
Dies sind: 1. Ein Unternehmen hat aus einem Ereignis der Vergangenheit eine gegenwärtige Verpflichtung (rechtlich oder faktisch); 2. der Abfluss von Ressourcen mit wirtschaftlichem Nutzen zur Erfüllung dieser Verpflichtung ist wahrscheinlich und 3. eine zuverlässige Schätzung der Höhe der Verpflichtung ist möglich, vgl. IAS 37, Par. 14, S. 37-14 sowie SCHMIDBAUER 2000b, S. 1489.
963
Vgl. IAS 37, Par. 36, S. 37-19.
964
Vgl. IAS 37, Par. 36-41, S. 37-19f. und ähnlich auch SCHMIDBAUER 2000b, S. 1489.
965
Vgl. SCHMIDBAUER 2000b, S. 1489f.
966
Vgl. IFRS 2, Par. 2, S. 9; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 40, S. 633; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 786; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 49f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 610; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113; SCHEFFLER 2003, S. 78; SCHMIDT 2002, S. 2657f. oder ZEIMES/THUY 2003, S. 39.
967
Werden den Führungskräften Optionen auf Aktien gewährt und dürfen diese die durch die Ausübung bezogenen Aktien nur an die Gesellschaft verkaufen oder kann die Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen die Aktien zurückkaufen, ist das gesamte Programm als „cash-settled share-based payment transaction“ einzustufen, vgl. IFRS 2, Par. 31, S. 18.
212
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
strumenten erbracht wird (so genannte Kombinationspläne).968 Für die Anwendung von IFRS 2 spielt es dabei keine Rolle, ob die Gesellschaft, welche die Leistungen oder Waren empfängt, selbst die an ihrem Eigenkapital orientierte Vergütung in Form von Eigenkapitalinstrumenten erbringt. Vergütungsschuldner können auch unmittelbar die Aktionäre des Unternehmens oder ein Unternehmen sein, das zum Konzernverbund gehört. Ausschlaggebend ist nur, dass die Leistungen oder Waren dem rechnungslegungspflichtigen Unternehmen zufließen.969 Im Gegensatz zu den US-GAAP fallen auch „employee stock ownership plans (ESOP)“ und „employee stock purchase plans (ESPP)“ in den Anwendungsbereich von IFRS 2, da das IASB anders als das FASB keine Notwendigkeit sieht, solche Kapitalbeteiligungsprogramme anders zu behandeln als die übrigen aktienkursorientierten Vergütungsformen.970 Von den Vorschriften des IFRS 2 werden explizit lediglich solche Transaktionen ausgenommen, die in den Anwendungsbereich des IFRS 3 „Business Combinations“, des IAS 32 „Financial Instruments: Disclosure and Presentation“ oder des IAS 39 „Financial Instruments: Recognition and Measurement“ fallen.971 Der IFRS 2 zugrunde liegende Ansatz, der die Rechnungslegungspflicht aktienkursorientierter Entgeltformen an den bezogenen Waren oder Dienstleistungen festmacht, unterscheidet sich grundlegend von der Vorgehensweise im Rahmen der US-GAAP, bei der die hingegebenen Eigenkapitalinstrumente im Mittelpunkt des Interesses stehen.972 IFRS 2 war erstmals für alle Geschäftsjahre anzuwenden, die am oder nach dem 1. Januar 2005 begonnen haben.973 Die Vorschriften des IFRS 2 gelten dabei nicht nur für neue, d.h. nach dem 31. Dezember 2004 aufgelegte Optionsprogramme, IFRS 2 enthält darüber hinaus auch Übergangsregelungen für bestehende aktienkursorientierte Vergütungssysteme. So müssen Optionspläne, die mit Aktien bedient werden, gemäß IFRS 2 bilanziert werden, sofern sie nach dem 7. November 2002 aufgelegt wurden und im Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung
968
Vgl. IFRS 2, Par. 2, S. 9; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 41, S. 633; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 786f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 610; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 453f.; SCHMIDT 2002, S. 2658f. sowie ZEIMES/THUY 2003, S. 39.
969
Vgl. IFRS 2, Par. 3, S. 9f.; IFRS 2 BC, Par. 19-22, S. 11; FASB (HRSG.) 2002, S. 8; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 42, S. 857f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 13, S. 830f. bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 39f. Klarstellend hebt IFRS 2 hervor, dass Eigenkapitalinstrumente, die Mitarbeitern gewährt werden, weil sie Anteilseigner der Gesellschaft sind, nicht unter die Vorschriften des IFRS 2 fallen, vgl. IFRS 2, Par. 4, S. 10 und IFRS 2 BC, Par. 18, S. 10f.
970
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 8-17, S. 8-10; FASB (HRSG.) 2002, S. 18; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 43, S. 633; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 14, S. 831 und SCHMIDT 2002, S. 2658. ESPPs und ESOPs sind explizit aus dem Anwendungsbereich von SFAS No. 123 ausgenommen worden. ESPPs sind in Übereineinstimmung mit den Vorschriften nach AICPA SOP 93-6 zu bilanzieren. APB Opinion No. 25 gilt ohnehin nur für Aktienoptionsprogramme für Mitarbeiter, vgl. FASB (HRSG.) 2002, S. 18f. und SOP 93-6.
971
Vgl. IFRS 2, Par. 5f., S. 10; IFRS 2 BC, Par. 23-28, S. 11-13; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 45, S. 634; PEL113; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 453; SCHMIDT 2002, S. 2658 oder ZEI-
LENS/CRASSELT 2004, S. MES/THUY 2003, S. 40. 972
Vgl. insbesondere FASB (HRSG.) 2002, S. 8.
973
Vgl. IFRS 2, Par. 60, S. 25; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 786; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 15, S. 831 und PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
213
des IFRS 2 („effective date“) noch nicht unverfallbar geworden sind.974 Für alle übrigen Programme hat die Gesellschaft aber zumindest die in IFRS 2 Par. 44f. geforderten Anhangangaben zu machen.975 Die Übergangsregelung des IFRS 2 sieht vor, dass in Bezug auf bestehende Aktienoptionsprogramme alle Geschäftsjahre anzupassen sind, die im Jahresabschluss offen gelegt werden müssen. Sie ähnelt somit sowohl der „modified prospective method“ als auch der „retroactive restatement method“ nach SFAS No. 148.976 Da nur nach dem 7. November 2002 aufgelegte Optionsprogramme von der Übergangsregelung erfasst werden, besteht die Gefahr eines „ramp-up“ Effekts, wie er bei der Anwendung der „prospective method“ nach SFAS No. 123 auftritt.977 Bestanden zum Zeitpunkt der erstmaligen Anwendung des IFRS 2 Verbindlichkeiten aus Optionsplänen, die einen Barausgleich vorsehen, mussten auch diese im Jahresabschluss berücksichtigt werden. Dies galt analog zu den Regelungen bei realen Optionsprogrammen nicht nur für das aktuelle, sondern für alle im Jahresabschluss offen gelegten Geschäftsjahre.978
3.2.2.2.2
Ansatz
3.2.2.2.2.1
Aktienkursorientierte Vergütungssysteme auf der Basis realer Optionen
Im Rahmen der IAS/IFRS stellt sich die Frage, ob im Zusammenhang mit der Ausgabe von Optionsrechten zu Vergütungszwecken ein Aufwand zu verbuchen ist. Den Ausgangspunkt der Überlegungen des IASB zur Beantwortung dieser Frage bildete die Annnahme, dass Dritten gewährte Eigenkapitalinstrumente eine Gegenleistung für empfangene Dienstleistungen oder bezogene Waren darstellen. Fließen der Gesellschaft Güter zu, die die Ansatzkriterien eines Vermögensgegenstands erfüllen, sind diese zu aktivieren und führen zu einer korrespondierenden Erhöhung des Eigenkapitals. Der Aufwand ergibt sich dann in der Folgezeit durch den Verzehr der entsprechenden Vermögensgegenstände.979 Sind die erhaltenen Leistungen nicht aktivierungsfähig, was insbesondere bei der von den Führungskräften erbrachten oder noch zu 974
Vgl. IFRS 2, Par. 53, S. 24; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 15, S. 831 und PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113.
975
Vgl. IFRS 2, Par. 56, S. 25. Werden dagegen die Bedingungen von nicht in den zeitlichen Anwendungsbereich des IFRS 2 fallenden Optionsprogrammen geändert, müssen die daraus resultierenden bilanziellen Konsequenzen entsprechend IFRS 2, Par. 26-29 berücksichtigt werden, vgl. IFRS 2, Par. 57, S. 25 bzw. KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 9, S. 829f.
976
Vgl. SFAS No. 148 Par. 2 S. 1-3 und Par. A 9-11, S. 12f. sowie HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 103, S. 29.
977
Vgl. SFAS 123, Par. 269, S. 1805.
978
Vgl. IFRS 2, Par. 58, S. 25 bzw. HASBARGEN/SETA 2003, S. 517.
979
Vgl. IFRS 2, Par. 7, S. 10; IFRS 2 BC, Par. 31, S. 13f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 50f., S. 858f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 16, S. 831; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 49f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113f.; SCHMIDT 2002, S. 2658 und ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
214
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
erbringenden Arbeitsleistung der Fall ist, so gelten sie im Moment des Zugangs als verbraucht und sind demnach als Aufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung zu berücksichtigen.980 Die Gegenbuchung erfolgt analog zur Aktivierung eines Vermögensgegenstandes im Eigenkapital. Der dazugehörige Buchungssatz lautet daher: Per Aufwand an Kapitalrücklage.981 Die vom IASB geforderte erfolgswirksame Berücksichtigung aktienkursorientierter Entgeltformen hat jedoch auch heftige Kritik hervorgerufen. Das IASB sah sich deshalb gezwungen, zu den wichtigsten Gegenargumenten wie folgt Stellung zu beziehen: -
Kritikpunkt: Eine Aufwandsberücksichtigung kommt nicht in Betracht, da die Gesellschaft nicht an der Transaktion beteiligt ist. Stellungnahme des IASB: Die Einführung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems geht in der Regel auf die Initiative der Gesellschaft zurück und selbst dann, wenn Dritte die Eigenkapitalinstrumente direkt von den Anteilseignern erhalten, ist das Unternehmen der Empfänger der Waren oder Dienstleistungen.982
-
Kritikpunkt: Die Begünstigten eines Optionsprogramms erbringen keine Gegenleistung. Stellungnahme des IASB: Wäre diesem Gegenargument zuzustimmen, würden die Organmitglieder ihre Treuepflichten gegenüber den Aktionären verletzen, da sie Dritten unentgeltlich werthaltige Vermögensgegenstände überlassen würden. Außerdem sind Optionen regelmäßig nur ein Teil eines gesamten Vergütungspakets hinsichtlich dessen anderer Bestandteile (z.B. Grundvergütung oder ergebnisabhängige Tantieme) eine aufwandswirksame Verrechnung nicht in Frage steht.983
-
Kritikpunkt: Da keine Zahlungsmittel oder anderen Vermögensgegenstände abfließen, darf kein Aufwand erfasst werden. Stellungnahme des IASB: Der Aufwand resultiert nicht aus dem Erwerb, sondern aus dem Verbrauch der bezogenen Waren oder Dienstleistungen.984 Diese Sichtweise führt dazu, dass die Aufwandsberücksichtigung im Rahmen aktienkursorientierter Vergütungssysteme in Übereinstimmung mit der im Framework vorgenommenen Definition des Aufwands vorgenommen wird.985
980
Vgl. IFRS 2, Par. 9, S. 11; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 16, S. 831 und Rz. 17, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 113f.; SCHMIDT 2002, S. 2658 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
981
Vgl. IFRS 2, Par. 7, S. 10; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 52, S. 859; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 16, S. 831; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 457-459; SCHMIDT 2002, S. 2658 und ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
982
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 34f., S. 14f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 53, S. 859 sowie KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50.
983
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 36-39, S. 15f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 53, S. 860 und KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50.
984
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 40-44, S. 16f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 53, S. 860 aber auch KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50.
985
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 45-53, S. 17-19 bzw. HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 54, S. 636.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
-
215
Kritikpunkt: Die Kennzahl „Earnings per Share (EPS) wird ungerechtfertigterweise doppelt berührt. Stellungnahme des IASB: Es handelt sich dabei nicht um die doppelte Berücksichtigung eines Effektes, sondern um die Abbildung zweier unterschiedlicher Effekte. Einerseits wird die Zahl der Aktien durch die Ausgabe der Optionsrechte erhöht, andererseits muss aber auch der Aufwand für den Verbrauch der bezogenen Waren oder Dienstleistungen erfasst werden.986
-
Kritikpunkt: Es besteht die Gefahr negativer ökonomischer Konsequenzen, da die Unternehmen auf aktienkursgebundene Entgeltformen verzichten könnten, um den Ausweis der damit in Zusammenhang stehenden Aufwendungen zu vermeiden. Stellungnahme des IASB: Die Rechnungslegung dient nicht dazu, Unternehmen zu einem bestimmten Verhalten zu veranlassen, sondern ist vielmehr auf die Vermittlung entscheidungsrelevanter Informationen ausgerichtet. Die Nichtberücksichtigung der Aufwendungen aus Aktienoptionsprogrammen würde aber die Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse einschränken und somit der Zielsetzung der Vermittlung entscheidungsrelevanter Informationen zuwider laufen.987
3.2.2.2.2.2
Stock Appreciation Rights
Die bilanzielle Erfassung einer aktienkursorientierten Barvergütung ist unstrittig, da das Unternehmen mit der Gewährung von Stock Appreciation Rights eine zukünftige Zahlungsverpflichtung eingeht, die allerdings in mehrfacher Hinsicht unsicher ist. Aus diesem Grund ist für die Zahlungsverpflichtung eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden.988 Werden die virtuellen Aktienoptionen für bereits erbrachte Arbeitsleistungen gewährt und ist ihre Ausübung nicht an die Erfüllung weiterer „vesting conditions“ gebunden, so ist die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten sofort in voller Höhe anzusetzen.989 In der Regel erhalten die Begünstigten die Optionsrechte für zukünftig zu erbringende Leistungen. Es stellt sich somit die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Rückstellung zu bilden ist. Während der Sperrfrist besteht für die Gesellschaft noch keine gegenwärtige Verpflichtung („present obligation“), da die Optionsberechtigten noch nicht alle Ausübungsbedingungen erfüllt haben. 986
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 54-57, S. 19 bzw. HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 54, S. 636 und KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50. Dem widerspricht aber SCHILDBACH, vgl. SCHILDBACH 2003, S. 894.
987
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 58-60, S. 20.
988
Vgl. IFRS 2, Par. 7, S. 10; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 65, S. 862; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 16, S. 831; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 469; SCHMIDT 2002, S. 2659 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 42. Zu Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten siehe auch HAPPE 2002, S. 365-367.
989
Vgl. HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 66, S. 862; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 17, S. 832; KÜTING/DÜRR 2004, S. 613f. und PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115.
216
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Daher käme nach IAS 37 lediglich der Ausweis einer Eventualschuld im Anhang in Betracht.990 Das IASB hat sich jedoch in Anlehnung an die bilanzielle Behandlung von Pensionsrückstellungen dafür entschieden, bereits während der Sperrfrist eine Rückstellung entsprechend der in der Rechnungsperiode bezogenen Waren oder Dienstleistungen zu bilden.991
3.2.2.2.2.3
Kombinationspläne
Kombinationspläne zeichnen sich dadurch aus, dass entweder dem Unternehmen oder dem Vertragspartner das Recht zusteht, zu entscheiden, ob die Gegenleistung in Form von Eigenkapitalinstrumenten oder einer aktienkursgebundenen Barvergütung erfolgt. Die bilanzielle Abbildung richtet sich danach, wer die Art der Gegenleistung bestimmen kann. Bei Kombinationsplänen, bei denen die Entscheidung den Vertragspartnern obliegt, handelt es sich aus Unternehmenssicht um eine strukturiertes Finanzinstrument, das sich aus einer Eigen- und einer Fremdkapitalkomponente zusammensetzt.992 Der Wert der bezogenen Waren oder Dienstleistungen muss auf diese beiden Komponenten verteilt werden. Der sich ergebende Eigenkapitalanteil ist dann entsprechend der Regelungen für echte Eigenkapitalinstrumente zu behandeln, wohingegen der Fremdkapitalanteil nach den Vorschriften für aktienkursorientierte Barvergütungen zu bilanzieren ist.993 Steht dem Unternehmen dagegen die Entscheidung über die Art und Weise der Abwicklung der Transaktion zu, muss zunächst geprüft werden, ob eine gegenwärtige Zahlungsverpflichtung besteht. Hiervon ist auszugehen, wenn die Ausgabe von Eigenkapitalinstrumenten aufgrund der bisherigen Praxis oder Geschäftspolitik des Unternehmens für unwahrscheinlich gehalten wird. Die Bilanzierung erfolgt dann entsprechend der Vorschriften für virtuelle Optionsprogramme.994 Ist jedoch geplant, den Vertragspartnern als Gegenleistung echte Eigenka-
990
Vgl. IAS 37, Par. 27-30, S. 37-17 sowie Par. 86-88, S. 37-29f.; IFRS 2 BC, Par. 243, S. 64; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 67, S. 862; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 17, S. 832 bzw. SCHMIDT 2002, S. 2659.
991
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 243-245, S. 64f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 67, S. 862; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KÜTING/DÜRR 2004, S. 613; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115 und SCHMIDT 2002, S. 2659.
992
Vgl. IFRS 2, Par. 35, S. 19; IFRS 2 BC, Par. 258-264, S. 68-70; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 71, S. 863; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; SCHMIDT 2002, S. 2659 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
993
Vgl. IFRS 2, Par. 38, S. 20; IFRS 2 BC, Par. 258-264, S. 68-70; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 71, S. 863; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 472474; SCHMIDT 2002, S. 2659 und ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
994
Vgl. IFRS 2, Par. 42, S. 21; IFRS 2 BC, Par. 265f., S. 70; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 72, S. 863; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 116; PELLENS/FÜLBIER/GASSEN 2004, S. 472-474; SCHMIDT 2002, S. 2659 sowie ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
217
pitalinstrumente zu gewähren, finden die einschlägigen Regelungen zu den „equity-settled share-based transactions“ Anwendung.995
3.2.2.2.3
Bewertung
3.2.2.2.3.1
Gegenleistung in Form echter Eigenkapitalinstrumente
3.2.2.2.3.1.1 Höhe des Gesamtaufwands Entsprechend der Grundkonzeption des IFRS 2 orientiert sich die Bewertungsmethode an den bezogenen Waren oder empfangenen Dienstleistungen.996 Ihr Wert kann entweder direkt anhand des beizulegenden Wertes („fair value“) der erhaltenen Leistungen bestimmt werden (direkte Ermittlung) oder er ergibt sich indirekt aus dem Gesamtwert der hingegebenen Eigenkapitalinstrumente (indirekte Ermittlung). Gemäß IFRS 2 ist grundsätzlich die Anwendung der direkten Methode vorgeschrieben, es sei denn, dass der „fair value“ auf diese Art und Weise nicht zuverlässig ermittelt werden kann.997 Bei Transaktionen mit einem unternehmensfremden Dritten geht das IASB von der widerlegbaren Vermutung aus, dass der „fair value“ der bezogenen Waren oder Dienstleistungen hinreichend genau geschätzt werden kann (z.B. anhand von Marktpreisen), d.h. üblicherweise ist die direkte Methode anzuwenden.998 Der beizulegende Wert der Arbeitsleistungen von Mitarbeitern, die auf die Gewährung von Eigenkapitalinstrumenten zurückzuführen sind, entzieht sich dagegen einer direkten Ermittlung. Aktienoptionen stellen neben fixen Gehaltszahlungen und sonstigen Vergütungen nur einen Teil der Gesamtentlohnung dar, so dass eine Zuordnung der erbrachten Arbeitsleistung zu einem bestimmten Teil dieses Gesamtpakets nicht möglich ist. Außerdem erfolgt die Einführung aktienkursorientierter Vergütungssysteme mit der Absicht, Anreize zum Verbleib im Unternehmen und zu einem wertorientierten Verhalten zu geben.999 Die Höhe des insgesamt 995
Vgl. IFRS 2, Par. 43, S. 21; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 73, S. 863; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; KÜTING/DÜRR 2004, S. 615; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 116; SCHMIDT 2002, S. 2659 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
996
Vgl. IFRS 2, Par. 7f., S. 10f.; FASB (HRSG.) 2002, S. 8 und Par. 22, S. 21f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 49f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611; SCHMIDT 2002, S. 2658 und ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
997
Vgl. IFRS 2, Par. 10, S. 11; IFRS 2 BC, Par. 65, S. 21; GEBHARDT 2003, S. 680; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 80, S. 864; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 19, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611 aber auch ZEIMES/THUY 2003, S. 40. ED 2 sah dagegen noch vor, dass auf die Methode zurückzugreifen ist, die schneller und einfacher zu einem Ergebnis führt, vgl. ED 2, Par. 7, S. 21.
998
Vgl. IFRS 2, Par. 13, S. 12; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 81, S. 864; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 19, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 611f.; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; SCHMIDT 2002, S. 2659 sowie ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
999
Vgl. IFRS 2, Par. 11f., S. 11f.; GEBHARDT 2003, S. 680; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 82, S. 864; HOFFMANN/ LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 19, S. 832f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612; PELLENS/ CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32; SCHMIDT 2002, S. 2659 und ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
218
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
zu verrechnenden Personalaufwands muss daher indirekt, d.h. auf der Basis des „fair value“ der hingegebenen Eigenkapitalinstrumente bestimmt werden.1000 Zur Ermittlung des „fair value“ der Eigenkapitalinstrumente ist der Marktpreis gehandelter Aktien oder Optionsrechte mit vergleichbaren Ausgestaltungsmerkmalen heranzuziehen, wobei den individuellen Bezugsbedingungen innerhalb eines Aktienoptionsprogramms gesondert Rechnung zu tragen ist.1001 Das IASB räumt jedoch selbst ein, dass ein solcher Marktpreis für vergütungshalber gewährte Optionsrechte nicht existiert, so dass bei der Bestimmung ihres „fair value“ auf ein Optionspreismodell zurückgegriffen werden muss.1002 Das verwendete Modell muss als wertbestimmende Faktoren neben dem Ausübungspreis, der erwarteten Laufzeit der Optionsrechte, dem Börsenkurs und der Volatilität der zugrunde liegenden Aktie auch die erwartete Dividendenrendite, den Zinssatz auf laufzeitadäquate risikofreie Anlagen sowie optionsplanspezifische Ausübungsbedingungen berücksichtigen.1003 Vergütungshalber gewährte Optionsrechte sind in der Regel nicht übertragbar, d.h. die einzige Möglichkeit, die sich den Begünstigten bietet, um ihre Position glattzustellen und einen finanziellen Vorteil zu erzielen, ist die (vorzeitige) Ausübung.1004 Im Rahmen des Optionsbewertungsmodells werden diese Veräußerungsbeschränkungen dadurch berücksichtigt, dass anstelle der Gesamtlaufzeit des Optionsprogramms die erwartete Haltedauer der Bezugsrechte verwendet wird.1005 Sie kann mithilfe des gewogenen Durchschnitts der erwarteten Laufzeiten für alle ausstehenden Optionsrechte geschätzt werden. Um die Genauigkeit der Schätzung zu erhöhen, bietet sich eine Unterteilung in einzelne Gruppen an, innerhalb derer Optionsberech1000
Vgl. IFRS 2, Par. 12, S. 11f.; IFRS 2 BC, Par. 67, S. 21f.; FASB (HRSG.) 2002, Par. 22, S. 22; GEBHARDT 2003, S. 680; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 82, S. 864; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32; SCHEFFLER 2003, S. 78; SCHMIDT 2002, S. 2659 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 40. Kritisch KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 19, S. 833.
1001
Vgl. IFRS 2, Par. 16, S. 13; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 83, S. 864f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 20, S. 833; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32 und SCHMIDT 2002, S. 2659.
1002
Vgl. IFRS 2, Par. 17, S. 13f. bzw. Par. B4, S. 30; FASB (HRSG.) 2002, Par. 20f., S. 19f.; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 83, S. 865; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 20, S. 833; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114f.; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32 SCHMIDT 2002, S. 2659f.; VATER 2004a, S. 1715f. aber auch VATER 2004b, S. 1247.
1003
Vgl. IFRS 2, Par. B6, S. 30; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 86, S. 865; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 20, S. 833; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 50; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32; SCHMIDT 2002, S. 2660; VATER 2004a, S. 1718f. oder VATER 2004b, S. 1247.
1004
Als Motive für eine vorzeitige Ausübung kommen z.B. in Betracht: Zusätzlicher Bedarf an liquiden Mitteln zur Finanzierung von Konsumausgaben; stärkere Diversifikation des Vermögens oder die gewinnbringende Verwertung von Insiderinformationen, vgl. HEMMER/MATSUNAGA/SHEVLIN 1994, S. 25; HEMMER/MATSUNAGA/SHEVLIN 1996, S. 67; HUDDART 1994, S. 226; IFRS 2, Par. B16, S. 32; KULATILAKA/MARCUS 1994, S. 47-49; LAMBERT/LARCKER/VERRECCHIA 1991, S. 145f.; MCCANN 1994, S. 98, MOZES 1995, S. 67; SCHWETZLER 1998b, S. 27. bzw. VATER 2004b, S. 1247.
1005
Vgl. IFRS 2, Par. B17, S. 32; HASBARGEN/SETA 2003, S. 518; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 86, S. 641; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51 oder VATER 2004b, S. 1247-1251.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
219
tigte mit homogenem Ausübungsverhalten zusammengefasst werden.1006 Für die Ermittlung der erwarteten Haltedauer kann auf Erfahrungswerte bei bereits durchgeführten Optionsprogrammen zurückgegriffen werden. Aber auch die Volatilität der zugrunde liegenden Aktien hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Länge der Halteperiode. So ist zu beobachten, dass Führungskräfte Optionen auf hochvolatile Aktien tendenziell früher ausüben als Optionen auf Aktien mit geringerer Volatilität. Die Sperrfrist bildet jedoch in jedem Fall die Untergrenze der erwarteten Laufzeit.1007. Als Grundlage für die Bestimmung der erwarteten Volatilität kann die historische Entwicklung der Aktienrendite innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls herangezogen werden. Eine besondere Anpassung aufgrund des Vergütungscharakters der Optionsrechte ist nicht notwendig. Schwierigkeiten können sich höchstens ergeben, wenn das Unternehmen gar nicht oder erst seit kurzem börsennotiert ist. In diesem Fall stehen nicht genug Daten zur Schätzung eines verlässlichen Wertes zur Verfügung.1008 Zur Bestimmung der erwarteten Dividendenrendite ist zum einen auf entsprechende Vergangenheitswerte zurückzugreifen, zum anderen sind bei der Schätzung alle öffentlich zugängliche Informationen bezüglich der zukünftigen Dividendenentwicklung während der Laufzeit des Optionsprogramms zu berücksichtigen.1009 Die erwartete Dividendenrendite ist nur dann optionswertmindernd in die Bewertungsgleichung einzubeziehen, wenn die Begünstigten der Eigenkapitalinstrumente nicht dividendenberechtigt sind.1010 Erhalten sie dagegen Dividenden oder Dividendenäquivalente, geht die erwartete Dividendenrendite mit dem Wert null in die Berechnung des Gesamtwertes ein. Dies gilt auch dann, wenn die Optionsrechte mit einem Dividendenschutz ausgestattet sind, d.h., dass sich der Basispreis im Falle einer Dividendenzahlung entsprechend verringert.1011 Darüber hinaus können die Optionsvereinbarungen weitere wertbestimmende Bedingungen vorsehen, die zunächst erfüllt werden müssen, bevor die begünstigten Führungskräfte einen finanziellen Vorteil aus den ihnen gewährten Optionsrechten ziehen können. Mit der Verab1006
Vgl. IFRS 2, Par. B19, S. 33; HASBARGEN/SETA 2003, S. 518 und VATER 2004b, S. 1247-1251. Die Zunahme an Genauigkeit ist darauf zurückzuführen, dass der Optionswert keine lineare Funktion der Laufzeit ist. Je geringer die Streuung innerhalb der zugrundliegenden Gruppe ist, desto besser ist der gewogene Durchschnitt der einzelnen Laufzeit als Repräsentant aller Elemente der Gruppe geeignet, vgl. IFRS 2, Par. B20, S. 33.
1007
Vgl. IFRS 2, Par. B18, S. 32f.
1008
Vgl. IFRS 2, Par. B22-B30, S. 34-36; IFRS 2 BC, Par. 137-144; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; KNORR/ WIEDERHOLD 2003, S. 50 sowie VATER 2004b, S. 1253-1255. Ist keine zuverlässige Schätzung des „fair value“ möglich, kann ersatzweise auch der innere Wert der Optionsrechte zum Zeitpunkt des Bezugs der Waren oder Dienstleistungen herangezogen werden. An den folgenden Bilanzstichtagen ist die Veränderung des inneren Wertes erfolgswirksam zu verbuchen und zwar bis die Optionen ausgeübt werden oder ungenutzt verfallen, vgl. IFRS 2 BC, Par. 144, S. 29f.
1009
Vgl. IFRS 2, Par. B36, S. 37.
1010
Vgl. IFRS 2, Par. B31-B34, S. 36; HASBARGEN/SETA 2003, S. 518 sowie HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 86, S. 641.
1011
Vgl. IFRS 2, Par. B32, S. 36; ED 2 IG, Par. 25, S. 9; HASBARGEN/SETA 2003, S. 518 bzw. VATER 2004b, S. 1251f.
220
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
schiedung der Neufassung des IFRS 2 im Januar 2008 hat das IASB eine neue Systematisierung dieser wertbestimmenden Bedingungen eingeführt, die für Geschäftsjahre anzuwenden ist, die am oder nach dem 1. Januar 2009 beginnen.1012 IFRS 2 unterscheidet danach zwischen „non-vesting conditions“ und „vesting conditions“. „Non-vesting conditions“, zu denen z.B. Eigenbeiträge der Führungskräfte während der Laufzeit des Optionsprogramms zählen, sind demnach bei der Ermittlung des Gesamtwertes der Optionsrechte zu berücksichtigen. Innerhalb der „vesting conditions“ wird zwischen „service conditions“ und „performance conditions“ differenziert. Bei „service conditions“ knüpft das Recht zur Ausübung der Bezugsrechte an den Verbleib der Begünstigten im Unternehmen an, wohingegen bei „performance conditions“ vorgegebene Erfolgsziele erreicht werden müssen. Die „Performance conditions“ unterteilen sich wiederum in Marktbedingungen (z.B. das Erreichen eines bestimmten Kursziels oder die Aktienkursentwicklung im Vergleich zu einem Referenzindex) und übrige Bedingungen, die keine Marktbedingungen sind (z.B. ein erfolgreicher Börsengang).1013 Marktbedingungen sind wie die „non-vesting conditions“ in die Bewertung des Gesamtwertes der Optionsrechte einzubeziehen. „Service conditions“ und „Performance conditions“, die keine Marktbedingungen sind, werden dagegen über eine Anpassung der Schätzung hinsichtlich der Anzahl letztlich ausgeübter Optionen erfasst.1014 Die EU-VERORDNUNG 211/2005 zur Anwendung des IFRS 2 und die bisherige Fassung des IFRS 2, die noch für Geschäftsjahre gilt, die vor dem 1. Januar 2009 beginnen, unterscheiden dagegen nur zwischen „market conditions“ und „other than market conditions“. Danach sind „market conditions“ im Rahmen der Ermittlung des „fair value“ der Eigenkapitalinstrumente zu berücksichtigen, wohingegen „other than market conditions“ keinen Eingang in die Schätzung des „fair value“ der Optionen finden dürfen. Ihnen wird dadurch Rechnung zu tragen, dass bei der Bestimmung des Gesamtwertes der aktienkursorientierten Vergütung die Zahl der voraussichtlich unverfallbar werdenden Optionsrechte anzupassen ist. In diese Schätzung müssen auch aktuelle Informationen über bereits verfallene Rechte einbezogen werden.1015 Der „fair value“ eines Optionsprogramms, der dem Gesamtwert der bezogenen Arbeitsleistungen entspricht, lässt sich sowohl nach alter als auch nach neuer Abgrenzung der Ausübungsbedingungen grundsätzlich wie folgt berechnen:1016
1012
Vgl. IFRS 2 (AMENDMENT 2008), Par. 62, S. 5. Die Änderungen des IFRS 2 haben jedoch noch nicht das Anerkennungsverfahren der EU durchlaufen und sind deshalb noch nicht Gegenstand einer EU-Verordnung.
