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German Pages 871 [896] Year 2005
I Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke
II
Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke Historisch-kritische Ausgabe
Herausgegeben von
Lothar Mundt, Wolfgang Neuber und Thomas Rahn
Walter de Gruyter · Berlin · New York
III
Daniel Casper von Lohenstein Sämtliche Werke Abteilung II Dramen Band 2
Agrippina · Epicharis Teilband 1 Text Unter Verwendung von Vorarbeiten Gerhard Spellerbergs † herausgegeben von
Lothar Mundt
Walter de Gruyter · Berlin · New York
IV Die Ausgabe wurde mit Unterstützung der Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Freie Universität Berlin, erarbeitet.
Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISBN 3-11-018156-8 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter < http://dnb.ddb.de > abrufbar.
© Copyright 2005 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Agrippina (1665)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX 1
Epicharis (1665) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 Szenar zur ‚Agrippina‘ (1666) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 555 Szenar zur ‚Epicharis‘ (1666) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563 Editionsbericht . . . . . . . . . . . . . . . I. Überlieferung . . . . . . . . . . . . 1. Agrippina . . . . . . . . . . . . . 2. Epicharis . . . . . . . . . . . . . 3. Die Szenare . . . . . . . . . . . . II. Grundsätze der Textredaktion (Trauerspieltexte und Szenare) . . . . III. Varianten . . . . . . . . . . . . . . . IV. Lohensteins Anmerkungen . . . . . 1. Beobachtungen zu Lohensteins Quellen- und Literaturkenntnissen 2. Textkritische Probleme . . . . . . 3. Zur Übersetzung der Zitate . . . . 4. Zur Anlage der Nachweise . . . . Bildanhang
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571 573 574 582 588
. . . . . . . . . . . 590 . . . . . . . . . . . 594 . . . . . . . . . . . 595 . . . .
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595 598 601 602
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Abbildungsnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613
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Vorwort
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Vorwort Die historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke Lohensteins, die mit diesem Band eröffnet wird, verdankt den Anlaß ihres Entstehens einem Editionsvorhaben begrenzterer Art, das der um die Lohenstein-Forschung hochverdiente Gerhard Spellerberg (1937–1996)1 für die ‚Bibliothek der Frühen Neuzeit‘ des Deutschen Klassiker Verlags, Frankfurt am Main, vorbereitet hatte, jedoch, aus hier nicht näher darzulegenden Gründen, innerhalb dieses Rahmens nicht realisieren konnte. Zwei Jahre nach dem Tode Spellerbergs, im Frühjahr 1998, faßte der Fachbereichsrat des damaligen Fachbereichs Germanistik (heute Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), dem Spellerberg als Hochschullehrer seit 1977 angehört hatte, auf Initiative seines Dekans, Herrn Prof. Dr. Gert Mattenklott, den Beschluß, das bereits weit fortgeschrittene Editionsprojekt auf der Grundlage der im Nachlaß vorhandenen Manuskripte von einem Mitarbeiter des Fachbereichs unter beratender Mitwirkung eines ad hoc einberufenen Wissenschaftlichen Beirats2 gemäß dem Konzept des Initiators fertigstellen zu lassen. Mit dieser Aufgabe wurde ich (Lothar Mundt) beauftragt, nachdem die Witwe, Frau Christiane Spellerberg, hierzu ausdrücklich ihre Zustimmung erteilt und sämtliche einschlägigen Unterlagen aus dem Nachlaß zur Verfügung gestellt hatte. Kernbestandteil der mir übergebenen Materialien waren die nach Maßgabe der Editionsrichtlinien des Deutschen Klassiker Verlags fertig bearbeiteten Satzvorlagen sämtlicher für die Auswahlausgabe der Werke Lohensteins vorgesehenen Texte. Es waren dies, nach der im Inhaltsverzeichnis vorgegebenen Gliederung in ‚Lyrik‘, ‚Drama‘ und ‚Prosa‘: 1
2
Siehe Hans-Jürgen Schings, Nachruf auf Gerhard Spellerberg. In: Studien zur Literatur des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift für Gerhard Spellerberg (1937–1996). Hrsg. von Hans Feger. Amsterdam, Atlanta 1997 (= Chloe 27), S. 7–9; auch in: Wolfenbütteler Barock-Nachrichten 23 (1996), S. 116 f.; Hans-Gert Roloff, Gerhard Spellerberg (17. 1. 1937–15. 1. 1996). In: Daphnis 25 (1996), S. 207–220 (hier S. 215–220 „Bibliographie der Veröffentlichungen Gerhard Spellerbergs“). Ihm gehörten an: Dr. Thomas Borgstedt (Goethe-Universität, Frankfurt am Main), Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann (FU Berlin) und Prof. Dr. Conrad Wiedemann (TU Berlin).
X
Vorwort
– eine kleine Auswahl von geistlicher und weltlicher Lyrik (17 Gedichte, dazu die beiden Heroiden-Zyklen der Sammlung ‚Rosen‘); – vier Trauerspiele: ‚Cleopatra‘ (Erstfassung), ‚Agrippina‘, ‚Epicharis‘, ‚Sophonisbe‘; – zwei Prosastücke: ‚Vereinbarung der Sterne und Gemüter‘; ‚LobRede‘ (auf Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau). Bei diesen Satzvorlagen handelt es sich um Rückvergrößerungen von Filmen der zugrunde gelegten Originaldrucke, in die die notwendigen editorischen Eingriffe und typographischen Auszeichnungsanweisungen für den Setzer von Hand eingetragen sind. Die nach den Richtlinien des Deutschen Klassiker Verlags vorgesehenen Worterklärungen sind mit Schreibmaschine auf den unteren Rand der Seiten geschrieben. Von dem Kommentar waren die folgenden allgemeinen Teile im Typoskript fertiggestellt: – „Daniel Casper von Lohenstein: Leben, Werk und Nachwirkung“; – „Allgemeines zu Textauswahl, Überlieferung, Textgestaltung und Kommentaranlage“; – „Hinweise zu sprachlichen Eigentümlichkeiten“. Von den auf die drei Abteilungen und die in ihnen enthaltenen Einzelwerke bezogenen Kommentarteilen lagen vor: für die Lyrik allgemein: – „Zur Überlieferung der Lohensteinschen Lyrik“; – „Zur Lyriksammlung ‚Blumen‘“; für die geistliche Lyrik: – „Stellung im Werk und Deutungshinweise“; – „Textgrundlage und Textgestaltung“3; für die weltliche Lyrik: – „Stellung im Werk und Deutungshinweise“; – „Textgrundlage und Textgestaltung“; für das Dramen-Corpus: – ein einführender Beitrag „Lohensteins Trauerspiele: Chronologie, Stellung im Werk und in der Geschichte der Gattung“; – für jedes der vier Dramen die Beschreibung von „Textgrundlage und Textgestaltung“; 3
Diese Abschnitte enthalten stets auch die kritischen Apparate.
Vorwort
XI
für die Prosa: – „Stellung im Werk und Deutungshinweise“; – „Textgrundlage und Textgestaltung“. Abgesehen von einem für die Abteilung ‚Drama‘ vorgesehenen zweiten allgemein einführenden Text („Zu Thematik und Wirkungszweck der Lohensteinschen Trauerspiele“) und den für jedes der vier Trauerspiele vorgesehenen zwei speziellen Einführungen („Überlieferung, zeitgenössische Aufführungen, Quellen“ und „Deutungshinweise“) fehlten zur Vollendung des Editionsvorhabens auch noch durchweg die Stellenkommentare zu sämtlichen ausgewählten Texten. Für die Stellenkommentare fanden sich im Nachlaß allerdings Vorarbeiten in Gestalt von zwei Karteikästen, gefüllt mit Notizzetteln in halbem DIN A 5-Format, auf denen die zur Kommentierung vorgesehenen Lemmata für alle ausgewählten Texte handschriftlich notiert sind. Auf einem kleineren Teil dieser Zettel war der Kommentar in vorläufiger, noch der Endredaktion bedürftiger Form ausgeführt, alle anderen enthielten nur Stellenangabe und Lemma und allenfalls vorläufige kurze Notizen und Verweise auf Nachschlagewerke, die noch hätten konsultiert werden sollen. Fertiggestellt hatte Spellerberg vor allem Erläuterungen zu sprachlichen Problemen, die bei ihm ohnehin einen sehr breiten Raum einnehmen. Sachfragen sind nur insoweit behandelt, als sie sich mit Hilfe leicht zugänglicher Nachschlagewerke wie z. B. dem Zedler oder bekannten mythologischen Lexika u. dgl. klären ließen. Unbearbeitet blieben vor allem solche Probleme und Sachgebiete, die historische Quellenstudien oder zeitaufwendige Nachforschungen in der Fachliteratur der Frühen Neuzeit erfordert hätten und ohne Konsultation einer auf diesem Gebiet gut ausgestatteten Bibliothek nicht hätten bewältigt werden können. Weit fortgeschritten war hingegen die von Spellerberg vorgesehene Erschließung der Anmerkungen Lohensteins zu den vier Trauerspielen. Es war seine Absicht, für alle von Lohenstein dort zitierten Autoren bibliographische Nachweise und für alle fremdsprachigen Zitate Übersetzungen bereitzustellen. Die bibliographischen Nachweise sollten in der Form einer alphabetischen Autorenliste dargeboten werden, verbunden mit einer Kurzbiographie der betreffenden Autoren und einer Liste der Fundstellen innerhalb der Anmerkungen Lohensteins. Von dieser Autorenliste hatte Spellerberg die unter die Buchstaben A und B fallenden Teile (von „Abdia“ bis „Budaeus, Guilielmus“) bereits abschließend ausgearbeitet. Von dieser Ausarbeitung, überschrieben „Alphabetisches
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Vorwort
Verzeichnis der in den Anmerkungen zu den vier Dramen genannten Autoren und Werke“, fanden sich im Nachlaß eine Diskette (mit Schreibdatum 4. März 1993) und ein Ausdruck. Die Quellenermittlungen erfolgten, wie diese Liste ausweist, auf der Basis gründlicher bibliographischer Studien, aber nicht durch Autopsie der möglicherweise von Lohenstein benutzten alten Drucke und Verifizierung der ihnen entnommenen Zitate und Seitenangaben. In der Regel wird bei Autoren der Frühen Neuzeit der Titel des betreffenden Werkes in Kurzform mit Druckort und -jahr der Editio princeps genannt und danach ggf. in Parenthese auf weitere Ausgaben des 16./17. Jahrhunderts hingewiesen, oft nur mit der Angabe einer geschätzten Zahl der Nachdrucke. Für die restlichen Autoren (C-Z: Iulius Caesar bis Zoroaster) liegen von Hand (mit Bleistift) beschriebene Karteikarten im Format DIN A 5 vor, die anscheinend die letzte Bearbeitungsstufe vor der Endredaktion, die Grundlage der Reinschrift gewesen wäre, darstellten (die Karteikarten zu den Autoren A-B, von denen die o.g. Reinschrift genommen wurde, sind ebenfalls noch im Nachlaß vorhanden). Was die Übersetzungen der fremdsprachigen Zitate betrifft, so fand sich in Spellerbergs Nachlaß ein dicker Packen von Blättern in DIN A 5-Format mit Übersetzungen der lateinischen Zitate in den Anmerkungen Lohensteins zu den vier ausgewählten Trauerspielen: zu jedem Zitat ein Einzelblatt, mit Schreibmaschine beschrieben, z. T. mit Bleistiftnotizen, meist kritischen Anmerkungen oder Verbesserungen. Bei den Zitaten aus antiken Autoren wurden in der Regel bereits vorliegende deutsche Übersetzungen ausgeschrieben. Wo man auf solche Hilfsmittel nicht zurückgreifen konnte, also vor allem bei Autoren der Frühen Neuzeit, wurden die Übersetzungen ad hoc angefertigt, vermutlich von einer Studentischen Hilfskraft oder einem Wissenschaftlichen Mitarbeiter im Auftrag Spellerbergs (nicht von diesem selbst, wie den handschriftlichen Notizen eindeutig zu entnehmen ist). Diese Übersetzungen sind, wie Stichproben ergeben haben, zum großen Teil fehlerhaft, so daß sie in dieser Form ohne eine durchgreifende Überarbeitung nicht hätten übernommen werden können. Bei den Übernahmen aus modernen Übersetzungen verschiedener antiker Autoren hätten wegen ihrer großen Zahl (vor allem bei Tacitus) urheberrechtliche Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen werden können. Übersetzungen zu sonstigen fremdsprachigen Zitaten (in griechischer oder einer modernen Sprache) fanden sich im Nachlaß nicht. Über die o.g. zentralen Unterlagen hinaus enthält der das Lohenstein-Projekt betreffende Teil von Spellerbergs Nachlaß nur diverse Ma-
Vorwort
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terialien in mehreren Aktendeckeln, die hier im einzelnen aufzuführen nicht von Interesse ist (z. B. bibliographische Notizen, Notizen zu Spezialproblemen des Kommentars, Kopien aus der Quellen- und Forschungsliteratur, Kopien der Originaldrucke der vier Trauerspiele in verschiedenen Bearbeitungsstufen, Kopien von verschiedenen anderen Schriften Lohensteins u. dgl.). Von allen für die Edition vorgesehenen Werken und von verschiedenen beigezogenen Quellentexten waren Filme vorhanden. Nach Lage der Dinge stellten sich mir, als ich im Februar 1998 mit den Arbeiten an der Weiterführung des Lohenstein-Projekts begann, in der Hauptsache folgende Aufgaben4: 1) Erarbeitung eines Stellenkommentars zu allen für die Edition vorgesehenen Texten; 2) bibliographische Erschließung der Anmerkungen Lohensteins zu den vier Trauerspielen; 3) Übersetzung aller fremdsprachigen Zitate in diesen Anmerkungen (was eine Neuübersetzung auch aller lateinischen Texte einschloß, da eine Verwendung der einschlägigen Teile des Nachlasses aus den genannten Gründen nicht in Frage kam); 4) Ergänzung der bei Spellerberg fehlenden einführenden Teile des Kommentars. Hinsichtlich des Punktes 2) wurde im Einvernehmen mit dem Wissenschaftlichen Beirat beschlossen, die in Spellerbergs Nachlaß hierzu vorliegenden Ausarbeitungen nicht zu übernehmen, sondern alle in den Anmerkungen vorkommenden Zitate aus Autoren der Frühen Neuzeit anhand der hierzu optimal geeigneten Bestände der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in Autopsie anhand der Originaldrucke zu verifizieren und nach ihren Fundstellen präzise nachzuweisen. Dieser Arbeitsgang erfolgte für die Anmerkungen zu allen vier Dramen in den Monaten September und Oktober 1998. Finanziert wurde mein Aufenthalt in Wolfenbüttel aus Mitteln der ‚Kommission für Forschung und Wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK)‘ der Freien Universität Berlin (heutige Bezeichnung: ‚Kommission für Forschung [FK]‘).
4
Ich sehe hier ab von der mit dem Wissenschaftlichen Beirat abgesprochenen Erweiterung des nach Spellerbergs Auswahlkonzept sehr schmalen Prosa-Teils.
XIV
Vorwort
Mit dem Wechsel in der Leitung der Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur (am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität) nach der Pensionierung ihres Gründers, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Gert Roloff, mit Beginn des Wintersemesters 2000/2001 ergab sich für das Lohenstein-Projekt eine ganz neue Situation. Das Projekt wurde im Einvernehmen mit dem Dekanat und dem neuberufenen Leiter der Forschungsstelle, Herrn Prof. Dr. Wolfgang Neuber, in deren laufende Arbeitsvorhaben eingegliedert und zugleich zu dem Konzept einer historisch-kritischen Gesamtausgabe ausgeweitet, die dem objektiven wissenschaftlichen Bedarf im Hinblick auf diesen wichtigen Autor besser gerecht zu werden schien als eine letztlich nur mit Rücksicht auf die begrenzten Möglichkeiten einer KlassikerEditionsreihe konzipierte Auswahlausgabe. Vertragliche Bindungen an den Deutschen Klassiker Verlag, die dieser Umstellung im Wege gestanden hätten, gab es nicht. Da Spellerberg bei der redaktionellen Aufbereitung der von ihm ausgewählten Texte vorgegebenen Richtlinien zu folgen hatte, die dem Editionstyp einer Studienausgabe entsprachen, waren selbstverständlich alle von ihm getroffenen textkritischen Entscheidungen zu überprüfen und ggf. nach den Erfordernissen einer historisch-kritischen Ausgabe zu modifizieren. Die Grundsätze, von denen wir uns dabei haben leiten lassen, sind auf S. 590–593 des Editionsberichts dargelegt. Darüber hinaus waren Variantenlisten neu zu erarbeiten. Spellerberg hatte, wie er im Abschnitt „Allgemeines zu Textauswahl, Überlieferung, Textgestaltung und Kommentaranlage“ schreibt, die Verzeichnung von Varianten mit Rücksicht auf das Konzept einer Studienausgabe „auf ein Minimum beschränkt“ (S. 26 des Typoskripts). Die von Spellerberg verfaßten einführenden Texte konnten, da ganz auf die Konzeption einer Studien- und Auswahlausgabe zugeschnitten, trotz ihrer hohen Qualität in dem neu konzipierten Editionsvorhaben keine Verwendung mehr finden. Mag nun auch infolge des konzeptionellen Umbruchs in meine Ausgabe der Trauerspiele des Bandes 2 der Abteilung Dramen nichts so eingegangen sein, wie Spellerberg es vorgesehen hatte, so sind seine Vorarbeiten für beide Teilbände doch sehr fruchtbar und nützlich gewesen, vor allem die Notizen und sonstigen Unterlagen für die Stellenkommentare, die von mir – meist gewinnbringend – eingesehen und konsultiert, wenn auch nie wörtlich übernommen wurden. Von den Worterklärungen im Fußnotenteil der ausgewählten Texte, die gemäß dem Editionskon-
Vorwort
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zept des Deutschen Klassiker Verlags auf ein breites, in der Barockliteratur wenig oder gar nicht belesenes Publikum abgestimmt waren, konnte naturgemäß nur sehr wenig in meinen Kommentar übernommen werden. Spellerberg hatte gemäß früheren Absprachen mit dem Verlag der ‚Bibliothek der Frühen Neuzeit‘, wie oben schon bemerkt, Rückvergrößerungen nach Filmen der Originaldrucke als Satzvorlagen verwendet. Nicht nur im Hinblick auf die Erschwernisse bei der Suche nach einem neuen Verlag, die diese Verfahrensweise wegen der hohen Produktionskosten mit sich gebracht hätte, haben wir uns entschlossen, anders zu verfahren und alle Texte zu transkribieren und elektronisch zu erfassen. Es bedarf heute sicher keiner Erläuterung mehr, eine wie große Hilfe und Erleichterung es für den Kommentator bedeutet, wenn er, etwa zur Klärung sprachlicher Problemfälle, die Möglichkeit hat, am Computer alle Texte seines Autors systematisch nach Parallelstellen zu durchsuchen. Die Kosten für die elektronische Erfassung sämtlicher Texte der Abteilung Dramen wurden finanziert aus Mitteln, die drei Institutionen der Freien Universität Berlin dankenswerterweise zur Verfügung gestellt haben: das Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, der Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften und die Kommission für Forschung (FK). Die Ausführung der Transkriptionsarbeiten lag in den Händen von Frau Stefanie Dietzsch M.A., die sich dieser Aufgabe mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit angenommen hat. Die vorstehende notwendige Übersicht über die Vorgeschichte dieser Edition soll nicht abgeschlossen werden ohne ein Wort des Dankes an Herrn Prof. Dr. Gert Mattenklott, der als Dekan des früheren Fachbereichs Germanistik dafür gesorgt hat, daß Gerhard Spellerbergs Arbeiten nach seinem Tode nicht der Vergessenheit anheimfielen, sondern weitergeführt und produktiv genutzt werden konnten und der Plan einer editorischen Beschäftigung mit dem Werk Lohensteins schlechthin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie fest verankert wurde. Anteil an diesem Verdienst hat auch der von Herrn Mattenklott seinerzeit einberufene Wissenschaftliche Beirat, der bis zur Übernahme des Projekts durch die Forschungsstelle für Mittlere Deutsche Literatur meine Arbeiten fördernd begleitet hat. Seinen Mitgliedern, Herrn Dr. Thomas Borgstedt, Herrn Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann und Herrn Prof. Dr. Conrad Wiedemann, sei hierfür auch an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Schließlich gilt mein Dank Frau Christiane Spel-
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Vorwort
lerberg, die mir den die Lohenstein-Edition betreffenden Nachlaß ihres Mannes zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt hat. Mit dem vorliegenden Band beginnt nun die erste historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke Daniel Caspers von Lohenstein zu erscheinen, verlegerisch organisiert vom Verlag Walter de Gruyter, dem die Herausgeber für das Engagement, mit dem er dieses nicht einfache Projekt in seine Programmplanungen aufgenommen hat, herzlich zu danken haben. Berlin-Dahlem, im Juni 2004
Lothar Mundt
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Agrippina (1665)
2
3
4
Cornel. Tacitus. l. 13. Annal. c. 19.
Nihil rerum mortalium tam in¢tabile ac fluxum e¢t, quam fama potentiæ non ¢uâ vi nixæ. !)o( 3r"
„Nichts im Menschenleben ist so schwankend und haltlos wie der Ruf einer Macht, die nicht auf eigener Kraft beruht.“
1
13.] fehlt BCD
5
Der
Durchlauchtigen/ Hochgebohrnen Fur¢tin und Frauen/
Frauen Louyse , 5
Herzogin in Schle¢ien/ zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau/ gebohrner Fur¢tin zu Anhalt/ Grafin zu A¢canien/ Frauen zu Zerb¢t und Berenburg/
10
Meiner Gnadigen Fur¢tin und Frauen. !)o( 3v"
6
Durchlauchtige/ Hochgebohrne Herzogin/ Genadige Fur¢tin und Frau.
5
10
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AGrippine/ welche Rom anbethen/ der Kay¢er verehren/ die Volcker bedienen mu¢ten/ meinet nunmehr den Giepfel ihrer Ehr¢ucht erlangt zu haben/ wenn ¢ie ¢ich zu Eur: Fur¢tl. Genad: Fußen legen darff. Denn ihre La¢ter wußen nirgends als bey den Tugenden einer großen Herzogin Gnade/ und die/ welche das MordEi¢en ihres Sohnes nicht entfliehen kan/ nur bey einer Mutter des Landes Be¢chirmung zu finden. Ja ¢ie wurde ¢ich in einem ¢o unge¢chickten teut¢chen Kleide nit in das Zimmer ¢o einer klugen Fur¢tin gewagt haben/ als in welchem neb¢t un¢er gereinig¢ten Mutter¢prache Wel¢chlands ¢charf¢innige und Franckreichs liebliche Zunge BurgerRecht gewonnen/ wenn ¢ie nicht von Eur: Fur¢tl. Genad: ruhmwurdig¢ter Leit¢eeligkeit gelernt hette: Daß Tempel und Altar nicht ¢chlechten Weyrauch ver¢chmehen/ das Purper-Corall!)o( 4r" und Perlen-reiche Meer auch die gering¢ten Bache in ihre Schoos aufnehme/ wenn ¢ie ¢chon nichts als Wa¢¢er zin¢en. Ja die¢e anitzt mit ¢o viel oder mehrern Flecken auf dem Schauplatze er¢cheinende Kay¢erin hoffet von ¢o Erlauchten Augen/ Ge¢talt und Zierde zu borgen. Weil die Stralen der Sonne auch die truben Dun¢te der Erden empor zeucht/ und in ¢chone Regenbogen verwandelt. Werden die¢em nach Eur: Fur¢tl: Genad: Jhr Schutz und Eintritt ver¢tatten/ wird ¢ie in die¢em Abriße ¢o wenig all zu ¢trenger Richter/ als
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Genadige] Gnadige BCD Genad:] Gnad. D wußen] wi¢¢en CD den] denen CD Gnade] Genade BC das] dem CD nit] nicht BCD gereinig¢ten] gereinigten BCD Genad:] Gnad. D Leit¢eeligkeit gelernt] Leut¢eligkeit gelernet CD Purper-] Purpur- BCD viel] vielen CD Stralen der] ¢trahlende BCD Genad:] Gnad. D ¢ie] fehlt CD
7
Widmung
in der A¢che ¢ich fernern Schifbruchs und Mutter-Mords zu be¢orgen/ ich aber mich zu ruhmen haben
Eur: Fur¢tl: Genad:
25
unterthanig gehohr¢amen Knecht
Daniel Ca¢per. ! )o( 4v"
25 27
Genad:] Gnad. BD Daniel Ca¢per] D. C. v. Lohen¢tein BCD
8
Jnnhalt
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Jnnhalt Der Er¢ten Abhandlung.
5
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OTho, welcher bey dem Kay¢er Nero zur Taffel war/ lobet dem Kay¢er beweglich die Schonheit und Anmuth ¢eines Ehweibes Sabina Poppæa, verachtet hingegen des Kay¢ers Gemahlin die Octavia; Hieruber kommt des Kay¢ers geheim¢ter freygelaßener Paris ins Gemach/ und berichtet: Daß Agrippine des Nero Mutter ¢ich mit dem Rubellius Plautus, welchen ¢ie zu heyrathen gedachte/ wider den Kay¢er verbunden habe/ auch ihm nach Zepter und Leben ¢tunde. Nero fertigt den Burrhus und Seneca an Agrippinen ab/ mit Befehl/ ¢ie/ da ¢ie ¢chuldig/ hinzurichten. Agrippina und Octavia klagen einander ihr Elend und die Verfolgung des Kay¢ers: in deßen bricht Burrhus und Seneca neb¢t andern Kay¢erlichen in der Agrippinen Zimmer und ¢etzen ihr wegen be¢chuldigter Untreu harte zu/ die ¢ich aber nicht allein hertzhaft vertheidiget/ ¢on!)o( 5r"dern ¢ie reiniget ¢ich auch bey dem Nero deroge¢talt: Daß ihre Anklager ge¢trafft/ ihre Zugethane aber zu hohen Wurden erhoben werden. Die Gerechtigkeit ¢tellet im Reyen fur: Daß doch endlich die Tugend ¢iege/ die La¢ter zu Grunde gehen.
Der Andern Abhandelung. 20
25
Als Nero ¢ich die Sabina Poppæa zu der Wollu¢t und ¢einem Gefallen zu bringen bemuhet/ reitzet ¢ie den verliebten Kay¢er an: Daß er Octavien ver¢toßen/ Agrippinen hinrichten ¢olle; als welche beyde ihr- und ¢einer Liebe am Wege ¢tunden. Hierzu hilft Paris eu¢er¢t/ und gibt dem Kay¢er den Rath: daß er den Otho, umb alle Schal¢ucht zu verhutten/ zum Landvogte in Portugal machen ¢olte. Agrippina und Octavia ¢uchen hingegen bey dem Burrhus und Seneca Bey¢tand/ und reitzen ¢ie wider den Kay¢er beweglich/ aber vergebens an. Als di¢er An¢chlag ihnen feh5 14 23 24
die] fehlt CD hertzhaft] hertzhafftig BCD am] im CD den Rath] dem Rath C
10
30
Agrippina
let/ bemuhen ¢ie ¢ich abermals umb¢on¢t den Otho zur Eyver¢ucht wegen ¢eines Ehweibes wider den Kay¢er aufzufri¢chen. Der Kay¢er be¢tatigt und ver¢chickt den Otho als Landvogt in Portugal. In dem Reyen kla!)o( 5v" get die Rubria ihren Schwe¢tern den Ve¢tali¢chen Jungfrauen: Daß ¢ie Nero genothzwangt habe/ weißaget auch dem Kay¢er den Untergang.
Der Dritten Abhandelung. 35
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50
Als Burrhus und Seneca vernehmen von des Kay¢ers freygela¢¢enen Acte: Daß Agrippine den Nero zu Unkeu¢chheit anreitze; heißen ¢ie ¢ie ins Zimmer dringen/ und ihm: Daß die Kay¢erliche Leibwache wegen vermutheter Ubelthat/ ubel zu frieden ¢ey/ vorhalten. Agrippina reitzet den Kay¢er mit hitzigem Eyfer zur Blutt¢chande an/ umb dardurch ihn von der Sabina Poppæa abwendig zu machen: Sie aber wird von der eindringenden Acte ge¢toret. Paris mahlet hierauf dem Kay¢er fur die ungezahmte und Sterbens-wurdige Begierde/ ¢einer unkeu¢chen Mutter: Bringet ihn auch ¢o weit: Daß er ¢ie zu todten williget; und nach allerhand Berath¢chlagung/ nimmt er des Anicetus Vor¢chlag an: Daß er die Agrippine auf einem kun¢tlichen von ¢ich ¢elb¢t zerfallenden Schiffe er¢auffen wolle: auf ¢elbtes ¢ie nun zu locken/ begibt er ¢ich nach Bajæ, und ladet ¢ie ihm nach zu folgen !)o( 6r" mit er¢innlich¢ten Liebes-Bezeugungen ein; Ku¢¢et ihr auch den Ab¢chied nehmende Mund und Bru¢te. Die See- und Berg-Gottinnen bilden im Reyen der Agrippinen Verrahteri¢chen Schiffbruch ab.
Der Vierdten Abhandlung.
55
Des Britannicus Gei¢t verwei¢et dem ¢chlaffenden Nero den BruderMord und erofnet ihm zu gleich den vergebenen Auߢchlag des ange¢tellten Schiffbruchs; welches dem erwachenden Kay¢er Paris mit Schrecken mehr be¢tatigt und die Ankunfft des von der Agrippinen ab51
Vierdten] Vierdte A Vierdten A(Errata)B vierdten CD
28 30 38 39 44 51
umb¢on¢t] um¢on¢t C D Landvogt] Landvoigt BCD den] dem C dardurch] dadurch C nimmt] nimmet BCD Abhandlung] Abhandelung B
Jnnhalt
60
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ge¢endeten Agerinus berichtet. Seneca gibt dem furcht¢amen Kay¢er den Rath die Mutter zu todten/ welches Anicetus ins Werck zu ¢atzen auf ¢ich nimmt die¢e Argli¢t vor¢chlagende: Der Kay¢er ¢olle vorgeben; Agrippine hette den Agerinus den Nero Meuchelmordri¢ch hinzurichten abge¢chickt/ zu deßen Be¢cheinigung er denn bey der Verhor ihm einen giftigen Dolch/ als wenn er dem Abge¢endeten entfiele/ zwi¢chen die Beine wirfft. Deßhalben Agerinus den Meichel-Mord zu bekennen vergebens gemartert und endlich hingerichtet wird. Im ! )o( 6v" Reyen wird entworffen/ wie die heftig¢te auch von der Natur eingepflantzte Liebe durch Zeit und Todt entwaffnet/ von Ehr¢ucht aber in ¢chrockliche Ge¢talt verendert werde.
Der Funfften Abhandelung.
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Die von dem Schiffbruche mit einer Wunden entkommene Agrippine beklagt die argli¢tige Nach¢tellung ihres Sohnes/ erweget ihre begangene Mi¢¢ethaten und wei¢¢agt ihr ¢elb¢t ihren nahen Untergang/ als Anicetus, Herculeus und Oloaritus mit Gewalt in ihr Zimmer/ in welchem ¢ie alle Jhrige verla¢¢en/ brechen/ und zwar Herculeus ¢ie mit einem Prugel uber den Kopff ¢chlaget/ Oloaritus aber ¢ie im Bette liegende und den nackten Leib hervor¢treckende mit vielen Stichen ermordet. Nero kommet be¢iehet die ent¢eelte Mutter/ lobet und ¢chilt ihre Ge¢talt und Thaten/ Seneca aber gibt dem Nero den Mutter-Mord zu Rom zu ent¢chuldigen/ allerhand Be¢chonungen an die Hand/ und Nero ruffet alle der Agrippinen halben verwie¢ene und andere Straffen zurucke/ hei¢t auch die Todte aufs ¢chlechte¢te verbrennen. Poppæa bewegt den Nero: Daß er Octavien !)o( 7r" noch ¢elbigen Tag zu ver¢toßen ent¢chleußt/ hieruber wird er von
67
Funfften] Funffte A Funften A(Errata)B funfften CD
55–56 abge¢endeten] abge¢andeten B 59 Agerinus] Agerinus umb B Agerinus um CD Meuchelmordri¢ch] Meichelmordri¢ch B meichelmordri¢ch CD 60 der] dem D 61 Abge¢endeten] Abge¢andeten B Abge¢andten CD 65 ¢chrockliche] ¢chreckliche CD 67 Abhandelung] Abhandlung CD 69 beklagt] beklaget CD 70 wei¢¢agt] wei¢¢aget BCD 73 Oloaritus] Olearitus BCD 74–77 Nero … und] fehlt BCD
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Agrippina
der Agrippinen Gei¢te er¢chrecket/ vom Burrhus aber/ welcher die Soldaten gegen dem Kay¢er ihre Treue zu bezeugen anermahnet/ wider aufgemuntert. Bey dem eingea¢cherten Holtz¢toße reden Paris und Anicetus von der Agrippinen ¢chlechten Begrabnuße ¢chimpflich/ Mne¢ter aber ihr Freygela¢¢ener entleibet ¢ich ¢elb¢t. Nero bemuhet ¢ich durch einen Zauberer und Todten-Opffer den Gei¢t der ermordeten Mutter zu be¢chweren und zu ver¢ohnen/ wird aber von den er¢cheinenden Furien und des Ore¢tes und Alcmæon Gei¢tern deroge¢talt er¢chreckt: Daß er neb¢t dem Zauberer in Ohnmacht ¢incket. Im Reyen wird von Furien die Marter eines bo¢en Gewi¢¢ens fur Augen ge¢tellet. !)o( 7v"
87 89 90
den] denen CD von] von den CD Gewi¢¢ens] Gewi¢¢en BCD
fur] vor CD
Per¢onen
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Per¢onen des Trauer-Spiels.
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Agrippina Des Kay¢ers Nero Mutter. Nero Romi¢cher Kay¢er. Octavia Des Kay¢ers Gemahlin. Burrhus Des Kay¢ers ober¢ter Hoffmei¢ter. Seneca Sein geheim¢ter Rath. Otho Ein edler Romer. Sabina Poppæa Des Otho Ehfrau. Paris des Kay¢ers Getreue. Anicetus Acte Des Kay¢ers Freygelaßene und Buhl¢chafft. L. Agerinus Der Agrippinen Freygelaßene. Mne¢ter Des Britannicus Geist. So¢ia der Agrippinen Bediente. Herculeus Trierarchus. Oloaritus ein Hauptmann von der Leibwache. Agrippinens Gei¢t. Zoroa¢ter ein Zauberer neb¢t ¢einem Diener. Ein Hauptmann von der Leibwache.
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Stumme Per¢onen. Etliche Freygelaßene des Kay¢ers. Etliche Hauptleute. Trabanten. Todten-Graber. Nachrichter. Reyen Der Gerechtigkeit/ der Tugenden/ der La¢ter/ der Rache/ der Belohnung. Rubria und ¢echs andere Ve¢tali¢che Jungfrauen. Reyen der See- und Berg-Gottinnen. 12–13 Der] Des A der BCD 19 Zauberer] Zauber A Zauberer BCD 8 17
Ehfrau] Ehefrau CD Oloaritus] Olearitus BCD
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Agrippina
Reyen der Liebe/ der Zeit/ des Todes und der Ehr¢ucht. Reyen der drey Furien Megæra, Alecto, Ti¢iphone, der Gei¢ter des Ore¢tes und Alcmæon, welche zugleich zwey Harpyien auffuhren.
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Das Schau¢piel beginnet den achzehenden Mertz nach Mitternacht/ wehret den Tag durch bis wieder nach Mitternacht. !1"
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achzehenden] achtzehenden BCD
Porträts
Abb. 1
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Agrippina
Abb. 2
Porträts
Abb. 3
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Agrippina
Abb. 4
Porträts
Abb. 5
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Agrippina
Abb. 6
Porträts
Abb. 7
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Agrippina
Abb. 8
Die Er¢te Abhandelung
Die Er¢te Abhandelung. Der Schauplatz ¢tellet vor des Kay¢ers Gemach.
Nero. Otho.
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Nero. SO i¢ts! Die Sonn’ er¢tar’t fur un¢ers Hauptes Glantz/ Die Welt fur un¢er Macht. Des Ninus Sieges-Krantz Verwelck’t fur un¢erm Ruhm: Cyaxarens Gelucke Muß fur des Kay¢ers Sieg den Krebsgang gehn zurucke/ Und Nerons Blitzen ¢ang’t der Grichen Lorbern weg. Rom ¢chatz’t ¢ich ¢elb¢t zu tief fur un¢rer Thaten Zweck; Die Erde ¢ich zu klein zum Schauplatz un¢’rer Wercke. Des Numa Heyligkeit/ des Rom’¢chen Vaters Starcke/ Der Muth des Julius/ Tiberius Ver¢tand Sind Schatten un¢ers Thuns und Spielwerck die¢er Hand. Saturnus guld’ne Zeit i¢t gegen die¢er ey¢ern. Sieg/ Friede/ Wol¢tand hat bey allen andern Kay¢ern Nie/ wie bey uns gebluh’t. Araxens gro¢te Stadt Hat un¢er Arm ge¢chleiff’t. Der Tiridates hat Durch Fußfall er¢t von uns erkauffet Gnad’ und Gute; Und Vologe¢us ¢chick’t aus Ar¢aces Geblute Uns Geißel ¢einer Treu. Des Janus Thor ¢teh’t zu. Der Kay¢er ¢ih’t den Preiß/ die Stadt/ den Nutz der Ruh. Die Schoß des Jupiters lig’t voller Lorber-Zweige: !2" Man zehl’t kaum/ wie viel Rom uns Sieges-Bogen zeige/ Der neue Schauplatz gib’t dem Volck’ Erlu¢tigung/ Das Außtheil’n reichen Geld’s/ der Zolle Minderung Den Burgern Lufft/ uns Gun¢t. Wir haben viel verwehret/ 5
¢ang’t] ¢aug’t A ¢ang’t B ¢angt CD
vor 1 Abhandelung] Abhandlung BCD
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Agrippina
Mit was der große Rath uns zu beehr’n begehret; Doch mein Gedachtnus wird darumb nicht abgethan/ Fangt mein Geburthstag gleich des Jahres Lauff nicht an/ Und Nerons Bild wird ¢teh’n im Tempel treuer Seelen/ Darff man mir es gleich nicht mit guldnem Ertzt außholen. Otho. Wahr i¢t es: Daß die Welt die Seegel fur dir ¢treicht/ Der wilde Parth’ i¢t zahm/ der kuhne Mede weicht/ Weil dir das Kriegsfeld Palm/ und ihm Zipreßen traget: Rom/ hat den Harni¢ch ab/ ein Lu¢t-Kleid angeleget/ Die Lander ¢ind von Oel mehr/ als von Blutte fett. Wie/ wenn die Morgen-Roth’ aus Amphitritens Bett’ An blauen Himmel ¢teig’t/ die du¢tren Dun¢te ¢chwinden/ So ¢cheint die Tugend auch ietzt neuen Stand zu finden Die La¢ter flucht und fluht. Und wie kan’s anders ¢eyn? Wie ¢oll nicht Glucke bluh’n? Und Wolfarth lauffen ein/ Wo ¢ich ein wei¢er Fur¢t zum Steuer-Ruder ¢etzet/ Wo treuer SorgenSchweiß die durre Pflantze netzet Des allgemeinen Heil’s? Wie ¢oll der Welt-Kreiß nicht Mit Treu und Demuth ehr’n die Sonne/ die ihr Licht Uns ¢chencket/ nicht verkaufft? Fur Baumen ¢ich zu neigen/ Da uns die Zweige Frucht/ die Blatter Schatten zeugen/ J¢t allgemeine Pflicht. Allein’ ich zweiffle fa¢t: Daß/ da des Regiments fa¢t Centner-¢chwere La¢t Gleich ¢oll ¢o ¢anffte ¢eyn/ bey dem ¢o großen Glucke/ Dem Kay¢er nichts entgeh/ was nicht mit ¢ußem Blicke Manch Burger ¢chauen kan. Daß der Lucriner Flutt Die Au¢tern auff den Ti¢ch/ der Schnecke ¢par¢am Blutt/ Zum Purpur-farben ¢chick’t: Das Phænicopter Zungen/ ! 3" Daß Papegayen/ die er¢t als ein Men¢ch ge¢ungen/ Das ko¢tbahres Gehirn aus Pfauen und Pha¢an/
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¢ußem] ¢uß’em AB ¢ußem C ¢u¢¢em D Lucriner] Lucroner ABCD Lucriner A(AnmL.)
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du¢tren] du¢tre CD fluht] flieht CD zeugen] zeigen CD
Die Er¢te Abhandelung
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Daß der Lampreten Milch neb¢t Scarus Lebern man Auffs Kay¢ers Taffel zin¢t; Daß man in Berg-Kri¢tallen Wenn gleich der Hunds-¢tern ¢chmaltz’t/ gefrornen Schnee la¢t fallen/ Daß fern-gepreßten Wein mit Ei¢e man erfri¢ch’t/ Und in den reiffen Herb¢t des Frulings Ro¢en mi¢cht; Daß Porcellan/ Rubin/ des Kay¢ers Tranck muß faßen/ Wenn frembder Perlen Schnee in Eßig wird zerlaßen; Daß endlich ihm ein Fur¢t aus Bal¢am macht ein Bad/ J¢t wenig ¢onderlichs. Ein Knecht des Kay¢ers hat Diß alles nachgethan. Daß er mit minder Wagen Als Tau¢enden nicht fahr’t/ und ¢einen Zug be¢chlagen Mit dichtem Silber laß’t; Daß er kein Kleid zweymahl/ Wie ko¢tbahr es i¢t/ trag’t; i¢t ein geringer Strahl Der Kay¢erlichen Lu¢t. Das guldne Hauß/ die Seen/ Die Zimmer/ welche ¢tets ¢o/ wie die Welt umbgehen/ Die Deck’/ aus der allzeit wolrichend Ambra rinn’t/ Der Seulen Helffenbein/ die guldnen Netze ¢ind Zum An¢ehn/ ¢chlecht zur Lu¢t/ ja nur ein todtes We¢en. Der Zucker die¢er Welt/ durch welchen wir gene¢en/ J¢t Schonheit/ Liebes-Reitz. Es tau¢chte Mulciber/ Wie arm er i¢t/ umbs Reich nicht mit dem Jupiter. Sein ¢chwartzes Hauß/ da er kan bey der Venus liegen/ Gibt mehr/ als Jupitern die Sternenburg/ vergnugen. Zu dem ¢o ¢teh’ ich an; Ob ihm der Kay¢er auch Durch manchen Gnaden¢trahl nicht mehr Verachtungs-Rauch Als Liebes-flamm erweck’t in den verwehnten Sinnen/ Die aus dem Feuer Eiß/ aus Hold-¢ein Haß gewinnen. Nero. Wo ziel’t die Red’ hinaus? Wo ¢cheutert un¢er Kahn Der Gnaden? Und wer geh’t der Wollu¢t-Libgen Bahn Vergnugter/ als der Fur¢t?
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Es] Er AB Es CD
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Hunds-¢tern] Hund-Stern B Hund¢tern CD Ambra] Saffran BCD
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Agrippina
Otho. Der den Poppee liebet/ Wenn die Octavie, mein Fur¢t/ nur Eckel giebet: Der/ den die Schonheit ¢elb¢t in edle Armen ¢chranck’t: Wenn gifft’ge Schal¢ucht dich mit kalter Unlu¢t kranck’t ! 4" Großmacht’ger Herr und Fur¢t/ vergib den freyen Zungen/ Die Warheit hat mir diß Bekantnus abgezwungen. Rom und der Kay¢er kenn’t die Gaben aller zwey: Zwar/ daß Octavie des Kay¢ers Tochter ¢ey J¢t etwas/ aber nichts/ das Lieb’ und Brun¢t vergnuget/ Die lieber offt auff Stroh’ als weichen Purpur lieget. Wie wol Poppeens Stamm auch Burger-Mei¢ter zehl’t: Und Sieges-Krantze trag’t. Der Kay¢erin zwar fahlt Die Schonheit auch nicht gar; Doch i¢t ¢ie nur ein Schatten Fur die¢er/ die ¢ie Rom nicht darff zu ¢eh’n ge¢tatten/ Da nicht die Tiber ¢oll voll lichter Flammen ¢teh’n. Und wie ¢ol nicht ¢olch Schmuck Sabinens Ruhm erhoh’n: Da ihre Mutter auch die Schon¢te war der Frauen/ Denn Adler bringen ja nur Adler/ Pfaue Pfauen. Zu dem/ was i¢t die Pracht der Glieder/ die die Glutt Durch Lieb-reitz nicht be¢eel’t? Es trag’t die kalte Flutt Corallen/ die ¢o ¢chon als trockne Lippen brennen/ Die nie kein Kuß bethau’t. Die Bru¢t i¢t Schnee zu nennen/ Wo auff der See-voll Milch kein ¢anffter Liebes Wind Umb die zwey Fel¢en ¢piel’t. Die ¢tillen Augen ¢ind Nur Fackeln ohne Licht/ und Bogen ohne Pfeile. Die Tulipane ¢ticht mit Farben wol zu weile Den Glantz der Ro¢e Weg: Doch wer zeicht die nicht fur/
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Poppee] Poppeen A Poppee BCD - en A Armen BCD Armen] Arm trag’t] tra’gt A tragt BCD Liebes Wind] Liedes Wind A Liebes Wind B Liebes-Wind CD
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die] dir BCD den] der BCD Bekantnus] Bekantniß C Bekanntniß D weichen] weichem BCD bethau’t] bethau’t B bethaut CD zeicht] zeucht CD
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Die ¢o viel Anmuth gieb’t durch den Geruch von ihr? Der Seelen-Liebreitz i¢t der Schonheit Gei¢t und Leben/ Der Liebe Saltz und Oel. Soll die¢es Anmuth geben? Wenn ¢ich Octavie bey bluhender Ge¢talt/ Wenn er ¢ie ku¢¢et/ todt/ fur ¢einen Flammen kalt/ Bey ¢einen Seufftzern taub/ bey ¢einer Gun¢t vergallet Ja ¢teinerner als Stein Pigmalions an¢tellet? Wenn ¢ie/ nun ietzt der Fur¢t (den Rom und Grichenland Als einen Orfeus hor’t) die Harfen in der Hand Die Lorbern auff dem Haupt’ in Phœbus Tempel dringet/ !5" Umb den Britannicus bey Agrippinen ¢inget Ein ¢tachlicht Grabelied? Hingegen wie begluck’t Wird Otho vom Panket des Kay¢ers heim ge¢chick’t! Die Tiber leitet ihn in Hafen der Begierden/ Poppee ¢chleuß’t mir auff den Garten aller Zierden/ Das Paradies der Lu¢t/ wo ihrer Wangen Licht Den Fruhling mit Geblum’/ ihr blitzend Ange¢icht Den Sommer/ ihre Bru¢t den Herb¢t mit Aepffeln zeuget. Ja/ wenn in Mitternacht nicht einig Stern auff¢teiget/ J¢t ihr liebko¢end Mund mir eine Morgenroth’/ Nach der in Augen mir die doppel-Sonn’ auffgeh’t. Die Venus hat kein mahl ¢o den Adon empfangen/ Wie Sie/ der edlen Blum’ und jedermans Verlangen Die Lu¢t der Seeligen/ mich bewillkommen kan. Der Nelcken-Mund grußt mich mit freyem Lachcheln an/ Die Armen ¢chlie¢¢en Sie und meinen Gei¢t zu¢ammen. Jhr ¢pielend Augen-Blitz entzundet Brand und Flammen; Aus ihrer Bru¢t kwil’t mir ¢olch krafftig Himmel-brod/ Solch eine NectarSee: Daß ich der Donner-Gott Mich achtete zu ¢eyn/ wenn die¢en Safft der Rebe Ein Ganimedes mir/ nicht eine Venus gabe. So ¢chiff’t mein Liebes-Schiff/ und fahr’t in Hafen an/ Biß die Begiehrde nicht mehr weiter rudern kan. 116 Pigmalions] Pigmalias A Pigmalions A(AnmL.)BCD 119 dringet] bringet ABCD (vgl. V. 280) 117 ietzt] itzt BCD 136 entzundet Brand und] verwandelt Mich in B verwandelt mich in CD 142 Biß] Wenn BCD
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Agrippina
Nero. Ach! Leider! ja du mahl’¢t mit ungefal¢chten Farben Die Wonne deiner Seel’ und un¢ers Hertzens Narben/ Den Zucker deiner Lu¢t/ die Wermuth un¢rer Pein! Des Kay¢ers Auge muß der Warheit Zeuge ¢eyn. Wir haben/ wenn Poppe’ je i¢t auff’s Schloß er¢chienen Verwundernd ange¢chau’t/ die feuchten Mund-Rubinen/ Verwundet durch’s Ge¢choß der Anmuth uns gefuhl’t/ Wenn’s Auge mit dem Blick/ die Bru¢t mit Athem ¢piel’t. Wolan! empfang das Glaß auff Wolergeh’n der Frauen/ Die heute dich umbarm’t und morgen Uns ¢oll ¢chauen. !6" Otho. Sie i¢t des Fur¢ten Magd.
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Nero. Der Fur¢t dein und ihr Freund. Wo i¢t ein Venus-Stern der aber itzt uns ¢chein’t? Nun! Nero mag ¢ich nicht mehr mit der Gramen kwalen/ Wil Weibern/ die zeither geher¢ch’t/ itzt ¢elb¢t befehlen.
Nero. Paris. Otho. Burrhus. Seneca. Ein Hauptmann. Nero. Wie Paris ¢o erblaß’t? Woher bey ¢pater Nacht? Paris. Di Noth hat mich in’s Schloß/ die Treu’ in’s Zimmer bracht. Nero. Wie beb’¢tu? Was fur Ang¢t halt dein Gemuth umbgeben? 151 empfang] empfing AB empfang CD 159 Gemuth] Gemuth- A Gemuth BCD 152 umbarm’t] umarmt D 159 umbgeben] umgeben CD
Die Er¢te Abhandelung
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Paris. Nicht mir/ dem Nero geht’s umb’s Kay¢erthumb umb’s Leben. Nero. Uns umb das Kay¢ertum/ umbs Leben? Was fur Feind Dreut un¢er Zeder fall? Paris. Jch zittere den Freund Zu nennen. Nero. Wen? Den Freund? Paris. Der es am mei¢ten ¢chiene Zu ¢eyn. Nero. Eroffn’ es bald/ wer i¢t es? Paris. Agrippine. Nero.
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Die nach dem Reich uns ¢teht? Paris. auch nach dem Leben ¢treb’t. Nero. Schlag Donner! Wo in Rom ¢olch eine Wolffin leb’t. Welch Drache fri¢t ¢ein Kind? Welch Wurm erbeiß’t die Jungen? Wenn hat ein Panter-Thier je ¢eine Frucht ver¢chlungen? Entmen¢chtes Mutterhertz! Vergiffte Ra¢erey! 162 Zeder fall] Zederfall ABCD 161 umb] um CD
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Agrippina
Die Porcellane ¢pring’t von ¢chlechtem Gifft’ entzwey: Und ihre Mutter-bru¢t umbfang’t nicht nur/ ¢ie hecket Solch Gifft; Daß auch der Schlang- und Nattern bitter ¢chmecket. Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff’t den Seneca, Ver¢tarck’t die Leib-Wach! Otho. i¢t die Noth ¢o groß/ ¢o nah? ! 7"
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Paris. Man kan nicht klug genung Flamm und Verrather hutten. Nero. Erzehl’ es/ was ¢ie wil auff Uns fur Grimm auߢchutten.
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Paris. Sie/ die voll Ehr¢ucht brenn’t/ nach Kinder-Blutte dur¢t’/ Auf ¢trenge Rache ¢inn’t: Daß Nero ¢elber Fur¢t Und nicht ihr Knecht mehr i¢t; Daß ¢ie nicht Parth und Per¢en Soll Fur¢ten ¢tellen fur/ und uber Kay¢er herr¢chen; Daß hinter der Tapet ¢ie ietzt nicht Rath mit halt/ Daß kein Caractacus ihr nicht zu Fuße fall’t/ Daß ¢ie Armeniens Ge¢and¢chafft nicht darff ehren; Wil/ was ein ra¢end Weib fur Schelm¢tuck konne/ lehren/ Hat den Rubellius Verrathri¢ch auffgehetz’t: Daß er ¢ich des Augu¢t ¢o nahen Enckel ¢chatz’t Zum Kay¢er wurdiger als Nero, der ¢ich hatte Durch Gifft in Thron ge¢piel’t. Jn Agrippinens Bette Stieg er mit reiner’m Recht/ als dem Silanus Braut Und die er Schwe¢ter hieß/ Eydbruchig ward vertraut. Diß ¢prenget Plautus aus. Nero. Er darff ¢ich diß erkuhnen? J¢t Schwerdt/ i¢t Feuer dar/ fur ihn und Agrippinen.
177 dur¢t’] dur¢t CD 181 ietzt] itzt BCD
Die Er¢te Abhandelung
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Paris. Sie/ die ihm Thron und Eh/ und dir den Todt ge¢chwor’n/ Hat bey fa¢t off’ner That/ die Reu und Furcht verlohr’n/ Gibt vor; Ein Theil der Schaar die umb den Kay¢er wache Sey ihr zu Dien¢t’ erkaufft/ der Rath ruhm ihre Sache. Nero. J¢t’s glaublich: Daß ¢ie diß wag’ auff ihr eigen Hauß? Paris. Calvi¢ius be¢chwert’s/ Jturius ¢agt’s aus/ Die ¢ie ¢ich hat bemuh’t in Meyneid einzuflechten
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Otho. Man preß’t die Warheit leicht durch Marter aus den Knechten/ Die/ wann die Maye¢tat verletz’t i¢t/ man mit Fug Dem Klager eignet zu. Paris. Ein offenbar Betrug Darf ¢trenger Fragen nicht. Silane ¢agt’s in Gutten/ !8" Die/ ¢eit der Fur¢t die Macht der Mutter was ver¢chnitten/ Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm/ Wordurch ¢ie hinter diß und alles andre kam Was ¢ie im Schilde fuhr’t. Silan’ hat ¢elb¢t gele¢en Des Plautus HeyrathsSchluß. Nero. Wir ¢ind zu gutt gewe¢en/ Ja/ leider! gar zu blind: Daß man Sie nur ver¢tieß/ Als ¢ie ihr fal¢ches Hertz ¢chon von ¢ich blicken ließ. Paris. Ein Wurm wird nur erhitz’t/ den man nur neck’t/ nicht todtet. Nichts/ als das Rach-Schwerdt nur/ das Blut und Flamme rothet Tilg’t der Regier¢ucht Brand.
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Nero. Ja/ un¢re grimme Gnad’ J¢t Hencker un¢rer Seel’/ und arg¢te Mi¢¢ethat/ Die wir durch un¢ern Fall itzt allzu theuer bußen.
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Agrippina
Otho. Der Fur¢t wird ein ¢chwach Weib ja noch zu dampfen wi¢¢en. Nero. Der Rath und Lager mehr als uns i¢t zugethan? Wir leider! ¢ind nur hin. Seneca. Was ficht den Kay¢er an? Nero. Die Mutter hat ¢ich ¢elb¢t auff un¢ern Hals ver¢chworen.
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Seneca. Die Mutter? ich er¢tarr’! auff den/ den ¢ie gebohren? Otho. Sie i¢t des Plautus Braut/ Rom i¢t ihr Heyrath-Gutt. Seneca. Mir kommt’s unglaublich vor. Der Kay¢er muß den Muth Nicht furcht¢am la¢¢en fall’n. Sind die geharn’¢chten Scharen Nicht machtig Rom und ihn fur Meineyd zu bewahren?
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Paris. Rom und der Kay¢er fall’t/ da man die Schlange nicht/ Eh ¢ie erwach’t/ erdruckt. Man ¢tech’ eh’/ als ¢ie ¢ticht. Nero. Daß Agrippine ¢terb? und Plautus untergehe. J¢t’s aber gutt: Daß man des Werck’s ¢ich unter¢tehe/ !9" Nun Burrhus Hauptmann i¢t/ dem ¢ie die Wurde gab? Nein/ ¢icher! fordert Schwerdt und Gurtel von ihm ab/ Die wir neb¢t Wurd’ und Ampt Cæcinen woll’n ertheilen.
218 Kay¢er] Kay¢ee A Kay¢er A(Errata)BCD 223 geharn’¢chten] geharni¢ch’ten A geharn’¢chten A(Errata)B geharn¢chten CD
Die Er¢te Abhandelung
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Seneca. Der Kay¢er wird hierdurch ¢ich ¢chadlich ubereilen. Die Mutter unverhor’t/ den Bluttsfreund aus Verdacht Zu todten/ i¢t ein Werck zu¢ehr mißbrauchter Macht. Den Burrhus ohne Schuld ¢o ¢chimpfflich abzu¢etzen Schein’t noch gefahrlicher. Offt/ was wir einen ¢chatzen/ Wird er/ i¢t er’s gleich nicht. Jch ¢elb¢t wil Burge ¢eyn/ Daß Burrhus Treu’ ihm nicht brenn’ ein ¢olch Brandmahl ein. J¢t Plautus uberzeugt? Die Mutter uberfuhret? Man pruf’/ eh als man ¢chleu¢t/ wo Zeug’ und Klag’ herruhret. Paris. Calvi¢ius/ Jtur/ Silane ¢agen’s aus. Seneca. Die alle drey ¢ind Feind auff Agrippinens Hauß. Wer Frembd’ und Klager hort/ gonnt auch der Mutter Ohren. Nero. Durch langes Horen wird offt Hulff’ und Heil verlohren.
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Seneca. Man dring’/ eh’ als ein Men¢ch erwach’t/ in’s Zimmer ein. Nero. Wo wir des Burrhus Treu nur vor ver¢ichert ¢eyn. Seneca. Wol! Hauptmann Burrhus ¢oll ¢chnur ¢tracks den Kay¢er ¢chauen. Nero. Wem i¢t/ wenn die Natur ¢elb¢t fal¢ch wird/ mehr zu trauen?
