150 33 21MB
German Pages 542 Year 2006
Eva Griewel Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung im deutschen Corporate Governance-System
GABLER EDITION WISSENSCHAFT Schriften zu Wirtschaftspriifung, Steuerlehre und Controlling Herausgegeben von Prof. Dr. Carl-Christian Freidank, Universitat Hamburg
Eva Griewel
Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung im deutschen Corporate Governance-System Eine Analyse vor dem Hintergrund europaischer Harmonisierungsbestrebungen
Miteinem Geleitwortvon Prof. Dr. Carl-Christian Freidank
Deutscher Universitats-Verlag
Bibliografische information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber abrufbar.
Dissertation Universitat Hamburg, 2006
I.Auflage November 2006 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitats-Verlag I GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Brigitte Siegel /Anita Wilke Der Deutsche Universitats-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media, www.duv.de Das Werk einschlieSlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auSerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeltung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. In diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im SInne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und dahervon jedermann benutzt werden diirften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Druck und Buchbinder: Rosch-Buch, ScheSlitz Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN-10 3-8350-0505-7 ISBN-13 978-3-8350-0505-1
Geleitwort des Herausgebers
Seite V
Geleitwort des Herausgebers Im Zentrum der Analyse dieses Buches stehen zwei elementare Auspragungen der unterjahrigen Veroffentlichung kapitalmarktnotierter Unternehmen, die in jiingerer Zeit neben den jahrlichen Informationsinstrumenten Jahresabschluss und Lagebericht einen hohen Stellenwert in der nationalen und internationalen Unternehmenspublizitat einnehmen. So entwickelt die Verfasserin fiir die Ad hoc-Publizitat und die Zwischenberichterstattimg zunachst Ausgestaltungsvoschlage, die darauf ausgerichtet sind, bestehende Defizite im nationalen Corporate Governance-System aufzuzeigen und zu beseitigen. Anschliefiend werden Moglichkeiten zur Durchsetzung beider Publizitatsinstrumente mit dem Ziel untersucht, Erweiterungen fiir ein deutsches und ein europaisches Enforcement in diesem Bereich zu konzipieren, damit der Anlegerschutz, verstanden als Oberbegriff fiir den Individual- und Funktionalschutz des Kapitalmarktes, verbessert werden kann.
Wahrend der Erste Hauptteil unter Rtickgriff auf die Principal-Agent-Theorie und die Entwicklungslinien des internationalen Corporate GovernanceSystems Fundamente fiir die nachfolgenden Analysen legt, werden im Zweiten Hauptteil Sollobjekte herausgearbeitet, auf die sich die unterjahrige Publizitat stiitzen soUte, um die von ihr verfolgten Kapitalmarktziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang greift die Autorin auf bestimmte Qualitatskriterien (Relevanz, Zeitnahe, Vollstandigkeit, Genauigkeit, Verfiigbarkeit und Verlasslichkeit) zuriick und leitet mit Hilfe der hermeneutischen Auslegungsmethode entsprechende Beurteilungsobjekte ab. Wahrend im Hinblick auf die Ad hocPublizitat Veranderungen, die sich durch jiingste Gesetzesnovellierungen ergeben haben (z.B. bezuglich Insiderinformationen, Value Reporting, Veroffentlichungszeitpunkt und -weg) bei der Deduktion der Sollobjekte Beriicksichtigung finden, stehen im Rahmen der Ableitung von Bezugsgrossen fiir
Seite VI
Geleitwort des Herausgebers
die Bewertung der Zwischenberichterstattung neben gesetzlichen Regelimgen und den Auffassungen nationaler und internationaler Standardsetter insbesondere die Einfiihrimg eines unterjahrigen Finanzberichts nach Mafigabe der lAS/IFRS im Mittelpunkt des Interesses. Durch diese Vorgehensweise gelingt es, wichtige SoUobjekte einer unterjahrigen Publizitat herauszustellen. So werden etwa ein Quartalsabschluss nach IAS 34, ein Zwischenlagebericht, eine Richtigkeitserklarung der Publizitatsverantwortlichen und eine Bescheinigung uber das Ergebnis der priiferischen Durchsicht als wesentliche Bestandteile eines Quartalfinanzberichts benannt.
Im Dritten Hauptteil werden auf der Grundlage bestehender Lucken im deutschen und europaischen Enforcementsystem konkrete untemehmensin- und -externe Mafinahmen fiir beide Instrumente der unterjahrigen Publizitat vorgeschlagen, die die Verlasslichkeit von Kapitalmarktinformationen sichern sollen. Dabei beziehen sich die Uberlegimgen auf alle Trager des unternehmerischen Uberwachungssystems deutscher kapitalmarktnotierter Aktiengesellschaften (Aufsichtsrat, Wirtschaftspriifer, Berufsaufsicht sowie Qualitatssicherung, Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung imd Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht).
Zusammenfassend gibt die Schrift einen umfassenden Uberblick iiber wichtige Bereiche der unterjahrigen Publizitat und ihr Enforcement, die bislang in einer ahnlichen Form noch nicht geschlossen untersucht wurden. Angesichts ihrer theoretischen Fundierimg, der umfangreichen Literaturauswertung und den innovativen Vorschlagen liefert die Abhandlung eine Fiille von Ansatzpunkten sowohl zur Fortentwicklung der Grundsatze ordnungsmaJSiger unterjahriger Publizitat als auch fiir weitere Forschungsarbeiten.
o.Univ.-Prof. Dr. Carl-Christian Freidank
Vorwort der Verfasserin
Seite VII
Vorwort der Verfasserin Die vorliegende Arbeit entstand wahrend meiner Tatigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fiir Wirtschaftsprlifung und Steuerwesen, Lehrstuhl fiir Revisions- imd Treuhandwesen, der Universitat Hamburg in der Zeit vom 1. Juni 2002 bis 31. Oktober 2005 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung der Universitat Hamburg mit der Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprufungsgesellschaft zur Forderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Besteuerung und Wirtschaftsprlifung.
An dieser Stelle mochte ich meinen Dank an alle Personen richten, von denen ich wahrend meiner Promotion Unterstiitzung erfahren durfte. Ganz herzlich bedanke ich nuch bei meinem akademischen Lehrer und Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Carl-Christian Freidank, fiir die wissenschaftliche Betreuung und Forderung. Herrn Prof. Dr. Wilhelm Theodor Strobel danke ich fiir die ziigige Erstellung des Zweitgutachtens sowie Herrn Prof. Dr. Siegfried Grotherr fiir die Ubernahme des Promotionsausschussvorsitzes. Dariiber hinaus mochte ich mich bei Herrn WP/StB Jorg Tesch sowie Herrn WP/StB Folke Lichtenberg, stellvertretend fiir die Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftspriifungsgesellschaft, fiir ihre Kooperationsbereitschaft bedanken, die es mir ermoglicht hat, mein Promotionsvorhaben mit praktischer Tatigkeit zu verbinden.
Weiterhin mochte ich mich bei meinen Kolleg(inn)en und den wissenschaftlichen Hilfskraften des Lehrstuhls fiir die freundschaftliche Zusammenarbeit und ihre Hilfsbereitschaft wahrend meiner Lehrstuhltatigkeit bedanken.
Mein ausdriicklicher Dank gilt Frau Ulrike Nordemann, Frau Anke Wehmeier, Frau Dr. Heidi Winkler, Herrn Patrick Velte, Herrn StB Stefan Weber, Herrn Sebastian Kiihne, Herrn Stephan Lechner, Herrn Thomas Wernicke und Frau
Seite VIII
Vorwort der Verfasserin
Sandra Vollmer fiir die kritische Durchsicht des Manuskripts, die zahlreichen Anregungen sowie ihre Diskussionsbereitschaft. Insbesondere meiner Familie und meinen Freunden mochte ich auf diesem Weg meine Anerkennung fiir die liebevoUe Unterstiitzung und den unendlichen moralischen Beistand aussprechen. Ihnen gehort mein ganz besonderer Dank.
Eva Griewel
Inhaltsiibersicht
Seite IX
Inhaltsiibersicht
Geleitwort des Herausgebers Vorwort der Verfasserin Inhaltsubersicht Inhaltsverzeichnis Abkiirzungsverzeichnis
V VII IX XIII XXIII
Abkurzimgsverzeichnis fiir Zeitschriften und Zeitungen. XXXIII Symbolverzeichnis Abbildiingsverzeichnis Tabellenverzeichnis
XXXV XXXVII XXXIX
Einleitung
1
I. Problemstellung und Zielsetzung
3
II. Gang der Untersuchung
10
Erster Hauptteil: Publizitat und deren Enforcement als Elemente des deutschen Corporate GovernanceSystems 15 I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
17
A. Kapitalmarktnotierte Aktiengesellschaften
17
B. Publizitat
19
Seite X
Inhaltsiibersicht
C. Uberwachimg, KontroUe, Priifung, Aufsicht sowie Enforcement
25
D. Corporate Governance-System
30
II. Theoretische Fundierimg der Publizitat und deren Enforcement mit Hilfe der Principal-Agent-Theorie
36
A. Grimdlagen
36
B. Publizitat zur Uberwindimg von Informationsasymmetrien
40
C. Enforcement der Publizitat zur Uberwindimg von Informationsasymmetrien
48
III. Zentrale Schritte der aktuellen Corporate GovernanceReform
56
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
66
A. Organe der Untemehmensverfassung
66
B. Publizitatssystem
76
C. Uberwachimgssystem
V. Zwischenergebnis
120
179
Zweiter Hauptteil: Analyse der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung 187 I. Ad hoc-Publizitat
189
A. Historische Entwicklung
189
B. Ableitimg eines Analyserahmens imter Beriicksichtigimg der theoretischen Grimdlagen
191
C. Detaillierte Analyse der Ad hoc-Publizitat im Fokus des Anlegerschutzverbessenmgsgesetzes
197
Inhaltsiibersicht
II. Zwischenberichterstattung
Seite XI
220
A. Historische Entwicklung
220
B. Ableitimg eines Analyserahmens unter Beriicksichtigung der theoretischen Grundlagen
224
C. Analyse der Zwischenberichterstattung auf Basis der Transparenz-Richtlinie als Instrument der Investor Relations.. 239
III. Zwischenergebnis
291
Dritter Hauptteil: Vorschlage fiir den Ausbau des Enforcement von Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung
299
I.
Ad hoc-Publizitat
301
A. Konkretisierimg der Enforcement-Anforderiingen
301
B. Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
302
C. Analyse von Vorschlagen zur Erweiterung des Enforcement... 315 II. Zwischenberichterstattung
335
A. Konkretisierung der Enforcement-Anforderungen
335
B. Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
336
C. Analyse von Vorschlagen zur Erweiterung des Enforcement... 343
Schluss
393
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
395
II. Ausblick
411
Seite XII
Inhaltsiibersicht
Literaturverzeichnis
413
Gesetze, Gesetzes-, Referenten- und Diskussionsentwiirfe, Begriindungen sowie Verordnungen
498
Corporate Govemance-Kodizes
506
EU-Verordnungen, EU-Richtlinien und Empfehlungen, Mitteilungen, Vorschlage sowie Aktionsplane der Europaischen Kommission
507
Urteile
514
Inhaltsverzeichnis
Seite XIII
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort des Herausgebers Vorwort der Verfasserin Inhaltstibersicht Inhaltsverzeichnis Abkiirzungsverzeichnis
V VII IX XIII XXIII
Abkiirzungsverzeichnis fiir Zeitschriften und Zeitungen. XXXIII Symbolverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis
XXXV XXXVII XXXIX
Einleitung
1
I. Problemstellung und Zielsetzung
3
II. Gang der Untersuchiing
10
Erster Hauptteil: Publizitat und deren Enforcement als Elemente des deutschen Corporate GovernanceSystems 15 I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
17
A. Kapitalmarktnotierte Aktiengesellschaften
17
B. Publizitat
19
Seite XIV
Inhaltsverzeichnis
C. Uberwachimg, KontroUe, Priifung, Aufsicht sowie Enforcement
25
D. Corporate Governance-System
30
II. Theoretische Fundierung der Publizitat und deren Enforcement mit Hilfe der Principal-Agent-Theorie
36
A. Grundlagen
36
B. Publizitat zur Uberwindung von Informationsasymmetrien
40
C. Enforcement der Publizitat zur Uberwindung von Informationsasymmetrien
48
III. Zentrale Schritte der aktuellen Corporate GovernanceReform
56
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
66
A. Organe der Untemehmensverfassimg
66
1. Vorstand
66
2. Aufsichtsrat
68
3. Hauptversammlung
73
B. Publizitatssystem
76
1. Einfiihrung
76
2. Darstellimg wesentlicher Publizitatsinstrumente
83
a) Jahrliche Publizitat (1) Vorgeschriebene Publizitat
83 83
(a) Jahresabschluss
83
(b) Konzernabschluss
86
(c) (Konzern-)Lagebericht
93
Inhaltsverzeichnis
Seite XV
(d) Entsprechenserklarung nach § 161 AktG
100
(e) Jahrliches Dokument nach § 10 WpPG
104
(2) Freiwillige Publizitat
105
(a) Geschaftsbericht
105
(b) Einzelabschluss nach IFRS
106
(c) Corporate Governance-Bericht
107
(d) Vergtitungsbericht
113
b) Unterjahrige Publizitat (1) Vorgeschriebene Publizitat
114 114
(a) Zwischenberichterstattung als periodische Publizitat. 114 (b) Aperiodische Publizitat
116
(i) Ad hoc-Publizitat
116
(ii) Sonstige
117
(2) Freiwillige Publizitat C. Uberwachungssystem
118 120
1. Das unternehmerische Uberwachungssystem im Uberblick
120
2. Enforcement-System der Publizitat im Besonderen
125
a) Enforcement der jahrlichen Publizitat
125
(1) Uberblick
125
(2) Internes Enforcement durch den Aufsichtsrat
126
(3) Externes Enforcement
131
(a) Wirtschaftspriifer
131
(i) Primares Enforcement
131
(ii) Sekundares Enforcement
144
a.) Berufsaufsicht
144
Seite XVI
Inhaltsverzeichnis
b.) Qualitatssicherung
147
c.) Zivilrechtliche Haftung
149
(b) Sonstige externe, sekundare EnforcementMafinahmen
155
(i) Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung/Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht
155
(ii) Markt fiir Publizitatsiiberwachung
165
(iii)Schadenskompensation durch Inanspruchnahme des Emittenten/der Organmitglieder 166 (iv) Sonstige handels- und aktienrechtiiche Enforcement-Instrumente b) Enforcement der unterjahrigen Publizitat
V. Zwischenergebnis
172 176
179
Zweiter Hauptteil: Analyse der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung 187 1. Ad hoc-Publizitat A. Historische Entwicklimg
189 189
B. Ableitimg eines Analyserahmens unter Beriicksichtigiing der theoretischen Grimdlagen 191 1. Konkretisierimg der Adressaten, Ziele und Funktionen
191
2. Ableitung von Qualitatskriterien als Analyserahmen
194
C. Detaillierte Analyse der Ad hoc-Publizitat im Fokus des Anlegerschutzverbesserungsgesetzes
197
1. Vorbemerkungen
197
Inhaltsverzeichnis
Seite XVII
2. Analyse der Publizitatspflicht
199
a) Tatbestandsmerkmale
199
(1) Anforderungen einer Insiderinformation nach § 13 Abs. 1 WpHG
199
(a) Konkrete Information uber nicht offentlich bekannten Umstand
199
(b) Eignimg zur erheblichen Beeinflussung des Borsenoder Marktpreises 201 (2) Unmittelbarkeitserfordernis
203
b) Ad hoc-Publizitat und Value Reporting
205
c) Ad hoc-Publizitat im Verhaltnis zu anderen Publizitatsinstrumenten
207
d) Ansatze zur Vereinheitlichung der Ad hoc-Publizitat
211
3. Veroffentlichungszeitpunkt und dessen Aufschub
213
4. Veroffentlichungsweg
217
11. Zwischenberichterstattung A. Historische Entwicklung
220 220
B. Ableitung eines Analyserahmens unter Beriicksichtigimg der theoretischen Grundlagen
224
1. Theoretische Grundlagen
224
a) Konkretisierung der Adressaten, Ziele und Funktionen
224
(1) Adressaten
224
(2) Ziele
226
(3) Funktionen
228
b) Ansatze zur unterjahrigen Erfolgsermittlung
231
2. Ableitung von Qualitatskriterien als Analyserahmen
234
Seite XVIII
Inhaltsverzeichnis
C. Analyse der Zwischenberichterstattling auf Basis der Transparenz-Richtlinie als Instrument der Investor Relations.. 239 1. Einfuhrung
239
2. AUgemeine Anforderimgen
240
a) Zwischenberichterstattungspflicht und Mindestanforderimgen wesentlicher Rechtsquellen
240
b) Berichterstattungszeitraum
247
c) Umstellungszeitpiinkt und -grundsatze
250
d) Publikationsort und -form
254
e) Veroffentlichungsfrist imd -dauer
260
3. Bestandteile des Quartalsfinanzberichts
261
a) Quartalsabschluss nach IAS 34
261
(1) Grundlegende Bilanzierungs-, Bewertungs- und Schatzungsgrundsatze
261
(2) Elemente
266
(a) (Verklirzte) Bilanz
266
(b) (Verklirzte) Gewinn- und Verlustrechnung
269
(c) Ausgewahlte Anhangangaben
272
(d) (Verklirzte) Kapitalflussrechnung
277
(e) Eigenkapitalveranderungsrechnung
278
(f) Erweiterung um eine Segmentberichterstattimg
279
b) Zwischenlagebericht
281
c) Richtigkeitserklarung
288
d) Bescheinigung der pruferischen Durchsicht
288
III. Zwischenergebnis
291
Inhaltsverzeichnis
Seite XIX
Dritter Hauptteil: Vorschlage fiir den Ausbau des Enforcement von Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung
299
I.
A d hoc-Publizitat
301
A. Konkretisierung der Enforcement-Anforderiingen
301
B. Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
302
1. Elemente zur ErfuUung der Praventivfunktion
302
2. Elemente zur Erfiillung der Korrektivfunktion
311
3. Zwischenfazit
313
C. Analyse von Vorschlagen zur Erweiterimg des Enforcement... 315 1. Enforcement durch Aufsichtsratsuberwachimg
315
2. Enforcement durch den Wirtschaftspriifer
319
3. Sekundares Enforcement durch Haftung
325
II. Zwischenberichterstattung
335
A. Konkretisierung der Enforcement-Anforderungen
335
B. Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
336
1. Elemente zur Erfiillung der Praventivfunktion
336
2. Elemente zur ErfuUung der Korrektivfunktion
339
3. Zwischenfazit
340
C. Analyse von Vorschlagen zur Erweiterung des Enforcement... 343 1. Primares Enforcement durch Aufsichtsratsiiberwachung
343
2. Einfiihrung einer prliferischen Durchsicht
348
a) Grundlegende Diskussion
348
Seite XX
Inhaltsverzeichnis
b) Implementierung einer priiferischen Durchsicht als Element eines Continuous Audit
355
(1) Primares Enforcement
355
(a) Ausrichtung der pruferischen Durchsicht und deren Normierung (b) Prozess
355 363
(i) Auftragsphase
363
(ii) Planimgsphase
365
(iii)Durchfuhrungsphase
370
(iv) Urteils- und Berichterstattungsphase
377
a.) Bescheinigung in abgestufter Form
377
b.) Berichterstattung gegeniiber dem Aufsichtsrat (2) Sekimdares Enforcement
382 384
(a) Berufsaufsicht und Qualitatssicherimg
384
(b) Zivilrechtliche Haftung
386
3. Sekimdares Enforcement durch Haftung 4. Sekundares Enforcement durch Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung/Bundesanstalt fur Finanzdienstleistungsaufsicht
388
389
Schluss
393
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
395
II. Ausblick
411
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Seite XXI
,.,......,.,...,..,,,...413
Gesetze, Gesetzes-, Referenten- und Diskussionsentwiirfe, Begrlindungen sowie Verordnungen,,..,......,,.,. 498 Corporate Govemance-Kodizes
506
EU-Verordnungen, EU-Richtlinien und Empfehlungen, Mitteilungen, Vorschlage sowie Aktionsplane der Europaischen Kommission
507
Urteile
514
„.......,...,.,...,,..
Abkiirzungsverzeichnis
Seite XXIII
Abkiirzungsverzeichnis
a.A.
anderer Auffassung
a.F.
alte Fassung
a.M.
am Main (Frankfurt)
AblEG
Amtsblatt der Europaischen Gemeinschaften
Abs.
Absatz
AG
Aktiengesellschaft
AICPA
American Institute of Certified Public Accountants
AktG
Aktiengesetz
Aktz.
Aktenzeichen
Anm.
Anmerkung
AnSVG
Gesetz zur Verbesserung des Anlegerschutzes (Anlegerschutzverbesserungsgesetz - AnSVG)
APAG
Gesetz zur Fortentwicklung der Berufsaufsicht iiber Abschlusspriifer in der Wirtschaftspriiferordnung (Abschlusspriiferaufsichtsgesetz - APAG)
APAK
Kommission fiir die Aufsicht iiber die Abschlusspriifer in Deutschland (Abschlusspriiferaufsichtskonunission)
Art.
Artikel
Aufl.
Auflage
BaFin
Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht
BAWe
Bundesaufsichtsamt fur den Wertpapierhandel
Bd.
Band
BDI
Bundesverband der deutschen Industrie e.V.
BDO
Binder, Dijker, Otte (BDO Deutsche Warentreuhand Aktiengesellschaft Wirtschaftspriifung)
Seite XXIV
Abkurziingsverzeichnis
BegrDisE
Begriindimg zum Diskussionsentwurf
BegrRefE
Begrlindimg zum Referentenentwurf
BegrRegE
Begrundung zum Regierungsentwurf
BGB
Biirgerliches Gesetzbuch
BGH
Bundesgerichtshof
BilKoG
Gesetz zur KontroUe von Unternehmensabschliissen (Bilanzkontrollgesetz)
BilReG
Gesetz zur Einfuhrung internationaler Rechnungslegimgsstandards und zur Sicherimg der Qualitat der Abschlusspriifung (Bilanzrechtsreformgesetz)
BMJ
Bundesministerium der Justiz
BMWA
Bimdesministerium fiir Wirtschaft und Arbeit
BorsG
Borsengesetz
BorsO
Borsenordnung
BorsZulG
Gesetz zur Einfuhrung eines neuen Marktabschnitts an den Wertpapierborsen und zur Durchfiihrung der Richtlinien des Rates der Europaischen Gemeinschaften vom 5. Marz 1979, vom 17. Marz 1980 und vom 15. Februar 1982 zur Koordinierung borsenrechtlicher Vorschriften (BorsenzulassungsGesetz)
BorsZulV
Verordnung iiber die Zulassung von Wertpapieren zum amtlichen Markt an einer Wertpapierborse (Borsenzulassungsverordnimg)
BSWP/vBP
Satzung der Wirtschaftspriiferkammer iiber die Rechte und Pflichten bei der Ausiibung der Berufe des Wirtschaftspriifers und des vereidigten Buchprufers (Berufssatzung fiir Wirtschaftspriifer/vereidigte Buchpriifer - BS WP/vBP)
BT
Bundestags
bzgl.
beziiglich
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CESR
The Committee of European Securities Regulators
Abkiirzungsverzeichnis
Seite XXV
Ch.
Chapter
D&O
Directors and Officers
DAV
Deutscher Anwaltverein
DAX
Deutscher Aktienindex
DCGK
Deutscher Corporate Governance Kodex
DisE
Diskussionsentwurf
DPR
Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung e.V.
Dr.
Doktor
Dres.
Doctores
DRS
Deutscher Rechnungslegungs Standards
DRSC
Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee
Drucks.
Drucksache
DSR
Deutscher Standardisierungs Rat
DSW
Deutsche Schutzvereinigimg fur Wertpapierbesitz
E
Entwurf
e.V.
eingetragener Verein
ECLR
European Competition Law Review
EDGAR
Electronic Data Gathering, Analysis and Retrieval
E-DRS
Entwurf Deutscher Rechnungslegungs Standard
EDV
Elektronische Datenverarbeitung
EG
Europaische Gemeinschaften
EHUG
Gesetz iiber elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister (EHUG)
EPS
Entwurf Priifungsstandard
etal.
et alii (und andere)
Etc.
et cetera
Seite XXVI
Abkiirzirngsverzeichnis
EU
Europaische Union
EuroEG
Gesetz zur Einfiihrung des Euro
EWG
Europaische Wirtschaftsgemeinschaft
FEE
Federation des Experts Comptables Europeens
FGG
Gesetz iiber die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FGG)
FRRP
Financial Reporting Review Panel
FWB
Frar\kfurter Wertpapierborse
GCCG
German Code of Corporate Governance
gem.
gemal?
GEX
German Entrepreneurial Index
Ggf.
gegebenenfalls
GmbH
Gesellschaft mit beschrankter Haftimg
GoA
Grundsatze ordnungsmafiiger Abschlusspriifung
GoB
Grundsatze ordnimgsmafiiger Buchfiihrung
grds.
grundsatzlich
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
h.c.
honoris causa
h.M.
herrschende(-r) Meinung
HFA
Hauptfachausschuss des Instituts der Wirtschaftspriifer
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
HS
Halbsatz
html
hypertext markup language
http
hypertext transfer protocol
Abkurzimgsverzeichnis
Seite XXVII
HWB
Handworterbuch der Betriebswirtschaft
HWO
Handworterbuch der Organisation
HWRev
Handworterbuch der Revision
i.Br.
im Breisgau
i.d.R.
in der Regel
i.R.
im Rahmen
i.S.d.
im Sinne der/des
i.S.v.
im Sinne von
i.V.m.
in Verbindung mit
lAASB
International Auditing and Assurance Standards Board
lAPS
International Auditing Practice Statements
IAS
International Accounting Standards
lASB
International Accounting Standards Board
lASC
International Accounting Standards Committee
IDW
Institut der Wirtschaftspriifer in Deutschland e.V.
IDW PH
IDW Priifungshinweis
IDW RS
IDW Stellungnahn\en zur Rechnungslegung
IDW RS HFA
IDW Stellungnahmen zur Rechnungslegung des Hauptfachausschusses
IF AC
International Federation of Accountants
IFRS
International Financial Reporting Standards
inkl.
inklusive
IOSCO
International Organization of Securities Commissions
ISA
International Standard(-s) on Auditing
ISAE
International Standards on Assurance Engagements
ISIN
International Securities Identifikation Number
ISQC
International Standard on Quality Control
Abkiirzungsverzeichnis
Seite XXVIII
Jg.
Jahrgang
KapAEG
Gesetz zur Verbesserimg der Wettbewerbsfahigkeit deutscher Konzerne an Kapitalmarkten und zur Erleichterung der Aufnahme von Gesellschafterdarlehen (Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz)
KapInHaG
Gesetz zur Verbesserung der Haftung fiir falsche Kapitalmarktinformationen (Kapitalmarktinformationshaftungsgesetz)
KapMuG
Gesetz iiber Musterverfahren in kapitalmarktrechtlichen Streitigkeiten(Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz)
KOM
Konunission (der Europaischen Gemeinschaften/Union)
KonTraG KStG
Gesetz zur KontroUe und Transparenz im Unternehmensbereich Korperschaftsteuergesetz
LG
Landgericht
m.w.N.
mit weiteren Nachweisen
MDAX
Mid Cap DAX
Mio.
Million(en)
Mitt.
Mitteilungen
n.F.
neue Fassung
NaStraG
Gesetz zur Namensaktie rechtsausiibung (Namens
NEMAX
Neuer Markt Index
No.
Nummero (Nummer)
Nr.
Nummer
ojg-
ohne Jahrgang
Abkiirzungsverzeichnis
Seite XXIX
o.O.
ohne Ort
o.V.
ohne Verfasser
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
OLG
Oberlandesgericht
OWiG
Gesetz iiber Ordnungswidrigkeiten
PCAOB
Public Company Accounting Oversight Board
Pdf
portable document format
Prof.
Professor(in)
PS
Priifungsstandard
PublG
Gesetz iiber die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzernen (Publizitatsgesetz)
PWC
PricewaterhouseCoopers
RefE
Referentenentwurf
RegE
Regierungsentwurf
Rer. pol.
rerum politicarum
RH
Rechnungslegungshinweise(-e)
RIG
Rechnungslegimgs Interpretations ( legungs Interpretationen
RiLi
Richtlinie
Rn.
Randnummer
Rz.
Randziffer
S.
Seite(n)
SAS
Statement on Auditing Standards
SDAX
Small Cap DAX
SEC
Securities and Exchange Commission
SOA
Sarbanes-Oxley-Act
Seite XXX
Abkiirzungsverzeichnis
SOg.
sogenannte(n/r)
Sp.
Spalte
StiickAG
Stiickaktiengesetz
TecDAX
Technologie-Werte DAX
TransPuG
Gesetz zur weiteren Reform des Aktien- und Bilanzrechts, zu Transparenz und Publizitat (Transparenz- und Publizitatsgesetz)
Tz.
Textziffer(n)
UMAG
Gesetz zur Unternehmensintegritat und Modernisierung des Anfechtungsrechts
US
United States
USA
United States of America
US-GAAP
US Generally Accepted Accoimting Principles
US-GAAS
US Generally Accepted Auditing Standards
V.
von/vom
v.a.
vor allem
Vgl.
vergleiche
VO
Vorstands-Stellungsnahme(-n); Verordnung
VorstOG
Gesetz iiber die Offenlegung der Vorstandsvergiitungen (Vorstandsvergiitungs-Offenlegungsgesetz - VorstOG)
vs.
versus
WpAIV
Verordnung zur Konkretisierimg von Anzeige-, Mitteilungsund Veroffentlichungspflichten sowie der Pflicht zur Fiihrung von Insiderverzeichnissen nach dem Wertpapierhandelsgesetz (Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung - WpAIV)
WpHG
Gesetz uber den Wertpapierhandel (WpHG)
Abkiirzungsverzeichnis
Seite XXXI
WPK
Wirtschaftspriiferkammer
WPO
Gesetz liber eine Berufsordnung der Wirtschaftspriifer (Wirtschaftspriiferordnung)
WPO AG
Gesetz zur Anderung von Vorschriften iiber die Tatigkeit der Wirtschaftspriifer (Wirtschaftspruferordnungs-Anderungsgesetz)
WpPG
Gesetz iiber die Erstellung, Billigimg und Veroffentlichung des Prospekts, der beim offentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei der Zulassung von Wertpapieren zum Handel an einem organisierten Markt zu veroffentlichen ist (Wertpapierprospektgesetz - WpPG)
WPRefG
Gesetz zur Reform des Zulassungs- und Prlifungsverfahrens des Wirtschaftsprufungsexamens (Wirtschaftsprlifungsexamens-Reformgesetz-WPRefG)
www
world wide web
XBRL
extensible Business Reporting Language
XML
Extensible Markup Language
z.B.
Zum Beispiel
z.T.
Zum Teil
Abkurzimgsverzeichnis fiir Zeitschriften und Zeitungen
Seite XXXIII
Abkiirzungsverzeichnis fiir Zeitschriften und Zeitungen
AG
Die Aktiengesellschaft
AR
Der Aufsichtsrat
BB
Betriebs-Berater
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschimg und Praxis
BGBL
Bundesgesetzblatt
DB
Der Betrieb
DBW
Die Betriebswirtschaft
DStR
Deutsches Steuerrecht
DSWR
Datenverarbeitung Steuer Wirtschaft Recht
FAZ
Frankfurter AUgemeine Zeitung
FB
Der Finanz-Betrieb
FN-IDW
Fachnachrichten des Instituts der Wirtschaftsprlifer in Deutschland e.V.
HB
Handelsblatt
IStR
Internationales Steuerrecht
KoR
Zeitschrift fiir kapitalmarktorientierte Rechnungslegung
NJW
Neue Juristische Wochenzeitschrift
NWB
Neue Wirtschafts-Briefe. Zeitschrift fiir Steuer- und Wirtschaftsrecht
NZG
Neue Zeitschrift fiir Gesellschaftsrecht
PiR
Praxis der internationalen Rechnungslegung
RIW
Recht der Internationalen Wirtschaft
SBR
Schmalenbach Business Review
Schw. Treuh.
Der Schweizer Treuhander
Seite XXXIV
Abkurzungsverzeichnis fiir Zeitschriften imd Zeitungen
StuB
Steuern und Bilanzen
WiSt
Wissenschaftliches Studium
WISU
Das Wirtschaftsstudium
WM
Wertpapier-Mitteilungen. Zeitschrift fiir Wirtschafts- und Bankrecht
WPg
Die Wirtschaftspriifung
WPK-Mitt.
Mitteilungen der Wirtschaftspruferkammer
ZfB
Zeitschrift fiir Betriebswirtschaft
ZfbF
Schmalenbachs Zeitschrift fiir betriebswirtschafthche Forschung
ZGR
Zeitschrift fiir Unternehmens- und Gesellschaftsrecht
ZHR
Zeitschrift fiir das gesamte Handelsrecht und Wirtschaftsrecht
ZIP
Zeitschrift fiir Wirtschaftsrecht
Symbolverzeichnis
Seite XXXV
Symb ol verzeichnis
$
Dollar
€
Euro
§
Paragraph
§§
Paragraphen
%
Prozent
&
Und
Abbildungsverzeichnis
Seite XXXVII
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abgrenzung der Begriffe Borsen- und Kapitalmarktnotierung/-orientierung im Sinne der EU
19
Abbildung 2: Wesentliche Kriterien zur Differenzierung von Unternehmenspublizitat
22
Abbildung 3: Wesentliche Kriterien zur Differenzierung von Enforcement-Arten
29
Abbildung 4: Allgemeine Funktionen des Enforcement und wesentliche sich daraus ergebende Anforderungen
50
Abbildung 5: Systematisierung wesentlicher Elemente des Publizitatssystems
82
Abbildung 6: Systematisierung wesentlicher Enforcement-Elemente der jahrlichen Publizitat
126
Abbildung 7: Struktur kiinftiger kombinierter Priifungsstandards
137
Abbildung 8: Wesentliche Elemente der Berufsaufsicht
146
Abbildung 9: Sub funktionen der Informationsfunktion der Zwischenberichterstattung
229
Tabellenverzeichnis
Seite XXXIX
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Abgrenzung der Teilfunktionen des Uberwachungsbegriffs anhand ausgewahlter Kriterien
Tabelle 2:
Entwicklung der Anzahl von Ad hoc-Mitteilungen inlandischer Emittenten von 1995-2004
Tabelle 3:
26
190
Katalog veroffentlichungpflichtiger Insiderinformationen der BaFin
212
Tabelle 4:
Strukturierte Bilanz nach IAS 34
268
Tabelle 5:
Strukturierte Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 34 auf Basis des Umsatzkostenverfahrens
Tabelle 6:
270
Strukturierte Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 34 auf Basis des Gesamtkostenverfahrens
271
Tabelle 7:
Strukturierte Kapitalflussrechnung nach IAS 34
277
Tabelle 8:
Eigenkapitalveranderungsrechnung nach IAS 34
279
Tabelle 9:
Stichprobe zur Analyse der Durchfiihrung einer prliferischen Durchsicht im Prime Standard zum 31. Marz 2005... 353
Einleitung
I. Problemstellimg und Zielsetzung I.
Seite 3
Problemstellung und Zielsetzung
Das deutsche Corporate Governance-System befindet sich aktuell in einer dynamischen Entwicklungsphase. Hierfiir spricht die Vielzahl der in der Vergangenheit sowohl auf nationaler als auch auf europaischer Ebene erlassenen Gesetze, Richtlinien, Verordnungen und sonstigen Reformbestrebungen,i die in einem interdependenten Zusammenhang stehen. Insbesondere die gravierenden Bilanzskandale bzw. Unregelmafiigkeiten in der Unternehmenspublizitat^ sind dafiir verantwortlich, dass eine intensive Diskussion um die effektive und effiziente Ausgestaltung der Corporate Governance gefiihrt wird.^ Das Vertrauen der Anleger^ in den Kapitalmarkt ist, im Wesentlichen durch Unternehmenszusammenbruche induziert, nachhaltig erschiittert worden.^ Neben der nicht ordnungsgemafien Anwendung der Rechnungslegungsstandards tragt ebenso ein als nicht funktionsfahig angesehenes Enforcement der Publizitat zur Schadigimg des Anlegervertrauens bei.
Vgl. zu einer Analyse wesentlicher Reformen des Corporate Governance-Systems Abschnitt III. des Ersten Hauptteils. Beispiele fiir entsprechende Bilanzskandale und Ururegelmafiigkeiten in der Untemehmenspublizitat sind in den USA der Fall Enron, WorldCOM und Xerox sowie auf europaischer Ebene die Untemehmen ABB, Ahold, ComROAD und Parmalat; vgl. hierzu im Einzelnen Kiiting/Wohlgemuth 2002, S. 265; Pooten 2005, S. 58; Rosen 2004, S. 326; Wirl/Brandle 2004, S. 906. Als Beispiele fiir Deutschland sind die Untemehmen EM.TV und Flowtex anzufiihren; vgl. hierzu Giinther 2004, S. 25. Vgl. Bocking 2003, S. 249; Bocking/Dutzi/Miifiig 2004, S. 417. Unter einem Anleger ist eine Person oder Institution zu verstehen, die nicht bekannten Personen Kapital anvertraut; vgl. Koch/Schmidt 1981, S. 233. Im Sinne dieser Untersuchung wird der Anleger als gewinnorientierter Investor betrachtet; vgl. hierzu grundlegend Siems 2005, S. 83-84. Dabei hat sich eine allgemeine Unterscheidung in Kleinanleger, institutionelle Anleger und Mehrheitsaktionare im Schrifttum durchgesetzt; vgl. stellvertretend Lehner 2004, S. 6. Unter institutionellen Investoren werden in Anwendimg einer engen Begriffsdefinition Pensionskassen, Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften und Kapitalanlagegesellschaften gefasst; vgl. Siems 2005, S. 374. Die Begriffe AiUeger, Aktionar und Anteilseigner werden synonym fiir gewiimorientierte Investoren verwendet, die Wertpapiere i.S.v. § 2 Abs. 1 S. 1 WpHG halten oder dieses beabsichtigen. Vgl. Rudolph 2003, S. 2053.
Seite 4
Einleitimg
Als weiterer Einflussfaktor, der zur Notwendigkeit einer Reformiening des Corporate Governance-Systems gefuhrt hat, ist eine empirisch belegbare Anderung der Kapitalmarktcharakteristika zu nennen. Zunachst kann in diesem Kontext eine fortschreitende Internationalisierung des deutschen Kapitalmarkts festgestellt werden,^ die zu einer Steigerung des Wettbewerbs um Eigenkapital fuhrt7 Diese Entwickliing wird durch eine Tendenz der bevorzugten Eigenkapitalfinanzierung gegeniiber jener mittels Fremdkapital flankiert.^ Hierbei lasst sich eine deutliche Reduktion des Einflusses von Banken als Fremd- und Eigenkapitalanleger konstatieren,^ die unter anderem zu einem Anwachsen des Streubesitzes und Aufbrechen der Struktur der Deutschland AG^o fiihrt.ii Dieser Trend wird durch eine zunehmende Bedeutung institutioneller Investoren begleitet.^^ Aus diesen Entwicklungen lasst sich eine gestiegene Schutzbediirftigkeit der Anleger durch die Ausgestaltung des Corporate Governance-Systems ableiten, die sich vor allem fiir private Kleinaktionare
6
Diese Aussage lasst sich durch das Anwachsen des Anteils auslandischer Investoren bei den Deutschen Aktienindex (DAX)-30-Untemehmen im Zeitraum von 2001 bis 2005 von durchschnittlich 35,5% auf 43,8% belegen; vgl. Sommer 2005, S. 29. Ende August 2005 befinden sich zudem bereits acht der in Rede stehenden Unteinehmen mehrheitUch in Eigentum auslandischer Investoren; vgl. Sommer 2005, S. 29.
7
Vgl. Hopt 2000, S. 810.
8
Vgl. hierzu Deeg 2001, S. 35; Hackethal/Schmidt/ThyreU 2005, S. 401. Zu den Vorteilen der Eigenkapitalfinanzierung vgl. Behrens 2003, S. 13.
9
Vgl. Hackethal/Schmidt/Thyrell 2005, S. 404; Jackson/Moerke 2005, S. 358-359; Maisch 2005, S. 31.
10 Ausfiihrlich zur Deutschland AG vgl. Siems 2005, S. 365. 11 Einer Berechnimg zufolge hat sich der Streubesitz im DAX in der Zeit von 2001 bis 2005 von 72,4% auf 81,5% erhoht; vgl. Sommer 2005, S. 29. Zu einer Graphik, in der die Verflechtung bedeutender deutscher Untemehmen aus dem Jahr 1996 jener im Jahr 2005 gegeniiber gestellt wird, vgl. Maisch 2005, S. 30-31. Der bis vor kurzem hohe Verflechtungsanteil als charakteristisches Merkmal der Deutschland AG hat sich damit in kurzer Zeit insbesondere durch die Einfiihrung der Steuerfreiheit auf Ertrage aus Beteiligimgsverkaufen nach § 8b KStG reduziert; vgl. Maisch 2005, S. 30. 12 Vgl. Jackson/Moerke 2005, S. 357-358; Siems 2005, S. 374-376. Dabei hat sich der Anteil des Kapitals, welches durch institutionelle Investoren gehalten wird, in den Neunziger Jahren mehr als verdoppelt; vgl. Raskop 2004, S. 9.
I. Problemstellung und Zielsetzung
Seite 5
aufgrund ihrer geringeren Einflussmoglichkeiten im Gegensatz zu institutionellen Investoren herleiten lasst.^^ Das Erfordernis einer verstarkten Regulierung des Anlegerschutzes ist zusatzlich mit der Tatsache zu begriinden, dass die private Altersvorsorge durch Investition am Kapitalmarkt zimimmt.^^
Als Effekt des beschriebenen Anstiegs des Streubesitzes u n d der Internationalisierung der Kapitalmarkte ist eine Bedeutungszunahme des Shareholder Value-Konzepts durch die Integration einer wertorientierten Unternehmensfiihrung in das unternehmerische Zielsystem zu beobachten, die zusatzlich durch den Einfluss der institutionellen Investoren voran getrieben wird.^^ Durch dieses Konzept werden zunehmend die Anlegerinteressen in die Zielbildung des Unternehmens aufgenommen,!^ woraus die Notwendigkeit einer an deren Zielen orientierten, verlasslichen Publizitat erwachst.
Nicht nur aus den bisher aufgezeigten Entwicklungstendenzen ergibt sich ein fortwahrender Anpassungsbedarf, sondern ebenfalls aufgrund von europaischen Harmonisierungsbestrebungen.^^ Zusatzlich kann die hohe Relevanz der Ausgestaltung des Corporate Governance-Systems mittels empirischer
13 Vgl. Lenz/Bauer 2002, S. 253; Paul 2005, S. 359-360. 14 Vgl. Matthes 2000, S. 30; Miiller 2005, S. 209. 15 Vgl. Freidank 2000, S. 16; Pellens/Fiilbier 2000, S. 572. Vgl. zu empirischen Ergebnissen, die diese Aussage belegen, Achleitner/Bassen 2002, S. 619-639 m.w.N. 16 Vgl. Paul 2005, S. 361. 17 Dabei sind die Harmonisierungsbestrebungen als europaische Reaktion auf die Unternehmenszusammenbriiche sowie die Anderung der Kapitalmarktfaktoren zuruckzufuhren. Daher werden momentan auf europaischer Ebene eine Vielzahl von Reformen eingeleitet; vgl. Maul 2005, S. 2. In Ubereinstimmung mit Hinz wird Harmonisierung als „die Zielrichtung von einem geringeren zu einem hoheren Zustand der Angleichung" verstanden; Hinz 2005, S. 4-5. Ein Anstofi fiir die europaischen Reformen ist zusatzlich in der Verabschiedung des Sarbanes Oxley-Act im Juli 2002 (SOA 2002) in den USA zu sehen; Schiessl 2002, S. 593. Diese Gesetzgebung wird im Folgenden aufgrund einer Eingrenzimg auf die europaischen Harmonisierungsbestrebungen nicht detailliert in die Analyse integriert.
Seite 6
Einleitimg
Studien belegt werden, durch welche Corporate Governance flir den deutschen Kapitalmarkt als Wettbewerbsfaktor verifiziert wird.i^
Durch die lange Tradition der Deutschland AG kommt es aber erst zogerlich zu einer Neuordnung des Corporate Governance-Systems, die zunehmend durch das rechtsgebietsiibergreifende Kapitalmarktrecht gepragt ist.^^ Wesentliche Ziele sind die Sicherung des Funktionen- und Anlegerschutzes, die interdependent iruteinander verkntipft sind.^o Angesichts dieser Zielsetzung lasst sich ein zunehmender Einfluss des Publizitatssystems zum Abbau von InformationsasyTTimetrien erkennen,2i der insbesondere durch die kapitalmarktrechtliche, aber auch durch die handels- und aktierurechtliche Ausgestaltung des Publizitatssystems gepragt ist.22
Aufgrund der immer schneller ablaufenden wirtschaftlichen Prozesse reicht der klassische (Konzem-)Jahresabschluss als Grundlage fur das Treffen von Anlageentscheidungen vor dem Hintergrund der beschriebenen Entwicklungstendenzen nicht mehr aus, weshalb sowohl die Bedeutimg einer regelmaliigen als auch situationsbedingten imterjahrigen Publizitat in den letzten
18 In diesem Ziisammenhang liegen fiir den deutschen Kapitalmarkt erste empirische Studien vor, wahrend fiir den amerikanischen Kapitalmarkt ein Zusammenhang empirisch bereits als erwiesen gilt; vgl. Fockenbrock/Hussla 2005, S. 29. Ausfuhrlicher zu den Studien vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(2)(c) des Ersten Hauptteils. 19 Vgl. Merkt 2003, S. 126-136; PeUens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 819-821. 20
Insbesondere das Wertpapierhandels- imd das Borsengesetz, aber auch Teile des Aktiengesetzes imd des Handelsgesetzbuches bestimmen die Ausgestaltung des Kapitalmarkts; vgl. Behrens 2003, S. 83-84. Die aktien-, handels- und kapitalmarktrechtlichen Vorschriften sind deshalb rechtssystematisch als Einheit zu betrachten; vgl. Hommelhoff 2000, S. 773; Hopt 2005, S. 469.
21 Vgl. Paul 2005, S. 362. Zu einer theoretischen Fimdierung dieser Aussage i.S.d. PrincipalAgent-Theorie vgl. Abschnitt II.B. des Ersten Hauptteils. 22
Vgl. hierzu grundlegend Hommelhoff 2000, S. 749-754.
I. Problemstellung und Zielsetzimg
Seite 7
Jahren erheblich gestiegen ist.^^ Auf nationaler u n d europaischer Ebene sind deshalb verschiedene Arten von unterjahriger Publizitat in das Corporate Governance-System integriert worden, bei denen die Informationsfunktion, die im Sinne der Shareholder Value-Orientierung eine zeitnahe u n d transparente Publizitat begrundet,^^ im Vordergrund steht.^^ Als Instrumente der unterjahrigen Publizitat stehen im Folgenden die Zwischenberichterstattung und Ad hoc-Publizitat, die beide in die kapitalmarktrechtlichen Publizitatspflichten einzuordnen sind,^^ im Zentrum der Betrachtung.
Hinsichtlich der periodischen Zwischenberichterstattung ist z u konstatieren, dass diese lange Zeit durch ein uniiberschaubares Nebeneinander von Vorschriften gepragt war.27 Aufgrund der Transparenz-Richtlinie^s wird jedoch in Angleichung an die jahrliche Publizitat eine Verpflichtung zur Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS)^^ auch im konsolidierten Zwischenbericht erfolgen.^o J){Q Fokussierung dieses Publizitatsinstruments ist z u d e m vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Zwischenbericht
23
Vgl. Alexander/Archer 2005, Ch. 22.01; Kiiting/Zwimer 2003, S. 193. In den letzten Jahren ist deshalb eine deutliche Rediizierung der Publizitatsintervalle zu konstatieren; vgl. Kirchner 2002, Sp. 1949. Diese Entwicklimg ist insbesondere durch eine starkere Kapitalmarktorientienmg der Publizitat gepragt; vgl. Pellens/Fiilbier 2000, S. 585-586.
24
Vgl. K u h n e r 2004, S. 266-267; Schiessl 2002, S. 594.
25
Vgl. Seibert 2002,5.419.
26
Vgl. HommeUioff 2000, S. 752.
27
Vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 88.
28
Vgl.RiLi2004/109/EG.
29
Die neu verabschiedeten Standards des nunmehr als International Accounting Standards Board (lASB) (vormals: International Accounting Standards Committee (lASC)) bezeichneten Gremiums werden als IFRS (vormals: International Accounting Standards (IAS)) benarmt, wobei die alten Standards weiterhin unter dem Begriff IAS gefiihrt werden. Entsprechend der Normierung in IAS 1.11 wird in der Arbeit der Ausdruck IFRS als Oberbegriff verwendet.
30
Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 3, S. 45.
Seite 8
Einleitung
trotz seiner steigenden Bedeutung fiir Anlageentscheidungen noch nicht in voUem Umfang als Element der Investor Relations^! genutzt wird.32 Im Gegensatz zur noch nicht erfolgten Umsetzung der Transparenz-Richtlinie ist die Ad hoc-Publizitat in Folge der Umsetzung der Marktmissbrauchsrichtliiue^^ durch das Anlegerschutzverbesserungsgesetz (AnSVG)^ bereits im Jahr 2004 reformiert worden. Aufgrund der sich hieraus ergebenden Anderimgen der Tatbestandsvoraussetzungen kann ebenso fiir die Ad hoc-Publizitat ein weiterer Untersuchimgsbedarf abgeleitet werden.
Um die Fimktionsfahigkeit des Kapitalmarkts zu gewahrleisten, ist zudem die Verlasslichkeit publizierter Daten von entscheidender Bedeutung.^s Diese ist nach Einschatzung der ArUeger in den letzten Jahren gesunken.^ Das Enforcement der Publizitat riickt demzufolge, verstanden als Mafinahme zur Starkimg des Vertrauens, zunehmend in den Vordergrimd, da eine entscheidungsrelevante, aber nicht verlasslich eingestufte Information einem funktionsfahigen Kapitalmarkt entgegensteht.37 Ein Forschungsbedarf besteht insbesondere in Bezug auf das Enforcement der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung, welches im Gegensatz zum Eriforcement der Regelberichterstattung im Schrifttimi bislang vernachlassigt und keiner wissenschaftlichen Diskussion zugefiihrt wurde.
31 Es handelt sich bei Investor Relations allgemein um einen Bereich der Offentlichkeitsarbeit des Untemehmens, der fiir die Bereitstellxing von Informationen fiir aktuelle und potentielle Anleger verantwortlich ist; vgl. Ekkenga 2001, S. 1. 32 Zu empirischen Ergebnissen diesbeziiglich vgl. Rolvering 2002, S. 198-199. 33 Vgl.RiLi2003/6/EG. 34 Vgl. A n S V G 2004.
35 Vgl. Booking 2003, S. 252; Raskop 2004, S. 43. 36 Vgl. Baetge/Thiele/Matena 2004, S. 201. 37 Vgl. Alvarez 2004, S. 512.
I. Problemstellung imd Zielsetzung
Seite 9
Ziel der Untersuchung ist es deshalb, ausgehend von der Principal-AgentTheorie, das deutsche Corporate Governance-System kapitalmarktnotierter Aktiengesellschaften^s
unter Beriicksichtigung europaischer
Harmonisie-
rungsbestrebiingen zu analysieren. Aufbauend auf dieser grundlegenden Betrachtung des Gesamtsystems fokussiert die weitere Untersuchung die Ausgestaltung der unterjahrigen Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattimg sowie deren Enforcement. Dazu ist es notwendig, fiir beide Publizitatsinstrumente zunachst ein SoU-Objekt der Berichterstattimg unter Beriicksichtigimg nationaler und europaischer Reformbestrebungen zu entwickeln und fiir identifizierte Defizite Losungsvorschlage aufzuzeigen. Auf dieser Basis wird in einem zweiten Schritt vor dem Hintergrund theoretisch abgeleiteter Fimktionen das Enforcement der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung zu untersuchen sein, um darauf aufbauend Vorschlage hinsichtlich seiner Erweiterung zu entwickeln.
38 Vgl. zur Begriffsbestimmung Abschnitt LA. des Ersten Hauptteils. Die Betrachtung schliefit hierbei die Konzemsicht ein. AUe Normenweise beziehen sich, solange keine abweichende Kennzeichnung erfolgt, auf den Rechtsstand zum 31. Dezember 2005.
Seite 10
II.
Einleitung
Gang der Untersuchung
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile. Der sich an die Einleitung anschliefiende erste Hauptteil bildet das Rahmengerust fiir die detaillierte Untersuchung der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung. Ausgehend von der Bestimmung und Abgrenzung wesentlicher Begriffe wird auf Basis der Principal-Agent-Theorie die Notwendigkeit der Publizitat und deren Enforcement zur Uberwindung von Informationsasymmetrien in einem Corporate Governance-System theoretisch abgeleitet. In diesem Kontext erfolgt sowohl die Entwicklung allgemeiner Qualitatskriterien fiir die Publizitat als auch eine Definition von Anforderungen, die ein funktionsfahiges Enforcement ermoglichen. Im Anschluss werden die wesentlichen Schritte der aktuellen Corporate Governance-Reform auf nationaler imd europaischer Ebene unter Beriicksichtigung ihrer Interdependenzen dargestellt. Hierbei erfolgt eine Konzentration auf jene Reformen, die im Folgenden in die grundlegende Darstellung imd Analyse des deutschen Corporate Governance-Systems einfliefien.
Aufbauend auf dieser theoretischen Fundierung und Prasentation aktueller Reformen werden im Ersten Hauptteil die Organe der Unternehmensverfassung sowie das Publizitats- und Enforcement-System als Subeinheiten des deutschen Corporate Governance-Systems gekennzeichnet. Aufgrund ihrer wachsenden Bedeutung imd festgestellter Defizite ihres Enforcement werden die Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattimg als Untersuchimgsobjekte ausgewahlt.
Der zweite Hauptteil hat sodann eine detaillierte Analyse der Ad hocPublizitat und Zwischenberichterstattimg im deutschen Corporate Governance-System vor dem Hintergrimd europaischer und nationaler Reformbestrebungen zum Gegenstand. Dieses Kapitel verfolgt das Ziel, sowohl fiir die Ad hoc-Publizitat als auch fur die Zwischenberichterstattung ein SoU-Objekt ab-
II. Gang der Untersuchung
Seite 11
zuleiten, das im Dritten Hauptteil als Basis fiir die Analyse von EnforcementMafinahmen dient. Dazu werden jeweils zunachst die historische Entwicklung sowie die theoretischen Grundlagen beider Instrumente dargestellt. Auf Grundlage der im ersten Hauptteil erarbeiteten Qualitatskriterien erfolgt unter Riickgriff auf die Hermeneutik eine Konkretisierung dieser Anforderungen fiir beide Publizitatselemente. Die somit abgeleiteten Kriterien dienen im Folgenden als Analysebasis und fungieren als Grundlage fiir Verbesserungsvorschlage.
Die Analyse der Ad hoc-Publizitat erfolgt grundsatzlich unter Beriicksichtigung des AnSVG. Das Ziel besteht darin, Veranderungen, die sich durch diese Reform ergeben haben, darzustellen und integriert zur Erarbeitimg eines SoUObjekts zu beurteilen. Aufgrund dieser Ausrichtimg werden zunachst die Tatbestandsmerkmale einer Ad hoc-Mitteilung in der Fassimg des AnSVG unter Beriicksichtigung jener vor dessen Verabschiedung gekennzeichnet und beurteilt. Im Anschluss daran werden im Kontext der Analyse der Ad hocPublizitatspflicht sowohl das Verhaltnis dieses Berichterstattimgsinstruments zum Value Reporting als auch bezliglich anderer Publizitatsinstrumente einer Analyse unterzogen. Einen weiteren wesentlichen Gesichtpunkt in diesem Kapitel stellen daran anschliefiend die Untersuchimg des Veroffentlichungszeitpunktes einschliefilich der Problematik mehrstufiger Entscheidungsprozesse sowie der Veroffentlichungsweg dar.
Die Untersuchung der Zwischenberichterstattung erfolgt angesichts einer durch die Transparenz-Richtlinie noch umzusetzenden vorgeschriebenen Einfiihrung eines unterjahrigen Finanzberichts, der insbesondere durch eine Zwischenberichterstattung auf Basis von IAS 34 gepragt ist. Neben der Pflicht zur Publizitat erfolgt zunachst eine Diskussion der Haufigkeit, des Zeitraums, des Zeitpunktes sowie des Gegenstands dieser unterjahrigen Publizitat. Durch die
Seite 12
Einleitung
im Vordergrimd stehende Zeitnahe dieser Publizitat ist im Rahmen der allgemeinen Anforderungen neben der Frist und der Dauer der Veroffentlichung im Wesentlichen die Nutzung des Internet zu analysieren. Zusatzlich werden aufgrund der bevorstehenden gesetzlichen Einfiihrung einer Beachtung von IAS 34 explizit der Zeitpunkt sowie spezielle Grundsatze der Umstellung ausgearbeitet. Die sich anschliefiende inhaltliche Detailanalyse der Zwischenberichterstattung erfolgt vor dem Hintergrund einer Nutzung des Zwischenberichts als Element der Investor Relations mit dem Ziel, Vorschlage zur Erweiterung zu imterbreiten.
Der Dritte Hauptteil dient sodann der detaillierten Betrachtimg des Enforcement der Ad hoc-Publizitat sowie der Zwischenberichterstattung. Dazu werden die im ersten Hauptteil zimachst allgemein abgeleiteten Anforderungen an das Enforcement jeweils konkretisiert, um auf dieser Basis vorhandene Strukturen im Detail bewerten zu kormen. Aufbauend auf identifizierten Enforcement-Lticken werden jeweils fiir beide Publizitatsinstrumente Vorschlage zur Reduktion bestehender Defizite diskutiert, beurteilt und gegebenenfalls im Sinne einer Erweiterung des deutschen Corporate Governance-Systems im Detail vorgeschlagen. Ziel dieses Hauptteils ist es demnach, fur beide Publizitatsarten unter Beriicksichtigung bestehender Enforcement-Mafinahmen Vorschlage zu entwickeln, die die Verlasslichkeit von Kapitalmarktinformationen bestmoglich gewahrleisten.
Bei der Analyse von Erweiterimgsmoglichkeiten des Enforcement der Ad hocPublizitat steht zuerst eine Verbesserung des internen Enforcement durch den Aufsichtsrat im Mittelpimkt, bevor fiir dieses Publizitatsinstrument vom Wirtschaftspriifer angebotene Dienstleistimgen untersucht werden. Als Abschluss erfolgt sodann eine Analyse der Ausweitung der Haftimg des Emittenten sowie der Organmitglieder.
II. Gang der Untersuchving
Seite 13
Zur Verbesserung des Enforcement der Zwischenberichterstattung wird zunachst die Einfiihrung einer Priifung und Billigung des Zwischenberichts durch den Aufsichtsrat untersucht. Als weiterer Verbesserungsvorschlag wird dariiber hinaus die Einfiihrung einer verpflichtenden priiferischen Durchsicht diskutiert und im Sinne eines Continuous Audit durch den Abschlusspriifer im Detail vorgeschlagen. Weiterhin werden in diesem Zusammenhang Konsequenzen hinsichtlich der Berufsaufsicht, Qualitatssicherung und Haftung des Wirtschaftspriifers als Bestandteile des sekundaren Enforcement beriicksichtigt. Anschliefiend erfolgt eine Analyse der Ausweitimg der Haftung des Emittenten, des Vorstands und Aufsichtsrats zu einer direkten Informationshaftung, wobei auf die im Kontext der Ad hoc-Publizitat geschaffenen Grundlagen zuriickgegriffen wird. Als letzter Vorschlag steht eine Erweiterung des Enforcement durch die Aufnahme der Zwischenberichterstattung in den Zustandigkeitsbereich der neu geschaffenen Enforcement-Instanz im Fokus.
Eine Zusammenfassung der wesentlichen Untersuchimgsergebnisse sowie ein Ausblick auf wesentliche nationale und europaische Entwicklungstendenzen schliefit diese Arbeit ab.
Erster Hauptteil: Publizitat und deren Enforcement als Elemente des deutschen Corporate Governance-Systems
I. Begriffsbestimmimgen und -abgrenzimgen
L
Begrif f sbestimmungen und -abgrenzungen
A.
Kapitalmarktnotierte Aktiengesellschaften
Seite 17
Den Gegenstand der Untersuchung bilden Aktiengesellschaften im Sinne von § 1 AktG, die am Kapitalmarkt notiert sind.^^ Eine Gesellschaft gilt als kapitalmarktnotiert oder synonym als kapitalmarktorientiert^o, wenn sie mit Wertpapieren nach § 2 Abs. 1 S. 1 WpHG^^ einen organisierten Kapitalmarkt im Sinne des § 2 Abs. 5 WpHG^^ in Anspruch nimmt. Die Menge der kapitalmarktnotierten Gesellschaften beinhaltet demnach auch die borsennotierten Aktiengesellschaften nach § 3 Abs. 2 AktG. Der Begriff „organisierter Markt" nach § 2 Abs. 5 WpHG entspricht dem Begriff „geregelter Markt" in der lASVerordnung bzw. der Transparenz-Richtlinie.^^ In Deutschland fallen unter den „geregelten Markt" im Sinne der genannten europaischen Richtlinien der Amtliche Handel^ und der Geregelte Markt^^^ weshalb dieser europaische
39
Die Betrachtiing von branchenspezifischen Besonderheiten von Banken und Versicherungen wird im Folgenden ausgeschlossen.
40
Im Gegensatz zu dieser synonymen Verwendimg wird der Begriff Kapitalmarktorientien m g im HGB etwas weiter gefasst imd beinhaltet ebenso diejenigen Gesellschaften, die eine Zulassung zim\ Kapitabnarkt beantragt haben; vgl. diese Begriffsauffassimg belegend beispielhaft § 267 Abs. 3 S. 2 HGB.
41 In § 2 Abs. 1 Nr. 1 xmd 2 WpHG werden als Wertpapiere „Aktien, Zertifikate, die Aktien vertreten, Schuldverschreibimgen, Genussscheine, Optionsscheine imd andere Wertpapiere, die mit Aktien oder Schuldverschreibungen vergleichbar sind", aufgezahlt. Zudem fallen darunter nach S. 2 auch „Anteile an Investmentvermogen, die von einer Kapitalgesellschaft oder einer auslandischen Investmentgesellschaft ausgegeben werden''. 42
Merkmale eines derartigen Markts sind nach Wortlaut dieser Vorschrift die Regelung und Uberwachimg des Markts durch eine staatlich anerkarmte Stelle, ein regelmafiiges Stattfinden und ein fiir das Publikum mittelbarer oder immittelbarer Zugang.
43
Beide europaischen Vorgaben sehen dabei als Basis fiir den Marktbegriff die Wertpapierdienstleistungs-Richtlinie an. Fiir die lAS-Verordnung vgl. VO (EG) Nr. 1606/2002, Art. 4, S. 3 und fiir die Transparenz-Richtlinie RiLi 2004/109/EG, Art. 2 Abs. 1 c), S. 43. Zur Begriffsbestimmung geregelter Markt im europaischen Sinn vgl. RiLi 2004/39/EG, Art. 4 Abs. 1 Nr. 14, S. 43. Diese Richtlinie lost die in der lAS-Verordnimg noch angegebene Richtlinie 93/22/EWG ab; vgl. RiLi 2004/39/EG, Erwagungsgrund 2, S. 1.
44
Vgl. §§ 30-48 BorsG.
45
Vgl. §§ 49-56 BorsG.
Seite 18
Erster Hauptteil
Ausdruck d e m des organisierten Markts nach § 2 Abs. 5 WpHG entspricht.^^ Als wichtigster Markt ist in Deutschland die Frankfurter Wertpapierborse zu nennen, die insbesondere durch die Segmentierung der Deutschen Borse AG in den Prime und General Standard gekennzeichnet ist.^^ J^QJ- Begriff Kapitalmarktorientierung im Sinne der lAS-Verordnung u n d Transparer\z-Richtlinie stimmt hinsichtlich des Umfangs fur den Handel mit Wertpapieren nach § 2 Abs. 1 WpHG mit d e m in der Bearbeitung verwendeten Begriff Kapitalmarktnotierung iiberein. Dabei wird im Rahmen der Bearbeitung davon ausgegangen, dass die Kapitalmarktnotierung mindestens vom Mutterunternehmen erfulltwird.48
46
Vgl. PWC 2004, S. 13. Damit fallen in Deutschland die Frankfurter Wertpapierborse (FWB) und die regionalen Borsen (Berlin, Bremen, Diisseldorf, Hamburg, Haimover, Miinchen, Stuttgart) sowie die Terminborse EUREX in Frankfurt imd der Start Up Market in Hamburg imter die Kriterien eines geregelten Markts nach dem europaischen Verstandnis; vgl. Buchheim/Ulbrich 2004, S. 273; Burger/Ulbrich 2005, S. 41-42; PWC 2004, S. 13-14. Zum 1. Juni 2004 wiurden an diesen Markten Wertpapiere von insgesamt 1.339 Untemehmen gehandelt, wobei von diesen 75,2% ihren Sitz in Deutschland haben; vgl. Burger/Ulbrich 2005, S. 42.
47
Mit Wirkung zum 1. Januar 2003 hat die Deutsche Borse AG eine neue Segmentierung in Prime bzw. General Standard vorgenommen; vgl. ausfiihrlich Neufeld 2003, S. 18-21 imd Schlitt 2003, S. 57-69.
48
Die explizite Betrachtung von Schuldemittenten wird dabei in der Folge ausgeschlossen.
I. Begriffsbestimmungen imd -abgrenzungen
Seite 19
Die nachfolgende Abbildung fasst die verbale Abgrenzung noch einmal in graphischer Form zusammen.
Handel am organisierten Kapitalmarkt Aktien i.S.v. § 2 Abs. 5 WpHG
Sonstige Wertpapiere i.S.v. § 2 Abs. 5 WpHG
Borsennotienmg
Kapitalmarktnotierung/ Kapitalmarktorientierung i.S.d. EU
Abbildung 1: Abgrenzung der Begriffe Borsen- und Kapitalmarktnotierung/-orientierung im Sinne der EU^^
B.
Publizitat
Es existiert eine Vielzahl von Definitionen des Begriffs Publizitat, was aus unterschiedlichen Betrachtungsweisen u n d der Verfolgung unterschiedlicher Publizitatsziele resultiert.^^ Allgemein soil unter Publizitat die Gewinnung und offentliche Bereitstellung von Informationen flir externe Adressatengruppen iiber verschiedene Medien verstanden werden.^i Zentraler Bestandteil ist demnach der Begriff der Information52, unter den in der betriebswirtschaftlichen Literatur „zweckorientiertes Wissen"53 subsumiert wird. In Abgrenzimg
49
Darstellung in Anlehnimg an Tielmann 2001a, S. 13.
50
Vgl. diese Aussage fiir die Betriebswirtschaftslehre bestatigend Coenenberg 1966, S. 20; hinsichtlich der Mehrdeutigkeit im juristischen Sinne vgl. Merkt 2001, S. 6-7.
51 Vgl. ahnlich Bemdsen 1978, S. 121; Bemdsen 1979, S. 1; Moxter 1962, S. 3-4. 52
Eine Information besteht dabei aus einer Vielzahl von Daten, die als kleinste semantische Etnheit zu bezeichnen ist; vgl. Pietzsch 1964, S. 17.
53 Wittmann 1959, S. 14. Zur kritischen Auseinandersetzung mit dieser Definition vgl. Bode 1997, S. 455-458. Insbesondere wird von Bode bemangelt, dass dutch das Abstellen auf eine Zweckorientierung eine Trennimg von Daten in Wissen, die nicht dem Zweck dienen, und Informationen erfolgt; vgl. Bode 1997, S. 456.
Seite 20
Erster Hauptteil
z u m Begriff der Nachricht^^ dient die Information einem Zweck. Dieser kann in der Beurteilimg zukunftigen Handelns durch den Empfanger konkretisiert werden/5 weshalb Informationen im Verhaltnis beziiglich der zu treffenden Entscheidung zu betrachten sind.^^ Es ist davon auszugehen, dass der Empfanger fiir eine Entscheidungssituation Informationen bedarf,^^ weshalb dem Begriff in einigen neueren wissenschaftlichen Beitragen statt einer recht weit aufzufassenden Zweck- bzw. Zielorientierimg eine Entscheidungsorientierung zugesprochen wird.^s
Weiterhin ist der Begriff Publizitat durch die Informationsiibermittlung gepragt. Entgegen der Tatsache, dass die Begriffe Information u n d Kommunikation59 im Schrifttum oft als Synonyme Verwendimg finden/o soli unter Kom-
54 Unter dem Begriff der Nachricht wird in der Kommunikations- und Informationstheorie eine Abfolge von Signalen und Zeichen ohne jeglichen Einfluss auf den Entscheider verstanden; vgl. stellvertretend Coenenberg 1966, S. 23 und Bartram 1969, S. 75. Bei dieser Abfolge handelt es sich demnach um Wissen, dass keinem bestimmten Zweck dient; so audi Berthel 1992, Sp. 876. Erst eine Orientierung am Verwendimgszweck lasst Wissen deshalb zur Information werden; vgl. Berthel 1975, S. 13. 55 Der Zweck kaim mit der Vorbereitung bzw. Verbesserung einer Entscheidimg konkretisiert werden; vgl. Fiilbier 1998, S. 108. 56 Vgl. Heinrich 1993, Sp. 1749. 57 Dabei ist zwischen den Begriffen Informationsbediirfnis imd -bedarf zu differenzieren. Wahrend sich das Informationsbediirfnis durch die vom Empfanger subjektiv ermittelte Menge von Informationen kennzeichnen lasst, handelt es sich beim Informationsbedarf imi eine objektivierte Grofie, die die Menge imd Qualitat an Informationen fiir eine bestimmte Entscheidungssituation wiedergibt; vgl. Gemiinden 1993, Sp. 1726-1729. Der Informationsbedarf, das Informationsbediirfnis (Informationsnachfrage) imd das Informationsangebot stimmen deshalb in nur wenigen Fallen iiberein; zu einer Abbildung, die diese Aussage graphisch veranschaulicht vgl. Berthel 1975, S. 30. Als Ausgangspunkt des Informationsbediirfnisses ist dabei nicht jenes des einzelnen Teilnehmers sondem jenes des gesamten Markts zu beriicksichtigen; vgl. auch Schmidt 1982, S. 740-741. 58
Vgl. Bode 1997, S. 455; Fiilbier 1998, S. 108; M a g 1977, S. 4.
59
Der Begriff Kommunikation stammt von dem Lateinischen Ausdruck „commimis" ab; vgl. Lexikon 2001, S. 787.
I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzimgen
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munikation allgemein Informationsubermittlung als Prozess verstanden werden.6^ Die Kommunikation ist dabei durch die Interaktion zwischen Sender bzw. Empfanger determiniert, mittels dem das zweckorientierte Wissen iibertragen wird.^^ DQ^ Kreis der Sender ist im Rahmen der Bearbeitung auf die Publizitatsverantwortlichen der Aktiengesellschaft eingegrenzt, wahrend als Empfanger zunachst von alien am Unternehmen Interessierten ausgegangen wird. Bei der Ubertragung von Sender an Empfanger wird auch vom nachrichtentechnischen Kommunikationsaspekt gesprochen, der die Verschliisselung, den Transport und die Entschliisselung des zweckorientierten Wissens umfasst.63 Kommunikation kann verbal (schriftlich oder miindlich) oder nonverbal erfolgen.^ Weiterhin ist eine Differenzierung in ein- bzw. zweiseitige Kommunikation moglich, wobei es bei der letztgenannten zu einer Interaktion zwischen Sender und Empfanger kommt.^s Zusatzlich ist Kommunikation dadurch gepragt, dass eine Mitteilung mit dem Verstehen gekoppelt wird, wobei
60
Eine synonyme Verwendung der Begrifflichkeiten ergibt sich fiir den Fall, dass eine Definition fiir eine Tatigkeit i.S.v. informieren fiir den Ausdruck Information zugrunde gelegt wird; vgl. Berthel 1967, S. 27.
61 So auch Coenenberg mit der Formulierung „Information i.S.d. Vermittlimg von Wissen wird [...] mit dem Terminus Kommunikation belegt"; Coenenberg 1966, S. 20. 62 Vgl. Berthel 1975, S. 16; Pietzsch 1964, S. 13. Es handelt sich deshalb um einen Prozess, der mindestens aus einer Informationsab- sowie -aufnahme gebildet wird; vgl. Berthel 1975, S. 67. 63 Dem ist die sozialwissenschaftliche Komponente von Kommunikation gegeniiberzustellen, die das Verstehen der Information aufgnmd verschiedener Aspekte beleuchtet; vgl. Behrendt 2002,5.684. 64
Vgl. Lexikon 2001, S. 787. I.S.d. Bearbeitung erfolgt eine Eingrenzimg auf den sprachlichen Teil der Kommunikation.
65
Eine Abgrenzimg verschiedener Kommunikationsformen erfolgt auch durch die Begriffe monologische und dialogische Kommunikation, wobei im Fall der einseitigen Form der Prozess allein durch den Sender gesteuert wird; vgl. hierzu imd zu weiteren Erlauterungen Zerfafi 1996, S. 26-28.
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Erster Hauptteil
bei einseitiger Kommunikation imsicher bleibt, ob das Verstehen erfolgreich war.66
Kriterien zur Dif ferenzierung von Untemehmenspublizitat
Anlass
Frequenz
Adressat
Berichtszeitraum
Inhalt
Zeitbezug
vorgeschrieben
periodisch
intern
jahrlich
finanziell
zukunftsbezogen
freiwillig
aperiodisch
extern
unterjahrig
rucht-finanziell
vergangenheitsbezogen
Abbildung2: Wesentliche Kriterien zur Differenzierung von Untemehmenspublizitat67
Entsprechend Abbildung 2 kann Publizitat allgemein in freiwillige und vorgeschriebene Publizitat differenziert werden.^s Gesetzlich wird Publizitat fiir Aktiengesellschaften vor allem im Handels-, Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht geregelt. Neben der Vielzahl an vorgeschriebenen Publizitatsinstrumenten existieren femer freiwillige Angaben bzw. Instrumente im Rahmen der Untemehmenspublizitat. In Bezug auf vorgeschriebene Publizitat wird daher von einer hybriden Kapitalmarktregulierung gesprochen, da sowohl gesetzlich als auch privatrechtlich vorgeschriebene Anforderimgen nebeneinander zu beachten sind.^^ Satzungsrechtliche Vorschriften sind ebenfalls in den Teil der vorgeschriebenen Publizitat einzuordnen.
66 VgLZerfafil996,S.27. 67 Erweiterte Darstellung in Anlehnung an Pellens/Fiilbier 2002, S. 637; Pellens/Fulbier/ Gassen 2004, S. 798. 68 Vgl. entsprechend Marx/Dallmann 2004, S. 930. 69 Vgl. Kirchner 2002, Sp. 1938-1939.
I. Begriffsbestimmiingen und -abgrenzungen
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Weiterhin kann Publizitat nach ihrer Frequenz in periodische u n d aperiodische unterteilt werden. Periodisch impliziert dabei einen immer gleich bleibenden zeitlichen Rhythmus hinsichtlich der Veroffentlichung bestimmter Informationen, wahrend flir aperiodische Publizitatsinstrumente typisch ist, dass der Veroffentlichungszeitpunkt unbekannt ist. Die aperiodische Form ist deshalb nicht an bestimmte Zeitintervalle gebvinden, da die publizitatsauslosenden Ereignisse dem Unternehmen im Vorfeld nicht zuganglich sind.^o
Beziiglich der Adressaten der Publizitat ist allgemein in interne u n d externe zu unterteilen. Als intern werden alle Beschaftigten des Unternehmens angesehen, wahrend als externe Adressaten je nach Publizitatsart im Wesentlichen die Anleger sowie Fremdkapitalgeber, der Fiskus u n d Geschaftspartner zu benennen sind/^
Den Berichtszeitraum betreffend ist jede Form der Publizitat als unterjahrig zu fassen, die aperiodisch ist bzw. jede periodische, deren Berichtszeitraum geringer als ein Jahr ist7^ Von jahrlicher Publizitat soil dagegen gesprochen werden, w e n n der Berichtszeitraum genau ein Jahr umfasst.
Publizitat soil weiterhin anhand ihres Inhalts abgegrenzt werden, indem die Gewinnung von Informationen in finanzielle u n d nicht-finanzielle unterschieden wird73 Unter finanzieller Publizitat soil jene verstanden werden, die sich auf die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage bzw. den allgemeinen Ge-
70
Vgl. ahnlich mit einer Konzentration auf die Ad hoc-Publizitat Fiilbier 1998, S. 23.
71 Vgl. Weber/Wohlfarth 1986, S. 699. 72 Unterjahrige Publizitat wird abweichend im Schrifttum auch mit Zwischenberichterstathmg im weiteren Sirme bezeichnet; vgl. Dahl 1995, S. 5. 73 In diesem Zusammenhang kann ebenfalls in quantitative imd qualitative Publizitat imtergliedert werden; vgl. Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 799.
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Erster Hauptteil
schaftsgang bezieht und sich im Wesentlichen auf das entwickelte Zahlenwerk (internes und externes Rechnungswesen) des Unternehmens stiitzt. Im Gegensatz dazu soUen alle anderen Informationen als nicht-finanziell eingeordnet werden.
Hinsichtlich des Zeitbezugs ist die Publizitat dahingehend zu differenzieren, ob sich die Informationen auf die Vergangenheit oder Zukunft beziehen/^ Weiterhin kann bei Publizitat zusatzlich nach der Art des verwendeten Mediums unterschieden werden, wobei dieses Merkmal aufgrund der Tatsache, dass es sich ausschliefilich auf die Informationsiibermittlung bezieht, nicht in Abbildung 3 iibemommen worden ist. Vor dem Hintergrund einer wesentlichen Beeinflussung der LIbermittlung der Information an den Empfanger durch die Medienauswahl ist diese insbesondere fiir die Giite des Verbreitungsgrades verantwortlich.^^ Asynchrone Medien sind dadurch gekennzeichnet, dass an unterschiedlichen Orten und nicht gleichzeitig kommuniziert wird, wahrend bei synchronen Medien zum identischen Zeitpunkt aber an verschiedenen Orten Informationen iibertragen werden^^ Eine weitere Differenzierung ergibt sich, wenn die Publizitat in personliche und impersonliche Elemente unterteilt wird.^^
Im betriebswirtschaftlichen Sinne existiert eine Vielzahl von Publizitatsformen, die durch Kombination der einzelnen Unterscheidungsmerkmale gepragt sind. AUgemein wird im Rahmen dieser Analyse sowohl eine freiwillige
74 Vgl. entsprechend Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 799-800. 75 Vgl. Fiilbier 1998,5.22. 76 Als asynchrone Medien gelten E-Mail, Fax sowie intemetbasierte Dienste wahrend zu den typischen synchronen Medien die Telefonkommunikation bzw. Video-Konferenzen zu zahlen sind; vgl. dazu ausfuhrlich Behrendt 2002, S. 689-695. '^ Vgl. zu Beispielen fiir die beiden genannten Unterkategorien Jager 2000, S. 187-188.
I. Begriffsbestimmungen iind -abgrenzimgen
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als auch vorgeschriebene sowie periodisch und aperiodisch auftretende Publizitat fur externe Adressaten iiber einen jahrlichen aber auch unterjahrigen Berichtszeitraum analysiert. Hierbei erfolgt eine Eingrenzung auf diejenige finanzielle und nicht-finanzielle Publizitat mit Zukunfts- und Vergangenheitsbezug, die fiir die Beurteilung der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage einer Aktiengesellschaft notwendig ist und im Wesentlichen iiber asynchrone Medien iibermittelt wird. Im Sinne dieser Bearbeitung wird deshalb unter Publizitat jene Ubermittlung von Information verstanden, die das Ziel der Unternehmen verfolgt, vor allem die aktuellen aber auch potentiellen Aktionare mit relevanten und verlasslichen Informationen iiber die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage sowie den allgemeinen Geschaftsverlauf zeitnah zu versorgen, um auf ihrer Basis Anlageentscheidungen treffen zu konnen.
C.
Uberwachung, KontroUe, Priifung, Aufsicht sowie Enforcement
Der Begriff der Uberwachung beschreibt allgemein den „Vergleich von Objekten mit dem Ziel, Abweichungen bzw. tJbereinstimmungen zwischen den Objekten festzustellen^^s. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem nach der Auswahl des Ist-Objekts, potentielle Abweichungen zum festgelegten Referenz-Objekt79 ermittelt und in Folge analysiert bzw. beurteilt werden; der tjberwachungsvorgang wird sodann mit einer Berichterstattung iiber das Ergebnis abgeschlossen.^o
78 Baetge 1992, Sp. 2038. 79 Die Ermittlimg des Referenz-Objekts kann auf der Gnmdlage von gesetzlidien Vorschriften, innerbetrieblichen Vorgaben oder durch Istwerte auf Basis vergangener Perioden bzw. einem Betriebsvergleich erfolgen; vgl. Lentfer 2005, S. 19; Rossler 2001a, S. 40. 80
Vgl. Baetge 1993, S. 180; Baetge 1992, Sp. 2040; Lentfer 2005, S. 18; Portisch 1997, S. 7; Rossler 2001a, S. 40.
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Erster Hauptteil
Der Begriff Uberwachung findet in der betriebswirtschaftlichen Literatur als Oberbegriff ftir die KontroUe, PriifungSi imd Aufsicht Verwendung.82 Eine Abgrenzung dieser drei Teilfunktionen der tJberwachung gelingt iiber die Kriterien Prozessabhangigkeit, Zeitpimkt, Frequenz und Normvorgabe sowie der Konsequenz des Uberwachungsergebnisses, was in folgender Tabelle 1 stichpunktartig zusammengestellt ist.^^
Prozessbezu^ Zeitpunkt
Frequenz
hi
Normvorgabe Konsequenz des Uberwachungsergebnisses Beispiele fiir libenvachungsgegenstand
Tabelle 1:
KontroUe prozessabhangig zeitgleich zur oder nach Prozessdurchfiihrung
permanent sowie aperiodisch und einmalig untemehmensintem
Uberwachung \ \ Priifung Aufsicht 1 1 prozessunabhangig prozessunabhangig 1 1 antizipativ im Bereich I 1 nach der Planimgsphase 1 Prozessdurchfiihrung sowie nach 1 und nach KontroUe Prozessdurchfiihrung 1 und nach KontroUe 1 periodisch sowie aperiodisch und einmalig untemehmensextem
untemehmensinteme Berichterstattung an Weisung/ Sanktion untemehmensinteme und Berichterstattung Instanzen und Offentlichkeit Jahresabschluss; innerbetriebliche RisikomanagementProzesse; system Budgeteinhaltung
periodisch sowie 1 1 aperiodisch und 1 einmaUg 1 untemehmensextem 1 sowie-intern 1 untemehmensinteme 1 und-exteme 1 Weisung/Sanktion 1 und Berichterstattung Vorstandstatigkeit; 1 Risikomanagementsystem |
Abgrenzung der Teilfunktionen des Ubenvachungsbegriffs anhand ausgewahlter Kriterien^^
81 Der Begriff Priifung wird synonym ziim Ausdruck Revision verwendet; vgl. dieser Vorgehensweise entsprediend Theisen 1987, S. 14. 82
Vgl. Baetge 1993, S. 179; Bleicher/Leberl/Paul 1989, S. 39; Lentfer 2005, S. 17; Portisch 1997, S. 5; Rossler 2001a, S. 41; Theisen 1987, S. 14-16.
83
In einigen Publikationen werden diese Begriffe in einem anderen Verstandnis verwendet, was fiir die Bearbeitung angepasst wird. Viele Autoren verwenden den Begriff KontroUe fiir jenen der Uberwachung i.S.d. beschriebenen Verstandnisses. Ein prominentes Bsp. fiir eine abweichende Begriffsauffassung findet sich im Bawms-Bericht, bei dem im Titel ledigHch die UntemehmenskontroUe genannt wird; vgl. Baums 2001, S. 1.
84
In Anlehnung an Jud 1996, S. 17; Rossler 2001a, S. 43.
I. Begriffsbestimmungen tind -abgrenzimgen
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Unter Kontrolle ist bei Beriicksichtigung der Kriterien aus der Tabelle eine prozessabhangige, meist permanente u n d prozessbegleitende Uberwachung zu verstehen, die sich an unternehmensinternen Normen orientiert. Die Priifung hingegen schliefit sich zeitlich gesehen an den Prozess u n d gegebenenfalls die Kontrolle an u n d wird durch nicht am Prozess Beteiligte durchgefuhrt. Dieser zumeist periodische z u m Teil aber aperiodische oder einmalige Uberwachungsvorgang wird durch unternehmensexterne Normen bestimmt. Die Aufsicht hingegen erfolgt meist periodisch, aber auch aperiodisch und einmalig durch prozessunabhangige Personen aufgrund von internen u n d externen Normvorgaben. Die Aufsicht wird im Gegensatz zur Priifung sowohl nach Prozessbeendigimg und Kontrolle durchgefiihrt, kann aber auch bereits antizipativ in der Planungsphase einsetzen.^s In Bezug auf die Konsequenz des Uberwachungsergebnisses kann festgestellt werden, dass die Kontrolle und Aufsicht vor allem unternehmensintern zu Sanktionen fiihren, wahrend bei der Priifung eine Sanktionierung durch Berichterstattung an Untemehmensinterne u n d -externe eintritt.
Auf der Basis dieser Begrifflichkeiten ist n u n der Terminus Enforcement abzuleiten, der in einem ersten Schritt mit Durchsetzung zu iibersetzen ist. Oftmals wird der Begriff Enforcement in der deutschsprachigen Literatur ebenfalls fiir eine einzelne Institution verwendet, die fiir die Durchsetzung bestimmter Publizitatsinstrumente zustandig ist/^ was im Rahmen der Untersuchung als Enforcement im engeren Sinne aufgefasst wird. In dieser Arbeit wird dem in-
85
Vgl. Theisen 1987, S. 15-16.
86
Diese enge Definition von Enforcement legt z.B. der Mafinahmenkatalog der Bimdesregiemng zugrunde. Danach entspricht Enforcement der ^Uberwachimg der Rechtmafiigkeit konkreter Untemehmensabschliisse durch eine aufierhalb des Untemehmens stehende, nicht mit dem gesetzlichen Abschlusspriifer (Wirtschaftspriifer) identische unabhangige Stelle"; BMI2003, Pimkt 6.
Seite 28
Erster Hauptteil
ternational iiblichen Verstandnis von Enforcement im weiterem Sinne gefolgt, wonach alle MalSnahmen und Prozesse darunter zu fassen sind, die der Durchsetzung von Vorschriften im Rahmen der Unternehmenspublizitat dienen.87 Folgende Definition kann als Grundlage angesehen werden: „Enforcement is a system to whenever possible prevent, and thereafter identify and correct, material errors or omissions in the application of IFRS in financial information and other regulatory statements issued to the public/'^^ Als Enforcement-Gegenstand ist damit allein die Publizitat zu nennen. AUgemein ist deshalb unter Enforcement in Abgrenzung zum Uberwachungsbegriff die Priifung des sowie Aufsicht iiber den Uberwachimgsgegenstand Publizitat, der durch Normen vorgegeben ist, zu fassen. Zusatzlich fallt unter den Begriff die Sanktion als Uberwachungsvorgang. Es handelt sich deshalb um eine prozessunabhangige Durchsetzung mit dem Ziel der Sicherung der Informationsverlasslichkeit. Aus der folgenden Abbildung 3 sind die wesentlichen Kriterien zur Systematisierimg verschiedener Enforcement-Arten ersichtlich.
87 Vgl. IDW/FAZ 2002, S. 83; Hiitten 2003, S. 124. Die Durchsetzung erfolgt durch eine Vielzahl von Mechanismen, die durch das Corporate Governance-System bestimmt werden; vgl. Wiistemann 2002, S. 720. 88 FEE 2002, S. 5.
I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzimgen
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Kriterien zur Dii ferenzierung von Enforcement
Trager
Gegenstand
Aniass
Ansatzpunkt
Frequenz
intern
jahrliche Publizitat
vorgeschrieben
primar
periodisch
extern
unterjahrige Publizitat
freiwillig
sekundar
aperiodisch
einmalig
Abbildung 3: Wesentliche Kriterien zur Differenzierung von EnforcementArten
In Bezug auf die Enforcement-Trager ist allgemein in interne und externe zu unterscheiden.89 Als interner Trager von Enforcement-Prozessen im deutschen Corporate Governance-System ist der Aufsichtsrat zu benennen, wahrend als externe Trager insbesondere der Wirtschaftspriifer und dessen Berufsaufsicht, die Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung (DPR) und die Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)90 sowie der Kapitalmarkt einschliefilich der im deutschen Corporate Governance-System eingerichteten Moglichkeiten der Anleger zur Klage einzustufen sind. Weiterhin kann Enforcement danach eingeteilt werden, ob es vorgeschrieben oder freiwillig in Auftrag durch den Vorstand bzw. Aufsichtsrat durchgeflihrt wird. Dabei ist zu beachten, dass imter vorgeschriebenem Enforcement nicht nur jenes zu verstehen ist, welches aufgrund von gesetzlichen Vorschriften durchzufiihren ist, sondern auch MaJSnahmen, die in der Satzung oder aufgrund von privatrechtlich getroffe-
89
Vgl. entsprechend Coenenberg 2001, S. 403; Kiiting/Wohlgemuth 2002, S. 266.
90
Die BaFin wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegen der Bundesaufsichtsamter fiir Wertpapierhandel (BAWe), Kreditwesen sowie Versicherungswesen gegriindet; vgl. ausfiihrlich Winkler 2004, S. 22-23.
Seite 30
Erster Hauptteil
nen Vertragen festgelegt worden sind. In Bezug auf das Merkmal Ansatzpunkt ist zu unterscheiden, ob es sich um primares oder sekundares Enforcement handelt. Unter dem primaren Enforcement sind die Durchsetzungsmechanismen auf einer ersten Stufe zu verstehen, die vor der Veroffentlichung der in Rede stehenden Informationen durchgefiihrt werden, wahrend Mafinahmen nach der Veroffentlichung als sekundar zu bezeichnen sind.
D.
Corporate Governance-System
Aufgrund der aktuell gefiihrten Diskussion wird der Terminus Corporate Governance in einer Vielzahl von Publikationen mit dem Ziel aufgegriffen, ihn zu defiTueren,9i da dieser in der deutschsprachigen Literatur mangels eines prazisen Ausdrucks nicht iibersetzt wird.^^ Unter dem Stichwort Corporate Governance werden sowohl betriebswirtschaftliche als auch rechtswissenschaftliche Lihalte diskutiert,^^ ^ a s im Wesentlichen vor dem Hintergrimd unterschiedlicher rechtlicher imd okonoiruscher Voraussetzungen^^ in verschiedenen Nationen zu juristisch, wirtschaftswissenschaftlich und interdisziplinar gepragten Definitionen gefiihrt hat.^s
91 Der Begriff wurde Anfang der Neiinziger Jahre in die wissenschaftliche Diskussion in Deutschland eingefiihrt; vgl. Ihrig/Wagner 2002a, S. 789; Miiller 2005, S. 63; Scheffler 2005, S. 477. Die Beschaftigimg mit der Begrifflichkeit lasst die Feststellung zu, dass diese auch im englischen Sprachgebrauch erst seit Anfang der Neunziger Jahre vermehrt verwendet wird; vgl. Rosen 2004, S. 326; Witt 2001a, S. 74. 92
Theism kennzeichnet Corporate Governance gar als „imbekarmtes Wesen''; Theisen 2004, S. 481.
93 Prigge erkennt diese Disziplinen als Hauptfelder der Forschimg auf dem Gebiet Corporate Governance an, wobei er auch den Geistes- und Sozialwissenschaften einen Forschimgsauftrag zuspricht; vgl. Prigge 1999, S. 149-150. Auch Bbcking erlautert die Notwendigkeit einer interdisziplinaren Betrachtimg; vgl. Bocking 2003, S. 248-249. 94
Zu den imterschiedlichen okonomischen imd rechtlichen Rahmenbedingimgen verschiedener Corporate Govemance-Systeme, vgl. Lentfer 2005, S. 8-55. Hinsichtlich der Interdependenzen zwischen den Ursachen und der Systemausgestaltimg wird im Schrifttum von Pfadabhangigkeit gesprochen; vgl. Bocking 2003, S. 253-255.
95
Vgl. Hopt 2000,5.782.
I. Begriffsbestimmungen iind -abgrenzungen
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In gesellschaftsrechtlicher Hinsicht bezeichnet der Begriff die juristische Entscheidungsorganisation und damit vor allem das Zusammenspiel der obersten Organe in der Gesellschaft; unter Einbeziehung der betriebswirtschaftlichen Sicht des Kapitalmarkts umfasst er zudem die Anforderungen aktueller und potentieller Anleger an ein Corporate Governance-System.^^
Insbesondere die angloamerikanische Sicht der Corporate Governance stellt ausschliejSlich auf die Sicherstellung der Aktionarsinteressen ab; danach ist das Corporate Governance-System so auszugestalten, dass im Rahmen des angenommenen Oberziels Maximierung des Shareholder Value ein moglichst hoher Unternehmenswert angestrebt wird.^^ In diesem ausschliefilich kapitalmarktorientiert gepragten Corporate Governance-System steht der Schutz der Aktionare hinsichtlich ihrer Investitionen im Vordergrimd, wahrend im kontinentaleuropaischen Modell ebenfalls die Interessen weiterer Stakeholder in Form von Banken, Arbeitnehmern, Kunden sowie Lieferanten Beriicksichtigung finden.98 Das deutsche System wurde deshalb lange unter Verwendung des Terminus Deutschland AG diskutiert, die sich durch eine Vielzahl von Bindungen personlicher sowie finanzieller Art zwischen den Unternehmen und Banken auszeichnet.^^ Seit einiger Zeit setzt sich aufgrund der Anderimg der Kapitalmarktfaktoren in Deutschland eine starkere Hinwendung zum Shareholder Value-Ansatz^^o und Anlegerschutzgedanken durch, die mit einer
96
Vgl. Schneider 2000, S. 2413.
97
Vgl. H a c h m e i s t e r 2002a, Sp. 487-488.
98 Damit ist der Kreis der Schutzbediirftigen in dem System imifassender; vgl. Franke/Hax 2004, S. 459; Hachmeister 2002a, Sp. 488; Merkt 2003, S. 126 und Witt 2001a, S. 83. 99
Vgl. Hopt 2000, S. 786-787 sowie die Einleitung dieser Arbeit.
100 Vgl. grundlegend zu einer ausfiihrlichen Beschreibimg des Shareholder Value-Ansatzes als Instrument zur KontroUe der Fiihrung von Aktiengesellschaften Rappaport 1999; Ziimnermann/Wortmann 2001, S. 289-294.
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Erster Hauptteil
Abwendung vom traditionellen Corporate Governance-System einhergeht.ioi Dabei wird ein System, dass an den Interessen der Anleger ausgerichtet ist, als (kapital-)marktorientiertes u n d ein an den Stakeholderinteressen angelehntes als netzwerkzugewandtes System bezeichnet.102 D ^ S deutsche System ist obgleich der beschriebenen Anderungen in der Tendenz weiterhin als netzwerkorientiert zu bezeichnen.103
In der deutschen Diskussion ergab sich vor diesem Hintergrund bis vor wenigen Jahren ein fast ausschliefilich gesellschaftsrechtlich bzw. aktienrechtlich gepragter Begriff der Corporate Governance, der durch die europaischen Harmonisierimgsbestrebungen zimehmend durch kapitalmarktrechtliche Aspekte gepragt wird.^o^ Durch den beschriebenen europaischen Einfluss u n d die Tatsache, dass sich die Kapitalmarktfaktoren in Deutschland an ein marktorientiertes System annahem, kann es in dieser Arbeit nicht geniigen, ausschlie61ich der rein rechtlichen Auffassung des Begriffs zu folgen. Vielmehr muss ebenfalls die kapitalmarktgepragte Seite des Begriffs Beriicksichtigung finden.
101 Vgl. zu empirischen Nachweisen hinsichtlich dieser Aussage die Einleitung dieser Arbeit. Vgl. zusatzUch Groh 2000, S. 2153; Witt 2001b, S. 731. 102 Vgl. zu einer Beschreibung beider Systeme Hachmeister 2002a, S. 489-492. Dabei ist fiir das netzwerkorientierte System kennzeichnend, dass es sich bei den Anlegem um jene handelt, die grofie Sununen investieren und diese Anteile lange halten; vgl. Hachmeister 2002a, Sp. 490. Zusatzlich ist ein derartiges System durch eine geringere Normienmg bzgl. der Publizitatsvorschriften zu charakterisieren; vgl. Bockem 2000a, S. 11. Dariiber hinaus ist das marktorientierte System durch einen hohen Anteil an Streubesitz imd einen liquiden Kapitalmarkt gekennzeichnet; vgl. Bocking 2003, S. 253; Paul 2005, S. 358. 103 Vgl. Hachmeister 2002a, Sp. 491; Hackethal/Schmidt/TyreU 2005, S. 398,404. 104 Vgl. dazu Merkt 2003, S. 126. Hinsichtlich der europaischen Auffassimg ist anhand jiingerer Urteile eine kapitalmarktorientierte Ausrichtung zu erkennen; die gleiche Aussage kann aufgrund der Tatsache getroffen werden, dass in letzter Zeit ein erhohter Trend auf europaischer Ebene besteht, Regularien in privatrechtlicher Ausgestaltimg zu favorisieren; vgl. Merkt 2003, S. 135.
I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
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Die interne Ausgestaltung der Corporate Governance wird weiterhin in\ Wesentlichen durch die gesellschaftsrechtlich vorgegebene Unternehmensverfassung sowie unternehmensinterne Regelungen wie die Satzung gepragt, wahrend die externe Corporate Governance insbesondere durch den Einfluss der Teilnahme am Kapitalmarkt begriindet ist.^^^ Die Ausgestaltung des Corporate Governance-Systems ist durch eine Vielzahl von Organen, Prozessen imd Beziehungen gepragt, weshalb dieses in weitere Subsysteme zu unterteilen ist. Als Subsysteme werden im Folgenden die Organe der Unternehmensverfassung sowie das Publizitats- und Uberwachungssystem als wesentliche Bestandteile angesehen.
Die Unternehmensverfassung ist allgemein durch alle gesetzlichen und privatrechtlichen Regeln sowie eigenen Gestaltungsmoglichkeiten in Form von Satzimgen und Geschaftsordnungen gekermzeichnet, die sich „mit der inneren Ordnung"io6 befassen. Die Verfassung der deutschen Aktiengesellschaft ist im Wesentlichen durch die aktienrechtlich begriindete, institutionelle Trennung von Unternehmensfuhrung
und Unternehmensiiberwachung
charakteri-
siert.107 Diese Art der Unternehmensverfassung wird in der deutschen Literatur als dualistisch^os bezeichnet und im Englischen mit Two-Tier Boardi09 iibersetzt. Die drei vorgeschriebenen Organe im dualistischen System sind mit der Hauptversammlimg, dem Vorstand sowie Aufsichtsrat anzugeben, deren
105 Vgl. Scheffler 2005, S. 477. 106 Hachmeister 2002a, Sp. 488. 107 Im Gegensatz hierzu herrscht in angloamerikanischen Landem eine monistische Unternehmensverfassung (Board-System) vor, in der keine klare Trennimg der Untemehmensleitung und -iiberwachung vorgesehen ist; zu einer Abwagung der Vor- imd Nachteile vgl. Lutter 1995, S. 15-22; Potthoff 1996, S. 253-268; Semler 1995, S. 40. Ausfiihrlich zum Board-System vgl. Schneider-Lenne 1995, S. 35-40; Witt 2001b, S. 731-734. 108 Vgl. beispielhaft Lutter 1995, S. 6. 109 Vgl. Hopt 1997, S. 3; Hopt 2001, S. 28.
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Erster Hauptteil
Aufgabenbereiche vor allem gesetzlich und durch den Deutschen Corporate Governance Kodex (DCGK) festgelegt sind.i^o
Zu einem wesentlichen Baustein des Corporate Governance-Systems zahlt das Publizitatssystem des Unternehmens,^^^ welches als Schnittstelle zwischen interner und externer Corporate Governance zu begreifen ist.^^^ Aufgrund der in der Einleitung erarbeiteten starkeren Marktorientierung des deutschen Corporate Governance-Systems ist dieses Subsystem so auszugestalten, dass eine regelmafiige und schnelle Information der Aktionare mit dem Ziel erfolgt, Informationsasymmetrien abzubauen.^^3 Ohne ein entsprechendes Publizitatssystem ist eine externe Unternehmensiiberwachung nicht moglich.^^^
Ein weiteres Element der deutschen Corporate Governance stellt die umfassende Uberwachung der Geschaftsfiihrung durch verschiedene Trager dar.i^^ Als Subsystem dieses Uberwachungssystems ist das Enforcement-System anzusehen,ii6 welches die folgenden wesentlichen Elemente aufweistr^^^ • qualitativ hochwertige Leistungen durch Wirtschaftspriifer,
"0 Als Besonderheit des deutschen Systems ist zu beriicksichtigen, dass keine hierarchische Anordnung der Organe erfolgt, sondem diese in einem horizontalen Verhaltnis nebeneinander stehen; vgl. Lutter 1995, S. 14. 111 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001b, 121. 112 Vgl. Scheffler 2005, S. 478. 113 Vgl. dieser Ansicht folgend Franke/Hax 2004, S. 462; Hachmeister 2002a, Sp. 489; Noack 2003a, S. 537; Rosen 2004, S. 326. Vgl. zimi Abbau von Informationsasymmetrien Absclmitt n.B. des Ersten Hauptteils. 114 Vgl. Backing 2003, S. 252; Ordelheide 1995, S. 91-93. 115 Vgl. zu einer Einfuhrung diesbeziiglich Gliederungspunkt IV.C.l des Ersten Hauptteils. 116 Vgl. dieser Auffassung folgend Rosen 2004, S. 326; Tielmann 2001a, S. 6. 117 Vgl. auch Lenz/Bauer 2002, S. 247; Tielmann 2001a, S. 10.
I. Begriffsbestimmungen und -abgrenzimgen
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•
Uberwachung durch unternehmensinterneZ-externe Aufsichtsinstanzen,
•
wirksame Sanktionen.^^^
Corporate Governance beinhaltet daher nach einer weit gefassten Definition die rechtliche, verantwortliche, faktische u n d auf langfristig ausgelegte Wertschopfung gerichtete Gestaltung einer effizienten und effektiven Unternehmensleitung sowie -uberwachung, deren Beziehungen untereinander sowie zu Anteilseignern, Mitarbeitern u n d ubrigen Interessengruppen oder allgemein ausgedriickt, jener, die vom Erfolg u n d Misserfolg des Unternehmens abhangig sind.119 Ubertragen auf das in Rede stehende System kann von einer ganzheitlichen Zusammenstellung aller Subsysteme inklusive deren Organe, Elemente, Prozesse u n d Beziehungen gesprochen werden, die flir die effektive u n d effiziente Unternehmensfiihrung u n d -uberwachung vorgeschrieben oder verantwortlich sind, auf diese einwirken bzw. freiwillig Beachtung finden. In der Folge wird entgegen dieser weit reichenden Definition im Wesentlichen eine Betrachtung der Anlegerinteressen in\ Corporate Governance-System vorgenommen, da aufgrund der Zielsetzung der Bearbeitung kapitalmarktorientierte Instrumente im Vordergrund stehen.
118 Die EU versteht iinter Enforcement folgende Elemente: Eindeutig formulierte Rechnungslegungsstandards, deren zeitnahe Auslegimgen sowie Anleitimg zu deren Umsetziing, gesetzliche Abschlusspriifungen, KontroUen durch Aufsichtsinstanzen und wirksame Sanktionen; vgl. Europaische Kommission 2000, Rn. 26, S. 10. Nach der entwickelten Definition sind die beiden erst genarmten Elemente der Normsetzung zuzuordnen; vgl. entsprechend Lenz/Bauer 2002, S. 247; Tiehnann 2001a, S. 10. Dabei ist zwischen Normsetzung und -durchsetzung ein abgestimmtes Verhalten der Instanzen erforderlich, im\ sicherzustellen, dass die Normen durch den Durchsetzungsprozess eine einheitliche Auslegimg erfahren; vgl. Bockem 2000a, S. 9. 119 Vgl. in Vertretung fur viele Langenbucher/Blaum 1994, S. 2197; Schneider/Strenger 2000, S. 106-107.