1013
Vgl. IFRS 2 (AMENDMENT 2008), S. 6 und Par. IG 24, S. 13.
1014
Vgl. IFRS 2, Par. 19, S. IFRS 2 BC, Par. 180-182, S. 47f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 86, S. 866f.; HOFF2004, S. 787f. und PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114.
MANN/LÜDENBACH 1015
Vgl. IFRS 2, Par. 19-21, S. 14f.; IFRS 2 BC, Par. 180-184, S. 47-49; VERORDNUNG (EG) Nr. 211/2005, Ziff. 19-21, S. 7f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 86, S. 866f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612f. und PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114f. Die hierunter fallenden Erfolgsziele können im Rahmen des Optionsbewertungsmodells z.B. durch die Anpassung des Basispreises („Premium Options“), die Einbeziehung einer zusätzlichen Ausübungshürde oder eine Indexanbindung abgebildet werden, siehe auch ausführlich Abschnitt 4.2.
1016
Vgl. IFRS 2 IG, Par. 11, S. 7f.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
(3-21)
Pers Aufw ges
221
~ E N vest C0
Bei der Bestimmung der erwarteten Anzahl der unverfallbaren Bezugsrechte ist zu beachten, dass die Fluktuationsrate in der Regel negativ mit einer positiven Kursentwicklung korreliert. Ansonsten besteht die Gefahr, die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands zu unterschätzen.
3.2.2.2.3.1.2 Bewertungszeitpunkt Kann der „fair value“ der bezogenen Waren oder Dienstleistungen mithilfe der direkten Methode ermittelt werden, erfolgt die Bewertung in Übereinstimmung mit der Zielsetzung des IASB im Zeitpunkt des Zugangs.1017 Wie bereits oben ausgeführt wurde, ist die von den Führungskräften zu erbringende Arbeitsleistung einer direkten Bewertung nicht zugänglich, so dass stattdessen auf den „fair value“ der gewährten Eigenkapitalinstrumente zurückgegriffen werden muss. Für die Bewertung der Bezugsrechte kommen dabei der Zeitpunkt der Gewährung („grant date“), der Ausübung („exercise date“), der Leistungserbringung („service date“) oder der Unverfallbarkeit („vesting date“) infrage. Entgegen den Überlegungen des G4+1 Positionspapiers, nach denen als Bewertungsstichtag noch das „vesting date“ vorgesehen war,1018 hat sich das IASB dafür entschieden, den „fair value“ der Arbeitsleistung im Gewährungszeitpunkt zu bestimmen („grant date measurement“).1019 Dies wird damit begründet, dass ausschließlich im Zeitpunkt der Gewährung die Werte beider Seiten der Transaktion übereinstimmen, d.h. der „fair value“ der erwarteten Arbeitsleistungen der Führungskräfte entspricht dem „fair value“ der hingegebenen Eigenkapitalinstrumente.1020 Die Bewertung ist daher endgültig, d.h. spätere Wertschwankungen der Bezugsrechte aufgrund von Änderungen der Inputvariablen werden nicht mehr berücksichtigt.1021 Das IASB hält es für unwahrscheinlich, dass der „fair value“ im Gewährungszeitpunkt nicht zuverlässig geschätzt werden kann. Um sicherzustellen, dass das Vergütungspaket nicht unangemessen hoch ist, muss das Unternehmen zumindest eine grobe Vorstellung vom Wert der gewährten Optionsrechte haben.1022 In besonderen Ausnahmefällen kann jedoch vom Grund1017
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 91, S. 27; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 80, S. 864; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 19, S. 832 und KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51.
1018
Vgl. IASC (HRSG.) 2000, Par. 5.33f., S. 48; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32 sowie SCHMIDT 2002, S. 2657.
1019
Vgl. IFRS 2, Par. 11, S. 11; IFRS 2 BC, Par. 88-108, S. 26-30; GEBHARDT 2003, S. 679; HASBARGEN/SETA 2003, S. 517; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 80, S. 640; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 787; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51; KÜTING/DÜRR 2004, S. 612; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 32; SCHEFFLER 2003, S. 78; SCHMIDT 2002, S. 2660 aber auch ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
1020
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 96, S. 28; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51 und ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1021
Vgl. HASBARGEN/SETA 2003, S. 519; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114 bzw. SCHMIDT 2002, S. 2660.
1022
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 197, S. 51f.
222
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
satz des „grant date measurement“ abgewichen werden. Ist eine Bestimmung des Gesamtwertes der Optionsrechte im Gewährungszeitpunkt nicht möglich, kann zunächst eine Bilanzierung zum inneren Wert der Optionsrechte erfolgen.1023
3.2.2.2.3.1.3 Zeitliche Verteilung Die periodengerechte Erfassung des Verzehrs von Waren oder Dienstleistungen, welche die Gesellschaft von unternehmensfremden Dritten erhalten hat, ist unproblematisch. Wurde im Zusammenhang mit der Ausgabe von Eigenkapitalinstrumenten ein Vermögensgegenstand aktiviert, ergibt sich der zu verrechnende Aufwand aus seiner planmäßigen Abschreibung, ansonsten entspricht der Aufwand dem Wert der bezogenen Leistungen im Moment ihrer Inanspruchnahme.1024 Bei Eigenkapitalinstrumenten, die Mitarbeitern zu Vergütungszwecken gewährt werden, muss unterschieden werden, ob mit ihnen bereits erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistungen abgegolten werden sollen. Der erste Fall wird angenommen, wenn die Aktien ohne Ausübungsbeschränkungen ausgegeben werden, d.h. sofort unverfallbar werden. Der „fair value“ der ausgegeben Eigenkapitalinstrumente ist dann im Gewährungszeitpunkt vollständig als Personalaufwand für in der Vergangenheit erbachte Leistungen zu erfassen. Die Gegenbuchung hierzu erfolgt in der Kapitalrücklage.1025 In der Regel werden die Eigenkapitalinstrumente jedoch als Gegenleistung für künftige Arbeitsleistungen gewährt, die von den Optionsberechtigten erst noch während eines bestimmten Leistungszeitraums, der „service period“, erbracht werden müssen.1026 Der Leistungszeitraum entspricht dabei der Sperrfrist („vesting period“), d.h. dem Zeitraum zwischen der Zusage und dem Zeitpunkt, ab dem die Eigenkapitalinstrumente nicht mehr verfallen können.1027 Zur Ermittlung des auf die einzelnen Perioden des Leistungszeitraums entfallenden Personalaufwands schreibt IFRS 2 die Anwendung der so genannten „modified grant date method“
1023
Vgl. IFRS 2, Par. 24f. S. 15f.; IFRS 2 BC, Par. 199, S. 52 sowie IFRS 2 IG, Par. 16, S. 22-24.
1024
Vgl. HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 51, S. 859; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 23, S. 834; SCHMIDT 2002, S. 2658 und ZEIMES/THUY 2003, S. 40.
1025
Vgl. IFRS 2, Par. 14, S. 12; IFRS 2 BC, Par. 202, S. 53; GEBHARDT 2003, S. 680; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90, S. 867; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 17, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; SCHMIDT 2002, S. 2660 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1026
Vgl. IFRS 2, Par. 15, S. 12f.; GEBHARDT 2003, S. 680; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90, S. 867f.; HOFFMANN/ LÜDENBACH 2004, S. 788; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 17, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 33; SCHMIDT 2002, S. 2660 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1027
Vgl. IFRS 2, Par. 15, S. 12f. bzw. S. 28; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90, S. 865f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 788; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 17, S. 832; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 33 oder SCHMIDT 2002, S. 2660.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
223
vor.1028 Danach wird in jeder Berichtsperiode zunächst der insgesamt zu verrechnende Personalaufwand bestimmt. Dieser ergibt sich aus der Multiplikation des Optionsgesamtwertes im Gewährungszeitpunkt mit der Anzahl der voraussichtlich unverfallbaren Optionen. Die Schätzung der voraussichtlich unverfallbaren Optionen ist dabei im Zeitablauf an aktuelle Informationen anzupassen. Daraus folgt: (3-22)
Pers E Aufw ges |t
t
EN~ C vest
0
Im nächsten Schritt wird der insgesamt zu verrechnende Personalaufwand mit dem Anteil der bereits abgelaufenen „vesting period“ multipliziert, um den insgesamt bis zum jeweiligen Stichtag zu berücksichtigenden Personalaufwand zu erhalten, d.h. der gesamte Personalaufwand ist pro rata temporis über den Leistungszeitraum zu verteilen.1029 Um den auf den jeweiligen Berichtszeitraum entfallenden Personalaufwand zu erhalten, wird von diesem Betrag der Personalaufwand abgezogen, der bis zum vorangegangenen Bilanzstichtag erfasst wurde.1030 Für die erste Periode ergibt sich dann: (3-23)
Aufw1Pers
1 Pers |t E Aufw ges m
1 ~ E N vest C0 m
t 1 Pers E Aufw ges |t m
t
und für die Folgeperioden gilt: (3-24)
Aufw Pers t
t Pers E Aufw ges |t m
t
t 1
3.2.2.2.3.1.4 Nachträgliche Planänderungen Ändert das Unternehmen nachträglich die Bedingungen oder Konditionen der den Führungskräften gewährten Eigenkapitalinstrumente, muss der Wert der ab dem Zeitpunkt der Planänderung empfangenen Leistungen angepasst werden.1031 Wird beispielsweise der Basispreis der Optionsrechte herabgesetzt (Repricing), um die Attraktivität des Aktienoptionsplans trotz stark gesunkener Aktienkurse wieder zu steigern, führt dies zu einer Erhöhung des „fair value“ der 1028
Im ED 2 sah das IASB noch die „units of service method“ vor. Diese Methode wurde jedoch aufgrund der ihr innewohnenden rechnungslegungspolitischen Gestaltungsspielräume stark kritisiert. Das IASB hat sich deshalb letztlich für die Anwendung der „modified grant date method“ entschieden, vgl. IFRS 2 BC, Par. 211-216, S. 55-57; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 92-94, S. 643-645 oder SCHMIDT 2002, S. 2660f.
1029
Vgl. IFRS 2 IG, Par. 9-11, S. 6-8; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 24, S. 834f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90, S. 868; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 788f. sowie PELLENS/CRASSELT 2004, S. 114.
1030
Vgl. IFRS 2 IG, Par. 9-11, S. 6-8; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90f., S. 868-874 oder KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 24, S. 834f.
1031
Vgl. IFRS 2, Par. 26f., S. 16f.; IFRS 2 BC, Par. 222, S. 59; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 100, S. 874f.; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 789; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 22, S. 833; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51; SCHMIDT 2002, S. 2662 und ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
224
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Bezugsrechte.1032 Die Zunahme des Optionswertes führt auf der Grundlage der indirekten Methode zur Ermittlung des Wertes der Arbeitsleistung im Zeitpunkt der Planänderung („date of repricing“) zu einem gegenüber der ursprünglichen Schätzung erhöhten Personalaufwand, der in der Folge buchmäßig zu erfassen ist.1033 Hierzu ist der zusätzliche Wert („incremental value“) der Optionsrechte im Zeitpunkt der Planänderung zu bestimmen. Dieser ergibt sich aus dem „fair value“ der Optionen nach dem Zeitpunkt der Anpassung abzüglich des „fair value“, den sie unmittelbar vor der Anpassung hatten. Werden die Bedingungen des Optionsprogramms während der „vesting period“ geändert, erfolgt die zeitliche Verteilung des „incremental value“ über den ab dem Anpassungszeitpunkt verbleibenden Leistungszeitraum entsprechend der „modified grant date method“. Bei einer Änderung nach dem Ende der „vesting period“ ist der „incremental value“ dagegen sofort in voller Höhe erfolgswirksam zu berücksichtigen.1034 Eine Änderung der Optionsbedingungen zu Ungunsten der Führungskräfte führt zwar zu einer Verringerung des „fair value“ der Optionsrechte, diese ist allerdings nicht bei der Ermittlung des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands zu berücksichtigen.1035 Wird das Optionsprogramm vor dem „vesting date“ in gegenseitigem Einvernehmen beendet, ist trotzdem der Wert der in Anspruch genommen Arbeitsleistungen im verbleibenden Leistungszeitraum aufwandswirksam zu erfassen.1036 Zahlt das Unternehmen den Begünstigten für den Verzicht auf die Optionsrechte eine Entschädigung, ist diese erfolgsneutral als Kapitalrückzahlung zu behandeln, soweit der „fair value“ der zurückgekauften Eigenkapitalinstrumente nicht größer ist als die Entschädigungszahlung. Ein übersteigender Betrag ist dagegen als zusätzlicher Aufwand zu erfassen. Werden den Begünstigten als Ersatz für die zurückgezogenen Bezugsrechte neue Optionen gewährt, ist analog der Vorgehensweise beim Repricing zu verfahren. Es muss also ein „incremental value“ berechnet werden, der anteilig auf den verbleibenden Leistungszeitraum zu verteilen ist. Erfolgt die Gewährung neuer Optionsrechte dagegen nicht als Ersatz für gekündigte Eigenkapitalinstrumente, sind diese wie ein neu aufgelegtes Optionsprogramm zu behandeln.1037
1032
Vgl. IFRS 2, Par. 26f., S. 16f. bzw. Par. B43, S. 38; IFRS 2 BC, Par. 222, S. 59; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 100, S. 874f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51; SCHMIDT 2002, S. 2662 und ZEIMES/THUY 2003, S. 41. IFRS 2 nennt als mögliche Modifikationen eines Aktienprogramms nicht nur die Herabsetzung des Basispreises, sondern z.B. auch die Anpassung der Anzahl der ausgegebenen Optionsrechte oder die Änderung der „vesting conditions“, vgl. IFRS 2, Par. B43, S. 38 und IFRS 2 BC, Par. 236, S. 63.
1033
Vgl. IFRS 2, Par. B43, S. 38; IFRS 2 BC, Par. 228, S. 60f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 100, S. 874f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51; SCHMIDT 2002, S. 2662 und ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1034
Vgl. IFRS 2, Par. B43, S. 38f.; IFRS 2 IG, Par. 15, S. 17-22; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 101, S. 875; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 22, S. 833 und KÜTING/DÜRR 2004, S. 613.
1035
Vgl. IFRS 2, Par. B44, S. 39f. und HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 104, S. 875.
1036
Vgl. IFRS 2 Par. 28 lit. a, S. 17; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 105, S. 876; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 789; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 22, S. 833f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51; SCHMIDT 2002, S. 2662 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1037
Vgl. IFRS 2 Par. 28 lit. b und c, S. 17; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 105, S. 876; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 789; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 22, S. 834; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 51f.; SCHMIDT 2002, S. 2662 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
3.2.2.2.3.2
225
Gewährung von Stock Appreciation Rights
Der insgesamt zu verrechnende Aufwand ergibt sich bei virtuellen Aktienoptionen unmittelbar aus der Zahlungsverpflichtung der Gesellschaft gegenüber dem Begünstigten im Ausübungszeitpunkt.1038 Vor der Ausübung ist die endgültige Höhe der Zahlungsverpflichtung aber unsicher, so dass während der Laufzeit der Stock Appreciation Right zunächst eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden ist.1039 Das IASB hat sich bei der Ermittlung der Höhe der zu einem Bilanzstichtag zu bildenden Verbindlichkeitsrückstellung dafür entschieden, dass sie dem „fair value“ der gewährten virtuellen Aktienoptionen unter Berücksichtigung der bereits erhaltenen Gegenleistung entspricht.1040 Werden die virtuellen Aktienoptionen für bereits erbrachte Arbeitsleistungen gewährt und ist ihre Ausübung nicht an die Erfüllung weiterer Bedingungen gebunden, so ist die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bereits im „grant date“ in voller Höhe, d.h. zum Gesamtwert sämtlicher Stock Appreciation Rights, anzusetzen.1041 In der Regel werden die Optionsrechte den Begünstigten jedoch für zukünftig zu erbringende (Arbeits-)Leistungen gewährt. In diesem Fall ist die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeit während der „service period“ zu bilden.1042 Die Verbindlichkeitsrückstellung wird analog zur Bildung der Kapitalrücklage bei echten Eigenkapitalinstrumenten linear über den Leistungszeitraum hinweg aufgestockt, d.h. die Dotierung erfolgt pro rata temporis.1043 Zur Ermittlung des jährlichen Zuführungsbetrags ist im Gewährungszeitpunkt und an jedem folgenden Bilanzstichtag der „fair value“ der ausstehenden Optionsrechte neu zu bestimmen,1044 wobei neben den übrigen Ausübungsbedingungen, wie z.B. Erfolgszielen, insbesondere der 1038
Vgl. IFRS 2, Par. 31, S. 18; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/ BAUMUNK 2003a, S. 36; SCHMIDT 2002, S. 2661 sowie ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1039
Vgl. IFRS 2, Par. 7, S. 10; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 65, S. 862; HOFFMANN/ LÜDENBACH 2004, S. 790; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 36; SCHMIDT 2002, S. 2659 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1040
Vgl. IFRS 2, Par. 30-33, S. 18f.; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2003, § 23 Rn. 116, S. 879; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 790; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 25, S. 835; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 36; SCHMIDT 2002, S. 2661 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1041
Vgl. IFRS 2, Par. 32, S. 18f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 117, S. 879; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 oder SCHMIDT 2002, S. 2661.
1042
Vgl. IFRS 2, Par. 33, S. 19; IFRS 2 BC, Par. 245, S. 65; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 117, S. 879; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 790; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 25, S. 835; KNORR/ WIEDERHOLD 2003, S. 53; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 37; SCHMIDT 2002, S. 2661 und ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1043
Vgl. IFRS 2, Par. 33, S. 19; IFRS 2 BC, Par. 245, S. 65; IFRS 2 IG, Par. 18f., S. 27-29; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 117, S. 879; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 25, S. 835; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 aber auch SCHMIDT 2002, S. 2661.
1044
Vgl. IFRS 2, Par. 33, S. 19; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 116 und Rn. 118, S. 879; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 790; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 25, S. 835; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 37; SCHMIDT 2002, S. 2661f. bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
226
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Möglichkeit Rechnung zu tragen ist, dass die Begünstigten während der Sperrfrist das Unternehmen verlassen und somit die Stock Appreciation Rights ungenutzt verfallen. Dies erfolgt unter anderem durch die Anpassung der Zahl der voraussichtlich unverfallbar werdenden Optionen.1045 Analog zu echten Eigenkapitalinstrumenten wird der „fair value“ mithilfe eines Optionsbewertungsmodells berechnet.1046 Die jährliche Zuführung, die als Personalaufwand zu erfassen ist, ergibt sich dann aus der Differenz des aktuellen „fair value“ der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten abzüglich des in der vorangegangenen Periode angesetzten Betrags. Dieser Differenzbetrag lässt sich in zwei Bestandteile trennen. Zum einen erhöht sich die Dotierung der Rückstellung aufgrund des ratierlichen, linearen Bezugs von (Arbeits-)Leistungen, wobei die Bestimmung des „fair value“ auf der Basis der Verhältnisse im Zusagezeitpunkt erfolgt. Dieser Betrag entspricht dem Personalaufwand, der bei Anwendung der Bewertungsmethode für echte Eigenkapitalinstrumente ermittelt worden wäre. Zum anderen ändert sich die Höhe der Rückstellung auch aufgrund des an jedem Bilanzstichtag neu zu ermittelnden „fair value“ der Stock Appreciation Rights, da die dann gültigen Inputdaten zu verwenden sind.1047 Das IASB empfiehlt Unternehmen, die in einem nicht unerheblichen Maße virtuelle Optionsprogramme aufgelegt haben, dass sie beide Komponenten entweder in der Gewinnund Verlustrechnung oder im Anhang offen legen sollten.
3.2.2.2.3.3
Besonderheiten bei Kombinationsplänen
Für die bilanzielle Behandlung von Kombinationsplänen ist ausschlaggebend, ob dem Unternehmen oder dem Vertragspartner das Recht zusteht, über die Art der Gegenleistung in Form von Eigenkapitalinstrumenten oder einer aktienkursgebundenen Barvergütung zu entscheiden. Liegt das Erfüllungswahlrecht bei einem unternehmensfremden Dritten und ist eine direkte Ermittlung des Wertes der bezogenen Waren oder Dienstleistungen möglich, entspricht der Wert der Eigenkapitalkomponente der Differenz aus dem „fair value“ der erhaltenen Waren oder Dienstleistungen und dem „fair value“ der Fremdkapitalkomponente jeweils bezogen auf den Zugangszeitpunkt.1048 Ist die direkte Methode nicht anwendbar, muss das Unternehmen den Wert des zusammengesetzten Finanzinstruments im Zusagezeitpunkt bestimmen. Hierzu ist zunächst der Wert der Fremdkapitalkomponente zu ermitteln. Bei der anschließenden Be1045
Vgl. IFRS 2, Par. 33, S. 19; HOFFMANN/LÜDENBACH 2004, S. 790; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; PELLENS/CRASSELT 2004, S. 115 und SCHMIDT 2002, S. 2662.
1046
Vgl. IFRS 2, Par. 33, S. 19; IFRS 2 BC, Par. 248, S. 66; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 116, S. 879; KNORR/ WIEDERHOLD 2003, S. 52; SCHMIDT 2002, S. 2661f. oder ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1047
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 246, S. 65f. bzw. Par. 252, S. 66f.; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 118, S. 879-881; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52 oder SCHMIDT 2002, S. 2662.
1048
Vgl. IFRS 2, Par. 35, S. 19; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 121, S. 882f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
227
wertung des Eigenkapitalteils ist dann zu berücksichtigen, dass der Vertragspartner im Falle der Ausübung der Eigenkapitalinstrumente den Anspruch auf einen Barausgleich verfallen lassen muss. Der Wert des zusammengesetzten Finanzinstruments ergibt sich dann aus der Summe des Wertes der beiden einzelnen Komponenten.1049 Die bilanzielle Behandlung des Eigenkapitalanteils erfolgt entsprechend der Regelungen für echte Eigenkapitalinstrumente, wohingegen beim Fremdkapitalanteil die Vorschriften für aktienkursorientierte Barvergütungen Anwendung finden.1050 Im Ausübungszeitpunkt wird der „fair value“ der Fremdkapitalkomponente auf der Basis der dann gültigen Daten erneut ermittelt. Entscheidet sich der Begünstigte für eine Entlohnung in Form echter Eigenkapitalinstrumente, ist die Rückstellung erfolgsneutral in die entsprechende Kapitalrücklage umzubuchen.1051 Wählt der Vertragspartner dagegen die Barvergütung, ist die zuvor gebildete Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bei Zahlung erfolgsneutral zu verbrauchen. Etwaige Zuführungen zur Kapitalrücklage, die aus der Eigenkapitalkomponente des strukturierten Finanzinstruments resultieren, werden nicht rückgängig gemacht.1052 Liegt das Erfüllungswahlrecht dagegen beim Unternehmen und besteht eine gegenwärtige Zahlungsverpflichtung, sind bei der bilanziellen Abbildung die Regelungen für virtuelle Optionsprogramme anzuwenden, ansonsten ist auf die Regelungen zu „equity-settled share-based transactions“ zurückzugreifen.1053 Entscheidet sich die Gesellschaft im Ausübungszeitpunkt dennoch für einen Barausgleich der Verpflichtung, wird dies als Rückkauf von Eigenkapitalinstrumenten interpretiert und führt deshalb zu einer Reduktion der zuvor gebildeten Kapitalrücklage.1054 Übersteigt der Zahlungsbetrag jedoch den „fair value“ der ansonsten ausgegebenen Eigenkapitalinstrumente, ist der Differenzbetrag als zusätzlicher Aufwand zu berücksichtigen. Erfüllt das Unternehmen seine Verpflichtung entsprechend der ursprünglichen Planung mit echten Eigenkapitalinstrumenten, ist nur eine Umbuchung innerhalb des Eigenkapitals vorzunehmen. Ist aber der „fair value“ der ausgegebenen Optionsrechte größer als die Zahlung, die im Falle eines Barausgleichs zu leisten wäre, führt dies ebenfalls zu zusätzlichem Aufwand in Höhe des Differenzbetrages.1055
1049
Vgl. IFRS 2, Par. 36f., S. 20; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 121, S. 882f.; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz.26, S. 835; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; SCHMIDT 2002, S. 2662 aber auch ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1050
Vgl. IFRS 2, Par. 38, S. 20; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 121, S. 882f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 52; SCHMIDT 2002, S. 2659 und ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1051
Vgl. IFRS 2, Par. 39, S. 20; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 121, S. 882f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1052
Vgl. IFRS 2, Par. 40, S. 20; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 und ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1053
Vgl. IFRS 2, Par. 41-43, S. 21; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 122, S. 884f.; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 26, S. 835; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 SCHMIDT 2002, S. 2659 sowie ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1054
Vgl. IFRS 2, Par. 43 lit. a, S. 21; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 122, S. 884f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 und ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1055
Vgl. IFRS 2, Par. 43 lit. b und c, S. 21; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 122, S. 884f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53 bzw. ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
228
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.2.2.2.4
Ausweis
Der Ausweis aktienkursorientierter Entlohnungsformen hängt davon ab, ob den Begünstigten echte Eigenkapitalinstrumente oder Stock Appreciation Rights gewährt werden. Bei „equitysettled share-based transactions“ erfolgt die Gegenbuchung zu dem auf eine Berichtsperiode entfallenden Personalaufwand in der Kapitalrücklage. Werden mit den Optionsrechten bereits erbrachte Leistungen vergütet, ist die Kapitalrücklage bereits im Zusagezeitpunkt in voller Höhe zu dotieren. Handelt es sich jedoch um Leistungen, die das Unternehmen erst im Verlauf der „vesting period“ erhält, ist die Kapitalrücklage entsprechend der Inanspruchnahme der Leistungen ratierlich zu erhöhen (Nettoausweis).1056 Ein Bruttoausweis, d.h. das Einstellen des Gesamtbetrags im „grant date“ und ein korrespondierender Ausweis eines Korrekturpostens („deferred compensation“) im Eigenkapital ist nicht zulässig. Bei der Durchführung eines Optionsprogramms auf der Basis von Stock Appreciation Rights führt die Berücksichtigung des Personalaufwands zur Bildung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten. Analog zur Vorgehensweise bei der Gewährung echter Eigenkapitalinstrumente ist auch hier nur ein Nettoausweis möglich, da die ansonsten notwendige Bildung eines aktiven Rechnungsabgrenzungspostens aufgrund der fehlenden Aktivierungsfähigkeit der zukünftigen Leistungen nicht statthaft ist. Nur dann, wenn die virtuellen Aktienoptionen für bereits erbrachte Leistungen gewährt werden, kommt die Dotierung der Rückstellung in voller Höhe in Betracht.1057
3.2.3
Nationale Regelungen zur Abbildung aktienkursorientierter Vergütungsinstrumente im handelsrechtlichen Jahresabschluss
3.2.3.1
Ausgangslage
Im Gegensatz zu den IFRS existieren im HGB keine konkreten gesetzlichen Vorschriften zur Bilanzierung aktienkursorientierter Entlohnungssysteme.1058 Dies wäre ohnehin ein Verstoß gegen das deutsche Rechtssystem, das für spezielle Sachverhalte keine besonderen Regelungen vorsieht. Die Frage nach der bilanziellen Behandlung wird im Rahmen des Systems der GoB beantwortet.1059 Eine einheitliche Bilanzierung aller aktienkursorientierten Entlohnungs1056
Vgl. IFRS 2, Par. 14f., S. 12f.; GEBHARDT 2003, S. 680; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 90, S. 867f.; KNORR/ WIEDERHOLD 2003, S. 53; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 33; SCHMIDT 2002, S. 2660 und ZEIMES/THUY 2003, S. 41.
1057
Vgl. IFRS 2, Par. 32f., S. 18f.; GEBHARDT 2003, S. 681; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 117, S. 879; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 37; SCHMIDT 2002, S. 2661 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 42.
1058
Vgl. ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2073; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 10, S. 4 bzw. KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 418.
1059
Vgl. KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 418.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
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formen ist aber nach deutschem Recht nicht möglich, vielmehr hängt die Abbildung im Jahresabschluss davon ab, welche der einzelnen Durchführungsvarianten als Absicherung des Aktienoptionsprogramms gewählt wird.1060 Es ist daher notwendig bei der Untersuchung in den folgenden Abschnitten zwischen „nackten“ Optionsrechten auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG, Wandel- oder Optionsanleihen gemäß § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG, der Bedienung von Bezugsrechten mit zurückerworbenen eigenen Anteilen (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG), einem Programmkauf und virtuellen Aktienoptionen zu unterscheiden. In der Literatur besonders umstritten ist die bilanzielle Behandlung von Aktienoptionsprogrammen auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG und die damit verbundene Frage, ob die Berücksichtigung von Personalaufwand im Zusammenhang mit der Ausgabe von „nackten“ Optionsrechten mit den handelsrechtlichen GoB vereinbar ist.1061 Nach der zuerst von PELLENS/CRASSELT geäußerten Ansicht ist die Erfassung eines entsprechenden Personalaufwands und einer korrespondierenden Dotierung der Kapitalrücklage auch in Deutschland zulässig. Sie orientierten sich dabei stark an den USamerikanischen Regelungen gemäß SFAS No. 123.1062 FÖRSCHLE/KROPP stimmen dem Ausweis eines Personalaufwands für solche Aktienoptionsprogramme zwar grundsätzlich zu, sie plädieren jedoch dafür, die Gegenbuchung nicht in der Kapitalrücklage vorzunehmen, sondern zunächst eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden, die im Ausübungszeitpunkt in die Kapitalrücklage umzubuchen ist.1063 Einer erfolgswirksamen Erfassung der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte widersprechen namentlich z.B. NAUMANN, RAMMERT oder SCHRUFF/HASENBURG.1064 Sie sind der Meinung, dass eine solche Behandlung mit den handelsrechtlichen Vorschriften nicht in Einklang steht. Auch im Berufsstand der Wirtschaftsprüfer hat sich keine einheitliche Auffassung herausgebildet, doch favorisiert das IDW eher die aufwandswirksame Erfassung von Aktienoptionsplänen.1065 Auf die einzelnen Positionen wird in den folgenden Abschnitten genauer eingegangen. Darüber hinaus hat der DSR mit E-DRS 11 einen Vorschlag zur Bilanzierung aktienkursorientierter Entgeltformen vorgelegt,1066 der sich größtenteils an der von PELLENS/CRASSELT vertre1060
Vgl. DEUTSCHMANN 2001b, S. 389 sowie KRAMARSCH 2001, S. 50.
1061
Vgl. ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 5; DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; E-DRS 11, Tz. B6, S. 22; HAARMANN 1999, S. 246; IDW 2000, S. 1080; IDW 2001b, S. 1342; KROPP 2002a, S. 1922; LORENZ 2000, S. 1579 oder SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1879f.
1062
Vgl. PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 140-143; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 222f.; PELLENS/CRASSELT 1998c, S. 1431-1433 und auch ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2075f.
1063
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 285-293, S. 860- 865 bzw. KROPP 2003b, S. 1960f.
1064
Vgl. NAUMANN 1998, S. 1428-1431; RAMMERT 1998, S. 769-777 oder SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 639642.
1065
Vgl. IDW 2000, S. 1080 und IDW 2001b, S. 1342.