239 uberfuhret] uberfuhr’t A uberfuhret BCD 240 herruhret] in A(Errata) korrig. zu herruhr’t, in falscher Anpassung an den tatsächlichen Fehler uberfuhr’t in V. 239 herruhret BCD
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Agrippina
Otho. Die Flamme fri¢t kein Hertz das ¢charffes Gifft befleck’t/ Die Gun¢t-Glutt der Natur/ i¢t/ wo die Ader ¢teckt Des Ehr¢ucht-Giffts eyß-kalt. Man bruck’t auff todten Knochen Der Eltern/ die die Fau¢t der Kinder hat er¢tochen: Den Jrrweg auff den Thron; Der eignen Kinder Blutt Wenn man auff Zepter ziel’t/ ¢chatzt man fur epp’ und Flutt. Zwar man enthartet Stahl/ man kan die Tiger zahmen/ !10" Auff wilde Stamme Frucht/ auff Klippen Weitze ¢amen/ Die Gifft in Artzney kehr’n/ das aber geht nicht an: Daß man der Ehr¢ucht Gifft vom Hertzen ¢ondern kan Wo ¢ie gewurtzelt i¢t. Sie wird unendlich wutten/ Biß mit den Adern ihr die Wurtzel wird ver¢chnitten. Burrhus. Was hei¢ch’t die Maje¢tat/ das zu vollbringen ¢ey? Nero. Lebt Burrhus unverruck’t Uns mit dem Lager treu? Burrhus. Jch und das Lager wach’t fur’s Kay¢ers Heil und Leben. Nero. Hat Agrippinen auch Niemand ¢ein Wort gegeben?
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Burrhus. Der Fur¢t i¢t un¢er Herr. Was ¢chafft uns Agrippin’? Nero. Weiß Niemand/ was ¢ie ¢ucht fur Meyneyd zu vollzieh’n? Burrhus. Ein ¢chweigend Wi¢¢en wurd’ uns ¢elb¢t in Meyneyd ¢turtzen.
250 die] die die A die BCD 254 epp’] Ebb CD 267 wurd’] wird CD
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Die Er¢te Abhandelung
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Nero. Sie trachtet Reich und Gei¢t dem Sohne zu verkurtzen; Der/ weil ¢ie ¢ich zur Schlang’ aus einer Mutter macht/ Auch nicht mehr Sohn darff ¢eyn. Wer ¢ich nun aus Verdacht Der Mit-Verrather wun¢ch’t/ und uns wil Freund verbleiben/ Der ¢ol neb¢t uns den Dolch ihr durch die Bru¢te treiben.
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Burrhus. Der Kay¢er zaume ¢ich. Ein lauer Gei¢t bereu’t Was Zorn und Hitze ¢chloß. Was Er der Mutter dreu’t/ Kan/ mit geringerm Haß/ ein frembder Arm voll¢trecken: Auch ¢chuldig Mutter-Blutt ¢pritz’t auff die Kinder Flecken. Dafern ¢ie ¢chuldig i¢t/ wil ich der er¢te ¢eyn/ Der in ihr ¢chwartzes Hertz den blancken Stahl ¢toß’t ein.
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Nero. Jch lobe deinen Schluß/ mehr aber dein Vollbringen. Neb¢t dir ¢oll Seneca ¢track’s in ihr Zimmer dringen. Durchfor¢chen/ was verkerb’t. Zeug’t ¢ich die Mi¢¢ethat/ So ¢chafft durch die¢en Dolch euch Ruhm/ uns Ruh und Rath. !11"
Der Schauplatz verandert ¢ich in der Agrippinen Schlaffgemach.
Agrippina. Octavia.
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Agrippina. Mein Kind Octavie komm’t heut’ uns zu begru¢¢en? Uns? Die wir gleich¢am hier im Kercker leben mu¢¢en. Und komm’t der Kay¢erin noch mein Gedachtnus ein; Da wir bey aller Welt mehr als verge¢¢en ¢eyn? Kein Freund betritt die Schwell’/ und Niemand klopff’t die Thuren; 276 Auch ¢chuldig] Auch-¢chuldig AB Auch ¢chuldig CD B ¢pritzt CD 281 Zeug’t] Zeu’gt A Zeug’t B Zeigt CD 273 lauer] lauter CD
¢pritz’t] ¢pritz t A ¢pritz’t
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Agrippina
Da unlang¢t ihren Staub und Schatten zu beruhren Rom hoch¢tes Glucke pries. Jtzt fleucht man un¢er Hauß Gleich/ als wenn fur der Pe¢t ein Zeichen hieng’ heraus. So ¢piel’t Geluck und Zeit/ die ¢teter Wech¢el treibet. Wo ein ge¢trandet Ma¢t/ der Sandbanck Zeugnus bleibet/ Wil Niemand ¢egeln an. Und ¢ie/ mein Kind/ komm’t hin/ Wo ich Gefallte ¢elb¢t des Schiffbruchs Merckmal bin. Octavia. Frau Mutter/ ja ich komm/ ob man gleich Schal¢ucht fa¢¢et Auff den/ der nicht verfolg’t die/ die der Kay¢er ha¢¢et; Und ob man reine Gun¢t itzt gleich zu La¢tern mach’t. Ein unbe¢egelt Schiff nimm’t keine Schnur in acht/ Es lauff’t/ wie hier der Wind und dort der Strom es jaget. Die iedes Wetter trifft/ und alles Ungluck plaget/ Schatz’t Strudel/ Klipp/ und Schlund fur ein nicht fremdes Meer/ Und Schiffbruch fur den Port. Zwar treib’t mich auch hieher Jn die¢es Ein¢am-¢eyn mein eigenes Vergnugen. Agrippina. Verlang’t mein lieb¢tes Kind Vergnugung hier zu kriegen. Wo tau¢endfach Verdruß das Leben uns vergall’t/ Wo Ang¢t den Sammel-Platz und Noth die Renn-Bahn hallt? !12" Octavia. Frau Mutter/ zwar es laß’t ¢ich leicht vernunfftig ¢chlie¢¢en/ Wie Unmuth/ Schmertz und Zorn ihr Hertze bei¢¢en mu¢¢en: Daß eines Kay¢ers Kind/ Braut/ Schwe¢ter/ Mutter/ Frau/ Dem Falle ¢ich vermahl’t/ enterb’t vom Purper ¢chau. Daß/ die die Welt verehr’t/ der Rom ließ Weyrauch brennen/ Nach welcher Nahmen man ließ Stadt und Ufer nennen/
298 nimm’t] nimm t A nimm’t B nimmt CD 307 laß’t] laß t A laßt BCD 297 301 307 310
reine] reiche BCD fremdes] frembdes C ¢chlie¢¢en] ¢chlu¢¢en BCD Purper] Purpur BCD
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Daß/ die der Deut¢chen Treu hat als ihr Haupt bewach’t/ Ja die den Kay¢er ¢elb¢t zum Kay¢er hat gemach’t/ Der Tiranney ein Spiel/ dem Neid ein Ziel abgebe/ Jn dem Volck-reichen Rom/ wie in der Wu¢ten lebe/ Jn eines Burgers Haus/ ver¢to¢¢en vom Pala¢t/ Von Wach und Dienern frey/ ver¢chmah’t/ entweyht/ verha¢t/ Die Zeit und Leid verkurtz’. Ach aber/ die¢e Schmertzen Sind gegen un¢er Ang¢t/ Spiel/ Kurtzweil/ Kitzel/ Schertzen. Man heilt den ¢charffen Schmertz durch ¢tilles Ein¢am-¢eyn/ Diß ¢chatzt’ ich meine Lu¢t und Salbe meiner Pein; Jch/ die man ja darumb noch kan zu Hofe leiden/ Daß neue Martern mir ¢tets fri¢che Wunden ¢chneiden/ Die arger als der Todt. Des Brudern Gifft-Glaß faß’t Das Thranen-Saltz nicht mehr. Daß uns der Kay¢er haß’t Mit ¢chalem Aug’ an¢ih’t/ mit Fu¢¢en von ¢ich ¢to¢¢et; Geh’t hin; Daß aber er offt frembden Speichel floßet Auff un¢ern reinen Mund/ wenn ander’ ihn gekuß’t; Daß er mit Knaben-Lu¢t den Eckel ihm ver¢uß’t/ Den un¢re Keu¢chheit ¢chaff’t/ mit Mannern ¢ich vermahlet Und ein entmanntes Kind zu ¢einer Braut erwahlet/ Daß er ihm Magde leg’t in un¢er Bette bey/ Fri¢t einer Frauens Hertz/ bei¢t Marck und Bein entzwey. !13" Agrippina. Mein Kind/ ja wenn diß Hauß uns kont’ ans Ufer leiten/ Wenn uns des Hofes Meer der Hauchler Sturm be¢treiten/ Ja konte die¢es Dach ein Lorber-Schatten ¢eyn/ Wenn Nerons Blitz und Grimm uns A¢ch und Hinfall dreu’n So mochte¢tu und ich hier ja Vergnugung finden. Ach! aber/ Glutt muß wol/ wo Zunder weg kommt/ ¢chwinden/ Doch Fur¢ten-Eyfer brenn’t/ man ¢ond’re gleich/ was nehr’t. 313 328 337 341
bewach’t] bewach t A bewacht BCD Geh’t] Geht’t A Geh’t B Geht CD Lorbeer-Schatten] Lorbeer-Schatteu A Lorber-Schatten BCD brenn’t] brenn t A brennt BCD
334 Frauens] Frauen CD 339 mochte¢tu] mochte¢t du CD 340 kommt] kommt BCD
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Agrippina
Ein Luchs ¢ih’t durch ein Brett/ ein zornig Auge fahr’t Durch Mauer/ Stein und Stahl. Wo Furcht und Ehr¢ucht blitzen/ Kan uns kein Un¢chulds-Schild/ kein Ab¢eins-Mantel ¢chutzen. Was haben wir verkerb’t/ ¢eit wir von Hofe ¢ind? Doch leider/ wi¢¢en wir: Daß man uns Stricke ¢pinn’t; Verlaumbder auff uns hetz’t/ und Mord-Verrather ¢tifftet. Man hat zum dritten mahl die Reben uns vergifftet; Jn fal¢chen Zimmern uns mit Fallen auffge¢tell’t; Bey Stadt/ und Pofel uns durch fal¢chen Ruff vergall’t: Der Blut-Dur¢t Nerons wird auch/ glaub es/ nicht gele¢chet/ Biß er die Morder-Fau¢t mit Mutter-Blutte wa¢chet.
Burrhus. Agrippina. Seneca. Octavia. Etliche Freygela¢¢ene/ und ein Theil der Kay¢erlichen Leibwache. Burrhus. Was fur Verratherey hat Agrippine fur? Agrippina. Hilff Himmel! Wie? Warumb erbricht man un¢re Thur? !14"
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Burrhus. Sie ¢ag’ es/ was ¢ie hat auff’s Kay¢ers Halß ge¢ponnen? Agrippina. Wer? Wir? Von der mein Sohn den Purper hat gewonnen? Burrhus. Sie mach’t umb¢on¢t ¢o frembd ihr ihre Mi¢¢ethat.
342 ¢ih’t] ¢ih t A ¢ih’t B ¢ieht CD 349 auffge¢tell’t] auffge¢tellt’t A aufge¢tell’t B auffge¢tellt CD 356 Purper] Purpur BCD
Die Er¢te Abhandelung
Agrippina. Sol’s der nicht frembde ¢eyn/ die nichts verbrochen hat? Burrhus. Wir haben Macht mit Scharff’ ihr auff den Halß zu gehen.
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Agrippina. Kommt! foltert! Agrippin’ hat nichts nicht zuge¢tehen. Burrhus. Durch frey Bekantnus wird gemindert Straff’ und Schuld/ Agrippina. Die Un¢chuld leidet Gifft/ Stahl/ Flammen mit Geduld. Burrhus. Die Un¢chuld? Die auff Sohn und Fur¢ten ¢ich verbindet? Agrippina. Daß Nero wider uns kein eb’ner Fallbrett findet!
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Burrhus. Durch Hochmuth ¢anck ¢ie ab/ durch Meyneyd fall’t ¢ie gar. Agrippina. Verdroß euch: Daß ich nicht den Knechten dien¢tbar war? Burrhus. Den Kay¢er/ Rom und uns: Daß ¢ie uns Sklaven ¢chatzte. Agrippina. Als ich dich in dein Ampt/ den Sohn zum Zepter ¢atzte? Burrhus. Wer ¢atz’t/ muß/ den er ¢atz’t auch ehr’n mit Treu und Pflicht.
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Agrippina. Jch machte mich zur Magd/ und ihn zum Gotzen nicht.
361 Bekantnus] Bekantniß C Bekanntniß D
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Agrippina
Burrhus. Der Zunge Brand entdeck’t/ was die Begierden kochen! Agrippina. Wer/ was umb’s Hertz i¢t/ ¢agt/ hat niemals Treu gebrochen. Burrhus. So ¢ag ¢ie/ was ihr Hertz Verrathri¢ches verdeck’t. Agrippina. Sag’t Klager/ was es ¢ey/ mit wem wir ¢ich befleck’t. !15"
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Burrhus. Hat ¢ie dem Plautus nicht verlobet Eh’ und Krone? Agrippina. Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verlaumbdern nicht zu Lohne! Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh’? Brich Abgrund brich! Brich! ¢chlinge die¢en Dampff der Lugen ein in dich! Welch Morder hat erdacht? Welch Teuffel kont er¢innen/ Uns ein ¢olch Lebens-Netz/ diß Ehren-Garn zu ¢pinnen? Sagt/ denn wir woll’n durchaus es wi¢¢en/ wer es ¢ey? Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Kay¢er brachte bey. Seneca. Silane/ die den Schluß der Heyrath ¢elb¢t gele¢en.
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Agrippina. Silan i¢t die¢es Bruts Gebahrerin gewe¢en? Hilff Himmel! ich er¢tarr’! Alleine ¢ag’t uns an: Ob ein unfruchtbar Weib vernunfftig urtheiln kan Von Muttern? mein’t der Wurm? Daß ein recht Mutter-Hertze/ 374 befleck’t] befleck t A befleckt BCD 376 Gotter] Gotter A Gotter BCD 385 er¢tarr’!] er¢tarr ! A er¢tarr! BCD 372 umb’s] umbs BC ums D 373 Verrathri¢ches] Verratheri¢ches B 374 ¢ich] uns CD
Die Er¢te Abhandelung
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Wie ein unkeu¢cher Balg mit ihren Buhlern ¢chertze? Silane wech¢elt ja durch Ehbruch Hertz und Gun¢t So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brun¢t/ Und auff was neues ¢inn’t: Jn meinen Mutter-Bru¢ten La¢t mich kein Kalt-¢eyn nicht nach frembder Glutt gelu¢ten. Seneca. Calvi¢ius/ Jtur bezeugen’s neben ihr.
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Agrippina. J¢t’s glaublich: Daß diß Paar ¢olch Schelm¢tuck nehme fur? Jedoch/ was wundert’s uns? Daß die¢es Paar zu Liebe Der alten Be¢tien durch Meyneyd uns betrube: Diß i¢t ihr einig Danck fur diß: Daß ¢ie den Werth Der Gutter/ neben ihr hoch¢tliederlich verzehr’t. Nun urtheil’t/ ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen/ Und un¢ers Sohnes Hertz von ¢einer Mutter trennen. Burrhus. Die Schutz-red i¢t bißher was ¢cheinbar zwar ge¢tell’t/ Doch/ wo ihr Schild den Stich/ ihr Schein nicht Farbe halt. ! 16" Beruh’t des End¢pruch’s Krafft auff die¢er Fau¢t und Degen.
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Agrippina. Die Redligkeit laß’t ¢ich durch Dreuen nicht bewegen. Jch lache: Daß man mir nach Ruhm und Leben ¢treb’t Mit Stricken/ die vielleicht die Spinne fe¢ter web’t. Seneca. Sie hat nicht Lachens Zeit. Jhr Leugnen wird ¢ie ¢chlagen/ Wenn ihr Domitie wird unter Augen ¢agen/ Wenn Atimetus wird eroffnen ihren Rath/ Den ihr vergallter Gei¢t auff Rom be¢chlo¢¢en hat. Agrippina. Die Warheit fuhr’t uns auch aus die¢es Jrrgangs-Schrancken. Jch wil Domitien fur ihre Feind¢chafft dancken:
391 ¢inn’t] ¢inn t A ¢inn’t B ¢innt CD
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Agrippina
Da ¢ie an Redligkeit uns abgewinnen wil. Wir woll’n verdammet ¢eyn/ da ¢ie nur halb ¢o viel Dem Kay¢er gonn’t als wir: Wir woll’n das Mord-beil ku¢¢en/ Da wir durch un¢ern Todt den Sohn vergro¢¢ert wi¢¢en. Ach! aber/ er ¢iht’s nicht/ und un¢re Seele kranck’t: Daß ¢ie durch un¢ern Fall auch ihn zu ¢turtzen danckt. Burrhus. Sie ¢turtzte ja ¢ich ¢elb¢t durch eigenes Geblutte.
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Agrippina. Die Schal¢ucht gegen uns verbittert ihr Gemutte. Glaub’t ¢icher: Daß der Safft der Liebe leicht ver¢eig’t/ Wo das Geblutte ¢chon in Seiten-Stamme ¢teig’t. Hingegen/ ach! Wie kan der Wurtzel Krafft entgehen/ Wenn die geraden Zweig in fri¢cher Bluthe ¢tehen? Es richte/ wer ver¢teh’t/ was Mutter-Liebe kan/ Ja den der ¢uße Ruff des Vaters nur geh’t an/ Ob ¢ich nicht Hitz und Glutt bequemer ¢cheiden la¢¢en; Als eine Mutter ¢ol ihr Eingeweide ha¢¢en Und auff ihr einig’s Kind mit Meyneyd ¢chwanger geh’n. Seneca. Der rechte Stamm verdorr’t wo frembde Rauber ¢teh’n. So muß die Mutter-Hold auch eignen Kindern fehlen/ Die Ehr¢ucht an ¢ich zeucht und neue Buhler ¢tehlen. Agrippina. Nun die Natur uns nicht zu ¢chutzen Kraffte hat; So uberleg’t mein Werck und urtheilt di¢er That/ !17" Die itzt an Treue danck’t/ die Mutter abzu¢techen. Gar recht! mit ¢olcher Art muß man den Grund abbrechen Der Hauß und Pfeiler ¢tutz’t: Man reiß’t die Wurtzeln loß/ Wenn ein verhaßter Baum nicht wach¢en ¢ol zu groß. Diß i¢t das Trauer¢piel/ das ¢chon mit mir beginnet/ Auff das Domitie neb¢t Atimeten ¢innet/
435 itzt] ietzt B
Die Er¢te Abhandelung
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Wenn er ihr Geil-¢eyn le¢ch’t. Sie bracht’ in ¢u¢¢er Ruh Die ¢tille Nacht/ den Tag in warmen Badern zu/ Ging ihrer Wollu¢t nach/ in Bajens Lu¢t-Gebauen; Stellt’ auff Lampreten auff in Cumens Fi¢chereyen; Als uns des Nacht’s kein Schlaff/ den Tag kein Dur¢t ankam; Biß Claudius mein Kind auch ¢elb¢t zum Sohn’ annahm; Als uns kein Purpur nicht des Kay¢erthumbs anlachte/ Biß man zum Land-Vogt ihn/ zum Burgermei¢ter machte; Ja! Als uns Wurd’ und Thron nichts als Verdruß gebahr Biß Nero Herr der Welt/ ¢elb¢t Fur¢t/ ¢elb¢t Kay¢er war. Burrhus. Der letzten Unthat Rauch dampff’t er¢te Wolthats-Flammen.
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Agrippina. Die einmal lichte Glutt zeucht keinen Rauch zu¢ammen/ Was hetten wir fur Frucht/ ¢o bald zer¢tor’t zu ¢chau’n/ Was ¢o viel Zeit und Schweis kaum machtig war zu bau’n? Zu dem/ was wiß’t ihr denn fur Meyneyds-Mitge¢ellen? Weil zwey paar Armen wol gantz Rom nicht werden fallen/ Sag’t/ hat man Rath und Stadt auff un¢er Seite bracht? Hat man das Heer erkauff’t das umb den Kay¢er wacht? Erwei¢et; Wenn man ließ verdachtig Gifft abkochen/ Ob wegen Meuchelmord’s wo ¢ey ein Knecht be¢tochen? Ob man der Lander Treu zu Auffruhr hat verhetz’t? Wo diß erweißlich i¢t; ¢o werd’ ich nicht ge¢chatz’t Als Mutter/ nicht als Men¢ch: ¢o braucht Glutt/ Creutze/ Klingen/ !18" So laß’t durch’s Adern-quall uns gluend Ei¢en dringen. Burrhus. Jhr Vor¢atz kam vielleicht zu zeitlich an das Licht.
441 bracht’] brach’t AB bracht CD 444 Stellt’] Stell’t AB Stellt CD 453 hetten] hetteu A hatten BCD 447 kein] ¢ein BCD 453 zer¢tor’t] zer¢tor’t B zer¢tort CD
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Agrippina
Agrippina. Der Rauch entdeckt di Glut; Die Boßheit berg’t ¢ich nicht. Ja wenn Britannicus mein ander Sohn noch lebte/ Dem man zur Krone Gold/ zum Purpur Seide webte/ So konte meiner That ¢ein Erb-recht noch mein Schein; Sein Zepter noch mein Schild; Sein Reich mein Leben ¢eyn: Wenn aber Plautus ¢olt an Rom¢chen Gipffel ¢teigen Und ¢ich Augu¢tus Stamm fur frembden Hauptern neigen; Wormit wurd’ Agrippin’ ihr Heil verbe¢¢ert ¢eh’n? Denn/ dorffte nicht der Neid aus Worten Polßken dreh’n/ Aus Worten/ die man itzt zu Donnerkeilen machet/ Die doch nur Ungedult und Libe veruhr¢achet. Wir wurden ohne Schild fur tau¢end Klagern ¢teh’n/ Die uns durch leichten Weg ans Hertze wurden geh’n Auff un¢ern Hals verfuhr’n ¢olch ¢chreckliches Verbrechen/ Darvon uns kan kein Men¢ch/ als nur der Sohn loß ¢prechen. Burrhus. Was urtheil’t Seneca? ich finde nichts an Jhr Verdacht’s und ¢traffens werth. Seneca. Jch halt’ es auch mit dir.
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Agrippina. Wie ¢teh’t/ und ¢chweig’t ihr nu? Sag’t: Was wir mißgehandelt? Hat euch mein Un¢chuld-¢child itzt gar in Stein verwandelt? Seh’t nicht fur Schlangen-Blitz die Tauben-Augen an/ Der Mutter/ die be¢eel’n/ nicht aber todten kan. Sag’t: mit was Vorwand ihr nun meinen Sohn verhetzet: Daß er itzt als ein Low’ an uns die Klauen ¢atzet?
466 entdeckt] endeckt A entdeckt BCD 476 nur] uur A nur BCD und] nnd A und BCD 482 halt’] halts’ B halt CD 483 nu] nun BCD
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Seneca. Halt ¢ie die Farbe nur/ bricht Nero Lib und Blutt Noch weniger/ als Sie.
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Agrippina. Der krafft’gen Wa¢¢er Fluth Verliehret außer’m Kwall und Brunnen Krafft und Starcke. !19" Ein ¢ich ab¢ondernd Sohn ub’t oft nicht Kindes-Wercke. Ein Brunn ein Mutter-Hertz wird aber nicht vergall’t/ Wenn gleich die ¢uße Bach in ¢altzicht Wa¢¢er fall’t/ Ein Kind die ¢anffte Gun¢t in hei¢¢en Grimm verkehret. Burrhus. Die wahre Tugend wird durch den Be¢tand bewehret. Wir wollen/ was ¢ie itzt vor¢chutzend wendet ein/ Dem Kay¢er tragen fur; Er ¢elb¢t mag Richter ¢eyn.
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Agrippina. Wir woll’n; Daß Nero ¢elb¢t mog’ un¢er’ Antwort horen/ Denn un¢re Un¢chuld wird die Ertzt-Verlaumbdung lehren/ Und ¢einer Rache Glutt zieh’n auf die Morder-¢chaar Die Uns. Seneca. Gleich recht; ¢ie red’. Jtzt i¢t der Kay¢er dar.
Agrippina. Nero. Burrhus. Seneca. Die Freygela¢¢enen. Die Trabanten.
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Agrippina. So ¢uch’t man deinem Ruhm’ ein Brandmahl anzubrennen? Durch un¢ern Todt? mein Fur¢t. Denn/ dich mein Kind zu nennen/ Verdachtigte mein Recht. Weil man bey La¢tern Gnad’ 500 Denn] Den AB Denn CD 505 Verdachtigte] Verdachtigte doch B
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Agrippina
Aus holden Titeln ¢uch’t. So ¢piel’t der Zeiten Rad! Jch/ die ich Mutter bin/ muß die¢en Nahmen fliehen/ Vermummten Schlangen nur die Larven abzuziehen/ Die mehr als Mutter woll’n bei dir ge¢ehen ¢eyn/ Wenn ¢ie ¢olch ein Ge¢icht mir Mutter drucken ein/ Das Drach’ und Wolff nicht hat; Wenn ¢ie woll’n un¢rem Hertzen Den Meyneyd tichten an/ ja Uns mit La¢tern ¢chwartzen Fur den den Unthiern grau¢’t. Jch hei¢¢e dich nicht Kind. Weil ¢charf¢te Richter auch der Un¢chuld linde ¢ind. ! 20" Halt mich fur Mutter nicht; Weil ich in die¢er Sache Mir kie¢e ¢trenges Recht. Des Kay¢ers Donnern krache Mit Schwefel ern¢ten Grimms und ¢chutte Straffen aus Auf die verdammte Schaar/ die Agrippinens Hauß Den Himmel deines Thron’s ¢ich zu be¢turmen wagen; Und auf der Lugen Grund Verlaumbdungs-Berge tragen Zu ¢turtzen dich durch mich. Jch hei¢che Rach’ auff ¢ie/ Jch/ die ich mich umb Schutz der Un¢chuld nicht bemuh’; Jch/ die der Nahme nur der Mutter frey kan ¢prechen. Die min¢te meiner That kan ihr Ge¢choos zerbrechen/ Daß Fal¢chheit auf mich ¢charff’t. Es ¢traffe Rach’ und Schwerdt; Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt: Daß nicht die Schlang’ ihr Gifft in neue Kopff’ auߢprenget Wenn/ was die Rach’ abhau’t der Klugheit Glutt ver¢anget. Es fahre Straff’ und Blitz auf die/ die deinen Ruhm Mehr todten/ als mein Heil. Kan ¢ich der Tugend Blum’ Und deines Her¢chens Preiß ¢o ¢chandlich bilden la¢¢en? Daß auch die Mutter muß’ ihr eignes Abbild ha¢¢en? Diß hei¢t die Maje¢tat an dir zu hoch verletz’t. Diß hei¢chet Flamm’ und Pfal. Mein Schimpff bleib’ unge¢chatzt/ Darmit diß La¢ter-Volck ¢chwartzt meiner Un¢chuld Lilgen. Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen Darmit es uns ver¢tell’t: Jedoch/ was ficht uns an? Weil ja Verlaumbdung nicht die Tugend ¢chimpffen kan. Wer un¢re Mutter-Milch der Liebe wil vergallen Der wei¢e: Daß von ihm was ¢ußer’s konne kwallen/ Als aus der Mutter Bru¢t? Was ¢chaff’t Silane gut’s? Steh’n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut’s 508 die] bie A die BCD 511 Drach’] Drach ABCD
Wolff] Wolff’ A Wolff BCD
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Das Kauffgeld gerne ¢eyn. Kan ¢ie dich hoher heben/ Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben/ Und urtheil’n: Agrippin’ i¢t keines Sohnes werth/ Weil ¢ie nicht alles gab. Wie unbedacht¢am fahrt !21" Aus Eyfer aber uns die Gutthat von der Zungen? Hat ihre Thorheit uns den Fehler abgezwungen/ Und ¢tatt des Lachens/ Zorn? Jn dem nicht glaublich ¢chein’t: Daß/ die ihr Kind bring’t umb/ wen Frembdes redlich mein’t. So kan der Warheit Strahl der Lugen Rauch zertreiben. So wolle nun mein Fur¢t den Mordern Gifft ver¢chreiben/ Daß ¢ie auff uns gekoch’t; So werd’ ihr zi¢chend Blutt Ein Opffer un¢er Rach’/ ein Gauckel¢piel der Glutt! Ein Spiegel ern¢ter Straff’. Es mag der Zorn-Sturm krachen Auff die¢e/ die dich woll’n zum Mutter-Morder machen/ Die eine Mutter dir woll’n rauben; Weil ¢ie dich So ¢ehr/ ¢o hertzlich lib’t! Was aber muh’ ich mich Umb Straffen? Seh’ ich doch das Wa¢¢er meiner Zehren Jn Wolcken ¢ich zerzieh’n/ die Blitz’ und Keil gebehren Auf der Verrather Kopff. Schau’t: Nero theilet ¢chon/ Der La¢ter Marter aus/ der Tugend reichen Lohn. Nero. Frau Mutter/ zwar es fehl’t uns nicht an Argwohns-Grunden Der Ehrgeitz laß’t ¢ich auch nicht durch Ge¢etze binden/ Die die Natur gleich ¢chreib’t. Die Hochmuths-Spinne web’t Jhr Garn/ an dem ¢ie ¢ich empor an Gipffel heb’t Aus eignem Eingeweid’. Hat man mit Kinder-Blutte Schlecht Unheil außgele¢ch’t; mit was fur heißerm Mutte Eroffnet man ihr Kwall der Adern/ wenn ¢ein Schaum Uns neue Purper farb’t? Der Kron¢ucht ¢ußer Traum Stell’t Eltern Kinder fur als Gifft-erfullte Schlangen/ Vergall’t als Drach’ und Molch den/ der offt nichts begangen/
550 wen] wenn A wen BCD 570 farb’t] farbt’t A farb’t B farbt CD 547 aber] uber CD 568 Unheil] Urtheil CD heißerm] heißern B 570 Purper] Purpur BCD
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Weil auch aus Wind’ und Lufft der Schal¢ucht gifftig Zahn Jhr eine Spei¢e mach’t; Jedoch wir woll’n die Bahn !22" Der reinen Sanfftmuth geh’n/ und die¢e Hoffnung fa¢¢en: Die Mutter werde ¢ich nicht Ehr¢ucht blenden la¢¢en/ Uns mit nicht fal¢cher Hold und Liebe pflichten bey. Daß ¢ie auch un¢rer Gun¢t genung ver¢ichert ¢ey/ Sol ihrer Freunde Treu’ itzt un¢re Gnad’ erfahren. Das Kornhaus der Stadt Rom ¢ol Fœnius verwahren/ Balbillus von ¢tund an Egyptens Land-Vogt ¢eyn/ Antejus Syriens. Dem Stella raumet ein Den Schauplatz/ und neb¢t dem die Auff¢icht un¢rer Spiele. Daß die Verlaumbdung auch der Warheit Strahlen fuhle/ So ¢ol Silan’ entfern’t das Elend lernen bau’n/ Calvi¢ius/ Jtur Rom nimmermehr mehr ¢chau’n/ Des Atimetus Hals ¢ein Mißbeginnen bißen. Agrippina. Die Mutter ¢aget Danck dem Fur¢tlichen Ent¢chlu¢¢en.
Reyen. Der Gerechtigkeit; Der Tugenden, Der La¢ter; Der Rachche; Der Belohnung.
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1. Die Laster. Jhr blindes Volck! Wie ¢eit ihr ¢o bethoret? Wie/ daß ihr der Gerechtigkeit Verkapptes Bild/ den blinden Gotzen ehret? Und das Altar beliebter Lu¢t entweyh’t? Die Gotter/ die nicht treuen Dien¢t belohnen/ Sind Weyrauchs nicht/ nicht ¢u¢¢er Opffer werth. J¢t euer Danck/ ¢ind eures Kampffes Kronen Nicht Unlu¢t/ Haß/ Verachtung/ Strang und Schwerdt? 578 genung] genug BCD 587 bißen] bu¢¢en BCD
Die Er¢te Abhandelung
Die Palmen aber un¢rer Siegung Sind Ehre/ Reichthumb/ Lu¢t/ Vergnugung.! 23"
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1. Die Tugenden. Jhr thor’chtes Volck/ die ihr der Tugend Licht Die Sonne der Vernunfft nicht einmal konn’t erblicken/ Weil der Begierden Dun¢t’ euch zaubernde be¢tricken/ Wie ¢ahnen uns nach euren Aepffeln nicht/ Die außen Gold/ innwendig A¢che ¢ind. Jhr la¢tert un¢ern Glantz; Alleine konn’t ihr Raben Uns Sonnen anzu¢chau’n wol Adlers-Augen haben? Geh’t/ ¢peiß’t euch nur mit Aeßern Rauch’ und Wind. Wir konnen Wollu¢t-Gifft leicht mißen/ Weil wir der Seele Milch genußen. 2. Die Laster. Welch Nectar kan die Seele mehr erkwicken/ Als Zucker ¢ußer Libes-Brun¢t? Des Himmels Glantz/ den tau¢end Sternen ¢chmucken/ J¢t gegen Ehr’ und Purper neblicht Dun¢t. Kein Honig-thau erfri¢ch’t ¢o dur¢t’ge Saaten; Als Rachgier ¢ich mit Feindes Blutt kuhl’t ab. Jhr Armen muß’t am Unglucks-feuer braten/ Biß un¢er Witz euch bring’t be¢chimpf’t in’s Grab. Wie/ daß euch denn fur Zucker Gallen/ Fur Ro¢en Neßeln ¢o gefallen? 2. Die Tugenden. Weichlinge brenn’t der Keu¢chheit Neßel zwar; Doch ¢ie erhalt die Lilg’ und Bru¢t fur Faul und Flecken. Der Scharlach ¢aug’t mehr Blut der Men¢chen/ als der Schnecken; 598 Vergnugung] Vergnugunng A Vergnugung BCD 598 601 602 608 612 613
Reichthumb] Reichthum BCD Dun¢t’] Dun¢t BCD ¢ahnen] ¢ehnen BCD Seele] Seelen CD genußen] genie¢¢en BCD Purper] Purpur BCD dur¢t’ge] dur¢tge CD
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Agrippina
Der Demuth Kleid bleibt Schwanen-rein und klar. Die Rachgier i¢t ihr eigen Seelen-Wurm. Die Sanfftmuth aber kuhl’t mit Un¢chuld ihr Gewi¢¢en. Die Boßheit hat ihr Gifft ja was bezuckern mu¢¢en; Die ¢till¢te Lufft berg’t Schifbruch/ Wind und Sturm. Zwar Tugend ¢chmeck’t den Lippen bitter/ Doch lab’t ihr Nectar die Gemutter. 1. Die Gerechtigkeit. Ja/ lib¢ten Kinder/ la¢’t euch nicht die Wollu¢t Zirzen ! 24" Ver¢atzen in der wilden Thiere Zunfft. La¢t der Sirenen Lied euch nicht in Abgrund ¢turtzen; Ver¢topff’t das Ohr mit Wach¢e der Vernunft. Schein’t ihr gleich itzt zu leiden/ ¢ie zu ¢iegen; Jhr ¢ol’t doch Lohn; ¢ie aber Straffe krigen. 3. Die Laster. Sol/ die fur uns in Himmel ¢ich gefluchtet/ Auch dort nicht hoch am Brette ¢itz’t/ Weil Jupiter nach uns die Segel richtet/ Ohnmachtig dreu’n? Daß ¢ie ¢traff’t/ lohn’t und ¢chutz’t/ Sind ihrer viel durch dich zum Zepter kommen? Bekronte¢tu das itz’ge Haupt der Welt? Hat Agrippin’ itzt Meyneyd furgenommen? Weil nun dein Arm der Un¢chuld Schutz nicht halt/ Was i¢t dein Schwerdt denn ohne Spitze? Die Wage ¢onder Zunge nutze. 3. Die Tugenden. Ach Gottin/ daß dein Eyfer nicht bald bricht! Denn/ hat die Boßheit gleich den Hencker im gewißen/ Kan Tugend auch gleich Lu¢t im Tod und Kwal genußen 633 leiden] leideu A leiden BCD 638 Ohnmachtig] Ohn machtig AB Ohnmachtig CD 629 640 642 647
die] der CD Bekronte¢tu] Bekronte¢t du CD Weil] Weiln BC genußen] genie¢¢en BCD
¢chutz’t] ¢chu’tzt A ¢chutzt BCD
Die Er¢te Abhandelung
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So full’t es doch der Blinden Augen nicht. J¢t Tugend gleich ihr’ eigne Frucht und Werth; So gonn’ uns doch nur auch der Ehren Zierath-Blatter/ Schick’ auf die Hellen-Zucht einmal ein Unglucks-Wetter So wird das Werck ¢ie lehren: Daß dein Schwerdt Ja ¢chneiden konn’/ und dein Gewichte Nach Wurden abwig’t Straff’ und Fruchte. 2. Die Gerechtigkeit. Brich Hell’ und Himmel auf! ihr Werckzeug meiner Wercke/ Rach’ und Belohnung komm’t/ nehm’t euch mein an. Erofnet aller Welt der großen Gottin Starcke: Daß ¢ie Ge¢tirn’ und Abgrund offnen kan. Jhr mußt mit Blitz auff Sund und La¢ter regnen. Die Tugenden mit Ehren-Krantzen ¢egnen. !25" Die Rachche: Die Erde bricht/ daraus die Rache ¢teiget Gewaffnet aus mit Giffte/ Schwerdt und Glutt. Der Blitz ver¢ehrt’t die Wolcke die ihn zeuget/ Der Abgrund ¢elb¢t fri¢t ¢einen Schlangen-brutt. Der Ehr¢ucht Glutt ¢oll’n grimme Flammen ¢pei¢en/ Der Wollu¢t Gifft durch todlich Gifft vergeh’n/ Die Rachgier fall’t durch ihr ge¢chliffen Ey¢en. Nun werdet ihr/ ihr La¢ter/ ja ge¢tehn: Daß endlich ¢at¢am reiffe Sunden/ Jm Leben Pein/ im Grabe Schimpff empfinden. Die Belohnung. Des Himmels Gun¢t/ der reine Seelen lieb’t/ Und wahre Tugenden mit holdem Aug’ anblicket/ Hat euch durch mich den Lohn/ den ihr verdien’t/ ge¢chicket.
654 Straff’] Straff’- A Straff’ B Straff CD 651 655 656 665
Hellen-Zucht] Hollen-Zucht BCD Hell’] Holl’ B Holl CD komm’t/ nehm’t] kompt/ nembt B Flammen] Flamme BCD
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Agrippina
Empfang’t den Krantz/ die Palmen/ die er gib’t Komm’t/ die ihr euch mit La¢tern nie befleck’t/ Der Warheit Sonnen¢chein tilg’t die Verlaumbdungs Dun¢te/ Der Un¢chuld Zirckel hemm’t der Boßheit Zauberkun¢te. Denn: Daß ihr ja der Tugend Nectar ¢chmeck’t/ Eh’ als ihr ¢olt verfin¢tert leben/ Muß ein Tyrann an’s Licht euch heben.
676 tilg’t] til’gt AB tilgt CD
Die andre Abhandlung
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Die andre Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur des Kay¢ers geheimes Zimmer.
Nero. Poppæa.
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Nero. Nun gehet Rom und Uns der Libes-Fruling an/ Der Wollu¢t-Morgen auf/ nun man dich/ Sonne/ kan Jn die¢en Zirckeln ¢chau’n. Wir haben ¢u¢¢e Wunden Von ihren Strahlen zwar abwe¢end ¢chon empfunden; Denn Sonn und Schonheit wurck’t auch/ wenn man ¢ie nicht ¢ih’t; !26" Un¢ichtbahrn Gottern i¢t zu opffern man bemuh’t. Jtzt’ aber brennen wir/ nun der Begierden-Zunder/ Den Uns ihr Lob gebahr/ durch ihrer Blitze Wunder Vollkomlich Flamme fang’t. Hemm’t nu ¢ie/ Schon¢te/ nicht Die Zugel un¢rer Brun¢t/ und ¢teig’t ihr guldnes Licht An Mittag ¢u¢¢er Hold/ muß Nero A¢che werden Durch hei¢¢en Sonnen¢chein der blitzenden Gebehrden. Jedoch/ wer wil nicht ¢eyn von Sonn’ und Glutt verzehr’t/ Die ihres Brandes A¢ch’ in junge Fenix kehr’t? Wird un¢er Hertze gleich die Schonheits-Glutt verbrennen/ Poppeens/ die man muß der Romer Sonne nennen/ Wird doch ihr Anmuths-Strahl mit Zucker-¢u¢¢er Lu¢t/ Mit Bal¢am reiner Gun¢t be¢eelen un¢re Bru¢t.
vor 1 Zimmer] Zimmmer A Zimmer A(Errata)BCD 8 ihr] iha A ihr BCD vor 5 9 14
1 andre] andere BCD wurck’t] wirck’t B wirckt CD fang’t] ¢aug’t B nu] nun CD Fenix] Phoenix CD
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Agrippina
Wir ¢ind in ¢ie verlieb’t/ wir ku¢¢en ihr die Hande/ Sie i¢t mein Sonnen-Rad/ ich bin die Sonnen-Wende/ Sie i¢t mein Norden¢tern/ ich aber ihr Magnet. Du Ab-Gott un¢er Zeit/ mein gluend Hertze ¢teh’t Zum Weyrauch ange¢teck’t; Jch wil mein treues Leben Auff deiner Bru¢t-Altar dir hin zum Opffer geben. Nun/ ¢o eroffn’ uns auch dein Himmli¢ch Heyligthum Der Seele/ deine Bru¢t. Der Sonne gro¢ter Ruhm J¢t; Daß ¢ie allen ¢chein’t. Der Gotter Tempel ¢tehen Dem offen/ der ¢ie ehr’t. Poppee wird erhohen Sich uber Rom und Uns/ wenn ¢ie den Kay¢er lib’t/ Der Lu¢t den Zugel laß’t und uns Vergnugung gib’t. Poppæa. Mein Fur¢t/ mein Herr/ mein Haupt/ ich ¢chatze fur Gebrechen Weil alzu gro¢¢e Gun¢t muß irrig Urtheil ¢prechen/ Was er als Schonheit prei¢’t. Wer ¢chatzt die Dun¢te ¢chon/ Eh’ als ihr neblicht Nichts man ¢icht am Himmel ¢teh’n/ Und ¢ie die Purper-Sonn’ in Regenbogen kehret? Mein Schatten der Ge¢talt wird durch den Glantz verklaret Der hoch¢ten Maje¢tat. Daß nun der Fur¢t diß Gold !27" Schatz’t werther/ als es werth/ ruhm’ ich als hoch¢te Hold/ Und kuß’ ihm Hand und Fuß’. Auch ¢oll zu Dien¢t ihm leben Mein Gei¢t/ und mein Gantz ich/ wie weit uns zugegeben Hat Tugend und Vernunfft. Nero. Die geben alles zu Da/ wo ein Fur¢t was hei¢ch’t. Man thue was man thu/ Der Purper hull’t es ein. Mein Kind/ der Kreis der Zeiten Pfleg’t aus dem Lentz’ uns ja auch in den Herb¢t zu leiten/ 38
Schatz’t] Scha’tzt A Schatz’t B Schatzt CD
19 23 34 35 39 43
die] dir B ange¢teck’t] an¢teck’t B ¢icht] ¢ieht CD Purper-Sonn] Purpur-Sonn CD Hand] Hand BCD Purper] Purpur BCD
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Der Baum trag’t endlich Frucht/ der er¢tlich hat gebluht; Wie daß denn ¢ie/ mein Schatz/ uns Herb¢t und Frucht entziht/ Da wir doch lang¢t von ihr der Libe Bluth’ empfangen. Poppæa. Das Ku¢¢en auff den Mund/ das Spielen auff den Wangen Die Kurtzweil auff der Bru¢t ¢ind Blumen/ die ein Weib Noch brechen la¢¢en kan. Alleine Schooß und Leib Sol frembder Sichel nicht die Saat’ und Erndte gonnen. Die er¢ten Ro¢en wird der Kay¢er ¢amlen konnen So weit ich’s vor gab nach. Hier/ lach¢’t der dur¢t’ge Mund! Hier ¢chwill’t die nackte Bru¢t! Nero. Welch Gei¢t wird hier nicht wund? Welch Men¢ch wil Schiffbruch nicht auff die¢en Klippen leiden? Welch Auge wil nicht hier auff die¢en Nelcken weiden? Die Seelen ku¢¢en ¢elb¢t auff den Rubinen ¢ich! Poppæa. Mein Fur¢t/ zu viel! zu viel!
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Nero. Mein Schatz/ ¢ie ¢atz’t an mich Mit grimmer Spar¢amkeit. Dem/ der ¢chon ein¢t ge¢ogen Der Wollu¢t Mandel-Milch/ wird ja zu fruh entzogen Die ungeleerte Bru¢t. Wer allzu ¢par¢am lib’t Reitz’t nur/ er¢atigt nicht. Poppæa. Mu¢cat und Zimmet gib’t/ !28" Wil man mit Glutt den Gei¢t durch theure Kolben treiben/ Nur Tropffen-weiß’ ihr Oel. Wil Schonheit ¢chatzbar bleiben/ Nicht ¢chlechtes Wa¢¢er ¢eyn/ muß ¢ie ihr Nectar nicht Mit vollem Strom außtheil’n.
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frembder] fremder B lach¢’t] lachtzt CD dur¢t’ge] dur¢tge CD
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Agrippina
Nero. Es wird der Sternen Licht Nicht unwerth/ ob es ¢chon mit tau¢end Augen leuchtet/ Der Monde/ der gleich oft das Feld mit Thaue feuchtet Behalt ¢ein Silber-Horn. Poppee bleibet reich/ Schon/ reitzend/ und ge¢chatz’t/ theil’t ¢ie den Zucker gleich Mir ungemaßen aus. Der Lippe ¢eichtes Liben Wird nach Er¢attigung durch Eckel nur vertriben. Mein Liben aber i¢t gewurtzelt in der Bru¢t Die jedes Glied betheil’t mit angenehmer Lu¢t/ Und vielen Safft bedarf. Wir¢tu dein Kwall’ uns ¢chlußen/ Wird meiner Seelen Pflantz’ alsbald verwelcken mu¢¢en. Schatz/ ach ¢o floß’ uns doch den krafft’gen Bal¢am ein! Wie? oder zweifel¢tu? Daß deine Strahlen ¢eyn Die Fackel un¢er Brun¢t? Des Morders Zutritt fri¢chet Entleibter Wunden auf/ die gleich ¢ind abgewi¢chet. Nicht anders wall’t mein Hertz und treib’t das Blutt empor Jn deiner Gegenwart. Mein Wundenmahl bricht vor An Stirne/ Mund und Bru¢t. Poppæa. Die Wunden/ die die Liebe Verur¢ach’t/ rinnen oft auch von entferntem Triebe. Die Schal¢ucht/ ich ge¢teh’s/ ver¢aug’t den Wollu¢t-thau. Man kußt mit wenig Lu¢t/ die Lippen die noch lau Von frembden Ku¢¢en ¢ind. Jch ¢chwere bey der Seele Des Kay¢ers: Daß ich brenn’ und meines Hertzens Hole Ein heilger Tempel ¢ey/ in dem des Kay¢ers Bild Mein Abgott/ meine Seel’ und was in Adern kwill’t/ Sein brennend Opffer i¢t. Die Andacht aber ¢chwindet/ Wenn Nero einer Magd ¢elb¢t Libes-Oel anzundet/ Den Ambra ¢einer Brun¢t auff Actens Schooß und Bru¢t/ ! 29"
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ver¢aug’t] ver¢ang’t A ver¢augt A(Errata; hier Fehlform mit ver¢anckt wiedergegeben!) ver¢aug’t B ver¢augt CD
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wird] wir C Wir¢tu] Wir¢t du CD zweifel¢tu] zweiffel¢t du CD
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Die Knechten offen ¢tand/ entweyh’t mit ¢chnoder Lu¢t. Der Fur¢t urtheile ¢elb¢t; Jch bin ¢o wol vermahlet Dem Otho/ dem an Muth/ an Pracht das min¢te fehlet/ Die Wollu¢t krantz’t mein Bett/ und Glucke full’t mein Hauß. Diß alles ¢chlag’ ich ja muthwillig von mir auß/ Ver¢chutte Gluck’ und Eh’ erwerbe Schimpf und Haßen. Denn Otho mich nicht mehr wird zwey drey Nachte laßen Jn frembden Armen ruh’n. Und ich erlange kaum (Nach dem die Magd zuvor den Kern genaß) den Schaum Von ¢einer Anmuths-Milch. Mein Fur¢t/ auch edle Steine Verlieren Werth und Preiß/ mach’t man ¢ie zu gemeine. Jm Koth vertirb’t die Perl’/ ein Spiegel wird verterb’t Durch ein beflecktes Aug’/ ein Turckis wird entfarb’t Jn ein nicht-reiner Hand. Nero. Der Eifer i¢t ein Zeichen Nicht ungefal¢chter Gun¢t: Wind/ Schatten muß ihm weichen Wenn der Verdacht ihr nichts fur Nebenbuhler halt. Mein Engel/ glaube doch: Daß keine Magd gefallt Dem/ der Poppeen lib’t: (Wo Koniglich Geblutte Auch eine Magd ¢ol ¢eyn.) Des Kay¢ers gantz Gemutte Ziel’t nur/ mein Zweck/ auff dich. Du ha¢t ja das Ge¢chooß Der Liebes Mutter ¢elb¢t furlang¢t gegurtet loß/ Umb durch den Pfrit¢ch- und Pfeil dein Antlitz außzuru¢ten. Solt’ Acten denn mit dir zu kampffen wol gelu¢ten? Sorg’¢t aber du/ mein Licht: ich la¢chte frembde Brun¢t/ Es were dir zu kalt die ¢chon zertheilte Gun¢t; So laße doch mein Werck dir meine Krafte zeugen. Das Opffer meiner Hold wird wie die Flamm’ auf¢teigen/ Wo du diß Bette wir¢t zum Tempel widmen ein/ Die Bru¢te zum Altar. Du ¢elb¢t mag¢t Gottin ¢eyn Und Liebes-Pri¢terin.
105 vertirb’t] verdirbt CD 119 zeugen] zeigen CD
verterb’t] verderb’t B verderbt CD
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Agrippina
Poppæa. Wenn ich das An¢eh’n hette Der Gottheit/ wurd’ er nicht auf ungeweihtem Bette !30" Verlangen Lieb und Lu¢t. Was hallt den Kay¢er an/ Daß er Poppeens Seel’ ihm nicht vermahlen kan? Mißfall’t ihm die Ge¢talt? ihr redliches Gemutte? Und daß ¢ie fruchtbar i¢t? J¢t irgens ihr Geblutte Nicht edel? Da ihr Haus mit ¢o viel Ahnen glantz’t/ Die Rom in Ertzt geprag’t/ mit Lorbern hat bekrantz’t. Was hindert ihn/ mein Fur¢t/ den Ab¢chied der zugeben/ Die ihn nur haß’t/ und die ins Ehbett’ aufzuheben/ Die ihn ¢o hertzlich lib’t? Es bricht der Thranen-Thau Fur Wehmuth bey mir aus/ wenn ich den Kay¢er ¢chau/ Und wie er als ein Kind ¢ich laß’t die Mutter leiten. Jch ¢chwere: Daß ¢ie mir hat la¢¢en Gifft bereiten. Doch klag ich die¢es nicht/ nur: Daß ¢ie Reich und Macht Dem Kay¢er aus der Hand zu winden i¢t bedacht/ Ja ihm Ge¢atze ¢chreib’t. Der Kay¢er muß mich la¢¢en Weil Agrippine wil. Da nun nur giftig’s ha¢¢en Und ein vergalltes Weib ihm ¢ol vermahlet ¢eyn/ Was ¢chleu¢t der Kay¢er denn mich fruchtloß bey ihm ein. Er la¢¢e mich doch nur des Otho Ehweib bleiben/ Jch kan mit ihm die Zeit mit mehrer Lu¢t vertreiben/ Entfern’t von Rom und ihm/ da ich des Kay¢ers Schmach/ Wie er ¢o gar zu viel den Weibern gebe nach/ Zwar hor’n/ nicht ¢ehen muß. Nero. Jch muß mein Kalt-¢eyn ¢chelten/ Und mein hellodernd Hertz muß durch viel Pein entgelten/ Der lang¢amen Geduld/ in dem ein bloßer Kuß/ Der Vor¢chmack wahrer Lu¢t/ mich nur vergnugen muß. 132 haß’t] ha’ßt A ha¢t A(Errata)B haßt CD 128 131 132 133 138
irgens] irgends CD ihn] ihm BCD ihn] ihm B ihn] ihm B winden] wenden CD
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Jedoch ich bin vergnug’t/ wenn ich den Blitz der Augen Die Flammen/ die ich muß aus den Korallen ¢augen Der Lippen/ fur dißmal im Schnee-Gebirge mag Der Bru¢te kuhlen ab. Jch wil noch die¢en Tag Zu beyder Heil und Lu¢t den fe¢ten Grund-¢tein legen. Wir ¢eh’n/ je ¢anfter wir der gift’gen Natter pflegen/ Je ¢charffer ¢ticht ¢ie uns. Man ¢chatzet fur Gewien Die Wurtzeln/ die den Safft den Stammen ¢elb¢t entziehn/ Die Mutter die ihr Kind ¢elb¢t todtet/ zu vertilgen. !31" Wir rotten Di¢teln aus und pflantzen edle Lilgen/ Wenn fur Octavien Poppee wird erwehl’t. Poppee/ welcher nur noch Eh’ und Zepter fehl’t. Jch wiedme beides dir. Jn de¢¢en wolln wir ¢innen Des Otho ¢cheles Aug’ er¢prußlich zu gewinnen. Sie ¢ag’ ihm: Daß er uns noch heute ¢ehen muß. Jedoch ge¢egne ¢ie uns noch durch einen Kuß.
Nero. Paris.
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Nero. Es i¢t ja Seelen-Lu¢t die Mund-Korallen ku¢¢en! Doch ach! Daß umb die Frucht ge¢altz’ne Wellen flu¢¢en/ Die nur zu mehrerm Dur¢t die Ku¢¢enden reitzt an! Schau’t! Wie ¢ie Zauberin Uns nicht ver¢tricken kan! Sie laß’t die Bluth’ uns nur der guldnen Aepffel ¢chmecken/ Umb un¢rer Seele nur mehr Hunger zu erwecken. Der Liebe ¢u¢¢es Meer i¢t eine Wunder-flutt/ Jn der der ¢eichte Schaum der Lippen nur die Glutt Der Liebes-Brun¢t ¢teck’t an. Wo ¢chon die Flamme ¢pielet/ Wird die Begierde nur in tieffer Schooß gekuhlet. O Sonne meiner Seel! ach! daß dein holder Schein So brennet/ und doch nur wil lang¢am fruchtbar ¢eyn? Wo reiffe Wollu¢t-Frucht gleich ¢paten Datteln gleichet; 156 164 168 172 174
wir] mir BCD er¢prußlich] er¢prießlich BCD umb] umb BC un¢rer] un¢re BD ¢eichte] ¢euchte B feuchte CD
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Agrippina
Hab’ ich doch lang¢t den Herb¢t der hundert Jahr erreichet Jm Wachsthum meiner Gun¢t/ weil Lieben eine Nacht/ Ja einen Augenblick zu einem Jahre mach’t. Paris. Mein Fur¢t/ er ¢elb¢t i¢t Schuld. Wenn man wil Fruchte zeigen/ Wird wilder Stamme Raub getilg’t an edlen Zweigen. Der Kay¢er lib’t und reitz’t Poppeen ohne Frucht/ Weil Agrippinens Haß/ des Ehmanns Eifer-¢ucht Octaviens Verdruß ihr Eh’ und Thron entzihen Als Wurtzeln/ ohne die ihr Liben nicht wird bluhen. Poppee brenn’t ¢o ¢ehr als er; Sie ¢tell’t ¢ich kalt Wol wi¢¢end: Daß ¢o lang’ alleine die Ge¢talt Der Schonen/ ¢ey ein Port/ biß nach erlangtem Bitten Verlibter letzter Lu¢t den Schifbruch hat erlitten. !32" Wenn bei¢t ein ¢chlauer Fi¢ch an leeren Angeln an? Wo man ¢ie fangen wil/ ¢o gib’t man was man kan. Nero. Wie kan man aber Eh’ und Thron ihr fuglich geben/ Ja ¢ie aus frembdem Bett’ in un¢re Schoß erheben? Paris. J¢t diß wol fragens werth? Was hat fur Fug und Recht Der nicht/ der Zepter tragt? Welch Recht wird auch ge¢chwacht/ Wenn er Octavien/ weil ¢i unfruchtbar/ trennet/ Und die nimm’t/ die man ¢chon als fruchtbar hat erkennet? Nero. Wie/ wenn ¢ich Agrippin’ Octaviens nimm’t an?
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Paris. Man breche mit Gewalt/ was ¢ich nicht beugen kan. Sie ¢age: Was der Fur¢t hier ¢eltzames begehe. Augu¢t nam Livien noch ¢chwanger ihm zur Ehe. Ja Otho ¢elb¢t entzog Poppeen dem Cri¢pin. 184 Zweigen.] Zweigen A Zweigen. B Zweigen; CD 196 frembdem] frembden BC
un¢re] un¢ren CD
Die andre Abhandlung
Nero. Fur was wird Otho diß ihm anzih’n? Paris. Fur Gewien: Daß eine Kay¢erin aus ¢einem Bette ¢teige. Nero. Ein Baum verlier’t den Preiß der fortgepfropfften Zweige.