Seite 36 II.
Erster Hauptteil
Theoretische Fundierung der Publizitat und deren Enforcement mit Hilfe der Principal-Agent-Theorie
A.
Grundlagen
Die Untersuchungsbasis der Principal-Agent-Theorie^^o bildet eine Vertragsbeziehung zwischen einem Auftraggeber (Principal) und
Auftragnehmer
(Agent), die durch die Ubertragung von Eigentumsrechten bei Vorliegen asymmetrischer Informationsverteilung und Interessenkonflikten zwischen den Kooperationspartnern gekennzeichnet ist.^^i ggj (^jgj. ij^ Rede stehenden Rechtsform der Aktiengesellschaft ist diese Beziehung dadurch gekennzeichnet, dass die Aktionarei22 (Principals), die ihr Eigentum zumeist in Form von Aktien halten, die Verfiigungsgewalt dariiber an den Vorstand (Agent) ubertragen.123 Dabei handelt es sich um „das Grundproblem der Corporate Governance"i24.
120 Die Principal-Agent-Theorie ist grds. der neuen Institutionenokonomik zuzuordnen; vgl. Clement 2005, S. 360; Meinhovel 2004, S. 470. Hierbei ist zwischen einem sog. positivistischen eher deskriptiven imd einem normativen, eher mathematisch gepragtem Ansatz hinsichtlich der Untersuchimg der Vertragsgestaltung zu unterscheiden; vgl. Elschen 1991a, S. 1006; Ewert 1990, S. 17; Fischer 1995, S. 320; Gedenk 1998, S. 4; Wenger/Terberger 1988, S. 506. Ztim Gnmdmodell der normativen Ausrichtting dieser Theorie vgl. Hartmann-Wendels 1992a, Sp. 74-76; Miiller 1995, S. 61-76. Der normative Ansatz wird dabei zur Erklarung von Informationsasymmetrien als wenig geeignet angesehen; vgl. Fiilbier 1998, S. 134. Die erstmalige Analyse von Konflikten zwischen Aktionaren und Eigentumem im Jahr 1932 diirch Berle und Means kann dabei als Basis fiir die Entwicklimg der Principal-Agent-Theorie angesehen werden; vgl. Berle/Means 1932, S. 8-9. 121 Vgl. Clement 2005, S. 360; Gedenk 1998, S. 23; Hartmann-Wendels 1992b, S. 413; MiiUer 1995, S. 61; Pfaff/Zweifel 1998, S. 84 und 187. Dabei wird angenommen, dass der Auftragnehmer einen Anspruch auf Entlohnung durch seine Tatigkeit fiir den Auftraggeber erlangt; vgl. Meinhovel 2004, S. 470. Der Agent ist in diesem Kontext damit beauftragt, die Zielfunktion des Auftraggebers zu maximieren; vgl. Kuhner 2004, S. 253. Aufgrund der Annahme des opportimistischen Verhaltens wird aber imterstellt, dass sich der Auftragnehmer entgegen vertraglicher imd gesetzlicher Vorschriften an der Maximienmg des eigenen Nutzens orientiert; vgl. Franke/Hax 2004, S. 422. 122 Grundsatzlich soUen im weiteren Verlauf darunter sowohl aktuelle als auch potentieUe Aktionare verstanden werden. Insbesondere das Kapitalmarktrecht ist auf den Schutz potentieller Anleger gerichtet, da fiir diese der gesellschaftsrechtliche Schutz nicht greift; vgl. Pellens/Fiilbier 2000, S. 579. 123 Vgl. Ewert 1990, S. 23. Der Vorstand wird dabei durch die Anteilseignerversammlimg in Form der Hauptversammlimg mit Rechten ausgestattet, die es ihm ermoglichen, die (Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
II. Theoretische Fimdierung der Publizitat und deren Enforcement [...]
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Dadurch ergibt sich insbesondere bei Aktiengesellschaften mit hohem Streubesitz Konfliktpotential aufgrund von Interessensdivergenzen, da die verfolgten Individualziele der Principals annahmegemafi nicht mit denen der Agenten libereinstimmen.125 Eine Agency-Beziehung ist demnach dadurch gekennzeichnet, dass das Verhalten des Agenten den eigenen Nutzen, aber auch den des Principal beeinflusst.^^^ Wahrend die Aktionare an einer hohen Rendite ihres eingesetzten Kapitals und daniit einer Steigerung des Unternehmenswertes interessiert sind,i27 hat die Unternehmensleitung ferner eigene, diesem Ziel entgegen stehende Absichten, wie das Streben nach der Maximierung des personlichen Einkonunens und die Steigerung der Macht inner- sowie aufierhalb der Unternehmung bei moglichst geringem Arbeitseinsatz.^^s
Die Principal-Agent-Theorie geht weiterhin davon aus, dass der Agent gegeniiber dem Principal einen Informationsvorsprung besitzt,i29 den er gegeniiber dem Auftraggeber aufgrund der divergierenden Individualziele zu seinem Vorteil ausnutzen kann.^^o Ei^^ derartige Informationsverteilung wird als a-
Aufgaben i.R. des Vertrages auszufiihren; vgl. Jensen/Meckling 1976, S. 308; Lentfer 2005, S. 33. 124 Miiller 2005, S. 64. 125 Vgl. Clement 2005, S. 361; Elschen 1991a, S. 1004-1005; Franke 1993, Sp. 38-39. 126 Vgl. Hartmann-Wendels 1992a, Sp. 74-75; Wenger/Terberger 1988, S. 506. 127 Vgl. Baetge/Thiele/Matena 2004, S. 203. Damit erfolgt eine Fokussierung auf den Shareholder Value. 128 Vgl. Teichmarm 2001, S. 646. Als zweite Komponente beriicksichtigt der Auftragnehmer demnach neben seiner Entlohnung sein Arbeitsleid, welches zu einer Nutzeruninderung fiihrt; vgl. Hagenloch 2005, S. 484. 129 Es besteht demnach ein Informationsgefalle zwischen den Teilnehmem an der Koalition; vgl. Fiilbier 1998, S. 133; Spremann 1990, S. 562; Wenger/Terberger 1988, S. 506. 130 Vgl. Franke 1993, Sp. 38-39; Kamp/Ricke 2003, S. 528.
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Erster Hauptteil
symmetrisch bezeichnet,i3i u n d kann in folgende Grundtypen eingeteilt werden:i32 •
Hidden Characteristics,
•
Hidden Information,
•
Hidden Actions.
Bei Hidden Characteristics handelt es sich u m eine Informationsasymmetrie, die vor Beitritt zur Kooperation u n d damit vor Vertragsabschluss zu beobachten ist.133 sie bezieht sich auf die Unsicherheit des Principal hinsichtlich der Qualitat des neu einzusetzenden Agenten, die Unternehmensleitung adaquat ausfiihren zu kormen.^^ Die beiden Informationsverteilungen Hidden Information u n d Hidden Actions beschreiben Situationen wahrend der Kooperation zwischen Agent u n d Principal u n d damit nach Vertragsabschluss.^^^ Hidden Actions resultieren aus der Tatsache, dass es d e m Principal nicht moglich ist, das Handeln des Vorstands bzw. dessen Arbeitseinsatz eindeutig zu beurteilen, da lediglich das Endergebnis seiner Tatigkeit bekannt ist imd dieses zusatzlich von weiteren, durch den Agenten nicht beeinflussbaren Faktoren, bestimmt wird.136 Der Auftraggeber kann in diesem Kontext rucht beurteilen, ob ein gutes Ergebnis „auf einen erheblichen Einsatz des Managements bei un-
131 Vgl. Franke 1993, Sp. 38. 132 Vgl. Meinhovel 2004, S. 471. Zu einer Erweiterung xim die Informationsverteilung Hidden Intentions, der nicht gefolgt wird; vgl. Breid 1995, S. 823-824. 133 Vgl. Spremann 1990, S. 567. 134 Als Losung kann der Agent durch Bereitstellung von Informationen i.R. eines Signalling dafiir Sorge tragen, dass dem Auftraggeber seine Fahigkeiten bekannt sind; vgl. Clement 2005, S. 362; Spremann 1990, S. 567-568. 135 Vgl. Clement 2005, S. 361; Spremann 1990, S. 571-572. 136 Vgl. Elschen 1991a, S. 1005; Elschen 1991b, S. 210; Hagenloch 2005, S. 484; HartmannWendels 1989, S. 714; Hartmann-Wendels 1992a; Sp. 72; Hartmann-Wendels 1992b, S. 413; Kamp/Ricke 2003, S. 530; Witt 2001a, S. 75.
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giinstigem Geschaftsumfeld oder auf ein niedriges Anstrengungsniveau bei aufiergewohnlich guten gesamtwirtschaftlichen Bedingungen zuriickzufiihren ist"i3^. Unter Hidden Information hingegen ist eine Informationsverteilung zu verstehen, die aus einer Manipulation der Publizitat durch die Agenten in Form einer Zuriickhaltung oder Falschberichterstattimg entsteht.^^^ Dabei kann der Auftraggeber annahmegemafi im Gegensatz zur Verteilimg Hidden Actions das Verhalten des Agenten beobachten und kennt damit die durchgefiihrten Ma6nahmen.i39 in diesem Zusammenhang bleibt anzumerken, dass diese beiden asymmetrischen Informationsverteilungen zumeist gleichzeitig vorliegen,i^o und eine Abgrenzung deshalb aufierst schwierig ist. Die in Rede stehenden Informationsverteilungen fiihren zu dem als Moral Hazard bezeichneten Phanomen, das vor allem dadurch charakterisiert ist, dass die Principals die Agenten bei den ihnen eingeraumten Handlungsspielraumen nicht ausreichend iiberwachen konnen.^^^
Zur Losung der Principal-Agent-Konflikte nach Vertragsabschluss wird in der betriebswirtschaftlichen Literatur die Einfuhrung von geeigneten Anreiz- und Uberwachungssystemen diskutiert.i^^ Deshalb sind sowohl gesetzlich vorgeschriebene als auch vertraglich festgelegte Vorschriften in das Corporate Governance-System zu implementieren, die dafiir Sorge tragen, dass sich der Vorstand den Zielen der Auftraggeber entsprechend verhalt.i^s Aufgabe der Implementierung von Anreizmechanismen ist es, das Handeln des Vorstands
137 Lentfer 2005, S. 36. 138 Vgl. Elschen 1991a, S. 1004-1005; Hartmann-Wendels 1992b, S. 413. 139 Vgl. Spremann 1990, S. 571-572; Wenger/Terberger 1988, S. 507. 140 Vgl. Hartmann-Wendels 1989, S. 716. 141 Vgl. Clement 2005, S. 362. 142 Vgl. stellvertretend Fischer 1995, S. 321. 143 Vgl. Baetge/Thiele/Matena 2004, S. 203; Ballwieser 1991, S. 100.
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mittels entsprechender Vertragsgestaltung an die Absichten der Anteilseigner anzugleichen.i^ Weiterhin ist ein Informations- iind Uberwachiingssystem als Moglichkeit der Losung von Agency-Konflikten anzusehen, welches die Unternehmensleitung dazu veranlasst, im Sinne des Principal verlassliche Informationen bereit zu stellen.i^^ Auf Basis des zuletzt genannten Losungsvorschlags wird in den nachsten beiden Gliederimgspunkten allgemein abgeleitet, wie die Publizitat u n d deren Enforcement dazu beitragen konnen, Informationsasymmetrien zwischen ArUeger u n d Vorstand zu minimieren.
B.
Publizitat zur tfberwindung von Informationsasymmetrien
Fiir den Fall, dass weder gesetzliche noch vertragliche Vorschriften den Vorstand zur Informationsversorgimg der Auftraggeber verpflichten u n d z u d e m keine freiwillige Publizitat erfolgt, konnen die Anleger den Wert ihrer Investition lediglich anhand der Preisbildung am Kapitalmarkt^^ beobachten.^^^ Dig aktuellen imd auch potentiellen Anleger haben aber armahmegemafi ein um-
144 In diesem Zusammenhang kann der Vorstand an die Ziele der Auftraggeber gebunden werden, indem seine Entlohnung in Form eines variablen Anteils an den Untemehmenswert als Zielgrofie gekoppelt wird; vgl. zu einer allgemeinen Darstellung einer derartigen Verkniipfung Elschen 1991a, S. 1005; Hartmann-Wendels 1989, S. 714-715; Nassauer 2000, S. 29-32; Raskop 2004, S. 28-29; Witt 2001a, S. 81. Zur Kritik der Anwendung der Principal-Agent-Theorie im Zusammenhang mit der Steuerung der Geschaftsleitung vgl. ausfuhrUch Gedenk 1998, S. 25-34. 145 Vgl. Elschen 1991b, S. 48; Kamp/Ricke 2003, S. 530. 146 Im Kontext der Preisbildimg wird imter dem Stichwort der Kapitalmarkteffizienz die Frage diskutiert, ob sich kapitalmarktrelevante Informationen in den Kursen widerspiegebi. Dabei werden drei Formen von Effizienzgraden in der Kapitalmarkttheorie diskutiert, von denen die strenge Form als Ausdruck der Berucksichtigimg aller Informationen imd damit auch Insiderinformationen fiir einen Kapitalmarkt auszuschliefien ist. Ob jedoch schwache Informationseffizienz oder die halbstrenge Form auf den zu betrachtenden Markten vorliegt, ist in der Wissenschaft nicht abschliefiend geklart. Die Untersuchimg legt die halbstrenge Form der Kapitalmarkteffizienz zugrunde, bei der davon ausgegangen wird, dass alle offentlich zuganglichen Informationen in den Kursen enthalten sind; vgl. grundlegend Fama 1970, S. 383 imd in Erganzung Hsu 2000, S. 24-25; Schwark 2000,5.1541. 147 Vgl. Baetge/Thiele/Matena 2004, S. 204.
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fassenderes Informationsbedurfnis, um ihre Anlageentscheidungen beurteilen zu konnen. Um Informationsasymmetrien zu vermeiden, kann ein umfassendes Publizitatssystem mit unterschiedlichen Funktionen seiner Elemente Hilfe leisten, indem der Agent dem Principal Informationen zur Verftigimg stellt iind dieses in einem Mindestmafi durch Vertragsbeziehungen festgelegt wird.148
Gesetzliche Vorschriften zur Publizitat dienen dazu, asymmetrische Informationsbeziehungen im Sinne einer vorgeschriebenen Rechenschaft aufzuheben und den Aktionaren durch Transparenz die Moglichkeit zu geben, die Qualitat einer Kapitalanlage beurteilen zu konnen.i^^ Dabei sind diese Vorschriften als Bestandteil der Vertragsbeziehung zwischen den Kooperationspartnern anzusehen.150 ^er Anreiz fur eine freiwillige Bereitstellung von Informationen spiegelt sich demgegeniiber in der Tatsache wieder, dass eine derartige Publizitat vom Kapitalmarkt als Signal fiir eine effektive und effiziente Unternehmensfiihrung wahrgenommen wird.^^i
Publizitat dient sowohl dem individuellen Anlegerschutz als auch dem Funktionenschutz des Kapitalmarkts,!^^ die in enger Verbindung zueinander zu be-
148 Vgl. Ruhnke 2003a, S. 250; Witt 2001a, S. 79. Dabei sind jahrliche und unterjahrige Publizitatsinstrumente einzusetzen, um asymmetrische InformationsverteHimgen zu reduzieren; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1793. 149 Vgl. Erhardt/Nowak 2002, S. 338; Hax 1991, S. 59. Zum Erfordemis von gesetzUchen Vorschriften zur periodischen Publizitat vgl. Schmidt 1982, S. 728. 150 Vgl. PeUens/Fiilbier 2000, S. 579. 151 In der Principal-Agent-Theorie wird in diesem Zusammenhang von Signalling gesprochen; vgl. Clement 2005, S. 362. 152 Als Oberbegriff fiir diese beiden Teilziele v^ird der Begriff Ardegerschutz verwendet; vgl. entsprechend Koch/Schmidt 1981, S. 235. Zum kapitalmarktrechtlichen Schutzgedanken vgl. Hommelhoff 2000, S. 771-773; Merkt 2001, S. 296-306; PeUens/Fiilbier 2000, S. 579-581; Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 796.
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trachten sind und aufgrund ihrer Komplementaritat keine Zielantinomie aufweisen.153 Der Anlegerschutz resultiert aus der Tatsache, dass die Anteilseigner aufgrund der Principal-Agent-Konstellation nicht davon ausgehen konnen, dass das Management in ihrem Interesse handelt und sie deshalb moglichst zeitnahe Informationen liber die Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens benotigen.i54 Die Notwendigkeit des Anlegerschutzes ist demnach durch das Informationsgefalle zwischen Aktionar und Vorstand determiniert,i55 und zielt darauf ab, spezifische Risiken^^e ^gg Anlegers zu mirumieren.157 im Sinne des Individualschutzes bezweckt der Anlegerschutz weiterhin, innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Corporate GovemanceStrukturen hinsichtlich der Publizitat eine Chancengleichheit der Anleger zu ermoglichen.158 Zusatzlich wird durch die Bereitstellung von Informationen die Leistungsfahigkeit des Kapitalmarkts erhoht, womit diese ebenso dem Funktionenschutz dient.i59
153 vgl. Federspieler 1999, S. 44; Koch/Schmidt 1981, S. 237. 154 VgLAbschnittl.B.desErstenHauptteils. 155 Vgl. Federspieler 1999, S. 46-47. 156 Unter diese Risiken werden in der wissenschaftlichen Literatur das Anlage- und Informationsbeschaffungsrisiko, Substanzerhaltimgsrisiko, Abwicklungs- sowie Verwaltungsrisiko, Interessenvertretungsrisiko sowie das Liquititatsrisiko subsumiert; vgl. Behrens 2003, S. 5 -7. 157 Vgl. Koch/Schmidt 1981,5.233-234. 158 Vgl. zur Herleitimg dieser Aussage fiir die Rechtsordnung allgemein Koch/Schmidt 1981,5.235. 159 Vgl. Burger 1997, 5.362. Dabei sind die institutionelle, operationelle und allokative Funktionsfahigkeit als Unterkriterien zu nennen; vgl. Koch/5chmidt 1981, 5. 235-236. Die institutionelle Funktionsfahigkeit ist durch die allgemeinen Rahmenbedingungen des Kapitalmarkts wie die Art des Marktzugangs und der Anlageformen gekennzeichnet, wahrend die operational Komponente insbesondere eine kostengiinstige und transparente Transaktionsgestaltung anstrebt; unter der allokativen Funktionsfahigkeit ist zu subsumieren, dass durch die Kapitalmarktbedingungen die Voraussetzung dafiir geschaffen wird, dass die Marktteilnehmer ihr Kapital in die Objekte investieren, die unter Beriicksichtigung des Risikos eine hochst mogliche Rendite zulassen; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, 5.1792-1793; Henes 1995,5.24-25; Merkt 2001,5.345-348.
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Um nachfolgend einen Rahmen zur Erarbeitung eines allgemein idealtypischen Soll-Objekts fiir die Publizitat zur tJberwindung von Informationsasymmetrien zur Verfligung zu haben, wird auf bereits in der Betriebswirtschaftslehre erarbeitete Kriterien zur Informationsqualitat zuriickgegriffen. Diese werden i.V.m. der Principial-Agent-Theorie um weitere Merkmale erganzt.160 YixT die Ableitung allgemein giiltiger Kriterien bzw. Informationseigenschaften dienen die Ansatze von Gemilnden,^^^ Berthel^^'^ und GrotzMartin^^^ als Basis. Auf dieser Grundlage ergeben sich die folgenden Kriterien im Sinne einer Zusammenfiihrung der genannten Ansatze: •
Relevanz,
• Zeitnahe, •
VoUstandigkeit,
•
Genauigkeit,
• Verfiigbarkeit und •
Verlasslichkeit.
Die Relevanz einer Information ist umso hoher, je grofier ihre „sachliche Eignung und Notwendigkeit''^^ fiir die Entscheidungssituation bzw. Losung eines Problems des Empfangers ist.^^^ Dieses Kriterium kennzeichnet danach vor allem die Abstimmung der Nachricht auf die Bediirfnisse der Empfanger. Die Informationseigenschaft Zeitnahe bestimmt die Giite der Information hin-
160 Auch im Schrifttum wird empfohlen, den Principal-Agent-Ansatz i.V.m. anderen Theorien zu verwenden; vgl. Elschen 1991a, S. 1003. 161 Vgl. zur Aufzahlung Gemiinden 1993, Sp. 1726. 162 Vgl. Berthel 1975, S. 39-40; Berthel 1992, Sp. 874. 163 Vgl. Grotz-Martin 1983, S. 144. 164 Gemiinden 1993, Sp. 1726. 165 Berthel spricht deshalb auch von Problemrelevanz; vgl. Berthel 1975, S. 39. Ahnlich GrotzMartin, die darunter den „sachlichen Bezug einer Aussage zu einem Problem" subsumiert; Grotz-Martin 1983, S. 144.
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sichtlich ihrer zeitlichen Eignung fiir den Empfanger im Sinne von Aktualitat bzw. Rechtzeitigkeit zur Entscheidungsfindimg.^^e Mit Hilfe des Kriteriums der Zeitnahe wird der Abstand zwischen Anlass und Veroffentlichung der Information untersucht,^^^ wobei dem Kriterium die Annahme zugrunde liegt, dass der Nutzen der Information mit Ansteigen dieses Zeitintervalls sinkt.^^^ VoUstandigkeit hingegen bezeichnet die Auspragung, ob die Information mengenmafiig ausreicht, um den Informationsbedarf zu decken,i69 wahrend mittels der Eigenschaft Genauigkeit der Aussagegehalt einer Information qualifiziert wird.^^o Y)as Merkmal der Verfiigbarkeit ist im Sinne der Verwendimgsbereitschaft der einzelnen Information zu verstehen,i7i und bildet damit die Grimdlage der Beurteilung zur Ubermittlung der Information unter Beriicksichtigung verschiedener Adressatengruppen. In Verbindung der Kriterien Zeitnahe und Verfiigbarkeit wird dariiber hinaus die Nutzimg des Internet im Rahmen des deutschen Corporate Governance-Systems zu untersuchen sein. Unter dem Kriteriimi der Verlasslichkeit wird im Folgenden untersucht, ob die Publizitat frei von wesentlichen Unregelmafiigkeiten ist. Die in diesem Zusammenhang von Berthel erarbeiteten Kriterien Wahrscheir\lichkeit imd
166 Vgl. zu Synon)nnen, die dieses Kriterium auch beschreiben Berthel 1975, S. 41; Gemiinden 1993, Sp. 1726; Grotz-Martin 1983, S. 144. Diesen Eigenschaften ist gemein, dass sie die zeitliche Dimension der Information beschreiben; vgl. Grotz-Martin 1983, S. 144. 167 Vgl. Fiilbier 1998, S. 112. 168 Vgl. Pietzsch 1964,5.13. 169 Vgl. Gemiinden 1993, Sp. 1726; Grotz-Martin 1983, S. 144. Dabei ist dieses Kriterium insbesondere vor dem Hintergrund unterschiedlicher Zielsetzimgen der einzelnen Informationsarten ai\zupassen; vgl. Grotz-Martin 1983, S. 144. 170 Grotz-Martin fasst fiir den Aussagegehalt folgende in der Wissenschaft verwendete Begriffe zusammen, von denen i.R.d. Bearbeitung das Kriteriimi der Genauigkeit ausgewahlt worden ist: Prazision, Genauigkeit, Bestimmtheit, Detailliertheit, Eindeutigkeit, Klarheit, Validitat, Quantifizierbarkeit, Operationalitat; vgl. Grotz-Martin 1983, S. 144. 171 Vgl. auch Gemiinden 1993, Sp. 1726; Grotz-Martin 1983, S. 144.
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Bestatigungsgrad konnen als Mafistab der Verlasslichkeit genannt werden.^''^ Die Sicherung der Verlasslichkeit der Information steht insbesondere im Zusanunenhang mit zukunfts- und prognoseorientierten Inforn\ationen in Konflikt, die auf der anderen Seite erhohte Relevanz besitzen.^^s Um den Abbau von Informationsasymmetrien zu ermoglichen, ist zudem auf Vergleichbarkeit der Publizitat hinzuwirken.^'^^
Die Eigenschaften sind je nach Entscheidungssituation in unterschiedlicher Intensitat durch die Informationen zu erfullen,i75 um als bedarfsgerecht eingestuft werden zu konnen.^^e x)ie Kriterien sind deshalb mit Bezug auf den Informationsbedarf zu konkretisieren, welcher als Informationsoptimum zu bezeichnen und jeweils situationsbedingt zu ermitteln ist.i77 Eine Anpassung der Kriterien ist deshalb unter Beriicksichtigung der Ziele, Funktionen imd Adressaten einzelner Publizitatsinstrumente vorzunehmen, um zu analysieren, inwieweit Informationsasymmetrien durch diese abzubauen sind.
Aus diesen Uberlegungen ist weiterhin das Kriterium der Adressatenbezogenheit abzuleiten.i^s Hinsichtlich des Principal, und damit dem Adressaten der Publizitat, ergeben sich insofern Probleme bei der Ableitung eines SoUObjekts, als die Anforderungen unterschiedlicher Adressaten sehr verschieden sind. Vor allem bei jahrlicher Publizitat existiert eine Vielzahl von Adressaten,
172 Mit Wahrscheinlichkeit einer Information ist die Hohe der Sicherheit gemeint, mit der eine Information wahr ist, wahrend imter Bestatigimgsgrad die Glaubwiirdigkeit auf Basis des derzeitigen Wissens gefasst wird; vgl. Berthel 1975, S. 40-41. 173 Vgl. Ballwieser 2002, S. 118. 174 Vgl. zur Notwendigkeit der Vergleichbarkeit exemplarisch Hommelhoff 2000, S. 760-762. 175 Vgl. Berthel 1992, Sp. 874. 176 Vgl. Grotz-Martin 1983, S. 145. 177 Vgl. Berthel 1975,5.41.
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wahrend bei unterjahriger Publizitat der Anleger zumeist als einziger Hauptadressat anzusehen ist. Hieraus folgt, dass die Konkretisierung der erarbeiteten Anforderungskriterien fur spezifische Publizitatsinstrumente adressatenorientiert vor dem Hintergrund der Ziele und Fimktionen innerhalb des Corporate Governance-Systems durchzufiihren ist.
Aus der Principal-Agent-Theorie lassen sich im Folgenden ebenfalls Aspekte ableiten, die die Anforderungen beziiglich des Umfangs der Publizitat theoretisch eingrenzen. So werden die Wirtschaftlichkeit, das Problem des Information Overload sowie die Wirkimg auf die Konkurrenz in die Analyse integriert. Publizitat fiihrt sowohl fiir die Erstellung als auch die Ubermittlung der Information zu Uberwachungskosten (Monitoring Costs) fiir den Principal, die durch eine Reduktion der Opportimitatskosten (Residual Loss) gerechtfertigt werden.179 Die Dimensionen der Informationskosten sind durch die Generierung/Beschaffung, Verarbeitung, Speicherung imd Veroffentlichung determiniert.iso Publizitat kann befiirwortet werden, wenn der Grenzertrag mindestens den Grenzkosten entspricht.i^^ Dieses wird im Rahmen der Bearbeitung
178 VgLausfiihrUchMerkt 2001,5.448-452. 179 Vgl. Gunther 2004, S. 37-38. Bei den Opportimitatskosten handelt es sich dabei um einen monetar bewerteten Wohlfahrtsverlust fiir den Auftraggeber, der aus der Differenz zwischen dem tatsachlichen imd einem fiir den Principal nutzenmaximierenden Handeln des Vorstands resultiert; vgl. Meinhovel 2004, S. 472-473. 180 Vgl. Fiilbier 1998, S. 114. Diese Dimension der Kosten kann auch als direkt bezeichnet werden; vgl. Henselmann 2005, S. 297. Die Kosten der Speicherung werden nicht betrachtet, da dieser Prozessschritt dem Begriff der Publizitat nicht zugeordnet worden ist. 181 Vgl. Schmidt 1982, S. 739. Der Eintritt dieser Konstellation ist als schwierig zu quantifizieren, weshalb bzgl. dieser Fragestelltmg keine bedeutenden wissenschaftlichen Ergebnisse vorliegen; vgl. Kirchner 2002, Sp. 1944.
II. Theoretische Fimdierung der Publizitat und deren Enforcement [...]
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unter Verwendung des Kriteriums der Wirtschaftlichkeiti^^ jj^ Folge lediglich qualitativ beurteilt werden konnen.
Unter dem Begriff Information Overload ist entgegen der Forderung nach Ausweitung der Publizitat zu diskutieren, inwieweit ein Uberfluss an Informationen kontraproduktiv auf die Anleger einwirkt. So ist in diesem Zusammenhang eine gezielte Publizitat abzuleiten, die an den Interessen der Adressaten ausgerichtet wird.^^^ Auch vor diesem Hintergrund ergeben sich damit die Adressatenorientierung und Wesentlichkeit als entscheidende Faktoren der Publizitat zur Reduktion von Informationsasymmetrien.
Dariiber hinaus birgt die Bereitstellung von Publizitat aufgrimd der Tatsache, dass die Informationen hierdurch zum offentlichen Gut werden und somit der Konkurreriz zur Verfugung stehen, zudem Gefahren.^^ Der Konkurrenzaspekt tritt insbesondere im Hinblick auf das Kriterium der allgemeinen Verfiigbarkeit bei freiwilligen Informationen in den Mittelpunkt.^^s Hierdurch werden die Konkurrenten ungewoUt Adressaten der Publizitat, weshalb die Gruppe der Empfanger aus dieser Sichtweise als heterogen zu bezeichnen ist.i^^ Auch auf Basis dieser Argumentation kann somit die Aussage getroffen werden, dass nicht jede Information der Offentlichkeit zuganglich zu machen ist,i87 da
182 Das Kriterium Wirtschaftlichkeit rechtfertigt weiterhin jenes der Wesentlichkeit, das im Gnmde bereits durch das Kriterium der Relevanz abgedeckt ist, da relevante Informationen stets als wesentlich einzustufen sind und umgekehrt; vgl. Ballwieser 2002, S. 118. 183 Vgl. Clement 2005, S. 363. Wird dieser Aspekt bei der Informationsbereitstellimg nicht beriicksichtigt, ergibt sich ein geringerer Informationsnutzen; vgl. Alvarez 2004, S. 24. 184 Vgl. Marx/DaUmann 2004, S. 930; Weber/Wohlfarth 1986, S. 699. 185 Vgl. Ewert/Wagenhofer 1992, S. 299. Zu einer speziellen Analyse hinsichtlich des Value Reportings vgl. Hensehnann 2005, S. 296-305. 186 Vgl. Hempelmann 2002, S. 186. 187 Zu dieser Aussage gelangen auch einige Autoren, welche die Fragestellimg aus informationsokonomischer Sicht betrachten; vgl. zu einer Zusammenstellimg der Ergebnisse in (Fnrtfiptzuncr dpr Fui^notp auf der ndchr Vuf^nntp. auf dp.r ndchfitpn f^pttp)
IV. Darstelliing der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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Verabschiedung des BilReG Angaben zum Honorar des Abschlusspriifers im Anhang zu tatigen.422 Dariiber hinaus ist als wesentliche Neuerung anzugeben, dass bereits fiir Geschaftsjahre, die nach dem 31. Dezember 2003 begonnen haben, eine Angabepflicht im Anhang fiir bestimmte Informationen zu derivativen Finanzinstrumenten und bestimmten Finanzanlagen etabliert worden ist.423
Aufierdem besteht der Konzernabschluss aus weiteren Publizitatsinstrumenten. Diese sind keine originaren Bestandteile des Konzernabschlusses, sondern als eigenstandige Publizitatsinstrumente in der Zeitabfolge aufgrund der international iiblichen Gepflogenheiten hinzugekonnmen.424 2;u nermen sind die Kapitalflussrechnung, der Eigenkapitalspiegel und die Segmentberichterstattung. Die beiden erstgenannten sind aufgrund von § 297 Abs. 1 HGB verpflichtender Bestandteil des Konzernabschlusses/^s wahrend in Bezug auf die
Abstand haufigste Thema i.R.d. Berichterstattung iiber die Corporate Governance war; vgl. Miiller 2005, S. 127-128. 421 Entsprechend fiir den Einzelabschluss nach § 285 S. 1 Nr. 17 HGB. Beide Vorschriften sind fiir Untemehmen, die einen organisierten Markt i.S.d. § 2 Abs. 5 WpHG in Anspruch nehmen, verpflichtend zu beachten. 422 Das Honorar ist dabei getrennt nach jenem fiir die Abschlusspriifung, sonstige Bestatigungs- Oder Bewertungs- sowie Steuerberatimgsleistungen und fiir solche, die das Mutter- bzw. Tochteruntemehmen betreffen, anzugeben; vgl. § 314 Abs. 1 Nr. 9 und entsprechend § 285 Nr. 17 HGB. Zur Diskussion hinsichtlich der Notwendigkeit einer Offenlegung dieser Informationen vgl. Krall 2004, S. 114-115; Niehus 2002a, S. 616-625. 423 Vgl. § 285 S. 1 Nr. 17 und 18 HGB sowie § 285 S. 2-6 HGB und fiir den Konzernabschluss § 314 Abs. 1 Nr. 10 und 11 HGB. 424 Vgl. BegrRegE TransPuG 2002, § 297 Abs. 1 HGB, S. 26. 425 Sowohl die Kapitalflussrechnung als auch die Segmentberichterstattung waren bis zur Verabschiedung des TransPuG nach § 297 Abs. 1 S. 2 HGB a.F. fiir borsennotierte Gesellschaften in den Anhang aufzunehmen. Eine Ausweitung der Pflicht zur eigenstandigen Veroffentlichung auf kapitalmarktnotierte Gesellschaften sowie die Einfiihrung einer verpflichtenden Veroffentlichung eines Eigenkapitalspiegels wurden durch das TransPuG nut dem Ziel einer Aufwertimg dieser Publizitatsinstrumente eingefiihrt; vgl. BegrRegE TransPuG 2002, § 297 Abs. 1 HGB, S. 26. Durch die Verabschiedung des Bil(Fortsetzung der Fufinote auf der ndchsten Seite)
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Erster Hauptteil
Segmentberichterstattiing ein Wahlrecht bezliglich ihrer Veroffentlichung besteht.426
Das Ziel der Kapitalflussrechnung ist die Finanzlage darzustellen, indem in Staffelform^27 vermittelt wird, „auf welche Weise das Unternehmen Zahlungsmittel und Zahlungsmittelaquivalente erwirtschaftet
und verwen-
det"^2S.^29 Hinsichtlich dieses Publizitatsinstruments ist IAS 7 als relevanter Standard anzugeben, wahrend fiir die Segmentberichterstattung IAS 14 als einschlagige Vorschrift anzufiihren ist. Die Segmentberichterstattiing^^o vv'iederum hat das Ziel, einen detaillierten Einblick in die Vermogens-, Finanziind Ertragslage nach verschiedenen Bereichen getrennt zu ermoglichen, da die aggregierte Darstellung in vielen Fallen eine Publizitat im Sinne der Informationsfunktion nicht zulasst;^^! ^{Q Abgrenzung der Segmente ist auf unterschiedliche Weise moglich.432 Nach IAS 14.11 ist diese allerdings allgemein anhand von Einheiten vorzunehmen, bei denen homogene Risiken und Ertra-
ReG sind diese Bestandteile fiir alle Konzemabschliisse verpflichtend vorgeschrieben worden; vgl. hierzu ausfiihrUch BegrRegE BilReG 2004, § 297 HGB, S. 32. 426 Vgl. § 297 Abs. 1 S. 2 HGB. 427 Die Darstellung in Staffelform kann entweder direkt oder indirekt erfolgen. Bei der direkten Darstellimg werden die Zahlungsstrome in Gruppen zusammengefasst aiisgewiesen, wahrend bei einer indirekten Vorgehensweise der Cashflow durch Korrektur von Jahresabschlussposten ermittelt wird; vgl. Pellens/Fulbier/Gassen 2004, S. 171. 428 IAS 7.3. Vgl. erganzend Ruhnke 2005, S. 632-633; Wysocki 2005. 429 Vgl. ausfiihrUch zur Kapitalflussrechnung Coenenberg 2005, S. 743-838. 430 Eine Segmentberichterstattung ist „eine nach Bereichen differenzierte Offenlegung finanzieller und nicht-finanzieller Informationen im Zusammenhang mit der Rechnungslegimgspublizitat''; Alvarez 2004, S. 1. 431 Vgl. ausfiihrlich zur Segmentberichterstattung i.R.d. Informationsfunktion ker/Paarz 2005, S. 195-196.
Haa-
432 Zu einer Analyse iiber verschiedene Segmentierungsansatze und Grundsatze vgl. Alvarez 2004, S. 26-66; Ruhnke 2005, S. 654-655.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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ge zu identifizieren sind/33 u m ein Chancen- u n d Risikoprofil je Segment heraus arbeiten zu konnen. Die anzugebenden Segmentinformationen nach IAS 14 sind insgesamt als sehr umfassend zu beurteilen.434 Mit Hilfe des Eigenkapitalspiegels ist demgegeniiber die Veranderung der Differenz zwischen Ver~ mogen u n d Schulden darzustellen, wobei flir diese Publizitatsart kein expliziter Standard im IFRS-System existiert.^^s
(c)
(Konzem-)Lagebericht
Als weiteres Publizitatsinstrument hat die Aktiengesellschaft einen Lagebericht nach § 289 HGB bzw. fiir den Konzernabschluss nach § 315 HGB aufzustellen/36 wobei die geplanten Anderungen beziiglich der Einreichung zun\ elektronischen Bundesanzeiger u n d der Integration in das deutsche Unternehmensregister jeweils jenen z u m Jahres- bzw. Konzernabschluss entsprechen.437 Die Berichterstattung nuttels des Lageberichts hat durch das BilReG eine umfassende Anderung erfahren.438 Diese gesetzlichen Anforderungen
433 Zur Segmentabgrenzung nach IAS 14 vgl. auch Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 777-77%. 434 Vgl. zum Uberblick liber die Segmentinformationen im Jahresabschluss Alvarez 2004, S. 178. Zur Kommentierung des Standards vgl. Haller 2005; Hiitten 2005, S. 1855-1914. 435 Fiir den Eigenkapitalverandenmgsspiegel sind die Vorschriften in IAS 1 iibemommen worden; vgl. zu den grundlegenden Bestandteilen IAS 1.96. Zusatzlich sind nach IAS 1.97 bestimmte Informationen in der Eigenkapitalveranderungsrechnung zu tatigen, falls diese nicht in die Notes iibemommen werden. 436 Die Untemehmen haben nach §§ 315 Abs. 3 i.V.m. 298 Abs. 3 HGB die Moglichkeit, den Lagebericht fiir den Einzel- und Konzernabschluss zusammengefasst zu veroffentlichen. Nach der Empfehlung vom Deutschen Rechnungslegimgs Standard (DRS) 15 ist eine derartige Zusammenfassung zu vermeiden; vgl. DRS 15, Tz. 21. Die Lageberichterstattung fur das Einzelimtemehmen und den Konzem wird im Folgenden zusammen betrachtet. 437 Vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(l)(a) und IV.B.2.a)(l)(b)des Ersten Hauptteils. 438 Diese Ansicht teilend vgl. Fink/Keck 2005, S. 137; Fink/Keck 2004, S. 1083; Kajiiter 2004, S. 198. Zu einer Beschreibung der historischen Entwicklung der Lageberichtspublizitat vgl. ausfiihrlich Selch 2003, S. 9-23.
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Erster Hauptteil
werden durch DRS 15^39 konkretisiert, der auch in der Gesetzesbegriindung als Basis der Lageberichterstattung benannt wird.^^
Eine dem Lagebericht entsprechende Berichterstattung ist im Regelwerk der IFRS bisher nicht vorgesehen,^i weshalb Unternehmen, die ihren Konzernabschluss nach IFRS erstellen bis zur Etablierung eines entsprechenden internationalen Standards von der handelsrechtlichen Lageberichterstattung nicht befreit sind.^2 jj-^ diesem Zusammenhang hat das lASB jedoch durch die Konstituierung einer Arbeitsgruppe, die sich unter dem Projektnamen „Management Conunentary" mit der Entwicklung eines entsprechenden Standards befasst, einen Harmonisierungsprozess eingelautet.^^ Durch dieses Gremium ist im Oktober 2005 ein detailliertes Diskussionspapier444 zur lageberichtsahnlichen Berichterstattimg veroffentlicht worden, welches bis zum 28. April 2006 kom-
439 DRS 15 erstreckt sich auf die Konzemlageberichterstattung nach § 315 HGB; seine Anwendung wird aber auch fur den Einzellagebericht nach § 289 HGB empfohlen; vgl. DRS 15, Tz. 4-7. Durch den Standard werden Rahmengrundsatze fiir die Lageberichterstattung eingefiihrt. Hierbei handelt es sich um die Grundsatze der Vollstandigkeit, Verlasslichkeit, Klarheit und tJbersichtlichkeit sowie den Grundsatz der Vermittlung der Sicht der Untemehmensleitung bzw. den Grundsatz der Konzentration auf nachhaltige Wertschaffung; vgl. DRS 15, Tz. 9-35. Zu einer Analyse dieser Grundsatze vgl. Kajiiter 2004, S. 199-200; Kirsch/Scheele 2003, S. 2734-2735; Willeke 2004, S. 359-361. 440 Bei Veroffentlichung des Regierungsentwurfs lag der diesbeziigliche Standard lediglich in seiner Entwurfsform vor; vgl. BegrRegE BilReG 2004, § 315 HGB, S. 33. 441 Bisher existieren in einigen Standards vereinzelt Anforderungen; vgl. hierzu Coenenberg 2005, S. 919-920; Selch 2003, S. 190-191. 442 Vgl. Fink/Keck 2005, S. 139; Kirsch/Scheele 2003, S. 2733. 443 Vgl. zur Beschreibung des Auftrags dieser Gruppe Krawitz 2005, S. 207. 444 Vgl. lASB 2005. Hierbei handelt es sich um einen ersten Schritt des E>ue Process, auf den die Veroffentlichung eines Standardentwurfs folgen soil; vgl. lASB 2005, S. 4. Dabei wird in dem Diskussionspapier vorgeschlagen, entsprechende Anforderungen zunachst in einen eigenstandigen Standard aufzimehmen, der in der Folge zu einer Reihe von Standards ausgebaut werden kann; vgl. diesbeziiglich lASB 2005, No. 216-229, S. 65-69. Zu Vorschlagen fiir die inhaltliche Ausgestaltung vgl. lASB 2005, Appendix A, S. 74-81.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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mentiert werden kann.^^ D{Q damit fur die Zukunft geplante Einfuhrung einer einheitlichen Berichterstattung ist insbesondere aufgrund der Erhohung der Vergleichbarkeit als notwendig zu erachten.^^
Dem Lagebericht kommt im Publizitatssystem als Ausfluss seiner Informationsfunktion die Aufgabe zu, eine Analyse der wirtschaftlichen Lage sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft zu vermitteln.^^ ^^s Bediirfnis einer zukunftsorientierten Berichterstattung resultiert systembedingt aus der vergangenheitsorientierten Berichterstattung im (Konzern-)Jahresabschluss. Im Zusammenspiel mit der restlichen jahrlichen Publizitat ist es Aufgabe dieses Instruments die Informationen des (Konzern-)Jahresabschlusses zu verdichten, sowie diese im Sirme einer Erganzimgsfunktion sowohl in zeitlicher als sachlicher Hinsicht zu erweitern.^^s Die weitere Darstellung der einzelnen Bestandteile des Lageberichts orientiert sich unter Beriicksichtigung der Neuerungen des BilReG im Folgenden an der Untergliederung des DRS15:^^
445 Vgl. lASB 2005, S. 2. Basis fiir die Erarbeitung des Diskussionspapiers waren die Anfordeningen in Kanada, Deutschland, Grofibritannien und in den USA sowie jene der International Organization of Securities Commissions (IOSCO); vgl. lASB 2005, No. 12, S. 3. Aufgrund der Ausgestaltung als Diskussionspapier v/ird dieses als Anregimg fiir die Ableitung einer SoU-Berichterstattung in die Untersuchimg aufgenommen. Dabei ist auch dieses Konzept diirch die Verwendung von Qualitatskriterien gepragt; vgl. lASB 2005, No. 58-95, S. 24-32. 446 Vgl. entsprechend lASB 2005, No. 201, S. 61. 447 Diesem Instrument kommt somit eine Rechenschafts- sowie zukimftsorientierte Informationsfunktion zu; vgl. Baetge/Fischer/Paskert 1989, S. 7-9; Hachmeister 2002b, Sp. 1434. 448 Vgl. DRS 15, Tz. 2; Krawitz 2005, S. 209; Ruhnke 2005, S. 667. Auch i.R.d. Entwicklung eines intemationalen Standards durch das lASB wird diese Erganzimgsfunktion erwahnt und deutlich herausgearbeitet; vgl. lASB 2005, S. 9, No. 6-8, S. 11-12. 449 Vgl. DRS 15, Tz. 93. Eine Vereinheitlichung der Berichterstattung wird im Schrifttum mit der Begriindimg kritisiert, dass die Lageberichterstattung zu untemehmensindividuell ist; vgl. Fink/Keck 2005, S. 140; Fink/Keck 2004, S. 1084-1085. Die ersten vier Elemente soUen grds. vergangenheitsorientierte und der sich anschliefiende Teil zukunftsorientierte Informationen bereitstellen. Zu einer gelungenen tJbersicht iiber die Zusammenhange der Berichterstattungselemente in zeitlicher Hinsicht vgl. Fink/Keck 2005, S. 141. Eine ahnliche Untergliedenmg sieht auch der in diesem Kontext veroffentlichte Diskussions(Fortsetzung der Fufinote aufder nachsten Seite)
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Geschaft und dessen Rahmenbedingungen,
•
Vermogens-, Finanz und Ertragslage,
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Nachtragsbericht,
•
Risikobericht und
•
Prognosebericht.
Erster Hauptteil
In einem allgemeinen Teil des Lageberichts ist deshalb zunachst die Geschaftstatigkeit des Unternehmens vorzustellen, welche durch Informationen z u wesentlichen Produkten, Absatzmarkten, Standorten u n d zur Ablauf- u n d Aufbauorganisation gepragt ist.^^o Dariiber hinaus enthalt DRS 15 in Bezug auf die Informationen iiber die Vermogens-, Finanz- u n d Ertragslage detaillierte Vorgaben, die untemehmensindividuell Beriicksichtigimg bei der Ausgestaltung der Publizitat der Lageberichterstattung finden konnen.'^si Durch die Neuerungen aufgrimd des BilReG ist nimmehr das Geschaftsergebnis darzustellen452 sowie eine Analyse^^^ des Geschaftsverlaufs u n d der Lage der Gesellschaft vorzunehmen/54 in die die wesentlichen finanziellen^^s ^ ^ d fur grofie
entwiirf des lASB vor, der folgende Einteiliing der Berichterstattimg eines Unternehmens vorsieht: (a) nature of business, (b) objectives and strategies, (c) key ressources, risks and relationships, (d) results and prospects, (e) performance measures and indicators; vgl. lASB 2005, Appendix A26, S. 77 imd in Erganzimg lASB 2005, No. 100, S. 33. Zu den Inhalten der einzelnen Unterpunkte vgl. LA.SB 2005, Appendix A.30-57, S. 77-80. Als wesentlicher Unterschied ist damit die explizite Bennennung der Strategien im Gegensatz zu DRS 15 anzufiihren. 450 Vgl. DRS 15, Tz. 36 und 37. 451 Vgl. DRS 15, Tz. 45-82 und Tz. 103-119. 452 Der Begriff „Darstellimg'' wird in DRS 15.8 wie folgt defiiuert: „Aufbereitung eines Sachverhalts durch Aufgliedenmg und/oder Erlautenmg in der Weise, dass es aus sich heraus verstandlich ist." 453 Unter einer Analyse ist die „Zerlegimg des Berichtsgegenstands in seine Bestandteile, die anschliefiend geordnet imd systematisch ausgewertet werden", zu verstehen; DRS 15.8. 454 Vgl. §§ 289 Abs. 1 S. 1 und 2,315 Abs. 1 S. 1 und 2 HGB. 455 Vgl. §§ 289 Abs. 1 S. 3,315 Abs. 1S. 3 HGB.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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Kapitalgesellschaften zusatzlich nicht-finanziellen Leistungsindikatoren^^e ^u integrieren sind. Das in den letzten Jahren diskutierte Konzept des Value Reporting als Ausfluss des Shareholder Value-Gedankens wird damit in einer weiten Auffassung rudimentar durch den Gesetzgeber als Pflichtbestandteil der Unternehmenspublizitat vorgeschrieben.^^^ £)RS 15 schafft in diesem Bereich eine Konkretisierung dahingehend, dass alle finanziellen und nichtfinanziellen Indikatoren darzustellen sind, die den kiinftigen Unternehmenswert beeinflussen.458
In den Nachtragsbericht sind die Vorgange von besonderer Bedeutung, die nach dem Schluss des Geschaftsjahres eingetreten sind/59 aufzunehmen. Darunter sind Vorgange zu verstehen, die zu einer anderen Darstellung im Sinne von positivem und negativem Einfluss zum Stichtag gefiihrt hatten, wenn sie vor diesem eingetreten waren.^^o Damit unterliegt die Publizitat im Lagebe-
456 Vgl. § 289 Abs. 3 HGB fiir den Einzelabschluss. Diese Informationen werden nach § 315 Abs. 1 S. 4 HGB auch fiir den Konzemabschluss gefordert, wenn sie fiir das Verstandnis notwendig sind. Als wesentliche nicht-finanzielle Leistungsindikatoren sind das Humankapital einer Gesellschaft und Umweltaspekte zu betrachten, die explizit in den angegebenen Vorschriften benannt werden. In der Gesetzesbegriindung wird ini Kontext dieser Pflichten darauf hingewiesen, dass es sich um kerne abschlieliende Aufzahlung handelt; vgl. BegrRegE BilReg 2004, § 289 HGB, S. 31. Die Beschreibung der Forschung und Entwicklung wird gem. § 289 Abs. 2 Nr. 3 bzw. § 315 Abs. 2 Nr. 3 HGB als Indikatorberichterstattung explizit gesetzlich vorgeschrieben. 457 Vgl. Wolf 2005, S. 439. Auch im Schrifttum wird der Lagebericht als geeignetes Publizitatsinstrument angesehen, Informationen iiber das Value Reporting zu iibermitteln; vgl. Arbeitskreis Exteme Untemehmensrechnung 2002a, S. 2337. 458 Vgl. DRS 15, Tz. 30. Insbesondere die Angabe wertorientierter Kennzahlen wird den Untemehmen jedoch nicht vorgeschrieben, wobei die Befolgimg der in Rede stehenden Regelung auch nur von Untemehmen befolgt werden kann, die als Untemehmensziel die Maximierung des Shareholder Value verfolgen; vgl. Freidank/Steinmeyer 2005, S. 2513. 459 Vgl. zu den entsprechenden Vorschriften §§ 289 Abs. 2 Nr. limd 315 Abs. 2 Nr. 1 HGB. 460 Vgl. DRS 15, Tz. 82. Hierbei ist insbesondere der Grundsatz der Wesentlichkeit einzuhalten; vgl. Krawitz 2005, S. 216.
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richt nicht d e m im (Konzern-)Jahresabschluss anzuwendenden Stichtagsprinzip/61 was als Ausfluss der Erganziingsfunktion z u interpretieren ist.
Weiterhin ist durch die Umgestaltung der Lageberichterstattung aufgriind des BilReG die zukunftsorientierte Berichterstattung hinsichtlich der Risiken der klinftigen Entwicklung (Risikobericht) u n d der voraussichtlichen Lage der Gesellschaft (Prognosebericht) zusammengefasst worden, wobei explizit der Begriff Chancen in den Wortlaut der N o r m iibernommen worden ist.'^^ Damit wird herausgearbeitet, dass eine alleinige Berichterstattung iiber Risiken der Ausrichtung der Lageberichterstattung entgegensteht.'^^ Die Risikoberichterstattung ist durch DRS 5 bereits im Jahr 2001 umfassend durch den deutschen Standardsetter vorgegeben worden,464 wobei es sich nach Ansicht im Schrifttum bei den Anderungen im\ die Ubernahme in das Gesetz handelt.'^s Als Prognosezeitraum werden in DRS 15 grundsatzlich zwei Jahre als angemessen betrachtet.'*^^ Die Prognoseberichterstattung wird in diesem Zusammenhang dadurch aufgewertet, dass die entsprechenden Informationen n u n „zu beurteilen u n d erlautern''^^/ sind.'*^^ Deshalb sind z u erwartende
461 VgLHachmeister 2002b, Sp. 1438. 462 Vgl. § 289 Abs. 1 S. 4 HGB und analog fiir den Konzemabschliiss § 315 Abs. 1 S. 5 HGB. Vgl. ausfiihrlich zur Prognoseberichterstattung Freidank/Steinmeyer 2005, S. 2513-2514; Wolf 2005,5.440-442. 463 Vgl. Fink/Keck 2005, S. 144; Krawitz 2005, S. 214. Hierdurch wird es notwendig, das Risikomanagementsystem konsequent als ein System auszugestalten, welches auch Chancen berucksichtigt; vgl. ausfiihrlich Freidank/Steiiuneyer 2005, S. 2515-2516; Kaiser 2005, S. 353. 464 Eine von den DAX-lOO-Untemehmen ausgehende Studie fiir die Jahre 2000-2003 ist hinsichtlich der Risikoberichterstattung im Geschaftsbericht zu dem Ergebnis gelangt, dass bzgl. der Angaben zur Bewertimg und Analyse von Risiken sowie zur Risikoaggregation erhebliche Defizite bestehen; vgl. Gleifiner/Berger/Riime/Schmidt 2005, S. 347. 465 Vgl. Fink/Keck 2005,5.144. 466 Vgl. DRS 15, Tz. 84. 467 § 289 Abs. 1 S. 4 HGB; § 315 Abs. 1 S. 5 HGB.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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Abweichungen in Form von Risiken oder Chancen beziiglich des unternehmerischen Zielsystems zu publizieren.469 Weitere zukunftsorientierte Berichterstattungsmerkmale ergeben sich durch §§ 289 u n d 315 Abs. 2 Nr. 2 HGB im Kontext der Bereitstellung von Informationen zu Finanzinstrumenten. Danach sind in Zusammenhang mit diesen Instrumenten Informationen iiber das Risikomanagement, Preisanderungs-, Ausfall-, Liquiditats- imd Zahlungsstromrisiken zu geben.^^o D{Q Prognosen im Lagebericht sind generell nicht verpflichtend durch quantitative Daten zu unterstiitzen/^i wobei aber fiir beide Kategorien der Informationsbereitstellung eine Erlauterung der Annahmen, die diesen zugrunde liegen, vorzunehmen ist.^'^^
Der Ausbau der zukunfts- u n d wertorientierten Informationen im Bereich der Lageberichterstattung ist z u m Abbau der Principal-Agent-Problematik z u begru6en.473 Insgesamt ergibt sich durch das Nebeneinander der dargestellten Regelungen ein als weit einzustufender Gestaltungsspielraum, den die Unternehmen individuell ausgestalten konnen u n d der auf der anderen Seite durch die Vorschriften in DRS 15 einen geniigend restriktiven Rahmen bietet, u m ei-
468 Vgl. Kajiiter 2004, S. 202. 469 Vgl. Kaiser 2005, S. 412.
470 Bei dieser Neuerung handelt es sich um eine Transformation der Fair-Value-Richtliiue, die vorschreibt, dass ein Untemehmen iiber das Finanzmanagement imd daraus entstehende Einzelrisiken zu berichten hat; vgl. RiLi 2001/65/EG, Art. 1, Tz. 4, S. 31. Diese Art der Publizitat steht in engem Zusammenhang zur Erweiterung der Angaben im Anhang nach § 285 S. 1 Nr. 18 und 19 HGB sowie § 285 S. 2-6 HGB, wonach Angaben zu bestimmten Finanzinstrumenten zu tatigen sind; vgl. Abschnitt I.B.2.a)(l)(b). Durch die Lageberichterstattimg werden diese Angaben im Anhang damit konsequent im\ zukiinftige und risikoorientierte Informationen erweitert. Vgl. ausfiihrlich zimi Risikobericht fiir Finanzinstnm\ente Freidank/Steinmeyer 2005, S. 2514-2515. 471 Vgl. Kaiser 2005, S. 416-417; Kajiiter 2004, S. 202. 472 Vgl. § 289 Abs. 1 S. 4 2. HS bzw. § 315 Abs. 1 S. 5 2. HS HGB. 473 Diese Einschatzung teilend vgl. Fink/Keck 2005, S. 145; Kirsch/Scheele 2003, S. 2737.
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ne Vergleichbarkeit sicherzustellen.474 Insbesondere im Hinblick auf die herausgearbeitete Problematik, dass die publizierten Informationen zum offentlichen Gut werden und demnach auch der Konkurrenz zur Verfiigung stehen, wird den Unternehmen so die Moglichkeit gegeben, in Eigenverantwortlichkeit zu handeln. Vor dem Hintergrimd der Wirtschaftlichkeit konnen die Unternehmen in Bezug auf eine freiwillige Ausweitung selbststandig entscheiden, welche Informationen sie zur Verfugimg stellen.^^^ In der Gesamtschau ist durch die Informationsausweitimg zudem eine deutlich geringere Verbindung zur Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung zu konstatieren.^^e
(d) Entsprechenserklarung nach § 161 AktG Die Entsprechenserklarimg nach § 161 AktG ist ebenfalls unter den der Bearbeitung zugrimde liegenden Begriff der Publizitat einzuordnen und als eigenstandiges Berichterstattungsinstrument aufzufassen.477 Nach § 161 AktG sind Vorstand und Aufsichtsrat borsennotierter Aktiengesellschaften478 dazu verpflichtet, eine Erklarung mit Bezug auf die Einhaltung des DCGK abzugeben/79 die im Wesentlichen an aktuelle, aber auch potentielle Aktionare adressiert ist.^^o Darin haben Aufsichtsrat und Vorstand darzulegen,^^! in wel-
474 VglKajiiter 2004,5.203. 475 Zu einer Ubersicht iiber wesentliche Bereiche des Value Reporting, die indirekte Kosten verursachen konnen, vgl. Henselmann 2005, S. 300-301. 476 Vgl. Lanfermann/Maul 2004, S. 1521. 477 Vgl. entsprechend Strieder 2004, S. 1327. 478 Damit ergibt sidi die Pflicht zu dieser Art der Publizitat lediglich fiir einen Teil der Unternehmen, die in die Untersuchung integriert werden. 479 Diese Vorschrift wurde durch das TransPuG in das Aktienrecht eingefiigt, wobei deren Ausgestaltung im Wesentlichen auf Vorschlagen der Bflwms-Kommission beruht; vgl. im Einzekien zu den Vorschlagen Baimis 2001, Rn. 9-12, S. 54-56. 480 Vgl. Peltzer 2004, Tz. 27, S. 40. 481 Hierbei handelt es sich nicht won. eine gemeinsame Erklarung, sondem um zwei „getrennte Erklarungen von Vorstand und Aufsichtsrat [...], die dann im AuSenverhaltnis in (Fortsetzung der Fufinote auf der ndchsten Seite)
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chen Punkten sie von den Empfehlungen im Corporate Governance-Kodex abweichen.482 Eine Erlauterung bei potentiell auftretenden Abweichungen dieser w u r d e nicht in den DCGK aufgenommen, wird jedoch im Geschaftsbericht empfohlen.483 Hierbei ist anzustreben, dass die Erlauterungen der Abweichungen in die Erklarung integriert werden, damit die Informationen den Adressaten in zusammenhangender Forn\ zur Verfiigung stehen.'^^^ jj^ ^J^Q^ Literatur hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass es sich u m ein jahrliches Publizitatsinstrument handelt/^^ welches nach Empfehlung im DCGK in den Geschaftsbericht aufzunehmen ist.486
Der Inhalt der Entsprechenserklarimg kann in einen vergangenheits- sowie zukunftsbezogenen Teil untergliedert werden. Die Informationen in Bezug auf die Abgabe fiir die Vergangenheit sind eindeutig zu ermitteln, da die Einhaltung der Vorschriften den verantwortlichen Organen bekannt ist.^^^ J)[Q EJ-II-. sprechenserklarimg besitzt aber auch einen zukunftsgerichteten Teil im Sinne einer Absichtserklarung.^ss Fraglich ist nun, wie in diesem Kontext bei unterjahriger Anderung der Einhaltung des Kodex hinsichtlich der Publizitat hier-
einem Dokument zusammenzufassen sind''; Strieder 2004, S. 1326. Die Publikation von zwei Erklarungen ist grds. denkbar; vgl. Raskop 2004, S. 132. Diese ist aber als praxisfem einzuordnen; vgl. Peltzer 2004, Tz. 26, S. 40. 482 Vgl. ausfiihrUch Ihrig/Wagner 2003, S. 1625-1629. 483 Vgl. DCGK 2005, Tz. 3.10. Auch die Abweichungserlauterung von den Anregungen des Kodex im Geschaftsbericht wird vorgeschlagen; vgl. DCGK 2005, Tz. 3.10. 484 Dieser Vorschlag entspricht der gangigen Praxis; vgl. Strieder 2004, S. 1327. 485 Vgl. Ettinger/Grutzediek 2003, S. 354; Kiethe 2003a, S. 560. 486 Vgl. D C G K 2005, Tz. 3.10.
487 Vgl. Lutter/Krieger 2002, Rn. 493, S. 193. Diese wird deshalb im Schrifttum als „reine Wissenserklanmg'' bezeichnet; Kirschbaum 2005, S. 1474. 488 Vgl. BegrRegE TransPuG 2002, § 161 AktG, S. 22; Hiiffer 2004, Rn. 14 zu § 161 AktG, S. 814 und ausfiihrlich Radke 2004, S. 96-98.
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uber zu verfahren ist.^^^ Die herrschende Meinung im Schrifttum fordert, dass aufgrund der Zielsetzung der Entsprechenserklarung bei „imterjahrigen Abweichungen von dem zukimftsgerichteten Teil der Erklarung eine sofortige Veroffentlichiing erforderlich isf'^^o. Insofern wiirde es sich bei einer derartigen Auffassung um eine als unterjahrig und aperiodisch einzustufende Publizitat handeln. Bei Vorliegen der Tatbestandsmerkmale von § 15 WpHG durch eine Abweichung vom zukunftsgerichteten Teil der Entsprechenserklarung ist den Kapitalmarktteilnehmern aber zumindest eine Ad hoc-Mitteilung zur Verfiigung zu stellen.491 Ein erhebliches Kurspotential ist aber lediglich Anderungen zuzusprechen, die zu einer Neuausrichtung des Corporate GovernanceSystems fuhren.492
Weiterhin ist fraglich, wie bezliglich der in Rede stehenden Publizitat vorzugehen ist, wenn der Corporate Governance-Kodex wie jiingst im Sommer 2005 angepasst wird. Hilfe bei der Antwort auf diese Frage kann der Umstand leisten, dass die Basis der Entsprechenserklarung jener Kodex ist, der zum Zeitpunkt der Veroffentlichung Giiltigkeit besafi, womit eine generelle Pflicht zu unterjahriger Abgabe entfallt.^^^ Lediglich in der auf die Kodexanderung folgenden Erklarung bedarf es einer Erwahnung der neuen Kodexfassimg, indem darauf eingegangen wird, inwieweit und seit wann dem neuen Kodex ent-
489 Vgl. zu einer Diskussion verschiedener Moglichkeiten des Inhalts der Entsprechenserklarung bei Eintreten eines derartigen Umstands bzw. deren Anpassung in statischer Oder dynamischer Weise Ihrig/Wagner 2003, S. 1626-1629. 490 Schiessl 2002, S. 594. Dieser Ansicht folgend vgl. Huffer 2004, Rn. 20 zu § 161 AktG, S. 816; Ihrig/Wagner 2002b, S. 2510; Kirschbaum 2005, S. 1474-1475. 491 Vgl. BegrRegE TransPuG 2002, § 161 AktG, S. 22. 492 Vgl. Radke 2004,5.133-134. 493 Vgl. Huffer 2004, Rn. 15 zu § 161 AktG, S. 814; Ihrig/Wagner 2003, S. 1625-1628 und ausfuhrlich Gelhausen/Honsch 2003, S. 367-371. Zu den Fallen, in denen dennoch eine Erklarungspflicht entsteht, vgl. Kirschbaum 2005, S. 1476.
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sprochen worden ist bzw. werden soll.^^^ Grundsatzlich ist eine freiwillige Anderungserklarung zur Pflege der Investor Relations aber wiinschenswert.^^^
Die Entsprechenserklarung ist den Aktionaren nach § 161 S. 2 AktG in dauerhafter Form zuganglich zu machen.496 Daruber hinaus ist diese bisher nach § 325 Abs. 1 HGB im Handelregister offen zu legen/^^ ^ ^ s nach Verabschiedung des EHUG durch eine Veroffentlichung im elektronischen Bundesanzeige2-498 sowie im deutschen Unternehmensregister'*^^ abgelost wird. Weiterhin ist im Anhang eine Angabe daruber zu machen, ob die Erklarung abgegeben worden ist.^^^ Durch Neufassung des DCGK im Jahr 2005 ist in Bezug auf die Verfiigbarkeit eingeflihrt worden, dass die nicht mehr aktuellen Entsprechenserklarungen fur fiinf Jahre auf der Internetseite der Gesellschaft zur Verfligimg zu stellen sind.^oi Hierdurch wird den Adressaten insbesondere die Moglichkeit gegeben, die Einhaltung des Kodex in zeitlicher Abfolge zu beurteilen.
494 Zu einem Vorschlag hinsichtlich einer kombinierten Entsprechenserklarung, die sowohl auf die Entsprechung hinsichtlich des alten als auch des neuen Kodex eingeht, vgl. Kirschbaum 2005, S. 1477. 495 Vgl. entsprechend Radke 2004, S. 112. 496 Dieses wird durch Integration der Entsprechenserklarung auf der Intemet-Seite des Untemehmens erreicht; vgl. Hiiffer 2004, Rn. 23 zu § 161 AktG, S. 817. 497 Aus der Verpflichtung zur Handelsregistereinreichung ist zu folgem, dass ein Original der Erklarung iiber einen Zeitraum von zehn Jahren aufzubewahren ist; vgl. Strieder 2004, S. 1327. 498 Vgl. RegE EHUG 2005, § 325 Abs. 1 HGB, S. 11. 499 Vgl. RegE EHUG 2005, § 8b Abs. 2 Nr. 5 HGB, S. 2. 500 Vgl. § 285 Nr. 16 HGB fiir den Einzelabschluss bzw. § 314 Abs. 1 Nr. 8 HGB hinsichtUch der Pflicht zur konsolidierten Publizitat. 501 Vgl. DCGK 2005, Tz. 3.10.
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Jahrliches Dokument nach § 10 WpPG
Als sonstiges Publizitatsinstrument kann das durch die Verabschiedimg des Prospektrichtlinie-Umsetzungsgesetzes502 zum 1. Juli 2005 neu eingefiihrte, jahrliche Dokument genannt werden. Nach § 10 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 WpPG sind in dieses Dokument alle aufgrimd von inlandischen und auslandischen wertpapierhandels- und borsenrechtlichen Vorschriften zur Verfugung gestellten Informationen der letzten zwolf Monate aufzunehmen. Damit ist eine derartige Publizitat als Sammeldokument fiir alle wesentlichen kapitalmarktrechtlich verpflichtenden Publizitatselemente zu charakterisieren. Freiwillig kann die auf gesellschaftsrechtlichen Vorschriften bestehende Publizitat mit in das Dokument aufgenommen werden.^os Die Veroffentlichungsfrist wird mit 20 Tagen ab dem Tag der Bekanntmachimg der jahrlichen Publizitat festgelegt.^o^
Hinsichtlich des Publikationsortes ergeben sich fiir die Unternehmen vielfaltige Pflichten.505 Eine Veroffentlichung nach § 14 Abs. 2 Nr. 3a und 4 WpPG auf der Internetseite des Unternehmens bzw. jener des Markts, an dem die Zulassung beantragt wurde, mit Hilfe von elektronischen Verweisen auf den jeweiligen Veroffentlichimgsort ist als wirksamste Methode im Sinne einer zentralen und zeitnahen Verfiigbarkeit einzustufen. Diese Aussage ist ausdriicklich durch den diesem Dokument zuzusprechenden Verweischarakter, dem durch eine Internetverlinkung Rechnung getragen werden kann, zu bekraftigen. Zu-
502 Zum entsprechenden Artikelgesetz vgl. Prospektrichtlinie-Umsetzimgsgesetz 2005. Dieses beruht auf der europaischen Prospekt-Richtlinie; vgl. RiLi 2003/71 /EG. 503 Zu einer ausfiihrlichen Begnindung, die eine verpflichtende Aufnahme der Publizitatselemente aufgrund der gesellschaftsrechtlichen europaischen Richtlinien aiisschliefit, vgl. Kaimi/Zimmermann 2005, S. 1467. 504 Vgl. VO (EG) Nr. 809/2004, Art. 24 Abs. 2, S. 15. 505 Vgl. zu alien Veroffentlichimgspflichten, die sich hinsichtlich diese Publizitatsinstruments ergeben § 14 Abs. 2 Nr. 1-4 WpPG.
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satzlich ist dieses Dokument in schriftlicher Form bei der BaFin zu hinterlegen.506
(2) Freiwillige Publizitat (a)
Geschaftsbericht
Als freiwilliges Element der jahrlichen Publizitat ist der Geschaftsbericht zu benennen. Ein Geschaftsbericht stellt ein nicht normiertes Publizitatselement dar, mittels dem gewohnlich jahrlich Informationen an unternehmensexterne Adressaten iibermittelt werden.507 Das Unternehmen hat dabei einen eigens auszuiibenden Ermessensspielraum bei der Gestaltimg und Auswahl der zu publizierenden Informationen.^os Hierbei ist zu beachten, dass der Geschaftsbericht als eines der wichtigsten Elemente der Investor Relations zur Informationsiibermittlung eingeschatzt wird.^o^
Der Geschaftsbericht dient in vielen Fallen ebenfalls den Offenlegungspflichten des Handelsgesetzbuches, weshalb dieser die folgenden Elemente enthalten soUte: (Konzern-)Jahresabschluss, (Konzern-)Lagebericht, jeweilige Testierung, Bericht des Aufsichtsrats; weiterhin werden zumeist Zusatzinformationen gegeben, die als freiwillig einzustufen sind.^io Als Beispiele fiir derartige Zusatzinformationen, die nicht der gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlusspriifung unterliegen, sind neben dem iiber die gesetzlichen Anforderungen hinaus gehenden Value Reporting auch die Aufnahme eines Corporate
506 Dabei hat der Emittent bei Verweisung auf entsprechende Dokumente anzugeben, wo diese zu erhalten sind; vgl. § 10 Abs. 2 WpPG und im Einzelnen Kaum/Zimmermann 2005, S. 1468. 507 Vgl. Hiitten 2000, S. 32; Ruhnke 2005, S. 97. 508 Vgl. Kiiting/Zwimer 2003, S. 193. 509 Vgl. Hiitten 2000,5.84. 510 Vgl. Klein/Voss 2002, Sp. 902; Ruhnke 2005, S. 97-98.
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Governance-Berichts bzw. der Vergiitungsberichterstattung zu nennen.^n Dem Geschaftsbericht ist damit im jahrlichen Publizitatssystem eine Zusammenfassimgsfimktion von verschiedenen Arten der Publizitat zuzusprechen. Die im Moment aktuelle Entwicklung und Ausweitung freiwilliger Subelemente kann dabei als ein wissenschaftlicher Beitrag zur Untergliederung der Geschaftsberichtpublizitat interpretiert werden.
(b) Einzelabschluss nach IFRS Ein weiterhin als wesentlich einzuschatzendes jahrliches Publizitatsinstrument ist in der Veroffentlichimg eines Einzelabschlusses des Mutterunternehmens nach IFRS zu sehen. Grofien Kapitalgesellschaften im Sinne des § 267 Abs. 3 S. 1 HGB wird nach § 325 Abs. 2a HGB freigestellt, fiir die Bimdesanzeigerpublizitat einen gepriiften Einzelabschluss nach IFRS einzureichen.5i2 Fiir eine derartige Offenlegxmg hat auch der Lagebericht nach § 325 Abs. 2a S. 4 HGB in ausreichendem Umfang auf den IFRS-Abschluss Bezug zu nehmen. Somit konnen kapitalmarktnotierte Aktiengesellschaften mit dem Ziel einer Fokussierung ihrer Publizitat auf die Informationsfunktion, die aktuellen und potentiellen Anleger auch im Abschluss der Muttergesellschaft mit Informationen auf Basis der IFRS versorgen.
Durch die geplanten Anderungen des EHUG ergibt sich in Zukunft auch fiir das in Rede stehende Publizitatselement bei freiwilliger Offenlegimg die Not-
511 Vgl. zu den beiden zuletzt genannten Berichten Abschnitt IV.B.2.a)(2)(c) und IV.B.2.a) (2)(d) des Ersten Hauptteils. 512 Fiir die Handelsregisterpublizitat ist allerdings weiterhin ein gepriifter Abschluss nach HGB notwendig; vgl. § 325 Abs. 1 S. 1 HGB.
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wendigkeit der Einreichung zum elektronischen Bundesanzeiger^i^ sowie die Veroffentlichung im deutschen Unternehmensregister^i^.
Der doppelten Aufstellung eines Einzelabschlusses widerspricht eine enorme Arbeits- und Kostenbelastung,5i5 die durch die Unternehmen eigenstandig durch Gegeniiberstellung mit dem Nutzen abzuwagen ist, falls keine Verpflichtung zur internationalen Berichterstattung aufgrund der Zulassung zum Prime Standard vorgeschrieben ist.^i^ Hierbei ist der zusatzliche Arbeitseinsatz fiir eine derartige Veroffentlichung als vertretbar einzuschatzen, da fiir die Konzernabschlusserstellung eine Uberleitung der Einzelabschliisse nach IFRS notwendig ist.^^^ Insbesondere die Vergleichbarkeit zwischen den Publizitatsinstrumenten ist in diesem Zusammenhang als wesentlicher Vorteil anzufiihren, weshalb fiir kapitalmarktnotierte Gesellschaften eine Offenlegung fiir den Einzelabschluss nach IFRS im Sinne der Investor Relations im Bimdesanzeiger und/oder im Geschaftsbericht in jedem Fall anzustreben ist.
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Corporate Govemance-Bericht
Ein relativ neues Publizitatselement ist der sogenannte Corporate GovernanceBericht. Vor allem durch die Tatsache, dass institutionelle Investoren in ihre Anlageentscheidung die Ausgestaltung der Corporate Governance als Wertfaktor mit einbeziehen, riickt die Berichterstattung hieriiber in den Mittel-
513 Vgl. RegE EHUG 2005, § 325 Abs. 2a HGB, S. 11-12. 514 Vgl. RegE EHUG 2005, § 8b Abs. 2 Nr. 4 HGB, S. 2. 515 Vgl. Freidank/Pottgiefier 2003, S. 891. 516 Vgl. dazu Abschnitt IV.B.2.a)(l)(a) des Ersten Hauptteils. 517 Bel einer kompletten Umstellung auf das interne Berichtswesen nach IFRS kann i.R. des Management Approach eine Harmonisierung von extemem und intemem Rechnungswesen gelingen; vgl. Kahle 2003, S. 272.
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punkt.518 Dabei handelt es sich in zeitlicher Hinsicht bei der Ausgestaltiing der Corporate Governance um einen langfristigen Faktor,5i9 iiber welchen die Anleger in dem in Rede stehenden Publizitatsinstrument zu informieren sind.
Einen Zusammenhang zwischen Corporate Governance iind Performance der Aktie vermuteten bereits im Jahr 2001 85% der Vorstande des damaligen DAX-100520.521 Nach einer Studie von McKinsey im folgenden Jahr sind die befragten institutionellen Investoren bereit, eine gute Corporate Governance mit einer Uberpramie von 13% fiir deutsche Unternehmen zu honorieren.522 Bei einer weiteren Befragung dieser Investorengruppe stuften immerhin 46% das Kriterium Corporate Governance als „hoch" bzw. „sehr hoch" ein.523
In einer ersten Studie fiir den deutschen Kapitalmarkt konnte im Jahr 2004 nachgewiesen werden, dass die Entwicklung der Unternehmen am Kapitalmarkt, deren Corporate Governance als gut bewertet wurde, die Performance jener Unternehmen mit schlechter Bewertung signifikant u.bersteigt.524 Eine weitere aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die DAX-Untemehmen
518 Vgl. Ruhwedel/Epstein 2003, S. 161. 519 Vgl. Fockenbrock/Hussla 2005, S. 29. 520 Danmter fielen zum Zeitpiinkt der Studie in 2000/2001 die DAX-30 sowie 70 MDAXUntemehmen. Der DAX-100 ist nimmehr durch das Indexportfolio HDAX abgelost worden, in dem die 30 DAX-, 50 MDAX- und 30 TecDAX-Untemehmen zusammengefasst worden sind; vgl. Deutsche Borse 2005, S. 7. 521 Vgl. PeUens/HiUebrandt/Ulmer 2001, S. 1243. 522 Vgl. McKinsey 2002, Exhibit 4. In einer vergleichbaren Studie aus dem Jahr 2000 betrug die Uberpramie der befragten institutionellen Investoren noch 20%; vgl. McKinsey 2000, S. 16. Kritisch zum Aussagegehalt dieser Studie vgl. Nowak/Rott/Mahr 2005, S. 262-263. 523 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 33. 524 Vgl. zu diesem Urteil Drobetz/Schillhofer/Zimmermann 2004, S. 22.
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mit als gut eingestufter Corporate Governance^^s fiir den Zeitraum von Januar 2004 bis April 2005 weit iiber der durchschnittlichen Kursentwicklung des DAX liegen.526 Die empirischen Ergebnisse lassen deshalb den Schluss zu, dass die Determinanten der Corporate Governance eine Senkung der Kapitalkosten bzw. Erhohung der Cash Flows implizieren konnen bzw. allgemeiner ausgedruckt, eine Kapitalmarktrelevanz aufweisen.527 Die zunehmende Bedeutimg der Corporate Governance karm zusatzlich anhand von empirischen Ergebnissen belegt werden, die seit Anfang des Jahrtausends eine wesentliche Steigerung der Berichterstattung in der Presse widerspiegeln.^^s
Als Berichterstattungsinhalt werden nach ersten Ansichten im Schrifttum „Angaben liber die Verantwortungstrager, deren Aufgaben bzw. Handlungen sowie die damit in Verbindung stehenden Kosten"529 diskutiert. Der DCGK empfiehlt dagegen, dass ein derartiger Corporate Governance-Bericht Angaben zu gewahrten Aktienoptionsprogrammen u n d ahnlich zu qualifizierenden Anreizsystemen530 sowie „die Erlauterung eventueller Abweichungen von den
525 Vgl. zur Auswahl der Qualitatsmerkmale und zum Bewertungsschema Union Investment 2005, S. 8-30. 526 Vgl. Union Investment 2005, S. 5. 527 Vgl. dieser Ansicht unter Benicksichtigimg v^eiterer empirisch durchgefiihrter Studien entsprechend Domer/Orth 2003, S. 11-13. Diese Aussage wird durch eine Untersuchimg der Kapitalmarktrelevanz der Veroffentlichung der Entsprechenserklanmg im Sinne eines Qualitatskriteriums nicht bestatigt; ausfiihrlich zur Studie, der die Entsprechenserklarungen aus dem Jahr 2002 zugrunde liegen, vgl. Nowak/Rott/Mahr 2005, S. 271-279. Die Anwendung einer derartigen Ereignisstudie ist aber zu kritisieren, da der Einfluss der Veroffentlichung einer Entsprechenserklarung grds. nicht vollstandig von anderen Ereignissen separiert werden kann. 528 Vgl. zum Ergebnis der Studie Miiller 2005, S. 173-174. Dieser Anstieg lasst sich vor allem Untemehmensschieflagen und ein bis dahin fehlendes Bewusstsein in Bezug auf die Ausgestaltung der Corporate Governance erklaren; vgl. Miiller 2005, S. 208. 529 Bocking 2003, S. 256. Zu einem ersten Vorschlag zur Konkretisierung dieser vorgeschlagenen PublizitatsiiOialte vgl. Bocking 2003, S. 259-269. 530 Vgl. DCGK 2005, Tz. 2.1.3.
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Empfehlungen"53i enthalten soil. Nach einer weiteren Empfehlung zum Corporate Governance-Bericht im DCGK ist dieser in den Geschaftsbericht zu integrieren,532 und hat nach Vorschlag im Schrifttum jahrlich zu erfolgen.533 Hinsichtlich der Generierung eines SoU-Objekts fiir diese Art der Publizitat ist jedoch weiterhin wissenschaftlicher Forschungsbedarf zu konstatieren.534
Die Corporate Governance-Berichterstattung wird, wie aus der theoretischen und empirischen Herleitung ablesbar, in der Zukunft an Bedeutung gewinnen.535 Dieses nicht zuletzt, weil der Vorschlag der Abanderungsrichtlinie zur Vierten und Siebten EG-Richtlinie vorsieht, dass ein derartiges Statement im Rahmen des Lageberichts verpflichtend abzugeben ist.536 Die bisherige Empfehlungsvorschrift des DCGK ist demnach durch eine gesetzliche Vorschrift abzulosen und nach Umsetzung in die jahrlichen, vorgeschriebenen Berichterstattungselemente einzuordnen.537 Der Richtlinienvorschlag sieht folgende Inhalte verpflichtend vori^^s
531 DCGK 2005, Tz. 3.10. In der Textziffer wird durch Neufassiing des Kodex auch vorgeschlagen, zu den Anregimgen Informationen zur Verfiigung zu stellen. 532 Vgl. DCGK 2005, Tz. 3.10. Dabei sind die in Rede stehenden Informationen in einem gesonderten Teil des Geschaftsberichts zur Verfiigung zu stellen; vgl. Ringleb/Kremer/ Lutter/Werder 2005, Tz. 538, S. 142. 533 Vgl. Backing 2003, S. 259; Ringleb/Kremer/Lutter/Werder 2005, Tz. 541-542, S. 143. 534 Diese Ansicht ist im Hinblick auf die Ausgestaltung eines Anfordenmgskatalogs zu erweitem; vgl. Bocking 2003, S. 270. 535 Vgl. Scheffler 2005, S. 479. 536 In diesem Vorschlag wird ein derartiges Publizitatsinstnmient als Corporate Govemance-Erklarung bezeichnet; vgl. Europaische Kommission 2004c, Art. 46a, S. 11. 537 Aufgnmd der Tatsache, dass diese Umsetzimg erst nach Verabschiedung der Abanderungs-Richtlinie imd deren nationaler Umsetzung als vorgeschrieben anzusehen ist, erfolgt die Abhandlimg i.R.d. Arbeit unter den freiwilligen Publizitatsinstrumenten. 538 Vgl. Europaische Kommission 2004c, Art. 46a, Abs. 1-6, S. 11. Die hier aufgefiihrten Inhalte imterscheiden sich von den im Vorfeld veroffentlichten Vorschlagen der WinterGruppe sowie dem Aktionsplan der EU hinsichtlich der Corporate Governance; vgl. zu den Vorschlagen der Wmfer-Gruppe Hochrangige Expertengruppe 2002, S. 48-50 und zum Aktionsplan Europaische Kommission 2003a, S. 15. Zu einem tabellarischen Uber(Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
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• Verweis auf den anzuwendenden Corporate Governance-Kodex, • Erklarung, ob und in welchem Ausmafi dieser eingehalten wird, • Darstellung des internen KontroU- und Risikomanagementsystems, • ausgewahlte Informationen der Ubernahme-Richtlinie/^^ • Beschreibung der Funktionsweise der Hauptversammlung und der Aktionarsrechte, • Darlegung der Zusammensetzung und Funktionsweise der Organe und gebildeter Ausschiisse.^^o
Wesentliche Probleme ergeben sich aus der geplanten Aufnahme in den Lagebericht. Zum einen wird der Bericht hierdurch zum Priifungsgegenstand der gesetzlich vorgeschriebenen Abschlussprufung;54i zum anderen steht dieser Integration im Rahmen der vorgesehenen Billigung des Lageberichts durch den Aufsichtsrat eine Selbstpriifung entgegen.542 Entsprechend der Verantwortlichkeit bei der Entsprechenserklarung ist der Aufsichtsrat auch bei der Abgabe einer derartigen Erklarung konsequenterweise einzubeziehen.543 Diese
blick liber alle drei Vorschlage vgl. Lentfer 2005, S. 297. Zur verbalen Analyse des Aktionsplans vgl. Habersack 2004a, S. 3-5. 539 Vgl. RiLi 2004/25/EG, Art. 10 Abs. 1 c), d), f), h) und i), S. 19-20. 540 Hinsichtlich der beiden letzt genannten Punkte karm der Ansicht gefolgt werden, dass entsprechende Informationen fiir derartige Sachverhalte abzugeben sind, die imtemehmensindividuell, z.B. dnrch die Satzimg, festgelegt werden; vgl. IDW 2005b, S. 120. 541 Eine Erweiterung des Gegenstands der Abschlusspriifung ist nicht zu befiirworten, da es an einem Zusammenhang mit dem Priifungsauftrag mangelt; vgl. IDW 2005b, S. 119. Eine Priifungspflicht v^ird dabei aufgrund des Vorschlags einer Aufnahme in den Lagebericht seitens der Kommission unterstellt; vgl. Lentfer 2005, S. 296; Maiil 2003, S. 27. 542 Vgl. zur Analyse der Ausweitung des Enforcement durch den Aufsichtsrat Abschnitt IV.C.2.a)(2)des Ersten Hauptteils. 543 Vgl. Lentfer 2005, S. 293.
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Kritikpimkte e r g a n z e n d / ^ kann angeflihrt werden, dass in einem derartigem Bericht insbesondere Informationen iiber gesellschaftsrechtliche Aspekte veroffentlicht werden, die dem Zweck der Lageberichterstattung, zweckorientiertes Wissen iiber die wirtschaftlichen Verhaltnisse zu vermitteln, entgegenstehen.545
Abhilfe kann dadurch erreicht werden, dass die von der EU-Kommission geforderten Angaben als Erweiterung in § 161 AktG aufgenommen werden.546 So entfallt eine Selbstpriifung durch den Aufsichtsrat u n d weiterhin werden die in diesem Kontext getroffenen Aussagen nicht in den Priifungsgegenstand der Jahresabschliisspriifung aufgenommen.
Die Notwendigkeit einer Reformierung der Corporate Governance-Berichterstattung aufiert sich dariiber hinaus in der empirisch festgestellten geringen Nutzungsintensitat des Aufsichtsratsberichts durch private u n d institutionelle Investoren, dem durch Einfiihrung einer reformierten Corporate GovernanceBerichterstattung unter Mitverantwortung des Aufsichtsrats entgegen gewirkt werden karm.547 Diesen Aspekt aufgreifend sind von der EU in ihrer Empfehlung umfangreiche Veroffentlichungspflichten des Aufsichtsrats enthalten.548
544 Diese Aspekte vemachlassigend folgert Pooten, dass nach Umsetzung der Richtlinie die Angabe in Bezug auf die Abgabe der Entsprechenserklanmg nach § 285 Nr. 16 HGB nicht im Anhang, sondem im Lagebericht zu veroffentlichen ist; vgl. Pooten 2005, S. 61. 545 Vgl. IDW 2005b, S. 119. 546 Vgl. Lentfer 2005, S. 296. Auch das IDW regt deshalb an, „die Corporate GovemanceErklaning als ein eigenstandiges Berichtsinstmment zu etablieren''; IDW 2005b, S. 119. 547 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 22, 35 und 40. Zu den detaillierten Antworten der Privatanleger und institutionellen Investoren vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 68 und 99. 548 Die EU schlagt im Wesentlichen vor, dass der Aufsichtrat die Aktionare iiber seine interne Organisation, iiber das Ergebnis der Selbstevaluation und die daraus resultierenden Anderungen informiert; vgl. Europaische Kommission 2005, Abschnitt II, Tz. 9.1, S. 56. Weiterhin wird eine angemessene Publizitat iiber „Angelegenheiten der Gesellschaft, die (Fortsetzung der Fufinote auf der ndchsten Seite)
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Insgesamt ist nach Beseitigung der aufgezeigten Mangel, die Einfuhrung eines Corporate Governance-Berichts deshalb zu begrulien.549
(d) Vergiitungsbericht In die freiwillige, jahrliche Publizitat ist auch die europaische Empfehlung zur Veroffentlichung eines eigenstandigen Vergiitungsberichts fiir den Vorstand und Aufsichtsrat mit folgenden Kernelementen einzuordnen: • Prasentation der Vergutungspolitik,55o • Detailangaben zur Vergiitung einzelner Orgarunitglieder.^si
Alternativ zur Veroffentlichung im eigenstandigen Vergiitungsbericht wird eine Integration der Angaben in den (Konzern-)Jahresabschluss oder Anhang bzw. eine (Konzern-)Lageberichtspublizitat vorgeschlagen.552 Hinsichtlich der geforderten Informationen ist zu kritisieren, dass die Vorgaben der EU zu detailliert sind und fiir den Anleger die Gefahr eines Inforraation Overload birgen.553 Die Publizitat der Vergiitung einzelner Vorstandsmitglieder war bereits im DCGK nach Tz. 4.2.4 gefordert bzw. ist durch das VorstOG neu eingefiihrt
Untemehmensstrategie sowie iiber den Umgang mit Risiken und Interessenkonflikten" in die Verantwortimg des Aufsichtsrats iibergeben; Europaische Kommission 2005, Abschnitt II, Tz. 9.2, S. 56. 549 Vgl. entsprechend Habersack 2004a, S. 3. 550 In einem Vergiitungsbericht ist in allgemeiner Weise das Grundkonzept der Vergiitung der Gesellschaft darzustellen; vgl. zu den hier nicht naher darzustellenden Einzelheiten Europaische Kommission 2004a, Abschnitt II, Tz. 3.1-3.5, S. 56-57. Die Empfehlimgen der EU gehen dabei iiber die bereits im DCGK enthaltenen hinaus; vgl. zu einer detaillierten Abweichungsanalyse diesbeziiglich Maul 2005, S. 7-8. 551 Vgl. Europaische Kommission 2004a Abschnitt III, Tz. 5.1-5.6, S. 57-58. 552 Zur allgemeinen Offenlegimg des Konzepts vgl. Europaische Kommission 2004a, Abschnitt II, Tz. 3.1, S. 56 und zu den individuellen Angaben Europaische Kommission 2004a, Abschnitt III, Tz. 5.1, S. 57. Da eine getrermte Berichterstattung zu bevorzugen ist, erfolgt die Darstellimg dieses Instruments i.R.d. Untersuchung in einem eigenstandigen Abschnitt. 553 Vgl. Maul/Lanfermann 2004a, S. 1867.
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Erster Hauptteil
worden.554 Die Neuerungen dieses Artikelgesetzes entsprechen im Detaillierungsgrad nicht den Vorgaben der EU-Empfehlung.555 Deshalb ist mit deren Umsetzung in Zukunft als DCGK-Empfehlung zu rechnen.
b)
Unterjahrige Publizitat
(1)
Vorgeschriebene Publizitat
(a)
Zwischenberichterstattung als periodische Publizitat
Unter einem Zwischenbericht^s^ ist ein verpflichtendes, periodisches Publizitatsinstrument iiber einen unterjahrigen Zeitraum zu verstehen, das durch eine Vielzahl von Aufstellungsvorschriften gekennzeichnet ist u n d eine eindeutige Kapitalmarktorientierung aufweist.557 Nach § 4 0 BorsG ist von Aktienemittenten grundsatzlich ein Halbjahreszwischenbericht aufzustellen, der durch die Intemationalisierung im Bereich der jahrlichen Publizitat u n d zusatzliche Anforderungen aufgrund der Kapitalmarktnotierung zunehmend durch einen Quartalsbericht nach IAS 34 ersetzt wird.^ss Da es sich u m kein „Instrument der Gewirmverteilung"559 handelt, kommt ihm eine reine Informationsfunktion zu, der zufolge moglichst zeitnah gegeniiber dem Kapitalmarkt zu berichten ist.^^o
554 Vgl. zu den Andemngen hinsichtlich der Publizitat im Anhang Abschnitt I.B.2a)(b) des Ersten Hauptteils. 555 Vgl. Maul 2005, S. 8. 556 Da die Pflicht zur Zwischenberichterstattung in der iiberwiegenden Zahl durch die Untemehmen auf Konzembasis erfolgt, wird die folgende Untersuchung lediglich einen konsolidierten Zwischenbericht fokussieren und den Begriff in diesem Sinne verwenden. 557 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001a, S. 387-388; Coenenberg/Alvarez 2002, S. 2758. Unter den Begriff des Zwischenberichts fallen sowohl ein Halbjahres- als auch ein Quartalsbericht; vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 1, S. 1. 558 Vgl. im Detail zu den zu beachtenden Normen sowie einer imifassenden Analyse dieses Publizitatsinstruments Kapitel II. des Zweiten Hauptteils. 559 Vgl. Treiber 1991, S. 602. 560 Vgl. bereits Kilgert/Grofimann 1990, S. 190 sowie im Detail Abschnitt II.B.la)(3) des Zweiten Hauptteils.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
Seite 115
Die in Rede stehende unterjahrige Publizitat hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen.^^i Die Ursache fiir diesen Bedeutungszuwachs liegt insbesondere in dem Bedarf der Anleger nach einer zeitnahen Berichterstattung begrundet.562 Diese theoretisch abgeleitete Aussage kann mit dem Ergebnis einer aktuellen Studie unter Privatanlegern und institutionellen Investoren belegt werden, wonach die Quartalsberichterstattiing im Gegensatz zum Geschaftsbericht als nahezu gleichbedeutend eingeschatzt wird.^^^ Dieses Ergebnis wird auch aus dem Blickwinkel der Emittenten geteilt, da den Ergebnissen einer aktuellen Studie zufolge der Quartalsbericht aus Unternehmenssicht im Gegensatz zum Geschaftsbericht sogar als bedeutenderes Investor RelationsInstrument eingeschatzt wird.564 Neben dem Bedeutungszuwachs begriindet auch eine geringere Einschatzung der Verlasslichkeit der Quartalsberichterstattung im Gegensatz zur jahrlichen Geschaftsberichtserstattung wissenschaftlichenForschungsbedarf.565
561 Vgl. entsprechend Meyer 2003, S. 31. 562 Vgl. Strieder 2001b, S. 112. 563 Vgl. zu diesem Ergebnis Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 10 sowie im Detail Abschnitt II.B.l.(l) des Zweiten Hauptteils. 564 Bei einer Befragimg mittels ernes Scoring-Modells mit sechs Merkmalsauspragimgen ninunt der Quartalsbericht im Gegensatz zum Geschaftsbericht einen Wert von 4,03 gegeniiber 4,0 ein, was einer wichtigen Einschatzimg entspricht; vgl. PWC/Kirchhoff 2005, S. 17. Der Versand der Fragebogen erfolgte dabei an die Untemehmen des DAX, MDAX, Small Cap-Index (SDAX), TecDAX und German Entrepreneurial Index (GEX) und ist mit einer Riicklaufquote von 25% als reprasentativ einzustufen; vgl. PWC/Kirchhoff 2005, S. 8. Eine Befragung der ehemaligen DAX-lOO-Untemehmen ist bereits 1998 zu dem Ergebnis gekommen, dass 97% der antwortenden Untemehmen den Zwischenbericht als wichtiges Investor Relations-Instrument ansehen; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000b, S. 318. 565 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 11; Hanft/Kretschmar 2001, S. 84.
Seite 116 (b)
Aperiodische Publizitat
(i)
Ad hoc-Publizitat
Erster Hauptteil
Die Ad hoc-Publizitat nach § 15 Abs. 1 W p H G ist eine aperiodische Form der imterjahrigen Publizitat, die eine hohe Zeitnahe aufweist u n d als bedeutendes Publizitatsinstrument mit einer hohen Wahrnehmungswahrscheinlichkeit einzustufen ist.^^^ Aufgrund ihrer situationsbedingten bzw. anlassbezogenen Auslosung ist sie im Publizitatssystem als Erganzung der Regelpublizitat aufzufassen.567 Eine Publizitatspflicht fiir den Emittenten ist nach §§ 15 Abs. 1 S. 1 i.V.m. 13 Abs. 1 S. 1 W p H G bei kumulativen Eintreffen der folgenden Tatbestandsmerkmale fiir eine konkrete Information gegeben:568 •
nicht offentlich bekannter Umstand,
•
Eignimg zur erheblichen Beeinflussimg des Borsen- oder Marktpreises,
•
Unmittelbarkeitserfordernis.
Wesentliches Kennzeichen der Ad hoc-Publizitat ist, dass keine voUstandige Beschreibung der Vermogens-, Finanz- imd Ertragslage erfolgt,569 s o n d e m z u m Teil auch Informationen uber einen Ausschnitt des Untemehmens zur Verfiigung gestellt werden. In der Vergangenheit ist die Ad hoc-Publizitat vor diesem Hintergrund in vielen Fallen z u reinen Werbezwecken ausgenutzt
566 Vgl. MoUers/Leisch 2003, S. 114-115. Die hohe Bedeutung der Ad hoc-Publizitat kann mit dem Ergebnis einer Befragung von Finanzexperten bestatigt werden, die zum dem Ergebnis gekommen ist, dass 53 % der Befragten Ad hoc-Mitteilimgen einen hoheren Oder denselben Stellenwert wie Quartals- bzw. Zwischenberichten zusprechen; vgl. Gutzy/Marzheuser 2003, S. 489. Zum Aufbau der Untersuchimg vgl. Gutzy/Marzheuser 2003, S. 486-487. 567 Vgl. Ruhnke 2005, S. 128; Wirth 2004, S. 109 imd ausfiihrlich Abschiutt I.B.I, des Zweiten Hauptteils. 568 Vgl. zu einer ausfiihrlichen Analyse der Tatbestandsmerkmale sowie aller weiterer wesentlicher Aspekte dieses Publizitatselements Kapitel II. des Zweiten Hauptteils. 569 Vgl. Selch/Rothfuss 2000, S. 507.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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worden.570 Dieses ist aufgrund der Zielsetzung dieses Publizitatsinstruments zu vermeiden, weshalb in der Folge auch Mafinahmen diesbeziiglich in die Analyse zu integrieren sind.
In Abgrenzung der Ad hoc-Mitteilimg zu den anderen Publizitatsformen kann weiterhin festgehalten werden, dass bei Vorliegen der Tatbestandsmerkmale durch deren Veroffentlichung eine Mitteilung zu generieren ist.^^i Die Ad hocPublizitat kann damit als zeitnahes Instrument auch zu einer Informationsbereitstellung der Regelberichterstattung vor deren eigener Veroffentlichung fuhren.572
(ii) Sonstige Als sonstige, aperiodische Publizitat ist zunachst eine Reihe an Berichterstattungspflichten zu nennen, die auf aktienrechtlichen Normierungen beruhen. Als wichtigste in diesem Kontext sind die folgenden Bekanntmachungen anzufiihren, die jeweils in den Gesellschaftsblattern zu veroffentlichen sind: • Zusammensetzung des Aufsichtsrats nach § 97 Abs. 1 S. 1 AktG, • Wechsel von Aufsichtsratsmitgliedern nach § 106 AktG,573 • Einberufung der Hauptversammlung nach § 121 Abs. 3 AktG sowie die • Erhebung einer Anfechhingsklage nach § 246 Abs. 4 AktG.
Dariiber hinaus sind unterjahrig weitere kapitalmarktrechtlich gepragte Informationen hinsichtlich der Stimmrechtsanteile von borsennotierten Gesellschaften zur Verfugung zu stellen. Hierunter fallt die Notwendigkeit der un-
570 Vgl. Giittler 2005, S. 237; Ruhnke 2005, S. 135. 571 Vgl. Baetge/Lutter 2003, S. 25. 572 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt I.C.2. des Zweiten Hauptteils. 573 Zur Erfiillung dieser Norm ist zudem eine Offenlegimg im Handelsregister notwendig.
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Erster Hauptteil
verziiglichen Meldung der Anderung von Beteiligungsverhaltnissen bei borsennotierten Gesellschaften nach §21 Abs. 1 WpHG i.V.m § 25 Abs. 1 WpHG.574 Diese Informationspflicht besteht, wenn sich eine Stimmrechtsveranderung bei Unter- oder Uberschreiten in Hohe von 5%, 10%, 25%, 50% oder 15% ergibt.575 Nach § 25 Abs. 1 WpHG ist bei Auftreten einer dieser Falle eine Mitteilung in einem iiberregionalen Borsenpflichtblatt zu veroffentlichen.576
Weiterhin sind Transaktionen bestimmter Unternehmensangehoriger577, die iinter dem Begriff Director's Dealings diskutiert werden, nach § 15a WpHG zu veroffentlichen.578 Nach § 15a Abs. 1 WpHG sind die Transaktionen von den in Rede stehenden Personen zunachst innerhalb von fiinf Werktagen an den Emittenten zu melden. Der Emittent selbst hat dann nach § 15a Abs. 4 WpHG die Pflicht, die Information ohne Verzug zu veroffentlichen und auch an die BaFin zu iibersenden.
(2) Freiwillige Publizitat Als unterjahrige freiwillige Publizitat kann jegliche Ubermittlung von Information im Sinne der Publizitatsdefinition der Untersuchimg gefasst werden.
574 Vgl. zur Analyse dieser Vorschriften unter Beriicksichtigimg europaischer Vorgaben Buchheim/Burger/Ulbrich 2004, S. 1392-1393; Buchheim/Ulbrich 2004, S. 285-286. Diese Vorschrift ist auch in den DCGK aufgenommen worden; vgl. DCGK 2005, Tz. 6.2. 575 Nach § 21 Abs. 1 WpHG dieser Norm ergibt sich zunachst fiir den betroffenen Anleger die Pflicht, eine der beschriebenen Anderungen innerhalb von sieben Kalendertagen an die BaFin \md die betroffene Gesellschaft zu melden. 576 Die Veroffentlichimg hat nach Wortlaut der Norm „spatestens neun Kalendertage nach Zugang der Mitteilimg" zu erfolgen. ^'^ Unter diese fallen Personen, die Fiihrungsaufgaben ausiiben und jene, die diesen nahe stehen. Zur Legaldefirution der beiden Personengruppen vgl. § 15a Abs. 2 und 3 WpHG. 578 Durch das AnSVG sind in diesem Kontext Anderungen aufgrund der Marktmissbrauchs-Richtlinie durchgefiihrt worden; zu einem Uberblick, welcher auch die untergesetzlichen Anforderungen der Wertpapierhandelsanzeige- und Ir\siderverzeiclmisverordnimg (WpAIV) beriicksichtigt, vgl. Erkens 2005, S. 29-37; Pluskat 2005, S. 1097-1101.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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Insbesondere fallt hierimter jede Art der Publizitat auf der Internetseite, die freiwillig durch das Unternehmen veroffentlicht wird. Weiterhin konnen Aktionarsbriefe und alle sonstigen Unternehmensbroschuren, die Teil der Begriffsabgrenzung sind, unter die freiwillige Publizitat subsumiert werden.
Diese Berichterstattung ist griindsatzlich als Ausfluss der Zielsetzung der Investor Relations, durch eine zielgerichtete Information die Anleger an das Unternehmen zu binden bzw. aufmerksam zu machen, anzusehen.^^^ In unterjahriger, aperiodischer Ausgestaltung ist sie vor allem im Gegengewicht oder Erganzimg zur Ad hoc-Publizitat zu sehen, da das Unternehmen Informationen zur Verfligung stellt, die nicht als Insiderinformation zu kennzeichnen sind. Die Empfehlung einer Beschrankung dieser freiwilligen Publizitat ist neben der Wirtschaftlichkeit mit dem zu befiirchtendem Information Overload aufgrund der schon hohen normierten Publizitatsdichte zu begriinden. Dabei ist im Wesentlichen auf die Konsistenz zu anderen Publizitatsinstrumenten gro6en Wert zu legen.^so Probleme konnen sich dann ergeben, werm freiwillig veroffentlichte Informationen mit gesetzlich vorgeschrieben Publikationen nicht iibereinstimmen, was zu einem Vertrauensverlust bei den Anlegern fuhrt.581 Gegen eine rein freiwillige Ausgestaltung der Publizitat spricht als Abschluss der Analyse des Publizitatssystems das Argument, dass die Unternehmen mit dem Ziel der Reduktion der Kapitalkosten lediglich giinstige Informationen zur Verfiigimg stellen wurden.582
579 Vgl. PeUens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 798-799. 580 Vgl. Kirchner 2001, S. 18. 581 Vgl. Kirchner 2002, Sp. 1940. 582 Vgl. ausfiihrUch Ruhnke 2005, S. 47-48.