1066
Die Aufgabe des DSR besteht nicht nur darin, Grundsätze ordnungsmäßiger Konzernrechnungslegung zu entwickeln, er hat den Gesetzgeber auch bei der Fortentwicklung der Rechnungslegung zu beraten. Wird ein Standard vom Bundesministerium der Justiz nach § 342 Abs. 2 HGB bekannt gemacht, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Grundsätze ordnungsmäßiger Konzernrechnungslegung handelt. Ihnen haftet somit die Vermutung der Auslegung von GoB an und zwar nicht nur in Bezug auf den Konzernabschluss, son-
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
tenen Position orientiert. Zwar ist der Geltungsbereich des Standardentwurfs auf den Konzernabschluss beschränkt, doch kann die zugrunde liegende Argumentation auch als Leitlinie für den Einzelabschluss dienen. Eine explizite Unterscheidung zwischen Einzel- und Konzernabschluss ist nicht zwingend notwendig, da die Gewinnermittlung sowohl im Einzel- als auch im Konzernabschluss grundsätzlich nach den gleichen GoB erfolgt und konzernspezifische Besonderheiten nicht erkennbar sind.1067 Der sachliche Anwendungsbereich des E-DRS 11 umfasst alle aktienkursorientierten Entgeltformen. Hierzu zählen neben echten und virtuellen Eigenkapitalinstrumenten auch Kombinationspläne.1068 Bei den echten Eigenkapitalinstrumenten im Sinne von E-DRS 11 handelt es sich um Vereinbarungen, die eine Gewährung von Aktien des eigenen Unternehmens vorsehen. Hierunter fallen neben den „nackten“ Optionsrechten nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG auch Options- oder Wandelanleihen gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG sowie Bezugsrechte, die durch Aktien abgesichert werden, die entweder aus einem genehmigten Kapital nach § 202 Abs. 4 AktG stammen oder die gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 2 AktG bzw. §71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauft werden und Erwerbsrechte auf Aktien des Unternehmens, bei denen ein Dritter die Stillhalterposition einnimmt.1069 E-DRS 11 beschränkt sich nicht nur auf Vereinbarungen der Gesellschaft mit Arbeitnehmern und Mitgliedern der Geschäftsführung, sondern bezieht sich auch auf die Entlohnung von Aufsichtsratsmitgliedern oder unternehmensfremden Dritten, denen das Unternehmen Aktienoptionen als Gegenleistung für bezogene Waren oder Dienstleistungen gewährt.1070 Der sachliche Anwendungsbereich entspricht somit grundsätzlich dem von IFRS 2.
dern auch auf den Einzelabschluss. E-DRS 11 wurde jedoch nicht vom DSR verabschiedet. Trotzdem wird aufgrund der dargestellten Bedeutung des DSR für die Entwicklung von GoB ein Schwerpunkt der Betrachtungen auf den Regelungen des E-DRS 11 liegen, ohne die abweichenden Meinungen zu vernachlässigen, vgl. E-DRS 11, S. 8; ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 5; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 84 und S. 87 sowie KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 418. 1067
Vgl. E-DRS 11, Tz. B3, S. 21; ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 5; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 11, S. 4 oder IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 125, S. 371f.; SIEGEL 2000, S. 6; SIEGEL 2001a, S. 350 SIEGEL 2001b, S. 1995 und SIEGEL 2003, S. 160. Dies ablehnend KRAMARSCH 2001, S. 50.
1068
Vgl. E-DRS 11, Tz. 1, S. 11 bzw. SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1878.
1069
Vgl. E-DRS 11, Tz. 3, S. 11.
1070
Vgl. E-DRS 11, Tz. 2 und Tz. 4, S. 9. Der zeitliche Anwendungsbereich sieht vor, dass die Regelungen zur Bilanzierung auf solche Erwerbsrechte auf eigene Aktien des Unternehmens anzuwenden sind, die im Geschäftsjahr des Inkrafttretens des Standards oder aber in späteren Geschäftsjahren gewährt werden, vgl. EDRS 11, Tz. 46, S. 19. Regelungen zu Anhangangaben und zu virtuellen Aktienoptionen sind unabhängig vom Zeitpunkt der Gewährung für alle ausstehenden Erwerbsrechte bzw. Zahlungsverpflichtungen anzuwenden, vgl. E-DRS 11, Tz. 47, S. 19.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
3.2.3.2
„Nackte“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG
3.2.3.2.1
Ansatz
231
Bei der Vergütung von Führungskräften mit „nackten“ Optionsrechten, die aus einer bedingten Kapitalerhöhung gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG stammen, kommt es zu einer Verbindung eines Vorgangs der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (Entlohnung) mit einer Eigenkapitalmaßnahme. Das aktienrechtliche Trennungsprinzip macht es notwendig zu entscheiden, ob ein bestimmter Sachverhalt, hier die Gewährung von Stock Options, der Gesellschafts- oder der Gesellschafterebene zuzurechnen ist.1071 Die Berücksichtigung als Personalaufwand richtet sich demzufolge danach, wo die Trennlinie zwischen Gesellschafts- und Gesellschaftersphäre zu sehen ist, d.h. welcher der beiden Ebenen die Gewährung von „nackten“ Optionsrechten zuzuordnen ist. Der DSR hat sich mit E-DRS 11 der Auffassung angeschlossen, dass Aktienoptionen auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG, die Arbeitnehmern oder Mitgliedern der Geschäftsführung zu Vergütungszwecken gewährt werden, eine Gegenleistung für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistungen darstellen und somit der Gesellschaftssphäre zuzurechnen sind. Dies zieht zwangsläufig den Ausweis eines entsprechenden Personalaufwands mit der Gegenbuchung in der Kapitalrücklage nach sich.1072 Begründet wird dies mit der analogen Anwendung von § 272 Abs. 2 Nr. 2 AktG, wonach der Gegenwert der erbrachten Arbeitsleistungen, den das Unternehmen durch die Ausgabe der Aktienoptionen erzielt, entsprechend dem Vorteil, der aus der Niedrig- oder Unverzinslichkeit von Wandel- bzw. Optionsanleihen resultiert, in die Kapitalrücklage eingestellt wird.1073 Es spielt dabei keine Rolle, ob die Begünstigten schon Gesellschafter sind oder nicht. Ausschlaggebend für eine Einstellung in die Kapitalrücklage ist nur, dass sie durch die Gewährung der Optionsrechte eine gesellschaftsrechtliche Position erlangen.1074 Wertänderungen der Optionsrechte nach dem Gewährungszeitpunkt werden dagegen nicht mehr als Personalaufwand erfasst, da sie nach Ansicht des DSR nicht mehr die Gesellschaftssphäre betreffen. Eine Ausnahme bildet nur die nachträgliche Anpassung des Basispreises (Repricing).1075 1071
Vgl. LANGE 2002, S. 355-257; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 141; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A12, S. 15; ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 190, S. 74f. oder SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1879.
1072
Vgl. E-DRS 11, Tz. 7, S. 13 und Tz. B8, S. 22; BORGGRÄFE/VON EINEM 1999, S. 629; ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2075; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 179, S. 98; FÖRSCHLE/HOFFMANN 2003, § 272 HGB Tz.65, S. 995; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 76f.; HAARMANN 2002, S. 125f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 124f., S. 371; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 141f.; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 222f.; PELLENS/CRASSELT 1998c, S. 1431f. sowie SCHILD 1999a, S. 609-611.
1073
Vgl. E-DRS 11, Tz. 8, S. 13 bzw. Tz. B9, S. 22; DJANANI/HARTMANN 2000, S. 361f.; ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2075f.; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 76f.; HAARMANN 2002, S. 125f.; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 142 und PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 222f. So vertritt KAROLLUS schon 1994 die Auffassung, dass bei der Emission nackter Optionsrechte in entsprechender Anwendung des § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB ebenfalls eine Kapitalrücklage gebildet werden muss, vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 206, S. 95.
1074
Vgl. ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2075.
1075
Vgl. E-DRS 11, Tz. 12f., S. 14; IDW 2001a, S. 630 oder KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
232
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
FÖRSCHLE/KROPP befürworten zwar auch den Ausweis eines Personalaufwands im Zusammenhang mit der Durchführung eines Aktienoptionsplans, doch sind ihrer Meinung nach nicht die Optionen Gegenstand der Vergütungsvereinbarung, sondern vielmehr die jungen Aktien, die von den Führungskräften aufgrund der ihnen gewährten Optionsrechte bezogen werden können. Erbringen die Führungskräfte zunächst eine Vorleistung auf arbeitsvertraglicher Grundlage, hat dies eine schuldrechtliche Vergütungspflicht seitens der Gesellschaft zur Folge, die bis zu ihrer Erfüllung, d.h. den Bezug der Aktien, passiviert werden muss.1076 Die Gegenleistung für den Aktienbezug besteht nach FÖRSCHLE/KROPP nicht im Einsatz der Arbeitskraft, sondern im Verzicht auf eine angemessene Vergütung ihrer bisher erbrachten Arbeitsleistungen. Insoweit führt der Gehaltsverzicht der Begünstigten bei einer entsprechenden Kursentwicklung zu einem Erfüllungsrückstand der Gesellschaft, der gemäß § 249 Abs. 1 Satz 1 HGB als Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu passivieren ist und zum Ausweis eines korrespondierenden Personalaufwands führt.1077 Veränderungen des Aktienkurses, der als Bemessungsgrundlage für die Höhe der Vergütung dient, führen demnach zu einer Neubewertung des Erfüllungsrückstandes. FÖRSCHLE/KROPP gehen also davon aus, dass spätere Wertänderungen ebenfalls der Gesellschaftssphäre zuzurechnen sind.1078 Aufgrund der strikten Trennung der (gesellschaftsrechtlichen) Ebene der Beschaffung der Aktien bzw. der Bezugsrechte von der (schuldrechtlichen) Ebene der Entlohung der Führungskräfte, ist ihrer Ansicht nach die unter Umständen schon am Bilanzstichtag bekannte Absicherung der Bezugsrechte ohne Bedeutung für die Passivierung des Erfüllungsrückstandes.1079 HAARMANN schlägt dagegen vor, die Bilanzierung der vergütungshalber gewährten Bezugsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG von der Dispositionsmöglichkeit der Gesellschaft bzw. der für die Ausgabe zuständigen Organe abhängig zu machen. Er geht davon aus, dass die Anteilseigner mit der Beschlussfassung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG implizit auf ein ihnen ansonsten zustehendes Bezugsrecht verzichten. Handelt es sich dabei um einen Ermächtigungsbeschluss, liegt eine Einlage der Altgesellschafter im Sinne von § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB mit der Auflage vor, die Optionen zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms zu verwenden. In diesem Fall entscheiden grundsätzlich die Gesellschaft bzw. die zuständigen Organe über den Zeitpunkt und Umfang des den Begünstigten zuzuwendenden Vermögensvorteils, was nach HAARMANNS Meinung die Erfassung eines Personalaufwands in der Handels1076
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 290, S. 863 sowie KROPP 2002b, S. 1960f. und S. 1964.
1077
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 291f., S. 863-865; KROPP 2002b, S. 1960f.; LORENZ 2000, S. 1580; SIMONS 2001a, S. 97 und SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1881f., die auch eine Gegenbuchung im Sonderposten mit Rücklageanteil in Betracht ziehen. FREY, HERZIG/LOCHMANN und SCHRUFF/HASENBURG sind dagegen der Ansicht, dass die Stillhalterverpflichtung der Gesellschaft bei Mitarbeiterbezugsrechten nicht als Verbindlichkeit eingestellt werden kann, da eine das Gesellschaftsvermögen belastende Verpflichtung nicht vorliegt. Vielmehr fließen dem Unternehmen durch die Ausgabe junger Aktien sogar finanzielle Mittel zu, vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 178, S. 97; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 85; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 223 bzw. SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 640. Ablehnend äußern sich auch ROß/POMMERENING 2001, S. 650.
1078
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 293, S. 865; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A14, S. 15 oder SIMONS 2001a, S. 97.
1079
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 292, S. 865.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
233
bilanz notwendig macht. Eine solche Dispositionsfreiheit ist dagegen bei einem Zustimmungsbeschluss nicht gegeben, so dass davon auszugehen ist, dass die Altaktionäre den Begünstigten die Vorteile direkt, d.h. ohne Umweg über die Gesellschaft, zuwenden. Eine bilanzielle Erfassung ist dann nicht zulässig.1080 Die Kritiker der bilanziellen Erfassung aktienkursorientierter Vergütungen auf der Grundlage von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG sehen in der Gewährung solcher Bezugsrechte eine Entlohnung, welche die Vermögenssphäre der Gesellschaft überhaupt nicht berührt. Die Einräumung der Stock Options führt lediglich zu einer Vermögensverschiebung zwischen den Anteilseignern und den Begünstigten.1081 Die erfolgswirksame Erfassung von Aktienoptionsprogrammen auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG lässt sich ihrer Einschätzung nach nicht aus den Zwecken des Jahresabschlusses ableiten bzw. ist mit diesen zum Teil auch unvereinbar. Eine Berücksichtigung des Personalaufwands aus Gründen des Gläubigerschutzes ist nicht notwendig, da hierdurch dieser Grundsatz infolge der Stärkung der Haftungssubstanz in unangemessener Weise eher übererfüllt wird.1082 Außerdem werden die berechtigten Ausschüttungsinteressen der Anteilseigner verletzt, da ausschüttungsfähige Beträge im Unternehmen gebunden werden.1083 Darüber hinaus soll der Jahresabschluss nach § 264 Abs. 2 Satz 1 HGB ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der VermögensFinanz- und Ertragslage der Gesellschaft vermitteln. Hierbei handelt es sich jedoch nicht wie bei den US-GAAP bzw. IAS/IFRS um ein „overriding principle“. Der Generalnorm ist vielmehr unter Beachtung der handelsrechtlichen GoB zu entsprechen.1084 Zum einen halten die Kritiker den Ausweis eines Personalaufwands für Aktienoptionen auf der Grundlage „nackter Optionsrechte“ aus Informationszwecken für unnötig, da ein eventuell bestehendes Informationsdefizit durch entsprechende Anhangangaben abgebaut werden kann,1085 zum anderen widerspricht ihrer Meinung nach die Berücksichtigung eines Personalaufwands im Jahresab1080
Vgl. HAARMANN 1999, S. 239f. und S. 248-253; HAARMANN 2002, S. 131 sowie KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 420f.
1081
Vgl. DJANANI/HARTMANN 2000, S. 361; EKKENGA 2004, S. 1901f.; ESCHBACH 2000b, S. 761; HERZIG 1999a, S. 294; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 43, S. 1867; KPMG (HRSG.) 2000, S. 43; KRAMARSCH 2001, S. 50; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 653; LANGE 2001, S. 146; LANGE 2002, S. 355-357; NAUMANN 1998, S. 1430; PIRCHEGGER 2001, S. 25-27; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A13, S. 15; RAMMERT 1998, S. 769; ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 174, S. 70; ROß/POMMERENING 2001, S. 648f.; SCHILDBACH 2000b, S. 1034; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 640; SIEGEL 2001b, S. 1997 aber auch VATER 2000c, S. 2178.
1082
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 339-341; HERZIG 1999a, S. 293f.; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87; KEßLER/ KÜHNBERGER 2000, S. 653; LANGE 2002, S. 355-359; PETERSEN 2000, S. 305f.; RAMMERT 1998, S. 769f.; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; VATER 2000c, S. 2180; VATER 2001a, S. 447 oder WEILEP 1999, Fach 18, S. 3676. Anderer Ansicht dagegen THIELE 2002, S.767f.
1083
Vgl. HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 653; LANGE 2002, S. 355-359; PETERSEN 2000, S. 306; RAMMERT 1998, S. 769f.;. 770; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; SIEGEL 2001b, S. 1996; SIEGEL 2003, S. 159f.; VATER 2000c, S. 2180 sowie VATER 2001a, S. 447. 676. Anderer Ansicht dagegen THIELE 2002, S.767f.
1084
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 338f. HERZIG 1999a, S. 294; HERZIG 1999b, S. 6; PETERSEN 2000, S. 307; RAMMERT 1998, S. 770-772 oder ROß/POMMERENING 2001, S. 649.
1085
Vgl. EKKENGA 2004, S. 1902; FRIEDRICHSEN 2000, S. 338f.; HERZIG 1999a, S. 294; HERZIG 1999b, S. 6f.; PETERSEN 2000, S. 307f.; RAMMERT 1998, S. 770-772 bzw. VATER 2000a, S. 1036.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
schluss den handelsrechtlichen GoB, da hierin unter anderem ein Verstoß gegen das pagatorische Prinzip bzw. das Kongruenzprinzip zu sehen ist.1086 Die Kritiker der erfolgswirksamen Berücksichtigung von Aktienoptionsplänen auf der Basis von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG haben sich insbesondere mit der Frage auseinandergesetzt, ob mit dem Personalaufwand eine korrespondierende Dotierung der Kapitalrücklage erfolgen darf. Eine Einlage der Altaktionäre in Form einer Zuzahlung in das Eigenkapital im Sinne von § 272 Abs. 2 Nr. 4 HGB kommt ihrer Meinung nach nicht in Betracht, da eine Dotierung der Kapitalrücklage als Gegenposten zum Personalaufwand de lege lata nicht zulässig ist, weil es an einem einlagefähigen Vermögensgegenstand mangelt. So kommt es nicht zu einer Einlage durch die Altaktionäre in Form eines ausdrücklichen oder impliziten Verzichts auf ein ihnen zustehendes Bezugsrecht, da ihnen ein solches aufgrund des einschlägigen § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG gar nicht zusteht. Die Option entsteht vielmehr erst in den Händen der begünstigten Führungskräfte.1087 Die vorgeschlagene gedankliche Trennung in zwei Geschäftsvorfälle, zum einen die Einlage des Bezugsrechts durch die Altaktionäre, zum anderen die Entlohnung der Führungskräfte durch die Bezugsrechte,1088 erweist sich demnach als unzutreffend. Auch die Einlage eines immateriellen Vermögensgegenstands in Form eines Anspruchs auf die mit den Optionsrechten vergüteten zukünftigen Arbeitsleistungen scheidet aus, da ein solcher Anspruch weder hinreichend konkretisiert noch rechtlich verfestigt ist. Außerdem würde er ohnehin nach § 27 Abs. 2 AktG unter das Verbot der Einlage von Dienstleistungsverpflichtungen fallen.1089 Eine Einlage in Form des Wertes zukünftiger Mehrgewinne, den die Anteilseigner an die Führungskräfte abtreten, kommt ebenfalls nicht in Betracht. Dies würde bedeuten, dass 1086
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 345-349; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 653; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 5, S. 828f.; KÜHNBERGER/KEßLER 1999, S. 463; NAUMANN 1998, S. 1430; PETERSEN 2000, S. 308-310; PORTNER 2000, Rn. 340, S. 101f.; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; SCHILDBACH 2000b, S. 1034; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 640; SIEGEL 2000, S. 5-7; SIEGEL 2001a, S. 350-352; SIEGEL 2003, S. 162; VATER 2000a, S. 1036; VATER 2000c, S. 2180; VATER 2001a, S. 447 und ausführlich RAMMERT 1998, S. 772f., der wie auch ROß/POMMERENING auf eine Verletzung des Realisationsprinzips hinweist. Dieser Ansicht halten ESTERER/HÄRTEIS jedoch entgegen, dass es sich bei dem zu berücksichtigenden Personalaufwand nicht um kalkulatorischen oder ersparten Aufwand handelt, sondern um einen durch die Einräumung von Bezugsrechten realisierten tatsächlichen Werteverzehr. Ihrer Meinung nach spräche die angeführte Argumentation ansonsten auch gegen die bilanzielle Behandlung niedrig verzinslicher Wandel- oder Optionsanleihen, vgl. ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2076. Ebenso hält THIELE die auf der Pagatorik bzw. Kongruenz beruhende Kritik für unangemessen, vgl. THIELE 2002, S. 768f.
1087
Vgl. DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; FRIEDRICHSEN 2000, S. 343f.; HERZIG 1999a, S. 294f.; HERZIG 1999b, S. 7; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 654; LANGE 2002, S. 358; NAUMANN 1998, S. 1430; PETERSEN 2000, S. 313-321; RAMMERT 1998, S. 775f.; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 640; SIEGEL 2000, S. 5f.; SIEGEL 2001a, S. 352f. oder SIEGEL 2003, S. 162. Außerdem würde eine solche Vorgehensweise zu einer Einstellung des Gesamtbetrags in die Kapitalrücklage führen, vgl. HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 84. Anderer Ansicht sind dagegen ENGELSING 2001, S. 107-111; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 222f.; PELLENS/CRASSELT 1998c, S. 1432f.; ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 191, S. 75; VATER 2000c, S. 2179 und VATER 2001a, S. 448.
1088
So DJANANI/HARTMANN 2000, S. 360; PELLENS/CRASSELT 1998b, S. 223 bzw. PELLENS/CRASSELT 1998c, S. 1431f.
1089
Vgl. HERZIG 1999a, S. 295; HERZIG 1999b, S. 7; NAUMANN 1998, S. 1430; PORTNER 2000, Rn. 340, S. 101; ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 192, S. 75 und Tz. 196-198, S. 76f.; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; SIEGEL 2003, S. 160 sowie VATER 2000c, S. 2179.
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235
originärer, erst in Zukunft zu schaffender Goodwill in das Unternehmen eingebracht wird.1090 Eine Einlage der Altaktionäre im Zusammenhang mit der Ausgabe von Bezugsrechten auf der Grundlage von § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG scheidet daher in jedem Fall aus. Der DSR hat zum Teil auch wegen der geäußerten Kritik diese noch im Positionspapier der AG Stock Options angeführte Begründung im E-DRS 11 nicht mehr aufgenommen.1091 Auch eine Einlage der begünstigten Führungskräfte kommt nach Auffassung der Kritiker ebenfalls nicht in Betracht. Das Argument, die als Gegenleistung für eine Aktienoption zu erbringende Arbeitsleistung stelle in gleicher Weise wie der Zinsverzicht bei einer Wandel- oder Optionsanleihe eine mitgliedschaftlich begründete Vermögensmehrung für die Gesellschaft dar und ist demnach analog § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB der Kapitalrücklage zuzuführen, wird aber ebenfalls abgelehnt, da im Gegensatz zum Zinsverzicht bei Arbeitsleistungen kein rechtlich durchsetzbarer Anspruch besteht, d.h. ein Vermögensgegenstand in diesem Zusammenhang nicht gegeben ist.1092 Es wird besonders kritisiert, die zukünftig zu erbringenden Arbeitsleistungen als aktiven Rechnungsabgrenzungsposten zu behandeln und die zeitliche Verteilung des Personalaufwands durch eine entsprechende Auflösung darzustellen, da ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten nur für bereits angefallene Ausgaben gebildet werden darf.1093 Diskutiert wird auch, die Gewährung der Aktienoptionen in zwei selbstständige Rechtsgeschäfte zu zerlegen: Die Führungskräfte erhalten zunächst eine Barvergütung, mit der sie anschließend die Optionsrechte, die von der Gesellschaft im Rahmen einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG geschaffen wurden, käuflich erwerben. Von einer solchen Fiktion kann aber grundsätzlich nicht ausgegangen werden. Die Rechtsprechung hat in einem vergleichbaren Fall eine solche Annahme abgelehnt.1094 Der DSR hat sich wohl vor dem Hintergrund der geäußerten Kritik dafür entschieden, die Dotierung der Kapitalrücklage pro rata temporis über den Leistungszeitraum hinweg vorzunehmen. Er beruft sich dabei auf die Analogie zur Bilanzierung bei der Ausgabe von Wandeloder Optionsanleihen, wobei die von den Mitarbeitern erbrachten Arbeitsleistungen bzw. deren Gegenwert die Einlage bewirken.1095 Diese Vorgehensweise steht jedoch nach der Mei1090
SCHILDBACH spricht in diesem Zusammenhang von „dem Kunststück einer Bluttransfusion mit Eigenblut, das erst in Zukunft hoffentlich gespendet wird“, SCHILDBACH 2000b, S. 1034.
1091
Vgl. E-DRS 11, S. 22f. und POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A10, S. 15.
1092
Vgl. DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; FRIEDRICHSEN 2000, S. 342; HERZIG 1999a, S. 295f.; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 85; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 653; KRAFT 1988d, § 27 AktG Rn. 24, S. 351; LANGE 2002, S. 359; PETERSEN 2000, S. 321; RAMMERT 1998, S. 773-775; RÖHRICHT 1996b, § 27 AktG Tz. 78, S. 159f.; ROß/POMMERENING 2001, S. 649; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 641; SIEGEL 2000, S. 912; SIEGEL 2001a, S. 354-356; SIEGEL 2001b, S. 1997; VATER 2000c, S. 2180 bzw. VATER 2001a, S. 448.
1093
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1998, § 250 HGB Tz. 25-28, S. 497f.; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 85 und SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 641. Anders aber noch ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2075.
1094
Vgl. HERZIG 1999a, S. 295f.; HERZIG 1999b, S. 7; KNOLL 2001d, S. 1117; PETERSEN 2000, S. 322f.; PORTNER 2000, Rn. 340, S. 101; RAMMERT 1998, S. 774f.; SIEGEL 2000, S. 6f.; SIEGEL 2001a, S. 351 oder SIEGEL 2003, S. 161f.
1095
Vgl. E-DRS 11, Tz. B9, S. 22. KNOLL hält in diesem Zusammenhang jedoch das „Einbringungsproblem“ für unlösbar, solange man daran festhält, dass Aktienoptionen eine Entlohnung für zukünftig zu erbringende Arbeitsleistungen darstellen. Seiner Meinung nach spielt es für den Begünstigten ohnehin keine Rolle, ob
236
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
nung von HERZIG/LOCHMANN im Gegensatz zur Analogie der Bilanzierung eines Zinsvorteils, da dieser sofort in voller Höhe zu berücksichtigen ist.1096 Außerdem ist die Einstellung der Arbeitsleistung oder ihres Gegenwertes in die Kapitalrücklage auch pro rata temporis nicht möglich.1097 FÖRSCHLE/HOFFMANN, GELHAUSEN/HÖNSCH, HOFFMANN/HÖNSCH, das IDW bzw. THIELE halten dem jedoch entgegen, dass § 27 Abs. 2 AktG der ratierlichen Bildung der Kapitalrücklage nicht entgegensteht, da diese Regelung zum einen auf die Kapitalaufbringung bei der Durchführung einer Nennkapitalerhöhung zugeschnitten ist und zum anderen nicht bereits der Anspruch auf die Erbringung von Dienstleistungen aktiviert wird.1098 Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass die Diskussion um die erfolgswirksame Berücksichtigung von Aktienoptionen auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG vor allem auf der Ebene des Einzelabschlusses nicht abgeschlossen ist. Da börsennotierte Unternehmen jedoch einen Konzerabschluss nach den Regelungen der IAS/IFRS aufstellen müssen, wird sich die vom DSR vertretene Position, die sich in weiten Teilen mit denen des IASB deckt, letztendlich durchsetzen und zu einem obligatorischen Ausweis eines Personalaufwands im Zusammenhang mit der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte auch im Einzelabschluss führen. Hierfür spricht auch, dass im Rahmen des Konsultationsverfahrens der EU-KOMMISSION sowie in der Stellungnahme der WINTERGRUPPE die Erfassung eines mit Aktienoptionsprogrammen in Zusammenhang stehenden Personalaufwands gefordert wird. Die WINTER-GRUPPE beschränkt dies nicht nur auf den Konzernabschluss, sondern bezieht wegen des Verweises auf die damit einhergehende Verringerung des ausschüttungsfähigen Gewinns auch den Einzelabschluss mit ein.1099
3.2.3.2.2
Bewertung und zeitliche Verteilung
Wie bereits im Rahmen der IAS/IFRS erörtert wurde, ist eine direkte Bewertung der Arbeitsleistung der Führungskräfte, die als Gegenleistung für die ihnen gewährten Optionsrechte anzusehen ist, nicht möglich. Da davon ausgegangen werden kann, dass die vereinbarte Entlohnung insgesamt angemessen ist, d.h. ein Gleichgewicht von Leistung und Gegenleistung die Optionsrechte für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Leistungen gewährt werden. Der von ihnen ausgehende Anreizeffekt bleibt derselbe, vgl. KNOLL 2001d, S. 1118-1120. 1096
Vgl. HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 85f. und KNOLL 2001d, S. 1128.
1097
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 342; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 85f.; KRAFT 1988d, § 27 AktG Rn. 13, S. 349 oder RAMMERT 1998, S. 774.
1098
Vgl. FÖRSCHLE/HOFFMANN 2003, § 272 HGB Tz.65, S. 995f.; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 78; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 50f., S. 13; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 126, S. 372 oder THIELE 2002, S. 768.
1099
Vgl. EU-KOMMISSION 2003, S. 19; EU-KOMMISSION 2004b, S. 13; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293 und WINTER-GRUPPE 2002, S. 71. Die WINTER-GRUPPE empfiehlt den Gremien, die für die Festlegung von Rechnungslegungsgrundsätzen zuständig sind sowie den mit der Rechnungslegung befassten Berufsständen die Erarbeitung entsprechender Regelungen.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
237
besteht, kann den Aktienoptionen gedanklich ein entsprechender Teil der Arbeitsleistungen zugeordnet werden. Die Ermittlung des Personalaufwands erfolgt demnach anhand der indirekten Methode über die Bewertung der gewährten Optionsrechte.1100 Die Aktienoptionen werden mit ihrem Gesamtwert im Gewährungszeitpunkt angesetzt, der dem Marktpreis vergleichbarer Optionen entspricht. Aufgrund der individuellen Ausgestaltungsmerkmale vergütungshalber gewährter Optionsrechte wird ein solcher Marktpreis in der Regel nicht verfügbar sein. Der Wert der Optionsrechte ist dann anhand eines Optionsbewertungsmodells zu ermitteln.1101 Zu den Parametern, die Eingang in die Berechnung finden, zählen neben dem aktuellen Aktienkurs, dem Basispreis, der Laufzeit der Optionen, der Volatilität der Aktienrendite, dem Zinssatz auf risikolose Anlagen und der Dividendenrendite auch die Besonderheiten, die sich bei Aktienoptionen für Führungskräfte ergeben. Dies sind zum Beispiel die eingeschränkte Handelbarkeit, die Anbindung an einen Vergleichsindex oder die Vereinbarung von Erfolgszielen.1102 Die Bewertung der Optionsrechte im Zeitpunkt der Gewährung ist endgültig, lediglich eine nachträgliche Änderung der zunächst vereinbarten Optionsbedingungen, z.B. die Herabsetzungen des ursprünglichen Basispreises (Repricing), macht eine Anpassung des Optionswertes und eine damit einhergehende Korrektur des zu verrechnenden Personalaufwands notwendig.1103 Bei Aktienoptionen handelt es sich grundsätzlich um ein Entgelt für Arbeitsleistungen zukünftiger Perioden, es sei denn, dass vertraglich explizit anderes geregelt ist und das Ausscheiden der Führungskräfte nicht zum Verfall der Bezugsrechte führt.1104 Werden mit den Aktienoptionen ausnahmsweise Arbeitsleistungen vergütet, die in der Vergangenheit erbracht wurden, ist
1100
Vgl. E-DRS 11, Tz. 9, S. 13 und Tz. B4, S. 21; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79 und IDW 2001b, S. 1343.
1101
Zwar kommen als weitere Bewertungszeitpunkte auch der Zeitpunkt der erstmaligen Ausübungsmöglichkeit oder der tatsächlichen Ausübung in Betracht, doch kann nur im Gewährungszeitpunkt davon ausgegangen werden, dass sich die vergütete Arbeitsleistung und der Wert der ausgegebenen Optionsrechte gleichgewichtig gegenüberstehen, vgl. E-DRS 11, Tz. 10, S. 13; ESCHBACH 2001, S. 1373; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 180, S. 98; FRÖHLICH/HANKE 2000, S. 647; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79f.; HAARMANN 1999, S. 249f.; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 49, S. 13; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 127, S. 372; IDW 2001b, S. 1343; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419; SCHILD 1999a, S. 611f. oder SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1882. HERZIG/LOCHMANN und RAMMERT kritisieren die Bewertung zum Gewährungszeitpunkt, weil ihrer Meinung nach dadurch kalkulatorische Werte Eingang in den Totalerfolg finden, was zu einem Verstoß gegen das Kongruenzprinzip führt, vgl. HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87 bzw. RAMMERT 1998, S. 772f. In Bezug auf eine Gleichbehandlung aller Durchführungsvarianten halten SIGLOCH/EGNER den Ausübungszeitpunkt zwar für vorziehenswürdig, doch spricht die praktische Handhabbarkeit und die politische Durchsetzbarkeit für eine abschließende Wertermittlung im Gewährungszeitpunkt, vgl. SIGLOCH/EGNER 2000, S. 1882f. und ebenso auch HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 87-89; KRAMARSCH 2001, S. 53f. und VATER 2001a, S. 448f.