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Paris. Der Nero hielt’s fur Ruhm/ als er mit hoch¢ter Lu¢t Als Vater/ nicht als Mann verlobte dem Augu¢t Sein Ehweib Livien. Ein Freund-¢tuck zu bezeugen Gab Cato dem Hortens die Martie zu eigen. Ja/ was wil Otho ¢on¢t/ wenn er ¢o oft die Frau Lob’t und nach Hofe ¢chick’t? als: Daß ¢ie Nero ¢chau’ Und Libes-Zunder fang? Jn dem er wol ver¢tehet; Daß auch durch bloßen Blick der Keu¢chheit Schnee zergehet. Denn ein be¢trahltes Aug’ i¢t Mutter der Begier. Ein Weib und Pferd ¢teht feil/ wenn man ¢ie reitet fur. Ge¢atzt auch: Otho weiß kein Auge zu zudrucken/ Kan man ihn unter’m Schein der Ehre nicht ver¢chicken? Man kauff’ ihm ab ¢ein Weib umb eine Land-Vogtey. Nero. Ja recht! ein kluger Rath! Was i¢t fur eine frey? Paris. Durchlauch¢ter/ Portugal. Nero. Wol! wir woll’ns ihm vertrauen. !33" Man ¢ag’ ihm: Otho ¢ol ¢chnur-¢tracks den Kay¢er ¢chauen. 208 fortgepfropfften] fortgepfrofften A fortgepfropfften BCD 206 Gewien] Gewin CD 218 feil] fe¢t CD 223 Durchlauch¢ter] Durchlaucht¢ter CD
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Agrippina
Der Schauplatz verandert ¢ich in einen Spatzier-Saal.
Agrippina. Octavia. Burrhus. Seneca. 225
Agrippina. J¢t’s moglich: Daß Uns ¢chon ein grimmer Wetter trifft? Octavia. Ja/ was der Sturm nicht ¢chaff’t/ vollbring’t Sirenen-Gifft. Agrippina. Wag’t ¢ich Poppee denn ¢chon in des Kay¢ers Bette? Octavia. Gantz ¢icher/ unverdeck’t. Sie i¢t die Hoch¢t’ am Brette. Agrippina. Diß i¢t der Weg zur Eh’/ und Staffel auf den Thron.
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Octavia. Ach ja! ich ¢ehe mich im Schimpff’ und Tode ¢chon. Agrippina. Die Natter wird auch uns nicht unge¢tochen la¢¢en. Octavia. Ach! Daß ich unbe¢chimpff’t nur konte bald erbla¢¢en! Agrippina. Mein Kind/ der Nachen hilf’t oft/ wenn das Schiff gleich bricht. Octavia. Wo keine Nachen ¢ind/ entkomm’t der Klug¢te nicht.
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Agrippina. Vermochte Burrhus nicht den Schiffbruch abzuwenden? 225 moglich] muglich CD
grimmer] grimmes BCD
Die andre Abhandlung
Octavia. Er und der Seneca hat’s Kay¢ers Hertz’ in Handen. Agrippina. Durch ¢ie muß man der Brun¢t Poppeens beugen fur. Octavia. Wofern es nicht zu ¢pat: Jch warte beider hier. Agrippina. Durch ¢ie kan man die Schlang’ in ihrer Wige dampffen. !34"
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Octavia. Wo ¢ie ¢o keck nur ¢ind Poppeen zu bekampffen. Agrippina. Wie? i¢t ¢ie mehr als wir? ¢ie fertigten uns an. Octavia. Hier/ nun ein Hurenbalg mehr als die Mutter kan. Agrippina. So weiß ich: Daß hierzu die Tugend ¢ie verbinde. Octavia. Wer heng’t bey Hofe nicht den Mantel nach dem Winde?
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Burrhus. Was hat die Kay¢erin uns beyden zu befehl’n? Octavia. Diß: Daß ihr Artzney mog’t fur arg¢tes Gifft erwehl’n.
244 heng’t] hengt’t A heng’t B hengt CD 244 Mantel] Mandel BC
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Agrippina
Seneca. Princeßin/ was fur Gifft ¢ol un¢er Artzney heilen? Agrippina. Die/ die Poppeens Brun¢t wil euch und uns zu theilen. Burrhus. Sie melde/ was ¢ie druck’t. Wir bitten ihr die Hand.
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Octavia. Mach’t ihren Ehbruch ihr euch ¢o ¢ehr unbekand? Seneca. Sie furchte ¢onder Grund den Kay¢er diß zu zeihen. Agrippina. Die Sonnen-helle That kan uns ¢chon Grund verleihen. Burrhus. J¢t ihr Bekantnus dar? Sind Zeugen die¢er That? Octavia. Es zeugt’s: Daß Nero ¢ich mit ihr ver¢chlo¢¢en hat.
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Seneca. Mehr als zu ¢chwacher Grund in ¢o ¢ehr ¢chwerer Sache. Agrippina. Was ¢chaff’t ein geiles Weib in frembdem Schlaf-Gemache! Burrhus. Ein eyfernd Auge macht ¢tets den Verdacht ¢o groß. Octavia. Jhr gleich¢am gla¢ern Kleid entblo¢te Bru¢t und Schooß.
249 bitten] bieten BCD 253 Bekantnus] Bekantniß C Bekanntniß D
Die andre Abhandlung
Seneca. Man gib’t nicht leichtlich Gifft in ¢ichtbaren Ge¢chirren.
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Agrippina. Man muß die Vogel ja durch ¢chone Beeren kirren. Burrhus. Weiß ¢ie Poppeen ¢on¢t zu ¢agen nichts nicht nach? !35" Octavia. Jhr gluhte Stirn’ und Ohr als ¢ie ¢ich ¢ein entbrach. Seneca. Sie ¢elb¢t/ Octavie/ hat Schuld/ i¢t was ge¢chehen. Octavia. Hilf Himmel! Wil man ¢o die La¢ter auff uns drehen?
265
Seneca. Sie lock’t den Kay¢er nicht liebreitzende zur Lu¢t. Agrippina. Was Libreitz bey ihm gilt/ i¢t leider! uns bewu¢t. Seneca. Wie hett’ ihr ¢on¢t Poppe’ im Liben abgewonnen? Octavia. Man ¢iht begieriger Cometen an/ als Sonnen. Burrhus. Wie? Daß der gantze Hof denn ihr ¢chal’ Antlitz haß’t?
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Agrippina. Wer haß’t die nicht/ auff die der Kay¢er Schal¢ucht faß’t. Seneca. Der Sanftmuth Zucker muß der Fur¢ten Unhold lautern.
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Agrippina
Octavia. Die Natter ¢auget Gifft aus Zucker-¢u¢¢en Krautern. Burrhus. Miß’t ¢ie dem Ehgemahl der Nattern Wurckung bey? Octavia. Ach! Daß er grimmer nicht als grimme Nattern ¢ey!
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Seneca. Die Eyfer-¢ucht verkehr’t zu Mitternacht den Schatten. Agrippina. Jhr ¢ollet nichts/ was uns zu Eyfer reitz’t/ ge¢tatten. Seneca. Man muß den Fur¢ten oft was durch die Finger ¢eh’n. Octavia. Wenn diß in La¢tern gilt/ ¢o i¢t’s umb uns ge¢cheh’n. Burrhus. Geduld! Poppeens Gun¢t wird nicht ¢o lange bluhen.
280
Octavia. Biß man das Purpur-Kleid uns aus/ ihr an- wird zihen. Seneca. Gebrauchte Schonheit wird ein Ro¢en-leerer Strauch. Octavia. J¢t Acte libes Kind nicht noch nach dem Gebrauch? !36"
vor 275 Seneca] Seuec. A Senec. BCD 273 Wurckung] Wirckung BCD 278 umb] umb BCD
Die andre Abhandlung
Burrhus. Sie aber Kay¢erin. Was eyfert ¢olche Wurde? Octavia. Der Stand/ den Sorg’ und Ang¢t be¢chwer’t/ i¢t La¢t und Burde.
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Seneca. Sorg’t ¢ie ¢o ¢ehr: Daß ihr die Hand-voll Lu¢t entgeh’t? Agrippina. Nein! Daß Poppee ¢chon halb auf dem Throne ¢teh’t. Burrhus. Sie wollen beyde ¢ich des Argwohns doch ent¢chutten. Octavia. Was kan ein geiles Weib bei’m buhlen nicht erbitten? Seneca. Erwarb der Acte Brun¢t ihr ¢o un¢chatzbarn Lohn?
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Agrippina. Jhr Knechti¢ch Uhr¢prung war zu niedrig auf den Thron. Burrhus. Sie ¢ol den Attalus zu ihrem Ahnen haben. Agrippina. So tichteten die/ die erkaufftes Zeugnus gaben. Seneca. Sie ta¢ten mit Gefahr des Kay¢ers Zepter an. Agrippina. Ha! Daß ein Wei¢er noch die La¢ter loben kan!
284 Der] Den BCD 291 ihrem] ihren BCD 292 Zeugnus] Zeugniß CD
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Agrippina
Seneca. Sie ¢age ¢elber es dem Kay¢er in’s Ge¢ichte. Agrippina. Er dencke: mit was Ruhm er ¢o ¢ein Ampt verrichte? Burrhus. Was gibet Nero mehr auf Uns und un¢ern Rath? Agrippina. Nichts; Weil er Pferden Sold/ wie euch ge¢atzet hat. Burrhus. Sie dulde/ was ¢ie nicht i¢t machtig zu verwehren.
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Agrippina. Soll’n wir ¢chau’n zu/ biß uns die Flamme wird verzehren? Seneca. Wer Fehler rucket fur/ geu¢t Oel in Brand und Glutt. Octavia. Wer/ wenn er kan/ nicht wehr’t/ i¢t arger/ als der’s thut. Seneca. Ja! Diener ¢oll’n auch Schuld an Brand und Hagel haben. Agrippina. Diß Nach¢eh’n wird euch ¢elb¢t noch eine Grube graben.
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Seneca. Fuhl’t ihre Mutter-Bru¢t nicht Kinder-Libe mehr? Agrippina. Wer ¢ehr lib’t/ wenn er lib’t/ haß’t/ wenn er haß’t/ auch ¢ehr. ! 37" Burrhus. Wir woll’n dem Kay¢er treu’ auch bei Verfolgung bleiben.
Die andre Abhandlung
Agrippina. Wenn er fur euren Dien¢t euch wird den Blutt¢pruch ¢chreiben. Seneca. Jch merck’s/ wohin ¢ie lock’t. Nicht hoffe: Daß man’s thut.
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Agrippina. So komm’t denn umb/ weil ihr nicht la¢chen woll’t/ die Glutt! Octavia. Hilf Himmel! Nun entfall’t uns un¢er be¢tes Hoffen. So i¢t’s/ der Ro¢en-Haupt/ der Hauchler Ohr ¢teh’t offen Nur/ wenn der ¢anfte We¢t belibter Zeitung ¢treich’t. Ja/ wer durch La¢ter nur des Kay¢ers Gun¢t erreich’t/ J¢t Abgott auf der Burg. Poppee muß ja ¢iegen/ Weil Niemand von ihr wil ein ¢auer Auge krigen. Agrippina. Mein Kind/ wenn uns der Wind nicht wil in Hafen fuhr’n; So muß der Armen Fleiß die ¢chweren Ruder ruhr’n. Man ¢uche forder¢am¢t dem Otho zu entdecken: Poppee pflege ¢ich durch Ehbruch zu beflecken. Octavia. Wir haben Wind: Daß ihn der Fur¢t noch die¢en Tag/ Damit ¢ein geiles Weib frey ¢icher buhlen mag/ Von hier entfernen wird. Man hat ihm ¢chon befohlen: Zu kommen auf die Burg den Ab¢chied abzuholen.
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Agrippina. Er muß bey uns vorbey in’s Kay¢ers Zimmer geh’n.
308 wird] wird’ A wird BCD 317 fuhr’n] fuhr’n A fuhr’n B fuhrn CD 310 umb] umb BCD
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Agrippina
Octavia. Gleich komm’t er. Agrippina. Wol! auf ihm ¢chein’t un¢er Heil zu ¢teh’n.
Agrippina. Otho. Octavia. Agrippina. Wohin eil’t Otho ¢o? Otho. Jch ¢ol den Kay¢er ¢chauen. Octavia. Verlang’t den Kay¢er mehr nach dir/ als deiner Frauen? Otho. Was gehet meine Frau Sie und den Kay¢er an?
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Octavia. Vielleicht ihn mehr als dich. Daß er ¢ie ku¢¢en kan. ! 38" Otho. Wie mag ihr ¢olch Verdacht umbnebeln das Ge¢ichte? Agrippina. Sag’t/ was ¢ie wichtiges beim Kay¢er ¢on¢t verrichte? Otho. Ge¢atz’t/ er ku¢¢e ¢ie. Ein Kuß mach’t keinen Fleck. Octavia. Des Ku¢¢ens Pfeile ziel’n auff einen fernern Zweck. vor 327 Agrippina] Agripppina A Agrippina BCD 326 komm’t] kommt CD
Die andre Abhandlung
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Otho. Von keu¢chen Seelen wird kein ferner Wun¢ch vergnuget. Agrippina. Ein Weib bleib’t keu¢ch/ biß ¢ie zur Untreu Anlaß krieget/ Otho. J¢t diß der Weiber Ruhm? Wer wil euch ferner trau’n? Octavia. Candaulens Frau blieb keu¢ch/ biß daß er ¢ie ließ ¢chau’n. Otho. Was nutz’t ein Schatz/ den man Niemanden darf entdecken
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Agrippina. Der klar¢te Spigel krig’t von geilen Augen Flecken. Otho. Der Sternen Glantz bleib’t rein/ ¢ih’t ¢ie gleich alle Welt. Octavia. Glaubt: Daß nichts Jrrdi¢ches des Himmels Farben hallt. Otho. Was i¢t der Perlen-Schnee in Schnecken-Mu¢cheln nutze? Agrippina. Kein Eßig fal¢ch’t ¢ie nicht im Mutterlichen Sitze.
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Otho. Wer wil ¢ein Weib allzeit in’s Zimmer ¢chlu¢¢en ein? Octavia. Man mache ¢ie nur nicht bey Fur¢ten zu gemein.
345 ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en BCD
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Agrippina
Otho. Es bringet Ehr und Ruhm bey Fur¢ten ¢eyn ge¢ehen. Agrippina. Wer hoch ge¢eh’n ¢eyn wil/ muß la¢¢en viel ge¢chehen. Otho. Des Eh¢tands heilig’s Band be¢chutz’t ¢ie fur Gefahr.
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Octavia. Schutzt die Chry¢eis doch nicht Jnfel/ nicht Altar. Otho. Poppeens Tugend kan nicht au¢¢er Schrancken gehen. !39" Agrippina. So geht’s: Wer Horner trag’t/ der ¢iht ¢ie ¢elb¢t nicht ¢tehen. Otho. Ge¢etz’t/ ich truge ¢ie; Was fragen ¢ie darnach? Octavia. Uns jammert: Daß er ¢o geduldig trag’t die Schmach.
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Otho. Was wolten ¢ie mich denn hierfur fur Artzney lehren? Agrippina. Des Thaters Blutt wa¢ch’t nur das Brandmal ab der Ehren. Otho. So wurde Rom bald leer/ die Welt voll Leichen ¢eyn. Octavia. Be¢chimpfung wird kein Ruhm/ i¢t ¢ie gleich noch gemein.
348 ¢eyn] ¢ey C 354 geduldig] gedultig C
Die andre Abhandlung
Otho. Des Weibes That kan nicht dem Manne Flecken brennen.
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Agrippina. Wie? Daß diß jedes Kind pfleg’t hoch¢ten Schimpf zu nennen? Otho. Ein Weib ¢atz’t weder uns in Ehren/ noch in Schimpf. Octavia. Gar recht! man lock’t den/ der uns ¢chimpff’t/ durch ¢olchen Glimpf. Otho. Man nimm’t ein Weib zur Lu¢t/ nicht umb des An¢eh’ns willen. Agrippina. Das Wollu¢t-Bette glantz’t mehr mit den Purperhillen.
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Otho. Der Mohnd’ empfang’t/ und gib’t der Sonnen gar kein Licht. Octavia. Verfin¢tert aber er den Mann/ Die Sonne nicht? Otho. Der Anmuth-Strahl vertreib’t leicht alle Fin¢ternuße. Agrippina. Vergallter Reben-¢aft wird nimmermehr recht ¢u¢¢e.
360 pfleg’t] pfle’gt A pfleg’t B pflegt CD 363 An¢eh’ns] An¢ehn’s AB An¢ehns CD 365 gib’t] gibt’t A gib’t A(Errata) gieb’t B giebt CD 361 in Ehren] zu Ehren BCD 363 umb] umb BC 364 Purperhillen] Pupurhillen BCD
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Agrippina
Otho. Schau’t: Wie des Monden Haupt ¢ich oft mit Hornern krantz’t.
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Octavia. Er leuchtet mehr/ wenn er mit vollem Silber glantz’t Otho. Uns aber kan kein Weib mit mehrer Lu¢t ergatzen/ Die gleich nur einen lib’t. Aus allzeit-reichen Schatzen Kan man ihr viel betheil’n. Wer arm von eignem Ruhm/ Such’t aus des Weibes Werth nur frembdes Eigenthum. !40" Einfaltige! was ¢ol ich eyfern und beweinen Die Strahlen ¢u¢¢er Lu¢t/ daß ¢ie auch andern ¢cheinen? Glaub’t ¢icher: Mir entgeh’t der Wollu¢t-Fruhling nicht; Ob Nero gleich zur Zeit Poppeens Ro¢en bricht. Jhr Himmli¢ch Antlitz kan mich und auch ihn be¢trahlen. Ein ¢chones Weib i¢t ja/ die tau¢end Zierden mahlen/ Ein unverzehrlig Ti¢ch/ der ihrer viel mach’t ¢att. Ein unver¢eigend Kwall/ das allzeit Wa¢¢er hat/ Ja ¢u¢¢e Libes-Milch; Wenn gleich in hundert Rohre Der linde Zukker rinn’t. Es i¢t der Unhold Lehre/ Des ¢chelen Neides Art/ wenn andern man verwehr’t Die Spei¢e/ die ¢ie lab’t/ ¢ich aber nicht verzehr’t. Wer zurnet: Daß das Rad der Sonnen andern leuchtet? Daß des Gewolckes Schwamm auch frembde Wi¢en feuchtet? Was ¢olt’ ich denn mein Licht Poppeen ¢chal ¢eh’n an: Daß ¢ie das Libes-Oel/ das ich nicht brauchen kan/ Floß’t frembden Ampeln ein? Octavia. Hilf Himmel ich er¢chrecke: Daß ein ¢o Knechti¢ch Gei¢t in einem Romer ¢tecke. 369 krantz’t] kran’tzt A krantz’t B krantzt CD 375 Verszahl fehlt A, in Errata ergänzt 379 Antlitz] Antzlitz A Antlitz BCD 372 reichen] reichem B 377 Glaub’t] Glaub’t B Glaubt CD 392 einem] einen B
Die andre Abhandlung
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Wird der ¢o kluge Schluß itzt ein verachtlich Traum: Jm Ehbett’ und im Thron’ hat kein Gefarthe Raum? Verkennt ¢ich die Natur: Daß auch ein Staub ver¢ehre/ Ein anruhr’n thue weh den Augen und der Ehre? Zu dem weiß Otho nicht/ in was die Anmuth ¢teck’t? Das Ku¢¢en/ wenn der Mund nach frembden Speichel ¢chmek’t J¢t Unlu¢t/ Eckel/ Gifft. Die ¢chon¢ten Lilgen taugen Den reinen Bienen nicht das Honig außzu¢augen/ Auf die ein Kefer hat den geilen Koth ge¢chmier’t/ Wo ¢ich die We¢pe ¢pei¢’t. Halß/ Bru¢t und Schooß verlier’t Durch Ehbruch allen Trieb. Otho. Diß uberrede Kinder: Daß ¢ich der Schonheit Reitz durch fremdes Liben minder’. Jch halt’s fur einen Ruhm des Kay¢ers Schwager ¢eyn. Ja glaub’t: Daß diß der Brun¢t mehr Libes-Oel floß’t ein; ! 41" Daß Nero die/ (von der ich ¢tundlich kan genußen Den Wollu¢t-reichen Strom) nur darff zu weilen ku¢¢en. Ge¢atzt: Daß un¢er Ehr’ auch werde was befleck’t/ Wenn eine Frau die Schoos gemeiner Lu¢t entdeck’t; Der Sonne krafftig Blitz tilg’t alle Nebels-Dun¢te/ Zeucht alle Flecken aus. Von Fur¢ten kleb’t das min¢te Verkleinerliches an. Ja was ¢chatz’t der gar viel Ein Weib/ des Pofels Ruff/ der ¢ich im Gipffel wil Geehrter Wurden ¢eh’n. Aus Hoffnung kunfft’ger Hohe/ Trug Macro Ennien zur Wollu¢t und zur Ehe/ Dem kunfft’gen Fur¢ten an. Warumb ruck’t man denn mir Daß/ der ¢chon Kay¢er i¢t/ Poppeen ku¢¢e/ fur? Die Ehr’/ in welche mich die hohen Aempter heben/ Die Lu¢t/ die Nerons Ti¢ch’ und Schauplatz mir kan geben/ Bezahlen reichlich mir den wenigen Verlu¢t.
404 fremdes] frembdes BCD 414 im] in BCD
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Agrippina
Agrippina. Welch Traum verwirr’t dein Haupt/ welch Wahnwitz deine Bru¢t? Wil¢tu von Di¢teln Frucht/ von Schlangen Gun¢t erlangen? Du wir¢t zur Bluthe Schimpff/ zur Frucht den Tod empfangen. Diß ¢tiftet/ der durch Gifft verzuckert-¢u¢¢er Gun¢t Den man bring’t zur Geduld/ ¢ein Weib zu bo¢er Brun¢t. Ruhm¢tu dich: Daß der Fur¢t mit Aemptern dich berucket? Man ¢per’t die Vogel ein/ die man nicht bald erdrucket; Diß guldne Keficht zeucht den Untergang nach ¢ich. J¢t dir noch nicht bewu¢t; Warumb der Kay¢er dich Nach Hofe fordern laßt? Otho. Jch ¢ol an Tagus rei¢en.
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Agrippina. So pfleg’t man unter’m Schein der Ehren zu verwei¢en Den/ der des Kay¢ers Lu¢t ¢ol keinen Eintrag thun. Wo anders tolle Brun¢t es laß’t hierbey beruh’n. Denn wer vom Hofe komm’t/ komm’t endlich auch vom Leben. Kan Clytemne¢tre dir kein bluttig’s Bey¢piel geben? Ein Weib/ ver¢ichre dich/ daß Eh’ und Eyde bricht/ !42" Halt Blutt-Beil/ Gift-Glaß/ Dolch fur kein Verbrechen nicht. Otho. Jch wil auff ihre Treu’ auf’s Kay¢ers Gnade hoffen. Jch muß zum Kay¢er eil’n/ das Vorgemach ¢teh’t offen; Agrippina. Geh hin! Wer ¢elb¢t ¢ich ¢turtz’t i¢t nicht bejammerns werth. Wo aber wird von uns das Segel hingekehr’t? Umb das Sirenen-Lied Poppeens zu umb¢chiffen? Es werde der Magnet der La¢ter nur ergriffen/ Nach dem uns der Compaß der Tugend irre macht. Nur Muth! Durch Kuhnheit wird gefahrlich Ding vollbracht. 427 442 443 444
Ruhm¢tu] Ruhm¢t du CD das] da D Umb] Und BCD ergriffen] ergreiffen B
Die andre Abhandlung
Der Schauplatz verandert ¢ich ins Kay¢ers Gemach.
Nero. Otho. Paris.
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Nero. Mein Freund/ dir un¢re Gun¢t nun wurcklich kund zu machen/ Und daß wir fur dein Heil ¢o wie fur un¢ers wachen/ Sol un¢er itzig Schluß ein kraftig Zeugnus ¢eyn/ Der in gantz Portugal dich ¢atz’t zum Land-Vogt’ ein. Nimm Schwerdt und Gurtel hin/ als Zeichen deines Standes. Die Vollmacht: und/ nach dem der Zu¢tand ¢elbten Landes Nicht kan ¢ein Haupt entpehr’n/ ¢o muß noch die¢en Tag Die Rey¢e ¢eyn be¢tell’t. Dein Weib Poppee mag/ So viel ihr Hauß vergonn’t/ in-des zu Hofe leben.
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Otho. Daß ihre Maje¢tat mich zu der Wurd’ erheben/ J¢t kein gemeiner Strahl des Kay¢ers Gnade nicht. Jch opffere dafur/ Gehor¢am/ Treue/ Pflicht; Und wun¢che: Nerons Hauß mog’ ewig ¢ieghaft bluhen. Wie aber? Darf mit mir nicht auch Poppee zihen?
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Paris. Der Frauen Zartligkeit ¢aum’t Rei¢en allzu¢ehr: Zu dem i¢t Nerons Schluß: Daß kunftig Niemand mehr/ !43" Dem man ein Land vertrau’t/ ¢ein Weib ¢ol mit ¢ich fuhren. Der Kuhn¢te muß durch ¢ie oft Hertz und Muth verliehren. Wenn es zum Treffen komm’t. Schein’t aber Gluck und Ruh/ So eignet ¢ie wol gar ihr Heer und Lander zu/ Schatz’t Volcker/ mu¢tert Volck/ gib’t Sold nach ihrem Willen. Uns denck’t: Daß ¢ich ein Weib ein gantzes Heer zu ¢tillen Jm Aufruhr unter¢tand. Wenn ¢traff’t der große Rath
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Zeugnus] Zeugnis B Zeugniß CD ¢elbten] ¢elben CD entpehr’n] entbehrn CD komm’t] komm’t B kommt CD ihrem] ihren B
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Agrippina
Je einen: Daß er Land und Volck er¢chopffet hat/ Da nicht das Weib mehr hat der Lander Schweis erpre¢¢et? Jhr Geld-Dur¢t ¢auget aus/ was Ehr¢ucht ubrig la¢¢et/ Nach dem des Oppius Ge¢atz’ i¢t abgebracht/ Das aber von ¢tund-an der Kay¢er giltig macht. Otho. Der Vorwelt raue Zeit bedorffte raue Lehren. Jetzt aber nun die Welt demuttig Rom muß ehren/ Nun nichts als Friede bluh’t/ ¢o ¢chein’t es was zu ¢charf: Daß kein belibtes Weib dem Manne folgen darf. Wordurch wird/ wenn man itzt komm’t Krafft-loß aus den Schlachten Wenn Sorg und Rathhauß uns hat la¢¢en halb ver¢chmachten Das lach¢ende Gemutt’ erfreulicher erfri¢ch’t; Als wenn der Lieb¢ten Hand uns Schweiß und Staub abwi¢ch’t. Ge¢atz’t: Daß eine/ zwey/ und mehr oft was verbrochen/ Wie kan auf aller Hals das Urtheil ¢eyn ge¢prochen? Die Manner haben Schuld an allem/ was ge¢cheh’n/ Die ihnen allzuviel mei¢t durch die Finger ¢eh’n. Der Weiber Schuld reich’t uns an La¢tern nicht den Schatten. Wie? Daß man gleichwol uns pfleg’t Lander zu ver¢tatten. Und Uns zu Hauptern ¢atz’t? Zu dem ¢o traget man !44" Der ¢chwachen Frauen Gun¢t fa¢t frembder Wollu¢t an/ Durch Ab¢ein langer Zeit/ in dem des Argos Augen Auch gegenwartig nicht zu Keu¢chheits-Huttern taugen. Paris. Es i¢t des Kay¢ers Schluß. Was wende¢tu viel ein? Wer Fur¢ten wil gefall’n/ muß nur gehor¢am ¢eyn. Dein Ampt kan den Genuß Poppeens leicht er¢atzen. Du kan¢t ¢tatt einer dich mit hunderten ergatzen. Die Gotter geben Gluck und Heil zur Rey¢e dir. 480 uns] uns uns A uns A(Errata)BCD 490 Frauen] Fauen A Frauen A(Errata)BCD 474 478 493 495
giltig] gultig BCD dem] den B wende¢tu] wende¢t du CD Genuß] Genuß CD
Die andre Abhandlung
Otho. Jch wun¢che noch ¢o viel dir Segen/ als du mir.
Reyen der Ve¢tali¢chen Jungfrauen und der Rubria.
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Die Jungfrauen. Du guld’nes Rom/ du ewig’s Haupt der Erden/ Wir wachen zwar bey Ve¢tens Glutt und Heerd’; Daß ¢ie nicht ¢oll’n zu todter A¢che werden; Daß ¢ich das Oel in Ampeln nicht verzehr’t: Allein’ umb¢on¢t! Kein Zunder wil mehr glimmen/ Die Flamm’ er¢tick’t/ die Drommel klinget hohl/ Der Gottin Bild ¢chein’t ¢elb¢t ¢ich zu ergrimmen/ Jhr Sitz erbeb’t/ kein Weyrauch raucht mehr wol. Rubria. J¢t/ Schwe¢tern/ Diß wol Wunderns werth? So bald in Jlium der Geilheit Brun¢t entglam/ Und Paris Helenen dem Menelaus nam; Ward un¢er Feuer auch verzehr’t. So bald ihr Tempel ward befleck’t Entwiech die Gottin weg/ ihr Bild ward fortgetragen; Gantz Troja ward in Brand ge¢teck’t/ Der Stamm des Dardanus vertilget und zer¢chlagen. Die Jungfrauen. So i¢t’s/ Rom wuchs’ aus Trojens Grau¢’ und Flamme. !45" Doch/ der hieher das Heyligthum gebracht/ Wird ewig bluh’n in Cæ¢ars Blutt’ und Stamme; So lang er nicht diß Heil’ge fleckicht mach’t. Was ¢ag¢t denn du/ Caßandra di¢er Zeiten/ Von A¢iens Begrabnuß’ auf uns wahr? vor 515 Die] Der A Die BCD 509 Helenen] Helenem BCD 519 ¢ag¢t] ¢age¢t B
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Agrippina
Wer i¢t beleg’t mit Paris Uppigkeiten? Und wer befleck’t der Gottin ihr Altar?
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Rubria. Die Pri¢terin trag’t ¢elb¢t den Fleck/ Der Fur¢t hat ¢ie durch Zwang entweyh’t mit bo¢er Lu¢t. Weg Gurtel von der Schooß/ weg Monde von der Bru¢t/ Weg Haube/ Krantz und Schleyer weg! Jch ¢eh’ in Rom ¢chon Trojens Brand/ Von Agrippinen i¢t die Fackel ja gebohren; Dem Otho wird Poppe’ entwand/ Und fur die Helena das Kay¢erthum verlohren. Die Jungfrauen. Hilf Himmel! i¢t ¢olch Greuel vorgegangen: So i¢t’s mit Rom und un¢erm Feuer aus! Wenn Hecuben kein Opffer Glutt wil fangen/ Spiel’t ¢chon die Glutt umb Aßarachs ¢ein Hauß. Die Mauren/ die gleich Gotter aufgefuhret/ Sind La¢tern doch kein ¢att¢am ¢icher Schild. Das Gluck’ i¢t hin/ ¢o bald uns wird entfuhret Der Jungfrau¢chafft be¢chirmend Pallas-bild. Rubria. Ach ja! hor’t/ wie der Blitz ¢chon krach’t! Der aus Augu¢tus Hand der Kay¢er Zepter ¢chlag’t. Der Lorber-Wald verdorr’t/ den Livie geheg’t/ Woraus man Sieges-Krantze macht. Sol nun auch Rom vertilg’t nicht ¢eyn; So muß durch meinen Tod ver¢ohn’t die Gottin werden. Kommt/ Schwe¢tern/ ¢chluß’t in Sarch mich ein/ Vergrab’t mit Milch und Brod mich lebend in die Erden. !46"
531 i¢t] ein BCD 540 der] fehlt B den CD 545 ¢chluß’t] ¢chließ’t B ¢chließt CD
Sarch] Sarck C Sarg D
Die andre Abhandlung
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Die Jungfrauen. Un¢chuldig Blutt hauff’t was der Himmel dreuet. Ein mit Gewalt gekußter Mund ¢prutz’t weg Den Kuß/ die Schmach. Wird gleich der Leib entweyhet/ So brenn’t doch Zwang der Seele keinen Fleck. Es werd’ auf ¢ie geweyhte Flutt ge¢pritzet! Numicus Strom wurck’t was Canathus Flutt’/ Wo nur des Leibes Jungfrau¢chafft er¢itzet. Die Seele wird gereinig’t nur durch Blutt. Rubria. Durch Blutt fall’t freylich Boßheit hin! Glaubt: Daß ¢o bald der Men¢ch mit La¢tern ¢ich vergreif’t/ Die Rache Jupiters auch ¢chon die Keile ¢chleiff’t. Mein gantz verzuckter Gei¢t wird inn’/ Und ¢iht: Wie auf die geile Bru¢t Der Mutter auch ein Sohn den ¢tumpffen Dolch muß wetzen. Poppee biß’t auch Schuld und Lu¢t Und Nero muß die Fau¢t im eignen Blutte netzen. Die Jungfrauen. Laß’t ¢chuldig Blutt die Mi¢¢ethat bezahlen. Wir woll’n die Glutt auf’s neue machen klar. Satz’t Flutt und Oel an Titans hei¢¢e Strahlen/ Streu’t rothes Saltz zum Opffer auf’s Altar; Daß mit der Schuld auch Un¢chuld nicht darf leiden. Gluck zu! Gluck zu! Die Flamme ¢teck’t ¢ich an! Nun mog’t ihr euch/ ihr Sterblichen/ be¢cheiden: Daß Andacht auch die Sternen mei¢tern kan. !47"
563 Laß’t] Laßt’t A Laß’t B Laßt CD 552 wurck’t] wirckt BCD 561 biß’t] buß’t B bußt CD
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Agrippina
Die dritte Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet vor einen Spatzier-Saal.
Acte. Burrhus. Seneca.
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Acte. Das Tigerthier/ das er¢t der Fur¢t hat loß gela¢¢en/ Fang’t itzt den Jager an ¢elb¢t grimmig anzufa¢¢en; Und/ nun ihm Stahl und Gifft ¢chein’t allzu ¢chwach zu ¢eyn/ So fa¢¢elt ¢ie den Printz mit Zauber-Kreißen ein Durch ra¢end-tolle Brun¢t. Des Kay¢ers Mutter kirret Den Sohn zur Blutt-Schand’ an/ nach dem ¢ie gantz verwirret Durch gift’gen Ehrgeitz i¢t. Burrhus. Es kommt unglaublich mir: Daß Agrippinens Hertz ¢olch La¢ter koche/ fur.
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Acte. Die That i¢t Sonnen-klar. Denn/ als ¢ie wahr genommen: Daß Cæ¢arn Hitz’ und Wein war in die Stirne kommen/ Als Zunder geiler Lu¢t/ drang Agrippine ¢ich Zur Taffel in’s Gemach. Der Sonne Gold erblich Fur Demant und Rubin/ darmit ¢ie war behangen. Jhr Gold-be¢treutes Haar neb¢t den beblumten Wangen/ Jhr Ambra-hauchend Mund/ die gantz enbloßte Bru¢t War ihrer Geilheit Garn/ der Leim vergallter Lu¢t. Als Libes-augeln ihn zu zwingen nicht war kraftig/
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nun] uun A nun BCD darmit] damit BCD
Die dritte Abhandlung
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War !ihrer" Lippen Brand umb !¢einen" Mund ge¢chaftig/ Die Bru¢te ¢chwellten ¢ich hoffartig in die Hoh/ Durch ¢chnelles Athem-hohl’n. Gleich/ als aus di¢er See Sein ¢chon ver¢chmachtend Hertz die Nahrung ¢olte ¢augen Der ¢u¢¢en Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die Augen !48" Dem Kay¢er in die Seel’. Er ¢tand gleich als ein Stein/ Als Leichen/ die geruhr’t von lichtem Blitze ¢eyn/ Wenn itzt der Swefel-loh durch Glied und Adern fahret. Jn dem der Libes-¢trahl das Hertz in A¢che kehret Die Glieder in Porphyr. Diß/ und was ¢on¢t noch kan Der Unzucht Vor¢chmack ¢eyn/ ¢ah’ ich und ander’ an; Biß/ als diß Zauberwerck ihn nur mehr hungrig machte/ Sie auf Er¢attigung der letzten Spei¢e dachte/ Und ihn durch einen Winck rief in ¢ein Schlafgemach. Burrhus. Jhr Gotter! aber folg’t ihr denn der Kay¢er nach? Acte. Wie ein noch ¢augend Lamb der Mutterlichen Amme.
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Seneca. Der Satyrus umbarm’t ¢o auch die ¢chone Flamme/ Ob ihm gleich Lieb und Glutt dar ¢ein Begrabnus bau’n. Burrhus. J¢t Agrippinen wol die Unthat zu zutrau’n?
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!ihrer" ] ¢einer ABCD ! ¢einen"] ihren ABCD Athem-hohl’n] Athem-hohl’n A Athem-hohl’n B Athemhohln CD
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umb] umb C geruhr’t] geruhrt’t B Swefel-loh] Schwefel-loh BCD ander’] andre CD Lamb] Lamm CD Mutterlichen] Mutterlichen CD umbarm’t] umbarmt BCD Begrabnus] Begrabniß CD
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Agrippina
Acte. Die Ehr¢ucht ¢chamet ¢ich kein La¢ter zu begehen. Die macht: Daß Purperbett’ auch Knechten offen ¢tehen/ Daß Agrippine wird vom Lepidus befleck’t/ Daß ¢ie die geile Schooß des Pallas Brun¢t entdeck’t. Da nun verzweifelnde Gifft oft zur Artzney nahmen; Viel minder wird itzt ¢ie den gift’gen Eyfer zahmen/ Weil ¢ie/ die vor geher¢ch’t/ nunmehr gehorchen muß. Denn diß/ was man ge¢chmeck’t/ wird mit vielmehr Verdruß Und ¢chalerm Aug’ entpehr’t/ als was uns nie ergetzet. Burrhus. Ge¢atz’t: Daß Ehrgeitz ¢ie zu ¢olcher Brun¢t verhetzet/ Ge¢atz’t: Daß ¢ie Ver¢uch anreitzend auf ihn thu’: So trau’ ich doch ¢o viel des Kay¢ers Tugend zu: Er werde ¢ich behertz’t der Boßheit widerlegen.
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Seneca. Der Jugend weiches Wachs laßt alles in ¢ich pregen. Voraus druck’t ¢ich das Bild der Wollu¢t ihm leicht ein. Welch zarter Gei¢t kan auch mehr rau/ als ei¢ern ¢eyn? Der ¢ich nicht den Magnet der Schonheit la¢¢e zihen. Wo der Gelegenheit bequeme Blumen bluhen/ Reitz’t das Zuneigungs-Aug’ auf Ro¢en auch den Gei¢t/ !49" Wo gleich der La¢ter-Dorn ihr ¢chnodes Haupt umb¢chleu¢t. Burrhus. Kan der Vernunfft ihr Zaum ¢ie nicht zu rucke halten/ Wird der Begierden Brand aus Ab¢cheu ja erkalten/ Durch Kalte der Natur/ die geile Lilgen ¢am’t Umb keine Mutter-Bru¢t. Die Boßheit ¢teht be¢cham’t
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Purperbett’] Purpurbret’ B Purpurbret C Purpurbrett D nahmen] nehmen BCD entpehr’t] entbehrt CD umb¢chleu¢t] umb¢chleu¢t BC um¢chleu¢t D ¢am’t] ¢amt’t B
Die dritte Abhandlung
Und la¢ch’t die tolle Brun¢t in die¢en Marmel-Kwallen/ Daran die Zunge ¢oog. Ja die¢er Balg’ auf¢chwellen Bla¢’t Venus Fackel aus durch keu¢chen Athem-Wind.
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Seneca. Diß ¢ehen Augen zwar/ die nicht vernebelt ¢ind: Wenn aber ¢chon ein Funck’ im Hertzen Zunder findet Brenn’t alles lichter loh. Vernunft und Tugend ¢chwindet Fur dem Begierden-Rauch’ und der Bethorte kenn’t Geblutt’ und Mutter nicht. Burrhus. Was auf den Lippen brenn’t Der Mutter/ i¢t nicht Gift/ nicht Schwefel bo¢er Lu¢te. Zu dem trag’t jede Frau fa¢t itzo nackte Bru¢te. Die aber/ die ihr gleich laß’t ku¢¢en Mund und Bru¢t/ Macht nicht die Schooß bald feil fur die verboth’ne Lu¢t. Acte. Wen auf der Bru¢te Felß/ auf die Corallen Lippen Der Augen Jrrlicht fuhr’t/ der ¢trandet an den Klippen Der geilen Schooß un-¢chwer. Hier rinn’t die Wunder-Flutt Da oben ¢ich ¢teck’t an der Libes-Fackel Glutt/ Und in dem Grunde nur die hei¢¢e Flamme dampffet. Ob wieder die Natur gleich auch ¢olch Feuer kampffet/ So biß’t doch die Natur fur Agrippinen ein/ Weil ihre Wurckungen mehr als Naturlich ¢eyn. Jn ¢ie ward Claudius durch Zauberey verlibet.
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Marmel-Kwallen] Marmel-Kwallen A Marmel-Quellen BCD Tugend] Tugend’ A Tugend BCD fur] fur’ A fur BCD
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la¢ch’t] lo¢ch’t B lo¢cht CD die Schooß] den Schooß BC den Schoos D biß’t] buß’t B bußt CD Wurckungen] Wirckungen BCD
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Agrippina
Seneca. Daß man die Uhr¢ach er¢t ¢o frembden Kun¢ten gibet: Der Libreitz einer Frau i¢t ¢chon die Zauberey. Sie mach’t aus Wach¢e Stahl/ bricht Ertzt und Stein entzwey. Der Fi¢ch/ der in der Flutt die Tugend hat zu brennen/ !50" Der auch ein ¢tahlern Garn kan als wie Wachs zertrennen/ Verlieret mit der Krafft die Freyheit/ wenn ihn ruck’t Ein Netze/ welches man aus Weiber Haaren ¢trick’t. Burrhus. Steck’t beyder Hertze nicht noch voller Zorn und Gallen? Sie reitz’t Regier¢ucht ja/ nun ¢ie ¢o hoch gefallen; Jhn ¢ticht die Eifer-¢ucht: Weil ¢ie ¢tets herr¢chen wil. Wie kan ¢olch widrig Ding denn ein vereinbart Ziel Des Libens ihm ¢eh’n ab? Acte. Wer weiß nicht daß die Rache Mit Zucker fal¢cher Hold ihr Gift-Glaß ¢u¢¢e mache. Der Zorn/ der auch gleich ¢on¢t das Unrecht grab’t in Stein/ Schreib’t nur in Sand und Staub der Frauen Fehler ein/ Die ein Verlibter Hauch/ ein linder We¢t ver¢treichet. Seneca. Es ¢ey dem/ wie ihm ¢ey. Wenn ¢chon der Kranck’ erbleichet/ J¢t Kraut und Saft umb ¢on¢t. Ein Artzt muß ¢eyn bemuh’t/ Mit Mitteln/ wenn er nur ein Kranckheits-Merckmahl ¢iht. Warumb ¢par’n wir den Rath biß daß die That begangen Fur welcher Rom er¢tarr’t? Es werd’ auch gleich enthangen/ Daß die¢es Gift nicht ¢teck’ in Agrippinens Bru¢t; Der Artzney ubrig Brauch i¢t kein ¢o groß Verlu¢t/ Als wenn durch Spar¢amkeit der Krancke Schiffbruch leidet. Burrhus. Gar recht! Jedoch welch Artzt i¢t/ der hier ¢icher ¢chneidet/ Wo der Begierdens-Krebs ¢chon an dem Hertzen nag’t? Wo Ungedult den Gei¢t/ das Flei¢ch der Kitzel plag’t? 99 umb ¢on¢t] umb¢on¢t BC 108 fehlt B Wer i¢t allhier ¢o kuhn/ der in Gefahr ¢ich wagt? CD
Die dritte Abhandlung
Acte. Der thu’ es/ der darumb dem Printz ¢teh’t an der Seiten.
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Seneca. Auf di¢em Ei¢e pfleg’t der Klug¢te mei¢t zu gleiten. ! 51" Dem Frauen-Zimmer ¢teh’t hingegen etwas frey/ Was uns verbothen i¢t. Jch meines: Acte ¢ey/ Die ¢ich am ¢icher¢ten des Werck’s darf unter¢tehen/ Acte. Jch arm¢te! Sol fur euch aus Vorwitz untergehen? Das Ampt hei¢ch’t diß von euch. Wer in der Wurde ¢teh’t/ Muß reden/ was er ¢ol. Seneca. Wenn ¢ich ein Fur¢t vergeh’t/ Muß man mit gutter Arth/ nicht mit zu ¢charffer Strenge Von La¢tern ihn zih’n ab. Ein Lowe/ der zu enge Gefa¢¢elt wird/ bricht Stahl und Keficht mor¢ch entzwey. Ein edles Pferd mach’t ¢ich von Zaum und Zugel frey/ Der ihn zu harte druck’t. Sie aber kan verhutten Die That/ und darf doch nicht des Kay¢ers Gun¢t ver¢chutten. Sie melde: Daß die Schaar/ die umb den Fur¢ten wacht/ Zu Aufruhr ¢ey geneig’t/ aus eyferndem Verdacht: Daß Agrippine mit dem Sohne ¢ich beflecke/ Weil ¢ie ¢o heimlich ¢tets bey ihm im Zimmer ¢tecke: Und al¢o ¢chatzten ¢ie des Kay¢erthum’s nicht werth Kein ¢o entweyhtes Haupt. Acte. Weil ihr es ja begehr’t/ Wil ich auf euer Wort des Werckes mich erkuhnen.
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Burrhus. Es wird dir zu viel Ruhm/ uns zur Vergnugung dienen. 109 112 123 127
darumb] darumb BC meines] mein es CD umb] umb BC Kay¢erthum’s] Kay¢erthumb’s B
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Agrippina
Der Schauplatz verandert ¢ich in des Kay¢ers Schlaff-Gemach.
Agrippina. Nero.
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Agrippina. Mein Kind/ mein ¢u¢¢es Licht/ was hallt’¢tu langer mir Der halb ge¢chmeckten Lu¢t mehr reiffe Fruchte fur? Die Libe die ¢ich noch laß’t in den Augen wigen/ Laß’t ¢ich mit lauer Milch der Ku¢¢e zwar vergnugen: Wenn aber ¢chon diß Kind biß zu der Seele wach¢’t/ !52" So ¢iht man: Daß ¢ein Dur¢t nach ¢tarckerm Nectar lach¢’t. Mein Schatz/ es ¢atig’t nicht des Ku¢¢ens reitzend Ko¢en. Die Purper-Lippen ¢ind die rechten Zukker-Ro¢en/ Darunter ¢tets die Zung’ als eine Natter wach’t/ Biß uns ihr zungelnd Stich hat Brand und Gifft beybracht/ Den nur der glatte Schnee der Schooß weiß abzukuhlen. Warumb denn li¢¢e¢tu mich deinen Liebreitz fuhlen/ Wenn du dein Lab¢al mir zeuch¢t fur dem Munde weg? Ach! ¢o erkwick’ uns doch der Libe letzter Zweck! Die Anmuth ladet uns ¢elb¢t auf diß Purper-bette. Nero. Ja/ Mutter/ wenn mich nicht die Schooß getragen hatte. Agrippina. Die Bru¢te/ die du oft gekuß’t ha¢t/ ¢augten dich: Was hat nun Bru¢t und Schoos fur Unter¢cheid in ¢ich?
134 Laß’t] La’ßt A Laß’t B Laßt CD 131 133 134 138 142 145 146
hallt’¢tu] halt¢t du CD ¢ich] fehlt B lauer] lauter CD Purper-Lippen] Purpur-Lippen BCD Warumb] Warumb B li¢¢e¢tu] lie¢¢e¢t du CD Purper-bette] Purpur-Bette BCD die] der CD
Die dritte Abhandlung
Nero. Es halt uns die Natur ¢elb¢t bey dem letzten wieder.
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Agrippina. Wirf/ was die Freyheit hemm’t/ der Thorheit Kap-zaum nider/ Der fur den Pofel nur/ fur Sclaven i¢t erdacht. Wenn der Begierden Pferd uns Bugel-loß gemacht/ So muß ihm die Vernunfft den Zugel la¢¢en ¢chußen/ Biß ¢ich’s nach Mudigkeit ¢elb¢t wider ein laß’t ¢chlußen/ Wenn es nicht ¢turtzen ¢ol. Nero. Man ¢orge/ wenn es ¢pring’t: Daß uns der Wille nicht ein¢t aus dem Bugel bring’t Denn ¢ol man allerer¢t den Zugel ihm enthengen/ Kan’s uber Stock und Stein uns leicht in Abgrund ¢prengen. Agrippina. Was fur ein Abgrund kan hier wol befurchtet ¢eyn? Nero.
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Die Sunde. Agrippina. Bilde dir ¢olch alber Ding nicht ein. Wer unter Satzung leb’t/ kan nur Verbrechen uben. Wer aber hat Ge¢atz’ je Fur¢ten vorge¢chriben? Nero. Mein’t ¢ie: Daß Gottern nicht die Sunde mißgefallt? ! 53" Agrippina. Jm Himmel herr¢chet Gott/ der Kay¢er auf der Welt.
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Nero. Hier dampf’t ¢elb¢t die Natur Scham-rothend die Begierde.
153 ¢chußen] ¢chie¢¢en BCD 154 ein laß’t] einlaßt D ¢chlußen] ¢chlie¢¢en BCD
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Agrippina
Agrippina. Nein! Jhr Magnet zeucht ¢ich zum Nord-¢tern reiner Zierde. Nero. Ab¢teigendes Geblutt’ i¢t uber’n Mittags-Kreiß/ Daruber kein Magnet von ein’ger Wurckung weiß.
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Agrippina. Der Liebe mehr denn viel/ die ihre Flammen ¢amen Jn alle Seelen kan. Sol ¢ich die Mutter ¢chamen Zu liben ihren Sohn? Die mit der Milch ihm floß’t Die Libes-Ader ein. Der Unhold Gift-Maul ¢toß’t So herbe Schleen aus/ und ¢uch’t die Libes-Kwallen/ Die in der Kinder Hertz’ ent¢pringen/ zu vergallen. Wer ¢ol die Mutter-Bru¢t mehr liben/ als ihr Kind? Nero. Ja/ aber daß darzu nicht gifft’ge Wollu¢t rinn’t. Agrippina. Wo Libes-Sonnen ¢teh’n folg’t auch der Wollu¢t Schatten. Nero. Pfleg’t doch der Storch ¢ich mit der Mutter nicht zu gatten.
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Agrippina. Einfalt’ger! Wer gib’t dir ¢o alb’re Fabeln ein? Worwider Stern und Welt ¢elb¢t mu¢¢en Zeugen ¢eyn. Wir mu¢¢en die Natur der Dinge Zirckel nennen. Denn wurde nicht ihr Lauff zu ¢einem Uhr¢prung rennen/ So wurd’ ihr Uhrwerck bald verwirr’t und ¢tille ¢teh’n. Des Himmels Umb-trieb muß nach O¢ten widergeh’n/ Wo ¢ein Bewegungs-Kreiß den Uhr¢prung hat genommen. Der Fruhling muß zum Lentz/ der Fluß zum Kwalle kommen. Die Sonne rennet ¢tets der Morgen-rothe nach/ Und ihrer Mutter Schoos i¢t auch ihr Schlaf-Gemach.
168 Wurckung] Wirckung BCD 170 alle] allen BCD
Die dritte Abhandlung
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Warumb ¢ol denn diß Thun als Unthat ¢eyn verfluchet/ Wenn ein holdreicher Sohn die Schoos der Mutter ¢uchet? Den Brunnen der Geburth? Da er der Libe Frucht Und die Erneuerung des matten Lebens ¢uch’t. !54" Nero. Es laß’t hierinnen ¢ich aus Gleichnu¢¢en nicht ¢chlu¢¢en.
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Agrippina. Der Kay¢er mach’t ihm nur ein allzu zart Gewi¢¢en/ Und laß’t ¢ich binden diß/ was ihn nicht binden kan. Ward ein Ge¢atze doch auch damals abgethan/ Als Claudius mit uns vermahlet wolte leben. Warumb kan Nero denn nicht auch Ge¢atz’ aufheben? Nero. Von’s Brudern Tochter ¢chick’t zur Mutter ¢ich kein Schluß.
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Agrippina. J¢t ichtwas/ daß ¢ich nicht den Fur¢ten ¢chicken muß? Zu dem/ wird denn von uns/ was unerhort/ begehret. Hat Macareus nicht der Canacen gewehret/ Was er auf ¢o viel Thran’ und Saufzen uns nicht gib’t. Als ¢ich Antiochus in’s Vatern Frau verlib’t Hat ihm Seleucus ¢tracks die Mutter abgetretten. Nero. Kan frembder Jrrthum uns von dem Verbrechen retten? Agrippina. Der Per¢en Recht laß’t zu: daß eine Mutter ¢ich Jn’s Sohnes Bette lagt. Und du be¢orge¢t dich: Daß/ was den Pofel nicht be¢trickt/ uns Fur¢ten binde.
205 abgetretten] abegtretten A abgetreten BCD 189 Warumb] Warum B Warum CD 198 Warumb] Warumb BCD 209 Pofel] Pobel BCD
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Agrippina
Nero. Viel/ was der Per¢e lob’t/ i¢t bey den Romern Sunde. Agrippina. Ge¢atzt: Daß un¢re Lieb’ je ein Verbrechen ¢ey; Ge¢atzt: Daß Muttern nicht was Frembden ¢tehe frey/ So dencke: Daß wir ja hier nicht aus Vor¢atz irren. Sol ¢ich der Vogel nicht in’s Netze la¢¢en kirren/ So pflantz’ ihm die Natur nicht das Gelu¢ten ein; So tilge ¢ie den Baum/ wo ¢chone Beeren ¢eyn. Wenn in den Augen ¢chon der Schonheit Schwefel ¢tecket/ Wird in dem Hertzen leicht ein ¢olcher Brand erwecket/ Der nicht zu le¢chen i¢t/ biß Licht und Tacht entgeh’t/ Und der Vernunfft Ge¢icht’ in vollem Rauche ¢teh’t. Sol der nun ¢trafbar ¢eyn/ der nicht durch Nebel ¢ihet. Der ¢ich nicht le¢chen kan/ wie ¢ehr er ¢ich bemuhet? Erwege doch mein Kind: Man nimm’t geweyhtes Brodt !55" Zulaßlich vom Altar bey arg¢ter Hungers-Noth: Jch aber/ die ich doch der Brunn bin deines Lebens/ Bitt’ umb die Nahrungs-Milch der Libe ¢o vergebens. Werd’ al¢o nur fur Brun¢t erdur¢tende vergeh’n/ Wo tau¢end Kwallen doch beliebten Nectars ¢teh’n. Nero. Kan wol ein Mutter-Hertz empfinden ¢olche Schmertzen?
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Agrippina. Jch libe dich mit mehr als Mutterlichem Hertzen. Jch nehme nun nicht mehr den Nahmen Mutter an/ Weil keine Mutter doch ¢o hefftig liben kan. Er zittert/ er erblaß’t/ ihm beben alle Glieder/ Jtzt ¢auftz’t/ itzt lachelt er; itzt komm’t die Farbe wider! Jch merck’ es: Agrippin’ i¢t allzu zaghaft noch. Wo Worte Kraft-loß ¢ind/ da fruchten Wercke doch. Jch falle dir zu Fuß’/ ich ku¢¢e Knie und Hande. 211 un¢re] nn¢re A un¢re BCD 226 umb] umb BC um D
Die dritte Abhandlung
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Mein Kind/ erbarm dich doch/ und kuhle Brun¢t und Brande? Wie? oder muß ich gar in A¢che ¢eyn verkehr’t/ Jn dem dein Hertze Schnee/ dein Antlitz Feuer nehr’t? Schau/ wie der Seele Dampf in Thranen ¢chon zerfluße? Die Lippe ¢chwitzet Oel und Bal¢am hei¢¢er Ku¢¢e! Die rothe Flamme kron’t der Bru¢t ge¢chwellte See; Und Nerons Leib bleib’t Eiß/ und Nerons Hertz’ i¢t Schnee? Mein Licht/ komm la¢¢e doch aus die¢en Marmel-Bru¢ten/ So wie vor Milch/ itzt Oel zu ¢augen dich gelu¢ten: Schmeck’/ ob hier nicht was mehr als Milch fur Kinder rinn’t; Weil die¢e Berge doch der Richt-platz Jda ¢ind/ Da Hoheit und Ver¢tand von Schonheit wird be¢iget. Komm ¢chmeck’: ob man hier nicht mehr guldner Aepffel kriget/ Als wol Granaten ¢ind. Der Garten einer Schooß J¢t ¢choner/ als wormit ¢ich He¢peris macht groß. Die Frucht/ die hier wird reif/ i¢t Himmel-Brod der Erden J¢t Nectar aller Welt. Nero. Wer hier nicht lu¢tern werden/ ! 56" Wer hier nicht na¢chen wil/ muß ein ent¢eelter Stein/ Nicht Agrippinens Kind/ nicht ihr Geblutte ¢eyn. Komm/ Mutter/ labe mich mit deinen Mund-Corallen/ Wo mein verlibter Gei¢t nicht ¢ol in Ohnmacht fallen! Jch brenn’/ ihr Bru¢t’/ ich brenn’/ itzt hab ich er¢t ge¢chmeck’t: Daß in dem Schneegebirg’ ein feurig Etna ¢teck’t. Mein Licht/ ¢o la¢¢e nun mit kuhlen Anmuths-Wellen Dis Alaba¢ter-Meer ¢ich gegen mir auf¢chwellen/ Darinnen ¢ich der Brand der Seele le¢chen kan; Entbloß’ – – – – – –
248 Richt-platz] Richt-paltz A Richt-platz B Richt-Platz CD 246 ¢augen] ¢augen CD 251 einer] meiner CD
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Agrippina
Acte. Agrippina. Nero. Anicetus. Acte. – Ach Fur¢t! es ¢pinn’t ¢ich arg¢ter Aufruhr an!
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Agrippina. Wer heißt unange¢ag’t dich in das Zimmer dringen? Acte. Die ¢chreckliche Gefahr/ die ich euch zu muß bringen. Nero. Was fur Gefahr? Acte. Das Heer der Leibwach i¢t entpor’t/ Und geh’t mit Meyneyd umb. Nero. Warumb? Ha¢tu gehor’t Des La¢ters Uhr¢prung?
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Acte. Ja. Es meint: Daß Agrippine Mit ihrem Sohne zu beflecken ¢ich erkuhne. Hierdurch erla¢¢e ¢ie der Himmel ihrer Pflicht. Agrippina. Woher ruhr’t ¢olch Verdacht?