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Erster Hauptteil
C.
Uberwachungssystem
1.
Das untemehmerische Uberwachungssystem im Uberblick
Bei einer Differenzierung der Trager des unternehmerischen Uberwachungssystems ist in Bezug auf deren Zugehorigkeit zum Unternehmen in interne und externe zu unterscheiden.583 Als Uberwachungsobjekt des in Rede stehenden Systems ist hierbei die Geschaftsfiihrung der Gesellschaft durch den Vorstand nach § 76 AktG anzufuhren.584
Als interne Organisationseinheiten, die Uberwachimgsaufgaben auf Anweisung des Vorstands zu seiner Entlastung wahmehmen, sind die Elemente des Risikomanagementsystems zu nennen. Dieses System nach § 91 Abs. 2 AktG,585 das dem internen unternehmerischem Uberwachungssystem gleichzusetzen ist, gliedert sich nach herrschender Meinung in die Bestandteile Interne Revision, Internes Kontrollsystem, Controlling sowie (Risiko-)Fruherkennungssystem, wobei diese Subsysteme bei einer Konzemierung auch die hieraus resultierenden Strukturen zu beriicksichtigen haben.^s^ Die sich jeweils ergebenden Uberwachungsaufgaben sind deshalb je nach Zielsetzimg an diese Subeinheiten zu delegieren.587
583 Vgl. zur graphischen Veranschaulichung Lentfer 2005, S. 26; Rossler 2001b, S. 56. 584 Vgl. zu diesem Uberwachungsobjekt aiisfiihrlich Lentfer 2005, S. 19-22 und iiberblicksartig Abschnitt IV.A.l. des Ersten Hauptteils. 585 Die detaillierte Gestaltung eines derartigen Systems hat der Gesetzgeber nicht festgelegt; vgl. Freidank/Paetzmann 2004, S. 10. Zu einer Atiseinandersetzung mit den Begrifflidikeiten der Norm sowie einer detaillierten Beschreibung des Zwecks der Normierung vgl. Hillebrand 2005, S. 14-22,86-88. 586 Vgl. Berens/Schmitting 2004, S. 65-67; Freidank/Paetzmann 2004, S. 10-11, S. 17-19; Lentfer 2005, S. 24-25. 587 Vgl. H o f m a n n 2005, S. 73.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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Das Interne KontroUsystem als Element des Risikomanagementsystems bildet die Summe aller KontroUen im Unternehmen, die prozessabhangig ausgefiihrt werden.^^s Die Interne Revision hingegen, die organisatorisch zumeist als Stabsstelle direkt dem Vorstand zugeordnet ist,589 dient in Erweiterung der Sicherung der durch das Interne KontroUsystem installierten Mafinahmen durch prozessunabhangige Uberwachungshandlungen.^^o Zusatzlich ist diesem internen Instrumentarium das Controlling zuzuordnen; dieses dient als „Konzept zur Wirkungsverbesserung der Unternehmensleitimg, das Fiihnmgshilfe bei der Zielbildung, Planung, KontroUe, Koordination und Information leisten soir'591. Durch das Controlling erfolgt dabei eine Konzentration auf eine prozessabhangige Uberwachung.592 Dieser Baustein des internen Uberwachimgssystems ist nach herrschender Meinung dem (Risiko-)Fruherkennungssystem ubergeordnet,593 mit Hilfe dessen in einer fruhen Phase Risiken, verstanden als negative aber auch positive Abweichungen vom erwarteten Wert,594 zu identifizieren sind.^^s Dabei werden im Moment sowohl dem Controlling als auch
588 vgl. Freidank 2001, S. 248-249; Hoffmann 1992, Sp. 870. 589 Vgl. Berens/Schmitting 2004, S. 52-53; Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 12. 590 Vgl. Berens/Schmitting 2004, S. 53. Vgl. ausfiihrlich zur Internen Revision Hoffmann 1992, Sp. 869-882; Hofmann 2005, S. 127-145. Eine Einteilung der Internen Revision erfolgt anhand der Inhalte des Revisionsobjekts in Financial, Operational imd Management Auditing; vgl. Hofmann 2005, S. 189-193. 591 Marten/Kohler 2004, S. 288. Zu einer Analyse verschiedener Konzepte des Controlling im Detail vgl. Freidank/Paetzmann 2004, S. 6-9; Marten/Kohler 2004, S. 288-289. 592 Vgl. zu einer gelungenen Darstellung des Controlling als Teil des Risikomanagementsystems Hachmeister 2004, S. 267-286. 593 Vgl. Freidank/Paetzmann 2004, S. 17-19; Lentfer 2005, S. 24. Vgl. zum Einsatz dieses Systems als Instnm\ent der Internen Revision Berens/Schmitting 2004, S. 64-65. 594 Vgl. entsprechend Freidank 2001, S. 247. 595 Vgl. ausfiihrlich Berens/Schmitting 2004, S. 56-58.
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Erster Hauptteil
der Internen Revision im Rahmen der Corporate Governance-Diskussion zunehmend Beachtung geschenkt.596
Als weitere Elemente der internen Struktur sind der Aufsichtsrat u n d die Hauptversammlung in das untemehmerische Uberwachungssystem einzuordnen.597 Eine Uberwachung durch die Hauptversammlung kann sich insbesondere durch den Zusammenschluss einer Mehrheit der Aktionare hinsichtlich der Stimmrechtsausiibung ergeben.^^s Dieses ist bei Gesellschaften mit grofiem Streubesitz aufgrund von hohen Kosten xmd divergierenden Ansichten der Anteilseigner jedoch als schwierig einzustufen.599 Die Chance der Aktionare iiber die Hauptversammlung ihre Rechte auszuuben, wird als Voice bezeichnet, wahrend die Moglichkeit, durch Verkauf der Wertpapiere eine Uberwachung durchzufiihren, mit der Begrifflichkeit Exit benannt wird.^oo
Als wesentlicher extemer LFberwachungstrager ist der (Konzern-)Abschlusspriifer^oi ^u benermen.602 Der Priifungsauftrag dieses Enforcement-Tragers erweitert sich bei borsennotierten Aktiengesellschaften nach § 317 Abs. 4 HGB
596 Vgl. zu moglichen Ansatzen zur Uberwindung ausgewahlter Corporate GovemanceProblemstellungen dxirch das Controlling Gunther 2004, S. 44-47. 597 Vgl. zu einem Uberblick liber die wesentlichen Charakteristika dieser Organe der Unternehmensverfassimg Abschnitte LA.2. iind LA.3. des Ersten Hauptteils. 598 Der Hauptversammlung wird deshalb grds. eine Uberwachungsfunktion zugeschrieben; vgl. Baums 2001, Rn. 78, S. 117. 599 Vgl. Rossler 2001a, S. 65-66; Witt 2001a, S. 75. Diese Moglichkeit wird im weiteren Verlaiif der Analyse des Enforcement der Publizitat deshalb ausgegrenzt. Vgl. zu den Einwirkimgsmoglichkeiten der Hauptversanunlung allgemein Abschnitt IV.A.3. des Ersten Hauptteils. 600 Vgl. Nassauer 2000,5.47 601 Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass der Einzelabschluss der Muttergesellschaft imd der Konzemabschluss von einem Abschlusspriifer gepnift werden. Eine Differenzierung in Einzel- und Konzemabschlusspriifer wird lediglich darm vorgenommen, wenn dieses fiir die Untersuchimg von Relevanz ist.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
Seite 123
u m das Risikomanagementsystem nach § 91 Abs. 2 AktG.^os Weiterhin ist als bedeutende externe Uberwachung das zweistufig konstruierte Enforcement durch die DPR u n d BaFin einzuordnen.^o^
Eine weitere Form der externen Uberwachung wird unter d e m Stichwort Markt fiir UnternehmenskontroUe diskutiert.^o^ A I S praventiver Uberwachimgsmechanismus ist hierunter die Gefahr fiir die Organmitglieder z u fassen, dass durch eine angenommene Unterbewertung oder nicht effiziente Geschaftsfiihrimg eines externen Aufkaufers eine Ubernahme erfolgt/^^ die zumeist mit einer strikten Anderung der Unternehmenspolitik imd einem Auswechseln der Vorstandsmitglieder einhergeht.^^^ Neben einer feindlichen Ubernahnne, die dadurch gekennzeichnet ist, dass den Anlegern ein Preis liber d e m aktuellen Wert des Wertpapiers angeboten wird, kann auch ein Erwerb der Anteile a m Markt oder durch Kauf von Aktienpaketen erfolgen.^os Der Markt fiir UnternehmenskontroUe war lange Zeit aufgrund der vorherrschenden Strukturen der Deutschland AG unterentwickelt.609 Die erste wesentliche feindliche Ubernahme u n d eine Trendwende in diesem Bereich ist durch die
602 Vgl. dieser Ansicht entsprechend Scheffler 2005, S. 479. 603 Dabei hat der Abschlusspriifer zu beurteilen, ob der Vorstand ein § 91 Abs.2 AktG entsprechendes System eingerichtet hat und ob dieses geeignet ist, seine Aufgaben zu erfiillen; vgl. ausfiihrlich Baumbach/Hopt 2005, Rn. 9 zu § 317 Abs. 4 HGB, S. 994-995; Koller/Roth/Morck 2005, Rn. 5 zu § 317 HGB, S. 842-843; Lengerke 2002, S. 96-105. Zur Uberwachung durch den Aufsichtsrat vgl. Abschnitt IV.A.2. des Ersten Hauptteils. 604 Vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(b)(i) des Ersten Hauptteils. 605 Vgl. Hopt 2000, S. 787-788 und grundlegend Manne 1965, S. 112-114. 606 Vgl. Hachmeister 2002a, Sp. 490. 607 Vgl. Nassauer 2000, S. 47-48. Hierdurch ergibt sich insbesondere eine Praventivwirkung, da die Vorstandsmitglieder mit dem Arbeitsplatzverlust rechnen miissen; vgl. Portisch 1997, S. 76-77. 608 Vgl. gnmdlegend Maime 1965, S. 114-119. 609 Vgl. Hopt 2001, S. 33; Hopt 2000, S. 803; Riegger 2003, S. 131.
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Erster Hauptteil
Ubernahme von Mannesmann durch Vodafone zu sehen.^io Insbesondere durch die Tatsache, dass die Banken sich aus der Eigenkapitalfinanzierung der Unternehmen im Sinne eines Schutzes gegen feindliche Ubernahmen zuriickziehen/ii wird der Markt fur UnternehmenskontroUe als Uberwachimgsmechanismus jedoch gestarkt.^^^ Dabei ergibt sich erst langsam ein Trend zu dieser Uberwachungsart, der eng mit einer marktorientierten Corporate Governance verbunden ist.^^^ Aufgrund der steigenden Bedeutung dieses Uberwachungsmechanismus fiir den europaischen Kapitalmarkt werden gegenwartig auch im Bereich des Markts fiir UnternehmenskontroUe durch die europaische Ubemahme-Richtlinie^i^ eine Reihe von Harmonisierungsbestrebungen mit dem Ziel einer Erhohung der Transparenz bei den nationalen Gesetzgebem umgesetzt.615
Dariiber hinaus ist auch die Haftung des Emittenten bzw. der Organe Vorstand und Aufsichtsrat bei Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten nach den §§ 93 Abs. 1 S. 1 und Abs. 2 Satz 1 sowie 116 AktG als praventives Sanktionselement in das Uberwachimgssystem einzuordnen.6i6 Bei einem weiten Verstandnis ist zudem die strafrechtliche Verfolgimg durch den Staat als Element dieses Systems zu verstehen.617 Weiterhin sind imter die externen Elemente jene zu sub-
610 Vgl. Hopt 2001, S. 33; Witt 2001a, S. 76-77. 611 Vgl. hierzu die Einleitung dieser Arbeit. 612 Vgl. ausfuhrlich Hopner/Jackson 2001, S. 2,43-47. 613 Vgl. Hachmeister 2002a, Sp. 490 und Abschnitt I.D. des Ersten Hauptteils. 614 Vgl.RiLi2004/25/EG. 615 Vgl. hierzu ausfuhrlich Grundmann 2005, S. 122-128; Lentfer 2005, S. 82-94. 616 Die Sanktionierung diirch Haftung ist eng mit dem Anfeditungsrecht der Anleger verbimden, das als Voraussetzung anzusehen ist; vgl. Schwark 2000, S. 1532. 617 Diese Art der Sanktionierung wird fiir die Arbeit in der Folge im Wesentlichen ausgeschlossen.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
Seite 125
sumieren, die aufgrund der Kapitalmarktnotierung durch die BaFin oder die Borsenaufsicht ausgefiihrt werden.^is
Im folgenden Abschnitt steht die Darstellung des Enforcement-Systems, welches als Bestandteil des Corporate Governance-Systems bzw. des Uberwachungssystems zu charakterisieren ist,^!^ im Vordergrund. Dieser Teil der Arbeit schliefit dabei die Untersuchung der in der Wissenschaft identifizierten Enforcement-Liicke mit ein.^^o
2.
Enforcement-System der Publizitat im Besonderen
a)
Enforcement der jahrlichen Publizitat
(1)
Uberblick
Als wesentliche Bestandteile des deutschen Enforcement-Systems der vorgeschriebenen jahrlichen Publizitat sind die handelsrechtliche Jahresabschlusspriifung durch einen Wirtschaftsprufer62i als externes Enforcement und die Uberwachung der Publizitat durch den Aufsichtsrat nach § 171 Abs. 1 S. 1 AktG als internes Enforcement zu nennen. Diese primaren Mafinahmen, die vor Veroffentlichung der Publizitat erfolgen, werden um sekundare erganzt. Die folgende Abbildung 6 gibt die wesentlichen Enforcement-Elemente fiir die jahrliche Publizitat wieder und verdeutlicht die Strukturierung der weiteren Vorgehensweise. Eine differenzierte Betrachtung des Enforcement einzelner
618 Da es sich bei derartigen SoU-Ist-Vergleichen im Wesentlic±ien um die Uberwachung von Formanfordenmgen handelt, werden diese im Ersten Hauptteil nicht untersucht. 619 Vgl. IDW/FAZ 2002, S. 83. 620 Vgl. zur Enforcement-Liicke Baetge/Lutter 2003, S. 17-18; Tielmaim 2001b, S. 1634. 621 Der Begriff Wirtschaftspriifer ist dergestalt zu verstehen, dass solange keine Differenzien m g vorgenommen wird, auch Wirtschaftspriifungsgesellschaften hierunter zu subsumieren sind.
Seite 126
Erster Hauptteil
Publizitatsinstrumente erfolgt jeweils im Rahmen der Beschreibung einzelner Elemente des Systems.
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729 Vgl. § 66 WPO. Die Stellimg des Gremiiims ist damit in der Rechtsaufsicht unterhalb des BMWA und oberhalb der WPK angesiedelt; vgl. BegrRegE APAK 2004, Allgemeine Begrundung,S.ll. 730 Vgl. § 66a Abs. 3-5 WPO. 731 Vgl.ausfuhrlich§57fWPO. 732 Modifiziert entnommen aiis IDW 2005c, S. 278.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
Seite 147
die Berufsaufsicht mit Personen zu besetzen ist, „die nicht als Abschlusspriifer tatig sind u n d in den fiir die Abschlusspriifiing relevanten Bereichen liber umfassende Kenntnisse verfugen"733, i^ Erganzung wird durch die europaische Harmonisierung ein Kooperationsmodell zwischen den Berufsaufsichten der EU-Mitgliedstaaten auf Basis des Vorrangs der Heimataufsicht
geschaffen
werden, ^^4 wobei durch das APAG mit § 66a Abs. 8 WPO bereits die notwendigen Voraussetzungen etabliert worden sind.
b.)
Qualitatssicherung
Neben der Berufsaufsicht sind sowohl die interne als auch die externe Qualitatssicherung735 als Element des sekundaren Enforcement-Systems anzusehen. Die Pflicht zur Einrichtung eines internen Qualitatssicherungssystems ergab sich bislang fiir eine Wirtschaftspriifungspraxis aus der Berufssatzung736 sowie der VO 1/1995737 des IDW u n d der WPK. Durch das APAG ist nunmehr in § 55b WPO die Pflicht zur Einrichtung eines internen Qualitatssicherungssystems normiert worden, wonach der Wirtschaftsprufer „bei der Durchfiihrung betriebswirtschaftlicher Priifungen nach § 2 Abs. 1, bei denen das Berufssiegel gefiihrt wird"738^ ^in Qualitatssicherungssystem einzurichten, zu iiberwachen
733 Europaische Konunission 2004b, Art. 31 Nr. 3, S. 28. Zusatzlich werden durch die Modemisierung dieser Richtlinie fiinf weitere Grundsatze hinsichtlich zur Berufsaufsicht festgelegt; vgl. Europaische Konunission 2004b, Art. 2-7, S. 28-29. Diese werden jedoch zu keinem Anpassungsbedarf im deutschen Corporate Governance-System fiihren. 734 Vgl. Europaische Konunission 2004b, Art. 32 und 33 Abs. 1, S. 29. Hierzu werden auch Detailvorschriften beziiglich der Anerkennung der Regelungen auf Mitgliedstaatenebene und der Zusammenarbeit der zustandigen Stellen in die Richtlinie integriert; vgl. Europaische Konunission 2004b, Art. 33-34, S. 29-31. 735 Zum Qualitatsbegriff im Kontext der Priifung vgl. ausfiihrlich Niehus 2002b, Sp. 1862. 736 In dieser werden Berufspflichten hinsichtlich des internen Qualitatssicherungssystems durch die WPK vorgegeben; vgl. §§ 37-39 BS WP/vBP. 737 Vgl. VO 1/1995 und zu einer kurzen Zusammenfassung der wesentlichen Anforderungen dieser Verordnung Marten/Kohler 2004, S. 292-294. 738 § 55b Abs. 1 WPO.
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sowie nach § 55b S. 2 WPO dessen Aufbau zu dokumentieren hat. Ziel des internen Systems ist es, sicherzustellen, dass das Handeln entsprechend den vorgegebenen Normen erfolgt^^^ Zur Konkretisierung und Integration dieser gesetzlichen Anderungen haben das IDW und die WPK die Verordnung zur Qualitatssicherung in einer iiberarbeiteten Version im Jahr 2005 in einer Entwurfsfassung74o veroffentlicht. Dabei werden im vierten Abschnitt detaillierte Regelungen zur Aufbau- imd Ablauforganisation sowie zur intemen Nachschau vorgegeben^^i Damit kommt es zu folgender „Regelungshierarchie mit zunehmendem Konkretisierungsgrad"742 hinsichtlich des internen Qualitatssicherungssystems: gesetzliche Vorschriften, berufssatzungsrechtliche Regelungen und Bestimmungen der Verordnung der WPK/IDW. Die in dieser Hierarchie niedergelegten Anforderungen entsprechen grundsatzlich den internationalen Anforderungen der IFAC nach International Standard on Quality Control (ISQC) 1743 und ISA 220744.745
Diese internen Qualitatsanforderimgen sind mit Wirkimg zum 1. Januar 2001 im Rahmen der vierten WPO-Novelle um ein extemes System erganzt wor-
739 Vgl. Marten/Kohler 2005, S. 148-149; Marten/Kohler 2004, S. 291. 740 Vgl. VO-E 1/2005. Nach einleitenden Vorbemerkimgen, Definitionen und Erlauterungen zur Einrichtung, Durchsetzung und Uberwachung eines Qualitatssicherungssystems werden im vierten Abschnitt der Verordnung detaillierte Vorschriften sowohl zur Steuerung als auch zur Uberwachung des Qualitatssicherungssystems gegeben. 741 Vgl. VO-E 1/2005, Tz. 17, S. 153. 742 Lenz 2005, S. 1615. 743 Vgl. ISQC 1. In diesem Standard werden insbesondere Anforderungen hinsichtlich der Aufbauorgarusation des Qualitatssicherungssystems wieder gegeben. 744 Vgl. ISA 220. Mit diesem Standard legt das IFAC die Handlimgen fest, die zur Uberwachung des Qualitatssicherungssystems notwendig sind; vgl. ISA 220.1. 745 Aufgnmd der Beriicksichtigimg deutscher gesetzlicher Vorschriften und der Berufsausiibimg ergibt sich jedoch die Notwendigkeit geringfiigiger Abweichungen; vgl. zu diesen im Folgenden nicht weiter zu betrachtenden Abweichimgen VO- E 1/2005, Tz. 150.
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den/^^ dessen Gegenstand die Priifung des internen Qualitatssicherungssystems ist747 Das Soll-Objekt dieser Uberwachung ist aus den Normen der bereits beschriebenen Regelungshierarchie abzuleiten u n d entsprechend der §§ 57a-h WPO emer Priifung durch einen Priifer fur QualitatskontroUe zu unterziehen748 Zur Teilnahme im Rhythmus von drei Jahren sind nach § 57a Abs. 1 WPO alle Wirtschaftspriifer/WPG verpflichtet, die gesetzliche Pflichtpriifungen durchfiihren. Die wichtigste normierte Grundlage der Durchfiihrung einer externen QualitatskontroUe bildet IDW PS 140^49, dessen Ziel in der Beurteilung der Angemessenheit u n d Wirksamkeit des Systems liegtJ^o
c.)
Zivilrechtliche Haftung
Die zivilrechtliche Haftung des Abschlusspriifers^si nach § 323 HGB kann ebenfalls als sekundares Enforcement eingeordnet werden, da der Priifer durch das Risiko der Inanspruchnahme zur sorgfaltigen Durchfiihrung der Abschlusspriifung angehalten wird752 Nach § 323 Abs. 1 S. 3 HGB hat der Abschlusspriifer, der bei der Durchfiihrung gesetzlich vorgeschriebener Ab-
746 Vgl. zum entsprechenden Artikelgesetz WPOAG 2000. Die Basis fiir diese Verpflichtimg stanunt aus einer EU-Empfehlung zur externen QualitatskontroUe vom 15. November 2000; vgl. Europaische Kommission 2001. 747 Vgl. grundlegend zum Peer Review in seiner ersten Fassimg Niehus 2002c, Sp. 16131622; PeemoUer/Schmalz/Algner 2003, S. 1135-1140; PoU 2003, S. 151-157. 748 Die Priifung wird von den Priifem fiir QualitatskontroUe durchgefiihrt, die sich nach § 57a Abs. 3 WPO bei der WPK registrieren lassen; vgl. zu einer detaiUierten DarsteUung der Aufgaben dieser Priifer Marten/Kohler 2004, S. 295-296; Treuberg 2004, S. 30-33. 749 Vgl. IDW PS 140. 750 Vgl. IDW PS 140, Tz. 12, S. 5. Vgl. femer zu einem UberbUck iiber Anderungen des Standards durch die Neufassung vom 2. Marz 2005 Plendl/Schneil3 2005, S. 545-554. 751 Vgl. zu einer gelimgenen graphischen Ubersicht iiber die zivilrechtliche Haftung des Abschlusspriifers Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 181. 752 Vgl. ahnlich Quick 2000, S. 525.
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schlussprufimgen753 fahrlassig oder vorsatzlich seine Pflicht verletzt/54 der Aktiengesellschaft oder einem verbundenen Unternehmen den daraus entstandenen Schaden bei Vorliegen eines kausalen Zusammenhangs^ss zu ersetzen756 Bei fahrlassiger Pflichtverletzung wird die Haftungssumme auf € 1 Mio. bzw. bei der Priifung borsennotierter Gesellschaften auf € 4 Mio. begrenzt757 Die Bundesregierimg hat im Mafinahmenkatalog eine Uberpriifung der Hohe der Haftsummen angekiindigt/^s In diesem Zusammenhang ist der Vorschlag, die Haftsummen als ein Vielfaches des Priifungshonorars gesetzlich vorzusehen759 zu begriifien, da eine Verbindung von moglicher Schadenshohe und Auftragsumfang festgelegt wird. tJber die tatsachliche Umsetzimg dieser Mafinahmen sind bisher jedoch keine Informationen bekannt.
Die Pflicht zum Abschluss einer Berufshaftpfichtversicherung gemafi § 54 Abs. 1 WPO fiihrt indes zu einer Einschrankung der Praventivwirkung der
753 In diesem Abschnitt wird lediglich die Haftung fiir gesetzlich vorgeschriebene Jahresabschlusspriifungen betraditet. Die Anwendimg auf freiwillige Priifungen ist nicht notwendig; vgl. Adler/Diiring/Schmaltz 2000, Rn. 9 zu § 323 HGB, S. 627. Vgl. zu einer Ubersicht iiber alle der Haftungsbegrenzung unterliegenden Handliingen Hense 2003, Rn. 31 zu § 323 HGB, S. 2017. 754 Eine Pflichtverletziing in diesem Zusammenhang stellt einen Verstofi gegen die GoA inkl. der gesetzlichen Priifungsnormen sowie die Berufspfliditen des Wirtschaftspriifers dar; vgl. Hopt 2002, Sp. 1073-1074; Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 181. 755 Liegt ein Verstofi vor, ist der Schaden unter Voraussetzimg der Kausalitat nach der Differenzhypothese zu ermitteln; vgl. Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 181-182. 756 Gegeniiber anderen, insbesondere Anlegem, ist hieraus kein Schadensersatzai\spruch abzuleiten; vgl. Ebke 2000, S. 551; Quick 2000, S. 526. 757 Vgl. § 323 Abs. 2 S. 1 imd S. 2 HGB. Die gespaltene Begrenzung der Haftimg wird mit einer besonderen Schutzbediirftigkeit der AiUeger borsermotierter Gesellschaften begriindet; vgl. ausfuhrUch Adler/Diiring/Schmaltz 2000, Rn. 3 zu § 323 HGB, S. 625. 758 Vgl. BMJ 2003, Pimkt 5. Dieses ist durch die Bawms-Kommission mit der Begriindung abgelehnt worden, dass die Obergrenzen erst durch das KonTraG angepasst worden sind; vgl. Baums 2001, Rn. 300, S. 310. 759 Vgl.BMJ2003,Punkt5.
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Haftung des Abschlussprufers.^^o Durch die Einfiihrung von Haftimgshochstgrenzen ist es moglich, dass der Abschlusspriifer sich gegen das Risiko aus der Durchfiihrung der in Rede stehenden Priifiing vollstandig versichern kann/^i Dieses legt den Schluss nahe, dass eine Reduktion der Abschreckungswirkung dieses sekundaren Enforcement eintritt. Um iiberhaupt einen Effekt aus der Haftung zu gewahrleisten, ist deshalb dafiir Sorge zu tragen, dass die Versicherungspramie vom Sorgfaltsniveau des einzelnen Wirtschaftspriifers abhangig gemacht wird^^^
Eine direkte Dritthaftung insbesondere gegeniiber Anlegem, die auf das Testat vertraut haben, existiert demgegeniiber nicht. Eine derartige Haftung kann sich allenfalls durch Riickgriff auf das Delikts- oder Vertragsrecht ergeben. In Bezug auf das Vertragsrecht bedarf es einiger juristischer „Umwege", um eine vertragliche Haftung zu begriinden. So ist die Haftimg davon abhangig, ob die Rechtsfigur des Vertrages mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter Anwendung findet, was im Schrifttum nicht unumstritten ist763 Im Rahmen des allgemeinen Deliktsrechts karm sich eine Haftung des Wirtschaftspriifers gegeniiber dem Anlegern aus §§ 826 oder 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 332 HGB ableiten. Aber auch die deliktische Haftung des Wirtschafspriifers ist nicht ohne weiteres gegeben. So kommt eine Haftung aus § 826 BGB nur in Betracht, wenn der Wirtschaftspriifer im Rahmen der Abschlusspriifung „mit dem Vorsatz, Dritte zu
760 Vgl. zur Entwicklung der Schadensfalle bis zum Jahr 2003 Pohl 2004, S. 462. Die Quote ist grds. als gering einzustufen; vgl. Joecks 2004, S. 247. 761 Vgl. Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 182. 762 Vgl. Eibelshauser/Kraus-Griinewald 2004, S. S117. Die Einfuhrung einer vollstandig individuell fiir jeden Wirtschaftspriifer ausgestalteten Versicherung ist aiis Sicht der Versicherimgsbranche zum jetzigen Zeitpunkt nicht moglich; vgl. Pohl 2004, S. 466. 763 Eine Dritthaftung aufgrund von Vertragsrecht wird im Folgenden nicht behandelt, da zivilrechtliche Vertrage zwischen Anlegem und Wirtschaftspriifem i.d.R. auszuschliefien sind; vgl. hierzu Baetge/Lutter 2003, S. 25; Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 184-187; Quick 2000,5.527-528.
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schadigen, sittenwidrig seine Prufungs-, Berichts- oder Bestatigungspflichten verletzt"764, Nach Auslegung der Rechtsprechung ist dieses gegeben, w e n n ein Testat bei unterlassener Abschlusspriifung erteilt wird/^^ bzw. die Prufung voUstandig durch einen anderen erfolgt ist, dessert Priifungsergebnisse iibern o m m e n worden smd7^^
Urn Schadensersatz nach § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 332 HGB767 geltend zu machen, hat der Anleger einige rechtliche u n d tatsachliche Hiirden zu nehmen. So muss § 332 HGB ein Schutzgesetz sein, dass gerade Dritte schiitzen soil. Dieses ist nach Auffassung der Rechtsprechung zwar gegeben/^s jedoch wird es d e m Anleger nicht moglich sein, zu einem Schadensersatz zu gelangen, da der Vorsatz typischerweise nicht vorliegen wird769 Insoweit greift auch die deliktische Haftung gemali § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 332 Abs. 1 HGB nicht zu Gimsten des Anlegers. Damit bleibt es bei § 826 BGB als moglicher Anspruchsgrimdlage. Die Tatsache, dass der Anleger d e m Abschlusspriifer zu beweisen hat, dass dieser von dem vinrichtigen Bestatigungsvermerk gewusst hat imd zusatzlich zumindest bedingter Vorsatz vorgelegen haben muss, fiihrt jedoch dazu, dass die Moglichkeit deliktischer Inanspruchnahme theoretischer
764 Quick 2000,5.527. 765 Vgl. BGH-Urteil vom 26. November 1986, S. 1758-1760. 766 Vgl. OLG-Urteil Diisseldorf vom 27. Juni 1996, S. 342-346. 767 Diese Vorschrift enthalt drei Tatbestande, die mit Geldstrafe oder eitier Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren geahndet werden: a) umichtige Berichterstattung im Priifungsbericht nach § 321 HGB, b) Verschweigen erheblicher Umstande im Priifungsbericht nach § 321 HGB, c) Erteilimg eines unrichtigen Bestatigimgsvermerks nach § 322 HGB. Nach § 332 Abs. 2 HGB erweitert sich die mogliche zu erteilende Freiheitsstrafe auf bis zu fiinf Jahre, wenn der Priifer gegen „Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichem oder einen anderen zu schadigen", handelt. Vgl. ausfiihrlich Graf 2001, S. 562-563. 768 Vgl. grundlegend OLG-Urteil Karlsruhe vom 2. Juli 1985, S. 409-415 und in Erganzimg Hopt 2002, Sp. 1077-1078. 769 Vgl. hierzu Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 183-184.
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Natur bleibt^^o Diese Einschatzung verstarkt sich, da der Anleger ferner den Kausalzusammenhang zwischen dem Kauf der Wertpapiere iind dem Vertrauen auf den Bestatigungsvermerk nachweisen muss.^^i
Fraglich ist deshalb, ob die Haftung um eine zivilrechtliche Anspruchsgrundlage zugunsten des Anlegers zu erweitern ist und diesen damit eine eigenstandige Anspruchsgrundlage zur Verfiigung gestellt werden soUte. Nicht nur im Ma6nahmer0)catalog^2 wird eine derartige Erweiterung erwogen; auch im Schrifttum existieren Vorschlage, nach denen die Haftung des Wirtschaftspriifers um eine direkte Aufienhaftimg unter Beriicksichtigiing einer Haftungshochstsumme bei grober Fahrlassigkeit zu erweitern sei.^^ J^Q bereits durchgefiihrten Reformen sehen eine derartige Anpassung nicht vor. Ebenso ist auf europaischer Ebene diesbeziiglich bisher nichts geplant.
Gegen die Einfiihrung einer eigenstandigen Anspruchsgrundlage spricht die nur problematisch zu ermittelnde Zuweisung von Verantwortlichkeiten und die Schwierigkeiten hinsichtlich der Schadensbestimmung.774 Weiterhin ist zu beriicksichtigen, dass in erster Linie der Vorstand und Aufsichtsrat ftir die Publizitat verantwortlich sind und erst in einer zweiten Stufe der Wirtschafspriifer als Uberwachungsinstanz auftritt. Dieses Verantwortlichkeitsgefalle soUte sich ebenfalls in einer Abstufung der Haftungsvorschriften widerspie-
770 Vgl. entsprechend Baetge/Lutter 2003, S. 26; Baums/Fischer 2003, S. 14; Marten/Quick/ Ruhnke 2003, S. 184. 771 Vgl. Baiims/Fischer 2003, S. 14. 772 VgLBMJ2003,Punkt5. 773 Vgl. Baetge/Lutter 2003, S. 28; Baums 2003, S. 15; Schafer 2005b, S. 183. AusfuhrHch zu einem Nonnierungsvorschlag vgl. Baums/Fischer 2003, S. 12-27. 774 Vgl. IDW 2003b, S. 6.
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geln.775 Daneben ist anzumerken, dass der Verlust der Reputation des Wirtschaftspriifers eine weitaus grofiere praventive Wirkung entfalten kann als die unmittelbare Dritthaftung gegeniiber dem Anleger^^^ Dariiber hinaus ist nicht ausgeschlossen, dass die praventive Wirkung der Erweiterung der Haftung durch negative Effekte konterkariert wird. So wird befiirchtet, dass mit einem Anstieg der Prufungskosten zu rechnen ist, der auf einer Weitergabe erhohter Pramien fiir die Haftpflichtversicherxing beruht.777 Insgesamt darf die Haftung keinesfalls derart ausgeweitet werden, dass es zu einer noch hoheren Konzentration auf dem Priifungsmarkt kommt oder Unternehmen, bei denen ein grofies Risiko hir\sichtlich der Annahme eines Priifungsauftrags besteht, keinen Abschlusspriifer finden.778 Eine Ausweitung der Dritthaftung um eine direkte Anspruchsgrundlage fiir die ArUeger wird deshalb rucht empfohlen. Da die Rechtslage in den einzelnen EU Staaten sehr unterschiedlich ist, kann langfristig aber wohl mit einer entsprechenden Ausweitung gerechnet werden.779
775 Vgl. IDW 2003b, S. 6; IDW 2003c, S. 128; Knorr/Hulsmann 2003, S. 573. 776 Vgl. IDW 2003b, S. 5; Knorr/Hulsmann 2003, S. 573. Vgl. zur Praventivwirkung durch Reputationsverlust ausfiihrlich Gelter 2005, S. 494-495. 777 Vgl. Adler/During/Schmaltz 2000, Rn. 119, S. 661; Quick 2000, S. 544. Bereits bei der letzten Anhebung der Haftungsgrenzen durch das KonTraG siud die Versicherungsbeitrage deutlich angestiegen, weshalb bei einer weiteren Erhohung der Haftungsgrenzen auch mit einer neuerlichen Beitragsanpassimg zu rechnen ist; vgl. Pohl 2004, S. 465-466. 778 Vgl. I D W 2003b, S. 6; I D W 2003c, S. 128.
779 Vgl. entsprechend Hopt 2002, Sp. 1080. Vgl. zu einer rechtsvergleichenden Analyse der Haftung im intemationalen Kontext Ebke 2002, Sp. 1085-1100.
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(b) Sonstige exteme, sekundare Enforcement-Mafinahmen (i)
Deutsche Prufstelle fiir Rechnungslegung/Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht
Mit Beginn des neuen Jahrtausends ergab sich eine Diskussion um die Einrichtung einer zusatzlichen Enforcement-Instanz^so im deutschen Corporate Governance-System78i Die Notwendigkeit einer derartigen Erweiterung wurde insbesondere mit einer einheitlichen Auslegimg iind Anwendung der IFRS in Europa sowie einer fehlenden Verlasslichkeit der Publizitat begrundet782 Das entsprechende zur Umsetzung verabschiedete Artikelgesetz BilKoG ist damit auch vor dem Hintergrund europaischer Harnionisierungsbestrebungen zu sehen. Begleitet werden die europaischen Anforderungen von der Arbeit der CESR und der FEE, wobei durch deren Harmonisierungsbestrebungen den Mitgliedstaaten nicht vorgeschrieben wird, ob die entsprechende histitution als Behorde oder privatrechtlich organisierte Einheit rechtlich zu verankem ist783
780 Diese wird im Schrifttum neben Aufsichtsrat imd Abschlusspriifer als „dritte Saule'' des Enforcement bezeichnet; vgl. Mattheus/Schwab 2004a, S. 1975. 781 Die Securities and Exchange Commission (SEC) und das britische Financial Reporting Review Panel (FRRP) waren i.R.d. Diskussion um die Einhihrung einer deutschen Instanz die wesentlichen Vorbilder. Bei der SEC handelt es sich im Gegensatz zum privatwirtschaftlich ausgestalteten FRRP um eine staatliche Durchsetzimgsinstanz; vgl. zu einer Darstellung der Funktionsweise der beiden Systeme Bockem 2000a, S. 63-134; Bockem 2000b, S. 1186-1189; Hiitten/Lorson 2002, S. 123-126; Kom 2002, S. 1501-1502; Tielmann 2001a, S. 187-214; Tiehnann 2001b, S. 1626-1629. Vgl. zur DarsteUung des FRRP HaUer/Eierle/Evans 2001, S. 1673-1680; Schildbach/Strafier 2003, S. 1720-1724. 782 Vgl. Arbeitskreis Exteme Untemehmensrechnung 2002b, S. 2173; Haller/Bemais 2005, S. 25-26; HuUe 2001, S. S30. Eine unterschiedliche Durchsetzung widerspricht in diesem Kontext den europaischen Harmonisierungsbemiihungen; vgl. Schildbach 2002, S. 269. 783 Als Begriindung wird angegeben, dass sich bereits eine Vielzahl von Organisationsformen herausgebildet hat und nicht die Harmonisierung der Ausgestaltung, sondem eine einheitliche Arbeit dieser Institutionen als Ziel angestrebt wird; vgl. CESR 2002, S. 5; FEE 2002, S. 18.
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In den Anfangen der rege gefiihrten Diskussion ergab sich in Deutschland ein klares Votum fiir eine rein privatrechtliche Losimg/^ die sich aufgrund der fehlenden Sanktionskompetenz jedoch nicht realisieren liefi/^s Gleichzeitig entwickelten sich zunachst Stimmen fiir eine iiberwiegend behordlich gepragte Ausgestaltung786 Angestofien durch Vorschlage im Schrifttiim787 ist die durch das BilKoG neu eingefiihrte, deutsche Enforcement-Instanz als Mischform zu qualifizieren/ss durch die „privates Selbstregulierungspotential [...] mit kapitalmarktrechtlicher Staatskontrolle"^^^ verbunden wird. Nach Wortlaut der Gesetzesbegriindung ist es Ziel dieses zweitstufigen Systems, praventiv Unregelmafiigkeiten bei der Erstellung entgegen zu wirken und im Sinne einer Sanktionierung den Kapitalmarkt daruber zu informieren.^^o
Auf der ersten Stufe ist eine privatrechtliche Priifstelle nach § 342b HGB eingerichtet worden.^^^ Diese wurde nach den Voraussetzungen von § 342b HGB
784 Vgl. IDW 2000b, S. 1029-1031; Tielmann 2001a, S. 319-326; Tielmann 2001b, S. 1629-1633. Die Bflwms-Kommission pladierte fiir ein zweistufiges System, in dem einer privatrechtlich organisierten Stelle alle Enforcement-Aiifgaben iibertragen werden imd die Sanktionsmoglichkeit integriert wird, indem diese Stelle das Rec±it erhalt, Klage vor den ordentlichen Gerichten zu erheben; vgl. Batims 2001, Rn. 278, S. 292. 785 Vgl. exemplarisch zur Kritik an einer privatrechtlichen Losung Schildbach/Strasser 2003, S. 1720-1724. 786 Vgl. ZU einem Vorschlag fiir eine rein behordliche Ausgestaltung Arbeitskreis Exteme Untemehmensrechnung 2002b, S. 2173-2176; Hutten/Lorson 2002, S. 127. 787 Vgl. Baetge/Lutter 2003, S. 18-19. Ahnlich auch der Vorschlag im Mafinahmenkatalog der Bimdesregierung, wonach die Einfiihrung eines bindenden Antragsrechts der BaFin auf das Tatigwerden eines privatrechtlichen Gremiums und die Schaffung wirksamer Eingriffsmoglichkeiten der BaFin vorgeschlagen werden; vgl. BMJ 2003, Punkt 6. 788 Vgl. Hommelhoff/Mattheus 2004, S. 94. Diese Losimg wird im intemationalen Vergleich als „eigenstandiger dritter Weg" bezeichnet; Hommelhoff 2005, S. 60 789 Mattheus/Schwab 2004a, S. 1975. 790 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, AUgemeine Begriindung, S. 11. 791 Am 14. Mai 2004 kam es zur Griindung des Tragervereins „Deutsche Priifstelle fiir Rechnimgslegimg (DPR) e.V.", an dem sich fiinfzehn verschiedene Berufs- und Interessenverbande beteiligt haben und inzwischen ein weiteres Mitglied hinzugekommen ist; (Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
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am 30. Marz 2005 durch Vertrag^^^ anerkannt/^^ wodurch die DPR z u m 1. Juli 2005 ihre Arbeit aufnehmen konnte. Auf der zweiten Stufe werden der BaFin verschiedene Priifungs- und Sanktionsmoglichkeiten zur Verfiigung gestellt, da die Feststellung u n d Veroffentlichung von Unregelmafiigkeiten hoheitlicher Mittel bedarf^^^
Als Adressatenkreis werden nach § 342b Abs. 2 S. 2 HGB Gesellschaften bestimmt, die an einer inlandischen Borse z u m Handel im Amtlichen oder Geregelten Markt zugelassen sind. Nach § 342b Abs. 2 HGB u n d § 37n WpHG sind als Priifungsgegenstand der zuletzt gebilligte u n d festgestellte (Konzern-)Jahresabschluss oder zugehorige (Konzern-)Lagebericht bestimmt worden. Demnach beschrankt sich dieses Enforcement auf diejenige Unternehmensberichterstattung, die einer gesetzlich vorgeschriebenen Abschlusspriifimg unterliegt.795 ]3a die Priifung der Publizitat durch die DPR erst nach dem internen Enforcement durch den Aufsichtsrat u n d damit auch nach deren Testierung erfolgt, handelt es sich u m eine Art des sekundaren Enforcement.
Der Priifungsumfang fiir die erste und zweite Stufe richtet sich gemafi der Formulierung im Gesetz danach, ob die in Rede stehende Publizitat „den gesetzlichen Vorschriften einschliefilich der Grundsatze ordnungsmafiiger Buchfiihrung oder den sonstigen durch Gesetz zugelassenen Rechnungslegungs-
vgl. Ziilch 2005a, S. 565-566. Vgl. zur Satzung des Vereins DPR 2005. Zu einer ersten Analyse des Binnenrechts dieses Vereins vgl. Hommelhoff 2005, S. 71-76. 792 Vgl. BMJ/DPR 2005. 793 Vgl. ausfiihrlich zur rechtlichen Verankerung Haller/Bemais 2005, S. 43-44. 794 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, AUgemeine Begriindung, S. 11. 795 AUe anderen Publizitatsinstrumente fallen damit nicht in den Gegenstand dieser Enforcement-Instanz. Ausdnicklich ausgeschlossen wird auch die Priifung des Risikomanagementsystenis; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 342b HGB, S. 14.
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standards"796 entspricht. Der Umfang dieses Enforcement kann aber nicht mit jenem der gesetzlichen Abschlussprufung verglichen werden^^^ Eine Priifimg ist ausgeschlossen, w e n n eine Klage auf Nichtigkeit nach § 256 Abs. 7 AktG anhangig oder eine Sonderpriifung nach §§ 258 Abs. 1 bzw. 142 Abs. 1 AktG beantragt worden ist.^^s
Die Priifstelle wird entweder reaktiv, proaktiv oder auf Verlangen der BaFin nach § 342b Abs. 2 HGB tatig. Die Einleitimg einer reaktiven Priifung nach § 342b Abs. 2 S. 3 Nr. 1 HGB erfolgt, „soweit konkrete Anhaltspunkte fiir einen Verstofi gegen Rechnungslegungsvorschriften vorliegen".799 Hierdurch wird den Anlegern die Moglichkeit gegeben, eine Aufdeckimg zu erwirken. U m insbesondere die Aufdeckungsmoglichkeit der Praventivfunktion zu starken, agiert die Priifstelle aber auch proaktiv, indem Stichprobenpriifungen durchgefuhrt werden.^oo Diese Stichprobe ist aufgrund statistischer Methoden zu ermitteln, wobei darauf Acht z u geben ist, dass eine reprasentative Aus-
796 §342bAbs.2S.lHGBimd§37nWpHG. 797 Dieses wird explizit in der Gesetzesbegriindiing betont; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 342b HGB, S. 14. 798 Vgl. § 342b Abs. 3 HGB. Diesen Enforcement-Instrumenten wird damit Vorrang gegeben, wobei die Sperrwirkung i.R.d. Sonderpriifung nur einsetzt, falls der Gegenstand dieser mit dem des Enforcement-Verfahrens identisch ist; vgl. ausfiihrlich Hennrichs 2004, S. 405-407; Knorr 2004, S. 88. Von einer Nichtigkeitsklage oder Sonderpriifung bzw. dem Ergebnis erfahrt die DPR nach § 37p Abs. 3 WpHG durch die BaFin, die durch den Vorstand zu informieren ist. 799 Bei der Auslegimg der Norm ergibt sich das Problem des imbestimmten Rechtsbegriffs „konkrete Anhaltspimkte". Nach der Gesetzesbegriindimg handelt es sich um Tatsachen, die durch Glaubiger, AiUeger oder auch Berichte in der Wirtschaftspresse in den Kemitnisstand der DPR gelangen; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 342b HGB, S. 14. Nach Auslegimg sind Vermutungen, Spekulationen oder Hypothesen iiber Unregelmafiigkeiten darunter nicht zu fassen; vgl. Zulch 2005b, S. 5. Eine Anlasspriifung wird lediglich daim durchgefuhrt, wenn ein offentliches Interesse besteht; vgl. § 342b Abs. 3 S. 1 HGB. 800 Vgl. § 342b Abs. 2 S. 3 Nr. 2 HGB.
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wahl liber alle Aktienindizes ausgewahlt wird.^oi Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, eine Unregelmafiigkeit zu entdecken, ist der Stichprobenpriifung im Gegensatz zur Anlasspriifung eine geringere Aufdeckungswahrscheinlichkeit zuzusprechen.802 Die Kombination der Vorgehensweise ist hierbei allerdings als Starkung der Praventivwirkung zu interpretieren.^os Als weitere Moglichkeit des Anstofies einer Uberwachimg durch die Priifstelle kann auf Verlangen der BaFin eine Priifung durchgefiihrt werden.^o^ Dazu miissen der BaFin konkrete Anhaltspunkte von Unregelmafiigkeiten vorliegen, womit es sich in Konsequenz um eine Anlasspriifung auf Begehren der BaFin handelt.805
Nach Beendigung einer Prufung auf der ersten Stufe ist der Informationsfluss dergestalt geregelt, dass die Priifstelle dem Unternehmen nach § 342b Abs. 5 HGB das Ergebnis mitteilt. Hierbei ist zu unterscheiden, ob eine Unregelmafiigkeit festgestellt worden ist oder nicht. Fiir den Fall, dass eine derartige nicht eruiert wurde, ist die Prufung durch die Mitteilung beendet.^^e Wurde allerdings ein Fehler festgestellt, so hat die Priifstelle diesen zu begriinden und unter Angabe einer Frist dem Unternehmen die Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.807 Die Priifstelle hat in der Folge nach § 342b Abs. 6 Nr. 3 HGB
801 Gleichzeitig werden Unternehmen, die fiir die Anlasspriifung ausgewahlt worden sind, fiir diese Art der Uberwachimg ausgeschlossen; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 342b HGB, S. 14. Die Durchfiihrung der proaktiven Priifung auf Basis von Stichproben ist dabei aufgrund von Wirtschaftlichkeitsiiberlegimgen zu tolerieren; vgl. Ziilch 2005b, S. 5. 802 Vgl. Kiinnemann 2004, S. 157-158. 803 Vgl. Pottgiefier 2004, S. 171. Auch die FEE spricht sich fiir eine kombinierte Vorgehensweise aus; vgl. FEE 2002, S. 22. 804 Vgl. § 342b Abs. 2 S. 3 Nr. 3 HGB i.V.m. § 37o WpHG. 805 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 342b HGB, S. 14. Zusatzlich steht der BaFin nach § 37o Abs. 1 S. 2 WpHG das Recht zu, eine Stichprobenpriifung anzuordnen. 806 Vgl. Haller/Bemais 2005, S. 56. 807 Vgl. § 342 Abs. 5 HGB.
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sowohl das Ergebnis als auch die Haltiing des Unternehmens bei einem potentiell ermittelten Fehler an die BaFin zu berichten. Akzeptiert das Untemehmen den Fehler, muss es diesen nach Verfiigimg der BaFin gemafi § 37q Abs. 2 W p H G veroffentlichen.808 p^r den Fall, dass der Fehler durch das Untemehmen nicht akzeptiert wird, kann die BaFin auf der zweiten Stufe eingreifen, indem sie eine Priifung einleitet.809 Werm durch die BaFin der Fehler nicht bestatigt wird, so erfolgt nach § 37q Abs. 3 W p H G eine Mitteilung dariiber an das Unternehmen, womit das Verfahren abgeschlossen ist.^^^ Stellt die BaFin den Fehler gleich lautend mit der Priifstelle fest, wird sie dieses per Verwaltimgsakt nach § 37q Abs. 1 WpHG verfiigen. Die Anordnung zur Fehlerveroffentlichung erfolgt in der Konsequenz nach § 37q Abs. 2 W p H G entsprechend jener bei Fehlerakzeptanz durch das Untemehmen auf der ersten Stufe.
Die Veroffentlichimg des Fehlers hat inklusive der wesentlichen Informationen der Begriindung im elektronischen Bundesanzeiger imd in einem iiberregionalen Borsenpflichtblatt oder liber ein elektronisches Informationsverbreitungssystem zu erfolgen.^^i Dariiber hinaus ist die Aufnahme der in Rede stehenden Fehler in das deutsche Unternehmensregister anzustreben.8i2 Mit Hilfe dieser Veroffentlichung ergibt sich fiir das betroffene Untemehmen der An-
808 Die Anordnung der Veroffentlichung der Unregelmafiigkeit erfolgt mittels eines feststellenden Verwaltungsakts; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 37q WpHG, S. 18. Ausnahmen von der Anordnung zur Fehlerveroffentlichung ergeben sich, wenn ein offentliches Interesse nicht besteht; vgl. § 37q Abs. 2 S. 2 WpHG. Von der Veroffentlichung kann nach § 37q Abs. 2 S. 3 WpHG abgesehen oder zumindest ein Aufschub gewahrt werden, wenn diese berechtigten Interessen des Unternehmens schadet. 809 Vgl. §§ 37p Abs. 1 S. 2 Nr. 1 i.V.m. 37o Abs. 1 S. 1 WpHG. 810 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 37q WpHG, S. 19. 811 Vgl.§37qAbs.2WpHG. 812 Nach den Vorschlagen im Regierungsentwurf des EHUG sind bestimmte kapitalmarktrechtliche Veroffentlichungen nach dem WpHG aus dem elektronischen Bimdesanzeiger in das deutsche Unternehmensregister aufzimehmen; vgl. RegE EHUG 2005, § 8b Abs. 2 Nr.7HGB,S.3.
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reiz, den Fehler zu berichtigen, weshalb eine direkte Anordnung zur Korrektur nicht notwendig ist.^^^ Im Sinne der Korrektivfunktion des Enforcement wird deshalb durch dieses Verfahren keine direkte Fehlerkorrektur eingefiihrt, da sich diese „bereits aus den materiellen Rechnungslegungsvorschriften"^^^ ergibt.si^ D{Q direkte Korrektur des Fehlers wird fiir den Jahresabschluss vollstandig gesellschaftsrechtlichen Steuerungsinstrumenten iiberlassen.^i^ £)ie Moglichkeit der Fehlerbehebung beschrankt sich demnach auf die Befugnisse der BaFin, die Fehlerkommunikation durch das Unternehmen zu verfiigen.
Fiir den Konzernabschluss existieren keine dem Jahresabschluss identischen Enforcement-Mafinahmen, da es sich u m einen reinen Informationsabschluss handelt.si^ Neben der Fehlerkommunikation kommt deshalb keine direkte Korrektur des Abschlusses in Frage, sondern lediglich die Anpassung der Vergleichszahlen fiir Folgeabschliisse.^is Auch fiir den Lagebericht ergibt sich keine direkte Korrektur von Unregelmafiigkeiten, sondern eine Fehlerbeheb u n g durch Konununikation.
813 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 37q WpHG, S. 18. 814 BegrRegE BilKoG 2004, § 37q WpHG, S. 18. 815 Auf die Befugnis, dem Unternehmen eine konkrete Art der Fehlerkorrektur vorzugeben, wurde im Gegensatz zum Referentenentwurf verzichtet; vgl. ausfiihrlich zur Fehlerkorrektur Hennrichs 2004, S. 409-411; Mattheus/Schwab 2004b, S. 1099-1106. 816 In der Gesetzesbegriindung ist explizit erwahnt, dass die Fehlerfeststellung etwaige Gewinnanspriiche auf Basis eines falschen Jahresabschlusses unberiihrt lasst; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, § 37q WpHG, S. 18. 817 Vgl. zur Informationsfimktion des Konzemabschlusses Abschnitt IV.B.2.a)(l)(b) des Ersten Hauptteils. 818 Nach IAS 8.42 hat das Unternehmen Fehler aus vorangegangenen Perioden, die als wesentlich einzustufen sind, im Abschluss nach der Fehlerentdeckung zu korrigieren. Diese Korrektur kann durchgefiihrt werden, indem die Betrage fiir die Perioden, in denen der Fehler aufgetreten ist, angepasst werden oder wenn der Fehler bereits in einer Periode aufgetreten ist, die nicht dargestellt wird, indem die Eroffnungssalden fiir die friiheste zu prasentierende Periode angepasst werden; vgl. IAS 8.42 (a) und (b).
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Weiterhin ist die Moglichkeit der Fehlerbehebung fiir die Zukunft zu unterscheiden, deren Uberwachung zum GrolSteil durch die Abschlusspriifung erfolgt. Wird im kommenden Jahresabschluss ein Verstofi gegen ein rechtskraftiges Nichtigkeitsurteil ausgefuhrt, ist der Bestatigungsvermerk durch den Abschlusspriifer zu untersagen; fiir den Fall, dass ein Fehler wiederholt wird, gegen den die BaFin eine Verfiigung erlassen oder den der Mandant im Einvernehmen mit der Priifstelle akzeptiert hat, ist der Bestatigungsvermerk im Sirme einer Sanktionierung durch den Abschlusspriifer zumindest einzuschranken.819 Sowohl bei der Einschrankung als auch der Versagung des Bestatigungsvermerks handelt es sich wiedertim um Moglichkeiten der Sanktionierung durch die Kommunikation des Fehlers von Unternehmensexternen, denen in diesem Kontext die Zielsetzimg zuzusprechen ist, die Fehlerbehebung fiir die Zukunft zu sichern.
Weiterhin ist in Bezug auf die Verbindung zur Abschlusspriifung hir\zuweisen, dass sowohl der DPR als auch der BaFin die Moglichkeit eingeraumt wird, nach § 342b Abs. 8 S. 2 HGB bzw. § 37r Abs. 2 S. 1 WpHG bei Vorliegen von Tatsachen, die auf eine Berufspflichtverletzung des Abschlusspriifers schlieiSen lassen, diese an die WPK zu melden.^zo Sowohl diese Mafinahme als auch die Moglichkeit einer Fehleraufdeckung nach Durchfiihrung der Abschlusspriifung konnen aufgrund ihrer praventiven Wirkung als sekundares Enforcement angesehen werden. Aufgrund der Fehlerkommunikation durch das Unternehmen sind auch fiir den Abschlusspriifer Reputationsverluste zu befiirchten,82i die zur Durchsetzimg einer verlasslichen Publizitat beitragen.
819 Vgl. Mattheus/Schwab 2004b, S. 1104. 820 Der Abschlusspriifer ist dabei grds. nicht an einem Verfahren durch die DPR/BaFin beteiligt, kann aber zur Auskunftserteilung oder Unterstiitzung im Einzelnen herangezogen werden; vgl. hierzu ausfiihrlich Gelhausen/Honsch 2005, S. 521-523. 821 Vgl. Mandler 2003, S. 345; Ziilch 2005b, S. 8.
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Dabei bleibt z u beriicksichtigen, dass es nicht primare Aufgabe der beschriebenen Enforcement-Erweiterung ist, die Qualitat der Abschlusspriifung zu erhohen.822
Um auf die Harmonisierungsbestrebungen zuruckzukommen, ist zu konstatieren, dass das vorgestellte System zur Erweiterung des Enforcement diesen weitestgehend entspricht.823 Lediglich hinsichtlich des Gegenstands bleibt das deutsche System hinter den Anforderungen der CESR zuriick, da danach Zwischenberichte in das System zu integrieren sind.824 In weiteren Standards beschaftigen sich die FEE u n d in Ergarizung auch die CESR mit der Koordination des europaischen Enforcement, u m eine identische europaische Auslegimg der IFRS zu erreichen.825 Bisher wird keine s u p r a n a t i o n a l Einrichtung angestrebt, da angesichts der Unterschiedlichkeit der rechtlichen Gegebenheiten eine derartige Struktur in organisatorischer Hinsicht kurzfristig nicht z u etablieren ist.^^^ Deshalb ist es zunachst Ziel, nationale Enforcement-Einrichtungen zu etablieren, die uber ein europaisches Koordinationssystem z u einer einheitlichen Arbeit angehalten werden.827 Dazu schlagt die FEE die Griindung einer europaischen
Enforcement-Koordinierungsstelle
European
Enforcement
Coordination (EEC) vor.828 Als deren Aufgabe sind die Einrichtung von inter-
822 Vgl. Baetge/Thiele/Matena 2004, S. 212. 823 Vgl. diese Einschatzung teilend Haller/Bemais 2005, S. 78. 824 Vgl. CESR 2002, Principle 10, S. 6. Ausfiihrlich hinsichtlich einer Erweiterung um die Zwischenberichterstattung vgl. Abschnitt II.C.4. des Dritten Hauptteils. 825 Vgl. CESR 2004, S. 3; FEE 2003, S. 6. 826 Vgl. FEE 2002, S. 41. Aufgrund der identifizierten Enforcement-Liicke ist die Einfiihrung auf nationaler Ebene jedoch als Vorstufe zu befiirworten; vgl. Baetge 2004, S. 429. 827 Diese Anforderung erfiillt das deutsche System mit § 37s WpHG, nach dessen Wortlaut der BaFin die Internationale Zusammenarbeit in Einvemehmen mit der DPR obliegt. 828 Die Arbeit dieser Stelle soil stark durch die Zusammenarbeit mit der CESR und durch die Einbeziehung aller Shareholder in den Prozess der Enforcement-Entwicklung gepragt sein; vgl. FEE 2003, S. 17-18. Zu einer graphischen tJbersicht iiber diese Enforce(Fortsetzung der Fuflnote auf der nachsten Seite)
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nen und offentlich zuganglichen Datenbanken iriit Entscheidungen der nationalen Einrichtungen sowie die Forderung der Integration der Stakeholder in die Entwicklimg des europaischen Enforcement bzw. die (Jberwachung der Sanktionen bei Aufdecken von Unregelmafiigkeiten anzugeben.829 Auf Basis der heutigen Gegebenheiten kann grundsatzlich die Argumentation gegen eine europaische Instanz verstanden werden. Dennoch ist diese kritisch zu beurteilen.830 j^a die nationalen Instanzen im Gegengewicht zur SEC arbeiten, ist jedoch aufgrund der von einer zentralen Instanz ausgehenden hoheren Akzeptanz fur eine schnellst mogliche Etablierung einer zentralen, europaischen Stelle zu pladieren. ^31
Vor dem Hintergrund, der als Ausgangspunkt der Analyse formulierten Enforcement-Liicke, kann entsprechend der herrschenden Meinung im Schrifttum das Ergebnis abgeleitet werden, dass durch die Einfiihrung des beschriebenen Mechanismus eine deutliche Reduzierimg der Defizite zu konstatieren ist.832 Auf der anderen Seite ergibt sich aber auch die Gefahr einer neuen Erwartimgsliicke, die sich aufgrund der hohen Erwartimgshaltung durch die Einfiihrung eines derartigen Mechanismus herleiten lasst.
ment-Koordination vgl. FEE 2003, Appendix I. Die Arbeit auf europaischer Ebene wird zusatzlich um Treffen der nationalen Enforcement-Organisationen, imabhangig ob diese CESR-Mitglied sind oder nicht, erganzt und als European Enforcers Coordination Session bezeichnet; vgl. CESR 2004, Principle 4, S. 5. 829 Vgl. FEE 2003, S. 12-14, 26. Zum Aufbau einer Datenbank werden durch die CESR Anforderungen niedergelegt, durch die eine moglichst zeitnahe, aber auch vertrauliche Speicherung der Informationen moglich wird; vgl. CESR 2004, Princple 3 und 4, S. 4. 830 Deshalb ist sicherzustellen, dass es sich um eine Ubergangslosung handelt, die von einem hohen Koordinationsbemiihen begleitet wird; vgl. entsprechend Arbeitskreis Externe Untemehmensrechnung 2004, S. 329. 831 Vgl. Haller/Bemais 2005, S. 80-81; HuUe 2001, S. S33; Kiiting/Wohlgemuth 2002, S. 267; Wolf 2004,5.248. 832 Vgl. Baetge 2004, S. 433; Ziilch 2005b, S. 8-9.
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(ii) Markt fiir Publizitatsiiberwachung Die Bedeutung des Kapitalmarkts iriit Bezug auf das Enforcement der Publizitat kann als Markt fiir Publizitatsiiberwachung bezeichnet werden. Dieser okonomisch aufzufassende Enforcement-Mechanismus ist dadurch bedingt, dass der Kapitalmarkt auf Unregelmafiigkeiten in der Publizitat mit einer Kursreduktion reagiert, womit eine Kapitalkostenerhohung und damit eine Verschlechterung der Finanzierungssituation fiir das Unternehmen einhergehen.833 Die Aktionare, die als Teilnehmer des Kapitalmarkts zu charakterisieren sind, konnen zusatzlich durch die Handlungsalternative Exit fiir ein funktionsfahiges Enforcement Sorge tragen, indem bei Fehlverhalten hinsichtlich der Publizitat der Verkauf der Aktie erfolgt.^^ Die praventive Wirksamkeit dieser Mafinahme auf dem Markt fiir Publizitatsiiberwachung ist insbesondere dann gegeben, wenn von ihr ein hoher Kursverlust ausgeht und die Gefahr einer feindlichen Ubernahme auf dem Markt fur Unternehmenskontrolle besteht.835
Die Moglichkeit, durch den Verkauf der Wertpapiere eine Durchsetzung zu erlangen, ist fiir einen einzelnen Privatanleger in der Gesamtschau als einzelne Mafinahme nicht ausreichend. Es ergibt sich das Problem, dass sich die Information iiber die fehlerhafte Publizitat bereits schell im Wertpapierkurs durch den Mechanismus des Markts fiir Publizitatsiiberwachung niederschlagt, bevor der einzelne Anleger sein Wertpapier verkaufen konnte.836 Den entstandenen Kursdifferenzschaden bis zum Verkauf hat der Anleger ohne die Geltendmachung von Schadensersatzanspriichen zunachst selbst zu tragen. Hier-
833 Insbesondere fiir den amerikanischen Kapitalmarkt sind diese Reaktionen empirisch nachgewiesen; vgl. Wiistemann 2002, S. 721 m.w.N. 834 Vgl. D'Arcy/Grabensberger 2000, S. 1469. 835 Vgl. Siems 2005, S. 105,258.
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aus kann abgeleitet werden, dass weitere Schutzmechanismen fiir die Anleger zu implementieren sind, in die vor allem die im nachsten Abschnitt zu behandelnde Haftung fur fehlerhafte Publizitat des Emittenten und der Organmitglieder einzuordnen ist. Hierimter fallt auch die Notwendigkeit, dass die Anleger Beschwerde einlegen konnen.
(iii) Schadenskompensation dutch Inanspruchnahme des Emittenten/der Organmitglieder Als weitere die Anleger betreffende sekundare Enforcement-Mafinahme ist die Haftimg des Emittenten oder der Organmitglieder, die durch eine Anlegerklage initiiert wird, zu nermen. Diese wirkt als Sanktionsandrohung praventiv und ermoglicht in der Konsequenz eine Schadenskompensation.^^^ Anspruchsberechtigter ist der Anleger, der aufgrimd von fehlerhafter Publizitat das Wertpapier gekauft oder verkauft hat. Damit die Klage aufgrund von fehlerhafter Publizitat lohnenswert erscheint, miissen die Organisationskosten der Klage entsprechend gering sein; dariiber hinaus ist durch die Festlegung der moglichen Schadenshohe ein Arureiz zu etablieren, der eine Klage als erfolgsversprechend erscheinen lasst.^^s Hierzu bedarf es einer wirksamen gerichtlichen Durchsetzung,839 die kostengiinstig durch eine koUektive Haftung ausgestaltet sein soUte.^^ Bei einem Missverhaltnis von der zu erwartenden
836 Vgl. Siems 2005, S. 258. 837 Vgl. entsprechend Baums 2003, S. 8; Schafer 2005b, S. 162-163; Wustemann 2002, S. 723. 838 Vgl. Lenz/Bauer 2002, S. 260. 839 Vgl. hierzu Fleischer/Kalss 2002, S. 334; Ulmer 1999, S. 297. 840 Auch die Bflwms-Kommission hat sich in diesem Zusammenhang fiir eine kollektive Durchsetzung von Anlegeranspriichen ausgesprochen; vgl. Baums 2001, Rn. 188, S. 202203. Eine kollektive Ehirchsetzung von Anspriichen sieht auch die Bundesregierung als notwendig an; vgl. zur rechtsvergleichenden Analyse von Altemativen in auslandischen Rechtsordnungen sowie zum Losungskonzept der Bundesregierung BegrRegE KapMuG 2005, Allgemeine Begriindung, S. 15-19.
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Schadenskompensation im Vergleich zu den Prozesskosten und -risiken wird ein Anleger ansonsten von einer Klage absehen.^i
In dieser Hinsicht hat sich durch die Einfiihrung des KapMuG^^ eine deutliche Verbesserung der prozessualen Moglichkeiten ergeben, indem die in einem Musterverfahren getroffene Entscheidung fiir Parallelprozesse Bindungswirkung entfaltet.^^ Musterverfahren sind nach § 1 Abs. 1 S. 1 KapMuG bei falschen, irrefiihrenden oder unterlassenen offentlichen Kapitalmarktinformationen moglich.844 Darimter fallen die jahrlichen (Konzern-)Jahresabschliisse und (Konzern-)Lageberichte.^5 Durch die Einfiihrung eines Musterverfahrens,^^ in dem nach § 14 KapMuG ein Musterbescheid erlassen wird, ergibt sich eine erhebliche Reduktion des Prozesskostenrisikos,^^ ^^ ^[IQ ^Q[. teren Klagen im Hauptverfahren auf Basis dieses Musterbescheids abgearbei-
841 Vgl. ausfiihrlich Duve/Pfitzner 2005, S. 673-67A sowie zu den theoretischen Grundlagen Abschnitt II.C. des Ersten Hauptteils. 842 Zu den Grundlagen des entsprechenden Artikelgesetzes vgl. Kapitel III. des Ersten Hauptteils. 843 Vgl. BegrRegE KapMuG 2005, Allgemeine Begriindung, S. 17. Die Einfiihrung eines derartigen kollektiven Durchsetzungsanspruchs ist auch als Anpassung an intemationale Gepflogenheiten zu interpretieren; vgl. Hess/Michailidou 2004, S. 1381-1387. 844 In § 1 Abs. 1 S. 3 KapMuG erfolgt eine Aufzahlung von Publizitatsinstrumenten, die als offentliche Kapitalmarktinformation einzustufen sind. Diese ist nicht abschliefiend aufzufassen; vgl. BegrRegE KapMuG 2005, § 1 KapMuG, S. 20. 845 Zudem fallen Ad-hoc-Mitteilungen und Zwischenberichte unter diesen Begriff; vgl. § 1 Abs. 1 S. 3 Nr. 3, 5 KapMuG. Hierdurch erfolgt erstmals die Definition offentlicher Kapitalmarktinformationen durch den Gesetzgeber; vgl. Schneider 2005b, S. 2249. 846 Vgl. zur Einleitung eines Musterverfahrens mit Hilfe eines Musterfeststellungsantrags § 1 KapMuG. Ein zulassiger Musterfeststellungsantrag wird nach § 2 KapMuG im elektronischen Bundesanzeiger bekannt gemacht; vgl. hierzu im Einzelnen BegrRegE KapMuG 2005, § 2 KapMuG, S. 21. Die Durchfiihnmg des Musterverfahrens ergibt sich aus den §§ 6-15 KapMuG; vgl. hierzu im Einzelnen BegrRegE KapMuG 2005, §§ 6-15 KapMuG, S. 21-30 und in Erganzung Schneider 2005b, S. 2251-2256 sowie zur Entwurfsfassung Duve/Pfitzner 2005, S. 674-676. 847 Vgl. BegrRegE KapMuG 2005, Allgemeine Begriindung, S. 19.
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tet werden konnen.^^ Zwar ist im Hauptverfahren jedes einzelne Verfahren individuell durchzufuhren,849 dennoch bietet sich hierdurch eine erhebliche Verbesserimg dieses Enforcement. Aufgrund dieser Ausgestaltung wird auch im Schrifttum erwartet, dass sich hierdurch eine Erhohung der Anzahl von Klagen ergeben wird,^^^ womit d e m Enforcement durch die Anleger beziiglich ihrer Beschwerdemoglichkeit ein erster Weg geebnet ist.^^i
Als mogliche Arispruchsgegner bei fehlerhafter Publizitat kommen sowohl der Emittent als auch die Organe in Betracht. Die Inanspruchnahme des Emittenten ist theoretisch iiber § 31 BGB nach allgemeinen delikts- oder vertragsrechtlichen Vorschriften moglich.^^z Eine Organhaftung in Bezug auf die Unternehmenspublizitat besteht nach §§ 93, 116 AktG lediglich unter Beriicksichtigung der Sorgfaltspflichten gegeniiber der Aktiengesellschaft. Die Schadensersatzverpflichtung fiir fehlerhafte Publizitat des Vorstands gegeniiber der Gesellschaft wird intern nach § 93 Abs. 2 S. 1 AktG ausgelost u n d ist grundsatzlich durch den Aufsichtsrat der Gesellschaft nach § 112 AktG durchzusetzen.853 Die Haftung des Aufsichtsrats als Gesamtschuldner gegeniiber der Ak-
848 Vgl. RegE KapMuG 2005, Einfiihrung, S. 2. 849 Vgl. hierzu kritisch Schneider 2005b, S. 2258. 850 Vgl. Schneider 2005b, S. 2258. 851 Die weitere Untersuchung dieser Beschwerdemoglichkeiten wird aufgrund dieses Ergebrusses und einer betriebswirtschaftlichen Ausrichtung dieser Arbeit atisgeschlossen. 852 Vgl. im Einzelnen Brellochs 2005, S. 119-121. Vgl. ausfiihrlich zur Analyse der Anspruchsgrundlagen bei Verletzung der Emittentenpublizitat und der moglichen Haftungskonsequenzen Brellochs 2005, S. 98-119. 853 Diese Pflicht ist durch die Rechtsprechung dahin gehend konkretisiert worden, dass der Aufsichtsrat die Schadensersatzpflicht zu priifen und ggf. auch zu verfolgen bzw. in diesem Kontext auch das Prozessrisiko analysieren muss; vgl. BGH-Urteil vom 21. April 1997b, S. 1068-1071 und im Einzelnen Henze 2001, S. 59-60; Sieg 2002, S. 1759-1760.
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r i c h t e t sich d e m g e g e n i i b e r n a c h §§ 116 i.V.m. 9 3 A b s . 2
AktG.854
Durch das UMAG^^s warden zum 1. November 2005 im Bereich der Organinnenhaftung die Beschwerdemoglichkeiten der Anleger verbessert/56 indem die Schwellenwerte zur Diirchsetzung von Haftungsanspriichen einer Aktiengesellschaft gegen die Organmitglieder fur Minderheiten herabgesetzt worden sind. Nach § 148 AktG wird Minderheitsaktionaren die Moglichkeit gegeben, selbststandig eine Klage einzureichen, wenn deren Anteil 1% des Grundkapitals Oder € 100.000 des Grundkapitals betragt.^^? x)as Verfahren, in dessen Rahmen eine derartige Klage stattfindet, ist zum Schutz vor missbrauchlichen Aktionarsklagen zweistufig ausgestaltet.^^s Diese Erweiterimg ist als Mafinahme der Starkimg des Anlegerschutzes zu begriilien, da die Anspriiche der Gesellschaft gegeniiber den Organen durch Aktionarsminderheiten einfacher durchgesetzt werden konnen. Dennoch ist hierdurch auch fiir private Kleinan-
854 Dabei haben die Aufsichtsratsmitglieder nach §§116 i.V.m. 93 Abs. 1 AktG entsprechende Sorgfalt bei der Uberwachimg der jahrlichen Publizitat nach § 171 AktG zu gewahrleisten; vgl. zu einem Uberblick Riegger 2003, S. 79-80. 855 Zu den Grundlagen hinsichtlich dieses Artikelgesetzes vgl. Kapitel III. des Ersten Hauptteils. 856 Auch diese Reformienmg geht auf den Mafinahmenkatalog der Bimdesregierung zuriick; vgl. BMJ 2003, Punkt 1. 857 Vgl. § 148 Abs. 1 AktG. Die Schwellenwerte werden analog fiir die Beantragimg einer Sonderpriihmg nach § 142 AktG angepasst; vgl. § 142 Abs. 2 S. 1 AktG. Diese Sonderpriihmg ist ebenfalls als Enforcement aufzufassen, da eine derartige Uberwachimg bei Falschinformation durch den Vorstand sowie Missachtimg der Aufgaben durch den Aufsichtsrat nach § 171 AktG moglich ist; vgl. Janig 2005, S. 765. 858 Vgl. BegrRegE UMAG 2004, AUgemeine Begriindimg, S. 20. Zimachst erfolgt auf der ersten Stufe ein Klagezulassungsverfahren bei einem Prozessgericht und erst auf der zweiten Stufe konnen die Aktionare innerhalb von drei Monaten, nachdem das Gericht dem Zulassimgsantrag stattgegeben hat, eine Schadensersatzklage gegen die betreffenden OrganmitgHeder einreichen; vgl. § 148 AktG und in Erganzung Paschos/Neimiann 2005, S. 1780-1781. Als weiterer Schutz fiir das Handeln des Vorstands wird der untemehmerische Entscheidimgsspielraum nach § 93 Abs. 1 S. 2 AktG haftungsfrei gestellt; vgl. zu einem Uberblick iiber diese Business Judgement Rule Kapitel III. des Ersten Hauptteils.
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leger, welche die Schwellenwerte regelmajSig nicht iiberschreiten und einen Zusammenschluss mit anderen Anlegern scheuen, eine nicht allzu hohe Erwartung an die Verbesserung des Enforcement zu erwarten.859
Anders als in vielen europaischen Staaten existiert in Deutschland keine direkte Kapitalmarktinformationshaftung des Emittenten oder der Organe fiir die jahrliche Publizitat.^^^ Diese kann lediglich unter den Riickgriff auf aktien-, handels- oder sonstige burgerrechtliche Normen erfolgen.^^i Die bestehenden Haftungskonstruktionen sind zu kritisieren, da die Beweislast beim Anleger ist,^2 irnd viele ArUegerklagen aufgrund nicht oder nicht ausreichend bewiesener haftungsbegriindender Kausalitat abgewiesen werden.863
Deshalb sind von der Bflwms-Kommission bereits im Jahr 2001 Empfehlungen zur Erweiterimg der Aufienhaftiing bei fehlerhafter Kapitalmarktinformation ausgesprochen worden,864 die in Abwandlimg Eingang in den Mafinahmenkatalog der Bundesregierung gefunden haben.^^s Diese Vorschlage sind Grundlage fiir die Plane des Gesetzgebers im Zusammenhang mit dem zuriickgezo-
859 Vgl. Fleischer 2004b, S. 463. 860 Auch auf europaischer Ebene existiert keine Harmonisieningsvorschrift in diesem Kontext; vgl. Hopt/Voigt 2005a, S. 6. 861 Vgl. zu einer Ubersicht Fleischer 2003b, S. 611. Vgl. zu einer aktuellen Diskussion der Haftung hinsichtlich der Entsprechenserklarung gemafi § 161 AktG Kiethe 2003a, S. 559567; Radke 2004, S. 197-282. 862 Vgl. Witt 2001a, S. 80. 863 Vgl. Hopt/Voigt 2005a, S. 7. 864 Vgl. ausfuhrlich z u d e m Vorschlag Bavms
2001, Rn. 186, S. 198-201. Eine derartige Er-
weiterung wird auch vom Deutschen Juristentag empfohlen; vgl. Deutscher Juristentag 2002, Tz. 1.11, S. 2037. 865 In diesem Mafinahmenpapier wird zimundest angekiindigt, dass eine Priifung dariiber erfolgen wird, inwiefem die Organmitglieder fiir Falschinformationen des Kapitalmarkts personlich haften; vgl. BMJ 2003, Pimkt 2.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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genen KapInHaG.^^^ Durch dieses Gesetzesvorhaben war geplant,^^^ als Haftungsadressaten fiir fehlerhafte oder unterlassene Kapitalmarktinforination,^^^ die flir die Bewertung der Wertpapiere erheblich sind,^^^ sowohl den Emittenten als auch die Organmitglieder festzulegen.^^o ^ ^ in diesem Diskussionsentwurf das Verschulden vermutet wird und fiir die Kausalitat eine Beweislastumkehr vorgesehen ist, kann dieses Vorhaben der Bundesregierung grundsatzlich begriifit werden.^^i
Das Gesetzesvorhaben beruht auf keiner europaischen Harmonisierungsbestrebung, da die Einfiihrung einer direkten Informationsaufienhaftung der Organe auf europaischer Ebene nicht vorgesehen ist.^^z Durch die Modernisierung der Vierten und Siebten EG-Richthnie wird in diesem Kontext lediglich eine koUektive Verantwortung der Organmitglieder fiir (Konzern-)Jahresabschliisse und (Konzern-)Lageberichte gegeniiber dem Unternehmen einge-
866 Vgl. zu den Grundlagen dieses Artikelgesetzes Kapitel III. des Ersten Hauptteils. 867 Die Weiterfiihrimg dieses Gesetzesvorhabens ist jedoch fiir die aktuelle Legislaturperiode angekiindigt; vgl. Kapitel III. des Ersten Hauptteils. 868 Nach der Entwurfsvorschrift sind unter den Begriff der Kapitalmarktinformation alle 6ffentlichen Bekanntmachungen bzv^. Mitteilungen, die zur Erstellung von Finanzanalysen oder fiir einen grofieren Personenkreis bestimmt sind, zu subsiunieren; vgl. KaplnHaG 2004b, § 37a Abs. 1 WpHG, S. 2. Hierunter fallen alle schriftUchen und elektronischen Informationspflichten auf dem Sekundarmarkt sowie miindliche Erklarungen i.R.d. Hauptversanunlung oder in von Emittenten veranlassten Informationsveranstaltungen; vgl. BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 16-17. 869 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 1 WpHG, S. 2. Diese Vorschrift sieht dabei im Gegensatz zur Einschrankung der Untersuchung auf Emittenten von Wertpapieren eine Bewertungsrelevanz fiir Finanzinstrumente vor. 870 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 1,2 WpHG, S. 2-3. 871 Vgl. entsprechend Gottschalk 2005, S. 286. Die detaillierte Analyse der geplanten Einfiihrung einer Aufienhaftimg erfolgt i.R.d. Untersuchung des Enforcement der Ad hocPublizitat und Zwischenberichterstattung; vgl. Abschnitte I.C.3. und II.C.3. des Dritten Hauptteils. 872 Vgl. Hopt 2005,5.470.
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Erster Hauptteil
fuhrt.873 Der Vorschlag der Transparenz-Richtlinie sah dagegen eine zivilrechtliche personliche AujSenhaftiing fiir den Jahresfinanzbericht vor;874 dieser ist in der Folge aber nicht in die endgiiltige Richtlinie iibernommen worden.^^s
Aufgrimd der vorgenommenen Analyse ist das Enforcement durch Haftung bzw. die Moglichkeit einer Schadenskompensation als nicht wirksam einzustufen. Neben den hohen Beweislasthlirden, die der Anleger bei den bestehenden Haftungsnormen zu nehmen hat, ist insbesondere die fehlende Informationsaufienhaftimg als Mangel des deutschen Corporate GovernanceSystems einzustufen.
(iv) Sonstige handels- und aktienrechtliche Enforcement-Instrumente Als sonstige handelsrechtliche Enforcement-Instrumente sind das Zwangsgeldverfahren nach § 335 HGB, das Ordnimgsgeldverfahren aufgrund von § 335a HGB, verschiedene Ordnungswidrigkeitsverfahren gemafi § 334 HGB^^e imd das Strafverfahren basierend auf § 331 HGB zu nennen.
Gemafi § 335 Nr. 1 imd Nr. 2 HGB hat das Registergericht die Moglichkeit gegen den Vorstand ein Zwangsgeld zu verhangen, falls dieser seiner Pflicht zur Aufstellung des (Konzern-)Jahresabschlusses und (Konzern-)Lageberichts nicht nachkommt. Das zustandige Registergericht wird auf Antrag jeder belie-
873 Vgl. Eiiropaische Kommission 2004c, Art. 50b, S. 12 und Art. 36a, S. 13. 874 Dieses war auch fiir Halbjahresfinanzberichte vorgesehen; vgl. Europaische Kommission 2003c, Art. 7, S. 48 iind ergaiizend Fleischer 2004b, S. 468; Hopt/Voigt 2005b, S. 66. Vgl. zu einer a.A., nach der es sich bei der gewahlten Formulierung um ein Wahlrecht beziiglich einer Emittenten- oder Organaufienhaftung handelt, Brellochs 2005, S. 95. 875 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 7, S. 46. 876 Die in dieser Vorschrift normierten Ordnimgswidrigkeiten konnen bislang nach § 334 Abs. 3 HGB mit einer Geldbufie von bis zu 25.000 € geahndet werden. Vgl. zum Uberblick iiber diese Enforcement-Mafinahme Tielmaim 2001a, S. 169-170.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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bigen Person tatig,877 wobei dem Vorstand bis zur Verhangiing des Zwangsgeldes eine angemessene Frist zur Aufstellung bzw. Rechtfertigung einzurauraen ist.^^s Nach Verstreichen dieser Frist u n d unter der Bedingung, dass der Vorstand seiner Aufstellungspflicht nicht nachgekommen ist, kann das Registergericht ein Zwangsgeld in Hohe von € 5.000 nach § 335 Abs. 1 S. 3 HGB verhangen.879
Zur Durchsetzung der formellen Anforderung einer Offenlegung gemafi § 325 HGB steht d e m Registergericht aufgrund von § 335a Nr. 1 HGB die Moglichkeit offen, auf Antrag ein Ordnungsgeld anzudrohen. Die Frist zur Offenlegung ab d e m Zeitpunkt der Androhung wird nach § 140a Abs. 2 S. 2 FGG gesetzlich auf sechs Wochen festgesetzt.^^^ Falls der Vorstand in diesem Zeitraum seinen Offenlegungspflichten nicht nachkommt, kann das Registergericht gemafi § 335a Abs. 1 S. 4 HGB ein Ordnungsgeld zwischen € 2.500 u n d € 25.000 anordnen.
Das beschriebene Enforcement nach §§ 335, 335a HGB soil den Planen des Regierungsentwurfs des EHUG zufolge durch die Aufnahme in § 334 HGB zuklinftig als Ordnungswidrigkeitenverfahren ausgestaltet sein,88i wodurch die Notwendigkeit eines Antrags entfallt. Zusatzlich kann eine Sanktionssumme
877 Ein Zwangsgeld kann lediglich darm verhangt werden, wenn ein Antrag gestellt worden ist; vgl. KoUer/Roth/Morck 2005, Rn. 1 zu § 335 HGB, S. 905. 878 Vgl. § 140 Abs. 1 S. 1 FGG. 879 Vgl. zum weiteren Verfahrensablauf bei wiederholtem Unterlassen der Aufstellungspflicht Tielmann 2001a, S. 167. 880 Vgl. Koller/Roth/Morck 2005, Rn. 1 zu § 335a HGB, S. 905. 881 Vgl. RegE EHUG 2005, § 334 Abs. la HGB, S. 15. Die entsprechenden bisher geltenden Vorschriften werden aufgehoben; vgl. RegE EHUG 2005, §§ 335, 335a HGB, S. 16. Zur ausfiihrlichen Begriindung vgl. BegrRegE EHUG 2005, § 334 HGB, S. 123.
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Erster Hauptteil
von € 50.000 verhangt werden.882 Trotz dieser Verscharfungen kann den Mafinahmen in Bezug auf kapitalmarktnotierte Aktiengesellschaften vor dem Hintergrimd der Bestrebungen um einen Fast Close keine hohe Bedeutung hinsichtlich einer praventiven Wirkung zugesprochen werden.
Bei § 331 Nr. 1 bis 4 HGB und § 400 Abs. 1 AktG handelt es sich um die kodifizierten Grundlagen zur strafrechtlichen Verfolgung von Delikten in Zusanimenhang mit bestimmten jahrlichen Publizitatsinstrumenten durch den Vorstand und Aufsichtsrat. Strafbarkeit ist lediglich dann zu konstatieren, wenn die Organmitglieder vorsatzlich gehandelt haben.^^^ Nach diesen Vorschriften ist die unrichtige Wiedergabe und Verschleierung iiber wirtschaftliche Verhaltnisse einer Kapitalgesellschaft unter Freiheits- oder Geldstrafe gestellt.S84
Die beiden aktienrechtlichen Instrumente der Nichtigkeitsklage nach § 256 AktG und die Sonderpriifung gemafi § 258 AktG fokussieren das Enforcement des Jahresabschlusses. Ein Jahresabschluss ist nach § 256 AktG nichtig, wenn bestimmte Gesetze bzw. in diesen vorgegebene Ablaufe beziiglich der Feststellung nicht beachtet worden sind. Als wichtigste Nichtigkeitsgriinde sind in § 256 Abs. 2 Nr. 1 und 4 AktG Inhaltsfehler sowie in § 256 Abs. 2 Nr. 2 und 3 AktG Priifungsmangel normiert.^ss Die auf Basis des festgestellten Jahresabschlusses getroffenen Beschlusse sind bei Feststellimg der Nichtigkeit als nicht
882 Vgl. BegrRegE EHUG 2005, § 334 HGB, S. 123. 883
Vgl.Koller/Roth/Morck2005,Rn.2zu§331HGB,S.901.
884 Auch in diesem Zusammenhang hat die Biindesregienmg angekiindigt, dass die Straftatbestande im Kontext mit Falschangaben zur Lage der Gesellschaft oder in der Bilanz hinsichtlich ihrer Abgrenzung auf Liicken untersucht werden; vgl. BMJ 2003, Punkt 10. 885 Vgl. Hiiffer 2004, Rn. 6 zu § 256 AktG, S. 1265. Vgl. zu einem Uberblick ausgewahlter Nichtigkeitsgriinde und Priifungsmangel Tielmann 2001a, S. 142-151.
IV. Darstellung der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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mehr rechtswirksam zu qualifizieren.^s^ Die Nichtigkeit des Jahresabschlusses ist zu beseitigen, wobei die Art und Weise von dem Nichtigkeitsgrund abhangig ist.887 Neben der Moglichkeit der Nichtigkeitsklage konnen die Anleger nach § 258 Abs. 1 S. 1 AktG bei Gericht einen Antrag auf die Bestellimg eines Sonderpriifers stellen; die Frist hierfiir belauft sich nach § 258 Abs. 2 S. 1 AktG auf einen Monat beginnend ab der Hauptversammlung, in welcher der Jahresabschluss Gegenstand war.^^s
Eine weitere Verbesserungsmoglichkeit der Sanktionierung im Aktienrecht besteht in dem Vorschlag, die Organmitglieder zur Riickzahlung von anreizorientierten Vergiitungen, die auf Basis von fehlerhaften Bilanzen gezahlt worden sind, zu verpflichten.^^^ Dieser Vorschlag ist ohne Einschrankungen zu begriifien. Eine noch weit reichendere Mafinahme, die praventiven Charakter hat, ist in einem aktienrechtlich zu begriindendem Berufsverbot fiir Orgarnnitglieder bei Publizitatsfehlverhalten zu sehen,89o die eine hohe praventive Wirkung entfaltet.^^i
886 Hierunter fallt insbesondere der Gewinnverwendungsbeschluss, der als Basis fiir die Aiisschiittimgen fungiert; vgl. Hiiffer 2004, Rn. 33, zu § 256 AktG, S. 1273. 8«7 Vgl. Adler/Diiring/Schmaltz 1997, Rn. 90 zu § 256 AktG, S. 516-517. Die Beseitigung von Priifungsmangeln erfolgt durch eine Wiederholung der Priifung, die durch einen anderen Wirtschaftspriifer vorzunehmen ist; vgl. Adler/Diiring/Schmaltz 1997, Rn. 91 zu §256 AktG, S. 517. 888 Die Beantragung ist lediglich von Aktionaren moglich, die drei Monate vor der entsprechenden Hauptversammlung zusammen Anteile in Hohe von 500.000 € oder 20% des Grundkapitals halten; vgl. § 258 Abs. 2 S. 3 und 4 AktG. Vgl. zu den Grundlagen einer derartigen Sonderpriifung Hiiffer 2004, Rn. 1-2 zu § 258 AktG, S. 1277-1278. 889 Vgl. Deutscher Juristentag 2002, Tz. 1.13, S. 2037. 890 Hierbei handelt es sich im\ einen Vorschlag des Aktionsplans, der mittelfristig harmonisiert werden soil; vgl. Europaische Konunission 2003a, S. 19. 891 Vgl. ausfiihrlich Fleischer 2004b, S. 472-473. Die weitere Analyse dieses Enforcement entfallt aufgrund der rein strafrechtlichen Ausrichtung.
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Erster Hauptteil
Enforcement der unterjahrigen Publizitat
Ein internes Enforcement imterjahriger Publizitatsinstrumente durch den Aufsichtsrat ist gesetzlich nicht vorgesehen. Lediglich fiir die Ad hoc-Publizitat ergibt sich zum Teil ein indirektes Handeln diesbeziiglich, wenn der Mitteilungsinhalt von der Zustimmung oder der Prufung/Billigung des Aufsichtsrats abhangig ist. Dieses ist typischerweise bei Ad hoc-Mitteilungen der Fall, die den (Konzern-)Jahresabschluss bzw. die jeweiligen Lageberichte betreffen. Direkte Bestimmimgen hinsichtlich des Enforcement durch den Aufsichtsrat sind damit entweder durch Zustimmimgsvorbehalte nach § 111 Abs. 4 AktG in eigener Verantwortung festzulegen oder aufgrund von satzungsrechtlichen Vorschriften zu etablieren. Das Festlegen eines Zustimmungsvorbehalts steht im pflichtgemajSen Ermessen des Uberwachungsorgans, wobei dieses fiir die Wirtschaftlichkeits- und Zweckmafiigkeitsiiberwachung als wesentlich einzustufen ist.892 Damit ist durch den Aufsichtsrat keine Aufdeckung von Unregelmafiigkeiten oder Kommunikation zur Sanktionierung hieriiber im Sinne der Praventivfunktion des Enforcement vorgeschrieben.
Als primares, externes Enforcement der unterjahrigen Sekundarmarktpublizitat sind weiterhin Tatigkeiten des Wirtschaftspriifers zu nennen, die freiwillig durch den Vorstand oder Aufsichtsrat in Auftrag gegeben werden. Hierfiir kommt insbesondere die priiferische Durchsicht in Frage.^^^ Diese stellt eine Plausibilitatsbeurteilung mit dem Ziel dar, auszuschliefien, dass das zu iiberwachende Publizitatsinstrument in wesentlichen Bereichen nicht den anzuwendenden Normen entspricht.^^^ Der Gegenstand der priiferischen Durch-
892 Vgl Riegger 2003, S. 76-77. 893 Die entsprechenden Standards hierzu sind IDW PS 900 und ISRE 2400. Vgl. zu den Gnmdlagen dieser Priifungsnormen Abschnitt II.C.l.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 894 Vgl. IDW PS 900, Tz. 6.
IV. Darstellimg der wesentlichen Elemente des Corporate Governance-Systems
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sicht ist vornehmlich durch Zwischenberichte gepragt, es konnen aber auch Ad hoc-Mitteilungen sowie weitere unterjahrige Publizitatselemente diesem Enforcement unterzogen werden.^^^
Als sekundares Enforcement kommt analog dem jahrlichen Enforcement in diesem Zusammenhang die Haftimg des Vorstands imd des Aufsichtsrats in Frage.s^^ Diese ist flir den Aufsichtsrat aufgrund der fehlenden gesetzlichen Normierung von Verantwortlichkeiten im Gegensatz zur jahrlichen Publizitat im Grundsatz nicht durchsetzbar. Auch gegeniiber dem Vorstand existiert entsprechend der jahrlichen Publizitat keine direkte Anspruchsgrundlage flir eine Informationsaufienhaftung. Lediglich fiir unwahre, verspatete oder imterlassene Ad hoc-Mitteilungen bestehen aufgrund von §§ 37b, c WpHG fiir bestimmte Anleger Moglichkeiten, den Emittenten in Anspruch zu nehmen.897 Die Diskussion um die Einflihrung einer direkten Anspruchsgrundlage gegeniiber dem Emittenten fiir den Zwischenbericht und auch eine Erweiterimg der Haftung um eine direkte Organaufienhaftung ist deshalb in die Diskussion um Vorschlage zur Verbesserung des Enforcement aufzunehmen. Das Erfordernis einer derartigen Inanspruchnahme ist auch fiir die unterjahrige Publizitat mit der Tatsache zu begriinden, dass sich die Information iiber eine fehlerhafte Publizitat direkt im Kurs niederschlagt und so keine Moglichkeit fiir die Aktionare besteht, den Schaden durch die Handlungsalternative Exit zu kompensieren.
895 Vgl. ausfiihrlich Schindler 2002, S. 1121-1122. Vgl. ausfiihrlich zur priiferischen Durchsicht der Zwischenberichte Abschnitt II.C.l. des Dritten Hauptteils. 896 Die Andenmgen, die sich durch das KapMuG und UMAG ergeben, haben auf die unterjahrige Publizitat die gleichen Auswirkungen wie auf die jahrliche Publizitat; vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(b)(iii) des Ersten Hauptteils. 897 Vgl. ausfiihrlich hierzu Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils.
V. Zwischenergebnis
V.
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Zwischenergebnis
Basierend auf der Aussage, dass sich das Corporate Governance-System deutscher kapitalmarktnotierter Aktiengesellschaften aufgrund einer Annaherung an den marktorientierten Ansatz und einer Reihe von normativen Anpassungen in einer Umbruchphase befindet, warden zunachst die fiir die Untersuchung wesentlichen Begriffe definiert. Die Notwendigkeit eines derartigen Systems konnte mit Hilfe der Principal-Agent-Theorie belegt werden. Aus dieser theoretischen Sicht abgeleitet, begrlindet sich der Anlegerschutz, verstanden als Oberbegriff fiir den Individual- und Fimktionenschutz des Kapitaln\arkts, durch die Trennung von Eigentum und Verfiigungsgewalt in einer Aktiengesellschaft und daraus resultierender Informationsasyrmnetrien. Vor diesem Hintergrund wurde aufgezeigt, dass die Publizitat und deren Enforcement als Elemente des Corporate Governance-Systems zur Uberwindung von Informationsasymmetrien geeignet sind.
Unter Riickgriff auf die betriebswirtschaftliche Informationstheorie wurden die Kriterien Relevanz, Zeitnahe, VoUstandigkeit, Genauigkeit, Verfiigbarkeit und Verlasslichkeit als iibergeordnete Qualitatsmerkmale der Publizitat abgeleitet, die, jeweils unter Berlicksichtigung der unterschiedlichen Adressaten, Ziele und Funktionen der einzelnen Publizitatsinstrumente, zu konkretisieren sind. Ebenso konnte verdeutlicht werden, dass die Gefahr eines Information Overload der Anleger, die Moglichkeit des Zugriffs der Konkurrenz auf die Information sowie Wirtschaftlichkeitsiiberlegungen gegen eine iibermafiige, freiwillig motivierte Ausweitung der Publizitat sprechen.
Weiterhin wurde im Rahmen der theoretischen Analyse herausgearbeitet, dass die Wirksamkeit der Publizitat zur Uberwindung von Informationsasymmetrien insbesondere von einem hohen Grad an Verlasslichkeit abhangt. Dem Enforcement der Publizitat wurde deshalb eine iibergeordnete Vertrauensfunkti-
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Erster Hauptteil
on zugesprochen, die sich durch eine Sicherung der Verlasslichkeit auszeichnet. Die somit abgeleitete Berechtigung des Enforcement ist anschliefiend in eine Praventiv- und Korrektivfunktion sowie diesen zuordnenbaren Anforderungen aufgespalten worden. Demgemafi konnte aufgezeigt werden, dass im Sinne der Praventivfimktion Enforcement-Elemente im Corporate Governance-System enthalten sein mussen, die eine Aufdeckung sowie Sanktioruerung ermoglichen, wahrend zur Erfiillimg der Korrektivfunktion sicherzustellen ist, dass bei Veroffentlichung fehlerhafter Publizitat die Moglichkeit besteht, diese direkt zu beheben bzw. die jeweiligen Adressaten iiber die Unregelmafiigkeiten in Kenntrus zu setzen.
Als Ergebnis des dritten Kapitels war sodarm eine wesentliche Reformierung im Bereich des Corporate Governance-Systems durch den europaischen und nationalen Gesetzgeber zu konstatieren. Dabei war aufgrund dieser Entwicklung von einer intensiven Umbruch- und Angleichungsphase auszugehen, die ausdriicklich von der Zielsetzung einer Verbesserung des Anlegerschutzes gepragt ist. In diesem Kontext wurde der pragende Einfluss europaischer Harmonisierungsbestrebungen aufgezeigt sowie daraus resultierende Anpassungen auf nationaler Ebene in ihren Kernpimkten vorgestellt.
Darauf aufbauend ist im nachsten Kapitel das deutsche Corporate Governance-System getrennt nach den Organen der Unternehmensverfassung imd dem Publizitats- sowie Uberwachungssystem in seiner aktuellen Ausgestaltung dargelegt worden, wobei die wesentlichen Auswirkungen der Reformierungen auf nationaler und europaischer Ebene Berlicksichtigung gefunden haben.
Im Kontext der Analyse der Unternehmensorgane konnte im Hinblick auf den Aufsichtsrat ein zunehmender Harmonisierungsgrad durch eine Vielzahl europaischer Bestrebungen erarbeitet werden. In diesem Reformierungskontext wurde weiterhin insbesondere ein Streben auf eine Erhohung der Unabhan-
V. Zwischenergebnis
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gigkeit der Aufsichtsratsmitglieder und eine Erweiterung der Uberwachungsaufgaben herausgearbeitet. Zudem wurde gezeigt, dass auch die Hauptversammlung durch nationale, aber auch europaische MajSnahmen einer Novellierung unterliegt, die im Wesentlichen durch die Einfiihrung moderner Kommunikationsinstrumente gekennzeichnet ist, um eine Verbesserung des Ablaufs der Hauptversammlung zu erwirken.
In der Folge der Untersuchung ist das Publizitatssystem getrennt nach jahrlichen und unterjahrigen Elementen analysiert worden. Im Hinblick auf die traditionellen Instrumente Jahres- und Konzernabschluss konnte festgestellt werden, dass die IFRS als Rechnungslegungsstandards aufgrund der europaischen Harmonisierung in das deutsche Corporate Governance-System Einzug gefunden haben, was aufgrund einer Steigerung der Vergleichbarkeit auf europaischer Ebene zu begriifien ist. Wahrend gezeigt wurde, dass der Konzernabschluss der kapitalmarktnotierten Gesellschaften verpflichtend nach diesen internationalen Vorschriften zu veroffentlichen ist, ergibt sich fiir den Einzelabschluss zumindest die Moglichkeit einer freiwilligen Offenlegung eines IFRS-Einzelabschlusses.
Daran anschliefiend ergab sich als Resultat beziiglich der jahrlichen Publizitat, dass durch die Ausweitung der Lageberichterstattimg um zukimfts- und wertorientierte Angaben grundlegende Elemente eines Value Reporting in das kodifizierte Publizitatssystem aufgenommen worden sind. Diese Normierimg konnte als Reaktion des Gesetzgebers auf den zu beobachtenden Trend eines ijbergangs vom Financial Accounting zum Business Reporting eingestuft werden, die zusammen mit dem aktualisierten DRS 15 und der Veroffentlichung eines Diskussionspapiers zum „Management Commentary" durch das lASB als Mafinahme zur Sicherung der Vergleichbarkeit zu begrlifien ist.
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Erster Hauptteil
Als neue jahrlich verpflichtende Publizitatsinstrumente konnten das jahrliche Dokument nach § 10 WpPG sowie fiir borsennotierte Gesellschaften die Entsprechenserklarung nach § 161 AktG identifiziert werden. Letzteres wurde als sinnvoUe Erganzung im Hinblick auf das Kriterium der Verfiigbarkeit herausgestellt. Aufgrund der Tatsache, dass in dieses alle Fundstellen bestimmter Publizitatselemente aufzunehmen sind, ist dem Dokument ein Verweischarakter zugesprochen worden, woraus wiederum abgeleitet wurde, dass es sinnvoU ist, dieses in jedem Fall auf der Internetseite des Unternehmens unter Nutzung einer elektronischen Verweisung zu veroffentlichen.
Als wichtigstes Element der freiwilligen jahrlichen Publizitat wurde der Geschaftsbericht, in dem zumeist eine Zusammenstellung wesentlicher jahrlicher Publizitatsiristrumente erfolgt, in die Analyse aufgenommen. Der Einzelabschluss auf Basis der IFRS wurde anschliefiend ebenfalls in Zusammenhang mit der freiwilligen Publizitat untersucht, da seine Veroffentlichimg lediglich aufgrund einer Notierung im Prime Standard verpflichtend ist. Weiterhin wurde der Corporate Govemance-Bericht als neues jahrliches Informationselement gekennzeichnet. Dabei ergab sich, dass dieser vor dem Hintergrund einer empirisch nachweisbaren hohen Bedeutung der Ausgestaltung der Corporate Governance fiir institutionelle Investoren sowie belegbaren Beeinflussimg der Kapitalkosten zunehmend an Bedeutung gewinnt. Hierbei war der freiwillige Charakter dieser Berichterstattimg zu verdeutlichen, da eine gesetzliche Pflicht zur Veroffentlichung erst nach Verabschiedimg und Umsetzung der modemisierten Vierten und Siebten EG-Richtlinie zu erwarten ist. Entgegen den hierzu bekannten Planen wurde herausgearbeitet, dass dieses Publizitatsinstrument nicht in den Lagebericht aufgenommen werden sollte, sondem eine Erweiterung der Entsprechenserklarung nach § 161 AktG zu einem Corporate Governance-Bericht anzustreben ist. Als letztes jahrliches Element des Publizitatssystems wurde ein als auf europaischer Ebene bezeichneter Vergiitungsbericht vorgestellt, in den sowohl allgemeine Angaben hinsichtlich der
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Verglitungspolitik als auch Informationen zu individuellen Organbeziigen aufzunehmen sind. Da die in dieser Empfehlung genannten Anforderungen wesentlich weit reichender sind als die Vorgaben, die im VorstOG etabliert worden sind, wurde aufgezeigt, dass auf nationaler Ebene mit deren Umsetzung als DCGK-Empfehlimg zu rechnen ist.