1102
Vgl. E-DRS 11, Tz. 11, S. 14. Zu konkreten Bewertungsmodellen siehe HAHNENSTEIN/WILKENS/RÖDER 2001, S. 355-361; KOCH 2001, S. 85-88; REIß/SCHÖBEL 1999, S. 131-135; RUDOLPH/SCHÄFER 2000, S. 5362; SIDDIQUI 1999c, S. 85-88 (Indexierung); SIDDIQUI 2000, S. 296-298 (Ausübungshürden); WEßELS 1989, S. 25-103 bzw. WILKENS/RÖDER 2001, S. 118-124.
1103
Vgl. E-DRS 11, Tz. 12f., S. 14; ESCHBACH 2001, S. 1373; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 127, S. 372; IDW 2001b, S. 1343 sowie KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
1104
Vgl. E-DRS 11, Tz. 14, S. 14 und IDW 2001b, S. 1343.
238
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
bereits zum Zeitpunkt der Gewährung ihr Gesamtwert in voller Höhe im Personalaufwand mit einer Gegenbuchung in der Kapitalrücklage zu erfassen.1105 Werden die Optionsrechte für zukünftig zu erbringende Arbeitsleistungen gewährt, muss der Gesamtwert aller Aktienoptionen, der dem insgesamt zu verrechnenden Personalaufwand entspricht, über den Leistungszeitraum (in der Regel die Sperrfrist) verteilt werden. Die Dotierung der Kapitalrücklage erfolgt dabei zeitanteilig.1106 Am Ende jeder Berichtsperiode des Leistungszeitraums wird der Betrag in die Kapitalrücklage eingestellt, der sicht aus dem Wert der während der Periode erbrachten Arbeitsleistungen ergibt. Dieser zeitanteilige Wert der Arbeitsleistungen wird bestimmt, indem der im Gewährungszeitpunkt ermittelte Gesamtwert der Aktienoptionen gleichmäßig über den Leistungszeitraum verteilt wird.1107 Die Bewertung der Optionsrechte im Zeitpunkt der Gewährung ist somit endgültig, d.h. spätere Wertänderungen, z.B. aufgrund der Kursentwicklung, führen nicht zu einer Anpassung des einmal in die Kapitalrücklage eingestellten Betrags. Nach der Auffassung des DSR haben solche Wertänderungen externe Ursachen und sind somit nicht der Gesellschafts-, sondern der Gesellschafterebene zuzurechen.1108 Grundlage für die Berechnung des zeitanteiligen Personalaufwands bilden die am Ende des Berichtszeitraums noch ausstehenden Optionsrechte. Auf diese Weise wird auch die Fluktuation bzw. Sterblichkeit während des Leistungszeitraums erfasst.1109 Nach EDRS 11 wird der zu verteilende Personalaufwand in jeder Periode neu berechnet und entsprechend der im Berichtszeitraum erbrachten Arbeitsleistungen in die Kapitalrücklage eingestellt. Formal kann der Personalaufwand einer Berichtsperiode wie folgt ermittelt werden:1110 (3-25)
Aufw Pers t
1 N ausst C0 t m
Verfallen die Optionen, weil die Führungskräfte das Unternehmen während der vereinbarten Sperrfrist verlassen oder üben sie die Bezugsrechte bis zum Ende der Laufzeit nicht aus, weil der aktuelle Aktienkurs unterhalb des Basispreises liegt, werden die einmal in die Kapitalrücklage eingestellten Beträge nicht angepasst.1111 1105
Vgl. E-DRS 11, Tz. 18, S. 14; IDW 2001b, S. 1343 bzw. KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
1106
Vgl. E-DRS 11, Tz. 15, S. 14; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 128, S. 372f.; IDW 2001b, S. 1343oder KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
1107
Vgl. E-DRS 11, Tz. 16, S. 14; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 52, S. 14; IDW 2001b, S. 1343 bzw. KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
1108
Vgl. E-DRS 11, Tz. 12f., S. 14; ESCHBACH 2001, S. 1373; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; HOFFMANN/ HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 52, S. 14; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 127, S. 372; IDW 2001b, S. 1343 und KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419.
1109
Vgl. E-DRS 11, Tz. 28, S. 16; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; IDW 2000, S. 1080; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 128, S. 372f. sowie IDW 2001b, S. 1343. Denkbar wäre auch ein Vorgehen entsprechend der US-GAAP, wonach der Personalaufwand und die korrespondierende Einlage in die Kapitalrücklage zunächst im Zeitpunkt der Optionsgewährung unter Berücksichtigung der Austrittswahrscheinlichkeit ermittelt und dann eine nachträgliche Korrektur des Personalaufwands aufgrund der tatsächlichen Fluktuation vorgenommen wird, vgl. SCHILD 1999a, S. 611f.
1110
Vgl. E-DRS 11, S. 32.
1111
E-DRS 11 stellt somit mehr auf die bezogenen Arbeitsleistungen ab, wohingegen sich IFRS 2 bei der Ermittlung des Personalaufwands mehr an den letztlich unverfallbar werdenden Optionsrechten orientiert,
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
239
Die nachträgliche Anpassung der Optionsbedingungen führt zu einer Erhöhung des Gesamtwertes der Optionsrechte, die der Gesellschaftsebene zuzurechnen ist. Der zusätzliche Wert, welcher der Differenz aus dem Gesamtwert nach der Änderung und dem Gesamtwert unmittelbar vor der Änderung entspricht, muss daher zusätzlich in die Kapitalrücklage eingestellt werden. Ist der Leistungszeitraum noch nicht abgelaufen, ist deshalb der jährlich zu verrechnende Personalaufwand anzupassen.1112 Einen anderen Ansatz zur Ermittlung des Personalaufwands einer Berichtsperiode verfolgen dagegen FÖRSCHLE/KROPP, die im Zusammenhang mit der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte die Bildung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten aufgrund eines Erfüllungsrückstands der Gesellschaft favorisieren. Nach ihrer Auffassung richtet sich die Bewertung der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten nach dem inneren Wert der Optionen am Bilanzstichtag gegebenenfalls unter Berücksichtigung von Abschlägen für Fluktuation oder andere Ausübungsbedingungen, da nur insoweit ein Erfüllungsrückstand seitens der Gesellschaft für bereits erbrachte Arbeitsleistungen der Begünstigten angenommen werden kann. Die zeitliche Verteilung des Personalaufwands richtet sich daher nach der Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktien. Je nachdem, ob der innere Wert der Optionsrechte gestiegen oder gesunken ist, wird ein entsprechender Aufwand oder Ertrag ausgewiesen.1113
3.2.3.2.3
Ausübung
Bei der Ausgabe der jungen Aktien ist der von den Optionsberechtigen gezahlte Basispreis auf das Grundkapital und die Kapitalrücklage gemäß § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB aufzuteilen.1114 Eine Umbuchung der zuvor gebildeten Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB ist nicht vorzunehmen. Die Differenz zwischen dem Basispreis und dem höheren Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt kann nicht als Ausgabebetrag angesehen werden, so dass eine Einstellung in die Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 1 AktG nicht infrage kommt.1115 Anders sehen dies jedoch FÖRSCHLE/KROPP. Ihrer Meinung nach wird mit der Ausübung der Optionsrechte und der verbilligten Ausgabe der jungen Aktien die rückständige Gehaltsverpflichtung der Gesellschaft erfüllt. Durch den Wegfall der Vergütungsverpflichtung erzielt die vgl. E-DRS 11, Tz. 12f., S. 14; ESCHBACH 2001, S. 1373; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 79; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 128, S. 372f.; IDW 2001b, S. 1343 oder KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419. 1112
Vgl. E-DRS 11, Tz. 20-22, S. 15 und IDW 2001b, S. 1343f.
1113
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 293, S. 865; LORENZ 2000, S. 1580 sowie SIMONS 2001a, S. 97f.
1114
Vgl. E-DRS 11, Tz. 19, S. 15; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 178, S. 97; FRIEDRICHSEN 2000, S. 349f.; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 76f.; HERZIG 1999b, S. 6; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 123, S. 371 und Abschn. S Rn. 43, S. 1867; KPMG (HRSG.) 2000, S. 43; KRAMARSCH 2001, S. 50f.; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 419; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 141 oder VATER 2001b, S. 488.
1115
Vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 76f. und IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 123, S. 371.
240
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Gesellschaft einen Betrag in Höhe der zuvor gebildeten Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten. Dieser ist demzufolge zusammen mit dem gezahlten Basispreis auf das Grundkapital und die Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 1 AktG aufzuteilen. Es erfolgt somit eine erfolgsneutrale Umbuchung der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten in die Kapitalrücklage gemäß § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB. Im Ergebnis entspricht der dem gezeichneten Kapital und der Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB zugeführte Betrag dem Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt.1116 Die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands und somit auch die korrespondierende Erhöhung der Kapitalrücklage ist somit nicht identisch mit dem nach E-DRS 11 erfassten Betrag.
3.2.3.3
Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG
Wird ein Aktienoptionsplan auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG durchgeführt, muss neben der Optionskomponente auch der Anleihebestandteil in der Bilanz berücksichtigt werden. Letzterer ist nach § 253 Abs. 1 Satz 2 HGB i.V.m. § 266 Abs. 3 C.1. HGB mit dem Rückzahlungsbetrag auf der Passivseite anzusetzen, wobei Wandel- und Optionsanleihen als konvertible Schuldverschreibungen besonders zu vermerken sind.1117 Die in Verbindung mit der Wandel- oder Optionsanleihe als Vergütungsbestandteil ausgegebenen Erwerbsrechte sind gemäß E-DRS 11 Tz. 23 nach den gleichen Grundsätzen zu bilanzieren wie „nackte Optionsrechte“ auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG, die den Führungskräften als Entgelt für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Dienstleistungen gewährt werden.1118 Insoweit kann auf die bereits im vorangegangenen Kapitel erörterte Problematik der Erfassung eines Personalaufwands und der korrespondierenden Dotierung der Kapitalrücklage im Zusammenhang mit der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte verwiesen werden. Darüber hinaus ist aber auch den Besonderheiten Rechnung zu tragen, die sich aus der konkreten Ausgestaltung der Wandel- oder Optionsanleihen ergeben. Hierzu ist es notwendig, zunächst die Bilanzierung von Wandel- oder Optionsanleihen zu betrachten, die nicht zu Vergütungs-, sondern aus Finanzierungszwecken emittiert werden.
1116
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 294, S. 865f.; KROPP 2003b, S. 1961f. bzw. LORENZ 2000, S. 1580.
1117
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1995, § 253 HGB Rn. 146, S. 141 und Rn. 153, S. 143, 146; ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 266 HGB Rn. 219-221, S. 163; DUSEMOND/HEUSINGER/KNOP 2003, § 266 HGB Rn. 147, S. 54f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; E-DRS 11, Tz. 24, S. 15; GROßFELD 1987, S. 117f.; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KARRENBAUER/DÖRING/ BUCHHOLZ 2003, § 253 HGB Rn. 82f., S. 38; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 200f., S. 93f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 47 KRIEGER 2007d, § 63 Tz. 7, S. 1013; KÜTING/KESSLER/HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 77, S. 36; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 193, S. 575 und ROß/BAUMUNK 2003d, Tz. 437, S. 145.
1118
Vgl. E-DRS 11, Tz. 23, S. 15.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
241
Nach § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB ist der Betrag, der bei der Ausgabe von Schuldverschreibungen für Wandlungs- oder Optionsrechte erzielt wird, in die Kapitalrücklage einzustellen.1119 Bei normalverzinslichen Anleihen entspricht der erfolgsneutral in die Kapitalrücklage einzustellende Betrag dem über den Rückzahlungsbetrag hinausgehenden Aufgeld (Agio), das bei der Ausgabe der Wandel- oder Optionsanleihen erzielt wird.1120 Werden dagegen die Anleihen zum Nennwert, d.h. ohne Agio, ausgegeben und liegt der vereinbarte Zinssatz unterhalb der marktüblichen Verzinsung (unterverzinsliche Anleihe), ist der kapitalisierte Zinsvorteil, den die Aktiengesellschaft als Gegenleistung für das gewährte Wandlungs- bzw. Optionsrecht erzielt, in die Kapitalrücklage einzustellen.1121 Da die Anleihe mit dem Rückzahlungsbetrag anzusetzen ist, verbleibt eine Differenz zwischen der Anleiheverbindlichkeit und der Zuführung zur Kapitalrücklage auf der einen und dem Ausgabebetrag auf der anderen Seite, die wirtschaftlich als Disagio angesehen werden kann. Gemäß § 250 Abs. 3 Satz 1 HGB besteht hierfür ein Aktivierungswahlrecht als Rechnungsabgrenzungsposten, der dann entsprechend § 250 Abs. 3 Satz 2 HGB durch planmäßige Abschreibungen während der Laufzeit der Anleihe zu tilgen ist. Diese Auflösung des Disagios ist unter dem Posten „Zinsen und ähnlichen Aufwendungen“ in der Gewinn- und Verlustrechnung auszuweisen. Gleiches gilt, wenn dieses Wahlrecht nicht ausgeübt wird und der Differenzbetrag sofort aufwandswirksam erfasst wird.1122 Darüber hinaus sind auch Mischformen aus einem offenen Aufgeld und der Unterverzinslichkeit denkbar.1123 Der von der Gesellschaft für die Ausgabe der Wandlungs- oder Optionsrechte erzielte und in die Kapitalrücklage eingestellte Betrag verbleibt dort unabhängig davon, ob sie ausgeübt werden oder nicht.1124
1119
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 266 HGB Rn. 219, S. 163; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 92; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 202, S. 94; KPMG (HRSG.) 2000, S. 47; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 191, S. 575 sowie MARTENS 1987, S. 148-150.
1120
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Rn. 113-117, S. 350f.; BUSSE VON COLBE 1987, S. 64; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 202-204, S. 94f.; KOCH/VOGEL 1986, S. 5f.; KÜTING/KESSLER/ HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 77, S. 36 LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 192, S. 575; MARTENS 1987, S. 148-150 oder ROß/POMMERENING 2001, S. 646.
1121
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Rn. 118-123, S. 351-353; BUSSE VON COLBE 1987, S. 64f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 202-204, S. 94f.; KOCH/VOGEL 1986, S. 5f.; KÜTING/ KESSLER/HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 78-87, S. 36-40; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 192, S. 575; MARTENS 1987, S. 148-150 oder ROß/POMMERENING 2001, S. 646f.
1122
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Rn. 124-126, S. 354f.; BUSSE VON COLBE 1987, S. 6980; HÄUSELMANN 2000, S. 141f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 47; KÜTING/KESSLER/HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 87, S. 39f. bzw. ROß/POMMERENING 2001, S. 646f.
1123
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 202-204, S. 94f.; KÜTING/KESSLER/HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 89, S. 40; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 192, S. 575 oder MARTENS 1987, S. 148-150.
1124
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Rn. 129, S. 355; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 92f.; HÄUSELMANN 2000, S. 141; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 208, S. 96 und KÜTING/KESSLER/ HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 77, S. 36.
242
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Werden Wandel- oder Optionsanleihen zu Vergütungszwecken ausgegeben, ist bei der Berechnung des Personalaufwands zu berücksichtigen, inwieweit es sich bei den gewährten Erwerbsrechten um ein Entgelt für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistungen handelt bzw. wie hoch der Betrag ist, den die Gesellschaft durch einen von den Begünstigten zu leistenden Ausgabeaufschlag oder eine Unterverzinslichkeit erzielt. Sind die Wandel- oder Optionsanleihen mit einem Zinssatz ausgestattet, der der marktüblichen Verzinsung vergleichbarer Schuldverschreibungen ohne Wandlungs- oder Optionsrecht entspricht und wird kein Agio erhoben, stellt die Optionskomponente in voller Höhe eine Gegenleistung für vergangene oder zukünftige Arbeitsleistungen dar, die nach E- DRS 11 wie bei „nackten“ Optionsrechten zu bilanzieren ist.1125 Sind die Wandel- oder Optionsanleihen dagegen mit einem Agio versehen oder sind sie niedrig verzinslich, ist der daraus resultierende Nachteil bei der Bestimmung des Personalaufwands mit dem Gesamtwert der Optionsrechte zu verrechnen. Als Entgelt für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistungen kann nur der Teil der Optionskomponente angesehen werden, um den der Gesamtwert der Erwerbsrechte den Nachteil, der sich aus dem Ausgabeaufschlag und/oder der Unterverzinslichkeit ergibt, übersteigt. Nur dieser Teil der Optionskomponente wird nach den Regelungen des E-DRS 11 zu „nackten“ Optionsrechten behandelt, wohingegen der Betrag, den die Aktiengesellschaft durch den Ausgabeaufschlag oder die Unterverzinslichkeit erzielt, entsprechend den oben dargestellten Grundsätzen zur Bilanzierung von Wandel- oder Optionsanleihen zu berücksichtigen ist und gegebenenfalls den Ausweis eines Zinsaufwands erforderlich macht.1126 Für den Personalaufwand ergibt sich somit: (3-26)
Aufw Pers t
1 N ausst C 0 Agio t m
Die bilanziellen Auswirkungen im Ausübungszeitpunkt hängen davon ab, ob zuvor Wandeloder Optionsanleihen ausgegeben wurden. Im ersten Fall führt die Ausübung des Wandlungsrechts dazu, dass die passivierte Verbindlichkeit auszubuchen ist und zuzüglich einer eventuell vereinbarten Zuzahlung auf das Grundkapital sowie die Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB verteilt wird.1127 Werden dagegen Optionsrechte ausgeübt, bleibt die Anleiheschuld weiterhin bestehen. Nur der Basispreis, den die Begünstigten für die jungen Aktien an die Gesellschaft zahlen, ist auf das Grundkapital und die Kapitalrücklage gemäß § 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB aufzuteilen.1128 Die zuvor in die Kapitalrücklage nach § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB eingestellten Beträge verbleiben dort unabhängig davon, ob das Wandlungs- oder Optionsrecht ausgeübt wurde oder nicht.1129 1125
Anderer Ansicht dagegen ROß/BAUMUNK 2003d, Tz. 440, S. 146 und Tz. 455- 461, S. 149-151.
1126
Vgl. E-DRS 11, Tz. 23f., S. 15 und Tz. B17f., S. 24 sowie POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 12f., S. 9f. und Tz. A26f., S. 18 oder ROß/POMMERENING 2001, S. 650f. Ähnlich erfolgt auch eine Bilanzierung nach US-GAAP, vgl. ROß/BAUMUNK 2003e, Tz. 477-488, S. 154-157.
1127
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 208, S. 96 sowie PETERSEN 2000, S. 120f.
1128
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 178, S. 97; FRIEDRICHSEN 2000, S. 349f.; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 76f.; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 141 bzw. PETERSEN 2000, S. 121.
1129
Vgl. KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 208, S. 96 und PETERSEN 2000, S. 121.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
243
Die mit der Ausgabe der Wandel- oder Optionsanleihen entstandenen Kosten sind darüber hinaus, wie andere Kapitalbeschaffungskosten auch, als sonstige betriebliche Aufwendungen gemäß § 275 Abs. 2 Nr. 8 HGB bzw. § 275 Abs. 3 Nr. 7 HGB in der Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassen.1130
3.2.3.4
Eigene Aktien
3.2.3.4.1
Bilanzierung nach geltendem Recht
3.2.3.4.1.1
Bilanzielle Behandlung zurückerworbener eigener Anteile
Im Gegensatz zur bilanziellen Behandlung von Aktienoptionsplänen auf der Basis „nackter“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG bzw. Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG kann bei der Ermittlung des Personalaufwands im Zusammenhang mit der Ausgabe von Optionsrechten, die durch eigene, auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauften Aktien abgesichert werden, nicht auf den Optionsgesamtwert zurückgegriffen werden. Eigene Aktien gelten im deutschen Handelsrecht als Vermögensgegenstände und dürfen nach § 265 Abs. 3 Satz 2 HGB nur im Umlaufvermögen unter dem dafür vorgesehenen Posten (§ 266 Abs. 2 B.III.2. HGB) ausgewiesen werden.1131 Korrespondierend zu dem auf der Aktivseite ausgewiesenen Posten ist auf der Passivseite nach § 274 Abs. 4 Satz 1 HGB eine Rücklage für eigene Anteile zu bilden. Hierfür dürfen jedoch entsprechend § 272 Abs. 4 Satz 3 HGB nur bereits vorhandene, frei verfügbare Gewinnrücklagen verwendet werden.1132 Unterbleibt eine Dotierung der Rücklage für eigene Anteile oder wird sie nicht in entsprechender Höhe gebildet, führt dies aufgrund von § 256 Abs. 1 Nr. 4 AktG zur Nichtigkeit des Jahresabschlusses.1133 Die eigenen Aktien sind gemäß § 255 Abs. 1 HGB 1130
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Tz. 93, S. 343; ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1998, § 250 HGB Tz. 89, S. 513; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; HÄUSELMANN 2000, S. 142 oder KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 214, S. 98.
1131
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 266 HGB Tz. 139, S. 141; ARBEITSKREIS „EXTERNE UNTERNEHMENSRECHNUNG“ DER SCHMALENBACH-GESELLSCHAFT 1998, S. 1675; ENGELSING 2001, S. 150; ESCHBACH 2003, S. 166; HERZIG 1999a, S. 302; KPMG (HRSG.) 2000, S. 45; LANGE 2001, S. 140; LEVEN 1998b, S. 218; OSER 1999a, S. 376; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 148; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 138; SCHMID 1998, S. 1785f.; SCHULTZ 1999, S. 586; VATER 2001b, S. 491 bzw. VATER 2000c, S. 2182. Zu Besonderheiten im Rahmen der Aufstellung des Konzernabschlusses vgl. OSER 1999b, S. 1125-1127.
1132
Vgl. ARBEITSKREIS „EXTERNE UNTERNEHMENSRECHNUNG“ DER SCHMALENBACH-GESELLSCHAFT 1998, S. 1675; ENGELSING 2001, S. 148f.; ESCHBACH 2003, S. 166f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 254; HERZIG 1999a, S. 302; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 654; KLINGBERG 1998, S. 1577; KPMG (HRSG.) 2000, S. 45; KRAMARSCH 2001, S. 51; KÜHNBERGER/KEßLER 1999, S. 464; OSER 1999a, S. 376; OSER 1999b, S. 1125; PETERSEN 2001, S. 234-240; SCHULTZ 1999, S. 586; VATER 2001b, S. 491 oder VATER 2000c, S. 2182. Dass es sich bei eigenen Aktien um einen aktivierungsfähigen Vermögensgegenstand handelt, sieht THIEL eher kritisch, vgl. THIEL 1998, S. 1583f.
1133
Vgl. LEVEN 1998b, S. 218; OSER 1999a, S. 376; OSER 1999b, S. 1125; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 138 und SCHULTZ 1999, S. 587.
244
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
mit den Anschaffungskosten zu bewerten. Liegt am Bilanzstichtag der Börsenkurs jedoch unterhalb des ursprünglichen Kaufkurses, ist wegen des strengen Niederstwertprinzips (§ 253 Abs. 3 Satz 1 HGB bzw. § 253 Abs. 4 Satz 1 i.d.F. des BilMoG) eine entsprechende Abschreibung vorzunehmen.1134 Entstehen der Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Rückkauf eigener Aktien weitere Kosten, z.B. aus der Finanzierung des Kaufpreises, sind diese in jedem Fall aufwandswirksam zu berücksichtigen.1135
3.2.3.4.1.2
Ausweis einer Verbindlichkeits- oder Drohverlustrückstellung
Werden die vergütungshalber gewährten Optionsrechte mit eigenen Aktien bedient, die aufgrund von § 71 Abs. 1 Nr. 8 zurückgekauft werden, entspricht der insgesamt zu verrechnende Personalaufwand der Differenz zwischen dem Buchwert der eigenen Anteile am Ausübungstag und dem von den Begünstigten zu leistenden Basispreis.1136 Soll dieser der Entstehung und/oder Höhe nach ungewisse Aufwand bereits vor dem Ausübungszeitpunkt bilanziell berücksichtigt werden, ist hierfür schon während der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms eine entsprechende Rückstellung zu bilden. In Betracht kommen in diesem Fall eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bzw. eine Rückstellung für drohende Verluste. Die herrschende Meinung geht davon aus, dass im Zusammenhang mit der Ausgabe von Optionsrechten und der Absicherung durch eigene, auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekaufte Aktien nur die Bildung einer Verbindlichkeitsrückstellung nach § 249 Abs. 1 Satz 1 1. Var. HGB möglich ist.1137 Mit der Ausgabe der Optionen ist das Unternehmen ge1134
Darüber hinaus muss die zuvor gebildete Kapitalrücklage in gleichem Umfang wieder aufgelöst werden, vgl. ENGELSING 2001, S. 150; FRIEDRICHSEN 2000, S. 255; KEßLER/KÜHNBERGER 2000, S. 654; KRAMARSCH 2001, S. 51; KÜHNBERGER/KEßLER 1999, S. 464; LANGE 2001, S. 140; OSER 1999a, S. 376; OSER 1999b, S. 1125; PELLENS/SCHREMPER 2000, S. 138; PETERSEN 2001, S. 231; PIRCHEGGER 2001, S. 34; SCHULTZ 1999, S. 586 aber auch VATER 2000c, S. 2182. Stellt sich in späteren Geschäftsjahren heraus, dass die Gründe für die Abschreibung nicht mehr bestehen, ist eine Werterhöhung auf den ursprünglichen Bilanzansatz vorzunehmen (Wertaufholungsgebot nach § 280 Abs. 1 Satz 1 HGB bzw. § 253 Abs. 5 Satz 1 HGB i.d.F. des BilMoG).
1135
Vgl. LEVEN 1998b, S. 221; KRAMARSCH 2001, S. 51 oder VATER 2000c, S. 2183.
1136
Vgl. E-DRS 11, Tz. 25, S. 15; BOSSE 2001, S. 598; DEUTSCHMANN 2000, S. 174; ESCHBACH 2001, S. 1374; FRIEDRICHSEN 2000, S. 351; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 75; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 119, S. 370; KRAMARSCH 2001, S. 51; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 148 sowie VATER 2001b, S. 491. Kritisch hierzu FÖRSCHLE/KROPP und KROPP, die eine strikte Trennung der gesellschaftsrechtlichen Ebene der Beschaffung der Aktien von der schuldrechtlichen Ebene der Entlohnung fordern. Ihrer Meinung nach ist die Höhe des (schuldrechtlichen) Erfüllungsrückstands unabhängig von der zugrunde liegenden Sicherungsmaßnahme, vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 293, S. 865 sowie KROPP 2002a, S.1923. SIEGEL lehnt dagegen die Berücksichtigung eines Personalaufwands auch im Zusammenhang mit dem Rückkauf eigener Aktien ab, da seiner Meinung nach keine antizipierbaren Auszahlungswirkungen bestehen. Es handelt sich vielmehr um eine Gewinnausschüttung bzw. Kapitalrückzahlung, vgl. SIEGEL 2000, S. 20f.; SIEGEL 2001a, S. 363f. und SIEGEL 2001b, S. 1997f.
1137
Vgl. ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 5; CLEMM/ERLE 1999a, § 249 HGB Tz. 100, S. 298f.; DEUTSCHMANN 2000, S. 174; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 292, S. 864f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 361; HERZIG 1999b, S. 9f.; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 36, S. 10; HOLLAND 2000, S. 52; KPMG
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
245
genüber den Führungskräften eine Stillhalterverpflichtung im Rahmen des Arbeitsverhältnisses eingegangen. Dieses schwebende Geschäft hat so lange keine bilanziellen Konsequenzen, wie aus ihm kein Erfüllungsrückstand oder Verpflichtungsüberschuss für das Unternehmen resultiert.1138 Haben die Führungskräfte jedoch ihre Leistungspflicht erfüllt, so besteht seitens der Gesellschaft ein Erfüllungsrückstand im Hinblick auf den zukünftigen verbilligten Bezug eigener Aktien durch das Management, der als Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten erfasst werden muss.1139 Dieser Auffassung ist auch vor dem Hintergrund des bilanzsteuerlichen Verbots von Drohverlustrückstellungen (§ 5 Abs. 4a EStG) uneingeschränkt zuzustimmen. Trotzdem ist ein Teil des Schrifttums der Ansicht, dass die Stillhalterverpflichtungen aus Stock Options, die mittels zurückgekaufter eigener Aktien abgesichert werden, als Drohverlustrückstellungen zu behandeln sind.1140 Der DSR nimmt in E-DRS 11 zwar nicht ausdrücklich dazu Stellung, welcher Art die zu bildende Rückstellung sein soll, im Anhang E spricht er jedoch davon, dass gegebenenfalls eine Rückstellung für drohende Verluste zu bilden ist.1141 Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass nach ständiger Rechtsprechung des BFH bei Arbeitsverhältnissen eine weitgehende Ausgeglichenheitsvermutung besteht und insoweit ein zukünftiger Verpflichtungsüberschuss in Verbindung mit der Ausgabe von Aktienoptionen nicht gegeben sein wird. Die Bildung einer Drohverlustrückstellung gemäß § 249 Abs. 1 Satz 1 2. Var. HGB scheidet daher aus.1142 Die Bildung der Verbindlichkeitsrückstellung hängt maßgeblich davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Aktien zur Bedienung der Optionsrechte zurückgekauft werden. Aufgrund der unterschiedlichen bilanziellen Konsequenzen werden die möglichen Erwerbszeitpunkte im Folgenden deshalb getrennt voneinander betrachtet.
(HRSG.) 2000, S. 45; KRAMARSCH 2001, S. 51; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 62; KROPPEN 2000, S. 717; LORENZ 2000, S. 1580; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 149; PORTNER 2000, Rn. 345, S. 103; ROß/BAUMUNK 2003f, Tz. 574-588, S. 181-185; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 638; VATER 2000c, S. 2181f. und VATER 2001b, S. 491. 1138
Vgl. DEUTSCHMANN 2000, S. 173; DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; ENGELSING 2001, S. 151f.; HERZIG 1999a, S. 298; HERZIG 1999b, S. 9; KPMG (HRSG.) 2000, S. 45; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 421; PETERSEN 2001, S. 329f. oder VATER 2000c, S. 2181.
1139
Vgl. DEUTSCHMANN 2000, S. 173f.; ENGELSING 2001, S. 153-155; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 291, S. 864; FRIEDRICHSEN 2000, S. 358-361; HERZIG 1999b, S. 9f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 45; PETERSEN 2001, S. 333-335; PORTNER 2000, Rn. 345, S. 103; ROß/BAUMUNK 2003f, Tz. 581, S. 183 bzw. VATER 2000c, S. 2181.
1140
Vgl. BIRKHAN 2000, S. 710f.; BREDOW 1996, S. 2035; HFA 1996, S. 405; IDW 2000, S. 1081; KNOLL 2001d, S. 1118; LANGE 2001, S. 143; LANGE 2002, S. 360-370 aber auch WEBER-GRELLET 2003a, § 5 EStG Rz. 550, S. 477.
1141
Vgl. E-DRS 11, Tz. 25f., S. 15 sowie Anhang E, S. 33.
1142
Vgl. BFH 1984, S. 346; BFH 1986, S. 466f.; BFH 1988, S. 340; BFH 1998a, S. 39; CLEMM/ERLE 1999a, § 249 HGB Tz. 100, S. 299; ENGELSING 2001, S. 152f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 356-358; HERZIG 1999a, S. 303; HERZIG 1999b, S. 11; KPMG (Hrsg.) 2000, S. 45; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 421; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 149 und WINNEFELD 2000, Kapitel D Tz. 1365f., S. 703f.