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Agrippina] Agrippine CD Leibwach] Leibwacht BCD Ha¢tu] Ha¢t du CD ihrem] ihren B
entpor’t] emport CD
Die dritte Abhandlung
Acte. Zwar eigen weiß ich’s nicht; Doch muthmaß’ ich: Es ¢ey der Zunder die¢er Flammen: Daß beyd’ im Schlaffgemach’ alleine ¢ind bey¢ammen.
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Anicetus. Ach Fur¢t! ach Kay¢erin! ¢ie und auch er erbleich’t/ Wo ¢ie nicht Ange¢icht’s aus dem Gemache weich’t. Agrippina. Darf Agrippine nun auch nicht den Sohn mehr ¢chauen? ! 57" Anicetus. Jhr Schauen zeuch’t nach ¢ich bey Hofe Mißvertrauen. Agrippina. Wer gib’t dem Hofe Macht zu urtheil’n/ was ge¢cheh’n.
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Anicetus. Man muß bei’m Aufruhr oft was durch die Finger ¢eh’n. Nero. Frau Mutter/ ¢ie entweich’ umb den Verdacht zu ¢tillen/ Agrippina. Jch wil des Kay¢ers Heiß unweigerlich erfullen. Jedoch/ heiß’t man uns gleich itzt aus dem Zimmer geh’n/ So bleib’t im Hertzen doch des Kay¢ers Bildnus ¢teh’n.
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Acte. Jch muß den Argwohn geh’n der Wache zu benehmen/ Eh als diß Unkraut ¢ich noch weiter aus mag ¢amen.
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die¢er] ihrer BCD im] in BCD ¢chauen] ¢chau’n B dem] den B Bildnus] Bildniß CD
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Agrippina
Nero. Paris. Anicetus.
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Paris. Jch ¢orge gro¢¢er Fur¢t/ er wird zu letzte fuhl’n Mit was fur Nattern wir in un¢erm Bu¢em ¢piel’n. Gar recht! ein Jager pfleg’t nicht anders auf-zu¢tellen/ Wenn er ein fluchtig Reh wil in die Garne fallen. Wohin renn’t Agrippin’/ umb ¢ich nur zu erhoh’n? Der Kay¢er kan uns nicht Gewi¢¢enhaft umb-¢teh’n. Daß ihr hat Unzucht ¢oll’n zu Ehren-flugeln dienen. Mein Fur¢t! Es i¢t gethan; im Fall er Agrippinen Drey Tage leben laß’t/ die ¢ich nicht ¢elb¢t mehr kenn’t Fur ra¢ender Begierd? Allein’ ihr Hertze brenn’t So ¢ehr von Libe nicht/ als ¢ie von Rache gluhet; Dardurch ¢ie ¢ich den Thron an ¢ich zu zih’n bemuhet/ Den Zepter aber dir zu winden aus der Hand/ Und ¢olte gleich ¢ie ¢elb¢t durch ihren Ehren-Brand Jn A¢che ¢eyn verkehr’t. Denn die Begierde duncket Die Flutt/ in welcher nur ihr Todes-Feind ertrincket/ Ein ¢u¢¢er Thau zu ¢eyn/ wenn ¢chon ¢ie ¢elb¢t zugleich Mit in den Abgrund fall’t. Sie libet Kron und Reich/ Nicht aber/ Kay¢er/ dich. Jhr Liebreitz i¢t nur Rache. Sie ¢uch’t nur: Daß ¢ie dich der Welt geha¢¢ig mache/ !58" Und daß aus deinem Sarch’ ihr Lorbern mogen bluh’n. Weil ihr dein Ruhm Verlu¢t/ dein Unfall bring’t Gewien. Anicetus. Sie hat den Halß verwirg’t nur durch die bo¢en Lu¢te. Des Ninus Fau¢t durch¢tach der geilen Mutter Bru¢te. Wil ¢ie Semiramis/ muß Nero Ninus ¢eyn. Denn Blutt wa¢ch’t Boßheit ab/ mach’t Seelen Taubenrein.
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Bu¢em] Bu¢en D umb] umb B umb-¢teh’n] umb-¢teh’n B umb¢tehn CD Dardurch] Dadurch BCD Sarch’] Sarck C Sarg D verwirg’t] verwirck’t B verwirckt CD
Die dritte Abhandlung
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Nero. Jch gebe leichtlich nach: Daß unter einem Scheine Des Libens/ Agrippin’ uns nur zu ¢turtzen meine/ Daß wir durch ihren Tod ¢ind vielen Kummers frey/ Daß ihr er¢tarrter Leib des Reiches Pfeiler ¢ey/ Jn dem ich itzt muß ¢elb¢t fur ihrer Brun¢t er¢chrecken/ Dadurch ¢ie (ich ge¢teh’s) hat wollen uns beflecken: Alleine geb’t uns nur ein Mittel an die Hand/ Zu todten die¢en Wurm zu la¢chen ihren Brand. Paris. J¢t Gifft/ i¢t Ei¢en denn fur ihren Halß zu theuer?
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Nero. Nein! nein! Solch Wa¢¢er la¢ch’t nicht ¢icher die¢es Feuer. Woll’n wir die Mutter uns zu todten unter¢tehn/ So muß man wegen Rom mehr als behutt¢am geh’n. Der Eyfer fur ihr Heil ¢teck’t noch in tau¢end Seelen. Mein¢tu daß ¢ich der Mord durch Dolche laß’t verholen? Ja wer i¢t ¢o behertz’t/ der ¢ich den Stahl erkuhn’t Zu ¢to¢¢en in ihr Hertz? Das Gift-Glaß gleichfalls dien’t Zu un¢erm Zwecke nicht: Wir haben lang¢t erfahren: Daß ¢ie fur Giffte ¢ich pfleg’t taglich zu verwahren. Wir haben’s ¢chon dreymahl vergebens ihr bracht bey. Ge¢atzt: Daß Gift ¢ie auch zu todten kraftig ¢ey/ So wird ¢ich’s doch bey uns ihr nicht gewehren la¢¢en. Denn/ da Britannicus hat mu¢¢en ¢o erbla¢¢en/ So geh’t zum andern mal nicht unverdachtig an Diß/ was durch Zufall ¢ich nicht oft ereignen kan. Die Diener/ die ¢ie hat/ ¢ind auch nicht zu be¢techen. Denn ¢ie als Mei¢terin in ieglichem Verbrechen/ Weiß aller Li¢t und Kun¢t zu kommen kluglich fur.
313 leichtlich] leitchlich A leichtlich A(Errata)BCD 320 ihren] die¢en CD 326 Mein¢tu] Mein¢t du CD verhelen CD 329 un¢erm] un¢ern B
¢ich der Mord] der Mord B der Mord ¢ich CD
verholen]
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Agrippina
Jung¢t meinten wir gewiß in ihrem Zimmer Jhr Durch kun¢tlich Taffelwerck das Todten-brett zu rucken/ !59" Daß ¢ie durch ¢chnellen Fall im Schlaffe ¢olt’ erdrucken. Allein in dem ¢ie fruh des An¢chlags ward gewahr Entkam ¢ie ¢onder Noth der ko¢tbaren Gefahr. Anicetus. Ein Vogel/ dem der Strick zu plump i¢t/ bleibt an Baumen Zu letzte kleben an. Jch weiß ¢ie weg zu raumen Ein einig Mittel noch. Nero. Eroffn’ es: was es ¢ey. Anicetus. Ein Schiff/ das auf der See bricht von ¢ich ¢elb¢t entzwey. Paris. Wo i¢t im Augenblick ein ¢olches Schiff zu krigen.
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Anicetus. Jch hab’s ¢chon bey der Hand/ nech¢t am Ge¢tade ligen. Jch/ der ich von Kind-auf mit unverfal¢chter Gun¢t Dem Kay¢er treu gewe¢t/ hab’ es durch Witz und Kun¢t So artlich außgedacht: Daß es in See und Wellen Jedweden/ wen man wil/ ohn’ andrer Noth kan fallen. Nero. Sank’t uns ¢olch Unfall denn in keinen Argwohn ein?
343 ¢ie] ¢ir A ¢ie BCD 349 Schiff] das i in A auf dem Kopf stehend, in Errataliste verbessert, aber mit falscher Druckfehlerangabe Schlff 355 keinen] keinem A keinen A(Errata)BCD 340 ihrem] ihren B
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Anicetus. Was kan dem Zufall mehr als Schifbruch ahnlich ¢ein? J¢t nicht das wu¢te Meer ein Spigel ¢chnoder Sachen/ Ein Zirckel Unbe¢tands? Der ungepfalte Nachen Ein Brett/ da nur der Tod drey vier kwer Finger breit Mit un¢erm Leben grantzt? Mehr als Verme¢¢enheit! Dem Fur¢ten ¢chreiben zu und ¢ein Verbrechen hei¢¢en/ Was Winde/ Well’ und Flutt zer¢chmettern und zerrei¢¢en. Ge¢atzt: Es dunck auch wen der Fall nicht ungefahr; Er muß den Argwohns Grund mehr denn zu weit hol’n her Den Kay¢er und den Sohn mit Mordthat zu beburden. Zu dem/ ¢o kan der Fur¢t mit Sparung keiner Wurden/ Die einer Kay¢erin man jemals angethan/ Sich des Verdachts befrey’n. Man zund’ ihr Weyrauch an/ Man bau’ ihr Tempel auf/ man wiedem’ ihr Altare/ Man eign’ ihr Pri¢ter zu/ und thu als ob man ware Umb ihren Untergang mehr als zu hoch betrub’t. !60" Paris. Jch billige den Rath den Anicetus gib’t. Nero. Wer weiß es: ob ¢ie ¢ich ein’¢t auf das Wa¢¢er wage.
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Anicetus. Fur¢t/ Morgen fruh geh’n an die funf geweyhten Tage/ Da man Minervens Fe¢t mit tau¢end Lu¢t begeh’t Wo Bajens Lu¢t-Hauß i¢t/ und Wel¢chlands Garten ¢teh’t. Hier hat er gutten Fug hinuber ¢ie zu laden Mit Vorwand: Dort mit ihr zu kurtz-weil’n und zu baden. Die enge See-¢chos gib’t den wenig¢ten Verdacht. Denn/ da man Brucken vor daruber hat gemach’t/ Was mag ¢ie fur Gefahr ¢o kurtzen Weg be¢orgen?
356 ¢ein] ¢ey A ¢ein A(Errata)B ¢eyn CD 369 wiedem’] wiedme CD 377 Hier] Hie BCD
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Agrippina
Nero. So ¢ey’s! Wir woll’n den Tod ihr nicht mehr langer borgen. Geh’/ ich vertraue dir den gantzen An¢chlag an/ Be¢telle was du darf’¢t ¢o heimlich als man kan/ Dardurch du deinem Gluck’ itzt kan¢t den Grund-Stein legen/ Jch geh’ in de¢¢en ¢ie zur Rei¢e zu bewegen.
Der Schauplatz ¢tellet fur der Agrippine Gemach.
Agrippina. Nero. Agrippina. Hilf Himmel! Wurdig’t uns der Fur¢t zu ¢uchen heim?
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Nero. Mein Licht/ der Anmuth-Reitz i¢t ein ¢o zeher Leim/ An dem die Flugel doch der Sinnen kleben bleiben/ Wenn frembde Winde gleich ¢ie in die Lufft woll’n treiben. Der Libes-Wurtzel Safft ver¢aug’t im Hertzen nicht/ Wenn gleich des Neides Sturm ihr ein’ge Frucht abbricht. !61 " Vertirb’t die Bluth’ einmal; ¢ie muß doch ein’¢t gerathen; Und Mißwachs wird er¢atz’t mit zweyfach-fetten Saaten. So fang’t auch un¢re Lu¢t itzt doppelt an zubluh’n/ Wenn ihr der Mißgun¢t-Zahn wil Milch und Wachs entzih’n. Mich ¢chmertz’t zwar der Verlu¢t gewun¢chter Su¢¢igkeiten Und daß man uns verruck’t die ¢chon ge¢timmten Seiten; Alleine Baje ¢ol uns alles bringen ein/ Dahin wir itzo gleich zu fahren Willens ¢eyn Auf der Minerven Fe¢t. Wil ¢ie uns nun beglucken/ So folge ¢ie uns nach. Dort wird ¢ich ko¢tlich ¢chicken/ Wo die geholten Felß’ als Jrrgebaue ¢teh’n/ Und warme Bader kwall’n/ uns heimlich zu vergeh’n/ Und da/ wohin kein Stern/ die Sonne nie ge¢chienen/ 394 Saaten.] Saaten ABCD 393 Vertirb’t] Verdirb’t B Verdirbt CD
Die dritte Abhandlung
Wo uns kein Aug’ auߢpur’t/ der Wollu¢t zu bedienen. Hier zu Pozzol/ und Rom i¢t Pofel/ Heer und Rath Ein Argos/ der auf uns wol hundert Augen hat/ Der auf iedweden Tritt der Fur¢ten Achtung gibet.
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Agrippina. Daß uns mein Kind i¢t hold/ daß uns der Kay¢er libet/ Steck’t mein halb-kaltes Hertz mit neuen Gei¢tern an. Daß aber uns der Fur¢t die Gnad’ und Gun¢t gethan: Uns zur Erlu¢tigung nach Bajen mit zu nehmen/ Hei¢cht un¢re Pflicht ¢ich zwar dem Kay¢er zu bekwamen: Wie aber folgen wir ihm ¢onder viel Gefahr/ Weil un¢re Gegenwart vor ¢o verhaß’t ¢chon war. Nero. Der Himmel bleib’t belib’t/ der gleich zu weilen blitzet/ Jn dem er mehrmals uns mit fruchtbarm Regen nutzet; So/ wird auch un¢re Lieb’ itzt er¢t recht fruchtbar ¢eyn/ Schloß gleich der Neid ¢ie ein¢t in trube Wolken ein. Zu Baje kan Niemand leicht Schal¢ucht auf uns fa¢¢en/ Jn dem wir Heer und Hoff hier mei¢t zu rucke la¢¢en. Agrippina. Auch die er mit ¢ich nimm’t/ ¢ind wenig gun¢tig mir.
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Nero. Der Schatten komm’t der Furcht als Berg’ und Thurme fur. !62" Kan auch mein Lorber-Krantz ¢ie fur der Neider blitzen/ Mein Purper fur dem Dun¢t des Argwohn’s ¢ie nicht ¢chutzen? Agrippina. Mein Kind/ es bring’t Verdruß zu oft bei¢ammen ¢eyn/ Und Eckel mi¢chet ¢ich in ¢tetes Ku¢¢en ein.
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Nero. Welch Jrrgei¢t hat/ O Licht/ dich auf den Wahn geleitet. Der Libe Flugel ¢ind aus Wach¢e nicht bereitet/ Die der gelibte Strahl der Sonne ¢chmeltz’t entzwey. 424 komm’t] komm’t B kommt CD 426 Purper] Purpur BCD
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Wer hertzlich lieb hat/ wun¢ch’t: Daß er kein mal nicht ¢ey Von ihrem Strahl entfern’t. Denn diß i¢t ¢ein Vergnugen/ Wenn er nach Adlers-Art kan an der Sonne flugen; Jhr Anblick i¢t ¢ein Gei¢t/ ¢ein Spiegel i¢t ihr Licht/ Jhr Glantz ver¢ehret auch des Hertzens Augen nicht; Jn dem ¢ie ¢ich vielmehr durch Anmuths-Blicke ¢charffen. Agrippina. Jch muß mich nur der Hold des Kay¢ers unterwerffen.
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Nero. Das Schiff/ mein Licht/ wird itzt ¢chon Segelfertig ¢teh’n/ Darauf ¢ie uns kan nach ohn’ allen Umbweg geh’n. Doch la¢¢e ¢ie uns hier vor di¢e Gun¢t genu¢¢en: Daß wir ihr Augen/ Hand/ und Bru¢te mogen ku¢¢en. Gehab dich wol mein Hertz/ nimm einen Kuß noch hin! Denn ich durch dich ja nur her¢ch’ und beim Leben bin. Nicht ¢aume dich/ mein Licht/ bald dorthin zu gelangen/ Daß/ Seele/ dich dein Kind dort wider konn umbfangen. !63"
Der Schauplatz ¢tellet fur auf der ¢tillen See unter dem ge¢tirnten Himmel den Schiffbruch der Agrippinen. Reyen Der Oreaden oder Berg- der Nereiden oder Meer-Gottinnen.
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Die Berg-G ottinnen. So ¢ol nunmehr/ ihr grimmen See-Gottinnen/ Wenn ¢ich gleich Wolck’ und Luft nicht ¢chwartz’t/ Und Zefyr mit den Segeln ¢chertz’t/ Kein kuhner Ma¢t dem Stranden mehr entrinnen? 434 flugen] fliegen CD 441 genu¢¢en] genie¢¢en BCD 446 dein] mein BCD umbfangen] umbfangen BC
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Die Fel¢en ¢ind mit Leichen uber¢chuttet/ An welchen ¢ich die Flutt ¢piel’t ab/ Und un¢er Ufer bleibt ein Grab/ Jtzt/ da neb¢t euch Alcyone gleich bruttet; Wir werden endlich zu begraben Nicht ¢att¢am Sand und Erde haben. Die See-G ottinnen. Jhr Nymfen ihr/ in Bajens Lu¢t-Gefilde/ Maß’t uns ¢o grimmen Sinn nicht bey. Die Schoos der See/ auch wir ¢ind nicht ¢o wilde: Das Schifbruch un¢re Kurtzweil ¢ey. Wir ¢ind darumb auf di¢es Meer er¢chienen/ Zu ¢amlen Perl’ und Mu¢cheln ein/ Der Kay¢erin/ der gro¢¢en Agrippinen Sie umb ihr guldnes Schiff zu ¢treu’n. Glaubt Schwe¢tern: Daß mit ¢einem Dreyzanks-¢tabe Neptunus ¢elb¢t die Flutt be¢anftig’t habe. !64" Die Berg-G ottinnen. Laßt/ grimme Schaar/ dorthin die Augen ¢chißen/ Wo ihr wolt uberwi¢en ¢eyn. Jtzt fall’t das Dach des Schiffes ein/ Jtzt wird die La¢t auf’s Gallus Kopf ge¢chmi¢¢en. Jtzt opffert ihr die Kay¢erin den Wellen/ Jtzt ¢turtz’t auch Aceronie Und wird ent¢eelet in der See/ Mag¢tu dich wol/ O Himmel/ noch erhellen? Und darf¢t die Augen ¢choner Sternen Nicht von ¢o ¢chwartzer That entfernen?
472 ¢turtz’t] ¢tur’tzt A ¢turtz’t B ¢turtzt CD 452 458 461 464 474
¢piel’t] ¢pult C Maß’t] Maßt CD darumb] darumb BC di¢es] die¢en C die¢em D umb] umb BC Mag¢tu] Mag¢t du CD
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Agrippina
Die See-G ottinnen. Schwartz’t/ Schwe¢tern/ nicht die See mit frembden Flecken/ Wir ¢ind ¢o rein als Perl’ und Flutt. Der trube Schaum der Wellen ¢ol verdecken/ Was Kinder-Mord fur Greuel thut. Doch nein! Die See er¢chrick’t und wird zu Ei¢e/ Daß ¢olch Chri¢tall ein Spigel ¢ey/ Der aller Welt den rechten Steinfelß wei¢e/ An dem diß Schiff ¢ich ¢toß’t entzwey. Die La¢ter ¢ind die rechten Schifbruchs-Winde. Die Mutter wird er¢auf’t vom eignen Kinde. Die Berg-G ottinnen. Schweig’t! ¢chweig’t! Das Meer ¢turtz’t oft auch ohne ¢chaumen. Verborg’ne Fal¢chheits-Klippen ¢ind Gefahrlicher als Sturm und Wind. Wer wolte ¢ich von Kindern la¢¢en traumen: Daß ¢ie ¢olch Ding auf Mutter ¢olten ¢tifften? Das Libes-Oel/ der Adern Glutt J¢t nicht ¢o kalt als Epp’ und Flutt. Jhr Hertz i¢t nicht durch Unhold zu vergiften. Wer aber mag bey Well’ und Winden Aufricht’ge Treu’ und Libe finden? !65" Die See-G ottinnen. Eil’t! eil’t! eil’t! eil’t! ihr ¢chupffichten Delfinen/ Reicht euren holden Rucken dar Den Schwimmenden/ errettet Agrippinen Aus der verrathri¢chen Gefahr. Bring’t Schwe¢tern/ bring’t ein Mu¢chel-¢chiff der Schnecken/ Daß die¢e Venus fahr’t an Port: Hort/ Fi¢ch’/ itzt auf vom Mooß und Fel¢en-lecken/ Helff’t der elenden Mutter fort. Daß alle Welt ein Urtheil konne fallen: Ein bo¢es Kind ¢ey wilder als die Wellen.
485 Schifbruchs-Winde] Schiffsbruch-Winde D 491 Mutter] Mutter CD 493 Epp’] Ebb CD
Die dritte Abhandlung
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Die Berg-Gottinnen. Sie nahert ¢ich dem ¢chilfichten Ge¢tade. Jhr ¢anften We¢ten ¢ei’t erweck’t/ Die ihr in die¢en Kluften ¢teck’t/ Eil’t/ helf’t! hab’t Acht: Daß ihr kein Unfall ¢chade. Du braune Nacht die du ¢teck’¢t Agrippinen Ge¢tirnte Todes-Fackeln an/ Dein ¢chatticht Sarch ¢ey weg gethan/ Die Sternen ¢oll’n zu Freuden-feuern dienen. Gluck zu! Gluck zu! ¢ie kommt zu Lande. Schaut aber wie die Boßheit ¢trande! Die See-Gottinnen. Bekrantzet nun die Un¢chuld mit Narzißen/ Das blaue Saltz mit Roßmarin; So lange Ja¢cht wird umb dis Ufer flußen/ Soll’n hier Corallen-Zapffen bluh’n/ Zum Zeichen: Daß/ wenn Kinder-hold verla¢chet/ Das Wa¢¢er mu¢¢e Flammen nehr’n. Die Flutt/ die doch ¢tets di¢en Strand abwa¢chet/ Wird dis Gedachtnus nicht verzehr’n/ Und di¢e That wird von der ¢tummen Zungen Des Schilffes und der Klippen ¢eyn be¢ungen. !66"
518 blaue Saltz] blaue-Saltz A blaue Saltz BCD 513 Sarch] Sarg BCD 519 umb] um B um CD flußen] flie¢¢en BCD 524 Gedachtnus] Gedachtniß BCD
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Agrippina
Die vierdte Abhandlung. Der Schauplatz ¢tellet fur des Kay¢ers Gemach. Des Britannicus Gei¢t. Nero ¢chlaffend.
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Britannicus. Schopff’t hier der Wutterich/ der Bruder-Morder Lufft? Bring’t er die Nacht mit ¢tillem Schlaffe zu? Und mein ent¢eelter Gei¢t hat in der tieffen Grufft Nicht fur der Ang¢t der muntern Rache Ruh? J¢t nicht mehr wahr? Ein la¢terhaft Gewi¢¢en Wird von den Nattern bo¢er Lu¢t Von Wurmen banger Furcht gehenckert und zerri¢¢en. Es bill’t ein Hund ja in der Bru¢t So oft das Hertze ¢chlag’t/ der den vom Schlaff’ erwecket/ Den mehr geronnen Blutt als edler Purper decket. War keine ge¢chaftige Spinne nicht dar/ Die/ als du mir das Gifft-Glaß eingego¢¢en/ Nahm des mich ent¢eelenden Reben-¢affts wahr? Die diß zur Lu¢t und zur Artzney geno¢¢en/ Daraus ich Tod und Galle mu¢te ¢augen. Die/ was fur Grimme that ein Bruder hat gethan/ Dir uber’s Haupt/ und aller Welt fur Augen Durch ihr gewebtes Garn lebendig bilden kan? Ein todtes Schilf wird oft ja La¢tern zum Verrather. Ein Schatten und ein Wind er¢chreck’t die Ubelthater. Komm’t dir/ du Blutthund/ nicht mehr ein; Daß/ als an mir des Gifftes braune Flecken 9 7 10
der] ’der A der BCD Wurmen] Wurmern BCD Purper] Purpur BCD
Die vierdte Abhandlung
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Sol Mahlerey und Gips verdecken/ Die Wolcke muß ein Schwamm/ der Regen Tinte ¢eyn/ Der deine Farb außwi¢ch’t/ und auf die Bru¢t mir ¢chreibet: !67" Der Bruder i¢t durch’s Brudern Gifft entleibet. Allein’/ Ertz-Morder/ ach! ich ¢chau’ Dein Sinn i¢t allzu hart’/ und deine Bru¢t zu wilde: Daß dir fur deiner Boßheit grau’/ Und ihr Gedachtnus ¢ich dir durch die Traum’ einbilde: So drucke dir denn itzt in’s Hertzens Ki¢el¢tein Diß Gift-Glaß/ di¢e Glutt der Mordthat Merckmal ein. Ent¢atz’¢tu dich: Daß Bajens Lu¢t-Gefulde Jrr-Garthe blaßer Gei¢ter ¢ind/ Wo doch ihr kaltes Blutt nicht rinn’t? Die Ferne dient der Boßheit nicht zum Schilde. Der Schatten laß’t das Licht Die Kwaal den Thater nicht/ Und Rache folg’t biß an das Ziel der Erden. Ein Gei¢t mach’t ihm durch Fel¢en Riß’/ Und Bo¢en muß ein Paradiß Zur Hell’/ ein Blumen-thal zur Schinder-Grube werden. Wiß’ aber: Daß die ungeheure That/ Fur der der Mond’ erbleich’t/ die Gei¢ter ¢ich errothen/ Da du durch Schifbruch dich die Mutter muh’¢t zu todten/ Mich aus der Grufft hieher getaget hat. Allein umb¢on¢t! Die rinnenden Chry¢tallen/ Sind zu Vertunckelung ¢o grimmer That zu rein. Die See kan nicht ¢o kalt/ als deine Seele ¢eyn/ Jn der nur Gifft muß ¢tatt des Bluttes wallen. Die Welle treib’t an Hafen ¢ie/ Die durch Betrug im Schiffe Schifbruch leidet.
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durch’s] dur’chs A durchs BCD rein] reine A rein A(Errata)BCD
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Ent¢atz’¢tu] Ent¢etz¢t du CD Lu¢t-Gefulde] Lu¢t-Gefilde CD Irr-Garthe] Irr-Garthe B Irr-Garten CD Hell’] Holl’ B Holl CD umb¢on¢t] um¢on¢t B umb¢on¢t C um¢on¢t D Vertunckelung] Verdunckelung BCD
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Agrippina
Auf! Falle fur ihr auf die Knie/ Eh’ als Verzug dir Gnad’ und Gun¢t ab¢chneidet. Doch ach! zu ¢path’. Er¢chreckliche Ge¢talt! Verwandeln ¢ich die Oel-Baum’ in Zipreßen? Dis Lu¢thauß wird der Schlangen Auffenthalt/ Jch ¢ehe ¢chon den Kay¢er Drachen fre¢¢en. Die Erde bricht/ der Abgrund krach’t/ Seh’t: Wie die Wolken ihm nach Haupt und Zepter blitzen. !68" Wer ihm den Himmel unhold macht Den kan kein Lorber-Krantz nicht fur dem Donner ¢chutzen.
Nero. Paris. Anicetus. Die Trabanten.
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!Nero. " Hilf Himmel! ich er¢tarr’! ich zitter’! ich vergeh’! Wo bin ich? Himmel hilf! im Abgrund’? in der See? Jn einer Todten-Grufft? umb¢chrenck’t mit tau¢end Schlangen? Mit Aeßern uberleg’t? Von Tigern rings umbfangen? Von Blitz’ und Keil geruhrt? und gleichwol im Gemach? Lebendig? Traumet mir? Trabanten! Wer durchbrach Das Zimmer mit Gewalt? 1. Trabant. Wir haben nichts vernommen.
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Nero. J¢t nichts euch zu ge¢icht’/ auch nichts zu Ohren kommen? 2. Trabant. Das min¢te nicht. Der Hoff i¢t ¢chon fur lang¢t zur Ruh.
vor 63 !Nero."] fehlt ABCD 70 ge¢icht’] ge¢ich’t AB Ge¢icht CD 53 65 66
ihr] ihn BCD umb¢chrenck’t] umb¢chrenckt BC umbfangen] umbfangen BC
Die vierdte Abhandlung
Nero. Jhr Gotter! ach! was bring’t uns Paris neues zu? Paris. Durchlauchtig¢ter/ nichts Gutt’s. Nero. J¢t’s ¢chon umb uns ge¢chehen? Paris. Nein! Wo nur Nero weiß die Segel recht zu drehen.
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Nero. Was i¢t’s denn? Sag’ es bald? ach! aber wir ¢ind hin! Paris. Der Schiffbruch hat gefehl’t/ es lebet Agrippin’. Nero. Und Nero, leider! muß nu ¢terben und ver¢incken/ Eh als Aurora wird der braunen Sonne wincken! Paris. Verzweifelt Unheil krig’t durch Auf¢icht oft noch Rath.
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Nero. Sag’ aber: Wie ¢ich ¢o das Spiel verkehret hat. Paris. Als ¢ich das Schiff zertheil’t/ i¢t ¢ie ans Land ge¢chwommen. Nero. Woher ha¢tu bereit die raue Po¢t vernommen? !69"
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umb] umb BC nu] nun CD Sonne] Sonnen BCD ha¢tu] ha¢t du CD
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Agrippina
Paris. Die gantze Gegend i¢t voll Lermen/ und erweck’t. Jch weiß nicht/ wer ¢o bald den Schifbruch hab’ entdeck’t. Das Ufer i¢t voll Volck/ die See voll kleiner Nachen/ Der Fackeln Vielheit kan die Sternen tunckel machen. Viel wateten ins Meer/ und reichten ihr die Hand. Nun Agrippinen itzt geholffen i¢t an’s Land/ Erkling’t Gebirg’ und Luft von hellen Lu¢t-gethonen/ Man ¢ih’t die Hugel ¢ich mit Freuden-feuern kronen. Den Tempeln rennet zu des Pofels gro¢ter Theil/ Und ¢ag’t den Gottern Danck fur Agrippinens Heil. Nero. Fur un¢ers Niemand nicht! ach leider! Di¢e Stunde Gene¢et Agrippin’/ und Nero geh’t zu Grunde. Ein Traum/ wo nicht ein Gei¢t wei¢¢agte die Gefahr. Anicetus. Fur¢t/ Agerinus i¢t von Agrippinen dar. Nero. Hilf Himmel! auch ver¢eh’n mit viel geharn¢chten Scharen? Anicetus. Jch merckte keine nicht/ die ihm zu Din¢te waren. Nero. Was ¢ol die Bot¢chafft wol uns von ihr bringen bey?
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Anicetus. Nichts/ als daß Agrippin’ in Hafen kommen ¢ey Nero. Ge¢und und unverletz’t?
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Lu¢t-gethonen] Lufft-gethonen AB Lufft-Gethonen CD
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tunckel] dunckel BCD Gebirg’] Geburg CD
Die vierdte Abhandlung
Anicetus. Sie hat allein empfunden Durch eines Ruders-Streich ein Merckmal einer Wunden. Nero. Ent¢chwam ¢ie uns zur Straff’ alleine di¢er Noth? Anicetus. Nein! Aceronie und ! Gallus" ¢ind nur todt.
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Nero. Weiß die Verruchte ¢ich ¢o alber noch zu ¢tellen? Ja/ leider! ja! ¢ie ¢ucht durch Einfalt uns zu fallen/ Und thut: als wu¢te ¢ie des Schifbruchs Ur¢prung nicht/ Biß un¢re Sicherheit uns Halß und Zepter bricht. Sie wird bald bey uns ¢eyn/ nicht ihre Rache fri¢ten/ Den Pofel wafnen aus/ die Sclaven auf uns ru¢ten/ Das ihr geneigte Heer mit Aufruhr ¢tecken an. Ja wo ¢ie nur nach Rom zum Rathe kommen kan/ Dem Volcke machen weiß: Wie ¢ie die Wund empfangen/ Wie es bey’m Schifbruch’ Jhr erbarmlich ¢ey ergangen/ Daß ihre Freind’ allein’ umbkommen in der Flutt; !70" So ko¢tet leider es uns Zepter-Ehr und Blutt. Der Rath wird uns ver¢chmah’n/ der Pofel uns verfluchen/ Rom ihm ein neues Haupt aus frembdem Stamme ¢uchen. Jch fuhl’ es: Schmach und Todt i¢t naher uns als nah’? Eil’t/ weck’t den Burrhus auf/ beruff’t den Seneca. Jhr Gotter! ach! wer ¢teh’t mehr auf des Kay¢ers Seiten? J¢t jemand mehr behertz’t fur un¢er Heil zu ¢treiten? So ¢chaffe Paris an: Daß man die tolle Schaar/ Die umb die Kay¢erin ¢o ¢ehr ge¢chaftig war/ Und in der Gegend ¢ich durch ungewohnte Flammen 104 !Gallus"] Plautus ABCD (s.Komm.) 116 und] uud A und BCD 118 frembdem] frembden ABCD frembdem A(Errata) 115 Freind’] Freund’ B Freund CD 116 Zepter-Ehr] Zepter Ehr CD 124 umb] um B umb C
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Agrippina
Und thorchte Gottesfurcht aufruhri¢ch zeucht zu¢ammen/ Zer¢treu’t werd’/ eh als ¢ie gar zu den Waffen greif’t/ Und auf des Kay¢ers Halß ¢o grimm als Klingen ¢chleif’t. Ach/ aber/ ach! umb¢on¢t/ die Rache wird uns fallen/ Eh als der Kay¢er ¢ich kan in Verfa¢¢ung ¢tellen.
Nero. Burrhus. Seneca. Anicetus. Burrhus. Was fur Er¢chrecknus ficht den Gei¢t des Kay¢ers an? Nero. Ach leider! Burrhus/ ach! es i¢t umb uns gethan! Seneca. Man muß beym Sturme nicht das Hertze fallen la¢¢en. Nero. Wol/ wenn die Wirbel ¢chon den mor¢chen Nachen fa¢¢en.
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Burrhus. Der Kay¢er meld’ uns doch den Uhr¢prung ¢einer Kwal. Nero. Die Mutter ¢chleif’t auf uns den Rachbegier’gen Stahl. Seneca. Wer hat des Kay¢ers Hertz mit ¢olcher Po¢t er¢chrecket? Nero. Der Gei¢t Britannicus hat’s leider uns entdecket. ! 71" Burrhus. Ge¢pen¢te ¢ind ein Traum/ und Traume ¢ind ein wind. 139 ein wind] ein-wind A ein Wind BCD 129 umb¢on¢t] umb¢on¢t BC 131 Er¢chrecknus] Er¢chreckniß CD 132 umb] umb BC
Die vierdte Abhandlung
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Nero. Der Auߢchlag Leider! Weißt’s/ ob’s ¢chlechte Traume ¢ind. Seneca. Was hat fur Auߢchlag ¢ein Er¢chrecknus denn bekommen? Nero. Die Mutter/ die man woll’n er¢auffen/ i¢t ent¢chwommen. Burrhus. Ge¢atzt/ ¢agt: Was ein Weib dem Kay¢er ¢chaden kan.
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Nero. Viel/ leider! Denn halb Rom/ hangt Agrippinen an. Die gantze Gegend i¢t fur ihre Wolfarth wache. Und krig’t ¢ie ¢o viel Luft; Daß ¢ie das Volck zur Rache Durch ihre Thranen bring’t/ daß ¢ie in Rom erzehl’t/ Wie un¢er An¢chlag uns/ der Schifbruch ¢ie gefehl’t/ Wie ¢ie die Wunde krig’t/ wie ihre Freund umbkommen/ So i¢t den Augenblick uns Reich und Gei¢t benommen. Seneca. Ein wach¢end Ubel darf ge¢chwinden Wider¢tand. Nero. Des Kay¢ers Heil und Reich beruh’t in euer Hand. Burrhus. For¢ch’t Seneca von mir/ was hier ¢ey zu erwehlen? Seneca. Laß’t ihre Todtung ¢ich der Leibwach’ anbefehlen?
149 krig’t] kri’gt A krieg’t B kriegt CD 141 Er¢chrecknus] Er¢chreckniß CD 149 umbkommen] umbkommen BC 152 euer] eurer BCD
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Agrippina
Burrhus. Weiß di¢e Flamme nichts zu la¢chen als ihr Blutt? Seneca. Man todte die¢en Wurm eh’ als er’s ¢elber thut. Burrhus. So grimme Rach’ i¢t nicht von Muttern zu vermutten. Seneca. Die Rache ¢ih’t mit Lu¢t auch Kinder-Kopffe blutten. Burrhus. Sie wurde durch dis Blutt ¢ich ¢turtzen und ihr Hauß.
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Seneca. Die Rache gleich’t der Glutt/ die gerne le¢chet aus/ Wenn ¢ie dis/ was ¢ie nehr’t/ nur kan in A¢che kehren. Burrhus. Wie kont’ ein grimmes Weib ¢o holden Sohn gebehren?
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Seneca. Die Erd’ i¢t kalt und todt dar/ wo ¢ie Gold gebiehrt/ Weil die Natur ihr Marck zu einer Ader fuhr’t: Daß ¢ie die Krauter nicht mit Safte kan betheilen. ! 72" Burrhus. Die Wunden la¢¢en ¢ich mit Me¢¢ern ubel heilen. Seneca. Sie heil’n/ wenn Salbe nicht dem Kreb¢e ¢teuern kan. Burrhus. Man wende noch einmal der Sanftmuth Pfla¢ter an.
156 thut] thu B 162 kont’] kont’ B kont CD 167 ¢teuern] ¢teuren BC
Die vierdte Abhandlung
Seneca. Der Fur¢t hat ¢ie auf ¢ich durch Sanftmuth nur verhetzet.
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Burrhus. Welch Sohn hat ¢eine Fau¢t durch Mutter-Blutt genetzet? Seneca. Der Clytemne¢tre Blutt kleb’t an Ore¢tens Stahl. Burrhus. Durch ¢ie ward vor ent¢eel’t ¢ein Vater/ ihr Gemahl. Seneca. Jch ¢ehe dis und mehr an Agrippinen kleben. Burrhus. Wer hat der Eltern Schuld den Kindern untergeben?
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Seneca. Die Fur¢ten richten ¢ie als Gotter die¢er Welt. Burrhus. Wer hat ¢on¢t als Ore¢t ¢olch Urtheil je gefall’t? Seneca. Alcmæon todtet’ auch die Mutter Eriphyle.
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Nero. Jch ¢orge: Daß man hier mehr als gefahrlich ¢piele Durch lang¢amen Bedacht. Oft nutz’t ein kluger Rath Nicht/ was ein ¢chneller Schluß und eine kuhne That. Seneca. Die Schlange die man tritt/ die muß man gar ertretten. Ge¢atzt: Daß wir ¢ie nicht zu todten Uhr¢ach’ hetten/ So hei¢cht’s des Reiches Noth/ und un¢ers Kay¢ers Heil. Die zu be¢chirmen/ muß jedwedes Blutt ¢ein Feil. 179 nutz’t] nu’tzt A nutz’t B nutzt CD 183 hei¢cht’s] hei¢ch’t B hei¢cht CD
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Agrippina
Burrhus. Da ¢ie denn ¢terben ¢oll/ wer wird den Muth ihm fa¢¢en? Kein Kriegs-Knecht wird hierzu ¢ich ¢icher brauchen la¢¢en/ Das gantze Lager ¢ih’t auf’s Kay¢ers gantzes Hauß/ Und des Germanicus Gedachtnus la¢ch’t nicht aus/ Auch nicht des Heeres Hold zu ¢eines Stammes Zweigen/ So lange ¢ich der Rhein wird fur den Adlern neigen/ Die er ¢o hoch erhob. Dem Anicet ¢teh’t zu: Daß er diß/ was er hat ver¢prochen/ wurcklich thu’. ! 73" Anicetus. Jch hab’ es auf Befehl zu wagen kein Bedencken.
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Nero. Du wir¢t uns durch dis Werck das Reich auf’s neue ¢chencken/ Und di¢er Tag wird ¢eyn der andre meiner Lu¢t/ Der er¢te meiner Ruh. Dir ¢elb¢t wird ¢eyn bewu¢t Wer am bekwam¢ten ¢ich dir zu Gefahrten ¢chicke. Auf die¢er That beruht mein Unheil und Gelucke/ Das deine wach¢t hieraus. Anicetus. Das Werck ¢ol Lehrer ¢eyn: Was Fleiß und Treue kan. Jedoch es fallt mir ein Ein Mittel/ di¢en Weg ¢o ¢cheinbar zu beblumen: Daß Rom und alle Welt der Mutter Todt wird ruhmen. Seneca. Eroffne/ was es ¢ey.
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Anicetus. Der Kay¢er gebe nach: Daß Agerin’ er¢chein’ ins Fur¢tliche Gemach/ Umb/ was die Mutter ihm befohl’n hat/ zu entdecken. Nach di¢em wil ich ihm ¢ein muh¢am zu zu¢tecken Hier die¢en gift’gen Dolch. Denn dringe man auff ihn/ 188 Gedachtnus] Gedachtniß CD 189 Zweigen] Zweichen B 205 befohl’n] befohlen B
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Und for¢che: Was er hab’ ent¢chlo¢¢en zu vollzih’n; Ob auf des Kay¢ers Bru¢t die Spitze ¢ey vergiftet/ Ob ihn zum Meuchel-Mord die Mutter ange¢tiftet? Ob er viel lieber nicht von der verdienten Pein Durch frey Bekantnus ¢ich vermeine zu befrey’n/ Und ¢cheue ¢ich nicht dir zu Libe fur zu geben: Daß Agrippinens Fau¢t an ihrem eignen Leben/ Nach offenbarter Schuld/ zum Hencker worden ¢ey; Als daß der Hencker ihm die Glieder reiß entzwey/ Und blaue Schwefel-Flutt ihm auf die Bru¢te regne. Nero. Dein Vor¢chlag i¢t belib’t. Des Himmels Gutte ¢egne Daß dir vertraute Werck. Geh’ fuhr’ ihn ¢tracks herein/ Und meld’ ihm: Daß wir ihn zu horen ¢chlu¢¢ig ¢eyn.
L. Agerinus. Nero. Burrhus. Seneca. Anicetus. Die Trabanten. Die Nachrichter.
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Agerinus. Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Fur¢t/ ich ¢ol erfreu’t entdecken: Daß Agrippinens Fall und unverhoft Er¢chrecken Zur Kurtzweil worden ¢ey. Sie ¢chopff’t itzt Luft und Ruh/ Und zeucht der ¢chwachen Seel’ Erfri¢chungs-Athem zu. Und ob ¢ie zwar verlang’t des Kay¢ers Hand zu ku¢¢en/ Und ¢elb¢t ihm zu erzehl’n/ wie ¢ie der Noth entri¢¢en Durch’s Himmels Bey¢tand ¢ey; So wunt¢ch’t ¢ie doch durch mich: Der Kay¢er wolle nicht ¢o gar ge¢chwinde ¢ich Sie zu be¢uchen muh’n. Sie wil ¢ich ¢elb¢t einfinden/ So bald die Mattigkeit der Glieder wird ver¢chwinden/ Des Hertzens Furcht vergeh’n.
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Bekantnus] Bekantnus B Bekantniß C Bekanntniß D ihrem] ihren B ihn] ihm B wunt¢ch’t] wun¢ch’t B wun¢cht CD
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Agrippina
Nero. Wir horen hoch vergnug’t/ Daß der Frau Mutter Gluck’ ihr Ungluck uberwigt; Und wun¢chen ferner ihr Ge¢undheit/ Heil und Leben. Meld’ aber/ wie ¢ich denn der Unfall hat begeben.
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Agerinus. Als ihre Maje¢tat der Mutter ¢ich entbrach/ Begab ¢ich Agrippin’ an See¢trand kurtz hernach/ Betrat ihr fertig Schiff/ und ließ die Segel flugen/ Die fernen Ufer floh’n/ wir ¢ah’n ¢chon Baje ligen/ Des Himmels Ja¢pis war durch¢tick’t mit Stern und Gold/ Der wei¢¢e Monde glamm/ der We¢twind war uns hold/ Die See ¢tand als gefror’n und ¢tiller als Chry¢tallen; Als unver¢ehns das Schiff fang’t hinten einzufallen/ Und durch ¢ein bleyern Dach den Creperej er¢chlag’t. Nach die¢em wird das Theil/ das Agrippinen trag’t/ Zer¢chmettert von ¢ich ¢elb¢t/ wie wenn der Nordwind wuttet/ Und Aceronie neb¢t ihr in’s Meer ge¢chuttet. Die er¢te trinck’t alsbald ¢o viel des Wa¢¢ers ein: Das Silber muß ihr Todt/ Saffier die Baare ¢eyn. Der Mutter aber ¢chein’t die See ¢ich zu erbarmen. Sie theil’t die ¢anfte Flutt durch’s Ruder ihrer Armen/ Die Hoffnung i¢t ihr Schiff/ der Gotter Gun¢t ihr Wind/ Durch welcher Hulffe ¢ie biß an den Strand entrinn’t. Von da la¢t ¢ie/ die ¢ich nicht mehr zur See wil wagen/ !75" An der Lucriner See ¢ich auf ihr Vorwerg tragen. Nero. Wem mißt die Mutter denn des Schifbruchs Uhr¢prung bey? Agerinus. Sie urtheil’t: Daß ihr Fall ein bloßer Zufall ¢ey. Nero. Schein’t Agrippine nicht auf uns Verdacht zu fa¢¢en?
254 Vorwerg] Vorwerck BCD
Die vierdte Abhandlung
Agerinus. Sie hat ihr nimmermehr den Argwohn traumen la¢¢en. Nero. Was eu¢ert ¢ie ¢ich denn fur un¢erm Ange¢icht?
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Agerinus. Ein matter Leib verlangt mehr Fin¢ternus/ als Licht. Nero. J¢t nichts nicht/ was ¢ie ¢on¢t von uns zu thun begehre? Anicetus. Hilf Himmel! Was entfall’t dem Morder fur Gewehre? Nero. Verrather! wie? woher komm’t ¢olch Verrathri¢ch Stahl. Agerinus. Jhr Gotter! bin ich todt? trift mich ein Donner¢trahl?
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Anicetus. Eroffn’ es: Worzu ¢ol ¢olch Meuchel-Mordri¢ch Ei¢en. Agerinus. Man muß: Daß ich’s hieher gebracht/ mir vor erwei¢en. Anicetus. Wie? Wil¢tu/ Schelme/ dis/ was Sonnenklar/ umb¢teh’n? Agerinus. Solch Schelm-¢tuck nimmermehr/ und ¢olt’ ich ¢tracks vergeh’n. Anicetus. Der Dolch i¢t zweifelsfrey vom Himmel nicht gefallen.
260 Fin¢ternus] Fin¢terniß CD 263 komm’t] kommt BCD 267 Wil¢tu] Wil¢t du CD umb¢teh’n] umb¢tehn BCD
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Agrippina
Agerinus. Solch Einwurff kan mir nicht mehr ¢chaden/ als euch allen. Anicetus. Vernein’¢tu: Daß der Dolch dir aus den Kleidern fiel. Agerinus. Es find’t ¢ich leicht ein Stock/ wenn man wen ¢chlagen wil. Nero. Trabanten/ Fa¢¢el her! Schluß’t ihn in Band und Ketten. Agerinus. Der Himmel wird daraus die Un¢chuld ¢chon erretten. !76"
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Nero. Gab Agrippine dir ¢o grimmen An¢chlag an? Agerinus. Jch ¢tarre! Daß man mich auf ¢ie befragen kan. Nero. So ha¢tu von dir ¢elb¢t ¢olch Mord¢tuck furgenommen? Agerinus. Kein Mord¢tuck i¢t mir nie nicht in Gedancken kommen. Nero. Verrather/ ¢ol die Pein die Warheit pre¢¢en aus?
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Agerinus. Die Un¢chuld wird be¢teh’n auch unter Flamm und Graus.
vor 278 Agerinus] Aget. A Ager B Ager. CD 271 Vernein’¢tu] Vernein¢t du CD 273 Schluß’t] Schlie¢¢t CD 277 ha¢tu] ha¢t du CD
Die vierdte Abhandlung
Nero. Bring’t Schwefel/ Pech/ laß’t ihn zergliedern und verbrennen. Agerinus. Jch werde dennoch nichts Verrathri¢ches bekennen. Nero. Ver¢tockter Hertzen Trotz fall’t durch die Marter hin. Agerinus. Der rechte Himmel weiß: Daß ich nicht ¢chuldig bin.
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Anicetus. Ein frey Bekantnus weiß auch La¢ter rein zu brennen. Agerinus. Wer frey von La¢tern i¢t/ darf keine nicht bekennen. Nero. Wo Agrippine dich erkauff’t hat/ ¢ey¢tu frey. Agerinus. Glaubt: Daß die Redligkeit nicht zu erkauffen ¢ey. Anicetus. Oft laß’t der Redlich¢te ¢ich durch Beredung leiten.
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Agerinus. Nicht ¢orge: Daß mein Fuß wird auf dem Ei¢e gleiten. Nero. Wie? Daß dein Leugnen ¢o fur Agrippinen ficht. Agerinus. Wen eigne Tugend ¢chutz’t/ der darf Verfechtens nicht.
285 Bekantnus] Bekantniß C Bekanntniß D
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Agrippina
Anicetus. Du kan¢t noch Ruhm und Lohn fur dein Bekantnus krigen. Agerinus. Aufrichtigkeit laß’t ¢ich durch Gaben nicht be¢igen.
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Nero. So ¢iege Kwal und Schimpf und Hencker uber dich! Bring’t Flamme/ foltern her. Agerinus. Kein Hencker ¢chrecket mich. Nero. Spann’t den Verrather an; brauch’t Me¢¢er/ Pech und Kertzen. ! 77" Agerinus. Kein rein Gemutte fuhl’t des Leibes herbe Schmertzen. Nero. Satz’t ihm noch ¢charffer zu. Trauff’t Schwefel auf die Haut.
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Agerinus. Der leidet mit Gedult/ wer auf die Tugend bau’t. Nero. Fahr’t fort! und reiß’t den Leib des Bo¢ewichts zu ¢tucken. Agerinus. Der Hencker kan den Leib/ die Seele nicht erdrucken. Nero. Hat der Verteufelte denn kein empfindlich Glied?
301 Fahr’t] Fahr’t A Fahr’t B Fahrt CD 293 Bekantnus] Bekantniß C Bekanntniß D
Die vierdte Abhandlung
Agerinus. Auf reine Glider i¢t der Grimm umb¢on¢t bemuh’t.
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Nero. Laß’t ihm zer¢chmoltzen Ertzt auf Lipp’ und Zunge flußen. Agerinus. Ja! Daß ¢ie nur von ¢ich nichts fal¢ches reden mu¢¢en. Anicetus. Nun ha¢tu hohe Zeit/ ¢on¢t i¢t’s umb dich ge¢cheh’n. Agerinus. Jhr werdet durch den Leib eh’/ als mich unrecht/ ¢eh’n. Nero. Er i¢t durch Zauberey fur aller Kwal verwahret.
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Agerinus. Welch Blutthund/ welch Tyrann hat jemals ¢o gebahret? Anicetus. Ritz’t ihm das Fuß-brett auf/ ¢chau’t ob er blutten kan. Agerinus. Es bluttet! Schaue nun der Un¢chuld Purper an. Nero. Es ¢ol ein gro¢¢er Strom bald deinen Nacken farben. Agerinus. Wol dem/ der durch ¢ein Blutt kan ¢o viel Ruhm erwerben.
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Nero. Schlag’t ihm den Schedel ab/ und leg’t ihn uns zu Fuß’. Vollzihe du alsbald den vorgemachten Schluß.
309 verwahret] bewahret D 312 Purper] Purpur CD
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Agrippina
Reyen Der Libe; Der Zeit; Der Ehr¢ucht; Des Todes. !78"
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Die Libe. Du guldnes Licht und Auge di¢er Welt/ Der Monde borg’t ¢ein Silber zwar von dir; Du aber Gold; Saffier des Himmels-Zelt/ Die Sternen Oel/ die Erde Gei¢t von mir/ Die Schnecke Blutt/ die See Perl’ und Korallen/ Die Krauter Safft/ die Fel¢en Berg-Chry¢tallen. Lern’t nun/ was ich fur eine Gottin bin/ Mein Tempel i¢t Lufft/ Himmel/ Erde/ Flutt. Ja die Natur ¢elb¢t i¢t die Pri¢terin/ Die Schonheit Zunder/ die Begierde Glutt/ Der Anmuth Blitz ¢teck’t die geweyhten Kertzen Der Sinnen an/ das Opffer ¢ind die Hertzen. Mein Saame wird gefloß’t den Seelen ein/ Eh als in Mund der Bru¢te Milch-Kwall rin’t. Mein Brand erweich’t der Hertzen Ki¢el¢tein/ Wo Zeit und Tod zu ¢tumpffe Feilen ¢ind. Wer wider¢pricht nun? Daß man mir mit Rechte Die Lorberzweig’ umb meine Myrten flechte? Die Zeit. Der Tod. Die Libe miß’t ihr hoch-verma¢¢en bey/ Der Gottheit Krafft/ den Zepter aller Welt. Die Zeit/ der Tod bricht alles mor¢ch entzwey/ Was die Natur/ was Liben in ¢ich halt; Vom Abgrund an biß uber’s Monden Grantzen Sih’t man der Zeit/ des Todes Sichel glantzen.
320 327 329 333
320] 330 A 320 A(Errata) Kertzen] Kertzen/ ABC Kertzen, D gefloß’t] geflo’ßt A geflo¢¢’t B geflo¢¢t CD Rechte] Rechte. AB Rechte CD
Die vierdte Abhandlung
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Die Liebe. Brauch’t/ wie ihr woll’t/ die Armen eurer Krafft Laß’t euren Zorn an mor¢chen Wipffeln ¢eh’n. Genung! Daß ihr nichts an den Zedern ¢chafft/ Die nur durch mich wol eingewurtzelt ¢teh’n. Denn nichts nicht/ was mein Lorber-Schatten decket/ Wird durch den Blitz durch Zeit und Tod er¢chrecket. Die Zeit. ! 79 " Die Zeit verzehr’t nicht nur Ertzt und Porfier/ Der Himmel ¢chrumpff’t durch ¢ie fur Alter ein. Flutt/ Glutt und Wurm dien’t zur Vertilgung mir/ Der Sterne Gold wird durch mich blaß und klein. Wie ¢olte denn fur meiner Flugel ¢turmen Die Libe ¢ich ¢eyn machtig zu be¢chirmen? Der Tod. Der Erd-Kreiß i¢t der Schauplatz meiner Macht. Was Zeit und Men¢ch ge¢eet hat/ erndt’ ich ein. Mir i¢t der Lentz oft Herb¢t/ der Mittag Nacht/ Niemanden ¢chutz’t/ Gold/ Purper/ Jnfel/ Stein. Wie ¢olten denn der Libe Spinnen-weben Genug¢am Schirm fur meine Pfeil’ abgeben? Die Liebe. Wenn Tod und Zeit und Ehren¢ucht und Pein Der Un¢chuld Ma¢t/ der Seelen Schiff bekampff’t/ Muß ich der Port/ der Schild/ der Ancker ¢eyn. Des Neides Dun¢t wird durch mein Licht gedampff’t/ Den Rauch der Zeit theil’n meiner Fackeln Flammen/ Mein guldner Pfeil des Todes-Strick von ¢ammen. Die Zeit. Ohmacht’ge Glutt und Fackel deiner Hand! Kein Blick ver¢treich’t/ dein lodernd Wachs nimm’t ab. 341 wie] wir A wie A(Errata)BCD 345 Verszahl fehlt A, in Errata ergänzt 356 Purper] Purpur CD
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Agrippina
Dein Tacht verglimm’t/ dein Oele rinn’t in Sand/ Dein Brutt die A¢ch’ i¢t ¢elb¢t der Flammen Grab. J¢t auch gleich noch dein Zunder unverzehret; Schau: Augenblick’s wird Strahl in Staub verkehret. Die Liebe. Die Zeit ver¢ehr’t der Liebe Zunder nicht; Ob ¢ie die Glutt gleich außen dampffen kan. Die Liebe krig’t zweyfache Flamm’ und Licht Oft/ wenn man ¢ie am hefftig¢ten ficht an. Und wenn die Nacht den Himmel ¢chwartz wil mahlen/ So ¢ih’t man ihn mit tau¢end Ampeln ¢trahlen. ! 80" Der Tod. Ohnmacht’ger Pfeil! ein fauler Sterbens-hauch/ Verkehr’t das Gold der Lieb’ in weiches Bley. Jhr Sonnen¢chein wird in dem Sarche Rauch: Mein durrer Arm brich’t Pfrit¢ch und Pfeil entzwey: Und das Ge¢choß/ was meine Fau¢t zerbrochen/ Gibt Brennholtz ab fur durre Todten-Knochen. Die Liebe. Zerbricht der Tod der Sinnen Pfeile gleich; Wird ¢chon mein Strahl in todten Glidern kalt; So i¢t der Leib doch nicht mein Sitz und Reich. Die Seelen ¢ind des Libens Auffenthalt. Verwe¢et ¢chon der Corper in der Holen; So leb’t die Lib’ un¢terblich in der Seelen. Der Wind blaß’t auf die ¢chon halb-todte Glutt Oft/ wenn er ¢ie gar außzule¢chen mein’t. Sturm’t Tod und Zeit auf Agrippinens Blutt/ Siht man: Daß ¢ie mit neuen Strahlen ¢chein’t Die Wolcken/ die der Neid hat aufgezogen/ Verwandeln ¢ich in holde Regenbogen.