Beziiglich des unterjahrigen Publizitatssystems wurde sodann allgemein dessen gestiegene Bedeutung aufgrund des Bediirfnisses einer zeitnahen Berichterstattung dargelegt. Als wesentliche unterjahrige Elemente wurden die periodische Zwischenberichterstattung sowie die aperiodische Ad hoc-Publizitat gekennzeichnet. Insbesondere aufgrund der Anderungen durch die Transparenz-Richtlinie im Bereich des Zwischenberichts sowie der Reformierung der Ad hoc-Publizitat durch das AnSVG wurde ein detaillierter Analysebedarf begriindet. Weiterhin konnten sowohl einige aktien- und kapitalmarktrechtliche Bekanntmachungspflichten als auch bestimmte freiwillige Informationen in das Publizitatssystem eingeordnet werden.
In der Zusammenschau ist aktuell eine Ausweitung des Publizitatssystems zu erkermen, die zum einen durch gesetzliche Vorschriften gepragt ist, zum anderen aber auch durch freiwillige Erweiterungen der Unternehmen zur Verbesserung der Investor Relations vorgenommen wird. Insgesamt war im Hinblick auf die Publizitatspflichten eine Verzahnung durch kapitalmarkt-, bilanz- und aktienrechtliche Normierungen festzustellen, denen alien eine Informationsfunktion der Anleger gemein ist. In diesem Kontext war die bedeutende Stellung der handelsrechtlichen Publizitat fiir den Kapitalmarkt zur Reduktion von Informationsasymmetrien zu zeigen. Ferner wurde eruiert, dass der Nutzung des Internet mit dem Ziel einer zentralen, zeitnahen Verfiigbarkeit der Publizitat in den letzten Jahren eine fehlende koordinierte Vorgehensweise auf nationaler und europaischer Ebene entgegen stand. Wie auf Basis des Regierungsentwurfs des EHUG gezeigt werden konnte, deutet sich fiir
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Erster Hauptteil
dieses Problem durch die Einfiihrung eines zentral abrufbaren Unternehmenssowie Handelsregisters und einer vermehrten Offenlegung im elektronischen Bundesanzeiger eine Losung an.
Das Enforcement-System wurde im anschliefienden Abschnitt als Subsystem des unternehmerischen Uberwachungssystems mit dem Ziel der Sicherimg der Verlasslichkeit der Publizitat eingeordnet. Mit Blick auf das Enforcement der jahrlichen Publizitat wurde als wesentliches Ergebnis abgeleitet, dass durch die Einfuhrung der Enforcement-Instanz in Gestalt der DPR auf der ersten Stufe und der BaFin auf der zweiten Stufe aufgrimd des BilKoG von einer wesentlichen Starkung des sekundaren Enforcement auszugehen ist. Mit Ausnahme der Eingrenzimg des Gegenstands auf die Publizitat, die der gesetzlich vorgeschriebenen Abschlusspriifung unterliegt, konnte eine Beachtung der wesentlichen Ausgestaltungsvorgaben des CESR und der FEE bei der Umsetzung festgestellt werden. Diese Instanz wurde hinsichtlich der Praventivfimktion als Erganzung des primaren internen bzw. externen Enforcement bewertet. Dariiber hinaus wurde gezeigt, dass eine abschliefiende Einschatzung dieser Erweiterimg demgegeniiber erst moglich ist, wenn Erfahrungswerte beziiglich ihrer Wirksamkeit in der Praxis vorliegen. Aufgrimd des Erfordenusses eines europaweit einheitlichen Enforcement war in diesem Zusammenhang auf die Dringlichkeit der Einrichtimg einer eiru^igen europaischen Instanz in mittlerer Frist hingewiesen worden.
Im Hinblick auf das interne Enforcement durch den Aufsichtsrat konnte weiterhin die Empfehlung gegeben werden, alle Enforcement-Aufgaben an einen Priifungsausschuss zu delegieren, der angesichts der Bedeutungszunahme der IFRS Kenntnisse von Gestaltungsalternativen in diesem Normensystem aufweisen muss. Weiterhin wurde gezeigt, dass ein gesetzgeberischer Umsetzimgsbedarf unvermeidlich ist, da sich auf europaischer Ebene die Einfiihrimg einer Billigung des Lageberichts durch den Aufsichtsrat gesetzlich ankiindigt.
V. Zwischenergebnis
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Die daran anschliefienden Ausfiihrungen hatten die Reformierung des primaren Enforcement durch den Abschlussprufer zum Gegenstand. Durch die Modernisierung der Abschlusspriifer-Richtlinie werden die ISA fiir gesetzlich vorgeschriebene Abschlusspriifungen verpflichtend anzuwenden sein. Aus deutscher Sicht wurde hierbei kein materieller Anpassungsbedarf abgeleitet, da die ISA bereits in die Prlifungsstandards des IDW transformiert worden sind. Weiterhin
konnte verdeutlicht
werden, dass
die
Unabhangig-
keitsanforderungen des Abschlusspriifers durch das BilReG in Vorgriff auf die Modernisierung dieser europaischen Richtlinie mittels eines prinzipienbasierten Ansatzes reformiert wurden. Als wesentliche Elemente des sekiindaren Enforcement mit Bezug zur Jahresabschlusspriifung wurden daraufhin die Berufsaufsicht, die durch die Einfuhrung einer berufsstandsunabhangigen APAK aufgrund des APAG eine Novellierung erfuhr, die interne und externe Qualitatssicherung, die Haftimg des Abschlusspriifers sowie die Tatigkeiten der DPR/BaFin analysiert. Als wesentliches Ergebnis dieser Analyse konnte festgehalten werden, dass die Einfuhrung einer direkten Anspruchsgrimdlage hinsichtlich einer Dritthaftung gegeniiber den Anlegern nicht zu befiirworten ist, da sich die Verantwortungshierachie fiir die Publizitat, bei welcher der Vorstand an erster Stelle steht, auch in einer Abstufung der Haftungsvorschriften widerspiegeln soUte.
Als weitere sekundare Enforcement-Elemente wurden der Markt fiir Publizitatsiiberwachimg, die Haftimg der Organe sowie einige spezielle aktien- und handelsrechtliche Instrumente gekennzeichnet. Zunachst konnte in diesem Kontext die praventive Wirkung der Exit-Moglichkeit bzw. des Markts fiir Publizitatsiiberwachung im Sinne einer Sanktionierung durch die Anleger dargelegt werden. Die Tatsache, dass sich bei Feststellimg einer fehlerhaften Publizitat diese unmittelbar als Schaden in einem Kursriickgang niederschlagt, bestarkte jedoch die These der Erforderlichkeit von erganzenden Schadenskompensationsmoglichkeiten fiir die Anleger. In diesem Zusammenhang
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Erster Hauptteil
wurde darauf hingewiesen, dass hierzu sowohl die Moglichkeit der Beschwerde, die durch das KapMuG signifikant verbessert worden ist, als auch eine direkte Anspruchsgrundlage zur Inanspruchnahme des Emittenten imd/oder der Organmitglieder fiir die Anleger bei fehlerhafter Publizitat notwendig ist, die durch den Riickzug des KapInHaG bisher nicht in das deutsche System integriert worden ist. Bis auf den festgestellten Mangel einer fehlenden direkten Informationsaufienhaftimg wurde das Enforcement-System der jahrlichen Publizitat aus theoretischer Sicht insgesamt jedoch als ausreichend eingestuft.
Das Enforcement-System der unterjahrigen Publizitat wurde demgegeniiber als liickenhaft bewertet. Insbesondere eine fehlende vorgeschriebene Moglichkeit der Aufdeckung von Unregelmafiigkeiten ist in diesem Kontext kritisiert worden, da sowohl extern als auch intern keine wesentlichen Instrumente existieren, die zu einer verlasslichen Publizitat beitragen. Zusatzlich konnte beziiglich der Sanktionierimg eine fehlende Informationsaufienhaftung auch fiir die unterjahrige Publizitat festgestellt werden. Hierbei wurde lediglich fiir eine fehlerhafte, verspatete oder unterlassene Ad hoc-Mitteilimg eine direkte Anspruchsgrimdlage zur Inanspruchnahme des Emittenten identifiziert.
Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattimg sowie deren eingeschrankter Verlasslichkeit ist eine eingehende Analyse dieser Publizitatsinstrumente und deren Enforcement damit unablassig. Deshalb schliefit sich im Zweiten Hauptteil die detaillierte Darstellung der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung mit dem Ziel an, ein SoU-Objekt fiir beide Berichterstattungselemente vor dem Hintergrimd aktueller Reformen zu entwickeln.
Zweiter Hauptteil: Analyse der Ad hoc-Publizitat und Zwischenbeiichterstattung
I. Ad hoc-Publizitat I.
A d hoc-Publizitat
A.
Historische Entwicklung
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Die Wurzeln einer zeitnahen, aperiodischen Publizitat mit Hilfe von Ad hocMitteilungen liegen in den USA.^^s Diese Art der Berichterstattung w u r d e auf europaischer Ebene erstmals durch eine Richtlinie im Jahr 1979 vorgeschrieben.899 Die Veroffentlichung von Ad hoc-Mitteilungen im deutschen Corporate Governance-System ist darauf basierend zunachst im Borsengesetz statuiert worden u n d hat in der Folge durch weitere Artikelgesetze, die wiederum auf europaische Harmonisierungbestrebungen^oo zuriick zu fuhren sind, Anderimgen erfahren.^oi Als wichtigste gesetzgeberische Mafinahme ist das Zweite Finanzmarktf6rderungsgesetz902 hervorzuheben, durch welches die Ad hocPublizitat in das Wertpapierhandelsgesetzbuch integriert worden ist.^^s Hierdurch ergab sicht ein rasanter Anstieg der Ad hoc-Mitteilungen im Gegensatz zur vorherigen Normierung im Borsengesetz, was mit der Tatsache zu begriinden ist, dass zeitgleich die Nichtbeachtung der in Rede stehenden Vorschrift unter Sanktion gestellt wurde.^04 Diese Entwicklimg ist mit Hilfe von Tabelle 2, aus der die Anzahl von Ad hoc-Mitteilungen in den Jahren 1995 bis 2004 zu entnehmen ist, zu bestatigen.
898 Vgl. Hsu 2000, S. 81. Vgl. zu einem grundlegendem Uberblick iiber die geltenden Vorschriften in den USA Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 817-819. Zu einem Rechtsvergleich beziiglich der Ad hoc-Publizitat in Deutschland und den USA bis zum Jahr 2002 vgl. Struck 2003. 899 Vgl. RiLi 79/279/EWG, Schema C Nr. 5 a), S. 30. 900 Ausfiihrlich zur Entwicklung auf europaischer Ebene vgl. Biiche 2005, S. 40-45; Kissner 2002, S. 6-7. 901 Vgl. ausfiihrlich zu einer Analyse der Artikelgesetze, die die Entwicklung dieses Publizitatsinstnmients gepragt haben, Fiilbier 1998, S. 33-42; Hewicker 2005, S. 6-13; Kissner 2002, S. 7-8; Merkt 2001, S. 286. 902 Vgl. 2. Finanzmarktforderungsgesetz 1994. Vgl. hierzu in Erganzimg ausfiihrlich Wirth 2004, S. 124-125. 903 Vgl. zu dieser Entwicklimg ausfiihrlich Buche 2005, S. 47-49. 904 Vgl. ausfiihrUch Gehrt 1997, S. 30-31.
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1
Zweiter Hauptteil
Jahr
Anzahl 991 1.024 1.272 1.805 3.219 5.057 4.605 3.781 2.689 2.772
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003
1
2004
Tabelle2:
Entwicklung der Anzahl von Ad hoc-Mitteilungen inlandischer Emittenten von 1995-2004905
Durch das Vierte Finanzmarktforderungsgesetz ist daruber hinaus eine Konkretisierung der Tatbestande in § 15 Abs. 1 S. 2 bis 4 WpHG a.F. vorgenommen worden.^oe J^QJ- Riickgang der Ad hoc-Mitteilungen in den Jahren von 2001 bis 2003, der sich in Tabelle 2 widerspiegelt, wird neben einer schlechteren Wirtschaftslage mit den Auswirkimgen des Vierten Finanzmarktforderungsgesetz begrundet.907 Einige der durch das Vierte Finanzmarktforderungsgesetz durchgefiihrten Reformen sind dabei als Vorgriff auf die Marktmissbrauchs-Richtlinie zu interpretieren.^os
905 Vgl. hinsichtlich der Angaben fiir die Jahre 1995-2001 BAWe 2001, S. 58 sowie fiir die Jahre 2002-2004 BaPin 2004, S. 197. 906 Vgl. hierzu ausfiihrlich BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, § 15 WpHG, S. 87. In Erganzung vgl. Wirth 2004, S. 126-127. 907 Als ursachlic±ie Andenmgen werden die Verwendung von ublichen Kennzahlen und das Verbot iiberfliissiger Mitteilungen gemafi § 15 Abs. 1 S. 2 WpHG a.F. angesehen; vgl. BaFin 2003, S. 192; Gutzy/Marzheuser 2003, S. 490. Bei einer Studie des Publiziatsverhaltens von 149 Untemehmen, die im Jahr 2002 an der Frankfurter Wertpapierborse gelistet waren, ergab sich als Ergebnis, dass die Emittenten im Durchschrutt 4,7 Meldungen in diesem Jahr veroffentlicht haben; vgl. Gutzy/Marzheuser 2003, S. 487. 908 Vgl. Biiche 2005, S. 52.
I. Ad hoc-Publizitat
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Als wesentliche jiingste Neuerung im Rahmen der Ad hoc-Publizitat ist die Anderung der Normierung durch das AnSVG anzugeben, durch das wesentliche Telle der europaischen Marktmissbrauchs-Richtlinie umgesetzt worden sind.^o^ Hierdurch werden nationale Besonderheiten der deutschen Ad hocPublizitat abgeschafft, was im Rahmen der Arbeit in der Folge im Detail einer Untersuchung unterzogen wird.
B.
Ableitung eines Analyserahmens unter Berucksichtigung der theoretischen Grundlagen
1.
Konkretisierung der Adressaten, Ziele und Funktionen
Durch die Ad hoc-Publizitat wird aus betriebswirtschaftlicher Sicht als Element des Corporate Governance-Systems grimdsatzlich das Ziel verfolgt, Informationsasymmetrien zu reduzieren.^^o jn^ Sinne des Funktionenschutzes kann diese Art der Publizitat dabei im Wesentlichen zur allokativen Funktior\sfahigkeit beitragen.^^i Diese Aussage ist mit Hilfe von empirischem Datenmaterial zu belegen, wodurch gezeigt werden konnte, dass Ad hocMitteilungen eine hohe Kursrelevanz aufweisen und durch die Marktteilnehmer als aulierst relevant eingestuft werden.^i^ Die Ad hoc-Publizitat dient dabei dem Erfordernis, relevante Informationen zeitnah bereitzustellen, damit diese am Kapitalmarkt durch eine Abbildung im Preis des Wertpapiers verarbeitet werden.^^^ Da Kapitalmarkte durch Rahmenvorschriften zu gestalten
909 Vgl. gnmdlegend Abschnitt III. des Ersten Hauptteils. 910 Vgl. Fiilbier 1998, S. 160 und gnmdlegend zum Abbau von Informationsasymmetrien durch Publizitat im deutschen Corporate Governance-System Abschnitt II.B. des Ersten Hauptteils. 911 Vgl. Baums 2003, S. 6-7. 912 Vgl. zu dem Ergebnis der hohen Kursrelevanz fur den Neuen Markt Hauser 2003, S. 257258. Zu einer Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass der Ad hoc-Publizitat von 53 % der befragten Investmentprofis eine hohe Bedeutung zugesprochen wird, vgl. Gutzy/Marzheuser 2003, S. 488. Vgl. zusatzlich Ruhnke 2001, S. 441 m.w.N. 913 Vgl. Rattunde/Bemer 2003; Veil 2003, S. 393.
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Zweiter Hauptteil
sind, um deren Funktionsfahigkeit zu gewahrleisten,9i4 wird durch die Ad hoc-Publizitat insbesondere aufgrimd deren Zeitnahe Rechnung getragen.^is
Nach teilweise noch vertretener Auffassung im Schrifttum dient die Ad hocPublizitat vornehmlich dem bereits erlauterten Funktionen- und nicht dem Individualschutz.916 Aus okonomischer Sicht ist eine Ad hoc-Mitteilung aber ebenso fur den individuellen Anlegerschutz notwendig, da die in Rede stehende Publizitat fiir jeden einzelnen Anleger relevant ist.^^^ Nach der Begriindung des AnSVG wird diese Auffassung nun auch aus juristischer Sicht bestatigt, da in diesem Artikelgesetz ein expliziter Hinweis darauf gegeben wird, dass durch die Ad hoc-Publizitat Informationen fur die Marktteilnehmer bereitgestellt werden, damit diese Anlageentscheidungen treffen konnen.^is Die Aussage, dass der Individual- und Funktionenschutz als interdependente Ziele zu betrachten sind,^!^ ist daher ferner auf die Ad hoc-Publizitat anzuwenden. Nach der hier vertretenen Auffassung dient die Ad hoc-Publizitat deshalb dem Anlegerschutz, der sich als Summe aus dem individuellen Anlegerschutz und dem Funktionenschutz des Kapitalmarkts zusammensetzt.
914 Vgl. Fulbier 1998, S. 213; Gutzy/Marzheuser 2003, S. 485. Vgl. zu einer Einschrankimg dieser Aussage aufgrund des Problems eines Marktversagens durch Uberregulierung ausfiihrlich Biiche 2005, S. 33-35. 915 Vgl. Hsu 2000, S. 14; Merkt 2001, S. 286-289. 916 Vgl. exemplarisch Nietsch 2005, S. 786. Diese Auffassung wurde zunachst auch durch den deutschen Gesetzgeber vertreten; vgl. hierzu ausfiihrlich Hahn 2004, S. 80-81. 917 Aus juristischer Sicht ist durch die Einfiihrung einer direkten Anspruchsgrundlage zur Inanspruchnahme des Emittenten zudem verdeutlicht worden, dass die Ad hocPublizitat auch dem individuellem Anlegerschutz dient; vgl. Sethe 2003, Rn. 2 zu §§ 37b, 37c WpHG, S. 1146. Vgl. zu den in Rede stehenden Anspruchsgrundlagen Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 918 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 34. In Erganzung vgl. Merkt 2001, S. 289. 919 Vgl. Koch/Schmidt 1981, S. 235-238.
I. Ad hoc-Publizitat
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Weiterhin ist fraglich, wer als Adressat der Ad hoc-Publizitat anzusehen ist.^^o Da nach der Auffassung des Gesetzgebers die Herstellung der Bereichsoffentlichkeit durch Unterrichtimg der professionellen Marktteilnehmer sicherzustellen ist, konnte abgeleitet werden, dass diese als alleinige Adressaten aufzufassen sind.^^^ Gegen eine Beschrankung auf eine dementsprechende Adressierung spricht jedoch die Tatsache, dass der durch normierte Publizitat hergestellte Anlegerschutz an alle Marktteilnehmer und nicht blofi einen begrenzten Teil gerichtet ist.922 Zusatzlich ist dieses betriebswirtschaftlich eindeutig aus der Principal-Agent-Theorie herzuleiten.923 Dieses ist durch die vorgeschriebene Art der Veroffentlichung durch den Gesetzgeber indirekt beriicksichtigt worden, da die Veroffentlichung der Ad hoc-Mitteilung iiber ein elektronisch betriebenes Informationssystem und auf der Internetseite des Emittenten vorgeschrieben worden ist.924 AIS Adressaten der Ad hoc-Publizitat sind damit die aktuellen und potentiellen Anleger zu benennen.
Die Pravention von Insiderhandel ist als wesentliche Funktion der Ad hocPublizitat anzusehen, da durch die Bekanntgabe Insidern die Moglichkeit genommen wird, ihr Wissen aufgrund der fehlenden Informationseffizienz des Kapitalmarkts zu Lasten der anderen Teilnehmer auszunutzen.925 Dieses er-
920 Eine Adressierung an Glaubiger kann aufgrund der Kapitalmarktorientierung dieses Publizitatsinstruments ganzlich ausgeschlossen werden; vgl. Hahn 2004, S. 81. 921 Vgl. entsprechend Kissner 2002, S. 19. 922 Vgl. Hopt 1995, S. 153-154; MoUers/Leisch 2001, S. 80. 923 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt II.A. des Ersten Hauptteils und speziell fur die Ad hocPublizitat Hahn 2004, S. 39-40. 924 Vgl. hierzu ausfuhrlich Abschnitte I.C.2.a)(l)(a) und I.C.4. des Zweiten Hauptteils. 925 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 34. Vgl. in Erganzung Guttler 2005, S. 237; Fiihrhoff/Wolk 1997, S. 449; Hopt 1995, S. 147.
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Zweiter Hauptteil
fahrt durch den Gesetzgeber Bestatigung, da die Ad hoc-Publizitat systematisch an den Begriff der Insiderinformation gebunden wird.^^e
Weiterhin ist den in Rede stehenden Mitteilungen im Publizitatssystem eine Erganzungsfunktion dahin gehend zuzusprechen, dass durch sie wichtige Informationen zeitnah zur Verfligung gestellt werden.927 i m Rahmen ihrer uneingeschrankten Informationsfunktion^^s erganzt die Ad hoc-Publizitat somit die periodische jahrliche, aber auch unterjahrige Regelpublizitat, da sie zweckorientiertes Wissen fiir situationsbedingte Ereignisse, die im Voraus zumeist nicht planbar sind, zur Verfiigung stellt. ^29
2.
Ableitung von Qualitatskriterien als Analyserahmen
Auf Basis der Untersuchung der theoretischen Grundlagen im voran gegangenen Abschnitt wird n u n in Verbindung mit den im Ersten Hauptteil erarbeiteten Kriterien der betriebswirtschaftlichen Informationstheorie^^o ein Analyserahmen auf Basis einer hermeneutischen Vorgehensweise^^i durch eine Konkretisierung dieser allgemeinen Anforderungen abgeleitet.
926 Vgl. auch Biiche 2005, S. 68. Dieses war auch vor der Verabschiedung des AnSVG aufgrund der Stellung der alten Norm im Aiischluss an das Verbot zum Insiderhandel zu bestatigen; vgl. Letzel 2003, S. 1758. 927 Eine Veroffentlichung in der regelmafiigen Publizitat wiirde hierbei zu spat erfolgen, da die Informationen langst Eingang in den Preis gefunden hatten; vgl. entsprechend Fiilbier 1998, S. 216. 928 Vgl. hierzuHahn 2004,5.81. 929 Vgl. Gutzy/Marzheuser 2003, S. 486; Hsu 2000, S. 11; Wirth 2004, S. 119-120. 930 Vgl. Abschnitt II.B. des Ersten Hauptteils. 931 Die hermeneutische Methodik ist als ganzheitliche Vorgehensweise zu charakterisieren, die im Wesentlichen durch die Beriicksichtigimg der folgenden Elemente gepragt ist: Wortlaut, Wortsinn, Bedeutungszusammenhang und Entstehungsgeschichte der gesetzlichen Vorschriften sowie weiterer Gesetzesmaterialien, Ansichten des Gesetzgebers, betriebswirtschaftliche und objektiv-teleologische Gesichtspunkte; vgl. hierzu Baetge/ Kirsch/Thiele 2003, S. 98.
I. Ad hoc-Publizitat
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Als wesentliches Qualitatskriterium der Ad hoc-Publizitat ist ihre Zeitnahe anzugeben, die sich darin aufiert, dass Informationen, die die Tatbestandsmerkmale nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG erfiillen, imverziiglich zu veroffentlichen sind.932 i^^s Erfordernis der Zeitnahe der Ad hoc-Publizitat liegt in der Tatsache begriindet, dass durch diese bestimmte Insiderinformationen bereitzustellen sind, die durch Ereignisse ausgelost werden, deren Eintrittsdatum im Vorfeld nicht bestimmt werden kann.^33 DIQ Zeitnahe ist aufgrund der erarbeiteten Ziele und Funktionen daher als das wesentliche Kriterium dieser Publizitatsform anzusehen.934 Hierbei ist davon auszugehen, dass die Informationen mit Anwachsen des Zeitabstands bis zu ihrer Veroffentlichung an Entscheidungsrelevanz einbiifit und die Nachricht ihren Informationscharakter im Sinne von zweckorientiertem Wissen verliert.^^s x)ie erforderliche Relevanz in Bezug auf die Ad hoc-Publizitat ist damit insbesondere von der einzuhaltenden Zeitnahe abhangig. Der Zeitnahe stehen irisbesondere die Anforderungen an die Verlasslichkeit entgegen, da aufgrund der normierten Tatbestandsmerkmale Prognosen im Hinblick auf die Beeinflussung des Borsenpreises zu treffen sind.^^^ Im Zusammenhang mit dem Kriterium der Zeitnahe ist auch jenes der Verfiigbarkeit zu erortern. Die Ausgestaltung der Verfiigbarkeit hat daher das iibergeordnete Kriterium der Zeitnahe zu beriicksichtigen, woraus zu folgern ist, dass zur Einhaltung der Zeitnahe Kommunikationsmittel einzusetzen sind, die eine schnelle und zentrale Verfiigbarkeit ermoglichen.
932 Vgl Fiilbier 1998, S. 112. 933 Vgl. hierzu auch den voran gegangenen Abschnitt dieser Arbeit. 934 Vgl. Fiilbier 1998, S. 24-25. 935 Vgl. ZU den Grundlagen diesbeziiglich Abschnitt II.B. des Ersten Hauptteils. 936 Vgl. hierzu Abschnitt I.C.2.a)(l)(b) des Zweiten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
Bezuglich des allgemein abgeleiteten Erfordernisses der Vollstandigkeit der Publizitat ist anzufuhren, dass die zu iibermittelnde Information durch die gesetzliche Normierung genau vorgegeben ist. Hierbei ist darauf hinzuwirken, dass die Mitteilung kurz gefasst wird.^^z Freiwillige Informationen im Rahmen der Investor Relations, die die Tatbestandsmerkmale nicht erfuUen, diirfen in einer Ad hoc-Mitteilung nicht offentlich bekannt gemacht werden.^ss Aufgrund der exakten Norniierung dieses Publizitatselements sind ein Information Overload und eine Konkurrenzwirkung fiir freiwillige Iiiformationen ebenfalls nicht explizit in die Betrachtung zu integrieren. Weiterhin ist hinsichtlich der Vergleichbarkeit abzuleiten, dass diese in Bezug auf den Inhalt von Ad hoc-Mitteilungen nicht gefordert werden kann. Infolgedessen ist lediglich auf einen vergleichbaren Aufbau von Ad hoc-Mitteilungen in der Zeitabfolge und im Vergleich zu anderen Untemehmen hinzuwirken. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit ist insbesondere die Kostenfrage der Publizitat zu analysieren.939 Diese konnen jedoch nur begrenzt einer Analyse unterzogen werden, da fiir die Veroffentlichung eine gesetzliche Pflicht vorgeschrieben ist, und Erweiterimgen im Rahmen einer Investor Relations-Strategie nicht moglich sind.
Vor dem Hintergrimd der erarbeiteten theoretischen Grundlagen und Anwendung dieser auf die allgemein bestimmten Qualitatskriterien von Publizitat im deutschen Corporate Governance-System, erfolgt im nachsten Abschnitt
937 Vgl. dieser Anfordenmg entsprechend § 4 Abs. 1 S. 1 Nr. 7 WpAIV. Ehirch eine kurze Aiisgestaltimg der Ad hoc-Publizitat kann eine Informationsuberflutung der Anleger vermieden werden. 938 Aufgrund dieser Argumentation sind auch fiir das Kriterinm der Adressatenbezogenheit keine weiteren Anfordenmgen hinsichtlich der Aufnahme von freiwilligen Informationen abzuleiten. 939 Allgemein ist diesen Kosten aber auch der Nutzen, der aus dem notwendigen im Unternehmen zu installierendem Informationssystem resultiert, zu beriicksichtigen; vgl. Hahn 2004, S. 40.
I. Ad hoc-Publizitat
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eine detaillierte Analyse der Ad hoc-Publizitat in der Fassung des AnSVG im Vergleich zur Normierung vor der Verabschiedung dieses Artikelgesetzes.
C.
Detaillierte Analyse der Ad hoc-Publizitat im Fokus des Anlegerschutzverbesserungsgesetzes
1.
Vorbemerkungen
Nach der Marktmissbrauchsrichtlinie ist auf europaischer Ebene eine Harmonisierung dahingehend vorgenommen worden, dass Emittenten von Finanzinstrumenten alle Insiderinformationen, die sie unmittelbar betreffen, sobald als moglich bekannt z u geben haben.^^^ Dieses ist als zentrale Vorgabe fiir die Ausgestaltung der Ad hoc-Publizitat in der Fassung des AnSVG einzustufen.94^ Zusatzlich wird durch die untergesetzliche Vorschrift in § 4 Abs. 1 WpAIV der Inhalt der Veroffentlichung einer Ad hoc-Publizitat bezuglich des Aufbaus im Detail vorgegeben, was aufgrund einer Vergleichbarkeit zu begrlifien ist.942
940 Vgl.RiLi2003/6/EG,Art.6Abs.l,S.21. 941 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, Allgemeine Begriindung, S. 27. Zudem ist neben den Anderungen der Tatbestandsmerkmale fiir die Ad hoc-Publizitat eine Ausweitung des Kreises der Verpflichteten zur Abgabe von Ad hoc-Mitteilungen auf alle Personen, die in Auftrag Oder in Rechnung des Emittenten handeln, nach § 15 Abs. 1 S. 3 WpHG erweitert worden. Vgl. hierzu ausfiihrlich Leuering 2005, S. 12-17; Simon 2005, S. 17-18; Rodewald/Tiixen, S. 2249-2252; Steck/Schmitz 2005, S. 192. Eine Analyse dieser Neuenmg wird in der Folge ausgeschlossen, da lediglich die Publizitat durch das Untemehmen selbst einer Analyse imterzogen werden soil; vgl. hierzu auch die Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit. 942 Nach dieser Vorschrift soil eine Ad hoc-Mitteilung die folgenden Bestandteile aufweisen: Uberschrift mit Verweis auf § 15 WpHG, Name und Anschrift des Emittenten, intemationale Wertpapiemummer, die zu veroffentlichende Information, Datum des Eintritts des Umstands sowie eine kurze Erlauterung der Tatbestandsvoraussetzimgen der Unmittelbarkeit und den Griinden, die zu der Einschatzung gefiihrt haben, dass die Moglichkeit einer erheblichen Kursbeeinflussimg gegeben ist. Vgl. zur Analyse der Tatbestandsvoraussetzimgen Abschnitt I.C.2.a) des Zweiten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
Die nunmehr normierten Tatbestandsmerkmale einer Ad hoc-Publizitat unterscheiden sich von den Anforderungen vor der Verabschiedung des AnSVG, da ftir diese im Gegensatz zur deutschen Insidertatsache nach § 13 WpHG a.F. weitere Tatbestandsmerkmale zu erfiillen waren.^^s Eine Insidertatsache nach § 13 WpHG a.F. und die Ad hoc-Publizitat nach § 15 WpHG a.F. hatten die Tatbestandsmerkmale Nicht-Offentlichkeit und erhebliche Kursbeeinflussung gemein; damit stellte jede ad hoc-publizitatspflichtige Tatsache eine Insidertatsache dar, aber nicht jede Insidertatsache war durch eine Ad hoc-Mitteilimg bekannt zu machen.^^
In § 13 Abs. 1 WpHG ist nunmehr der in der alten Fassung verwendete Begriff der Insidertatsache durch eine Legaldefinition der Insiderinformation ausgetauscht worden.945 Hiemach ist eine Insiderinformation eine konkrete Information iiber nicht offentlich bekannte Umstande, die im Falle ihres offentlichen Bekanntwerdens den Borsen- oder Marktpreis der Insiderpapiere erheblich beeinflussen konnen.946 Nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG ist nunmehr jede Insiderinformation ad hoc zu veroffentlichen, die das in dieser Norm geforderte Unmittelbarkeitserforderniserfullt.947
Die hier erarbeiteten grimdlegenden Vorbemerkungen der geanderten Ad hoc-Publizitat bilden die Basis fiir die im Folgenden vorzunehmende detaillierte Analyse der Tatbestandsvoraussetzungen einer Ad hoc-Mitteilung als
943 Vgl. Diekmaim/Sustmann 2004, S. 934; Steck/Schmitz 2005, S. 188. 944 Vgl. hierzu ausfiihrlich Wiisthoff 2000, S.73-114 und zusatzlich Simon 2005, S. 14. 945 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 13 WpHG, S. 33-34. 946 Vgl. §13 Abs. 1 WpHG. 947 Diese gesetzliche Anderung wird auch durch die neue Fassung des DCGK beriicksichtigt; vgl. zur aktuellen Fassung des Kodex DCGK 2005, Tz. 6.1. Vgl. zur Regelung vor AnSVG DCGK 2003, Tz. 6.1.
1. Ad hoc-Publizitat
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Element des deutschen Corporate Governance-Systems, die vor dem Hintergrund der konkretisierten Qualitatskriterien einer Beurteilung zugefiihrt werden. 2.
Analyse der Publizitatspflicht
a)
Tatbestandsmerkmale
(1) Anforderungen einer Insiderinformation nach § 13 Abs. 1 WpHG (a) Konkrete Information iiber nicht offentlich bekannten Umstand Nach der Normierung in § 13 Abs. 1 S. 1 WpHG ist von einer Insiderinformation auszugehen, wenn es sich um eine konkrete Information iiber der Offentlichkeit noch nicht bekannte Umstande handelt. Unter einer konkreten Information sind derartige zu verstehen, die einen Schluss auf die moglichen Auswirkungen der Umstande auf die Kursentwicklung des Wertpapiers zulassen.948 Konkret bedeutet hierbei, dass der Umstand bereits eingetreten ist bzw. mit einer hinreichend hohen Wahrscheirdichkeit davon auszugehen ist, dass dieser Eintritt stattfinden wird.^^^
Ein wesentlicher Unterschied zum geltenden Recht resultiert daraus, dass der notwendigerweise vorzuliegende Umstand nach § 13 Abs. 1 WpHG iiber den bisherigen Begriff der Tatsache^so hinaus geht. Wahrend eine Tatsache einen Vorgang in der Vergangenheit oder Gegenwart beschreibt, der als etwas Geschehenes oder Vorhandenes bewiesen werden kann,^^! umfasst der Begriff des Umstands auch iiberpriifbare Werturteile und Prognosen.952 Folglich han-
948 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 13 WpHG, S. 33-34. 949 Vgl. §13 Abs. I S . 3 WpHG. 950 Vgl. § 15 Abs. 1 WpHG a.F. Vgl. in Erganzung Wirth 2004, S. 130-132. 951 Vgl. ausfiihrlich Biiche 2005, S. 97-98. 952 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 13 WpHG, S. 33. Vgl. in Erganzung Steck/Schmitz 2005, S. 88; Diekmann/Sustmann 2004, S. 931.
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Zweiter Hauptteil
delt es sich hierbei um eine Erweiterung der Voraussetzimgen fiir das Vorliegen einer Ad hoc-Publizitatspflicht,953 aufgrimd dessen mit einem Anstieg der Anzahl von Ad hoc-Mitteilimgen zu rechnen ist.
Das Merkmal der Nicht-Offentlichkeit bedeutet, dass von denen in Rede stehenden Umstanden eine unbestimmte Anzahl von Personen keine Kenntnis genommen hat bzw. nehmen kann.954 £)as Merkmal der Bereichsoffentlichkeit wurde dabei durch die Gesetzesbegrtindung relativ eng ausgelegt, da eine Beschrankung des Offentlichkeitsbegriffs auf die professionellen Marktteilnehmer erfolgt ist.^^s Diese Einschrankung auf die Bereichsoffentlichkeit ist jedoch zu kritisieren.956 Durch eine verpflichtende Veroffentlichung der Ad hocPublizitat auf der Intemetseite des Emittenten und iiber ein elektronisch betriebenes Liformationsverarbeitungssystem durch die Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung nach § 5 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 WpAIV957 ist die Adressierung der Ad hoc-Publizitat implizit auf alle Interessierten und nicht ausschliefilich professionellen Marktteilnehmer erweitert worden.958 Dieses ist aufgrund der Tatsache, dass die Ad hoc-Publizitat an alle Marktteilnehmer im Sirme von aktuellen und potentiellen Anlegern zu adressieren ist,959 zu begriifien.
953 954 955 956 957 958
Vgl. Diekmann/Sustmaim 2004, S. 931,934. Vgl. BaFin 2005,5.20. Vgl. hierzu ausfuhrlich Fiilbier 1998, S. 257-261; Wirth 2004, S. 135. Vgl. Hopt 1995, S. 135; Fiilbier 1998, S. 257-261; Fiihrhoff/Wolk 1997, S. 449. Vgl. hierzu ausfuhrlich Abschnitt I.C.4. des Zweiten Hauptteils. Vgl. diese Einschatzung bereits fiir die Ad hoc-Publizitat vor Verabschiedung des AnSVG Fiilbier 1998, S. 260. 959 Vgl. ZU dieser Anforderung Abschnitt I.B.I, des Zweiten Hauptteils.
I. Ad hoc-Publizitat
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(b) Eignung zur erheblichen Beeinflussung des Borsen- oder Marktpreises Eine wesentliche Voraussetzung einer Insiderinformation nach § 13 Abs. 1 S. 1 WpHG ist die Geeignetheit zur erheblichen Beeir\flussung des Borsenoder Marktpreises. Seine Entsprechung fand diese Tatbestandsvoraussetzung in § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG a.F., wobei sich vor dem AnSVG zusatzlich das Erfordernis des Tatbestandsmerkmals „Auswirkiingen auf die Vermogens- oder Finanzlage oder auf den allgemeinen Geschaftsverlauf ^^^ ergeben hat, das in Folge der Verabschiedung des AnSVG nun entfallen ist.^^^
Die Auslegung dieses Tatbestandsmerkmals ist weiterhin als zentraler Punkt der Ad hoc-Publizitat aufzufassen.^^^ Dabei ist nicht die nach der Veroffentlichung tatsachlich eintretende Kursbeeinflussung entscheidend, sondem dass ein Potential fiir diese besteht, weshalb durch den Emittenten diesbeziiglich eine Prognose abzugeben ist und vom Vorstand als Publizitatsverantwortlichen Erwartungen der Marktteilnehmer und deren Auswirkungen auf den Aktienkurs ex ante zu bestimmen sind.^^^
Um dieses zu ermoglichen, sind im Schrifttum verschiedene Ansatze diskutiert worden. Ein erster in der Literatur besprochener Ansatz sieht die Orientierung an Schwellenwerten zur Beeinflussung des Borsen- oder Marktpreises vor; danach begriindet sich eine Ad hoc-Mitteilungspflicht, wenn eine Beein-
9^0 § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG a.F. Ausfiihrlich zur Analyse dieses Tatbestandsmerkmals vgl. Wirth 2004, S. 138-140. Die Ertragslage wurde bei der Formulienmg nicht erwahnt, was im Schrifttum als redaktionelles Versehen bezeichnet wird; vgl. ausfiihrlich hierzu Hahn 2004, S. 154-155. Diese Diskussion ist jedoch als redundant zu bezeichnen, da der allgemeine Geschaftsverlauf keine Eingrenzung auf eine bestimmte Lage zulasst; vgl. Gehrt 1997, S. 143. 961 Vgl. Steck/Schmitz 2005, S. 190. 962 Vgl. Ruhnke 2005, S. 132. 963 Vgl. ausfiihrUch Biiche 2005, S. 109-111.
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Zweiter Hauptteil
flussung von 5% zu erwarten ist, wobei die iibliche Volatilitat nicht unberiicksichtigt bleiben darf .^^ Bei diesem Ansatz ist zu kritisieren, dass eine derartige Grenze nicht iiber alle kapitalmarktnotierten Unternehmen gezogen werden kann, da bei DAX-Werten schon bei einer Schwankimg von 2-3% von einer erheblichen Beeinflussung auszugehen ist, wahrend bei Nebenwerten erst bei einer Abweichiing von 10% von einer Erheblichkeit gesprochen werden kann.965
Das diesem Ansatz gegeniiber zu praferierende Vorgehen sieht eine erhebliche Beeinflussung vor, wenn ein rational handelnder Anleger aufgrund der Kenntnis des Umstands eine Kauf- oder Verkaufsentscheidung getroffen hatte.966 Diesem Ansatz folgend ist im Wertpapierhandelsgesetz mm definiert, dass eine derartige Eignung eines Umstands vorliegt, „wenn ein verstandiger Anleger die Information bei seiner Anlageentscheidung beriicksichtigen wurde"^67, Hierzu wird in der Gesetzesbegrundung explizit betont, dass dieser subjektive Ansatz bewusst deshalb gewahlt worden ist, weil die Fixierung bestimmter Schwellenwerte der starken Schwankung der Marktvolatilitaten entgegensteht.^^ Dennoch wird es weiterhin insbesondere Aufgabe der Rechtsprechung sein, warm davon auszugehen ist, dass ein verstandiger Anleger
964 Vgl. hierzu aiisfiihrlich Hahn 2004, S. 175. 965 Vgl. Ruhnke 2005, S. 132, Weiterhin sind bei einem derartigen Ansatz Markterwartimgen und die allgemeine Markttendenz zu beriicksichtigen; vgl. Ruhnke 2005, S. 132. 966 Diese Vorgehensweise ahnelt dem amerikanischen Materiality-Ansatz, wonach Kursrelevanz dann gegeben ist, wenn ein rational handelnder Anleger nicht oder falschlicherweise veroffentlichte Informationen bei einer Kauf- oder Verkaufentscheidimg von Wertpapieren mit einer hinreichend hohen Wahrscheinlichkeit beriicksichtigt hatte; vgl. diesbeziigUch Hahn 2004, S. 175. 967 § 13 Abs. 1 S. 2 WpHG. Hierbei handelt es sich um eine Umsetzung der europaischen Marktmissbrauchs-Richtlinie; vgl. hierzu BegrRegE AnSVG 2004, § 13 WpHG, S. 34. 968 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 13 WpHG, S. 34.
I. Ad hoc-Publizitat
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die Insiderinformation zum Treffen von Anlageentscheidungen genutzt hatte.969
Neben der Frage nach der Auswahl des Ansatzes zur Beurteilung einer erheblichen Kursbeeinflussung ergibt sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Forderung, dass der Kapitalmarkt dariiber zu informieren ist, warum die Verantwortlichen der Auffassung sind, dass die erhebliche Kursbeeinflussung gegeben ist. Aufgrund von § 4 Abs. 1 S. 1 Nr. 7 WpAIV ist dieses nun explizit untergesetzlich normiert, was aufgrund der Tatsache, dass die Anleger die Grundlagen dieser fiir die Ad hoc-Publizitat wichtigen Tatbestandsvoraussetzung kennen und diese selbst einer Beurteilung unterziehen konnen.
(2)
Unmittelbarkeitserfordemis
Das einzige, verbleibende Kriterium, um eine Information, die durch eine Ad hoc-Mitteilung zu veroffentlichen ist, von einer Insiderinformation zu unterscheiden, ist durch das in § 15 Abs. 1 S. 1 WpFiG aufgenommene Unmittelbarkeitserfordemis gegeben. Fiir die Ad hoc-Publizitatspflicht nach altem Recht war ausschlaggebend, dass die Tatsache dem Tatigkeitsbereich des Emittenten zugeordnet werden konnte.^^o Nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG in der Fassung des AnSVG muss die Insiderinformation den Emittenten unmittelbar betreffen. Zur Abgrenzung dieser Anderung wird das alte Tatbestandsmerkmal des § 15 Abs. 1 S. 2 WpHG in der Gesetzesbegriindung noch einmal aufgegriffen, um zu betonen, dass das Unmittelbarkeitserfordemis insbesondere von Insiderinformationen, die im Tatigkeitsbereich des Emittenten eingetreten sind, erfiillt
Vgl. Steck/Schmitz 2005, S. 188. 970 Vgl. § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG a.F. Ausfiihrlich hierzu vgl. Fiilbier 1998, S. 249- 257; Hahn 2004, S. 151-153; Wirth 2004, S. 132-135.
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Zweiter Hauptteil
wird.971 Gleichwohl wird durch diese Klarstellung aber deutlich gemacht, dass Insiderinformationen aufierhalb des Tatigkeitsbereichs des Emittenten diesen unmittelbar betreffen konnen,972 weshalb eindeutig von einer Ausweitung der verpflichtend zu veroffentlichen Informationen als Ad hoc-Mitteilung zu sprechen ist.973 Diese Aussage ist auf der anderen Seite einzuschranken, da nur sehr wenige Insiderinformationen fiir den Eroittenten zuganglich sein diirften, die noch nicht offentlich bekannt sind.974
Informationen liber allgemeine Wirtschaftsdaten, politische Ereignisse oder eine Anderimg der Konkurrenzsituation am Markt sind weiterhin nicht ad hoc zu publizieren.975 Demgegeniiber fallen insbesondere Insiderinformationen, die die Konzernstruktur betreffen, nach der Anderimg unter die Veroffentlichungspflicht.976 Das Unmittelbarkeitserfordemis ist nvtnmehr gegeben, wenn es sich um Insiderinformationen handelt, die Auswirknngen von der Muttergesellschaft auf die Tochtergesellschaft haben, da diese als unmittelbar einzustufen sind. Als weitere Beispiele fiir Umstande, die nun im Gegensatz zur alten Rechtslage publizitatspflichtig sind, nennt die Gesetzesbegriindimg die Herabstufung des Emittenten durch eine Ratingagentur oder Insiderinformationen in Zusammenhang mit tJbernahmen, die nach der alten Rechtslage aufgrund der Tatsache, dass diese nicht im Tatigkeitsbereich des Emittenten eingetreten sind, keiner Veroffentlichungspflicht unterlegen haben.977
971 Vgl. ausfiihrUch auch BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 35. 972 Vgl. Steck/Schmitz 2005, S. 190. 973 Vgl. entsprechend Brandi/Siifimann 2004, S. 648-649. 974 Vgl. Nietsch 2005,5.786. 975 Vgl. hierzu imd weiteren Beispielen, die nicht unter die Veroffentlichungspflicht fallen, BaFin 2005,5.21-22. 976 Vgl. Nietsch 2005,5. 786 und ausfiihrUch 5pindler/Speier 2005,5.2031-2035. 977 Vgl. BegrRegE An5VG 2004, § 15 WpHG, 5.35.
I. Ad hoc-PubUzitat
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Wesentlich ist die in Rede stehende Anderimg insbesondere fiir Ubernahmeangebote. Fiir den Fall, dass der Emittent Kenntnis von einem noch nicht veroffentlichten Angebotsvorhaben hat, war eine Veroffentlichungspflicht bislang abzulehnen; da diese Insiderinformation der Gesellschaft aber unmittelbar zuzurechnen ist und geeignet ist, den Borsenpreis erheblich zu beeinflussen, wird nach neuer Rechtslage bei einem kumulativen Erftillen der weiteren Tatbestandsvoraussetzungen eine Publizitatspflicht ausgelost.^^^ In diesem Kontext ist das Merkmal einer erheblichen Kursbeeinflussung fiir Wertpapiererwerbs-, tJbernahme- und Pflichtangebote in einer empirischen Studie durch die BaFin bestatigt worden.^79
Eine entsprechende Ausweitung ist ini Fiinblick auf das Corporate Governance-System positiv zu beurteilen, da eine Relevanz der Insiderinformationen fiir die Anleger, die den Emittenten unmittelbar betreffen, anzunehmen ist und durch diese Anderung eine europaische Harmonisierung herbeigefiihrt wird.
b)
Ad hoc-Publizitat und Value Reporting
Durch das Vierte Finanzmarktforderungsgesetz
wurde mit Hilfe von
§ 15 Abs. 3 S. 1 WpHG a.F. vorgeschrieben, dass die Kennzahlen, die in Ad hoc-Mitteilungen Verwendung finden, iiblich zu sein haben imd ein Vergleich mit zuvor genutzten Kennzahlen moglich ist. Grundsatzlich zielt diese Normierung darauf ab, dass der Einsatz von ungebrauchlichen Kennzahlen oder deren im Zeitablauf wechselnder Einsatz es den Anlegern erschwert, die In-
978 Vgl. hierzu ausfiihrlich Brandi/Siifimann 2004, S. 651-657. 979 Vgl. ausfiihrHch BaFin 2004, S. 187-188.
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Zweiter Hauptteil
formationen zu beurteilen.^^o Durch das AnSVG ist diese Vorschrift materiell nicht geandert, sondern in § 15 Abs. 1 S. 5 WpHG aufgenommen worden. In der in Rede stehenden Vorschrift ist dennoch keine Definition bestimmter Kennzahlen getroffen worden. Als Beispiele von Kennzahlen werden in der Gesetzesbegrtindung zum Vierten Finanzmarktforderungsgesetz jedoch der Gewinn vor Steuern und Zinsen, der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, der Jahresiiberschuss sowie der Gewinn/Verlust je Aktie genannt.^81 Als Alternative ist demgegeniiber denkbar, eine abschliei?ende Aufzahlung von Kennzahlen in die Norm einzufiihren, da ein entsprechender Katalog eine hohere Rechtssicherheit gibt.982 Entgegen dessen bietet die Nutzimg eines dynamisch aufzufassenden Begriffs ein hohes Mali an Flexibilitat,^^^ ^n der es fehlt, wenn die Keruizahlen explizit in der Norm benannt werden. Als Hilfestellung beziiglich der Auslegung des Begriffs der Ublichkeit wurde in diesem Kontext durch die BaFin ein Katalog von Kennzahlen im Sinne der in Rede stehenden Vorschrift entwickelt imd fiir die Marktteilnehmer zur Verfiigung gestellt.9^ Abgesehen von der Festlegung dieses weit aufzufassenden Begriffs ist die verpflichtende Einfiihrung der materiellen Stetigkeit in Bezug auf die Auswahl der zu verwendenden Kennzahlen zu begriifien. Aus dieser ist abzuleiten, dass sowohl potentielle Anderimgen der Berechnimgsgrimdla-
980 Vgl. BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, § 15 WpHG, S. 87. 981 Vgl. BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, § 15 WpHG, S. 87. 982 Vgl. Letzel 2003,5.1758. 983 Vgl. Letzel 2003, S. 1758. 984 Mit dem Ziel einer Konkretisierung hat die BaFin am 26. November 2002 ein Rimdschreiben veroffentUcht, in dem diese Kermzahlen konkretisiert worden sind; vgl. diesbeziiglich ausfiihrlich Letzel 2003, S. 1759-1760. Nach Ansicht der BaFin fallen hierunter insbesondere die folgenden Kermzahlen: Umsatz, das Ergebnis je Aktie, der Jahresiiberschuss, der Cashflow, der Gewinn vor Steuern imd Zinsen sowie der Gewinn vor Steuern, Zir\sen und Abschreibimgen; vgl. BaFin 2003, S. 159.
I. Ad hoc-Publizitat
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ge zu erlautern sind, als auch bei der erstmaligen Anwendung die Angabe des Vergleichswerts notwendig ist.^^^ Die in Rede stehende Berichterstattung ist grimdsatzlich in den Kontext des Value Reporting einzuordnen.^^^ Die Einfiihrimg der Forderung nach der Nutzung von iiblichen Kennzahlen ist dabei als Folge einer fehlenden Bewertimgsrelevanz der Ad hoc-Publizitat zu interpretieren.987 Zur Uberwindung dieses Mangels kann das im Unternehmen installierte Value Reporting-System genutzt werden, wenn die durch dieses Instrumentarium generierten Informationen zu einer Ad hoc-Publizitatspflicht fiihren. Somit kann nrdt Hilfe dieses Publizitatsinstruments das Bediirfnis der Anleger auf Bereitstellung wertorientierter Informationen erfiillt werden.^^^ Dabei ist zu berlicksichtigen, dass es sich nicht um die Bereitstellung freiwilliger Informationen im Sinne der Investor Relations handelt, sondern um eine Erfiillung der gesetzlichen Anforderimgen der Ad hoc-Publizitat auf Basis von Kennzahlen, die dem Value Reporting zuzuordnen sind. Daraus ist zu folgem, dass es sich bei einer Ad hocMitteilung nicht um ein Publizitatsinstrument handelt, mit dessen Hilfe freiwillig Angaben im Bereich des Value Reporting veroffentlicht werden konnen.
c)
Ad hoc-Publizitat im Verhaltnis zu anderen Publizitatsinstrumenten
Aufgrimd der Tatsache, dass der Ad hoc-Publizitat eine Erganzungsfunktion zukommt,989 jgt ^^^s Verhaltnis dieses Publizitatsinstruments zu verschiedenen
985 Vgl. Letzel 2003, S. 1760. 986 Vgl. zu dem dieser Bearbeitimg zugnmde gelegten Begriff des Value Reporting Abschnitt IV.B.l. des Ersten Hauptteils. 987 Vgl. zum Ergebnis einer fehlenden Bewertungsrelevanz Wirth 2004, S. 165-167. 988 Vgl. Wirth 2004, S. 173. Ausfiihrlich zu einer Analyse der Komponenten des EVAKonzeptes im Zusammenhang mit der Ad hoc-Publizitat auf Basis der Rechtslage vor Verabschiedung des AnSVG, vgl. Wirth 2004, S. 199-232. 989 Vgl. Abschnitt I.B.l. des Zweiten Hauptteils. Vgl. zu einer empirischen Studie, die dieses Ergebnis belegt, Wirth 2004, S. 156-157.
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Zweiter Hauptteil
anderen Elementen des Gesamtsystems einer Untersuchung zu unterziehen.^^o Fraglich ist an dieser Stelle deshalb zunachst, wie sich die Ad hoc-Publizitat inhaltlich von der Regelpublizitat abgrenzen lasst. Wahrend die Berichtsinhalte der periodischen Publizitat standardisiert zu jedem Zeitpunkt systematisch ahnlich sind, lassen sich die Inhalte der Ad hoc-Publizitat nicht von vornherein festlegen und sind durch die normierten Tatbestandsmerkmale bestimmt.991
Bei einer Abgrenzung der Berichterstattung iiber Umstande ist im Einzelfall zu unterscheiden, ob dieses in der periodischen Publizitat oder in einer Ad hoc-Mitteilung vorzunehmen ist. Hierbei ist also eine Abgrenzung der Tatbestandsvoraussetzungen der Ad hoc-Publizitat notwendig,^^ ^xm zu entscheiden, ob Umstande, die eigentlich einen Bestandteil der Regelpublizitat darstellen, bei unterjahrigem Eintritt ad hoc zu publizieren sind, oder ob mit deren Veroffentlichung bis zur nachsten Regelpublizitat gewartet werden kann. Bei Erfiillen der normierten Tatbestandsmerkmale, die eine Pflicht zur Ad hocPublizitat begriinden, ist dieses aufgrimd der gesetzlichen Verpflichtimg imd der Notwendigkeit einer zeitnahen Bereitstellung von Informationen fiir den Kapitalmarkt zu bejahen.
Dabei ist die Ad hoc-Publizitat grimdsatzlich nicht als Ersatz fiir die periodische Publizitat und umgekehrt zu sehen.^^ Diese Aussage verneinend, ist im Schrifttum nach alteren Auffassungen vertreten worden, dass bei einer Quartalsberichterstattung auf die Veroffentlichung von Ad hoc-Mitteilungen ver-
990 Vgl. ausfiihrlich ziim Publizitatssystem Abschnitt IV.B. des Ersten Hauptteils. 991 Vgl. dazu ausfiihrlich Abschnitt I.C.2.a) des Zweiten Hauptteils. 992 Vgl. Abschnitt I.C.2.a) des Zweiten Hauptteils. 993 Vgl. Ruhnke 2005,5.128.
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zichtet werden kann.^^^ Auch der Ersatz der Zwischenberichterstattung durch die Ad hoc-Publizitat kann in diesem Zusammenhang aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung der beiden Publizitatsinstrumente nicht gelingen.^^^
Vor dem Hintergrund dieser kurzen Einleitimg in die Problematik des Zusanunenhangs zwischen der periodischen Publizitat iind aperiodischen Ad hoc-Mitteilimgen ist grundsatzlich festzustellen, dass der Inhalt von Ad hocMitteilungen zu einem hohen Anteil von der Veroffentlichungspflicht anderer Publizitatsinstrumente bestimmt ist. Dieses ist mit dem von der BaFin zur Verfiigung gestellten Datenmaterial empirisch belegbar.996
Eine wesentliche Verbindung der Ad hoc-Publizitat ergibt sich dabei in Bezug auf andere unterjahrige Publizitatsinstrumente.^^^ i ^ Verhaltnis zur Quartalsberichterstattung schliefit die Veroffentlichimg einer Insiderinformation im Zwischenbericht die Verpflichtung einer Ad hoc-Publizitat bei Vorliegen der Tatbestandsmerkmale nicht aus; entscheidet sich der Emittent zu einer Veroffentlichung beider Publizitatsinstrumente, so ist imbedingt fiir eine zeitgleiche Veroffentlichung der Publizitatsinstrumente zu sorgen.^^s Der Zusanmienhang der beiden in Rede stehenden unterjahrigen Publizitatsinstrumente ergibt sich
994 Dieser Ansicht folgend vgl. Wolk 1997, S. 80; Forschle/Helmschrott 1997, S. 554. Diese Ansicht wird von der Praxis nicht vertreten. Wie in einer Befragimg im Jahr 1998 festgestellt, hielten 97% der antwortenden Untemehmen aus dem ehemaligen DAX-100 einen derartigen Ersatz fiir immoglich; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000b, S. 318-319. 995 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Begriindung, S. 17. 996 Vgl. BaFin 2004, S. 197. Von 3.260 Ad hoc-Meldungen betrafen im Jahr 2004 immerhin 2.772 das Periodenergebnis. Im Jahr 2002 liberstieg die Anzahl der Ad hoc-Mitteilungen zu Sachverhalten der Regelpublizitat dabei erstmals die 50%-Grenze; vgl. hierzu Gutzy/Marzheuser 2003, S. 487. 997 Vgl. zu den unterjahrigen Publizitatsinstrumenten im deutschen Corporate GovernanceSystem Abschnitt IV.B.2.b) des Ersten Hauptteils. 998 Vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 5, S. 2; Feinendegen/Nowak 2001, S. 379-380.
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Zweiter Hauptteil
demnach dadurch, dass die wesentlichen Ergebnisse der Quartalsberichte oftmals in einer Ad hoc-Mitteilung veroffentlicht werden, was der Ausrichtirng der Ad hoc-Publizitat in vielen Fallen widerspricht.999 Dieses ist insbesondere dann anzunehmen, wenn durch die Informationen im Quartalsbericht die notwendigerweise zu erfiillende Erforderlichkeit der Kursbeeinflussung nicht anzunehmen ist.
Ferner ergibt sich eine Verbindung der Ad hoc-Publizitat zur Ausgestaltung des Corporate Governance-Systems uber die Entsprechenserklarung nach § 161 AktG.^ooo Insbesondere fiir Abweichungen von dem zukunftsgerichteten Teil der Entsprechenserklarung kann sich eine Pflicht zur Ad hoc-Publizitat ergeben. Falls diese Abweichung die Tatbestandsmerkmale einer Ad hocMitteilung erfiillt, ergibt sich eine Veroffentlichung unmittelbar aus § 15 WpHG.iooi Dieses ist immer dann anzunehmen, werm sich unterjahrig eine wesentliche Umgestaltung des Corporate Governance-Systems andeutet, die in Konsequenz eine Insiderinformation darstellt imd deshalb unterjahrig iiber eine Ad hoc-Mitteilung zu veroffentlichen ist.
Weiterhin ergeben sich jedoch auch Schnittmengen zur jahrlichen Publizitat. Ist nach Veroffentlichung des Lageberichts absehbar, dass die tatsachliche oder kiinftige Entwicklung von der im Lagebericht prognostizierten so deutlich abweicht, dass die offentliche Bekanntgabe dieses Umstands eine erhebliche Kursbeeinflussung nach sich zieht, ist dieses ad hoc zu kommunizieren, da von der Erfiillimg des Unmittelbarkeitserfordernisses fiir diese Konstellation
999 Vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 5, S. 3. 1000 Vgl. hierzu ausfiihrlich Radke 2004, S. 116-125. 1001 Vgl. Schiessl 2002, S. 594.
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in jedem Fall auszugehen ist;^^^^ auf der anderen Seite entbindet eine vorherige Bekanntmachung von Informationen oder Sachverhalten in einer Ad hocMitteilung jedoch nicht von der Bereitstellung von Informationen im Lagebericht.1003
d)
Ansatze zur Vereinheitlichung der Ad hoc-Publizitat
Entgegen dem dargestellten Ansatz in Deutschland werden in den USA von der SEC lediglich spezielle Sachverhalte vorgegeben, die nach Form 8-K eine Publizitatspflicht ausl6sen.ioo4 Dieser kasuistische Ansatz wird durch die BaFin im Grimdsatz iibernommen, indem diese in ihren aktualisierten Enuttentenleitfaden eine Ubersicht iiber Regelbeispiele fiir veroffentlichungspflichtige Insiderinformationen, die in Tabelle 3 wiedergegeben werden, ubernimmt.ioos
Der BaFin-Leitfaden hat grundsatzlich keinen normativen Charakter u n d kann daher durch andere Rechtsauffassungen erganzt oder ausgelegt werden. 10^6 Dieser ist damit als eine Art Empfehlung anzusehen, die zu einer Erhohung der Rechtssicherheit^oo^ hinsichtlich der durch das AnSVG eingeflihrten neuen Regelungen fuhrt.i^os Diese Konkretisierungen sind deshalb als Annaherung an einen kasuistischen Ansatz zu interpretieren, der als Erganzung zu der normierten Ad hoc-Publizitatspflicht zu begrufien ist.
1002 Vgl. zu dieser Forderung auch den Katalog der BaFin in Abschnitt LC.2.d) des Zweiten Hauptteils. 1003 Vgl. Freidank/Steinmeyer 2005, S. 2516. 1004 Vgl. zu einer Ubersicht dieser Ansatze Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 818. 1005 Dabei wird explizit betont, dass es sich nicht um einen abschliefienden Katalog handelt; vgl. BaFin 2005. 1006 Vgl. Nietsch 2005, S. 790. 1007 Vgl. zur Rechtssicherheit, die durch einen entsprechenden Katalog moglich ist, Wirth 2004, S. 145. 1008 Vgl. Russia 2005, S. 20.
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Zweiter Hauptteil
Veraiifienmg von, Riickzug aus oder Aufnahme von Kemgeschaftsfeldem Verschmelzungsvertrage, Eingliedemngen, Ausgliederungen, Umwandlungen, Spaltungen sowie andere wesentliche Strukturmafinahmen Beherrschungs- imd/oder Gewinnabfuhrungsvertrage Erwerb oder Veraufierung von wesentlichen Beteiligungen Ubemahme- und Abfindungs-/Kaufangebote Kapitalmafinahmen (inkl. Kapitalberichtigung) Wesentliche Anderung der Ergebnisse der Jahresabschliisse oder Zwischenberichte gegeniiber fruheren Ergebnissen oder Marktprognosen Anderung des Dividendensatzes Bevorstehende Zahlimgseinstellimg/Uberschuldung, Verlust nach § 92 AktG/kurzfristige Kundigung wesentlicher Kreditlinien Verdacht auf Bilanzmanipulation, Ankiindigung der Verweigerung des Jahresabschlusstestats durch den Wirtschaftspriifer Erhebliche aufierordentliche Aufwendungen (ziirn Beispiel nach Grofischaden oder Aufdeckung krimineller Machenschaften) oder erhebliche aufierordentliche Ertrage Ausfall wesentlicher Schuldner Abschluss, Anderung oder Kundigung besonders bedeutender Vertragsverhaltnisse (einschHefilich Kooperationsabkommen) Restrukturierungsmafinahmen mit erheblichen Auswirkungen auf die kiinftige Geschaftstatigkeit Bedeutende Erfindungen, Erteilung bedeutender Patente und Gewahrung wichtiger (aktiver/passiver) Lizenzen Mafigebliche Produkthaftungs- oder Umweltschadensfalle Rechtsstreitigkeiten von besonderer Bedeutung Uberraschende Veranderungen in Schliisselpositionen des Untemehmens (zum Beispiel Vorstandsvorsitzender, Aufsichtsratsvorsitzender, iiberraschender Ausstieg des Unternehmensgriinders) Uberraschender Wechsel des Wirtschaftspriifers Antrag des Emittenten auf Widerruf der Zulassung zum Amtlichen oder Geregelten Markt, werm nicht noch an einem anderen inlandischen orgarusierten Markt eine Zulassung aufrecht erhalten wird Lohnsenkungen und -erhohungen Beschlussfassung des Vorstands, von der Ermachtigung der Hauptversammlung zur Durchfiihrung eines Riickkaufprogramms Gebrauch zu machen
Tabelle 3:
Katalog veroffentlichungpflichtiger Insiderinformationen der BaFinioo9
1009 vgl. BaFin 2005, S. 43-44.
I. Ad hoc-Publizitat
3.
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Veroffentlichungszeitpunkt und dessen Aufschub
Die Ad hoc-Publizitatspflicht ist nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG grundsatzlich unverzuglich zu befolgen. Da der Begriff der Unverziiglichkeit im Wertpapierhandelsgesetzbuch nicht definiert wird, ist die Legaldefinition in § 121 Abs. 1 S. 1 BGB analog anzuwenden, sodass eine Ver5ffentlichung ohne schuldhaftes Zogern zu erfolgen hat.i^io Dieses ist aufgrund der Zielsetzung der Ad hoc-Publizitat und der notwendigen Erfiillung des Kriteriums der Zeitnahe als erforderlich zu erachten und daher zu begriifien.
Bis zur Verabschiedung des AnSVG konnten sich die Emittenten auf Antrag durch die BaFin jedoch von der Veroffentlichungspflicht befreien lassen, „wenn die Veroffentlichung [...] geeignet ist, den berechtigten Interessen des Emittenten zu schaden"ioi^.ioi2 ^gj. Befreiungsantrag ist dabei selten gestellt und auch nur in Ausnahmefallen fiir eine kurze Zeit von der BaFin gestattet worden.1013 Nach der Fassung des AnSVG entscheidet nunmehr der Enuttent nach § 15 Abs. 3 S. 1 WpHG in eigener Verantwortung liber eine Befreiung von der Ad hoc-Publizitatspflicht.lo^^ Diese Moglichkeit zur Selbstbefreiung von der Pflicht bedeutet im Gegensatz zu der durch die BaFin uber einen Antrag zu erwirkende Befreiung eine Kostenersparnis, da die Gebiihren fiir die Bearbeitung des Befreiimgsantrags entfallen imd bietet zugleich fur die BaFin den Vorteil, dass das Risiko aufgrund einer Amtspflichtverletzung auf Scha-
1010 Vgl. BaFin 2003, S. 194; Gehrt 1997, S. 362-364. 1011 § 15 Abs. 1 S. 5 WpHG a.F. Hierbei waren die Interessen des Kapitalmarkts an ekier zeitnahen Information jenen des Untemehmens gegeniiber zu stellen; vgl. BaFin 2003, S. 94. 1012 Vgl. hierzu BaFin 2004, S. 197; Simon 2005, S. 19; Struck 2003, S. 139-145. 1013 IJYI jahr 2003 wurden durch die Untemehmen 16 Befreiungsantrage gestellt, wovon zwei abgelehnt worden sind sowie sieben Antrage von den Emittenten selbst zuriick gezogen worden sind; vgl. BaFin 2003, S. 195. 1014 Hierbei handelt es sich um die Umsetzung einer Vorgabe der MarktmissbrauchsRichtlinie; vgl. RiLi 2003/6/EG, Art.6 Abs. 2, S. 21.
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Zweiter Hauptteil
densersatz wegen unzulassiger Ablehnung durch den Emittenten verklagt zu werden, wegfallt.i^i^ gij^e Geheimhaltimg von ad hoc-publizitatspflichtigen Insiderinformationen widerspricht aber insbesondere dem Kriterium der Zeitnahe dieses Publizitatsinstruments, woraus das Erfordernis einer Analyse der Neuerimgen erwachst.^^i^
Folglich sind zunachst die Voraussetzimgen einer Befreiung einer Analyse zu unterziehen. Fiir eine Befreiung von der Veroffentlichung miissen nach § 15 Abs. 3 S. 1 WpHG die folgenden Vorraussetzungen vorliegen: (1) Schutz berechtigter Interessen, (2) keine zu befiirchtende Irrefiihrung der Offentlichkeit und (3) Gewahrleistung der Vertraulichkeit der Insiderinformation.
Aufgrund der Tatsache, dass diese Voraussetzungen als unbestimmte Rechtsbegriffe zu qualifizieren sind, folgt hieraus ein Bedarf zu deren Auslegung. Nach § 6 S. 1 WpAIV ist ein berechtigtes Interesse im Sinne der in Rede stehenden Norm darm gegeben, wenn das Interesse der Geheimhaltung durch den Emittenten hoher ist als das Interesse des Kapitalmarkts an einer voUstandigen und zeitnahen Bekanntgabe. Damit handelt es sich um ein relativ weites Verstandrus bei der Begriffsauffassung, womit ein berechtigtes Interesse auch dann anzunehmen ist, „wenn unternehmerische Ziele oder Entwicklungen durch ihre Veroffentlichung vereitelt, gefahrdet oder erheblich beeintrachtigt wurden"ioi7, Das Tatbestandsmerkmal der Erforderlichkeit zum Schutz berechtigter Interessen des Emittenten ist hierbei bereits gegeben, wenn von ei-
1015 Damit tragt nunmehr der Emittent die Verantwortung fiir die Rechtsanwendimg in Bezug auf eine Befreiimg; vgl. Simon 2005, S. 19. 1016 Im Schrifttum wird in diesem Kontext angemerkt, dass sich § 15 Abs. 3 WpHG zur Zentralnorm i.R. der Ad hoc-Publizitat entwickeln wird; vgl. Simon 2005, S. 19. 1017 Simon 2005, S. 19.
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ner Moglichkeit der Schadigung auszugehen ist; ein berechtigtes Interesse ist nach WpAIV insbesondere dann anzunehmen, wenn noch nicht abgeschlossene Verhandlungen durch eine diese betreffende Ad hoc-Mitteilung negativ beeinflusst werden.i^i^
Eine Befreiung aufgrund berechtigter Interessen ist ferner explizit fiir mehrstufige Entscheidungsprozesse vorgesehen.io^^ Mehrstufige Entscheidungsprozesse im deutschen Corporate Goverr\ance-System liegen insbesondere vor, wenn die durch den Vorstand getroffene Entscheidung von der Zustimmiing Oder Billigung durch den Aufsichtsrat abhangig ist. 1020 im Umkehrschluss ist daraus zu folgern, dass der Vorstandsbeschluss bereits eine Ad hocPublizitatspflicht auslost; hierdurch wird gleichermafien ein bislang in der Literatur gefiihrter Meinungsstreit dariiber, ob eine Pflicht zur Veroffentlichung einer Ad hoc-Mitteilung bereits vor oder erst nach der Zustimmung bzw. Billigung des Aufsichtsrats entsteht, beendet.1021 ^[^le Befreiung von der Ad hocPublizitatspflicht vor Ausfiihrung der Uberwachungsaufgabe durch den Aufsichtsrat ist damit regelmafiig als zulassig anzusehen.1022 piir den Fall, dass eine Veroffentlichung vor der Zustimmung bzw. Billigung des Aufsichtsrats
1018 Vgl. § 6 Nr. 1 WpAIV. Insbesondere aber die Befreiung von der Information des Kapitalmarkts iiber einen negativen Geschaftsverlauf fallt nicht unter ein berechtigtes Interesse auf Befreiung von der Ad hoc-Publizitatspflicht; vgl. entsprechend Simon 2005, S. 20. Demgegeniiber ist als Beispiel fiir eine Befreiung bei einer Produktneuentwicklung in dem Zeitraum bis zur Patentaruneldung von einem berechtigten Interesse auszugehen; vgl. BaFin 2005, S. 55. 1019 Vgl. § 6 Nr. 2 WpAIV. 1020 Mehrstufige Entscheidimgsprozesse ergeben sich aufgnmd der unterschiedlichen Entscheidungskompetenzen der Organe, die fiir eine endgiiltige Beschlussfassung zu beriicksichtigen sind; vgl. Hahn 2004, S. 146; Schruff/Nowak/Feinendegen 2001, S. 719. 1021 Zum Literaturstreit einer Veroffentlichungspflicht vor bzw. nach Treffen der Entscheidung durch den Aufsichtsrat vgl. Feldhaus 2001, S. 442-451; Hahn 2004, S. 145-150; Hopt 1995, S. 152; Kissner 2002, S. 15-17; Kiimpel 1997, S. 68; Schruff/Nowak/Feinendegen 2001, S. 719-725. 1022 Vgl. BaFin 2005, S. 55
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Zweiter Hauptteil
vorgenommen wird, ist jedoch dafiir Sorge zu tragen, dass diese Information als Hinweis in die Ad hoc-Mitteilimg mit aufgenommen wird. Die Voraussetzungen des Vorliegens berechtigter Interessen fiir eine Befreiimg haben damit durch das AnSVG eine erhebliche Erweiterimg erfahren.1023
Bei dem Merkmal „keine Irrefiihrung des Kapitalmarkts" handelt es sich um ein Verbot, dass dem Kapitalmarkt keine Informationen zur Verfiigung stehen, die mit der noch nicht veroffentlichten Insiderinformation nicht in Einklang stehen.1024 AIS Beispiel einer Irrefiihrung ist anzugeben, dass Verhandlungen beziiglich einer Ubernahme dementiert worden sind, diese in der Folge jedoch wieder aufgenommen worden sind und von einer Ad hocPublizitatspflicht auszugehen ware.1025
Als drittes Merkmal hat der Emittent dafiir Sorge zu tragen, dass eine Vertraulichkeit der Insiderinformation nach § 15 Abs. 3 WpHG gewahrleistet ist. Dazu hat der Emittent geeignete orgarusatorische Mafinahmen zu treffen und insbesondere die Insider uber ihrer Pflichten beziiglich der Vertraulichkeit aufklaren.1026 Wahrend der Phase der Geheimhaltung darf der Emittent ferner Geriichte nicht kommentieren, da ansonsten von einer Irrefiihrung des Kapitalmarkts auszugehen ist.^027 Vor allem, wenn die Vertraulichkeit der Insiderinformation nicht mehr vorliegt, entsteht hierdurch eine Ad hoc-Publizitatspflicht.1028
1023 Vgl. entsprechend dieser Beurteilung BaFin 2005, S. 55. 1024 Vgl. BaFin 2005,5.56. 1025 Vgl. zum Beispiel Veith 2005, S. 257. 1026 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 35 und § 7 Nr.l WpAIV. Vgl. erganzend Simon 2005, S. 20-21; Veith 2005, S. 257-258. 1027 Vgl. BaFin 2005, S. 46. 1028 Vgl. § 7 Nr. 2 WpAIV.
I. Ad hoc-Publizitat
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Fiir den Fall, dass die Voraussetzungen des Aufschubs allgemein nicht mehr vorliegen, ist eine Veroffentlichung gemafi § 15 Abs. 3 S. 2 WpHG nachzuholen. Neben der Pflicht zur Bekanntgabe hat der Emittent gemafi § 15 Abs. 3 S. 4 WpHG neben der Ad hoc-Mitteilung die Griinde fiir den Aufschub sowie den Zeitpunkt der hieriiber getroffenen Entscheidung einzureichen.1029 Diese nachtragliche Information der BaFin wird durch den Gesetzgeber mit einer somit in der Folge moglichen Verfolgung von Insiderhandel begrundet,^^^^ was uneingeschrankt zu bestatigen ist.
4.
Veroffentlichungsweg
Der Veroffentlichungsweg einer Ad hoc-Mitteilung ist in drei Schritte zu untergliedern.1031 Zunachst ist die Mitteilung nach § 15 Abs. 4 S. 1 Nr. 1 und 2 WpHG vor deren Veroffentlichung an die Geschaftsfuhrung der organisierten Markte sowie die BaFin zu iibersenden. Der Veroffentlichungsweg nach § 15 Abs. 5 WpHG erfolgt durch Konkretisierung in § 5 WpAIV. Danach ist die Veroffentlichung iiber ein elektronisch betriebenes Informationssystem sowie auf der Internetseite des Emittenten vorzunehmen.io32
Die Veroffentlichung iiber das Informationssystem war zuvor auch gemafi § 15 Abs. 3 WpHG a. F. moglich, wahrend das nach § 15 Abs. 3 S. 1 WpHG a.F. normierte Wahlrecht einer alternativen Veroffentlichung in einem iiberregionalen Borsenpflichtblatt abgeschafft wurde. Dieses ist aufgrund einer Verbesserung der zeitnahen Verfiigbarkeit positiv zu beurteilen. Die Vielzahl von Ad
1029 Aufgrund dieser Anfordenmg ist eine ausfuhrliche Dokumentation einer Befreiung anzuraten; vgl. Simon 2005, S. 21; Veith 2005, S. 258-259. 1030 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 35. 1031 Ausfiihrlich zu einer Veroffentlichung nach der Rechtslage vor dem AnSVG vgl. Hahn 2004, S. 176-180. 1032 Vgl. § 5 WpAIV.
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Zweiter Hauptteil
hoc-Mitteilimgen wird iiber das elektronische, internetbasierte System der Deutschen Gesellschaft fiir Ad hoc-Publizitat verbreitet.io33 Diese Aussage kann fiir das Jahr 2003 bestatigt werden, da lediglich 18 Ad hoc-Mitteilimgen iiber eii\ Borsenpflichtblatt veroffentlicht worden smd.^^^
Vor dem Hintergrund einer zeitnahen Veroffentlichung iind notwendigen Verfiigbarkeit ist ebenfalls die Bereitstellung auf der Internetseite als zeitgemafies Vorgehen zu begriifien, wobei die Internetnutzung auch durch den DCGK empfohlen wird.i^ss Wichtig bei der Veroffentlichung auf der Internetseite des Untemehmens ist, dass diese jener der Verbreitung iiber ein elektronisch betriebenes Informationssystem in zeitlicher Hinsicht folgt.^o^e Zu bemangeln bleibt lediglich, dass die Dauer der Bereitstellung mit mindestens einem Monat als relativ kurz zu bezeichnen ist.^0371^ einem dritten Schritt ist die Veroffentlichung nach § 5 Abs. 3 WpAIV an die Geschaftsfiihrungen der Borsen und an die BaFin zu iibersenden, wobei aus dieser Mitteilung der Veroffentlichungszeitpunkt erkennbar sein muss.^o^^
Neben diesem normierten Veroffentlichungsweg ist weiterhin fraglich, ob die Ad hoc-Mitteilungen aufgrund einer zeitnahen, zentralen Verfiigbarkeit in das deutsche Unternehmensregister aufzunehmen sind. Nach Auffassung der Bawms-Kommission ist eine Bereitstellung iiber das System der Deutschen Gesellschaft fiir Ad hoc-Publizitat als ausreichend anzusehen, woraus gefolgert
1033 Vgl. Baums 2001, Rn. 255, S. 269. 1034 Vgl. BaFin 2003,8.194. 1035 Vgl. DCGK 2005, Tz. 6.4. 1036 Vgl. § 5 Abs. 1 S. 2 WpAIV. 1037 Vgl. § 5 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 WpAIV. 1038 Vgl. zur entspredienden voran gegangenen Normienmg § 15 Abs. 4 WpHG a.F.
I. Ad hoc-Publizitat
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wird, dass von einer Bereitstellung im deutschen Unternehmensregister Abstand zu nehmen ist.io39 Diesem Vorschlag ist der Gesetzgeber bei der Ausgestaltung des Regierungsentwurfes mit der Begriindung gefolgt, dass die Ad hoc-Mitteilungen durch die Emittenten eigenstandig iiber privat betriebene Informationssysteme zuganglich zu machen sind.i^^^ Dieses ist aufgrimd einer als erforderlich anzusehenden zentralen Verfiigbarkeit aller wesentlichen Elemente des Publizitatssystems zu bemangeln.io^i Eine entsprechende Ablehnung der Aufnahme der Ad hoc-Mitteilungen in dieses System kann nicht mit zu hohen Kosten begriindet werden, da deren Speicherung lediglich wenig Ressourcen in Anspruch nimmt und es flir die Untemehmen irrelevant ist, an welche zentrale Stelle sie die Mitteilungen richten.
Da es sich bei Ad hoc-Mitteilungen nach § 15 WpHG um kapitalmarktrechtliche Publizitatspflichten handelt, sind sie auch jeweils in das jahrliche Dokument nach § 10 WpPG aufzunehmen,io42 ^ a s aufgrund des zentralen Abrufs auf der Internetseite des Unternehmens ebenfalls zu begriifien ist und den Anlegern die Moglichkeit gibt, sich iiber das Publizitatsverhalten des Unternehmens im Zeitablauf zu informieren.
1039 vgl. Baums 2001, Rn. 255, S. 269. 1040 Vgl. BegrRegE EHUG 2005, § 8b Abs. 2 HGB, S. 101-102. 1041 Vgl. zustimmend Zollner 2003, S. 357-358. 1042 Vgl. ausfiihrlich zu diesem Element des Publizitatssystems Abschnitt IV.B.2.a)(l)(e) des Ersten Hauptteils.
Seite 220
II.
Zwischenberichterstattung
A.
Historische Entwicklung
Zweiter Hauptteil
Die Wurzeln der Zwischenberichterstattung liegen in den USA. Dort ist die Erstellung eines Zwischenberichts seit 1934 durch die Verabschiedung des Securities Exchange Act Pflicht.^o^^ Bereits Ende der 60er Jahre wurde auf nationaler Ebene die Einfiihrung einer unterjahrigen Zwischenberichterstattung in Deutschland diskutiert, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben.i044 Ei^i Referentenentwurf fiir ein Artikelgesetz sah zwar die Einfiihrung einer unterjahrigen Publizitat borsennotierter Gesellschaften durch zwei Halbjahresberichte vor, diese Irutiative wurde aber aufgrund verschiedener Bedenken nicht umgesetzt.1045 Von wesentlicher Bedeutung fur die freiwillige Aufstellung von Zwischenberichten waren in der Folgezeit die von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Wertpapierborsen veroffentlichten Regelni046 aus dem Jahr 1971.^047
Erst durch die Harmonisierungsbestrebungen auf europaischer Ebene ist in Deutschland die Zwischenberichterstattung verpflichtend eingefiihrt worden. Durch die Zwischenberichts-Richtlirue vom 15. Februar 1982^048 wurde den Mitgliedstaaten auferlegt, Halbjahresberichte gesetzlich vorzuschreiben. Der deutsche Gesetzgeber kam diesen Forderungen durch Verabschiedung des
1043 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000c, S. 475; Merkt/Gothel 2003, S. 24. Vgl. im Einzelnen ziir Quartalsberichterstattung nach US-GAAP Pellens/Piilbier/Gassen 2004, S. 815-817; Rolvering 2002,5.49-57 1044 Vgl. Dahl 1995, S. 6. 1045 Vgl. zu einer aiisfiihrlichen Beschreibung dieser Initiative iind ihrem Scheitem Dahl 1995, S. 6-9; Koster 1992, S. 14-17. 1046 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wertpapierborsen 1971, S. 16-19. 1047 Vgl. zu einem Uberblick uber die Disknssion von 1967 bis 1982 Kobrich 1989, S. 14771478. Vgl. zu den Regeln fiir borsennotierte Gesellschaften hinsichtlich ihrer Zv^ischenberichterstattung aus dem Jahr 1971 Dahl 1995, S. 9-13. 1048 Vgl. RiLi 82/121/EWG.
11. Zwischenberichterstattung
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Borsenzulassungsgesetzes (BorsZulG) vom 16. Dezember 1986^0^^ und den Erlass der Borsenzulassungsverordnung (BorsZulV) am 15. April 1987io5o nach. In zeitlicher Folge wurde die Verpflichtung zur Zwischenberichterstattung durch § 44b BorsG a.F. fiir Gesellschaften, die im Amtlichen Handel notiert sind, in das deutsche System integriert und mittels der §§53-62 BorsZulV konkretisiert. Durch Verabschiedung des Vierten Finanzmarktforderungsgesetzes im Jahr 2002 ist die Verpflichtung zur Zwischenberichterstattung materiell nicht geandert worden, seitdem aber in § 40 BorsG kodifiziert.
Mit dem Ziel der Konkretisierung der Zwischenberichtsanforderungen wurden in der Wissenschaft Anfang und Mitte der Neunziger Jahre Grundsatze ordnungsmafiiger Zwischenberichterstattung erarbeitet^^^i ji^ gich in der Praxis in der zeitlichen Folge nicht zu einem geschlossenen System herausbilden konnten.1052 i^ (^Q^I Kontext der Etablierung von Grundsatzen ist auch die Verabschiedung des DRS 6^053 hinsichtlich der Zwischenberichterstattung einzuordnen, der am 2. Januar 2001 vom DRSC mit dem Ziel verabschiedet worden ist, die bestehenden nationalen aber auch internationalen Vorschriften zu konkretisieren, wodurch erstmals ein Standard erlassen wurde, der keine Regelungen im Handelsgesetzbuch erweitert bzw. konkretisiert.i054 gei dem veroffentlichten DRS 6 handelt es sich nach Ansicht im Schrifttimi um Grundsatze ordnungsmafiiger Buchfiihrung der Konzernrechnimgslegung, die als Emp-
1049 vgl. BorsZulG 1986. 1050 Vgl. BorsZulV 1987. 1051 Vgl. dazu Dahl 1995, S. 90-173; Koster 1992, S. 82-158. 1052 Vgl. Selch/Rothfuss 2000, S. 508. 1053 Die Veroffentlichung im Bundesanzeiger gem. § 342 Abs. 2 HGB erfolgte am 13. Februar 2001 durch das BMJ. Vgl. zur Beschreibung der Historic des DRS 6 Strieder 2001b, S. 112 und zur Ai\alyse des Entwurfs Busse von Colbe 2000, S. 2194-2196. 1054 Vgl. Strieder 2001a, S. 223. Dabei ist zu konstatieren, dass DRS 6 als Auslegimg der handelsrechtlichen Vorschriften zu interpretieren ist; vgl. Strieder 2001a, S. 224.
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Zweiter Hauptteil
fehlung zu verstehen sind.ioss Die Vorschriften von DRS 6 waren kumulativ mit jenen zu erfiillen, die sich aus der Verpflichtung zur Aufstellung nach § 40 BorsG i.V.m. §§ 53-62 BorsZulV und den Teilnahmebedingimgen der Frankfurter Wertpapierborse ergeben.^ose D{Q Zwischenberichterstattung wurde aufgrund von DRS 6 durch eine quartalsweise Frequenz ausgebaut,io57 wobei zu bemangeln war, dass die Empfehlungen dieses Standards von einer Vielzahl der Unternehmen nicht beachtet worden sind.^^ss
Im internationalen Regelwerk besitzt der entsprechende Standard zur Zwischenberichterstattung, IAS 34, seit 1. Januar 1999 Gultigkeit.io59 Der Standard ist dadurch gekennzeichnet, dass eine Reihe von Fragen an die nationalen Gesetzgeber bzw. Standardsetter zur Entscheidung iibergeben werden,i060 und dieser lediglich den Mindestinhalt sowie entscheidende Erfassungs- und Bewertungsgrundsatze festlegt.^^ei
Nach Einftigung von DRS 6.5 a.F. war davon auszugehen, dass international Normen gegenuber dem Handelsgesetzbuch in bestimmten Situationen Vorrang haben.i062 £)ie Textziffer kodifizierte, dass im Zwischenbericht diejenigen Rechnungslegungsvorschriften zu beachten sind, die auch im Rahmen des
1055 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001a, S. 387; Strieder 2001b, S. 112. 1056 Vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 88. Als Vorreiter im Hinblick auf die Zwischenberichterstattung sind die Teilnahmebedingimgen des ehemaligen Neuen Markts zu nennen, in denen eine derartige Publizitatsform vorgeschrieben war; vgl. Hanft/ Kretschmer 2001, S. 84 und ausfiihrlich Rolvering 2002, S. 57-61. 1057 Vgl. zur quartalsweisen Ausweitung DRS 6.11. 1058 Vgl. Buchheim/Ulbrich 2004, S. 284. 1059 Vgl. IAS 34, Einfiihrung, Tz. 1. 1060 Vgl. IAS 34, Einfiihrung, Tz. 3. 1061 Vgl. IAS 34, Einfiihrung, Tz. 4 a) und b). 1062 Vgl. Strieder 2001b, S. 116.
II. Zwischenberichterstattimg
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jahrlichen Konzernabschlusses^o^^ Anwendung finden. Demgemafi wurde nach herrschender Meinung angenommen, dass Internationale Rechnungslegiingsvorschriften, falls § 292a HGB a.F. in der Vergangenheit beachtet worden ist, auch mafigeblich fiir die Zwischenberichterstattung sind.io64 Auch die Relevanz des DRS 6 ist damit durch die Einfiihrung einer Rechnungslegung nach IFRS als eingeschrankt zu interpretieren.^o^s D^S Ende der Diskussion um die anzuwendenden Rechnungslegungsvorschriften im Zwischenbericht ist durch die zukiinftige Umsetzung der Transparenz-Richtlinie nun in greifbare Nahe geriickt.i^^^ Zusatzlich ist in Vorwegnahme der Umsetzung dieser euro paischen Harmonisierungsbestrebung und aufgrund der Entwicklungen im Kontext der jahrlichen Publizitat der Anwendungskreis des DRS 6 auf Zwischenberichte, die freiwillig erstellt werden, eingegrenzt worden.^^^
1063 Solange in der Folge keine explizite Differenzienmg vorgenommen wird, ist davon auszugehen, dass sich der Begriff Jahresabschliiss auf einen konsolidierter\ Abschluss bezieht. 1064 Durch DRS 6.5 a.F. wurde die Ausstrahlung des § 292a HGB auf die Zwischenberichterstattui\g damit erstmals kodifiziert; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001a, S. 388. 1065 Vgl. dieser Ansicht bereits im Jahr 2001 folgend Strieder 2001a, S. 228 sowie ebenso Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 829. 1066 Vgl Abschnitt C.2.a) des Zweiter\ Hauptteils. 1067 Vgl. DRS 6.6. Fine detaillierte Betrachtimg dieser Vorschrifter\ entfallt deshalb in der folgenden Untersuchung. Vgl. zu einer synoptischen Gegeniiberstellung der Vorschriften von DRS 6, § 40 BorsG i.V.m. §§ 53-62 BorsZulV sowie IAS 34 Baetge/Bruns/Rolvering 2005, S. 68-69.
Seite 224
Zweiter Hauptteil
B.
Ableitung eines Analyserahmens unter Beriicksichtigung der theoretischen Grundlagen
1.
Theoretische Grundlagen
a)
Konkretisierung der Adressaten, Ziele und Funktionen
(1)
Adressaten
Zu den Adressaten der Rechnimgslegung nach IFRS zahlen nach den Grundsatzen im Rahmenkonzept^o^^ „derzeitige und potentielle Investoren, Arbeitnehmer, Kreditgeber, Lieferanten und weitere Kreditoren, Kunden, Regierungen sowie deren Behorden und die Offentlichkeit"io69. im Rahmenkonzept erfolgt aber eine Fokussierung auf die Adressatengruppe der Investoren.1070 Speziell im Standard zur Zwischenberichterstattung werden Investoren, Glaubiger sowie weitere Personen als Adressaten der Zwischenberichterstattung genannt,i07i wobei eine Definition der weiteren Personen nicht vorgenommen wird. Grundsatzlich ist aufgrund der Konkretisierung im Rahmenkonzept aber von den Investoren als Hauptadressaten auszugehen.
Nach der Normierung in § 40 Abs. 2 S. 1 BorsG und §§ 54 Abs. 4 S. 2, 60 Nr. 2, 61 Abs. 1 S. 2 und Abs. 3 BorsZulV ist Adressat der Zwischenberichterstattimg
1068 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 1. Insgesamt besteht das Normensystem des lASB neben dem Rahmenkonzept aus folgenden Normen: Vorwort, Rechnungslegungsstandards, Rechnungslegungsinterpretationen und Anwendungshilfen; vgl. hierzu iiberblicksartig Ziilch 2005c, S. 1-4. Vgl. zur Einteilung in eine dreistufige Hierarchic Wollmert/Achleitner 2005, Tz. 7-12, S. 4-6. Vgl. zum Rahmenkonzept Adler/E>uring/Schmaltz International 2005, Rn. 17-20 zu Abschnitt 1, S. 15-17; Hinz 2005, S. 47-50. 1069 Rahmenkonzept 2005, Rn. 9. 1070 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 10. 1071 Vgl. IAS 34, Zielsetzimg.
II. Zwischenberichterstattung
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das Publikum, worunter sowohl aktuelle als auch potentielle Anleger zu subsumieren sind.^^''^
Aufgrund der vorangegangenen Analyse u n d der Tatsache, dass es sich bei einem Zwischenbericht u m ein vornehmlich kapitalmarktausgerichtetes Berichterstattungselement handelt,io73 konnen als Adressaten insbesondere aktuelle u n d potentielle Anleger angegeben werden.io74 Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass es sich u m eine heterogene Gruppe handelt, die in institutionelle bzw. grofie u n d private Anleger aufgeteilt werden kann.io75 g^i (^gjerstgenannten Gruppe wird in diesem Zusammenhang die Meinung vertreten, dass ihr Informationsinteresse durch andere, insbesondere personlich ausgerichtete, Informationsquellen gestillt wird.^^^e Deshalb wird im Schrifttum gefordert, die Zwischenberichterstattung an das Informationsbediirfnis eines Average Prudent Investor anzupassen, der sich dadurch auszeichnet, dass er ausreichend sachkundig ist, u m mittels der Unternehmenspublizitat iiber den Kauf u n d Verkauf von Wertpapieren zu entscheiden.io77 Daraus kann theoretisch gefolgert werden, dass Adressaten des Zwischenberichts im Wesentlichen Privatanleger ohne herrschenden Einfluss sind.^ozs
1072 Vgl. Dahl 1995, S. 52; Federspieler 1999, S. 37; Henes 1995, S. 26; Meyer 2003, S. 5. Nach anderer Ansicht konnen auch die Glaubiger und weitere Interessenten in den Adressatenkreis einbezogen werden; vgl. Burger 1997, S. 365-366. 1073 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2760. 1074 Eine Unterscheidimg der Anleger ist nicht notwendig, da beide Gruppen ein ahnliches Informationsinteresse haben; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1790; Meyer 2003, S. 5. 1075 Vgl. Burger 1997, S. 365; Dahl 1995, S. 52; Federspieler 1999, S. 39. 1076 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1790; Bridts 1990, S. 49; Koster 1992, S. 45; Rolvering/Stahl 1999, S. 295. 1077 Vgl. Koster 1992, S. 46; Rolvering 2002, S. 7. 1078 Vgl. Paul 2005, S. 360.
Seite 226
Zweiter Hauptteil
AUerdings kann empirisch die Notwendigkeit der Adressierung an die Privatanleger sowie institutionellen Investoren durch eine aktuelle Studie abgeleitet werden. Nach dieser schatzen 41% der befragten Privatanleger die Bedeutung des Zwischenberichts im Gegensatz zu 45% ftir den Geschaftsbericht, als sehr hoch bzw. hoch fiir ihre Informationsbeschaffung ein.^079 ^Q{ (\QY Befragung institutioneller Investoren kann ein ahnliches Bild mit der Aussage gezeichnet werden, dass der Quartalsbericht mit einem Anteil von 59% und der Geschaftsbericht mit einem Anteil von 60% als hoch bzw. sehr hoch eingeschatzt wird.1080
Im Sinne einer Pyramide aller Adressatenbediirfnisse ist es deshalb auf Basis der theoretischen imd empirischen Herleitung notwendig, die Publizitatsbediirfnisse der privaten und institutionellen Investoren einzubeziehen. Dieses ist durch eine Schichtung der Informationen im Rahmen der Ausweitung der vorgeschriebenen Zwischenberichterstattung als Investor Relations-Mafinahme zu berucksichtigen,^^^! wobei die Bediirfnisse der Privatanleger vorrangig zu betrachten sind, da diesen im Publizitatssystem eine geringere Anzahl an Moglichkeiten der Informationsbeschaffung zur Verfiigung steht.
(2)
Ziele
Bereits in der Zwischenberichts-Richtlinie aus dem Jahre 1982 ist auf europaischer Ebene erkannt worden, dass „zum Schutz der Anleger"i082 {j^ ausreichendem Mafie Informationen erteilt werden und dieses zur „Entstehung ei-
1079 1080 1081 1082
Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 21-22 und zu den Ergebnissen im Detail S. 62. Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 34 und im Detail S. 94. Vgl. Bridts 1990, S. 52; Federspieler 1999, S. 40. RiLi 82/121/EWG, Erwagungsgriinde, S. 26.
II. Zwischenberichterstattung
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nes echten gemeinschaftlichen Kapitalmarkts"io83 beitragen wird. Damit konnen als Ziele der Einfiihrung einer Zwischenberichterstattung der individuelle Anlegerschutz und der Funktionenschutz des Kapitalmarkts genannt werden,io84 (^ie in einer engen Verbindung zueinander zu betrachten sind.
Dem individuellen Anlegerschutz dient die Zwischenberichterstattung, da durch sie die Anleger als Adressaten regelmafiige, unterjahrige Informationen erlangen, die zum Abbau der Informationsasymmetrien und damit zur Beurteilung der verschiedenen Risiken einer Anlageentscheidung beitragen.i^^^ Aufgrund der immer schneller werdenden Ablaufe geniigt die jahrliche Information in diesem Zusammenhang nicht mehr, weshalb die Bedeutung einer regelmafiigen und ururegelmafiigen unterjahrigen Publizitat im Sinne des Anlegerschutzgedankens an Bedeutung gewonnen hat.^o^^
Insbesondere aufgrund ihrer Zeitnahe zielt unterjahrige Publizitat aber auch auf die Sicherstellung der Fur\ktior\sfahigkeit des Kapitalmarkts und damit den Funktionenschutz ab.^^^^ Vor diesem Hintergrund sichert die Zwischenberichterstattung vor allem die allokative Effizienz, da Informationsasymmetrien zeitnah abgebaut werden.^oss DQ^ Beitrag zur allokativen Effizienz wurde in der Vergangenheit auch bereits empirisch belegt.i089 Zum Funktionenschutz
1083 RiLi 82/121/EWG, Erwagimgsgriinde, S. 26. 1084 Vgl. entsprechend im Schrifttum Dahl 1995, S. 49. 1085 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1792; Dahl 1995, S. 49; Meyer 2003, S. 7. 1086 Vgl. Alexander/Archer 2005, Ch. 22.01. 1087 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2760; Coenenberg/Federspieler 1999, S. 169; Henes 1995, S. 25. 1088 Vgl. Federspieler 1999, S. 45. '08^ Cocnenberg/Himi's konnten empirisch nachweisen, dass die Zwischenberichterstattung Relevanz fiir Anlageentscheidungen hat; vgl. im Ergebnis Coenenberg/Henes 1995, S. 992.
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Zweiter Hauptteil
tragt die Zwischenberichterstattung weiterhin bei, da die Transaktionskosten der Anleger zur Informationsbeschaffung im Sinne der operationalen Funktionsfahigkeit sinken.i090 i^ Bezug auf die institutionelle Effizienz lasst sich lediglich eine mittelbare Verbesseriing aus der Tatsache ableiten, dass durch Publizitat die Moglichkeit besteht, das Vertrauen der Anleger und hierdurch mittelbar die Stabilitat des Kapitalmarkts zu sichern.io^i in Bezug auf die Harmonisierungsbestrebungen der EU tragt eine harmonisierte europaische Zwischenberichterstattung zusatzlich dazu bei, einen gemeinsamen Kapitalmarkt zu etablieren.1092
(3)
Funktionen
Die Informationsfunktion der Zwischenberichterstattung kann als Hauptbzw. iibergeordnete Funktion bezeichnet werden,io93 (^{Q sich in einer angemessenen, dem Ziel des Publizitatsinstruments angepassten Information der Aktionare widerspiegelt.i094 Als Subfunktionen der Informationsfunktion sind im Schrifttum die Rechenschafts-, Prognose- imd Verbindungsfunktion im Verhaltnis zur jahrlichen Berichterstattung herausgearbeitet worden,io95 was in folgender Abbildung verdeutlicht wird. Dariiber hinaus differenziert das Schrifttum in eine vergangenheits- und zukunftsorientierte Berichterstattung beziiglich der Informationsfunktion,i096 ^ a s in die Abbildung mittels der Be-
1090 E>urch die gesetzlich vorgeschriebene Information entfallt die individuelle Informationsbeschaffung; vgl. hierzu Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1793; Henes 1995, S. 25. 1091 Vgl. Bridts 1990,5.58. 1092 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1793; Dahl 1995, S. 50. 1093 Vgl. Federspieler 1997, S. 944. 1094 Vgl. Coenenberg/Henes 1995, S. 969; Selch/Rothfuss 2000, S. 508. 1095 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1795-1796; Ammedick/Strieder 2002, Rn. 7, S. 3; Dahl 1995, S. 59-66. 1096 Vgl. Burger 1997, S. 364.
Seite 229
II. Zwischenberichterstattimg
zeichnungen retrospektive Rechenschafts- bzw. Prognosefunktion integriert worden ist.
Informationsfunktion der Zwischenberichterstattung
retrospektive Rechenschaftsfunktion
^
^
Verbindungsfunktion zur jahrlichen '^ Berichterstattung
^
Prognosefunktion
Abbildung9: Subfunktionen der Informationsfunktion der Zwischenberichterstattung
Die Rechenschaftsfunktion bezieht sich auf den Anspruch, dass die vergangene Periode beurteilt und damit im Sinne der Anlageentscheidung dutch Rechenschaft uberwacht werden kann. Diese Funktion aufiert sich aber nicht nur fiir die Anleger, sondern auch fiir den Vorstand und Aufsichtsrat, denen zusatzlich zum internen Kommunikationssystem Informationen auf Basis externer Vorschriften zur Verfugung stehen.io97 IIY\ Sinne dieser Subfunktion sind deshalb auch Angaben zum vorangegangenen Lagebericht zu veroffentlichen.1098
Die Prognosefunktion ist durch die Aufnahme zukunftsgerichteter Aussagen in qualitativer und quantitativer Form gepragt, die es ermoglichen, das Jahresergebnis sowie die zu erwartende Dividende unter Berucksichtigung der
Vgl.Dahll995,S.61. 1098 Diese Angaben sollten sowohl qualitativ als auch quantitativ sein; vgl. entsprechend Rolvering/Stahl 1999, S. 295.
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Zweiter Hauptteil
Kursentwicklung zu erinitteln.io99 ]3ei- Zwischenbericht hat allgemein die Aufgabe, Informationen fiir den nachsten Jahresabschluss ableiten zu konnen.iioo Diese Funktion tragt dem Bediirfnis der Anleger Rechnung, die Anlageentscheidung fiir die Zukunft bewerten zu konnen. Insbesondere in Bezug auf den Funktionenschutz des Kapitalmarkts kann durch die Aufnahme von Informationen, die eine Prognose ermoglichen, eine Verbesserung erzielt werden.1101
Die Verbindungsfunktion vereinigt sowohl retrospektive als auch prospektive Elemente in Abhangigkeit von der Information in der jahrlichen Berichterstattung. Die Verbindungsfunktion spiegelt sich aus normierter Sicht in einer nahezu identischen Ubemahme des Wortlauts der Generalnorm nach §264 Abs. 2 HGB fiir den Zwischenbericht in § 40 BorsG wider.^^o^ Aig Voraussetzung der Verbindungsfunktion ist eine identische Anwendung der Grundsatze im Jahresabschluss bzw. der jahrlichen Berichterstattung anzustreben.iio^ Der Zwischenbericht dient damit als Verbindungsglied zwischen der jahrlichen Publizitat.1^04 x)ie Verbindungsfunktion aufiert sich in Konsequenz als Einheit aus der beschriebenen Rechenschafts- sowie Prognosefunktion, die erst in Kombination eine Beurteilimg der Anlageentscheidung ermoglicht, da die Zwischenberichterstattung mit der jahrlichen Berichterstattung ein Informati-
1099 Vgl. Coenenberg/Bridts 1992, S. 175. 1100 Vgl. EDO 1989, S. 8. 1101 Vgl. Kilgert/Grofimann 1990, S. 189. 1102 Hiemach soil der Zwischenbericht die Ableitiing „ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Finanzlage iind des allgemeinen Geschaftsgangs des Emittenten im Berichtszeitraum'' ermoglichen; § 40 BorsG. Die Tatsache, dass nicht entsprechend der Generalnorm auch die Vermogens- und Ertragslage genaimt wird, bezeichnet das Schrifttum als redaktionelles Versehen; vgl. Koster 1992, S. 89; Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2770. 1103 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1795-1796. 1104 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2769.