246
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.2.3.4.1.3
Bilanzielle Konsequenzen in Abhängigkeit vom Erwerbszeitpunkt
3.2.3.4.1.3.1 Rückkauf eigener Aktien bei Optionsausübung Erwirbt das Unternehmen die eigenen Aktien erst im Zeitpunkt der Ausübung der Optionsrechte, ist während der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms eine Rückstellung in Höhe des Erfüllungsrückstands seitens der Gesellschaft zu bilden. Nach dem Vorschlag des DSR bemisst sich die Höhe der Rückstellung nach dem Gesamtwert der gewährten Optionsrechte. Erhalten die Begünstigten die Optionsrechte für bereits erbrachte Arbeitsleistungen, erfolgt die Dotierung der Rückstellung und der Ausweis eines korrespondierenden Personalaufwands bereits im Ausgabezeitpunkt in voller Höhe.1143 Üblicherweise handelt es sich bei Aktienoptionen jedoch um eine Vergütung zukünftiger Arbeitsleistungen, so dass der Erfüllungsrückstand während des Leistungszeitraums kontinuierlich größer wird. Mangels anderer Anhaltspunkte ist davon auszugehen, dass die Führungskräfte ihre Arbeitsleistung linear verteilt erbringen und somit die zeitanteilige Bildung der Rückstellung sachgerecht ist.1144 Das bedeutet jedoch nichts anderes, als dass der bis zum Ende eines jeden Geschäftsjahres jeweils aufgelaufene Personalaufwand dem Produkt aus dem Anteil des bereits verstrichenen Leistungszeitraums und dem erwarteten, insgesamt zu verrechnenden Aufwand entspricht. Dieser wird wiederum auf der Basis des Gesamtwertes der Optionsrechte am Bilanzstichtag unter Berücksichtigung eines Abschlags aufgrund der zu erwartenden Fluktuations- und Sterblichkeitsrate geschätzt.1145 Im Gegensatz zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung ist die Bewertung der Aktienoptionen zum Zeitpunkt der Gewährung nicht endgültig. Für den Personalaufwand der ersten Periode des Leistungszeitraums erhält man somit: (3-27)
Aufw1Pers
1 E N ausg | t 1 C1 m
In den Folgeperioden entspricht der Personalaufwand dem jeweiligen Zuführungsbetrag zur Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten. Dieser lässt sich gedanklich in zwei Komponenten zerlegen: In den auf das einzelne Geschäftsjahr entfallenden Anteil am gesamten, auf der Basis der aktuellen Ausprägungen der Bewertungsparameter ermittelten Personalaufwand und in die aufgrund von Erwartungsänderungen vorgenommene Korrektur des bisher verrechneten Personalaufwands: (3-28)
Aufw Pers t
t E N ausg | t m
t Ct
t 1 E N ausg | t m
t 1 C t 1
1143
Vgl. PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 149 oder PIRCHEGGER 2001, S. 35.
1144
Vgl. E-DRS 11, Tz. 26, S. 15; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 72 und S. 75 sowie PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 149. So auch das IDW, das jedoch die Bildung einer Drohverlustrückstellung favorisiert, vgl. IDW 2000, S. 1081.
1145
Vgl. E-DRS 11, Tz. 27f., S. 16.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
1 E N ausg | t m für
t Ct
t 1 E N ausg | t m
247
t C t E N ausg | t
t 1 C t 1
1 t d m
Auch nach Ablauf des Leistungszeitraums ist eine weitere Anpassung des Personalaufwands an die Veränderungen der Bewertungsparameter notwendig. Die Rückstellungshöhe entspricht dann dem Produkt aus dem Gesamtwert und der Anzahl der am jeweiligen Bilanzstichtag noch ausstehenden Optionsrechte. Die Berücksichtigung eines Fluktuations- oder Sterblichkeitsabschlags ist nicht mehr erforderlich, da die Optionsrechte nicht mehr verfallen können. Der Personalaufwand der laufenden Periode resultiert daher ausschließlich aus der Veränderung des Optionsgesamtwertes: (3-29)
Aufw Pers t für
N ausst C t C t 1 t
mtdT
Weite Teile des Schrifttums lehnen dagegen die vom DSR und PELLENS/CRASSELT vorgeschlagene Vorgehensweise ab, zur Ermittlung des Personalaufwands den Gesamtwert der Optionen linear auf den Leistungszeitraum zu verteilen. Ihrer Meinung nach kann die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten nur auf der Basis des inneren Wertes der Optionsrechte am Bilanzstichtag, gegebenenfalls unter der Berücksichtigung eines Fluktuations- oder Sterblichkeitsabschlags, bewertet werden, da lediglich in Bezug auf die tatsächlich eingetretenen Kurssteigerungen ein Erfüllungsrückstand seitens der Gesellschaft eingetreten ist. Dieser Argumentation liegt die Fiktion zugrunde, dass die Begünstigten die Optionsrechte am Bilanzstichtag ausüben (Ausübungshypothese).1146 Der Personalaufwand der jeweiligen Berichtsperiode entspricht dann der Differenz aus den Wertansätzen der Rückstellungen an zwei aufeinanderfolgenden Stichtagen: (3-30)
Aufw Pers t
E N ausg | t
t max0 ; St X t E N ausg | t
t 1 max0 ; St 1 X t 1
3.2.3.4.1.3.2 Rückkauf eigener Aktien im Zeitpunkt der Gewährung Erwirbt die Gesellschaft bereits im Gewährungszeitpunkt der Optionsrechte eigene Aktien auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG, um die den Führungskräften eingeräumten Be1146
Vgl. BERGER/RING 2003a, § 249 HGB Tz. 100, S. 289; CLEMM/ERLE 1999a, § 249 HGB Tz. 100, S. 292; ENGELSING 2001, S. 155f.; ESCHBACH 2001, S. 1374; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 292f., S. 864f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 362-366; HERZIG 1999a, S. 299-301; HERZIG 1999b, S. 10; KPMG (HRSG.) 2000, S. 51; KROPP 2002a, S.1924. KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 421; LANGE 2001, S. 143; LANGE 2002, S. 360 und S. 367; PETERSEN 2001, S. 335-338; PORTNER 2000, Rn. 346, S. 103; ROß/BAUMUNK 2003f, Tz. 582-587, S. 183f.; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 638; VATER 2001b, S. 491 sowie VATER 2000c, S. 2181f.
248
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
zugsrechte abzusichern, stellt sich die Frage, ob die Bildung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten überhaupt noch erforderlich ist. Im Unterschied zum oben dargestellten Fall, hängt hier die zu zukünftige Vermögensminderung auf Seiten der Gesellschaft nicht mehr vom laufenden Aktienkurs ab.1147 Zwar gilt nach § 252 Abs. 1 Nr. 3 HGB das Einzelbewertungsprinzip, welches Saldierungen entgegensteht, doch kann bei einer eindeutig dokumentierten Sicherungsabsicht, von der hier aufgrund eines entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses zur Unterlegung des Optionsprogramms mit auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauften Aktien ausgegangen werden kann, eine risikoorientierte kompensatorische Bewertung vorgenommen werden.1148 Die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten, die wegen des aus der Stillhalterverpflichtung resultierenden Erfüllungsrückstandes gebildet werden muss, ist deshalb der Höhe nach auf die Differenz zwischen dem Buchwert der eigenen Anteile und dem Basispreis der Optionsrechte beschränkt.1149 Da als Basispreis eines Aktienoptionsprogramms üblicherweise der Aktienkurs im Gewährungszeitpunkt verwendet wird, ist in der Regel kein Personalaufwand zu berücksichtigen. Wird in den Optionsbedingungen dagegen ein variabler Basispreis vereinbart, muss an jedem Bilanzstichtag überprüft werden, ob ein Erfüllungsrückstand seitens der Gesellschaft entstanden ist, der durch eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten berücksichtigt werden muss. Liegt der Basispreis unterhalb des Rückkaufkurses, sollte die zeitliche Verteilung des Personalaufwands nach Ansicht von HERZIG und VATER wieder in Abhängigkeit von der Entwicklung des inneren Wertes der Optionen vorgenommen werden, wobei jedoch die Rückstellungshöhe durch die maximale Vermögensminderung, d.h. die Differenz aus dem Buchwert der eigenen Aktien und dem Basispreis der Optionsrechte am Bilanzstichtag, begrenzt wird.1150 Im Gegensatz dazu schlagen PELLENS/CRASSELT eine gleichmäßige Verteilung des Differenzbetrags auf den Entlohnungszeitraum und somit den ratierlichen Aufbau der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten vor.1151
1147
Vgl. HERZIG 1999a, S. 302; HERZIG 1999b, S. 11 aber auch VATER 2000c, S. 2182.
1148
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1995a, § 253 HGB Tz. 103-110, BFA 1995, S. 422; BERGER/RING 2003b, § 253 HGB, Tz. 77f., S. 434f.; BIEG 2002a, S. 433; BIRKHAN 2000, S. 710; CLEMM/ERLE 1999b, § 253 HGB Tz. 77f., S. 442; ENGELSING 2001, S. 160-162; HERZIG 1999a, S. 302f.; HERZIG 1999b, S. 10; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 121, S. 370; PETERSEN 2001, S. 338f.; PORTNER 2000, Rn. 347, S. 103f.; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 629 bzw. VATER 2000c, S. 2182. Zur Bildung von Bewertungseinheiten auch ausführlich BIEG 2002b, S. 472-476 und WINDMÖLLER/BREKER 1995, S. 398-401.
1149
Vgl. E-DRS 11, Tz. 27, S. 16 und Tz. B19, S. 25; FRIEDRICHSEN 2000, S. 366; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 75; HERZIG 1999a, S. 303; HERZIG 1999b, S. 11; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 37f., S. 10; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 121, S. 370; PETERSEN 2001, S. 339; PORTNER 2000, Rn. 349, S. 104; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 16, S. 10 und Tz. A29, S. 19; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 631f. oder VATER 2000c, S. 2182. Neben der Bildung einer Verbindlichkeitsrückstellung halten GELHAUSEN/HÖNSCH, das IDW und VATER auch die Abschreibung der eigenen Aktien auf den niedrigeren Basispreis für denkbar, vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 75; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 121, S. 370 sowie VATER 2000c, S. 2181.
1150
Vgl. HERZIG 1999a, S. 302; HERZIG 1999b, S. 11 und VATER 2000c, S. 2181.
1151
Vgl. PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 137f.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
249
3.2.3.4.1.3.3 Rückkauf eigener Aktien während der Laufzeit des Optionsprogramms Erwirbt die Gesellschaft die eigenen Aktien erst während der Laufzeit des Optionsprogramms, kommt es zu einer Kombination der beiden bereits erläuterten Fälle. Zunächst ist eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten unter der Annahme zu bilden, dass die Aktien erst im Zeitpunkt der Optionsausübung zurückgekauft werden. Ab dem Erwerbszeitpunkt sind jedoch bei der Ermittlung des auf den jeweiligen Berichtszeitraum entfallenden Personalaufwands die im vorangegangenen Abschnitt erläuterten Restriktionen zu beachten, d.h. die für die Erfüllungsrückstände zu bildende Rückstellung darf den Differenzbetrag aus dem Basispreis und dem Buchwert der eigenen Aktien am Bilanzstichtag nicht übersteigen.1152 Orientiert sich die Höhe der Rückstellung respektive des zu verrechnenden Personalaufwands am inneren Wert der Optionsrechte, ist eine Anpassung der zuvor gebildeten Rückstellung nur noch um den Betrag erforderlich, der sich aus der Kursänderung zwischen dem letzten Bilanzstichtag und dem Erwerbszeitpunkt ergibt.1153 Liegt der Kaufkurs der eigenen Aktien unterhalb des Aktienkurses am vorangegangenen Bilanzstichtag, muss der überschießende Teil der Rückstellung erfolgswirksam aufgelöst werden. Umgekehrt ist bei einem gestiegenen Aktienkurs ein zusätzlicher Personalaufwand auszuweisen. Erfolgte die Bilanzierung zunächst entsprechend des Vorschlags des DSR und ist der Differenzbetrag aus dem Basispreis der Optionen und dem Rückkaufkurs größer als die bisher gebildete Rückstellung, ist der verbleibende Betrag linear auf den restlichen Leistungszeitraum zu verteilen. Im umgekehrten Fall muss der überschießende Teil der Rückstellung erfolgswirksam aufgelöst werden, da in der Vergangenheit im Vergleich zum durchgeführten Sicherungsgeschäft zu viel Personalaufwand verrechnet wurde.
3.2.3.4.2
Änderung der bilanziellen Behandlung eigener Aktien durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz
Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz wird die Bilanzierung zurückgekaufter eigener Anteile grundsätzlich geändert und an internationale Rechnungslegungsvorschriften angeglichen.1154 Eigene Anteile werden danach nicht mehr wie Vermögensgegenstände behandelt, die 1152
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 368; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 39f., S. 10f.; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 150 oder VATER 2000c, S. 2181.
1153
Unter Umständen ist darüber hinaus noch eine Anpassung an die Zahl der Optionsrechte notwendig, wenn diese während der Sperrzeit ungenutzt verfallen sind.
1154
Zu Änderungen der kapitalmarktorientierten Informationspolitik (insbesondere zur neu eingefügten Erklärung zur Unternehmensführung nach § 289a HGB) und der Unternehmensüberwachung durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz siehe ausführlich Abschnitt 2.2.4.2 und 2.2.4.3. Nach internationalen Rechnungslegungsstandards (US-GAAP bzw. IAS/IFRS) sind eigene Anteile offen vom Eigenkapital abzusetzen. Dabei kommt entweder die „cost method“ oder die „par value method“ zur Anwendung, vgl. ARBEITSKREIS „EXTERNE UNTERNEHMENSRECHNUNG“ DER SCHMALENBACH-GESELLSCHAFT 1998, S. 1673f.; DU-
250
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
als Aktivposten im Umlaufvermögen auszuweisen sind,1155 es wird jetzt nunmehr eine handelsbilanzielle Erfassung auf der Passivseite vorgeschrieben. Gemäß des neu eingefügten § 272 Abs. 1a HGB i.d.F. des BilMoG wird der Nennwert der zurückgekauften eigenen Anteile offen vom Grundkapital abgesetzt und der verbleibende Anteil des Kaufpreises mit den frei verfügbaren Rücklagen verrechnet.1156 Damit können in Zukunft bei Aktienoptionsprogrammen auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG im Falle des vorzeitigen Rückkaufs grundsätzlich die gleichen Bilanzierungsgrundsätze angewendet werden, die für Optionspläne auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung (§ 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG oder § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG) gelten.1157 Die Bildung einer Rückstellung ist dann nicht mehr möglich. Der Personalaufwand ergibt sich während des Leistungszeitraums aus der Verrechnung des anteiligen Gesamtwerts der ausstehenden Optionsrechte. Erfolgt der Rückkauf der Aktien während oder am Ende der Laufzeit des Optionsprogramms, ist auch weiterhin zunächst eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten nach den oben dargestellten Grundsätzen zu bilden. Zu beachten ist dabei jedoch, dass gemäß § 253 Abs. 2 Satz 1 HGB i.d.F. des BilMoG Rückstellungen mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr mit einem durchschnittlichen Marktzinssatz abgezinst werden müssen.1158 Der durchschnittliche Marktzinssatz wird von der Deutschen Bundesbank bekannt gemacht und entspricht nicht notwendigerweise dem Diskontierungssatz der im Rahmen der steuerlichen Bewertung der Rückstellung verwendet wird.
3.2.3.5
Programmkauf
Neben der Bereitstellung der Bezugsrechte auf eigene Aktien durch eine bedingte Kapitalerhöhung oder zurückgekaufte eigenen Anteile hat die Gesellschaft auch die Möglichkeit, die Optionen von einem unternehmensfremden Dritten (z.B. einem Kredit- oder FinanzdienstleisKES/DAVIS 1998, S. 1044-1051; ESCHBACH 2003, S. 166; IAS 32, Par. 33, S. 28, Par. AG36, S. 64 und BC32, S. 78; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. N Rn. 420-422, S. 1213f.; KIESO/WEYGANDT/WARFIELD 2001, S. 781-786; ROß/BAUMUNK 2003f, Tz. 616-619, S. 192f.; SCHMIDBAUER 2002c, S. 189-191 oder SIC 16, Par. 4-6, S. SIC-16-2. 1155
Aufhebung des § 265 Abs. 3 Satz 2 HGB durch das BilMoG, vgl. RegE BilMoG 2008, S. 8.
1156
Vgl. BegrRegE BilMoG 2008, S. 65f. Die bei einem Rückkauf eigener Anteile bisher bestehende Beschränkung auf frei verfügbare Gewinnrücklagen wird ebenfalls aufgehoben, da § 272 Abs. 1 Satz 2 HGB i.d.F. des BilMoG auf alle frei verfügbaren Rücklagen abstellt, also auch frei verfügbare Kapitalrücklagen einschließt, vgl. RegE BilMoG 2008, S. 8; BegrRegE BilMoG 2008, S. 66.
1157
Eine solche Bilanzierung wurde von Teilen der Literatur bereits vor dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz gefordert, vgl. E-DRS 11, Tz. A3f., S. 20 und Tz. B20, S. 25; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 148-150; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 15, S. 10, Tz. A28-31, S. 18f. und Tz. B2, S. 21; SIEGEL 2000, S. 15f.; SIEGEL 2001a, S. 358f. und SIEGEL 2001b, S. 1997f.
1158
Vgl. RegE BilMoG 2008, S. 6 und BegrRegE BilMoG 2008, S. 54.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
251
tungsinstitut) zu erwerben, dem sie für die Übernahme der Stillhalterposition eine entsprechende Optionsprämie zahlt.1159 Da die Gesellschaft die erworbenen Optionsrechte unter den sonstigen Vermögensgegenständen aktivieren muss, führt dies zu der Buchung per „Sonstige Vermögensgegenstände“ an „Kasse“.1160 Gibt die Gesellschaft die Optionen zu Vergütungszwecken unentgeltlich an die Führungskräfte weiter, ist die Dritten gezahlte Prämie als Personalaufwand zu erfassen.1161 Die zeitliche Verteilung des Personalaufwands hängt wiederum davon ab, ob es sich bei den Optionsrechten um eine Vergütung bereits erbrachter oder noch zu erbringender Arbeitsleistungen handelt. Werden mit den Aktienoptionen Arbeitsleistungen abgelaufener Perioden abgegolten, ist die Optionsprämie im Gewährungszeitpunkt in voller Höhe als Personalaufwand anzusetzen.1162 Der dazugehörige Buchungssatz lautet in diesem Fall per „Personalaufwand“ an „Sonstige Vermögensgegenstände“. In der Regel handelt es sich bei Aktienoptionsprogrammen jedoch um die Vergütung zukünftiger Arbeitsleistungen, so dass die Ausgabe der Optionsrechte an die Führungskräfte als Vorleistung der Gesellschaft für kommende Perioden anzusehen ist. Da diese Vermögensminderung Aufwand für eine bestimmte Zeit nach dem Bilanzstichtag darstellt, ist gemäß § 250 Abs. 1 Satz 1 HGB ein entsprechender aktiver Rechnungsabgrenzungsposten anzusetzen.1163 Der auf die einzelnen Berichtsperioden entfallende Personalaufwand ergibt sich dann durch die zeitanteilige Auflösung des aktiven Rechnungsabgrenzungspostens über den Leistungszeitraum hinweg.1164 Unter der Annahme, dass der Dritte als Prämie lediglich den „fair value“ der Option verlangt, erhält man als Personalaufwand für die einzelnen Perioden des Leistungszeitraums: (3-31)
Aufw Pers t für
1 N ausg C 0 m
1d t d m
1159
Vgl. ENGELSING 2001, S. 167; HERZIG 1999a, S. 304; HERZIG 1999b, S. 11; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 150 bzw. PETERSEN 2001, S. 344 bzw. VATER 2000c, S. 2183.
1160
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1998, § 246 HGB Tz. 372, S. 293; BFA 1995, S. 421; ENGELSING 2001, S. 167; FÖRSCHLE 2003, § 246 HGB, Tz. 101, S. 101; STRIEDER/AMMEDICK 1999, S. 708 oder WINDMÖLLER/BREKER 1995, S. 392f.
1161
Vgl. E-DRS 11, Tz. 31, S. 16; DEUTSCHMANN 2000, S. 174; DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; ENGELSING 2001, S. 169; HERZIG 1999a, S. 304; HERZIG 1999b, S. 11; KRAMARSCH 2001, S. 51; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 422; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 150; PETERSEN 2001, S. 344; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 19, S. 10; VATER 2000c, S. 2183 und VATER 2001a, S. 492.
1162
Vgl. E-DRS 11, Tz. 32, S. 16; ENGELSING 2001, S. 169 oder KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 422.
1163
Vgl. DEUTSCHMANN 2000, S. 174f.; ENGELSING 2001, S. 169f.; HERZIG 1999a, S. 304; HERZIG 1999b, S. 11f.; PETERSEN 2001, S. 345; ROß/BAUMUNK 2003h, Tz. 659, S. 204f. sowie VATER 2000c, S. 2183f.
1164
Vgl. E-DRS 11, Tz. 32, S. 16; DEUTSCHMANN 2000, S. 174f.; DEUTSCHMANN 2001b, S. 389; ENGELSING 2001, S. 169f.; HERZIG 1999a, S. 304; HERZIG 1999b, S. 11f.; KRAMARSCH 2001, S. 51; KUßMAUL/WEIßMANN 2001c, S. 422; PETERSEN 2001, S. 344-346; VATER 2000c, S. 2183f. und VATER 2001a, S. 492.
252
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
3.2.3.6
Stock Appreciation Rights
Mit der Gewährung von Stock Appreciation Rights geht die Gesellschaft eine bedingte Zahlungsverpflichtung in Höhe des inneren Wertes der Optionsrechte im Ausübungszeitpunkt ein.1165 Die Verpflichtung ist jedoch hinsichtlich ihrer Entstehung und/oder Höhe unsicher, so dass die Gesellschaft hierfür während der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms nach § 249 Abs. 1 Satz 1 HGB eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten passivieren muss.1166 Eine Abzinsung der zurückzustellenden Personalaufwendungen kommt nach aktueller Rechtslage nicht in Betracht, da diese gemäß § 253 Abs. 1 Satz 2 2. HS HGB nur zulässig ist, wenn die Schuld einen Zinsanteil enthält. Dies ist bei Verpflichtungen aus virtuellen Aktienoptionen nicht der Fall.1167 Mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetztes wurde diese Beschränkung jedoch aufgehoben. Gemäß § 253 Abs. 2 Satz 1 HGB i.d.F. des BilMoG ist jede Rückstellung mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr mit dem durchschnittlichen Marktzinssatz abzuzinsen.1168 Die Bildung einer Drohverlustrückstellung scheidet wie im Fall der Absicherung durch eigene Aktien aus.1169 Die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands ergibt sich unmittelbar aus der von der Gesellschaft im Ausübungszeitpunkt zu leistenden Zahlung an die Begünstigten. In der Literatur ist jedoch heftig umstritten, wie die Verbindlichkeitsrückstellung zu bewerten und im Zeitablauf zu bilden ist.1170 Rückstellungen sind nach § 253 Abs. 1 Satz 2 HGB am Abschlussstichtag in Höhe des Betrags anzusetzen, der nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist. Im Fall der Bewertung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten, die aus der Gewährung von Stock Appreciation Rights resultie1165
Vgl. E-DRS 11, Tz. B27, S. 26; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 281, S. 857; HERZIG 1999a, S. 298; HERZIG 1999b, S. 8; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 111, S. 368; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 767; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A38, S. 20 oder SIMONS 2001a, S. 93. Die Konzernproblematik von Weiterbelastungsverträgen für die Ausgabe von Aktien aufgrund von Optionsrechten durch die Muttergesellschaft an Führungskräfte der Tochtergesellschaft, die aus Sicht der Tochtergesellschaft materiell als Stock Appreciation Rights einzustufen sind, ist nicht Gegenstand dieser Arbeit, vgl. hierzu ausführlich BAUER/STRNAD 2003, S. 895-897 oder FISCHER 2001, S. 1003-1006, der den Betriebsausgabenabzug inländischer Tochtergesellschaften bei der Umsetzung internationaler Aktienoptionspläne untersucht.
1166
Vgl. E-DRS 11, Tz. 33, S. 17 und Tz. B26, S. 26; ENGELSING 2001, S. 175; FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 280, S. 856; HERZIG 1999a, S. 299f.; HERZIG 1999b, S. 9; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 13, S. 5; KPMG (HRSG.) 2000, S. 50f.; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 133; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 767; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 181; PIRCHEGGER 2001, S. 45; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 20, S. 10 und Tz. A37, S. 20; ROß/BAUMUNK 2003i, Tz. 696, S. 215; SCHMIDBAUER 2000b, S. 1490f.; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 625 sowie SIMONS 2001a, S. 93.
1167
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 284, S. 860; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 17, S. 5f.; ROß/BAUMUNK 2003i, Tz. 701, S. 216 und SCHMIDBAUER 2000b, S. 1492.
1168
Vgl. RegE BilMoG 2008, S. 6 und BegrRegE BilMoG 2008, S. 54. Im Folgenden wir darauf verzichtet, die Formel auch für den Fall der Abzinsung der Rückstellungen anzugeben.
1169
Vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 71; KPMG (HRSG.) 2000, S. 52; LANGE 2001, S. 145; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 133; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 768 oder PELLENS/CRASSELT 2002, S. 181.
1170
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 280f., S. 856f.; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 71; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 112, S. 368; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 133; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 768; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 182 und PIRCHEGGER 2001, S. 44f.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
253
ren, stehen sich grundsätzlich zwei Meinungen gegenüber. Zum einen wird zur Ermittlung der Rückstellung der innere Wert der Optionen herangezogen, zum anderen wird auf den Gesamtwert abgestellt, der mithilfe eines Optionspreismodells oder durch den Marktpreis vergleichbarer Optionsrechte bestimmt wird. Neben der unterschiedlichen Bewertungsmethode kann auch in Bezug auf die zeitliche Verteilung eine Differenzierung vorgenommen werden. Ein Großteil des Schrifttums vertritt die Auffassung, dass eine Bewertung der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten mit dem inneren Wert der eingeräumten Optionsrechte am Bilanzstichtag erfolgen muss, da nur insoweit ein Erfüllungsrückstand seitens der Gesellschaft eingetreten ist.1171 Fluktuations- und Sterbewahrscheinlichkeiten können dabei durch einen geeigneten Abschlag berücksichtigt werden. Dieser Argumentation liegt wie im Fall der Absicherung des Aktienoptionsplans durch eigene, auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekaufte Aktien die Fiktion der Ausübung am Bilanzstichtag zugrunde (Ausübungshypothese).1172 Eine gesonderte zeitliche Verteilung erfolgt hier nicht. Der einer Periode zuzurechnende Personalaufwand ergibt sich somit aus der Veränderung des inneren Wertes und der erwarteten Anzahl letztlich ausübbarer Optionsrechte zwischen zwei aufeinanderfolgen Bilanzstichtagen: (3-32)
Aufw Pers t
E N ausg | t
t max0 ; St X t E N ausg | t
t 1 max0 ; St 1 X t 1
Ausgehend von den US-amerikanischen Regelungen nach FIN No. 28 wird demgegenüber vorgeschlagen, den inneren Wert der gewährten Optionsrechte linear über den Leistungszeitraum zu verteilen.1173 Dies geschieht durch einen ratierlichen Aufbau der Verbindlichkeitsrückstellung (Nettoausweis). Alternativ wäre es auch denkbar, die Rückstellung in voller Höhe anzusetzen und die zeitliche Abgrenzung über die Bildung und Auflösung eines aktiven Rechnungsabgrenzungspostens gemäß § 250 Abs. 1 HGB vorzunehmen (Bruttoausweis).1174 Diese Möglichkeit scheitert jedoch unter anderem daran, dass das Unternehmen mit der Ausgabe der Stock Appreciation Rights keinen rechtlich durchsetzbaren Anspruch auf zukünftige Arbeitsleistungen erwirbt.1175 Ändert sich während der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms der innere Wert und/oder die Zahl der ausgegebenen Optionsrechte, zieht dies einerseits eine Korrektur des jährlichen zeitanteiligen Zuführungsbetrags nach sich, andererseits muss aber 1171
Als Begründung wird unter anderem angeführt, dass nur so den GoB in geeigneter Weise Rechnung getragen werden kann, vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 280-282, S. 856-859; HERZIG 1999a, S. 301; HERZIG 1999b, S. 9f.; HERZIG/LOCHMANN 2001a, S. 90; KPMG (HRSG.) 2000, S. 51; KRAMARSCH 2001, S. 51; LANGE 2001, S. 145; ROß/BAUMUNK 2003i, Tz. 699, S. 216; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 626-629 bzw. SIMONS 2001a, S. 93.
1172
Vgl. FÖRSCHLE/KROPP 2003, § 266 HGB Tz. 280f., S. 856f.; HERZIG 1999a, S. 301; HERZIG 1999b, S. 9f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 50f.; LANGE 2001, S. 145; SCHRUFF/HASENBURG 1999, S. 626-629 oder SIMONS 2001a, S. 93.
1173
Vgl. APB Opinion No. 25, Par. 11g, S. 286f.; FIN No. 28, Par. 4, S. 620f. und Par. 22, S. 624; PEL769; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 184-186;
LENS/CRASSELT 1998a, S. 136f.; PELLENS/CRASSELT 1999, S. SCHILDBACH 2002, S. 248 und SCHMIDBAUER 2000b, S. 1488f. 1174
Vgl. PELLENS/CRASSELT 1999, S. 768; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 181 und SCHMIDBAUER 2000b, S. 1490.
1175
Vgl. PELLENS/CRASSELT 2002, S. 181 sowie SCHMIDBAUER 2000b, S. 1490.
254
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
auch der bereits in den vorangegangenen Perioden zurückgestellte Betrag an die geänderten Bewertungsparameter angepasst werden.1176 Der auf die einzelnen Berichtsperioden entfallende Personalaufwand entspricht dann der Differenz aus den Wertansätzen der Verbindlichkeitsrückstellung an zwei aufeinanderfolgenden Stichtagen. Nach Ablauf des Leistungszeitraums wird die Rückstellungshöhe durch die Zahl und den inneren Wert der noch ausstehenden Optionsrechte bestimmt. Erfolgswirksam ist jedoch nur eine Veränderung des inneren Wertes, da die Optionsrechte während des Ausübungszeitraums nicht mehr verfallen können und die Führungskräfte sie jederzeit, gegebenenfalls unter Einhaltung gewisser Zeitfenster, ausüben können. Für den jährlichen Personalaufwand ergibt sich somit:
(3-33)
Aufw1Pers
1 E N ausg | t 1 max0 ; S1 X1 m
(3-34)
Aufw Pers t
1 E N ausg | t m
t 1 E N ausg | t m
für (3-35)
t max0 ; St X t E N ausg | t
t 1 max0 ; St 1 X t 1
1 t d m
Aufw Pers t für
t max0 ; St X t
N ausst max0 ; St X t max0 ; St 1 X t 1 t
mtdT
Der Literaturmeinung, dass die Ermittlung des Erfüllungsrückstands und des daraus resultierenden Personalaufwands anhand des inneren Wertes erfolgen muss, hat sich der DSR jedoch nicht angeschlossen. Er geht vielmehr davon aus, dass die Bewertung der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten auf der Grundlage des Gesamtwertes vorgenommen werden muss, da nur dieser sämtliche Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Auszahlung korrekt widerspiegelt.1177 Handelt es sich bei den Stock Appreciation Rights um die Vergütung in vergangenen Perioden erbrachter Arbeitsleistungen, ist die Rückstellung bereits im Gewährungszeitpunkt in voller Höhe zu bilden.1178 Daher entfällt auch die Notwendigkeit einer zeitlichen Verteilung des Ge1176
Es stellt sich die Frage, ob beide Komponenten als Personalaufwand erfasst werden sollen oder ob die späteren Wertschwankungen nicht zu Finanzierungsaufwand bzw. -ertrag führen. PELLENS/CRASSELT sprechen sich jedoch auch im Hinblick auf eine Verringerung des bilanzpolitischen Spielraums für einen einheitlichen Ausweis als Personalaufwand aus, vgl. PELLENS/CRASSELT 2002, S. 188. Anderer Ansicht ist dagegen das IDW, vgl. IDW 2001b, S. 1345. GELHAUSEN/HÖNSCH halten auch den Ausweis sonstiger betrieblicher Aufwendungen für möglich, vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 72.