374 wenn] menn A wenn BCD 379 Sarche] Sarcke C Sarge D
Die vierdte Abhandlung
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Die Zeit. Der Tod. Soll’n Wa¢¢er-Gall’n itzt Regenbogen ¢eyn? Des Kay¢ers Gun¢t i¢t nur gemahlte Flutt. J¢t außen gleich ¢ein Antlitz Sonnen¢chein/ So wird doch bald ¢ein Hertze regnen Blutt. Denn glantz’t ein Stern mit ungemeiner Rothe; So i¢t’s gewiß ein ¢chadlich Blutt-Comete. Die Ehrsucht. Raum’t/ Schwe¢tern/ mir der Libe Kampff-platz ein/ Weil ¢ie ¢o ¢ehr fur Palm und Sigs-Krantz ficht! Jedoch wird ¢ie ¢elb¢t ¢o be¢cheiden ¢eyn; Wo ihr nicht Witz und kluger Rath gebricht: Daß ¢ie fur mir wird ihre Segel ¢treichen/ Jhr Abendlicht mir Sonne nicht vergleichen. !81" Die Liebe. Ver¢uch’t nunmehr auch die¢er Seiden-Wurm An meinem Ruhm’ und Purper Zahn und Heil? Allein ein Felß verlachet Well’ und Sturm. Sein Blitz i¢t mir ein gla¢ern Donner-Keil. Die Lieb’ i¢t recht der Ehr¢ucht Gifft zu nennen; Jhr Feuer kan kein libend Hertz verbrennen. Die Ehrsucht. Die Ehr¢ucht i¢t der Libe Gift vielmehr. Diß todtete der Sophonißben Brun¢t. Kein Mutter-Hertz/ kein Bruder lib’t ¢o ¢ehr/ Jch kehr’ in Eiß und Galle Flamm’ und Gun¢t/ Und: Daß ich kan aus Blutte Purper farben/ Mag Kind und Freund durch Aderla¢¢en ¢terben. Die Liebe. Die Pflantze/ die ein Muhlthau ¢track’s ver¢ang’t/ Muß niemals recht beklieben ¢eyn gewe¢t. Jch weiß: Daß/ wo ein Gei¢t mein Feuer fang’t/ 408 Purper] Purpur CD 417 Purper] Purpur CD 419 Muhlthau] Mehlthau C
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Agrippina
Mein Brand ¢ich nicht vom Hertzen tilgen laß’t. Denn Libe pfleg’t des Zepters und der Wurden/ Daß er ¢ein Ziel erlang’t/ ¢ich zu entburden.
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Die Ehrsucht. Kein Kind leg’t mehr aus Libe Zepter ab. Jtzt lach’t die Welt der Einfalt er¢ter Welt. Komm’t durch Verdacht nicht Agrippin’ in’s Grab? Weil Nero ¢ie fur herr¢chens-¢uchtig halt. Sein Stamm-Baum fall’t durch meinen Blitz zur Erde: Daß nicht ¢ein Thron von ihm be¢chattet werde. Die Liebe. Du eigne¢t dir der Libe Wurckung zu? Ver¢ichre dich: Daß dis dein Jrrlicht nicht/ Nein! nur Poppe’ und Nerons libe thu’. Denn Sonnen¢chein entfarb’t des Monden Licht; Und Libe wird zwar wol von gro¢¢erm Liben; Nicht aber durch der Ehr¢ucht Dun¢t vertriben. !82" Die Ehrsucht. Hat dich mein Arm ¢o zu Verzweiflung bracht? Daß du entlehn’¢t aus Schmincke Schonheit dir? Solch Liben i¢t die Larve meiner Macht. Dreh’ itzt dein wahres Antlitz nur herfur. Mein Rach-Schwerdt ¢teck’t in deiner Anmuths-Kertzen/ Und Gall’ und Gift in deinem glimmen Hertzen. Die Zeit. Der Tod. Verfluchter Sieg! Solch Engel-¢chones Bild Wird zauberi¢ch in Schlang’ und Wurm verkehr’t? Kan Ehren¢ucht mehr als ein Gorgons-Schild? Auf Zeit/ und Tod! Sie i¢t des Sieg’s nicht werth. Die Rache muß den Hochmuth di¢er Zirzen Durch un¢re Pfeil in Schmach und Abgrund ¢turtzen.
440 itzt] ietzt BC 448 un¢re] un¢ere B
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Die funfte Abhandlung. Der Schauplatz bildet ab der Agrippinen Schlaff-Gemach. Agrippina. Sosia.
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Agrippina. Be¢turtzte Trauer-Nacht! Du Abbild meines Hertzen/ Das bange Todes-Ang¢t und blaße Sorgen ¢chwartzen! J¢t’s Warheit/ oder Traum/ i¢t’s Schatten Dun¢t und Wind/ Daß wir der Schiffbruchs-Noth behertz’t entronnen ¢ind? Was aber beben ¢o uns Glieder/ Mund und Lippen? Mein wallend Hertze ¢turm’t auf die¢e Marmel-Klippen! So/ wie die ¢turme See an fel¢icht Ufer ¢chlag’t. Sosia. Durchlauchtig¢te/ wenn ¢ich gleich Sturm und Wetter lag’t/ !83" So ¢till’t ¢ich doch nicht bald di Krau¢elung der Wellen; So pfleg’t auch Furcht und Ang¢t im Hertzen aufzu¢chwellen/ Wenn man im Port gleich i¢t/ wenn ¢chon die Noth vorbey. Agrippina. Ach! Daß ¢olch Port uns nicht mehr als ein Strudel ¢ey. Einfalt’ge! La¢¢e nicht itzt Wind und See entgelten/ Was ein Verrather that. Du mu¢t den Nero ¢chelten Mein Ba¢ilißken-Kind/ die Schlange/ welche ¢ticht/ Wenn ihr der Anmuths-Blitz aus ihren Augen bricht/ Wenn Welle/ Flutt und Luft den grimmen Eifer ¢tillen/ So regt die Unruh doch den Umb-kreiß ¢eines Willen/ Jn dem der Mittel-Punct nur herbe Schal¢ucht i¢t/ Der Wirbel Ehren-Dur¢t. Wie ¢cheinbar ward ver¢ußt Die Wermuth ¢eines Grimm’s durch Zucker fal¢cher Kuße! Ja recht! So mach’t man Gifft mit ¢cheinbarn Wurtzen ¢u¢¢e!
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Agrippina
Sein Mund war ¢tat der Gun¢t/ von Schamroth’ angefarb’t Als er den Kuß uns gab. Wird er nun nicht erherb’t/ Mehr als ein Tiger ¢eyn/ dem Reh’ und Raub ent¢pringet/ Nun ihm auf meinen Tod ¢ein An¢chlag mißgelinget? Ach/ leider! Ja/ es ¢ag’t uns un¢er Hertze wahr: Der Schwefel brenne ¢chon/ der auf dem Rach-Altar Der grimmen Tyranney ¢ol Flei¢ch und Blutt verzehren/ Das ¢eine Mutter ihm zum Opffer muß gewahren. Sosia. Das Wunder ihres Heils gib’t ¢att¢am Zeugnus ab: Daß ihr des Himmels Hold ¢elb¢t einen Schutzherr’n gab. Wer aber ¢ich nur darf auf di¢en Ancker grunden/ Der ¢egelt ohne Schiff’ auch ¢icher in den Winden.
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Agrippina. Nein! mein Gewi¢¢en ¢elb¢t ver¢ag’t mir allen Tro¢t/ Die Gotter ¢ind erzurn’t/ der Himmel i¢t erbo¢t/ Die Wolcken hecken Blitz/ der Abgrund kaltes Ei¢en Auf mein verdammtes Haupt. Die eignen Thaten wei¢en ! 84" Mir die¢en Rechnungs-¢chluß: des Meeres Sanftmuth ¢ey/ Daß es mich nicht er¢aufft/ nur milde Tiranney; Die Rache habe mich zu mehrer Kwal erhalten. Sih’¢tu die Schatten nicht er¢chrecklicher Ge¢talten? Mein ang¢tig Hertze wurck’t in die Tapeten ein/ Diß ¢tumme Marmel ¢ag’t: Was meine Thaten ¢eyn. Hier nech¢t ¢teh’t angemahl’t/ wie mein halb-viehi¢ch Liben Mit Sohn und Bruder hat unkeu¢che Lu¢t getriben/ Wie ich des Pallas Hold erkauff’t umb tolle Brun¢t/ Des Vettern Bett’ und Thron durch arg¢te Zauber-kun¢t/ Die Gun¢t des Seneca durch Unzucht uberkommen. Dort: Daß ich dem Silan er¢t ¢eine Braut genommen/ Hernach auch Stadt und Gei¢t/ in dem mein Heyraths-Fe¢t Die Hochzeit-Fackel ihm zu Grabe leuchten laß’t.
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von] vom ACD von B
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Zeugnus] Zeugniß CD milde] wilde CD
Die funfte Abhandlung
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Jch ¢ehe Lollien/ die ohne Schuld ge¢torben/ Weil ¢ie ¢ich hat neb¢t mir umb’s Kay¢ers Hold beworben. Schau¢tu’s/ hier ¢chwebet ihr aus Neid’ ent-¢eelter Gei¢t/ Schaut! wie ¢ie meiner Schuld die blutt’gen Bru¢te wei¢t. Statilius verfluch’t die Anmuth ¢einer Garthe/ Fur die ich einen Dolch zum Kauffgeld’ ihm gewehr’te/ Dort web’t die Spinne mir die Mordthat ubers Haupt/ Wie ich dem Claudius durch Schwamm’ und Gift geraub’t Das Leben/ und das Reich; Wie ich des Erbtheils Krone/ Durch des Britannicus Verkurtzung/ meinem Sohne Durch Argli¢t zuge¢chantz’t. Jtzt leider! krigen wir Schmach/ Unhold/ Untergang/ den rechten Danck dafur. Sosia. Welch Wahn verfuhret ¢ie in die¢en Jrrgangs-Schranken? Sie bilde tumme Traum’ ihr nicht in die Gedancken. Ge¢unde Sinnen ¢ind von fal¢cher Blandung frey. Agrippina. Mein ¢chuldig Hertze weiß: Daß es die Warheit ¢ey. !85" Sosia. Sie hat zum Richter den/ der ihre Milch ge¢ogen.
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Agrippina. Mein Sohn hat Gift/ nicht Milch mir aus der Bru¢t gezogen. Sosia. Der Mutter ¢chadet nicht der Schlange giftig Hauch. Agrippina. Die Rache la¢ch’t den Dur¢t aus eignen Adern auch; Die haben/ die durch mich ¢o hoch ans Brett ¢ind kommen/ Jhn ¢elb¢t verzaubernde mit Wahnwitz eingenommen:
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fal¢cher] falcher A fal¢cher BCD
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Hold] Huld D Schau¢tu’s] Schau¢t dus CD
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Agrippina
Daß meiner Pfeiler Grauß das Fußwerck mu¢¢e ¢eyn/ Zu ¢einen Ehren-Saul’n: es konte nur allein’ Jn’s Demant-Buch der Zeit mein Blutt ¢ein Lob einpregen: Mein Leben ¢ey ¢ein Tod/ mein Untergang ¢ein Segen. Hat auch gleich ¢o vielmal ¢ein Fall-Brett uns gefehl’t/ So wird ¢ein Hertze doch/ daß Rach’ und Eifer kwall’t/ Nicht ehe ruhig ¢eyn/ biß Agrippinens Leiche Erkwickenden Geruch der Mord-Begierde reiche. Jch weiß: ¢ein Hertze koch’t ¢chon neue Gall’ und Gifft/ Nach dem ich der Gefahr des Schiffbruch’s bin ent¢chifft. Solt’ er/ war’ er ein Men¢ch/ nicht giftiger als Schlangen/ Mit Gluckes Wun¢chungen die Mutter nicht empfangen? Den Tempeln eilen zu/ weil ich der Noth entran/ Den Gottern ¢agen Danck und Weyrauch zunden an? Ach aber! Nein! er ¢pinn’t uns neue Todes-Stricke! Warumb blieb’ Agerin ¢o lange ¢on¢t zu rucke/ Als: Daß er uns nicht ¢ol erofnen die Gefahr/ Die un¢rer Seele dreu’t. Jtzt i¢t die Stunde dar Die mein Verhangnus hat den Sternen einge¢chrieben/ Eh’ als mein Lebens-Kwall im Hertzen i¢t beklieben. Diß i¢t der Tag/ auf den der Tod mich hat betag’t/ Wie der Chaldeer Witz uns leider! wahrge¢ag’t. Wir haben ¢elb¢t den Spruch willkuhrlich ubernommen: Er todte/ wenn er nur kan an den Gipffel kommen Des gro¢¢en Kay¢erthums. Jedoch was zittern wir Fur banger Todesfurcht? Laß/ Agrippine/ dir !86" Fur der Entei¢erung der Sterbligkeit nicht grauen. Viel be¢¢er einmal fall’n/ als ¢ich ¢tets gleitend ¢chauen. Die Ang¢t/ die Sterbens-Furcht i¢t herber als der Tod. Er i¢t der Men¢chen Sold und der Natur Geboth. Hilf Himmel! hor’ ich nicht das Vorgemach durchbrechen? Mein Hertze ¢cheinet ¢elb¢t den Halß mir abzu¢prechen. Die Mord¢chaar nahert ¢ich dem Zimmer mit Gewalt. Wach’t Niemand nicht umb uns/ der Lohn und Unterhalt Von Agrippinen krig’t? Wo ¢ind die Deut¢chen Schaaren 75 81 93 101
Fußwerck] Fußwerck CD ehe] eher CD Verhangnus] Verhangniß CD Entei¢erung] Enteu¢¢erung CD
Die funfte Abhandlung 110
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Die Agrippinens Leib zu ¢chutzen muh¢amb waren/ Als uns das Glucke ¢chien? Verrucktes Spiel der Zeit! Mein vor belibt Gemach wird itzt zur Ein¢amkeit Und oder Wu¢teney. Lern’t nun: Wie ¢chwanckend ¢itzen Die/ derer Armen ¢ich auf frembden Ach¢eln ¢tutzen. Und du verla¢¢e¢t mich in meinem Elend’ auch/ Untreue So¢ie? Es i¢t der Heuchler Brauch: Daß ¢ie bey Unglucks-Hitz’ als Mertzen-Schnee vergehen. Sosia. Man weich’t den Baumen aus die auf dem Falle ¢tehen.
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Agrippina. Untreue! Fluchte dich! Oft wird des Rehes Flucht Zum Netze/ wenn es ¢ich gar wol zu retten ¢uch’t.
Agrippina. Anicetus. Herculeus. Oloaritus. Anicetus. Hier lig’t die Kay¢erin.
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Agrippina. Ja/ ¢ucht ihr Agrippinen? Jm Fall du/ wie’s ihr geh’t zu for¢chen bi¢t er¢chienen/ So melde: Daß ¢ie leb’t. Ha¢tu was bo¢es fur; So bild’ ich mir nicht ein: Daß un¢er Nero dir Die Unthat hat befohl’n. Anicetus. Der Außgang wird entdecken/ Wiweit ¢ich un¢re Macht/ des Kay¢ers hei¢ch er¢trecken.
110 muh¢amb] muh¢am A muh¢am BCD 113 oder] oeder AB oder CD 116 So¢ie] So¢ia CD 123 Ha¢tu] Ha¢t du CD
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Agrippina
Agrippina. J¢t’s glaublich: Daß ein Wurm die Mutter todten kan? !87" Anicetus. Thut/ was der Kay¢er heiß’t; greif’t Agrippinen an. Agrippina. Mord¢tifter! Bo¢ewicht! Was haben wir verkarbet?
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Herculeus. So viel: Daß Sonn’ und Men¢ch ¢ich ob der That entfarbet. Agrippina. Sag’t: Was Verleumbdung uns fur fal¢che Garne ¢trick’t. Oloaritus. Ha¢tu denn Agerin zum Key¢er nicht ge¢chick’t? Agrippina. Ja/ un¢er Ungeluck und Gluck ihm zu be¢chreiben. Anicetus. Durch arg¢ten Meichel-Mord den Kay¢er zu entleiben.
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Agrippina. Verfluchte Teuffels-Li¢t! Wer hat den Fund erdacht? Herculeus. Der Meichel-Morder ¢elb¢t. Agrippina. Der Mutter Un¢chuld lach’t So grimmes Schelm¢tuck aus. 133 Ungeluck] Uugeluck A Ungeluck BCD 127 132 134 136
glaublich] glaublich CD denn] den BCD Meichel-Mord] Meuchel-Mord CD Meichel-Morder] Meuchel-Morder CD
Die funfte Abhandlung
Oloaritus. Sein gifftig Dolch macht glauben. Agrippina. Wolt ihr Ertz-Morder uns auch un¢ern Ruhm noch rauben? J¢t’s ein zu ¢chlechter Raub: Die Seele/ Leib und Blutt?
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Anicetus. Sie laß’t auch ¢terbend ¢pur’n Trotz/ Grimm und Ubermuth. Agrippina. Sol ich bey Nattern Gun¢t/ bey Henckern Gnade ¢uchen? Herculeus. Du mag¢t auf deine Schuld/ nicht auf das Rach¢chwerdt fluchen. Agrippina. Ein fal¢cher Brandfleck ¢oll der Mordthat Seiffe ¢eyn? Oloaritus. Der Ubelthater Blutt wa¢cht Rach’ und Richter rein.
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Agrippina. Komm’t nicht der Blutthund ¢elb¢t/ der euch hieher bewogen? Daß er hier ¢auge Blutt/ wo er vor Milch ge¢ogen: Anicetus. Laß’t der Verratherin zu ¢chmahen nicht mehr Lufft. Agrippina. Ein ¢chimpflich Prugel ¢ol uns ¢turtzen in die Grufft? !88" Anicetus. Ein edler Dolch wird nur durch Weiber Blutt entweihet.
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Agrippina. Schau’t: Daß der Abgrund euch entweyhte Dolchen leihet. Oloaritus. Hier die¢er i¢t be¢timm’t zu di¢er heil’gen That.
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Agrippina
Agrippina. Stoß/ Morder/ durch das Glied/ das es ver¢chuldet hat/ Stoß durch der Bru¢te Milch’! Di ¢olch ein Kind ge¢auget/ Stoß durch den nackten Bauch/ der einen Wurm gezeuget/ Der grimmer als ein Drach’ und gift’ger als ein Molch! Oloaritus. Diß i¢t der edle Stahl/ der Blutt-be¢pritzte Dolch Der un¢erm Kay¢er Ruh/ mir hoch¢ten Ruhm erworben! Anicetus. Die Schlange dreh’t ¢ich noch/ ¢ie i¢t noch nicht ge¢torben. Herculeus. Stoß das behertzte Schwerdt noch einmal ihr in Leib
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Anicetus. Nun lig’t das ¢toltze Thier/ das aufgeblaß’ne Weib/ Die in Gedancken ¢tand: Jhr Uhrwerck des Gehirnes Sey machtig umbzudreh’n den Umbkreiß des Ge¢tirnes. Hier fall’t der gro¢¢e Stern; Der ¢ich der Sonne ¢chien Des Rom’¢chen Kay¢erthumbs hochmuthig vorzuzih’n/ Vom Himmel ihres Thron’s verachtlich zu der Erden. Jtzt lehr’t ¢ie: Daß kein Dun¢t doch kan zur Sonne werden. Der Dun¢t der Eitelkeit werd’ endlich A¢ch’ und Staub/ Die Schonheit ¢ey der Zeit/ die Macht der Men¢chen Raub. Oloaritus. Wer eilet? Daß der Fur¢t den Auߢchlag mog’ erfahren. Jch eile di¢en Dolch in Tempel zu verwahren Des gro¢¢en Jupiters. Er ¢ol ihm heylig ¢eyn Auf ¢einem Rach’-Altar. Herculeus. Der Kay¢er komm’t herein! !89" 166 Sonne] Soune A Sonne BCD 164 Kay¢erthumbs] Kay¢erthums CD 170 in] im CD
Die funfte Abhandlung
Nero. Burrhus. Seneca. Paris. Anicetus. Herculeus. Die Trabanten. Nero. J¢t die befohl’ne That nach un¢erm Wunt¢ch ge¢chehen? Anicetus. Hier kan der Kay¢er ¢elb¢t die blutt’ge Leiche ¢ehen.
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Nero. Erofnet: wie euch komm’t dis ¢chone Schau¢piel fur. Seneca. Des Feindes Leiche gib’t anmutt’gen Dampf von ihr. Nero. Laß’t uns die Eigen¢chaft der Wunden recht be¢chauen. Burrhus. Mag ihrer Maje¢tat nicht fur der Todten grauen? Anicetus. Ein zornig’ Aug ergatz’t an blutt’gen Glidern ¢ich.
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Nero. Jch hette nicht gemein’t: Daß ¢olche Glider mich Solch Schnee-gebirgter Leib in ¢ich getragen haben: Daß solche Bru¢te mir die ¢u¢¢e Nahrung gaben. Es ¢chein’t unglaublich fa¢t: Daß di¢e Lilgen-Bru¢t Der Augen Paradiß/ das Zeughauß ¢u¢¢er Lu¢t/ Ein ¢o kohl ¢chwartzes Hertz innwendig habe ¢tecken. Daß der Rubinen Mund/ der von den Purpur¢chnecken Zur Farbe Blutt entlehn’t/ von Bienen Su¢¢igkeit Von Ro¢en den Geruch/ nur ein be¢chonungs-Kleid Der gift’gen Schlangen ¢ey/ die in der Seele ni¢ten. Jedwedes Auge liß ¢ich ihrer Schooß gelu¢ten/ 173 Wunt¢ch] Wun¢ch CD 178 der] den BCD
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Agrippina
Sein Marmel war ein Brunn/ wo Dur¢t und Lieb-reitz kwill’t/ Ein Schneeberg voll mit Glutt und Anmuth angefull’t. Allein’ im Liben war ¢ie harter als Kri¢tallen Und kalter als das Eiß. Den Gottern hat gefallen: Daß ihr erhitztes Blutt die Kalte lau gemach’t. Schau’t wie di Morgen-roth am wei¢¢en Himmel lach’t. Zinober kwill’t aus Milch/ Rubin aus Helffenbeine/ Aus Alaba¢ter Glutt/ Korall aus Marmel¢teine. !90" Die Warmbde/ die ihr itzt noch ¢teig’t aus Blutt und Wund’ Hat ¢o viel Kraft in ¢ich: daß un¢er Zung und Mund Empfinden Hitz und Dur¢t. Reich’t uns ein Glaß mit Weine. Nun aber i¢t es noth: Daß man mit guttem Scheine Dem großen Rath’ in Rom den Zufall bringe bey: Wie Agrippinens Schuld ¢elb¢t ihr Verterben ¢ey. Anicetus. Man ¢prenge kuhnlich aus: Jhr hoch¢t befleck’t Gewi¢¢en Sey Gegentheil gewe¢t; Die Hande hatten mu¢¢en Jhr eigen Hencker ¢eyn. Paris. Dis i¢t kein thulich Rath. Jedwedre Dien¢t-Magd kan/ die ¢ich verlauffen hat Eroffnen: Daß ¢ie ¢ey durch frembde Fau¢t erbla¢¢et.
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Seneca. Was darf die/ die vorhin i¢t aller Welt verha¢¢et Mehr fur Be¢chuldigung? Es i¢t genug gethan: Streicht nur ihr altes Thun mit neuen Farben an. Wie ¢ie den Claudius gleich als ein Kind verleitet/ Daß ¢ie der Un¢chuld Straff’ und Elend zu bereitet/ Daß ¢ie bei’m Kay¢erthum des Nero ¢ich bemuh’t Des Kay¢ers Haupt zu ¢eyn/ das Glucke/ das itzt bluht/ Des Reiches/ die Gewalt des Rathes/ den Soldaten Den Sold/ des Pofels Korn zu mindern eingerathen. 194 kalter] kalter A kalter A(Errata)BCD 204 Verterben] Verderben BCD 218 Pofels] Pobels BCD
Die funfte Abhandlung
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Daß ¢ie des Heeres Theil be¢tochen durch ihr Geld/ Des Kay¢ers Regiment viel Mangel außge¢tell’t/ Den Pofel dort und dar zu Aufruhr angefri¢chet/ Jn alle Handel ¢ich vorwitzig eingemi¢chet/ Daß ¢ie Verlaumbdungen ¢tets freyen Zaum verhang’t/ Den Kay¢er fur den Brunn des Schiffbruchs außge¢preng’t/ Die Mord-lu¢t habe ¢ie auch endlich ¢o verblendet: Daß ¢ie den Agerin zum Kay¢er außge¢endet/ Der/ als er Stich und Todt ihm wollen bringen bey/ Mit einem gift’gen Dolch ergriffen worden ¢ey. Nero. Wir loben deinen Rath. Du ¢ol¢t die Schrift verfa¢¢en.
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Burrhus. Wil ihre Maje¢tat nicht auch beim Heere la¢¢en Die milde Hand ver¢pur’n/ beim Volcke Gnad’ und Hold? Durch Gaben bindet man die Gotter/ Stahl durch Gold. Der Kay¢er wird hierdurch ¢ie ihm ¢o ¢ehr verbinden: !91" Daß des Germanicus Gedachtnus wird ver¢chwinden/ Darumb das Heer biß itzt ¢teh’t Agrippinen bey. Nero. Daß/ was im Vorrath’ i¢t/ des Heeres Beuthe ¢ey.
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Paris. Durchlauchtig¢t-gro¢¢er Fur¢t/ ich muß umb die noch bitten/ Die Agrippinens Haß beym Kay¢er ¢o ver¢chnitten: Daß ihre Un¢chuld hat das Elend mußen bau’n/ Und Rom den Rucken dreh’n Nero. Sie mogen wider ¢chau’n Uns und ihr Vaterland. Der Fall der Agrippinen
239 Un¢chuld] Un¢chud A Un¢chuld BCD 240 ¢chau’n] ¢chau’n. AB ¢chaun CD 234 Gedachtnus] Gedachtniß CD
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Agrippina
Sol Lebenden zu Lu¢t/ zu Ruhm den Todten dienen. Schreib: Daß Calpurnie/ Licinius Gabol/ Jtur/ neb¢t Junien die Hand uns ku¢¢en ¢ol/ Daß ¢ich Calvi¢ius nach Rom mag wider wenden. Man ¢ol mit hoch¢ter Pracht den Bluttsverwandten ¢enden Paulinens Todten-A¢ch/ und ihr aus Ertzt und Stein Ein ko¢tlich Grabmal bau’n. Etz’t auch den Nahmen ein Silanens in Porfier/ die ¢ol un¢terblich leben/ Die wegen Treu und Pflicht den Gei¢t hat aufgegeben. Anicetus. Warumb: Daß die¢er Tag ¢o gar verge¢¢en bleibt? Man hat viel Tage ¢chon ins Zeit-Buch einverleib’t Als heylig/ die uns gleich gering’re Wolfarth brachten.
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Burrhus. Laß’t/ wo nur Tempel ¢ind/ den Gottern Opfer ¢chlachten/ Der Men¢chen Andacht i¢t der Un¢chuld be¢ter Schild. Satz’t in dem Rath-hauß’ auf Minervens guldnes Bild/ Und Nerons ¢ol darneb¢t auch ¢einen Stand empfangen. Dis Fe¢t mag alle Jahr mit Spielen ¢eyn begangen Das Agrippinens Haß und Argli¢t offenbahr’t. Der Tag/ da aber ¢ie zur Welt gebohren ward Sol als verdamm’t und ¢chwartz im Zeit-Regi¢ter ¢tehen. Nero. So muß der/ welcher ¢turm’t den Himmel/ untergehen. Reiß’t ihre Saulen umb zu Rom im Capitol.
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Seneca. Wil ihre Maje¢tat/ wie das Begrabnus ¢ol Der Todten ¢eyn be¢tell’t/ nicht auch Befehl ertheilen. Nero. Laß’t mit der Leiche nur zu Gruft und Holtz-¢toß eilen. !92" Schaff’t: Daß man ¢ie verbrenn’t noch heinte di¢e Nacht. Nur nach gemeiner Art/ und ¢onder gro¢¢e Pracht.
264 Begrabnus] Begrabniß CD
Die funfte Abhandlung
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Anicetus. Man kan dem/ de¢¢en Blutt die Schuld hat zahlen mu¢¢en Leicht gonnen Flamm’ und Grab. Diß i¢t das arg¢te bißen: Daß di¢er Todten-grufft mit keinen Lorbern bluh’t/ Die ihrer Ahnen Ruhm fur ¢ich vergottert ¢ih’t.
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Nero. Neb¢t dir/ ¢ol Anicet ihr das Begrabnus machen. Trabanten trag’t ¢ie weg. Du/ Burrhus/ ¢elb¢t wir¢t wachen Und ¢orgen: Daß das Heer nichts thatliches beginn’t: Du aber Seneca/ ¢chreib/ was ¢ie auf ihr Kind Fur Boßheit vorgehabt/ warumb ¢ie ¢terben mu¢¢en/ Außfuhrlich an den Rath. Seneca. Wir ¢amtlich ¢ind befli¢¢en Des Kay¢ers Hei¢ch zu thun.
Nero. Poppæa.
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Poppæa. – – hat Nero nun ge¢ig’t/ Entrinn’t er der Gefahr? Nero. Mein Schatz/ die Natter lig’t Und hat itzt Gei¢t und Gift und Gallen außgeblaßen/ Darmit ¢ie auf mein Heil begierig war zu ra¢en. Poppæa. Kleb’t hier der Be¢tien rings-umb ge¢pritztes Blutt? Nero. Nun kuhl’t ¢ich in ihm ab der Ehr¢ucht hei¢¢e Glutt.
270 bißen] bu¢¢en BCD
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Agrippina
Poppæa. Jhr Schal¢uchts-Reif vergeh’t/ der un¢re Libes Bluthe Mit fal¢cher Anmuth weg zu ¢angen ¢ich bemuhte. Jtzt aber/ nun nach Wunt¢ch ¢olch Muhlthau wird verzehr’t Seh’ ich: Daß iede Kno¢p’ in Blumen wird verkehr’t/ Ja wenn der Gluckes-Sonn’ ihr Licht ¢o hoch wird ¢teigen; Daß sich Octaviens umb¢chattend Haß muß neigen So wird er¢t recht der Herb¢t erwun¢chter Lu¢t angeh’n/ Der Garten ¢einer Gun¢t voll guldner Aepffel ¢teh’n. !93" Der Wollu¢t-Herb¢t wird nicht den Anmuths-Lentz verjagen/ Die Schoos wird reiffe Frucht/ das Antlitz Ro¢en tragen. Nero. Der Himmel/ der die Schoos der Erden fruchtbar mach’t/ Der bey der Nacht umb ¢ie mehr als ein Argos wach’t/ Wenn tau¢end Sternen ¢ie zu ¢chauen offen ¢tehen/ Der bey dem Tag auf ¢ie mehr/ als auf Galatheen Der geile Polifem/ der Sonnen Auge kehr’t: Hallt die geliebte Schoos der Erde wider werth. Die Dun¢te zih’n empor als Saufzer der Begierden/ Und geben Spiegel ab/ der unbefleckten Zierden: Nichts minder ligt uns ob: Jhr/ da dein ¢ternend Licht Dein Himmel der Ge¢talt/ dein Gottlich Ange¢icht So gun¢tig uns be¢trahl’n/ und Anmuth auf uns regnen/ Mit reiner Gegen-Gun¢t und Libe zu begegnen. Und wir erme¢¢en ¢elb¢t: Daß ihr Octavie/ Die gram¢te die¢er Welt nur noch am Lichte ¢teh’? Alleine ¢ie/ mein Licht/ wird ¢elb¢t vernunftig fa¢¢en: Daß Mutter und Gemahl ¢ich nicht wol ¢icher la¢¢en Auf einmal richten hin.
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angeh’n] angehn’ A angeh’n B angehn CD ¢teh’n] ¢tehn’ A ¢teh’n B ¢tehn CD Antlitz] Antzlitz A Antlitz BCD ¢tehen] ¢tehn ABCD
287 Wunt¢ch] Wun¢ch CD
Muhlthau] Mehlthau CD
Die funfte Abhandlung
Poppæa. Es heiß’t ein Donner¢chlag Der gleich zwey Eichen fallt. Man ¢par’ auf kunft’gen Tag Nicht/ was man heute kan mit einer Artzney heilen.
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Nero. Wo ¢o viel Wunden ¢ind/ muß man die Pfla¢ter theilen; Das Heer i¢t ihr geneig’t/ der Pofel ¢teh’t ihr bey. Poppæa. Ein uner¢chrocken Hertz entwafnet alle zwey. Die Zweig’ er¢chittern ¢ich/ wenn ¢olche Stamme fallen; Und Niemand flucht dem Blitz/ wenn Luft und Wolcken knallen. Zu dem/ was frag’t ein Fur¢t nach’s Pofels Unmuth viel?
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Nero. Mein Kind/ auch eine Mauß ent¢eel’t den Krocodil/ Ein ¢chwacher Kefer thut des Adlers Eyern ¢chaden. ! 94" Ja/ was fur Schuld weiß man ihr fuglich aufzuladen? Poppæa. Man melde: Daß auch ¢ie zu der verdammten That Des Agerin/ ertheil’t vermaledeyten Rath.
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Nero. Jhr Einfalts-Schein laß’t ¢ich mit Argli¢t nicht beflecken. Poppæa. Man findet oftmal Gift in Tauben-Augen ¢tecken. Nero. Mein Schatz ¢o ferne ¢ih’t der blinde Pofel nicht. Poppæa. Man miß’t den Monden nur zur Nacht/ kein kleiner Licht.
316 uner¢chrocken] uner¢chrocknes CD 317 er¢chittern] er¢chuttern CD
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Agrippina
Nero. Wer weiß? Wie Rom noch wird der Mutter Tod empfinden.
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Poppæa. Er kan durch lindern Weg der Gramen ¢ich entbinden. Nero. Sie ¢age denn: Wordurch? Poppæa. Er trenne ¢ich von ihr. Nero. Was wendet man mit Fug fur Scheidens-Uhr¢ach fur? Poppæa. Daß ¢ie nicht fruchtbar i¢t. Nero. Rom wird dis Unrecht ¢chelten.
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Poppæa. Was Burgern vor war recht/ ¢ol das nicht Kay¢ern gelten? Mein Licht/ mein Augen-Tro¢t/ er i¢t zu furcht¢am noch. Er burde von ¢ich ab des Eyferns knechti¢ch Joch. J¢t die¢er Mund/ die Bru¢t fur Liebens-werth zu achten? Warumb denn laß’t er mich fur Liebe ¢chier ver¢chmachten? Wil¢tu/ mein Auffenthalt/ mein Seelen-Abgott ¢eyn? So la¢¢e dir doch nicht umb¢on¢te Weyrauch ¢treu’n. Mein Schatz/ man opfert ja den Gottern nicht vergebens. Dein Himmli¢ch Antlitz i¢t die Sonne meines Lebens. Der Schatten deine Gun¢t/ der Zeiger i¢t dein Schluß/ Nach welchem meine Zeit ¢ein Glucke me¢¢en muß. Wie aber: Daß dein Licht ¢o lang¢am aufwerts ¢teiget? Und noch nicht un¢rer Lu¢t gewun¢chten Mittag zeiget? Es wird die Schonheit ja fur einen Blitz ge¢chatz’t/ Der Seelen Augenblick’s in volle Flammen ¢atz’t/
339 Wil¢tu] Wil¢t du CD
Die funfte Abhandlung
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Ja Stein und Ertzt zermalm’t/ der Zunder zarter Hertzen/ !95" J¢t Schwefel/ fettes Hartzt/ das auch von fernen Kertzen Begierdens-Feuer fang’t. Und er mein ¢u¢¢es Licht/ Der ¢o viel Zeit ¢chon glimm’t/ wil noch recht brennen nicht/ Und frembder Schal¢ucht Rauch durch helle Glutt zertrennen? Ob die¢e Lippen gleich ¢tets voller Flammen brennen/ Ob gleich die Anmuth blitz’t aus die¢er ¢chwartzen Nacht Der Augen/ ob die Bru¢t gleich Lieb’ und Glutt auffacht. Wo Nebel ubrig bleibt/ und Schal¢ucht unvertrieben/ Muß wahrer Sonnen¢chein und unbeflecktes Lieben Nicht Luft und Bru¢t be¢eel’n. Er fleucht ¢ein ¢u¢¢es Ziel/ Weil er kein ¢auer Aug’ in Rom bekommen wil/ Weil er Octavien den Wurm nicht wil erherben. Dis Thier/ das in der Brun¢t des Liebens doch muß ¢terben/ Lieb’t ¢u¢¢es Lieben doch. Wie daß denn dir/ mein Kind/ Die Gei¢ter ¢o er¢chreck’t/ die Sinnen ey¢ern ¢ind? Kan Anmuths-Oele nicht dein Marmeln-Hertz’ außholen; So opfr’ ich Thranen dir das Blutt verliebter Seelen. Mit die¢em zwing’t man ja der Hertzen Diamant. Nero. Mein lebend Antlitz mahl’t den hei¢¢en Seelen-Brand/ Mein Schatz/ dir be¢¢er ab; als leichter Worte Schatten. Man muß den Fruchten ja zu reiffen Zeit ver¢tatten. Sie i¢t des Kay¢ers Gun¢t ver¢ichert allzu wol. Poppæa. Die Gutthat/ die der Werth begier’ger Hoffnung ¢ol So theuer er¢t bezahl’n/ i¢t ein verkaufft Ge¢chencke. Am be¢ten daß man nicht bey Dur¢tenden gedencke Des Nectars/ den man er¢t nach vieler Zeit gewehr’t. Nero. Wir woll’n ¢chnur ¢tracks vollzieh’n was ¢ie/ mein Licht/ begehr’t. Sie fuge ¢ich zur Ruh biß an den frohen Morgen. !96" Wir woll’n in des fur uns und ihre Wohlfarth ¢orgen.
355 blitz’t] blitzt’ A blitz’t B blitzt CD 368 Antlitz] Antzlitz A Antlitz BCD
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Agrippina
Nero, Agrippinens Gei¢t. Burrhus. Die Trabanten. Etliche Hauptleuthe.
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Nero. So i¢t nunmehr gemacht/ der lang¢t-erwog’ne Schluß: Octavie ¢ol fort/ wo ¢ie nicht ¢terben muß. Octavie ¢ol fort? Ja/ wenn ¢o ¢chone Sonnen Geliebter Augen ¢ind mit Thranen-Saltz umbronnen; So zih’n ¢ie ander werts mei¢t Fin¢ternus nach ¢ich. Die Trauer-Wolcke ¢chlag’t/ Octavie, auf dich Den Blitz des Untergang’s. Was wird ¢ie uns gebehren? Der Hochzeit-Fackeln Licht? Der Strom verliebter Zehren Ver¢amlet ¢olch ein Meer/ auf dem der Libes-We¢t/ So leicht uns auf die Syrt’ als in den Hafen bla¢’t. Warumb/ was zittern wir den Schluß in’s Werck zu richten? Fur was ent¢etz’ ich mich? Fur ¢chattichten Ge¢ichten? Warumb beb’t Hand und Fuß? Der Ang¢t-Schweis bricht mir aus. Jch wath’ in Sand und Flutt/ und ¢teh’ auf Brand und Graus! Welch Schauer uberlauff’t die Eiß-gefrornen Glieder? Das Haar ¢teh’t mir zu Berg’/ ich ¢incke Kraft-loß nieder. Hilf Himmel! ich er¢tarr’! ach. Was hab’ ich gethan? Der Tod und Abgrund greift den Mutter-Morder an! J¢t Agrippine todt? und ¢ie lebt uns zur Rache? Schaut! Wie die Bluttige das Mord¢chwerd fertig mache! Schaut! Wie ihr nackter Arm das Ei¢en auf uns wetz’t. Und uns die Fau¢t an Halß/ den Dolch ans Hertze ¢etz’t! Agrippinens Geist. Schreck’t dich nunmehr der todten Mutter Schatten? Die dich lebendig nicht zu zahmen machtig war? Ein Tiger hat mit mir ¢ich mu¢¢en gatten: Daß die¢er Leib ¢olch einen Wurm gebahr. Die Natter rei¢’t der Mutter Eingeweide ! 97" Nicht außer der Geburth enttzwey: Weil ich von dir dis auch nun ¢terbend leide/ Seh’ ich: Daß Nero mehr als Schlang’ und Natter ¢ey. Mein Adern Kwall hat nie kein Blutt gezeug’t/ 405 rei¢’t] rei¢t’ A rei¢t B rei¢¢t CD
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Das nicht mit Milche theils dein Leben Jn zarter Kindheit hat ge¢aug’t/ Theils hat es Farbe dir zum Purper abgegeben. Doch endlich mu¢t’s ein ¢u¢¢er Kuhlungs-Wein Der Ehren¢ucht/ der Rache Lab¢al ¢eyn. Kein Geyer ¢peißt ¢ich nicht mit Geyers Blutte; Du aber ¢aug¢t’s der Mutter aus. Doch hielt’ ich dir dis alles noch zu gutte/ Ob ¢chon mein Leib i¢t worden A¢ch’ und Graus. Da doch iedweder Wurm/ die ¢chwache Schnecke ¢ich Die ¢ich nur: Daß ¢ie nicht verfaulen ¢oll/ beweget/ Die Waffen bey Gefahr in ihrer Schale reget/ Und auf den/ der ¢ie neck’t/ ver¢uchet Rach und Stich: Holtz knack’t und ¢pring’t/ wenn es die Flammen fre¢¢en. Allein ein großer Gei¢t Wird denn er¢t hoch geprei¢t/ Jm Fall er Rach’ und Unrecht kan verge¢¢en. Dis/ ¢ag’ ich/ ¢olt’ auch mit des Leibes A¢chen Verbrenn’t/ vertilg’t/ ver¢taub’t ¢eyn/ abgethan/ Weil aber du mir Ehr und Ruhm greif¢t an/ Sol Lethe ¢elb¢t mein Bluttmahl nicht abwa¢chen. Du Morder/ ¢chwartz’¢t mit die¢em La¢ter mich/ Jch hette Meuchel-Mord ge¢tiftet ¢elb¢t auf dich! Brich Abgrund auf! Ver¢chling die Mißgeburth der Erden/ Ein gutter Ruhm i¢t’s Kleinod die¢er Welt/ Ein Heyligthumb/ das man fur Gottlich halt/ So muß es ja ver¢ohn’t mit Blutt und Opfern werden. Der Hund in deinem Hertzen/ bill’t/ Dein Hencker ¢chmeltz’t ¢chon Pech zu deinen Branden/ Verlaumbdung kan der Un¢chuld Schild Zwar wol er¢chell’n/ des Richters Auge blanden: Alleine die Gewi¢¢ens Pein Muß endlich doch ihr Hencker ¢eyn. !98" Ja! was hat er¢t dein Blutt-Rath mehr be¢chlo¢¢en?
417 hielt’] hiel’t A hielt BCD 426 und] nnd A und BCD 412 Purper] Purpur CD
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Agrippina
Soll nun Octavie auch deinen Mord-¢pruch hor’n? Soll die/ die Haß und Geilheit angego¢¢en Un¢chuld’ger Leichenberg/ die Schaar der Gei¢ter mehr’n? Mein Schatten wird in unter-irrd’¢chen Holen/ Die Todten-Beine/ grimmer Sohn/ Der lang¢t-ent¢eelten Men¢chen ¢chon Zu meiner Lu¢t/ und dir zur Kwal be¢eelen. Bis daß du nach viel Ach und Pein Die Gotter wir¢t ver¢ohnen auf der Baare/ Wenn auf dem mir geweyhten Rach-Altare Dein Arm der Pri¢ter wird/ dein Leib das Opffer ¢eyn. Nero. Ach! Mutter/ ach! Vergib! vergib dem bo¢en Kinde! Wa¢ch’ ab durch Straff und Blutt das Brandmal arg¢ter Sunde! Fleuch¢tu? Verzihe doch! Die Fau¢t i¢t ¢chon ge¢chick’t Daß ¢ie den blancken Dolch mir in das Hertze druck’t/ Und dir mit meiner Leich’ ein bluttigs Opffer bringet. Burrhus. Halt Fur¢t! Was i¢t’s/ das ihn zu dem Verzweifeln zwinget? Nero. Laß’t den gekwalten Gei¢t erlangen Tod und Ruh Burrhus. Der Kay¢er meld’ uns doch/ was nothig’t ihn hierzu? Nero. Die Mutter. Burrhus. Die ¢chon kalt! Nero. Bekampft die ang¢t’ge Seele.
451 Ach] A¢ch BCD 457 Fleuch¢tu] Fleuch¢t du CD
Die funfte Abhandlung
Burrhus. Die Gei¢ter kommen nicht zu ruck’ aus Grab und Hole.
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Nero. Sie hat itzt ja auf mich den Blutt-Spruch er¢t gefall’t. Burrhus. Nichts Wunder: Daß die Furcht den Traum fur Warheit halt. Nero. Was uns ihr Gei¢t gedreu’t/ das dreu’t uns auch’s Gewi¢¢en. Burrhus. Solch Nebel wird ¢ich ¢chon am Tage ¢ancken mu¢¢en. Nero. Sag’t/ i¢t der Tag das Ziel des Lebens itzt bald dar? ! 99"
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Burrhus. Die Nacht ¢ey ohne Furcht/ der Tag hat nicht Gefahr. Nero. Die Schaar/ die fur uns wach’t/ denck’t ¢elb¢t uns hin zurichten. Burrhus. Der Kay¢er ¢chlu¢¢e doch die Wurtzel aus den Fruchten. Erzeug’t der Maje¢tat dis/ was ihr ¢eit ge¢inn’t.
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Hauptman. So lang ein Tropffen Blutt in un¢ern Adern rin’t/ So lang’ ein Athem wird des Lebens Balge treiben/ Wird das ge¢chworne Heer dem Kay¢er treu verbleiben. Wir fallen ihm zu Fuß/ und ku¢¢en Hand und Knie/ Verwun¢chend: Daß das Hauß des Kay¢ers ewig bluh’/ Erfreut: Daß er begluck’t dem Meuchel-Mord entronnen. 473 Erzeug’t] Er zeug’t A Er zeig’t B Erzeigt CD 472 ¢chlu¢¢e] ¢chlie¢¢e CD 476 Wird] Wir B
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Agrippina
Nero. Wenn euer Gun¢t-Wind weh’t/ ¢o hat mein Schiff gewonnen. Verharr’t in treuer Pflicht. Des Kay¢ers milde Hand Wird zweyfach euch thun gutt/ was Agrippin’ entwand. Jedoch/ umb un¢er Reich mit Wohlfarth zu bekronen/ Eil’n wir der Mutter Gei¢t mit Opffern zu ver¢ohnen.
Der Schauplatz verandert ¢ich in eine wu¢te Einode. Paris. Anicetus, Mnester. Die Todtengraber. 485
Paris. So i¢t das ¢toltze Weib nun A¢che Grauß und Staub? Mnester. Die Glieder ¢ind allein der Glutt-verweßlich Raub. Anicetus. J¢t außer Knoch’ und Kohl’ auch ¢on¢t was ubrig blieben? Mnester. Ja/ Jhr Gedachtnus i¢t in’s Buch der Zeit ge¢chrieben. !100" Anicetus. J¢t ihre Seele nicht in Schlang’ und Wolff gefahr’n?
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Mnester. Sie ¢tieg den Sternen zu die auch ihr Uhr¢prung war’n. Paris. Hat ¢ie durch La¢ter nicht die Flugel eingebißet?
485 So] So’ A So BCD 491 eingebißet] eingebu¢¢et CD
Die funfte Abhandlung
Mnester. Schaum’t/ la¢tert! aber ¢ag’t/ ob ihr ¢o gar nicht wi¢¢et? Es hege noch ihr Gei¢t in die¢er Welt Gericht. Paris. Wo i¢t ihr Urthel-ti¢ch? Wer? uber den ¢ie ¢pricht?
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Mnester. Die Mord-¢chaar i¢t ihr Volck/ der Richtplatz i¢t’s Gewi¢¢en. Anicetus. Der taug zum Richter nicht/ der ¢elb¢t muß La¢ter bißen. Mnester. Was hang’t Verleumbdung nicht fur Fleck der Un¢chuld an? Paris. Sag’ ob man rechtes Recht Verleumbdung nennen kan? Mnester. Mit was fur Recht entzih’t man ihr den Schmuck der Baare?
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Anicetus. Man ehr’t die Boßheit nicht mit Tempel und Altare. Paris. Die Straffe folg’t der Schuld; und wenn der Leib erblaß’t/ So bleib’t er unverehr’t/ ihr Leben hoch verhaß’t. Mnester. Die Tugend wird durch Haß der Feinde nicht ver¢ehret. Anicetus. Wo i¢t itzt einig Men¢ch der ihr Gedachtnus ehret?
497 fur] ¢ur A fur BCD 496 bißen] bu¢¢en CD 504 Gedachtnus] Gedachtniß CD
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Agrippina
Mnester. Die Nachwelt und Halb-Rom wird nicht verge¢¢en ihr. Paris. Wie daß der Adel ihr nicht trag’t die Bilder fur? Mnester. Jhr hoch Ge¢chlechte glantz’t auch ¢onder Ertzt und Steine. Anicetus. Kein naßes Aug’ i¢t dar/ das ihren Tod beweine. Mnester. Aus Nerons wird noch kwall’n an ¢tatt der Thranen Blutt.
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Paris. Wie daß man Weyrauch nicht in ihren Holtz¢toß thut? ! 101" Mnester. Wohlrichend Hartzt und Holtz/ mach’t doch nur Rauch und A¢chen. Anicetus. Wer hat den todten Leib mit Salben rein gewa¢chen? Mnester. Man reinige den Gei¢t/ der Leib mag fleckicht ¢eyn. Paris. Wer hull’t in Seid’ und Gold den kalten Leichnam ein?
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Mnester. Dis Wurmge¢pin¢te wird von Wurm und Glutt gefre¢¢en. Anicetus. Wird ihrer Thaten nicht von Rednern gar verge¢¢en? Mnester. Die Tiber und der Rhein ¢ind Redner fur ihr Lob. 511 und A¢chen] unb A¢chen A und A¢chen BCD
Die funfte Abhandlung
Paris. Wie daß kein Bette ¢ie von Helffenbein’ erhob? Mnester. Ent¢eelte ruh’n ¢o gutt auf Holtz alß Helffenbeine.
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Anicetus. Man ¢ammlet nicht die A¢ch’ in Gold und edle Steine. Mnester. So bleib’t ihr Todten-Topff der gro¢¢e Kreiß der Welt. Paris. Kein Raths-Herr ¢teh’t allhier/ der ihr die Fackeln halt. Mnester. Der Himmel leuchtet ihr mit Sternen ¢elb¢t zu Grabe. Anicetus. Wo ¢teh’t ein einig Bild/ das ihr Gedachtnus habe?
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Mnester. Jhr Nahme la¢¢et ¢ich aus Stadten tilgen nicht. Paris. Wer i¢t/ der ihr umb’s Grab Cypreß’ und Ro¢en flicht? Mnester. Welch Ab¢ehn hat ein Gei¢t auf bald verfaulte Blatter? Anicetus. Kein Pfau/ kein Adler trag’t die Seel in’s Schloß der Gotter Mnester. Die Tugend kan allein vergottern un¢ern Gei¢t.
521 bleib’t] blelb’t A bleibt A(Errata) bleib’t B bleibt CD
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Agrippina
Paris. Sag’t: Wer was Gottliches an Agrippinen preiß’t? Mnester. Der Kay¢er wird ¢ie ¢elb¢t mit Furcht vergottert ¢chauen. !102" Anicetus. Man laß’t den Gottern ¢on¢t Altar und Tempel bauen. Mnester. Geweyhte Seelen geh’n geweyhten Marmeln fur. Paris. Wo ¢ind die Weyhungen? Welch Pri¢ter opffert ihr?
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Mnester. Der Neid wird ihr noch ¢elb¢t die Schlangen opffern mu¢¢en. Anicetus. Weil ¢ie noch gift’ge Milch in ihrer A¢che wi¢¢en?
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Mnester. Die Rache kuhlet ¢ich ¢on¢t durch den Todten-Schweiß. Und wenn ¢ie ihren Feind ent¢eelt/ erkaltet weiß: Jhr aber ¢pielet noch mit ihren durren Knochen/ Die die¢e Glutt ver¢ang’t und Mord-Lu¢t hat zerbrochen. Jhr Morder/ maß’t was euch zu dancken i¢t/ ihr zu/ Daß man der Todten nicht den letzten Dien¢t recht thu? Jedoch ver¢ichert euch Be¢chimpffung todter Leichen/ Ob’s denen/ die fur Tod’ und Zeit die Segel ¢treichen/ Zwar nicht empfindlich fall’t/ i¢t ¢o verruchte That/ Die Brand und Pe¢t zur Straff und Gott zum Racher hat. Welch Wahnwitz aber lehr’t? Daß es was ¢chaden konne Dem Todten/ wenn man nicht ihm groß Geprange gonne. Viel derer Thaten ¢teh’n den Sternen eingepreg’t/ Sind in kein Marmeln-Grab/ in ¢chlechten Sand geleg’t.
536 A¢che] A¢chen BCD
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Viel haben ihren Sarch in wilder Thiere Magen/ Viel in der wu¢ten See: Viel hat ein Felß zer¢chlagen; Viel leben unver¢ehr’t/ ob !Amianten" -Stein Und Leinwand/ die nicht brenn’t/ gleich nicht den Leib ¢chloß ein. Es i¢t ein ¢chlecht Verlu¢t/ ein ko¢tbar Grab entbehren. Auch was gebal¢amt i¢t/ kan Faul und Wurm verzehren/ Den Ambra tilget Wind/ die Myrrhen fri¢t die Zeit/ Was Lebens-Oel ¢oll ¢eyn/ i¢t ¢elber Eitelkeit. Dis ein’ge geb’ ich nach bey den verlangten Gaben. Die Gotter mu¢¢en Blutt zu ihrem Opffer haben; Wo wird es Agrippin itzt aber nehmen her? Dem/ der doch ¢terben muß/ fallt ¢terben wenig ¢chwer. Auf Mne¢ter? ru¢te dich und opffere dein Leben !103" Der¢elben/ der man wil kein Blutt zum Opffer geben! Weil Niemand ihr Gebein’ aus ko¢tbarm Wa¢¢er wa¢ch’t/ Und die noch glimme Glutt durch keine Thran’ außla¢ch’t/ So wa¢ch’ und le¢che ¢ie mein ¢pritzendes Geblutte; Eh als der Kay¢er mich mit Blitz und Ach umb¢chutte. Viel be¢¢er: Daß ein Dolch die Adern ¢chneid’ entzwey/ Und mein un¢chuldig Blutt ein reines Opffer ¢ey; Als: daß es auf der Rach’ entweyhtem Schmach-Altare Der Mord-Verrather Grimm der Hencker Pein erfahre. Wie? Mne¢ter/ zitter¢tu? ¢chreck’t Tod und Sterben dich. Was ¢tarr¢tu? hemmt dein Arm noch den behertzten Stich? Stoß/ Mne¢ter/ ¢toß/ ¢toß zu! durch ¢olch bepurpert ¢terben Kan aus den Wunden man ihm Ehren-Fahnen farben. Paris. Schau/ wie/ wenn man der Schlang’ ihr giftigs Haupt ab¢chlag’t/ Jhr Schwantz und Brutt ¢ich ¢elb¢t in’s Grab zu ¢charren pflag’t. Mnester. Jhr Schlangen/ gebt den Stich mir und der Agrippine.
553 !Amianten"-Stein] Adamanten-Stein ABCD Amianten¢tein A(AnmL.) 551 Sarch] Sarck CD 573 zitter¢tu] zitter¢t du CD
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Agrippina
Anicetus. Schau wie die Natter noch zu zungeln ¢ich erkuhne! Mnester. Die Zunge/ die ¢chon ¢tirb’t/ i¢t alles Heuchelns frey. Paris. Man lach’t/ wenn/ wer ver¢piel’t/ die Karte rei¢t entzwey. Verblutte Seel’ und Gei¢t/ verkuhle Zorn und Gallen. Ein ¢ich ¢elb¢t-¢turtzend Feind bring’t ¢u¢¢es Wolgefallen.
Nero. Zoroaster. Sein Diener. Paris. Anicetus. 585
Nero. Hier i¢t der Orth/ den du zum Opffer dir be¢timm’t. Zoroaster. Sehr wol: daß noch die A¢ch’ und ihr Gebeine glimm’t. Was aber rachelt hier fur eine blutt’ge Leiche? Anicetus. Ein ¢ich ¢elb¢t-le¢chend Brand von Agrippinens Seuche. !104"
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Zoroaster. Der Himmel ¢egnet ¢elb¢t mein Todten-Heyligthum/ Der Zufall meinen Wun¢ch/ mein Werck der Weißheit Ruhm. Weich’t aber bald von hier ihr ungeweyhten Seelen. Es dien’t nichts Jrrdi¢ches den Gottern tieff¢ter Holen. Mein Sohn/ komm rucke mir den Opffer-ti¢ch hieher. Nero. Mein Hertze wird mir kalt/ und alle Glieder ¢chwer!
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Zoroaster. Der Kay¢er muß behertz’t vollzieh’n/ was angefangen.
Die funfte Abhandlung
Nero. Wo wir durch Hertzhaft-¢eyn nur auch den Zweck erlangen.
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Zoroaster. Der Kay¢er ¢orge nicht. Die Sternen folgen mir/ Jch ¢chreibe Satzungen den Gottern ¢elber fur/ Jch mache: daß der Tag mit vielen Sonnen ¢trahlet/ Daß dreyer Monden Licht die Mitternachte mahlet/ Jch halte durch mein Lied der Flu¢¢e ¢chnellen Lauff/ Den Zirckel der Natur/ der Sternen Wech¢el auf. Jch ¢chwelle Well’ und Meer auch ¢onder Sturm und Winde/ Jch ¢chaffe: daß das Eiß als Schwefel ¢ich entzunde/ Mit Flammen le¢ch’ ich Glutt; Die Zeichen meiner Schrifft/ Sind von ¢o gro¢¢er Krafft: daß Nattern Gall’ und Gift Bey meinem Kreyß’ auߢpei’n/ daß die zertheilte Schlange Zu¢ammen wieder wachß’ und neue Seel’ empfange. Daß Strom’ als Eiß er¢tarr’n/ die Bach in Kwall ver¢eug’t; Daß Hecate zu mir in eine Hole ¢teig’t; Daß Flu¢¢e Lauff und Gang Berg-auf zu Gipffeln nehmen. Jch kan die Drachchen kirr’n und Panther-thiere zahmen/ Die Lowen ¢ind mein Pferd/ die gro¢¢e See mein Land/ Jch baue Thurm’ ins Meer’/ und Kwallen in den Sand/ !105" Jch kan mit Men¢chen Blutt’ in volle Monden ¢chreiben/ Wohin die Sterblichen wird ihr Verhangnus treiben/ Den Grufften pflantz’ ich Licht/ den Marmeln LiebesPein/ Den Fel¢en Zung’ und Red’/ ent¢eelten Seelen ein. Nero. Ach mocht’ auch doch durch dich der Mutter Gei¢t erwachen!