II. Zwischenberichterstathing
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onssystem bildet.i^^^ J)[Q Verbindungsfunktion gestattet auf diese Weise eine umfassende Uberwachung des Geschaftsjahres, indem der Zwischenbericht den letzten Jahresabschluss durch die Darstellung der Entwicklimg aktualisiert und gleichzeitig Informationen zur Beurteilung des Folgenden zur Verfiigung stellt.1106
Dieses Ergebnis bildet die Grundlage fiir den folgenden Abschnitt, in dem anhand von verschiedenen Ansatzen das Verhaltnis der Zwischenberichterstattung zur jahrlichen Berichterstattung in Bezug auf die unterjahrige Erfolgsermittlung dargelegt wird. Hierbei ergibt sich eine Regelungslucke,ii07 ^i^ unter Beriicksichtigung der dargestellten Informationsfunktion zu diskutieren ist.
b)
Ansatze zur unterjahrigen Erfolgsermittlung
Als Ansatze zur unterjahrigen Erfolgsermittlung konnen der eigenstandige, integrative und kombinierte Ansatz unterschieden werden. Der eigenstandige Ansatz sieht den Zwischenbericht als unabhangiges Publizitatsinstrument gegeniiber dem Jahresabschluss an, weshalb die Periodenabgrenzung entsprechend der Methodik der jahrlichen Publizitat vorzimehmen ist.^ios x)as impliziert ferner, dass beim Zwischenbericht und Jahresabschluss identische Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden anzuwenden sind.1109 Hauptaufgabe des Zwischenberichts ist es demnach, den Geschaftsverlauf der entsprechenden
1105 Vgl. Dahl 1995, S. 65. Insofem kann dem Zwischenbericht auch eine Wamfunktion zugesprochen werden; vgl. Knief 2004, S. 829. 1106 Vgl. entsprechend Baums 2001, Rn. 269, S. 284. 1107 Vgl. Coenenberg/Bridts 1992, S. 183. 1108 Vgl. Bridts 1990, S. 119; Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2768-2769; Hebestreit 1992, S. 120; Kilgert/Grofimann 1990, S. 192; Treiber 1991, S. 603. 1109 Vgl. Dahl 1995, S. 83; Forschle/Hehnschrott 1997, S. 554.
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Zweiter Hauptteil
unterjahrigen Periode darzustellen.^iio Der eigenstandige Ansatz stellt damit die Rechenschaftsfunktion flir den Zwischenzeitraum in den Vordergnmd,^^^! womit die Sichtweise tendenziell vergangenheitsorientiert ist. Ein Charakteristikum dieser Methodik ist deshalb, dass sich aufiergewohnliche Ereignisse umso weniger auswirken, je langer die Zwischenberichtsperiode gewahlt wird.1112 Oej. wesentliche Vorteil ist in der Einfachheit der Methodik zur Aufstellung des Zwischenberichts zu sehen, da das Rechnungswesensystem fiir den Jahresabschluss ohne grofie Anpassungen auch fiir die Erstellung des Zwischenberichts genutzt wird.^^^^ Demgegenuber ergeben sich Nachteile fiir den Fall, dass unterjahrig erhebliche Schwankungen auftreten, da die Anleger das Jahresergebnis iind auch die Dividende nicht durch eine einfache Hochrechnung prognostizieren konnen.iii^ Andrerseits kann durch die Kenntnis der unterjahrigen saisonalen Schwankungen auf Seiten der Anleger der Verlauf des Geschaftsjahres besser beurteilt werden.^ii^
Nach d e m integrativen Abgrenzungsansatzii^^ bilden der Zwischenbericht u n d der Jahresabschluss eine Einheit.^ii^ Dieser Ansatz basiert auf der Annahme, dass mittels Hochrechnung des Zwischenberichts der darauf folgende
1110 Vgl. Baetge/Bnins/Rolvering 2005, Tz. 94, S. 29; Bridts 1990, S. 117; Lohr 1996, S. 582. 1111 Vgl. Hebestreit 1992, S. 584. 1112 Vgl. Forschle/Helmschrott 1997, S. 554. 1113 Vgl. Bridts 1990, S. 119. 1114 Vgl. dieser Ansicht folgend Alvarez/Wotschofsky 2000d, S. 36. 1115 Vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 92. 1116 Im Schrifttum wird zusatzlich zwischen einer reinen und gemafiigten Form des ii\tegrativen Ansatzes unterschieden. Die reine Form ist dadurch gekennzeichnet, dass alle Ergebniskomponenten des Jahres mittels Schatzungen auf die imterjahrigen Perioden verteilt werden, wahrend bei der gemafiigten Form v.a. das Realisationsprinzip fiir Umsatzerlose angewandt wird; vgl. Dahl 1995, S. 81; Koster 1992, S. 68-69. 1117 Der Zwischenbericht wird dieser Ansicht folgend als Teilbericht des kompletten Geschaftsjahres bezeichnet; vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 92.
II. Zwischenberichterstattung
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Jahresabschluss sowie die zugehorige Dividende zu prognostizieren sind.^^is Der integrative Ansatz zielt damit insbesondere auf die Prognosefiinktion des Zwischenberichts ab.^^^^ Er stellt auf diese Weise ein subsidiares Mittel zu dessen Prognose dar.^^o D{Q Erfolgsabgrenzung kann deshalb nicht ohne anteilige Zuordnung aufgrund von Schatzungen bzw. Glattungen bestimmter Ereignisbeeinflussungen erfolgen.^i^i Hierzu sind iiber mehrere Zwischenberichtsperioden greifende Ereignisse auf die unterjahrige Einteilung in Zeitabschnitte zu verteilen,^i22 wodurch das Zwischenergebnis einen vorlaufigen Charakter annimmt.1123 Diese Schatzungen sind vor allem bei Unternehmen mit saisonalen Schwankungen von enormer Bedeutung und implizieren, dass eine Planungsrechnung als Basis fiir die Zwischenberichterstattung gefiihrt werden muss.1124 Das Realisationsprinzip findet demnach beim strengen Ansatz fiir die unterjahrigen Perioden keine Anwendung, weshalb diese Art der Ergebnisermittlung aufgrund der hieraus entstehenden Manipulationsmoglichkeiten, des hohen Aufwands und der fehlenden Moglichkeit der Beurteilung der Zwischenperiode kritisiert wird.^^^^ Als positiv fiir dieses Vorgehen ist anzufiih-
1118 Die unterjahrige Zwischenperiode wird hierdiirch in einen funktionalen Zusammenhang mit der jahrlichen Periode gebracht; vgl. Dahl 1995, S. 79. Der Zwischenbericht dient damit im Wesentlichen als Prognoseinstrtiment fiir den kommenden Jahresabschluss; vgl. Lohr 1996, S. 583. 1119 Vgl. Hebestreit 1992, S. 125; Koster 1992, S. 66; Lohr 1996, S. 583. 1120 Vgl. Koster 1992, S. 67. 1121 Vgl. Dahl 1995, S. 79-80. Die Prognose erfolgt grds. mittels linearer Extrapolation; vgl. Dahl 1995, S. 79. 1122 Vgl. Forschle/Hehnschrott 1997, S. 554. 1123 Vgl. Bridts 1990, S. 108. 1124 Vgl. Lohr 1996, S. 583. Insbesondere fiir Unternehmen mit starken saisonalen Schwankimgen kann der integrative Ansatz zur ausschliefilichen Veroffentlichimg von Planwerten fuhren; vgl. BDO 1989, S. 14. 1125 Vgl. Dahl 1995, S. 84-85; Lohr 1996, S. 583.
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Zweiter Hauptteil
ren, dass sich durch die Eliminierung von saisonalen Einfliissen das Zwischenergebnis besser als Prognosebasis eignet.^i^e
Sowohl der integrative als auch der eigenstandige Ansatz konnen den Informationsinteressen der Anleger nicht in voUem Umfang entsprechen.1127 Durch Kombination der beiden Sichtweisen entstand der kombinative Ansatz, der einzelne Merkmale der zuvor beschriebenen zu einem Kompromiss vereinigt, wobei dem eigenstandigen Ansatz das Hauptgewicht zukommt.ii^s Damit werden auch die durch die beiden Ansatze zu einseitig erfiillten Subfunktionen der Informationshmktion kombiniert,!^^^ indem die Vorschriften, die im Jahresabschluss Anwendung finden, durch zwischenberichtsspezifische Normen eine Erweiterung erfahren.i^^o Diese Vorgehensweise erscheint aufgrund der angefiihrten Diskussion des eigenstandigen sowie integrativen Ansatzes vorteilhaft gegeniiber einer alleinigen Anwendung der beiden Ansatze.i^^i
2.
Ableitung von Qualitatskriterien als Analyserahmen
Entsprechend dem Vorgehen bei der Ad hoc-Publizitat wird im Folgenden ein Katalog von Qualitatskriterien als Analyserahmen auf der Basis der theoretischen Grundlagen erarbeitet.i^^^ Als Interpretationsgrundlage dienen Wortlaut und -sinn der Zwischenberichterstattungsvorschriften des IFRS-Systems^i^s
1126 Vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 92. 1127 Vgl. dieser Ansicht folgend Coenenberg/Bridts 1992, S. 182. 1128 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000d, S. 41 und 43. 1129 In diesem Kontext wird in der Literatur von der Erfulliing einer Doppelfunktion gesprochen; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000d, S. 37; Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2769. 1130 Vgl. Dahl 1995, S. 86. 1131 Dieser Ansicht folgend vgl. Dahl 1995, S. 87; Lohr 1996, S. 584. 1132 Vgl. Abschnitt I.B.2. des Zweiten Hauptteils. 1133 Die Auswahl dieses Normensystems ist mit der bevorstehenden, verpflichtenden Einfiihrung der Zwischenberichterstattung nach IAS 34 zu begriinden; vgl. Abschnitt C.l. (Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
II. Zwischenberichterstattung
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sowie die ermittelte Zielsetzung vor dem Hintergrund der Adressaten sowie der Funktionen. Diese Kriterien sind als Analysegrundlage fiir die Ableitung einer Zwischenberichterstattung als Soll-Objekt fiir die Analyse des Enforcement im Dritten Hauptteil zu betrachten.
Aus dem Ergebnis der Analyse der Adressaten ist beziiglich des Kriteriums Relevanz festzustellen, dass die im Zwischenbericht vermittelten Informationen aus den Erfordernissen der aktuellen, aber auch potentiellen Anleger u n d insbesondere der Privatanleger abzuleiten sind. Das Prinzip der Entscheidungsrelevanz ist in allgemeiner Form im Rahmenkonzept der IFRS verankert: „Informationen gelten dann als relevant, w e n n sie die wirtschaftlichen Entscheidungen der Adressaten beeinflussen, indem sie ihnen bei der Beurteilung vergangener, derzeitiger oder zukiinftiger Ereignisse helfen oder ihre Beurteilungen aus der Vergangenheit bestatigen oder korrigieren/'^i^ Die Relevanz der Zwischenberichterstattung konnte in der Vergangenheit empirisch nachgewiesen werden.^^^s Dieses wird auch durch die empirisch bestatigte Aussage unterstrichen, dass der Quartalsbericht im Gegensatz z u m Geschaftsbericht bei der Bedeutung nahezu aufgeschlossen hat.^^^e Aufgrund der Informationsfunktion ist vor dem Hintergrund der Relevanz eine voUstandige Information zu gewahrleisten. Zur ErfuUung der Rechenschaftsfunktion sind
des Zweiten Hauptteils. Vgl. zu einer tfbersicht iiber die Qualitatskriterien im Rahmenkonzept Adler/Diiring/Schmaltz International 2005, Rn. 9 zu Abschnitt 1, S. 30. ^134 Rahmenkonzept 2005, Rn. 26. Damit ist entscheidend, dass es sich um Informationen handelt, die Einfluss auf die Anlageentscheidimg i.S.v. Kauf/Verkauf, aber auch auf die Strategie Halten haben; vgl. Dahl 1995, S. 56. Demgegeniiber liegt nach Ballwieser keine Entscheidungsrelevanz vor, wenn Informationen eine Entscheidung bestarken; vgl. Ballwieser 2002,5.117. 1135 DiQ Entscheidungsrelevanz der Zwischenberichterstattung wurde bereits Anfang der Neunziger Jahre nachgewiesen; vgl. Bridts 1990, S. 88-89; Coenenberg/Henes 1995, S. 969-995; Henes 1995, S. 350. 1136 Vgl. Abschnitt II.B.l.(l) des Zweiten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
deshalb Angaben iiber die abgelaufene Periode und wegen der Prognosefunktion auch beziiglich der Perioden bis zum Jahresabschluss zu machen. In diesem Kontext sind die gesetzlich geforderten Angaben vor allem xim wert- und risikoorientierte Informationen zu erganzen.ii37 Dariiber hinaus ist die Anforderung zu formulieren, dass neue Informationen vermittelt werden, die nicht bereits im letzten (Konzern-)Jahresabschluss oder (Konzern-)Lagebericht enthalten sind.^^^^
Im Siime des Kriteriums der Zeitnahe bzw. Rechtzeitigkeit ist es von entscheidender Bedeutung, dass der Zwischenbericht friihzeitig nach dem entsprechenden Stichtag veroffentlicht wird,^!^^ was durch das Ziel eines Fast Close durch die Reduktion des Zeitabstands vom Stichtag bis zum Zuganglichmachen zu optimieren ist. Die Zeitnahe dieser Publizitatsart ist dabei grundsatzlich aufgrund eines geringeren Berichterstattungszeitraums wesentlich hoher als bei der jahrlichen Publizitat.
Aufgrund der Zeitnahe imd Relevanz erlangt die Wesentlichkeit fiir die Zwischenberichterstattimg eine hohe Bedeutung,i^40 ^^m die Gefahr eines Information Overload liber das Jahr verteilt zu vermeiden. Eindeutige Vorschriften
1137 i.s.d. Rechenschaftsfimktion sind vergangenheitsorientierte Informationen iiber die Wertentwicklimg zur Verfiigung zu steUen, wahrend es aufgrund der Prognosefunktion notwendig ist, Informationen iiber Chancen und Risiken des Untemehmens zu integrieren, die irni wertorientierte Informationen zu erganzen sind. 1138 vgl. IAS 34.6 imd hierzu im Einzelnen Rolvering/Stahl 1999, S. 295. 1139 Vgl. im lAS-System hierzu allgemein Rahmenkonzept 2005, Rn. 43 sowie im Speziellen IAS 34, Zielsetzung. Auch in der Transparenz-Richtlinie wird eine moglichst schnelle Veroffentlichung nach dem Stichtag gefordert; vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 1, S. 45. 1140 Vgl. Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 108, S. 33; Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2770.
II. Zwischenberichterstattung
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zur Wesentlichkeit konnen nicht abgeleitet werden,ii4i sondern lediglich der Grundsatz, dass „die Wesentlichkeit im Verhaltnis zu den Finanzdaten der Zwischenberichtsperiode einzuschatzen^i^^^ ist. Diese Anforderimg ist insbesondere mit der Tatsache, dass es sich u m ein eigenstandiges Publizitatsinstrument handelt, zu begrunden.^i^^
Die Verlasslichkeit im Zwischenbericht ist dann gegeben, w e n n die enthaltenen Informationen frei von wesentlichen UnregelmaEigkeiten bzw. „frei von verzerrenden Einfliissen sind iind sich die Adressaten darauf verlassen konnen, dass sie glaubwiirdig darstellen, was sie vorgeben darzustellen"ii44. DIQ Verlasslichkeit steht dem Kriterium der Zeitnahe entgegen, weshalb aufgrund des Ziels einer zeitnahen Publizitat bei der Verlasslichkeit im Sinne eines Trade Off eine geringere Auspragimg zu tolerieren ist.^^^s
Mit Hilfe des Kriteriums der Verfiigbarkeit ist die Moglichkeit der Verwendungsbereitschaft der Zwischenberichte durch die Adressaten zu analysieren. In diesem Kontext sind Mafinahmen zur Verbesserung einer zeitnahen Publizitat u n d der Dauer des moglichst zentral gesteuerten Zugriffs auf die Zwischenberichte durch die Wahl des Veroffentlichungsmediums zu untersuchen.
1141 Rechtsdogmatisch handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, durch den Art und Umfang der Publizitat durch den Publizitatsverantwortlichen festzulegen sind; vgl. Achleitner/Wollmert/HuUe/Hey/Bischof 2005, Tz. 8-9, S. 5. Vgl. im Speziellen zur Zwischenberichterstattung Federspieler 1999, S. 173-174. 1142 IAS 34.23. Vgl. ausfiihrlich hierzu Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 109, S. 33. 1143 Vgl. Federspieler 1999, S. 173; Koster 1992, S. 107. 1144 Rahmenkonzept 2005, Rn. 31. Als Sekundareigenschaften der Verlasslichkeit werden im Rahmenkonzept die folgenden Kriterien angefiihrt: glaubwiirdige Darstellimg/Richtigkeit, wirtschaftliche Betrachtungsweise, Willkiirfreiheit bzw. Neutralitat, ein sachgerechtes Mafi an Vorsicht bei der Ausiibung von Ermessensspielraimien sowie VoUstandigkeit; vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 31-38. 1145 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 43 und hierzu im Einzelnen Leibfried 2005, § 37, Rz. 1.
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Zweiter Hauptteil
Zusatzlich ist die Vergleichbarkeit als Kriterium in den Analyserahmen aufzunehmen,ii46 welches mehrdimensional zu betrachten ist. 11^7 Zunachst ist jene Auspragung zu nennen, die ihren Ausfluss in einer stetigen Anwendung der Bilanzieriings- und Bewertungsgrundsatze sowie der Angabe von Vorjahreszahlen findet,ii48 ^m eine Vergleichbarkeit mit der Vorjahreszwischenperiode, aber auch der jahrlichen Publizitat zu ermoglichen.ii49 Zusatzlich ergibt sich eine interbetriebliche Komponente dieses Kriteriums, durch welche eine Vergleichbarkeit von Zwischenberichten verschiedener Unternehmen zu sichern ist. Im Sinne dieser Dimension ist die Vergleichbarkeit durch die zunehmende Internationalisierung der Kapitalnaarkte vor dem Hintergrund der Umstellung der Berichterstattung auf IFRS um eine europaische Sicht zu erweitern.1150
Im Sinne des Kriteriums der Wirtschaftlichkeit ist eine Abwagung von Kosten und Nutzen der Information durchzufiihren.ii^i Die Kosten der Zwischenberichterstattung sind in direkte und indirekte zu separieren,ii52 die im Folgenden als Kosten einer zusatzlichen Berichterstattung den Einsparungen bei den
1146 Vgl. zum Kriteriiim der Vergleichbarkeit Rahmenkonzept 2005, Rn. 39-42. 1147 Vgl. Federspieler 1999, S. 174. 1148 Vgl. Kilgert/Grofimarm 1990, S. 193. 1149 Vgl. Coenenberg/Bridts 1992, S. 191-192. 1150 Die intemationale Vergleichbarkeit ist in der VergangerJieit kritisiert worden; vgl. stellvertretend Coenenberg/Federspieler 1999, S. 408. 1151 Vgl. entsprechend Rahmenkonzept 2005, Rn. 44. 1152 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1794; Henes 1995, S. 68. Als direkte Kosten sind die Personal- und Materialkosten fiir die Erstellimg des Zwischenberichts zu nennen; als indirekte Kosten werden im Schrifttum eine mogliche Erhohung der Kapitalkosten als Folge von Fehlinterpretationen und Aktienverkaufen sowie die Veroffentlichungspflicht negativer Informationen genannt; vgl. ausfiihrlich Ammedick/Strieder 2002, Rn. 31-35, S. 13-14; Henes 1995, S. 68-81.
11. Zwischenberichterstattung
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Kapitalkosten, die durch eine Senkung der Informationsasymmetrien generiert werden, qualitativ gegeniiber zu stellen sind.i^^s
Auf Basis der abgeleiteten Qualitatskriterien erfolgt im nachsten Schritt eine Analyse der Zwischenberichterstattung unter Zugrundelegiing der europaischen Harmonisierungsbestrebungen. Diese berucksichtigt auch die Moglichkeiten der Zwischenberichterstattung als Investor Relations-Instrument.
C.
Analyse der Zwischenberichterstattung auf Basis der TransparenzRichtlinie als Instrument der Investor Relations
1.
Einfiihrung
Die Zwischenberichterstattung kann als Instrument der Investor Relations eingesetzt werden, was auch aus Unternehmenssicht bestatigt wird.ii54 Durch den Ausbau der Zwischenberichte mit freiwilligen Informationen bietet sich die Moglichkeit, dieses Publizitatsinstrument in die Investor RelationsStrategie zu integrieren.ii^s Die Erweiterung dieses mittelbaren Investor Relations-Instrumentsii56 igt untemehmensindividuell auszugestalten und bietet vielfaltige Moglichkeiten in den Grenzen der zu beachtenden Vorschriften.ii57
1153 Insbesondere aufgmnd der Tatsadie, dass sich der jeweilige Informationsnutzen nidit messen lasst, handelt es sich hierbei xun ein schwierig losbares Quantifizienmgsproblem; vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 44 und erganzend Baetge/Kirsch/Thiele 2003, S. 111. 1154 Vgl. zu empirischen Ergebnissen Abscknitt IV.B.2.b)(l)(a) des Ersten Hauptfeils. 1155 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000a, S. 1793; Rolvering 2002, S. 12. 1156 Die Einordnung in die mittelbaren Instrumente resultiert aus der Tatsache, dass eine einseitige Kommunikation durch das Untemehmen erfolgt; vgl. Rolvering 2002, S. 5-6. 1157 Als Basis fiir die Analyse dient neben den ermittelten Qualitatskriterien eine empirische Untersuchung der Zwischenberichtspublizitat von 100 Untemehmen, die als Stichprobe aus den 250 zimi 31. Marz 2001 gelisteten Untemehmen in den Indizes DAX 30, MDAX, Neuer Markt Index (NEMAX) 50 und SDAX der FWB bestimmt worden ist und jeweils, falls vorhanden, die Zwischenberichte des ersten Quartals fiir die Geschaftsjahre von 1999-2001 berucksichtigt; vgl. zur Stichprobenauswahl Rolvering 2002, S. 149-150. Die Messung der Berichtsqualitat erfolgte auf Basis eines eigenstandig entwickelten, durch eine Stellvertreterbefragung objektivierten Kriterienkatalogs; vgl. zur Ermittlung des (Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
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Zweiter Hauptteil
Bei Bereitstellung von Informationen im Rahmen der Investor Relations kann in jene unterteilt werden, mit denen Kontakt zu potentiellen Investoren aufgebaut wird, bzw. Mafinahmen, die darauf ausgerichtet sind, den Kontakt mit aktuellen Anlegem zu stabilisieren.^i^s DQJ- Zwischenbericht ist grundsatzlich als Instrument einzustufen, das Moglichkeiten fiir beide Ansatze bietet. Da der Quartalsbericht im Gegensatz zum Geschaftsbericht mittlerweile einen annahemd hohen Stellenwert aufweist, ist iiber eine Erweiterung der Berichterstattung insbesondere der anhangs- und lageberichtsahnlichen Informationen, sowie uber eine Ausweitung mit Hilfe einer Segmentberichterstattung und weiterer Publizitatsinstrumente zu diskutieren.ii59 Die Analyse der Erweiterung der Zwischenberichterstattung wird im Folgenden integriert mit jener der geforderten Mindestanforderungen durchgefiihrt.
2.
Allgemeine Anforderungen
a)
Zwischenberichterstattungspflicht und Mindestanforderungen wesentlicher Rechtsquellen
Nach § 40 Abs. 1 BorsG besteht derzeit eine Aufstellimgspflicht fiir Emittenten zugelassener Aktien im Amtlichen Handel, mindestens einen Zwischenbericht zu veroffentlichen, der nach § 54 Abs. 1 BorsZulV generell nach handelsrechtlichen Vorschriften zu erstellen ist. Abweichend von dieser Normierung herrscht im Schrifttum Eirugkeit dariiber, dass der Zwischenbericht nach den Normen aufzustellen ist, die auch in der jahrlichen Publizitat Anwendung finden.1160 Strittig ist in diesem Zusammenhang lediglich der Zeitpunkt der Um-
Modells zur Qualitatsmessung der Publizitat und der Ergebnisse der Befragung Rolvering 2002,5.75-148. 1158 VgLEkkenga 2001,5.2. 1159 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005,5.39. 1160 Vgl. Knorr 2001, 5. 2 und zur historischen Entwicklung Abschnitt II.A. des Zweiten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattung
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stellung auf eine Berichterstattung nach internationalen Standards-^^^^ Fiir Unternehmen, die im Prime Standard notiert sind, ist eine Erstellung nach den internationalen Vorschriften der jahrlichen Publizitat nach § 63 Abs. 1 BorsOi^^^ bereits eindeutig vorgeschrieben.
Aufgrund der Entwickliingen im Bereich der jahrlichen Konzernpublizitat ist IAS 34 deshalb als zentraler Zwischenberichterstattimgsstandard zu nennen.1163 Durch diesen werden aber weder eine Aufstellungspflicht noch die Dauer der Zwischenperiode begrundet,^!^ da es sich beim lASB u m eine private Organisation handelt, der es an der notwendigen Durchsetzungsfahigkeit mangelt.1^^5 ggi I A S 34 handelt es sich demgemafi u m eine zu beachtende Mindestvorgabe,!!^^ die durch die Unternehmen u m weitere Informationen zur Pflege der Investor Relations erweitert werden kann. Neben diesem Standard konnen bei Auftreten von Regelungsliicken nach IAS 8.12 prinzipiell auch Verlautbarungen anderer Standardsetter Anwendimg finden, solange diese mit den Vorschriften des lASB in Einklang stehen. Als Mindestbestandteile fiir den Zwischenbericht sind durch IAS 34 die Folgenden vorgeschrieben:ii67
•
verklirzte Zwischenbilanz u n d entsprechende Vorjahresangaben z u m vorangegangenenGeschaftsjahresstichtag,
1161 Vgl. zu dieser Problematik ausfiihrlich Abschnitt II.C.c) des Zweiten Hauptteils. 1162 Vgl. zu den rechtlichen Grundlagen dieser Vorschrift Ganzer/Borsch 2003, S. 484-488. 1163 Vgl. zu den Entwicklungen der jahrlichen Konzernpublizitat Abschnitt I.B.2.a)(l)(a)(b) des Ersten Hauptteils. 1164 Vgl. IAS 34.1. Vgl. ausfiihrlich Alexander/Archer 2005, Ch. 22.01; Leibfried 2005, § 37, Rz. 2. Bei den Verantwortlichen kann es sich um Regierungen, Borsen, Borsenaufsichtsbehorden oder Berufsverbande handeln; vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 3, S. 6. 1165 Vgl. Federspieler 1997, S. 944. 1166 Vgl. IAS 34.6 und IAS 34.7 sowie in\ Eir^zelnen Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 2, S. 6. 1167 Vgl. IAS 34.8 i.V.m. IAS 34.20.
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Zweiter Hauptteil
• verkiirzte Zwischen-Gewinn- imd Verlustrechnung und entsprechende Vorjahresangaben der Zwischenperiode, • verkiirzte Gewinn- und Verlustrechnimg von Geschaftsjahresbegirm bis Zwischenberichtsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben, • verkiirzter Eigenkapitalveranderungsspiegel von Geschaftsjahresbegirm bis Zwischenberichtsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben,ii68 • verkiirzte Kapitalflussrechnung von Geschaftsjahresbegirm bis Zwischenberichtsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben sowie • ausgewahlte Anhangangaben.
Durch § 63 Abs. 1 BorsO wird fiir diejenigen Untemehmen, die zum Prime Standard zugelassen sind, eine verpflichtende Quartalsberichterstattung nach IFRS Oder US-GAAP gefordert. Nach der BorsO ergeben sich folgende Mindestbestandteile der Quartalsberichterstattung, die entweder nach IFRS oder US-GAAP zu veroffentlichen sind:ii69 • Quartals-Bilanz und entsprechende Vorjahresangaben zum vorangegangenen Geschaftsjahresstichtag, • Quartals-Gewirm- imd Verlustrechnimg und entsprechende Vorjahresangaben, • Gewinn- imd Verlustrechnimg von Geschaftsjahresbegirm bis Quartalsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben, • Eigenkapitalveranderimgsspiegel von Geschaftsjahresbegirm bis Quartalsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben entsprechend Methodik bei jahrlicher Publizitat,
1168 Vgl. zum Wahlrecht beziiglich der Darstellimg der Verandenmgen des Eigenkapitals Abschnitt ILC.3.(e) des Zweiten Hauptteils. 1169 Vgl. § 63 Abs. 1 und 3 BorsO.
II. Zwischenberichterstattung
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• Kapitalflussrechnung von Geschaftsjahresbeginn bis Quartalsstichtag und entsprechende Vorjahresangaben, • ausgewahlte Anhangangaben mit Vergleichsinformationen, •
Segmentberichterstattung.
Zusatzlich sind durch die Borsenordnung weitere Angaben verpflichtend, die zum einen die anhangs- und zum anderen die lageberichtsahnlichen Berichterstattungspflichten erweitern.^i^^ Da diese Anforderungen des § 63 Abs. 4 BorsO jenen der §§ 55 und 56 BorsZulV entsprechen,ii7i ^i^^ (^{Q Novellierung dieser Vorschriften durch die Unisetzung der Transparenz-Richtlinie zu erwarten ist, entfallt im Folgenden neben DRS 6^172 auch eine detaillierte Analyse der Vorschriften in der Borsenzulassungverordnung, die inhaltliche Anforderungen betreffen.
Durch die Transparenz-Richtlinie wird in der Zukunft eine Anpassung der Zwischenberichterstattung zum Halbjahr dahingehend vorzunehmen sein, dass diese verpflichtend nach IAS 34 fur alle Emittenten von Aktien oder Schuldtiteln zu erfolgen hat/^^^ wodurch sich die Notwendigkeit normativer Anpassungen im BorsG und der BorsZulV ergibt. Damit wird die Halbjahresberichterstattung auf Unternehmen, deren Anteile an einer Regionalborse bzw. im General Standard gehandelt werden und fiir Schuldemittenten ausgeweitet.1174 jsjach der europaischen Vorgabe hat der Halbjahreszwischenbericht folgende Elemente zu enthalteni^i^s
1170 Vgl. § 63 Abs. 4 BorsO. 1171 Vgl. entsprec±iend Pellens/Fiilbier/Gassen 2004, S. 830. 1172 Vgl. zu dieser Ausgrenzimg auch Fufinote 1067. 1173 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 1 und 3, S. 45. 1174 Vgl. auch Buchheim/Ulbrich 2004, S. 284. 1175 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 2, S. 45.
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Zweiter Hauptteil
• verkiirzter Konzernabschluss nach IAS 34, •
Zwischenlagebericht,
• Versicherung der Verantwortlichen fiir die Richtigkeit und VoUstandigkeit.
Zusatzlich werden Emittenten von Eigenkapitaltiteln zur Veroffentlichung von zwei Zwischenmitteilungen der Geschaftsfiihrung pro Jahr in einem bestimmten Zeitintervall verpflichtet.^i^e Abweichend zur Entwurfsfassung der Richtlinie, in der noch vorgesehen war, dass die betroffenen Untemehmen einen Zwischenbericht nach IAS 34 mit reduziertem Umfang zu veroffentlichen haben, sind diese Anforderimgen durch die endgiiltige Richtlinie weiter reduziert worden.1177 Pur diese Zwischenpublizitat sieht die Richtlinie ausgewahlte Angaben im Sinne einer Zwischenmitteilung jeweils fiir den Emittenten und die von ihm kontroUierten Untemehmen vori^i^s • Erlauterung der wesentlichen Ereignisse und Transaktionen sowie Auswirkung auf die Finanzlage, • allgemeine Beschreibimg der Finanzlage imd des Geschaftsergebnisses. Fiir Untemehmen, die Quartalsberichte nach IAS 34 publizieren, entfallt die Verpflichtung zur Bereitstellimg entsprechender Angaben.ii79 Ei^g Veroffentlichung der Informationen zum Quartal ist nicht vorgesehen, sondern innerhalb eines Zeitraums, der zehn Wochen nach Halbjahresbeginn anfangt und sechs Wochen vor Ende des Halbjahres schliefit; der Veroffentlichimgszeit-
1176 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 6 Abs. 1, S. 46. 1177 Nach diesem Vorschlag war zumindest eine Tabelle iiber die Nettoumsatzerlose und das Ergebnis vor bzw. nach Steuem inkl. Vorjahresdaten aufzunehmen; vgl. Europaische Kommission 2003c, Begriindiing, S. 26. Vor allem das vorgesehene Wahlrecht ist dabei wegen einer fehlenden Vergleichbarkeit auf Kritik gestofien; vgl. Buchheim 2003, S. 246. 1178 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 6 Abs. 1, S. 46. 1179 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 6 Abs. 2, S. 46.
II. Zwischenberichterstattimg punkt der Angaben determiniert dabei auch den
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raum.1180
Diese reduzierte Form der unterjahrigen Publizitat erlaubt keine ausreichende Informationsbasis zur Beurteilung der Vermogens-, Finanz- iind Ertragslage u n d widerspricht einer Vergleichbarkeit. Zusatzlich ist das Argument anzuftihren, dass eine Gleichbehandlung der Anleger nicht gegeben ist, da der Informationsvorsprung der institutionellen Investoren auf diese Weise nur auf freiwilliger Basis durch die Gesellschaften aufzufangen ist.ii^i Zusatzlich ist die vorgenommene Einschrankung auf Gesellschaften, die Aktien emittieren, zu kritisieren.1182
Weiterhin wird durch den DCGK eine Empfehlung fiir borsennotierte Gesellschaften zur Zwischenberichterstattung nach international anerkannten Rechnungslegungsstandards abgegeben.iis^ Durch die Umsetzung der Transparenz-Richtlinie wird die Kodex-Empfehlung damit zumindest fiir den Halbjahresbericht iiberfliissig u n d ist durch eine Muss-Vorschrift zu ersetzen.
Weiterhin ist in diesem Kontext kurz darauf einzugehen, ob der Zwischenbericht auf Konzernbasis zu erfolgen hat. Aufgrund von § 56 Abs. 1 S. 1 BorsZulV existiert theoretisch noch ein Wahlrecht, ob ein Bericht fiir das emittierende Mutterimternehmen oder ein konsolidierter Zwischenbericht zu verof-
1180 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 6 Abs. 1, S. 46. Zur Kritik an der Festlegung eines derartigen Zeitfensters fiir die Veroffentlichung vgl. Abschnitt II.C.2.b) des Zweiten Hauptteils. 1181 Vgl. Burger/Ulbrich 2003, S. 906. 1182 Vgl. entsprechend IDW 2003d, S. 610. 1183 Vgl. DCGK 2005, Tz. 7.1.1.
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Zweiter Hauptteil
fentlichen ist.iis4 Durch DRS 6.8 a.F. ist dieses in zeitlicher Folge auf die Berichterstattung ftir den Konzern eingeschrankt worden. Auch nach der Transparenz-Richtlinie ist zwingend ein Zwischenbericht auf Konzernbasis zu veroffentlichen, wenn eine Konsolidierungspflicht besteht.ii^^ ^ ^ es sich bei der Zwischenberichterstattung um ein kapitalmarktausgerichtetes Publizitatsinstrument handelt und fiir die Beurteilung der Investition nicht ausschliefilich die Lage der Muttergesellschaft entscheidend ist, weisen die konsolidierten Daten fiir die Investoren eine grofiere Entscheidungsrelevanz auf.ii^^ ^{^Q vorgeschriebene Berichterstattung auf konsolidierter Ebene ist deshalb positiv zu beurteilen und wird auch im Rahmen dieser Arbeit angenommen.
Insgesamt ist die durch die Transparenz-Richtlinie angestrebte Harmonisierung zur Verbesserung der intemationalen Vergleichbarkeit sowie Angleichung an die gesellschaftsrechtlichen Vorschriften zu begriifien. Die Anforderungen der Transparenz-Richtlinie dienen deshalb im Folgenden i.V.m. IAS 34 als Analysebasis.
1184 Wahrend der alleinigen Giiltigkeit der genannten Vorschrift der BorsZiilV ergab sich bereits eine Tendenz zur Berichterstattung auf konsolidierter Basis. In einer empirischen Studie der Publizitat der ehemaligen DAX-lOO-Untemehmen wurde festgestellt, dass der Zwischenbericht in alien Fallen auf Konzemebene und zusatzlich durch 21% der Unternehmen auch der Zwischenbericht fiir die Muttergesellschaft veroffentlicht worden ist; vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000b, S. 317. Wahrend lediglich in einigen Landem ein Wahlrecht zur Veroffentlichung auf Basis des Einzelabschlusses besteht, erfolgt in den meisten europaischen Landem bereits vor Umsetzung der Transparenz-Richtlinie eine Berichterstattung auf Basis der konsoUdierten Daten; vgl. Federspieler 1997, S. 944. 1185 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 3, S. 45. Diese Pflicht wird auch nach IAS 34.14 bestatigt. Bei fehlender Konsolidierungspflicht ist nach der Transparenz-Richtlinie vorzusehen, dass ein Zwischenbericht nach jenen Vorschriften, die dem Jahresfinanzbericht zugrunde liegen, zu erstellen ist; vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 3, S. 45. Fiir eine derartige Publizitat legt die Kommission zukiinftig die Angaben hinsichtlich der Bilaniz, GuV sowie der erganzenden Anhangangaben fest; vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 6 c), S. 46. 1186 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000b, S. 317. Als Vorteil des Wahlrechts wurde bei der Einfiihrung im Schrifttum argumentiert, dass durch eine einzelabschlussorientierte Darstellung die zu erwartende Dividende abzuleiten ist; vgl. BDO 1989, S. 11.
II. Zwischenberichterstattimg
b)
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Berichterstattungszeitraum
Bisher ist in Deutschland fiir Aktienemittenten im Amtlichen Handel eine Halbjahresberichterstattung nach § 40 Abs. 1 BorsG i.V.m. § 53 S. 1 BorsZulV vorgeschrieben. Demgegenliber wird der Berichterstattungszeitraum in IAS 34 rucht eindeutig festgelegt, sondern lediglich bestimmt, dass der Zeitraum kiirzer als ein Geschaftsjahr ist.^^^^ AusschlieElich fiir borsennotierte Unternehmen ist diesbeziiglich festgelegt, dass sie mindestens einen Halbjahresbericht zu veroffentlichen haben.^^^s Fiir Unternehmen, die im Prime Standard gelistet sind, ergibt sich nach § 63 Abs. 1 BorsO bereits eine Pflicht zur Quartalsberichterstattimg. Eine Empfehlung zur quartalsweisen Berichterstattimg ist fiir borsennotierte Gesellschaften auch im DCGK etabliert.i^^^ In diesem Kontext war aufgrund der Formulierung zunachst fraglich, ob es sich um eine Empfehlung zur Quartalsberichterstattung handelt, da der Berichterstattungszeitraum nicht explizit benannt wird. Aufgrund der Verwendung des Plurals in der Vorschrift ist eine Zwischenberichterstattung auf Quartalsbasis jedoch zu bejahen.1190
Die Festlegimg des Berichterstattungszeitraums und des Umfangs ist auch im Rahmen der Transparenz-Richtlinie als wesentlicher Punkt diskutiert worden. Die Einfiihrung wurde vor diesem Hintergrund befiirwortet, da eine Vielzahl von Mitgliedstaaten eine derartige vorschreibt und die europaischen Anforderungen somit als veraltet zu qualifizieren sind.i^^^ Aufgrimd der Richtlinie er-
1187 Vgl. IAS 34.4. 1188 Vgl. IAS 34.1. 1189 Vgl. DCGK 2005, Tz. 7.1.1. 1190 Vgl. Oser/Wader 2003, S. 220-221; Ringleb/Kremer/Lutter/Werder 2005, Tz. 1302, S. 280. 1191 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Begnindimg, S. 15. Vgl. zu einer gnmdlegenden Beschreibung der Zwischenberichterstattungsvorschriften in Europa im Jahr 2003 Europaische Kommission 2003c, Begriindung, S. 15-16.
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Zweiter Hauptteil
gibt sich, wie bereits erortert, eine Halbjahresberichterstattung fiir Emittenten von Aktien imd Schuldtiteln sowie eine zweimalige Veroffentlichung lageberichtsahnlicher Informationen fiir Aktienemittenten in einem bestimmten Zeitraum.11^2 Vor allem die Einfiihriing einer Zeitspanne, in denen die Zwischenmitteilungen veroffentlicht werden konnen, ist zu kritisieren.i^^^ J^Q^ Berichterstattungszeitraum kann hierdurch wesentlich schwanken, wodurch den Unternehmen Missbrauchsmoglichkeiten geboten werden, indem eine Variation des Berichterstattungszeitraums in der zeitlichen Abfolge durchgefiihrt wird.
Die europaische Diskussion um die Erweiterimg der Zwischenberichterstattung ist allerdings noch nicht abgeschlossen, da in der Transparenz-Richtlinie vorgesehen ist, dass die Kommission bis zum 20. Januar 2010 einen Bericht vorlegt, in dem untersucht werden soil, ob der Halbjahresfinanzbericht und auch die lageberichtsahnlichen Mitteilimgen der Geschaftsfiihrung den Publizitatsanforderungen der Anleger genugen.ii94 gine bis dahin rein freiwillige Ausweitung der Zwischenberichterstattimg auf Quartalsebene steht dem Anlegerschutz entgegen, da die Funktionsfahigkeit des Kapitalmarkts insbesondere dann gesichert ist, wenn vergleichbare Zwischenberichte von alien am Kapitalmarkt teilnehmenden Untemehmen veroffentlicht werden.^^^s Eine Differenzierung der Quartalsberichterstattimgspflicht anhand von Marktsegmenten ist deshalb abzulehnen.i^^e
1192 Vgl. zu einem Uberblick Abschnitt II.C.l. des Zweiten Hauptteils. 1193 Zur Kritik, dass so die Berichtszeitpunkte der Zwischenmitteilimgen und der jahrlichen sowie halbjahrlichen Publizitat zusammen fallen konnen, vgl. Buchheim/Burger/Ulbrich 2004, S. 1392; Buchheim/Ulbrich 2004, S. 280-281. 1194 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 6 Abs. 3, S. 46. 1195 Vgl. entsprechend Europaische Kommission 2003c, Begriindung, S. 16-17. 1196 Vgl. Merkt/Gothel 2003, S. 30.
II. Zwischenberichterstattung
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Die Erweiterung zu einer gesetzlich vorgeschriebenen Quartalsberichterstattung und deren Ausgestaltung ist aber nicht erst seit Entwicklung der Transparenz-Richtlinie Gegenstand von Diskussionen. Das am haufigsten angebrachte Argument gegen die Verkiirzung der Berichtsperiode ist in der Vernachlassigung einer langfristig ausgerichteten Unternehmenswertsteigerung zu sehen.1197 Hierzu wird angefiihrt, dass unternehmenspolitische Mafinahmen, die zu keinem direkten Erfolg fiihren, durch eine Verkiirzung der Prasentation des Untemehmensergebnisses erschwert werden und insgesamt eine steigende Kursvolatilitat zu befurchten ist.^^^s ^\xi empirischer Beleg fiir die Steigerung der Volatilitat fehlt bislang^^^^ und ist auch theoretisch nicht anzunehmen, da die strategische Ausrichtung in den Verantwortungsbereich der Untemehmen fallt und eine langfristig gesicherte Unternehmenswertsteigerung zudem durch die erfolgsorientierte Vergiitung der Verantwortlichen zu sichern ist.i^oo Daneben hat das Untemehmen im Zwischenbericht die Moglichkeit, durch eine entsprechende Publizitat die Anleger iiber die strategische Ausrichtung und die langfristigen Wertsteigerungspotentiale zu informieren. Gegen eine nachteilige Auswirkung einer Quartalsberichterstattung spricht zudem, dass keiner der europaischen Mitgliedstaaten, der bereits eine verpflichtende vierteljahrliche Berichterstattung vorsieht, deren Einfiihrung ruckgangig gemacht hat.^^oi im Sinne der Wirtschaftlichkeit sind weiterhin die Kosten einer Quartalsberichterstattung zu beriicksichtigen, die, entsprechend der Ansicht des Schrifttums, als vertretbar einzustufen sind.1202 Diese Ansicht
1197 Vgl. Buchheim 2003, S. 247; Leibfried 2005, § 37, Rz. 10; Merkt/Gothel 2003, S. 24-25. 1198 Vgl. Merkt/Gothel 2003, S. 25. 1199 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Begriindimg, S. 14. 1200 Vgl. entsprechend Leibfried 2005, § 37, Rz. 10. 1201 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Begriindung, S. 16. 1202 Vgl. entsprechend Federspieler 1999, S. 46.
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Zweiter Hauptteil
kann auch fur kleine Unternehmen vertreten werden, da bei einer Pflicht zur Berichterstattung z u m Halbjahr die EDV-Systeme entsprechend eingerichtet sind u n d der Aufwand fur zwei weitere Berichte nicht unverhaltnismafiig grofi ist. Der Ausweitung der Zwischenberichterstattung steht bei Beachtung des Wesentlichkeitspostulats auch kein Information Overload der Anleger gegeniiber.
In der Gesamtschau ist deshalb vor dem Hintergrund einer Vergleichbarkeit u n d zeitnahen Publizitat zur Sicherung des Anlegerschutzes eine gesetzlich vorgeschriebene Quartalsberichterstattung fiir alle kapitalmarktnotierten Gesellschaften in Deutschland z u fordem.^^os puj- dig Einfuhrung einer gesetzlich verpflichtenden Quartalsberichterstattung in Deutschland spricht zudem, dass die EU-Kommission in 2010 von ihrem Recht Gebrauch machen u n d eine derartige Berichterstattung einfiihren wird.1204 Aufgrund dieses Ergebnisses wird im Folgenden die Betrachtung der durch die Transparenz-Richtlinie einzufiihrenden Zwischenmitteilungen der Geschaftsfiihrung ausgeschlossen.
c)
Umstellungszeitpunkt und -grundsatze
Weiterhin ist die Problematik des Umstellungszeitpunktes auf eine Zwischenberichterstattung nach IAS 34 z u untersuchen. Fraglich ist, ob bereits der erste Zwischenbericht des Geschaftsjahres, in dem die Umstellung der jahrlichen Publizitat auf IFRS erfolgt, nach intemationalen Vorschriften aufzustellen ist.
1203 Vgl. entsprechend Merkt/Gothel 2003, S. 30. Die Regienmgskommission Corporate Governance hat in ihrem Abschltissbericht diesen Vorschlag ebenfalls mit Einschrankung auf borsennotierte Gesellschaften unterbreitet; vgl. Baums 2001, Rn. 269-270, S. 284-286. Fiir eine derartige Ausweitung spricht auch die Befragtmg von 1.400 europaischen Finanzfachleuten, die als Ergebnis hervorgebracht hat, dass die Einfuhrung von Quartalsberichten wichtiger als die Vereinheitlichimg der Rechnungslegungsstandards ist; vgl. Merkt/Gothel 2003,5.24. 1204 Vgl. diese Einschatzung teilend Buchheim/Burger/Ulbrich 2004, S. 1392; Buchheim/ Ulbrich 2004,5.281-282.
II. Zwischenberichterstattung
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Aufgrund der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung ist betriebswirtschaftlich zu argumentieren, dass die Umstellung erst im Jahr nach der erstmaligen A n w e n d u n g der IFRS im Jahresabschluss zu erfolgen hat,i205 damit auch die vorangegangenen jahrlichen Daten auf IFRS-Basis zuganglich sind. Diese Auffassung wird durch die Frankfurter Wertpapierborse in einem Rundschreiben an ihre Emittenten bestatigt.^^o^
Durch Veroffentlichung von IFRS l^^oz gind zusatzlich Grundsatze zur Umstellung auf die Zwischenberichterstattung nach IAS 34 festgelegt worden.^^os Auch im Hinblick auf diese Vorschriften ist strittig, ob aus diesen eine Pflicht zur Anwendung von IAS 34 bei der Quartalsberichterstattung bereits im Jahr der Umstellung des jahrlichen Abschlusses auf IFRS abzuleiten ist. Auf der einen Seite werden die Vorschriften in IFRS 1 als Regelungsliicke interpretiert, mittels derer klargestellt wird, dass die Zwischenberichterstattimg auch im Jahr der Umstellung bereits auf Basis der IFRS zu erfolgen hat.i209 Diese Argumentation stiitzt sich auf die Annahme, dass IFRS 1.35 festlegt, alle Standards im Jahr der Umstellung und damit auch IAS 34 anzuwenden.1210 Auf der anderen Seite ist zu erwidern, dass sich aus IAS 34 keine Aufstellungspflicht des Zwischenberichts ergibt,i2n da diese weiterhin nach § 40 BorsG geregelt ist und dieser Paragraph keinen bestimmten Rechnungslegungsstan-
1205 vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 315, S. 101; Strieder 2001b, S. 227. 1206 Vgl. Deutsche Borse 2004, S. 3. 1207 Die Zielsetzung von IFRS 1 kann mit der Sicherstellimg der Vergleichbarkeit bei Umstellung auf die IFRS wieder gegeben werden; vgl. IFRS 1.1. 1208 IFRS 1 ist fiir Abschliisse, die nach dem 1. Januar 2004 beginnen, verpflichtend sov^ie auf Abschliisse vor diesem Stichtag freiwillig anzuwenden; vgl. IFRS 1.47. 1209 Vgl. Strieder/Ammedick 2004, S. 2680-2681. 1210 Vgl. Strieder/Ammedick 2004, S. 2680-2681. 1211 Vgl. IAS 34.1 und Abschnitt II.C.2.a) des Zweiten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
dard vorschreibt.1212 Diese Ansicht bestatigend wird im Schrifttum die Meinung vertreten, dass bei einer beabsichtigten Aufstellung der Zwischenberichte nach IAS 34 vor der Umstellung des Jahresabschlusses die Formulierung des IFRS 1.2 b) diese Pflicht eindeutig enthalten wurde.1213
Eine verpflichtende Beachtung von IAS 34 im Halbjahresbericht fiir Unternehmen, deren Konzemabschluss aufgrund der lAS-Verordnung nach den internationalen Vorschriften zu veroffentlichen ist, wird durch die Umsetzung der Transparenz-Richtlinie durch den deutschen Gesetzgeber fiir Geschaftsjahre, die nach dem 31. Dezember 2006 beginnen, gesetzlich festgeschrieben werden.1214 Daraus folgt, dass fiir Untemehmen, die erstmals zum 31. Dezember 2005 ihren Konzemabschluss nach IFRS veroffentlichen, keine gesetzliche Verpflichtung zur Zwischenberichterstattung nach IAS 34 im Jahr 2006 besteht. Diese hat aber aufgrund der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung i.V.m. IFRS 1 auch im Jahr 2006 bereits nach IAS 34 zu erfolgen. Untemehmen, die ihren ersten Konzemabschluss nach IFRS erst zum 31. Dezember 2007 aufstellen,i2i5 jst demgegeniiber nach den Anderungen der Transparenz-Richtlinie bereits vor einer Veroffentlichung eines IFRS-Konzernabschlusses eine Halbjahreszwischenberichterstattung auf Basis von IAS 34 vor-
1212 Vgl. dieser Auffassung folgend Baetge/Bischof/Matena 2005, Tz. 254, S. 64; Beck 2005, S. 1479; Mujkanovic 2005, S. 148-149. 1213 Vgl. Beck 2005, S. 1479. Ziisatzlich gibt Beck zutreffend an, diese Ansicht werde durch die Tatsache bestatigt, dass die Auffassung der Deutschen Borse in der zuvor veroffentlichten Mitteilung nach Bekanntmachung von IFRS 1 nicht geandert worden ist; vgl. Beck 2005,8.1479. 1214 Die Frist zur Umsetzung der Richtlinie lauft am 20. Januar 2007 ab; vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 31, S. 56. Deshalb ist von einer erstmaligen gesetzlich verpflichtenden Halbjahreszwischenberichterstattung nach IAS 34 fiir nach dem 31. Dezember 2006 beginnende Geschaftsjahre auszugehen; vgl. so auch Mujkanovic 2005, S. 49. 1215 Vgl. zu den Ubergangsvorschriften IV.B.2.a)(l)(b) des Ersten Hauptteils.
bzgl. der jahrlichen Publizitat Abschnitt
II. Zwischenberichterstattung
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zuschreiben.1216 Dieses ist aufgrimd der Verbindungsfunktion des Zwischenberichts zu kritisieren. Fiir einen derartigen Fall ist zumindest dafiir Sorge zu tragen, dass liber die Anforderungen in IAS 34 hinaus detaillierte Angaben hinsichtlich der ausgeiibten Bilanzierungs-, Bewertiings- und Konsolidierungsmethoden gemacht werden.1217 Hierzu enthalt IFRS 1 Grundsatze bzw. detaillierte Vorgaben zur Umstellung auf IAS 34 vor der Veroffentlichung eines jahrlichen IFRS-Abschlusses. Erfolgt die Umstellung der Zwischenberichterstattung auf IAS 34 erst nach Veroffentlichung eines jahrlichen IFRSAbschlusses sind diese LJberleitungserlauterungen nicht anzuwenden, da die Anleger ein derartiges Informationsbediirfnis d a n n nicht besitzen, wobei sich die Verdffentlichung einer Uberleitungsrechnung des Periodenergebnisses u n d des Eigenkapitals fiir den jeweiligen Vorjahreszwischenberichtszeitraum im Sinne der Investor Relations empfiehlt.^^is Durch die Uberleitungsrechnungen sind die Auswirkungen, die sich durch den Ubergang hinsichtlich der Vermogens-, Finanz- u n d Ertragslage sowie der Cash Flows ergeben, durch das Unternehmen zu erlautern,i2i9 wozu detaillierte Anforderungen formuliert werden.1220 Die Notwendigkeit ausfiihrlicher Uberleitungsinformationen liegt insbesondere im Kriterium der Vergleichbarkeit begrundet.1221 Diese Anforderungen werden integriert mit der Analyse der inhaltlichen Anspriiche einer gesetzlich vorgeschriebenen Quartalsberichterstattung nach IAS 34 in Folge betrachtet.
1216 Vgl. Baetge/Bischof/Matena 2005, Tz. 260, S. 66; Mujkanovic 2005, S. 149-150. 1217 Dieser Ansicht entsprechend fiir die ehemals geltenden Teilnahmebedingungen des SDAX vgl. IDW RH HFA 1.003a, Tz. 4, S. 128. Dieser Rechnungslegungshinweis ist nach Beschluss des HFA am 30. Juni 2004 aufgehoben worden; vgl. IDW RH HFA 1.003b. 1218 Vgl. Baetge/Bischof/Matena 2005, Tz. 253, S. 63-64. 1219 Vgl. IFRS 1.39. 1220 Vgl. IFRS 1.45 und IFRS 1.46. 1221 Vgl. CESR 2003, § 34, S. 7.
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Zweiter Hauptteil
Eine Halbjahreszwischenberichterstattung nach IAS 34 in Geschaftsjahren vor dem 1. Januar 2006 kommt demnach entweder freiwillig, aufgrund einer Notieriing im Prime Standard oder durch einen ehemals in Anspruch genommenen § 292a HGB a.F. in Frage. Demgegeniiber wird auf europaischer Ebene die Anwendung von IAS 34 bereits im Jahr 2005 durch das CESR empfohlen.1222 Dieser Empfehlimg ist aufgrund der erarbeiteten Verbindungshmktion lediglich darm zu folgen, werm bereits der Konzernabschluss zum vorangegangenen Geschaftsjahresstichtag auf Basis der IFRS aufgestellt wurde.
d)
Publikationsort und -form
Vor dem Hintergrimd der Kriterien Zeitnahe, Verfiigbarkeit, Vergleichbarkeit und Wirtschaftlichkeit ist der Einsatz moderner Kommunikationsmethoden und vor allem die Nutzung der Moglichkeiten des Internet zu analysieren. Nach § 61 Abs. 1 S. 1 BorsZulV ist der gesetzlich vorgeschriebene Zwischenbericht mindestens in einem iiberregionalen Borsenpflichtblatt, im Bimdesanzeiger oder in gedruckter Form bei den Zahlstellen den Anlegem zuganglich zu machen.1223
Zusatzlich erfolgt die Veroffentlichung der Zwischenberichte zunehmend freiwillig auf der Homepage der Untemehmen.1224 Dieses ist aufgrund einer fehlenden zentralen Verfugbarkeit, die eine Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen nicht direkt ermoglicht, zu kritisieren. In Erganzung ist neben der nicht vorhandenen zentralen Zugriffsmoglichkeit eine mangelnde Ein-
1222 Vgl. CESR 2003, § 29, S. 7. 1223 Palls die Alternative der Veroffentlichung im Bimdesanzeiger nicht gewahlt wird, ist im Bundesanzeiger zimundest der Veroffentlichimgsort anzugeben; vgl. § 61 Abs. 1 S. 2 BorsZulV. 1224 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2767.
11. Zwischenberichterstattimg
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gangskontroUe und Falschungssicherheit zu beanstanden.^^^s Deshalb ist der Vorschlag der Bflwms-Kommission zu begrlifien, in dem sie sich fiir eine elektronische Ubermittlung und Veroffentlichung sowie schnelle und zentrale Abrufbarkeit der Zwischenberichte ausspricht.1226
Der Zwischenbericht ist nach § 62 BorsZulV auch den Zulassungsstellen der nationalen und europaischen Borsen zu iibermitteln, an denen die Aktien zum Handel zugelassen sind. Diese Pflicht wird fiir Unternehmen, die im Prime Standard gelistet sind, dahingehend konkretisiert, dass der Quartalsbericht in elektroruscher Form zur Verfiigimg zu stellen ist, damit es der Zulassimgsstelle ermoglicht wird, die Zwischenberichte dem Publikum elektronisch zuganglich zu machen.1^7 jj^ diesem Zusammenhang verfolgt die Deutsche Borse AG mit dem Projekt „Strukturierte Quartalsberichte" in Anlehnung an das Vorgehen der SEC1228 ^^^s Ziel, eine Vereinheitlichung des Berichtsformats zur Veroffentlichimg im Internet zu etablieren, um insbesondere die Vergleichbarkeit zu erhohen.1229 Die strukturierten Berichtsformate sind daneben als formale Mindestvorgaben zu interpretieren, neben denen die Ausweisvorschriften der einzelnen Rechnunglegungsstandards weiterhin Anwendung finden.i^^o Y){Q strukturierten Vorlagen der Bilanz, Gewirm- und Verlustrechnimg und Kapitalflussrechnung, die als Vorgabe fiir die Erfassung dienen, sind in den An-
1225 Vgl. stellvertretend Bauins 2001, Rn. 271, S. 286-287. 1226 Vgl. Baums 2001, Rn. 271, S. 286. 1227 Vgl. § 63 Abs. 8 BorsO. 1228 Als Vorbild fiir dieses Projekt dienen die Vorschriften der SEC, die zur Erfassung der Quartalsberichte ein strukturiertes Dokument (lOQ-Form) entwickelt hat, mit Hilfe dessen die Ubermittlung der Quartalsberichte erfolgt und auch spater im EDGAR-System abrufbar ist; vgl. Riess/Harreus 2001, S. 739. 1229 Vgl. Riess/Harreus 2001, S. 739. 1230 Vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 93. An dieser Stelle bleibt zu bemangeln, dass die Vorgaben der Deutsche Borse AG z.T. nicht mit den Anforderungen der Rechnungslegung iibereinstitnmen; vgl. Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 94.
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Zweiter Hauptteil
hang der Borsenordnimg aufgenommen worden.i23i Eine derartige vorgegebene Erfassungsmaske ermoglicht dariiber hinaus eine Verbesserung der Berichtsgtite mit Blick auf die VoUstandigkeit der Informationen.1232 AIS Ergebnis dieses Projektes bleibt lediglich eine eingeschrankte Vergleichbarkeit zu konstatieren, da es den Adressaten nicht moglich ist, die Informationen zentral fiir alle Emittenten, die an alien deutschen Borsen notiert sind, abzurufen. Eine entsprechende Vorgehensweise bei der Ausgestaltung des deutschen Unternehmensregisters ist deshalb zu empfehlen.
Nach dem Regierungsentwurf des EHUG ist eine Integration des Zwischenberichts in das deutsche Untemehmensregister vorgesehen.i^^a Dieses ist uneingeschrankt zu begriifien. Eine Veroffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger ist demgegeniiber nicht vorgesehen.1234 Nicht nur aufgrund von Wirtschaftlichkeitsuberlegungen^235 ^nd einer hoheren Vergleichbarkeit der Zwischenberichte untereinander und im Zeitablauf, sondern auch durch eine Starkung der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung zum vorangegangenen Konzemabschluss, der ebenfalls in das Untemehmensregister aufgenommen wird,!^^^ ist eine derartige Integration zu befiirworten. So wird der Annahme in IAS 34.15, wonach die Adressaten des Zwischenberichts auch Zugang zu der jahrlichen Berichterstattung haben, voUstandig und fiir den Anleger aufierst komfortabel entsprochen. Zusatzlich ist positiv zu bewerten.
1231 Vgl. Anhang der BorsO. 1232 Vgl. D'Arcy/Grabensberger 2000, S. 1479. 1233 Vgl. RegE EHUG 2005, § 8b Abs. 2 Nr. 9 HGB, S. 3. 1234 Diese war im Referentenentwurf jedoch noch geplant; vgl. RefE EHUG 2005, § 61 Abs. 1 BorsZulV, S. 53. Hierbei wurde im Schrifttum bemangelt, dass in der Begriindimg eine Argiimentation zur Abschaffimg der Schalterpublizitat fehlt; vgl. DAV 2005, S. 11. 1235 Vgl. allgemein zu den Kosteneinsparungen aufgrund der Nutzung elektronischer LFbermittlungsmoglichkeiten Ammedick/Strieder 2002, Rn. 34, S. 14. 1236 Vgl. Abschnitt IVB2a)(l)(b) des Ersten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattung
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dass die Zwischenberichte in das jahrliche Dokument nach § 10 WpPG aufgenommen werden.i^^''
Eine weitere RoUe in Bezug auf den Einsatz des Internet spielt die Auswahl des Dateiformats zur Bereitstellung der Informationen. Die zunachst genutzten Dateiformate Portable Document Format (pdf)i238 und Hypertext Markup Language (html)i239 werden zimehmend aufgrund der durch sie auftretenden Nachteile^^^o durch neuere Technologien abgelost. Deshalb wird an dieser Stelle der Einsatz der Sprache extensible Business Reporting Language (XBRL)i24i empfohlen, die als Standard fiir die Erstellimg, Veroffentlichung, Auswertung und den Vergleich von Finanzinformationen entwickelt worden ist,^242 ^^^^ f^jj. die Ubertragimg der Zwischenberichtsdaten an die Deutsche Borse AG bereits genutzt werden kann.
1237 Vgl. ausfiihrlich ziun jahrlichen Dokument Abschnitt B.2.a)(l)(e) des Ersten Hauptteils. 1238 Hierbei handelt es sich um ein geeignetes Format fiir den Download und den Ausdruck von Dateien; vgl. Kiiting/Dawo/Heiden 2001, S. 32; Meyer-Fries/Groner 2002, S. 44-45. 1239 Eine Darstellung in html ermoglicht eine iibersichtliche Ai\zeigefunktion und einfache Analysemoglichkeit; vgl. Kiiting/Dawo/Heiden 2001, S. 33; Meyer-Pries/Groner 2002, S.45. 1240 Als wesentliche Nachteile des Formats html lassen sich die schlechte Druck- imd Downloadmoglichkeit sowie eine nicht ausreichend gesicherte Authentizitat der Daten anfiihren, wahrend bei einem pdf-Dokimient im Wesentlichen ihre Grol^e, die eine zu hohe Downloadzeit bedingt, und eine fehlende Aufbereitung der Daten bemangelt wird; vgl. zu einer ausfiihrlichen Analyse Hund 2004, S. 229. 1241 Bei dieser Unterart der extensible Markup Language (XML)-Technologie, die in ihrer ersten Version im Oktober 1999 vorgestellt worden ist, handelt es sich um eine „Datenspezifikation zum Austausch von Jahresabschlussdaten"; Kiiting/Dawo/Heiden 2001, S. 5-46. Vgl. zu einer Ubersicht iiber die technischen Grundlagen Meyer-Pries/Groner 2002, S. 49-50; Nutz/Straufi 2002, S. 447-547; RawoUe/Ade/Schumann 2002, S. 11171123. Vgl. zu einer Beschreibung der Entwicklung von XBRL Meyer-Pries/Groner 2002, S. 45-46. 1242 Vgl. Brinkmann/Spiefi 2005, S. 368.
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Zweiter Hauptteil
Fiir die Ubermittlung von Informationen mit Hilfe von XBRL ist eine je nach Rechnungslegungsstandard gestaltete Taxonomiei243 einzusetzen, die fiir die Ubermittlung von IFRS-Daten bereits vorliegt.1244 jsjeben der Entwicklung dieser Taxonomie ist es ebenfalls von Bedeutung, dass umfassende Analysetools in Standardsoftware eingearbeitet werden, die eine Integration von XBRLDaten gestatten.1245
Der Einsatz von XBRL ermoglicht, die Qualitat der Unternehmenspublizitat erheblich zu steigern, da dieses Format durch seinen Aufbau die Konsistenz u n d Authentizitat der Informationen sicherstellt.i246 Zusatzlich ist durch die vorgenommene Standardisierung der Informationen eine mehrfache Nutzbarkeit moglich.1247 Ebenso ergibt sich ein Vorteil durch die Tatsache, dass die Anleger die Informationen aufgrund der Strukturierung einfacher identifizieren, extrahieren u n d analysieren konnen.^248 XBRL stellt damit einen entscheidenden Faktor dar, u m den Informationsfluss der Zwischenberichterstattung im Sinne der Qualitatskriterien Zeitnahe, Vergleichbarkeit u n d Verfiigbarkeit durch die Art des Datenaustausches u n d seine Analysemoglichkeiten zu verbessem.1249 Auch aus Wirtschaftlichkeitsiiberlegimgen heraus ergeben sich Kosteneinsparungen fiir die Informationsbereitstellimg durch den Einsatz von XBRL.1250
1243 Bei einer Taxonomie handelt es sich um ein XML-Schema, auf das durch ein Dokimient verwiesen werden kann; vgl. Kiiting/Dawo/Heiden 2001, S. 46. 1244 Ausfiihrlich zu dieser Taxonomie vgl. IFRS-Taxonomie 2005. 1245 Vgl. Griming 2004, S. 511. 1246 Vgl. DiPiazza/Eccles 2003, S. 53. 1247 Vgl. PWC/Kirchhoff 2005,5.32. 1248 Vgl. DiPiazza/Eccles 2003, S. 53,55. 1249 Vgl. entsprechend fiir die gesamte Unternehmenspublizitat Himd 2004, S. 90-91. 1250 Vgl. Brinkmann/Spiefi 2005, S. 368; Griining 2004, S. 511-512.
II. Zwischenberichterstattimg
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Der Einsatz dieses Standards auf Basis der IFRS-Taxonomie ist fur die Ubermittlung der Zwischenberichte aufgrund der aufgezeigten Vorteile auszuweiten. Deshalb ist eine Empfehlung fiir den Einsatz zur LFbermittlung der Zwischenberichtsdaten an das deutsche Unternehmensregister abzugeben.i^si Hierzu ist zukunftig auch darauf hinzuwirken, die vorgestellten positiven Nutzeneffekte den Anwendern naher zu bringen, da dieses Dateiformat aktuell als unbedeutend wahrgenommen wird. Obwohl laut einer Studie im Februar 2005 alle befragten Unternehmen XBRL kennen, beurteilen 39% die Anwendung als eher bzw. voUkommen unwichtig.^^^^
Neben der bereits diskutierten Bereitstelliing der Daten uber das Internet ist zudem die sekundare Publizitat, mittels der Informationen durch Dritte iiber den Inhalt der Zwischenberichte vermittelt werden, von entscheidender Bedeutimg. Dieses ist mit der hohen Bedeutimg der Presse als Informationskanal fiir die Privatanleger auf Basis von empirischem Material zu belegen.^^ss Hierzu ist eine eingehende Erlauterung des Zwischenberichts in der Presse uber eine daraufhin ausgerichtete Pressearbeit anzustreben.i254 j ^ erster Linie kann in dieser Hir\sicht eine Beeinflussung dadurch erfolgen, dass Unternehmerisinterne iiber den Inhalt des Zwischenberichts Interviews geben bzw. gezielt Pressekonferenzen angesetzt werden.
1251 Hinsichtlich der technischen Umsetzung der Fiihrung des deutschen Untemehmensregisters liegen bisher keine konkreten offentlichen Plane vor. Das BMJ soil in diesem Zusammenhang jedoch dazu ermachtigt werden, eine Rechtsverordnung zu erlassen; vgl. RegE EHUG 2005, § 9a Abs. 2 HGB, S. 5. 1252 Vgl. PWC/Kirchhoff 2005, S. 42-43. 1253 Vgl. Emst/Gassen/PeUens 2005, S. 21, 39. 1254 Vgl. Emst/Gassen/PeUens 2005, S. 39.
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e)
Zweiter Hauptteil
Veroffentlichungsfrist und -dauer
Nach § 61 Abs. 1 BorsZulV ergibt sich fiir die bisher gesetzlich vorgeschriebene Zwischenberichterstattung eine Veroffentlichungsfrist von zwei Monaten nach Halbjahresende. Diese Frist wird auch durch § 63 Abs. 8 BorsO jfiir im Prime Standard gelistete Unternehmen festgelegt. Fiir den Halbjahresfinanzbericht ist nach der Transparenz-Richtlinie eine Veroffentlichung von zwei Monaten nach dem Zwischenberichterstattungsstichtag vorgesehen,i255 ^ Q durch sich durch die Umsetzung der Transparenz-Richtlinie keine gesetzlich vorgeschriebene Verscharhing ergibt. Die in IAS 34 mit 60 Tagen angegebene Veroffentlichungsfrist steht dieser europaischen Vorgabe nicht entgegen.^^se
Im Schrifttum wird liber diese Anforderungen hinaus vorgeschlagen, die Veroffentlichungsfrist auf 45 Tage zu verkurzen.^257 Dieses ist bereits als Empfehlung in den DCGK aufgenommen worden.i^ss Ei^e diesbeziigliche Verkiirzimg der Fristen ist aufgrund der hohen Bedeutung des Kriteriums der Zeitnahe fiir die unterjahrige Publizitat aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu begriilien. Die Einhaltung entsprechend kurzer Fristen ist in speziellen Fast Close-Projektensicherzustellen.i259
Neben der Publikationsfrist ist die Dauer der Verfiigbarkeit zu analysieren. Nach der derzeitigen Rechtslage ergeben sich hierzu keine Anhaltspunkte. Ei-
1255 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 1, S. 45. Dabei handelt es sich um eine wesentliche Verkiirzimg der Frist im Gegensatz ziir Vorgai\ger-Richtlinie, die noch eine Veroffentlichungsfrist von vier Monaten vorsah; vgl. RiLi 82/121/EWG, Art. 4 Abs. 1, S. 27. 1256 Pur diese Empfehlimg erfolgt allerdings eine Eingrenzimg auf Unternehmen, deren Wertpapiere offentlich gehandelt werden; vgl. IAS 34.1 b). 1257 Vgl. Busse von Colbe 2000, S. 2196. 1258 Vgl. DCGK 2005, Tz. 7.1.2. 1259 Vgl. ZU den Einzelheiten der Aufbau- und Ablauforganisation, \mi einen Fast Close zu ermoglichen Eggemarm/Petry 2002, S. 1636-1639; Kiiting/Weber/Boecker 2004, S. 6-8.
11. Zwischenberichterstattung
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ne normative Anpassung ergibt sich jedoch durch die Anforderungen der Transparenz-Richtlinie, wonach sicherzustellen ist, dass der Zugang zum Halbjahresfinanzbericht auf eine Zeitspanne von fiinf Jahren zu sichern ist.^^^o Dieses ist zu begriifien, da ein intertemporaler Vergleich ern\oglicht wird, der zudem Rtickschliisse auf die Volatilitat der Ergebnisse zulasst.^^ei DQ^ Weiteren ist eine derartige vorgeschriebene Bereitstellungsdauer zu befiirworten, da sich die Interessierten iiber einen als ausreichend einzustufenden Zeitraum Zugang zu den in Rede stehenden Informationen verschaffen konnen. Dieses ist zumindest bei der Ausgestaltung des deutschen Untemehmensregisters zu gewahrleisten. Die Analyse der allgemeinen Anforderungen an eine Zwischenberichterstattung findet hiermit sein Ende und ist als Basis fiir die sich im folgenden Abschnitt anschliefiende Untersuchung der inhaltlichen Ausgestaltung des Quartalsfinarizberichts anhand seiner Bestandteile anzusehen.
3.
Bestandteile des Quartalsfinanzberichts
a)
Quartalsabschluss nach IAS 34
(1) Grundlegende Bilanzierungs-, Bewertungs- und Schatzungsgrundsatze Im Zwischenbericht sind aus theoretischer Sicht insbesondere aufgrund der Verbindungsfunktion und dem Vergleichbarkeitskriterium diejenigen Bilanzierungs- und Bewertimgsgrundsatze anzuwenden, die auch in der jahrlichen Berichterstattung Beachtimg finden, um Inkonsistenzen vermeiden zu konnen.1262 Diese Sicht spiegelt sich ebenfalls in IAS 34 wider, wonach sich Ansatz und Bewertung nach den Vorgaben im Jahresabschluss zu richten haben.^^es Hieraus ist abzuleiten, dass der Zwischenbericht vor allem der Darstellung der
1260 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 1, S. 45. 1261 Vgl. entsprechend Buchheim/Ulbrich 2004, S. 281. 1262 Vgl. Merkt/Gothel 2003, S. 25. 1263 Vgl. IAS 34.28.
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Zweiter Hauptteil
Zwischenberichtsperiode dient und damit dem eigenstandigen Ansatz folgt.1264 Folgerichtig sind deshalb die Grundlagen des Rahmenkonzeptes fiir Vermogenswerte, Schulden, Ertrage und Aufwendungen auch fiir den Zwischenabschluss anzuwenden, was mit der Formulierung bestatigt wird, dass „Bewertungen in der Zwischenberichtsperiode so vorgenommen werden, als ob jede Zwischenberichtsperiode als unabhangige Berichterstattungsperiode alleine zu betrachten ware"i265.
Unter einem Vermogenswert sind nach dem Rahmenkonzept Ressourcen zu verstehen, die aufgrund vergangener Ereignisse in der Verfiigungsmacht des Untemehmens stehen und die erwartungsgemaii zu einem wirtschaftlichen Nutzenzufluss in der Zukunft fuhren.i266 Oer Ansatz ist lediglich dann moglich, wenn dieser Zufluss wahrscheinlich ist und die Ar\schafhmgs- bzw. auch Herstellkosten verlasslich zu bewerten sind.i267 im Sinne einer dynamischen Betrachtimg wird hierbei auf die zukiinftigen Auswirkungen des Vermogenswerts abgestellt.^^^^ Diese Definitionen des Rahmenkonzepts gelten aufgrimd von IAS 34.31 i.V.m. IAS 34.32 auch fiir die Zwischenberichterstattung.1269 Nach IAS 34.32 i.V.m. IAS 34.35 ist die Aktivierimg von Vermogensgegenstanden von den bis zu dem Zwischenberichterstattimgstermin bekannten Informationen abhangig. Insbesondere die Aktivierung von immateriellen Vermogenswerten im Zwischenbericht ist lediglich dann moglich, wenn die
1264 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 95, S. 29; Leibfried 2005, § 37, Rz. 25; Meyer 2003, S. 29-30. 1265 IAS 34.31. 1266 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 49 a). 1267 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 91. 1268 Vgl. Achleitner/Wollmert/Hulle/Hey/Bischof 2005, Tz. 16, S. 7. 1269 Zu einer Ubersicht iiber wesentliche Aktivierungsvorschriften vgl. Achleitner/WoUmert/HuUe/Hey/Bischof 2005, Tz. 46, S. 13-17.
II. Zwischenberichterstattung
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Ansatzkriterien eines Vermogenswerts erfiillt sind.^270 Dieses ist von Bedeutung, da eine nachtragliche Aktivierung des Aufwands ira folgenden Zwischenbericht oder Jahresabschluss nach IAS 34.53 ausgeschlossen ist.
Als Schulden werden im IFRS-System gegenwartig vorhandene Verpflichtungen, die auf Ereignissen der Vergangenheit beruhen und die zu einem Abfluss von Ressourcen fiihren, verstanden.^^zi ^{^Q Schuld ist anzusetzen, wenn die Erfiillung der Verpflichtiing wahrscheinlich ist und der Erfiillungsbetrag verlasslich ermittelt werden kann,i272 wobei auch diese Definition des Rahmenkonzepts fiir die Zwischenberichterstattung Geltung erlangt.^^^s DIQ Differenz aus den Vermogenswerten und Schulden ist im Zwischenbericht entsprechend dem Rahmenkonzept als Eigenkapital auszuweisen,i274 weshalb es sich hierbei um eine Residualgrofie handelt.1275
Ertrage sind im IFRS-System als Zufliisse oder Erhohungen der Vermogenswerte bzw. Abnahme der Schulden definiert, die in der entsprechenden Periode angefallen sind und zu einer Erhohung des Eigenkapitals aufgrund einer Zunahme des wirtschaftlichen Nutzens fuhren.i276 DIQ korrekte Abgrenzung der Ertrage ist hierbei noch bedeutender als bei einer jahrlichen Berichterstattung einzuschatzen.1277 Nach IAS 34.38 sind saisonal anfallende Ertrage, Divi-
1270 VgL IAS 34.53 und IAS 34, Anhang B.8. 1271 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 49 b). 1272 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 91. 1273 Vgl. IAS 34.31 i.V.m. IAS 34.32. Zu einer Ubersicht liber die wesentlichen Passivierungsgrundsatze vgl. Achleitner/Wolhnert/Hulle/Hey/Bischof 2005, Tz. 47, S. 17-18. 1274 Vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 49 c). 1275 Vgl. Achleitner/Wollmert/HuUe/Hey/Bischof 2005, Tz. 27,29, S. 9-10. 1276 Einlagen der Anteilseigner werden dabei explizit als Ertrage ausgeschlossen; vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 70 a). 1277 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 84, S. 26.
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Zweiter Hauptteil
dendenertrage, Nutzungsentgelte und Zuwendungen der offentlichen Hand explizit von einer Abgrenzung iiber alle Zwischenperioden ausgeschlossen.
Aufwendungen stellen im IFRS-System demgegeniiber eine Reduktion des wirtschaftlichen Nutzens dar, die auf dem Abfluss bzw. der Verminderung von Vermogenswerten oder einem Anstieg der Schulden resultieren und insgesamt zu einer Reduktion des Eigenkapitals fuhren.^^zs ijx^ Zusammenhang der Aufwandsabgrenzung bei einem Zwischenbericht sind die zu ermittelnden Ertragsteuern des Quartals als wesentlich einzuordnen, da fiir diese das prognostizierte Jahresergebnis mit einem durchschnittlichen jahrlichem Ertragsteuersatz zu gewichten ist.1279
Aufgrimd des eigenstandigen Ansatzes ergibt sich der Grimdsatz, dass sowohl saisonal, konjunkturell oder gelegentlich erzielte Ertrage als auch unregelmaiSig anfallende Aufwendimgen im Zwischenbericht nicht abzugrenzen, zu glatten oder vorwegzunehmen sind, falls dieses nicht auch im Jahresabschluss entsprechend abzubilden ist.^^so
Methodenanderungen bei der Bilanzierung und Bewertimg gegeniiber dem vorangegangenen Jahresabschluss sind nach IAS 34.28 lediglich dann zulassig, wenn diese auch im folgenden Jahresabschluss Anwendimg finden. Die Notwendigkeit einer Anderung der Methodik aufgrund einer unterjahrigen Anpassung der IFRS-Standards ist in diesem Kontext strittig. Diese wird auf-
1278 Ausschiittungen an die Anteilseigner entsprechen diesem Aufwandsbegriff nicht; vgl. Rahmenkonzept 2005, Rn. 70 b). 1279 Vgl. aiisfiihrlich zur Behandlimg von Steuem in einem Zwisdienbericht IAS 34, Anhang B. 12-22. Steuerliche Verlustvortrage sind ebenfalls iiber die einzelnen Quartale des Geschaftsjahres zu verteilen; vgl. Leibfried 2005, § 32, Rz. 32. 1280 Vgl. IAS 34.37 und IAS 34.39 sowie im Einzelnen Leibfried 2005, § 37, Rz. 26.
II. Zwischenberichterstattung
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grund der hohen Kosten der Umstellimg verneint,i28i von kontrarer Seite im Schrifttum jedoch bejaht.1282 Aufgrund der Anwendung dieses neuen Standards im folgenden Jahresabschluss ist als Ausfluss der Verbindungsfunktion eine derartige unterjahrige Anpassung zu empfehlen, um der bedeutender werdenden Prognosefunktion zu geniigen. Dieses berlicksichtigt auch IAS 34.43, wonach eine Anderung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden, die von einem neuen Standard ausgehen, ebenfalls benarmt wird.
Nachdem bereits ein Quartalsbericht veroffentlicht worden ist, sind bei einer unterjahrigen Methodenanderung die bereits veroffentlichten Berichte grundsatzlich retrospektiv anzupassen.i^ss Dieses ist mit dem Ziel zu begriinden, alle Zwischenberichte eines Jahres nach identischen Vorschriften aufzustellen.i284 Als einschlagige Vorschriften sind IAS 34.43-45 i.V.m. IAS 8 zu beachten, die durch das Improvement Projekt des lASB eingeschrankt worden sind.^^^^ £)a_ nach sind die Auswirkungen, die von einer Anderung der Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsatze ausgehen, sowohl fiir den aktuellen als auch die bereits im Geschaftsjahr veroffentlichten Zwischenberichte nach IAS 8 zu berucksichtigen.1286 jgt jig Ermittlung der Auswirkungen undurchfiihrbar, ist demgegeniiber sicherzustellen, dass eine Anwendung der neuen Grundsatze zum friihest moglichen Zeitpunkt erfolgt.i287
1281 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 106, S. 32. 1282 Vgl. Alexander/Archer 2005, Ch. 22.07. 1283 Vgl. Adler/Diiring/Schmaltz International 2005, Abschnitt 3 Tz. 172, S. 66. 1284 Vgl. IAS 34.44. 1285 Vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 48. Vgl. zu einem Uberblick iiber das zuvor bestehende Wahlrecht Alvarez/Wotschofsky 2003, S. 122-123. 1286 Die Anpassung erfolgt auch fiir die vergleichbaren Zwischenperioden; vgl. IAS 34.43 a). 1287 Vgl. IAS 34.43 b).
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Zweiter Hauptteil
Dariiber hinaus sind femer Schatzungen nach IAS 8.32 sowohl fiir die jahrliche Publizitat als auch jfiir die Zwischenberichterstattung analog anzuwenden. Die Schatzungen sind auch unterjahrig so vorzunehmen, dass alle vorhandenen Informationen zur Darstellung der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage verlasslich Beriicksichtigung finden.^^ss ii^ JAS 34.41 wird explizit betont, das diese fiir die Zwischenberichterstattung von hoherer Bedeutung sind als fiir die jahrliche Rechnungslegung,i289 ^ a s init der Notwendigkeit einer zeitnahen, aber auch verlasslichen Publizitat zu begriinden ist.i29o Das Erfordernis eine Schatzung zu andern, ergibt sich nach IAS 8.34 fiir den Fall, dass neue Informationen Oder Erfahrungswerte dieses erforderlich machen. Bei Anderungen von Schatzungen ist die erfolgswirksame Beriicksichtigung im Gegensatz zu den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden lediglich fiir den aktuellen Zwischenbericht anzupassen.i29i Dieses steht der Vergleichbarkeit des Zwischenberichts mit der Vorjahresberichterstattung und jener innerhalb des Geschaftsjahres gegeniiber, weshalb zur Uberwindung dieser Problematik wiederum detaillierte Anhangangaben zu tatigen sind.1292
(2)
Elemente
(a)
(Verkiirzte) Bilanz
Generell ist eine (verkiirzte) Bilanz nach IAS 34.20 a) zum Stichtag des Zwischenberichts aufzustellen, der zu Vergleichzwecken eine Bilanz zum vorangegangenen Geschaftsjahresstichtag gegeniiber zu stellen ist. Die Bilanz ist
1288 Vgl. IAS 34.41 i.V.m. IAS 8.33. 1289 Vgl. ZU Beispielen zur Verwendung von Schatzungen bei der Zwischenberichterstattung IAS34AnhangC.l-9. 1290 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 113, S. 34. Vgl. zu einer Ubersicht xiber im Zwischenbericht typische Schatzungen Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 115-121, S. 35-37. 1291 Vgl. IAS 34.35. 1292 Vgl. Abschnitt II.C.3.a)(c) des Zweiten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattiing
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nach IAS 1.66 auf der Aktivseite nach Restlaufzeiten und auf der Passivseite im Bereich der Schulden nach Fristigkeiten zu gliedern.i^^^ Nach IAS 34.10 kann die Darstellimg auch in verkiirzter Form erfolgen, woraus folgt, dass die Zwischenbilanz mindestens jene Uberschriften sowie Zwischensummen zu enthalten hat, die auch im vorangegangenen Jahresabschluss enthalten waren. IAS 34 verbietet in diesem Zusammenhang jedoch explizit nicht, freiwillig einen vollstandigen Abschluss zu jeder Zwischenperiode aufzustellen.1294 DQJim Schrifttum verbreiteten Ansicht, dass sich aufgrimd der hohen Aggregation im Jahresabschluss keine wesentlichen Abweichungen zur Zwischenbilanz ergeben, ist in diesem Kontext zuzustimmen.1295 Ej^g Anderung der Gliederung der Posten des letzten Jahresabschlusses ist lediglich dann vorzunehmen, wenn der Wandel der Vermogenslage so gravierend ist, dass ohne eine zusatzliche Aufgliederung eine Irrefiihrung der Adressaten zu erwarten ist.i296
1293 Im Standard zur Zwischer\berichterstattimg wird dabei ausdriicklich erwahnt, dass sich die Strukturierung an IAS 1 zu orientieren hat; vgl. IAS 34.12. 1294 Vgl. IAS 34.7. 1295 Vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 21. 1296 Vgl. IAS 34.10.
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Zweiter Hauptteil
ipi|ppa,r;::;;i:::::% Kurzfristige Vermogensgegenstande Liquide Mittel Wertpapiere des Umlaufvermogens Forderungen aus Liefemngen und Leistungen Forderungen im Verbundbereich Vorrate Latente Steuern Rechnungsabgrenzungsposten und Sonstige Vermogensgegenstande Ubrige Langfristige Vermogensgegenstande Sachanlagevermogen Immaterielle Vermogensgegenstande Geschafts- oder Firmenwert Finanzanlagen Nach der Equity-Methode bilanzierte Finanzanlagen Ausleihungen Latente Steuern Sonstige Vermogensgegenstande Ubrige
FASSI¥A Kurzfristige Verbindlichkeiten Kurzfristiger Anteil der Finanzleasingverbindlichkeiten Kurzfristige Darlehen und kurzfristiger Anteil an langfristigen Darlehen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen Verbindlichkeiten im Verbundbereich Erhaltene Anzahlungen Riickstellungen Umsatzabgrenzungsposten Verbindlichkeiten aus Ertragsteuem Latente Steuern Sonstige kurzfristige Verbindlichkeiten Ubrige Langfristige Verbindlichkeiten Langfristige Darlehen Langfristige Finanzleasingverpflichtungen Umsatzabgrenzungsposten Latente Steuern Pensionsriickstellungen Ubrige Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalriicklage Eigene Anteile BilanzgewinnZ-verlust (inkl. Gewinnriicklagen) Geschaftsergebnis Ubrige
Tabelle 4:
Strukturierte Bilanz nach IAS 34^297
1297 In Anlehnung an das Formular der Deutschen Borse vgl. BorsO, Anhang. Vgl. zu den Mindestgliederungsvorschriften einer verkiirzten Bilanz nach IAS 34 Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 655; Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 20, S. 10 sowie im Uberblick Rolvering 2002, S. 45.
II. Zwischenberichterstathing
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Eine Darstellung der Bilanz entsprechend jener des vorangegangen bzw. folgenden Jahresabschlusses ist insbesondere zu Vergleichszwecken im Rahmen der Verbindungsfunktion anzustreben. Im Sinne eines Soll-Objekts fiir die Entwicklung eines funktionsfahigen Enforcement im Dritten Hauptteil sind in der vorstehenden Tabelle die wesentlichen Bilanzposten auf Basis der strukturierten Angaben, die an die Deutsche Borse AG zu iibermitteln sind,^298 ^\^ Mindestgliederung iibernommen worden.
(b) (Verkiirzte) Gewinn- und Verlustrechnung Die Gewinn- und Verlustrechnung ist in (verkurzter) Form in den Quartalsbericht aufzunehinen,i299 damit dem Adressat die Moglichkeit gegeben wird, sich einen Uberblick liber die Ertragslage zu verschaffen. Die Gewinn- und Verlustrechnung kann als wichtigstes Element des Zwischenberichts eingeschatzt werden.1300 Entsprechend dem Vorgehen bei der Bilanz sind die wesentlichen Gliederungspunkte des vorherigen Jahresabschlusses nach IAS 34.10 unter Berticksichtigung von IAS 1 zu tibernehmen. Es ist sowohl eine Gewinn- und Verlustrechnung liber das entsprechende Quartal als auch iiber die gesamte Periode vom Beginn des Geschaftsjahres bis zum Quartalsberichterstattungsstichtag inklusive Vergleichsdaten des vorangegangenen Geschaftsjahres zu veroffentlichen.1301 Die Gliederung der Gewinn- imd Verlustrechnung kann dabei wahlweise nach dem Umsatz- bzw. Gesamtkostenver-
1298 Vgl. ausfiihrlich zum Projekt „Strukturierte Quartalsberichte" der Deutschen Borse AG Abschnitt II.C.2.d) des Zweiten Hauptteils. 1299 Vgl. IAS 34.7 und IAS 34.8. 1300 Diese Aussage kann empirisch bestatigt werden, da die GuV nach einer Einstufung der Berichterstattungselemente eines Zwischenabschlusses mit einer hohen Einschatzung als das wichtigste Berichterstattungselement beurteilt wurde; vgl. Rolvering 2002, S. 144. 1301 Vgl. IAS 34.20 b) und Abschnitt II.C.2.a) des Zweiten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
fahren erfolgen.i302 Zusatzlich ist das nach IAS 33^303 ^u berechnende Ergebnis je Aktie in verwasserter und imverwasserter Form in Verbindung mit der Gewinn- u n d Verlustrechnung anzugeben.^^^^
Umsatzerlose Herstellungskosten
Bruttoeigebnis vom Umsatz Vertriebskosten Allgemeine Kosten und Verwaltungskosten Forschungs- und Entwicklungskosten Sonstige betriebliche Ertrage und Aufwendungen Abschreibungen auf den Geschafts- oder Firmenwert Ubrige
Betriebseigebiiis Zinsertrage und -aufwendungen Beteiligungsertrage Ertrage/Aufwendungen aus nach der Equity-Methode bilanzierten Finanzanlagen Wahrungsgewinne/-verluste Sonstige Erlose/Aufwendungen Ubrige
Ergebnis Yor Steuem Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
Eigebnts vor Minderheiteiianteileii Minderheitenanteile
Uberschuss/Fdilbetrag Ergebnis je Aktie [(un-)verwassert] Durchschnittlich im Umlauf befindliche Aktien [(un-)verwassert]
Tabelle 5:
Strukturierte Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 34 auf Basis des Umsatzkostenverfahrens^^^
Die Posten einer Gewinn- iind Verlustrechnung aus IAS 1.75 i.V.m. IAS 34.11 ergeben sich im Sinne eines SoU-Objekts zur Analyse des Enforcement auf der
1302 Vgl. IAS 1.88. Vgl. aiisfiihrlidi zur Erfolgsermittlimg durch das Gesamtkostenverfahren Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 128-207, 39-60. Zu den Besonderheiten des Umsatzkostenverfahrens vgl. Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 208-214, S. 61-63. 1303 Vgl. IAS 33. 1304 Vgl. IAS 34.11. Hierdurch ergibt sich eine Anderung aus der Umstellung von DRS 6, da durch diesen Standard diese Information nicht anzugeben war; vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2770. 1305 In Anlehnung an das Formular der Deutschen Borse vgl. BorsO, Anhang. Vgl. zu einer Ubersicht iiber Mindestgliederungsvorschriften einer verkiirzten GuV Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 656; Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 28, S. 12.
II. Zwischenberichterstattung
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Basis der strukturierten Quartalsberichterstathing der Deutschen B5rse AG,^^^^ die getrennt nach beiden moglichen Verfahren in die folgenden Tabellen ubernommen worden sind. Die strukturierten Vorlagen der Borsenordnung der Frankfurter Wertpapierborse sehen innerhalb der Gewinn- und Verlustrechnung die Aufnahme aulierordentlicher Aufwendungen/Ertrage vor, die einer Berichterstattung nach IAS 1.85 entgegenstehen,i307 weshalb diese nicht mit in die Tabellen ubernommen worden sind.
Umsatzerlose Sonstige betriebliche Ertrage Bestandsveranderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen Andere aktivierte Eigenleistungen Materialaufwand/Aufwand fiir bezogene Leistungen Personalaufwand Abschreibungen auf Sachanlagen (und immaterielle Vermogensgegenstande) Abschreibungen auf den Geschafts- oder Firn\enwert Sonstige betriebliche Aufwendungen Oblige
Betriebseigebnis Zinsertrage / -aufwendungen Beteiligungsertrage Ertrage/Aufwendungen aus nach der Equity-Methode bilanzierten Finanzanlagen Wahrungsgewinne/-verluste Sonstige Erlose/Aufwendungen
Ei^ebnis vor Steuem (und Minderheitenanteilen) Steuern vom Einkommen und Ertrag
Ergebnis vor Mind^heitenanteilen Minderheitenanteile
Uberschuss/Fehlbetrag Ergebnis je Aktie [(un-)verwassert] Ehjrchschnittlich im Umlauf befindliche Aktien [(un-)verwassert]
Tabelle 6:
Strukturierte Gewinn- und Verlustrechnung nach IAS 34 auf Basis des Gesamtkostenverfahrens^^os
1306 Vgl. ausfiihrlich zum Projekt „Strukturierte Quartalsberichte" der Deutschen Borse AG Abschnitt II.C.2.d) des Zweiten Hauptteils. 1307 Vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 48; Mujkanovic 2005, S. 151. 1308 In Anleknung an das Formular der strukturierten Erfassung der GuV von Quartalsberichten der FWB; vgl. BorsO, Anhang. Vgl. zu einer Ubersic±it iiber Mindestgliederungsvorschriften einer verkiirzten GuV Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 656; Baetge/Bruns/ Rolvering 2005, Tz. 28, S. 12.
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(c)
Zweiter Hauptteil
Ausgewahlte Anhangangaben
Zusatzlich sind in den Zwischenbericht nach IAS 34.15 erganzende Anhangangaben zu iibemehmen, die dem Adressaten helfen sollen, die Entwicklung der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage in der abgelaufenen Zwischenberichtsperiode zu verstehen.i309 Hierbei ist ausdriicklich darauf zu achten, dass Informationen iibermittelt werden, die fur das Verstandnis des Zwischenberichts wesentlich und noch nicht an anderer Stelle veroffentlicht worden sind.1310 Unter eine derartige Angabepflicht fallen insbesondere Informationen, die zu bedeutenden Veranderungen seit dem letzten Jahresabschluss gefuhrthaben.1311
Die Anhangangaben sind in jene, die kumuliert bis zum Zwischenberichterstattungsstichtag bzw. derartige, die lediglich fur die Zwischenperiode anzugeben sind, zu differenzieren. Grundsatzlich miissen die Informationen im Anhang fur den kumulierten Zeitraum angegeben werden.i3i2 Informationen, die sich lediglich auf die Zwischenperiode beziehen, sind lediglich bei wesentlichen „Verschiebungen in der Ergebnis und Bilanzstruktur"i3i3 vorzunehmen. Die detaillierten Forderimgen anderer Angabepflichten aus weiteren Standards des IFRS-Systems sind demgegeniiber nach IAS 34.18 fiir einen verkiirzten Abschluss nicht mit in den Zwischenbericht aufzunehmen, konnen sich jedoch aus Wesentlichkeitsgriinden ergeben.
1309 Vgl. allgemein zu den Funktionen des Anhangs, die ebenso auf die ausgewahlten unterjahrigen Angaben anzuwenden sind Abschnitt IV.B.2.a)(l)(b) des Ersten Hauptteils. 1310 Vgl. IAS 34.15 und IAS 34.16. 1311 Vgl.Leibfried2005,§37,Rz.36. 1312 Vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 38. 1313 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 52, S. 18.
II. Zwischenberichterstattung
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Folgende Erlauterungen im Sinne von Mindestangaben sieht IAS 34.16 vor, wenn diese das Kriterium der Wesentlichkeit erflillen: • Erklarung liber die Anwendung der Rechnungslegungsgrundsatze entsprechend dem Jahresabschluss bzw. Angabe der Anderungen und in Konsequenz Quantifizierung der Auswirkungen,!^^^ • Beschreibung saisonaler und konjunkturabhangiger Einflusse,^^^^ • Angabe der Art und des Umfangs aufiergewohnlicher Sachverhalte,^^!^ • Erlauterung wesentlicher Anderungen von Bewertungsmethoden und Schatzungsannahmen sowie der betragsmafiigen Auswirkungen,!^!^ • Informationen hinsichtlich Emissionen, Riickkaufe und Riickzahlungen von Schuldverschreibungen oder Eigenkapitaltiteln,!^!^ • Nennung gezahlter Dividenden,i3i9 • Umsatzerlose und Ergebnisse fiir primare Segniente,^320
1314 Vgl. IAS 34.16 a). 1315 Vgl. IAS 34.16 b). 1316 Hienmter sind Sachverhalte zu subsiimieren, die die Vermogenswerte, die Schulden, das Eigenkapital oder das Periodenergebnis bzw. die Cashflows beeinflussen und hinsichtlich ihrer Art oder ihres Umfangs als ungewolmlich einzustufen sind; vgl. IAS 34.16 c). Als Beispiele fiir ungewohnliche Sachverhalte kormen folgende genannt werden: Zuschreibungen/Wertaufholungen bei Vorraten bei Wegfall des Gnmdes fiir die aufierplaiunafiige Abschreibung nach IAS 2; Berichtigung grundlegender Fehler nach IAS 8; aufierplanmafiige Abschreibungen auf Gegenstande des Sachanlagevermogens bzw. immaterielle Vermogenswerte aufgrund eines Impairmenttest nach IAS 36; Geschaftsvorfalle mit nahe stehenden Untemehmen imd Personen nach IAS 24; Anschaffungen imd Veraufierungen im Bereich des Sachanlagevermogens nach IAS 16; Verpflichtungen zum Kauf von Sachanlagevermogen nach IAS 16; vgl. ausfiihrlich Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 58, S. 19-20. 1317 Vgl. IAS 34.16 d). 1318 Vgl. IAS 34.16 e). 1319 Der Ausweis kann je Aktie oder zusammengefasst erfolgen, wobei eine Trermimg in Stammaktien und sonstige Aktien vorzunehmen ist; vgl. IAS 34.16 f). Die Ausschiittung von Zwischendividenden ist nach § 59 AktG verboten, weshalb diese Vorschrift lediglich fiir die Zwischenperiode Anwendung finden kann, in dem die Dividenden ausgeschiittet werden; vgl. Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 64, S. 21.
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Zweiter Hauptteil
• Beschreibung wesentlicher Ereignisse nach dem Zwischenberichterstattimgsstichtag,i32i • Analyse der Auswirkung einer Konsolidierungskreisandenmg,i322 • Erlauterung von Anderiingen der Eventualverbindlichkeiten und -forderiingen seit dem letzten Bilanzstichtag.i^^s
Im Schrifttum wird beziiglich der Angabe der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden kritisiert, dass die Benennung der angewandten Methoden im Detail nicht vorgeschrieben ist.i324 Diese Kritik ist nicht zu bestatigen, da nach IAS 34.16 a) eine Erklarung dartiber abzugeben ist, ob die Grundsatze des Jahresabschlusses Anwendung finden. Im Sinne der Wesentlichkeit ist deshalb die Angabe, dass jene Grundsatze aus dem Jahresabschluss angewandt worden sind, als ausreichend zu qualifizieren, da der Geschaftsbericht und audi der Zwischenbericht dem Adressaten in Zukunft durch das deutsche Unternehmensregister in einem Portal zentral zuganglich sind.^^^s in diesem Kon-
1320 Vgl. IAS 34.16 g). Je nach Auswahl des primaren Segments sind die geforderten segmentspezifischen Angaben nach IAS 34.16 g) fiir die Geschaftssegmente oder geographische Segmente zu veroffentlichen, wenn das Untemehmen i.R.d. jahrlichen Publizitat zur Segmentberichterstattung nach IAS 14 verpflichtet ist. Diese Angabepflichten werden als Kembestandteile einer Segmentberichterstattung bezeichnet; vgl. zu einem Uberblick iiber die Berichtspflichten Alvarez 2004, S. 145-147. Vgl. zu einer Analyse der Zwischensegmentberichterstattung imd deren Erweiterung im Detail Abschnitt II.C.3.a)(f) des Zweiten Hauptteils. 1321 Vgl. IAS 34.16 h). Hierzu zahlen insbesondere Transaktionen in Bezug auf den Konsolidierungskreis; vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 36. 1322 Unter diese Publizitatspflicht fallen auch Restrukturienmgsmafinahmen sowie die Aufgabe von Geschaftsfeldem; vgl. IAS 34.16 i). Vgl. ausfiihrlich zur Informationsbereitstellung bei der Einstellung von Geschaftsbereichen Baetge/Bmns/Rolvering 2005, Tz. 7172, S. 22-23. 1323 Vgl. IAS 34.16 j). Beispielhaft wird in IAS 34.17 f) die Beendigung von Rechtsstreitigkeiten angefuhrt. 1324 Vgl. Hanft/Kretschmer 2001, S. 84. 1325 Vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(l)(b) des Ersten Hauptteils und Abschnitt II.C.2.d) des Zweiten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattimg
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text ist ferner dafiir Sorge zu tragen, liber Schatzimgsanderungen qualitative aber auch quantitative Informationen zur Verfiigung zu stellen, u m eine Vergleichbarkeit herzustellen, da die hieraus resultierenden ergebniswirksamen Buchungen lediglich fur die aktuelle Zwischenperiode erfasst werden,^326 ^^j^^^ IAS 34 hierfiir keine Angabepflicht vorsieht. Zusatzlich zu diesen grundlegenden Anforderungen werden in IAS 34.17 Beispiele angefiihrt, die nach diesem Standard zu einer Veroffentlichung fuhren,i327 u n d die aufgrund von weiteren IFRS-Standards zu ermitteln sind.
Bei einer Erstanwendung von IAS 34 sind vor der Veroffentlichung eines jahrlichen IFRS-Abschlusses Uberleitungsrechnungen nach IFRS 1 verpflichtend zu erstellen u n d in den Anhang zu integrieren.i328 YUT diesen Fall ist eine Uberleitung des Eigenkapitals, das auf Basis der zuvor angewandten Rechnungslegungsgrundsatze ermittelt worden ist, auf das Eigenkapital nach IFRS z u m Zwischenberichtsstichtag des vorangegangenen Geschaftsjahres erforderlich.1329 Zusatzlich ist eine Uberleitung der Periodenergebnisse des Vorjahres fiir die beiden zu ermittelnden Arten der Gewinn- u n d Verlustrechnung mit in den Zwischenbericht nach IAS 34 aufzunehmen.^^^o Dabei sind die Uberlei-
1326 Vgl. Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 126-127, S. 38-39 sowie Abschnitt II.C.3.a)(l) des Zweiten Hauptteils. 1327 Hierzu werden die folgenden Angaben in IAS 34.17 explizit gefordert: a) Aufierplanmafiige Abschreibung von Vorraten auf den Nettoveraufiemngswert \md die Riickbuchung derartiger Abschreibungen; b) Erfassung eines Aufwands aus der Wertnundenmg von Sachanlagen, immateriellen oder anderen Vermogenswerten bzw. die Aufhebung von Wertminderungsaufwendimgen; c) Auflosimg von Restrukturierungsriickstellungen; d) Anschaffung bzw. Veraufierung von Sachanlagen; e) Verpflichtimg zum Sachanlagenkauf; f) Beendigung von Rechtsstreitigkeiten; g) Berichtigung grundlegender Fehler friiherer Finanzdaten; h) AuEerordentliche Posten; i) Forderungsausfalle sowie Zahlungsvereinbarungsverletzungen; j) Geschaftsvorfalle mit nahe stehenden Untemehmen bzw. Personen. 1328 Vgl. allgemein Abschnitt II.C.2.c) des Zweiten Hauptteils. 1329 Vgl. IFRS 1.45 a) i). 1330 Vgl. IFRS 1.45 a) ii).