1177
Vgl. E-DRS 11, Tz. 35, S. 17 und Tz. B28, S. 26; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 72; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 24, S. 7; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 134f.; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 770; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 182f.; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 22, S. 11 und Tz. A39, S. 20 bzw. SCHMIDBAUER 2000b, S. 1491.
1178
Vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 71; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 13, S. 5; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 112, S. 368; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 133; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 767; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 181 aber auch SCHMIDBAUER 2000b, S. 1490.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
255
samtwertes. Spätere Wertänderungen aufgrund schwankender Aktienkurse müssen aber trotzdem an den folgenden Bilanzstichtagen bis zum Ende der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms erfolgswirksam berücksichtigt werden: (3-36)
Aufw1Pers
N1ausst C1
(3-37)
Aufw Pers t
N ausst C t C t 1 t
für
1 t d T
Aktienoptionspläne stellen aber üblicherweise eine Entlohung für zukünftig zu erbringende Arbeitsleistungen dar. Der DSR schlägt daher in Anlehnung an PELLENS/CRASSELT bzw. die US-amerikanischen Regelungen eine zeitanteilige Bildung der Verbindlichkeitsrückstellung während des Leistungszeitraums vor.1179 Der Leistungszeitraum deckt sich üblicherweise mit der vereinbarten Sperrfrist, es sei denn, in den Optionsbedingungen ist ausdrücklich etwas anderes festgelegt.1180 Die Höhe der Rückstellung ergibt sich demzufolge aus dem Optionsgesamtwert, der mithilfe von Optionspreismodellen bestimmt werden kann, einem Abschlag für erwartete Fluktuations- und Sterbewahrscheinlichkeiten und dem bereits abgelaufenen Leistungszeitraum.1181 Die Rückstellungshöhe muss in der Folgezeit an Änderungen der zugrunde liegenden Bewertungsparameter angepasst werden. Der Personalaufwand, der einer einzelnen Berichtsperiode zuzurechnen ist, ergibt sich aus der Differenz der Wertansätze der Verbindlichkeitsrückstellung an zwei aufeinanderfolgenden Bilanzstichtagen. Dieser Betrag kann in zwei Komponenten zerlegt werden. Zum einen in die jährliche zeitanteilige Zuführung zur Rückstellung, die auf der Grundlage der aktuellen Ausprägungen der Bewertungsparameter ermittelt wurde, zum anderen in die Anpassung des bisher aufgelaufenen Personalaufwands. Mit Ablauf des Leistungszeitraums haben die Begünstigten ihren Teil der Leistungsverpflichtung erbracht, so dass die Höhe der Rückstellung während des anschließenden Ausübungszeitraums lediglich an die geänderten Bewertungsparameter angepasst werden muss:1182 (3-38)
Aufw1Pers
1 E N ausg | t 1 C1 m
1179
Vgl. E-DRS 11, Tz. 33, S. 17; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 72f.; IDW 2000, S. 1080; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 114, S. 369; IDW 2001b, S. 1344; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 136f.; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 769f.; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 184f.; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A38, S. 20 oder SCHMIDBAUER 2000b, S. 1492.
1180
Vgl. E-DRS 11, Tz. B27, S. 26; IDW (Hrsg.) 2000, Abschn. F Rn. 113, S. 368f.; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 135f.; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 769; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 183 sowie POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 22, S. 11.
1181
Vgl. E-DRS 11, Tz. 34, S. 17; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 72; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 115, S. 369; IDW 2001b, S. 1344; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 134f.; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 769f.; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 182f. und POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 21, S. 11.
1182
Vgl. GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 73; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 26-28, S. 7f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 116, S. 369; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 136 bzw. PELLENS/CRASSELT 1999, S. 769.
256
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
(3-39)
Aufw Pers t
t 1 E N ausg | t m
für (3-40)
1 E N ausg | t m
t C t E N ausg | t
t 1 C t 1
1 t d m
Aufw Pers t für
t Ct
N ausst C t C t 1 t
mtdT
PELLENS/CRASSELT schlagen darüber hinaus eine alternative Erfassung von Wertänderungen vor. Ihrer Meinung nach ist es auch denkbar, nur den im Zusagezeitpunkt ermittelten Optionsgesamtwert pro rata temporis über den Leistungszeitraum zu verteilen. Spätere Wertänderungen der gewährten Optionsrechte sollten vollständig in der entsprechenden Periode erfasst werden und nicht nur zu einer Korrektur des bereits aufgelaufenen Personalaufwands führen. Auf diese Art und Weise sollen die Leistungen des Managements periodengerechter erfasst werden.1183
3.2.3.7
Kombinationspläne
Bei Kombinationsplänen haben entweder die Begünstigten oder die Gesellschaft das Recht zu entscheiden, ob der Anspruch, der aus der Gewährung der Optionsrechte resultiert, durch junge Aktien aus einer bedingten Kapitalerhöhung, durch zurückgekaufte eigene Aktien oder durch eine Barvergütung erfüllt wird. Der DSR schlägt vor, dass der damit in Zusammenhang stehende Personalaufwand während der Laufzeit des Optionsprogramms zunächst zur Bildung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten führt und zwar unabhängig von der tatsächlich später beabsichtigten Inanspruchnahme.1184 Die Methode zur Bestimmung der Rückstellungshöhe richtet sich danach, welche Form der Inanspruchnahme am wahrscheinlichsten ist. Aufgrund des Stetigkeitsprinzips ist die einmal gewählte Bewertungsmethode auch in den Folgeperioden beizubehalten, es sei denn, dass triftige Gründe für einen Wechsel sprechen.1185 Liegt das Wahlrecht auf Seiten des Unternehmens, können Informationen über bereits in der Vergangenheit durchgeführte Aktienoptionsprogramme Hinweise über die voraussichtliche Erfüllungsvariante geben. 1183
Vgl. PELLENS/CRASSELT 1999, S. 771f. und PELLENS/CRASSELT 2002, S. 185.
1184
Vgl. E-DRS 11, Tz. 36, S. 17 und POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 24, S. 11. Das IDW geht jedoch davon aus, dass nur bei einem Wahlrecht des Begünstigten die Bildung einer Verbindlichkeitsrückstellung in Betracht kommt. Liegt das Wahlrecht hingegen bei der Gesellschaft, hat die Rückstellung eher den Charakter einer Aufwandsrückstellung nach § 249 Abs. 2 HGB, da eine unvermeidbare Zahlungsverpflichtung gegenüber einem Dritten nicht besteht, vgl. IDW 2000, S. 1080 und IDW 2001b, S. 1345.
1185
Vgl. E-DRS 11, Tz. 37, S. 7 und Tz. B29, S. 26 sowie POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 24, S. 11 bzw. Tz. A40, S. 20.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
257
Ist es am wahrscheinlichsten, dass sich das Unternehmen dafür entscheidet, die aus den gewährten Optionsrechten resultierende Verpflichtung durch eine Barvergütung zu erfüllen, finden die Regelungen zur Bilanzierung virtueller Aktienoptionsprogramme Anwendung, d.h. es ist zeitanteilig eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten auf der Basis des Gesamtwertes am Bilanzstichtag zu bilden.1186 Wird der Anspruch der Begünstigten voraussichtlich durch eigene Aktien bedient, die auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauft wurden, müssen die oben bereits dargestellten Regelungen zur bilanziellen Berücksichtigung beachtet werden, d.h. es ist eine Verbindlichkeitsrückstellung zu bilden, deren Höhe davon abhängt, ob die eigenen Aktien bereits als Sicherungsmaßnahme erworben wurden. Wird davon ausgegangen, dass die Optionen durch junge Aktien, die aus einer bedingten Kapitalerhöhung stammen, bedient werden, finden die Regelungen für Aktienoptionsprogramme auf Basis „nackter“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG Anwendung. Bei der Ermittlung des Personalaufwands wird demzufolge auf den Gesamtwert der Optionen im Gewährungszeitpunkt abgestellt. Handelt es sich bei dem Aktienoptionsprogramm um die Vergütung von erst zukünftig zu erbringenden Arbeitsleistungen, muss der Gesamtbetrag linear auf den Leistungszeitraum verteilt werden.1187 Da eine Dotierung der Kapitalrücklage später nicht rückgängig gemacht werden kann,1188 eine Auflösung ist nur unter den restriktiven Bedingungen des § 150 Abs. 3 und 4 AktG zulässig, erfolgt die Gegenbuchung zum ermittelten Personalaufwand zunächst in der Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten und zwar so lange, bis entweder eine entsprechende Barzahlung zu Lasten der Rückstellung geleistet wird oder endgültig feststeht, dass die Optionsrechte mit jungen Aktien aus einer bedingten Kapitalerhöhung bedient werden.1189 Die Buchungen im Ausübungszeitpunkt hängen davon ab, nach welcher Methode die Höhe der Rückstellung während der Laufzeit des Aktienoptionsprogramms ermittelt wurde und auf welche Art und Weise die Optionen dann tatsächlich bedient werden. Entscheidet sich die Gesellschaft im Ausübungszeitpunkt entsprechend den Erwartungen für die Ausgabe junger Aktien, ist die zuvor gebildete Rückstellung erfolgsneutral in die Kapitalrücklage umzubuchen. Wurde die Rückstellung jedoch zunächst nach den Vorschriften für virtuelle Aktienoptionsprogramme bzw. für Optionspläne, die durch zurückgekaufte eigene Aktien abgesichert sind, gebildet, muss darüber hinaus eine mögliche Unter- oder Überdeckung der Rückstellung erfolgswirksam korrigiert werden. Der Betrag, der der Kapitalrücklage zugeführt wird, muss in jedem Fall dem Gesamtwert der Optionsrechte im Gewährungszeitpunkt entsprechen.1190 1186
Vgl. E-DRS 11, Tz. 38, S. 7 oder POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 23, S. 11.
1187
Vgl. E-DRS 11, Tz. 38, S. 7.
1188
Dies wäre notwendig, wenn sich das Unternehmen entgegen der ursprünglichen Planungen doch für eine Bedienung durch zurückgekaufte eigene Aktien oder eine Barvergütung entscheidet.
1189
Vgl. E-DRS 11, Tz. 38, S. 17 und Tz. B30, S. 26; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 80; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 62, S. 15 oder POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A41, S. 21.
1190
Vgl. E-DRS 11, Tz. 39, S. 17 und POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 25, S. 11. Der DSR verweist zwar nur auf den Gesamtwert der Optionsrechte im Gewährungszeitpunkt, schließt aber durch den Verweis auf die Anwendung der jeweiligen Regelungen auch die Berücksichtigung von während der Sperrfrist verfallenden Optionsrechten ein, die nur bis zum Ausscheiden des Begünstigten zu entsprechendem Personalaufwand führen.
258
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Erfüllt die Gesellschaft ihre Verpflichtung gegenüber den Führungskräften durch eine Barzahlung, richtet sich die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands nach den Regelungen für Stock Appreciation Rights. Wurde zunächst davon ausgegangen, dass die Optionsrechte mit jungen Aktien bedient werden, muss die mögliche Unter- oder Überdeckung ebenfalls erfolgswirksam korrigiert werden. Es bleibt somit festzuhalten, dass sich die endgültige Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands letztlich nach den Regelungen für die tatsächlich in Anspruch genommene Alternative bemisst.1191
3.2.4
Transparenz von Aktienoptionsprogrammen
3.2.4.1
Notwendigkeit umfangreicher Publizitätsvorschriften
Die vorangegangenen Kapitel haben gezeigt, dass die bilanziellen Konsequenzen eines Aktienoptionsprogramms davon abhängen, ob die Optionsrechte durch eine bedingte Kapitalerhöhung oder durch zurückgekaufte Aktien abgesichert werden oder ob die Gesellschaft den Führungskräften Optionen Dritter bzw. Stock Appreciation Rights gewährt. Aber auch in Bezug auf die einzelnen Durchführungsvarianten hat sich im Schrifttum hinsichtlich des Ansatzes, der Bewertung und der zeitlichen Verteilung des entsprechenden Personalaufwands keine einheitliche Meinung herausgebildet. Diese zahlreichen Bilanzierungsmöglichkeiten führen letztlich dazu, dass die Vergleichbarkeit des ausgewiesenen Personalaufwands verschiedener Unternehmen nur eingeschränkt möglich ist.1192 Eine wirksame Kontrolle des Vergütungsinstruments „Aktienoptionsprogramm“ ist nur möglich, wenn den aktuellen oder potenziellen Anteilseignern bzw. den zuständigen Organmitgliedern ausreichende Informationen zur Verfügung stehen, die eine Abschätzung der mit der Einführung eines aktienkursorientierten Vergütungssystems in Zusammenhang stehenden Kosten erlauben. Nur wenn die erwarteten positiven Auswirkungen auf den Unternehmenswert bzw. das Aktionärsvermögen größer sind als die mit dem Aktienoptionsplan verbundenen Kosten, war die Einführung sinnvoll im Sinne der Umsetzung eines wertorientierten Unternehmensführungskonzepts und hat sich auch für die Anteilseigner gelohnt.1193 Neben der Kontrolle, ob ein Aktienoptionsplan für sich überhaupt sinnvoll ist und sein Ziel erreicht, ist eine umfangreiche Transparenz auch unabdingbare Voraussetzung für die Überprüfung der Angemessenheit der Vergütung in Bezug auf die von den Führungskräften erbrachten Leistungen. Um einen Schutz vor unangemessen hohen Gehältern zu erreichen, müssen die 1191
Vgl. E-DRS 11, Tz. B30, S. 26 sowie POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. A41, S. 21.
1192
Dies gilt nicht nur für den Fall, dass das eine Unternehmen ein Aktienoptionsprogramm eingeführt hat und das andere nicht, die bilanziellen Auswirkungen unterschiedlicher Durchführungsvarianten führen auch dazu, dass der Personalaufwand zwischen zwei Unternehmen, die beide über ein aktienkursorientiertes Vergütungssystem verfügen, nicht ohne weiteres vergleichbar ist.
1193
Vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 371; HERZIG 1999a, S. 294; HERZIG 1999b, S. 7; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 152; RAMMERT 1998, S. 771; VATER 2000c, S. 2184 oder WINTER-GRUPPE 2002, S. 69f.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
259
dem Management zugewendeten Vorteile möglichst genau bestimmt werden können. Nur so kann letztlich verhindert werden, dass mit einem Aktienoptionsprogramm falsche Anreize gesetzt werden.1194 Schließlich benötigen die Kapitalmarktteilnehmer, d.h. aktuelle und potenzielle Anteilseigner umfassende Informationen über aktienkursorientierte Vergütungssysteme des Unternehmens, um einerseits beurteilen zu können, ob die Führungskräfte ihre Entscheidungen im Sinne des Shareholder-Value-Ansatzes treffen (Anreizwirkungen des Aktienoptionsplans), und um andererseits die Höhe und Verteilung des zukünftigen Unternehmenserfolges genauer abschätzen zu können (Kosten des Aktienoptionsplans). Ohne diese Informationen ist eine fundierte Anlageentscheidung nicht möglich.1195
3.2.4.2
Nationale Regelungen zur Publizität von Aktienoptionsplänen
3.2.4.2.1
Einmalige Offenlegungspflichten
3.2.4.2.1.1
Einladung zur Hauptversammlung bzw. Bekanntmachung des Beschlusses
Beabsichtigt die Gesellschaft, ein Aktienoptionsprogramm auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung oder des Rückkaufs eigener Aktien durchzuführen, ist hierfür ein Beschluss der Hauptversammlung notwendig, da in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen wird. Gemäß § 124 Abs. 4 Satz 1 AktG darf die Hauptversammlung einen solchen Beschluss aber nur fassen, wenn er Gegenstand der Tagesordnung ist und ordnungsgemäß bekannt gemacht wurde.1196 Gleiches gilt auch für den geplanten Ausschluss des Bezugsrechts auf Wandel- oder Optionsanleihen (§ 186 Abs. 4 Satz 1 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG), der notwendig ist, wenn der Aktienoptionsplan auf der Grundlage von § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG durchgeführt werden soll. Bestandteil der Bekanntmachung sind auch die Beschlussvorschläge des Vorstands und Aufsichtsrats, die diese der Hauptversammlung aufgrund von § 124 Abs. 3 Satz 1 AktG zu jedem Tagesordnungspunkt unterbreiten müssen.1197 Mit der Einladung zur Hauptversammlung erhalten die Anteilseigner somit Informationen über die Rahmenbedingungen des Aktienoptionsprogramms. Da die Einladung zur Hauptversammlung in den Gesellschaftsblättern veröffentlicht werden muss und sie üblicherweise auch 1194
Vgl. BMJ 2003, S. 1; EU-KOMMISSION 2003, S. 19; FRIEDRICHSEN 2000, S. 371; IDW 2003b, S. 3; LÜCKMANN 2003, S. 15; SCHIESSL 2002, S. 603 sowie WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
1195
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 257, S. 270oder FRIEDRICHSEN 2000, S. 37.
1196
Vgl. ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 18f., S. 119 und Tz. 61-64, S. 131; HÜFFER 2008, § 25 AktG Tz. 1-3 und Tz. 5, S. 122-124; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 18, S. 642; KRAFT 1988c, § 25 AktG Rn. 4-9, S. 327f.; NOACK 2002, S. 2025-2028; RÖHRICHT 1996a, § 25 AktG Tz. 1-7, S. 106f.; SEMLER 2007b, § 35 Tz. 57, S. 526; THOMA/LEUERING 2002, S. 211 und WIESNER 2007b, § 9 Tz. 7-9, S. 71f.
1197
Vgl. ECKARDT 1974, § 124 AktG Tz. 27, S. 121f.; HÜFFER 2008, § 124 AktG Tz. 12, S. 640; RAISER 2001, § 16 Tz. 26, S. 234; SEMLER 2007b, § 35 Tz. 53, S. 525; SPENNER 1999, S. 129 und WERNER 1993, § 124 AktG Tz. 66-79, S. 88-92.
260
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
auf den Internetseiten der Gesellschaft abgerufen werden kann, ist davon auszugehen, dass auch das übrige Kapitalmarktpublikum und die interessierte Öffentlichkeit über grundlegende Informationen bezüglich des geplanten Optionsprogramms verfügen. Dies gilt jedoch nur, wenn zur Umsetzung des Aktienoptionsplans die Mitwirkung der Hauptversammlung erforderlich ist. Bei einem Programmkauf bzw. der Ausgabe von Stock Appreciation Rights wird nicht in die Mitgliedschaftsrechte der Aktionäre eingegriffen, so dass diesbezügliche Hauptversammlungsbeschlüsse nicht notwendig sind. Die Einladung zu Hauptversammlung scheidet daher in diesen Fällen als geeignete Informationsquelle aus. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn die Rahmenkompetenz der Hauptversammlung auf alle aktienkursorientierten Vergütungssysteme ausgedehnt wird.1198 Wird das Aktienoptionsprogramm mit jungen Aktien abgesichert, die aus einer bedingten Kapitalerhöhung stammen (§ 192 Abs. 2 Nr. 1 oder Nr. 3 AktG), müssen der Vorstand und der Vorsitzende des Aufsichtsrats den diesbezüglichen Beschluss zur Eintragung ins Handelsregister anmelden (§ 195 Abs. 1 AktG). Ermächtigt die Hauptversammlung die Gesellschaft eigene Aktien auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückzukaufen, muss die Gesellschaft aufgrund von § 71 Abs. 3 Satz 3 AktG hiervon unverzüglich die BAFIN in Kenntnis setzen, die ihrerseits alle angezeigten Ermächtigungen der Hauptversammlung zum Erwerb eigener Aktien auf ihrer Internetseite veröffentlicht.1199 Die Kapitalmarktteilnehmer erhalten somit grundsätzlich auch Informationen darüber, ob die geplanten Hauptversammlungsbeschlüsse auch tatsächlich gefasst wurden.
3.2.4.2.1.2
Vorstandsbericht im Sinne von § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG
Sollen zur Durchführung eines Aktienoptionsprogramms Wandel- oder Optionsanleihen an die Führungskräfte ausgegeben werden, muss zunächst das den Altaktionären zustehende gesetzliche Bezugsrecht ausgeschlossen werden. Voraussetzung für einen wirksamen Ausschluss des Bezugsrechts ist gemäß § 186 Abs. 4 Satz 2 AktG i.V.m. § 221 Abs. 4 Satz 2 AktG unter anderem ein schriftlicher Bericht des Vorstands über die Gründe für den Bezugsrechtsauschluss.1200 Der Vorstandsbericht ist zusammen mit der Tagesordnung, die auch den geplanten
1198
Vgl. EU-KOMMISSION 2003, S. 19; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293; SEIBERT 2003b, S. 40 und WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
1199
Vgl. BAFIN 2003 und HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 23a, S. 342.
1200
Vgl. BAUMS 1997b, S. 36; ETTINGER 1998, S. 60f.; FERSTL 2000, S. 100f.; HÜFFER 1997, S. 229f.; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 41, S. 1102f.; JÄGER 1999, S. 32f.; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 92, S. 47; KLAHOLD 1999, S. 169; KLEINDIEK 1998, S. 33f.; KORN 2000, S. 90; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 55, S. 538; MARTENS 1997a, S. 88; PETERSEN 2001, S. 59; SCHWARZ/MICHEL 1998, S. 490; TEGTMEIER 1998, S. 353-355 sowie WEIß 1999a, S. 187.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
261
Ausschluss des Bezugsrechts zum Gegenstand hat, bekannt zu machen.1201 Da der Bericht des Vorstands an die Hauptversammlung auf sämtliche Eckpunkte des Aktienoptionsprogramms eingehen muss, erhalten die Kapitalmarktteilnehmer somit auch detailliertere Informationen über den begünstigten Personenkreis, die Laufzeit des Optionsprogramms, Wartefristen sowie Ausübungssperren, Erfolgsziele, die Anleihekonditionen (z.B. Verzinsung) und nicht zuletzt den Basispreis, zu dem die Führungskräfte junge Aktien erwerben dürfen. Aufgrund des Verweises auf § 186 Abs. 3 und Abs. 4 AktG in § 71 Abs. 1 Nr. 8 Satz 5 AktG muss der Vorstand auch bei der Absicherung des Optionsprogramms durch zurückgekaufte eigene Anteile der Hauptversammlung einen entsprechenden Bericht vorlegen. Sollen den Führungskräften zu Vergütungszwecken hingegen „nackte“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG gewährt werden, ist ein Vorstandsbericht nicht explizit vorgesehen, doch erscheint es trotzdem sinnvoll, der Hauptversammlung alle notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen, da nur so eine fundierte Entscheidung über einen nicht unerheblichen Eingriff in die Mitgliedschaftsrechte möglich ist. Der Hauptversammlung sollte vor der Beschlussfassung anhand von Vergleichsrechnungen der Umfang des Vergütungsvolumens verdeutlicht werden.1202 Da ein Programmkauf bzw. die Ausgabe virtueller Aktienoptionen nicht in den Kompetenzbereich der Hauptversammlung fallen, besteht auch keine diesbezügliche Berichtspflicht des Vorstands. Wie bereits mehrfach angesprochen wurde, könnte sich dies aber dann ändern, wenn der Hauptversammlung bei allen Durchführungsvarianten eines aktienkursorientierten Vergütungssystems Mitspracherechte eingeräumt werden.1203
3.2.4.2.1.3
Berichtspflicht des Vorstands nach § 71 Abs. 3 Satz 1 AktG
Erwirbt die Gesellschaft zur Absicherung eines Optionsprogramms eigene Anteile auf der Grundlage einer nach § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG erteilten Ermächtigung, muss der Vorstand der nächsten Hauptversammlung hierüber Bericht erstatten (§ 71 Abs. 3 Satz 1 AktG). Anzugeben sind die Gründe bzw. der Zweck des Rückkaufs, die Zahl der erworbenen Aktien und der auf sie entfallende Betrag am Grundkapital, der Anteil am Grundkapital und der Gegenwert der Aktien.1204 Diese Angaben können Aufschluss darüber geben, in welchem Umfang die Stillhalterposition, die die Gesellschaft durch die Ausgabe der Stock Options eingenommen hat, 1201
Vgl. HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 40, S. 1102; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 91, S. 47; KLAHOLD 1999, S. 169; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 54f., S. 538; PETERSEN 2001, S. 58f.; TEGTMEIER 1998, S. 352f. und WEIß 1999a, S. 186f.
1202
Vgl. SEIBERT 2003b, S. 39.
1203
Vgl. EU-KOMMISSION 2003, S. 19; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293; SEIBERT 2003b, S. 40 oder WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
1204
Vgl. ENGELSING 2001, S. 90; HIRTE 2000, S. 248; HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 22, S. 341f.; KINDL 1999, S. 1280; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 861 sowie THOMA/LEUERING 2002, S. 212.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
noch nicht gedeckt ist. Die Abnahme der ausstehenden Aktien lässt außerdem Rückschlüsse auf die Ursachen der Veränderung des Gewinns je Aktie zu, dem eine große Bedeutung bei der Bewertung des Unternehmens durch den Kapitalmarkt zukommt. Da sich die in § 71 Abs. 3 Satz 1 AktG geforderten Angaben jedoch weitgehend mit den unten erläuterten Pflichtangaben des Anhangs nach § 160 Abs. 1 Nr. 2 AktG decken, kann auf einen gesonderten Bericht verzichtet werden, wenn die nächste Hauptversammlung auch die ist, die den Anhang entgegennimmt. Die Anhangangaben müssen aber den inhaltlichen Anforderungen des § 71 Abs. 3 Satz 1 AktG genügen, da ansonsten die Berichtspflicht des Vorstands wieder auflebt.1205
3.2.4.2.2
Laufende Offenlegungspflichten
3.2.4.2.2.1
Anhangangaben aufgrund von § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB
Im Zusammenhang mit der Bilanzierung von Aktienoptionsplänen stellt sich die Frage, ob hierin ein Anwendungsfall des § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB zu sehen ist. Danach sind zusätzliche Angaben im Anhang erforderlich, wenn besondere Umstände dazu führen, dass der Jahresabschluss kein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanzund Ertragslage gemäß § 264 Abs. 2 Satz 1 HGB vermittelt.1206 Dass es sich bei Aktienoptionsprogrammen um einen besonderen Umstand im Sinne von § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB handelt, kann damit gerechtfertigt werden, dass die Vergleichbarkeit mit Unternehmen, die (noch) keine aktienkursorientierten Vergütungssysteme eingeführt haben, nicht unerheblich beeinträchtigt wird und dass aufgrund der unterschiedlichen bilanziellen Behandlung der einzelnen Durchführungsvarianten selbst bei Unternehmen, die Aktienoptionspläne aufgelegt haben, die Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse nicht zwangläufig gewährleistet ist.1207 Da Aktienoptionsprogramme aber in der Bilanz bzw. Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt werden, kann es sich bei ihnen nicht um einen besonderen Umstand handeln, der eine Angabepflicht gemäß § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB nach sich zieht. Allein die Ausnutzung bestehender Ermessensspielräume ist nicht ausreichend. Dies gilt nicht nur für die Absicherung der Bezugsrechte durch eigene, zurückgekaufte Anteile (§ 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG), den Programmkauf oder die Ausgabe von Stock Appreciation Rights, sondern auch für die Durchführung
1205
Vgl. HÜFFER 2008, § 71 AktG Tz. 22, S. 341f.; LUTTER 1988b, § 71 AktG Rn. 33, S. 891 und THOMA/LEUERING 2002, S. 212.
1206
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 264 HGB Tz. 92, S. 30f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 372f.; RAMMERT 1998, S. 772 oder ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 219f., S. 82; ROß/POMMERENING 2002, S. 375.
1207
Vgl. ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2076; HERZIG 1999b, S. 6; PELLENS/CRASSELT 1998c, S. 1433; RAMMERT 1998, S. 771f.; VATER 2000c, S. 2184 sowie WEILEP 1999, Fach 18, S. 3676.
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263
eines Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung (§192 Abs. 2 Nr. 3 AktG oder § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG).1208
3.2.4.2.2.2
Anhangangaben gemäß § 160 Abs. 1 Nr. 2, 3 und 5 AktG
Beabsichtigt die Gesellschaft, die Optionsrechte mit eigenen Aktien zu bedienen, die auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauft wurden, müssen gemäß § 160 Abs. 1 Nr. 2 Satz 1 1. HS AktG im Anhang Angaben über den Bestand eigener Aktien gemacht werden. Die Angabepflicht umfasst nach § 160 Abs. 1 Nr. 2 Satz 1 2. HS AktG neben der Zahl der Aktien, dem auf sie entfallenden Betrag des Grundkapitals und dem Anteil am Grundkapital auch den Erwerbszeitpunkt sowie die Erwerbsgründe.1209 Darüber hinaus muss über eigene Aktien, die im jeweiligen Geschäftsjahr erworben wurden, gesondert berichtet werden. Anzugeben ist nicht nur die Zahl der Aktien, der auf sie entfallende Betrag und Anteil am Grundkapital, sondern auch der Erwerbspreis. § 160 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 AktG beschränkt sich nicht nur auf den Erwerb eigener Aktien, sondern gilt auch für die Veräußerung. In diesem Fall muss über den Veräußerungspreis und die Verwendung des erzielten Erlöses berichtet werden.1210 Aus den Anhangangaben nach § 160 Abs. 1 Nr. 2 AktG können Rückschlüsse auf die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands gezogen werden, die bei Aktienoptionsplänen auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG von der Differenz zwischen dem vereinbarten Basispreis und dem Rückkaufkurs der eigenen Anteile bestimmt wird. Außerdem kann die ungedeckte Stillhalterposition ermittelt werden, welche die Gesellschaft mit der Ausgabe der Optionsrechte eingegangen ist. Sie kann bei steigenden Aktienkursen zu nicht unerheblichen Ertragsrisiken führen. Gemäß § 160 Abs. 1 Nr. 5 AktG muss im Anhang auch über Bezugsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG, Wandelschuldverschreibungen oder vergleichbare Wertpapiere, die die Gesellschaft bis zum Abschlussstichtag ausgegeben hat, berichtet werden. Die Angabepflichten des § 160 Abs. 1 AktG erstrecken sich somit nicht nur auf Aktienoptionsprogramme, die mit eige1208
Vgl. RAMMERT 1998, S. 772 und ROß/POMMERENING 2002, S. 375, die davon ausgehen, dass eine Anwendung des § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB ausscheidet, da durch die Ausgabe „nackter“ Optionsrechte bzw. Wandel- oder Optionsanleihen die Gesellschaftssphäre überhaupt nicht berührt wird. Anderer Ansicht ist dagegen FRIEDRICHSEN, der zusätzliche Anhangangaben aufgrund von § 264 Abs. 2 Satz 2 HGB für angebracht hält, da der Einblick in die Ertragslage beeinträchtigt ist. Dies ist aber darauf zurückzuführen, dass er die Berücksichtigung eines entsprechenden Personalaufwands bei der Durchführung des Optionsplans auf Basis einer bedingten Kapitalerhöhung ablehnt, vgl. FRIEDRICHSEN 2000, S. 372f.
1209
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997a, § 160 AktG Tz. 31f., S. 288-290; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284288 HGB Rn. 347-349, S. 92f.; HIRTE 2000, S. 248; HÜFFER 2008, § 160 AktG Tz. 8, S. 823; KESSLER/ SUCHAN 2000, S. 2533; KLINGBERG 1998, S. 1577; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 861; ROß/BAUMUNK 2003b, Tz. 223, S. 83; SCHÜLEN 1992, B 420 Rz. 205, S. 29 bzw. VATER 2000c, S. 2184.