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Zoroaster. Laß uns zum Heyligthum nunmehr den Anfang machen. Der Kay¢er ¢etze ¢ich hier hinter das Altar. Mein Sohn/ nimm was ich dir befehle/ fleißig wahr.
vor 620 Zoroa¢ter] Zora¢t. AB Zoroa¢t. CD 609 Bach] Bach BCD 617 Marmeln] Marmel BCD
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Gib das gefarbte Tuch aus laulichtem Geblutte Der Kinder/ die mein Arm aus Mutter-Leibe ¢chnitte. Komm lege mir den Rock/ der Gotter duldet/ an. Komm wa¢ch aus Wa¢¢er ihn/ das aus drey Brunnen ran/ Eh’ als ich es ge¢chopff’t in drey entweyhten Nachten. Nun mu¢tu umbs Altar Cypre¢¢en-Zweige flechten. Gib’s Rauchfaß/ ein von Wachs’ und Schwefel brennend Licht. Vergiß Wacholder-holtz und Lorber-Beeren nicht/ Gib Krauter/ die man muß bey Monden-¢cheine graben/ So oft als Nacht und Tag gantz gleiche Stunden haben. Wormit ¢ich Nectabis in Ammon hat verkehr’t/ Als ihn Olympias des Bey¢chlafs hat gewehr’t: Gib her ¢ein Jungfern-Wachs/ daraus er Bilder machte/ Dardurch er ¢turm ins Meer/ den Feind in Schiffbruch brachte. Gib Gem¢en-Wurtzel her/ Maah-Haupter/ Ei¢enkraut/ Flei¢ch/ das man aus der Stirn’ unzeit’ger Pferde hau’t/ Wirff Wolffs-Milch auf den Rauch/ und Wurtzeln in die Flammen/ Wo Mann- und Weiblich Saam’ i¢t eingepfropft zu¢ammen. Nun werde mir hiher das Mohren-Kraut gebracht/ Das Schlo¢¢er offnen kan und Flu¢¢e trocken mach’t. Jtzt gib den Di¢tel-¢trauch/ der nicht nur Gei¢ter ¢chlu¢¢en Ja Gotter faßeln kan: Daß ¢ie er¢cheinen mu¢¢en. !106" Wo i¢t das Zackel-Kraut/ das Wein in Wa¢¢er kehr’t? Fehl’t O¢irite nicht/ durch welche man be¢chwer’t Der Todten blaße Schaar? Du mu¢t das Kraut anzunden/ Dardurch man kan den Schatz verliebter Traume finden. Schau: Daß die Mauer-Raut’ auch unverge¢¢en ¢ey/ Die Riegel lo¢en kan/ und Steine bricht entzwey/ Wenn ¢ie die Wiede-hopff’ hat in ihr Ne¢t vergraben. Jtzt muß ich Krau¢emuntz’ und fri¢chen Knobloch haben. Wo i¢t der Agrippin’ ihr wach¢ern Ebenbild? Gib den geheimb¢ten Zeug in Seiden eingehull’t. Wie die¢er Weyrauch-Safft dem Feuer gibt das Leben/ So ¢oll dis Opffer auch den Gei¢t ihr wieder geben. Mein Sohn/ nun geh’ und liß aus A¢che Flamm und Graus Der Agrippinen Bein’ und ¢chwartze Knochen aus; 627 ge¢chopff’t] ge¢choff’t AB ge¢chopfft CD 640 eingepfropft] eingepropft AB eingepfrofft CD 643 den] denn A den BCD (vgl. auch das Lemma in AnmL.)
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Des Mne¢ters Leiche ¢ey geleg’t zu meinen Fu¢¢en/ Damit ich alles kan in heil’gen Zirckel ¢chlu¢¢en. Du unbe¢eeltes Bild/ ihr glimmenden Gebein’/ Jch floß’ euch Sonnen-¢chweis und Schaum vom Monden ein/ Umb die ver¢angte Krafft des feuchten zu ergantzen. Die Augen die an Luchß’/ und Ba¢ilißken glantzen/ Das Kraut/ das/ ¢teckt man nicht Dianen Opffer an/ Wenn man’s ins Wa¢¢er wirft/ die Augen blanden kan/ Des Habicht-krautes Krafft/ die das Ge¢icht erfri¢chet/ Solln in dis Heyligthumb ietzt werden eingemi¢chet Umb zu er¢atzen ihr ihr außgele¢chtes Licht. Hier i¢t die Heydechs-Haut/ die ¢ie/ weil ¢ie ¢ich nicht Uns gonnet/ ¢elb¢t ver¢chling’t. Die wird die Wurckung haben Mit neuem Flei¢ch und Haut die Todte zu begaben. Hier fullet fri¢ch Gehirn’ ihr leeres Todten-Haupt/ Das ich den Molchen hab’ am fruchtbarn Nil geraub’t. Jtzt eign’ ich ihr das Marck von ungebohrnen Kindern. Die Faule mu¢¢en Myrrh’ und Zeder-Oel verhindern/ Und dem Gehore muß ein klingend Adler-¢tein/ Den er ins hoch¢te Ne¢t ver¢tecket/ hulffbar ¢eyn. Nun reiche mir/ mein Sohn/ des Hir¢ches Eingeweide: !107" Daß ich mir zur Artzney aus ihm die Schlange ¢chneide/ Die ge¢tern er ver¢chlang. Gib mir die Gall’ itzt her Des Fi¢ches/ der ein Schiff kan hemmen in dem Meer’. Jtzt muß die Lunge nicht der Krahe ¢eyn verge¢¢en/ Die neunmal hundert Jahr von Aeßern hat gefre¢¢en. Wo i¢t des Maulworffs Hertz und di¢es/ das mein Arm Bey neuem Monden¢chein der Widehopffe warm Aus ihren Darmen rieß: Jch muß es bald ver¢chlingen. Denn Hecate ¢teig’t auf. Du mu¢t mir Milch herbringen Von einer ¢chwartzen Kuh/ umb al¢o bald zu ¢ehn/ Was kunfftig in der Welt/ im Himmel ¢ol ge¢cheh’n! Gib her den Ananchit aus meinen kraft’gen Steinen/
667 Krafft] Safft ABCD Kafft A(AnmL.) 682 Meer’.] Meer’ AB Meer CD 664 Luchß’] Luchs BCD 667 erfri¢chet] erfrichet B
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Der auch die Gotter ¢elb¢t kan zwingen zu er¢cheinen. Wirff von der Fleder-Mauß die Leber in die Glutt. Jtzt mi¢ch’ ich Phoenix-A¢ch’ in Pelickanen Blutt/ Neb¢t eines Seiden-Wurms niemals ent¢eelter Leichen. Wie die¢e neuen Gei¢t von lauer Warmbd’ erreichen/ Wie Pelicanen Blutt die Jungen lebend mach’t/ Wie aus des Phoenix A¢ch’ ein Jungerer erwach’t; So ¢oll ein fri¢cher Gei¢t be¢eelen dis Gebeine. Es zeug’t ¢ich Hecate ¢chon mit geneigtem Scheine/ Und hemmt den ¢chlaffen Zaum der wei¢¢en Ochßen an: Daß MitterNacht ¢ich nicht ¢o bald entfernen kan/ Die Zeit die zu dem Werck’ allein i¢t außge¢tecket. Es ¢chlaff’t und ¢chweig’t/ was Schilff/ was Laub/ und Himmel decket/ Kein Fi¢ch ¢chwimm’t durch die See/ kein Vogel durch die Lufft Auß ¢chrecken der durch mich entdeckten Todten-Grufft/ Die Eule haulet nur/ die grune Natter zi¢chet/ Die Feuer-Krette girr’t. Mein Schweis werd’ abgewi¢chet. Mein Sohn/ nun binde mir den Schlangen-Krantz umb’s Haupt. Weil dir noch neben mir zu bleiben i¢t erlaubt/ Wenn du mit Salbe mir/ die mich nach Wun¢ch in Raben Jn Katz’ und Wolff verkehr’t/ die Bru¢t ge¢alb’t wir¢t haben. !108" Wo i¢t der Atizok/ durch welchen Stein man ¢ich Un¢ichtbar machen kan? Nunmehr entferne dich. Jedoch/ eh’ als die Grufft der Abgrund wird zerri¢¢en/ Muß Zirzens Zauber¢tab in einen Kreiß uns ¢chlu¢¢en; Aus welchem man umb¢on¢t zu kommen ¢ich bemuh’t/ Eh als man ihn vertilg’t von meinen Fingern ¢iht. Nun mu¢¢en umb den Kreyß die Zeichen ¢eyn gemahlet/ Wormit zu Ephe¢us Dianens Bildnus ¢trahlet; Und in den fri¢chen Sand durch ein entbloßet Schwerd Die Grube ¢eyn ge¢charrt/ in welcher wird gewehr’t Den Gei¢tern Honig/ Milch/ und Blutt und Saft aus Reben/ Wenn ¢ie den Opfernden Gehore ¢ollen geben. 706 Auß ¢chrecken] Auߢchrecken AB Aus Schrecken CD 700 708 716 720
zeug’t] zeigt CD Feuer-Krette] Feuer-Krote CD ¢chlu¢¢en] ¢chlie¢¢en CD Bildnus] Bildniß CD
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Schau wie ¢pritz’t ¢chon empor der Adern rother Ja¢cht/ Der Todte kan be¢eel’n/ den Dur¢t den Gei¢tern la¢ch’t. Gro¢¢er Beherr¢cher der fin¢teren Holen/ Hellen-Die¢piter/ Vater der Nacht. Schrecklicher Konig erblaßeter Seelen/ Wird dir von mir was Gefalliges bracht Wenn ich die Heynen und Holen erleuchtet Tempel aus Todten-Gerippen gebau’t/ Wenn dir mit Blutte der Wolffe befeuchtet/ Ward des Ononis dir heyliges Kraut: Muß noch fur Tage mir werden gewehret Was dein gewidmeter Pri¢ter begehret. Hecate/ welcher dreyfaches Ge¢ichte Himmel und Erden und Hellen-Pfuhl mahl’t/ Wo ich dein Pri¢ter-Ampt wurdig verrichte/ Wenn mich dein ¢ilberner Zirckel an¢trahl’t Wir¢tu der Kay¢erin irrenden Schatten Die¢es ihr Opffer zu ¢chauen ver¢tatten. Klotho be¢anffte der Atropos Wutten. Fademe wieder den Lebens-Drat ein/ Welchen die Schwe¢ter ihr hatte zer¢chnitten. Die¢es kan euch nicht verkleinerlich ¢eyn/ Wenn ihr die Seele/ die einmal erbla¢¢et/ Du¢terner Mitter-Nacht Schimmer ¢eh’n la¢¢et. Charon/ durch deßen gebildet Ge¢ichte !109" Meine Hand oftmals hat Seuchen ge¢till’t. Wenn ich das Schiff-geldt dir doppelt entrichte/ Hab’ ich dir Will’ und Verlangen erfull’t/ Di¢em nach mag Agrippine dich zwingen Jhren Gei¢t wieder zu rucke zu bringen. 725 744 748 754
¢pritz’t] ¢pri’tzt A ¢pritzt BCD Fademe] Fadene A Fademe A(Errata)BCD ¢eh’n] ¢ehn’ A ¢eh’n B ¢ehn CD bringen] bringeu A bringen BCD
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Hellen-Die¢piter] Hollen-Die¢piter CD fur] vor CD Hellen-Pfuhl] Hollen-Pful CD an¢trahl’t] be¢trahlt D
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Aber/ du bla¢¢er Gei¢t/ irrende Seele/ La¢¢e dein ¢chattichtes Antlitz uns ¢chau’n. Komm’ aus der dir aufge¢chlo¢¢enen Hole Schaue/ was wir fur Altare dir bau’n/ La¢¢e die dir aufgeopferte Gaben Wurckungen wahrer Ver¢ohnungen haben. Sorge nicht: daß dir die Spei¢e wird fehlen/ Welche die ¢chattichten Gei¢ter ernehr’t. Wil¢tu die guldene Wurtzel erwehlen/ Schaue ¢ie wird dir hier fri¢cher gewehr’t/ Als ¢ie die einmal erblichene Seelen Haben im Garten der fin¢ternen Holen. Wie? woll’n die Gei¢ter nichts auf mein Be¢chweren geben/ Darf mir der Hellen Pful verachtlich wider¢treben? Soll mein ver¢pritztes Blutt kein fruchtbar Opffer ¢eyn? So wil ich eure Nacht durch hellen Sonnen-¢chein Zer¢toren/ und den Tag in euren Abgrund ¢chicken/ Die irrenden Ge¢pen¢t’ in einen Kreiß ver¢tricken. Jedoch ich nehme wahr/ an was der Mangel lig’t. Wenn ein entleib’ter Gei¢t zum Todten-Opffer krig’t Kein bluttig Men¢chen-Hertz/ ¢o i¢t er nicht zu zwingen. Wolan! ich wil auch dis dir Agrippine bringen. Wie die¢es Me¢¢er dring’t durch Mne¢ters kalte Bru¢t; So dringe deine Seel’ auch durch des Abgrunds Wu¢t/ Fur di¢es Sohn-Altar/ wo die geweyhten Flammen Vermahlen A¢ch’ und Hertz’ und Tag und Nacht zu¢ammen. Nero. Hilff/ Himmel! ich bin todt! der Abgrund ¢chling’t mich ein!
761 Vers ohne Einzug ABCD 761 763 766 768 773
dir] fehlt CD Wil¢tu] Wil¢t du CD fin¢ternen] fin¢teren CD Hellen] Hollen CD Mangel] Mangel CD
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Zoroaster. Ach! ¢oll mein Heyligthum auch meine Baare ¢eyn. !110" Die Ohmacht fall’t mich hin/ ihr Sterblichen mog’t lernen: Wer Hell’ und Schatten ehr’t/ entehr’t/ erzurn’t die Sternen.
Reyen. Der Gei¢ter des Ore¢tes und des Alcmæon. Der Megæra, Alecto, und Ti¢iphone. 785
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Die Furien. Verfluchte! welcher grau¢e Sunden Zu Lethens glimmer Schwefel-Glutt Den Weg noch allzu zeitlich finden/ J¢t euer grimmer Frevel-Muth Durch Aberwitz und Zauberey befli¢¢en Den lichten Pful des Abgrunds aufzu¢chlu¢¢en? Die Geister. Weh! weh! ach! ach! mag Frembder Mi¢¢ethat Die grimme Pein verdienter Straffe ¢charffen? Muß Monden¢chein den Lebenden entwerffen Was Mutter-Mord fur Hellen-Hencker hat. Weh! weh! ach! ach! Uns die wir mu¢¢en Stets ¢terbend leben/ ewig bußen. Megæra. Ertzt-Morder! wie die blutt’ge Striemen Die meine Schlangen-Rutte ¢chlag’t/ Ore¢tens ¢chwartzen Nacken blumen; Weil er die Mutter hat erlag’t; So ¢ol auch dich mit zehnmal argern Schmertzen Die Peit¢che rothen/ Glutt und Schwefel ¢chwartzen. !111" 784 785 786 790 794
Hell’] Holl CD welcher] derer BCD glimmer] grimmer CD aufzu¢chlu¢¢en] auffzu¢chlie¢¢en C Auffzu¢chlie¢¢en D Hellen-Hencker] Hollen-Hencker CD
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Orestens Geist. Wo Minos nicht an mir die Rechte bricht Krafft welcher mir ¢o ¢charffe Kwal i¢t worden; Hat Hell’ und Welt genung¢am Martern nicht Fur Nerons Halß und ¢chrocklich’s Mutter-morden; Jch todtete die mich verletzet/ Du die/ die dich in’s Reich ge¢atzet. Tisiphone. Komm’t/ Schwe¢tern/ helf’t mir Rutten binden. Komm’t leih’t mir euer Nattricht Haar. Helf’t hartzt vom Phlegeton anzunden/ Reich’t Schwefel/ Pech und Zunder dar. Entbloßet ihn/ braucht Fackel/ Flamm’ und Rutte Biß ¢ich der Brand le¢ch’ in des Morders Blutte. Alecto. Ertzt-Morder! wie Alcmæons Eßen Muß Galle/ Gift und Schwefel ¢eyn/ Weil er der Kinder-hold verge¢¢en/ Die ¢on¢t die Mutter-Milch floß’t ein: So muß auch dir ¢eyn brennend Oel gewehret Daß deine Kwal ¢tets mit der Flamme nehret. Alcmæons Geist. Wo Rhadamanth mich nicht zu ¢charf verdamm’t/ Wenn Gifft mich tranck’t/ und gluend Ertzt mich ¢pei¢et/ So i¢t kein Stahl der ¢att¢am brenn’t und flamm’t/ Kein Gifft/ das ¢ich genung¢am ¢tarck erwei¢et/ Dardurch der Abgrund das Verbrechen Des Mutter-Morders konne rechen. Tisiphone. Komm’t Schwe¢tern/ helft Getrancke machen Bring’t Ba¢ilißk’- und Molchen-Ja¢cht 813 Fackel] Fackel A Fackel BCD 805 Hell’] Holl CD 819 gewehret] gewahret D
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Vermi¢ch’t mit Eyter von den Drachen: Daß es den Dur¢t dem Kay¢er la¢cht. Trinck/ Nero/ trinck! was magert dein Ge¢ichte? Gift i¢t dein Wein/ der Schwefel dein Gerichte. !112" Die Geister. Giß’t ¢iedend Oel dem Morder auf die Bru¢t Zerreiß’t den Leib mit gluend-hei¢¢en Zangen/ Vergallt mit Ach ihm ¢eine Morder-Lu¢t/ Satz’t Wurmer ihm in’s Hertz/ im Bu¢en Schlangen/ Nur: daß die Pein den nicht verzehret/ Der Mutter-Milch in Wermuth kehret. Megæra. Jch wil nicht ¢einen Gei¢t nur plagen/ Rom mag hier Nerons Bildnus ¢eh’n Den Sack der Mutter-Morder tragen Zu wei¢en: Was ihm ¢ol ge¢cheh’n. Dis Marmel rufft: Der Fur¢t hat mehr begangen Als ¢ich Ore¢t/ Alcmæon unterfangen. Alecto. Jhn muß noch gleich wol was erkwicken. Jß! iß die guldnen Aepfel hier/ Die dich mit tau¢end Lu¢t anblicken. Komm’t ihr Harpyien herfur/ Jhr mog’t dahin die ¢pitz’gen Klauen ¢enden/ Reiß’t ihm die Frucht’ aus den verfluchten Handen. Tisiphone. Jch wil dich noch mit Fruchten nehren Die Zucker-¢chilff und Wein¢tock trag’t. Doch nein! der Himmel wil’s verwehren; Schau wie der lichte Blitz her¢chlag’t!
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Die Geister und Furien. Lern’t Sterblichen: Daß ein verlatzt Gewi¢¢en So wird gekwal’t/ gehenckert und zerri¢¢en. . T. . ! 113 "
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GEneigter Le¢er. Es wird in gegenwertigem Trauer-Spiele vorge¢tellet ein Schauplatz grau¢am¢ter La¢ter/ und ein Gemalde ¢chrecklicher Straffen. Unkeu¢chheit und Ehren-¢ucht kampffen mit einander umb den SigesKrantz. Alleine beyden muß endlich Kind und Helle zum Hencker/ Myrthen/ und Lorber-Zweige aber in Cypre¢¢en verwandelt werden. Jhre boßhafften Gemutts-Regungen habe ich mit ¢chonen Farben nicht abmahlen dorffen. Denn ich aus der Poppee keine Penelope/ aus dem Nero keinen Ninus machen/ weniger einer Lais Reden eines Socrates zueignen konnen. Dahero ich mich wider iedweden allzu ¢charf urtheilenden Cato der von dem Marino in ¢eines Adonis achtem Liede gebrauchter Schutz-Rede zu bedienen berechtigt achte. !114" Du/ deßen heylig Schein der Kurtzweil wider¢trebet/ Nicht ¢uche Sauer-teig der ern¢ten Sitten hier. Wer nur den Mangel merck’t/ der an dem Gutten klebet/ Der bricht die Dornen nur/ ver¢chmaht der Ro¢e Zier. Wer unbefleckten Schertz neb¢t reiner Lu¢t anhebet/ Und durch Behut¢am-¢eyn den La¢tern beuget fur/ Der i¢t nicht weniger als die¢er klug zu prei¢en/ Der ohne Brand und Wund’ umbgeht mit Glutt und Ei¢en. Die grimme Natter ¢augt nichts minder als die Binen An Blumen/ die die Bru¢t des fetten Hybla nehrt. Jedweder muß ihr Safft zu ihrem Vor¢atz dienen: Daß die in Honig ihn und jen’ in Gifft verkehrt. So/ dorft auch einer gleich ¢chal¢uchtig ¢ich erkuhnen Der Gall’ und Schleen-¢afft hieraus zu zihn begehr’t: So wird doch jemand ¢on¢t ein linder Urtheil ¢prechen/ Ja der Erbauung Frucht von di¢en Myrthen brechen.
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Ehren-¢ucht] Ehr¢ucht CD Helle] Holle CD ¢chonen] ¢chonern BCD Mangel] Mangel CD
Anmerckungen
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Anmerckungen G. Marino, L’Adone, 8. Gesang, Strophen 4 u. 5 (in der Ausgabe Amsterdam 1651, S. 371); von L. ohne Mitteilung des Originaltextes übersetzt.
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!Die er¢te Abhandlung." 30
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v. 13. Araxens gro¢te Stadt.) Tac. 13. Annal. c. 41. n. 3. 4. v. 14. 15. Der Tiridates hat.) Wie di¢er von dem Corbulon uberwundene Armeni¢che Konig von dem Nero Fußfallig die Konigliche Krone erhalten/ be¢chreibt Sueton. in vit. Neron. c. 13. Ob nun zwar dis ¢cheinet ein $ « zu ¢eyn. So i¢t doch dis denen Poeten vergun¢tigt/ und hat dis neb¢t dem Maro und vielen andern auch in gleichma¢¢iger Schreibens-Arth gethan Senec. in Hercul. Furent. ver¢. 14. Denn die da¢elb¢t unter die Sternen gerechnete Ca¢tor und Pollux damals noch nicht ge¢torben waren. v. 16. Und Vologe¢us ¢chickt.) Tacit. 13. Annal. c. 4. n. 2. v. 19. Die Schoos des Jupiters.) Nach gehaltenem Triumph legten die Sieger in des Jovis Capitolini Schooß einen Lorber-Zweig. Tranquill. in Domitian. c. 6. dahero auch von Nero Sueton. c. 13. meldet. Ob quæ Imp. con¢alutatus Laureâ in Capitolium latâ Janum geminum clau¢it tam nullo quam re¢iduo bello. v. 22. 23. Das Austheiln reichen Gelds.) Sueton. in Neron. c. 10. Graviora vectigalia abolevit aut minuit. Præ ! 115"mia !delatorum" Papiæ Legis ad quartas redegit. Divi¢is populo viritim quadringenis nummis: Senatorum nobili¢¢imo cuique ´ ¢ed à re familiari de¢tituto, annua ¢alaria & quibusdam quingena con¢tituit. Item Prætorianis cohortibus frumentum men¢truum gratuitum. Tacit. 13. Annal. c. 31. n. 2. 3. Plebique ´ congiarium quadringenti nummi viritim dati, & ¢e¢tertiûm quadringenties ærario illatum e¢t ad retinendam Populi fidem. Vectigal quoque ´ quintæ & vice¢imæ venalium Mancipiorum remi¢¢um, ¢pecie magis quam vi. Quia cum venditor pendere juberetur, in partem pretii Emtoribus accre¢cebat. Damals i¢t auch gewi¢¢e Muntze ge¢chlagen worden/ mit der Uber¢chrifft: Congii dati Pop.
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!Die er¢te Abhandlung." ] fehlt ABCD $ «] $ « AB $ « C $ « D in] iu A in BCD !delatorum" ] fehlt ABCD
40 42 45 50
gehaltenem] gehaltenen BCD c. 6.] cap. 6. BCD c. 13.] cap. 13. CD c.] cap. CD c.] cap. CD
Anmerckungen zu I
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!Die er¢te Abhandlung" v. 13. Araxens gro¢te Stadt] Tacitus, Annales 13,41,2. v. 14. 15. Der Tiridates hat] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 13,2. – Seneca, Hercules furens 14. v. 16. Und Vologe¢us ¢chickt] Tacitus, Annales 13,9,1. v. 19. Die Schoos des Jupiters] Sueton, Vitae Caesarum: Domitianus 6,1. – Ebd.: Nero 13,2: „Dafür wurde er (Nero) als Imperator begrüßt, und nachdem er einen Lorbeerkranz zum Kapitol gebracht hatte, schloß er das Doppeltor des Janus-Tempels, so als gebe es keinen Krieg mehr.“ v. 22. 23. Das Austheiln reichen Gelds] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 10,1: „Allzu belastende Steuern annullierte er oder setzte sie herab. Die Belohnungen für Leute, die Übertretungen der Lex Papia Poppaea anzeigten, reduzierte er auf ein Viertel. Nachdem er dem Volk 400 Sesterze pro Kopf hatte austeilen lassen, setzte er jedem Senator, der von altem Adel war, aber sein Vermögen verloren hatte, ein Jahresgehalt aus, das bei manchen 500.000 Sesterze betrug. Ebenso wies er den Prätorianerkohorten eine monatliche kostenlose Getreidezuteilung an.“ – Tacitus, Annales 13,31: „Dem Volk wurden als Spende 400 Sesterze pro Kopf gegeben, und 40 Millionen Sesterze wurden in den Staatshaushalt eingestellt, um den öffentlichen Kredit abzusichern. Auch die Steuer von 4 Prozent auf den Kauf von Sklaven wurde erlassen, mehr zum Schein als tatsächlich, denn da ihre Zahlung dem Verkäufer auferlegt wurde, wuchs sie den Käufern zu als Teil des Kaufpreises.“ – Münzinschrift: „Spende für das römische Volk“. Vgl. die Abbildung einer Münze zu Neros zweitem Congiarium (64/68 n. Chr.) in: John P.C. Kent u. a., Die römische Münze. München 1973, Taf. V, Nr. 194 R.
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v. 26. 27. 28. Fangt mein Geburthstag.) Tac. 13. Ann. c. 10. n. 1. 2. Eodem anno Cæ¢ar effigiem Cn. Domitio patri, con¢ularia In¢ignia A¢conio Labeoni, quo tutore u¢us erat, petivit à ¢enatu: ¢ibi que ´ ¢tatuas argento vel auro ¢olidas, adver¢us offerentes prohibuit. Et quanquam cen¢ui¢¢ent patres, ut principium anni inciperet men¢e Decembris, quo ortus erat Nero, veterem religionem Calendarum Januariarum inchoando anno retinuit. v. 36. So ¢cheint die Tugend.) Tacit. 13. Ann. c. 8. n. 2. redet al¢o von dem Anfange des Neroni¢chen Reiches. Videbatur locus virtutibus patefactus. v. 49. 50. Daß die Lucriner Flutt die Au¢tern.) Petron. Arbiter: Ingenio¢a gula e¢t, Siculo Scarus æquore mer¢us ad men¢am vivus deducitur: inde Lucrinis eruta Littoribus vendunt Conchylia Cænis, ut renovent per damna famem. Jam Pha¢idos unda orbata e¢t avibus, mutoque ´ in littore tantum ¢olæ de¢ertis ad¢pirant frondibus auræ. v. 51. Daß Phoenicopter Zungen.) Die¢e hier be¢chriebene Spei¢en ¢ind bey den Romern in hoch¢tem Werth gewe¢t. Und gehoret hierher der Orth Sueton. in Vitell. c. 13. In hac patinâ Vitellius (quam Clypeum Minervæ nominavit) Scarorum jecinora, Pha¢ia! 116"norum & Pavonum Cerebella, Linguas Phœnicopterûm, Murænarum lactes à Carpathio usque ´ fretoque ´ Hi¢paniæ per Navarchos triremesque ´ petitarum permi¢cuit. Jn¢onderheit erklaret die¢en Orth Plin. lib. 10. c. 48. Phœnicopteri linguam præcipui ¢aporis e¢¢e Apicius docuit, Nepotum omnium alti¢¢imus gurges. Und Martial. lib. 13. Dat mihi penna rubens nomen: ¢ed Lingua gulo¢is no¢tra ¢apit: quid ¢i garrula Lingua foret?
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Geburthstag] Geburths.tag A GeburthsTag B Geburts-Tag CD jecinora] facinora AB jecinora CD
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Ann.] Annal. CD hierher] hieher BCD
Anmerckungen zu I
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v. 26. 27. 28. Fangt mein Geburthstag] Tacitus, Annales 13,10,1: „Im selben Jahr erbat der Kaiser vom Senat ein Standbild für seinen Vater Cn. Domitius und die Konsularinsignien für Asconius Labeo, den er zum Vormund gehabt hatte. Für sich selbst aber lehnte er Standbilder aus gediegenem Silber oder Gold ab, sich denen widersetzend, die ihm solches anboten. Und obgleich die Senatoren beschlossen hatten, daß das Jahr mit dem Monat Dezember, in dem Nero geboren worden war, beginnen solle, hielt er an dem alten Religionsbrauch fest, das Jahr mit den Kalenden des Januar anfangen zu lassen.“ v. 36. So ¢cheint die Tugend] Ebd. 13,8,1: „Es sah so aus, als sei den Tugenden freie Bahn geschaffen.“ Die Übersetzung von ‚virtutes‘ mit ‚Tugenden‘ hier mit Rücksicht auf L.s moralisierende (Fehl-)Deutung dieser Stelle. Tacitus meint hier etwas anderes, nämlich ‚gute Leistungen‘ bzw. ‚Tüchtigkeit‘. v. 49. 50. Daß die Lucriner Flutt die Au¢tern] Petronius, Satyricon 119,33–38: „Feinschmeckerei ist erfinderisch. Aus der Tiefe des sizilischen Meeres wird der Papageifisch lebend auf den Tisch gebracht. Austern, herausgeholt an den Gestaden des Lukriner Sees, verkauft man für die Mahlzeiten, um neuen Appetit zu schaffen durch kostspielige Ausgaben. Die Woge des Phasis ist schon ihrer Vögel !d. h. Fasanen" beraubt, und an seinem schweigenden Ufer wehen nur einsame Winde durch das verlassene Laub.“ v. 51. Daß Phoenicopter Zungen] Sueton, Vitae Caesarum: Vitellius 13,2: „In dieser Schüssel, die er ‚Ägis der städtebeschützenden Minerva‘ nannte, ließ Vitellius Lebern von Papageifischen, Gehirne von Fasanen und Pfauen, Zungen von Flamingos sowie die Milch von Muränen, herbeigeschafft von Kapitänen und dreirudrigen Galeeren vom karpathischen Meer bis zur spanischen Meerenge, miteinander vermengen.“ – Plinius, Nat. hist. 10,133: „Daß die Zunge des Flamingos von ausgezeichnetem Geschmack sei, lehrte Apicius, unter allen Genießern der größte Schlemmer.“ – Martial 13,71: „Rötliches Gefieder gibt mir den Namen, doch meine Zunge schmeckt den Schlemmern. Was wäre wohl, wenn meine Zunge geschwätzig wäre?“
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v. 52. Daß Papegoyen/ die er¢t als ein Men¢ch ge¢ungen.) Derogleichen Schwelgerey erzehlt von Claudio Æ¢opo hi¢trione Plinius. Maximè in¢ignis e¢t in hâc memoriâ Clodii Æ¢opi hi¢trionis tragici patina, ¢excentis HS. taxata: in qua po¢uit aves, cantu aliquo aut ¢ermone humano vocales, millibus ¢ex ¢ingulas coëmtas, nullâ aliâ inductus voluptate, ni¢i ut in his imitationem hominis manderet, vel (ut Lip¢ius de Admirand. Romæ lib. 4. cap. 7. legit.) imitatione hominem manderet. v. 53. Daß ko¢tbares Gehirn aus Pfauen und Pha¢an.) Hoch wurden die Pha¢anen/ am hoch¢ten ihr Gehirne gehalten. Jhre Ankunfft i¢t von dem Flu¢¢e Pha¢is. Dahero Martial. lib. 13. Argivâ primum ¢um tran¢portata Carinâ, ante mihi notum nil ni¢i Pha¢is erat. Joh. Schildius in Not. ad Sueton. in Caligul. c. 22. p. 447. n. 4 vermercket: Daß Kay¢er Alexander nur an Fe¢ttagen Pha¢anen ge¢pei¢t habe. v. 54. Lampreten Milch.) Murænarum lactes. Denn Paul. Jovius im Buche von der Romer Fi¢chen halt dar fur: Daß die Muræ nen eben die¢elbe Fi¢che ¢ind/ welche Plinius Mu¢telas, wir vom Lecken an den Fel¢en Lampetren nennen. Die Wurde die¢es Fi¢ches be¢chreibt Macrob. Saturn. lib. 3. c. 15. Ja Scipio Mazzella nell’Antichità di Pozzuolo cap. 20. p. m. 75. erzehlet: Es habe Horten¢ius; den Cicero Pi¢cinarium nennet/ eine Muræna ¢o lieb gehabt/ daß/ als ¢ie ge¢torben/ er daruber geweinet/ L. Cra¢¢us habe ¢ich wegen einer in die !117" Trauer gekleidet/ und ¢elbte als ¢ein Kind begraben la¢¢en. Antonia Dru¢i hieng einer zahmen Murene ko¢tliche Perlen an die Ohren.
87 ¢excentis] ¢excenties ABCD 95 Argivâ] Archivâ ABC Archiva D 104 di] oi AB di CD 94 97 102 103 108
lib.] l. BCD c.] cap. CD an den] der CD Lampetren] Lampreten CD ¢elbte] ¢elbe CD
¢um] ¢unt ABCD
Anmerckungen zu I
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v. 52. Daß Papegoyen/ die er¢t als ein Men¢ch ge¢ungen] Plinius, Nat. hist. 10,141–142: „Höchst bemerkenswert aber ist in diesem Zusammenhang die auf 600 Sesterze geschätzte Schüssel des tragischen Schauspielers Clodius Aesopus, in der er Vögel servierte, die sich durch ihre Stimme auszeichneten, hinsichtlich irgendeines Gesangs oder menschlicher Rede, und die er für 6000 Sesterze pro Stück zusammengekauft hatte, von keinem anderen Vergnügen geleitet als dem, in ihnen eine Nachahmung des Menschen zu essen bzw. (nach der Lesart von Lipsius, Admiranda, Buch 4, Kap. 7) einen durch Nachahmung entstandenen Menschen zu essen.“ – J. Lipsius, Admiranda, sive De magnitudine Romana (Antwerpen 1605), lib. 4, cap. 7, S. 196 (Lipsius zitiert Plinius zunächst ebenso wie L. und merkt dann an: „Benè haec postrema fortassè: sed an non acrius, imitatione hominem manderet?“) v. 53. Daß ko¢tbares Gehirn aus Pfauen und Pha¢an] Martial 13,72: „Zuerst bin ich von einem argivischen Schiff herübergebracht worden. Vorher war mir nichts bekannt außer dem !Fluß" Phasis.“ – Suetonius Tranquillus et in eum commentarius, exhibente J. Schildio, editio quarta (Leiden 1667), S. 447, Anm. 4 (L. hat wahrscheinlich einen seitenidentischen Druck der Editio tertia, erschienen vor 1661, benutzt). v. 54. Lampreten Milch] P. Iovius, De Romanis piscibus (Basel 1531), S. 112 (Iovius verweist auf S. 110 auf eine etymologische Herleitung des Namens dieser Fische von lat. ‚lambere petras‘ = ‚Lecken an Steinen/Felsen‘; daher die umgestellte Namensform ‚Lampetren‘, die L. im folgenden verwendet.) – Macrobius, Saturnalia 3,15. – S. Mazzella, Sito et antichita della citta di Pozzuolo (Neapel 1606), cap. 20, S. 119.
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v. 54. Scarus-Lebern.) Di¢er im Carpathi¢chen Meere gemeine Fi¢ch ward von den Romern fur den allerko¢tlich¢ten gehalten/ dahero Plin. lib. 9. erzehlt: Daß Elipertius ¢ie von dorther gefuhret/ und zwi¢chen O¢tia und Campanien ausge¢amet mit Vor¢orge: Daß man die/ ¢o in den nech¢ten funf Jahren wurden gefangen werden/ wider ¢olte in die See werffen. Ja Schild. ad Suet. Vitell. c. 13. p. 719. n. 4. berichtet aus dem Ennio: Daß die Romer di¢en Fi¢ch gar fur des Jupiters Gehirne gehalten. Dis i¢t was Sonderlichs: Daß er ¢ich von Krautern nehret. Dahero redet von ihm Oppianus: – – Hic Scarus ¢axa frequentat qui mites inter pi¢ces clamore tremendo intonat, & ¢olus pallentes ruminat herbas. v. 55. 56. 57. Daß man in Berg-Chry¢tallen.) Hieher dienet der beruhmte Orth Latini Pacati in Panegyr. Theodo¢. Nihil opus e¢t ad penum regiam flagitare remotorum littorum pi¢cem, peregrini aëris volucrem, alieni temporis florem. Nam delicati illi & fluentes, & quales ¢æpè tulit Re¢p. parum ¢e lautos putabant, ni¢i luxuria verti¢¢et annum, ni¢i hibernæ Poculis Ro¢æ innata¢¢ent, ni¢i æ¢tivâ in gemmis capacibus glacie Falerna fregi¢¢ent. Horum gulæ angu¢tus erat orbis no¢ter; namque ´ appo¢itas dapes non ¢apore, ¢ed ¢umtu æ¢timantes illis demum cibis acquiescebant, quos extremus Oriens, aut po¢itus extra Romanum Colchus Imperium aut famo¢a naufragiis Maria mi¢i¢¢ent. Plinius ¢traft dis al¢o: Servatur algor æ¢tibus, excogitaturque ´ ut alienis Men¢ibus nix algeat. Jn¢onderheit erzehlet von Nerone Sueton. in Neron. c. 27. Epulas à medio die ad mediam noctem protrahebat: refotus ¢æpè calidis pi¢cinis ac tempore æ¢tivo nivatis. Vom Heliogabalus ¢chreibet Lampridius. Daß er im Sommer gro¢¢e Berge Schnee zu¢ammen gefuhret habe. Der Schnee aber !118" ¢ol vor der Hitze wol in Spreu zu erhalten ¢eyn. Auf welches Augu¢tin. lib. 21. de Civit. Dei zielet: Quis Paleæ dedit vel tam frigidam vim ut obrutas nives ¢ervet? vel tam fervidam ut poma immatura maturet?
124 remotorum] remomotorum A remotorum BCD 126 annum,] annum ABCD 112 lib.] l. BCD 115 c.] cap. BC
Elipertius] Eli pertius B
aëris] aéris A aëris BCD
Anmerckungen zu I
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v. 54. Scarus-Lebern] Plinius, Nat. hist. 9,62. – Suetonius Tranquillus et in eum commentarius, exhibente J. Schildio, editio quarta (Leiden 1667), S. 719, Anm. 4 (L. hat wahrscheinlich einen seitenidentischen Druck der Editio tertia, erschienen vor 1661, benutzt). – Ennius, Hedyphagetica (Ennianae poesis reliquiae, rec. I. Vahlen. Leipzig 1928, S. 219: Varia 40; Quelle: Apuleius, Apologia 39,2–4). – Oppianus, Halieutica 1,134–137 (Verfasser der latein. Übersetzung nicht ermittelt): „Dieser Papageifisch sucht häufig Felsen auf; unter den friedsamen Fischen stimmt er ein furchterregendes Geschrei an, und als einziger käut er blaßgrüne Kräuter wieder.“ v. 55. 56. 57. Daß man in Berg -Chry¢tallen] Latinus Pacatus, Panegyricus dictus Theodosio (Panegyrici Latini 2 [12]) 13,4–14,2: „Es ist überhaupt nicht nötig, für die Tafel des Palastes einen Fisch von abgelegenen Küsten, einen Vogel aus ausländischer Luft, eine Blume aus einer anderen Jahreszeit zu fordern. Denn jene Schlemmer und Weichlinge, wie sie der Staat oft hervorgebracht hat, hielten sich für nicht vornehm genug, wenn ihre Schwelgerei nicht den Jahreslauf durcheinandergebracht hatte, wenn in den Bechern nicht zur Winterszeit Rosen schwammen, wenn sie den Falerner im Gefäß aus Edelstein nicht mitten im Sommer mit Eis temperierten. Für die Kehle dieser Leute war unsere Welt zu eng, denn sie beurteilten Gerichte, die ihnen vorgesetzt wurden, nicht nach ihrem Geschmack, sondern nach ihrem Preis und gaben sich erst mit Speisen zufrieden, die der fernste Orient oder das außerhalb des Römischen Reiches gelegene Kolchis geschickt hatten oder auch Meere, die für Schiffbrüche berüchtigt waren.“ – Plinius, Nat. hist. 19,55: „Die Kälte bewahrt man für die Hitze auf und denkt sich Mittel aus, wie der Schnee auch in Monaten, die ihm fremd sind, kalt bleibt.“ – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 27,2: „Gastmähler dehnte er vom Mittag bis zur Mitternacht aus, wobei er sich häufig mit warmen Bädern, zur Sommerszeit mit schneegekühlten erfrischte.“ – Scriptores historiae Augustae 17 (Aelius Lampridius: Antoninus Heliogabalus), 23,8. – Augustinus, De civitate dei 21,4,1 (PL 41, 712): „Wer gab dem Stroh eine so sehr kühlende Kraft, Schnee, der mit ihm zugedeckt wird, zu erhalten, oder eine so sehr wärmende, unreifes Obst reif zu machen?“
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v. 59. Daß Porcellan.) Die Alten nenneten ¢ie Va¢a Murrhina. Di¢e ¢ol Pompejus aus dem Mithridat i¢chen Kriege am er¢ten nach Rom bracht haben. Schild. ad Sueton. in Augu¢to. c. 71. p. 263. n. 3. be¢tetiget dis und meldet: quod ex luto quodam albo & in Fornacibus cocto apud Chinas Porcellanea Va¢a fieri contendant. Jacob Eyndius ab Hæm¢tede in Convivali Senatu ¢uper pace Hi¢panâ. pag. 44 erzehlet nachfolgendes hieher anzumercken wurdiges. Cumque ´ id intentius contemplari & curiosâ manu tractari, lentis etiam digitis ¢onum ejus explorari videret, Por¢elanum e¢t, inquit, purum & putum, id in Chinâ Odoardus Barbo¢us ex marinis animalculis ¢ub terrâ per centum annos defo¢¢is & deinde contu¢is fieri ¢cribit; ¢ed eum reprehendit Johan Gonzales de Mendoza (de regn. Chin. lib. c. 10.) & id fieri ait ex duri¢¢imâ Cretâ, quæ contu¢a & dimi¢¢a in quandam paludem in ejus ¢uperficie pellucidè indure¢cit. Alii, ut plerumque ´ multa pri¢ci ævi ve¢tigia in materiam eruditæ di¢putationis trahuntur, ad Puteolani pulveris ¢peciem, cujus Plinius meminit, materiam hanc referunt. Contra venena præ¢entem e¢¢e con¢entiunt, nec id infu¢um admittere, ob herbarum & aromatum vim, cum quibus ¢ubacta e¢t. Quod nec à veritate abhorret, cum & ¢uo ævo va¢a è ¢ubactâ cum odoriferis herbis terrâ cocta, ex Ægypti civitate Copto advehi ¢olita, ¢crip¢erit Athenæus (lib. 11. .) & Rhodiacas ollulas, myrrhâ, odoratô juncô, crocô, bal¢amô, cinnamomo ¢imul junctis coqui dicat Ari¢toteles, (libr. de Temul.) quas & ideo ebrietatem arcere, & cocto di¢¢ipatoque ´ vaporo¢o vini ¢piritu venerem extinguere.
140 59.] 58. ABCD 145 pag.] p. BCD 151 c.] cap. CD
Anmerckungen zu I
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v. 59. Daß Porcellan] „Vasa Murrhina“ = „Gefäße aus Murra (d. h. Flußspat)“. – Suetonius Tranquillus et in eum commentarius, exhibente J. Schildio, editio quarta (Leiden 1667), S. 263, Anm. 3 (L. hat wahrscheinlich einen seitenidentischen Druck der Editio tertia, erschienen vor 1661, benutzt): „Man versichere, bei den Chinesen würden aus einem bestimmten weißen und in Öfen gebrannten Lehm Porzellangefäße hergestellt.“ L. verkürzt hier die Ausführungen Schilds auf wenig sinnvolle Weise; es fehlt die sich bei diesem anschließende Kernaussage: daß die vasa Murrhina vermutlich ebenfalls aus Porzellan waren (Textverlust beim Druck?). – J. Eyndius ab Haemstede, Convivalis senatus (Leiden 1611), S. 44: „Und als er sah, daß man es sehr aufmerksam betrachtete, mit neugieriger Hand betastete, auch mit gelindem Fingerklopfen seinen Klang erforschte, sagte er: ‚Dies ist reines, echtes Porzellan. Odoardus Barbosus schreibt, daß es in China aus kleinen Meerestieren hergestellt wird, die hundert Jahre lang vergraben waren und danach zerstoßen wurden. Ihn tadelt jedoch Johannes Gonzales de Mendoza (in Kapitel 10 seines Buches ,Das chinesische Reich‘) und sagt, es werde hergestellt aus sehr harter Kreide, die zerstoßen und in einen Teich geschüttet wird, an dessen Oberfläche sie sich in durchsichtiger Form verhärtet. Andere wiederum – wie denn sehr häufig Spuren vergangener Zeiten als Material für eine gelehrte Erörterung herangezogen werden – beziehen diesen Stoff auf die Puzzolanerde, die Plinius erwähnt. Man stimmt in der Auffassung überein, daß er gegen Gift wirksam sei und nicht erlaube, daß es hineingeschüttet werde, dank der Kraft der Kräuter und Gewürze, mit denen er aufbereitet wurde. Dies widerspricht nicht der Wahrheit, denn Athenaeus hat im 11. Buch seiner Deipnosophistae geschrieben, daß auch zu seiner Zeit gewöhnlich Gefäße, die aus einer mit wohlriechenden Kräutern aufbereiteten Erde gebrannt waren, aus der ägyptischen Stadt Coptos herbeigeschafft wurden. Und Aristoteles sagt im Buch von der Trunkenheit, daß kleine Töpfe aus Rhodos mit einem Gemisch aus Myrrhe, duftender Binse, Safran, Balsam und Zimt gebrannt wurden; ebendeshalb verhinderten diese Töpfe die Trunkenheit und töteten durch den !in ihnen" gekochten und verteilten erwärmten Weingeist die Liebeslust ab.“ – Odoardus Barbosus: Quelle nicht ermittelt. – J. Gonzales de Mendosa, Rerum morumque in regno Chinensi maxime notabilium historia (Antwerpen 1655), pars 1, lib. 1, cap. 10, S. 28 f. – Plinius, Nat. hist. 35,167. – Athenaeus, Deipnosophistae 11,464 b/c. – Aristoteles, De temulentia, frg. 110 (Rose), aus Athenaeus, a.a.O.
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Agrippina
v. 60. 61. 62. Wenn frembder Perlen Schnee in Eßig wird zerla¢¢en.) Beyderley Ver¢chwendung ¢chreibet Sueton. in Caligul. c. 37. ¢elbigem Kay¢er zu: Nepotinis ¢umtibus omnium Prodigorum ingenia ¢uperavit, ! 119" commentus novum Balnearum u¢um, portento¢i¢¢ima genera ciborum atque ´ Cænarum: ut calidis frigidisque ´ unguentis lavaretur: pretio¢i¢¢imas Margaritas aceto liquefactas ¢orberet: Convivis ex auro panes & ob¢onia apponeret. Von der Cleopatra i¢t denckwurdig: Daß/ als ¢ie einsmals mit Antonio gewettet: Daß ¢ie eine Mahlzeit/ welche centies HS. oder 250 000. Philipsthaler ko¢ten wurde/ anrichten wolte/ ¢ie eine ko¢tliche Perle/ die allein ¢o viel werth gewe¢t/ vom rechten Ohre weggeri¢¢en in ¢charffem E¢¢ige zerla¢¢en und ver¢chlungen habe. Sie hette es auch mit der andern am lincken Ohre al¢o gemacht/ wenn nicht der erkohrne Schiedes-Richter Munatius Plancus es verwehret/ und/ daß Antonius ver¢pielet/ erkennet hette. Be¢iehe Lip¢ium de Magnitud. Rom. lib. 4. cap. 7. p. 197. Alleine daß dergleichen Ver¢chwendung ein Comediante nachgethan/ berichtet Horat. 2. Sermon. Filius Æ¢opi detractam ex aure Metellæ, ¢cilicet ut decies ¢olidûm ex¢orberet, aceto diluit in¢ignem baccam. – Der Bal¢am-Bader aber hat ¢ich auch ein Knecht des Nero bedienet. Plinius. lib. 13. Nec non aliquem ex privatis audivimus ¢pargi per parietes balnearum unguento atque ´ Cajum Principem ¢olitum lavari: ac ne principale videatur hoc bonum, & po¢teà quendam è ¢ervis Neronis.
167 atque] ´ arque ´ A atque ´ BCD 178 ein] in A ein A(Errata)BCD 164 Sueton.] Suet. BCD 173 ¢charffem] ¢charffen BD 184 Plinius.] Plin. BCD
Anmerckungen zu I
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v. 60. 61. 62. Wenn frembder Perlen Schnee in Eßig wird zerla¢¢en] Sueton, Vitae Caesarum: Caligula 37,1: „An schwelgerischem Aufwand übertraf er den Einfallsreichtum aller Verschwender: er ersann neue Badesitten und die abenteuerlichsten Arten von Speisen und Mahlzeiten; z. B. badete er in kalten und warmen Duftölen und schlürfte die kostbarsten Perlen in Essig aufgelöst und setzte Tischgenossen Brot und Zukost auf goldenem Geschirr vor.“ – „centies HS“ = „10 Millionen Sesterze“. – J. Lipsius, Admiranda, sive De magnitudine Romana (Antwerpen 1605), lib. 4, cap. 7, S. 197. – Horaz, Sermones 2,3,239–241: „Des Aesopus Sohn löste eine herrliche Perle, abgezogen von Metellas Ohr, in Essig auf: nämlich um eine ganze Million Sesterze hinunterzuschlürfen.“ – Der von L. aus Plinius, Nat. hist. 13,22, gebotene Text ist eindeutig verderbt und so, wie er ist, nicht sinnvoll zu übersetzen. Von den eingesehenen Ausgaben des 16./17. Jh.s (die von L. benutzte ließ sich nicht ermitteln) kommt die von Johannes Caesarius (Köln 1565, 3 Bde.) dem L.schen Text an dieser offenbar problematischen Stelle am nächsten; er lautet dort (Bd. 2, Bl. 352v): „Necnon aliquem ex privatis audivimus iussisse spargi parietes balnearum unguento. Atque Caium principem solitum lavari. Ac ne principale videatur hoc bonum, et postea quendam ex servis Neronis.“ („Wir haben auch gehört, daß irgendein Privatmann die Wände seines Bades mit Salbe besprengen ließ und daß Kaiser Gaius (Caligula) ! darin" zu baden pflegte. Damit es nicht so aussehe, als komme dieser Genuß nur einem Princeps zu, habe dies später auch irgendeiner von Neros Sklaven getan.“)
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v. 63. 64. 65. Daß er mit minder Wagen.) Di¢es alles und ein mehrers erzehlt vom Nero Sueton. in Neron. c. 30. Nullam ve¢tem bis induit. Quadringenis in punctum HS. aleam lu¢it. Pi¢catus e¢t reti aurato, purpurâ coccoque ´ funibus nexis. Nunquam Carrucis minus mille feci¢¢e iter traditur, ¢oleis Mularum argenteis, canu¢inatis Mulionibus, armillatâ & phaleratâ Mazacum turbâ atque ´ Cur¢orum. Son¢t erzehlet Plutarchus vom Konige in Per¢ien Surena, der den Cra¢¢um ge¢chlagen/ gleichma¢¢iges: #E # µ $λ « « «, λ « ! 120 " $« . Des Nero Weltberuhmtes Hauß mit ¢einen Wundern be¢chreibet Suetonius an obigem Orthe/ und Tacit. 15. Annal. c. 42. 52. v. 93. Wie wol Poppeens Stamm.) Tacit. 13. Annal. c. 45. n. 2. v. 96. Die ¢ie Rom nicht darf zu ¢ehn ver¢tatten.) Von der Poppæa meldet Tacit. eben da¢elb¢t: Rarus in publicum egre¢¢us idque ´ velatâ parte oris, ne ¢atiaret a¢pectum, vel quia ¢ic decebat. v. 99. Da ihre Mutter auch die Schon¢te.) Tacit. da¢elb¢t. v. 116. Ja ¢teinerner als Stein Pigmalions.) Pigmalion hat in ein von ihm gemachtes helffenbeinerne Bild ¢ich verliebet/ welches hernach ¢ol be¢eelet worden ¢eyn und den Paphus von ihm gebohren haben. Ovid. lib. 10. Metam. Derogleichen thorichte Verliebungen mehr erzehlet Marino nella Pittura. part. 3. pag. 84. Sò che Alchida Rodico s’innamorò libidino¢amente della ¢tatua di Venere, opera di Pra¢¢itele. Hò letto, che Pigmalione della ¢ua s’invaghi ¢i follemente, che con e¢¢o lei ragionava, l’abbracciava & con affettuo¢i gemiti ¢o¢pirava. Souviemmi, che Giunio havendo veduto un ¢imulacro delle Mu¢e ignude, ¢i acce¢e’ per es¢o di ¢trano ardore. Mi ricordo, che Pontio ¢i compiacque in gui¢a d’ Atalanta & Helena fatte già per mano di Cleofanto, che ¢e ne ¢truggeva di de¢iderio. Trovo ¢critto finalmente amante es¢er¢i ritrovato tanto foco¢o, che morì bacciando della ¢ua cara amata il ritratto. 191 Carrucis] Caruccis AB Carrucìs C Carrucis D 192 canu¢inatis] canuni¢inatis AB canu¢inatis CD 208 3.] 2. ABCD 208–209 s’innamorò libidino¢amente] s’inamorò libido¢amente AB s’inamorò libidino¢amente C s’inamorô libidino¢amente D 209 Venere,] Venere ABCD 211 Souviemmi] Sonviemmi AB Sonvienmi CD 214 Atalanta] Atalanda ABCD ¢e ne] ¢ene ABCD 216 il] il’ AB il CD ritratto.] ritratto A ritratto. BCD 199 Tacit.] Tac. BCD 208 pag.] p. BCD
Annal. c. 45.] Ann. c. 35. CD
Anmerckungen zu I
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v. 63. 64. 65. Daß er mit minder Wagen] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 30,3: „Kein Gewand zog er zweimal an. Beim Würfeln spielte er den Punkt zu 400.000 Sesterzen. Er fischte mit einem vergoldeten Netz, das durch Seile gehalten wurde, die aus purpurnen und scharlachroten Fäden geflochten waren. Man sagt, daß er niemals mit weniger als tausend Wagen gereist sei, wobei die Hufe der Maultiere mit Silber beschlagen, die Maultiertreiber in Gewänder aus kanusinischer Wolle gekleidet waren und die Schar der Mazaker und Läufer Armspangen und Brustschmuck trug.“ – Plutarch, Vitae parallelae: Crassus 21,7: „Auf seinen Privatreisen hatte er (Surenas) stets tausend Kamele für sein Gepäck, zudem auch zweihundert Wagen für seine Konkubinen.“ – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 31. – Tacitus, Annales 15,42,1; 15,52,1. v. 93. Wie wol Poppeens Stamm] Ebd. 13,45,1. v. 96. Die ¢ie Rom nicht darf zu ¢ehn ver¢tatten] Ebd. 13,45,3: „Selten nur ging sie in die Öffentlichkeit, und dies mit teilweise verschleiertem Gesicht, um Blicke nicht zu befriedigen oder weil es ihr gut stand.“ v. 99. Da ihre Mutter auch die Schon¢te] Ebd. 13,45,2. v. 116. Ja ¢teinerner als Stein Pigmalions] Ovid, Met. 10,243–297. – G. Marino, Le dicerie sacre (Venedig 1664), Diceria I: La pittura, parte terza, S. 115: „Ich weiß, daß Alkides von Rhodos sich auf wollüstige Weise in die Statue der Venus, ein Werk von Praxiteles, verliebte. Ich habe gelesen, daß sich Pygmalion in die seinige so vernarrte, daß sie mit ihm redete, ihn umarmte und unter zärtlichem Stöhnen seufzte. Es kommt mir in den Sinn, daß sich in Junius eine ungewöhnliche Glut entzündete, als er ein Standbild der nackten Musen gesehen hatte. Ich erinnere mich, daß Pontius so großes Gefallen fand an der Art, wie die ! Statuen" Atalantes und Helenas von der Hand des Kleophantes geschaffen worden waren, daß er sich vor Sehnsucht verzehrte. Ich finde schließlich geschrieben, daß ein Liebender von so glühender Leidenschaft erfüllt war, daß er starb, als er das Bild seiner Geliebten küßte.“ (Dasselbe Zitat auch in AnmL. zu S I 523.)