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Zweiter Hauptteil
tungsrechnungen ftir jeden Quartalsbericht des Ubergangsjahres zu erstellen.1331 zie\ dieser Informationsbereitstellung ist es, die Auswirkungen der Umstellung von den zuvor angewandten Rechnungslegimgsgrimdsatzen ausflihrlich zu erlautern.i332 gei einer Umstellung der Zwischenberichterstattung vor Veroffentlichung des Jahresabschlusses nach IFRS ist ferner in jedem Fall eine Angabe hinsichtlich der fehlenden Vergleichbarkeit im Sinne der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung zu integrieren. Die Aufnahme dieser Uberleitungsrechnungen und Angaben ist bei einer Umstellung der Zwischenberichterstattimg nach der jahrlichen Publizitat nicht notwendig, im Sinne der Investor Relations jedoch anzuraten. Zusatzlich ist fiir diese Umstellungsvariante in den Anhang ein Verweis auf die fehlende Vergleichbarkeit aufzunehmen.
Weiterhin ist zu empfehlen, freiwillig eine Anhangangabe in Bezug auf die Entsprechenserklarungi333 in den Quartalsbericht aufzunehmen. Hierdurch konnen die Anleger liber unterjahrige Abweichungen von dem zukunftsgerichteten Teil der Entsprechenserklarungi334 informiert werden. Somit konnen Korrekturen der Entsprechenserklarimg kommuniziert bzw. zumindest ein Hinweis auf die Fundstelle dieser Informationen gegeben werden, sodass eine zeitnahe Berichterstattung liber die Einhaltung von Kodexvorschriften moglich ist, falls dieser angepasst wird oder die Corporate Governance-Strategie geandert wird. Die unterjahrige Berichterstattung liber Corporate GovemanceAspekte ist insbesondere flir institutionelle Investoren bedeutsam.^^^s
1331 Vgl. Adler/During/Schmaltz International 2005, Rn. 253 zu Abschnitt 3a, S. 105. 1332 Vgl. Adler/During/Schmaltz International 2005, Rn. 249 zu Abschnitt 3a, S. 103. 1333 Vgl. ausfiihrlich zu § 161 AktG Abschnitt IV.B.2.a)(l)(d) des Ersten Hauptteils. 1334 Zur Notwendigkeit einer unterjahrigen Bekarmtgabe von Abweichungen zum zukunftsgerichteten Teil dieser Erklarung vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(l)(d) des Ersten Hauptteils. 1335 Vgl. zu den Grundlagen ausfiihrlich Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattung
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(d) (Verkiirzte) Kapitalflussrechnung Die Kapitalflussrechnung fiir den unterjahrigen Berichtszeitraum als weiterer Bestandteil des Zwischenberichts gibt Auskunft iiber die Entwicklung der Finanz- bzw. Liquiditatslage des Konzerns.i^se
Cashflow aus betrieblicher Tatigkeit Ergebnis des Berichtzeitraums Anpassungen fiir Minderheitenanteile Abschreibungen Zunahme/Abnahme der Riickstellungen und Wertberichtigungen Gewinn/Verlust aus dem Abgang des Anlagevermogens Fremdwahrungsgewinne / - verluste Sonstige Veranderung des Nettoumlaufvermogens
Aus betrieblicher Tatigkeit erwirtschaftete (eingesetzte) Zahlungsmittel Erwerb von Tochteruntemehmen, abziiglich erworbener liquider Mittel Erlose aus dem Verkauf von Tochteruntemehmen, abziiglich iibertragener liquider Mittel Erwerb von Anlagevermogen Erlose aus dem Verkauf von Anlagevermogen Sonstige
Fiir Investitionen ein^esetzte Zahlun||smittel Erlose aus Eigenkapitalzufiihrungen Einzahlungen aus der Aufnahme von kurz- oder langfristigen Darlehen Auszahlungen aus der Tilgung von Darlehen Auszahlungen fiir Finanzierungsleasing Sonstige
Aus der Finanzierungstatigkeit erzielte (eingesetzte) Zahlungsmittel Wechselkursbedingte Veranderungen der liquiden Mittel
Erhohung (Verminderung) der liquiden Mittel Liquide Mittel zu Begirm der Periode
Liquide Mittel am Ende der Periode
Tabelle 7:
Strukturierte Kapitalflussrechnung nach IAS 34^337
Die Kapitalflussrechnung ist auf Basis von IAS 7^338 entsprechend fiir den Zeitraum von Geschaftsjahresbeginn bis Quartalsende aufzustellen sowie um die
1336 ihi-e Bedeutung wird im Gegensatz zur Bilanz und GuV jedoch nur als „mitter' eingestuft; v g l Rolvering 2002, S. 144-145. 1337 In Anlehnung an das Formular der strukturierten Erfassimg der GuV von Quartalsberichten der FWB; vgl. BorsO, Anhang. Vgl. zu den Mindestgliedenmgsvorschriften einer Kapitalflussrechnung nach IAS 34 Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 658; Baetge/Bruns/Rolvering 2005, Tz. 45, S. 17.
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Zweiter Hauptteil
entsprechenden Angaben fiir den Vorjahreszeitraum zu erganzen.i339 Die wesentlichen Bestandteile einer derartigen unterjahrigen Kapitalflussrechnung werden in Tabelle 7 mit Hilfe der durch die Deutsche Borse entwickelten Struktur wiedergeben.i340
(e)
Eigenkapitalveranderungsrechnung
Die Eigenkapitalveranderungsrechnung wird einer Befragung zufolge als Berichterstattungselement mit der geringsten Bedeutung des Zwischenberichts eingeordnet.1341 Durch eine zunehmende Zeitwertbilanzierung wird in Zukunft jedoch auch die Bedeutung dieses Elements zunehmen.^^^ gi^e Darstellung der Eigenkapitalveranderungsrechnung erfolgt zum Zwischenberichterstattungsstichtag mit Vergleichszahlen zur Zwischenberichtsperiode des vorangegangenen Geschaftsjahres.^^^
Bei der Ausgestaltung der Eigenkapitalveranderungsrechnung nach IAS 34 innerhalb der Zwischenberichterstattimg existiert ein Wahlrecht. Entweder sind alle Anderungen des Eigenkapitals darzustellen oder nur derartige anzugeben, die nicht aus Transaktionen mit Gesellschaftern resultieren.i^^ Die
1338 Dabei ist nach IAS 7.18 imerheblich, ob diese nach der direkten oder indirekten Methode erstellt worden ist; vgl. grundlegend Abschnitt IV.B.2.a)(b) des Ersten Hauptteils. 1339 Vgl. IAS 34.20. 1340 Vgl. ausfiihrlich zum Projekt „Strukturierte Quartalsberichte" der Deutschen Borse AG Abschnitt II.C.2.d) des Zweiten Hauptteils. 1341 Neben der Bilanz, GuV, der Kapitalflxissrechnung und Segmentberichterstattung wird diesem Element die geringste Bedeutung zugeordnet; vgl. Rolvering 2002, S. 144-145. Dennoch wurde bisher eine derartige Publizitat im Schrifttum als freiwillige Erganzung entsprechend DRS 7 gefordert, da diese durch DRS 6 nicht verpflichtend war; vgl. Alvarez/Wotschof sky 2001a, S. 392. 1342 Dieses ist damit zu begriinden, dass Fair Value-Anderungen erfolgsneutral im Eigenkapital erfasst werden konnen; vgl. Rolvering 2002, S. 145. 1343 Vgl. IAS 34.20 c). 1344 Vgl. IAS 34.8 c).
II. Zwischenberichterstattxing
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erste Alternative bietet in diesem Kontext den Vorteil, dass die Transaktionen mit den Gesellschaftern nicht in den Anhang aufzunehmen sind.^^^^ Auch fiir die Darstellung der Eigenkapitalveranderimgen in der jahrlichen Publizitat haben die Unternehmen demgemafi nach IAS 1.86 das beschriebene Wahlrecht. Die AusUbung dieses Wahlrechts ist nach IAS 34.13 im Sinne der Verbindungsfiinktion fiir den Zwischenbericht entsprechend auszuiiben. In die folgende Tabelle 8 ist eine Mindestgliederung der Eigery^apitalveranderungsrechnung iibernommen worden, die alle Veranderungen des Eigenkapitals zeigt.
Eigeiikapital zu Begiiui der Beiichisperiode Eigenkapitalveranderung durch Bilanzierungs- und Methodenwechsel
Angepasstesfiigenkapltalzu Begimi der Berichtsperiode Eigenkapitalveranderung durch Neubewertung des Anlage- bzw. Umlaufvermogens Eigenkapitalveranderung durch Wahrungsdifferenzen Eigenkapitalveranderung durch Steuerlatenzen Sonstige ergebnisneutrale Eigenkapitalveranderungen Periodenergebnis Dividendenzahlungen En\issionen
Eigenkapital am Ende der Berichtsperiode Tabelle 8:
(f)
Eigenkapitalveranderungsrechnung nach IAS 341^^
Erweiterung um eine Segmentberichterstattung
Eine Segmentberichterstattung im Rahmen der Zwischenberichterstattimg ist nach IAS 34 nicht vorgesehen.i347 Auch IAS 14 enthalt keine speziellen Anga-
1345 vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 657. 1346 In Anlehnimg an Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 657; Baetge/Brims/Rolvering 2005, Tz. 36, S. 14. Vgl. zu einer strukturierten Eigenkapitalveranderungsrec±inung, die lediglich jene Veranderungen zeigt, die nicht aus Kapitaltransaktionen mit den Eigentiimem Oder Ausschiittungen an diese resultieren Alvarez/Wotschofsky 2000e, S. 657; Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 38, S. 15. 1347 Vgl. grundlegend zur Segmentberichterstattung Abschnitt IV.B.2.a)(b) des Ersten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
ben zur unterjahrigen Berichterstattimg.^^^ Eine derartige Segmentberichterstattung wird bisher lediglich nach § 64 Abs. 3 Nr. 6 BorsO fiir Unternehmen, die im Prime Standard gelistet sind, verpflichtend nach IFRS bzw. US-GAAP gefordert. Dieses ist zu kritisieren, da die Segmentberichterstattung einer Befragimg nach als wichtigeres Element des Zwischenberichts beurteilt wird als die Kapitalflussrechnung und Eigenkapitalveranderungsrechnung,i349 ^^^(^ damit vor dem Hintergrund des Kriteriums der Wesentlichkeit eingefiihrt werden soUte. Die Integration einer Segmentberichterstattimg wird deshalb auch im Schrifttum gefordert^^so ^^j^^^ji^ kann damit begriindet werden, dass der Quartalsbericht im Gegensatz zum Geschaftsbericht in Bezug auf seine Bedeutung annahemd gleich eingeschatzt wird.^^^i Zusatzlicher Nutzen, der die hierdurch anfallenden Kosten aus theoretischer Sicht iibersteigt, ergibt sich, da die segmentspezifische unterjahrige Angabe eine Verknupfung und zeitnahe Analyse der Segmente ermoglicht.i352
IAS 34 fordert in diesem Zusammenhang bisher lediglich rudimentare Angaben nach IAS 34.16 (g),^^^^ die einer anlegerorientierten Berichterstattung nicht entsprechen. Deshalb ist in IAS 34 die Pflicht zu einer unterjahrigen (verkiirzten) Segmentberichterstattimg aufzunehmen, in der vorzusehen ist, dass die ergebnisorientierten Angaben nicht nur fiir das Quartal inklusive entsprechender Vorjahresangaben anzugeben sind, sondern auch fiir den Zeitraum von Geschaftsjahresbeginn bis zum Quartalsstichtag. Eine rein freiwillige Pub-
ises Vgl. Adler/During/Schmaltz International 2005, Rn. 264 zu Abschnitt 28, S. 105. 1349 Vgl. Rolvering 2002, S. 144-145. 1350 Vgl. Busse von Colbe 2000, S. 2196. 1351 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 39 sowie zu den empirischen Ergebnissen hinsichtlich der Begriindung Abschnitt IV.B.2.b)(l)(a) des Ersten Hauptteils. 1352 Vgl. entsprechend Alvarez 2004, S. 193. 1353 Zu den Anhangangaben im Detail vgl. Abschnitt n.C.3.a)(c) des Zweiten Hauptteils.
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lizitat ist aufgrund der ermittelten hohen Relevanz dieses Instruments fiir den Zwischenbericht nicht zu befiirworten.
Die Berichterstattung soUte sich aufgrund der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung an der jahrlichen Publizitat orientieren, u m die Vergleichbarkeit zu gewahrleisten. Die Ableitung einer strukturierten Segmentberichterstattung ist in diesem Zusammenhang nicht einfach moglich, da es sich u m ein Publizitatsinstrument handelt, welches eine hohe Individualisierung aufweist.1354 Neben der Aufnahme von Zahlenangaben sind auch individuelle erlauternde Informationen mit in die Berichterstattung aufzunehmen, wobei die Anderungen der Segmentstruktur u n d die Auswirkung von Bilanzierungs- und Bewertungsanderungen auf die Informationen in der Segmentberichterstattung als wesentlich zu erachten sind.^^^s
b)
Zwischenlagebericht
Nach den Vorgaben der europaischen Transparenz-Richtlinie hat der Halbjahresfinanzbericht einen Zwischenlagebericht zu enthalten, der die wichtigsten Ereignisse und deren Auswirkungen auf den verkiirzten Zwischenabschluss sowie die wesentlichen Risiken und Ungewissheiten der kiinftigen Entwicklungi356 enthalt.1357 j j ^ Gegensatz z u m Entwurf der Transparenz-Richtlinie, die
1354 Vgl. zu einer Synopse iiber die wesentlichen Berichtspflichten nach IAS 14 fiir die jahrliche Publizitat Alvarez 2004, S. 145. 1355 Vgl. Alvarez 2004, S. 146-147. Vgl. zu den in diesem Zusammenhang bereits bestehenden Anhangangabepflichten, die auch auf die Segmentberichterstattung erweitert werden soUten, Abschnitt II.C.3.a)(l) des Zv^eiten Hauptteils sowie zu den anzuwendenden Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften Abschiutt II.C.3.a)(l) des Zweiten Hauptteils. 1356 Da durch die Transparenz-Richtlinie lediglich eine Halbjahresberichterstattung vorgeschlagen wird, bezieht sich die Angabe der wesentlichen Risiken und Ungewissheiten auf die zweite Geschaftsjahreshalfte; vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 4, S. 45. 1357 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 2 b) i.V.m. Abs. 4, S. 45.
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Zweiter Hauptteil
noch eine Aktualisierung des jahrlichen Lageberichts vorgesehen hatte,i358 jgt nun eine Aufzahlung einzelner Berichtspflichten ohne Bezug zum jahrlichen Lagebericht des vorangegangenen Stichtags vorgesehen. Eine ausflihrliche Lageberichterstattung ist weder fiir den Zwischenbericht nach IAS 34 noch fur den IFRS-Konzernabschluss als Bestandteil durch das IFRS-Normensystem kodifiziert.1359 Sowohl in IAS 34 als auch in § 63 Abs. 4 BorsO werden lediglich einige lageberichtsahiUiche Angaben gefordert.^^^o Eine europaische Harmonisierungsbestrebung zur Aufstellungspflicht ist deshalb aufgrund des hohen Stellenwertes dieses Elements zu begru6en,i36i da die erhebliche Bedeutung des Zwischenlageberichts bzw. lageberichtsahnlicher Informationen als Teil des Zwischenberichts femer empirisch gesichert ist.^^^^
Auch fiir die unterjahrige Lageberichterstattung ist DRS 15 als mafigebliche Gestaltungsvorgabe zu interpretieren.i363 Hierzu werden in diesem Standard allerdings keine genauen Abstufungen fiir die unterjahrige Information getroffen.1364 Ebenso enthalt das vom lASB veroffentlichte Diskussionspapier zum „Management Commentary" keine speziellen Anforderimgen beziiglich einer unterjahrigen Berichterstattung. Bei der Entwicklimg einer abgestuften unter-
1358 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Art. 5 Abs. 2 b), S. 46. 1359 In Bezug auf die jahrliche Publizitat existiert lediglich ein Diskussionsentwurf; vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1360 Vgl. zu diesen Abschnitt ILC.3.a)(c) des Zweiten Hauptteils. 1361 Vgl. Buchheim 2003,5.245. 1362 Die relative Bedeutung des Zwischenlageberichts bei einer Einteilung in die Abschnitte Zwischenabschluss, Zwischenlagebericht und sonstige freiwillige Angaben ist mit 36,16% als iiberdurchschnittlich zu bezeichnen und im Gegensatz ziim Zwischenabschluss mit 45,23% an zugemessener Bedeutung als zweitwichtigster Baustein des Zwischenberichts einzustufen; vgl. Rolvering 2002, S. 109. 1363 Dieses wird in den Anwendungserlauterungen des Standards explizit genannt; vgl. DRS 15, Tz. 7. Zu den Gnmdlagen der Lageberichterstattung nach DRS 15 vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1364 Vgl. WiUeke 2004, S. 359.
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jahrigen Lageberichterstattung fiir einen Konzern ist zu gewahrleisten, dass vor dem Hintergrund der Wesentlichkeit und der Zielsetzung des Quartalsfinanzberichts keine Wiederholimg von Informationen aus dem jahrlichen Lagebericht erfolgt. Eine Gliederiing der unterjahrigen Lageberichterstattung soUte sich aufgrimd der notwendigen Vergleichbarkeit jedoch an der jahrlichen Publizitat nach DRS 15 orientieren, solange keine europaischen Vorgaben existieren.
Die in DRS 15 geforderten allgemeinen Angaben zum Geschaft und dessen Rahinenbedingungeni365 kormen in einem Zwischenlagebericht entfallen, solange sich im Quartal keine bedeutenden Anderungen ergeben haben. Ein Verweis auf die entsprechende jahrliche Publizitat bzw. der Hinweis, dass sich in diesem Bereich keine wesentlichen Umgestaltungen ergeben haben, ist jedoch anzuraten.
Die Analyse der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage als weiteres Element des Lageberichts ist vom Aufbau an jene der jahrlichen Lageberichterstattimg anzupassen,i366 jedoch in reduzierter Forni. Entsprechend der Forderung in der Transparenz-Richtliniei367 sind lediglich die wichtigsten Ereignisse, die Einfluss auf die wirtschaftliche Lage hatten, darzustellen. Eine detaillierte Prasentation der einzelnen Lagen ist in diesem Kontext nicht zwingend, in tabellarischer Form aber zu empfehlen.^^es D^ sowohl die Gewinn- imd Verlustrechnung fiir das Quartal als auch fiir den Zeitraum vom Geschaftsjahresan-
1365 Vgl. hierzu Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1366 Vgl. zu einem Uberblick Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1367 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 4, S. 45. 1368 Der Einsatz von Grafiken und Tabellen ist dabei zu integrieren; vgl. entsprechend lASB 2005, Appendix A20, S. 76.
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Zweiter Hauptteil
fang bis zum Quartalsstichtag veroffentlicht werden muss,^^^^ ist es notwendig, dass sich die Ertragslage im Lagebericht auch auf beide Darstellimgen mit Schwerpunkt auf die Quartalsberichterstattung stiitzen sollte. In jedem Fall muss diese Berichterstattung bei Untemehmen mit saisonalen Einfliissen einen bedeutenden Teil einnehmen, um dem Adressaten die unterschiedliche Entwicklung der wirtschaftlichen Lage in den einzelnen Quartalen deutlich zu machen.1370
Ebenso sollte ein Nachtragsbericht in den Zwischenlagebericht aufgenommen werden.1371 x)er Nachtragsbericht bezieht sich auf Vorgange, die nach dem Schluss des Quartals eingetreten sind und zu einer anderen Darstellung der wirtschaftlichen Lage gefuhrt hatten, wenn sie vor dem Stichtag eingetreten waren.1372 iixi Vergleich mit der jahrlichen Publizitat ergibt sich deshalb fiir diesen Teil des Zwischenlageberichts keine Abweichung.
Die Berichterstattimg hinsichtlich der zukiinftigen Entwicklung imd der wesentlichen Risiken ist fiir den jahrlichen Lagebericht durch das BilReG zusammengefasst worden und hat explizit unter Beriicksichtigung von Chancen und Risiken zu erfolgen.i373 Das BilReG ist dementsprechend auch fiir den Zwischenlagebericht zu berucksichtigen. In der Transparenz-Richtlirue wird in diesem Zusammenhang lediglich eine Beschreibung der „wesentlichen Risiken und Ungewissheiten"i374 gefordert. Die Ausweitung um eine harmonisier-
1369 vgl. Abschnitt ILC.3.(b) des Zweiten Hauptteils. 1370 Vgl. entsprechend Leibfried 2005, § 37, Rz. 10. 1371 Diese Angaben werden grds. bereits durch IAS 34 gefordert; vgl. Abschnitt II.C.3.a)(c) des Zweiten Hauptteils. 1372 Vgl. zum jahrlichen Nachtragsbericht Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1373 Vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. 1374 RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 4, S. 45.
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te unterjahrige Risikoberichterstattung ist zu begrufien. Diese wird aufgrund der steigenden Bedeutimg des Quartalsberichts auch im Schrifttum vorgeschlagen.^375 D^Q fehlende Pflicht zukunftsorientierter Informationen auf europaischer Ebene hingegen wird aufgrund deren hohen Relevanz beinangelt.i376 Durch A n w e n d u n g von DRS 15 u n d Berlicksichtigung der Anforderungen der jahrlichen Publizitat durch die Unternehmen im Rahmen der Investor Relations ist dieser Mangel jedoch zu lindern. Der Prognosebericht ist sowohl auf den folgenden Quartalsbericht als auch auf den Jahresabschluss zu beziehen. Der Schwerpunkt soUte aufgrund der erarbeiteten Verbindungsfunktion aber eindeutig auf der Prognose fiir die jahrliche Publizitat liegen. Diese Berichterstattung im Zwischenlagebericht ist damit als wichtigster Bestandteil zur Erfiillung der Prognosefunktion zu interpretieren, der die Betonung der Rechenschaftsfunktion durch IAS 34 vor d e m Hintergrund einer eigenstandigen Erfolgsermittlung fiir die Zwischenperiode abmildern karm. Wenn sich wesentliche Anderungen ergeben haben, ist deshalb im Quartalslagebericht eine Aktualisierung der zuvor getroffenen Prognosen im Vorjahreslagebericht zu erlautern. Ansonsten ist eine Bestatigung der getroffenen Prognosen auch fiir die Zukunft vorzunehmen. Durch diese Informationen ist insbesondere eine Vergleichbarkeit der Informationen in zeitlicher Abfolge zu gewahrleisten.^377
Fiir den Prognosezeitraum des jahrlichen Lageberichts werden in DRS 15 zwei Jahre empfohlen.^^js p^r den Quartalsbericht ist diese Empfehlung ebenfalls zu
1375 vgl. Emst/Gassen/PeUens 2005, S. 9-11 und S. 39. 1376 Vgl. entsprechend Budiheim/Ulbrich 2004, S. 279. Auch durch das Diskussionspapier des lASB zum „Management Commentary" wird die hohe Bedeutung zukunftsorientierter Berichterstattung herausgearbeitet; vgl. lASB 2005, Appendix A.25, S. 76. 1377 Vgl. entsprechend zu einer allgemeinen Anforderung hinsichtlich der zeitlichen Vergleichbarkeit lASB 2005, Appendix A.25, S. 76. 1378 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt IV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
beriicksichtigen, so dass sich fiir die Adressaten mit Bezug auf die Prognoseberichterstattung unterjahrig eine wesentliche Verbesserung ergibt. Im Bereich dieser Berichterstattimg ist vor allem Wert auf die Informationsbereitstellung fiir den kiinftigen Umsatz, den Ergebnisbereich und die Risiken der kiinftigen Entwicklimg Wert zu legen,i379 weshalb die Prognoseangaben nicht nur qualitativer, sondern auch quantitativer Natur sein sollten.i^^o
Im Rahmen der Nutzung des Zwischenberichts als Instrument der Investor Relations kann femer ein unterjahriges Value Reporting integriert werden. Schwerpunktmafiig wird als Instrument der Ubermittlung grundsatzlich die jahrliche Publizitat verwendet,i38i wobei entsprechende Informationen im Sinne der Verbindimgsfunktion auch im Zwischenbericht angegeben werden konnen. Fiir diese gilt ebenfalls, dass allgemeine Angaben, wie zum Beispiel die Beschreibung des Steuerungssystems, mit Verweis auf die jahrliche Publizitat imterbleiben sollten. Durch diese Art der Publizitat kann der Anleger entscheiden, ob der Vorstand den Wert der Untemehmensanteile gesteigert hat und in Zukunft steigern wird,i382 womit vor dem Hintergrund immer schneller ablaufender Wirtschaftsprozesse unterjahrig eine Kommuiukationsliicke iiber den Wert des Unternehmens durch den Zwischenbericht gelindert werden karm.
1379 Diese Aussage ist empirisch belegbar; vgl. Rolvering 2002, S. 142-143. 1380 Vgl. Selch/Rothfuss 2000, S. 508. 1381 Durch das BilReG ist diese fiir den jahrlichen Lagebericht in Grundziigen bereits kodifiziert; vgl. Abschnitt rV.B.2.a)(l)(c) des Ersten Hauptteils. Ansonsten erfolgt diese Berichterstattimg zumeist im Geschaftsbericht; vgl. Abschnitt IV.B.2.a)(2)(a) des Ersten Hauptteils. 1382 Vgl. Schmidt 2000,5.25.
II. Zwischenberichterstattung
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Weitere Angaben, die entweder freiwillig oder aufgrund ihrer Wesentlichkeit in den Quartalsbericht integriert werden konnen, sind Informationen hinsichtlich der Organe und deren Vergutung.^^ss AIS wichtige Information im Bereich der Vergiitung, die alternativ in den Anhang des Zwischenberichts aufgenommen werden kann, ist eine wesentliche unterjahrige Veranderimg der individuellen Vorstandsvergiitung einzuordnen. Ferner ist, wenn in der Zwischenberichtsperiode ein neues Vorstandsmitglied oder Aufsichtsratsmitglied seine Arbeit beginnt, die Aufnahme dieser Information zu befurworten.i384 jy{Q Integration eines kompletten Vergutimgsberichts^^ss oder sogar Corporate Governance-Berichts^^s^ ist dagegen abzulehnen, da ein Information Overload fiir die Anleger einzutreten droht. Diese Elemente soUten weiterhin grundsatzlich als jahrliche Publizitat ausgestaltet sein. Lediglich unterjahrig eintretende wesentliche Veranderungen sind daher als berichtswiirdig zu empfehlen.
In Erganzimg fordert die Transparenz-Richtliiue mit Einschrankung auf Aktienemittenten, dass im Zwischenlagebericht Angaben iiber Grofigeschafte mit nahe stehenden Personen sowie Unternehmen zu machen sind.^^s? gii^g derartige Angabe ist prinzipiell zu begriifien, soUte aber in den Anhang aufgenommen werden.
1383 vgl. zu den in Zukunft verpflichtend anzugebenden Anhangangaben in der jahrlichen Publizitat Abschnitt IV.B.2.a)(l)(b) des Ersten Hauptteils. 1384 Diese Information ist bereits nach § 63 Abs. 4 Nr. 3 fur Unternehmen, die im Prime Standard gelistet sind, verpflichtend. 1385 Vgl. ausfuhrlich zum Vergiitungsbericht Abschnitt IV.B.2.a)(2)(d) des Ersten Hauptteils. 1386 Vgl. ausfuhrlich Abschnitt IV.B.2.a)(2)(c) des Ersten Hauptteils. 1387 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 4, S. 45.
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c)
Zweiter Hauptteil
Richtigkeitserklarung
Im Schrifttum wird die Frage, ob der Zwischenbericht analog zu § 245 HGB der Unterschrift des Vorstands bedarf, vemeint.i^ss Deshalb wird vorgeschlagen, die Zwischenberichte freiwillig zur Steigerung der Verlasslichkeit durch die Unterschrift der zustandigen Organe zu erhohen.i389 Diesen Aspekt aufgreifend, wird auf europaischer Ebene eine Harmonisierung angestrebt. Danach haben die Verantwortlichen des Emittenten zu versichern, dass der verkiirzte Zwischenbericht ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns in Einklang mit den angewandten IFRS vermittelt und die Angaben im Zwischenlagebericht den geforderten Informationen in einer den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechenden Weise wieder gegeben worden sind.i39o Dieses ist als vertrauensbildende Mafinahme zu begrtifien und auf die vorgeschlagene verpflichtende Quartalsberichterstattung auszudehnen. Bei Einfiihrung einer entsprechenden Normierung hat nach heutiger Rechtslage deshalb zumindest der Vorstand diese Erklarung zu unterschreiben.i39i
d)
Bescheinigung der priiferischen Durchsicht
Findet eine externe Uberwachung durch einen Wirtschaftspriifer statt, ist bisher lediglich durch § 54 Abs. 3 BorsZulV vorgeschrieben, dass der Bestatigungsvermerk hieriiber in den Zwischenbericht aufzunehmen ist.i392 ]xi dieser
1388 Vgl. zur ausfuhrlidien Argumentation Ammedick/Strieder 2002, Rn. 21, S. 9; Strieder 2001c, S. 1999; Leibfried 2005, § 37, Rz. 47. 1389 Vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 22; Strieder 2001c, S. 1998. 1390 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 1 c), S. 45. 1391 Zu einer Erweiterung dieser Verpflichtung auf den Aufsichtsrat vgl. Abschnitt II.C.l. des Dritten Hauptteils. 1392 Obwohl in § 54 Abs. 3 BorsZulV explizit von einem Bestatigimgsvermerk die Rede ist, darf nach Durchfiihrung einer priiferischen IXirchsicht lediglich eine Bescheinigung erteilt werden; vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2772-2773.
II. Zwischenberichterstattung
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Norm wird ausschliefilich die Priifung der Zahlenangaben und nicht der Erlauterungen gefordert, was in der Literatur zu der Vermutung fiihrt, dass es sich um ein redaktionelles Versehen handelt.i^^s
Nach § 63 Abs. 8 BorsO wird demgegeniiber formuliert, dass die Bescheinigung Oder auch der Bestatigiingsvermerk bei Durchfiihrung einer prtiferischen Durchsicht bzw. Priifung in den Quartalsbericht aufgenommen werden kann. Dieses ist zu kritisieren, da zu vermuten bleibt, dass Unternehmen diese ausschliefilich dann veroffentlichen, wenn keine Versagung oder Einschrankung durch den Wirtschaftspriifer vorgenommen wurde. Deshalb ist eine Berichterstattung liber die Durchfiihrung von Enforcement-Mafinahmen durch Dritte und auch iiber deren Nicht-Durchfiihrung verpflichtend vorzuschreiben. Da durch diese Arbeit eine gesetzlich vorgeschriebene priiferische Durchsicht fiir den Zwischenbericht vorgeschlagen wird,i394 {^^ ^{Q Bescheinigung iiber diese als eigenstandiger Teilbereich des Quartalsberichts in die Analyse integriert worden, da sie als wichtiges Signal zur Steigerung der Verlasslichkeit einzuordnen ist.i395
Die Berichterstattung iiber die durchgefiihrten bzw. unterlassenen Enforcement-Mafinahmen durch einen Wirtschaftspriifer ist explizit auch durch die Transparenz-Richtlinie vorgegeben. Die Bescheinigung iiber die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht bzw. der Bestatigungsvermerk bei einer Priifung ist danach in den Zwischenbericht aufzunehmen, falls eine derartige
1393 vgl. Dahl 1995, S. 37-38; Hebestreit 1992, S. 88-89. 1394 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt II.C.2. des Dritten Hauptteils. 1395 DQJ^ Hinweis hinsichtlich der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht wird bei einer Expertenbefragung als wichtig eingeordnet; vgl. Rolvering 2002, S. 148. Vgl. ausfiihrlich zur Berichterstattung iiber das Ergebnis der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht mit Hilfe einer Bescheinigung Abschnitt II.C.2.b)(l)(b)(iv)a.) des Dritten Hauptteils.
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Zweiter Hauptteil
durchgefiihrt worden ist.i396 Abweichend hiervon sieht die TransparenzRichtlinie vor, dass bei Unterlassen einer Priifung oder priiferischen Durchsicht zumindest auch hieriiber eine Angabe im Sinne eines Negativvermerks^^^^ zu erteilen ist.i398
1396 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 5, S. 46. 1397 Vgl. Buchheim/Burger/Ulbrich 2004, S. 1391; Buchheim/Ulbrich 2004, S. 279. 1398 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 5, S. 46.
III. Zwischenergebnis
III.
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Zwischenergebnis
Den Ausgangspunkt der Ableitung eines SoU-Objekts fiir ein auszubauendes Enforcement der Ad hoc-Publizitat nach § 15 Abs. 1 WpHG bildete das AnSVG, durch das der Unterschied zwischen einer Insidertatsache und einer ad hoc-publizitatspflichtigen Tatsache als Folge der europaischen Marktmissbrauchs-Richtlinie abgeschafft worden ist. Bevor die durch dieses Artikelgesetz etabherten Anforderungen im zweiten Abschnitt dieses Hauptteils einer detaillierten Untersuchung unterzogen worden sind, erfolgte zunachst die Beschreibung der historischen Entwicklung dieses PubHzitatsinstruments und sodann die Ableitung eines Analyserahmens. Dieser wurde auf Basis der im Ersten Hauptteil erarbeiteten Qualitatskriterien von Informationen unter Zugrimdelegung einer hermeneutischen Vorgehensweise auf der Grimdlage der Adressaten, Ziele und Funktionen der Ad hoc-Publizitat als Elemente des deutschen Corporate Governance-System ermittelt.
Im Rahmen der Detailanalyse der Verpflichtung zu dieser Art der Publizitat kormte aufgezeigt werden, dass nach neuer Rechtslage jede Insiderinformation, die den Emittenten nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG unmittelbar betrifft, als Ad hoc-Mitteilung zu veroffentlichen ist. Als Tatbestandsmerkmale einer Insiderinformation sind hierbei die nach § 13 Abs. 1 S. 1 WpHG festgelegten Anforderungen, dass eine konkrete Information iiber nicht 5ffentlich bekannte Umstande mit einer Eignung zur erheblichen Beeinflussung des Borsen- oder Marktpreises vorzuliegen hat, untersucht worden. Weiterhin wurde in Zusammenhang mit der Veroffentlichung eine durch § 4 WpAIV festgelegte Vereinheitlichung des Aufbaus im Sinne einer Vergleichbarkeitssteigerung begriifit.
Als eine wesentliche Neuerung durch das AnSVG wurde bei der Normierung der Tatbestandsmerkmale erarbeitet, dass eine Publizitatspflicht bereits dann
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Zweiter HauptteU
gegeben ist, wenn der Emittent unmittelbar von der Insiderinformation betroffen ist und nicht erst, wenn diese im Tatigkeitsbereich des Emittenten eingetreten ist. Daneben bezieht sich die Pflicht nicht mehr auf den Begriff der Tatsache, sondern jenen des Umstands, wodurch Prognosen und Werturteile publizitatspflichtig werden konnen, wenn durch sie dariiber hinaus die weiteren notwendigen Tatbestandsmerkmale erfiillt werden. Aufgrimd dieser Anderungen ist gefolgert worden, dass grundsatzlich von einer Ausweitung der verpflichtend zu veroffentlichenden Informationen im Rahmen der Ad hocPublizitat auszugehen ist. Ferner konnte in diesem Kontext gezeigt werden, dass die Voraussetzung des Bezugs auf die Vermogens- und Finanzlage sowie den allgemeinen Geschaftsverlauf durch das AnSVG weggefallen ist und fiir die zu prognostizierende ErhebUchkeit einer Kursbeeinflussung ein subjektiver Ansatz explizit in § 13 Abs. 1 S. 2 WpHG normiert worden ist.
Weiterhin wurde im Hinblick auf die inhaltliche Gestaltung von Ad hocMitteilungen eine Untersuchung der Verwendung von iiblichen Kennzahlen vorgenommen und die Ad hoc-Publizitat im Verhaltnis zu anderen Publizitatsinstrumenten betrachtet. Diesbeziiglich konnte abgeleitet werden, dass sich durch das AnSVG keine Anderimgen ergeben haben imd die Ad hocPublizitat kein Instrument darstellt, durch welches freiwillige Informationen im Rahmen eines Value Reporting zur Verfiigung gestellt werden konnen. Weiterhin wurde der durch die BaFin verfolgte Ansatz, durch eine kasuistische Aufstellimg bestimmter Umstande, bei denen von einer Ad hocPublizitatspflicht auszugehen ist, einer Analyse zugefiihrt. Es konnte gezeigt werden, dass ein entsprechend erlassener Katalog zwar eine Art der Vereinheitlichung zugesprochen werden kann, es sich bei der Ad hoc-Mitteilung in der europaischen und nunmehr auch deutschen Ausgabe um ein Element des Publizitatssystems handelt, dessen Veroffenthchung jeweils im Einzelfall zu hinterfragen ist.
III. Zwischenergebnis
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Im Anschluss wurde der Veroffentlichungszeitpimkt einer Ad hoc-Mitteilung insbesondere vor dem Hintergrund des Kriteriums der Zeitnahe einer detaillierten Untersuchung unterzogen. Hierbei wurde gezeigt, dass die Veroffentlichung grundsatzlich unverziiglich, das heiEt ohne schuldhaftes Zogern, durch den Emittenten vorzunehmen ist.
Weiterhin erfolgte in diesem Zusammenhang eine Analyse der Moglichkeit flir den Emittenten nach § 15 Abs. 3 WpHG selbstandig liber eine Befreiung der Publizitatspflicht zu entscheiden, wenn davon auszugehen ist, dass berechtigte Interessen gegen eine Veroffentlichung sprechen, von einer Irrefuhrung der Anleger hierdurch nicht auszugehen ist und eine Vertraulichkeit der das Unternehmen unnuttelbar betreffenden Insiderinformation wahrend der Befreiungsphase gegeben ist. Diese Moglichkeit der Selbstbefreiung konnte als wesentliche Neuerung des AnSVG herausgearbeitet werden, da zuvor liber eine Befreiung aufgrund eines Antrags durch die BaFin zu entscheiden war. Insbesondere durch die untergesetzliche Regelung des § 6 WpAIV konunt es in Bezug auf die in Rede stehende Voraussetzung eines berechtigten Interesses zu einer weiten Auslegung, die daflir Sorge tragt, dass den Unternehmen ein notwendiger Spielraum zur Beurteilung einer Ver5ffentlichung unter dem Gesichtspunkt der Abwehr von Schadigungen zur Verfligung gestellt wird. Zusatzlich wurde im Kontext der Befreiung von einer Ad hoc-Publizitatspflicht gezeigt, dass durch § 6 S. 1 Nr. 2 WpAIV indirekt klargestellt worden ist, dass bei mehrstufigen Entscheidungen eine Pflicht zur Bekanntmachung bereits dann eintritt, wenn der Beschluss durch den Vorstand getroffen worden ist, und nicht erst mit der Zustimmung des Aufsichtsrats gegeben ist. Gleichwohl besteht aufgrund der in Rede stehenden Norm in einer Aktiengesellschaft die Moglichkeit zur Befreiung, bis der mehrstufige Entscheidungsprozess abgeschlossen ist. Im Rahmen der Analyse der Moglichkeit, sich eigenstandig von der Publizitatspflicht befreien zu konnen, wurde erarbeitet, dass diese als Ge-
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Zweiter Hauptteil
genstiick zu der durch die Anderung der Tatbestandsmerkmale erfolgten Erweiterung der Ad hoc-Publizitatspflicht zu interpretieren ist, die starker auf die Eigenverantwortlichkeit der Emittenten abstellt.
Im abschliefienden Teil beziiglich der Ableitung eines SoU-Objekts fiir die Ad hoc-Publizitat wurde der Weg der Veroffentlichimg detailliert einer Analyse unterzogen. Es konnte dargestellt werden, dass im Gegensatz zur alten Rechtslage keine wesentlichen Anderungen im Corporate Governance-System vorgenommen worden sind. Zwar wurde ein Grofiteil der dieses Gebiet betreffenden Normierungen in eine untergesetzliche Verordnung ausgegliedert, jedoch hat dieses zu keinen wesentlichen Anderungen gefiihrt. Als Neuerung wurde jedoch aufgezeigt, dass die Veroffentlichung in einem Borsenpflichtblatt abgeschafft und durch eine verpflichtende Bereitstellung auf der Internetseite des Unternehmens neben der noch erforderlichen Publikation in einem elektronisch betriebenen Informationssystem ersetzt worden ist. Aufgrund der als wesentlich zu erfiillenden Zeitnahe und Verfiigbarkeit konnte dieses im Gegensatz zu einem festgestellten Ausschluss vom deutschen Untemehmensregister begriifit werden. Die Kritik an dem benannten Ausschluss wurde dabei insbesondere aufgrund des Erfordernisses einer zentralen und gebiindelten Verfiigbarkeit aller wesentlichen Publizitatsinstrumente vorgenommen.
Im Rahmen dieses Hauptteils war es ferner Ziel, die Zwischenberichterstattung im Detail als SoU-Objekt fiir den Gegenstand eines auszubauenden Enforcement zu prasentieren. Hierzu wurden nach einer Beschreibung der historischen Entwicklung zunachst die theoretischen Grimdlagen dieses Publizitatsinstruments erarbeitet. Diese Analyse hat das Ergebnis hervorgebracht, dass der Zwischenbericht vornehmlich an Privatanleger, im Sinne einer abgestuften Adressatenpyramide aber auch an institutionelle Investoren gerichtet
III. Zwischenergebnis
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ist. Vor dem Hintergrund der Zielsetzung, dem Anlegerschutz zu dienen, konnte diesem kapitalmarktausgerichteten Publizitatsinstrument eine alleinige Informationsfunktion zugesprochen werden. Diese ist mit einer vergangenheitsorientierten Rechenschaftsfunktion und einer zukunftsorientierten Prognosefunktion konkretisiert worden. In Kombination dieser beiden konnte prasentiert werden, dass sich fiir den Zwischenbericht eine Verbindungsfunktion zur jahrlichen Publizitat ergibt. Dariiber hinaus diente die Untersuchung der theoretischen Grundlagen einer Darstellung des eigenstandigen, integrativen und kombinierten Ansatzes zur unterjahrigen Erfolgsernuttlung.
Vor diesem Hintergrund wurden die im ersten Hauptteil fiir die Publizitat im AUgemeinen abgeleiteten Qualitatskriterien fiir die Zwischenberichterstattung als Analyserahmen prazisiert. Als wesentliche Anforderung stellte sich hierbei heraus, dass der Zwischenbericht unter Beriicksichtigung einer zeitnahen Verfiigbarkeit das Kriterium der Wesentlichkeit zu erfiillen hat, um einen Information Overload durch das Publizitatssystem zu vermeiden. Zur Entwicklimg des Analyserahmens dienten neben den theoretischen Grundlagen die im Rahmenkonzept imd IAS 34 niedergelegten Qualitatskriterien, da die Zwischenberichterstattung als Folge der Entwicklimgen im Bereich der jahrlichen Publizitat zunehmend durch dieses Rechnungslegimgssystem gepragt ist. In diesem Zusammenhang war demnach zu konstatieren, dass die Anwendung von DRS 6 lediglich noch fiir freiwillig veroffentlichte Zwischenberichte moglich ist.
Mit Hilfe dieses Analyserahmens erfolgte sodann eine Untersuchung der Zwischenberichterstattung als Investor Relations-Instrument auf Basis der Neuerungen fiir die Halbjahresberichterstattung durch die europaische Transparenz-Richtlinie. Entgegen dieser Harmonisierungsbestrebung, die noch der Umsetzung durch den deutschen Gesetzgeber bedarf, ist in dieser Arbeit die
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Zweiter Hauptteil
Einfiihrung einer gesetzlich vorgeschriebenen Quartalsberichterstattung fiir alle kapitalmarktnotierten Gesellschaften in Deutschland vorgeschlagen worden. Aufgrimd der Aussage, dass ein verpflichtender Wechsel der iinterjahrigen Berichterstattung auf IAS 34 notwendig ist, wurden ziinachst der Zeitpunkt und die zu beachtenden Grundsatze fiir den Wechsel der anzuwendenden Rechnungslegungsnormen analysiert. Als wichtigstes Ergebnis hat diese Untersuchung hervorgebracht, dass eine Umstelliing aufgrimd der Verbindungsfunktion des Zwischenberichts erst im Jahr nach der Veroffentlichung der jahrlichen Publizitat durchzufiihren ist. Ebenso ist deutlich geworden, dass sich die zeitnahe und zentrale Verfiigbarkeit des Zwischenberichts in Zukuiift deutlich verbessern wird. Sowohl die geplante Aufnahme der Zwischenberichterstattung in das deutsche Unternehmensregister durch den Regierungsentwurf des EHUG als auch die Integration in das jahrliche Dokument nach § 10 WpPG trugen zu dieser Beurteilung bei. Als Empfehlung fiir die Informationsiibertragung wurde in diesem Kontext der Einsatz von strukturierten Erfassungsmasken auf Basis von XBRL nach dem Vorbild der Deutschen Borse AG gegeben.
Im Anschluss an die Untersuchung dieser allgemeinen Kriterien sind ein Quartalsabschluss nach IAS 34, ein Zwischenlagebericht, eine Richtigkeitserklarung der Publizitatsverantwortlichen und die Bescheirugung iiber das Ergebnis der priiferischen Durchsicht als wesentliche Bestandteile eines Quartalsfinanzberichts gekennzeichnet worden. Im Rahmen der Analyse des Quartalsabschlusses war es zunachst Aufgabe, die Bilanzierungs-, Bewertimgs- und Schatzungsgrimdsatze darzulegen, die aufgrund der Verbindungsfunktion imd der Tatsache, dass IAS 34 dem eigenstandigen Ansatz folgt, an jene der jahrlichen Publizitat anzulehnen sind. Sodann konnten eine (verkiirzte) Bilanz, (verkiirzte) Gewinn- und Verlustrechnung, ausgewahlte Anhangangaben, eine (verkiirzte) Kapitalflussrechnung und eine Eigenkapitalveranderimgsrech-
III. Zwischenergebnis
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nung als verpflichtende Elemente eines derartigen Quartalsberichts gekennzeichnet werden. Neben detaillierten Empfehlungen ziir Ausdehnung der Berichterstattung der verpflichtenden Elemente eines Zwischenberichts nach IAS 34, wurde als wesentliche Erweiterung zur Verbesserung der Investor Relations die Einfiihrung einer Segmentberichterstattung vorgeschlagen.
Der Zwischenlagebericht ist sodann aufgrund der bislang fehlenden verpflichtend anzuwendenden europaischen Berichterstattungsvorgaben auf Basis von DRS 15 iind einem Entwurf zum „Management Commentary" des lASB untersucht worden. In diesem Kontext ist herausgearbeitet worden, dass die hohe Bedeutung der Prognosefunktion der Zwischenberichterstattimg insbesondere iiber die Angaben im Zwischenlagebericht zu erfiillen ist. In Verbindung mit dem Qualitatskriterium der Wesentlichkeit konnte dariiber hinaus abgeleitet werden, lediglich derartige Informationen aufzunehmen, die keine Wiederholung der Angaben aus der jahrlichen Publizitat darstellen und die fiir das Verstandnis der Zwischenperiode wichtig sind. Eine voUstandige Aktualisierung des jahrlichen Lageberichts wurde daher aufgrund der Gefahr eines Information Overload ausgeschlossen.
Weiterhin ist die Aufnahme einer Erklarung der Publizitatsverantwortlichen iiber die Richtigkeit des verkiirzten Abschlusses und der Angaben im Zwischenlagebericht dargestellt worden. Zusatzlich wurde die Bescheinigung iiber die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht als Pflichtelement eines Quartalsfinanzberichts beschrieben. Beide Elemente sind als vertrauensaufbauende Mafinahmen zur Steigerung der Verlasslichkeit durch Publizitat zu befiirworten, weshalb gezeigt werden konnte, dass diese als eigenstandige Elemente in die Zwischenberichterstattung zu integrieren sind.
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Zweiter Hauptteil
Insgesamt betrachtet hat die Analyse damit gezeigt, dass sich der Zwischenbericht hinsichtlich seiner Strukturierung auf dem Weg zu einem ausfiihrlicheren Zwischen-Geschaftsbericht befindet. Dennoch konnte in Abgrenzung zur jahrlichen Publizitat herausgestellt werden, dass sich ein derartiges Publizitatsinstrument durch das Vermeiden von Wiederholungen der Informationen der jahrlichen Publizitat zugunsten der Bereitstellung neuen zweckgerichteten Wissens auszeichnet. Der Umfang dieses Berichterstattungselements des Corporate Governance-Systems wird damit in der Kegel wesentlich geringer ausfallen als jener des jahrlichen Pendants.
Auf Basis der im zweiten Hauptteil abgeleiten Publizitat im deutschen Corporate Governance-System durch die Ad hoc-Publizitat imd Zv/ischenberichterstattung wird es Aufgabe im Dritten Hauptteil sein, das Enforcement der beiden Berichterstattungselemente im Detail zur Sicherstellimg ihrer Verlasslichkeit zu untersuchen.
Dritter Hauptteil: Vorschlage fiir den Ausbau des Enforcement von Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung
I. Ad hoc-Publizitat
I.
Ad hoc-Publizitat
A.
Konkretisierung der Enforcement-Anforderungen
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Die Aufdeckungsmoglichkeit von Fehlern in Ad hoc-Mitteilungen im Rahmen des Enforcement ist in zwei Bereiche zu untergliedern. Wahrend auf der einen Seite die Aufdeckung von Unregelmafiigkeiten in bereits veroffentlichten Mitteilungen zu betrachten ist, damit diese insbesondere rucht zu Werbezwecken missbraucht werden, ist auf der anderen Seite die Aufdeckungsmoglichkeit von unterlassenen Ad hoc-Mitteilungen zu beriicksichtigen. Als wesentliches Kriterium ist dabei die Zeitnahe dieses Informationsinstruments ebenso bei dessen Enforcement zu beachten.i399 Dennoch ist iiber die Integration von Mafinahmen im Corporate Governance-System zu diskutieren, die vor der Veroffentlichung praventiv Fehlern entgegen wirken. Als Konsequenz sind Einbufien bei der anzustrebenden Verlasslichkeit der Mafinahmen zu akzeptieren.
Aufgrund einer geringeren zu tolerierenden Sicherheit beziiglich der Aufdeckungsmoglichkeit ist die Praventivfunktion durch wirksame Sanktionsmechanismen auszubauen. Diese sind so auszugestalten, dass die Publizitatsverantwortlichen von einem Fehlverhalten abgehalten werden. Als Adressat der Sanktionierung sind in erster Linie der Emittent und der Vorstand, der fur die Veroffentlichung von Ad hoc-Mitteilungen nach § 15 WpHG verantwortlich ist, zu nennen.1400 Dabei ist zu berucksichtigen, dass die Anleger als Anspruchsberechtigte durch die Ausgestaltung entsprechender Mechanismen nicht von einer Durchsetzung ihrer Rechte abgehalten werden.i^o^ Im Gegen-
1399 Vgl. zu einer Beschreibimg dieses iibergeordneten Kriteriums Abschnitt I.B.2. des Zweiten Hauptteils. 1400 Vgl. zur Verantwortlichkeit des Vorstands diesbeziiglich Abschnitt IV.A.l. des Ersten Hauptteils. 1401 VgL zu dieser Herleitung ausfuhrlich Abschnitt II.C. des Ersten Hauptteils.
Seite 302
Dritter Hauptteil
satz zur allgemeinen Herleitung dieses Erfordemisses ergeben sich dennoch keine speziellen Anforderungen im Hinblick auf das in Rede stehende Publizitatsinstrument.
Neben der Praventivfunktion ist die Korrektivfimktion des Enforcement in Bezug auf die Ad hoc-Publizitat zu erfiillen. Da durch die Ad hoc-Publizitat keine Anspruche im Sinne einer Zahlung entstehen, wie es beim Jahresabschluss der Fall ist, entfallen Mafinahmen einer direkten Korrektur, wodurch die Anforderungen diesbeziiglich auf eine Fehlerbehebimg durch Kommimikation vom Untemehmen begrenzt sind. Vor dem Hintergrimd der hier vorgenommenen Konkretisierung der allgemeinen Enforcement-Anforderungen beziiglich der Ad hoc-Publizitat wird im nachsten Kapitel eine Analyse und Bewertimg bestehender Enforcement-Elemente vorgenommen werden.
B.
Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
1.
Elemente zur Erfiillung der Praventivfunktion
Ein primares Enforcement von Ad hoc-Mitteilimgen vor dessen Veroffentlichung ist bisher im Corporate Governance-System nicht verpflichtend eingefiihrt worden. Vor allem ein internes Enforcement durch den Aufsichtsrat ist nicht vorgegeben. Dieses existiert lediglich, wenn sich der Aufsichtsrat eine Zustimmung fiir den Inhalt der Ad hoc-Mitteilung oder aber fiir die Ad hocPublizitat an sich vorbehalten hat. Zusatzlich hat der Aufsichtsrat indirekt eine Einflussmoglichkeit auf den Inhalt von Ad hoc-Mitteilimgen bei mehrstufigen Entscheidimgsprozessen.1402 Insgesamt kommt diesem Uberwachungsorgan im deutschen Corporate Governance-System hinsichtlich des Enforcement von Ad hoc-Mitteilungen jedoch keine verpflichtende Aufgabe zu.
1402 Vgl. aiisfiihrlich zur Problematik mehrstufiger Entscheidimgsprozesse Abschnitt I.C.3. des Zweiten Hauptteils.
I. Ad hoc-Publizitat
Seite 303
Dariiber hinaus ist der Wirtschaftspriifer als wesentlicher Enforcement-Trager der jahrlichen Publizitat^^os nicht verpflichtend in die Uberwachung der Ad hoc-Mitteilungen im deutschen Corporate Governance-System eingebunden. Durch die Berufsvertretungen existieren zudem keine spezifischen Priifungsnormen zur Durchfuhrung von freiwillig durch den Vorstand oder Aufsichtsrat in Auftrag gegebenen Uberwachungshandlungen. Die Durchfuhrung der Priifung einer Ad hoc-Mitteilung hat somit grundsatzlich als freiwillige Dienstleistung nach den Grundsatzen der International Standards on Assurance Engagements (ISAE)i404 ^.u erfolgen.
Zusatzlich ergibt sich fiir die BaFin beziiglich der Aufdeckungs- und Sanktionierungsmoglichkeit die Moglichkeit, als Strafe Bufigelder zu verhangen. Dazu wird ihr zur Ahndung von Ordnungswidrigkeiten das Recht eingeraumt, vom Emittenten Ausklinfte beziiglich der Mitteilung einzuholen imd die Einsichtnahme in Unterlagen zu erwirken.^^os Wenn der Emittent vorsatzlich oder leichtfertigi406 gegen seine Pflichten gemafi § 15 Abs. 1 S. 1, 3 oder 4 WpHG verstofit, kann diese Ordnungswidrigkeit nach §§ 39 Abs. 2 Nr. 5 a) i.V.m. 39
1403 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt IV.C.a)(3)(a) des Ersten Hauptteils. 1404 Bei den ISAE handelt es sich um Priifungsnormen, durch die Uberwachungshandlungen fiir Wirtschaftspriifer vorgegeben werden, die sich auf Priifungsgegenstande abweichend von historischen Finanzdaten beziehen; vgl. IFAC Preface 2005.12. Bisher sind durch die IFAC zwei ISAE verabschiedet worden. Auf der einen Seite handelt es sich um ISAE 3000, in dem grundlegende Anforderungen an Tatigkeiten des Wirtschaftspriifers, die sich nicht auf die Jahresabschlusspriifung oder priiferische Durchsicht beziehen, festgelegt werden; vgl. ISAE 3000. Auf der anderen Seite werden in ISAE 3400 freiwillig zu vereinbarende Leistungen beziiglich der Uberwachung prognoseorientierter Informationen statuiert; vgl. ISAE 3400. 1405 Vgl. zu diesen Befugnissen, die aus der generellen Uberwachungsbefugnis der BaFin resultieren, § 4 WpHG. Diese Befugnisse waren zuvor in § 15 Abs. 5 WpHG a.F. normiert. Durch neue Generalbefugnis der BaFin in dieser Hinsicht existiert nicht langer das Bediirfnis einer speziellen Noraiierung; vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 35. 1406 Vgl. ausfiihrlich zu den subjektiven Voraussetzungen der ordnungswidrigkeitsrechtlichen Sanktionen im Rahmen der Ad hoc-Publizitat, Hahn 2004, S. 197-198.
Seite 304
Dritter HauptteH
Abs. 4 WpHG mit einer Geldstrafe bis zu € 1 Mio. geahndet werden.i^o? Dabei ist die Sanktionierung durch die BaFin grundsatzlich gegeniiber dem Emittenten auszusprechen; zusatzlich besteht die Moglichkeit fiir die BaFin, Geldbu6en gegen den Vorstand im KoUektiv oder einzelne Mitglieder dieses Organs ausziisprechen.^^8
Im Jahr 2003 sind durch die BaFin in diesem Zusammenhang insbesondere Untersuchimgen aufgrund des Verdachts einer verspateten Veroffentlichung der Ad hoc-Mitteilungen eingeleitet worden.i409 jn diesem Kontext hat die BaFin im Jahr 2003 in 279 Fallen eine Untersuchung angesetzt, bei denen in 67 Fallen ein BuiSgeldverfahren eingeleitet worden ist.^^io Bisher wurde jedoch lediglich fiir acht Emittenten eine Geldbufie zwischen € 7.500 und € 100.000 verhangt und in vier Fallen durch eine Verhandlimg vor dem Amtsgericht in Frankfurt ein Bufigeld zwischen € 10.000 imd € 20.000 festgesetzt.^^n Damit sind die verhangten Bufigelder weit unter der Grenze der moglichen Strafe angesetzt worden, was aufgrimd der geringen praventiven Wirkung der festgesetzten Summen im Gegensatz zu der erzielten oder beabsichtigten Kursbeeinflussung zu kritisieren ist.i'*^^
1407 Bei einer Ordnungswidrigkeit beziiglich § 15 Abs. 5 S. 1 WpHG ergibt sich nach §§ 39 Abs. 2 Nr. 6 i.V.m. 39 Abs. 4 WpHG eine Bufigeldhohe von € 100.000, wahrend diese bei einer Ordnungswidrigkeit in Zusammenhang mit § 15 Abs. 5 S. 2 WpHG gemafi §§ 39 Abs. 2 Nr. 6 i.V.m. 39 Abs. 4 WpHG bis zu einer Hohe von € 50.000 verhangt v^erden kann. Vgl. zu den Regelimgen vor Verabschiedung des AnSVG, durch welches in diesem Zusammenhang die Vorgaben der Marktmissbrauchs-Richtlinie umgesetzt worden sind, Rattimde/Bemer 2003, S. 1314-1315. Ein derartig ausgestalteter Bufigeldrahmen ist dabei als Abstuhmg der verletzten Pflichten zu interpretieren; vgl. Hahn 2004, S. 195. 1408 Vgl. zu den diesbeziiglichen Vorschriften § 9 Abs. 1 Nr. 1 OWiG tmd in Erganzung Berner/Rattunde 2003, S: 1315 und Hahn 2004, S. 199-201. 1409 Vgl. BaFin 2003, S. 194-195.
1410 Vgl. BaFin 2003,5.195. 1411 Vgl. BaFin 2003,5.195. 1412 Vgl. 5ethe 2003, Rn. 5 zu §§ 37b,c WpHG, 5.1148.
I. Ad hoc-Publizitat
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Als weitere Mafinahme im Kontext des Enforcement der Ad hoc-Mitteilungen durch die BaFin, die praventiv zur Aufdeckung von unterlassenen Ad hocMitteilungen beitragt, ist nach § 15b WpHG die Pflicht der Emittenten, ein Verzeichnis iiber diejenigen Personen zu fiihren, die Zugang zu Insiderinforraationen haben, zu nennen. Ziel einer derartigen Informationsblindelung ist, die Ermittlung in Verdachtsfallen zu erleichtern.i^i^ Der Inhalt eines Insiderverzeichnisses wird durch eine Verordnung^^u (^gg Gesetzgebers konkretisiert,i4i5 und sieht die folgenden wesentlichen Bestandteile vor: Name und Adresse der zur Veroffentlichung Verpflichteten bzw. von diesen BeauftragI;e,i4i6 Aufnahmegrund sowie das Datum, seitdem der Insider Zugang zu den Informationen hat.i4i7 Aufgrund der Tatsache, dass das Verzeichnis regelma6ig zu aktualisieren ist,!^!^ und auf Verlangen der BaFin gemafi § 15b Abs. 1 S. 2 WpHG zu iibermitteln ist,i4i9 kann dieses als wirksame Mafinahme des sekundaren Enforcement der Ad hoc-Mitteilungen eingestuft werden.
1413 Vgl. BegrRegE AnSVG 2004, § 15 WpHG, S. 36. 1414 Vgl. WpAIV 2004. 1415 Hierdurch wird Anwendungssicherheit beziiglich der neuen Vorschriften geschaffen; vgl. Hopt 2005,5.469. 1416 Verzeichnisfiihrungsverpflichtete sind damit zum einen der Emittent sowie fiir in seinem Auftrag oder fiir seine Rechnung handelnde Personen, woninter derartige zu subsumieren sind, die aus unterschiedlichen Griinden mit Insiderinformationen des Emittenten in Beriihrung kommen; vgl. BaFin 2005, S. 97. Als typische Beispiele sind Rechtsanwalte, Untemehmens- sowie Steuerberater, Investor-Relations-Agenturen, exteme Buchhalter sowie Ubersetzungsbiiros fiir Vertrage imd Ad hoc-Mitteilungen zu nennen; vgl. BaFin 2005, S. 97-100. Ausdnicklich ausgenommen sind nach § 15b Abs. 1 S. 4 WpHG Personen, die die gesetzlich vorgeschriebene Abschlusspriifung durchfiihren. ^417 Vgl. § 14 Nr. 2-5 WpAIV. Vgl. in Erganzung Kirschhofer 2005, S. 24. 1418 In der konkretisierenden Verordnung wird festgelegt, dass eine Berichtigung notwendig ist, falls sich der Grund fur die Aufnahme der Person oder deren Zugang zu den Insiderinformationen geandert hat bzw. ein Hinzufiigen einer Person notwendig wird; vgl. § 15 WpAIV. 1419 Vgl. hierzu erganzend Rodewald/Tuxen 2004, S. 2249-2250.
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Dritter Hauptteil
Als Element der Praventivfunktion, die als Schnittstelle zur Sanktionierung des Enforcement der in Rede stehenden Publizitat zu interpretieren ist, kann angefiihrt werden, dass in § 15 Abs. 2 S. 2 WpHG eine Veroffentlichimg von Angaben, die die Tatbestandsmerkmale von § 15 WpHG nicht erfullen, explizit unziilassig ist. Die Aufnahme dieser Anforderung in das Wertpapierhandelsgesetz ist dabei als Klarstellung anzusehen, da hierdiirch Ad hocMitteilimgen, die zu Werbezwecken genutzt werden sollen, ausdriicklich nicht gestattet werden.
In Bezug auf eine Sanktionierung durch Haftung wurden durch das Vierte Finanzmarktforderungsgesetz^^^o j^it den §§ 37b, c WpHG Regelungen zur Haftung des Emittenten^^i auf Schadenersatz bei fehlerhafter, verspateter^^^ oder imterlassener Mitteilimg eingefuhrt.i423 Wahrend § 37b WpHG den Schadensersatz fiir die unterlassene und verspatete Veroffentlichung einer ad hocpublizitatspflichtigen Insiderinformation erfasst,i^24 regelt § 37c WpHG den
1420 Zur Einfiihrung der Vorschriften i.R.d. Vierten Finanzmarktforderungsgesetzes vgl. Maier-Reimer/Webering 2002, S. 1857-1864; Rossner/Bolkart 2003, S. 953-960; Rossner/Bolkart 2002, S. 1471-1477. 1421 Entsprechend der Ausweitimg bei der Ad hoc-Publizitat, wird eine Erweiterung auf Emittenten von Finanzinstrumenten vorgenommen; vgl. §§ 37b, c Abs. 1 WpHG. 1422 Auch eine verspatete Ad hoc-Mitteilung fallt unter den Tatbestand in § 37b Abs. 1 WpHG; vgl. BegrRegE 4. Finanzmarktfordenmgsgesetz 2002, § 37b WpHG, S. 93 und in Erganzung Sethe 2003, Rn. 23 zu §§ 37b WpHG, S. 1156. 1423 Durch das AnSVG wurden die beiden Vorschriften in Folge der Anderungen der Ad hoc-Publizitat auf die neu gefassten Tatbestandsmerkmale angepasst; vgl. BegrRegE AnSVG 2004, §§ 37b,c WpHG, S. 40 sowie im Einzelnen zu den Auswirkimgen der Anderungen Nietsch 2005, S. 785-792. 1424 Dabei ist zu vermuten, dass die Unterlassung oder Verspatung einer Ad hoc-Mitteilung nach § 15 WpHG in den meisten Fallen bei einer negativen Insiderinformation vorgenommen wird; vgl. entsprechend unter Beriicksichtigung der alten Rechtslage M61lers/Leisch 2003,5.114.
I. Ad hoc-Publizitat
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Schadensersatz bei Veroffentlichung imwahrer Insiderinformationen in einer Ad hoc-Mitteilung.1425
Haftungsadressat ist in beiden Vorschriften lediglich der Emittent und nicht die verantwortlichen Organe.^^^^ Die jeweils anspruchsberechtigten Anleger werden dabei in §§ 37b Abs. 1 Nr. 1 und 37c Abs. 1 Nr. 1 und 2 WpHG abschliefiend festgelegt. Die erste Gruppe der Anspruchsberechtigten setzt sich aus Neuanlegern zusammen, die aufgrund der unterlassenen bzw. unwahren Ad hoc-Mitteilung das Wertpapier zu einem erhohten Kurs gekauft haben und nach dem Bekannt werden der Unterlassung bzw. der Unrichtigkeit noch Inhaber der Wertpapiere sind.^^^^ Weiterhin sind auch jene Anteilseigner anspruchsberechtigt, die das Wertpapier vor dem Entstehen der nicht veroffentlichten Insiderinformation gekauft haben und nach der Unterlassung veraufiert haben.i^^s Zudem sind Anteilseigner, die vor der Veroffentlichung einer unwahren Insiderinformation Wertpapiere erworben haben und noch vor der Bekanntmachung der Unrichtigkeit der veroffentlichten Insiderinformation diese wieder veraufiert haben, anspruchsberechtigt.1^29 Diesen Anlegern ist
1425 Nach der Gesetzesbegriindung sind darunter Ad hoc-Mitteilungen zu fassen, in denen ein falscher Sachverhalt veroffentUcht wird; vgl. BegrRegE 4. Finanzmarktfordenmgsgesetz 2002, § 37c WpHG, S. 94. Als iinwahr konnen Ad hoc-Mitteilungen eingestuft werden, die mit Absicht erfunden worden sind, wobei hierunter auch Ubertreibungen und nicht zutreffende Dementis zu subsumieren sind; vgl. Mollers/Leisch 2003, S. 114. 1426 Vgl. Fleischer 2003b, S. 611. 1427 Vgl. §§ 37b Abs. 1 Nr. 1, 37c Abs. 1 Nr. 1 WpHG. Vgl. hierzu BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, § 37b, c WpHG, S. 93-94; Fleischer 2002a, S. 2980; Fleischer 2002b, S. 1869. 1428 Vgl. § 37b Abs. 1 Nr. 2 WpHG. Vgl. hierzu BegrRegE 4. Finar\zmarktforderungsgesetz 2002, § 37b WpHG, S. 93; Fleischer 2002a, S. 2980; Fleischer 2002b, S. 1869. 1429 Vgl. § 37c Abs. 1 Nr. 2 WpHG. Vgl. hierzu BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, § 37c WpHG, S. 94; Fleischer 2002a, S. 2980; Fleischer 2002b, S. 1869.
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Dritter Hauptteil
damit gemeinsam, dass sie wahrend der Unterlassung der Ad hoc-Mitteilung Oder einer Fehlinformation eine Transaktionsentscheidung getroffen haben.^^so
Anleger, die vor der Mitteilung bereits gekauft haben iind durch die imwahre positive Oder durch die unterlassene negative Mitteilung nicht verkauft haben, sind demnach nicht durch die Vorschriften geschiitzt. Ausgenommen sind zusatzlich Neuanleger, die aufgrund einer unwahren negativen oder einer unterlassenen positiven Mitteilung keine Transaktion durchgefiihrt haben. Die Herausnahme dieser Anleger aus der Gruppe der Anspruchsberechtigten ist damit zu begriinden, dass Anleger, die keine Transaktion durchgefiihrt haben, einen durch den Emittenten zu ersetzenden Schaden nicht erlitten haben.i^si
Als Verschuldensmafistab wird in beiden Vorschriften Vorsatz oder grobe Fahrlassigkeit festgelegt.i432 Dabei hat sich der Emittent selbst zu entlasten, da ein Verschulden vermutet wird.^^^s Yixr die Kausalitat ist demgegeniiber keine Beweislastumkehr eingefiihrt worden. Dieses ist zu kritisieren, da die haftungsbegriindende Kausalitat durch den Anleger schwierig nachzuweisen ig|-.i434 Zusatzlich besteht das Problem der Inanspruchnahme darin, dass in den meisten Fallen die entsprechenden Unternehmen bereits insolvent gegangen sind.^435 Daher ist es bisher zu keiner Inanspruchnahme des Emittenten auf-
1430 vgl. Hopt/Voigt 2005b, S. 110-111. 1431 Vgl. aiisfiihrlich ziim Transaktionserfordemis als Tatbestandsmerkmal Hopt/Voigt 2005b, S. 111-113. 1432 Vgl. §§ 37b Abs. 2 und 37c Abs. 2 WpHG. 1433 Vgl. hierzu ausfiihrlich Sethe 2003, Rn. 40-45 zu §§ 37b, c WpHG, S. 1162-1163. 1434 Vgl. Baums 2003, S. 4 m.w.N. 1435 Vgl. Baums 2003, S. 4,9 m.w.N.
I. Ad hoc-PubUzitat
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grund dieser Anspruchsgrundlagen gekommen.i^se Y){Q Hohe des ersatzfahigen Schadens dieser Sanktionierung ist z u d e m durch den Gesetzgeber nicht geregelt.1437 In der Gesetzesbegriindung wird lediglich darauf verwiesen, dass der Anleger so zu stellen ist, als ob der Emittent pflichtgemali gehandelt habe.l438
Eine direkte Anspruchsgrimdlage zur Inanspruchnahme der Organe existiert fur die Ad hoc-Publizitat bisher rucht. Eine alleinige Haftung des Emittenten kann nicht befiirwortet werden, da sich der Anleger hierdurch aufgrund des Wertverlusts der Beteiligimg selbst Schaden zufiihrt. Zusatzlich werden alle anderen Anleger, die keine Anspriiche auf Schadensersatz haben u n d langerfristig an der Gesellschaft beteiligt sind, durch eine alleinige Inanspruchnahme des Emittenten geschadigt.i439 i^ aufierster Konsequenz ergibt sich aus den Auswirkungen der Haftung eine Bestandsgefahrdung der Gesellschaft, womit dem
Kapitalerhaltimgsgrimdsatz
und
Glaubigerschutz
widersprochen
wird.i^o Eine Milderung dieser Aussagen ergibt sich lediglich dadurch, dass liber §§ 37b, c Abs. 6 WpHG ein Riickgriff der Gesellschaft gegen die pflichtwidrig handelnden Vorstandsmitglieder iiber eine Innenhaftimg nicht ausge-
1436 Die ersten Klagen, die in 2005 auf der Grundlage von § 37b WpHG eingereicht worden sind, beziehen sich auf eine verspatete Meldung der Insiderinformation, dass der Vorstandsvorsitzende von Daimler Chrysler von seinem Amt zuriicktritt, wobei auch fiir diese Klagen die Erfolgsaussichten insbesondere aufgrund des Kausalitatsnachweises gering sind; vgl. o.V. 2005, S. 15. 1437 Dieses ist aufgrund der fehlenden Rechtssicherheit zu kritisieren. Eine Analyse der Hohe des ersatzfahigen Schadens erfolgt deshalb integriert zur Untersuchung einer Ausweitung der Anspruchsberechtigten; vgl. Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1438 Vgl. BegrRegE 4. Finanzmarktforderungsgesetz 2002, §§ 37b, c WpHG, S. 93-94. Zur Bestimmung der Schadenshohe existieren im Schrifttum die verschiedensten Ansatze, die ausfiihrlich in Zusammenhang mit einer Ausweitung auf eine direkte Informationshaftung behandelt werden; vgl. hierzu Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1439 Vgl. hierzu ausfiihrlich Hopt/Voigt 2005b, S. 116. 1440 Vgl. Hopt/Voigt 2005b, S. 117.
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Dritter HauptteU
schlossen werden darf. Gegen eine reine Innenhaftung der Organe spricht aber insbesondere, dass von Verfahren, die durch Kleinanleger initiiert werden, eine hohere praventive Wirkung ausgeht.^^^
Im Sinne der Praventivfunktion ist deshalb eine Erweiterung der direkten Informatiorisaufienhaftung zu empfehlen, was in der Folge zu imtersuchen sein wird.^^2 Durch die Rechtsprechung ergeben sich in diesem Zusammenhang erste Anzeichen fur eine direkte Organaufienhaftung. In den drei InformatecUrteileni443 hat der BGH in 2004 grundlegende Entscheidungen zur deliktsrechtlichen Haftung der Vorstandsmitglieder aufgrund geschonter Ad hocMitteilungen niedergelegt.i'*44 Eine Inanspruchnahme der Organmitglieder ist danach iiber § 826 BGB bei Vorsatz moglich, werm das Verhalten sich zum Schaden anderer auswirkt und der Eintritt des Schadens vorhersehbar war sowie billigend in Kauf genommen worden ist. ^^^
1441 v g l . Fleischer 2004b, S. 466. 1442 Vgl. Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1443 Vgl. zu den Informatec-Urteilen im Einzelnen BGH-Urteil v o m 19.Jiili 2004a, BGH-Urteil v o m 19.Juli 2004b; BGH-Urteil v o m 19.Juli 2004c. Da die Urteile hohe Oberschneidimgen aufweisen, wird fiir die weitere Analyse das zuerst genannte ausgewahlt. Zur Besprechung der Vorinstanzen vgl. Rieckers 2002, S. 1213-1219; Rodewald/Siems 2001, S. 24372440; Thiimmel 2001, S. 2331-2334. 1444 Diese beziehen sich zwar auf imwahre A d hoc-Mitteilungen vor Verabschiedimg des Vierten Finanzmarktforderungsgesetzes, sind jedoch auch fiir die derzeitige Rechtslage entscheidend, da bisher keine Organaufienhaftung fiir u n w a h r e Ad hoc-Mitteilungen in die Rechtsordmmg integriert w o r d e n ist. Ausfiihrlich zur Besprechimg dieser Urteile vgl. Edelmann 2004, S. 2031-2033; Fleischer 2004c, S. 2031-2036; Gerber 2004, S. 17931798; Ko me r 2004, S. 3386-3388; Kort 2005, S. 21-26. 1445 In diesem Zusammenhang ist erstmals eindeutig ausgelegt worden, dass ein Schadensersatz aus Prospekthaftung nach § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 15 W p H G a.F. u n d § 823 Abs. 2 BGB auszuschliefien ist; vgl. BGH-Urteil v o m 19. JuU 2004a, S. 1812-1813. Auch eine Inanspruchnahme aus § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 400 AktG ist grds. nicht moglich, da die vorliegenden Ad hoc-Mitteilungen den Tatbestand des § 400 Abs. 1 Nr. 1 AktG nicht erfiillen; vgl. BGH-Urteil v o m 19. Juli 2004a, S. 1813-1814. Die Inanspruchnahme aus § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 400 AktG ist jedoch darm moglich, w e n n in der Ad hocMitteilimg Insiderinformationen iiber ein Publizitatsinstrument veroffentlicht werden, welches die Tatbestandsmerkmale des § 400 Abs. 1 Nr. 1 AktG erfiillt; vgl. BGH-Urteil (Fortsetzun^ der Fufinote auf der nachsten Seite)
1. Ad hoc-Publizitat
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Obschon diese Urteile einen ersten Schritt in die Ausweitung einer Organhaftung fiir fehlerhafte Publizitat darstellen, sprechen dennoch vor allem die Beweisschwierigkeiten fiir die Anleger und der notwendigerweise vorliegende Vorsatz fiir die Einfiihrung einer direkten Informationsaufienhaftung der Organe.1^6 gi^e zivilrechtliche Aufienhaftung der Organe ist zusatzlich in nahezu alien bedeutenden Rechtsordnimgen anerkannt; aus einer Analyse der Erfahrungen dieser Rechtsordnungen konnen ebenfalls keine bedeutenden Schliisse gezogen werden, die gegen eine derartige Ausweitung sprechen.i447 In Erganzung kann diese als vertrauensbildende Mafinahme im Rahmen der Internationalisierung des deutschen Kapitalmarkts bezeichnet werden, da entsprechende Enforcement-Mecharusmen internationalen Anlegern aus anderen Rechtsordnungen bekarmt sind.i^^ Diese Beurteilung fiihrt dazu, dass in der Folge eine direkte Organaufienhaftung untersucht wird.
2.
Elemente zur Erfiillung der Korrektivfunktion
Die Korrektivfunktion ist durch das Wertpapierhandelsgesetz direkt vorgegeben, da aufgrund von § 15 Abs. 1 S. 4 WpHG dafiir Sorge zu tragen ist, dass unwahre Umstande, die veroffentlicht worden sind, unverziiglich mit einer weiteren Ad hoc-Mitteilung zu berichtigen sind. Eine Veroffentlichungspflicht ergibt sich auch fiir den Fall, dass diese Information nicht die Tatbestands-
vom 9. Mai 2005, S. 1846 und im Einzelnen Kowalewski/Hellgardt 2005, S. 1839-1842. Durch das Urteil im Fall EM.TV ist der eingeschlagene Weg des BGH zu einer OrganaufienhafUmg damit fortgefiihrt worden, da der Nachweis fiir die Kausalitat als auch die Voraussetzungen fiir die Kausalitat gesenkt worden sind; vgl. hierzu Duve/Basak 2005, S. 2645. 1446 Vgl. BegrDisE KapInHaG 2004b, AUgemeine Begriindimg, S. 13 sowie in Erganzung Fleischer 2004c, S. 2036; Hopt/Voigt 2005b, S. 118-120. Vgl. ausfiihrlich zur Notwendigkeit einer Axil^enhaftimg Fleischer 2004b, S. 464-466. 1447 Vgl. zur rechtsvergleichenden Analyse Hopt/Voigt 2005b, S. 120-121. Mit Einschrankimg auf die USA, vgl. Fleischer 2004b, S. 466-467. 1448 Vgl. Fleischer 2004b, S. 466-467.
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Dritter HauptteU
merkmale in § 15 Abs. 1 WpHG erfullt.i449 Dieses ist grundsatzlich positiv zu beurteilen, da durch die Norm klargestellt wird, dass entsprechende Unwahrheiten, auch wenn diese die Vorraussetzungen einer Ad hoc-Mitteilung nicht erftillen, an den Kapitalmarkt zu kommunizieren sind. Hierdurch wird sichergestellt, dass der Kapitalmarkt zumindest liber die Veroffentlichung unwahrer Informationen informiert wird und hierdurch eine Beurteilung dieses Fehlverhalten durch die Anleger moglich ist.
Weiterhin kann in diesem Zusammenhang positiv beurteilt werden, dass die Anleger aufgrund der Neuerungen in der Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung iiber das Fehlverhalten durch die Festlegung der Form dieser neuen Ad hoc-Mitteilung informiert werden. In diesem Zusammenhang wird vorgeschrieben, dass dieses durch die Uberschrift „Berichtigung nach § 15 Abs. 2 S. 2 WpHC'^^^o hervorzuheben ist. Abgesehen davon sieht § 4 Abs. 3 Nr. 3 WpAIV vor, dass diese Ad hoc-Mitteilung die wahre Information zu enthalten hat. Zusatzlich sind der Inhalt und der Veroffentlichungszeitpur\kt der unwahren Ad hoc-Mitteilung in die berichtigte Variante aufzunehmen.1451 Der Korrektivfunktion fiir unwahre Ad hoc-Mitteilungen wird damit durch die Normierung im Wertpapierhandelsgesetz in Verbindimg mit den untergesetzlichen Anforderimgen der hierzu erlassenen Verordnung im Wesentlichen entsprochen.
1449 Vgl. § 15 Abs. 2 S. 2 WpHG. 1450 § 4 Abs. 3 S. 1 Nr. 1 a) WpAIV. 1451 Vgl. § 4 Abs. 3 Nr. 2 WpAIV.
I. Ad hoc-PubUzitat
3.
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Zwischenfazit
Bei der Beurteilung des Enforcement der Ad hoc-Publizitat beziiglich der Praventivfunktion ergibt sich hinsichtlich der Aufdeckungsmoglichkeit das Ergebnis, dass Ad hoc-Mitteilungen vor deren Veroffentlichiing keinem verpflichtenden primaren Enforcement im deutschen Corporate GovernanceSystem imterzogen werden. Hierbei konnte insbesondere herausgearbeitet werden, dass weder der Aufsichtsrat noch der Wirtschaftspriifer gesetzlich dazu verpflichtet sind, ein primares Enforcement vorzunehmen. Es wurde jedoch erlautert, dass dem Aufsichtsrat bei mehrstufigen Entscheidimgsprozessen sowie bei Festlegen von Zustimmungsvorbehalten eine indirekte Moglichkeit der Einwirkung gegeben wird, was bei der Analyse der Erweiterung des Enforcement durch den Aufsichtsrat zu beriicksichtigen sein wird. Dieses ist im Hinblick auf die notwendige Zeitnahe grimdsatzlich zu begrufien, vor dem Hintergrund der Verlasslichkeit von Ad hoc-Mitteilimgen jedoch zu kritisieren.1452
Beziiglich der Sanktionierung konnten die im Vergleich mit dem deutschen Publizitatssystem als weit reichend einzustufenden direkten Ar\spruchsgrundlagen gegeniiber dem Emittenten vorgestellt werden. Hierbei wurde kritisiert, dass der Nachweis der Kausalitat weiterhin beim Anleger verbleibt, was die Durchsetzung dieser Anspriiche erschwert. Zudem konnte gezeigt werden, dass keine direkte Informationsaufienhaftung der Organe im Sinne einer Sanktionierung dieser Gruppe im deutschen Corporate Governance-System installiert ist.
Im Hinblick auf die Korrektivfunktion ergibt sich eine positivere Beurteilung. Es wurde in diesem Zusammenhang detailliert erarbeitet, dass sich bei Verof-
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Dritter Hauptteil
fentlichung einer unwahren Ad hoc-Mitteilung eine unverziiglich auszufiihrende Pflicht zur Berichtigiing durch eine neue Ad hoc-Mitteilung ergibt, die besonders als berichtigte Form zu kennzeichnen ist. Eine entsprechende Veroffentlichung war somit als Fehlerkommiinikation durch das Untemehmen einzuordnen.
Diese theoretisch festgestellte Enforcement-Liicke kann auch anhand einer empirischen Studie nachgewiesen werden, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Untemehmen des ehemaligen Neuen Marktes dazu geneigt waren, positive Mitteilungen in einem hoherem Mafie zu veroffentlichen und negative Informationen verspatet durch Ad hoc-Publizitat zur Verfugung zu stellen-^^^s Zusatzlich konnte durch die Untersuchung der EirUeitung von Bufigeldverfahren gezeigt werden, dass die Ad hoc-Mitteilungen in vielen Fallen zu spat veroffentlicht werden.i454
Aufgrund des somit detailliert festgestellten Enforcement-Defizits getrennt nach Praventiv- und Korrektivfunktion wird in den folgenden Abschnitten eine Analyse von Moglichkeiten zur diesbeziiglichen Verbesserung des deutschen Corporate Governance-Systems vorgenommen. Dazu wird in einem ersten Schritt zunachst ein mogliches Enforcement durch den Aufsichtsrat einer
1452 Vgl. hierzu axisfiihrlich Abschnitt I.B.2. des Zweiten Hauptteils. 1453 Demgegeniiber wurde in dieser Studie festgestellt, dass das Publizitatsverhalten der DAX-30-Untemehmen regelkonform war, wobei sich der Untersuchimgszeitraum vom 1. Jxili 1999 bis 30. Juni 2001 erstreckt hat; vgl. ausfuhrlich zu dieser Studie Guttler 2005, S. 237-259. Vgl. weiterhin zur Ausnutzung der Ad hoc-Publizitat zu Werbezwecken Ruhnke 2001, S. 442 m.w.N. 1454 Vgl. hierzu Abschnitt B.l. des Dritten Hauptteils und in Erganzung Ruhnke 2001, S. 442.
I. Ad hoc-PubUzitat
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Analyse unterzogen, bevor eine Uberwachimg durch den Wirtschaftspriifer und eine Erweiterung der Haftung einer Analyse unterzogen wird.^^^s
C.
Analyse von Vorschlagen zur Erweiterung des Enforcement
1.
Enforcement durch Aufsichtsratsiiberwachung
Ein verpflichtendes Enforcement von Ad hoc-Mitteilungen durch den Aufsichtsrat ist nicht installiert. Lediglich durch das Festlegen von Zustimmungsvorbehalten oder indirekt aufgrund von mehrstufigen Entscheidungsprozessen werden Ad hoc-Mitteilungen durch den Aufsichtsrat einer Uberwachung unterzogen. 1456 Dieses Enforcement bezieht sich denmach auf den Inhalt bestimmter Ad hoc-Mitteilungen.
Zunachst ist daher die Einflihrimg eines primaren Enforcement jeder Ad hocMitteilung durch eine Priifungs- bzw. Billigungspflicht zu untersuchen. Dem im Schrifttum hervorgebrachten Argument, dass eine Uberwachung der Ad hoc-Mitteilungen durch interne Instanzen aufgrund einer fehlenden Unabhangigkeit entgegensteht,i457 kann erwidert werden, dass aktuell eine Vielzahl von Mafinahmen zur Sicherung der Unabhangigkeit dieses Argument entkraftet. Ein derartiges Enforcement kann in der Konsequenz durch die vorgenomme Klarstellung des Gesetzgebers mit Blick auf mehrstufige Entscheidungsprozesse fiir das deutsche Corporate Governance-System zimachst nicht
1455 Da die Ad hoc-Publizitat nic±it eindeutig der Rechnimgslegung zuzuordnen ist, die als Gegenstand des Enforcement-Mechanismus dtirch die DPR/BaFin festgelegt worden ist, wird eine Untersuchimg einer Erweiterung des Enforcement der Ad hoc-Publizitat im Rahmen der Arbeit ausgeschlossen; vgl. ausfiihrlich zur Ausrichtimg dieses Enforcement Abschnitt IV.C.2.a)(3)(b)(i) des Ersten Hauptteils. Der Einbezug von Ad hoc-Mitteilimgen, deren Inhalt durch die Regelpublizitat bestimmt ist, kann demgegeniiber integriert empfohlen werden; vgl. ahnHch Hiitten 2003, S. 142. 1456 Vgl. hierzu bereits Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1457 Vgl. Ruhnke 2001, S. 442.
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Dritter Hauptteil
ohne einschneidende normierende Eingriffe empfohlen werden, da es zu einer voUigen Neuausrichtung des in Rede stehenden Publizitatsinstruments kommen kann. Dieses ist damit zu begriinden, dass der Gesetzgeber in Bezug auf mehrstufige Entscheidungsprozesse geklart hat, dass eine Veroffentlichungspflicht bereits vor der Zustimmimg des Aufsichtsrats aufgrund des Vorstandsbeschlusses gegeben ist und lediglich bei Ausnutzen der Moglichkeit der Befreiung eine Mitteilung erst nach der Zustimmung des Aufsichtsrats zu veroffentlichen ist.^^^s ggi Ausnutzen der Aufschubmoglichkeit handelt es sich daher um ein sekundares Enforcement beztiglich des Mitteilungsinhalts.
Die durch den Gesetzgeber vorgenommene Klarstellung fiihrt im Schrifttum zu der Aussage, dass die Uberwachungsfunktion des Aufsichtsrats eingeschrankt wird. Es wird angefuhrt, dass der Aufsichtsrat seine Uberwachungspflicht nicht erfiillen kann, wenn eine Zustimmung bzw. Billigung erst nach der Abgabe der Ad hoc-Publizitat moglich ist.i459 Auf diese Tatsache ist in jedem Fall in den Ad hoc-Mitteilungen, die sich auf entsprechende zustimmungspflichtige Inhalte beziehen, hinzuweisen.i460 Somit kommt lediglich ein indirektes Enforcement des Aufsichtsrats in Bezug auf den Inhalt bestimmter Ad hoc-Mitteilungen in Frage.
Bei einer Missachtung des Aufschubs ist grundsatzlich dafiir Sorge zu tragen, dass der Aufsichtsrat trotz einer Veroffentlichung dennoch die Moglichkeit besitzt, seine Zustimmung in der Zeitabfolge zu verweigem. Dieses ist notwendig, da durch die lediglich mit dem Vorstandbeschluss eingetretene Veroffentlichung zu befiirchten ist, dass der Aufsichtsrat indirekt zu einer Zustim-
1458 Vgl. hierzu aiisfiihrlich Abschnitt I.C.3. des Zweiten Hauptteils. 1459 Vgl. Steck/Schmitz 2005, S. 191. 1460 Vgl. Steck/Schmitz 2005, S. 191.
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mung bzw. Billigung gezwungen wird, um das Bild des Unternehmens bezuglich der Publizitatspraxis nicht zu gefahrden; durch eine fehlende Zustimmung bzw. Billigung durch den Aufsichtsrat ist dabei insbesondere eine negative Beeinflussung des Kurses zu befurchten.i46i Zur Vermeidung einer entsprechenden Fallkonstellation ist daher zu empfehlen, dass das Unternehmen von der Moglichkeit einer Befreiung zur Publizitat Gebrauch macht.^^^^ Dieses ist vor allem notwendig, wenn nicht feststeht, ob der Aufsichtsrat seine Zustimmung erteilt bzw. eine Billigung vornehmen wird.
Als Empfehlung ist deshalb anzudenken, Entscheidungen des Aufsichtsrats im Umlaufverfahren zu treffen, um eine zeitnahe, aber auch verlassliche Ad hoc-Publizitat ohne lange Befreiungsdauer zu ermoglichen; als Nachteil dieses Umlaufverfahrens kann lediglich eine erhohte Gefahr benannt werden, dass aufgrund eines entsprechenden Verfahrens Inforraationen zuvor bekannt werden. 1^63 Als Losung des Zielkonflikts beziiglich der Erfullung der Kriterien Zeitnahe und Verlasslichkeit ist diese Gefahr jedoch hinzunehmen. Insbesondere im Hinblick auf die Regelpublizitat besteht die Moglichkeit einer zeitnahen Bilhgung, da diese aufgrund feststehender Termine in Zusammenarbeit von Vorstand, Aufsichtsrat und Wirtschaftsprlifer gewahrleistet werden kann.
Bei Ausnutzung des Aufschubs des Veroffentlichungszeitpunkts ist durch den Aufsichtsrat weiterhin eine Uberwachung der Dokumentation hierliber vorzunehmen. Obwohl diese Dokumentation des Aufschubs originar in den Verantwortungsbereich des Vorstands fallt, ist diese dennoch Gegenstand der
1461 vgl. Mahlert 2005, S. 6. 1462 Vgl. zu den Befreiimgsmoglichkeiten ausfiihrlich Abschnitt LC.3. des Zweiten Hauptteils. 1463 Vgl. Mahlert 2005, S. 6.
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Uberwachxmgsaufgabe des Aufsichtsrats, da bei deren Fehlen oder UnvoUstandigkeit im Haftungsfall von einem hohen Risiko auszugehen ist.i464
Weiterhin ist zu iiberlegen, ob durch den Aufsichtsrat ein allgemeiner Zustimmungsvorbehalt fur Ad hoc-Mitteilungen festzulegen ist. Hierzu konnte innerhalb dieses Gremiums ein Ad hoc-Ausschuss analog zu § 107 Abs. 3 S. 1 AktG eingerichtet werden. Diesem Vorschlag steht die notwendigerweise einzuhaltende Zeitnahe dieses Publizitatsinstruments entgegen, weshalb ein entsprechendes Enforcement untemehmensindividuell freiwillig lediglich dann eingefiihrt werden soUte, wenn die Einhaltung der Zeitnahe gewahrleistet werden kann.
Abgesehen von der Priifung einzelner Mitteilungen fallt das Informationssystem zur Generierimg von Ad hoc-Mitteilungen in die Uberwachungsaufgabe des Aufsichtsrats. Dieses kann im Rahmen der Uberwachung des Risikomanagementsystems^^s durch den Aufsichtsrat erfolgen. Der Aufsichtsrat kann hierbei detailliert anhand einer Systempriifung sicherstellen, dass ad hocpublizitatspflichtige Informationen im Unternehmen identifiziert werden.
Als weiterer Vorschlag zur Verbesserimg des Enforcement der Ad hocMitteilungen wird im nachsten Absatz das Enforcement durch Einbindung des Wirtschaftspriifers einer Analyse unterzogen werden.
1464 VgLMahlert 2005,5.6. 1465 Vgl. hierzu Absckmtt IV.A.2. des Ersten Hauptteils.
1. Ad hoc-Publizitat
2.
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Enforcement durch den Wirtschaftspriif er
Aus okonomischer Sicht ist die Einfiihrung eines Enforcement der Ad hocPublizitat durch einen Wirtschaftspriifer aufgrund einer hohen festgestellten Fehlerhaufigkeit zu begrunden.i^^ Die Einbindung dieses EnforcementTragers ist grundsatzlich als primare Form aufzufassen, da eine Uberwachung durch diesen zur Steigerung der Verlasslichkeit der Ad hoc-Mitteilungen vor deren Veroffentlichung erfolgen soUte. Derartige Enforcement-Handlungen gehoren nicht zum originaren Tatigkeitsfeld eines Wirtschaftspriifers, weshalb diesbeziigiich noch keine Standards durch den Berufsstand erlassen worden sind.^^67 Zunachst ist in diesem Zusammenhang aber die Notwendigkeit einer Einfiihrung eines Enforcement der Ad hoc-Mitteilungen durch einen Wirtschaftspriifer zu untersuchen.
Auf der einen Seite ist durch die Einbindung des Wirtschaftspriifers in das Enforcement der Ad hoc-Publizitat grundlegend von einem Nutzen auszugehen, da aufgrund der praventiven Wirkimg der Vorstand zu normenkonformen Verhalten angehalten wird.i^^ Auf der anderen Seite spricht insbesondere eine Einschrankung der Zeitnahe durch die in Rede stehenden Tatigkeiten gegen einen verpflichtenden Einbezug des Wirtschaftspriifers in die Sicherung der Verlasslichkeit der Ad hoc-Publizitat, woraus in Kombination ein Trade Off resultiert.1469 Als wesentliches Problem neben einer Zeitverzogerimg durch die Einschaltimg eines Wirtschaftspriifers ergibt sich zusatzlich die Entwicklung
1466 Vgl. entsprechend Hahn 2004, S. 239-240. 1467 Vgl. bereits Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1468 Vgl. entsprechend Riihnke 2001, S. 441. 1469 Ruhnke geht in diesem Kontext durch den Einsatz des Internet von keiner Zeitverzogerimg aus; vgl. Ruhnke 2001, S. 450-451. Diese Ansicht kaim nicht imeingeschraiUct geteilt werden, da der Wirtschaftspriifer zimachst kurzfristig Zeit aufzubringen hat, was aufgrund der engen zeitlichen Planimg und Urlaubsphasen gegen die Auffassimg von Ruhnke spricht.
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einer Erwartungsliicke bei den Anlegern. Gegen ein verpflichtendes Enforcement durch einen Wirtschaftspriifer spricht zudem, dass ein Untemehmen, welches an verschiedenen auslandischen Borsen notiert ist, sich imeinheitlichen Regularien ausgesetzt sieht und durch eine Priifungspflicht in Deutschland, ein Normverstofi an einem anderen Borsenplatz begangen werden kann.1^70 Diesem Problem kann dabei auf europaischer Ebene durch eine Harmonisierung entgegen gewirkt werden, die aber der weiterhin fortschreitenden Intemationalisierimg der Kapitalmarkte nicht ausreichend Rechnung tragt. Gnmdsatzlich soUten die Untemehmen deshalb frei iiber eine Uberwachimg der Ad hoc-Mitteilungen durch den Wirtschaftspriifer entscheiden.i47i Eine derartige Beauftragung ist dem Vorstand insbesondere aufgrimd der Tatsache, dass sich durch §§ 37b, c WpHG ein hoheres Haftungsrisiko ergibt,i472 zu empfehlen, da durch dieses Handeln ein vorsatzliches Verhalten in Bezug auf die Abgabe von Ad hoc-Mitteilimgen nicht mehr anzunehmen ist.^^^s
Grundsatzlich ist ein verpflichtendes Enforcement durch einen Wirtschaftspriifer aufgrimd der durchgefiihrten Analyse nicht zu befiirworten, da diese der charakteristischen Zeitnahe dieses Publizitatsintruments widerspricht. Ein freiwillig motiviertes Enforcement durch den Wirtschaftspriifer, welches durch den Vorstand zur Steigerimg der Verlasslichkeit in Auftrag zu geben ist, steht dieser Argimientation jedoch nicht entgegen.
1470 vgl. Forschle/Helmschrott 2001b, S. 1376. 1471 Auch im Schrifttum ergibt sich die Ansicht, dass die Nachteile aus der Verzogerung schwerer wiegen, als der Nutzen beziiglich der Fehleraiifdeckungsmoglichkeit; vgl. Forschle/Helmschrott 2001a, S. 640. Entgegen dieser Ansicht vgl. Hahn 2004, S. 242 und im Ergebnis Ruhnke 2001, S. 452. 1472 Vgl. Abschnitt I.B.l. des Dritten Hauptteils. 1473 Vgl. Hahn 2004, S. 241; Leis/Nowak 2001, S. 114-115; Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 636. Diese Aussage ist dabei insbesondere bei der Abgabe von Prognosen innerhalb von Ad hoc-Mitteilungen zu bestatigen; vgl. Hahn 2004, S. 240.
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Fraglich ist weiterhin die Art der Enforcement-Mafinahme, die durch einen Wirtschaftspriifer in Bezug auf das in Rede stehende Publizitatsinstrument durchgefiihrt werden kann. Als Priifungsvorschriften konnen in diesem Zusammenhang insbesondere die durch das IF AC erlassenen ISAE Anwendung finden, durch die im Vorfeld auf freiwilliger Basis ein Auftrag zur Uberwachung der Ad hoc-Publizitat festzulegen ist und das Unternehmen die Kosten und den Nutzen der Durchfiihrung eines Enforcement durch den Wirtschaftspriifer eigenstandig festlegen kann.i474 Somit sind die ISAE als Basis fiir die freiwillige Beauftragung des Wirtschaftsprufers zur Uberwachung der Ad hoc-Publizitat anzusehen. Diese Priifungsnormen stellen einen einheitlichen Standard fiir alle nicht bereits ex ante in voUem Umfang normierten Priifungsleistungen dar. Die Beriicksichtigung der ISAE ist als erster Schritt auf dem Weg zu einem Enforcement-Standard zu kennzeichnen, da die Beauftragung auf dieser Grundlage zu einer Vielzahl verschiedener Priifungsvarianten fuhren kann, die insbesondere aus Sicht der Kapitalmarktteilnehmer nicht wiinschenswert ist.
Der Prozess einer freiwilligen Uberwachung der Ad hoc-Publizitat durch einen Wirtschaftspriifer ist zunachst in einem Auftrag zu formulieren,i475 wobei dieser als Uberwachungsgegenstand die vorhandene Normierimg der Ad hocPublizitat aufgreifen bzw. diese zusatzlich um ad hoc-spezifische Sachverhalte erganzen kann. Damit eine zeitnahe Information der Anleger durch Ad hocMitteilungen moglich ist, hat der Priifungsauftrag innerhalb kiirzester Zeit zu erfolgen, um dem Erfordernis einer unverzuglichen Veroffentlichung zu entsprechen.1^7^ Das Unternehmen hat daher sicherzustellen, dass ein Wirt-
1474 Vgl. Ruhnke 2001, S. 443. 1473 Vgl. ISAE 3000.10. 1476 Vgl. ZU diesem Erfordernis Abschnitt l.C.3. des Zweiten Hauptteils.
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schaftsprufer beauftragt wird, der dieses Kriterium einhalten kann. Vor diesem Hintergrund ist die Empfehlung auszusprechen, hierfiir den Wirtschaftspriifer des Jahresabschlusses, der mit den Gegebenheiten des Unternehmens vertraut ist, vorzusehen. Da bei dem in Rede stehenden Enforcement sowohl die Priifungsnorm ISAE 3000 und in Teilen auch ISAE 3400 Anwendung finden, ist bei der entsprechenden Priifungsdienstleistimg von einer mittleren Priifungssicherheit auszugehen.i'*77
Der Prozess ist nach ISAE 3000.12 zu planen, indem eine allgemeine Priifungsstrategie und alle weiteren notwendigen Schritte im Rahmen eines detaillierten Prufungsprogramms zur Erlangung der notwendigen Sicherheit festgelegt werden.1478 Bei der Durchfiihrung ist anschlielSend im Detail zu priifen, ob es sich um eine Ad hoc-Mitteilung im Sinne des § 15 WpHG unter Beriicksichtigung der in § 4 WpAIV vorgegebenen Form handelt. Dazu hat der beauftragte Wirtschaftspriifer das Vorliegen der einzelnen Tatbestandsmerkmalei479 im Sinne einer Plausibilitatsbeurteilung zu uberwachen.i^^o Wesentlich ist in diesem Zusammenhang die Einschatzung der Erfiillung der erheblichen Kursbeeinflussung, die als Prognosepriifung einzustufen ist. Deshalb hat fiir diesen Teil der Priifung ISAE 3400 Anwendung zu finden. In diesem Standard wird definiert, dass Prognosen dann gegeben sind, wenn es sich um Ereignisse oder Umstande handelt, die noch nicht eingetreten sind und zukiinftig eintreten konnen.1481 Die Priifimg dieses Tatbestandsmerkmals ist dabei, ebenso aus
1477 Vgl. zur Beschreibiing des „moderate level of assurance" in diesem Kontext ISAE 3400.9. 1478 Dabei wird in ISAE 3000.13 explizit festgelegt, dass es sich um einen iterativen Prozess handelt, bei dem nicht erwartete Ereignisse und Umstande mit zu beriicksichtigen sind. 1479 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt I.C.2.a) des Zweiten Hauptteils. 1480 Vgl. hierzu unter Beriicksichtigimg der Tatbestandsmerkmale vor Verabschiedimg des AnSVG, Ruhnke 2001, S. 446. 1481 Vgl. ISAE 3400.8.
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Sicht des Schrifttums,i^^^ als besondere Problemstellimg einzustufen. In diesem Kontext hat der Wirtschaftspriifer entsprechend dem in der Gesetzesbegrlindung des AnSVG etablierten Ansatz zu beurteilen, ob ein verstandiger Anleger aufgrund der potentiell zu veroffentlichenden Information im Rahmen einer Ad hoc-Mitteilung eine Anlageentscheidung getroffen hatte.^^^^ Folglich sind vom Wirtschaftspriifer Priifungshandlungen vorzunehmen, mit deren Hilfe er eine Aussage dariiber treffen kann, ob die durch das Unternehmen gegebene Prognose durch ihn Bestatigung findet. Hierzu sind geeignete Nachweise, aus denen die der Prognose zugrunde liegenden Pramissen und Annahmen hervorgehen, einer Priifung zu unterziehen; um die Einschatzung der Kursbeeinflussung beurteilen zu kormen, sind insbesondere die allgemeinen Gegebenheiten des Kapitalmarkts zu berucksichtigen.^^^ Das hierzu notwendige Wissen iiber die Geschaftstatigkeit des Mandanten und sein Umfeld wird explizit auch in ISAE 3400.13 gefordert.