1210
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997a, § 160 AktG Tz. 33f., S. 290f.; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 347-350, S. 92f.; HÜFFER 2008, § 160 AktG Tz. 9, S. 823; KLINGBERG 1998, S. 1577f.; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 861 oder SCHÜLEN 1992, B 420 Rz. 205, S. 29.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
nen zurückgekauften Aktien abgesichert werden, sondern auch auf solche, die auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung durchgeführt werden. Zwar schreibt der Gesetzeswortlaut nur die Angabe der Zahl der bestehenden, noch nicht ausgeübten Bezugsrechte vor, doch empfiehlt es sich im Falle eines Optionsprogramms, auch dessen Eckdaten zu erläutern. Hierzu zählen unter anderem die Festlegungen des § 193 Abs. 2 Nr. 4 AktG (Aufteilung der Bezugsrechte auf Arbeitnehmer und Vorstandsmitglieder, Erfolgsziele, Erwerbs- und Ausübungszeiträume und Sperrzeiten) sowie der Ausgabebetrag oder das Bezugsverhältnis.1211 Nach § 160 Abs. 1 Nr. 3 AktG muss im Anhang auch die Zahl der Aktien angegeben werden, die bei einer bedingten oder genehmigten Kapitalerhöhung im Geschäftsjahr gezeichnet wurden. Da gesondert darauf einzugehen ist, welche Kapitalerhöhung damit durchgeführt wurde, erhält man Informationen darüber, in welchem Umfang das Aktienoptionsprogramm bereits durchgeführt worden ist, d.h. ob die vergütungshalber gewährten Optionsrechte ausgeübt wurden. Die Anhangangaben gemäß § 160 Abs. 1 Nr. 3 und 5 AktG erlauben es somit, den (noch) zu erwartenden Verwässerungseffekt genauer abzuschätzen.1212 Die Angabepflichten nach § 160 Abs. 1 Nr. 5 AktG umfassen jedoch nicht die Ausgabe von Stock Appreciation Rights bzw. Optionen Dritter auf Aktien der eigenen Gesellschaft (Programmkauf), da die aus diesen Durchführungsvarianten resultierenden Ansprüche keinen Einfluss auf die Höhe des Grundkapitals haben.1213
3.2.4.2.2.3
Anhangangaben über die Höhe der Gesamtbezüge von Organmitgliedern
Gemäß § 285 Nr. 9 lit. a HGB1214 sind im Anhang die Gesamtbezüge der Organmitglieder, d.h. des Vorstands bzw. Aufsichtsrats, anzugeben, die sie für Tätigkeiten im Geschäftsjahr 1211
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997a, § 160 AktG Tz. 51, S. 296; ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 160 AktG n.F. Tz. 3-7, S. 312f.; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 363-365, S. 94f.; FRIEDRICHSEN 2000, S. 369f.; HÜFFER 2008, § 160 AktG Tz. 12, S. 824; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 209, S. 96; KLAHOLD 1999, S. 231f.; KPMG (HRSG.) 2000, S. 43; KRAMARSCH 2001, S. 51; LINGEMANN/WASMANN 1998, S. 861; RAMMERT 1998, S. 772; ROß/POMMERENING 2002, S. 375; SCHÜLEN 1992, B 420 Rz. 210f., S. 30 SPENNER 1999, S. 255 aber auch VATER 2000c, S. 2184.
1212
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997a, § 160 AktG Tz. 42-46, S. 293f.; ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 160 AktG n.F. Tz. 9, S. 313; BegrRegE KonTraG 1998, S. 21; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 353-358, S. 93f. oder FRIEDRICHSEN 2000, S. 370.
1213
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 160 AktG n.F. Tz. 10, S. 313 sowie KPMG (HRSG.) 2000, S. 52.
1214
Für den Konzernabschluss besteht nach § 314 Abs. 1 Nr. 6 lit. a HGB eine entsprechende Angabepflicht für die Organmitglieder des Mutterunterunternehmens, wobei in die Gesamtbezüge auch die Beträge einzubeziehen sind, die ihnen von Tochterunternehmen gewährt werden. Die Angabepflicht beschränkt sich aber auf Organmitglieder des Mutterunternehmens. Sind dagegen Führungskräfte des Mutterunternehmens Mitglied im Vorstand oder Aufsichtsrat eines Tochterunternehmens, sind diese Bezüge im Konzernanhang des Mutterunternehmens nicht angabepflichtig, wohl aber im Anhang des Tochterunternehmens, vgl. ADLER/ DÜRING/SCHMALTZ 1996, § 314 HGB Tz. 43, S. 885; BDO (HRSG.) 2003, S. 20; ELLROTT 2003c, § 314 HGB, Tz. 58f., S. 1795 und Tz. 63, S. 1796; KPMG (HRSG.) 2000, S. 45 oder OTT/SEHMSDORF 1998, B 433 Rz. 10, S. 2. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im Folgenden auf die Angabe der (identischen) Regelungen zum Konzernabschluss verzichtet.
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265
erhalten haben. Die Bezüge der übrigen Führungskräfte fallen demnach nicht in den Anwendungsbereich dieser Vorschrift, da sie nicht Mitglied eines Gesellschaftsorgans sind.1215 Zu den Gesamtbezügen zählen nach der Klammerdefinition des § 285 Nr. 9 lit. a HGB neben den Gehältern auch Bezugsrechte und sonstige aktienbasierte Vergütungen.1216 Es ist dabei unerheblich, ob es sich um reale Optionen oder Stock Appreciation Rights handelt.1217 Grundsätzlich kommen als Bestandteil der Gesamtbezüge aber nur solche Optionsrechte in Betracht, die unentgeltlich oder zumindest teilentgeltlich gewährt werden, da ansonsten ein gesondertes Vertragverhältnis der Gesellschaft mit den Vorstandsmitgliedern vorliegt, das keinen Vergütungscharakter mehr besitzt.1218 Mit dem Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz wurden die Angabepflichten über die Gesamtbezüge der Organmitglieder zuletzt deutlich erweitert, nachdem sich ein Großteil der Unternehmen der freiwilligen Selbstverpflichtung in Form einer Empfehlung im DEUTSCHEN CORPORATE GOVERNANCE KODEX entzogen hatte.1219 Um einen genaueren Einblick in die Struktur der Vorstandsvergütung zu bekommen, dürfen die Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder nicht mehr in einem Betrag angegeben werden, sondern sind in feste Gehaltsbestand1215
Vgl. VATER 2000c, S. 2184.
1216
Bei der Erwähnung der Bezugsrechte und der sonstigen aktienbasierten Vergütungen handelt es sich lediglich um eine Klarstellung, da unstreitig ist, dass solche Rechte zu den Nebenleistungen jeder Art zählen, so schon ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1995b, § 285 HGB Tz. 183, S. 130. Die Ergänzung um Bezugsrechte erfolgte im Zuge der Umsetzung des KonTraG, wobei in der Gesetzesbegründung nur auf Bezugsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG Bezug genommen wird, vgl. BegrRegE KonTraG 1998, S. 26; DÖRNER/ WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 242, S. 63; ELLROTT 1999, § 285 HGB, Tz. 170, S. 1219 und RAMMERT 1998, S. 772. Die Frage, ob die Ergänzung auch Optionen auf eigene, gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekaufte Aktien oder Bezugsrechte auf der Grundlage von Wandel- oder Optionsanleihen umfasst, ist jedoch unerheblich, da sie in jedem Fall zu den Nebenleistungen aller Art zählen, vgl. ADLER/DÜRING/ SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 21, S. 130 und Tz. 24, S. 131. Die besondere Erwähnung der sonstigen aktienbasierten Vergütungen geht auf eine Empfehlung der REGIERUNGSKOMMISSION CORPORATE GOVERNANCE zurück und ist erst durch das TransPuG eingeführt worden. Sie dient ebenfalls der Klarstellung, vgl. BAUMS (HRSG.) 2001, Tz. 259, S. 272f.; BegrRegE TransPuG 2002, S. 25; BDO (HRSG.) 2003, S. 40f.; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 242, S. 63 und Rn. 246, S. 65; ELLROTT 2003a, § 285 HGB Tz. 170, S. 1259 oder MARX 2003, S. 154.
1217
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 7, S. 126f. und Tz. 27, S. 132; BINZ/SORG 2002, S. 1275; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 246, S. 65; E-DRS 11, Tz. 42, S. 18; ELLROTT 2003a, § 285 HGB Tz. 170, S. 1259; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 1, S. 28; HFA 2001, S. 191; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 44, S. 1867 und Rn. 49, S. 1869; KLAHOLD 1999, S. 231; KPMG (HRSG.) 2000, S. 43f.; KRAMARSCH 2001, S. 51; PELLENS/CRASSELT 2002, S. 189; PETERSEN 2001, S. 279f.; RAMMERT 1998, S. 772; ROß/POMMERENING 2002, S. 373-379; SPENNER 1999, S. 253f. sowie VATER 2000c, S. 2184.
1218
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 11, S. 128 und ROß/POMMERENING 2002, S. 374.
1219
Anfangs enthielt der DEUTSCHE CORPORATE GOVERNANCE KODEX lediglich eine Anregung zur umfangreichen Aufschlüsselung der Vergütung der Organmitglieder. Da dieser Anregung jedoch nur wenige Unternehmen folgten, hat sich die REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX zunächst dazu entschlossen, die erweiterten Angabepflichten in den Katalog der Empfehlungen aufzunehmen, vgl. BASSEN/KLEINSCHMIDT/ZÖLLNER 2004, S. 529; BAUMS 2004, S. 1877-1884; BINZ/SORG 2002, S. 1276f.; BMJ/BMF 2003, Punkt 3; EU-KOMMISSION 2003, S. 19; JAHN 2003, S. 15; LUTTER 2003, S. 740f.; MAUL/LANFERMANN/EGGENHOFER 2003, S. 1293; MENZEL 2003, S. 9; OSER/ORTH/WADER 2003, S. 1339; O.V. 2003a, S. 13; O.V. 2003d, S. 13; O.V. 2003e, S. 2; O.V. 2003f, S. 7; O.V. 2003i, S. 1; O.V. 2003j, S. 1; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2002, S. 7; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 7; SCHIESSL 2002, S. 595 und S. 603; SEIBERT 2003, S. 40; VON WERDER/TALAULICAR/KOLAT 2004, S. 1381 oder WINTER-GRUPPE 2002, S. 70.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
teile, erfolgsbezogene Komponenten und Vergütungen mit langfristigen Anreizwirkungen, d.h. insbesondere Aktienoptionspläne, aufzuteilen.1220 Die Unterteilung erfolgt aber nicht nur hinsichtlich der einzelnen Gehaltsbestandteile. § 285 Nr. 9 lit. a Satz 5 HGB fordert darüber hinaus die individualisierte Angabe der Vorstandsvergütung.1221 Damit wurde unter anderem den Empfehlungen der EU-Kommission hinsichtlich der Offenlegung von Vorstandsvergütungen Rechnung getragen.1222 Die Hauptversammlung kann jedoch mit einer Dreiviertelmehrheit beschließen, dass auf eine individualisierte Angabe der Vorstandsvergütung verzichtet wird (§ 286 Abs. 5 Satz 1 HGB). Ein solcher Beschluss kann gemäß § 286 Abs. 5 Satz 2 HGB aber nur für maximal fünf Jahre gefasst werden. Entsprechend der Begründung zu § 285 Nr. 9 lit. a Satz 4 HGB ist bei der Bestimmung des Betrages, mit dem Aktienoptionen und andere Bezugsrechte in die Gesamtbezüge gemäß § 285 Nr. 9 lit. a Satz 1 HGB eingehen, die Anzahl der gewährten Optionsrechte und der Optionsgesamtwert im Gewährungszeitpunkt heranzuziehen. Eine Anpassung des zugrunde liegenden Gesamtwertes erfolgt lediglich dann, wenn Änderungen der Ausübungsbedingungen zu einer Veränderung des Optionsgesamtwertes geführt haben.1223 Diese Vorgehensweise ist bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung oder eines Programmkaufs unkritisch. Durch diese Regelung wird erreicht, dass die angegebenen Gesamtbezüge mit dem entsprechenden, in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Personalaufwand übereinstimmen.1224 Probleme ergeben sich jedoch dann, wenn den Führungskräften virtuelle Optionen gewährt werden oder die Optionsrechte mit eigenen, auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauften Aktien unterlegt werden. In beiden Fällen führt das Abstellen auf den Gesamtwert im Gewährungszeitpunkt bei der Angabe der Gesamtbezüge zu einem abweichenden Ausweis als in der Gewinn- und Verlustrechnung.1225 1220
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001,Tz. 259, S. 273; BegrRegE VorstOG 2005, S. 9; BDO (HRSG.) 2003, S. 20 und S. 41 sowie REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 7.
1221
Vgl. BegrRegE VorstOG 2005, S. 8f. und auch schon IHRIG/WAGNER 2003, S. 1625; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2003, S. 7 und VOLK 2002, S. 854. ADAMS hat bereits 1997 darauf hingewiesen, dass durch verstärkte Offenlegungspflichten der Möglichkeit die Höhe der Vorstandseinkünfte zu verschleiern, entgegengewirkt werden müsse und deshalb der individualisierte Ausweis der Bezüge der einzelnen Vorstandsmitglieder zu fordern sei, vgl. ADAMS 1997a, S. 26. Eine so weit reichende Anhangangabe war in der Vergangenheit jedoch heftig umstritten, vgl. BASSEN/KLEINSCHMIDT/ ZÖLLNER 2004, S. 529; IDW 2001a, S. 630; SCHIESSL 2002, S. 595; REPPESGAARD 2003, S. K6 oder VON WERDER/TALAULICAR/KOLAT 2004, S. 1381. Ablehnend insbesondere FRIEDRICHSEN 2000, S. 376-379, der unter anderem datenschutzrechtliche Bedenken anführt und WIESNER 2003, S. 214. Dieser Kritik hielt SCHIESSL entgegen, dass derjenige, der nach internationalen Standards vergütet werden möchte, auch die international übliche Transparenz akzeptieren müsse, vgl. SCHIESSL 2002, S. 595f.
1222
Die Empfehlungen sind das Ergebnis eines von der EU-KOMMISSION im Februar 2004 eingeleiteten Konsultationsverfahrens vgl. EU-KOMMISSION 2004a, Abs. 5, S. 6-8; EU-KOMMISSION 2004b, S. 11f.; EUKommission 2004c, S. 57f.; MAUL/LANFERMANN 2004, S. 2409 sowie O.V. 2003c, S. 2.
1223
Vgl. BegrRegE VorstOG 2005, S. 10f. Dies gilt auch für Stock Appreciation Rights, vgl. IDW ERS HFA 20, Tz. 6, S. 3.
1224
So auch schon ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 12-19, S. 128-130; ELLROTT 2003a, § 285 HGB Tz. 170, S. 1259; HFA 2001, S. 191 und IDW (HRSG.) 2000, Abschn. S Rn. 44, S. 1867f.
1225
Das IDW, ELLROTT und HOFFMANN/HÖNSCH sehen hierin jedoch kein Problem, da sie davon ausgehen, dass die Angabepflicht nach § 285 Nr. 9 lit. a HGB unabhängig davon besteht, ob und wie Aktienoptionspro-
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
267
Werden den Vorstandsmitgliedern Stock Appreciation Rights gewährt, sollten sich die anzugebenden Bezüge daher besser nach dem Betrag richten, mit dem die Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten im jeweiligen Geschäftsjahr dotiert wird. Gleiches sollte für Aktienoptionsprogramme auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG gelten, wenn die eigenen Aktien während oder am Ende der Laufzeit des Optionsprogramms zurückkauft werden. Auch in diesem Fall muss die Gesellschaft zunächst eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bilden.1226 Die angabepflichtigen Gesamtbezüge stimmen dann mit dem in der Gewinnund Verlustrechnung auszuweisenden Personalaufwand überein. Alternativ ist bei virtuellen Optionsrechten auch eine Angabe erst im Ausübungszeitpunkt denkbar. Der anzugebende Betrag, der der Differenz zwischen dem Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt und dem Basispreis entspricht, ist dann jedoch nicht mehr in die Gesamtbezüge einzubeziehen, sondern als Bezug für eine mehrjährige Tätigkeit nach § 289 Nr. 9 lit. a Satz 3 HGB getrennt von diesen zu vermerken.1227
3.2.4.2.2.4
Vergütungsbericht
Neben den gesetzlich verankerten Angabepflichten zur Vergütung von Führungskräften, empfiehlt die REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX die Aufstellung eines Vergütungsberichts. Dieser kann entweder Teil des Corporate Governance Berichts sein oder als separater Bericht verfasst werden.1228 Mit dem VorstOG hat der Gesetzgeber unterstrichen, dass er die Aufstellung eines Vergütungsberichts als Teil des Lageberichts fördern will.1229 Mit dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz hat der Gesetzgeber zwar die gramme bilanziell zu erfassen sind, vgl. ELLROTT 2003a, § 285 HGB Tz. 170, S. 1259; HOFFMANN/HÖNSCH 2003, B 712 Rz. 64, S. 16 und IDW ERS HFA 20, Tz. 6, S. 3. 1226
Bei einem Rückkauf der eigenen Aktien im Gewährungszeitpunkt ist mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes eine analoge Behandlung zu „nackten“ Optionsrechten möglich.
1227
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 28f., S. 132; DÖRNER/WIRTH 2002, §§ 284-288 HGB Rn. 247, S. 65; E-DRS 11, Tz. 42, S. 18; HFA 2001, S. 191; KPMG (HRSG.) 2000, S. 52f.; PELLENS/ CRASSELT 2002, S. 189; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 26, S. 12 sowie ROß/POMMERENING 2002, S. 379.
1228
Vgl. REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2007, Ziff. 3. 10 S. 5 und 4. Ziff. 4.2.5., S. 7.
1229
Vgl. BegrRegE VorstOG 2005, S. 13. Damit wurde auch einer Forderung der EU-KOMMISSION entsprochen, nach der jede börsennotierte Gesellschaft eine Vergütungserklärung veröffentlichen muss, die entweder Teil eines Vergütungsberichts oder Teil des Jahresabschlusses bzw. Lageberichts sein kann. Die Vergütungserklärung sollte dabei folgende Punkte umfassen: 1. Erläuterungen zum relativen Gewicht der variablen und fixen Komponenten der Vergütung; 2. ausreichende Informationen über die Erfolgskriterien, an die Aktienoptionen, Aktien und variable Vergütungskomponenten gebunden sind; 3. ausreichende Informationen über die Erfolgsbindung der Vergütung; 4. die wichtigsten Parameter und Begründung jährlicher Bonusregelungen und anderer Sachleistungen; 5. eine Beschreibung der wichtigsten Merkmale der betrieblichen Altersversorgung und Vorruhestandsregelungen für Mitglieder der Unternehmensleitung; 6. die Erläuterung der Vergütungspolitik der Vorstände insbesondere im Hinblick auf die Vertragsdauer, Kündigungsfristen und Abfindungsregelungen und 7. die Erläuterung des Verfahrens zur Festlegung der Vergütungspolitik,
268
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Corporate-Governance-bezogenen Berichtspflichten deutlich erweitert, doch hat er darauf verzichtet, das Corporate Governance Reporting, zu dem auch der Vergütungsbericht zählt, als eigenständiges Berichtsinstrument zu etablieren.1230 Damit aktuelle und potenzielle Aktionäre die wirtschaftlichen Auswirkungen eines aktienkursorientierten Vergütungssystems beurteilen können, ist im Vergütungsbericht eine umfassende Information über die Grundzüge des Aktienoptionsplans erforderlich. Hierzu zählt nicht nur eine generelle Beschreibung des Programms, sondern auch eine Erläuterung der konkreten Ausgestaltungsmerkmale (Laufzeit, Basispreis, Sperrfrist oder Ausübungshürden bzw. Erfolgsziele).1231 Die Angaben sind dabei unabhängig von der gewählten Durchführungsvariante zu machen.1232 Seit dem Inkrafttreten des VorstOG ist die Angabe der Grundzüge des Vergütungssystems im Lagebericht für börsennotierte Gesellschaften obligatorisch (§ 289 Abs. Nr. 5 Satz 1 HGB). Um den Einfluss aktienkursorientierter Entlohnungsformen auf den Jahresüberschuss zu verdeutlichen, sollte im Vergütungsbericht der Gesamtbetrag angegeben werden, der in der abgelaufenen Berichtsperiode im Zusammenhang mit Aktienoptionsprogrammen als Personalaufwand in der Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt wurde. Hat die Gesellschaft mehrere Optionsprogramme aufgelegt, ist der auf die einzelnen Programme entfallende Betrag jeweils getrennt offen zu legen. In diesem Zusammenhang kann auch die individualisierte Angabe der Vorstandsvergütung erfolgen. Ist der Vergütungsbericht Bestandteil des Lageberichts, kann gemäß § 289 Abs. 2 Nr. 5 Satz 1 HGB eine Anhangangabe nach § 285 Nr. 9 lit. a Satz 5 bis 9 HGB unterbleiben. Außerdem sollen die Bedingungen, an die die aktienkursorientierte Vergütung geknüpft ist, erläutert werden.1233 vgl. EU-KOMMISSION 2003, S. 19; EU-KOMMISSION 2004a, Abs. 3, S. 5f.; EU-KOMMISSION 2004b, S. 9-11, EU-KOMMISSION 2004c, S. 56f. und MAUL/LANFERMANN 2004, S. 2408. In der Literatur wurde auch diskutiert, dass der Aufsichtsratsvorsitzende die Hauptversammlung über die Gründzüge des Vergütungssystems und seine Veränderung im Rahmen seines Berichts nach § 171 Abs. 2 AktG informiert, vgl. BAUMS 1997a, S. 48; BAUMS 1997b, S. 31; FRIEDRICHSEN 2000, S. 374; KOHLER 1997, S. 267 sowie THÜSING 2003, S. 1613. 1230
Vgl. FREIDANK/WEBER 2009, S. 324 und S. 325. Zu den Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes auf die kapitalmarktorientierte Informationspolitik des Unternehmens sowie das Überwachungssystem siehe eingehend Abschnitt 2.2.4.2 und 2.2.4.3.
1231
Vgl. BAUMS (HRSG.) 2001,Tz. 258, S. 272; BDO (HRSG.) 2003, S. 64; BMJ/BMF 2003, Punkt 3; E-DRS 11, Tz. 40, S. 18; FRIEDRICHSEN 2000, S. 374; PELLENS/CRASSELT 1998a, S. 154; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 772; POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 27, S. 12; REGIERUNGSKOMMISSION DEUTSCHER CORPORATE GOVERNANCE KODEX 2007, S. 8; SEIBERT 2003b, S. 39 und VATER 2000c, S. 2185. Neben den Angaben über Inhalt und Umfang des Optionsprogramms sollte auch die Bewertungsmethode und die in die Berechnung des Gesamtwertes eingeflossenen Parameter erläutert werden. Hierzu sollten die Annahmen, die bei der Ermittlung der Volatilität, der Dividendenrendite und dem Zinssatz auf risikolose Anlageformen zugrundelegt wurden, offen gelegt werden. Außerdem sollte darauf eingegangen werden, mit welchen Modifikationen des Optionspreismodells aktienoptionsplanspezifische Besonderheiten wie z.B. Ausübungshürden, Erfolgsziele, der Verfall aufgrund von Kündigungen oder die eingeschränkte Handelbarkeit berücksichtigt werden, vgl. E-DRS 11, Tz. 40 lit. e, S. 18, POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 27 lit. e, S. 12; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 772 oder VATER 2000c, S. 2185.
1232
Vgl. E-DRS 11, Tz. 40-43, S. 18; PELLENS/CRASSELT 1999, S. 772 und POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 27, S. 12.
1233
Vgl. BegrRegE VorstOG 2005, S. 12f.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
269
Um einen Überblick über die Struktur der Optionsprogramme eines Unternehmens zu geben, sollte der Vergütungsbericht für jeden Optionsplan die Anzahl der Optionsrechte und der entsprechende durchschnittliche Basispreis angegeben werden. Dabei sollten folgende Gruppen unterscheiden werden: Zu Beginn bzw. am Ende des Geschäftsjahres ausstehende, innerhalb des Berichtszeitraums gewährte, ausgeübte, erloschene, am Ende der Laufzeit verfallene und am Schluss des Geschäftsjahres ausübbare Optionsrechte.1234 Sinnvoll ist auch die Aufgliederung in die einzelnen Empfängergruppen, um so die Struktur des Aktienoptionsplans deutlicher herauszustellen.1235 Die Informationen sollten in Form eines Optionsspiegels aufbereitet werden:1236 Berichtsperiode Anzahl
gewichteter durchschnittlicher Basispreis
Vergleichsperiode Anzahl
gewichteter durchschnittlicher Basispreis
am Beginn des Geschäftsjahres ausstehende Optionsrechte im Geschäftsjahr gewährte Optionsrechte im Geschäftsjahr erloschene Optionsrechte im Geschäftsjahr ausgeübte Optionsrechte im Geschäftsjahr verfallene Optionsrechte am Ende des Geschäftsjahres ausstehende Optionsrechte am Ende des Geschäftsjahres ausübbare Optionsrechte
Abbildung 12:
Optionsspiegel
Für die Optionsrechte, die während des abgelaufenen Geschäftsjahres zu Entlohnungszwecken gewährt wurden, sollte darüber hinaus der Gesamtwert im Gewährungszeitpunkt angegeben werden. Aus dem Gesamtwert der Optionsrechte im Gewährungszeitpunkt kann jedoch nicht auf den tatsächlichen finanziellen Vorteil geschlossen werden, den die Führungskräfte letztlich aus der aktienkursorientierten Vergütung erzielen. Um beurteilen zu können, ob es sich bei einem Aktienoptionsprogramm um eine geeignete anreizkompatible Entlohnung handelt, muss aber die Höhe der Entlohnung mit der Veränderung des Unternehmenswertes verglichen werden. Dies ist nur dann möglich, wenn den Anteilseignern und den übrigen Kapi1234
Vgl. BMJ/BMF 2003, Punkt 3; BDO (HRSG.) 2003, S. 64; E-DRS 11, Tz. 40 lit. c, S. 18, POSITIONSPAPIER AG STOCK OPTIONS 2000, Tz. 27 lit. c, S. 12; SEIBERT 2003b, S. 39; VATER 2000c, S. 2185 bzw. VATER 2001b, S. 490-492.
1235
So auch PELLENS/CRASSELT 1999, S. 772 und VATER 2000c, S. 2185.
1236
Vgl. SFAS No. 123, Par. 362, S. 1826; VATER 2000c, S. 2185 und VATER 2001b, S. 490-492.
270
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
talmarktteilnehmern auch der von den Führungskräften erzielte Ausübungsgewinn bekannt ist. Aus diesem Grund sollte für die während des Geschäftsjahres ausgeübten Optionsrechte der gewichtete durchschnittliche Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt angegeben werden.1237 Zusammen mit der ebenfalls angabepflichtigen Anzahl der ausgeübten Optionsrechte sowie dem gewichteten durchschnittlichen Basispreis kann dann der Gewinn ermittelt werden, der den Begünstigten zugeflossen ist. Um eine laufende Kontrolle der Anreizkompatibilität aktienkursorientierter Entlohnungsformen zu ermöglichen, sollte darüber hinaus der Gesamtwert der am Ende des Geschäftsjahres ausstehenden Optionsrechte für den aktuellen sowie den vorangegangenen Bilanzstichtag angegeben werden. Dies kann auch im Rahmen des Optionsspiegels erfolgen. Anhand dieser Informationen wird ersichtlich, welche Auswirkungen die Schwankungen der zugrunde liegenden Bewertungsparameter auf den Wert bereits gewährter Optionsrechte haben. Die Veränderung der Vermögensposition der Begünstigten zuzüglich des erzielten Ausübungsgewinns sollte ebenfalls bei der Beurteilung der Angemessenheit der Vergütung berücksichtigt werden.
3.2.4.3
Aktienoptionsplanbezogene Angaben gemäß IAS/IFRS
Börsennotierte Unternehmen müssen ihren Konzernabschluss gemäß § 315a Abs. 1 HGB nach den Regelungen der IAS/IFRS aufstellen, weshalb hier die Offenlegungsvorschriften des IFRS 2 einschlägig sind. Im Rahmen der IAS/IFRS wird die Bereitstellung von Informationen im Anhang zwar grundsätzlich als unterlegen angesehen, doch macht es die Komplexität aktienkursorientierter Vergütungssysteme erforderlich, neben der Berücksichtigung eines entsprechenden Personalaufwands in der Gewinn- und Verlustrechnung im Anhang weitergehende Angaben zu machen, um so eine Beurteilung der wirtschaftlichen Konsequenzen zu ermöglichen.1238 Die Angabepflichten nach IFRS 2 lassen sich dabei in drei Teilbereiche unterteilen.1239 Zunächst soll die Gesellschaft über den Inhalt und Umfang der in der Rechnungslegungsperiode bestehenden aktienkursorientierten Vergütungssysteme berichten. Hierzu zählt die allgemeine Beschreibung aller Optionsprogramme, die während des Berichtszeitraums bestanden haben. Es ist insbesondere darauf einzugehen, welcher Art die ausgegebenen Optionsrechte sind (z.B. reale oder virtuelle Optionsrechte) und wer sie den Führungskräften gewährt hat. Üblicherweise ist dies zwar die Gesellschaft selbst, doch ist es auch denkbar, dass die Führungskräfte die Optionen von Dritten erhalten. IFRS 2 fordert darüber hinaus auch detaillierte 1237
Die Gewinne, die die Begünstigten aus der Ausübung der Optionsrechte erzielen, sind grundsätzlich nicht angabepflichtig, da sie nicht zu den Gesamtbezügen § 285 Nr. 9 lit. a HGB zählen. Gleiches gilt für Änderungen des Gesamtwertes aufgrund schwankender Bewertungsparameter oder einer Anpassung der Ausübungsbedingungen, vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 2001, § 285 HGB n.F. Tz. 16-18, S. 129; BegrRegE TransPuG 2002, S. 25; E-DRS 11, Tz. 40 lit. f, S. 18; ELLROTT 2003a, § 285 HGB Tz. 170, S. 1259 oder HFA 2001, S. 191.
1238
Vgl. IFRS 2 BC, Par. 287-293, S. 76f. und SCHMIDT 2002, S. 2662.
1239
Vgl. HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 165, S. 894 sowie ROß/BAUMUNK 2003a, S. 34.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
271
Informationen z.B. über den Zeitpunkt, an dem die Aktienoptionen gewährt wurden und über die Personengruppen, die zu den Begünstigten des Optionsprogramms zählen. Außerdem muss die konkrete Ausgestaltung der Optionsrechte erläutert werden, d.h. es sind Angaben über die vertraglich vereinbarte Laufzeit, Sperrfristen, Ausübungshürden, Erfolgsziele und den Basispreis erforderlich. Letzterer kann entweder fix oder variabel sein. Ist der Basispreis variabel, sollte angegeben werden, wie dieser letztlich bestimmt wird. Das IASB hat darauf verzichtet, die entsprechenden Anhangangaben detailliert vorzugeben. Es beschränkt sich vielmehr darauf einen Rahmen abzustecken, der so auszunutzen ist, dass von der berichtenden Gesellschaft alle im Sinne von IFRS 2 Par. 44 notwendigen Informationen zu bestehenden Aktienoptionsprogrammen bereit gestellt werden.1240 Um den Umfang der aktienkursorientierten Entlohnungsformen während der Berichtsperiode zu verdeutlichen, ist die Zahl und der gewichtete durchschnittliche Basispreis der Optionen anzugeben, wobei folgende Gruppen unterschieden werden müssen: Am Beginn und am Ende des Geschäftsjahres ausstehende Optionen, während des Berichtszeitraums gewährte, verwirkte, ausgeübte oder verfallenen Optionen sowie am Ende des Geschäftsjahres ausübbare Optionsrechte. Für die während des Geschäftsjahres ausgeübten Optionsrechte muss der gewichtete durchschnittliche Aktienkurs im Ausübungszeitpunkt angegeben werden, um so den Gewinn, der den Begünstigten zugeflossen ist, abschätzen zu können. Für die am Geschäftsjahresende ausstehenden Optionen ist die Bandbreite der Basispreise sowie der gewogene Durchschnitt der erwarteten Restlaufzeiten bzw. der vertraglich vereinbarten Laufzeiten zu nennen, wobei die Bandbreite der Basispreise in kleinere, aussagefähigere Gruppen unterteilt werden kann.1241 Diese Informationen können tabellarisch wie folgt zusammengefasst werden: am Ende des Geschäftsjahres ausstehende Optionen Bandbreite der Basispreise
Anzahl
gewichtete durchschnittliche verbleibende Vertragslaufzeit
gewichteter durchschnittlicher Basispreis
davon ausübbare Optionen Anzahl
gewichteter durchschnittlicher Basispreis
X1 bis X2 X2 bis X3 ... Xn-1 bis Xn
Abbildung 13:
Informationen über ausstehende Optionsrechte nach IFRS 2
Im zweiten Teilbereich muss die Gesellschaft insbesondere auf die Methoden eingehen, die zur Ermittlung des „fair value“ der aktienkursorientierten Vergütungsformen herangezogen 1240
Vgl. IFRS 2, Par. 45 lit. a, S. 22; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 166, S. 894-896; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 27, S. 835f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 615; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 34; SCHMIDT 2002, S. 2663 oder ZEIMES/THUY 2003, S. 43.