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v. 117. 118. 119. Den Rom und Grichenland.) Die¢e des Nero Sangerey be¢chreibet Tac. 14. Ann. c. 14. Sueton. in ejus vita. c. 10. in fin. v. 120. Umb den Britannicus.) Tacit. 13. Ann. c. 18. n. 3. & c. 19. n. 4. v. 132. 133. Wie ¢i der Edlen Blum.) Den Jnnhalt di¢es Auftrits/ ja eben die¢e Worte hat Tacit. 13. Ann. c. 46. v. 157. Wie Paris ¢o erblaßt.) Die¢en gantzen Auftritt be¢chreibt Tacit. 13. Annal. c. 20. v. 181. 183. Daß hinter der Tapet.) Tac. 13. Ann. c. 5. n. 2. 3. !121 " v. 182. Daß kein Caractacus.) Ein von den Romern gefangener Konig aus Britannien. Tacit. 12. Ann. c. 37. n. 4. 5. v. 185. Hat den Rubellius.) Sie ward angeklagt: de¢tinavi¢¢e eam Rubellium Plautum, per maternam originem pari ac Nero gradu à D. Augu¢to, ad res novas extollere; conjugioque ´ ejus etiam Imperio, Remp. rur¢us invadere. Tacit. 13. Annal. c. 19. n. 4. v. 189. Als dem Silanus Brautt.) Octavia, welche Claudius L. Silano verlobet/ we¢¢entwegen er aber durch Li¢t der Agrippine ¢o wol ¢einer Brautt als des Lebens beraubet ward: Damit ¢ie Nero heyrathen konte. Tac. 12. Annal. c. 3. 4. & c. 8. v. 198. Calvi¢ius be¢chwert’s.) Tac. 13. Annal. c. 19. n. 5. v. 200. 201. Man preßt die Warheit leicht durch Marter aus den Knechten.) Tacit. l. 2. Annal. c. 30. n. 5. ¢agt: Daß Tiberius dis angefangen. Quia vetere Senatuscon¢ulto quæ¢tio in caput Domini prohibebatur, callidus & novi juris repertor Tiberius mancipari ¢ingulos actori publico jubet: ¢cilicet ut in Libonem ¢alvo Senatuscon¢ulto quæreretur. Et idem lib. 3. Annal. c. 67. n. 4. Servos quoque ´ Silani, ut tormentis interrogarentur, actor publicus mancipio acceperat. v. 203. 395. 396. Silane ¢agts in Gutten. etc.) Junia Silana war der Agrippine Feind und ihre Anklagerin/ weil di¢e zwi¢chen ihr und dem Sextius Africanus die Heyrath verhindert hatte/ ¢ie unkeu¢ch und alt nennende. Tacit. 13. Ann. c. 19. n. 2. 3.
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c. 14.] cap. 14. CD Tac. 13. Ann.] Tacit. 13. Annal. BCD Tacit.] Tac. BCD Tac.] Tacit. BCD c. 8.] cap. 8. CD Tac.] Tacit. D Annal.] Ann. BCD
Anmerckungen zu I
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v. 117. 118. 119. Den Rom und Grichenland] Tacitus, Annales 14,14,1. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 10,2. v. 120. Umb den Britannicus] Tacitus, Annales 13,18,2; 13,19,3. v. 132. 133. Wie ¢i der Edlen Blum] Ebd. 13,46. v. 157. Wie Paris ¢o erblaßt] Ebd. 13,20. v. 181. 183. Daß hinter der Tapet] Ebd. 13,5,1. v. 182. Daß kein Caractacus] Ebd. 12,37,4. v. 185. Hat den Rubellius] Ebd. 13,19,3: „Sie habe sich vorgenommen, Rubellius Plautus, der mütterlicherseits im gleichen Verwandtschaftsgrad zum göttlichen Augustus stand wie Nero, zum Umsturz anzustacheln und sich durch die Ehe mit ihm, auch durch die Erlangung der Herrschaftsgewalt aufs neue des Staates zu bemächtigen.“ v. 189. Als dem Silanus Brautt] Ebd. 12,3.4.8. v. 198. Calvi¢ius be¢chwert’s] Ebd. 13,19,3. v. 200. 201. Man preßt die Warheit leicht durch Marter aus den Knechten] Ebd. 2,30,3: „Weil durch einen alten Senatsbeschluß das peinliche Verhör !von Sklaven" gegen das Leben des Herrn untersagt war, gab der schlaue und in neuer Rechtssetzung erfinderische Tiberius dem Staatsagenten die Anweisung, !die Sklaven" einzeln freizukaufen, natürlich um das Verhör gegen Libo unbeschadet des Senatsbeschlusses vornehmen zu können.“ – Ebd. 3,67,3: „Auch hatte der Staatsagent die Sklaven des Silanus durch Kauf an sich gebracht, damit sie auf der Folter verhört werden konnten.“ v. 203. 395. 396. Silane ¢agts in Gutten etc.] Ebd. 13,19,2–3.
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Agrippina
v. 229. Weil Burrhus Hauptman i¢t.) Fabius Ru¢ticus autor e¢t, ¢criptos e¢¢e ad Cæcinam Thu¢cum Codicillos mandata ei prætoriarum cohortium cura: ¢ed ope Senecæ dignationem Burrho retentam. Plinius & Cluvius nihil dubitatum de fide præfecti referunt. Tacit. 13. Ann. c. 20. n. 3. v. 229. Dem ¢ie die Wurde gab.) Tac. 12. Annal. c. 42. n. 2. v. 230. Fordert Schwerd und Gurtel von ihm ab.) Cum Præfectus Prætorio legebatur, dabatur ei ab Imperatore cingulum cum gladio. Hinc memorabilis illa Trajani !122" vox, qui, cum Præfectum ¢uum Cingulo donaret, ita dixi¢¢e fertur: Atque ´ è Rep. imperavero, pro me: ¢in ¢ecus, in me utere. Ro¢in. Antiqu. Rom. lib. 7. c. 33. in fin. v. 246. Wo wir des Burrhus Treu’) Tac. 13. Ann. c. 20. n. 5. v. 309. Daß eines Kay¢ers Kind/ Braut/ Schwe¢ter/ Mutter/ Frau.) Al¢o be¢chreibet die Agrippine Tac. 12. Ann. c. 42. n. 3. Venerationem augebat fæminæ, quam Imperatore genitam, ¢ororem ejus, qui rerum potitus ¢it, & Conjugem & Matrem fui¢¢e, unicum ad hunc diem exemplum e¢t. Denn Germanicus war ihr Vater/ Caligula ihr Bruder/ Claudius ihr Ehmann/ Nero ihr Sohn. v. 312. Nach welcher Nahmen man ließ Stadt’ und Ufer nennen.) Colonia Agrippina. Tacit. 12. Annal. c. 27. n. 1. v. 313. Daß die der Teut¢chen Treu’.) Daß die Romi¢chen Kay¢er Teut¢che zu ihrer Leibwache gehabt/ lehret Sueton. in Galbâ. c 12. in¢onderheit von Augu¢to, der ¢ie bis zur Variani¢chen Niderlage behalten/ Suet. in Augu¢t. c. 49. von Caligula, Suet. in Calig. c. 55. 58. Jo¢eph. Antiq. Judaic. lib. 19. c. 1. Von der Agrippine, welcher ¢ie aber Nero hernachmals weggenommen hat. Sueton. in Neron. c. 34. Tacit. 13. Annal. c. 18. n. 5. von Herode. Jo¢eph. lib. 17. cap. 10. v. 317. Jn eines Burgers Hauß.) Nero ver¢tieß die Mutter in der Antonia Hauß. Tac. 13. Ann. c. 18. n. 6.
262 unicum] unicnm A unicum BCD 249 252 254 258 261 266 270 273
Codicillos] Codicillos los B Annal.] Ann. BCD ab] abe BCD Tac. 13. Ann.] Tacit. 13. Annal. BCD potitus] potius B Tacit. 12. Annal.] Tac. 12. Ann. BCD Suet. (beide)] Sueton. CD Annal.] Ann. BCD
Anmerckungen zu I
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v. 229. Weil Burrhus Hauptman i¢t] Ebd. 13,20,2: „Fabius Rusticus berichtet, man habe ein schriftliches Patent für Caecina Tuscus ausgefertigt, mit dem ihm der Befehl über die prätorischen Kohorten anvertraut wurde; doch durch die Unterstützung Senecas habe Burrus seine Stellung beibehalten. Plinius und Cluvius berichten, an der Treue des Präfekten sei nicht gezweifelt worden.“ v. 229. Dem ¢ie die Wurde gab] Ebd. 12,42,1. v. 230. Fordert Schwerd und Gurtel von ihm ab] J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), lib. 7, cap. 33, Sp. 1168: „Wenn der Praefectus praetorio != Oberster der kaiserlichen Leibwache" ausgewählt wurde, wurde ihm vom Kaiser der Gürtel mit dem Schwert übergeben. Hinsichtlich dessen ist denkwürdig jener berühmte Ausspruch Trajans, der, als er dem Präfekten seinen Gürtel übergab, folgendes gesagt haben soll: ‚Wenn ich zum Vorteil des Staates herrschen werde, so gebrauche !das Schwert" für mich; wenn nicht, dann gegen mich.“ (Dieser Ausspruch Trajans, nach Aurelius Victor, Liber de Caesaribus 13,9, u. Cassius Dio, Historia Romana 68,16,12, zit. auch in AnmL. zu E I 548.) v. 246. Wo wir des Burrhus Treu’] Tacitus, Annales 13,20,2. v. 309. Daß eines Kay¢ers Kind/ Braut/ Schwe¢ter/ Mutter/ Frau] Ebd. 12,42,2: „Es steigerte die Ehrwürdigkeit einer Frau, die in der Hinsicht, daß sie Tochter eines Imperators sowie Schwester, Gattin und Mutter eines Inhabers der Staatsmacht war, bis auf den heutigen Tag ein einzigartiges Beispiel ist.“ v. 312. Nach welcher Nahmen man ließ Stadt’ und Ufer nennen] Ebd. 12,27,1. v. 313. Daß die der Teut¢chen Treu’] Sueton, Vitae Caesarum: Galba 12,2. – Ebd. Augustus 49,1. – Ebd. Caligula 55,2; 58,3. – Flavius Josephus, Antiquitates Iudaicae 19,119. – Sueton, a.a.O.: Nero 34,1. – Tacitus, Annales 13,18,3. – Flavius Josephus, a.a.O. 17,198. v. 317. Jn eines Burgers Hauß] Tacitus, Annales 13,18,3.
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Agrippina
v. 330. 331. 332. Daß er mit Knabenlu¢t.) Die¢e Schand-That hat Nero ¢elb¢t am Britannicus begangen. Hernach ihn allerer¢t mit Giffte beflecket. Tacit. 13. Ann. c. 17. n. 2. Wie Nero aber den Sporus als ein Weib geheyrathet/ be¢chreibet Sueton. in Neron. c. 28. Ja Nero hat als ein Weib dem Doryphoro (wie Sueton. ib. c. 29. meldet) oder dem Pythagone ¢ich verlobet. Darvon Tacit. 15. Ann. c. 37. n. 4. 5. Inditum Imperatori flammeum. Vi¢i au¢pices, dos, & genialis thorus & faces nuptiales: Cuncta denique ´ ¢pectata, quæ etiam in fæminâ nox operit. Kay¢er Avitus P¢eudAntoninus Sardanapalus machte es noch arger/ die¢er wolte mit Gewalt ein unkeu¢ches Weib ¢eyn/ ließ ihm die Haare gantzlich wegnehmen/ und heyrathete einen Knecht aus Carien !123" Nahmens Hierocles: Ja er wolte oft gleich¢am in der That betroffen werden/ als wenn er mit andern Mannern Unzucht getrieben; Deßwegen er denn vom Hierocles Scheltwortte und blaue Augen machende Schlage willig vertrug/ ihn auch endlich zum Kay¢er zu machen ent¢chlo¢¢en war. Die¢er Kay¢er ließ auch einen ¢olchen Buben Nahmens Aurelius Zoticus ) & ' ( . aus Smyrna ξ κ %« & mit hoch¢ter Pracht nach Rom holen/ machte ihn zum Kammerer/ eh er ihn ¢ahe/ badete und trieb alle ab¢cheuliche La¢ter mit ihm/ ruhete und ¢pei¢ete auf ¢einer Schoos. Als die¢er Aurelius den Kay¢er bey ¢einer Ankunfft gru¢¢ete: K *% + . Fiel ihm der Kay¢er Weibi¢ch umb den Halß ¢agende: M ' . #E Ω - . Xiphilin. in Avito. p. m. 370. 371. v. 333. Daß er ihm Magde lagt.) Die Acte. Tac. 13. Annal. c. 46. n. 4. v. 348. 349. Man hat zum dritten mal die Reben uns vergiftet.) Sueton. in Neron. c. 34. Cum veneno ! ter" tenta¢¢et, ¢entiretque ´ Antidotis præmunitam: Lacunaria, quæ noctu ¢uper dormientem laxatâ machinâ deciderent, paravit.
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allerer¢t] aller¢t A allerer¢t A(Errata)BCD 28.] 38. ABCD ib. c. 29.] 16. c. 39. ABCD Pracht] Pacht A Pracht A(Errata)BCD ] ABCD 348.349] 353.354. ABCD !ter"] fehlt ABCD
281 Ann.] Annal. BCD 293 eh] ehe BCD 301 c.] cap. CD
Anmerckungen zu I
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v. 330. 331. 332. Daß er mit Knabenlu¢t] Ebd. 13,17,2. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 28; 29. – Tacitus, Annales 15,37,4: „Dem Kaiser wurde ein Brautschleier angelegt. Man sah Vogelschauer, Mitgift, Ehebett und Hochzeitsfackeln; überhaupt war alles zu erblicken, was auch bei einer Frau die Nacht verhüllt.“ – Cassius Dio, Historia Romana 16,2.4; nach Joannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Genf 1592), S. 370 f. (die drei griech. Zitate S. 371 A-C): „Bei weitem übertraf er die anderen in der Größe seiner Geschlechtsteile.“ / „Herr und Kaiser, sei gegrüßt!“ / „Nenn’ mich nicht Herr, denn ich bin eine Dame.“ v. 333. Daß er ihm Magde lagt] Tacitus, Annales 13,46,2. v. 348. 349. Man hat zum dritten mal die Reben uns vergiftet] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,2: „Als er es dreimal mit Gift versucht hatte und merkte, daß sie sich mit Gegengiften gewappnet hatte, ließ er eine getäfelte Zimmerdecke konstruieren, die bei Nacht, nach Auslösen einer Mechanik, auf die Schlafende herabfallen sollte.“
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Agrippina
v. 386. ¢eqq. Ob ein unfruchtbar Weib.) Der Agrippinen ¢tattliche Schutzrede hat Tacit. 13. Ann. c. 21. v. 409. Wenn Atimetus.) Domitiæ Neronis Amitæ Libertus. Tac. 13. Ann. c. 19. n. 5. v. 420. Die Schal¢ucht gegen uns.) Tac. ibid. Inter Agrippinam & Domitiam infen¢a æmulatio exercebatur. v. 580. ¢eqq. Das Kornhauß der Stadt Rom ¢ol Fœnius verwahren.) Di¢es alles erzehlet Tac. 13. Annal. c. 22.
Die Andre Abhandlung.
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v. 87. 88. Jch ¢chwere bey der Seel des Kay¢ers.) Jurare per Cæ¢arem, Sueton. in Julio. c. 85. per Genium Principis. Idem in Caligul. c. 27. l. 13. §. 6. ff. de jurejur. l. 2. C. de reb. cred. ¢olenne, & pejerare atrox erat. Tertulli ! 124"an. Apologet. c. 28. Citius apud vos per omnes Deos quam per Genium Principis pejeratur. Minutius Felix in Octavio: Eorum numen invocant, ad imagines ¢upplicant, Genium hoc e¢t, Dæmonem implorant, & e¢t eis tutius per Jovis Genium pejerare quam Regis. v. 92. 111. 290. 291. Wenn Nero einer Magd.) Was maßen Sabina Poppæa dem Nero ¢eine Buhlerey mit der Acte verwie¢en/ be¢chreibet Tacit. 13. Ann. c. 46. n. 3. 4. Von di¢er meldet Sueton. in Neron. c. 28. Acten Libertam paulùm abfuit, quin ju¢to Matrimonio ¢ibi conjungeret: ¢ubmi¢¢is Con¢ularibus viris, qui regio genere ortam pejerarent. Xiphilin. in Neron. p. 159. meldet: Nero habe ¢ie aus A¢ien gekaufft/ ¢elbte in das Ge¢chlechte des Attalus gerechnet/ auch viel lieber als Octavien gehabt. v. 127. Mißfalt ihm die Ge¢talt.) Dis und nachfolgendes ¢tehet beim Tacit. 14. Annal. c. 1.
306 409.] 413. ABCD 308 420.] 424. ABCD 310 580 ¢eqq.] 584. ¢eqq. A 584. ¢eq. BD 584. ¢eq C 315–316 Tertullian.] Tertulian. A Tertullian. BCD 329 14.] 4. AB 14. CD 311 316 320 325
Tac.] Tacit. BCD c.] cap. CD 290.] 200. BCD ¢elbte] ¢elbe CD
Anmerckungen zu II
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v. 386 seqq. Ob ein unfruchtbar Weib] Tacitus, Annales 13,21,2–5 (die Rede Agrippinas nach dieser Quelle reicht bei L. bis V. 480!). v. 409. Wenn Atimetus] Ebd. 13,19,4: „Ein Freigelassener von Neros Tante Domitia.“ v. 420. Die Schal¢ucht gegen uns] Ebd.: „Zwischen Agrippina und Domitia herrschte erbitterte Eifersucht.“ v. 580 seqq. Das Kornhauß der Stadt Rom ¢ol Fœnius verwahren] Ebd. 13,22.
Die Andre Abhandlung v. 87. 88. Jch ¢chwere bey der Seel des Kay¢ers] „Beim Caesar, beim Genius des Princeps zu schwören, bedeutete einen feierlichen Eid, und ein Meineid war hier ein gräßliches Verbrechen“ (Herkunft des die Hinweise auf Sueton, die Digesta und den Codex einschließenden latein. Zitats nicht ermittelt): Sueton, Vitae Caesarum: Iulius 85; ebd., Caligula 27,3; Digesta 12,2,13,6; Codex 4,1,2. – Tertullian, Apologeticum 28 (PL 1,499): „Eher wird bei euch bei allen Göttern als beim Genius des Princeps falsch geschworen.“ – Minucius Felix, Octavius 29,5: „Man ruft ihre Gottheit an, wendet sich bittend an ihre Bilder, fleht zu ihrem Genius, d. h. zu ihrem Dämon, und ein Meineid bei dem Genius Jupiters bedeutet für sie ein geringeres Risiko als bei dem des Königs.“ v. 92. 111. 290. 291. Wenn Nero einer Magd] Tacitus, Annales 13,46,2. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 28,1: „Es fehlte nicht viel daran, daß er die Freigelassene Acte durch förmliche Eheschließung an sich band, nachdem er Konsulare angestiftet hatte, fälschlich zu beeiden, daß sie aus königlichem Geschlecht stamme.“ – Cassius Dio, Historia Romana 61,7,1; nach Joannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Genf 1592), S. 163 [recte 159] D/E. v. 127. Mißfalt ihm die Ge¢talt] Tacitus, Annales 14,1,2.
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Agrippina
v. 136. Daß ¢ie mir hat la¢¢en Gift bereiten.) Daß Sabina Poppæa !den Nero" mit Vorgeben: Daß Agrippine ihr nach¢tellete/ !¢elbte" zu todten beweget/ hat Xiphil. in Neron. p. m. 162. v. 199. Wenn er Octavien/ weil ¢ie unfruchtbar/ trennet.) Tacit. 14. Ann. c. 60. n. 1. exturbat Octaviam ¢terilem dictitans. v. 200. 205. Die man ¢chon als fruchtbar.) Igitur agentem Poppæam in matrimonio Rufi Cri¢pini Equitis Romani, ex quo filium genuerat, Otho pellexit juventâ & luxu, & quia flagranti¢¢imus in amicitia Neronis habebatur, nec mora, quin adulterio matrimonium jungeretur. Tac. 13. Ann. c. 45. n. 6. v. 204. 209. 210. Der Nero hielt’s fur Ruhm.) Von dem Nero welcher ¢eine Frau Livie noch ¢chwanger dem Augu¢t vermahlte/ ¢agte Xiphilin. in Augu¢t. pag. 50. ' ξ *κ *µ« ² $κ, — « . Es habe ¢ie ihr Mann wie ein Vater ihm ubergeben. v. 212. Gab Cato dem Hortens die Martie.) Q. Horten¢ius hatte ¢ich in ¢eines vertrauten Freindes des Cato Ehweib die Martia al¢o verliebet: Daß er es ihm endlich/ weil er daruber kranck ward/ offenbaren mu¢te. !125" Dahero ¢ie ihm auch Cato willig uberließ. Den darbey redenden Cato fuhret artlich ein Ferrante Pallavicino nella Scena Rhetorica per il Catone amorevole. v. 220. Kan man ihn unterm Schein der Ehren nicht ver¢chicken.) Durch dis Mittel pflegen Fur¢ten nicht nur Verdachtigen das Hefft der Gewalt aus den Handen zu winden/ wie Tiberius dem Germanico gethan. Tac. 2. Ann. c. 5. n. 1. & c. 42. n. 2. Al¢o trug der Konig in Spanien Ferdinandus Catholicus dem gro¢¢en Feld-Hauptmann Gon¢alvo an das gro¢¢e Mei¢terthum S. Jacobs: Ließ wegen ¢einer gro¢¢en Dien¢te an alle Chri¢tliche Haupter eine Ruhms-volle Erklarung ausgehn/ ließ auch zu Savona, als der Konig in Franckreich Ludwig der 330–331 !den Nero" ] fehlt ABCD 331 !¢elbte"] fehlt ABCD 348–349 Rhetorica per il] Retotica per’l A Rhetotica per l’ B Rhetorica per il CD 354 Gon¢alvo] Con¢alvo ABCD 332 Xiphil.] Xiphilin. BCD 335 205.] 105. CD 345 Freindes] Freundes BCD 351 Fur¢ten] die Fur¢ten BCD 353 Tac.] Tacit. BCD 356 Ruhms-volle] Ruhm-volle BCD 356–357 ausgehn] ausgehen BCD
Anmerckungen zu II
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v. 136. Daß ¢ie mir hat la¢¢en Gift bereiten] Cassius Dio, Historia Romana 61,12,1; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 92), S. 162 D. v. 199. Wenn er Octavien/ weil ¢ie unfruchtbar/ trennet] Tacitus, Annales 14,60,1: „Er verstieß Octavia mit der Behauptung, sie sei unfruchtbar.“ v. 200. 205. Die man ¢chon als fruchtbar] Ebd. 13,45,4: „Dies erklärt, weshalb Otho durch seine Jugend und seinen aufwendigen Lebensstil und weil er als jemand galt, der unter den Freunden Neros am höchsten in dessen Gunst stand, Poppaea für sich gewann, als sie mit Rufus ! = Rufrius" Crispinus verheiratet war, von dem sie einen Sohn hatte. Und es dauerte nicht lange, bis aufgrund des Ehebruchs eine Ehe geschlossen wurde.“ v. 204. 209. 210. Der Nero hielt’s fur Ruhm] Cassius Dio, Historia Romana 48,44,3; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 92), S. 50 A (von L. selbst übersetzt). v. 212. Gab Cato dem Hortens die Martie] F. Pallavicino, Scena retorica (Venedig 1655), S. 66–79 (Catone amorevole). v. 220. Kan man ihn unterm Schein der Ehren nicht ver¢chicken] Tacitus, Annales 2,5,1; 42,1. – J. de Silhon, Le ministre d’estat (Leiden 1643),
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Agrippina
Zwolfte und er zu¢ammen ¢pei¢ten/ ihn mit an die Taffel ¢itzen: c’e¢t faveur extraordinaire, particulierement d’un Sujet d’Espagne avec ¢on ¢ouverain. Be¢ihe Mon¢ieur de Silhon au Mini¢tre d’E¢tat, part. 1. chap. 6. Sondern al¢o pflegen ¢ie auch frembder Frauen Be¢itzthum zu erlangen/ wie allhier Nero Poppeens. Tacit. 13. Ann. c. 46. n. 5. l. 1. Hi¢t. 13. n. 5. Aerger machte es Avitus, bey welchem des Ba¢¢us ¢terbens# λ
0 # ρ . Daß er wurdiges La¢ter war: Ρ + 0 ein ¢chon und edel Weib hatte. Xiphilin. in Avit. p. m. 367. v. 258. Jhr gleich¢am gla¢ern Kleid) Al¢o nennten auch die Romer die durch¢ichtigen Kleider/ und eigneten ¢ie gemeiniglich denen Ehbrecherinnen zu. Vitreum enim (autore Nonio c. 6 n. 4.) pertenue & pellucidum quicquid e¢t, veterum authoritate dici pote¢t. Dahero den Orth des Horatii lib. 1. Od. 17. Dices laborantes in uno Penelopen vitreamque ´ Circen. Turneb. l. 8. c. 15. außlagt: Circe vitrea fuit nuncupata quod meretricio ornaretur indumento. Senec. l. 2. Controv. 7. ut adultera tenui ve¢te con¢picua ¢it. Und lib. 7. de Benefic. c. 9. Video ¢ericas ve¢tes, ¢i ve¢tes vocandæ ¢unt, in quibus nihil e¢t, quo defendi aut corpus aut denique ´ pudor po¢¢it, quibus ¢umtis mulier parùm liquidò nudam ¢e non e¢¢e jurabit. Hæc ingenti ¢umma !126" ab ignotis etiam ad commercium gentibus accer¢untur, ut Matronæ no¢træ ne adulteris quidem plus in cubiculo quam in publico o¢tendant. v. 262. Jhr gluthe Stirn’ und Ohr.) Quod in Fæmina patratæ libidinis ¢ignum. Sueton. in Octav. c. 69. Juvenalis: Vexatasque ´ comas, vultumque ´ auremque ´ calentem.
360 Mon¢ieur] Mon¢eur AB Mon¢ieur CD 367–368 Ehbrecherinnen] Ehbrecherin AB Ehbrecherinnen CD 374 Controv.] Contrav. AB Controv. CD 360 362 373 375 382
de Silhon] Silhon BCD Ann.] Annal. CD c.] cap. CD c. 9.] c. 10. B cap. 10. CD c.] cap. CD
Anmerckungen zu II
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première partie, livre 1, discours 6, S. 37: „Dies ist eine außergewöhnliche Gunst, insbesondere bei einem spanischen Untertan im Verhältnis zu seinem Souverän.“ – Tacitus, Annales 13,46,3; Historiae 1,13,3. – Cassius Dio, Historia Romana 79,5,4; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 92), S. 367 B (von L. selbst übersetzt). v. 258. Jhr gleich¢am gla¢ern Kleid] Nonius Marcellus, De compendiosa doctrina, p. 720,24 Lindsay (448): „Gläsern kann nämlich nach dem Vorbild der Alten alles genannt werden, was sehr dünn und durchsichtig ist.“ – Horaz, Carmina 1,17,19–20: „Du wirst davon singen, wie Penelope und die gläserne !d. h. als Meeresgöttin kristallen strahlende" Kirke sich um den einen quälten.“ – Turnebus erklärt die Horaz-Stelle in Buch 8, Kap. 15 seiner ‚Adversaria‘ anders, als L. hier angibt („Kirke wurde als gläsern bezeichnet, weil sie in das Gewand einer Hure gekleidet war“), nämlich so: „Ego pro aquarum accola et maritima accipio et tanquam aquarum nympha: cùm aquarum color vitreus sit !…"“ (A. Turnebus, Adversaria [Straßburg 1599], lib. 8, cap. 15, Sp. 240, Z. 13–15: „Ich für mein Teil beziehe das auf die Tatsache, daß sie Anwohnerin eines Gewässers, eine Bewohnerin der Meeresküste und gleichsam eine Wassernymphe ist, da die Farbe von Gewässern glasartig ist.“) L.s Zitat zweifellos nach einem anderen Kommentator. – Seneca d.Ä., Controversiae 2,7, Epitome, Schlußteil (203 Müller): „!…" damit durch das dünne Kleid hindurch die Buhlerin sichtbar wird.“ – Seneca d.J., De beneficiis 7,9,5: „Ich sehe seidene Gewänder – wenn als Gewänder Kleidungsstücke bezeichnet werden dürfen, an denen nichts ist, womit der Körper oder überhaupt die Scham geschützt werden kann, hinsichtlich deren eine Frau, wenn sie sie angelegt hat, mit nicht ganz gutem Gewissen schwören wird, sie sei nicht nackt. Diese Dinge werden für einen riesigen Betrag von Völkerschaften herbeigeholt, die auch beim Handel unbekannt sind, damit unsere Ehefrauen nicht einmal ihren Liebhabern im Schlafzimmer mehr als in der Öffentlichkeit zeigen.“ v. 262. Jhr gluthe Stirn’ und Ohr] „Was bei der Frau ein Zeichen für genossene Lust ist.“ (Quelle nicht ermittelt; vermutlich aus einem Sueton- oder Juvenal-Kommentar.) – Sueton, Vitae Caesarum: Augustus 69,1. – Juvenal, Sat. 11,189: „Zerzaust die Haare, Gesicht und Ohr erhitzt.“
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Agrippina
v. 298. Weil er Pferden Sold.) Dis/ und daß Nero die alten Pferde mit einem Burgerlichen Rocke be¢chencket/ deßhalben auch Aulus Fabricius prætor die Pferde weggethan habe und mit Hunden gefahren ¢ey/ erzehlet Xiphilin. in Neron. p. m. 159. Noch arger machte es C. Caligula, der ladete ¢ein Pferd/ welches Incitatus hieß/ zu Ga¢te/ ließ ihm Ger¢ten in Golde fur¢etzen/ tranckte es mit Wein in guldenen Ge¢chirren/ ¢chwur bey dem Heil und Glucke de¢¢elben/ wolte es auch/ wenn es nicht ge¢torben ware/ zum Burgermei¢ter machen. Xiphilin. in Caligul. p. m. 134. Er machte auch ¢ich und ¢ein Pferd zu einem Prie¢ter/ und ließ ihm alle Tage ko¢tliche und ko¢tbare Vogel opffern. Idem ibid. p. m. 142. v. 303. Diener ¢oll’n auch Schuld an Brand und Hagel haben.) Semper contra Mini¢trum æmulatio & invidia in armis excubant, intentæ in omnem occa¢ionem ut in ruinam præcipitent. Tanto in eum odio fertur Populus, ut mala etiam Naturæ & vitia Principis eidem tribuat. Saavedra Symb. Polit. 50. §. 1. p. m 371. Ita Sejano ad¢cribebatur, qvod Amphitheatrum collap¢um e¢¢et, & Mons Cælius conflagra¢¢et. Tacit. 4. Annal. c. 64. qui mos vulgo, ut fortuita ad culpam trahant. Dis be¢tatigt Mon¢ieur Silhon au Mini¢tre d’E¢tat livr. 2. di¢c. 3. Le peuple rejette ¢ur les Mini¢tres tous les maux de l’E¢tat, bien qu’ils n’en ¢oyent pas coupables: il exige d’eux une continuelle felicité, bien qu’elle ne ¢oit pas en leur pouvoir: il veut qu’ils ¢oyent garens de tous les evenemens, bien qu’ils ne le doivent e¢tre que de leurs con¢eils: il les fait les In¢trumens de toutes ¢es afflictions & de toutes ¢es ¢ouffrances, bien que d’ordinaire ¢es !127" pechez en ¢oyent la cau¢e. Bref il les traite de la me¢me ¢orte & avec la me¢me inju¢tice, qu’e¢toient traitez les premiers Chre¢tiens par les Payens; qui ¢e prenoient à eux de la cholere du Ciel & des playes de l’Empire, & les fai¢oient les Auteurs des Inondations, des ¢terilitez & des pe¢tes, dont il e¢toit travaillé. v. 306. Wer ¢ehr libet/ wenn er libt.) Ari¢totel. l. 7. pol. c. 6.
389–390 Ge¢chirren] Gefchirren A Ge¢chirren BCD 405 garens] gerens AB garans C gara D 410 du] dec A du A(Errata)BCD 405 evenemens] evenemen C evenement D 408 traite] traire B 413 c.] cap. CD
Anmerckungen zu II
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v. 298. Weil er Pferden Sold] Cassius Dio, Historia Romana 61,6,2; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 92), S. 163 [recte 159] C. – Ebd. 59,14,7 (S. 134 B). – Ebd. 59,28,5 (S. 142 C). v. 303. Diener ¢oll’n auch Schuld an Brand und Hagel haben] D. Saavedra Fajardo, Idea principis christiano-politici (Köln 1650), Symbolum 50 (Iovi et fulmini), § 1, S. 371: „Ständig liegen gegen den Diener != Minister" Mißgunst und Neid bewaffnet auf der Lauer, darauf versessen, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit ins Verderben zu stürzen. Das Volk läßt sich von so großem Haß auf ihn leiten, daß es ihm auch schlimme Naturereignisse und Fehler des Fürsten als Verschulden anlastet.“ – „So schrieb man es Sejanus ! dem mächtigen Prätorianerpräfekten unter Tiberius" zu, daß das Amphitheater eingestürzt und der Mons Caelius abgebrannt war.“ (Zitat ungeklärter Herkunft. Vermutlich aus einem zeitgenössischen Kommentar zu der anschließend zitierten Tacitus-Stelle Annales 4,64,1, die sich auf diese beiden unmittelbar aufeinander folgenden Katastrophen in der Regierungszeit des Tiberius bezieht.) – Tacitus, Annales 4,64,1: „Wie beim Volk üblich, macht man auch für zufällige Ereignisse ein Verschulden verantwortlich.“ – J. de Silhon, Le ministre d’estat (Leiden 1643), première partie, livre 2, discours 3, S. 115: „Das Volk macht die Minister für alle Mißstände des Staates verantwortlich, obwohl sie daran nicht schuld sind. Es fordert von ihnen fortgesetztes Wohlergehen, obwohl dies nicht in ihrer Macht liegt. Es will, daß sie für alle Geschehnisse eine Bürgschaft übernehmen, obwohl sie dazu allein hinsichtlich ihrer Ratschläge verpflichtet sind. Es macht sie zu Werkzeugen all seiner Kümmernisse und Leiden, obwohl diese gewöhnlich durch seine eigenen Verfehlungen verursacht wurden. Kurz, es behandelt sie auf die gleiche Art und mit der gleichen Ungerechtigkeit, mit der die ersten Christen von den Heiden behandelt wurden, die ihnen die Schuld für den Zorn des Himmels und die Leiden des Reiches gaben und sie zu Urhebern von Überschwemmungen, Unfruchtbarkeiten und Pestilenzen machten, von denen es (das Reich) heimgesucht wurde.“ v. 306. Wer ¢ehr libet/ wenn er libt] Aristoteles, Politica 7,6,4 (der Gedanke hier wiedergegeben mit einem Vers aus einem unbekannten griechischen Tragiker).
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Agrippina
v. 338. Candaulens Frau blieb keu¢ch.) Di¢e beruhmte Ge¢chichte/ da Candaules ¢einem Freinde dem Gyges ¢eine Frau nackend gewie¢en und zum Ehbruch veranla¢¢et/ be¢chreibet Ju¢tin. lib. 1. p. m. 18. v. 416. Trug Macro Ennien.) Tac. 6. Annal. c. 45. 6. 7. Impulerat Macro po¢t mortem Claudiæ, quam nuptam ei (Cajo Cæ¢ari) retuli, uxorem ¢uam Enniam immittendo, amore juvenem inlicere pactoque ´ matrimonii vincire, nihil abnuentem, dum dominationis api¢ceretur. v. 462. 463. Daß kunftig niemand mehr.) Beym Tac. 3. Ann. c. 33. 34. ¢treiten Severus Cæcina und Valerius Me¢¢alinus heftig in zweyen Reden mit einander. Jener wil behaupten: Daß kein Landvogt ¢eine Frau mit ¢ich nehmen ¢olle; Di¢er aber das Wider¢piel. v. 468. Daß ¢ich ein Weib ein gantzes Heer zu ¢tillen.) Dis that Agrippina des Germanici Gemahl/ Tacit. 1. Annal. c. 69. Plancina. Tac. 2. Annal. 55. n. 6. v. 494. Wer Fur¢ten wil gefalln.) Capitonis ob¢equium dominantibus magis approbabatur. Tac. 3. Annal. c. 75. n. 4. v. 504. Die Flamm’ er¢tickt.) Ignis Ve¢talis nunquam ¢ine portentô credebatur extingui & anxiâ ¢ollicitudine expiabant quod contigit ante initia bellorum civilium motaque ´ inter Cæ¢arem & Pompejum arma. Quod ubi contigerat, omnia publica privataque ´ intermittebantur negotia, eratque ´ Ju¢titium indictum, donec Procuratio ¢olennis in¢titueretur, & tamdiu durare Imperium, quam diu ignis fui¢¢et inextinctus. Thom. Demp¢ter. in Paralipom. ad lib. 2. c. 12. Ro¢ini. p. 335. Wenn eine !128" Ve¢tali¢che Jungfrau das ewige Feuer unvor¢ichtig außla¢chen ließ/ ward ¢ie mit Rutten ge¢trichen. Valer. Maxim. lib. 1. cap. 1. tit. 7. Licinio Pontifici Max. Virgo Ve¢talis, quia quadam nocte parum diligens æterni ignis cu¢tos fui¢¢et, digna vi¢a e¢t, quæ flagro admoveretur. Ob¢equens de Prodig. c. 26. Ve¢tæ penetralis ignis extinctus, virgo ju¢¢u Æmilii Pontificis Max. flagro cæ¢a.
434 in¢titueretur] iu¢titueretur A in¢titueretur BCD 436 335.] 325. ABCD 415 421 426 429
Freinde] Freunde BCD Tac.] Tacit. BCD Ann.] Annal. CD Plancina. Tac. 2. Annal.] Plaucina. Tac. 2. Ann. B Tac.] Tacit. CD c.] cap. CD
Anmerckungen zu II
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v. 338. Candaulens Frau blieb keu¢ch] Justinus, Epitoma 1,7,14–19. v. 416. Trug Macro Ennien] Tacitus, Annales 6,45,3: „Macro hatte nach dem Tode Claudias, mit der er (C. Caesar [= Caligula]), wie von mir berichtet, verheiratet war, seine eigene Frau Ennia, sie anstiftend, dazu gedrängt, den jungen Mann mit dem Mittel der Liebe anzulokken und durch ein Eheversprechen zu fesseln. Dieser lehnte nichts ab, sofern er !damit" die Herrschaft erlangen konnte.“ v. 462. 463. Daß kunftig niemand mehr] Ebd. 3,33–34. v. 468. Daß ¢ich ein Weib ein gantzes Heer zu ¢tillen] Ebd. 1,69; 2,55,6. (Der Vermerk „Plancina“ hinter dem ersten Eintrag vermutlich Druckfehler für „Plantiniana“, den Namen der Antwerpener Offizin, in der die von L. benutzte Lipsiussche Edition sämtlicher Werke von Tacitus erschienen ist: „Officina Plantiniana, apud Ioannem Moretum“.) v. 494. Wer Fur¢ten wil gefalln] Ebd. 3,75,2: „Capitos Willfährigkeit fand bei den Herrschenden mehr Beifall.“ v. 504. Die Flamm’ er¢tickt] J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), Paralipomena Th. Dempsters zu lib.2, cap. 12, hier Sp. 335: „Man glaubte, daß das vestalische Feuer niemals verlösche, ohne daß dies ein schlimmes Vorzeichen bedeute, und mit ängstlicher Sorgfalt suchte man die bösen Folgen ebendessen abzuwenden, das vor Beginn der Bürgerkriege und den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Caesar und Pompejus geschah. Als dies geschehen war, wurden alle öffentlichen und privaten Geschäfte ausgesetzt und die Einstellung der Gerichtsbarkeit wurde verfügt, bis die feierliche Sühnung vorgenommen wurde, ! und man glaubte," das Reich dauere solange, wie das Feuer nicht erloschen sei.“ – Valerius Maximus, Facta et dicta 1,1,6: „Weil eine vestalische Jungfrau in einer Nacht das ewige Feuer nicht sorgsam genug gehütet hatte, hatte sie nach der Meinung des Pontifex Maximus Licinius verdient, unter die Peitsche zu kommen.“ – Obsequens, Prodigia, p. 153,6–8 (Rossbach): „Im Allerheiligsten der Vesta erlosch das Feuer. Auf Geheiß des Pontifex Maximus Aemilius wurde die Vestalin ausgepeitscht.“
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v. 504. Die Drommel klinget hohl.) Simulacrum Ve¢tæ pingebatur formâ Mulieris ¢edentis & ge¢tantis Tympanum quod terra ventos in ¢e contineat. Ro¢in. de Antiqu. Rom. lib. 2. c. 12. p. m. 331. v. 512. 516. 538.) Die Romer hielten darfur: Es habe Dardanus aus Samo-Thracien/ als er Troja gebauet/ das Bildnus der Gottin Minerva oder das ¢o genennte Palladium als ein Zeichen: Daß/ ¢o lange es da¢elb¢t ware/ die Stadt ewig bleiben ¢olle/ dahin gebracht. Di¢es habe Æneas bey Eina¢cherung der Stadt Troja (in dem die Grichen nur ein fal¢ch-nachgemachtes bekommen hetten) neb¢t dem ewigen Feuer weggenommen und mit ¢ich in Jtalien bracht/ welches von Alba hernach nach Rom kommen. Be¢ihe Ro¢in. dict. loc. Dis war nun das Furnehm¢te des Ve¢tali¢chen Heyligthums. Darvon redet Silius Italic. lib. 1. Punic. Et vos virgineâ lucentes ¢emper in arâ Laomedontéæ Trojana Altaria flammæ. M. Lucan. lib. 9. Dî Cinerum, Phrygias colitis quicunque ´ ruinas. Æneæque ´ mei, quos nunc Lavinia ¢edes Servat, & Alba Lares, & quorum lucet in Aris Ignis adhuc Phrygius, nullique ´ a¢pecta Virorum Pallas, in ab¢tru¢o pignus memorabile Templo. Virg. 2. Æneid. von Æneâ. – – Ve¢tamque ´ potentem æternumque ´ adytis effert penetralibus Ignem. Derogleichen Fatum Regni war bey den Argivern der guldene Wider/ welchen Thye¢tes dem Atreus entfuhret. Be¢iehe Senec. in Thye¢t. act. 2. ver¢. 222. ¢eqq.
446 538.] 638. ABCD 446 447 448 466
darfur] dafur BCD Bildnus] Bildniß CD genennte] genennete BCD Wider] Widder CD
Anmerckungen zu II
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v. 504. Die Drommel klinget hohl] J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), lib. 2, cap. 12, Sp. 331: „Das Bild der Vesta wurde dargestellt als das einer sitzenden und eine Trommel haltenden Frau, weil die Erde die Winde in sich enthalte.“ v. 512. 516. 538] Ebd., Sp. 332 f. – Silius Italicus, Punica 1,542–543: „Und ihr, Flammen des Laomedon, Altäre von Troja, die ihr ewig brennt auf dem Altar der Vesta.“ – Lukan, Bellum civile 9,990–994: „All ihr Götter der eingeäscherten Stadt, die ihr in den Trümmern Trojas wohnt, ihr Hausgötter meines Aeneas, die jetzt Lavinium und Alba (Longa) birgt und auf deren Altären noch heute trojanisches Feuer leuchtet, und du, Pallas, von keinem Mann erblickt, denkwürdiges Unterpfand im Verborgenen des Tempels.“ – Vergil, Aeneis 2,296–297: „Die mächtige Vesta und das ewige Feuer holt er aus dem Allerheiligsten ganz im Innern.“ – Seneca, Thystes 222–235.
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Agrippina
v. 516. 517.) Das Ge¢chlechte der Julier fuhrte ¢einen Uhr¢prung vom Æneas und der Venus, mit welcher er ! 129" den Julius gezeuget. Al¢o redet C. Jul. Cæ¢ar beim Sueton. in ejus Vitâ. c. 6. Amitæ meæ Juliæ maternum genus ab Regibus ortum, paternum cum Diîs immortalibus conjunctum e¢t. Nam ab Anco Martio ¢unt Reges, quo nomine fuit Mater: à Venere Julii, cujus gentis familia e¢t no¢tra. Darauf zielet Tacit. 4. Ann. c. 43. Sege¢tani ædem Veneris montem apud Erycum vetu¢tate delap¢am re¢taurari po¢tulavêre; nota memorantes de origine ejus & læta Tiberio, ¢u¢cepit curam libens tanquam con¢anguineus. v. 523. Die Prie¢terin tragt ¢elb¢t den Fleck.) Nemlich Rubria die Nero genothzwangt. Suet. in Ner. c. 28. Kay¢er Avitus heyrathete gar eine Ve¢tali¢che Jungfrau/ die Aquilia Severa hieß/ vorgebende: Daß von ihm als dem Ober¢ten Prie¢ter und ihr als einer Prie¢terin Gottliche Kinder gebohren wurden Xiphilin. in Avito. p. 368. v. 526. Weg Haube/ Schleyer weg.) Die Ve¢tali¢chen Jungfrauen trugen eine be¢ondere Haube und Schleyer/ welche Fe¢tus Pomp. lib. 17. al¢o be¢chreibet: Suffibulum ve¢timentum album prætextum quadrangulum oblongum, quod in Capite Ve¢tales Virgines ¢acrificantes habebant, idque ´ fibula comprehendebatur. Und M. Lucan. l. 1. Phar¢. v. 596. Ve¢talemque ´ chorum ducit vittata Sacerdos Trojanam ¢oli cui fas vidi¢¢e Minervam. v. 533. Wenn Hecuben kein Opfer Glutt wil fangen.) Dictys Creten¢is im 5. Buche vom Trojani¢chen Kriege/ mir auf der 127. Seite erzehlt: Daß den Tag fur der Nacht/ da Antenor das Palladium dem Prie¢ter Theano abgeredet und den Grichen geliefert/ der dem Apollo und der Minerva opffernden Hecube alle Feuer ausgela¢chet waren/ welches als bald fur ein Zeichen der erzornten Gotter und des Trojani¢chen Untergangs von der wei¢¢agenden Ca¢¢andra gehalten worden.
479 heyrathete] heyrathe A heyrathete A(Errata)BCD 480 Ve¢tali¢che] Va¢tali¢che A Ve¢tali¢che BCD 486 in] iu A in BCD 469 471 474 479 487
Ge¢chlechte] Ge¢chlecht BCD c.] cap. CD Ann.] Annal. CD Ner.] Neron. CD l.] lib. BCD
Anmerckungen zu II
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v. 516. 517] Sueton, Vitae Caesarum: Iulius 6,1: „Meine Tante Julia stammt mütterlicherseits von den Reges ab; das Geschlecht ihres Vaters ist mit den unsterblichen Göttern verwandt. Denn die Reges, deren Namen ihre Mutter trug, stammen von Ancus Marcius ab, die Julier, zu denen unsere Familie gehört, von Venus.“ – Tacitus, Annales 4,43,4: „Die Segestaner verlangten, daß der aufgrund seines Alters verfallene Venustempel auf dem Berg Eryx wiederhergestellt werden solle, wobei sie die bekannten und für Tiberius angenehmen Sagen über dessen Ursprung anführten. Der übernahm die Obliegenheit gern, gleichsam als Blutsverwandter.“ v. 523. Die Prie¢terin tragt ¢elb¢t den Fleck] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 28,1. – Cassius Dio, Historia Romana 79,9,3; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 92), S. 368 A. v. 526. Weg Haube/ Schleyer weg] Festus, De significatu verborum, Pauli excerpta 523 (Lindsay): „Ein suffibulum (Schleier) ist ein weißes, verbrämtes, viereckiges, längliches Kleidungsstück, das die vestalischen Jungfrauen auf dem Kopf trugen, wenn sie opferten, und es wurde mit einer Spange zusammengehalten.“ – Lukan, Bellum civile 1,597–598: „Die Schar der Vestalinnen führte die mit einer Kopfbinde versehene Priesterin an, der als einziger erlaubt ist, die trojanische Minerva zu sehen.“ v. 533. Wenn Hecuben kein Opfer Glutt wil fangen] Dictys Cretensis, De bello Troiano 5,8.
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Agrippina
v. 535. Die Mauern die gleich Gotter aufgefuhret.) Die Trojani¢chen Mauern ¢ol Neptunus und Apollo gebaut haben. Dahero Dictys an obigem Orthe auf der 132. Seite: Ita inviolatum multis tempe¢tatibus Mu!130"rorum opus Neptunique ´ atque ´ Apollinis maxima Monumenta multo delectu Civium manibus di¢¢olvuntur. v. 539. 540. 541. 542.) Di¢e Wunderzeichen/ welche den Untergang des Nero und des Juli¢chen Ge¢chlechtes bedeutet/ be¢chreibet Sueton. in Galbâ. c. 1. Auf die hierbe¢chriebene Zeit und Orth zielet genau Tacit. 13. Ann. c. ult. Eodem annô Ruminalem arborem in Comitio, quæ ¢uper octingentos & quadraginta ante annos Remi Romulique ´ Infantiam texerat, mortuis ramalibus & are¢cente trunco deminutam, prodigii loco habitum e¢t, donec in novos fœtûs revivi¢ceret. Derogleichen erzehlet Johan Tzezes Hi¢t. Chil. 4. de Fico Logothetæ cuidam unicè dilectâ, (¢ic ut nemini alii ex eâ e¢¢e fructum liceret) quæ die mortis exaruit, & po¢tridiè à ¢ummo ad imum fidit ¢e.
502 539.540.541.542.] 540.541.542.543. ABCD 506 octingentos] octogentos A octingentos A(Errata)BCD 498 gebaut] gebauet BCD 504 c.] cap. CD 505 Ann. c.] Annal. c. B Annal. cap. CD
Anmerckungen zu II
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v. 535. Die Mauern die gleich Gotter aufgefuhret] Ebd. 5,11: „So wird das in vielen Jahrhunderten unversehrt gebliebene Mauerwerk, gewaltige Denkmäler Neptuns und Apollos, mit viel Sorgfalt von den Händen der Bürger abgebrochen.“ v. 539. 540. 541. 542] Sueton, Vitae Caesarum: Galba 1. – Tacitus, Annales 13,58: „Daß im selben Jahr der Ruminalische Baum auf dem Comitium, der vor über 840 Jahren die frühe Kindheit von Remus und Romulus überdacht hatte, durch Absterben der Zweige und Verdorren des Stammes verkümmerte, galt als schlimmes Vorzeichen, bis er in neuen Trieben wieder auflebte.“ – Joannes Tzetzes, Variae historiae (Basel 1546), chilias 4, S. 71 f., V. 691–701 (die Geschichte hier Bestandteil eines metrischen Briefes an Joannes Lacharas; von L. nur in knapper Inhaltsangabe, sicher aus zweiter Hand, referiert): „von einem Feigenbaum, den ein Kanzler auf so außerordentliche Weise liebte, daß er keinem anderen eine Nutznießung an ihm zugestand; dieser Baum verdorrte am Tage seines Todes und spaltete sich einen Tag drauf von der Spitze bis zur Wurzel.“
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v. 544. 545. 546.) Welcherley Ge¢talt mit einer Ve¢tali¢chen Jungfrau/ die ihre Keu¢chheit ver¢ehret/ ¢ey umbgegangen worden/ be¢chreibet außfuhrlich Thoma¢o Porcacchi ne’ Funerali antichi alla Tavola III. p. m. 24. Welches ich aus dem Wel¢chen al¢o deut¢ch gegeben: Sie banden ¢ie auf eine Baare/ verdeckten ¢ie von außen al¢o: daß man auch ihre Stimme nicht vernahm; trugen ¢ie mitten uber den Platz vom Tempel der Ve¢ta an bis zum Thor/ welches Porta Collina genennt ward/ ihre Eltern und Freunde beweinten ¢ie als eine Todte. Hinter ihr giengen die Prie¢ter traurig und ¢tille. Beym Thore inner der Mauer war ein Hugel (den man noch heutiges Tages auff der lincken Hand/ wenn man zum Thore geht/ ¢ihet) da¢elb¢t war das Begrabnus di¢er Unzuchtigen. Unten war ein Gemach/ darein man durch ein Loch auf einer Leuter ¢tieg. Da¢elb¢t worden der Unkeu¢chen die Binden loß gemacht/ das Haupt ihr verhullet/ und nach dem der ober¢te Prie¢ter ihr etliche geheime Worte ge¢agt/ auch ihr neb¢t den andern Prie¢tern den Rucken gekehret hatte/ fuhrte ¢ie der Scharffrichter alleine hinunter/ die Leuter ward weggenommen/ und das Loch zu gemacht. Damit es auch nicht ¢chiene/ als wenn ¢ie fur Hunger ge¢torben ware/ ! 131" ward ein wenig Brodt/ Wa¢¢er/ Milch und Oele hinge¢atzt; ein Bette zubereitet und ein Licht angezundet. Als dis ge¢chehen/ giengen die Prie¢ter fort/ und ¢elbiger Tag ward in der Stadt gefeyert/ welche dahero ¢ehr be¢turtzt war/ weil ¢ie dafur hielten: Daß derogleichen Zufall dem gemeinen We¢en ein großes Ungluck verkundigte. Dis/ was von Milch und Brodt er erzehlet/ fuhret weitlauftig aus Demp¢ter. ad Ro¢in. l. 2. c. 12. p. m. 338. v. 551. 554. Es wird auf ¢ie geweyhte Flutt ge¢pritzet.) Welcher Ge¢talt die Heyden/ wenn ¢ie opfern wollen/ ¢ich mit geweyhtem Waßer be¢pritzet/ und von begangenen ¢chweren Mißethaten mit Schweinblutte gereinigt haben/ fuhret aus Natal. Comes in Mytholog. lib. 1. c. 14. p. m. 48. ¢eqq.
514 III.] IV. ABCD 537 551.554.] 534.551. ABCD 512 522 524 528 532 533 536
Ve¢tali¢chen] Va¢tali¢chen B Begrabnus] Begrabniß CD Leuter] Leiter BCD Leuter] Leiter BCD gefeyert] gefeyret BC war] waren BCD c.] cap. CD
ge¢pritzet] ge¢prttzet A ge¢pritzet A(Errata)BCD
Anmerckungen zu II
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v. 544. 545. 546] T. Porcacchi, Funerali antichi (Venedig 1574), Tavola III, S. 24. – J. Rosinus, Antiquitates Romanae (Köln 1619), Paralipomena Th. Dempsters zu lib. 2, cap. 12, hier Sp. 338. v. 551. 554. Es wird auf ¢ie geweyhte Flutt ge¢pritzet] N. Comes, Mythologia (Genf 1653), S. 48 ff.
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Agrippina
v. 552. Numicus Strom.) Zu denen Ve¢tali¢chen Opfern taugte nicht iedwedes Wa¢¢er/ ¢ondern es mu¢te aus dem Fluße Numicus geholet werden. Serv. ad lib. 7. Æneid. – hæc fontis ¢tagna Numici. darinnen Æneas ¢ol umbkommen ¢eyn. Taubman. ad eund. loc. v. 552. Wurckt was Canathus Flutt.) Die Heyden haben getichtet: Daß ¢ich Juno alle Jahr im Archivi¢chen Brunnen Canatho gebadet/ und dardurch allezeit die Jungfrau¢chafft wider erlanget habe. Ly¢imach. Alexandrin. lib. 1. Rer. Theban. v. 565. Satzt Flutt und Oel an Titans heiße Strahlen.) Weil die Arth das ausgela¢chte Ve¢tali¢che Feuer wider anzuzunden ¢ehr ¢eltzam ¢cheint/ wil ich des Porcacchi ne’ Funerali antichi p. m. 21. eigene Be¢chreibungs-Wortte her¢etzen: È d’avertire, che come ¢’era ammorzato (il fuoco); non era punto lecito raccenderlo con altro fuoco: mà con grandi¢¢ime preghiere cercando di placar la Deità di Ve¢ta; con molti ¢acrifici cavavano il nuovo fuoco da’ raggi del Sole, accendendo fiamma pura & immaculata con un va¢o pieno d’acqua oppo¢to al Sole. !132" v. 566. Streut rothes Saltz.) Quod in Ve¢tæ Sacrificiis ¢al rufum tantum offerebatur, quodque ´ in Calicibus fictilibus a¢¢ervabatur, docet Lil. Gyrald. Syntagm. Deor. gentil. 17.
Die Dritte Abhandlung.
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v. 14. Jhr Gold-be¢treutes Haar.) Al¢o zierten die Romer ihre Haare. Julius Capitolinus in Vero: Dicitur ¢anè tantam habui¢¢e curam flaventium capillorum, ut capiti auri ramenta re¢pergeret, quo magis coma illuminata flave¢ceret. Æ. Lampridius: Fuit capillo ¢emper fucato & auri ramentis illuminato.
549 Alexandrin.] Aleandrin. A Alexandrin. A(Errata)BCD 553 È] E’ AB E CD 554 altro fuoco] altro fouco AB altro fuoco CD 548 dardurch] dadurch CD 553 come ¢’era] come¢’ era BD come¢ era C 553–554 (il fuoco)] (il fouco) B 555 ¢acrifici] ¢acrificii CD
Anmerckungen zu III
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v. 552. Numicus Strom] Servius, Commentarius in Vergilii Aeneid. 7,150 („dieser Sumpf ist die Quelle des Numicus“). – P. Virgilius Maro, Opera omnia, cum commentario F. Taubmanni (Wittenberg 1618), S. 768 A. v. 552. Wurckt was Canathus Flut] Lysimachus Alexandrinus: Angabe obskur; in den überlieferten Fragmenten aus den Schriften dieses Autors findet sich die angegebene Mitteilung über die Quelle Canathus nicht (vgl. Fragmenta Historicorum Graecorum, ed. Carolus Müllerus, vol. 3. Paris 1849, S. 334–342). Anscheinend Verwechslung mit Pausanias, Graeciae descriptio 2,38,2. v. 565. Satzt Flutt und Oel an Titans heiße Strahlen] T. Porcacchi, Funerali antichi (Venedig 1574), Tavola III, S. 21 f.: „Man muß beachten, daß es nicht erlaubt war, das Feuer, wenn es erloschen war, mit anderem Feuer wieder zu entfachen, sondern man suchte die Gottheit der Vesta mit größten Gebeten zu versöhnen und bezog das neue Feuer unter vielen Opferhandlungen von den Strahlen der Sonne, indem man eine reine und makellose Flamme mit Hilfe eines mit Wasser gefüllten und gegenüber der Sonne aufgestellten Gefäßes entzündete.“ v. 566. Streut rothes Saltz] „Daß bei den Opferfeiern der Vesta nur rotes Salz geopfert und daß dieses in Tontöpfen aufbewahrt wurde, lehrt Lilius Gyraldus im 17. Syntagma seines Werkes über die heidnischen Götter.“ – L.G. Gyraldus, De deis gentium libri sive syntagmata XVII (Leiden 1565), S. 460. Hier ist aber nicht von ‚rotem‘ (‚rufum‘), sondern von ‚zerstoßenem‘ (‚tusum‘) Salz die Rede: „! …" sale tuso in ollam fictilem misso, mox in aquam iniecto, sacra faciebant“ („!…" sie opferten mit zerstoßenem Salz, das in einen Tontopf geschüttet worden war und alsbald in Wasser geworfen wurde“). Die Lesart „sale tuso“ auch in der 1548 in Basel (bei Oporinus) erschienenen Ausgabe des Werkes (hier S. 755). Ob die Verlesung L. selbst anzulasten ist oder etwa dem ungenannten Autor, aus dem er den lateinischen Text in dieser Anmerkung einschließlich des Hinweises auf Gyraldus vermutlich entlehnt hat, muß offen bleiben.