Die Berichterstattung iiber das Ergebnis der Priifung hat mit Hilfe einer negativ formulierten Aussage, die in einen kurzen Bericht zu integrieren ist, zu erfolgen, da bei der Priifung lediglich von einer mittleren Priifungssicherheit auszugehen ist.^^^ YWC den Fall, dass es sich um keine Ad hoc-Mitteilung handelt, ist auch hieriiber eine Kommunikation notwendig,!^^^ wodurch der Vorstand dann von der geplanten Veroffentlichung Abstand zu nehmen hat.^^^^
1482 Vgl. Ruhnke 2001, S. 447. 1483 Vgl. ZU diesem Ansatz, der gegeniiber der Verwendung von Schwellenwerten zu bevorzugen ist, Abschnitt I.C.2.a)(l)(b) des Zweiten Hauptteils. 1484 Vgl. Ruhnke 2001, S. 447. 1485 Vgl. ZU einer Ubersicht iiber die Elemente, die in einen solchen Bericht iibemommen werden soUten, ISAE 3000.49. 1486 Vgl. ZU moglichen Einschrankungen hinsichtlich der Berichterstattung durch den Wirtschaftspriifer, ISAE 3000.51. 1487 Vgl. Ruhnke 2001, S. 450.
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Im Rahmen der Berichterstattiing ist weiterhin fraglich, ob das Ergebnis der durchgeflihrten Prufungshandlungen an die Kapitalmarktteilnehmer zu iibermitteln ist. Dieses ist aufgrund der Steigerimg der Verlasslichkeit der veroffentlichten Ad hoc-Mitteilungen gnmdsatzlich zu bejahen. Durch einen kurz gehaltenen Formelsatz seitens des Wirtschaftspriifers ist auf diese Weise die freiwillige Sicherung der Verlasslichkeit an den Kapitalmarkt zu kommunizieren. Zur Berichterstattung iiber die freiwillige Beauftragung des Wirtschaftspriifers bezuglich des Enforcement eignet sich ferner der Corporate Governance-Bericht,^488 in den der Vorstand diese freiwillige Art der Uberwachung als Signal seines Bemiihens um eine verlassliche Publizitat integrieren soUte.
Neben der Priifung einer eir\zelnen Ad hoc-Mitteilung, die der Vorstand zu veroffentlichen beabsichtigt, ist es moglich, den Wirtschaftsprufer mit der Priifung des Informationssystems, welches fiir die Generierung von Ad hocMitteilungen notwendigerweise einzurichten ist, zu beauftragen.i489 gi^e derartige Priifung ist im Zusammenhang mit der Uberwachung des Risikomanagementsystems nach § 91 Abs. 2 AktG bei borsennotierten Gesellschaften zu betrachten,i490 wobei durch den Wirtschaftspriifer durch eine entsprechende Systempriifimg keine VoUstandigkeit der Ad hoc-Mitteilungen, sondem lediglich die Fimktionsfahigkeit des Systems gewahrleistet werden kann. Diese Uberwachimg ist entsprechend dem Vorschlag fiir die Einzelfallpriifung freiwillig in Auftrag zu geben. Eine Berichterstattung hieriiber im Corporate Govemance-Bericht ist auch fiir derartige in Auftrag gegebene EnforcementMafinahmen zu empfehlen.
1488 Vgl. ausfiihrlich zum Corporate Govemance-Bericht Abschnitt IV.B.b)(l)(b)(i) des Ersten Hauptteils. 1489 Vgl. ausfiihrlich Hahn 2004, S. 249-251; Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 637; Ruhnke 2001, S. 448-449. 1490 Vgl. Ruhnke 2001, S. 448.
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Bei Beauftragung des Wirtschaftspriifers zur Durchfiihrung von tJberwachungshandlungen in Bezug auf zu publizierende Ad hoc-Mitteilungen ist im Rahmen des sekundaren Enforcement weiterhin die Qualitat der durchgeflihrten Handlungen sicherzustellen.^^^i Dieses Ziel ist insbesondere durch die Aufnahme der PrUfungen in das interne Qualitatssicherungssystem zu verfolgen; die Integration in den Peer Review ist nicht gegeben, da von einer Siegelfuhrimg durch den Wirtschaftpriifer abzusehen ist.^^^^ Weiterhin ist aufgrund der Tatsache, dass es sich u m eine freiwillige Enforcement-Mafinahme handelt, sicherzustellen, dass eine § 323 HGB nachempfundene
Haftungsbe-
schrankung in den Auftrag mit aufgenommen wird.^^^^
Neben der Analyse der Untersuchung des Enforcement durch den Aufsichtsrat u n d den Wirtschaftsprlifer im Sirme eines primaren, aber auch sekundaren Enforcement sind Mafinahmen zu untersuchen, die direkt auf den Vorstand als Publizitatsverantwortlichen wirken. Die Zielsetzung dieser Analyse ist dabei mit der Starkung der Praventivfunktion durch die Verbesserung der Moglichkeit der Schadenskompensation aus Anlegersicht anzugeben.
3.
Sekundares Enforcement durch Haftung
Die Analyse der Moglichkeit der Schadenskompensationi^^^ durch Haftung des Emittenten bzw. der Organe in Bezug auf Ad hoc-Mitteilungen ist als um-
1491 Vgl. entsprechend ISAE 3000.6. 1492 Vgl. ausfiihrlich zu diesem sekundaren Enforcement mit Bezug auf die Jahresabschlussprufung Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(ii)b.) des Ersten Hauptteils. 1493 Vgl. ausfiihrlich zur Haftungsbeschrankung nach § 323 HGB Abschnitt IV.C.2.a)(ii)c.) des Ersten Hauptteils. 1494 Als erste Stufe der Schadenskompensation ist die Beschwerdemoglichkeit zu benennen. Zu den wesentlichen Reformen hinsichtlich der Beschwerdemoglichkeit durch das KapMuG vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)c.) des Ersten Hauptteils.
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fassendes Themengebiet zu qualifizieren.i495 Beziiglich der Erarbeitung von Vorschlagen wird jeweils ein Vergleich mit dem Entwurf des KapInHaG^^^^ vorgenommen. Dabei sind bei der Analyse der Haftung fiir unwahre, unterlassene oder zu spat veroffentlichte Ad hoc-Mitteilimgen die Anspruchsgegner, die Anspruchsberechtigten, die rechtlichen Anspruchsgrundlagen, die Hohe des ersatzfahigen Schadens, der Verschuldensmafistab und die Beweislast zu beriicksichtigen.
Als Anspruchsgegner kommen insbesondere der Emittent und der Vorstand sowie teilweise der Aufsichtsrat in Frage. Mit §§ 37b, c WpHG besteht gegeniiber dem Emittenten bereits eine explizite Anspruchsgrundlage, wahrend gegeniiber den Organmitgliedem lediglich eine Haftung iiber andere rechtliche Konstrukte moglich ist.^^^^ j ^ Rahmen der Arbeit konnte bereits ausfiihrlich dargestellt werden, dass in Bezug auf die Anspruchsgegner eine Ausweitung auf eine personliche Haftung der Organmitglieder vorzunehmen ist; dieses war insbesondere damit zu begriinden, dass eine personliche Aufienhaftung eine hohere Abschreckungswirkung im Sinne der Praventivfunktion darstellt und eine alleinige Emittentenhaftung dem Anleger durch Abbau von Kapital
1495 Die Analyse der Erweitening der Haftung im Rahmen der Ad hoc-Publizitat erfolgt dabei imter Beriicksichtigimg der Tatsache, dass die entwickelten Ansatze in der Folge auch fiir das Enforcement der Zwischenberichterstattimg genutzt werden konnen. Vgl. zur Analyse des Enforcement der Zwischenberichterstattung Abschnitt II.C.(2)(b) des Dritten Hauptteils. 1496 Vgl. zu allgemeinen Informationen hinsichtlich des Diskussionsentwurfs Kapitel III. des Ersten Hauptteils. Sowohl die Ad hoc-Publizitat als auch die Zwischenberichterstattung fallen unter den Begriff der „6ffentlichen Bekanntmachung oder Mitteilungen iiber geschaftliche Verhaltnisse, die zur Erstellimg von Finanzanalysen oder fiir einen grofieren Kreis von Personen bestimmt sind''; DisE KapInHaG 2004b, § 37 Abs. 1 WpHG, S. 2. Vgl. diese Aussage im Gesetzentwurf bestatigend, BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37 WpHG, S.16. 1497 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt I.B.l. des Dritten Hauptteils.
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im Unternehmen schadet.i498 Das Ziel der Erweiterung der Haftungsadressaten besteht darin, dem Anleger einen Zugang zu den eigentlichen Verantwortlichen der Kapitalmarktinformationen zu verschaffen, damit diese im Sinne der Praventivfimktion zu normenkonformen Verhalten angehalten werden. Dabei ist bei einer Ausweitung zur zusatzlichen Erhohung der Praventivwirkung darauf hinzuwirken, dass diese Haftung nicht im KoUektiv, sondem lediglich fiir die einzelnen als verantwortlich zu bezeichnenden Organmitglieder eintritt.1^^9 Diese Aussage wird durch den Diskussionsentwurf des KaplnHaG bestatigt, in dem als Ersatzpflichtige, neben dem Emittenten, ebenso Mitglieder der Gesellschaftsorgane, die die mafigeblichen Entscheidungen hinsichtlich der Unternehmensmitteilungen treffen oder entsprechende Uberwachungsfunktionen innehaben, festgelegt worden sind.^^oo
In Bezug auf den Verschuldensmafistab ist fraglich, ob die Haftung bei bereits leichter Fahrlassigkeit zu greifen hat. Fiir den Fall der leichten Fahrlassigkeit ist dieses aufgrund eines daraus zu hohen resultierendem Haftungsrisikos^^^i zu verneinen; bei einer derartigen Ausgestaltung bleibt zu befiirchten, dass die Ubemahme von Organstellen einen hohen Verlust an Attraktivitat erleidet.^^oi Der Verschuldensmafistab soUte sich daher auf Vorsatz und grobe Fahrlassigkeit beschranken.1503 Dieser Forderung entsprechend, setzt der Diskussions-
1498 Vgl. ebenso Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1499 Vgl. Fleischer 2004c, S. 2036. 1500 Vgl. zur Emittentenhaftung DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 1 WpHG, S. 2. Zur Organhaftung vgl. KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 2 WpHG, S. 2. 1501 Vgl. allgemein zu Haftungsrisiken von Gesellschaftsorganen und zum Umgang mit diesen Risiken unter Beriicksichtigung empirischer Ergebnisse, Deloitte/Raupach 2004; Kohler/Marten/Hiilsberg/Bender 2005, S. 501-510. 1502 Vgl. Hopt/Voigt 2005a, S. 6. 1503 Vgl. Fleischer 2004c, S. 2036.
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entwurf des KapInHaG ein Verschulden voraus, das auf Vorsatz bzw. grobe Fahrlassigkeit beschrankt ist.i504
Als Anspruchsberechtigte sind entsprechend den in §§ 37b,c WpHG statuierten Grundsatzeni505 jg^e Anleger zu berucksichtigen, die aufgrund der fehlerhaften Ad hoc-Publizitatsausiibung eine Transaktion ausgefiihrt haben und denen hierdurch ein Schaden zugefiihrt worden ist. Nach dem Entwurf des KapInHaG ist der Ersatz des Schadens in § 37a Abs. 3 WpHG-E niedergelegt.1506 Hiernach werden zwei mogliche Falle unterschieden. Nach der in Satz 1 bestimmten Haftung wird vorausgesetzt, dass ein Anleger innerhalb von drei Monaten nach einer unrichtigen Angabe iiber bewertungserhebliche Umstande oder deren Verschweigen Wertpapiere erworben hat und bei dem Bekarmt werden des Fehlverhaltens noch Wertpapierinhaber ist.^^o? £)er Gesetzgeber plant zusatzlich einen Schadensersatzanspruch zu gewahren, wenn ein Anleger vor der unrichtigen Angabe oder deren Verschweigen Wertpapiere erworben hat und sie innerhalb von drei Monaten nach der Handlung oder Unterlassung, aber vor der Veroffentlichung des nicht konformen Verhaltens verkauft hat.i^os p^r andere Konstellationen wird kein Anspruch auf Schadensersatz begrundet.i509 Dieses ist zu begriil^en, da sich der Emittent und die
1504 Vgl. DisE KapInHaG 2004, § 37a Abs. 1 WpHG, S. 2. Insofem ergeben sich diesbeziiglich keine Abweichimgen zur Emittentenhaftung bei der Ad hcx:-Publizitat; vgl. hierzu Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1505 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1506 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 3 WpHG, S. 3. 1507 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 3 S. 1 WpHG, S. 3. 1508 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 3 S. 2 WpHG, S. 3. 1509 Folgende Anleger sind daher nicht schadensersatzberechtigt: Anleger, die nach einer zu positiven Falschinformation bereits zuvor gehaltene Aktien nicht veraufiert haben; Anleger, die sich aufgrund einer falschen negativen Information gegen einen Erwerb entschieden haben; AiUeger, die nach der Falschinformation gekauft, aber bereits vor ihrer Aufdeckung wieder verkauft haben; vgl. BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 20.
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Organmitglieder ansonsten einer hohen Anzahl von Schadensersatzklagen ausgesetzt sehen wurden.^^io Damit sieht auch das KapInHaG als Anspruchsberechtigte eine Entsprechung zur bereits implementierten Emittentenhaftung vor.
1511
Die Beweislast ist hinsichtlich des Verschuldens und der Kausalitat zu untersuchen. Da in der Vergangenheit eine Reihe von Klagen an der Beweislast gescheitert sind, hat ein entsprechender Vorschlag zur Verbesserung der derzeitigen Situation in diesem Zusammenhang eine Beweislasterleichterung aus Sicht der Anleger vorzusehen. Daher ist vorzuschlagen, dass sowohl die Kausalitat als auch das Verschulden als Beweislast des Ar\spruchgegners, dem Emittenten bzw. der Organmitglieder auszugestalten sind. Wie in der Analyse der bereits bestehenden Haftung gegeniiber dem Emittenten nach §§ 37b, c WpHG gezeigt wurde, ist die Fiihrung des Beweises fiir die Anleger beziiglich der Kausalitat schwierig.i^n in diesem Zusammenhang ergibt sich durch den Vorschlag des KapInHaG eine Beweislastumkehr zu Gunsten der Anleger, da die haftungsbegriindende Kausalitat aufgrimd der durch die Fehlinformation geschaffenen Anlagestimmung angenommen wird.i^is Entgegen den Regelimgen aus §§ 37b, c WpHG verzichtet die Neuregelung damit auf den Kausalitatsbeweis, dass die Anlageentscheidung aufgrimd der Falschinformation getroffen wurde.i5i4 Hierdurch ergibt sich eine Angleichung auf den international iiblichen Verzicht auf den Nachweis der unmittelbaren Kausalitat.^^i^ jyi^
1510 vgl. Veil 2005, S. 95. 1511 Vgl. entsprechend Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1512 Vgl. ausfiihrlich zu dieser Argumentation Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1513 Vgl. BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 19. 1514 Vgl. Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1515 Vgl. ausfiihrHch MoUers 2005, S. 80.
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Beweislastumkehr gilt jedoch lediglich fur den Fall, dass die Transaktion innerhalb der dreimonatigen Frist nach § 37a Abs. 3 WpHG-E erfolgt ist. Nach Ablauf der Drei-Monatsfrist liegt die Beweislast hinsichtlich der Kausalitat beim Anleger, wodurch von einer zeitlich begrenzten Beweistlastumkehr zu sprechen ist.i5i6 Dem geplanten Vorgehen im KapInHaG ist im Hinblick auf eine Verbesserung des Anlegerschutzes deshalb Zustinunung zu erteilen.^si?
Bin wesentliches Problem im Rahmen der Kapitalmarktinformationshaftung ergibt sich durch die Ermittlung der Schadenshohe, auf die der Anleger einen Anspruch haben soil. Eine entsprechende Normienmg ist in den Anspruchsgrundlagen der §§ 37b, c WpHG bisher nicht enthalten. Hierzu existieren jedoch eine Vielzahl theoretischer Ansatze im Schrifttum. Nach dem Verstandnis, dass ein Vertragsabschlussschaden angenommen wird, ist der geschadigte Anleger so zu stellen, als habe er das Wertpapiergeschaft nicht getatigt; ein derartiges Vorgehen ist jedoch zu kritisieren, da der Emittent als Versicherer gegen negative Marktentwicklungen angesehen wird.i^is Gegen den Vertragsabschlussschaden kann damit als Argument angebracht werden, dass der Emittent bzw. die Organmitglieder neben der Schadenskompensation nicht fiir potentiell auftretende Kursrisiken aufkommen konnen.i5i9 Aufgrimd dessen kann dieser Ansatz nicht befiirwortet werden. Eine weitere Alternative ergibt sich durch das Abstellen auf den Kurzdifferenzschaden. Bei der Ermittlimg der Hohe des ersatzfahigen Schadens nach diesem Ansatz ist eine scha-
1516 Vgl. BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 20. 1517 Vgl. entsprechend Veil 2005, S. 95. 1518 Im Informatec-Urteil wird dabei auf den Schaden aus dem Transaktionspreis abgestellt; vgl. hierzu ausfiihrlidi Fleischer 2004c, S. 2035. In dem in Rede stehenden Fall ist dieses zu akzeptieren, da es sich imi eine Schadigung nach § 826 BGB handelt; vgl. entsprechend Fleischer 2004c, S. 2035. 1519 Vgl. Hopt/Voigt 2005a, S. 7.
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densrechtliche Riickabwicklung auszuschliefien und nur ein Anspruch auf den Kursdifferenzschaden entstanden; als Kursdifferenzschaden kann auf die Differenz zwischen dem tatsachlichen Kaufkurs und einem ohne die fehlerhafte Meldung hypothetisch ernuttelten Kaufpreis abgestellt werden, wobei die Ermittlung des zuletzt genannten Kurses als aufierst problematisch einzustufen ist.^520 DIQ Anwendung dieser Methodik setzt zusatzlich voraus, dass der Anleger das Wertpapier bei Bekanntgabe der Fehlerhaftigkeit bzw. Unterlassung wieder verkauft. Fiir einen Schaden, der durch ein weiteres Halten des Papiers entsteht, sind die Anspruchsgegner damit nicht mehr verantwortlich zu machen. Fiir eine Beschrankung auf den Kursdifferenzschaden spricht damit, dass der Anleger lediglich ein Anrecht auf den Schaden hat, der ihm aus der Differenz des Kauf- bzw. Verkaufspreises und jenem Preis, der sich ohne die fehlerhafte Publizitat entwickelt hatte.
Im Gegensatz zur Normierung der Anspruchsgrundlage fiir die Emittentenhaftung bei der Ad hoc-Publizitati52i wird die Bemessung des Schadens im Entwurf des KapInHaG detailliert vorgeschrieben. Dabei wird als Schadenshohe der Kursdifferenzschaden aus dem Unterschiedsbetrag zwischen Kaufoder Verkaufspreis und dem gewichteten durchschiuttlichen inlandischen Borsenpreis wahrend der ersten 30 Tage nach dem offentlichem Bekannt werden der Unrichtigkeit der Angabe oder ihrem Verschweigen angesetzt.i522 Eine entsprechend vorgenommene Gewichtung ist erforderlich, um die Bedeutung der an verschiedenen Tagen gehandelten Volumina bei der Berechnung zu berucksichtigen. Aufierdem wird beiden Parteien die Moglichkeit gegeben, den
1520 vgl. Fleischer 2004c, S. 2036; MoUers 2005, S. 80. 1521 Vgl. Abschnitt I.B.l. des Dritten Hauptteils. 1522 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 4 WpHG, S. 3 und in Erganzung BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 20-21.
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Dritter Hauptteil
Nachweis eines tatsachlich eingetretenen hoheren oder niedrigeren Schadens nachzuweisen,i523 wodurch dem Ansatz die notwendige Flexibilitat zuzusprechen ist.
Zur Einschrankung von Haftungsrisiken fiir die Organmitglieder iind den Emittenten soUen durch das KapInHaG fiir fahrlassige Pflichtverletzungen zusatzlich Haftungshochstsummen eingefiihrt werden.i524 D{Q Haftung soil danach bei grober Fahrlassigkeit auf vier Jahresbruttogehalter beschrankt werden.1525 Die Beschrankung wird in diesem Kontext damit begriindet, dass bei der Organaufienhaftung der Sanktionscharakter im Mittelpunkt steht.^^ze ES handelt sich hierbei um einen Hochstwert; falls die Ersatzanspriiche diesen Hochstbetrag iiberschreiten, mindem sich die einzelnen Entschadigiingsanspriiche im Verhaltnis, woraus bei Massenklagen das Problem erwachst, dass dem einzelnen Anleger ein geringer monetarer Schadensersatz zugesprochen werden kann. Im Sinne der Praventivfunktion des Enforcement soUen die Organmitglieder durch die Haftimgsandrohung zu einer regelkonformen Publizitat angehalten, aber nicht von der Ausiibung entsprechender Tatigkeiten abgehalten werden. Aufgrund dieser Tatsache imd der vorgesehenen Einfiihrung einer unbeschrankten Haftimg des Emittenten ist eine entsprechende Reglementierung zu akzeptieren.
1523 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 4 WpHG, S. 3. Der Geschadigte kann zum Beispiel einen hoheren Schaden nachweisen imd statt der Kursdifferenz die Riickabwicklung als Naturalrestitution verlangen, wodurch eine Beschrankung auf den Kursdifferenzschaden vermieden wird und gleichzeitig ein niedriger Schaden moglich ist, wenn der Emittent diesen aufgrund der Marktrisiken nachweisen kann. 1524 Vgl. Hopt/Voigt 2005a, S. 6. 1525 Vgl. DisE KapInHaG 2004b, § 37a Abs. 5 WpHG, S. 3-4. Als Basis wird hierfiir das Gehalt der letzten zwolf Monate vor der unrichtigen Angabe bzw. dem Zeitpunkt, an dem eine Veroffentlichimgspflicht eingetreten ist, festgelegt; vgl. ausfiihrlich BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 21-22. 1526 Vgl. ausfiihrUch BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 21-22.
I. Ad hoc-Publizitat
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Eine weitere Einschrankung ergibt sich im Bereich der Versicherung von Haftiingsrisiken. Unternehmen schliefien neuerdings vermehrt Versicherungen fiir ihre Organmitglieder ab, um die Moglichkeit der Sanktionierung dieser im Sinne der Praventivfunktion zu umgehen.^527 j ^ diesem Zusammenhang ist das Argument, dass eine Ausweitimg der Haftung durch den Abschluss einer Versicherung entgegen gewirkt werden kann/528 ^u entkraften. Um eine Einschrankung der Praventivfimktion durch die Versicherung der Organnutglieder durch eine Directors and Officers (D&0)-Versicherungi529 zu umgehen, ist dafiir Sorge zu tragen, dass bei Abschluss entsprechender Versicherungen ein Selbstbehalt vereinbart wird, da diese Arten von Versicherungen im Regelfall lediglich vorsatzliche Pflichtverletzungen ausschliefien.i^so Weiterhin ist darauf hinzuwirken, dass das Vorgehen im Hinblick auf derartige Versicherungen, z.B. im Anhang oder im Corporate Governance-Bericht, an den Kapitalmarkt kommuniziert wird.^^si
Entsprechende Vorschriften zur Vermeidung der Umgehung der Praventivfunktion des Enforcement sind auch in den Diskussionsentwurf des Kapln-
1527 vgl. entsprechend BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37 WpHG, S. 22-23. 1528 Vgl. MoUers 2005, S. 82. 1529 Vgl. ausfiihrlich zu einer Einfuhning in entsprechende Versicherungen, Lange 2002, S. 1626-1631 uns S. 1674-1678. Entsprechende Versicherungen werden in Deutschland erst seit Mitte der 80er Jahre angeboten; vgl. Sieg 2002, S. 1759. 1530 Vgl. Sieg 2002,5.1761. 1531 Dieser Vorschlag geht auf eine Empfehlung der Bflwms-Kommission zuriick, welcher bisher nicht umgesetzt worden ist. Die Regierungskonunission empfiehlt, durch entsprechende Anderung der §§ 289, 314 HGB vorzusehen, dass im Anhang bzw. Konzemanhang der Betrag, der fiir eine D&O-Versicherung fiir die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder gezahlten Versicherungspramien sowie die Hohe des jeweiligen Selbstbehalts der Organmitglieder anzugeben ist."; Baums 2001, Rn. 75, S. 115. Probleme ergeben sich in diesem Bereich aus der Tatsache, dass oftmals Gruppenversicherungen abgeschlossen werden, bei denen die geforderten Angaben je Person nicht ermittelt werden konnen; vgl. Handelsrechtsausschuss des DAV 2003, Tz. 16, S. 5.
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Dritter Hauptteil
HaG integriert worden. In § 37a Abs. 6 WpHG-Ei532 ist explizit vorgesehen, dass bei Abschluss einer Versicherung zur Reduktion des Haftungsrisikos fiir die Organmitglieder ein Selbstbehalt von 50% der Versicherimgssumme vorzusehen ist. Hierdurch wird insbesondere vermieden, dass durch die Abwalzung der Kosten auf den Emittenten ein Schaden fiir die Anleger eintritt und die Organmitglieder die praventive Wirkung des Enforcement nicht umgehen konnen.1533 Zusatzlich wird geregelt, dass eine Vereinbarung, durch die Anspriiche gegen Organmitglieder durch den Emittenten erlassen werden, unwirksam ist, damit die praventive Wirkung des in Rede stehenden Enforcement nicht umgangen werden kann.
1532 Vgl. KapInHaG 2005, § 37a Abs. 6 WpHG, S. 4. 1533 Vgl. entsprechend BegrDisE KapInHaG 2004b, § 37a WpHG, S. 23.
II. Zwischenberichterstattung
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11.
Zwischenberichterstattung
A.
Konkretisierung der Enforcement-Anforderungen
Bevor das Enforcement der Zwischenberichterstattung einer Analyse unterzogen wird, sind zunachst die allgemein entwickehen Enforcement-Anforderungen in Bezug auf die Uberwachung des Quartalsfinanzberichts zu konkretisieren.1534 Hierbei steht die Sicherung der Verlasslichkeit der Zwischenberichterstattung durch ein primares Enforcement insbesondere einer zeitnahen Publizitat entgegen.1535 Deshalb ist beziiglich der Aufdeckungsmoglichkeit abzuleiten, dass wegen der erforderlichen Zeitnahe^^se dieses Publizitatsinstruments die Dauer der Aufdeckung zu reduzieren ist. Aufgrund dessen ist eine geringere Aufdeckimgswahrscheinlichkeit
bei den jeweiligen
Enforcement-
Mafinahmen tolerabel. Zur Erfiillung eines Fast Close des Zwischenberichts ist daher zu gewahrleisten, dass trotz der Uberwachung ein moglichst kurzer Zeitrahmen bis zur Veroffentlichimg des Quartalsfinanzberichts ermoglicht wird. Hieraus kann abgeleitet werden, dass die Tatigkeiten der EnforcementTrager dariiber hinaus in die Fast Close-Uberlegungen zu integrieren sind. Im Gegensatz dazu sind beziiglich der Sanktionierung keine Konkretisierungen im Unterschied zur allgemeinen Ableitung vorzimehmen.
Abweichungen im Hinblick auf die Korrektivfunktion ergeben sich jedoch, da der Quartalsfinanzbericht lediglich eine Informationsfunktion zu erfiillen hat und aus dem Quartalsergebnis keine Dividendenanspriiche abgeleitet werden.1537 Es ergibt sich somit kein Erfordernis zur direkten Korrektur durch eine Neuveroffentlichung des entsprechenden Quartalsfinanzberichts. Die zu
1534 Vgl. zur Herleitung der Anforderungen Abschnitt II.C. des Ersten Hauptteils. 1535 Vgl. mit einer Einschrankung auf das Enforcement durch Dritte Hebestreit 1992, S. 287. 1536 Vgl. Abschnitt ILB.2. des Zweiten Hauptteils. 1537 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt II.B.1.(3) des Zweiten Hauptteils.
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Dritter HauptteU
untersuchenden Mafinahmen beschranken sich somit auf eine zeitnahe imd fiir die Anleger verfiigbare Fehlerkommunikation durch das Untemehmen. Vor dem Hintergrund der vorgenommenen Konkretisieriing der Anforderimgen an das Enforcement des Quartalsfinanzberichts ist im nachsten Schritt eine Bestandsaufnahme existierender Enforcement-Elemente vorzunehmen.
B.
Bestandsaufnahme bestehender Enforcement-Elemente
1.
Elemente zur Erfiillung der Praventivfunktion
Bisher ist kein Enforcement im deutschen Corporate Governance-System verpflichtend implementiert, das eine wirksame Aufdeckungsmoglichkeit von materiellen Unregelmafiigkeiten im Zwischenbericht ermoglicht. Wahrend eine Uberwachung durch den Wirtschaftspriifer lediglich freiwillig in Auftrag gegeben werden kann,i538 erfolgt durch die Zulassungsstelle der Borse bisher eine Priifung der eingereichten Zwischenberichte nach §§ 37 Abs. 1 S. 2 i.V.m. 90 Abs. 1 Nr. 3 BorsG. Diese beschrankt sich auf die formellen Anforderungen Einreichungsfrist, Form und Vollstandigkeit.i539 Eine weitergehende Uberwachimg ist durch die Zulassungsstelle ohnehin nicht durchfiihrbar, da Informationen, die zur Erstellung gefuhrt haben, der Einreichungspflicht nicht unterliegen.1540 Eine Aufdeckung materieller Fehler ist damit ausschliefilich aufgrimd freiwillig zu vereinbarender extemer Enforcement-Mafinahmen durch einen Wirtschaftspriifer oder intern durch einen vom Aufsichtsrat festgelegten Zustimmungsvorbehalt fiir den Quartalsfinanzbericht nach § 111 Abs. 4 S. 2 AktG moglich.1541
1538 Vgl. Leibfried 2005, § 37, Rz. 46. 1539 Vgl. § 90 Abs. 1 Nr. 3 BorsG. 1540 Vgl. Dahl 1995, S. 35; Meyer 2003, S. 18. 1541 Die Festlegung der Zustimmungsvorbehalte kann in der Satzimg oder durch den Beschluss des Aufsichtsrats bestimmt werden; vgl. Ammedick/Strieder 2002, Rn. 23, S. 10.
II. Zwischenberichterstattung
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Dariiber hinaus ist die Verpflichtung zur Aufnahme der Bescheinigimg oder des Bestatigungsvermerks bei Durchfiihrung entsprechender Uberwachungshandlungen durch einen Wirtschaftspriifer als Sanktionierung einzuordnen,i542 (^^ bei Aufdeckung von Fehlern die Kommunikation durch den Enforcement-Trager Wirtschaftspriifer sicher gestellt wird. Andernfalls bleibt zu befiirchten, dass Unternehmen im Falle einer Einschrankung oder Versagimg die Bescheinigung oder den Bestatigungsvermerk nicht veroffentlichen.
Als Sanktionierung kann weiterhin eine Geldstrafe nach § 62 Abs. 1 Nr. 4 i.V.m. Abs. 3 BorsG in Hohe von € 100.000 verhangt werden, wenn der Zwischenbericht „nicht, nicht richtig, nicht voUstandig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig veroffenthcht"i543 wird. Voraussetzung fiir diese Ordnungswidrigkeit ist nach § 62 Abs. 1 BorsG Vorsatz oder Leichtfertigkeit. Des Weiteren ergibt sich eine kapitalmarktrechtliche Sanktionierung, wenn der Zwischenbericht der formellen Priifung durch die Zulassungsstelle nicht stand halt, da in diesem Fall im Sinne einer Negativ-Publizitat in den amtlichen Kursblattern das Datum des letzten Zwischenberichts vermerkt ist.1544 In diesem Kontext steht es der Zulassimgsstelle nach § 43 BorsG frei, eine Borsenbekanntmachung liber die Pflichtverletzung der Zulassungsvoraussetzungen zu veroffentlichen bzw. den Emittenten bei Nichterfiillung der ihm auferlegten Pflichten vom Handel zum Amtlichen Markt auszuschlie6en.i545
1542 Zusatzlich wird durch die Transparenz-Richtlinie eine Negativ-Publizitat verpflichtend eingefiihrt, wenn keine Priifung oder priiferische Durchsicht durch einen Wirtschaftspriifer vorgenommen wurde; vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt ILC.3.d) des Zweiten Hauptteils. 1543 § 62 Abs. 1 Nr. 4 BorsG. 1544 Vgl. Meyer 2003, S. 18. 1545 Dieses ist allerdings erst moglich, wenn der Emittent seine Pflichten auch nach einer angemessenen Frist nicht erfiillt; vgl. § 43 S. 2 BorsO.
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Dritter Hauptteil
Wie bereits im ersten Hauptteil erarbeitet, bestehen flir den Zwischenbericht keine speziellen Anspruchsgrundlagen zur Inanspruchnahme des Emittenten oder der Organmitglieder durch den Anleger, wenn dieser durch eine fehlerhafte Zwischenberichterstattung einen Schaden erlitten hat.i546 ES wird jedoch nach herrschender Meinimg die Ansicht vertreten, dass bei fehlerhafter Publizitat im Zwischenbericht ziunindest die Anwendung der Grimdsatze der zivilrechtlichen Prospekthaftung moglich ist, wobei als Verschuldensmafistab Vorsatz und grobe Fahrlassigkeit in Betracht kommen.i547 Abgesehen von der Frage, ob dieser Ansicht zuzustimmen ist, ergibt sich bei Unterlassung der Veroffentlichung der in Rede stehenden Publizitat in jedem Fall eine Haftungs- imd damit Enforcement-Llicke, da die Grimdsatze der Prospekthaftung keine Anwendung finden konnen.i548
Weiterhin ware eine Haftung iiber § 823 Abs. 2 BGB moglich, wenn § 40 BorsG ein Schutzgesetz im Sinne dieser Vorschrift ist, was durch die Rechtsprechung noch nicht geklart worden ist. Eine Inanspruchnahme der Vorstandsmitglieder kommt weiterhin lediglich aus §§ 826 oder 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 400 AktGi549 in Frage. Die Kompensation des Schadens iiber diese Rechtswege ist aber wegen der Beweislast fur den Anleger entsprechend der Argumentation fiir die Ad hoc-Publizitat in nur werugen Fallen durchsetzbar.^sso
1546 vgl. hierzu Abschnitt IV.C.2.b) des Ersten Hauptteils. 1547 Vgl. Brellochs 2005, S. 141-142; Bridts 1990, S. 357; Meyer 2003, S. 18. 1548 Vgl. Brellochs 2005, S. 142. 1549 Diirch ein BGH-Urteil wurde in diesem Zusammenhang bestimmt, dass Quartalsberichte iinter § 400 Abs. 1 Nr. 1 AktG zu subsumieren sind, werm sie „ein Gesamtbild iiber die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft ermoglichen iind den Eindruck der Vollstandigkeit erwecken''; BGH-Urteil vom 16. Dezember 2004, S. 162. 1550 Vgl. Abschnitt I.B.I, des Dritten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattimg
2.
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Elemente zur Erfiillung der Korrektivfunktion
Zur Erfiillung der Korrektivfunktion im Rahmen der quartalsweisen Publizitat kommt ausschliefilich eine Fehlerkormnunikation durch das Unternehmen in Betracht.1551 Die direkte Berichterstattung iiber den Fehler ist nicht vorgeschrieben und damit freiwillig vom Unternehmen vorzunehmen. Lediglich aufgrund von IAS 8.42 hat das Unternehmen die Pflicht, bei wesentlichen Fehlern aus friiheren Perioden im ersten Abschluss nach der Entdeckung die friiheren Perioden riickwirkend anzupassen. Dieses erfolgt, indem die Betrage des Vorjahres angepasst werden,i552 oder fiir den Fall, dass der Fehler friiher aufgetreten ist, die Eroffnungssalden der friihesten dargestellten Periode einer Anpassung imterzogen werden.^^sa Zusatzlich hat das Unternehmen nach IAS 8.49 detaillierte Angaben zu dem Auftreten des Fehlers fiir die Adressaten zur Verfiigung zu stellen. Diese Art der Kommunikation von Unregelmafiigkeiten in der Publizitat ist jedoch nicht ausreichend, da eine pimktuelle Information erfolgt und keine direkte Information uber Fehler im Publizitatsverhalten des Unternehmens.
Eine verpflichtende Kommunikation von Unregelmafiigkeiten in einem bereits veroffentlichten Quartalsfinanzbericht kommt zusatzlich darm in Betracht, wenn die Auswirkungen der fehlerhaften Publizitat die Tatbestandsvoraussetzungen einer Insiderinformation erfullen.^554 D^^ fQj. Q^^ie Ad hocPublizitatspflicht notwendigerweise zu erfuUende Unmittelbarkeitserfordernis gemafi § 15 Abs. 1 WpHG ist bei Vorliegen eines derartigen Fehlers demge-
1551 Vgl. Abschnitt II.A. des Dritten Hauptteils. 1552 Vgl. IAS 8.42 (a). 1553 Vgl. IAS 8.42 (b). 1554 Vgl. ZU den Tatbestandsvoraussetzimgen einer Insiderinformation ausfiihrlich Abschnitt I.C.2.a)(l) des Zweiten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
geniiber grundsatzlich zu bejahen.i^ss Diese Informationspflicht ist unzureichend, da die Ad hoc-Mitteilung eine punktuelle Information der Anleger darstellt und kein Zusammenhang zwischen den beiden Publizitatsinstrumenten herzustellen ist.
3.
Zwischenfazit
Aus der vorgenommenen Analyse bestehender Enforcement-Strukturen der Zwischenberichterstattimg lasst sich das Ergebnis ableiten, dass eine formale Priifung im Rahmen der Aufdeckung durch die Borsenzulassungsstelle die Verlasslichkeit der Zwischenberichte nicht zu sichem vermag,i556 da fur die Adressaten insbesondere die materiellen Aussagen in diesem Publizitatsinstrument von hoher Relevanz sind. Ein freiwilliges Enforcement in diesem Bereich durch einen beauftragten Wirtschaftspriifer ist in erster Analyse eberiso zu kritisieren, da Unternehmen, die mit Absicht Verstofie begehen, derartige Enforcement-Mafinahmen nicht durchfiihren lassen werden. Aufgrund der hohen Bedeutung der quartalsweisen Publizitat fiir die Anleger ist eine freiwillige Uberwachung durch den Aufsichtsrat nicht zu befiirworten. Dariiber hinaus hat sich auch die Aufsichtsratsarbeit an die unterjahrig immer schneller ablaufenden Prozesse anzupassen, was die Notwendigkeit des Enforcement der Berichte durch diesen weiter bestarkt. Beziiglich der Anforderimg der Aufdeckimg im Rahmen der Praventivfunktion ergibt sich damit nach detaillierter Analyse der bereits im deutschen System implementierten Enforcement-Mafinahmen ein Defizit.
Ferner konnte gezeigt werden, dass die Sanktionierung aufgrund von bestehenden Mangeln durch Haftungskonstruktionen, die weder praxisbewahrt
1555 vgl. hierzu Abschnitt LC.2.a)(l) des Zweiten Hauptteils. 1556 Vgl. bereits Hebestreit 1992, S. 286.
II. Zwischenberichterstattung
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sind, noch einen ausreichenden Schutz auf Schadenskompensation bieten, unzureichend ist. Vor allem die fehlenden direkten Anspruchsgrundlagen gegen den Emittenten und die Organmitglieder sind zu beanstanden. Deshalb rechtfertigt auch dieses Resultat eine eingehende Untersuchung einer Erweitung der Haftung.1557 Positiv ist demgegeniiber als Folge der Transparenz-Richtlinie bei der Sanktionierung durch Fehlerkommunikation zu bewerten, dass der Wirtschaftspriifer bei Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht oder Priifiing das Ergebnis hieriiber verpflichtend zu kommunizieren hat. Ferner ist auch die durch die Transparenz-Richtlinie einzuftihrende Negativ-Publizitat bei Nicht-Durchfiihrung einer derartigen Uberwachungsmafinahme durch den Wirtschaftspriifer positiv zu beurteilen.
Weiterhin kormte zur Erfiillung der Korrektivfunktion zwar eine Fehlerkommunikation bei Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen einer Ad hocMitteilung erarbeitet werden, die aufgrund der hohen Anforderungen in Bezug auf die Tatbestandsmerkmale jedoch als unzureichend zu qualifizieren ist. Kritik ist angebracht, da zwischen der Ad hoc-Mitteilimg und dem Zwischenbericht in der zeitlichen Abfolge kein direkter Zusammenhang hergestellt wird. In Bezug auf die Auswirkungen von wesentlichen Fehlem kormten zusatzlich die Vorschriften von IAS 8 in die Analyse integriert werden, die grimdsatzlich begriifit worden sind. Diese sind jedoch kritisiert worden, da sie fiir die Anleger in folgenden Perioden nicht mehr direkt zuganglich sind, sondern lediglich dann, wenn diese ebenso von den vergangenen Zwischenberichten Kenntnis erlangen. Deshalb konnte abgeleitet werden, dass in diesem Zusammenhang vielmehr dafiir Sorge zu tragen ist, dass die Anleger in der
1557 Vgl. Abschnitt LC.3. des Dritten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
Zeitabfolge direkt Zugang zu Informationen iiber Unregelmafiigkeiten in der Publizitat haben. Aufgrund der ermittelten Defizite beim Enforcement der Zwischenberichterstattung ist infolgedessen von einer eingeschrankten Verlasslichkeit auszugehen. Dieses theoretisch erarbeitete Zwischenergebnis bestatigt damit die empirischen Ergebnisse einer Studie, wonach durch die Privatanleger iind ferner die institutionellen Investoren die Verlasslichkeit der Quartalsberichterstattung im Gegensatz zu jener des Geschaftsberichts als gering beurteilt wird; dieses ist als gravierender Mangel zu interpretieren, da der Quartalsbericht als nahezu gleichbedeutend zum Geschaftsbericht eingeschatzt wird.^sss Zusatzlich wurde dieses Ergebnis durch in den Quartalsberichten auftretende Inkonsistenzen im Vergleich zur jahrlichen Publizitat verstarkt.i559 Dig Notwendigkeit einer Erweiterimg des Enforcement der Zwischenberichterstattung zur Sicherung der Verlasslichkeit ist damit unabdingbar.
Zur Erfiillung der Praventivfimktion wird deshalb im Folgenden die Erweiterung der Enforcement-Aufgaben des Aufsichtsrats, die Einbindung des Wirtschaftspriifers in das Enforcement der Quartalsfinanzberichte sowie die Implementierimg einer zivilrechtlichen Haftung des Emittenten und der Organmitglieder untersucht. Dariiber hinaus erfolgt eine Analyse der Aufnahme der Zwischenberichterstattung in den Aufgabenbereich der DPR/BaFin, wobei in diesem Zusammenhang neben der Aufdeckimgs- und Sanktionsmoglichkeit auch eine Sicherstellung der Fehlerkommunikation durch das Unternehmen einbezogen wird.
1558 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 11 und 22. Zu den empirischen Ergebnissen der Befragung der Privatanleger im Detail vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 63-64 und zu jener der institutionellen Investoren S. 94-95.
II. Zwischenberichterstattung
C.
Analyse von Vorschlagen zur Erweiterung des Enforcement
1.
Primares Enforcement durch Aufsichtsratsiiberwachung
Seite 343
Die Ausdehnung der verpflichtenden Uberwachung des Quartalsfinanzberichts durch den Aufsichtsrat stellt eine erste Moglichkeit dar, das Enforcement des Quartalsfinanzberichts intern vor der Verdffentlichimg zu verbessern.1560 Die Priifung des Aufsichtsrat wird dabei zum Teil bereits aus der allgemeinen Uberwachungsaufgabe des Aufsichtsrats nach §§111 i.V.m. 171 AktG abgeleitet.1561 Einen wesentlichen Beitrag zur Diskussion eines verpflichtenden Enforcement auf nationaler Ebene hat der Vorschlag der Regierungskommission geleistet, wonach der Aufsichtsrat den Zwischenbericht mit der Zielsetzimg durchzusehen hat, ob dieser ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage wieder gibt.^^ez Eine derartige Priifung ist am Mafistab der Uberwachungskriterien aus § 111 Abs. 1 AktG, die mit der Recht-, Ordnungs- sowie Zweckmafiigkeit und Wirtschaftlichkeit anzugeben sind, auszurichten.
Eine derartige Ausweitung der Aufsichtsratstatigkeit ist nicht ausschliefilich aufgrund der Steigerung der Verlasslichkeit fiir notwendig zu erachten, sondern auch deshalb zu befurworten, da dieser zur Erfiillung seiner Uberwachimgsaufgabe zeitnah Informationen benotigt und durch eine entsprechende Ausweitung zur Auseinandersetzung mit den in der Kapitalmarktberichterstattung veroffentlichten Informationen verpflichtet wird. Eine europaische
1559 Vgl.Merkt/Gothel 2003,5.25. 1560 Vgl. ZU einem ersten Vorschlag, der eine Analyse der Zwischenberichterstattung durch den Aufsichtsrat vorsah, Arbeitskreis Exteme \md Interne Uberwachung 2000, Rz. 27, S. 2283. 1561 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 123. 1562 Vgl. Baiuns 2001, Rn. 325, S. 329. Zu entsprechenden Vorschlagen im Schrifttum vgl. IDW 2001b, S. 181,184; Lentfer 2005, S. 310-311; Naumann 2002, S. 20.
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Dritter Hauptteil
Harmonisierungsbestrebung besteht in diesem Kontext dessen imgeachtet nicht.
In Bezug auf die Organisation des Aufsichtsrats sollte generell eine Delegation der Uberwachung in den Aufgabenbereich des Priifungsausschusses vorgesehen werden. Dieses ist prinzipiell durch die Modemisierung der Abschlusspruferrichtlinie beabsichtigt, durch die vorgesehen ist, dass der Prozess der ijberwachung der Finanzberichterstattimg an den Priifungsausschuss zu iibertragen ist.^^es Hierbei ist zu berticksichtigen, dass ein Priifungsausschuss lediglich vorbereitend fiir die Beschlussfassung des Plenums tatig werden kann.1564
Zur Durchfiihrung einer derartigen Priifung ist analog zu § 170 Abs. 1 AktG eine Vorlagepflicht durch den Vorstand an den Aufsichtsrat zu normieren.i^es Entsprechend der Priifung der jahrlichen Publizitat durch den Aufsichtsrat ist anzuraten, diesem einen Wirtschaftspriifer im Rahmen seiner Unterstiitzimgsfunktion fiir die Beurteilung der Recht- und Ordnungsmafiigkeit zur Seite zu stellen; aufgrund dessen ist fiir die Einfiihrung eines Enforcement durch den Wirtschaftspriifer und Festlegimg einer Zusammenarbeit zu pladieren.i566 Aufgrund des Erfordernisses einer zeitnahen Berichterstattung sollte das Ergebnis einer priiferischen Durchsicht fur die Priifung der Recht- und Ordnimgsmafiigkeit der Quartalsfinanzberichte durch den Aufsichtsrat ausrei-
1563 Vgl. zu den Anforderungen dieser europaischen Harmonisierungsbestrebung im Detail Abschnitt IV A.2. des Ersten Hauptteils. 1564 Vgl. Baums 2001, Rn. 315, S. 321; Lentfer 2005, S. 370. 1565 Vgl. IDW 2001b, S. 184. 1566 Vgl. zur Analyse des intemen Enforcement der jahrlichen Publizitat Abschnitt IV.C.2.a)(2) des Ersten Hauptteils.
11. Zwischenberichterstattung
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chend sein.i567 Insbesondere eine miindliche Berichterstattiing des Wirtschaftspriifers im Rahmen der Aufsichtsratssitzung ist von den Mitgliedern des internen Uberwachungsorgans durch zusatzliche Befragungen zu nutzen, woraus resultiert, dass sowohl die miindliche als auch schriftliche Berichterstattung des Wirtschaftsprlifers einer Normierung bedarf.i^es Insbesondere konnen durch die Kermtnisse des Aufsichtsrats Schwerpunkte des Enforcement durch den Wirtschaftspriifer festgelegt werden.i569 Durch die gesetzliche Fixierung eines standigen Dialogs zwischen Aufsichtsrat und Wirtschaftspriifer ergibt sich eine Erhohung der Uberwachungsqualitat durch den Aufsichtsrat, da aus der unterjahrigen Einbindung des Wirtschaftspriifers insgesamt eine effektivere und effizientere Aufsichtsratsiiberwachung folgt.i^zo Die Pflicht zur Vorlage des Quartalsfinanzberichts durch den Vorstand ergibt sich nach der Unterschrift der Richtigkeitserklarung durch diesen imd der Durchfiihrung des Enforcement durch den Wirtschaftspriifer.
Die Ergebnisse des Wirtschaftspriifers konnen allerdings nicht direkt iibernommen werden, sondern bediirfen einer Verplausibilisierung, die bei Bedenken zu einer Ausweitung der Priifung beziiglich der Recht- und Ordnimgsmafiigkeit zu fiihren hat.i57i Eine hohere Bedeutung fiir die Priifung weisen
1567 Vgl. Lentfer 2005, S. 310 sowie ziim Unterschied beziiglich der Priifungssicherheit Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. Aufgrund der Beschrankimg auf eine Negativpublizitat bei der Erteilung einer Bescheirugung wird im Schrifttum eine Priifung der Ordnungsmafiigkeit durch den Aufsichtsrat auch abgelehnt; vgl. Handelsrechtsausschuss des DAV 2003, Tz. 18, S. 24. 1568 Vgl. zur erforderlichen Berichterstattung Abschnitt II.C.2.b)(l)(iv)b.) des Dritten Hauptteils. 1569 Vgl. allgemein zum Erfordemis des Festlegens von Priifungsschwerpunkten in Zusammenarbeit von Priifungsausschuss und Abschlusspriifer DCGK 2005, Tz. 5.3.2 sowie speziell fiir die Zwischenberichterstattung Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 123. 1570 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 123. 1571 Vgl. zur jahrlichen Publizitat Absctmitt IV.C.2.a)(2) des Ersten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
die Kriterien der Wirtschaftlichkeit und Zweckmafiigkeit auf. Im Gegensatz zur jahrlichen Publizitat ergibt sich in diesem Zusammenhang bei der Beurteilung der Rechnungslegungspolitik eine Erweiterimg, da insbesondere die iinterjahrige Abgrenzung von Erfolgsgrofien, die auf Basis von IAS 34 Anwendung finden, zu beurteilen ist.i572 Daher ist bei der Besetzung des Prufungsausschusses dafiir Sorge zu tragen, dass diese Anforderungen durch dessen Mitglieder erfiillt werden.^^zs Um eine derartige Uberwachung prinzipiell durchfiihren zu konnen, stehen dem Aufsichtsrat aufgrund der Tatsache, dass sich dieser in letzter Zeit durch zahlreiche Reformen des Corporate Governance-Systems einer besseren Informationsversorgung ausgesetzt sieht,i574 die notwendigen Informationen zur Verfiigung. Diese Einschatzung fiihrt im Schrifttum zu der Aussage, dass dieses Uberwachungsorgan neben dem Wirtschaftspriifer fur das Enforcement der in Rede stehenden unterjahrigen Publizitat geeignet ist.i575 Dennoch ist die Einbindung des Wirtschaftspriifers aufgrimd dessen Spezialisierimg als Unterstiitzung des Aufsichtsrats zu befiirworten imd als notwendig zu erachten.
Die Veroffentlichung des Zwischenberichts ist zusatzlich von einer Billigung durch den Aufsichtsrat abhangig zu machen.i576 Diese stellt eine Erweiterung der Verantwortlichkeit dieses Uberwachimgsorgans fiir die Publizitat dar. Die Billigung ist als eine die Verlasslichkeit steigernde Mafinahme ebenfalls an die
1572 Diese Informationen sind durch die verantwortlichen Mitglieder des Aufsichtsrats aktiv anzufordem; vgl. zu den entsprechenden Vorschriften Abschnitt ILC.3.a)(l) des Zweiten Hauptteils. 1573 Vgl. detailliert zu den Anforderungen der Mitglieder eines Priifungsausschusses Lentfer 2005, S. 368-370; Rossler 2001a, S. 260-262. In Erganzung vgl. grundlegend Abschnitt IV.A.2. des Ersten Hauptteils. 1574 Vgl. hierzu Abschnitt IV.A.2. des Ersten Hauptteils. 1575 Vgl. Lentfer 2005,5.310-311. 1576 Vgl. Baums 2001, Rn. 325, S. 329; IDW 2001b, S. 184.
II. Zwischenberichterstattung
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Offentlichkeit zu kommunizieren. Die entsprechenden Informationen soUten in die Richtigkeitserklarung des Quartalsfinanzberichts^^z?
aufgenommen
werden. Hierbei ist sind verpflichtend Angaben aufzunehmen, dass der Aufsichtsrat eine Priifung vorgenommen hat u n d diese als Grundlage fiir die Billigiing anzusehen ist. Durch eine derartige Integration ergibt sich ini Gegensatz zu dem Vorschlag im Schrifttum, dass lediglich das Datum der Billigung der Offentlichkeit zuganglich zu machen ist,^^''^ eine hohere Signalwirkung der Aufsichtsratstatigkeit. Die Billigung der Quartalsfinanzberichte hat grundsatzlich durch den Gesamtaufsichtsrat zu erfolgen, wobei die Billigung durch den Priifungsausschuss vorzubereiten ist.
Die in diesem Abschnitt erarbeiteten Vorschlage im Hinblick auf das deutsche Corporate Governance-System sind im Aktiengesetz zu normieren. U m die bisher verwendete Systematik beizubehalten, soUte die Pflicht zur Priifung in § 171 Abs. 1 AktG u n d jene zur Billigung in § 172 Abs. 2 AktG integriert werden. In Zusammenhang mit der Normierung der Billigimg durch den Aufsichtsrat ist ebenso die Verpflichtung zur Abgabe der Richtigkeitserklarung durch die Aufsichtsratsmitglieder aufzimehmen.
Analog z u m Vorgehen bei der Abschlusspriifung wird im Schrifttum vorgeschlagen, den Aufsichtsrat dazu anzuhalten, zu den Ergebnissen seiner Priifung unter Beriicksichtigung der durch den Wirtschaftspriifer erteilten Bescheinigung Stellung zu nehmen.i579 Durch die Abgabe der Richtigkeitserkla-
1577 vgl. ausfiihrlich zu dieser Richtigkeitserklarung Abschnitt II.C.S.c) des Zweiten Hauptteils. Die Richtigkeitserklarung ist damit durch jeweils unterschiedliche Angaben des Vorstands und Aufsichtsrats gepragt. 1578 Diesem Vorschlag wird jedoch auch durch das IDW die Veroffentlichung einer Erklarung vorgezogen; vgl. IDW 2001b, S. 184. 1579 Vgl. Lentfer 2005,5.311.
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Dritter Hauptteil
rung ergibt sich eine schriftliche Berichterstattung der Billigung, die in der Hauptversammlung um eine miindliche zu erweitern ist. Entsprechend der jahrlichen Publizitat soUte der Aufsichtsrat insbesondere iiber die Methodik und die Haufigkeit der Priifung berichten.^^so Weiterhin ist zu empfehlen, dass die im Hinblick auf die Quartalsberichte durchgefiihrten Mafinahmen in dem Uberwachungsbericht des Aufsichtsrats im jahrlichen Corporate GovemanceBericht zu prasentieren sind.i^si Solange sowohl die priiferische Durchsicht durch den Wirtschaftsprufer als auch das Enforcement durch den Aufsichtsrat nicht verpflichtend vorgeschrieben ist, sind ferner Angaben zur Beauftragung entsprechender Enforcement-Maiinahmen aufzunehmen, um den Anlegem signalisieren zu konnen, dass die Verlasslichkeit der quartalsweisen Publizitat gesichert wird.
Wie soeben gezeigt werden konnte, ist zur Unterstutzimg des Aufsichtsrats bei der notwendigerweise durchzufiihrenden Uberwachung der Zwischenberichte die Unterstiitzung des Wirtschaftspriifers notwendig. Im folgenden Abschiutt wird deshalb im Detail die verpflichtende Einfiihrung einer priiferischen Durchsicht durch den Wirtschaftsprufer zur Erweiterung des Enforcement der Zwischenberichterstattung untersucht.
2.
Einfiihrung einer priiferischen Durchsicht
a)
Grundlegende Diskussion
Die Verlasslichkeit der Zwischenberichterstattung wird im Schrifttum explizit aufgrimd einer fehlenden Priifung bzw. pruferischen Durchsicht kritisiert.i582
1580 Vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(2) des Ersten Hauptteils. 1581 Vgl. zum Corporate Govemance-Bericht Absclmitt IV.B.2.a)(2)(c) des Ersten Hauptteils. 1582 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2000d, S. 43; Merkt/Gothel 2003, S. 30-31.
II. Zwischenberichterstattung
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Gegen eine Uberwachung nach dera Vorbild der Jahresabschlussprufimgi^^^ spricht die fiir die Zwischenberichterstattung charakteristische Zeitnahe.^^^ Im Gegensatz zu einer VoUpriifung ermoglicht die priiferische Durchsicht eine zeitnahe Berichterstattung, die vor dem Hintergrund der Kosten als vertretbar anzusehen ist. Hinsichtlich der dennoch entstehenden Zeitverzogerung ist zu konstatieren, dass diese hinzunehmen ist, da sich aus den hieraus gewonnenen Erkenntnissen im Hinblick auf einen Continuous Audit^^ss ^{Q Dauer der Jahresabschlusspriifung verringern lasst.i^se Dariiber hinaus erfolgt durch die unterjahrige Einbindung des Wirtschaftsprufers eine Starkung des gesamten Corporate Governance-Systems.^^sz
Die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht entfaltet nach dem Verstandnis der Praventivfunktion insbesondere eine Abschreckungswirkung auf die Publizitatsverantwortlichen, die das Management dazu veranlasst, normenkonform fiir den Abbau von Informationsasymmetrien zu sorgen. In der Aufienwirkung ergibt sich hierdurch eine Starkung des Vertrauens und Erho-
1583 vgl. hierzu im Euizelnen Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1584 vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 122; Forschle/Helmschrott 1997, S. 559 sowie Abschnitt II.A. des Dritten Hauptteils. 1585 Eine permanente Priifimg (Continuous Audit) ist als Ausfluss des Fast Close-Gedankens zu interpretieren, da die Abschlusspriifung zur Sicherung der Verlasslichkeit vor der Veroffentlichung der jahrlichen Publizitat durchzufuhren ist, was zur Folge hat, dass auch diese in den Prozess des Fast Close zu integrieren ist; vgl. Eggemann/Petry 2002, S. 1637. Dadurch ist es notwendig, bestimmte Priifungshandlungen i.R. einer Vorpriifung bereits vor dem Geschaftsjahresstichtag durchzufuhren; vgl. Kiiting/Weber/ Boecker 2004, S. 6; Oser/Wader 2003, S. 228. Die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht kaim ebenfalls imter den Begriff des Continuous Audit subsumiert werden, da sie eine Ausweitung der permanenten Uberwachung durch den Abschlusspriifer darstellt. 1586 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001a, S. 392. Diese Aussage wird bei der Ausgestaltung des Vorschlags der Einfiihrung einer priiferischen Durchsicht als Element eines Continuous Audit beriicksichtigt; vgl. ausfiihrlich Absclmitt Il.Cl.b) des Dritten Hauptteils. 1587 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2771. Entsprechend ist eine Erhohimg der Qualitat der Abschlusspriihmg abzuleiten; vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 299.
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Dritter Hauptteil
h u n g der Verlasslichkeit. Als Referenzmodell einer priiferischen Durchsicht der Quartalsberichte fiir Deutschland kann die Pflicht von SEC-registrierten Unternehmen in den USA angefuhrt werden.^^ss \){Q Einftihrung einer derartigen Enforcement-Mafinahme vor d e m Hintergrimd der Internationalisieriingstendenzen des deutschen Kapitalmarkts^589 igt somit im Wesentlichen vor allem als vertrauensbildende Malinahme fiir auslandische Anleger z u empfehlen. Die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht der Quartalsfinanzberichte kapitalmarktnotierter Aktiengesellschaften ist daher zu befiirworten.
Fraglich ist die rechtliche Ausgestaltung der Pflicht zur Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht. Im Schrifttum wird in diesem Kontext angeregt, ein derartiges Enforcement auf freiwilliger Basis z u belassen.i59o Dieses ist nicht zu bestatigen, da eine derartige Enforcement-MaiSnahme von Gesellschaften, die mit Absicht VerstolSe begehen, nicht in Auftrag gegeben wird. Ferner ergibt sich empirisch kein Beleg, dass die Unternehmen diese Moglichkeit zur Steigerimg der Verlasslichkeit ihrer Zwischenberichterstattung nutzen. Bei einer Stichprobe,i59i in der die Durchfiihrung einer freiwilligen priiferischen Durchsicht fiir das 1. Quartal 2005 bei Unternehmen im Prime Standard untersucht worden ist, konnte ermittelt werden, dass lediglich ein Unternehmen seinen
1588 Vgl. zu einer Ubersidit iiber die Grundlagen der priiferischen Durchsicht in den USA, Honold 2003, S. 124-130; Meyer 2003, S. 26. Vgl. im Einzelnen sowie zu den Abweichungen der deutschen und intemationalen Standards Schindler 2002, S. 1131-1132; Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 94. 1589 Vgl. hierzu die Einleitung dieser Arbeit. 1590 Vgl. Emst/Gassen/Pellens 2005, S. 39. 1591 Von den zum 1. Juli 2005 im Prime Standard gelisteten 371 Unternehmen wurde entsprechend der alphabetischen Reihenfolge jedes fiinfte Unternehmen imter Beriicksichtigung verschiedener ausgegebener Wertpapiere in die Stichprobe aufgenommen; vgl. zu den Namen der Unternehmen imd der jeweiligen International Securities Identifikation Number (ISIN)Tabelle 9.
II. Zwischenberichterstattung
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Quartalsbericht einer priiferischen Durchsicht unterzogen hat. Dieses entspricht einem relativen Anteil von 1,37%.
Auch altere empirische Studien zur Untersuchung der Durchfuhrung einer freiwilligen priiferischen Durchsicht kommen zu dem Ergebnis, dass die Beauftragung eines Wirtschaftspriifers zur pruferischen Durchsicht bisher die Ausnahme bildet.i592
Bel einer Studie von 104 Aktiengesellschaften in den Jahren 1989 und 1990, die an der Frankfurter Borse notiert waren, befand sich in keinem der Zwischenberichte ein Hinweis auf die Durc±ifiihrung einer pruferischen Durchsicht; vgl. Coenenberg/Bridts 1992, S. 196. Bei einer Auswertung der relativen Haufigkeit einer pruferischen Durchsicht der Zwischenberichte im Jahr 1997 wurde festgestellt, dass 50% der Untemehmen aus dem DAX liber die Durchfuhrung einer pruferischen Durchsicht des Zwischenberichts berichten, wahrend die Hohe fiir Untemehmen, die zu diesem Zeitpunkt am Neuen Markt gelistet v^aren, bei 13% liegt; vgl. Rolvering/Stahl 1999, S. 299.
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Dritter Hauptteil Untemehmen
ABIT AG
AMB General! Holding AG arxes NCC AG Baader Wertpapierhandelsbank AG Bayer AG Beate Uhse AG BETA Systems Software AG Biotest AG BRAIN FORCE HOLDING AG |ce Consumer Electronic AG CeoTronics AG** COMPUTERLINKS AG CTSEventimAG D+S europe AG jDegussa AG iDeutsche Postbank AG |DocCheckAG prillisch AG EADSN.V. EM.TVAG JEscada AG FJHAG |Fresenius AG |Fuchs Petrolub AG Gerry Weber International AG** [Girindus AG H&RWASAGAG |Heiler Software AG HOCHTIEF AG JHugo Boss AG |lFCO Systems N.V. |init iimovation in traffic systems AG |itelligence AG [jenoptik AG iKlockner-Werke AG LANXESSAG LION bioscience Ag* MAN AG iMedia! AG' iMerckKGaA MLPAG | M T U Aero Engines Holding AG JNfWB Wertpapierhandelshaus AG NEXUS AG |OHB Technology AG |P&I Personal & Informatik AG' |Parsytec AG [piasmaSelect AG**
Fniferische Durchsicht
ISIN
DE0008288200 DE0005066203 DE0008400029 DE0005098008 DE0005088108 DE0005752000 DE0007551400 DE0005224406 DE0005227235 AT0000820659 DE0005419105 DE0005082226 DE0005407407 DE0005448807 DE0005470306 DE0005336804 DE0005421903 DE0008041005 DE0008001009 DE0005471007 DE0005545503 NL0000235190 DE0009147207 DE0005692107 DE0005130108 DE0005785604 DE0005790430 DE0003304101 DE0005880405 DE0007757007 DE0005429906 DE0006070006 DE0005245500 NL0000268456 DE0005759807 DE0007300402 DE0006229107 DE0006780000 DE0005470405 DE0005043509 DE0005937007 DE0006633308 DE0006599905 DE0006569908 DE000A0D9PT0 DE0006656101 DE0005220909 DE0005936124 DE0006913403 DE0005089908 DE0005471809 1_: DE0005122501
Quartal des Geschaftsjahres
Quartalsstichtag | 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 28.02.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005
1
31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.01.2005
1
31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.01.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005
1
31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 30.06.2005 31.03.2005
-
31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 30.06.2005 31.03.2005 28.02.2005
(Fortsetzung der Tabelle aufder nachsten Seite)
II. Zwischenberichterstattung
Untemehmen PRCXION MultiMedia AG
Seite 353 ISIN DE0005122006
Priiferische Durchsicht
Quartal des Geschaftsjahres
Quartalsstichtag
-
DE0006969603
31.03.2005
DE0007010803 Rhon-Klinikum AG
DE0007042335 DE0007037145 DE0007165607
RWE AG
DE0007221905 Siemens AG
DE0007236101
Sixt AG Vz
DE0007231334
SolarWorld AG
DE0005108401
|STEAG HamaTech AG
DE0007309007
[Siiss MicroTec AG |TAG Tegemsee Immobilien u. Beteiligungs AG
DE0007226706
TELE ATLAS N.V.
NL0000233948
|Thiel Logistik AG
LU0106198319
|Travel24.com AG
DE0007487506
jUMS United Medical Systen\s International AG
DE0005493654
jValor Computerized Systems Ltd. [Visionix Ltd.
IL0010845324 IL0010837735 DE0007667107
jVossloh AG WEB.DE AG [WizCom Technologies Ltd.
Tabelle 9:
DE0008303504
DE0005296503 IL0010830706
31.03.2005 31.03.2005
X
31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005 31.03.2005
Stichprobe zur Analyse der Durchfuhrung einer priiferischen Durchsicht im Prime Standard zum 31. Marz 20051593
Der Argumentation gegen eine freiwillige pruferische Durchsicht u n d flir deren verpflichtende Einfuhrung zur Steigerung der Verlasslichkeit ist eine Diskussion iiber die Ausgestaltung als kodexgebundene Vorschrift anzufligen. Auch die Aufnahme einer Empfehlung in den DCGK ist nicht zu befurworten, da Abweichungen von diesem verpflichtend lediglich von borsennotierten Aktiengesellschaften zu erklaren sind. Entsprechend dem im Zweiten Haupt-
1593 Der Geschaftsjahresstichtag von mit a gekennzeichneten Untemehmen lautet 31. Marz 2005, woraus folgt, dass zu diesem Stichtag kein Quartalsbericht erstellt wird; abweichend wurde der Quartalsbericht zum 30. Juni 2006 in die Stichprobe aufgenommen. Fiir die Untemehmen, die mit b bezeichnet sind, wurde aufgrund eines abweichenden Geschaftsjahres der Quartalsbericht zum 31. Januar 2005 bzw. 28. Febmar 2005 in die Stichprobe aufgenommen. Weiterhin war fiir das mit dem Buchstaben c gekennzeichnete Untemehmen kein Quartalsabschluss zuganglich. Dieses Untemehmen ist rucht in die Stichprobe aufgenommen worden, so dass sich ein Stichprobenumfang von 73 Unternehmen ergibt.
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Dritter Hauptteil
teil erarbeiteten Vorschlag, die Quartalsberichterstattung fiir alle kapitalmarktnotierten Gesellschaften einzufuhren,i594 ist dieses in Konsequenz auch fiir deren pruferische Durchsicht zu fordern. Allenfalls als Ubergangslosung ist die Aufnahme einer Empfehliing zur Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht in den DCGK zu akzeptieren. Grundsatzlich ist aber fiir eine verpflichtende Einfiihrung zu pladieren.
Neben der Steigerung der Verlasslichkeit ergibt sich als Argument fur die Einfiihrung einer derartigen Enforcement-Mafinahme dariiber hinaus eine Verbesserung der Unterstiitzungsfunktion fiir den Aufsichtsrat,i595 dem hierdurch zusatzliche Informationen zur Ausfiihrung seiner Uberwachungsaufgabe aus unterjahriger Sicht zur Verfiigung stehen.i596 Dig Einfiihrung einer priiferischen Durchsicht ist deshalb zur Steigerung der Verlasslichkeit der Zwischenberichte gesetzlich vorzuschreiben.i597
Eine Harmonisierungsbestrebung zur Einfiihrung einer priiferischen Durchsicht existiert bisher auf europaischer Ebene nicht. Demgegeniiber hatte sich die EU in dem Entwurf zur Transparenz-Richtlinie noch vorbehalten, eine priiferische Durchsicht im Komitologieverfahren einfiihren zu k6nnen,i598
1594 Vgl. zu den allgemeinen Anforderungen diesbezuglich Abschnitt II.C.2. des Zweiten Hauptteils. 1595 Vgl. Oser/Wader 2003, S. 224. 1596 Vgl. Forschle/Helmschrott 2001a, S. 643. Ausfiihrlich zur Uberwachungsaufgabe des Aufsichtsrats hinsichtlich der Quartalsberichterstattung vgl. Abschnitt II.C.l. des Dritten Hauptteils. 1597 Vgl. zu entsprechenden Forderungen im Schrifttum Alvarez/Wotschofsky 2001a, S. 392; Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 122; Coenenberg 2001, S. 404; Coenenberg/Alvarez 2002, S. 2772; IDW 2003d, S. 611; Leibfried 2005, § 37, Rz. 46; Naumann 2002, S. 20; Rolvering/Stahl 1999, S. 297; Scheffler 2005, S. 478; Schindler/Schurbohm/Bockem 2002, S. 95. Auch die Regierungskommission Corporate Governance hat diese Einfiihrung in ihrem Abschlussbericht gefordert; vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 299. 1598 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Art. 5 Abs. 5 c), S. 47.
II. Zwischenberichterstattung
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w e n n die Verlasslichkeit der Informationen nicht gegeben ist.i599 Dieses w u r d e aufgrund der berechtigten Kritik^^oo dann aber nicht in die verabschiedete Richtlinie ubernommen.i^oi Grundsatzlich ist in der verabschiedeten Fassung der Transparenz-Richtlinie, diesem ungeachtet, angekiindigt worden, dass die Kommission im Komitologieverfahren festlegen wird, wie eine priiferische Durchsicht durchzufiihren ist.^^^^ Diese Prazisierimg ist nicht zu befiirworten, da mit den durch den Berufsstand der Wirtschaftspriifer erarbeiteten Standards bereits Grundlagen fiir eine derartige Enforcement-Mafinahme bestehen.1^03 Der sich anschliefiende Vorschlag zur Einflihrimg einer verpflichtenden pruferischen Durchsicht der Zwischenberichterstattung in Deutschland basiert deshalb auf keiner europaischen Harmonisierungsbestrebung.
b)
Implementierung einer pruferischen Durchsicht als Element eines Continuous Audit
(1)
Primares Enforcement
(a)
Ausrichtung der priif erischen Durchsicht und deren Normierung
Als Gegenstand der Normierung einer verpflichtenden pruferischen Durchsicht sind der Zwischenbericht nach IAS 34 sowie der Zwischerdagebericht aufzunehmen. Aufgrund von Zeit- imd Kostengriinden wird bei einer pruferischen Durchsicht auf eine mittlere Priifungssicherheit im Gegensatz z u einer hohen, aber auch nicht absoluten Priifungssicherheit bei der gesetzHch vorge-
1599 Vgl. Europaische Kommission 2003c, Begriindimg, S. 26. 1600 Vgl. IDW 2003d, S. 612. 1601 Lediglich die Kommunikation iiber das Ergebnis einer pruferischen Durchsicht bzw. eine verpflichtende Negativ-Publizitat bei Nicht-DurchfUhrung wird durch diese vorgeschrieben; vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt ILC.3.d) des Zweiten Hauptteils. 1602 Vgl. RiLi 2004/109/EG, Art. 5 Abs. 6 b), S. 46. 1603 Vgl. entsprechend IDW 2003d, S. 611-612 sowie zu den entsprechenden Standards Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
schriebenen Jahresabschlusspriifung abgestellt.i604 Damit besteht gegenuber der jahrlichen Abschlusspriifung ein „hoheres Risiko, dass selbst wesentliche Fehler, rechtswidrige Handlungen oder andere Unregelmafiigkeiten nicht aufgedeckt werden^^^os,
Aufgrund der beschriebenen Ausrichtung hat der zu erarbeitende Vorschlag zur Eirifiihrung einer verpflichtenden priiferischen Durchsicht insbesondere die Gefahr der Entstehimg einer Erwartungsluckei^oe ^u berucksichtigen.i607 Diese ist im Gegensatz zur Jahresabschlusspriifung aufgrund der geringeren angestrebten Priifungssicherheit hoher einzuschatzen.i^os Hierbei besteht im Wesentlichen das Problem eines Versagens der Offentlichkeit, w e n n durch diese angenommen wird, dass eine pruferische Durchsicht einer Jahresabschlusspriifung entspricht oder armimmt, dass eine Uberwachung der wirtschaftlichen Lage im okonomischen Sinne erfolgt.^^o^ Hierzu sind geeignete Mafinahmen zu treffen, durch die der Offentlichkeit kommimiziert wird, dass die in Rede stehende Enforcement-Mafinahme nicht mit einer Jahresabschlusspriifung gleich zu setzen ist.i^^^
1604 Vgl. Coenenberg/Alvarez 2002, Sp. 2772; IDW/FAZ 2002, S. 64. 1605 IDW 2002a, Tz. 3,5.1115-1116. 1606 Zum Begriff der Erwartungsliicke im Kontext der Jahresabschlusspriifung vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. Diese Begrifflichkeit wird in der Folge auf die priiferische Durchsicht der Zwischenberichte iibertragen. 1607 Die beschriebene Problematik beziiglich der Erwartungsliicke wird deshalb im Rahmen dieser Arbeit detailliert bei den Vorschlagen zur Ausgestaltung einer derartigen Uberwachimg beriicksichtigt. 1608 Vgl. entsprechend Leibfried 2005, § 37, Rz. 46. 1609 Vgl. zu den Gnmdlagen Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. Bezuglich der Aussage, dass sich die in der Offentlichkeit begriindeten Erwartimgen von jenen der gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen imterscheiden bzw. das Vertrauen in den Beruf des Wirtschaftspriifers gesimken ist, existieren auch empirische Belege; vgl. Backhaus/Meffert/Bongartz/Eschweiler 2003, S. 625-637 m.w.N. 1610 Vgl. Forschle/Hehnschrott 1997, S. 559.
II. Zwischenberichterstattimg
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Deshalb ist in einem ersten Schritt daflir Sorge zu tragen, dass die Normierung zur priiferischen Durchsicht der in Rede stehenden imterjahrigen Publizitat auf der en eingeschrankte Priifungssicherheit hinweist.^^^^ Der Ansicht des IDW, eine derartige Einschrankung als Alternative in die Gesetzesbegriindung aufzunehmen,i^i2 kann nicht gefolgt werden, da davon auszugehen ist, dass lediglich ein Bruchteil der Anleger von dieser Kenntnis erlangen wird. Weiterhin ist in Erganzung durch den Berufsstand in Vertretiing durch das IDW daflir Sorge zu tragen, dass der Unterschied zur Jahresabschlusspriifung auch in der Presse eindeutig vermittelt wird.^^^^ Dieses ist vor allem mit der hohen Bedeutung der Presse als Informationsmedium fiir die Privatanleger zu begrunden,i6i4 (J^{Q durch den Berufsstand der Wirtschaftsprufer genutzt werden soUte.
Bei einer Integration der priiferischen Durchsicht als Element eines Continuous Audit ist eine Optiniierung aller Uberwachungshandlungen des Wirtschaftspriifers im Sinne einer Koordination uber das gesamte Jahr notwendig; dabei ist es sinnvoU, die Jahresabschlusspriifung mit der pruferischen Durchsicht zu verbinden.1615 Diese Voriiberlegimgen begriinden, dass die priiferische Durchsicht der Quartalsfinanzberichte als Bindeglied zwischen zwei Jahresabschlusspriifungen aufzufassen ist. Auf der einen Seite dienen die Ergebnisse der zuletzt durchgefiihrten Jahresabschlusspriifung der Planung der priiferischen Durchsicht u n d auf der anderen Seite sind die Feststellungen
1611 Vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 298; WiUeke 2001, S. 965. 1612 Vgl. IDW 2001b, S. 183. 1613 Diese Aussage ist mit dem Ergebnis einer empirischen Studie zu belegen, die zu der Empfehlung gelangt, dass die Schliefiurig der Erwartungsliicke durch eine Kommunikation iiber die Medien vorzunehmen ist; vgl. Backhaus/Meffert/Bongartz/Eschweiler 2003, S. 637. 1614 Vgl. Emst/Gassen/PeUens 2005, S. 21,39.
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Dritter Hauptteil
dieser wieder Bestandteil der Planung und idealerweise auch der Durchfiihrung der folgenden Jahresabschlussprufung.i6i6 Entsprechend der theoretischen Herleitiing der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattimg im Rahmen der Publizitat^^i^ ergibt sich eine derartige damit im Idealfall auch ftir deren Enforcement durch den Wirtschaftsprufer.
Vor diesem Hintergrimd ist als Subjekt der priiferischen Durchsicht der Wirtschaftsprufer des Jahresabschlusses gesetzlich vorzuschreiben. Aufgrund des Erfordemisses einer zeitnahen Uberwachung ist dafiir Sorge zu tragen, dass sich der Enforcement-Trager bereits eingehend mit dem Mandanten befasst hat und grundlegende Kenntnisse aufweist.^^i^ Weil dariiber hinaus gezeigt werden konnte, dass die pruferische Durchsicht der Quartalsberichte eine Verbindimg zwischen zwei Jahresabschlusspriifungen ermoglicht, kommt in der Konsequenz idealerweise der Jahresabschlusspriifer fiir die Durchfiihrimg einer priiferischen Durchsicht in Frage.^^^^ Eine entsprechende Vorschrift ist femer zu befiirworten, da im Rahmen der Unterstiitzungsfunktion des Aufsichtsrats eine engere und kontinuierliche Zusammenarbeit erfolgen kann. Ein weiterer, nicht imerheblicher Nutzen ergibt sich durch diesen Vorschlag, da der Erlass von Vorschriften in Bezug auf die Auswahl imd Bestellung entfallen kann, wenn vorgeschrieben wird, dass die Durchsicht durch den nach § 318
1615 Vgl. entsprediend Forschle/Helmschrott 1997, S. 559. 1616 Vgl. zu einer ahnlichen Sichtweise Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 224, S. 65. 1617 Vgl. zur Herleitung der Verbindungsfunktion fiir die Zwischenberichterstattung Abschnitt n.B.l.(3) des Zweiten Hauptteils. 1618 Vgl. bereits Hebestreit 1992, S. 287-288. Neben dem erworbenen Wissen uber Branchenspezifika und das Interne Kontrollsystem sind insbesondere bereits vorhandene Informationen iiber Risiken von Vorteil; vgl. Forschle/Helmschrott 1997, S. 559. 1619 Vgl. Baetge/Bnms/Rolvering 2005, Tz. 225, S. 65; Schindler 2002, S. 1127. Auch die Bflwms-Kommission schlagt vor, dass der Wirtschaftsprufer des letzten Jahresabschlusses die pruferische Durchsicht durchfiihren soil; vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 299 imd ztisatzlich IDW 2001b, S. 182; Merkt/Gothel 2003, S. 31.
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Abs. 1 HGB beauftragten Abschlussprufer vorziinehmen ist.^^^o £)er Auftrag wird demnach aufgrund von § 111 Abs. 2 S. 3 AktG durch den Aufsichtsrat erteilt, wahrend die Bestellung gemafi § 119 Abs. 1 Nr. 4 AktG durch die Hauptversammlung erfolgt.
Ausnahmefalle von einer derartigen Vorschrift sind zu beriicksichtigen, da es nicht ausschliefilich aufgrund von Ubernahmetransaktionen oder einer eingeschrankten Unabhangigkeit zu einem Wechsel des Abschlussprufers kommen kann. Deshalb ist es notwendig, flir derartige Ausnahmesituationen vorzusehen, gerichtlich die Zulassung eines anderen Wirtschaftspriifers beantragen zu konnen.1621 AIS Vorbild einer Normierung fiir die Genehmigung entsprechender Ausnahmetatbestande ist § 318 Abs. 2 HGB anzusehen. Insbesondere in Situationen, die zu einem unterjahrigen Priiferwechsel fuhren, kann es demnach zu einer Beauftragung des zukiinftigen Jahresabschlusspriifers kommen.i^^^ Zusatzlich ist bei einer gesetzlichen Verpflichtung zur priiferischen Durchsicht vorzuschreiben, dass der Vorstand analog zu § 320 HGB ein Vorlage- und Auskunftsrecht hat,i623 damit die Moglichkeit der Durchfiihrung durch den Wirtschaftsprlifer gegeben ist.1^24
1620 vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 298; IDW 2001b, S. 182. Die BesteUung des Jahresabschlusspriifers durch die Hauptversammlimg ist grds. in § 119 Abs. 1 Nr. 4 AktG und die Beauftragung des Aufsichtsrats in § 111 Abs. 2 S. 3 AktG normiert. Als Vorbild dieser Kodifizierung wird im Bflwms-Bericht § 313 AktG vorgeschlagen; vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 298-299. 1621 Vgl. Baums 2001, Rn. 289, S. 299; IDW 2001b, S. 182. 1622 Vgl. Schindler 2002, S. 1127. 1623 Vgl. IDW 2001b, S. 183. 1624 Bei einer freiwilligen Beauftragimg war dieses Auskunftsrecht bisher in das Auftragsbestatigungsschreiben zu integrieren; vgl. IDW PS 900, Tz. 14.
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Dritter Hauptteil
Der Adressat einer priiferischen Durchsicht ist auf der einen Seite entsprechend jener bei der jahrlichen Abschlussprufung^^^s j ^ t (jem Aufsichtsrat im Rahmen der Unterstutzungsfiinktion anzugeben. Auf der anderen Seite sind als Empfanger des Ergebnisses einer priiferischen Durchsicht in Form der Bescheinigung wiederum die Anleger zu beriicksichtigen. Die Bescheinigung stellt damit ein Merkmal zur Kommunikation iiber die Verlasslichkeit des Quartalsfinanzberichts dar, woraus folgt, dass neben einer Kodifizierung der Berichterstattung gegeniiber dem Aufsichtsrat auch die Abgabe der Bescheinigung zu normieren ist.i626
Fraglich ist daruber hinaus, in welchem Gesetz die Normierung zur Pflicht der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht erfolgen soil. Eine Moglichkeit ware die ausschlieliliche Normierung im Handelsgesetzbuch.i627 Diese ist zu kritisieren, da bei einer rein handelsrechtlichen Ausgestaltung der Vorschrift zur Aufstellung und priiferischen Durchsicht von Quartalsberichten diese lediglich bei inlandischen Gesellschaften greift, weshalb eine Kombination in Form einer kapitalmarktrechtlichen und handelsrechtlichen Regelung vorzuschlagen ist.i^^^
Neben der Pflicht, der Festlegimg des Subjekts sowie der Ausrichtimg einer Normierung ist ebenso eine VereirJieitlichung der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht anzustreben. Hierzu existieren bereits berufsstandische
1625 Vgl. hierzu im Einzebien Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1626 Vgl. ausfiihrlich zur Berichterstattung Abschnitt C.l.b)(l)(b)(iv) des Dritten Hauptteils. 1627 Vgl. zu diesem Vorschlag IDW 2001b, S. 181; IDW/FAZ 2002, S. 64. 1628 In das Kapitalmarktrecht ist danach lediglich die Pflicht zur Durchfiihrung einer priiferischen Ehirchsicht aufziinehmen, wahrend in diesem Abschnitt behandelten Detailfragen einer Normierung im HGB bediirfen; vgl. auch Naimiaim/Tielmann 2001, S. 1452. Anders Hopt, der die Regelimg den Borsen vorbehalten will; vgl. Hopt 2001, S. 50.
11. Zwischenberichterstattimg
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Normierungen. Als deutsche Grundlage ist IDW PS 900^^29 anzufiihren. Hinsichtlich der Einordnung der pruferischen Durchsicht in das System der Priifimgsnormen, die durch das IF AC vorgegeben werden, ist zu konstatieren, dass diese als International Standards on Review Engagements (ISRE) festgeschrieben wird.^^so Der allgemeine Standard zur pruferischen Durchsicht in diesem System ergibt sich durch ISRE 24001^31^1632 ^er nahezu vollstandig in IDW PS 900 transformiert worden ist.^^^s Durch die Verabschiedung von ISRE 24101634 jTiit dem Titel „Review of Interim Financial Information Performed by the Independent Auditor of the Entity" ergibt sich nun erstmals im System der IFAC ein spezieller Standard fiir die prliferische Durchsicht von Zwischenberichten.1635 Dieser wurde am 6. Juli 2005 durch das International Auditing and Assurance Standards Board (lAASB) der IFAC veroffentlicht und tritt fur Berichtsperioden ab dem 15. Dezember 2006 in Kraft.i636 Charakteristisch fiir die
1629 EHeser Standard adressiert dabei die priiferische IXirchsicht verschiedener Publizitatsin-
strumente; vgl. allgemein IDW PS 900, Tz. 5. Vgl. zur faktischen Bindungswirkung dieser Art von Standards Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1630 Vgl. IFAC Preface 2005.11.
1631 Hierbei handelt es sich um den ehemaligen ISA 910; vgl. ISRE 2400, Contents. 1632 Die in (^en USA verpflichtende Durchfuhnmg einer pruferischen Ehirchsicht der Zwischenberichte kann als Basis fiir die Ausgestaltung des in Rede stehenden EnforcementElements i.R. des ISA-Systems und damit auch fiir die Gestaltung von IDW PS 900 benannt werden; vgl. Honold 2003, S. 149. 1633 Durch die Transformation von ISRE 2400 (vormals: ISA 910) in IDW PS 900 ergeben sich zwei Unterschiede. Zum einen wurde in IDW PS 900 der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit integriert; vgl. IDW PS 900, Tz. 19. Zum anderen erfolgt eine Konkretisierung hinsichtlich der Verwendung der Arbeiten von Dritten, indem IDW PS 900 die Anwendimg der Vorschriften entsprechend der Jahresabschlusspriifung nach IDW PS 320 imd IDW PS 322 vorgibt; vgl. IDW PS 900, Tz. 35. 1634 Vgl. ISRE 2410. 1635 Damit wird der Unterschied zur amerikanischen Normienmg im ISA-System beseitigt, da ISRE 2410 im Gegensatz zu IDW PS 900 und ISRE 2400 ledigHch die priiferische Durchsicht von Quartalsberichten betrifft. 1636 Vgl. ISRE 2410.65. Das IDW hat aktiv an der ErsteUung dieses Standards mitgewirkt; vgl. IDW 2005e, S. 558 sowie im Jahr 2003 kritisch Stellimg bezogen; vgl. zur Stellimgnahme IDW 2003e,S. 596-611.
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Dritter HauptteH
Prufungsnorm ist, dass diese lediglich fiir priiferische Durchsichten Anwendung finden wird, die durch den Jahresabschlusspriifer durchgefuhrt werden.1637
Da eine Pflicht zur Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht nicht durch Gemeinschaftsrecht vorgesehen ist^^^s ^i^d auch die Anwendung der Standards des Normensystems der IF AC bzw. speziell die Beachtung der ISRE nicht zwingend durch die Modemisierung der Abschlusspriifer-Richtlinie vorgeschrieben. Da die ISA aber fiir jahrliche Abschlusspriihingen in Zukunft verpflichtend zu beachten sein werden,i639 ist ebenfalls die Anwendung der ISRE fiir die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht geboten, um ein Nebeneinander verschiedener Normensysteme zu vermeiden. Deshalb ist dem IDW anzuraten, die ISRE entsprechend der fiir die ISA beschriebenen Weise, zukiinftig zu libersetzen und als Grundlage der priiferischen Durchsicht vorzusehen.^640
Die folgende Untersuchung des Prozesses der priiferischen Durchsicht bezieht sowohl IDW PS 900 als auch ISRE 2410 mit ein, da vor dem Jahr 2008 nicht mit einer Pflicht zur Anwendung der ISA und in Folge nicht mit jener der ISRE zu
1637 Handelt es sidi um eine erstmalige priiferische Ehirchsicht, so wird im Standard gefordert, dass der Abschlusspriifer sid\ den Kenntnisstand entsprechend der Jahresabschlusspriifung anzueignen hat und der Standard ISRE 2400 anzuwenden ist; vgl. ISRE 2410.3. Bei mangelnder Personenidentitat ist demgegeniiber ISRE 2400 einschlagig. Dieser enthalt hohere Anforderungen an eine priiferische Durchsicht, da die Priifer keine Kenntnisse aus der Jahresabschlusspriifung hinsichtlich des Kontrollumfelds, der Branchenspezifika und der Risikoeinschatzung haben; vgl. IDW 2005e, S. 557. 1638 Vgl. Abschnitt n.C.2.a) des Dritten Hauptteils. 1639 Vgl. zur Anwendungsverpflichtung der ISA i.R.d. jahrlichen Abschlusspriifung Abschnitt rV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1640 Vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) d e s Ersten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattimg
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rechnen ist.i64i Der Prozess der in Rede stehenden Enforcement-Mafinahme ist in eine Auftrags-, Planungs-, Durchfiihrungs- sowie Urteils- bzw. Berichterstattungsphase zu untergliedern. Eine abgestinunte Vorgehensweise zur jahrlichen Priifimg ist im Wesentlichen fiir die ersten drei genannten Prozessabschnitte erforderlich. Anhand dieser Strukturierimg wird in der Folge der Prozess der priiferischen Durchsicht als Teilbereich eines Continuous Audit untersucht.
(b)
Prozess
(i)
Auftragsphase
Bei der bisher freiwillig durchzufiihrenden priiferischen Durchsicht ist das Auftragsverhaltnis individuell durch den Vorstand mit dem Wirtschaftsprufer zu schlie6en.i642 i^a Schrifttum wird deshalb unter Beriicksichtigung der geltenden Rechtslage in diesem Fall der Vorschlag unterbreitet, dass die Beauftragung dem Aufsichtsrat mitzuteilen ist.^^^ Durch den erarbeiteten Vorschlag zur Normierung wird sich n u n eine Anderung ergeben, da hiernach der Aufsichtsrat fiir die Beauftragung in Zusammenhang mit jener fiir die Jahresabschlusspriifung zustandig ist. 1^44 DIQ Auftragsphase der pruferischen Durchsicht fallt demgemafi mit jener fur das jahrliche Enforcement durch den Wirtschaftspriifer zusammen. Deshalb ist bei der Auftragsannahme der jahrlichen Abschlusspriifung bereits zu beurteilen, ob die Durchfiihrung der priiferischen Durchsicht moglich ist.^^^ x)ie beruflichen Grundsatze sind deshalb ent-
1641 vgl. zur Begriindung dieser Einschatzung Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1642 Vgl. IDW 2002a, Tz. 7, S. 1117. Zu den Elementen der Auftragsphase bei Durchfiihrung einer freiwilligen priiferischen Durchsicht vgl. auch IDW 2002b, S. B2. 1643 Vgl. Schindler 2002, S. 1124. 1644 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt ILC.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 1645 Vgl. zur Analyse der Auftragsphase bei der jahrlichen Publizitat ausfiihrlich Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 224-226.
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Dritter Hauptteil
sprechend der gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlussprufung zu erfiillen. Dieses impliziert, dass die priiferische Durchsicht mit einer kritischen Grimdhaltung zu planen iind durchzufiihren ist.^^^ Hieraus ergibt sich insoweit keine Anderung, da auch IDW PS 900 eine analoge Anwendung dieser Berufsgrundsatze bereits vorsieht.i647 Insbesondere IDW PS 220^^8 und ISA 2101649^ in denen die Beauftragung des Abschlusspriifers geregelt wird, miissen infolgedessen Beachtung finden.^^^o
Fraglich ist in diesem Zusammenhang ziinachst die Ausgestaltung des Auftragsbestatigimgsschreibens. Bei einer Kombination des Auftragsschreibens ist zumindest in einem gesonderten Teil iinter Beachtung der Problematik einer zu befiirchtenden Erwartungsliicke darauf hinzuweisen, dass aufgrund der priiferischen Durchsicht des Quartalsfinanzberichts kein Bestatigungsvermerk erteilt und vor dem Hintergrund der Zielsetzung ein Hinweis auf die geringere Prufungssicherheit gegeben wird. Dieses sollte Informationen dariiber einschlielSen, dass ein hoheres Risiko der Nichtaufdeckung von Unregelmaliigkeiten gegeben ist.^^^i Insbesondere auch die Verantwortlichkeit der gesetzlichen
1646 Vgl. Schindler 2002, S. 1124. 1647 Vgl. IDW PS 900, Tz. 13. 1648 Vgl. IDW PS 220. 1649 Vgl. ISA 210. IDW PS 220 stellt in wesentlichen Teilen eine Transformation von ISA 210 dar; vgl. IDW PS 220, Tz. 2. Vgl. zu den marginalen Unterschieden, die durch IDW PS 220 festgelegt werden und die keine Bedeutung fur die weitere Bearbeitung haben, IDW PS 220, Tz. 33-34. 1650 Vgl. so bereits auch IDW PS 900, Tz. 13. Vgl. zum Mindestinhalt eines Auftrags bei freiwilliger Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht IDW PS 900, Tz. 14. 1651 Vgl. entsprechend bereits IDW PS 900, Tz. 14. Der in diesem Kontext geforderte Hinweis auJf ein Auskunftsrecht kann entfallen, da dieses bei einer vorgeschriebenen Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht auch gesetzlich vorzusehen ist; vgl. hierzu Abschiutt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. Vgl. zu entsprechenden Vorschriften durch die intemationalen Priifungsvorschriften ISRE 2410.11.
II. Zwischenberichterstattung
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Vertreter fiir die zu priifenden Bestandteile des Quartalsfinanzberichts soUte in das Auftragsbestatigungsschreiben aufgenommen werden.i^^z
Die Dokumentation der Auftragsphase hat aufgrund des erarbeiteten Vorschlags integriert zur jahrlichen Abschlusspriifung zu erfolgen. In diesem Zusanunenhang ist dariiber hinaus in kombinierter Weise die Frage der Unabhangigkeit zu klaren. Hierdurch ergibt sich ein langerer zu beurteilender Zeitraum, wobei dieses insbesondere beziiglich der Beurteilung der Unabhangigkeit zu berucksichtigen ist. Insgesamt kann fiir die Auftragsphase der priiferischen Durchsicht damit abgeleitet werden, dass diese mit jener fiir das jahrliche Enforcement zusammen fallt, so dass sich mit der Ausnahme der Integration der entsprechenden Formulierungen in das Auftragsbestatigungsschreibej^iess und einer Ausdehnung der Zeitspanne des Auftrags in der Gesamtschau keine Unterschiede ergeben.
(ii)
Planungsphase
Der Planung kommt im Rahmen der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht aufgrund der geforderten Zeitnahe verlasslicher Informationen besondere Bedeutung zu.^^^^ Entsprechend der Forderung nach einem Continuous Audit soUte die pruferische Durchsicht Schnittmengen mit der Jahresabschlusspriifung im Hinblick auf die Durchfiihrung haben, die es in der Planungsphase festzulegen gilt. Der Bestimmung der Priifungshandlungen vor Beginn ist ein besonderer Stellenwert beizumessen, da nur bei vorbildlicher
1652 Vgl. entsprechend IDW PS 900, Tz. 14 und ISRE 2410.11. 1653 Vgl. ZU einer beispielhaften Auftragsformuliening, die in ein integriertes Bestatigiingsschreiben mit jener fiir die Jahresabschlusspriifung iibemommen werden kann, ISRE 2410, Appendix 1 sowie explizit fiir den deutschen Rechtsraum Farr 2005, Anlage 3. 1654 puj- ^{Q Planungsphase wird in IDW 900 grds. IDW PS 240 als einschlagig angegeben; vgl. IDW PS 900, Tz. 15. Pendant im ISA-System bildet ISA 300, der nicht explizit in ISRE 2410 angegeben wird.
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Dritter Hauptteil
Planung die priiferische Durchsicht zeitnah durchgefiihrt werden kann. Die Planung ist infolgedessen auch als Teil der Jahresabschlusspriifimg zu sehen, wobei zu beriicksichtigen ist, dass es sich um einen kontinuierlichen und iterativen Prozess handelt.^^^s D{Q Prufungsfeststellungen der vorangegangenen Jahresabschlusspriifung sind deshalb in die Planung der priiferischen Durchsicht zu integrieren und die Ergebnisse dieser Uberwachungsmafinahmen jeweils fiir die nachste priiferische Durchsicht, aber auch die folgende Jahresabschlussprufung zu verwenden. Die Dokumentation der Planungstatigkeiten des jahrlich sowie unterjahrig durchzufiihrenden Enforcement soUte indessen generell unter Nutzung von Referenzierungen getrennt voneinander vorgenommen werden.^^^e
Ausgangspunkt und Basis der Planung der priiferischen Durchsicht bilden die Kenntnisse der Geschaftstatigkeit, der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage, der allgemeinen Organisation sowie insbesondere des Rechnungswesens, die bereits in der vorgelagerten Jahresabschlusspriifung erlangt worden sind.^^s? Als Vorteil einer priiferischen Durchsicht, die im Sinne eines Continuous Audit aufgefasst wird, ist demzufolge zu beriicksichtigen, dass dem Abschlusspriifer bereits Informationen iiber den Mandanten vorliegen.i^ss in Erganzung ist es notwendig, dass der entsprechende Wirtschaftsprufer Kenntnisse iiber die Prozesse zur Erstellung des Quartalsfinanzberichts unter Beriicksichtigung der Konzernstruktur erlangt hat, die im Rahmen der priiferischen Durchsicht einer Aktualisierung bediirfen.i659 Eine detaillierte Untersuchung der Organi-
1655 vgl. entsprechend IDW PS 240, Tz. 21 und ISA 300.5. 1656 Entgegen dieser Ansicht wird im Schrifttum eine gemeinsame Dokumentation bei Beachtimg der Ubersichtlichkeit befiirwortet; vgl. Kilgert/Grofimann 1990, S. 196. 1657 Vgl. IDW PS 900, Tz. 16 und in Erganzung IDW 2002a, Tz. 12, S. 1118-1119. 1658 Vgl. Schindler 2002, S. 1125. 1659 Vgl. ISRE 2410.12 sowie ISRE 2410.13.
11. Zwischenberichterstattung
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sation ist jedoch bei wesentlichen Anderungen sowie zum Teil im Ermessen des Wirtschaftspriifers vorzunehmen.^^^o
Die Planung der priiferischen Durchsicht ist in eine sachliche, zeitliche und personelle zu imtergliedern.^^^i Y){Q sachliche Planung bildet dabei das Kernstuck dieser Tatigkeiten und hat insbesondere zu beriicksichtigen, Synergieeffekte ftir die jahrliche Prufung herbeizufiihren. Aufgrund der im Gegensatz zur jahrlichen Abschlussprlifung unterschiedlichen Ausrichtung der priiferischen Durchsicht leiten sich als Prufungshandlungen analytische sowie in Erganzung Befragungen ab/^^^ was femer mit einer geringeren anzustrebenden Priihingssicherheit zu erklaren ist.^^^^ Vornehmlich sind daher im Rahmen einer priiferischen Durchsicht derartige Priifungshandlimgen in die Planung aufzimehmen.1664 Spezielles Augenmerk ist auf die Durchsicht jener Posten zu legen, in denen Abgrenzungen enthalten sind. Als systembezogene Priifungshandlungen sind aufgrimd der erarbeiteten Ausrichtung einer priiferischen Durchsicht Befragungen zu planen, die Anderungen des Aufbaus des Intemen KontroUsystems seit der letzten Jahresabschlusspriifimg aufdecken imd in Bezug auf ihre Funktionsweise zu iiberwachen. Im Sinne eines Continuous Audit kann in diesem Kontext fiir die priiferische Durchsicht des dritten Quartals
1660 vgl. IDW 2002a, Tz. 13, S. 1119. 1661 Vgl. IDW PS 240, Tz. 18-20 und entsprechend ISA 300.4. 1662 Vgl. zu dieser Ausrichtung Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 1663 Vgl. zur Ausrichtung einer normierten verpflichtenden priiferischen Durchsicht Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. Auch nach den durch den Berufsstand erlassenen Normen zur EHirchfiihrung einer priiferischen Durchsicht ist von einem gewissen Grad an Priifungssicherheit im Gegensatz zur Jahresabschlusspriifung auszugehen; vgl. IDW PS 900, Tz. 7; ISRE 2410.9. 1664 Vgl. Schindler 2002, S. 1125. Vgl. ausfiihrUch zu diesen Uberwachungshandlungen Abschnitt II.C.2.b)(l)(b)(iii) des Dritten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
auch eine voUstandige Systempriifung der fiir die Jahresabschlusspriifung ausgewahlten Prozessbereiche geplant werden.
Als Schwerpunkt der zeitlichen Planimg umfasst diese insbesondere das Festlegen von Bearbeitungszeiten inklusive zeitlicher Reserven fiir die einzelnen geplanten Prufungshandlungen.^^^^ Unter Beriicksichtigung der Erfordemisse eines Fast Close schliefit die zeitliche Planung insbesondere das Einhalten der Veroffentlichungsdaten, die durch den Mandant determiniert werden, mit ein. In diesem Planimgssegment ist eine enge Abstimmung mit dem Mandanten vorzunehmen. Um eine moglichst zeitnahe Bereitstellung des Quartalsfinanzberichts zu ermoglichen, ist ebenso zu uberdenken, ob Priifungshandlungen vor dem Quartalsstichtag vorgenommen werden.i666 Dieses ist insbesondere fiir die Befragungen zu Anderimgen des KontroUumfeldes im Unterschied zur letzten Jahresabschlusspriifung moglich. Unter Beriicksichtigimg eines Continuous Audit ist zudem zu beriicksichtigen, die jeweiligen Schritte der Vorpriifung zur Jahresabschlusspriifung zeitgleich zur priiferischen Durchsicht zu planen, womit der hohere Zeitbedarf fiir das letzte Quartal eines Geschaftsjahres zu beachten ist.
Dariiber hinaus ist die personelle Planung auf der Grimdlage der Priifungssubjekte der letzten Jahresabschlussprufung vorzunehmen,i667 damit die Vorteile eines Continuous Audit umfassend genutzt werden konnen. Aufgrund der Tatsache, dass die Tatigkeiten im Rahmen einer priiferischen Durchsicht grtmdsatzlich als anspruchsvoUer zu bewerten sind imd ein hoheres Mafi an Erfahrung und Fahigkeit zur Anpassung der Priifungshandlungen erfordem.
1665 Vgl. hierzu aUgemein IDW PS 240, Tz. 20; ISA 300.15. 1666 Vgl. IDW 2002a, Tz. 15, S. 1119. 1667 Vgl. entsprechend IDW 2002a, Tz. 15, S. 1119.
II. Zwischenberichterstattung
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ist dafiir Sorge zu tragen, dass der Einsatz von Berufsanfangern bei der Einsatzplanung vermieden wird; dieser Anspruch wird auch durch Studien bestatigt, wonach erfahrene Priifer die Anwendung analytischer Priifungshandlungen, die den Schwerpunkt einer priiferischen Durchsicht bilden,i^^s eindeutig besser beherrschen und die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, mit Hilfe dieser Priifungsmethodik einen Fehler aufzudecken, durch eine grofiere Prtifungserfahrung steigt.^^^^
Da es sich um die prliferische Durchsicht unterjahriger Publizitat auf Basis eines Konzernverbunds handelt, muss dieses im Rahmen der Planungsphase Beriicksichtigung finden. Eine einheithche Pruhing bzw. jeweilige Prufungsschwerpunkte sind iiber schriftliche Anweisungen durch den Priifer der Muttergesellschaft an die einzehien Priifungseinheiten sicherzustellen, in die auch spezielle Angaben zur sachlichen und zeitlichen Durchfiihrung zu integrieren sind. Als fiir den Konzernabschluss unwesentlich zu beurteilende Tochtergesellschaften sind dabei nicht zu jedem Quartal einer pruferischen Durchsicht zu unterziehen, sondern im Rahmen eines Rotationsverfahrens zu beriicksichtigen.1670 Hierbei ist jedoch anzustreben, dass jede Tochtergesellschaft zumindest zu einem Quartal diesem Enforcement unterzogen wird. Unter Beriicksichtigimg der einheitlichen Anweisung zur pruferischen Durchsicht soUte jedes Priifungsteam fiir die Durchfiihrung der priiferischen Durchsicht verantwortlich sein und dazu verpflichtet werden, iiber die Ergebnisse der priiferischen Durchsicht an den Priifer der Muttergesellschaft zu berichten.