1241
Vgl. IFRS 2, Par. 45 lit. b-d, S. 22; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 166, S. 894-896; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 27, S. 835f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53f.; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 34 bzw. SCHMIDT 2002, S. 2663.
272
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
werden. Unternehmensfremden Dritten soll so ermöglicht werden, die als Personalaufwand berücksichtigten Beträge nachzuvollziehen.1242 Für Optionsrechte, die während des Berichtszeitraums gewährt wurden, müssen neben dem gewichteten durchschnittlichen Gesamtwert im Zusagezeitpunkt auch das verwendete Optionspreismodell und die zugrunde liegenden Bewertungsparameter erläutert werden. Hierzu gehören insbesondere Informationen über den Aktienkurs, den Basispreis, die erwartete Volatilität, die Laufzeit der Optionen, d.h. entweder die erwartete Haltedauer oder die vertraglich vereinbarte Laufzeit, die erwarteten Dividenden, den Zinssatz auf risikolose Anlagen und sonstige bewertungsrelevante Inputgrößen.1243 Entsprechende Angaben müssen auch für Stock Appreciation Rights und Kombinationspläne, getrennt nach Eigen- und Fremdkapitalkomponente, gemacht werden.1244 Wurden während des Berichtszeitraums die Bedingungen bestehender Optionsprogramme geändert (z.B. durch ein Repricing), muss hierüber gesondert berichtet werden. Außerdem ist der Wertzuwachs der Optionsrechte aufgrund der Modifikation der Konditionen ebenso anzugeben wie die entsprechende Berechnungsmethode.1245 Die Informationen des dritten Teilbereichs dienen dazu, die Auswirkungen der aufwandswirksamen Verrechnung aktienkursorientierter Vergütungen auf das Periodenergebnis und die Finanzlage zu verdeutlichen.1246 Anzugeben ist der Betrag, der im abgelaufenen Geschäftsjahr als Personalaufwand im Zusammenhang mit Aktienoptionsplänen verrechnet wurde, wobei der Anteil, der auf Stock Appreciation Rights entfällt, gesondert auszuweisen ist. Um die Auswirkungen auf die Finanzlage darzustellen, sieht IFRS 2 vor, dass Verbindlichkeiten, die aus aktienkursorientierten Vergütungen resultieren, gesondert anzugeben sind. Außerdem ist in den Anhang der innere Wert der Verbindlichkeiten aus virtuellen Optionsrechten aufzunehmen, die am Bilanzstichtag unverfallbar und ausübbar sind.1247
1242
Vgl. IFRS 2, Par. 46, S. 22; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 166, S. 894-896; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 27, S. 835f. und ROß/BAUMUNK 2003, S. 34.
1243
Vgl. IFRS 2, Par. 47 lit. a, S. 23; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 165f., S. 894-896; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 54; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 34 aber auch SCHMIDT 2002, S. 2662f. Zu den sonstigen bewertungsrelevanten Parametern gehören die Ausübungsbedingungen, Erfolgsziele oder ein so genanntes „reload feature“.
1244
Vgl. IFRS 2, Par. 47, lit. b, S. 23; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 54 bzw. SCHMIDT 2002, S. 2663.
1245
Vgl. IFRS 2, Par. 47 lit. c, S. 23 oder KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 54.
1246
Vgl. IFRS 2, Par. 50, S. 24; HOFFMANN 2004, § 23 Rn. 165f., S. 894-896; KIRNBERGER 2004, § 19 Rz. 27, S. 835f.; KNORR/WIEDERHOLD 2003, S. 53; KÜTING/DÜRR 2004, S. 614; ROß/BAUMUNK 2003a, S. 35 oder SCHMIDT 2002, S. 2662f. Die Angabe der Auswirkungen auf die Finanzlage wurde im ED 2 noch nicht gefordert, sondern erst mit dem IFRS 2 eingeführt.
1247
Vgl. IFRS 2, Par. 51 lit. b, S. 24.
Handelsrechtliche Behandlung kapitalmarktorientierter Vergütungssysteme
3.2.5
273
Zwischenfazit
Für börsennotierte Gesellschaften ist gemäß § 315a HGB die Aufstellung eines Konzernabschlusses nach den Vorschriften der IAS/IFRS verpflichtend. Bei der handelsrechtlichen Abbildung aktienkursorientierter Vergütungssysteme in der Konzernbilanz bzw. Konzerngewinnund Verlustrechnung sind daher die Regelungen des IFRS 2 einschlägig. IFRS 2 unterscheidet bei der bilanziellen Abbildung danach, ob den begünstigten Führungskräften reale oder virtuelle Optionsrechte gewährt werden. Der Ausweis realer Optionsprogramme ist dabei unabhängig von der zugrunde liegenden Absicherungsmaßnahme, d.h. es spielte keine Rolle, ob die Aktien aus einer Kapitalerhöhung stammen oder am Kapitalmarkt zurückgekauft werden. Die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands ergibt sich aus dem Gesamtwert der Optionsrechte im Gewährungszeitpunkt und der Anzahl der letztlich unverfallbar werden Optionen. Spätere Änderungen der Bewertungsparameter, wie z.B. des Aktienkurses haben damit keinen Einfluss mehr auf die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands. Wird mit den Optionen eine bereits erbrachte Arbeitsleistung vergütet, ist bereits im Gewährungszeitpunkt der gesamte Personalaufwand zu berücksichtigen. Üblicherweise handelt es sich bei Aktienoptionsprogrammen aber um langfristige Entlohungssysteme, mit denen erst zukünftig von den Führungskräften zu erbringende Arbeitsleistungen vergütet werden. Der insgesamt zu verrechnende Personalaufwand wird hierzu pro rata temporis über den Leistungszeitraum, der in der Regel der Sperrfrist entspricht, verteilt. Anders als bei realen Optionsprogrammen entspricht der insgesamt zu verrechnende Personalaufwand bei Stock Appreciation Rights dem Zahlungsbetrag im Ausübungszeitpunkt. Hierfür ist bereits während der Laufzeit des Optionsprogramms eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden. Bei der Ermittlung der Rückstellungshöhe wird der jeweilige Gesamtwert der Optionsrechte am Bilanzstichtag zugrunde gelegt. Handelt es sich bei den virtuellen Optionen um eine Vergütung bereits erbrachter Arbeitsleistungen, ist die Rückstellung im Gewährungszeitpunkt in voller Höhe zu dotieren, wohingegen eine zeitanteilige Bildung der Rückstellung während des Leistungszeitraums angezeigt ist, wenn mit den Stock Appreciation Rights zukünftige Arbeitsleistungen vergütet werden. Im Gegensatz zu realen Optionen ist die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands über die gesamte Laufzeit des Optionsprogramms an Veränderungen der Bewertungsparameter anzupassen. Anders als im Konzernabschluss nach IAS/IFRS, richtet sich die Bilanzierung aktienkursorientierter Vergütungssysteme im Einzelabschluss nach der gewählten Durchführungsvariante. Kontrovers diskutiert wird insbesondere, ob im Zusammenhang mit der Gewährung von „nackten“ Optionsrechten (§ 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG) oder Wandel- oder Optionsanleihen (§ 221 HGB i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG) an Führungskräfte ein entsprechender Personalaufwand zu berücksichtigen ist oder ob die Gesellschaftssphäre in diesem Fall gar nicht berührt wird. Vor dem Hintergrund der Abbildung im Konzernabschluss ist bei Aktienoptionsplänen auf der Grundlage einer bedingten Kapitalerhöhung letztlich die erfolgswirksame Berücksichtigung zu bevorzugen.
274
Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Werden die Optionsrechte mit eigenen, auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG zurückgekauften Aktien unterlegt, ist die erfolgswirksame Erfassung zwar unstrittig, doch wird die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands maßgeblich durch den Rückkaufszeitpunkt bzw. den gezahlten Kaufpreis bestimmt. Bei einem Rückkauf im Gewährungszeitpunkt ist die Höhe des insgesamt zu verrechnenden Personalaufwands auf die Differenz zwischen dem Rückkaufkurs und dem Basispreis beschränkt. Werden die Aktien dagegen erst im Ausübungszeitpunkt zurückgekauft, ist während der Laufzeit des Optionsprogramms eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten zu bilden, deren Höhe sich nach dem bereits abgelaufenen Leistungszeitraum und dem aktuellen Optionsgesamtwert am Bilanzstichtag richtet. Mit dem Inkrafttreten des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes wurde der Rückkauf eigener Anteile ausschließlich auf der Passivseite der Bilanz berücksichtigt. Aktienoptionsprogramme auf der Basis von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG können daher analog zu „nackten“ Optionsrechten abgebildet werden. Im Falle eines Programmkaufs wird der Personalaufwand durch die Höhe der an einen Dritten gezahlten Optionsprämie begrenzt, die über den Leistungszeitraum verteilt wird. Bei Stock Appreciation Rights steht die Höhe des Personalaufwands dagegen erst im Ausübungszeitpunkt endgültig fest und entspricht der Differenz zwischen dem dann aktuellen Aktienkurs und dem vereinbarten Basispreis. Dieser (erwarteten) Zahlungsverpflichtung ist während der Laufzeit des Optionsprogramms durch die Bildung einer Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten Rechnung zu tragen. Um den Kapitalmarktteilnehmern, d.h. den aktuellen und potenziellen Anteilseignern, umfassende Informationen über die aktienkursorientierten Vergütungssysteme des Unternehmens, zur Verfügung zu stellen, reicht die Berücksichtigung von Aktienoptionsplänen in der Bilanz bzw. der Gewinn- und Verlustrechnung nicht aus. Eine unabdingbare Voraussetzung für die Akzeptanz von Aktienoptionsprogrammen als geeignete anreizkompatible Vergütung der Führungskräfte ist die detaillierte Offenlegung aller relevanten Informationen. Vertrauensbildend wirkt in diesem Zusammenhang außerdem die Revision der aktienoptionsplanbezogenen Angaben im Jahresabschluss und Lagebericht (einschließlich des darin enthaltenen Vergütungsberichts) durch den Aufsichtsrat und den Abschlussprüfer.1248 Nur so kann dem Verdacht der Selbstbedienung des Managements wirksam entgegengetreten werden und ist eine Überprüfung der Anreizkompatibilität und der Angemessenheit der Vergütung möglich. Neben den einmaligen und laufenden gesetzlichen Offenlegungspflichten, die im Zusammenhang mit Aktienoptionsprogrammen bestehen, ist deshalb die Aufstellung eines Vergütungsberichts, z.B. als Teil des Lageberichts, erforderlich. Der Vergütungsbericht sollte unabhängig von der Durchführungsvariante über alle Optionsprogramme informieren und sich nicht nur auf die Vergütung der Vorstandsmitglieder beschränken, sondern alle begünstigten Gruppen mit einbeziehen. Nur eine umfangreiche Transparenz schafft letztlich das nötige Vertrauen auf Seiten der Anleger, das für die erfolgreiche Umsetzung von Aktienoptionsplänen notwendig ist. 1248
Als zusätzliche Überwachungsinstanz kann das Enforcement nach § 342b HGB genannt werden. Mit ihm soll ebenfalls das Vertrauen von Investoren in die Verlässlichkeit von Unternehmensabschlüssen sichergestellt werden.
Steuerrechtliche Konsequenzen
3.3
Steuerrechtliche Konsequenzen
3.3.1
Vorbemerkungen
275
Nachdem im vorangegangenen Kapitel die handelsrechtlichen Aspekte aktienkursorientierter Vergütungssysteme untersucht wurden, stehen im folgenden Abschnitt steuerrechtliche Fragestellungen im Vordergrund. Zunächst wird die Ebene der Gesellschaft betrachtet (Abschnitt 3.3.2). Es ist zu klären, in welchem Umfang die Einführung eines Aktienoptionsprogramms zu steuerlich abzugsfähigen Betriebsausgaben führt. Nur so ist es möglich, die wirtschaftlichen Konsequenzen eines Aktienoptionsplans für das Unternehmen richtig zu beurteilen. Wegen des in § 5 Abs. 1 EStG normierten Maßgeblichkeitsprinzips wird auf die Ergebnisse der handelsrechtlichen Analyse zurückgegriffen. Analog zur bisherigen Vorgehensweise ist es daher sinnvoll, die Unterscheidung hinsichtlich der einzelnen Durchführungsvarianten beizubehalten. Daran anschließend stehen die steuerlichen Probleme auf der Ebene der Begünstigten im Vordergrund (Abschnitt 3.3.3). Es wird untersucht, inwieweit die Gewährung von Optionsrechten Steuerzahlungen seitens der Führungskräfte nach sich zieht und ob es möglich ist, diese durch eine geeignete Gestaltung des Optionsprogramms zu beeinflussen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bestimmung des Besteuerungszeitpunkts und die Bewertung des zufließenden wirtschaftlichen Vorteils.
3.3.2
Auswirkungen auf Ebene der Gesellschaft
3.3.2.1
Ausgabe „nackter“ Optionsrechte“ gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG
Wie in Abschnitt 3.2.3.2 dargelegt wurde, wird die handelsrechtliche Abbildung von Aktienoptionsprogrammen auf der Grundlage „nackter“ Optionsrechte gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG für den Einzelabschluss kontrovers diskutiert. Die erfolgswirksame Berücksichtigung wird mit der analogen Anwendung des § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB begründet. Ein großer Teil des Schrifttums lehnt jedoch eine erfolgswirksame Erfassung ab, da von ihnen bezweifelt wird, dass überhaupt eine Einlage vorliegt. Ob im Zusammenhang mit der Ausgabe „nackter“ Optionsrechte abzugsfähige Betriebsausgaben entstehen, hängt somit wesentlich vom Verhältnis steuerrechtlicher und handelsrechtlicher Einlagen ab. In Deutschland gilt nach § 5 Abs. 1 EStG grundsätzlich das Maßgeblichkeitsprinzip der Handelsbilanz für die Steuerbilanz, d.h. das anzusetzende Betriebsvermögen ist nach den handelsrechtlichen GoB zu ermitteln.1249 Der steuerpflichtige Gewinn entspricht nach § 4 Abs. 1 1249
Vgl. ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 10f.; HÄUSELMANN 2000, S. 142; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 327; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61; VASEL 2003, S. 214 oder VATER 2001a, S. 449. Die Vorschriften des Einkommensteuergesetzes gelten aufgrund von § 8 Abs. 1 Satz 1EStG auch für Kapitalgesellschaften. In der Literatur werden die ab § 264 HGB getroffenen Regelungen für Kapitalgesellschaften, d.h. auch
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
Satz 1 EStG nicht nur dem Differenzbetrag zwischen dem Betriebsvermögen am Schluss des Geschäftsjahres und dem Betriebsvermögen am Ende des vorangegangenen Geschäftsjahres, sondern muss noch um den Wert der Entnahmen erhöht und um den Wert der Einlagen verringert werden. Für Einlagen und Entnahmen wird das Maßgeblichkeitsprinzip aber ausdrücklich durchbrochen (§ 5 Abs. 6 EStG). Das Steuerrecht enthält in § 4 Abs. 1 Satz 7 EStG einen eigenständigen Einlagebegriff, der weiter gefasst ist als der handelsrechtliche. Neben den offenen Einlagen beinhaltet er auch verdeckte Einlagen der Gesellschafter.1250 Eine Einlage im steuerrechtlichen Sinne liegt nach § 4 Abs. 1 Satz 7 EStG dann vor, wenn der Gesellschaft ein bilanzierungsfähiger Vermögensvorteil (Wirtschaftsgut) von einem Gesellschafter oder einer ihm nahe stehenden Person zugewendet wird und die Zuwendung seine Ursache im Gesellschafterverhältnis hat.1251 Die überwiegende Meinung im Schrifttum geht davon aus, dass unabhängig von der handelsrechtlichen Bilanzierung steuerrechtlich mit der Ausgabe isolierter Bezugsrechte nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG keine (verdeckte) Einlage verbunden ist. Es liegt kein steuerlich einlagefähiger Vermögensvorteil vor, da es sich bei der eigenen Arbeitskraft nicht um ein Wirtschaftsgut handelt, soweit sie nicht in den Wert eines anderen Wirtschaftsgutes eingegangen ist.1252 Die Berücksichtigung abzugsfähiger Betriebsausgaben bei der Ermittlung des steuerpflichtigen Gewinns ist daher abzulehnen.1253 Dieser Auffassung folgend wird auch von der Finanzverwaltung der Betriebsausgabenabzug im Zusammenhang mit vergütungshalber gewährten, „nackten“ Optionsrechten nicht anerkannt.1254
§ 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB, vielfach nicht als GoB angesehen, vgl. BFH 1997, S. 1939; HÄUSELMANN 2000, S. 142; STOBBE 2002, § 5 EStG Anm. 15, S. E 47 oder WEBER-GRELLET 2003a, § 5 EStG Rz. 26-84, S. 384-394. 1250
Vgl. HÄUSELMANN 2000, S. 142; HERZIG 1999a, S. 296; HERZIG 1999b, S. 8; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 327; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61; VASEL 2003, S. 215; VATER 2000c, S. 2185 sowie VATER 2001a, S. 449.
1251
Vgl. BALMES 2002, § 8 KStG Anm. 21, S. K 18/4f.; BFH 1998b, S. 148; R 14 Abs. 1 EStR; GLANEGGER 2003, § 6 EStG Rz. 430f., S. 603; HÄUSELMANN 2000, S. 142f.; HEINICKE 2003b, § 4 EStG Rz. 300-312, S. 211-214; HERZIG 1999a, S. 296; HERZIG 1999b, S. 8; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 327 oder KUßMAUL/ WEIßMANN 2002b, S. 61.
1252
Vgl. DEUTSCHMANN 2001b, S. 391; HEINICKE 2003b, § 4 EStG Rz. 102, S. 177 und Rz. 309, S. 214; HERZIG 1999a, S. 296f.; HERZIG 1999b, S. 8; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 327f.; KNOLL 2001c, S. 628; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61; VATER 2000c, S. 2185 und WIESMANN 2003a, Tz. 287-289, S. 101f.
1253
Vgl. DAUTEL 2000, S. 1762; DEUTSCHMANN 2001b, S. 391; HAAS/PÖTSCHAN 1998, S. 2141; HERZIG 1998, S. 184-186; HERZIG 1999a, S. 296f.; HERZIG 1999b, S. 8; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 327-331; KNOLL 1999b, S. 244; KNOLL 2001c, S. 628; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61; LANGE 2001, S. 148; NEYER 1999b, S. 1143;VATER 2000c, S. 2185 aber auch VATER 2001a, S. 449f. Eher ablehnend auch KROPP 2002a, S. 1922. Die handelsrechtliche Behandlung vergütungshalber gewährter Optionen analog zu niedrigverzinslichen Wandel- oder Optionsanleihen lässt sich nicht auf das Steuerrecht übertragen. Das verdeckte Aufgeld in Gestalt des Zinsvorteils wird von der Finanzverwaltung nur dann als verdeckte Einlage behandelt, wenn die Wandlungs- oder Optionsrechte auch tatsächlich ausgeübt werden. Davor wird ein Schwebezustand unterstellt, während dessen die Gesellschaft eine Anzahlung in Höhe des verdeckten Aufgelds zu passivieren hat. Werden die Optionsrechte ausgeübt, wird die Anzahlung in das Eigenkapital umgebucht, wohingegen sie bei Nichtausübung gewinnerhöhend aufzulösen ist.
1254
Vgl. ACKERMANN/STRNAD 2001, S. 477; ESCHBACH 2002b, S. 376 und VATER 2001a, S. 450.
Steuerrechtliche Konsequenzen
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Teile des Schrifttums halten jedoch einen Betriebsausgabenabzug für möglich. Ihrer Meinung nach spreche das Maßgeblichkeitsprinzip nach § 5 Abs. 1 EStG entgegen der obigen Ausführungen dafür, dass aufgrund der handelsrechtlichen Berücksichtigung eines Personalaufwands und der damit verbundenen Dotierung der Kapitalrücklage auch steuerlich eine abzugsfähige Betriebsausgabe mit der korrespondierenden Zunahme des steuerlichen Einlagekontos anzusetzen sei.1255 Außerdem sei ein Betriebsausgabenabzug erforderlich, um eine doppelte Besteuerung der Arbeitsleistung der Führungskräfte zu verhindern. Dem steuerbaren Arbeitslohn auf der Ebene des Begünstigten stünde ansonsten keine entsprechende Gewinnminderung auf Seiten der Gesellschaft gegenüber.1256 Allerdings ist ein Korrespondenzgebot, wie es z.B. in den USA üblich ist, dem deutschen Steuerrecht nicht immanent.1257 Der Betriebsausgabenabzug bei „nackten“ Optionsrechten wird so lange umstritten bleiben, bis hierzu eine höchstrichterliche Rechtsprechung existiert. Unabhängig davon, ob die Ausgabe „nackter“ Optionsrechte auch in der Steuerbilanz zu berücksichtigen ist, handelt es sich bei den sonstigen mit der Umsetzung eines solchen Aktienoptionsprogramms verbundenen Kosten um steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben, da sie in jedem Fall betrieblich veranlasst sind (§ 4 Abs. 4 EStG). Hierzu zählen unter anderem Anwalts-, Notar- oder Gerichtskosten (z.B. im Zusammenhang mit der Vorbereitung, Umsetzung oder Handelsregistereintragung des entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses) sowie Aufwendungen für Beratungsleistungen von Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, Investmentbankern etc. Ohne Zweifel steuerlich abzugsfähig sind auch die Kosten, die der Gesellschaft im Zusammenhang mit der laufenden Abwicklung des Optionsprogramms entstehen.1258
3.3.2.2
Gewährung von Wandel- oder Optionsanleihen nach § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG
Bei der Durchführung eines Aktienoptionsprogramms auf der Grundlage von § 221 AktG i.V.m. § 192 Abs. 2 Nr. 1 AktG ist neben der Optionskomponente auch der Anleihebestandteil zu berücksichtigen. Entsprechend der Behandlung in der Handelsbilanz ist die Schuldverschreibung auch in der Steuerbilanz mit dem Rückzahlungsbetrag, d.h. dem Nennwert zu pas1255
Vgl. ACKERMANN/STRNAD 2001, S. 477; ADAM-MÜLLER/WANGLER 2001, S. 10f.; DJANANI/HARTMANN 2000, S. 362, die nach alter Rechtslage eine Erfassung im EK04 (§ 30 Abs. 2 Nr. 4 KStG a.F.) für möglich hielten; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 181, S. 98 und ROGALL/SCHRÖER 2001, S. 656, die eine Erhöhung des steuerlichen Einlagekontos nach § 27 Abs. 1 KStG befürworten.
1256
Vgl. ESTERER/HÄRTEIS 1999, S. 2076f. bzw. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 181, S. 98.
1257
Vgl. ACKERMANN/STRNAD 2001, S. 477; BFH 1996b, S.546; DRENSECK 2003a, § 8 EStG Rz. 27, S. 775f.; EBERHARTINGER/ENGELSING 2001, S. 106; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 181, S. 98; HEINICKE 2003b, § 4 EStG Rz. 490, S. 253; HERZIG 1999a, S. 297; HERZIG 1999b, S. 8; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 331; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61; STAPPERFEND 2002, § 4 EStG Anm. 846, S. E 379 oder WIESMANN 2003a, Tz. 296, S. 105. Anderer Ansicht sind dagegen BORGGRÄFE/VON EINEM 1999, S. 623.
1258
Vgl. KPMG (HRSG.) 2000, S. 42; VATER 2000c, S. 2185 oder WIESMANN 2003a, Tz. 283-286, S. 100f.
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Rechtliche Rahmenbedingungen aktienkursorientierter Vergütungssysteme
sivieren.1259 Die in Verbindung mit den Wandel- oder Optionsanleihen als Vergütungsbestandteil ausgegebenen Erwerbsrechte sind nach den gleichen Grundsätzen zu bilanzieren wie „nackte Optionsrechte“ gemäß § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG, die den Führungskräften als Entgelt für bereits erbrachte oder noch zu erbringende Arbeitsleistungen gewährt werden.1260 Die im vorangegangenen Kapitel skizzierten Schwierigkeiten bei der Übernahme der handelsrechtlichen Bilanzierung gelten somit auch für den Fall, dass den Führungskräften Wandel- oder Optionsanleihen als aktienkursorientierte Entlohnung gewährt werden. Steuerrechtlich sind deshalb keine abzugsfähigen Betriebsausgaben zu berücksichtigen. Darüber hinaus ist den Besonderheiten von Wandel- oder Optionsanleihen Rechnung zu tragen, wenn die Optionsrechte nicht nur als Gegenleistung für eine Tätigkeit gewährt werden. Handelsrechtlich ist nach § 272 Abs. 2 Nr. 2 HGB der Betrag, den die Gesellschaft bei der Ausgabe von Schuldverschreibungen für Wandlungs- oder Optionsrechte erzielt, in die Kapitalrücklage einzustellen. Werden die Anleihen marktüblich verzinst, ist dies das vom Zeichner offen gezahlte Aufgeld.1261 Nach der Auffassung der Finanzverwaltung liegt steuerrechtlich im Ausgabezeitpunkt keine Einlage vor. Diese ist erst dann anzunehmen, wenn die Wandlungs- oder Optionsrechte auch tatsächlich ausgeübt werden. Bis dahin ist das gezahlte Aufgeld durch die Bildung eines Passivpostens unter der Bezeichnung „Anzahlung“ zu berücksichtigen. Verfallen die Wandlungs- oder Optionsrechte ungenutzt, muss die „Anzahlung“ erfolgswirksam aufgelöst werden.1262 Werden die Anleihen zum Nennwert ausgegeben und liegt der vereinbarte Zinssatz unterhalb der marktüblichen Verzinsung (unterverzinsliche Anleihe), muss in der Steuerbilanz in Höhe des kapitalisierten Zinsvorteils ein aktiver Rechnungsabgrenzungsposten gebildet werden, der während der Laufzeit der Schuldverschreibung entsprechend der Zinseszinsberechnung erfolgswirksam aufzulösen ist. Das für das Optionsrecht erzielte verdeckte Aufgeld wird entgegen der handelsrechtlichen Behandlung wiederum zunächst als „Anzahlung“ ausgewiesen.1263
1259
Vgl. § 6 Abs. 1 Nr. 3 EStG; HÄUSELMANN 2000, S. 142; HÄUSELMANN/WAGNER 2002, S. 2431; OFD DÜSSELDORF 2001, S. 1338; OFD MÜNCHEN/NÜRNBERG 2000, S. 2629 sowie WIESMANN 2003b, Tz. 512, S. 162.
1260
Vgl. E-DRS 11, Tz. 23, S. 15.
1261
Vgl. ADLER/DÜRING/SCHMALTZ 1997b, § 272 HGB Rn. 113-117, S. 350f.; FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; HÄUSELMANN 2000, S. 141; HÄUSELMANN/WAGNER 2002, S. 2431; HÜFFER 2008, § 221 AktG Tz. 77, S. 1114; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 202-204, S. 94f.; KOCH/VOGEL 1986, S. 5f.; LUTTER 1995m, § 221 AktG Rn. 192, S. 575; MARTENS 1987, S. 148-150 OFD DÜSSELDORF 2001, S. 1338; OFD MÜNCHEN/NÜRNBERG 2000, S. 2629 oder ROß/POMMERENING 2001, S. 646.
1262
Vgl. HÄUSELMANN 2000, S. 143f.; HÄUSELMANN/WAGNER 2002, S. 2431; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 328; OFD DÜSSELDORF 2001, S. 1338; OFD MÜNCHEN/NÜRNBERG 2000, S. 2629 und WEBER-GRELLET 2003a, § 5 EStG Rz. 270, S. 421.
1263
Vgl. HÄUSELMANN 2000, S. 143f.; HÄUSELMANN/WAGNER 2002, S. 2431; OFD DÜSSELDORF 2001, S. 1338 oder OFD MÜNCHEN/NÜRNBERG 2000, S. 2629. Steuerrechtlich besteht im Gegensatz zum Handelsrecht eine Aktivierungspflicht des aktiven Rechnungsabgrenzungspostens, vgl. KÜTING/KESSLER/HAYN 2003, § 272 HGB Rn. 87, S. 39f bzw. WEBER-GRELLET 2003a, § 5 EStG Rz. 242f., S. 415.
Steuerrechtliche Konsequenzen
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Daneben können die Zinsen, welche die Gesellschaft den Begünstigten auf die Wandel- oder Optionsanleihen zahlt, in jedem Fall als Betriebsausgaben abgesetzt werden.1264 Außerdem handelt es sich genau wie bei der Durchführung des Optionsprogramms auf der Basis einer bedingten Kapitalerhöhung nach § 192 Abs. 2 Nr. 3 AktG bei allen sonstigen Kosten, die mit der Ausgabe und Verwaltung der Wandel- oder Optionsanleihen entstanden sind, aufgrund ihrer betrieblichen Veranlassung um steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben.1265
3.3.2.3
Bedienung der Optionen durch zurückgekaufte eigene Anteile
3.3.2.3.1
Maßgeblichkeit der handelsrechtlichen Behandlung für die Steuerbilanz
Werden die den Führungskräften zu Vergütungszwecken gewährten Optionsrechte mit eigenen Aktien bedient, welche die Gesellschaft zuvor auf der Grundlage von § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG erworben hat, entspricht der handelsrechtlich insgesamt zu verrechnende Personalaufwand dem Differenzbetrag aus dem Buchwert der eigenen Anteile am Ausübungstag und dem von den Begünstigten zu entrichtenden Basispreis.1266 Grund hierfür ist, dass eigene Aktien als Vermögensgegenstände gelten und in der Handelsbilanz nach § 265 Abs. 3 Satz 2 HGB im Umlaufvermögen unter dem dafür vorgesehenen Posten (§ 266 Abs. 2 B.III.2. HGB) ausgewiesen werden.1267 Sie sind gemäß § 255 Abs. 1 HGB mit den Anschaffungskosten, d.h. dem Börsenkurs im Rückkaufzeitpunkt, zu bewerten. Liegt der Börsenkurs an einem der folgenden Bilanzstichtage jedoch unterhalb des ursprünglichen Kaufkurses, ist wegen des strengen Niederstwertprinzips gemäß § 253 Abs. 3 Satz 1 HGB eine entsprechende Abschreibung vorzunehmen.1268 Auch steuerrechtlich gelten eigene Aktien als bilanzierungsfähige Wirtschaftsgüter, die nach § 6 Abs. 1 Nr. 2 Satz 1 EStG in der Steuerbilanz mit den Anschaffungskosten zu 1264
Vgl. HÄUSELMANN/WAGNER 2002, S. 2432 und KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 216, S. 98.
1265
Vgl. FREY 2001a, § 192 AktG Tz. 166, S. 93; KAROLLUS 1994, § 221 AktG Tz. 214, S. 98; KPMG (HRSG.) 2000, S. 42 oder VATER 2000c, S. 2185.
1266
Vgl. E-DRS 11, Tz. 25, S. 15; BOSSE 2001, S. 598; DEUTSCHMANN 2000, S. 174; ESCHBACH 2001, S. 1374; FRIEDRICHSEN 2000, S. 351; GELHAUSEN/HÖNSCH 2001, S. 75; HERZIG/LOCHMANN 2002, S. 331f.; IDW (HRSG.) 2000, Abschn. F Rn. 119, S. 370; KRAMARSCH 2001, S. 51; KUßMAUL/WEIßMANN 2002a, S. 61 PELLENS/C