Die Dritte Abhandlung v. 14. Jhr Gold-be¢treutes Haar] Scriptores historiae Augustae 5 (Julius Capitolinus: Verus), 10,7: „Man sagt, er habe seinen blonden Haaren tatsächlich so große Aufmerksamkeit gewidmet, daß er sein Haupt mit Goldstaub bestreute, damit sein Schopf infolge des hellen Glanzes noch blonder wirkte.“ – Ebd. 7 (Aelius Lampridius: Commodus Antoninus), 17,3: „Sein Haar war stets gefärbt und glänzte von Goldstaub.“
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Agrippina
v. 39. 40.) Daß Agrippine wird vom Lepidus befleckt.) Tac. 14. Ann. c. 2. n. 4. quæ puellaribus annis ¢tuprum cum Lepido ¢pe Dominationis admi¢erat, pari cupidine u¢que ´ ad libita Pallantis provoluta. Et 12. Ann. c. 25. n. 1. & c. 65. n. 4. Pallante adulterô, ne quis ambigat, decus, pudorem, corpus, cuncta regno viliora habere. v. 79. 80. 81. Jn ¢ie ward Claudius durch Zauberey verliebet.) Xiphilin. in Neron. p. m. 162. erzehlt: Daß Agrippine/ als ¢ie ge¢ehen: Daß Nero die Sabine Poppee ¢o wie Otho brauche/ aus Furcht: er mochte ¢ie heyrathen/ den Nero mit Zauberey und geilen Blicken/ mit welchen ¢ie auch den Claudius verlibt gemacht/ in ihren Willen zu bringen ¢ich bemuhet habe. Wiewol er es fur gewis nicht ausgeben wil/ vermerckende: Daß Nero eine/ welche der Agrippinen ¢ehr ehnlich gewe¢t/ heftig gelibt/ und dannenhero: Daß er mit ¢einer Mutter buhlete/ vorgegeben habe. Die¢e hier eingefuhrte Umb¢tande be¢chreibt außfuhrlicher Tacit. 14. Ann. c. 2. allwo er auch ex Fabio Ru¢tico anzeucht: Daß Nero der Agrippinen Blutt¢chande angemuttet habe. Welches Sueton. c. 28. in Nerone be¢tatigt/ bey¢atzende: Olim etiam quoties lectica cum matre veheretur, libidinatum ince¢tè ac maculis ve¢tis proditum affirmant. v. 85. 86. 87. 88. Der Fi¢ch der in der Flutt.) Dis ¢eltzame erzehlet Ferrante Pallavicino nel Panegir. di Venetia. p. m. 52. Nelle bionde chiome, nell’inanellato cri !133"ne, qua¢i in rete ei rima¢e pre¢o: ras¢omigliando quel pe¢ce, che arde nell’acque, nè altrimente ¢i prende, che con rete fabricata di capelli di Donna. v. 123. 124. Daß die Schaar die umb den Kay¢er wacht.) Tac. 14. Annal. c. 2. n. 2. v. 178. Pflegt doch der Storch.) Ca¢titatem Ciconiarum refert Franzius Hi¢t. Animal. part. 2. cap. 8. p. m. 384.
570 575 582 594
ambigat] ambiget AB ambigat CD den] denn AB den CD Agrippinen] Aprippinen A Agrippinen BCD 8.] 6. ABCD
567 Tac. 14. Ann.] Tacit. 14. Annal. BCD 568 c. 2. n. 4.] cap. 2. num. 4. CD 581 Ann.] Annal. BCD c.] cap. CD 583 c.] cap. CD 589–590 fabricata di capelli] fabricat di capellia B fabricato di capelli CD 591 123.] 122. BC Tac.] Tacit. CD
Anmerckungen zu III
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v. 39. 40. Daß Agrippine wird vom Lepidus befleckt] Tacitus, Annales 14,2,2: „! …" die in jungen Jahren Ehebruch mit Lepidus begangen hatte in der Hoffnung auf Herrschaft, die in gleicher Begierde so weit gegangen war, sich für die Lüste des Pallas zu erniedrigen.“ – Ebd. 12,25,1. – Ebd. 12,65,2: „!…" denn Pallas sei ihr Liebhaber, damit ja niemand im Zweifel sei, daß für sie Ehre, Scham, ihr Körper, schlechthin alles von geringerem Wert sei als die Herrschaft.“ v. 79. 80. 81. Jn ¢ie ward Claudius durch Zauberey verliebet] Cassius Dio, Historia Romana 61,11,2–4; nach Joannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Genf 1592), S. 162 C/D. – Tacitus, Annales 14,2. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 28,2: „Man versichert auch, daß er früher, sooft er sich mit seiner Mutter in einer Sänfte tragen ließ, blutschänderisch seiner Lust gefrönt habe und Flecken an seinem Gewand dies verraten hätten.“ v. 85. 86. 87. 88. Der Fi¢ch der in der Flutt] F. Pallavicino, Panegirici, epitalami, discorsi academici (Venedig 1654), S. 6–59: „Il sole ne’ pianeti. Panegirico. In lode della Serenissima Republica di Venetia“, hier S. 52: „Er blieb in ihrer blonden Mähne, in ihrem lockigen Haar wie in einem Netz gefangen, ähnlich dem Fisch, der im Wasser brennt und sich nur mit einem aus Frauenhaar gefertigten Netz fangen läßt.“ v. 123. 124. Daß die Schaar die umb den Kay¢er wacht] Tacitus, Annales 14,2,1. v. 178. Pflegt doch der Storch] „Über die Keuschheit der Störche berichtet“ W. Franzius, Historia animalium sacra (Wittenberg 1612), S. 384.
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Agrippina
v. 196. 197. Ward ein Ge¢atze doch.) Mit des Brudern Tochter ¢ich verheyrathen/ war eine Blutt¢chande. §. 3. In¢t. de nupt. l. 56. ff de rit. nupt. Damit nun Claudius Agrippinen ¢eines Brudern Germanici Tochter heyrathen konte/ forderte er vom Rathe einen Schluß: Quo ju¢tæ inter patruos fratrumque ´ filias nuptiæ etiam inpo¢terum ¢tatuerentur. Neque ´ tamen repertus e¢t, ni¢i unus talis matrimonii cupitor, Talledius Severus Eques Romanus, quem plerique ´ Agrippinæ gratiâ impul¢um ferebant. Tac. 12. Annal. c. 7. n. 2. dis SC. i¢t zwar von Nerva aufgehoben und verordnet worden: Daß kein $0 oder Ge¢chwi¢ter-Kind ¢olle geheyrathet werden: Xiphilin. in Nervâ. p. m. 241. alleine es hat Antoninus Pius darmit bald ¢elb¢t wider gebrochen/ da er ¢einem Bruder ¢eine Tochter vermahlet. Capitolinus. v. 202. Hat Macareus nicht der Canacen gewehret.) Die¢e Verliebte waren Bruder und Schwe¢ter. Na¢o hat ein ¢chon Send¢chreiben der Canace an den Macareus in Heroid. v. 204. Als ¢ich Antiochus ins Vatern Frau verlibt.) Die Ge¢chichte i¢t beruhmt: Daß ¢ich Antiochus in des Seleucus ¢eines Vatern Gemahlin Stratonice verlibet: Daß er auch todtkranck daruber worden. Welches der Artzt Era¢i¢tratus wahrgenommen und dem Seleucus offenbaret/ darauf er ¢einem Sohne die Gemahlin abgetreten. Appian. in Syriaco. Di¢e Ge¢chichte fuhret artlich ein Petrarca nel cap. 2. del Trionfo d’Amore. p. m. 168. v. 207. Der Per¢en Recht laßt zu.) Arnobius contra gentes l. 8. Jus e¢t apud Per¢as mi¢ceri cum Matribus: Ægyptiis ! 134" & Athenis cum ¢ororibus legitima connubia. Memoriæ & Tragœdiæ ve¢træ ince¢tis gloriantur, quas vos libenter & legitis & auditis: ¢ic & Deos colitis ince¢tos cum Matre, cum Filia, cum Sorore conjunctos. v. 210. Viel/ was der Per¢e lobt/ i¢t bey den Romern Sunde.) Hiervon redet die gantze Præfatio Æmilii Probi.
603 $0] $ A 0 B $0 CD 613 dem] den AB dem CD 621 conjunctos.] conjunctos A conjunctos. BCD 598 599 602 605 608
konte] konte CD inpo¢terum] impo¢terum BCD Tac.] Tacit. BCD Annal.] Ann. B Antoninus] Antonius BCD Schwe¢ter] Swe¢ter B
c.] cap. CD
Anmerckungen zu III
211
v. 196. 197. Ward ein Ge¢atze doch] Institutiones 1,10,3. – Digesta 23,2, 56. – Tacitus, Annales 12,7,2: „!…" durch den Heiraten zwischen Onkeln und Bruderstöchtern auch künftighin als zulässig erklärt werden sollten. Jedoch fand sich nur ein einziger, der für eine solche Ehe eintrat, der römische Ritter Talledius Severus, von dem die meisten sagten, er habe sich mit Rücksicht auf Agrippina dazu bestimmen lassen.“ – SC = senatus consultum (‚Senatsbeschluß‘). – Cassius Dio, Historia Romana 61,11,2–4; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 79), S. 241 A ($0, hier = ‚Tochter des Bruders‘). – Scriptores historiae Augustae 3 (Julius Capitolinus: Antoninus Pius), 10,2. v. 202. Hat Macareus nicht der Canacen gewehret] Ovid, Heroides 11 (Canace Macareo). v. 204. Als ¢ich Antiochus ins Vatern Frau verlibt] Appianus, Historia Romana, Syr. 308–326. – F. Petrarca, Trionfi 1: Triumphus Cupidinis, cap. 2, in: Il Petrarca nuovamente ridotto alla vera lettione ! = Ausgabe der Rime und Trionfi" (Venedig 1595), S. 263–269, hier S. 266 f. v. 207. Der Per¢en Recht laßt zu] Minucius Felix, Octavius 31,3 (hier zit. als Arnobius, Contra gentes, lib. 8; s. dazu die Erläuterungen im Autorenverzeichnis unter Minucius Felix): „Bei den Persern ist es zulässig, sich mit seiner Mutter zu vereinen, bei den Ägyptern und in Athen sind Geschwisterehen legitim. Eure Geschichtswerke und eure Tragödien machen großes Aufhebens von blutschänderischen Verhältnissen, von denen ihr gern lest und hört. So verehrt ihr auch Götter, die in blutschänderischer Verbindung zu ihrer Mutter, zu ihrer Tochter, zu ihrer Schwester stehen.“ v. 210. Viel/ was der Per¢e lobt/ i¢t bey den Romern Sunde] Statt ‚Aemilius Probus‘ lies: Cornelius Nepos, Liber de excellentiis ducibus exterarum gentium (hier: Prologus). S. die Erläuterung im Autorenverzeichnis unter ‚Nepos, Cornelius‘.
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Agrippina
v. 310. 311. 312. Des Ninus Fau¢t durch¢tach.) Von der großen Konigin zu Babylon Semiramis ist bekandt: Daß ¢ie ihr Sohn Ninus/ welchem ¢ie Blutt¢chande angemuthet/ getodtet habe. Ju¢tin. lib. 1. Sie ¢ol in eine Taube seyn verwandelt worden/ dahero die Babylonier eine Taube in ihrem Wapen und Fahnen gefuhret/ wie aus Diodor. Sicul. Athan. Kircher. Oedip. Ægypt. tom 2. part. 1. c. 3. p. 26. anfuhret. v. 341. Durch kun¢tlich Taffelwerck etc.) Sueton. in Neron. c. 34. v. 348. Ein Schiff/ das auf der See bricht von ¢ich ¢elb¢t entzwey.) Sueton. d. l. Tac. 14. Ann. c. 3. 4. v. 374. 375. Die funff geweyhten Tage.) Sueton. d. l. c. 34. Atque ´ ita conciliatione ¢imulatâ jucundi¢¢imis litteris Bajas evocavit ad ¢olennia Quinquatrium ¢imul celebranda. Tac. 14. Ann. c. 4. n. 1. Na¢o de his quinque ´ diebus: Sanguine prima vacat: nec fas concurrere ferro. Cau¢a, quod e¢t illâ, nata Minerva die. Altera tresque ´ ¢uper ra¢â celebrantur arenâ, En¢ibus ex¢ertis bellica læta Dea e¢t. v. 380. Denn da man Brucken vor daruber hat gemacht.) Dis hat C. Caligula gethan. Nam Bajarum medium intervallum Puteolanas ad moles trium millium & ¢excentorum ferè pa¢¢uum ponte conjunxit, contractis undique ´ onerariis navibus & ordine duplici ad anchoras collocatis, ¢uperjectoque ´ aggere terreno ac directo in Appiæ viæ formam. Scio plerosque ´ æ¢tima¢¢e, talem à Cajo pontem excogitatum æmulatione Xerxis, qui non ¢ine admiratione aliquanto angu¢tiorem Helle¢pontum contabulaverit. &c. Sueton. in Caligul. c. 19.
624 310.311.312.] 300.309.314. ABCD 633 d.l. c.] d.c. ABCD d.l. A(Errata) 639 celebrantur] celebratur ABCD 629 630 633 635 647
c.] cap. BCD c.] cap. CD Sueton.] Suet. CD Tac. 14. Ann.] Tacit. 14. Annal. BCD angu¢tiorem] augu¢tiorem CD
c.] cap. CD
Anmerckungen zu III
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v. 310. 311. 312. Des Ninus Fau¢t durch¢tach] Justinus, Epitoma 1,2,10. – Diodorus Siculus, Bibliotheca historica 2,20,2. – A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2, pars 1 (Rom 1653), classis 1, cap. 3, S. 26. v. 341. Durch kun¢tlich Taffelwerck etc.] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,2. v. 348. Ein Schiff/ das auf der See bricht von ¢ich ¢elb¢t entzwey] Sueton, ebd. – Tacitus, Annales 14,3,3. v. 374. 375. Die funff geweyhten Tage] Sueton, ebd.: „Und so lud er sie, eine Versöhnung vorspiegelnd, mit einem sehr liebenswürdigen Brief nach Bajae ein, um dort gemeinsam die Quinquatren zu feiern.“ – Tacitus, Annales 14,4,1. – Ovid, Fasti 3,811–814: „Am ersten Tag fließt kein Blut, und es ist auch nicht erlaubt, mit dem Schwert aufeinander loszurennen. Der Grund ist der, daß an diesem Tag Minerva geboren wurde. Den nächsten und die folgenden drei feiert man, nachdem der Sand geglättet wurde; die kriegerische Göttin erfreut sich an gezogenen Schwertern.“ v. 380. Denn da man Brucken vor daruber hat gemacht] Sueton, Vitae Caesarum: Caligula 19,1.3: „Er verband nämlich den fast 3600 Schritt breiten Zwischenraum zwischen Bajae und der Mole von Puteoli mit einer Brücke aus Frachtschiffen, die von überallher zusammengezogen und in doppelter Reihe, an ihren Ankern gehalten, aufgestellt worden waren. Auf den Schiffen war ein Damm von Erde aufgeschüttet und in gerader Richtung hinübergeführt worden, in der Form der Via Appia ! …". Ich weiß, daß die meisten geglaubt haben, Gaius habe eine solche Brücke ersonnen, um Xerxes nachzueifern, dem Bewunderung dafür gezollt worden war, daß er den beträchtlich schmaleren Hellespont überbrückt hatte.“
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Agrippina
v. 404. Und warme Bader kwalln) Die¢e Bajani¢chen Bader be¢chreibet außfuhrlich Scipione Mazzella nell’ !135" Antichità di Pozzuolo cap. 20. 21. Von dem Uhr¢prunge der¢elben hat er da¢elb¢t ein ¢chon Epigramma des Matteo Faëtano. Dum Bajis dormiret Amor prope littus in umbrâ murmure detentus lene fluentis aquæ; con¢pexêre illum Nymphæ multo igne coru¢cum, & raptas lymphis ¢uppo¢uêre faces. Quis gelidum credat ¢ubitò exar¢i¢¢e liquorem atque ´ inde æternos emicui¢¢e focos? Nec mirum, his flammis, toties quibus ar¢erat æther, vos quoque ´ perpetuum ¢i calui¢tis aquæ. Welches ich al¢o ver¢etzet: Die Liebe ¢chlief bey Baj’ am ¢chattichten Ge¢tade/ Gereitzet durch den Rau¢ch der linden Silber-flutt. Als ihn die Nymphen ¢ah’n umb¢trahl’t von ¢o viel Glutt/ ver¢teckten ¢ie alsbald die Fackeln ihm im Bade. Hiervon ward al¢obald das kalte Kwall entzundet/ Die Flammen brachen fur. Wer dis nicht glauben kan/ Der wi¢¢e: Daß der Brand oft ¢teckt den Himmel an/ Von dem man ¢tete Warmbd’ in die¢en Waßern findet. v. 442. Daß wir ihr Augen/ Hand und Bru¢te mogen ku¢¢en.) Daß Nero beim Ab¢chiede der Mutter Augen und Hande gekußt habe/ erzehlt Xiphil. in Neron. p. 163. Von den Augen und Bru¢ten Tacit. 14. Annal. 4. n. 5. Sueton. in Neron. c. 34. v. 469. ¢eqq. Jtzt fallt das Dach des Schiffes ein.) Di¢en Schiffbruch/ und wie Creperejus Gallus und Aceronia umbkommen/ be¢chreibt ausfuhrlich Tacit. 14. Ann. c. 5.
672 p.] p. . A p. BCD 674 469 ¢eqq.] 459 ¢eq. AB 459. ¢eqq. CD 675–676 ausfuhrlich] ausfuhriich A ausfuhrlich BCD 671 gekußt] geku¢¢et BCD 672 Xiphil.] Xiphilin. BCD 676 Ann.] Annal. CD
Anmerckungen zu III
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v. 404. Und warme Bader kwalln] S. Mazzella, Sito et antichita della citta di Pozzuolo (Neapel 1606), cap. 19 (im Originaldruck fälschlich: „Cap. XX“) u. 20 (nicht 21!), S. 111–135; das Epigramm von Faëtano S. 118 (da L.s metrische Übersetzung nicht sehr genau ist, gebe ich hier eine neue in Prosa): „Als Amor nahe beim Gestade von Bajae im Schatten schlief, betäubt durch das sanfte Murmeln des strömenden Wassers, erblickten ihn die Nymphen, wie er umstrahlt war von reichem Feuerschein; sie raubten ihm seine Fackel und legten sie ins Wasser. Wer möchte glauben, daß das kühle Naß sich sogleich entzündete und von nun an unvergängliche Glut ! aus ihm" hervorbrach? Doch es ist kein Wunder, wenn durch diese Flammen, von denen so oft der Himmel brannte, auch ihr Wasser auf ewig heiß geworden seid.“ v. 442. Daß wir ihr Augen/ Hand und Bru¢te mogen ku¢¢en] Cassius Dio, Historia Romana 61,13,2; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 79), S. 163 C. – Tacitus, Annales 14,4,4. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,2. v. 469 ¢eqq. Jtzt fallt das Dach des Schiffes ein] Tacitus, Annales 14,5.
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Agrippina
v. 497. 498. Jhr Delfinen reicht euren holden Rucken dar.) Das Gedichte von dem Lauten-¢chlager Arion: Daß ¢elbigen ein Delfin oder Meer¢chwein ¢olle durch die Wellen getragen und aus der Seerauber Handen errettet haben/ i¢t gemein und von Ovidio be¢chrieben lib. 2. de Fa¢tis. Gellio. l. 16. c. 19. Dis aber i¢t etwas ! 136" ¢eltzames/ was Plinius lib. 9. cap. 8. Solinus. c. 17. fur wahrhaftig ausgibt/ erzehlende: Divo Augu¢tô Principe in Campania Delphinem puer fragmentis panis primo allexit & in tantum con¢uetudo valuit, ut alendum ¢e etiam manibus crederet. Mox cum profluxi¢¢et pueri audacia, intra ¢patia eum Lucrini Lacûs vectitavit, unde effectum ut à Bajano littore equitantem puerum Puteolos usque ´ perveheret. Hoc per annos plurimos tamdiu ge¢tum e¢t, donec a¢¢iduo ¢pectaculo de¢ineret miraculum e¢¢e, quod gerebatur. Sed ubi obiit puer, ¢ub oculis publicis de¢iderii mœrore Delphin interiit. Pigeret hoc a¢¢everare, ni Mecœnatis & Fabiani multorumque ´ præterea e¢¢et literis comprehen¢um. Eben dis be¢tetigt A. Gellius lib. 7. c. 8. Ein gleichmaßiges Exempel von einem Delfin bey der Stadt Pro¢elene in Jonien/ welcher einen Knaben/ der ihn geheilet/ durch das Meer gefuhrt/ erzehlt aus Pau¢ania Mazzella nell’ Antichità di Pozzuolo cap. 15. p. 51.
Die vierdte Abhandlung.
700
v. 22. 23. 24. Daß als an mir des Giftes braune Flecken.) Zonaras und Xiphilin. in Neron. p. 166. meldet: Es habe Nero des Britannicus Leiche/ als welche von empfangenem Gifte fleckicht war/ mit Gip¢e uber¢treichen la¢¢en/ beim Begrabnuße aber habe ein großer Platz-Regen die Farbe abgewa¢chen/ und al¢o di¢es Mord-Stucke verrathen. v. 81. Als ¢ich das Schiff zertheilt i¢t ¢ie ans Land ge¢chwommen.) di¢es und alles nachfolgende be¢chreibt Tac. 14. Ann. c. 5. 6. 7. 8. 677 681 687 697
497.498.] 487.488. ABCD 16.] 17. ABCD tamdiu] timdiu A tamdiu BCD 22.23.24.] 20.21.22. ABCD
681 686 691 698 704
c.] cap. C effectum] affectum CD dis be¢tetigt] die¢es be¢tetiget B die¢es be¢tatiget CD p.] pag. BCD Tac. 14. Ann.] Tacit. 14. Annal. CD
c.] cap. BCD
Anmerckungen zu IV
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v. 497. 498. Jhr Delfinen reicht euren holden Rucken dar] Ovid, Fasti 2,79–118. – A. Gellius, Noctes Atticae 16,19. – Plinius, Nat. hist. 9,25. – Solinus, Collectanea rerum memorabilium 12,7–8: „Zur Zeit des vergöttlichten Kaisers Augustus hat in Campanien ein Knabe einen Delphin zuerst mit Brocken von Brot angelockt, und die Zutraulichkeit wurde so groß, daß der Delphin sich zur Nahrungsaufnahme sogar den Händen !des Knaben" anvertraute. Als später die Kühnheit des Knaben zugenommen hatte, ritt er auf ihm innerhalb des Gebietes des Lukriner Sees; so geschah es, daß er den reitenden Knaben vom Gestade von Bajae bis nach Puteoli trug. Dies spielte sich über sehr viele Jahre hin solange ab, bis durch die häufige Wiederholung des Schauspiels aufhörte, ein Wunder zu sein, was sich abspielte. Als aber der Knabe gestorben war, ging der Delphin unter den Augen der Öffentlichkeit vor Trauer über den Verlust ein. Ich hätte einen Widerwillen dagegen, dies ernsthaft zu behaupten, wenn es nicht in den Schriften des Maecenas, des Fabianus und auch noch vieler anderer enthalten wäre.“ – A. Gellius, Noctes Atticae 6[7],8. – Pausanias, Graeciae descriptio 3,25,7. – S. Mazzella, Sito et antichita della citta di Pozzuolo (Neapel 1606), cap. 24, S. 88 (alle Literaturangaben zu dieser Anmerkung sowie das Solinus-Zitat hat L. aus Mazzella entlehnt; hier auch die falsche Namensform ‚Proselene‘ statt ‚Poroselene‘).
Die vierdte Abhandlung v. 22. 23. 24. Daß als an mir des Giftes braune Flecken] J. Zonaras, Annales 11,12 (PG 134, 959 B). – Cassius Dio, Historia Romana 61,7,4; nach Joannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Genf 1592), S. 166 [recte 160] A/B. v. 81. Als ¢ich das Schiff zertheilt i¢t ¢ie ans Land ge¢chwommen] Tacitus, Annales 14,5–8.
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Agrippina
v. 171. Der Clytemne¢tre Blutt klebt an Ore¢tes Stahl.) wie di¢er ¢eine Mutter/ welche zuvor neb¢t ihrem Ehbrecher Ægi¢thus ihren Ehmann den Agamemnon, umbbracht habe/ verfuhret weitlauftig Sophocles in Electra, und Euripides in Ore¢te. v. 177. Alcmæon todtet’ auch die Mutter Eriphyle.) Jn Anmerckung deßen/ ward von den Romern/ als Nero nach dem Mutter-Morde nach Rom kam/ an ¢eine !137" Bildnuße ein Sack/ darein die Eltern-Morder ge¢teckt worden/ l. un. C. de his qui parentes vel liber. occid. gehencket und offentlich ange¢chrieben. N' , #O'2«, #A , 2 , Nero, Ore¢tes, Alcmæon matricidæ. Xiphil. in Ner. p. m. 165. v. 348. 349. 350. Der Sterne Gold wird durch mich blaß und klein.) Hieher gehoren die ¢chonen Worte Lip¢ii de Con¢tant. lib. 1. cap. 16. Omnia i¢ta, quæ ¢u¢picis, quæ miraris, vicibus ¢uis aut pereunt aut certè mutantur. Solem illum vides? deficit. Lunam? laborat & tabe¢cit. Sidera? labuntur & cadunt. Et ut velet aut excu¢et hæc Ingenium humanum: evenêre tamen in cœle¢ti illo corpore & evenient, quæ Mathematicis legem omnem frangant & mentem. Cometas omitto, variâ formâ, vario ¢itu & motu: quos omnes ab aëre & in illo e¢¢e, haud facilè imponat mihi Lyceum: ¢ed ecce nuper negotium A¢trologis fecêre motus quidam novi deprehen¢i, & novæ ¢tellæ. Sidus exortum hoc ip¢o anno: cujus Incrementa & Decrementa clarè ob¢ervata; vidimusque ´ (difficulter creditum) in cœlo ip¢o na¢ci aliquid po¢¢e & mori. Quin Varro ecce apud Augu¢tinum clamat & a¢¢erit, ¢tellam Veneris, quam Plautus Ve¢peruginem, Homerus 3 appellat, colorem muta¢¢e, magnitudinem, figuram, cur¢um.
712 liber.] libr. AB liber. CD 719 labuntur] labunrur A labuntur BCD 727 a¢¢erit,] a¢¢erit. A a¢¢erit, BCD 705 711 713 715
Ore¢tes] Ore¢tens CD Bildnuße] Bildni¢¢e CD offentlich] offentlich BCD Ner.] Neron. BCD
Anmerckungen zu IV
219
v. 177. Alcmaeon todtet’ auch die Mutter Eriphyle] Codex 9,17,1. – Cassius Dio, Historia Romana 61,16,22; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 22), S. 165 C: „Nero, Orest, Alkmaeon: Muttermörder.“ v. 348. 349. 350. Der Sterne Gold wird durch mich blaß und klein] J. Lipsius, De constantia (Antwerpen 1585), lib. 1, cap. 16, S. 33 f.: „All das, was du bewunderst, was du bestaunst, geht durch die ihm eigene Wechselhaftigkeit zugrunde oder verändert sich wenigstens. Siehst du die berühmte Sonne? Sie verfinstert sich. Den Mond? Er gerät in Not und schwindet dahin. Die Sterne? Sie gleiten herab und versinken. Und mag auch der menschliche Geist diese Dinge bemänteln und rechtfertigen: Es haben sich doch in jenem Himmelsgebäude Vorgänge ereignet und werden sich weiter ereignen, die alle Regeln und alle Vernunft der Astronomen zuschanden machen können. Ich übergehe die Kometen, die von unterschiedlicher Gestalt, unterschiedlicher Position und Bewegung sind; daß sie alle aus Luft gebildet seien und sich in ihr befänden, kann mir das Lyceum !d. h. Aristoteles" schwerlich weismachen. Doch sieh: Kürzlich haben bestimmte neu entdeckte Bewegungen und neue Sterne die Astrologen in Verlegenheit gebracht. Gerade in diesem Jahr ist ein Stern entstanden, dessen Zunahme und Abnahme deutlich beobachtet wurde, und wir haben gesehen, daß (schwer zu glauben) selbst im Himmel etwas geboren werden und sterben kann. Ja höre nur: Varro versichert bei Augustin mit Nachdruck, daß der Stern der Venus, den Plautus Vesperugo (Abendstern) und Homer !entsprechend" Hesperos nennt, seine Farbe, Größe, Gestalt und Bahn geändert habe.“ – Varro, De gente populi Romani, frg. 6 (H. Peter, Historicorum Romanorum reliquiae, vol. 2. Stuttgart 1967, S. 12). – Augustinus, De civitate dei 21,8,2: PL 41,720. – Plautus, Amphitruo 275. – Homer, Ilias 22,318.
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Die funffte Abhandlung.
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Agrippina
v. 46. Mit Sohn und Bruder hat unkeu¢che Lu¢t getrieben.) Schild. in Not. ad Sueton. in Neron. c. 5. p. 576. n. 6. be¢chreibet der Agrippine Leben kurtz al¢o; Hæc optimi Parentis pe¢¢ima filia primùm Pa¢¢ieno Cri¢po bis Con¢uli nupta, inde Cn. Domitio à Tiberio tradita defuncto marito, ¢ollicitatis nequicquam Galbæ nuptiis, tandem in Caji fratris fœdis¢imo contubernio vixit. A quo mox exoletis objecta atque ´ in exilium acta, cum redii¢¢et, patruo ¢uo Claudio po¢t Me¢¢alinæ necem ince¢tis nuptiis conjuncta, partô tot Parricidiis Neroni filio Imperio, ab eodem interfecta periit. !138" v. 48. Des Vettern Bett’ und Thron durch Zauberkun¢t.) Cæterum objecta ¢unt: quod conjugium Principis devotionibus petivi¢¢et. Tac. 12. Ann. c. 65. n. 1. v. 49. Die Gun¢t des Seneca durch Unzucht uberkommen.) Von die¢em Welt-beruhmten Welt-wei¢en meldet Xiphil. in Neron. p. m. 161. Er habe mit der Agrippine zu thun gehabt/ er habe fa¢t in allem ein anders gethan/ ein anders gelehret. Er habe getadelt die Tyranney/ und ¢ey eines Tyrannen Lehrmei¢ter gewe¢t: er habe ge¢cholten die mit Fur¢ten umbgiengen/ und er ¢ey ¢elten vom Pala¢te wegkommen. Er habe die Heuchler verflucht/ und er habe Koniginnen und Freygelaßenen Lob-Reden verfertigt. Er habe die Reichen ge¢trafft/ und er habe ter millies ¢e¢tertiûm, welches 7 500 000. Philipsthal. nach Lip¢ii Rechnung macht/ vermocht: Er habe anderer Leute Uberfluß verdammet/ und er habe 500. Cederne Taffeln mit Helffenbeinernen Ge¢tulen gehabt. Und p. 162. meldet er vom Seneca/ er habe den Nero zum Mutter-morde angefri¢chet: 4# ³« % λ µ« & λ µ« $5 $ 2 . Daß ihn de¢to ehe Gotter und Men¢chen ¢turtzen ¢olten. v. 53. 54. Jch ¢ehe Lollien.) Tacit. 12. Annal. c. 22. v. 57. 58. Statilius verflucht die Anmuth ¢einer Garthe.) Tacit. 12. Ann. c. 59.
755 4#] 4 , ABCD 758 53.54.] 54.55. ABCD 732 c.] cap. BCD 741–742 Tac. 12. Ann.] Tacit. 12. Annal. CD 744 Xiphil.] Xiphilin. CD 751 Philipsthal.] Philipsthaler CD 759 Ann.] Annal. CD
Anmerckungen zu V
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Die fünffte Abhandlung v. 46. Mit Sohn und Bruder hat unkeu¢che Lu¢t getrieben] Suetonius Tranquillus et in eum commentarius, exhibente J. Schildio, editio quarta (Leiden 1667), S. 576 f., Anm. 6 (L. hat wahrscheinlich einen seitenidentischen Druck der Editio tertia, erschienen vor 1661, benutzt): „Diese äußerst schändliche Tochter eines ganz vortrefflichen Vaters war zuerst mit Passienus Crispus, zweimaligem Konsul, verheiratet und wurde dann, nach dem Tode ihres Mannes, von Tiberius dem Cn. Domitius übergeben. Nachdem sie Galba vergeblich gelockt hatte, sie zu heiraten, lebte sie schließlich in der höchst abscheulichen Umgebung ihres Bruders Gaius (Caligula). Von diesem wurde sie alsbald Lustknaben zur Verfügung gestellt und ins Exil getrieben. Als sie wieder zurückgekommen war, wurde sie nach der Tötung Messalinas ihrem Onkel väterlicherseits, Claudius, in blutschänderischer Ehe verbunden, und nachdem sie für ihren Sohn Nero mit zahlreichen Morden die Kaiserherrschaft errungen hatte, wurde sie von ebendiesem umgebracht.“ v. 48. Des Vettern Bett’ und Thron durch Zauberkun¢t] Tacitus, Annales 12,65,1: „Im übrigen wurde !ihr" vorgeworfen, daß sie der Gemahlin != Agrippina" des Princeps != Claudius" mit Zaubereien nach dem Leben getrachtet habe.“ Dies die dem Kontext gemäße Übersetzung der Tacitus-Stelle. Die Vorwürfe, von denen hier die Rede ist, galten Domitia Lepida, einer Schwägerin Agrippinas (Schwester von Neros Vater), die Einfluß auf Nero zu gewinnen suchte und daher Agrippinas Haß erregt hatte (vgl. AnmL. zu I 420) – weshalb sie mit der von Tacitus hier angegebenen Begründung angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. L. hat den Satz, wie seine Verwendung in V. 48 zeigt, gründlich mißverstanden, weil er ihn nicht im Zusammenhang gelesen hat und daher seine nicht kontextgemäße Interpretation des doppeldeutigen Wortes ‚coniugium‘ (‚Ehe‘ und ‚Ehegemahl/-in‘) nicht korrigieren konnte. Folgte man L.s Mißverständnis, so wäre die zitierte Tacitus-Stelle so wiederzugeben: „Im übrigen wurde !ihr (Agrippina)" vorgeworfen, daß sie die Ehe mit dem Princeps != Claudius" mit Zaubereien angestrebt habe.“ v. 49. Die Gun¢t des Seneca durch Unzucht uberkommen] Cassius Dio, Historia Romana 61,10,1–3; nach Joannes Xiphilinus, E Dione excerptae historiae, ed. H. Stephanus (Genf 1592), S. 161 D/E. – J. Lipsius, De re nummaria (Padua 1648), S. 33. – Cassius Dio, a.a.O. 61,12,1 (S. 162 D/E), von L. selbst übersetzt. v. 53. 54. Jch ¢ehe Lollien] Tacitus, Annales 12,22. v. 57. 58. Statilius verflucht die Anmuth ¢einer Garthe] Ebd. 12,59.
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Agrippina
v. 60. 61. Wie ich dem Claudius durch Schwamm’ und Gift.) Wie Agrippine di¢en ihren Gemahl mit vergifteten Schwammen hingerichtet/ be¢chreibt Tac. 12. Ann. c. 67. Dahero Nero deßhalben/ weil Claudius vergottert worden: Tac. ib. c. 69. n. 4. Die Schwamme eine Spei¢e der Gotter hieß. Sueton. in Neron. c. 33. v. 90. ¢eqq. Warumb blib’ Agerin ¢o lange ¢on¢t.) Tacit. 14. Ann. c. 8. n. 4. v. 96. Wie der Chaldeer Witz’ uns wahrge¢agt.) Hunc ¢ui finem multos ante annos crediderat Agrippina, contem¢eratque. ´ Nam con¢ulenti ¢uper Nerone, re¢ponderunt Chaldæi; fore, ut imperaret, matremque occideret; atque illa, occidat, inquit, dum imperet. Tac. 14. Ann. c. 9. n. 4. !139" v. 115. Und du verlaße¢t mich.) Tac. 14. Ann. c. 8. n. 5. v. 122. Jm Fall du/ wie’s ihr geh’t. etc.) Di¢es alles hat Tacit. 14. Ann. c. 9. n. 5. 6. Xiphilin. in Neron. p. 164. meldet noch: Daß Agrippine vom Bette aufge¢prungen ¢ey/ ¢ich entbloßt und das Kleid zerri¢¢en habe/ ¢agende: Durch¢tich den Bauch/ denn er hat den Nero gebohren. v. 170. 171. Jch eile di¢en Dolch in Tempel zu verwahren.) Al¢o wiedmete Nero des Scevini Dolch Jovi Vindici. Tac. 15. Ann. c. 74. n. 3. v. 180. ¢eqq. 200. 201. Jch hette nicht gemeint: Daß ¢olche Glider mich.) Tac. 14. Ann. c. 9. n. 1. ¢atzet es zweifelhaft: Ob Nero ¢eine todte Mutter be¢ehen habe. Xiphilin. in Neron. p. 164. meldet dis/ daß er ¢ie gantz entbloßet neb¢t den Wunden wol betrachtet/ und neb¢t anderen 9 Ρ 7 κ 2' liederlichen Reden ge¢agt habe: O* 6 ρ . Jch wu¢te nicht: Daß ich eine ¢o ¢chone Mutter hatte. Sueton. c. 34. erzehlt: Er habe ihre Glider befihlet/ Theils der¢elbten gelobt/ Theils getadelt/ auch/ weil ihn ein Dur¢t ankommen/ getruncken.
769 occidat] occidar A occidat BCD 6] 9 ν ABC ν D 781 9 762 763 765 769 776 777 778 779 780 783
Tac. 12. Ann.] Tacit. 12. Annal. CD c.] cap. C Tac. ib.] Tacit. ibid. CD Ann.] Annal. CD Tac. 14. Ann. c.] Tacit. 14. Annal. cap. BCD Tac. 15. Ann.] Tacit. 15. Annal. CD gemeint] vermeint BCD Tac.] Tacit. CD ¢atzet] ¢etzt CD Neron.] Nero. B anderen] andern CD c.] cap. B befihlet] befuhlet BCD der¢elbten] der¢elben CD
Anmerckungen zu V
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v. 60. 61. Wie ich dem Claudius durch Schwamm’ und Gift] Ebd. 12,67,1. – Ebd. 12,69,3. – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 33,1. v. 90 seqq. Warumb blib’ Agerin ¢o lange ¢on¢t] Tacitus, Annales 14,8,3 (Lesung des Namens in modernen Ausgaben nicht Agerinus, sondern Agermus). v. 96. Wie der Chaldeer Witz’ uns wahrge¢agt] Ebd. 14,9,3: „Daß sie so enden werde, hatte Agrippina schon viele Jahre vorher geglaubt und sich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen. Denn als sie Chaldäer über Nero befragte, antworteten sie, er werde herrschen und seine Mutter töten. Doch sie sagte: ‚Mag er mich töten, wenn er nur herrscht‘.“ v. 115. Und du verlaße¢t mich] Ebd. 14,8,3. v. 122. Jm Fall du/ wie’s ihr geh’t. etc.] Ebd. 14,9,4–5. – Cassius Dio, Historia Romana 61,13,5; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 49), S. 164 A. v. 170. 171. Jch eile di¢en Dolch in Tempel zu verwahren] Tacitus, Annales 15,74,2. v. 180 seqq. 200. 201. Jch hette nicht gemeint: Daß ¢olche Glider mich] Tacitus, Annales 14,9,1. – Cassius Dio, Historia Romana 61,14,2; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 49), S. 164 B (von L. selbst übersetzt). – Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,4.
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Agrippina
v. 212. ¢eqq. Streicht nur ihr altes Thun.) Alle die¢e Be¢chuldigungen hat Nero zu ¢einer Ent¢chuldigung nach Rom an den Rath ge¢chrieben. Tac. 14. Ann. c. 11. v. 229. 276. 277. Du ¢ol¢t die Schrifft verfaßen.) Ergo non jam Nero, cujus immanitas omnium que¢tûs anteibat, ¢ed aver¢o rumore Seneca erat, quod oratione tali confe¢¢ionem ¢crip¢i¢¢et. Tac. ib. n. 6. v. 243. ¢eqq. Schreib/ daß Calpurnie/ Licinius Gabol/ Jtur.) Alles di¢es ge¢chach umb der Mutter Thaten und Gedachtnus verhaßt zu machen. Tacit. 14. Ann. c. 12. n. 5. 6. 7. v. 256. 257. ¢eqq. Satzt in dem Rathhauß auf.) Miro certamine Procerum decernuntur ¢upplicationes apud omnia pulvinaria, utque ´ Quinquatrus, quibus apertæ e¢¢ent in¢idiæ, ludis annuis celebrarentur, aureum Minervæ ¢imulacrum in Curiâ, & juxta Principis imago !140" ¢tatueretur. Dies natalis Agrippinæ inter nefa¢tos e¢¢et. Tac. 14. Ann. c. 12. n. 1. 2. v. 267. 268. Daß man ¢ie verbrennt noch heinte di¢e Nacht.) Cremata e¢t nocte eâdem, convivali lecto & exequiis vilibus, neque, dum Nero rerum potiebatur, conge¢ta aut clau¢a humo. Mox dome¢ticorum cura, levem tumulum accepit, viam Mi¢eni propter & villam Cæ¢aris Dictatoris, quæ ¢ubjectos ¢inûs editi¢¢ima pro¢pectat. Tacit. 14. Ann. c. 9. n. 1. 2. Welchem aber zu wider¢treben ¢cheinet Xiphil. p. 164. meldende: Daß Nero oftmals an dem Orthe/ wo der Agrippinen Gebeine wehren hin vergraben gewe¢t/ hette horen Lermen bla¢en. v. 362. 363. Das Thier/ das in der Brun¢t des Libens doch muß ¢terben.) Loredan. ne’ Scherzi Geniali, in Frine la¢civa. p. m. 289. Le dolcezze d’Amore ¢ono co¢i ¢oavi, che l’appeti¢cono anche quegl’animali, che muoiono nel congiunger¢i.
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celebrarentur,] celebrarentur. A celebrarentur, BCD Xiphil.] Xephil. A Xiphil. A(Errata)BCD in] ni ABCD ¢oavi] ¢cavi AB ¢oavi CD muoiono] mudiono AB muoiono C muoione D
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Tac.] Tacit. CD aver¢o] adver¢o CD ib.] ibid. CD ge¢chach] ge¢chah CD Gedachtnus] Gedachtniß CD Tac. 14. Ann. c.] Tacit. 14. Annal. cap. CD Ann.] Annal. CD 1.2.] 12. BCD wehren] waren CD
Anmerckungen zu V
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v. 212 seqq. Streicht nur ihr altes Thun] Tacitus, Annales 14,11. v. 229. 276. 277. Du ¢ol¢t die Schrifft verfaßen] Ebd. 14,11,3: „Also geriet nicht mehr Nero, dessen Unmenschlichkeit die Klagen aller übertraf, sondern Seneca in üblen Ruf, weil er mit einer solchen Darstellung ein Geständnis verfaßt habe.“ v. 243 seqq. Schreib/ daß Calpurnie/ Licinius Gabol/ Jtur] Ebd. 14,12,3–4. v. 256. 257 seqq. Satzt in dem Rathhauß auf] Ebd. 14,12,1: „In einem wundersamen Wetteifer der führenden Männer wurden Dankfeste bei allen Götterpolstern beschlossen; auch sollten die Quinquatren, an denen der Anschlag aufgedeckt worden war, alljährlich mit Spielen gefeiert und in der Kurie ein goldenes Standbild der Minerva und in unmittelbarer Nähe ein Bild des Princeps aufgestellt werden. Der Geburtstag Agrippinas sollte unter die Unglückstage !im Kalender" gesetzt werden.“ v. 267. 268. Daß man ¢ie verbrennt noch heinte di¢e Nacht] Ebd. 14,9,1: „Eingeäschert wurde sie in derselben Nacht auf einem Speisesofa und mit einem ärmlichen Leichenbegängnis, und solange Nero den Staat beherrschte, wurde !ihre Asche" auch nicht mit Erdreich aufgeschüttet oder abgedeckt. Später erhielt sie dank der Fürsorge ihrer Diener einen leichten Hügel, nahe bei der Straße nach Misenum und dem Landhaus des Diktators Caesar, das, in höchster Höhe gelegen, auf die darunterliegenden Buchten blickt.“ – Cassius Dio, Historia Romana 61,14,4; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 49), S. 164 C. v. 362. 363. Das Thier/ das in der Brun¢t des Libens doch muß ¢terben] G.F. Loredano, Scherzi geniali, parte seconda (Venedig 151643): Frine lasciva (S. 180–195), hier S. 184: „Der Zauber der Liebe ist so süß, daß auch jene Tiere nach ihm begehren, die bei der Vereinigung sterben.“
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Agrippina
v. 401. Schreckt dich nunmehr der todten Mutter Schatten.) Nero ¢æpè confe¢¢us exagitari ¢e maternâ ¢pecie. Sueton. in Neron. c. 34. Al¢o i¢t auch Caligula fur ¢einem Untergange von Ge¢pen¢tern geplaget worden. Suet. in Calig. c. 59. Al¢o hat den Otho der Gei¢t des Galba beunruhiget: Dahero er ¢elbten zu ver¢ohnen ¢ich bemuhet. Suet. in Othon. c. 7. zum Domitiano i¢t/ eh er umbbracht ward/ der von ihm ermordete Junius Ru¢ticus mit einem Degen kommen. Xiphilin. in Domitian. p. m. 238. Dem Ba¢¢ianus Caracalla i¢t nach Ermordung des Geta er¢chienen der Gei¢t des Commodus ihn al¢o anredende: + 2« Θ . Eile fort zur Straffe. Dio. lib. 78. v. 454. Dein Arm der Prie¢ter wird dein Leib das Opfer ¢eyn.) Denn Nero hat ¢ich verzweifelnde ¢elb¢t ermordet. Sueton. in Neron. c. 49. v. 469. ¢eqq. Sagt i¢t der Tag das Ziel des Lebens.) Wie Nero fur Furcht ¢ich nach dem Tage ge¢ehnet/ und auff des Burrhus Veranla¢¢ung von ¢einen Soldaten ¢ey erfri¢chet worden/ be¢chreibt Tacit. 14. Ann. c. 10. ! 141" v. 484. Eiln wir der Mutter Gei¢t mit Opfern zu ver¢ohnen.) Sueton. in Neron. c. 34. Quin & facto per Magos ¢acro evocare Manes & exorare tentavit. (Agrippinæ.)
821 Θ] Ν ABCD 825 469.] 496. AB 466. CD 829 Opfern] Opferu A Opfern B Opffern CD 816 ¢elbten] ¢elben CD 817 c.] cap. BCD 827 Ann.] Annal. CD
Anmerckungen zu V
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v. 401. Schreckt dich nunmehr der todten Mutter Schatten] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,4: „Nero hat oft bekannt, daß er durch die Erscheinung seiner Mutter in Unruhe versetzt werde.“ – Ebd.: Caligula 59. – Ebd.: Otho 7,2. – Cassius Dio, Historia Romana 67,16,1; nach Joannes Xiphilinus (wie zu v. 49), S. 238 C. – Ebd. 78,15,5 (von L. selbst übersetzt). v. 454. Dein Arm der Prie¢ter wird dein Leib das Opfer ¢eyn] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 49,3–4. v. 469 seqq. Sagt i¢t der Tag das Ziel des Lebens] Tacitus, Annales 14,10,1–2. v. 484. Eiln wir der Mutter Gei¢t mit Opfern zu ver¢ohnen] Sueton, Vitae Caesarum: Nero 34,4: „Ja er versuchte sogar, durch ein von Magiern veranstaltetes Opfer den Geist der Toten (Agrippinas) herbeizuzitieren und zu besänftigen.“
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Agrippina
v. 489. J¢t ihre Seele nicht in Schlang und Wolff gefahren?) Hierdurch wird gezielet auf der Heyden thorichte Metemp¢ycho¢in Pythagoream. Und gehoret hieher furnemlich der Orth aus dem Plato in Phedone: Itaque Animæ malorum circa ¢imulacra tamdiu oberrare coguntur, quoad cupiditate naturæ corporeæ comitante rur¢us induant corpus; induunt autem, ut decet, ejusmodi mores, quales in vitâ exercuerunt; eos quidem, qui ventri dediti per inertiam atque la¢civiam vitam egerunt, neque ´ quicquam pen¢i pudorisque ´ habuerunt, decet A¢inos ¢imiliaque ´ ¢ubire; qui verò injurias, tyrannides, rapinas præ cæteris ¢ecuti ¢unt, in Luporum, Accipitrum, Milvorum genera par e¢t tran¢ire: ¢ingulis in eas animalium ¢pecies, quibus in vitâ ¢imiles fuerunt, tran¢migrantibus. Die¢er Meinung ¢ind auch die Hebreer gewe¢en/ welche die¢e Metemp¢icho¢in tvlglg das i¢t die Verkehrungen der Seelen genennet/ maßen ¢ie in ihrer Cabalâ aus dem Worte ,dX erwei¢en wollen: Daß die Seele Adams in David/ deßen in den Meßiam gefahren. Wiewol außer dem Plotino, andere Weltwei¢e dis alleine fur eine Allegorie ver¢telleter Sitten angenommen/ be¢iehe hiervon Athana¢. Kircher. in Oedip. Ægypt. tom. 2. part. 2. ! cla¢¢is 12." cap. 7. v. 490. 491. Sie ¢tieg den Sternen zu/ die auch ihr Uhr¢prung waren.) Dis i¢t auch eine Platoni¢che Lehre: Es habe der Schopffer der Welt die Seelen in die Sternen ge¢amet/ welche hernach herunter in ¢phæram generationis ¢tiegen/ endlich aber/ da ¢ie ¢ich in der Welt wol verhalten/ eine iede zu ihrem zugeeigneten Ge¢tirne ¢ich empor ¢chwingen. Dahero werde/ auch den Seelen Flugel zugeeignet. Be¢iehe den Plato in Phœdro. Da aber eine Seele mit Lu¢ten des Leibes ¢ich verunreinigte/ ¢olte ¢ie die Flugel verlieren; ¢elbige aber/ wenn ¢ie ¢ich nach ! 142" Himmli¢chen Dingen ¢ehnete/ wieder bekommen. Wie aus Zoroa¢trô lehret Kircher. Obeli¢c. Pamphil. l. 2. cap. 10. di¢t. 2. p. m. 171. 832 gefahren?] gefahren.? A gefahren? BCD 845 ,dX] Bei dem zweiten Zeichen dieses Wortes („Adam“) ist in A nicht ganz klar erkennbar, ob es um das hier geforderte Dalet (d) handelt oder nicht vielmehr eine Verwechslung mit dem sehr ähnlichen Resch (r) vorliegt. 849 !cla¢¢is 12."] fehlt ABCD 854 zugeeigneten] zugeigneten A zugeeigneten BCD 855 zugeeignet] zugeignet A zugeeignet BCD Be¢iehe] Bi¢iehe A Be¢iehe BCD 844 Verkehrungen] Verkehrung in CD 849 cap.] c. BCD 855 werde] werden CD
Anmerckungen zu V
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v. 489. J¢t ihre Seele nicht in Schlang und Wolff gefahren?] Plato, Phaidon 81c-82a: „Daher sind die Seelen der Schlechten gezwungen, solange um die Denkmäler herumzuirren, bis sie infolge der sie begleitenden Begierde der körperlichen Natur wieder einen Körper annehmen; sie nehmen jedoch einen an, der ihnen gemäß ist, einen mit denselben Verhaltensweisen, wie sie sie zu ihren Lebzeiten an den Tag gelegt haben. Denen, die, dem Wanst ergeben, ihr Leben in Trägheit und Sinnengenuß zugebracht haben und für die Scham überhaupt nichts bedeutete, ist es gemäß, in die Leiber von Eseln und ähnlichen Tierarten zu schlüpfen. Für die aber, die hauptsächlich auf Rechtsverletzung, Gewaltherrschaft und Raub ausgegangen sind, ist es angemessen, sich in das Geschlecht der Wölfe, Habichte und Falken zu verwandeln. Dabei geht jeder einzelne in diejenigen Arten von Tieren über, denen er zu Lebzeiten ähnlich gewesen ist.“ Zitat entnommen aus dem im folgenden genannten Werk von A. Kircher, Oedipus Aegyptiacus, tom. 2, pars 2 (Rom 1653), classis 12, cap. 7 (De descensu ascensuque animarum et metempsychosi, ex mente Aegyptiorum), S. 531; Grundlage war hier die lateinische Plato-Übersetzung von Marsilio Ficino; vgl. z. B.: Plato, Operum omnium quae extant, ex Latini Marsilii Ficini versione !…", tom. 2 (o.O. 1592), S. 598 f. – Plotin, Enneades 3,4: De proprio cuiusque daemone (bei L. Referat nach A. Kircher, a.a.O., S. 531 f.). – A. Kircher, a.a.O., S. 534 (von hier auch die beiden hebräischen Wörter). – Die hebräischen Wörter bedeuten „Gilgul“ (= ,Seelenwanderung‘) und „Adam“. Zu „Gilgul“ s. Gershom Scholem, Kabbalah. Jerusalem 1974 (= Library of Jewish Knowledge), S. 344–350. v. 490. 491. Sie ¢tieg den Sternen zu/ die auch ihr Uhr¢prung waren] Plato, Phaidros 246a-251c. – A. Kircher, Obeliscus Pamphilius (Rom 1650), lib. 2, cap. 10, distinctio 2, S. 171 (hier nur sehr vager Hinweis auf Zoroaster).
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Agrippina
v. 506. 507. Wie daß der Adel ihr nicht tragt die Bilder fur.) Hieher ¢chicket ¢ich der ¢chone Orth Taciti. 3. Ann. c. 76. in fin. Da er von der Juniæ des C. Ca¢¢ii Wittiben Begrabnuße redet: Viginti clari¢¢imarum Familiarum imagines antelatæ ¢unt, Manlii, Quinctii, aliaque ejusdem nobilitatis nomina: ¢ed præfulgebant Ca¢¢ius atque Brutus, eo ip¢o, quod effigies earum non vi¢ebantur. v. 528. Kein Pfau/ kein Adler tragt die Seel’ in’s Schloß der Gotter.) Thoma¢. Porcacchi ne’ Funerali antich. alla Tavol. VI. erzehlet auf der 30. und nachfolgenden Seiten fa¢t alle in di¢em Auftritte beruhrte Gebrauche bey den Kay¢erlichen Begrabnußen. Jn¢onderheit aber berichtet er: Daß/ wenn ein Kay¢er ¢ey verbrennt worden/ hetten ¢ie zu ober¢te aus dem Holtz¢toße oder dem Geru¢te/ worauf die Leiche bey ihrer Vergotterung gelegt ward/ einen Adler flugen laßen/ gleich ob ¢elbiger die Seele des ver¢torbenen Kay¢ers in Himmel truge. Bey Verbrennung der Kay¢erinnen aber ¢ey ein Pfau heraus geflogen. Deßhalben er auch unter¢chiedener alten hieher zielenden Muntzen gedencket: als einer der Sabina Augu¢ta, darauf ein Adler mit dem Blitz gepregt i¢t mit der Umb¢chrifft: Con¢ecratio. Auf einer andern Muntze ¢teht Diva Paulina, und ein Frauen-Haupt: Auf der andern Seite reitet eine Frau auf einem Pfauen: mit gleicher Uber¢chrifft: Con¢ecratio. Auf einer andern Divæ Maximinæ ¢teht ein Frauen-Haupt zwi¢chen den Hornern des Monden/ auf der andern Seite ein ¢ich außbreitender Pfau mit dem Worte: Con¢ecratio. Eine gleichmaßige Muntze Divæ Fau¢tinæ habe auch ich/ und eine Divi Antonini; da aus einem Geru¢te ein Adler fleucht.
871 berichtet] berichter A berichtet BCD 862 863 865 870 873
Taciti.] Tacit. BCD Ann.] Annal. CD c.] cap. B Begrabnuße] Begrabni¢¢e C Begrabni¢¢en D quod] qud B Begrabnußen] Begrabni¢¢en CD flugen] fliegen D
Anmerckungen zu V
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v. 506. 507. Wie daß der Adel ihr nicht tragt die Bilder fur] Tacitus, Annales 3,76,2: „Die Ahnenbilder von zwanzig berühmten Familien wurden vorangetragen, Manlier, Quinctier und andere Namen von gleichem Adel. Doch strahlten Cassius und Brutus hervor, ebendeshalb, weil ihre Bilder nicht zu sehen waren.“ v. 528. Kein Pfau/ kein Adler tragt die Seel’ in’s Schloß der Gotter] T. Porcacchi, Funerali antichi (Venedig 1574), Tavola V/VI, S. 30–46.
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Agrippina
v. 553. 554. Ob Amianten¢tein und Leinwand die nicht brennt.) Di¢e nicht verbrennende Leinwand/ welche zu Einhullung der Leichen umb die A¢che zu unter¢cheiden !143" gebraucht worden/ haben die Romer Linum vivum die Grichen $