1668 vgl. zur Ausrichtung der pruferischen Durchsicht und daraus ableitbarer Priifungshandlungen Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 1669 Vgl. Biggs/Mock/Quick 2000, S. 173-174,177 m.w.N. 1670 Vgl. Schindler 2002, S. 1128.
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Wahrend der Planungsphase und insbesondere bei Abschluss dieser ist vor dem Hintergrund der Sicherstellung eines Fast Close dafiir Sorge zu tragen, dass eine Kommunikation iiber das geplante Enforcement mit dem Unternehmen erfolgt. Aus den Erfordernissen eines Fast Close resiiltiert die Tatsache, dass die zur Durchfiihrung der sachlichen Priifung notwendigen Unterlagen beim Mandanten bereits im Vorfeld anzufordern sind und eine abschliefiende Besprechung der zeitlichen Planung erfolgt.i67i Vor allem fiir die sachliche und zeitliche Planung ist daher eine Abstimmimg mit dem Mandanten notwendig,^^72 damit die im nachsten Abschnitt zu behandelnde Durchfuhrungsphase einem Fast Close nicht entgegensteht.
(iii) Durchfiihrungsphase Die Durchfiihrung der priiferischen Durchsicht ist im Besonderen durch die zuvor analysierte Planimg determiniert. Durch die Auswahl der Priifungshandlungen und eine Zuordnimg dieser in personeller und zeitlicher Hinsicht wird der Prozessabschnitt vor Beginn bereits umfassend festgelegt, wovon lediglich dann Abweichungen notwendig sind, wenn sich durch Priifungsfeststellungen eine Anpassung der geplanten Vorgehensweise ergibt.^^^s
Zunachst ist entsprechend der beschriebenen Planung zu iiberwachen, ob sich Veranderungen in Bezug auf das KontroUumfeld und seine Wirksamkeit ergeben haben.^674 Insbesondere fiir die priiferische Durchsicht des dritten Quartals soUte jedoch im Sinne eines Continuous Audit eine Systempriifung nach
1671 Dieses ist insbesondere deshalb wichtig, damit die fiir Befragungen erforderlichen Ansprechpartner zur Verfiigung stehen. 1672 Vgl. IDW PS 240, Tz. 20; ISA 300.27. 1673 Vgl. ausfiihrlich auch bereits zum Erfordemis eines wahrend der Durchfiihrung weiter andauemden Planungsprozess Abschnitt II.C.2.b)(l)(b)(ii) des Dritten Hauptteils. 1674 Vgl. Abschiutt ILC.2.b)(l)(b)(ii) des Dritten Hauptteils.
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den Anforderungen einer Jahresabschlusspriifung anstelle einer Aktualisierung der Informationen durch Befragung erfolgen, dessen Ergebnisse ferner fiir das jahrliche Enforcement genutzt werden konnen.
Aufbauend auf den Priifungsergebnissen in Bezug auf das KontroUsystem sind analytische Priifimgshandlungen und Befragungen durchzufiihren, die lediglich im Einzelfall und im Ermessen des Priifers um Belegpriifungen erganzt werden soUten.^^^s gei analytischen Priifungshandlungen handelt es sich um aussagebezogene Priifungshandlungen mit Hilfe derer Priifungsnachweise gewonnen werden, die mit hinreichender Sicherheit ein Urteil dariiber ermoglichen, ob wesentliche falsche Aussagen in der Publizitat enthalten sind.1^7^ In Abgrenzimg zu Einzelfallprufungen auf Belegbasis werden diese auch als indirekt bezeichnet,i677 ^^^ sie dadurch gepragt sind, dass mit Hilfe verschiedener Arten von SoU-Ist-Vergleichen versucht wird, die Plausibilitat der gebuchten Geschaftsvorfalle zu beurteilen.i678 Y)as SoU-Objekt fiir diesen Vergleich wird nicht direkt aus der Norm abgeleitet, sondern unter Riickgriff auf einen Sachverhalt, von dem das Priifungsobjekt abhangt.^^^g Diese Vorgehensweise ist vielfach dadurch gekennzeichnet, dass finanzwirtschaftliche
1675 vgl. entsprechend IDW PS 900, Tz. 18; ISRE 2410. 19. Vgl. erganzend Forschle/Helmschrott 1997, S. 559. Belegpriifungen soUten dabei die Ausnahme bilden; vgl. IDW PS 900, Tz. 18; ISRE 2410, Tz. 20 und in Erganzung Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 122. Vgl. zu einer Ubersicht zu beispielhaft durchzufiihrenden Priifungshandlungen IDW PS 900, Tz. 21; ISRE 2410.21 sowie ISRE 2410, Appendix 2. Vgl. in Erganzung zu mogUchen Befragungen IDW 2002a, Tz. 24, S. 1122. Zu einer Art Checkliste, in der mogHche Priifungshandlungen zur Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht durch den Berufsstand dokumentiert sind, vgl. IDW 2002b, S. B4-B11. 1676 Vgl. IDW PS 300.18. 1677 Vgl. Gartner 1994, S. 9 und 11. 1678 Vgl. Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 274. Zu einem allgemeinen Ablaufmodell des Urteilsbildungsprozesses bei analytischen Priifungshandlungen vgl. Marten/Quick/ Ruhnke 2003, S. 277. 1679 Vgl. Gartner 1994, S. 12-13. Dariiber hinaus lasst sich auch mit dieser Tatsache der Einsatz des Jahresabschlusspriifers rechtfertigen.
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Grofien als abhangige Variablen mit leistungswirtschaftlichen Bezugsgrolien als erklarenden Variablen in einen Zusammenhang gesetzt werden, mit dessen Hilfe eine plausible Erklarung der Hohe der gebuchten Geschaftsvorfalle ermittelt werden kann.i^so Als Voraussetzimg benotigt der Priifer ein umfassendes Wissen beziiglich des Mandanten iind der sich aus der Geschaftstatigkeit ergebenden Besonderheiten.^^si
Als Arten von analytischen Priifungshandlimgen konnen einfache Plausibilitatstests und Kennzahlenanalysen angefiihrt werden, mit Hilfe derer SoU-IstVergleiche ermoglicht werden.i682 Dariiber hinaus sind komplexe statistische Verfahren wie die Regressions- oder Trendanalyse in diese Gruppe einzuordnen,i683 ^je bisher laut empirischem Datenmaterial im Gegensatz zu den einfachen Verfahren selten Anwendung finden.i684 Generell liegt der Vorteil analytischer Priifungshandlungen in ihrer effektiven und zugleich kostengiinstigen Moglichkeit, Fehler aufzudecken sowie im Hinblick auf die priiferische Durchsicht in ihrer Gewahrleistung der Zeitnahe.^^^ Perner ist diesen Priifungshandlungen aufgrund der gebotenen Flexibilitat eine hohe Geeignetheit fiir die zu erlangende mittlere Priifungssicherheit zuzusprechen werden.i686 Nachteilig beziiglich der Verlasslichkeit von analytischen Priifungshandlun-
1680 Vgl. Mochty/Gomy 2001, S. 540-541. 1681 Vgl. Biggs/Mock/Quick 2000, S. 169. 1682 Unter die Gruppe der einfachen Plausibilitatstests konnen Zeitvergleiche, Betriebsvergleiche, Vorjahresvergleiche gefasst werden, mit deren Hilfe Erwartimgswerte zu bilden sind, die dann den Ist-Werten, die durch die gebuchten Geschaftsvorfalle reprasentiert werden, gegeniiber zu stellen sind. Dieses Vorgehen kann auch auf Basis von bestinunten Kennzahlenanalysen erfolgen. Vgl. ausfiihrlich zu diesen beiden Arten von analytischen Priifungshandlungen Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 279-281. 1683 Vgl. hierzu ausfuhrUch Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 282-287. 1684 Vgl. Biggs/Mock/Quick 2000, S. 170 m.w.N. 1685 Vgl. Biggs/Mock/Quick 2000, S. 171. 1686 Vgl. IDW 2002a, Tz. 24, S. 1122.
II. Zwischenberichterstattung
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gen ergibt sich die Tatsache, dass diese durch Unregelmafiigkeiten eingeschrankt sind, die im Zeitablauf kontinuierlich begangen werden.i^^^ g^i Unplausibilitaten, die durch analytische Priifungshandlungen festgestellt werden, hat der Priifer diese durch Befragungen u n d entsprechende Anpassungen des Erwartungswerts zu klaren, u m die angestrebte gewisse Sicherheit zu ermoglichen.1688 Dig erlangte Priifungssicherheit durch Befragimgen ist vor dem Hintergrund, dass der Wirtschaftspriifer von der Verlasslichkeit der Aussagen des Mandanten abhangig ist, kritisch zu sehen.i689
Als Basis fiir die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht soUten zusatzlich die ProtokoUe der Sitzungen des Vorstands u n d Aufsichtsrats in die Analyse integriert werden.^^w Dieses ist uneingeschrankt zu bestatigen, da in den Niederschriften wesentliche Vorkommnisse u n d Veranderungen dokumentiert sind, die fur die Bildung von Erwartungswerten im Rahmen analytischer Priifungshandlungen Verwendung finden konnen.
Als Gegenstand der priiferischen Durchsicht sind der Zwischenabschluss nach IAS 34 u n d der Zwischenlagebericht festgelegt worden.i69i i m Hinblick auf die Durchsicht der Zwischenbilanz und die unterjahrigen Gewinn- und Verlustrechnungen hat der Wirtschaftspriifer alle wesentlichen Posten auszuwahlen u n d nach Mafigabe der Planung priiferisch durchzusehen. Beziiglich der Priifung des Nachweises und der Bewertung vieler Posten der Aktivseite bietet es
1687 Vgl. Gartner 1994, S. 90. 1688 Vgl. Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 616; Schindler 2002, S. 1125. 1689 Vgl. Mochty/Gomy 2001, S. 539. 1690 Vgl. Forschle/Helmschrott 1997, S. 559-560. 1691 Vgl. hierzu Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. Zu den Elementen eines Zwischenabschlusses nach IAS 34 und eines Zwischenlageberichtes vgl. Abschnitte II.C.3.a)(2) und II.C.3.a) des Zweiten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
sich dabei an, Prufungshandlungen der Abschlusspriifung im Rahmen der priiferischen Durchsicht des dritten Quartals vorzunehmen.i^^^ D{Q priiferische Durchsicht der Kapitalflussrechniing, Segmentberichterstattung und Eigenkapitalveranderungsrechnung weist im Gegensatz zur jahrlichen Abschlusspriifung keine wesentlichen Abweichungen auf. Im Hinblick auf die Uberwachung des Systems zur Ermittlimg dieser Berichterstattungselemente im Rahmen des unterjahrigen Enforcement kann sich der Wirtschaftspriifer auf die Erkenntnisse der letzten Jahresabschlusspriifung verlassen und hat in dieser Hinsicht lediglich eine Aktualisierimg vorzunehmen. Da auch die jahrliche Priifung dieser Publizitatselemente im Wesentlichen auf analytischen Prufungshandlungen beruht,i693 die auch als Grundlage im Rahmen der pruferischen Durchsicht je Posten durchzufiihren sind, ergibt sich kein bedeutend geringerer Aufwand.
Als Besonderheit ergibt sich die Uberwachung der Periodenabgrenzung bei der priiferischen Durchsicht, da die unterjahrige Erfolgsermittlungi694 als priifungsspezifisch einzuordnen ist.^^^s Da IAS 34 prinzipiell dem eigenstandigen Ansatz folgt,!^^^ sind fiir die Vielzahl der Geschaftvorfalle keine speziellen Periodenabgrenzungen vorzunehmen. Die wenigen integrativ zu behandelnden Geschaftsvorfalle sind jedoch mit besonderem Augenmerk durch den Priifer
1692 Hierzu sind insbesondere die Priifung des Anlagevermogens und der Forderungen geeignet. 1693 Vgl. ausfiihrlich zur Priifung der Segmentberichterstattung, Kapitalflussrechniing und zur Eigenkapitalveranderungsrechnung Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 506-525. 1694 Vgl. ausfiihrlich zu den theoretischen Grundlagen der Periodenabgrenzung bei der Zwischenberichterstattimg Abschnitt II.B.b) des Zweiten Hauptteils. 1695 Vgl. Marten/Quick/Ruhnke 2003, S. 617. 1696 Zu den Grundlagen von IAS 34 beziiglich der Periodenabgrenziing vgl. Abschnitt II.C.3.a)(l) des Zweiten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattung
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einer Uberwachung zu imterziehen, wobei insbesondere die zugrunde gelegten Annahmen als Gegenstand dieser zu benennen sind.
Die priiferische Durchsicht des Zwischenlageberichts ist entsprechend der Jahresabschlusspriifimg mit dem Ziel zu normieren, ob die getroffenen Aussagen mit der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage ubereinstimmen und ob der Zwischenlagebericht mit dem Zwischenabschluss in Einklang steht.^^^^ Entsprechend der jahrlichen Publizitat ist in diesem Zusammenhang die Uberwachung der Prognoseangaben wesentlich,i698 die aufgrund ihrer Zukimftsorientierung als schwierig einzustufen ist.^^^^ Im Moment existiert kein eigenstandiger Ansatz zur Priifung von Prognosen im Rahmen einer priiferischen Durchsicht. Die Priifung bzw. priiferische Durchsicht der Angaben hat deshalb vorzugsweise anhand der in der Literatur hierzu erarbeiteten Grimdsatze zu erfolgen.i^oo
Im Vordergrund einer Priifung von prognoseorientierten Angaben steht die Uberwachung der Methoden und Annahmen, die der Ermittlung der Zukunftsinformationen zugrimde gelegt worden sind. Da bei der Uberwachung von Prognosen keine „harte Priifung" durchfiihrbar, sondern lediglich eine Art von Verplausibilisierung moglich ist, ergibt sich hierdurch keine wesentliche Abweichung zwischen dem jahrlichen und unterjahrigen Enforcement
1697 vgl. zu den Grundlagen der Priifung der jahrlichen Lageberichterstattung Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. 1698 ZuT hohen Relevanz von zukunftsorientierten Informationen im Rahmen der Zwischenberichterstattung vgl. Abschnitt II.B.1.2. des Zweiten Hauptteils. 1699 Vgl. Hebestreit 1992, S. 303. 1700 Vgl. zu Grundsatzen der Prognosepriifung durch einen Wirtschaftspriifer Arbeitskreis Exteme und Inteme Uberwachung 2003, Rz. 37-46, S. 108-109. Vgl. zu dieser Aussage mit Einschrankimg fiir das Value Reporting Heimiann 2005, S. 256.
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Dritter Hauptteil
durch den Wirtschaftsprufer.^^oi gei einer Prognoseprufung handelt es sich u m die Ableitimg einer ex-ante-Wahrheit, die darauf abzielt, die Plausibilitat der Prognose bestatigen zu konnen.i702 Bei der Priifung von Nachweisen ist deshalb durch den Priifer zu beurteilen, ob die Annahmen, die zu der Prognose geflihrt haben, voUstandig, sorgfaltig, angemessen u n d verlasslich abgebildet worden sind u n d ob die getroffenen Annahmen d e m Informationszweck entsprechen.1703 i^ diesem Bereich ergibt sich keine hohe Zusatzbelashing bei einer priiferischen Durchsicht, da grundsatzlich davon auszugehen ist, dass das Unternehmen die Grundlagen fiir die Prognosen stetig anwendet, weshalb im Siiuie eines Continuous Audit die Informationen des letzten Jahresabschlusses Verwendung finden konnen. Bei unterjahrig festgestellten Abweichungen sind diese Erkenntnisse auch als Basis fiir die nachste Jahresabschlussprufung anzusehen. Aufgrund der Entwicklung im Quartal erfolgt demzufolge eine Beurteilimg der im letzten Jahresabschluss angenommenen Prognosen durch die Ist-Entwicklung u n d gleichzeitig eine Beurteilung der getroffenen Armahmen. Deshalb kommen bei der Prognoseprufung insbesondere Priifungsverfahren zur Verplausibilisierung u n d Beurteilung der Zweckmafiigkeit z u m Einsatz.1704 Die fur ^{Q Prognosepriifung erarbeiteten Aussagen bezuglich der Unterschiede zur jahrlichen Abschlusspriifung konnen dabei auch auf die Risiken der kiinftigen Entwicklung iibertragen werden.
1701 Vgl. zur Ableitimg der Aussage, dass fiir prognoseorientierte Daten lediglich eine mittlere Priifungssicherheit gewahrt werden kann, Arbeitskreis Exteme und Interne Uberwachung2003,Rz.54,S.110. 1702 Inhalte einer Prognoseprufung sind nach der Schmalenbach-Gesellschaft mindestens die Folgenden in den Soll-Wird-Vergleich zu integrieren: (1) Priifung der Personen beziiglich ihrer fachlichen Kompetenz, die die Prognose erstellen; (2) Priifung der Informationen, die der Prognose zugrunde gelegt worden sind; (3) Auswahl des Prognoseverfahrens in Bezug auf den betreffenden Anwendungsfall; (4) logische und empirische Haltbarkeit der Prognose; (5) Priifung der Prognose anhand der Ist-Entwicklimg; vgl. Arbeitskreis Exteme und Interne Uberwachimg 2003, Rz. 42, S. 109. 1703 Vgl. ausfuhrlich Arbeitskreis Exteme imd Inteme Uberwachung 2003, Rz. 53, S. 110.
II. Zwischenberichterstattimg
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(iv) Urteils- und Berichterstattungsphase a.)
Bescheinigung in abgestufter Fonn
Das Urteil des Priifers liber die Durchfuhrung einer priiferischen Durchsicht, das mit Hilfe einer Bescheinigung kommuniziert wird,^705 kann in drei Abstufungen erfolgen, die Gegenstand dieser sind.i^oe Neben einem Urteil, dass entweder eine uneingeschrankte oder eingeschrankte Bescheinigung zur Folge hat, kann der Wirtschaftspriifer auch zu einer Versagung im Hinblick auf die Erteilung einer Bescheinigung gelangen. Diese Art der Berichterstattung ist dabei an die Offentlichkeit gerichtet, aus der die Gruppe der aktuellen und potentiellen Anleger hervorzuheben ist. Davon zu trennen ist die Weitergabe von detaillierten Informationen an den Aufsichtsrat.^^o? ging Veroffentlichung der Bescheinigung ist zwingend gesetzlich zur Signalisierung der durchgeflihrten Enforcement-Mafinahmen zur Steigerung der Verlasslichkeit vorzusehen; das Erfordernis einer derartigen Bereitstellung der Bescheirugung wird ferner durch die Transparenz-Richtlinie vorgeschrieben und ist ebenfalls bereits als Ergebnis der Untersuchung der Zwischenberichtspublizitat erarbeitet worden.1708 J){Q insbesondere durch das IDW hervorgebrachten Bedenken der Veroffentlichung einer Bescheinigungi709 sind dabei durch eine Haftungsbeschrankung einzugrenzen.i^io
1704 Vgl. Arbeitskreis Exteme und Interne Uberwachung 2003, Rz. 56, S. 110. 1705 Der Begriff Bescheinigimg ist dabei gegeniiber jenem des Bestatigimgsvermerks bei der Durchfuhrung der Priifung der jahrlichen Publizitat abzugrenzen; vgl. Abschnitt IV.C.a)(3)(a)(i) des Ersten Hauptteils. Mit einem Bestatigungsvermerk nach § 322 Abs. 1 HGB darf der Abschlusspriifer den Zwischenbericht nur testieren, wenn eine Priifung des Zwischenberichts nach handelsrechtlichen Vorschriften durchgefiihrt worden ist, vgl. Kilgert/Grofimann 1990, S. 196; Treiber 1991, S. 601. 1706 Vgl. IDW PS 900, Tz. 8. 1707 Vgl. zur Berichterstattung gegeniiber dem Aufsichtsrat den folgenden Abschnitt. 1708 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt II.C.3.a)d) des Zweiten Hauptteils. 1709 Aufgrund von Bedenken ist fiir die freiwillige priiferische Durchsicht von Quartalsabschliissen eine Empfehlung in den einschlagigen Priifungsstandard IDW PS 900 iiber(Fortsetzung der Fufinote auf der nachsten Seite)
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Dritter Hauptteil
Bei der Erteilimg einer uneingeschrankten Bescheinigung wird entsprechend der Ausrichtung einer priiferischen Durchsicht^^ii nicht bestatigt, dass der Zwischenbericht ein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt oder der Lagebericht eine zutreffende Vorstellimg von der Lage der Gesellschaft widerspiegelt, sondem lediglich, dass keine Anhaltspunkte vorliegen, die gegen diese Aussage sprechen.1712 im Gegensatz ziir Berichterstattung iiber das Ergebnis im Rahmen der jahrlichen Abschlussprlifung ist die Wiedergabe des Prufimgsiirteils damit durch eine Negativbestatigung vorzunehmen, was explizit in den einschlagigen Priifungsnormen gefordert wird.^^is Durch eine uneingeschrankte Bescheinigung wird ausgesagt, dass keine Anhaltspunkte dafiir vorliegen, dass der Quartalsabschluss und der entsprechende Lagebericht kein den tatsachlichen Verhaltnissen entsprechendes Bild der Vermogens-, Finanz- und Ertragslage verinittelt.^''i4 Diese Negativformulierung ist dabei als Resultat einer geringeren Priifungssicherheit zu interpretieren, die dem Problem der Erwartungsliicke entgegen wirkt.^^is
nommen worden, wonach der Wirtschaftspriifer im Auftrag festzulegen hat, dass die Bescheinigung nicht an Dritte weiter gegeben werden darf und das Untemehmen Dritte nicht darauf hinweisen darf, dass eine priiferische Durchsicht vorgenommen worden ist; vgl.IDWPS900,Tz.l4. 1710 Vgl. ZU den Spezialfragen in Bezug auf die Haftung bei einer priiferischen Durchsicht Abschnitt n.C.2.(2)(b) des Dritten Hauptteils. 1711 Vgl. hierzu Abschnitt n.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 1712 Vgl. IDW 2002a, Tz. 39, S. 1127. 1713 Vgl. IDW PS 900, Tz. 25; ISRE 2410.43(i). 1714 Vgl. bereits Schindler 2002, S. 1128. 1715 Vgl. ausfiihrlich zum Problem der Erwartungsliicke im Kontext der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht Abschnitt n.C.2.a) des Dritten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstattimg
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Fiir die Erteilung einer Bescheinigimg sind durch die berufsstandischen Normen bereits Vorschlage zur Formulierung entworfen worden.^^ie Nach IDW PS 900 und im Wesentlichen auch nach ISRE 2410 soUte bei der Erteilung einer Bescheinigung folgende Gliederung Beriicksichtigimg finden:i7i7 •
iJberschrift,
•
Adressat,
•
einleitender Teil,
•
beschreibender Teil u n d
•
negativ formulierte Aussage als Ergebnis.
In dem einleitenden Abschnitt sind unbedingt die Rechnungslegungsgrundsatze aufzunehmen, auf die sich die priiferische Durchsicht bezogen hat sowie eine Erlauterung, dass die priiferische Durchsicht keine Abschlusspriifung darstellt u n d demnach auch keine dieser entsprechenden Prufungssicherheit gewahrleistet.1718 i m Hauptteil dieser Bescheinigung sind sodann in einem beschreibenden Teil kurze Angaben zu durchgefiihrten
Priifungshandlungen
sowie Priifungsschwerpunkten zu geben u n d als Kernstiick das Urteil der prii-
1716 Vgl. zu den Vorschlagen des IDW zur Erteilung einer (eingeschrankten) Bescheinigung, die sich ncx:h auf die Beachtung von handelsrechtlichen Normen beziehen, IDW PS 900 Anhang Nr. 2-3. Vgl. zu einer Bescheinigung bei Vorliegen von Priifungshemnmissen IDW PS 900, Anhang Nr. 4. Fiir Falle, in denen der Wirtschaftspriifer zu keiner Aussage gelangen kann, vgl. zur Musterformulierung IDW PS 900, Anhang Nr. 5. Der grundsatzliche Aufbau einer Bescheinigxmg soUte sich auf lange Frist an der Formulierung in ISRE 2410 anlehnen, da lediglich bei entsprechender Anwendung eine Internationale Vergleichbarkeit zukiinftig moglich ist; vgl. zu der Formulierungsempfehlung dieser Priifungsnorm ISRE 2410, Appendix 4. 1717 Der vorgenommene Gliederungsvorschlag ist stark an IDW PS 900 angelehnt; vgl. IDW PS 900, Tz. 26. Der nach ISRE 2410 zu erstellende Report ist in dieser Priifungsnorm zwar detailHerter untergliedert, entspricht im Wesentlichen aber der durch den deutschen Standard vorgenommen Einteilung, weshalb dieser als Arbeitsgrundlage iibemommen worden ist, vgl. ausfuhrlich ISRE 2410.43. 1718 Vgl. entsprechend IDW PS 900, Tz. 26.
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Dritter Hauptteil
ferischen Durchsicht aufzunehmen.i7i9 Zuj. Vermeidung einer Erwartimgsliicke ist hier explizit in Erganzung zu normieren, dass der Wirtschaftspriifer auf die eingeschrankte Verlasslichkeit dieser Enforcement-Mafinahme hinweist. Als formelle Anorderungen sind zudem Ort, Datum sowie die Unterschrift des Wirtschaftspriifers mit aufzunehmen.^Tio
Fur den Fall, dass eine eingeschrankte Bescheinigung erteilt wird, ermoglicht der vorgelegte Quartalsabschluss und -lagebericht insgesamt noch eine positive Einschatzung der Verlasslichkeit, wobei jedoch in abgrenzbaren Teilen Verstofie gegen Rechnungslegungsstandards festgestellt worden sind.i72i ggj Ei^. tritt einer entsprechenden Konstellation ist der Sachverhalt, der in abgrenzbaren Teilen nicht den Anforderungen von IAS 34 bzw. den anzugebenden Informationen zum Zwischenlagebericht entspricht, mit in die Bescheinigung aufzunehmen und kurz zu erlautem.i722
Zusatzlich ist eine Versagung der Bescheinigimg moglich, wenn auftretende Mangel ein insgesamt als positiv einzustufendes Urteil nicht mehr moglich machen.1723 Die festgestellten Mangel beziehen sich dann allerdings nicht mehr auf abgrenzbare Telle, sondem auf wesentliche Bereiche des Quartalsabschlusses bzw. des zugehorigen Lageberichts.
In Bezug auf die priiferische Durchsicht als Teil eines Continuous Audit ist weiterhin fraglich, ob sich durch eine Einschrankimg oder Versagung der Be-
1719 Vgl. IDW PS 900, Tz. 26; ISRE 2410.43(g). 1720 Vgl. IDW PS 900, Tz. 32; ISRE 2410.43(k) - ISRE 2410.43(m). 1721 Vgl. Schindler 2002, S. 1129. 1722 Vgl. IDW PS 900, Tz. 30; ISRE 2410.43(j). 1723 Vgl. IDW PS 900, Tz. 30; ISRE 2410.45.
II. Zwischenberichterstattimg
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scheinigung iiber die priiferische Durchsicht Konsequenzen fiir die Jahresabschlusspriifung ergeben. Dieses ist zu verneinen, da der Jahresabschluss einzeln auf seine NormerfuUimg iiberwacht wird.i724 Mangel, die zu einer Versagung oder Einschrankung der Bescheinigung der priiferischen Durchsicht geftihrt haben, bedeuten damit in Konsequenz, dass diese keine direkten Auswirkungen auf den folgenden Bestatigungsvermerk haben, wenn die Unregelmafiigkeiten in der jahrlichen Publizitat nicht mehr auftreten bzw. keine Relevanz fiir diese besitzen.
Als weiterer zu klarender Gesichtspunkt der Erteilung einer Bescheinigung ergibt sich die Frage, ob ein Siegel zu fiihren ist. Bei einer priiferischen Durchsicht, die freiwillig durch das Unternehmen in Auftrag gegeben wird, ist dieses nach § 48 Abs. 1 S. 2 WPO nicht festgeschrieben, sondern liegt im Ermessen des Priifers. Aufgrund der Tatsache, dass die priiferische Durchsicht des Quartalsabschlusses und des entsprechenden Lageberichts gesetzlich einzufiihren ist,i725 wird demnach auch eine Siegelfiihrung verpflichtend. Grundsatzlich steigert die Siegelfiihrung eine durch die Adressaten als verlasslicher wahrgenommene Publizitat. Die Siegelfiihrung bedeutet jedoch zudem, dass die Tatigkeit in den Priifungsgegenstand des Peer Review fallt.^726 AIS abschlieEender Punkt, bevor eine Bescheinigung erteilt wird, ist durch den Wirtschaftspriifer eine VoUstandigkeitserklarung einzuholen.i727
1724 Vgl. Baetge/Bnins/Rolvering 2005, Tz. 226, S. 66. 1725 Vgl. zur Normiening der Pflicht zur priiferischen Durchsicht Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils. 1726 Vgl. hierzu ausfiihriich Abschnitt II.C.2.b)(2)(a) des Dritten Hauptteils. 1727 Vgl, ISRE 2410.34. Zu einer Musterformulierung einer VoUstandigkeitserklarung fur die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht vgl. ISRE 2410, Appendix 3.
Seite 382 b.)
Dritter HauptteH
Berichterstattung gegeniiber dem Aufsichtsrat
Die Berichterstattung des Wirtschaftspriifers ist bei der gesetzlich vorgeschriebenen Jahresabschlusspriifung durch einen Priifungsbericht im Rahmen seiner Unterstiitzirngsfunktion gesetzlich normiert.^'^^ Durch die Standards zur Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht ergibt sich dagegen keine Pflicht zur Erstellung eines ausfiihrlichen Berichts.i729 Nach IDW PS 900 wird eine iiber die Erteilung einer (eingeschrankten) Bescheinigung hinausgehende Berichterstattung dann vorgeschrieben, falls sich aufgrund der priiferischen Durchsicht wesentliche Feststellungen ergeben haben, die nicht Bestandteil der Bescheinigung sind.i^so Demgegeniiber ist es zur Erfiillung der Unterstiitzungsfunktion zu empfehlen, eine Berichterstattung gegeniiber dem Aufsichtsrat in schriftlicher u n d miindlicher Form vorzusehen, damit d e m Uberwachungsorgan die zur Ausfiihrung seiner Enforcement-Aufgaben notwendigen Informationen zur Verfugung stehen.
Im Schrifttum wird deshalb vorgeschlagen, einen Kurzbericht^^si i^dt den Bestandteilen Auftrag, Angaben zu dessen Durchfiihrung sowie der Bescheinigung, d e m Quartalsabschluss imd zugehorigem Lagebericht zu erstellen.i732 Diesem ist grundsatzlich zuzustimmen, jedoch hat eine entsprechende Nor-
1728 Vgl. Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a) des Ersten Hauptteils. 1729 Diese ergibt sich lediglich fiir den Fall, dass eine entsprechende Berichterstattung im Aiiftragsverhaltnis vereinbart worden ist; vgl. IDW 2002a, Tz. 49, S. 1129. 1730 Als wesentlich werden z.B. die Einschrankiing der Bescheirugung, die Erklanmg bestandsgefahrdender Tatsachen oder wesentliche Gesetzesverstofie angefiihrt; vgl. IDW PS 900, Tz. 33. 1731 Freiwillig kann auch ein ganzer Bericht iiber die priiferische Durchsicht entsprechend dem Priifungsbericht bei der Jahresabschlusspriifung erstellt werden. Dieses ist jedoch aufgrund einer zu befiirchtenden nicht mehr durch den Atifsichtsrat zu verarbeitenden Menge an Informationen nicht zu befiirworten. Vgl. zu einer ahnlichen Einschatzung IDW 2002a, Tz. 52,8.1130.
IL Zwischenberichterstattung
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mierung vorzusehen, dass bei der Berichterstattung beziiglich der Durchfiihrung wesentliche Feststellungen aufzunehmen sind.^733 Dieses ist gesetzlich zu normieren, da in die internationalen Standards entsprechende Vorschriften vorerst aufgrund unterschiedlicher Corporate Governance-Systeme nicht aufgenommen werden konnen. Dabei sind in die Berichterstattung die Informationen, die fiir die Uberwachiingsaufgabe des Aufsichtsrats bezuglich der in Rede stehenden unterjahrigen Publizitat wesentlich sind, mit zu integrieren.1734 Hierunter sind vor allem Angaben uber die Anwendung von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden zu fassen, die der Aufsichtsrat zur Uberwachung der Zweckmaliigkeit und Wirtschaftlichkeit benotigt. Dabei ist durch den Wirtschaftspriifer insbesondere auf die angewandten Abgrenzungsmethodiken im Rahmen der Ermittlung des Ergebnisses des eigenstandigen Ansatzes einzugehen und, falls zutreffend, auf eine zur jahrlichen Publizitat nicht identische Anwendung der Methodik hinzuweisen. Bei dieser Berichterstattung ist auf die Einhaltung der Wesentlichkeit zu achten, die die Ar\forderung begriindet, dass auf eine weitergehende Untergliederung der einzelnen Abschlussposten bzw. einen Erlauterungsteil zu verzichten ist.^^ss
Entsprechend der in § 321 Abs. 1 S. 3 HGB normierten Redepflicht des Jahresabschlusspriifers soUte diese auch fiir die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht, nach der insbesondere iiber die Bestandsgefahrdung bzw. Versto-
1732 Zusatzlich sind diesem Bericht die allgemeinen Auftragsbedingiingen beizufiigen; vgl. Schindler 2002,5.1131. 1733 Vgl. Baums 2001, Rn. 325, S. 329; IDW 2001b, S. 183. 1734 Vgl. ZU einem Vorschlag zur Einfiihrimg eines Enforcement durch den Aufsichtsrat Abschnitt II.C.l. des Dritten Hauptteils. 1735 Vgl. IDW 2001b, S. 184.
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Dritter Hauptteil
fie zu berichten ist, ubernommen werden.i736 in diesem Zusammenhang ist eine Redepflicht liber Unrichtigkeiten, Verstofie, entwicklungsbeeintrachtigende Oder bestandsgefahrdende Tatsachen vorzusehen.i737 D^Q Berichterstathmg liber Verstofie ist durch ISRE 2410 explizit vorgeschrieben.^738
Zusatzlich ist eine mlindliche Berichterstattimg des Wirtschaftsprlifers an den Aufsichtsrat entsprechend der jahrlichen Prlifung zu empfehlen.i739 Hierbei ist daflir Sorge zu tragen, dass der Wirtschaftsprlifer an den entsprechenden drei Sitzungen des Prlifungsausschusses teilniimnt, um mlindlich liber die wesentlichen Ergebnisse der prliferischen Durchsicht zu berichten.i74o
(2) Sekundares Enforcement (a) Berufsaufsicht und Qualitatssicherung Damit das primare Enforcement durch den Wirtschaftsprlifer aufgrund einer prliferischen Durchsicht wirksam ist, mlissen zusatzlich sekimdare Enforcement-Mafinahmen im deutschen Corporate Governance-System implementiert sein, die insbesondere die Qualitat der Aufdeckungsmoglichkeit sicherstellen. Spezielle Anforderungen hinsichtlich der Berufsaufsicht sind flir die gesetzlich verpflichtende Durchfuhrung prliferischer Durchsichten von Quartalsabschllissen nach IAS 34 und zugehorigen Zwischenlageberichten nicht abzuleiten, so dass keine Anpassung der Berufsaufsicht notwendig ist.i74i i^ Bezug
1736 Vgl. IDW 2001b, S. 183. Vgl. zu einer verpfliditenden Berichterstattung des Wirtschaftsprufers an die Organe der Gesellschaft liber wesentliche Prufungsfeststellungen ISRE 2410.42. In Erganzung hierzu findet IDW PS 470 Anwendimg. 1737 Vgl. Alvarez/Wotschofsky 2001b, S. 123. 1738 Vgl. ISRE 2410.41.
1739 Vgl. entsprechend Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a) des Ersten Hauptteils. 1740 Vgl. entsprechend IDW 2001b, S. 184. 1741 Vgl. zu den Grundlagen der Berufsaufsicht Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(ii)a.) des Ersten Hauptteils.
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auf das interne Qualitatssicherungssystem ergeben sich ebenfalls keine Anderungen im Gegensatz zu bislang nicht durch Gesetz vorgeschriebenen priiferischen Durchsichten. Ein internes Qualitatssicherungssystem ist verpflichtend einzurichten u n d umfasst auch die prliferische Durchsicht von Quartalsabschlussen u n d den zugehorigen Zwischenlageberichten.^^^^ Eine durch das IDW erstellte Arbeitshilfe z u m Ablauf einer priiferischen Durchsicht kann dabei als Grundlage fiir die in Rede stehende interne Qualitatssicherung angesehen werden.1743 Die Auftrage zur priiferischen Durchsicht sind dabei insbesondere in die Gesanntplanung aller Auftrage aufzunehmen,i744 ^^ die Verpflichtung zur priiferischen Durchsicht zu einem Anstieg dieser Auftrage fiihren wird. Daneben sind in Bezug auf die Aufbau- u n d Ablauforganisation der internen Qualitatssicherung sowie die Nachschau keine Besonderheiten abzuleiten, u m sicherzustellen, dass die priiferische Durchsicht entsprechend der Normierung sowie den berufsstandischen Priifungsnormen erfolgt.
Neben der internen Qualitatssicherung unterliegen die Auftrage zur priiferischen Durchsicht aufgrund ihrer vorgeschlagenen gesetzlichen Verpflichtung und der Tatsache, dass ein Siegel bei der Erteilung einer Bescheinigung zu fiihren ist,i745 ferner der extemen Qualitatskontrolle.i746 Durch die Einfuhrung
1742 Vgl. ausfiihrlich zu der Verpflichtung der Eiarichtung eines internen Qualitatssichenmgssystems, das als sekundares Enforcement zu interpretieren ist, Abschnitt IV.C.2.a)(3)(a)(ii)b.) des Ersten Hauptteils. 1743 Ausfiihrlich zu dieser Checkliste, die grds. auch fiir die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht Verwendungen finden kann, vgl. IDW 2002b. 1744 Vgl. zur Gesamtplanung aller Auftrage VO-E 1/2005, Tz. 73. 1745 Vgl. hierzu Abschnitt II.C.2.b)(l)(b)(iv)a.) des Dritten Hauptteils. 1746 Nach § 57a Abs. 2 S. 2 WPO ist als Gegenstand des Peer Review der Teil des internen Qualitatssicherungssystems vorgesehen, der die Sicherung der Qualitat von betriebswirtschaftlichen Priifungen, bei denen das Berufssiegel gefiihrt wird, vorsieht.
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Dritter HauptteH
einer gesetzlich vorgeschriebenen priiferischen Durchsicht erhoht sich demnach der Prufimgsumfang fiir die externe QualitatskontroUe.
(b) Zivilrechtliche Haftung Bei der Durchfuhrung einer priiferischen Durchsicht stellt sich bei der Veroffentlichung der Bescheinigiing die Frage der Hafhing des Wirtschaftsprtifers.1747 Die Transparenz-Richtlinie und der in der Untersuchung erarbeitete Vorschlag sehen vor, dass bei Durchfuhrung einer priiferischen Durchsicht die Bescheinigung hieriiber offen zu legen ist.i748 Die bisherige Freiwilligkeit der Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht fuhrt dazu, dass eine Haftungsbeschrankung weder in direkter noch in analoger Anwendung des § 323 HGB1749 existiert.1750 Ohne zusatzliche vertragliche Vereinbarungen mit dem Mandanten haftet der Wirtschaftspriifer folglich unbegrenzt.i^si Bei freiwilliger Durchfiihrung einer pruferischen Durchsicht wird deshalb angeregt, von der Nutzung der Bescheinigung gegeniiber Dritten abzusehen.i752 Im Kontext der Verabschiedung der Transparenz-Richtlinie wurde aufgrund dessen vorgeschlagen, die Veroffentlichung der Bescheinigung oder des Bestatigungsvermerks zu streichen, solange die Haftungsfragen fiir den Abschlusspriifer nicht geklart sind.^^ss Dieses widerspricht jedoch dem erarbeiteten Vor-
1747 Solange keine Haftungsbegrenziing fiir die Diirchfiihrung einer pruferischen Durchsicht besteht, ist die Festlegung des Haftungsumfangs in der Auftragsphase zu klaren; vgl. ausfiihrlich zu dieser Problematik IDW 2002a, Tz. 10, S. 1118. 1748 Vgl. ausfiihrlich Abschnitt Il.C.S.d) des Zweiten Hauptteils. 1749 Vgl. ausfuhrlich Abschnitt C.2.a)(3)(a)(ii)c.) des Ersten Hauptteils. 1750 Vgl. IDW 2003d, S. 611. § 323 HGB ist auf freiwillige (Abschluss-)Priifungen nicht anzuwenden; vgl. Adler/Diiring/Schmaltz 2000,Rn. 9 zu § 323 HGB, S. 627. 1751 Vgl. Troller 2000,5.153. 1752 Vgl. IDW 2002a, Tz. 10, S. 1118. 1753 Vgl. IDW 2003d, S. 611.
II. Zwischenberichterstattung
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schlag zur Veroffentlichung der Bescheinigung.i754 Deshalb ist im Moment eine Haftungsbegrenzung mit in das Auftragsbestatigimgsschreiben aufzimehmen/755 um zu verhindern, dass ein potentieller Schadensersatzanspruch gegeniiber der Gesellschaft bei einer priiferischen Durchsicht hoher ist als jener bei einer Jahresabschlussprufung.^^se ES ist nicht ersichtlich, weshalb eine Handlung des Wirtschaftspriifers mit geringerer zu testierender Priifungssicherheit ein hoheres Haftimgsrisiko fiir diesen darstellen soll.i757 D{Q Notwendigkeit einer Haftungsbeschrankung ist damit erwiesen.
Neben der vorgeschlagenen Normierimg einer verpflichtenden priiferischen Durchsicht ist gleichzeitig eine Haftungsbegrenzung zu integrieren,i758 die aufgrund fehlender europaischer Harmonisierimgsvorgaben auf nationaler Ebene zu losen ist. Hierzu ist eine § 323 HGB nachempfundene Kodifizierung zu empfehlen, in der eine Haftungsbegrenzung festgelegt wird,i759 ^jie unter jener fiir die Abschlusspriifung liegt. Entsprechend dem Ergebnis beziiglich der Haftung des Wirtschaftspriifers fiir die jahrliche Abschlusspriifung,i760 ist
1754 Vgl. Abschnitt Il.C.S.d) des Zweiten Hauptteils und Abschnitt II.C,l.b)(l)(b)(iv) des Dritten Hauptteils. 1755 £)ie Voraussetzung hierfiir ist in § 54a Abs. 1 WPO normiert, wonach gem. § 54a Abs. 1 Nr. 1 WPO eine Beschrankung auf die Mindesthohe der Deckungssunune nach § 54 Abs. 1 S. 2 WPO (1 Mio. €) oder nach § 54a Abs. 1 Nr. 2 WPO auf das Vierfache der Mindestdeckimgssumme nach § 54 Abs. 1 S. 2 WPO (4 Mio. €) festgelegt werden kann. 1756 Vgl. IDW 2003d, S. 611. 1757 Vgl. IDW 2003d, S. 611. 1758 Vgl. Handelsrechtsausschuss des DAV 2003, Tz. 10, S. 22; Merkt/ Gothel 2003, S. 31. 1759 Vgl. IDW 2001b, S. 183. 1760 Vgl. ausfiihrlich zur Argumentation Abschnitt IV.C.a)(3)(a)(ii)c.) des Ersten Hauptteils.
Seite 388
Dritter HauptteU
auch eine direkte Anspruchsgrundlage fur eine Dritthaftung bei der Durchfuhrung einer priiferischen Durchsicht nicht zu befiirworten.i^^i
3.
Sekundares Enforcement durch Haftung
Entsprechend der Analyse fiir die Ad hoc-Publizitat ist im Hinblick auf die Erweiterung der Schadensersatzkompensation eine Diskussion uber die Einfiihrung einer Haftung des Emittenten bzw. der Organmitglieder zu diskutieren.1762 Diese ist parallel zur Ad hoc-Publizitat einzufordern und wird im Schrifttum mit folgender Aussage eindeutig bestatigt: „Eine Haftung der Gesellschaft oder ihrer Organmitglieder fiir unrichtige Quartalsdaten gehort gewiss zu den wichtigen Elementen einer wirkungsvollen Quartalspublizitat/'i763 Dabei kann auch fiir den Zwischenbericht die Aussage getroffen werden, dass die Einfiihrung einer direkten Anspruchsgrundlage fur die Anleger gegeniiber den Organmitgliedern als notwendig zu erachten ist, da eine alleinige Haftung des Emittenten fiir fehlerhafte Quartalsabschliisse den Gesellschaftern selbst schadet.i764
Die Ausgestaltimg der Haftimg des Emittenten und der Organmitglieder im Hinblick auf eine fehlerhafte Publizitat ist dabei gemali dem Vorschlag, der im Rahmen der Ad hoc-Publizitat entwickelt worden ist, vorzunehmen.i765 Damit
1761 Vgl. entgegen dieser Meiniing zu einem Vorschlag zur Normierung der Haftung bei inhaltlich unrichtiger Bescheinigung iiber die priiferische Durchsicht Baums/Fischer 2003, S.19. 1762 Vgl. zur ausfiihrlichen Diskussion bzgl. der Ad hoc-Publizitat Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1763 Merkt/Gothel 2003,5.31. 1764 Vgl. Merkt/Gothel 2003, S. 31 und zur einer auf die Zwischenberichterstattung iibertragbaren Argumentation fiir die Ad hoc-Publizitat Abschiutt I.B.I, des Dritten Hauptteils. 1765 Vgl. Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils.
II. Zwischenberichterstathing
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erfolgt entsprechend d e m im KapInHaG verfolgten Ansatz keine individuelle Ausgestaltung der Haftung der einzelnen Publizitatsinstrumente, sondern eine gemeinsam normierte Haftung fiir Kapitalmarktinformationen, unter welche die Quartalsberichterstattung ebenfalls zu subsumieren ist.^^^e i^ Bezug auf den Zwischenbericht ist es dabei insbesondere von Vorteil, dass die Beweislast fiir die Kausalitat nicht besteht,i767 da dieser Zusammenhang vom Anleger lediglich schwierig nachweisbar ist.
4.
Sekundares Enforcement durch Deutsche Priifstelle fiir Rechnungslegung/Bundesanstalt fiir Finanzdienstleistungsaufsicht
Sowohl der Quartalsabschluss als auch der zugehorige Zwischenlagebericht fallen derzeit nicht in den Anwendungsbereich des Enforcement durch die DPR/BaFin.1768 Dieses wird durch den Gesetzgeber mit der Tatsache begrlindet, dass die Publizitatsinstrumente keiner gesetzlichen Prufungspflicht unterliegen.1769 i^ diesem Zusammenhang wird explizit angemerkt, dass aufgrund von Anderungen der europaischen Transparenz-Richtlinie, die z u m Zeitpunkt der Veroffentlichung des BilKoG noch nicht verabschiedet war, dieser Ausschluss zu iiberdenken ist.i'^o Da die Transparenz-Richtlinie in diesem Zusammenhang keine Anforderungen etabliert hat,i77i ist zunachst mit keiner gesetzgeberischen Mafinahme zur Integration des Quartalsabschlusses bzw. -lageberichts zu rechnen. Eine somit herbeigefiihrte Nichtaufnahme in den
1766 Vgl. hierzu ausfiihrlich Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1767 Vgl. ausfiihrlich zu diesem Vorschlag Abschnitt I.C.3. des Dritten Hauptteils. 1768 Vgl. zu diesem Enforcement-Mechanismus fiir den (Konzem-)Jahresabschluss imd die entsprechenden Lageberichte Abschnitt IV.C.2.a)(3)(b)(i) des Ersten Hauptteils. 1769 Eine gesetzliche Priihmgspflicht ist im Rahmen des BilKoG als Voraussetzung fiir die Aufnahme in das in Rede stehende Enforcement benannt worden; vgl. BegrRegE BilKoG 2004, Allgemeine Begriindung, S. 12. 1770 Vgl. BegrRegE BilKoG 2004, Allgemeine Begriindung, S. 12. 1771 Vgl. hierzu Abschnitt II.C.2.b)(l)(a) des Dritten Hauptteils.
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Dritter Hauptteil
Gegenstand des neu eingefiihrten Enforcement ist zu bemangeln.i772 D{Q ^ufnahme ist neben einer Starkung der praventiv wirkenden Aufdeckungsmoglichkeit insbesondere aufgrund der potentiell moglichen Fehlerkommunikation im Rahmen der Korrektivfunktion, die durch diesen EnforcementMechanismus ermoglicht wird, zu befiirworten. Aufgrund der Tatsache, dass keine andere MaiSnahme zu einer wirksamen Fehlerbehebung besteht, ist die Aufnahme des Quartalsabschlusses und -lageberichts in den Gegenstand von § 342b Abs. 2 HGB und § 37n WpHG zu empfehlen.i773 Dieses kann weiterhin nicht nachvollzogen werden, da es an einer direkten Moglichkeit der Anleger zur Beschwerde bei Auftreten von Unregelmafiigkeiten mangelt. Das IDW pladiert deshalb fiir die Aufnahme der Zwischenberichte in den Gegenstand des in Rede stehenden Enforcement-Mecharusmus,i774 wohingegen auch Stimmen im Schrifttum existieren, die gegen eine Aufnahme in den Priifungsgegenstand votieren.1775 Abweichend von dem Vorgehen im BilKoG ist deshalb Vorschlagen im Schrifttum zu folgen, wonach nicht die Priifungspflicht, sondern eine kodifizierte Erstellungspflicht als Abgrenzungskriteriimi Anwendimg finden sollte.i776 Durch die im Rahmen der Arbeit empfohlene verpflichtende Einfuhrimg einer gesetzlich vorgeschriebenen priiferischen Durchsicht ist von diesem Vorschlag abgesehen, zusatzlich fiir die Aufnahme zu pladieren.i777 Als Argument gegen eine Aufnahme spricht die dadurch notwendige Erhohung der Abgabe.i^ys Diese Erhohimg ist jedoch hinzunehmen, da die hieraus
1772 Vgl. Wolf 2004,5.247. 1773 Vgl. hierzu ausfuhrlich Abschnitt IV.C.2.a)(3)(b)(i) des Ersten Hauptteils. 1774 Vgl. IDW 2004c, S. 15. 1775 Vgl. Hommelhoff/Mattheus 2004, S. 95. 1776 Vgl. Arbeitskreis Exteme Untemehmensrechnung 2004, S. 330. 1777 Vgl. bereits entsprechend Tielmann 2001b, S. 1629. 1778 Die Finanzienmg des Enforcement erfolgt fiir die erste Stufe sowie die allgemein anfallenden Tatigkeiten der BaFin durch alle Emittenten, die zum Handel im Amtlichen oder (Fortsetzuns: der FuBnote aufder nachsten Seite)
IL Zwischenberichterstattung
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entstehenden Kosten den Nutzen der Sicherung der Verlasslichkeit der Publizitat libersteigen.
Aus europaischer Sicht ist zudem Kritik zu iiben, da nach den Empfehlungen der CESR die Aufnahme der Zwischenberichterstattung in den Gegenstand der Enforcement-Institution bereits vorgeschlagen worden ist. 1^79 Dariiber hinaus sieht auf europaischer Ebene ferner die FEE beziiglich der Aufnahme der Quartalsberichte Diskussionsbedarf.^^^o U m im europaischen Vergleich der Corporate Governance-Systeme wettbewerbsfahig zu bleiben, ist deshalb neben dem theoretisch abgeleiteten Erfordernis einer Aufnahme, auch aufgrimd einer weiter entwickelten europaischen Harmonisierung fiir die Erweiterung einzutreten.
Durch die Aufnahme des Quartalsabschlusses sowie des zugehorigen Lageberichts ist insgesamt eine erhohte Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung von Fehlern durch eine proaktive und reaktive Priifung im Rahmen dieses Enforcement-Mechanismus abzuleiten. Grundsatzlich ergibt sich keine weit reichende Notwendigkeit zur Anderimg der Normierung des Enforcement-Mechanismus, sondern lediglich eine Aufnahme des Quartalsabschlusses bzw. -lageberichts in die § 342b Abs. 2 HGB imd § 37n WpHG.i^si Der verbleibende Teil des Enforcement-Mechanismus kann analog zu jenem des Konzernabschlusses und Lageberichts ablaufen. Hinsichtlich einer Moglichkeit der
Geregelten Markt zugelassen sind. Vgl. ausfiihrlich zur Finanzierung dieses Enforcement-Mechanismus unter Beriicksichtigung der einschlagigen Vorschriften, Ziilch 2005c, S. 567. 1779 Vgl. CESR 2002, Principle 10, S. 6. 1780 Vgl. FEE 2002, S. 20. 1781 Vgl. ausfiihrlich zum Ablauf dieses bereits behandelten Prozesses Abschnitt IV.C.2.a)(3) (b)(i) des Ersten Hauptteils.
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Dritter HauptteU
Fehlerbehebung ist das Unternehmen zumindest durch den Verwaltungsakt bei Fehlerfeststellimg durch die BaFin im nachsten Zwischenbericht dazu verpflichtet, diesen zu beheben. Die Befolgung des durch Verwaltungsakt festgestellten Fehlers ist dabei im Rahmen der priiferischen Durchsicht durch den Wirtschaftspriifer zu uberwachen.
Der Schwerpunkt soUte bei Priifungen, die durch diese Enforcement-Instanz durchgefiihrt werden, in der Periodenabgrenzung in den Quartalsabschliissen liegen. Dabei ist es wichtig, dass der Quartalsabschluss auf der einen Seite als eigenstandiges Publizitatsinstrument qualifiziert, und auf der anderen Seite im Sinne seiner Prognosehmktion in Verbindung mit dem Zwischenlagebericht als Indikator fiir den folgenden Jahresabschluss iiberwacht wird.
Schluss
I. Zusammenfassimg der Ergebnisse
I.
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Zusammenf assung der Ergebnisse
Hervorgerufen durch eine Anderung der Kapitalmarktfaktoren und daraus resultierender nationaler sowie europaischer Reformierungen befindet sich das deutsche Corporate Governance-System kapitalmarktnotierter Aktiengesellschaften in einer fundamentalen Umbruchphase. Sowohl die umfassenden Vorschlage der Regierungskommission Corporate Governance auf nationaler Ebene als auch der europaische „Financial Services Action Plan" sowie der Aktionsplan zur „Modernisierung des Gesellschaftsrechts und Verbesserung der Corporate Governance in der Europaischen Union" haben zu einer Reihe von Reformierungen gefiihrt. Um die wesentlichen aktuellen Umsetzimgen auf nationaler Ebene zu benennen, sei hier in zeitlicher Folge auf die Verabschiedung des BilKoG, BilReG, APAG, AnSVG, UMAG, KapMuG sowie den Regierungsentwurf des EHUG verwiesen, die im Rahmen der Arbeit Beriicksichtigimg gefunden haben. Neuerlicher Anpassungsbedarf fiir das deutsche Corporate Governance-System ergibt sich zukiinftig durch die TransparenzRichtlinie und die Modernisierung der Vierten und Siebten EG-Richtlinie, wahrend fiir die Harmonisierungsbestrebungen im Rahmen der Abschlussprlifer-Richtlinie aufgezeigt werden konnte, dass diese keine wesentlichen nationalen Reformierungen nach sich Ziehen werden.
Vor diesem Hintergrund war es Ziel der Arbeit, das deutsche Corporate Governance-System mit Fokus auf die Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung zu untersuchen. Der erste Hauptteil, in dem die jahrliche und unterjahrige Publizitat sowie deren Enforcement grundlegend in das deutsche System eingeordnet worden sind, fimgierte in der Folge als Rahmengeriist fiir die Untersuchung der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung im Zweiten Hauptteil sowie deren Enforcement im Dritten Hauptteil.
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Schluss
Zu Beginn des Ersten Hauptteils wurde mit Hilfe der Principal-Agent-Theorie das Erfordemis einer effizienten und effektiven Ausgestaltung des Corporate Governance-Systems zur Sicherimg des Anlegerschutzes abgeleitet. Aufbauend auf dieser Erkenntnis war sowohl die Notwendigkeit der Publizitat als auch deren Enforcement zur tJberwindung von Informationsasymmetrien aufzuzeigen. Die in diesem Kontext fiir die Publizitat erarbeiteten Qualitatskriterien sowie die dem Enforcement zugesprochene Vertrauensfunktion, die in eine Praventiv- und Korrektivfunktion aufgespalten wurde, bildeten den Ausgangspunkt der Analyse. Wesentliches Resultat dieser Untergliederung war, dass zur Erfiillung der Praventivfunktion Moglichkeiten der Aufdeckung sowie Sanktionierimg von Publizitatsfehlem bestehen miissen, wahrend im Sinne der Korrektivfunktion Elemente der Corporate Governance zu implementieren sind, die eine Fehlerbehebung ermoglichen.
Die sich im dritten Kapitel des Ersten Hauptteils anschliefienden Ausfiihrungen zu den wesentlichen Reformen der Corporate Governance-Debatte fiihrten zu der Aussage, dass sich durch die europaischen Harmonisierungsbestrebungen ein pragender Einfluss auf das deutsche System ergibt. Unter Beachtung dieser Neugestaltungen wurde im vierten Kapitel das nationale Corporate Governance-System, getrennt nach den Organen der Untemehmensverfassung, dem Publizitats- imd ijberwachungssystem, analysiert.
Als jahrliche vorgeschriebene Instrumente des Publizitatssystems wurden der Jahresabschluss gemafi Handelsgesetzbuch, der Konzemabschluss nach IFRS, der (Konzem-)Lagebericht, die Entsprechenserklarimg nach § 161 AktG und das jahrliche Dokument nach § 10 WpPG untersucht, wahrend als freiwillige Publizitat der Geschaftsbericht, der IFRS-Eir\zelabschluss, der Corporate Go-
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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vernance-Bericht und der Verglitungsbericht einer Diskussion zugefiihrt worden sind.1782 Dariiber hinaus wurde das unterjahrige Publizitatssystem, das in periodische und aperiodische Elemente getrennt worden ist, mit dem Ergebnis prasentiert, dass dieses aufgrund des Bediirfnisses nach einer zeitnahen Publizitat an Bedeutung gewinnt. Als wesentliche Elemente konnten in diesem Kontext die periodische Zwischenberichterstattung und aperiodische Ad hocPublizitat gekennzeichnet werden. Deren zunehmende Bedeutung begriindete neben einer fehlenden Verlasslichkeit und den bevorstehenden Anderungen der Transparenz-Richtlinie bei der Zwischenberichterstattung sowie der Reformierung der Ad hoc-Publizitat durch das AnSVG einen Analysebedarf.
Die Darlegungen zum Publizitatssystem zeigten in der Gesamtschau ein Nebeneinander von kapitalmarkt-, bilanz- und aktienrechtlichen Vorschriften. Insbesondere der Einzug der IFRS in dieses System sowie die vermehrte freiwillige, aber auch kodifizierte prognose- imd wertorientierte Berichterstattung waren als Erhohung der Vergleichbarkeit und Relevanz der Publizitat zu begrufien. Dariiber hinaus wurde angesichts der zimehmenden Nutzung des Internet eine Verbesserung der zeitnahen und zentralen Verfiigbarkeit der Informationen festgestellt. Diese Aussage folgte aus der geplanten Einfiihrung eines deutschen Unternehmensregisters, einer verstarkten Nutzung des elektronischen Bundesanzeigers zur Offenlegung sowie der Integration des jahrlichen Dokuments nach § 10 WpPG in das deutsche Publizitatssystem.
Mit Hilfe der sich anschliefienden Analyse des Enforcement-Systems als Untereinheit des unternehmerischen Uberwachungssystems wurde aufgezeigt, dass dieses fiir die jahrliche Publizitat aufgrund der Einfiihrung des Enforce-
1782 Vgl. ZU den wesentlichen Ergebnissen in Bezug auf die einzelnen Instnimente Kapitel V. des Ersten Hauptteils.
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Schluss
ment durch die DPR in Verbindung mit der BaFin durch das BilKoG eine wesentliche Verbesserung erfahren hat.^^^^ Als wesentliches Defizit konnte dessen ungeachtet eine fehlende Sanktionsmoglichkeit durch eine direkte Informationsaufienhaftung des Emittenten und der Organe festgestellt werden, die durch den Riickzug des Diskussionsentwurfs des KapInHaG bisher nicht umgesetzt worden ist. Andererseits wurde das Enforcement der unterjahrigen Publizitat in einer ersten Analyse als liickenhaft eingestuft. Vor allem die fehlenden Moglichkeiten zur Aufdeckimg von Fehlern sowie eine mangelnde Sanktionierung bei Auftreten von Unregelmafiigkeiten fiir alle unterjahrigen Kapitalmarktinformationen durch eine direkte
Informationsaufienhaftung
stellten in diesem Kontext Kritikpunkte dar.
Als Gesamtergebnis wurde entwickelt, dass das deutsche Corporate Governance-System obgleich der aufgezeigten Defizite im Hinblick auf die Umsetzung europaischer Vorgaben gut aufgestellt ist, da viele Anforderungen auf dem Weg zu einem harmonisierten durch den Kapitalmarkt gepragten Corporate Governance-System durch den deutschen Gesetzgeber zum Teil bereits in Vorgriff auf die Verabschiedung bestimmter Harmonisierungsbestrebimgen abgearbeitet worden sind.
Vor dem Hintergrimd dieser umfassenden Analyse des nationalen Corporate Governance-Systems fokussierte der Zweite Hauptteil eine detaillierte Untersuchung der Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung mit dem Ziel, ein SoU-Objekt fiir das Enforcement zu erarbeiten. Im ersten Kapitel des zweiten Hauptteils wurden deshalb im Rahmen der Analyse der Ad hoc-Publizitat nach der Betrachtung der historischen Entwicklung zimachst deren theoreti-
1783 Vgl. hierzu ausfiihrlich Kapitel V. des Ersten Hauptteils.
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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sche Grundlagen analysiert, um darauf aufbauend einen Analyserahmen fiir die weitere Bearbeitiing zu bestimmen. Dabei konnte zunachst gezeigt werden, dass aufgrund der Umsetzung der Vorgaben der Marktmissbrauchsrichtlinie durch die Verabschiedung des AnSVG dieses Publizitatselement einer wesentlichen Veranderung imterlegen hat. Als bedeutendes Ergebnis war deshalb zunachst festzustellen, dass der im deutschen Corporate GovernanceSystem bestehende Unterschied zwischen einer Insidertatsache und Information, die eine Ad hoc-Mitteilung auslost, abgeschafft worden ist.
Im Rahmen der Analyse der Verpflichtung dieser Art der Publizitat konnte aufgezeigt werden, dass nimmehr jede Insiderinformation, die den Emittenten nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG unmittelbar betrifft, als Ad hoc-Mitteilung zu veroffentlichen ist. Eine Insiderinformation ist nach § 13 Abs. 1 S. 1 WpHG als konkrete Information iiber nicht offentlich bekannt Umstande, die eine Eignung zur erheblichen Beeinflussung des Borsen- oder Marktpreises aufweisen, defiiuert worden. Als wesentliche Neuerung durch das AnSVG wurde beziiglich der Normierimg der Tatbestandsmerkmale erarbeitet, dass eine Publizitatspflicht nach § 15 Abs. 1 S. 1 WpHG bereits darm gegeben ist, wenn die Insiderinformation den Emittenten unmittelbar betrifft und nicht erst, wenn ein Eintritt im Tatigkeitsbereich des Emittenten gegeben ist. Die Publizitatspflicht stellt nunmehr nicht allein auf den Begriff der Tatsache, sondem auf Umstande ab, wodurch Prognosen und Werturteile publizitatspflichtig werden konnen. Aufgrimd dieser Anderungen konnte gefolgert werden, dass von einer Ausweitung der zu veroffentlichenden Informationen im Rahmen der Ad hocPublizitat auszugehen ist.i784
Vgl. im Detail zu diesen Ergebnissen Kapitel III. des Zweiten Hauptteils.
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Schliiss
Im Anschluss wurde der Veroffentlichungszeitpunkt einer Ad hoc-Mitteilimg insbesondere vor dem Hintergrund des Kriteriums der Zeitnahe und Verfiigbarkeit einer detaillierten Untersuchung zugefiihrt. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die Veroffentlichung griindsatzlich unverziiglich durch den Emittenten vorzunehmen ist. In diesem Zusammenhang wurde die durch das AnSVG neu eingefiihrte Moglichkeit fiir den Emittenten nach § 15 Abs. 3 WpHG bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen selbstandig iiber eine Befreiung der Publizitatspflicht zu entscheiden. Die Voraussetzungen fiir eine derartige Befreiung sind dann geben, wenn berechtigte Interessen gegen eine Veroffentlichung sprechen, von einer Irrefiihrung der Anleger durch eine Zuriickhaltung der Information nicht auszugehen ist sowie eine Vertraulichkeit der betreffenden Insiderinformation wahrend der Befreiimgsphase gewahrleistet werden kann. Aufgrund der Auslegimg in der Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung ist das Merkmal des berechtigten Interesses weit auszulegen, sodass den Untemehmen ein notwendiger Spielraum zur Beurteilimg einer Veroffentlichung zur Verfugung gestellt wird. Zusatzlich konnte gezeigt werden, dass eine Befreiung insbesondere dann moglich ist, wenn der Aufsichtsrat bei mehrstufigen Entscheidungsprozessen seine Priifung oder Billigung noch nicht ausgefiihrt hat, womit femer die Fragestellung, ob eine Ad hoc-Publizitatspflicht bereits durch den Vorstandsbeschluss ausgelost wird, bejaht worden ist. Insgesamt wurde im Rahmen der Analyse der Befreiungsmoglichkeiten gezeigt, dass diese als Erganzung der Ausweitung der zu veroffentlichenden Informationen zu begriifien sind.
Als Neuerimg im Hinblick auf den Veroffentlichungsweg einer Ad hocMitteilimg ergab sich, dass eine Veroffentlichung in einem Borsenpflichtblatt nicht mehr moglich ist und der Veroffentlichimgsweg durch den ausschliefilichen Einsatz des Internet auf der Homepage des Emittenten und durch ein iiberregional betriebenes elekttonisches Informationssystem ersetzt worden
I. Zusammenfassimg der Ergebnisse
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ist. Dieses war aufgrund einer zeitnahen Verfiigbarkeit im Gegensatz zu einem Ausschluss der Ad hoc-Publizitat vom deutschen Unternehmensregister, der einer zentralen Verfiigbarkeit aller Publizitatselemente entgegensteht, zu begriifien.
Im sich anschliefienden Kapitel des zweiten Hauptteils folgte eine Analyse der Zwischenberichterstattung, die auf den theoretischen Griindlagen dieses Publizitatsinstruments basierte und bei der die durch die Transparenz-Richtlinie erforderlichen Anderungen Beriicksichtigung gefimden haben. Entgegen der durch diese Harmonisierungsbestrebung begriindeten Einfiihrung einer ausfiihrlichen Halbjahresberichterstattung konnte eine derartige Publizitatspflicht auf Quartalsbasis fiir alle kapitalmarktnotierten Aktiengesellschaften empfohlen werden.1785 AIS Bestandteile eines derartigen Quartalsfinanzberichts sind ein Zwischenbericht auf Basis von IAS 34, ein Zwischenlagebericht, eine Richtigkeitserklarung der Verantwortlichen sowie die Bescheinigung iiber die Durchfiihrung einer priiferischen Durchsicht vorgeschlagen worden.
Dariiber hinaus wurde zur Verbesserung der Investor Relations als wesentliches Resultat eine Erweiterung des Zwischenberichts nach IAS 34 um eine Segmentberichterstattung angeraten. Weiterhin stellte sich im Hinblick auf den Zwischenlagebericht heraus, dass dieser iiber die Anforderungen der Transparenz-Richtlirue hinaus durch die Aufnahme von Informationen zur zuklinftigen Entwicklung in Kombination mit Angaben zu wesentlichen Risiken zu erweitern ist. Daher konnte die Aussage getroffen werden, dass dieser Bestandteil des Quartalsfinanzberichts in besonderem Mafie der Prognosefunktion der Zwischenberichterstattung Rechnung tragt. Aufgrund einer bis-
Vgl. hierzu ausfiihrlich Kapitel III. des Zweiten Hauptteils.
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^
Schluss
lang noch mangelnden europaischen Harmonisierung der Lageberichterstattiing konnte die Notwendigkeit einer an DRS 15 orientierten unterjahrigen Berichterstattung aufgezeigt werden.
Sowohl fiir den Zwischenbericht nach IAS 34 als auch den entsprechenden Lagebericht ergab sich basierend auf der Verbindungsfunktion der Zwischenberichterstattung grundsatzlich eine Empfehlung zu einer Orientierung an der Ausgestaltung der jahrlichen Publizitat. Dieser Vorschlag zur Sicherstellung der Vergleichbarkeit der Berichterstattung iiber das Jahr war allerdings dahingehend einzuschranken, dass der Umfang im Quartalsfinanzbericht im Gegensatz zur jahrlichen Information iinter Berucksichtigung des Kriteriums der Wesentlichkeit geringer auszugestalten ist, um eine Informationsuberflutung iiber das gesamte Geschaftsjahr zu vermeiden.
Die Aufnahme der Richtigkeitserklarung, in der die fiir die Berichterstattung Verantwortlichen durch Unterschrift eine ordnungsgemalie Publizitat zu versichem haben, und ebenso die verpflichtende Aufnahme der Bescheinigung als Ergebnis der priiferischen Durchsicht wurden in der Folge als Mafinahmen zur Dokumentation der Verlasslichkeit des Zwischenberichts gekennzeichnet. Insgesamt konnte demnach fiir die Zwischenberichterstattung das Erfordemis einer ausgeweiteten Quartalspublizitat mit einer Tendenz zu einem ZwischenGeschaftsbericht aufgezeigt werden. Diese Entwicklung liefi sich mit der gestiegenen Relevanz dieser unterjahrigen Publizitat rechtfertigen und ist in Teilen aufgrund der Harmonisierungsbestrebungen notwendig.
Im ersten Kapitel des Dritten Hauptteils ist eine detaillierte Untersuchung des Enforcement der Ad hoc-Publizitat vorgenommen worden. Hierzu wurden die im Ersten Hauptteil erarbeiteten Anforderungen an ein effektives und effizientes Enforcement zunachst konkretisiert. Diese Erarbeitung diente in dem
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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sich anschliefienden Abschnitt zur Beurteilung der bestehenden EnforcementElemente beziiglich der Ad hoc-Publizitat im deutschen Corporate Governance-System. Als Ergebnis konnte festgestellt werden, dass eine Moglichkeit der Aufdeckung von Fehlern vor der Veroffentlichung einer Ad hoc-Mitteilung nicht implementiert ist.
Im Hinblick auf die Sanktionierung war im Kontext der Praventivfunktion weiterhin abzuleiten, dass durch die direkte Moglichkeit der Inanspruchnahme des Emittenten aufgrimd von §§ 37b, c WpHG eine Moglichkeit der Schadenskompensation besteht. Diese war jedoch zu kritisieren, da eine Kausalitat zwischen einer fehlerhaften Ad hoc-Mitteilung imd der getroffenen Anlageentscheidung durch den Aktionar schwierig nachzuweisen ist. In diesem Zusammenhang ist zusatzlich erarbeitet worden, dass eine direkte Anspruchsgrundlage zur Inanspruchnahme der Organe nicht existiert. Dieses konnte nicht befiirwortet werden, da sich der Anleger durch die Inanspruchnahme des Emittenten aufgrund des Wertverlusts der Beteiligung selbst Schaden zufuhrt und dieses zudem dem Kapitalerhaltungsgrundsatz widerspricht. Ebenso konnte als Sanktionierung die Moglichkeit der BaFin, Bufigelder bei Fehlverhalten des Emittenten zu verhangen, eingeordnet werden. Da die Hohe dieser Strafen als relativ gering im Gegensatz zu der aus Fehlinformation resultierenden Kursbeeinflussung eingeschatzt worden ist, wurde zudem hinsichtlich der Sanktionierung ein Enforcement-Defizit als Ergebnis prasentiert.
Bei der Analyse der Korrektivfunktion des Enforcement der Ad hoc-Publizitat stellte sich demgegenliber eine direkte Normierung dieser im Wertpapierhandelsgesetz heraus. Dieses Ergebnis konnte erarbeitet werden, da der Emittent bei Veroffentlichung einer unwahren Ad hoc-Mitteilung eine unverzligliche Bereitstellung einer neuen Mitteilung in korrigierter Form vorzunehmen hat. Insgesamt war somit eine Enforcement-Liicke hinsichtlich der Ad hoc-
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Schluss
Publizitat zu konstatieren, die sich auf die Anforderungen im Rahmen der Praventivfunktion eingrenzen liejS.^^se
Zur Verbesserung des Enforcement von Ad hoc-Mitteilungen wurde daher in einem nachsten Schritt die Einfiihrung einer verpflichtenden Uberwachung durch den Aufsichtsrat und Wirtschaftspriifer sowie die Erweiterung der direkten Informationsaulienhaftung des Emittenten irnd der Organmitglieder einer Analyse zugefiihrt. Fiir das Enforcement durch den Aufsichtsrat konnte dabei abgeleitet werden, dass eine verpflichtende Priifung oder Billigung durch diesen gesetzlich nicht verpflichtend vorzuschreiben ist. Eine entsprechende Uberwachimg wiirde insbesondere dem Kriterium der Zeitnahe entgegenstehen, da bei der Ausgestaltung der Aufsichtsratsiiberwachung im deutschen Corporate Governance-System ein zeitnahes Enforcement durch diesen nicht im jedem Untemehmen zu leisten ist. Weiterhin war dieses Ergebnis zu bestatigen, da die Ad hoc-Publizitatspflicht bereits durch den Vorstandsbeschluss ausgelost wird, wobei beziiglich mehrstufiger Entscheidungsprozesse die Moglichkeit der Befreiung durch den Emittenten ausgenutzt werden sollte. Fiir diese Empfehlung sprach, dass insbesondere Ad hocMitteilungen, die die Regelpublizitat betreffen, durch das Unternehmen geplant werden konnen und folglich auch der Aufsichtsrat vor deren Veroffentlichung eine Priifung imd Billigimg durchfiihren kann. Dabei blieb zu berlicksichtigen, dass sich diese Enforcement-MaCnahmen des Aufsichtsrats lediglich auf den Inhalt dieses Publizitatsinstruments beziehen. Trotz der nicht empfohlenen Einfiihrung eines verpflichtenden direkten Enforcement durch das in Rede stehende Uberwachungsorgan konnte dennoch auf die Vorziige eines freiwilligen Enforcement hingewiesen werden, wenn das Unternehmen fiir ei-
1786 Vgl. zu diesem Zwischenfazit ausfiihrlich I.B.3. des Dritten Hauptteils.
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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ne zeitnahe Veroffentlichung sorgen kann. Fiir den Fall, dass ein entsprechendes Enforcement ausgefiihrt wird, wurde explizit vorgeschlagen, dass der Aufsichtsrat dieses als Signal zur Steigerung in den Uberwachungsbericht der Corporate Governance-Berichterstattung aufzunehmen hat. In Erweiterimg konnte gezeigt werden, dass die Uberwachung des Informationssystems zur Identifikation von ad hoc-publizitatspflichtigen Sachverhalten jedoch notwendig ist.
Als Ergebnis der Untersuchung eines verpflichtenden Enforcement durch den Wirtschaftspriifer ging hervor, dass ein derartige nicht vorgeschrieben werden soUte. Dieses wurde entsprechend der Argumentation bei der Uberwachung durch den Aufsichtsrat mit der Tatsache einer nicht einzuhaltenden Zeitnahe begriindet. Dennoch wurde eine freiwillige Uberwachung der Ad hocMitteilimgen durch einen Wirtschaftsprlifer auf Basis der ISAE empfohlen. Bei einem hiernach in Auftrag zu gebenden Enforcement ist zu beriicksichtigen, dass die Prufungshandlungen vertraglich ebenso festzulegen sind, wie eine Haftungsbegrenzung, die an § 323 HGB anzulehnen ist. Weiterhin wurde abgeleitet, dass die Durchfiihrung dieser Auftrage im Rahmen des sekundaren Enforcement in das interne Qualitatssicherungssystem aufzimehmen ist, wahrend fiir den Peer Review ein Ausschluss abgeleitet werden konnte.
Als drifter Vorschlag zur Verbesserung des Enforcement der Ad hoc-Publizitat wurde die Erweiterung der Schadenskompensation fiir die Anleger durch die Einflihrung einer direkten Informationsaufienhaftung der Organe sowie eine Verbesserung der bereits bestehenden Emittentenhaftung untersucht. Hierbei fand integriert der durch die Bundesregierung zuriickgezogene Diskussionsentwurf des KapInHaG Beriicksichtigung. Wie bereits erwahnt, wurden dazu sowohl der Emittent als auch die verantwortlichen Organmitglieder als Anspruchsgegner bei der Untersuchung beriicksichtigt. Als Anspruchsberechtig-
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Schluss
te sind wiederum alle Anleger, die aufgrund der falschen, unterlassenen oder verspateten Ad hoc-Mitteilung eine Transaktion vorgenommen haben, eingestuft worden. Fur den Verschuldensmafistab konnte weiterhin abgeleitet werden, dass eine Beschrankung auf Vorsatz und grobe Fahrlassigkeit unter Beriicksichtigimg einer Haftungsbeschrankung vorzusehen ist. Dariiber hinaus wurde fiir die Ermittlung der Schadenshohe der Kursdifferenzschaden bestinmit, der sich als Differenz zwischen dem tatsachlichen Kauf- bzw. Verkaufspreis und einem ohne die fehlerhafte Meldung hypothetisch ermittelten Kaufpreis ergibt. Zur Ermittlung dieses hypothetischen Preises konnte dem Ansatz des KapInHaG zugestimmt werden, wonach sich der hypothetische Kurs aus dem gewichteten durchschnittlichen Borsenpreis wahrend der ersten 30 Tage nach der Veroffentlichung des Fehlverhaltens ermittelt. Weiterhin ist aufgrund der Erfahrung mit den bestehenden Haftungsvorschriften eine Beweislastumkehr beziiglich des Verschuldens und der Kausalitat abgeleitet worden. Als letzter Punkt im Rahmen der Untersuchimg der Haftung wurde das Problem einer Umgehung der Praventivwirkung durch den Abschluss einer D&O-Versicherimg behandelt. Gleichlautend zum Diskussionsentwurf des KapInHaG wurde die Einfiihrung eines Selbstbehalts fiir die Organmitglieder vorgeschlagen. Insgesamt kann beziiglich der durchgefiihrten Analyse im Vergleich zu den Vorschlagen des KapInHaG angefuhrt werden, dass eine diesem Diskussionsentwurf entsprechende Normierung zu befiirworten ist.
Im zweiten Kapitel des Dritten Hauptteils erfolgte sodann eine Analyse des Enforcement der Zwischenberichterstattimg, die auf Basis der im Ersten Hauptteil konkretisierten Anforderungen vorgenommen wurde. Diese dienten zunachst dazu, die bestehenden Enforcement-Elemente im Detail zu bewerten. Hierbei war eine mangelnde Moglichkeit der Aufdeckung von materiellen Fehlern und unzureichenden Sanktionsmoglichkeiten abzuleiten. Ebenso stellte sich heraus, dass die Moglichkeiten zur Fehlerbehebung in diesem Kontext
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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als unzureichend einzustufen sind. Deshalb konnte eine Enforcement-Lucke flir die Zwischenberichterstattung festgestellt werden.i787
Aufbauend auf diesem Resultat folgte zunachst eine Untersuchung der Erweiterung des internen Enforcement durch den Aufsichtsrat. Es wurde gezeigt, dass durch eine Priifung durch dieses Uberwachungsorgan die Aufdeckungsmoglichkeit im Sinne der Praventivfurvktion erhoht wird. Durch eine zusatzlich einzufiihrende Billigung dieses Publizitatsinstruments wird eine Steigerung der Verlasslichkeit erwirkt. Diese ergibt sich insbesondere daraus, dass hierdurch die Verantwortung des Aufsichtsrats schriftlich festgelegt wird. Diese Erweiterung fiihrte in der Konsequenz zu der Aussage, dass die Richtigkeitserklarung, die in den Quartalsfinanzbericht aufzunehmen ist, auch einer Unterschrift durch den Aufsichtsrat bedarf.
Anschliefiend wurde auf Grundlage einer ausfiihrlichen Diskussion die verpflichtende Eiiifuhrung einer priiferischen Durchsicht durch den Wirtschaftspriifer, der die jahrliche Publizitat priift, im Sinne eines Continuous Audit vorgeschlagen. Durch diese Personenidentitat ergeben sich sowohl flir die Durchfiihrung der priiferischen Durchsicht als auch der Abschlussprufung erhebliche Nutzenvorteile. Aufgrund einer so gewahrleisteten permanenten iJberwachung durch den Abschlusspriifer war der priiferischen Durchsicht ebenfalls eine Verbindungsfunktion zwischen zwei Jahresabschlusspriifungen zuzusprechen. Demgemafi wurde aufgezeigt, dass die priiferische Durchsicht auf den Erkenntnissen der letzten Jahresabschlusspriifung zu planen und dementsprechend durchzufiihren ist, um in der Folge die Ergebnisse des unterjahrigen Enforcement wiederum als Basis fiir die nachste Jahresabschluss-
Vgl. hierzu ausfiihrlich ILB.3. des Dritten Hauptteils.
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Schluss
priifung zu nutzen. Als wesentlicher Schluss stellte sich aufgrund dieser Empfehlung heraus, dass die Bestellung als Jahresabschlusspriifer gleichzeitig zum Auftrag einer priiferischen Durchsicht der Quartalsfinanzberichte fiir das Folgejahr fiihrt, wobei Ausnahmen hierbei zu beriicksichtigen sind.
Durch die Ubernahme der ISA fiir gesetzlich vorgeschriebene Priifungen wurde ferner in Konsequenz empfohlen, entsprechend die ISRE fur die Durchfiihrung priiferischer Durchsichten in Deutschland vorzusehen. Als einschlagiger Standard fiir die priiferische Durchsicht als Bestandteil eines Continuous Audit wurde der im Juli 2005 veroffentlichte ISRE 2410 neben IDW PS 900 in die Analyse des Prozesses dieser Uberwachungsdienstleistung integriert. Auf dieser Basis konnte getrennt nach der Auftrags-, Planungs-, Durchfiihrungsund Berichterstattungsphase im Detail gezeigt werden, wie der Prozess der priiferischen Durchsicht mit der Jahresabschlusspriifung zu kombinieren ist.
Die Berichterstattung iiber das Ergebnis der priiferischen Durchsicht wurde in zwei Bestandteile aufgegliedert. Zur Erfiillimg einer unterjahrigen Unterstiitzungsfunktion fiir den Aufsichtsrat wurde sowohl das Erfordemis einer schriftlichen Berichterstattung in Form eines kurzen Berichts als auch eine mundliche Erlauterimg vorgestellt. Als Kommurukation mit den Anlegern konnte demgegeniiber eine Berichterstattung in Form einer Bescheinigimg, die als Negativbestatigimg auszugestalten ist, vorgestellt werden. Diese fungiert bei Einschrankimg oder Versagung als Sanktionierung durch Fehlerkommunikation eines Enforcement-Tragers.
ijbergreifend wurde bei der detaillierten Ausgestaltung der Vorschlage insbesondere darauf hingewirkt, eine Zwischenerwartungsliicke zu vermeiden, indem im Wesentlichen durch die Normierung und Berichterstattung in der Bescheinigung auf die eingeschrankte Priifimgssicherheit hinzuweisen ist. Diese
I. Zusammenfassung der Ergebnisse
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Mafinahmen sind durch eine gezielte Berichterstattung iiber die Eingeschranktheit einer priiferischen Durchsicht in der Presse zu unterstiitzen.
Weiterhin sind die sich ergebenden Besonderheiten des sekimdaren Enforcement durch eine verpflichtende priiferische Durchsicht einer Untersuchung unterzogen worden. Im Hinblick auf die Haftung des Wirtschaftspriifers wurde die Notwendigkeit aufgezeigt, entsprechend der jahrlichen Abschlussprlifung eine Haftungsbegrenzung einzufuhren, die femer auf grob fahrlassige Pflichtverletzungen anzuwenden ist. Die Einfiihrung einer Dritthaftung des Wirtschaftspriifers gegeniiber den Anlegem konnte vergleichbar dem Ergebnis fiir die Jahresabschlusspriifung abgelehnt werden. Andererseits wurde die Aufnahme der priiferischen Durchsicht in den Gegenstand der intemen sowie extemen Qualitatssicherung begriindet. Zur Verbesserung der Schadenskompensationsmoglichkeit fiir die Anleger sind analog zur Ad hoc-Publizitat eine Emittenten-, aber auch Organaufienhaftung vorgeschlagen worden.
Als vierte Moglichkeit der Erweiterung des Enforcement ist die Aufnahme der Zwischenberichte in den Priifimgsgegenstand der DPR/BaFin vorgestellt worden, die sowohl die Moglichkeit der Aufdeckung von Fehlem erhoht als auch zur Korrektivfunktion beitragt. Zusatzlich wird die Beschwerdemoglichkeit dadurch verbessert, dass die Anleger an die DPR/BaFin herantreten konnen, die bei begriindetem Verdacht reaktiv tatig werden kann. Im Sinne der Korrektivfunktion ist das Unternehmen durch feststellenden Verwaltungsakt der BaFin dazu verpflichtet, diesen im nachsten Zwischenbericht zu beheben.
AbschlieiSend ist festzuhalten, dass sowohl die Ad hoc-Publizitat als auch die Zwischenberichterstattung als Elemente des Corporate Governance-Systems aufgrund nationaler aber auch europaischer Reformierungen einem deutlichen Wandel unterliegen. Aufgrund der steigenden Relevanz dieser Berichter-
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Schluss
stattungselemente sowie deren eingeschrankter Verlasslichkeit bleibt abzuwarten, ob und warm die in dieser Arbeit vorgeschlagenen EnforcementElemente zur Sicherung des Vertrauens in die Publizitat in das deutsche bzw. europaische Corporate Governance-System aufgenommen werden, damit dieses ziikunftsfahig und international wettbewerbsfahig bleibt.
II. Ausblick
11.
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Ausblick
Der in dieser Arbeit untersuchte Harmonisierungsprozess ist noch langst nicht beendet. Auch in der Zukunft wird das deutsche Corporate GovernanceSystem, wie gezeigt, weiteren Reformierungen unterliegen. Neben dem Umsetzungsbedarf durch die Transparenz-Richtlinie, die Modernisierung der Vierten und Siebten EG-Richtlinie sowie der Abschlusspriifer-Richtlinie ergeben sich insbesondere aufgrimd der im Aktionsplan zur „Modernisierung des Gesellschaftsrechts und Verbesserung der Corporate Governance in der Europaischen Union" angekiindigten mittel- und langfristigen Mafinahmen zur Starkung der Corporate Governance zukiinftig weitere Anpassungen. Dariiber hinaus werden sich durch die Umsetzung der europaischen Empfehlungen zur Organvergiitung und Unabhangigkeit Anpassungen in\ DCGK ergeben. Auf lange Sicht ist in diesem Kontext auf dem Weg zu einem europaischen System entgegen der im europaischen Aktionsplan vertretenen Meiniing^^ss mit einem Europaischen Corporate Governance-Kodex zu rechnen,i789 ^J^Q^ als vorlaufiger Endpunkt des Wettbewerbs um die Ausgestaltung des Corporate Governance auf dem Weg zu einem europaischen System zu interpretieren ist.
Auf nationaler Ebene ergibt sich fiir das Jahr 2006 durch die angekiindigte Wiederaufnahme der Verhandlungen zu dem in der Untersuchung Beriicksichtigung gefundenen KapInHaG eine bedeutende Umgestaltung des deutschen Systems im Hinblick auf die Verantwortlichkeiten der Organe einer Aktiengesellschaft.1790 Dieses wird entsprechend des Ergebnisses dieser Arbeit eine hohe Bedeutung bezliglich des Enforcement der im Speziellen untersuchten Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattimg haben, aber auch fiir alle
1788 Vgl. Europaische Kommission 2003a, S. 14. 1789 Vgl. Hopt 2005,5.474.
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Schluss
weiteren wesentlichen Kapitalmarktinformationen den Anlegerschutz durch eine Sanktionierung bedeutend reformieren.
Abgesehen von diesen noch anstehenden Reformen ist dafiir Sorge zu tragen, dass die Wirkung der bereits umgesetzten, vielzahligen Novellierungen beobachtet wird, um weitere Umgestaltungen effektiv und effizient planen zu konnen. Mit Blick auf das Untersuchimgsziel, die Ad hoc-Publizitat und Zwischenberichterstattung sowie deren Enforcement zu verbessern, ist jedoch zu erhoffen, dass die in dieser Arbeit abgeleiteten Vorschlage umgesetzt werden.
1790 vgl. Kapitel III. des Ersten Hauptteils.
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BorsO: Borsenordnung fiir die Frankfurter Wertpapierborse, Stand: 1. Juli 2005, abrufbar unter: http://wwwl.deutsche-boerse.com/INTERNET/ EXCHANGE/zpd.nsf/KIR+Web+Publikationen/HAMN-52CDY7/$FILE/ FWB01_05-07-01.pdf?OpenElement, Zugriff: 20. August 2005.
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Corporate Govemance-Kodizes
Corporate Govemance-Kodizes
Code of Best Practice 2000: Grundsatzkommission Corporate Governance 2000 (Hrsg.): Corporate Governance-Grundsatze („Code of Best Practice") fiir borsennotierte Gesellschaften, in: DB 53/2000, S. 238-241. DCGK 2003: BMJ (Hrsg.): Bekanntmachung des „Deutschen Corporate Governance Kodes" (in der Fassung vom 21. Mai 2003), abrufbar unter: http: / / www.corporate-governance-code.de/ger/download/DCG_K_D 200305.pdf, Zugriff: 25. Juli 2005. DCGK 2005: BMJ (Hrsg.): Bekanntmachung des „Deutschen Corporate Governance Kodex" (in der Fassung vom 2. Juni 2005), abrufbar imter: https://www.ebundesanzeiger.de/download/kodex2.pdf,
Zugriff: 23.
Juli 2005. GCCG 2000: Berliner Irutiativkreis German Code of Corporate Governance (Hrsg.): German Code of Corporate Governance (GCCG), in: DB 53/2000, S. 1573-1581. OECD 1999: OECD-Ad-hoc-Arbeitsgruppe Corporate Governance (Hrsg.): OECD Principles of Corporate Governance, in: AG 44/1999, S. 340-350. OECD 2004: OECD (Hrsg.): OECD Principles of Corporate Governance, abrufbar unter: http://www.oecd.org/dataoecd/57/19/32159487.pdf, griff: 13. Mai 2005.
Zu-
EU-Verordnungen, EU-Richtlinien [...]
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EU-Verordnungen, EU-Richtlinien und Empf ehlungen, Mitteilungen, Vorschlage sowie Aktionsplane der Europaischen Kommission
VO (EG) Nr. 1606/2002: Das Europaische Parlament und der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 des Europaischen Parlaments und des Rates vom 19. Juli 2002 betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards, in: ABIEG Nr. L 234 vom 11. September 2002, S. 1-4. VO (EG) Nr. 707/2004: Die Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Verordnung (EG) Nr. 707/2004 der Kommission vom 6. April 2004 zur Anderimg der Verordnung (EG) Nr. 1725/2003 betreffend die Ubernahme bestimmter internationaler Rechnungslegungsstandards in Ubereinstimmung mit der Verordnung (EG) Nr. 1606/2002 des Europaischen Parlamentes und des Rates, in: ABIEG Nr. L 111 vom 17. April 2004, S. 3-17. VO (EG) Nr. 809/2004: Die Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europaischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veroffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung, in: AblEG Nr. L 215 vom 16. Juni 2004, S. 3-104.
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EU-Verordnungen, EU-Richtlinien [...]
4. EG-RiLi: Der Rat der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Vierte Richtlinie des Rates vom 25. Juli 1978 aufgrund von Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe g) des Vertrages iiber den Jahresabschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen (78/660/EWG), in: AblEG Nr. L 222 vom 14. August 1978, S. 11-31. 7. EG-RiLi: Der Rat der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Achte Richtlinie des Rates vom 10. April 1984 aufgrund von Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe g) des Vertrages uber den konsolidierten Abschluss (83/349/EWG), in: AblEG Nr. L193 vom 18. Juli 1983, S. 1-17. 8. EG-RiLi: Der Rat der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Achte Richtlinie des Rates vom 10. April 1984 aufgrund von Artikel 54 Abs. 3 Buchstabe g) des Vertrages iiber die Zulassung der mit der Pflichtpriifung der Rechnungslegungsunterlagen beauftragten Personen (84/253/EWG), in: AblEG Nr. L 126 vom 12. Mai 1984, S. 20-26. RiLi 79/279/EWG: Der Rat der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Richtlirue des Rates zur Koordinierung der Bedingungen fiir die Zulassimg von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierborse (79/279/EWG), in: AblEG Nr. L 66 vom 5. Marz 1979, S. 21-32. RiLi 82/121/EWG: Richtlinie des Rates vom 15. Februar 1982 iiber regelmafiige Informationen, die von Gesellschaften zu veroffentlichen sind, deren Aktien zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierborse zugelassen sind (82/121/EWG), in: ABIEG Nr. L 48 vom 20. Februar 1982, S. 26-29. RiLi 88/627/EWG: Der Rat der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Richtlinie des Rates iiber die bei Erwerb und Veraufierung einer bedeutenden Beteiligung an einer borsennotierten Gesellschaft zu veroffentlichenden Informationen (88/627/EWG), in: AblEG Nr. L 348 vom 12. Dezember 1988, S. 62-65.
EU-Verordnungen, EU-Richtlinien [...]
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RiLi 1993/22/EWG: Der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 1993/22/EWG des Rates vom 10. Mai 1993 liber Wertpapierdienstleistungen, in: AblEG Nr. L 141 vom 11. Juni 1993, S. 27-46. RiLi 2001/65/EG: Das Europaische Parlament iind der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2001/65/EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 27. September 2001 zur Anderung der Richtlinien 78/660/EWG und 86/635/EWG des Rates im Hinblick auf die im Jahresabschluss bzw. im konsolidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen und von Banken und anderen Finanzinstituten zulassigen Wertansatze, in: ABIEG Nr. L 238 vom 27. Oktober 2001, S. 2832. RiLi 2003/6/EG: Das Europaische Parlament und der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/6/EG des Europaischen Parlaments und Rates vom 28. Januar 2003 iiber Insider-Geschafte und Marktmanipulation (Marktmissbrauch), in: ABIEG Nr. L 96 vom 12. April 2003, S. 16-25. RiLi 2003/38/EG: Der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/38/EG des Rates vom 13. Mai 2003 zur Anderimg der Richtlinie 78/660/EWG iiber den Jahresabschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen hinsichtlich der in Euro ausgedriickten Betrage, in: AblEG Nr. L 120 vom 15. Mai 2003, S. 22-23. RiLi 2003/51/EG: Das Europaische Parlament und der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/51/EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2003 zur Anderung der Richtlinien 78/660/EWG, 83/349/EWG, 86/635/EWG und 91/674/EWG iiber den Jahresabschluss und den konsolidierten Abschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen, von Banken und anderen Finanzinstituten sowie von Versicherungsunternehmen, in: AblEG Nr. L 178 vom 17. Juli 2003, S. 1622.
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EU-Verordnimgen, EU-Richtlinien [...]
RiLi 2003/58/EG: Das Europaische Parlament imd der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/58/EG des Europaschen Parlaments und des Rates vom 15. Juli 2003 zur Anderung der Richtlinie 68/151/EWG des Rates in Bezug auf die Offenlegimgspflichten von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen, in: AblEG Nr. L 221 vom 4. September 2003, S. 13-16. RiLi 2003/71/EG: Die Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Richtlinie 2003/71/EG der Kommission vom 4. November 2003 betreffend den Prospekt, der beim offentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei deren Zulassung zum Handel zu veroffentlichen ist, imd zur Anderung der Richtlinie 2001/34/EG, in: AblEG Nr. L 345 vom 31. Dezember 2003, S. 64-89. RiLi 2003/124/EG: Die Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Richtlinie 2003/124/EG der Kommission vom 22. Dezember 2003 zur Durchfiihrujig der Richtlinie 2003/6/EG des Europaischen Parlaments und des Rates betreffend die Begriffsabstimmung imd die Veroffentlichimg von Insider-Liformationen und die Begriffsbestimmung der Marktmanipulation, in: AblEG Nr. L 339 vom 24. Dezember 2003, S. 7072. RiLi 2004/25/EG: Das Europaische Parlament imd der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2004/25/EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 betreffend Ubemahmeangebote, in: ABIEG Nr. L142 vom 30. April 2004, S. 12-23. RiLi 2004/39/EG: Das Europaische Parlament und der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2004/39/EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 iiber Markte fiir Finanzinstrumente, zur Anderung der Richtlinien 85/611/EWG und 93/6/EWG des Rates und der Richtlinie 2000/12/EG des Europaischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Richtlinie 93/22/EWG des Rates, in: AblEG Nr. L 145 vom 30. April 2004, S. 1-44.
EU-Verordnimgen, EU-Richtlinien [...]
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RiLi 2004/109/EG: Das Europaische Parlament und der Rat der Europaischen Union (Hrsg.): Richtlinie 2004/109/EG des Europaischen Parlaments und des Rates vom 15. Dezember 2004 zur Harmonisierung der Transparenzanforderungen in Bezug auf Informationen iiber Emittenten, deren Wertpapiere zum Handel auf einem geregelten Markt zugelassen sind, und zur Anderung der Richtlinie 2001/34/EG, in: AblEG Nr. L 390 vom 31. Dezember 2004, S. 38-57.
Europaische Kommission 1996: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Griinbuch zur RoUe, Stellung und Haftung des Abschlusspriifers in der Europaischen Union, o.O. 1996, abrufbar
unter:
http://europa.eu.int/comm/internal_market/auditing/docs/other/700 996de.pdf, Zugriff: 2. Juli 2005. Europaische Kommission 1998: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Mitteilung der Kommission betreffend die Abschlusspriifung in der Europaischen Union: kiinftiges Vorgehen, (98/C 143/03), in: AblEG Nr. C 143 vom 8. Mai 1998, S. 12-18. Europaische Kommission 1999: Kommission der Europaischen Gemeinschaften: Finanzdienstleistungen: Umsetzung des Finanzmarktrahmens: Aktionsplan, KOM (1999) 232 vom 11. Mai 1999, abrufbar unter: http:// europa.eu.int/comm/internaLmarket/en/finances / actionplan / action de. pdf, Zugriff: 15. Mai 2004. Europaische Kommission 2000: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaische Parlament. Rechnungslegungsstrategie der EU: Kiinftiges Vorgehen, KOM (2000) 359 endgiiltig vom 13. Juni 2000, abrufbar unter: http:// www.europa.eu.int/eurlex/de/com/cnc/2000/com2000_0359de01.pdf, Zugriff am 13. Juli 2003.
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EU-Verordnungen, EU-Richtlinien [...]
Europaische Kommission 2001: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Empfehlung der Kommission vom 15. November 2000. Mindestanforderungen an Qualitatssicherungssysteme fiir die Abschlusspriifung in der EU, in: ABIEG L 91 vom 31. Marz 2001, S. 91-97. Europaische Kommission 2002: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Empfehlung der Kommission vom 16. Mai 2002: Unabhangigkeit des Abschlusspriifers in der EU - Grundprinzipien, (2002/590/ EG), in: AblEG Nr. L 191 vom 19. Juli 2002, S. 22-57. Europaische Kommission 2003a: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaische Parlament. Modernisierung des Gesellschaftsrechts und Verbesserung der Corporate Governance in der Europaischen Union - Aktionsplan, KOM (2003) 284 vom 21. Mai 2003, abrufbar unter: http://www.euro pa.eu.int/eur-lex/de/com/cnc/2003/com2003_0284de01.pdf,
Zugriff:
23. Juli 2003. Europaische Kommission 2003b: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europaische Parlament. Starkung der Abschlusspriifung in der EU (2003/C 236/02), in: AblEG Nr. C 236 vom 2. Oktober 2003, S. 2-13. Europaische Kommission 2003c: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Vorschlag fur eine Richtlinie des Europaischen Parlaments und des Rates zur Harmonisierung der Transparenzanforderungen in Bezug auf hiformationen iiber Emittenten, deren Wertpapiere zum Handel auf einem geregelten Markt zugelassen sind, und zur Anderung der Richtlinie 2001/34/EG, KOM(2003) 138 endgultig vom 26. Marz 2003, 2003/0045 (COD), abrufbar unter: http://europa.eu.int/eur-lex/lex/ LexUriServ/site/de/com/2003/com2003_0138de01.pdf, Zugriff: 17. Mai 2004.
EU-Verordnimgen, EU-Richtlinien [...]
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Europaische Kommission 2004a: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Empfehlung der Kommission vom 14. Dezember 2004 zur Einfiihrung einer angemessenen Regelung flir die Vergiitung von Mitgliedern
der
Unternehmensleitung
borsennotierter
Gesellschaften,
(2004/913/EG), in: AblEG Nr. L 385 vom 29. Dezember 2004, S. 55-59. Europaische Kommission 2004b: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Vorschlag fur eine Richtlinie des Europaischen Parlaments und des Rates liber die Priifung des Jahresabschlusses und des konsolidierten Abschlusses und zur Anderimg der Richtlinien 78/660/EWG und 83/349/EWG des Rates, KOM (2004) 177 endgultig vom 16. Marz 2004, 2004/0065 (COD), abrufbar unter: http://europa.eu.int/eur-lex/ de/com/pdf/2004/com2004_0725de01. pdf, Zugriff: 18. Juli 2005. Europaische Kommission 2004c: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Vorschlag fiir eine Richtlirue des Europaischen Parlaments und des Rates zur Abanderung der Richtlinien 78/660/EWG und 83/349/EWG hinsichtlich der Jahresabschliisse bestimmter Arten von Unternehmen und konsolidierter Abschliisse, KOM (2004) 725 endgiiltig vom 27. Oktober 2004, 2004/0250 (COD), abrufbar unter: http://europa. eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2004/com2004_0725de01.pdf,
Zugriff: 18.
Juli 2005. Europaische Kommission 2005: Kommission der Europaischen Gemeinschaften (Hrsg.): Empfehlung der Kommission vom 15. Februar 2005 zu den Aufgaben
von nicht geschaftsfiihrenden
Direktoren/Aufsichtsrats-
mitgliedern borsermotierter Gesellschaften sowie zu den Ausschlussen des Verwaltungs-/Aufsichtsrats, (2005/162/EG), in: AblEG Nr. L 52 vom 25. Februar 2005, S. 51-63.
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Urteile
Urteile
BGH-Urteil vom 26. November 1986, Aktz. IVa ZR 86/85, in: NJW 40/1987, S. 1758-1760. BGH-Urteil vom 21. April 1997a, Aktz. II ZR 317/95, in: WPK-Mitt. 36/1997, S. 240-242. BGH-Urteil vom 21. April 1997b, Aktz. II ZR 175/95, in: DB 50/1997, S. 10681071. BGH-Urteil vom 19. Juli 2004a, Aktz. II ZR 218/03, in: BB 59/2004, S. 18121816. BGH-Urteil vom 19. Juli 2004b, Aktz. II ZR 402/02, in: BB 59/2004, S. 18161818. BGH-Urteil vom 19. Juli 2004c, Aktz. II ZR 217/03, in: NJW 57/2004, S. 26681671. BGH-Urteil vom 16. Dezember 2004, Aktz. 1 StR 420/03, in: AG 50/2005, S. 162-165. BGH-Urteil vom 9. Mai 2005, Aktz. II ZR 287/02, in: DB 58/2005, S. 1845-1848. OLG-Urteil Karlsruhe vom 2. Juli 1985, Aktz. 12 U 132/82, in: ZIP 6/1985, S. 409-415. OLG-Urteil Diisseldorf vom 27. Juni 1996: Aktz. 5 U 11/96, in: WPK-Mitt. 35/1996, S. 342-346. LG-Urteil Miinchen vom 10. Marz 2005, Aktz. 5HK O 18110/04, in: DB 58/2005, S. 878.